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Full text of "Zeitschrift für romanische Philologie"

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LAS 








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Ausgegeben den 17. Januar 1906. 


ZRITSCHRIFT 


FÙR 


ROMANISCHE PHILOLOGIE 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


Dr. GUSTAV GRÒBER, 


PROFESSOR AN DER UNIVERSITÁT STRASSBURG i. E. 


1906. 


XXX. BAND. 1 HEFT. 


HALLE 
MAX NIEMEYER. 
17:78 GR. STEINSTRASSE. 
1906. 


Die Zeitschrift erscheint in Bánden (von 6 Heften) zu 25 Mark. 


Beigelegt ist diesem Hefte der Nachtrag zum Verlagskatalog 


von Max Niemeyer, Halle a. S. und ein Prospekt des Verlags von 
J. H. Ed. Heits (Heltz 4 Mündel), Strassburg i. E. 





ZEITSCHRIFT 


FUR 


ROMANISCHE PHILOLOGIE 


HERAUSGEGEBEN 
VON 


Dr. GUSTAV GRÒBER, 


PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT STRASSBURG i. E. 


1906. 


XXX. BAND. 


HALLE 
MAX NIEMEYER. 
77/18 GR. STEINSTRASSE. 
1906. 


101744 





INHALT. 


Seite 

H. SCHUCHARDT, Die romanischen Nomin :lsuffixe im Baskischen (1. 8. 05) I 
CLEMENTE MERLO, Dei continuatori del lat. ille in alcuni dialetti del- 

Y Italia centro-meridionale II (18. 7; 31. 12. 05) . . . . 11. 438 

P. Savj-Lorez, Appunti di napoletano antico (20. 5. 05) . . . . . 26 

A. HORNING, Faluppa (22. 6. 05) . . 2 2 +. 2 © © © © «© 2. a 

J. SUBAK. Zum Judenspanischen (13. 8. 05) . . . . . . . . 129 


ALFRED KLOTZ, Die Bedeutung Galliens für die römische Literatur 

(24. 7. 05) > . 2 © «© © © © ee + + « + 186 
G. Vipossicu, Etimologie (18. 5. 05). . . . . +. © © . © . . « 202 
ALFRED SCHULZE. Zur Brendanlegende (6. 10,05) . . . . . +. . « 257 
G. STEFFENS, Zur Karlsreise (27.7. 05) . + . . +. © «© «© « è, 280 
S. Pieri, Appunti etimologici (24. 7. 05) . . . +. + + . . 295 
LAZARE SAINÉAN, Notes d’étymologie romane (23. 10. 05; 12. 4 06) 307. 556 
H. SCHUCHARDT, Franz. mauvais } lat. malifatius (20.11. 05) . . . . 320 


E. HOEPFFNER, Anagramme und Rätselgedichte bei Guillaume de Machaut 


(1.7. 05) . . . ss ee + + + + + 401 
RUDOLF MERINGER, Zu franzósicch landier (17. 11. OS) . . . . . + 414 


E. HERZOG, Eine satzphonetische Erscheinung französischer Mundarten 


(10. 12. 05) . . . + o... + + + + + 424 
A. HORNING, Zur Wortgeschichte (14. 11. 05). o... ee + 455 
H. SUCHIER, Zu Aucassin und Nicolete (3. 5. 06) . . . . . 513 


K. ETTMAYER, Intervokalisches Z für lat. 72 im Romanischen (2. 3. 06). 522 
C. SALVIONI, Discussioni etimologiche (13. 6. 06) . . . . . + . . 532 
A. L. STIEFEL, Notizen zur Bibliographie und Geschichte des spanischen 

Dramas (30. 4. 06). . +. . +. . © «© «© © © © « « « « 540 
OLIVER M. JOHNSTON, Use of de and que after the comparativo in old 

French (12.5. 06). . . . . . . 641 
KARL ETTMAYER, Zur Aussprache des lateinischen LI (18. 6. 06) . . . 648 
ATTILIO LEVI, La famiglia di fanfarone (27. 6. 06) . . . . . +. . 675 
G. A. CESAREO, Un romanzo d'amore nel secolo XIII (21.7. 06). . . 681 
Lucien FOULET, Le Prologue du Franklin's Tale et les Lais bretons 

(12. 2. 06) . . . oe . 698 
H. SCHUCHARDT, Zu den Fischnamen des Polemius Silvins (29. 7. 06) . 712 


a? 


TEXTE. 
JosEF STALZER, Neue Lesungen zu den Reichenauer Glossen (28. 3. 05) 
LuiGr MANICARDI, Di un antico volgarizzamento inedito delle ,, Epistole 
Morali“ di Seneca (23. 7. 058) . . . 2 2 © «© «© ew . 
GIULIO BERTONI, Il codice Amadei IV della Università di Bologna 
(19. 10. 05) . . 2. © © © © © © © © «+ 
Amos PARDUCCI, Notizia di un ms, contenente componimenti religiosi 
in antico dialetto piccardo (4. 7. 06) 
TH. GARTNER, Bruchstiicke einer Girbert-Handschrift (22. 7. 06) . 


VERMISCHTES. 


I. Zur romanischen Sprachgeographie. 
H. SCHUCHARDT, Zur Verbreitung des Katalanischen (19. 12. 05). 


2. Zur Literaturgeschichte. 


J. LEITE DE VASCONCELLOS, A proposito de El Honrado de Lope de 
Vega (2.11.05) . . +. + ne. 

H. SucHIER, Die Fontaine de saint Guillaume (19. 5. 06). . . 

KR. ZENKER, Zu Isembart et Gormond (30. 3. 06) . ....... 

L. E. KASTNER, A propos d'une prétendue traduction francaise des 
Triomphes de Pétrarque (17. 3. 06). . . . +. + + 

PH. AUG. BECKER, Das Fragment von Belluno (14. 6. 06) oe ew 


3. Zur Textkritik, 


ADOLF TOBLER, Zu dem Ave Maria des Huon le roi (23. 6. 06). 
— Zu Murets Ausgabe von Berouls Tristan (20, 10, 06). . . . + 


4. Zur Lautgeschichte. 
G. BAIST, Zur karolingischen Schulreform (24. 10, 05). . . +. +. + + 
— Parasitische Dentale (24. IO. 05) . . . + + +. +. +. +. 
JuL. SuBAK, Epithese (24. 5. 06) . . . . . . . . 
JosePH HUBER, Zu prov. amb (5. 7. 06) . . . 2 2 «© © © ww 


5. Zur Wortbildung. 
G. BAIST, Gibt es ein Suffix SCL? (24. 10. 05) . . . 2 2 2 2 +... 


6. Zur Wortgeschichte. 


C. SALVIONI, Illusori celtismi nell’ alta Italia (12. 10. 05). . . . . 
— negéssa; argügs ligúrsal (12. 10. 08). . 2 2 2 ... . . 
H. SCHUCHARDT, Zu lat. ambitus im Rom. (19. 10. 05) . . . + + 
OSWALT GERLOFF, Frz. aveugle (12. 11. 05) . . 2 . +. + 
H. SCHUCHARDT, Derla. Negossa (22.1. 06) . . . . 
— Roman. -gorr (28.10.05) . . 2 2 © +. © «© © © 0. . 
— Bask. chindar, chinger „Funke“ (7. 12. 05). . . « . . « + 
— Zu lat. galla (7.12.05). . . . © © © © ...... 


385 


660 
733 


329 


S. Pret, Il tipo avverbiale di carpone -i (24. 7. 05) . . +» . . . « 337 
— LD'it. -me (24.7. 05) . . © . . © © © © . 0... + + + 339 
G. BAIST, Loza (24. 10. 05) . . 2 2 . «© © © + + + + + + + + 467 
— Noch einmal Español (24. 10. 05) . . . . . . © © +. . . 469 
HERBERT PETERSSON, Über die Etymologie des franzósischen Wortes 
guéret (2.1. 06) . . . . . 0. 0 0 + + o... 470 
J. ULRICH, Afr. abosmé (26. 10. 05) . . +. © © © «© «© «© © © 2.470 
A. Stnaone, Altfranzôsisches und provenzalisches gap, gas (12.3. 06). 584 
O. SCHULTZ-GORA, Afrz. Cuene, obl. Conon (22. 4. 06) . . . . . . 590 
H. SCHUCHARDT, Piac. fasnd; Galiz. estrar; Ven. folpo; Poschiav. sdramà 
sdràm (29. 7. 06) . . . © 0 © © © « © © «© © «© © « 746 
— Romano-griechisches (29. 7. 06) . . . + . « © © «© «© « 747 


BESPRECHUNGEN. 
JuL. SuBAK, Helbig, Robert, Die italienischen Elemente im Albanesischen 
(27. 11.04) . . 2 0 o... © nn. 86 
GIUSEPPE VipossicH, Levi, Ugo, I monumenti del dialetto di Lio Mazor 
(20. 2. 05) . . © « © © © © © © «© © © © © © + + 90 
WOLFG. VON WURZBACH, Poema de Fernan Gongalez. Texto critico 
con introducción, notas y glosario por C, Carroll Marden 
(29.5. 04) 2 . 2 © «© © «© © © © © © © © + + + 93 
FRIEDRICH BECK, Christoni, Paride, La seconda fase del pensiero dantesco. 
— Menzio, Pier Angelo, Il traviamento intellettuale di Dante 
Alighieri secondo il Witte, lo Scartazzini etc. (15. 1. O5) . . 97 
ALFRED SCHULZE, Li Jus de S. Nicholai von G. Manz (29. 10. 05) . 102 
— Tobler Adolf, Mélanges de grammaire française. Traduction francaise 
de la deuxième édition par Max Kuttner avec la collaboration 
de Léopold Sudre, I. (12.11.05) . . , . . . 109 
Kr. SANDFELD JENSEN, K. Dietrich, Neugriechisches und Romanisches II 
(21.5. 05) 2 © © © © © © © © © © © © © + + + 109 
P. DE Mucica, Julio Cejador, La lengua de Cervantes. Tomo I. 
(16. 5. 05) . 2 2 . © + . + + . 112 
A. RESTORI. Obras de Lope de Vega — publicadas por la Real Aca- 
demia Española, Vol, XI, XII, XIII, Forts. (8. 3.05) 216. 487 
A. Lupwic STIEFEL, H. Breymann, Calderon-*tudien, I. Teil (15.7. 05) 235 
P. DE MUGICA, John D. Fite-Gerald, Vida de Santo Domingo de Silos 
por Gonzalo de Berceo (14. 3. 05) . . +. . + . . - 254 
GIULIO BERTONI, P. Savj-Lopez, Storie tebane in Italia (30. 5. 0%) . + 341 
— A. Parducci, I rimatori lucchesi del sec. XIII (30. 5. 05) . . . 342 
E. HERZ0G, Gust. Rydberg, Zur Geschichte des französischen >. II, 3 
(10.12. 08) , . ee + + + + 345 
P. DE MUGICA, R. Menéndez Pidal, Manual elemental de gramática histó- 
rica española (14. 3. 05). , . . . » © © © © © © © . 349 


VI 


O. DITTRICH, Karl Vossler, Positivismus und Idealismus in der Sprach- 
wissenschaft; Sprache als Schôpfung und Fatwicklung ; W. 
Wundt, Vólkerpsychologie (18. 11. 05). . . . + + . 
WOLFG. von WURZBACH, Mario Schiff, La Bibliotheque du Marg de 
Santillane (21.1. 06). . . . . . o... .. 
R. ZENKER, Alphonse Bayot, Gormond et Isembart (30. 3. 06) oe 
LupwiG SÚTTERLIN, O. Dittrich, Grundröge der Sprachpsychologie. I. Bd. 
(12. 12. 05) . . . . +. + o. . .. °°. 
WOLFG. von WURZBACH, Tres comedias de Alonso de la Vega con un 
prólogo de D. Marcelino Menéndez y Pelayo (8. 4. 06) . 
— Nueva Biblioteca de Autores Españoles bajo la dirección del Exmo 
Sr. D Marcelino Menéndez y Pelayo 1 (17. 3. 06) 
P. DE Muaica, Nueva Biblioteca de Autores Españoles bajo la dirección 
del Exmo Sr. D. Marcelino Menéndez y Palayo II (25. 5. 06) 
F. ED. SCHNEEGANS, Le Petit et le Grand Testament de Francois Villon 
etc. Reproduction fac-simile du manuscrit de Stockholm (No. 
LIII) avec une introduction de Marcel Schwob (18. 7. 06) . 
— Gustave Cohen, Histoire de la mise en scène dans le théâtre 
religieux français du moyen-âge (8. 7. 06) . . . . . 
FRIEDRICH RECK. Scarano, Saggi danteschi (5. 6. 06) . . . . . + 
— Zuccante, La donna gentile e la filosofia nel Convivio di Dante 
(5. 6. 06) . . eee + + + © 
C. This, Humpt, Gustav, Beiträge zur Geschichte des bestimmten Artikels 
im Franzô-ischen (21. 1. 06) . * . . . . 
P. DE MUGICA, Robles Dégano, Felipe, Ortologia clásica de la lengua 
castellana (27. 8. 06) . . . . +... © © © © © © ow 0. 


W. FOERSTER, G. G., W. MEYER-LÚBKE, H. SCHUCHARDT, Romania 


No. 132. 133. 134. 135. 137 . + . + + + + 116. 370. 


O. SCHULTZ-GORA, Revue des langues romanes. Tome XLVII, XLVIII. 


(28. 10. 05; 22.4. 06) . . . +. 2 © © © © © + . 119. 


BERTHOLD WIESE, Giornale Storico della Letteratura Italiana. Anno 
XXIII, Vol. XLVI, fasc. 1—2; Supplemento No, 8; fasc. 3; 
Anno XXIV, Vol. XLVII, fasc. 1—3 (8. 9. u. 21. 9. 05; 21.4. 


17.7. 06) | . . © «© © © © © © + + + + .« 120, 379. 


ALFRED SCHULZE, Zeitschrift für franzósische Sprache und Literatur. 
Bd. XXVII, H. 1—7; Bd. XXVIII, H. 1—8 (1.2. 06) . 

E. HERZOG, Revue de philologie française et de littérature. Tome XIX. 
(1905) (18. 1. 06) . . . 2 . 0 we ww tw 

— Bulletin du Glossaire des Patois de la Suisse Romande. I—III 

(18. 1. 06) . 

KR. SANDFELD JENSEN, Elfter Jahresbericht des Instituts für rumänische 
Sprache zu Leipzig (15. 6. 06) 

E. HERZOG, Archiv für lateinische Lexikographie und Grammatik XIV, 
H. 3. 4 (127.06). . + 


Seite 


510 


631 


352 


363 


365 
621 


626 


F. Ep. SCHNEEGANS, Le Moyen-Age XVIII (10. 3. 06) . 
P. SavJ-LoPEz, Studi medievali, Vol. I, fasc. 2, 3 (24. 5. 06) 


G. G., Ph. Becxer, E. HERZOG, B. Winse, Neue Bücher . 


W. Forrster, Zu Romania XXXIII, 458 und XXXIV, 160 
W. FOFRSTER, Zu Zischr. XXX, 50 fg. . 

K. JABERG, Zum Atlas linguistique de la France (19. 6. 06) 
H. SCHUCHARDT, Zu Ztschr. XXX, 534ff.: Vegossa . . . 
GiULIO BERTONI, Zu Ztschr. XXX, S. 386 u. 387 . . . . 


BERICHTIGUNGEN. 


H. SCHUCHARDT, Zu Ztschr. XXVIII, 154, 1f. (Ro. 11. 95) - 
Zu Ztschr. XXX,5. . . . 2 02 2 0 . . oe . 


F. ED. SCHNEEGANS, Register . . . 2 2 2 020. 


Klassische Philologie. 


¡vephoren. Erklärende Ausgabe von Friedrich Blass 













8. 204 8. RA 5,— 
ich, Die Interpolationen in der Odyssee. Eine Unter- 
7, 1904. 8. 3068. AMB 
s philologicae Halenses. 1904—1905. 8. 

, pars 4. 1905. Pag. 305—466. A 4,— 
ıhalt: Richardus Lohmann, Nova studia Euripidea. 

I, pars 2. 1904. Pag. 89—250. A 4,— 


ıhalt: Eduardus Turner, Quaestiones criticae in Platonis 
etem. — Leopoldus Sadée, De Boeotiae titulorum dialecto. 


, Studien zur Ilias. 1905. 8. IV, 618. A 1,60 


Germanische Sprachen. 


sche Sprach- und Literaturgeschichte. 
m allgemeinen, gotisch, althoch-, mittel- und neuhochdeutsch.) 


riedrich, Hans Sachs im Andenken der Nachwelt. Mit 
erer Berücksichtigung des Dramas des XIX. Jahrhunderts 
8. VIE 748. AI 


appier, Louis, Die freien Rhythmen in der deutschen 
Ihre Rechtfertigung und Entwicklung. 1905. 8 
A 2,40 


helm, Ueber die Einigung der deutschen Aussprache 
uische Festrede, gehalten zum Jahresfeste der Universität 
erg am 22. Nevember 1904. 1905. 4. 328. .A 1,20 


| Das Waltherlied. Gedicht in mittelhochdeutscher Sprache 
[KL S. 455 A 1, — 


| Freiherr von. Gedichte in Auswahl. Herausgegeben von 
iso und J. C. Schwartz. 1904. klL.8s IX, 1218 


A 1— 
Heitrige zu einer Aesthetik der Lyrik. 1905. 8. X, 
A 3 — 


Freiberg. Mit Einleitungen über Stil, Sprache, Metrik, 
i und die Persönlichkeit des Dichters herausgegeben von 
Hernt Gedruckt mit Unterstützung der Gesellschaft zur 
x deutscher Wissenschaft. Kunst und Literatur in Böhmen. 


Lichtdruekbeilage. 1906. gr.8. 208 u. 2728. A 12 — 


Skandinavische Sprachen. 


Meissner, Rudolf, Skaldenpoesie. Ein Vortrag. 1904. 8. 328. Al— 


Noreen, Adolf, Altschwedisches Lesebuch mit Anmerkungen und Glossar. 
2. Aufl. 1904. 8. VII, 1838. „A 4,80 


Sagabibliothek, Altnordische, herausgegeben von Gustaf Ceder- 
schiöld, Hugo Gering und Eugen Mogk. 8. 

11. Kristnisaga, Dáttr Dorvalds ens vidforla, Dättr Isleifs biskups Gizurar- 

sonal Hungrvaka, herausgegeben on B.Kahle. 1905. xxi, 

5,— 


Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, herausgegeben 
von Wilhelm Braune. 1904—1905. 8. 


A. Hauptreihe. 
8. Noreen, Adolf, Altnordische Grammatik. II. Altschwedische Gram- 
matik mit Einschluss des Altgutnischen. 1904. XV, 6429. .A 12,— 


C. Abrisse. 
3. Noreen, Adolf, Abriss der altnordischen (altisländischen) Gram- 
matik. 2. Aufl 1905. 678. A 1,50 


Englisch (Angelsiichsisch). 


Conrad, Hermann, Schwierigkeiten der Shakspere-Uebersetzung. Er- 
läuterung zweifelhafter Stellen. 1906. 8. XVI, 1558. .# 4 — 


Eichhoff, Theodor, Unser Shakespeare. Beiträge zu einer wissen- 
schaftlichen Shakespeare -Kritik. 1904, 8. 

3. Ein neues Drama von Shakespeare. Der älteste, bisher nicht ge- 

würdigte Text von Romeo and Juliet. 1904. IV, 938. M 2,40 

4. Die beiden ältesten Ausgaben von Romeo and Juliet. Eine ver- 

gleichende Priifung ihres Inhalts. 1904. XI, 2788. A 6,— 

Gesetze der Angelsachsen, Die, herausgegeben im Auftrage der 
Savigny-Stiftung von F. Liebermann. Bd. II, Glossar. 

(Unter der Presse) 


Neudrucke friihneuenglischer Grammatiken, herausgegeben von Rudolf 
Brotanek. kl 8. 
1. George Mason’s Grammaire angloise. Nach den Drucken von 
1622 und 1633 herausgegeben von Rudolf Brotanek. 1905. Pr 
117 S. n— 
Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, herausgegeben 
von Wilhelm Braune. 1904. 8. 


C. Abrisse. 
Sievers, Eduard, Abriss der angelsächsischen Grammatik. Mit 
einer Tafel. 3. Aufl. 1904. 62 8. A 1,50 


Schiller, The Song of the Bell translated from the German, according 
to the metre and rime of the Original by J. Perry Worden 
Ph.D. With an historical Introduction, the Parallel German 
Text, a Review of several other Translations and a Bibliography 
of all the known Versions of the Poem in English. Illustrated 
with 36 Studies from Familiar German Life by C. Jäger, A. 






















































hte der französischen Akademie von 1710—1731. — E. 
let, Ueber die Bedeutung der Sprachgeographie, mit 
rer Berücksichtigung französischer Mundarten. 


manischen Philologie, Festgabe für Adolf Mussafia zum 
r 1905. 1905. gr. 8. XLVII, 7168. A 20,— 


lt: Elise Richter, A. Mussafias Schriften (1858 —1904). — 
ppel, Vermischtes. — A de Ara, Appunti diversi. — 
Azevedo, Dois fragmeutos de uma vida de S. Nicolau do 
7. em portugués, — Gottfried Baist, Mutulus. Butina. — 
) Bartoli, Di una metafonesi nel veneto di Muggia (Venezia 
— Dietrich Behrens, Etymologisches. — Leandro 
1e, Nota etimologica. — Giacomo Braun, Il canto di 
Thrymkuidha). Da la Saemundar Edda. — Wilhelm 
a, Grandor von Brie und Guillaume von Bapaume. — Julius 
Zu Commodian. — Vincenzo Crescini, Di una tenzone 
ria — Alessandro D'Ancona, Saggio di una Bibliografia 
a della Poesia popolare italiana a stampa del secolo XIX. 
oro Del Lungo, Cattività onorevole nel Machiavelli. —. 
De Lollis, Di alcune forme verbali nell' italiano antico. 
d Densusianu, Ein albanesisches Suffix im Rumänischen. 
‘| Ettmayer, Die provenzalische Mundart von Vinadio. — 
o Farinelli, Note sulla fortuna del Corbaccio nella Spagna 
le. — Emil Freymond, Eine bisher nicht benutzte Hand- 
der Prosaromane Joseph von Arimathia und Merlin. — 
ins Friedwagner, Rumänische Volkslieder aus der Buko- 
Gustav G rüber, Romanisches aus mittelalterlichen 
ien. — Engen Herzog, Etymologisches. — A.Jeanroy, 
entés en faveur de Raimon VII (1216). — M. Kawczyúski, 
leins im Mittelalter bekannt gewesen? (Mit einem Anhang 
énopeus, zu Crestien de Troyes und zu Renaud). — Henri 
e, Old Portuguese Songs. — J. Leite, Dois Textos portu- 
la Idade- Media. — Carl Luick, Zur Aussprache des Franl 
n im XVII. Jahrhundert. — Edgardo Maddalena, Per i- 
i Laura. — Guido Mazzoni, Qualche appunto sulla voce 
— Wilhelm Meyer-Ltibke, Zur Geschichte des C vor 
‘okalen. — Carolina Michaélis, Zum Sprichwörterschatz 
Juan Manuel. — F. Geo. Mohl, La préposition cum et ses 
urs en gallo-roman. — Cesare Musatti, Catramonacia 
tantino Nigra, bl. Cambutta. — Kristoffer Nyrop, 
nes sur quelques dérivés francais. — Ferdinando Pasini, 
a. — Alexandru Philippide, Altgriechische Elemente 
îinischen. — Menendez Ramon Pidal, Sufijos átonos en 
— Josef Priebsch, Ein anglonormannisches Glossar. — 
jna, Una riduzione quattrocentista in ottava rima del primo 
1 Reali di Francia. — Gustav Rydberg, Über die Ent- 
ig von tÜluw, lei auf französischem Boden und das Eindringen 
m lus als schwachtoniger Dativ. Ein Beitrag zur Geschichte 
chssprache. — Paolo Savj-Lopez, La lettera epica di 
t de Vaqueiras in un nuovo manoscritto. — Oskar Schultz- 
fier unedierte Jeux - partis. — Arthur L. Stiefel, Uber die 
La Española de Florencia. — Josef Subak, Das Verbum 
enspanischen. — Hermann Suchier, Die Heimat des 
rliedes. — Antoine Thomas, L'évolution phonétique du 
arius en Gaule. — Sans pr. Vidossich, Tre noterelle 
he dal Tristano Veneto. — Carl W.Wahlund, Bibliographie 
züsischen Stralsburger Hide vom Jahre 842. — Alexander 
1, Eine deutsche Stegreifkomódie. — Franz Wickhoff, 
o von Belvedere als Fremdling bei den Israeliten. 



































| 

[Die moralischen Erzählungen Marmontels, eine weit 
e Novellensammlung. Ihre Entstehungsgeschichte, 
istik und Bibliographie. 1905. gr.8. VI,1238. A 3,— 


5, L'unité phenétique dans le patois d'une commune. 
r. 8. 585. A. 2,— 
s: Aus Romanischen Sprachen und Literaturen. 


dy of an Acadian Dialect spoken on the North Shore 
ny of Chaleur. kl. 4. (Unter der Presse) 


‘ romanische Literatur. gr. 8. 
atori minori di Genova. Introduzione, Testo, Note, e Glossario 
Dr. Giulio Bertoni. 1903. XXVIV, 848. A 10,— 


t, Altfranzüsischer Schelmenroman des Douin de Lavesne. 
ler Handschrift mit Einleitung, Anmerkungen und Glossar neu 
regeben von Jakob Ulrich. 1904. XXXIV, 84S. .4 10,— 


lel de Nesle, Die Lieder des. Kritische Ausgabe nach allen 
thriften von Leo Wiese. 1905. XLIV, 2108. A 12,— 


Streitfragen der romanischen Philologie. 8. 
utgesetzfrage zur französischen Lautgeschichte. 1904. 1228. 


A 3,60 
es, Un document inédit du frangais dialectal de Fribourg 
siècle. 1905. gr. 8. 26 8. A 0,80 


is: Aus Romanischen Sprachen und Literaturen. ' 


ie Zehnerzahlen in den romanischen Sprachen. 1905. 
8 5. A. 1,40 
is: Aus Romanischen Sprachen und Literaturen. 


ur italienischen Syntax. 1905. gr.8. 248. .# 0,80 
18: Aus Romanischen Sprachen und Literaturen. 


| ha, Henri Blaze's Uebertragung des zweiten Teiles von 
Faust. 1905. gr. 8. 16 8. A 0,60 
is; Aus Romanischen Sprachen und Literaturen. 


t, Jean-Frangois Sarasin's Leben und Werke, seine Zeit 
lschaft. Kritischer Beitrag zur französischen Litteratur 
turgeschichte des XVII. Jahrhunderts unter Benutzung 
kter Quellen. Bd. II. 1904. 8. XIX, 6068. A 14,— 


rie Johanna, Ein Scherflein zur Geschichte der fran- 
| Akademie von 1710—1731. 1904. gr. 8. 208. .# 0,80 
us: Aus Romanischen Sprachen und Literaturen. 


, Rumænische Dialekte. 8. 
ialekte der MuntenY und P&durenY im Hunyader Komitat. 
XI, 168 8. M 4,— 


idenc, Siimtliche Werke. Nach allen bekannten Hand- 
herausgegeben von Matthias Friedwagner. Bd. IL 
(Unter der Presse) 



















m, Für Luther — wider Rom. Handbuch der Apo 
ithers und der Reformation den römischen Anklageı 
1906. 8. XV, 7578. A 10,— 


Ueber Ursprung und Wesen des heutigen deutsche 
Vortrag. 1904. 8. 288, A 0,61 


phie. Geschichte der Philosophie. 


ur Philosophie und ihrer Geschichte, herausgegeben voi 
rdmann. 

t, Friedrich Herman von Helmholtz’ psychologische An 
gen. 1904. vi, 278 8 A 6,- 


r, Erich, Der Begriff des Attributes bei Spinoza in seine 
clung und seinen ogee zu den Begriffen der Substan 


s Modus. 1905. 818. A 1,6 
rtz, Richard, DE Lehre vom Unbewussten im Syster 
1905. 68S. 2,- 


Carl, Johannes Müllers philosophische Anschauungen. Pg 


3 


sef, Untersuchungen zur Helligkeitsfrage. 1905. € 


A, 1,61 

), Ueber Inhalt und Geltung des Kausalgesetzes. 1908 
A 1,2 

Untersuchungen über Kants Prolegomena. 1904. € 

A 3,61 

ber den Begriff der Philosophie. Eine kritische Unter 
1904. 8. 478. A. 1,— 


lung der griechischen Erkenntnistheorie bis Aristoteles 
irundzügen dargestellt. 1905. 8, IV, 1268. A 3,— 


tnis der Aussenwelt. Eine logisch-erkenntnistheoretisch 
ung. 1904. 8. 1468. A 4,— 


Der Begriff der Urteilskraft bei Kant. 8. 
(Unter der Presse 


st, Subjekt und Objekt des ästhetischen Aktes. Ein 
ische Untersuchung. 1904. 8. 568. A 1,2 


Die Lehre von Lob, Lohn, Tadel und Strafe be 
8. 1905. 8. X, 788. A 2,4 


altüberlieferte Missdeutung der Epideiktischen Rede 
ei Aristoteles. 1905. 8. 308. A, 1,— 


11 


Locke, John, Zwei Abhandlungen tiber Regierung nebst Patriarcha von 
Sir Robert Filmer. Deutsch von Hilmar Wilmanns. 8. 
(Unter der Presse) 


Mayer, Eduard von, Die Lebensgesetze der Kultur. Ein Beitrag zur 
dynamischen Weltanschauung. Mit einer Tafel. 1904. 8. IX, 
396 8. A I 


Riehl, Alois, Immanuel Kant. Rede zur Feier des hundertjährigen 
Todestages Kants gehalten in der Aula der Universität Halle- 


Wittenberg. 1904. kl. 8. 308. A 0,60 

— Plato. Ein populär-wissenschaftlicher Vortrag. 1905. 8. 

35 8. A 0,80 
Geschichte. 


Abhandlungen, Hallische, zur neueren Geschichte, herausgegeben von 
Gustav Droysen. 8. 


42. Teitge, Hans, Die Frage nach dem Urheber der Zerstörung 


Magdeburgs 1651. 1904. VII, 135. A 3,60 
43. Besser, Gustav Adolf, Geschichte der Frankfurter Flüchtlings- 
gemeinde. (Unter der Presse) 


Heldmann, Karl, Rolandsspielfiguren, Richterbilder oder Königsbilder? 
Neue Untersuchungen über die Rolande Deutschlands mit Bei- 
trägen zur mittelalterlichen Kultur-, Kunst- und Rechtsgeschichte. 
Mit 3 Abbildungen. 1905. 8. 2108. A, 6,— 


Meyer, Eduard, Alttestamentliche Untersuchungen zur Religion und 
Geschichte der Israeliten und ihrer Nachbarstämme. S. 
(Unter der Presse) 


Rachfahl, Felix, Wilhelm von Oranien und der niederländische Auf- 


stand. Bd. I. gr. 8. (Unter der Presse) 
Kunst. 
Abert, Hermann, Die Musikanschauung des Mittelalters und ihre Grund- 
lagen. 1905. 8. VI, 2738. A 8,— 
Rechtswissenschaft. 


Codi, Lo. Eine Summa Codicis in provenzalischer Sprache aus der 
Mitte des XII. Jahrhunderts herausgegeben von Hermann Fitting 
und Hermann Suchier. Teil I: Lo Codi in lateinischer Ueber- 
setzung des Ricardus Pisanus herausgegeben v. Hermann Fitting. 
Mit 3 Tafeln in Lichtdruck. gr. 8. (Unter der Presse) 


ie rechtliche Natur des Verlóbnisses nach dem Bürger- 
buch. 1094 8. X, 928. A 2,40 


Beiträge zur Geschichte der Stände im Mittelalter. 
achsenspiegel und die Stände der Freien. Mit sprach- 
iträgen von Albert Bürk. 1905. 8 XXVI 





den Reallasten. 1905. VI, 708. A 2,40 


nn Christoph, Das Billigkeitsurteil des $ 829 B. G. B. 
istische Studie. 1904. 8. IV, 1618. A. 3,60 


|, Die Philosophie im Privatrecht. Bd. II. Der Besitz 
chen und neuen deutschen Recht. gr. 8. 
(Unter der Presse) 


Pädagogik. Universität. 


e Vitebergensis ab A. Ch. MDII usque ad A. MDCIL 
II Continens Indices sub auspiciis bibliothecae uni- 
Jalensis editum. 1905. kl. 4 XXXII, 8228. A 60,— 


rich, Sprachpsychologie und Sprachunterricht. Eine 
Studie. 1905. 8. 1428. M 3,— 


|, Ernst W. G. Wachsmuth und Ludwig G. Blanc, die 
der romanistischen Professur an der Universität Halle. 
g zur Geschichte der deutschen Wissenschaft. 1905. 
8. A 1,20 





14 


Seite 
Erbe, Th., Die Locrine-Sage (Stud. z. engi Philol 16) . . . . . . . . . 5 
Erdmann, B., Ueber Inhalt und Geltung des K esetzes . . . . . . 10 
— Untersuchungen über Kants Prolegomena . ............ 10 
Farinelli, A., Dante nell’ e di Christine de Pisan.......... 7 
Fircks, C., Freiherr von, Gedichte . . ................ 2 
Fiurl, A., Die Anfänge des Französischunterrichts in Bern ....... 7 
Frodenhagen, H., Leber den Gebrauch des Artikels in der französischen 
Sprache (Beiheft 3) . . . ...... . . . . . . . . . . . .. 
Freitag, 0., Die sog. Chronik von Weihenstephan (Hermaea 1) . . . .. 3 
Freund, M., Die moralischen Erzählungen Marmontels . . . . . . . .. 8 
Freytag, W., Leber den Begriff der Philosophie . . . . . . . . . . .. 10 
— Die Entwicklung der griechischen Erkenntnistheorie bis Aristoteles . 10 
— Die Erkenntnis der Aussenwelt . . . . . . . . . . 2 ...... 10 
Frost, W., Der Begriff der Urteilskraft bei Kant . . . . . . . . . . . . 10 
Gartner, Th., Darstellung der Rumänischen Sprache. (Sammlung kurzer 
Lebrbticher der Rom. Sprachen u. Literaturen 3) . . . . . . . . 
Gauchat, L., L'unité phonétique dans le patois d'une commune . .... 8 
Geddes, J., Study of an Acadian Dialect. . .............. 8 
Geiger, E., Beiträge zu einer Aesthetik der Lyrik ........... 2 
Gesellschaft für romanische Literatur. Bd.3-—5.........2.... 8 
Gesetze der Angelsachsen, hrsg. von Fr. Liebermann. IL ........ 4 
Glaser, 8., Die rechtliche Natur des Verlübnisses . . - . . . . . . .. 12 
Gradmann, E., Subjekt und Objekt des ästhetischen Aktes . . . . . . . 10 
Halmel, A., Der zweite Korintherbrief . . . . . . . . . 2 2 2 . 2 . .. 9 
Heck, Ph., Beiträge zur Geschichte der Stände im Mittelalter. IL . . . 12 


Heinrich von Frelberg, brag von A. Bernt ............... 2 
Heldmann, K., Rolandsspielfiguren, Richterbilder oder Königsbilder?. . . 11 
Herbertz, R., Die Lehre vom Unbewussten im System Leibniz. (Abhandl. 
zur Philosophie 20) . . ......... .. . .. . . . . . . . . 10 
Hermaea, hrsg. von Ph. Strauch. 1-4. .......... o... 3 
Herzog, E., Streitfragen der romanischen Philologie. I. ........ 8 
Jeanjaquet, J., Un document inédit du francais dialectal de Fribourg . . 8 
Jud, J., Die Zehnerzahlen in den romanischen Sprachen. . . . . . . . . 8 
Juncker, A., Die Ethik des Apostels Paulus. I. ............ 9 
Kegel, E., Verbreitung der mhd. erzählenden Literatur. (Hermaea 3) . . 3 
Keller, E., Zur italienischen Syntax . .......... o... . . .. 8 


Kraus, 0., Die Lehre von Lob, Lohn, Tadel und Strafe bei Aristoteles . 10 
— Ueber eine Missdeutung der epideiktischen Redegattung bei Aristoteles 10 


Kristnisaga, hrsg. von B. Kable. (Sagabibl 11) . . . . . . . . . . . . 4 
Langkavel, M., H. Blaze's Uebe g des 2. Teiles von Goethes Faust 8 
Locke, J., Zwei Abhandlungen über Regierung. Deutsch von H. Wilmanns 11 
Lohmann, R., Nova studia Euripidea. (Diss. philol XV) ........ 2 
Loofs, Fr., Dogmengeschichte . . . . . . ... En nr . . . . . . . . 9 


Luhmann, A., Ueberlieferung von Lazamons Brut. (Stud. x. engl. Philol. 22) 5 
Mason, G., Grammaire angloise. (Neudrucke frühneuengl. Gramm. 1) . . 4 
Mayer, Ed. von, Die Lebensgesetze der Kultur. ............ 11 
Meler, J., Kunstlieder im Volksmund . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 
Meissner, R., Skaldenpoesie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 
Mennung, A., Jean-Francois Sarasin’s Leben und Werke. Bd. II. . . . . 8 
Meyer, Ed., Alttestamentliche Untersuchungen . . . . . . . . . . . . 9. 11 
Minckwitz, M. J., Zur Geschichte der französischen Akademie . . . . . . 
Mittellungen aus dem gesamten Gebiete der engl. Sprache u. Lit. 15. 16. 
Müller-Fraureuth, K., Aus der Welt der Wurter . . . . . . . . . . . . 
Nestoriana. Die Fragmente des Nestorius, hrsg. von Fr. Loofs . . . . . 
Neudrucke frühneuenglischer Grammatiken, hrsg. von R. Brotanek . 

Neudrucke deutscher Literaturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts . . . . 
Noreen, Ad., Altschwedische Grammatik. (Samml. kurzer Gramm. A. 8) . 
— Abriss der altnordischen Grammatik. (Samml. kurzer Gramm. C.3) . 
— Altschwedisches Lesebuch . . . . . . . 2 2 o... ....... 





ste 


Druck von Ehrhardt Karras, Halle a.S. 


“> 








H. SCHUCHARDT, 








































lie Verkennung, welche es auch sein mag, nur die un: 
t wahrzunehmende Ursache der fraglichen Erscheinung 
Suffixverlängerung (nach dem Anfang zu) besteht 
h sind es vornehmlich zwei Konsonanten welche sict 
| einheimischen oder romanischen, vorn anzugliederr 
i / Ein solches -4- beruht vor allem auf den ad: 
und -kr, sowie dem adjektivischen -ko; ein solche: 
Stammauslaut gewisser Substantive und der dem Ro- 
tlehnten Partizipendung -/z. 

inischen Ursprung denkt U., aber zum Teil mit un- 
m Zweifel, bei -(ZJada, -antza, -dura, -mendu, -men 
unächst ein paar Worte zu -dura (-tura) | lat. -fura. 
en Substantive schliefsen sich im Baskischen ebenso 
artizipe an wie im Lateinischen. Aber während hier, 
ppelform des Partizipstammes (script-, us-) begjinstigt, 
h als die eigentliche Endung gefühlt und schliefslich 
imme angefügt wurde, so behielt das Baskische den 
schlufslaut auch in solchen vereinzelten Fällen bei 
| „Durchfall“ von sadel „Bauch“. Zisdura „Glätte“ 
ir an franz. lissure, span. “sura an, erscheint aber zu- 
pubildung von ¿is „glatt“. Zristura „Traurigkeit“ 
t als trist-lura zu fassen, sondern als unmittelbare 
hs dem Romanischen | altspan. altport. /rístwra (neben 
. Man könnte ardura „Sorge“, „Sorgfalt“ in ent- 
Veise erklären, nämlich | altspan. prov. ardura für 
so mehr als Darricarrere ardura auch als Nebenform von 
hung“, „Miene“ anführt, das doch gewifs aus dem 
| Aber es ist zu bedenken dafs mit wesentlich gleicher 
e ardura es ein artha, arrela gibt, das ich auf das 
brreo, arreí bezogen habe. Das Adv. ardura „oft“, 
auch) „später“, „wiederum“ kann mit dem Subst. 
brm nach nicht ganz zusammenfallen; es ist ardu-ra, 
glaube, entspricht es dem span. (de) arreo „nach- 
| einem fort“. U. erwähnt ardura unter „-ra“ (S. 57), 
mit ins reine zu kommen. S. 48 führt er -kfhJura 
| hinzu: „Over dit suffix weet ik niets te zeggen.“ 
ine Variante von -dura, -/ura, wie -keria von -feria 
| bilkura, bilgura (vgl. bilguma, bilgo, bilko) = bildura 
, errakura = erradura, erredura ,,Brandwunde“, han- 
a — hantura „Geschwulst“, jaunzkura, jauzkura (vgl. 
punsiura „Kleidung“, urrakura = urradura, urratura 
a neben sarkuntsa „Eintritt“ u.s. w. 

bemerke ich dafs es nicht etwa lat. -men entspricht, 
men(t), also von -mendu nur eine mundartliche 
| Das Verhältnis des ganz gleichgebrauchten -fen zu 
pur für U, dunkel. Azkue S.47 $ 143 verzeichnet m =p 
\adirapen u.s.w. als Lautwandel, ohne weiteres hinzu- 
imilation von -m- zu -6- vor n kommt vor (so Jadına | 





4 H. SCHUCHARDT, 


Anfang Gesagte. Von ¿ola-ka „mit der Kugel“, gudu-ka „im Kampf“, 
moko-ka „mit dem Schnabel“, „im Streit“ (vgl. Ztschr. XXIII, 178), 
salto-ka „in Sprüngen“ oder entsprechenden Verben auf -katu sind 
abgeleitet bo/akarı, gudukarı (neben gudari, gudaları), mokokari, 
saltokarı. Der Gebrauch von -karı erweiterte sich; dem sallokarı 
stellt sich das vom einheimischen aus „springen“ abgeleitete 
jauzkarí zur Seite; wenn bolakarı einer ist der mit Kugeln zu tun 
hat, so /abekari einer der mit dem Ofen (/abe) zu tun hat (vgl. 
labekatu „in den Ofen tun“; v. Eys bietet /abekarri und /abarri) 
u.s.w. — Bei den weiteren Nebenformen -/arı und -/arı vermutet 
U. analogischen Einflufs seitens romanischer Entlehnungen, wie 
mandatari „Bote“, jokaları (neben jokart) „Spieler“. In mandatari 
und ebenso in merkatarı „Kaufmann“ (vgl. span. mercader, gask. 
marcade) liegt ein Substantiv mit -f- zu Grunde, ebenso wie in den 
erst baskischen Gebilden dekatur! „Sünder“ und zelatarí „Spion“. 
Wollten wir übrigens beim letzten vom Verb (se/a/a-/u) ausgehen, so 
würden wir als Endung wiederum -«» finden; ebenso in esseri 
„Jäger“ von eista-fu „jagen“, wie das gleichbed. ezar: von ez „Jagd“ 
ist, (-fa- leitet Verben von Substantiven ab) und in Aegaltarı „Vogel“ 
von hegalda-tu „fliegen“. Das -/- (-d-) des Partizips ist herüber- 
genommen in aginiarı oder -dari von agin-du, aifzindart von atfzin- 
du, salhatarı von salha-fu; von aufsen eingedrungen ist es in 
ebildari von elbili, sowie in den denominativen ehunları von ehun 
(vgl. ahd. hunter! ~ cent(en)arius für centurio), elhaları von edhe und 
gezurtarí von gezur (doch ist dieses vielleicht aus dem gleichbed. 
gesurli erweitert). Jocularıus mag als Vorbild von jokaları gedient 
haben, trotz der abweichenden Bedeutung, und dieses -/arı dann 
an andre romanische Lehnwörter angetreten sein, wie dersoları von 
bersu, gorulari von goru | colus, mesulari von mesu | missum, trapulari 
„Lumpensammler“ von span. frapo, fratuları „Handelsmann“ von 
span. frafo u. s. w. Daneben aber müssen wir jedesfalls auf den 
echtbaskischen Vertreter des lat. -for verweisen, auf das von U. 
S. 49 ff. mit vielen Beispielen belegte -/e; vgl. z. B. im Man. bisk. 
von 1898 S. 271: ¿rakasla, irakasle „Lehrer“ und zrakasları „Meister“; 
ikasla, tkasle „Schüler“ und zkasları. „Lehrling“. — Für -arí er- 
scheint im Baskischen zuweilen auch, mit rom. Lautierung, -er, so 
salhater neben salhaları „Angeber“, arrunter „gemeiner Mann“ u.s. w. 
von arrunt | bearn. arround | lat. rotundus; falsuler „falscher Mensch“ 
ist wohl an /raudulus angelehnt, trufaler „Spötter“ wohl umgestellt 
aus südfranz. frufardl. — Da im Deutschen -er | -arıus auch 
Personenbezeichnungen von Orts- und Ländernamen ableitet 
(Römer), so will ich darauf aufmerksam machen dafs das in 
gleichem Sinn gebrauchte bask. -/(1)Jar (Erromar, Erromalar, -arr-) 
mit dem eben besprochenen -ar: nichts gemein hat. 


-arium, rom. -ar:(0) } bask. -arı. Während das vorher be- 
sprochene -ar an Verbalstimmen das Subjekt der Tätigkeit be- 
zeichnet, so dieses -ar das Objekt; edarı und janarı von edan, 


DIE ROMANISCHEN NOMINALSUFFIXE IM BASKISCHEN. 5 


jan (man bemerke die verschiedene Behandlung) bedeuten ,,Ge- 
tránk“ und „Speise“, sie könnten an sich auch „Trinker“ und 
» Esser“ bedeuten, wofür aber edale und jale gesagt werden. Dieser 
Unterschied bezeugt deutlich den doppelten Ursprung von -ari; 
er beruht auf den lat. Geschlechtszeichen. Auch dieses -ars tritt, 
wenngleich seltener als das andere, noch im Baskischen an Nominal- - 
stámme an, z.B. orfuari = elizekari „Gemüse“, das erstere von 
ortu | hortus, das letztere von else „Topf“; gosart „Frühstück“ von 
gose „Hunger“, einem bazkarí „Mittagsmahl“ | *pascarium nach- 
gebildet. Pfaniarium erscheint zwar, so viel ich sehe, auch als 
landari, gewöhnlich aber, zum Unterschied von /andart „Pflanzer“, 
als /andare „Pflänzling“ (span. plantel, südfranz. plantié haben auch 
diese Bedeutung), wie ga/dare „Kessel“ | caldarium. U.S. 57 möchte 
hier ein Suffix -re erkennen, ebenso in ondore; aber dieses ist nur 
eine Nebenform von ondorio, oundorio „Folge“, „Nachfolge“ (mit 
rom. Endung auch das gleichbed. oundoaje von ondo, oundo „Grund“, 
„Stamm“ u. s. w. | fundus), Seitenstück zu /audorio „Lob“, worin ich 
einen Nachhall von lat. -orıum finde, wie von lat. -arıum in boz- 
karto, boztario „Freude“ (vgl. amorio, amodio „Liebe“). Deithore 
» Totenklage“, dann im allg. „Jammern“ gehört auch hierher, ob- 
wohl ich nicht wage es als *diclorium anzusprechen; es bezieht 
sich keinesfalls darauf dafs die gereimte Klage „gesprochen“ wird 
(vgl. bearn. „plouradoures lougades que wigoun de l’aurost las 
cantes desoulades“ bei Lespy u. Raymond u. d. W. auro(s)t), 
sondern darauf dafs der Tote „angerufen“ wird (dethu „rufen“, 
„nennen“, dethura ,,Familienname“), und so wahrscheinlich mir 
der Übergang von „rufen“ zu „sagen“ wäre, so unwahrscheinlich 
ist mir der umgekehrte. Vereinzelt findet sich -a:ru für -arıum, so 
gordatru „Schatz“ von gordalu „verbergen“ | rom. guardar. Auch 
das neutrale -arı hat -karı neben sich; das wird zuweilen mit -garri 
(-karri) vermengt, welche ungemein häufige Endung (s. U. S. 29 ff.) 
eigentlich Adjektive im Sinne von lat. -ndus, -bilis bildet, die aber 
auch substantiviert werden können. Für das von U. aus Joh. 11, 19 
angeführte gozakarı „Trost“ bietet die Evangelienúbersetzung von 
1855 gozagarrí, was aber sonst „tröstlich“, „erfreulich“ (so U. 
S. 30: gozogarri) bedeutet; „beklagenswert“ ist urrıkarı und urri- 
kigarrí U. S. 11 und 32. 


-aria, rom. -era } bask. -era, -kera. Diese baskische Endung 
bildet Abstrakte von Verbalstámmen, z.B. senti-era „Gefühl“, ası- 
era „Anfang“; die von Azkue gemachte Unterscheidung: :bilera 
„acto de andar“, ıbılkera „modo de andar“ u. s. w. scheint mir eine 
künstliche zu sein. Die romanischen Ableitungen auf -era sind 
allerdings anders geartet; ich vermute dafs ein paar Wörter wie 
manera, carrera in ihrer Gesamtbedeutung angeregt haben. Doch 
ist manchmal ein romanisches unmittelbar nachgeahmt worden, so 
span. borrachera „Rausch“ in moskorrera von moskor „betrunken“, 
obwohl es auch ein Verb moskortu gibt (ifsuera in der Bedeutung 


H. SCHUCHARDT, 













































bezieht sich auf ¿fsu, in der Bed. ,,Verblendung“ au 
laíra, “ra „Geschichte“ (davon das Verb kondatratu 
ir *kondaera von kondatu, wie gertaera ,,Ereignis“ voi 
tfgatra „Sprache“ ist ganz ebenso als *minfsaera zi 
ı geht es wohl auf mintzaja (s. oben S. 3) zurück 
Lessel“ ist aus galdare entstellt; das Wort bedeute 
tung“ = zoldaera, von galdatu (k-) „löten“ ! span 
weilsen“ (vgl. ital. saldare aus solid- + calid-). Au 
» wird das -/- (-4-) selten herübergenommen; so it 
sichtigkeit“, einer Variante von arde, welches mit -% 
162 f.) gebildet ist. 


rom. -eria | bask. -ería, -keria und -eri, -keri (mit Ab 
s vermeintlichen Artikels. Hicrüber habe ich micl 
curzem geäufsert (Ztschr. XXIX, 565). Obgleich er 
rank“, sondern auch „Krankheit“ bedeutet und somi 
zungen wie beter? „Augenkrankheit“, navarrer:, „Pocken‘ 
hd obgleich die übertragene Anwendung des deutsche: 
gute Parallele bietet (z. B. jaleher? ,,Frefssucht“), si 
:griffliche Übereinstimmung mit dem romanischen -erí 
chwerer, die ja auch auf das Deutsche hinübergreift 
besserer“, haurkeri ,Kindereí u.s.w. Das -k- lehn 
E an das -k- an, welches Adverbe von Adjektive: 
n alferkeri (auch aferkaria) neben alferrert „Faul 
er! neben zabarreri „Schwerfälligkeit“, galankeria au 
ha (4 galanti neben galantki), gormantkeria aus rom 
+ gormantki), wird aber, da die Wörter auf -(k)er: zun 
‘Teil schlechte Eigenschaften bezeichnen, besonders au 
Ha, bask. porkeri „Schweinerei“ stammen; gleichbedeuten: 
a urdekeri, cherrikert (von urde, cherri „Schwein“), loki 
| „Kot“), Zkrskeri, sikinkeri (von likits, zikín „schmutzig“ 
È ist stammhaft { span. asquerosidaa), basikerí (von bas 
; vgl. basa „Kot“ u.ä. | port. ast. vasa, franz. vase, spar 
‘ir rom. valentia heifst es baskisch dalentri (gleichsan 
davon wieder gleichbed. balentritasun und die Adj. balen 
rios. Eine Sonderstellung nimmt ein gañberia (k-) odei 
ung der Adjektivform, gañbueria (k-) | span. cautiréri 


PI. -efa, rom. -eda 3) bask. -eta. Über diese Endun, 
nich mit einer ziemlichen Breite zu ergehen, und mul 
n verschiedenen Versuchungen nicht zu erliegen, ge 
+ den Geschwindschritt einschlagen. Die Basken habe: 
henso verwendet wie die Römer und Romanen, un: 
|-aga und -% (-di), von denen jenes in keiner unmittel 
hung zum keltoromanischen -acum steht, aber möglicher 
römischer Zeit dem Keltischen entnommen wurde, un: 
s anderes ist als eine Variante von dem auch selb 
h lebenden -/egr „Ort“. Fs hat aber das bask. -g 
ler Richtung weit um sich gegriffen. Zunächst ist e 





8 H. SCHUCHARDT, 


edur-isa) „Schneefall“. Entsprechend zkuste „Sehen“ esagu/se 
„Kennen“, esaguisa „Kenntnis“, paga/ze „Bezahlen“, ezkontge 
„Heiraten“, eskontza „Heirat“, als Infinitive: ‚Austen, esaguizen, pa- 
gatzen, eskonizen. Bizk. zwar ıkusien, ezaguten, aber pagelan, ezkonetan. 
Dieses -/an begegnet uns wieder in der gròfsten Entfernung vom 
Bizkaischen, nämlich an der Südostecke des baskischen Gebietes, 
im Roncalischen, so ekustan, fokatan (auch foke/an) „berühren“ (vom 
Partizip /okafu aus ist der Stammauslaut a eingedrungen), während 
zu den Partizipen auf -# die Infinitive auf -/en ausgehen, z. B. $afen 
„essen“, wofür aber doch wiederum in zwei Ortschaften -fan: Salan. 
— Der Gebrauch von -kefa ist im wesentlichen der gleiche wie 
der von -ea; auch im ursprünglichen Sinn kommt es vor, z.B. 
amesketa, abariskela von amels „Pyrenäeneiche“, abaritz ,, Kermes- 
eiche“. Aber sehr befremdend ist allerdings das von U. zum 
Schlufs erwähnte -4e/a(n) „suchend“; darf man annehmen daís 
bearn. guèle, queté mit franz. Lautform (neben qguéste, questá) hier 
eingewirkt haben? aber als selbständige Wörter erscheinen im 
Munde der Basken, soviel ich sehe, nur kesta, keslatu. 


-alia, Sg. *-alium, rom. -ala, -alo } bask. -(kJallu, -(g)allu, seltener 
-a. Das mouillierte / (ich schreibe es, wie die meisten, //, nicht 17/) 
nach a bezeugt auf das sicherste den fremden Ursprung. Einzelnen 
romanischen Wórtern welche im Baskischen Eingang fanden (vgl. 
z. B. auch aparallu = aparellu zu apariatu „vorbereiten“), folgten 
hier Neubildungen von romanischen Stámmen, oder Umbildungen, 
Umdeutungen wie abantallu, -lla „Vorteil“ (vgl. südfranz. bena/ho, 
dass.), akaballa „Vollendung“, bermallu „Stütze“ von bermalu 
„stützen“ (südfranz. /ermalh bedeutet ganz anderes), zerrallu „Hecke“ 
(altspan. cerralle, altkat. serralla haben andere Bedd.), estekallu 
„Fessel“ von estekatu ,anbinden“ (U. setzt *esteka-kallu voraus), 
gordallu „Versteck“, „Aufbewahrungsort“ von gordaiw | rom. guar- 
dar, sendalla „Heilung“ von sendatu | *sanilare (daraus sendo | 
*sanılus abgezogen, im Bask. oder schon im Rom. ~ domitus : 
domitare; für alb. sendos „ich heile“ ist umgekehrt Jendose „gesund“ 
und für dieses sanilas der Ausgangspunkt; vgl südfranz. santadus, 
santous, kat. sanitos, südsard. sanidosu, neap. sanetuso, ram. sándlos, 
2. T. = ,sanstarius). Aus sendalla hat sich sendagalla, -u, auch senda- 
gall „Arznei“, „Kraft“ u.s. w. entwickelt; hier hat wohl sendaga: 
„Arznei“ eingewirkt, wie /okai „Binde“ in /o(t)gallu „Verband“ 
(von fu). Man stelle dies zusammen mit dem gleichbed. her/skallu 
sowie dem schon erwähnten es/ckallu urd auch serrañallu oder serra- 
gallu ,,Buchschliefse“ (von servatu).  Baragallu ,,Hindernis“ ist 
kaum etwas anderes als bearn. barra/h, -lhe „Hecke“, „Verschlufs“ ; 
nur wird baratu „aufhalten“ | span. südfranz. parafr) sich ein- 
gemischt haben. /ostukullu „Schauspiel“, justakalluar „les sujets 
d’amusement“ hat zwar ein j0s/1//4 neben sich; aber das bedeutet 
nPossenreisser“ o. i. Diese Wörter sind abgeleitet von jos/atu, 
Jostatu „sich belustigen“, von dem ich vermute dafs es das mittel- 








RDT, DIE ROM, NOMINALSUFFIXE IM RASKISCHEN. 


ki-sun abzuteilen, mit der Bed. ®,Zukunft“ von 
nmenschaft* u. a Aber ist nicht etwa dieses 
(vgl, arranzun neben arranfza „Fischerei“ von 

Und wie liefse sich die Bedeutung von -tar 
-fay-cun vereinigen? Allerdings müssen wir auch 
als das ältere ansetzen, Einmischung dieses -/ar 
iefslich hat -/asun nicht die Bedeutung von lat. 
von lat. -/af. Doch wie letzteres im Baskischen, 
icht sehr häufig ist, das Amt von -fafione zu ver- 
man also hier von der Nominalableitung (vgl. 
nz. urousetal „Glück“; soledade „Einsamkeit“; da- 
ed. bakardade) zu der Verbalableitung (z B. egitate 
ndlungsweise“ von egin „tun“) kam, so konnte man 
umgekehrten Weg einschlagen. Wir finden z.B. 
nntnis“ ebenso mit jekrlasun wie mit jaki/ate wieder- 
ehe z. B. die verschiedenen Übersetzungen von 
martetasun (daneben mailarasun für *maileasun, wie 
ateasun Y) „Liebe“ (maite „lieb“, mazfatu „lieben“) 
der verbale Charakter vor, gorafasun mochte erst 
n „Höhe“ bedeuten u. s. w.; in den meisten Fällen 
sich von allem Anfang um die Bezeichnung einer 
. malsolasun == mansueludo, präubelasun = paupertas. 


rasun Leic. neben kanditasun; vielleicht wirkte 3, d dis- 
rik = -farir. 


H. SCHUCHARDT. 


Dei continuatori del lat. ille in alcuni dialetti dell’ Italia 
centro-meridionale. 


FONTI: Papanti ‘I parlari italiani in Certaldo, ecc.’ Livorno Vigo 1875 
(Pap.). Finamore ‘Vocabolario dell’ uso abruzzese‘ 28 ediz. Città di Castello 
1893 (Fin. Voc.); ‘Proverbi popolari abruzzesi’, Roman. Forschungen XI, 
pp. 122—200, 567—622 (Fin. Prov.). Casetti e Imbriani ‘Canti popolari delle 
provincie meridionali’ I e II. Loescher 1871—1872 (Cas). = Neumann von 
Spallart ‘Zur Charakteristik des Dialektes der Marche‘, Ztschr. f. rom. Phil, 
NXVIII, pp. 273 sgg., 450 sgg. Campanelli ‘Fonetica del dialetto reatino’ 
Loescher 1896. Rossi-Casè ‘Il dial. aguilano nella storia della sua fonetica’. 
Bollett. di Storia Patria negli Abruzzi, anno VI, pta 112. Crocioni ‘Il dial. 
di Canistro’, Scritti varii di Filologia a Ern. Monaci. Roma Forzani 1901, 
PP. 429— 443. Parodi ‘IL dial. di .Arpino. Vocalismo’. Arch. Gl, XIII, 
pp. 299-308. D’Ovidio ‘Fonetica del dial. di Campobasso’, Arch. Gl. IV, 
pp. 145—184 e ‘Giunte e correzioni’, ib., pp. 403—410. Zingarelli ‘Il dial. 
li Cerignola’, Arch. Gl. XV, pp. 83—96, 226—235. Morosi ‘Il vocalismo 
del dial. /eccese’, Arch. GI. IV, pp. 117—142. Panareo ‘Fonetica del dial. 
di Maglie’ Milano 1903. — Terracina, S. Felice Circeo, Sonnino, Amaseno, 
Villa S. Stefano, Piperno, Sezze, Cort, Carpineto, Ceccano, Veroli, Rocca di 
Cave, Capranica Prenestina, Camerata Nova, Cervara di Roma, Riofred.lo: 
Ive inform.! Sora: raccolte personali. 

Per la seconda parte: Meyer-Lübke ‘Roman. Grammatik’ I, $ 643, II, 
$ 108sgg. Ascoli ‘Figure nominativali proposte o discusse ed altro insieme’, 
Arch. Gl. XV (particolarmente le pp. 288—295). Parodi, Arch. Gl. XV, 
p. 301n. — Ascoli ‘Intorno ai continuatori neo-latini del lat. ipsu’, Arch. 
Gl. XV, pp. 303—316 e ‘Appendice’ pp. 395—397. 


I. 


Ho notato altrove, parlando di ‘mollica’, che il 7 j-dell’ ar- 
ticolo /u, ju, D, jo che si ode in una parte notevole del Lazio e 
dell’ Abruzzo, non è dal plurale, secondo scrisse il Meyer-Libke 
(It. Gr. $ 383 e Rom. Gr. II, $ 103), ma ha ragione puramente 





1 Io sento il bisogno di ridir qui al chiar. professore dell’ ateneo di 
Graz la mia profonda riconoscenza. | 

2 In „Da Dante al Leopardi‘. Nozze Scherillo-Negri. Hoepli 1904. — 
Vi dicevo che la legge non mi pareva per anche avvertita; ho visto poi che, 
quanto all’ aquilano, non isfuggi del tutto al Rossi-Casè, e mi correggo. 


CLEMENTE MERLO, 






















che avviene in grande dell’ 1 (una traccia, sia pure 
ecialissime, si ha pur nell’ italiano letterario, v. eg/, 
avviene ancora dell’ u in quei dialetti: il doppio 
e il 1- iniziale, più di rado il -L- intervocalico, 
a immediatamente, come un I così un U, vi si fan 
quale u? e quale 1? Non l'Í certo, nè Pú di 
ch' è quanto dire e ed o di volgar latino; sì bene, 
l' 7,2 PU e quell’ -U dei sostantivi che, nei dialetti 
re, e nell’ intero mezzogiorno della nostra penisola, 
nto colorare di 1 la vocal tonica. — La mia sarà 
reve storia delle vicende della consonante L nella 
un di presso, va da Aquila a Cerreto Sannita nella 
evento; dialetto per dialetto, per quel che con- 
notati più sopra, verrò studiando in prima il L-, 
n fine il doppio -L-. Le voci saran ripartite sotto 
secondochè la vocale che immediatamente seguiva, 
ig, © © (1), o un ü, È dei sostantivi, ecc., I (Il); 
ubrica, una trattina orizzontale distingue |’ accento. 
zamento di L iniziale, nelle condizioni anzidette, 
una stretta zona che sta a cavaliere fra il Lazio 
a par si protenda da un lato sino a Velletri, dal- 
o Castiglione Casauria. Noto qui, e sempre, da 
i Sora, di dove ho la messe più abbondante. — 
.): 1 deka, lákroma, lardo, lato, latta, latra, lana, lampa 
légere, Jetta sost., /gpra, Igua leva (t), leat *lE- 
‘wiu; /oke locu, loko là,4 longa, lonza; lengua \in- 
a; /umme limbu, durda *lúrdu Gróber A. L. L. 
itiu fango (v. vicent. /ozea limo); — laltika, lassá 
vare, /ouanndra; lettina ‘lettino’, /antikkia, loud \é- 


Gröber Zeitschr. f, rom. Phil. II, 494 sgg. e D'Ovidio Arch. 


-£s; si veda più innanzi a p. 22. 

ad un illustre sorano, il prof. Vincenzo Simoncelli della 
El. 

übke (Rom. Gr. III, p. 452) ricorda fra i continuatori di 
oco (non /wsco?) ,,là, subito‘; poco più innanzi, al $ 475, 
). Moka, cal, dduoku, sic. ddoku vede un illoc che, quanto 
risente di loco. — Sennonchè, /pks è pur di Ascoli Piceno, 
è possibile il tener distinte dalla voce di Brunetto e di 
voci delle Marche e dell’ Umbria? e da queste 1’ aquil. /òco 
» di Buccio — s. XIV —) e il sor. ed arpin. /pka? Le 
, e così il loco di Airola (Benev.) e il /Zok2, llókota di Cam- 
V, $ 42), parlan di Il-; ma al 11- non contrastano le altre 
). Quell'accordo nella vocal tonica (0) e pur nella finale (-0) me 
i gli anelli di una stessa catena. — Strano davvero è il juoc(a) 
Sora (Pap. 470 n.), perchè, pur ammettendo, come certo pel 
edominio del sostantivo sulla locuzione avverbiale, lo 7, da 
ore un problema. Anche 1ó dell’ abruzz. Zöche löche „li 
ebba al sostantivo; nell’ alloche di allochelid -illac costì, 
| montem lassù, alloc’ abbálle -ad vallem laggiù, potremmo 
n ad locum, 





14 CLEMENTE MERLO, 


un jaa, plur. collett., da Villa S, Stefano, allato a /uca, lima, lanadt. 
Nell’ Abruzzo propriamente detto, il L iniziale par si mantenga intatto 
dappertutto; anche a Palena e ad Aquila, dove, come vedremo, il 
doppio -L-, avanti I ed -U, si palatilizza senza eccezione (cfr. a 
Palena ume Fin. Prov. 177, Zunnedejje, ecc.; e, quanto all’ aquil., 
Rossi-Casè, o. c., sotto L-). — Mi resta a dir di tre voci, due 
delle quali non son quelle eccezioni che a tutta prima parrebbe, 
e della terza, che non è forma latina classica, si potrà appurar 
con certezza che vocal ci nasconda. Ju, non /upa, ho da Sora, 
e così pu da Capranica Prenestina, jupo da Canistro, jupu da 
Riofreddo, Cervara e Camerata Nova; ritroviam qui il *lúpu che, 
secondo notava il Flechia nelle sue auree Postille (Arch. Gl. II, 360), 
è del toscano, umbro, marchigiano (v. /upo, lupa) e pur di qualche 
varietà dialettica dell’ Italia superiore (a Bergamo /é/, femm. /üa, 
come /üna, his, mür, sik; a Torino /é e div, femm. diva, coi deriv. 
lii(u)dss, lüvgt, come hina, lis, mir, süg).1 Da Sora ho ancora 
érngla *ja- “lucernola”, ch’ è pur di Arpino (icornpla *ji-; Par. 
$ 12). ll lessico latino ci dà lúcerna, ma che si tratti di U di 
volgar latino (i derivati di lúce hanno tutti la lunga), è ammesso 
concordemente dalle lingue romanze. Cfr. m. prov. /userno (guasc. 
lucerno, mars. luverno, nizz. luerno), col derivato dusernefo ‘lucernetta’ 
lucciola, come /usi ‘lucire’, /usejd ‘luceggiare’, lusént, lusentino “lu- 
centina’ petite vesce d’un noir luisant, /unado chiaro di luna, ecc., 
di contro a /oubds ‘lupaccio’, /oubifro lüparia tana da lupi, /oum- 
dd *lumbittu, /oumbri lúmbricu e loumbrigueto ‘lombrichetta’, 
specie di lucertola, |’ animale dei lombrichi, ecc.; — catal. Uuherna 
lucciola e pesce di mare, come dluhír, lluminds, llumanéra specie 
di candeliere, ecc., di contro a //odf ‘lupino’, aggett. di lupo, //om- 
brigol ümbiliculu con concrez. dell’ articolo, /omét e Jlomillo, 
deriv. di /om lúmbu, ecc.; — sp. /ucerna, come lucir, luminar, 
ecc., di contro a doblar dúpl-, lodoso lútosu; — it. lucerna, e non 
occorrono esempii; -— piem. lüsgrna, come lüsfl lücellu abbajno, 
lúsent, lüstrd, di contro a nusera, nusela, — genov. lúsgrna Parodi 
Arch. Gl. XVI, $$98, 107; ecc. La terza voce e il *lucerta 
che s' ode, scambio di lacerta, nella maggior parte dei dialetti 
della nostra penisola. Il sor. janégrta (*Zuc- con epentesi di n), 
VY arp. scgria *ji- Par. $ 51, il velletr. /ucérda parlan di U, e lt 
rafferman quei dialetti che distinguono fra U ed 6, O, U di sillaba 
protonica. Ricorderö il bresc. Aiserfa, e lüzertü ‘lucertone’ ramarro 
(v. lúzár ‘luciore’, lúzgl, lünèla ugola, ecc., ma ¿of e lui lüpinu, 
loa- e luatà q. ‘lupattone’, no- e nuzí ‘nocino’, ecc.); i cremonesi 
lusérta, lusertoon (v. lunedé, lusignool *lúsciniolu,? /usenleen ‘lucen- 
tino’ Blatta, la ‘fuggitiva’ del leccese, ecc., ma /ouvertiis Salv. Rom. 


1 I dizionarii piemontesi registrano pure un femminile /ova; anche a 
Capranica Prenestina ed a Canistro i femminili di /upo, jupo son lopa, lopa. 
Zopa, a Sora, è fame da lupo che a Vicenza, e altrove, è lupa di contro a 
lovo; e lova è nel toscano la abitatrice del lupanar. 

® Non lüsc-, secondo scrive il Körting 5751. 





sf, CLEMENTE MERLO, 


di Cave. | pala, filo, a Velletri i pais, filo, éein); -i- intatto in ogni 
caso, noe a Valera, Aquia, tu, em: a Sora i pai, mio mela, 
fl», Inzgle, cel»; rial. “reza i”,, ad Arpino (mil 3 3, pil 9, linzugb, 
role, praunls 12; rogielo, hilo *sveii’, ecc.), fors’ anche ad 
Amawno (palo, flo, fili. — Fanno eccezione gli esiti di oliva 
cd Giivétum che entrambi mancano al Körting: a Sora jixa 
“Jura putlo, ad Arpino rita *(u)ljirite Par. $ 41, a Capranica 
Presestina « Vellitri Iza. Lo si direbbe un esempio d’ aferesi 
relativamente antica, dove il 1, originariamente intervocalico, avesse 
avuto lo stesso trattamento di 1- iniziale (v. anche a Lanciano Ze, e 
Imelále agge:tt. di campo piantato ad ulivi, a Palena /éze, a Car- 
pineto, Amaseno, Ceccano, Cori, Veroli, ecc. “va, a Cerignola 
/yim, et); ma potrebbe anch’ essere che, da un centro ove era 
normale, la voce si diffondesse per largo spazio, come avvenne di 
mollica e mollicolo che si ricordan più sotto. Affatto normali son 
per l'appunto lo Sa *Z(v)a di Cervara e il /jivita di Alatri. — 
Qua ela, soprattutto nella formola ‘-#/| =» dov’ era forte la postonia, 


e ancora in casi isolati che si potrebber chiarire da dissimilazione 
sintattica, noto qualche esempio di -r- per -/-: a Sora jútora 
‘lucciola’, /dysra col deriv. taysrón», Lisara Isola Liri (cioè ‘I’ isola’, 
per antonomasia, come / sim è il Liri, 4 mónto è la montagna 
che soprasta a Sora), e kura cúlu, piro (all. a pila) ‘pelo’; ad Ar- 
pino jusmmer: *glomulu 12, 4rasfmmara yovodunia, künnzra, e 
kurs, fasugra; n Palena mijjguere *mölliculu ombelico, pinere pil- 
lola, sembre *sim(m)re simila, fumbre *tum(m)re túmulu, e 
chéure Vrov, 159, 571, renéèore ‘lenzuolo’, fudire ‘fiele’;1 a Pesco- 
cortanzo sore Prov. 141; a Castiglione Casauria dijévure Prov. 151; 
a Cerreto Sannita curo Pap. 128; ecc. — E qui mi si consenta 
una breve parentesi. ll Ceci, nel suo studio sul vocal. alatrino, 
nota ni 8802 e 63 che U postonico suona ora #, ora a; ma ciò 
bob pare senza una ragione, Se poniam da un lato le voci m»- 
Ijiculp, priculfi, regula, caulji, taula, e pur diavulji e il dotto spatta- 
«Ml 02, e dall'altro serupelt, /idala, ne verrà che s' abbia « quando 
procedeva consonante gutturale od y, 2 negli altri casi. 

11, Dei continuatori di ille ricorderò qui anche |’ articolo 
e il pronome atono oggetto, pur notando che i parlari romanzi 
che non confondono 1. e 1.L nel medesimo suono, mostrano chiara- 
mente che gii nel volgar latino, nell’ un caso e nell’ altro, la 
duppia, se non era divenuta scempia addirittura, s' era fatta alla 
scempia ben più vicina. A Maglie, per esempio, e in tutto il 
Salento, secondo mi scrive con rara bontà il prof. Panareo, di 
contro a dda tdda (0 con aferesi dde. dda: ddu “2:14 quel ladro, 
ev) TP articolo e il pronome atono oggetto di terza persona suo- 
MANO de, da di del e il à divien «-, non dd-. quando gli vada in- 
mangi una delle particole che raddoppiano la consonante iniziale 
della sillaba seguente: u, imma. ale, sacs se lu Jou te lo 


VA Tanvano seme; da Sa ec: 





20 CLEMENTE MERLO, 


-Sra plur. di macello; —  ballára, kallana, salldra -ariu, -are, 
ualláta, uallána; uallÿns, — la, lo (alla-a ‘della-e’, alla-a ‘alla-e’ 
dalla-e’, kalla-2, palla-2). Il kaudh, korab,1 aneb, bel, kampan¢b, 
kancel, Rappelo, hastelo, celo [au]cellu, coruelo, karteb, faneb ‘fanello’, 
fardel ‘fardello’, macelo, manteh, martelo, 'mmora mareb “amore 
amorello’ la Coccinella,2 paste? ‘pastello ’,3 pannel,’ piéglo ‘pisello’, 
rastrelo 5 skarapeb scalpellum, kapb -illu, kardıb cardillu,S 
karasib salvadanajo,? kb ’kku-ellu, paitvih,8 kana pazzi puzzola, 
ossa przzil caviglia,8 sargib *soricillu (lecc. suricéddu -Ellu),® 
Cirilo ‘Cirillo’, krakadib ‘coccodrillo’, *rih ‘grillo’, 494 *cöllum, 
pub púllu; kaudb ‘-alli’, deb ‘belli’, ki ‘quelli’, pub ‘polli’ ecc.; — 
kalina ‘gallina’, mehka *möllica; — Z ‘lo, i’ (72 ‘dello, delli’, 
al ‘allo, -i, dallo, -i’, 424, poh). III 4e/ quella cosa, ¢ ecco 
là, là; — allosí in quel modo li; — 4 bgns il bene (ollo, alla, 
kalla, palla). — Castelluccio di Sora (Pap. 469): 1 ved2/a ‘budella’, 
chella; chelle ‘quelle’; — ’ncollate s. f. quanto può reggere un uomo 
sul collo, allora; — la, le (della-e, alla, dalla). Il chiglie pr. m.; 
chigh; — glie ‘lo; i’ (deglie, aglıe, ecc.). MI a tutte chelle a tutto 
ciò; — allesci; — ca Die le sa, se le pelesse fa. — Cerreto Sannita 
(Pap. 128): I chella, a pigliaretella ‘a pigliart-ela’; chelle f. pl.; — 
la (de la, da la), la ’gnurtarno. Il da chigliu mumento; chigli; — 
gliu (a, da gliu). Ill Diu lu sepe, ca si Y lu putesse fa. — 8. Elia 
Fiume Rapido (Pap. 475): 1 chella; — allora; — la (re la, cu la). 
Il guighe (guighu in proton.), a maltrattarglie e a ’nsultarglie; chigh 


1 Fa eccezione jalla gallu, e non soltanto a Sora ma pressochè dap- 
pertutto: a Terracina e Rocca di Cave vallo, a Capranica Prenest. vallu, a 
Camerata Nova e Cervara di Roma kalle, a Riofreddo salle, ad Aquila 
jallu, a Castiglione Casauria kélle, a Pescina jalle, a Palena udlle (pl. Aèlle). 
— gallo deve esser |’ it. giallo tal quale, come mostra anche il g-; e sempre 
moveremmo da -a/no. 

2 Amore murèile, a Miglianico (abr.), è 1’ erba d’ amore o piè d’ uccello. 

8 .éllu, non -illu (Kort. 6909). 

+ E lo stesso che I’ it. penngllo, di cui toccò testè il D'Ovidio (Ztschr. 
f. rom. Phil. XXVIII, 546). 

5 Anche I’ ital, lett. ha rastrello; e deve essere il diminutivo di rastro, 
o nel volgar latino stesso vi fu contaminazione fra i classici rastrum e ra- 
stellus. 

6 Nell’ it. lett. e tosc. cardello e pestello, con altro suffisso (-Ellu). 


“E pur dell’ abruzzese (carusille) e, con suffisso scambiato (-@llu), del 
napoletano (carusiello), del calabrese (carusiellu), del siciliano (caruseddu). 
propriamente il coccio, il picciol vaso di terra cotta nel quale i bimbi serbano 
i lor danari; per lo più di forma sferica, può ricordare una testolina rasa fino 
alla cotenna e però vi leggerei il diminutivo di quel caruso che nel mezzodì 
risponde al lat. tonsus e di cui si veda D'Ovidio Arch. Gl. IV, p. 404. 


8 Un cano pizziglio è pur nella versione di Guarcino della novella boc- 
caccesca (Pap. 394); a Canistro cano paszilo direbbe la volpe (Crocioni p. 439). 
Uosso pezzillo caviglia è anche del napoletano, Ma i due f>s:/> non van 
confusi: 1’ uno è un ‘puzzillo’ (cfr. l’ it. puzsola e l’ abruzz. canepusse persona 
vile, spregevole); I’ altro va con gli abr. pisse punta, Pessute acuto, col roman. 
pizsarda beccaccia ed è quanto dire |’ osso aguzzo, appuntato. 

® Fors’ anche moríl> muricciolo, se non è un *muriculu. 





22 CLEMENTE MERLO, 


e ’mmarîce-je Pap.], kapije, frongijo, surgija, kij 44, kuoja 13; [chije 
‘quelli’ Pap.]; — kaina, mijikule *mSlliculu ombel.; — [r */2 (re 
z, ecc.) Pap.], ni 1 purtá ‘non lo...’ 44, # i kompre ‘te lo..., Get 
glielo 29; [aje ‘agli’ Pap.], rt- sis ‘de’ suoi’, si-4 fece ‘se li...’ 
29. Ill kell quella cosa, fatzvala ‘fatevelo’ 32; — albi 9; — 
[/ bene “il bene’, ...e tante à le vere chechte. . accuscì 1° pure 
me le *"mpare .. ‚Di sule le sa; Pap.) — Veroli (Ive inf.): 1 della, 
kella; abballe giù, pelle, belle, kelle. 11 kavalo, kalo ‘gallo’, cervelo, 
martelo, kilo, rilo; kavalı, kili; — kalina! — Alatri (Ceci A. G. X): 
I scutglla $ 60, (pella 8), Sella axilla 32, chella 14, copplla 64; 
Colla 21; ammplls -5, folla 21; — pullastra 60; bollezza, cellitts 65; 
— [la (della, colla); ie (colle), se le metteva; Pap... II cavalji 33, 
aneljt, anelji, teljt 65, curtelji 60, franguelji 47, scarpelft 33, chiljt 


'kku-ellu 14, [fusiglí fusillu Pap.]; — madjiuljt *mölliculu 
omb. 59; — [gli (agli ‘allo’, ecc.) Pap.]; Jr 1111 21 [dgl agli, 
pegli; Pap.]. II chells quella cosa 41; — [lo sango..., ...ca gli 


Signure Dio le sa (se je lo potesse fá)...;? Pap... — Anagni (Pap. 
391—392): I chella; chelle; — millanta, allora; — la (della, ecc.); 
de. UI chigho; — ju (a ju, de ju, da ju). IU pe cchello ch’ eveno 
fatto ..., ...'n chello ¢ arrivasse — Guarcino (Pap. 394—395): 
I chella poverella; chelle; — allora; — la (della, alla, ecc.); le 
Il cerveglio, frateglio, S. Aneglio, chiglio, cano pizziglio (v. sopra a 
p. 20 n. 8), remproveraglio ‘rimproverarlo’, mozsecagho; chigli; — 
glio (de glio, a glio, ne glio), glio putivi 'nsurdáS — Rocca di 
Cave (Ive inf): 1 della, kella; abballe giù, pelle, belle, helle; 

cillitto, (vallueso). Il kavalo, biel, martielo, kilo, kuolo; kavak, biel 
kil, — Capranica Prenestina (Ive inf): I della, kella; abballe, 
pelle, belle, helle; — cillittu, (valluzzu). ll kavalu, bilu, cirivilu, 
martilu, kilu, grilu, kulu *cóllum; kaval, bik, tif. — 8.Vito ro- 
mano (Pap. 404): I chella; chelle; — allora; — la (della, pe la). 
Il chigliu; chigh; — i*ji (egliu, aglin, dagliu). — Camerata Nova 
(Ive inf.): I della, vella *guel- ’kku-ella; pelle, belle, velle 'kku- 
elle; — cillittu. 11 kavaju, beju, cerveju, marleju, viju ’kku-ellu, 
kriju, koju, puju püllu; kavajı, beji, viji ’kku-elli e, notevolissimo, 
peli ‘pelli’, 1. cl. pellés; — kajina. — Cervara di Roma (Ive 
inf.): 1 della, kuclla; abballe git, pelle, belle, kuelle; — cillittu. 
ll belu, ‘cervelu, martelu, kuilu, kolu; bel, kyil e peli ‘pelli; — 
kalina. — Riofreddo (Ive inf.): 1 della, vella ’kku-ella; pelle, belle, 
elle» 11 kavaju, cerveju, marleju, viju ’kku-ellu, riju, koju, puja; 
kavaji, beji, viji, — kajína. — Canistro (Crocioni Misc. Mon.): 
1 della, kannglla, cafrella *fracella (abr. frucelle) p. 439, unnglla, 
Zucjella (1) 4 lucciola, pupella bambola, kotlerglla caldajuolo (v. sotto), 


1 Così le raccolte personali dell’ Ive; invece nel Pap. (pp. 404 — 5) 
chigli, gli, degli, ma chillo, lu, dellu, allu. 

2 Ancor qui & all. a /o, senza ch’ io possa appurare come stian precisa- 
mente le cose; ma quel che importa soprattutto è il L- intatto. 

3 Quanto alla terza rubrica, nella versione v’ è grande incertezza. 

4 Nel vocabol., a. p. 440, /uciglla. 





24 CLEMENTE MERLO, 


mulle) moine, scendoréjjí m. pl. 182; Fin. Voc.; — mandéjju 569; — 
chi vo Cristu che sse ju préca 152; Prov.; — co’nsultargliu e sber- 
gognargliu Pap.].! III chello;? (pel avvenì . 3 «ION er 
Pap.; Sele 190; quando non ge lo pènéa 138; Prov] — Paganica 
(Fin. Voc.): I eresciarè/la ‘crescerella’ strato di sudiciume nericcio 
che si forma sul capo ai neonati 237, vo/angèlla farfalla 315; — 
[le lla ‘della’; dde le ‘delle’; Prov. ee ll a ciccicójju (Tollo 
a 'ngingiacdlle) a cavalluccio 115; — [ju Prov. 158]. — Popoli 
(Fin. Voc.): Il cujje quello 162; — gajöine ‘gallina’ 195. — Casti- 
glione Casauria (Fin. Prov.): 1 221, plattèlle, scudèlle 1 57, Stélle cima 
di monte 127; — /li illac 160; — da (de la, a Ha, pe la, ecc.), 
cula® case 158; le; [cappèlle s. £. 154 berretto, vasgelk f. pl. 311 ama- 
rene (coll it, visciol+?); — accepullá 115 picchiar sodo (da ‘cipolla’); 
Voc.]. Il cavajje 189, agnèjje 130, cappjèje 150, schinu/jejje zufolo 
604, cquijje 194, altáccheje ‘attaccalo’ 573, va); 'a’mbicche *vallo e 
‘180; — hajjine gallina 144, 158; — ju (a jju, de jju, ecc.), 
... nn de ju plagne ‘non te lo ...'; je (de jji, ecc.), [annarjéjje 
290 ‘andarello’ carruccio, s/uppjejje 292 (v. sopra), appecciojje 128 
-üllu picciolo delle foglie; ciarafjéjje m. pl. 267 strilli (ma ciara- 
fillä strillare), cjejje 271 ‘uccelli’, trufjejje 306 (v. sopra), /ummar- 
baje (abr. ‘ummarille) 216; Fin. Voc]. ll quéles che bbide «+.» quéle 
ssjende ... 146, quels che dda ju core ne’ mme ve, scé mmadette 
chi me le fa fà 137. — Tocco: Il stuppjegghie pl. (v. sopra) Fin. 
Voc. 292. — Pescina (Fin. Voc.): I nepetélle £ 227 ‘nepitella’ 
menta spontanea, puzélle f. 245 marza, recell: f. 285 sorta di fungo, 
sambanèlle f. pan lavato. II rutaréjje (lanc. vnutarélle) 318 nottolino, 
stuppejje (v. sopra); — ji ‘i’ 206. — Palena (Fin. Voc.): 1 cappèlle, 
f. 154 ‘cappella’ berretto a maglia, cucurummédle f. 176 donna di 
bassa statura ecc., /afanèlle f. 170 carruba,t anè/le pl. ‘anella'; am- 
mulle, belle ‘belle’; — a rrócia palldite a ruzzoloni 259; [abballe 168 
‘avvalla’, *Vdinélle 603 Antoniella, pelle 603, colle 127 *cólle; — 
vellane 154; Prov.; — rimirell’ 28 rondinella, ocehi-mirell' 270, chella 
194; — sigillate 28; — la, te la magne Il 199; Cas.]. II agnjejje, 
anio bjejje, cappjejje, ciurojelje, ciuéjje *aucellu, curtjejje, munua- 
chjejje, nannarjejje 290 ‘andarello’ (v. sopra), ranarjejje 242 ‘gra- 
narello? vano sul ricasco della volta, raspjejje 255 ‘raspello’ ra- 
strello, scartafjejje m, 268 cartoccio, sguarapjejje, vududjje botellu, 


1 Dalla cronaca aquilana di Buccio Ranallo (s XIV): cavagiiu 160, 
192, ecc,, crisfagliu 257, Ranagliu 244, 298, anegliu 621, capelliu 1174, ca- 
stegliu 147, frategliu 182, macegliu, mantegliu 696, martegliu 893, novellin 
941, rapegliu *‘rappello’ chiamata 451, ad rebegliv 452, tig liu (mod. tutipyu 
504, cogliu >. mulliu 581, fagliu fallo, e anche giag/tu ‘giallo’ 257 (v. Rossi- 
Casè p. 41—2). 

3 TI quejjo del Rossi-Casè (p, 16 n.) non può essere che una svista o 
una arbitraria alterazione. 


3 V. qui sopra a p. 23 n. 1, 
4 Se non è addirittura un ‘favanella’, è per lo meno un ‘vaginella’ ri- 
fatto su fafe lava. 





Appunti di napoletano antico. 
I. 


Il napoletano nell’ uso letterario del sec. XV. 


Quando Alfonso il Magnanimo entró solennemente in Napoli, 
parve che a capo del suo corteo regale incedesse alto e mirabile 
lo spirito nuovo della Rinascenza. Spirito che accolto come a 
sua stanza nella reggia d' Alfonso e del successore, richiamò 
d’ ogni intorno ospiti sapienti, sacerdoti delle antiche muse, filosofi, 
grammatici, poeti, e nel vecchio palazzo angioino memore di Roberto 
ravvivò la gloria umanistica degli studi. Disceso dalla sua patria 
umbra, venne Gioviano Pontano sotto la direzione del Panormita 
a ornare, insieme col vecchio maestro, la nascente accademia 
ch’ egli avrebbe più tardi fregiata del suo nome; e mentre intorno 
a lui fioriva in un rigoglio di orazioni, di versi, di trattati latini 
’ umanesimo, Jacopo Sannazaro gemeva in dolce metro toscano i 
lamenti di Sincero, e il Chariteo tentava tra il sonar delle corde 
petrarchesche pur la terzina di Dante. Ma anche al disotto di 
questo empireo, |’ arte napoletana del quattrocento s' aggiró per 
più umili cieli, lungo una scala che discende fino al popolo; altri 
poeti, come il De Jennaro, il Perleoni, il Galeota cantavano in 
forma non ancor bene disciolta dalla sua invoglia dialettale, con 
debole imitazione petrarchesca o retorico studio dantesco; il conte 
di Policastro rimava il doloroso rimpianto dei beni perduti e la 
serena rassegnazione davanti alla morte; altri ancora nella ballata 
faceva eco alla contemporanea poesia spagnuola penetrata fra noi, 
o nello strambotto fissava i canti del volgo. Diomede Carafa e 
Giuniano Maio scrivevano trattati in volgare, in volgare favoleggiava 
Francesco del Tuppo editore di Dante, e una numerosa famiglia 
di cronisti narrava nel suo comune dialetto aulico le vicende del 
regno. È tutto un mondo letterario, su cui le ricerche degli ultimi 
tempi hanno gettato molta luce; un mondo rivelantesi nelle forme 
più disparate, c perciò degnissimo dell’ indagine erudita sotto il 
rispetto della storia letteraria non meno che della storia linguistica. 

Ma io non so dire se lo studio di quel volgare potrebbe 
dirsi un capitolo di storia del dialetto napoletano, o non piuttosto 
della lingua italiana. In tutte le parti d'Italia che non fossero 





28 PAOLO SAVJ-LOPEZ, 


Ma se queste opinioni dello spiritoso abate importano sol- 
tanto alla nostra curiositá storica, sarebbe invece da ascoltare con 
la debita riverenza il Torraca, quando scrive: ,,... il volgare 
nella corte di Napoli ... meriterebbe lungo studio. Il movimento 
fu iniziato dai sovrani e dai principi aragonesi ... Vagheggiavano 
un ideale di lingua letteraria e speravano formarla purificando il 
dialetto e fondendo in esso elementi latini.“! 

Si potrà convenire in tal giudizio? L’ uso aulico del dialetto 
fu consacrato, assai prima che dai re Aragonesi, dal libero impulso 
del sec. XIV. Lo scrivere a quel modo era un fatto impulsivo, 
regolato dalla vasta e cosciente efficacia livellatrice del latino, da 
quella più indeterminata e meno cosciente del toscano. Insomma, 
avveniva a Napoli quel medesimo che in tutto il resto d” Italia. 
È naturale poi che da quella confusione sorgesse non già una 
lingua, ma qualcosa che avendo a suo fondamento il dialetto non 
era più dialetto, senza che lo scrittore però credesse di fare opera 
nazionale ribellandosi alla toscanità. Al più, quell’ uso letterario 
così incerto potè acquistare per qualche tempo un valore ed 
un’ autorità che diremo tradizionali, e che particolarmente riusci- 
vano a mantenersi in luoghi che fossero, come Napoli, un centro 
politico. 

Ma se ci volgiamo a considerare quegli scrittori che di pro- 
posito miravano alle forme superiori dell’ arte guardandole nei 
modelli di Toscana, la vecchia illusione provinciale si sfronda del 
tutto, nel trionfo incontrastato della buona lingua. Ché se d' ogni 
intorno sbocciavano negli orticelli poetici i fiorellini dischiusi al 
sole del Canzoniere, questo fu il più potente impulso letterario a 
quell’ unità linguistica cui pure concorrevano tante e tante altre 
ragioni storiche o accidentali. Così fu che fin dal’300 si ebbe 
una scuola toscaneggiante di petrarchisti; così fu che il Sannazaro, 
piena la mente d’ ispirazioni petrarchesche, sorretto anche dal gusto 
finissimo, potè comporre uno de’ più armoniosi monumenti di nostra 
lingua. Chi confronti le successive edizioni dell’ Arcadia può vedere 
in atto, fra le varie correzioni, quell’ affannoso adattarsi alla favella 
riconosciuta ne’ suoi diritti di lingua, ed osservar la cura diligente 
posta nel ridurre il colorito dialettale. Lo stesso va detto per il 
Chariteo, il qualo andò cancellando dalle sue rime tutte le parole 
che — o fossero spagnuole o napoletane o latineggianti — non 
rispondevano al tipo ch’ egli vagheggiava e ch’ era appunto il 
toscano del Petrarca (perchè assai minore e secondaria fu in lui 
l'influenza di Dante). Una simile tendenza mostrano i canzonieri 
di Jacopo de Jennaro, del Caracciolo, del Perleoni; ai quali tuttavia 
non bastaron le forze per levarsi con ali sicure, ma che pur si 
allontanano di molto, in diversa misura, dal comune linguaggio 
del tempo. Invece al dialetto s' accosta più quella grossolana e 
mediocre raccolta poetica dei Amatori nupolctant del 400 messi in 


1 Studi di storia letteraria napoletana .,. 

















jo PAOLO SAVJ-LOPEZ, 
pi re A Si era parlato, per quete battere, 





quale; se pur qualche novella sia derivata dal Decamerone?, proviene 
in generale da ben diverse fonti; e Y autore medesimo avverte in 
principio dell’ opera: „Lectore, per la mercé di Dio è venuta la fine 
del trabaglio mio, quale, como megliore ho saputo, con basso et 
umile stile me so portato." Si potrebbe credere che dal suo ,basso 
et umile stile’ il nostro favolatore napoletano non sapesse davvero, 
anche volendo, ns rare, li premise alla 






sarebbe dovuto aire p cr a un rinnovellato uso linguis 
dal grande modello cui veniva il Del Tuppo consacrando le: sue 
cure editoriali. 

È atogularo che I’ imitazione dantesca, la quale ispirò oltre 
un Do De Jennaro anche il Giardeno di Marino Jonata 
agnonese, non sapesse a costui ispirare |’ imitazione della lingua; 
iene sovraccarico di idiotismi 
see Fu proprio, ripeto, il Petrarca quegli che con il 
| | maggiormente influi sulla diffusione della lingua, sul- 
l’ adattarsi delle parlate locali al toscano, e più il primo che il 
| secondo. Come si spiega questo? Da una parte, io credo, con 
la relativa povertà del linguaggio poetico del Canzoniere — povertà 
| è in questo caso facilità — cui s' era già fino a un certo punto 
abituati dalla lirica cortigiana delle varie province; dall’ altra col 
fatto che | imitazione del Petrarca fu spesso così servile, da potersi 
dire piuttosto una parafrasi, e quanto più servile è |’ imitazione 
tanto maggiore viene a essere l' adattamento linguistico. Invece 
l’ imitazione di Dante e del Boccaccio era meno intrinseca, si 
svolse con più liberi modi, lasciò allo scrittore campo di spaziare 
con > sue idee, se ne aveva, e con la sua lingua fuori del solco 


























Ma } certo è che nel ,,volgare aragonese“ di Napoli si veniva 
pre più diffondendo la lingua italiana, senza trovare altri 
BB cho nell’ ignoranza o inesperienza di coloro che s' accin- 


. Croce, Ricerche ispano-italiane, I. Napoli 1898, pag, 26. 
RE boccaccesca è indicata dall' autore — fab. 41, ee 
„Secundo scrive messer Johanne Boccazio poeta 

È e factose venire in casa uno suo amante perchè el er 





32 PAOLO SAVJ-LOPEZ, 


mento, come un vecchio nonno che s' intrattenga a veglia coi ni- 
potini. Fa nd ogni passo citazioni latine come questa: „Et murio, 
et omnis murimur. -— Beatissime pater, audiatis dua verba. — Tu 
cuocho facche (quoque fac) simelem ... ecc.; così via Discorre 
con qualche interlocutore immaginario o addirittura fa parlare in 
prima persona i personaggi della sua storia; come quando dà un 
esempio della generosità d’ Alfonso col dire che ,,una volta le fo 
cercata la regina, et non sappe dire de no, se no che disse che 
cercava troppo, disse in catalano mas chiere.“ Ora, s' intende come 
in un simile scrittore il dialetto potesse, meglio che altrove, man- 
tenersi immune da troppe deviazioni semidotte e letterarie; e come 
lo studio di lui sia, per questo rispetto, d' una grande importanza. 
le pagine che seguono contengono appunto la descrizione del 
suo linguaggio — prima pietra del lavoro più vasto che da me o 
da altri potrà farsi. Da quel moltissimo della Cronaca che ancora 
oggi è inedito, ho scelto poi alcuni frammenti che bastino a rendere 
un’ immagine di quel povero cortigiano novantenne — il quale, 
raccogliendo nelle sue pagine tante ingenue voci del secolo, non 
sapeva di preparare alla scienza ventura tante preziose voci del 
dialetto.! 


II. 
La lingua di Loise de Rosa. 


Vocali toniche. 


I. A. mnafa ‘nuota’; i soliti chiove ‘chiodi’ e alliegro, allegra. 
Gallicismi: conzea, dbberca ‘livrea’. Con scambio di suffisso :n- 
suctebbele. 


2. -ARIT, «ARIA. Più frequente la risoluzione indigena -aro, 
“ur. che non I’ importata -sera, era. Es. I. coiraro, ferraro, ram- 
mare, pintraro; affattucchiara, migliara. Pl. denare. IL .sstere, 
panncitiere, tresaurtere ecc. Fem. pl camarere.? 


' Finchè la Società Storica Napoletana non abbia curata un’ edizione 
completa di Loise de Rosa, in modo che tutti possano aver davanti il testo, 
gli appunti che seguono basteranno a darne un saggio preciso e abbastanza 
copioso ai dialettologi. Essi contengono uno spoglio dell’ irtero codice, di 
sulla copia che ne fece eseyguire anni sono la Società Storica; copia che io ho 
ragione di ritenere assai tedele. Quando feci per me questo lavoro, non 
curai di notare la collocazione delle singole voci nelle pagine del manoscritto, 
ed esitavo perciò a darlo in luce. Ma poi. considerato che per ora la Società 
Storica non sì accinge alla stampa. re dì segno ci proporsela in avvenire; 
consìderato inclure che nessuno siudioso migliore di me ha posto finora gli 
occhi sul testo, pon ho volato lasciar più lungamente dormire questo materiale 
così importante e curioso. Sono modesti appunti: ma sia detto a loro scusa 
che non pretendono essere di più. 

? Piena conformità dunque con l’ uso moderno. Invece altri scrittori del 
tempo hanco -ere da -ariz, per influenza spagniola. Del Tuppo cancellero; 





54 PAOLO SAVJ-LOPEZ, 


Tra ie voci dove e è normalmente conservata, noto solamente 
te. perche i molti codici fiorentini che conservano la lettera del 
occaccio hanno invece dien che non è altrimenti documentato 
nei napoletano, in cui sarebbe inesplicabile. O fu un gallicismo 
nato nella corte angioina, o un errore per falsa analogia, come 
puorta nella medesima lettera.! 

Come spiegare il costante deice decem? Perchè il nap. mod. 
non ne ha traccia, bensì il leccese (Arch. IV, Vocalismo leccese, 
n. 16). 

Indeclinabili meglio, pejo.? 

Innanzi a vocale: eo e yo, dio, mio pl. miey, mey; ¿ebbeleo ‘giub.’, 
rodea; pl. todey e iudiey; la 2% pers. di ‘essere’ è talora sty, ma 
più spesso sy. 


5. 1. Metafonesi regolarmente osservata: pilo, frito con errore 
grafico per ‘freddo’, stritto, sinno signu, dinno, cinno ‘cenno’, 
vinte viginti, vippeto bibitu, inf. vevere. -Iscu: /odissco e fedessca, 
grecissco. -Issimu conserva la vocale originaria: singularissemo. 
Fameglio è formato su famegliu. Per cariccee, furticeze v. il mio 
studio sul suffisso -ities nell’ ant. nap. in Zischr. f. rom. Phil. XXIV, 
504. Litlere pl. pare voce latineggiante; ma se I’ accostiamo al 
singolare /eftere, vediamo che le cose stanno diversamente. Sara 
un /illerae fatto al sing. /u /elfere, col pl. in -2? 

Regolare è il passaggio a -e- quando non è consentita meta- 
fonesi: sefa sitis, semele (che è anche del Regimen), marelema 
maritima; fammeglia, commencza, conseglia, lengua, meucsa ‘milza’. 


-Issima, -issimae donessema, illustressema; veresseme. — -1bile 
possevele; ma pl. fem. rencressivele. 


1 Qualche appunto a proposito di gallicismi. De retro è qui come 
negli altri testi napoletani, derete; così endreto del conte di Policastro, arreto 
nei Bagni: dreto nella Cron. di Partenope a stampa. Bene a ragione dunque 
il Mussafia ritenne importati arrieri e arrieri, e saranno gallicismi; per cui 
va ricordata |’ opinione del Flechia (Arch. II, 33) che 1 elemento francese abbondi 
nel napoletano più che altri non creda. Certano e cambra trovo in un poemetto 
napoletano dell’ ultimo quattrocento (Zsabella del Balso regina di Napoli in un 
inedito poema sincrono, per cura di B. Croce, Napoli, 1897) mentre il De Rosa 
ha sempre camara, camera. Di gallicismi è ricca la Cronaca di Partenope dove 
trovo, per esempio, forgiare e gagia ‘gabbia’. Nella Cronaca stessa sono 
da ricordare per curiosità un pajo di luoghi francesi; che cito dal ms., perchè 
nella stampa appariscono sformati. Carlo d’ Angiò, prima di muovere in 
battaglia contro Manfredi, dice: „Venus est li hore que nus avons tant desiret.“ 
E quando gli propongono di seppellire il nemico ucciso, risponde: ,,Lo feist 
je volonters, se il ne fuist scomuné.“ 


2 Questo è sempre un problema. Il Subak (Die Conjug. im Neapol., 
Wien, 1897, p. 6) pensò che ,,wohl -u(m), aber -us nicht umlautet, natürlich 
mit Ausnahme der Neutra der corpus-Classe, die ja zur murus-Deklination 
gehören.“ Si vegga anche Meyer-Liibke, Gr. I, 643, e Ascoli, Arch. 
XIII, 302. L’ antico uso letterario fa talvolta eccezione per mino che si trova, 
per esempio, nel Codice Aragonese — ma è un latinismo; contro l’ opinione 
del Meyer-Lúbke, che vorrebbe l’ Umlaut soltanto da -1s, si potrebbe ancora 
citare viro del De Rosa nel costrutto verum est. 





36 PAOLO SAVJ-LOPEZ, 


contrario della corrispondente voce italiana — all’ analogia verbale. 
In momo il passaggio di declinazione avvenne troppo tardi perchè 
ne seguisse |’ assimilazione vocalica. Plurali semidotti: »obbele, sole 
(sing. sulo). 112 pers. conussie, 1% pers. conossco. 


Nella frase nullo piglierrite presune Y anomalia è solo apparente: 
presune è in realtà un plurale del solito presone.! 


Fuori delle condizioni per |’ umlaut, sempre -v- fuor che in 
mature Sing.: mature delore, lo frate maiure.? 


7. U. Sempre ben distinto l’esito a seconda della finale: 
pucczo, subburcu sepulcru, burgo ecc.; pl. suvene, piducchie, burpe 
‘volpi’; zovene sing., iodece, doce dulce ecc. 

A parte /i yorne. Da plov- chidppeto, accanto al part. debole 
chiuputa. 

Assai rare le voci semidotte come secunda, redutta, fusse. In- 
nanzi a vocale doc, dove duae, duy; tuo, toa, toe, suo ecc. 


8. 6. Costante e rigorosa, come sempre, |’ azione della finale. 
Muodo, luoco (ma regolarmente /oco illo-loco), muolo, suodo solidu, 
puopolo, cuoiro, fuorcze forsit, bruodo; pl. suone, cuoce. Semidotti 
¿oco, pl. omene. Così in posizione: cuollo, accuoncio, duosso, gruosso, 
cuorpo e corpo corpus, cuorpo colaphu pl. cuorpe e corpe, muorcze, 
apuostole, quattuordice, puorce. 2% pers. pruove, duorme, truove, puoy; 
ma vole *volis accanto a voy, vuy. Semidotti rostro, vostro, pl. 
vostre accanto alle forme regolarmente dittongate. Sing. e pl. 
occhie. 

Duonno si trova insieme con donno; quest’ ultimo proclitico. Il 
pl. cuonte *comiti testimonia per il sing. conte; invece munti 
‘monti’. 

Accanto a puosto le forme semidotte poselo, epposito. Si alternano 
respuosse e resposse; segno che non è avvenuta la deviazione ana- 
logica di g in q come in rispose. Inturno accanto al regolare con- 
fuorno è forse dovuto a proclisia. 


-Slus: Piccsulo Puteoli (cfr. i pl. cifrude, fasule nei Bagni. Su 
questo affinamento di /juo v. Arch. IV, 404—5; al Morosi pareva 
invece che il suo figghiulu leccese fosse da -dlus. Letterari sono 
qui figliole sing. masch., e figliolo. 

Innanzi a vocale: puoy, voy e vuy (che forse è vu(o)y); poe 
post, boe. 


9. AU. PI. puovere, Muore Mauri3 Auro, tresauro. 





1 Za casun ne’ Bagni, v. 271, andrà letto le casun. 
2 Anche nel Regimen, Cfr. Meyer-Lübke, Jtal. Gr. p. 42. 
3 Puoco si ha nel Memoriale di Diomede Carafa. 





38 PAOLO SAVJ-LOPEZ, 


Inoltre daffino ‘delfino’, malanconta; assiequio *exsequium per 
exsequiae, avolto ‘avorio’ e il solito pratale. 

Conservato in appertene ‘appartiene’. Assogliere sarà *adsol- 
vere, e non -ex. 

In o: a contatto con labiali Sansoverino, dommonio (con assim.),! 
romanire, remonorare si risente fors’ anche di onorare. Assim. in 
indonocchiato, ma anche tnde-. Scambio di prep. in progidicio, prom- 
metto ‘perm.’ Talora passa in #, sempre a contatto di labiale: 
Fuderico, dummanio, subburco sepulcru con assim., e così suplutura 
accanto a sobbellire e sibbillito. Qui intervenne anche lo scambio 
analogico con sub-. 

Caduta mediana: vorrà e volerd. Si mantiene in zenerd, ape- 
reva, Cepperano? ‘Ceprano’. 


14. Post. Arestofale; con assim. camara e camera. 

Nel iato si dilegua in voci letterarie come fología, Lonardo; 
ma /iale riale viato ‘beato’, lo spagnolesco crialo, riammo, accanto 
a beato, leato, leammo ‘leg.’, galeaccze; carreagi e carriaggie “carri- 
aggi’. Da aer atro; gailane pl. m. Gaietani. 

Finale. Non vw ha esempio d’ infiniti in -r:,3 o d’ avverbi 
in -menti, come in altri testi più antichi. La des. -e pl. di 3* decl. 
non ha nulla da fare con -es, come provano i mutamenti della 
tonica dovuti invece a un originario -s. 

Noto la persistenza costante della finale nei verbi accompagnati 
da enclitiche: esserele, audireme, ecc., e negli avverbi (finale mente 
ecc.) che continuano a venir scritti in due parole staccate. Invece 
‘ di gualche, sempre quale che. -E dell’ inf. coniugato (v. Zischr. f. 
rom. Phil. XXIV, 501) può esser sostituito da o, attratto dal -no della 
desinenza: esserono; ma più spesso rimane: essereno, faceremo. Cinco 
per anal. di guaffo ‘quatro’. Arte, oge conservano intatta la finale. 

Epitesi di e in este est (in frase latina) come nel Contrasto 
di Cielo dal Camo. 


15. 1 prot. Aferesi: faliane, vierno, e in taluni composti con 
in: nante, dulgencia, namora; mala "npresa. 

Generalmente in e: ma trovando : non si può inferire che la 
voce sia letteraria, trattandosi, in fondo, di una € che si prestava 
facilmente all’ equivoco. Lebberid, screvesse, merelavano, amecicia, 
vetloria, paresino ‘parig.’, deceva, esscrettura; nobbeletà, morteretate 
‘mortalità’; cosefore, servelure. 

Dis- diventa des-. 

In a: magliara, ass. contro il solito mz-; così incrimmanavano, 
ripracare ‘replicare’ e ripricare, sacralegio, sarvagia. Per ! it. ‘In- 
glesi’ si ha col manten. di a- angrise, come nel nap. mod. 


1 domonio ha il cod. L. 10,42 (Naz. di Firenze) della lettera nap. del 
Boccaccio; demone in altri mss, 

2 Cipparano nella Cron. di Partenope. 

3 Es. esseri nella Cron. di Partenope. 


APPUNTI DI NAPOLETANO ANTICO. 39 


In o: Sofirestro, con epentesi di 7, come in indullirenzia acc. a 


dudgencta: cfr. V it. filinguello. Cade nel gallicismo devengiare e in 
verdate, spagnolismo. 


16. Post. Di regola e; ma può esser conservato come 
quand’ è prot. dall’ assimilazione, o da una tendenza letteraria; e 
su ciò non giova insistere. Basti qualche rapido esempio. Poseto, 
prepostto; abbilo; mirabbele, notabbele; sollecetutene, desordene, vergene: 
-issimo -essema, pl. -isseme -esseme. -Icu sembra letterario: prubico, 
prubbica, frabiche. 

Caduta interna: arma anima. Inserito in sisima ‘scisma’, 
Goglierimo. 

In a con assim. as/raco, che è di vari dialetti settentrionali e 
meridionali; in -o pesole pensilis e, da y, martore. 

In iato: zattiare; ma feura, t'eolato con e second. 

Finale: sempre e, anche ne’ monosillabi (se, / illi) e nei 
verbi. Persiste nell’ art. /y e in /ufly, quasi sempre. 


17. O prot. Spesso conservato: non solo in voci come po- 
ca, ma anche rvolile, consiglio, morio. Più popol. u: Ruberto; ottu- 
mano, furtuna, furtonalo, scusute *scuciti”; umayo, murio, curlisie, pre- 
sunia, gruriuso, cuseture ‘cucitori. Quasi sempre fenomeni di 
assimilazione, come si vede. 

In a: anore, ma di solito on-; accaiso occasione, accetso, accisione, 
cainato, canossendo (seguo |’ uso di notar qui questi fatti che an- 
drebbero in tutt’ altra rubrica). 

Dissimilazione: delore, Belongnia, epposito;1 preposilo ‘prop.’ è 
scambio di preposizione come precura. Per assim. remmieo “romeo”. 
Notevoli ammeruso, valleruso, il primo foggiato nel secondo, che a 
sua volta ricorda lo spagn. zaleroso, foggiato nel verbo.? 

Cade iniziale in s/aro ‘ostaggio’. Inserito in ZLrobdano. Su 
Firincsa, firintino. 

Av. voc.: duana. 


18. Post. Permane in arboro. — Filosafe, astrolaco, leparo. 


Finale. Si conserva in como; e ricordo puro ‘pure’. Una 
volta “au per vao ‘vado’.3 


19. U prot. Non meno di ü, anche ü tende a esser sosti- 
tuito da o, quando non lo trattenga I’ assimilazione. Es. crodele, 
«ssfurtonato, furtonalo, cuslomato, sodarıo. Cum- dá ro-; sub- so-. 

Indenacchiate ‘inginocchiati’ altre volte è zndeno-, per cui e 
probabilmente un errore. 


Dissim. in securczo, remmore, sogecare subjug.; Picczulo (o 


! Trovo apposito per opp. nel proemio al Libro delli precept? di Diomede 
Carafa. 


2 Valeroso ha il Di Majo; ameruso Del Tuppo; la stampa della Cr. di 
Puttenope volunterosse. 


3 Una volta lore per loro, con evidente errore, 


40 PAOLO SAVJ-LOPEZ, 


Jrcczulo) Puteoli, corricsato ‘corrucciato’, prosincione; assim. in 
progédicio e forse in coliniello *columnellu (de fenesstra). 


20. Post. -ulus -olo (puopolo, pl. masscole ecc.). — Qualche 
volta la 3* pl. del pf. ha -e per il consuetó -0: essére exierunt, 
andare ‘andarono’, imsorare-lo inuxoraverunt. 

Av. voc. reltoaglía e viltuaglia. 


21. Dittonghi. AU. omento ‘aum.’; aucielle, audire-oderrile, 
laudaro, tresauriere. 

In a: ascoterrit:, arefece, Agusto, Agustino, arecchie. 

EU: Zogenio, Eoropa, Oropa ‘Eur.. 


Consonanti. 


22. Jj iniz. generalmente intatto: ja, junto, judica, jodece, ecc.; 
gettare e jellaose. Med. mature, pero; letterari saranno pegío, ma- 
gesstade. 

rj nelle voci popolari espunge il j: -arius -aro. A parte cuorro. 

vj: giz; bj dà £, anche dov'è scritto semplicemente /: agro, 
sogecarr, deio, aio, alotano ‘alloggiano’. Cons. + bj: scangio. 

sj: presone; camisa, marvaso. Perusia accanto al pop. Perosa. 
Una volta vassare basiare, che di solito ha -s-. Da occasione 
acchaísone e accatso.+ Nessun $ da sj, come in più antichi testi.? 


nj: ngn; sengniore ecc. Sonnalo è da *somnatu, cfr. Arch. 
IV, 161. Accanto a dingnaio, si ha Jilgliayo, con assim. progressiva; 
e così .1lalglio ed Alangnio ‘Anagni’. Dumminiava può ricordare 
lo sp. domeñar. 

cj : ers, suono di cui s' avrà a riparlare. Faccsto, faceze facies; 
scaucso, caucsolaro, lancse; czoe. 

dj:g. Ogie (e oye), tnguagiare (letter. inguadiare), assegiata 
ecc. Mangiare e mancziano. Mediu mieccso. 

gj: letter. naufracio. 

tj. Oltre le normali riduzioni italiane, noto i casi di s per cs: 
forsa, sensa (e sencza).3 Questa grafia non è infrequente nelle lette- 
ratura del tempo, e non può aver altro valore che grafico. Abbon- 
dano naturalmente forme semidotte come sacia, insaciebbele, ame- 
cicia ecc. 

Ptj: cacesa, caccsiata (caccziao e cassao); accuonczano e accon- 
ciale, accongiare. 

pj: saccso. 


23. Merita un cenno a parte la determinazione del valore 
da attribuire al segno ccs come continuatore d’ alcune combinazioni 


' Regimen: avcasone, Del Tuppo: accuz one. 

2 Cir. Arch. II, 370n. e IV, 160n. Nei Bugni, rascione. 

3 De Jennaro, canz. I: a/sarsi, sensa; Galeota: sensa, forsa. speransa. 
mensocna, cansone ECC. 





42 PAOLO SAVJ-LOPFZ, 


medesimo. A un certo punto egli avverte: ,,Lo re arera una figlia 
chiamata Sancza, el nuy la chiammamo Czianczia; dove il primo 
nome vuol essere evidentemente lo spagnuolo Sancha. 


24. L. Da notare rapille ‘lapilli’; ofiritate “util”, morteretate. 
Stuoro e stuolo. 

Bossoda e bossola. 

Se la grafia di follere è dotta, più giova ricordare male tolleto: 
cfr. Paradiso V, 33. 


L è rammollito in saglire, saglie. 

Seguito da dentale, palatina o sibilante passa regol. in # come 
nel nap. mod.: cauce, auto, fauccze, gaudo Wald, defauto ‘diffalta’. 

Questo « non dilegua, anche se lo preceda altra voc. che a: 
rourze,® (accanto al cond. rócera e a volce). Viceversa dilegua sebbene 
preceduto da a in alaro, accanto ad alfaro. Inoltre suodo solidu 
e assodato ‘assoldato’; ufimo, utimatamente, la lutima con agglut. 
dell’ articolo (e anche w/4mo); mute multae; doce, docize ‘dolcezze’. 

In r: cortellata, cortellessa ecc.: forse perchè in formola atona? 

Innanzi a gutt. o lab. si ha r: burpe vulpes, cuorpo colaphu, 
corpa, arcune ‘alcuni’, Burgarie. 

Assim. a cons. seg. in daffino. 

I’ R vorrà vorria acc. a volerta. 


25. FL: forme letterarie come p. es. pracere;? ma chioppelo 
(part. torte di ‘piovere’), schianato, acchiunpimiento -cumpl.,3 con 
metatesi; chiummo. Da templu fienpo; da plenu pino. Esspenno, 
essprennam nte ‘splendid’. Semidotti essenpro, ripricare, prubico-plubico 
publ.; replubica. 


CL dà chiammare ecc.; semidotto cremmencia, crerica, concruse. 

GL gliandola,3 dov' è evidentemente /; angrise. 

Altri esempi di metatesi oltre quelli riferiti: curvacchao ‘ca- 
valcò’, suplutura. 


26. R. Dopo cons. dileguato in scontaza ‘scontr.’, esspubbedulo 
‘sprovveduto’. Finale, scompare in quatto, soro. Fra vocali è, 
come si vedrà dalla morfologia, costantemente geminato nel futuro; 
invece la doppia appare scempia in guera, fera, Engreitera, corevano, 
contre la più frequente conservazione. Frequente la caduta nel 
gruppo TR: /erresto, maisto, esscuate (esscuatre), valeste ‘balestre’, pl. 
patrennuoste; oltre dereto. Patrinu pafino, come nella lettera del 
Boccaccio; ma pautre, pdtremo. 

Oltre il solito reyguedidere, va notato il d in messtiede. Dissimi- 
lazione in gilifarco, vdorifele: viceversa assim. in flagele. Dileguo 


1 Divenuto poi zose (p. es. nel Basile); oggi sostituito dal pf. debole. 

* Chiacere è nella lettera nap. del Boccaccio, e parve ,,grosso errore “ 
al Galiani; ma cAracı ha pure il Contrasto di Cielo. 

3 Ch. il romagnolo cimpl, il sicil. chdumpiri, N. Arch. XIII, 362. 

* Cfr, ibid., pag. 437. 


APPUNTI DI NAPOLETANO ANTICO. 43 


per dissim. in remmieo ‘romeo’, pruopia (ma propria), arbitio (arr- 
brtrio, arbritio). 

Metatesi: stremminio, prommetie ‘perm.’, Breongnia ‘Borgogna’, 
patrennuoste ‘paternostri’; frabbica, preta; essturmiento ecc. Ri- 
cordo anche Coracie ‘Croazia’. 

Parlate ‘prelat? sarà per infl. di ‘parlare’. Notevole metatesi, 
se spontanea, :indorcafo ‘broccato’. 

Propagginazione dir: zuernardy, bralestrata. — Calistro, ‘Callisto’, 
alestre si risentono del suff. -tr-. 

Fulto ‘furto’ è voce semidotta. 


RS si assimila in susso (e suso), duosso, esscopesse ‘scoperse’; 
muncczo MOTSU. 


27. v. Salvo pochissime eccezioni, fra cui qualche v iniz. 
geminato in 66, di cui avremo a riparlare, è raro il caso del- 
' alterazione iniziale, anche se precede una proclitica: come in # 
iurpe ‘volpi. Un pajo di volte trovo la prostesi: fo vuomo, in 
mira. Epentesi di iato: puraviso, e una volta sola dove per il solito 
“oe duae. 

Frequente caduta interv.: sarssimo ‘sav.’, pf. /roao ecc.; vidanda 
‘vivanda’. Noto ancora Serie ‘Serbia’. 

Nella 1* pers. del pf. deb. si ha il più sovente dileguo: 
alloay, fagliaime ecc., ma può anche mantenersi: pigliare, nutricave. 
ll mantenimento sembra esser di regola ne’ verbi con -1: vesstive, 
cusre; e, sull’ anal. di questi, cadive, pussidive. — Diere dedi ha 
subito influssi analogici (si veggano le note morfologiche). 


28. w iniz. è regolarmente g o gu: guudo wald, ganche 


‘guance’, guera, inguadiare. Interno Suavia; frera potrebbe essere 
un gallicismo.? 


29. F è geminato in maniffica, diffette. 


30. s. Lasciando il notissimo Cicilta, rimane intatto, fuor 
che in alcuni gruppi consonantici. | 


NS: Suncsone, Alfonczo, Alfuncine, pencerrimo, pincirre. Sebbene 
il segno c manchi di cediglia, vale indubbiamente ¢ (ds). Notevole 
an ‘seno’. Essendo preceduta dalla prep. mm, l’ iniziale è come 
se facesse parte del gruppo ns. — A parte 7ense. 


LS, RS: faucza, pf. voucze (volce, volcero, cond. v'olecra), tourcze; 
funrize, muorczo, murcaille, securczo, Corcica. Ma anche fuorse, persune,3 
insenbra ecc. 

SU: fosse posuit. 

Finale: cray, ey est, poe, po post. 

ss è sovente scempiato dopo I’ accento: miso, succieso, con- 


! Cfr. il nap. mod. vavone avu; come a Campobasso #147ç ecc, 
* Nel Codice aragonese freuga. 
3 Persona nella lettera del Bocc., come nel nap. mod, 


44 PAOLO SAVJ-LOPEZ, 


cieso, commiso, imprommiso, pf. procese (ma prociesso, grassa ecc.). 
Non entrano in questa rubrica per diversa ragione nè pocczo *potjo 
nè zascio e vassio *bassiu. 


31. SC è scritto sr, ssí o anche s: cussino, crissute, rencressie, 
dessiese, lasstve; resusilaro. 

Iniz. siendere, stese, sisero, stencia, sisima ‘scisma’. Come si 
vede, a questa grafia non sfuggono nemmeno le voci semidotte.! 


32. x. Interv. ss: essenpro, esserrato, lassao. Forse sonó s' 
in esse exit, esseno, appoggiato a cons. :nsorao inuxoravit, ##510 
—incio exiit. 

33. ST sempre conservato, cfr. Arch. IV, 168 per i pron. chzsso, 
chessa da -ipse e non da -iste. In risfiste ‘resiste’, se non è 
errore, è influsso dell’ ultima sillaba. Metatesi stentine ‘intestini’. 

Osservo, infine, che davanti a conson. abbiamo quasi costante- 
mente ss per s: usanza non frequente nelle carte napoletane del 
tempo, ma di cui si hanno esempi fin dal trecento. Qualche volta 
sarà semplice abitudine grafica, tanto che troviamo, p. es., apersseno 
ecc.; ma forse innanzi a 4, g, e a qualche altra cons. ss può 
corrispondere a $, in conformità con la pronunzia moderna. 


34. N. Dissimilazione: arma anima, magnialimo ‘magnanimo’. 

Assim. alimalia animalia in frase latina.? 

Insire, ensire exire ha |’ epentesi solo in forme arizotoniche: 
esse, ésseno: come in ant. genov. ecc. Nce ‘ci’ sull’ anal. di nde 
inde. Vende per ‘vide’ é errore. 

Costante la caduta nel gruppo NS: appiso, spase ecc. Patiero 
‘paterno’ sarà errore; cfr. matrerno. 

Assim. con |’ iniz. seg. in de-/o ‘ben lo’, bel-lavata ‘ben l., 
com-madamma ecc. Dubbio è mollo: essendo no assai più comune 
di non, è probabile che sia qui no-//o, come ve-/lo, me-llo ecc. Ma 
per questo, come per la geminazione di zx-, v. n. 40. 

Caduta: so sunt; renucczao renuntiavit. Ne paragogico è 
raro: Slane, lene, mene.* 


35. M. Av. lab. costantemente 2. 

Assimil. notevole in cappare accanto a ranpasse. 

Normale la geminaz. interv. femmena ( femena), Romma (Roma), 
comme (como), ammore, ammata, chiammare, lemmosene; fracelumme 
‘fracidume’. Per la 1? ps. dell’ ind. pr. v. la morfologia che seguirà. 

Combenda ‘commenda’ sarà per infl. di prebenda? 


1 Del Tuppo: Sipione, septro, risignolo acc. a riscingiolo. 

? Armalia nella Mascalcia del Rusio è voce popolare passata al sing. 
fem. Cfr. il portogh. armalha. 

3 Così generalmente nelle scritture volgari del sec. XV: ma nella Cron. 
di Part. leggo essuta presso insuta. In Del Tuppo il noto angonia per 
‘agonia’. 

4 Zune nella lettera del Boccaccio, 





46 PAOLO SAVJ-LOPEZ, 


cade: s/reca, casticato; feura, briantino, duana, briata, Raona ‘Aragona’, 
leammo (legato), Breongnia ‘Borgogna’; vae ‘vaghe’. 
In sillaba fin. di proparossitono astrolaco. 


40. GN da il solito meridionale cainato; ma reino accanto a 
renno non mi par sicuro: potrebb’ essere uno spagnolismo. General- 
mente la grafia nn: renno, dinno, sinne, O n: rend, renao, assinare. 
Naturalmente si sentiva qui la grafia spagnuola. Infine, si ha so- 
vente ngni O ngn: singnio ecc. 

G + cons. cade in Matalena, prena, treva, frito (se non è 
errore per friddo) 


41. G'. Non m'è chiaro jisfe ‘giostre’, cui non basta a 
spiegare un influsso di ‘geste’. Noto il gallicismo yoeffe. 

Interv.: regina, legie ecc.; reggina; sactha, ley ‘tu leggi’, accanto 
a liege, fuire, corree, faito, maistro. La pronunzia di paro è indi- 
cata dal corrispondente pagío; in santo Giorio (mod. Jorio) ha 
parte la dissimilazione. D per G in :ndenocchiato. 
Non andrebbe qui ricordato il pl. coffe, che corrisponde pel signi- 
ficato all’ ital. coppa, sp. chupa (Diez, Et. W. 1) mentre I’ arabico 
giubbone, sp. jubon ecc. è rappesentato in Del Tuppo da juppone.! 


42. T è sempre mantenuto. Zando su quando, per la comune 
significazione temporale (mod. /anno ‘allora’). Sadesfare ‘sodisfare’, 
redifico *ratifico’ non sono che storpiature ingenue di voci letterarie. 
Su /rado v. il n. 3. Decedotto ‘diciotto’ sarà da decem-et-octo 
(Arch. IV, 147 n.) o non ha il d in epentesi di iato come vidanda? 
— Normali sono spata, sirata, curreluro ecc.; criado passando 
dalla Spagna s’ è visto ristorare la sorda in crialo; spagnolismo è 
desscreo. 

-tate è sol raramente ridotto a -éd (cild ecc.): potesstale, me- 
late, citate (citatine) ecc. Verdate è forse spagnolismo: ma lo tro- 
viamo già nel Regímen, e questo fenomeno del rt in rd è comune, 
con altri dialetti, al napoletano, sebbene il testo qui non ne dia 
altri esempi;? ché viceversa troviamo Jombarfa. — nt non si trova 
ridotto nd: ma per tal trafila sarà passato guann’ quantu (quann' 
al-fe ‘quanto a te”. — An/e, nante continuano direttamente ante; 
ma altre scritture del tempo presentano forme diverse.3 

Da tu: potte pf. — Aufiro non è che un capriccio grafico; / 
inserito in /strael. 


43. D iniziale si mantiene, alterato, in farcenale ‘arsenale’, 
voce comune in tutto il ’400, che ricorda il sic. Zirzand, lo sp. 
atarazanal e il nap. mod. /árcera (cfr. ital. darsena). 


1 Non ho trovato nel De Rosa inzeyno, come nel Cod. Aragonese e 
nelle rime del Galeota. 

2 Ma veri spagnolismi sono verdatero nel De Majo, c. XI, e verdatiero 
nel cod. XIII AA 39 della Cron. di Parten. (Nazionale di Napoli). 

3 Innancı, innance, nance. 


APPUNTI DI NAPOLETANO ANTICO. 47 


Interv. cade facilmente: Corrao e Corradino; creo, deo dedit, 
Surapia ‘Serapide’, para(vjiso; Tao, vaa, ra, e con g epentetico 
taga.! 

Inoltre zo, zeano. Obberiamo per obbede-. Passaggio alla sorda 
in agratevele ‘gradevole’. 

ND raramente si assimila: donne deunde; desideranno, contro i 
soliti gerundi con ad. Un addo, fra moltissimi andò, è errore. Da 
splendidu, essprennu e esspennamente. 

D secondario gemin. in requeddere. 


44. P iniz. conservato in fofeca; conservaz. int. in voce letteraria 


arcepisscopo, e inoltre recepio, receputo,2 Ma popolare è sape. — In 
-b-: sebbellire, abbrile, subburco sepulcru, ciabrello. — In -v-: pa- 
riglione. 


a 


La doppia è scempiata in popa ‘poppa’, forse non indigeno. 
PT: grocta, grulle; semmana ricorda lo sp. semana; è anche mod. 
Suberbia, se non è spagnolismo. è dovuto ad assimilazione. 


45. B iniz., il più delle volte v: vandere, valeste, varva, vando, 
rusarosse, vialo, verere (bevere), rossco (bossco). Ma bossoda ‘bussola’, 
boccole. Interno fra vocali sempre v: sivo ‘sego’, frivolo. Erbayo 
è letter. accanto a arzvayo. 

Nell’ imperf. è rara la caduta del 7 =b (v. la morfologia). 

Frequentissima la geminazione: con -abilis ecc. si ha ¿n- 
saciebbele, notabbele, piacebbele, mirabbele; e, più rari, piacevele, rencressi- 
sk A parte possebele. Inoltre: Robberto, jeblelio ‘giub.’, libberao, 
robba ecc.; dibberea ‘livrea’. 

MB in mm: gamme, trommella, chiummo — piummo (chiumbo) 
plumbu. Viceversa /robbelfa, abbassiature ‘ambasciatori’. 

BU: appe habuit, seppe *bibuit. 

Un’ ultima considerazione merita Offrufo, metat. per Ollufro 
octobre. Non è oggi forma viva, ch’ io sappia, nè saprei darle 
riscontri oltre le note forme col suffisso osco-sabellico -fru. Cfr. 
Arch, N, 1—17. 


46. Geminazione. 1 piü comuni casi di raddoppiamento 
sono stati accennati; in quanto a rr nel futuro, si vedrà la Morfo- 
logia. Noto che ne’ composti con ad- si ha raramente |’ assimi- 
lazione (abbracczaro ecc.), e più spesso il / scompare: acordado, 
afatuchiarte ‘fattucchierie’, uconpangnidrele, atendeva ecc. 

In generale il cod. è ricco di esempi di raddoppiamento del- 
l'iniziale dopo taluni monosillabi: 

et. et ppiglia, et ppo, et ddárele. Naturalmente il / si scrive 
per pura abitudine grafica, sebbene in realtà si trovi assimilato 
nell’ iniziale: ep-figlia ecc. 

da tie. 


1 Quando dice vaga 1’ uno per l'autro, si potrebbe pensare a un 
‘valga’; ma altra volta si legge vaga proprio nel senso di ‘vada’. 
* Recipir in Del Tuppo è uno spagnolismo. 


48 P. SAVJ-LOPEZ, APPUNTI DI NAPOLETANO ANTICO. 


per /fine, che già era, come oggi, pe /fine, o meglio pef-fine. 

im; probabilmente poteva non avvertirsi la pronunzia di n: 
altrimenti non si spiegherebbero in pprima, in gguardia, in Sscaronia 
‘Schiavonia’. 

con Multa (mod, co’). Inoltre: ro Mmaria, co mmadamma. 

che raddoppia non solo da quid, ma anche da qui, indistinta- 
mente: che mme, che sso, che llegite ecc. 

l'in qui si € trattato di assimilazione. Invece è raddoppiata 
veramente |’ iniziale nei casi seguenti: 

lo (figlio, lo pprisiento, la bbella, le pporte, le ttere. 

de Llorito, de mme, de Nnarara, de Ppetrucczo. 

Non ho contato esempi come fra lle, infre lle, potendo essere 
continuazione della doppia di ille ecc. 


47. Passando ora alle voci polisillabe, non trovo di regola 
ucminazione dell’ iniziale prodotta da precedente parola ossitona. 
Inveco oltre alcuni radoppiamenti prodotti da como ed uno (como 
foro, una verga, uno cane), trovo una piccola famiglia di esempi 
isolati che sfuggono a qualsiasi determinazione: zudile ccomo, carosa 
dde te, piccolo tienpo, in Gaeta qquatto, ly figlie sse rebbellaro, lo 
fece sstrassinare, lassa ffare, illustrissimo ddwa, sengnore tuo, tutty 
ppresune, fece ppartire. 

Qualche volta si possono trovare le forme oblique del pronome 
con raddoppiamento della conson., anche se appoggiate a voci 
parossitone o proparossitone: sapendo llo, facezeva Ilo, preao lle, 
frese lle, pórtano te. Di queste forme, le quali ricorrono anche in 
Del Tuppo, il Mussafia trovó alcuni esempi nel cod. A del Regimen. 
Ma da ille non è a parlar di geminazione; quanto a ffe, si può 
convenir col Mussafia che sia difficile attribuirgli un valore fonetico. 


(Fortsetzung folgt.) 


PaoLO Savj-Loprz. 


Neue Lesungen zu den Reichenauer Glossen. 


W. Foerster hat in seinem im Verein mit Koschwitz heraus- 
gegebenen altfranz. Ubungsbuche, II. Auflage, Leipzig 1902 S. 1—27 
die sogenannten Reichenauer Glossen aus der Karlsruher Hand- 
schrift 115 zum Teil herausgegeben. Durch die gütige Vermittlung 
des Herrn Professor H. Schenkl war es mir möglich, eine Nach- 
vergleichung vorzunehmen, die folgende Berichtigungen zu den 
Lesungen Holtzmanns, Germania VIII, S. 404 ff.; Diez, Altromanische 
Glossare, S. 5 fl. und Foersters, I. c. ergeben hat (die Zahlen be- 
ziehen sich im Folgenden auf die Záhlung bei Foerster): 


21. Exercere terram: operare in terra; 
30, 31. Non quibant: non poterant 
[Ri]xa: iurgium. contentio. 


35. Leuo manum meam addin. id. 
iurop. 

39, 40, 41. Ferus: durus . deorsum 

E regione: contra 

Postericia: 


52. Bucella panis: partem panis; 

73. Ablactat{us]: a lacte ablatus; 

80. Arena: sabulo; 

90. Preerat: superit; 

94. Sorbendum: bibendum . Sorbeo: 
bibeo; 


in terra (= terram) 
Invocauerit adorauerit. /conte |:|||!]|| 
Non quibant . non poterant. (Ri)xa. 
Jurgium. ctentio. w.s.w. Also: 
Rixa: contentio (Gen. XIII, 7) 
Jurgium: contentio (Gen. XIII, 8). 
A cede. a pugna /dm 
Leuo manú meá addm. id iurop 
Also; iuro per deum. 
Ferus. durus /dorsü 
E regione . contra Posteriora! Also: 
Ferus: durus 
E regione: contra 
Posteriora: dorsum 


Bucellá, — Bucellam 
Ablactat’ = Ablactatus. 
Arena? 

Preerat, superat 

bibo 


1 Posteriora steht unzweifelhaft in der Handschrift; in der Verbindung 07 
wird immer das Zeichen 7 verwendet, sonst r. 


? Vgl. die Vulgatastelle Gen. XXII, 17. Arenam. 
$ Die Schlinge des a ist verwischt, doch das a ist unverkennbar. 


Zeitschr. f. rom. Phil, XXX. 


4 


50 JOSEF STALZER, 


150. Conparauit: adsimulauit; adsimilauit! 

181. Furtim: p fastü; Furtim. p furtu? 

190. tincte; Anmerkung: i in tencte aus e gebessert.* Davon ist nichts su 
sehen, viemehr ist das letzte e aus i verbessert. Bei maculenti ist die 
Besserung vergessen worden. 


195. Squalor: sorditate; Squalore 

196. Ubertatis: festiu|tatis abundantia;  fertilitatis ® 

199. Excederet: supermotaret; supmontaret = supermontaret ® 
227. Sceptrum: uirga realis; regalis. 

255. Consparsam: pistritam ; Conspsä = Conspersam 5 

294. Exempla: similituda; similitudo ® 


311. Aruinam: se: um pingue; Anm. „se: um ein Buchstabe, wahrscheinlich 
u, weggewischt. u ist gut sichtbar. Es heifst die Glosse in der Hand- 
schrift: 

Aruinam seuum, pinguedinem 

404. Poplite: iuncture ianiculorum. uel reliquum menbrorum. Anm. HD re- 
liquorum. Die Handschrift hat: Ploplite ohne Tilgunyspunkt und reli- 
gorum, wie Holtsmann und Dies recht gelesen haben.* 


408. Jaciens: desiactantes; Jaciens tesiactantes = 
Jacientes: iactantes.® 
435. Ferrata carpenta: ferrca Carra; carrea. 
447. Area: dansi; dansia ? 
450. Ropia interpretatur excelsum; Roma (= Rama).? 
452. Coegerunt: conpulerunt ane- anetsauerunt. 
tiauerunt ; 
454. Desiluit: salliuit ; Desiliuit 
459. Ualue: fenestre . iunue . postes. ianuell 
ostie; 
479. Solidates; firmates; Solidatef. firmatef = 


Solidate sunt; firmate sunt. : 





1 ¿¿ durch Rasur undeutlich. 

2 y von furtum ist undeutlich und sieht einem a ähnlich. Doch r/ in 
der Handschrift unterscheidet sich sehr wobl von sf. 

3 Bezüglich rf vgl. die vorausgehende Anm. / ist verwischt, doch lesbar. 

4 n ist von derselben Hand darüber geschrieben. 

5 Conspersam steht in der Vulgataausgabe von Tischendorf im Text, die 
Handschriften haben nach seiner Anmerkung allerdings Consparsam. 

6 o war mit einem Kleks aus gelblicher Masse bedeckt und sah einem 
a leidlich áhnlich. Durch einen leisen Druck mit dem Finger fiel sie ab. 

1 Hs. reliqozum; 07 (vgl. N. 41 Anm.) sind etwas nahe aneinander geraten, 
doch nicht zu bezweifeln. 

$ In der Vulgata steht an der betreffenden Stelle allerdings: zaciens 
(Iudicum IX, 53). 

® Foersters Anm. ,,£(?) von darsi ist unten bauchig und geschweitt, wie 
sonst keines im Cod.; oder ist sí == k? sicher danea, vgl. 851 sicheres danea.“ 
Es ist kein bauchiges 7, sondern die Abkürzung für #2, wie sie in guía öfter 
im Codex angewendet wird. Also dansia. 

10 Siehe Vulgata, III Regum XV, 17, 21, 22. Vgl. Eucherius, Instr. ed. 
Wotke p. 146, 1 ,,Rhama excelsa, in euangelio: uox in rhama audita est, id 
est in excelsis . est tamen et ciuitas quae Rhama appellatur. 

11 F, hat den Trennungspunkt zwischen fenestre und tanue als : gelesen. 
Die Schleife des a ist etwas undeutlich. 


NEUE LESUNGEN ZU DEN REICHENAUER GLOSSEN. 


. Efferatus: mente ferma; 

. Spelunca: concauea saxa; 

. Consumasset: finisset; 

. Discumbere: sederel supercubitu 
iacere; 

. Dolo: ansidiis; 

. Oportunitate: gaforium; 

. Precipitauerit: deorsum iactarent; 

771. Calam’. penna — unde litteras; 

[scribuntur ; 

Aceruus: comólus, 

Appetitu: desiderium; 

Desidia: Pagritia, neglegentia; 

Inpenetrabilis: interioribus; 

Inpiorum: nonpiorum; 

Kalende: conuentiones;? 

Nonnulli: multi; 

Neotericius: nouitius 1 neoficus; 

Pignarus (s?): uuadius; - 

Rita: inaceria (so) incastrata; 

Suscendunt: sprendunt; 


834. 
842. 
889. 
968. 
971. 
977. 
998. 
1003. 
1047. 
1067. 
1084. 
1143. 
die Glosse nirgends finden. 
richtig srelesen, 


SI 


faerina.! 
concau(a)ta 
Consummaset. 
cubitü = cubitum. 


insidiis ? 
Oportunitatem. 
Precipitarent. 
penna Ì unde, 


Aceruus. comölus. inmaturus. 
Appetitum. 

neg | glegentia. 
Inpenetrabilibus. 

Impiorum. 


Nonnulle . multe. 
Neotericus. 

Pignarus (— Pignerarus ?) 
maceria 4 

Succendunt 


Victus esca hat Foerster aus 39va der Handschrift gelesen. Ich kann 
Wahrscheinlich hat Foerster folgendes un- 


Vir a uirtute 


dict’ est,5 
Vir a uirtute dictus est 


Die Handschrift ist allerdings, wie Foerster I. c. Sp. 1 u. 2 
angibt, durch Feuchtigkeit arg mitgenommen, doch ist die Schrift 


zu entzifiern. 


Es kostet einige Mühe, aber dafs es möglich ist, 


will ich durch die Abschrift der am ärgsten verwischten Kolumne, 


die des Buchstaben Z zeigen. 


. Latente: ocultante. 


Legio: sex(milia) populi? 

Leuita: minister 

Laquear(ia): celatura® 

Libenter: uolüptarie. 

Lauacrum: baptismum a lauandod dictum 


Labere: exlubricare (978) 
Lues: mortalitas 

Lites: contentiones (979) 
Limitem: limptarem (980) 





1 Foerster Anm. ferma (e aus a korrigiert); hs. færina; es ist dies keine 
Korrektur, sondern ae dient dazu, den offenen e-Laut auszudrúcken, eine Er- 
scheinung, die sich im Cod. ôfters findet. 

2 Durch einen Kleks vor dem ? lies sich Foerster verleiten e zu lesen, 
welches in der Handschrift ganz anders geschrieben wird. 

3 Anm. „e in Aalende unleserlich“. e ist ganz gut sichtbar. 

4 So las schon Holtzmann, 

5 est ist etwas verwischt und undeutlich. 

6 Die Zablen in Klammern geben die Numerierung Foersters l, c. an. 

1 Vgl. G. Goetz, Corp. GI.L.IV,533,13 Legio sex milia sunt; V, 369, 41; 
418, 41; 427,11 Legio sex milia. 

* Laquear(ia): @ aus e gebessert. 


4* 





TALZER, NEUE LESUNGEN ZU DEN REICHENAUER GLOSSE! 


381) 
priscellus (982) 
zuriose 


tatur laborans.? 

o (984) 

enter lego 

sterna habet aquam ? 
la: vigilia 


: io) fast unleserlich. 


Latro a latendo dictus 

Ludibriis: inrisiones 

Lasciuiae: incontinentie 

Liberi: filii 

Litum: lotatum. unctum $ 

Lacesciens: prouocans 

Largiente: donante 

Labe: corruptio. 

Luculento: claro 

Licet: quamuis (985) 

Latens® 

Lena: toxa lectarium (986) 

Lex: constitutio populi . quam maiort 
natu cum plebibus sanxerunt. 

Lex a legendo uocata quia scripta est. 

Lignum: arbor. fustis. 

Lacus: fouea . fossa 

Lactantium: (m)ulieru)m € 

Lustrauit: circumiuit 

Lapatei: genus erba 

Labentibus: exlubricantibus (987) 

Libenter: uolumptarise. 


ucherius instr, p. 141, 12 Lia laboriosa, Isid. orig. VII, 6, 36 Li 


sa U, 3. W. 
terna unsicher. 
aniare unsicher. 


ì ist als Lemma behandelt, Unctum. 


fehlt, 


est ausgewischt und daher unsicher. 


JOSEF STALZER. 


Di un antico volgarizzamento inedito delle 
» Epistole Morali“ di Seneca. 


L 


In quella vaga armonia di concetti e di forma tra lo stoicismo 
nell’ età imperiale e il cristianesimo — donde la leggenda che 
mette il Precettore di Nerone in corrispondenza epistolare con 
S. Paolo — è da cercare, per quello che io estimi, la ragione 
prima de’ molti volgarizzamenti delle opere autentiche ed apocrife 
di Seneca, il paene noster degli antichi scrittori cristiani, nei 
secoli XIV e XV.1 

De’ quali volgarizzamenti fu già mio proposito di raccogliere 
tutta la silloge sotto il dantesco ,,Seneca Morale“ collo studio dei 
testi e delle rispettive famiglie, e, senza tener dietro alla fortuna 
senechiana nelle traduzioni posteriori del Caro del Varchi del 
Doni del Serdonati, circoscrivermi dentro i limiti del Trecento e 
del Quattrocento. Di fatto raccolsi materiali anche pel trattatello 
de providentia e pel Libro delle quattro virtù, attribuito a 
Seneca. Ma, non avendo le circostanze corrisposto all’ ampio 
disegno, mi limito, per ora, a dar fuori (ridiculus mus?) queste 
poche noterelle critiche sulle Epistolae morales ad Lucilium 
volgarizzate, |’ ultima e | ottima delle opere del filosofo di Cor- 
dova e tra le più famigliari nel medio evo.? Numerosi i codici 
che, o tutte o in parte, le contengono, nè, al presente, avendo 
potuto collazionare che quelli di Firenze, i quali se sono forse 


1 Paget Toynbee, Seneca morale, in Giorn. Stor. d. Lett. It., vol. xxxv, 
peg. 334—338. — Cfr. C. Rosmini, Della vita di L. A. Seneca, lib. quarto, 
Rovereto M.DCC.XCV., e A. Graf, Roma nella memoria e nelle inmaginazioni 
del m. e. Torino, 1883. Vol. IL, pyg. 278—293. 

2 „E una raccolta di 124 lettere, in XX libri (tanti n’ abbiamo noi: ma 
Gellio cita un libro XXII) dirette all’ amico Lucilio (procurator in Sicilia, 
Y autore probabilissimo del poemetto Aetna), ma scritte col proposito della 
pubblicazione. E l'ultima opera di Sencca, scritta dopo il suo ritiro dagli 
affari, quindi tra il 62 e il 65... 

Degli scritti di Seneca è questo il più atiraente, e quello che mostra non 
solamente la maggiore originalità di vedute, e in sommo prado quella sua facoltà 
di cogliere sul fatto la coscienza umana nel labirinto de’ suoi più intimi recessi.“ 
C. Giussani, Lefterutura Romana, fasc. 53-54, Peg. 344—345. Ed. Vallardi, 
Milano. 


54 LUIGI MANICARDI, 


e senza forse i migliori non sono certo i soli,! però pubblico in- 
tanto questo brevissimo saggio. 

Se uno o due siano i volgarizzamenti dell’ epistolario sene- 
chiano; se la traduzione sia fatta dal latino o da una lingua 
romanza, e se debba o no attribuirsi ad Andrea Lancia, ecco i 
quesiti che mi lusingo d' avere sciolto, correggendo alcuni errori 
tanto più facilmente accettati finora in quanto poggiavano sul- 
l’ autorità di persone dotte. 

Strano che nell’ odierno affannarsi dietro a testi — non 
sempre di primaria importanza — il nostro sia passato al tutto 
inosservato e rimanga tuttora inedito! 


E perchè si veda subito quanto questa mia esclamazione abbia 
che fare colla usanza invalsa tra gli studiosi d' innalzare con lodi 
iperboliche ogni scartafaccio inedito, giova qui riportare i giudizi 
che del nostro volgarizzamento dettero i Deputati, il Borghini, il 
Salviati e il Bottari, persone, credo, abbastanza competenti in fatto 
di testi antichi. 

Già I’ essersene servito i Deputati, di cui sono le parole che 
seguono, per ristabilire la vera lezione in molti punti discussi e 
incerti del Decameron mi pare che voglia pur dire qualche cosa. 
» Epistole Morali di Seneca translatate in questa nostra lingua 
avanti |’ anno 1325. con voci molto pure e naturali di quella età, 
simile a quelle di Dante e del Villani: e forse hanno anco un 
po’ più del vecchio che questi due Scrittori.‘ 2 


Vincenzo Borghini, uno dei su detti Deputati, insiste che 
hanno molta e buona lingua di quel secolo [XIV].3 E il 
Salviati non si perita di dichiarare che le stima ,,altrettanto e più, 
che si facciano quei valentuomini [i Deputati], e quanto alla favella, 
e quanto alla scrittura tra le migliori prose del miglior secolo 
crediam che sia da riporlo. E benchè sparso vi sia per entro 
qualche voce grammaticale, e alcuna anche ve ne abbia delle 
Francesche, sono tuttavia piccol numero verso le tante pure, e natie, 
che continuo vi si ritruovano, e gran ricchezza del volgar nostro 
in quel volume è racchiusa“ Mgr. Gio: Bottari, quello che tra 
breve ci darà molto filo da torcere, non contento di chiamare il 
nostro testo ottimo ... perchè assolutamente è tale, esce in 
queste enfatiche parole: „Ed oh quanto s' accrescerebbe il capitale, 
e la ricchezza della nostra favella, e oh quanto benemerito sarebbe 
di essa, e della repubblica letteraria, e quanto di lode s’ acquiste- 
rebbe chi lo desse senza mutazione alcuna, fuori che nell’ orto- 





1 Ve ne sono molti altri, ad es. a Venezia, a Rovigo, a Udine, a 
Prato ecc. 


2 Annotazioni dei Deputati alla correzione del Decam. Proennio. Fir., 
Giunti, MDLXXII. 


3 Cod. già Guicciardini 92. 
4 Avvertimenti, lib. 2°., pg. 98. 





56 LUIGI MANICARDI, 


del carattere, e alla diligenza del correggere sacrificare 
il guadagno. 


II. 


Ed ora la prima questione: se uno o due siano i volgarizza- 
menti delle Epistole. 

I Deputati, nel Proemio alle Annotazioni, s' indugiano sul 
nostro testo che adducono per esempio delle voci antiche scambiate 
nelle moderne. Dopo avere osservato che la traduzione non può 
essere posteriore all’ anno 1325, , confessando quel volgarizzatore 
averla fatta ad istanzia di Riccardo Petri“ che mori nel 1325, 
seguitano: „Ma e’ se ne trova un’ altra che alcuni direbbero tra- 
dotto di nuovo e pur chi ben la riguarda, vede che ella fu, come 
sentimento vecchio, rassettata da uno dell’ età più bassa, al dosso 
de gli uomini del tempo suo: Poichè il panno stesso e la materia 
e buona parte della forma è pure rimasa la medesima appunto e 
così mostra pur troppo, che ella non è tagliata dalla pezza: e 
quello che fa principalmente a questo proposito è, che rimanendo 
tutto il resto nello stato primiero, solo queste cotali voci e modi 
di parlare [antichi] si veggono mutate, nè delle sopra dette vi se 
ne ritrova pur una ... È però il fatto di colui non possiamo già 
lodare, che abbia così messo mano nelle fatiche d’ altri e come 
dire Fatte l’ uova nell’ altrui nido. E manco male era che si fusse 
messo a ritraslatarlo tutto da capo, e fattolo interamente parlare 
con la sua lingua, e non cercare per questa via di spegnere quel- 
I’ altro.“ 1 

A questo passo giova aggiungere quest’ altro, dove a chiarire 
la frase non fa forza si citano due tratti delle Epistole: „Se zo 
sarò messo prigione, non fa forza ... È dove parla de’ bagni di 
Scipione a Linterno: Æ non faceano forza se Í acqua non era molto 
chiara; che è in Seneca: Nec referre credebant etc. Il che il se- 
condo volgarizzatore, o Emendatore di quel libro (e questo è quel 
che nel principio dicemmo, de’ mutamenti di molte voci e modi 
di parlare, nell’ età che seguì a quella del Boccaccio), mutò dicendo: 
E non si curavano perchè ella non fosse molto chiara. È così in 
questo libro, dove è questa locuzione spesso, fa sempre.“ ? 

Da quello che sin qui ragionano i Deputati risulta dunque 
molto chiara la loro sentenza, che, cioè, una sola è la vera tra- 
duzione, e |’ altra un rifacimento della prima; sentenza vie più 
ribadita dalle seguenti parole del Borghini3: ,,Epistole di Seneca, 


1 Of. cit. Proemio, carte 3—4. 

2 Op. cit. Annotazione CH. 

38 Di Vincenzo Borghini, uno dei quattro deputati alla correzione del 
Decameron, così scrive il Barbi: ,,... è noto che a lui s' addossarono le 
maggiori cure della correzione; su di lui, più autorevole, più intendende, più 
acuto cadeva la soluzione delle maggiori difficoltà; a lui spettava di tenere, 
a nome degli amici, la corrispondenza col Maestro del sacro palazzo e col 
Granduca: di lui furono le faticose Annotazioni, monumento di squisita erudi- 
zione, delle quali fu corredata la nuova edizionc.* M. Barbi, Degli studi di 





58 LUIGI MANICARDI, 


allusione dai Deputati e che per avventura uno per lo meno era 
appunto di quelli che egli medesimo aveva sott' occhio, la seconda 
di per sé cade peró che il Bottari non ricordava piú che il Cavaliere 
con quei del settantre intende ne’ suoi Avvertimenti sempre dei 
Deputati, riferendosi all’ anno che furono impresse dai Giunti le 
Annotazioni al Decameron; quanto poi sia falsa la seconda si dirà 
appresso. 

» Ed inoltre — seguita la Prefazione — ne abbiamo ancora 
per altro mezzo assai chiaro e indubitato riscontro, perciocchè con- 
servandosi tuttavia i Testi, de’ quali fa menzione il Salviati, quello 
di Messer Baccio Valori nelle mani di Gio: Gualberto Guicciardini 
dove presso il Senatore Luigi Guicciardini suo Padre il citano gli 
Accademici della Crusca nel: ultima edizione del lore Vocabolario, 
e I’ altro stando nella Libreria, anzi nell’ insigne tesoro di antichi 
singolarissimi manoscritti, cioè nella Mediceo-Laurenziana, dove fu 
da principio riposto, si vede che in niuno di essi si parla di quel 
Riccardo Petri, dal quale prendono argomento di giudicare i De- 
putati, quella traduzione esser stata fatta prima dell’ anno 1325 
nè ci si ravvisano quelle racconciature più moderne, nè quelle voci, 
e quei modi di dire, che pongono nelle loro Annotazioni, per far 
conoscere la differenza, che passava grandissima fra quei due Testi, 
e che fanno credere loro, un essere stato rassettato, e quasi rifatto 
dail altro ne’ tempi più bassi, e fanno si, che Monsignore Borghini 
pensa esser questo addivenuto intorno all’ anno 1380. Anzi essendo 
essi, siccome afferma avvedutamente il Salviati, di pari antichità 
di scrittura, in quello della Mediceo-Laurenziana sembra, che vi 
sia motivo di pensare, che egli fosse scritto intorno all’ anno 1313 
conciossiachè in fine di quel volume, essendovi posto, come s'usava 
alcuna volta in quella età, |’ ordine di trovare gli anni, i giorni, e 
i mesi di ciascun tempo, che si voglia, vien questo ragionato sempre 
dallo scrittore all'anno 1313! che ivi mostra esser quello, in cui 
egli scriveva “.Ì 

Tutti questi argomenti sono tenuti per un filo, che tosto cederà 
quando si sappia che rel testo di Baccio Valori, oggi Panciatichi- 
ano 56, si parla proprio di Riccardo Petri, nella notizia biografica 
di Seneca: ,... le quaii epistole e insegnamenti e addottrinamenti 
fece traslatare in lingna fiorentina ricchardo [filo] petri cittadino di 
firenze ...“.3 Vero è che invece di Petri nel codice si legge 
filopetri: ma filo appare chiaramente come un’ aggiunta di mano 
tardiva. Ad ogni modo ciò non avrebbe, se mai, indotto a quella 
recisa negazione il nostro critico che, poco più sopra, a pagina 
VII, ci sa dire che Riccardo Petri ,,fu un ricco mercante della 
nobil famiglia de’ Filipetri ecc.“ Fin qui la cosa è perdonabile, 
se si vogila ammettere. per quarto grossa, una svista; ma non 


1 Non 1313. ma 1312. Vedi cd. Laur. LXXVI, 58, c. 95°. 
2 Prefas. pgg. VUN—.\. 
3 Cd. Panciatich, 56, c. 5". 





60 LUIGI MANICARDI, 


cod. Valori-Guicciardini, poiché cita il primo a conferma dell’ usanza 
onde i Fiorentini della fine del sec. XIV modificavano e rammo- 
dernavano i testi volgari Ma questo non ci dispensó dal mettere 
in rilievo l'erroneitá della Prefasione in ogni suo punto, sia perchè 
quella, chiamiamola cosi, ritrattazione — conseguenza della scoperta 
del cd. Panciatichiano — lascia pur sempre, in chi ben la consi- 
deri, qualcosetta a desiderare,! sia perchè il Bottari, pur disdicendosi 
sull’ originalità del Laurenziano, poteva continuare a credere che 
il testo Valori-Guicciardini non fosse quello proprio veduto dai 
Deputati. 

Il nodo della questione sta tutto qui. Il cd. di Baccio Valori 
sarà precisamente quello che per primo e più antico citano i 
Deputati? Io per me ne sono convinto: lasciamo andare che il 
Salviati, il quale, per dirla colle stesse parcle del Bottari, li aveva 
benissimo conosciuti e trattati, indica senz’ altro il cod. 
Valori; ma il fatto che il Valori fu amicissimo di quelli e in par- 
ticolare del Borghini, di cui fu anche |’ esecutore testamentario, 
resta il migliore degli indizi.? E che il Panciatichiano 56 sia poi da 
identificare col testo di Baccio Valori lo provano in modo chiaro 
e lampante anche le due iniziali B. V., autografe del Valori, che 
si leggono in alto della prima carta.3 E l’altro cd. citato come 
med.-laurenz. (= Laur. LXXVI, 58) dal Salviati sarà poi il secondo 
di quelli visti dal Borghini e dagli altri Deputati? Con ogni pro- 
babilità: di fatti nelle biblioteche di Firenze abbiamo, senza contare 
il Zaur. LXXVI, 58 e il Panciatich. 56, tredici codd. delle Epistole 
Morali;4 dodici hanno il nome del Petri nella notizia biografica 
su Seneca, e seguono la lezione del Panciatichiano. Uno solo — 
il Zaur. LXXVI, 60, del sec. XIV ex., tace quel nome sull’ esempio 
del Laurenziano LXXVI, 58 —; ma nella lezione in parte segue 
il secondo e in parte il primo. Se i Deputati si fossero servito 





Prefaz, Ctr. anche la pg. XV in cui si dichiara che i due testi sono d’ egual- 
bontà, quindi :/ volerli stampare tutti due non sarebbe stato nè comodo nè 
proprio. 

1 In fatti: se il cd. Valori corrisponde al Guicciardini — a detta dello 
stesso Bottari e come si vede col riscontro dell’ ep. 38 da lui riportata — 
corrisponde pure al Panciatich. 56; e allora perchè gridar tanto all’ eureca? o 
io non mi ci raccapezzo o il Monsignore non ci vide bene. 

3 Vedi M. Barbi, of. cit. pgg. 66—67, 31-32. 


3 Il cd. è in fol. cart. del sec XV, di cc. 83 scritte, più una di guardia 
(84), ed è legato con asse, 

4 Non tengo qui conto di alcune Epistole che sporadiche appaiono or 
in questo ed ora in quel codice. 

5 Seguono il Panciatichiano | epistole 8, 9, 10, 11 del 1° libro; il 2°, 
3°, 49, 5°, 69, 70 libro; I’ epistole 58, 59, 60 dell’ 8%; le aitre del 1% e dell’ 8° 
libro e dei tredici rimanenti seguono la lezione del Zaurensiano. 

Gli altri cdd. sono: i Laur. LXXVI, 62, sec. XIV ex.; LXXVI, 59, 
sec. XIV ex.; LXX VI, 80, sec. XIV; XC inf, 51, sec. XIV ex.: i Ricard. 
1640, sec. XIV in; 1560, sec. XV; 1541, sec. XV; 1654, sec. XV; i Mel. 
II. I. 73, sec. XV; II. I 74, sec. XV; IL I. 168, sec. XIV; il Padat. 521, 
sec. XV. 





62 LUIGI MANICARDI, 


furon tratte dal provenzale avanti l’anno 1325 come ne’ 
loro discorsi mostrano apertamente quei del settantatre.“! 

Non si capisce bene se egli si valga dell’ autoritá dei Deputati 
a conferma della data o della fonte; ma come quelli, e tosto lo 
proveremo, la pensano ben diversamente su quest’ ultimo punto, 
così |’ asserzione del Salviati è cervellottica e poggia tutta sulla 
propria autoritá, a’ suoi tempi, come ognun sa, grandissima. 

Nel passo, allegato ad altro proposito, della Annotazione CU 
si è visto che il modo di dire „non faceano forza“ è messo a 
riscontro col latino ,,nec referre credebant“: onde si potrebbe 
arguire che i Deputati ritenessero la traduzione delle Fpistole fatta 
dal latino. Ma essi, verso la fine del Proemio, lo dichiarano 
apertis verbis: ,,... oltre a’ già uominati [volgarizzatori] di 
Pietro de Crescenzio, e di Seneca dal Latino,? e del Tesoro, e 
del Maestro Aldobrandino dal Provenzale ecc.“ 

ll Bottari, stando al finissimo discernimento del Salviati, 
ne accettò il parere, manco a dirlo, a occhi chiusi, o, se li aperse, 
fu solo per farvi su qualche curiosa distinzione tra il provenzale e 
il francese antico, nomi che per molto tempo, com’ è noto, furono 
indifferentemente presi ed usati. 

Merita il conto di ascoltarlo. ,, Tutte due queste traduzioni 
sono state fatte dalla favella Provenzale, come avverte il Salviati, 
ovvero dall’ antico Franzese, il che forse è più facile... Ma 
checchè si sia di ciò, egli è certo, che queste due traduzioni non 
sono state prese dalla Latina lingua, come alcuni hanno creduto, 
nel che hanno essi preso abbaglio, conciossiachè oltre all’ autorità 
del Salviati, che diversamente afferma, la quale, come d’ uomo 
della favella toscana finissimo conoscitore, debbe essere riputata di 
grandissimo momento, manifestamente apparisce, a chi questi due 
volgarizzamenti si pone attentamente, a considerare, perciocchè 
non solamente molte voci prette Franzesi per entro di essi vi si 
trovano, come ¿rabello, tracaro, traorgoglioso, trabuono, volagio, bor- 
dogho, cernire, conostaboliere, ciamberlale, giassiacosachè, trascolcto, di 
buon acre, buonaereld, 1’ umano destinato, e altre di simil sorta in 
gran copia, insieme coll’ intere frasi, e forme di dire tolte da quel 
linguaggio; ma purtroppo si riconosce, che quei volgarizzatori non 
videro giammai il testo Latino di Seneca, poichè se I’ avessero 
una sol volta veduto, se ne ravvisarebbero in qualche parte le 
vestigia, come appunto segue sovente del Franzese, e non vi 
sarebbero tante, e tali diversità, e così strani mutamenti, quanti ad 
ogni tratto vi s' incontrano, che danno manifesto segnale, che il 
volgarizzatore non attinse dalla prima e vera sorgente, ma da altro 
rivo da quelie per lungo corso allontanato. Di queste variazioni 


1 Op. loc. cit. 

® Dalla postilla autografa (tratta dall’ esempl. del Decam. Riocardiano) 
che A. M. Salvini pone a questo punto si rileva che egli invece credeva la 
tracur. fatta dal francese antico: „Di Seneca, credo dal Francese.“ Edi. d. 
Decam. cu. vedi nota 45 al Proemio e pg. h della Prefazione. 























64 LUIGI MANICARDI, 


i versi, sebbene siano spesso tradotti, ma senza il nome del poeta; 
né peraltro si puó definire quanto sapesse di latino e, lasciatemi 
dire, di paleografia il nostro volgarizzatore. Ma da questo all' af- 
fermare, come fa il Bottari, che nel trecento il latino era poco 
conosciuto e posto in opera ci corre; I’ asserzione è affatto 
gratuita. Inoltre ciò che si osserva per |’ epistola LXXXIX divisa 
in due, è un fatto che ricorre in molti cdd. latini, e |’ epistola 
LXXXVIII in altri manca, in altri si fa parte per se stessa.! Ele 
voci che rivelano, senza dubbio, un’ origine d' oltr alpe, p.e. 4evre, 
pulcella, e le altre infinite, ci conducono alla opinione, del tutto 
probabile, che il volgarizzatore fiorentino le avesse raccolte o dalla 
viva bocca o dagli scritti dei Francesi, fenomeno tutt’ altro che 
raro nei fiorentini del secolo XIV; senza dire che una gran parte 
di esse era già entrata nel dominio del volgare. I nomi con ter- 
minazione latina sono un' arma a doppio taglio; le loro storpiature 
sono da imputare agli amanuensi, dai quali anche procedono gli 
spropositi nelle intitolazioni latine, perchè la traduzione è come se 
il titolo fosse corretto e genuino. 

I volgarizzatori (per noi sarebbe :/ volgarizzatore) non 
videro giammai il Testo Latino di Seneca, secondo il Bot- 
tari. Per me, fattomi a riscontrare la traduzione italiana col testo 
latino, ho finito per convincermi sempre più del contrario. Poichè 
e la elocuzione e il fraseggiare e un cotale sapore di latinità che 
scaturisce da una versione talora quasi letterale, mostrano aperta- 
mente che il traduttore non dovea avere sott' occhi un testo francese, 
nel qual caso ci aspetteremmo fenomeni di ben altra specie che 
di semplici vocaboli e frasi,? 


1 L’ ep. 89 è bipartita nel Zawr. XLV, 29, dove son pur divise la 48, 
50, e la 48 anche nel Zawr, XLV, 31; bipartita è 1’ 89 anche nel Lawr. 
XLV, 33, e nel Laur. XLV, 37, dove I’ 88 manca, Cfr. Bandini, vol. II, 
pp. 366—368. — N. B. L'ep.88 che nel Paniatich, 56, €. 45—5Y, va sotto 
il titolo di „prologo del libro delle epistole di Seneca a Lucillo“ e nel Zawr, 
LXXVI, 58, c.sr—77, di „libretio sopra le sette arti liberali“ [cfr. Fucad, d. 
Acad. d. Crusca, 5% impress., vol, I, pg. ci] è, a mio parere, dello stesso 
traduttore delle CXXIV ep. Lingua e stile eguali; la forma caratteristica 
andar caendo = quaerere (vedi Vocab. d. Crusca, 4% impr. Firenze, 1729) 
comune alle altre epistole, cfr. ep. CX. Per la spiegazione di quesia forma 
e per la sua comparsa in altri testi vedi E, G. Parodi, // Tristano Riccardiano, 
PE. CXXXXIX, n. Non deve fare difficoltà se nell’ ep. 88 si legge sempre 
animo e non coraggio, più frequente nelle altre, nè la sua collocazione e 
separazione, 

2 Traduzioni delle Epistole Morali in francese antico non mancano: in 
fatti si ha in catalano una versione delle Ep. che son dette translatades 
de lati enfrances epuys defrancesen cathalà, e la versione francese 
è indicata nel Catalogue des mss. espagnols de la bibl. Nation. de 
Paris, p. 30; e medesimamente le Epistoles de Seneca en frances erano 
nelle biblioteche del principe di Viana e di don Pedro conestabile di Portogallo. 
— In francese antico abbiamo pure il trattato, falsamente attribuito a Seneca, De 
remediis fortuitorum, trad. da Jacques Bauchant; e Jean de Courtecuisse 
nel 1403 tradusse il libro De quatuor virtutibus, ch'è una rimanenza 
della 14 parte del Liber de copia verborum, opera di un falsario del III 











66 LUIGI MANICARDI, 


fiorentino, nella quale vuole mostrare Senaca, non avere 
compiutamente detto contro alla ebrietá nella | 
epistola, e induce Lucillo come fattore di questa ri- 
spondere a quella.! 

Di qui I’ ipotesi del Mehus, che nella vita del Traversari 
scrive: „Von ista pauca sunt Senecae Philosophi manu-scripla exempla 
ab Andrea ser Lanceae Florentino cive ineunte saeculo decimo-quarto 
italice traducta ecc.“* Dello stesso autore è un tassellino appicci- 
cato davanti al cod. Ricard. 1640 contenente I’ epistole di Seneca: 
„mi sembra — vi si legge — la versione di Andrea Lancia“, 


Ma, come osserva giustamente il De Batines, tal sua coniet- 
tura non è fatta buona da veruna sottoscritta nè da verun 
ricordo di quel tempo.’ E il De Batines ha tanto più ragione 
in quanto che nelle nostre Epistole non s' incontra mai nessuna 
caratteristica delle traduzioni del notaro fiorentino.4 Anche il 
Guasti mostra di credere che il Lancia fosse stato uno dei 
volgarizzatori dell’ Epistole di Seneca: uno dico, perchè 
due volgarizzamenti almeno, che si sappia, ne furono 
fatti nel secolo XIV.5 Falsa conseguenza di premesse più false! 

La comparsa, o meglio, l’ intrusione dell’ epistola del Lancia 
tra quelle di Seneca — forse un’ esercitazione retorica di quel 
tempo — ci prova, al più, il conto ch’ ei ne faceva e lo studio 
onde intendea poi giovarsi per le sue traduzioni; nè risulta chie 
egli inserisse nei tre cdd. nominati la sua epistola, il che più tosto 
è dovuto all’ opera d' un copista. L’ opinione del Mehus, accettata 
dal Guasti e dal Ferrato,® è dunque da mettere al bando. 

Ma poichè non si può assolutamente dir nulla del volgarizza- 
tore riassumiamo quel poco che si sa di Riccardo Petri. 

1 Deputati dicono che „fu un ricco, e nella Ragione delli 
Scali della Tavola, che così allora dicevano, pigliando la voce 
dai Latini nel puro sentimento loro, che |’ uso commune oggi del 
Mercato, dice Banco ... Or questo Riccardo mori |’ anno 1325 
con grave danno di quella Compagnia, come si può vedere, petchè 
poco appresso l' anno 1320 mancò, come raccontano le Cronache 
di que’ tempi.’ 


1 Fu pubblicata da P. Fanfani in Etruria, Fir., 1851, a. I°., peg. 105 
—106, e da C, Guasti in Propugn. a, 2°, disp, 5a e 63, 

2 L, Mehus, Vita Ambr. Traver., prefaz., pg. cLxxxım. Fir,, 1759» 

® C. De Batines, Ragguaglio su A. Lancia, in Etruria, p. 19 in nota? 

4 Vedi Lesione sul Lancia e le sue opere di L. Bencini, in Etruria, 
Pee: 140-155; — Cfr. Studi di filologia romansa, II, 1887, Rifac. e trad. it, 
d, Eneide dí E. G, Parodi, pg. 312 sgg. 

a i OR. Pi 454. 

8 Op. lec. cit 


7 Op. doc, cit, — Ho consultato I. Del Lungo, Dino Compagni e la 
sua cronica, Fir., 1887, vol. II, pg. 216 n. 23, e S. L, Peruzzi, Storia d. 
commercio e dei banch, d. Firenze dal 1200 al a. eier 1868, pg. 161; nè 
Puno nè l' altro contengono notizie di Riccardo P 





68 LUIGI MANICARDI, 


Nella disputazione, che l’uomo fa 
grande appensatamente dinnanzi al 
popolo, ha più di ramore che di fa- 
miliaritade. La filosofia e buono con- 
siglio, neuno uomo da all’ altro gri- 
dando. Alcuna volta sono da usare 
ancora quelle quasi prediche, o dicerie, 
quando vogliamo indurre a ben fare 
alcuno non dispostovi. Ma poi che 
v’ è disposto, e ha solamente ad appa- 
rare, 1’ uomo li dee usare cose basse 
e umili, imperciocchè l’ uomo le riceve 
e ritiene più agevolmente. E” no gli 
conviene fare troppe parole, anzi e 
affettuose, e utili. 


L” uomo le dee spandere a guisa 
di seme, il quale giassiacosachè sia 
piccola cosa, quando e’ cade in buono, 
e in disposto luogo, e egli spande 
sua forza, e di piccolo cresce, e mul- 
tiplica, e fa grandissimo frutto. E 
così fa la buona parola, imperciocchè 
ella non si dimostra troppo, ma se 
tu riguardi bene, ella cresce in opera. 
L’ uomo dice poche parole, ma se il 
coraggio le riceve in buona maniera, 
elle inforzano, e crescono. Tutta co- 
tale condizion è de’ comandamenti, 
come del seme, che sono il seme pic- 
colo, e fanno assai frutto. Tuttaria, 
siccom’ io ho detto, che buonu co- 
raggio, e convenevole, riceva, e tragga 
a sè, imperciocchè ve ne ’ngenerä 
assai più di se medesimo, e renderanne 
assai più, che non ne ricevé, 


polo, ha più romore, che famigliarità. 
La filosofia, e ’1 buon consiglio non 
si dà gridando. Ben è vero, ch' al- 
cuna volta si dee usare quelle dicerie, 
quando noi vogliamo inducere a ben 
fare alcuno non dispostovi. Ma po’ 
che v’ è disposto, avendo solamente 
ad apparare, l’ uomo li dee mettere 
innanzi cose umili, e basse, perocchè 
elle si ricevono, e ritengono meglio. 
E’ no gli si convengono dire troppe 
parole, ma poche, e che sieno utili 
ed affettuose. 


L’ uomo le dee spandere in guisa 
di seme, il quale benchè sia piccolo, 
se cade in buono, e ben disposto luogo, 
egli spande sua forza, e di piccola 
cosa cresce, e multiplica, facendo gran 
frutto. Così avviene della buona pa- 
rola, che con tutto ch’ella non si 
dimostri troppo, se tu la ragguardi 
bene ella cresce in opera. L’ uomo 
dice poche parole, sua se |’ animo le 
riceve in buona maniera, elle inforzano 
e crescono. Tal condizione è de’ co- 
mandamenti, chente de’ semi; e’ son 
piccoli, ma e’ fanno assai. Tuttaria, 
secondo che detto è, che buono animo, 
e convenevole li riceva, e tragga a st, 
perocchè ne genevevà assai più di se 
medesimo, e renderanne più che non 
ne ricevette. 


Philosophia bonum consilium est. Consilium nemo clare dat. Aliquando 
utendum est et illis, ut ita dicam concionibus, ubi qui dubitat, impellendus 
est. Ubi vero non hoc agendum est, ut velit discere, sed ut discat, ad haec 
submissiora verba veniendum est. Facilius intrant et herent; nec enim multis 
opus est, sed efficacibus. 


Seminis modo spargenda sunt, quod quamvis sit exiguum, cum occupavit 
idoneum locum, vires suas explicat et ex minimo in maximos auctus diffunditur. 
Idem facit ratio. Non late patet, si aspicias: in opere crescit. Pauca sunt, 
quae dicuntur; sed si illa animus bene exceperit, convalescunt et exsurgunt. 
Eadem est, inquam, praeceptorum conditio, quae seminum. Multum efficiunt, 
et angusta sunt: tantum, ut dixi, idonea mens rapiat illa et in se trabat. 
Multa invicem et ipsa generabit et plus reddet quam acceperit. 



















gli altri ben vestiti 
aagiono con lui 
| povero com’ egli è, 
e di lui mi mara- 
è a buon diritto, 
'teduto € conosciuto 
nte. Alcuno uomo 
le cose dispregiare; 
tutte le cose avere. 
a ricchezza. Per 
icchezze quel buono 
ive in tal maniera, 
bia tutte dispregiate, 
bia ad altrui tutte 


ihil ei deesse. 


nda permiserit. 


NICARDI, „EPISTOLE MORALI“ DI SENECA. 


mi ragiono con lui, così povero e 
’gnudo, com’ egli è, e a lui ragguardo, 
e di lui mi maraviglio. E questo è 
ragionevolmente, perocch’ io ho veduto, 
e conosciuto, che non gli falla alcuna 
cosa. Alcun uomo può bene spregiare 
tutte le cose, ma e’ non le può tutte 
avere. Molto corta via è ad andare 
a ricchezza per ispregiamento di ric- 
chezza. Questo buon uomo vive in 
questa maniera, non come e” |’ abbia 
tutte spregiate, ma siccom’ e’ |’ abbia 
ad altrui tutte lasciate. 


Contemnere aliquis omnia potest, omnia 
o, Brevissima ad divitias per contemptum divitiarum via 
tem noster sic vivit non tamquam contempserit omnia, sed 


LuiIGt MANICARDI. 





72 A. HORNING, 


alt sei, darf als in hohem Grade wahrscheinlich angenommen werden, 
auch wenn die älteste Überlieferung faluppa selbst diese Bedeutung 
nicht zuschreibt. Das v ist durch ¿nvolto, invogliare, vilucchio hervor- 
gerufen, wobei nicht übersehen werden darf, dafs das Friaulische 
valope, volope (bozzolo incompleto) sagt; # entwickelte sich wohl 
in vortoniger Silbe, was durch abruz. majpppe neben ammajuppd 
und frz. enveloppe nahe gelegt wird. Das g in galoupd ist m. E. 
durch gallefta bedingt, den in ganz Norditalien (auch friaul. und 
emilian.) üblichen Ausdruck für Seidengehäuse, dessen Ausbreitungs- 
fläche sich mit der von faloppa deck. Nach Schuchardt (S. 329) 
ist galletia eine Ableitung von galla ,Gallapfel‘ und wegen der 
Leichtigkeit so genannt.1 Den häufigen Gebrauch des Wortes ver- 
anschaulichen die spaltenlange Aufzählung aller möglichen galletta- 
Arten bei Cherubini und die zahlreichen Ableitungen im Mailändischen 
und Friaulischen: besondere Erwähnung verdienen mail. venez. ¿n- 
galeltass (ingalettäa), zngaleliarsı ,imbozzolarsi‘. Dafs /falpppa, eine 
Abart des Cocon, durch galleita beeinflulst wurde, liegt nahe 
genug? Aber auch abgesehen von dieser speziellen Bedeutung 
konnte galla auf faloppa einwirken. Was Schuchardt S. 329 von 
dem vom Insekt durchlöcherten, schwammigen, minderwertigen, 
aulserordentlich leichten Gallapfel sagt, gilt fast buchstäblich auch 
von der /alloppa.3 Merkwürdig ist bologn. (Ungarelli) sjiópla, 4 sfialópa,5 
‚cocciola, gallozzola‘, und zwar 1. enfiatura della pelle prodotta da 
zanzare e altri insetti e che dá prudore, 2. vescichetta cagionata 
sulla pelle da scottatura. Diese eigenartigen Bedeutungen besitzt 
sämtlich auch ga/la (s. Zalli s. v.).f 

Die Hauptstütze für die Annahme einer Beziehung zwischen 
faloppa und ziluppo bilden indessen die /-Formen (Ztschr. XXI, 
193), mit denen sich Schuchardt nicht befafst, fouloupoun, frôpa, 
fouloupa (pouloufa), venez. infolponarsi ‚caricarsi di panni‘ (vgl. oben 
zu vlup ,panni posti in un fascio ed avvolti insieme)‘. Aus v/up 
s moltissima fila ravvolte insieme in confusione, molte cose poste in 
un fascio ed avvolte insieme‘ entwickelt sich die weitere Bedeutung 
amas, foule, quantité‘ mit dem Nebenbegriffe des Unordentlichen, 
eines Gewirres (Menge und Gemenge): prov. faloupado ,forte poignée 
de qqe chose, grande lame d'eau‘, feloupo (fouloumpo) ,tas, foule‘ 


1 Ob nicht auch wegen der Form? Die Galläpfel der Buchenblätter 
sind eiformig 

2 In zweiter Linie kommen noch mail. gussetta (= falloppa) und sogar 
gattozz ,bacaccio de’ bozzoli allora che è morto‘ in Betracht. 

8 Faloppa wird auch ein bozzolo genannt ,cui il baco nel costruirlo 
abbia lasciato un buco dall’ un di capi‘ (Cherubini, Giunte). 

* {= / wird aus einer Nebenform flupfola eingedrungen sein; s ist dort 
ein hiufiger Vorschlag. 

5 Das bei Ungarelli aus d. Jh. 1600 belegte schioppola scheint eine 
Kreuzung von faloppa mit mail. schischett (comasc. scusceta) ,bozzoli non 
compiuti‘ zu sein, 

6 Anders geartet ist it. bozzolo, boszola } enfiatura, das von Hause aus 
, Beule‘ bedeutet, 





74 A. HORNING, 


nur in der viluppo-Sippe. Dadurch wird, selbst wenn -fp- einem 
germanischen Substrate entstammen sollte, die germanische Herkunft 
jenes g in Frage gestellt Man könnte nun faloppa ,bozzolo in- 
‘ entstanden denken aus volü- +4 german. -Pp- + it. fallo, 
wie man denn, der Bedeutung wegen, fallo gern mit falloppa in 
Verbindung bringen möchte. Das offene p von /allopa mülste auf 
des germanischen Substrates gesetzt werden. Auch so 
würde faloppa in die Schicksale von zuluppo mit verflochten werden, 
da die oben besprochenen /-Formen sich nur aus einer Kreuzung 
von viluppo mit faloppa erklären lielsen. Allein diese Rekonstruktion 
ist äufserst zweifelhaft, nicht nur weil das germanische Substrat 
rein hypothetischer Natur ist, sondern auch weil sie unvereinbar 
ist mit der ältesten überlieferten Bedeutung von faluppa ,surculus', 
die sicher wenigstens in Norditalien weiterlebt. 

Nachdem Nigra (s. Ztschr. XXV, 741) Belege für /roppa ‚verga‘, 
frappa ‚sarmento‘, flappa ‚verga con foglie‘, fapar ,percuotere con 
verga‘ beigebracht hat, ist der Ztschr. XXI, 195 angenommene 
Zusammenhang zwischen ital. /rappare und faluppa erwiesen.! 
Faluppa ‚surculus‘ entspricht frz, scion, nach Littré ‚petit rejeton 
tendre et très flexible d'un arbre, baguette pour fustiger‘, davon 
scionner battre avec une verge‘; man vergleiche noch it. verga, 
vergheggiare, frz. houssine ‚baguette flexible qui sert à faire aller 
un cheval ou á battre des habits‘, szm „baguette fine, verte et bien 
flexible‘, s?ma ,fouetter avec une sim‘ (Roussey, Patois de Bournois). 
Nordital. fapar, piem. /rapè ‚percuotere‘ bedeutet also eigentlich 
mit einer biegsamen Gerte schlagen: ein solcher Schlag läfst Spuren, 
Striemen? zurück, und wenn Kleider ausgeklopft werden, Falten, 
So erklären sich wichtige Bedeutungen des Wortes: prov. und nord- 
ital. ,marque, tache, empreinte, macchia, lividore*'3 (Ztschr. |. c. 


vota, von Früchten (noce f.), sicher aus fa/ppa abgeändert ist (wohl auch 
faloch ‚debole, imbecille‘, vgl. ib. falop ,floscio* und falach ,badalone'). In 
guien. galopo ‚Gallapfel* ist Beeinflussung durch faloppa wahrscheinlich (siehe 
oben 5, 72). In Es Etablissements de Bayonne, in denen sich das von 
Schuchardt S, 327 besprochene galup, galupo , Art Schiff’ findet (s. Levy), be- 
gegnet auch fa/op ‚Art Schiff‘, Ein etymologischer Zusammenhang zwischen 
beiden Ausdrücken und eine Beziehung zu faloppa ist wahrscheinlich (falop 
‚leichtes Schiff‘?). Mailänd. fer/oppa ,castagna difettosa‘ zeigt, dafs auch 
bei südfranz, galhofo ‚verkrüppelte Kastanie‘ faloppa mit in Frage kommt: 
-f (ff)- entstammt einem aus faloppa umgestellten paloffa. Prov. peloufre 
(von ,grains et légumes‘), peloufe ist bereits Ztschr. XXI, 194 erwähnt; hinzu- 
kommt in Norditalien weit verbreitetes /p/fi (mit offenem p wie faloppa). /offa, 
loffia (i aus 1 in Joffola?), com, s/offi ,fandonie, discorsi vani o sciocchi‘, dof- 
fonna ‚donna vizza e cascante'; daraos wieder mit Endungswechsel com. 
loce (lofi) ,favole*, lóch ‚balordo, leggiero‘ (della spiga del formento), Jocia 
sfandonia". 

1 Zu savoy. flopd ,rossée‘ s. Ztschr. XXV, 742; savoy. Mani ,rossée, 
verge pour fouetter' könnte aus flafpo)nare zusammengezogen sein; frappone, 
Frapponerta kennt das Italienische in anderer Bedeutung. 

Nach Laveaux' Dict. sind ,scions d'une verge‘ les traces d'une verge 
marquées sur la peau de celui qu'on a frappé", 

2 Dieselbe Anschauung ist unverkennbar in pikard, frapúre ,éruption, 
petits boutons, rougeur sur la peau‘ Rev. d, Pat. GRom, V, 117; pik. (ib, 





76 A. HORNING, 


Afrz. defelippré (nach Godefroy ,fripé, gaspillé‘, besser mit 
Scheler im Anhang ,ausgefasert, zerrissen‘), Jeleprie (s. Ztschr. 
XXI, 198) läfst sich nicht trennen von mail. fildpra! ,sfilaccico, 
filaccica‘, Infin. sfilaprd ‚far le filaccica, l’ uscir che fanno le fila 
sullo straccio dei panni‘, sflaprda, sfilaprent ,sfilacciato‘, sfilapron 
‚cencioso‘. Filapra (Plur. fildper, Nebenform fildpor) ist aus filapola 
(r = 7)? entstanden (vgl. venezian. frapola ,grinza‘), und dies ist 
mit falappola, faloppa identisch. Der Zusammenhang mit /aloppa 
wird dadurch gesichert, dafs s/ilozedss, das mit s/ilaprá als gleich- 
bedeutend bezeichnet wird, ,dicesi de’ bozzoli mal fatti, il tessuto 
de’ quali, mentre se ne svolge il filo, straccia e si disfà in più 
filacciche bavose‘. Das ; entstammt den zahlreichen mit /zlo? ge- 
bildeten, dem Gewerbe der Seidenspinnerei angehörenden Aus- 
drücken, mail. /#/ador (de seda), filandra, firisell, filaticcio, comasc. 
filagna ‚seta cruda‘, filarél ,filatojo‘4 Das bei Cherubini als alt be- 
zeichnete Wort mufs frúh (auf dem Wege des Handels?) nach 
Nordfrankreich gekommen sein. Merkwúrdig bleibt es unter allen 
Umständen, dafs wir auch hier wieder wie bei frapper mit dem 
Lautwandel /< » auf Norditalien hingewiesen werden. 

Dafs die Grundform zu felpe, feupe, fripe dreisilbig ist, ist 
frúher gezeigt worden: zu déflopé (s. Ztschr. XXV, 742) kommt 
hinzu wallon. flope ‚filasse‘ (Bullet, Soc. Lieg., 2° Série, Bd. IX, 87), 
pik. (in St. Pol, RdPGR V, 16) dflope5 ,effiloquer‘ und defirlopé 
mit Finmischung des r von /ripe, ferperie.® 

Schliefslich sei noch darauf aufmerksam gemacht, dafs das 
von Diez besprochene /e/pa keinen besonderen Stoff bezeichnet: 
mail. piem. ist es ein ‚drappo di seta, lana o pelo di capra con 
pelo più lango del velluto‘. Vergleicht man damit piem. ferpa 
, merletto o striscia di tela messa per ornamento allo sparato delle 
camicie‘, prov. feupo ,effilure, duvet de linge‘ und ferpiho ,haillon, 
loque‘, so erhellt, dafs es eigentlich die Behaarung, den Besatz, 
die Fransen des Stoffes bezeichnet und auf die ,filaticcio che si 
cava dalle faloppe‘ zurückweist. ‘ 


Zu dem weitverbreiteten app ,schlaff‘ sollen einige besondere 
Verwendungen nachgetragen werden, die auf faloppa zuriickweisen: 


1 Auch in úbertragener Bedeutung = berghinella, sgualdrinella. 

2 Zu dem Wandel vgl. man mail. créspola, créspora, -fera ,amareg- 
giola‘, gallófer, gallófor, garófol (auch galloferin, gallofrin) ‚garofano‘, 
ámola, alt dmera (ampolla). 

2 Mail. ist #/ geradezu mit filáPra gleichbedeutend. 

4 Dies : hat sich dann auch eingeschlichen in rät. (Pallioppi) fippa 
eingefallen, mager‘ (neben /laffa ,welk, schlaff‘) und /frff:ir ,muksen* (zu 
frappé ,schwatzen'). 

5 Ebendort S. 112 stöfst man auch auf die verwandten Bildungen 29 
,étoffe qui s’effiloque‘, flipet ,petite fièpe‘, deflepey ,déchiré par lambeaux:. 

© Zu afr. feupe (Anfang des 13. Jahrh.) hat schon P. Meyer Rom. XII, 205 
auf défelippré und frepatae vestes bei DC hingewiesen. 





78 A. HORNING, FALUPPA. 


worden, und es geht nicht an, von diesem Beweise einfach abzu- 
sehen. Die Autoritát von Diez scheidet hier um so mehr aus, als 
die Frage sich heute ganz anders stellt als zur Zeit, wo Diez die 
Artikel arpa und frapper schrieb, und als Baist selbst das Diez’sche 
Etymon aufgiebt, um /rapper zu engl. rap ‚schlagen, pochen‘, mhd. 
raffeln, nhd. ndd. rappelen zu stellen. Baist scheint übrigens diesem 
Etymon keinen sonderlichen Wert beizulegen, da er es nach Laut 
und Sinw nicht begründet und m. W. später auf die Frage nicht 
wieder zurückgekommen ist.! Er scheint dabei nur die Bedeutung 
‚schlagen‘ im Auge gehabt zu haben, während doch afrz. /rape 
troupe, multitude, piège, ruse‘, élre en male frape ,essere in im- 
broglio* sich schlechterdings nicht mit rap in Einklang bringen 
läfst, noch weniger das mit /r:fer etymologisch zusammenhängende 
frap? (man vergleiche jetzt Godefr. Complém. v. freper, wo neben 
foupier u. s. w. auch frapperie, frappier, falpier3 belegt sind). Dafs 
es aber in Nordfrankreich mehrere von einander unabhängige /rap- 
Gruppen gegeben habe, ist noch von niemand behauptet, geschweige 
bewiesen worden. Diez hat das Provenzalische zum Französischen 
gestellt (Baist äufsert sich hierzu nicht), es ist aber schon früher 
und auch in diesem Artikel wieder gezeigt worden, dafs das Pro- 
venzalische nach Form (vor allem den #-Bildungen) und Bedeutung 
die Brücke schlägt zwischen dem Italienischen und dem Franzö- 
sischen: it. frapatura ‚il far le frange‘, aprov. frapadura ‚aus- 
gezackter Kleiderrand‘4 (s. Levy) und das so eben erwähnte afrz. 
/rapperie sind augenscheinlich ein und dasselbe Wort, und damit 
wird man rechnen müssen. 


Ztachr. XXVIII, 144 hat Schuchardt pist. farappa, farappia , Aufschneiderei‘ 
beigebracht und damit einen neuen Beweis, dafs it. frapp- auf farapp- 
beruht. 


1 Es sei daran erinnert, daís die nordostlichen Mundarten frapper 
‚schlagen‘ nicht kennen, es sei denn als französischen Eindringling. Das 
Lothringische braucht bastre, tuguer, toucher (les bêtes), das Wallonische dowki. 

2 Auch das Diez’sche Arappa ,schelten, einen anfahren‘ (was übrigens 
mit ‚schlagen ‘nicht ohne weiteres gleichbedeutend ist), läfst diese Bedeutungen 
unaufgehellt, wird auch lautlich den provenç. #-Formen nicht gerecht. 

3 Felpier ist auch altprovenc. (s. Levy). 
* Auch dieses Wort ist zweifelsohne gleichen Ursprungs wie sp. 


Jerpado. 
A. Hornınc. 





80 VERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTE. 


derebbe cosi in tutto, e per la forma e per il contenuto, al franc. 
Quesnot. 

Sennonchè lo stesso Ascoli ebbe a rilevare che una varietà 
dialettale bergamasca possedeva un appellativo casnic (I. kasník; e 
così suona dialettalmente anche Casnigo) col significato di ‘marro- 
neto’, e la coincidenza che uno stesso territorio possedesse questo 
appellativo e il nl. Casnigol, non poteva non preoccuparlo. Quindi, 
a voler mantenere uniti i due nomi e ad escludere insieme che 
vi si trattasse di ‘castan-’, la necessità di un tentativo per con- 
ciliare tra loro i diversi significati di ‘quercia’ e di ‘castagno’ che 
la voce celtica sarebbe venuta assumendo. E allo sforzo s' è ap- 
punto sobbarcato |’ Ascoli. 

Ma ve n’ era bisogno? Si, se la premessa non fosse, com’ jo 
fermamente ritengo, sbagliata. È un motivo fonetico quello che 
ha indotto |’ Ascoli a prescindere da castan- O castañi-, che „mal 
poteva ridursi, nella Cisalpina romanizzata, al solo cas'n di Casnedo 
ecc.“. Tocchiamo qui al problema non ancora ben chiarito delle 
sorti della seconda protonica ne’ dialetti lombardi, problema che 
si fa assai intricato anche per le ricostruzioni, giuste e false, che 
si son venute introducendo (cfr. poresin pulcino, com. casonéra di 
cui qui sotto). I nomi locali son certo chiamati a gettar luce 
sulla quistione, e vedine intanto Boll. stor. d. Svizzera it. XX, 36, 
Arch. stor. lomb., ann. XXXI, 374, dove si tien conto di nomi 
come Cursiina = Cristallina, Caslano Carlazzo = ‘castellano -accio”,? 
Cislago = Cistellago, ecc.3 Se qui il protonico -s/a//- -stell- poteva 
ridursi a s/, dovremo esitare a creder possibile anche sr dal pro- 
tonico -s/an-? No invero; tanto meno poi in quanto all’ appella- 
tivo casníc s’ aggiungano il pure berg. fons casneröl funghi che 
nascon vicini alla ceppaja del castano (Mazzi, Corogr. berg. 162), 
e il com. casonera (= *casnéra; v. Romania XXXI, 279) donna 
pagata per raccogliere le castagne, e in quanto s’ abbia s# anche 
da sfaf o steil protonici, nel mil fonsg casgnoeu o g- allato a 
castegneu (Cherubini), nel com. casgnera (verz. chesgnee Monti s. 








1 Il Flechia, Di alc. forme ecc. pag. 27, 59, pensa che Casnigo possa 
ragguagliarsi al Cassenaco offerto da degli antichi documenti bergamaschi. Ma 
il Mazzi, Corografia bergam. pag. 162, gli oppone che la identificazione dal 
punto di vista corografico non risulta lecita, e per quant’ è della fonetica, v. 
Arch. stor. lomb., ann XXXI, 385. Ma anche il castanetu del Mazzi offre 
il fianco agli attacchi della fonetica; onde, a non volere scindere Casnígo da 
casníc e nella considerazione che -icu non appar produtivo di nomi comuni, 
sarà da ricorrere a *castanivu, ricordando per l’ evoluzione fonetica il 
bregagl. nip nido (= *wivo; cfr. il sopras. zgnif, Y eng. gnieu). 

2 Pure Gaslino potrebb’ essere ‘castellino’; ma anche non son da rigettare 
‘casellino’ o ‘casolino’. 

® Per degli appellativi analogamente ridotti, v. il Glossario d’ Arbedo 
di Vitt. Pelandini s. ‘sgarlàa’. È qui ricordato marld ‘martellare‘, che s' ode 
in più punti delle Alpi e Prealpi lombarde, al quale s’aggiungono il mesolc. 
razld ‘rastrellare‘. il blen. sarld ‘sarchiare‘ (Sarseld in altre varietà lombarde), 
il valtell. cor/ds ‘coltellaccio‘ (Monti), il chiav. urlds ‘falchetto‘ (cfr. il borm. 
ucelgd id.), cioè *urselds “ucellaccio”. 





82 VERMISCHTES. ZUK WORTGESCHICHTE. 


tuttodi la voce nella forma metatetica di ganossa.! La più antica 
forma documentata ci riconduce dunque a Bologna; e convien 
quindi esaminare se in questo dialetto sia possibile il ragguaglio 
negossa = negotia. E non lo è, perchè Bologna conservando 
il 3, non riducendolo cioè a f, la risposta della presunta base 
latina vi dovrebbe sonare negoza (oggi ganáza). Lo stesso dicasi 
di Ferrara dove vorremmo angdzza. Il ¢ non sarebbe così giustifi- 
cato che nella Venezia e a Pavia. Ben è vero che lo Schuchardt, 
coll’ affermare che la parola ha molto migrato, sembri voler giusti- 
ficare, implicitamente se non esplicitamente, ogni strappo fatto alla 
fonetica. Ma in primo luogo I!’ affermazione della migrazione 
d' una parola non può accettarsi senza il tentativo di una prova, 
e non dovrebbe nè potrebbe mai servire da comodino contro gli 
imbarazzi opposti dalla fonetica; in secondo luogo, rimarrebbe da 
dimostrare che a Pavia, dove la voce è ben antica,? e a Venezia, 
il z si riducesse a g fin dal sec. XIII, nel qual secolo il bolognese 
Crescenzi già diceva #egoça. Orbene, tanto a Venezia che a Pavia, 
i testi volgari non consentono una tale dimostrazione, e anzi la 
costanza delle grafie z zz ¢ pajono provare la persistenza del 
suono 3. Quanto alla Venezia, vi ha ancora questo: la tradizione 
della grafia di z per ¢ e $, in que’ casi dove il z ha una giustifi- 
cazione etimologica, s' è conservata (con qualche raro strappo, v. 
Arch. glott. it. XVI, 305, 312 n) fino ai giorni nostri (cfr. pozzo pozzo, 
ecc., nel Boerio). Ma alla tradizione si sottrae appunto xegossa,3 
avendosi così un nuovo indizio in favore del carattere originario 
del ss (¢). 

Ma un altro se pur meno formidabile ostacolo + insorge contro 
negötia dall’ a della prima sillaba, un a che si ritrova a Venezia 
accanto all’ e, ed è esclusivo a Bologna e a Pavia. L’e ha bensì 
in suo favore il più antico esempio, ma giova riconoscere che 
questo privilegio è in molta parte controbilanciato dalla diffusione 
attuale dell’ a. In ogni modo sarebbe occorso che su tale vicenda 
lo Schuchardt si spiegasse. ; 

E veniamo al crem. e piac. ligúrsa, al pav. argüg. È proba- 
bile che il primo, per la intromissione di qualche altra voce a noi 
sconosciuta,5 si riconnetta con #egossa; non così il secondo, che 
come lo prova il redini o sia reguzzi di qualche documento pavese 


1 Non so capire il pensiero dello Schuchardt che attribuirebbe questa 
metatesi all’ omofono ganossa stizza. 

2 La forma navoussa (|. -#ça) ci riporta cioè fino al periodo, dirò così, 
‘pedemontano’ della parlata pavese, quando il -g- seguito da vocale labiale 
veniva a tacere (v. Dell’ antico dial. pav., pp. 8—9, e il $ 23 delle Illustrazioni; 
e navoussa è appunto un bell’ esempio da aggiungere). 

® Tra gli esempi veneti che da qualche documento moderno allega lo 
Schuchardt, compare invero anche un negoza. Ma sarà una ricostruzione di 
chi è uso a dire foço e a scrivere 20220. 

4 Taccio dell’ g del ferr. anggssa, poichè da solo nulla può. 

5 Non crederei però che questa voce possa essere, come inclina a credere 
lo Schuchardt, /igor. 





84 VERMISCHTES, ZUR WORTGESCHICHTE. 


seiner Ahnlichkeit mit ambulare (dessen Bedeutung es jedesfalls 
annahm), oder anders gesagt, es setzte sich an seine Stelle, indem 
es als eine Variante davon erschien, wie *miscilare von *misculare. 
So sagte ich 1888; und 1891 vermehrte ich diese Analogieen noch. 
1898 jedoch wollte ich die Beziehung von ambitare auf ambire 
unterdrückt wissen. Diese Reue habe ich wieder bereut, und 
komme erst jetzt dazu auch andern ein so peinliches Eingeständnis 
zu machen. Nicht dafs ich die Abschwenkung von einem falschen 
Punkte aus unternommen hätte. Die Tatsache dafs zu ambio, 
ambitus ein Frequentativ *ambitare gehört (vgl. dormitare), war von 
Diez und wenn ich nicht irre, allen Folgenden übersehen worden. 
Ihr *ambitare kann nichts anderes sein als *amdi/are; sonst hatte 
nicht nur das Längezeichen gesetzt, sondern auch das Verhalten 
der lat. dreisilbigen Formen zu den rom. zweisilbigen (*ambila: anda 
u. s. w.) erklärt werden müssen. Allein ich ging zu weit indem ich 
ambire ganz fallen lies. Ein *amétéare konnte durch den Druck so 
vieler -Zare (bei dem schwachen Gegengewicht von -?/are) wohl zu 
*ambilare werden, oder dieses, was fast noch annehmbarer, zugleich mit 
dem Subst. ambï/us in eine Zeit hinaufreichen in der die Angleichung 
von ambire an dormire u.s. w. noch nicht vollendet war. Dals ich 
die Verbindung zwischen *ambitare und ambire wieder herstelle, 
nötigt mich nicht, die zwischen *ambifare und ambulare ganz auf- 
zuheben; von der Annahme einer wirklichen Suffixvertauschung 
kehre ich zu der einer scheinbaren zurück. Das Wesen der 
Suffixvertauschung verkennt Rice wenn er meint — und H. 
scheint ihm beizupflichten (S. 545 Anm. 2) —, ich dürfe mich 
für ein aus ambulare hervorgegangenes *ambifare nicht auf *mi- 
scrlare berufen, welches ja nicht aus *miscwiare hervorgegangen, 
sondern von miscere abgeleitet sei. Die Fälle sollen ja gar nicht 
gleichartig sein, sonst würde keine Suflixvertauschung vorliegen; 
die besteht eben nicht in selbständiger Ableitung von einem ge- 
meinsamen Stamm. 

Von meiner älteren, nun erneuten Ansicht weicht die H.s 
sehr wenig ab. Mein *améttare entsteht für *ambïare neben am- 
bitus für *ambilus, das H.s aus diesem ambitus. Wenn er meint, 
für die Annahme eines „unmittelbar von ambi/um abgeleiteten ambitare“ 
lägen keine Beweise vor, so liegen auch keine für ein *ambilare vor 
das von ambilus abgeleitet ware. Mir scheint, *ambitare läfst sich, 
nach Bildung und Bedeutung, besser an ambire als an ambitus an- 
schliefsen; wegen seines romanischen Nachlebens kann es nicht 
erst in späterer Zeit aufgekommen sein. Einem so alten Verteidiger 
von *ambitare wie mir, wird man wohl am wenigsten die Behaup- 
tung zutrauen dals „das als Substrat für andere in Vorschlag 
gebrachte ambilus erst aus den verstecktesten Winkeln des Sprach- 
schatzes habe hervorgeholt werden müssen“, 


H. SCHUCHARDT. 


OSWALT GERLOFF, FRANZ. AVEUGLE. 85 


Frz. aveugle. 


Zu der, wie es scheinen will, aufserordentlich glücklichen Ab- 
leitung des Wortes aveugle von alboculus, die Herr Dr. Herzog 
in Bd. XXVI, 732 dieser Zeitschrift gegeben hat, sei es auch dem 
Augenarzt gestattet, eine kurze Bemerkung hinzuzufúgen. 

Die Bezeichnung ,,Weifsauge“ für Blinde ist doch vermutlich 
daher entstanden, dals die beiden häufigsten Ursachen, die ein 
Auge der Sehfähigkeit berauben konnten, es auch gleichzeitig weils er- 
scheinen liefsen. Diese beiden Krankheiten waren aber die ägyptische 
Augenentzündung und der Alters- oder graue Star. Das End- 
produkt der ersteren, nach abgelaufener Entzündung, war und ist 
noch heut eine durchaus weilse Narbe, welche oft den gröfsten 
Teil der vorher durchsichtigen Hornhaut einnimmt, Statt der dunkeln 
Regenbogenhaut und der tiefschwarzen Pupille sah man nun eine 
auffallende weifse Stelle, und es scheint nicht nötig, anzunehmen, 
dafs diese Erscheinung erst durch die Ärzte den Namen „Weifs- 
auge“ erhielt, denn diese Entstellung mufste sofort, gerade wie 
noch heutzutage, jedem Menschen auffallen. 

Übrigens hinterlassen auch andere Entzündungen der Horn- 
haut des Auges, je nach ihrer Schwere, mehr oder minder grau- 
wejísliche Narben auf demselben, die mitunter sehr auffallend sind. 

Die zweite Ursache der Erblindung, der graue Star, besteht 
in einer Trübung der im Innern des Auges dicht hinter der 
Regenbogenhaut befindlichen Linse. Auch bei dieser recht häufigen 
Erkrankung, speziell des höheren Alters, mufste es auffallen, dafs 
die sonst schwarze Pupille getrúbt war und grau oder weiíslich 
aussah. Da man sich um die anatomische Lage der Trúbung 
nicht weiter kümmerte, das Resultat aber dasselbe, nämlich Er- 
blindung war, und das Auge in beiden Fällen grau oder weils 
statt dunkel und schwarz aussah, eine Erscheinung, die bei den 
südlicheren Völkern noch lebhafter hervortreten mufste, als etwa 
bei uns, so nannte man eben beide Erkrankungen „Weilsauge“ 
und wandte wahrscheinlich mit der Zeit diesen Ausdruck auf alle 
Blinden an, auch in den selteneren Fällen, wo das Auge nicht 
weils war. 

Bemerkenswert ist jedenlalls, dafs noch heut der Ausdruck 
Weifsauge gang und gäbe ist. Denn die weilse Narbe auf dem 
Auge, das Endprodukt irgend einer Entzündung, heifst bei den 
Augenärzten noch jetzt Leukoma. 

Unter G/aukoma verstehen wir eine seltenere Erkrankung des 
Auges, die ebenfalls früher oder später zur Erblindung führt, bei 
der aber die Pupille oft sehr grofs ist und einen grúnlich-schwarzen 
Schimmer hat oder haben soll. Das Bild, das diese Erkrankung 
bietet, kann mit dem des Weilsauges unmöglich verwechselt werden. 


OSWALT GERLOFF. 


BESPRECHUNGEN. 


—_— — 


Helbig, Robert, Die italienischen Elemente im Albanesischen, Diss. Leipzig. 
Leipzig, Barth 1903. VI u. 137 SS. 8°. (In 10. Jahresbericht des Instituts 
für rumänische Sprache, 1904. SS, 1 ff.) 

Die bis S.19 reichende historische Darstellung der Einwirkung der 
Italiener auf die Schicksale Albaniens ist als Einleitung eine willkommene Er- 
klärung der Möglichkeit des starken Eindringens italienischer Elemente in das 
Kunterbunt des albanesischen Wortschatzes. 

Der zweite Teil, die Lautlehre, will die Geschicke der italienischen Laute 
im Albanesischen verfolgen und hiebei diejenigen der lateinischen Fremdlinge 
als Parallele beleuchten. Bezüglich des dieser Untersuchung zugrundeliegenden 
Materials, das den bekannten Wörterbüchern entnommen wurde, mag man 
anderer Ansicht sein als der Verf., soweit es sich um die Auswahl handelt; 
jedenfalls ist es sehr verwunderlich zu lesen, es seien solche Wörter auf- 
genommen worden, „die voraussichtlich einmal allgemeines Sprachgut werden“ 
(S. 3.); diese Voraussicht besitzt niemand. Auch im einzelnen nötigt dieser 
Abschnitt zu Bemerkungen. So ist z.B. abetare < abecedario nicht denkbar, 
es mufs eine andere Grundlage haben, mindestens etwas anderes mit zugrunde 
liegen; das S.21 u. 72 angeführte Wort ist $ 32 nicht erwähnt worden; es 
dürfte eine Parallelbildung zu griech. aAyaßnt-agıov sein, dessen Endung, 
neugr. -tage, an die beiden ersten Buchstaben, in nichtgriechischer Form a be, 
angehängt wurde, wie ja auch in analoger Weise Kuluriotis, der die Buch- 
stabennamen als a ba va pa fa u.s.f. aufeinanderfolgen läfst, aus den ersten 
dreien mit derselben Endung den Titel abavatar = aAyaßnrapıov für sein 
griech.-albanesisches Elementarbuch bildete. Die auf S.24 angenommene 
» Labialisierung “ von a in skalja durch dz ist undenkbar, denn es könnte sich 
hôchstens um eine Palatalisierung nach der Artikulationsstelle des Konsonanten 
handeln. Auf keinen Fall ist das e in Zecke ,,aus dem Bedürfnis hervorgegangen, 
beide Wörter (näml. lake ‘Tal’ und /eke ‘Bein’) auseinander zu halten“ 
(S. 27); dergleichen kommt nicht vor. S.31 wird nicht berücksichtigt, dafs 
skut. /nestre noch, aufser den türk. und griech. Ausdrücken, it. ba/cone neben 
sich, übrigens selbst ein gut albanes. Wort (G. Meyer, E. W., S. 74: drite) 
verdrängt hat und zweitens, dafs für anlautend s statt ¢y- im Reflex von lat. 
tegula eine Parallele nicht beigebracht wird, denn ¿nvitiare ist dem Einflusse 
der stammbetonten Formen unterworfen, in denen ty nachtonig ist. S.42 ist 
die Verteilung von -ome und -une im Kalabr. einfach die: ersteres in Buch- 
wörtern, letzteres volkstümlich. Die sehr offene Aussprache des # im Kalabres. 





88 BESPRECHUNGEN, JUL. SUBAK, 


vielleicht serb. dunja zu ven. codogno, obwohl asl. gdunja einen anderen Weg 
anzudeuten scheint. Eine Entlehnung ist auch das Wort gl’ate, gate, wozu 
das Verb gas, ngas und zgus ‘ausdehnen’, wofür auch ¿utóñ, mgatóñ u. a.; mit 
G. Meyer wird vom Adjektiv auszugehen sein, das in zweifacher Art dem 
Verbum als Grundlage diente; leicht begreiflich ist die zweite Art, wo auf die 
übliche Art davon ein Verb auf -d gebildet wurde, wie engl. angu/ated, 
während bei der Erklärung von gas u.s.w. darauf Rücksicht zu nehmen ist, 
dafs einem -f im Infinitiv mancher Verbalklassen (soweit von einem Infinitiv 
die Rede sein kann, genauer wäre die Bezeichnung als konjunkte Form mit 
me) ein -s in der 1.Sg. entspricht, welcher Entsprechung sich nicht alle Verba 
dieser Art überall fügen wollten, aber fügen konnten, was für unseren Fall 
stimmt. Für das Grundwort pafst angulatus von angulare ‘eckig machen’; 
zu bedenken ist eines: es handelt sich nicht so schr um ‘eckig machen’ als 
um eine Ableitung von angulus ‘Winkel’; ein weiteres ist, dafs, wie Mathe- 
matik-Lehrer mit Verzweiflung erfahren müssen, für das ungeschulte Auge die 
Gröfse eines Winkels von der Schenkellänge abhängt, auch wenn die Drehung 
der sich schneidenden Geraden geringer wird, und zwar geiade immer beim 
Ausdehnen eines mehr oder weniger rautenförmigen Körpers nach den seit- 
lichen Zipfeln hin; so kann das gerade das Merkmal für die Ausdehnung ab- 
geben. Der Winkel oder Zwickel wird immer gröfser, je mehr man ein Tuch 
und dergleichen zerrt. Zum Formellen wird zu bemerken sein, dafs der Anlaut- 
vokal natürlich leicht abfiel, da er reduziert wurde, wie ja auch das rumänische 
Wort aus angulu so lang reduziert wurde, bis der Anlaut # in unghiu aus 
der Vortonstellung in die Tonstelle rückte; nun ist aber ein » kons. als schein- 
barer Rest von ¿n- der Gefahr ausgesetzt, volksetymologisch wegen der Wort- 
bedeutung ‘ex-tendere’ einem z- = slaw. #3- und lat, ex- vor tönenden Kon- 
sonanten Platz machen zu mússen; schliefslich kónnen beide zu einem scheinbaren 
Simplex durch ihr Verschwinden beitragen und wir gelangen zu gas. Weitere 
Nachrichten über den albanesischen Wortschatz kónnen uns vielleicht darüber 
aufklären, welchem Gewerbe das Wort ursprünglich als terminus technicus 
eignete. Das letzte Wort in dieser Reihe hat G. Meyer schon in den Alb. 
Studien V (Beitráge z. Kenntn. der in Griechenl. gesproch. alb. Maa., Sitz.-B. 
kais. Ak. CXXXIV) S. 80 s. v. ¿emp nicht mehr zu litauisch gémbe gestellt; 
auch dieses Wort entstammt dem Lateinischen. Das rum. junghi gehört 
natürlich bieher, es bedeutet ‘Seitenstechen, Stich’ und a yunghid ist de- 
ungulare von ungula, dem Namen des Marterinstrumentes zum in die Seite 
Stechen; ein ungulamen entspricht als Verbalableitung genau dem alba- 
nesischen Worte samt seinem rumänischen Ableger ghimp, das selbst wieder 
Schule gemacht hat: a ghimpd ‘piquer’, ghimpös ‘épineux’. Bezüplich des 
€ aus anas vgl..G. Meyer, Gróber's Gr. I, S.808, $ 10, -mb-, -mp < -m ibid., 
S.814, $ 30; zum Abfall des Anlautes, einer ganzen Silbe, sehe man oben. 
Die einzige nötige Bemerkung betrifft das { der griechischen Form; es ist 
jedenfalls analogisch wegen des sonst einem £ in unbetonter Stellung unter 
dem Tone entsprechenden # aus den Verbalformen eingeführt worden, weil in 
diesen das € vortonig war. Kaum handelt es sich um Einfluís der Endung 
-¿men. Ganz unverständlich bleibt die Art von Wörtern, „die noch als 
Fremdwörter gefühlt werden“ (ibid.). Dergleichen gibt es nicht in der Sprache. 
Den Wandel von vurduldk aus portulaca durch Assimilation an das d zu 

















HELBIG, ROBERT, DIE ITAL. FLEMENTE IM ALBANESISCHEN. 59 


erklären, wird nicht angehen, die Einmischung eines anderen Wortes ist sicher, 
am einfachsten ist G. Meyer's Hinweis auf span. verdolaga. Ein Widerspruch 
ist 5.71 die Argumentation, Audi könne nicht aus incud- stammen, da sonst 
mindestens g statt & durch # hätte hervorgerufen werden müssen; eben weil 
ín- als scheinbar bedeutungslos schwand, schwand es spurlos und 4 wurde 
richtig nachgesprochen. 5.72 b) steht unter vokdvok addunarsi. Das (dorts,) 
angeführte diacon hat nicht -dí- und lautet bei Jungg gakue, -kon:i, plur, gakei, 

-ona *chierico”. Bei einigen der Beispiele für -s&- <-st- wird es (S. 76) ge- 
stattet sein, an dieser Grundlage zu zweifeln; südit. Dialekte wandeln -shy- 
über -sk'- zu -5h-, andere jedes -s2- zu -s-, so dafs Fälle wie kal.-alb. fiskarı", 
iske, raskariti einerseits und die übrigen dort aufgezählten anderseits grofsen- 
teils in der italienischen Dialektologie zu führen und zu erklären sind, wozu 
dann disk'aröj gut pafst, da es der Schriftsprache entstammt, sei es mittelbar, 
was wahrscheinlicher ist, oder unmittelbar oder als Ableitung von chiaro ge- 
fühlt wird. Bezüglich der S. 77 als unklar aufgezählten Fälle von s>ts ist 
natürlich auf die griechische Vermittlung zu verweisen, aber bei pitsél! nicht 
mit G. Meyer auf das dem it. piselli mit Umdeutung des Plural-7 als Deminutiv- 
exponenten entstammende zıL&EAı, sondern überhaupt auf die merkwürdige 
Umsetzung des lat. s in to, wozu man als einfachstes Beispiel bei G. Meyer 
Neugr. Stud. III (Die lat. Lehnworte im Neugriech., Sitz.-Ber. kais. Ak., phil.- 
hist, KL, CXXXII) 5.67 roexover, roızolgı u.s,w. zu securis anführen 
kann, auch xarooül« S. 29, wogegen sich die Fälle von bewabrtem s volks- 
etymologisch deuten oder als literär betrachten lassen. Erwähnt werden muls 
aus diesem Anlasse der Übergang von s- in s- im Italien., wozu bei G. Meyer 
Neugr. Stud. IV (Die roman. Lehnw. im Neugr., ibid.) roauxoíva als weit- 
gereister, fremdgewordener Einheimischer, besonders aber rowta ‘Stuhl’, rolpog 
‚Molken’ steht. So hätte man in der Wanderung die Erklärung für tseke 
‚seicht’; bezüglich ritse habe ich meine Bedenken, da es bei Jungg nur ‘tre- 
marella’, also ‘ein wenig Furcht’ bedeutet, im E. W. wird es von G. Meyer 
mit #- und der Bedeutung ‘Streit’ angeführt, die Zusammenstellung mit it, rissa 
ist darum sehr fraglich. Vollends ronts ‘See, Pfütze’, rontsärin 'überschwemmen’ 
mit arrosare zusammenzustellen, wird nicht angehen; es sieht beides wie eine 
Ableitung von ¿ronda aus, aber das fs miifste analogisch sein, was denkbar 
wäre, Das 4 von Arvul erklärt sich aus #, nicht aus f (S, 78). Das kal. 
nkudiren (5.80) scheint ein im Präfix nicht verstandenes Kompositum von 
-cudtre zu sein, mit dem sich secutare = seguitare in der Bedeutung und 
insegui auch im Präfix (inseguire) gemischt haben. Die S,82 ebenso wie im 
51 als Grund des Wandels von d > ¢ angeführte Mouillierung des / hat 
natürlich in galbinus > dere dem ¿-Umlaut zu weichen. In colostro und 
debole steht 2 im Ital, nicht nach Konsonanten (S.83). Könnte in tíel'somín 
nicht eher it. ce/so als #5el' ‘Himmel’ (S.94) eingewirkt haben? Bezüglich der 
Labialisierung in betonter Silbe (S. 95) ergeben sich gewichtige Zweifel: dul'e 
ist natürlich lat, bu//a und nicht ital. dolía; Auluster ist wieder lat. colusirum, 
worüber M.-L., I, $ 119; Santori's diutfe geht dagegen, wenn es dem Italienischen 
entstammt, nicht auf crvetta zurück, sondern auf ciovetta, ciuvetta; Jungg's 
rial wird nicht zu identifizieren sein, solange wir nur ‘sorta d' erba’ als Be- 
deutung kennen; die Gegen, die ich fragte, nennen die Distel krst!; fyone 
hat den Vokal von p7'of übernommen, an dessen Stelle es getreten ist; schliefslich 


90 BESPRECHUNGEN. GIUSEPPE VIDOSSICH, 


nos kann nicht ohneweiteres mit nescius gleichgestellt werden, der Vokal 
kann vom gleichbedeutenden und anklingenden gosne stammen, Auch bei 
mókere ist nicht an machina allein zu denken, es wird sich molere oder 
slavisch mokr- eingemischt haben, in govate haben wir es mit einem Vorton- 
vokal zu tun wie auch in den anderen Beispielen. Dies wáren einige Be- 
merkungen, zu denen andere hinzukommen múísten, wenn nicht manche der 
Erscheinungen in anderem Zusammenhange zur Sprache kámen. 

Der dritte Abschnitt behandelt die Ergebnisse der Lautlehre schematisch, 
wobei auch Versuche zur chronologischen Festlegung einzelner Erscheinungen 
gemacht werden. Im 4. Kapitel werden die Ergebnisse aus dem Wortschatze, 
besonders in kultureller Hinsicat, betrachtet und dabei wird besonders auf die 
der Kirche entnommenen Begriffe und ihre lehnwörtlichen Entsprechungen 
Bedacht genommen. Den 5. und le:zten Teil endlich bildet ein ital.-albanesisches 
Wortverzeichnis als Repertorium zu den einzelnen besprochenen Wörtern mit 
gelegentlichen Nachträgen und deutscher Entsprechung. Am Schlufs wird 
unter VI ein kleines Literaturverzeichnis gegeben. 

Fassen wir zusammen, so mufs trotz des grofsen Sammelfleifses neben 
manchen Mifsgriffen der vollständige Aufbau auf ein Material, das aus zweiter, 
manchmal aus dritter Hand bezogen wurde, bedauert werden. Dafs die Arbeit 
Lücken aufweist, ist selbstverständlich, da noch nicht einmal an allen Orten 
das Material gesammelt worden ist, natürlich im ganzen selten vollständig. 


JUL. SUBAK. 


Levi, Ugo, 7 monumenti del dialetto di Lio Masor. Venezia, Visentini, 1904; 
8°, pagg. 80. 


Ugo Levi continua i suoi studi intorno ai dialetti dell’ Estuario Veneto 
illustrando gli antichi monumenti di Lio Mazor, intorno ai quali aveva scritto 
alcune pagine succose l’ Ascoli nei Saggi Ladini (465—473). Sono i documenti 
editi dal Levi atti dei podestà Marco Ruzzini e Gabriele Barbarigo e vanno 
dal 1312 al 1319; contengono processi penali non privi d’ interesse per la 
storia dei costumi. In appendice si pubblica un fascicoletto di atti posseduti 
dall’ Ascoli. 

La edizione dei testi è accurata, nell’ insieme, ma non scevra di qualche 
errore; alcuni vanno a carico dello stampatore, altri derivano da fraintendi- 
mento del testo. Cito i più notevoli, secondo la numerazione dell’ editore: 
2,35 e navrà corr. enavrà; 3,26 e’ navrà-li corr. enavrà-li; 3,27 mis-e corr. 
mise; 3,70 a’ menti tu corr. a’ (= an cfr. 15, 39) menti tu; 8,14 ago corr. a 
gö; 11,4 vencem corr. vencé-m; 15,25 mi corr. vie; 19, 10 s' el fos corr. s’ el 
[20] fos; 20,47 no far corr. probabilmente no farà; 22,37 e’ n° uoto corr. 
e’ no uoio. Il codicetto non par scritto con diligenza; alcuni passi sono oscuri, 
altre volte l’ editore ha provveduto all’ emendazione, sia nel testo sia in nota. 
Non sempre sono d’ accordo; così manterrci lo quali 17, 33, forge 34,33 € 
forse frovia 38,41. 


L’ illustrazione linguistica è fatta con buon metodo, ma non è riuscita 
così copiosa come i testi meritavano. Magro è, al solito, lo spoglio sintattico, 





O2 BESPRECHUNGEN. G. VIDOSSICH, LEVI, UGO, I MONUMENTI ECC. 


+ è » et Marco li dis 8,38; e stando cos}, et he audij 1,23, et così stando mi 
ses Cf he dis 1,34, e nando mi, et he trovaj 5,21; volendo lo dito Can pur 
andar, et ser N. li cé 3,11, et stando mi en la mia barcha, et traso-me 
P albor 5,24, et bevando nu, et he aveva; ed altri. — Notevole I’ uso di né 
nella interrogazione indiretta: domandd se Francischa .. né sua sor Maria 
14,57; 15,3; 15,10; domanda s’ el li vit spada né spontun 18,15; 19,8; 
s’ ili lo deveva vender né donar 22, 32, se Peringa né Antolin 26,55; 1’ uso 
di né no: nö era vera né no podeva eser 1,13, né no lo tochà 14,46, né no 
lo lasà 19,22, accanto al semplice né. — Uso del che (v. se non che): se 
P aves audi, tu no seres parti de Canal Corno che tu aves abiù questiun 
3,65, no à s el me des una gautada ch’ e no li cagas 1,35,49; — dis che st 
20, 50; 21,40, dis che no 14,3; 14,57; — ancora domandà ... che quando 
eli fo ultra .. $ eli fo 20,49; 21,47; cfr. 20,51. — Raro il verbo vicario: 
no faré 15,39; no farà 20,47. — Per l’uso dei tempi nota: mava 3,9, 20, 
diseva 27,19 dove si attenderebbe il passato rimoto: — e fouco stet et el fo 
tornd 28,6, lo dito Pigol Pare fo gont 6,15. — Per l uso dei modi: era 
usanga che li maistri de’ tignir 1,8, che sapa que el fe, no so 27,71; te lo 
diravi anche ancora, quando tu me casonave 3,67; la part che 5° en pentiva 


pagas 8, 19, 42. — Concordanza: eo cum Pero eram 3, 61, eo cole autre barche 
navam 6,25. — Posizione: comengd-se go menar 6,21, per tor malicia via 
28, 16. — Nota infine cum d’ autre barche 6,3. — Aglis non sarà Agnese; 


acordarse ricordarsi 1,7; argudola è interpretato come ,,coltello da tesca‘ e 
ricondotto ad acutula, ma dal contesto pare essere più torto un ,gancio* o 
‚scalmo‘ e s' offre quindi un’ altra etimologia; aforvar 26,40; bachalar 7,8; 
branchar 17,9; 20,32 afferrare; briga 1,21 e pass. contesa; burclo 26, 9; 
cagar man a 20,25; 21, 19 aflerrare; castigar 26,43 ammonire; casun, per c. 
de pass.; comengada 26, 17 cominciamento, principio; cost? 17,5; 18,6; con- 
serva, en c. 6,14 di conserva, in compagnia; cruentà app. 58 insanguinato; 
cuntra la riva 26,46 verso, cfr. encuntr' a casa 26,40; custionarse 27,58; 
dato 1,23 riportato; destrençer 27,8; dre cena 20,5, dre la terga campana 
7,21; 13,25; 7,13; engrosarse (le parole) 3,20; 15,25; enfasarse en 1,23; 
enfresto sarà postverbale; esser pass. andare; — noto alcuni usi della pre- 
posizione en: condanar en pass., enancoj 3,70, en co 6,8, en questa pass., en 
la fiata 20,8,10; en queste parole 1,62; 18,23; en vu 1,11 presso di voi; 
fitasun dela tauerna fata en lo Ros 9,8; farse 28,13 andare; favelar 18, 11, 
23; ferir col dat. 28, 14; feta (misura da vino) ricorda le fojefta rom., ma 
sarà forse accostamento illusorio; granda, per £. ora 21,10; 22,8 lunga; 
largarse 4,2 staccarsi, allontanarsi (di barche); levar 26, 33; 27, 36, 57 levarsi; 
materie 27,73 pazzie; menagar col dat. 1,15; 28,15; menarse 3,51 e pass. 
dar busse — se menava cum Alberta; cole man 12,28; mesa de vin 11,6 
portata‘; mego, ven per m. mi 15,40 mi assali; nigo 5, 12; nigota 27,29; 
ofender col dat. 19,6; 27,37; hoster 27,55 oste; pe, a p. 4,3; 8, 26 presso; 
pesa, la app. 176, aggiunta di peso nel pane, 180 i pesi; Ppevrada 20,47 Y. 
Boerio; plachimento 8, 34 placimento 8, 43; podestà sempre f.; portegal; posta, 
tignir en f. 5,21 attender in agguato; prova, clamar en f. 17,8 sfidare; 
pugnada 16, 5 pugno; ranpognarse con 1, 57; recò, de r. 27,27; sabada 20, 47; 
sangó 3,52 sanguind, cfr. sango pass. sangue; san, de san en plan 16,5 di 
punto in bianco; se no pass., notevole se no che te farò mal 12, 37, se no che 





94 BESPRECHUNGEN. WOLFG. V. WURZBACH, 


Lehnsherrschaft Leons wurde eine alte Fabel angewendet, welche schon in 
der Geschichte der Erfindung des Schachspiels begegnet. Der Graf hátte dem 
König von Leon sein Pferd und seinen Habicht verkauft, und dabei sei ver- 
einbart worden, dafs sich bei Säumnis der Zahlung der Preis täglich verdoppeln 
solle. Schliefslich wurde derselbe so hoch, dafs der König, aufser Stande, 
ihn zu bezahlen, auf seine Lehensherrlichkeit über Kastilien verzichten mufste 
(vgl. Dante, Par, 28, 93). So ausgeschmückt erscheint die Geschichte in ver- 
schiedenen poetischen Werken des XIII. bis XVII. Jahrhunderts, speziell in 
zahlreichen Romanzen und mehreren Comedias, vor allem aber in dem alt-ehr- 
würdigen Poema de Fernan Gongalez, welchem durch die vorliegende Publikation 
zum ersten Male die wohlverdiente Ehre einer kritischen Ausgabe zuteil wird. 


Die bisherigen Ausgaben entsprachen dem heutigen Stande der Wissen- 
schaft durchaus nicht mehr. Die zwei nahezu vollständigen Abdrucke des 
grundlegenden Escurial-Manuskripts bei Gallardo (Ensayo de una biblioteca 
española. T.I. Madrid 1863) und bei Janer (Biblioteca de autores españoles. 
T. 57.) sind ebenso unkorrekt, wie die Fragmente in Bouterweck’s Gesch. der 
spanischen Litteratur (spanische Ausgabe, 1829, p.154ff., ca. 250 Verse) und 
bei Amador de los Rios (1863, III. Bd. p. 337ff., ca. 200 Verse). Teils be- 
ruhen die sprachlichen Fehler auf Unachtsamkeit, teils auf dem Bestreben der 
Herausgeber, das Gedicht zu modernisieren. Marden gebührt das Verdienst, 
den richtigen Text annähernd wiederhergestellt zu haben. Das älteste Manu- 
skript befindet sich in der Bibliothek des Escurial (IV — B— 21); aus dem 
Papier desselben hat man geschlossen, dafs es aus den Jahren. 1465—1479 
stamme. Wie deutlich zu erkennen ist, haben zwei Kopisten mit vielfach 
verschiedener Orthographie daran gearbeitet. Leider suchten es beide sprachlich 
zu modernisieren, wobei Metrik und Reime häufig gefährdet wurden. Von 
dem Escurial-Manuskript existieren mehrere Kopien. Von einem zweiten 
Manuskript, welches sich in der Bibliothek des Klosters San Pedro de Arlanza 
befand, kennt man nur die 26 Strophen, welche der Abt Fr. Gonzalo de Arre- 
dondo in seiner „Crönica del conde Fernan Gonzalez‘ zitiert (abgedr. in der 
Illustracion I. des vorliegenden Bandes). Von den zahlreichen Manuskripten 
der , Crónica“ hat der Herausgeber acht eingesehen. Es ist ausgeschlossen, 
dafs Arredondo’s Vorlage, die „Crönica de los rimos antiguos“, mit dem 
Escurial-Manuskript identisch sei. Arredondo bat das Gedicht auch in seiner 
sogenannten „Crönica Arlantina“, in welcher er Fernan Gonzalez mit dem 
Cid vergleicht, benutzt. Ferner zitiert Prudencio de Sandoval in seiner 
„Historia de los cinco obispos“ (Pamplona 1615) einige Strophen, die aber 
aus Arredondo genommen sind. Nach einem anderen Manuskript gibt Argote 
de Molina in seinem „Discurso sobre la poesia castellana‘ (ersch. 1575) vier 
Strophen des Gedichts. Noch ein anderes Manuskript befand sich in der 
Biblioteca Colombina zu Sevilla; es ist jedoch verloren gegangen. 

Aus den zahlreichen Erwähnungen des Klosters San Pedro de Arlanza, 
dessen Gründung in dem Gedichte erzählt wird, schlofs schon Rios, dafs der 
Verfasser ein Mönch daselbst gewesen sei. Dieses Kloster spielt in der Ge- 
schichte des Graten Fernan Gonzalez dieselbe Rolle, welche San Pedro de 
Cardeñas in jener des Cid spielt, und wie der Cid in diesem, so wurde der 
Graf von Kastilien in jenem beigesetzt. Über die Zeit der Abfassung schwanken 
die Ansichten der Gelehrten zwischen dem XII. und XIV, Jahrhundert. Der 





96 BESPRECHUNGEN. WOLFG. V. WURZBACH, 


gebiger Weise (249—278). Er gerät nun in Kampf mit dem König Sancho 
Abarca von Navarra, in welchem dieser den Tod findet, der Graf aber ver- 
wundet wird (279—326). Sanchos Rache übernimmt der schon erwähnte Graf 
von Poitou und Toulouse, wird jedoch geschlagen und findet durch die Hand 
Fernan Gonzalez’ den Tod (327—379). Nun rückt neuerdings Almozor mit 
ungeheueren Streitkräften gegen Kastilien heran. Da des Grafen Berater San 
Pelayo mittlerweile gestorben ist, wendet er sich in heifsem Gebete an den 
Himmel. Im Traume verheifsen ihm Pelayo und San Millan ihre Hilfe. Voll 
Vertrauen ziehen die Kastilier nun in den Kampf (380—463). In der darauf- 
folgenden Nacht erscheint ihnen ein blutiger Drache, Schon verzweifelt der 
Graf an seinem Glücke und zürnt dem Himmel, der ihn getäuscht habe, als 
er in den Lüften den Apostel Santiago mit einer unzählbaren Schar himmlischer 
Streiter erblickt, welche ihm den Sieg verschaffen (463—563). Als er den 
Cortes beiwohnt, findet sein Lehnsherr, der König Sancho Ordoñez von Leon, 
an seinem Falken und seinem Reitpferde Gefallen und kauft ihm beide um 
1000 Mark Silber unter den oben erwähnten Bedingungen ab. Die Königin 
schickt nun den Grafen mit einem Uriasbrief zu ihrem Bruder, dem König 
Garcia von Navarra, der ihn sogleich nach seiner Ankunft gefangen nimmt 
(564—605). Auf den Rat eines lombardischen Grafen verspricht die Infantin 
von Navarra dem Gefangenen, ihn zu befreien, wenn er sie dann heiraten wolle, 
Er sagt es zu, und die Infantin befreit ihn nicht nur, sondern sie trägt den 
Gefesselten sogar eine grofse Strecke Weges gegen Kastilien (606—638). Einen 
Priester, der ihnen begegnet und sie zu verraten droht, wenn ihm die Infantin 
nicht zu Willen sei, tötet sie selbst (639—652). Bald darauf stofsen sie auf 
das kastilische Heer, welches mit dem Steinbilde des Grafen ausgezogen war, 
um diesen zu befreien. Fernan Gonzalez stellt sich nun an die Spitze der 
Seinen und heiratet die Infantin. Es kommt zum Kriege mit Navarra, in 
welchem der König gefangen genommen, auf Bitten seiner Tochter, der Infantin, 
jedoch wieder in Freiheit gesetzt wird (653—712). In der Folge steht der 
Graf dem König von Leon im Kampf gegen die Mauren bei. Nachdem er 
zwei Jahre nicht bei den Cortes erschienen ist, läfst ihn der König auffordern, 
den rückständigen Tribut zu bezahlen. Der Graf aber verschiebt die Zahlung 
abermals, damit die Schuld des Königs, deren dieser nicht gedenkt, noch höher 
anwachse (713—733). Die eigentliche Lösung dieses Konflikts wird in dem 
Gedichte, soweit es uns erhalten ist, nicht mehr geschildert. Wir erfahren 
nur noch von einem Einfall des Königs von Navarra in Kastilien und von 
einem abermaligen Kampfe miit Navarra im Tale Valpirri, in welchem der 
Graf abermals Sieger bleibt. Hier (752) bricht das Gedicht ab, das also nur 
ein Torso ist, Der fehlende Schlufs erzählte wohl, wie der Graf zu den Cortes 
berufen, nochmals gefangen gesetzt und von seiner Gattin befreit wurde, wie 
er dann den König an seine Schuld erinnerte, und dieser, außer Stande sie 
zu begleichen, sich seiner lehensherrlichen Rechte über Kastilien begeben 
mufste. 

Die fehlenden Teile lassen sich inhaltlich unschwer aus der Crónica 
general ergánzen, die sich oft darauf beschränkt, die Verse des Gedichts mit 
wenigen Anderungen in Prosa umzuschreiben (s. die Ilustracion II). Auch 
die Chronik von 1344 und Arredondo (s. die Ilustracion I) geben es teilweise 





98 BESPRECHUNGEN. FRIEDRICH BECK, 


und Sinnen von der Liebe zu dieser donna gentile beherrscht war und im 
Convito erklirt er wiederholt, dafs diese Frauengestalt allegorisch erklärt 
werden músse, z. B. Conv. II, 16, 76: ,,ich sage und versichere, daís die Herrin, 
in die ich mich nach der ersten Liebe verliebte, die schónste und ehrbarste 
Tochter des Kaisers des Weltalls war, welcher Pythagoras den Namen Philo- 
sophie beilegte.‘ 

Im Gegensatze zu Dantes ausdrücklicher Versicherung behaupten die 
» Realisten“ unter den Danteerklärern, die donna gentile sei ebenso wie 
Beatrice ursprünglich eine wirkliche Person, ein Mädchen von Fleisch und 
Blut gewesen und erst spáter vom Dichter allegorisch ausgedeutet worden. 
Neuerdings haben sich Menzio und Chistoni mit der vielumstrittenen Frage 
beschäftigt; Menzios Buch gibt einen historischen Überblick und empfiehlt sich 
darum als Wegweiser durch die Flut von Schriften, welche die donna gentile 
zum Gegenstande haben, und zwar von Witte angefangen bis in unsere Zeit 
berein, während Chistonis Untersuchungen die historische Seite der Streitfrage 
fast gar nicht berühren, sondern gleich in medias res gehen. Beide Biicher 
können also einander glücklich ergänzen. Menzio referiert in der Hauptsache 
eigentlich blofs über die unselige Witte’sche Idee von der angeblichen „litte- 
rarischen Trilogie“ (Vita Nova— Convito — Divina Commedia), sowie über die 
ständig wechselnden und widerspruchsvollen Ansichten Scartazzinis und die 
Erwiderungen ihrer Gegner; dagegen tritt Chistoni mehr als selbständiger, ja 
selbstbewufster Kritiker? auf und seine Anschauungen verdienen schon des- 
wegen eine eingehende Besprechung. Aber auch aus einem anderen Grunde 
erheischt das Buch eine solche: es ist geradezu typisch für eine in Italien 
vielfach beliebte, aber schiefe und irrige Auffassung der donna gentile - Frage 
und es darf darum nicht ohne ernsten Widerspruch hingenommen werden. 

Der leitende Gedanke in dem Werke Chistonis ist: zwischen dem Jugend- 
werk Dantes, der Vita Nova, und dem in seiner geistigen Entwicklung un- 
mittelbar folgenden Convito besteht ein innerer Gegensatz ,? der in der voll- 
kommen veränderten Seelenstimmung und Geistesbildung des Dichters seine 
natürliche Erklärung findet. Infolgedessen ist es 1. ein Irrtum zu glauben, 
dafs die allegorische Erklärungsmethode Dantes im Convito auf die V. N. 
angewendet werden dürfe; 2. falsch, in einigen Stellen derselben Anspielungen 
auf die Div. Commedia zu sehen, die gewissermafsen in nuce dem jugendlichen 
Dichter vorgeschwebt haben könne, endlich 3. ein Irrtum, in der donna gentile 
ein Symbol zu sehen und aus der fälschlich angenommenen Nichtwirklichkeit 
derselben einen analogen Schlufs auf die Beatrice der V. N. zu ziehen. 

Chistonis Beweisführung geht von der Erklärung der Stelle Convito 
II, 13, 17ff. aus (p. 41 ff.), die er teilweise falsch auffalst. (Der richtigen Er- 
klärung Scherillos, gegen die er polemisiert, hätte er beipflichten sollen); 
dann untersucht er die V.N., um die Kenntnisse des damals 27-jährigen 


€ —— 


1 Unangenehm berührt p. 180 Abs. 2 u. die Flüchtigkeit (p. 34 und 38), 
wo Albertus Magnus ein „sassone‘ statt ,,suevo“ genannt wird. 

2 , essendo stati la Vita Nuova ed il Convivio dettati in tempi ed in 
condizioni psicologiche diversissime, essendone le idee fondamentali perfetta- 
mente irriducibili fra loro, onde la natura e |’ indole dei due libri sono in 
antitesi‘ (p. 18) „il concetto informatore della Vita Nuova è diversissimo, 
inconciliabile con quello del Convivio (p. 202), cf. p. X, 3, 9, 14, 59 etc. 








100 BESPRECHUNGEN. FRIEDRICH BECK, 


hoch ein, wie mir scheint, mit Unrecht. Denn der italienische Kritiker hätte 
1, die für die Gesamtuntersuchung entscheidende Vorfrage erörtern müssen, 
in welche Zeit er den poetischen und in welche er den viel später verfafsten ! 
prosaischen Teil, speziell die ,divisioni‘ verlegen will, aus welchen er ja aus- 
schliefslich sein Beweismaterial entnommen hat; diesem letzteren Teil wird 
auch Ch, einen gewissen philosophischen Gehalt nicht absprechen wollen. 
2. hätte sich Ch, doch mit allen Stellen philosophischen Inhaltes in der V, N. 
auseinandersetzen müssen, was er unterlassen hat. Denn die Erklärung der 
aristotelischen Lehren von forma und materia, actus und potentia, accidens 
und substantia, ferner von appetito = cuore und der Scelenlehre des Hugo 
von St. Victor, denen wir V. N. I, XX, 23 ff, XXV,6 und XXXVIII, 25 
begegnen, wird entweder gar nicht versuclit oder nur ganz oberfláchlich ge- 
streift.? 

Um zu beweisen, dafs die allegorische Interpretationsmethode des Con- 
vito auf die V. N, nicht angewendet werden dürfe, wird zuerst Wesen und 
Umfang der Allegorie zur Zeit Dantes zu bestimmen versucht; in diesem Ab- 
schnitt, welcher mit zu den besten des Buches gehort, wird ein weiter Platz 
(p. 92—142) dem Nachweis eingeräumt, dafs Ovid, Lucan, Cicero, Virgil, 
Boëthius etc. allegorisch erklárt wurden, so dafs Dante nur dem herrschenden 
Geschmack seiner Zeit® folgte, wenn er dieselbe Methode im Convito an- 
wandte, gleichwohl ,,non si deve pensare che questo metodo d' interpretazione 
allegorica si respirasse coll’ aria del medio evo" (p. 87; vel. auch p, 141). Ja, 
p. 202 wird gesagt, Dante war beziiglich der allegorischen Methode vollkommen 
im Dunkeln; wie reimt sich das mit V, N. XXV zusammen, und mit V. N 
XXIV, 20, wo Dante sogar die p. 178 geschilderte analisi etimologica der 
theologisch -allegorischen Exegese zu verwenden versteht? Nichts lag näher 
als ein Vergleich zwischen Boëthius und Dante, weil ja beide die Philosophie 
personifizieren; natürlich macht auch Ch, darauf aufmerksam, aber er versteigt 
sich (p. 115) zu der unbegreiflichen Behauptung, „die personifizierte Philo- 
sophie sei von Boëthius weniger menschlich dargestellt als von Dante.“ Car- 
ducci* würde vielleicht urteilen: „bat man je gehört, dafs die Philosophie 


1 Wollte jemand aus der Ideengemeinsamkeit von V, N. XXXVIII, 25 
und Conv. IV, 22, 70 ff, Kenntnisse der nikomachischen Ethik bei D. voraus- 
setzen, so mülste jedenfalls die Abfassung des Büchleins wesentlich später 
gelegt werden, in eine Zeit nämlich, wo der Dichter schon einen Teil seiner 
philosophischen Studien hinter sich hatte, 

2 Hat übrigens nicht auch der ältere poetische Teil der V. N. philo- 
sophischen Wert, z.B. XIX, 28, XX, 9? Leider hat auch Vofsler, Die phil. 
Grundlagen zum „sülsen neuen Stil“, Heidelberg 1904 die V,N, fast gar 
nicht berücksichtigt, obwohl doch die erste Kanzone dazu Veranlassung ge- 
boten hätte. 

® Kürzer und doch vollständiger behandelt die Frage Kraus a. a. O, 
p. 361 fl, und Vesselovskij, Boccaccio, evo ssreda i ssverstniki, St. Petersburg 
1894, II p. 315 ff. und p. 406 ff.; eine Untersuchung des allegorischen Systems 
kann úbrigens nicht von dem Wesen und der Bestimmung der Dichtkunst 
getrennt werden. 

4 Er spóttelte bekanntermafsen über die Personifikation in V. N. XXXV: 
» quando gli espositori delle allegorie dantesche — i quali tengono che la 
donna gentile sia la filosofia — m’ avranno dimostrato come e perchè la filo- 
sofia riguardi i giovani dalle finestre, e ciò faranno senza riso delle genti, 
allora io mi darò per vinto alle loro ragioni.“ 





BESPRECHUNGEN. ALFRED SCHULZE, 















h und Blut gewesen; die einen sehen in ihr die Frau Dantes, 
andere identifizieren sie mit der Matelda des Purgatorio, 
ken an die Gentucca von Lucca oder die Lisetta; Chistoni 
der ,,pretese gentili donne“ vermehren, wenn er nur sagen 
historische Persönlichkeit war; er sagt von ihr p. 203: „es- 
, vera € propria donna ed umani essendone i sentimenti ed 
ente il vagheggiamento dell’ artista“ und p. 206 ,,Dante 
a (d.h. die Philosophie) con una graziosa donzella per la 
morosi sensi (1)* 
rorte ich mit Dantes Worten (Conv. III, 3, 70): ,,questo amore 
quella nobilissima natura nasce, cioè di verità e di virtù 
e ogni falsa opinione da me per la quale fosse suspicato 
ere per sensibile dilettasione.“. - Conv, I, 2,86: ,, Temo la 
passione avere seguita, quanta concepe chi legge le sopra- 
in me avere signoreggiato. La quale infamia si cessa per 
e parlare interamente, lo quale mostra che mon passione 
tata la movente cagione.“ 
‚61: ,, Dico che pensai che da molti di retro da me forse 
o di levezza d’ animo udendo me essere dal primo amore 
, à Lorre via questa riprensione, nullo migliore argomento 
l’ era quella donna che m’avea mutato. (Wie täuschte er 
Chè, per la sua eccellenza, manifesta aver si può conside- 
virtù; e per l’intendimento della sua grandissima virtù 
ni stabilità d’ animo essere a quella mutabile, e però me non 
non istabile‘. Genug; es wäre wahrhaftig an der Zeit, dieser 
intekritik besonders in Italien ein energisches quo usque tan- 
wodurch in aller Welt hat es denn Dante verdient, dafs 
ten nicht glaubt, und ihm deshalb Dinge andichtet, die 
verleumden und sein Andenken verunglimpfen ? 


FRIEDRICH BECK, 


it Nicholai des Arrasers Jean Bodel. Text mit einer 
der Sprache und des Metrums des Stiickes nebst Anmerkungen 
m Georg Manz. Heidelberger Inaugural-Dissert, Erlangen 
Sohn, 1248. 80, 


ispabe des Spieles vom heiligen Nikolaus war gewifs ein Be- 
, von einigen in die Chrestomathien von Bartsch, Constans 
ıglois aufgenommenen Stücken abgesehen, das Stück zuletzt 
erqué und Michel in ihrem Théâtre français au moyen-âge 
entlicht war. Aber freilich war die Neuherausgabe eine für 
ertation recht schwere Aufgabe. Der Text bietet besonders 
esponnenen Wirtshausszenen oft kaum übersteigbare Schwierig- 
stehen wir die Gaunersprache der die Hauptrollen spielenden 
, teils sind wir über Spiel- und Trinksitten der alten Zeit 
unterrichtet, um der Handlung mit vollem Verständnis folgen 





104 BESPRECHUNGEN. ALFRED SCHULZE, 


gieu, Et .iij. partis pour le courlieu: Che sont .V. deniers, poi sen faut. 
Der ganze lot Wein, ein ziemlich grofses Mafs, kostete nämlich drei deniers, 
der halbe zwei, wie wir aus 752 erfahren: Rasoir hat einen ganzen Jot Wein 
bestellt, vorher war ein halbes Mafs getrunken. Als Cliket (750) besorgt, man 
werde nicht zahlen können und daher Kleidungsstücke zum Pfande lassen 
müssen, beruhigt ihn Rasoir, es seien erst fünf Heller: trots de chest vin et 
devant .ij., und 815 wird dem Cliquet seine Schuld abermals vorgehalten: Zen 
premier lot, che furent ¿y (viz. deniers), ... et puis un (viz. denier) de l’otroi 
Et les tj. partis de la perte ... Che sont .V. Folglich müssen drei partis 
nahezu einen Heller betragen haben (684: poi s'en faut), Eine noch genauere 
Wertbestimmung enthalten, scheint es, die Worte des Läufers, der dem zur 
Zahlung von drei partis drängenden Wirte sagt: Ne me puis a vous awillier, 
Se une maille en deus ne caup. Da drei partis notwendig mehr als eine 
maille betragen müssen — diese zu zahlen war ja der Läufer bereit — so geht 
aus der Stelle hervor, dafs sie soviel als 1%, maille gelten: also ein parti = 
1a maille. In den mir zugänglichen Werken über französisches Münzwesen 
finde ich den partí nicht erwähnt. Er war vielleicht nur im nördlichen 
Frankreich üblich — Ducanges Belege stammen aus Tournay —, wie denn 
auch auffallen mufs, dafs man partí nicht gleich denier, maille, parisis, obole 
zum Ausdruck grofser Wertlosigkeit verwendet zu haben scheint, obgleich es 
sich doch seiner Bedeutung nach noch mehr als jene dazu eignete. In 
Dreylings reichhaltiger Sammlung (die Ausdrucksweise der übertriebenen Ver- 
kleinerung: Ausgaben und Abhandl. aus d. Rom. Phil. LKXXII) findet sich kein 
Beispiel. Verfolgen wir den Text weiter. Während der Läufer mit dem Wirt 
verhandelt, ruft der im Wirtshaus sitzende Cliket (290/1): Qus veut 7. parti 
a che caup Pour esbanier petit gieuP Die Worte sind in dieser Form un- 
verftändlich, und ich weils keinen mich völlig befriedigenden Vorschlag zur 
Besserung zu machen. Vielleicht sind sie etwas klarer, wenn man liest: Quî 
veut, a .j. parti che caup Pour esbanier, petit gieuP „Wer will — diesmal 
zu einem parti, des Vergnügens wegen — ein kleines Spiel machen ?‘“ Auberon 
erwidert (294): Soit pour .j. parti a pais faire! nachdem der Wirt ihn noch 
besonders auf die Einladung seines Stammgastes Cliket mit den Worten: Aves 
di, sive courlieuP Alds enwillier vostre affaire! aufmerksam gemacht hat, 
Den einen parti, den er mehr zahlen soll als er will, bietet sich nun Gelegen- 
heit im Spiel zu gewinnen, und er gewinnt ihn in der Folge tatsächlich, ja 
noch mehr, seine ganze Zeche von drei fartis, denn auf seine Einwilligung 
(Soit pour un parti a pais faire) hin bemerkt Cliket, seine erste Einladung 
korrigierend: Pour un? mais pour canques tu dois. So ist nämlich 295 zu 
interpungieren; mit einem Komma statt des Fragezeichens, wie es die bis- 
herigen Ausgaben aufweisen, bleibt auch dieser Vers unverständlich. — Auberon 
und Cliket würfeln. Letzterer fängt an und wirft 7 Augen, Auberon eins 
mehr, 8, was er mit den Worten meldet: J'ai quaernes, le plus mal gieu. 
Manz fragt: „Warum Ze plus mal gieu? ironisch?“. Und Spitzer in seinen 
„Beiträgen zur Geschichte des Spiels in Alt-Frankreich‘“ (Heidelb. Diss. 1891) 
sieht S, 14 in dieser Stelle einen Beweis dafür, dafs der Wurf 4 (es ist aber 
Pasch 4) einen bösen Ruf hatte. Die Sache liegt doch einfach so, dafs 8 in 
der Tat der schlechteste Wurf war, der gewinnen konnte neben dem Anwurf 7. 
Auffällig ist nur die Bezeichnung guaernes für acht mit drei Würfeln ge- 


— 


LI JUS DE SAINT NICHOLAI DES ARRASERS JEAN BODEL, 105 


worfene Augen: denn Auberon's 7 setzen sich aus Pasch 3 und 1 zusammen: 
Ains i a ternes et j. as (303), und dafs fermes nicht etwa für 6 auf einem 
Würfel gesagt werden konnte, beweist der vorangehende Vers (302): Par for! 
tu nas ne .V. ne VI. Folglich wurde mit drei Würfeln gespielt. — 312 Fe 
verdruckt für 71 — Der verlierende Cliket verwünscht den Läufer; der aber, 
seines Gewinnes froh, legt kein Gewicht darauf und meldet dem Wirte, Cliket 
werde für ihn zahlen, Darauf der Wirt (313) Va, va, mar wit li piés le dent. 
Manz gesteht die Stelle nicht zu verstehen und fragt: Sollte pies = pes „Mit- 
leid" sein? Man mufs die Gegenfrage stellen: Was wäre damit, selbst wenn 
es sein könnte, gewonnen? „Zum Unheil sah das Mitleid den Zahn“ ist doch 
wohl nicht klarer als; „Zum Unheil sah der Fufs den Zahn.“ Ich glaube, der 
Wirt will dem Läufer bedeuten: Mach dafs du fortkommst, an solchen Gesellen 
habe ich keine Freude, die erst mit dem Zahlen Umstände machen und nachher 
ihre Zeche von andern bezahlen lassen. Mit prés ist der Läufer gemeint und 
mit dent der Wirt, offenbar ganz charakteristisch. — Hinter 319 Punkt, desgl. 
hinter 357; hinter 361 Fragezeichen. — Der Amiraus del Coine und der 
Amiraus d'Orkenie sind dem Rufe des Königs, ihm gegen die Christen zu 
helfen, gefolgt und rühmen sich ihrer schnellen und beschwerlichen Reise, 
Darauf der König (367) Segneur, de vo paíne ai grant per. Monmerqué- 
Michel übersetzen: Fe prends grandement part à votre peine. Manz bemerkt, 
per sehe in der Hs. wie pec aus, das als Obl. von pes Mitleid einen guten 
Sinn gebe, aber durch den Reim (: mer) unmóglich sei. Ich denke, der Kónig 
will sagen: „Ihr Herren, Eurer Beschwer habe ich einen grofsen Genossen* 
(da ich mich in Kriegsnot befinde). — Der Amiraus d’Outre P Arbre Sec 
entschuldigt sich, dafs er dem Könige nicht wie die Andern Schätze bringe, 
denn in seinem Lande gebe es als Geld nur Mühlensteine: en no país n'a 
monnoie Autre que pieres de moelin, 383 sagt gleichwohl derselbe Amiraus: 
Sire, ne vous mentirai rien: En no pdis emporte (1. em porte) bien Uns hom 
ce. sols en s'aumoniere. Zur Erklärung des Widerspruchs fragt Manz, ob sols 
etwa „Stück“ hieße. Vielmehr wird zu lesen sein: em porte bien Uns seus 
hom .c. (viz. pieres de moelin) en s'aumoniere. — 442 hinter Escaper Frage- 
oder Ausrufszeichen, — Die Grofsen des Heidenkönigs drohen alle Christen 
bis auf den letzten zu töten, Darauf 448/50 Cil d'Orkenie: Segneur tueour, 
entre vous Ochirres les ore si tous Que vous ne m'en laires aucun, Hinter 
vous Komma, das dann Folgende ist eine Frage: Wollt ihr sie denn alle so 
töten, daß ihr mir keinen übrig lafst? Die Überschrift Cil d’Orkenie ist ent- 
weder 442 oder 448 falsch. — 471 ist das Komma zu streichen, fres bien zwei 
Wörter, — 492/3 liest Manz mit Bartsch statt chiers — chers, wodurch aber 
der Stelle nicht geholfen wird, da chers : apres keinen Reim ergibt, Vielleicht 
En dame Dieu soies confes (statt bien chers) Et en saint Nicolai apres. Wenn 
confes mit Abbreviatur ¿fes geschrieben war, so konnte es leicht in chers 
werunstaltet und dien dann als Füllsel hinzugefügt werden. — 521 |. des statt 
| ses. — Hinter 527 Komma, hinter 568 keine Interpunktion. — 641 1. si — 
| 660 1. Lechiere en bevra mains de moy. — Hinter 663 Fragezeichen. — 728 
| Fragezeichen hinter velouset. — 754 Est il tout purs, si fait Diex? So auch 
792 Est che voirs, que Diex te sekeure? — 756 Purs est; enne voire, me 
wague? Vgl. m. Frages. $ 50. — 756f haben Michel-Monmerqué teils gar 
nicht, teils falsch übersetzt; „Er (nämlich der Wein) ist rein, nicht wahr, meine 


Ki 





106 BESPRECHUNGEN. ALFRED SCHULZE, 


Kuh? (so wird der Kellzer in leicht verständlichem Bilde angeredet). Da, 
tríak! Du sollst wahrlich wissen, was du verkauft!“ — 766 7 werden Worte 
des Cliket, nicht des Rasoir sein. Pincedés sagt zu Rasoir: Hast du Heringe 
gegessen? Du hast dein Teil reichlich geirunken. Darauf Cliket (nicht Rasoir) 
zu Vinchedé: Ains a trové capekeue (1. cape kéue), Pinchedi, jel sai par mes 
iex. Nein, er hat einen verlorenen Mantel gefunden (d. b. natürlich gestohlen, 
usd ist daher bei Geld); ich weifs es, bei meinen Augen! Darauf wieder 
Pincedé: Tproupt, 1frouft, ou que soi passé, Diez! So schreibt Manz mit 
Monm.-Michel, die übersetzen: Tproupt, tproupt, en quelque endroit qu'il 
soit passé, Dieu!, was mir, ob man das Folgende: Verse, con che fust cervoise 
dazu nimmt oder nicht, unverständlich ist. Man wird lesen müssen: Ou que 
soit, passe Diez! ,,Still, still (d. h. sprecht nicht von dem Diebstahl), wo es 
auch sei, geht Gott vorüber“ (d.h. irgend einer hört uns immer). — 793 |. 
Est voirs? Oil, par saint chan. Andernfalls wäre die Stellung Voirs est 
erforderlich. — 810 Biaus ostes, preste me une onsainne Si devrai xvij. par 
tout. Manz bemerkt mit Recht, statt onsainne verlange der Sinn dousaine, 
da die Rechnung sonst nicht stimmt. Gleichwohl will er des Verses wegen 
onzainne beibehalten. Der gleiche Fehler in der Rechnung begegnet 820 
wieder: Che sont .V, ... Et XI. m'en presterds ore: xvij sont. An letzterer 
Stelle kann ohne weiteres das vom Sinne Gebotene douze eingeführt werden; 
an ersterer ist une vor douzaine zu streichen. — 831 Nous avommes .V. deniers 
bus. Faisons les tous avant a des. Michel-Monmerqué übersetzen: Jouons- les 
fous auparavant aux dés. Ein auparavant ist aber in dem gegebenen Zu- 
sammenhange absolut unverständlich. Avant wird als Interjektion aufzufassen 
sein, und faísons les tous a dés bedeutet: Erledigen wir sie mit Würfeln. 
Also faisons les tous — avant! — a dés. Dafs faire in Verbindung mit 
tout wirklich „erledigen, aus der Welt schaffen‘ (vgl. deutsch „alle machen“) 
bedeutet, wenigstens in der Wirtshaussprache, geht auch aus V. 852 hervor: 
A cest caup soit fait tous li vins. — 845 Voles vous che vin asseoir Ou nous 
jousrons quí les paitP Manz fragt: les worauf zu beziehen? Antwort: auf die 
deniers. Das ist so selbstverständlich, daís das Aussprechen unterbleiben 
konnte. — 851 Cliket bittet den Kellner Caignet, ihm seine Wiirfel zu leihen, 
und der gibt sie ihm mit den Worten: Tenes, Rasoir, si m'esgardes! Fes 
fis tailliey par eschievins. Es ist zu lesen: si mes gardes = „und hütet sie 
mir! ich liefs sie von Schöffen schneiden“ (sie sind also sicher nicht falsch). — 
Die nun folgende Spielszene ist schwer zu verstehen, denn es sind drei Spieler 
und doch werden anscheinend nur zwei Würfe getan. Der erste veranlafst 
Pincedé zu dem Ausruf: Segneur, par foil g'i voi tous quinnes; es sind also 
3><5 = 15 gefallen. Nun kann sie aber Pinchedés nicht geworfen haben, 
denn zu dem sagt Rasoir (V. 860) kurz darauf: Ceste caanche est asses mendre, 
Pinchedé, que tu gieté as: A paines a il nis as, und aus dem Weiteren er- 
gibt sich, dafs er 5 geworfen und das Spiel verloren hat, was ihm zu der 
Verwünschung Anlaís gibt: Dehait qui te (1. me) fera geter! „Verwünscht, 
wer mich zum Spiel nötigen, veranlassen wird.“ Und darauf pafst dann 
(nicht aber auf das bei Manz stehende qui te fera geter) die Anıworf: Drost 
avés, vous li feres honte. — Was 860 vorangeht, mufs notwendig von dem 
in 861 angeredeten Pinchedé gesprochen sein: Or me doinst Diex toutes les 
sines Aussi que on les porte vendre! (Nun, d.h. nachdem 3 Fünfen gefallen 





108 BESPRECHUNGEN. A. SCHULZE, LI JUS DE SAINT NICHOLAI ETC. 


Pinchedés: Il s'en vont garder qu'il i a. (bei Manz verdruckt qui’il i a.) 
Lies: 71 s’en vont! Gardés qu'il i a! Sie laufen (nämlich die Würfel) da- 
hin! Seht zu, was fállt! Der Verlauf des Spieles ist keineswegs klar, doch 
gehe ich nicht darauf ein. — 1310 (Ef vous qu'en dites vous, Rasoir?) Par 
moi sanle que dist voir. Manz’ Vorschlag, die fehlende Silbe durch Einschub 
von che vor sanle zu ergánzen, ergibt nichts Annehmbares. Es wird zu lesen 
sein: Par foi! moi sanle que etc. — Zu 1429 Crois tu (fragt der König den 
Christen) qu'il (nämlich St. Nicolaus) me Puist renvoier Mon tresor? En ies 
tu si fers? hatte ich in m. Fragesatz p.73 vorgeschlagen zu lesen: Æn’est il 
si fers? „Ist er (d.h. Nicolaus) denn so stark (dafs er mir meinen Schatz 
wiederverschaffen könnte)?“ Manz erklärt, er sche keinen Grund zur Änderung 
und übersetze: „Bist du dessen so gewifs?“ Der Grund, der mich veranlafste 
zu ändern, liegt gleichwohl klar am Tage. Die Antwort des Christen auf die 
Frage des Königs lautet nämlich: A, rots! pour koi ne seroit, kieles? Seroit 
ist doch nur möglich, wenn eine 3. Person vorangeht: „warum sollte er es nicht 
sein, ich bitte?“ — Ich schliefse hiermit meine Bemerkungen über den Text, 
obgleich noch manche Stellen der Erklärung harren. 

Das Glossar genügt berechtigten Ansprüchen keineswegs. Einerseits 
enthält es vieles absolut Überflüssige (mais vielmehr, loer raten, guerredon 
Lohn, respit Aufschub u. s. w.), so dafs es beinahe den Anschein hat, als habe 
der Vf. alle im Texte vorkommenden Wörter aufführen wollen; andrerseits 
fehlen solche, die man wohl suchen könnte (viaus 1397, ostes 1407, 308, 
paro:t 1368, tenser 218, loeus 89, esploitier 90). Vor allem aber sind die 
Übersetzungen oft unbegründet oder falsch. Es kommt doch nicht darauf an, 
eine zur Not in den Zusammenhang sich fügende Verdeutschung nach eigner 
Phantasie, oder der Godefroys oder Monmerqué - Michels zu geben! 1156 
ist Pinchedé, or du bien escroistre! im Théâtre fr. wiedergegeben mit Pincedé, 
bon succès; Manz’ Glossar weist auf: escroístre guten Erfolg! 1045 bringt der 
Kellner Licht und Wein mit den Worten: Segneur, ves chi candoile et vin 
Mieudres que il ne fu deseure (also „Wein, besser als er je drauf war“, auf 
der Bank nämlich, wo das Fafs liegt). Mich.- Monm. übersetzen falsch: 
voici chandelle et vin meilleur que ceux que vous eútes d’abord, und Manz 
schreibt ins Glossar: deseure vorher. — Für die oben angeführte Stelle 1430 
A, rois! pour koi ne seroit kieles? bietet das Th. fr. die Übersetzung AA! roi, 
pourquoi cela ne serait-il pas? Kieles ist also überhaupt nicht wiedergegeben. Manz 
im Glossar übersetzt es mit „ach!“ — Jagan ist nicht „Untergang, Verderben“, 
sondern das Recht des Strandes, der herrenlosen Sache; daher mettre a lagan 
(133) diesem Rechte preisgeben, estre a lagan (581) zu jedermanns Verfügung 
stehen (nicht „offen daliegen‘“); verse vin a lagan (760) schenke Wein ein, 
als ob er nichts kostete, Or poés aler au lagan (1340), die Worte mit denen 
die gepfändeten Diebe aus der Schenke gewiesen werden: Jetzt könnt ihr (mir) 
gestohlen werden! u. s. w. 

Druckfehler sind leider, wie oft bei Erstlingsarbeiten, recht zahlreich 
und natürlich für den Text eine doppelt unangenehme Zugabe, 


ALFRED SCHULZE. 





110 BESPRECHUNGEN. KR. SANDFELD JENSEN, 


macht dem Verf. „den Eindruck einer photographischen Verkleinerung des 
Romanischen‘“. Er sucht nachzuweisen, dafs die Verbreitung des Griechischen 
der der romanischen Sprachen entspricht, und in der Überzeugung, dafs es 
notwendig sein wird, die neugriechische Sprachforschung an die romanische 
enger anzuschliefsen, will er durch eine Einzeluntersuchung zeigen, wie 
Methoden der Romanistik mit Erfolg auf das Neugriechische übertragen werden 
können. 

Es gilt zunächst die Frage, wie es zu entscheiden ist, ob eine neu- 
griechische Lauterscheinung jung oder alt ist, und an der Hand des Roma- 
nischen wird versucht, eine sichere Methode für Rückschlüsse aus den heutigen 
Mundarten ausfindig zu machen. An die bekannten Ausführungen Grobers 
(Arch. f. lat. Lex. I, 204 ff.) anknüpfend untersucht der Verf. folgende Laut- 
erscheinungen: 1. Schwächung von a zu e bei Liquiden, 2. Assimilation von 
e zu a, 3. Schwund von intervok, £, 4. Nasalierung von Konsonanten [ge- 
meint sind Fälle wie sambata aus sabbata], 5. Metathesis von r, 6. Konso- 
nantendissimilation Er findet sie in einer Mehrzahl von romanischen Sprachen 
und neugriechischen Dialekten verbreitet, schliefst daraus, dafs sie sehr alt 
‘ sind, und findet eine Bestátigung dessen darin, dafs sie sich tatsächlich im 
Vulgärlatein und in der x01v7 nachweisen lassen. „Wir haben nun das Recht“, 
heiíst es weiter, , die fúr das Romanische erprobte Methode auch auf das 
Griechische anzuwenden und, wenn es gelingt, weitere Lauterscheinungen auf 
den gleichen Gebieten nachzuweisen, sie für die Vulgir-x01v7) als vorhanden 
anzusehen“, und es werden dann eine Anzahl anderer neugriechischen 
Lauterscheinungen für die xouvr vindiziert, weil sie im Neugr. auf mehreren 
getrennten Gebieten vorkommen, z. B. „Schwächung“ von o zu € (óvepa aus 
óvoua), Assimilation von € an o (NoA0u@ aus rodeud) u. s. w. 


Der Verf. hat viel Fleifs und Scharfsinn aufgewandt, um seine These 
zu stützen, und scheint überzeugt zu sein, dafs die Methode einleuchtend und 
unanfechtbar sei. Bei aller Anerkennung der vielen interessanten Zusammen- 
stellungen romanischer und neugriechischer Lautentwicklungen kann ich jedoch 
nicht umhin zu sagen, dafs der Versuch entschieden nicht gelungen ist. Um 
Rückschlüsse aus den heutigen romanischen Sprachen auf den vulgärlateinischen 
Sprachzustand zu machen, besitzt die Romanistik (leider!) keine so einfache 
und mechanische Methode, wie es der Verf. annimmt. Was er „die für das 
Romanische erprobte Methode‘ nennt, ist seine eigene Erfindung, die auf 
einem verhängnisvollen Mifsverständnis beruht. Er hat nicht gesehen, dals 
die Romanisten mit weit grôfserer Sorgfalt und Umsicht verfahren, um Rück- 
schlüsse zu machen, die nur einigermafsen wahrscheinlich zu sein beanspruchen, 
Vor allem hat er aber übersehen, dafs die Sachen auf dem Gebiete der Laut- 
lehre wesentlich anders liegen, als wenn es lexikalische Erscheinungen gilt. 
Aus dem Umstande, dafs in den verschiedenen romanischen Sprachen vielfach 
e statt a „bei Liquiden‘“ erscheint, läfst sich nicht schliefsen, dafs dieser 
Übergang schon vulgärlateinisch wäre, und Belege aus dem Vulgärlatein selbst 
beweisen vorläufig nichts. Erst wenn ein und dasselbe Wort durchweg 
e für a aufweist, wird es wahrscheinlich, dals cas e schon vulgärlateinisch ist, 
z.B. alecru für alacre, und sehr wahrscheinlich wird es, wenn ein solches 
Wort im Vulgärlatein belegt ist. Es fällt nun sofort in die Augen, dafs der 
Verf. überall nur zerstreute Beispiele gibt. Was den Fall e für a betrifft, 


112 BESPRECHUNGEN. P. DE MUGICA, 


atatlatinchon Vergleichungen der verschiedenen romanischen und neugriechischen 
lauteracheinungen, die den Schlufs der Abhandlung bilden, besagen nicht viel. 
Algenchen davon, dafs die neugriechischen Dialekte in einer etwas gezwungenen 
Weine mit den romanischen Sprachen parallelisiert werden, sind nicht alle 
Uboroinatimmenden Lauterscheinungen mitgenommen, so z. B. nicht sy zu nj 
wio Im neugr. ¿vea aus pla und ital. gnaf? aus miaf? (vgl. M.-L. Gr. I § 505, 
Rom. 26, 282), und endlich sind mehrere Erscheinungen, die als Sonderfälle 
aufgestellt sind, im letzten Grunde nur verschiedene Seiten der nämlichen Ent- 
wicklung; so wird z. B. „Schwächung von o zu €“ nicht von der ,, Assimilation 
von € zu o“ zu trennen sein, und „Entwicklung von è nach sm“ mafs mit 
„Nasalierung von Konsonanten “ zusammenhängen. 


Ob überhaupt die romanische Rückschlufs-Methode, die immer mit der 
grofsten Vorsicht zu verwenden ist, auf das Griechische übertragbar ist, bleibt 
eine Frage für sich, die ich bier nicht beantworten will. Der Verf. kann 
aber wohl recht haben, wenn er meint, dafs die neugriech, Sprachforschung 
sich an die romanische enger anschliefsen mufs, in dem Sinne nämlich, dafs 
sie wie die romanische täglich feinere Untersuchungsmittel ausfindig macht 
und immer gröfsere Ansprüche an die peinlichste Umsicht und Kritik erhebt. 


Kr. SANDFELD JENSEN. 


Julio Cejador, Za lengua de Cervantes. TomoI. Gramática de la lengua 
castellana en el Quijote. Madrid 1905. 10 pts. 571 páginas. 


El autor es persona muy trabajadora, y merced á su laboriosidad tenemos 
una gramática del lenguaje en su periodo culminante. Para conocer el castellano, 
hay que dominar primeramente los dos extremos, el lenguaje moderno y el 
Poema del Cid, y luego el nucleo, el imponderable Quijote. Cejador nos 
adelanta que ha contado en el texto 9.350 palabras, Sólo en la A y la B, 
tengo una colección de 1000 y unas docenas de pico. Teme el autor no haber 
recogido todos los vocablos. Alli veremos, cuando aparezca el vocabulario, 
dentro de poco. 

Elegir edición ofrece sus dificultades. Fitzmaurice-Kelly se atiene á la 
primera de las dos ediciones de 1605. Cejador, 4 la de 1608, de Madrid, 4 la 
cual niega aquel autoridad, y á la de 1615. 


Repito lo que dije al autor en la critica á “Los gérmenes del lenguaje”: 
que no anda fuerte en etimologías. Por ejemplo, autor no viene de auctor, 
sino de auctorem, como el acento lo indica. Dijele también de dónde procede 
¡ay!, escrito fonéticamente con corrección en los Milagros de N.S. 602a y 
7538. Unas veces hace derivar las voces de las formas del acusativo, como 
se debe, y otras del nominativo, v. gr. objeción, sucesión y sucesor, que no 
vienen de odjectio, successio y successor. La misma vacilación se observa en 
otros puntos, v. gr. en la desaparición de la w de enero, febrero, etc. (pág.s 21 
y 90). 

La obra se divide en 4 tratados: ortología y ortografía, fonética, morfo- 





114 BESPRECHUNGEN. P. DE MUGICA, 


lengua tratan de aherrojar esta € imponer las formas latinas literarias, en vez 
de extraer del vulgo vocablos genuinos que tienen su prosapia y han encarnado 
en la entraña española. Años y años llevo en esa campaña regeneradora del 
idioma patrio. También acorde con que entienden mal el influjo árabe, al que 
tanta importancia dan algunos como Simonet. En otro lugar hablo de ello, 
casi en los mismos términos en que Cejador se expresa. En cuanto al influjo 
del vascuence, lo he negado y seguiré negándolo, como también que el autor 
haya llegado 4 probar que todas las lenguas proceden de ese idioma, en su 
“Embriogenia del Lenguaje”, Dice que los elementos del lenguaje son los 
sonidos, que estos vienen 4 ser lo que él llama demostrativos, los cuales son, 
además de los corrientes, los pronombres personales, los adverbios y las partículas 
que indican tiempo, espacio, lugar ó modo, derivando de ellos las formas del 
lenguaje. Partiendo del principio de que Adán usó los demostrativos, arremete 
con ellos. Dice que a expresa lo ancho, s el aprieto (¿eh?), 5 el desprecio, 
£ la soberbia. “Si es cierto cuanto hemos investigado en la Fonologia.” 
Pues ahi está el busilis. Entretanto, pongámoslo en tela de juicio. “¿Se verifica 
en los demostrativos cuanto usted ha fantaseado acerca de los sonidos primitivos?” 
Conque si él no las tiene todas consigo, no ha de faltar quien diga J wo’, 
sin nada de aprieto, 6 gek/ sin pizca de soberbia. Parece que el bueno de 
Adán dijo a por decir aquel, 6 mira aquello, etc. Según Cejador, el verbo 
no existe. En fin, basándose en los demostrativos de todas las lenguas, cuyo 
estado primitivo dice se halla solo en el vasco, quiere demostrarnos que Adán 
y Eva conversaron en vascuence, lengua que exige Cejador sepan los que 
combaten sus ideas Los romanistas que lo desconocen salen malparados, 
especialmente Körting, quien para la tercera edición de su diccionario tiene 
que prepararse con lo que este autor nos va á meter en el cuerpo. 

Las terminaciones en —, hay que ponerlas en la cuenta de las voces 
francesas, v. gr. paquete, desastre, aunque no todas. Las en -age, no son del 
provenzal, sino del francés, en general. Las en -a/, en parte derivan del mismo 
origen. Berrocal no puede venir de derrueco. Medalla y metralla son vocablos 
franceses. Y hago alto en cuestión de sufijos, en algunos de los cuales ve 
Cejador el influjo vasco. Ya que hablo de él, es raro que dé tanta importancia 
al “Vocabulario Alavés”, en que hay tanto de mi “Dialecto Vizcaino”, y ni 
una vez mencione á este. 

La repetición es un fenómeno común á varias lenguas. Al pueblo hace 
gracia endilgar versos: suit Sack und Pack, etc. De ceca en meca es indudable- 
mente una guasa dirigida 4 los mahometanos que iban de España 4 la Meca. 

No creo que sea español sig-sag, sino francés. También hace gracia 4 
nuestros vecinos y á los alemanes ese juego de ¿— a, v. gr. marchand de 
bricibrac; pim pam! oben oder unten? 

Zurriburri es para mí término estudiantil: furris burris. 

Pregunta Cejador porqué se tomaron estas dos letras, y no otras, en la 
frase ce por be. ¿Y porqué se dice mo sabe ni la E, consonante extraña, 6 
ni jota: Alguna razón habrá, como para usar ciertos números en algunos 
modismos; sólo que me parece un absurdo decir Buscar tres piés al gato, lo 
cual es fácil; más que buscarle cimco, que es el verdadero número, como con- 
firma la coletilla dastante tiene con cuatro. Terminemos ya esta sección, de- 
seando que el autor no se empeñe tanto en llevarnos á comparaciones con el 



















































ESPRECHUNGEN. W. FOERSTER, G. G., 


Unamuno con ese título en la colección del Madrid Cómico, 
E. 396. Asi como los mejicanos sostienen la segunda forma, 
uen el cuero nunca escribirá con 7 su título el conde de 
miedo darme pisto á la par que Cejador con su nombre 
llamarme Moxica, forma aun más antigua que Muzica, 
glés me llama. 

tiene defectos, lo reconoce el mismo autor. Hay que hacer 
s, Ó muy tarde, si se hacen al fin, 6 á escape, como salió 
oema del Cid, por haber exigido la Academia un plazo 
Con la de Berceo, algo defectuosa asimismo, sucedió 


de brujeria que Cejador haya podido armar su edificio 
so, y materialmente escribir gramática tan extensa y dic- 


a casi impreso. Enhorabuena. P. DE MUGICA. 


, Octobre 1904. 


lamel, Clipós ef Tristan, Der Verf. behandelt sehr ein- 
rrofser Liebe in einer gewandten Ausführung meine im 
01) S. XXI—XXXVI! vorgetragene und eingehend be- 
ber die eigentliche Bedeutung des Cligés als eines Anti- 
ieselbe mit einer Reihe von neuen, freilich meist neben- 
stützt, von denen aber einige im Zusammenhang der ganzen 
ht bezeichnend erweisen. Damit stellt sich der Verf. in 
ttrop (Rom. 31,420f.) und zu G. Paris (Journ. d. Sav. 1902, 
nicht zu zweifeln, dafs unsere Lehre jetzt allgemein an- 
wird, Dabei tritt der Verf. auch meiner Ansicht über die 
Es (Marque von Rom) bei, die bereits von G. Paris (a. a. O.) 
n war — im Gegensatz zu Mettrop, so dafs von dessen 
mania, die sich ausschliefslich mit diesen zwei Fragen be- 
zige Zeile übrig geblieben ist. Da der Verf. auch meine 
Carrenroman bestätigt, herrscht zwischen uns völlige Über- 
f einen Punkt, die Priorität des Thomasschen Tristans — 
m Kristianischen (denn diesen lehnt er mit andern wegen 


1. Ivain? 5, LXV. 

Schmerz und in stiller Wehmut habe ich die fünf glänzend 
ätze aus der unerschöpflichen und genialen Feder gelesen, 
brochen worden ist. Es ist dies eine der letzten Arbeiten 
olsen Mannes, der uns immer und überall fehlen wird. — 
kt werden, dafs sich seine Ansicht von der meinigen viel- 
erscheidet, als es beim ersten Anblick scheinen könnte. 
stellt er entgegen ein ,,Seitenstück‘ des Tristan, meinem 
inen „neuen, verfeinerten Tristan“. Es fehlt bei ihm also 
gen einen frühern Tristan, — wenn er ihn aber nicht ver- 
e er keinen neuen verfafst, der sich an dessen Stelle 





118 BESPRECHUNGEN. G. G., W. MEYER-LUBKE, ROMANIA NO. 132. 


die im Original vorliegen. Gewifs war die Aufgabe des Herausgebers, der 
einen lesbaren Text hergestellt hat, gegenúber den schlechten Handschriften 
schwierig; doch hätte es sich wohl verlohnt, für die Darstellung der Sprache 
eher literarische Denkmäler der Zeit oder auch Urkunden heranzuziehen, um 
der Dichtung eine definitive sprachliche Fassung zu geben. 

A. Thomas, Notes et documents inédits pour servir à la biographie 
de Pierre de Nesson. Th. stellt nunmehr das Geburtsjahr des achtungswerten, 
wenn auch wenig produktiven Dichters (s. Grundr. d. rom. Phil. II, 1, 1124) 
und zwar als 1383, als seinen Vater Barthélemi de N., einer reichen Tuch- 
händlerfamilie angehörig, die za den Wohltitern seiner Heimatstadt Aigueperse 
(Puy-de-Döme) und zu den Beamten des Herzogs von Berry und Auvergne 
gehörte, fest und ergänzt durch eine Anzahl Prozefsaktenstücke die bekannten 
Data aus Pierres Leben. Weitere Handschriftennachweise zu Gedichten P.’s, 
die zu denen, auf die Th. hinweist oder selbst gibt (S. 540 Anm. 1. 2), binzu- 
treten, habe ich im Grundr. 1. c. gegeben; sechs Hss. kommen hinzu zu 
Hommage d la Vierge: Bibl. nat. 1796. 2229. 3887. 20055, Arsenal 3523 
und Brit. Museum s. Holbrook in Mod. lang. Notes 1904 S. 70; vier Hss. zu 
den Vigiles des morts, nämlich Bibl. nat. 1130. 15216, Nouv. Acquis. 4046; 
Arsenal 3146. G.G. 


A. Delboulle, Mots obscurs et rares de l'ancienne langue française. 
lister “auf der Liste stehen, verzeichnet sein”; marigant, vel. manigant, vel. 
ital. manigoldo, das dem Sinne nach pafst; mogolle ‘entrement dit borel’ er- 
innert an modiolus, aberg. moyol; noel de la bouche kann wohl das Zungen- 
band sein, W. MEYER-LÜBKE, 


MÉLANGES: 

A. Jeanroy, Anc. frang. frengier, bei Godefroy nicht belegt, aber von 
J. erschlossen zu dem in Chrestiens Perceval handschriftlich für fregie frengiee 
(Potvin) und in andern Hss. des Perceval vorkommenden frangie, das J. als 
Partizipialsubstantiv im Sinne von „Wurf“ (*frengier = lancer, p. ex. une 
pierre) auffafst, und wozu er den Infinitiv frag? (Mundart des Dép. Meuse) 
stellt. Als Etymon wird von funda ,,Schleuder“, ein *fundulicare vermutet, 
dessen Geschichte leider bisher noch nicht verfolgt ist. 

A. Jeanroy, Anc. franç. aengier, ongier, frang. mod, enger. [Vgl. 
hierzu jetzt die Erörterung von Frau C. Michaelis de Vasconcellos in dieser 
Ztschr. XXIX, 607 ff.] 

A.Th., Anc. franç. chalemine, ital. giallamina, das deutsche Galmet 
alt Kalmei, das mit seinem Z für d in xaduela, wie alle europäischen Formen, 
der Benennung des Zinkspats auf eine gemeinsame Zwischenform mit 7 hin- 
deutet, deren Ursprungsland noch zu suchen ist. Th, weist an der Hand von 
chalemine auf den erbwörtlichen Charakter des Wortes in Frankreich, an ital. 
Formen wie selamina, giallamina die Entlehnung der Benennung aus Frank- 
reich nach, die sich dadurch verstehen läfst, dafs nur Sardinien ein zinkreiches 
Land auf italienischem Sprachgebiet ist. Doch ist zu beachten, dafs chalemine 
nicht in höherem Grade volksüblich als z. B. chapitre ist. 


A. Th., La date de la mort de Thomas de S.-Pierre, Feststellung, 
gegenúber den irrigen Angaben bei Le Roux de Lincy und Tisserand, Paris 
et ses historiens aux 14e et 15€ s., dafs der Tod des Th. d. S.-P. in der Tat 





BESPRECHUNGEN. B. WIESE, 










































oni bei seiner ersten (noch unedierten) Abfassung der 
Petrarca mur eine provenzalische Liederhandschrift vor sich 
mit keiner der uns erhaltenen identisch gewesen sein kann, 
loren gegangenen provenzalischen Liedercodices ein neuer 


ubliographie. E. Lefèvre, Bibliographie mistralienne 
bois de Jubainville, Elements de la grammaire celtique 


¡Giulio Bertoni, Sulle redasiont provenzale e francese 
forum‘ di Benvenuto. Es wird wahrscheinlich zu machen 
jrovenzalische Version der Practica oculorum, welche sich 
bliothek befindet und von Teulié neu herausgegeben ist, 
br stehe, als irgend eine der erhaltenen lateinischen. Die 
ner Pariser Handschrift des 15. Jahrhunderts aufbewahrte 
ther die Wiedergabe eines lateinischen Textes, der verloren 
von Pansier und Laborde ausgesprochene Vermutung, dafs 
ler Verfasser von verschiedenen medizinischen Traktaten, 
lex enthält, der Übersetzer sei, erhält durch die Erwägungen, 
eine kräftige Stütze. 

tographie, C. Merlo, J nomi romanzi delle stagioni e 
Irticolarmente nes dialetti ladini, italiani, franco-provensali 
mont), — À. Jeanroy, Les origines de la poésie lyrique 
en-Age, Deuxième édition (Anglade). 

O, SCHULTZ-GORA. 


| della Letteratura Italiana. Anno XXIII, Vol. XLVI, 


lemento No. 8. 


, Lettres inédites de Madame de Stael à Vincenzo Mont: 
sind 25 unverôffentlichte Briefe, 24 an Monti und einer an 
d 20 der ersteren von Madame de Staél, weitere drei von 
biner, wie es S, 2 heifst, von ihrer Tochter Albertine, und 
den zusammen. Sie bilden eine interessante Lektüre und 
t in die Erzählung des Lebens der Madame de Staél von 
hnen gleichzeitig als Erklärung dient, wo eine solche nötig 
reichen von 1805—1816 mit einer Lücke von 1807—1815, 
H zwischen Monti und Madame de Staél ruhte, und stammen 
tze der Familie Monti in Ferrara. Der Abdruck schon mit 
aphie der Staél. Unter den ziemlich vielen Druckfehlern 
n einige störende hervorgehoben: S.17 Anm.Z.1 ist nach 
sgefallen; 5,18 Anm, 1 Z.1 ist die Jahreszahl verdruckt; 
b3; S. 33 Z. 12 tilge ein vous vor de rappeles; S. 35 Z.9 1. 
ver; Z.15 |, aves statt avast; S.49 2.21 |. désirait statt 


Ini, Briciole Umanistiche. Weitere Nachrichten zu einer 
sten, meist aus der Lolliniana in Belluno, der Guarneriana 








































BESPRECHUNGEN. BERTHOLD WIESE, 


einem hier teilweise abgedruckten Briefe vom 26. Juni 1435, 
"rediptreise an Leonello d’ Este schrieb, bekennt, und zeigt 
s Humanist. XXXIV. Giovanni Marrasio. Sabbadini 
1432 nach Ferrara kam, und dafs sein Vater Guglielmo hiefs 
hre noch lebte. XXXV. Guglielmo Tenaglia. Er war 
Juristen in Padua, 


Una ballata politica del secolo XIII. Die von Rivalta um- 
ht herausgegebene politische Ballata Sovrana ballata placente 
fiedigender Gestalt neu abgedruckt, und es wird festgestellt, 
[1267 von einem Toskaner verfafst ist. Die norditalienischen 
dem Abschreiber zu Canken, dessen Heimat Lega etwa in 
r gibt aber selbst zu, dafs man auf Grund des Sprachmaterials 
rten Schlufs in dieser übrigens ganz nebensächlichen Frage 
hon. Ich stimme Lega in allen seinen Ergebnissen zu, nur 
Bemerkungen erwecken mir Bedenken. Der Dichter hat nicht 
en Akzenten auf der ersten und vierten Silbe bauen wollen, 
nari, Lega selbst muís Ausnahmen zugeben, wo er dann 
| zwischen grammatischem und metrischem Akzent machen 
litalienischen Dichtern nach meiner Ansicht ganz fremd ist. 
werden, dafs einige Verse in der Uberlieferung Neunsilber 
leniger als Rivalta und Lega annehmen, nämlich nicht mehr 
hndvierzig: 1, 2 und 22. Auch diese kónnte man leicht, 
etwas gröfsere Eingriffe, auf das Mafs von acht Silben 
ls ist mir sehr fraglich, ob es im Original Neunsilber waren, 
id 3, da e durch den vorhergehenden Vers gebunden ist; 7 
(a von avrà gebunden); 9 |. segnor; 14 1. lo’mper; 26 (a 
gebunden); 42 (ers gebunden oder |. e en). Unklar ist mir, 
O, 19, 24, 29, 32, 42 und sonst Hiatus annehmen kann. In 
| erste Silbe den Akzent! In 42 würde diese seine Theorie 


igen proata (= provata) führen, woran er doch wohl selber 


sari, Per 2’ autenticità deli’ Epistola del Boccaccio a 
| Eine nochmalige aufmerksame Prüfung der Frage nach der 
fes Boccaccios an Nelli, die seinerzeit am eingehendsten 
[und Koerting und ersterem und Macri-Leone erörtert wurde, 
mstöfslichen Ergebnis, dafs Gaspary Recht hatte. Von un- 
henten abgesehen ist schon die glinzende Konjektur Traversaris 
Santo Spedito und die daran geknúpfte Ausfúbrung allein 
Als entscheidende Grinde fiir die Echtheit kommen dann 
erkung in seinen Boccaccio-Funden S. 81 Anm. 2 hinzu, die 
Faccio wirklich erst im Oktober 1362 nach Neapel ging, und 
ffentlichter von Vattasso gefundener und bekannt gegebener 
an Barbato di Sulmona vom 13. Mai 1362 aus Florenz, 
sagt, dafs er wegen seiner Armut, und weil Acciaiuoli in 
| nicht habe nach Neapel reisen kónnen. Dafs hinter dem 
wie Traversari meint, auch noch politische Gründe zu suchen 
nicht, Das hàtte Boccaccio unzweifelhafter ausgesprochen. 





BESPRECHUNGEN. B. WIESE, 

























n Doria, mehrere aus Pontan und eine schon von Redi 
unde, Ich kann hinzufügen, dafs in der Kasseler Hand- 
o, die in Italien, wabrscheinlich der Lombardei, miniiert 
i ich in meiner Literaturgeschichte S. 151 eine Miniatur ver- 
hn einer Stelle — ich habe mir die Seite nicht notiert — 
e Königin ohne Hemd, aber mit der Krone auf dem Kopfe, 
III. Una chiosa dantesca. Eine Parallelstelle zu Dante 
aus dem von Wright 1844 in den Anecdota literaria ver- 
cal treatise on geography. IV. Il segreto di due iniziali. 
{. unter der Vorrede zu den in Bettonis Biblioteca Econo- 
len Artikeln aus dem Caff2 sind Achille Mauri aufzulösen. 
hoch zwei Urteile von A. Mauri an, um ihn zu charakteri- 
ncini, Due lettere al Valla. Der erste, leider undatierte 
erichtet und nach Mancinis Ansicht geschri:ben, als Papst 
lort zum ersten Male aufhielt (24. Juni 1434 bis 18. April 
h so einen Beweis, dafs Valla nach seiner Flucht aus Pavia 
mmen ist. Unklar bleibt es allerdings, dafs in dem Briefe 
wn Amte die Rede ist, während Valla beim Papste nichts 
reite Brief ist von dem Humanisten Giorgio Valagussa an 
d erhält nach grofsen Lobeserhebungen die Bitte, ihm sein 
zu vermieten. Daraus ersieht man, dafs Valla nicht unver- 
dies erklärt, dafs er nicht ewig bettelte wie fast alle andern 
5, Debenedetti, Per la biblioteca del Barbieri. Eine 
g zu Bertonis Aufsatz im Gsli. Bd. XLV, S. 35 ff. (vgl. Zrph. 
), die zeigt, dafs mit der Bezeichnung 7riss. c... nicht auf 
sondern auf dessen Poefica Venedig 1529 hingewiesen wird, 
Lamfiche“ der Neudruck der Giuntina, Venedig 1532 be- 
dafs das „Zdro avuto dal Tagliafietra“ der cod. vat. 3214 
ta fer la storia della questione delle „Filippiche“. Ganz 
des Inhalts, dafs Bergadani seine Arbeit Gsli. Bd. XLV, 
ih, Bd. XXIX, S.638— 639) nicht immer mit der nötigen 
uigkeit gemacht habe. 


urze Mitteilungen, neuerschienene Búcher. Bei der Inhalts- 
wa delle scuole italiane XI, 9 findet sich — ununterzeichnet 
el von L. Di Francia, Studf boccacceschi, un bel caso 
fica die Bemerkung: , feramente risponde alle osservazioni 
dicate che B. Wiese mosse, nella Zeitschr. für roman. Philo- 
suo articolo importante su alcune novelle del Decameron 
44° del giornale nostro“. Recht hat der Verf. dieser Be- 
Francia fieramente, J. h, zu deutsch eines Gelehrten un- 
ein sachliche Anzeige, die jede einzelne Behauptung belegt, 
Den Beweis dafür, dafs meine Bemerkungen avventate und 
und die besprochene Arbeit ¿mportante ist, hat aber so- 
ie der Veriasser dieser Bemerkung noch zu erbringen. 


No, È, 
i, Dante in Zsfagna nel’ età media. Sanvisentis unzuläng- 
rom paVassi di Dante, del Petrarca e del Boccaccio sulla 





NEUE BÚCHER. 


NEUE BUCHER. 


. S. e A.C White, Concordansa delle opere italiane in 


hiere di Dante Alighieri, pubblicata per la Società Dantesca 
ssachusetts. Oxford 1905, Stamperia dell’ Università. 89. 


net, 

ldet eine Ergánzung zu der in dieser Ztsch. XIII. Bd. (1879) 
n Concordance of the Divina Commedia von E. A. Fay 
schen Dantegesellschaft, die sich dadurch ein neues Verdienst 
| der Danteforschung erworben bat. Die Anlage und Ein- 
schlagewerks für Vita nuova, Convivo und Canzoniere ist 
der Wortschatz mit den Belegstellen zweckmäfsiger Weise 
n vorgeführt und den Prosawerken der obere, dem Lieder- 
untere Teil der Seiten gewidmet wird. Unberücksichtigt 
ch hier die grofse Zahl der Formwörter, die Pronomina, 
injugationen, die Formen von essere und avere u. dgl., die 
ber sind, und auf Verzeichnung der Stellen beschränkt sich 
wa 200 weiteren Wörtern, Adverbien (ancora), Zahlwörtern, 
Indare, fare) u. dgl. Die neue Concordanz wird in Ver- 
älteren den Bemühungen um Gewinnung von zuverlässigen 
Gedankenkreis und das Gedankenleben des Dichters die 
ten, G. G. 
ante, Di una famiglia di Codici italiani dei Viaggi di 
tti del R, Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti, 1904 
| IV, parte 2, 

ich geführte und sorgfältige Untersuchung der g. ein Dutzend 
| der ital, Übertragung der franz. Originalaufzeichnung des 
ro Polos stellt das Verhältnis dieser Hss. zu einander und 
l. Grundlage fest, die, nach den Ausführungen des Verf.s 
venetischer Mundart geschrieben war. G. G. 



















































eisker, Uber Hugo von Toul und seine altfransósische 
lalle 1905. 48 S. 8. 

ich nicht, wenn ich annehme, dafs mit dieser Dissertation 
ir meinen Aufsatz über den pseudohistorischen Alberich 
hittiert wird. Im Anschlufs an Willmans und Sackur be- 
age, ob Hugo von Toul von Jacques de Guyse fingiert sei, 
‘ugnen ist, dann bespricht er Hugo von Touls Werk, seine 
Persönlichkeit. Ich hatte darauf hingewiesen, dafs diese 
uyse unter verschiedenen Namen gehenden Pseudohistorie 
we bildet, von dem Hugo von Touls angeblicher Beitrag 
hder Bestandteil ist; dies stellt W. in Abrede (S. 38) und 
¡auch nicht, dafs die Fabeleien über den Merowing Alberich 
ngelpunkt, ein für den Zusammenhang unbedingt notwendiges 
Beweisgründe wären mir angenehm gewesen, 

Ehiner, Studien über die Prise d' Orange und Prüfung 
rin of the Covenant Vivien“. Diss. Halle Ehrhardt Karras 


in Orange und Orable in seinen Besitz gerbacht hat, würde 
ählung verlangen, dafs Tibaut herbeieilte, um den kühnen 





BERICHTIGUNGEN. 


erichtigung zu Ztschr. XXVIII, 154, lf. 


ist von Garrucci verlesen worden für Paracentiae (C. 1, L. 
r drei Beneventer Inschriften mit dieser Form); Parachintiae 


Beneveni). H. SCHUCHARDT. 


¡Romania XXXUOT, 458 und XXXIV, 160. 


emerkt Rom. 33, 458 Anm. gelegentlich der Erwähnung des 
g. Peyronschen Hss.-Katalogs: Pour le dire en passant, tl 
d'atiribuer à M. Foerster (sic.) la découverte de ce texte pré- 
vital, Predigten): #2 avait été signalé par le bibliophile Jacob dès 
erke ich, dals dies auch irrig ist, der kostbare Text vielmebr, 
37 meiner Ausgabe deutlich antühre, bereits 1749 von Pasini 
ignalisiert"* worden ist, wo auch eine sehr ausıührliche Be- 
s. nebst recht langen Initien sich findet. — Derselbe Meyer 
4, 100, Anm. 3: G. Paris mentionne ce ms. (worin der von 
ne, jetzt verbrannte Gliglois sich befand), ... fl Pavait eu en 
Paris pour 1* Hist. htt. Ob dies zutrifft, weils ich nicht, ist 
gegenüber der Tatsache, dafs G. Paris seinen Aufsatz über 
iner Abschrift gemacht hat, wie er S. 101 ausdrücklich be- 





W. FOERSTER. 














Zum Judenspanischen. 


Die nachstehenden Ausfúhrungen beziehen sich insbesondere 
auf das Judenspanische in Konstantinopel und in Bosnien. 

Die im folgenden angefúhrten Wórter und Formen aus Kon- 
stantinopel und Salonikki wurden mir von H. Salvator Sefamy vor- 
gesprochen. Sie sind, wo nichts anderes bemerkt ist, dem Kon- 
stantinopler Dialekt entnommen, der sich, wie aus einigen Bei- 
spielen erhellt, in mancher Beziehung von jenem von Salonikki 
unterscheidet. Den Einflufs des Hebräischen im /adíno nach- 
zuweisen, wäre durch eine Durchsicht der Bibelübersetzung zu be- 
werkstelligen; doch liegt dies aufserhalb des Rahmens der folgenden 
Bemerkungen und erfordert hebráische Sprachkenntnisse in grôfserem 
Umfange als sie mir zur Verfügung stehen. Auffällig ist z. B. die 
Übersetzung siéte días maséh komerd$ ‘pendant sept jours, vous 
mangerez des azymes’ (masóh ist hebräisch, pop. so als Plural zu 
masd, lad. sesiña B 58), wo kRomerás das Futur sein soll, aber die 
Konjunktivendung hat, weil die hebráische Imperativform vom Futur 
und nicht vom Infinitiv gebildet zu sein scheint, wenigstens beim 
Verbum für „essen“; ähnlich verhält es sich mit sz Rerédes 1 oirédes, 
mizoria de la tiéra komerédes ‘si vous voulez et si vous écoutez, 
vous mangerez ce qu'il y a de meilleur sur la terre’, wo in kerédes 
ein altes Futur stecken mag, weil im hebräischen Text der Im- 
perativ steht; interessant ist übrigens die Voranstellung des direkten 
Objektes, die in Fallen wie salúd fuviendo oder hier auch aviéndo 
‘si Dieu me donne la santé’ altromanisch war, wozu man etwa 
das Wortspiel-Sprichwort /a mansdna k el mal sána vergleiche. Die 
Syntax würde auch an der Volkssprache sehr lehrreiche Beob- 
achtungen machen kónnen, so z. B. wáre aufser dem Gebrauch des 
Kondizionalis im Bedingungssatze st /endria pards, se las daría “si 
j'avais de l’argent, je lui en donnerais’ genauer ‘je le lud donnerais’ 
statt des bei den Gebildeten unter dem Einflusse des in den 
Schulen der Alliance israélite, den einzigen niederen Schulen der 
dortigen Juden, gelehrten und sogar als Unterrichtssprache ver- 
wendeten Französischen gebräuchlichen /ínía das Fehlen von inde, 
wie bemerkt, zu verzeichnen, deshalb irse u. a. vgl. ¿státe kédo 
“reste tranquille’, rzeie ‘ris’ wozu noch st istá sorviéndo loz mékos 
“il renifle’, kaérse, kedárse u.s.w. Neben manchen gleich der letzten 
aus dem Spanischen bekannten Eigentümlichkeiten, wie z. B. dem 

Zeitschr, f. rom. Phil, XXX. 9 


130 J. SUBAK, 


Gebrauch des Plurals in den Grufsformeln duénos días, buenos tadres, 
buenas noëes oder dem näheren Personalobjekt mit d wäre die 
merkwúrdige Art, fehlendes illorum zu ersetzen, erwähnenswert: 
su valór ‘sa valeur’, aber sus valór ‘leur valeur’, sus sivddd “leur 
ville’, de sus ládo ‘de leur côté’ und stets so, wogegen für ‘ses’ 
und ‘leurs’ dasselbe sus mit dem Plural des Nomens verwendet 
wird. Genannt werde noch der Gebrauch des Artikels in el Did, 
und so /a lemór del Did ‘la crainte de Dieu’, aber kreer en Di, 
die häufige Umschreibung mit ¿s/4r und dem Gerundium, welche 
die Prisensformen dem Vergessen, formellem Schwanken oder mit 
andern Worten analogischer Wirkung aussetzt. 


Da würde auf gewisse Unterschiede aufmerksam gemacht werden 
müssen: konstantin., bosn, delántre de = salonikk. deldnire a ‘de- 
vant’, konstant. desámos al puévlo de Suzgár = salonikk. reiner 
Infinitiv, konstant. de parte de = salonikk. de pdrie los Fransézes, 
konstant. en el mil ocosiéntos ... == salonikk., bosn. en mil ..., 
konstant. un péko mas vida = salonikk. un póko maz de vidas (zum 
Plural vgl. bosnisch divas vidas ldrgas ‘lange sollst du leben’ — 
„Gott gebe Dir 1. L.“), konstantin. ingrandeserse ‘grandir’ = salonikk. 
engrandesér, konstant. la resplendór und a. á. — salonikk, el resplendor, 
konstantin. ménoz riko ‘moins riche’ — salonikk. mdnko riko. 


Zum Plural: lad. pon miéntes, pop. azér dikát ‘être attentif! 
(zu türk. dikkat ‘attention’), azér las sistas ‘faire la sieste’, das 
oben zitierte sz ¿stá sorviéndo log mékos ‘il renifle’, dann einzelne 
Wörter, wie der Holzname (vgl. frz. les charbons, it. legna) los sán- 
dalos ‘sandal’, wie im Span. pdres î nónes ‘pair ou impair’; wie 
frz. les choux, it. broccoli, fagiuoli: laz molófias ‘mauve’. 

Bezüglich des Reflexivs ist zu bemerken, dafs es nur mit 
denér und in Salonikko mit avér konstruiert wird; das gilt ganz 
allgemein fúr alle Verba, die aber von zusammengesetzten Zeiten 
nur das Perfekt und das Plusquamperfekt (genauer 11) zu kennen 
scheinen: /engo arládo, téngo Romído und tuve dido, bezw. avía tuvido; 
statt des Perfekts ai + Partizip tritt oft das Perfekt des Latei- 
nischen ein (die, fze, Aue, tuve, avli), wo wir das Perfekt in zu- 
sammengesetzter Form erwarten wúrden; diesbezúglich fehlen mir 
ausreichende Materialien. 

Ein weiteres auffálliges Beispiel aus der Syntax wurde zufällig 
erwähnt: verdadménte, also -mente mit einem Substantiv. 


Ein merkwürdiges Beispiel der Anbildung, das teils zur Syntax, 
teils zur Formenlehre gehórt, ist die dritte Person Pluralis der 
Reflexivverba, die volkstümlich ¿yos se ecáron wie el se ecó lautet, 
im ladino aber mit nachgestelltem Pronomen eyos ecdronsen ‘ils se 
jeterent’ zu el ecóse mit dem nochmals gesetzten n des Verbs als 
Exponenten der besagten Person, wie zB. in el dria: éyos dvian, 
el dye: éyos oyen; so auch kumpyeronsen los sielos; auch aulserhalb 
der Bibelsprache duskaron luzuár por asentarse ‘sie suchten eine 
Sitzgelegenheit'. So erklärt sich dann das probaren S. 121 und 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 131 


seren ibid. Anm. 1 bei Grúnbaum, Jüd.-span. Chrestomathie, als 
Ansatz zur Form des flektierten Infinitivs im Portugiesischen. 

Unter den Erscheinungen im Satz verdient erwáhnt zu werden 
el tresér día = el día trestro, el kuatrén dia = el dia kyatréno u.s.w. 
ebenso bei simkéno, sezéno, seténo. 

Interessant ist das Schwanken zwischen ¿ke óraz es? und ¿ke óras 
son? ‘quelle heure est-il?’ Dazu dann konstant. a laz dras tres, 
salonikk. a la dra fres und noch weiter in Adrianopel a Jas tres 
la ora. 

Aus dem Súditalienischen ist die Verwendung des Adjektivs an 
Stelle des Adverbs geläufig (neapolitanisch sídfsvo duono ‘stia bene”), 
so salonikk., bosnisch buéno = konstantinop. bién (z. B. bei Susgár); 
ebenso wie dort auch komo a “comme”. 

Ein besonderes Kapitel mufs die romanische Syntax der Stellung 
der Pronomina beim Infinitiv widmen; bosn. gusto da de lo ver 
(oyír) ‘cela fait plaisir de le voir” gehòrt hierher. 

Der Prohibitiv wird durch verneinten Konjunktiv ausgedrückt: 
no dgas baraná ‘ne fais pas de vacarme’ (eig. ‘Festlärm’ zu bal ram, 
beiram ‘fête, grande fête’, bekannt als auf den Ramazan folgend; 
ein zweites Fest desselben Namens wird 70 Tage nach dem ge- 
nannten gefeiert; persische Benennung: Yussuf, Dictionnaire turc- 
français, Constantinople, 1888, S. 81), bosn. dafür Susúru aus dem 
Italienischen). 

Die Stellung des Subjektes vor ke im Wunsche el zuerko ke 
te yéve ‘que le diable t’emporte’, auch el gyérko i el Sam Pávlo 
ke se lo yéve; el taván ke mos guádre de indris i [bosn. fügt ein: 
de rdvia] de marido ‘que Dieu (/avan ‘plafond’ túrk., bosn. *Boden- 
raum’) nous protège’; anders ist die Verwendung des ke in ke 
'mmeládo ke ’sta “qu'il est ennuyeux’. Dann sogar bosn. ¿du ke 
gustás? ‘Was winschen Sie?’ 

Dem französ. :/ est des moments ... entspricht me irde (bosn. 
dafür viéni) gdnas de gomilár ‘j'ai envie de vomir’; de salió golon- 
drinas ‘il se forma un abcès dans son aisselle’, me sta lomdndo 
sastos “j'ai des vertiges’. 

Zum Genus ist folgendes zu bemerken. Sing. la frúta, Plur. 
las fritas ‘fruit’, /a guérta “jardin”, bosn. la rdma ‘rameau’ 
(konst. el rdmo); la cínca ‘punaise’ (wie púlga ‘puce’), la kucára 
‘cuiller’, lad. zévza (Baumname) von sauce, la maimóna ‘singe’ 
(türk. mazmun ‘singe’, Yussuf, 688), bosn. la lúca ‘Kienfackel’ 
(serbokroat. /uf dass.) (konstantin. /óréa), bosn. la rdka ‘Frosch’ 
(serbokroat. rak ‘Krebs’) (lad. rána); bosn. la indovina ‘Ratsel’ 
(postverbal); /a sintapiés ‘mille-pieds’, la siñál ‘signal’, la mar 
‘mer’ (lad. el mar wegen des Hebr.), /a fin ‘fin’, la mie “miel”, la 
Sil “fiel”, la Rol ‘chou’, la léte ‘lait’, la sángre ‘sang’, la asúkar 
“sucre” (bosn. asúkre), la resplendór ‘splendeur’ (s. oben); /dla, kudla 
zu fal und kyd/ ‘tel’, ‘quel’ (auch Neutr. por lo kydlo). 

Mit wenigen Ausnahmen auf -f und -é sind vokalisch aus- 
lautende Oxytona feminin: zwar el rakf ‘eau-de-vie’ (túrk. raks 


9* 


132 J. SUBAK, 


‘eau-de-vie’, Yussuf, 970; alban. u.s. w., G. Meyer, Etymologisches 
Wörterbuch der albanes. Sprache, S. 361), el yukurt ‘alcove, pla- 
card” (türk. yúk ‘fardeau, charge’, yer “terre, place, endroit, lieu’, 
Yussuf, 1286, 1273), el pasí ‘Bete’ (G. Meyer, Wörterb. 325), el 
tespí (bosn. faspf) ‘rosaire’ (türk. /esdih “chapelet”, Vussuf, 1175), el 
lenefé ‘rideau’ (türk. /2 ‘matin’, ‘aube’, zef ‘action de bannir’, 
Yussuf, 1113, 876), bosn. el singí ‘Steigbiigel’ (türk. üzengi, vulg. 
dsengi ‘étrier’, Yussuf, 1218), bosn. el tistí ‘henkelloser Krug’ (türk. 
testi, pers. desti ‘urne à deux anses” ‘cruche’, Yussuf, 196, serbo- 
kroat. davon /rstija ‘Wasserkrug’, vgl. G. Meyer, Worterb. 428), el 
trust ‘Essig’, pepino en Irusi “saure Gurke’ (türk. /ursu, pers. fürsı 
“fruits ou légumes confits dans du vinaigre’, Yussuf, 1198), bosn. 
el cizmé ‘Stiefel’ (türk. &gme ‘botte’, Yussuf, 173; G. Meyer, Worterb. 
448), natürlich el arabaÿi ‘cocher’ (türk. arabaÿ> ‘voiturier’, Yussuf, 
40 zu araba ‘voiture’, vgl. u.), el meangi ‘hotelier (türk. mer hanegı, 
vulg. mehanegt ‘cabaretier’, Yussuf, 732), el mustirí ‘client’ (türk. 
misteri, ‘qui achète’, ‘client’ Yussuf, 777); aber a) hebräische Wörter 
la kemed ‘amulette’, la kevurá ‘tombe’ (lit. sepoltura, lad. fuésa, fuéya), 
la sedakd “aumóne” (lit. almózna); b) türkische /a sembulundi ‘jacinthe’ 
(sünbül, vulgar súmbil ‘jacinthe [fleur]’, söndül hind ‘nard indien’, 
Yussuf, 1091, zümbül 1319), la turlá ‘parterre’ (farla ‘champ la- 
boure’, Yussuf, 1118), la pacá ‘jambe’ (paca ‘pied de mouton’, ‘jambes 
des pantalons ou des calecons’ Yussuf, 932; als Speisebezeichnung 
weit verbreitet, G. Meyer, Wörterb. 325) (bosn. prérna), bosn. Ja 
nalcá ‘Hufeisen’ (na’/a ‘fer avec lequel on garnit le dessous des 
bottes etc.’, Yussuf, 864), la pará ‘argent’ (para ‘40%*™ partie d'une 
piastre; argent, monnaie” Yussuf, 936), la sevdá ‘amour’ (Grünbaum, 
1083), la arabá ‘voiture’ (s. oben), meneks£ ‘violette’ (menekse ‘vio- 
lette [fleur’], vulgar aus pers. demef3e, Yussuf, 713), bosn., bulg. 
kungá ‘Rose’ (türk. gonce, Yussuf, 346) (konst. s. u.), ¿allá “hache” 
(balta ‘cognée, hache”, Yussuf, 74), la meané ‘Wirtshaus’ (túrk. me?- 
hane, vulg. mehane ‘cabaret, taverne’, Yussuf, 732), yaká “col de 
chemise’ (‘collet’, ‘bord, rive’, Yussuf, 1247), (asé7) aslamd ‘greffer’ 
(aslama ‘greffe, ente, inoculation, vaccine’, Yussuf, 7, dafür bosn. 
Ralami ar), neben bosn. pala konst farasand ‘main de fer” (fara? 
‘large pelle en bois ou en fer-blanc pour recevoir les balayures”, 
Yussuf, 283), ¿irá ‘mercure’, bosn. Zivd (wofür lit. merkúrio) (grva 
aus pers. za ‘mercure, vif-argent’, Yussuf, 353), amberié ‘casse’ 
(fleur) (amberiye, anberiye ‘rossolis (liqueur)’ von amber oder anber 
‘ambre gris, parfum’, Yussuf, 34), bosn. yalkd, bulg. alká ‘anneau, 
cerceau’, ‘alliance’ (túrk. ka/ka ‘boucle, anneau’, Yussuf, 377), zur 
h-losen Form vgl. bosn. amd? neben seltenerem Aamál ‘Lasttrager’ 
aus dem Türk. (ham(m)a/ “portefaix”, Yussuf, 381); c) griechisch: 
trandafilá ‘rose’ zu tolartag tAda, teartag “Ada mit Endbetonung. 
d) Unbekannter Herkunft: yaftond ‘coups’, kakard (eine Frucht, 
wahrscheinlich von Celtis orientalis). 

Leicht begreiflich ist die einfache Anpassung an das Geschlecht 
der Endung bei /a soba ‘poêle’ aus türk. soba ‘poêle, cheminée, 


134 J. SUBAK, 


darauf nicht hinzuweisen, dafs mein verehrter Meister Meyer-Lübke 
mich auf dieses Arbeitsgebiet vor fast einem Jahrzehnt hinwies und 
daís ich dem Herrn Herausgeber die Anregung verdanke, die 
folgenden Dinge statt einer lexikalischen Aufstellung bieten zu 
wollen. 


A. Zur Formenlehre des Verbs. 


1. Bosnisch gilt val und (i)sparzé?, dazu ari(s)vertér ‘aus- 
gielsen’, statt des seltenen yordr steht guayár, r2Zfr heilst ‘pré- 
parer les mets’, wovon rstindéra ‘bonne ménagère’, wofür auch 
nekucard zu slaw. (serbokroat.) kuca ‘Haus’, ne- ist slaw. naj, Elativ- 
exponent, konstantinop. nikocerd mit Einmischung von türk. zk 
‘bon’ und koga ‘brave; mari’; /wyir heifst nicht ‘s’ engourdir”, 
sondern ‘faire mal, presser, demanger’: me fúyi la kamíza, statt 
cingere steht akusakdr von kusák ‘ceinture des Turcs” (türk. ‘cein- 
ture, zone’ kusak, Yussuf, 620, serbokroat. kusak ‘Querholz’), deritir 
heifst ‘fondre’: deritfr la gordüra zu gordo ‘dick’, ‘Fett auslassen’ 
(mantéka “beurre'), se derik 6 la kandéla ‘die Kerze ist ausgebrannt’, 
intiñtr bedeutet ‘casser du sucre sur la tête de quelqu’un’; statt 
fingere erscheint aboyadedr aus dem Türk. (‘couleur, teinture’ doya, 
Yussuf, 122, serb. doja ‘Farbe’, bulgar. dass, auch albanesisch 
boje G. Meyer, Wörterbuch, S. 40), das Gegenteil wäre /rokdr kolór 
‘déteindre’, pedrér el kolér ‘déteindre’, bosn. splav: di von serbo- 
kroat. sp/aviti ‘fortschwemmen’; für ‘Eierlegen’ hat man «dr guévus, 
verfolgen heifst wie in Salonikko prisigir oder prasigir, die übrigen 
literären Verba sowie kontribuír ‘contribuer’ fehlen samt ihren Be- 
griffen bis auf sequi: yr delrás, für repete: di(zi) ofrüna ves; 
statt pluere: #ayér lúvia (Salon. /uridr), gegenüber konstantin. Um- 
schreibungen mit as für meteorologische Unipersonalia (fs/4 asiéndo 
lurzyénos ‘il tonne’), statt monere: akavidár zu span. cavida ‘gute 
Aufnahme’, wovon akavidádu ‘vorsichtig’, lad. akazidér auch konst, 
aséy yddra heifst ‘stolz sein’, für fingere: se sta faziéndu del dur- 
midu ‘er stellt sich schlafend’; für defendere: (za)brañár aus dem 
Slawischen (serb. bran:li ‘wehren, schützen, verbieten’, auch bulg.), 
jacere: (r)s/idr ecádo, imitare etwa: el fázs kom a mi, (t)spandér 
(la mano) ,ausstrecken’, lad. espandir; skruz& lus dientis “mit den 
Zähnen knirschen’, konstant. dafür ¿ntrinkár. Konstantin. ani- 
madvertere: metér fino. Neben disiruir selten ıs/ruff. Statt. span. 
cubrir nur /afdr ‘couvrir, boucher’. 


2. In Konstantinopel noch dezmembrár : dezmiémbro; in Bosnien 
(¿)skuesér ‘brennen’ mit verallgemeinertem Diphthong: (z)sAuese la 
yága oder yará ‘die Wunde brennt mich’ (infolge einer Säure), 
letzteres aus dem Türk. (yara, ‘plaie’ Yussuf 1255), das Verbum 
nicht = span. escocer, also ex-coquere (ex-cocere), sondern 
dieses mit Finmischung von coctio, vgl. B 39, oder der Inkohativa, 
Es fehlt zspertär, statt siedrár besser kortár kon la siédr: ‘scier’, 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 135 


dazu bosn. das Substantiv is /aldsis “Hobelspáne” aus túrk. /alas 
“rognure, sciure, copeau etc, Yussuf, 1111, dagegen Zus kavdkus 
‘Holzspine’ (zu túrk. kavlak ‘[arbre] dont l'écorce est tombée’ 
u.ä, Yussuf, 562), governdr heifst ‘pflegen’ (/overe): se va buéno 
guvernándo ‘il fait bonne chère’, statt asiertár : sigurd”, dessen 
Media neben dem venezianischen Worte bei neugriechischem ol- 
yovooc (G. Meyer, Neugriechische Studien, IV, Die romanischen 
Lehnwörter im Neugriech., Sitz.-Ber. kais. Akad. Wien, CXXXII, 
S. 81) im Spiele sein kann; für ¿ngriyírse hat eine andere Be- 
deutung als konstant. ‘se recoquiller”, wofür auch ¿ntravdrse gesagt 
wird, und ‘se friser’ einzutreten: fu stas miti ingriyidu kon ésta mósa 
“du bist aber sehr verliebt in dieses Mädchen‘ ('weil du ihm immer 
nachlaufst’), deshfr fehlt, lit. heifst es persío zu persifr ‘poursuivre’. 
Statt des Diphthongen erscheint vortonig # in pudér, ebenso nur 
intorsér für ‘umwickeln, flechten’, wogegen ‘verbiegen’ infyartdr 
heifst; den alten Diphthongen verrät ro, céris, cért bei alten 
Frauen statt kéro u.s.w. Es wird nämlich auch türkisches ééf in 
Bosnien zu e: ¢éa ‘Krätze’ aus túrk. Pel ‘teigne’, Yussuf, 567, auch 
bulg. kelY (konst. ‘fia; sérna heifst bosn. ‘Rotzkrankheit’), mdr 
‘Kohle’ (türk. Zömür ‘charbon de bois”, Yussuf, 589), konstantin. 
la fulá = bosn. ¿ulá ‘capuchon’ (türk. ‘bonnet à bout pointu’, 
Eula Yussuf, 638), konst. el fFóúlú ‘paysan’, fem. folla = bosn. 
uili, fem. duilía (‘paysan’ k’örlü, Yussuf, 592), konst. tenek'¿ ‘plaque 
de metal’ = bosn. fened auch ‘Metall’ (túrk. ‘fer blanc’ Zenek’s, 
Yussuf, 1163, G. Meyer, Wörtb. 426), konst. furdí ‘pelisse’ = 
bosn. curdi (kirk ‘pelisse’, Yussuf, 641, auch slaw. und alban. 
Fúrk G. Meyer, Etym. Worterb. S. 230), häufiger übrigens dafür 
mentoné, bosn. el coske “balcon”, túrk. kv ‘angle, coin, recoin’, 
serbokr. éo$ak, coska ‘Altan, Balkon’, u.s.w., G. Meyer, Et. Wörtb,, 
S. 229, = konstant. el Sanesék, el balkón, ersteres aus türk. Sahnisin, 
vulg. Saniir “balcon ouvert’, Yussuf, 150, #'e/ ‘joyeux’ (türk. kef 
‘joie’ Yussuf, 595), konst. /riak’# ‘mélancolique’ aus türk. #r1ak'r ‘qui 
prend de l’ opium etc.’, ‘hargneux’ (aus dem Griech., G. Meyer, 
Türk. St., I, S. 35) als Subst. merekia ‘mélancolie’ von merak ‘hypo- 
condrie’, Yussuf, 716, zrankér ‘nuisible’ (Grinbaum, Jüd.-span. 
Chrestomathie, 1201), kelpazé ‘ridicule’ (gi/mek ‘rire’, Yussuf, 358 
und -pesir ‘susceptible’, Yussuf, 653). Noch konst. feriddl ‘ambre’. 
Natürlich hat auch das Konstantinopolitanische ¢ für türkisches è: 
dul ‘torchon’, inculér ‘souiller’, &bä4k ‘pipe’ : éubuk dass, Yussuf, 
175, bucúk ‘jumeau’ = lad. prenízmo (bedeutet auch ‘debonnaire’, 
‘parfait’) zu ducuk ‘moitié, demi’ Yussuf, 114, “apa ‘béche’ (‘pioche, 
houe, hoyau’, capa, Yussuf, 133), cofra ‘espèce de broc qui sert à 
tenir chaud le cafe’, auch bulg., bosn. tra (coltura, G. Meyer, 
Et. Wórterb. S. 44), cadir ‘parapluie’, zu türk. cadar ‘tente’ Yussuf, 
128. Ebenso für slaw. €: bosn. édbru ‘Zuber’ (serbokroat. cabar 
dass., bulg. cébru), it. ¢: céfalo ‘bête’, kacdfa ‘fond d'une rave’. 
Im Zusammenhang damit sei erwähnt, dafs bosn. seftel? = kon- 
stant. seffeli ‘pêche’ auch ce- und Cuftelí lautet, das auf túrk. se/fale 


J. SUBAK, 

















































(fruit), Yussuf, 156 (vgl. 32% bosn. “chále” aus 
rückgeht, wofür. bosn. auch Aayıs/ steht, das in 
‘abricot à TP amande douce’ heiíst, (türk. kayse 
yau doux”, Yussuf, 557, der dort auch zerdali 
yau amer” anfúhrt, aus dem konst. zerdeli, bosn. 
men, vgl. auch G. Meyer, Alb. Wórtb. S. 483); 
ert an serbokr. ¢cafran neben Safran; auf türk. 
gimbris ‘avare’ zu din ‘qui ramasse, recueille’ 
kgehen. 


t nur imtórsko; buye wird bit, buyen > bün; 
mmen y: fráyis u.s.f.; nur kayo von kayfr (zu 
irer' heilst guemér neben guesmér, eine Kreuzung 
golér; die erste Person /ésgo besteht, da /uzir 
st: mi “ists mucú ‘du kommst mir prächtig vor’; 
Plur, guélim) ist nur dolere; neben kuzgo auch 
ihnlich beide Formen, auch vdya und vdiga; ver, 
OP. pop. mirár ‘regarder’ eintritt, hat neben den 
en auch ‘analogische: véyo, vés und ves, ve, 
kreér dagegen lautet kréyo, kréis, kréi, kreyémus, 
nso káyo, kdis, kat u.s.w. Als Substantiv heifst 
ue”. 


er Umgestaltung der unbetonten Vokale heifst es 
imus, b) -émus, -ámus; ferner steht -is, -1, -in für 


dl. se in Konstantinopel noch lad. Plural seéd. 
i statt -e; neben vaydmus auch vai gámus, wie er- 
id bleiben unverändert, das 4 fällt nicht ab, wird 
u / mit dem pronominalen Objekt heiíst es asen- 
1 hondra (= konst. keddvoz en byéna dra) “portez- 
5. he te mal lögres), weil in dieser festen Ver- 
n M.-L, U, $ 151 „Kurzform“ genannte Stufe 
nit Ausfall des 4 (d) wie im Indikativ > di > di 
form =-dd entstehen konnte, deren í tertiär fallen 
merkung 1 ist desnúdo und nuéra zu konstatieren; 
¿la *Mahlzahn’ = bosn. nuela (umgekehrte Sprech- 
antin. nur núve ‘nuage’, nombre ‘nom’. 

eit der Endung mit dem pronominalen Objekt- 
mus hat zur Folge, dafs ‘lavons-nous’ /avémus 
ner. In Konstantinopel heifst es /e rógo de dizirle, 
dizilde (beziehungsweise dizíldes), also zwei Im- 
ch aneinandergereiht wie im bekannten von Ascoli 
ufelapesca; dadurch konnte es sich ergeben, dafs 
Formen wegen der analogen Verwendung des 
ierte Infinitive halten und verwenden konnte. So 
ien mo puédo dálde rop' a fiádo, porké no puédi pa- 
ihm keine Ware auf Kredit geben, weil er sie 
nn’; auch bei na ‘voilà’, wofür lad. ek, entstand 


138 J. SUBAK, 


gehórt komér ‘manger’, ‘corroser’, das zeigt, dafs die vortonigen 
Formen in diesem Fall den Ausschlag gaben, denn in denen mit 
betontem #ém- (wenn nicht rekomponiert wurde, was wegen des 
Fehlens des einfachen edere unwahrscheinlich ist) hätte der Vokal 
nicht schwinden können; vídro ‘verre’, für das gam aus türk. 
‘verre, corps transparent et fragile, vitre, carreau” gam Yussuf, 307, 
in der Bedeutung ‘vitre’, /una (sonst “lune”) für *verre du miroir’ 
eintritt, ist Rückbildung aus span. vidriar entsprechenden Verbal- 
formen; auch #rpe ‘stupide’ geht nicht auf torpidus zurück, sondern 
ist aus span. forpéza = torpor mit Suffixtausch entnommen. 


8. Nur murdyéra, pudrytra, pardyéra u.s.w.; kriyéra u. 8. w. 
wie oben. 


9. Fast alle Futura auf -¿ré zu fr, -eré zu ér; fast nur viniré, 
saliré, valiré, selten virné. Noch pornás Fut. von ponér (Grünbaum, 
S. 50, Z. 1). Der Konj. Fut. fehlt; im irrealen s:-Satze Indik. Impf. 


10. Wieder kayéndo u.s.f. Eine merkwürdige Unterscheidung 
wird mir angegeben: tuviéndo dinéru, merkaré; però agóra teñéndo 
falta de remédius no mérko. Konstantin. auch pusiéndo neben po- 
niéndo, kizéndo neben keriéndo. 


11. Zum Präsens-Partizip ist noch aggamandnie ‘eau cou- 
lante” zu erwähnen, von mandr ‘provenir’ (wofür bosn. sa/ir) zu 
lat mano, are ‘fliefsen, sich ausbreiten, herrihren’, Wie oben 
riyido u.s. w.; kistu ‘geliebt’. 


12. a) Zu so vgl. noch fan ‘tant’, “si”. Perfekt: fué, fuétis, 
fut, fuémus, fuétil, fuérun mit Ausbildung eines eigenen Typus, 
dessen Schaffung wegen der eigenartigen Form der so häufig ge- 
brauchten und in Verbindung mit der sechsten den anderen Personen 
zugrundeliegenden dritten nichts im Wege stand. Lad. lautet der 
Infin. seér “existence”. 

b) Nur yir; die 5. nach star reguliert: vas; Konj. várga, vai- 
gdmus wie oben. Imperativ vázvus, daneben aus alter Zeit hetero- 
klitisch anddivus und mit dem Anlaut der úbrigen Formen daraus 
auch randdivus; weiter dann in Anlehnung an die objektlose Form 
auch randadvus; Imperfekt: nach den übrigen Verben auf -ir: ía, 
fas, fa u.s.w. ohne v; auch das Gerundium wurde uniformiert 
zu yéndo. 


B. Die Laute. 
I. Vokale. 


a) Betonte Silben. 


Diphthongierung von ¢ und g zu #6 und ué. 

I. 7é: lad. asiénto ‘le derrière’, ‘la pudeur de l’homme ou 
de la femme’ aus 76, azer las siéstas “faire la sieste”, amiénda 
‘amende’, siégo ‘blind’, fiésta ‘fête’, lad. /iérno ‘mou’ (pop. blando, 
bosn. mdye), yerno “beau-fils”, el siéso ‘Knoten im Darm’, diente 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 139 


‘dent’, fiempo ‘temps’, lad. desendiénte ‘descendant’, siérvo ‘cerf’ 
(wofür auch kórso lad.), ‘serf’, pré ‘pied’, auch als t. t. der Weber 
(opp. trama ‘Schufs und Kette’ lad.), sinfapiés ‘mille-pieds’, viérnes 
‘vendredi’, miérkoles ‘mercredi’ (mit dem -s des ersteren und von 
mártes ‘mardi’, guguéves ‘jeudi’ wie /únes ‘lundi’), biviénda ‘genre 
de vie” (z. B. ¿stó asiéndo una négra biviénda ‘je mène une vie de 
chien’), miembro ‘membre’, siedro ‘gauche’, siedra ‘scie’ == bosn. 
siéra, inviérno ‘hiver’, la miel ‘miel’, wovon immeidr ‘emmieller’, 
-ádo ‘ennuyeux’, la fiel ‘fiel’, pariéntes ‘parents’, Ableitungssilbe 
mentum: Jos dies komandamientos ‘les dix commandements’, lit. re- 
kozimiénto ‘recueillement’, firmamiénto ‘alliance’, ‘pact’, avenimiénto 
‘avenement’ = salonikk. suvimiénto, asasinamiento ‘assassinat’, sar- 
miénto ‘rameau’, zum Verb apartár ‘distinguer, séparer' apartamento 
aus dem Ital. = kuartiér ‘appartement’, bosn. apartamiénto ‘com- 
partiment’ (konst. komparfiménto aus dem Ital.), apartamiénto “di- 
vision’, reZimiento ‘régiment’ (Salonikki /abér, bosn. tábur aus türk. 
tabur, Yussuf, 1100, ‘bataillon’, auch sonst auf der Balkan-Halb- 
insel, G. Meyer, Etym. Wörterb., 421), apregonamiénto ‘exhortation 
à la charité publique’, ‘excommunication’ (auch dafür aus dem 
Hebr. lo metiéron en yérem = ‘excommunication’, für ,,predigen“ 
darsár hebr.), lad. peskirimiénto “investigation”, simiénto ‘fondement’, 
simiénta ‘semence’, pimiénta ‘poivre’, von hebräischem Stamme mit 
der Endung von dolentu: yoliénto ‘siech’, pierna ‘jambe’ — bosn., 
konstant. pacá, inkomiénda (da le múndaz inkomitndas de mi parte 
‘bien des choses de ma part’), salonikk. #4: ‘qui’, sonst als vor- 
tonig monophthong gebliebenes ken, schliefslich zwei auch im Span. 
diphthongierte Wörter mientres und sien “tempe”; ersteres, ‘pendant 
que’ bedeutend, will nur im Auslautvokal vor dem adverbialen -s 
zu it. mentre, aber im Tonvokal weder zu diesem noch zu lat. 
dum-interim stimmen. Fs handelt sich wahrscheinlich um sekun- 
dären Diphthong eines Proklitikums. Ob sien, das von segmen kaum 
herzuleiten sein wird, vgl. Diez bei Kórting s. v., nicht einen Fall 
eines substantivierten Partizips von sidere ‘sich senken’ darstellt, 
wird zu untersuchen sein; der Diphthong wire sekundár, der Ab- 
fall des -/e lautgetzlich, vgl. altspan. fuen, die etymologisierende 
Restitution der Endung wire wegen der Isolierung unterblieben. 
Zum Gebrauch vgl. M.-L., II, $ 517. 

Aus der Abstraktion aus dem Verb mit vortonigem Monophthong 
erklärt sich bosn. skarménto ‘Denkzettel’ zu konstantin. :skarmentar 
‘corriger’; zu den bei Kórting 3343 angeführten Deutungsversuchen 
mufs ich noch einen fúgen: ex-carminitare von carmen 'Zauber”, 
also = désenchanter, disilludere ‘des Zaubers entkleiden’, zu welchem 
Bedeutungsübergang („das gebrannte Kind scheut das Feuer“) 
man auf Begriffe wie „die Lust nehmen“, „du wirst dir das 
(= diesen Gusto) vergehen lassen“ hinweisen kann. Fremd sind 
el médiko aus dem Ital. ‘médecin’, moménto (Salon. púnto) ‘minute’. 

2. 9 > ué: muestra ‘essai d'écriture”, (ir en) Ruéntro, -a (a alguno) 
‘à la rencontre’ (bosn. ¿2/rente de) neben yo inkontro von inkontrar 


140 J. SUBAK, 


‘rencontrer’, »+kuédro ‘souvenir’ (bosn. aus dem Verb oder dem 
Ital. rikórdo), puérta ‘porte’, bosn. fuérti (= pezgádu) ‘schwer zu 
tun” (opp. liviénu, kaldı), Ruérvo “cormeille”, ‘corbeau’, ¿mbyelto 
‘rouleau’, lad. alzuénga de but ‘langue de boeuf’ (Steinname), wo 
ı in Pausa fast A ist, puévlo ‘peuple’, zergucnsa ‘honte’, mus 
‘noix’, Ruedra ‘corde’, huéro ‘dogme’, puérko ‘sale’, ‘porc’, lit. 
suérle, genuin sórte (aus dem Ital.), Ayrsa ‘fosse’, ku‘ro ‘peau’, wozu 
inkordr “cicatriser”, für ‘cordeau’ dagegen ¿kúr, bulg. cekori 
‘nœud’ aus türk. «kur ‘lacet, cordon pour lier les calecons”, 
Yussuf, 914, statt ‘courroie’: kurbád” ‘fouet’ aus dem Türk. (weit 
verbreitetes Wort), bosn. /ru’nu ‘Donner’, ferner unter B 34 ¿Zuezo 
‘ceuf’, (bosn. loz guévus ‘testicules’), Zuéso ‘os’, furzuéno ‘tonnerre’, 
sanÿirguéla ‘sangsue’, afkuéndo (lad. ‘récipient’, bosn. ‘vase de 
nuit’), Zuérto, a ‘verger, jardin”, :shyegro, a ‘beau-père, belle-mère’, 
¿shuéño ‘songe’, bezw. (:)sf- mit (7)sfuékus ‘sabots’ in Bosnien und 
Salonikki. 

Das lad. furkueza ‘turquoise’ mit ensis, -ese ist nach dem 
französischen Worte umgebildet; neben frente ‘front’ steht salon. 
fronte aus dem ltal., dafür rum. ‘fra (dasselbe Wort wie oben 
A 2). Aus dem Buchwort komsolár ‘consoler’, das unter der An- 
nahme der Bewufstheit des Präfixes erbwörtlich genannt werden 
könnte, wurde analogisch nach us < g: 07 < p* konsuélo “con- 
solation, soulagement’ zurückgebildet; das Verb blieb beim be- 
rechtigten p > o in den stammbetonten Formen. 


3. Zu den Fällen von ; aus ¢ und g sind zu nennen: síglo 
‘siècle’, aber salonikk. székolo mit italienischem Einflusse, bosn. 
siéklu ohne ihn, aber beide gelehrt, der Habitus weist auf fran- 
zósische Entlehnung, bfzba ‘guépe’, aber lad. abesba ‘abeille’, bosn. 
bésba, frío ‘frais’, ‘froid’, salon. in sangre fría gegen konstant. s. 
yeláda ‘sang-froid’, dízde ‘des’, bosn. (/asér) prisa ‘sich beeilen’ 
mismo ‘même’, fívio ‘tiède’ (el káldo bedeutet in Konstantinopel 
‘sauce’, in Bosnien ‘soupe’; ¿stá mui kaldúdo ‘c’est un sermon 
(discours) trop long’, [fig. lo fine mis kaldúdo, (sc. el meoyo) ‘il est 
peu intelligent’ = kavésa de ¿falo ‘er ist ein Wasserkopf’), vídro 
‘verre’, limpio ‘propre’, ‘net’ wegen /impidu (M.-L., Ztschr. f. rom. 
rom. Phil. VIII, 216 bei Kórting s. v.), auch divado, a ‘veuf, ve’ ge- 
hôrt hieher. 

Gelehrt ist país ‘pays’ aus dem Franzósischen. 


4. u aus o: údre ‘outre’ (bosn. iulm aus túrk. fulum ‘outre’, 
Yussuf, 1197) mit Einmischung von uber (Salvioni, Postille 23 bei 
Kórting 9936), wozu die Bedeutung, “pis de la vache” in Bulg., 
Rum. stimmt; rato ‘jaune’, Zivia ‘pluie’, lad. /rúvio ‘trouble’, Verb 
kontruviár ‘rendre la vie amère’, bosn. /rúziu — konstant. dulanth 
aus túrk. dulan>k “trouble, troublé, non clair’, Yussuf, 117, súsio 
sale’, wenn zu it. sozzo, bosn. Aundicu ‘espèce de pate’ (andere 
Bezeichnungen kafsónis wegen der Form, masapikáda zu span. masa 
‚Teig’, pasi./ wie im Span., nukéfus aus it. gnocchetti, tiritiris, vgl. 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 141 


it. firitera; alifréa, wofür bulg. ¿skulácas zu bulg. kolact ‘gateau’), 
konst. kondico ‘tout ce qu’on mange avec le pain’, bosn. dünku 
zu it. cionco ‘lahm’, bosn. Jung (A 7) neben /éngo ‘lang’ aus dem 
Venetischen (= /drgo). Mit Suffixtausch /emuno (B 58). 

Gelehrt sind kúlpa ‘tort’ (fine kúlpa), súma ‘somme’. Dem 
Italienischen entstammt auch pirón ‘fourchette’, das mit xepovve 
direkt nichts zu tun hat. Salon. gré/e ‘boutique’ (konstant. botíka 
dafür) zeigt Rückentlehnung ins Griechische, aus dem es die Pyre- 
náensprachen wieder holten; gesichert ist lat. ú aufser durch it. 
grotta durch sard. u: gructas (Condaghe di S. Pietro di Silki, 10); 
murta ‘myrthe’ wohl ebenso. 

Vortonigen Formen entstammt « in gugyo ‘je joue’, bosn. en 
Jügo ‘sofort’ = konst. súbito. Vgl. neben salon. invéce de aus dem 
Ital. konstant. en luzuár de “au lieu de’, déblo ‘je plie’, dezdúblo “je 
déploie”, akúrto ‘jabrége’, alúngo “j'allonge”, wenn nicht ital. Ent- 
lehnung, wofür ¿stirár las paëds, loz brdsos, lad. eskúlka ‘espion’ 
(vgl. ¿nkuliár “inculquer”). 


5. Spontan. ist in Bosnien er > ar: yaru ‘erreur’, puárta 
‘porte’, nudra ‘belle-fille’, imtuarldr ‘tordre’, su marsét = konst. 
su merséd ‘vous’, parc? ‘Frisur des Hinterhauptes’ (wie serbokroat. 
percin ‘Zopf’ aus türk. percem ‘crinière, touffe’ etc., Yussuf, 947, 
wovon auch bosn. purcúl ‘Quaste’, wozu das Gegenteil culúfa 
‘Stirnlocken der Juden’ aus serbokroat. celo ‘Stirne’ mit derselben 
Ableitung wie das gleichbedeutende konstantin. urifas zu türk. 
örmek ‘tresser, natter’ etc.); ebenso vulgár wie el > al: maldár 
‚lesen’, maldadór ‘lecteur’ (dafür konstant. meldár, lit dér = salon. 
lektór aus dem Franz.). 

Zu au > 0 etwa a póko a póko ‘peu à peu’, rdpa ‘choses’. 

Hieher mülste auch daínda (vulg.), ainda ‘encore’ gezogen 
werden (M.-L., III, $ 495); doch scheint es einer jener Fälle von 
Subst. > Adverb zu sein, wie etwa hora u.ä, was auf //imile 
wiese, also eigentlich ‘bis ..... Für den Verbalbegriff a/emar 
‘finir’ zu portg. ales “bis”, 


b) Unbetonte Vokale. 


6. Verschleppung des Diphthongen entgegen asaventárse ‘de- 
venir sage’ mit rechtzeitiger Aufgabe des Diphthongen vor dem 
Tone vor p > v, aus der betonten Stellung: pimientón ‘poivron’, 
dagegen bosn. pimentón, diezmdr ‘décimer’, apiedredr ‘lapider‘, salo- 
nikkisch prdregál ‘pave’, wofür konstantin. el kaldorúm, bosn. la 
kaldrma, dazu das Verbum katdrmidr aus dem türk. kaldaram ‘pavé, 
pavage’, Yussuf, 522, auch sonst entlehnt (G. Meyer, Et. Wb. 169), 
wozu für *Búrgersteig* die dem Deutschen entlehnten /ru/gär (trottotr) 
und el pflastr oder serb. kraj ‘Rand, Saum’ entnommenes el krai 
kommen; dyendco ‘benét’, bgendäd ‘bienfait’ (Salonikki dreneco), dafür 
bosn. regelrecht bundád wie konstantin. avergyensdrse ‘avoir honte”, 
lad. auch arezistarse, mit Präfixverkennung von span. rojo mittelst 


142 J. SUBAK, 


-isto < ipsto < -iso + -ito gebildet, bosn. avergunsdrse neben ver- 
guénsa, das Gegenteil el arsislik aus dem Türk. (Grünbaum, Chrest. 
94°); verschieden davon ist gelehrtes apasientárse ‘patienter’ — 
lenér pasénsia. Wieder anders lad. abienaventurár ‘féliciter’ durch 
Zusammenrúckung. 


7. Dissimilation der vortonigen Vokale erscheint in veluntád 
‘volonté’, lad. enveluntár ‘donner envie”, pantelón “pantalon”, sakudir 
‘épousseter en secouant’, /resladdr ‘traduire’ wie portug. Dazu 
bosn. tartúga ‘Schildkröte’, vielleicht unter ital. Einfluís, Agadernis 
‘caille’. 

8. Assimilation haben apiaddrse ‘avoir pitié”, logumbre ‘lé- 
gume’ — bosn. el grintsaik ‘Grünzeug’ daraus, lad. romanesér 
‘rester’, furuzénto ‘rouillè’ zu fera, vielleicht unter dem Drucke 
von ferrum umgestaltetes aerucula — aerugine, sieh B17, dufldr 
‘siffler’; auf türk. anason (Yussuf hat das Wort nicht) neben azıson 
geht anasón ‘anis’ zurück, das einem griech. @vıcov entspricht 
(G. Meyer, Türk. Stud. I, S. 27). Bei bosn. rayaddr ‘Nudelwalker’ 
gegenüber bulg., rum. ro-, ruyadór hat sich raydr infolge der Vor- 
liebe für a” einmischen können; azér arzahdl ‘impetire’ aus türk. 
arzuhal ‘pétition, requéte’, Yussuf, 46; ein ande ‘où’ (Salon. onde) 
ist auch in Buenos Aires bekannt (Menéndez Pidal, Manual elem. 
de gram. hist. españ., S. 48 Anm.), sudék ‘haleine’ aus türk. soluk, 
Yussuf, 1079, ‘souffle, haleine, respiration’, me se lomó el sulúk ‘j'ai 
perdu l’haleine’, vgl. fine un afdno (bosn. line afán) “il halète’, 
dagegen bdfo ‘haleine, buée’; wahrscheinlich auch /utün ‘tabac’ 
daneben aus /üfün ‘tabac à fumer”, Yussuf, 1208 mit vorheriger 
Angleichung an -un. Zu asér surgún ‘exiler’ vgl. B49, zu Capki- 
ntko ‘gamin’ B 47. Sollte duruïôn zum gleichbedeutenden franz. 
durillon gehóren, so wúrde es hieher zu stellen sein; doch mag 
-üculu oder sein spanischer Fortsetzer zugrunde liegen; das Wort 
ist insofern schwer zu beurteilen, als im span. durujon den Ein- 
druck einer Entlehnung aus dem franz. bourgeon macht, das doch 
wohl zu dourdon, bezw. burdione gehört, das wieder selbst nicht 
gut zu burdus (Körting 1652) in der Bedeutung ‘Maulesel’ gestellt 
werden kann, sondern mit ‘Stecken’ oder ‘Ast’ zusammengehört; 
nun könnte daraus duruZon in Anlehnung an duro, für dessen Ab- 
leitung £a?rét ‘Abhartung’ eintritt (türk. gazre! ‘zèle, effort, courage’ 
etc, Yussuf, 343) entstanden sein; allerdings hat durujon auch die 
Bedeutung ‘ein Bündel festgeprefster Wolle’, welche dura sein 
kann, aber ob das dasselbe Wort ist, ist ungewiís. Die ganze 
Frage wird dadurch noch verwickelter, dafs bosn. /Zurufon gesagt 
wird, was auch eine Vermengung mit dem daneben stehenden /u- 
lóndru, konst. -o sein könnte, aber ‘durer’ heifst konstantinop. 
furdr und das läfst sich so nicht erklären; da ist die griechische ' 
Vermittelung anzurufen, vgl. das von G. Meyer, Neugr. St. IV, S.89 
nicht verstandene roüu.srkec “ein Stück des Brautschmuckes; spanische 
und portugiesische Taler’ aus Patmos — frz. doublon = doblon und 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 143 


tatadov = it. dattero, dattile, ibid. S. 88; bemerkt sei noch, dafs 
für ‘abcés encore dur’ konstant. bulto ein weiteres Wort ist, das 
in ditto de asúkar ‘morceau de sucre” wiederkehrt, ferner graniko 
‘petit abcès’. Schliefslich gehört zu tulóndru noch golondrína ‘en- 
flure, abcès sous les aisselles”, das mit dem Homonymon “hiron- 
delle’ nichts zu tun hat. Bosn. fadayca ‘Salami’ ist aus einer 
anderen Ableitung zu #bayur = arab. /ebegur, Yussuf, 1131, ‘va- 
porisation’, /. efmek “être fumige’ assimiliert. 


9. Veränderung der Vortonsilbe durch Präfixtausch liegt vor 
in bosn. ¿ntólus ‘lunettes’, gegen konst. antóZos dass., wo sich im 
eingemischt hat, in dem eu/are entstammenden lad. aulár ‘résonner 
(d’un cor)’ und in améezdr ‘apprendre’ (ad), in ?skéro ‘obscur’, ?s- 
kondér ‘cacher’, lad. ¿stazár = kortér en un lugydr del diskórso zu 
obstaculare, +stía ‘brin’ zu astilla nach dem Anlaut der Wörter 
mit s Kons. Der vorgeschlagene Vokal ist, wie aus den Beispielen 
in der Konjugation ersichtlich war, palatal, nicht gerundet, sehr 
stark gekúrzt und eng, wird aber beim feierlichen Übersetzen aus 
der Bibel deutlich als e ausgesprochen, im Bosnischen wird er in 
vulgärer Ausprache ganz unterdrückt; áhnlich geht es in Konstanti- 
nopel mit ¿n-, das ¿nm lautet. Ebenso lauten die nachtonigen e 
und o bosnisch : und &, manchmal rücken sie beim raschen 
Sprechen bis z und « vor, welche in Adrianopel die Regel bilden, 
worúber Pulido im Libera! vom 6. VIII. 1904, Abendausgabe, nach 
Angabe von H. Cappon berichtet; langsames Abhóren von einzelnen 
Wörtern ergab auch hier in Bosnien öfters die Aufzeichnung von 
e und o. 

Uber die Entstehung eines neuen Vokales vor sk, s, B 34. 


10. Abfall des anlautenden Vokales ist zu verzeichnen in 
namorózo ‘amoureux’, doladizo ‘idole’, einer durch das. Verb be- 
einflufsten Ableitung auf -aticius von idolum = eldwAor, das 
als ¿dolo daneben besteht; Aord/ (de péros) ‘chenil’ zu türk. ayor, 
ayer ‘Stall’ (G. Meyer, Türk. St, I, 45; Yussuf, 20, vgl. ayér C, 1, i), 
lad. reál ‘camp’ — kámpo ‘champ, camp’ zu areale, dessen re 
nicht ry und r wurde, seit a- fehlte. Dem span. zoria, portg. 
nora (also zu Cornu, Gr. Grundrifs!, I, S. 748f., Nr. 113) entspricht 
nadria ‘puits, citerne’ aus aragopla (está avlándo komo una naória 
‘il raisonne comme un tambour’, auch ‘a une voix de pot fele’). 
Bosn. zuntdl ‘Schürze’ ist aus avantal (so span.) durch Anlehnung 
an ventus entstanden. 


11. Der Abfall des auslautenden -e in /u fomdf hängt mit 
dem Plural /as fomdtes zusammen, der seinerseits zum türk. Sing. 
domates, fomales aus dem neugriech. Plural von (")rouar« ent- 
stand (G. Meyer, Türk. Stud. I, 29), zu dem ein Sing. ohne e nach 
den úbrigen Fállen von M.-L., II, $ 42 unter dem Drucke von frz. 
tomate mit seinem stummen e gebildet werden konnte; ähnlich 
tapet ‘tapis’, wofür auch karpéta. Dem Franz. entstammt wahr- 
scheinlich el filosd/. 


J. SUBAK, 







































cklung eines neuen silbischen Anlautes haben wir 
cyprès’, arinkén ‘coin’, lad. alarse ‘pin’, lad. a/a- 
| “étre élevé’ zu ataláya ‘Höhenwache’ (vom arab. 
türk. fali ‘a ‘avant-garde, avant-poste’, Yussuf, 1112 
‘huile’ (aus arab. zeif dass.), bosn. gewöhnlich azete 
en afeitár ‘orner’, so konst. mit dem Subst. af le 
bar ‘sucre’ = bosn. asúkre (kavésa de asúkre ‘pain 
lem Deutschen ‘Hut Zucker’ nachgebildet), amird/ 


lt es sich im Gegensatz zu ayér ‘hier’, wo ama- 
. mitspielte, und zu asigún neben sigún ‘selon’ 
| hebr.), wo it. a seconda di den Ursprung klar zeigt, 
hen Artikel (2 vor sog. Sonnenbuchstaben). Anders 
allarıne. Von verbalen Ableitungen solcher Sub- 
n lateinischem ad- entsprechenden Verben rührt a 
ie bosn. akaydrse ‘schweigen’, lad. aflosár ‘lâcher’, 
'wischen' zu venet. capar, vulgar. arovár ‘voler’ = 
rogár *prier” = rogdr (r. el Did ‘prier Dieu’ = 
dem Hebr.), alevantár ‘soulever’, ‘lever’ (Salonikki 
irá ‘calomnier’, arepentirse ‘se repentir’ (Salon. 
| aventdr ‘vanner’, aremendár ‘rapiécer’, arematdr 
mbrár ‘illuminer’, apodár ‘puiser’, adufdr ‘enfler’, 
er’, apregondr (la mizvéd hebr.) ‘mettre (la charité) 
| asendr ‘cligner de l'œil”, bosn. asultár un pedu = 
| pe edár = = sollárse) “péter” (lad. soltár “expliquer un 
dár ‘déjeuner’, atagantár ‘imporiuner’ (portug. afa- 
ichtern”), ayegár ‘arriver’, lad. asufrirse ‘s'appuyer’, 
(zu túrk. yard ‘guerre, combat’, Yussuf, 385), aru- 
u neugr. Govgd?). 
Lautgewohnheit entspricht das seltene amma ‘aber’, 
[aus dem Ital. entlehnt ist. 


Linflufs des arabischen a/- hat entweder eine Hinzu- 
bilbe oder ihre Vervollstàndigung bewirkt: bosn. al- 
dra, Baum: morál) ‘mûre’, bosn. alma ‘prune’, 
amando’ , alvıdna ‘noisette’, ebenso und av- kon- 
‘hémorrhoides’, alzuénga ‘langue’, algúza — bosn. 
worauf das begrifflich verwandte a/fintte ‘épingle’ 
ie Einflufs gewesen sein mag, almdrıo ‘armoire’; 
e ‘muse’, aldrisias ‘Neuigkeit’ (dafür lit. nowddd, 
ö/r aus dem Türk, schon bei Grünbaum, 102?), 
gent de police’, wofür pop. zaptié aus túrk, zabtiye 
nerie’ Yussuf, 1290, alkilár ‘louer’, a/yéd ‘dimanche’, 
ette? (Kórting 416), bosn. alhica ‘burette, bidon’ 
, alyardva ‘carubbia’, alkúña ‘prénom’ entstammen 
; lad. a/zwava ‘plainte de mort’, alzyaydr ‘plaindre 
alzudyas ‘pleurer’ gegenüber bosn. guayér ‘pleurer’. 


ichtonsilben liegt Assimilation in Adlora ‘colère’, vor 
bérparos ‘paupières’, wofür bosn. kein Wort besteht, 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 145 


da párparos ‘cils’ heiíst, anzunehmen, wird unnótig sein, da auch 
lámpara ,espèce de lampe”, lámpara de Savón ‘bulle de savon”, den 
Wandel von d zu r am Schlufs der mitteltonigen Silbe zeigt, wo- 
für menfira ‘mensonge’ ein nach dem Infinitiv gebildetes Analogon 
ist; blofs das a entstand aus e in Anlehnung an die Tonsilbe 
wie in reldmpago ‘éclair’ (M. Pidal im Mussafiabande, pag. 390). 


15. Der zwischentonige Vokal gibt sonst zu Bemerkungen 
keinen Anlafs, neben lad. onrdr steht pop. onordr ‘honorer’. Neben 
manga ‘Ärmel’ steht bosn. manigéta ‘Handschuh’ aus venetischem 
manighita = it. manichetta, der Bedeutung nach etwa it. manichino 
‘polsino’: franz. Ursprungs ist zsprito ‘esprit’. Schon lateinisch ist 
das a zwischen Konsonanten in a/abdstro ‘albâtre’ und erst im 
französischen wurde volksetymologischer Anschluís an albus gesucht. 


II. Konsonanten. 


16. / wird y: kavayo ‘cheval’, -a ‘jument’, bosn. fürs femin. 
kubila, aus serbokroat. kobila, auch bulg. ko6H1a, russ. KOÜELIA, meoyo 
‘moelle’ und ‘cerveau’ (dene múndo medyo ‘il est très intelligent’ 
== bosn. es mui seyelüdo aus dem Hebräischen, Gegenteil /ónto), 
sevdya ‘oignon’, ayd ‘là’ (das Gegenteil akí “ici”, foyo ‘soufflet’, 
lad. reoyár ‘fouler’, lad. váye ‘vallon’, póyo ‘poulet’, bosn. méye 
“mou” (konstant. bando mit dem Verb ablanddr =) bosn. amutsér 
‘ramollir’ (meter en mózo konstant. ‘einweichen’, ‘tremper’), salon. 
kucyo ‘cou’ (Konst. prskuéso), kaye ‘rue’, kayo ‘cal’, bosn. mauydr 
‘miauen’, gayo ‘coq’, degoyár ‘égorger’, wovon lad. degoyadór 
‘bourreau’ (pop. ged/d/ aus türk. Sellad ‘bourreau, exécuteur’, Yussuf, 
319) mit Verkennung der Ableitung und Media im vermeintlichen 
Inlaut wie regoldár, ‘roter’, wovon ein Substantiv, rególdo ‘rot’, 
zu dem bosn. regotdedr dass., oya ‘pot’, kaydrse ‘se taire’ (kéde 
kayádo ‘taisez-vous’), konst. bóyo, bosn. bóyu “gâteau” (andere Arten 
heifsen konst. buléma, boréka), bosn. zuyudu ‘velours’, wofür konstant. 
neben wiido ‘veloute’ katifó aus túrk. Zalife, vulgar kadife Yussuf, 
550, ‘velours’, auch sonst im Osten (G. Meyer, Et. Wórterb.. 165), 
wogegen Somaveras Formen fediovte neben Bedsov, beide ab- 
strahiert aus dem selbst analogischen Derivat BeAtovrıxog (G. Meyer, 
Neugr. Stud. IV, S. 17) vielleicht span. 4 wiedergeben sollen; bosn. 
faytska “étincelle”; das y schwindet vor oder nach 27: lad. kadio 
‘jeune animal’, Audio ‘couteau’, aber bosn. Auciyo, wie bosn. kas/fyo 
‘Schlofs’, auch /a kal’ = türk. kale ‘forteresse, château fort’, Yussuf, 
325, lad. kastiyadúra neben sivdád enkastelyáda “ville fortifiée’, bosn. 
amariu ‘gelb’, ladrío ‘brique’, anío ‘bague’ (lad. dafür añázme, 
genauer pop. ?skularica ‘boucle d'oreille”), gaína ‘poule’ (statt span. 
gallipavo: bosn. fukón, fem. téka aus serbokroat. fuka, mask, fukac 
‘Truthahn’), bosn. alviána, konst. auch aziéna ‘noisette’, lad. und 
bosn. rodía, rudias ‘ genou, -x” (konst. metérse de kuklias ‘ s'agenou- 


Zeitschr. f. rom. Phil. XXX. 10 


146 J. SUBAK, 


iller”, wohl zu x6xxcior ‘ Knôchel', sonst dis aus türk. díe ‘genou, 
Yussuf, 211), sía ‘siège, chaise’, bembrio, bosn. auch w- ‘coing’, 
tsa ‘brin. Nach e: tsir'a ‘etolie’, bosn. sintéa ‘Funke’, aka, 
akéos, akcas zu aki *celui-la”, dagegen vortonig étstreyería ‘Astro- 
logie’ lad. gamy fa ‘petit chameau” zu gaméo, éya, éyes, yas (pro- 
klitisch im Grunde) ru el ‘il. Kein Z lag in copéo = fre. chapeau 
vor, ebensowenig in lad. marío (sonst nave) = neuspan. mazzo (worüber 
M.-L, II, $ 498). Junge Entlehnung ist fabéla (de molizplikRasión), 
kanéla ‘cannelle’ (schon wegen » statt ri), futanéla ‘abscès ,, ‘fistule’ 
(B 58), bosn. fole *Lótrohr* (aus it folle), kolána ‘collier’. 

Auf später Bildung oder Entlehnung berubt wie das oben 
angeführte entasieyádo auch lad. estehydr “jaillir”, bosn. istel ¿q 
‘spritzen’ zu span. destellar. 

Im úbrigen ist y, berw. Schwund das Ergebnis auch bei / 
aus anderen Quellen: bosn. manzya ‘bracelet’ zu soma mit Suffix- 
tausch, bosn. furndya ‘gril’, mdya ‘cuirasse’, bosn. Gregáya ‘Grèce 
mit ital (venet.) Lautgebung, maravía ‘merveille’, marazzdrse * s'Cton- 
ner’ wieder mit Suffixtausch, kuskías, bosn. kuskiyas ‘chatouillement , 
wohl in letzter Instanz quisquilia, mit Suffixtausch wohl auch 
lad. usey ¿Tse ‘se prosterner’ zu humiliare, wenn nicht späte Auf- 
nahme aus dem Lat. ins Spanische voriiegt, vgl B. 17. Dann aus 
dl: rayár ‘raper’, el r. ‘rape’, und weiter: friyár ‘battre le bie’ 
(neben gelehrtem dublár “plier”), yéno ‘plein’, yága “plaie, dafür 
bosn. auch yard (túrk. yara ‘blessure’, Yussuf, 1255), yagár “blesser”, 
vare ‘clef’, lad. ayér, bosn. /aydr ‘trouver, lad. yanúra ‘plaine’, 
yorár ‘pleurer’; gelehrt planta del pré, plemismo neben premízmo ‘de- 
bonnaire’ auch ‘juste’ (C7 VI, zu plenissimus ‘ganz satt‘), plazér 
“plaire, plaisir’, für dessen Entfremdung man triestin. piatsér (Subst.) 
neben prazér (Inf.) ebenso wie neap. pracé (Inf) neben fuozwp ‘piove 
anführen kann, Adj. aus dem Türk. makpúl ‘agréable’ (Grünb. 107 3), 
pleito ‘litige, procés”, plómo ‘plomb’, plálo ‘plat, assiette”, wofür bulg. 
Cini aus türk. ini aus dem Persischen ‘porcelaine, faience, grande 
tasse (carreau colore)”, Yussuf, 171, konst “plat”, bosn. dafür saz 
aus turk. sahan ‘plat’ (de cuisine), Yussaf, 1007. Dem Italienischen 
(Venetischen) entstammt bosn. tfavayól ‘Serviette, Taschentuch'; auf 
it ‘rifare geht wohl auch bosn. triyár ‘esultare’ zurück. Mit supplex 
vermischt wie it. soffice mit sufílare ist soplár ‘souffier’; gelehrt ist 
kopla ‘couplet’. Ein lat rufulus entsprechendes rollo gab bosn. 
royo ‘blond’. Zu spat ins Bulg. eingedrungenes fais de Lyon ‘pain 
d'Espagne’ wurde zu pan de Lon. Statt des span. gobermalle: amin 
‘timone’ (turk. Granb. 1071} Dem Ital. entstammt dóp:o ‘doubie’ 

Im Auslaut ging die Palatalisierung verloren: m:/, woher dozm:!, 
trez, mil u. S. w., el, aber eya, evos, eyas ‘il’ etc, ebenso akél, aber 
akéa, Plur. akéos, akías ‘celui-là’. Dagegen bosn. tastamil ‘Art Käse’ 
aus dem it Lehnworte in türk. Agstava/ (G. Meyer, Türk. Studien, 
I, S. 56). 

Im Anlaut von bosn. famudida = konst jamaráda ‘Flamme’, 
‘buée’ hat man gegenüber far ‘filatteur’ (pop. yamé/ aus dem 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 147 


Hebr.), fAáma ‘flamme’, for ‘fleur’, fidko ‘faible’, bosn. feca “dünner 
Nudelwalker’, wohl erbwörtliche Behandlung zu sehen. Auch kláro 
‘clair, serein” ist gelehrt; lad. reciflo ‘bélement’ ist onomatopoetisch, 
ebenso ¢updr ‘sucer’. 

Anlautend gl- > /: ländre ‘peste’, bosn. lándra, dafür auch 
pinta. Nicht hierher gehört neugeschaffenes bosn. kócka ‘Brüten” 
zu glocire. Für 6/-: blasfemár ‘bestemmiare’, blándo ‘mou’. 


17. -cl- > -z-: indio ‘fenouil’, bosn. graza ‘corbeau’, orééa 
‘oreille’, davon bosn, orezál ‘boucle d’oreille’ (wie dedá? ‘de’, statt 
span. ojal = it. occhiello dagegen bosn. ¿Zík aus türk. sk “boutonniére”, 
Yussuf, 463), gargázo ‘huitre = crachat’, d2o ‘ceil’, viézo ‘vieux’, 
Plur. bosn. ‘Ahnen’, algúza ‘aiguille’, tstropazdr ‘injurier’, navdza 
‘canif’, ‘rasoir’, fináza ‘cruche’, daraza ‘procès, parti’, barazár ‘s'en 
prendre à quelqu'un’ zum Stamm von daragdn ‘héros’, baraganía 
‘heroisme’ (portug. baroga ‘Beischlàfer’, span. -eria), yranddio = 
tápo ‘chiffon’, ovefa ‘brebis’, £spéïo ‘miroir’, piólo ‘pou’, aparezár 
‘appareiller’, lad. vermézo ‘rouge’, tinto vermézo ‘cochenille’, Suffix 
-íZo: kortízo ‘cour’, atadizos ‘fers des prisonniers’, ¿mpesizo ‘com- 
mencement’, apartadízo ‘séparation’, konízo ‘lapin’, mit Suffixtausch 
(vgl. lagartéïa ‘lézard’, lentézas ‘lentilles’) lad. madéa ‘écheveau’, 
aber bosn. richtig madesa aus -axa, vielleicht auch duruzón *durillon”. 
Aus dem Italienischen bosn. radio ‘Huflattichsalat’; über varéZa bosn. 
‘Schmeifsfliege’ s. B 41. Aus rubuculus erklärt sich span. rojo, 
wovon lad. areZistárse B 6. Gelehrt ist art/kolo ‘Artikel’ aus dem 
Ital., faverndklo ‘tabernacle’ aus dem Frz. 

Nach Konsonanten è: krénca ‘raie’, mdco ‘male’, karuca ‘roue’, 
bosn. dafür karófsa aus dem Ital. (zur Bedeutung vgl. it. carrucola, 
dagegen ‘carozza’ ist túrk. araba), wie aus -p/- nach dem Tone in 
dnéo ‘large’, inco ‘je remplis”, gdnco ‘Anker’, gegen tmpldsfo ‘em- 
plâtre”, kumplír ‘acomplir’, templar ‘offrir à Dieu’; fremd ist boráco 
‘ivre’; auch aus Kons. + s/: kaca ‘reliure’, ‘gaine’: lo meldi de kdca 
a punta. -ly- ist auch -2-: muzir ‘femme’, mio ‘millet’, dio ‘ail’, 
páza ‘paille’ (bosn. síúma aus dem Serbokroat., paëa dort ‘Heu’ = 
lad. ermóyo, pop. san aus dem Türk.), «ispozár ‘dépouiller’, (/)fZ0 
‘fils’, mozár ‘mouiller’, séza ‘sourcils’, továza ‘serviette’, (‘nappe’ ist 
mantél durch türk. Vermittelung, vgl. G. Meyer, Türk. St. I, 46, bosn. 
dafür paño de méza), bosn. aïéno ‘étranger’, lit. aliendr; zu span. 
destajamiento lad. estaidr “kortár en un luzuaf del diskörso’ 
(= ac'lu?), tazár ‘couper’, lad. ‘détruire’, asemezánte ‘semblable’, konséZa 
‘fable, récit’ (concilia? oder -icla zu conciuncula ‘Rede ans 
Volk’), fravazár ‘coucher avec une femme, faire de la bourgrerie’, 
maïdr ‘moudre, broyer’, bosn. fe*éras ‘ciseaux’, konstantin. /a tiZéra 
aus tonsoria durch Dissimilation von o—46 zu e—d, Suffixtausch 
-arıa statt -oria und Einmengung von /aïér; dem Span. ist spät 
entlehnt salonikk. paFuéla ‘allumette’ (konst. asúfre, a. i Ha ‘vif- 
argent, en parlant d'un garçon très vif’ mit $ von den Arabern 
Spaniens, worúber Menéndez Pidal, Manual, pag. 58, der aber zu 

10% 


J. SUBAK, 


st, dafs das Poema de Don José für den Namen 
er s, nicht $ verwendet, ebenso wie für /y). 
miliare oder spit entnommenes franz. humilier 
> spät ins Span., dafs es den Wandel von /y aus 
nachen konnte, woraus lad. umivdrse ‘se prosterner’; 
famille’; ob auch neugr. BaoıArag > ostrumelisch 
der' zu stellen ist, ist fraglich. Statt tilium er- 
s der vulg.-türk. Form famur des arabischen ey/amur 
eul’ (G. Meyer, Türk. Stud. I, S. 33). 


lier mag gleich -afe angeschlossen werden, das in 
ad. lináze “famille”, ‘souche’, tnkolgd3e ‘breloque’ 
ndre’ aus collocare, omenaze ‘hommage’ vorliegt, 
eres salonikk. omaze direkt aus dem Französischen 
nu aus dem Französ. mit mifsverstandenem Suffix 
le’. Stammt -aze aus frz. -age, so ist es im Span. 
¿ zu y geworden. Nimmt man nationale Ent- 
hat man entweder zur Zeit von adego > -azgo da- 
üher von -adıgare wegen -ıdyare analogisch zu 
menes -aze bezw. -age oder aber es ist in einer 
ht analogisch im Nomen auch ohne Mithilfe des 
ch -iu ersetzt worden, wie dies Schuchardt (Ro- 
ogien I) für einige andere romanische Fälle wahr- 
tht hat, dieses -¿u wäre aber doch spät genug 
den W andel von fy >I nicht mehr mitzumachen 
» mit anderen y wie in Jovis zu # geworden, 
ntervokalisches / zu J geworden war. So ähnlich 


ph auch Ascoli den Werdegang des it. -aggio vor. 


















y mit -cl- ist auch -g/ zu # geworden in /eëa 
“se cailler’, kuazádo de ágro, k. de limón ‘de la 
fs mélés à de la viande, au vinaigre Ou au citron? 
agúrte “saure Milch’ aus türk. yogourt ‘lait caillé 
‚on particulière aux Orientaux' etc., Yussuf, 1278); 
n, reja nicht regula sein, noch weniger rallia, 
hier refa “grille? neben el parmaklik (parmaklak 
C., Yussuf, 938), und das ist allem Anschein nach 
E aus einem Verbum auf -iare, also enrejar von 
chnüren’ zu restis ‘Schnur’, was zur Bedeutung 
r oder Gitterwerk umspannen’ führen konnte, wie 
Weise das it. cancello eine Übertragung der Er- 
| Kreuzbildes aus dem Tierleben ist; ausdrücklich 
en, daís diese Bemerkung bezüglich der Herkunft 
gilt; auch da ist portug. re/ha ganz zu trennen, 
lem Spanischen nachahmend auch diese Bedeutung 
ertrug. 

3 Konstantinopol. hat es im Anlaut überall ver- 
| wurde Fué: arína ‘farine’, azér ‘faire’ (neben 
ri ilakd aus türk. ’alaka ‘rapport’, Yussuf, 27), dva 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 149 


‘fève, haricots”, árto ‘rassasié’, Verbum arfár, la ambre ‘faim’, lad. 
‘famine’, avlár ‘parler’, aldikéra ‘poche’ aus fallriquéra + falda, 
bosn. falkudéra mit Umstellung, lad. émbra ‘femme’, ‘femelle’ (das 
Gegenteil maco, wofür pop. die hebräischen nekevá ‘fem.’ und zaydr 
stehen, bosn. auch die slaw. músku und Zénsku), iso “sorcellerie”, 
erméso ‘beau’, évra ‘fil’, aber auch flo de kdfiamo “fil de chanvre’, 
(bosn. zéfa ‘Faden’), lad. irída ‘blessure’, Verbum :rir (pop. firr 
aus einer anderen romanischen Sprache, franz. oder ital. oder bei 
Endungsbetonung wie finir “pétrir”, fedér ‘puer’, lad. fil! = pop. fidel 
‘fidèle’, fiel “fiel”, wenn es nicht lauter Buchwórter sind, gelehrt 
lad. falkón ‘faucon’), ormiga ‘fourmi’, reoydr “fouler”, ogár “four- 
neau’, dafür bosn. saks/, auch saksí de rózas ‘pot de fleurs’ (türk. 
sakso ‘vase de terre pour y planter des fleurs’ Yussuf, 1012), olgár 
‘reposer’, dZa ‘feuille’ ‘page’ (für letzteres in Salon. p4Zina aus dem 
Ital.), aogár ‘noyer’ (bosn. afugár auch ‘étrangler’), óndo ‘profond’ 
(‘fond d'un tonneau’: dip del bari! aus túrk. did ‘fond’, Yussuf, 202), 
umo ‘fumée’, lad. saumár ‘encenser’, ‘pasa¥ la gaina sóvre el hyégo 
por kitàrle los pelos”, (lad. atamaráles de timo ‘tourbillons de fumée” 
zu türk. atom ‘jet’, Yussuf, 51), aumdr ‘enfumer’, undirse “faire 
naufrage” = balireärse (türk. batzrma ‘action de plonger’, Yussuf, 79), 
dann fuente ‘source’, pop. Ayénte, lad. Auéro ‘dogme’, Auésa ‘fosse, 
tombe’, huégo ‘feu, incendie’; Agé auch bosn. Gelehrt /uir ‘fuir’. 
Auf umgekehrte Sprechweise ist das /- zurückzuführen in lad. /éro 
‘libre’, ‘affranchi’, wovon alforía, denn arabisch steht y-, dafür 
auch azáf ‘libre’ (Grünbaum, 1084). Vgl. konfáfa S. 133. Im Bos- 
nischen und in Salon. sagt man sogar fayár = fopdr ‘trouver’, weil 
sonst / bleibt, wie oben schon zu sehen ist; sonst in Bosnien 
noch falvár ‘parler’, fínu ‘elegant’, fiéro ‘fer’, fazér ‘faire’, fidór 
‘puanteur’, fulár ‘con’, fondo ‘profond’, ficizo ‘scorcellerie’, ficiziro 
‘sorcelier’, statt des in Konstantinopel gebräuchlichen p/dima zu 
neugr. mAdıua foza ‘feuille’, furmigya ‘fourmi’, und aus dem Türk. 
fermali ‘Bolero’ (Armelweste ohne Knôpfelung) aus fermena, fermene 
(‘gilet court orné avec de la soutache”, Yussuf, 294.) 


So erklärt sich dann neben konst. buráko ‘trou’ portg. dur(r)aco, 
dass. nebst Ableitungen bosn. afurakäar und aburakár ‘trouer’ 
durch forum und Ableitungen (Subst. duraku und /-). 


Vor r bleibt überall / erhalten: konst. friir, bosn. friyir 
‘frire’, frente ‘front’, fruta ‘fruit’, statt freno bosn. úzda ‘Zügel’ 
aus dem serbokroat. #zda dass. Arab. -A- ist in safañón ‘engelure‘ 
zu span. = portg. 2afo ‘abgeniitzt’ (Kórting 8313) durch / wieder- 
gegeben. Zwischen Vokalen auch safanoria ‘carotte’ = span. zana- 
horia mit verbliebenem oder wieder eingefúhrtem / wegen des in safer 
‘jaunisse’ (Yussuf, 1003) steckenden Wortes für ‘gelb’, ferner ata- 
bafar ’asphyxier’, bosn. auch ‘ausléschen’ zu span. vaho, gebildet 
wie altfranz. forneboeler (M.-L. II, $ 594). 


21. Anlautendes s bleibt tonlos: segdr ‘moissonner’, segáda 
‘moisson’, saña ‘rage’ = lad. ira ‘colère’, simidnta ‘semence’, ses ‘six’, 


150 J. SUBAK, 


siéte ‘sept’, súzio ‘sale’, sospecdr = fencr sospéèo ‘soupconner’ = fenér 
fesfesé aus türk. fesfese vulg. ‘doute, soupçon, inquiétude’, Yussuf, 
294, sakár ‘sortir’, sárna ‘gale’; auch in türk. Wörtern: safra ‘sable’ 
(‘lest, gravier pour les navires’, Yussuf, 1004, aus saura, G. Meyer, 
Türk. Stud. I, S. 84), woneben arína das Putzpulver (span. ‘Streu- 
sand’) bezeichnet. 

Ob nun aus diesem Grunde in Fällen wie asentárse ‘s'asseoir’, 
asemezánte ‘semblable’, lad. asimientärse ‘être enceinte’, bosn. asul- 
társe ‘divorcer’ (= konst. kitdrse, das auch ‘se tordre, se déplacer, 
se luxer? von Gliedern bedeutet), asoládo ‘isolé’ u.ä. das s tonlos 
geblieben ist, oder weil es sich um lat. assedentare aus ad-s- 
handelte, ist wohl nicht zu entscheiden. Der einfache Konsonant 
in arestár ‘arrêter’ = detenir, aogär ‘noyer’, aumdr ‘parfumer’ läfst 
auf ersteres schliefsen. Jedenfalls blieb lat. ss zwischen Vokalen 
tonlos: lad. apresurárse ‘s’empresser’ = pop. ast agili (túrk. agi! 
‘presse’, Yussuf, 18), salon. présa ‘hate’ = konst. preséra, ¿zbarasár 
‘débarrasser’, no d'$a tosegár ‘il ne laisse pas de repos’ (eigentl. 
‘husten’, verschieden von /dsigo “poison”, ¿ntosegár ‘empoisonner’), 
pasár ‘passer’, pdso ‘pas’, konfesir, pop. atorgdr ‘confesser’, Fuisa 
‘fosse du cimetière’. Darum kann eskésa lad. ‘vierge’, bosn. “junge 
Frau’ nicht absconsa sein (Baist, Jahresbericht VI, pag. I, 389); 
es ist wohl excussa. 

Über das Türk. (‘soucoupe’, ‘ecuelle de cuivre” aus dem Arab. 
Yussuf, 1119) geht auf ss zurück bosn. el tas ‘kupfernes Trink- 
gefäls’. 

Dagegen ist gros ‘monnaie’ (16 h) durchs Türkische gegangen 
(gurus, vulgar kurus, aber grus geschrieben, Yussuf, 346, ‘piastre’, 
vgl. G. Meyer, Türk. Stud. I, S. 64, Et. Wórterbuch, S. 131); pásaro 
‘oiseau’ scheint von pascere sein $ zu haben. 


Nur vor Media wird s > 3 lad. prenízmo, plenizmo ‘juste’, zu 
plenissimus spät entlehnt, wohl auch lad. añdzme zu anio = anel- 
lu + asmu aus griech. -a6u06, in allerdings dem Franz. entnommener 
Form, wofür pop. ¿skularíca. 


22. Aus diesem Grunde kann span. gusano ‘Wurm’ nicht 
mit Körting 2554 auf cossanus zurückgeführt werden, denn es 
lautet hier gusano ‘ver’; wofür bulg. auch viérme, bosn. dieu, das 
auch mit 7- span. besteht. Dieses z kann nur auf s aus lat $ 
oder sg aufser in Lehnwörtern wie bosn. presión ‘Gefängnis’ zurück- 
gehen wie in lad. ¿rasíl ‘brésil’, d.so ‘baiser’ , seréza ‘cerise’, kézo 
‘fromage’, mezurär ‘lesen’, gizdr ‘cuire’, gisandin *cuisinier'; 7: 
lad. perezéso ‘paresseux’, ermóvó ‘beau’, selten ae srl, ma 
zalózo ‘heureux’ von einem hebr. Pe deo ‘nombreux’, ps 
téso ‘sensible, chatouilleux’, lit. supershisidso “Kg “rstitieux’, + hideo 0 
‘assoiffée’ (ahnliche Vorstellung in _ idit. 
‘nécessaire’, pasizuózo “paisible a 
zu adondr "ori Po: de 
asaréso ‘tremblant de 










ZUM JUDENSPANISCHEN. 151 


“coutume”, apozentár ‘deposer’, ozadia ‘hardiesse’, Raza ‘maison’, 
kamisa (tnkoldda) ‘chemise (amidonnée et repassee)’ wofür lad. auch 
tónga tunica, pizár und frespizér ‘fouler’, rapdsa ‘renard’, méza ‘table’, 
senfza ‘cendre’, dagegen span. ceníza mit Suffixtausch (-icia), bosn. 
roza ‘Rose’, intezdrse ‘devenir raide’, über dessen bosn. Ent- 
sprechung unten unter B 38 zu handeln sein wird, kusir ‘coudre’, 
bosn. ¿raza ‘braise’, ¿za ‘anse, nœud’, dann auch an der Wort- 
grenze im Auslaute des ersten Teiles in desenterdr ‘scavare’, desa- 
yundr ‘déjeuner’, lad. desénra = pop. el dezonór (als Gegenteil zu 
lad. ónra, pop. onór ‘honneur’ mit den Verben lad. onrár, pop. 
onorár), oder hebr. yerpd ‘honte’, lit. afrónto, (statt desecho : kusúr 
‘reste’ túrk., vgl. Grünbaum, S. 1123), frazyerár “corrompre au 
moyen de cadeaux’, ähnlich wie amboséyos ‘eux deux’ (ambosnds 
“nous deux’), ebenso bei sekundárem Inlaut in ¿zo ‘as’ und 
davon abgeleitetem bosnischem az/kyo dass, und das blieb dann 
auch nach der Synkope bei folgender Media, so in agro ‘ane’, 
pezgádo ‘difficile’, ‘lourd’, /a pesgér ‘poids’, wofür bosn. auch 
furti, während für das Gegenteil Zvidnw (konst. -0) und auch 
kaldt, konst. kofdi ‘facile’ (verschieden von konst. kaldı ‘étain’, 
dar un buen kaldı ‘laver les oreilles”) aus türk. kalay ‘facile, aisé, 
commode’ Yussuf, 613, verwendet werden (über das letztere auf 
dem Balkan vgl. G. Meyer, Et. Wörtb. 195). Dazu aresgatär “los- 
kaufen”, das auf ein Simplex g. weist. 

Über vizitár ‘visiter’, vilíta ‘visite’, vgl. A 7, und dazu viel- 
leicht travatár ‘transvaser’ zu span. fravazidr. 

Tonlos ist s nach Konsonanten, z. B. in Lehnwórtern jungen 
Datums: lit. definsa ‘défense’ (bosn. brañamiénto von braniti serbo- 
kroat. ‘verbieten’ etc.), lit. apsénte ‘absent’, bálsamo ‘baume’, kansár 
‘fatiguer’ verschieden von a/kansdr ‘rejoindre’ aus arabischen $, bosn. 
bolsa ‘Börse’, auch gueddin (túrk. ÿäsdan ‘portefeuille’, Yussuf, 364). 


23. ¢ ist im Anlaut s geworden: sevóya ‘oignon’, seréza 
“cerise”, siñir ‘ceindre’, s‘rka ‘près de”, lad. ‘muraille’, neben lad. 
barvakäna, seváda “bles, orge, grain d'orge”, sivdid “ville”, siégo 
‘aveugle’, serár ‘fermer’ mit span. c- wegen celare (span. cerrado 
auch ‘heimlich’) und caecare (span. cerramiento auch ‘Verstopfung’), 
sinko ‘cing’, sidra ‘limon’, sidrón dass., sin ‘cent’, senár ‘souper’, 
s'na ‘souper’, sirto ‘stir’, asendír ‘allumer’, símiénto “fondement” 
(cimento ‘ciment’ aus dem Ital., dagegen lad. asimentár ‘enduire 
avec de la chaux’ in Ordnung, asimentárse, pop. ¿stabilírse aus it. 
stabilirsi), sedáso ‘tamis’, lad. servis ‘nuque’, lad. aseladir ‘guetter’; 
sisko ‘poussier’, das Kórting 2195 fehlt, wenn es nicht stillschweigend 
als Lehnwort aus portug. cisco angenommen wird; mufs das schon 
auffallen, so ist zu betonen, dafs zwar span. ciscar ‘beschmutzen’ 
leicht von ‘Kohlenstaub’ abgeleitet werden kann, dafs das Verb 
aber portug. auch ‘davonlaufen’ heifst und zwar intransitiv und 
reflexiv; das erinnert an deutsches scheiden, roman. parlire und 
ahnliches und man wird das Verb als das ursprúngliche und das 


152 J. SUBAK, 


Substantiv als postverbal zu scissicare betrachten, das zu scissus 
‘gespalten, getrennt’ tritt, wobei auch der Anlaut keine Schwierig- 
keiten machen kann, da wahrscheinlich diese Entwicklung die erb- 
wörtliche ist und sich escena u. dgl. aus dem Bestreben erklärt, 
in pedantisch-gelehrter Weise beide Sibilanten zu Gehör zu bringen. 
Bemerkt sei noch aus diesem Anlals: ¿ke 's/ag aziéndo? — ¿karvón 
sísko? ‘Quel mal fais-tu là?’ 

So gehört dann neben dem erwähnten asímentár noch hieher: 
lad. ensintáda ‘enceinte’. 

Wie c- > s- so ist auch span. g- > s- geworden, beides 
über 5b: samára ‘peau, pelisse’ (= furdi, curdi A 2, B 58), ¿sfuékus 
(B 2), sapáta und Ableitungen (B 46), safanória (B 20), lad. saumár 
‘encenser’ (B 20). 


24. Dieselbe Entwicklung zeigt c nach Konsonanten: lad. /a 
kdrsel ‘prison’ (pop. prezión von el prézo ‘prisonnier’), inforscr, in- 
tuzuersér ‘tordre’, lad. atorsedór ‘diable’, dulse ‘doux’, inidnses, 
istónses ‘alors’, ‘donc’, mans‘vo ‘jeune homme’, liter. senséro ‘sin- 
cere’, konsevfr “concevoir”, vens‘r ‘vaincre’, ebenso fertig über- 
nommenes lit. konsertärse ‘concerter’. 


25. Zwischen Vokalen wird c vor- und nachtonig zu 3: visino - 
“voisin”, vizinddd “voisinage”, razímo ‘grappe’ (bosn. razúmu ist eine 
Anbildung an türk. dem ‘raisin’, Yussuf, 1219, - ist Nominativ- 
zeichen), fozina ‘cuisine’ auch = privida B 32, vasio ‘vide’, azér 
‘faire’, lad. yazér ‘être couché = konst. rstér eéddo, bosn. star 
ecádu, lad. yasfsa ‘lit’, salon. satisfazér (konst. kontentár), malazedór 
‘malfaiteur’, hoz ‘cuire’, /uzir ‘luire’, plazér ‘plaire’, desplasér ‘dé- 
plaire’, dizír ‘dire’ (dizír tefilá bosn. ‘beten’), maldizír ‘maudire’, 
lad. (020 de) bezéra (Salon. -0) ‘Kalbsauge’ (Stein), melesinár ‘guérir’, 
laséria “travail fatigant’, súsio ‘sale’, wozu als Verbum :¿mbatakár 
“salir? von türk. ¿atak ‘marais’, Yussuf, 78, auch sonst im Orient 
(G. Meyer, Et. Wb. 29), rézio ‘solide’ mit dem Verbum areziar 
‘consolider’, span. enreciar, früher auch arreciar, von *recidus, 
das einem recens substituiert wurde, weil neben -ens von -ëre 
-idus stand; die Bedeutung wie in rum. rece ‘kalt’ > ‘steif’; und 
hieher gehört auch sirzuéla ‘susino garbo’ von aceriola, dessen 
Anlaut Kórtings Zusammenstellung mit cera (2091 nach Diez) 
unmöglich macht; anders verhält es sich mit samára ‘pelisse’ und 
dgl. (B 23). c von -cellu : manizika ‘menotte’, piesezito ‘peton’ vom 
Plural Prés, woher piéces, dagegen kavesika ‘petite tête” von kavésa; 
dann bei Ausfall des Mittelvokals Jazdrdr ‘travailler avec peine’, 
alärse ‘mélèze, pin’, diézmo ‘1/10’. 

Junge Entlehnungen sind proséso (salon. procéso aus dem 
Italienischen, bosn. profs's aus dem Deutschen wie el Frantsés 
‘Franzose’), resitár ‘prier Dieu’, aus dem Ital. bosn. kapáde “fähig”, 
dafür auch kadir aus túrk. kadir, kadar ‘capable, puissant’, Yussuf, 
517. Hier sind nun die Zahlwórter 11—15 zu besprechen; önze, 
dége, tr'ÿe, katórze, kinze lauten in Bosnien dndzi, dodzi, tródes, 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 153 


katördzi, kindzi. Diese Formen lassen sich nicht anders deuten, 
als wenn man annimmt, es sei analog mit */-% (M.-L, I, 536) 
> è, 2. B. iskorc-ader ‘écorcheur’, d-k’ in Spanien zu # zwischen 
Vokalen, zu dz analog mit ¿sparzír nach Konsonanten geworden, 
welches «dz entweder weiter zu 3 entwickelt wurde oder analogisch 
in der obigen Reihe auch an die Stelle des g trat; umgekehrt 
scheint es in Smyrna nach dóge, trése auch katórge, kinge zu heilsen; 
hieher gehören weiter dann doziéntos und trezténtos, die it. dugenti 
Iregenti entsprechen, c galt als intervokalisch; aber bei ‘400’ hörte 
das auf, sei es dals die zweisilbige Einerzahl den Nebenakzent 
bewirkte und dadurch c wortanlautend schien, sei es dals die 
höhere Zahl nicht so häufig gebraucht gebraucht wurde; letzteres 
wäre auch möglich, ist aber weniger wahrscheinlich, weil laut- 
gesetzliche Entwicklungen noch höher hinauf die volkstümliche 
Verwendung erweisen, z.B. kiñéntos. Kaum ist hingegen seséntos 
lautgesetzlich, cs wird eher aus ses neu gebildet und das ? 
im Y nach der Resorption des s durch dieses $ aufgegangen sein 
wie etwa it. czelo — ¿glo oder altfrz. chier > cher; von da ab bieten 
die Hunderter in Konstantinopel kein Interesse mehr: sefesténtos, 
ocosténtos, novesiéntos. Anders in Bosnien; da werden auch Silben- 
anlaute assimiliert und es kommt auch $esen/us vor; davon wird 
der zweite Teil auch auf Aualrosinius, ocosentus und nuveséntus über- 
tragen; dagegen bleibt nach ‘600’ ebenso wie nach ‘400’ die 
nächste Hundertzahl alternierend aus und es heifst setesténtus, wozu 
der assimilierende Einflufs des vorangehenden Silbenanlautes bei- 
tragen konnte. Nicht die einzige Möglichkeit ist die Entwicklung 
von sesintos aus ses-sióntos wie tes, teSóron aus desio, tesiéron, wozu 
auch -énta in kuarénta, sinkucnta, setinta, océnta, noventa neben trénta 
im Gegensatz zu bosn. w#nte und konstant. ven/e nach jenen und 
vielleicht auch durch Entpalatalisierung am Silbenschlufs wie in 
mil oder ven eines aus - in analog mit ses < seis entstandenen % 
beitragen konnten, vgl. span. milenfa, das diese Fernwirkung möglich 
erscheinen lifst; das absichtlich ausgelassene sesénta führt auf die 
andere Möglichkeit, die oben angedeutet wurde; es könnten die 
Juden in span. seis‘nta nach dem Lautwandel von “és > 3 in ses 
ebenso wie die Spanier $ zu s gewandelt haben, wozu afeltár 
(B 12), vente (s. oben) mit ihrem Schwanken zwischen ez und e passcn; 
auch das Portugiesische hat sessenta. Die Vortonigkeit kann im 
Verein mit folgendem a die Ursache der verschiedenen Entwicklung 
nicht sein, da sexäinta zugrunde liegt, und dieses zu $avado u. Ss. w. 
nicht stimmt. Dagegen seisientos > sesientos > seséntos wie quizéron À 7. 


26. Die Schwierigkeit der Frage nach der Entwicklung von 
sescenti > sesóntus drängt die Frage nach den Schicksalen von sk 
auf. Die Inkohativ-Verba haben esér: akontesér ‘arriver’ (unpers.) 
(bosn. akapılar aus dem It), unpers. amanesér ‘se faire jour’, un- 
pers. anoceser ‘se faire nuit”, lad. pasér ‘paître’, wovon lad. apa- 
sentir “faire paitre’, adormesér ‘s'endormir’, lad. ermoyesir ‘germer’, 


154 J. SUBAK, 


lad. prrienrsór ‘appartenir’ (pop. apartenir, apar titne), agraaesir 
‘agréer’, paresir ‘sembler’, lad. romanes¿r ‘rester’, ¿ntontesér ‘hébéter’, 
inlokesér = salir Iko ‘devenir fou’, aboresér ‘hair’, bosn. amudestr 
‘verstummen’ (Subst. amiudisión), wozu kresér “croître”. Junge Ent- 
lehnung könnte trotzdem eséna ‘scène’ sein, wofür Salon. aus dem 
Ital. Sena. 


27. Nachtonig steht dagegen lad. p.#, das wegen seiner 
Verwendung der Entlehnung unverdächtig ist, übrigens neben vor- 
tonigen span, Formen wie pecera, pecera entsprechendem veraltetem 
span. fre ein ebenfalls veraltetes span. peje, das in amerik. pejebucy 
tortlebt, neben sich hat, pop. dafür prikádo ‘poisson’, bosn. pest 
Rtuindo se remii i piskádu kuando es apañádu, also noch bosn. re- 
mesórse ‘se mouvoir’ nach den stammbetonten Formen, úbrigens 
auch Simplex konstant. ke "stas teséndo i meséndo ‘qu'est-ce que tu 
brasses là?', neben fasa ‘bande’ von fascia = faja span. noch von 
fascis: bosn. fistigo * importunant, petulant’ = aragon. fejoso “schwer” , 
bosn. alméka ‘prune’, davon almesida ‘compote de prunes’ von 
damascia, wofür Salon. pruna, bulg. pruma, konstantin. zırzy.la. 
Diese Entwicklung stimmt mit altspan. dejenjo von descensus mit 
Silbenassimilation (M.-L., I, $ 473) nicht úberein, da es sich um 
vortoniges sk” handelt, vielmehr ist darin ein Postverbale zu des- 
censiare zu sehen, also einer vielleicht mit Rücksicht auf die Er- 
haltung des » vor s durch das Prásens descendo volkstúmlichen 
Form; über Kons, + sí s. A7. 


28. Nun zu sk: Fälle wie ¿skucár ‘obéir, réciter’ (‘écouter’ 
wird durch oyir wiedergegeben), ¿skombrí ‘maquereau’ aus neugr. 
cxovitoi = altgriech. oxougpoos (G. Meyer, Türk. Stud. I, S. 22), 
das wahrscheinlich die túrk. Form mit Vorschlag und Assimilation 
(» Vokalharmonie“) sskumru, uskumru vermittelt hat, a/miskle ‘musc’ 
türkisch musk, Yussuf, 742, ‘musc’) mesklár “mélanger”, auch im 
Kartenspiel, wo dann auch kórtár las kdrias ‘couper’ gesagt wird, 
bosn. araskér ‘gratter’, ¿skavár ‘scavare’, pedrisko ‘grêle’, ¿skúma 
*ecume”, disk» ‘forêt’ (lad. Kira), ¿2skóra “balai”, despiegár ‘deployer’ 
‘aus dem It), lad. eskombrdr ‘décombrer’, ‘arranger’ , pi skuéso 
‘cou, nuque , piskusdr ‘ scruter, interroger’, 1sta/urrdr ‘blesser a la tete’, 
¿só>3 r ‘choisir, élire” y NOMS: sko = — fedésko ‘allemand’, ‘spino “épine”, 
respir ¿r ‘respirer’, ispiga “epi”, estópa “étoupe', Iriste ‘triste’, lad. 
estiito Drohung‘ (Mahnung?), manifestir ‘manifester’, langústa ‘sau- 
terelle”, lad. adestrár ‘viser’ (yo adéstro), mast! ‘mat, dessen Endung 
von mantile u. a. stammt, kristá! ‘cristal’, lad. pas/ór ‘patre, berger’, 
?rz aus dem Ital. ‘prétre’), ftostár ‘griler”, bosn. siulidr ‘nach- 
forschen', bosn. skwrér ‘filtrer’ (konstant ëür\ stehen anderen 
z=zenúber, in denen sich dasselbe zeigt wie bei reuspan. mezclar, 
voz welchem auch almizcle beeinflufst wurde. es ha: nämlich eine 
einfache Form eine Ableitung verändert: von #iiido war schon 
die Rede, pdf ist der Grund für $, ebenso in la peska ‘(jeter) 
: kamey.n’ (die Redensart bedeutet auch ‘chercher querelle”); (bosn. 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 155 


pelisko, wozu peliskár) = konstantin. pe/isko ‘pincement’, (über dessen 
/ statt y unten B55), zeigt den Einfluís von pellejo, a noch, doch 
hat Korting 6999 unter pellicula zwei Wórter zusammengeworfen, 
denn span. pelleja ‘Lustdirne’ ist das lat. Deminutiv von pellex, 
icis ‘Kebse’; das genannte pelleja kann nun pellicula so gut 
sein wie eine :-Ableitung einer Rückbildung des nach pulvisculu 
geformten pelliscula, also pelliscia; auch 2 aus c’/ mulste vor 
dem A von -icare tonlos werden; das span. pellizco, -are (Körting 
l. c. mit Druckfehler pellizar) hat sein 3 analogisch von pelliza; 
wenn die ganze Sippe nicht auf eine Ableitung von vellere zurúck- 
geht, das in portg. vellicar “jucken’ fortlebt, so mufs man annehmen, 
dafs portug. beliscar ‘mit den Nägeln kneifen’ sein 5 von vello = 
villus hat; in duskar ‘chercher’ spürt man buxia noch nach, 
dazu das Subst. búskida ‘recherche’, bei mosxka ‘mouche’, moskón 
(bizbór ‘grande abeille”), bosn. auch moskén ‘cousin’, loz mokffos “les 
hannetons’, hat sich wohl molleare > moZar eingemischt, in kd3- 
kara ‘pelure’, lad. faskareár ‘faire du bruit en marchant par suite 
de piments qui se trouvaient dans les souliers des filles”, bosn. 
kaska ‘pelure’ spielt kada ‘reliure d'un livre”, ‘gaîne de l’épée’ aus 
capsula, wovon ¿nkacár ‘relier’, mit, neben drusko lit. ‘brusque’, 
pop. ‘obscur’ steht lad. lambrusko ‘lambruche’ (pop. agrá, dagegen 
ágro, a ‘aigre’, bosn. zindgre “Essig”) unter dem Einfluís von drujir, 
peskirimiénto ‘investigation’, ‘inquisition’ (zu portug. pesquisar) hat 
noch eine Spur vom oben genannten peje “listiger Mensch’, mit 
dessen Bedeutung man unser ,,feiner Hecht“ und dalmatin. pesce 
di porto ‘furbo’ vergleichen mag, in bosn. maskdr ‘màcher’ spielt 
maxilla > mejilla hinein. Bei bosn. skérfa ‘kurzer Frauenpelz- 
rock’ fällt die Aussprache des s im abgebenden Venetischen 
noch ins Gewicht. 


29. Wenn ein lat. 4’ in den romanischen Auslaut zu stehen 
kommt, so ist es aufser in der syntaktischen Verbindung mit einem 
Media- oder Vokalanlaut s, wie ja auch türk. -z als -s gesprochen 
wird: bosn. bs ‘Stricknadel’ (türk. 422 ‘alène, poincon”, Yussuf 110), 
dis ‘genou’, Plural zes (B 16), okabás ‘saltimbanque’ (túrk. Aokka- 
baz ‘prestidigitateur’, Yussuf, 425, zu hokka ‘boîte’, ‘gobelet’, und 
baz ‘joue’), bosn. Aarprs ‘pastéque’ aus túrk. Aarpuz ‘melon d’eau, 
pasteque’ (Yussuf, 544.) verschieden von melón melon”, vgl. auch 
pilaf ‘riz bouilli etc. (Grünb. 1133): -2ce in lad. serzis ‘nuque’, 
narís ‘narine’, raís ‘racine’, wozu sich ¿ndrís ‘fente’ mit Suffix- 
wechsel statt span. hendrija, panaris ‘abcès’ statt panadizo, panarizo 
schlugen, dos ‘voix’, pes ‘poix’, für das im Sinnn von it. pe- 
gola bosn. das deutsche Pech (fel) oder aus hebráischem Stamme 
de:mazat gebraucht wird, auch konst. dezmazaládo i dezaventurádo, 
Ableitung apegdrse ‘s'attacher’, pegdr ‘souder’, mués ‘noix’, barvés 
‘bélier’, Adda ves ‘(chaque) fois’, ds ‘dix’, /us ‘lumière’ (bosn. 
auch /émbre fem.); zwischen Vokalen erscheint natürlich, wie oben 
bemerkt, 2: a {az vezes ‘quelquefois’, murzes, panarizes; dazu kann 


156 J. SUBAK, 


man lad. ##dza ‘tenailles’ = pop. F'erpeden (türk. Kerpedin ‘tenailles’, 
Yussuf, 580) und túrk. masá für pinces, zu tenace *fenás und dazu 
ein Femin. stellen, ebenso barvés ‘belier’, barvésa ‘brebis’. Ebenso 
verhält sich ards ‘riz’. Ob kisas durch Metathese erst aus quizas 
entstand, ist nicht zu entscheiden, bosn. heifst ‘peut-être’ Zé: zu 
zu türk. u/lak ‘à quoi l’on peut parvenir’ Yussuf, 919, olazan 
‘possible, probable’, id. 905. 


80. Anlautend ¿- für v- in lad. barvés, fem. barzéza ‘brebis’, 
bérva ‘barbe’, ‘menton’, barvéra bosn. ‘parure de perles’ ‘collier’, 
konst. ‘bande (p. e. en cas de maux de dents)’, bivfr ‘vivre’, aribtvir 
‘raviver, ressusciter’, bivdo, a ‘veuf, ve’, bízba ‘guépe’, lad. divora 
‘vipere’ (pop. kud‘vra), bolár ‘voler’ (bosn. abulár: sta un póko abu- 
ládu ‘er ist ein bifschen verrückt’), aboltár ‘tourner’, bos ‘voix’, 
bóda ‘noce’, lad. ezbizlir “profaner zu violare wird man nicht 
umhin kónnen, als kombinatorisch infolge des darauf folgenden 
konsonantischen, bezw. vokalischen Labiallautes entstanden zu 
denken und als Rechtfertigung des-in- alten Texten und in der 
modernen Orthographie scheinbar willkürlichen 5 zu betrachten; 
denn es steht daneben: z/da ‘vie’, vinto ‘vent’, lad. aventár ‘vanner’, 
bosn. areventár ‘platzen’, zentdna (lad. auch fenéstra) ‘fenêtre’, véna 
‘veine’, vengárse ‘se venger”, venir ‘venir’, aventúra ‘aventure’. 

Primäres 5 blieb: döända ‘bande, orchestre, horde’, bandiéra 
(aus dem Ital.) ‘bannière’, ¿áso ‘bas’, bin ‘bien’, buéno, a “bon, ne’. 

Inlautend gilt v; ariva ‘dessus’, enríva ‘au-dessus de”, kdvo 
‘Ende’ ‘Anfang’ (aber ‘Neujahr’ aus dem Hebr.: Roshasand), próva 
‘preuve’, /évo ‘loup’, ura ‘raisin’, bosn. rdrano ‘Rettig’, návo ‘Kohl- 
rúbe”, bosn. pivita ‘Kirbiskern’; dann ebenso vor r: Jivrdn ‘lettre’ 
(‘qui sait traduire la Bible”), pa/dvra ‘mot’, sovríno, a ‘neveu, nièce” 
(wohl ursprünglich das Substantiv zum ursprünglichen Adjektiv 
primo, a ‘cousin, e’; Gegenteil #0, a ‘oncle, tante”), dura ‘œuvre’, 
bosn. dure ‘Geschirr’, aberrár ‘abeuvrer’, neben salon. abrikótos 
‘abricots’ aus dem Franz. — Nach Konsonanten haben wir die 
Beispiele lad. /urvino ‘orage, tempête’, árrol ‘arbre’, garvánso ‘pois 
chiche”, sorvér ‘absorber’, inkorvdrse ‘se prosterner’, statt des span. 
arveja dagegen bosn. grah'ila ‘grüne Erbse’ von serbokroat. grah 
‘Bohne’, ‘Erbse’. Nach / etwa pólvo ‘poussière’. Auf 4d scheint 
imbabukdrse ‘être absorbe par la lecture’ zurückzugehen, vgl. die 
Sippe von it. dabödo und span. habra. 

Aus nv wird mb: ¿mbofger ‘pelotonrer’, lad. embuclto ‘rouleau’, 
kombite “festin” (auch ziafé .dem Türk., Grünbaum 1063), am- 
bezár ‘apprendre’, ? mbdtdes. Bain”, wovon debaldes ‘gratis’, imbididr 
‘envier’, sombaér ‘tenter, ‘ Ire’, lad. embiár ‘envoyer’. 

Primäres. mb wir m in“p/émo ‘plomb’, tfamién an der Wortgrenze 
neben también Y aussi’ und /ómbos ‘reins’. 






31. 7 erffsteht wie reym/r ‘loskaufen’, reymidor ‘Erlöser’ mit 
y aus g, das auf y zurückgeht (reimir > reimir) vor Dentalis und 
Lingualis und bleibt vor tönenden Lauten erhalten in kovdo ‘coude’, 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 157 


wovon arıskovddr ‘appuyer, adosser’ (= arimdr von rima, ‘placard 
pour la literie’, asér laz rimas ‘entasser la literie et d'autres meubles 
pour nettoyer à fond la maison’), sivdád ‘ville’, ravdón ‘torrent’, 
wovon aravdondr ‘emporter (par le courant)’, savdo ‘fade’ (von 
Menschen dafür auch bóvo ‘béte’), devda ‘dette’, el kavdál ‘le capital’, 
bizdo, a ‘veuf, ve’, biudés ‘veuvage’, lévdano ‘laudanum’, kavadr 
‘causer’, dona ‘une aune’, lad. gdvza aus salice über als ver- 
altet bezeichnetes span. sauce, und so erklärt sich a/azér ‘louer’ und 
das lad. esbrvlár ‘profaner’ aus zuolare, aber vor tonlosen Lauten 
J in lad. tiñéflas ‘ténèbres’, wofür pop. el dumdn ‘brouillard’ aus 
türk. duman ‘brouillard, obscurité, fumée’, Yussuf, 219, eintritt, über 
dessen weitere Verbreitung ich nichts weifs, als dafs bulg. TbMeHb 
“obscur, sombre, foncé, ténebreux, noir? dazu gehóren kónnte, 
dann ebenso wie im Griechischen, aber hiernach unabhángig lad. 
Ayif to “Égypte”, wofür pop. Misrdyim, bosn. Mitsrdyim aus dem 
Hebr., baftezdr. dessen genaue Übereinstimmung mit caufivo in 
bautezar die griech. Entlehnung gleichfalls unwahrscheinlich macht. 
Dazu sogeftos ‘sujets’ mit # << c wie span. auto. Gelehrt ist liter. 
dudár ‘douter’, pop. laz dúdas ‘incertitude des femmes au sujet du 
terme de leur acouchement’, bosn. dibias aus dem Ital., woher 
auch súbito ‘tout de suite”. Wegen der unbestimmten Bedeutung 
(‘Saiteninstrument’) ist die Ableitung von lad. kafavléna aus dem 
griech. éxatdér + avloc also — ‘hundertflôtigen Gesanges’ mit 
Anpassung an Xa/dr zweifelhaft. 

Ursprünglich oder neu entstanden ist v in odo (= levadüra) 
‘levain’. Umsomehr bleibt natürlich v in Wörtern mit sekundärem 
Vokalausfall wie diévlo “diable” (öfters dafür auch guérko), avlár 
‘parler’, wovon salon. ¿vla ‘mot’, wofür konstantin. palavra. Da- 
neben ist atár “atteler”, aptare, wozu afabafdr ‘asphyxier’ zu láfo 
‘haleine’, ¿skalimárse ‘se gêner’ von captare ‘nach etwas haschen 
u.ä, span. escafimar ‘verkürzen, beeinträchtigen’. Dagegen bleibt 
ganz junges pl: capleir ‘heurter’, als dessen Substant. golpe ‘heurt’ 
fungiert (#rdr un golpe ‘donner un coup”). 


32. Bei den Dentalen ist in erster Linie neben dem Ausfall 
des d in préa ‘proie’, téa ‘bois de pin’, 22020 ‘pou’, medyo ‘cerveau, 
intelligence”, lad. giärse ‘se comporter’, gfo ‘conduite’, lit. dafür 
kondukta, sein Ersatz durch / in 40/2 ‘queue’, el kalavre ‘cadavre’, 
wovon tskalavrdr ‘den Kopf blutig schlagen’ neben el les ‘charogne’ 
aus türk. /eS ‘charogne, cadavre’, Yussuf, 652, melezinár ‘soigner, 
guérir”, meldar ‘lire’ meditare zu erwáhnen, wozu auch sard. 
melèda logud. ‘raggiro’, (Goc.) ‘ritrattazione’ postverbal zu meledare 
log. ‘raggirare, ruminare’, (Goc.) ‘ritrattarsi, cambiar di sentimento’ 
gehören, die zum Begriffe „(sich’s) überlegen“ gut passen und mit 
ueAetav wegen der Bedeutung nichts zu tun haben; dazu gehört 
dann aus sekundärem d nalga ‘fesse’, bosn. ‘hanche’ einer- und 
gusgdr ‘juger’ anderseits, nebst gusgadér ‘juge’ (lad. noch gugués). 
Für sich steht trigo “froment?. 


, 
de 


J. SUBAK, 


vo wrervokalisches d in Aunvarıtıe amm vil 
ocio Masai ia, zum Untersciici cin Wem vio. 
Mesa. gui ao ors 'Neiz’, auch deutsche 0 co 7 

"al vaut", segar bei hebräischen Worern ie ie cree 
IT. Di Gobideten 477 konstantin. Zur “ss 2 a: 
page: is selbokruat. lor stimmt; also kon:tanti .: 214.077 a» 
ccnl, di noces", eil vie’, lad. vírtid “vero, + doi 
Poe id sind “ville”, raid, miri "male, meter 
in: te, dad. vanadád € quilzuondid ‘chaos’, ii. anni if con. 
mic’, Lu -redid ‘heritage’ = pop. verza hebr., lad. cabal "n. 
ear iid Sunajeste’), «dd, dor dido ‘donne’, ‘dé’, avi. trs ivallla’ 
piano a. ‘j'ai fait une bonne aubaine’), Aida ‘bian sia" 
eil ‘coiffe des viciles fermes juives en Turquie’, vor :.: 
‘nchu très fin’, Losn. ‘Turban’ ¿danach (a fos ‘fez’ von türk. fis 
‘calotte’, Vussuf, 24, früher dafür yued/ ‘espece de colture tres 
fine? (arab. gal? “qui porte une parure", ¿lio ‘soin’, Rombisbido 
‘convive’, kostid.. ‘cote, setz ica cenas”, lad. gozimidy (22 nie: 
‘plat («le utiles. pi A tree’ ‘domage (= lad. fortíra:, lit 
pass ‘dep. af ae gue «crkorddo ‘bossu” {fort ira 
“bosse, m Sal es "2... „us dem Franz. oder Ital, fur 
‘braun’ bos. Vat’ == tima cu tines’ Yussuf, 635, auch 427434, 
wohl dass. ile vi so amor ten nit "eraun”, portug. “maulbeer- 
Y. . 2 ‘i-ateirere", ‘belle-swur', woraus 
haa ASIA AT NL. Les US = pop. ea de hebräise h), 
al. nf Der. on pie sis Tant Verf: pido abafido 
rat Dev ia or date ds Lio =". Zimiregätd ‘malheureux’ 
veut hir A. fol). ri, et ‘oué’, ruido ‘bruit’, 
Que on ES ec oca eis serbi “bles, orge, 
; serzement de noix’, 
ta = - mc. rr: = ddalise "Haus 
dm is cit Le o cat d'aisance", impanáda 
tes nt DT I Li o. 272 .. ==". nido ‘qui porte 
uno u ST Zi2:27 == "ai dio, agra- 


» 


farben, dunae sr. 


oot - ii im a, mudir = 
Lee . Ir Ir re ir". asini ‘bègue”, 
Vote + u A AS ar fared “mur” 
a Lui Lo ra anto 40h: *défendre* 
en Sonn went. EER mist ‘voyageur > 
Vom, N au . un gui e I° and mul 
es ue ir toe je oe a rte, Yussuh 38 
Ru ON ou tn un Ce a LE dazu bas = 
| in iz.» y Tale > 2%. -* Sur, axe à 


an .- “ta E IE TAI LT re” At el . = to) 2 mass S 


duet Vota Me Timo. à star ER Sui LS. 
sur gas ei wm ceo Sar ‘mé nu hin 
(OCS Mi TD A CIC ES rd. 1041 V 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 159 


ispantárse). Dagegen ist piskuzar nicht = span. pescudar, sondern 
entspricht einem lat, perscrutiare (B 38). Neben Artadúra ‘cré- 
ature’ gelehrtes iriatúra ‘enfant’, wie inmstitúto “institution”, avokdto 
‘avocat’, rogaliva ‘demande’, apsolúto ‘absolu’, kravdia ‘cravatte’. 
Ein besonderer Fall ist das Erbwort gritár ‘crier’ (la vodka grila 
de la ambre ke tiéne, el gáyo grita, los lóvoz gritan). 

Bosn. d: rida ‘Raute’ (Pflanze), varandada ‘Vorzimmer’, lódu 
‘boue’, desyasalddu ‘débraillé’. Wegen Entlehnung lautet es in 
Konstantinopel auch melodía ‘mélodie’, wegen dd adovár ‘réparer’ 
(lad. adóve ‘brique’), aderesár lad. ‘redresser’ (pop. tuderecdr), adio 
‘adieu’ (das Gegenteil, der Willkommgruls, hebr. dary abd). Lad. 
gdtda ‘cornemuse’ ist tertiárer Suffixtausch. Wie Yk.dvok. so auch 
vor r in Konstantin.: ¿ya pudrida ‘plat de poisson préparé avec 
différents assaisonnements’, kuádro “image”, ‘peinture’, neben ge- 
lehrtem patrón (Salon. davon empatrondr ‘s’emparer’), dann ¿uala- 
drón und ¿ualadronár “guiderdone”, in lat. nebst den anderen 
Fällen von dr aus rd (B 53). 


33. wg > uzu: rúgua ‘ride’, lecúzua “laitue”, vgl. junges 
austirio ‘augure’, aygya ‘eau’ (neben dgya) und salon. gru/a ‘bou- 
tique’, Audunugüria ‘betterave’. Dagegen rigár ‘régler’, pagáno 
“paien”, ortíga ‘ourtie’, omblígo ‘nombril’, mégo ‘magicien’ (= (f Jiti- 
“tro von filizo), agora ‘maintenant’, amdrgo “amer” (aber -züra). 
Neugriechisch ist makdr! = it. magari. 


34. Von neuentwickelten Konsonanten sind besonders folgende 
zu nennen: Vor # im Hiatus entsteht g: fizrisia ‘confiance’, aber 
bosn. fiusia, lad. enfeguziárse ‘se fier’, ferner wird y”. zu gut, Sud: 
guiso “os”, guevo “œuf”, guérfano ‘orphelin’, lad. guérto, suérta 
‘jardin, verger”, gucsmo ‘odeur’, gucrko ‘ diable, espiègle’, (dagegen 
für ‘rusé’ yamdi aus dem Hebr.) sirzuéla ‘prunelle’, niäguélo ‘pauvre 
diable’, syntaktisch gleich einer Interjektion, daher ni2zyelo del ‘po- 
vero lui” wofür auch éste kevrdnio mit Konkretum statt Abstraktum 
(„ein Häufchen Unglück“), wovon wieder akevrantér “accabler”, 

nizuilo, von nidiolus, algyinga “langue” aus /yinga = lengua 
mit Entwicklung eines Vokals aus dem Stimmton des } unter dem 

us yor arab. al, auch bei gé aus wyé in agudo ‘grand-père’, 
POP. fap fem. vavà, lad. guiña ‘fille’, und sogar in saragwé/ ‘cale- 
cons’, aus gürk. sarod! == konst. $a/ér, bosn. ebenso “pantalon” da- 
¿aksir “Pumphosen” aus türk. dakfor ‘calcons’ Yussuf, 

129, wos. bosn. ¿rage ‘Unterhose’, dann in sekundärem uf in 
doler, Ur în redójes zu redlet wurde wie frz. riorfe aus reloria, so 
star im Arragonien mit vorgesetztem a ein argúello, wo- 
de, er gD neues Verbum argúellar, ‘Kranklichkeit » *kránkeln”, 

‘ e gedeihen’ als Reflexiv, als aktives, transitives Verb 
"Qin e . arragonische / «= /’ entspricht einem 

+ bedeutend; das “a | 
lich. 2 Portug, 4 und ist ein Zeichen einer dem ital. cor- 
Ind, I 7 8: chenden Bildung, die jedenfalls vor 
. DE des pie < we das Hiatus-e von re verloren hat, 


158 J. SUBAK, 


Sonst blieb intervokalisches d in Konstantinopel, auch wenn 
es in den Auslaut trat, zum Unterschied von Bosnien, wo im 
Auslaut / gilt (/a ret ‘Netz’, auch deutsches el nels, Plur. né/sis 
‘Frauenstirnnetz’), sogar bei hebräischen Wörtern (katár kart ‘re- 
specter’, bei Gebildeten karód, konstantin. kavod), wozu a lof “auf 
die Jagd’ aus serbokroat. /ov stimmt; also konstantin.: sakudir ‘se- 
couer’, bóda ‘noces’, vida ‘vie’, lad. virtúd ‘vertu’, vid ‘vigne’, 
lido ‘cote’, -ád (sivdad ‘ville’, mealdd, mitád “moitié”, provedid 
‘pauvreté’, lad. vanedéd i zualzuedad ‘chaos’, lit. autoridid “auto- 
nté’, lit. ereddd ‘héritage’ = pop. yerusá hebr., lad. novieddd ‘noces’, 
maesidà ‘majesté”), -ddo, -ído: dádo ‘donne’, ‘dé’, ayádo ‘trouvaille’ 
(fopi un a. ‘j'ai fait une bonne aubaine”), /ævddo “blanchissage”, 
tokádo ‘coiffe des vieilles femmes juives en Turquie’, von #ka 
‘fichu très fin”, bosn. ‘Turban’ (danach la fes ‘fez’ von türk. /es 
‘calotte’, Yussuf, 294), früher dafür ya/ibi ‘espèce de coiffure très 
fine” (arab. yal ‘qui porte une parure’), kudiádo ‘soin’, kombidádo 
‘convive’, kosiddo ‘côté’, kadenddo ‘cadenas’, lad. kozinádo (de lentéZas) 
‘plat (de lentilles)”, pekád» ‘péché’ ‘dommage’ (= lad. tortura), lit. 
deputádo “député”, delegádo ‘délégué’, korkovádo ‘bossu’ (korkóva 
‘bosse’), morádo ‘bleu’ (bosn. b/u aus dem Franz. oder ltal., für 
‘braun’ bosn. kuy? = türk. koyu ‘foncé’ Yussuf, 635, auch kazayí, 
wohl dasselbe, vgl. span. morádo ‘violett’ ‘braun’, portug. ‘maulbeer- 
farben, dunkelrot’), kunddo, a ‘beau-frère’, ‘belle-sceur’, woraus 
konkúño abstrahiert wurde, lit. legádo ‘legs’ (= pop. ekdés hebräisch), 
lad. Abastádo ‘Dieu’, (ein Beispiel eines Partiz. Perf.: piskádo abafido 
‘poisson bouilli avec de l’eau et de l'huile”), dezmareyádo ‘malheureux’ 
von hebr. Stamme, delgádo ‘mince’, oyído ‘ouie’, ruido ‘bruit’, 
salon. /altida (konstantin. fálta) ‘faute’, -ada (sevdda “bles, orge, 
grain d'orge’, alvorida ‘aube’, nogáda ‘assaisonnement de noix’, 
revanáda ‘tranche’, Samaráda ‘flamme’, priváda (= bedakisé ‘Haus 
des Sitzes’, dedakavdd ‘Haus der Ehre’ hebr.) ‘lieux d’aisance’, : mpandda 
‘espèce de gâteau’, abasada ‘pente’, el und la negreñáda ‘qui porte 
malheur’, deutlicher bosn. zegrandda ‘malheur’ (= mal dno), agra- 
náda ‘grenade’), monéda (kontánte) ‘argent (comptant)’, mudir = 
frokär ‘changer’ (mudadura ‘linge de rechange‘), fartamúdo “begue”, 
wofür auch pef/ék aus dem Türkischen, pédo ‘pet’, paréd ‘mur’, 
kdda ‘chaque’, iédo ‘tout’, vedárse ‘s'abstenir’, deveddr ‘défendre’, 
óspido ‘étranger’, (gewöhnlicb musafír aus türk. músafir ‘voyageur’, 
Yussuf, 816, woher auch das Gegenteil meanagi ‘hôte’ und mustirí 
‚client’, während für ‘Hotel’ yan aus túrk. yan ‘hotel’, Yussuf, 382 
üblich ist), su merséd ‘vous’, nido ‘nid’, dédo ‘doigt’ (dazu bosn. 
dedál “de”), sedáso ‘tamis’, kédo ‘tranquille’, kedar ‘rester’, akeddr 
‘tranquilliser’, daneben aus den vortonigen Formen kidr (z.B. &. 
el kaëmdk ‘écrémer’ von túrk. kaimak ‘crème, essence’, Yussuf, 555), 
nadár ‘nager’, ozadía ‘hardiesse’, olwdár ‘oublier’, veludo ‘velours’, 
durch Vermittlung des Túrkischen (G. Meyer, Túrk. Stud. I, S. 24) 
aus griech. uudı midya ‘huître’. Statt *medo: sit! “épouvante, 
terreur” aus türk. sak/ef ‘pesanteur, angoisse’, Yussuf, 1041 (Verbum 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 159 


ispantárse). Dagegen ist piskuzar nicht = span. pescudar, sondern 
entspricht einem lat, perscrutiare (B 38). Neben ériadéra ‘cré- 
ature’ gelehrtes krialúra ‘enfant’, wie imsi:fdéfo ‘institution’, avokdto 
‘avocat’, rogaliva ‘demande’, apsolúto ‘absolu’, kravdia ‘cravatte’. 
Fin besonderer Fall ist das Erbwort grifdr ‘crier’ (la váka gríta 
de la ambre ke tiéne, el gáyo grita, los lóvoz gritan). 

Bosn. d: rida ‘Raute’ (Pflanze), varandada ‘Vorzimmer’, /ódu 
‘boue’, desyasaládu ‘débraillé’. Wegen Entlehnung lautet es in 
Konstantinopel auch melodía ‘mélodie’, wegen dd adovdr “réparer” 
(lad. adóve ‘brique’), aderesár lad. ‘redresser’ (pop. traderecár), adío 
‘adieu’ (das Gegenteil, der Willkommgrufs, hebr. Sarzy abd). Lad. 
gdida ‘cornemuse’ ist tertiárer Suffixtausch. Wie Y°*dv°k so auch 
vor r in Konstantin.: ¿ya pudrida “plat de poisson préparé avec 
différents assaisonnements’, kyddro ‘image’, ‘peinture’, neben ge- 
lehrtem palrón (Salon. davon empatrondr ‘s’emparer’), dann zwala- 
drón und zualadronár “guiderdone”, in lat. nebst den anderen 
Fallen von dr aus rd (B 53). 


33. tg > úzsu: rúgua ‘ride’, /ecuzua ‘laitue’, vgl. junges 
auziirio ‘augure’, aygya ‘eau’ (neben dzga) und salon. grs/a ‘bou- 
tique’, kucunugüria ‘betterave’. Dagegen rigdr ‘regler’, pagdno 
‘paien’, ortíga ‘ourtie’, omblígo ‘nombril’, mégo ‘magicien’ (= (/)itt- 
iéro von filizo), agora ‘maintenant’, amdrgo ‘amer’ (aber -Züra). 
Neugriechisch ist makarı = it. magari. 


34. Von neuentwickelten Konsonanten sind besonders folgende 
zu nennen: Vor x im Hiatus entsteht g: figisia ‘confiance’, aber 
bosn. fiuzia, lad. enfeguziárse ‘se fier’, ferner wird 1” zu Zub, Sud: 
guéso ‘os’, guevo ‘œuf’, guérfano ‘orphelin’, lad. ¿guérto, guérta 
‘jardin, verger’, gu¿zmo ‘odeur’, guérko ‘ diable, espiegle’, (dagegen 
für ‘rusé’ ramdi aus dem Hebr.) zirgucla ‘prunelle’, nizzuélo ‘pauvre 
diable’, syntaktisch gleich einer Interjektion, daher n123uélo del ‘po- 
vero lui? wofür auch ¿éste keuránto mit Konkretum statt Abstraktum 
(„ein Háufchen Unglück“), wovon wieder akevrantár ‘accabler’, 
bosn. mzu‘lo, von nidiolus, alzuenga ‘langue’ aus luénga = lengua 
mit Entwicklung eines Vokals aus dem Stimmton des / unter dem 
Einflufs von arab. al, auch bei gé aus wué in azul lo ‘grand-père’, 
pop. papà, fem. vavà, lad. guiña ‘fille’, und sogar in sarazud ‘cale- 
cons”, aus türk. Sarzd/ = konst. sa/vdr, bosn. ebenso ‘pantalon’ da- 
neben bos. ¢aksir “Pumphosen? aus túrk. cakssr ‘calcons’ Yussuf, 
129, wofür bosn. ¿raga ‘Unterhose’, dann in sekundárem «uf in 
dolet, das in redélet zu redlet wurde wie frz. riorle aus relorla, so 
entstand span. im Arragonien mit vorgesetztem a ein argúello, wo- 
zu wieder ein neues Verbum argúellar, ‘Kranklichkeit’, ‘krankeln’, 
dann “nicht gedeihen’ als Reflexiv, als aktives, transitives Verb 
‘vermindern’ bedeutend; das arragonische / = /’ entspricht einem 
spanischen 7, portug. /h und ist ein Zeichen einer dem ital. cor- 
doglio, dem frz. deuil entsprechenden Bildung, die jedenfalls vor 
der Entwicklung des gúe < ué das Hiatus-e von re verloren hat, 


160 J. SUBAK, 


wenn nicht re Kons. dort zu ar Kons. wird; ganz so entsteht nun 
im Judenspanischen mit e- statt des aragonischen a- als Stútze 
für die lautliche Vokalentfaltung 7rzuc/e, Infinitiv mit verschlepptem 
Diphthong ¿rzueler und heteroklitisch zrggelir wegen des Fehlens 
der richtunggebenden 1. und 2. Person Pluralis von „schmerzen“. 

Wenn das g“ oder gd im Anlaut nach Konsonanten stand, 
so entwickelte das gy vor sich ein #, wozu man dygga aus agua 
B 33 vergleichen kann und ich als Analogie die deutliche Spur 
eines ¿ nach /a vor /uld ‘capuchon’ beim Zusammensprechen von 
Artikel und Substantiv konstatieren konnte; so haben wir gugudgo 
‘jeu’, lad. gugucs ‘juge’, guguéves ‘jeudi’, asuzuár ‘trousseau’ ‘dot’ 
und mit nachträglicher Umstellung des r /urgycno ‘tonnerre’. Also 
eine lautliche Entwicklung wie bei primärem /rézua ‘trêve’. Dieses 
# lautet im unbetonten Wortanlaute, aufser in Bosnien, soweit es 
sich dort überhaupt erhalten hat, x, daher go/ér “flairer”, golör 
‘odeur’, das dann ¿ólgo, Zóles u.s. w. im Vokal ausgeglichen hat, 
govdda ‘frai’, zomidr ‘vomir’. 

In Bosnien g-: guévu inyaminddu ‘Eier, die von Freitag bis 
Sonnabend in einem Topfe im Herde bleiben’. Diese im Grunde 
nicht sehr komplizierten Verháltnisse verwickeln sich nun aber. 
Die Fälle von vulgárem span. gueno = bueno entsprechendem Zur 
aus wué erzeugen dort, wo es ursprünglich bei wx blieb, nach 
tonlosen Lauten /u’, so salonikk., bosn. und in den Zeitungen, 
während in derselben Stellung in Konstantinopel 4 durch Assimi- 
lation an den vorangehenden tonlosen Konsonanten erzeugt wird 
und diese Kombination von s + Kons. erzeugt nun dort ihrerseits 
homogenes ?, í vor sich, wo dieses sonst üblich ist, wie in Zsnoga, 
das Grünbaum, S. 40, Anm. 1 anführt, wofür aber el ka? vorkommt, 
also einerseits (:)s/wégro, -a, (r)sfuéño, (t)sfuckus ‘beau-père, belle- 
mère’, ‘songe, rêve”, sabot de bois’, anderseits iskucgro, -a, ishycho. 
Statt sfuekus heilst es konst. galecas, wovon bulg. galicónes, aus 
ngr. yadévtta (G. Meyer, Ngr. St. II, 80), woneben kalvras ‘ga- 
loches’ aus xaZevoa (id, Türk. St. I, 52) und pofínes (maskul.) 
aus dem neugr. unovrlves stehen (ibid). Zur Entwicklung des : 
kann man :#%é10, -a ‘petit-fils’, petite-fille”, biziñéto ‘arrière-petit-fils’, 
¿ñéve ‘neige’, (pilóta de ¿ñéve ‘boule de neige”), ¿ñegár ‘nier’ (da- 
gegen ‘renier’ ka/rdr hebr.) vergleichen, denen das Bosnische und 
Salonikk. Formen ohne :- entgegenstellt, z. B. no, bisñé/o, dann 
weiter /atarañélo wie biznóno ‘arriére-grand-pére’ und /fafaranóno, 
wogegen ¿útido ‘nœud’ auch im Bosn. erscheint, also primär % aus 
nn hatte und nur a- mit ¿- von #7- vertauschte. Nun kann es aber 
geschehen, dafs die Entwicklung eines solchen homorganen 7 vor 
s Kons. nicht möglich ist, weil ein anderer Vokal schon davorsteht, 
wie in caguela, da entsteht dann nicht der vordere Reibelaut, sondern 
der faukale Verschlufslaut: kaskuela ‘casserole de terre‘, ebenso 
entspricht lad. atkyéndo ‘récipient’ einem bulg. a/gendu ‘vase de nuit’ 
(= bosn. ¿fo wahrscheinlich aus der Kinderstube, konstant. basin), 
das aus rolundo mit Metathese der Vokale, Dissimilation des vor- 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 161 


tonigen 0 gegen das betonte p zu «—¿ und Antritt des gewóhn- 
lichen a nach dem Schwund des anscheinend bedeutungslosen se 
entstand. Dafs das :- aus keinem anderen Grunde vorgeschlagen 
wurde, also lautphysiologisch zu erkláren ist, zeigt der gegenteilige 
Fall: das von manchen noch konservativ ¿skiérdo geschriebene Wort 
für links ward zu zskierdo, wie leicht verständlich; das wurde zu 
isf ierdo, woraus heutiges salonikk. ¿stiérdo, bosn. stiérdo mit dem 
gewöhnlichen Abfall von z- vor s-Kons. in vulgärer Aussprache; da 
aber zu zs- konstantinopolitanisch der Artikulationsstelle nach nicht 
4, sondern A gehört, so entstand über ¿skArérdo mit vollständigem 
Aufgehen des A im folgenden 3 oder genauer y — nicht zsiedro, 
sondern szedro mit der Entwicklung von rd > dr, worüber unten 
B 53 zu vergleichen ist. Für den Fall des g vor « in ähnlicher 
Weise hat man pruntár “demander” = lit. pregunidr (veraltet). 

Zu gr: Vortonig perésa ‘paresse’, aus dem Verb inidro ‘entier’, 
nachtonig négro ‘mauvais’; gelehrt lad. pelegrino ‘pèlerin’. 


35. Von Konsonant + x ist wenig zu berichten: span. maña 
‘Fertigkeit’ entspricht máña ‘habitude’, von einem verlorenen Primitiv 
mañéra ‘unfruchtbar’ zu it. menno, daneben vortonig amengudrsi 
‘diminuer’, enéro ‘janvier’, sinko ‘cinq’, sinkyénta “cinquante”, ken 
‘qui’, ke ‘que’, kínto ‘1/,’, Riñéntos ‘cinq cents”, pdskya ‘paque’, 
kudrio ‘1],’, kudl, kudla, kudlo ‘quel, quelle’ und Neutrum, dazu 
*galkér (ohne Femin.) ‘qualsivoglia’, kydiro ‘quatre’, kydndo ‘quand’, 
aber kalórze ‘quatorze’, zu kudnto ‘combien’ dann karár “il quanti- 
tativo’ aus türk. karar ‘durée’, ‘quantité ou temps convenable’ etc. 
Yussuf, 539, ¿uadrár ‘regarder’, aber gira ‘guerre’, dugua ‘eau’, 
trégua ‘trêve’, la sangre ‘sang’, la ingle ‘bas ventre’, dgila ‘aigle’, 
liter. /ingua ‘langue’ (überall /génga, nur konstant. alzyenga); lit. 
Jebriro “février”, kadro ‘chardon’, muwérto ‘mort’, schliefslich bfodo, 
a ‘veuf, ve’. 


36. Von Konsonant + y wurde /y oben B 17 besprochen. 


cy. Nachtonig erscheint s ; drdso ‘bras’, sedáso ‘tamis’, kala- 
vása ‘calebasse’, das mit portg. cabaga (span. calabaza, woraus das 
frz. c. und neuprov. carabasso) auf capulaceus (nach ampullaceus von 
capula) mit Metathese und Vokalangleichung zurúckgeht; lad. fáses, 
Plural von fas ‘visage’, wofür pop. kdra; incisa ‘espèce de gâteau” 
mit üceu von ¿ner gebildet (= bosn. se/éna [slaw. ,,griin“] de késo 
= bulg. ¿ánitsa [bulg. Gamma ‘patisserie’]); almodrása “instrument 
chirurgical dont on se sert á la circoncision”; pedásu *grain du cha- 
pelet’ (spi ‘chapelet’ aus türk. tesbih ‘chapelet’, Yussuf, 1175) aus 
pedetentim und seinem Grundworte „schrittweise“, „allmählich“ — 
„stückchenweise‘“ mit aceu, (vgl. südsard. morriri a peuncus ‘morir 
lentamente”), konstant. dafür ayrdnda, bosn. kañemáso “torcchon pour 
epousseter’, wogegen konstantin. kanemdso neben el ¿ul aus türk. dul 
‘couverture qu’on met sur le cheval, haillon; housse’, Yussuf, 175, so 
vulgar für Sul, ibid. 350, ebenso wie finázas ‘pinces’, wenn letzteres 


Zeitschr, f. rom. Phil. XXX. II 


162 J. SUBAK, 


nicht wie ¿arvéza ‘brebis’ zu barvés ‘bélier’ von fenaz moviert ist, nach 
Fallen wie amenaza, Salon. -o ‘menace’ geht, die das Verb neben sich 
haben und daher 3 aus der vortonigen Stellung übertragen konnten, 
wie ja auch neben regelrechtem /aso ‘embuscade’ dzo ‘lasso’, ‘nœud 
coulant’ vom Verbum sein 2 hat, und wie umgekehrt korasón ‘coeur’ 
von einem -aciu = dso mit ón gebildet wurde, wozu akorarse ‘s'écœurer’, 
während korasádo ‘cuirassé’ zu corium wohl gelehrt ist; so dürfte 
auch neben regelmäfsigem bosn. ríso konstant. tréso ‘hérisson’ von 
einer Ableitung sein z haben; dafs diese nicht so spärlich sind, zeigt 
ein Blick ins it. und frz. Wörterbuch, spanische Ableitungen sind z. B. 
erigar, erizado auch = ‘dicht (von Gebúschen)”, vgl. Körting 3273; 
ficizo ‘sorcellerie’ von fiizéro ‘sorcier’, doladizo ‘idole’ vom Verbum. 
Für glacies steht yelo neben bus aus türk. dus ‘glace, gelée, 
eau gelée; congélation”, Yussuf, 121, auch pellicia wird durch 
ein türk. Wort ersetzt: /urdf, bosn. curdi, vgl. A 2. Bosn. spiriáka 
‘épinards’ stammt aus túrk. ¿spanak, das übers Griechische aus dem 
Latein. entlehnt wurde (G. Meyer, Türk. Studien, I, S. 33). Statt 
acacia gilt salkim (Baum und Frucht) aus türk. salkam ‘ grappe” , 
‘pendant en forme de grappe’, Yussuf, 1015. 

Nach Konsonanten steht sin #a/sér ‘chausser’, kalsdda ‘chaussée’, 
di skélso ‘nu-pied’, kdlsa ‘bas’, wofür auch el curdp aus türk. corad 
‘bas’, Yussuf, 175, £a/sédo ‘soulier’; eine bestimmte leichte Schuh- 
art heifst miésta, bosn. mésta aus túrk. mest ‘sorte de bottines de 
maroquin sans talons qu'on porte dans les galoches’, Yussuf, 726, 
dagegen bosn. statt span. /ansa ‘Deichsel’ rúda aus serbokroat. 
ruda dass. Gelehrte Form: komé»sto ‘commerce’, salon. aus dem 
Ital. komerco (heiíst in Konstant. ‘douane’ wie im Türkischen, 
G. Meyer, Türk. Studien I, S, 62), Grésta ‘Grèce’ (salonikk. Greca 
aus dem Ital., bosn. Gregdya, das eine venezianische Verachtung 
ausdrückende Bildung zu sein scheint), sosiedád ‘société’ (Salon. 
socetá aus dem ltalienischen), espésia ‘espèce’ (‘épicier’ : bakál aus 
türk. dakal = bakkal ‘epicier’, Yussuf, 71). 

Dagegen ist fizizia ‘confiance’ vom Verbum afegusidrse be- 
einflufst Das Wort hat also noch den Wandel von a zu gs” 
mitgemacht, wenn nicht etwa blofs der von c zu z vorliegt; ersteren 
zeigt amenazár ‘menacer’, wie oben bemerkt; leider sind die Bei- 
spiele äufserst kárglich. Umgekehrt ist aus -dso das Verbalsuffix 
-asér, dessen stammbetonte Formen gleichfalls -s- haben müfsten, 
übertragen: ¿mbarasár ‘embarassar’. 


. ty: Ganz so wie cy: Nachtonig s: kavésa ‘tête’, wovon 
das Deminutivum kazesika, ferner kaveséra “chevet”, fortésa “forteresse”, 
béso ‘lèvre’, das natürlich nicht zu basium gehören kann, wie 
Kórting 1258 stünde; es ist vielmehr portug. de:so ‘Lippe’, span. 
bézo = ‘dicke Lippe, Lefze oder Rand einer Wunde’, gerade so 
wie albanes. duze (aus welchem rum. ¿uzd und bulg. 6ysa ‘joue’ 
stammen, vgl. G. Meyer, Et. Wörtb., S. 57) ‘Lippe’ so gut ist wie 
‘Rand’, während dss im Altspan. nur ‘Handkufs’ neben ‘Lippe’ 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 163 


zu bedeuten scheint, doch heifst neuspan. duzon, das mit buso 
‘Taucher’ (Vogel) wohl trotz der áhnlichen Verwendung des frz. 
buse und seiner Ableitungen nichts zu tun hat, *Abzugsgraben”, 
„Öffnung“, „Spalt“ und duzonero davon “Schleuíse”. Und dus 
macht den Eindruck einer Parallelbildung zu -ities : -itia, also 
-uties neben -utia, welch letzteres eine y-Ableitung von -utus 
wäre, d.h. von labutus, welches so zu /abium gehört wie be- 
legtes labellum, also eine analogische Bildung. Darauf führt der 
Parallelismus mit labitia, das barbitium zu barba entspricht; 
labitia ist denominal wie kavesa. Die falsche Abtrennung von 
la in Fällen wie illa la [bella kann nicht überraschen. Hinzu- 
gefügt sei noch zu -itia : -itie der Hinweis auf M.-L., II, $ 480, 
der ausdrücklich ausschliefslich der Pyrenäenhalbinsel -ities vor- 
behalten zeigt, zu -uties:-utia eine Verweisung auf M.-L, II, 
$ 418, der von der Frage der Parallelbildungen mit # handelt, die 
auch in $ 520 Anm. behandelt werden (negrusco u. á.). 


38. Vortonig entsteht s: lad. pereszózo ‘paresseux’ (zu dem 
wohl auch ¿spiruzór — utiare “s'étirer”, Subst. ¿spirúzo gehört, vgl. 
Horning bei Kórting 3454 bezügl. einer -s#a-Ableitung), pop. #a- 
ragan, adelgazár ‘amincir’, dann ambezdr ‘apprendre’, agusdr 
‘aiguiser’, darum pózo ‘puits’, dessen Beeinflussung durch das 
Verb ja auch frz. pw:/s im Vokal erklärt (Ztschr. f. rom. Phil. XXVI, 
365), die ältere Stufe zeigt das Bosn. mit fddso, das auch das 
dem span. en/esar entsprechende Verb von tensus intezár “raidir”, 
wozu erst wieder das postverbal Adjektiv sédso ‘raide par suite du 
froid”, nach den Verben auf -itiare, genauer nach der in ital. 
intirizzare = intirizzire ‘rimanere incapace di movimento dal freddo’, 
portug. enterizarse = enregelarse vorliegenden Ableitung auf -itiare 
von integer wegen begrifflicher Verwandtschaft und lautlicher 
Nähe umgeformt hat; so haben sich auch ¿ba/ezár “baptiser? und 
bostezár “báiller” nach -itiare gerichtet. Dann begreift es sich 
auch, dafs zu diesem Verbum dosfezdr das postverbale Substantiv 
bostézo ‘bâillement” lautet, das nebst anderen derartigen Verbal- 
nominen auf -eza einwirkte, welches einem -itia entsprechend -esa 
lauten sollte: grandéza (Salon. grandúra) ‘grandeur’, bosn. finéza 
‘noblesse’, noblésa ‘noblesse’, delgad:za (auch la -dr, -úra) ‘minceur, 
lad. fortaléza = enkastiyadüra ‘forteresse’, Sentiléza ‘paiens’, aber 
statt span. Zijereza nur mankúra (auch ‘Fehlgewicht’ u. s. w.). 

Das genúgt schon, es ist aber, was hier nicht konstatiert werden 
kann, weil im Auslaut in Pausa Tenuis eintreten mufs, möglich, 
dafs die Endung -itie eingewirkt hat; hier heilst es 47/65 ‘veu- 
vage’, cikés ‘enfance’, mansevés ‘jeunesse’. 

Nicht hieher gehören die zwei Wörter bosn. pisón ‘téton de 
la mamelle (#/a)’ und ¿mpesár ‘commencer’; wenn lat. petiolus 
in frz. pótiole eine späte Entlehnung ist, it. pirciuolo lautlich nicht 
geben kann, rumánisch pictor eine Herleitung von ihm nicht aus- 
schliefslich verlangt, dann wird man auch pisón mit span. pezuelo 


11* 


164 J. SUBAK, 


von einer alle Sprachen befriedigenden Basis herleiten müssen. Da 
wird also nur ein in it prezicare in der Gestalt der stammbetonten 
Formen vorliegendes Wort ausreichen, das vor dem # noch einen 
Konsonanten hatte. Das Verb ¿mpesár konnte nach den stamm- 
betonten Formen ; haben und auf petia zurückgeheu; über die 
Möglichkeit einer solchen Analogie sehe man oben sfr B 27. 
Stand aber vor dem /r auch hier ein Korsonant, so gelten auch 
die endungsbetonten Formen. Bosn. :s/ı/sär ‘stizzire’ stammt aus 
diesem ital. Worte in der Form -are. 

39. Nach Konsonanten gibt sy immer s: lad. a/ersedr “tripi- 
care, mdrso ‘mars, fuérsa pop. huérsa ‘force’, forsár ‘forces’, 
aderesárse ‘s'adresser, aderéso ‘adresse’, salon. adresdrse aus dem 
Franz, kdsa ‘chasse’, kasdr ‘chasser’, iskuesér ‘briler, d'une plaie, 
wegen coctio oder coctiare, yenso “étoffe légère’, span. lensuels wird 
durch sarand ‘drap de lit’ (der Akzent weist auf nicht-romanischen 
Einflufs, aber bosn. regelrecht sarana), durch mor/dia ‘linceuil’, 
durch risé ‘mouchoir’ aus türk. ri/a ‘sorte de vêtement etc’, ‘man- 
teau’ Yussuf, 985, bosn. rozá, rozá aus serbokroat ria ‘Kleid, 
Tuch’, zu deren Bedeutungsentwickiung man bulg. kadramı ‘espèce 
de sarrau de prix chez les Turcs’, ‘mouchoir en soie’ vergleiche, 
ersetzt, mansána ‘pomme’, mansdno ‘pommier’ — bosn. mansanarıo, 
dazu schlug sich verzyensa zu -entia; pidsa ‘place’, mise ‘do- 
mestique’, wovon erst mosediid ‘jeunesse’, fem. mésa ‘file, servante’, 
máso ‘bouquet’ und bosn. mása ‘plusieurs files de perles d'un 
cohier de femmes’, konst. ‘pate’, dd/sa ‘boue, mare’, vielleicht auch 
bosn. r25dasa ‘Dochttrager’ zu rectiare (== konst. mecin von mila 
bosn., konst. ‘meche’). Gelehrte Formen sind: salon. pronunsiär 
‘prier Dieu’, orastón ‘prière’, palásio ‘palais’, Sustisia ‘justice’, ser- 
visio ‘service’, bosn. ‘Abort’, grdsia ‘grace’, mündas grdsias ‘merci’, 
lad. tordísia ‘convoitise’, anonsiár ‘annoncer’, /tsénsia ‘permission’, 
dár |, pop. = permetér, sénsia ‘science’, pasénsia ‘patience’, apsénsio 
‘absinthe’ (zu ps vgl. apsoluto ‘absolu’, apsentárse ‘s’absenter”, présio 
‘prix’, sentensia ‘jugement = salon. guzgamiénto, variasión ‘change- 
ment’ = fróke, lit. edukasión = pop. tiéne mundo dereyéres (aus dem 
Hebr.) ‘il est bien élevé”, parténsia ‘départ’, lad. afrü sión ‘souffrance 
causée ‚par le manque de ce qu'il faut pour vivre’, lad. kerénsia 
‘amour’, férsio ‘1’, reduksiôn = el abosár réduction’ , lit. extension 
‘intention’ (das Adverb muásús ‘propre, special’; ‘particuiièrement’, 
Yussuf, 674), atensión ‘attention’, wofür auch azér dikáf ‘faire a.’ 
aus türk. dikka! ‘attention, exactitude, ponctualité, soin, observation, 
enbeilith? Yussuf, 204, steht; lit dirdrsio ‘divorce’, statt ‘prétentieux’ 

rk, Grúnbaum 1202). 


1 (dy, gy, g* 1). 
2 yérno ‘beau-fils’, jüngst eingeführt lit enéro ‘janvier’, 
ve ‘vermine’, ‘tout ce qui rampe’ (zu dieser Bedeutung, 
fe’ ‘Nachkommenschaft’ u. dgl. von germen 
‘tout ce qui vole’), lad. ermoyo ‘foin’ (pop. 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 165 


samdn aus túrk. saman ‘paille’, Yussuf, 1016), jedoch in fremdem 
yelék “gilet” (túrk. yelek ‘gilet’, Yussuf, 1269). Daneben Entlehnungen 
aus dem Französischen und Ital. mit 2: %enerál ‘general’, Zénero 
‘genre’, wie korizír “corriger”, dizerir ‘digérer’, indizéno ‘indigène’ 
(pop. yerlí aus túrk. yer ‘qui est du pays, indigène”, Yussuf, 1274), 
indulzinsa ‘indulgence’ (relig.), vfr#en ‘vierge’ (lad. eskdsa = bosn. 
“jeune femme”, orfíen “origine” (salon. italianisierend or/Zne), 
Ronzéto ‘congé’ mit Suftixumsetzung. Vor anderen Vokalen hin- 
gegen ebenso wie in Lehnwórtern g: lad. Suzués ‘juge’, Suzgár 
‘juger’, guzgaddr ‘juge’, sal. Suzgamiénto ‘jugement’, Suzuégo ‘jeu’, 
guzuár (Súzuo, as, a etc.) ‘jouer’, Suguéves ‘jeudi’, aguntdr ‘joindre’, 
‘ajouter’, ‘épeler’, log. gurddos ‘jurés’, gakétla ‘jaquette’; orien- 
talischer Herkunft lad. gdspe “jaspe”, ¿dro == kúvo ‘moggio’, bosn. 
&dru ‘Trinkglas’ (= bulg. kúpa aus dem Türk., vgl. G. Meyer, Türk. 
St. I, 50 s. v. kova, rum. vdeo, ibid. 51, in Sofia kdpa = span. copa, 
in Adrianopel Adfo nach vázo neben kubús de vino, dals doch irgend- 
wie mit dem volksetymologisch umgestalteten serb. kupuz ‘Haubitze’ 
auf cubus beruhen wird; Sénte “gens”, gentiles ‘paiens’, Semído ‘gé- 
missements’, Singfore ‘gingembre’. 


41. Im Inlaut sind die Verháltnisse durch Ausgleichungen 
sehr verworren: Die italienische Regel (M.-L., I, $ 510; Ital. Gram. 
$$ 247 und 249), die auch hier gilt, ist das Gegenteil dessen, was 
fürs Katalanische und Portugiesische gilt, nur dafs y, wenn es 
analogisch eintritt, span. nach £ fällt. Port. hoje ist natürlich nach 
vortonigen Fällen, wie hodiernus, hoje em dia umgestaltet, cujo nach 
cujate, von dem auch prov. goujat, eine franz. Entlehnung mit rúck- 
gebildetem Simplex goujo, stammt. Italienisch bleibt vortonig y 
zwischen zwei a: majale. Im Katalanischen wird das vortonige ÿ 
(mitja aus miljd, wo es berechtigt ist) im Auslaut tonlos, daher 
mitj und dieses ¢ wird dann auch in den Inlaut verschleppt (mz/xa), 
schliefslich sogar auf vortonige Formen übertragen (pitxor, pitxorar), 
das von Morel-Fatio Grundriís I, 678 angeführte vaja ist von M.-L. 
II, $ 231 längst als nach aja gebildet erklärt worden. 


Vortonige Fälle haben wir in den Verben auf -edr: lad. peleár 
‘lutter, guerroyer’, lad. akurnedr ‘pousser des comes’, avagaredr 
‘ralentir’, pasedr ‘se promener’, asaimedr ‘chanter’, amananedr ‘être 
matinal”, ladineár ‘(spanisch) glossieren’, agyaredr ‘tressaillir’, lad. 
soflamedr ‘resplendir’, bosn. kulaneár ‘faire usage’ (türk. kullanmak 
‘employer, faire usage’, Yussuf, 624), bosn. zmbenedr (kavdyo) ‘monter 
(à cheval)’ (túrk. dinmek ‘monter à cheval, monter sur...’, Yussuf, 
106), bosn. sasaredr (konst. los Sasaréos ‘vertige’) ‘schwindeln’ (türk. 
Sassrmak ‘se troubler, être ahuri’, Yussuf, 149), sarsanedr ‘secouer’ 
(türk. sarsolmak ‘être ébranlé, secoué, agité”, Yussuf, 1026), bosn. 
utledr ‘platten’ zu ut ‘Platteisen’ (türk. ## ‘action de repasser une 
etoffe’, Yussuf, 1217), yaki#är ‘être convenable’ zu yaki8iklí ‘bien- 
séant’ (Griinbaum, 104 !), zeffeneárse ‘se moquer’ (Grünbaum, 931), 
dayaneár ‘durer’ (Grünbaum, 1032), daldireár ‘plonger’ (túrk. da/- 


J. SUBAK, 


















', Yussuf, 179), dazu bosn. da/daredr ‘Kummer ver- 
mamleir ‘lôten’ (= stañár, konst. soldár), yrandaiedr 
yrandazo (B 17), akaredr ‘charrier’, lad. akalsadeár 
ste", patladeárse (neben -dárse) von dem B 58 ge- 
e des türk. ‘crever’ (= lad. /ransér), mareár ‘se 
les vertiges”, eig. das Wort für „seekrank werden“, 
rie’, ein substantivierter Infinitiv (zwrrar span. ver- 
*dezeyár : *deztta ausgeglichen wurde zu *dezeyár : 
dann *deseydr : dezéa wurde wie akéa (B 16), worauf 
-hgebildet wurde; so hat sich eine Ableitung auf 
en Postverbalien aus ergeben, die in lad. denusto 
lropéa *quadrupéde” neben desév vorliegt; ähnlich 
das Resultat von pejus gewirkt, das y fiel nach é 
es danach lad. peór ‘pire’ (pop. mas négro); ferner 
ayúno ‘jeûne’ (pop. /an:d aus dem Hebr.), desayundr 
mayór (pop. maz grande) ‘plus grand’, lad. mayorgár 
yorál *Schuldiener”, dann nach Ableitungen um- 
maggiese máyo (lit.) ‘mai’, salonikk. mago aus dem 
' kann nach fodiare (it. umgekehrt foggiare nach 
sein. 

ist nachtonig # entstanden: bosn. varéza *Schmeiís- 
portg. rareja zusammengehört und deswegen nicht 
«ann; im Portugiesischen hat die Vortonstellung in 
u, á. das 7 bewirkt, denn es ist offenbar eine Ab- 
¢ von varus ‘Flecken im Gesicht’, von dem auch 
t, anzunehmen, die mit portg. varejar, span. varear 
tock, Strich’ nichts zu tun hat, wie ja auch it. 
lig zu baculus stimmt, seitdem bom- fiel; mit 
timmt it. marmeggia ‘il baco della carne secca’, das 
mit verme und Silbenanlautsangleichung zeigt. Ein 
erkennbares Beispiel für ‘y ist dann pulár “aug- 
‘augmentation’, das genau zu portg. pujante “mächtig”, 
stimmt und sein 2 aus den stammbetonten Formen 
; vgl. katal. puja ‘poya’ und ‘aument de preu’, 
ecer’ etc. Leider bringen die Wörterbücher (z. B. 
eine grofse Verwirrung in die Verhältnisse, da sie 
löhe treiben, überbieten’ und das veraltete pujar 
en Artikel geben, wo doch das zweite Wort, ent- 
mpusár (A 7) aus pulsiare stammt, daher die Be- 
r avec violence”, Kompositum arepusdr ‘repousser’ 
/ wie in piso ‘pouls’, puséras ‘manchettes’ gegen 
, Manschette’ aus dem Ital. Hierher gehört bosn. 
', bostézv *Gähnen’ (konstant. bostezáf, bostéso nach 
uxida > bústa (auch ‘Gelenkpfanne’, vgl. franz. 
er auffälligen, d.i. verrenkten Gelenkpfanne’, it 
risa, trz. jouer de la máchoire ‘sich’s gut schmecken 
erklärt sich auch bosn. anuzdr, konst. ano%ér, Tsid 
lepite’. So würde auch ni3gyélo ‘pauvre’ aus nidyu 





ZUM JUDENSPANISCHEN. 167 


zu erkláren sein, wenn dieses eine Rückbildung aus nidiolus mit 
span. -welo sein sollte. Neugriechischen Lautwandel von ye zu y 
spiegelt pandya ‘madone’ wieder. Gelehrt médio “1/7”, bosn. rimé- 
dyu, dagegen aus it. mezzo : mezo, jüngste Entlehnung bosn. agéni 
aus dem Deutschen ‘Agent’. Wie mégo aus magicus ‘mage’, 
‘sorcier’, so bosn. vé/a ‘Fahne’ aus vigilare postverbal, intraveldrse 
“einnicken”. 

42. Nach Konsonanten wurde daraus z: fsparzír ‘répandre’, 
bosn. “tendre”, ferner almorzár ‘diner’, dessen Entwicklung aus 
morsus ganz undenkbar ist, vgl. lónso ‘ours’, Tskdso ‘avare’, tska- 
stra ‘avarice’, (bosn. mit rs durch it. Einfluís), lad. afravesdr, wo- 
gegen arsenál “arsenal? natúrlich spáte Entlehnung ist, ebenso 
traversár ‘traverser’; wie neben prandere mit derselben Bedeutung 
prandium (it. franzo) stand, so ist neben mordere ein mordium 
vorauszusetzen, von dem erst -mordiare wie it. pranzare gebildet 
wurde; portg. a/mogo neben almorgo (Körting 246) steht in Wörter- 
büchern mit 3, worüber Cornu, Gr. Gr. I, S. 773, Nr. 224, wie ja 
auch dy in Nr. 111 einst g war, während man zum Fall des 7 
Nr. 148 ibid. gugs << gugrs vergleichen kann; ein weiteres Beispiel 
ist inzias “gencives”. Spät ist ¿ndiána ‘dinde’. 

43. Romanisches gy nach Konsonant wurde zu g: ¿sponga 
‘éponge’, ispongdr ‘frotter le plancher’, ¿spongadór ‘torchon à cet 
usage’. Einem asiatischen g entspricht dieses in bosn. nardnfa 
‘orange’, wofür konstant. por/okd/ aus türk. portokal ‘orange’, Yussuf, 
959, das selbst neugr. xoptoxail wiedergibt (G. Meyer, Türk. St. 
I, 34). 

44. Das Resultat von my haben wir in ¿stráño ‘étranger’, 
bano ‘bain’, karkandl ‘talon’, bosn. sñor ‘Papa’ (oppos. mand 
‘Mama’), tiña ‘teigne’, bosn. piña ‘Maiskolben’, Aastandtzs ‘castag- 
nettes’, reváño ‘troupeau’ (portg. -anho), pestáñas ‘cils’, das nach 
antiae “auf die Stirn herabhängende Zotten’ von post gebildet 
wurde (über den Wechsel mit port. -ano vgl. M.-L., 1, $ 449), auf 
manean- geht demandna ‘matin’, amañána ‘demain’ zurück nach 
Mafsgabe von südsard. mangidnu “mattino”, mittel- und nordsard. 
manzanu dass., sáña ‘rage’ = ira, und mit ziemlich starker Ver- 
änderung (Aphárese und Suffixtausch), lad. lemuño ‘deuil’, lad. ale- 
mundrse ‘s’affliger’, also dieselben Ergebnisse wie nn: dno ‘an’, lad. 
piña, piñásko “rocher”, bosn. niñéla ‘Augapfel’, niñáto ‘veau’, lad. 
perno ‘petit’ = pop. ciko, kdña ‘baton’, kavdna ‘chaumiere’, mn: 
dáño ‘dommage’, lad. gua ‘jeune fille’ = domna + bona, lit. 
kondeñár ‘condamner’ und ganz gelehrt lit. amnistía (als Gegenteil 
hebr. yérem ‘anathéme’), dann mny: bosn. asondrse = sondrse in 
Konst. ‘rêver’, (Subst. oben B 34), schliefslich gn: preñáda “enceinte”, 
bosn. imprendrse ‘schwanger werden”, siñal ‘signal’, /amano ‘énorme’, 
lénos ‘bois’, diséño ‘dessin’ und ny/: una ‘ongle’. Wegen der 
Priposition zn- bleibt bosn. ¿mg/utír ‘schlucken’ und wegen dieses 
Verbums auch sanglutir ‘schluchzen’. 


168 J. SUBAK, 


Gelehrte Wiedergabe eines spät eingetretenen nn liegt vor in 
pindula ‘plume pour écrire’ (sonst pliúmas del palo ‘plumes d'oie”). 

Wegen portg. apankar wird apandr ‘attraper’, ‘prendre’ wohl 
als Fischerei- oder Jägerei- Terminus zu panus ‘Faden’ eine y- 
Ableitung darstellen und mit pannus nichts zu tun haben; das 
Bosn. hat daneben auch aus dem Ital. aferdr. 


45. Die übrigen 3-Verbindungen sind spärlich; wy in rdria 
‘colère, rage’, arariirse ‘enrager’, lad. /ávio ‘lèvre’, pop. muto, lad. 
el Mar Rüri ‘la mer rouge’, nóvio ‘le marie’, liviáno ‘léger’, bosn. 
auch «ur dridnus ‘Blei giefsen’ (Orakel), a/mandr ‘alléger’, statt 
cavea türk. lufés ‘cage, grille, grillage, barreaux, treillage, jalousie’, 
Yussuf, 515, (über welches G. Meyer Türk. Stud. I, 44), sdria statt 
salia ‘sauge’ ist volksetymologische Umgestaltung, regelrecht nach 
plovere ¿ria ‘pluie’. Das y bewirkte bei /géya, bosn. foya ‘fosse’ 
die Vortonstellung oder es ist dialektisch, wenn es nicht zu B 41 
gehört Mit py nur dpio ‘Sellerie’. Ferner kópiía ‘copie’, und 
bosn. iupéta (B 58). 

46. ry: Aucro ‘peau’, inkordrse ‘se cicatriser” (im lad. soldár 
‘panser’). Dagegen ist augürıo ‘augure’, ‘souhait’ gelehrt; -arius 
ist <re: Yrandaziro = yrandazén ‘chiffonnier’, lad. misturéro ‘espion’, 
pop. si/kéro ‘agent provocateur’, frontéra *Stirmschmuck der weib- 
lichen Kopfbedeckung aus Dukaten”, sapatéro ‘cordonnier’ zu sapáto 
‘soulier’, sapatéla “petit soulier’, bulg. pastfra = bosn. basína ‘Wasch- 
wanne’, karnéro ‘bélier’, karnéra ‘brebis’, iskaléra ‘escalier’, sivéra 
‘granaglie’, kodréro ‘agneau’, bosn. madéro ‘Balken’, pandéro ‘tam- 
bourin’, vonkéra “enrouement”, bosn. /abakéra ‘Tabaksdose’, aber 
konst. tabalira, puntero ‘poincon’; daneben gelehrt almário “ar- 
moire’, bosn. mansanário ‘pommier’ (konst. mansáno), gew. drrol de 
las péras, de laz mansánas, de laz muses, lad. tskérja ‘écrémure’, 
biséria ‘petit-pois’ aus türk. Ziselza neben piselia (G. Meyer, Türk. 
Stud. I, 34), lad. adoloriarse ‘avoir mal’, pensério ‘pensée’, katirério 
‘prison’; an -ar = -aris ist mit einer Art Movierung a/mendra 
‘lampe’ aus /uminera angelehnt worden. Dem Ital. entstammt 
bandiirz “pavillon”. Aus dem Französischen stammt ebenso wie it 
mestieri menesiér, daneben ¿ytizá ‘besoin’ aus tirk. ¿kfiza ‘exigence’, 
Yussuf, 460. Statt x01u7T710r steht bosn.-hebr. bed-ayayím (‘Haus 
der Lebenden ) oder de/-akerardt (‘Haus des Begräbnisses i, weil 
mit der Liturgie verbunden, vgl. diesbezüglich bosn. la lerayá neben 
konst /unerdles, bosn. kevurd ‘enterrement’ aus dem Hebräischen. 
Mit fy: konst. skúfa, bosn. kófa ‘Haube’. Statt biblia steht el 
arbdresrim, bosn arbdreesrim aus dem hebräischen Zahlwort ‘24° 
wegen der Anzahl der Teile des Alten Testamentes 


47. Ein besonderes Lautgesetz zeigt das Bosn.: -ito, -ika, -igo, 
-iga postjotazieren den faukalen Konsonanten, wodurch er palatal 
wird: smöligyo ‘nombril, -ityo als Deminutivsuffix (gazkyo ‘kleiner 
Hahn” und ‘Adamsapfel’, acikyo ‘as’, florisikvu ‘fleur’, papiäyz ‘pipa 
cita féca kon pedisus de pun vico”, el karikyo ‘Spule’ (= kleiner 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 169 


Wagen”), éufkyu ‘kleiner Kuchen’ [Soyo], muziríkya “iris (des yeux)’, 
titikya (= cuca) ‘Genitalien des Knaben’, mictkya ‘Ziindholz’ von 
mica ‘Docht’, wofür bulg., rum. el kıörit aus dem Türk., serb. masína 
zu serbokroat. masala ‘Fackel’), migya ‘miette de pain”, furmigya 
‘fourmi’, trígyo ‘ble’, urtígya ‘ourtie’, digyo ‘je dis’, fígyo ‘figue’, 
pikya ‘il pique’, sa/pikydr ‘im Kote herumstrampeln’; sogar bei fremden 
Wörtern, wie píkyu “(túrk.) Elle’. 

Dagegen in Konstantin. palíko = vérga ‘verge’, ‘baguette du 
tambour’ zu pálo ‘baguette’ = vara, rifko ‘ruisseau’ zu río = ardyo 
‘fleuve’, capkinfko zu bosn. dapkún ‘garçon’ aus túrk. capken ‘gamin, 
vagabond etc.’, zu dessen Endung surzún aus sürgün ‘exile’, 
Yussuf, 1063, pafst, granito ‘petit abcès’ zu e? gráno ‘baie’, boriko 
‘âne’, kavatko ‘poulain’, auch bei Adjektiven: la mansána isté (un 
póko tokdda =) tokadika ‘la pomme est piquée’, adverbiell: avaga- 
riko zu avagdr ‘lentement’ zu span. vagar ‘Mufse, Langsamkeit’, 
einer Vermischung von vacare und vagari. 


48. Eine weitere in Bosnien beobachtete Erscheinung ist /y 
zu À und dy zu £: konstant., salon. Zngletiéra: Inglikera, se derik6 
‘se fondit’, grzéno = diezéno ‘le dixième’, imsingó = encendió ‘il 
alluma”. 


49. Der einzige besonders in Betracht kommende Konsonant, 
der in verstärkter Form gesprochen wird, ist r; im direkten Aus- 
laut hat man stets r: /ugudr, Infinitive -dr, -ér, -ir, kaldr ‘regarder’, 
Subst. ‘ceil’, PI. -es, bosn. say ‘Vorhang’ aus türk. sar ‘toile très 
fine, rideau’, Yussuf, 1295; bosn. fulár ‘weibl. Geschlechtsteile’ 
(männl. pata), bosn. askér ‘Heer’ (türk. asker ‘soldat’, Yussuf, 47), 
aber papel ‘papier’. Im Inlaut ist vereinfacht worden in fore ‘tour’ 
(z. B. tóre dé marfil ‘tour d'ivoire”, wofür jetzt fil4iX aus dem Túrk.), 
bei neu erscheinendem Anlaut wegen des a, das nicht als ad ge- 
fühlt wird, arívo ‘arrivée’, vgl. lad. aróyo ‘fleuve’, lit. ordr ‘horreur’ 
(pop. dafür disgusto), mardnos ‘Juifs convertis par la force et qui 
pratiquent en secret le rite hébreu”. Dagegen ist rr als r erhalten 
in “era “terre”, lad. destérár “exiler” (pop. asér surzun aus dem 
Türk.), lad. daro ‘argile’, embarár ‘biffer’ (= gastár, das auch ‘dé- 
penser’ bedeutet). 

Anlautend steht r in ré ‘roi, riva in inriva ‘dessus’, arfva 
‘en sus’, rima ‘placard’ (arimdr = azér las rimas ‘entasser’, ari- 
márse *s'appuyer?). 

50. Die Assimilation der Vorsilbe ¿m- in ¿mmelár ‘emmieller’ 
steht ziemlich vereinzelt, es liegen die Dinge schon anders in en- 
mentár “injurier en évocant les morts”, ‘blasphémer’, ursprúnglich 
‘rappeler’, wie lad. non enméntes el nombre del Dió embaldes ‘ne pro- 
noncez pas vainement le nom de Dieu”, dann “citer”, “alléguer”, 
bosn. einfaches mentár ‘maudire’. 


51. cl > €: noce ‘nuit’, dico ‘dit’, eco ‘fait’, la dercca “la main 
droite’, ¿strecár zu istréco ‘étreindre’, oco ‘8’, ocávo ‘1/,’, lad. luca 


J. SUBAK, 


». lad. alutár, aprovecárse ‘profiter’, pedo ‘poitrine, 
siga ‘Brust’, ‘weifses Fleisch des Hühnerbratens’, 
Hieher gehört dann lad. /rocigudr ‘germer, porter 
2 -ficare- Ableitung (vgl. lad. /razgar ‘construire’ 
| wie lad. abedigudr ‘épargner, ne pas tuer, gracier’, 
ftemoigner”, wovon wieder lad. /esfígo ‘témoin’ ab- 
| statt dessen pop. Jadf (aus túrk. Sahid, vulg. Sahad 
nf, 150), lad. modiguár ‘multiplier’, apasizudr ‘faire 
bonizudr ‘s'améliorer’, und zwar von fructus; das 
útzt, denn frz. fruit stimmt zu #wife aus 9, it. frutto 
erbwórtliche oder gelehrte Natur trotz seines // nicht 
» ist sicher gelehrt und stellt erbwörtliches früctu 
ar wie amatár (la sed) ‘étancher (la soif) mactare 
id. friilla; frucha entspricht /rucha mit o, ebenso rum. 
e auch prov. fre zu ‘ico stimmt, albanesisch fruif 
(G. Meyer, Et. Wörtb., 112), neugr. ppodrro» ist 
itlehnt (id.), daraus erst mazedorum. frultu (ibid.); 
isch (ibid., Neugr. St. IV, 99) entstammt dem Vene- 
bn des 4, portg. fruta stimmt zu /rula mit 9, fruita 
| man da zu lat. /räctus kommt, ist mir ein Rätsel. 
r nicht stammhaft, sondern analogisch, denn fructus 
g zu frui wie actus zu agere, nur hat sich eine 
Hung eingefunden, deren c genau so zu erklären ist 
'ivere, fluctus zu fluere, worüber bei Brugmann, 
ende Grammatik der indogerm. Sprachen, 791; frui 
igis mit # anzusetzen liegt kein Grund vor; fruc- 
got. brizkjan “brauchen” zu stellen (Brugmann, |. c., 
echtfertigt. Neben puncár ‘piquer’ (punctulare) punto 
e” mit Ableitungen vom gleichen Stamme: apuntár 
| ‘se choquer’, puntéro ‘aléne’, puntapéte ‘fermoir, 
i Spunidr *bourgeonner’, sánto ‘saint’, finta ‘peste’ zu 
| lad. tínto (verméZo) ‘cochenille’. Von apretár ‘serrer’ 
réio ‘angoisse’ (auch angúsia in Lehnwortform). Ge- 
| ‘doctrine’, dekóto ‘décoction’, bosn. rekdfa ‘weifser 
h Ital.), bosn. biskutéla ‘pain d’Espagne’ (bulg. pan 
= masapdn ‘Marzipan’, kupcta ‘Lebzelt’. 




































III. Singuläre Erscheinungen. 


these, Salon. kursüm ‘balle’, bosn. so und krusúm 
b”, ‘balle de plomb”, Yussuf, 627 kursun = konstant. 
} < mb gegenüber /mbo ‘reins’), zum Wechsel von 
bosn. pudríún ‘Keller’ aus türk. budrum; bosn., serb., 
a ‘langue’ = konstantin. alguenga B 34, liter. lingua, 
| provedád ‘pauvreté’, bosn. trukésku ‘turc’, Revrár 
faillite, se kerró ‘une hernie lui est sortie’, als 
hs mit span. pótro ‘Füllen’ identisch ist, von pullare 
ddo ‘soigneux’, ‘soin’ = salon. #éidv, schon túrk. 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 171 


potrds ‘vent du nord’ (‘vent du Nord’, Yussuf, 962 aus griech. 
Bogéas = neugr. Bopıäg, vulgártúrk. porjas, sonst porras, ebenso 
wie das Gegenteil /odós — túrk. lodos, Yussuf, 660, ‘vent du sud, 
du midi’, aus votos, vgl. G. Meyer, Türk. St. I, SS. 80 u. 83), 
kontruviár ‘rendre la vie amère’, wie Span. spátda ‘dos’, wozu liter. 
píldora ‘pilule’, pop. yap aus türk. habó ‘pilule’, ‘grain’, ‘graine’, 
Yussuf 365, daneben spd/a ‘épaule’ aus dem Ital., prisóna ‘personne’ 
in Anlehnung an das Präfix prae, intregár ‘remettre’, aprelár ‘ser- 
rer’, bosn. (el dedo) butro ‘pouce’ (nur noch 4. grande ‘majeur’ und 
&iko ‘petit doigt’ gebräuchlich, sonst unbenannt), prénda ‘gage’, 
prostemería ‘avenir’ zu span. postrimeria, prostéro ‘postérieur’; der 
it.-frz., nicht der span. Form entsprechend kravá/a, ohne Metathese 
also, bosn., bulg. paviár neben paidér aus türk. pardos ‘cessation 
du travail, repos, vacance” Yussuf, 941, ‘digérer’, bulg. auch ¿spidír, 
konstant. la komída no me se 'sta dezaziéndo ‘je ne digère pas bien’. 
Bosn. anu, bulg., rum. vd? #a “Naht der Unterhosenschnur’, drie “air”. 


53. Wechselseitige Umstellung: Aorolddo pop. für kolorádo 
“rouge”, bosn. fulár ‘con’ zu forum, diritír ‘dissoudre’, marédo = 
bosn. madéro ‘poutre’ (dem Slaw. entstammt bosn. okagde ‘Dachtramm’ 
= serbokr. okogdea ‘Hauptbalken, Träger, Durchzug’), safandrıa 
‘carotte’ = span. zanahoria ‘gelbe Rübe’, das im Span. Metathese 
zeigt, es gehört zu arab. asfr ‘gelb’, wozu auch safrán ‘safran’ 
also zu Kórting 10425, sangirguéla ‘sang-sue’ zu Sanguijuela, das 
selbst schon das ; dem Einflufs von jugo aus sücu unter dem 
Drucke von exsucare verdankte und sein Suffix mit dem gewóhn- 
lichen Deminutivsuffix vertauschte, nachher mischte sich sangre ein, 
nach vollzogener Metathese wechselte noch das r seinen Platz, 
weil $ vorausging, bosn. samisiga mit Einmischung von slaw. (serb.) 
samo ‘allein’, ‘selbst’, bulg. sangye/a; bulg., serb., rum. sudesér ‘suc- 
céder, arriver’ (unpersònl.).. Dem portug. a/favaca, alfabaca ent- 
spricht /a alhavaka = span. albahaca, in Murcia mit Anlehnung an 
“icus, ica alhálega ‘Basilienkraut’; bosn. und lad. alimana, 
alemana ‘animal’ mit Suffixtausch, aber Bewahrung der Jotazierung 
an einer bestimmten Stelle, bulg. fayerína = bosn. farayina ‘pâte 
pour la soupe” zu span. Zalların neben fajarina ‘platte viereckige 
Nudel’, auch fdés; lad. und sehr vulgäres gerendnsto neben lad. 
generansio (maskulin) ‘generation’, bosn. falkudéra ‘poche’, karkañál 
‘talon’ wieder mit Suftixtausch; lad. estentinas ‘intestins’; vielleicht 
ist die Metathese des Stimmtones schon türkisch in bosn. kunga 
‘rose‘ zu túrk. goncé ‘bouton, calice de rose ou d'autres fleurs’, 
wozu Yussuf, 346, auch die vulgare Form once gibt. Ob hieher 
auch /ifízo ‘mauvais fils’ aus dem Demininutiv gehört, ist nicht 
sicher. 

In Konstantinopel wird dann ferner jedes rd zu dr: gódro 
‘gros’, la tadre ‘soir’, el bastádro ‘bâtard’, kádro ‘chardon’, vedrúra 
‘verdure’, zedradero ‘vrai’, r'edrad ‘vérité’, kuédra ‘corde’, kodréro 
‘agneau’, lad. /a ódren ‘file de pierre d’Aron’ = lit. e/ órden ‘ordre’, 


172 J. SUBAK, 


(bosn. el mi3ám türk. ‘marque’, Yussuf, 887), guadrár ‘regarder’, 
siédro ‘gauche’, ja sogar an der Wortgrenze par amódre de mi mit 
Einfúgung eines zweiten, infolge der lautlichen Veránderung als 
notwendig gefühlten de, aber auch bosn. far amorde de mi; neben 
diesem ‘à cause de’, wofür auch adcdkes de (dasselbe Wort wie 
acdke ‘malaise’) steht mit dem Substantiv amór: por amor de ‘pour 
l'amour de”; sódro ‘sourd’, wozu sódra la malóra “hoffentlich bringt 
das kein Unglück’, dagegen bosn. sordo, z. B. sordus i múdus kômu 
lus pérus de Ayiftu als „Besprechung“ zur Beschwórung der nahenden 
Hunde, woraus zur Túrkenzeit in ähnlicher Weise wie altfranzos. 
Pentecousie que mout cousie zur Abwendung der Gefahr nahender 
Türkenkinder die Judenkinder sordus 1 mordus u.s.w. machten. Lad. 
ódrél ‘ourlet’, M.-L., II, $ 353 Anm. Doch bleibt in Konstantinopel 
rd in liter. Entlehnungen jüngsten Datums; akorddr ‘accorder’, kor- 
déla ‘ruban’, kobdrdo ‘vil, lâche’, órden (s. 0.). Gegen konst. kua- 
tréno ‘quatrième’, bosn. kuarténo. 


54. Kombinatorischer Wandel von Konsonanten entgegen 
den motorischen Trieben liegt vor in #o ‘caillou’, ‘pudeur de la 
femme’ aus saxeu bezw. sexu, puérpo ‘corps’, bembrío ‘coing’ neben 
membrio, bulg. binbríu, bosn. Seséntus ‘600’, in lad. sávza ‘un arbre’ 
(Myrthe oder Weide? C 7) von sauce = salice, unvollkommen in 
bosn. mapór ‘vapeur’, übrigens ist dieser Vorgang wahrscheinlich 
in griechischem Munde anzunehmen, wenn die Form mir auch 
nicht bekannt ist, vgl. G. Meyer, Neugr. Studien 1V, S. 16 aus 
Kreta xaxoge, aus dem Peloponnes zauröpı neben gewöhnlichem 
Baröpı aus it. vapore mit umgedeutetem Auslaute, womit túrk, 
masizka neben pasteta aus it. pasteca verglichen werden kann 
(G. Meyer, Türk. St I, 81); entgegen altspan. cogecha, cojecha, das 
das g = ? aus Formen mit /y entnahm, steht koZéfa ‘collecte’, das 
sein Suffix doch kaum it. co/lelta verdankt, sondern wie frz. jeler 
zu erklären sein wird, wogegen umgekehrt neuspan. cosecha zeigt, 
dals in se lo = altspan. gelo = it. glielo lautliche Vorgänge walten. 


55. Die gegenteilige Erscheinung (Dissimilation) haben wir 
in /ivia aus lluvia, sie ist also älter als der Wandel von / zu y, 
wie Madrileño des Span. erklärt sich de/dnire statt *dedantre ‘devant’, 
pasénsia ‘patience’, sinsia ‘science’ (woher das Sprichwort C 1c 
pasénsia es pan y sénsia den Reim haben konnte), peli3ko, bosn. pelísko 
gegenüber span. pellizco ‘Zwicken’, portg. pelliscar ‘mit den Nägeln 
kneifen’ neben beliscar hat wie /ináze ‘famille’ seine Palatalis wegen 
des gleichartigen Konsonanten am Beginn der ursprünglich folgenden 
Silbe aufgegeben. So wurde peskuzdàr “demander comme un in- 
quisiteur um das 7 von fer vor s und nachher um das andere 
durch den Übertritt desselben an dieselbe Stelle oder vorher durch 
Dissimilationstrieb erleichtert. So erklärt sich /emblér ‘trembler’. 
Dann ist dingúno ‘aucun’ aus span. ningino zu nennen, bosn. aber 
ningrüuno, nino. Bosn. ¿umpir ‘Kartoffel’ ist aus serbokroat. krumpir 
(<< dtseb. Grundlirne) dissimiliert, viell. lemár ‘brûler’ aus cremare. 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 173 


Ein besonderer Fall von Dissimilation ist das aus ital. pillola ent- 
lehnte und unter gewaltsamer Anstrengung, ein a, wie es in sizil. 
pinnula (G. Meyer, Neugr. St. IV, S. 71) vorliegt, auszusprechen, 
analog mit span. pendula (B 44) zu bosn. pindula ‘Pille’ gewordene, 
span. pildora entsprechende Wort. Wahrscheinlich gehört hieher 
auch murál ‘mürier’ neben mora ‘mire’. 

Nachbarkonsonanten wurden dissimiliert in bosn. ayéi ‘Koch’, 
fem. ayéinfisa zu serbokr, ascija aus túrk. a? ‘cuisinier’, Yussuf, 6. 

Bosn. kandadéra ‘Gestell’ ist aus kanfarera dissimiliert, wie portg. 
cantareira ‘Platz, wohin man die Töpfe stellt’ zeigt, gehört also zu 
kdntharos. Schon it. ist fidelli — span. fideo, bosn. fidéus ‘Nudel’ 
zu filu. 


56. Abfall und Zutritt. 


Im Inlaut erscheint die Resonanz des r wie franz. in /resdro 
‘trésor’, (wofür auch yazné aus türk. yasine, vulg. yasné ‘trésor’, 
Yussuf, 405) und des Nasals in mundo ‘beaucoup’ (bosn. muco), gere- 
ndnsto, generdnsio ‘generation’ auch wegen -antia, lad. entrompesár 
“trébucher”, manda ‘tache’, wo das x älter ist als der Wandel von 
cl! zu nach Konsonanten, daneben lad. mdkula dass.; nach 
septimbre, novémbre, disiémbre wurde októmbre geformt, die Monats- 
namen (noch avril, agosto sind zu nennen) sind übrigens spät ein- 
gefúhrt, heute kennt sie das Bosn. noch nicht und verwendet die 
deutschen Benennungen, wáhrend frúher nur die hebráischen Be- 
zeichnungen üblich waren; bei bosn. kriandera == konst. kriadéra 
‘nourrice’ wirkte das Substantiv crianza ein, bei razindéra ‘bonne 
ménagère’ regente, lad. fonsádo ‘armée’ aus fossatum + fundus. 
Dagegen ronkár ‘ronfler’ mit altem 2. In lad. o#so ‘ours hat 
sich /ynx eingemischt, in arongár ‘jeter’ longus. Jenes Wort 
lautet pop. /ónso mit scheinbar angewachsenem Artikel infolge der- 
selben Vermischung. So steht gegenüber bosn. el ¿brík ‘Wasser- 
krug aus Kupfer’ = serbokroat. zörık ‘kupferne Waschkanne, Kaffee- 
kanne’ = bulg. u6pukb “aiguiére? konstatin. el Zörik ‘ampoule’, 
wofür bosn. fo zu griech. xovgos ‘leer’, bulg. Kypb ‘creux, vide’, 
wogegen das Wort für ‘kupfernes Waschbecken‘ bosn. el legen aus 
türk. /eyen ‘cuvette, bassin’, Yussuf, 656, stammt, wovon ibid. ‘yen 
brak “deux compagnons inseparables’ angeführt wird, dessen 26r2k 
eben obiges 2brik ist (Yussuf. 230, ‘aiguière’), welches selbst wieder 
auf ein arabisches Wort, modern e/-sbvig ‘pot à eau’, zurückgeht. 
Von diesem stammt albérka ‘piscine’, auch Span. so. Dagegen ist 
der Artikel scheinbar abgefallen in aurél ‘laurier’ infolge der Ein- 
mischung von aurum wie it. orbacca, vgl. M.-L., 1, $ 429, in azo 
‘lasso’ wegen aza aus ansa, da ‘Henkel’ und ‘Schlinge’ verwandte 
Begriffe sind. Eine ganze Silbe ist als scheinbar überflüssig ab- 
gefallen in prosiéla ‘tablier’ = ¿uxpocd¿la. Ebenso dndo ‘profond’, 
lad. /érmo ‘malade’ (wofür pop. yazino aus türk. Aazın ‘afflige’, 
Yussuf, 405 mit Umdeutung des Suffixes, verschieden von ma/yazino 
‘melanzana arrostita, condita con olio e aceto’) und wohl auch in 


174 J. SUBAK, 


travár ‘tirer’, dessen Ableitung von frabe zur Bedeutung schlecht 
paíst; ich sehe darin Rückbildung intra-habere (vgl. it. mentovare) 
entsprechend einem griechischen Verb toaf; dagegen ist auch 
gemeinspan. mordr ‘habiter, demeurer’, das bei Körting demorare 
zuliebe fehlt, schon lat. 


57. Ausgefallen ist ein Nasal in lad. presípio ‘commencement’, 
en pr. ‘au commencement’, presipidr ‘commencer’ durch Einmischung 
des Präfixes prae-, das so frühzeitig Einflufs nahm, dafs scheinbar 
ein Kompositum entstand, dessen Anlaut c, insbesondere durch 
die Einwirkung der Buchwörter mit hp = lat. c® i, erhalten blieb 
und nicht zur Media wurde. Andere Fälle von Präfixtausch sind 
iskondér, vgl. Bg, zstia, sieh ebdort, perkurdr statt procurare ‘tâcher'; 
solómbra ‘ombre’ aus subumbro ist an sol angelehnt (Körting 9211). 
Kein Präfixwechsel liegt vor in lad. enadyir ‘ajouter’ nicht zu ad- 
dere (Diez bei Körting 4803), wegen n im añadir des Span., 
sondern zu nada, madi, später nadie, wozu y oben stimmt, mit ¿n-. 
¿stazár ‘arrêter’ ‘interrompre’ zeigt Präfixtausch des entgegen Körting 
6642 volkstümlichen obstaculare. Hierher gehört wohl auch 
akonantár “prevenir” statt adelanlar. 


58. Andere Angleichungen und Veränderungen analogischer 
Art wären etwa zu erwähnen: m#skula ‘néfle’ ist natürlich nicht 
mespilus, sondern stammt aus dem Türkischen, zwar nicht aus 
dem heutigen musmula (G. Meyer, Stud. I, S. 33), sondern aus 
der ebendort angeführten griech. yovoxov2o» entsprechenden Form; 
für ‘éternuer’ sagt man sarnuddr, worin Anlehnung an sarna ‘teigne’ 
zu sehen natürlich ist, es kann aber auch eine andere Wirkung 
von seroso ‘wässerig’ ausgegangen sein; wäre sternuere ins Alt- 
spanische übernommen worden, so müfste es in den betonten 
Formen wie st‘dro (B 34) siérno lauten, woraus unbetont sern- und 
sarn- entstehen konnte, das dann die Ableitung zu beeinflussen im 
Stande war. Ausgeschlossen ist auch die Dissimilation von s/— 4 
zu s—/ nicht, vgl. sard. gosantine; ähnlich wird man sich auch 
den Bohnennamen g:rgué/o entstanden denken; von /rijol, das 
aus Amerika belegt wird, kommt man zu firjo/ und dort, wo jedes 
f- zu k- wird, zu ¿rgól oder mit Suffixtausch und Metathese des 
£ vom Beginn der zweiten Silbe an den der ersten zur obigen 
Form; ein weiteres Beispiel ist dann das dem konstantinop. intorndr 
‘entre-bäiller” entsprechende bosn. mantornár, wo sich mdno ‘Hand’ 
einmischte; bosn. Lucca scheint wegen seiner Bedeutung ‘Blase’ ein 
span. vejiga wiederzugeben, es wäre in slavischer Umgebung -ika 
durch -ifsa ersetzt und dieses wegen des Y von bus- (statt des in- 
folge des labialen Anlautes) zu -:ca assimiliert worden und hätte 
sich das vorangehende Y zu ¢ angeglichen; zu span. ducho ‘Kropf, 
Labmagen, Inneres der Brust‘ (= frz. bouche trotz des Genus?) 
ergibt sich kein Anknüpfungspunkt. Ferner ein Wort, das weit 
gewandert ist und die manigfaltigsten Veränderungen mitgemacht 
hat: dalmatica ‘kurzes Gewand ohne Ärmel’ wurde mit sarma- 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 175 


tica ‘sarmatisch’ wegen der geographischen Konfusion zusammen- 
geworfen, das Suffix wurde vertauscht, statt -atica entweder aria 
(frz. daumaire) oder -arica, das ein sarmarca ergab, daraus mit 
volksetymologischer Umdeutung konstantin. saltamdrka wie bulg. 
calTaMapka ‘pourpoint’, ‘espèce de veste descendant jusqu’à la 
ceinture”, türk. salta-marka ‘sorte de veste que portaient autrefois 
les matelots’ (Yussuf, 1016, G. Meyer, Türk. Stud. I, S. 84); weiter 
wurde daraus it. saltlimbarca ‘sorta di veste meschina’, daneben 
saliambarco ‘vestimento rústico da uomo’, santambarca dass., salla- 
martino ‘vestitino da bambino corto e stretto’, welche Sprache auch 
sanmisia Statt salmisia sagt, woraus sich die Verstümmelungen leicht 
erklären; vgl. noch span. saltambarca ‘hinten offener Bauernkittel”, 
portg. sallimbarco und kat. saltambarch “especie de capot”. Statt 
sallamdrka heiíst es provinziell (nicht in Konstantin.) surtúka aus 
frz. surtout. 

Auch andere Beispiele von Suffixtausch lassen sich antreffen: 
la muddnta ‘calecons’, wie gargánta ‘gorge’ = bosn. garón, wofür 
bosnisch salvár aus Salvar ‘pantalon très large? Yussuf, 152, wie 
konstant. sarazuél dass., zum Stamm vergleiche man mudadúra, 
‘linge de rechange’; ¿mpréstimo “emprunt”, préstimo “prét”, gegen- 
über span. préstamo von einem Verbum -im-, dessen :, wenn über- 
haupt, wohl nur vortonig gefallen wire. Bosn. brimuélo ‘ein Ge- 
back nach Art der Krapfen’ ist Anlehnung des auf frz. bergnel 
zurúckgehenden span. busuelo (mit -- für e+, wie túrk., neapol etc. 
munsi, musyú, aus frz. monsieur und Ersatz von -ef durch nationales 
-uelo) an span. drimbillada = span. mermelada ‘Quittenmus’ (‘Obst- 
mus? überhaupt, z. B. im frz. marmelade, daher m. de pommes). 

Bosn. paparóza in Anlehnung an rosa = konst. paparúna ‘pavot’ 
aus dem Neugriech. (G. Meyer, Neugr. Stud. IV, S. 68, zarapoüre). 
Liter. debózo “dessin” ist mit Prä- und Suffixtausch (letzteres nach 
oc’lu) aus span. «dibujo entlehnt, pop. desNo. 

Bosn. marmacén ‘Kater’ hat die Endung von serbokroat. macak 
dass. umgesetzt. Volksetymologische Umgestaltung ist andarlino 
‘chéri’, das auf englisch darling zurückgeht; diese letztere Be- 
hauptung findet eine Stütze in dem Umstande, dafs die Adrianopler 
Fassung des Liedes 3 das Wort nicht kennt, weil eben nur in 
Konstantinopel die Kenntnis des Englischen leicht verbreitet sein 
kann. Statt des lad. malvá ‘mauve’ steht pop. laz moléfias; schon 
lat. steht neben malache moloche und so noch neugriech. o2óya 
‘Malve’; davon erscheint nun eine /- Ableitung mit türkischer Wieder- 
gabe des y durch / in umgekehrter Sprechweise (vgl. B 17 flamur 
>< eylamur); bulg. moxoxa ist ‘Pelargonium’. 

An die Sippe von cancer ist sangréna ‘gangrene’ angelehnt. 

In sangriito ‘sanglot’, bosn. sanglito, wovon bosn. sanglutar 
“sangloter”, hat sich sangre ‘sang’, wovon sangrár ‘saigner’, sangria 
‘saignée’, ¿insangrentár “ensanglanter”, eingemischt. Den Fällen von 
-dnire hat sich delántre de ‘devant’ angeschlossen. Lad. seséña 
‘azymes’ = span. cenceña weist auf -eño statt -ero hin, da man es 


176 J. SUBAK, 


kaum von it. sincero ‘che non à mescolanze? wird trennen kónnen; 
das span. Wort zeigt Silbenassimilation, das judenspan. Dissimilation 
von sen — sen zu se-sen, die durch die Nasalierung, besonders vor 
s (vgl. das Latein.), erleichtert wurde, vgl. noch span. sencillo 
‘unvermischt’. Suffixtausch liegt noch vor in lad. inério ‘faon’, das 
wegen der sonst nicht bekannten Stammsilbe das gelehrte Suffix 
annehmen konnte; das Wort ist nichts anderes als eine Ableitung 
juniore, die mit Dissimilation junòriu darstellt, vor die Dissimi- 
lation fällt die altspan. Form enodio, die Anlautsilbe wurde zu ;:-, 
worúber M.-L., I, $ 361 handelt, der gerade das stamm- und be- 
deutungsverwandte frz. génisse mit seiner Sippe anfúhrt. Anlautend 
j vor í fiel spurlos, wie B 40 zu sehen. Das Wort scheint übrigens 
úberhaupt Junge zu bezeichnen, z. B. in C 7, IV, VIL 

Zu aequalitate muís ein Verb auf -icare gebildet worden 
sein, genauer auf -ificare, das seine Spur auch in pazizydso ‘pai- 
sible’ hinterlassen hat; so kam man zu gyatgyeddd eigentlich 
‘Gleichheit’, dann ‘Gleichförmigkeit’, darum lad. vaneddd 1 zual- 
Zueddd ‘chaos’, einer jener Ausdrücke (‘einförmiges Nichts’), wo 
das Romanische zwei beigeordnete Wörter vorzieht. In einem 
Lehnworte aus dem Französischen wurde der Anlaut abgeworfen, 
weil ex abgetrennt wurde: ex¿cuter “aufführen, deklamieren’ > lad. 
sekutdr (yo sekúto) ‘se rappeler” (bosn. disfr de kavésa “réciter'). 

Aus minutiae ‘Kleinigkeiten’ wurde romanisch ein Substantiv 
auf -éo < lat. idyu gebildet, das mit Präfixwechsel me- zu gewöhn- 
lichem de- unter dem Finflusse von divinu: ¿nmdevinár ‘deviner’, 
tndevino ‘devin’ wegen der Bedeutungsverwandtschaft lad. denuséo 
‘devinette’, auch überhaupt ‘mot sagace, plaisant, saillie” bedeutet. 
Nach zazi‘rno wurde inverdno ‘été’ statt zerano gebildet. 

Keiner Begründung bedarf lad. mamparár ‘protéger’, wovon 
mampdro “protection? ‘bouclier’, weil es sich um manu handelt. 
Zu span. cuartago ‘Reitpferd mittlerer Gròfse’, ‘Klepper’ gehört 
durch Anlehnung an das sonst verschwundene yegua aus equa und 
an quattuor lad. kuatrézua ‘monture’. 

Bosn. /ravadér ‘Heber’ (oppos. ¿mbúdu ‘Trichter’) erklärt sich 
als Ableitung einer Rückbildung /ravdr von fravazdr aus, über 
welches B 22, wenn nicht von fravdr ‘tirer’ auszugehen ist. 

Genau so wie im Franzós. durch Suffixtausch maguignon ent- 
stand, bildete man neben kaw.os ‘cheveux’ ıskavenddo, bosn. des- 
kaveñádo “nu-téte?. 

Wie Span. sovdko ‘aisselle’ mit Suffigierung statt Komponierung. 

Das auf it. coppietta zurückgehende bosn. kupéta ‘Lebzelt’ wurde 
durch Ersatz der im Span. nie vorkommenden Ableitung, als welche 
-¿ella aufgefafst wurde, durch das gewöhnliche -e/a gebildet. 

Nicht zu rézio (B 25) gehört lad. enresir ‘se fächer’, das mit 
Präfixtausch und vorheriger Dissimilation von nebentonigem o: 
zwischentonigem o zu 0:¢, wie it. curricciarsi und frz. coreziés (M.-L. 
I, $ 358) schliefslich mit Konjugationswechsel aus corruptiare ent- 
standen ist. 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 177 


Statt dsfa ‘jusque’ steht pop. vásta durch Vermengung mit 
dem jetzt seltenen de vista (ke) ‘aussitôt (que)”. 

In bosn. gingivris ‘gencive’ wird neugriechischer Einfluís zu 
sehen sein, »rtiwriiBpa neben Zubia u. s. w. (G. Meyer, Neugr. 
Stud. IV, 27); konst. heiíst gingivre ‘gingembre’. Die Anlautsilbe 
schien úberflússig und fúhrte durch ihren Abfall zu einem Simplex 
in kovrdr ‘toucher, retirer, encaisser’. 

Im Gegensatz zu span. fontanéla steht futanéla ‘abcès, fistule 
(artificielle)”, tiene la futanéla ‘il est degoütant’, bosn. noch funtanéla 
‘Eitereinschnitt’, infolge der Finmischung von griechischen Formen; 
da nämlich nf keine neugr. Verbindung ist, so wird sie in roma- 
nischen Entlehnungen wie altgriech. vr als nd oder ohne Nasal 
als / gesprochen; Reflexe von fontana und Ableitungen bei G. Meyer, 
Neugr. Stud. IV, 98; zum Schwund des » vor Tenuis vergleiche 
man ibid. yartooc, xovrtovuatoa, xovBérroa, navralovı, x0- 
vévtes, Toauovvrave, id. id, III xovfévta, vgl. turare (BB), 
potínes (B 34). 

Neben konstant, derenfena steht salonikk., bosn. merengéna 
‘aubergine’, m. prefa ‘schwarzer’, m. kuroláda ‘roter Paradiesapfel’; 
das Wort hat eine interessante Vergangenheit: Das arabische dadındyan 
ist türk. dadıngan (Yussuf, 66), wurde dort aber zu palligan (s. v. 
Yussuf, 941) umgestaltet, woraus bulg. patlazan natiaxanr, rum. 
pallagea (auch Tomate’), serbokroat. patlidían, wanderte nach 
Italien, wo es zu pefonciano und in Anlehnung an mela oder miele 
zu melonciano verändert wurde; auf einem Gebiete, wo né > ng 
herrscht, entstand die im Französischen entsprechende Form mé- 
longéne, dort wo ¢ > z möglich ist, das mit Suffixtausch im 
Italienischen erhaltene melanzana = logudor. melinzana, aber süd- 
sard. perdingianu = it. pelronciano (aus pelonciano + pietra); dagegen 
wurde die Form mit # mit Suffixtausch zur bosnischen und zum 
neuprov. meringano und daraus mit ¿- < m- (Dissimilation gegen 
die n wie dembrio: membrio) span. berengena und die konstant. Form; 
daraus mit der Vorsilbe a/- (arab. Artikel und Anlehnung an a/bus) 
und Suffixtausch frz. aubergine. 

Ein weiterer Suffixtausch liegt im portug. deringe/as vor, neben 
dem melongela steht. Volksetymologische Einflüsse sind auch in 
neapolitan. molignana (auch ‘lividezza, contusione’, molignanella auch 
‘brunettina, morettina’) vorauszusetzen. 

Aus it. puntapelto wurde in Anlehnung an die aus frz. -e/ ent- 
standene Ableitung -e/e (M.-L. II, $ 507) puntap‘te ‘boucle, broche’ 
(bosn. noch punfapcéco); als Feminin hat -e/a in ÿakéla ‘jaquette’ 
sapatéta “pantoufle* zu gelten, vgl. kapasıta ‘calotte’ = bosn. dáda; 
zum Primitiv vgl. it. capassone ‘zuccone’, zur Begriffssphare ¿¿ketón 
‘soufflet’ == bosn. samdr (türk. Samar ‘soufflet’, Yussuf, 152), bufelôn 
‘gourmande’. 

Vorromanisch scheint das nicht erhaltene Grundwort von 
contaminare vorhanden gewesen und in fámo lad. ‘ivraie’ erhalten 
zu sein; frz. enfamer wäre also ‘stückeln’, span. famo bedeutet 

Zeitschr. f. rom. Phil. XXX. 12 


178 J. SUBAK, 


allerhand kleinen Schmutz u. dgl Lat attaminare ist eine spáte 
Bildung, in der ad- zur Bedeutung „berühren“ leicht führte. 

Weite Wanderungen hat samára ‘peau, pelisse’ gemacht: 
Vom Eigennamen Schomberg stammt nicht nur eine span. Hut- 
bezeichnung (vgl. Panama, Rembrandt), sondern auch span chom- 
berga ‘weiter Überrock mit Vorstoss und Ärmeln von anderer Farbe’, 
das nach Neapel wanderte; dort wurde mi > mm und rg > n, 
dagegen der Umiaut nach dem Deutschen bewahrt oder wieder- 
hergestellt: fammérya ‘giubba’; ¿rya ist auch ein gelehrtes Suffix, 
dem volkstümlich -¿ra -dra entspricht, ubd dieses letzte wurde an 
die Stelle des fremden gesetzt; dieses Suffix wurde nun mit Doppel- 
Liquida übernommen wie it fanciullo, citrúllo (M-L., It. Gr. p. 40), 
vgl. noch camorra und daher stammen die bei Kórting 3200 zu- 
sammengestellten Formen, von denen wohl keine einer ideologischen 
oder phonetischen Begründung bedarf, in it amerra hat sich 
zibellino eingemischt, span. za- kann ein prov. sa- in einer cecear- 
Gegend oder ¢a- sein. 

Bosn. karapáta *Filzlaus” ist Angleichung von span. garrapata 
an türk fara ‘schwarz’. In Konstant *Knoppern”. 

Nicht mercatarius liegt in meriad:r ‘commercant’ vor (Kör- 
ting 6101), sondern mercatore mit dem Vokal von -arius. 

Fine sehr weitgehende voiksetymo!ogische Umgestaltung liegt 
vor in der Phrase is/d parádo ı tangenti ‘il reste lá, bouche béante”; 
parád: heiíst schon ‘staunend’ und Zangenti ist eine an it. tangente 
ange:ebnte falsche türkische Bildung vom veralteten /4 ‘étonne- 
mont’, Yussuf, 1113. 

Eine weite Wanderung hat ezránía ‘grain du chapelet” — 
bosn. fediru, aiso eigertlich ‘Stick’ gemacht; die Ableitungen haben 
wegen der Vortonigkeit die Methathese des r in yranda!:ro aus 
ganiraz:ro u.s.w. leicht eintreten lassen können; ursprüngliches 
7ónira stammt wegen der Wiedergabe von 4 durch ad aus dem 
Neu- oder Mittelgriechischen, welches seinerseits sein 7 dem 
Slawischen, vornehmlich dem Bulgarischen verdankt, weiches damit 
ein ihm fehlendes deutsches 4 wiedergab, wie es in Hader, ahd. 
hudara vorlag, auf das auch tschechisch Aadr ‘Fetzen, Lappen, 
Lumpen” samt Ableitungen zurückgeht. 

Lad. anakoia ‘perle’ ist mit Suffirwechsel, Prafixtausch und 
Metaplasma des Substantivs sso capia. 


, C. Texte. 
I. Sprichwörter. 


a) Za vieta kére mas bivir para mas ter i oyír (‘La vieille aime la 
vie, mais plus encore les nouvelles’). 

b) Diso la sartén a la kaldéra: Váte, bilo préto. („Ein Esel schilt 
den andern Langobr.*) 


c) Pasénsia es pan i sense. („Gedald bringt Rosen.) 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 179 


d) Zödos sdven kusir samáras, ma los pelos ?mbardsan. (,, Hic Rhodus, 
hic salta.‘‘) 

e) Dednde es ésta istta? De éste mal marédo. (,,Der Apfel fällt nicht 
weit vom Stamme.“) 

f) El sapatéro yéva el sapdto róto. (‘Les cordonniers sont toujours les 
plus mal chaussés.”) ‘ 

E) El lóvo i la ovéta tódoz en una konséza. („Die ganze Gesellschaft 
[von disparaten Elementen] ist beisammen.“) 

h) Ken tiéne teiddo de vidro, non ece piédr a su visino. („Wer Butter 
auf dem Kopfe hat, gehe nicht an die Sonne.“) 

i) Ken tiéne kavdyo en el agir, kamin’ a pie. 

k) Pdra mi pendón no dì mandón, („Wer herrschen will, mufs dienen 
lernen.‘‘) m 

1) Bosn. Ken se pik'a, dios kome. (Vgl. h). 

m) Mal de múncos Ronsuélo. (, Geteiltes Leid ist halbes Leid.‘) 

n) Maldisión sin razón — para su patrón, (, Ungerechter Vorwurf 
fällt auf den Tadler zuriick.‘) 

o) Ningúno sáve lo ke ci en la óya mas ke la kucdra ke la menda. 
(„Die Beteiligten wissen am besten, wie es steht.‘) 


p) Tres kösas son négras: 
r ino agradesér, 
sperdr i no vintr, 
ecdr i no durmir. 


2. 
Tuz ólos ke me miran 
Ensiénden mi amór, 
Tu amistád atíra 
A ti, mi 'rmóza flor. 
A ti dévo mi vida, 
Ermóza sin ?zyäl. 
Amóstrame salída 
D’ éste grande mal. 


3. 
El ref ke münlo madrúza 
Ande la Féfna se iva | : bis : | 
Topó a la réina en kavéos 
En kavéos destrensádos | : bis: | 
Kon un espézo en su máno 
Mirándose su ermozúra, 
Dándo loóres a el Álto 
Ke tan lúzia la kriádo. 
El reí por burlár kon éya 
El ládo le a apretádo. 
» Está te, está te, andarlino, 
Tu mi primér namorádo. 
Doz iZikos tüyos téngo 
I doz del rei, ke son kyátro. 
12* 


tto J. SURAK, 


Los túyos kómen en méza 
I loz del rei apartádo. 
Loz del reí visten de séda 
I los túyos sirma i pérla. 
Loz del rei súven en mila 
I los túyos a kaváyo. 

Loz del rei van a la géra 
I los tüyos al paläsio.“ 
Eya ke bólta la kára, 

El rei se ve a su lido. 

» Perdón, perdón, sifiór rei, 
Ke eshuéño me a sonädo.“ 
ss Perdón, perdón, vos, la réina, 
Kon un yardán kolorädo.“ 


4 
I fué kómo vino Yoséf a suz erminos i iziéron dezmudir a su tónga, 


a tónga de listas ke sóvre el. I tomäronlo i edáronlo a el pézo i el pózo 
vazlo, non en el 4gyas. I asentäron por komer pan i alsáron suz dios i 
viéron i ek karavána de móros vinién de Gilád i suz gaméos kargádos de 
sera i triáka i almastiga! andántes por desendér a Mitsráyim.? I dido Yéudá 
a suz ermános: , ¿Ke provééo, ke matémos a muéstro ermáno i kuvrämos a su 
sángre? Andád i lo venderémos a los méros i muéstra mino non sea en el, 
ke muéstro ermáno, muéstra kame el;‘ i oyéron suz ermános. Y pasáron 
varónes Midyanim merkadéres, i sontraéron i alsáron a Yoséf de el pózo i 
vendiéron a Yoséf a los móros por vente pézoz de plata i trudéron a Yoséf 
a Mitsráyim.2 I tornó Réubén a el pózo i ek non Yoséf en el pózo i rompió? 
sus páños. I tornése a suz ermänos i digo: „El niño non el; ci yo adó yo 
vinién?* I tomáron la tónga de Yoséf i degoyáron kavrito de kávras i en- 
tifiéron a la tönga en la sangre. I kuliyäron la tónga de las listas i trußeron 
a su pádre i diâéron: Esta ayimos; konóse agóra si tónga de tu ito éya, si 
non.“ I konosiéla i digo: „Tönga de mi iZo, béstia mála lo komió; are- 
vatár fué arevatádo Yosdf.“ I rompió Yaakév sus páños i púzo sáko en sus 
lömbos i alemuñóse sévre su izo días münlos. I alevantáron tódos suz iZos 
i tódas suz iZas por konortárlo i non kiZo por konortirse i dído: „ke desen- 
deré por mi izo lemuñózo a fuésa,“ i yoró a el su padre. I los Midyanim 
vendiéron a el a Mitsráyim? a Putifár, sinklávo de Paró, mayorál de loz 
degoyadóres. 


5. Psalm 1. 


Bién aventurädo el varón ke non andúvo en konsézo de málos i en 
karéra de pekadóres non se paró i en asiénto de eskarnesedóres non se asentó. 
Ke salvo en lei de Adondi su veluntäd i en su le? mélda de día i de ndce. 
I será kómo árvol plantádo sóvre pilagos de äzyas ke su frúto da en su Ora 
i su ÓZa non kaerá i todo lo ke ará prosperará. Non änsi los málos ke sálvo 
kómo el támo, ke lo empúña viénto; por tánto no se alevántan málos en el 
goisio i pekadóres en kompáña de gustos. Ke savién Adonäl la karéra de 
gastos, i karéra de malos se depiedrerá. 


1 Korrigiert: alvedta. 2 Korr. Ayifto. u raszó. 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 181 


6. Psalm 104. 


Bendize, mit Alma, a Adoná1; Adonäl, mi Did, t’engrandesistes múncCo, 
loór i ermozüra vistístes. Embolvién lus kómo el páño, tendién siélos kómo 
la téla. El enkonträn en laz äyzuas sus suvidas,! el puzién núves su kavalka- 
dura, el andán sóvre álaz de viénto. Azién suz ängelez (= mesaZéroz) viéntos, 
sus servisiáles fuégo flamadeán. Asimentó tiéra sovre sus fondamientos,? non 
se resfülga pira siémpre i siémpre. Abizmo kómo el vistido lo kuvió, sôvre 
móntes se páran âuzuas. De tu estúlto se fufen, de bos de tu truéno se 
eskónden.3 Súven montes, desiénden váyes; a luzyár este asimentástez a éyos. 
Vayädo puzistes, non lo pásen, non tórnen por kuvrir a la tiéra. El embián 
hyéntez en loz aróyos; éntre montáñas se ándan. Abévran tóda alimáña de 
kámpo; kévran zévros sus sed. Sóvre éyos, áve de los siélos morará (= po- 
zara). De entre ramos darám bos. Abevrän móntes de suz altúras; de frúto 
de tuz &las se arta la tiéra. Azién ermoyesér yérva para la kyatropéa i yerva 
para el servisio de el 6mbre, por sakä: pan de la tiéra. I vino alégra kora- 
són de el ómbre por alegrár (= arelumbrár) fáses mas ke* azéite; i pan ko- 
rasón de ombre asúfre. Se artarán arvoléz de Adon&i, alárzez del Levanón 
ke plantó. Ke ai pädaros anidéan, la siznéña en las kaveséras5 su käza, 
Móntes loz ältos a® laz dgilas,? péñas kuvrimiénto pára los konitos. Îzo lina 
para los plázos, sol konosió su enträda. Puzo eskuridäd i byé node, en el 
yermeän tóda alimáña de Sira. Los kadioz gimiéntes por arevatadúra i por 
buskár del Dió sus komida. Esklarése el sol: se apáñan; i a suz morádas 
yäzen. Säle el ómbre a su Óvrai a su lavóro Asta la tádre. Kyänto se en- 
grandesiéron tuz étas, Adoná1! Tódaz éyas kon sénsia izites; se indó la 
tiéra de tus kömpridas,® éste el mar gránde i ánto de mános,? ai yérme i 
non kyénta, alimáñas Cíkas kon grándes. Ai navíos se andan, Liviatán éste 
ke kriástes por burlär kon el. Tódoz éyos a ti esperarán por dar sus komida 
en su Óra. Daráz a éyos: akozerán; avrirás tu máno: se artarán de bién, 
Enkuvrirás tus fáses, se atürvan, engyädies suz viénto, se táZan!% i a sus pólvo 
tornan. Mándas tu viénto, se krían, i renóvas fáses de la tiéra. Séa 3nra 
de Adonä? pára siémpre, se alégre Adonai kon suz étas, El katán a la 
tiéra i retémbla; t6ka en loz móntes i aúman. Kantaré Adonà? en miz vidas, 
asalmearé a mi Dió en mi seér, se savrozeará sévre el mi ávla, yo me ale- 
graré kon Adonai. Se atémen pekadórez de la tiéra i máloz aún non éyos. 
Bendize, mi alma, a Adoná?. Alaväd a Adonáf. 


7. Das Hohe Lied. 


Kantaf de los kantáres, ke a Selomó. 


Kap. I. Bezástezme de bézoz de su bóka, ke miZöres tus kerénsias 
mas ke vino. A zuézmo de tuz azéitez byénos, azéite fué vaziädo tu fáma, 
portánto mansévas te amäron. Sonträeme detráz de ti. Korerémos; trüëome 


1 Korrigiert zu #amaréias. 2 asténtos. 3 apresurdron. 

4 mas Re korrigiert zu Zo». 5 los pinos. °6 para. 

T laz dgilas ist durch ein der Erinnerung entschliipftes Wort zu er- 
setzen. 

8 kridnsas. 9 lugudres. 10 frénsen. 


J. SUBAK, 


as, agozár moz émos i alegrär moz émos kon ti enmen- 
is mas ke vino, dereledádes te amáron. Négra yo i do- 
udaláyim, kómo tiéndaz de Kedár, kómo télaz de Selomó. 
en mi, ke yo denegrida, ke me desfetiló el sol. Í%oz de 
ı en mi. Puziéronme zuadradéra a laz viñas, la viña ke 
Denúnsia a mi a el ke amó mi álma. Komo paserás, 
as siéstas? Ke porké seré kómo embpelta sóvre reváñoz 

Si no sávez a ti, la ermóza en laz muZéres? Sal a ti 
ovéza i ve a tus kavritos, sóvre morádaz de los pastôres. 
knatréznaz de Paró te asemeZi, mi kompañéra. Se ermo- 
kon laz añórkas, tu servis kon las Särpas. Añórkaz de 
on pintüriaz de la pláta. Asta k’el ref en su reskóvdo, 
zuezmo. Atadéro de l’almiskle, mi kerido a mi éntre mis 
‘imo de l'alkänfor, mi kerido a mi, entre laz vifiaz de 
Öza mi kompañéra, ek tu ermóza, tuz 6Zos kómo de pa- 
rmózo, mi kerído, tam(b)ién savrózo, tamıb)ien myéstro 
érgaz de mpuéstra káza, alärzes. Muéstros koredöres, 

















































alyavika de la yanúra, róza de loz váyes. Kémo la 
os, änsi mi kompañéra éntre laz znéñas. Kómo el mansáno 
‘a, Ansi mi kerido éntre loz mansévos. En su solómbra 
I su frúto dúlse pára mi paladár. Trúdome a káza del 
sóvre mi, amór. Asufridme kon laz ridómas, esforsädme 
ce férma de amór yo. Su esiédra de bäßo de mi kavésa i 
sire. Akongúro a voz, gzuéfias de Yerußaläyim, en los 
az del kámpo. Si despertádeá o si ar&deZ despertár a el 
nte. Boz de mi kerido, ek éste vinién, saltán sóvre loz 
e las knéstas. Aseméza mi kerido a kérso o a inório de 
e parádo detráz de muéstra paréd, miràn de laz ventánas, 
ákos, Respondió mi kerido i dido a mi: Alevánta a ti, 
rmöza, i ánda a ti. Ke ek el inviérno pasó, la livia pasó, 
16yos aparesiéron en la tiéra, dra del sembrádo ayegó. I 
oyido en myéstra tiéra. La izéra espuntó suz igos. I 
diéron zuézmo. Alevänta a ti, mi kompañéra, mi ermóza, 
alómba en iskisios® de la peña, en kuvicrta del cskalôn. 
ta, äzme oyir a tu bos, ke tu bos savróza i tu vista 
a nos rapózos, rapózos pekéños dañántez viñas i myéstra 
kerido a mi i yo a el, el pasién en laz rózas. Asta ke 
in las solómbras, arodéa, aseméZa a ti, mi kerido, a kórso 
érvos sovre móntez de Batér. 


ivre mi yaziza en laz néées, bußki a el ke amó mi alma 
pi. Alevantár me € agóra i arodearé por la sivdád, por 
pläsas, buskaré, A el ke amó mi álma lo bußki i non lo 
zuadradöres loz arodeántes por la sivdád. A el ke amó 
Kémo poko ke pasi de éyos, ásta ke ayi a el ke amó mi 
yn lo afloki, Asta ke lo trüße a káza de mi mádre i a 


1 Korrigiert aseñán. 3 Korrigiert resikisios. 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 183 


kämara de mi agnélo. Akongúro a voz, zyéfiaz de Yerufaliyim, en los fün- 
sádos o en siérvoz del kámpo, si despertädeß o si arédeë despertár a el amór 
ásta ke envelúnte. Ken ésta, suvién del diziérto? Kómo atamarález de úmo, 
saumän almiskle i fnsénsio, mas ke tódo pólvo de espesiéro. Ek su káma 
ke a Selomó. Sesénta baragánes deredór a éya, de baragánez de Yisraél. 
Tódoz éyos travádoz de espáda, ambezádoz de géra!, káda tno su espäda 
sóvre su ánka, de pavór en laz nôèes. Tálamo izo a el el réf Selomó de 
léñoz del Levanón. Sus piláres izo de pláta, su espandedúra de óro, su 
kavayadúra de argazuán, adriénto de el abrasádo de amór de znéñaz de 
Yerusaläyim. Salid i veéd, zuéñas de Sión, kon? el ref Selomó kon la koróna 
ke enkoronó a el su mádre en día de su noviedäd i en dia de alegría de su 
korasón. 


Kap. IV. Ek tu ermóza, mi kompañéra, tu ermóza, tuz 6fos kómo de 
palombinos, de parte de tu sién. Tus kavéos kómo reváño de laz oveZas, ke 
traskilan de parte? de Gilád. Tuz diéntes kómo reváño de laz ovékas (?) ke 
súven del lavadór, ke tódoz éyos prenizmos i dezeËäda non en éyos. Kómo 
ilo de grána tuz lávioz i tu palávra savróza, kómo pedáso de agranáda tu sién 
depárte de tu krénéa. Kómo tóre de David tu servis, frazuädo a alménas, 
mil el eskúdo enkolgádo sóvre el, tódos podestadórez de loz baragánes. Dos 
tus péêos kómo doz inórios prenizmoz de kórsa, los pasiéntes en laz rózas; 
asta ke asóple el sol i füîgan las solómbras, ánda a mi a monte del almískle 
i a kpésta del ensénsio. Tu entéra ermóza mi kompañéra i mákula non en 
ti. Kon mi del Levanón, névia. Kon mi del Levanón vendrás, katarás de 
kaveséra de Amaná, de kaveséra de Senir i Xermón, de morádaz de leónes, 
de móntez de añámares. Deskorasonástezme, mi ermána nóvia; deskoraso- 
nästezme kon tino de tuz óZos, kon tina Bárpa de tuz gargántas, Kyänto se 
ermozeäron tus kerénsias, mi ermäna névia, kyänto se abonizydron tus 
kerénsias mas ke vino i zyézmo de tuz diéntes mas ke tódaz espésias. Panäl 
goteán tuz lávios, nóvia. Miél i léée debáso de tu alznénga i zuézmo de 
tuz lávios* kómo zuézmo del Levanén. dguérto serádo, mi ermána nóvia, 
zuérto5 serádo, huénte siáda. Tuz Aldaz vergél de granádas kon frúto de 
mizorias: alkanfores kon almiskles. Almiskle i asafrán, kanéla i kinamôn, kon 
tódoz árvolez de ensénsio, almiskle i sándalos, kon tódas kaveséraz de espésias. 
Il'uénte de znértos, pózo de azuazmanäntes i estel’äntez del Levanén. 
Espiérta safón i ven a temán; asópla, mi guérto, cstél'en suz espésias, vénga 
mi kerido a su guérto i kóma frúto de suz miZorias. 


Kap. V. Vine a mi zuerto, mi ermäna nóvia, amostri® mi almiskle 
kon mi espésia, komi mi gára? kon mi miél, bevi mi vino kon mi léte. 
Koméd, kompañéros, bevéd i emboraëädvos, keridos. Yo durmiéndo i mi 
korasén despiérto. Boz de mi kerido batayán. Avre a mi, mi ermäna, mi 
kompañéra, mi palömba, mi prenizma, ke mi kavésa se inéé de rosio; miz 
vedizas gótaz de nöle. Ezdubli a mi tónga; komo la visteré? La vi a mis 
piés, komo loz embatakaré? Mi kerído tendió su mino del buráko i miz 
estentinas ruZéron sóvre el. Me alevanti8 yo por avrir a mi kerido i miz 


1 Korrigiert peléa. 2 Korrigiert en. 8 Korrigiert monte. 
4 Korrigiert Pdños. 5 Korrigieit monte. 8 Korrigiert akozi, 
? Korrigiert fruto. 8 Alevantime. 


184 J. SUBAK, 


mánoz goteáron almiskle i miz dédos almiskle pasán sóvre résaz del kadenádo. 
Avri yo a mi kerido i mi kerido arodeó, pasó; mi álma salió en su avlár, lo 
buëki i non lo topi, lo yami i non me respondió. Ayáronme loz zyadradóres 
loz arodeántes por la sivdád, iriéronme, pesilgáronme, alsáron a mi mánto de 
sóvre mi, zuadräntez las sérkas. Akongüro a vos, 3uéfiaz de Yerudaláyim, si 
ayarédes a mi kerido, ke denfinsiaréde a el? Ke férma de amór yo. Kyánto 
tu kerido, mas ke kerido, la ermóza en laz muZéres kyänto tu kerido, mas 
ke kerido, ke Ansí moz akonguró. Mi kerido blänko i kolorádo, apendoneádo 
de milária. Su kavésa kómo pedáso de ofáz, suz vediZaz montónes, prétas 
kómo el kyérvo. Suz óZos komo de palombinos sóvre pilagóz de azya, 
lavádos kon lé%e, estántes sóvre indimiénto. Sus keSadas kómo tarláz de la 
espésia, infimiénto. Sus kesádas kómo tarláz de la espésia, infidoz de espésias; 
suz lávioz rózas, goteántez almískle pasán; suz mánoz imbuéltaz de óro, in- 
didas kon el Tarëië, sus keñádas komo pedáso de marfil, yéna de zafires; suz 
ánkas pilárez de lino asimentádos sóvre almidrézez de ofáz; su vista kómo el 
Levanón, eskokido kómo loz alárzes. Su paladár dolsúra i tódo el kovdisias. 
Este mi kerido i éste mi kompañéro, zuéñas de Yerußaläyim. 


Kap. VI. Adó andúvo tu kerido, la ermóza en laz muZéres? Adó 
kató tu kerido i lo buSkarémos kon ti. Mi kerido desendió a su zyerto a 
tarláz de laz espésias por pasér en loz zyértos i por koZér rózas. Yo a mi 
kerido i mi kerido a mi el pasién en laz rózas. Ermóza tu mi kompañéra 
kómo Tirtsá, donóza kómo Yerudaláyim, pavoróza kómo laz apendoneádas. 
Abélta tuz 6%0s de kyéntra mi, ke éyoz me mayorgáron. Tu kavéo kómo 
reváño de laz ovékas ke traskilan de mónte de Gilád. Tuz diéntes kómo 
reváño de laz ovézas ke súven del lavadór, ke tódaz! éyas! prenízmas! i 
dezeläda non en éyas!. Kömo pedáso de agranáda tu krenla de parte de 
tu sién, Sesénta éyaz réînas i olenta dönzeas i mósas sin kyénta. Una éya 
mi palómba, mi prenizma, tina éya, pira su madre, klära éya pära la ke la 
parió; viéronla 3uéfias i abienaventureáronla, réinaz i dónzéas, i alaváronla. 
Ken ésta la katán kómo mañána, ermóza kómo la lúna, klára kómo el sol, 
pavoróza kómo laz apendoneádas? A zuérta del muéz desendi por ver en 
zàvzaz de l'aróyo, por ver si espuntó la vid, espuntáron laz agranádas. No 
súpe, mi álma me púzo; kyatrézyaz de mi pyévlo Sarif. 

Kap. VIL Tórna, tórna, la kumplida, tórna, tórna i verémoz en ti. 
Ke veréz en la kumplida kómo katavlénaz de loz reales? Kyänto se ermo- 
zeáron tus patádas kon los sapátos, kompáña de Barif! Redondez de tuz 
ánkas kómo abérkaz étaz de mánoz de maéstro. Tu ombligo redondéz de la 
luna, non se menzye la templasión. Tu viéntre kómo montón de trigoz 
avayadeäda kon laz rózas. Dos tus pétos kómo doz inórios prenizmoz de 
kórsa. Tu servis kómo tore de marfil, tuz o%oz albérkaz de Xezbón, sôvre 
puérta de Bap-Rabim, tu naris kómo tore del Levañón atalayán fäsez de 
Damásek. Tu kavésa sóvre ti kómo el Karmél i vediza de tu kavésa kòmo 
el argazuán, rei enkadenádo kon kadénas. Kyanto te ermozeástez i knanto 
te savrozeástes, amór, kon loz visios! Ésta tu altúra aseméza a el datilar i 
tus pétos kómo razimos. Dife: Suviré en el datilär, travaré en suz rámas i 
séan agóra tus pétos kómo razimoz de la vid i zu&zmo de tu naris kómo laz 


1 Korrigiert in -os. 


ZUM JUDENSPANISCHEN. 185 


mänsänas. I tu paladär kómo vino el byéno andán a mi kerído, a suz dere- 
Cúras avlân lávioz de viézos. Yo a mi kerído i sóvre mi su dezéo; anda, 
mi kerido, saldrémoz al kámpo, durmirémoz entre laz vifias. Madruzarémoz 
en laz viñas, verémos si enfloresió la vid, espuntó el simiénto, espuntáron laz 
agranádas; ai daré a mi kerido, a ti. Loz madruzóloz diéron zgyézmo i sôvre 
muéstras pyértas todaz miZorias myévos tam(b)ién vieZos, mi kerido, zyadri a ti. 


Kap. VIII. Ken te diére kómo ermáno a mi, mamán pétoz de mi 
mádre, ayár te ía por la káe, bezár te ía, tamién non menos presiarian a mi. 
Giár te fa, traér te fa a káza de mi mádre, ambezár me ías, abevrár te ía de 
vino de la templasión, de mósto de mi agranida. Su esiédra de baño de mi 
kavésa i su deréía me abrasáre. Akongúro a voz, zuéñaz de Yerußaläyim, 
ke despertádes i ke ar&deZ despertár a el amor ästa ke envelúnte. Ken ésta 
la suvién del diziérto, afalagánse sévre su kerído? Debago del mansáno te 
desperti, af se adolorió tu madre, ai se adolorió la ke te parió. Pónme kómo 
el sio sóvre tu korasón, kómo el sio sôvre tu bräso, ke fyérte kómo la myérte 
amór, fuérte kómo fyésa! sélo, suz brázaz brázaz de lipégo de flámaz de 
Adonàî. Aypzyaz münëaz nom pyéden por amatár a el amór i rioz non la 
aravdónan; si diére varón a tódo avér de su káza por el amór, menospresiár 
lo menospresiarían a el. Ermäna a nos pekéña i pétoz non a éya. Ke 
arémoz a myéstra ermána en el día ke será avlido en éya? Si sérka éya, 
frazgarémos sóvre ¿ya paréd de plata i si pyérta éya, travarémos sôvre éya 
puerta® de alárze. Yo sérka; i mis pétos kómo tores; estónses hui en suz 
ólos kómo ayán pas. Víña Hué a Selomó en Baál Amón; dió a la viña a 
los plantadóres, kádaúno traía kon su frúto mil pézoz de pláta. Mi viña a 
mi delántre de mi, el mil a ti, Selomó, i doziéntoz a los plantántez a su 
frúto. La están en laz guértas, kompañéros, eskuëântes a tu bos, azme oyir. 
Full, mi kerido, i aseméza a ti al kórso o a inório de los siérvos sovre 
mónte de laz espésias. 


1 Korrigiert azuéya. 3 tdvla. 


JUL. SuBak. 


Die Bedeutung Galliens für die römische Literatur.' 


fm hannibalischen Kriege wurden die Rómer durch die Not- 
wendigkeit, die Operationsbasis der Punier zu zerstóren, um den 
furchtbarsten ¡mer Gegner aus Italien zu vertreiben, nach Spanien 
geführt, und nachdem sie einmal das Land erobert hatten, haben 
sie sehr bald in Spanien festen Fuís gefafst. Besonders der Süden 
war der römischen Zivilisation früh zugänglich, wenn auch die 
völlige Unterwerfung der Halbinsel sich fast noch zwei Jahrhunderte 
lang hinzog. Wesentlich später als sie sich in Spanien festsetzten, 
haben die Römer sich angeschickt, durch die Einverleibung Süd- 
galliens eine territoriale Verbindung zwischen Italien und Spanien 
herzustellen. Das Bedürfnis dazu mochte nicht so dringend ge- 
wesen sein, da sie die Herren des Meeres waren und einen natür- 
lichen Pundesgenossen fanden an der reichen und mächtigen 
Griechenstadt Massalia, die politisch einen grofsen Teil Südgalliens 
beherrschte, namentlich die Rhönemündung, während in kultureller 
Beziehung ihr Einflufs weit darüber hinaus sich erstreckte. Lehrt 
uns doch noch die heute übliche Orthographie, dafs die Namen 
des Rheins und des Rhóne den Römern und von ihnen aus auch 
uns durch die Griechen von Massalia vermittelt sind. So sind 
denn auch dic ersten kriegerischen Unternehmungen der Römer 
In jenem Lande durch die Rücksicht auf die griechischen Bundes- 
genossen bestimmt: im Jahre 154 v. Chr. zieht der Konsul Q. 
Opimius den Massalioten gegen die Ligurer zu Hilfe, im Interesse 
der Massalioten findet auch der Zug des Q. Fabius Maximus im 
Jahre tot v. Chr, statt, der nach einem glänzenden Siege über die 
Allobroger und Arverner zur Begründung der römischen Herrschaft 
in Südgallien führte. Wenige Jahre später wird die Kolonie Narbo 
Martius (Narbonne) gegründet, die Hauptstadt der prozincia Nar- 
hemensie, deren Gebiet im wesentlichen den westlichen Teil Süd- 
gallions umfalste, während im Osten das Gebiet Massalias zunächst 
ungeschmälert blieb, Nur vorübergehend wurde der Bestand der 
Vrovinz durch die Cimbern- und Teutonenstürme gefährdet. Nach 
der militärischen Eroberung des gesamten Galliens durch Caesar 


Y Die tolpende Darstellung beansprucht nicht, die in Betracht kommenden 
Fragen au erleitigen, sondern will nur einen orientierenden Überblick geben. 
Nie ist unalbàngip und verschieden von dem später erschienenen Buche von 
Roger, oo emeqgerment des ceitees welsstyans S'Amewe à Aicuine (Paris 
ys) 


DIE BEDEUTUNG GALLIENS FÚR DIE RÓMISCHE LITERATUR. 187 


bringt der Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius im Süden 
eine wesentliche Veränderung des Besitzstandes mit sich. Massalia 
hatte sich, seinen Traditionen getreu, auf die Seite der legitimen 
Republik gestellt Diese Parteinahme gegen Caesar kostete den 
Massalioten den gròfsten Teil ihres Gebietes. Der Sieger sicherte 
das Gewonnene durch Anlage von drei grofsen Kolonien, aus denen 
sehr bald blühende Städte sich entwickelten: Arelate (Arles), Arausio 
(Orange), Forum lulii (Fréjus). In der .alten provincia Narbonensis 
wurde Baeterrae (Bézier) neubegründet, Narbo verstärkt Auch 
sonst bereitete Caesar durch Anlegung von Kolonien und Ver- 
leihung latinischen Rechts die Romanisierung des Landes vor, sein 
Erbe Augustus setzte das Werk seines Vaters fort, um im ersten 
Jahrhundert der Kaiserzeit ist die Durchdringung Súdgalliens mit 
der griechisch-rómischen Kultur soweit fortgeschritten, dafs ein 
Kenner der Verháltnisse, der áltere Plinius, um den hohen Grad 
der Entwicklung zu bezeichnen, die Narbonensis vóllig mit Italien 
gleichstellen konnte. ÂVarbonensis provincia sagt er,! ... agrorum 
cultu, virorum morumque dignalione, ampliludine opum nulli pro- 
vinciarum postferenda breviterque Italia verius quam provincia. Wir 
kónnen die fortschreitende Romanisierung des Landes an der Ab- 
nahme der griechischen und der Zunnahme der lateinischen In- 
schriften abmessen. Von besonderem Interesse ist es aufserdem, dafs 
die Kelten der von Caesar eroberten Landesteile sich in keltischen 
Inschriften durchgehends des lateinischen Alphabets bedienen.? 
Die Zentren der rómischen Kultur waren naturgemäfs die 
grofsen Städte, in denen schon der Apparat der Verwaltung die 
Ausbreitung rómischen Wesens begünstigte. Besonders Lugudunum 
(Lyon), eine von Haus aus rómische Siedelung, ragte in dieser 
Beziehung hervor. Hier hatten die den gallischen Provinzen ge- 
meinsamen Institutionen ihren Sitz, hier residierten die kaiserlichen 
Prinzen, die in Verwaltungsangelegenheiten nach Gallien kamen, 
hier schuf Drusus im Jahre 12 v. Chr. einen Kultmittelpunkt fúr 
ganz Gallien in der ara Augusti. In Lugudunum veranstaltete 
auch der Kaiser Caligula Spiele, die er durch seine Gegenwart 
beehrte. Bei dieser Gclegenheit fanden auch Wettkimpfe in 
griechischer und lateinischer Beredsamkeit statt? Daneben hatte 
Augustodunum, das den römischen Einflufs schon im Namen ver- 
rät, bereits unter Tiberius cinc Art Universität, an der die vor- 
nehmen jungen Gallier sich römische Bildung aneigneten.4 So 
werden wir uns nicht wundern, dafs die /#e/li des jüngeren Plinius 


1 nat. hist. 3, 31. 

2 Mommsen röm, Gesch. V, p. 91. 

3 Suet. Calig. 20 edidit et peregre spectacula ... in Gallia Lugduni 
miscellos (ludos), sed hic certamen quoque graecae latinaeque facundiae. 

* Tac, ann. 3,43 Augustodunum, caput gentis, armatis cohortibus Sacro- 
vir occufaverat, (ut) nobilissimam Galliarum subolem liberalibus studiis 1bt 
operatam et eo pignore parentes propinquosque eorum adiungeret. 


188 ALFRED KLOTZ, 


in Lugudunum gern gekauft werden,! dafs Martial in Vienna und 
Tolosa seine Leser findet.? 

Schon gegen das Ende der Republick nimmt Gallia Nar- 
bonensis an der römischen Literatur auch produktiven Anteil: 
P. Varro Atacinus aus der Gegend von Narbo, C. Cornelius Gallus 
aus Forum lulii gehören zu denen, die die augusteische Glanz- 
periode der Literatur vorbereitet haben. Beide haben enge Be- 
ziehungen zu Caesar, der,- wie wir auch sonst sehen, die kulturelle 
Entwicklung des von ihm verwalteten und eroberten Landes in 
jeder Hinsicht fórderte. Der Historiker Pompeius Trogus ent- 
stammte dem gallischen Volke der Vocontii. Sein Grofsvater hatte 
von Pompeius wáhrend des sertorianischen Krieges das rómische 
Bürgerrecht erhalten, sein Vater unter Caesar gedient und ein 
wichtiges Amt in dessen Kanzlei bekleidet.3 

Besonders die Redekunst wurde von den Galliern gepflegt. 
Ihre natürliche Anlage liefs sie auf diesem Gebiete besonders Er- 
folge erwarten, wie dies ausdrücklich bei Pomponius Mela anerkannt 
wird.4 Wir kennen eine Anzahl von gallischen Rednern, die für 
ihre Zeit von Bedeutung waren und sich eines guten Rufes er- 
freuten. Julius Florus wird von Quintilian in äufsert ehrender 
Weise als Redner erwähnt. Sein Neffe war lulius Secundus, mit 
dem Quintilian eng befreundet war. Er entwickelte in Rom eine 
bedeutende rhetorische Tatigkeit, Quintilian nennt ihn mirae fa- 
cundiae virum,8 Tacitus läfst ihn im Dialogus auftreten zusammen 
mit M. Aper, ebenfalls einem Gallier, den er zum Vertreter der 
modernen Beredsamkeit macht.? 

Im zweiten Jahrhundert n. Chr. lag der Schwerpunkt der 
Literatur im Rómerreich auf Seiten der Griechen. Aber die Aus- 
breitung der Kultur und die Romanisierung ging daneben im 
Westen ruhig ihren Gang weiter. Juvenal bezeugt uns ausdrücklich, 
dafs zu seiner Zeit die Beredsamkeit den Kanal überschritt und 
sich in Britanien verbreitete.8 So dürfen wir in Gallien selbst eine 
rege Teilnahme an dem literarischen Treiben voraussetzen, doch 
kann es nicht auffallen, wenn sich Gallier wie Favorinus von Are- 
late der griechischen Literatur zuwandten, obgleich dieser auch als 


1 Plin. epist. 9, 11,2 bibliopolas Lugduni esse non putabam ac tanto 
libentius ex litteris tuis cognovi venditari libellos meos, quibus peregre manere 
graliam, quam in urbe collegerint, delector. 

2 7,88, 1 fertur habere meos, si vera est fama, libellos inter delicias 
pulchra Vienna suas eqs. 9, 99, 1 sq. 

3 Justin. 43, 5,11. 

4 Mela 3,19 habent tamen et facundiam suam, 

5 inst. 10, 3, 13 lutius Florus, in eloquentia Galliarum ... princeps, 
alioqui inter paucos disertus. 

6 10, 3, 12. 

1 dial. 2 venerunt ad eum (Curiatium Maternum) Marcus Aper et Julius 
Secundus, celeberrima tum ingenia fori nostri. 

8 15, 110 nunc totus Graias nostrasque habet orbis Athenas, Gallia 
causidicos docuit facunda Britannos, de conducendo loquitur iam rhetore 
Thyle. 


DIE BEDEUTUNG GALLIENS FÚR DIE RÓMISCHE LITERATUR. 189 


Kenner der altlateinischen Schriftsteller galt. Dafs auch sonst die 
i eri richt ghaclich meanachialaigt wards, dafür ge- 
núge es den Redner Rufus anzufiihren, dem seine Hórer den Ebren- 
namen eines allobrogischen Cicero gaben.! 

Das dritte Jahrhundert brachte für Gallien, wie für. das ganze 
Reich schwere Erschütterungen. Kaiser und Gegenkaiser erstanden 
und wurden gestürzt, Wohlstand und Bildung verringerten sich. So 
wurde während der Wirren der sog. dreifsig Tyrannen die alte 
Bildungsstätte Augustodunum zerstört: im Jahr 269 wurde die Stadt 
von den Scharen des Kaisers Tetricus erobert und geplündert, 
Doch mufs im allgemeinen in den Städten wenigstens die Literatur 
einen gewissen Schutz gefunden haben. Das können wir daraus 
schliefsen, dals, sobald unter dem sichern Regimente des Diocletian 
und seiner Mitregenten Ruhe und Frieden wieder eingekehrt waren, 
überall die Studien, an die alten Traditionen anknüpfend, von 
neuem emporblühten. Einen Beleg dafür haben wir in dem er- 
haltenen Corpus der Panegyrici, einer Sammlung epideiktischer 
Reden von zehn verschiedenen Verfassern, deren Grundstock auf 
den Anfang der Regierungszeit Constantins zurückgeht. Überhaupt 
werden dessen Verdienste um die Förderung der Wissenschaften 
nicht weniger als die seines Vaters Constantins ausdrücklich ge- 
priesen. In Trier fand die rhetorische Bildung neue Vertreter und 
selbst in dem kaum vor einem Menschenalter zerstörten Augusto- 
dunum konnte der reiche, hochherzige Eumenius — fast der einzige 
Literat, dessen Name uns aus jener Zeit bewahrt ist — eine 
Rhetorenakademie wieder ins Leben rufen, 

Während der Wirren, die den Übergang von der Regierung 

ocletians zu der Constantins bildeten, blieb Gallien von den 
ire Wirkungen der Kämpfe verschont, da die Ent- 
scheidung nicht auf gallischem Boden fiel. Daher sehen wir im 
vierten Jahrhundert die Literatur eine breite Entwicklung nehmen. 
Sie knüpft an die rhetorischen Schulen, von deren Umfang und 
Bedeutung uns die professores des Ausonius ein Bild geben, kurze 
epigrammartige Gedichte in verschiedenen Versmalsen, die dich- 
terisch ohne Bedeutung sind, aber doch angenehm berühren in- 
folge des warmen Tones aufrichtiger Verehrung. Es lohnt wohl 
die Laufbahn des einen oder des andern dieser Professoren von 
Burdigala zu betrachten. So hatte der erste, den Ausonius be- 
sungen, Tiberius Victor Minervius orator, ein zweiter Quintilian nach 
der Aussage des Schülers, früher in Konstantinopel, dann in Rom 
seinen Lehrberuf ausgeübt, ehe er in seiner Heimat Burdigala 
wirkte. Tausend Jünglinge, so rühmt sein dankbarer Schüler, hat 
er für das Forum, für die juristische Laufbahn vorgebildet, weitere 
zweitausend sind Mitglieder des Senats geworden. Sollten auch 
die hohen Zahlen zum Teil auf freundschaftlicher Übertreibung 
beruhen, so sehen wir doch immerhin, wie intensiv damals die 





2 Luv. 7, 213. 





190 ALFRED KLOTZ, 


Bildung in den höheren Ständen gepfegt wurde. Natürlich ist 
Minervius allen Sätteln gerecht: Festreden und Deklamationen 
füllen neben der unterrichtenden Wirksamkeit seme Tätigkeit aus. 
Die forensische Palme und den Dichterlorbeer errang gleicher- 
mafsen Alcimus Alethius Sein Schüler war kein geringerer als 
der Kaiser Iulianus. Attius Patera aus dem Volksstamme der 
Baiocassi, der Sprofs eines alten Druidengeschlechts, blickte auf 
eine ruhmreiche Tätigkeit in Rom zurück.! 

Neben den rednerischen Studien wurden natürlich auch die 
grammatischen als die unentbehrliche Grundlage für jene gepflegt, 
und zwar die lateinische Grammatik wie die griechische. Ja man 
begann auf (Quintilians Empfehlung hin? mit dem griechischen 
Unterricht. Das bezeugt Paulinus Pellaeus in seinem Eucharisti- 
con 72: 

nec sero exacto primi mox lempore lustri 
dogmata Socratus et bellica plasmata Homers 
erroresque legens cognoscere cogor Ulixis. 


Platon und Homer bilden also die Grundlage des griechischen 
Unterrichts, der freilich dem Paulinus nicht sehr zugesagt zu haben 
scheint (cf. cogor). Merkwúrdig ist, dafs auch dem Ausonius der 
griechische Unterricht keine besondere Anregung gegeben hat; 
liebenswürdig entschuldigt dieser seinen Lehrer und schiebt die 
Schuld daran der /ardifas seines ingenium oder seinem jugendlichen 
Unverstande zu. 

Aus Burdigala stammte der Lehrer, bei dem der letzte glänzende 
Vertreter des sinkenden Heidentums, Symmachus, sich gebildet 
hatte. Daher sucht er auch von dort einen Lehrer für seinen 
Sohn. Neben Burdigala blühte besonders die Schule von Trier, 
wo der berühmte Kirchenvater Lactantius im hohen Alter lehrte, 
nachdem er in Nikomedien die Professur für lateinische Philologie 
bekleidet hatte. In Trier studierte Hieronymus, der in Rom bei 
dem Grammatiker Aclius Donatus vorgebildet war. Aus Trier 
stammte der gröfste Redner, den die lateinische kirchliche Literatur 
aufzuweisen hat, Ambrosius. Da sein Vater dort praefectus prae- 
torio war, dürfen wir annehmen, daís der Sohn dort seine Aus- 
bildung genossen hat.5 Auch in Trier wurde neben der lateinischen 


1 Hier, chron. ad a. 2352 = 335 p. Chr. Patera rhetor Romae glorio- 
sissime docust, Cf. epist. 120, I. 

® inst. 1,4, 1 primus ... grammatict est locus nec refert de graeco an 
de latino loquar, quamquam graecum esse priorem placet, 

3 Der griechische Akzent erklárt die Verlängerung der Mittelsilbe: 
Zwxpator. Ä 

‘Cf, epist. 9, 88, 3 Gallicanae facundiae haustus requiro, non quod 
his septem montibus eloquentia Latrarts excessit, sed quia praecepta rhetoricae 
fectori meo senex olim Garumnae alumnus ıimmulsit, est mihi cum scholis 
vestris fer doctorem iusta cognatio. Cf. auch epist. 6, 34. 

6 Er scheint das in Augustodunum und Trier entstandene Corpus pane- 
gyricorum zu kennen, wie einzelne Anklänge wahrscheinlich machen. 


DIE BEDEUTUNG GALLIENS FÜR DIE RÖMISCHE LITERATUR. 191 


Rhetorik griechische und lateinische Grammatik getrieben: wir be- 
sitzen eine Verordnung des Kaisers Gratianus, des Schülers des 
Ausonius, an den praefectus praetorio Galliarum in der die Ge- 
halter der rhefores und der gramatici Atticae Romanaeque doctrinae 
für die diesem unterstellten Landesteile festgesetzt werden; Trier 
bildet eine besondere Gehaltsklasse.! 

Burdigala und Trier waren die Zentren der Studien, aber 
nicht die einzigen Bildungsstätten: in Poitiers lehrte ein gewisser 
Anastasius, bei dem Ausonius in Burdigala gehört hatte. Und wie 
man dort lernen konnte, dafür ist der Stil des Hilarius von Poitiers 
ein Beispiel, den Hieronymus mit dem des Quintilian vergleicht. 
Hilarius erklärte ausdrücklich, der religiöse Inhalt verlange gemäls 
seiner Würde die höchste Eleganz des Ausdrucks? Von dem 
Fortbestehen munizipaler Schulen in Lugdunum und Visontio gibt 
uns Ausonius Kunde Der oben erwähnte Erlafs Gratians setzt 
die Existenz einer grofsen Anzahl von Schulen in den Städten 
der gallischen Diöcese voraus.{ 

Auch in den Klóstern fanden die Studien Eingang. Sulpicius 
Severus berichtet, dafs in dem vom heiligen Martinus von Tours 
gegründeten Kloster die Beschäftigung mit den scriptores die einzige 
ars gewesen sei, die gepflegt wurde. Ihr widmeten sich die 
júngeren unter den Brüdern, das reifere Alter war ausschliefslich 
dem Gebet vorbehalten.5 

Und was waren nun die Erfolge dieser mit Eifer betriebenen 
Studien? Der Ruf gallischer Bildung ging weit úber die Grenzen 
des Landes hinaus, die doctrina Gallica ist geradezu sprichwortlich 
geworden.6 Eine umfangreiche Literatur sprofste üppig empor, 
deren sich die römische Mutter nicht zu schämen brauchte. Es 
mufs hier genügen noch auf einige der bekanntesten Namen hin- 
zuweisen: Paulinus von Nola, den Freund des Ausonius, Prosper 
aus Aquitanien, Paulinus von Petricordia und den bedeutendsten 
von ihnen Salvianus von Massilia, dessen Werk de gubernalione dei 
von edelm Zorn und echter Leidenschaft durchglüht ist. Selbst 
in der Poesie finden wir hin und wieder ein echtes Stück, wie die 
Mosella des Ausonius. Besonders Aquitanien erfreute sich einer 


1 Cod. Theod. 13, 3, 11 Zrevirorum vel clarissimae civitati uberius ali- 
quid putavimus deferendum, rhetori ut triginta, item viginti grammatico 
latino, graeco etiam, si qui dignus repperiri potuerit, duodecim praebeantur 
annonae. 

2 Norden, Kunstprosa 1898 p. 533. 

3 grat. act. 13,31 p. 361 P. Titianus magister, sed gloriosus ille mu- 
nicipalem scholam apud Visontionem Lugdunumque variando non aetate 
quidem, sed vititate consenuit. 

4 Cod. Theod. 13, 3,4 Per omnem dioecesim commissam magnificentiae 
tuae frequentissimis in civitatibus, quae pollent et eminent claritudine, prae- 
ceptorum optimi quique erudiendae praesideant iuventuti. 

5 Sulp. Sev. vit. Mart. 10,6 ars tdi exceptis scriptoribus nulla habe- 
batur, cui tamen opert minor aetas deputabatur ; maiores orationi vacabant. 

© Cf. z.B. Hier. epist. 125,6 Claud. IV, cons. Hon. 583. 


192 | ALFRED KLOTZ, 


hohen Blite; aus diesem Lande stammt bei weitem die Mehrzahl 
der gallischen Schriftsteller des vierten und fünften Jahrhunderts, 
und mit Stolz versichert einer von ihnen, der soeben erwáhnte 
Salvianus, dafs Aquitanien und das Neunstámmeland das Mark 
Galliens sei.! Darum fühlten sich auch die Aquitanier den übrigen 
Galliern weit iberlegen: Sulpicius Severus láfst in einem seiner 
Dialoge einen Freund Gallus nicht ohne Grund sagen: ‘wenn ich 
bedenke, dafs ich als ein Gallier unter euch Aquitaniern sprechen 
soll, so mufs ich befürchten, dafs meine báurische Rede euer ge- 
bildetes Ohr verletze. 2 Und wenn derselbe Severus sich als homo 
inlilteratus bezeichnet und erklärt, dafs sein sermo incultior sei, SO 
wissen wir recht gut, wie das gemeint ist: das ist ein Gemeinplatz 
der Rhetorik.3 Wie Severus seine Leistungen in Wahrheit ein- 
schätzt, läfst er uns an einer andern Stelle des schon erwähnten 
Gesprächs erkennen: der gallische Freund stellt sich selbst als 
rusticus in einen ausdrücklichen Gegensatz zu den übrigen Teil- 
nehmern des Gesprächs, den scholastici, den Gelehrten, worunter 
Severus selbst mit einbegriffen ist.4 Als erbármliche Kriecherei 
hingegen erscheint es, wenn der Bischof von Vienna Alcimus 
Avitus im Namen des Burgunderprinzen Sigismund an den ost- 
römischen Kaiser schreibt: der Überbringer des Briefes sei in An- 
betracht der gallischen Ignoranz ein leidlich gebildeter Mann. 

Die Bildung war in den höheren Schichten der Gesellschaft 
so verbreitet, dafs in dem Gedichte eines gewissen Paulinus an 
Salmo, das zu Beginn des fünften Jahrhunderts in Südgallien ab- 
gefalst ist, sogar den Damen der Vorwurf gemacht werden konnte, 
statt Paulus und Salomo zu studieren, begeisterten sie sich für Vergils 
Dido und Ovids Corinna und wülsten in den lyrischen Gedichten 
des Horaz und den Mimen des Marullus besser Bescheid als in 
der Bibel.® 

Lange Zeit war früher die Ansicht verbreitet, dafs die ger- 
manischen Eroberer die römische Kultur in Trümmer geschlagen 
hätten. Heute wissen wir, dafs dies nicht der Fall gewesen ist. 
Germanen und Romanen safsen nebeneinander, ihre Äcker wechselten 
ab, wie die Felder eines Damenbretts. Ein gegenseitiger Verkehr 
war unbedingtes Bedürfnis. Die Römer lernten nicht die Sprache 
der Barbaren — dafs Syagrius es tat, wird als Ausnahme be- 





1 de gub. dei 7, 2,8 memint dubium est Aquitanos ac Novempopulos 
medullam fere omnium Galliarum et uber totius fecunditatis habuisse. 

2 dial. 1, 27,2 sed dum cogito me hominem Gallum inter Aquitanos 
verba facturum, vercor ne offendat vestras nimium urbanas aures sermo 
rusticior, audistis me tamen ut Gurdonium hominem, nihil cum fuco aut 
cothurno loquentem. 

3 vit. Mart. 1,1 sq. Cf. H. Peter, geschichtliche Litteratur der Kaiser- 
zeit II, p. 277 Mela 1,1. 

4 dial. 2 (1), 1,4 p.181 Halm: guas (sellulas) nos rustici Galli tripeccias, 
vos scholastici aut certe tu qui de Graecia vents, tripodas nuncupates. 

5 epist. 94 p. 101, 24 Peiper: unum de consiliarüs mets, qui quantum 
ad ignorantiam Gallicanam seteros praeire litteris aestimatur. 


€ Paulini epigr. 76 sq. (Corp. script. eccl. XVI, 1 1888 p. 506). 


>) 


li de 


oratoridus, quos discipulis merito traditis, perquisitum diligentius repertumque 


ada GALLIENS FÚR DIE RÓMISCHE LITERATUR. 193 


SA dsioise wur ‘det Minister des: Eurichy.-Leoy. selbat. ale Dichter 
ner tits sting: Biklung, la: Burdigala: emptinges. 
nt ile Malcriannzi,. cioer der letatenchraftrollen Exschelöungen 
aut dem morschen Throne der Caesaren. Der hochgebildete Bischof 
von Vienna, der schon erwáhnte Alcimus Ecdicius Avitus, disputiert 
in fein stilisierten Briefen mit dem edeln Burgunderkònige Gundobald 
über religiose Fragen. Der arianische Kónig läfst sich von dem 
katholischen Kirchenfürsten einzelne Stellen der Bibel interpretieren 
und antwortet ihm in wohlgesetzter Rede. Ja sogar einige Kenntnis 
Sun Meter darf der Bischof bei dem Germanenfürsten vor- 


bedingt der konfessionelle Unterschied zwischen 





Augen sind sie Haeretiker, in ihren Augen sind wir Haeretiker, 
wir sind gewils, dafs sie die divina generatio herabsetzen, indem sie 
den Sohn für geringer halten, als den Vater, sie glauben, dafs wir 
a Unrecht tun, indem wir Vater und Sohn gleichstellen; 

2 die Wahrheit, aber auch sie behaupten, in ihrem Be- 


es Eile man die alten Traditionen pflegte, wie 
man den Zusammenhang empfand, der die Gegenwart mit 
Blütezeit der römischen Literatur verknüpfte, das lehrt ein 
Vorkommnis aus dem Leben des schon erwähnten Alcimus Avitus. 
Ihm war in einer Predigt, die er bei Einweihung einer Basilica in 
Lyon gehalten hatte, ein Versehen untergelaufen: er hatte po/itur 
| statt potilur, Ein Rhetor mit Namen Viventiolus hatte 
dies als Fehler aufgestochen, und als dies Avitus zufällig erfährt, 
fühlt er sich bemüfsigt, sich zu entschuldigen. Er beruft sich darauf, 
dafs Vergil pofitur neben dem Participium po/ïfus gebraucht habe, 
ist aber infolge dieser anscheinenden Inkonsequenz sich nicht recht 
klar über die Prosodie des Wortes und bittet daher den Kollegen 
von der andern Fakultät um genauere Auskunft; er hoffe, dafs 
Viventiolus ihm aus dem Gebrauche der alten Redner, die er mit 
seinen Schülern behandele, Aufschlufs geben könne.) 
1 das schliefse ich aus Avit. contra Eutych. haer. 2 p. 22, 20 sq, Peiper. 


2 de gub. dei 5,9. 
2 epist. 57 p. 85 Peiper besonders p. 86,31 spero ut de priscis magis 


Zeitschr, f. rom. Phil. XXX, 13 








194 ALFRED KLOTZ, 


Die Stelle ist auch in andcrer Hinsicht von hervorragender 
Wichtigkcit, auf die ich wenigstens nebenbei hinweisen môchte. 
Unter den prisri oratores, aus denen Avitus endgiltige Belehrung 
erwartet, ist im Gegensatz zu den jüngeren Rednern, etwa den 
erhaltenen Panegyrici und ihres gleichen, mit Gewifsheit Cicero zu 
verstehen, und zwar wohl er allein. Wenn man über prosodische 
Fragen ihn als Autorität anführen konnte, so mufste man ihn nach 
rhrtimischen Gesichtspunkten interpretieren, mit andern Worten: 
in Gallien fühlte man damals noch lebendig den Rhythmus der 
civeronischen Rede, wonach wir jetzt gerade so lebhaft spüren, 
ohne Msher zur völligen Klarheit gekommen zu sein. Wollen wir 
dies, so dürfen wir also die spätere Rhetorentradition nicht bei 
Seite schieben. 

Man studierte demnach in den Schulen noch in der ersten 
Hälfte des sechsten Jahrhunderts eifrig Cicero. Aus früherer Zeit 
sind dafür ein Beleg die Reden des schon erwähnten Corpus der 
Panegvrici, bei denen gerade der gemeinsame Ciceronianismus das 
Band ist, das sie zusammenhált. Wie man sich in die Sprache 
Ciceros cingelesen hatte, kann uns die Rede des Eumenius! zeigen, 
durch die er die Erneuerung der Rhetorenschule in Augustodunum 
empfehlt: eine lexikalische Untersuchung hat ergeben, dafs sein 
Wortschatz sich mit Ausnahme einiger termini technici der amt- 
lichen Verkehrssprache durchaus auf Cicero und Quintilian stützt. 

Von den Historikern erfreute sich Sallust besonderer Gunst. 
Dais er in den Schulen eifrig gelesen wurde, sehen wir aus dem 
liebenswürdigen poetischen Protrepticus, den Ausonius an seinen 
gleichnamigen Enkel richtet.” Hier wird uns überhaupt das Pro- 
gramm der Schuilektüre recht genau mitgeteilt: Homer und Me- 
nander bilden noch damals wie zu Statius’ Zeit für den jungen 
Römer! die Grundlage des griechischen Unterrichts. Von den 
Lateinern werden auíser Sailust, Horaz, Vergil, Terenz traktiert.4 

Neben Saliust sind Velleius und Tacitus die stilistischen Vor- 
biider des Sulpicius Severus in seiner Chronik, aber wir finden bei 
ihm nicht die üde mechanische Imitation, wie sonst, sondern Severus 
hat für sein Geschichtswerk nach diesen Vorbildern einen wahr- 
haft historischen Stil sich gebildet, wie Jakob Bernays in seiner 
berühmten Abhandlung über dieses Werk nachgewiesen hat5 Die 
beiden Tlini kennt Sidonius Apollinaris.6 Der jüngere galt als 
sülistisches Muster für den Brief wie später auch für die Festrede: 
bei einer Erweiterung. die das schon erwähnte Corpus augustodunen- 
sischer und tnierischer Redner gegen das Ende des vierten oder 


— eee 


1 Paneg. IV ae ınsccurangis schclis. 

2 edvll. 4. 46 sq. p. 265 Peiper. 

2 Stat, sile. 2, 1, 113 sq. 

+ Sidon. exist 4. 12,1 läfst seiner Sots die Hecvra des Terenz lesen 
und liest dabei den stofflich ähnlichen "Ex:tuémos des Menander. 

* Ges. Aba, Il p Sısa. 

$ cpist. 4, 3.1. 


DIE BEDEUTUNG GALLIENS FÜR DIE RÖMISCHE LITERATUR. 105 


im Anfange des fünften Jahrhunderts erfuhr, wurde der Panegyricus 
des Plinius an die Spitze der Sammlung gestellt. Neben Plinius 
wurden Apuleius und Fronto studiert und nachgeahmt. Ja manches, 
was uns jetzt verloren ist, besafs man damals noch in Gallien: 
Sidonius entleiht einem Freunde Eusebius’ Chronik, d. h. wohl in 
der Bearbeitung des Hieronymus oder seiner Fortsetzer, und Varros 
Logistorici.! Von den Dichtern wurden aufser den bereits ge- 
nannten Schulautoren Ovid, Lucan, Statius, auch Persius und lu- 
venal viel gelesen und nachgeahmt.? Dafs Plautus noch gelesen 
wurde, ergibt sich nicht nur aus einigen Stellen des Sidonius 
Apollinaris,? sondern mit noch gröfserer Sicherheit aus der Nach- 
ahmung der Aulularia, die uns in dem Querolus erhalten ist. 
Dieses Stück, das durch eine eigentümliche halbmetrische Form 
merkwürdig ist — die Klauseln laufen rhythmisch aus? —, stammt 
sicher aus Gallien und wahrscheinlich aus dem fünften oder sechsten 
Jahrhundert. Es zeigt, wie man etwa damals noch den Plautus 
als Verskünstler verstand. Es ist lediglich eine Vermutung, aber 
eine meines Erachtens nicht unwahrscheinliche Vermutung, daís die 
Neubearbeitung der calliopianischen Rezension des Terenz, die uns 
in den Bilderhandschriften der Klasse y vorliegt, um diese Zeit in 
Gallien entstanden ist. 

Kaum ein Menschenalter nach dem Tode des Alcimus Avitus 
schreibt Gregor von Tours. Wie ist ein so plötzlicher Umschwung, 
ein so jäher Absturz möglich? Noch bei Sidonius Apollinaris, bei 
Alcimus Avitus und ihren Zeitgenossen fanden wir intime Kenntnis 
der lateinischen Literatur, eine Sprache, die zwar nicht in allen 
Stücken ein klassisches Latein darstellt, aber doch wenigstens diesen 
Namen mit vollem Rechte trägt: und nun bei Gregor plötzlich 
eine allgemeine Verwilderung, die erkennen láfst, dafs der Wandel 
des Lateinischen in die romanischen Sprachen schon viel weiter 
fortgeschritten ist, als die relative Flüssigkeit des Lateins bei den 
Literaten des fünften Jahrhunderts und des Beginns des sechsten 
hätte vermuten lassen. Freilich auch Gregor möchte lateinisch 
schreiben, ist sich aber seiner Unfähigkeit selbst wohl bewufst. Er 
setzt in einer bekannten Stelle der Einleitung seiner Schrift ın 
gloria confessorum den Fall, dafs die 4//erati ihm sagen: o rustice 
el idiota, ut quid nomen tu inter scriptores indi aeslimas? ul opus hoc 
a peritis accipi putas, cui ingenium artis non subpeditat nec ulla litte- 
rarum scientia subministrat25 quí nullum argumentum utile in litteris 
habes, qui nomina discernere nescis. sacpius pro masculinis feminea, pro 


epist. 8, 6,18. 
Cf. auch oben p. 193. 
epist. 1, 9,8 carm. 2, 181. 
Cf. Wilhelm Meyer, Gesamm. Abhandl. zur mittellat. Rythmik 1905 
I, p. 12. 

Pa Hier ist ein beabsichtigter Parallelismus der Glieder unverkennbar. 
Ebenso verrät im übernächsten Satz die Figur der rm2oxry das Bestreben nach 
einem gewissen Schmuck der Darstellung. 


> © 20 m 


13* 


196 i ALFRED KLOTZ, 


femineis neutra et pro neutra masculina conmutas, qui ifsas guogne 
praeposiliones quas nobilium dictatorum observari sanxit aucforitaz, 
loco debito plerumque non locas . nam ablativis accusativa el rursena 
accusalivis ablaliva praeponis . putasne videtur ut bos piger palaestrae 
ludum exerceat aut asinus segnis inter spheristarum ordinem celeri volata 
discurrat? Ist es ein Zufall, dafs in diesem Abschnitte die Kola 
meist rhythmische Klauseln — natúrlich akzentuierte — aufweisen? 
Das Bestreben einer gehobenen Darstellung ist auch sonst er- 
kennbar. An einer andern Stelle sagt er úber seinen Bildungs- 
gang:! veniam peto legentibus . non enim me artis grammalıca studium 
imbuit neque auctorum saecularium polita lectio erudivit, sed tantum 
beali patris Aviti Arverni pontificis studium ad eclesiastica sollicitavet 
scripfa. Dabei ist Gregor aus einer vornehmen Familie des 
Arvernerlandes hervorgegangen und gehórt zu den Gebildeten 
seiner Zeit. 

Dafs er nicht allein steht, dafs der Riickgang nicht individuell 
ist, das beweist uns der Oberitaliener Fortunatus, den ein unstátes 
Reiseleben von Italien nach Gallien fiihrte und dessen formales 
Können hier Staunen erregte. Er hatte Gelegenheit, an ver- 
schiedenen Orten Galliens die Bildungsstufe zu beobachten, und 
darum ist sein Zeugnis von um so grölserem Werte. Er beklagt 
sich bitter, dafs er in Gallien kein geeignetes Publikum finde für 
seine Gedichte, dafs seine Umgebung an literarischer Bildung so 
sehr tief unter ihm stehe.2 Die klassizistischen Bestrebungen hatte 
man nicht geopfert, und auch Frankenfürsten verschmähten es 
nicht, sich literarisch zu betätigen, aber das Können war stark 
reduziert; das lehrt Greg. Tur. hist. Franc. 6, 46 conficitque (sc. Chil- 
pericus rex) duos libros, quasi Sedulium meditatus, quorum versicult 
debilis nullis pedibus subsistere possunt. in quibus, dum non intellegebat, 
pro longis syllabis breves posuil el pro breves longas statuebat. Daraus 
sehen wir, dafs nicht etwa dichterische Eitelkeit dem Venantius 
Fortunatus jene Klagen in den Mund gelegt hat, sondern dafs in 
der Tat ein enormer Rúckgang der klassischen Bildung gerade in 
Gallien in einem verhältnismäfsig sehr kurzen Zeitraum stattgefunden 
hat. Das wird bestátigt durch eine Bekannte Stelle des Gregor 
von Tours,’ an der er den Andarchus, einen der Grofsen des 
Hofes wegen seiner ausgezeichneten Bildung rúhmt: de operibus 
Virgili, legis Theodosianae libris artemque calculi aplene eruditus est. 


mn ee — = 


1 Vitae patr. 2 prol. p. 668, 27 Krusch. 

® Ebert, Geschichte der Litteratur des Mittelalters I, p. 514. Wilhelm 
Meyer, der Gelegenheitsdichter Venantius Fortunatus. Abh. der Gótt. Ges. 
N. F. IV,5 sucht Fortunatus möglichst von den alten Traditionen loszulósen, 
worin er mir zu weit zu gehen scheint. Ein bisher übersehenes Zeugnis 
beweist, dafs er den Terenz noch gelesen hat: carm. praef. p. 1,3 Leo: natura 
fervidi, curatura fulgidí ist Nachahmung von Ter. Eun. 316 tametsi bonast 
natura, reddunt curatura iunceam. 

8 hist. Franc. 4, 46. 

* Es sei daran erinnert, dafs einen Vergilvers auch Gregor selbst zitiert, 
ob freilich aus eigner Lektüre, bleibt sehr fraglich. 











DIE BEDEUTUNG GALLIENS FÜR DIE RÖMISCHE LITERATUR. 197 


Das ist alles, was von jener reichen Kultur, die wir im vierten und 
fünften Jahrhundert und noch bis ins sechste hinein in Gallien 
verfolgen konnten, úbrig geblieben ist. Nicht die Kámpfe der 
Rómer mit den germanischen Eindringlingen, nicht die rasch vorúber- 
brausenden Stúrme der Hunnen haben in Gallien die antike Kultur 
vernichtet, sondern die inneren Wirren im Frankenreiche, die fort- 
währenden Kämpfe unter den Nachfolgern Chlodwigs, von denen 
Gregors Frankengeschichte voll ist, sie haben unter den Gebildeten 
entsetzlich aufgeráumt, wie ja innere Kriege die Intellegenz immer 
verhältnismäfsig stärker dezimieren als äufsere, und damit war die 
Bildung auf ein Niveau herabgedriickt, das bisher nie erreicht war 
Von all den klassischen Autoren hat nur Virgil dauernd sein An- 
sehen behauptet, selbst Horaz ist in der Merowingerzeit verschollen, 
wie dies der júngst verstorbene Paul von Winterfeld in einer seiner 
letzten Arbeiten nachgewiesen hat.! Fredegars Chronik zeigt den 
weiteren literarischen Verfall, dann erscheinen fast nur noch 
Heiligenleben. 
Aber eine Kultur kann wohl im Laufe einer kurzen 

Zeit eine enorme Entwicklung nach oben nehmen, dafür ‘bietet 
die Geschichte Beispiele. Indes wenn sie binnen eines Menschen- 
alters zu Grunde geht, dann kann sie schon vorher nicht 
mehr lebenskräftig gewesen sein. Dann wäre also die ganze 
Literatur, die wir kurz skizziert haben, nur eine Treibhauspflanze, 
von künstlichem Dünger genáhrt? Als der Sturm das schützende 
Glasdach zertriimmert hat, muls sie elend verkiimmern. Und 
dafs es in der Tat so ist, dafür haben wir Indicien genug. 
Zunächst bezeugt uns Sidonius? schon quantitativ den Rück- 
gang der lateinischen Sprache und das Vordringen der ger- 
manischen und keltischen, und es ist ein schlechter Trost, 
den er vorbringt, dals, wenn auch an der Reichsgrenze /afina 
jura ceciderunt, verba non titubant. Schöne Worte haben die Ge- 
schicke der Völker nie aufgehalten. Auch Claudianus Mamertus 
bejammert in einem interessanten Briefe an den Rhetor Sapaudus,? 
dals die Römer sich ihrer Sprache schämen, dafs Barbarismen und 
Soloecismen überhandnehmen. Dafs in sprachlichen Fragen nicht 
ein gesundes, lebendiges Sprachgefühl entscheidet, sondern ein 
Vergilvers oder sonstige antiquierte Autoritäten haben wir bei 
Alcimus Avitus gesehen. Nur für die sogenannten Gebildeten gibt 
es noch die lateinische Literatur. Darum müssen die Geistlichen 
in doppelter Form predigen, einmal für die Gebildeten, das andre 
Mal für die Masse des Volks.* In der Schrift de virís illustribus 
hebt Gennadius von Massilia diese Stilunterschiede bei den be- 
sprochenen Autoren scharf hervor. Es hat den Anschein, als ob 


ge Mus. 60 (1905) p. 31 sq. 
= Ep 4,17, 2. 
204, 22sq. des Wiener Corpus. 
à Vies Eno Arel. 2. Ebert, 1.1, I, p. 340. 


| 











pik ASE) LILSIZ, 


Jute whe d'uustuz vom Mei in ihren Jiriefen sich sirenger ar die 
ea afer sjusntlseneden Khythini hielten, während in den 
less daros Plus Mannes die akzentuierenden Klauseln stärker 
velista; oft, wae eine Konzession an das volkstümliche Element 
bulles Ni ssulscret fnterensanten Dokument, das uns erst vor 
banshee sedans Jul nua chien Montecassincnsischen Kodex wieder- 
(palo doh, alle At segornalio 8 Sehr Aguitanar ad loca sancla, 
ed una ser tati der Volkanprache in Gallien gegen den Aus- 
kan lea litten Jalnlunderntn, und wir können jetzt erkennen, 
Malo son An Ita an Giegor von Tours kein allzu grofser Schritt 
buse dal 

le Eu Jemen mnngfältie stllislerten Werken der Ziterati finden 
whe Vans gon den Gelato der lateinischen Sprache, die uns 
llanta, sata lern dlamala nur noch ein künstliches, ein Schatten- 
at Allan Ah will nus wenige Beispiele anführen. So ge- 
anse Alpina Seven, don wir als einen gewandten Schrift- 
atrio tig Rotten geleint haben, an Stelle von priacipatus für 
Doha hall ae. As, wabtond dies sonst ja lediglich den Anfang 
Ian Manned | sous Point der Klassische, sachlich allein gerecht- 
dañado Vili ko rta Toten hinaustragens avis eveguas 
o nigi on a © Wetager Wert mochte man auf Pleonasmen 
Wave Mi murs gn ft tenn derartites Ende: sich vor ieber 
Ved arty De Dg N ann a AR atts gibt es Leute. die meisten- 


y a PE Set os avheite ton etwas waïrscieic- 


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ess a AR iras. Mange cde: Vargis=s 
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DIE BEDEUTUNG GALLIENS FÜR DIE RÓMISCHE LITERATUR. 199 


concessit, Hier stehen fecerit und concessif absolut gleich, und wenn 
auch statt jenes Konjunktivs einige Handschriften den Indikativ 
bieten, so wird der Konjunktiv durch die Klausel unbedingt er- 
fordert. Derartiges ist durchaus nichts vereinzeltes, sondern findet 
sich bei vielen Autoren, úber Claudianus Mamertus vgl. Engelbrecht 
Wien. Sitz.-Ber. CX (1885) p. 532.1 Das verlorene Sprachgefühl 
beweisen auch Anakoluthe und andere Inkongruenzen. Alle diese 
Erscheinungen treten mehr oder weniger ausgeprägt bei fast allen 
Vertretern jener Literatur auf. Wir erkennen daraus, dafs die 
lateinische Sprache aus Büchern gelernt wurde, nicht in lebendiger 
Tradition sich fortpflanzte. Nur quantitativ stárker begegnen wir 
all diesen Fehlern bei Gregor von Tours. 

So kónnten wir also jene ganze Literatur ruhig úber Bord 
werfen? Das dúrfen wir nicht, ohne ungerecht zu sein. Denn 
wir beobachten in ihr nicht nur das záhe Leben einer abgelebten, 
dem Untergange geweihten Kultur, sondern sind auch für die Er- 
haltung der klassischen Literatur zu grofsem Danke verpflichtet. 
Die gelehrte Beschäftigung mit dieser hat dafür gesorgt, dafs die 
Autoren der Blütezeit in neuen Abschriften verbreitet wurden, auch 
dann als das Bücherschreiben kein Handwerk mit Grofsbetrieb 
mehr war, sondern eine Liebhaberei. Und wenn wir einen kurzen 
Blick auf die úbrigen Lánder rómischer Kultur werfen, so werden 
wir die Bedeutung dieser gallischen Tradition in hellem Lichte 
sehen. 

Afrika war seit dem zweiten Jahrhundert n. Chr. ein wesent- 
licher Faktor fúr die rómische Literatur geworden, wenn auch das 
Dogma von der Africitas, das seit den Tagen der Humanisten bis 
in unsre Zeit herumspukte, hat fallen miissen. Noch unter den 
Vandalenkònigen wurde die rómische Bildung geschátzt und nicht 
minder, als das Land an den rómischen Kaiser zurúckfiel. Spanien 
erfreute sich in der zweiten Hälfte des sechsten und wáhrend des 
siebenten Jahrhunderts einer viel hóheren kulturellen Blüte als 
Gallien, auch in Italien lebten die alten Traditionen fort, ge- 
pflegt besonders zu Beginn des fiinften Jahrhunderts von den 
adeligen Familien der Hauptstadt, den Symmachi, Nicomachi u. 
a., dann von den Pápsten, unter denen Gregor der Grofse hervor- 
zuheben ist. 

Aber Italien war im achten Jahrhundert veródct. Rom selbst 
war in den Kämpfen der Ostgoten und Byzantiner nicht weniger 
als sechsmal erobert worden. Dann brachen die wilden Lango- 
barden ins Land, die erst allmählich für die Kultur gewonnen 
werden mufsten. So beschränkte sich die Bildung zunáchst wenigstens 
auf den Súden, in dem das Benediktinerkloster des Monte Cassino 
eine beherrschende Stellung einnahm, die sich auch in der von 


1 Um Mifsverstindnissen vorzubeugen, bemerke ich, dafs, was ich 
oben ausführe, durchaus nicht ausschliefslich auf das gallische Latein be- 
schränkt ist. 


ALFRED KLOTZ, 















































fälschlich als langobardisch bezeichneten Schrift 


behauptete sich unter den Westgotenkónigen 
und rómische Bildung. Aber nachdem die Araber 
slaufe Afrika unterworfen hatten, macht die Schlacht 
Frontera, wie eben in Afrika, so in Spanien der 
nd damit fiel auch die rómische Kultur in Trúmmer. 
; waren noch nicht für die Segnungen der Wissen- 
1. 
denn um die Erhaltung der lateinischen Literatur 
fesen, wenn sie nicht schon vor ihrem Untergang 
its des Meeres einen schiitzenden Port gefunden 
ien. Dafs dieses Land kulturell hoch entwickelt 
ftlich sogar Gallien beherrschte, das lehrt uns der 
ach, als es dem Caesar Constantius gelungen war, 
fung der Usurpatoren Carausius und Allectus Bri- 
Omerreiche wieder zugewinnen, das bezeugt aus- 
os in der Leichenrede auf der Kaiser Julian, wenn 
s dieser das Getreide für sein gallisches Heer aus 
en habe.t Und wie wesentlich fir die Erhaltung 
Schriftsteller die Tätigkeit der irischen und schotti- 
eworden ist, das kónnen wir aus mehr als einem 
en. Denn einmal besitzen wir heutzutage von der 
ratur nahezu alles, was auf den britischen Inseln 
ist, und zweitens führt uns die palaeographische 
der Erkenntnis, dafs bei weitem die meisten 
riftsteller durch die Hände der Iren gegangen 
ogenannte insulare Schrift, die früher mit Unrecht 
he bezeichnet wurde, stofsen wir in den Korrup- 
Schriftsteller.? Dabei ist allerdings zu bedenken, 
er Britannien selbst die Mittlerrolle gespielt hat, 
ch seine Jünger in Deutschland wie z. B. bei 


nseln führten die Karolinger das gelehrte Studium 
Kontinent zurück, und damit flutete auch die in 
hrte Bildung wieder nach Frankreich und Deutsch- 
uch die Entwicklung der mittellateinischen Literatur 
ssizistische Renaissance gehemmt werden, ebenso 
blinde Begeisterung der Humanisten das Latein 
ie geworden ist, für die Erhaltung der klassischen 
von unschätzbarem Werte. Alchuin, in Eboracum 
und dann im Frankenreiche tätig, ist für uns ein 
1, aber nur eines von vielen. Der grofse König, 


. 18,82, p. 549 R. 
tracht kommt natürlich z. B. der in Monte Cassino erhaltene 


Mélanges Boissier 1903, p. 443—448. 


DIE BEDEUTUNG GALLIENS FÜR DIE RÖMISCHE LITERATUR 201 


der ihn in seine Umgebung zog, wulste wohl die Macht der 
Bildung zu schätzen, wenn er auch selbst gleich seinen Geistes- 
verwandten, dem grofsen Theoderich, besser das Schwert als die 
Feder zu führen verstand. Den greifbaren äufsern Ausdruck fand 
diese Vermählung germanischer Kraft mit römischem Geiste, als 
an der Wende der Jahrhunderte, am Weihnachtstage 800, Papst 
Leo dem deutschen Heerkönige die römische Kaiserkrone aufs 
Haupt setzte. Die Karolinger haben wieder gut gemacht, was 
die Merowinger verderben lassen mulsten. 


ALFRED KLoTz. 


Sard. barsacca brisacca. mem. bersac bersecea. 


Sono riunitt queste voci dal hoertmr 1402 coi smccedane di 
bar arcium.  Erroueamenie. poiché vanno messe insieme co. ho. 
‘ersacca, com. “oral. franc. havre-sa:. Che Dvenpouo tute, com è 
risaputo, al ted „Habersack“, come ben mostra ia forma comor- 
rente com. ebersari. E voce soldatesca: il che sepa la lama 


diffusione 


Friul bezoal barwal, balordo. scioccco, Pironz 14 


Kivieze netamente a deemed ed ebbe in origine sipuificico 
osceLO, che ampirrisce pie oggidi; cos que ¢ le nel lois 7 roue 
— i testicoi EL osservazione alte volle pi fanta. che le pat 
pudende nescomo 4 siruihcare Imbecilinà e siotezza: vedi rl esempi 
greci e lui raccolti nell Arch. 7. io Lex A 5:48 Uno sodio 
compiero sicelbe une e ilustrertbbe meglio che fuma zor sm 
fa:to, 1 femnimeno strass ni Meo. 


Ger. rom ura 


Ne wer! nor La rua G Fou ne Garra ur. ate a. Laramie 
Pel ltd. ena rd ANTI EL LME orne GUETTA RO Di VERTE 
mesa Via TI, MUERAN Insieme co Tano mirala. I TELE 
cie denveni Gil’ rre Nice = OSI e dt MIMI = + il 
De 


Li TIL IR È cine REC AIRE. NEO a 
mostre firma smi Du DEE neri Sous Sram cn Eur > 
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EMETERIO moat imme chi 2 rus Wille DATE SL 
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TGD. ROLL LILI. 


um 2 2. TIME gree. Z O DIE NEKO SELe 


4. 
inuzi. RATA 2272. mime à DE e Wm. PITA Fed 


ETIMOLOGIE, 203 


Agirono forse tutt’ e due sulla desinenza di zxapa, ted. „Schnaps“. 
D’ origine tedesca è pur la frase triest. arr el spits, essere alticci. 


Aven. alomb. aberg. dinaro. 


Questa forma, diftusa nei testi antichi veneti, lombardi e ber- 
gamaschi accanto a denaro, non corrisponde alle norme fonetiche, 
mentre non si può che malagevolmente pensare a un’ antica im- 
portazione dalla Toscana, dove al postutto prevalgono denaro danaro. 
La persistenza della forma con : pare accertata anche dallo sl. 
dinar accattato da Venezia, v. Oblak, Arch. slar. Phil. XIV, 229. 

Apparirà invece la nostra forma normale, quando la si ritenga 
non diretta continuatrice del lat. denarius, ma bensì del greco 
Önvapıov. L' importanza della Grecia nella storia delle monete me- 
dievali è tale e sì nota che non mette conto insistervi: intermediaria 
sarà Venezia. 


Triest. floca (flocar flocón), istr. fluoca, bugia, frottola. 


Fu ricondotto dall’ Ive 61, con citazioni incomposte, all’ afranc. 
fioche. Lo doveva render dubbioso la differenza fra le nostre forme 
e le comuni con è, che dimostravano fallace la supposizione di un 
accatto antico. È, del resto, incerto come |’ aven. risponda al ch 
afranc., poichè in alcune voci troviamo ¢ (fambra, Misc. Ascoli 8, 10), 
sia che non vi fosse rispondenza più vicina — c/ era ancora saldo 
— sia che vi agisse la norma per la quale al posto di un € tos- 
cano nel dialetto sta di solito ¢. 

L’ origine della nostra voce non va ricercata così lontano; essa 


non rappresenta che il posverbale di un verbo ladino flocér, non 
diverso dal tosc. fioccare; e si diffonde nell’ Istria movendo da Ter- 
geste. Per il significato si confrontino il tosc. farla ad alcuno coi 
fiocchi, sbeffeggiarlo, i ven. farghela sui fiochi, roba cot fiochi, cosa 
madornale o curiosa, e innanzitutto lo sviluppo semasiologico di 
„frangia“ e „fronzolo“. A meglio determinare questo significato 
può aver concorso, nella nostra regione, il ted. ,,Flause“ (bav. 
flose), fandonia, ch’ è entrato pur nello slavo (Letopis Slov. Matice 
1894 p. 12); ed è da tener conto del possibile accostamento di 
questo a „Flaus“, bioccolo di lana, quantunque secondo il Kluge® 
110 storicamente nulla abbiano di comune. 


Friul. istr. triest. ven. veron. bol. gazo (gazio, gasg), 
impuntura. 


Più esattamente definisce il Pirona gas (gas): ,,cucitura a 
spina, in cui si ripiglia una parte del punto precedente.“ 

Altro non dovrebbe essere, malgrado |’ apparentemente enorme 
distanza del significato, che il long. gahagium gagium, Meyer-Lübke, 
Einführg. 48, che vive nel siciliano e visse nell’ Alta Italia, v. gagio 
gas, Tridentum VII, 25, 26; cfr. anche Bertoni, Zeitschr. XXIX, 344. 





204 G. VIDOSSICH, 


Bisogna partire dal significato di ,, siepe, stecconato“, e figurar 
due schemi semplici 


Li ito eppure RK 

Ci possono far comodo i modelli dati dal Meringer, /ndogera 
Forsch. XVI, 106sgg. Ora questi modelli rendono a meravigli 
l’immagine dell’ impuntura e del punto a spina. confortata v 
gorosamente la etimologia proposta da altre voci ed altri esemp 
sui quali altra volta intendo ritornare. Qui basti citarne alcun 
it. balza, ‚Gürtel, Saum, Absturz‘, it. franc. bordo ,Schiffsbord, Saun 
(franc. broder), ven. capa, Muschel, Zacken (frastaglio d. tela); 
pure i vari significati di cimossa, orlo, vivagno. 


Com. luma, strabere. 


Il Monti 130 cita il franc. lamper e rimanda a /ampadif, bic 
chiere; par dunque certo ch’ egli muova dall’ identico significat 
concreto di /ampada e lume. Ma resta oscuro come si figuri | 
modificazione del significato, tanto più che, essendo il franc. /ampe 
di origine diversa, il raccostamento non può essere che secondari: 

Tuttavia /umd non è da staccare da „lume“, poiché è identic 
con /umar, vedere, di dialetti dell’ Alta Italia. La via per | 
quale dal significato vedere si giunge a quello di s/rabere, è segnat 
dal ted. „zu tief ins Glas gucken, gern ins Glas gucken“, Pe 
l’uso isolato del verbo confronta lo spagn. empinar, ubbriacars 
veramente „alzare“, cioè „il bicchiere, il gomito“, D’ Ovidi« 
Zischr. XXVIII, 536, e il ted. heben, der hat gui gehoben, è alticci 
Kluge, Studentensprache 94. 


Trevig. panevín, fuoco che si fa nella notte dell' Epifani: 


LI 


La derivazione da epiphan-inu > *pevanin è manifesta. Pt 
giova notare questa voce e per |’ elaborazione schiettamente popolar 
della base, e per la metatesi delle sillabe protoniche. Io sospett 
fortemente che sia la stessa cosa il npr. Pan ef vin, che apparisc 
in carte tridentine del sec. XVI, Zridentum IV, 350. 

D'origine diversa è, invece, il ven. friul. panezin, rumex pseudc 
acetosa, detta così dal colore dei fiori. Confronta kolor sopa « 
vin, rosso vino, vinato, veramente ,,colore del pane inzuppat 
nel vino.“ 

Altro notevole esempio trevigiano di metatesi è conestre 
ligustrella, che passa altraverso golestrela : gonestrela, con immistion 
della prepos. con. 


Triest. sariándola, lucertola, ramarro. 


Fu da me altra volta ricondotto a salamandra, Zischr. XXVI 
753, per via di uno di quegli storpiamenti a cui questa voce v 
non di rado soggetta, v. Salvioni Zischr. XXIII, 528, A. /. 2. V, 13: 


ETIMOLOGIE. 205 


Nigra, Zischr. XXVIII, 5; e potrebbe fors’ anco questa etimologia 
avvantaggiarsi dell’ immistione di /arantola, notata dallo Schuchardt, 
Zischr. XXVII, 614. Mala pista fin qui battuta non era la buona; 
bisognava anzitutto tener conto di sarandégola ,,slauder“, fionda, 
registrato nel Beitr. 97. Con facile metatesi si viene da questa 
forma a saregdndola, onde, fognato ladinamente il g come in 
pañaról < panigarol, Lischr. XXVII, 753, sariándola. Per la metatesi 
reciproca di vocal tonica e atona vedi gli esempi raccolti dal 
Salvioni, X. /. B. 1, 126, Zischr. XXII, 466, Pieri, Misc. Ascoli 433, 
Studi roman. I, 55, Parodi, Dial. Tabb. 70, Nigra, Zischr. XXVIII, 2. 


Resta la rispondenza ideologica. Ma non pare strano che 
per |’ impressione visiva il dardo lanciato e ugualmente la fionda, 
che si volge e si tende e si vibra per lanciare, passino a signi- 
ficare il rettile. Cfr. la similitudine dantesca del ramarro, Inf. 
XXV, 79 e meglio il passo di Orazio Od. Ill, 27,5 addotto dai 
commentatori; ricorda il lat. jaculus, giavellotto e specie di serpente, 
greco axovtiac, e i nomi di uccelli, in parte di simile origine, 
Pieri, Studi rom. 1, 40. 

Un parallelo anche più esatto è offerto dall’ etimologia matarts 
proposta dal Nigra, Zischr. XXVIII, 644, per I it. marasso (istr. 
madrasso, Ive 66). Apparve essa dubbiosa al Salvioni, Arch. Gl. 
XVI, 301, che ricorrerebbe a origine slava, mentre gli slavisti 
propendono e cercarne le radici su territorio romanzo, v. Strekelj, 
art. cit. 39; Y ipotesi del Nigra! può forse aver conforto dalla nostra 
etimologia di sariándola. 


Ni. Semitecola (prov. di Padova; Pernumia). 


È ricondotto dall’ Olivieri, nei suoi pregevoli Studi di topono- 
mastica veneta 199, a semila + suff. -icula. Ma ben riconosceva egli 
stesso le difficoltà fonetiche che sorgono dal / e dall’e intatti. 
Infatti, Semitecola altro non è che il nome di una famiglia greca tra- 
piantatasi nel volger degli anni in Dalmazia e a Venezia (cfr. Bider- 
mann, Österr. Revue VI, 341), dove fu inscritta nel patriziato. Certo 
ebbe possessioni in Terraferma. 


Trevig. scat, bastone, bell. scatto, dardo. 


È d’ origine tedesca e rappresenta, come meglio non potrebbe, 
la voce Schacht, forma collaterale di Schaff, come p.e. vive in 
Schachtelhalm ecc. Kluge5 315. Andrä aggiunto il ven. scataron, 
torsolo, canna fradicia, se non è semplice metatesi di sftecaron; ma 
steco, a sua volta, deriva dal tedesco, Koerting 9050. 

L’ arabo sche‘! Koert. 8444 è da escludere già per il fatto 
che la nostra voce è limitata a regioni confinanti con territori 
germanici. 


1 Non si dovrà constatar |’ azione di marasso anche in marassandola 
metatesi di salamandra, Ztschr. XXVIII, 5, o vi è relazione diversa? 





«dik 





VA) G. VIDOSSICH, ETIMOLOGIE. 


Triest. scinka, marmora, pallottolina. 


Fra pur del ladino di Muggia d' Istria, v.le Religuie « 
Galli yo, syklinki. Kiviene nettamente, con s- prefisso, al ti 
Ninber, d'ugnal significato, per la cui diffusione si rimanda se 
plicemette sl Wörterburh del Grimm. La riduzione del #/ inizi: 
pon cute nia testimonianza di accatto antico; essendo la vo 
pervenuta nel veneto odierno dall’ anteriore fase ladina, veni 


colpita dalla norma per la quale a un c/ ladino risponde un 
vVetiote), 

Altrove nell’ Jstria, la marmorina è detta zaga, che |’ Ive 1 
derlva, dubitativamente, da vacua; il quale etimo non pare ammis 
bile, Certo va accostato il rom. vago grano, p. e. Belli 


nun ce capeva ppiù un vago de mijjo. 


L'origine è incerta; forse si può pensare a Jaca, attratto ne 
nerle delle voci con 7 iniziale mutato in 5; forse a vagare, y 
un'evoluzione ideologica che ci sfugge. 


G. VIDOSSICH. 


VERMISCHTES. 


Zur Wortgeschichte. 


Derla. Negossa 
(zu Ztschr. XXX, 79. 81 ff.). 


Ich bedauere sehr dals, als ich mich über der/a äufserte, Sal- 
vionis auf dieses Wort bezüglicher Artikel meinem Gedächtnis nicht 
gegenwärtig war. Aber einerseits habe ich mir nie angemalst 
alles Gedruckte zu kennen, sei es auch das Beste — im Gegenteil 
habe ich manchmal geklagt wie schwer unsere Literatur zu über- 
sehen sei; anderseits forsche ich nicht bei jeder nur beiläufigen 
Erklärung eines Wortes nach etwaigen Vorgängern. Nun gestehe 
ich ein, ich habe Unrecht gehabt die fatae Dervones aus ihrer 
Grabesruhe aufzustören. 

Hingegen haben die „ragioni fonetiche“ welche Salvioni gegen 
meine Deutung von xegossa (in meiner Schrift „An Mussafia“ S. 31 ff.) 
vorbringt und welchen er ein entscheidendes Gewicht beilegt (die 
einen sollen sogar ein „formidabile ostacolo“ bilden), nicht den 
Eindruck auf mich gemacht den er wohl erwartet hat. Nicht als 
ob ich die lautgeschichtlichen Tatsachen in Abrede stellte auf die 
er sich beruft, sind sie doch auch mir nicht gänzlich entgangen; 
ich meine nur dafs bei etymologischen Untersuchungen nicht blofs 
die ,,Lautgesetze“ zu berücksichtigen sind, sondern auch die Mög- 
lichkeiten der Wortmischung und das vor allem in einem Falle wie 
dem vorliegenden. Dieser Faktor pflegt in Hinsicht auf den Um- 
fang seiner Wirksamkeit unterschätzt zu werden, und wohl des- 
wegen weil als paradigmatische Wörter, die sich auf der breiten 
Heerstrafse der „Lautgesetze“ halten, in den vergleichenden Unter- 
suchungen immer und immer die Ausdrücke für solche Begriffe 
wiederkehren die ohne wesentliche Variierung ein Gemeingut aller 
sind. Ihnen steht gegenüber die grofse Menge von Wörtern deren 
Bedeutung an sich eine vage, schwankende ist und daher bei den 
einzelnen recht verschiedene Assoziationen auslöst, oder welche nur 
ein geringer Teil der Bevölkerung wirklich kennt; solche lieben es 
sich mit andern Wörtern zu mischen, manche im beständigen 
Wechsel von Station zu Station. Hierher gehören z. B. die meisten 
Namen für die niedern Tiere und die nicht angebauten Pflanzen, 


















































ERMISCHTES, ZUR WORTGESCHICHTE. 


erate, insbesondere der Fischerei. Nicht immer 
rtausgang von dem fremden Einflufs, betroffen wie 
| rom. pantera, panterna, panténe, pantano, pante 
| Ostpreulsen, lit. panta) u.s. w. „Flügelreuse“ u.s. w.; 
B. die Fortsetzungen von vertibulum, *vertibellum 
luges Ztschr, U, 82 ff.): rom. dartadel, baterel, bastenel, 
lo, mirluillo, bardoulet, vergadel, verguisso U.S. W., 
lef, Wartolf, Wolf (franz. loup, ital. lupo). Wird 
agen, derfovello könne nicht auf *vertibellum zurück- 
weil Nebenformen wie dastenel sich „lautgesetzlich“ 
letzteren vereinigen lassen? Ja, wird man an der 
ndlage für alle diese Formen deshalb zweifeln 
ker oder jener die Ursache der Beeinflussung nicht 
bil wir nicht einmal erkennen von welchem andern 
hlussung ausgegangen ist? Liegt uns nun in der 
ein megozza vor welches genau einem lat. negotia 
in der andern ein negossa von dem das nicht gilt, 
selbst wenn wir die Art der Vertretung des 2z 
rer des z durch s; doch behalte ich die einmal 
schreibungen bei) nicht zu ermitteln vermögen, den 
mit jenem lat. Worte doch nicht ableugnen. Nigosza 
berichte Bianchis, Distriktkommissärs von Verona, 
De Gianfilippis, Vorsitzenden des Ackerbauvereins 
(Pr. Verona), negozze, negozza in dem Guidonis, 
rs von Adria (Pr. Rovigo); s. Targioni Tozzetti 
a 11, 1, 499. 502. 508. 633. Es stammt also das von 
> „un negosa“ aus drei verschiedenen Quellen (von 
hutet Salvionis Erklärung etwas befremdlich an: „sarä 
| di chi è uso a dire pogo e a scrivere 203380“. Wenn 
Fe, bis auf den heutigen Tag die alte ven. Aus- 
bchreibung poszo festgehalten hat, wäre das gleiche 
ndenkbar? Allein hier bedarf es keiner besondern 
oderne Schreibungen sind nicht zu behandeln wie 
, sondern einfach der Nachprüfung, und diese 
'ichter und mit sichererm Erfolge vornehmen als ich. 
latürlich nur darum für jene Gebiete die Aussprache 
ermitteln in denen (Jz = /s nicht mit ss = stimml. s 
n ist, sondern als D auftritt. Wo nun dieser Netz- 
isee gebraucht wird, scheint der genannte Unter- 
bestehen, und so wird mir denn neuerdings nigossa 
sarda, ‘Torri bezeugt. Das Landvolk von Adria 
È, ebenso wie das d, welche bei Papanti S. 411 f. 
ıreibung ds zusammengeworfen erscheinen: Dsipro, 
/sia wie dsurd, despiadsere, medsa (allerdings mit der 
er Abstufung: „molto aspro“, „un po’ men aspro“, 
b“). Dort vermutete ich negoba. Herr Gallo Ca- 
stor zu Rovigo, hat nun auf meine Bitte die Güte 
lachforschungen über die Aussprache des Wortes 





— 


| H. SCHUCHARDT, DERLA. NEGOSSA. 209 


in den dortigen Gegenden anzustellen und mir das Ergebnis mit- | 
zuteilen, Es lautet folgendermalsen. „E chiamata negotza, nel 
Polesine, una rete tuttora in uso, attaccata ad un semicerchio di 
legno (del diametro variabile dagli 80 centimetri ai 150 circa), 
fissato ad un’ asta di ferro, applicata, a forma di croce, ad un 
bastone lungo dai 3 ai 5 metri. Questa rete serve per pescare 
nell’ acqua dolce, ed è nominata verso Papozze (paese sul fiume 
Po) negossa, così pure da alcuni cittadini di Adria. In Adria e 
dintorni, da’ ragazzi e dal popolino è invece denominata megosza, 
e da taluni anche negoscia.* (Die beigegebene Skizze entspricht 
ganz meiner Fig. 63, die den argüss von Pavia darstellt.) Damit 
fällt jenes „formidabile ostacolo“ weg. Mir selbst kamen jene 
Schreibungen bei Targioni Tozzetti, da hier die mundartlichen 
Formen vielfach verdruckt, verschrieben oder falsch italianisiert sind, 
nicht glaubwürdig genug vor um mich auf sie zu stützen, und so 
habe ich auch die Reihe S. 35 unten nicht mit negossa eröffnen 
wollen. Wäre also schliefslich dies megozza mit einem Sternchen zu 
versehen gewesen, so blieb doch »egossa leicht daraus zu erklären: 
durch Einmischung von nassa „Korbreuse“. Man wird mich nicht 
mit meinen eigenen Worten schlagen wollen. Allerdings habe ich 
die Verschiedenheit zwischen Hamen und Reuse stark hervor- 
gehoben, aber indem ich mich gegen die in Büchern so häufige 
Verwechselung beider wendete. Diese beruht auf einer gewissen 
Ähnlichkeit nicht nur der Wörter, sondern auch der Dinge, und 
zuweilen wird auch wirklich der Name des einen Gerätes auf das 
andere übertragen. So bezeichnet z. B. 7reibhamen nicht nur eine 
Art Hamen, sondern auch eine Art Reuse. Natürlich nicht an 
gleichem Orte; die Fischer unterscheiden ihre Geräte auch dem 
Namen nach. Aber negozza konnte ohne irgendwelche en. 
lung sich an nassa angleichen (zu negossa und nagossa); dafür 
lagen Lautgestalt wie Bedeutung nahe genug. Von den übrigen 
Formen weist jede ebenfalls Einmischung eines andern Wortes auf. 
Bei ÄAgursa gibt das Salvioni zu. Wenn er jedoch sagt, er glaube 
nicht dafs dieses Wort /igor „Eidechse“ sein könne, so bemerke ich 
dafs meine Worte waren: „negossa ist durch piac. crem. ligd ‚binden‘ 
in */igossa umgewandelt worden“ und dafs ich nur für das -r- an 
ligor dachte. An angossa könnte angusha teil haben. Ganossa 
wird auch Salvioni nicht für „lautgesetzlich“ halten. Er sagt aber, 
er verstehe meinen Gedanken nicht wenn ich die Lautumstellung 
gan- | ang- dem gleichlautenden ganossa „Zorn“ zuschriebe. Ich 
behaupte an der betreffenden Stelle dafs bei beiden Wörtern sich 
derselbe Vorgang vollzogen hat, füge nur hinzu dafs „vielleicht“ 
das eine das andere unmittelbar beeinflufst hat, und dabei dachte 
ich an das was ich vor zwanzig Jahren „rein lautliche Analogie“ 
genannt habe. Uber den Lautwandel von Homophonen wiifste ich 
noch einiges zu sagen; ich wünschte nur vorher sicher zu sein 
dafs Salvioni meiner Deutung von bol. ganossa „Zorn“ beistimmt; 
sonst hätte er allerdings vielmehr gegen diese auftreten müssen. 
Zeitschr, f rom. Phil, XXX. 14 






















































FERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTE. 


erklárt er als regelrechte Entsprechung von refuccio 
‚ne occorrono altre parole“. Das eine lasse ich 
ere nicht, das heifst: die Lautgleichung genúgt mir 
: Sachgleichung hat ihre Rechte. Die Ubereinstim- 
rs mit der negossa ist eine derartige dafs ich auch 
inung nur eine Variante dieser zu erblicken vermag. 
seine mundartliche Form stiels mit /gursa, oder 
orstufe */iguwssa zusammen und absorbierte es kór- 
aber seine Bedeutung an. Ich wúnschte, Salvioni 
btto pavese S, 9 hätte angegeben aus welcher Ur- 
te: redini o sia reguzzí stammen und in welchem 
| sie sich finden. Refuccio entsinne ich mich nicht 
r bestimmten Netzart getroffen zu haben; ob es im 
nem Netze“ gebraucht wird, und gerade in jenen 
nag ich auch nicht zu sagen; anders verhält es sich 
retino), relicella, reticina. 

int, ich hätte wenn ich die Wanderung des Wortes 
h den Versuch eines Beweises unternehmen müssen; 
fs für mich eben die mannigfache Wandelung des 
Vanderung dartut Auch indem ich neben den 
'Wortmischung annehme, kann ich mir nicht vorstellen 
Fr Formen an Ort und Stelle sich auf negofía gründe; 
gar dals erst ein importiertes megozza den Einfluls 
hren hat. Es ist hierbei die Beweglichkeit der 
hlag zu bringen, die in so manchen andern Fällen 
hgen hervorrief. Einen wie ich glaube recht merk- 
ich, im Anschluís an negossa, in jener Schrift be- 
deutsche Wafe, eigentlich Watenetz im Binnenland 
tlich von der Ostsee (vgl. russ. bredenj, brodnik von 
raten“), einerseits nach Italien zur Bezeichnung des 
nzt, anderseits an den nördlichen Küsten sich aus- 
ine eines grofsen Zugnetzes mit Flügeln. Diese 
nt Falk und Torp unbekannt geblieben zu sein, 
esten Hefte ihres norwegisch-dänischen etym. Wtbs. 


ders erklären. H. SCHUCHARDT 


Roman. gorr-. 

h Etim. triestine e istriane (Archeogr. Triestino 
144 leitet istr. guoro, goro „rötlich“ (vom Weine, 
V. vom „vinello chiaro“ wozu gleich zu Erwäh- 
mmt) von crocus ab, was dem Sinn wie dem Laut 
reht. Das Wort kommt auch anderswo vor: trev. 
arben“ (x. B, von einer Zichorienvarietát: raze gori) 
r (Morri: gor, Mattioli: gor) „rötlich“, „trübe“ (vom 
rsetzt es mit ital. fordido, verweist aber doch auf 
en éruvdon). Auf diese beiden Wortformen hatte 


nn 


H. SCHUCHARDT, ROMAN. GORR-. 211 


Arch. gl. it. XV, 114 aufmerksam gemacht, indem er sie zu 
gorra u.s.w. „Weide“ (verschiedene Arten), „Weidenrute“ in 
er Der Baum sei nach der Farbe benannt worden, 
und zwar zunächst die Purpurweide zum Unterschied von der 
weilsen Weide. Aber rötliche oder rotbraune gang ge 
andere Weidenarten, so die Lorbeerweide (salix pentandra), die 
Buschweide (salix triandra), und worauf es hier doch 
ankommt, die Korbweide (salix viminalis), die ja daher im Deutschen 
auch Kotweide (rote Bandweide u. a.) heiíst Ich nehme den 
gleichen Zusammenhang an, nur in umgekehrter Richtung: der 
Name der Pflanze würde dazu gedient haben die Farbe zu be- 
zeichnen: „weidenfarben“ | „rotbraun“. Mich bestimmt dazu vor 
allem die Analogie so vieler andern Farbenbenennungen. Darauf 
dafs das Adjektiv eine weit beschränktere Verbreitung hat als das 
Substantiv, lege ich kein Gewicht; es könnte sich ja dies Wort für 
„rötlich“ nur spurenweise erhalten haben. Auch wäre vielleicht 
der Verdacht nicht ganz auszuschliefsen dafs jenes Wort für „Weide“ 
in Sizilien — falls es wirklich sonst dem Süden fremd ist — erst 
später aus dem Norden eingeführt worden ist. Allein einen Um- 
stand darf ich wohl zugunsten meiner Ansicht vorbringen, nämlich 
den dafs es auch mit vokalischem Anlaut vorkommt, und diese 
Form die ältere zu sein scheint. Nigra führt neben südfranz. gourro: 
agourro (auch bei Mistral) aus Queyras an, und neben siz. vurra : 
agua. Bei Traina finde ich nur rye (und gurra?) „salix ca- 
prea“, und aufserdem im Sinne von „Erle“ (aus Pasqualino) agurnu 
oder agurru, bei dem es sich frágt ob das Volk oder der Lexiko- 
graph die Verwechslung, auch mit avornfi)e „Blumenesche“ (oder 
»Goldregen“?), eng hat (bezúglich der ,,pianta che vegeta 
lungo torrenti“), In dem a- einen spáteren Zusatz zu sehen würden 
wir genótigt sein wenn fúr das Adjektiv eine sichere Herleitung 
vorlage. Nigra kennt keine; nur zweifelnd erinnert er an burrus, 
dessen /- zusammen mit g- auf gv- zurückgehen könne. Indessen 
burrus ist gr. augpög. Eher noch liefse sich an ein rom. g- | 6- vor 
labialem Vokal denken; vgl. z. B. bearn. gourre „junges Schaf“ | span. 
borra „einjähriges Lamm“. Für gorra u.s.w. scheint freilich die 
Sache nicht besser zu stehen — wenn wir es nämlich nicht von 
gor „rötlich“ ableiten. Es ist mir jedoch eine Vermutung ge- 
kommen die ich nicht für abenteuerlich genug halte um sie ganz 
zu unterdrücken. Könnte in agurra nicht lat, auguría stecken, sei 
es der alte Plural oder ein aus dem Verb augurfiJarı neu ge- 
bildetes Substantiv, und damit eigentlich die Wünschelrute be- 
zeichnet werden? Gewöhnlich wird diese zwar vom Haselstrauch 
, aber doch auch von andern Sträuchern und Bäumen 
(z. B. von der Erle), und darunter fehlt die Weide nicht (s. z. B. 
R. Andree Braunschw. Volksk. S. 408f. Anm. 2). Ja im Norden 
scheint sie hauptsáchlich hierzu verwendet zu werden oder worden 
zu sein. In H.F.Feilbergs Ordbog over jyske almuesmál heifst 
es I, 291 u. finkelrut (Wünschelrute für verborgene Schätze, ver- 
14* 





























EKMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTE. 









































en): „es ist ein Jahresschöfsling von einer Weide, 
nacht abgeschnitten ...“; IL, 184 u. 1. ko 3): „ein 
‚weig, Wahrsagestecken, um Wasser (Weidenzweig), 
weig), Silber (Haselzweig) anzuzeigen“; 11, 821 u. 
inem gabelförmigen Weidenzweig (pilegren) scheint 
ecken meistens, jedesfalls wenn es sich um Wasser 
t worden zu sein.“ Wenn ich die hier verzeichnete 
ratur durchnáhme, so wúrde ich wohl noch von 
Weide in entsprechender Rolle nachzuweisen ver- 
Gessmann bemerkt in seinem volkstümlichen Buch 
Zauberglauben“ (Wien [1899]) S. 94: „Die Weiden- 
on im Altertum als Wahrsageholz geschätzt“; doch 
*r heimische Schriftsteller nicht mehr sagen aus 
er diese Angabe geschöpft hatte. Wie immer man 
liche Erklärung von agurra urteilen mag, in laut- 
bildet das rr für rfi) eine beträchtliche Schwierig- 
ischung von lat.gerra „Rutengeflecht“ anzunehmen 
esonders geneigt; auch würde damit einem andern 
olfen sein in welchem ich ein rom. rr auf das r 
zurückführen möchte. Es handelt sich um guienn. 
tral; im Sprachatlas allerdings gore), (männl.) gor, 
rr und im Tale von Baretous (im Sprachatlas nicht 
südwestlich von Oloron N. 692) agor „Herbst“ und 
rreya „annoncer l’automne; se dit du temps“. Dies 
itlich in dem baskischen Namen für den „Herbst- 
september enthalten: duru-t/; wenigstens sehe ich 
einlichkeit für ein „Kopfmonat“ = ,,caput anni“, 
dinien fortlebt, noch für ein „Endemonat“ (durz 
[“; buruan: „am Ende von“). Wollte man es da- 
dem baskischen Namen des vorausgehenden Monats 
schreibt für das Soulische, wohl unrichtig, agorila) 
> könnte man sich zur Not darauf berufen dals ein 
en Monats (abozfu) sich ebenfalls mit dem des vor- 
eckt, mit ws/a oder usta-11 „Erntemonat“ = Juli; 
tung von agor „trocken“ ist zu deutlich. 2 für g 
noch in bask. (niedernav.) aburu „croyance confuse, 
fondée“, in welchem augurium nicht zu verkennen. 
; lat. Wort als gewöhnlichster Gruís im Baskischen 
auch im Spanischen wird agur, ahur, abur ähnlich 
ı halte es nun für durchaus nicht unmöglich dafs 
st nach den Vorzeichen des Winters die er mit sich 
Vögelllug nicht ausgeschlossen —, benannt oder 
ezu ihn selbst als Vorboten, als „Inaugurator“ des 
htet hat, — Das p vor r und das g erregen nur 


dem gleich zu nennenden Buch S.81 gibt aus Versehen 
ch an und gore mit geschlossenem o, was eben wegen der 
enden peinlichen Sorgfalt Erwähnung verdient. 


H. SCHUCHARDT, BASK. CHINDAR, CHINGAR „FUNKE“. 213 


geringes Bedenken; dieses kann geblieben oder neu entstanden 
sein, wie in so vielen romanischen Entsprechungen von augustus 
(s. Cl. Merlo I nomi romanzi delle stagioni e dei mesi S. 8. 147 ff.). 

Demselben Stamm gorr- „rötlich“, ,, kastanienfarben“ weist Nigra 
noch drei Wörter oder Wortgruppen zu: franz. gore! u. s. w. „Ferkel“, 
span. gorrión „Sperling“ und span. gorra u.s.w. „Mütze“. Ich. 
glaube, sie sind von den beiden besprochenen Wörtern zu trennen, 
wie immer wir diese erklären mögen; das erste beruht vielleicht auf 
einem kelt. *goiros O. ä., das einem gr. yolgoc, alb. der entspräche; 
bei den zwei andern Wörtern wäre jedenfalls bask. gorrí „rot“ mit 
in Erwägung zu ziehen, und für das dritte die sachliche Geschichte 
festzustellen, ob z. B. die rote Mütze wie sie der Baske auf dem 
Titelbild zu Aizkibels Wörterbuch trägt, als etwas Ursprüngliches 
anzusehen ist (die französischen Basken tragen blaue Mützen). 
Wäre gourro „Weide“ auch in Spanien vorhanden, so könnten wir 
allerdings gorrión als „Weidensperling“ auffassen; der , Feldsperlitig“ 
heifst nämlich im Franz. moineau de saule, saulel und ähnlich in 
Mdd. Südfrankreichs und Piemonts. 


H. SCHUCHARDT. 


Bask. chindar, chingar „Funke“ 
(zu Ztschr. XXIX, 232). 


Ublenbeck beanstandet meine Zurückführung dieses Wortes 
auf ¿scintilla wegen der Nebenformen inhar, thar. Was das an- 
lautende ch- betrifft, so ist schwer zu erklären wie es hier ge- 
schwunden ist; aber nicht leichter wie es dort hinzugetreten wäre, 
denn ein solches Deminutivpräfix ist im Baskischen sonst nicht 
bekannt und, wegen der Abneigung der Sprache gegen Präfixe, 
nicht sehr wahrscheinlich. Wenn Uhlenbeck schliefslich bemerkt, 
die Annahme dals chndar älter sei als chingar, werde durch das 
(n)h von ıfn)kar nicht begünstigt, so ist ja der Übergang von -nd- 
zu -ng- durch verschiedene Beispiele gestützt, der von -ug- zu -nd- 
soviel ich sche, durch kein einziges. Denn er hat zwar Recht 
(Vgl. Lautl. S. 80) wenn er bei danda = danga „Glockenschlag‘“ an 
onomatopoetischen Ursprung, aber nicht wenn er an Assimilation 
denkt; ich erinnere an südfranz. dandan (auch dindan, wie im Franz. 
und Span.) „Bimbam“. Hierzu und zu ingar | indar, angereder! | 
andereder, anderejer füge ich noch dilingan (Guide . .. français-basque 
1876 S. 294) | dilindan „hängend“ und chingilia | chindilla „Linse“. 
Das letztere Wort geht auf /enticula zurück und zwar zunächst auf 
südfranz. de-, dye-, aze-, Ise-, Ze-, ze-nlilho u. à. Allerdings finden 
sich diese Formen gerade nicht in unmittelbarer Nähe des Baskischen, 
sondern weiter ab nach Nordosten und Osten; aber das Baskische 


1 Es ist dies nicht, wie auch ich glaubte, ein Schreibfehler Pouvreaus; 
Larramendi hat es ebenfalls. 


"ERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTE. 



















lafs einst auch dem Bearnischen diese eigentümliche 
nicht fremd war. Für „Linse“ herrschen heutzutage 
bei den Basken dies- und jenseits der Pyrenäen; 
|ob und wo chindilla in diesem Sinne vorkommt. 
>, eusk, de las plantas S. 72 kennt chingilla aus den 
vicia cracca (Vogelwicke). Durch dieses Zeugnis 
auch der Zweifel entkräftet den van Eys bezüglich 
sr von Pouvreau überlieferten Form chingilla hegt. 
inde, kosende Mouillierung des d konnte aus chindar 
ar, „chinyar, wie aus ¿andereder „Wiesel“ (eig. „schöne 
fr, wo Uhlenbeck a. a. O. diesen Vorgang zugibt, und 
lösung‘ ({ span. tanda): sanya. Mit -ny-, -%- nach 
mundartlich -#4-, so fara, inhara „Schwalbe“ (auch 
lte *andara für die Grundform), und dieses -7-, -nh- 
i ausfallen, oder durch -4- ersetzt werden, so r#o/ers, 
Herr, toler’ „Fasching“. Im Einklang mit all diesem 
, Murri, inhurri, chinhaurri, chinaurri! „Ameise“ 
r, inhar, thar „Funke“. Wir bleiben also nur über 
| im unklaren. 

ke noch dals soul. /chinka „Funke“ nicht etwa als 
ar anzusehen ist; das Soulische wahrt -nk- gegen- 
der westlichen Mdd., so hounki = ongi, tchaRku = 
r = chingar, und hat nun umgekehrt auch ein ur- 


- durch -mÉ- ersetzt. 
H. SCHUCHARDT. 


Zu lat. galla 
(Ztschr. XXIX, 323 ff.). 


| nicht dafs man fernerhin (Walde Lat. Et. Wtb. tut 
la „grüne Wallnufsschale“ auf callum statt auf galla 
in einem späten callicula oder -us anderes denn 
g des ersten mit dem zweiten Wort erblicken wird. 
ige Beeinflufsung haben sich die Pfade von callum 
ekreuzt, indem jenes auf Anschwellungen an Pflanzen 
tal. port. callo), dieses auf solche an Menschen 
den ist (hierfür brauche ich keine Beispiele an- 
| ganz gleiche Sinn aber wie dem franz. cal, und 
auch im Dict. gen. unter diesem Worte angeführt, 
franz. gale in der Verbindung: „la paume dure et 
Bask. ka/itch, karitch, garitch u. è. bedeutet „Warze“ 
ind Pflanzen; aufserdem hat Fabre kalifcha „Gall- 


Vgl. Lautl, 5. 47 scheint an der Existenz der Form cátz- 
' zu zweifeln; er hat sie offenbar von Campion entnommen, 
ı angibt, Ich kann sie als solche nicht bestätigen (nicht nur 
| und die Dialogues basques haben soul. s#hurrs, inhurri, 
als franz,-bask. überhaupt, da sie sich bei Fabre findet. 


H. SCHUCHARDT, ZUR VERBREITUNG DES KATALANISCHEN. 215 


apfel“, Azkue bizk. garıcha „Eichel“. Ob hier von ca//um oder von 
galla auszugehen ist, läfst sich schwer entscheiden. Man vergleiche 
coucalo „Schwiele“ und gougalo, coucuro , Gallapfel“ in südfranz. 
Mdd. Lat. zerruca lebt als bask. (lab.) marroka „Warze“ fort (viel- 
leicht habe ich Mus. X, 396 makor ,,Schwiele“, das allerdings zu- 
nächst mit maka ,,Beule“ zusammenhängt, mit Unrecht ganz von jenem 
getrennt), und daher scheint bearn. marroc „partie saillante d'une 
piece de bois“ zu stammen. Dazu gehören wiederum bearn. aroc 
»excroissance sur un tronc d’arbre“ und (alt) arrof „noeud, bosse 
à l’exterieur d'un arbre, saillie d'où poussent des branches“; etwa 
auch (Barétous) marfoc „grüne Wallnufsschale“? Einen neuen Be- 
leg für die gleiche Benennung dieser und des Gallapfels liefert 
vielleicht bask. (soul.) ma// (mouill. /) im letzteren Sinne neben ital. 
mallo im ersteren. 


H. SCHUCHARDT. 


BESPRECHUNGEN. 


Obras de Lope de Vega — publicadas por la Real Academia Española. 
Madrid, Sucesores de Rivadeneyra, — Vol. XI, 1900 [Crónicas y Leyendas 
dramáticas de España — Quinta sección]. 


(S. Ztschr. XXIX, 358.) 


Seguendo, come già prima, la via di questa colossale pubblicazione, in- 
noltrandoci nelle commedie piú note, sulla storia nazionale della Spagna, 
prescinderemo quasi dall’ argomento che in modo sempre più definitivo è 
illustrato dal Menéndez y Pelayo, per comunicare poche svariate osservazioni. 

La identità della Envidia de la nobleza coi Cegrles y Bencerrajes 
citati nel Peregrino 1604, è data per sicura dal Barrera (NB. 521; Cat, 429 
era incerto), e dietro lui da altri. Ma le osservazioni del Menéndez mi paiono 
molto assennate. Quanto al colore locale che Lope dá sempre in modo per- 
fetto alle sue produzioni, qui era aiutato dalla diretta conoscenza che aveva 
di Granata: conobbe anche certamente |’ opera di Luis del Mármol citata dal 
M., ma le forme popolareggianti che adopera per i nomi arabi (v. pag. XVI— 
xvi) più che nelle forme dottamente corrette del Mármol trovano riscontro 
in quelle usate dal Bermúdez de Pedraza: Antiguedad y Exelencias de Granada, 
Madrid, Luys Sánchez 1608; nuovo indizio di posterioritá al 1604.1 Lope 
non insiste qui sull’ accusa di adulterio alla regina e conseguente duello 
giuridico, dond” esce libera pel valore dei 4 campicni cristiani; si vedano i 
romances del Durin 1298 e 1299 (non 1208 e 1209 come è a p. xv linea 
penultima); sulla catastrofe degli Abencerrajes e su questo fatto si fonda evi- 
dentemente una commedia anonima ch’io non conosco: Muerte des los Aben- 
cerrajes y la Honesta infamada; e della stessa indole, meno stretta alla 
tradizione, è la Mejor luni africana di tres ingenios (Calderón la 32 giornata: 
ignoti gli altri due) dove contro i 3 mori accusatori, Gomel, Jafet e Mahomad, 
combattono i campioni Don Juan Chacón, il Maestro di Calatrava e 1’ abence- 
rraje Hacén, che finisce naturalmente per convertirsi al cristianesimo (cfr. 
anche Schaeffer, II, 284). Quanto al testo, 1 esemplare parmense della Purte 
XXIII corregge l'errore segnato in nota a pag. 6.2.9: Jaén ganada, frase 
quasi a uso di ablativo assoluto. Due altre correzioni mi sembrano così evi- 


1 L’ edizione del 1608 è la prima e, credo, l’unica. Quest’ opera gio- 
vanile, del tutto rifusa e ampliata dall’ autore fu ripubblicata col titolo: 
Historia eclesiástica de Granada, Madrid 1638. 


OBRAS DE LOPE DE VEGA. 217 


denti da non dar luogo a discussione: a pag. 6 il v. 3 deve avere la rima 
-dga ed essere settenario: si legga: 


Asst tu amor me paga 
El que me debe? 
Ze. Serd volver(me) loco. 


E a pag. 8. 2. 43 leggi: En hacer frente al león (torse Lope scrisse 
fronte, donde |’ errore). 

Segue la commedia ZI hidalgo Abencerraje o El gallardo Facimin. 
Questo secondo titolo fece congetturare al Barrera, e ora al M., che sia la 
stessa citata nel Peregrino 1618 col titolo Gallardo Facobin®! A me è 
sempre piaciuta la vecchia congettura dello Schack che nel Gallardo Facobin 
si tratti di tutt’ altri che del cavalleresco Abencerraje Jacimin, ma del jeune 
Facobin Giacomo Clément uccisore di Enrico III, il 30 luglio 1589. Nè deve 
sorprenderci che Lope lo portasse sulla scena, quando fra gli apologisti che 
ne glorificarono |’ atto ci furono uomini come il grave padre Mariana, e altri 
giungeva perfino a pretenderne da Roma la canonizzazione. Il testo di questa 
commedia, edita da Lope stesso nella Parte XVII, è abbastanza sicuro; un 
ms. non ricordato dal M., elencato in PM. n°. 1358, nei pochi vv. ivi citati, 
offre leggiere varianti. Un ms. parmense (LVC. vol. 44), evidente copia da 
una stampa, corregge il verso incompleto segnalato in nota a pag. 82; esso è: 
Jazimin soy, Bencerraje. 

L” esemplare parmense della Parte I, in cui è edita la commedia Zijo de 
Reduan, coincide quasi col testo qui dato. A pag. 89. 2. 41 corregge una 
quintilla leggendo: Y queriendo no sentir. Lo stesso a pag. 100. I. II se si 
legga: Que este deseo he tenido, ma il parmense ha qui la lezione del testo. 
Così in entrambi cresce un verso alla gwintılla p. 107. 2. IT, ove non saprei 
quale togliere. A p. 112 v. penultimo, meglio il parmense: una marlota. 
Esso non corregge nessuna delle mende che il M. segnala nel 3° atto. 

La commedia Pedro Carbonero è data, come giusto, col testo edito da 
Lope stesso Purte XIV (1621); ma essa è ben più antica, chè è citata già 
nel Peregrino 1604 e il PM. n°, 714 ne segnala l’ autografo firmato in Ocaña 
al 26 di Agosto 1603, con censure del 1603, 1604, 1610 e 1617. Al quale 
autografo si poteva dare un’ occhiata, sia che corregga le mende indicate in 
nota a p. 140, 143, 147, 154, 157, 161 e 162, sia, anche se coincidesse, 
per dare qualche notizia su così prezioso manoscritto, rimasto ignoto anche al 
Barrera. In esso il titolo è E? Cordobés valeroso P. C. e la produzione è 
qualificata come tragicomedia. Consta dalla Parte XIV che la rappresentó 
Antonio Granados, il fratelio della Divina Antandra, la carriera del quale 
come capocomico si segue dal 1602 fino alla sua morte nel 1641. 

La commedia del Remedio en la desdicka, citata nel Peregrino 1604 
col tit lo Abindarráez y Narváez, narra gli amori di Abindarràcz con la 
hermosa Xarifa. Ai romances che su ció il M. elenca a p. XXXIV—V sono 


1 Altri (Schack — cito sempre la traduzione spagnuola — III, 90; 
Hennigs: Stud. zu Lope de Vega p. 32) sostituiscono a gullardo 1 epiteto 
Valiente Facobin (forse da qualche ignota suelta). Ma certo questo Yacobin, 
sia valiente sia gallardo, è una commedia sola e non due, come le distingue 
l’ Hennigs (p. 33 n°. 8). 


218 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI, 


da aggiungere i due seguenti che io riproduco talquali, stante le condizioni 
del testo, dal Cancionero classense del 1589.12 Il primo ha il n°. XLVII e il 
secondo il n°. XLVIII: 


n. XLVII. 


[fol. 50] El gallardo auindaraez 
aunque mas a peleado 
cautiuo y enamorado, 
pusose tan triste el moro 
de su esperança burlado 
que muestra estar juntamente 
caut. y enam. 
consolandolo el Alcayde 
10 tristes cosas le a contado 
disiendo que no es él solo 
c y €. 
[fol. 50 v.] hizole grandes calemas (sic) 
por la nobleza que a usado 
IS con un prisionero suyo 
c. y €. 
alfin se partió a Coijm 
y en el castillo a llamado 
y al desir: quien es? responde: 
20 c. y €. 
Xarifa le abrió las puertas 
cerrandolas al cuydado 
Porque no se nombre mas 
c. y €. 
25 y en tal dichosa ocasion 
azar le a salido el dado 
por uenir el moro herido 
C. y € 
y con sobresalto triste 
30 gelosa le a preguntado 
Porque contento no estana 
Co y €. 
diciendole: dulce esposo 


UN 


si eres de otra amado 

35 primero no(s) fuiste(s) myo 
cy el 

[fol. 51] y st libre te has uendido 

havirndote yo pagado 
prerderá quien te comprò 

YO €. y €. 

No puede encubrir el moro 

lo que del a sospechado 


1 Vedi: Rendiconti della Accad. dei Lincei, vol. X, 1902, seduta 16 
marzo. Metto solo qualche accento e rari segni d’ interpunzione, 


OBRAS DE LOPE DE VEGA. 210 


la mora que le tenya 
eye. 

45 Contóle todo el suceso 
y de su cuello colgado 
tiene a gran uentura ser 
cautivo y enamorado. 


n. XLVIIL 


[fol. 51 v.] Holgandose (estd) con Farifa 
el Auindaraes gallardo 
y contemplando la gloria 
que mereció su cuydado: 
5 my alma y my bien, le decia; 
ella: my Rey y (my) regalo; 
él: my contento y señora; 
ella: my señor y amado; 
que lamor st está de temple 
10 es con los suyos tan franco 
que con el placer de una hora 
quita pesare[s] de un año. 
Mas come (sic |. como él) viene herido 
y cautivo de un cristiano 
15 de la villa de antequera 
alcayde del rey don Sancho 
no pudo con el dolor 
lleuar su contento al cauo 
mas con sobrada ocasion 
20 un triste suspiro a dado. 
jinys 
La dedica di questa commedia nella Parte XIII, 1620,! alla figlia Mar- 
cella è un modello di paterna affettuosa semplicità con oscuri presentimenti 
di domestici affanni: Dios .... os haga dichosa, aunque tendis partes para 
no serlo, y más si hereddis mi fortuna, hasta que tengáis consuelo como 
vos lo sois mio. Ma non solo Marcella non ebbe la consolazione dei figli, 
ma Lope perdette presto questo suo conforto familiare; ella si rese monaca 
pochi mesi dopo, il 28 febbraio 1621, appena quindicenne, e si ignora il perchè. 
Ma la dedica di una commedia piena di casi pietosi d’ amore c le parole di 
Lope, lasciano sospettare un romanzo doloroso nell’ esistenza della bella e 
sfortunata giovinetta. Questa commedia fu portata in scena da Rios único 
representante, il celebre Nicolis de los Rios che si segue dal 1583 fino a 
che mori il 29 marzo 1610; avvalorando così l’ attestazione di Lope che questa 
commedia la scrisse in gioventù (en sus tiernos años). 
La commedia finora inedita: lechos de Garcilaso de la Vega y moro 
Tarfe è creduta dal M. come la più antica che di Lope abbiamo, come una 
di quelle che egli scrisse: 


I Su questa Parfe XIII cir. Tomillo e Pérez: Proceso de Lope de Vera, 
Madrid 1901, pag. 287. 


BESPRECHUNGEN. A. RESTORI, 


... de once y doce años 
De d cuatro actos y de d cuatro pliegos, 


nell'Arte nuevo de hacer comedias) perchè infatti è I? unica 

re l' ba conservata (non autografo, ma copia assai scorretta 

LVII: PM, n°. 1477) ci presenta la divisione in 4 jornadas, 

ware che i quattro atti delle vecchie commedie sono vera- 

rione e, sopratutto, nella proporzione drammatica; e Lope 
che 





.-. Cada acto un pliego contenía. 


mmo a che fare con filîevos di proporzioni singolarmente 
| mepeltiramente, se ho ben corta‘o, gatti di versi 500, 
aryebbero quasi Ga rivrire i due ultimi, ot:enerdo 730 versi, 
meno che 'a media di altre 325 ‘orradas del nostro antore. 
piume supera i Toco versi la 32 giornata del: vitima commedia 
ramo sulla stessa cifra ia 143, la 123, : Sa, ela 52 malgrado 
wlanea di eziecasillabi che rende ancora pil greve questo 
lella £alsrs de su galán La 1037 versi, 958 quello cel 
ey emer, 979 quello dei Gusmun.s de Terai, e 783 il 
adere amante che meglio potre be dirsi quarto a::o, perchè 
ch, e 1 Menéndez acceitd ¿vol Y paz. LVI, che il primo 
o degli altri due e sì dovreite divilere per rize::ere nel 
che Lope cdichizrò essere la s_2 Priomerz comudiz, e 
precisamente a doc arri) Veramerce Y Hırzerbucch usò 


A 
i 
“e 
Di 
N 
A 


e primi eur che fosi imsîerze Écnetes sl: 


manie espliciia, che non corinisa 2 que che Sie Arie 


mà imvetisi 2:giianza Ci om ano im 320 vani che a IST) 


HS a Pa ee - ¿"e 


14 
11 
‘61 
Ur] 
’ 


Sart Sla ER: 


- = TA 2 ri LOU 2 Tap. Eo IL 
= pre UR D U. NUE à ae A OS 
ma ESE OS RIC ji Di À Abe & QUEI 


OBRAS DE LOPE DE VEGA. 221 


a questa divisione in 4, rimane bensi concorde che questa sia una commedia 
giovanile, specie per lo stile e la versificazione, che peró sono indubbiamente 
più eguali e migliori che nel Verdadero amante, ma essa potrebb’ essere così 
la 22 come la 202 o la 1002.1 Che ci siano figure allegoriche, nulla prova: 
ci sono anche nel Cerco de Santa Fé (che è probabile sia posteriore al 1587) 
e la personificazione della Spagna compare in una produzione di pieno rea- 
lismo storico come il Don Juan de Austria en Flandes che certamente è 
posteriore all’ ottobre 1578; tutt’ al più ciò è un indizio del 1° periodo drammatico 
di Lope (v. Schaeffer, o. c. I, 182). Rileverò, senza insistervi, una curiosa 
contraddizione del Menéndez, il quale ritiene questo Garcilaso de la Vega y 
moro Tarfe composto da Lope fra gli undici e dodici anni, cioè del 1573 
o ’74: mentre poi cita: Lucas Rodrigues en su Romancero historiado 
(1579, si noti la data), y Gabriel Lobo Laso de la Vega en su Romancero 
y Tragedias (1587), d los cuales se debe, dicho sea de Paso, el nombre de 
Tarfe dado al moro retador. Non insisto, perchè l’ argomento è rovesciabile: 
si potrebbe cioè dire che furono invece Lucas Rodríguez e Laso de la Vega 
che presero il nome del moro Tarfe dalla commedia infantile di Lope; ognun 
vede però che questa seconda possibilità è molto meno probabile, per ragioni 
evidenti su cui non mi dilungo. — Il testo di questa commedia lascia qua e 
là a desiderare, per la scorrettezza del manoscritto; a pag. 210, I. 7: agravies 
corr. agravio — p.213. 1, ultimo: fuego non è rima ma assonanza: ve ne 
sono altre in questa commedia per es, p. 218. I. 20 — p. 217. I. 30: Tu vida 
guarde ecc. dopo questo v. ne manca uno in -éo — 2.19: Y este negocio 
ecc. dopo questo, mancano due versi in -digo, -ddo — p. 220, il verso segna- 
lato in nota è giusto se si ammette il jato, e Lope lo usava con maggior 
larghezza che non sia concesso oggidì — p. 223, la nota è erronea; non 
manca nessun verso, qui finiscono le terzine, e segue un’ ottava precisa. 

La commedia del Cerco de Santa Fé é llustre hazaña de Garcilaso de 
la Vega rifonde, come appar dal titolo, la stessa materia della precedente, 
ma secondo un quadro più ampio, mescolando cioè la storica impresa di 
Hernán Pérez del Pulgar, che entró in Granata e alla porta della Moschea 
inchiodò col pugnale, in segno di presa di possesso, una pergamena contenente 
l’ Avemaria, con la favolosa sfida del moro Tarfe accettata e vinta da Garci- 
laso. L’ idea di mescolare le due avventure, presentando questa seconda come 
conseguenza della prima, è del romancerista Gabriel Laso de la Vega il cui 
Romancero comparve nel 1587. La commedia di Lope è dunque posteriore 
a questa data, a meno che anche qui non si volesse stare all’ ipotesi meno 
probabile: che Laso prendesse quest’ idea dalla commedia di Lope.? D'altra 
parte essa è anteriore al 1604 perchè citata nella prima edizione del Peregrino.3 


quadruplice mal’ eseguita partizione. Si veda anche Morel-Fatio: Arte nuevo 
ecc. nota al v. 338 e al luogo ivi citato (Bulletin hisp. 1901). 

1 Del Verd. Amante dice il M. (loc. cit.) che Lope: debió de corregtr 
mucho esta comedia, puesto que hay en ella hermosos trosos de versificación, 
que no parecen de poeta principiante. Bene a maggior ragione non sembra 
di poeta principiante questa di Garcilaso, nella quale il M. stesso ammira, 
e con ragione, tun sonoros tercetos y rotundas octavas! 

« * Il M. afferma ripetutamente la priorità di Laso, 

3 Un indizio che è commedia giovanile, benchè indizio non sempre 
sicuro, è anche non trovarsi in questa commedia il tipo del gracioso; su ció 
cf. Rennert: Life of Lope p. 488. 


222 


BESPRECHUNGEN. A. RESTORI, 


I romances su quest' argomento, oltre 1 anonimo del Durán 1115, dal M. ri- 
ferito, sono 4 che Gabriel Laso de la Vega pose nel suo Romancero del 1587 
(Durán 1116—19) e che egli ripubblicò nel suo Manojuelo del 1601.1 Questa 
seconda è dunque la lezione definitiva; al 1116 non fece nessuna variante; 
nel 1117 al v. 8 mutò plebe in gente, e mutò alla fine la descrizione della 
partenza di Tarfe, il quale: 


. con arrogancia altiva 
del lugar adonde estaba 
quito la carta brunida? 

y a la cola del caballo 
manda que la pendan y aten 
y una ves y otra la mira, 
Ya de Mahoma blasfema, 
ya a la venganza se incita, 
ya mira el cielo furioso, 
ya pone en tierra la vista, 
toma licencia del rey 

y una lanza gruesa y lisa 
y mas que el viento veloz 
sale por la puerta Elvira 


Nel 1118, oltre due mutamenti insignificanti? si limitó a intercalare nel 


discorso di stida del moro Tarfe, dopo il verso: Veréis st le habéis barato, 
questi trentotto nuovi versi: 


tenga el que fixar le pudo 
Pará quitarme le (sic) manos, 
que no es valeroso hecho 

sino astucia y medio flaca, 
afrentar a hombres dormidos 
y a la ley de sus contrarios 
con semejantes libelos 

vil coslübre de hombres baxos, 
que no se sienten con fuergas 
ni con vigor en el braço 

y cometen a un papel 

lo que es de la lengua y manos, 
pero yo le di el lugar 

que el merece, y ueys villanos, 
no ay quien responda por el 
todos estays enjaulados ? 

ques de essas Cruzes de grana, 
ques de essos Alsaydes brauos? 
donde esta el señor de Palma 


! Vedi la descrizione di questo raro libro in Revue Hispanique, vol. X. 


I romances di cui parlo hanno nella Zad/a ivi data i numeri 52, 117, 53, 62. 


2 La pergamena ov’ era scritta 1 Avemaria. 
8 Al v. 7 invece di bravo feroz pose: grave y feroz, 


iba el Av, è mutato in: Por menosprecio y oprobrio. 


Il v. 25: Donde 


OBRAS DE LOPE DE VEGA. 


que sufre tal desacato? 
Benauides, y Galindo, 
porque no salen al campo? 
que es del Catholico Rey 

que llamats hombres errados? 
pues viendo su ley por tierra 
no satisfase a su agrauto, 
no se yo si lo acertastes 
fanfarrones temerarios, 

en meler este papel 

do os fue forçoso el dexarlo 
para verle qual le veys 

de aqueste animal hollado, 
mucho aueys perdido todos 

y yo solo en esto gano, 

con mi Profeta y mi Rey 

he cumplido con replaros, 

y sí el salir dilatays 
boluerele qual le traygo.! 


223 


Il quarto e ultimo romance fu totalmente rifatto e credo meglio ripro- 
durlo per intero (D. num. 1119): 


Ul 


IO 


15 


20 


Garzilasso de la Vega 
Page del Rey don Fernando, 
para serlo en buena edad 
y en tierna para soldado 
mas que todos ofendidos 
del notable desacato 
con que Turfe el campo ocupa 
pero no tan obligado 
a su sangrienta vengansa 
respecto de ser muchacho, 

a quien faltauan seys meses 
para diez y stete años: 

causa que sin nota alguna 

le reseruaua del caso, 

aunque no la clara sangre 
escondida en chicho vaso, 

que esta y no el cuerpo robusto 
rige el coragon y el brayo, 
Puesto ante el Rey de rodillas 
el rostro y u03 leuantando, 

le suplica que le dexe 

salir con el Moro ul campo, 
pura tomar por la Virgen 


1 I due versi seguenti sono leggermente modificati: Mirando estan desde 


el muro 


Y oyendo al Moro yallardo ecc, 


224 


30 


35 


40 


45 


50 


60 


65 


BESPRECHUNGEN. A. RESTORI, 


enmienda de tal agrauio 
que en la diestra le parece 
que lleua un ardiente rayo, 
bastante a vencer, no a Tarfe, 
mas al Granadino vando, 
a quien dise el Rey: soys moço 
y valeroso el contrario, 
yo tengo en lo que es razon 
esse pensamiento honrado, 
pero dexaldo a Galindo 
que este es un caso pessado, 
pues el valiente Pulgar 
por ausente está escusado, 
cuya era aquesta empressa 
por auerla començado, 
que no es para ser primera 
do se estrene un nuevo brazo, 
sino para dar mas nombre 
a quien las armas le han dado, 
no faltaran ocasiones 
donde podreys bien mostraros. 
Sin embargo desto se arma 
con secreto, y sale al campo, 
y algando al cielo los ojos 
dize pidiendole amparo: 

No la gloria desta empressa 
Pretendo por mi interes, 
como tu Virgen lo ves 
que mas el agrauto pesa. 

En cuya satisfacion 
es bien el barbaro entienda 
que Dios no permite ofenda 
nadie a tanta perfeccion. 

Vn don te pido humilmente 
has Virgen se me conceda, 
y es tu nombre quitar pueda 
de lugar tan indecente. 

Tuya es la causa que sigo 
vencedor saldre sin duda, 
no ay suerte que mal acuda, 
que va tu fauor conmigo. 

Suelta al cauallo la rienda 
cala la langa al contrario 
y con tal pujança embiste 
que dio con Tarfe en el campo, 
cuya cabega y letrero 
Presenta al Rey don Fernando, 
que desde el muro auia ussto 


OBRAS DE LOPE DE VEGA. 225 


de los dos el duelo brauo 
a quien abraçando dise: 
Valeroso Garzilasso 

75 oy subis mas en la Vega 
de la Vega el nombre claro, 

y si de atras no os viniera 
apellido tan honrado, 
viniera os bien este tal 

80 pues en la Vega os ha dado 
el cielo inmortal renombre 
con que muestra le soys grato, 
y en tanto que otras mercedes 
por tan gran seruicio os hago 

85 sereys de oy mas capitan 
con la Crus de Santiago, 
de mi camara la llaue 
os doy y es poco faros 
su persona un Rey, pues quiso 

90 el cielo faros tanto, 

y traereys la Auemaria 

pues tambien la aueys ganado, 
por orla de vuestro escudo 
que sera de mi imbidiado, 

95 y es asaz fauor pequeño 
jouen valiente y gallardo 
pues con el que os dió la Virgen 
podeys a todos honrarnos. 


Lo stesso argomento di questi romances e della commedia di Lope, 
tratta una anonima Zriunfo del Ave Marta che ancora si ripete in Granata 
in ogni anniversario della conquista, il 2 gennaio: della quale il M. fa pure 
un cenno. Il Mesonero Romanos, che la pubblicò nel tomo 51 della Biblio- 
teca de Aut. esp. dice che potrebbe esserne autore el granadino Cnbillo 6 
acaso Véles de Guevara; ignoro su qual fondamento il Barrera cosi nel testo 
come nell’ indice del catdlogo la assegni dubitativamente a Rosete Niño: mentre 
poi erroneamente distingue da questo Zriunfu e lascia anonima la Exaltación 
del Avemaría, Si tratta di un’ unica produzione il cui vero titolo è questo 
secondo, come risulta dai versi finali: 


— 





1 Il Gabriel Laso sapeva dunque, nel 1601, che il nome de la Vega 
veniva ai Zasos da epoca molto più antica che non questa favolosa impresa 
dei tempi della conquista di Granata (su ció il M. a p. XLIT); ma nel 1587, 
nel suo Romancero (D. num. cit.) lo ignorava ancora e si era attenuto alla 
tradizione popolare che derivava il cognome dalla Vega di Granata: Valeroso 
Garcilaso, Llamdos también de la Vega Pues en ella habeís ganado ecc., 
tradizione seguita anche da Lope nella sua commedia: 


Y pues en aquesta vega 
tan alta hazaña hecho has, 
desde hoy mds te llamarás 
Garcilaso de la Vega. 


Zeitschr. £ rom. Phil, XXX. 15 


226 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI, 


y en la Exaltación del Ave 
María siempre gloriosa 
aqui la comedia acabe, 


titolo che porta anche nel ms. del sec. XVII (14 e 22 giorn.) da me segnalato 
in DA. n°. 750: le varianti coll’ edizione citata son poche, molti segni indi- 
canti versi da saltare e pochi versi aggiunti qua e là. Sulla fine di essa, 
alcuni versi: Por dios que hemos de tener Sarracinos y Aliatares, sem- 
brano alludere alla commedia Sarr, y Al. di Lope che citata nel Peregrino 
1604 è ora ignota e perduta. L’ impresa di Hernán Pérez del Pulgar deve 
essere materia del dramma storico Pulgar él de las hazañas in PM. 2777, 
mentre quella di Garcilaso nella commedia Timbre y blasón de los Lasos, el 
Triunfo del Avemaría y Conquista de Granada in PM. 3243; ignoro poi 
se trattino questo argomento il Layusa nella Católica Belona y conquista 
de Granada, e il Fajardo Acevedo nella Toma de Granada (PM. 681). In- 
fine da un repertorio comico della prima metá del secolo XVII parrebbe 
che il Cerco de Santa Fé sia stato trattato anche d lo divino in un auto 
sacramental ora ignoto.! Della Parte I in cui fu edita la commedia di Lope 
c’è un esemplare alla parmense della ediz, Valladolid 1609.2 C’è inoltre 
una suelta col titolo completo: Cerco de Santa Fé y Ilustre hazaña de 
Garcilaso de la Vega edita a Madrid, Antonio Sánchez 1731; ma entrambi 
i testi coincidono con quello del M. o con le varianti da lui notate, senza 
dar nuova luce; solo a pag. 248. I. 44 si deve leggere Zodos sabemos ya su 
valentia; a pag. 256 nota 1a: il parmense ha Pftíma (suelta: victima); nota 22: 
con Libano manca una sillaba, ma Linalodl precioso, non ha senso: esso però 
indica la vera lezione: del Líbano precioso Cedro, ecc. Ivi al v. 40 bisogna 
leggere: Que en la tierra mi trompa eternisöles e notisi più giù 1 assonanza: 
teatro- Viriato; alla col. 2.17 giustamente il parmense legge suferno e non 
supremo. 

Anche della Parte segunda (1609) in cui si trova il magnifico dramma 
Los Comendadores de Córdoba, la storia bibliografica è da rifare; della prima 
edizione del 1609 vi furono non sei (M. p. Lix) ma almeno dieci ristampe, 
perchè alle nove indicate dal Rennert (o.c. 425) bisogna aggiungerne una 
rimasta finora ignota a tutti i bibliografi, di Madrid, for la viuda de Alonso 
Peres de Montalvan . Año 1621, in folii 315 numerati, che descriverò meglio 
altrove. La commedia Comendadores de Córdoba, o Honor desayraviado, 
secondo titolo che pare autorizzato dai versi finali: Y agui acaba la comedia 
Del honor desagraviado, appartiene al primo periodo di Lope; citata nel 
Peregrino 1604 col semplice titolo Los Comendadores, è di qualche anno più 
antica, perchè non può esser che questa la comedia d lo humano que ha de 
ser de Los Comendadores y con su música y entremeses che Gabriel 


1 Restori: Piesas de Titulos p. 125 num. 4. 


? La storia bibliografica di questa Parte primera (Barrera: Cat. 437 e 
NB. 132; Restori: LVC p. 7; Rennert, of. cit. p. 424) è da rifare. Intanto 
ne segnalo una edizione portoghese rimasta ignota a tutti i bibliografi, di 
Lisboa? [manca il nome del luogo] Por Forge Rodriguez . Anno de 1605. 
A custa de Esteudo Lopes mercader de Liuros, vendesse em sua casa et na 
Capella del Rey. Ne riserbo a luogo più opportuno una descrizione minuta. 


OBRAS DE LOPE DE VEGA. 227 


Núñez autor de comedias si obbligava il 12 Luglio 1593 a rappresentare in 
Nava del Carnero, la vigilia della prima domenica d’ Agosto (ND. p. 36). Chi 
legge questo dramma potente pieno di fuoco lussurioso e di sanguinoso delirio, e 
ricorda la tempesta d’ amore, sensuale e insieme intellettuale che ebbe Lope con 
Elena Osorio tra il 1582 e 1’ 87, tempesta che fini per travolgerlo in prigionia 
e in esilio, sarebbe inclinato a porne in quegli anni la composizione. Il 
M. nota giustamente la antichità e popolarità delle endechas dei Comendadores 
riportandole dal Durán, II, 697: ignoro che fondamento abbia |’ opinione del 
Gallardo, Ensayo III, 392, che autore ne fosse il Maestro Pedro de Lerma. 
Ivi, al num. 2700, cita altra edizione del raro Flor de enamorados in cui 
queste endechas presentano forti varianti (10 strofe invece di 14) ma non ne 
dà il testo: peccato non lo dia ora il M. invece di quello del Durán che 
era già alla portata di tutti. Il M. apprezza questo dramma con alcune pagine 
veramente magistrali; è curioso però notare come Lope nelle sue più belle 
scene ripeta con frequenza sè stesso, sempre per altro con atteggiamenti ed 
effetti diversi. Uno studio acuto e discreto su queste ripetizioni o semplici 
analogie estetiche, sarebbe interessantissimo come contributo alla conoscenza 
più intima del meccanismo della creazione poetica, e nessun poeta, credo, vi 
si presterebbe come Lope. Qui non posso che accennare alla somiglianza fra 
la scena del ritorno del Veinticuatro nella sua casa, scena che a ragione il 
M. pone in rilievo (p. LXXVI—1x), col ritorno di Payo de Guzmán alla sua 
casa di Toral.! Spesso ci sono perfino ripetizioni di parole: 


Veint No llego d mi casa en balde. 
Payo: No en balde mi casa estimo 
e poco più sotto: 
Za cena aparejamos. 
A punto estd. 

Payo: Yes? 

Pasc. un capon 
tierno ... Un perdigón 
tambien no te faltard 
donde gastes un limon. 


e nei Comendadores: 


. no te dè cuidado, 
que no falta un perdigón 
con que se gaste un limón . 
Veint. Eso dices que no es nada? 
Esp. Matarte puedo un capón ecc. 


lo inclinerei a vedere in ció un indizio che i due drammi non sieno 
cronologicamente molto distanti. Già da argomenti affatto esterni, cioè |’ esame 
della lista dei comici che rappresentarono i Gusmanes de Toral, io ponevo 
questa commedia ai primi anni del sec. XVII; questo nuovo argomento in- 


1 Vedi Restori: Los Guzmanes de Toral (in Romanische Bibliothek, 
XVI, a. 1899) specialmente pag. VI—X e vv. 516— 685. Altro raffronto 
simile indicai fra alcune produzioni religiose negli Autos de Lope, in nota a 


pag. XXI. 
15% 


228 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI, 


teriore mi persuaderebbe a respingerla all’ ultimo decennio del secolo prece- 
dente. Infine il M. distrugge un errore troppo ripetuto (Caf. del Salva, Durán, 
Barrera, PM. n°. 635) che il manoscritto dei Comendadores de Córdoba della 
Nacional sia il dramma di Lope de Vega, mentre è opera interamente diversa 
e, dice, sconosciuta. È tutto autografo del Claramonte ma acutamente il M. 
vide che non può essere sua, per le qualità di stile e di versificazione che 
lo scorrettissimo Clarindo non aveva da vero. Il M. ne dà un’ accurata analisi 
concludendo che esta obra honra d su desconocido autor y merece ser im- 
fresa y estudiada. Senonchè tutti i particolari che egli ne dà concordano 
talmente con un dramma di Alvaro Cubillo, da lui non ricordato, da rendere 
evidente che si tratta della stessa commedia. Essa è la Mayor vengansa de 
honor che fu edita nella Parte X de Comedias varias, Madrid 1658 (Barr. 
Cat. p. 690), della quale lo Schaeffer (o. c. II, 96) ha già detto quanto basta 
perchè io qui non mi dilunghi; il nome dell’ autore è indubbio dai versi finali: 


diò fin Alvaro Cubillo 
su autor: perdonad sus faltas. 


Se passando per la penna del Claramonte, il dramma del Cubillo abbia 
sofferto alterazioni, e di qual’ entità, io non saprei dire. Nei soli due versi 
che ne cita il PM. qualche differenza c' è; ma se le modificazioni fossero 
molte e gravi il Claramonte avrebbe probabilmente dato per sua questa pro- 
duzione, come fece per |’ /nfansön de Illescas: mentre per questa non consta 
che |’ abbia fatto. Ad ogni modo ciò dimostra che la Mayor venganza è 
un’ opera molto giovanile del Cubillo, perchè il Claramonte morì il 19 settembre 
1626.2 Quanto al testo della commedia di Lope, una stampa parmense® cor- 
regge soltanto due luoghi: il v. segnato in nota a pag. 269. 1. è tienes cuyo; 
a pag. 288 il passo segnato in nota è: Verdad es que he caminado Dos 
noches, que no pudiera Pasarlas ecc. 

Dei Guanches de Tenerife 6 Conquista de Canaria 6 Nuestra Señora 
de la Candelaria non menziona il M. un ms. della Nacional che ha una 
simile commedia. Il PM. num. 2398, dice che è di Lope e impresa en la 
Parte X: ma i pochi versi che ne comunica mostrano che si tratta di commedia 
interamente distinta; bastano a ciò i versi finali: 


pues lo que de aquí redunda 
en la comedia segunda 
se dirá, que ésta aqui acaba, 


1 L’ esemplare parmense (DA. num. 228) è evidentemente strappato dalla 
citata Purte X de Varias perchè rimangono i versi finali della commedia del 
Villegas: Zealtad contra su rey, che in quel volume le precede, e lo prova 
anche la foliatura. Nelle Figuras ossia lista dei personaggi ivi premessa alla 
Mayor venganza non è notata la serva Esperanza, ma essa vi ha parte, ed 
entra fin dalla 32 scena. 

2 Non si sa |’ anno di nascita del Cubillo: Barrera dice en los primeros 
del siglo XVII; V ultima notizia che si ba di lui è dell’ Ottobre 1660. Nella 
commedia (fol. 188 v%.) c? è una lusinghiera citazione del famoso romance di 
Lope: Mira Zaide que te aviso, che è del 1587; è curioso rilevare questa 
cortesia, forse di principiante e imitatore al già celebre drammaturgo, perchè 
poi fra i due poeti non ci fu buon sangue. 

3 Certamente strappata dalla Parte segunda, perchè foliata 170—193, ma 
non saprei da quale delle sue varie ristampe. 


OBRAS DE LOPE DE VEGA. 229 


mentre i Guanches de Ten. di Lope, editi nella Parte X, compiono la materia 
della conquista nè potrebbero avere una comedia segunda. Parrebbero invece 
essi essere la seconda parte, perchè trattano della terza e definitiva spedizione 
degli Spagnuoli, mentre nella parte prima dovrebbero essere svolte le due 
spedizioni anteriori, alle quali Lope fa accenno fino dai primi versi: 


Tercera ves animosos 
d Tenerife volvdis ... 
Tercera vez este mar 
habemos vuelto á pasar ecc. 


Sicchè vien naturale il sospetto che la commedia del ms. 2398 sia la prima 
parte di questa; videbunt Matritenses! Della commedia di Lope c ’é a Parma 
un ms. (LVC vol. 28) copia certamente da stampa; esso dà i due versi mancanti, 
uno a pag. 308 in nota: Aunque le doy por perdido, e l’altro a pag. 326 
nota: Ya la vamos d buscar.\ 

Il primo atto della commedia Zas cuentas del Gran Capitán è tutto 
dato all’ avventura del nipote del grande Gonzalo di Córdova, certo Don Juan 
de Toledo, che, dando sospetto di paura al ricevere una sfida, è dallo zio 
medesimo buttato in mare, per annegarlo e poi battersi in vece sua; s’ intende 
che, nella commedia di Lope, Don Juan scampa dalle onde e riesce a provare 
al magnanimo suo zio che il sospetto della sua codardia era basato su false 
apparenze. Così il nipote come l’ avventura son favolosi, dice il M.; peraltro 
non sono inventati da Lope de Vega; un curioso romance del canzoniere 
Classense del 1589 (e la commedia di Lope è certamente posteriore, e di 
molto) narra il fatto con indizii di maggiore verisimiglianza. Lo riporto, 
anche perchè i romances sul Gran Capitano sono pochissimi; si riducono 
nel Durán all’ anonimo delle Cuentas (num. 1029) e ad altri tre di Gabriel 
Laso de la Vega (n. 1028, 1030, 1031).2 Ecco il classense: 


num. XXVIII. 


[fol. 40 v.] Quando la fuerte Ytalia® 

fu despaña conquistada 
y metida en sujecion 
por la langa y por la espada 

5 susedió un caso (muy) notable 
a un cauallero de fama 
por nombre el gran Capitan 
que de Cordova se llama. 
Este tal tenía un sobrino 

10 hijo de su propia hermana 
tanto anymoso y valiente 


1 Ho riscontrato anche un esemplare casanatense della Parte X (Madrid, 
Flamenco 1621) ed esso ha pure questi versi: evidentemente il M. è mal servito 
da chi lo aiuta nel lavoro materiale dell’ edizione. 

2 Anche il 1031 che il Durán dà anonimo mi pare di Gabriel Laso; si 
noti che esso è nella parte XIII del Romancero General formata in complesso 
con la parte 2% del A/anojuelo. 

3 Verso errato; leggasi: Cuando la fertil Italia come ha un ms. parigino. 
Cfr. op. cit. sul Classense. 


230 


20 


(fol. 41] 


25 


30 


35 


40 


so 
[fol. 41 v°.] 


RESPRECHUNGEN. A. RESTORI, 


como amigo de batalla. 

Este hiso un grande agravio 
a don Alonso (de) Gonsaga! 
por lo qual se desafian 

otro dia de mañana. 

Ya salen a pelear 

a la ysla despoblada 

la qual del mar furioso 
estaua muy bien cercada: 

Ya señalan los padrinos 
conforme entre ellos se usava 
y ese gran capitan 

con su sobrino se enbarca 

y andando nauegando 

el sobrino al tio habla: 
Sabed valeroso tio 

que temo esta batalla 

lo uno por la rason 

que my contrario lleuaua 

lo otro Porque es cauallero, 
morirá por la demanda. 

El tio que aguesto oyera 

la color se le a mudada 

a mortal y amarillo 

como si fuese de gualda, 
tomó una gruesa barrena 

y la barca abarenaua, 

el barchero yua nadando 

el sobrino se fogava 

porque las armas que lleua 
fuertemente le pesauan, 

y él con la espada en la boca 
el gran capitan pasaua 

y puesto el pie en la ysla 
en medio de la esteccada 
cnpiença a decir ançi 

pone (|. puesta) la mano en la espada: 
Bien sareis que my sobrino 
no puede entrar en battalla 
mas pues yo he quedado utuo 
yo tengo de sustentarila. 
Todos dizen a una voz 

que con él no quieren nada 
antes a brazos abiertos 

el gran capitan abrazan. 
Espuñoes, este [es] hecho 


' Nella commedia di Lope I’ avversario di Don Juan è Fabricio 


Ursino. 





OBRAS DE LOPE DE VEGA. 231 


de un hijo de nuestra españa 
que quiso matar su sangre 
60 porque uiuiese su fama, 
finis. 

Come in questo, così nell' aneddoto delle cuentas, che forma il centro e 
la scena culminante della commedia di Lope, tutto, o quasi, è favola e ricamo 
di leggenda. Per altro, sia detto con remissione, il disdegno sprezzante per 
la veracità storica di Paolo Giovio (p. CxvIm) mi pare un pò esagerato; tutto il 
male che di lui si può dire, lo disse egli stesso con una sincerità rara anche 
fra gli storici. Colora o discolora secondo che è pagato, raccoglie voci e aned- 
doti così come li sente a narrare, ma non inventa i fatti, Non è insomma 
un Zurita, ma non è neppure un Lozano, e dubitare della verità di un fatto 
sol perchè il primo a narrarlo fu il Giovio, è troppo. Intanto, molti di questi 
aneddoti popolari tra i contemporanei come questo delle cuentas, appunto per 
le alterazioni che subirono per diventare popolari, sono preziosi per noi: essi 
illuminano 1' intima verità storica di luce più viva che un documento d’ archi- 
vio, perchè esprimono, in linee indimenticabili, il sentimento collettivo intorno 
ad un fatto o ad un uomo. L'aneddoto delle cuentas correva fra i veterani 
del glorioso Gonzalo, e da loro, in quella forma, deve averlo sentito il Giovio: 
e poi credo che nel fondo ci sia qualche cosa di vero. Uno dei più valorosi capi- 
tani di Gonzalo, il Paredes, ci lasciò una autobiografia, di cui diremo più oltre, 
che non pare nemmeno al M. sostanzialmente apocrifa; del resto anche lo fosse 
è certo che il falsario non potrebbe averla scritta che poco dopo la morte del 
Paredes, nel 1530: cioè assai prima che fosse nota la Vita di Consalvo del 
Giovio,! Orbene, il Paredes, o chi per lui, ci fa questo racconto, nel quale 
non mi sembra ci sia niente di storicamente inverosimile, benchè in esso sia 
in germe tutta quanta la novella delle cuentas: „De alli fuy a España con 
el Gran Capitan, que iva a dar quenta, y alcangé al Rey en cien mil ducados, 
Estando un dia en la sala del Rey muchos cavalleros del rey, entre ellos 
ubo dos que dixeron quel Gran Capitan no daria buena quenta dé si; yo 
respondi alto que lo oyó el Rey, que qualquier que dixesse que el gran Capi- 
tan no era el mejor criado suyo y de mejores obras, que se tomasse un 
guante que yo puse en una mesa, Ei Rey me lo bolvió, que no lo tomó nadie, 
y me dixo que era verdad todo lo que yo desvía. Y dende alli el Gran 
Capitan estuvo bien conmigo, que hasta alll no podía verme, Porqué servi 
a Próspero [Colonna]". Nel testo della commedia di Lope, a pag. 417. 1. dopo il 
verso: Dan coces contra tanta envidia fiera manca il v, corrispondente in -era. 

La commedia: Contienda de Diego Garcia de Paredes y el capitán Juan 
de Urbina era finora inedita, e qui si stampa da una copia dell’ autografo che 
Lope firmó il 15 febbraio 1600: essa è citata nella prima lista (non em das dos, 
come dice a p. CXXV) del Peregrino; la rappresentò nel 1614 un ignoto aulor 
de comedias Becerra®:; era ancora rappresentata alla Corte dalla compagnia 

ı Il Giovio cominciò VY opera sua prima del 1527, ma per le vicende 
politiche di quei fortunosi anni rimase imperfetta e obbliata fino al 1547 nel 
qual anno fu compiuta e dedicata al nipote del Gran Capitano; edita nel 1551. 

2 Difficile che sia quel Francisco Becerra Fajardo che nel 1638 faceva 
ancora parti da segundo ¿gracioso nella compagnia di Alonso de Olmedo 
(ND. p. 284), e del resto anche di costui non si sa altro. 

















; = 


232 BESPRECHUNGEN, A, RESTORI, 


di Antonio Granados il 25 Luglio 1626, Primo argomento di questa comples: 
commedia sono le imprese dell’ erculeo soldato Diego Garcia de Paredes, ı 
cui una Breve suma (fonte unica di Lope) va unita alla Crónica del Gra 
Capitán, su la fine, dice il M,, ma al principio di essa in un esemplare pal 
tinc dell’ edizione di Sevilla por Andrea Pescione 1580, Di questa bre: 
aut se non apocrifa del tutto, certo male interpolata e rifusa, il ) 
comunica il testo da un ms, della Nacional, già usufruito da altri, che a m 
avviso val meno del testo della vecchia Crónica a stampa, benché esso pui 
assai malconcio: ma in qualche luogo |’ uno corregge Y altro. Il testo del À 
è spesso preoccupato di togliere o attenuare particolari poco decorosi p 
Paredes, almeno fra costumi meno ruvidi di quelli della soldatesca del prin 
Cinquecento. Per esempio, il Paredes era nel 1507 a Roma e vi stentava 
vita: mis amigos y yo mds necesitados que nunca, y andábamos tan alzanzad, 
con el poco partido que encontrábamos, que determind de me dar ... così il M., n 
la stampa: ... tan alcanzados con el poco partido, que era forgado yr de noche 
buscar ventura de enemigos, y lo que se ganaua, yuamos a vender a Napoles, 
assi teniamos tambien mogas ganando el vestido: pareciendome mal esta vida d 
terminé de me dar a conocer al Cardenal de Santa Crus. ,.. ecc. Orbene tutto 
primo atto di Lope è, in germe, in queste parole, perch' esso pone in sceı 
cosi le scorribande notturne e il poco lecito spoglio di mantelli e borse, con 
le facili avventure amorose con mogas solite a girar Roma di notte, E : 
la fine, ha il M. (pag. cxxxn): Venimos en Bolonia, do siendo Dios servu 
daré fin a mis días; meglio la stampa: Venimos a Bolonia, y parese que 
flase a Dios que por una liviana ocasion se acaben mis días: e infatti 
Paredes, già di 64 anni, (era nato nel 1466 a Trujillo, dove, 15 anni doy 
morto, fu trasportata la salma da suo figlio) trovandosi a Bologna nel 153 
volle mettersi a competere con alcuni giovani che saltavano, e cadde cosi mal 
mente che ne morì dopo dolorosa infermità, durante la quale appunto avrebl 
scritto questi ricordi autobiografici per suo figlio Sancho. Metto in nota poc 
altri luoghi ove bisogna seguire la vecchia lezione,! 

Oltre il figlio legittimo Sancho, Paredes ne ebbe uno naturale che 
chiamò come il padre, Diego Garcia, e fu valorosissimo soldato nelle guer 
americane. Di questo, e non del padre, parla il Pizarro y Orellana nei su 
Varones ilustres del Nuevo Mundo, sicché la nota del M. a pag. cxxvı de 
essere cancellata.* Sul Paredes cita il M. la commedia del Diamante: Val 





1 Pag. cxxvil linea terzultima: mi hermano Pisarro (sic) sargento . 

: mi hermano sargento, y Pizarro, Villalba y Zamudio cabos de esquadr 

= fratello del Paredes si chiamava Alvaro. — Pag. cxxvıu, linea 30: replig 
pele mo leggi: supligue al d, — Pag. Soa EE que el haría to 


su vida . . leggi: que el en toda 5. v, —linea 11: Por una parte... leg 
Por nuestra — linea 23: ofras tres leggi: otras dos — linea 33: org 
no servi d Próspero ... sarà: Porqué yo servi d P.; v. il passo a pag. pr 
cedente. 


2 Il Pizarro y Orellana era discendente del Paredes, e queste cose dove 
saperle (cfr. Tamayo: Diego G. Paredes [padre], Madrid 1621 fol. 140). 
Tamayo fa morire Diego Garcia, figlio, en la orilla de un rio en que le à 
spedagaron caymanes, ma deve esser caduto in un curioso equivoco pel nor 
di una tribù venezuelana; e di più erra la data. Diego Garcia morì di mor 
ben più gloriosa, « combattendo nel 1563 contro gli Indiani di Caracas in u 
imboscata presso la spiaggia di Caraballeda. Vedi; Fernandez de Piedrahit 


OBRAS DE LOPE DE VEGA, 233 


mo tiene edad y Sansón de Extremadura (PM. 3411) in cui son travisate 
parecchie notizie della Breve suma! fino a fare settantenne il Paredes, che 
morì di 64 anni: il vero protagonista è il figlio, Sancho Paredes, ma con le 
sue valorose gesta competono quelle del vecchio padre: e questa imbarazzante 
duplicità di persone e d' azione è forse il maggior difetto della non bella pro- 
duzione. Ma prima del Diamante, il Montalbán pare scrivesse un Diego 
Garcia de Paredes ed, suelta, seppure non si fece confusione con Dalles con 
la entretenida 6 Diego G. de P. la quale, dice Schaeffer (o, c. I, 297) fu edita 
anche col semplice 2° titolo. Di questa lo Schaeffer assicura la paternità a 
Luis Vélez, ma il Barrera, il PM. 822 e Sanchez-Arjona (o. c. pag. 294) stanno 
per Luis de Belmonte: il Sanchez-Arjona aggiunge che il ms. della Nacional 
porta la data 1636. Rimase inedita: Valor ingenio y finesa ¿ Diego Paredes 
del Torre Farfan; ed ¢ anonima, forse ed, suelta, una: Capitán Diego de 
Paredes (sarà quella del Montalbán?) colla quale probabilmente è da identi- 
ficare 1 anonima: Capitán Pedro de Paredes, che pare uno scambio di nome, 
non essendoci fra i Paredes nessun Pedro degno del palcoscenico. 

Oltre che il Paredes, entra in questa Contienda il valoroso capitano 
Juan de Urbina® ma non per le sue imprese guerresche, sibbene per la terribile 
venganza de honor che egli compi in Napoli, uccidendo il drudo e poi anne- 
gando la moglie adultera, il figlio, i servi e ogni cose viva di sua casa, Di 
tale atrocità c' è alcun cenno in storici generali o locali nè in cronisti 
napoletani. È stranissimo questo silenzio, trattandosi d' uomo così famoso in 
Italia; sarebbe quasi da credere che il fatto, compiuto forse da qualche oscuro 
compagno d' arme, indebitamente fosse in Ispagna applicato a Giovanni d’ Ur- 
bina, malgrado vi faccia allusione |’ autorevole storico di Carlo V, il Sandoval.* 
Che la tradizione fosse malsicura lo mostra il fatto che, mentre il Sandoval 
non dice la maniera dell’ uccisione, in Lope 1 Urbina affoga la famiglia in mare, 
mentre invece brucia la sua casa in Napoli, con dentro la moglie e i famigliari 
in una commedia del Licenciado Manuel Gonzdles, per verità pazzescamente 
scritta, intitolata El español Juan de Urbina à el Cerco de Napoles, edita 
nella Parte IV de Varias nel 1653.5 Nel terzo atto la scena finale é appunto 
Hist. general del Reyno de Nueva Granada, Madrid 1688, fol. 532, 557: 
ivi un bel parallelo, di sapore plutarchiano, tra il padre e il figliuolo, 

1 La prima scena è quella dell’ osteria (p. cxxxı), ma dal Friuli ts 
trasportata a Pavia, ponendo il Diamante l'azione negli anni 1528—29; la 
sfida di Sancho Paredes col Marqués Octawio ricorda la querela di Diego 
Garcia col Palomino (p. cxxix linee ultime), etc. 

2 Vedi: Giovio: Hist, sui temporis (nella traduz. del Domenichi, Venezia 
1581) vol. I, fol. 479 e 535 v., vol. II. fol. 24, 30 v. e 67. Urbina mori nel 
1529; suo epitafio a Napoli, in: Croce, Afemorie degli Spagn, in Nap, (in 
Napoli nobilissima, anno III) pag. 42. i 

8 Così mi assicura il più competente in materia, Benedetto Croce, che 
vivamente ringrazio. 

4 L’allusione era sfuggita al Menéndez, il quale la indicò poi in una 
nota nel vol.xM pag. CLXXxI; essa è vaga e breve: el se vengó muy bien 

della matdndola con quantas cosas halló vivas en su casa (lib. XIX, cap. 13). 


5 Ristampata suelta a Madrid nel 1739 (DA. num. 305); ecco un princi» 
pio di relación: 


Conde: Apenas con la negra sombra fria 
era la noche oposicion del dia, 











234 BESPRECHUNGEN. A, RESTORI, 


la Contienda fra il Paredes e 1 Urbina, a qual dei due si daranno le armi del 
Marchese di Pescara: contesa, dice il M., il cui modello é quella per le armi 
di Achille nel x111 delle Metamorfosís: certo questa era nota a Lope, ma |’ idea 
di simile gara fra Paredes e Urbina non è sua, essa è una poetica finzione del 
P, Luis Zapata nel suo poema in ottave: Carlos famoso, Valencia, Mey 1566. 
Quanto al testo della commedia di Lope, la nota a p. 479. 2. è erronea, non 
manca nessun verso, I vv. segnalati a p. 493. I. son forse da racconciare così: 
Mds que fuese no sabía Tu hermana. Ped. Fué hermana mia. 

Della commedia Zas Batuecas (PM. 351) vi sono due rifusioni, del Matos 
(Nuevo mundo en Castilla) e Y altra di Hoz y Mota con lo stesso titolo. Il 
titolo Sol en el nuevo mundo, che è io un ms. Holland (Caf. 436, Rennert 
469), non conviene affatto alla commedia, e deve essere stato messo moderna- 
mente, in seguito a uno dei non pochi equivoci del Durán, che spesso si 
fidava della memoria. Il titolo Sol en el nuevo mundo (o Pastor mds vigi- 
lante) € di una commedia del Tello de Meneses, e il sole del Nuovo mondo 
é San Toribio, arcivescovo di Lima e primate nel Perù. 

IL’ esemplare parmense della Parte VII, 1617, corregge quasi tutti i 
passi segnalati in nota come difettosi, nella commedia Los Porceles de Murcia, 
ultima di questo volume. Pag. 544. 2: 


Pedro: Vaysos ? 


Fern: Fué papel de amores. 
Vasco: Sospecho que se entretiene 

con cierta dama. 
Pedro: Es gallardo. 


A pag. 576. 1: Detente, Beatriz hermosa, Y de mi pena amorosa Es- 
cucha ecc. Pag. 582. 1: 


Mayord. Muy bien estan de ese modo. 
Beatr. Mi señora sale ya (sale Lucrecia) 


porque apenas con blanca pompa vana 
caía de los montes la mañana, 

siendo en la casa del Planeta coche 
sumiller de la noche, 

y con crespos ensayos 

oróscopo festivo de sus rayos, 

quando ecc. ; 


e a centinaia s’ infilano versi di questo genere: 


Blanca: Antes vereis (que congoja!) 
mi amor (ya le aveis otdo) 
mi pecho (pero no es mio) 
mi agrado (mas qué penoso!) 
mi afecto (no tiene tino) 
mi vida (mortal estoy) ecc. 


Il 2° titolo: Cerco de Nápoles indica la data del fatto, secondo il Gon- 
zälez, perchè si tratta dell’ assedio del Lautrec, aprile-agosto 1528. Il Giovio 
(op. cit. II fol. 18) racconta la sfida e la morte del capitano Salcedo per mano 
dell’ Urbina con particolari molto simili alla scena di Lope de Vega (atto 2° 
pag. 479), ma pone il fatto a Napoli, non a Pavia, e per cause più gravi. 


H. BREYMANN, CALDERON-STUDIEN 1. 235 


Lucr, No le aveis puesto? 
Mayord. Ya está 
puesto y prevenido todo. 
Lucr. Los musicos no han venido? ecc. 


(Fortsetzung folgt.) 
A. RESTORI. 


H. Breymann. Calderon-Studien. I. Teil: Die Calderon-Literatur. 
Eine bibliographisch-kritische Übersicht. München und Berlin. R. Olden- 
bourg 1905. XII und 314 Seiten gr. 8°. 


Breymanns Calderon-Studien sollen ,,aus zwei gesondert erscheinenden 
Bänden bestehen, von denen der eine beabsichtigt, dem grofsen gebildeten 
Publikum von Calderons Leben und Dichten ein Gesamtbild vorzutúhren, 
welches dem jetzigen Stande des Wissens entspricht‘. Dieser Band befindet 
sich in Vorbereitung. Der vorliegende erste Band bietet einen Versuch, das 
zerstreute bibliographische Material über Calderon, seine Werke und seinen 
Einflufs auf die Weltliteratur zusammenzufassen und in systematischer Ordnung 
„vorzuführen“. Der Verfasser hat die Empfindung, dafs der Versuch voll- 
kommen geglückt sei, denn er sagt im Vorwort: „Der ... Band erhebt den 
Anspruch ein zuverlässiges, bibliographisch-kritisches Nachschlage- 
werk zu sein. Es richtete sich an den Fachmann, dem es unter genauer 
Angabe der einschlägigen Literatur einerseits zeigen will, in welchem Umfang 
fremdes Gut benutzt worden ist; anderseits möchte es ihm den genauen Inhalt der 
betreffenden Schriften in Erinnerung rufen, sowie die Aufnahme, welche ihnen 
von seiten der fachmännischen Kritik zu teil geworden ist. Ferner verfolgt 
es den Zweck, dem späteren Forscher die Mühe zu ersparen, den zurück- 
gelegten Weg noch einmal zu beschreiten etc.“ Es fragt sich nun, hat Brey- 
mann diese Aufgabe gelöst? Der erste Blick zeigt, dafs er ein reiches Ma- 
terial darbietet. Entspricht es aber auch nach allen Seiten hin den streng 
wissenschaftlichen Anforderungen? Um dies festzustellen, müssen wir das 
Buch einer gründlichen Betrachtung unterzichen. Beginnen wir mit der Ein- 
teilung, die ich aus einem gleich ersichtlichen Grund nach den eigenen Worten 
des Verfassers wiedergebe: 


I. Abschnitt. Bibliographien. 
2. Abschnitt. Calderons Werke. 


I. Handschriften. 2. Ausgaben. 
I. Comedias. I. Comedias. 
II. Autos. A. Einzelausgaben. 
1. Einzelne Autos. 1. Nicht datiert (Nach Titeln 
2. Sammelbände. geordnet). 
III. Entremeses mojigangas etc. 2. Datiert (chronologisch). 
IV. Gedichte. B. Sammel- u. Gesamtausgaben. 


V. Prosaschriften. 1. Nicht datiert und anonym. 





236 BESPRECHUNGEN. A. L. STIEFEL, 


2. Datiert. A. Einzelausgaben. 
a) Ausg., welche nur C.s B. Sammel- und Gesamtausgaben. 
Werke enthalten. III. Entremeses mojigangas etc. 
B) Ausgaben, welche auch A. Nicht datiert. 
Stúcke anderer Dichter B. datiert. 
enthalten. IV. Gedichte. 
II. Autos. V. Prosaschriften. 


3. Abschnitt. Übersetzungen, Bearbeitungen, Nachahmungen. 

I. Baskisch, II. Böhmisch, III. Dänisch, IV. Deutsch (1. Bearbeitungen 
einzelner Stücke, 2. Sammlungen von mehreren Stücken, 3. Varia), V. Englisch 
(1. Bearbeitungen einzelner Stücke, 2. Sammlungen von mehreren Stücken), 
VI. Französisch (dgl. 1. u. 2), VII. Holländisch, VIII. Italienisch (dgl. 1 u. 2), 
IX. Lateinisch, X. Polnisch, XI. Portugiesisch, XII. Russisch, XIII. Schwe- 
disch, XIV. Spanisch, XV. Ungarisch. — 

4. Abschnitt. Bildnisse. 5. Abschnitt. Gedichte auf Calderon. 6. Ab- 
schnitt. Aufführungen. 7. Abschnitt. Erläuterungs- nnd Ergänzungs- 
schriften und zwar: 


I. Über Calderons Leben und Werke im allgemeinen. 
II. Über einzelne bezw. mehrere Werke Calderons. 


III. Beziehungen zu fremden Literaturen (1. Dänische Literatur, 2. Deutsche, 
3. Englische, 4. Französische, 5. Holländische, 6. Italienische). 


IV. Zur Geschichte der spanischen Literatur. 
V. Zur Geschichte des spanischen Theaters. 


VI. Zur Geschichte des Volkes (1. Das Land u. seine Sitten. 2. Wissen- 
schaft u. Religion. 3. Die Kunst). 


VII. Verschiedenes. 

Nachtrag. Inhaltsverzeichnis: I. Abkürzungen (1. Eigennamen. 2. Sonstige 
Namen, Titel und Ausdrücke), II. Personennamen, III. Sachverzeichnis, 
IV. Übersicht der Werke Calderons. 


An dieser Einteilung wird der leser zunächst dic Art der Verwendung 
der Ziffern beanstanden. Es ist gegen den Brauch und wirkt störend, wie 
Breymann zu Werke geht. Er hätte besser die Abschnitte durch römische 
Ziffern, die Abteilungen durch arabische, die Unterabteilungen durch latci- 
nische bezw. griechische Buchstaben bezeichnet. So verwendet er die arabischen 
Ziffern für alle drei, dann wieder römische und schliefslich nochmals arabische 
zu Unterabteilungen. Wer also die datierten Sammlungen der Comedias 
Calderons braucht, hat sie unter 2, 2, I, B, 2, @ zu suchen, was sich doch recht 
seltsam ausnimmt. Ohne Zweifel aber hätte Breymann das Auffinden der 
Bücher erleichtert, wenn er sämtliche angeführten Werke, ähnlich wie in den 
jährlichen Literaturverzeichnissen der Ztschr. für romanische Philologie, mit 
fortlaufender Nummerierung versehen hätte. 

Mit Erstaunen sieht man feiner die Abteilung 7, IV. Zur Geschichte des 
Volkes: Land, Sitten, Wissenschaften u.s. w. in der Reihe der Calderon- 
Schriften. Wenn man in das Buch hineinschaut, entdeckt man noch sonst 
viele nicht hineingehörende, überflüssige oder entbehrliche Schriften, so z. B. 
einen Teil der Werke zur Geschichte der spanischen Literatur und des 



































-— 





H. BREYMANN, CALDERON-STUDIEN I. 237 


spanischen Dramas, die Calderon gar nicht erwähnen, Hier ein paar Beispiele: 
Amador de los Rios „Historia critica de la lit. española" (S. 226) — das 
Werk reicht nur bis 1520 —, Moratins ,,Origenes (S. 233), Ricardo de Turia’s 
„Apologetico“ (S. 236), Morel-Fatios La Comedia espagnole du XVII, siècle 
(S. 238), Cotarelo y Mein Lene de ana (709) dea fous del 
Encina etc. (ibid.) Cañetes ,, Lope de Rueda y el teatro espanol“ (S. 238), 
Gallettis „Le teorie drammatiche e la tragedia in Italia mel secolo XVIII, 
Parduccis „La Tragedia classica ital. del secolo XVIII" (S. 258 bzw. 259) 
u. a. mehr. Breymann hat überhaupt des Guten manchmal zu viel getan, Es 


es nötig, auch bei den Nachahmern und Übersetzern Calderons Notizen oder 
Literaturangaben über ihr Leben oder ihr sonstiges Wirken zu bringen, ins- 
besondere wenn sie das oder die betreffenden Stücke nur aus zweiter oder 
dritter Hand kannten. Warum z. B. über Schreyvogel, der La vida verre 
aufser den Werken über seine Übersetzertätigkeit, auch noch 23 Zeilen 
kleinen Drucks Literatur über sein Leben und seine Schriften anfúbren? 
Warum gar wegen des Amtmanns Graumann mehr als eine halbe Seite eng- 
gedruckter Literatur über Schróders Leben und Wirken zusammentragen ? 
Breymann gebt aber noch weiter, er gibt auch Literatur über Leben und 
Schriften bei Männern an, die sich mit Calderon beschäftigten, so z. B, bei 
Böhl de Faber (S. log), F, W. V. Schmidt (S. 171—72), Menéndez y Pelayo 
(S. 182), Immermann (S. 207), Lemcke (S. 226), Schack (S. 235). Das stàrkste 
ist aber, dafs er auch solche Literatur bringt bei Ferdinand Wolf, der nur 
21, Seiten über Calderon und seine Schule schrieb — wovon ein Teil nur 
Zitat aus Schack ist — und bei Amador de los Rios, der in seiner spanischen 
Literaturgeschichte, wie oben erwähnt, gar nicht mehr bis zu Calderon kam, 
sondern beim Regierungsantritte Karls V. abbrach. 

Nachdem ich einmal begonnen habe, Mängel des Buches zu erwähnen, 
kann ich nicht umbin, andere aufzudecken, Es sind leider nicht wenige. 
I, Viele Werke sind nicht richtig eingereiht II. Zahlreiche Bücher, mitunter 
recht wichtige (Handschriften, Ausgaben, Sammlungen, Erläuterungsschriften, 
Nachahmungen u.s. w.), fehlen. III. Die Werke sind nicht immer in den 
ersten Ausgaben angeführt. IV. Leicht zugängliche oder in den Münchener 
Bibliotheken befindliche Bücher werden als unerreichbar bezeichnet. V. Es 
kommt selbst einmal vor, dafs ein Buch als in einer bestimmten Bibliothek vor- 
handen und sogar mit der Signatur angegeben wird, urd die Angabe ist falsch, 
WL. Die Beschreibung der alten Drucke genügt nicht den Anforderungen, die 
man an ein bibliographisches Hilfsbuch stellen mufs. VII Breymann ver- 
mochte die unechten Ausgaben von den echten öfters nicht zu unterscheiden. 
VIII Die Hilfswerke sind mehrfach von ihm nur füchtig benutzt worden. 
IX. Er vergifst bisweilen anzugeben, woher die Notizen genommen sind. 

X. Unrichtigkeiten aller Art finden sich in den verschiedenen Abschnitten. 
Interesse der Calderonbibliographie etwas ausführlicher e zu durfen; indes 
zwingt mich die Rücksicht auf den Raum dieser Zeitschrift, nur eine Auswahl 
in den Angaben ein abgekürztes Verfahren zu beobachten. 


de 


238 BESPRECHUNGEN. A. L. STIEFEL, 


Ad I. In den 1. Abschnitt (Bibliograpbien) gebóren z. B.: 


I. Goedecke, Grundrifs (soweit er für Calderon in Betracht kommt) 
(steht 7, VID. 
2. Schneider, Spaniens Anteil an der deutschen Lit. (steht 7, III). 
3. Restori, La Collezione CC* IV, 28033 d. B. Pal. (steht 7, I). 
Aus 2 I B 2a (,,datierte Ausgaben, welche nur Cs Werke enthalten “) 
sind nach 2 I B 28 (Ausg., welche auch Stücke anderer enthalten“) zu ver- 
setzen, z. B, | 


1. Schütz, Teatro español (S. 50). 
2. Comte, Coleccion selecta del ant. teatro espan. (S. 54). 
3. Krefsner, Bibliothek spanischer Schriftsteller (S. 54). 


Was den 3. Abschnitt, Übersetzungen, Bearbeitungen und Nachahmungen 
Calderons anbelangt, so ist es einmal mifslich, dafs diese drei nicht auseinander 
gebalten worden sind, dann dafs bei ihrer Anordnung die alphabetische 
Reihentolge der Länder mafsgebend war. So konnte es kommen, dafs z. B. 
eine deutsche indirekte Nachahmung oder Bearbeitung, die ihrerseits auf 
eine französische oder holländische oder italienische Mittelquelle 
zurückgeht, vor ihrer Vorlage angeführt wird. Breymann hätte besser getan, 
wenigstens die am stärksten in der Nachahmung Calderons beteiligten Länder 
in der Reihenfolge herzunehmen, wie sie der Zeit nach damit anhuben, also 
zuerst die italienischen, dann die französischen, die holländischen und dann 
erst die deutschen. 

Am grölsten ist das Durcheinander im 7. Abschnitt. In der I. Abteilung, 
welche „Schriften über Calderons Leben und Werke im allgemeinen, d.h. 
Schriften, die eigens und allein Calderon gewidmet sind, enthalten sollte, 
finden wir allgemeine Werke, wie z.B. 


Baillet, Jugemens des Savans (nur 13 Zeilen über Cald.) (S. 168). 
Quadrio Della storia e ragione d’ ogni poesia (S. 109). 
Keils Artikel über C. in Ersch und Grubers Encyklopádie (S. 169). 
Rosenkrantz Aandb. der allgem. Geschichte der Poesie (S. 170). 

» Die Poesie und ihre Geschichte (S. 171). 
Julian Schmidt, Geschichte der deutschen Literatur (S. 171). 
Raumer, Zundb. sur Gesch. d. Lit. (S. 172). 
Koberstein, Gesch. d. Nationallit, (S. 172). 
Prôlfs, Geschichte des neueren Dramas (S. 183). 
A. Stern, Gesch. d. neueren Lit. (S. 186). 

” Gesch. d. Weltlit. (S. 188.) 

12. La Barrera N. Biogr. de Lope de Vega (S. 188), und endlich eine 
Menge von Zeitungs- und Zeitschriften-Artikel (S. 174 ff.), die eine eigene 
Abteilung für sich hätten bilden sollen. 

Die oben genannten ı2 Werke, sowie noch viele andere, gehören teils 
zu 7. IV oder zu 7, V bzw. 7, VII. 


>. pet 
OL oa Bonn 


In der II. Abteilung: „Schriften über einzelne, bezw. mehrere Stücke 
Calderons“ treffen wir z.B. 
1. Sismondi, La Littérature du Midi de l Europe (S. 191). 
2. Zimmermann, Zur Gesch. der Poesie (S. 192). 
3. Cailhava, De l’art de la Comédie (S. 192). 


H. BREYMANN, CALDERON-STUDIEN 1. 239 


Lista y Aragon, Reflexiones sobre la dramática esp. \S. 193). 
Weilen, Gesch. d. Wiener Theaterwesens (S. 193). 
Oeftering, Zeliodor und seine Bedeutung für die Lit. (S. 194). 
Rosenkranz, Von Magdeburg bis Konigsberg (S. 195). 
Welz, Shakespeare vom Standp. d. vgl. Lit. (S. 200). 

Werke, die teils in 7, IV, teils in 7, VII ihren Platz hätten finden 
müssen. 

Ähnlich ist es auch in den anderen Abteilungen, Belege sind wohl 
überflüssig. 


ey any 


Ad II. Von fehlenden Werken bzw. Ausgaben der Dichtungen Cal- 
derons verzeichne ich hier z. B. 
a) Bibliographische Werke: 

I. Gayangos, Cat. of the Manuscr, of the Span. Language in the 
British Museum, London 1875 vol. I. 

2. Catal, de la Biblioth. célèbre de M. L. Tieck etc., Berl. 1849, 
Trowitzsch et fils, 362 Seiten. 

3. Cat. de Bibl. de M. Ricardo Heredia (2 vol.), P., E. Paul, L. Huard 
et Guillemin. 1892. 

4. Louis-P.Betz, Za Littérature Comparde. Essai Bibliographique etc. 
Strasbourg, Karl J. Trübner, Editeur, 1900, S. 71—76. II. Auf- 
lage. 1904. 

b) Handschriften: 

Die Autos: El Segundo David, 

Las Epigas de Ruth, 

La Cruz donde murio Christo, 
El Sacro Parnasto, 

El Divino Orpheo, 

El Combite general, 

El Jardin de Falerina, 
Llamados y escogidos, 

El Primer Refugio, 

El consumo de Vellon. 


British Museum 


Eg. 1789. 
(Cf. Gayangos 1, S. 92.) 


British Museum 
El Verdadero Dios Pan, Add. 10334. 


(Gayangos I, S. 94.) 
Segundo Blason de el Austria | 
(y su loa) S. 1—50 Codices Hisp. Monac. 548. 
El Thesoro escondido (y su (Cimeliensaal 366 A.) 
loa) S. 51—109. 
Andromeda y Perseo (con su 
loa) S. 1—69. 
Indulto general (con su loa) (Cf. Cod. Mon. Bibl. Reg. 
S. 70— 144. Monac. Bd. VII, S. 75—76.) 


| Cod. Hisp. Mon. 549) 


Dafs Breymann diese 2 Hdschr. der Miinchener Hof- und Staatsbibliothek, 


von denen die erste die Unterschrift des Dichters trágt, nicht kannte, ist recht 
seltsam. 


240 BESPRECHUNGEN. A. L. STIEFEL, 


c) Einzelausgaben der Comedias (sueltas): 


I. Las armas de la Hermosura s. l. n. d. (?) 
2. Casa con dos puertas, Valencia 1636. 

3. De una causa dos efectos, Sevilla s. d. 
4. Cefalo y Procris s. 1. n. d. 

5. La Cisma de Ingalaterra, Madrid 1785. 
6. Con quien vengo s. 1. n. d. 

7. La Dama duende s. 1. n. d. 

8. ,, » » Valencia 1636. 

9. o» o» » Barcel. 1763. 

10. Darlo todo, Salam. s. d. 

It. La devocion de la Cruz, Madr. s. d. (?) 
12. Exaltacion ,„ , , Salam. s. d. 


. La Fiera y el Rayo ... 8.1. n.d. 

. Fieras afemina, Salam. s. d. 

. Fineza c. Fineza s. 1. n. d. 

. El Garrote mas b. d. 1. n. d. 

» 9» » 9 » Salam. 1792. 

. Guardate de la agua mansa s. I. n. a. 

. Hado y divisa s. 1. n. a. 

. Judas Macabeo s. 1. n. a. 

. Las manos blancas s, I. n. a. 

. El mayor monstruo ..., Cadix 1799, 

. El Monstru de los jardines, Barcel. s. a. 
. Principe constante, Madr. 1770. 

. Purgatorio de S. P. s. I. n. d. (?) 

. La Purpura de la Rosa s. l. n. d. 

. El Secreto á voces, Madr. 1736. 

. A secreto Agravio, Barc. s. d, (?) 

. El Segundo Scipion s. |. s. a. (?) 

30. Las tres mayores prodigios s. 1. s. a. (?) 


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Dicse Sueltas entnehme ich dem Katalog Tieck (S. 117f.) Die mit Frage- 
zeichen vorsehenen Stücke kônnten mit solchen in den von Breymann in 
Sammelbänden (S. 35—39) zitierten identisch sein. 

Weitere Erzgánzungen bietet der Katalog von Ticknor's Bibliothek, den 
Breymann unbegreiflicherweise nicht benutzte. 

Was die älteren Gesamtausgaben Calderons und die Sammlungen spa- 
nischer Comedias, in welchen Stücke Calderons vorkommen, anbelangt, so 
will ich hier keine Nachträge bringen, ich gedenke in meiner seit 1891 druck- 
fertigen eigenen Arbeit über den Gegenstand darauf zurúckzukommen.! 


d) Einzelausgaben von Autos (nach Tieck). 


I. Amar y ser amado s. l. s, a. 
2. Andromeda y Perseo s. 1. s. a. 





1 Wenn diese bis jetzt noch nicht ans Licht gekommen ist, so hat das 
seinen Grund einzig und allein darin, dafs ein paar seltene Drucke mir bis 
jetzt noch nicht zugánglich waren. Ohne diese benutzt zu haben môchte ich 
die Abhandlung nicht gerne erscheinen lassen. 


H. BREYMANN, CALDERON-STUDIEN 1. 241 


3. La Conquista del alma, Salam. s. a. (von Calderon?). 
4. El Cubo de la Almudena s. 1. s. a. 

5. El dia mayor s. 1. s. a. 

6. El Diablo mudo s.]. s. a. 

7. El divino Orpheo s. 1, s. a. 

8. El duelo de los Pastores, Madr. 1736. 

9. Nuevo Hospicio s, 1. s. a. 

10. Polifemo s. 1. s. a. 
11. Sueños ay que verdades son (Madr.) 1739. 
12. La Vacante general. 

13. La Devocion de la Misa, Valenc. s. a. 


e) Prosaschriften. 


Unter den Prosaschriften vermisse ich die Aprobaciones, die Calderon 
als Zensor für Dichtungen seiner Zeitgenossen auszustellen hatte und worin 
er nicht selten ein Urteil über dieselben abgab, so z. B. die vom 12. Juli 1658 
datierte Aprobacion der Soledades von Christoval Lozano, die Aprob. zu A. 
de Salazar y Torres ,,Cythara de Apolo“ vom 20. Jänner 1681 u. dgl. mehr. 
Hiezu kommen noch die Vorreden zu einzelnen seiner Werke, so z. B. die 
zum IV. Bande seiner Comedias (gedr. 1672). 


f) Sammlungen spanischer Comedias aus neuerer Zeit, in denen 
Calderon vertreten ist: 


1. Coleccion de piezas escogidas de Lope de Vega, Calderon, Tirso 
de Molina, Moreto, Rojas, Alarcon, La Hos, Solis, Cañizares, 
Quintana, sacadas del Tesoro del Teatro epañol, con una intro- 
duccion por D. E. de Ochoa 1840. 8°. — Porträt von Moreto — 
Paris Baudry. 

2. Zeatro español con anotaciones por Franceson. Lpz. 1851 (enthält 
La Vida es sueño). 


g) Nicht dramatische Dichtungen. 


B. hat übersehen, dafs im 35. Bande der Bibl. de autores españ., im 
Romancero y cancionero sagrados, 14 Gedichte von Calderon gedruckt sind, 
die ibm unbekannt blieben; in einem anderen Bande, ich erinnere mich im 
Augenblicke nicht mehr, in welchem, steht von Calderon eine ,,Romance á 
una dama que deseaba saber su estado, persona y vida“, die B. ebenfalls 
nicht kennt. 

h) Nachahmungen Calderons. 

Was die Nachahmungen Calderons betrifft, so ist aufserordentlich viel 
nachzutragen. Breymann hat sich begnügt, das, was er in allen môglichen 
Werken zerstreut angegeben fand, zusammenzustellen. Auf selbständige 
Forschungen scheint er wenig ausgegangen zu sein. Dieser Mangel tritt be- 
sonders deutlich zu Tage bei den 


italienischen Nachahmungen: 
Es fehlen hier beispielsweise — ich erwähne nur, was mir im Augen- 
blick eintállt —: 
Zeitschr. f. rom.Phil XXX. 16 


242 BESPRECHUNGEN. A. L. STIEFEL, 


1. (Alcaide) Antonio Salvi, Ji Carceriere di se stesso (Musik von 
G. M. Orlandini (1690—1710), aufgeführt zu Turin 1720, im gl. Jahr 
dort gedruckt. 

2. L. Adimari, 77 Carceriere di se medesimo 1681. Firenze, V. Van- 
gelisti — auch Wien 1702 gedr. 

3. (Astrólogo f.) Carlo Costanzo Costa, L’ Astrologo non Astro- 
logo o gli amori turbatí, Genova, P. G. Calenzani 1665 (veröffentl. 
unter dem Namen Ottone Lazzaro Scacco). 

4. (Dama duende) Arcangelo Spagna, La Dama folletto. Bologna, 
Giuseppe Longhi 1684. 12% — Ronciglione P. Lione. 

5. (Empeños de un acaso) Marchese Hippolito Bentivoglio, 
Impegni per disgrazia. Modona, Soliani. 1687. 12°. 

6. Afectos de Odio y amor) Pietro Susini, Gare del? Odio e 
dell’ Amore. Opera scenica. Macerata. Grisei e Picini, 1666. 12°. 

7. (Lances de amor y fortuna) Giacomo Brunozzi, Jf Quello 
d’ Amore e di Fortuna, Bologna, Longhi 1670. 

8. G. B. Toschi, Ze Vicende d’ Amore e di Fortuna. Opera tradotta 
dallo Spagnuolo Modena s. a. u. Modena, Degni 1677. 12°. 

9. (Empeños de un acaso) Tito Giulio Benpoli, L’ Armi e 
gli Amori ovvero gl Inpegni nati per disgrazia. Roma, Moneta 
1682. 120, 

10. (Major monstruo) G. B. Reggiani, Ze Fellonie d’ Erode, 
Bologna 1672 Longhi. 

11. (Los dos Amantes del cielo) G. B. Testi, Ze Nosse pudiche, 
de’ Santi Crisanto e Daria. Bol. 1670. 

12. (71d secreto d voces). JI Secreto in publico, Opera in Prosa, 
Bologna s. a. (Cicognini fälschlich zugeschrieben). 

13. (La vida es sueño) G. Grimani Sigismondo primo al diadema, 
Dramma. Ven. Nicolini 1696. — 

14. Prosanovelle ,, La Vita è un breve sogno“ in der anonymen, 1754 
—58 zum ersten Male gedruckten Novellensammlung Passatempo 
Civile (Ausg. Ven. 1765, Bd. I, S. 53— 62). 

Sammlung mehrerer Stücke (Übersetzungen): La Cecilia Teatro scelto 
Spagnuolo antico e moderno, raccolta di migliori Drammi Commedie e Tragedie 
versioni italiana di Giovanni La Cecilia con discorsi preliminari di Aug. 
Brofferio, Stef. Arago e Leandro Moratin. Torino, Unione, Tipogr.-Editrice 
1857—1860. 8 vol, pet. 8°. (Ein Teil der Sammlung ,, Nuova Biblioteca 
popolare ossia Raccolta di opere class. antiche e mod. di ogni Lett.“). 

Die Vorlage der Sammlung war Ochoas Tesoro del Teatro español, 
aus welchem der Übersetzer eine Auswahl getroffen hat. Von den 21 Comedias 
dort hat er übersetzt: 


Im III. Bd. (S. 157— 207, fálschlich auf Lope de Vegas Namen) Za Vita 
è un sogno. 
(S. 209—251) A secreta offesa celata vendetta, 
(S. 255—296) Za Divozione della croce. 
(S. 297— 346) L’ Alcalde di Zalamea. 
im IV. Bd. (Sì. 5— 66) Ze armi della Bellezza. 
(S. 69—115) Z/ pudico Giuseppe delle donne. 


H. BREYMANN, CALDERON-STUDIEN I. 243 


Die Übersetzungen sind in Prosa. Die Sammlung ist verbreitet und ist 
mir hier und anderwárts oft antiquarisch in die Hánde gekommen. Ein Exem- 
plar besitzt die k. Hof- und Staatsbibliothek hier (P. O. hisp. 8% 184%). 

Auch bei den Nachahmungen in anderen Sprachen finden sich Lücken. 
Hier erwähne ich nur einzelne Beispiele. 


Ww 


nm 


Ww 


5 


Englische Nachahmungen: 


. (El Galan fantasma) Sir W. Lower, Amorous Fantasme. Tragi- 


Comedy. 1660 (nach Quinaults Fantosme amoureux). 


. (Hombre pobre) S. Centlivre, Love at a Venture. Comedy. 1706. 


(Nach H. Corneille Ze Galant doublé). 


. C. Cibber, De Double Gallant or the Sick Lady's Cure c. 1707. 
. Telesforo Trueba y Cosio, Za Niña de Gomes Arias, or the 


Moors of the Albujarras. A Spanish Historical Romance in three 
volumes. London 1828. (Münchener Hof- und Staatsbibliothek P. 
O. angl. 8% 451f.). 


. (Astrologo) The Feigned Astrologer (Anonymes Stück). 4% 1668. 
. (En esta vida) L. Carlell, Herachus Emperour of the East 


(Lond. 1664, nach Corneille), 


Franzosische: 


. Anonym: Z’Alcalde de Zalamea, drame en Vactes et en prose. 


Paris Didot l’aîné 1778. 


. (La dama duende) H. Lucas, Diable ou femme. 
. (Medico de su honra) H. Lucas. Le Médecin de son honneur. 
. Répertoire des Théatres étrangers tome 43 (Ji y a du mieux, 


L'Alcalde de Zalamea, La Cloison) Paris, Brissot-Thivars 1822. 
12% (Wabrsch. die Linguetschen Stücke). 


Niederlándische: 


. (Alcalde d. Z) R. C. van Goens, De Landman rechter, Utrecht 


1783. — Amst. 1795. 


. (Astrologo) Huybert van Cruyningen, De gewaande Astro- 


logist, 's Hage 1715. 


. (Galan Fantasma) (L. Smids) De spookende Minnaar, Blysp. Amst, 


1759. — Amst. 1774. 


. (Za dama duende) I. S. van Esveldt Holtrop, Het onsichtbare 


meisjen, Amst. 1812 (zweifelhaft, ob überhaupt mit d. Dama. d. 
zusammenhángend). 

(La Vida) Het leven is een droom, Bly-heldenspel ’s Hage Z. j. 
(1768) [nach de Boissy]. 


Spanische : 


. (Dama) Zamora El espiritu folleto (I y II parte). 
. Ventura de la Vega, La segunda dama duende. 
. (San Francisco de Borja) Melchor Fernandez de Leon, Stück 


gleichen Titels. 


. (Efigenia). Trigueros. Refundicion, 


16* 


244 BESPRECHUNGEN. A. L, STIEFEL, 


5. (Fieras afemina) Cafiizares, Stück gleichen Titels. 


Dänische: 


Besonders grofs war der Einflufs Calderons auf Joh. Ludwig Heiberg, 
der in seinem Stücke ,, Dristig vovet halv er vundet“ (1817) ibn mehr in der 
Form nachahmte, in Psyche et mythologisk Skuespil (1817) „Ni amor se libra 
de amor vor sich hatte und verschiedene Szenen aus Calderonschen Stücken, 
os z. B, aus Purgatorio de San Patricio, Casa con dos puertas und La Señora 
y la criada u. a. übersetzte, 

Die Lücken in den übrigen Abteilungen sind minder zahlreich, obwohl 
auch bei ihnen immerhin noch viel und mitunter recht Wichtiges nachzutragen 
bleibt. Ich will mich hier auf eine kleine Auswahl solcher Werke beschränken, 
die zu den einzelnen Abteilungen des 7. Abschnittes gehóren, die ich aber 
der Kürze halber, nicht in systematischer Ordnung, sondern nur alphabetisch 
mitteilen werde. 

Vor aliem fällt es auf, dafs bei Breymann, der doch Vollständigkeit an- 
strebte, die Kompendien der allgemeinen Literaturgeschichte fehlen, so z. B. die 
von Baumgärtner, Graesse, Karpeles, Leixner, Scherr u. s. w.; ferner die grofsen 
Geschichtswerke wie Oncken (M. Philippsohn, das Zeitalter Ludwigs XIV. 
1879 S. 220f.). Spamer, Ill. Weltgeschichte (Kaemmel, 6. Bd., 3. Aufl. 
S. 342—346) und andre; dann die gröfseren und kleineren allgemeinen Bio- 
graphien, wie die von Dantés, die Biographie Générale!, Michauds Biogr. 
Universelle!, Vapereau (Dictionnaire des Littératures) u.s.w.; dann die ver- 
schiedenen Konversationslexika u. dgl. mehr. 

Alle diese haben mindestens so viel Berechtigung zur Aufnahme in die 
Calderonbibliographie, als die zahllosen Bücher, die Breymann verzeichnete, 
in denen nur ein paar nichtssagende Worte über Calderon vorkommen. 
Vielleicht hätten sie eine Abteilung für sich bilden können. 


Des weiteren vermisse ich noch Werke, wie die nachstehenden: 
1. Annales dramatiques etc. Paris 1802—1808. 8°. 9 Bde. (cf. II. Bd. 
S. 158, VII. Bd. 262 ff.). 
2. Deschanel, Ze Romantisme des Classiques. Paris 1883. S. 224—226. 
3. De Laporte Nouvelle Bibliothèque d’ un homme de goût, 1777 Paris. 
4 Bde. I S. 265f. 
4. Barbier A. A. und Desessarts Nouvelle Bibliothèque d'un homme 
de goût, Paris 1808. 5 Bde. I. Bd. S. 317f. 

Dunlop-Liebrecht, Geschichte der Prosadichtung. Berl. 1851. S.504. 

Farinelli, Don Giovanni (Giorn. storico della Lett. ital. 1896). 

S. A. 1896 (S. 68, 118). 

7. Fabio Franchi Zsseguie Poetiche etc. Venetia 1636. Gh. Imberti. 
8°. Darin: Ragvaglio di Parnasso, S. 76—77, interessante Stelle 
über Calderon. 

8. Gigas E., Litteratur og Historie Studier og Essays, I. Samling. 
Kjobenhavn G. E. C. Gad 1898 (Cf. S. 22 u. S. 144—285). 


en 


1 Beide Werke hat Breymann oft unter den Literaturnachweisen zitiert, 
ohne daran zu denken, sie unter den Werken zu verzeichnen, die Calderon 
einen längeren Artikel widmen; auch im Index führte er sie nicht an. 














H. BREYMANN, CALDGRON-STUDIEN I. 245 


9, Gorra, Fra Drammi e Poemi. Milano Hoepli 1900. X u, 5275, 
8%, (Cf. S. 333—484). 

10, Gubernatis, Storia Universale della Letteratura, Volume I, 
Storia del Teatro Drammatico. Ulrico Hoepli Libraio Editore 
Milano 1883, 598 S, 89, (Cf. S. 476—481). 

rt, Lesage, Gil Blas, Livre IX, Chapitre V. 

12, Laharpe, Lycée ow Cours de Littér, Paris L'an XII/XIII. Bd, II, 53, 
Bd. IV, 53.* 

13. Lotheissen, Geschichte der frans, Literatur im 17. Fahrh, Wien, 
C. Gerold's Sohn, 1877 ff. IL Bd. 5. 277.! 

14. Mäbly, Wesen und Geschichte des Lustspiels, L. 1862, S. 69-71. 

15. Martell D, E., Zhe Dramas of D. Antonio de Solis etc, Phila- 
delphia International Printing Co. 1902. 57 S. 8° (cf. S.6—9, 
51—53. 

16. Menéndez y Pelayo. Mehrere Bánde der Obras de Lope de Vega, 

so z.B. Bd. IX (El Medico d. s, h.) u. XII (Alcalde). 

17. Rennert, The Life of Lope de Vega. Glasgow, Gowans & Gray, 1904. 

18, Restori, Piesas de Titulas de Comedias, Messina V. Muglia 1903, 

19. Schlegel, 4 Course of Lectures on Dramat. Art and Literature, trans- 

lated by John Black, Philadelphia, Hogan & Thompson, 1833. — 

20, Tiecks Übersetzung von Marcos Obregon, Breslau 1827. Vorrede 

S. 37. 

Werke, in denen Calderon nur kurz wegen des einen oder anderen 
Stückes oder wegen einer Eigenart erwähnt wird, so z. B. Du Casse, Histoire 
anecdotique de l'ancien Théatre en France, Paris 1864 (Bd. II, S. 15) oder Hertz 

» Spielmannsburch“ 2. Aufl, Stuttg. 1900. S.428, Reinhold Köhler, Kleinere 
Schriften, Bd. III, S. 211 will ich noch ganz unerwähnt lassen. Dagegen 
wären noch Zeitschriftenartikel zu ergänzen. Ich verweise beispielsweise auf 
die englischen, die sich in Whitney's Catalogue der span. Bücher Ticknors 
verzeichnet finden (cf. daselbst S. 54 und S, 428). 

Ad TU, Werke, bezw. Dichtungen, die nicht in den ersten Ausgaben 
zitiert wurden, sind z. B. 

Moratins Catdlogo historico y critico de piezas dramaticas etc. — welcher 
S, 2 in der Ausg. Bibl. d. Autores esp. II. 1846 angeführt wird und Moratins 
Discurso historico sobre las orígenes del Teatro español — welcher 5. 233 
in einer Ausg, Madr, 1838. 8% und in der Bibl, de Autores esp. Bd. IL 
1871 angegeben ist —. Nun bilden bekanntlich beide Schriften, wie auch 
Nichtkenner wissen, Teile von Moratins Orígenes, welche die spanische Aka- 
demie bereits 1830 in den Obras des Verfassers herausgegeben hatte, dann er- 
schienen die Orígenes 1838 zu Paris im I, Bande von Ochoas Tesoro del 
Teatro español, ein Werk, das Breymann bei anderer Gelegenheit zitiert, aber 
nicht ganz zu kennen scheint; dann wieder im U. Bande der Biblioteca de 
Autores esp. 1846 (neue Ausgabe 1871), d.h. wieder in den Obras des 
Dichters, Der Discurso historico erschien ferner in Teatro español von 


1 B. führt diese beiden Werke gelegentlich unter den Literaturnachweisen 
an, aber in Bezug auf franz. Autoren, nicht bei Calderon, erwähnt sie auch 
nicht im Index. Ähnlich ist es noch mit anderen Werken, so x. B. mit Goujet, 
Bibl. francaise, Bd. VIII, Marty-Laveaux, Oeuvres de Corneille, Bd, V 
Ss, 118 ff, u,s.w, 





246 BESPRECHUNGEN. A, T. STIEFEL, 


Schütz, Bielefeld 1840 (neue Ausgabe 1846) aber ohne die wichtigen Noten. 
Eine Ausgabe, Madr. 1838, dürfte kaum existieren, mir ist sie wenigstens 
nicht bekannt. — 

Th. Corneille's Ze Geolier de soy-mesme wird (S. 15) als „Gedruckt 1661 “ 
bezeichnet. Abgesehen davon, daís hier nicht angegeben ist, wo und bei wem, 
ist zu berichtigen, dafs das Stück bereits 1656 zu Rouen bei L. Maurry pour 
A. Courbée, 12% gedruckt worden ist, 

Von Scarron's Le Gardien de soy-mesme hat Breymann (ibid.) folgende 
Angabe: ,,Comédie en vers 1665. Gedr. Par. (Luynes). 1658. 1688.“ Die 
erste Ausgabe erschien Paris Anth. de Sommaville 1655. 12% Breymanns 
Angaben lassen hier wie anderwärts an Deutlichkeit zu wünschen úbrig. — 

Von Quinaults Ze Fantofme amoureux heilst es S, 122: ,,représ. en 
1659. 1. Gedruckt Par. 1659. 8% und in: Le Théatre de Monsieur Qu. etc. 
Par, (Cie des Libraires 1739 u. 1778. 5 Bde. 8°.“ — Hier ist zu berichtigen: 
1. dafs das Stück bereits 1656 (Paris Barbin 12°), dann wieder bei demselben 
1657, Leyde 1658 à la Sphère, aufserdem noch G. de Luyne 1662, Amst. 1697 
in Einzeldrucken erschien, 2. dafs das ,, Théatre de Mr. Quinault“ bereits 1662 
in Paris, 1663 in Amsterdam (Quaerendo, suivant la Copie imprimée à Paris), 
sowie u. a. noch 1697 zu Amsterd., 1715 zu Paris gedruckt worden ist, Auf- 
geführt wurde 3. Za Fantofme schon 1655—56. — 

Von R. Tauro's Za Falsa Astrologia führt Breymann (S. 31) eine Aus- 
gabe von Napoli (Paci) 1690 an; es gibt eine ältere: Napoli, Novello de” Bonis 
1669. 12% — 

Von dem bekannten Werk der Brüder Parfaict Histoire du Théatre 
français gibt Breymann an (S. 214), dafs es von 1745 an zu erscheinen begonnen 
habe. Das ist falsch. Der I. Band erschien 1734, der II. 1735, beide zu 
Paris bei Le Mercier et Flauhault; der III. erschien nach 10 jähriger 
Pause 1745 bei Le Mercier et Saillant, die auch nochmals den I. und 
IL Band im gleichen Jahre herausgaben; der letzte Band kam 1749 heraus. 

Lucas H. Histoire ... du Théatre fr. ist bei Breymann in der 2. Aus- 
gabe 1862 angeführt; es ist ibm unbekannt, dafs es eine frühere Paris, 
Ch. Gosselin 1843 gibt. 

Von Sebastian y Lastres Ensayo sobre el teatro esp. verzeichnet der 
Verfasser eine Ausg. Madr. 1774. Der Katalog Tieck gibt (sub 2781) eine 
Ausg. Zarag. 1772, Ticknors Katalog, Madr. 1773, an (cf. daselbst S. 327). 

S. 236 führt der Verfasser Ricardo de (nicht del) Turias Apologético de 
las comedias españolas aus der Bibl. de autores esp. Bd. 43 an. Er hätte 
wissen sollen, dafs diese Schutzrede der spanischen Comedia sich in der 
spanischen Dramen-Sammlung Norte de la Poesia Española, Vol. 1616 [Exem- 
plar in der k. Hof- und Staatsbibliothek zu München] befindet, was er aus 
Rodriguez Bibl. Valenciana 463, Schack II, 427, Münch.-Bellinghausen Uber 
die älteren Sammlungen span. Dramen S. 11, La Barrera Catdlogo S. 321, 
Schaeffer Gesch. des span. Nationaldramas 1, 248 u. a. hátte entnehmen kónnen. 
Übrigens ist ihm entgangen, dafs der so viel von ihm zitierte Schack in den 
Nachträgen zu seinem bekannten Buch über das spanische Drama S. 52—55 
bereits 1854 einen Abdruck des Discurso apologetico gebracht hat. 


Ad IV. Breymann bezeichnete z.B. (S. 3) als unerreichbar: 1. Whit- 
neys Catalogue of the Span. Library bequeathed by ... Ticknor. Und doch 














H. BREYMANN, CALDERON-STUDIEN I. 247 


seiner nächsten Nähe, in der k. Hof- und Staatsbibliothek zu München 
(Signatur: Cat, 4%. 9), 

español etc. Madr. 1826ff. als unerreichbar bezeichnet. Die k. Hof- und 
Staatsbibliothek zu München besitzt ein Exemplar davon, das nur verteilt nach 
den einzelnen Autoren aufgestellt ist. Breymann selber beschreibt 18 Seiten 
vorher (5. 48) die 4 Bände, welche Calderon gewidmet sind, ohne die Identität 
zu ahnen. 

S. 231 wird Sebastian y Lastres Ænsayo sobre el teatro esp. (Madr. 8°) 
durch einen Stern als unauffindbar bezeichnet. Die k. Hof- und Staatsbibliothek 
zu München besitzt ein Exemplar des Buches (P. O. hisp. 62. 4°) in der 
Ausgabe Madr. Pedro Marin 1773, die sich als „Reimpreso" bezeichnet. 
Breymanns Beschreibung ist übrigens nicht ganz richtig. Wenn die Ausgabe 
Madrid Marin 1774, die er anführt, wirklich existiert und nicht cine Ver- 
wechslung mit Madrid Marin 1773 vorliegt, so ist sie nur eine sog. Titelausgabe, 
denn die Seitenzahlen bei Breymann und im Ex. der Miinchener Bibliothek 
stimmen überein: XXVI und 206 Seiten. Falsch ist nur bei Breymann, 
dafs es XXVI gezählte Seiten seien, es sind XXVI ungezählte Blätter, 
welche von A—Y® signiert sind, das Format ist auch nicht 8°, sondern 4°. 
Das Buch ist für Calderon ganz belanglos. Den Hauptinhalt bilden die 2 Stücke 
des Verfassers Progne y Filomena und E! Parecido en la Corte, jenes eine 
Nachahmung des Rojas Zorilla, dieses des Moreto, welche S. 1— 206 einnehmen, 
der Prologo del Autor — der 10 Bl, umfafst — nennt zweimal den Namen 
Calderon ohne ein weiteres Wort über ihn. 

S. 224 sagt der Verfasser von Lord Hollands Some Account of the Life 
and Writings of Lope Felix de Vega Carpio [Titel lautet richtig „...Lives 
und Writings of Lope etc. ... and Guillen de Castro]: „Dieses wichtige 
Werk ... SE last space selten zu sein. Es ist mir leider nicht ge- 
lungen, dasselbe auf den deutschen Bibliotheken aufzutreiben" 
Ich weifs nicht in welchen deutschen Bibliotheken Breymann gesucht hat, aber 
dafs das gerade nicht sehr wichtige Werk sich in der k, Hof- und Staats- 
bibliothek zu München befindet (Biogr. 8° 11961) und zwar mit dem Namen 
„Adolph von Schack“, dem das Exemplar also früher gehörte, ist mir und 
anderen wohlbekannt. 

Es ist sonderbar, dafs Breymann, der die Mühe nicht scheut, die Biblio- 
theken Spaniens zu durchforschen, sich nicht besser in der ihm so nahe ge- 
legenen k. Hof- und Staatsbibliothek zu München auskennt. Diese ungenaue 
Kenntnis verrät auch (Ad V), dafs er (5. 40) die Segunda parte der Comedias 
Calderons von 1641 als in der gleichen Bibliothek vorhanden an- 
gibt (Signatur P. O. hisp, 11 4°. Aber unter dieser Signatur ist nur die 
Primera parte von 1640 aufgestellt, die Segunda parte von 1641 
besitzt die Hof- und Staatsbibliothek nicht und besafs sie 
nie. — 

Ad VI und VII. Wie wenig die Beschreibung der Bücher, besonders 
der älteren, den bibliographischen Anforderungen genügt, will ich an ein paar 
Beispielen zeigen. So findet sich S. 40 folgendes über zwei Bände der Come- 
dias Calderons: 





248 BESPRECHUNGEN. A. L. STIEFEL, 


n— 2, Auf.; Primera | parte | de [Comedias ... Madr. (Sanchez) 1640. 
285. u, 505 4% — 

I. Dieselben Sticke in derselben Reihenfolge. 
— 2, Aufl.: Segunda parte etc. Madrid (Sanchez) 1641. 4 BL und 
286$, 4°. 


I. Dieselben Stücke in derselben Reïhenfolge. 


Dieser 2. Band wurde 42 Jahre spáter neu aufgelegt u. D. Ifiigo 
Melchor Fernandez de Velasco gewidmet. Madr. (Sanz) 1683 4°. — 
Der Inhalt Ist der gleiche, nur steht Argenis y P. nicht an 2., sondern 
an $. Stelle. Die meisten Stücke sind unpaginiert. —“ 


So weit Breymann. An diesen Angaben ist einmal zu beanstanden, 
dafs die Titel abgekürzt wiedergegeben sind. Bei solchen alten Bänden, 
wo oft eine kleine Abweichung im Titelblatt, oder der Vornamen des Druckers 
berw. Verlogers, oder sonst Kleinigkeiten von Wichtigkeit sind, ist es un- 
erläfslich, diplomatisch genau zu beschreiben. Warum läfst Breymann im 
vorliegenden Falle und überhaupt in seinem ganzen Buche die Vornamen der 
Buchdrucker bezw, Verleger weg? Er begnügt sich hier bei beiden Bänden 
mit der Angabe „Sanchez“ und doch handelt es sich um zwei ganz ver- 
schiedene Personen. Die Primera Parte kam heraus „En Madrid, Por la 
Viuda de Iuan Sanchez“, die Segunda Parte „En la Imprenta de 
Carlos Sanches | A costa de Antonio de Ribero, mercader de libros, en 
la calle de Toledo /‘. Ferner ist es ein Mangel, dafs Breymann kein Wort 
über die prelminares, Dedikationsschreiben u.s. w. der Bände, weder hier 
noch überhaupt in seinem Buche, sagt. Dann unterscheidet er nicht 
swiachen Foliierung und Paginierung: die Primera Parte hat, neben 
don $20 Seiten, noch 2 Blätter — nicht S. — die nicht gezählt sind, und 
dio Segunda Parte zählt nicht 286 ,,S.'*, sondern ebensoviele Blätter. Diese 
Verwechslung von Blätter- und Seitenzählung findet sich noch oft, so z.B. 
S, 39, 40, 55 (2 mal), 56 (2 mal), 58 (2 mal), 59 (2 mal), 60 (4 mal), 61 (2 mal), 
62 (3mal), 63, 64, 08 u.s.w. — Die Stücke Calderons tragen in den ver- 
schiedenen Ausgaben nicht immer die gleichen Titel, eine genaue Angabe der 
letateren, augleich mit den Blatt- oder Seitenzahlen, welche die Comedias im 
betreffenden Bande einnehmen, wire gewifs am Platze gewesen. — Breymann 
spricht ferner von einer „2. Aufl.“ der beiden Bände; das ist eine irrige 
Auttassung. Es sind vielmehr unberechtigte Nachdrucke, auf alle Fälle, 
apátere, nicht vom ursprünglichen Verleger veranstaltete Ausgaben. Mangel 
an tibhographischen Wissen zeigt auch B.'s Schlufsbemerkung. Der von 
ibm erwähnte 42 Jahre jüngere Band ist identisch mit der von 
Vera Tassis herausgegebenen Segunda Parte, die er ein paar 
Nerten später (5, 42) anführt: das beweist schon die Widmung ar Don 
igo Melchor Fernandez Das Exemplar ist aber keine rechte Acsgabe, 
malena eine Filschuny. Und damit wäre ich ar dem wundes:en Punite der 
Rıeymannschen Reschre:bunpen alter Drucke augelanst Er ustersckeidet Im 
Reiner Weise zwischen echien Ausgaben und Fälschunger. swischen Samm- 
van umd wilikaäinden von irgend einem Besitzer resammengesteliter 
Samerciiadea vos Soeltas. und sprücht bei letzterer vor „Azsgsber*. so 
o RON 38. a, 35 usw Uber die Edition Jer Comedias Casicross 








H. BREYMANN, CALDERON-STUDIEN I. 249 


von Vera Tassis hat er eine seltsame Vorstellung. Kurz, es herrscht arge 
Verwirrung in diesem wichtigen Teile der Bibliographie, Und es mülste 
doch für einen Forscher, der seit 20 Jahren fleifsig sammelt und der alles 
Material in der Hand gehabt hat, ein Leichtes gewesen sein, über alle diese 
Dinge volle Klarheit zu verbreiten, alles Dunkle und Rätselhafte aufzuhellen, 
Eine Folge dieser ungenügenden Feststellung des Sachverhaltes war es, 
dafs Breymann neue, allen Bibliographen unbekannte, Ausgaben entdeckte. 
Ich habe an anderer Stelle eine von ihm aufgefundene unbekannte Ausgabe 
des Mejor de los mejores Libros beleuchtet; hier will ich ein paar Worte 
über einen anderen ähnlichen Fund sagen: S. 57 lesen wir bei Breymann: 


„1650. Anon.: Parte cuarenta y tres / de / Comedias / de diferentes / 
autores, / En Caragoga (Ybar), Año de 1650 / 4° — [Madr. Nat. Bibl, ; 
U, 10780].* 

I: Sechzehn Stücke, darunter von C, das letzte: La dama duende, Die 
meisten Stiicke haben eigene Pagination, Weder Münch-B, noch 
Barrera und Salva kannten diese Ausgabe. 

Der Drucker war P. Escuer." 


Hierzu ist zu bemerken, dals, trotz Breymanns Versicherung, es sich 
durchaus nicht um eine unbekannte Ausgabe, sondern um die von Münch- 
Bellinghausen, La Barrera und Salvä beschriebene, aber um ein defektes 
Exemplar handelt, von dem sich nur das Titelblatt und ein Teil des Inhaltes 
erhalten hatte, und das durch das zufällige Hinzukommen von Sueltas auf 
16 Stücke erweitert worden war, Übrigens ist auch diese Beschreibung un- 
genügend; ein Teil des Titels ist jedenfalls in Majuskeln ausgedrückt, statt 
Caragoça wird es Caragoca oder Zaragoga, statt , cuarenta“ vielleicht ,, qua- 
renta“ heifsen u. dgl, mehr. Pedro Efquer war nicht Drucker, sondern 
„Mercader de libros“. 

Diese Mängel werden weniger empfindlich bei den modernen Werken, 
obwohl es auch hier Ungenauigkeiten genug gibt. Oft fehlt der Name des 
Verlegers oder Druckers, oft ist ein Name falsch geschrieben, oder von 
mehreren Verlegern ist nur einer angeführt, die Jahreszahl oder der Ort des 
Verlags ist falsch, die Zahl der Bände fehlt oder ist unrichtig angegeben und 
dgl. mehr. Hier ein paar Belege: 5. 66 heifst es; , 1838 Ochoa, Eugenio de: 
Tesoro del teatro español desde su origen (año de 1356) hasta nuestros dias, 
Paris (Crapelet) 1838. 5 Bde. 8% Der 3. Bd. (VIII u. 775 S.), welcher 1863 
in 2 Aufl, bei Baudry erschien, enthält... als Einleitung eine Schilderung 
seines Lebens.“ 

Diese Beschreibung ist unvollständig und mehrfach irrig: Der Heraus- 
geber der ganzen Sammlung von 1838 ist Baudry; Crapelet ist der Drucker 
und zwar nur des Il. III. und V. Bandes. Den I. und IV. Band druckte 
Casimir, Dann hätte Breymann nicht den III. Bd. in der 2. Auflage, sondern 
in der ersten beschreiben müssen. Dieser enthält aufser dem Titelblatte, II und 
823 gezählte und 1 ungezählte Seite (Index), die Reihenfolge der Stücke ist 
in der ersten Ausgabe wesentlich anders, Breymann erwähnt seltsamerweise 

nicht, dafs den einzelnen Stücken literar-historische Einleitungen, bald kürzere 
bald längere, vorangehen. — S. 106 ist zu lesen: „Rapp, Mor,, Spanisches 
Theater, Herausgegeben von... Hildburghausen (Bibliogr, Institut) 1870, 


250 BESPRECHUNGEN. A. L, STIEFEL, 


277 S, 8° etc." — und unmittelbar darnach: Braunfels, Ludw, und Rapp, 
Moriz: C. de la Barca in: Rapp's Spanisches Theater, Hildburghausen (Bibl. 
Institut) 1870, S,7—30 u. S. 33-277." — Hier vermifst man bei der ersten 
Angabe die Bemerkung, dafs die ganze Sammlung 7 Bde. umfafst und dafs 
Datum und Seitenzahlen sich nur auf den VI, Bd. beziehen. Warum B. sich 
wiederholte und zwei Werke beschrieb, wo es sich nur um eines handelte, 
ist mir unerfindlich, — S. 123 ist bei Bois-Roberts Les Coups d'Amour et de 
Fortune als zweiter Titel „ow 1'heureuse Infortune“ angeführt; es mufs 
„Pheureux Infortund“ heifsen. — S, 169 liest man: „1744. Quadrio Della 
storia e della ragione d' ogni poesia, Milano (Agnelli) 1744. 5 Teile. 4% — 
Cf. Bd. V, 337. 342 ff." — Hier ist einmal zu berichtigen, dafs das ganze 
Werk nicht 1744, sondern anfangend von 1739 bis 1752, nicht in 5, sondern 
in 7 Teilen erschien, welche auf den Titelbláttern der einzelnen Binde als 
volume I., vol, IL, vol, IT, libro II., vol. III, vol, III, parte II,, vol. IV., Indice, 
im /ndice aber als parte bezw, volume L—VI. bezeichnet sind. — S. 171 
gibt Breymann den Verleger des von ihm vielbenutzten Werkes v. F, W. V. 
Schmidt als Friederichs statt Friderichs an. — $, 183 ist „Prölfs, Rob, 
Geschichte des neueren Dramas, Leipzig (Schlicke) 1881, 3 Bde.“ angeführt 
und S. 186, als eigenes Werk: ,, Prólís, Rob., Gesch. der dramatischen Lite- 
ratur und Kunst in Deutschland, Leipzig (Schlicke) 1883, 2 Bde.“ Hierzu 
ist zu bemerken, 1. es handelt sich um ein Werk; das zuletzt genannte 
bildet den 3. Band (zwei Halbbände) der Gesch. des neueren Dramas, welche 
2, nicht 1881, sondern 1880—1883 erschien und 3 Bde. bezw, 6 Halbbände 
umfafst. — S. 213 ist bei Ward zu verbessern, dafs sein Werk nicht Æéstory 
of English Dramatic Literature, sondern A History of etc. heifst, dafs die 
2, Auflage nicht 2, sondern 3 Bände umfafst. — 5, 216 finden wir folgende 
Angabe: 


„1862 Lucas Hipp.: Histoire... du Théatre fr, Par. (Treuttel), 1862. 
3 Bde. 8%, — Cf, Bd. 1.51 (Über Boisrobert), 109 f, (Über P. Corneille's 
Heraclius), 1281. (Über Th, Corneille's Le Geolier de soi-m&me)." 


In dieser Beschreibung haben wir nicht nur einen Beleg für die un- 
genügende bibliographische Methode Breymanns, sondern auch für eine gewisse 
Flüchtigkeit. Nicht nur ist der Titel ohne ersichtlichen Grund abgekürzt, 
sondern die Angaben sind auch ungenau. Der 1. und 2. Bd. erschienen 1862, 
der 3. aber 1863, und zwar alle 3 Bände: „Bruxelles & Leipzig A. Lacroix, 
Verboekenhoven et Cie. und Paris, E. Jung-Treuttel.“ Dafs Breymann sich 
das Buch nur flüchtig ansah, geht daraus hervor, dafs er nicht bemerkte, wie 
im ee Se pid 251—255 ausführlich über des Verfassers Cal- 
ho bi hahmungen be uses wird. — 5. 221 bei Velasquez-Dieze gibt der 
Verfasser nicht an, dafs auf die „ SE noch 3 Aue Seiten am 

d von der n Ausgabe des 









Vorstellung darüber zu haben. — S. 245 
r de Montalban, Juan: Indice de los 
on rs 9 (+). Wenn B. sich in dem von ihm so 
arrera (Catdl,) auch nicht an den wiederholten Angaben 
fs, wie konnte er bei Morel-Fatio-Rouanet, dem er 
a dafs der /ndice kein eigenes 
vi d de los que escriven comedias en Castilla 
en odos etc. Madr. 1632 p. 4° steht? Wufste 
| PAN Warum erwähnte 
ue escriven etc, nicht, die einen Platz in seinem Buche 
è etunilemacta der. Ovigenee Mevaion in E. Bide 
Rene AAA 
ba ibid Ris sea Bei Quadrio 
ee vorkommen (cf. S, 169). Ein Blick 
5 (8.386) hätte ihn belehren können, dafs dieser 
n der Tat hat sich B. manche wichtige Notiz Quadrios 
y mach B dn E. de Mer zum ns und Jan Vale 
rscti E Tao: Shacks. "Werk über d. span. Drama. Bei 
Re remonte gens +6 
rist. Juan Valera übersetzte ein anderes Buch 
t , ins Spanische. 
ee dafs er der Verpflichtung, seine 
e se ge head ages bare 
» Handschriften der Stücke Calderons S. 5—17, 
en Bemerkungen dam, im wesentlichen dem Catälogo 
+ in ein paar Fällen durch andere Kataloge er- 
ben würde, dies in einer Fufsnote zu bemerken. 
it den Bildnissen Calderons, dié nach La Barrera und 




















































252 BESPRECHUNGEN. A. L. STIEFEL, 


Dorer verzeichnet sind und bei einem Teil des 3. Abschnitts (über die Nach- 
ahmungen und Übersetzungen Calderons) welche er Günthner entnahm (so z. B. 
die portugiesischen, dánischen, russischen, polnischen und schwedischen Nach- 
ahmungen). — 

Ad X. Die Irrtúmer alle zu verzeichnen, wúrde mehr Raum beanspruchen 
als mir hier zur Verfúgung steht. Soweit áltere Ausgaben in Betracht 
kommen, gedenke ich bei anderer Gelegenheit darauf zurückzukommen, Hier 
begnüge ich mich, zu dem oben bereits Angefúhrten, noch ein paar weitere 
Proben hinzuzufúgen: Vorrede S. XI sagt Breymann: ,,Damals (= 1877) 
veröffentlichte Dorer seine nur 35 Seiten umfassende Schrift, mit Zusätzen 
aus dem Jahre 1881.“ Das ist unverständlich; Breymann hätte sagen 
sollen: ,,... welche 1881 in zweiter Auflage mit Zusätzen erschien“. — S. 117, 
118, 133, 124 nennt Breymann den französischen Dichter Bois-Robert „Francois 
Le Metel d’Ouville“. Ich weifs nicht, wie er dazu gelangt ist, den letzteren, 
nnr Bois-Roberts Bruder gebührenden, Namen dem Spalsmacher Cardinal 
Richelieus beizulegen. Bois-Robert hat den Namen D’Ouville nie geführt. — 
S. 118 erwähnt B. einen Schrifisteller Duvert y Lanzanne als Verfasser 
von Renaudin de Caen. Die bekannten französischen Vaudevillisten Duvert 
und Lauzanne hätte er nicht für einen Spanier halten sollen. — S. 118, 120 
spricht er (bei D’Ouville) von einem ,, Théâtre français Par, 1638ff.“ Eine 
derartige Sammlung existiert nicht, — S, 27 erwähnt Breymann bei der Wiener 
Ausgabe von Dar/o todo (1668), sie enthalte „ein Entremes, betitelt Los Alcaldes“ 
Hier ist zu berichtigen, dafs der Titel Zos Alcaldes encontrados heifst und 
dafs es zwei Stücke (partes) sind (cf. La Barrera Catäl S. 721). — S. 31 gibt 
B. an, dafs eine in der Münchener Hof- und Staatsbibliothek befindliche Suelta 
von Luis Peres el Gallego zu Val. Jos. de Orga herausgekommen ist, es muís heifsen 
La Viuda de Jos. de Orga. — S. 60 wiederholt B. einen Irrtum La Barreras. B. sagt 
von der ,,Octava parte‘ der „Comedias nuevas escogidas von 1656: „Die im Jabre 
1656 erteilte Druckerlaubnis bezeichnet diese Ausgabe bereits als zweite. Eine 
erste hat sich bisher nicht gefunden.“ Seine, nicht erwähnte, Quelle war La Bar- 
rera Catdl, S. 6908, wo es heifst: , (Edicion anterior 4 1657?) En la licencia del 
Ordinario dada para la impresion de essa Parte, hecha en Madrid, 1657, se dice 
ser aquella segunda impresion. No se conoce otra, sin embargo, en ninguna 
biblioteca que la expresada de Madrid, 1657.‘ Hätte sich Breymann das 
von ihm angeführte Exemplar der Ausgabe von 1657 der Madrider National- 
Bibliothek genau angesehen, so würde er kaum den Irrtum La Barreras nach- 
geredet haben. Es gibt keine frühere Ausgabe als die von 1657. Man beachte 
folgende Daten: Licencia: 21 de Octubre 1656; 1. Aprouacion: ,,16 (26?) de 
Otubre 1656‘; 2. Aprouacion: ,, Noviembre 1, 1656“; Suma del Privilegio: 
„4 de Diziembre 1656“; Fé de Erratas: „29 de Enero 1657“; Suma de la 
Taffa: , primero de Febrero 1657“. Wo sollte da ein vorheriger Druck Platz 
finden? Sicher wurde nicht nochmals die Licencia erteilt, wenn sie bereits ein- 
mal erteilt war? Die Stelle, welche La Barrera irre führte, befindet sich in der 
Licencia del Ordinario, des Doctors Parga, welcher sagt: , Por la prefente 
... damos licencia para que fegunda vez fe pueda boluer a imprimir, è imprima 
vn Libro de doze Comedias de diferentes Autores etc.“ Das heifst nichts 
anderes, als eine Sammlung von 12 Stücken, wie der Zensor schon früher 
einmal cine geprüft bat, darf gleichfalls gedruckt werden. La Barrera las, 


H. BREYMANN, CALDERON-STUDIEN I. 253 


etwas flüchtig: „para que segunda vez se pueda volver à imprimir & imprima 
el libro.“ Der Verleger und Herausgeber der , Octava parte‘ war Juan de 
San Vicente, , Mercader de libros‘. Er hatte bereits die „Primera parte" 
(1652) und die ,, Quinta parte“ (1653) der Comedias escogidas herausgegeben. 
Für eine der beiden partes scheint — was ich im Augenblick nicht konstatieren 
kann — der Doctor don Pedro Fernandez de Parga die Licencia ausgestellt zu 
haben, vielleicht für die „Quinta parte’, welche gleich der Octava parte‘ 
dem Don Ivan de Lvian y Aragon, Cavallero del Orden de Santiago vom 
Herausgeber gewidmet worden ist. Vielleicht ist es nicht ohne Bedeutung, 
dafs der Zensor Canonigo de la Santa Iglefia de la Ciudad de Santiago de 
Galicia war und dafs es im Dedikationsschreiben an Don Juan de Lujan heifst: 
„Dedicar, pues i v. m. elte Libro intitulado Octava parte; auiendo puelto 
otro de la mifma material el año de 53 debaxo de fu proteccion, ferá para 
mi gran dicha en que v. m. admita efte, para boluer a manifestar mis humildes 
reconocimientos“, — $. 76 gibt Breymann von A. de Castros , Poesias de D. 
P. C, d, 1. B. con anotaciones Cadix‘ (soll wohl heiísen Cadiz) 1845 an, dals 
das Biichlein in den Bibliotheken zu Rostock und Góttingen sei, Warum er- 
wäbnt er nicht, dafs es auch in der Münchener Hof- und Staatsbibliothek 
(P. O. his, 8° 287) ist? — 

S. 98 behauptet B., dafs J. B. von Zahlhas unter dem Pseudonym Neu- 
feld schrieb. Das ist unrichtig. Zahlhas trat unter diesem Pseudonym als 
Schauspieler auf, seine Stücke veröffentlichte er unter seinem wirklichen 
Namen. — S. 125 bringt folgende Angabe: „[Linguet 5. N. H.] Théâtre 
espagnol. Par. (Hansy) 1768, 2. Aufl. 1770. 4 Bdn, kl. 8°". Hätte B. das 
Exemplar der angeblichen „2. Auflage" in der Münchener Hof- und Staats- 
bibliothek angesehen (P. O. hisp. 8% 187), so hätte er feststellen können, dafs 
eine Ausgabe von 1768 ein Phantasiegebilde ist. Das ,, Privilege" des Werkes 
(abgedruckt im IV, Bande) ist vom 15, November 1769 datiert. Am 24. November 
trat „le fieur L.... das Privilège dem „M. de Hansy, le jeune, Libraire“, 
ab. Am 28, November wurde Privileg und Zession registriert. Sonach kann 
vor 1770 das vierbändige Werk kaum ausgedruckt gewesen sein. — 5. 216 
ist zu lesen, dafs Phil. Chasles’ ,, Ztwdes sur d'Espagne etc“ Paris (Amyot) 
1847 „400 5," habe, Mir liegt das Buch in zwei Exemplaren vor, das eine 
mit der Jahreszahl 1847, das andere s. d., beide aber sonst Seite für Seite, 
Buchstabe für Buchstabe vollkommen gleich. Beide haben 567 Seiten. Die 
Inhaltsangabe B.s stimmt nicht mit meinen Exemplaren überein, einmal nicht 
in den Seitenzahlen, dann fehlt bei B. die Abhandlung D’un Théatre espagnol- 
vénitien au XVIIIe siècle et de Charles Goset (5 463—561). — 5. 231 
schreibt B.; ,, Napoli-Signorelli, Pietro Storia critica de’ teatri autichi e modern: 
Napoli (Orsino) 1777. 8°. — Cf. Bd. IV, 229—253“. Nachdem die 1. Aus- 
gabe Napoli-Signorellis nur einen Band umfafste, so ist die Angabe B.s falsch. 
— Schiefslich ist nicht zu verschweigen, dafs auch Seiten- und Bandzablen 
und Daten bisweilen unrichtig angegeben sind. Wohl mögen es meistens 
Druckfehler sein, aber störend wirkt es immer, wenn wir z. B. S, 154 lesen, 
dals EI Escondido 1568 zu Versailles aufgeführt worden, dafs über Hauteroches 
Les Apparences trompeuses (S. 121) bei Parfaict Hist. du Th, fr. Bd. VII, 
S, 241 (statt Bd. X, 241) nachzuschlagen sei, und dafs (S. 124) Boisroberts 


254 BESPRECHUNGEN. P. DE MUGICA, 


Les Apparences trompeuses im Théatre franc. Paris 1737, Bd. VI, 332ff. 
(statt 337 ff.) abgedruckt stehen usw. — 

Ich will die Aufzählung von solchen Irrtümern und Mängeln des Buches 
nicht weiter ausdehnen. Ich glaube zur Genüge gezeigt zu haben, dafs es 
„den Anspruch ein zuverlässiges kritisches Nachschlagewerk “ zu sein, nicht 
erheben kann. Breymann hat zwar mit grofsem Fleiís ein wirklich reichhaltiges 
Material zusammengetragen und sich die Mühe nicht verdriefsen lassen, über 
die einschlägigen Werke und Autoren Kritiken und Kompendien zu Rate zu 
ziehen und zu exzerpieren und Literaturnachweise zu verzeichnen, aber das 
genügt nicht. Man kann sein Buch nur mit Vorsicht gebrauchen. Man 
muls oft auf die Quellen selbst zurückgreifen. Es fehlen dem Werk die 
richtige Methode, die unerläfsliche peinliche Sorgfalt, der kritische Blick, die 
erschöpfende Sachkenntnis, mit einem Worte die Haupteigenschaften einer 
zuverlässigen Bibliographie. Man hat ferner bei Breymann das Gefühl, dafs 
er seine Calderonstudien etwas einseitig betrieb, dafs ihm die übrige spanische 
Literatur, namentlich auch das spanische Drama nicht genügend bekannt ist. 
Immerhin ist das Buch dankenswert, da ihm kein ähnliches zur Seite steht. 


A. LUDWIG STIEFEL. 


John D. Fitz-Gerald, Vida de Santo Domingo de Silos por Gonzalo de 
Berceo. París 1904. Edición crítica. 147 y LXX páginas. 3 francos. 


Este trabajo forma el fascículo 149 de la Biblioteca de Estudios Supe- 
riores de París, y resulta un complemento de la obra de Lanchetas, que el 
autor vió cuando se imprimía ya este estudio, Anunciábase últimamente otro: 
» Gramática y Vocabulario de Berceo‘ por D. Victor Fernández Llera. Pero 
áun no ha parecido. 

Ni trae índice, ni lista de obras consultadas. EI primer capítulo trata 
de las ediciones. El segundo de los manuscritos, de que hay dos trozos 
reproducidos al final, las coplas 378b á 398d del manuscrito Salazar, y las 
530a 4 536d del existente cn la biblioteca de la Academia de la Lengua. 
En el tercero, se clasifican los manuscritos á conciencia. 

El cuarto se ocupa de la constitución del texto, el cual deja el autor 
intacto, poniendo de su cosecha le capitalización y la puntuación. Luego 
explica el método seguido para adoptar la ortografía definitiva. 

El quinto contiene las enmiendas al texto establecido. El sexto trae un 
examen de las fuentes de Berceo, y ocupa nada menos que 20 páginas, lo cual 
prueba la paciencia del autor. Después viene un apéndice, y tras él el texto, 
que cuenta 135 páginas. Sólo 11 de vocabulario trae, porque el autor se ha 
fijado en las palabras más interesantes. 


Faltan: abadía, abés, abierto, abondado, aborregido, abreviar, abrigado, 
abrir, abstinençia, abysso, agerca, acometer, acompannado, aconseiado, acordado, 
acordar, acorrer, acorro, acostar, acuerdo, adalid, Adam, adevinansa, adevino, 
adieso, adıutorio, adonado, adormidado, adormirse, adur, aduro, adversidad, 
afirmar, afirmes, afontar, afforsado, afruento, ageno, agraçiado, agua, 
aguardador, aguardar, agudesa, agudo, aguiar, uguijada, aguisado, aguisar, 


XP 


J. D. FITZ-GERALD, VIDA DE SANTO DOMINGO DE SILOS ETC. 255 


avda, aiuntar, albergar, albrigias, alcansar, aldea, alegrar, alegre, alegria, 
alferis, alguno, alma, almática, almátiga, almesía, almorzar, alongansa, 
altar, alzado, alsar, allínar, allongar, amado, amador, amanescer, amansar, 
amargura, amariello, amatar, amenazar, amidos, amigo, amo, amor, amos, 
amparar, anciano, ancho, andamio, andas, anno, annoio, antecesor, anzuelo, 
apareiar, apartar, apellido, aplasado, apoderado, aportunar, apremido, apre- 
tado, apretar, aprisa, apriso, aquedado, aquel, aquesto, arca, ardura, argent, 
arlote, arreado, arribado, arribar, andar en assecho, aspirado, assegurar, 
assentado, asseo, astroso, atenencía, aterrado, aturadamente, aucloridat, aungar, 
auorero, ave, avena, avenido, avenir, aventurado, avisado, ayunar, asada, 
asemillero, etc. etc. 

Es interesante cotejar los glosarios de este autor y de Lanchetas. Trae 
el último en acabado, v. gr. dos erratas (bay más de las que dije en su día) 
en un solo número, 279, que es 377a (Fitz-G.), No cita, al menos en su 
lugar, adesora y adesoras, que aquel menciona, 

Adiano, que tampoco trae, viene en Lanchetas ocupando nada menos que 
dos páginas, con razón, pues el vocablo es interesante. Sánchez y sus copia- 
dores arman su lío correspondiente. Lanchetas quiere explicarlo á su modo. 
Alá va mi cuarto 4 espadas. En el Poema de Alejandro 272c creo debe de 
ser adiado (de dias, hochbetagt), lo cual parecen comprobar los otros tres 
versos en -ado. Además, si aqui falta el palo de la d, me parece que sucede 
lo mismo en la m de ayumado, que yo leo ayuntado en Milagros 409 d. 
Nada tiene de particular esto en aquellos tiempos, En los de Cervantes 
escribieron un ninerca en el Licenciado Vidriera, que à mi se me figura un 
vívega como una casa, sobrando solo la r. 

En este vocabulario, como en el de Lanchetas, echo de menos la com- 
paración con otros textos, por ejemplo, con el del P. del Cid, en adobar 
(S. D. 519b y 5298): P.C, 249, 681, 1000, 1283, 1986, 2212, 2969. 

La etimologia de agosto es agustus, pues según Gröber hay testimo- 
nios del segundo siglo de la era cristiana, Respecto 4 la de ambiso, ya ex- 
presé mi opinión en esta revista, en la critica sobre el trabajo de Lanchetas, 
que Fitz-Gerald califica, con razón, de considerable, Por cierto que este 
escribe asi en S, Dom. 304a, que en Ochoa se lée anviso, además de en los 
Milagros 14c y 56c y en S. Millán 460c, donde van ya cuatro veces que 
Ochoa interpreta , bueno, noble, poderoso“, saliéndonos luego con que enwiso 
» parece atrevido“, y más tarde „tonto“. Yo tenia hecho el mismo parangón 
que el autor, quien trae la cita errada, 173 d, por 163d. Es muy práctica 
la comparación de textos. En este dice Ochoa , noble, famoso. La Aca- 
demia interpreta , sagaz, advertido“, en consonancia con el autor: avisado, la 
etimologia. Casos de nasalizaciön tenemos en todos los dialectos, v. gr. en 
el toledano Anrigue y antusiasmarse, en rancón, rencón, rincón y otros 
vocablos. 

Asmar interpreta en 34c desear; Lanchetas , determinar, resolver, de- 
cidir*, Aquel hace la comparación que tenia yo hecha con osmar, cuyos 
textos faltan: P. Alej. 1026c y 1426b. Además añadiria yo lo expresado en 
mi , Maraña del Idioma“ 102: P. Cid 521, 524; y de la forma asmar: los 
textos P. Alej, 55b, Apol. 46d; y de Juan de la Encina otros cuatro, de 
„El escudero pastor“ uno, tres de „Las grandes lluvias", 


NW. FOERSTER, ZT ZTSCHR. XXIX, 50 FG. 


que cn en Mura del Diccionarir < 70 v no mae Lanchen 
upon de la erancioga > estrias, be astra, comprai 
et con buena esterlia —. 

RER © ritor nlverro. Quan ¡2330 >: Lan=hezs , mal 
lp, + em~lica © parque Umeese P. Amar 20691. 

| Spee que venga Se Aanızarr: procede: of Baier. acer 
hé mg er la come: sabre e. Hbrr de Lamcheras —Zlambe 
me swe ne spe « „Noms de Dıscionamir + 21. 
| NDNTERIMEIENT nuesz: esa puis cca on 


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Zur Brendanlegende. 


Die kritische Forschung an der Navigatio Brendani beschránkte 
sich anfangs darauf, das Verháltnis ihrer Bearbeitungen in den 
Vulgársprachen des Abendlandes sowohl unter einander als zu ihr 
selbst klarzustellen: die wertvollen Arbeiten Suchiers (Rom. Stud. - 
I, 553 fl.) und Schröders in Einleitung und Anmerkungen zu seinem + 
Buche: „Sanct Brandan. Ein lateinischer und drei deutsche Texte.“ 
Erlangen 1871, sind hier in erster Linie als grundlegend und 
fördernd zu nennen. Darüber hinaus wurde die Frage nach der 
Quelle der Navigatio selbst wohl gestreift, aber doch zu keinem 
sicheren Resultate geführt. Erst Zimmer hat in dem zweiten seiner * 
„keltischen Beiträge“ (Zeitschr. f. deutsch. Altert. Bd. 33) in umfang- 
reicher Untersuchung diese Frage zu beantworten gesucht, und 
fast gleichzeitig mit ihm war Gustav Schirmer in einer Leipziger 
Habilitationsschrift vom J. 1888 (Zur Brendanlegende) mit Erfolg 
bemüht, auf grund des irischen handschriftlichen Materials Licht 
über die Anfänge der Legende zu verbreiten. So sorgfältig die 
Schirmersche Arbeit ist, sie ist in der Hauptsache durch Zimmer - 
entbehrlich gemacht, der viel mehr aus dem Vollen schöpft und der 
Lösung des Problems seine umfassende Kenntnis des Altirischen, 
unterstützt von glänzendem Scharfsinn, zur Verfügung gestellt hat. 
Zimmer hat ohne Zweifel die breite Basis gelegt, auf der alle 
künftige Forschung wird weiter bauen mússen.! 

Zimmer falst seine Resultate so zusammen (a. a. O. S. 331 f): 
I. Im 7. oder 8. Jhrh. entstand in Irland in Nachahmung von Aeneas 
Meerfahrt (Vergil, Aen. III—V) die Literaturgattung der Imrama 
(navigationes). Das Material ist im Wesentlichen einheimisches und 
fliefst als solches aus zwei Quellen zusammen: a) Tatsächliche Er-\ 
lebnisse irischer Fischer und Anachoreten, die ins Ungeheuerliche 
und Phantastische übertrieben sind, b) In der Erinnerung der 
christianisierten Iren noch haftende heidnische Vorstellungen, vor 


1 Neuerdings hat Charles Plummer im 5. Bande der Zeitschr. f. celt. 
Philologie, S. 124—141 unter dem Titel: Some new light on the Brendan 
legend einen besonders durch den Nachweis des Originals zu dem von Suchier, 
Rom. Stud. I herausgegebenen anglonorm. Gedicht interessanten Artikel ver- 
öffentlicht, dessen Resultate mit denen der vorliegenden Untersuchung mehr- 
fach zusammentreffen. 


Zeitschr. £ rom. Phil. XXX, 17 


258 ALFRED SCHULZE, 


allem die von den Gefilden der Wonne und von den Gefilden der 
Strafe; c) klassische Reminiscenzen, die sich mit a) und b) ver- 

\mischen. IL Im 9. oder 10. Jhrh. entstand durch Mifsverständnis 
die Meinung, dafs Brendan Ua Alta, von dem eine Bufsfahrt 
nach Britannicn bekannt war, eine Ozeanfahrt nach der terra repro- 
missionis unternommen habe, wie man solche dem heiligen Ailbe 
und anderen Anachoreten des 5. und 6. Jhrhs. zuschrieb. Ver- 
schiedene Erlebnisse wurden von dieser Bufsfahrt erzählt, resp. 
darauf umdeutend bezogen. Ill. In der Mitte des 11. Jhrhs. unter- 
nahm ein unbekannter Kleriker eine Schilderung dieser Ozeanfahrt 
in lat. Sprache, ein Werk, das unter dem Titel Navigatio SBrendani 
auf uns gekommen ist: das Material zu den einzelnen Episoden 
nahm der Verf. fast ausschliefslich aus dem alten irischen Imram 
Maelduin, den er ebenso wie die bekannten Episoden, die von 
Brendan im Schwange gingen, gewaltsam aber nicht ohne Kunst 
zurechtschnitt. Ill a. Noch im 11. oder 12. Jhrh. stellte ein anderer, 
der nicht ohne Kenntnis der Navigatio SBrendani war, eine irische 
Erzáhlung von Brendans Ozeanfahrt her, allerdings mit ganz anderer 
Tendenz und mit Fernhaltung der spezifisch profanen Elemente, 
die der Verf. der Navigatio in so bedeutendem Umfange seinen 
Zwecken dienstbar gemacht hatte. 1118. Eine anscheinend verlorene 
lat. Navigatio. — IV. a. Die unter III genannte erhaltene Navigatio 
SBrendani findet vom ı2. Jhrh. zahlreiche Bearbeitungen in eng- 
lischer, französischer und deutscher Zunge. — b. die unter 1118 ge- 
nannte lat. Navigato SBrendani fand Ende des 12. Jahrh. einen 
mittelfränkischen Bearbeiter, dessen Arbeit die Vorlage abgab für 
ein md. nd., nl. Gedicht und für das hd. Volksbuch. 

Von diesen Ergebnissen scheint mir die Beurteilung des 
irischen Brendanlebens und die Stellung, die ihm Zimmer innerhalb 
der Entwicklung anweist, nicht haltbar. Dieses irische Brendan- 
leben, die Betha Brenainn, ist uns mit einer Reihe andrer irischer 
Heiligenleben in dem sog. Book of Lismore, einer Hs. des 15. Jhrh. 
erhalten, deren ganzen Inhalt Whitley Stokes 1890 in den Anecdota 
Oxoniensia, Mediæval and modern series P. 5, mit einer genauen 
Übersetzung zugänglich gemacht hat. Inhaltlich geht diese Betha 
zunächst im Bericht über Geburt, Jugend, Erziehung und erste 
Wunder Brendans mit der lange bekannten lateinischen Vita Bren- 
dani, die Moran in seinen Acta Sancti Brendani (Dublin 1872) ver- 
öffentlicht hat, — ich nenne sie Vita I — zusammen. Von der Or- 
dination Brendans ab geht sie ihren eigenen Weg. Sie erzählt, 
dafs bei der Ordination die Worte Matth. 19, 29: „Wer verläfst 
Häuser, oder Brüder, oder Schwestern, oder Vater, oder Mutter, 
oder \Veib, oder Kinder, oder Äcker, um meines Namens willen, 
der wird es hundertfáltig nehmen und das ewige Leben ererben “ 
einen so tiefen Eindruck auf Brendan machten, dafs er beschlofs, 
seine Heimat zu verlassen und Gott um ein einsames, abgeschiednes 
Land anfleht. Im Traum wird ihm durch eine himmlische Stimme 
die Antwort: „Erhebe dich, Brendan, denn Gott hat dir gegeben, 


ZUR BRENDANLEGENDE, 250 


was du suchtest, das Land der Verheifsung.* Brendan läfst drei 
grofse Schiffe bauen, nimmt dreifsig Mann in jedes und begibt sich 
auf die Fahrt. Fünf Jahr fährt er umher, ohne doch Vorräte mit- 
genommen zu haben. Gott ernährt ihn und seine Gefährten auf 
wunderbare Weise. Nach mannigfachen Abenteuern, unter ar: 
das der Osterfeier auf dem Walfisch in erster Linie steht, kamen 
die Seefahrer eines Tages an eine Insel, die sie lange vergeblich 
umfahren ohne einen Hafen zu finden. Ihren Bemühungen auf 
die Insel zu gelangen wird endlich dadurch ein Ziel gesetzt, dafs 
ihnen auf geheimnisvolle Weise eine Tafel zugeworfen wird mit 
einer Inschrift, die sie auffordert, in die Heimat zurückzukehren. 
Das geschieht, dort erfährt Brendan dann von der h. Ita, seiner 
Pflegemutter, auf Schiffen aus Tierhäuten habe er freilich die terra 

nis nicht erreichen kônnen; er solle hólzerne bauen und 
einen zweiten Versuch machen. Diesem Rate folgt Brendan und 
erreicht auf den hólzernen Fahrzeugen, von 60 Mann begleitet, 
glücklich sein Ziel. 

Zimmer denkt über den Wert dieser Lebensbeschreibung 
ziemlich gering. Er hält sie für ein Machwerk frühestens aus dem 
Ende des 11. oder dem Anfang des 12. Jhrh., durch das eine 
konziliante Natur die Anschauungen der älteren Zeit mit denen 
ihrer eigenen zu vereinigen bestrebt war. Die ältere Zeit habe 
von einer Bufsfahrt Brendans nach Britannien gewulst, aber von 
der Ozeanfahrt keine Ahnung gehabt, während die spätere Zeit von 
Brendan weiter nichts als seine Ozeanfahrt nach der terra repro- 
missionis gekannt habe. So sei denn der Verf. dieser Betha der 
lateinischen Vita I bis zur Ordination gefolgt und habe alsdann 
die Widersprüche in der doppelten Ozeanfahrt vereinigt. (Zimmer 
a. a. O. S, 323.) 

Wenn es nun auch bei Zimmers Datierung der Betha aus 

Gründen sein Bewenden wird haben miissen,! so kann 
man doch Zimmers Meinung von der äufserlichen Kompilierung 
nicht beipflichten. Um von inneren Gründen, die dagegen sprechen, 
ganz abzusehen, so spricht gegen diese Annahme folgende Tat- 
sache: Ungefähr gleichzeitig mit Zimmers Untersuchung erschien 
unter dem Titel: Acta Sanctorum Hiberniae ex Codice Salmanticensi 
nunc primum integre edila op, Caroli de Smedi et Josephi de Backer 
(Edinb. et London. 1888. 4°) die Ausgabe einer lateinischen 
Handschrift des 14. Jhrh., die u. a. eine bisher unbekannte Version 
der lateinischen Vita Brendans enthält, welche sich als gekürzte 
lateinische Redaktion der irischen Betha darstellt. Ich nenne sie 
im folgenden kurz Vita II. Diese Vita II erzählt das Leben Brendans 


1 Da es mir selbst zur Beurteilung dieser Frage an den nötigen irischen 
leider Puna feblt, so A ich Herrn Prof, L. Chr. Stern, den 
Herausgeber der Zischr, f, celtische Philologie, um seine Meinung, die mit 
der Zimmers völlig zusammentrifft. Ich spreche Herrn Prof. Stern auch an 
dieser Stelle für seine gütige Unterstützung meinen wärmsten Dank aus, 


17" 


260 ALFRED SCHULZE, 


vor der Ozeanfahrt wie die Betha — womit ja auch die Vita I 
im ganzen úbereinstimmt — und läfst nach der Ordination Brendan 
aus demselben Grunde, den die Betha anfúhrt, seine Reise an- 
treten, welche selbst wieder wie in der Betha eine zweifache ist 
und sich nur durch starke Kúrzung von jener unterscheidet, in 
den wichtigen Angaben aber, d h. Zahl der Genossen und Schiffe, 
Motivierung der Umkehr etc. úbereinstimmt. Das Bemerkenswerte 
ist nun aber, dafs diese Vita 11 nicht mit der Erreichung des Landes 
der Verheifsung schliefst, sondern Brendan und Genossen nach 
Irland zurückkehren läfst und die Erzählung vom Leben Brendans 
nach Art der Vita I zu Ende führt. Angesichts der Vita II wird 
es nun zur Gewifsheit, dafs die irische Betha uns unvollständig 
úberliefert ist Sie überläfst die Seefahrer nach der Ankunft im 
Lande der Verheilsung ihrem Schicksal, ohne uns, was nach der 
ganzen Anlage der Erzählung unbedingt zu erwarten ist, zu sagen, 
ob sie dort geblieben oder zurúckgekehrt seien, oder was sonst 
aus ihnen geworden ist, und flickt statt dessen den Schluís eines 
anderen weit verbreiteten irischen Textes, der Vision des Adamnan, 
an, der insofern einigermafsen paíst, als auch in ihm vom Paradiese 
die Rede ist. Zimmer, der die Vita 11 nicht kannte, erblickt darin 
ein von dem Autor der Betha an der Vision des Adamnan be- 
gangenes Plagiat. Aber mit Unrecht. Denn was ihm der ge- 
schickte Übergangssatz zur Anflickung des Plagiates erscheint: »:70- 
laimset ni dofhia fraighedh (sie wagten nichts zu fragen) hat seine 
Entsprechung auch in dem lateinischen Texte, der das Plagiat 
nicht kennt, mit den Worten: denique silentibus ıpsis el vocem ejus 
exspectantibus. Die nächstliegende Erklärung ist wohl die, dafs die 
irische Lebensbeschreibung, die ursprünglich die Erzählung nach 
Art der Vita Il zu Ende führte, unvollständig auf uns gekommen 
ist, und dafs irgend ein Kopist dem offenbar defekten Texte not- 
dürftig zu einem Schlusse zu verhelfen suchte, indem er einen 
fremden anflickte. Etwas anders stellt sich Plummer a. a. O. S. 125 
Anm. 2 den Sachverhalt vor. 

Es entsteht die Frage nach dem Verhältnis von Navigatio und 
Betha. Denn dafs beide völlig unabhängig von einander wären, 
ist wegen der auffälligen Übereinstimmung in folgenden zwei 
Punkten nicht anzunehmen: ı. Navigatio wie Betha lassen Brendan 
vor Antritt der Ozeanfahrt — die Betha, die ja zwei Fahrten kennt, 
vor Antritt der zweiten — einen Besuch bei dem heiligen Ende 
von Aran machen; 2. beide Denkmäler lassen Brendan das Oster- 
fest sieben Jahre hintereinander auf dem Rücken des Walfisches 
feiern. Zimmer nimmt an, der Autor der Betha habe die Navigatio 
gekannt und sie in seiner Weise benutzt. Und wenn man nur 
das Alter der beiden Denkmäler ansieht, so scheint diese Ansicht 
die einzig mögliche: die älteste Hs. der Navigatio stammt aus dem 
dem Ende des 10. Jhrhs, die Betha ist in mittelirischer Sprache 
des 11.—12. Jhrh. verfafst. Und doch scheint mir nicht zweifel- 
haft, dafs die Betha Brenainn einen älteren Typus der Brendan- 


ZUR BRENDANSAGE. 261 


sage en den die Navigatio zur Voraussetzung hat, nicht 





Batrachten wir die beiden Episoden náher. In der Navigatio 
geht Brendan, bevor er sein dreihäutiges Schiff baut, zu dem h. Ende, 
um, wie Zimmer sagt, näheres über die Fahrt von dem als Seefahrer 
bekannten Heiligen zu hören, in dem irischen Brendanleben aber 
wird Brendan vor Antritt seiner zweiten Fahrt von seiner Pflegemutter 
Ita beraten, sich hölzerne Schiffe zu bauen und besucht erst darauf 
Ende. Was soll, fragt Zimmer, der Besuch bei Ende, nachdem 
ihm Ita so ausführlich Auskunft gegeben? Folglich, schliefst er, hat 
der Verfasser der Betha, der die Navigatio wenigstens auszugsweise 
nnen mufste, hier einen sinnreichen Zug eines Vorgängers ent- 
stellt. Bei Lichte besehen scheint mir das der Navigatio gespendete 
Lob ebenso unbegründet wie der Vorwurf gegen die Betha. Denn, 
um zunächst von der Navigatio zu reden, dafs Brendan zu Ende 
geht, um von ihm näheres über die Fahrt zu lernen, ist an keiner 
Stelle der Navigatio gesagt, sondern Vermutung Zimmers. Die 
Navigatio schweigt sich über den Zweck des Besuchs völlig aus 
und berichtet so trocken als möglich, Brendan sei vor Antritt seiner 
Ozeanfahrt von seiner Abtei Clonfert aus zu der Insel eines ge- 
wissen heil. Vaters namens Ende gegangen und dort drei Tage 
und drei Nächte geblieben, dann aber in seine Heimat — also 
Kery — weitergereist. Seine Eltern habe er nicht besucht, viel- 
mehr sein Zelt auf einem sich weit ins Meer erstreckenden Berge, 
genannt sedes Brendani aufgeschlagen, ein Schiff gebaut und sich 
schliefslich mit vierzehn Begleitern auf den Weg gemacht. Man 
hat durchaus den Eindruck, dafs die Navigatio bei ihrem Berichte 
über den Besuch bei Ende blindlings einer Quelle folgt, ohne das 
Geringste von dem tieferen Sinne zu ahnen, den Zimmer diesem 
Besuche unterlegt. Zimmer erbringt nämlich S. 206—211 den Nach- 
weis, dafs der heil. Ende von Aran (f 548) im 10. Jhrh. mit dem 
Meerfahrer Ende, einem Helden des Imram Ua Corra, verwechselt 
worden ist und schlielst daraus, dafs Brendan deshalb zu Ende 
geht, um sich von ihm, dem Seefahrer, Rat zu holen. Es wäre 
bei der sonstigen Redseligkeit der Navigatio nicht zu verstehen, 
warum sie über den Zweck des Besuches den Leser nicht mit 
zwei Worten aufgeklärt hätte, wenn es der von Zimmer angenommene 
wäre, 

Aber die ganze Erzählung der Navigatio ist verdächtig, da 
die realen Verhältnisse eine Reise, wie sie Brendan dort vor An- 
tritt seiner Ozeanfahrt macht, höchst unwahrscheinlich erscheinen 
lassen. Die Aran-Inseln liegen an der mittleren Westküste Irlands 
und zwar ziemlich weit von der Küste entfernt vor der Galwaybucht. 
Um zu der gröfsten von ihnen, Inishmore, zu gelangen, auf der 
der heil. Ende lebte, bedurfte es bereits einer nicht ganz un- 
beträchtlichen Meerfahrt, von der doch keine Silbe erwähnt wird. 
Wer soll nun glauben, dafs Brendan aus dem Herzen Irlands erst 
die lange Landreise an die Westküste macht, von da die in der 





262 ALFRED SCHULZE, 


Luftlinie ca. 50 km. betragende Fahrt nach den Aran-Inseln und 
nun die erst recht unbequeme Landreise über den Shannon-River 
oder sonst in weitem Umweg um ihn herum nach dem äufsersten 
Vorsprung der Landschaft Kerry (in ullimam partem regionis suae), 
besonders wenn dieser ungeheure Abstecher mit keinem Wort 
motiviert wird? Wenn denn doch die Ozeanfahrt von Kerry aus- 
gehen sollte, so wáre es sicher das Einfachste gewesen, von den 
Aran-Inseln zu Wasser dorthin zu gelangen, besonders da ein Fahr- 
zeug ohnehin schon für die Fahrt von der irischen Kúste zu den 
Aran-Inseln nötig war. Aber dafs eine so beträchtliche Meerfahrt 
mit keinem Wort erwähnt wäre, ist wieder ganz unbegreiflich. Man 
sieht auch gar nicht ein, warum denn die Fahrt gerade von Kerry 
ausgehen sollte, besonders da Brendan seine Angehörigen nicht 
einmal vorher besucht. Warum baute er sich sein Schiff nicht bei 
Ende oder wenigstens an der nächstgelegenen irischen Küste, der 
Galway-Bucht? Kurz, die Erzählung der Navigatio ist äufserst ver- 
dächtig und leidet an innerer Unwahrscheinlichkeit. 

Statt dessen berichtet nun die Betha einfach und glaubwürdig, 
Brendan sei nach Connaught gegangen, habe dort sein Schiff gebaut 
und sich auf die Fahrt begeben. Zunächst habe er die Richtung 
auf Aran genommen, wo Ende, Brendans Freund, und andere 
heilige Männer wohnten, bei denen er sich einen Monat auf- 
gehalten; dann sei er westwärts gefahren. Nun ist zwar nicht 
gesagt, von welchem Punkte der Küste von Connaught Brendan 
ausging; da er aber von der heil. Ita kam, die in der Grafschaft 
Limerick, also in der Nähe des Shannon-River lebte, so ist selbst- 
verständlich, dafs es ein Punkt des südlichen Teiles der Küste 
von Connaught war. Von dort also ging die Fahrt zunächst nord- 
westlich in der Richtung auf Aran, darauf streng westlich. Der 
Bericht entspricht den realen Verhältnissen vollkommen, läfst auch 
den Besuch bei Ende ganz natürlich erscheinen. Dies ist die Aus- 
fahrt zur zweiten Ozeanreise in der Betha. Bei der ersten befindet 
sich Brendan in seiner Heimat bei Bischof Erc, seinem Erzieher, 
der bei Tralee lebte, also da wo die erste der vier grolsen Land- 
zungen an der Südwestküste ansetzt. Nach dem wunderbaren 
Traum, der ihm die Erfüllung seiner Wünsche verheilst, geht 
Brendan allein 7 s/iab ndatdche, so steht im irischen Text, und 
sieht den mächtigen Ozean auf allen Seiten. S/ab ist Berg, Ge- 
birge; mit ndatdche weils der Hrg. nichts anzufangen; er vermutet, 
das n sei überflüssig und d’aidche zu verstehen, so dafs es „auf einen 
Berg zur Nacht* bedeute, was deswegen unwahrscheinlich ist, 
weil Brendan oben angekommen das Meer von allen Seiten er- 
blickt. Jedenfalls haben wir die Situation, dafs Brendan in der 
Gegend von Tralee auf einen Berg steigt, der ihm die Aussicht 
auf das Meer nach allen Seiten gestattet. Das kann aber nur 
der Berg sein, der zur Erinnerung an Brendan heute Mount Brandan 
heiíst und auf dem äulsersten Ende der weit vorspringenden Land- 
zunge zwischen Tralee Bay und Dingle Bay in einer Höhe von 





ZUR BRENDANLEGENDE. 263 


ca. 1000 Metern einen weiten Blick über das Meer nach Norden, 
Westen und Süden gestattet, sodafs er noch heute den Fischern 
als Rekognoszierungspunkt dient, Auch das nórdliche Vorgebirge 

jener Landzunge heifst zur Erinnerung an Brendan Brandan Head 
und die sich anschliefsende Bucht Brandan Bay. Die Tradition, dafs 
Brendan von dort seine Seefahrt unternommen habe, ist also eine 
ganz sichere, und mit dieser stimmt der Bericht in der Betha 
überein; denn für das dunkle daidche oder atdche liegt doch die 
Vermutung sehr nahe, dafs es eben der Name ist, den der heutige 
Mount Brandan trug, bevor er durch den Heiligen zur berühmten 
und geweihten Stätte wurde! Dafs die Navigatio den Brendan 
sein Zelt auf einem Berge genannt sedes Brendan aufschlagen läfst, 
ist eben ein Beweis, dafs sie zu einer von Brendans Lebzeiten 
schon sehr weit entfernten Zeit entstand. Eine Erzählung, die den 
Anspruch machte eine Lebensbeschreibung zu sein, konnte so 
natürlich nicht berichten, sondern mufste den zur Zeit Brendans 
und vor ihm üblichen Namen des Berges angeben. 

Soviel steht jedenfalls fest, dafs die Betha Brendan seine erste 
Ozeanfahrt von Kerry aus antreten läfst, die zweite nimmt von der 
Küste von Connaught über die Aran-Inseln ihren Weg. Stellt man 
diesem Bericht den der Navigatio gegenüber, so scheint in die 
Augen zu springen, dafs ihrem Autor ein mit der Betha identischer 
Bericht po dessen zwei Ausfahrten er zu einer zusammen- 

hat mit dem Ergebnis: Brendan beginnt seine Ozean- 
von Kerry aus, nachdem er vorher die Aran-Inseln besucht 
hat. Die Tradition verlangte, dafs er Brendan von der nach ihm 
genannten Stätte ausfahren liefs, andernfalls hätte er keinen Glauben 
gefunden. Weshalb er den Besuch bei Ende auch mitnahm, ist 
schwer zu sagen. Vielleicht, dafs auch dieser Zug in der Tradition 
schon festsafs. Wahrscheinlich war der Verfasser kein Irländer, wie 
daraus hervorzugehen scheint, dafs er seine Erzählung von dem 
Bau des dreihäutigen Schiffes mit den Worten begleitet: sicu? in 
illis partibus mos est, und so wäre denn seine Verballhornung des 
Betha-Berichtes um so begreiflicher: er kannte die geographischen 
Verhältnisse eben nicht. 

Ist dem aber so, so haben wir in dem Bericht der Navigatio 
selbst ein indirektes Zeugnis für die doppelte Ozeanfahrt, an der 
Zimmer Anstofs nimmt. Dafs sie kein Beweis für die äufserliche 
Kompilierung der Betha, die Zimmer annimmt, zu sein braucht, 
geht schon aus einem von Zimmer selbst (S. 311 Anm.) aus der 
irischen Literatur angeführten Analogon hervor: in der Vita Columbas 
von „‚Adamnan wird von dem heil. Cormac berichtet, er habe drei 


1 Der lat Text hat mons Altche, > was Plummer in Zischr. für celt, Phil, 


Professor Stern vitigni mitteilt, Aitche und Aughty auch iautlich nicht zu 
vereinigen sind. 











264 ALFRED SCHULZE, 


Versuche gemacht, im Ozean eine Finsiedelei zu finden, und 
man darf annehmen, daís im Leben selbst es zu jener Zeit des 
Anachoretentums gar nicht selten vorgekommen sein wird, dafs 
ausziehende Pilger nach vergeblichen Versuchen wieder heimkehrten, 
so dafs die doppelte Ozeanfahrt, im Lichte ihrer Zeit betrachtet, 
ihr Auffälliges verlieren würde. Wir haben aber für die doppelte 
Ozeanfahrt Brendans an dem Leben des heil. Machutus, auf das 
ich noch zurückkomme, ein ganz unzweideutiges Zeugnis dafür, 
dafs dieser Zug nicht von dem Autor der Betha herrührt. 


In noch höherem Mafse als der Vergleich der beiden Berichte 
über den Besuch bei Ende entscheidet der Vergleich der Walfisch- 
Episode in der Navigatio einer- und der Betha andrerseits zu 
gunsten grólserer Ursprúnglichkeit der letzteren. Nach dieser, der 
Betha, befindet sich Brendan mit seinen Genossen kurz vor Ostern 
mitten auf dem Meere. Die Gefährten bitten Brendan an Land 
zu geben, um das Fest zu feiern. „Gott kann uns Land geben“, 
erwidert Brendan, „wo es ihm gefällt“. Und siehe da, als das 
Fest herbeigekommen ist, erhebt sich das Meerungeheuer aus den 
Fluten und bietet seinen Rücken anstelle Landes dar. Auf diese 
Weise feierten Brendan und seine Genossen sieben Jahre das 
Osterfest. Das ist eine ganz einwandfreie, durchsichtige Gedanken- 
folge. In der Navigatio ist diese klare Erzählung nun zusammen- 
geschweilst mit der weitverbreiteten Physiologus-Geschichte, dafs 
Schiffer einen ungeheuren Walfisch für eine Insel halten, auf ihm 
landen, Feuer anzünden und mit Not und Mühe ihr Leben retten, 
als das Tier infolge der Hitze sich in Bewegung zu setzen be- 
ginnt.! 

Die Verquickung dieser Physiologusgeschichte mit der Er- 
zählung des irischen Brendanlebens, wie sie die Navigatio vornimmt, 
ist nun die denkbar unglücklichste. Was in der Betha Sinn und 
Verstand war, wird hier zum Unsinn. In der Betha bietet sich 
der Jasconius dar, weil kein Land in der Nähe ist, er ersetzt 
den Seefahrern das Land; in der Navigatio verlassen die Seefahrer 
die Insel der Schafe, die sie nach vieler Mühe erreicht haben, um 
die Osternacht und den ersten Osterfeiertag bis zur Sext ganz 
dicht bei der Insel auf dem Rücken des Walfischs zuzubringen (!), 
zünden auf ihm Feuer an und retten sich, als Jasconius sich be- 
wegt, mit Mühe in ihr Schiff, das Brendan vorsichtiger Weise gar 


1 Auf welchem Wege diese Geschichte dem Verf. der Navigatio zu- 
gekommen ist, steht dahin. Da sie aber bereits in dem vielleicht noch dem 
Ende des 8. Jbrh. angehörenden, auf lat. Vorlage beruhenden angelsächsischen 
Physiologus überliefert ist, so ist die Annahme, dafs sie dem Verf. der Navi- 
gatio aus dem lat. Physiologus bekannt war, wohl berechtigt. Auf der 
andern Seite sucht de Goeje (Actes du 8. Congrés intern. des oriental., p. 2, 
sect. 1 pg.46 ff.) einen direkten Einfluís der Erzählung von Sindbads Reisen 
auf dic Navigatio sowohl in der Jasconius-Geschichte als in anderer Beziehung 
darzutun. Vielleicht lagen beide Quellen vor. Jedenfalls sind de Goejes Aus- 
führungen über orientalische Einflüsse auf die Navigatio recht bemerkenswert. 








ZUR BRENDANSAGE. 265 


nicht verlassen hat! Sie sieht wahrlich wie eine Karikatur aus, 
diese Jasconiusgeschichte der Navigatio. Und doch ist sie keines- 
wegs so gemeint. Man kann dem Verfasser der Navigatio deutlich 
zusehen bei seiner Arbeit, 

Ihm lag offenbar vor: 1. Die Legende von Brendans Oster- 
feier auf dem Walfisch, 2. die Physiologuserzählung. Dals erstere 
nur einen Sinn hatte unter den in der Betha obwaltenden Um- 
ständen, entging ihm, weil er mit seinem auch sonst überall hervor- 
tretenden Interesse für liturgische Dinge naiver Weise das Wesent- 
liche in der wunderbaren, unerhörten Feier des Osterfestes auf dem 
Walfisch sah, die ihm wie eine Auszeichnung des hohen Festes 
erschien. Darüber vernachlässigte oder übersah er die als Vor- 
bedingung notwendige Situation der Seefahrer mitten auf dem 
Meere ohne Land in der Nähe, Auf der andern Seite hielt er 
der Gerechtigkeit wegen für gut, wie das Österfest auch die 
übrigen grofsen Feste des Kirchenjahres während der Ozeanfahrt 
jedes an besonderer, wunderbarer Stelle feiern zu lassen: so Pfingsten 
im Paradies der Vögel, das Weihnachtsfest auf der Insel des Ailbe, 
Gründonnerstag, Karfreitag und die Ostervigilie auf der Insel der 
Schafe. Nun ergab sich für den Verfasser der Navigatio folgende 
Situation: Das Osterfest mufste notwendig auf dem Jasconius, Grün- 
donnerstag und Karfreitag ebenso notwendig an anderer Stelle, 
der Insel der Schafe, gefeiert werden. Diese Insel der Schafe 
aber mufste, da doch zu längerer Fahrt keine Zeit war, in un- 
mittelbarer Nähe sein. Und da nun die Insel nicht zum Walfisch 
kommen kann, so kommt der Walfisch zur Insel und hält sich 
jedes Jahr am Ostersonnabend ganz in der Nähe der Schafinsel 
auf, wo er auf Brendan und seine Gefährten wartet. Seine Stelle 
ist genau so fest, wie die der Schafinsel, und von dem ursprüng- 
lichen Sinn der Erzählung, die den Jasconius*zu dem durch Gottes 
Hilfe an jeder Stelle des unendlichen Meeres beim Osterfeste gegen- 
wärtigen trocknen Flecke machte, ist keine Spur mehr erkennbar. 

Mit der Verkennung des eigentlichen und in dem irischen 
Brendanleben klar hervortretenden Sinnes der Walfischepisode war 
also gleichzeitig eine weitere unsinnige Ausgestaltung der Navigatio 
bedingt: dafs die Seefahrer das Osterfest jedes Jahr auf dem 
Walfisch feiern während ihrer langen Meerfahrt, das ist verständ- 
lich, denn der Walfisch ist überall im Meere vorhanden, wo sie 
sich auch gerade befinden mögen. Aber daraus nun die Folgerung 
zu ziehen, dafs auch die übrigen Kirchenfeste jedes Jahr an der 
nämlichen Stelle gefeiert werden müssen, ist natürlich heller 
Unsinn, und bedingt die gänzlich törichte und mit dem Gedanken 
des Suchens und Umherirrens auf dem Meere völlig unverträgliche 
Vorstellung, dafs die Seefahrer sich sieben Jahre lang ständig in 
demselben, durch die vier Stationen vorgeschriebenen Kreise be- 
wegen, von denen, um den Widersinn voll zu machen, drei fest- 
liegende Inseln, die vierte dagegen der bewegliche, überall im 
Meere vorhandene Walfisch ist, der sich zu der ihm hier auf- 








266 ALFRED SCHULZE, 


getragenen Rolle grade durch seine Beweglichkeit und Allgegen- 
wärtigkeit empfahl. Auch waren mit dieser tórichten Ausgestaltung 
der Sage zahlreiche Wiederholungen notwendig gemacht: es wäre, 
wenn der Bericht eingehend ausfallen sollte, ein siebenmaliges 
Schildern der Ankunft, des Aufenthaltes und der Abfahrt von den 
námlichen vier Stationen erforderlich gewesen. Ganz so viel konnte 
nun auch mittelalterliche Geduld und Einfalt nicht ertragen. Der 
Verfasser begnúgte sich daher mit einer zweimaligen, fúr das Oster- 
und Pfingstfest dreimaligen Wiederholung; fúr die úbrigen Jahre 
mufste er auf andere Weise für die Einhaltung des Turnus sorgen. 
Dem Zufall konnte diese Arbeit natürlich nicht überlassen bleiben: 
selbst der wundergläubigste Leser des Mittelalters hätte sich nicht 
vorreden lassen, dafs die Seefahrer sieben Jahre lang zu den 
Kirchenfesten zufállig immer an dieselbe Stelle im Meere ge- 
kommen wáren, und noch weniger konnte Absicht Brendans vor- 
liegen, der ja vielmehr auf dem Meere umherirrt. So erfand der 
Autor der Navigatio die Prophezeiungen, deren Zweck man bei 
erster Lektüre so wenig durchschaut: auf jeder Station wird den 
Reisenden durch einen Gattesboten in irgend einer Gestalt die 
Fortsetzung der Reise prophezeit, so dafs denn die Ankunft am 
nächsten Ziel als Ausfluís göttlichen Willens erscheint. Im zweiten 
Jahre der Reise wird den Seefahrern dann eröffnet, so wie in 
diesem und dem vorangehenden Jahre würden sie auch in allen 
übrigen die kirchlichen Feste feiern. Damit ist der Rahmen fest- 
gelegt und Raum für die Schilderung weiterer, zeitlich nicht 
irgendwie bestimmter Begebenheiten und Wunder gewonnen, bis 
zum letzten Jahre, wo wir nochmals Zeuge der Ankunft auf der 
Insel der Schafe, dem Walfisch und im Vogelparadiese sind. 

Aber noch eine Schwierigkeit galt es zu beseitigen: das un- 
mittelbare zeitliche Nebeneinander der Feste coena domini und 
Ostern liefs es als selbstverständlich erscheinen, dafs die Ozean- 
fahrer, als sie nach beschwerlicher und an Entbehrungen aller Art 
reicher Fahrt am Tage coena domini endlich die Insel der Schafe 
erreicht hatten, hier auch das Osterfest begehen und sich einige 
Zeit der Ruhe gönnen würden. Das aber hätte sich in den oben 
geschilderten Rahmen nicht eingefügt, und so erscheint denn die 
mystische Persönlichkeit, die sich im Laufe der Jahre an dieser 
Stelle immer wieder einstellt: der sogenannte procurator, dem es 
obliegt, die Seefahrer mit einigen prophetischen Worten von der 
Schafinsel herunter auf den Walfisch und von da wieder auf das 
Vogelparadies zu komplimentieren. Es ist offenbar, dafs lediglich 
die durch die ganze Anlage der Navigatio gegebene Notwendigkeit, 
Brendan und Genossen gegen alle Vernunft von der Schafinsel 
herunter und auf den Walfisch zu bringen, den Autor zur Ein- 
führung dieser Persönlichkeit! zwang. Seine Tätigkeit ist mit 
diesem Wegweiseramte freilich nicht erschöpft: er versieht die 


1 Vgl. über die irischen Vorbilder Zimmer S. 203. 

















ZUR BRENDANLEGENDE. 267 


Reisenden auch mit Nahrung und geleitet sie schliefslich aus dem 
Paradies der Vögel in die terra repromissionis. Beides hätte sich 
indessen leicht anders erledigen lassen und ist tatsáchlich in dem 
irischen Brendanleben anders erledigt: einer Führung zur terra 
repromissionis bedarf es dort überhaupt nicht, da die Ozeanfahrer 
durch göttliche Fügung an ihr Ziel kommen, und Nahrung kommt 
ihnen ebenfalls auf wunderbare Weise durch Gott zu. 

ag Gerippe der Navigatio ist somit klar erkennbar. Den 
Stoff zu den einzelnen Abenteuern, die es ausfiillen, holte sich der 
Verfasser, wie Zimmer nachgewiesen hat, aus dem Imram Maelduin; 
auch einige andre Imrama benutzte er. Man sieht, es handelte 
sich fiir den Autor der Navigatio keineswegs um die treue Wieder- 
gabe einer Legende, sondern um freie Gestaltung nach Form und 
Inhalt, Freilich, so durchsichtig wie es scheinen kónnte, sind die 
Dinge nun doch nicht. Folgender Umstand scheint auf den ersten 
Blick gegen die Richtigkeit meiner Ansicht von der Komposition 
der Navigatio zu sprechen: Es gibt einen Auszug aus der Navigatio, 
den Moran in seinen Acta Brendani p. 132—139 aus einer Hand- 
spent des 13. Jhrh. unter dem Titel Zegenda in festo S. Brandani 
herausgegeben hat. Dieser Auszug kennt die Walfisch- 

éplsode überhaupt nicht und gleich wenig wie er die Übersetzung 
dieses Auszuges ins Altprovenzalische, die Wahlund in der W. Foerster 
gewidmeten Festschrift veröffentlicht hat. In beiden Texten feiern 
die Ozeanfahrer Coena Domini und Ostern auf der Insel der Schafe 
und fahren von da direkt zum Vogelparadies. Auch der Prokurator 
fehlt, der ja nun, da die Reisenden nicht auf den Walfisch müssen, 
auch entbehrlich ist. Da die Jasconius-Geschichte zu den charak- 
teristischsten Episoden der Meerfahrt Brendans gehört, so hält man 
kaum für möglich, dafs der Verfasser des Auszuges grade sie aus- 
haben sollte, umso weniger als diese Ausmerzung zugleich 

durch die nun notwendige Verlegung der Osterfeier eine erhebliche 
Änderung des Inhaltes der Vorlage bedingte. Man könnte meinen, 
dem Verfertiger der Legenda habe eine von der üblichen ab- 
weichende, ursprünglichere Version der Navigatio vorgelegen, die 
jene an Karikatur streifende Walfischgeschichte noch nicht enthalten 
habe. Aber bei näherem Zusehen ergibt sich bald, dafs diese 
Auffassung nicht haltbar ist, es sich vielmehr tatsächlich um ab- 
sichtliche Streichung der Walfischepisode handeln muís. Da nämlich, 
wo den Seefahrern das Programm der Weiterentwicklung ihrer 
Fahrt während aller folgenden Jahre von einem der sprechenden 
Vögel des Vogelparadieses verkündet wird, heifst es im Auszuge 
so gut wie in der Navigatio: Zn coena domini erilis cum procuratore 
vesiro omni anno, In dorso belluae pasca celebrabitis ... Hier er» 
scheinen also Prokurator und Walfisch getreulich wieder. Noch 
entscheidender ist, dafs der Text des Auszuges sich selbst wider- 
spricht: da wo die Seefahrer zum ersten Male an die Insel der 
Schafe kommen, berichtet er: el manserunt ibi usque in sabatum 
sancium, also der Navigatio entsprechend, da ja nach ihr Brendan 





268 ALFRED SCHULZE, 


und Gefáhrten am Osterabend zum' Walfisch weiterfahren. Dann 
aber heiíst es gleichwohl wenige Zeilen spáter mit Bezug auf die 
Insel der Schafe: ef ¿bt celebraverunt pasca. Und wie die von 
Moran abgedruckte Handschrift verhält sich auch der von Wablund 
der altprovenzalischen Version beigegebene Text einer zweiten in 
der Bibliothèque Nationale vorhandenen. Wir dürfen also als er- 
wiesen annehmen, dafs das Fehlen der Walfischepisode auf ab- 
sichtlicher Streichung beruht. Den der sie vornahm, mochte die 
Ungeniertheit, mit welcher der heil. Brendan zum Tráger einer so 
bekannten Geschichte, wie es die Walfischgeschichte des Physiologus 
bei der grofsen Verbreitung des letzteren offenbar war, empóren, 
und so verwarf er sie als unglaubwúrdig, zumal bei einem zum 
Vorlesen am Feste des h. Brendan bestimmten Auszuge, ohne 
gleichwohl alle Spuren von ihr zu tilgen. 

Stellt nun die náhere Vergleichung der beiden Navigatio und 
Betha gemeinsamen Episoden — Besuch bei Ende und Osterfeier 
auf dem Walfisch — dem letzteren Denkmal unzweifelhaft das Zeugnis 
grölserer Ursprünglichkeit aus, so kommen noch andere Anzeichen 
hinzu, die deutlich dafür sprechen, dafs in der Betha die Züge 
einer älteren, vor der Navigatio liegenden Version der Legende 
uns überliefert sind. 

Es gibt eine alte irische, nach Zimmer (S. 302) in dem frühen 
zehnten Jahrhundert entstandene Litanei, die sogen. Litanei des 
Oengus, die in einer langen Reihe täglicher Gebete irische Heilige 
zur Hilfe — vielleicht in den Nöten der Vikingerkämpfe — an- 
ruf. Unter diesen Heiligen sind auch Brendan und seine Ge- 
fährten. Es heifst da nach Zimmers Übersetzung (S. 134): ,1. Die 
zwölf Pilger, von welchen Brendan einen Mann lebend traf auf 
der Insel der Katze, 2. die sechzig Mann, die mit Brendan gingen 
das Land der Verheilsung zu suchen (rufe ich zu meiner Hilfe) 
per Jesum ..., 3. die vierundzwanzig Mann aus Munster, die mit 
Ailbe auf den Ozean gingen, um das Land der Verheilsung auf- 
zusuchen, welche dort lebend sind bis zum Gericht. 4. der Ana- 
choret, welcher dem Brendan entgegen kam im Lande der Ver- 
beifsung ...“ Die in diesen Worten enthaltenen Angaben decken 
sich, abgesehen von der auf Ailbe bezüglichen, der nicht in der 
Betha vorkommt, mit Erzählungen der Betha und weichen ebenso 
bestimmt von der Navigatio ab. Zimmer zieht daraus (S. 301) nur 
den Schlufs, dafs dem Verfasser der Litanei die Navigatio nicht 
bekannt gewesen sein könne, und nennt im übrigen die Überein- 
stimmung mit der Betha auffallend (S. 142); es bleibt m. E. zur 
Erklärung nur die Annahme, dafs Litanei wie Betha auf eine ge- 
meinsame ältere Quelle deuten.! 

Auf eine solche deutet endlich auch ein Denkmal, das Zimmer 
für seine Untersuchung sonderbarerweise nicht benutzt hat, während 
Schirmer in seiner Habilitationsschrift S, 16 darauf hinweist als 


1 Vgl. auch Plummer a. a. O, S. 136. 





ZUR BRENDANLEGENDE. 269 


für das Bekanntsein der Legende im 9. Jhrh, dessen 

letztem Viertel dieses Denkmal noch angehört. Es ist ein latei- 
nisches Leben des h. Machutus, der ein Schüler Brendans gewesen 
sein soll und in Aleth auf Armorica Bischof war. Wir besitzen 
davon zwei Versionen, eine von einem gewissen Bili, die andre 
anonym. Beide, die in Bulletin et mémoires de la société archéol. 
cap e d'llle-et-Vilaine T. XVI, 137 ff. veröffentlicht worden sind, 
enthalten eine Schilderung der Ozeanfahrt Brendans, an der Ma- 
chutus — wie auch in einigen Hss. der Navigatio behauptet wird — 
teilgenommen haben soll, und beide haben den Vorzug, sich mehr 
oder weniger genau datieren zu lassen: die des Bili beginnt mit 
der Widmung des Verfassers an Ratwili, der zu Aleth in Armorica, 
dem Orte der Tätigkeit des h. Machutus, von 866 bis etwa 890 
Bischof war: Domino meo venerabili Ratuili episcopo ac magistro meo 
Gregorio in sancta Trinitate Bili, levita humilis, perpetuam salulem, 
und die Abfassungszeit des anonymen, in einer Handschrift der 
Bibliothèque Nationale überlieferten Lebens scheint gleichfalls 
in das Ende des 9. Jhrhs. zu fallen, da es von der um 

895 erfolgten Überführung der Gebeine des Heiligen von Saintes 
nach Aleth in der Bretagne noch nichts weils! In dem Werke 
des Bili ist es Brendan, der seinen Schüler Machutus auffordert, 
gemeinsam mit ihm eine Insel Yma, von der Näheres zunächst 
nicht gesagt wird, aufzusuchen. Man begibt sich — 905 (!) Mann 
in einem Schiffe — auf das Meer und, ul fideles viri de generatione 
in generalionem narrani, naviganies alque ad patriam revertentes seplem 
Paschae supra mare fuerunt. Im siebenten Jahre begegnen den 
Seefahrern folgende Abenteuer: Erstens finden sie auf einer Insel 
ein ungeheuer grofses Hügelgrab. Der h. Machutus erweckt den 
in ihm ruhenden Menschen, einen Riesen Namens Milldu, tauft ihn 
und fragt ihn nach der Insel Yma. Der Riese erklärt, auf seinen 
Seereisen eine von einer goldnen Mauer umgebene Insel gesehen, 
aber keinen Eingang zu ihr gefunden zu haben und macht einen 
vergeblichen Versuch, die Seefahrer dahin zu führen. Man kehrt 
nach der Insel des Riesen zurück, wo dieser wieder stirbt. Das 
zweite Abenteuer besteht darin, dafs die Ozeanreisenden entsetz- 
lichen Durst leiden und erst nach erheblichen Schwierigkeiten dazu 
en ihn zu stillen. Sie sind dem Tode nahe, als ihr Schift 
in der Nacht Land berührt. Der h, Machutus wagt es auszusteigen 
und findet endlich eine von Edelsteinen leuchtende Quelle, die 
aber erst nach dreimaligem Segnen trinkbares Wasser hergibt, das 
er dann, samt einigen Edelsteinen, seinen Leuten bringt; das dritte 
und letzte Abenteuer ist die Osterfeier auf dem Walfisch, auf die 
Die zweite, anonyme Lebensbeschreibung berichtet gleichfalls 

1 Die Abfassung grade auf die Jahre 890—900 zu fixieren, wie Arthur 


de la Borderie a. a. O. 5.295 tut, liegt kein ausreichender Grund vor, da die 
Unkenntnis der Überführung uns nur den terminus ad quem liefert, 








4 








270 ALFRED SCHULZE, 


von der gemeinsamen Fahrt nach der Insel /ma, quandam insulam 
in illis partibus famosissimam. Dicebalur autem non minimam in se 
paradisiacarum portionem habere delitiarum. Der Plan zur Fahrt 
geht hier von Machutus aus. Brendan aber riistet das Schiff mit 
allem Nétigen aus, es handelt sich um ein grofses Schiff mit 95 — 
nongenti quinque bei Bili steht wohl auch für nonaginta quinque — 
Mann Besatzung, die, so wird kurz berichtet, nachdem sie lange 
vergeblich hierhin und dorthin gefahren um die gesuchte Insel zu 
finden, navigio lassafi ad patriam redeunt. Daheim wird Machutus 
seiner staunenerregenden Wundertaten wegen zum Bischof erwählt, 
worauf die Erzählung unvermittelt zur Meerfahrt zurückkehrt: Brendan 
habe mit Machutus jene vielgerühmte Insel in gua fama referebat 
coelicos habilare angelos besuchen wollen, und so habe man wieder 
und wieder versucht und schliefslich mit Unterbrechung durch jene 
Rückkehr siebenmal auf dem Ozean Ostern gefeiert. Im siebenten 
Jahre aber seien den Seefahrern foigende Wunder begegnet: und 
nun wird zunächst das Abenteuer mit dem Riesen Milduus — so 
nennt er sich hier — im ganzen wie bei Bili erzählt, darauf die 
Osterfeier auf dem Walfisch. Das Wunder von der Löschung des 
Durstes fehlt. Man kehrt wie bei Bili zurück ohne die Insel ge- 
funden zu haben. 

Was ergibt sich nun aus dem Machutusleben in seinen beiden 
Versionen für die Brendanlegende? Zunächst dies, dals gegen 
Ende des 9. Jahrhunderts dem heiligen Brendan eine Ozeanfahrt 
zugeschrieben wurde. Ja, vielleicht besagt das vereinte Zeugnis 
beider Versionen noch mehr. Bili beruft sich in dem Prolog zu 
seinem Werke, aufser auf mündliche Tradition, auf eine vor ihm 
liegende anonyme Lebensbeschreibung seines Heiligen, die infolge 
vielfacher Überarbeitung durch Irrtümer entstellt sei. Da die vor- 
handene anonyme Version (in Ms. lat. 12404 der Bibl. Nat.) diese 
Vorlage nach Anlage und Ausführung nicht sein kann, so mufs 
eine weitere anonyme Lebensbeschreibung existiert haben, die, weil 
nach dem Zeugnis Bilis vielen Überarbeitungen unterworfen, doch 
mindestens an den Anfang des 9. Jahrhunderts, wenn nicht weiter 
hinauf zu rücken sein würde. Nun wäre freilich die Frage, ob 
auch schon diese die Erzählung von Brendans Ozeanfahrt enthielt. 
Es scheint nämlich auf den ersten Blick, als ob die letztere in dem 
Werke des Bili ein fremdes Element bildete. Besonders auffällig 
ist, dafs unmittelbar nach der Rückkehr von der siebenjährigen 
Ozeanreise berichtet wird, wie den h. Machutus infolge des An- 
hörens der Worte: Quicumque non dimiserit palrem aut matrem, aut 
uxorem, aul fratrem, aul sororem, aut filios, aut agros propter me, 
non potest esse meus discipulus die Sehnsucht in die Fremde zu 
ziehen ergreift und er sich abermals auf die See begibt. Hier ist 
die Übereinstimmung in der Motivierung der Fahrt mit dem bei 
Anlaís von Brendans erster Ausfahrt in der Betha Berichteten so 
vollständig, dafs es sich nur fragen kann, ob die Betha das 
Machutusleben oder dieses jene ausgeschrieben habe. Schon von 











ZUR BRENDANLEGENDE, 271 


vornherein ist es wahrscheinlicher, dafs die Vita des Schülers Züge 
aus der des Lehrers übernimmt als umgekehrt, Da aber hinzu- 
kommt, dafs in dem Bilischen Werke der Seefahrt des Brendan 
selbst jedwede Motivierung fehlt, so auffällig fehlt, dafs der Ent- 
schluís zu der Fahrt gradezu als Laune Brendans hingestellt er- 
scheint (Cap. XVI): inter haec incidit in mente Brendani ejus magistri 
in navigio exire el insulam Fmam quaerere, da weiter die beiden 
unmittelbar aufeinander folgenden Seefahrten des Macutus sich 
inhaltlich gánzlich im Wege stehen, da endlich fúr die zweite Fahrt 
im Laufe der Erzáhlung (Cap. XXXIV) aufser jenem auch in der 
Betha begegnenden Motive noch ein weiteres erscheint, das Her 
um einen direkten Widerspruch innerhalb der Erzählung zu ver- 
meiden, mit einer nicht wórtlichen, aber inhaltlichen Wiederholung 
jenes ersten rein äufserlich zusammengeleimt ist — pa/riam relinqur- 
mus ul vilam aeternam, Deo omnipolenti servientes, capere valeamus ; 
parentes dimisimus ut Ecclesiam mairem in ierris et Deum patrem nobis 
invenire mereamur in coelestibus regnis, und darauf unvermittelt: 
Palriam Briltonum experire cupimus, si Deus omnipolens qui omnia 
gubernal prosperum navigium dederit nobis — so wird zur Gewilsheit, 
dafs die Erzählung von Brendans Seefahrt dem Machutusleben 
nicht von allem Anfang zugehórte. Da aber die anonyme Version 
den Bericht gleichfalls enthált und unter gleich verdächtigen Be- 

— der Entschlufs zur zweiten Fahrt erscheint auch hier 
durch jene Bibelworte wachgerufen, während der zur ersten, hier 
von Machutus selbst ausgehend, durch inhaltleere Worte, also tat- 
sächlich gar nicht, begründet ist (Cap. VII): dum igitur sic animo 
inlenlus esset de caditeis transire-ad-mansura, de labentibus ad alia, 
interim remoliorem locum intra visibilia sibi cum socits el magistro 
guaerens, quandam insulam in illis partibus famosissimam, quam vocant 
Imam, disposuil adire — da ferner die anonyme Version in keinem 
direkten oder indirekten Abhängigkeitsverhältnis zum Werke des 
Bili steht, so kann der Einschub des Berichtes über die Seefahrt 
des Brendan nicht erst in das Werk des Bili oder die anonyme 
Vita erfolgt sein, sondern mufs bereits der vor den beiden Viten 
liegenden älteren anonymen Vita, deren Bili Erwähnung tut, an- 
gehören. So dafs denn das vereinte Zeugnis der uns bekannten 
beiden Versionen des Machutuslebens die Existenz der Erzählung 
von Brendans Ozeanfahrt etwa an den Anfang des g. Jahrhunderts 
hinaufriicken würde. Dafs die Erzählung in die ältere anonyme 
Vita des Machutus, die dem Bili vorlag, eingeschoben wurde, ist 
nicht verwunderlich: von Brendan, dem Lehrer des Machutus 
muíste einerseits notwendig die Rede sein, andrerseits war sein 
Ruf als Ozeanfahrer oflenbar schon so verbreitet, dafs die Nicht- 
erwähnung der Fahrt als Versäumnis erschienen wäre, 

Betrachten wir nun den Bericht selbst näher, wie er in den 
beiden Versionen des Machutuslebens im wesentlichen einheitlich 
vorliegt. Dafs seinem Verfasser die Navigatio unbekannt war, liegt 
auf der Hand. Ebenso unzweifelhaft ist aber die Verwandtschaft 














272 ALFRED SCHULZE, 


mit der Betha: die Erzählung des Abenteuers von dem toten und 
wiedererweckten Riesen hat ihre Entsprechung in dem bei Zimmer 
a. a. O. S. 136 unter 5 aus der Betha Ubersetzten, trotz aller Ver- 
schiedenheiten: die Seefahrer der Betha finden ein totes Riesen- 
mádchen, das von Brendan erweckt und getauft wird; das 
Durst -Abenteuer finden wir bei Zimmer a. a. O. S. 137 unter 7 so 
wiedergegeben: „Eines Tages erfalste sie grofser Durst, so dafs 
der Tod ihnen nahe war. Da erblickten sie herrliche Ströme von 
einem Felsen herabstürzen. Die Begleiter fragten Brendan, ob sie 
trinken sollten. Er riet, zuerst den Segen darüber zu sprechen, 
und da flossen die Ströme ab und sie sahen den Teufel, der das 
Wasser von sich aus gols und die Leute tötete, welche davon 
tranken ...“ Die Ozeanfahrt ist ferner in dem Machutusleben wie 
in der Betha eine mehrfache. In der anonymen Version wird mit 
baren Worten erzählt, die Seefahrer seien navigio lassalı heim- 
gekehrt ohne, die Insel gefunden zu haben. Nach der Ordination 
des Machutus zum Bischof wird dann von weiteren wiederholten 
Versuchen die ersehnte Insel zu finden berichtet: +terum alque 
ilerum navigare templantes seplennium adusque perventunt. Bili be- 
richtet nicht ausdrücklich, dafs die Seefahrt durch eine Rückkehr 
unterbrochen sei, doch deuten m. E. seine Worte navsgantes alqgue 
ad patriam revertentes septem Paschae supra mare fuerunt gleichfalls 
darauf hin; andernfalls wáre der Zusatz afque ad patriam revertentes, 
weil selbstverstándlich, vóllig überflüssig. Endlich geht die Ver- 
wandtschaft von Betha und Machutusleben aus der Übereinstimmung 
in der Motivierung der Ozeanfabrt hervor. Dafs sie im Machutus- 
leben die Fahrt des Machutus betrifft, wird, wie oben ausgefúbrt, 
darauf beruhen, dafs die Brendanfahrt in dasselbe eingeschoben 
wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde das sehr wirkungsvolle Motiv 
dem Brendan geraubt und dem Machutus untergeschoben, wie 
denn durchgehends der letztere auf Kosten Brendans verherrlicht 
wird. Auch der tote Riese wird z. B. nicht von Brendan, sondern 
von Machutus erweckt. 

Alles in Allem stehen wir vor der Tatsache, dafs die Betha 
Brenainn, oder mit Zimmer zu reden, der Imram Brenainn, d.h. 
der die Seefahrt Brendans schildernde Teil der Betha, Zige auf- 
weist, die teils durch literarische Zeugnisse (Litanei des Oengus, 
Machutusleben), teils aus inneren Grúnden (Verháltnis zur Navigatio) 
den Bericht als nicht unerheblich álter als die Zeit erweisen, in 
die der Text durch seine Sprache verwiesen wird. Das ist nur 
so zu erklaren, dafs die Betha Brenainn nicht ein Original- 
werk, sondern eine im 12. Jahrh. verfafste und vielleicht 
auch erweiterte Übersetzung einer lateinischen Vita dar- 
stellt, von welcher die Vita II im Cod. Salmanticensis 
einen Auszug bildeti Die Vita, die der Ire úbersetzte, kann 
sehr wohl aus derselben Quelle geflossen sein, wie die altbekannte 


1 Vgl. Plummer a. a, O. S, 135. 





ZUR BRENDANLEGENDE, 273 


diese enthált Ozeanfabrt, aber freilich in Gestalt der Navigatio, 
die von einem Interpolator so ungeschickt in sie hinein gt 
wurde, dafs man die Flickstelle unschwer erkennt (Zimmer S, 294). 
Der Umstand nun, dafs die Navigatio genau da eingeflickt ist, wo 
sich in der Vita 11 und in der Betha der Bericht úber die Ozean- 
fahrt findet — nach der Ordination — weist deutlich darauf hin, 
dafs der Interpolator in seiner Vorlage an der Stelle ebenfalls 
einen solchen hatte, den er nur durch die ihm mehr zusagende 
Navigatio ersetzte. Eine Bestätigung der Konkurrenz von Navigatio 
und Ozeanreise der Vita (Betha) bietet die Tatsache, dafs derselbe 
Cod. Salmant, dem die Vita Il angehört, aufser dieser noch eine 
Vita Brandani enthält (Col. 113— 154), die den Bericht der See- 
fahrt bis zur Ausrüstung der drei Schiffe nach Art der Vita II 
und der Betha gibt, um dann plötzlich zum Text der Navigatio 

, so dafs Brendan hier anfänglich go, später nur 
14 Genossen hat. Und noch weiter geht der Kompilator der Vita 
Brendani in einer Handschrift der Bodleiana, der die Navigatio 
nur anstelle der ersten, fünf Jahre währenden Reise der Vita ein- 
fügt, und dann ruhig, nachdem (nach der Navigatio) von dem 
Eintreffen Brendans in der terra repromissionis die Rede gewesen, 
fortfährt (nach der Vita) zu erzählen, wie Brendan das Land der 
Verheilsung zu finden mifsglúckt sei, weil er auf Schiffen aus 
o es gesucht habe (s. Plummer, Ztschr. für celt. Philol. 

‚ 133). 

Ich bin also mit Plummer und im Gegensatz zu Zimmer, der 
nachzuweisen versucht, dafs die Vita Brendani von der berühmten 
Seefahrt nichts wulste (S. 293), der Meinung, dafs die Vita Brendans 
bereits den Bericht über die (doppelte) Ozeanfahrt enthielt und 
dafs der Autor der Navigatio es unternahm, diese interessanteste 
Episode aus dem Leben des Heiligen, infolge deren er in aller 
Munde lebte, in einem eignen Werke zu schildern, indem er dabei 
mit grólster Freiheit verfuhr. Zimmer hat gezeigt, dafs er den 
Stoff zu den einzelnen Abenteuern dem Imram Maelduin entnahm, 
auch glaubhaft zu machen gesucht (S. 292—297), dafs in dem 
Mifsverständnis einer Stelle des Imram Maelduin, die zwar von 
einem Brendan, aber einem mit dem Helden der Legende nicht 
identischen, berichtet, der Grund zu suchen sei, weshalb man den 
Heiligen zum frommen Ozeanfahrer machte. Mir ist, die Möglich- 
keit des angenommenen Mifsverständnisses zugegeben, nur schwer 
begreiflich, wie die Tatsache, dafs ein Kleriker eine Stelle in einem 
weitverbreiteten Profanwerke mifsverstand, allein ausreichen sollte, 
eine derartige Wirkung hervorzubringen. Es miifste doch ein auf 
dieses Mifsverständnis aufgebautes und seinerseits wieder viel ver- 
breitetes Werk vorliegen, das natürlich nicht die Navigatio sein 
kann. Andernfalls sieht man nicht ein, auf welche Art sich jenes 
Mifsverständnis verallgemeinert haben sollte. Und sonderbar bliebe 
es, dals Brendan auf Grund des Milsverständnisses einer Stelle des 


Zeitschr, £ rom. Phil, XXX, 18 




















oder geringere Ursprünglichkeit aber kaum Gelegenheit bietet. Die 
Schilderung der Feier selbst dagegen ist im Machutusleben nicht 
mehr in dem Mafse wie im Imram Brenainn frei von fremden 
Elementen, sondern bereits, wie in der Navigatio, wennschon 
keineswegs ebenso deutlich, mit der Erzählung des Physiologus 
verquickt. Während einerseits, besonders in der anonymen Version,! 
das Bedürfnis die Osterfeier an Land zu begehen und das gleich- 
sam zur Befriedigung dieses Bedürfnisses erfolgende wunderbare 
Erscheinen des Wales noch festgehalten ist, so ist andrerseits der 
Einflufs der Physiologuserzählung darin unverkennbar, dafs die 
Seefahrer den Walfisch wirklich für eine Insel halten und 
daher, als diese scheinbare Insel sich bewegt, arg erschrecken und 
an Teufelswerk glauben. Die Messe wird zwar zu Ende gelesen 
und der Walfisch durch Gebet zur Ruhe gezwungen, aber zweifellos 
ist das Wunder, das Gottes Güte den Reisenden erweisen wollte, 
zu Schanden geworden. Auch das Durstabenteuer entwickelt in 
der Fassung der Betha einen klaren Gedanken in anschaulicher 
Form: der Teufel als Versucher erregt grofsen Durst und spiegelt 
herrliches Wasser vor, das die Leute, die davon trinken, tötet, wird 
aber durch Segen des Heiligen gebannt — während im Machutus- 
leben die Pointe der Geschichte gänzlich fehlt. Aber entscheidend 
für höheres Alter des einen oder andern Berichtes in seiner Ge- 
samtheit ist das Alles natürlich nicht. Da wir über die Entstehungs- 
zeit der Vita Brendani in ihrer ältesten Form nichts sagen können, 
da ferner weder ein direktes noch ein indirektes Abhängigkeits- 
verhältnis zwischen ihr und dem Bericht des Machutusleben nach- 
weisbar ist, so bleibt die Möglichkeit zu erwägen, dafs jeder Bericht 
unabhängig diesen oder jenen älteren Zug bewahrt habe. Für die 
Ur-Vita wären nur die durch gemeinsames Zeugnis von Vita II 
ea Salmant.), Imram Brenainn und Machutusleben erhärteten 

i Ozeanfahrt, Motiv derselben, Dauer von sieben 
Jahren in Anspruch zu nehmen. Das Ziel Brendans bei seiner 
Ozeanfabrt ist offenbar zunächst ein vóllig unbestimmtes gewesen. 
Dem als alt bezeugten Motive entsprechend, das in den Bibel- 
worten: „Wer nicht verläfst Vater und Mutter etc.“ — wofür 
übrigens die Vita II die Worte Æxr de terra tua el cognatione auf- 
weist — gegeben ist, konnte es Brendan zunächst nur darauf 
ankommen, eine Einsiedelei zu finden, um sich ganz dem Dienste 
Gottes zu weihen.2 Erst als die Brendanlegende mit einheimischem 
Sagenstoff in Berührung kam, wurde als festes Ziel der Fahrt die 
Insel Ima bezw. das Land der Verheifsung eingesetzt, das ja als 


1 Bei Bili dadurch, dafs Machutus die Bitte seiner Genossen die Messe 

zu u À mit weis auf den ungeeigneten Ort (das Schiff) ablehnt. 
Die Let hreibung Brendans, die dem Rodulphus Glaber vorlag, 
u ja auch mit baren» Worten: Denique legitur in Gestis egregü... Ben- 
. «+ Bendanus, cum [cum] pluribus monachis per marinas 


. quoniam 
incula dA aliquod temporis E heremiticam transegisset vitam etc. (ed. 





276 ALFRED SCHULZE, 


Erfúllung jener Bibelworte gar nicht paíst. Der Versuche, das Ziel 
zu erreichen waren mehrere, die insgesamt sieben Jahre in An- 
spruch nahmen. Das Ziel wurde vermutlich nicht erreicht; 
wenigstens ist das Zeugnis, dafs die Ozeanfahrer im Lande der 
Verheifsung eintreffen, wiederum mit dem Motive der Fahrt nicht 
verträglich. Von den Abenteuern kommt, weil die Vita II sich 
auf deren Schilderung überhaupt nicht einläfst, für die Ur-Vita 
zunächst keines, also auch nicht die wunderbare Osterfeier auf dem 
Walfische, in Betracht. 

Wie verhält es sich nun aber mit dem nach Zimmer älteren 
Sagenzuge, der Brendan eine Bufsfahrt nach Britannien zuschrieb? 
Von einer Bufsfahrt Brendans erfahren wir in der Vita I, in dem 
binter dem Einschub der Navigatio liegenden Teile. Es wird die 
seltsame Geschichte erzählt, Brendan habe einen seiner Begleiter 
zur Bewachung des Schiffes am Strande zurückgelassen. Als die 
Flut bedenklich steigt, drückt ein ebenfalls zu Brendans Begleitung 
gehörender Bruder des Zurückgelassenen seine Sorge um dessen 
Schicksal aus, worauf ihm Brendan zornig entgegnet: „Liebst du 
ihn mehr als ich? Dann geh hin und stirb an seiner Stelle.“ Der 
Angeredete rettet seinen Bruder und kommt selbst um. Brendan 
aber, von Gewissensbissen gepeinigt, fragt die „heiligen Männer“ 
um Rat. Diese weisen ihn an S. Ita, seine Pflegemutter, welche 
ihm rät: Zac aliquo lempore peregrinacionem quod habes in morte 
illius culpam et praedica hominibus ut ducas alias animas Deo. Worauf 
denn Brendan seine Fahrt nach Britannien antritt. Aufser diesem 
Zeugnis, über dessen Alter wir nichts sagen können, liegt für die 
Buísfahrt ein weiteres in einem alten irischen Gedichte, dem sogen. 
Gedichte des Cuimin von Conor vor (Zimmer S. 181, 303f.). Dieses 
Gedicht, das „in je einer Strophe die hervorstechendste Tugend 
je eines Heiligen oder was sonst für besonders merkwürdig von 
ihm galt, zu schildern versucht“, sagt von Brendan: „Brendan liebte 
andauernde Abtötung (des Fleisches) gemáfs dem Beschlusse der 
Synode und Versammlung: sieben Jahre war er auf dem Rücken 
des Walfisches; es war ein schlechter (mit Plage verbundener) Ver- 
trag, die Kasteiungsvorschrift“ (in Zimmers Übersetzung). 

Was es mit dem Beschlufs der Synode auf sich hat, wissen 
wir nicht. Zimmer vermutet, eine Synode — nicht die heil. Ita 
wie in Vita I — habe Brendan die Bulsfahrt auferlegt und in 
Ausführung dieser habe Brendan nach der Legende sich sieben 
Jahre auf dem Rücken des Walfisches an der Küste von Irland 
umhergetrieben. Auf solche Legende weise nämlich eine Stelle 
aus dem Leben des heil. David, des Nationalheiligen von Wales 
und Zeitgenossen Brendans, in der berichtet wird, dafs der heilige 
Barre, auf der Rückkehr von Rom beim heil. David zu Besuch, 
vergeblich und mit grofser Ungeduld auf das Schiff gewartet habe, 
das ihn in die Heimat zurückführen sollte. In seiner Herzensnot 
habe er sich das Reitpferd seines Wirtes erbeten und sei auf 
diesem durch die schäumenden Wogen reitend ungefährdet ans 


ZUR BRENDANLEGENDE, 277 


Ziel gekommen. Unterwegs begegnet er Brendan, der auf einem 
Walfisch ein wunderliches Leben führte (gu super marinum cetum 


miram ducebat vitam). Barre erzählt ihm vom heil. David, worauf 
Brendan erwidert: „Gehe in Frieden, ich werde kommen und ihn 
sehen.“ Da nun SDavid's Head der der Südostküste Irlands nächst- 
gelegene Punkt von Wales sei und der heil. Barre Schutzpatron 
von Cork in Súd-Irland, so handle es sich bei dieser Begegnung 
offenbar um die in der Vita I erzählte Bufsfahrt nach Britannien. 
Ich glaube nicht, dafs Zimmer recht hat, wenn er meint, die 
Legende in ihrer ältesten Form habe Brendan in Ausführung einer 
Bufsfahrt sich sieben Jahre zwischen Irland und Wales auf einem 
Walfisch umhertreiben lassen (Zimmer S. 309). Die einzige Stütze 
dafür wäre das Gedicht des Cuimin, denn die Vita I bringt den 
Walfisch úberhaupt nicht mit der Bufsfahrt in Verbindung, und 
die Erzählung aus dem Leben des heil. David sagt nichts von Bulse. 
Aus letzterer kónnen wir nur entnehmen, dafs man erzählte, Brendan 
sei von Irland nach Wales auf einem Walfisch gefahren, wie der 
h. Barre von Wales nach Irland auf dem Rofs ritt. Zur Erklárung 
solcher Legenden erinnert Zimmer sehr ansprechend daran, dafs 
die Sprache der Vikinger einen tiefgreifenden Einflufs auf das 
Irische gehabt hat, und wenn diese Nordleute zur Bezeichung ihrer 
Schiffe von ihren Hengsten, Rossen, grofsen Tieren sprachen, so 
habe das leicht Anstofs zu so wunderbaren Erzihlungen geben 
können. Das Gedicht des Cuimin entstand, wie Zimmer S, 303 f. 
nachweist, frühstens in der zweiten Hälfte des 9. Jhrhs, es kann 
aber auch jünger sein. Es ist somit sehr wohl denkbar, dafs es 
die ursprüngliche Form, in der Brendan von der Legende mit dem 
Walfisch zusammengebracht wurde, nicht mehr aufweist. Sowohl 
der Bericht von der sieben Jahre hinter einander wiederholten 
Osterfeier auf dem Walfisch, als auch der im Leben des h. David 
überlieferte von der Fahrt Brendans nach Wales auf dem Rücken 
des Walfisches mochten bereits vor Cuimin von Conors Gedicht 
umlaufen, vielleicht wieder sich gegenseitig beeinflufsend, wie ja 
auch Zimmer annimmt (S. 309), der in der Jasconiusgeschichte 
eine Umgestaltung des Berichtes von der Bufsfahrt sieht. 
Vielleicht ist aber die Geschichte von Brendans Bufsfahrt — 
auch ohne Verbindung mit dem Walfisch — kein ursprünglicher 
Teil seiner Legende Die Vita II nämlich im Cod. Salmant. be- 
richtet zwar auch von der Fahrt nach Britannien, aber nicht als 
von einer Bufsfahrt. Brendan unternimmt sie auf Rat der Ita, 
damit er auch die fremden Völker zu Gott bekehre: uf exzeras 
quoque naliones Deo lucrifaceret, ein vollkommen ausreichender und 
einleuchtender Grund, einleuchtender jedenfalls als der in der Vita I 
mit ihrer zu Brendans Bilde absolut nicht passenden und in der 
Vita II denn auch fehlenden Erzählung von jener Rohheit, die die 
Bufse veranlafste. Um die Fahrt als Bufsfahrt verdächtig zu machen 
kommt hinzu, dafs von irgend welcher Bufse in der Vita I mit keiner 
Silbe die Rede ist; war der Aufenthalt auf dem Walfisch wirklich 





278 ALFRED SCHULZE, 


die Brendan aufgegebene Buíse, so durfte doch dies Wichtigste 
unter keinen Umständen fehlen. Brendan benimmt sich auch keines- 
wegs als Büfsender, sondern vollbringt grade da die schwierigsten 
seiner Wunder, so dafs der heil. Gildas, den er besucht, ihn 
similem Petri apostoli in carne rencratum nennt. Ich habe den 
Verdacht, dafs ein Mifsverständnis die Schuld an der ganzen Buls- 
geschichte trägt. Slta sagt zu Brendan: Fuc aiiquo lempore pere- 
grinacionem und von Brendan heifst es in der Folge: sarıgarıf in 
peregrinacione ad Brifanniam. Peregrinano ist für das Mittelalter 
doppeldeutig: es kann zweifellos Pilger-, Bufsfahrt, die zur Strafe 
auferlegt wird, bedeuten, braucht es aber nicht, sondem kann, 
wie im klassischen Latein auch: .Reise in die Fremde- bedeuten. 
In letzterem Sinne meinte es Ita, in ersterem wurde es spáter ver- 
standen und dann eine Verfehlung Brendans, die nun nicht fehlen 
dúrfte, hinzugedichtet Brendans berühmte Meerfahrt selbst heifst 
statt navigalio auch peregrinako, z. B. in der von Schröder heraus- 
gegebenen Handschrift; ebenso trägt in der Vita ll Abschnitt 8, 
in dem von der ersten Ozeanfahrt erzählt wird, die Überschrift: 
De peregrinatione ejus, und im Text heiíst es: Zlüus autem precepti 
quo dicitur: „Exi de terra el cogmaiione tua“ non immemor factus 
peregre proficisci ardenti velebat desiderio; im anonymen Machutus- 
leben ist Cap. XXII benannt: De fper:grinatione ejus ad Equilaniam 
regionem, ohne dafs an Bufse zu denken ist Andrerseits ist das 
älteste der Beispiele, die Du Cange far die Bedeutung, -Bufsfahrt 
zur Strafe- gibt, den Canones SPatricii, also einem auf irischem 
Boden vor Brendan entstandenen Texte entnommen, so daís die 
Möglichkeit des von mir angenommenen \lifsverständnisses aufser 
Zweifel steht.1 

Die sogenannte Bufsfahrt wird sich also vieileicht als eine 
blofse Überfahrt von Irland nach Wales herausstellen, als eine 
Auslandsreise, die Brendan zu Missionszwecken wirklich unter- 
nommen haben wird, da er in Wales ein Kloster gegründet haben 
und als Abt von Llancarvan Erzieher des heï. Machutus gewesen 
sein soll Dafs die Legende ihn diese Fahrt auf einem Walfisch 
machen liefs, ist nach dem Zeugnis des David-Lebens gewifs und 
durch Zimmer S. 308f. einleuchtend erklärte Aber der Walfisch 


1 Bekanntlich schildern auck cie Geutschen Bearbeitungen der Navigatio: 
das mitteldeutsche Gedicht, das niederdeuische, das mitteiniece:ländische und 
das Volksbuch des 15. Jhrhs. Brerdans Meerfahrt als Bufsfahrt: Brendan 
hat im Zorn ein wunderbare Erlebnisse schiderndes Buch verbrannt und mufs 
zur Strafe für seinen Unglauben die Fahrt an:reten, auf cer er die Wunder 
mit eignen Augen schaut. Ob nicht such an der Einkleidung der Meerfahrt 
Brendans in diesem Rahmen ihre Bezeichnung ais feregrtnatio Schuld sein 
kann? Freilich weist Zimmer S. 334 Anm. n.ch, dafs Brendan als Zweifler 
in einer irischen Handschrift aus der ersten Hälfte des 12. Jhrh. bezeugt ist, 
der Rahmen der deutschen Bearbeitungen also irischen Ursprungs sein mufs. 
Aber es könnte infolge der Doppeldeutigkeit von feregrinatio eine in Irland 
entstandene lateinische, als Bufsfahrt eingekleidete Navigatio oder Peregrinato, 
die Zimmer S. 335 mit Recht voraussetzt, diesem Zeugnis vorangehen. 





ZUR BRENDANLEGENDE. 279 


dient dann wirklich nur als Fahrzeug, wie er das ja auch in 
der Form der Brendanlegende tut, die bei Rodulfus Glaber über- 
liefert ist: Bei Anbruch der Nacht bemerken Brendan und Ge- 
nossen eine Insel; sie beschliefsen die Nacht auf ihr zuzubringen, 
verlassen ihr Schiff und ergeben sich der Ruhe, Nur Brendan 
hält Wacht und bemerkt, während er Wind und Sterne beobachtet, 
dafs die scheinbare Insel sich nach Osten bewegt. Er erkennt das 
Wunder Gottes, gui nobis praeparavit vehiculum non egens humano 
remigio und bleibt mehrere Tage mit seinen Gefährten auf dem 
Ungeheuer, das sie zu einer wundervollen Insel bringt. Auch in 
der Navigatio dient ja der Walfisch, nachdem Brendan und Ge- 
nossen zum letzten Male das Osterfest auf ihm gefeiert, den See- 
fahrern als Fahrzeug zur Insel der Vögel (Schröder 34, 30— 35). 
Aus der peregrinatio nach Wales auf einem Walfisch einer- ‚und der 
siebenjährigen Osterfeier auf dem Rücken des Walfisches andrerseits 
entstand dann vermutlich das ungeheuerliche Phantasiegebilde eines 
siebenjährigen Aufenthaltes auf dem Rücken des Walfisches zum 
Zwecke der Bufse, wie es im sog. Gedicht des Cuimin von Conor 
überliefert ist. 

Für die Feier des Osterfestes auf dem Walfisch, die scheinbar 
so gänzlich ohne Vorbild ist, möchte ich zum Schlusse wenigstens 
auf die Möglichkeit einer Erklärung hinweisen, die uns das 
Machutusleben an die Hand gibt. Bei Bili Cap. XVI heifst es von 
Brendan und seinen Begleitern: naviganles atque ad patriam revertentes 
seplem Paschae supra mare fuerunt, und in der anonymen Version 
Cap. IX: Zlerum aique ilerum navigare lemplanles seplennium adusque 
perveniunt. Sicque factum est ul ... stplies in ponto Pascha contingeret 
eis celebrare — beide Stellen ohne jeden Bezug auf die wunderbare 
Feier selbst. Mufste nicht eine solche bei der grofsen Bedeutung 
des Osterfestes sehr begreifliche und vermutlich oft angewendete 
Ausdrucksweise den Wunsch wecken, von der merkwürdigen Feier 
des Osterfestes mitten auf dem Meere ein genaueres Bild zu er- 
halten? Der Nachen, in dem Brendan mit seinen Genossen fuhr, 
entsprach der Wiirde des hohen Festes nicht, das eine Feier auf 
dem Lande verlangte, Wie aber war mitten auf dem Meere Land 
zu erlangen? Nur durch ein Wunder Gottes, ,der Land geben 
kann, wo er will“ (Imram Brenainn). Fir die Ausgestaltung dieses 
góttlichen Wunders mochte der suchenden Phantasie sehr wohl die 
Physiologusgeschichte, die um die Zeit der Entstehung der Vita 
Brendani in Irland recht gut schon bekannt sein konnte, zu Hilfe 
kommen, indem sie die Idee einer im Meere improvisierten Insel 
an die Hand gab. Um so leichter wire es begreiflich, dafs eine 
spätere Zeit nicht nur diesen Kern, sondern die ganze Physiologus- 
erzáhlung der Brendanlegende einverleibte. 


ALFRED SCHULZE, 


Zur Karlsreise, 


V. 261. — La Roche del Guitume. 


geographischen Kenntnisse des Dichters nach unseren 
forderungen zu wünschen üsrig lassen, ist durch 

di geknöplter Besseruzgsvorschlige von 
| , Morf uri Roschwizz hir'arglich be- 
gt mabe, anzunehmen, Cz.5 cer Dichter vom Rúck- 
in Jerusalem nicht genacir: Vorstel.ungen besaís, als 
und dies soll hier von mir erlizzer werder. OD er 
mld an den mangelhaften Arzaben seines Gecichtes 
Teil derselben durch die Überlieferung verschuldet 





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ZUR KARLSREISE. 281 


— vielleicht auch daran vorbei — und úber die Ebenen davor. 
Und schon sehen sie das herrliche Konstantinopel! Es wird nicht 
auffallen, dafs diese letztere Beschreibung von einer aufserordent- 
lichen Kúrze ist, und zwecklos erscheinen, an dieser Stelle, etwa 
nach v. 261, eine Lücke anzunehmen. Der Dichter ist hier, wie 
an so manchen Stellen der K. R. von einer überraschenden Kürze, 
offenbar, weil es ihn drängt, ihm unwesentlich scheinendes bei 
Seite zu lassen, um möglichst bald zu einer interessanten Situation 
zu gelangen. Ob er sich in der Ortskunde Palaestinas und betreffs 
des Weges, den Karl nimmt, irrt, ist ihm im Grunde gleichgültig. 
So wie er den Rückweg angibt, ziehen die Pilger, nach Erklimmen 
der Höhen von Abyla, durch ebenes Gefilde und gelangen zur 
roche del Guitume. Damit wäre aber Karl eigentlich über den 
Antilibanon und Damaskus hinaus. Unklar bliebe, wie Koschwitz 
in d. Anm. z. den betr. vv. sagt, was mit /a roche del Guitume ge- 
meint ist, und auch G. Paris Rom. IX, 29 weifs nichts damit an- 
zufangen. Er hat in der Anm. 3 eb. wohl an Gurhenie bei Nicaca 
gedacht, gibt aber die Unsicherheit dieser Annahme selbst zu und 
schliefst: „Au reste, le nom el la place de cette roche del guitume 
sont trop peu assurés pour fournir une base solide aux recherches.“ 
Suchier vermutete darunter eine Burg Saladins, Roche Guillaume, 
die in der Chronique d'Ernoul vorkommt, und erinnert noch, weil 
auch dies ihn nicht befriedigte, an ein arabisches Y E/guitume. 

Man wird, worauf ich Gewicht lege, die Unsicherheit der geo- 
graphischen Begriffe des Dichters zugeben und es verstándlich finden, 
dafs Jerusalem-Pilger, des M. A. mehr als der Neuzeit, es nicht bei 
einem Besuche der heiligen Stadt bewenden liefsen, sondern alle 
durch die religióse Tradition geheiligten Státten und sonstigen 
Merkwürdigkeiten aufsuchten. Das bestätigen die allermeisten 
Itinerarien, wovon später. Was lieíse sich also etwa zunächst 
unter Guifume allein verstehen? 

Meiner Ansicht nach kann Guiume auf nichts anderes zurück- 
gehen, als auf lat. bitumen, wenn auch die Lautentwicklung auf den 
ersten Blick befremdlich erscheinen mag. Aber / konnte als bilabiale 
Explosiva leicht zum bilabialen Reibelaut w werden, schon im lat. 
vgl. toleravilis st. tolerabilis App. Probi, ed. Heraeus Nr. 198, noviscum 
(= nobiscum) eb. 220, nebeneinander: vapulo-baplo eb. 215, nach 
Lindsay Lat. Spr. (Bearb. von Nohl) S. 54 auch /ala/—/anal, libido— 
livido. Zu bitumen im besondern (woneben bufumen App. Prob. 193) 
bemerkt Heraeus in d. Anm. noch: „in Hss. findet sich oft vifumen 
geschrieben z. B. Verg. Ge. III, 451 (C. Gl. IT, 210,14 unter dem 
Buchstaben V), was Plac. C, Gl. V, 8,4, C. Gr. L. Ill, 465, 13 (cf. 
Charis. 38, 10) verworfen wird.“1 Letzteres besagt doch wohl nichts 
anderes, als dafs neben der konventionellen Aussprache mit 5 die- 
jenige mit v bezw. w existierte Auf franzós. und ital. Gebiet 


A val dazu Seelmann, Ausspr. d. Lat. S.239—4t, Stolz, Hist. Gramm, 


a 


I, S. 286—87, Pirson, Langue d. /nscr. lat, d. I. Gaule S. 60—62. 





282 G. STEFFENS, 


hat sich bekanntlich im Wortanlaute die Explosiva stets gehalten, 
im Inlaute ist sie zum Reibelaut entwickelt, den sp. und port. auch 
im Anlaut ófter zeigen (vgl. sp. raron, ptg. tardo, asp. vegue, venda, 
vislumbre, vgl Seelmann Auspr. S. 241). 

Dafs ditumen mit der Explosiva im Anlaut frz. ein Jdcton er- 
geben, ist ja nun aus mehreren Grúnden unsicher, tut aber hier 
nichts zur Sache. Jedenfalls kann auch vi/umen ins frz. gedrungen 
sein, wie und wann ist freilich die Frage. Vielleicht erst mit gui- 
fume, worin der Anlaut aus y bezw. w zu gu (= gu) weiterent- 
wickelt ist, wie etwa in goupil, gui, guéret, gäler, guépe, vielleicht 
givre, sowie den vielen german. auf w anlautenden Wörtern, denen 
gegenüber die Zahl der lat. freilich klein erscheint. Schwierigkeiten 
macht m. E. die Lautentwicklung von bitume < ritume < wuilume < 
guilume nicht, und wem sie etwa ungewöhnlich erscheinen sollte, 
der bedenke, dafs Wort und Stoff dem Altfranzosen fremd waren, 
im Falle der Karlsreise wir es sogar unzweifelhaft mit einem jener 
vielen fremden Ortsnamen zu tun haben, bei deren lautlicher Ent- 
wicklung für die Erklärung meist noch mehr unlösbare Reste 
bleiben, als im gegenwärtigen. Dafs nun der Dichter der K.R. 
selbst sich unter Gurfume etwas ganz bestimmtes vorgestellt hat, 
ist möglich, mit absoluter Gewifsheit jedoch nicht zu bejahen. Viel- 
leicht kannte man das Wort nur aus dem Munde französischer 
Pilger. Für uns kann es nichts anderes bezeichnen, als den Platz, 
wo in Palästina das dr/umen, das Erdpech, der Asphalt, vornehmlich 
angetroffen wurde, nämlich das Tote Meer. 

Zu allen Zeiten haben die eigentümlichen Eigenschaften dieses 
seltsamen Binnensees das Interesse der Menschen angezogen, von 
Aristoteles herab, der bereits die Tragfähigkeit seines Wassers er- 
klárte,1 bis auf V. v. Scheffel, der seinem klebrigen Auswurf einen 
burschikosen “bituminósen' Gesang widmete. Vornehmlich in den 
Tagen, als man unternahm, nach den Stätten zu wallfahrten, wo 
Christus für die Menschheit gelitten, da versäumten wohl wenige 
fromme Pilger, den Ort aufzusuchen, den eines der furchtbarsten 
Strafgerichte des Himmels getroffen hatte, von welchem so wunder- 
bare Sagen berichtet wurden, und den die steigende Einbildungs- 
kraft zur schreckenvollen Hölle gestaltete? Die Reise dorthin ging 


1 „Nicht weil das Wasser von Natur leicht“, wie einer der alten Philo- 
sophen wollte, sondern weil es, wie Aristoteles sagte, „gleich dem Lehm wegen 
der Schwere das Leichtere emporhalte. Galen l.c.“ Tobler Jerus. II, S. 929, 
Anm. 4. 

2 Eine ansprechende Beschreibung des Toten Meeres, mit reichlichen 
Belegen aus allen Zeiten bei Dr. Titus Tobler, Zwei Bücher Topographie 
von Jerusalem u. seinen Umgeb., Berlin 1854, Bd. II, S. 906—952. Weniger 
kritisch Sepp, Jerusalem u, d. heil. Land, Regensburg 1875, Bd. I S. 783— 
836. Auch Nöldeke, Die Entstehung des Toten Meeres, Im Neuen Reich 
1871, S. 44 ff. (Sehr kurz), Dann de Luynes-Vogué, Voyage d'exploration 
à la mer morte. 4 Vols in 4°. Paris s.d. (1874). In neuester Zeit vor allem 
M. Blanckenhorn, Entstehung u. Gesch. des Toten Meeres in Ztschr. des 
Deutschen Palästina-Vereins Bd. XIX, S. 1—64; vom naturwissenschaftlichen 





284 G. STEFFENS, 


zusammen einen Weg von 15—20 Stunden ausmachte (T. Tobler, 
Jerusalem II S. 642). Von Jericho aus erscheint das T. M., einem 
modernen Reisebericht zufolge, ganz nahe; doch täuscht der Um- 
stand, dafs z. T. öde Flächen — des plaines avant! — davor liegen: 
De Jericho où nous avons passi la nuit, la mer Morte semble tout 
pres; en quelques minutes, croirail-on, il serait aisé d’alteindre sa nappe 
tranquille, ... Et pour sy rendre è cheval, il faut encore presque 
deux heures, sous un lourd soleil, à tracers un petit désert qui, moins 
Pimmensité, ressemble au grand où nous tenons de passer tant de jours; 
vers celle mer, qui semble fuir d mesure qu'on approche, on descend 
par des séries d'assises effritées, de plateaux désolés lout miroilants 
de sable et de sel... Pierre Loti, Jérusalem, 51 éd. (Paris 1898) 
pg. 138. Vom Nordende bis zur Südspitze mógen es dann noch 
etwa 2 Tagereisen sein. Die Eindricke der Pilger weichen, obwohl 
sie natúrlich im grofsen und ganzen die gleichen sind, je nach 
Jahreszeit, Wetter und Stimmung von einander ab, und die Be- 
schreibenden betonen hier diese, dort jene Einzelheit Ich be- 
schränke mich auf das mir zugängliche Material und führe — vielleicht 
in nicht völlig zufriedenstellender chronologischer Ordnung — nur 
an: Itinerarium Burdigalense (ca. 330),! Silvia (jetzt, nach Férotin, 
Etheria),? Sí Hieronymi Peregrinatio Sanctae Paulae (ca. 404), 


extentus passuum sedecim milibus, circumseptus urbibus plurimis et celebribus 
ipse par optimis. C.F. Solinus, Collectanea rerum memorabilium in Jtinera 
Hierosolymitana et descriptiones terrae sanctae (bellis sacris anteriora) edd. 
Aug. Molinier et Car. Kohler (Soc. Orient. lat) Genevae 1885, fe. 23. 

In Asphaltide lacu Fudaeae nihil mergi potest, quidguid animum 
habet. Isidorus Elymol. Lib. XIII, cap. 13 ed. Arevalus Vol. IV pg. 122. 

Lacus Asphalti, idem et mare mortuum vocatum, propter quod nihil 
gignit vivum, nihil recipit ex genere viventium. Nam neque pisces habet, 
neque assuelas aquis, et laetas mergendi usu patitur aves: sed et quaecum- 
que viventia mergenda tenlaveris, quacumque arte demersa, statim restliunt: 
et quamvis vehementer ıllısa, confestim exculiunlur: sed neque ventis move- 
fur, resistente turbinibus bitumine, quo aqua omnis stagnatur; neque 
navigationis paliens est, quia omnia vita carentia in profundum merguntur: 
nec materiam ullam sustinet, nisi quae bitumine illustratur, — Lucernam 
accensam ferunt supernatare, exstincto lumine demergi. Hoc et mare Salt- 
narum dicitur, sive lacus Asphaltt, id est bituminis, et est in Fudaea 
inter Jericho et Zoaran. Longitudo ejus usque ad Zoaras...latitudo... 
usque ad vicina Sodomorum. Isidorus, ib. Cap.19, Vol, LV, pg. 129. 

Bitumen in FJudaeae lacu Asphaltite emergit, cujus glebas super- 
nalantes nautae scaphis appropinquantes colligunt, Isidorus, tb. Lib. XVI, 
cap. 2, Vol. IV pg. 247. 

S. ferner: Henr. Stephanus, Thes. ling. graec. (Paris 1831f.) s. vbb. 
Acgpaititns und Zodoua. — „Nicht Luftzug noch Wellenschlag kräuselt den 
záhen, bleifarbigen See“, V.v. Scheffel, Asphalt, Str. 3 in Gaudeamus S. 23. 


1 Item ab Hiericho ad mare mortuo (sic!) milia novem. Est aqua 
ipsius valde amarissima, ubi in totum nullius generis piscis est nec aliqua 
navis, et si qui hominum miserit se, ut natet, ipsa aqua eum versat. Inde 
ad Fordane, ubi dominus a Fohanne baptizatus est milia quinque. Itine- 
rarium Burdigalense (ed. P. Geyer, Itinera Hierosolymitana saec. IV— 
VIII, Corpus Scr. Eccl. lat. XXXIX, Vindobonae 1898), Pg. 24, 19. 

2 Nam de hostio ipsius ecclesiae vidimus locum ubi intrat Fordanis in 
mare mortuum, qui locus supter nos, quemadmodum stabamus, parebat .... 

















ZUR KARLSREISE, 285 


Eucherius (ca. 440),! Theodosius (ca. 530),2 Antoninus Placentinus 
(ca. 570), Adamnauus (ca, 670),* Beda (ca. 720),5 Johannes Wirzi- 
burgensis (ca. 1100).5 


Sane de illa parte montis, quam dixi sinistra, quae erat | Sor, mari set: 
tuum ostensus est nobis mons praectsus valde, dictus est ante 
specula. Sta Silvia, Peregrinatio Caf. 12 (Geyer, Itinera, Pg. 54, sh 


de 55. 108). 

55; die, orto jam sole, stetit in supercilio Caphar Barucha, id est, 
ville benedictionis, quem ad locum Abraham Dominum prosecutus est. Unde 
latam despiciens so ac terram quondam Sodome et Gomorrhe, Adame 
et Seboim, contemplata est hortum balsami et vineas Engaddi et Sejor vitu- 
lam conternantem. Sti Hieronymi Peregrinatio Stae Paulae XII 
o et descriptiones Terrae Sanctae lingua latina saec. IV—XI exarata 

ed. Titus Tobler; Soc. Orient. lat., Genevae 1877, 1, pg. 35—36,) 

Y Hiericho vero ab Hierusolima in orientem aestivum Dal oF wate sa 





AA Rel i» usque eh tee lio bd MPA 
(sic!) intrat, sunt milia V, et ipse est maris mortuus (sic!) ubi Sodoma et 
Gomorra dimersae sunt cum aliis tribus, quae quinque civitates fuerunt 
Justa mare mortuum, Theodosius, De situ terrae sanciae Cap. 20 
(en, Itinera, fig. 146, 8 ff). 

* Est ibi fons, x fin O, quae pro catarcticum bibilur et sanat 


amies sele fluminis, sicut nobis Arculfus intimavit, .. . a colore 
maris pate per aiveus ejus facile discermi Soze que videlicet mortuum 


an ad vicina Sodomorum. Adamnanus De locis sanctis 
be Lib, I. , Cap, XVII et XVILI (Geyer, Itinera, pg. 266, 187). 
5 Postea Phra Genesar medio transit fluento, unde Plurima circum- 
pare Asfaltium,,,,exordium a vico Gennavari, finis usque ad Asfaltium 
«++ hoc est mare mortuum, ingressus laudabiles perdit aguas; est 
EA rr digo rr bl Kad dee 


Mare vero mortuum longitudine .... usque ad vicina Sodomorum 
pen; nam et de puteis quondam salis post Sodomae et Gomorrae et 
cévitatum finitimarum combustione minundasse certissimum est ...salsissimum 

eficit sal, et hoc sole siccatum accipitur multis utique nationibus profuturum. 
» + Mortuum autem appellatur mare, quod nichil recipiat generum viventium, - 

meque pisces neque adsuetas aquis aves, tauri camelique fluitent. ... Lucer- 
nam accensam ferunt supernatare sine ulla conversione, exstincto demer gi 
lumine, et quavis demersum arte, quod vivat, difficile haerere in profundo, 
viventía demersa, licet et vehementer inlisa, statim resilire. — 


Denique Vespasianum praecepisse natandı ignaros revinctis manibus in pro- 





ed 


286 - G. STENFENS, 


Nach allem, in den Anm. angeführten wird schwerlich zweifel- 
haft bleiben, dafs /itumen für den lacus asphaltites steht, und dafs 
(ruitume als das Tote Meer! zu fassen sei: ebenso, dafs die Pilger 
in der Mehrzahl der Fälle die Mühe des, von Jericho verhältnis- 
mälsig kurzen Ausflugs dorthin nicht scheuten. 

La Roche del Gutume wird also eine besondere Sehenswiirdig- 
keit am Toten Meere gewesen sein. bezw. als soiche gegolten 
haben. Es fragt sich nur, weicher unter den vieien, das unheim- 
liche Gewässer umgrenzenden Felsen in so hervorragendem Mafse 
das Interese der Reisenden in Anspruch nehmen konnte Ihnen 
allen war nun, seis aus der Lektüre der heiligen Schrift selbst oder 
aus biblischer Tradition? ein Ereignis in unausióschlicher Erinnerung, 
das ais Rache Jehovas für die Gotlosigkeit der Menschen be- 
trachtet wurde, nämlich die Veraichtung von Sodom und Gomorrha, 
sowie zweier anderer Städte durch Schw-fel und Feuer (Genesis 
Kap. 1G:. Um den Platz zu schauen, der aus blühendem Lande 
in eine Wüstenei verwandeit war, um wo möglich die Ruinen der 
Städte zu sehen, die das überflutende Wasser verschiungen hatte, 
zug man nach dem Süden des Asphaitsees, bis hinter das Vor- 
gebirge Lisan, dort, wo die Salzflat garz seicht ist3 Noch lebt, 
wie es heilst, der Name jener bibiischen Persönlichkeit in der 


fundum dewi cosque omnes ilico sufernata:ze. Aqua ipsa sterüis et amara 

caler ¡que aqui: ab scur iar et quai: adustie praeferens sim:!:tudinem. Vagari 
super aquas b:tumin:s glebas certum est atrs Liquore, quae icaphis ad- 
propinquantes colligunt. | Huerere sb: bitumen et nequaquam ferro praecidi 
fertur, sanguini tantum muïerum mensiruo TEL urino cedere. utils autem 
ad cimpagem nat:um Tel corpor'bus hominum medend:: isiammt teilweise 
aus Joseph: Ant, and Tacwus:. Beda, Liber de locos :inct::5, Cap. IX, 
X, XI Geyer, Itinera. pg. 514, 315. 316). 

8 Decimo millar: 15 Hebron lacus Az DR 2: 205 contri or'entem, qui 
etmare HMortuumd:::tur, tere moriuum, quis MAL vinum recipi‘, et mare 
diabol:, quid ‘nit'actu jus quatuor idee c:3:tate: mi.err'mae, Sudamı, Go- 
morri, DJebim et Adams periecerinte; n turpiiime sua, igne sulphureo 
concremitae, in iacum :.lum subter.ae sunt. ... Supra ripam mar’: prae- 
dit multum siumini; et mulum caîran: ab nec; reper’.ur et col:yttur, 
et ex mar: b:tumen extrahitur, quod iuda:cum ippelistur, multi; necessa rim 
Frhanne; Wirz:burgeni:s, Descr:ptio Lerrie Sanecize Cap. 22. ed 
Titus Tier, Deser:pt. Terr. sant. ex. saec. VIII, IX. XII et XV, Le:pug 
1874, P7.:79 73. 

Val. zıca Chateaubriand, ['inéraire de Pari; à Ferusalem, Par: 1838, 
112%, pz.408 9. Lamartine, Voyaze en Orient, Nou. Ed. Paris 1870, 
AZ. IE GF. 


1 Lafs , cie Benennung .Tctes Meer‘ sich erst bei den Kirchenvitern 
[Reland, Pal 244. ñade”, Buhl, Geographie v. Palästina, Leipziz u. Freiburg 
1896, S. 117 Anm., summt nicht Wie aus cer iz obenstetencer Anm. von 
mir zitierten Stelle ces Fustimus zu seben, findet sich scton bei ibm, der 
etwa zur Zei: der Antonine lebte, dieser Ausdruck, uri möglicherweise hat 
er ibn schon aus seiner Vorlage, dem Porpejus Trogus, ubernommen. 

2 Azch in die mohammedanische übergegargen (Koran, Sure LIV), sehe 
Sepp, Jerusalem II, S.815. 


3 T. Tobler, Jerusalem II, S 943; Blankenhorn, Ztschr. d. Deutschen 
Palaest.-Vez., Bd. 19, S. 53. 








ZUR KARLSREISE. 287 


heutigen arabischen Benennung des Sees fort, welche mit der Kata- 
strophe in Verbindung gebracht wurde, nämlich in Bár Lút = der 
See des Lot. Und der Name der ruchlosesten der untergegangenen 
Stádte Sodom soll erhalten sein in der arabischen Bezei 
des auf dem westlichen Ufer befindlichen, zum südlichen Teil des 
Toten Meeres steil nach Osten zu abfallanden D'ebel Usdum, des 
nSalzberges“, eines imposanten Felsens von etwa 10 Kilometer 
Länge! und 180 m Höhe. Dieser wird gebildet von einem kristal- 
linischen zum Teil frei anstehenden Steinsalzlager von etwa 45 m, 
über welchem eine etwa 140 m mächtige Gyps- und Tuffstein- 
Decke liegt, sodafs der ganze Berg ein weifsliches oder grau-grünes 
Ansehen hat.2 Eine solche gewaltige Felsmasse konnte gewils nicht 
verfehlen, in dieser Umgebung auf den eigenartig angeregten 
Beschauer einen tiefen Eindruck hervorzurufen. Foucher de 
Chartres, der etwa 1100 im heiligen Lande war, bezeugt das 
ausdrücklich aus eigener Anschauung: /bi quidem lacus nunc est 
magnus, quem mare Mortuum vocant, eo quod nihil vivum gignat ... 
Qui adeo salsus est, ut nec bestia quaelibet, neque volucris ex «o bibere 
queat. Quod ego Fulcherus experimento didici, quum in illum de mula 
mea descendens, el ori meo manu hauslum immitlens, gustu probavi, et 
elleboro amariorem esse invent... Juxta quem lacum exstal simi- 
lier salsus mons unus ingens et excelsus: el idem sal quasi 
lapis nalıvus non lamen tolus, sed localiter glacied simillimus .. 
Conjicio bifariam locum illum ila esse salsissimum et ex eo quod montis 
salsuginem concipiens glutit etc. Fulcheri Carnotensis Historia Jhero- 
, Lib. II cap. 5, Rec. des Hist. des Croisades, p. p. l'Acad 
d' Inser. et 6. lettres, Hist. Occident. Ul, p. 380. (Ganz ähnlich: 
Secus quem lacum, mons aeque salsus, naturaliter constans, ul saxum 
durissimus el glaciei simillimus est, unde sal, quod salis gemma vocalus, 
gignilur „.. und wobl aus Foucher geschópít, Gesta Francorum 
Therus -expugnantíum Cap. XIV eb. S. 522). — El sí kiet (scil. À Jour- 
dains) en le mer con apiele le Mer del deable; en de tiere & en 
Pescriplure l'apiele on le Mer del sel, pour çou qu'il a une monlaigne 
de sel sour le rive par deviers le Crac, el pour cou qu'ele est si 
sausse el sí amere que nule riens ne se puel comparer à le grant 
sausse ne à l'ameriume de li, Ernoul, Fragments relatifs à la Galilée 
in Ziinéraires à Jerusalem p. p. Michelant et Raynaud Genève 1882, 
pg. 62—03 (s. eb. pg. 66 und pg. 82). 

Ich wáre daher geneigt, unter /a Roche del Guitume den 
Djebel Usdum zu verstehen, wenn nicht ein besonderer Umstand 
mich veranlalste, noch einen Schritt weiter zu gehen und eine be- 
sondere Merkwürdigkeit dieses Berges ins Auge zu fassen. 

Bekanntlich knúpft sich an den Namen Lots jene wunder- 
same Sage von der Bestrafung seines Weibes, das für seinen Un- 


. eb Hull, Mount Seir, Sinai and western Palestine [ Dublin] 


1885, S. 
ER enhorn, Ztschr. d. dtsch. Pal. Ver. Bd. 19 S. 34. 





288 G. STEFFENS, 


geborsam gegen das Gebot des Herrn in eine Salzsäule verwandelt 
wurde. Nun entstehen durch Witterungseinflüsse auf das nicht 
sehr harte Gestein an der dem See zugewendeten Seite des Djebel 
Usdum Feiszacken von mehr oder minder grotesken Formen, in 
denen die lebhafte Phantasie des Volkes menschliche Gestalten zu 
erblicken glaubte.! Vor allem fiel eine nahe am See stebende, zu 
einer Hohe von ¿o Fufs sich erhebende Salznadel ins Auge, welche 
der Volksmund schon in ältester Zeit als das versteinerte Weib 
Lot's und schaudernd als „zum Gedächtnis der unglaubigen Seele“ 
(Weish. Salomonis 10, 7) dastehend bezeichnete. , Josephus will sie 
selbst noch gesehen haben: Y de Actor Try... eis Gryànr 
di: perédaser. ictognoa d aitir tre Jap zei viv diapérel 
(Antiq. 1, 11,4). Ebenso berichtet Irenaeus davon: Qsemadmodum 
et Lot, qui eduxit de Sodomis filias suas, quae conceperunt de paire 
suo, et qui reliquil in circumfinio uxorem suam slaluam salis usque tn 
hodiernum diem. (Contra Haereses IV, cap. 31, Migne Putrol. Ser. 
Gracco-Lat. VII, pg. 1068). Ferner Clemens Romanus: de y 140- 
seriar zat etoegecar Acht 6058 éx Xodopor, Tic REQLTWQOV 
AdGHS xpudelorc, dia am ‘00: zat Peiov ... Tvr eseidor 613 rap 
aura tus ye 'ŒIXOS ETEPOYFOMOFOS è ÉTapyot GNS xal ov'x tr 
dpovoia, els totto onuelor red, WOTE yevéoÿar atri 
GTyinv diòc EWS THS uEQas Tattys. ... (Epist. I ad 
Corinthos cap. XL Migne, Patrol. Graee.-Lat. 1 pg. 230—2.) 

Eine Anmerkung daselbst zieht aufser der Stelle bei Irenaeus 
(wo 31 statt 51 zu lesen) auch ein bemerkenswertes Gedicht 
» Sodoma” heran: ... Quae obscuriora viderenlur, nisi facem prae- 
ferrent versus carminis inscripli Sodoma, quod inter opera Tertulliani 
et Cypriani locum invenit: 


Namque comes conjux, heu me, male tum quoque legis 
Femina non fatiens, divina ad murmura caeli 
Audaces oculos nequidquam sola retorsil ; 

Nec habitura loqui quod viderit, et simul sllic 

In fragilem mutata salem, stetit ipsa sepulcrum, 
Tpsaque image sibi formam sine corpore servans 
Durat ahhuc enim nuda statione sub aethram, 
Nec pluvits dilapsa situ, nec diruta ventis. 
Quin etiam si quis mutilavertt advena formam, 
Protinus ex sese suggestu vulnera complet. 

Dicitur et vivens alio jam corfore, sexus 
Munificos solito dispungere sanguine menses. 


Genauer will Epiphanios Monachos den Platz des Steines an- 
geben: xal HQPOS rOTOV tot onydaiov (näml. Johannes d. Täufers) 
os ¿xo pillo» dro, totatal Y yery tot dot, ‚cyan 420=, pie- 
novoa Úxiodev . xal apüs dratodyv artis torio dx) txBai- 


1 Riehm, Handwb. d. bibl. Alterthums, 2. Aufl., Bielefeld u. Leipzig 
1893. Bd. I, s. v. , Lot‘. 


ZUR KARLSREÏSE. 289 
xl at F v 
Pace gere lA e Lepri rad dr sa tando 


Zoriv, Erba trol ao Epiphanios Monachos, Znarratio sores 
urbis sanclae et sacrorum ibi locorum, Migne Patrol. graec. Vol. 120, 
pg. 270. 

Nicht minder seltsame Fabel berichtet Theodosius: ef ipse 
est maris (|) mortuus ubi Sodoma et Gomorra dimersae sunt cum aliis tri- 
bus, quae quinque civilales fuerunt juxta mare mortuum. Ibi est uxor 
Loth, quae facta est statua salis, etquomodo crescit luna, crescit 
el ipsa el quomodo minuitur luna, diminuit et ipsa (De situ terrae sanctae 
bei Geyer, Itinera pg. 146, 8 ft). Auch Antoninus Placentinus 
weist einen merkwürdigen Zug auf: Exeuntes porta de Hiericho, ab oriente 
contra occidentem venienles; in sinistra manu intras in favillas Sodomae 
el Gomurrae, super qua provincia semper nubes obscura descendit; odor 
sulphureus. Nam quod fallent homines de uxore Loth, eo quod minuatur 
ab animalibus lingendo, non est verum, sed stal in ipso stalu, in quo 
fuit (Itinerarium bei Geyer, Itinera pg. 169, 15ff.). Aus der Er- 
zäblung Silvias aber klingt es wie Enttäuschung: Zn sinistra parte 
vidimus terras Sodomitum omnes nec non et Segor, quae tamen Segor 
sola de ıllis quinque in hodie constat. Nam et memoriale ibi est, de 
ceteris autem illis civitatibus nichil altud apparel nist subversio ruinarum, 
quemadmodum in cinerem conversae sunt, Locus etiam ubi fuit titulus 
uxoris Loth,' ostensus est nobis, qui locus etiam in scripturis legilur. 
Sed mihi credite, dominae venerabiles, quia columna ipsa jam non parél, 
locus aulem ipse tantum ostenditur; columna autem ipsa dicilur mari mortuo 
esse cooperta. Certe locum cum videremus, columnam nullam 
vidimus, et ideo fallere vos super hanc rem non possum, Nam epis- 
copus loci ipsius, id est de Segor, dixit nobis, quoniam jam aliquot 
anni essent, a quo non parerel columna illa, Nam de Segor 
forsitan sexto miliario ipse locus (est), ubi stelít columna illa, quod 
nunc folum cooperit aqua. (S. Silviae peregrinatio ad loca sancta 
cap. 12, 5 ff, bei Geyer, Itinera pg. 54, 33 ff.) 

Johannes ES bestátigt, wiewohl vorsichtig, das 
Vorhandensein der Säule: ... Supra lacum in accubità Judaeae Segor 
quae si Bala vel Zara pocatur, quinta de civitatibus illis, precibus Loth 
de subversione reservata, quae usque nunc ostenditur, el modo Palmaria 
dicitur. In exitu Segor uxor Loth in salis efhgiem fuit mulata, cujus 
sr apparent vestigia,... et ex mart bilumen extrahitur, quod 

appellatur, multis necessarium, (Descriptio terrae sanctae cap. 22, 


1 Die heilige Paula benutzt, nach Hieronymus, den Anblick der ihr als 
solche gezeigten Höhle Lots zu einer charakteristischen Ermahnung an ihre 
Begleiterinnen: Unde latam despiciens solitudinem ac terram quondam Sodome 
et Gomorrhe, Adame et Sebvim contemplata est hortum balsami et vineas 
Engaddi, et Segor vitulam conternantem, que prius Bala vocabatur et in 
Zoaram, id est Parvulam, syro sermone translata est. Recordabatur spelunce 
Loth et versa in lacrimas, virgines socias admonebat cavendum esse vinum, 
in quo est luxuria: cujus opus Moabite sunt et Ammonite, Sti Hieronymi 
nti sian Sanctae Paulae XII, Tobler, Jtinera (Soc. Orient. lat.) J, 

Genevae 1877, PE. 35—36. 
Zeitschr. € rom. Phil. XXX, 19 


290 G. STEFFENS, 


in Descr. terr. sanct, ex saec. VIII etc. sg. v. Titus Tobler, Leipzig 
1874 S. 179.) Von merkwürdiger Ungenauigkeit ist, was die topo- 
graphische Angabe anbetrifft, die Beschreibung, welche der Seigneur 
d'Anglure davon macht: Zlem, asses pres d'illec, aval le flun (d.h. 
der Jordan), a une grant eaue que l’en apelle la „Mer morte“. Sur 
celle mer Morte souloit avoir cing clés... (folgt in nächsten Zeilen 
div Frziihlung vom Untergange von Sodom und Gomorrha und 
Lots Flucht) ... Lt ainsi le fist Loth, comme lui avoit mandé Nostre 
Srigneur. Mais la femme de Loth ne se pol lenir de regarder darrier 
elle, quant oyt la lempeste darrier elle. Dont il advint que par la 
voulent: de Nostre Seigneur elle fut mute en une grosse pierre, 
daguelle pierre nous veismes depuis en alani le chemy de Sainte 
Katherine, assis près de Jherusalem, a la senestre main en montani 
une montaigne el est icelle pierre assés semblant avoir esté ainsi 
mue (Le saint voyage de Jherusalem du seigneur d’Anglure, pp. Fr. 
Ronnardot et Aug. Longnon, Soc. Anc. Text. fres. Paris 1878, Ab- 
satz 158, S. 36—37). Vielleicht beruht die Fassung der letzt- 
angeführten Zeilen auf einem Gedächtnisfehler oder einer Ver- 
wechslung des Verfassers. Auch John Maundeville verfehlt nicht, 
dieser Sehenswürdigkeit Erwähnung zu tun: Cel Aer Mort deparie la 
terre de Indee el Darrabe; et dure cel mer de Zoara iusqes a Araba ... 
El de Jerusalem insges a cest mer y ad cc. slates. Cel mer a de 
dong d. au TX stadics el de large cl. stadies. Et est dit Mer Mort pur 
em gere ne court point ... El aussi estoient les cites illeosges perdus 
pur poche contre nature ... Item a la destre partie de cel Mer Mort 
were da femme Leth lol droit come une piere sad, pur ceo quelle 
gurdoit dertere inv, quanti ies cites fonicrent en abisme. The Buke 
of John Maundevill ed. by G. F. Warner (Roxburghe Club, 119) 
Westminster 1589, s 50 und 51. Späterhin ist sogar auf die 
Ausdehnung der Pigertahrt bis zur Lotsiule Ablais gewährt 
worden, wenn wir dem Seigneur de Caumont Glauben schenken 
dürfen, der 1415 rach Palästina gepigert war: Zen, cpris se 
conne où mer Morte qui Pas cri di pave e de feu, quant Sodom 
ES Uavmerre si ls aairis Mes Sondireni, € em nee etre Lù: Mare 
de darás Vices: Vil carcass de timos... Zion, wire 
nt LO OM INL de No cà se canvas Lai lu few des u 
tis. Vides: DZ res 2 eier... Lem, frasi 2% 
CAS EN ES Ze seed eu izsae..e da Some 
de Fort "ar comercial Vil as; VII cozcha 2 ua come 
ar & AA ot i aci gor rra 2 Casma 
“ar 13145 pn ke Marcus de La Urarze, Faris ISS, re. DI]. 
Verst MN sch lobazzes Polozer 20 der S 12222 F 
AE TS RRE wlan: cola è 
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SS TRIR reece EE avre EI TOACLSCR SAA 
Saa 27807 Moderns car cer oe. Fid wer: TATI 
E E A IN E EN SIE; 








5 ZUR KARLSREISE. 291 


aliquando fantam descrescit, quod ilerum videtur nunc ad genua. Est 

enim an loco medio inter Segor et mare Mortuum (Joh. Poloner, Descr. 

terr, st bei T. Tobler, Descr. terr. st“, on gr 1874 S. apie 
Gewifs liefsen sich diese Beispiele noch vermehren, a 


Nun muls gewils Kopfschütteln erregen, dals, gegenüber dem 
Zeugnis so mancher anderer Augenzeugen eine so gewissenhafte 
Pilgerin wie Silvia (nunmehr Etheria!) das Vorhandensein der Lot- 
säule leugnet, und direkt ins Reich des Fabelhaften wird es verwiesen 
werden, wenn Theodosius ihr Wachsen und Abnehmen mit dem 
Wechsel des Mondes in Verbindung bringt. Dafs sie mehrfach im 
Laufe der Jhh. gesehen worden, versichert Tobler: „Kurz nach 
Christus will man diese gesehn, angeblich auch im 3. Jh. sie gewulst 
haben; 1217 am Ufer, eine Meile von der Taufstätte Christi; um 1280 
auf der Ostseite des Sees in Segor“ und zitiert in einer Anm. aus 
einem Cod. Bern. 46: ‚Zn eodem liliore in parte Arabie dicitur esse Segor 
civitas ubi est statua salis in quam secundum Genesin uxor Loth versa 
Juil, pro qua videndum multum laboraví. Sed dixerant michi Sarra- 
ceni quod locus ille distabat per duas leucas. Et erant loca per que 
lransiturus eram plena periculis propter leones et alias bestias”, dann 
weiter ,,im 14. Jh. auf einem Berglein, im 16. aber behaup 
man, dals sie nirgends zu finden wäre“ (T. Tobler, Jerusalem, 
Berlin 1854, II, 951—52 u. d. Anm, das). Mitte 19, Jhts. hat 
eine amerikanische Expedition sie wieder aufgefunden. „Was die 
Amerikaner besonders überraschte“, sagt Tobler a. a. O. S. 951 
“war in der Gegend von Usdum eine etwa 40° hohe Salzsáule, 
die, nahe beim See, etwa 40 bis 50‘ über seinem Spiegel sich er- 
hebt; es ist nun aber ermittelt, dals es dort viel sehr grofse Salz- 
nadeln gibt, sodafs die Wahl für die der Frau Loth sehr schwer 
fiele. Wabrscheinlich knüpfte man an eine der Salzsiulen die frag- 

Die Widersprüche in den Berichten, ja sogar die märchenhaft 
scheinende, aber lediglich übertriebene Nachricht des Theodosius 
klären, ja lösen sich nun auf verhältnismäfsig einfache Weise, wenn 
man berücksichtigt, wie unausgesetzt Wind und Wetter auf die 
nicht allzu widerstandsfähigen salinischen, Gyps- und Tuffsteinartigen 
Bestandteile des Djebel Usdum einwirkten. 

Die besten Stützen zur Erklärung dieser seltsamen Natur- 
erscheinung bietet der mit allem wissenschaftlichen Rüstzeug der 
Neuzeit versehene geologische Forscher Blanckenhorn in einer 
lángeren Anmerkung zu der Beschreibung des Salzberges: ,,Bei 
dieser senkrechten Absonderungsart, die Hull, Mount Seir p. 130 
durch eine charakteristische Abbildung illustriert, lösen sich leicht 
einzelne prismenförmige Stücke an dem Steilabhange von der 
übrigen Bergmasse los, die, wenn infolge Verwitterung die Lücke 
sich erweitert, als isolierte Säulen aufragen. Es erscheint selbst- 


19* 


292 G. STEFFENS, 


verständlich, dafs solche Säulen, zumal wenn sie etwas menschen- 
ähnliche Gestalt aufweisen, auf die leicht erregbare Phantasie der 
Bevölkerung in hohem Malse einwirken muísten, so dals sie als 
versteinerte Menschen, besonders Frauen, erschienen. Die Salz- 
säulen haben die Sage von Lots Weib erst hervorgerufen. Übrigens 
sind diese Säulen ihrer salzigen Natur nach sehr vergänglich und 
wechseln von Jahr zu Jahr. Bei meiner zweimaligen Anwesenheit 
im Jahre 1894 fiel mir am Djebel Usdum keine einzige Salznadel 
besonders auf; doch bin ich überzeugt, dafs die nächsten Jahre 
wieder ein oder mehrere Weiber oder Töchter Lots hervorbringen. 
Dieselbe Isoiierung von Felsen findet übrigens auch bei Dolomit- 
und Sandsteinschichten am T. M. statt, nur dafs die Nadeln hier 
länger Bestand haben. So zeigt sich (Fig. 4) eine solche Dolomit- 
nadel auf dem Westufer des T. M zwischen Wadi Mubarrak und 
es Sebbe, und Palmer fand als „Biut Schöch Lit“ einen Sandstein- 
felsen von statuenähnlichem Umrifs auf der Ostseite im S. der 
Amonmündung“.! 

Wenn wir also auch erfahren, dafs nicht alle Palastina-Pilger 
so glücklich waren, diese seltsame Steinnadel zu sehen: als eine 
Merkwürdigkeit, die man aufsuchte, galt sie jedenfalls. Ich ver- 
möchte, nach wiederholter Beschäftigung mit der Topographie des 
Toten Meeres und ohne Voreingenommenheit für die düstere 
Romantik, mit welcher diese Riesensalzkrystalle umwoben sind, nicht 
anzugeben, welcher Felsen am Gestade des schaurigen Sees grölsere 
Anziehungskraft besitzen und auf den besonderen Namen Roche del 
Guitume Anspruch erheben könnte, als die Lotsáule. 


Wie alle Wallfahrer, die das berüchtigte Gewässer besuchen 
wollen, nimmt auch König Karl den Weg über Jericho.2 Dafs der 
Dichter der Karlsreise nun die Örtlichkeiten verwechselt und den 
fürstlichen Pilger erst zum Libanon und Abila, dann erst nach der 
Roche del Guitume gelangen láíst, wird nach der früheren, weit 
schlimmeren geographischen Verwirrung in v. 100f. — soweit sie 
nicht der Überlieferung zuzurechnen — nicht mehr ins Gewicht 
fallen. Bemerkenswert ist noch, dafs v. 261 les plaines avant erwähnt 
sind, unter denen ganz gut die vielen sandigen und schlammigen 


1 Ztschr. d. dtsch. Palast. Ver. Bd. 19. Leipzig 1896 S. 34 Anm. I. — 
Die Abbildung bei Hull stellt nur den senkrechten Absturz dar, ohne eine 
stärker sich absondernde Spitze erkennen zu lassen. Das Bild, wovon Blancken- 
horn spricht, (a. a. O. S. 33), ist von gröfserer Entfernung her aufgenommen 
und etwas verschleiert. Ob bei Ebers-Guthe, Palästina in Wort und Bild, 
eine Abbildung ist, kann ich, weil mir das Werk unzugänglich, nicht sagen. 
Woher die zwar effektvolle aber etwas merkwirdige Darstellung bei Sepp, 
Jerusalem I, 818 stammt, gibt der Verf. leider nicht an. Riehm, Handwb. 
d. bibl. Altert. 2. Aufl. I S. 941 hat die seinige aus Palmer, aber inwieweit 
ist sie authentisch? 

2 S. Itin. Burdig. s. o. S. 284 Anm. 1; St. Eucherius S. 285. Anm. 1; 
geht hervor aus Theodosius eb. Anm. 2; Ant. Placentinus eb. Anm. 3; Silvia 
S. 284 Anm. 2; Anglure s. ob. S. 290, Seign. de Caumont eb., Poloner eb, 




















293 
Flächen oberhalb der Mündung des Jordans ins Tote Meer! ver- 
standen worden sein kónnten. Eine Umstellung der Verse 260 u. 261 
móchte ich gleichwohl nicht sehr befürworten. Mag, wer will, sie 
vornehmen, nach v. 259 das Komma tilgen und /a Roche del 
fume et les plaines avant als Objekt zu chevalche fassen, das . 


v. 3005 
Carles cevalchet et les vals et les munz 


in analoger Zusammenstellung aktiv gebraucht wird. Dann wird 
patea Bildung des Verfassers der Karlsreise einiger- 
mafsen rehabilitiert sein. Auf topographische Genauigkeit kam es 
aber dem Dichter, der wohl nur vom Hórensagen die Wunder des 
heiligen Landes kannte, gewifs nicht an, noch weniger freilich seinem 
Publikum, bei dem der allgemeine Eindruck der Dichtung, nicht 
T Einzelheiten in Namen, vor allem fremden, das auschlaggebende 
Lire war, und das ihm oder gar dem vortragenden Jongleur 

rgleichen Unrichtigkeiten ebensowenig übel nahm, wie die Zu- 
hörer Shakespeare's es taten, wenn der grofse Poet im Julius Caesar 
die Uhr schlagen läfst. 





mo MN . ++. les aigles et les pons reluisans. 


e Reisenden ziehen also weiter, und nachdem sie Klein- 
> sich haben, was der Dichter freilich nicht besonders 
Push vor ihren Augen in mächtiger Fülle die Stadt 
aus. Wie es dem Texte Koschwitzens zufolge 

























re a 
4 
- + 
ad poli Fr 
- > is 


Viven Costantinoble, une citet vaillant, 
s clochiers et les aigles et les pons reluisans, 


a le Gli kentürme und die Adler und die strahlenden 
fe“. Man versteht nicht recht, was die Adler hier 
nte > höch: lens an hohe Fahnenstangen denken, mit 

ıf ihrer Spitze. Aber das liegt beinahe ebenso 
uns ande: auf den Kirchtürmen“ und findet, 
nnt, ni pretendes in der úbrigen epischen 
der e, noch der hófischen. Auf das 
abearbeitung, in diesem Falle die kym- 
ten von Hergest. In deren englischer 
a: schwitz, Sechs Bearbeitungen S. 24) 

d Constar inople, so that they saw {he ports and 


4 


Bu A 


LA 


"e les dunes de sable, les fissures qui $ dicient formées 
ix rayons du soleil“, Chateaubriand (Paris 1838) 
A è masure „.. au milieu de ces vagues de sable" 
misiblement vers le rivage ; le rable devient spongieux, 
Naor od pas, avancent péniblement". Lamartine, 
Loti, Jérusalem pg. 138 (s. ob. S. 284). 
Tor v. 12 erobert Richard einen goldenen Adler, 
a eb, 5, 295 v. 24, u, 6, u, 0.). 


— 








294 G. STEFFENS, . 


castles, the walls and halls, the palaces, the exceeding high churches, 
and the noble steeples between them“. Dem churches (kymr. Text 
egievssen) entspricht durchaus das textliche egles, freilich mit dem 
Akzent egids, der im agn. immerhin nicht so stark auf der End- 
silbe sein mochte, wie es im nórdlichen kontinental-frz der Fall 
war. Der lautliche Vorgang — Eintreten von e für ¿ — findet 
Restitigung durch das Vorkommen des gleichen Wortes in gleicher 
Schreibung in der Hs D des Zorre de Haum'one v. 3842, neben 
#58 (ENS) v. 3015, worüber man Stimming in seiner Ausgabe des 
Gadichtes S 187—SS vergleiche, der aus anderen Texten noch 
eine ganze Reihe von entsprechenden Beispielen acfübrt Damit 
wünten die Adler von ihrer Hohe verschwinden, und der Vers 
lautete: „Die Glockentirme und die Kirchen urd cis strahlenden 
Kirchtumknòpfe*t Aus dem heschrfil Texte müfste m E les statt 
vor ss hinter dieses und hinter «1 gesetzt werden; wir hätten 
dann eine minniche Caesur, und der Vers 203 würde zunächst 
hesien: 


Les Coches Of AGS et les fou MEA 


Veienh: sand auch so in der Voraze, ur verde das Auge 
des Schribers dunk die Atnicite von = oder € an‘emaréer- 
Mierda hen in welchen eins — urd unter dioses wiecer 3 mi 
es — omthaten war: Ls te DIAZ 2 2er versant, 
andai er ex Wort ares 

Das Aos=acinapel perade drrch Ge Mecre de Acte 
um! dara Dat der Beachhace mjonena ie iz Mao 
wieder die Resobrelitaraen des Arıız vin Normen = 
tooo A Spa vor Novecraiio cm isi. Ems [ra te 
WE er 1.10. see Ge Wore ven ama de Troi: le 
ESTU ROO À UT - vo ML SU LT. 


SAL mue = arm — CL Recomiendo moc es- 
er =» wg DER DES meer = sews Ses Teses As E No 
wire + Rencuiang vas verme Es mar wer; den nem LL: Las price 
War Sam Tra: mous OSTENTA OU LLC ee DEL DÌ 


YO OH Mero VUE UD: : 
Ress oe Tlremstare NI il. ar ips = mm Die „ur Wore ue er 


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tl. wen Soe ARAS 


© Demmi RP, MS > er ES E I II —ITR 
SERA Se Tree [er StR Oa EE La 77 


a ESS 


Appunti etimologici.* 

ade- o addesare, ait., acconciare. Vivo tuttora nel pistojese è 
addesare, mettere in ordine, dove il Nerucci ha giustamente ricono- 
sciuto adagiare. Un *adaisare sembra la fase anteriore d’ ambedue. 
L’ oscuro agro risulterebbe così il deverbale dell’ ant. agrare allogare, 
accomodare (cfr. ‘Dict. general’ s. aise, Arch. gl. XV 136). Il 2 fu 
raddoppiato per attrazione lessicale de’ molti verbi in add- (per es. 
addarsi additare ecc.). 


aggagliarsi, lucch., alzar la voce, contendere; poi anche: 
darsi briga. Da gajo il Nieri, che a torto gli attribuisce, chiamando 
in causa il Diez, una primitiva accezione di ‘ardito, temerario”. 
Ma questo etimo anche non può soddisfare, perchè gajo è soprat- 
tutto voce poetica e d’ assai dubbia volgarità, e probabilmente di 
tradizione francese. Ben vi quadra un *ad-gall-iare (‘gallus’). 
E sarà come un ‘farsi gallo’. Cfr. sgallettare, lucch. sgallettorare 
(da galléttoro -etto).1 In tutt altro modo il Nigra, Zeitschr. 
XXVIII 642. 


appigtto, lucch., senza scelta o distinzione, interamente, affatto. 
Va col parm. apıdt alla rinfusa (v. Salvioni, Arch. gl. XVI 461 s. 
pietto).2 Credo che risponda ad applic’tu (‘applicitu’), il quale 
dice ‘accosto, unito’ (‘applicatus, admotus, adiunctus, adhaerens’, 
Forcell.). E I’ evoluzione semantica sarà forse meno ardua che 
non paja a prima vista. Da ‘unitamente’, cioè, detto di più cose, 
‘senza separar |’ una dall’ altra’, si potè ben trapassare così a ‘senza 
scelta’ o ‘alla rinfusa’, come ad ‘interamente, affatto’. Chi coglie 


* A parecchi tra questi ‘ Appunti’ danno materia gli ‘Appunti sul luc- 
chese’ ora editi dal Salvioni (Arch. gl. XVI 395ss.). A codesto Saggio, 
che di certo non è tra i più meditati e accurati dell’ esimio Autore, mi richiamo 
ora di qui per alcune etimologie; salvo a ritoccarne altra volta anche per 
più altre e varie osservazioni. 

1 Quasi superfluo il rammentar gallo, che occorre in più frasi per ‘bal- 
danza, alterigia’, anche (e spesso) di parole, e gallgria. La variante aggajarsí 
può provenir da quelle parti del territorio, dove LJ (LLJ) si riduce o si riduceva 
a j; ovvero si spiega come presunta correzione di quella pronunzia vernacola, 
che dà granaglio -ajo, noglia noja, ecc. Cfr. Arch. gl. XII 116. 

2 Non par giusto il far così dell’ avverbio un modo avverbiale, staccan- 
done la supposta prep. ad, giacchè pretto non s’ usa mai da sè e non ha alcun 
significato; anzi, se qui sopra è ben dichiarato, non è un avverbio da stare 
idealmente con a caso e simili (ma è di tipo participiale; cfr. presso, tosto, 
ecc.), e perciò la dissezione risulta del tutto erronea, 


296 S. PIERI, 


le ulive appeelto, le coglie così ‘accoste’ o I’ una presso alP altra, 
come si trovano in terra; e la frullana che taglia Y erba appeclto, 
la taglia ‘unita’, cioè taglia tutti gli steli che incontra ‘senza 
distinzione’ ed ‘affatto’, 
apprituito, lucch., lento ed affettato nel parlare e nel pro- 
cedere (Stef); oggi, comunemente: attillato. Bene, da pituita 
gieyue, già lo Stefani Cfr. femmatico. E sarà voce semidotta. 
arta, it ll M.-Libke, Zeitschr. XXIV 143, separava aria in 
quanto è ‘atmosfera’, da «aria per ‘espressione del volto, aspetto, 
apparenza’, che a parer suo continua I’ afrnc. aire (‘debonnaire’). 
Ma anche in questo significato la parola è fusa così intimamente 
in molte e schiette frasi volgari, ha un’aria così casalinga e di 
famiglia, che non potrà in verun modo esser cosa esotica, e anzi 
sarà pur sempre la stessa voce (cfr. Diez e Körting). E penso 
che la ‘trafila’ dei significati s' abbia a stabilire così: aria, posizione 
d’ un luogo (aria di ponente o di mezzogiorno, ecc.); condizione 
corografica e fisica cioè modo di essere d' un luogo; onde dali’ una 
parte: aspetto d'un luogo, aspetto in generale, apparenza;! e 
dall’ altra: motivo di canto, melodia. Se pure il punto di partenza 
non è aria per ‘cielo’, da cui venissimo a ‘clima’ e ‘paese’ (v. il 
Voc. it). La doppia accezione di ‘modo di essere’ e di ‘motivo 
musicale’ offrono ugualmente modus, tpoxos e il ted. Weise. 
buroncto, ait e alucch. (onde, con sostituzione di suffisso, il 
sinonimo lucch. ¿arpccio?), monello sudicio e malvestito, bécero (cfr. 
Boccaccio, Dec. VI 6, e Tramater). Dipenderá dal sinon. baroneelis; 
e sarà un altro bell’ esempio di quel processo formale e semasio- 
logico, per cui da una voce s’ estrae il ‘presunto positivo”. Cfr. il 
lucch. Succeltvo da buccellato (e Beliucci:, Zeitschr. XXVII 176 =. v.).3 
bién Zola, ancon. (Arcevia), farfalla. Sara una bella conferma 
all’ origine del sinonimo lucch. deiendura da *baienúia (balaena 
-Ena, gaicure); cfr. Arch. gl XII 127, St di fil rom IX723, e 


2 Nel frac. air il trapasso da ‘atmostera’ ad ‘apparerza’, stanlo al Dict. 
général (che non dà ragione della metafora) sarebbe stato promosso call’ it. 
arta, perchè nel secondo significato non ne cominciano esempj che verso il 
cinquecento. . 

2 Veramente ‘abbarocciata’ par la dichiarazione di baroccio, che è data 
ora del Salviori, Arch. gl. XVI 428s abbarocciare. ((Questo vb. sarà addor- 
rucciare, cioè abbura- in fonia lucchese, con meta:esi di vocali promossa da 
baroccw). 

3 Il Salviori, Arch. gl XVI 434, da buccella, mutato il genere. Ma 
Buccelly è voce tardiva e di scarso uso, e per lo più nella ‘dictio ludicra” (e 
ciò fa pensar che la si sentisse come un participio accorciato contadinesco; 
cfr. porto -ato, fravo -ato, ecc.). — Il tenomeno ocpcsto ci occorre nell’ alucch. 
traitomcello (il quale esigerà un presunto #éraifone ali. a traito, tatto sul mo- 
dello di gAzottone e shickio, lidrone e ladro, ecc.; orde traron:elo come 
ghisttoncelo, ecc.!. Del resto noa credo per niente che frdito o traitore sia 
gallicismo (come afferma il Salvioni, Arch. gl. XVI 3735... E quanto al 
dileguo del d, si dovrà esso ripetere, come in qualche altro esempio, da dissi- 
miiazione. Cfr. per ora Vit. peto pe[d]itu (da *perto, come prete prae- 
bito[r da ait preste). 





APPUNTI ETIMOLOGICI, 297 


per PE v. Georges s.v. Qui, naturalmente, moveremo da una 
forma con assai antica ettlissi, vale a dire da *b'lénúla. Tutt’ uno 
è il castell. éréndo/a, che offrirà un assai antico r dissimilato da L 
seguente (vy. Salvioni, Arch. gl. XVI 432—3).! 

bigpnia, lucch., una mangiata con molta allegria e molto vino, 
ribotta. Probabilmente sarà *bibonea da *biboneus (cfr. il blat. 
bibonius; e cfr. séprnra, se riflette *ebrionea da *ebrioneus: 
ta Arch. III 453), per il tramite di *bivonía. E dal ng (anzi 

che #) inferiamo che sia una voce imperfettamente assimilata.? 

boarina, altit. Il Salvioni, Rom. XXXI 277, citando diverse 
voci, per cui non appar chiaro il motivo dell, applicazione, è stato 
in verità male ispirato ad annoverar tra esse oarina, che è il 
nome — usato specialmente nell’ Alta Italia — di più varietà della 
cutrettola. È notissimo infatti, anche a chi non viva in campagna 
e a chi non sia cacciatore, come questi graziosi uccelletti ‘in branchi 
di vario numero, correndo e svolazzando, séguitano dappresso i 
contadini che arano e seminano i campi, per beccare gl’ insetti 
ed i vermiciattoli, che il vomero discopre smovendo la terra’ (Savi, 
Ornit. toscana II 30). E già |’ Olina, Uccell. 79, per la ‘mota- 
cilla flava’ osservò che ‘è propriamente campagnuola, e séguita i 
bestiami, d' onde ha acquistato il nome di dovarima’. S’ aggiunga 
che quest’ uccello si spinge qualche volta, con festevole franchezza, 
a cercar gl’ insetti o, meglio, le larve dello ‘oestrus’, sul dorso 
stesso del bue,! 

carruga, lucch., viottola. Secondo il Salvioni, Arch. gl. 
XVI 435, risulta forse da ruga e carrobbio. Se non che quest’ ultima 
non è voce toscana, ma dell’ Alta Italia; e qui mal s' adatta il suo 
significato di ‘quadrivio’ o ‘crocicchio’. Vi scorgeremo invece lit. 
carraja strada (cfr. il lucch. carrajpla viottola), alterato bensì da 
ruga, ancora in uso per ‘via’ nel lucchese. 

chiazza, it, macchia larga per lo più nella pelle. Il Diez 
dal ted. kletz, sudicio (cfr. Kürt.? 5285), etimologia soltanto e 
appena possibile, — per la ragione della vocal tonica —, se am- 
mettiamo che chiasza sia deverbale o part. accorciato di chiaszare. 


1 Che altre voci per ‘farfalla’ possano risalire a dello o, più probabil- 
mente, esser su questo aggettivo rimodellate (come il castell. &g//era e il 
valtell. bilina, ecc.), non sarà punto da escludere. Del resto, padrone chi 
vuole di disconoscer la convenienza formale e ideale del proposto etimo e di 
creder che il lucch. delléndora s' abbia a ripeter da codesto aggettivo; ma si 
provi nn po' a darne una dimostrazione, la quale non faccia ridere. 

2 Il Caix, Saggio 120, ha, non so da qual parte, un vigogna, che egli 
spiega ‘modo di vivere, Che sia, mal dichiarato, lo stesso termine? 

Sea designar lo 'sterco bovino? si continuasse nell’ Alta Italia anche 
bovaria (che vi starebbe di fianco a *bovacea, v. Kört.? 1528), e nessuno 
meglio del Salvioni informarci su questo punto; allora nell' ordine ideale 
potrebbe il nome di boarina dipender dagli escrementi de’ buoi anzi che 
da’ buoi stessi o da’ boari, Essa infatti, come altri uccelli silvani, trova assai 
da beccare anche nello sterco e nelle immondizie, Cfr, Savi, op. cit. II 
33—4 © 54. 


298 S. PIERI, 


Tengo per certo non vi s' abbia da vedere altro che un allótropo 
di piazza. Circa il suono iniziale, cfr. Suppl. Arch. gl. V 227—8 n. 
Si ricordi prazzata radura o nella sementa o nei capelli; e, che più 
c' importa: macchia o chiazza in un drappo (Petrocchi). Richiamo 
qui, per una certa congruenza dell’ etimo, che vien poi al traslato 
identico: palastra, lucch. e pist., chiazza che viene sulla pelle; in 
cui riconosceremo senza difficoltà un allótropo di prasira, da *p(a)- 
lastra. 


corso-boddaglio, lucch., serpe nuotatore o mangiabotte. Il 
primo termine deve esser curso[r, cioè un nominativo imparisillabo 
(cfr. qui s. traito), che più facilmente si conservava per la ragion 
del composto. L’ altro termine (in veste italiana: *bottajo), è da 
bp. ida botta (rospo), Arch. gl. XII 122—3. 


cut- o sculgrsola, it In Suppl. Arch. gl. V 113 si dá questa 
voce, che designa una varietà di formiche con la coda appuntata 
all’ insù, come un composto di cauda e di *erza prt. tronco di 
*ercliarei It Salvioni, Arch. XVI 439, registrato erroneamente 
cutérsola come lucchese (è anche del Ricett. fiorentino; v. il Voc.), 
sentenzia che codesto etimo non può reggere, anche per ragioni 
fonetiche. Aspettando a confutar le ragioni che egli le abbia 
formulate, s’ osserva intanto che l’ etimo, il quale ci porti a ‘coda 
eretta’, è reso più che mai verosimile dall’ it. rigzaculo, che dice 
anch’ esso ‘scuterzola’. E chi sa quanti altri riscontri da’ dialetti 
nostri forse potrebbe a maggior conferma suggerirci |’ erudizione 
dell’ egregio contradittore! 


dileggiare, it., beffare, deridere, schernire. Da *deris-iare 
(‘derisu’) si veniva regolarmente a *derigiure (cfr. *pertüs-iare, 
che dà per/ugiare, ecc.); poi, per dissimilazione, a */edigiare e, per 
metatesi delle due prime vocali, a *dlegrare (cfr. |’ ait. dilegione, da 
derisione, Kórt.? 2886; il cui / si dovrà ripetere appunto dal 
verbo in questione); e *dilegio -are s' alterava quasi di necessità 
in dileggio -are, attratto nella serie assai poderosa de’ verbi in 
-eggiare (v. Misc. Ascoli 421—3). Per altre dichiarazioni, cfr. 
Kort.? 2804.? 

erpicare ed arpicare, tosc., salire un luogo ripido, montar 
su, arrampicarsi. Andranno con ridire da repére strisciare (v. 
Kórt.? 7073); e procederanno, per via d' ettlissi, da *irr[e]picare 
ed *arr[e]picare. Circa il sign. originario, cfr. Y alucch. erpicare 
strascicare, strisciare, detto dei panni (Bd. lucch. 51 e 53).3 


1 Un altro prt. tronco in forma di dim. seriore ci offre forse il composto 
lucchese (e italiano) capitórsolo. Cfr. ivi 112. 

2 A tutti, credo, parrà oggi mal sostenibile, per la parte fonetica, il 
*tilliticare che è postulato ivi dal Körting; nè so veder su qual fondamento 
il Zambaldi, Voc, et. 684, attribuisca per questo verbo al Flechia |’ originazione 
da dileticare. 

® Del quale mi pare oggi preferibile questa dichiarazione all’ altra che 
già proposi, pensando a una metafora dell’ it. erficare, cioè *hirpicare 
(birpex); v. Arch. gl XII 174 n. 





a 
| 


Sidccola, it. Le voci sarde (mer.) flaca flacca ecc. ha ben 

il Nigra, cori XV 486. Or come si spiegherà la 

duppia esplosiva del termine italiano? Si può pensar che il cc 

sia sorto nella fase facla (App. Probi 198, 23 K.) o nel novello 

dimin. *faclula (cfr. occhio ecc.), anteriormente alla metatesi, per 

cui la liquida passò nella sillaba iniziale. Ma anche un *falcula 

(cfr. il *falca postulato dal Nigra), che si mutasse per una succes- 

siva metatesi in *flacula, secondo me giustificherebbe la cons. 
doppia. Di che si ritocca altrove, 


fischto, lucch., nella frase ‘calzoni col fischio’, cioè calzoni 
con apertura davanti, a sparato (Nieri). Il Salvioni, Arch. gl. 
XVI 443, vi vede continuato bellamente fissilis o *fissiilus, o il 
deverbale d'un *fischiare da *fissilare o -ülare. Se non che 
' omonimia del solito fischio da fistülare e del ben diverso fisch, 
che qui s' avrebbe, si risolverà probabilmente in una illusione. 
Innanzi tutto si dovrebbe, credo, per ragioni storiche esitare ad 
ammetter come di schietta continuazione latina un termine specifico 
(e tale sarebbe evidentemente questo), che si riferisse ai calzoni, e 
molto più se a sparato, perchè son d'uso non antico, Ora io 
non ho alcun dubbio che fischo si dicesse eufemisticamente il 
pene o fallo. Le ragioni della metafora appajono assai ovvie.! 
Ma nel caso nostro essa ha verosimilmente una ragione sua pro- 
pria; ed è in quel cavalluccio di terra cotta da un soldo, gioja di 
tanti ragazzi e strazio di tanti orecchi per le feste lucchesi della Santa 
Croce, il quale al posto della coda ha un fischietto vólto all’ insù 
somigliantissimo al membro virile d' un fanciullo. Come termine 
di sartoria venne facilmente a designare la parte dove codesto 
fischio si trova, cioè lo sparato dei calzoni. Del resto, il significato 
originario è perspicuo in molto comuni frasi come ‘abbottonarsi i 
calzoni al fischio’ (cioè: presso il f) o ‘essere sbottonato al fischio’ 
e altre simili. 


fojenco, lucch., specie di faina o puzzola. Poichè I’ etimo 
già proposto, — da *furiunciilu?, onde *fojonchio, con perdita 
dissimilativa (che si può dir necessaria) del secondo 7 (v. Suppl. 
Arch. V 113) —, mi sembra ora più che mai ragionevole, rispondo 
qui alle nuove obiezioni (v. Arch. gl. XVI 444). A fojonco, che è 
attestato anche dalla ‘Tariffa delle gab. toscane’ (1781) e registrato 
dal Tramater, mal potrà contrastare |’ inaudito fojónico, che nel 
nostro Voc. è senza esempj e si regge solo sull' autorità del Tom- 
masto e del Fanfani. Mancando un suffisso it. -orco, non fa 
meraviglia se essi (e il F. era avvezzo a ben altre audacie!) cre- 


1 Una certa somiglianza tra il fallo e lo strumento da fischiare ci risulta 
come riconosciuta dall’ intuizione volgare anche nella frase ‘pigliare un cazzo 
per un fischio’, cioè confondere una cosa con altra o equivocare all’ ingrosso. 

* Che codesta forma volgarlatina sia grandemente verosimile, attesta il 
sinonimo afrnc, da *furione, all. a spgn. huron da *furone (base 
fur”); v. Thomas, Essais de phil. française, 305 n. 


| | 
L 300 S. PIERI, 


dettero di restaurar questo in -dnico, che è un’ uscita non estranea 
a voci dotte e semidotte, Non vedo poi perchè il fojonco difficil- 
te si stacchi, come il Salvioni afferma, dall’ altit. Join foina e 
dal frnc. fowin (tutt uno questi coll’ it. faina), forse da *faginu -a 
(‘fagus’): cfr. Kért.2 3586 e ‘Dict, général’; con cui per avventura 
il fojonco ha tanto che fare quanto il lat. fur con fagus! D’ altra 
parte la voce in questione per noi resta materialmente connessa al 
sinon. furello (sic. furiltu, prov, e fine. jure!) e agli altri che s' ad- 
ducevano qui in nota; fatto che accrescerà di molto la probabilià 
] dell’ etimo e che è trascurato dal Salvioni. 
| gragnuola, it, grandine. A orecchio s’ ha I illusione che 
| debba proceder da grando -inis; e infatti lo Zambaldi, Voc. et. 
610 (e dietro a lui il Petrocchi), vi poneva a base un *gran- 
dinüla, da cui sarebbe impossibile il ricavar la voce in questione. 
Ma riveniamo veramente a *graneola (‘granum’; e per la a 
morfologica, cfr. granea polenta di grano col latte: Catone). Di- 
rettamente da granu o grana è di certo il sill. grancééar gran- 
dinare (onde il sost. granegga); v. Arch. gl. XIII 340n. E cfr. lo 
spgn. graniso grandine, Kört.? 4328. 
grembo, it. Come vi sorse, da grémiu, il gruppo -mb-? Il 
| Meyer-Lúbke non ne parla. Il Diez, che a buon diritto gli para- 
| gona I’ arc. combralo (commeatu) e il mil. scimbia e vendembia, vede 
Il. nel 5 un’ epentesi. Si tratterà qui veramente di un anteriore mm 
| | dissimilato in mb (cfr. Studj rom. I 56 s. zembo), cioè di quel pro- 
cesso che io non esito ormai a riconoscere in cambera e suoi 
| simili del volgare toscano.! Più vicino all’ etimo è il lucch. grembio 
(cfr. it. grembiale -ule), che procederà dunque da *gremmio (cfr. 
ancora il mil. scimbia da scimmia). L'ettlissi dello j si dovrà a 
| un rifoggiamento su /eméo, con cui ha senza dubbio una certa 
| congruenza ideale, e forse altresì su membo. 


gnudo, it. - Quale il rapporto fonetico di questa forma 
ue, é parso finqui e pare un problema (cfr. 

ETA es non erro, _tgnudo ci nasconde 
e Oo mM si derivarono od am- 
A = ac r Zr comer ecc.; _M.-Lúbke 
“dell MER (er. il tose. volg. 

Li 1 gl XII 125—6), onde 





ali | y N 7 Mr 
E am (mac i” 
+» Fr ' 









a 30). 


























APPUNTI ETIMOLOGICI. 301 


troppa: la. differenza. di significato. E questi a ogni modo non 
proverranno già dall’ incrocio di ‘follare’ e ‘calcare’, come il S. 
ma saranno semplicemente un *full[i]care (‘fullare’, Kört,? 

4037 

ingojare, inghiottire. 11 Caix da *inguliare, e pS il 
Flechia da *ingluviare; cfr. Kört.? 4979. Se consideriamo che 
ingojare è Vesattissimo equivalente d' ingollare (y. anche Tommasdo, 
Diz. dei sin. 3194), che in qualche parte gli prevale nell’ uso, parrá 
migliore etimo *ingulliare, a creder nostro da *ingutliare, 
come ingollare da *ingutlare per *inglutare = inglutire!; 
v. Studj rom. 144. Un parallelo d’ ingojare (da *ingolliare) all. a 
ingollare, ci sta innanzi in dimojare (da *dimolliare) all. a dimollare. 
Per j da £j nel toscano, cfr. Arch. gl. XII 116. 

innagrare, lucch. (Versilia), spinger dentro con forza (cfr. 
Zeitschr. XXVIII 182). È lo stesso che l’ait. innaverare perforare, 
trafiggere, di che v. Diez s. naverare, Per gr da or, cfr. sciograre 
e sciogro, Arch. gl. XII 119. 

dattímelle, lucch. Che sia un composto degli ag a 
lactes ed animelle (come riconobbe già il Caix, st. 118), risulta 
anche dall’ aferesi nell’ alucch. aé/ime/le (Laurenzi, Amalthea onom. 
733), per cui la nostra voce si veniva a conguagliare anche nel suo 
principio con la voce italiana. 

leppa e lebbra, lucch., brezza pungente (Nieri). Non sepa- 
rabile, credo, dall’ ait. 40, che dice ‘puzza d' arso unto’ (Dante 
e Fr. da Buti, Zuf. 30, 99), d' etimo ancora ignoto. Dalla primitiva 
accezione deve esser meno discosta la voce lucchese. Si tratterà 
dunque d’uno stesso termine, il quale da ‘soffio’ o ‘alito’ viene a 
*cattivo odore”. 

| lodra, alucch., lontra (Laurenzi, Amalthea onom. 721). È 
un altro notevole continuatore di lútra; cfr. Kórt.? 5759. 

s De sorta di zattera (cfr. Arch. gl. XII 130). È Y equi- 
pollente it. <> cop (v. Tramater), da magida bacino, piatto (cfr. 
ch ¿e cospicuo esempio di / da p (cfr. Zeitschr. 
XXV 60 n).3 


a la Ds A di questo verbo alla quarta conjugazione, con lo 


paragone il lucch, ingollire (S. Andrea di Cóm- 


Tu Er Credo anch’ io alla mutua connessione di codeste due voci e che la 
se co =e fix oop ee oh Arch. gl. XVI 451 e 410); ma dal lato fonetico 

dei pS A, per ora, quanto al 55, un esempio isolato, 
i ati pra, istituito dal Salvioni, con niebbita; dove 
L come il primario, si raddoppia in ugual con- 
Tot € in al pa esempj (cfr. Arch. gl. XII 123, Zeitschr, XXVII 587 n); 
di » da un Le originario PP. 

o vorrá riconoscere questa alterazione nel lucch. 
vioni, ds gl. XVI 430), il quale non è che araunare, da 
"ado a prostetico. E sia ricordato qui S. Gili, non 
. Arch. V 223, s. questa v.), Rispetto a cui fa pena il 










302 S. PIERI, 


maniato, it, dipinto 1, tale e quale, stessissimo. Da minzafo 
il Minucci (Note al M%alm. 11 75), e dipoi il Diez e molti altri; il 
Caix da mania biliorsa, spauracchio dei bambini. Cfr. Kórt.? 5881. 
L' etimo sarà piuttosto I’ ait. mania effigie di cera, che è — con 
metaplasmo — il normal continuatore d’i]magine (cfr. ferrana 
da farragine, e insieme: pánia da pagina), ed ha esempio del 
sec. XIV; v. Fanfani s. v.? Ne risulta che 4 maniafo vale, con 
piena esattezza, ‘lui dipinto’ (come si dice anch’ oggi), lui in 
effigie, lui tale e quale, Non importa avvertire che |’ etimo del 
Caix, trattandosi di voce schietta volgare, avrebbe dovuto dar 
“magna, anzi che manta. 


menno, lucch., inetto, citrullo. Che sia tutt’ uno con Menno, 
accorciamento di ‘Domenico’, come poneva il Nieri (cfr. Studj di 
fil. rom. IX 727), se anche non pare al Salvioni (cfr. Arch. gl 
XVI 455), risulta si può dir con certezza dall’ it. ménico minchione 
(Petrocchi), cioè AMenico per ‘Domenico’. 

medesima, mt. lucch., mercoledì. Vi confluiscono curiosa- 
mente due forme della stessa parola; e cioè *med$ima (per *med:f- 
Sima’, con metatesi da messédima, v. Arch. gl. XII 117, nm. 63), e 
mecétAdima, da media-hebdòmas (cfr. Kórt.? 4526), come è ben noto. 

pdralo, lucch., posta raddoppiata per vincita, che si lascia 
come nuova posta dello sfoglio seguente, al giuoco del Faraone. 
È pirolo (= ‘lo paro’, sottint. ‘il denaro” o sim.), cioè ‘tengo la 
posta’. Al giuoco della Riffa in tal caso si diceva appunto párola; 
v. Note al Afalm. II 14. Osservabile in questa voce il processo mor- 
fologico, che non so avvertito da alcuno; e gioverebbe conoscerne 
qualche altro esempio. 

frana, lucch., penera o cappio di crine a uso di caccia. 
Pare dall’ equival. pëdica, con diverso suffisso. E tutt’ uno deve 
essere il lucch. prime, penero o vivagno; per avventura così detto 
dalla somiglianza che ha con le penere intrecciate sul posatojo. 


pernice, it. L' alterazione di RD in rn, che appar soltanto 
nella risposta italiana di perdice (cfr. I’ afrnc. perdis, frac. perdris, 
ecc.f), nessuno di certo la vorrebbe oggi ripeter da un semplice 
trapasso fonetico. Come si dovrà dunque dichiarare? Probabil- 
mente abbiamo qui un nuovo esempio di contaminazione tra sino- 
nimi, in guisa che pernice ripeta il suo rn da color- O coturnice. 


veder che il Salvioni, contro 1' uso generale cd ogni ragione storica, sempre 
scriva barbaramente Ferstir/:2; molto più che egli di certo non presume d’ in- 
culcare, coll’ autorità sua, uno sproposito. 

1 Con questo sign. è del Soderini (sec. XVI); v. Gherardini, Suppl 
a’ Voc. italiani sv, 

2 Ancor vivo nella toponomastica lucchese; v. Stppl Arch. gl V 182s. 
imagine. E cfr, Bianchi, Arch. gl. XIII 201. 

2 Circa £ in luogo ci ss, cfr. il gart. meceétrma (Nieri), il quale sta a 
mescdima (cir, mesedima, Bd. lacch. 23), come l'ait vaselio sta a maselle (v. Arch. 
el DI 304). 

€ Anche la Sardegna ci dà fierdixi -sí e pradixi (Hillver-Giglioli, 
Avil, it 540 e 410) 








APPUNTI ETIMOLOGICI. 303 


pilurlo e piturlino, lucch., grullo, minchione; poi anche: 
bonicola (‘alauda arborea”, Linn.). In piturlino sarà da vedere il 
dimin. doppio dell’ equivalente pitoro Luro; perciò quasi da *pitor- 
(o)/-ino. È piturlo sarà un altro esempio di ‘presunto positivo”, 
che si ricavava da Dilurlino. Cfr. qui s. buccello, In quanto designi 
l' allodola, soccorre il sinonimo fior. maffolina o lodola mallugia, e 
pur anche donicola (che varrà ‘bonaria’ o ‘minchiona’), e il sen. 
trúllora (cfr. Y it. trul/o minchione). 

pocciare (rifl.), poccione, lucch., sederre poltrendo, poltrone 
(Lucchesini). A base potrà star lo spgn. poncho fiacco, pigro. 
Per la forma, cfr. il lucch. bargecio, dall’ alucch. (e it.) baroncio (v. 
qui s. v.). Sarebbe uno spagnolismo forse peculiare in Toscana a 
questo dialetto, come /onfig/io guardinfante (Lucch.), barasciare (v. 
Arch. gl. XII 127), e qualche altro. 

pretto, it, schietto, non mescolato. L’ origine da pureffo 
(dim. di puro), v. Diez s. v., affermata già dal Redi, è confermata 
dall’ uso antico di pure/fo con la precisa accezione di preffo (p. e. 
in ‘vino puretto”), che si trova anche in Dante (Forma e materia 
congiunte e purette Usciro ad esser che non avea fallo; Par. 29, 22 
— 3). All’ alterazione della tonica potè contribuire il sinon. schie/fo; 
e del resto v. Arch. gl. XV 474—5, Zeitschr. XXVII 592—3. 

rema, ciascuna delle cosce d' uno scaleo a piuoli (Nieri). Se 
pensiamo che le due ‘cosce’, in cui stanno confissi orizzontalmente 
i piuoli, sono per lo più fatte d'un grosso ramo o palo spaccato 
per il lungo, non potrà recar meraviglia che ciascuna di codeste 
due parti abbia nome di ‘fenditura’ o ‘spaccatura’. Da rima, 
dunque (che si continua nel ladino e nel portoghese; cfr. Kört.? 
5095); 0 e se questo etimo, come spero, è giusto, avremo qui un 
altro bell esempio d’z da I per influsso di contigua labiale (cfr. 
Arch. gl. XV 470—1, Zeitschr. XXVII 591). 

remare e rembare, lucch., cessare, smettere (Nieri). Sono i 
presunti positivi o primitivi, che furon ricavati da remolare e rem- 
bolare (‘remorare’), — Per simil modo: grammare, lucch., gramolare 
(Nieri), procede dall’ equivalente grammolare, che è la fase anteriore 
di grambolare (cfr. qui s. grembo); cfr. Salvioni, Arch. XVI 408 
(nm. 94). 

renliala, lucch,, quello strisciare |’ una sull’ altra che fanno 
due barche urtandosi (Viareggio). Sarà *hae]renticata ('haerens”). 
Cfr. il vnz. ar- O darente (e Kört.? 4454). 

ribreééare, lucch., ventolare di nuovo, — il grano; e anche: 
asciugar bene [all aria], — i panni (Valdinievole; Nieri)!, È un 
notevole e bel derivato da dre&a. Cfr. Studj rom. I 53 s, sfavicare, 

rovaglione e rava-, it, vaiuolo selvatico. Credo, come altri 
già propose, da variolone (cfr. Zambaldi 1051); ma con diverse 


1 Il Petrocchi, sotto la linea e senz’ altra ere ze 
pistojese) ha bredéare similmente per ‘ventolare, — il grano 





304 S. PIERI, 


metatesi, di consonanti e di vocali, e cioè: *ravjolone; *ravoljone ; 
*rovaljone. La seconda forma, raraglione, che forse è la sola oggi in 
uso, sarebbe dunque seriore. E in questo, come sembra avere anche 
in più altri esemplari, il suffisso -one avrebbe valor diminutivo, di 
che persuade anche il sinon. varicella (cfr. Suppl. Arch. gl. V 238 n, 
nonchè: piantone, pollone; arnione O rognone; scaglione, Arch. gl 
XV 192; cacchione e mil. cagnon, Nigra ivi 497). 

rutíare, it, scherzare con certa vivacità, fare il chiasso; 
ruéîo, il ruzzare, voglia di ruzzare. Secondo il Caix, st. 143, forse 
con metatesi da Zurrare e Zurro (cfr. Behrens 43), per cui il Diez 
pensava a surire essere in fregola (cfr. Kórt.? 9283); all. a ¿urlare 
e surlo (con distrazione della geminata per r; cfr. il lucch. cimurlo 
-1r0). Nelle due coppie riconosceremo di certo la stessa materia; 
ma per la ricerca dell’ etimo parrà ragionevole che moviamo dalla 
prima coppia, — la quale “latius patet’ nell’ uso antico e moderno —, 
e che supponiamo la metatesi piuttosto nella seconda. E ruééure 
potrà bene esser *lúsare (‘ludere’), assai più conveniente, nel- 
I’ ordine ideale, dell’ etimo accennato dal Diez. Di # da *s* (in 
quanto si continui questo per $), cfr. raffure, Arch. XV 1871. Ri- 
mane qualche incertezza a causa di r iniziale, che forse è dovuto 
all’ incrocio con qualche sinonimo; ma a ogni modo, cfr. il lucch. 
rave, all. a lave, da labes, Suppl. Arch. gl. V 151 [e ora Salvioni, 
Arch. gl. XVI 464]. Probabilmente connesso è x#£0/, volg. fregola, 
appetito intenso, da *ıJussolo, con discrezione dell’ articolo. Da 
‘ruzzo’ si passava facilmente a ‘fregola’, e di qui ad ‘appetito 
intenso” in generale. In altro modo il Caix; cfr. Kört.? 3295. 

sdrajare -rsi, it, buttare -rsi giù a giacere. Gli esempj 
non sono anteriori al cinquecento. Come è ben noto, il Diez 
propose il got. straujan e |’ aat strewjan, distendere. Da *dis- 
radiare, quasi ‘raggiare in parti diverse’ il M.-Lübke, Zeitschr. 
X 173 (cfr. It gr. 113 e’42—3). Ma come questa origine appar 
troppo ricercata e ingegnosa, così ‘a priori” la più verosimile dovrà 
sembrar quella che connetta s/rajare al verbo latino esprimente lo 
stesso suo concetto, cioè a sternére. Ora il pist ha sfrato e 
sirazo, agg. di cose distese o .sparse per terra (stratu; cfr. Salvioni, 
Nuove postille s. sternere); e c’ è sfradare in senso di ‘spargere’, 
quasi ‘lastricare’ di q. c. il suolo (*stratare; e vedi les in 
Fanfani. Credo perciò che sdrajare rivenga a *stradjare. Il 
passaggio della dentale sorda in sonora per dissimilazione dovrà 
esser preceduto all’ età (di certo non molto antica), in cui dj si 
ridusse a / in alcuni esempj (ajutare, nojare, Friano, ecc.).2 Non 


1 Aggiungi befsafio fra sodo e tenero, lucch. basutte sodo (agg. di ‘uucvo 
bollito”), per cui lo Zambaldi, 126, proponeva il ted. (dial?) besoffen bollito. 

2 Cfr. il M.-Lübke al luogo cit. Ma lo scrivente non ammette per nulla 
che il doppio esito italiano offerto da 1] Dj ecc. si debba ripetere dalla di- 
versa condizione di codeste formule rispetto ali’ accento. La stessa tesi si 
cercò d’ oppugnare per le esplosive sorde e per s fra vocali (v. Arch. gl 
XV 369 ss.; XVI 1633.) 











APPUNTI ETIMOLOGICÍ. 305 


è ben chiara l' alterazione del nesso iniziale, avvenuta probabilmente 
per influsso di qualche altra voce; ma pur cfr, il sen. sdrusciare str-. 

Sgrandinato, tosc., scarmigliato (dei capelli), e insieme: sciatto, 
sgraziato; v. Fanfani. Sgrendinare, lucch., arruffare, scarmigliare 
(i capelli), per lo più: ¿grendinalo, part.-aggettivo. Penso a quella 
pee hour diffusa sul territorio germanico e pur conosciuta sul 

igni ‘barba’ o ‘capigliatura’, o anche ‘resta delle 

pit af] onde il tardo mlat. granones e grenones, con cui andó 
confuso crinis: v. Diez 1 s. greña. Si riverrebbe dunque ad 
*exgran- o *exgrenonare, con nd da N sorto in penultima di 
sdracciolo (lucch. fgréndina ecc.; cfr. Arch. gl. XII 120), e con : da 
o in pari condizione, il quale può esser sì di ragion fonetica, sì 
per infl, di spelfinare (3 p. spéttina, ecc.) e d' altri simili.! 

fmontd, mont, lomb., scolorire -rsi, scolorito, Il Salvioni, 
Nuove postille, li deriva da emüngére. Ma, come per |’ equiva- 
lente it. smontare, avremo il solito verbo da monte (q. ‘discendere’, 
‘scadere’). Cfr. montare, che vale ‘acquistare di vivezza’, parimente 
de’ colori, e che si vorrebbe veder registrato nel Voc. italiano. 

sirementire, ait, sgomentare, atterrire. Anzi che da *ex- 
terrimentum (v. Zambaldi, 1288), da tremens; onde sarà *ex- 
trementire (cfr. lait. infrementire diventar timido, tremare); e per 
la ragione morfologica sia rammentato il sinon. spaventare, da pa- 
vens (Diez Is, v.). Da esso non credo che debba andar separato 
stremenzire O -inzire (oggi anche: s/riminsire), che stando alla 
definizione dei Vocabolarj (cioè: ridurre stentato, venire a stento) 
parrebbe connesso a sfremare (da siremo, cioè extremu); ma varrà 
piuttosto, in origine: ridurre o esser tremante dal freddo, e però: 
stentato, misero, gramo. Si noti che questo verbo è proprio in 
singolar modo delle piante. Per la ragion fonetica, cfr. indolenzire, 
all. ad ait. indolentire. 

tassello, it. Come ‘conio per le medaglie’ sarà taxillus; 
e come ‘pezzo o pezzetto quadrangolare, di pietra o legno od 
altro, per lo più a risarcire un guasto’, procederà con mutato genere 
da tessella (dim. di ‘tesséra’), o ad ogni modo risulterà da con- 
fluenza delle due voci.3 Cfr, per ambedue il Forcellini. Il Diez 
considera solo il secondo termine (definito da lui con poca esat- 
tezza), che egli ripete da ‘taxillus’. Circa /assellino o -elletto piccola 
incudine, all. al sinon. /asse/tino o fassetto (Cellini), restiamo incerti 
a qual de’ due si connetta. 


1 Notevole assai: gréndine, ciocche di capelli arruffate e scomposte 
(Nieri, Giunte e corr. 262; da Villa Basilica). E cfr. Arch. gl. XVI 448 s. v. 
2 Cfr. il lucch. strimitsire (che dovrà lo -ifé- a rnfériééire, Misc, Ascoli 
432); e si ricordi, per la ragion del significato, il pur lucch. s/rimigéone forte 
brivido che scuote tutto il corpo. 
1 Qualche Voc. it. offre in questo senso anche fessello (e cfr. tessellare 
tass-). 
>, Osservabile questo, perchè ricavato con soppressione del primo suffisso 
da Zusselletto, in cui si suppose un ‘diminutivo doppio’ (cioè da tass-ell-etto), 


Zeitschr, £ rom, Phil. XXX, 20 


306 S. PIERI, APPÜNTI ETIMOLOGICI. 


Irdito, tosc., corda a uso di tirare e chiuder le reti (cfr. Savi 
Ornit. toscana, II 60, e più volte appresso; Gherardini s. v.), che 
da altri è detta /ra/ojo. Sarà un nuovo e bell’ esempio, al pari 
dell’ equivalente mil. fra, di nomin. imparisillabo, da ascriver nella 
serie di sarto da sarto[r (cfr. Studj rom. I 43 s. imbuto). Quanto 
al dittongo della voce toscana, anzi che vedervi anormale risoluzione 
del cr di tractofr, penseremo che s' abbia a ripeter da un *rai- 
tofr, fatto o rifatto sul tema di *traere; e cfr. l’ alucch. /dito da 
*facitu (Arch. gl. XVI 442).! 


trattone, mt. lucch., folto cespuglio. Potrà essere il sinon. 
frattone (da fratta, sost.), v. Suppl. Arch. V 125—6 s. fractu, con 
mutamento dovuto all’ alternativa di fra e fra. Cfr. il pist. fral- 
lenere tratt-. 


túllore, lucch., castagne secche lessate (it. figlie o figliate). 
Il Caix st. 170, da “flore, ‘con y tonico in u dav. a // come in 
fanciullo per fancillo o -ello. È voce originaria della mt. lucchese, 
secondo la cui fonetica a un it. */#lole si risponderebbe con */l/ure 
(cfr. Arch. gl. XII 115). Credo che da questa forma risulti /4llore 
per metatesi fra vocal tonica e postonica (cfr. Studj rom. I 45—6s. 
nebbia), cioè da *fúllire, che tosto assumesse la solita desinenza 
indigena (Tore, ure). A ogni modo gioverà osservare, quanto 
alla ricerca dell’ etimo finora ignoto dell’ it. #gha castagna, che 
la voce lucchese col suo / persuade un *///a, onde quest’ altra sa- 
rebbe un derivato per -Ta. 


1 Male, a parer mio, il Salvioni deriva il mil. frac‘ da tractus -um 
(v. Postille s. v.). 


SILVIO PIERI. 


Notes d'étymologie romane, 


1. Francais. 


Coquemart, pot. 


La forme primitive est coguemar (1380), qui se trouve encore 
dans Nicot (,un coguemar ou une chaudière“) et dans la première 
edition du Dictionnaire de l’Académie; cependant, la finale analogique 
“ari est assez ancienne, et Villon fait rimer Gerard avec coquemard. 
La dérivation du mot du lat. cucuma, chaudron, revient déjà 
dans Nicot („putant a cucuma deduci“) et s'est transmise, par 
Ménage, à Diez et à Kórting: ,CUCUMA, bouilloire, d'où it. cogoma, 
pot (roum. cumar, pot de chambre, fr. coquemar, esp. comal).“ Or, 
la parenthèse ajoutée par le dernier lexicographe contient plus 
d'une erreur. Le roum. cumar vient du grec mod. xovudpt, pot, 
et l'esp. comal est un mot mexicain (comafli) ayant le sens de: 
disque en terre avec des rebords, employé au Mexique pour faire 
cuire les tourtes de maïs. Quant à coguemar, comment le rattacher 
à cucuma, qui aurait dû donner cocome (cf. it. cógoma)? 

De plus, on a le pr. coucoumar, pot, et (en Rouergue) cruche 
à vin, et le bysantin xovxovudaprv, pot (X° siècle), d'où le gr. 
mod. xovxovuage et xovuapı (v. ci-dessus le roum. cumar), ainsi 
que Panc. slave kukumart, godet. Ces formes postulent un bas-lat. 
cucumarium (bysantin xovxoruagıor), parallèle à cucumellum, bysantin 
xovxotutor. C'est à cette filière médiévale, et non pas directement 
au latin, que remonte le terme français. 


Croquignole. 


Le sens premier du mot est ,pâtisserie croquante“, d’où celui 
de „chiquenaude“. Rabelais, chez lequel on le rencontre d’abord 
écrit tantôt croguinolle (I, 22) et tantôt croguignolle (II, 7). Il im- 
porte d'établir la filiation des formes et des sens. L’anc. fr. 
connaît des formes fréquentatives telles que: 

agastiner, de agaster, ravager; 

agraliner, égratigner, de agrater, gratter, à coté de graliner, 
grater, id.; 

pietiner, de pieler, id.; 

fapigner, maltraiter, de faper; 

lastiner, de taster, táter; 


308 LAZARE SAINÉAN, 


dortiner, à côté de tortiller; 

trepigner et treper, trotigner et troter (ces deux derniers dans 
Rabelais). 

Et de même: croguiner, a côté de croqueter, d’où les sub- 
stantifs verbaux croguine (le primitif de croguinole) et croguèle (le 
synonyme wallon du précédent). 

L'association des idées: manger-battre ou pátisserie-coup, est 
assez familière: cf. pop. b4fre, repas copieux et gifle (argot bergnet, 
coup), Mayen. tortignole (torquignole), chiquenaude, propr. petite 
tourte (v. ci-dessus fortimer); fr. casse-museau (XV° s.) et talemouse 
(XIV* s.) signifient à la fois gâteau et soufflet. 

L'explication de croguignole comme un dérivé de croquer, 
manger, par une forme intermédiaire croguiner, suggère une inter- 
prétation pareille pour son synonyme contemporain chiguenaude, qui 
remonte à chguer, mâcher, manger, par *chiquener. Et le synonyme 
picard piguenole (Damprichard piguenaude) accuse une formation 
parallèle, dérivant de piquer (piquener), francisé en pichenette, propr. 
petite piqúre. 

Dame-jeanne. 


Désigner une très grosse bouteille par le nom d'une personne, 
d'une grosse dame ou d'un gros monsieur, il n’y a là rien de sur- 
prenant pour l’imagination populaire: au fr. dame-jeanne (1694), à 
savoir Dume Jeanne, répond d'un côté, le bournois meri-djane 
(c.-d-d. Marie Jeanne), bouteille de 2!/, litres, et le parmesan mada- 
lenna (c.-à-d. Madeleine), le synonyme dialectal de lit. damigiana, 
pr. demojano (ces deux derniers empruntés au français); de l’autre, 
le pr. munoli, grosse bouteille, ou papo-munolt, id, popr. papa 
Emmanuel. Ajoutons les termes argotiques: dame blanche, ou fille, 
bouteille pleine. 

Littré avait d’abord admis l’origine métaphorique, mais, dans 
le Supplément, il renvoie à Varabe dumajan, grand flacon; or, le 
terme arabe, mentionné d'abord par Niebuhr (1776), est un emprunt 
fait au français au XVIII siècle, par le commerce avec le Levant! 


Dégringoler. 

Le patois du Pas-de-Calais a conservé le sens originaire du 
mot: tomber en roulant de haut en bas d'une grimgole, ou colline 
escarpée; et ce sens perce encore dans le plus ancien exemple 
qu'on cite de d'Assoucy: digringuler du haut d’un rocher. Le 
terme, d’origine picarde, répond exactement à «rocker, au mème sens, 
et à lit dirapure, „precipitar giù da una china‘; cf. roum. pogor 
(cubor), descendre, primitivement d’une montagne (slave gora, mon- 
tigne), celle-ci étant le but vers lequel se dirige le mouvement de 


2 Suivant Alart (cite par Mistral), le pr. ZJumoruno serait pour demana 
(lat. Jovita) et desiguerait une mesure de capacité de contenance double; 
cette explication a étè adoptee par le Dutiormaare General. V. aussi Korting 
sv. Dumagkan. 











NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE, 309 


bas en haut (cf. fr. monfer) et le point de départ du mouvement 
en sens contraire. Le mayennois dérigoler, picard déringoler, dégrin- 
goler, rend cette notion par l'image de l’eau se précipitant le 
long d'une rigole! Le pr. chourra, couler, signifie, en béarnais, 


Dorelot. 

Le sens primitif de ce mot ancien, qui survit encore en picard, 
est bijou“ et répond au pr. daurilho, id.: c'est un diminutif de 
dor (= or, en picard), d'où dorlot, dorelot (cf. angelot), amplifié en 
dorenlot. Des sens secondaires, relevons d'abord celui de ,mignon* 
(cf. mon érjou!), qui sert en même temps comme refrain dans l’an- 
cienne dolila lyrique (dorlotin! dorenlot! doreleu! dorenleu!) et de 
là, le moderne dorloter, mignarder. 

Les autres acceptions sont, d'un cóté, affiquet ou ruban (dor- 
lotier, fabricant de rubans), et de l’autre, grosse boucle de cheveux 
relevée sur le front (cf. boucle d'or), d'où l’anc. fr. dorloler, friser 
les cheveux ou la barbe. Diez, en rapprochant dore/of de l’anglo- 
saxon deorling, chéri, admet le sens abstrait comme point de départ 
des acceptions concrètes ultérieures. 


Enjóler. 


„C'est une métaphore, dit Ménage, prise des oiseleurs qui 
attirent les oiseaux dans leurs filets, par le chant d'autres oiseaux;* 
et il identifie Panc. fr, enjaoler (esp. enjaular), emprisonner, avec 
enjôler, séduire (XVI* siècle), sens réellement incompatibles? En 
fait, les deux verbes en question n'ont aucun rapport entre eux: 

, séduire, est la forme moderne de l’anc. fr. enfoeler, parer 
de joyaux, l'éternel moyen de séduction, et ce sens primordial est 
encore inhérent au berrichon enjé/er, donner des bijoux. Les patois 
se servent d'images semblables pour rendre la même notion: Genève 
embijoler, cajoler, caresser, endormir par des paroles flatteuses 
(= donner des bijoux); Poitou embabioler, tromper par de belles 
paroles, Pas-de-Calais enjinjoler, enjôler (de babiole ou jinjole, baga- 
telle). 

Grec, tricheur. 


Le sens primitif du mot est ,crochet* (grecs ae sanglier, denti 
di sopra del cinghiale*, Duez), comme dans l’abruzzois (arengreccd, 
spiegare in cima a mò di uncino“). Et c'est à ce sens que re- 
montent les acceptions secondaires: avare et filou. 

a) Grec, avare, en normand et en wallon (avec ce sens déjà 
dans Cotgrave), d'où grecquerie, trait d'avarice; cf. Mayen. croc, 
crochet et avare, et Harpagon; 


1 Lit. dringolare, dandiner (dont Caix rapproche dégringoler) répond 
au pr. dringo-drango, exprimant le bruit de deux corps qu’on fait successive- 
ment monter et descendre. 

2 Pour d'autres hypothèses, v. Korting, 


310 LAZARE SAINÉAN, 


b) Grec, filou, tricheur, mot d'origine argotique (cf. il a les 
mains crochues), appelé encore griffon et vaufour. On met generale- 
ment le mot, dans ce sens, en rapport avec le nom ethnique Grec, 
en alléguant la mauvaise réputation de ce peuple dans l’antiquité;! 
mais on ne voit pas bien en quoi les témoignages des écrivains 
classiques à cet égard auraient pu influencer un changement de 
sens qui apparaît au XVIII° siècle. 


Machicoulis. 


Ce terme de fortification paraît au XIV* siècle, d’abord sous 
forme verbale (1358: machicouler), d'où Von a tiré le substantif 
michecoulis (le circonflexe est purement graphique et dû à mácher) 
ou máchicoulis, latinisé en machicollamentum. Le verbe machicouler, 
garnir de machicoulis, répond à Pit. macciaculare (mazzaculare, mazzi- 
culare, mazzucolare), faire tomber ou précipiter, d'où mazziculo, cul- 
bute. La Crusca cite le passage suivant de Giordano Rivalto, 
sermonnaire du XIV siècle: „I nemico non ti ci mena sui monti 
alti e dirupati, perchè tu giungi al termine, ma per farti mazzu- 
colare», et commente le terme par: cader in giù in precipizio. C'est 
exactement le sens du terme français: un máchicoulis est une ouver- 
ture pour faire tomber des projectiles sur les assaillants, ce que 
les Italiens appellent caditota, litt. tombante. Reste à savoir si 
massiculare a jamais été employé dans ce sens technique; les sources 
dont nous disposous l’ignorent. 


Marpaut. 


Ce mot anc. fr. au sens de gourmand et de voleur, se retrouve 
dans plusieurs patois: Mayenne et Champagre (avec les mêmes 
sens), Berry (lourdaud), Normandie (sale, dégoüiant); de mème, pr. 
marf:u, fripon, grossier, Naples et Abruzzes marpivne, fourbe, malin. 
L'acveption primitive est celle de guurmand (cf. /ripon), comme le 
prouve le dauphinois murpu/hi, manger gou.úment, apparenté à l’anc. 
fr. morpier où morfier, bâfrer (morpunil et morfisice, gourmandise, se 
trouvent dans Rabelais), it meorfire, id. De là, les doublets patois 
italiens: Abruzzes "rfi ne ei morfione, Sicile marpiuni et marfuni, 
fourbe, À côté du comasque murfgr:n. voieur. Quant à l’origine 
de murfer, le rapprochement du roum. "17://3}, grignoter (qui exclut 
toute derivation germanique) permet C'y voir une onomatopée, 
exprimant le mouvement des joues lorsu'on mache lentement, sur- 
tout chez les personnes qui n'ont pas de dents. 


Papelard, hypocrite. 
L'anc. fr. Außer, faire l'hypecrite, suppose un Aupeit, hypo- 


crite, analogue A Augeur 7, tous les deux dérivant d'un verbe *pa- 
fer. fréquentatit de suger, manger. en pariant des petits enfants. 


1 Voir Fr. Michel, Divtiemmuare d'Arsot sv. gre. 


NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE. 311 


Le sens fondamental de papelard est „niais“ (cf. Parme papa 
nigaud), sens conservé par Pit, pappalardo, emprunté au frange 
et qu’on rencontre d’abord dans le Zyat/ato dei seite peccati mortali, 
traduit en 1311 par le Père Jacopone da Todi, d’après Le Livre 
de Vices et des Vertus. La transition de sens de „simple d’esprit“ 
sbigot* n'est pas rare: cf. fr, Tartufe, hypocrite, en rapport 
> le napolitain /aratufolo, niais (propr. his et, inversement, 
Vit, santoccio, benét. Le terme papelard a été, dès le XIII* siècle, 
décomposé en pape-lard et interprété en conséquence: Tel fait 
devant le papelar/, Qui par derriere pape lart (G. de Coincy). C'est 
là une véritable étymologie populaire. 


Poulemart. 


Ce mot désigne le gros fil d'emballage, dans deux passages 
de Rabelais, qui l'avait emprunté au pr. pouloumar, fil à voile, 
grosse ficelle. Le plus ancien texte remonte à la fin du XIV* siècle 
(1399): pro folomario ad suendum (Du Cange), et un document 
lyonnais de 1742 ajoute: fil de polomar pour faire les cordeaux. 
De Puitspelu, á qui nous empruntons ce dernier témoignage, ex- 
plique le mot: (corde à) pou/ie marine, avec extension de sens. En 
fait, ce terme nautique appartient au catalan, où il se présente sous 
la double forme: 


a) palomera, cáble, d'oú it. palamara qe en anc. fr. palamare, 
1336, ap. Jal, et en gr. mod. xalaudor), à côté de l’anc. vénitien 
palombera, anc. port, palomeira, cable; 

b) palomar, fil de câble, d’où pr. pouloumar (latinisé en polo- 
marium) et anc, fr. poulemart, gros fil. 

Le terme catalan dérive, sous sa double forme, de pa/oma, 
qui signifie à la fois pigeon et élingue, espèce de cordage, à 
l'instar du pr. paloumbo (Gasc. paloumo, Lang. pouloumo), palombe et 
élingue. Il est bien difhicile de saisir l'image qui a permis de passer 
du nom de l'oiseau à son application nautique, mais c'est aller trop 
loin que de mettre en doute, comme le fait Jal, à cause de notre 
ignorance, la réalité du rapport métaphorique. La terminologie 
nautique est précisément une des plus imagées: les marins ont 
largement puisé dans toute la nature vivante, et principalement dans 
le règne animal. Les traits qui frappent l'imagination populaire 
échappent souvent à l'intelligence cultivée, mais ces intuitions n’en 
reposent pas moins sur des rapports réels que le hasard d'un 
rapprochement peut éclaircir et justifier. 

Relevons, à propos de poulemart, une curieuse méprise des 
anciens lexicographes qui donnent à ce mot le sens d'épée: 

Cotgrave (1611): poulemar!, a weapon like a hanger; à fil de 
poulemart, with the edge or dint of the sword; 

Sherwood (1650): a hanger or short crooked sword, éraquemar, 


Oudin (1671): poulemart, spezie d'arme. 


LAZARE SAINÉAN, 


cité par Cotgrave nous met sur la trace de l’erreur. 
ulemart de Rabelais (I, 2), c'est-à-dire à fil de cor- 
é de la locution courante: au fil de l'épée, a suggéré 
le deux termes correspondants qui n’ont en réalité 
entre eux, 















Soteret, lutin. 


sotré répond au wallon sofas! lutin, que Grand- 
e de sof, fou, en rappelant l’anc. fr. so/ere/, petit fou 
et Horning,? tout en ignorant son prédécesseur, a 
‘me étymologie. 

nous apprend Sauvé, est un petit bonhomme laid, 
pieds fourchus; il désigne encore le cauchemar4 et 
de vent, dont il est censé être l’auteur. C'est un 
et sautillant, et comme tel, il est familier à la Suisse 
ulerai, esprit follet qui fait des sauts et des gambades, 
s, dans les forêts, lutin (Bridel), et chauta-bouenna, 
propr. saute-borne, de chaufa, sauter (chauteri, saute- 
ou sautet, feu follet (id.), c’est-à-dire fou qui saute. 
tré signifie donc petit sauteur, petit esprit qui sautille. 


2. Provençal. 


Errour, crépuscule. 


étymologie que nous connaissions est celle qui a été 
ent par Hennicke, dans son glossaire de Mirdio (éd. 
rrour, Étymologie populaire d'un type latin añorum, 
pendant, une dérivation directe de l'antiquité doit 
your cette raison que l’anc. pr, tout en possédant 
égarement, n’en ignore pas moins l’acception moderne. 
e ,crépuscule“ est une simple extension du premier, 
l'heure incertaine qui n'est plus jour et n'est pas 
a confusion de la lumière et des ténèbres, le chiar- 
iens. Le patois lorrain désigne l’aube par dre, ou 
ndant à l’anc. fr. erre, égarement, ce qui représente 
merne image. 

ns, à cette occasion, que le provençal moderne 
iche synonymie pour peindre la disparition graduelle 
L'entrée de la nuit est appelée tantôt errour ou 
t vague de la lumière), tantôt garre (,grisâtre“) et 


‘st transcrit soffais dans Littré. 

Y, XVIII, 288. 

re des Hautes- Vosges, Paris, 1889. 

236: Les sofrés sautent parfois sur les lits et font des cabrioles 
itrine des gens endormis, 

Le même esprit prend quelquefois l’apparence d'un tourbillon 
nt, entrainant à de grandes distances tout ce qu'il rencontre. 


. 








NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE. 313 


calabrun (cf. brune), tandis que l’obscurcissement complet porte le 
nom de escabour, de escabourni, s'obscurcir (comme dans une caverne). 


Escamandre, deguenille. 


» Probablement, dit Hennicke (en suivant Mistral) une confusion 
d'Escamandre, rivière de la Phrygie et étang des environs de Saint- 
Gilles, et d'escande, esclandre*. Le rapprochement du synonyme 
peiandro (de pero, loque) permet de voir, dans escamandre, un dérivé 
de escamo, effilure. Le terme provençal répond exactement au fr. 
filandre, un dérivé de fl, à l’aide du même suffixe -andre, dont 
l'origine est à étudier. L’explication de f/andre par filande est en 
opposition avec la chronologie: filandre remonte au XIV* siècle, 
tandis que #/ande n'est nullement attesté; en effet, la forme moderne 
flandière est une dissimilation pour fi/andriére, qui paraît telle 
dès 1292. 

Esclop, sabot. 

Le même terme signifie ,claquement*, qui est le sens primitif 
(lat pop. seloppus): le sabot a été ainsi appelé à cause du bruit 
qu'il fait en marchant, Baist avait rapporté le catalan esc/op directe- 
ment au latin;1 mais le sens de ,sabot“ est un développement 
purement roman, comme le prouvent les synonymes suivants: 

fr. claque (anc. clique-patin) et pop. croguenofs, souliers neufs 
(qui craquent en marchant); ” 

it. coccia, soulier du paysan napolitain? ou romain (d'où le 
transylvain ctoc?, chaussons), transcription du napolitain chiochia, 
Abruzzes chiochie (à côté de cidcere «calzare contadinesco a foggia di 
sandalo“), de chioccare, claquer. 

Ajoutons que l’anc, fr. esclop (1457: esclops ou souliers de 
bois) à côté de esclof (refait sur le pl. esclos, 1466) et esclou, signifie 
à la fois sabot du cheval et empreinte des sabots, des fers du 
cheval, d’où trace, piste. 


3. Roumain. 


Curcubèü, arc-en-ciel 


L'origine de ce mot est un des problèmes de l’étymologie rou- 
maine: on est allé jusqu’à la chercher en Perse et chez les Samo- 
yedes® Laurian-Maxim proposaient un type concurveus, auquel 
s'oppose l'accent du mot roumain; Cihac le rapproche de l'alba- 
nais über, même sens,1 ce qui est phonétiquement impossible. 


1 Zeitschrift, V, 247. 

3 Caix (Studi, 100) fait remonter cioccia au lat. soccus, auquel Hasdeu 
rapporte également le provincialisme roumain cioeî, importé en Hongrie par 
le commerce de chaussures, d'où magyar ¢swssa, savate (Cihac, II, 490). 

3 Roesler, dans les Griechische und türkische Bestandteile im Ru- 
mánischen et, plus tard, dans les Románische Studien. 

# Cihac, 1,717, avec la remarque: Chez les Albanais, l’arc-en-ciel est 
un serpent qui descend sur la terre pour Loire de l’eau, 


314 LAZARE SAINÉAN. 


Comme l'indique la forme parallèle cucurbez, il s’agit ici d'un 
composé, dont le premier élément est encore vivace dans cor, 
primitivement courbure (cf. cocér/2), et le dernier est le verbe bere, 
boire. Le sens en est: arc qui boit (l'eau de la terre) ou, littérale- 
ment, arc-je bois, répondant à une croyance populaire à laquelle 
appartiennent les témoignages suivants: 

Chez les Romains: Cras pluit, arcus bibit (Plaute, Curculto, 
I, 2; cf. Virgile, Géorgiques, I, 380, et Properce, III, 5, 32); 

Chez les peuples romans: Suisse arboe, arc en ciel (Bridel; arc 
qui boit), Venise arcumbe, id. (.vieilli*, Boerio), et ladin arcobevondo, 
arceduan,! id, 

Cette croyance est d’ailleurs familière aux peuples non civilisés: 
les Wotiaques et les Haoussa appellent également l’arc-en-ciel, ¿e 
buveur d'eau? 


imd, mère. 


Ce tenne qu'on rencontre fréquemment en ancien roumain, 
est un reste précieux de la nomenclature enfantine romaine, où 
ammi Coexistait avec mamma, à l'instar de affa avec fala, ce 
dernier également conservé en roumain. On ne le retrouve 
d'ailleurs que dans le tyrolien esa, mère,t tandis qu'en hispano- 
portugais le mot n'a conservé que le sens secondaire de .nourrice*, 
comme en allemand. Les graphies anciennes ¡mmd5 et fnmä (les 
deux dans Dosolteiù) remontent directement à amma, d’où égale- 
ment l'albanais umd, tosque dard. 


Mimaligd, polenta. 


C'est encore primitivement un terme enfantin, mais cette fois 
d'origine indigène, Le mot est un dimisu:if tire de mum, mère, 
À l'instar de 52472, hovan. tire de s:A%, houe. Comme nom de 
tendresse, #æ#Jm2.: 3 a du avoir d'abord le même sens que le 
moderne wima.i.). petite mère. Quant à son acception actuelle 
¿espe de polenta” (cf l'autre terme enfantin fon, botiliei, il 
suffit de citer cette remarque de Ré:if de la Eretonne: - Woæaz 
Ssigniñe du pain, du gäteau et toute espeve ie courriture propre 
aux enfants” $ 


1 Ce dernier cité par Mussaña, Serien 23. 

* Voir l'enquête sar iss roms de l'iarcez<ie, dies le decucéme votre 
de la Mester, et spéciniemert à la colcrse 11. 

Yodo Fr cares kr er ope. MM 132 

4 Tsppolet (Irma ES CORSA 2) rapproche le mo: TIA dae 
lat dama, 

8 Le terme margee cher Demscsucc Sızor de cc cee "IMM? 
et cres Porca Jen peche: eset’ der ramie Spracie. 

fiw par Rolazi, dars dl Roms, NV.:52 CE ercre arame. 
pata = mère. Sans la iangne des eriints de Kaceiriao, ex Turgoe CAse 
Amores de «a Sac de Imp. MIL of. 





| — 


NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE. 315 


C'est donc un terme spécifique roumain,! dont le sens pri- 
mordial de bouillie de farine pour les enfants a fini par désigner 
la nourriture par excellence du paysan: la bouillie de farine de 
mais très compacte qu'il coupe en tranches avec une ficelle et 
qu'il mange en guise de pain. C'est avec ce sens ma go que 
le mot s'est répandu chez les peuples voisins: Serbes, Ruthènes, 
Magyars et Grecs modernes. 


4. Italien. 
Agémina, Sassa maniunen. 


»Probabilmente da ad- , sc. melalla, a doppio metallo,“ 
Cette” étymologie de Zambaidi se retrouve dans Rigutini-Bulle. Le 
terme technique d’orfévrerie se rencontre également en anc. esp. 
asemines et en anc. fr. asemine, chez Rabelais (IV, 1): „... une 
breusse de odorant agaloche (vous l’appelez bois d'aloes) profilée 
d'or de Cypre à ouvrage d’Asemine.* Les dernières formes viennent 
de l'italien, où le mot revêt les aspects suivants: 

agimina, gimina, gémina; azzemina, azimino, semina; 
toutes dans Duez, qui ajoute l'explication: damasquinure á la per- 
sienne et sorte d'ouvrage fait en réseau sur du drap d'or. 

Le mot et la chose viennent de l'Orient: arabe Adjem, la 
Perse,? d'où Pon a tiré l’adj. agemino, persan, à l'instar de dal- 
dacchino (de Baldacco, Bagdad), bizantino, etc, 

Et c’est de la même source que dérive le synonyme /archie 
(p. ex. Rabelais, IV, 1: Un entonnoir de ebene tout requamé d'or 
à ouvrage de fauchie), it. /ausia ou farsia (cf. „lavorare di farsia® o 
all’ agiamina“, Malaspina, avec „lavorare di /awsia ... all’ agiamina*, 
Boerio). formes identiques (tarsia, de *talsia pour /ausia), qui ré- 
pondent à l'esp. a/auxia, damasquinure (en arabe, coloration, suivant 


Bergamotta, bergamote. 


On répète, depuis Ménage,4 que le nom de la poire derga- 
mote vient du turc deg armodi, poire du seigneur. 1) suffit, ce- 
pendant, de transcrire exactement les deux mots osmanlis, à savoir 
beyarmoudí, suivant la prononciation vulgaire (car il s'agit ici d'une 
transmission purement orale), pour faire disparaître tout rapproche- 
ment entre l'italien et le turc. 


1 Laurian-Maxim, en rappelant la prononciation locale mäligä (abrégée 
de mämäligä), y voient Vit, melliga, maïs, tandis que Cihac (II, 185) envisage 
le mot comme une réduplication du vénitien me/ega, millet, mais, 

2 Cette étymologie se trouve déjà dans les Origini de Ménage. 

3 Ménage dérive farsía du lat. tessella (cf. opns tessellatum); Ferrari, 
du lat. interserere; Zambaldi, du gr. TAQGOS, entrelacé. 

4 Origini s. v. bergamotta, spezie di pera. Rue. sia cosi detta 
dalla città di Bergamo... Falsamente, è voce turchesca ... Segarmoudi 
chiamano i Turchi quell’ ispezie di pera .. 


316 LAZARE SAINÉAN, 


La forme et l’accent du mot osmanli ne s'opposent pas seuls 
à une telle dérivation (qui aurait donné, en italien, deiarmudt, à 
l'instar de sagrf); il faut encore tenir compte du sens et de la 
chronologie. 

Bergamotta a d’abord désigné une espèce de citron, le fruit du 
bergamotto, bergamotier (citrus bergamia), que l’on cultive dans le 
midi de l’Europe, et spécialement à Bergame; le nom de ce fruit 
a été ensuite donné à une variété de poire, pera bergamolta, d'un 
goût exquis et d’une odeur délicieuse comme le citron bergamote. 

Le terme manque d'historique dans Tommaseo et dans Littré, 
ce qui ne veut pas dire qu’il soit moderne ou récent. Voici, faute 
d'une chronologie suivie, quelques dates essentielles. Bergamofe se 
trouve, sous la forme dergamotte, dans Cotgrave (1611), qui l'avait 
pris à Rabelais (III, 13): , Vous mangerez bonnes poires crustu- 
menies (ville de Toscane) et dberguamottes ...* C'est en 1546 que 
parut le III° livre de Pantagruel, et comme il s’agit d'un emprunt 
fait à l'italien (comme l'indique l’ancienne graphie), l’existence du 
mot dans ce dernier doit être sensiblement antérieure. En effet, en 
anglais, bergamot est attesté dès 1516 (v. Murray), et il est emprunté 
au français. On arrive ainsi, pour l'italien, à une date antérieure 
à expansion des Turcs en Europe. 

Non seulement l’it. dergamotia a passé, à la fin du XV* siècle, 
en France et de là en Angleterre, mais encore, sous sa forme 
napolitaine dergamulfa on pergamulta, le mot a été adopté par l’os- 
manli lui-même: fergamout, d'où il s'est répandu dans les idiomes 
balkaniques. 


Casamatta, casemate. 


Quelle que soit l’origine du mot ma/to, fou, il est interessant 
de relever le passage de son sens général à celui de grand, de 
considérable, d’excessif (propre à devenir fou): mafia piaga (Jaco- 
pone da Todi), maite bastonate (Berni), avere un gusto mato nel 
fare (= avere un grandissimo piacere nel .. .). La même association 
d'idées revient en français: „ou, excessif, et qui a, pour ainsi dire, 
quelque chose de fou: il dépense un argent fou, il y avait un 
monde fou, avoir un mal de téte fou, un succès fou ... (Littré). 

Ce développement sémantique, une fois établi, servira à ex- 
pliquer la valeur superlative de ma/fo, comme element final d'un 
composé: carromatto, grande voiture de transport (= char fou), 
caszomatto, grand nigaud (= niais fou); et de même, casamalla, 
grande maison, servant d’abord comme prison militaire, et devenue, 
à partir du XVI: siècle, un terme de fortification. C'est vers cette 
époque et avec ce sens que le mot passa en français. 

Ce sens primitif de casamatta, maison folle, n'est donc pas 
„une dénomination bizarre et qui serait venue on ne sait de quel 
caprice“ (Littré), mais une application spéciale d'un sens courant, 
application qui, sans être particulière à l'italien, y a acquis néan- 
moins une grande portée. 





NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE. 317 


Le terme chasmate, fossé, du prologue de Pantagruel, n'a rien 
à faire avec lit. casamalía: c'est la transcription du gr. ydouara, 
d'où Ménage tirait le mot italien lui-même, 

Ferraiuolo, manteau. 

„Suppone un lat. */eraliolus, probabilmente derivato da feralis, 
e in origine dovette significare il mantello nero che si portava nei 
funerali* (Zambaldi). Rigutini-Bulle derivent /errarwolo de l'esp. 
ferreruelo (qui est un emprunt fait à l'italien), en le rapprochant de 


rrato, Le = 
En fait, il s’agit ici d'un terme moderne! d’origine dialectale. 
Le patois sicilien a firriolu et furriolu, et cette dernière variante 
nous met sur la trace de son origine: c’est furra, doublure, et 
ferraiuolo est simplement un vêtement doublé, à l'instar de farseilo, 
pourpoint, propr. vêtement ouaté. 


Giamberlucco, caban de marinier. 


Le mot est aujourd’hui vieilli, mais il a passé dans les patois: 
Piémont ciamberluc „pastrano* et Sicile giammiluccu „capotto* (d'où 
le galicien chamerluco, vêtement de femme). C'est le turc yamour- 
louk, manteau pour la pluie, imperméable (de yamour, pluie): Pinitiale 
a été traitée À l'instar de giulecco („specie di veste da schiavi e 
galeotti“), du turc yelek, veste, justaucorps. Giamberlucco, ou sam- 
berlucco, a pénétré en italien par l'intermédiaire du vénitien: au 
XVI" siècle, les basses classes portaient à Venise des caffans, des 
dolmans, etc. (vy. Boerio), à limitation des Turcs de cette époque. 
Un seul de ces vêtements intéresse l’histoire: c'est le vénitien 
giulecco, le napolitain gilecco, qui, après avoir été le justaucorps des 
esclaves et des galériens, est devenu, en passant en Espagne (gileco) 
et en France, le gif moderne.? 


Scalferotto, soulier. 


La finale du mot a subi l'influence analogique du synonyme 
calserollo, et la forme abruzzoise scafaroszı renvoie à scafa, esquif. 
Duez enregistre encore scarferoni ,scarponi*, répondant à l'abruzzois 
scarfuole „zoccoli di legno“. Les consonnes parasites, / et r, sont 
attirées par la labiale (cf. scalfa pour scafa, dans Duez). La 
chaussure a été comparée, à cause de sa forme, à une barque 
(cf. inversement, pr. esclop, sabot et nacelle), et c'est la même 
image que reproduisent les synonymes suivants: 

a) bas-lat. scaffones (de scaffa = lat. scapha), à côté de chiffones 


1 On le rencontre d'abord dans le poème Malmantile racquistato (1676) 
et dans les Lettres de Redi (1724). 

2 Suivant l'indication de Schuchardt (v. Kórting s. v. yelek). 

3 La variante scuffones (it. scoffoni, XIVe s.), d'un primitif scuffa, scoffa, 
(d'où escofferius, cordonnier, anc, fr, escohéer), dérive, paraît-il, d'une autre 
source, 











318 LAZARE SAINÉAN, 


(cf. anc. fr. eschiffe, barque, et esguiffon, petit esquif); et, probable- 
ment, scapinus „solea calcei“ (de scapa, autre graphie de scapha, 
dans Ducange), d’où anc. fr. eschapin (XII° siècle), esp. chapin, it. 
scappino; 

b) fr. escafe, chaussure (anc.: nacelle), avec les diminutifs esca- 
fignon ou escafillon (X1V* siècle); et pop. dafau, soulier long et 
large, à côté de péniche, sabot; 


c) pr. chaloupo, grand sabot, gandolo, soulier (= gondole) et 
principalement barco, gros soulier (bargueto, talon de sabot; cf. ci- 
dessus scapinus), Béarn abarqué, savetier; esp. et port. abarca, san- 
dale rustique, où la prosthèse résulte de la fusion avec l’article (/a 
barca, devenue l'abarca: cf. port. adaga, dague), amplifié, en portugais, 
en alabarca et, par l’intrusion d’un mot analogique,! modifié en 
alparca, alpargata. Le basque abarquia, dont Diez dérivait l’esp.- 
port. abarca, est plutôt un emprunt fait à l’espagnol, où le mot 
est ancien, Abarca étant déjà au X* siècle le surnom de Sancho I*, 
roi de Navarre (v. Ducange). 


Sciabecco, chébec. 


Ce nom d’un bâtiment à trois mâts (qui passa en français, 
XVIII* siècle, chabec ou chébec) est identique à sciabecco (stambecco, 
zambecco), bouquetin: le nom de l'animal passa à celui d'un 
navire, soit à cause de son agilité (cf. chat, espèce de galère) 
soit à cause de la forme.? Les termes arabes chabák et sounbdeki, 
dont on dérive habituellement sciabecco ou sambecco, sont des em- 
prunts faits à l'italien par l’intermédiaire du génois ou du vénitien. 
L'hypothèse inverse d’une dérivation de l’arabe laisse inexpliquées 
les variantes italiennes du mot (sambecco, zambecco, stambecco), et ne 
se suffit pas à elle-même: car, d'un côté, cáabbák est un terme 
récent en arabe, et de l’autre, sounbekf, mot asiatique venu par 
la filière de l’osmanli (Richardson le donne expressément comme 
turc), trahit par sa facture même l'importation étrangère, de lit. 
gambecco. Par contre, ce dernier est assez ancien: au XV° siècle, 
stambecco (Burchiello), à côté de zambecco (d'où l’anc. fr. sambuche, 
1605), sciambecchino (d'où l’esp. chambeguin) et sciabecco (d'où le 
port. enchabeque, qui se trouve déjà au XV* siècle, dans la Chro- 
nique du Comte Don Pedro). 


Sciabica, filet. 


Ce terme, d'origine arabe, est surtout représenté dans les 
patois, où principalement ses dérivés ont acquis un certain intérêt 


1 Schuchardt (Zeitschrift, XV,115) y voit l'influence de l'esp. port. 
esparto, sparte (dont les feuilles servent à fabriquer des sandales). 

2 V. Littré, Supplément, p. 361, s. v. chebec, où il est fait mention, chez 
un écrivain arménien du Ve siècle, d'un navire en forme de chevreuil. 


NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE. 319 


sémantique. C'est ainsi que le sicilien sciabbica signifie à la fois 
filet et ribotte, et scabacchiari, godailler; que le lucquois sciabica 
signifie filet et vaurien, et son diminutif sciabigotto, sot, répondant 
au corse sciabigotiu, filet,1 et au sicilien sciabbiccottu („pescatore 
addetto alla sciabbica“); enfin, l’abruzzois scidbbecche, bateau léger 
de pêche, a formé le diminutif sciabeccotte, débauché (,uomo rotto 
alla mala vita e titolo spregiante di abitante di marina“), répondant 
au pr. barco, barque, et libertin, joueur. La mauvaise réputation 
des matelots et des pêcheurs explique suffisamment ce développe- 
ment de sens. 


1 Archivio glottologico, XIV, 403. 


LAZARE SAINÉAN. 


Franz, mauvais } lat, malifatius 
(za Ztschr. XIV, 181 ff. XIX, 577. XX, 536). 


Ich hatte Sb. der Wiener Ak. d. W. Ph.-hist. KI. CXXX VII, 
1, 2 die Absicht ausgesprochen drei von G. Paris abgelehnte Ety- 
mologleen gründlich zu verteidigen und habe sie betreffs zweier, 
nämlich sage | sapidus und trouver | turbare verwirklicht. Betreffs 
der dritten, mauvais | malifalius nicht. Das liegt zum Teil daran 
dafs ich selbst sie in einem andern Licht erblickte als die beiden 
andern, während ich bei diesen auf Kampf gefalst war, schien sie 
mir zu denen zu gehören „qui s'imposent“, oder die doch allmählich 
durch ihr eigenes Gewicht sich in die allgemeine Erkenntnis ein- 
senken. Indessen hat sie bisher nur bei zweien Zustimmung 
gefunden, bei Kórting im Wtb.2 und bei Salvioni Arch. glott. ital. 
XII, 412 Anm. 3; das Wort mauzaıs sehe ich sonst überall wo seine 
Herkunft berührt werden mufs, von einem Fragezeichen oder einer 
andern Erklärung begleitet, und in der Lautgeschichte pflegt es 
sogar ganz umgangen zu werden. Die Ausführung jener Mono- 
graphie habe ich dann, nach dem Tode dessen dem sie eigentlich 
sugedacht war, ganz fallen lassen; dafür seien mir an diesem Orte, 
wo ich mich einem weiteren Kreise vernehmbar machen kann, 
einige Ilummerschläge, so zu sagen, zur Befestigung meiner Ety- 
mologie  verstattet, Ihr scheint sich einzig und allein ein 
lautgeschichtliches Bedenken entgegenzustemmen, das meistens 
unausgesprochen bleibt. Fin solches setze ich auch bei Voretzsch 
voraus, der in seiner Finf. in das St. der altfranz. Sprache (1901) 
S, 164 für ¿rourer an einer Grundform *ropure festgehalten wissen 
will, „gleichgilüg (1] woher dieselbe stammen mag“, und ihr in 
seiner Finf, in das St. der altfranz. Literatur (1905) im Glossar 
ihren Plats anweist. Wenn dieses Wort, von dem man nicht weils 
wo es vorkommt, woher es stammt und was es bedeutet, die 
weiten Fahrten mitmachen darf die ich den beiden trefflichen 
Büchern wünsche, so war es unbillig malı/atus davon auszuschliefsen ; 
denn in den Zügen des Ahnen sind die des Enkels hier mit der 
gleichen Sicherheit erkennbar wie dort Aber eben die Über- 
phonetisten, indem sie sich gegen die Belehrungen der Semantik 
die Ohren verstopfen, überhören dabei leicht auch die feinen Ab- 
stufungen des Lautwandels, vernehmen nur ein gleichmäisiges Ge- 
"usch: das „Lautgesetz“, 





FRANZ. MAUVAIS | LAT. MALIFATIUS, 321 


Wenn auf franzósischem Gebiete neben malifatius kein Wort 
ähnlicher Gestalt fortlebte, so würden wir hier doch den Wandel 
von / zu y erwarten dürfen, weil er denjenigen romanischen Gebieten 
eignet mit denen jenes in der Behandlung der andern inter- 
vokalischen stimmlosen Konsonanten übereinstimmt. Stehen nun 
hierzu etwa die nicht wenigen französischen Wörter im Widerspruch 
welche lat. "/” als / erhalten haben? Nein. Chauffer ist natürlich, 
weil | calfacere, von vornherein ausgeschlossen; die übrigen sind 
ganz oder halbgelehrte Wörter oder Zusammensetzungen die als 
solche noch mehr oder weniger fühlbar sind, wie profil, défendre, alt 
defois — chèvrefeuille, orfèvre, alt trefueil. Vielleicht geht das Fran- 
zösische hierin weiter als die verwandten Sprachen; auch das 
Spanische hat defender, dehesa, aber provecho, das Portugiesische 
defender, aber deveza (auch defeza), proveito (alt auch profeito). Ferner 
finden wir franz. coffre, girofle, trèfle; wollten wir diese auch als 
wirkliche „Erbwörter“ gelten lassen, so würden sie doch nicht für 
*f" sondern nur für ”/® zeugen, und auch für dieses nicht schlecht- 
weg, wie sich aus dem bald Folgenden ergibt. V für / liegt heute 
nur vor in éuve, éfuver | *extuf-. Das Altfranzösische gewährt ante 
vene, Eslevene (Estieve), woraus entweder antievre, Estevre (Estienvre, 
mit der Doppelschreibung » = r) geworden sind (wie juevre aus 
juevne) oder neufranz. antienne, Etienne. Für diese setzt man mit Un- 
recht *antiefne, *Estiefne (Estefne) als Vorstufen an; -/n-, falls es 
nicht zu -vn- wurde, hätte entweder -f- (altfranz. antefe) oder 
-fr- ergeben. So wird aus cophinus altfranz. cofe und cofre, neu- 
franz. coffre; die Ansicht von H. Berger Die Lehnwörter in der 
franz. Spr. ältester Zeit S. 80 dafs „als Erbwort vit. cp/fi)n« hätte 
*cuefne | *cuenne ergeben sollen“, läfst sich durch nichts begründen. 
Belege für vortoniges / | v sind die halbgelehrten altfranz. denevis 
(deneviser) und maleviz | beneficium und maleficium (s. A. Thomas Mé- 
langes d'étym, franc. S. 31. 104). Auch an das zweimalige proveía 
(neben einmaligem profeta) in den Joca monachorum darf hier er- 
innert werden, das der Zeit nach zwischen das pontivicalus einer 
südspanischen Inschrift aus westgotischer Zeit und das s/oriogravus 
der Leoner Hds. der westgotischen Gesetze fállt Wichtiger aber 
noch ist das scruva der Kasseler Glossen und der Hdss. d. sal. u. rip. 
Ges, (Vok. d. V, IL 113. III, 201; wozu die Vorschrift „scropulam per p, 
non per 2“ ebd. III, 64). Schreibungen wie profectus, efecius für -v- 
in den Hdss. von Gregor von Tours beweisen kaum etwas, Endlich 
ist intervokalisches / geschwunden, nachtoniges in cercueil | sarco- 
fagus, vortoniges in dehors | deforis, écrouelles | *scrofellae (vgl. „seruas 
unde glandolae nascuntur“ C. gloss. |. III, 606, 8), ruser | *refu- 
sare, usine | of(f)icina, (triolet ist dem Süden entlehnt). Läfst 
sich hier etwas anderes annehmen als dafs / sich zu v erweicht 
hat und —. wenigstens in vier Fällen — dieses sekundäre y 
ebenso wie primäres neben einem labialen Vokal geschwunden ist 
(genauer gesagt, bilabial geworden und mit dem Vokal verschmolzen 
ist)? Wenn man von einem Ausfall des / spricht, so sagt man zu 

Zeitschr. f rom. Phil. XXX. 21 


322 H. SCHUCHARDT, 


wenig oder etwas Falsches; es kann doch nicbt die Meinung be- 
stehen daís /, nach spanischer Art, durch die Mittelstufe eines 4 
hindurchgegangen sei. Im Traité zum Dict. gén. S. 150 $ 441 
heiíst es: „/ mediale entre deux voyelles tombe“, im Dict. selbst 
wird bei cercueil noch angesetzt: „sarcdfu, de là sarcou“ aber bei 
écrouelles: „escroveles“, bei ruser: ,,*revusare“ [vgl. logud. rerudare 
neben ref-]. Fúr usine stellt Thomas (Rom. XXVI, 451) auf: , une 
série trés ancienne oficina, *ovicina, *oucina“. Gegenüber dem *ofcina 
anderer ist das gewiís richtig; aber für noch richtiger halte ich 
*ovizina, *ouzina (wobei ich allerdings von dem ebenfalls belegten 
huissine absehe) und statt des letzteren für möglich *orsina, wo das 
p vor s geschwunden sein würde wie vor n in anfienne, Etienne 
und wie vor £ in gewissen Formen auf die wiederum Thomas 
(Rom. XXVI, 436) die Aufmerksamkeit gelenkt hat: altfranz.: aigrer 
l aedificare; frotigier | fructificare; pannechier, penegier | *panificare. 
Wie im Portugiesischen -igar mit altem -#rigar | lat. -sficare 
durch *-rogar vermittelt wird, so steht auch das entsprechende alt- 
franz. -igier, -egier für *-ivgier, *-evgier (vgl. nager | navigare), in 
deren stammbetonten Formen -/c- zu -ch- wurde. Ein *ozına als 
Nachstufe von *ovisina würde diesen Fall den andern mit denen 
ich ihn zusammengestellt habe, ganz analog machen; doch ist es 
mir ganz unwahrscheinlich. Über bas | biface bleibt noch ein 
Wort zu sagen. Die Herleitung ist allerdings mehr als zweifelhaft; 
wenn aber Thomas (Rom. XXVI, 415) nicht glaubt dafs man hier 
von dem Ausfall des / Rechenschaft geben könne, so stimmt das 
nicht zu der gleichzeitig von ihm gemachten Annahme dals inter- 
vokalisches / (oficina) zu v werden und dafs die Behandlung eines 
solchen / (also eines sekundären 7) „ordinairement“ (ein etwas 
laxer Ausdruck für einen strengen Observanten) mit der des 7 
(nämlich des primären v) identisch sei. Denn wenn y durch Dissi- 
milation in vivenda | viande, viracius } vials (ich weils nicht ob man 
hierzu mittel- und südsard. bazzu „tapfer“ schon angeführt hat) 
geschwunden ist, so konnte aus gleicher Ursache es auch in *dszace 
schwinden; zwischen ¿-v und v-v besteht doch kein sehr betrácht- 
licher Unterschied. 

Findet man diesen Nachweis des Wandels von lat. °/* zu 
franz. 7, wie ich ihn nun auch in malifatius angenommen habe, 
nicht genügend, so läfst man sich vielleicht durch diejenige Autorität 
bekehren dank der man malifatius | mauvais nicht hat anerkennen 
wollen. Rom. XV, 462 war G. Paris nicht geneigt der Erklärung 
beizupflichten welche Ascoli (im Caix-Canello-Band = Arch. glott. ital. 
X, 30) von dehors gegeben hatte, fügte aber doch hinzu, escroele | 
*scrofella würde eine bessere Analogie sein als Zstiene | Estievene. 
Rom. XIX, 619 bemerkte er zu meinem ersten Artikel über mauvais: 
„le changement de / en 7 est bien peu probable“. Rom. XXV, 
335 zu meinem zweiten: „je ne comprends pas pourquoi il [ich] 
n'admet pas qu'on lui oppose le traitement de |’f dans chalfer, 
chauffer | calefare“. Rom. XXVI, 143 zu meinem dritten Artikel, in 





FRANZ. MAUVAIS | LAT. MALIFATIUS. 323 


dem ich ihn u.a. an seine Auffassung von érouelles erinnert hatte, 
dafs er Unrecht gehabt habe sich auf calefacere zu berufen, dafs 
er den Wandel von */* zu v an sich nicht bestreite, dafs 
aber in escroele das f wohl eher geschwunden als zu v geworden sei 
[ihm waren die Belege für scrova, s. oben S. 321, nicht gegenwärtig], 
fügt indessen sofort als ob er fühle dafs eine solche Alter- 
native in Wirklichkeit nicht besteht, in Klammern hinzu: „mais 
cela peut tenir au fait qu'il suivait une voyelle labiale, et un /, 
après a, €, i, aurait sans doute très bien pu se changer en 
v.“ Vorher allerdings sagt er, er glaube „que malifalius serait 
devenu *ma/fatius avant l'époque où l'/ pouvait se changer en 2". 
Doch begründet er das nicht, er gesteht vielmehr, wie schon an- 
gedeutet, ein ,,que calefacere ne peut être absolument assimilé à 
malifatius, parce que calfacere est attesté dès l'époque républicaine“, 
Und aus gleichem Grunde hätte er auch das Benventod einer sehr 
alten Múnze und die bei Plautus dem Metrum zuliebe eingesetzten 
benficium, malficium u. dgl., selbst wenn sie ganz sicher stünden, 
nicht brauchen können. Mögen indessen solche Formen schon seit 
ältester Zeit vorkommen, durchgedrungen sind sie auch später nicht; 
calfacio verhält sich nicht wie ein arfacio für arefacıo, denn es ist 
weit häufiger, aber auch nicht wie 0/facio für *olefacio, denn calefacio 
hat immer bestanden und ein franz. chauver* wäre daher nicht 
undenkbar. Und dasselbe gilt für die Zusammensetzungen mit 
bene-, male- (beni-, mali-), die G, Paris bei seiner Behauptung be- 
sonders vor Augen gehabt haben dürfte, ja es gilt für sie noch 
mehr, da das selbständige Wort welches diesem ersten Teil ent- 
spricht und daneben fortlebt, ihn in seiner Gestalt zu beeinflussen 
. Dem Hinweis auf spätere Zeugnisse für ma/dictus, malficium 
u.s.w, würde ich mit dem Hinweis auf das Romanische begegnen, 
in welchem das Schwanken noch fortdauert und das ,maledicere, ja 
mit verstärktem Mittelvokal „maladicere neben „maldicere bietet, „male- 
Jficium neben „malfacere, logud. malefadadu neben altspan. malfadado, 
altfranz. malfeü, und sogar mit a: altfranz. males, logud. malavadadu!, 
und dazu mit Synkope: altlomb. ma/veghera | *maleficarıa (Arch, glott. 
ital. XII, 412; dazu malvegierius aus alten Statuten von Biasca 
ebd. XIV, 210). Will man solche Formen als halbgelehrte, ins- 
besondere auf kirchlichem Einfluís beruhende ansprechen, so palst 
keine besser hierher als mewvaís. Denn malifatíus kann, mit seiner 
ursprünglichen Bedeutung, unter den Heiden kein sehr gebräuchliches 
Wort gewesen sein; die Kirche nahm sich seiner an, gab ihm eine 
neue Bedeutung, und so wurde es unter den Christen volkstümlich, 
Ihm zur Seite stand *bonifafíus, das auch durch das bonifatus der 
Glossen gestützt wird. Ich glaube nicht dafs deshalb weil nur der 


1 Dieses v mag aus verhältnismälsig später Zeit stammen; vgl. allg.-sard. 
calavattare neben cala fattare, welches von arab. galaf kommt, logud, covazsa 
Vital. cofaceía) focaccia. Auch für das Sardische hat man den Wandel von 
efe zu v als etwas Ausnahmsweises erkennen wollen (,,manchmal* G. Hof- 
mann Die log. und camp. Md. 5. 72). 


21* 


324 H. SCHUCHARDT, 


Personenname Zonifalius (Bonifatia) belegt ist, an der Existenz des 
Adjcktivs gezweifelt werden dart. Er ist gewifs keine Nachbildung 
eines griechischen oder gar punischen Namens; er begegnet uns 
zuerst um die Wende des 1.—2. Jhrhs. nach Chr., und auch später 
noch in heidnischen Kreisen (s. Nürnberger Die Namen Vynfreth- 
Bonifatius S, 25f. 39f.). Der Eigenname bewahrte natürlich seine 
Lautgestalt treuer, von der absichtlichen Vertauschung des / mit c 
(Bont/acius) abgesehen, oder kommen auch von ihm weiterentwickelte 
Formen urkundlich oder noch lebend vor? Ich würde daran denken 
die südfranzösischen Familiennamen Bonnias, Bounias, Bougnas, sowie 
das Adj. bounias, w. «asso ,gutmútig“ (das gleichbed. dountfaci, w. -10 
wliro die gelehrte Form dazu) hier anzuknúpfen, wenn ich von dem 
Verbleiben des r | / Rechenschaft geben könnte, Vielleicht hat 
sich ein *bouniras mit einem gleichbed. dounas gekreuzt, das man 
mit Recht auf dounasso „Windstille“ zurückführt; aus Südfrankreich 
scheint span. bowaso, franz. donasse, ital. bonaccio zu stammen. Nach 
dem Gesagten liegt auch nicht der geringste Anhalt für die An- 
nahme vor dafs der vortonige Vokal von ma//fatius früher schwand 
als der Wandel von "/” zu r begann, und zugleich früher als die 
entsprechenden Vokale in clericatus, verecundia, delicatus, *filicaria, 
crretellum u, s. w, schwanden, in denen allen Erweichung des nach- 
tonigen Konsonanten als eines intervokalischen stattgefunden hat. 
Ich halte es für ausgeschlossen dafs irgendwelche Ansicht über die 
Entwicklung von "#" im Französischen ein Bedenken gegen meine 
Etymologie herbeiführen könne; mawruis (ital. malvagio) ist genügend 
gedeckt durch pods (ital. palagro), calais, Servass, (alt) belais — ich 
füge aus dem Voc. hagiol. Brumchars, Planchais | Pancratius hinzu. 
Auf *malifatus, welches einem belegten donıfafus entspricht, 
hatte ich span. [auch port] smax/naco, prov. [auch kat] sa/rat 
[ocarn, manda), altíranz. weh bezogen. G. Paris trennt davon (an 
der zweiten Stelle) muiv ab: es sei Pz. von maker „beflecken“, 
es künne kaum von ‘*wod/2as kommen. Was die Bedeutung 
anlangt, ist die Sache in Ordnung: das Wort ist nur aus dem 
Oifander Psalter belest, meistens als Partizip, und entspricht 
einem MARI, meant, padurre, conzaminzre der Vulgata Wie 
haben wir es aber zu deuten? Wir begegnen ihm im Aitspanischen 
wieder: meter, nach dem Wih der Akademie: , corromper 6 
hace: mala alguna persona à cosa; vinare, depravare®. Genauer 
wird die Bed des aras. moño” von Borao angegeben: „adulterar, 
DETAL è ampourar las condiciones de algun objeto, especialmente 
comesahle, 2 malearse è emperar à oonmaer malos hábitos alguna per- 
mar Veo. atkat mov” =r mc?) mues, pervers Mesur 
wird auch aus dem Gahsischen arceftitr: madear cualgmer cosa 6 per- 
sons * (Oeveiro\ matey , maloarse, perveraime+ Valadares : Belege 
virer erwünscht Foicer de alisparische verdsrke ich der Gute 
Cena ¡(1395 LE por esta Ré e Ziasnio à Dias que non le 
A rriquesa con que se makes (Var encoese! nin pobresa con 
Que se guexase Var. mar Flores de Fünsoia AX VL — Por 








FRANZ. MAUVAIS | LAT. MALIFATIUS. 325 


que vos avedes malvado?“ alte von Scio zitierte Bibelübersetzung 
Exod. 1, 18. — Malva in einer andern alten von demselben zitierten 
Bibelübersetzung Prov. X, 9 (= depravat). — „Por aquella tardanza 
é por mengua de buenos cirujanos tenia ya muy malvada la ferida“ 
»Non hay lealtad, nin buena 
entencion; Que todo peresçe e se va malvando“ Canc. de Baena 
S. 378. Dieses Verb wird also vorzugsweise von seelischer Ver- 
derbnis gebraucht, und dazu stimmt ganz das altfranz. malver des 
Psalters, welches hier » beflecken “ im übertragenen Sinn ist, aber 
im allgemeinen wohl so viel wie ,, mettre 4 mal“ (Bos). Natürlich 
gehört malvado, malvat dazu, und da Diez dies mit „boshaft“ über- 
setzt, so übersetzt er malvar mit „böse machen“, beides nicht ganz 
zutreffend. Er sagt, malvar sei ohne Zweifel aus mal-levar zu- 
sammengeschmolzen, also eigentlich „übel erziehen“, „übel an- 
leiten“. Und an anderem Orte: ma/vagio u.s.w. scheide sich be- 
stimmt von ma/va/. Mit Recht hat Bugge Rom. IV, 363 den ein- 
heitlichen Ursprung aller dieser Wörter angenommen; aber er findet 
die Erklärung welche Diez von malvar gibt, ausgezeichnet und 
von dem Pz. ,malva/us leitet er „malvatius ab. Ich vermute statt 
dessen dals malvado „verderbt“ als Partizip aufgefafst und daraus 
ein malvar „verderben“ gewonnen wurde; in ähnlicher Weise wie 
«Prostrare schon in sehr früher Zeit aus pros/ra/us, Diesem wiederum 
liegt ein Verb sehr nahe auf welches Cornu bei seiner galizischen 
Lektüre gestofsen ist und mich aufmerksam macht: es/rar „Streu 
in den Pferdeställen ausbreiten“ (Valladares gibt eine sehr aus- 
fúbrliche Erklärung); in gleichem und etwas weiterem Sinne kennt 
es das Asturische; das ast. esfru „Streu“, welches Vigon verzeichnet 
und, der Betonung ungeachtet, von s/rues ableitet, ist wiederum 
eine Rückbildung aus esfrar. Dieses begegnet mir schliefslich als 
altportugiesisch; Cortesäo führt an: „e es/rou Salamom as carreyras 
grandes ... de pedras pretas“, und frägt dazu: „do lat. *strafare?“ 
Das kann natürlich nicht sein (vgl. im älteren Port. ,,es/radado com 
tapetes“ Moraes); es steht vielmehr zu dem von Cortesäo ebenfalls 
angezogenen es/rado („prostrado, alastrado, juncado“, z. B.: ,,estrados 
de marmor“, bei Moraes „es/rados de ramos e flores“) in dem an- 
gedeuteten Verhältnis. Das Neuportugiesische liefert uns noch ein 
Beispiel dieses Vorgangs: legislar von legislado, legislador. Auch 
in andern Sprachen dürfte derlei zu entdecken sein; so kommt 
im älteren Italienisch scipire im Sinne von scipidire vor, aus scipito 
= scipido abgezogen (s. Rom. Etym. I, 37). Übrigens denke ich 
dafs das aus ma/vado erwachsende malvar von ymalefacere angezogen, 
gestützt worden ist, dafs es sich irgendwie mit ihm vermischt hat. 
Man könnte auch — denn wie im einzelnen die Dinge geschehen 
sind, läfst sich ja in solchen Fällen nie erweisen noch darstellen 
— von diesem „malefacere ausgehen, das durch malvado beeinflulst 
worden wäre, Es liefse sich sogar denken dals es für sich allein 
die gleiche Bahn durchlaufen hätte wie franz. chauffer. Ein ¿-atus 
für „-achus ist im Grunde nicht auffalliger als das ,-actus für ,¿-atus 





326 H. SCHUCHARDT, 


welchos im Romanischen so weit verbreitet ist (vgl. franz. maufail 
für maufe). Afalifatius und *malifatus gehören verschiedenen Zentren 
an, ihre Ausstrahlungen aber haben sich dann gekreuzt; auch 
walravo steht neben mu/rado (gal. malvedá, -ade ist aus altspan. 
maltes dad umgebildet mit Anlehnung an ma/v/ado] + [mal]dad). 
Nachdem G. Paris an der letzten Stelle die Behandlung des 
J als den awischen uns strittigen Punkt bezeichnet hat, fährt er fort 
(in Klammern): quoique en outre le sens de malifatiss ne me 
semble pas trop bien convenir“ Das ist eine jener kleinen Zer- 
atreutheiten denen auch die Grôfsten nicht entgehen; ja, wenn 
nicht das ,en outre“ dabei stúnde, würde ich glauben, er habe 
schreiben wollen: „ne me semble que trop bien convenir“ Denn 
der Redeutungswandel „unglücklich“ } „schlecht“, „böse “1 ist einer 
der häufigsten die es überhaupt gibt, und gerade das Französische 
zeigt ibn in hellster Beleuchtung. Oder kann man sich für ssaamais ! 
mictacws zwei passendere Genossen denken als das blofs seelen- 
verwandte acted, altfranz. „unglücklich“ und den Zwillingsbruder 
altirana. mf? prov. mzifañ „Teufel“, von G. Paris selbst als 
vezes foin "aufgedeckt? Wie hübsch deutet hier die ungleiche 
Fehau Mane des / den begrifflichen Unterschied an, während das 
im Deutschen der bestimmte Artikel bewirkt: füse — der Bis 
(doch brdeatet 5. Bo bearn. {Ossel ‘x sedes arch den Teufel. 
Und im nicbsten Gefolge zeigt sich dann med-awaux in seiner 
gelegertlichen Verwendung. und prov. mœuf/uis „Bösewicht“, und 
zum fuse komm! der ganze tremdiindische Trois: aurea 
‚armer rend AAA. Diese gane Gruppe von Erscheirungen 
se biber meines Wissens cor brechsack- und ardectee rsucise 
Sprocte: wonlen. lanerta d des weiter Rabrers s der RK? !aterz 
wer ero Beadentar ceci srg im Frarrisiuter- ze 
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Mari” SÈ<TEeise nur einen klein. Lim em. cid Sas Io 
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FRANZ, MAUVAIS | LAT. MALIFATIUS. 327 


souvent que la pauvreté est mère du larcin“ läfst sich gewifs nicht 
bestreiten; aber wenn Arme und Heimatlose leicht zu Bettlern, 
Strolchen, Dieben werden, so brauchen sie es doch nicht. Mehr 
als um ihre Moral handelt es sich beim Wandel der Ausdrücke 
um die Herrenmoral, die der Reichen und Altangesessenen. Und 
wiederum wohnt der von Jaberg bei diesen hervorgehobenen Tendenz 
„Armut und Unglück als selbstverschuldet anzusehen“ kein be- 
sonderes Gewicht bei, wohl aber der triebartigen Abneigung 
gegen Unfreie und Fremde, gegen Menschen die niedere Arbeit 
verrichten und bei denen rohe Lebensart Not und Natur ist. Solche 
Wirdigung von oben wird im Munde der Armen selbst durch das 
wort von der Armut als Laster und durch das ebenso | ver- 
breitete gegenteilige, also ironisch oder polemisch — 
Und die Herrenmoral, die der Gesunden und Frohen stempelt auch 
den Traurigen, dem der die Empfindung seines Unglúcks zur 
Schau trágt, zum Schlechten. Hier aber muís die umgekebrte 
Einschránkung gemacht werden wie vorher. Der Traurige kann 
wirklich ein Schlechter sein, das finstere Gesicht nicht blofs das 
Leiden, sondern Hafs und böse Pläne verraten. Man unter- 
suche auf welchen Wegen ital. /risfo, sidfranz. marrif (vgl. auch 
doulent) u.s.w. zur Bedeutung „schlecht“ gelangt sind, Es gibt jedoch 
einen andern Unterschied der, im vorliegenden Zusammenhang 
wenigstens, noch viel wesentlicher ist. Mag man den Unglücklichen 
sei es mit Recht sei es mit Unrecht als den Schlechten betrachten, 
es ruht das Interesse auf ihm; der Begriff des Schlechten ent- 
wickelt sich erst an ihm; die sinnfälligen Ausdrücke „arm“, „heimat- 
los“, „traurig“ werden dafür verwendet. Ist man aber zu einer 
ethischen Scheidung zwischen „gut“ und „schlecht“ gediehen und 
beschäftigt man sich mit der Untersuchung dieser menschlichen 
Beschafienheiten, so liegt es nahe in dem Schlechten den Un- 
glücklichen zu erblicken, wie z. B. Cicero in den Tuskulanen sagt: 
sita prorsus existimo bonos beatos, improbos miseros“. Das altgr. 
70006 (eig. „mühselig“) „unglücklich“ } „schlecht“, „böse“ und 
das neugr. @rvyos „unglücklich“ | „böse“ scheinen ganz parallele 
Vorgänge darzustellen und sind doch fast entgegengesetzten An- 
schauungen entsprungen. Die zweite dieser ist die des Christen- 
tums, die aber, so vielen jüngeren Sprachzeugnissen zufolge, die 
andere nie völlig verdrängt hat. Dem «rvyoc entspricht dem 
Sinne nach unser malifatius, nicht genau in der Form, die es sehr 
zum Nachfolger von malus befihigte. Es empfahl sich dem Laien 
durch seinen euphemistischen Anflug, wahrend es im Munde des 
Priesters zum furchtbaren Hinweis wurde. Ja, vielleicht hängt sein 
Aufkommen mit der strengen Prädestinationslehre zusammen, würde 
also in das Zeitalter Augustins fallen. Wir haben jedesfalls hier 
eine der tiefsten und nachhaltigsten von den Einwirkungen vor 
uns die das Christentum auf romanischen Sprachgebrauch ausgeübt 
hat, und welche einer umfassenden Untersuchung noch harren. — 
Diese und andere Betrachtungen sollten den Kern der eingangs 


328  H. SCHUCHARDT, FRANZ. MAUVAIS | LAT, MALIFATIUS. 


gedachten Monographie bilden. Ich stellte mir vor, ich lúde 
G. Paris zu einem gemeinsamen Spaziergang ein; wir hátten die 
uniformierte gedrillte Schutzmannschaft, die „Lautgesetze“ ver- 
abschiedet und legten weite Wege in gutem Frieden zurúck. Nur 
sah ich bald daís sie für meine Kráfte zu weit wáren, dafs sie 
mich in Gebiete, vor allem das der Moralgeschichte, fúhren wúrden 
die ich bis dahin nie betreten hatte, und zudem erinnerte ich 
mich dafs Nietzsche, als er gerade „jenseits von Gut und Böse“ 
angelangt war, mit, einem kleinen Rückfall ins Philologische, 
ein akademisches Preisausschreiben folgenden Wortlautes empfahl: 
„Welche Fingerzeige gibt die Sprachwissenschaft, insbesondere die 
etymologische Forschung für die Entwicklungsgeschichte der mora- 
lischen Begriffe ab?“ (Anm. zur ersten Abhandlung: „Gut und 
Böse“, „Gut und Schlecht“ der Schrift: „Zur Genealogie der 
Moral“). Diese Aufgabe ist noch nicht öffentlich gestellt und auch 
nicht aus freiem Antrieb bearbeitet worden; allein das wird sie 
irgendwann und von irgendjemandem werden, und in einer solchen 
Arbeit wird dann malifatius mit seiner ganzen Geistesverwandtschaft 
den passendsten Platz finden. 


H. SCHUCHARDT. 


. VERMISCHTES. 


I. Zur romanischen Sprachgeographie. 


Zur Verbreitung des Katalanischen. 


A. Morel-Fatio sagt im Grdr.? I, 841: ,, Aufserhalb Europas hat 
das Katalanische auf Cuba und in der Argentinischen Republik 
Fuís gefafst.‘ Auch in Florida lebte es oder lebt noch, jedesfalls 
in einem sehr engen Kreis. Daniel Brinton schrieb mir (16. Febr. 
1884): , You mention the Spanish in Florida. It is now entirely 
extinct, but when I lived there in 1857 a dialect of it was still 
spoken. It was called the Mahonese, and was a corrupted form 
of the dialect of the Islands of Minorca and Majorca, whence the 
immigrants had been brought about a century before. 1 know of 
only one printed specimen of it, that is, the Fromajard:s, or Easter 
Song, obtained in 1843. 1 have no copy in my library, but will 
try to find one for you.“ Dies gelang ihm, und er schickte mir 
das Lied; in dem begleitenden Brief (12. März 1884) heifst es: 
» It was obtained in St. Augustine, Fla, in 1843 bei Wm. Cullen 
Bryant, our celebrated American poet. It is printed in several 
histories of St. Augustine, with the translation which 1 add (a poor 
one) ... 1 have tried to get the volume itself to send you, but 
it is out of print What I send is the ‚song‘. Besides this, there 
is a recitative in a different metre; this part is an address to the 
person before whose house the song is sung. Bands of young 
people used to go about the town on Easter day, and having 
sung the song and the recitative were usually treated to cakes 
and fruit ... 1 lived in Florida in 1856—57 and then the dialect 
still was current; 1 think it has now died out.“ Ich teile Lied 
und Übersetzung mit, ohne die allergeringste Anderung und Zutat. 


Us Gois. The verse. 
I. I. 
Disciarem lu dol Let us leave off mourning, 
Cantarem aub' alagria Let us sing with joy, 
Y n'arem a dá Let us go and give 
Las pascuas a Maria, Our salutations to Mary, 


O Maria. O Mary. 


330 VERMISCHTES. ZUR ROMANISCHEN SPRACHGEOGRAPHIE. 


2 . 
San Gabriel 


Que portaba la ambasciada 


Del nostro rey del cel, 

Estaran vos prefiada, 

Ya omitiada 

Tuao vais aqui serventa, 

Fia del Deo contenta, 

Para fa lo que el vol. 
Disciarem etc. 


3. 
Y a milla nit 
Pariquero vos regina — 
A un Deo infinit — 
Dintra una establina. 
Y a milla dia 


Que los angels von cantant 


Par y abondant 
De la gloria de Deo sol. 
Disciarem etc, 


+ 
Y a Libalem 
Alla la terra santa, 
Nus nat Jesus, 
Aub’ alagria tanta: 
latant petit 
Que tot lu mon salvaria 
Y minga y bastaria 
A: res un Deo sol 
Disstarem etc. 


Cuan: de Urica lus 


Tres revs ia strula veraz. 


Deo omaipoient 

Alcora io vinzarın. 

Ua present in teran 

De mi encens Y cr, 

A in Denuit seño, 

Que coneste cud se vor 
DMsciarem etc. 


n” 


Tact “i gavant 

Para cumpie 2 ¿ramas 
Y lu Esont sant 

De un angel (an gramas, 


2. 

Saint Gabriel 
Brought the tidings 
That the King of Heaven 
Thou hadst conceived, 
Thou wert humble 
Bchold here is the handmaid 
Daughter of God, content 
To do what he will. 

Let us etc. 


3. 
And at midnight 
She gave birth to the child 
The infinite God, 
In a stable. 
At midday 
The angels go singing 
Peace and abundance 
And Glory to God alone. 
Let us etc. 


4. 

In Bethlehem 
In the Hoiv Land 
Was horn the Sarior 
Wi:h great jov. 
The little chiid 
Who al the world wou!? save, 
Which za cre cozld do, 
Bet God alone. 

Let :s etc. 


Wien == the East 

Three zizgs saw Ce sur 

Ged oma:potez: 

To nicce they came. 

A ceesent they male am 

Ov arts ani geii 

T> the biessei Savier 

We stews every cne. 
Let Is etc. 


rm 
=e 


Ali seaeas 
To iu we cromises 
The liciv Sent 


From in anyei was sent, 


H. SCHUCHARDT, ZUR VERBREITUNG DES KATALANISCHEN. 331 


Gran foc ences, A great fire was kindled. 
Que crama la curagia And courage filled him 
Damos da lenguagia God give us language 
Para fe lo que Deo vol, To do thy will 

Disciarem etc, Let us etc, 

7 7. 

Cuant trespasá When we have passed 
De quest mon nostra señora, From this world, our lady, 
Al cel s’ empugia. To heaven we are raised © 
Sun fil la mantescia ora Your son at the same hour, 
O Emperadora, O Queen 
Que del cel san eligida, Who art of Heaven the choice 
La rosa florida Blooming rose, 
Mé resplenden que un sol. More brilliant than the sun 

Disciarem etc, Let us etc. 

8. 8. 

Y el tercer groia On the third day 
Que Jesus resunta Our Jesus arose 
Deo y aboroma, The celestial God 
Que la mort triumfa, Over death triumphant, 
De alli se balla From hence he has gone, 
Para perldra Lucife To overcome Satan 
An tot a sen pendá Throughout the whole world 
Que de nostro ser al sol. Our protector and guide, 

Disciarem etc. Let us etc. 


An diese Antikaglie wurde ich mittelbar durch die neueren 
Beitráge zur katalanischen Sprachgeographie erinnert, insbesondere 
durch Hadwigers Aufsatz in der Ztschr. XXIX, 712 ff Derselbe 
veranlafst mich mun aber auch unmittelbar zu zwei Bemerkungen. 
Meyer-Lübke Einf. S. 198 gibt keineswegs zu verstehen dafs er — 
wie Hadwiger annimmt — den Katalanismus der Pityusen blofs 
auf Grund der Ortsnamenkunde herausgefunden habe, sondern er 
weist nur diejenigen denen keine andern Hilfsmittel zu Gebote 
stehen, auf dieses zur Behebung etwaiger Zweifel hin. Wer sich 
einigermafsen für die Sprachgeographie der iberischen Halbinsel 
interessierte, war doch längst über jenen Punkt im klaren, kannte 
z.B. die Übersetzung des Gleichnisses vom verlorenen Sohn in 
das „Ibisenco“, welche sich bei Magin Pers y Ramona Historia 
de la lengua y de la literatura catalana, Barcelona 1857 S. 305 f. findet. 
Und gleich nach dem Erscheinen des Grundrisses in der ersten 
Auflage wurde auf den Farbenfehler der Karte bei den Pityusen 
aufmerksam gemacht. — Hadwiger hat im übrigen die Grenze 
zwischen Valenciasch und Kastilisch mit so múhevoller Gewissen- 
haftigkeit festgestellt dafs da kaum Platz für irgend nennenswerte 
Ergänzungen oder Berichtigungen bleiben dürfte. Aber Zeugnisse 
aus älterer Zeit werden insofern nicht ganz ohne Bedeutung sein 


332 VERMISCHTES. ZUR ROMANISCHEN SPRACHGEOGRAPHIE, 


als ja Sprachgrenzen nicht selten im Laufe der Jahrhunderte sich 
verschieben. Der Naturforscher J. Cavanilles hat in einem 1797 
erschienenen Werke über das Königreich Valencia eigene Be- 
obachtungen in Bezug auf den örtlichen Wechsel zwischen Valen- 
ciasch und Kastilisch niedergelegt. Diese Mitteilungen sind von 
J. Costa im Bol. de la Instit. libre de enseñanza Ill (1879), 58 
zusammengestellt worden. In Liria herrscht das Valenciasche, in 
Pedralva ein sehr schlechtes Kastilisch, das sich in nordwestlicher 
Richtung (Chulilla, Chelva) mehr und mehr verbessert und der an 
der aragonisch-kastilischen Grenze herrschenden Sprache ähnlich 
wird. In betreff der Canal von Navarrés scheidet ein einziger 
Berg Enguera und Montesa scharf in Sprache, Sitte und Geistes- 
art; in Anna spricht man eine Mundart die mehr valenciasch als 
kastilisch ist; im úbrigen Teil der Canal bis Navarrés ist der 
valenciasche Wortschatz geringer, aber das Kastilische läfst viel zu 
wúnschen úbrig; weniger unvollkommen ist die Aussprache in Bicorp 
und Quesa; in Millares und Cortes verschwindet das Valenciasche; 
das Kastilische aber ist durch die zahlreichen Deminutive entstellt, 
wie chiguiquio, mociquio für chiquito, mocito. Vgl. hierzu Hadwiger 
S. 717. Im äufsersten Súden besteht ein geradezu feindseliger 
Gegensatz zwischen dem kast. Elda und dem val. Petrel (s. H. S. 713). 
Im Tal von Gandía wurden nach der Vertreibung der Moriscos 
150 Familien aus Mallorca angesiedelt. Cavanilles meint, dieser 
Ursprung der dortigen Bevölkerung verrate sich noch in ihrer 


Mundart. Auch heute noch? 
H. SCHUCHARDT. 


M. Zur Literaturgeschichte. 


A proposito de El Honrado Hermano de Lope de Vega 
(vid. Zischr. f. rom. Ph. XXIX, 333— 336). 


Visto que o Sr. Stiefel, conforme diz a pag. 334, nat., tenciona 
estudar a propagaçäo que a anecdota do embaixador que deixa 
ficar o manto onde se sentou teve na ltalia, Franca, Inglaterra e 
Allemanha, como já a estudou com relacio á Hespanha, aqui lhe 
offereço a seguinte variante, da tradiçäo oral portuguesa: 


Havia em Barrellas, aldeia da provincia da Beira, um juiz muito célebre 
pelos seus ditos e sentencas. ‘Tendo sido uma vez chamado 4 Relacäo do 
Porto para explicar o teor de certa sentença que havia dado, sentou-se na ca- 
pucha !, por nio haver cadeira na sala . Ao retirar-se, deixou a capucha; e 
sendo advertido d'isso, responden: 


1 Manto especial, usado no Centro e Norte de Portugal. Cfr. os meus 
Ensaios Ethnographicos, II, 157. 

















G. BAIST, ZUR KAROLINGISCHEN SCHULREFORM. 333 


Cadeira onde o sr. juiz de Barrellas se assentou, 
Nunca mais a levantou. 


Esta anecdota vem publicada »- O Moncorvense n°. 160, de tt. 
XI, 94; mas eu ouvi-a tambem, tanto na propria aldeia de Barrellas, 
como noutras povoagdes da provincia. No meu opusculo Uma 
excursdo ao Soajo, Barcellos 1882, p. 8, publiquei uma variante 
d' ella, referida ao Alto-Minho, 

Uma anecdota localiza-se muitas vezes numa povoacio, por 
causa da pouca euphonia do nome d'esta, como já lembrei na 
Revista Lusilana, Il 70; e fixa-se num individuo, quando em volta 
d'elle se tem formado uma lenda chistosa, como è facil verificar 
em todos os paises. 

J. LEITE DE VASCONCELLOS. 


Ill. Zur Lautgeschichte. 
1. Zur karolingischen Schulreform. 

Ein hübsches Zeugnis das so viel ich sehe nicht beachtet 
worden ist findet sich in der Epist. I Amalarii presb. Mettensis 
(Migne 105, 133): Antequam pergerel domnus Carolus novissime, 
audivi sacerdotes Galliae nostrae sonare Gisus, quod neque cum Hebraets 
neque cum Graecis conveniebat. Ab illo tempore audio Jesus, ul opinor 
quod conventi cum Hebraas. Der Anlautskonsonant ist dabei jedenfalls 
identisch gemeint, das 7 Graecismus, den Amalarius nicht erkennt. 


G. BAIST. 


2. Parasitische Dentale. 


Von den Fällen in welchen Diez R. Gr. I, 363 im Spanischen 
und Port. ein parasitisches 4 nach / und » bemerkte ist der regel- 
mälsige Ersatz gedehnten Fremdlauts Grdr. I, 703 (vgl. Jhsb. V, 1, 
409)! isoliert und erklärt worden, von den anderen war atildar 
bereits durch Diez selbst im E. W. berichtigt, bei /o/zo ist das Zts. 
f. d. Wortforsch. IV, 259 geschehen, das angebliche asp. caldifa ist 
ein Fehler; blieb noch Aumi/de. Dafür genügte dem einen der 


1 Doch ist rebelde, (alt rebel, rebele, rebelle) altfranzösisches, nicht ital, 
rebelle, weil schon seit dem 13. Jahrh. übernommen, Auf die Rev. Aisp, 
‚159 zu Gunsten eines *rebellitare erhobenen Einwendungen verlohnt sich 
t einzugehen, da sie sich für jeden der in lautgeschichtlichen Dingen einiger- 
mafsen zu Haus ist von selbst erledigen. Wenn am gleichen Ort apg. medes 
auf prov. meter zurückgeführt wird, so wird das richtig sobald man dafür prov, 
medeis setzt. Was das aber mit meiner Feststellung der Entlehnung von asas 
und reves zu tun haben soll ist mir dunkel, 


Den a A A rd de hs ig otti ti Br UN VENTES Ml iii a. A a 2. 


334 VERMISCHTES. ZUR LAUTGESCHICHTE. 


Finflufs von Anmildad, andere konstruierten sich dazu als Quelle 
ein humilitare und *humildar, so zuletzt R. hisp. V, 419 und XI, 160. 
Es ist methodisch nicht zulässig für das spáte Adjektiv ein latei- 
nisches Verbum zu fabrizieren, und es ist nie in solcher Weise 
ein Adjektiv aus einem Verbum gebildet worden. Der Sprung von 
humildad zu humilde ist nicht weniger halsbrecherisch: welches 
Adjektiv steht denn im gleichen Verhältnis zu einem Substantiv 
auf -Jad? Analogiewirkungen ohne Analogie, das Messer ohne 
Klinge an welchem der Stil fehlt. ZZumilde ist, wie gesagt, ein 
spätes Wort, es hat im Laufe des 15. Jh. älteres humildoso (Berceo, 
Bocados u. s. w.) verdrängt. Dies aber stand haplologisch wie guarte 
für guardate, wie bondoso für fortlaufendes bondadoso, pg. maldoso n. 
sp. maldadoso, an Stelle von zufällig nicht úberliefertem Aumildadoso. 
Zu ihm stellte sich das neue Wort in das umgekehrte Verhältnis 
des gelegentlichen romanischen Antritts von -oso an Adjektive, so 
sp. ptg. voluntarioso, gravoso. Diese Beziehung ist aber nicht stark 
genug um von sich aus das Simplex zu erzeugen, es muls eine 
Lehnform von humilis zu Grunde liegen. Die Wörterbücher kennen, 
als veraltet, spanisch Aumil, portugiesisch hrmil: die Betonungs- 
angaben ganz unverlässig, aber wahrscheinlich einmal beides pro- 
miscue vorhanden. Denn einerseits hat die proparoxytone Betonung 
sátil und später imbécil an sich gezogen, andrerseits ist katalanisch 
(dem Provenzalischen fremd) umi seit Ramon Lull bis heute be- 
wahrt. Dieses oder jenes ist im Rimado de Palacio 1224 vom 
Metrum gefordert, 1192, 1487, 1541 überliefert. Daneben ver- 
zeichnet Moraes ein apg. Aumile, das kastilisch sicher auch einmal 
existiert hat, ebensogut wie /dcile noch im Nebrissensis, difficile Escr. 
ant. S. 565. Von humillar, humilhar aus hatte sich ein häufiges 
Aumilloso, humilhoso eingestellt (vgl. tembloso, desdeñoso, aprovechoso, 
asmoso) und von hier aus hwmille eingefunden, wie die Madrider 
Hs. des Rimado neben humil und humilde mehrfach (1329, 1331) 
schreibt, ebenso die Est. de los Cuatro Doctores nebst Aumillad 
für humildad; unbelegtes pg. humilhe war jedenfalls auch vorhanden. 
Also: Aumildoso führt auf Aumilloso, dies kreuzt sich mit Aúmeile zu 
humille, and dieses wieder mit Aumildoso zu humilde. Die beiden 
ersteren Formen gehören noch dem 13. Jh. an, die Aumilis-varianten 
sind älter als die latinisierenden Neigungen des 15. Jh, reichen 
noch in das 14. zurück. Das Wörtchen war eben ein Liebling 
der Dominikaner und einer ihrer einflulsreichen Prediger wird es 
schliefslich gewesen sein der hwmilde als die salbungsvollste Form 
in Mode brachte. 

Ebenfalls zu Aumildoso stellt sich Aumildanga (Rimado 1191). 
Anders tgualianga, das Leite de Vasconcellos aus einer portug. 
Urkunde belegt: eine gelegentliche durch die Gleichheit des Ton- 
vokals und der Funktion der Suffixe veranlafste Kreuzung von igua- 
larga mit igualdad. Viel weiter gehendes span. ¿gualdía ist mir 
nur aus dem Wörterbuch bekannt und sehr verdächtig; was Meyer- 
Lübke KR. G. II, yoo dazu bemerkt, verstehe ich nicht Aus dem 











G. BAIST, PARASITISCHE DENTALE. 335 


Wörterbuch ist auch cercandanga in die R. G. II, 518 gekommen. Der 
Dicc. Aut. hat es aus Juan de Menas Coronación 31 aufgenommen, 
und erklárt als cerca + andança: und so, sehe ich, hat der Dichter 
die Mifsbildung wirklich gemeint. Ganz anders steht es um die kastil. 
Rechtsworte avecindar (die vecindad verleihen), vecindario: sie mússen 
an der östlichen Grenze dadurch hervorgerufen worden sein, dafs 
dem einheimischen vecindal (Bürgerrecht) provenzalisches bezw. 
katalanisches velina! mit avehinar sachlich entsprachen. Amerindar 
schlofs sich an. Französische Entlehnungen sind endlich sp. pg. 
(und katal.) avıltanga (Siete Part.), avi//ar etc. aus altfr. aviller aviltance A 
Hier, wo ATUM und TATEM teilweise auf einander fielen, kam 
man von barné barnage zu loiall! loiallage; parenté parentage parenter 
schien mé village avilter viltance zu rechtfertigen, und so entstehen 
amistance und pitance. Dafs die italienischen amistanza, pietanza, 
viltanza, die Meyer-Lübke KR. G. II, 555 als einheimisch behandelt, 
aus dem Franzósischen kommen erhellt aus der Identitit der 
ganzen Reihe. 

Mit kastil. apeldar, apelde? kehren wir wieder zu der bulda- 
Gruppe zurück. Ursprünglich gilt es von dem Glockenzeichen das 
im Franziskanerkloster vor Licht gegeben wird, vgl. den Dicc, Aut. 
und Duc. Appellatio 2, wenn auch nicht klar ist wie das scherz- 
hafte apeldarlas = huirse daraus erwachsen ist: also aus dem ge- 
hörten fremden Klosterlatein bei der Einführung des Ordens. Auch 
codecildo scheint Einwirkung westlicher Schultendenz auf die ge- 
lehrte Ausprache zu zeigen, wenn nicht zu afr. codicelle. Apandar 
neben apañar ist afr. panner (prov. apanar), da pan, ponnum i.d. 
B. Pfand nur nordfranzósisch ist (fraglos gleich pan Stück; ahd. 
plant wie normant). Arapende ist ebenfalls Lehnwort, vom aripennis 
der Lex Wisig., wohl nicht unbeeinflufst von afr. arpenf. Coron- 
deles der Druckersprache aus colonnelli, pildora aus pillola (Ant. de 
Montoro) zeigen noch bis zum 16. Jh. die gleiche Substitution. 
Sp. pg. bando3 aber ist mit dem Dental aus dem Italienischen über- 
kommen. Ziemlich alt erscheint el dinfe/, unbestimmt wann das dia- 
lektische en dengun. 

Wenn ich im Jhsb. von energischerer Aktion der Zungenspitze 
gesprochen habe, so ist das nicht ganz klar, da es sich nicht um 
Intensität, sondern um Dauer handelt. Die Zungenspitze bleibt 
eine Doppelkonsonanz lang in gleicher Lage, während die Zungen- 
ränder bezw. das Gaumensegel nach der Zeit an die man gewöhnt 
ist gehoben werden (besonders deutlich letzteres die im Sprechen 
normale Lage), worauf sich die dentale Explosion von selbst ergibt. 
x Lehnworte mit gedehntem m liegen nicht vor, also auch nicht das 


1 Lägen nicht die unmittelbaren Vorbilder vor, so könnte man auch von 
kastillischem vila aus tnt viltd ausgehen (Alex, 1060). 

2 Vel, Carol. Michaels, Studien 245. 

2 Auffällig steht daneben pg. banko in der besonderen Bedeutung des 
Heiratsaufgebots, ban de mariage, als ob hier bannjan fortwirke. Am nächsten 
läge, es als Rip Lehnwort zu fassen, aber ich kenne keinen Beleg. 


336 VERMISCHTES, ZUR LAUTGESCHICHTE. 


wenigstens im spáteren Mittelalter! zu erwartende mm > mb. Dombo 
und domo von it. duomo ist Reflex von /ombo —lomo. Ähnlich tritt 
die geläufige Artikulationsfolge für die ungeläufige ein in den be- 
kannten dundos,? rienda, haceldo, espalda u.s. w. Ferner jaldo aus 
jalne (franz.), nebst sendos und andar. Letztere zeitlich sehr ver- 
schieden, sendos aus (leonesisch im 13. Jh. noch úberliefertem) lehn- 
wörtlichem sen/os, andar vorromanisch.3 

Der Gedanke als ob candado erst aus cannado, cabildo aus 
cabillo geworden sei, schon nach dem historischen Auftreten wenig 
wahrscheinlich, wird ausgeschlossen durch die Tatsache, dafs kein 
erbwörtliches 2a 4 jemals als nd /d erscheint. 

Wir werden nun fragen in wie weit die von Foerster Ztschr. 22, 
265 und 510 erstmalig zur Erörterung gestellten Fälle zutretender 
Dentale aus anderen romanischen Sprachen ebenso entstanden sind 
wie die spanischen. Nordfranzôsisch Mormant— Normandie u. 8. w. 
müssen, da nie pende für penne etc. steht, auf Normanz zurück- 
geführt worden. Die stimmhafte wegen marchean/ gegenüber mar- 
cheandie von *mercalandum und sonstigen Überbleibseln von -andum 
neben -anem; gestützt auch noch durch die -hard u. Lombart — Lom- 
bardie. Die ann + s > ans, core etc. zeigen partielle regressive 
Assimilation in schwerer Verbindung, ebenso die foinz, vermelz: 
nur sollte man auch pellis > pela erwarten. Bandon ist von bannon 
in der Bedeutung geschieden, also wohl auch in der Herkunft. 
Quicherat's Aronde aus Oronna fehlt bei Forbiger und Longnon, 
scheint also unsicher; auf jeden Fall könnte bei dem kleinen Zu- 
fiufs der Oise (rechts bei Compiegne) die unverständliche Benennung 
den bekannten lat. arundo oder altfr. und dial. aronde—hirundo im 
offiziellen Schrifttum angenähert worden sein. Colombe COLUMNA 
würde ich zu colompne stellen, vgl. dampnedeu, dambredeu, dampner: 
das Wort ist halbgelehrt wie diese, volkstümlich war estache. Flambe 
steht dissimiliert für Aumdle FLAMMULA. Provenzalisch fällt 
bei coronda die Verbindung der nd mit 7 für / auf (s b. Levy, 
Mistral, Azais) und zeigt, dafs das von vielen nur unsicher gewuíste 
Wort Analogieeinflufsen stark ausgesetzt war. Cande für canbe, aus 
Nimes bei Azais, entsteht aus canade durch progressiv assimilierende 
Substitution. Aber mit Recht wird Gironde—Guronne von Foerster 
hervorgehoben: es läfst sich darin kaum etwas anderes sehen als 


1 Alter fehlte md, weil es z. T. noch arabisch zu w geworden war, 
Gr.?sı. Fumon ist kein sicherer Fall, es kann direkt französisch sein. — 
Flambunte ist natürlich ebenso französisch wie flamante, von flambe. 

2 Als dundos neben dadnos stand mufste hie und da einmal auch Jandnos 
eintreten das Cornu fur den notwendigen Vorgänger von dandos hält, während 
mir hier die unmittelbare Substitution wahrscheinlich ist Anders liegt strwpo 
—stupro, Nach der vorzeitigen Auslösung des r dürfte an der richtigen 
Stelle in der Regel die Energie zu einer Wiederholung fehlen, dafür aber 
eine Stimmpause eintreten. ND >= fehlt sp., pg., kast. fonsl ist seemänisch, 
Pg. furl mit fiindibulum nicht zu vereinigen. 

2 Was ich auch Hornings Ausführungen Ztsch. 29, 214 gegenüber fur 
sicher halte. 











S, PIERI, IL TIPO AVVERBIALE DI CARPONE -I, 337 


ein Zeugnis dafür, dafs am Unterlauf des Flusses regelmálsig mn 
> nn > nd wurde; auch wenn im übrigen der Verkehr jede Spur 
der dialektischen Besonderheit ausgelöscht hat. Bei den zahlreichen 
italienischen Fällen legt die von Foerster beobachtete Beschränkung 
die Annahme nahe, dafs wie in Spanien hier dialektisch mm und 
mm fehlen und ungenau imitiert werden. Oder wurden, denn es 
konnte sein, dafs die korrekte Artikulation schliefslich erlernt ward, 
dabei aber einige Worte mit dem substituierten Laut beharrten. 

| aber dürfte ein Rückschlag eingetreten sein den 
Meyer-Lübke Ital. Gramm. 229 für das Mittelalter vermerkt, aber 
nur für graphisch hält: da wo mò > mm, nd > nn wird, sagt #rando 
für /iranno wer toskanisch reden will. Bando steht für sich. Bann, 
bannum scheint merowingisches und für Italien karolingisches Rechts- 
wort, in der Langobardenzeit nicht belegt; dandum findet sich nach 
Ducange in Oberitalien bereits Ende des to. Jh, Das in der 
Völkerwunderung in Byzanz und Italien eingebürgerte (Prokop, Leo 
Tacticus, Paulus Diaconus u. s. w.) gothische und als solches zu 
vermerkende dandum Bardor Fahne Kohorte hiefs in Frankreich 
bannum, Adem. v. Chab.,! vgl. banntére. Sollte unter dem Einflufs 
dieses Verhältnisses ein Ausgleich eingetreten sein? Politisch nicht 
unmöglich bei den Beziehungen von Italien zum Westreich im 9. 


or G. BAIST. 


IV. Zur Wortgeschichte. 
1. Il tipo avverbiale di carpone -i. 


Sia concesso di dar qui una breve risposta alle obiezioni, 

che È illustre Autore della ‘Gramm. romanza’ ha mosso in questa 
na, XXIX 245—6, all articoletto che con questo stesso 

titolo fu pubblicato in Romania, XXXII 230—8. — Lo scrivente, 
innanzi tutto, riconosce di buona voglia d’ essere stato forse troppo 
reciso coll’ affermar che il Meyer-Lübke negli avverbj come car- 
pone -i vedeva il suffisso accrescitivo - one; ma ció gli parve che 
risultasse dall’ interpretazione da lui proposta del valore ideale 
d'in ginocchioni; molto più che il significato comune e precipuo 
di tale suffisso è appunto I’ accrescitivo. E d' altra parte il M.-L. 
non dice nemmeno ora in modo esplicito su qual particolare signi- 
ficato di -one codesti avverbj a parer suo abbiano il lor fonda- 
mento. Ma ciò che bisogna negar con tutte le forze è che segna- 
tamente in italiano ai personali in -one spetti per lo più un' ac- 
cezione peggiorativa. Degli esempj italiani dal M.-L. citati nel 
luogo della sua Grammatica al quale rinvia (II, 496), forse non 


1 Hist. I, 58, M. Germ. SS, IV, 115, Zusatz zu der Erzählung der Ann. 
Lauriss a. 763: Pipin weiht S. Martial in Limoges das bannum aureum, welches 
er von Waifer gewonnen hat. Freilich der einzige Beleg den Ducange bietet. 


Zeitschr, £ rom. Phil. XXX. 22 


338 VERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTE. 


ce n’& uno solo che calzi. E cosa infatti non dipendente dalla 
funzione ideale del suffisso in questione, se certi nomi con esso 
formati o tengono dalla radice o hanno a comune col verbo corre- 
lativo un significato non buono. E cosi, venendo agli esempj, se 
imbroglione ‘chi ha l’abito di fare imbrogli’ è un tristo soggetto, 
non ne dobbiamo di certo dar la colpa al suffisso (cfr. il sinon. 
imbrogliatore); ma gli è che codesto figliuolo, anzi che esser de- 
genere, ha lo stesso cattivo sangue di suo padre smdrogliare. Cid 
vale ugualmente per duffone (all. ad ant. duffare ‘fare o dir ciance 
o buffonerie’); per ciarlone (cfr. il sin. ciarlatore -adore);! per soffione 
spione (all. a so/fiare ‘far la spia’), E pragnone era ‘chi a prezzo 
accompagnava piangendo il mortorio’ (cfr. il sin. fragmitore, Gd. 
Guinizz.), ed è ora ‘chi si lamenta sempre e senza ragione’; sicchè 
la mala voce anche qui al nome vien dall’ azione indicata e non 
dal suffisso. E durlone (cfr. il sin. burlatore) non ha accezione 
peggiorativa. Un bel corollario è che a molti fra’ questi nomi va, 
come si vede anche qui, parallelo un sinonimo in -/orej e a questo 
suffisso di ‘nomen agentis’ nemmeno, credo, il M.-L. vorrebbe at- 
tribuir nulla di sfavorevole. Restano capone e paglione, che vengon 
citati per ultimi (e con ciò par si riconosca che logicamente appar- 
tengono ad altra serie); e vuol dir due accrescitivi da nomi di 
cosa traslati a designazione personale. In cafone da ‘capo grosso?” 
che è la sua propria accezione, si veniva senza difficoltà a ‘capo 
duro’ (cfr. ‘cervello grosso’), e da questo sì ad ‘ostinato’ e sì a 
‘poco intelligente”.2 D' altra parte non par vero che l’origine da 
me supposta degli avverbj in -one sia impossibile quanto al fran- 
cese. Che un *chevauchon, cavalcatore, non occorra nel Vocabolario 
(e si dovrà fors' anche ad un mero caso), sta bene; ma non è 
un correr troppo l’ affermare che esso non è ‘concepibile’? Cfr. 
brouillon all. a brouiller, grognon all. a grogner, ecc. E perchè poi 
questi avverbj non potranno in parte esser nomi alla stato fossile, 
quando in parte son fiancheggiati da nomi correlativi d'agente 
ancor vivi e vegeti? Si pensi alla serie degli avverbj latini in -Zer! 
Del resto, se l’Italia è il paese dove questo tipo avverbiale più 
prospera, la nostra presunzione sarà che ivi sorgesse, e che sian 
piuttosto italianismi i pochi esemplari francesi. E in verità non 
si vede, perchè accaralcione -¿ e in ginocchione -î debbano esser mo- 
dellati su d chevauchons e à genowillons, anzi che questi su quelli. 
E tanto meno si vede, perchè mai su questi due modelli francesi 
si sarebbe conformata la ricca serie italiana, promossa (secondo la 
nuova ipotesi del M.-L.) dai non pochi tra i personali in -one che 
includono un senso di biasimo; giacchè nessuna idea dispregiativa 
si può dir che sia implicita negli avverbj in -ome. Non so poi per 


! Anche, nello stesso ordine ideale: ciuncione (cfr. il sin. ctanciatore) e 
ciaccione (all. a cianciare e ciacciare). 

2 La stessa evoluzione semantica offron testone e succone, recente quello 
come personale e questo per ‘poco intelligente’. 


S, PIERI, L’ IT. -NE. 339 


quale stranissimo abbaglio s' attribuisca allo scrivente d' ammetter 

che non esiste un it. accavalcíare, cioè un verbo che è sulle bocche 

La Lao eat eg lea tem ppi ee 
che teorizzando si dimostri |’ impossibilità sua Zanoni 

vedo ora che nel Voc. italiano figura pia sie ee 


nato. A giustificar poi la derivazione ' peer AS i 
-icare, s' avverta come il frnc. chevaucher e il prov. cavalcar (all. 
a -(guar) mostrino che l’ettlissi in caballicare è assai antica, 
stante il ¢ interno non digradato; sicchè potremo ben supporre 
un volgarlat. *cabalcare sentito come ‘primitivo’ e perciò derivato 
facilmente per -iare. Per concludere, a me non par che il mio 
modesto edifizio abbia sofferto gran che da codesti assalti; onde 


n' aspetto di più validi, che mi persuadano a render le armi.? 


SILVIO PieRI. 


. L’ it. -ne. 

È noto che, mo veramente del toscano volgare, l'unica 
vocale d' epitesi è I’ e; per esempio /ae là, fue tu, sie sì, cosìe, cantde 
cantò, porte, finie, ecc. Da queste forme, coll’ inserzione d’ un j 
a toglier l’iato, s’ otteneva in Lp territorio un’ apparente 
epitesi della sillaba je; e così, pra esempio, nella Versilia: meje, 
teje, seje (v. qui XXVIII 171). Se non che I italiano offre anche, 


1 Nello Schedario della Crusca figura con unico esempio antico, come 
Raff. FORNACIARI gentilmente m' avverte. Del resto, cavalciare non sarà forse 
che la traduzione ‘fonetica’ del frnc, chevaucher, mal reso però nella de- 
sinenza, 

2 Auch aus Pieris Austührungen geht hervor, dafs -one sich fast nur mit 
solchen Verben verbindet, die schon an sich eine mehr oder weniger tadelns- 
werte Handlung ausdriicken, wie ich ital, Gramm. $ 488 ausgesprochen, Rom. 
Gramm. II § 456 angedeutet habe, so dafs also dieser Einwand gegen seine 
Annahme bestehen bleibt. Der Schluls von browillon grognon auf die Mög- 
lichkeit eines chevauchon setzt sich wieder über den Gefühlswert dieser Bildungen 
auf -on hinweg. — Ein lat. cabalcare zu einer Zeit, wo -ciare noch zu -care 
geworden wäre, aus frz. chevaucher, prov. cabalcar gegen rum. incalecá, . 
cavalgar, span. cabalgar, pg. cavalgar zu erschliefsen, heifst sich über die 
offenbarsten Tatsachen der franzósisch-provenzalischen Lautgeschichte hinweg- 
setzen, aufserdem wäre auch dann die Erweiterung zu cabalciare auffällig. 
Was nun aber accavalciare betrifft, so heifst es nicht ‘reiten’ noch, wie doch 
die Zusammensetzung mit e vermuten liefs, ‘sich auf das Pferd setzen’ 
sondern *rittlings stehen’, star accavalcione, d. h, von accavalcione ist ein 
Verbum accavalciare gebildet worden. Damit ist der Morphologie und der 
EA genüge geleistet, während bei Pieris Auffassung beide zu kurz 


W, MevER-LUBKE. 


2 A parer mio un 7 d'epentesi, continuato per -gy, offre anche: ait. 
veggia et da un anteriore *veja, che & con metaplasmo da vehes; e 
insieme: “ey saga da *de]strujére e ait, traggere da étrajére. 
Cosi, ae io che di questi esempj persistesse nel volgarlat, la guttu- 


224 


340 VERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTE. 


e ben documentata dagli scrittori, F epitesi d am se. Abbiamo per- 
tanto: sese me, /ene te, sem se; rene re (St di Bariaam); rene 
tre (Fir.); guine qui (St. pist); e qualche altro, tutti superstiti qua e 
lá nel contado. Inoltre, in forme verbali; onde, per limitarci al solo 
Poema di Dante: rase va (IL 25, 42), Sane fa (III 27, 33), fee te 
(I, 18, 87), saline e partie (IL 4, 22e 24), fuone pad (I, 11, 31). 
Ora questo se come si dichiara? Di cesto, non di modo di x 
da e, giacchè un a non s' adopera mai per rimediare all’ nto. Il 
mio pensiero è che mese fene seme siano le forme primigenie e 
principi della serie, e che sorgessero nella condizione enclitica e 
proclitica, per Paggiunzione della particola se (da ijnde), la quale 
Spesso veniva a seguire, e non di rado come pleonastica, a me te 
se. Risulterebbe perciò mene da mene-ralo e meute O rede-mene e 
Do-mmcne, suene-sio O sio-mmene; teme Ga fene-va: O vai-hene, icne-siar 
O shas-leme, impv. ra-ilene, sta-tiene; seme da sene-va O DO-sseme, TMPV. 
senezzada O tada-sene; e così via. Senza dir che il ne, non pleo- 
nastico, di suene-fento O pento-mene, leme-curi O curi-lene, sene-ricor da 
o sricorda-sene e simili, dovè o potè contribuire anch'esso a pro- 
muovere in qualche modo le forme in questione. Appresso, le 
doppie forme equipollenti (me e mene, ecc.) dieder luogo alla pre- 
sunzione, che se fosse una mera aggiunta eufonica, onde potè di- 
venire un appannaggio anche d' altre parole omsitone. 


rale etimologica, molto per tempo tramontata nel lat. classico. E il fenomeno 
dovè essere così antico, che a questo j sorto nell’iato toccò la stessa sorte 
del lat. *J* (cfr. maggio ecc... In contrario v. Grober, AlLez. VI 139s. véges 
e 131s. tragere, V 4819. strugere: e cfr. Stolz, Hist. gramm. 122. 


Suvio PrErL 











BESPRECHUNGEN. 


P. Savj-Lopez, Storie tebane in Italia, Bergamo, Istit, italiano d’ arti gra- 
fiche, 1905, in 8% di pagg. XLIII, 127 (Bibliot. storica della letterat. italiana, 
diretta da F. Novati, n°, 8). 


La presente pubblicazione consta di un'introduzione (pp. V—XLIII), 
nella quale I’ autore tratta della fortuna del ciclo tebano in Italia ed esamina 
dal punto di vista linguistico due testi editi più oltre, della stampa di questi 
due testi (Romanzo d' Edipo; redaz, dialettale d’ una parte della iorita),! e 
infine di un breve glossario delle voci più notevoli. La pubblicazione è ornata 
di una tavola fuori testo (fac.-sim. del cod, Marciano, cl. VI, n°, VII, c. 77). 

Non può dirsi che le storie tebane abbiano avuto in Italia molta di- 
vulgazione prima del Rinascimento, se volgiamo il pensiero alla fortuna goduta 
fra noi da altri cicli classici, 11 S.-L. non è riuscito a rinvenire un solo 
accenno a leggende tebane nel cod. Vatic. 3793 e a buon diritto opina che 
ben pochi se ne potranno rintracciare in tutta la lirica italiana antica da chi 
vorrà raccogliere anche per |’ Italia i ricordi epici dispersi nei canzonieri. Dante 
attinse alla Tebaide di Stazio, il Petrarca mostra di non essersi giovato comun- 
que di leggende medievali, il Boccaccio per la Teseide si servi in alcuna parte 
del Roman de Thèbes. Ma — si domanda il S.-L. — „non ebbe il ciclo 
tebano in Italia alcuna elaborazione romanzesca o poetica? Il famoso Can- 
tare dei cantari edito da Pio Rajna in questa rivista II, 220 ricorda che le 
storie di Tebe sono ottanta, sì ben composte in cantar trentasei, e il Rajna 
ha fatto osservare che il rimatore dovè alludere ad un testo in prosa di ottanta 
capitoli, sul quale, se ho ben compreso |’ argomentazione dell’ insigne maestro, 
dovè essere condotta una redazione poetica in 36 cantari. Il S.-L. pare incline, 
se non mi inganno, a considerare il testo in prosa quale una versione italiana, 
A me non pare in verità molto improbabile che I’ anonimo versificatore potesse 
anche alludere a dirittura a un testo francese. Resta sempre che le rubriche 
del testo francese a stampa del Roman d' Edipus sono ottantasei. ll nome 
di Roman d' Edipus è dato a una compilazione storica, una specie di fiorita, 
che costituisce la terza sezione dell’ Histoire ancienne jusqu'à César studiata 
da Paul Meyer, Romania, XIV, 1sgg. Questa Histoire ancienne ebbe gran 
voga in Italia, ove molti codici furono scritti e ove furono condotte anche 


4 Sui due manoscritti marciani, contenenti questi due testi, richiamò 
l'attenzione il Rajna in questa Zeitschrift, Il, pp. 245—6, 


342 BESPRECHUNGEN. GIULIO BERTONI, 


alcune versioni. Tre codici francesi dell’ Histoire furono anche posseduti 
dagli Estensi in Ferrara; ora ne rimangono soltanto alcune pergamene nel- 
l’ Arch. estense di stato da me mostrate, ora è più d'un anno, al Meyer e 
dall’ illustre uomo subito identificate.! Il S.-L. ricorda alcuni mss. contenenti 
versioni del Roman d’ Edipus, ma stampa unicamente un testo veneziano con- 
servato nel codi marc. cl. VI, n°. VII, del sec. XIV. Confrontato col Roman 
d’ Edipus, il testo italiano presenta quasi sempre una perfetta corrispondenza, 
salvo in qualche particolarità e in una maggiore prolissità. Il S.-L. viene 
poscia a discorrere di un secondo cod. della Marciana contenente storie di 
Tebe. Si tratta di una redazione veneziana di quella parte della Fiorita di 
Armannino ch’ è dedicata alle storie tebane. Secondo 1’ autore, fonte precipua 
di Armannino fu Stazio; ma qualche volta la narrazione è atteggiata e svilup- 
pata con qualche varietà, e ciò deve dipendere dal capriccio stesso del notaio 
bolognese. Questa, in breve, 1' introduzione storico-letteraria del S.-L. ai due 
testi, che costituiscono la parte essenziale della pubblicazione. La quale è un 
buon contributo alla conoscenza della diffusione delle storie tebane in Italia. 
Il critico incontentabile potrebbe desiderare di sapere qualcosa di più delle 
versioni italiane del Roman d’ Edipus diverse da quella veneziana edita dal 
S.-L. e di vedere più sviluppate le argomentazioni concernenti la Fiorita. 
Ma convien confessare che le ricerche del S.-L. accontentano per questa parte 
molto più di quelle del Mazzatinti; e convien pure riconoscere che se è facile 
muovere osservazioni, difficile farebbe stato far meglio. La lingua dei testi 
è studiata dal S.-L. secondo lo schema ormai classico dell’ Ascoli. 


GIULIO BERTONI. 


A. Parducci, / rimatori lucchesi del sec. XIII, Bergamo, Istit, italiano d'arti 
grafiche, 1905, in 8, di pagg. CI—145 (Bibliot. Storica della letteratura 
italiana, diretta da F. Novati, n°. 7). 


La poesia di Bonagiunta, intorno a cui si aggruppano idealmente gli 
altri minori versificatori lucchesi del sec. XIII, è stata già indagata nella sua 
essenza e nelle sue dipendenze dallo stesso P. in una memoria Sulla crono- 
logia e sul valore di B. O. da Lucca, Messina, 1902, in cui l’amore al 
soggetto è pari, convien riconoscere, all’ arditezza delle conclusioni. Il P. 
s' industria di dimostrare che Bonagiunta dapprima è stato un guittoniano e 
poscia s' è accostato alla maniera di poetare della scuola del „dolce stil 
nuovo “*. — Opportunamente il P. apre il presente volume, nel quale ricompaiono 
riassunte le opinioni espresse nella memoria testè citata, con un’ introduzione 
concernente il famoso passo di Dante su Bonagiunta e lo ,,stil nuovo“ che 
tanto affatica critici ed esegeti. Il P. procedendo sulla scorta di lavori an- 
teriori, che cita in nota, conferma la comune opinione che Dante abbia voluto 
istituire un raffronto tra il dolce stil nuovo e la poesia dei siciliani con |’ in- 
tento di ferire i principali poeti che a questa poesia fecero onore, quali il 
Notaro, Bonagiunta stesso e Guittone. Fondandosi su nuove ricerche archi- 





1 Sono i nni, 6, 7 e 12 del mazzo II dei frammenti di pergamene francesi 
provenienti da vecchie legature. 








.— 


A. PARDUCCI, I RIMATORI LUCCHESI DEL SEC. XII. 343 


vistiche, il P. opina che la nascita di Bonagiunta si possa fissare con molta 
verisimiglianza intorno al 1220 e dimostra che, nato da Riccomo di Bona» 
giunta Orbiciani degli Averardi, proveniente forse da Orbiciano in quel di 
Lucca, dovè prendere parte agli avvenimenti della sua città, Quanto alla poesia 
di Bonagiunta, io mi sento nella necessità di dire che, non ostante gli sforzi 
del P., vi ritrovo sempre troppi luoghi comuni, troppi concettini stercotipati, 
troppi pensieri d' accatto; e se talvolta, quasi a compensare il lettore, il verso 
pare animato da un soffio di buona poesia, come avviene nella canzone: 


Quando apar |’ aulente fiore, 
lo tempo dolze e sereno, 

gli auscelletti infra gli albore, 
ciascun canta im suo latino: 


bisogna, ahimè, convenire che il merito non è di Bonagiunta, ma dei poeti ai 
quali Bonagiunta attingeva, Il merito potrebbe essere, di qualche poeta, 
cui potè attingere, p. es., Rinaldo d’ Aquino, che incomincia così un suo com- 
ponimen lo: 
R Ormai quando flore 

e mostrano verdura 

le prata e la rivera 

li auselli fanno isbaldore 

dentro da la frondura! .. 


o di qualche poeta di Provenza, se non si volesse anche ricorrere a Rinaldo 
di poco più vecchio di Bonagiunta, Ritornano purtroppo alla mente i noti 
versi indirizzati da un contemporaneo a Bonagiunta: 


Per te lo dico, novo canzonero, 
Che t’ avesti le penne del Notaro 
E vai furando lo detto stranero.? 
Bonagiunta, convien riconoscerlo, non „furava‘“ più di tanti altri al suo tempo; 
ma forse ,,furava meglio, se un anonimo poté indirizzargli un sonetto, nel 
quale si leggono i versi seguenti: 
di ciausire motti Folchetto tu’ pari 
nom fu né Piero Vidale nè 1 buono Dismondo, 
però m' inchino a te come fe Pari 
a Venus, la duchessa di loro mondo,’ 


Bonagiunta si trova in relazione poetica, nella sua stessa città, con un 
secondo poeta, Gonnella degli Antelminelli. Questi fu figlio del giudice In- 
ghilfredo ed ebbe un figlio chiamato Guglielmo, che fu anche pubblico esecu- 
tore del comune di Lucca nel 1297. Nacque intorno al 1240, abitò in Lucca 
in una casa posta in „curia Sancti Martini“ e prese parte come teste a di- 
versi atti, che l'A. registra, Col Gonnella ebbe rapporti letterari un altro 
poeta lucchese, il notaio Bonodico, La piccola schiera va aumentata di due 
altri nomi: Fredi e Dotto Reali. Secondo il P., Fredi avrebbe poetato in- 


1 Monaci, Crest., I, p. 84. 
3 Monaci, Crest., II, p. 309. 
3 Monaci, Crest. II, p, 308. 





344 BESPRECHUNGEN. GIULIO BERTONI, 


torno al 1260, poichè la sua unica canzone Dog hosamente con gran malenansa 
dovrebbe riferirsi ai fatti avvenuti nel 1263, quando i Guelfi vinti si accor- 
darono con Manfredi, o tutt’ al più a quelli accaduti nel 1265, quandò entrò 
in Lucca Gonzello Gonzaga. Dotto Reali fu figlio di certo ,,Reialis domini 
romani imperatoris iudex et notarius.“ Il Parducci ne offre qualche notizia 
archivistica, e toccando poscia della poesia di questi rimatori di Lucca, ne 
mette in evidenza la poca originalità e insieme le caratteristiche più salienti. 

Le pagine, e non sono poche, dedicate alla biografia dei verseggiatori 
lucchesi sono, a quanto io penso, le migliori del libro, sia perchè non vi 
mancano fatti e notizie del tutto nuovi, sia perchè il P. mi è parso più asso- 
luto padrone della materia che nelle altre parti della sua opera. Nel capit. 
concernente l' autenticità delle rime, 1 A. è non di rado un po? troppo sbri- 
gativo, o almeno può parer tale, per la ragione che non muove sempre, come 
il buon metodo vuole, da un esame profondo dei codd., ma ricerca talvolta 
le cause della maggione o minore probabilità di autenticità in argomenti in- 
terni, che in ogni caso non mi paiono convincenti. Per es., io non so se il 
Biadene e il Cesareo dichiarando spurio il componimento di Bonagiunta Ora- 
mai lo meo core, si saranno fondati per conto loro sull’ unica argomentazione 
messa avanti dal P.: che cioè mal si spiegherebbe come il poeta potesse man- 
dare a salutare la sua innamorata ,,allo regno“: 


Partiti e vande allo regno. 


Lucca — dice il P. — non è mai stata regno (p. LKXVI); ma è evidente che 
Bonagiunta potè inviare da Lucca alla sua donna, dimorante altrove, la sua 
canzone. Che Bonagiunta abbia anche cantata una lucchese, una donna 


per cui mi è gioiosa 
la contrada lucchese, 


non toglie che nc possa aver cantata un’ altra. La canzone Sovente, Amore, 
aggio visto manti, (edita dal Valeriani, I, 1816, p. 485 sotto il nome di Bona- 
giunta) trovasi adespota nel cod. Pal. 418 in seguito a una canz. di Bonagiunta 
e leggesi nel Vat. 3793 attribuita a Rugieri d’ Amici insieme a molte altre poesie 
di rimatori siculo-pugliesi. Per toglierla a Bonagiunta il P. si vale del solo 
argomento che l’ordine delle canzoni nel Vat. 3793 è per scuole, come ha 
osservato il Caix, Origini, p. 20. Ma al Vat. 3793 devesi proprio credere in 
tutti i casi, senza eccezione? Altre osservazioni potrei andar facendo su questo 
capitolo e ad altre darebbe luogo il cap. seguente, in cui il P. parla del me- 
todo della sua edizione. È questa una questione spinosa e degna di molto 
studio, anche perchè riguarda non solo Bonagiunta, ma tutt’ i poeti della sua 
età, Il P. dice che non essendoci rimasto l’ autografo ,,è assolutamente ne- 
cessario nella riproduzione di ricorrere al manoscritto più autorevole, il quale, 
nel caso nostro, è senza dubbio alcuno, per quanto riguarda la correttezza 
del testo, il Pal. 418.“ Io confesso che a questa necessità credo poco, e 
penso che pur fondandosi a preferenza sopra il testo che giudica migliore, 
il P. avrebbe dovuto tener d’ occhio molto più gli altri mss., in ispecie 
Vaticano. L’esame analitico delle lezioni dei componimenti non si trova nel 
libro del P., e per di più l’ apparato delle varianti è posto in fondo e non a 
piè di pagina per ogni testo, il che torna assai incomodo. Fermando |’ at- 


A. PARDUCCI, 1 RIMATORI LUCCHESI DEL SEC, XIII. 345 


tenzione sul 1° componimento, ci si accorge di leggieri della preferenza data 
al Pal. 418, forse ci si accorge troppo, perchè il Vaticano registra lezioni che 
a me paiono migliori; p. es. v. 9 Per pianto, v, 14 strugi' e. Al v. 13 legge: 
la gto’ ch! Y (io) perder lasso, lezione che è degna di discussione, 

In complesso i testi mi sono parsi dati bene. Soltanto il lettore può 
desiderate maggiori schiarimenti sopra alcuni passi della poesia di Bonagiunta, 
ch'è tutt' altro che chiara. La poesia dei trovatori provenzali e italiani pre- 
senta problemi difficilissimi per quanto spetta alla significazione precisa dei 
vocaboli, ed è dovere strettissimo dell’ editore non trascurare di chiarire il 
lesto con opportune note e anche con vere e proprie riduzioni in prosa, al- 
Y occorrenza. Qui più che altrove, melius est abundare. 

GiuLIO BERTONI. 


Rydberg, Gust., Zur Geschichte des fransösischen 2. II,3. Monosyllaba 
im Französischen. Artikelformen und Objektspronomina, Upsala, Almqvist 
u. Wicks, 1904. 5. 409—618 + VII. 8°. 


Auf die ersten drei Teile seiner Arbeit! hat Rydb, nach sechsjähriger 
Unterbrechung einen vierten folgen lassen, der sich vóllig wiirdig an jene an- 
schliefst, in Hinsicht sowohl auf die wissenschaftliche Verwertung und um- 
sichtige Deutung eines mit grofsem Fleifs zusammengestellten und nach brauch- 
baren Gesichtspunkten geordneten Materials als auf den Reichtum an neu 
errungenen linguistischen Erkentnissen, 

Von den beiden hier behandelten Formengruppen nehmen die Objekts- 
pronomina das Hauptinteresse und den gröfsten Teil des Raumes in An- 
sprach. Der Kernpunkt der Ausführungen und ihr eigentlicher Zweck ist die 
Antwort auf die Frage: Wie, wann und warum ist das ursprünglich für die 
tonlosen Objektspronomina bestehende Verhältnis der Enklise ‘durch die spätere 
Proklise abgelöst worden? Dafs die Antwort darauf nahezu 200 Seiten aus- 
füllt, wird den nicht wundernehmen, der sich von der unglaublichen Kom- 
pliziertheit des Problems eine Vorstellung zu machen sucht. Einerseits hängt 
dieses, hauptsächlich in die Laut- und Akzentlehre gehörig, doch wieder sehr 
innig mit Morfologie und Syntax zusammen. Andrerseits verhalten sich ver- 
schiedene Gegenden hier verschieden; gleiche Tendenzen gelangen in ver- 
schiedenen Gegenden zu verschiedenen Zeiten zum Durchbruch, aber auch in 
gleichen Gegenden bei verschiedenen Pronominen zu verschiedenen Zeiten. 
Dafs wir dies nun zum erstenmal völlig klar erkennen, darin sehe ich das 
Hauptverdienst des Rydbergschen Buches. Aber eben durch den innigen 
Zusammenhang mit andern Partien der Sprachwissenschaft gelangt Rydb. 
noch zu andern wichtigen Erfahrungen, die für die linguistische Sprach- 
betrachtung, manche auch für die philologische Arbeit der Textherstellung 
grofsen Wert haben und mit dem eigentlichen Thema inniger oder loser ver- 
knüpft sind. Ich hebe hier diejenigen heraus, die mir die wichtigsten scheinen. 
Der Gebrauch des tonlosen me, fe, se nach satzeinleitendem Verbum Finitum 
ist nach Gegenden verschieden: im Norden und Osten allgemeiner, findet er 


1 Vgl. Ztschr. f, r. Ph, XXIII, 466; XXIV, 434, 


346 BESPRECHUNGEN. E. HERZOG, 


sich im Westen und Zentrum nur in gewissen genau bestimmbaren Fällen, 
wo es sich um einen besonders engen Anschlufs des auf Verb + Pron. folgenden 
Satzelementes handelt, S. 465 ff. Bei le, wo die Sache noch komplizierter ist, 
bat sich im Westen eine betonte Form led in Analogie nach mei etc. aus 
gebildet, S. 480f. Für die Stellung me le, vous le etc. werden wichtige ältere 
Belege gesammelt, S. 504 ff. Es besteht eine gewisse Vorliebe für die betonte 
Form der Pronomina nach gui, que, se (= si) u.a., besonders und wie es 
scheint ursprünglich, wenn es sich um Dative bandelt, S. 527. Die Inklination 
ist nicht vorhanden und die Enklise selten und spät nach ne (aus nec), 
S. 535 fl. Bemerkungen über die Verteilung von ef und sí zur Satzeinleitung 
S. 562. 

Was den Untersuchungen Rydb. noch besondere Bedeutung verleiht, ist 
der Umstand, dafs es sich um Elemente handelt, die jeden Moment in der 
Rede wiederkehren, auf die man also auch sofort stölst, wenn man die Sprache 
wissenschaftlicher Betrachtung unterzieht. Wenn man also von grofserer oder 
kleinerer Wichtigkeit linguistischer Erkenntnisse überhaupt reden will, so 
mufs man, da doch offenbar die Häufigkeit der untersuchten Erscheinung den 
einzig denkbaren Mafsstab dafür abgibt, den Gegenstand dieser Abhandlung 
als einen eminent wichtigen bezeichnen. Gemäfs dieser Wichtigkeit haben 
sich aber natürlich schon viele ınit den einschlägigen Fragen beschäftigt, und 
wenn man über das bisher geleistete hinauskommen will und die Rätsel zu 
lösen versucht, die bisher allen Bemühungen getrotzt haben, so muís man sich 
offenbar auf ein besonders reiches Material stützen können und muís dieses 
auch vorführen, damit der Leser die Ergebnisse der Untersuchung nachprüfen 
und sich so von der Richtigkeit derselben überzeugen kann. Wer also, wie 
es Rom. XXXIV (1905) p. 167 gescheben ist, dem Verfasser aus der Fülle der 
Beispiele einen Vorwurf macht und findet, dafs die Wichtigkeit des Gegen- 
stands mit der Ausführlichkeit der Untersuchung nicht im richtigen Verhältnis 
stebt, beweist damit nur einen auffallenden Mangel an Verständnis für solche 
Dinge. 

Dafs bei so schwierigen Problemen nicht alle Ansichten des Verf. überall 
ungeteilte Zustimmung finden werden, ist wohl von vornherein zu erwarten. 
Mir speziell scheint, dafs öfters die Betonungsverhältnisse zu sehr in den 
Vordergrund gestellt und die syntaktischen etwas vernachlälsigt werden. So 
sieht man trotz dem, was Rydb. S.580 darüber sagt, nicht recht ein, warum 
eine Betonung pèr-me vedére, dè-llu vedére (verbunden mit Enklise des Pers. 
Pron.) nicht hätte möglich sein sollen, da doch beim Artikel dè-/Zu maritu 
z. B. vollständig möglich war. Ich glaube, dafs das Nichtvorkommen jener 
Verbindungen nur durch die historische Syntax erklärt werden kann, wie ich Z. 
f. frz. Spr. XXIX? 12ff. auszuführen die Gelegenheit hatte. Ferner nimmt R., 
um das Fehlen von tonlosem Pronomen nach ef in gewissen Gegenden zu er- 
klären, an, dafs ef „in eminentem Grad schwachtonig‘ gewesen sei (S. 564) und 
erklärt auf andern Gebieten das Überhandnehmen von ef + Verb + moi, mais 
+ Verb + mo: als Verallgemeinerung des Falles et + Imperativ + moi, mass 
+ Imper. + moi (S. 570 f.); auch nach ne (nec) wird das Fehlen der Enklise 
und Inklination aus Schwachtonigkeit erklärt. Aber diese relative Schwach- 
tonigkeit im Vergleich zu andern satzeinleitenden Wörtchen wie 7a, ne (non) 
u. s. w. ist doch eigentlich nur eben aus dem Verhalten der Pronomina er- 


= 


RYDBERG, GUST., ZUR GESCHICHTE DES FRANZÖSISCHEN 2. 347 


schlossen, und nun dieses wieder aus der Schwachtonigkeit abzuleiten, ist 
doch ein bischen ein circulus vitiosus, Was mais betrifft, hat Meyer-Libke 
II $ 716 die wie mir scheint richtige Erklärung gegeben, wonach der Satz- 
abschnitt ursprünglich hinter, nicht vor magis eintrat, Ich glaube, dafs die- 
selbe Erklärung ohne weiters auf ef und megue anwendbar ist, ein 7. fu des- 
confiz et fuit Sen sich also aus einem ursprünglichen 7, fu desconfis et ... 
fuit Sen erklärt. Im gewöhnlichen Leben wird ja häufig nach ef, und etc. 
eine Pause gemacht, in der man sich das, was man weiter zu sagen hat, 
zurechtlegt. Für me (nec) ist natürlich der Umstand in betracht zu ziehen, 
dafs danach im frz, die Negation me meist ausgedrückt wird und in diesem 
Fall das tonlose Personalpronomen erst nach dieser gesetzt wird, so dafs man 
für die Beurteilung der Erscheinung auf die genug spärlichen Ausnahmen und 
auf die Fälle beschränkt ist, wo me in bekannter Weise in die Gebrauchs- 
spbäre von ef ow eingedrungen ist. Aber gerade der Umstand, dafs ne (nec) 
aus seinem Zusammenhang mit dem folgenden Satz etwas losgelöst wurde, 
«lúrfte ja für die Notwendigkeit der Setzung der Negation verantwortlich zu 
machen sein; im Provz., wo ri noch ganz geläufig ohne folgende Negation er- 
scheint, ist auch die Inklination häufig genug zu konstatieren, Ebenso war ja 
auch im Frz. bei sí ‘und’, das seinem Ursprung gemäfs von vornherein innig 
mit dem folgenden Satz verknüpft ist, Inklination üblich und Enklise stets 


Sonst hätte ich nur noch einzelne Kleinigkeiten anzumerken. 5. 499 
wird von dem Wandel 7à-7 wolf, 70-2 vol etc. zu ja-le-volt fo-le-vol gesprochen 
und dies folgendermaßen ausgedrückt: „Wegen der Schwächung mufsten sie 
(die Monosyllaba wie ja, fo etc.) sich ihrerseits an ein tonstärkeres Satzelement 
anschliefsen.“ Gegen den hier angenommenen Kausalzusammenhang möchte 
ich doch Protest einlegen. Die Schwächung hängt ja doch mit Verschieden- 
heiten dessen zusammen, was zum Ausdruck gebracht werden soll. Eine Ver- 
bindung z. B. wie jo-! vor, ursprünglich gebraucht, wo ein gewisser Nach- 
druck auf dem Wort yo liegt, dringt allmählich auch dort ein, wo dies weniger 
oder gar nicht der Fall ist, wo man sich also ursprünglich etwa mit einem 
voi-de begnügt hatte. Dadurch verliert aber jo etwas von seinem Nachdruck 
und das bezeichnet man eben als Schwächung. Diese Schwächung ist aber 
offenbar nicht Ursache des Anschlusses, sondern eher umgekehrt: sie ist eine 
Folge der Gebrauchserweiterung und diese mag im Grunde darauf zurück- 
zuführen sein, dafs man unter Umständen in jo-/ voi eine eingliederige, fest 
zammengeschlossene Formel fühlte, die der andern eingliedrigen wor-/e gleich- 
bedeutend zur Seite stand. In Fällen aber wie ya-/ voit zu ja le voit haben 
wir es offenbar mit derselben petitio principii zu tun, von der ich schon oben 
gesprochen habe; die Ablösung des inklinierten Pronomens wird mit der 
Schwächung des einleitenden Wortes begründet, die anzunehmen kein anderes 
Anzeichen erlaubt als die Ablösung des Pronomens. Das würde immerhin 
noch angehen, wenn Schwächung der einzige denkbare Grund wäre, weswegen 
eine Inklination aufgelöst wird — ob es überhaupt ein denkbarer Grund ist, 
will ich dahingestellt lassen — Das ist aber sicher nicht der Fall. Oder 
erklärt Rydb. die Auflösungen der alten Artikelinklinationen de, ax in heutigen 
nordfrz. Mundarten und den Ersatz durch de J, a ebenso? Diese sind sicher 
Analogiebildungen und Analogiebildungen sind eben jene alten Fälle auch, — 





en 


348 BESPRECHUNGEN. E, HERZOG, RYDBERG, ZUR GESCHICHTE ETC. 


S. 532. Was R. gegen die Ableitung quer = lautgerecht entwickeltes guare 
einzuwenden hat, ist mir nicht klar geworden, Wenn, wie man gewóbnlich 
annimmt, die Bedeutungsentwicklung so vor sich gegangen ist: 


Ich gehe nicht aus; warum? es regnet > Ich gehe nicht aus, 
denn es regnet 


so ist die ursprüngliche Starktonigkeit des Wortes doch wohl begründet. — 
S. 543. Die Stelle aus Iwein ist zu streichen, vgl. die kleine Iwein-Ausgabe, 
Datür dafs die Schreiber, die den urspr. Text änderten, die Stelle richtig — 
als doppelte Frage — verstanden, läfst sich nicht búrgen. — S,547. Im 
Wallonischen besteht die Verbindung vemeci etc. noch heute. — S, 576. ami 
für a mi (KR 624) zu lesen, ist überflüssig. Vgl. Littbl, XXIV, Sp. 19. — 
S.578f, Rydb, lehnt die gewöhnliche Erklärung, dafs die starktonigen Formen 
mi, tí, die heute noch im Wallon,, Pikard,, Champ., Lothr. zu finden sind, 
urspr. Dative seien, ab und sieht darin, wenn ich recht verstehe vorvokalisch 
aus mz, {2 entwickelte Formen. Dieser Ansicht kann ich nicht beipflichten, 
Die Fälle, wo diese Formen sich so eng an Folgendes anschlossen, dafs eine 
solche Wirkung möglich war, sind ja gewifs relativ selten, An der dativischen 
Natur zu zweifeln, liegt um so weniger Veranlassung vor, als ja auch cus 
cestui, lui, lí (= LAEI) auf alte Dative zurückgehen, und auch das Jor, das 
im Osten an Stelle von ex vorkommt (ML II S. 95), war ja zunächst wohl 
Dativ geworden. 

Der erste Teil behandelt die Artikelformen, Auch hier kann ich 
mich nicht in allem und jedem mit Rydbergs Ausführungen einverstanden er- 
klären. Die Artikelformen sind ja durch die hier auftretenden Divergenzen 
äufserst schwierig: lo la zeigen Bewahrung des Vokals, ¿es und späteres de 
Herabsinken zum Neutralvokal, Z /s (nach de a en) völligen Schwund. Um 
dies zu deuten, mufs man jedenfalls, wie auch Rydberg tut, die verschiedenen 
Ton- und Anlehnungsverhältnisse ins Auge fassen. Nur scheint mir, dafs es 
nicht ratsam ist, so scharf wie er zwischen Proklise und Enklise zu unter- 
scheiden. Um die Pluralform es, die namentlich für das Femin, sehr auf- 
fällig ist, zu deuten, mufs er nun von den verhältnismälsig seltenen Fällen 
des Anschlusses an eine zweisilbige oder konsonantisch schliefsende einsilbige 
Präposition wie contre fer ausgehen und starke analogische Beeinflussung von 
da her annehmen, die kaum mehr im Rahmen der Wahrscheinlichkeit liegt. 
Doch würde es zu weit führen, hier näher auf alle Details einzugehen, um 
so mehr als ich ohnehin bald ausführlich auf diese Dinge zurückzukommen 
gedenke, Ich will hier nur in aller Kürze meine Ansicht skizzieren, die dahin 
geht, dafs Proklise für alle Fälle der Artikelverbindungen zu Grunde zu legen 
ist, der Hauptunterschied also der ist, ob Artikel + Subst, am Anfang oder 
im Innern des Satzes gebraucht wird. de lu patre und de lla maire ver- 
gleiche ich also nicht etwa mit mwrw und sella, sondern mit fistwrire ärma- 
túra und stelle ein amaf lu padre auf gleiche Stufe mit contra lu pádre, 
wodurch die von diesem Fall ausgehenden Analogiewirkungen verständlicher 
werden. — Die Ansicht (S. 430), dafs der im Wallonischen vorkommende 
Mask.- und Fem,-Artikel Æ ursprünglich Nominativ sei, läfst sich nicht auf- 
recht erhalten, weil jene Mundarten die als Neutralvokal #, nicht i haben, 
x, B, Herve, Verviers, Malmedy, St.-Hubert als Artikel Zi, nicht Z kennen, und 











R. M. PIDAL, MANUAL ELEMENTAL DE GRAMÁTICA ETc. 349 


{ nicht zu # wird. In Stavelot scheint allerdings 4 vereinzelt neben di vor- 
zukommen. 

Doch das sind Kleinigkeiten. Im ganzen genommen ist Rydbergs Arbeit 
doch unstreitbar eine der besten, wichtigsten und ergebnisreichsten Mono- 
graphien, die die französische Linguistik bisher aufzuweisen hat. 

E. HERZOG. 


R. Menéndez Pidal, Manual elemental de gramática histórica española, 
Madrid 1904. 233 páginas. 8% mayor. 


Un trabajo notable, serio, de un joven estudioso que está al corriente 
del movimiento científico, sin los habituales fumtaseos de allá. 

La bibliografía ocupa tres páginas, y contiene lo principal que el estudio 
científico exige. Falta una r al nombre Gróber. Además, permita el autor 
insigne que presuma consultó los Dialectos Castellanos, aunque sólo fuese un 
poquirritito. Mis razones tengo para ello. 

Al final viene una lista de vocablos que llenan 15 páginas. En cambio 
falta un indice que nos proporcione un golpe de vista sobre los capítulos y 
su división. El primero trata de los elementos que forman la lengua española, 
y contiene: 1. El español entre las lenguas romances; 2. El latín vulgar, 

En este párrafo anoto como curiosidad: que eneldo es un arcaismo en 
España y una voz usada en América; y que junto á la metáfora hispano- 
romana sierra, acaso puede figurar el tirolés fribulaun (en Gossensass), que 
puede ser tríbulum, pues el grupo de montes llamado así parece afectar la 
forma de trillo. 

El siguiente trata del latin clásico y los cultismos del idioma español. 
El cuarto, de otros elementos del español extraños al latin, De vera, se 
ocupó el Zeitschrift, 1899, 186. De nava, id. 182. Hübner me preguntó mi 
opinión, que he expresado en alguna parte: se formó por comparación con la 
figura de nave, como alfoz resultó de la configuración de Jos, vocablo muy 
usado por Pereda en sentido de valle. Navas por maves, Cid 404 (S.), nave, 
id, 667. Alfos, A. de H. 1264b, P, Al. 453b, Apolonio 586c, Antes hemos 
visto las metáforas sierra y trillo, 

Sobre el influjo árabe en el castellano, dije ya mi parecer, No es árabe 
puro, sinó en parte latino, por haber ya el pueblo invasor tomado palabras 
de los romanos, 6 bien de nosotros, pronunciändolas 4 su manera. Recordaré 
sólo alcdsar (castra), alhóndiga (fonda), almazara (mazo, rec. Ölschläger), 
almoneda (moneta), almud (modio), aluguete (lucet), ajorca (furca), y otras 
muchas, 

Acerca de la influencia francesa, expresé mi opinión en el Archiv f. d. 

| Stud, d, neueren Sprachen: ,,la lengua que ha influido más, después de la 
latina, es el francés“. No estoy conforme con que lleguen 4 olvidarse voces 
como cuplé, popurri, silueta, soaré, y muy especialmente avalancha, que 
seguirá diciéndose en vez del casi desconocido ya alud, Empeñarse en caminar 
contra la corriente, es dar coces contra el aguijón. Cientos de galicismos 
están ya en la entraña de muestra lengua, asimilados, imposibles de expulsar 


350 BESPRECHUNGEM. P. DE MUGICA, 


mientras no recupere vigor nuestro pensamiento. Los alemanes son buenos 
conservadores de su lengua. Pues bien, extirpar Billet, Bouillon, Buffet, 
Conducteur, Lieutenant, Officier, Portier, Person, Serviette, docenas de voces, 
es de todo punto inasequible ya, por esfuerzos que se bagan, multando en 
los cafés y clubs los amigos por soltar un galicismo, ejerciendo la presión 
oficial, premiando revistas y periódicos la invención de voces equivalentes á 
las extrañas. Ya no pueden acostumbrarse las gentes 4 decir de nuevo Brake, 
Pfortner, etc. Todos tienen á gala, en mi país y aquí, pronunciar la voz 
francesa. Como tuvieron por elegante en Francia usar hispanismos. Hemos 
olvidado remarcable, pero los americanos lo escriben y usan á todo pasto. 

El capítulo segundo se ocupa de las vocales. De la acentuación especial 
de bául, mdestro, pdis, etc., hablé en Dialectos Castellanos, pág. 41, y mis 
tarde Cuervo en el Bulletin Hispanique, YU, 1, pág. 44, refiriéndose él también 
á Vizcaya, como yo. 

I Me choca mucho que la 3 se diptongase en #6 antes de pasar 4 ud. 
Vergúenza (Cid 3715, Duelo 6b, P. Alej. 2047c) recuerda Sigüensa (Segintia, 
Gróber). 

' También me extraña que salvaje venga de silvaticum; para mi todas 
esas terminaciones en aye pasaron por el francés. Y que baga derivar 4 
alambre de aeramen; *ardminem — arambre (P. Alej. 2179 c) — alambre; en 
„Contra los vicios de la corte“: 


»» ¿Quién nos dirá (dejadas sus cautelas 
mayores) lo que cuestan sus encajes, 
sus cadenetas, randas y arambres?‘ 


Es como en aragonés aladro („Dialectos‘ 85), de aradro. 


| En el origen de mostrenco debieron influir tres etimologías vulgares 
nada menos: la interjección ;moste! = moxte = oxte, y sinó mosto; la dis- 
paratada etimología académica, mostrar; y sofenco, que creo sea ¿so, penco! 
y no el italiano zoppo. 

Tampoco puede venir corambre de coriamen; en caso, de *coraminem. 
En las formas verbales, como durmamos que hace derivar directamente de 
dormiamus, hay que andarse siempre con piés de plomo. 

Me alegro de que incidentalmente aparezca en el libro la voz interesante 
añoranza (pág. 43), que no traen los diccionarios, está en „La Hija del Mar“, 
y es ridiculizada por Valbuena. La aprendí del malogrado y casi desconocido 
romanista catalán Ferrer y Carrió, cuya gramática no se halla en el capítulo 
de ,, Bibliografía“. 

Algunos tendrán curiosidad de saber más que acerca de esa palabra, 1 
cuestión de porqué no echo de menos en ese capitulo una obreja mía. Aunque 
me disguste hablar de mí, copio de la „Historia de mis Obras“: „Un ensayo 
nada más, que no tenía otro objeto que el de servir de contestación indirecta 
al discurso de Commelerán en su entrada en la Academia. Esta corporación 
había sido tan combatida, con aplauso del público, por Valbuena, que no 
seguí el consejo de tres amigos de la facultad, de atacar rudamente el discurso, 
hecho 4 escape.“ El que desée saber más de esa puntual historia, que la 
busque. Zapatero, á tus zapatos. 

En ese desdichado hijo mio intelectual decía, entre algunas cosas ra- 


= 
DO 








R. M. PIDAL, MANUAL ELEMENTAL DE GRAMÁTICA ETC. 351 


zonables (pig. 70), que eso de selvaticum — salvaje, que dice Men. Pidal 
(pig. 46) parece más bien propio del francés". 

No hay necesidad de ir i Buenos Aires para hallar ande por aonde, 
adonde. Lo cité en Dialectos, 32 y 49, y es toledano, 

El capítulo tercero trata de las consonantes, acerca de cuya pronunciación 
trae noticias curiosas, estudiadas históricamente. 

La forma popular de bula será bolla, pero creo lo es más bola, que ha 


llegado ä ser (en un pais católico) mentira, asi como el vendedor de dudas es 


bolero, mentiroso, Nuestra literatura es rica en rechiflas de las cosas mis 
sacrosantas, 

No quiero detenerme en ir examinando el libro punto por punto. Solo 
hago las observaciones que me parecen de algún interés, 

Yo también anoté que Santander venia de San Emeterio (pág. 80, Dia- 
lectos, 1); pero ¿porqué no ha de poder ser Sant Andrés? 

No sólo en Castilla la Nueva. Andalucía y América ha desaparecido la 
d final de red, usted, sed, etc. Ya lo dije: „la d no se pronuncia en la con- 
versación al fin de palabra, Excepto en los finales de la segunda persona 
del plural del imperativo. 

En el capitulo cuarto vienen los fenómenos especiales que influyen en 
la evolución fonética. En el quinto se habla del nombre. Aqui, en la 
pág. 110, hay una afirmación algo atrevida, 


Dice el autor que hoy rara vez se usa el plural de los nombres en if 


sin la e. Precisamente sucede todo lo contrario. En , Maraña del Idioma“, 
pig. 24 dije: ,,dorceguls dice la gente, como alells, tilburis". Y ajís, benjuls, 
bocacis, colibris. Esa e se usa nada más que por los regentes de imprenta, 
que le hacen á uno pedantear, escribiendo, v. gr. subscripción y otras maja- 
derías, El mismo Galdós, académico, escribe organdís (La Batalla de los 
Arapiles, 84), sis (id. 343), maniguls (Torquemada y San Pedro, 6). En 
» Marafia del Diccionario“ pág. 29 dije: „Yo he leido maravedís en Lope de 
Vega, en Cervantes, y en las tasas hechas por los señores del consejo: ,,este 
libro tasaron 4 cuatro maravedis el pliego". , Quién dice hoy alhelles, etc?” 
Aduzco un ejemplo de la Gatomaquia con alelies y borcegules rimados, digo 
que , esto no deja de ser un modo anticuado de expresarse '", y pongo varios 
ejemplos antiguos en que la e ya no existe. He olvidado alcancís y alfolis, 

Nadie dice hoy cees, tees ni cafdes. En caso, cafeses. Lo que se usa 
mucho en Madrid es decir bistés por biftees, que dice la Academia, y bésfecs, 
que escribe Galdós. Véase „Mar. del Dic.“ 32, y „Mar. del Id.“ 22, Y ya 
que Cuervo estudia 4 López Silva, cuyos madrileñismos hay que poner á 
veces en cuarentena, pues con tal de dialectear coge voces de todas las pro- 
vincias, allá va un ejemplo suyo: 


me lleva á la , Viña P“, 

y pide almejas con salsa, 

y en seguida dos bistés, 

y una copa de coñaque 

de Domeque, pa el café, 

En fin, de tóo. ¡Ah! Y almendras 
con pasas. 


352 BESPRECHUNGEN. P. DE MUGICA, R. M. PIDAL, MANUAL ETC. 


Tampoco dice nadie baydes, sofdes, sino bajds, sofás; y el pueblo, que 
dice cafeses, forma el plural sofases. 

La terminación ismo por fsimo es de varias provincias, además de la de 
Burgos, y muy especialmente de Aragón. 

En el capítulo sexto se examina el pronombre. En la pág. 150 vuelvo 
4 recordar mis Dialectos, pág. 4 y 7: santimperie (Escenas Montañesas, 120), 
intemperie, y sinfinsto, infinito. 

El sétimo se ocupa del verbo. Ya en mi crítica sobre la ,, Gramática 
del Poema del Cid‘ dije bastante sobre este enrevesado punto, y no vuelvo 
á la carga, aunque hay mucho de qué hablar. Otra vez recuerdo los Dia- 
lectos, 41, al leer vdcio (pag. 161). En un estudio extenso que aparecerá 
pronto sobre el Dialecto Toledano, ha de ver el autor particularidades curiosi- 
simas. Entonces podremos comprobar si es cierto lo que dice el Dr. Villalobos 
(pig. 187), que ,,los toledanos ensucian y ofuscan la polideza y claridad de 
la lengua castellana“. Lo que puedo asegurar por adelantado es que poseen 
una riqueza fabulosa lexical, y que existen formas interesantísimas en ese dia- 
lecto, que explican perfectamente el origen desconocido de muchas voces. 

Respecto á la terminación fa como monosilaba, he reunido infinidad de 
ejemplos antiguos y modernos, que daré un día á luz, 

Repito que no se meta el autor en hacer derivaciones como *dormiut — 
durmió. Hay que andarse con tiento en ese difícil asunto. 

Canso (pág. 198) dirán los judíos de Oriente, algunos de los cuales 
vienen á mi clase 4 estudiar el español moderno; pero es castellano antiguo 
(S. Domingo, 528a), aragonés (Dialectos, 91) y Vizcaino (id. 60). Körting lo 
trae como castellano, 1549. Seca está usado por seguia. 

Consulte el autor mis Dialectos, y vea el zurriburri que el pueblo arma 
con las formas irregulares (pág. 200 de su texto). 

Si el Sr. Men. Pidal tuviese el gusto como yo de acudir al curso de 
», Novelas Ejemplares '* del Sr. Tobler, escucharia detalles muy curiosos que 
el gran maestro ha examinado, respecto á formas irregulares de verbos. 

El capítulo VIII y último se ocupa de las Partículas. 

Yo habría querido que el libro fuese menos amazacotado y más didáctico, 
en beneficio de Jos estudiantes. No hay obra humana perfecta. 

Al fin, hora era ya de que el romanismo español pudiese echar las 
campanas i vuelo. Zhre dem Ehre gebúhret. 


... En tanto ha aparecido una segunda edición. Enhorabuena. 


P. DE MUGICA. 


Zeitschrift für französische Sprache und Literatur. Bd. XXVII, 
Heft 1 und 3. Der Abhandlungen erstes und zweites Heft. 


S. 1—68. Hugo Humbert, Delisle de la Drévetière, sein Leben und 
seine Werke. Ein Beitrag zur Geschichte des Nouveau Théâtre Italien in 
Paris. — S. 69—116. E. Brugger, Beitráge zur Erklärung der arthurischen 
Geographie. I. Estregales. Nach Zurückweisung der Versuche Zimmers, F. Lots 


ZEITSCHRIFT FÜR FKANZÒSISCHE SPRACHE UND LITERATUR, 353 


und G, Paris’ zur Erklärung des Namens von Erecs Land gibt B. eine eigne, 
die davon ausgeht, dafs — wie überzeugend dargetan wird — an den beiden 
Stellen des Erec, wo der Name begegnet (1874 u. 3881), die Form Æstregales 
in den Text zu setzen sei, Für dieses Astrega/es stellt B, zwei Ableitungen 
auf, von denen die erste, welche in Estregales angelsächsisches *Stred- Wealas, 
den Namen der Bewohner von Strathelyde oder Cumbria erkennt, „nicht 
oder wenigstens nicht in erster Linie in Betracht kommen könne“, Die 
zweite setzt an die Stelle dieses Volksnamens den Namen des Landes selbst, 
der in der Form *Stratclo(i)th einem *Estregalo(u) (-4), dessen Identität 
mit Estregales B. darzutun sich bemüht, zu Grunde liege. Man würde den 
z. T, sehr treffenden und scharfsinnigen Ausführungen B.s mit viel mehr 
Freude folgen, wenn nicht der Ton, den er besonders gegen F. Lot anschlägt, 
die Lektüre seiner Arbeit an manchen Stellen gradezu zur Pein machte. Und 
B. hat doch wahrlich auch mit der Nachsicht seiner Leser zu rechnen, Wer 
mit der handschriftlichen Überlieferung so umspringt, dafs er es fertig bringt 
zu schreiben, Erec 2183: (Zt Raindurans li vint devant) Fis la vielle de 
Tergalo werde wohl entstellt sein aus einem Verse wie dem folgenden: Li 
viels, li rois d’Estregalo(u) (-i) (S. 111), obgleich sämtliche Hss. einmütig Fis 
la wielle lesen, dem steht es übel an, Männern wie G. Paris und Zimmer vor- 
zuwerfen, dafs sie in willkürlicher Weise die Überlieferung bei Seite schóben 
(S. 99); und in gleich schreiendem Kontrast steht Bruggers Mabnung (S. 97), 
ja nicht einem im Voraus gefundenen Etymon zu liebe eine Namensform zu 
bestimmen, mit seiner Konstruktion der nirgend bezeugten Form £stregalo 
(S. 107f). Die Kihnbeit, mit der die Überlieferung beiseite geschoben wird, 
geht so weit, dafs die erschlossenen oder, wie B. sagt, ,, postulierten‘ Formen 
direkt als Überlieferung hingestellt werden. S. 109 heifst es: „Der im Erec 
und in der Caradoc-Interpolation erwähnte Fürst von Estregalo(u) (4) hat in 
ersterem Roman folgenden Namen“, Tatsächlich ist weder in der Caradoc- 
Interpolation noch im Erec ein Fürst von Estregalo erwähnt, sondern 
dort cin rot de Trigale, hier ein Raindurans fis la vielle de 
Tergalo. Won den für den letzteren im Erec überlieferten Namensformen 
lasse sich (S. 109f.) die Form, welche in O gestanden haben müsse, nicht genau 
ermitteln; „sie war wohl [Sperrungen vom Ref] Randurans oder Rin- 
durans“, Hartmann schreibe Boydwrant. In seiner Quelle werde *Roiderant 
gestanden haben, und *Roiderant sei = RAydderch, Fürst von Strathelyde. 
Die Entwicklung geht so vor sich: (S. 110) ,, RAydderch verhält sich wohl (!) 
zu Roderch wie Clyt zu Clot(a). Da wir neben den letzteren Formen auch 
Cloit (Clwit) haben, so mag es auch eine Form Roiderch gegeben haben, 
Die [nachgewiesene] Form Rederech liefert wieder einen Beleg für das Ein- 
dringen eines unregelmälsigen Svarabhaktivokals [so dals sich die Möglichkeit 
von Roiderech für Roiderch ergibt]. Von einer Form *Roiderec(h) ausgehend, 
gelangen wir ohne die geringste Schwierigkeit [!] zu der Form *Ror- 
derart, die in Hartmanns Quelle gestanden haben wird.“ Dazu (ver- 
mutlich weil denn doch dieser oder jener Schwierigkeiten finden könnte) die An- 
merkung: ,,¢ wird im Auslaut von Eigennamen sehr häufig zu # (graphisch und 
durch Analogie) — ef wird ebenso leicht zu # (= ent) (vgl. Maelwas 
— Meleagant etc. etc.); ent konnte wie anf ausgesprochen und darum auch 


Zeitschr, f rom. Phil XXX, 23 


354 BRSPRECHUNGEN. ALFRED SCHULZE, 


durch dieses ersetzt werden.“ Wir bitten also, um zu der anstelle von hand- 
schriftlichen Beydurans nur vermuteten und zwar ohne weitere Moti- 
vierung vermuteten Form * Roideraní zu gelangen die Reibe: Rhydderch, 
Roderch, *Roiderch, *Roiderech, *Roideret, *Roiderent, *Roiderant? Aber 
es kommt noch besser. „Wenn mas die französischen Formen für 
besser halten will [zunächst nimmt also B. an, man werde seine für 
Hartmanns Quelle supponierte bezw. ,,postulierte* Form für mindestens 
ebenso gut balten, als die handschriftlich belegten des Erec], so kann 
man Ridurant [das nirgends steht] als Entstelleng (!) von Riderant auf- 
fassen und dieses aus *iderec ableiten.“ Aber B. bat Recht, bei dieser 
Methode kommt es tatsichlich darauf an, dafs mas will — Die Verbindusg 
zwischen Zrec und Estregales— Strathciyde stellt B. so her: Irgend em 
franzôsischer Autor eines Erec- Romans mochte den Namen des Fürsten 
Rhydderch von Strathclyde in der von B. „postulierten“ Form Aoiderec 
d’Estregalo kennen gelernt haben und dann leicht za der Ansicht kommen, 
dafs Roiderec in Rot Erec zu korrigieren sei und mit Reiderec der Held 
seines Romans gemeint sei. Damit war denn die Verbindung zwischen Zrec 
und Estregalo gegeben. Der Erec-Dichter brauche natúrlich nicht Chrestien 
gewesen za sein, denn aus Erec 19#. gehe hervor, dafs es schon vor ibm 
Erec-Romane gab. Die Namenliste, welche Rlojiderant d’Estregalo enthielt, 
werde Chrestien wohl anderswo gefunden haben als den Hauptstofi. Wie 
soli man sich nun die Entwicklung vorstellen? Zwei Fille sind môglich: 
entweder Chrestien war nicht der Erec-Dichter, der die Verbindung Ærec — 
Estregalo (oder Estregales) herstellte, oder er war es, Beide Falle läfst B. 
offen, denn, wenn der Erec-Dichter, der zuerst Rosderec in Roi Erec mils- 
verstand, ,,micht Chrestien gewesen zu sein braucht“, so ist damit zugegeben, 
dafs er es immerhin gewesen sein kann. Fand Chrestien das Milsverständnis 
schon vor, so bleibt die Frage offen, ob er Erec mit Estregales oder mit 
Estregalo verbunden vorfand. Das ist deswegen wichtig, weil nach B. 
Chrestien’s Erec beide Formen aufwiese: Estregales ist, was den Ausgang 
«ales angeht, an beiden Stellen (1874 u. 3881) durch die Überlieferung als 
Reimwort und durch das übereinstimmende Zeugnis sämtlicher Handschriften 
vôllig gesichert; andrerseits steht auch 2183 Tergalo, das nach B. aus Estregalo 
entstellt ist, im Reim. Also Chrestien hätte nach B. Zrec d’Estregales aus 
einer Quelle und Roiderant d'Estregalo aus einer zweiten übernommen, ohne 
an der Übereinstimmung zwischen Zstregalo und Estregales den mindesten 
Anstofs zu nehmen! Nimmt man an, Chrestien habe nicht Rotderant sondern, 
wie jener andre Erec-Dichter vor ihm, Roiderec d’Estregalo in der zweiten 
Quelle (Namenliste) vorgefunden, so wird das Zusammentreffen noch viel 
sonderbarer. Völlig undenkbar ist aber die Annahme, dafs Chrestien selbst 
Roiderec in Roi Erec mifsverstanden und somit die Verbindung AZrec— Estre- 
gales zuerst hergestellt habe, man müfste denn für möglich halten, er sei so 
von allen guten Geistern verlassen gewesen, dafs er die Identität von Roiderec 
d'Estregales oder d' Estregalo und Roiderant d'Estregalo nicht bemerkte! 
Man braucht nur B.s Hypothese zu Ende zu denken, um ihre Unhaltbarkeit 
zu erkennen. — S, 117— 159. Georg Cohn, Textkritisches zum Cliges. 
(s. oben Bd. XXIX, 492.) — S. 160—187. Hermann Haupt, Voltaire in 
Frankfurt 1753. 





u — 


ZEITSCHRIFT FÜR FRANZÓSISCHE SPRACHE UND LITERATUR. 355 


Bd. XXVII, Heft 2 und 4. Der Referate und Rezensionen erstes und 
aweites Heft. 

S.1—10. Frederic Spencer, A Primer of French Verse for upper forms, 
— L. E. Kastner, A History of French Versification. — L. M. Brandin 
and W.G, Hartog, A Book of French Prosody witch Specimens of French 
Verse from the twelfth century to the present day. — Adolf Tobler, 
Vom franzósischen Versbau alter und neuer Zeit. 4, Aufl. — E. Langlois, 
Recueil d'Arts de Seconde rhétorique, (E, Stengel. Spencers Werk ist 
elementar und ohne wissenschafilichen Wert, im Gegensatz zu Kastner, zu 
dem Besserungen und Zusätze über enjambement, Tonsilbe des Zehnsilbners, 
über das Rondeau u.a. gegeben werden. In der 4. Aufl. von Toblers Versbau 
vermiíst St. noch immer eine Stellungnahme des Verfs zur Frage nach der 
zn Gliederung des 8-Silbners ältester Zeit. Statt nun deswegen Tobler 

eine ,, Vogelstraufspolitik“ vorzuwerfen, wäre die Annahme, sein Schweigen 
beruhe auf wohlerwogenen Gründen, zugleich weniger unfreundlich und für 
jeden rubig Urteilenden von vornherein erheblich wahrscheinlicher gewesen, 
So viel ich sehe, besteht eine ausgesprochene Meinungsdifferenz zwischen 
beiden Gelehrten gar nicht. Stengel erkennt ja so wenig wie Tobler eine 
„Caesur‘‘ im 8-silbigen Verse an, Während er aber für sich selbst diese 
Frage loslöst von der weiteren, ob der 8-Silbner den Iktus auf der vierten 
in ältester Zeit aufweise [s. Ztschr. f. franz, Spr. XVI, 224], so folgert er aus 
Toblers Ablehnung der Caesur, T. leugne damit, ohne es freilich zu sagen, 
die prinzipielle Markierung eines Versiktus, indem er Toblers ausdrücklich für 
die Caesur gebrauchte Worte ohne Weiteres für seine Regel vom Versiktus 
in Anspruch nimmt, von dem Tobler gar nicht redet. Höchstens das konnte 
Stengel Tobler vorwerfen, dals er von seiner (St.) Lehre vom Iktus bisher 
ae keine Notiz genommen, Das hätte die Erörterung der Lehre von 

den „festen Tonsilben“ bedingt, die T. für seine „Zusammenstellung der 
Anfangsgründe“ vielleicht absichtlich vermieden hat.) — S, 11—13, M, En- 
neccerus, Versbau und gesanglicher Vortrag des ältesten französischen 
Liedes, (E. Stengel, Viel Fleifs und Scharfsinn auf recht gewagte Hypothesen 
verwendet) — 5, 13—19. Ernest Langlois, Table des noms propres de 
tonte nature compris dans les chansons de geste imprimées. (W. Tavernier, 
Während die Statistik der Eigennamen in hervorragender Weise durchgeführt 
ist, läßt der Kommentar in Anlage und Ausführung zu wünschen übrig.) — 
S.19—21. Willy Schober, Die Geographie der altfrz, Chansons de geste I. 
(W, Tavernier. Anerkennend.) — S, 22—39. Max Lipke, Uber das Moniage 
Rainoart. (W, Cloëtta. Berichtigungen in Einzelheiten. Kritischer Text des 
wohl von Guillaume de Bapaume herstammenden Einschiebsels im vorletzten 
Teile der Bataille Lokifier, das den Namen des Dichters (Grandors de Brie) 
angibt. Vergleich des Endes der Bataille Lokifier in den beiden Fassungen 
— mit und ohne Kurzzeilen — auf grund eingehender Inhaltsangabe aus der 
Bologneser Hs. (mit Kurzzeilen), Danach sei der Überlieferung Guillaumes 
de Bapaume der Vorzug zu geben.) — S. 40—42. Camille Liégeois, Gilles 
de Chin. (J. Pirson. Einwendungen) — S.42—44. Jos. Bédier, Etudes 
critiques. (J. Haas.) — 5. 44—53. Revue des études rabelaisiennes. (Heinrich 
Schneegans.) — 5. 53—62. Anton Kippenberg, Die Sage vom Herzog 
von Luxemburg und die historische Persönlichkeit ihres Trägers, (Ludwig 


23* 


356 BESPRECHUNGEN. ALFRED SCHULZE, 


Fränkel) — S.63—65. Otto Driesen, Der Ursprung des Harlekin (R. 
Mahrenholtz). — S. 65--56. Henri Chardon, Scarron inconnu et les types 
des personnages du Roman comique. (R. Mabrenholtz.) — S. 66—75. Elvire 
Samfiresco, Ménage polémiste, philologue, poète. (Carl Friesland.) — 
S. 75—78. Thomas Crane, Les héros de roman, Dialogue de Nicolas Boi- 
leau-Despréaux ed. with notes. (Rud. Kiefsmann.) — S, 78—80. E. Mas- 
monteil, La législation criminelle dans l’œuvre de Voltaire. (Paul Sack- 
mann.) — S. 80—83. Jubiläums-Schriften über Victor Hugo. (R. Mahrenholtz.) 
— S.83—84. Paul Fink, Das Weib im franz. Volksliede. (Friedr. S. 
Kraufs.) — S. 84—96. Jos. Lebierre, Le mouvement réformiste des 35 der- 
nières années et l’état actuel de la langue francaise. (George Carel.) — S. 96 
—97. Ph. Plattner, Formenbildung und Formenwechsel des franz. Verbums. 
Aug. Sturmfels.) — Miszellen. S. 102—103. R. Mahrenholtz, Claas Hum- 
bert, gest. am 25. Mai 1904. — S. 103. Schultz-Gora, Zu Lamartine und 
Parny. — S.103—104. D. Behrens, norm. cacoue. Ca == cattus, come = 
cauda, so dafs cacoue = schriftfranz. chaqueue ist. — S, 105—127. Novitäten- 
verzeichnis. 


Bd. XX VIT, Heft 5 und 7. Der Abhandlungen drittes und viertes Heft. 


S. 189—265. Art. Ludw. Stiefel, Die Nachahmung italienischer Dramen 
bei einigen Vorläufern Moliéres. — S. 266—277. E. Stemplinger, Ch. de 
Beys: Odes d’Horace en vers burlesques. — S. 278—297. Schultz-Gora, 
Studie zur Eloa von Alfred de Vigny.I. — S. 298—348. Wolg. Martini, 
Victor Hugos dramatische Technik nach ihrer histor. u, psychol. Entwicklung. 
— 5, 349—351. G. C[ohn], Nachtrag zu ‚Textkritisches zum Cliges‘ (diese 
Zeitschrift XXVII!, 117 ff.). 


Bd. XXVII, Heft 6 und 8. Der Referate und Rezensionen drittes und 
viertes Heft. 


S. 129—141. Karl Bartsch, Chrestomathie de l’ancien francais. 8 éd. 
par A. Horning. (W. Foerster. Besserungen zu Text und Glossar.) — S, 141 
— 147. Walter Bökemann, Französischer Euphemismus (K. Morgenroth. 
Ausstellung hinsichtlich der Abgrenzung des Stoffes.) — S. 147—149. Adolf 
Hemme, Das lat. Sprachmaterial im Wortschatze der deutschen, franz. und 
engl Sprache. (A. Horning.) — S. 150—153. J. Trénel, L’Ancien Testament 
et la langue française du moyen âge. (Oscar Bloch.) — S. 153—154. Alfr. 
Jeanroy, Les origines de la poésie lyrique en France au moyen âge. (E. 
Stengel.) — S. 154—156. Enrico Cocchia, Studio letterario sulla , Chanson 
de Roland“. (W. Tavernier.) — S. 156. Herm. Suchier, Aucassin et Nicolete. 
5. éd. (J. Pirson.) — S. 157—159. Milosch Triwunatz, Guillaume Budé’s 
De l'institution du prince. (E. Bovet.) — S.159—160. C. H.C. Wright, 
Selections from Rabelais’ Gargantua. (Walther Küchler.) — S. 160 —161. 
Léon Séché, Les Annales Romantiques. Revue d’bistoire du romantisme. 
(J. Haas.) — S. 161—164. George Doncieux, Le romancéro populaire de 
la France. (Friedr. S, Kraufs.) — S. 164—190. C. Voretzsch, Die Anfänge 
der romanischen Philologie an den deutschen Universitáten und ibre Ent- 
wicklung an der Univ. Túbingen. (D. Behrens, der bei dieser Gelegenheit 
das gleiche Thema fúr die Giefsener Hochschule behandelt und das den 
Universitätsakten entnommene reichhaltige Material zn einem anschaulichen, 


ZEITSCHRIFT FÜR FRANZÓSISCHE SPRACHE UND LITERATUR. 357 


OPTA e Mahrsgekähzeschichte int allgemeinen wertvollen Gesamtbilde 
vereinigt) — Miszellen, S.209—211. Briefe von Gaston Paris an Lemcke 
mitgeteilt von E. Stengel. (4 Briefe aus den Jahren 1865, 1871 u. 1872.) — 
S.211—212, Schultz-Gora, Zur vermeintlichen Quelle von Chateaubriands 
Le dernier Abencerrage. — S.212—213. J. Haas, Chateaubriands Anwesen- 
heit in Jerusalem. — S.214—236. Novitätenverzeichnis. 

Bd. XXVIII, H.1u.3. Der Abhandlungen erstes und zweites Heft. 

S,1—71, E, Brugger, Beiträge zur Erklärung der arthurischen Geo- 
graphie. IL Gorre. Meleagant, der Entführer der Guenievre, wird von 
Chrestien (Charete 643) fils de rot de Gorre genannt. Während G. Paris auf 
eine Erklärung dieses Namens verzichtete, sahen Rhys und F, Lot darin die 
Halbinsel Gower, obschon als Hauptstadt des Königreichs Bade genannt wird, 
das G, Paris mit Za?4 in Sommersetshire identifiziert hatte. Brugger ist in 
der Lage, aus der Pseudo-Robertschen Merlin-Fortsetzung eine Stelle bei- 
zubringen, die Aufklärung gibt, was man sich unter Gorre vorstellte (/í roía- 
mes de Norhomberlande qui estoit entre le roiaume de Logres et celui de 
Gorre). Gorre kann also nur nördlich von Northumberland, also nördlich 
vom Firth of Forth gelegen sein. Hiermit sucht nun B. die übrigen Zeugnisse 
in Einklang zu bringen. Oder vielmehr umgekehrt, er sucht darzutun, dafs 
die übrigen Zeugnisse nach dem nördlichen Schottland weisen und in jener 
Stelle ihre Bestätigung und noch genauere Bestimmung erhalten, Sade bei 
Chrestien habe für die geographische Bestimmung von Gorre keinen Wert; 
es sei als Name der Residenzstadt ein an den Namen des Königs Bademagut 
anklingender von Chrestien gewählt worden. — Die Erklärung des Namens 
Gorre führt über den ebenfalls arthurischen Estregorre, aus dem Gorre in- 
folge des Nebeneinanders von Estregales — Gales u.ä. entstehen mochte, und 
Estremore in der Pseudo-Mapschen Merlin-Fortsetzung, für das eine älteste 
Form *Estramor angesetzt wird, zu dem Etymon Strathmore, der Landschaft 
nördlich des Firth of Tay. Die erstaunliche Sicherheit, mit der B. das ge- 
samte in Betracht kommende Material beherrscht, kann nicht darüber hinweg- 
täuschen, dals seine Methode die allergröfsten Bedenken erregen muß, Eine 
Hypothese stützt die andre, und grade das, was B. anderen vorwirft, tritt 
mit Deutlichkeit in seiner eignen Arbeitsweise zu Tage: das Ziel ist da, bevor 
der Weg zu ihm führte. Die ganze Untersuchung macht den Eindruck des 
Wegräumens von Hindernissen, die den Weg zu einem vorher bekannten 
Ausgange versperren. Die Krone von allem bildet die Identifizierung der 
Namen Belias und Mador (5. 60): „Neben Belias steht die kürzere Form 
Elyas und die längere Abaholais; wozu vielleicht Abilans und Raolais kommen. 
Von allen diesen Formen ist nun allerdings Afador nicht wenig verschieden. 
Setzen wir aber als Grundform Maheloas an! Neben dieser finden wir im 
Erec die Varianten: Moloas, Meloax, Mahalos, Malehoes, Maccolans, Maleus 
(Prosaversion), Maloans (Króne). Man wird zugeben müssen (!), dafs leicht (!) 
Abaholais und KRanlais aus *Maholas oder *Maholes (vgl. Mahalos), (B)elias 
und Abilans aus *Abelias (vel. Meloax) abgeleitet werden können." Dazu die 
Anm.: „Der graphische Wechsel von Initialen in Eigennamen ist sehr häufig, 
Dies kommt daher, dafs in den Hss. die Majuskeln häufig so verschnörkelt 
und verwischt sind, dafs sie kaum zu lesen sind, Af ist einem RX und 45 
nicht unähnlich.“ Was läfst sich nach diesem Muster nicht beweisen? Zu- 


358 BESPRECHUNGEN. ALFRED SCHULZE, 


gegeben, dafs lautliche Kritik bei der Namenforschung nicht die sonstige 
Berúcksichtigung verlangen darf, so muís doch irgend welcher Ersatz fúr sie 
geschafft werden, wenn anders man noch einigermaísen Boden unter den 
Füfsen bebalten will. Um von Strathmor zu Gorre zu gelangen, mufs B. 
notwendig eine älteste Form *Zstramore ansetzen; sie ist zwar nicht belegt, 
aber doch durch B.s Untersuchung „postuliert“. Sie anzusetzen sei, meint 
B. S.64, ohne weiteres gestattet, denn die (nachgewiesene) Form Zstremore 
sei nur durch einen einzigen Beleg bezeugt, und da estre als Präposition 
selbständig existierte, so konnte in Angleichung daran Zstremore aus Estra- 
more wohl entstehen, während Zstremore > Estramore auffallend wire. Die 
meisten Varianten des Namens zeigen nun aber in seltner Einmütigkeit nicht 
m sondern ng hinter Estra-: Estrangot, Estrangor, Estrangort, Estrangorre, 
Estrangoirre, Estrangore. Dies ng sei graphische Variante für ms durch 
Vermittlung von n7, für welches m verlesen wurde (m = ni = nj == ne). 
Also: *Estramor > Estranior > Estranjor > Estrangor. Offenbar kann 
doch nun B. niemandem das Recht bestreiten, auch umgekehrt zu schliefsen: 
in der nur einmal nachgewiesenen späten Form Zstremore, auf der die wich- 
tigste Stütze seiner Etymologie, die erschlossene Form *£stramor, beruht, 
sei m aus ng zu erklären: Estrangore > Estranjore > Estrenjore > Estre- 
more. Angesichts der viel besseren Bezeugtheit der Formen mit -ang scheint 
mir sogar, wenn eine der beiden Reihen die richtige ist (was ich 
nicht glaube), die letztere vielmehr für sich zu haben. Damit aber fällt die 
ganze Etymologie Strathmore > Gorre in sich zusammen. — Und ein prin- 
zipielles Bedenken: Die Namenswandlungen auf Grund graphischer Mifsdeutungen, 
Verlesungen etc. mag man gelten lassen. Aber sicher ist doch dies: Wer 
Estramor durch Verlesen von m in ni in Estranior oder Estrangor verkehrte, 
konnte sich dabei doch nicht mehr auf eine wirklich im Gebrauch befindliche 
Form stützen, sondern er schuf eben in Unkenntnis der Grundlage und der 
geographischen Bedeutung der ihm vorliegenden Form mifsdeutend eine neue, 
lautlich völlig unberechtigte. Wie soll denn nun aus dieser seiner Verdrehung 
wieder eine Form entstehen können, die allpemein im Gebrauch, und zwar in 
geographisch zutreffendem Gebrauch war, was doch die für Bruggers ganze 
Untersuchung so wichtige Stelle aus der Pseudo-Robertschen Merlin-Fortsetzung 
(Ne cuidiés pas, entre vous qui oés ces contes, que chis Norhomberlande 
dont je parole, soit li roiames de Norhomberlande qui estoit entre le roiaume 
de Logres et celui de Gorre: che seroit folie a cuidier) für Gorre voraus- 
setzen läfst? — S.72—78. E. Stengel, Die Refrains der Oxforder Ballettes. 
Nach inhaltlichen Gesichtspunkten geordnete Zusammenstellung der Refrains 
der Balletten-Sammlung der Oxforder Douce Hs. (abgedruckt im Archiv f, n. 
Spr. Bd. 99). 53 liest die Hs. Dame cui uuel obeir. doigneis si te uos a note. 
ma complainte oir. Stengel ändert: s’; je vos an[vjote. \Vohl besser s’1/ ne 
vos anote, — 77 Dame donor qui ualeis tant. car ce ueneis mamie . le nos 
serutrat loialment. Stengel: ce [de]veneis m'amie. Eher Car devenets 
m'amie, — 102 Saige blondette wos biauteit . matt sí pres dou cuer naureit . 
bien croi tat nan guerireiz, Wohl nicht mit St. mem statt n’an, sondern 
guerirai st, guertreiz. — 54 Hs.: Dame a cui motroie. Fe ne puix cuers 
dous a uous, mon chant uous an uote. ' Stengels Änderung: $e ne purx, 
uers dous, [Af’en aler] a vous ist gegen die Grammatik, die die Stellung ne 


ZEITSCHRIFT FÜR FRANZÓSISCHE SPRACHE UND LITERATUR. 359 


m'en puix, cuers dous, aler a vous verlangen würde. Lies etwa: Fe ne puix, 
cuers dous, Assener a vous. — 67 Fe mos a celi parleir Por cui sovant 
sospirer Me font (|. fait) amors fine. — S.79—82. Wortgeschichtliches, 
G, Baist, Cerneau, Weist Thomas’ Hinweis, Rom. 33, 264, aut germ. Aern 
zurück; cerneau sei abgeleitet vom Subst. cerne (circinus) und bedeute ,, Rund- 
schnittchen“ (der unreifen Nufs, das mit Salz genossen als Delikatesse galt). 
Von cerne komme cerner, von diesem cernoir. Thomas hat sich wegen der 
Bedenken, die sowohl der Ableitung von cerme wie der von germ, Äern ent- 


schnittchen" heilse, behauptet er zwar und verlangt seine Herleitung aus 
cerne. Aber den Nachweis hat er nicht geführt. Littrés Beleg: cerneaux 
sont viandes de seigneurs et noix vieilles viandes de laboureur spricht eben- 
sowenig dafür wie die Nebeneinanderstellung: avelaines, cerneaux, notsettes, 
die der Dict. gén. als ältesten Beleg (1507) aus Nic. de la Chesn. beibringt, — 
D. Behrens, afrz. cringue, Gehört zur Sippe ndl. krinkel, ostfries, crinkel etc, 
Vel. diese Zischr. XIX, 369. — wall. ringuèle (vgl. diese Ztschr. XVIII, 261). 
Zu Grunde liegt dtsch, Rengel (langer Scheit, Kloben), auf das auch ringard 
Hebe-Eisen zurückgeht, — 5, 83—168, Wolfgang Martini, Victor Hugos 
dramatische Technik. II. 


Bd. XXVIII, H.2 und 4. Der Referate und Rezensionen erstes und 
zweites Heft. 

S. 1—13. Pio Rajna, Gaston Paris. — Jos. Bédier, Hommage à 
Gaston Paris. — Maurice Croiset, Notice sur la vie el les travaux de M. 
Gaston Paris. — J, Atkinson Jenkins, Gaston Paris, — Société amicale 
Gaston Paris. Bulletin 1903—1904. (M. J. Minckwitz.) — S,13—23, Franz 
Settegast, Quellenstudien zur gallo-romanischen Epik. (E. Stengel prüft die 
erste der vier in S.s Werke vereinigten Quellenstudien und findet den Erweis, 
dafs sich Erinnerungen an die grofse Hunnenschlacht des Jahres 451 in die 
Chanson von Garin le Loherain und das Rolandslied hinübergerettet haben, 
nicht erbracht. Die Analogien, die Settegast zwischen der Hervarar-Sage und 
dem Rolandsliede findet, haben keinerlei zwingende Beweiskraft. Besonders 
wird die Unsicherheit und Haltlosigkeit der Namen -Identifikationen hervor- 
gehoben.) — S.23—34. Wilhelm Tavernier, Zur Vorgeschichte des alt- 
franz. Rolandsliedes. (E. Stengel anerkennt die ausgebreitete Belesenheit des 
Verf. in den lateinischen Kreuzzugsberichten, die ihm ermögliche, Anklänge 
im Rolandsliede nachzuweisen. Bezüglich der Stellung des Carmen de pro- 
dicione Guenonis in der Rolandsüberlieferung bleibt St. bei seiner bisherigen 
Ansicht.) — S, 34—40. A. C. L. Brown, Iwain. — Lucy Allen Paton, 
Studies in the fairy mythology of Arthurian romance. (W. Golther. Brown 
bat den Zusammenhang der mythischen Landschaft des Ivain mit keltischen 
Sagen erwiesen; die Untersuchung von Frl. Paton verdient als Einzelschrift 
über Morgain alle Anerkennung, obwohl das Ergebnis unsicher scheint.) — 
S,40—43 Ernst Hoepffner, Eustache Deschamps. (Karl Vossler. H,s 
Arbeit hat den ihr von der philosophischen Fakultät der Universität Strafs- 
burg zuerkannten Preis in jeder Hinsicht verdient) — S,44—45. Werner 
Sóderhjelm, Spuren von Ciceros verlornem Traktate de virtutibus bei einem 
franz. Schriftsteller des 15. Jhs.? (R, Wünsch, Anerkennend. Gegen Cicero 


360 BESPRECHUNGEN. ALFRED SCHULZE, 


scheint zu sprechen, dafs de la Sale von acht Tugenden redet, während 
Hieronymus Ciceros Schrift de quattuor virtutibus librum nennt.) — S. 45—-49. 
Oscar Kühn, Medizinisches aus der altfranz. Dichtung. (G. Sticker. An- 
erkennend. Einige Besserungen.) — S.49—52. Paul Meyer, De l’expansion 
de la langue française en Italie pendant le moyen Age (M. J. Minckwitz). — 
S.53—66. Kr. Nyrop, Grammaire historique de la langue française. 2. éd. 
T. 1. (D. Behrens, Wertvolle Besserungen u. Bemerkungen zu Einzelheiten.) — 
S.66— 70. Mildred K. Pope, Etude sur la langue de Frère Angier. (J. 
Vising. Wertvoll, doch wäre mehr Vorsicht in der Dialektzuweisung einzelner 
Sprachformen erwünscht gewesen. Auch ajuer für aidier ist nicht entscheidend, 
vgl. Bernh. Pred. (meine Ausg.) 151, 32 (neben aidier 245, 26); ebensowenig 
Vermischung der Infinitivendungen -er, -eir, die auch im Osten begegnet.) — 
S. 71. D. Haigneré, Le patois boulonnais comparé avec les patois du nord 
de la France. Vocabulaire. (D. Behrens.) — S. 71—73. L’origine et le parler 
des Canadiens-Français. (Oscar Bloch. Die linguistische Studie von A. Rivard 
ist wertlos.) — S. 73—75. Bulletin de la société liégeoise de littérature wal- 
lonne. T.XLIV. — Projet de dictionnaire général de la langue wallonne. 
(A. Counson.) — S. 75—92. Franz Saran, Der Rhythmus des franzôsischen 
Verses. (E. Stengel. Analyse des Werkes, das den steigenden Gesamtrhythmus 
des franzôsischen Alexandriners wesentlich schärfer als bisber nachgewiesen, 
insbesondere aber die bisher gänzlich übersehene ‚bundmäfsige‘ Gliederung 
der Alexandrinerreihen dargetan habe.) — S.92—100. Otto Jespersen, 
Lehrbuch der Phonetik. — Otto Jespersen, Pbonetische Grundfragen. — 
Beyer u. Passy, Elementarbuch des gesprochenen Französisch. — K. Müller, 
Die Bindung sonst stummer Endkonsonanten. (Ph. Wagner.) — S. 100—113. 
Alb. Mennung, Jean-François Sarrasins Leben u. Werke. (Ph. Aug. Becker.) — 
S. 113—115. D.F.Canfield, Corneille and Racine in England. (R. Mahren- 
holtz.) — S.115—118. Eug. Dühren, Neue Forschungen über den Marquis 
de Sade. (J. Haas.) — S.118—124. Emman. Barat, Le style poétique et 


la révolution romantique. — Vte de Spoelberch de Lovenjoul, 1. Biblio- 
graphie et Littérature, 2. La genèse d'un roman de Balzac — les Paysans — 
lettres et fragments inéd. (J. Haas.) — S. 125—129. Miszellen. Hugues 


Vaganay, Un ami de Rabelais: Hugues Salel. Son épitaphe par Ronsard. — 
S. 130—160. Novitätenverzeichnis. 


Bd. XXVIII, Heft 5 u. 7. Der Abhandlungen drittes und viertes Heft. 


S. 169 —190. Hans Droysen, Unvorgreifliche Bemerkungen zu dem 
Briefwechsel zwischen Friedrich dem Grofsen und Voltaire. — S. 191—199. 
Wilh. Mangold, Noch einige Aktenstiicke zu Voltaires Frankfurter Haft. — 
S.200—222. Wolf. Martini, Victor Hugos dramatische Technik. (Schlufs). — 
S. 223—259. Carl Friesland, Französische Sprichworter-Bibliographie. Es 
fehlen verschiedene in der Rom. Bibliographie dieser Zeitschrift aufgeführte 
Titel. — S, 288— 297. L. E. Kastner, A neglected French poetic form. 
Sammlung von Beispielen der Anwendung der Form 8a 8a 4b, 8b 8b4c, 
8c8c 4d, von der Naetebus, Nichtlyrische Strophenformen p. 185 ff. die alt- 
franzôsischen Belege gibt, jenseits des Altfranzösischen, wo die 8-Silbner dann 
häufig durch (drei) Zehnsilbner ersetzt sind. Die Form verschwindet im ersten 
Viertel des 16, Jahrhs, — S.298—312. D. Behrens, Wortgeschichtliche 
Miszellen. Von Delboulles mots obscurs et rares werden cram, offriboter, 


n 


ZEITSCHRIFT FÜR FRANZÖSISCHE SPRACHE UND LITERATUR. 361 


frinché, focque, graviette, haion (hacon?), hamecel, hanique, afrz, hansin, 
hocteau, hue, hunnier, jaffre, johié, jouvre, kassvougte, lerquenoux, liewer, 
malal, mesuwaige, mogolle, noguette, nonnetier, noyelle, nyeil, pinpelocher, 
plumette, polon, pomache, ponsson, pouacre, von anderen afinter, béron, pik. 
berbiette, dato (Bournois), ostfranz. cabotte, cole, wall. cropéte, afz. espautrer, 
alz, hangeman, itide, wall. kike, wall. leuwá, mutelline, bress. quinquin, ramo- 
rache, wall. rindte, altirz. ronghe, altfrz. sousfeuls, wall. ver (= toison), altfrz. 
wastarde in gewohnt sorgsamer, überzeugender Weise auf ihren Ursprung 
zurückgeführt, in der Form richtig gestellt oder ihrer Sippe zugewiesen, Nur 
mogolle und ponsson sind an den von Delboulle angeführten beiden Stellen 
in ihrer Bedeutung zu wenig klar, als dafs die vorgeschlagenen Ableitungen 

Bd, XXVIII, Heft 6 u. 8. Der Referate und Rezensionen drittes und 
viertes Heft, 

5. 161—162, V. Crescini, Manualetto provensale. 2. ed. (E. Stengel.) — 
S.162—168. Maurice Grammont, Le vers français. (E. Stengel. Obwohl 
G. von willkiirlichen, ja falschen Voraussetzungen ausgehe, sei die Lektüre 
seiner Ausführungen lehrreich.) — S.168 — 169. E. Ritter, Les quatre 
dictionnaires francais, (D. Behrens.) — S. 169—171. A. Thomas, Nouveaux 
essaís de Philologie française. (D. Behrens. Zusätze) — 5S. 171—172. P. 
Duchon, Grammaire et dictionnaire du patois bourbonnats, (D. Behrens, 
Gänzlich unwissenschafiliche Arbeit; das mitgeteilte Material aber dankens- 
wert.) — 5.172. Romanische Meistererzähler. Bd. 1. (W. Golther.) — 
S.173—175. Ch. V. Langlois, La société francaise au XIIIe s. d'après 
dix romans d'aventure. (Rud, Kiessmann.) — S.175—188, H. Jarnik, 
Studie über die Komposition der Fierabrasdichtungen. (Elise Richter. Der 
Vordichtungshypothese, die Jarnik für die Destruction de Rome mit G. Paris 
u.a, vertritt, werden erhebliche Bedenken entgegengestellt, während Gróbers 
Ansicht zugestimmt wird. E.R. unterscheidet in einleuchtender Ausführung 
drei verschieden alte Schichten der Destruction.) — 5, 188—191. Otto 
Hartenstein, Studien sur Hornsage, (Wilh, Horn. Einwendungen. Nach- 
trag zur Horn-Bibliographie.) — S. 191—193. W.v, Wurzbach, Die Werke 
Maistre François Villons. (M. J. Minckwitz.) — 5. 193—200. Revue des études 
rabelaisiennes, T. IL. (H. Schneegans.) — S. 200—204. O.Bamann, Die bur- 
lesken Elemente in Rabelaís Werk, — Jos. Schober, Rabelais’ Verhältnis 
sum Disciple de Pantagruel. — K. Knoblauch, Das Verháltnis der „Cro- 
niques admirables" zu den „Croniques inestimables" und su Rabelais. (0. 
Driesen.) — 5, 204— 206. L. Thuasne, Æfudes sur Rabelais. (W. Küchler.) — 
5.206— 207. Alb, Collignon, Pétrone en France, (E. Stemplinger.) — 
S.207—208. Alb, Counson, Malherbe ef ses sources. (E, Stemplinger.) — 
S,208—210, L. Robert, Voltaire et l'intolérance religieuse. (P,Sakmann.) — 
S.210— 211, Julien, Itinéraire de Paris à Férusalem p. p. E. Champion, 
(J. Haas.) — S. 211 215. V. Giraud, Chateaubriand, (J. Haas.) — S.215— 
221. Correspondance de George Sand et d'Alfred de Musset p. p. F. Décori. 
(M. J. Minckwitz.) — S. 222—251. Etudes sur Sainte-Beuve (par Spoelberch 
de Lovenjoul, G, Michaut u, a.)) (Eugène Ritter.) — 5S, 251255. B. 
Bouvier, L'œuvre de Zola. (W. Küchler.) — S, 255—258. H. Bloesch, Das 
Junge Deutschland in seinen Beziehungen su Frankreich. (R. Mahrenholtz.) — 


362 MESPRECHUNGEM. ZEITSCHRIFT FÜR FRANZ. SPRACHE ETC. 


$,258, CL Kloepper, Beiträge sur franz. Spruchdicktung. (R. Mahren- 
holtz.) — S.238—255. B. B:sse, Wie studiert man neuere Sprachen. (W. 
Horo.) — €. 239. Neuphilologen-Vademecum. Bd. 1. (W. Tavernier.) — 
S. 261, — 278. Schuliteratisr. — Miszeiiza. — S.279—291. L Thomas, 
1, Supplément à la bibliographie des deri2: de Sainte-Beuve. 2. Notes biblio- 
graphiques sur Sainte-Beuve. — 5. 232—294. E. Ublemann, Syntabtisches. 
I. „Les soupioni n'allaient pa: plus loin que Philctimus.~ Nachweis weiterer 
„srfalerter Kiárz.azen”. Es liegt aber eine Kürzunz gar nicht vor; s. diese 
Zeus. XXIX, gl, Aufízlig sind solche Azsdracksweisen ebensowenig 
wie ces icrupule:s sont beaucoup plus anciens que Voltaire oder il parut un 
sa:tant beaucoup plus Tieuz que son Gre, die U. ibnen an die Seite stellt. 
2. Zu Tobler, Verm. Bestr. 11 32Y. We::re Beispiele aus Boissier, Relig. 
Rem für Ververionz von paraître cri sembler in der von Tobler fur de- 
tor tat feosscoir cachzewissenen Art — 3. L''nstrument, depuis trente ans 
sul le pratique, ma pius de secret: pour lui. U. ist ganz im Recht, wenn 
eZ esse and itnl Fällen dem Nebensatz kansale oder konzessive, jeden- 
ts sicke rein temporale Funktion zuspricht, urd dafs die durch das Beispiel 
Z-sstrierte Erscheinang der Erörterarg bedarf, gekt zur Genúge daraus hervor, 
als e= so *esonnener Grammatiker wie Licking ibr Wesen gänzlich mifs- 
rersasdez Eat, wenn er (§ 405, 2 der Schuigrammatiki den Satz: Depuis dix 
années qu'elle ne l'avait vu, elle cher:ha avec une sorte d'inquiétude les 
changements opérds dans toute sa personne erklärt: „Sie suchte mit einer 
An Unrche die Veränderungen auf, welche sich an seiner ganzen Person seit 
zer Jahren vollzogen hatten, da sie ihn nicht wiedergesehen hatte. Hätte 
Ser ves:re das sagen wollen, so hätte er sicherlich gestellt: elle cher:ha .. . les 
changements opérés dans toute sa personne depuis dix années qu'elle etc. 
Das Charakteristische an der Erscheinung ist vielmehr grade, dafs die mit 
depuis eingeführte adverbiale Bestimmurg samt dem Nebensatz mit que nicht 
Beatimmong zum Verbum finiteom, scndern zu der Gesamtheit der Aus- 
sage ist In ne savoir fas encore faire la révérence depuis trois ans et 
plus qu'elle apprend à danser soll doch unmöglich gesagt sein, das Unver- 
môgen eine Verbeugung zu machen bestehe seit den reichlich drei Jahren des 
Tanzunterrichtes, sondern das genannte Unvermögen soll grell beleuchtet 
werden durch die daneben gestellte Mi:teilung, dafs die Ungeschickte seit so 
un. so langer Zeit Unterricht im Tanzen habe. Es handelt sich m. E. in der 
adverbialen Bestimmung mit depuis samt dem que-Satze um eine Art Ausruf: 
„Noch keine Verbeugung machen können — seit mehr als drei Jahren lernt 
sic tanzen!“ Das que tritt ja auch sonst, wie Tobler V.B. I? 62 gezeigt hat, 
zu adverbialen Ausdrücken, die sich auf zeitliche Bestimmung beziehen, hinzu. 
Der an dic Spitze gestellte Beispielsatz meint: „Das Instrument — seit dreifsig 
Jabren spielt er es nun! — hat keine Geheimnisse mehr für ihn“, oder 
Lückings Beispiel: „Seit zehn Jahren hatte sie ihn nicht gesehen! Sie suchte 
[somit erklärlicherweise] mit einer Art Unruhe“ u.s, w. Ob kausale oder kon- 
zessive Funktion des ,, Nebensatzes‘* zu erkennen sci, hängt lediglich davon 
ab, in welchem Verhältnis der Inhalt des Hauptsatzes zu ihm steht. Beide — 
im Grunde selbständige — Aussagen haben gleichermalsen und nebeneinander 
Gültigkeit. Ist die mit depuis eingeführte geeignet, die Hauptaussage zu er- 
klären (wie in Lückings Beispiel), so ergibt sich der Schein des Kausalen, 





AAA 


REVUE DE PHILOLOGIE FRANÇAISE ET DE LITTÉRATURE. 363 


scheinen beide — wie in ne savoir fas encore faire la révérence etc. — 
u der des konzessiven Verhältnisses. — $. 296— 325. Novitäten- 
ALFRED SCHULZE, 





Revue de philologie frangaise et de litterature. Tome XIX. (1905). 

Mehrere Arbeiten dieses Bandes beschäftigten sich mit der Orthographie- 
reform: P. Meyer, La simplification orthographique (S. 1— 26, 141 — 152, 
Bericht der vom Ministerium eingesetzten Kommission), H. Yvon, L'idée de 
l'usage en matière de langue et d'orthographe (5. 27—47), L. Clédat, 
L'usage orthographique du XVIIIe siècle (S. 191— 3), ferner die Chronik 
(S.75—88, 229-248). Da diese Artikel nicht eigentlich wissenschaftlichen 
Zwecken dienen, sondern dem praktischen, jene Landsleute, die der Philologie 
ferner stehen, aufzuklären, darf wohl hier von der Berichterstattung abgesehen 
werden. Wir wünschen der Revue viel Glück in ihrem Kampf gegen die so 
hartnäckigen Vorurteile! 

Heft 1, 5.48, ferner Heft 2/3, S. 176 und Heft 4, S.266 Casse et 
Chaminade, Vieilles chansons patoises du Périgord, die letzten drei Fort- 
setzungen. Die Sammlung ist sehr reich, sie umfafst 86 Nummern, Von den 
ersten ist am weitaus häufigsten vertreten Manaurie, seltener Belv&s, Belleselve, 
Naussannes u. a. Jedes Lied ist mit einer rhythmischen Übersetzung versehen, 
die Melodie in Noten angegeben. Der gröfste Teil sind Liebeslieder, außer- 
dem kommt das geistliche und patriotische Thema vor. Fast überall echter 
Volkston, literarische Einflüsse lassen sich nur vereinzelt argwöhnen. — 5, 63. 
Baldensperger, Notes lexicologiquwes, Schriftstellerzeugnisse zur Wort- 
geschichte bes. von Neologismen: altruisme, amener (un article), boudoir, 
*briser Le cœur, *chose (Ausbreitung des Gebrauchs durch die Romantiker), 
*conséquent -ce, doigt dans Tail, ensoleillé, fou, *fricoteur, intelligentiel, 
*margowillis, *moufle, palper, pékin, prématurer, *religiosité. Zu den mit 
Stern versehenen Wörtern Anmerkungen von L.C. — 5.69. P. Horluc, 
Faire la fête. Die Redensart wäre ursprünglich für das Doktoratsfest in 
Anwendung gewesen. — S. 70. P, Horluc, Epaille = spatula, Lyonnesischer 
Ausdruck für grofse Balken, mit denen Brückenkähne in der gehörigen Ent- 
fernung vom Ufer gehalten werden. Die Ableitung scheint mir sebr unsicher, 
Es miiísten zuerst genauer die Orte, wo er verwendet wird und die fonetische 
Gestalt, in der er auftritt, bekannt gegeben werden. — Kurze Bücher- 
anzeigen, 

Heft 2/3. 5.89. Vignon, Les patois de la région Iyonnaise, 14. Fort- 
setzung, behandelt das neutrale Objektpronomen, das auf weitem Gebiet von 
dem Maskulinum verschieden ist. Aufser Formen die deutlich auf Hoc zurück- 
weisen findet sich ein eigentümliches i e, ¢, das man am liebsten aus 1D deuten 
wiirde, jedoch wahrscheinlicher ebenfalls auf Hoc > oy beruht. Manche 
Schwierigkeit macht auch der Umstand, dafs häufig hinten oder vorn ein 
Konsonant zutritt, der meist als analogischer Bindungskonsonant seltener 
als Hiatustilgung oder sonst wie zu erklären ist. Die Form vu deutet V. 
sehr wahrscheinlich aus der vorvokalischen Gestalt y. — 5. 153 J.-H. 


364 BESPRECHUNGEN. E. HERZOG, 


Reinhold, Quelques remarques sur les sources de Flosre et Blance- 
flor weist mit Glück die Gründe zurück, die Huet neuerlich für orientalischen 
Ursprung dieser Dichtung ins Treffen geführt hat. Der „Harem“ ist kein 
wirklicher Harem, sondern ein Mädchenturm, Vielweiberei bestebt nicht, das 
Motiv der Mesalliance ist aus orientalischen Verbältnissen nicht deutbar. Aber 
auch was R. von Parallelen mit Apuleius und Esther vorbringt, überzeugt 
schwerlich von direkter Abhängigkeit. Die Ähnlichkeiten sind teils zu all- 
gemeiner Natur, teils ergeben sie sich aus der Situation. Die Frage nach 
dem Ursprung des Stoffes wird, wenn man überbaupt dem Gedanken an freie 
Erfindung der Fabel keinen Raum gönnen will, nur im Zusammenhang mit 
der nach der Quelle aller der Spielmannsdichtungen, deren Thema die Fahrt 
nach dem Orient ist, gelöst werden können. Dagegen ist Anlehnung im 
einzelnen an die zeitgenössische höfische Epik, was Gedankenrichtung und Stil 
betrifft, deutlich. — S. 176 s. o. — S. 194 Ph. Fabia, Malgoirées, Name eines 
Landstrichs im Dép. Gard, wird von 3fercuriu abgeleitet. g ist nicht erklärt. 
Die mittelalterlichen Schreibungen, die E. anführt (Afedio-Goto etc.) stimmen 
schlecht dazu und scheinen mir auch bei Annahme falscher Etymologisierung 
nicht damit vereinbar. — S.199 Clédat, Ze Verbe falloir-faillir; S. 203 J. 
Bastin faillirai et défaille; enthält neue Einzelheiten zur Formenlehre dieses 
Verbs aus neufrz. Zeit. Die geschichtliche Entwicklung, die Cl. in grofsen 
Zügen entwirft, bleibt unklar, weil auf die Bedeutungsentwicklung nicht ein- 
gegangen wird; B. führt mit Unrecht falloir auf *fallére zurück, es ist viel- 
mehr junge Neubildung. — Besprechungen: G. S.: Rydberg, Monosyllaba 
im Frz., blofs referierend. — Yvon: Etudes de philologie moderne (Soc. néo- 
phil. de Stockolm) III. Zu Malmstedts Artikel: Des locutions emphatiques 
aufser Yvons Bemerkungen noch solche von Clédat, der diese Umschreibungen 
aus Antworten erklären möchte: Où vas-tu? — C'est à Rome. Daraus C'est 
à Rome où tu vas, Mit demselben Recht aber konnte man auch behaupten, 
dafs von der Frage auszugehen ist und dafs die Umschreibung von hier aus 
in die Antwort und sonstige Behauptungssátze verschleppt wurde. In der 
Tat, wenn ich hôre, dafs schône Bilder ausgestellt sind und ich interessiere 
mich sehr für den Ort, so kann ich leicht in der Form fragen «wo ist es?>», 
wobei mich die Spannung und Neugier die Frage in die kürzest mögliche 
Satzform zusammenpressen läfst Während ich aber so trage, kann mir 
gclegentlich ins Bewuístsein kommen, dafs die Frage in dieser Form nicht 
genug deutlich ist und ich mache eine aufklärende Erweiterung: wo ist es, 
wo (oder dafs) die Bilder ausgestellt sind? Der Umstand, dafs viele Mund- 
arten statt der Umschreibung mit esf-ce einfaches où que, qui que, quot que 
kennen, wo sich der explikative Relativsatz also an eine noch einfachere Form 
der Frage angeschlossen hátte, scheint mir fiir diese Auffassung zu sprechen. 
Freilich läfst sie sich mutatis mutandis auch für Aussagesátze anwenden, ohne 
dafs man Einfluís von seite der Fragesätze annehmen müfste. — Baldens- 
perger: Counson, Malherbe et ses sources (lobend). — Latreille: Huguet, 
Les metaphores etc. de Victor Hugo. — F.B.: Joel de Lyris, Le goût en 
littérature. — Vignon: Bastin, Précis de phonétique et rôle de l'accent dans 
les verbes français (im ganzen lobend, eine Anzahl von Berichtigungen). — 
Yvon: von den Driesch, La place de l'adjectif épithète en ancien frs., stellt 
sich auf den Standpunkt von Clédat (der zu seinen Ausfúhrungen Rev. XV. 











BULLETIN DU GLOSSAIRE DES PATOIS DE LA SUISSE ROMANDE. 305 


einen kleinen Nachtrag bringt), wird aber der Theorie Gróbers, die von den 
Dr. vertritt, nicht gerecht. Man mufs z. B, nur cin wenig die wirklich ge- 
sprochene Sprache beobachtet haben, um zu erkennen, dafs relative Eigen- 
schaften wie ‘grofs’, ‘klein’, ‘ganz’ etc. fast stets mit einer affektischen Núanz — 
Bewunderung, Zorn ete, — vorgebracht werden, die bei absoluten Eigenschaften 
wie ‘griin’, ‘blau’, ‘spanisch’ etc. fehlt. — Kurze Anzeigen, 

Heft 4. 5.249. Philipon, Compte en dialecte lyonnais du XIV+ 
siècle, Neudruck eines interessanten Dokuments in lyonnesischer Sprache, das 
bereits von Vachez sehr fehlerhaft publiziert worden war; mit grammatischen 
Bemerkungen und Glossar. Die Bemerkung: , Notons qu'il y a eu vocali- 
sation de l'i dans partía etc, (261)“ ist mir unklar. — S, 266 s. o, — S, 284, 
Yvon: La grammaire française au XXe siècle. Man schreibt nicht mehr 
Grammatiken für Erwachsene, weil man in der Schule davon übersättigt wird; 
— man treibt aber dort viel mehr Grammatik als man je früber getrieben hat, 
Der Artikel sucht Behauptungen von G, Paris und Bréal zu widerlegen und 
läuft auf eine Polemik gegen zu grofsen Konservativismus in Sprachsachen 
hinaus, — Besprechungen. Yvon: Sechehaye, L'imparfait du subjonctif 
et ses concurrents dans les hypothétiques etc. (sebr lobend und im ganzen zu- 
stimmend). — Vignon: Niedermann, Contributions à la critique etc, des 
gloses latines zieht das für Romanisten wichtige heraus, Bemerkungen über 
die Geographie von fruma etc. — Vignon: Gilliéron-Mongin, Etude de 
géographie lingu.: scier, verhält sich skeptisch gegen die Annahme, dafs 
serrare einst ein geschlossenes Gebiet innegehabt habe, — Kurze Bücher- 


anzeigen. E Herzog 


Bulletin du Glossaire des Patois de la Suisse Romande, I—IlI. 
(Lausanne, 1905). 

Ein grofs angelegtes Unternehmen ist im Werke, das erste in seiner 
Art auf romanischem Sprachgebiet, Die französischen Mundarten der Schweiz 
sollen ihr Idiotikon erhalten. Seit 1899 bemühen sich eine Reihe gelehrter 
Männer und emsiger Sammler, an ihrer Spitze L, Gauchat, J. Jeanjaquet, E. 
Tappolet eifrig darum ; Forschungsreisen werden unternommen, Hunderte von 
Fragebogen in die Orte gesendet, die in den Archiven schlummernden Ur- 
kunden studiert, die Patoistexte ausgezogen. Aus den sieben bisher erschienenen 
Jahresberichten lälst sich ein ungefährer Einblick in den Stand der Arbeiten 
gewinnen und die Gröfse des zu bewältigenden Stoffes ermessen. Die Schaffens- 
freude und liebevolle Hingabe, mit der diese Männer ihre Arbeitszeit und 
Kraft dem schwierigen Unternehmen widmen, verdient umso mehr unsere An- 
erkennung und Bewunderung, als das Häuflein Leute, die seinen Wert und 
seine Wichtigkeit nach Gebühr zu würdigen wissen, leider immer ein kleines 
bleiben wird, — Um das Interesse der vielen Mitarbeiter wachzuhalten, um 
weitere Kreise dafür zu gewinnen, um den Romanisten vorläufige Resultate 
ihrer Nachforschungen unterzubreiten, haben die Leiter des Werkes, wie sie 
in der Vorrede erklären (I, ıf.), ein kleines Blättchen ins Leben gerufen, das 
jährlich in 4 Oktavheftchen in der Stärke von zirka ı Bogen erscheint. In 
einer einleitenden Abhandlung (,, Nos patois romands" I, 4—24) zeigt Gauchat 


366 BESPRECHUNGEN. E, HERZOG, = 





das Interesse und den Nutzen des Studiums der Schweizer Mundarten, und 
charakterisiert mit einigen Strichen ihr Wesen und ihr Verhältnis zur meufrz, 
Schriftsprache, von der sie allmählich verdrängt werden und z. T. schon ver- 
drängt worden sind, doch so, dafs noch längere Zeit Spuren der Dialekte in 
Aussprache und Lexikon des betreffenden Ortes fortbestehen. Und wenn sich 
dieser Artikel im ganzen auch zunächst an den Nichtfachmann wendet, so 
zieht doch der Verf. als Beleg manches aus den Zettelkästen des Glossars 
heran, was auch den Philologen anzuregen vermag oder ihm neu ist, besonders 
lexikalisches: Ausdrücke für adri,! für Wettererscheinungen, Jain = envie, 
3 bokó (un morceau — un pen), oíseaw für einen Transportapparat, belle = lune 
(auch z. B. in pikardischen Mundarten), gracieux, »se für Jüngling, Mädchen, 
fil d’archal für Branntwein, ferner mancherlei Redensarten; zur Wortbildungs- 
lehre: ein interessantes Beispiel für Häufung von Diminutivsuffixen (pptacnpte 
zu pot), -ATOR erhalten, ein Verb von einer Interjektion abgeleitet (yupe ‘in die 
Luft schleudern'); zur Phonetik: Betrachtungen zu dem Wandel von fp > 4; 
ferner ein eigentümliches Doublettenpaar im Wallisischen: volkstúmlich para 
(‘Tier-Mannchen’) und entlehnt dira (‘père’) u. dgl. 

Die frz. Mundarten der Schweiz sind nichts einheitliches. Sogar die 
wichtigste Sprachgrenze innerhalb des frz., die zwischen Frankoproven- 
zalisch oder Burgundofranzósisch und dem eigentlichen Französisch 
oder Frankofranzösisch, geht durch die Schweiz und trennt den Berner 
Jura und einen Teil des Kantons Neuenburg, deren Mundarten mit dem be- 
nachbarten Franche-Comtéischen zusammengehóren, von dem südlichen 
Gebiet, Hier, im burgundofrz, Teil, lassen sich nach dem ungefähren Über- 
blick, den ich mir erworben habe, mindestens vier profsere Dialekteinheiten 
unterscheiden. Zwei davon reichen wieder weit in das benachbarte Frankreich 
hinein, das Jurassische, das im Neuenburger und Waadter Jura gesprochen 
wird oder wurde, und das Savoyische, das heute im Kanton Genf ein 
Schattendasein fristet. So sind blofs zwei der französischen Schweiz eigen- 
tümlich, das eigentliche Romand, mit welchem Namen ich die Mundarten 
zusammenfassen möchte, die im südöstlichen Teile von Neuenburg, ferner in 
Waadt, Freiburg und im untern Wallis gesprochen werden und das Ober- 
wallisische, eine eigentümliche Mundart mit archaischem Gepräge, in 
mancher Hinsicht weniger verwandt mit dem benachbarten Romand als mit 
dem Savoyischen, zu dem die Mundarten des Aostatals die Brücke zu bilden 
scheinen, Das Glossaire wird also ein ziemlich buntes Bild bieten und die 
Leiter des Werkes haben den Umständen Rechnung getragen, indem sie 
ihre Untersuchungen auch auf benachbarte, nicht-schweizerische Orte aus- 
gedehnt haben. Obige Einteilung aber wird im Einzelnen wohl manche 
Berichtigung und Ergänzung erfahren, wenn einmal der Atlas linguistique 
de la Suisse Romande vorliegt, der gleichzeitig mit dem Gloss. in Angriff 
genommen wurde und der in willkommener Weise die auf jene Gegenden 
bezüglichen Angaben des Gilliéron'schen Atlas vervollständigen wird; einen 
vorläufigen Begriff von der Bedeutung dieses Werkes kann eine Probekarte 
le und c vor a) im zweiten der obgenannten Jahresberichte geben, ferner der 


1 Ein Nachtrag dazu 1,56, wo ein vermutlich auf frz. secret zurück- 
gehendes Greyerzer Wort erwähnt wird. 








BULLETIN DU GLOSSAIRE DES PATOIS DE LA SUISSE ROMANDE. 307 


Aufsatz Gauchats „Über die Dialektsgrenzen der franz. Schweiz“ (III, 17 
—22), in dem der Verfasser seine an den bisher fertiggestellten Karten ge- 
machten Beobachtungen über das Zusammenfallen und Auseinandergehen der 
Grenzen verschiedener linguistischer Züge untereinander und mit ehemaligen 
oder noch bestehenden politischen und Verkehrsgrenzen resumiert (die aus- 
führlichere Arbeit war im Arch, f, n, Spr. CXI erschienen) und durch ein 
beigegebenes Kärtchen auf dem 20 solcher Grenzen synoptisch eingetragen 
sind, beleuchtet, 

Besonders willkommen sind in der vorliegenden Zeitschrift zunächst eine 
Anzahl Texte in phonetischer Umschrift, aus denen wir uns ein Gesamtbild 
der Mundarten zu machen vermögen. Es sind dies die folgenden. Franko- 
französisch: Ein Sonett aus Clos du Doubs von Surdez mit einigen An- 
merkungen von Tappolet! (II, 13ff.). Jurassisch: aus Chaux-de-Fonds, wo 
der Dialekt in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhs, ausgestorben ist, 
aber kurz vor seinem Ende noch Pfleger in einem Verein gefunden hat, teilt 
uns Gauchat, der über diese Verhältnisse eingehend Bericht erstattet („La 
dernière page de l’hist. du pat. à la Ch.-de-F, I, 46—55, 57—70) mehreres 
mit, was er in den Papieren dieses Vereins gefunden hat, Texte zu dem darin 
üblichen Zeremonial, und fügt wertvolle Anmerkungen bei, aus denen ich be- 
sonders den Exkurs über die interessanten Ergebnisse vor r + Dental hervor- 
hebe®; andere Texte in diesem oder einem nahe verwandten Dialekt, ebenfalls 
von G. aus Manuskripten herausgegeben, sind die Fabel vom Kranich und 
Wolf, ebenfalls mit Anmerkungen? (I, 38 ff.) und ein Gedicht von Bille „Die 
Wäsche“ (II, 46—53). Romand, u. zw. Waadt: zwei Dialoge von Oct. 
Chambaz aus Rovray (I, 70ff., II, 54—58), der zweite mit einigen An- 
merkungen, ein kleines Selbstgespräch von J. Henchoz aus Rougemont (III, 60) 
und eine etwas längere Anekdote von Frau Odin aus Blonay (III, 62 ff.); 
Freiburg: ein Dialog von Hub, Savoy aus Veveyse mit einigen Anmerkungen 
(II, 59—62); unt. Wallis: aus Champéry teilt Jeanjaquet eine Fassung der 
bekannten Erzählung von „Pequin‘ mit,‘ nachdem er sie kurz mit andern 
Versionen verglichen hat (I, 33—38). Savoyisch: C. Fleuret bringt einen 
Jahrmarktsdialog (I, 25 ff.) und das Märchen von Wolf und Fuchs (HI, 30—36)* 


1 dyed geht offenbar auf ein ehemals entlehntes diable zurück, in dem è 
aus irgend welchem Grund gefallen ist, während gta/ STABLU etc, volkstümlich 
ist und von der im Osten oft belegten Form ¿tawle stammt, vgl. sit (= 
saute) etc, 

2 Das r verschwindet, verleiht aber dem Dental eine besondere, mehr 
rückwärts e Artikulation, die dann weiter zum Palatal rühren kann, 
Aufserdem wird der Anlaut jener Silbe, die ursprünglich mit r endete, affiziert. 
So tritt nach Labialen und + Aspiration oder y ein. Doch scheint letzteres, 
soweit ich sehe, sich nur vor urspr, o und (seltener) e einzustellen, wodurch 
diese Diphthongierung in eine Reihe mit einer Anzahl äbnlich gearteter Fälle 
träte, die sich im ganzen Ostírz, verstreut nachweisen läfst. 

® Die Formen mit # z.B. rkopésí aus e] + Nas. + Kons. scheinen nicht 

a zu sein; asfby sé ff dagegen hatten ursprünglich freies +, 

isch sfdr> CINERES, demftsa. Das Wort viedí ‘Mal’ möchte 
auf das weitverbreitete *VICATA doch lieber von *VICATICU 
me ableiten, 


4 Ergänzende Angaben über die Aussprache, von J. selbst herrührend, 
in meinen *Neufr, Dialekttexten’ Berichtigungen. 


368 BESPRECHUNGEN. E. HERZOG, 


im Dialekt von Bernex; letzteres hat Jeanjaquet mit interessanten An- 
merkungen versehen, von denen besonders die Beobachtung einer nach der 
Stellung im Satz verschiedenen Akzentuierung der Diphthonge sa und sa der 
Beachtung wert ist und mancherlei wichtige Perspektiven zu eröffnen scheint. 
Besonders wichtig erscheinen mir, da fonetisch transkribierte Texte aus dieser 
Gegend sonst kaum zu haben sind, die Texte aus dem Oberwallisischen: eine 
Sprichwörtersammlung aus Lens, zusanmengestellt von G. Pfeiffer, mit Par- 
allelen (III, 3—9, 23— 29)! und ein hübsches Märchen: „Die Feen von 
Grand’ Combe“ aus Evolena (II, 26—33) veröffentlicht von Jeanjaquet, der 
auch Anmerkungen beigesteuert hat; in diesen macht er zum erstenmal darauf 
aufmerksam, dafs in dieser Gegend nicht nur der Artikel, sondern auch das 
Demonstr.-Pron. noch Nominativ und Obliquus scheidet. Genauere Akzent- 
angaben hat J. für meine „Neufr. Dialekttexte “ (Berichtigungen) beigesteuert. 

Die grammatische Seite der Patois-Studien ist aufser durch das in 
den erwihaten Anmerkungen Enthaltene nur vertreten durch eine längere 
Arbeit Tappolets über ,,Aggiutination (und Deglutination) des Artikels“ 
‘TI, 3-8, 22—26, 37 —46: dara Nachträge II, 70, III, 35 aus Bermex, wo auch 
das von Tapp. fer Waadt und Freiburg belegte ¿sta zu finden ist, vgl. LIL, 30). 
Es werden verschiedene Typen aufgestellt, je nachdem 7; -« o, -e(s), -s, a 
filechlich als cia Teil des Substantivs aufgefafst wurden oder umgekehrt 
fälschlich als Artikel, resp. als Teil des Artikels und nach diesen Kategorien 
werden die Beispiele eingeordnet. In einem rusammenfasseades Schlufskapitel 
werden dana die verschiedenen Bedingungen besprochen, die cime derartige 
falsche Verbiaduag und Abtrennung ermöglichen oder erleichtern. Während 
übrigens fur die Typen zyö (ail),? smid3 (amidon), agil (gland) die Analogie 
var Erklärung himreicht, scheinen mir Fälle wie ¿ierye etc. auch ihre syntak- 
tische Seite zu haben, die von Tapp. nicht berücksichugt wird. Damit nämlich 
deaerre zusammen als Subst. aufgefafst wird, muís das Wort offenbar unter 
Umständen gebraucht werden können, wo der bestimmte Artikel fur das 
Sprachgefahl nicht erforderlich war; sonst wäre ja die Verbindung &er> vom 
Hörer stets sogleich in J'yrs zerlegt worden. Was den Typus ccorme betrifit, 
so wären, flaube ich, zwei Fälle zu unterscheiden gewesen, der erste, wo ars 
der Pluraiverbindang ein Singular entstand, wie in Bernex /-erá aus de: vezms 
und der zweite, wo das Wort weiter als Plural bleibt, wie das weitverbrenete 
les étenailles, Dieser zweite Fall ist nan im Grand genommen recht merk- 
würdig und ich frage mich, ob in diesem e nicht manchmal der Vokal von 
de (der ja in den meisten dortigen Mundarıen ein geschlossenes e ist) siecke, 
wenigstens, ob nicht die Verbindung dr ? nal’ hat mitwirken kommen. — 
Bescbtenswert ist das Etymon, das Tappolet für morts» ‘Here’ gibt: *orca 
zu ORCU. 

Vieltach sind etymologische Fragen behandelt Gauchat beschifum 
sich besonders mit Nevenburger und Freiburger Worten: nevenburpisch: #7/s 
‘Teufel’ von putide factu I, 281, die Windnamen uber und dsorä von albaria 

1 Dazu Nachträge und Erläuterungen von E. Muret IV, 28-31. 

® Wenn entre quatre 2’ yeux die allgemeine Aussprache ist, so mpp für 
das Schriftfranz. aufser dem aus des yeux etc. abstrahierten z auch andrer- 
seits des analogisch gebildete kafs in Betracht kommen, da man doch im 
Volksmund auch guaz’s officiers, quat’: arts hort. 


cuál 


LE 


BULLETIN DU GLOSSAIRE DES PATOIS DE LA SUISSE ROMANDE. 369 


und furamu, ‘der vom Jura wehende’, wozu ein Exkurs über den Namen 
Fura selbst, der mit dialektischen Gattungsnamen wie dsör, díu ‘Bergwald’, 
*Wald* zusammengebracht wird und für beides wird Abstammung aus einem 
gleichbedeutenden keltischen Wort angenommen (II, 63—67, III, 13— 16); 
freiburgisch ; pila ‘Omelette’ von patella + ata (I, 29); féra koto (faire semblant) 
= comme tel, Luinf ‘auf einer Seite mit Rinde bedecktes Brett’ = cutinnellu 
(zu cutis), Aovev ‘Behälter für den Wetzstein’ — cofariu, für kuris ‘Kuchen’ 
[= cuneolu] wird die von Horning gegebene Etymologie durch Mitteilungen 
über die Form des Gebäcks bekräftigt, Autf paryz ‘Messer zum glatt machen’ 
= paratoriu [zu PARE] (IL 34—36); für neuenburgisch-bernisch /ovr ' veille” 
unterstützt er die von Horning gegebene Etymologie /ucubru mit überzeugenden 
Gründen (III, 38—41). Jeanjaquet beschäftigt sich insbesondre mit walli- 
sischen Worten: Zrüel’» etc. ‘durchlochtes Hölzchen zum Befestigen von 
Lasten an Maultieren’ = trochlea, etcyeva ‘(um zwei Uhr stattfindendes) 
zweites Melken’ = octava, ÿüdena (in Liddes), ein Pflanzenname,! soll aculea 
+ ina sein (I, 40—46); tuado ‘Tuch in Gebrauch bei einer Zeremonie des 
Leichenbegängnisses’ = altfrz. towaille, fosgla ‘ Brust’ = afr. forcelle FURCELLA 
(II, 15£); gara? ‘Branntwein’ = agua ardente (III, 36ff.). Tappolet stellt 
die Worte deutschen Ursprungs zusammen, die den Stier bezeichnen: urno, 
Svits, muni, maní (I, 27 f.). 

Dieser letzte Artikel führt uns zu interessanten lexikologischen und 
onomasiologischen Arbeiten über. Jeanjaquet bringt aus einem Solo- 
thurner Gerichtsakt von 1567 etwa zwei Dutzend Ausdrücke der Neuenburger 
Diebssprache und findet einige derselben in der heutigen Pariser Diebssprache 
und in jurassischen und savoyischen geheimen Zunftsprachen wieder (TI, 68 ff.); 
H. Voruz stellt aus Akten über eine Ziegelbrennerei, die im 16. Jahrh. in 
der Gemeinde Lavaux errichtet wurde, allerhand dialektische Termini technici 
zusammen, die sich gröfstenteils mit heutigen Dialektausdrücken identifizieren 
lassen (II, 17—22); Tappolet sammelt die Namen der Jahreszeiten in der 
franz. Schweiz und untersucht die Ausdrücke nach ihrer Etymologie (III, 
49—59)?; F.Isabel beschreibt eine Heuscheune in Ormonts unter Angabe 
der Patois- Ausdrücke für die einzelnen Gegenstände (I, 30ff.), P. Bovet 
ebenso die Spinntätigkeit seiner Grofsmutter, wobei er sich auch ganzer Sätze 
und Redensarten erinnert, die sie gesprochen hat (III, 10—13). Gauchat 
hat aus der Greyerzer Gegend die Redensarten gesammelt, welche Gesichts- 
teile enthalten (II, 9—12)?; und die Redaktion hat sich vereinigt, um eine 
Übersicht über die in der romanischen Schweiz üblichen Grufsformeln, mit 
kurzen Rückblicken ins Altfranz., zu bieten (III, 41—48). 





1 Bei etymologischen Artikeln über Pflanzennamen sollte man nicht die 
kleine Mühe scheuen, sich um den botanischen Namen zu erkundigen, 

2 fori ist vielleicht einfach dem Gegensatz dari nachgebildet, Was erba 
Los me so erscheint mir der einzige Einwand, den T, gegen germanische Her- 

kunft vorbringt, die Akzentverschiebung, recht hinfällig. Althd. Adrbist konnte 
in dieser Akzentgestalt doch schon deshalb nicht übernommen werden, weil 
sat ein unmoglicher unbetonter Ausgang ist; vgl. mit ähnlicher Akzentver- 

écrevisse, hareng, épervier etc. 

3 Die Redensarten „nichts ist gut für Augen“ gibt zu Nachtrágen über 

«Nichts“ als chemischer Term. techn. Veranlassung (II, 36, 70). 


Zeitschr. £ rom. Phil. XXX, 24 








370 BESPRECHUNGEN. W, MEYER-LÚBKE, G. G., 


In den kleinen orangeroten Heftchen ist eine Fülle Belehrendes und 
Anregendes enthalten, die man ihnen nach ihrem schmächtigen Umfang nicht 
zutrauen würde und sie sollten weit über den Kreis der zunächst Interessierten 
hinaus Beachtung finden, X imaicò. 


Romania. No. 133, Janvier 1905; No. 134, Avril 1905; No. 135, Juillet 1905. 


N. 133. 

G. Huet, La version néerlandaise des Lorrains. Nouvelles études, er- 
gänzt hier seinen Artikel in Romania 1892, S, 361 ff, über die Bruchstücke 
der niederländischen Übersetzung des Lothringerepos (s. hier Bd. 17, 317), für 
deren franz, Unterlage er ein entscheidendes Kriterium in der Ableitung des 
Namens Haestinc im niederl, Gedicht beibringt (der Name konnte schon durch 
die hinreichend belegte franz. Schreibung des Wortes haste eingegeben sein), 
und bemüht sich weiterhin, den Inhalt des niederländischen Gedichts zu re- 
konstruieren aus dem niederländischen Volksbuch von Roland (etwa Ende 
15. Jahrh.), in das Stücke aus dem niederländischen Lothringergedicht ein- 
gearbeitet zu sein scheinen, das seinerseits, wie jener Roland, Entlehnungen 
aus Epik und Chronik auf die mannigfaltigste Art kombinierte. Der Verf, 
läfst es an der erforderlichen Vorsicht bei Identifikationen der verglichenen 
Texte nicht fehlen. 

P. Meyer, Notice du ms. 9225 de la Bibl. roy. de Belgique | Lérendier 
français). Nächst der Inhaltsangabe über die 71 Stücke der Hs. des XIV, 
Jahrhs. (5. 24 ist XVIe siècle Druckfehler) stellt die Notiz den Zusammenhang 
der Hs, mit den Mirakelhss, Brüssel 9229. 9230, ferner ihre Verwandtschaft 
mit den Legendenbiichern Paris Bibl. nat. 183. 185 und London, Brit. Mus, 
Addit, 17275, sowie die Gliederung des Inhalts fest und macht aufmerksam 
auf den teilweise übereinstimmenden Inhalt und die gleiche Anordnung der 
in der Hs, Arras 307 (s. Romania Bd, 17, 366ff.) noch enthaltenen Legenden, 
wonach fiir beide Hss, cine gleiche Quelle (vor 1312) in Frage kommt. 

V. de Bartholomaeis, De Rambaut e de Coins, macht durchaus wahr- 
scheinlich, dafs der Partner des Rambaut v. Vaqueiras in der Tenzone Seingner 
Coines, die V. de B. nach den 8. Hss., die sie enthalten, herstellt, niemand 
anders als der Trouvère Conon v. Béthune ist, und dafs die Tenzone zw, 1202 
—1207, also auf dem 4. Kreuzzuge, an dem beide Dichter teilnahmen, und 
im Orient gedichtet wurde. Die Hss, mischen französische und provenzalische 
Formen, und diese Mischung scheint schon im Original bestanden zu haben, 
wie zwar nicht Reime zu erkennen geben, die in der I. 3. 5, Strophe des 
Rambaut rein provenzalisch (z. B. p/a: = frz. plait, eschai = frz. eschiet, dir 
= frz. dire), in den Strophen Coines französisch und provenzalisch zu gleicher 
Zeit sind und mit Rambauts Reimen korrespondieren, wohl aber die Hss., 
die sämtlich, obwohl nicht in Nordfrankreich entstanden, mehr oder weniger 
franz. Wortformen einmischen, Dazu konnte nur das Original veranlassen, 
das vielleicht die Strophen Coines in seiner Mundart dargeboten hatte, In 
dem Text B.'s, für den die Hss, IK zu Grunde gelegt wurden, sind, an der Hand 
der mitgeteilten Varianten, einige Berichtigungen vorzunehmen: V. 4 4 (nur in 


ROMANIA NO. 133. 371 


den verwandten Hs. DIK) wird zu tilgen sein; V. 5 L som oder frz. sont; 
V.7 statt moill lo ausa mit Hiat, wohl mon of wie CE (und ähnlich GOT); 
V. 16 1. desespers wie GQ (CT); V.18 für estrai fehlt das Subjekt; V. 26 
nur Ya (jam) ist möglich; auch ohne a ist ma donna als Dativ verständlich; 
V. 30 L Quel n'es plus greus e plus greus en son age? So wohl der Sinn; 
doch ist zu beachten, dafs das aus dem Franzósischen eingedrungene age so früh 
zweisilbig nicht belegt ist. V. 32 dem oder /ew garir (vgl. CEGQ); V. 34 far] 
sai (DGQ), da fa: keine 1. Plur, son faire ist. 

A, Thomas, Ze roman de Goufier de Lastours, teilt den Inhalt eines 
Romans tiber den in der limousinischen Chanson von Antiochia gefeierten 
südfranz. Helden des ersten Kreuzzugs in lat. Sprache mit, nach den Auf 
zeichnungen eines Benediktiners des 18, Jahrh., Dom Col, die derselbe einer 
Hs. des 16. Jahrhs. entnabm, die jetzt verloren ist und im Besitz der Nach- 
kommen des Goufier Lastours gewesen war. Der Roman konnte frühestens 
dem 13. Jahrh. angehóren; Goufier erweist darin u. a. im Zweikampf die Un- 
schuld einer des Ehebruchs beschuldigten Königin von Frankreich. G.G. 

J. Clark, L'influence de l'accent sur les consonnes médiales en Italien, 
Wenn ich, wie man aus der zweiten Auflage des Gröberschen Grundrisses 
sieht, dem Akzent jetzt weniger Einflufs auf die Entwicklung der Konsonanten 
einräume als früher, so kann ich doch den Ausfübrungen des Verf. bei 
weitem nicht in allen Fällen folgen. Dafs sciagura nach paura zu sciaura 
geworden sei, ist eine Erklärung, wie wir sie alle ad hoc machen, wie sie 
aber gewóbnlich aufser ihrem Urheber keiner glaubt. Dafs im Senesischen 
g falle, sagt der Verf, selber, so dafs also zunächst an Hand alter floren- 
tinischer Texte zu zeigen wire, dafs das einst nicht weiter verbreitet gewesen 
sei, — Auch bei v habe ich keine Ursache, meine Ansicht zu ándern. Wenn 
S. 69,5 friaul. avonde angeführt wird, so ist friaul. eben nicht toskanisch, 
ja nicht einmal ital., siz. savucu oder neap. cravunchio aus carbunculus, wo 
noch dazu 5 erst sekundär zwischen Vokale tritt, sind wieder nicht toskanisch. 
Für -vol- bleibt y die Regel: denevolo ist Buchwort, sowie auch favola, und 
natürlich diavolo, covolo hat gebräuchlicheres covo neben sich, riavolo aus ru- 
tabulum ist, wie der Schwund des # zeigt, nicht echt toskanisch, so dafs 
eigentlich nur favola bleibt, für das eine Erklärung zu suchen ist. Wenn 
bee nach beuto gebildet wäre, müfste man auch deo ber beiamo, beete haben. 
greve breve sind danach durch previ brevi gehalten, neve durch nevicare. — 
Bei d ist Parodis wichtiger Nachweis, dafs die Verba auf -idyare in den 
stammbetonten Formen -idre lauteten, übersehen. Hier ist die Sache aller- 
dings verwickeller, es scheint in der Tat, das y >y durch die Betonung 

—#! bedingt ist: médietáte, dlididre, vel. namentlich sageina neben sanále; 
dafs, auch hier scheint Cl, recht zu haben, der Unterschied zwischen Ariano 
und baggidna durch die Verschiedenheit der Vokale bedingt ist. Aber omar? 
Für Proparoxytona scheint -z, -o andere Behandlung zu zeigen als -e, vgl. 
-ana aus -agin-a neben -aggine aus -agine. Auf frale würde ich kein 
Gewicht legen, da es Gallizimus sein kann. Auf die zi, cf-Frage trete ich 
jetzt nicht ein, Zweifel bleiben bei rf, fy, vf, dy; dals vergognare ver- 
gogna Gallizismus seien, scheint mir nicht sicher, Für ng wird dialektisch 
verschiedene Entwicklung angenommen. Ich habe in denolo, -ignere — gíngiva 
die lautgerechten Formen von Florenz gesehen: würde angiolo, -ingere, gin- 


24* 














372 BESPRECHUNGEN. W. MEYER-LÜBKE, G. G., 


give einer Gegend, agnolo, -ignere einer andern angehören, so müfste man 
auch irgendwo girniva finden. — Wenn acqua neben gu! aus gu! mit 
dem acqua der Appendix Probi erklärt und als schon lateinisch bezeichnet 
wird, so ist damit nichts gewonnen, dann ist eben im lateinischen dgwa zu 


voraussetzen. — Auch bei x hilft sich der Verf. mit der Annahme dialektischer 
Verschiedenheiten im Toskanischen, Nun sind ja die tosk, Mundarten im 
A un — A 


D Meter 24 le wein re amine Acido DO 
des Eats-Univ, In Privatbesitz oder in Bibliotheken vorhandene altfrz. Hss., 
von denen P,M. sich Kenntnis bei seinem Aufenthalt in Nordamerika ver- 
schaffte, darunter Hss. des Rosenromans, eine Hs. des Livre de Sidrac, der 
de la Violette, der Apocalypse em français (meist aus der Ashburnham Biblio- 
thek stammend) und zwei lat. Evangelienhss. des 7. u. 8. Jhs. 

P.Mevyer, La chanson de Clomechons. Ein mangelhaft überliefertes 
geistliches Gedicht in Rotrouengenart mit vierzeil. Refrain, in einer Brüsseler 
Hs. des 13. Jahrhs. erhalten, in dessen Verf. P.M. eine Franziskanerin ver- 
mutet, und das er nach 1241, geisgentlich einer Feier zu Eisen der drei 


Reftala wärde der Reim vollständig werden, wenn man umstellte Dosce serour, 
er alems. 

P. Meyer, Linsoripiion en vers de l'épée de Geuvam, weist die In- 
schrift, die vom Verhalten gegezüber Klages, Toren, Wobl- umd Übelgesinnten 
“sw, spricht, im verschiedenen franz. Fassungen nach. 

Jessie L Weston, Wanciór de Deasie end Bleherís (Biedbericus) 
Zu ihrem Artikel in Romania 33. 333 E (s. hier Bd. 29, 248) fügt die Ver- 
fasserin aus der Parcevalks des Brit. Mas Addit. 36614 cine noch wichtigere 
Stelle über den Gewibremazs des Gautier gezannten Fortseizers von Crestiens 
Graaklichtung Bleberis, die ibm als geborenen Waliser bessichnet, der „dem 
Grafen von Poitiers“ die Geschichten von Gauvain erzäklt bite, eine Stelle, 
de noch wethilt]ismifsig verständlich auch m den Hes Bibl nat 12376 und 
12577 wiedergegeben wird Die Identität von Bicheris und Breri in Thomas’ 
bi ini ie weicher Sprache Biedbericus thm seme Erciblonger vorvrug, eit 
see König Ricard LL, wa 11701155 dea Titel es Gén x Poitiers 


ROMANIA NO, 133. 373 


führte. Bledhericus, den Giraldus Cambrensis (c. 1147—1223) vor seine Zeit 
setzt, kónnte nur Zeitgenosse Wilhelms gewesen sein, wobei befremdete, dafs 
zwar nicht Crestien v. Troies wohl aber einer seiner Fortsetzer Bleheris als 
Bearbeiter von Gauvainerzählungen kennt. Der lediglich bretonische Ursprung 
der Artusepik würde durch die walisische Herkunft Bleheris jedenfalls in 
Frage gestellt. 

A, Th., Pour un ,, Dictié de la Vierge Marie", fait divers parisien 
(1401). Eine , Lettre de rémission aus dem Arch, nat, in Paris, die einem 
aus Paris flüchtigen Maurer die straflose Rückkehr gestattet, obgleich er seine 
Frau erschlagen hatte, die bei einem Mahle unter Freunden den lesefähigen 
Gatten verhinderte ein von ihm geschätztes Gedicht über die Jungfrau Maria 
den Gästen vorzulesen, Th., der das Aktenstück mitteilt, weil es einen Blick 
in die Art des Anteils der Leser mittelalterlicher Literaturerzeugnisse gewährt, 
macht darauf aufmerksam, dafs es sich bei dem Gedicht um die „Oroisom 
Nostre Dame" (Ed. Roy II, 1) Cristinens de Pisan handeln könnte, G.G. 

A. Thomas, afr, Zoirre, loitre von lutria bezw. luttria; für das letztere 
Substrat wäre eine Rechtfertigung sehr erwünscht. — afr. rowsseruel, roseruel 
‘Wiesel’ zu rossus bezw, rosa, dazu noch norm. roubresil mit Einfluls von 
rubeolus. — afr. rovent lebt noch in norm. rouveut, das fälschlich rowx-vent 


J. Désormaux, savoy. viorba ‘Wendeltreppe’, vitis-orba, vgl. Thomas 
Nouv. Essais 283. W. MEYER-LÜBKE, 


COMPTES RENDUS: 

G. P., Sur l'Appendix Probi (M. Roques). — Lucy Paton, Studies in 
the fairy Mythology of arthurian Romance (A. Jeanroy). — Zingarelli, 
Dante (P. Toynbee). — Hoepffner, Eustache Deschamps, Leben u. Werke 
(G. Raynaud). — Heymann, Franz. Dialektwórter bei Lexikographen des 
16. bis 18. FA. (A. Tb). — Lintilhac, Histoire générale du théâtre en 
France. I. Le théâtre sérieux du moyen ¿ge (A. Th... — A. Tobler, £ty- 
mologisches (A. Th... — Sébillot, Le Folk-lore en France, T. I. Le Ciel et 
la Terre (P. M.). — 

PÉRIODIQUES: 

Zeitschrift für roman. Philologie XXVIII, 5 (M. Roques; P.M. Zu 
P. Meyers Notiz über eine Sammlung von Heiligenleben der Laurent, Bibliothek 
in No.129 der Romania hatte ich eine Reihe weiterer Hss. namhaft gemacht, 
die ebenfalls Heiligenleben nach Jacobus de Voragine enthalten. Herr P, M, 
fúblt sich dadurch beleidigt und erblickt in meinen Angaben eine fir ibn 
überflüssige Belehrung, da er alle diese Hss. kenne, obgleich er das in seiner 
Bemerkung nur für drei Hss. dartut, [sein Artikel über Epinal 9 etc. war 
mir, nach „Grundrifs“ II 1, 990 Anmkg. 1, wohlbekannt] und für die Hss. der 
Bearbeitung Jeans de Vignai — mit Recht, wie ich gern glaube — behauptet.! 
Aber ich mache meine Bemerkungen zur Romania nicht für Herrn Meyer 


1 Zu Mitteilungen, wie ich sie machte, forderte Herr M. in seinem Artikel 
übrigens selbst, Romania 129 S. 5, auf, wenn er dort sagt: , Je me garde bien 
de donner cette liste pour complète" und von „seit de traductions présente- 
ment inconnues, soit de nouvelles copies des traductions énumérées ci-dessus" 


spricht ! 





374 BESPRECHUNGEN. G. G., W. MEYER-LÜBKE, 


und beabsichtige durchaus nicht, ihn zu belehren, sondern habe bei meinen 
Mitteilungen in der Ztschr. selbstverständlich die Leser der ,,Ztschr.“ im 
Auge, die ja wohl zum geringsten Teile in der Lage sind, von den von mir 
am angezeigten Orte namhaft gemachten Hss. Kenntnis zu erlangen und die 
doch nicht zu warten brauchen, bis es Herrn M. gefällt, sie über ihre Existenz 
zu belehren.) Romanische Forschungen t. XIV (M. Roques). Publications of 
the Modern Language Notes of America T. II (1887) — XVII (1903; P. M., 
P. Rajna). Revue de philologie française et de littérature, t. XVII—XVIII 2 
(P. M.). Neuphilologische Mitteilungen (Helsingfors) 1904 (P. M.). 


CHRONIQUE: 

Personalnachrichten. — Literarische Nachrichten. — Kurze Besprechungen 
neuer Bücher. G.G. 

No. 134. 


A, Thomas, Gloses provençales inédites tirées dun ms. des Deri- 
vationes d' Ugucio de Pise, Paris, Bibl. nat., Lat. 7622. Die Glossen, unter 
den lat., nach dem modernen Alphabet geordneten Stichwörtern mitgeteilt, 
sind prov. Wörter zu Worterklärungen etc. des weit verbreiteten lexikogra- 
phischen Lehrbuches des Ugucio in der Hs. Bibl. nat., Lat. 7622, die aus dem 
Jahre 1297 stammt und in Sarlat (Dordogne) hergestellt ist; die Hs. enthält 
Einträge aus jüngerer Zeit von verschiedenen Händen und in verschiedenen 
Sprachen (scheinbar auch einen in deutscher). Th. stellt fest, dafs die nur 
z. T. in literarischen Werken auftretenden Glossen der Mundart des Ent- 
stehungsgebietes der Hs. in ihrer Form nicht widersprechen und liefert zu 
demselben einen Kommentar, der eine ebenso ausgebreitete Gelehrsamkeit wie 
hervorragenden Scharfsinn bekundet. Vorangeht, im Anschluís an die Zu- 
sammenstellung der lexikalischen Hilfsmittel fúr die prov. Sprache aus dem 
Mittelalter (Donat provensal, Floretus u. a.), eine Erörterung von vier prov. 
Glossen, die die Benedictiner in ihrer Ausgabe des Du Cange von 1733 mit- 
geteilt und einem Glossar des 13. Jhs. von S.-André in Villaneuve-lès-Avignon 
(Gard) entnommen hatten. 

G. Huet, Sur quelques formes de la légende du Chevalier au cygne, 
schliefst 1. auf Grund einer Vergleichung zwischen dem Bericht in der ,,Nazs- 
sance du chevalier au cygne“ (Elioxe) und im lat. Dolopathos, der der Mutter 
der Schwankinder in den Sternen die Geburt derselben in der Nacht ihrer 
Empfängnis lesen läfst, auf eine ältere Dichtung eines gebildeten, mit astro- 
nomischen Kenntnissen, also nicht mit blofser Volksbildung ausgestatteten 
Verfassers der ursprünglichen Dichtung und 2. an der Hand der ausführlichen 
Erzählung von der Geburt der Schwankinder in der lat. Fassung der Oxforder 
Hs. (gedr. von v. Reiffenberg im Chevalier au cygne, Bd. I), wo, wie in der 
Beatrixdichtung, die böse Schwiegermutter die Mutter der Schwankinder be- 
zichtigt, Hunde zur Welt gebracht zu haben, auf das Vorhandensein einer 
ältern groben Spielmannsdichtung, die in solchem Sinne von der Geburt des 
Chevalier au cygne gehandelt hätte, Andeutungen im ersten Sinne hatten 
schon Blôte (bier Bd. 25, S. ı fl.) und ich im „Grundrifs“ gemacht, wie der 
Verf. hervorhebt; auch seine zweite Folgerung ist wohl begründet. Die 
Kenntnis, die Wilhelm v. Tyrus (+ vor 1190) von dem Schwankindermythus 
hat, könnte sehr wohl auf einem Gedicht beruben, das im Orient in der Weise 
von Gotfrid von Bouillon erzählte, wie jener lat. Bericht. 








ROMANIA NO. 134. 375 


P, Meyer, Notice du ms, 305 de Queen's College, Oxford (Légendier 
francais), Umfangreiche Hs. des 15. Jahrhs., vielleicht aus dem Osten Frank- 
reichs, von zwei Schreibern hergestellt, mit 114 Legenden, die auch in 
älteren franz. Legendenhss. überliefert werden, und solchen, die ihr eigen- 
tiimlich sind und die eine Vorlage des 14. Jhs, als Quelle für dieses Legenden- 
buch vermuten lassen, P.M. gibt die Anfänge der Legenden an und weist 
für fast alle Parallelfassungen in andern von ihm beschriebenen Legendarien 
nach, Danach benutzten die Hersteller der Quelle Legendarien, in denen die 
Apostel den Märtyrern, Bekennern und Heiligen vorangingen, und ein Legen- 
darium, nach dem Heiligenkalender angeordnet, Im Anhang verzeichnet P, M. 
kurz den Inhalt der Legendenhs. Bibl, nat. 987 mit 38 Legenden. 

Raymond Weeks, Etude sur Aliscans (suite), Fortsetzung, V—IX, 
der Abhandlung in Romania 30, 189 (s. hier 26, 262), worin der Verf., die 
in dem frühern Artikel über Alíscans und Covenant Vivien aufgestellten 
Thesen zu begründen beabsichtigt. V, über Foucon de Candie, bezeichnet 
die ihm gewidmete chanson de geste als die natürliche Fortsetzung von Aliscans; 
A. wird von W, in Catalonien lokalisiert, von wo die Christen nach Spanien 
vordringen, zu dessen König Foucon gemacht wird, — VI, über La chanson de 
Willame, berührt sich in manchen Punkten, z. B. in Bezug auf die Ver- 
schiedenheit der Verfasser des ersten und zweiten Teiles, mit Suchier in der 
hier Bd. 29, 641 ff. gedruckten Abhandlung über Vivien, entiernt sich aber 
von ihm in Bezug auf die Lokalisierung von Archamp und sucht auch hier 
aus den Nerbonesi scheinbare Unklarheiten aufzuhellen und Lücken der Über- 
lieferung zu ergänzen. — VII, Témoignage des autres chansons de geste au 
sujet de l'emplacement de la bataille: nämlich in Catalonien, z.B. nach andern 
Gedichten des Guillaume-Zyklus, nach der jüngeren Venediger Rolandhs. u. a., 
die jedoch alle nur unpräzise Angaben darbieten. — VIII, Témoignage des 
chroniques. Die Identifikation von Archamp mit Aliscans, des Schauplatzes 
der Taten und des Begräbnisorts Viviens bei Arles in den Chroniken seit etwa 
Anfang des 13. Jhs. (worunter einige zuerst von W. herangezogen), werden 
auf die Dichtungen zurückgeführt, in denen, wie in Covenant Vivien, die 
Verlegung schon vollzogen sei. — IX, Les étapes de la légende, sucht nach- 
zuweisen, wie man vom Schauplatz der Handlung in Catalonien zur Verlegung 
desselben nach Arles kam und geht dabei von Willame aus, worin Suchier 
seinerseits den Schauplatz der Handlung in die Bretagne verlegt fand, Man sieht, 
dafs die Filiation der literarischen Überlieferung über Vivien und seine 
Taten nicht schon durch entscheidende Kriterien überzeugend festgestellt ist, 
wenn die Ansichten über den Schauplatz der Handlung, z. B. im Willame, so 
auseinandergehen können. Man läfst der Vermutung in der Beweisfúbrung 
für eine Ansicht noch eine viel zu grofse Rolle spielen, um Überzeugung zu 
erwecken, und unterläfst festzustellen, ob die Materialien zureichen, eine be- 
gründete Ansicht zu gewinnen. 

MELANGES: 

P.M, L'inscription en vers de l'epée de Gauvaín. Eine fünfte Auf- 
schrift auf Gauvains Schwerte (s. o. S. 372), P.M. von Miss J, Weston in 


Maddens Ausgabe des Syr Gawayne nachgewiesen, ist übereinstimmend mit den 
französischen, 








376 BESPRECHUNGEN. G. G., W. MEYER-LUBKE, 


Gaston Raynaud, Une nouvelle version du fabliau de „la Nonnette“, 
überliefert im Renart le contrefait. KR. teilt die Version mit, um nachzuweisen, 
dafs weder hier, noch sonst in altfranz, Bearbeitungen des Stoffes der Nonnen- 
schleier fsaufier genannt ist, wie in La Fontaines gleichbetiteltem Conte, und 
die Wahl des Ausdrucks bezeuge, dafs La Fontaine seinen Conte der Novelle 
Boccaccios IX, 2 entlehnte, wo der Ausdruck saltero in jenem Sinne begegnet. 
Auch in H. Stephanus’ Apologie pour Herodote stammt der Ausdruck in 
diesem Sinne aus Boccaccio, Es ist dazu zu bemerken, dafs selbst für Boccaccio 
jener Ausdruck ungeläufig ist und für ihn der Erläuterung bedurfte, denn 
er sagt: certi well piegati, li quali in capo portano, e chiaman li il saltero; 
ebenso spricht die Inhaltsangabe von il saltero de’ welt, 

A, Th., Ponthus de la Tour-Landri, weist die Annahme zurück, als sei 
dieser Roman des 15. Jhs. von einem Angehörigen der Familie Latour-Landri, 
Ponthus, verfafst oder angeregt (de Montaiglon’s Meinung), oder als habe 
Jofroi de Latour-Landri, der Verfasser des Livre du chevalier de Latour- 
Landry (1371—2) auch diesen Roman geschrieben (G. Paris), indem akten- 
mälsig festgestellt wird, dafs jener Ponthus de Latour-Landry 1424 oder 1425 
starb. Nach unsern Notizen nennt sich der Verfasser Thomas und schrieb 
vor 1462 (s. ,Grundr. d. rom. Phil,“ II 1, 1196). G.G. 

A. Thomas, norm. caieuw ‘Miesmuschel’ s, Zs. XXIX 453; milouin 
“Mittler, Mittelente’ von milieu; prov, colonhet, colonkier ‘Spindelbaum’ von 
conugla. 
À. Dauzat, prov, bodosca *Schote, Hülse, Treber’ u.s. w. zu dof-ulws (7). 

C. Nigra, sav. trekauda ‘einläuten' zu cubitus, da die Glockenstricke 
mit den Ellbogen in Bewegung gesetzt werden, W. MEYvER-LUBKE, 

A, Mussafia, Per il Tristano di Beroul, ed, Muret, 

COMPTES RENDUS: 

Mélanges de philologie offerts a Ferd, Brunot (A. Th), — Durville, 
Catalogue de la bibliothèque du Musée Th. Dobrée, t. 1 (P.M.), — Kalten- 
bacher, Der altfrs. Roman „Paris et Vienne” (P.M.). — Labande, Ant. 
de La Salle, nouveaux documents sur sa vie etc.; Söderhjelm, Notes sur 
Ant, de La Sale et ses œuvres (Gaston Raynaud), — Trenel, L'Ancien 
Testament et la langue frang. du moyen äge (E. Bourciez). — Settegast, 
Quellenstudien sur galloroman. Epik. — Porebowicz, Studya do duiejów 
literatury sredmiowiecane; (handelt von der mittelalterlichen Minne und Minne- 
dichtung und über die Aktualität von Crestiens v. Troyes Dichtungen; H. Rein- 
hold), — Wiese, Die Lieder des Blondel de Nesle, krit. Ausgabe (A. Jean- 
roy). — Grandgent, An outline of the phonology and morphology of old 
Provençal (A. Th.) 

PÉRIODIQUES: 

Zeitschrift für roman. Philologie XXVIII, 6 (M. Roques). Romanische 
Forschungen Bd. XV (M. Roques). Mémoires de la Société de Linguistique 
de Paris, t, IX (1896) —XII (1903; A. Th.). Bulletin de la Société liégeoise 
de littérature wallonne, t. XLIT (1903). 

CHRONIQUE: 

Nekrologe (G, Grion; M. Schwob), — Personalnachrichten. — Stellung 
der Akademie zur orthographischen Reform, — Literarische Nachrichten. — 
Kurze Besprechungen neuer Bücher. G. G, 


ROMANIA NO. 134. 135. 377 


No, 135. 

A. Thomas, Le nominatif pluriel asymétrique des substantifs masculins 
en ancien provençal. Bringt aus einer Reihe altprovenzalischer Texte Belege 
dafür, dafs das -í des Nom. Plur. den Tonvokal oder den stammauslautenden 
wünschenswert gewesen, da es sich doch nur um eine örtlich beschränkte 
Erscheinung handelt. W. MEYER-LÚBKE. 

H. Omont, Notice sur des feuilles retrouvés du ms. 525 de Dijon. 
Die Pagienierung der Hs, des 14. Jhs. und eine ausfúbrliche Inhaltsangabe 
derselben erlaubte die (37) fehlenden Blätter und was sie enthielten zu be- 
stimmen, An fehlenden Bláttern sind 10 wiedergefunden worden, mit deren 
Inhalt O. bekannt macht. Der Schreiber eines Teiles der Hs. ist der durch 
eine weitere Hs. bekannte Poiteviner Matthias du Rivau, der um 1361 schrieb, 
Die noch fehlenden Blätter enthielten ein Stück des Roman de la Charite 
von Renclus de Moiliens und lat. Briefe von Abaelard und Heloise, 

A, Piaget, La belle dame sans merci, VIII—X. Forts. zu Romania 
Bd. 33, 579ff. (s. hier Bd. 29,243). Die neuen hier mitgeteilten oder bekannt 
gegebenen, durch A. Chartiers Gedicht hervorgerufenen Dichtungen sind 1. Le 
jugement du povre triste amant banny, worin aufs neue, offenbar von einem 
juristisch gebildeten Dichter, in subtiler Weise über die Empfindungen des 
armen betrübten Liebhabers diskutiert wird (175 8zeil, Str. nach den 4 Hss. 
herausgegeben), Der Widerlegung des Urteilsspruchs in diesem Gedicht ist 
2. gewidmet, das ebenfalls anonyme Gedicht Les erreurs du jugement de 
l'Amant banny (31 Str., 8zeil.), wonach der arme verbannte Liebende durch 
10 Küsse seiner Dame entschädigt werden soll. Durch dieses Gedicht wurde 
ein dritter Anonymus zu einer neuen Replik ,, L'amant rendu cordelier à 
Pobservance d'amours", angeregt, die von A. de Montaiglon in den Publi- 
kationen der Soc. des anc. text, (1881) unter dem Namen Martials d'Auvergne 
herausgegeben wurde, von der ich im Grundrifs II 1,1157 bemerkt hatte, 
dafs sie nicht aus sich als ein Werk des M. d’A, verständlich wäre. P. führt 
entscheidende Gründe dafür an, dafs L'amant rendu cordelier (c. 1440 ent- 
standen) kein Werk Mis d'A. sein könne, das u.a, in La confession et de 
testament de l'amant trespassé de dueil (wohl vor 1447) erwähnt wird, über 
dessen Verfasser P. interessante Vermutungen äufsert. 

P. Meyer, Fragments de mss. franc. L Fragment de Garin le Lorrain 
(mit Facsimilé). Pergamentblatt des 13. Jhs. mit 160 Versen, die den Versen 
3221—3373 des Mort de Garín (Ausg. Du Méril) entsprechen. IL Fragment 
de Girbert de Mets, 1. Hsblatt in der Bibliothek von Troyes, Ende 13. Jh,, 
(gedr. in Stengels Ausg. u. Abhdl. No, 62), mit Facs., 64 Verse. 2. Fragment 
de Brasenose College in Oxford, mit 44 lesbaren Versen, die wie das Fragment 
von Troyes sich den Hss, F und G (Stengel) am meisten nähern. IDL Frag- 
ments de Girart de Vienne, Bibl. Vesoul, 2 Doppelblätter, 2. H. 13. Jh. mit 
239 Versen (Facs. einer Seite). — IV, Fragment de la Branche XI de Renart, 
15. Jh., die Verse 2657—2703 und 2994—3135 der Ausgabe Martins ent- 
haltend, G, G. 

MÉLANGES: 

J. Devocquigny: afr. besuchier Beroul Trist. 707 entspricht norm. 
bezükf ‘sich mit Nichtigkeiten abgeben”. 


































e ‘hat er sich also an viiliune ongele nt? 
formis stammt von afr. renformer und e Er fr. 7 





COMPTES RE 

A vn ele E 
hrsgg. v. C. Wahlund (P.M.). — E. Roy, Ze mystère de la P 
France du XIVe au XVI: siècle (Marius Sepet), — — B. John, 4 
celtic Studies (J. Bédier). — U. Levi, / monumenti del del dialetto 
rac Passy, L'origine des Ossalois (A. Thi). 


ve 





5 Sabot the remsantarka Phticiogie XIX, x; 2 (M. Roques. 
äufsert sich in einer Anmerkung zu meiner Verwahrung in dem besp 
Zeitschriftheft 2, S, 253 gegen seine Charakteristik meiner Darstellung « 
Lit. im MA, im ,Grundrifs‘ und gegen einige von mir nicht verschuld 
kann mich von seinen Erklirungen nur befriedigt erkennen; weniger 
nicht übel, G.G. — Ich hatte in dieser Ztschr. 29, 250—2 auf Herr 
Kritik meiner Arboreastudien, s. Rom, 32, 341 und 33, 433, geantwi 
durfte erwarten, dafs er seine, von mir als aus der Luft gegriff 
gewiesenen Anwürfe zurücknehmen werde, da die dagegen vorgebracl 
sachen nicht zu widerlegen sind. Statt dessen erschien Rom, 35, 
neuer und zwar persönlicher Angriff; Herr M. findet meine Antwi 
désagréable que possible —, die Wahrheit ist ja mitunter nicht ange! 
geht aber sachlich auf nichts ein, aufser dafs er meine Feststellu 
Schreiben an die Corr, Litt. enthalten „blofs allgemeine Behauptungen 
widerlegen zu können glaubt, dafs er zugibt, qu'elles n'entrent pas 
details (mehr hatte ich auch nicht gesagt). Dies veranlafste mich, zur Aı 
der Leser der Rom., deren gröfserem Teil meine Richtigstellung in € 
wohl kaum vor die Augen kommt, da Herr M. alles verschwiegen hat 
Herrn Gérant responsable der Rom.!, wie es das franz, Prefsgesetz vo 
eine Rektifikation einzusenden am 2. Jan. d. J., über deren Schicksal 
heute, 5. April, nichts Näheres erfahren habe. Darin fafste ich die 
Ztschr. 29, 250—2 angeführten Tatsachen knapp zusammen und fa 
„A cela, M. Meyer ne réplique que par des personnalités desob, 
Insinuer, comme il le fait, que c'est moi qui lui cherche querelle, i 
simplement bouffon. Et se refuser à toute polémique avec mot ,. 

attaqué injustement et sans aucune provocalion de ma part, ce we 


1 Selbstverständlich nachdem ich mich vergewissert hatte, dafs 
daktion irgend welche Berichtigung unter keinen Umständen aufnehme 


ROMANIA NO. 135. 379 


gentlemanlike. Du reste, M. M. se trompe: il ne s'agit plus ici de polémique, 
mats d'une question de probité. Son devoir élait de retirer ses accusations 
qu'il savait dès lors dénouées de tout fondement, et d'avouer son erreur. Jl 
est vrai qu'il est plus commode de taire des faits auxquels on ne peut ré- 
pondre... **, und verlasse mich wegen seines in einer wissenschaftlichen Zeitschrift 
sonderbar klingenden Tones auf das Urteil der personnes bien élevées. Am 
Schlufs verweise ich auf unparteiische Berichte, die ausführliche Besprechung 
eines Spezialisten, Prof. Solmi in Cagliari, im Arch. stor. sardo I, 261—268 
und das Gutachten unserer Turiner Akademie (in deren Denkschriften meine 
Arbeit erschienen ist), das von Art. Graf und Carlo Cipolla unterzeichnet ist 
(Atti 40, 126 fg.), so dafs sich die Leser der Rom. leicht über den Wert der 
M.’schen Kritik ein eigenes Urteil bilden kònnen.! W. FOERSTER.) — Revue 
de Langues romanes t. XLVI (1903); t. XLVII (1904; P.M.). Bulletin de la 
Société des Anciens Textes 1904. 

CHRONIQUE: 

Nekrolog auf Mussaña (P. M,). — Literarische Mitteilungen. — Kurze 
Besprechungen neuer Bücher. — Rektifikation (Deutung eines mittellat, Verses, 
den A. Thomas S, 187 des Bd, 34 der Romania mitgeteilt hatte). G.G. 


Giornale Storico della Letteratura Italiana. Anno XXIII, Vol. XLVI, 
fasc. 3; Anno XXIV, Vol. XLVII, fasc. 1. 

Vol. XLVI, fasc, 3. 

A. Pompeati, Ze dottrine politiche di Paolo Paruta. Die durchsichtige 
Abhandlung bringt eine abschliefsende Darstellung der politischen Anschauungen 
Parutas, indem sie auf Grund einer eingehenden Analyse der Dialoge Della 
perfesione della vita politica, wobei zugleich auf deren Quellen hingewiesen 
wird, die bis dahin über den Gegenstand geäufserten Urteile einer bessernden 
Durchsicht unterzieht. Im ersten Dialoge stellt Paruta den gröfseren Wert 
des aktiven Lebens dem kontemplativen gegenüber fest. Der zweite zeigt, 
dafs menschliches Glück im tugendhaften Handeln und nicht blofs in der 
Gewöhnung zur Tugend besteht und gibt dem idealen Politiker die Richt- 
linien seiner Handlungen an. Der dritte endlich, der originellste und weit- 
schauendste, handelt von den Gütern des Lebens und nähert sich in manchen 


1 Inzwischen ist im letzten Heft, Nr. 137 der Rom., statt des vom fran- 
zösischen Prefsgesetz vorgeschriebenen Abdrucks meiner Rektifikation eine 
kurze, wiederum persönlich gehaltene Notiz Herrn Meyers erschienen, die alles 
Sachliche sorgfältig vermeidet, damit sich die Leser der Rom. ja nicht nach 
Kenntnisnahme der von mir vorgebrachten Tatsachen ein eigenes Urteil bilden 
können. So ist denn meine Richtigstellung durchaus nicht überflüssig oder 
gar erledigt, wie ich mir denn auch das weitere vorbehalte. Herr M. scheint 
nicht gewillt, zu gestehen dafs seine Kritik jeder tatsächlichen Unterlage ent- 
behrt. Nur in einem Punkt ist ein Anfang gemacht: betreffs der Leugnung 
der Neuheit und Priorität meiner Entdeckungen gesteht er jetzt seinen Irrtum 
ein, Vielleicht sieht er sich doch noch veranlafst, dies auch für den noch 


übrigen Rest zu tun. 








a 


380 BESPRECHUNGEN, B. WIESE, 


Punkten schon modernen nationalökonomischen Auffassungen. Für Paruta 
ist das politische Leben das Leben, in dem der Mensch sein ihm auf Erden 
gestecktes Ziel am vollkommensten erreicht, es ist für ihn das Leben, wo er alle 
Tugenden am kräftigsten entfalten kann, und also das tugendhafteste Leben. 
So steht Paruta in seinen Lehren sowohl im Gegensatz zu Machiavelli und 
Guicciardini, ohne übrigens, wie man auch behauptet hat, absichtlich gegen 
sie, und besonders gegen ersteren, geschrieben zu haben, als auch zu den 
Asketikern. Während nämlich beide einen unüberbrückbaren Gegensatz 
zwischen Politik und Moral, dem aktiven und dem kontemplativen Leben, zu 
erkennen glaubten und sich nun für das eine oder das andere entschieden, 
indem sie die Moral der Politik oder die Politik der Moral unterordneten, 
erblickt Paruta in der höheren Einheit beider das ideale Ziel der Menschheit. 
Zu seiner Lehre veranlafste ihn, wie Pompeati hübsch ausführt, die Betrachtung 
des venezianischen Staatslebens im Gegensatz zu der Politik anderer Mächte, 
die auch noch manche andere Anschauungen Parutas, z. B. die über den Adel, 
erklärt, Das Originelle der Schrift Parutas besteht meist nicht in der Er- 
findung der einzelnen Gedanken, sondern in der Verwendung des bei Aristoteles 
und Plato Vorgefundenen im Dienste seiner aus seiner Zeit und seinem Lebens- 
kreise hervorgewachsenen Ansichten. 


VARIETA: 

F. Pellegrini, /ntorno a muovi abbosst poetici di Francesco Petrarca. 
Es handelt sich um die von Giorgi und Sicardi im siebenten Hefte des 
Bullettino della Società Filologica romana veröffentlichten (Gedichte Petrarcas. 
Aufser der Besserung der Interpunktion des Sonetts Quando talora, da giusta 
ira commosso und der Feststellung, dafs in der lateinischen Bemerkung Petrarcas 
elegit statt elegí tfandem] zu lesen ist, und dafs die Gedichte auf dem 
Pergamentblatte A um 1351 geschrieben sind, bringt Pellegrini die unzweifel- 
haft richtige Erklärung der Worte Petrarcas in ordine retrogrado, deren Mifs- 
verständnis die beiden Herausgeber zu einer argen Verstümmlung einiger der 
Gedichte in ihrer Versfolge geführt hat, und die richtig hergestellte Lesart. 

In dem unter e veröffentlichten Sonett hatte ich Giorgi und Sicardis 
Erklärung der Verse 6—7 für richtig. Pellegrini zerstört mit der seinigen die 
Korrespondenz des Prü-prü. Im Sonett S, 370 hat sich Z.2 der unangenehme 
Druckfehler per statt par eingeschlichen. Die Singulare riserba und disacerba 
sind beide nicht zu beanstanden, Dafs auf zusammenfassendes che der Singular 
des Zeitwortes folgen kann, wie auch Pellegrini zur Erklärung von riserba 
zaghaft annimmt, habe ich in meinem Elementarbuch S, 256 zu V.46 gezeigt. 
Vgl. auch das. S, 172 $ 53. Die Worte: 


Quegli occhi, ch’ al vollar suo disacerba 

ogni crudessa 
haben Giorgi, Sicardi und Pellegrini m, E. falsch aufgefafst. Letzterer hat 
nnr richtig geschen, dafs swo sich auf occhf bezieht (Vgl. Elementarbuch 
5.163 515.) Es liegt hier die Konstruktion vor, die ich ebendort 5. 186— 
187 $111 berührt habe: ch’ al volfar suo steht zunächst für ch’ al voltar di 
foro, und dies für al cur voltar. Das Subjekt des Satzes ist also crudessa 
und es ist zu übersetzen: „Die Augen, bei deren Bewegung jede Grausamkeit 
sich besänftigt,“ Im selben Sonett hat übrigens Pellegrini in V.3 (nicht 1, 


GIORNALE STORICO VOL. XLVI. 381 


wie unten steht) den Plural mano vielleicht zu Unrecht in mani verwandelt, 
Vel. Elementarbuch S. 104, 176 und S. 114, 193. In alten Handschriften 
findet er sich viel häufiger als man nach den Drucken annehmen sollte, weil 
er von den Herausgebern getilgt wurde, Ich habe ihn auch in Boccaccio- 
handschriften wiederholt gefanden; warum sollte Petrarca ihn nicht ebenfalls 
gelegentlich verwendet haben? Hat ihn doch auch Dante Canz. X,83, wo er 
nicht beseitigt werden konnte, 

A.Segre, La vera data di un lamento storico del secolo XV. Schon 
Morpurgo hatte gezeigt, wie das im ersten Bande der von Medin und Frati 
herausgegebenen Lamenti storici dei secoli XIV, XV e XVI S. 51—61 ab- 
gedruckte Gedicht sich nicht auf Gregor XI sondern auf Gregor XII bezóge 
und hatte es ins Jahr 1407 gesetzt. Segre verweist es nunmehr auf Grund 
der Verse 76—78 mit Sicherheit in den Juni oder Juli 1408. Dafs die filsch- 
liche Datierung von Frati und nicht von Medin stammte, wird im Gsli 
Bd. XLVII S, 183 berichtigt. 

G. Bertoni, Giammaria Barbieri e Ludovico Castelvetro giebt einige 
Lebensnachrichten zu Barbieri und zeigt, dafs Castelvetro ihn auch als Notar 
benutzte, z, B, setzte B. dessen hier ganz abgedrucktes Testament auf. Eine 
erschöpfende Lebensbeschreibung Barbieris, die Bertoni wünscht, könnte er 
selber wohl am besten geben. 

RASSEGNA BIBLIOGRAFICA: 

Del Monte Casoni, Studi sulle Satire di Ludovico Ariosto (V. Rossi, 
erklárt es fúr eine ganz schwache Leistung). — Cicchitelli, Sulle opere 
poetiche di Marco Girolamo Vida (Rocco, anerkennenswerte Arbeit). — 
Romano, Ricerche su Vincenzo Cuoco politico, storiografo, romanziere, 
giornalista (Butti, anerkannt, mit manchen guten Einwendungen und Zusätzen), — 
Chiarini, Ugo Foscolo, Poesie. Nuova edizione critica (Sicardi, gelobt). 


BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO: 

Belardinelli, La questione della lingua. Vol, I, Da Dante a Girolamo 
Musto. Mazzoni, Esercitazioni sulla letteratura religiosa in Italia nei 
sec, XIII e XIV. Zonta, Filippo Nuvolone e un suo dialogo d’ amore, 
Scoti-Bertinelli, Giorgio Vasari scrittore. Barbon, La vita, i tempi 
e le opere di Gerolamo Baruffaldi ferrarese, erudito del secolo XVIII. 
Nicolini, Pietro Giannone, Vita scritta da lui medesimo, per la prima 
volta integralmente pubblicata con note, appendice ed un copioso indice. 
Scrocca, Studi sul Monti e sul Mansoni. Mazzini, Epistolario, Vol, IL. 
Barzellotti, Dal rinascimento al risorgimento. 


ANNUNZI ANALITICI, PUBBLICAZIONI NUZIALI. 

COMUNICAZIONI ED APPUNTI: 

A, Salza, Spigolature Coppettiane. Zusätze zu seiner Bibliographie 
Coppettas im dritten Ergänzungsbande dieser Zeitschrift und Abdruck eines 
Sonetts und eines Capitolo über den Namen Martin, welch letzteres wohl sicher 
Coppetta zuzuschreiben ist. 

CRONACA: 

Periodici, kurze Mitteilungen, neuerschienene Bücher, Nachrufe für Giuseppe 
Malavasi, Giuseppe Cozza-Luzi und Francesco Nitti. 


382 BESPRECHUNGEN. B. WIESE, 


Vol. XLVII, fasc. 1. 

C. Di Pierro, Contributo alla biografia di Frà Jacopo Passaventi 
fiorentino. Veri. gewinnt aus der ungedreckten Lebessbeschreibung Paesavantis 
von Fineschi und zus einigen Urkunden des florentiner Archivs wenige und 
mer unbedeutende neue Daten zum Leben Passavantis und deutet sachdrscklich 
auf seine Popularität und seine Tätigkeit beim Ausbau und der Ausschmäckung 
von Santa María Novella hin. Die Annahme von 1302 als Gebertsjahr 
Pamavantis S, 6 statt um 1300 ist ebenso willkürlich, wie die Annahme, dafs 
Pamavanti 1317 ins Kloster trat (S. 6 und 7). Da das Jahr feststeht, in dem 
Passavanti nach Paris ging (1330) so kann natürlich kein Zweifel sein, dafs 
er damals Ausgang der Zwanziger war (za S.7—8). Aus dem Umstande, dafs 
ein dem Dominikanerorden angehörender Student höchstens drei Jahre an 
einem Studienorte bleiben durfte, darf man natürlich nicht schliefsen, dafs 
Passavanti nur wirklich drei Jahre in Paris blieb (S. 8). Das Jahr 1333 kann 
also höchstens als spätester Termin seiner Rückkehr nach Florenz gelten (S. 9). 

R. Sabbadini, Briciole umanistiche (S. Zrph. Bd. 30 S. 120) XXXVI 
Tommaso da Rieti e Francesco Filelfo. Abdruck eines Briefes Filelfos an 
Antonio Pessina, aus dem hervorgeht, dafs ersterer Ende 1438 Tommaso Rieti 
bei sich in Siena aufnahm und ihm Briefe an Pessina mitgab; ferner des allein 
erhaltenen Anfangs eines Epitbalamium Tommasos tür Drusiana Visconti und 
des harten Urteils des Kardinals Jacopo Ammanati über ihn, sowie endlich der 
ersten Fassung eines Briefes Filelíos, dem die für die Ausgabe seiner Briefe 
zurechtgemachte Form gegenüber gestellt wird, XXXVII. Il Panormita e il 
Raudense. Ein kurzes Billet Carcanos an Antonio Pessina aus dem als Ent- 
stebungszeit der Invektive Panormitas gegen Antonio da Rho das erste Drittel 
von 1433 hervorgeht. XXXVIII. Pietro e Niccolo Noceto. Handschriftliche 
Notizen von ihnen befinden sich im Ambrosianischen Sallust L 98 sup., der 
ihnen gehörte, Pietro emendierte die ersten Kapitel und erklärte sie durch 
Randglossen, in denen er bereits zweimal die Form Vergilius verwendet. 
XXXIX, Giovanni Corvini. Abdruck eines autographen Jugendgedichtes von 
ihm nus dem cod. ambros. N 199 sup., einer Horazhandschrift, und eines 
weiteren Gedichtes, das Sabbadini bereits in den Studi ¿taliani di filologia 
classica XI (1903) veröffentlicht batte, beides sehr schwache Leistungen. 
XL. Giovanni Simeonachi e Rinuccio da Castiglione. Ueber den von Rinuccio 
in der Widmung seiner lateinischen Uebersetzung des Lucianischen Charon 
erwähnten Griechen Simeonachi wulste man bisher nichts. Aus Unterschriften 
in drei griechischen Handschriften, einer pariser und zwei vatikanischen, die 
Sabbadini nuffand, geht nun hervor, dafs er Protopapa auf Kreta war, dafs er 
mindestens bis 1449 lebte, dafs er die italienischen Humanisten mit griechischen 
Handschriften versorgte, und dafs er nicht später als 1423 auf Kreta Rinuccios 
Lehrer im Griechischen war. Von Rinuccio enthält der cod. ambros. M 4 sup. 
zwei Uchersetzungen aus dem Griechischen (Plutarch und Plato) mit Widmungen, 
die hier abgedruckt werden. XL/. Tommaso Seneca. Mitteilung des Bio- 
graphischen aus einer bisher unbekannten Invektive eines Unbekannten gegen 
ihn, die im cod. ambros. I 33 inf. erhalten ist. Wir erfahren daraus neu, dafs 
Seneca sich 1429 nach Florenz begab, um Filelfo Konkurrenz zu machen, und 
dafs er schon in seiner Jugend, bevor er in Neapel studierte, in Sizilien war, 
wie Sabbadini meint, als Kaufmann. AL//. Pontico Virunie. In der Ambros. 





Ve 


GIORNALE STORICO VOL. XLVII. 383 


Handschrift F 131 sup. befindet sich eine bisher nicht bekannte Uebersetzung 
Ponticos von einem Werke des Juvencius Callanus aus dem Griechischen ins 
Lateinische. XLIIT. Egidio di Camerino. Diesen bisher unbekannten Humanisten 
lehrt uns eine namenlos iiberlieferte Invektive im cod, ambros. O 66 sup. kennen, 
aus welcher Sabbadini das biographisch Interessante heraushebt. Egidio ge- 
hörte zu den wandernden Humanisten der ersten Hälfte des 15, Jahrhunderts, 
XLIV. Battista Pio. Sabbadini weist eine zweite Niederschrift des seinen 
Stil verspottenden anonymen Dialoges im cod. ambros, D 465 inf. nach und 
erinnert an eine Satire des Mariangelo Accursio, der ebenfalls Pios Stil ins 
Lächerliche zieht, XLV, Giorgio Merula, Eigenhändige Bemerkungen im 
cod. ambros. M 94 sup. zeigen, dafs er Februar und März 1462 in Ferrara 
und im April 1463 in Mantua war, und dafs er sich bis 1462 noch Merlani 
unterschrieb, 


VARIETA ; 

A,Segarizzi, Ulisse Aleottí, Rimatore venezíano del sec, XV, Es ist 
der Abdruck von 47 Sonetten des Venezianischen Notars Ulisse Aleotti aus 
dem cod. est, III. D. 22 nach einer kurzen Einleitung mit wenig Lebens- 
nachrichten. So minderwertig die Gedichte auch sind, hätten sie, wenn sie 
einmal abgedruckt wurden, doch etwas eingehender gebessert und erläutert 
werden sollen. Segarizzi beschränkt sich darauf, die überflüssigen A weg- 
zulassen, die Worte richtig abzuteilen und Satzzeichen einzuführen — letzteres 
sehr spärlich und nicht immer richtig. Dabei giebt er selber zu, dafs die 
Ueberlieferung sehr schlecht („pwr troppo assat scorretto) sei, also doch 
vielfach der Besserung bediirfte. Auch so hätte er aber, innerhalb des Rahmens, 
den er sich für Besserungen gesteckt hat, z.B. 16 Z. 5 biastemá schreiben 
und in 19 die Endung -/ zu -/e wandeln müssen, Bei einem so ungeschickten 
Dichter wie Aleotti ist es übrigens kein Wunder, dals er im Sonett 31 aus 
Reimnot vostro von der Geliebten gebraucht, während er sie sonst, und sogar 
im selben Satze, mit Du anredet. Das war bekanntlich afe,, prov. und altit, 
gang und gabe. 

E. Sicardi, Trans rivum, Per la corografia del , Canzoniere“, Eine 
sehr gereizte und persónliche, in der Sache berechtigte Polemik gegen Quarta, 
die zeigt, dafs mit trans rivum in Petrarcas siebenter poetischer Epistel des 
ersten Buches nur das rechte Ufer der Sorgue gemeint sein kann. Petrarca 
wohnte, wie diese Stelle deutlich zeigt, und wie auch anderweitige Forschungen 
ergeben haben, auf dem linken Ufer der Sorgue. Die Hügel von Gabas, auf 
welchen Wulff und ihm folgend Quarta Lauras Geburtshaus verlegen wollen, 
mülste also auf dem rechten Ufer liegen, wenn die Annahme richtig wäre; er 
liegt aber auf dem linken. 

A. Butti, Curiosità Mansoniane. I. Dalle ,, Novelle Moral“ di Francesco 
Soave at ,, Promessi Sposi“, Butti weist nach, wie einige Phrasen und 
Charakterzúge in Soaves Novellen bei Manzoni wiederkehren. //. Dove fu 
colpito il capitano di giustizia, Erklärung der Worte Manzonis ,, sulla pro- 
tuberanza sinistra della profondità metafisica. III. Una facesia di Poggio 
e una parabola del Mansoni, Gegenüberstellung des /udex optimus Poggios 
und einer Stelle aus Manzonis Schrift Del romanzo storico, die eine ähnliche 
Erzählung enthält, 


386 GIULIO BERTONI, 


(A, III), contenenti una corrispondenza poetica, in assai buona 
lezione, fra Cecco di Meletto de’ Rossi da Forlì, il Petrarca, l’ An- 
guissoli, il Beccari e il Boccaccio, son dovute alla stessa mano che 
scrisse |’ indice degli autori nel cod. bolognese 2448 e vi premise 
una notizia sulla sua derivazione, e le postille che si trovano nella 
prima sezione del 1289 sono indubbiamente di chi postillò qua 
e là il ms. 2448 e vi copió in fine da un „libro Strozzi“ alcuni 
componimenti. Fatti gli opportuni riscontri con I’ aiuto anche della 
perizia altrui, credo di poter ciò affermare con sicurezza.2 Uno 
stesso erudito del sec. XVI ebbe dunque tra mano: 1.la prima 
sezione del cod. Amadei; 2. il cod. 2448; 3.il cod. Strozzi, che è 
ora |’ Ashb. 763. 
+ * * 

Chi ponga gli occhi sul cod. Amadei IV, noterá' facilmente la 
sua affinitá con due altri manoscritti di rime antiche italiane: il 
cod. casanatense d. v. 5 e il cosi detto ms. Galvani 

Il cod. casanatense, pubblicato di recente,3 é cartaceo del 
sec. XVI, ed è stato descritto brevemente dal Monaci4 dal Mazza- 
tinti5 e con maggior larghezza da M. Pelaez.6 Mi accontento 
perció di rimandare a quest' ultima descrizione, e mi fermo invece 
qualche poco sul ms. Galvani. 

Gio. Galvani cita, com’ è noto, più d'una volta un suo codi- 
cetto di rime antiche donatogli dal Signor De Latur. Lo ricorda 
nel Saggio di alcune postille alla divina Commedia, Modena, 1828, p. 39, 
nelle sue Osservazioni sulla poesia de’ trovatori, Modena, 1829, p. 46 
e infine nelle Zezioni accademiche, Modena, 1840, II, 120. Il codi- 
cetto consisteva di 28 carte, unite ad un esemplare della Giuntina, 
postillato dalla stessa mano, e rilegate in fine. Era dell a. 1547. 
Morto il Galvani, il manoscritto passò al libraio bolognese Carlo 
Ramazzotti, dal quale |’ ebbe il co. Giacomo Manzoni. Presso il 
Manzoni lo conobbe il Casini, Le rime dei poeti bolognesi del sec. ATTI, 
Bologna, 1881, p. XVIII, che ebbe copia, per mezzo di C. Ricci, 
di otto componimenti, di cui diede le varianti: 


1. Madonna, il fino amore ch'eo ve porto (p. 18). 


2. O falso amor, che credi di me fare (p. 91). 
3. Amico, dir te voi’ questo cotanto (p. 92). 





1 Ho già avuto occasione di assodar ciò prima in un mio articolo J codd. 
di rime antiche del Barbieri, in Giorn. stor. della lett. ital, XL, 35 sgg. e 
poscia nel mio volume Gio. Maria Barbieri e gli studi romansi nel sec. XVI, 
Modena, 1905, p. 100. 

2 Circa le postille del cod. Amadei 1289 ho dovuto, esaminando bene 
attentamente le cose, abbandonare il sospetto che possano ascriversi al Bar- 
bieri, al quale appartiene senza fallo l’intero cod. 7118, 

8 M. Pelaez, Rime ant. ital. secondo la lezione del cod. vatic, 3214 e 
del cod. casanatense d. v. 5, in Colles. di of. ined. o rare, Bologna, 1895. 

4 Rime e lettere di ser Ventura Monaci, Bologna, 1879, p. 16. 

5 Studi di filol. rom., I, p. 330. 

° Op. cit., p. XV sgg. 


IL CODICE AMADEI IV DELLA UNIVERSITARIA DI BOLOGNA. 387 


4. Mente et umile e più di mille sporte (p. 93). 

5. Amor che vien per le più dolci parte (p. 94). 

6. Non po’ gioir d' amor chi non pareggia (p. 142). 
7. Dolce d' amore amico, eo ve riscrivo (p. 143). 

8. Poi ch’ il pianeto ve da fe’ certana (p. 144). 


Ora il manoscritto é andato perduto, ma se ne ha la tavola, tratta 
dalle carte del Bilancioni, edita per cura del Barbi, Studi di mss. 
e testi inediti, Bologna, Zanichelli, 1900, p.70. È lecito sperare 
che un giorno o |’ altro il nostro codicetto ritorni alla luce; ma 
per ora dovranno gli eruditi tenersi contenti a quel poco che ne 
hanno dato il Casini e il Barbi? | 

Tra le carte del Co. Gio, Galvani, conservate nell’ autografoteca 
Campori, si rinviene una descrizione incompleta del codice dovuta 
allo stesso Galvani, il quale s' è industriato di rilevarne |’ impor- 
tanza per mezzo dell’ esame delle varianti di parecchi componi- 
menti. Riporto in appendice quel tanto che può essere d’ utilità 
agli studi sulla lirica delle nostre origini! Qui mi basterà avvertire 
che i punti di contatto fra il cod, Galvani e il casanatense sono 
molti e singolari, come apparirà dal seguente specchietto: 


G. 1 2 | 3 4 5 6 7 B 9 10 II 
lig: MSA aks ME Magy AA SS o 9a 3377797 
G. 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 
C, 84 85 86 141 188 gi 95 98 99 100 68 
G. 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 
G& TO 104 114 238 117 118 119 121 taz 123 139 
pe --—— — —— — 
G. 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 
C. 125 127 129 131 106 103 108 || 159 168 163 165 








1 Tra le carte del Bilancioni (cfr. L, e C. Frati, /ndice delle carte di 
P. Bilancioni, Bologna, 1893, p.9 n. 1), nella Civica di Bologna, deve 
esservi copia di tutto il ms, Io vi trovo pure: 

1%, Una lettera di Bartolomeo Veratti (14. IL 1865) con la quale egli 
spedisce al Bilancioni la tavola, fatta dal Conte Galvani, del codice 
in discorso, 

2%, La tavola di mano del Co. Galvani con la seg. descrizione: „Il 
Codicetto Galvani è di cc, 28 del formato stesso della raccolta di 
rime antiche pubblicate in Firenze dai Giunta nel 1527, e rilegato 
dietro la medesima. Porta la data 1547.“ E in fine: , Sui margini 
poi dell’ edizione Giuntina sono apposte numerose varianti che si 
riscontrano uscite dalla stessa mano che scrisse il codicetto aggiunto.“ 

3°. Un confronto tra il contenuto del cod. Galvani e il cod. Casana- 
tense D. V. 5. 

4°. Una lettera di Ant. Cappelli (19 Maggio 1868), nella quale si tocca 
della stampa del Cappelli, Otto sometti del sec. XIV, Modena, 1858, 
(Nozze Della Volpe-Zambrini). 


Trovasi pure, tra i componimenti dei vari poeti, la copia di quelli del cod, 
Galvani; ma parecchie cose cred' io che manchino. 


25* 


MES 


5 |) 4 2 a 301 3: | 52 | 5 
- | 

13; — — 

36, 57 38 59. 60 61, 62 63. & 
31 13 Ip —. 7 
67 68 69 ' 70 71 72 73 (amon.) 

124 126 122 —' — | 143: 173 (zaom.) 


Mancano adunque al cod. casanatense i segg. componimenti 
del cod. Galvani: 

No. 48. O falso amor che credi di me fare) Onesto 

» 49. Amico dir li ro questo cotanto | bolognese 

» 52. La luna e il sole sono pianeti boni, G.Orlandi 

n 53 Saturno e Marte stelle infortunate, G. Romitano. 
n 54. Se to aressi un sacco di fiorini, C. Angiolieri 
” 


DR 


no pe po $ 
$ 
À 


60. Uomo saccente è da maestro saggio, Mula de’ Muli 
70. A fine di riposo ho sempre affanno, Ben. Salimbeni. 
71. Mostraci il mondo prode e dacci danno, Bindo Bonichi. 


I nni. 48—49 sono unici nel nel cod. Galvani; il n°. 52 trovasi 
nel Vat. 3214, c. 145*; il 53 pure: 
Vat. 3214 123 122 
Cod. Galv. 52 53 
il 60 in Bol. 1289, c. 101*; 70 in cod. Triv. 1058, 71 pure in Triv. 
Importanti sono pure le relazioni che intercedono tra il codice 
casanatense e il ms. Amadei IV e tra questo e il cod. Galvani. Si 
tratta dí una strettissima parentela, come apparirà dal registro, che 
facciamo seguire, e dalla tavola delle concordanze: 


Cod. 1289, (Sez. IV). 
(cc. 98 — 158.) 


1. C. 97*. Dante a ms. Cino, lo mi credea del tutto esser partito. 
2. c. (70. Risposta di ms. Cino a Dante, Poi ch'io fui Dante 
del mio natal sito. 
3. c. 98%. Dante a M. Cino, Perch’ io non trovo chi meco ragioni. 
Cod. Galv. 1. 
4. c. 98". Riposta di M. Cino, Dante, io non odo in quale albergo 
suoni, Galv. 22. 
5. c 99°. Riposhi di M. Cino al sonetto di M. Honesto il quale è 
in questoa c. 6, Amor che vien per le più dolci porte, 
Galv. 26. 
6. c. 99%. Cino essendo a Prato ribello di Pistoia, Lasso pensando 
alla destructa valle, Galv. 39. 
7. c. 100%, M. Cino essendo alle Sambuche in sul monumento della 
vaga sua, lo fui in sul alto e’ n sul beato monte, 
Galv. 40. 
8. c. 1006, Riposta di M. Cino al seguente di M. Mula, Ser Mula 
tu te credi senno avere, Galv. 23. 


IL CODICE AMADFI IV DELLA UNIVERSITARIA DI BOLOGNA. 389 


9. c. 101%, M. Mula de Muli a M. Cino, Homo saccente è da 


10. 


Il. 


25. 


C 


C 


ı Ca 


C. 


. C. 


® Gi 


« C. 


101?, 
102*, 
102, 
103°. 
103, 
104%. 
104”. 
105*. 
105°, 


106%, 


. 1061, 


1073. 


107°. 


. 108?, 


108°, 
109°. 


s 111?, 


113°. 


. 114%. 


114°, 
115°. 


115°, 


. 116”, 


. 116, 


maestro saggio, Galv, 60. 

M. Cino a M. Creco d' Ascoli, Cecco io ti prego per 
virtù di quella, Galv. 24. 

Risposta di M. Cecco a M. Cino, Di ciascheduna mi 
mostra la guida, Galv. 61. 

M. Honesto a M. Cino, Mente humile et più di mille 
sporte, Galv. 47. 

M. Cino per lo libro di Danfe, In verità questo libel 
di Dante, Manca Galv. 

Risposta di S, Gio, di Meo Vitali, Contien sua Comedia 
parole sante, manca Galv. 

M. Cino sopra la detta materia, Infra gli altri difetti del 
libello, manca Galv. 

M. Cino manda ad M. Bosone essendo morto Dante et 
Emanuel Giudeo, M. Bosone lo vostro Manoello, Galv. 25. 
Risposta fatta in persona di M. Bosone, Manuel che 
mettesti in quello avello, Galv. 65. 

M. Cino, Tutto ciò che altrui grada mi disgrada, 
Galv. 27. 

Id., Una ricca rocca et monte manto, Galv. 28. 

Id. essendo a Perugia, Perchè voi state forse anchor 
pensivo, Galv, 29. 

Gherardo da Reggio a M. Cino, Con sua saetta d’ or 
percosse amore, Galv. 66. 

Risposta di M. Cino et consiglio sopra ‘1 ditto sonetto, 
Amor che viene armato a doppio dardo, Galv. 30. 
M. Cino, Quando ben penso il piccolino spatio, Galv. 31. 
Id, Naturalmente ogni animale ha vita, Galv. 15. 

Id. in essendo a Napoli, Dhe quando rivedrò il dolce 
paese, Galv. 10. 

M. Cino per lo imperadore Henrico di Lucimburgo quando 
morì, Da poi che la natura ha fine posto, Galv. 11. 
M, Cino a M, Gherarduccio Garisendi da Bologna, Caro 
mio Gherarduccio io non ho veggia, Galv. 32. 
Risposta di M. Gherarduccio, non può zoir d' amor chi 
non pareggia, Galv. 67. 

Messer Cino a Dante, Cercando di trovar lumera in 
oro, Galv. 33. 

Risposta di Dante a M. Cino, Degno vi fe trovare ogni 
thesoro, Galv. 2. 

M. Cino a M. Gherarduccio, Amato Gherarduccio quando 
iscrivo, Galv. 34. 

Risposta di M. Gherarduccio, Dolce d' amor amico, i’ vi 
descrivo, Galv. 68. 

M, Cino a M. Gherarduccio sopra la detta materia, Come 
li saggi di Neron crudele, Galv. 35. 


390 


. 1178. 
. 117, 
. 1182, 


. 1189, 
. 1192. 


119°, 


. 120°, 
. 120. 
. 120%, 
121, 


. 1233. 
. 124°. 


. 125. 
. 1268, 
. 126?, 


. 127%, 


127>, 


. 1288, 
. 130%. 


130P. 
13obis, 


1310, 
132?, 


. 132°, 
. 133°. 


. 134%. 


GIULIO BERTONI, 


Risposta di M. Gherarduccio a M. Cino, Poichè ’| pianeto 
vi dá fe certana, Galv. 69. 

M. Cino essendo a Pisa, al mio parer non è chi in Pisa 
porti, Galv. 36. 

Risposta di Guelfo Taviani, Molto li tuoi pensier mi 
paion forti, Galv. 58. 

M. Cino, A la battaglia ove madonna abatte, Galv. 37. 
Risposta di M. Guelfo, Pensando comei suoi sermoni 
adatte, Galv. 59. 

M, Honesto da Bologna a M. Cino, Poscia che in cuor 
l’ amorosa radice, manca Galv. 

Risposta di M. Cino a M. Honesta bolognese, Anzi 
ch’ amore ne la mente guidi, manca Galv, 

M. Honesto a M. Cino, Assai son certo che sementa 
in lidi, Galv. manca. 

Risposta di M. Cino a M. Honesto, Se mai legiesti versi 
delli Ovidi, manca Galv. 

Canzon di M. Cino, Mille volte richiamo il dì mercede, 
manca Galv, 

M. Cino, Lo sottil ladro che ne gli occhi porti, Galv. 39. 
Canzone di M. Cino, Non che im presentia della vista 
humana, Galv. manca. 

Zampa Ricciardi sopra la morte di M. Cino, Morto è 
colui ch’ era archa della leggie, Galv. 72. 

Sonetto di Manuel Giudeo, Amor non lesse mai |’ ave- 
maria, Galv. 62. 

Ceccho Angiellieri a Dante, Dante Alighier, Ceccho tuo 
servo e amico, Galv. 54. 

Il detto a Dante sopradetto, Dante Aleghier, s' io son 
bon begolardo, Galv. 50. 

M. Cane dalla Schala a Bologna, Ghelphi, el gran 
prence nobil de Stericcho, manca Galv. 

M. Cino, Degno son io di morte, Galv. 4. 

Id, Fior di virtù si è gentil corraggio, manca Galv. 
Id, lo son sì vago della bella luce, manca Galv. 

dd, lo guardo per li prati ogni fior biancho, Galv. 
manca, 

14, Nouelle non di ueritade ignude, manca Galv. 

Id, M. Cino, Oimè ch’ io ueggio per entro un pensero, 
Galv. 17. 

Id, Quando potrò io dir dolce mio Dio, Gav. manca. 
Del Petrarcha, Quella ghirlanda che la bella fronte, 
Galv. manca. 

Id. Sostenne con le spalle Hercole il cielo, Galv. 
manca, 


IL CODICE AMADEI IV DELLA UNIVERSITARIA DI BOLOGNA, 391 


Se indaghiamo a lor volta i rapporti del cod. casanatense col 


Cas. 65 66 67 68 138 103 108 110 109 104 105 
Am, 12 13 14 15 16 17 18 19 30 21 22 
Cas, 1377 ttt t12 113 114 115 117 118 99 mo 121 
Am. 23 24 25 26 27 28 2 30 31 32 33 
Cas. 122 141 83 87 123 124 139 141 125 126 127 


Am, 34 35. 36 37 36. 39 40 4° . 47. 43 4 


Cas, 128 129 130 131 132 133 134 135 136 85 106 
Am. 45 46 47 48 49 su 52 LE 7.0 
Cas. 86 143 176 169 9_ 170 178 74 — 61 — — 
Am 56 7 58 59 
Cas, 91 84 — — 


Quanto alla disposizione adunque dei componimenti, il cod. 
Amadei ha maggiore attinenze col ms. casanatense che con quello 
Galvani. Ma che il cod, casanatense e il cod, Amadei IV non siano 
l'uno copia dell altro è dimostrato da più fatti: per es. nel 
sonetto di messer Gherarducci, Dolce d' amore amico, il casana- 
tenze legge ' ultimo verso così (ediz. cit, p. 307): 

Così ui uolga d' ella ...., inta 
il cod, Galvani: 

Così ui uolga d' ella ..... cinta 
il ms, Amadei IV: 

Così ui uolga d’ ella parum cinta 


È chiaro che il copista di Amadei IV si è sforzato con !' in- 
comprensibile purum di riprodurre la parola dell’ originale saltata, 
perchè inintelligibile, dall’ amanuense del casanatense e dall’ ama- 
nuense del cod, Galvani. 

E poi si confronti, per restarne appieno convinti, la lezione 
della strofe 11 della canzone di Cino, Naturalmente ogni animale 


ha mita: 

Casanatense, 99. Amadei. 

Amore che 'namora altrui per pregio | Amore che iunamora altrui per pregio 
Lo qual a dio pareggia De uirtù somma che nasce ne l' almo 
Ch’ è uertù somma che nasce ne La qual a dio pareggia 

[1 almo 

Et quelli che s’adobba dil suo fregio | Et quelli che s' addobbu del suo fregio 
Et stimola et inueggia Et stimola et inueggia 
— — — — — almo Et opera diuerso et uaio 
_ — — — — affetto Et affetto nel mondo ne' diletto 
Nel mondo, ne diletto, Che hauere el suon de la uernce 


Ch' hauer il suon de la uerace fama — — — — — [fama 


392 GIULIO RERTONI, 


— — — — — — etto Po (/. perd) chi non la brama 
Però chi non la brama Sta come nel giardin la secca rama. 
Sta, come nel giardin la secca rama. 


Nella stanza III della canz. di Cino, Degno son io di morte, 
? amanuense del cod. casanatense dimenticò il verso Piacciaui per- 
donare ch’ è dato dal cod. Amadei. Il copista del qual manoscritto 
si attenne fedelmente all’ originale anche quando non capiva. Uno 
studioso del sec. XVI, servendosi d' un altro ms., segnò qua e là 
alcune varianti di sua mano, p. es. nel componimento n°. 2 o le 
fece scrivere dallo stesso copista, p. es. nella canzone ricordata 
Degno son io di morte, il cui ultimo verso fu modificato così: Usa 
nel tempo ch' ei può gastigare, mentre il cod. casanatense dice: Usa 
nel tempo che si puo venghiare, alla qual lezione si riattaccava la 
prima scrittura del cod. amadei. Per tutte queste ragioni, e per 
altro ancora, non andremo dunque lontani dal vero, presentando 
lo schema seguente, come risultato del nostro studio: 


Origin. perduto 


| 
Amadei IV Casanatense Galvani (perduto) 
d. v5 


Varianti del codice Amadei IV rilevate sul casanatense d. v. 5. 
(c. 972) Dante a M. Cino. 


I. J mi credea del tutto esser partito; 2 rhime, 3 conuiene, 4 longi, 9 si 
come, 11 leggiermente, 13 uirtu, 14 il fatto, 


(c. 97>) Risposta di M. Cino a Dante. 


2. Poi ch’ io fui Dante del mio natal sito 
Facto per greve exilio peregrino 
Et lontanato dal piacer più fino 
Che mai formasse el sauere infinito. 


Io son piangendo per lo mondo gito. 
isdegnato d’ amor! 
Ad guisa di tapin como mischino 
E sho trouato allui simil uecino 
Detto ho che quelli m 'ha lo 
Ho detto che d’ mha el cor ferito 


Ne delle prime braccia di pietate, 
Doue m ’accolue 
Onde el fermato dispar mi solue 
perch’ aita 
Son mosso anchor che aiuto non aspetti. 


1 Tra rigo e rigo segno le varianti dovute ad altra mano. 


IL CODICE AMADEI IV DELLA UNIVERSITARIA DI BOLOGNA. 393 


Ch’ un piacer 
Un pensier sempre mi lega et inuolue 
Di che conuien che in simil di beltate 
parti donne me 
In molte donne sparte se diletti. 


(c. 982) Dante a M. Cino. 
3. Perch ‘io non trouo chi meco ragioni, 3 conuiemmi sasfare il, 4 de dire, 
5 Nulla a., 7 che à, 9 li uenga, 10 lui, 12 Ahi. 


(c. 98>) Risposta di M. Cino a Dante. 
4. Dante io non odo in quale albergo suoni, 2 ciaschun, 3 E, 6 fio 9 Donqua, 
11 Uomi, 14 De. 


(c. 992) Risposta di M. Cino al sonetto di M. Honesto il quale è in questo 
ac. 6. 
5. Amor che vien per le più dolci porte, 2 trappannando, 3 tien, 8 sb’ iecta 
(subiecta), 13 Parlian, 14 dî. 


(c. 999) Cino essendo a Prato ribello di Pistoia. 


6. Lasso pensando alla destructa valle, 3 duole, 7 uuole, 8 Se... del, 
10 dilecto, 13 Donque, 14 del. 


(c. 1002) M. Cino essendo alle Sambuche in sul monumento della 
vaga sua, 
7. JLo fui in sul alto e’ n sul beato monte, 2 Che a. 3 in, 5 uirtu, 8 addor- 
nesse, 9 ad, 11 ad, | 


(c. 1005) Risposta di M. Cino al seguente di M. Mula. 


8. Ser Mula tu te credi senno avere, 2 uirtú, 3 comune, 4 con, 9 inganno, 
12 chella trouasti, 13 sext? anno, 14 cottal. 


(c. 1012) M, Mula de Muli a M. Cino. 
9. Homo saccente è da maestro saggio, 6 uten, 12 insegnato, 14 torno, 


(c. 1015) M. Cino a M. Cecco d' Ascoli. 
10. Cecco io ti prego per utrtù di quella, 4 in, 5 mi, 8 iudicio, 14 troue. 


(c. 1022) Risposta di M. Cecco a M. Cino. 
11. Di ciascheduna mi mostra la guida, 3 sexta, 5 El...et, 6 Ella 
7 Del, 9 di. 
(c. 102b) M. Honesto a M, Cino. 
12. Mente humile et più di mille sporte, 3 rhimando, 9 pare, 10 parlare, 
12 huomo, 13 donque, 14 siete. 


(c. 1032) M. Cino per lo libro di Dante. 
13. ln uerità questo libel di Dante, Mancano anche nel cod. Amadei i vv. 5 
—6, 10 el longhi. 


(c. 1035) Risposta di S. di Gio. di Meo Vitali. 


14. Contien sua comedia parole sante, 2 ad quelle che contan gli, 3 auctor 
... fucesti, 4in ... utett, 5 gli c. exempli furon $. costante, 7 luogo, 
9 el u., 10 chi g., 11 farlo il diritto conio, 14 che li ardi. 


394 GIULIO BERTONI, 


(c. 1042) M. Cino sopra la detta materia, 
15. /nfra gli altri difetti del libello, 5 raggionando, 8 Rinaldo Daniello, 
e a lato, della stessa mano: Arnaldo Daniello, 9 L'altro... canto suo, 

10 choro, 12 El q. ... seno, 13 recognobbe, 14 congionse. 


le. 1049) M. Cino manda ad M. Bosone essendo morto Dante et 
Emanuel Giadeo. 
16. MM. Bosone lo uostro Manoello, 4 se, 13 in. 


(c. 1058) Risposta fatta in persona di M. Bosone. 
17. Manuel che metteti in quello quello, 2 che, 3 del... ribbello, 4 seggie, 
7 dipinto, 8 tali lau., 12 Emanuel compian, 13 medollo, 14 gionza, 


(c. rosb) M. Cino. 
18. Tutto ciò che altrui grada mi disgrada, 3 denqua ... e ti, 4 aghiada, 
10 malenconia, 11 morre, 13 ch’ 10, 14 10 trono. 


(c. 1062) M. Cino. 
19. Una riccha roccha et monte manto, 4 ad ogni, 7 quine, 8 scia, 12 fidele, 
13 quei, 14 di 
(c. 106b) M. Cino essendo a Perugia. 
20. Perchó uot state forsi anchor pensiuo, 2 nuoue, che c., 3 delli, q mie st., 
8 chiara, 10 intento, 11 uari, 13 El. 


(c. 1072) Gherardo da Reggio a M. Cino. 
31. Con sua saetla d’ or percosse amore, 2 merse, 10 respondete, 13 Como 
potr' io suffrir chessi m. 


(c. 107») Risposta di M. Cino et consiglio sopra "l ditto sonetto. 


23. Amor che uiene armato a doppio dardo, 3 dell auro, el n., 4 E il, 8 Ille 
franmutò, 9 receuere, 11 alles, 14 wuol. 


(c. 1084) M. Cino. 
23. Quando ben penso il piccolino spatio, 2 uuole, q ueggio, 6 Morti, 7 schuole, 
o Donqua, 10 Amar .... uirtute, 12 delle o. fatte, 13 contrario, 
14 Cossì, hauere in salute. 


(c. 108b) M. Cino. 
24. Naturalmente ont animale ha uita, 2 no s' a., 6 le dil., 10 aduien, 
alloro, 12 mille anni. Riproduco per intero la 24 strofe, che doveva essere 
malconcia già nell’ originale: 


o 


Amore che innamora altrui per pregio 
De uirtù somma che nasce ne |’ almo 
La qual a dio pareggia 

Et quelli che s' addobba del suo fregio 
Et stimola et inueggia 

Et opera diuerso et uaio 

Et affetto nel mondo ne diletto 

Che hauere el suon de la uerace fama 
Po chi non la brama 

Sta come nel giardin la secca rama. 


25. 


26. 


27. 


28. 


29. 


30. 


31. 


33. 


34. 


35: 


36. 


37. 


IL CODICE AMADEI IV DELLA UNIVERSITARIA DI BOLOGNA. 395 


(c. 1095) M. Cino essendo a Napoli. 
Dhe quando riuedrò il dolce paese, 7 buon, 9 truova, 10 Perho che è c. 
nuova, 11 pellegrina, 12—13 facesti — Del uenir qui non t' era m. m., 
19 Come scimia mi stranno senza lingua, 20 bene a, 23 delli a. uiti et 
her., 22 inuidia, 23 ualore, se oblia, 25 legiadria, 26 teco sogiunge, 
28 transformi, 32 buon, 35 ritien, uol. 


. 1112) M. Cino per lo imperadore Henrico di Lucimburgo 


quando morì. 
Da poi che la natura ha fine posto, 10 tl, 11 intiera, 12 che ho, 14 ce- 
mera (sic), 15 in s., 19 qual, 20che, 21 in, 22 in, 23 ciaschun, 26 in, 
27 sommo, 32 alegressa, 34 iocondo, 39 Muovi, 44 trouarat, 45 Della. 


(c. 113>) M. Cino a M. Gherarduccio Garisendi da Bologna. 


Caro mio Gherarduccio io non ho ueggia, 3 che A., 4 Perho, 5 chaffeggia, 
6 uuole, 7 conuien, che, 8 Dell uno all’ a., suole, 10 dentro, 13 del, 


(c. 1142) Risp. di M. Gherarduccio. 
Non può soir d' amor chi non pareggia, 4 il, 6 el uol., disuole, 7 Perho 
che amore chel mi signoreggia, 8 Gradisce, 9 Non mercè seruire, 10 buona 
11 ferì, 14 uo lo uedesti alhor. 


(c. 1145) M. Cino a Dante. 
Cercando di trouar lumera in oro, 4 il s., 8 one, 10 fusse, 14 Che ha. 


(c. 1152) Risposta di Dante a M. Cino. 
Degno ui fa trouare ogni thesoro, 3 ul, 4 steccho, 5 trafitto, 6 sospir, 
8 uirtu. 

(c. 1155) M. Cino a M. Gherarduccio. 
Amato Gherarduccio, quando $* scriuo, 2 che ad, 4 lungi, 5 mi a., 8 che 
non, 11 stincta, 13 dar. 


(c. 1162) Risposta di M. Gherarduccio. 


. Dolce d amor amico i° vi descrivo, 2 piacemi, 4 scivo, 10 membrandont, 


13 disianza, 14 d’ ella purum (?) cinta. 
(c. 116b) M. Cino a M. Gherarduccio sopra la detta materia. 
Come li saggi di Neron crudele, 2 il fecer, 7 com, 14 ch’ a mar. 

(c. 1173) Risposta di M. Gherarduccio a M. Cino. 


Poichè *l pianeto ui da fe certana, 2 mastro, q in, 7 Perho, 8 conuten, 
9 in tal, 10 Domando, 12 Che amor. 


(c. 1175) M, Cino essendo a Pisa. 
Al mio parer non è chi in Pisa porti, 3el, Scolpi, 7elli,8 ha, 9 in, 
10 egli] lus, 13 cauallier í. 
(c. 1182) Risposta di Guelfo Taviani. 
Molto il tuoi pensier mi paion torti, 3 fin, ! ha, 4 cauallier, 5 nutri- 
cassi, 7 amore che n° han finta, 8 disij, 9 come a, 13 tai la cera, 14 dalla. 


(c. 1186) M. Cino. 
Alla battaglia ove madonna abbatte, 2 uirtù, 3 addorno, 4 sin, 7 ansi, de, 
8 regha, pensier, 10 i c. suot, 11 cauallier, 12 ueggiendo, 13 se. 


396 GIULIO BERTONI, 


38. 


39- 


40. 


41. 


42. 


43. 


44. 


45 


46. 


47. 


48. 


49 


50. 


(c. 1192) Risposta di M. Guelfo, 
Pensando come i tuoi sermoni adatte, 2 repugnansa, 3 cauallier, 4 unde, 
5 Hor manca, 6 reso, 9 infrascha foi che, 12 Fructe, 13 Elle sue soie, 
14 contra quei. 


(c. 1195) M. Honesto da Bologna a M. Cino. 
Poscia che in cor l’ amorosa radice, 3 dispiatata, ing., 4 condutto, 5 mie, 
6 Et edi, 7 dell a., 8 ciaschuno, 12 El, 13 mixto. 


(c. 1202) Riposta di M. Cino a M. Honesto bolognese. 
Anti ch’ amore ne la mente guidi, 3 conuien, 8 allui me, 9 suggetto e, 
12 Donque, 14 conutene, 


(c. 1205) M. Honesto a M. Cino. 
Assat son certo che sementa in lidi, 3 chella, 6 trouar, 11 con d., pro- 
scriptione et carte, 12 cognosci, 13 allegresse, 14 ciaschuna. 


(c. 1212) Risposta di M. Cino a M. Honesto. 
Se mai legiesti i uersi delli Quidi, 3 isdegnoso, 6 in, 11 uertù, 12 del. 


(c. 1215) Canzon di M. Cino. 
Mille volte richiamo il dì mercede, 3 disiosa, 4 se, 6ogn' altra, 17 che 
ho, 19 uirtute, 21 quando, 22 quando to, 23 distino, 24 porria, 25 uenessi, 
28 che ogni ragione, 29 in manca, 35 ef me peggior che, 36 Donque, 


37 grido. 
(c. 1232) M. Cino. 


Lo sottil ladro che ne gli occhi porti, 3 inuola, 5 che a, 6 suspirando, 
8 in, morti, 12 ef manca. 


(1242) Canzone di M. Cino. 
Non che in prensentia della uista humana, 3 all’ aud., 6 Che ogni, ra- 
sembro, Q conuien, 10 uirtute, suggelta, 14 in, 17 quel hor, 20 su d., 
22 fuggite in. allo int., 23 Ahi 201050, 24 celo, 25 fossian, 32 10, 37 con- 
uiegni, 38 201050, 4 uuol, 42 tl. 


(c. 1255) Zampa Ricciardi sopra la morte di M. Cino. 
Morto è colui ch'era archa de la leggie, 2 che, 3 mort è, 4 rhima, 
5 Mort è, correge, 7 qual, 8 douria ciuschun, 9 somm' a., 10 le st., 
13 Anni] Et mi, 14 di, 16 el P. 


(c. 1262) Sonetto di Manuel Giudeo. 
Amor non lesse mai l’ auemaria, 7 come pianto, 9 gentile, 13 attiene a 
c. che gli m. 

(c. 126b) Cecco Angiellieri a Dante. 
Dante Aleghier, Ceccho tuo seruo e amico, 4 quale, 12 chore, 13 intendo 
adonque, 14 tu trouare. 


(c. 1272) Il detto a Dante sospradetto. 
Dante Aleghier s ta son bon begolardo, 4—5s’ 1 cimo *l panno et tu ui 
freghi’l cardo, — S' io mordo’l grasso et tu ne succi'l lardo, 6 S’ 2”, 
7 S’t’ sbocco; 9 lodato, 10 nut, 12 uuo, 13 ch’ 10, 14 pungighione. 


(c. 127b) M. Chane della Schala a Bologua. 
Ghelphs, el gran prence nobil! de Stericcho, 2 ehe ha, 3 allontanar, In 


IL CODICE AMADEI IV DELLA UNIVERSITARIA DI BOLOGNA. 397 


fondo alla c. 127b del cod. Amadei si legge: Albertus Austriae et im- 
perator. 
. (c. 1282) M. Cino. 

SI. Degno son io di morte, 6 safesti, ne uscì, 15 so, 22 ancide, 30 conuien, 
33 Zo, 34 den, 35—36 Dunque il mio folleggiare — Piacciaui perdonare, 
37 Per, uincaui, 41 uenghiare] uemiare, poi corretto sul rigo: ch’ ed può 
gastigare. 

(c. 1302) M. Cino. 
52. Fior di virtù si è gentil coraggio 
Et fructo di uirtu si è honore 
Et uaso di uirtu si è ualore 
Et nome di uirtu si è huom saggio. 
Specchio di uirtu non uede oltraggio 
Et uiso di uirtu chiaro colore 
Et amor di uirtu buon seruidore 
Et dono di uirtu gentil lignaggio 
Et luogo di uirtu è conoscenza 
Et sadia di uirtu amor reale 
Et braccia di uirtu bella accoglienza 
Opera di uirtu esser leale 
Podere di uirtu è sofferenza 
Tutta uirtu è render ben per male. 


(c. 130.) M. Cino. 
53. fo son si vago della bella luce, 3 dou'e, 7 uirtis, 9 Il g., tutto Bien, 
11 dopo lo, 12 dol. 
(c. 130bis) M. Cino. 
54. Io guardo per li prati ogni fior biancho 
| Per rimenbranza di quel che mi face 
Si uago di sospir ch’ io ne chieggio ancho 
Et mi rimembra della biancha parte 
Che fa col uerde brun la bella taglia 
La qual uestio amore 
Nel tempo che guardando ueno et marte 
Con quella sua saetta piu taglia 
Mi die per mezzo il core 
Et quando Jauro moue il biancho fiore 
Rimembro de begliocchi il dolce biancho 
Per cui lo mio desir mai non fie stancho. 


(c. 1315) M. Cino. 
55. Nouelle non di ueritate ignude 
Quant’ esser puo lontane sian da giocho 
Desio sauer si chio non trouo locho 
De la biltà che pel dolor si chiude. 
Accio ti prego metti tua uirtude 
Pensando che entrerai parte in focho 
Ma svariato m' ha forse non pocho 
La noua usanza delle genti crude. 


398 GIULIO BERTONI, 


Si che a me lasso al tuo penser non uolte 
Dero m' obrij che memoria non perde 
Se non quel che non guarda spesse uolte. 

Ma se del tutto anchor non si disperde 
Mandarai a dir merze a chi amo molte 
Come si dea mutare il scuro in uerde. 


(c. 1322) M. Cino. 

56. Oimè ch’ io ueggio per entro un pensero, 4 tanto è, 8 Quando dauanti 
si duol per lo uero. 

(c. 132b) M. Cino. 

57. Quando potrò io dir dolce mio dio, 2 uirtute, 3 hai, in, 4 Perd, com’!, 
5 Ueder, 8 scuritate, 12 To m’ empio tutto, 14 destringi, 15 Della, 16 In 
creschati, 18 lo 'ntelletto, 19 del, 24 obedir a li angelli. Manca la strofe III 
e si legge in basso: „manca una stanza vedi a carte 148.“ 


(c. 1335) Del Petrarcha. 


58. Quella girlanda che la bella fronte 

Cingeua di color fra perle et grana 

Senuccio mio parueti cosa humana 

O angeli che forme al mondo aggiunte. 
Uedestu gli atti et quelle chiome conte 

Chel mio cor morde in un lasso et risana 

Uedesti tu il piacer che m’ allontana 

D’ ogni uile pensiero ch’ al cor mi monte. 
Odiste il suon delle dolci parole 

Mirasti tu l’ andar soaue altiero 

Dietr’ al quale ho suiato i pensier mei. 
Soffriste il sguardo inuidioso al sole 

Dunque sai per cui uiuo moro et spero 

Et non so dimandar quel ch' io uorrei. 


(c. 1342) Del Petrarcha, 
59. Sostenne con le spalle Hercole il cielo, Manca nel casanatense. 


Appendice. 


Sonetti nella lezione del cod. Galvani! 
I. 


Omo saccente: è da Maestro saggio 
De interrogar per apparar savere 
Ond’ io mi movo a voi si come a maggio 
Dottor che siete per ragion cernere. 


S” amor discende per gentil corraggio 
O di che nasce o se vien per piacere 


1 Riporto questo saggio da una descrizione frammentaria del cod. Gal- 
vani dovuta allo stesso co. G. Galvani e conservata, come ho detto, tra le sue 
carte nell’ Autografoteca Campori (Bibl. estense). 


IL CODICE AMADRI IV DELLA UNIVERSITARIA DI BOLOGNA. 399 


O s' egli ha or se forza o signoraggio 
E possa quanto più se ne può avere. 


E prego voi si come più pregiato 
Signor che di scienzia m’ insegnate 
D' esto dimando, sire, ch’ io vi chero 


Ch’ io non sono da me tanto insegnato 
Che ciò possa saver per veritate, 
Ond” io mi torni al dritto sentiero. 


IL 
Ser Mula, tu ti credi senno avere 
Tanto che porta virtù |’ Elitropia 
Che di cosa comune è fatto propria 
Ma non come ti pensi al mio parere. 


Nostra ragione pur ci conven cernere 
E dice facciam prego a donna inopia 
Che venga tosto sì che n° aggiam copia 
Di poterla toccar non che vedere. 


Ma ben crebbe rimedio al nostro inganno 
Ch' ella sposasse quella pulcelletta 
Celatamente si che tutti ’1 sanno. 


E sappiam ben che tu trovasti stretta 
Si come quella ch’ era nel sest’ anno 
Rilegati Ser Mula cotal vetta. 


HI. 


Bindo Bonichi. 


Mostraci ’l mondo prode e dacci danno 
Promettici allegrezza e dacci pena 
La cosa turba ci dà per serena 
Nudo si trova chi su veste panno 


Quei che sono in tormento il ver ne sanno 
Legati stanno con la sua catena 
Com ’elli è falso e traditor si mena 
Ed è senza pietà crudel (?) tiranno 


Ma tu che sai chi fu di sua brigata 
Dame per dolce tal bevanda a bere 
Ch’ a rivender cara fia la derrata. 


Ed ogni cosa ha messo a non calere 
La non discreta turba dispietata 
Che ’] ver non segue, ma’! folle parere. 


Questo consiglio dà Bindo Bonichi, 
Messer Bennuccio, colli saggi antichi. 


400 


G. BERTONI, IL CODICE AMADEI IV ETC. 


IV. 


Benuccio Salimbeni. 


A fine di riposo ho sempre affanno 
E zappo in acqua e semino su rena 
E la speranza mi lusinga e mena 
D’ oggi in domane e così passo l’ anno. 


E son canuto sotto questo inganno 
Senza poter raccoglier un di lena, 
Ma la speranza paura raffrena 
Vedendo come gl’ anni se ne vanno. 


E temo ch’ io non compia mai giornata 
Senza potermi ponere a sedere 
E terza ora e nona è già sonata. 


Poi viene ’] vespro e vorrei volere 
Da capo fare una bella levata; 
Questo vorrei, ma non ho più potere. 


V. 


- Manoel Giudeo. 


lo che trassi le lagrime del fondo 
Dell ’abisso del cor che 'n su le envea 
Piango che ’] fuoco del duolo m ’ardea 
Se non fossero le lagrime in che abbondo. 


Che la lor pioua ha mortal profondo 
Ardor che del mio mal fuor me traea 
Per non morir, per tener altra vea 
A percoter sto forte e non ha fondo. 


E ben po’ pianger Christiano o Iudeo 
E ciascun uedere en tristo scanno 
Pianto perpetual m’ a fatto reo 


Perch’ i’ m’ accorgo che quel fu ’! malanno 
Sconfortomi, bench’ i’ ueggio che Deo 
Per inuidia — — — — —! 


1 Cosi nel manoscritto del Galvani (Autografoteca Campori). 


GiuLio BERTONI. 


Anagramme und Rätselgedichte bei Guillaume de Machaut. 


Mit dem erwachenden Bewulstsein seines Wertes als dichterischer 
Persônlichkeit entsteht im Dichter der Wunsch, ja geradezu das 
Bedürfnis, die Autorschaft seiner poetischen Produktion zu bekennen 
und sein Eigentumsrecht daran auch für die spätere Zeit zu sichern. 
Daher sinnt er darauf, seinen Namen unlösbar mit seinem Werke 
zu verknüpfen und «das eine nicht ohne den andern vor der Mit- 
und Nachwelt erscheinen za lassen. Für den Schriftsteller des 
Mittelalters war es am sichersten und zugleich am gewöhnlichsten, 
‚seinen Namen irgendwie in seinem Werke selbst unterzubringen; 
dabei konnte eine etwaige Verfasserangabe im Titel oder im Ex- 
plizit, also aufserhalb des Rahmens der eigentlichen Dichtung, von 
späteren Abschreibern unterdrückt werden oder verloren gehen; 
mit dem Werke selbst mufste notwendig auch der Name des Autors 
sich auf die künftigen Geschlechter vererben, Den geeignetsten 
Ort dafür bildeten die Einleitungs- und die Schlufsverse einer 
„Dichtung; dort war die Nennung am wenigsten störend und fiel 
zugleich am meisten in die Augen: zahlreich sind in der Tat die 
Prologe und Epiloge, die uns oft allein den Namen des Verfassers 
noch bewahrt haben, wofern dieser sich überhaupt zu erkennen geben 
wollte. 

Am náchsten lag es in diesem Falle, in ausdricklichen Worten 
seinen Namen einfach zu nennen, entweder die volle Bezeichnung 
oder auch nur den Vornamen allein, falls der Dichter glauben 
durfte genügende Berühmtheit erlangt zu haben. Dies Verfahren 
‘ist in den erhaltenen Denkmälern der altfranzösischen Literatur 
das üblichste und zugleich wohl auch das älteste; wenigstens nennt 
sich schon am Schlusse des Oxforder Rolandsliedes jener Turoldus 
als denjenigen, der die ges/e declinet, also, wenn nicht der Verfasser, 
so doch wenigstens der Schreiber war. Die grofsen Dichter der 
literarischen Glanzperiode des französischen Mittelalters, Chrestien 
de Troyes, Raoul de Houdenc, Marie de France u.a, später 
Guillaume de Lorris, Jean de Meun, Rustebeuf und selbst obskure 
Fabliau-Dichter haben auf diesem Wege in ihren Werken uns ihre 
Namen erhalten. 

Den manirierten, effekthaschenden und Überraschungen liebenden 
Dichtern der jüngeren Schule des 14. Jahrhunderts genügte diese 
schlichte Art der Verfasserangabe nicht mehr. Zwar sind auch sie 

Zeitschr, f. rom. Phil. XXX, 26 


402 X. HOEPFFNER, 


darauf bedacht, ihre Dichtungen sich als ihr Eigentum und ibr 
Erzeugnis zu sichern, indem sie ihren Namen darin einfúgen; aber 
statt des einfachen und naiven Verfahrens der direkten Nennung 
wandten sie umständlichere und künstlichere Mittel dafür an. So 
kam denn auch die Manier auf, den Namen, statt ihn ausdrücklich 
anzuführen, in Form eines Anagramms möglichst unauffällig und 
versteckt in die Dichtung hineinzuflechten und mit Hilfe einiger 
Anweisungen den Leser das Rätsel mühsam entziffern zu lassen — 
ungelöst durfte es selbstverständlich nicht bleiben, da dies der 
Absicht des Verfassers geradezu widersprochen hätte. Möglich wurde 
dies Verfahren, als der Dichter mehr und mehr auf ein Publikum 
von Lesern, nicht mehr von Hörern, zu zählen sich gewôhnte. 

Für Guillaume de Machaut, das gefeierte Haupt der franzö- 
sischen Dichterschule des 14. Jahrhunderts, ist die Anwendung des 
Anagramms wenigstens in seinen grölseren Dichtungen fast zu einer 
charakteristischen Eigentümlichkeit geworden. Unter den elf Dits, 
-die Machauts unbestreitbares Eigentum sind, lassen nur zwei diese 
Benennungsweise vermissen, beide Male aus deutlich erkennbaren 
Gründen. Der eine davon, der Dit dou Vergier, ist Machauts 
Jugendwerk und aller Wahrscheinlichkeit nach sein erstes Auftreten 
vor der Öffentlichkeit in einer umfangreicheren Dichtung.! Eine 
Verfasserangabe in Form eines Anagramms war daher zwecklos, 
da die Lösung in weiteren Kreisen doch ausgeschlossen war. Erst 
wenn der Name einige Berühmtheit erlangt hatte, konnte diese 
Methode mit Nutzen und Erfolg angewandt werden. In der 
andern Dichtung, dem /ugement dou Roy de Navarre contre le 
Jugement dou Roy de Behaingne, wird das Anagramm dadurch über- 
flüssig, dafs der Verfasser, der in dem Werke selbst als Teilnehmer 
an der Handlung auftritt, zu wiederholten Malen sich dort aus- 
drücklich nennt, vs. 573 C'est la Guillaume de Machaut; vss. 1499 
Vez la Guillaume de Machaut; vss. 4199 ss. im Fpilog: 


Je, Guillaume, dessus nommez, 
Qui de Machaut sui seurnommez ... 
Ay ce livret rimé et fait. 


Und warum hier diese ausdrückliche und deutliche Namensangabe, 
die Machaut sonst nirgends mehr anwendet, obwohl er sich auch 
noch in anderen Dits häufig genug selbst an der Handlung be- 
teiligt? Der Grund liegt in dem Zusammenhang, in welchem diese 
Dichtung auftritt: Wie schon aus der Überschrift ersichtlich wird, 
steht sie in engster Beziehung zum /ugement dou Roy de Behaingne. 
In diesem letzteren hatte Machaut eine erotische Streitfrage in 
einem den Frauen ungünstigen Sinne entschieden. Einige Jahre 
später widerruft er im Roy de Navarre seine erste Entscheidung 





1 Die umständliche und langwierige Beweisführung zur Erhärtung der 
oben aufgestellten Behauptung soll in einem anderen Zusammenbange gegeben 
werden. Wir begnügen uns hier darauf aufmerksam zu machen, dafs in allen 
guten Handschriften dieser Dit als erster auftritt. 








ANAGRAMME U, RÄTSELGEDICHTE BEI GUILLAUME DE MACHAUT, 403 


und bekennt sich zur entgegengesetzten Ansicht, offenbar genötigt 
durch die Entrústung, die sein Werk in der Frauenwelt hervor- 
gerufen haben wird.! Um jede Zweideutigkeit zu vermeiden und 


vor aller Welt seine Bekehrung zum Besseren kund zu tun, lag es» 


in Machauts eigenem Interesse, sich offen als den Verfasser des 
Widerrufs erkennen zu geben; sicherer und deutlicher als das Ana- 
gramm war in diesem Falle die direkte Nennung seines Namens 
und die ausdrückliche Versicherung seiner Autorschaft. Die feierlich 
klingende Form, in der er seine Erklärung abgibt, rechtfertigt diese 
unsere Annahme, 

Es fehlt aber auch Machauts Anagramm im Dit dou Cerf blanc. : 
Nur eine einzige Handschrift von Machauts Werken, Paris Arsenal- 
bibl. 5203, enthält diese Dichtung als die letzte der Sammlung; 
in allen anderen Exemplaren, auch in den vollständigsten, fehlt 
sie. Bedeutungsvoll ist aber, dafs selbst die Machaut-Handschrift 
von Bern (N. 218), die als die unmittelbare Vorlage der Arsenal- 
handschrift anzusehen ist, sie nicht enthält. Sie ist demnach in 
dieser letzteren später hinzugefügt worden, wie auch ihre Stellung 
am Ende der Handschrift bestätigt, und ist wohl nicht von Machaut 
selbst verfalst worden. Dafs eben hier das unserm Dichter so 
eigentümliche Anagramm vermilst wird, ist geradezu als ein weiteres 
Moment zu betrachten, das gegen Guillaumes Autorschaft spricht.? 

Alle übrigen Dits Machauts enthalten in Rätselform die Ver- 
fasserangabe; auch einige seiner lyrischen Gedichte geben dem 
Leser gewisse Namen zu raten auf, Dabei verwendet der Dichter 
zwei verschiedene Methoden zur Rätselumkleidung der betreffenden 
Namen, Das eine Verfahren ist das des eigentlichen Anagramms: 
gewisse Verse der Dichtung sollen in ihre einzelnen Buchstaben 
aufgelöst (desassambler) und alsdann in einer neuen Kombination 
wieder so vereinigt werden (assambler), dafs sich die geforderten 
Angaben aus ihr ergeben, Hierzu macht der Dichter in der 
Regel am Schlusse seines Werkes, im Di! de la Fontaine amoureuse 
aber in den Anfangsversen, eine kurze Andeutung auf die Stelle, 
wo die zu erratenden Namen untergebracht sind, und auf die Art 
und Weise, wie die Lósung zu finden ist. Die betreffenden Verse 
selbst sind, so gut es eben ging, ihrer Umgebung angepalst; oft 
genug aber entbehren sie jeden Sinnes und sind nichts weiter als 
eine Häufung von blofsen Worten, die nur dazu bestimmt sind, 
die erforderlichen Buchstaben zur Gewinnung der gesuchten Namen 
zu liefern. Dies Verfahren ist von Machaut in allen seinen Dits 


1 Man wird hier erinnert an das etwas analoge Geschick, das Alain 
Chartier mit seiner Belle Dame sans merci am Hofe Karls VIL zustiefs und 
von welchem aus ein Rückschlufs auf Machaut nahe liegt. 

2 Dieselbe Arsenalhandschrift entbält allerdings auch als vorletzte Dichtung 
den inı Berner Manuskript fehlenden Di? de la Rose, der durch andere Hand- 
schriften als Machauts Eigentum gesichert ist, Für den Dit dow Cerf Blanc 
fehlt aber eben eine so entscheidende Bürgschaft wie das Zeugnis der übrigen 
Manuskripte. 

26* 


lei 


$$ È. IGEPTFSEA, 


angewant worden mit Ausnahme des Di de 'Alrim. Hier wie 
in den ‘srischen Geräckten komrat eme andere Methoie mr An- 
wendnag: die mr Bidung der Wirte notwendigen Bachstaben 
disienige Zahl em, die seine Stelle in der Reihe des Alphabets an- 
git, also 1 = a, 2—busuw Die Kombmatinn der s0 zu 
wonneren Barhstaben ergibt die gewünsch:en Namen. 

Diese Art der Namensangabe in der Forn eines Anagrimms 
ist auch für den Sprachforscher ein beachtenswertes Huifsmitrei : 
sie unterrichter nämlich über die Schreibang sowohl des Namens 
des Verfassers wie auch der einzeinen Worte, aus denen er g=- 
wenn wird; das Vorhandensein oder das Fehlen gewisser Bach- 
staben in der Schreitung der betrefienden Worte st darams 
mit Bestiramtbeit zu erkennen Ebenso lassen sich bisweilen 
Schlüsse auf Lauturz und Silbenzählang daraus gewinnen In 
unserem speziellen Falle z B ist die Schretbung Machaut, nicht 
Machauli, gesichert, (Guillaume, nicht Guillame, temps mit parasitischem 
usw. 

Die Lösung einer Anzahl von Anagrammen Machants unter- 
nahm zuerst Tarbé (Les Oeuvres de Guillaume de Machault, 3. Band 
der Collection des Poètes de Champagne antérieurs au XVF siècle) im 
Glnsar s. v. Enigme. Einige andere brachte P. Paris im Lsrre du 
Voir Dit de (Guillaume de Machaut (p. p. la Société des Bibliophiles 
François 1875, Notice p. XIX—XXIII}; nach Tarbé versuchte sich 
an dem Anagramm der Prise d’Alixandre ¡ihr Herausgeber Mas- 
Latrie (La Prise d’Alexandrie ou Chronique du Roi Pierre FF de 
Lusignan, Publications de la Société de l'Orient latin, Série histor. I. 
1877), mit weniger Glúck als sein Vorgánger. Endlich hat H. Suchier 
in der Zeitschr. für rom. Phil. XXI, p. 541—5 (Das Anagramm in 
Machaute Voir Dit) die von P. Paris gegebene Lösung einer neuen 
Untersuchung unterzogen, indem er sich dabei auf die Anagramme 
des Confort d'ami und der Prise d’Alixandre stützte. Dabei ergab 
sich Suchier folgender Grundsatz: ,, Jeder Buchstabe darf nur soviel 
mal in der Lösung vorkommen, als er im Anagramm vertreten ist. 
Fine Herzunahme anderer Buchstaben ist ausgeschlossen.“ Nach 
den beiden letzten von Suchier untersuchten Fällen ist dieser Satz 
tatsächlich durchaus gerechtfertigt; nun aber, da das gesamte 
Material erst vollständig vorliegt, wird man ibn daran nochmals 
auf seine Richtigkeit hin zu prüfen haben. 

Nehmen wir diese beiden gesichertsten und am meisten be- 
handelten Fälle gleich vorweg. Im Confort d'ami ergeben die Verse 


[Quant] ma dame chevauchera, 
[E]lle ira diner a Glurvost, 


wobei die in [] stehenden Buchstaben nach des Dichters Angaben 
zu entfernen sind, die Namen Guillaume de Machaut; Charles roi 
de Navarre. 

Ebenso richtig gewinnt man in der Prise d'Alixandre aus: 


ANAGRAMME U. RÁTSELGEDICHTE REI GUILLAUME DE MACHAUT. 405 


Adieu, [ma] v{rjaie dame chiere, 
Pour le milleur temps garde chier, 


mit Weglassung von ma und r und Zufúgung von A, wie Machaut 
verlangt, 
Guillaume de Machaut; Pierre roi de Chipre e de Jherusalem. 
Im /ugement dou Roy de Behaingne gibt Machaut folgende An- 
weisung (vss. 1976 ff). 
| - . + Qui savoir 
Vorra mon nom et mon seurnom de voir, 
Il le porra clerement percevoir 
En derrain ver dou livret et véoir, 
Mais qu'il dessamble 
Les premieres . VIL. sillabes d'ensamble 
Et les lettres d'autre guise rassamble, 
Si que nulle n'en oublie ne emble. 


Der Vers selbst lautet: 
A gentil mal cuide hum(ble secours]. 


Das übliche Guillaume de Machaut lälst sich nicht daraus ge- 
winnen; es fehlen dafür zwei Buchstaben, a und x; zwei andere, 
¿ und », bleiben übrig. Da nun Machaut nicht geändert werden 
kann, so muls man sie in Guillaume anzubringen suchen. Da bietet 
sich nun das den Anforderungen genügende Guillemin. Dals diese 
Namensform damals üblich war, zeigt unter anderem ihr Vorkommen 
im Combat des Trente, wo einer der englischen Kämpfer sie aufweist 
(s. Froissart-Ausg. von Kervyn de Lettenhove V, 513). 

— Guillemins de Machaut nennt sich der Dichter ebenfalls im 
Remede de Fortune, wo er, vss. 3847—8, verspricht: 


Mon nom ct mon seurnom mettre 
Sans sillabe oublier ne lettre. 


Der viertletzte Vers enthält den vollständigen Namen; mais il ne 
couvient adjouster En ce quart ver lettre n'oster. Der Vers lautet (3883): 


Li change mal; v tu me dis, 


Wie eben, vermifst man auch hier a und w und behält : und » 
übrig. Es ist demnach Guillemíns statt Guillaumes zu lesen. 

Hier sei gleich der Di! de l'Alerion herangezogen, denn auch 
dieser verlangt die Diminutivform des Vornamens unseres Dichters, 
Es geben die vss. 4798 ff. folgendes Zahlenrätsel: 


En ‚XVII II. XXIV.! 
Quarante. X, et XXIL, 
Mais qu’il soient partis en deus, 


1 X VOL und die übrigen Zahlenkomposita sind bekanntlich dis ef hurt 
u. s, w, zu lesen, um dem Versmalse zu genügen. 


406 E. HOEPFFNER, 


Et en XIII. VII. XVIII. 
XIX. INNI III. et VIII, 
Sans faire nul adjoustement. 


Dem entsprechen die Buchstaben ia nuelngstdch. 
Davon sind nun nicht, wie Tarbé meint, einige mehrmals zu ver- 
wenden; es ergibt sich vielmehr bei näherer Prüfung, dafs aller- 
dings gewisse Buchstaben zweimal vorkommen müssen, dafs es 
aber gerade diejenigen sind, deren doppelte Verwendung Machaut 
durch die Verdoppelung der ihnen entsprechenden Zahl ausdrück- 
lich angibt, also die sechs ersten Buchstaben. Ihre Kombination 
ergibt wieder Guillemins de Machaut. Dann kann auch XII = n 
bleiben und ist nicht in XII = m zu verbessern, wie Tarbé vor- 
geschlagen hatte. 


Nicht so einfach sind die Lösungen der übrigen Anagramme. 
Ganz versagt der Dit dou Lion. Es lautet die Anweisung vss, 2172 fl.: 


Si prenez le ver penultime 

Et les lettres desassamblez, 

Puis autrement les rassamblez, 

Et dou darrain la premereinne. 
Adont porrez savoir sans peinne 
Mon nom et mon seurnom sans faille, 
Car lettre n’i a qui y faille. 


Die gemeinten Verse sind: Se d’un gent voloir deceü A[roit]. 
Daraus aber läfst sich auf keine Weise Machauts Name gewinnen, 
selbst wenn man, was der Verfasser ja hier nicht ausdrücklich 
untersagt, auch einige Buchstaben doppelt verwenden wollte; es 
fehlen z. B. ganz die durchaus erforderlichen Buchstaben m und A. 
Ist uns etwa der Schlufs der Dichtung nicht richtig erhalten? Man 
ist in der Tat geneigt dies anzunehmen. Bezeichnend ist jedenfalls 
der Umstand, dafs die Berner Handschrift zwei weitere Verse am 
Ende hinzufügt, die freilich ebenso unbrauchbar sind: 


Dieus nous doint a tous bonne vie 
Ensamble, sans faire partie, 


Auch hier ist der gesuchte Name nicht zu finden. 


In seinen ersten Dichtungen, /ugement dou Roy de Behaingne, 
Remede de Fortune, Dit dou Lion, Dit de l'Alerion, hatte Machaut 
jedesmal nur seinen Namen zu erraten gegeben; in den späteren 
‘ Werken, Confort d'ami, Fontaine amoureuse, Dit de la Harpe, Voir 
Dit und Prise d'Alivandre, macht er die Schwierigkeit der selbst- 
gestellten Aufgabe und dementsprechend ihrer Lösung bedeutend 
grölser, indem er neben dem eigenen Namen noch den zweiten 
eines Gönners oder einer Dame, zu deren Preise er singt, im Ana- 
gramm verbirgt. Er mufs also die Zahl der umzustellenden Buch- 
staben beträchtlich vermehren; damit werden natürlich die Kom- 
binationsmöglichkeiten weit zahlreicher, und es wächst zugleich die 


ANAGRAMME U, RÄTSELGEDICHTE BEI GUILLAUME DE MACHAUT, 407 


Schwierigkeit, unter der Fülle der Móglichkeiten das Richtige zu 
treffen. Aus dem Anagramm allein ist der Name nicht mehr zu 
ermitteln; er mufs vielmehr erst aus historischen Andeutungen oder 
aus sonstigen in der Dichtung selbst vorkommenden Angaben schon 
erschlossen sein. Für den Confort d'ami und die Prise d’Alixandre 
haben sich sichere Lósungen ergeben. Auch von der Fontaine 
amoureuse lälst sich dies noch sagen, wenn auch hier schon nicht 
ganz ohne einigen Zwang. Es heifst da (vss. 46 ff): 

Jusqu'a quarante compteras 

Ces vers ci et quarante et un... 

Nos noms entiers y trouveras. 

Mais trois lettres en osteras 

Droit en la fin dou ver quarante. 

Or regarde que je ne mente. 


Die betreffenden Verse aber lauten: 


Deduis nulle grant muserie 
Avec mon cuer y ha bon gage. 


Wie aus dem Inhalt des Dit zu entnehmen ist, ist die vom Dichter 
mitgenanute Persónlichkeit Johann, Herzog von Berry und Auvergne, 
So wie Machaut aber die Verse behandelt wissen will, indem man 
námlich vs. 40 die Silbe rie abtrennt, ergeben sich die gesuchten 
Namen nicht, da keiner von den drei Buchstaben vermiíst werden 
kann, Dagegen sind vs. 41 die drei Buchstaben ong in bon gage 
überflüfsig; diese sind daher zu entfernen, Es scheint, als ob 
Machaut selbst auf die Táuschung, die seine Angabe enthált, auf- 
merksam machen wollte mit jener Mahnung: Or regarde que je ne 
mente; denn er „lügt“ tatsächlich, da nicht aus vs. 40, sondern aus 
vs. 41 die drei Buchstaben auszuschalten sind. So erhált man als 
Resultat: 
Guillaumes de Machaut; Jeans duc Berry et Overngne. 


Die Lósung ist grammatikalisch nicht ganz korrekt; dafúr hat sie 
aber den Vorzug, sámtliche Buchstaben, und zwar jeden nur ein 
einziges Mal, zu verwenden. Eine doppelte Verwendung gewisser 
Buchstaben ergibt das durchaus korrekte: 
Guillaumes de Machaut; Jehans duc de Berry et d'Overngne.! 
Unlósbar scheint das Anagramm im Dil de la Harpe. Es 

sollen die letzten Verse verwendet werden, Verse, die kaum einen 
vernúnftigen Sinn ergeben: 

Qu'esperance m'a fait riche d'amour, 

Dame d'atour humble, clere de vis, 

Sage d’un [fol faire; einsi les devis]. 


Vom letzten Verse sollen nur die sieben ersten Buchstaben in 
Betracht gezogen werden; aus den úbrigen ist r und / zu ent- 


i duc statt dus ist in der Sprache unseres Dichters nichts ungewöhn- 
liches und nicht zu beanstanden. 


e 


108 E. BOEPFFSER, 


fernen. Guillonmes de Machaut läfst sich nun freilich ohne Schwierig- 
keit im Anagramm finden; dagegen fehlt ein Anhalt, der ans dem 
Reste mit Sicherheit einen Namen herauszulesen erlaubte; ich zweifle, 


Fa la fin de ce livre prendre 

Vous couviendsa le ver mmc 
Et puis huit lettres de l'uitisme 
Qui sont droit au commencement. 


Die betreffenden Verse lauten: 


Pour li changier nulle antre fame 
Ma dame le [saura de vray]. 


Daraus hatte Tarbe Guillaume de Machault et Agnes de Navarre, 
d'Errrus, de Champsigne, dame de Fri om fame du comte de Foi 
herausgefunden, da sich ihm aus historischen Gründen Agnes de 
Navarre als die vermeintliche Heldin der Dichtung ergeben hatte. 
P. Paris seinerseits war auf Peronne d'Armentieres als der Dame 
des Voir Dit gekommen; er gewinnt dementsprechend aus jenen 
Versen die Lösung: Guillaume de Machaut, Peronelle d'Armantire, 
und stolz fügt er hinzu: .Et nous defions le plus habile Oedipe 
de decouvrir ici deux autres noms qui emploieroient également 
toutes les lettres, sans en distraire, ajouter, ou méme redoubler une 
seule.> Seine Behauptung ist insofern nicht richtig, als er in 
Wirklichkeit die Buchstaben d, / und e doch zweimal brauchte, 
um zum angefübrten Resultate zu kommen. Doch wird man gegen 
diese doppelte Verwendung derselben Buchstaben, wenn sie auch 
nur einmal gegeben sind, an sich nichts einwenden dürfen, da 
Machaut hier ja nicht, wie in andern Fällen, sich dies ausdrücklich 
verbeten hat Es gibt vielmebr, wie gleich zu zeigen sein wird, 
bei ihm gewisse Anagramme, in denen eine solche Verdoppelung 
durchaus erforderlich ist. Nur wo er in deutlichen Worten das 
Hinzufügen von Buchstaben zu den gegebenen Elementen unter- 
sagt, gilt H. Suchiers Grundsatz. Auch die Diminutivform Peronelle 
für Peronne lälst sich rechtfertigen; sie findet an Guillemin für 
Guillaume eine Stitze. Bedenklich dagegen ist, dafs P. Paris die 
in allen drei Handschriften gegebene Lesung fame in dame um- 
ändern mufs, um seine Lösung zu retten; die Übereinstimmung 
der Manuskripte ist ein schwerwiegendes Argument gegen die leichte 
Textánderung des franzósischen Forschers, mag sie auch noch so 
geringfúgig sein. Dennoch aber lafst sich die Paris'sche Hypothese 
nicht ganz abweisen, wie Suchier tut. Gesichert ist freilich nur, 


1 Worauf sich Tarbés Behauptung stützt (p. 169), der Dit de la Harpe 
wire der Dame des Voir Dit, Agnes de Navarre, gewidmet (daher er denn 
auch diesen Namen im Anagramm finden will), ist mir unklar. Ich wülste 
nichts, was diese Vermutung erlaubte. 


ANAGRAMME U. RÁTSELGEDICHTE BEI GUILLAUME DE MACHAUT. 409 


wie dieser hervorhebt, Gurllaume de Machaut und das anderswoher 
erschlossene Peronne. Gegen die von Suchier aufgestellte Kom- 
bination: Guillaume de Machaul amera fille Peronne erhebt aber 
G. Paris mit Recht Einspruch (Romania XXVII, 162) mit dem zu- 
treffenden Bemerken, dafs „cette façon de parler est tout à fait 
inusitée, et dans ses autres anagrammes Machaut ne met que des 
noms et des surnoms“ (wobei das unlösbare Anagramm des Dif 
de la Harpe dahingestellt bleiben mufs). Man wird u. E. also doch 
trotz der Einwände Suchiers an der von P. Paris ermittelten Lósung 
vorläufig solange festhalten dürfen, bis eine andere, dem Anagramm ’ 
besser Rechnung tragende Deutung gefunden ist. 

Zahlenrätsel geben, wie der Di! de l'Alerion, die lyrischen Ge- 
dichte, in denen der Dichter Namen versteckt hat. Davon be- 
finden sich zwei Rondeaux im Voir Dif; beide sind schon von 
Tarbé und P. Paris gedeutet worden. Sie seien hier lediglich des- 
halb wiederholt, um das gesamte Material einmal vollständig zu- 
sammenzustellen. Das erste der beiden (Voir Dit p. 266) gibt an: 


Dis et sept, .V. XIII, „XIV. et .XV., 


d.h. r ¢ no p: Peron und mit der durchaus erforderlichen Ver- 
doppelung von nw und e, Peronne. 
Das zweite (ib. p. 369): 
Cinq, sept, douze, un, nuef, onze et vint, 


also eg matiu, d.h. Guillaume, wobei wieder / und u ver- 
doppelt werden müssen. 
In der Sammlung der mit Musik versehenen Rondeaux lautet 

eines; 

Cinq, un, treze, huit, nuef ... 
oder e anh i = Jehan. Der Name könnte an sich wohl so bleiben, 
da das Gedicht nichts enthált, was notwendig einen Frauennamen 
forderte; wahrscheinlicher ist aber, dafs man durch doppelte Ver- 
wendung von # und e daraus /ehanne zu bilden hat. Dieser Name 
ist nun tatsáchlich gestútzt durch eine Balladenstrophe Machauts 
(N. 165 der Ballades ou il n'a pas de chant), die man mit unserm 
Rondeau zusammenstellen wird. Es heiíst da: 

XIII, V, double; I avec lie 

Et huit et nuef ..., 


also zweimal # und e, dazu a, A und 7, woraus sich wieder /ehanne 
ergibt.1 


1 Bernard Monod hat diese Ballade mit einer unrichtigen Deutung ver- 
Offentlicht (Quinze Poésies inédites de Guillaume de Machault, Pour le Mariage 
Lévy-Javal, 1903, p.5) XIII (m) deutete er als m; Ausf ef nuef (A und 1) 
zog er zu 17 zusammen, wofür doch Machaut eher dis ef sept gesagt hätte; 
dadurch gewann er r (eigentlich mufste sich nach seiner Rechnung g daraus 
ergeben); ebenso wurde 5 + 5 für ihn :, und dazu lieferte eine dritte Ver- 
wendung der Zahl 5 den Buchstaben e, so dafs er daraus Marie konstruieren 
konnte, 


- 


410 E. HOEPFINER, 


Ebensowenig wie Tarbé gelang mir die Lósung des Ratsels 
auf einen Frauennamen in folgendem Rondeau: 


Dame, qui vuet vostre droit nom savoir, 
Voie ce dit qui en chantant l'enseingne, 
Mais v de vis faut oster et mouvoir, 

Dame, qui vuet vostre droit nom savoir. 
Or le vueillez en bon gré recevoir, 

Car je lay fait pour vous a telle enseingne: 
Dame, qui vuet vostre droit nom savoir, 
Voie ce dit qui en chantant l'enseingne. 


Im dritten Verse ist y nicht, wie Tarbe meinte, als die Zahl 5 
aufzufassen, sondern als der Buchstabe z, der aus der Verbindung 
zis ausscheiden soll. Wo ist aber dies zis zu suchen? Vielleicht 
ist der versteckte Name gar nicht in diesem Rondeau selbst ent- 
halten, sondern in einem dit, den das Gedicht begleitete (vgl. vs. 2) 
und der die erforderlichen Elemente zur Namensbildung besals. 
Wenigstens schlieíst der Wortlaut des Liedes eine solche Deutung 
keineswegs aus. 

Die für die Dichter des 14. Jahrhunderts charakteristische 
Neigung zur Künstelei und ihre Lust am überraschenden Effekt, 
die sich auch in den Vers- und Reimspielereien offenbaren, waren 
die Motive, die sie zum Rätsel und zum Anagramm greifen liefsen. 
Der Anstofs dazu und das Vorbild war ihnen aber schon früher 
gegeben worden in dem Brauche, der sich in der lyrischen Dichtung 
herausgebildet hatte, die Dame, die man besang, durch einen 
Verstecknamen zu bezeichnen. In der provenzalischen Lyrik zuerst 
aufgekommen, hatte sich diese Sitte zugleich mit der Dichtung 
auch in Nordfrankreich eingebürgert. Machaut selbst befolgt 
diesen Brauch, wenn er im Voir Dit seine Dame nie anders als 
Toute Belle nennt (vss. 8 und 9037), ein Name, den er selbst nach 
seinem eigenen Zeugnis ihr beigelegt hat.! In dieser Gepflogenheit 
war wohl die erste Anleitung gegeben, an Stelle einer direkten 
Nennung einen Namen zu umschreiben oder nur anzudeuten; dem 
Scharfsinne jedes Lesers mochte es anheimgestellt bleiben, den 
wahren Namen zu erraten. In denjenigen Fällen namentlich, in 
denen das Liebesverhältnis rein äufserlich und konventionell war 
und ein Wissen davon keine Gefahr in sich schlofs — und das 
war gewiís die überwiegende Mehrzahl — war es geradezu der 
Wunsch des Dichters und seiner Dame, dafs in bestimmten Kreisen 
ihre Liebe bekannt würde und den Gegenstand der Unterhaltung 
bildete.2 Völlige Undurchsichtigkeit sollte daher nicht erstrebt 

1 Voir Dit, vss. 1361—2: 

Et quant je la vi si tresbelle, 
Je li mis a nom Toute Belle. 


2 Wiederholt erklärt Machaut im Voir Dit, dafs er auf ausdrückliche 
Aufforderung seiner Dame hin ihr Liebesverhältnis darstelle, damit alle es 





ANAGRAMME U, RÂTSELGEDICHTE BEI GUILLAUME DE MACHAUT, 411 


werden. Ohne den Namen direkt zu nennen, gab man deshalb 
in Form von Anagrammen, Akrostichen, Wortspielen und Rätsel- 
gedichten dem Leser die Möglichkeit an die Hand, mit einigem 
Scharfsinn die richtigen Namen aus dem Texte herauszulesen. Seine 
Dame sowohl als sich selbst konnte der Dichter in seinen Werken 
auf diese Weise zu erkennen geben. Wie Machaut, so hat dann 
auch sein Schüler Eustache Deschamps von dieser Freiheit reich- 


lichen Gebrauch gemacht, und man weils, wie gern sich später ein 


Villon des Akrostichons bediente. 

Es scheinen derartige Rätselgedichte, namentlich auf Frauen- 
namen, auch zu keinem andern Zweck als dem der gesellschaft- 
lichen Unterhaltung und der Anregung des Scharfsinns des Hörers 
oder Lesers entstanden zu sein. Eine kleine Sammlung von zehn 
solcher Rätsel enthält die Berner Machaut-Handschrift, aus der sie 
in das Manuskript der Pariser Arsenal-Bibliothek tibergingen, Die 
Gedichte bestehen allein für sich, ohne sich an eine grólsere 
Dichtung anzulehnen; jedes davon gibt einen andern Namen an. 
Es handelt sich also nicht um eine Sammlung, die von einem 
Dichter zum Preise einer bestimmten Dame hergestellt wäre, sondern, 
ebenso wie die dort befindlichen /eux à vendre und Jeux de par- 
/age oder Deschamps’ Scherzgedichte in Frage und Antwort,! lediglich 
um eine Art gesellschaftlichen Unterhaltungsspiels, zu dem ge- 
legentlich auch die angesehensten Dichter ihr Talent hergeben. 

Wir lassen hier noch diese Gedichte folgen, obwohl nicht 
ihrer aller Lösung uns gelungen ist. 1 bezeichnet die Hs. Paris 
Ars, 5203, K die Hs. Bern 218. Es befinden sich die Gedichte in 
1 auf P. 14719 und v% in K auf fl, 132v0 und 13319. Man hat 
in K die direkte Vorlage fúr 1 zu sehen. 


I. Ie commence le nom que j'aimme d'amour fine, 
Se savoir le voulez, un plaint y couvient mectre, 
Pour l'acomplir et faire entierement ne fine. 
4 ©Or vous vueilles adont du savoir entremectre. 
Apres ce nom te di que le seurnom feres, 
Non mie de dolour, mais de bel soulas mes. 
En ce mot nulles lettres, plus ne mains, ne metres, 
8 Ains de ce de .L c justement osteres. 
2 voies I, 4 entremettre 1, 6 solas I, 8 Zins K. 


In der ersten Strophe geben die ersten drei Verse je eine 
Silbe des gesuchten Namens: /e-han-me. Schwieriger ist die 
zweite Strophe. Man wird den Angaben des Dichters entnehmen 
dürfen, dals der seurnom aus den Worten de bel soulas zu ge- 
winnen ist, wobei nach vs. 8 ein e (oder s, also ein Sibilant) weg- 
genommen werden soll. Durch Umstellung der gegebenen Buch- 


wúfsten und man noch lange davon spräche. Neben Toute Belle wird daher 
dort auch der wirkliche Name Peronne dem Leser zu erraten gegeben. 
1 Oeuvres Completes (ed. St. Hilaire et Raynaud) VIII N. 1443. 


[3 


y 


412 E. HOKPFFNER, 


staben kann man /a dous bele konstruieren, wobei allerdings das 
Feminmam “ous statt douce mit in Kauf genommen werden muls. 
Handeit es sich aber um einen Orts- oder Familiennamen, dann 
müssen wir auf die Lösung verzichten. 
II. Celle pour qui Amours si fort m'argue 
Rit et chante, quant me voit maint mal traire 
Pour li de qui [ou fait] puet on le nom atraire 
De cestui dit, du premier a l’issue. 
3 on] fehlt K. 4 du premier a Tissue] puet L 


Die Lösung ergibt sich aus dem Ende des ersten Verses und 
dem Beginn des zweiten: 


Marguerite. 


IIL Quant vous trouverez un perron, 
Ne le laissiez jamais ester, 
Tant qu'il vous ara dit le nom 
De celle que j'aim sans fausser. 
Losung: Peronne. 


IV. Le nombre de Paris prenez 
Et ostez tout voir de savoir, 
Du contraire le lait, s'avez 
Le nom de m'amie pour voir. 


vs. 1. Die Zahl im Wort Puris ist 7 (= 1); vs. 2. savoir ohne voir 
gibt sa; vs. 3 das Gegenteil von /aif ist bel, beau. Also /sabeau. 


V. Se de celle qui mon cuer a 
Vues savoir le nom sans doubter, 
Le franc oisel le te dira, 
S'a droit li scez une elle oster. 


4 li] Ze I; hoster I. 
Franc oisel ohne / gibt Francoise. 


VI. De la moitié d'un chappellet 
Et de V flours de violete 
Faites le nom de m'amiete. 
N’est-il pas bel et joliet? 


Die Lösung ist mir nicht gelungen. Vielleicht O/ívete? 


VII. Se le nom ma dame voulez, 
Au revers si la trouverez. 
2 trouverez] tournerez K. 


Si la umgekehrt: Ads. 


VIII. Prenez du lait tout le contraire, 
Et on vous dira en la fin 
Le nom ma dame debonnaire 
Que j’aim de cuer entier et fin. 


3 debounaire K. 


ANAGRAMME U. RATSKLGEDICHTE BEI GUILLAUME DE MACHAUT. 413 


Lósung unsicher. Vielleicht aus vs. 1 zu gewinnen: das Gegen- 
teil von /ait tout könnte Zoufe Belle geben, den Beinamen der 
Dame des Voir Dit. Ist diese Lósung richtig, so wären diese 
Verse ein Beleg dafür, dafs diese Gedichte aus einem Kreise 
stammen, dem Machaut angehörte oder dem er nahe stand. 


IX. Langues sans nombre faut avoir 
Pour le nom m’amie savoir. 


Langues ohne Z (= 50) und mit Wandel von # zu #7 wird zu 
Angnes. 
X. Ne pren fors que ma dame rie 
Et li oste sa seignorie, 
Si ne demourra que le nom 
Cui Dieu croisse honneur et renom. 


Ma dame rie ergibt, wenn man die seiguorie, d. h. dame, wegnimmt, 
Marte. . 


E. HOEPFENER. 





Zu franzósisch /andier. 


Die Bemerkungen A. Hornings Band XXIX, S. 527 f. verai 
diese Zeilen. 

Verständigen wir uns zuerst über den Gegenstand, 
franzôsische Bezeichnung in Diskussion steht. Fin Feuerbc 
eine Vorrichtung, mittelst deren man das Brennholz in eine . 
Lage bringen kann, so dafs das Brennen durch die nun von 
zustreichende Luft ermöglicht oder wenigstens erleichtert wir 
ist ein Gerät des alten offenen Herdes und hat dort vier 
Wenn der Kamin zwei Feuerböcke hat, sind diese meist 
beinig — wie der von A. Horning (etwas mangelhaft) abge 
— und stehen senkrecht auf die Rückwand des Kamins. ] 
ein Bock vorhanden — vgl. Schuchardt’s Festschrift für M 
S. 5 Abb. 3 — so ist dieser vierbeinig und steht vorn q 
Kamine. Auch auf dem offenen Herde waren die (vierbe: 
Böcke einst paarig vorhanden. Heute findet man nur mehr 
der ebenfalls quer steht. Vgl. mein Bild in der Zts. für 
Volkskunde II, S. 259 Fig. 152. Der Feuerbock ist scho 
langer Zeit zur Auflegung des einen Endes des Bratspiefses ad 
worden und auch das Exemplar, das Horning skizziert, schei 
Bratspiefslager zu tragen, allerdings von einer Form, die i 
gesehen habe und die gewils untypisch ist. Vgl. die sc 
Feuerböcke aus dem Besitze des Grafen H. Wilczek, die 
den Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft (weiter 
zitiert) in Wien XXV (1895) S. 57 Fig. 97, S. 58 ff. Figg. 98 
nach Lichtbildern reproduziert habe. Warum Horning seiner 
geköpft hat, weils ich nicht. Wahrscheinlich hat sein Ex 
zuoberst auf der senkrechten Stange einen Knopf oder abe 
Schale oder einen Eisenkorb, die den Zweck haben recevc 
tasse pour tenir chaude une boisson (Horning S. 526). Vgl 
das Schuchardtsche Stück, das oben einen Krug trägt. 

Nach den Daten, die uns M. Hoernes (Mitteilungen der 
historischen Kommission der kais. Akad. der Wissensch. 
I S. g1ff.) zur Verfügung gestellt hat, darf wohl gesagt w 
dafs in praehistorischer Zeit der Feuerbock, und zwar vierb. 
von Italien aus zu den benachbarten Völkern gekommen is 
erscheint aufserhalb Italiens bei Romanen, Kelten und Gerr 
Bei den letzteren ist er hauptsächlich an das ,oberdeutsche* 


ZU FRANZÓSISCH LANDIER. 415 


gebunden (und vierbeinig geblieben), und ist mit diesem Hause 
zu einem Teile der östlichen und südlichen Slaven (z. B. auf dem 
Balkan) gekommen. Dem niedersáchsischen Hause hat er mindestens 
nicht in allen Gegenden angehórt, dem osteuropäischen Hause 
(z. B. in Rufsland) fehlt er ganz. 

Selten sind die bildlosen Bezeichnungen des Feuerbocks: mhd. 
branfisen, brantreite, kroat. (eigentl. türkisch) demirodéak ,Eisenherd“, 
Im ahd. ist, so viel ich sehe, éranfisen noch nicht belegt, wohl aber 
verzeichnet Graff III, 309 ¿rantreita. Aber branfisen muls gleich- 
wohl sehr alt sein, denn auch im ags. findet sich andena brandisen 
Ælfric ed. Zupitza S.316 Z.4. Doch siehe unten. Das an. kennt 
ein drandreid „Rost“, was vielleicht aus dem Deutschen hinauf- 
gekommen, denn im Norden sind weder aus alter noch neuer Zeit 
meines Wissens Feuerböcke bekannt geworden. Merkwürdig sind 
die romanischen Namen des Feuerbocks, die auf caput a 
(ital. cavedon u.s.w. Mussafia DSAW Wien XXII S. 143), was 
wiederum bei den Slaven sein Seitenstúck hat z. B. kroat. g/avnja 
zu glava ,Kopf*. 

In England ist er, wie in allen Kaminlandern meist dreibeinig. 
Fr kommt aber auch vierbeinig vor, wie z. B. das riesige Exemplar 
in der Great Hall zu Penhurst (Kent), das Wright A history of 
English culture S. 450 Fig. 290 zeigt. Dieser Feuerbock steht auch 
keineswegs in einem Kamine, sondern auf den Fliesen, auf einem 
mit Steinen umstellten Platze, in der Mitte der Halle. Nach seiner 
Grôfse zu urteilen, konnte man auf ihm ein mórderisches Feuer 
entbrennen. 

Schon seit praehistorischen Zeiten bis auf den heutigen Tag 
ist der Feuerbock mit einem, oder auch zwei Tierkópfen versehen 
worden, so dafs er als vierbeiniges Tier, oder als Doppeltier mit 
zwei Kópfen, einem vorne einem hinten, erscheint. 

Was die bildende Kunst tat, das tut auch die Sprache, sie 
animalisiert dieses vierbeinige Eisengestell. Der Deutsche spricht 
von einem Fewerbock, Feuerhund, Pi, (fujaross Alpen; in 
Gottschee wairreschle A. Hauffen Q und F zur Geschichte Lit. 
und Sprache Österreichs u. s. w. III. Die deutsche Sprachinsel 
Gottschee S. 56), Feuerhengst (neben anderen Namen bei den 
Siebenbürgen Sachsen MAG XXIX S, 208), Der Slovene nennt 
ihn koza „Ziege“ oder konj „Pferd“. In der Bukowina heifst er 
Wolf, bei den Polen wi/k (Kaindl MAG XXVIII S. 239), bei den 
Kroaten macka „Katze*, kong „Pferd“, in Bulgarien meëka „Bär* 
(Marinow Sbornik Sophia XVII [1901] II Materiali S. 38 Fig. 37), 
in Ungarn vasmacka ,Eisenkatze“ (Biinker MAG XXVII [1897] 
S. 106) u.s.w. Vgl. Verfasser in den Indogerm. Forsch, XVI S. 135, 
SBAW, Bd. 144 VI Das bosnische Haus und Etymologien zum 
Hausrat S. 15. Wegen franz. chenet, chevretle vgl. Mussafia DSAW 
Wien XXII S. 143. 

In wenigen Fällen ist — wieder sowohl in der Sprache wie 
in der Plastik — eine Menschengestalt aus dem Feuerbock, aber 


li cla bas mor 


M a “a 
N Kuh i % 


# 
q 


ay "+= 


Kae: 





ZU ERANZÓSISCH LANDIER. 417 


praktischer sind, als die abstehenden des Stiers, so konnten doch 
auch Stierhórner durch derbe, widerstandsfähige Stummel genug 
deutlich markiert werden. 

Für mich hat die Annahme, dafs in der gallischen Gegend, 
wo der italische Feuerbock zuerst eindrang, *andero- „junger 
Bock* bedeutet hat, absolut nichts bedenkliches. Allerdings! zu 
belegen ist er nicht. Wer nach der belegten Bedeutung ,junge 
Kuh“ nur ein Mask. „junger Stier“ zuzugeben vermag, wie Schuchardt, 
der kommt in die Schwierigkeit, wie Schuchardt, annehmen zu 
mússen, dafs es auf gallischen Boden zuerst Feuerbócke mit Stier- 
kópfen gegeben habe, dann erst solche mit Widderkópfen. Das 
Hypothetische wird damit nicht vermieden; sondern nur auf ein 
anderes Gebiet verlegt, denn nun kann man entgegnen, dafs solche 
Feuerböcke mit Stierköpfen eben nicht ausgegraben worden sind 
und dafs der Umstand, dafs sich solche auf anderen Gebieten 
finden (vgl. den römischen Bock mit vier Stierköpfen! IF XVI 
S. 137 Fig. 13) für gallisches Gebiet nichts beweist. 

Die Meinungsdifferenz zwischen mir und Schuchardt ist aber 
eine geringfügige, denn er hat sich gegen die Hauptsache, Herkunft 
von /andier aus gall. *andero-, nicht ausgesprochen. Ich will hier 
ausdrücklich hervorheben, dafs schon J. Déchelette in seinen wegen 
des Materials wichtigen Aufsätzen Le belier consacré aux divinités 
domestiques sur les chenets Gaulois Revue archéolog. XXXIII (1898) 
auf das bemerkenswerte Zusammentreffen der gallischen, wirkliche 
Bockköpfe tragenden Geräte mit dem deutschen Worte Feuerbock 
hingewiesen hat (S. 250). Hätte er noch gewufst, dafs im slav. 
kosa „Ziege“ sich in derselben Bedeutung findet, er hätte gewils 
nicht ermangelt, auch dieses heranzuziehen. 

Je leichter ich mich mit Schuchardt vergleichen kann, desto 
schwerer wird mir die Verständigung mit Horning. Ich sehe keinen 
Weg, der mich auch nur in seine Nähe führte. 

Prüfen wir seine Ansicht. Andéna-andain, so beginnt er, be- 
deutete „der Schritt“, dann das, was man beim Mähen mit einem 
Schlag, der ja immer einen Schritt voraussetzt, abschneidet. Der 
normale Schritt eines Mannes sei 0,80 m (S. 515 Anm. ı)? Die 
Rückenlänge seines Feuerbocks habe 0,60 m. Dieser Stab, bei 
ihm die Linie 48, sei der eigentliche andain.3 An diesem Eisen- 


1 Der zitierte römische Bock wird in Innsbruck verwahrt. Er ahmt eine 
Rinderrasse mit weitabstehenden Hörnern nach, die wir die „ungarische “ 
nennen, Ich besitze Votivrinder mit ebensolchen Hörnern aus Tyrol, ebenfalls 
aus Schmiedeeisen wie der römische Feuerbock. 

® Beim Gehen, aber nicht beim Mähen! C. N. 

3 Horning hätte hier zitieren können Konrad von Megenberg Buch der 
Natur ed, Pfeiffer S. 479, 31: „Ez ist auch ainer lai eisen in den landen gegen 
der sunnen aufganch, daz haizt andena, daz ist guot ze sneidenden wifen“ 
u.s,w. (Ich zitiere nach O. Lauffer Mitteilg, des Germ. Museums 1900 Herde 
und Herdgeráte u.s.w, SA 5.73). Aber hier bedeutet andema eine Art von 
Eisen, nicht eine Länge. Aus welchem Worte andena hier wohl entstellt 
ist? Etwa aus npers. dhen „Eisen"? 


Zeitschr. f. rom, Phil, XXX, 27 











a 


418 R. MERINGER, 
stabe von einer bestimmten Lánge, so muls man also nach ihm 


entstanden, dafs zuerst eine Stange von bestimmter Länge da war 
und dafs diese Beine erhalten hätte?? Nein! Nur für die 
lation ist ein Feuerbock eine Linie AZ mit Beinen. Für 
tümliches Denken und Auffassen ist er ein Ganzes, das mit der 
Phantasie geschaut, als es a ban teens als Tier bezeichnet 
sina Linke AF. haretcinalden, denn és hintere Fufs ist die 
Fortsetzung von AZ, dieselbe Stange, dasselbe Stück Eisen, wenn 
seine Zeichnung nicht falsch darüber berichtet. 

Weiter. Andain sei ein Längenmafs gewesen. Der, sozusagen, 
normale Feuerbock hätte also eine Schrittlinge gehabt. Das ist 
sehr unglaublich. Die praehistorischen Feuerböcke aus Bronze und 
Eisen, welche Hoernes a. a, O. S. 103, 115, 116 abbildet, haben in 
der Wirklichkeit 0,36 m, 048m, 0,66 m, 0,99m, 1,26m Länge, 
sind also sehr verschieden grofs. Die gallischen bei Déchelette 
waren sehr klein, was man sagen kann, trotzdem von ihnen meist 
nur wenig mehr als die Kópfe erhalten ist. Die dreibeinigen 
Kaminfeuerböcke von heute und der letzten Jahrhunderte sind 
wahre Ungeheuer gegen die des heutigen oberdeutschen Bauern- 
hauses, stammen auch oft aus reichen Behausungen. Bei unseren 
oberdeutschen Feuerrössern habe ich bemerkt, dafs sich ihre Gröfse 
nach der Gröfse des Hauswesens richtet, d.h. nach der Gròfse 
des Feuers, das wieder abhängig ist von der Anzahl Menschen, 
für die gekocht werden mufs. Ein Normalfeuerbock von 60 bis 
80 cm Länge ist nach meinen Erfahrungen am modernen Bauern- 
hause für die beschränkte alte Hütte, in die der Feuerbock zuerst 
aus Italien nach Gallien kommend eindrang, entschieden zu grofs, 
d.h. wenn man überhaupt eine „Normalgröfse* zugeben könnte, 
so wäre die, die Horning zu seiner Etymologie braucht, viel 
zu grols. 

Ich bin also nicht in der Lage Hornings Gedankengang zu 
akzeptieren. 

Und was hat Horning gegen meine Etymologie einzuwenden ? 

„Da man einen altgallischen Feuerbock mit Bockköpfen und Hörnern 
gefunden hat, sagt er, so wird ein sonst nicht erhaltenes keltisches 
*anderos „junges Rind, Bock* angesetzt, das zu andier wurde.* Ich 
konstatiere dagegen, dafs ich IF XVI S.138 gesagt habe: „Dort 
(im Aufsatze Déchelettes) sind die Überreste einer Reihe alt- 
gallischer Feuerböcke abgebildet, die als Böcke — mit deutlichen 
Bockköpfen und Hörnern — charakterisiert sind.“ Hornings Aus- 
druck „einen altgallischen Feuerbock mit Bockköpfen“ beweist 
übrigens, dafs er auch meine Figuren 14 und 15 mit einander 
kontaminiert hat, obwohl die Unterschriften genauen Aufschlufs 


ZU FRANZÖSISCH LANDIER, 419 


geben. Die Fig. 14 stellt einen praehistorischen Feuerbock 
aus Lengyel in Ungarn dar; er hat zwei Bockköpfe, einen vorne, 
einen hinten. Die Fig. 15 bringt das Bild eines gallischen Feuer- 
bocks aus Bibracte; dieser hat nur einen Bockkopf. 

Horning bemerkt weiter, dafs bei meiner Erklärung mittel- 
lat, andena und mundartliches andam für Feuerbock unaufgeklärt 
bleiben. 

Ich könnte da ruhig antworten, hier liegt ,,Suffixwechsel* vor! 
Aber ich denke an etwas Spezielles: Ich meine andena ist eine 
Analogiebildung nach cafëna. Seit uralter Zeit schwebt über dem 
*anderos mit den brennenden Scheitern der Kessel auf der Kette 
(cafena). So war es auch zu Göthes Zeiten,! und so ist es heute noch. 
Diese Kette wird öfter an der senkrechten Stange des Feuerbocks 
selber befestigt, wie meine Fig. 171 MAG XXIII S. 177 und die 
Zeichnung bei O. Lauffer a. a. O. SA Fig. 60 S. 79 zeigen. Die 
sachlichen Beziehungen vom *anderos und der caféna sind also vor- 
handen, Man bemerke auch, dafs Feuerbock und Kette neben- 
einander erwähnt werden im cap. de villis 42 (ed. K. Gareis S. 47), 
wo vorgeschrieben wird, dafs jede villa Karls des Grofsen u. a. 
andedos, calenas, cramaculos vorrätig halte. Auch die Sprache zeigt 
noch sonst diese Beziehungen des Wortes für Feuerbock und des 
für Kette. So wird katalanisch anderris als „Kesselhaken“ erklärt 
(Schuchardt a. a. O, S. 6), der das Ende der Kette, wenn keine 
Zahnstange vorhanden ist, bildet, oder das Ende der crémaillere. 
Nach Horning S. 526 Anm, 4 bedeutet savoy. /andie ,tringle de 
fer à laquelle on fixe la crémaillére*, wonach also die Zahnstange 
der Aufhängevorrichtung den Namen /andie führen würde.? 

Der Kernpunkt der /andier-Frage ist der: Welche Form ist) 
die áltere, von der man auszugehen hat, *andero (belegt mittellat. 
anderius) oder andena, die r-Form oder die #-Form? 

Ich sage: Unbedingt die erstere! Nach Norden und Süden ist sie 
über die französische Sprachgrenze gewandert. Schon frühzeitig 
haben sie die Engländer übernommen und in englisch andıron 
liegt es — volksetymologisch an ¿rom „Eisen“ angelehnt — noch 
vor. Nach Süden ist die r-Form zu des Basken, schon mit an- 
gewachsenem Artikel, als /ander gekommen. Ich will dazu be- 


3 Campagne in Frankreich 4. Oktober 1792: , Die landsittliche Koch- 
vorrichtung ‘pot au feu' konnte ich hier zum ersten Mal genau betrachten. 
Ein grofser eiserner Kessel hing an einem Haken, den man durch Verzahnungen 
erhohen und erniedrigen konnte, úber dem Feuer, “ — Göthe meint die Zahn- 
stange, crémaillére, die sich im Schlufsringe (der gröfser ist als die anderen) 
einer Kette auf und nieder bewegen läfst. Diese Vorrichtung ist weit ver- 
breitet und findet sich auch noch in Ruísland. 

1 Es wäre zu wünschen, dafs man aus dem Munde der Landschmiede 
die Namen für die Teile der Aulhängevorrichtung fixierte, 

2 Dafs engl, andiron wirklich erst aus dem Französischen entlehnt wurde, 
beweisen — wie mich K, Luick belehrt — die Schreibungen: die mittelengl, 
Belege (von ca. 1300 an) haben vorwiegend die Schreibungen aun- oder awn- 
und das ist die gewöhnliche Wiedergabe des afr. nasalen an-. 


27" 


420 R. MERINGER, 


merken, dafs die baskischen Feuerbôcke, die Otto Stoll Ausland 
Bd. 63 (1890) S. 697 Fig. 2 abbildet, einen recht altertiumlichen 
Eindruck machen. Ich bitte nebstbei Horning mir zuzugeben, dafs 
bei ihnen von einer Linie AB keine Rede sein kann: der Rücken- 
stab biegt sich sanft abwárts und bildet auch den dritten, hintern 
Fuís des Feuerbocks, er ist mit ihm ein Stück. 

Auch mittellat. brander, branderia können nicht anders erklärt 
werden, als durch Kontamination von *andero- mit dem der Be- 
deutung nach so nahestehenden brand. Auf englischem Boden 
begeinen uns 1381 drandhirne, 1411 brandeyrne, 1596 brandei- 

ron (that the kettle standes on ([sic!] vgl. NED s. v. Frs 
ferner 1450 Tripos érondyre Wright-Wilcker 626 vgl. NED s. vw. 
brander. 

Unter den germanischen Bezeichnungen des Feuerbocks scheinen 
»Brandeisen“ (mhd. ¿ranfisen, ags. ca. 1000 drandisen, dann erst 
1872 wieder belegt brandice vgl. NED s. v. brandise) und „Brand- 
reite“ (ahd. brandreita, engl. brandreih, belegt von 1400 ab vgl. 
NED s, v.) sehr alt zu sein. Ich halte sie doch nur für volks- 
etymologische Veränderungen eines alten *branderos, wenn auch 
mittellat. drander und brandería (a. 1336) erst spät belegt sind, für 
ähnliche Umbildungen wie engl. andiron. „Brandeisen“ findet sich 
heute noch im gottscheeerischen Pis cor Schròer, Bericht über 
die Wiener Weltausstellung 1873 S. 12 und im siebenbürgisch- 
sächsischen bronfeisen. 

» Brandreite* liegt im heutigen siebenbürgisch-sächsischen ¿ron- 
ler! vor (vgl. Bünker MAG XXIX S. 208)1 Im Egerlándischen 
findet sich broddara » Branderer*, was zusammen mit mittellat. 
brander und branderia eine alte Kontamination von Brand und 
andero- beweist, die sich noch heute in einem deutschen Dialekt 
erhalten hat. Vgl. ,Unser Egerland* 1906 S. 6. 

Die n-Form andéna hat, soviel ich sehen kann, nur im Süden 
die Grenze überschritten, und zwar auf dem Umwege über deutsches 
Gebiet, wie die Kontamination mit „Brand“ beweist: lombardisch 
brandinal u.s. w. das schon Mussafia DSAW Wien XXII S. 143 
richtig beurteilt hat. Vgl. mittellat. ¿randanale Du Cange. 

Wenn Horning uns einen Dienst erweisen will, dann erkläre 
er die anderen Versuche, dem Worte *andero- sein fremdes Ge- 
wand zu nehmen, die in andedus, ändela, andasium vorliegen. Welche 
Wörter verwandter Gegenstände spielen da herein? In der Zts. 
für die österr. Gymnasien 1903 S. 396 habe ich mich mit ihnen 
herumgeschlagen, aber, als Nichtfachmann, auch ohne Erfolg. 

Noch ein Einwand gegen meine Erklärung ist abzuwehren, 
Es ist dieser: Wenn andain „Schritt, Schwaden* rein zufällig mit 


— 





1 Das siebenbürgisch-sächsische hat sechs verschiedene Beseichuungen 
des Geräts, wie a. a. O, zu sehen ist. Eine solche Fülle der 
findet sich bei diesem und ähnlichen Gegenständen auch auf anderen Sprach- 
gebieten, 


ZU FRANZÓSISCH LANDIER. 421 


mundartlich andain ,Feuerbock* zusammgefallen ist, wie kommt es 
dann, dafs auch für andam „Heuschwaden“ ein *andier „Heu- 
schwaden“ vorkommt (Horning S. 519)? 

Auch das erklärt sich. In der Zeit des Schwankens von andero 
und andéna in der Bedeutung ,Feuerbock“ machte man auch zu 
andena „Schritt, Schwaden“ eine Nebenform *andero. Soweit die 
Bedeutungen auch auseinanderliegen, im Leben des Bauers und der 
Bäuerin sind Feuerbock und Heuschwaden so häufige Wortbilder, 
dafs bei der grofsen formalen Ähnlichkeit leicht das Eine das 
Andere attrahieren konnte. 

Nur noch eine Bemerkung über die Bedeutungsangaben bei 
den Gegenständen des täglichen Lebens: Man mufs ihnen immer 
mit Milstrauen entgegentreten. Das zeigt z. B. die Glosse andena 
feurhundt vel ofengabel. O. Lauffer a. a, O. SA S. 20 Anm. 36. Und 
auch das deutsche Wb. erklärt craficula als „eiserner Rost, auf 
dem die Bránde liegen*. Vgl. meine Bemerkungen SBAW Bd. 144 
VI S. 15. Ein Rost ist aber, Jedermann kennt ihn, etwas anderes 
als ein Feuerbock. 

In anderen Fällen hat aber die Sprache selbst Übertragungen 
überraschender Art vorgenommen. Horning zitiert S, 526 Anm. 6 
Mistral v. enders (endes, anders, anderre) „grand trépied de fer 
servant à supporter un chaudron“. Wenn in Südfrankreich der 
Dreifufs, der Untersatz unter Tôpfen und auch unter dem Kessel 
(sofern dieser nicht auf der crémaillère hängt) wie der Feuerbock 
benannt wird, so hat auch das bei uns Analogien, wo der Brat- 
spiefsträger, der ebenfalls vier Beine hat, wie bei uns der Feuer- 
bock, die Namen Bratróssl (vgl. Feuerrofs) oder (früher) Bratbock 
(vgl. Feuerbock) führt. Auch auf englischem Boden finden wir die 
Verquickung von Feuerbock und Dreifuls: die oben nach Zupitza 
zitierte Glosse aus Ælfric heifst bei Wright-Wülker 127 Z. 9 An- 
dena, vel tripes drandisen. 


Aber zum Schlusse! Wenn ich mit voller Festigkeit bei meiner 
Meinung über /andier bleibe, so wird mir nach dem Gesagten wohl 
niemand Eigensinn vorwerfen dürfen. Für mein subjektives Empfinden 
sind die altgallischen, Bockköpfe tragenden, Feuerböcke ein Beweis 
dafür, dafs gall. *andero- nicht nur „jung“, dann „junge Kuh“ 
(kymr. anner) „junges Weib (air. aínder, baskisch end(e)re „Dame, 
Fräulein“) bedeutet hat, sondern auch „junger Bock“, d.h. dafs 
der Name jener altgallischen Feuerböcke *anderos war und dafs 
der moderne französische Feuerbock, der Nachkomme des alten 
gallischen, seine Bezeichnung /andier von dem gallischen über- 
nommen hat.! 


1 Eine Js. aus Galizien (CJL II 2598) sagt: I(ovi) o(ptimo) m(aximo) 
Anderon (i?) sac(rum). Nach dem oben gesagten dürfte der hier auftretende 
Juppiter Andero (oder Anderonus) mit dem bockköpfigen Fuppiter Ammon 
in Zusammenhang stehn. 


422 R. MERINGER, 


Die /andier-Frage ist keine Spezialfrage der Romanistik. Hier 
mússen auch die Philologen der anderen Vólker- und Sprachgebiete 
gehort werden — so weit der Gegenstand, der Feuerbock, ver- 
breitet ist. 

RupoLr MERINGER. 


Dafs von den verschiedenen Deutungsversuchen von /andier der Meringersche 
und der Horningsche allein den Lauten ganz gerecht werden, bedarf heute 
keines Beweises mehr. Nicht so verhält es sich mit den südfranzösischen Formen, 
über die Horning etwas zu rasch hinweggegangen ist. Zwar aprov. andier 
‘triangle, où s'exercait la justice, oú se trouvaient des marchés” also der um- 
schrittene Raum würde gut zu ambitus passen! und kann formell ein ambitar ¡zon 
oder eine prov. Weiterbildung aus ande sein, aber npr. anders, enders, anderre, 
kat. anderris Fem. PI. ‘Feuerbock’ auf -aríu zurückzuführen ist lautlich un- 
möglich. Der Ausgang -erre -erris weist auf -erru oder -erra und auch 
langued. unders stimmt zu langued. fers (ferros), während freilich rbod., 
mars. enders, inders nicht mit rhod., mars. ferre geht. Nun fallt auf, dafs 
auch der Anlautvokal nicht paíst, sodafs man wohl die Formen als aus 
anderen Mundarten entlehnt betrachten kann. Daís das Wort mit einer be- 
stimmten Form der Sache wandert, zeigt auch landier: die Verwachsung des 
Artikels mit dem Substantivum ist ein Zeichen fremder Herkunft, vgl. die meine 
diesbezüglichen Anschauungen bestätigenden Beobachtungen von E. Tappolet 
im Bulletin du Glossaire des Patois de la Suisse romande II, 3ff. Kehren 
wir zu -érs -és zurück, so möchte ich darin einen erstarrten und nicht mehr 
erkannten Plural sehen, wie ja auch kat. anderris ein Plural ist. Wir kommen 
somit auf andfrra oder andfrru, d.h. auf einen durchaus unlateinischen 
Ausgang, der aber in gall. andéra vorliegt. Die Dehnung des r, die nur süd- 
französisch ist, läfst sich wohl daraus erklären, dafs ein -éra lateinischer 
Lautung widersprach: man konnte nur zu dndera oder zu anderra greifen. 
In Nordfrankreich, wo nach gewöhnlicher Annahme die Kelten länger und 
dichter safsen, hat sich trotzdem andera gehalten, im Siiden ist die gallische 
Tonstelle und Tondauer bewabrt aber die Silbe zweimorig geworden durch 
die Dehnuog der Konsonanten. Ist diese Schlufsfolgerung richtig (und ich 
wiifste nicht, wie man sonst dem Ausgang der provenzalischen Formen bei- 
kommen könnte), so ist dieses gallische andéra eines des sichersten Bewcis- 
stücke gegen die Annahme der Anfangsbetonung im Gallischen. 

Horning meint, die nordfranzösischen Formen, die statt -ier ein anderes 
Suffix zeigen, könnten aus Suffixverkennung und Suffixwechsel nur dann er- 
klärt werden, wenn and- als Primitivum gefühlt wurde. Ich verstehe das 
nicht. Nachdem einmal in and]ier der Ausgang derselbe war wie in den 
zahlreichen Wörtern auf -ser aus -arıu, wurde -1er als Suffix gefühlt, ob man 


1 Siz. antu ‘il filare di viti, andana; la linea che i contadini occupano in 
lavorando; il luogo ove i contadini lavorano ed anche il riposo o conversazione 
a mezza il lavoro diurno” (Traina) wird durch die Bedeutung auch hierher 
gedrängt. Die Herleitung aus antrum, die von dem offenbar nebensächlichen 
Begriff des ‘riposare’ ausging, entfällt natürlich. — Zu anfu cher als zu 
andu dürfie abruzz. ande gehören. 


ZU FRANZÓSISCH LANDIER, 423 


nun unter and] sich etwas besonderes dachte oder nicht dachte. Wenn neben 
andier aus andéru ein and? tritt, so ist das doch nicht anders als wenn 
neben paxillus auch parsson existiert, da doch fax-, paiss- ebensowenig eine 
Existenz hat als dieses and-, vgl. Rom, Gramm. II, $ 354. Zudem handelt es 
sich, wie schon bemerkt, um ein Wanderwort. 

Was das Verhältnis zwischen andra, wie man vom keltischen, und 
andiru wie man vom romanischen Standpunkte aus erwartet, betrifft, so ist 
am ehesten denkbar, dafs man andera als Kollektivplural gefaíst hat, zu dem 
nun ein neuer Singular auf - gebildet wurde, vgl. die Beispielsammlung 
Rom, Gramm. II, $ 387, die leicht zu erweitern wäre. Dafs man in bask. 
andera, in kat. anderris die gallische a-Form zu sehen habe, möchte ich 
nicht ohne weiteres behaupten. Es frägt sich zunächst, ob das a in dem 
baskischen Worte, das van Esyss nicht anführt, nicht der Artikel sei. 


W. MEYER-LÚBERE. 


Eine satzphonetische Erscheinung franzüsischer Mundarten. 


Die Erscheinung, von der im Folgenden die Rede sein wird, 
dürfte dem Leser am ehesten aus pikardischen Mundarten bekannt 
sein, wo sie mit einer gewissen Regelmäfsigkeit auftritt Die 
folgende Ubersicht wird jedoch zeigen, dafs sie keineswegs auf die 
Pikardie beschränkt ist, sondern einem viel gròlseren Gebiet zu- 
kommt, das die lle de France westlich und östlich einschlieíst In 
dieser selbst ist sie auch nicht ganz unbekannt, jedoch vorläufig, 
wie es scheint, nicht über ein gewisses Anfanzsstadium hinaus- 
geschritten. Es handelt sich darum, dais in einer Silbe, die aus 
Konson. und tonschwachem e besteht, der Vokal scheinbar vor den 
Konsonanten tritt, also «/ statt ve, ek statt que, en statt ne, efmid te 
statt ¿Jemanter, ermet statt remetire. Ähnlich beschreibt die Er- 
scheinung Mever-Lübke (I S. 299), wo als Beispiel ef für -Ae (pik. 
== (e) aus Cayeux (Somme) angeführt wird: _der Vokal geht in 
dem Reibegeräusch auf, dann erscheint er wieder vor demselben-. 
Er kommt noch einmal S. 521 darauf zu sprechen, wo er aus Auve 
die Formen el (= ler, gltans (= delans), eF (= je) anführt, wo er 
-Redukzion auf den Stimmton* annimmt Eine eigentliche Er- 
klärung gibt er nicht. Von den Fällen, die in den gleichen Para- 
graphen behandelt werden, scheinen mir die erwähnten wesens- 
verschieden zu sein. Ähnlich wie Mever-Lübke fafst auch Sütterlin 
den vorgeschlagenen Vokal als einen Gleitlaut auf, Z. f r. Ph. 1902, 
S. 281, 300, 708. 

Wo sonst von der Erscheinung die Rede ist, wird si: ent- 
weder als euphonisch ! oder als Metathese (auch Prosthese, Epen- 
these etc.) 2 bezeichnet. Von dem ersten dieser Erk'ärungsprinzipien 


ı . se transpotte pour les besoins «le l'euphoz:e”, Sigart, Dict. «du 
Wallon de Mons S. 155. 

2 ,(Quand un mot commence par une syllabe muette, et aussi quand 
plusieurs muettes se suivent, il ‘aut introduire dans la prosonciation un e de 
métathèse, ou d'épenthèse sur lequel ces muettes puissent s’appuyer. Les 
monosyllabes che, de...sont ainsi sujettes à un renversement accidentel, et 
deviennent é-che, ¿-de..., toutes les fois, qu'eiles arrivent au commencement 
d'une phrase détachée, ou après =ne finale A consonne parlante. Leite, 
Petit Gloss. du pat. de Démuin XII; ähnlich gebraucht Ledieu das Wort 
Epenthese für die Fälle Fe reviens, al ¿revient, u est-t-c-revenu. — „Meta- 
these‘ Jouancoux, Et. pour servir 4 un gloss. étym. du pat. pic. s. ercáor. 
erpow etc. — „la prosthése de le..." \erchon [le, on], epser [ fesser], cque- 
viller [cheviller], Mrkal, Et. sur le pat. de Démuin S. 17. — „Umstellung“ 


EINE SATZPHONETISCHE ERSCHEINUNG FRANZ, MUNDARTEN. 425 


brauche ich wohl nicht weiter zu reden, Dafs das zweite nicht 
zutrifft, geht am besten aus der reichen Zusammenstellung Guerlin 
de Guer’s (s. unten) hervor. Hier sind nämlich die in der Mundart 
von Thaon vorkommenden Fälle in Gruppen geordnet und zwar 
nach dem Konsonanten, der die Stelle mit dem Vokal zu tauschen 
scheint. Während nun die Fälle mit Präfix re- mitten in einer 
grofsen Anzahl von andern erscheinen, wo inlautend -er- zu -re- 
umgesprungen ist: z. B. entrecouper d/erkupe; présent pgred; sacre- 
ment sakarmd, vendredi vaderdí; auch bei den /-Fällen sich aufser 
dem Artikel le = », ¢/ einige inlautende Fälle: afrz empleyer 
apelve, ferner probäbflmä u. à. zeigen, kommt für de > ed nur 
die Präposition und das Präfix de in Betracht: ed, gdmué (demain), 
edouore (devorer), für de > ef nur je, für se > as nur das Reflexivum. 
Ebenso hätte er noch eine Gruppe me > em aufstellen können, 
mit dem einzigen Vertreter me Man kann also wohl von Meta- 
these nur bei den Liquiden sprechen, wo wir die bekannte, sehr 
verbreitete Erscheinung vor uns haben, die ich Streitfr, d. rom, Phil. 
I, $25 zu erklären versucht habe; bei den andern Konson. ver- 
bietet eben die Beschränkung auf den Anlaut etwas Phonetisches 
in der Umstellung zu sehen. Bei Pron. und Artikel / und Präfix 
re- könnte man nun zwar Metathese vermuten; aber die Gleich- 
artigkeit der Erscheinung mit jener, wo es sich um andere Kon- 
sonanten handelt und die geographische Koinzidenz führen dazu, 
eine gleichartige Ursache bei allen diesen Silben zu suchen. 

Der Wahrheit näher kommt Vermesse in seinem Dict, du pat. 
de la Flandre frang., Douai 1867, p. 208. Er macht Hécart den 
Vorwurf, dafs er in seinem Wörterbuch mehr als 30 Worte unter e 
eingeschaltet habe, die unter r gehörten; er hätte nicht ervindresse 
erlaver geschrieben, wenn er anstatt unrichtig Zun’ biell” ervindresse 
richtig Lun bielle (e gesprochen) r'vindresse abgeteilt hätte. Ebenso 
wäre in einem populären Lied aus Lille statt 

On dirot qu’ on m’ arrache 
Eu m’ tiéte arriére eu d’ mi, 
zu schreiben gewesen: On dirot qu'on m'arrache m’ tiéle arrière d’ mi. 

Trotzdem ist die Sache nicht so einfach. Verm, hätte sich 
nur die Beispiele, die Hécart in den einzelnen Artikeln seines 
Wörterbuchs ! für das Rouchi bringt, näher ansehen brauchen, um 


Marmier, Gesch. und Sprache der Huguenottenkolonie Friedrichsdorf S. 321. — 
wTransposition de voyelles“ Guerlin de Guer, Le parler populaire de Thaon 
p. 103—105, wo allerdings ein Zweifel ausgesprochen wird, ob es wirklich 
Metathese ist, oder ob das e der Gruppe re- erst gefallen sei, und dann ein e 
am Anfang hinzugetreten, um die folgende mega + zu stützen. — 
Metathese für die satzanlautenden Formen nimmt auch Haigner& (le pat. 
boulonn, 104) an, während er für die inlautenden an Vermesse’s Erklärung (s, 0.) 
festhält. — „Metathöse“ und „transposition de lettres“ bei Moisy, Dict, norm. 
p. XXXVIL 

: 1 Mir liegt die 3. Ausgabe des Dictionn. Rouchi-Français, Valenciennes 
1834 vor. 


426 E HERZOG, 


sich zu úberzergen, dafs er ihm Unrecht tut. Neben den Fällen, 
wo man ohne weiteres durch andere Worttrennung die etyro> 
logischen Verbältnisse bersteilen kann: / ve tal $ erfrmier |= x 
"fr, E merproche (= me v pr.) tom mis fantes, nr framx der- 
une (= de r'towrne ‘de retour’), vite erjazeler (== vi-de 7 j. (VEIL 
tu recommencer );t ferner / mete em’ bara un priviliche (— | mite 
mo...) el saura i= je Il suivra ‘je la sa”, neben diesen Bei” 
spielen sige ich, gibt es andre, wo man damit nicht auskomme: 
Fa mw eromarse en Dicu (= mon recours;, Y ¿uz erien (Prt. von 
recuetilar “accueillir); Y ese ernari: l'in, & ersáne ‘il ressembie), 
¿vas mes ervénures ‚tevenues). In dem Beispiel El metresse it fra 
infidélilé kann man wohl das ¿ des zweiten # ‘te’, von diesem 
tenter und zu métresse ziebeu; wohin aber soll man das des 
ersten dt (‘ta’, pik. #) ziehen? 

Weil Verm. über die Grenzen Lilles nicht hinausgegangen ist,’ 
bat er also das eigentliche Wesen der Erscheinung doch nicht 
richtig beschrieben, obwoh: er die Liler Verhäitnisse nchng er- 
kannt — allerdings nicht scharf genug präzisiert — hat Diese 
Liller Verbäitnisse stellen nämlich den Anfangspunkt der Enrwick- 
lung dar, und wir müssen uns im Folgenden eingehender damit 
beschäftigen. 

Jedermann kennt die Ansspracheregel des modernen Franzö- 
sisch, dais von mehreren anfeinanderfoigenden dumpfen e nur las 
1. 3. (5)... oder aber das 2. 4 (6.) ... gesprochen werden, die 
andern damit abwechseinden aber ganz stumm bleiben Die Regei 
gilt für Monosyllaba und für Polysyllaba vom Anfang an, dh. wenn 
das letzte (die letzten; der dumpfen + dieser Reihen in der ersten 
‘den ersten) Silben des mebrsilbigen Wortes stehen, also: je ste: ce -fe! 
demande pas, je rrewuns, ‘e vouirms ‘è rierderie mr. Dagegen ertönt 
das feminine e einer stuminen Endsilbe, die das erste Won emer 
svichen Verbindung ist, nie. wenigstens in der als korrekt zeitenden 
‘hochiranzosischen) Aussprache a le) de mouton «tc.*. Juwonl os 
sonst unter Umständen hörbar wird: ds ne portent pius spricä 
Porta più). 

Dieses Gesetz der Abwechselung zit, soviel ica weifs. 1ucn 
fúr die meisten Mundarten; vgl. fúr Plechitel Bretagne»: Dottin- 
Langouet, Gloss. du Pari. de Pl, Eini 3 124, :úr Bas- Maine: Dotun, 
Gioss ces Pariers du Bas-Maine, Fini. LXXVUI, tir Guye Cham- 
pugne;: Heuillard, Etude sur le pat de ia comm de Gure S. 12, 
für Franche-Montagne, Grunmont in Mem. soc. ing. VOL 53: — 


: Hécart seibst -chreibt auch Fe r’cevais $. er onure). 

3 Und er hätte ment wert chen missen Die Kurten von ‘'xrilliéron 
weisen 2.3. für T:mpleure: + aso le chasseur. ‘ar Linseles « wud le 
milieu) ais Satzaniangstormen aut. Allerdings simi das heute Formen. Und 
die Erscheinung ann seit ¿en »uer Janren croise Fortschritte gemacht haben. 

3 Das Nähere ber Nvron, Gramm. Aisi. I. 3 294. 

4 Dais ite Vuikssprache sich Jaran ment adit. weruen wir im ‘oigenden 


sehen. 


EINE SATZPHONETISCHE ERSCHEINUNG FRANZ, MUNDARTEN. 427 


Nun ist man aber in einem Teil derselben konsequenter vor- 
gegangen, indem man das stumme ¢ auch in den Endsilben 
nach denselben Gesetzen entweder elidierte oder aussprach. 

Ein Beispiel dafür ist eben der Dialekt von Lille. Mir liegt 
für diesen Dialekt Desrousseaux's Almanach chantant ‘Mes 
Etrennes’ für 1860 und 1861 vor (zitiert- II, III mit Seite), ferner 
seine in Lieferungen erschienenen Chansons et Pasquilles lilloises 
p. I—132 (nur nach der Seite zitiert). Jene von Verm. getadelten 
eu finde ich hier nicht. Dagegen zeigt das Metrum deutlich, dafs 
in einem mehrsilbigen Wort das auslautende e gezählt wird und 
das e des darauffolgenden einsilbigen verstummt. Es sind also 
als Zehnsilbner (mit Zásur nach der 4. Silbe) gerechnet: 

Des Quat'-Martiaux, si je m' charge d' vous dire 
Les biaux côtés, j veux dire I’ dróle aussi (II, 6). 


(Der 2. Halbvers des ersten Verses wird auf die Noten: d g a 
hcaa, der des zweiten auf die Noten: & d © h a h gesungen; ein 
Pariser Coupletdichter hátte, wenn er die Verteilung des Halbverses 
auf diese Noten andeuten wollte, unfehlbar geschrieben: je m’ charg’ 
de... f veux dir le...) 


Zehnsilbner mit der Zásur nach der 5.: 
Pindant pus d'un mos, prouve s'n amitié (II, 11) 
Presque au mém' moumint, chaque homm’ quitte 1' table (II, 13). 


Neunsilbner: 
Chacun d’ nous, au lieu d’ faire s’ toilette (II, 38). 


Achtsilbner: 

On a fait tout's sortes d' ferdaines (II, 24) 

Et qui d’ bien vive m’ donn’ Pespoir (II, 32) 

Avant que I’ pieche n' sot finie (II, 35) 

Avant d' abatte ch’ monumint [ch’ = ce] (20) 

A min père j' racont’ mes peines (37). 
Siebensilbner: 

Quand un homme s' mé’ à 1' lire (II, 18) 

D' aut’ chair qu’ eun’ tiéte d' mouton (III, 13). 
Sechssilbner: 

In guisse d’ politesse (42) 

Imbrasse t’ temm' qui t' aime (44). 
Fiinfsilbner: 

Sans gêne, 1 parrain (II, 22). 

Und so oft.! 


1 Fälle, wo auch das gewöhnliche Frz. das ¢ am Ende der Polysyllaba 
aussprechen kann, nimlich solche mit muta + liqu. davor, ferner solche wie 
quelque, jusque etc. sind natürlich auszuschliefsen, Zur Vervollstindigung 
des Bildes ist noch zu sagen, dafs das feminine e am Ende der Polysyllaba 


428 E. HERZOG, 


Der dem Gemeinfrz. entsprechende Gebrauch findet sich da- 
neben, besonders bei der Präpos. de. Häufig sind namentlich die 
Fälle, wo auf de wieder eine derartige Silbe folgt: 


Zehnsilbner: 
N’a point serré l’œul eun” minut’ de 1” nuit (II, 12). 


Siebensilbner: 
Près d’eun’ rondell’ de p’tit’ bière (II, 26) etc. 


Aber auch sonst: 
Zehnsilbner: 
J' les régal'rai d’eun’ bonn tass’ de café (II, 44). 


Achtsilbner: 


Aussi j’ peux dir’ que not mariache (103) etc. 


Áhnliches finden wir auch an andern Orten. 

In einem Lied aus Berry lesen wir folgende Achtsilbner: 
Acoute l’ vent sous |’ joint des portes... 
Y bayint des robes d’ cach'mire.! 

In der Erzáhlung vom Vater Croutechou, die Talbert, Du 
dialecte Blaisois S. 323 abdruckt, lesen wir ausdrücklich: /’habiteud” 
eud’ mendier. — 

Desrousseaux schreibt immer, wie es Verm. verlangt. Es ist 
klar, dafs er in Verlegenheit gekommen wäre, wenn er sich einmal 
erlaubt hätte, ein derartiges hörbares e eines am Ende des 
Verses stehenden Polysyllabons als erste Silbe des nächsten 
Verses zu zählen, wie es in den von Verm. zitierten Versen der 
Fall ist; aber er scheint sich das nie erlaubt zu haben. 

Viel weniger konsequent ist Henri Lavedan, der im Dialekt 
von Roubaix schreibt, einem Dialekt, der übrigens stärker von dem 
von Lille verschieden ist, als die geographische Entfernung der 
beiden Städte vermuten liefse. Von Lav. liegt mir vor: Recueil 
de Chansons en Pat. de Roub. 1882. Leider wird das Studium der 
darin vorkommenden Fälle sehr dadurch erschwert, dals Lav. weder 
Versmafs noch Orthographie so streng und sicher zu handhaben 
versteht als Desrousseaux, aufserdem bei der Korrektur der Druck- 
fehler mehr als nachlässig war. 

Auch er kennt das Desrousseaux’sche Verfahren, z. B. in dem 
Zehnsilbner: 


‘aime |’ pirrot pad’seur tout’ autes cause (16) 
p P 


den Achtsilbnern: 
Que chaqin pavoise s' majon (9) 
Pour faire 1' tour de s' beau canton (14) 
auch in andern Fällen, obwohl da selten, gesprochen resp. gezählt wird; z.B. 
Achtsilbner: CA’ petit clo, à l porte, peindu (III, 33), Du mos d’ julliet, 
U’ forte caleur (87), Eun’ sal’ botte in écorche d’ abre (III, 25) etc. 
1 Lapaire, Le patois berrichon, Moulin 1903, p. 29 f. 





EINE SATZPHONETISCHE ERSCHEINUNG FRANZ. MUNDARTEN. 420 


A table et in parle d' menoule (28) 
D' ses grands pleuves ch’ nest pos pou rire (29) 


dem Siebensilbner: 
T'tchante I’ bénédicité (18). 


Daneben schreibt er jedoch auch en, wie jenes Volkslied. 
Comm’ eu j' cach'rai bin (35) 
Par gourmandise eu |’ petite sotte (32). 


Und dieses ew beginnt schon mit dem nachfolgenden Wort, 
eine Einheit einzugehen. Dafür sind allerdings folgende Verse 
nicht beweisend: 

Si par bonheur eu j'tomb dehors (35) 
D'in bon cœur en (2 eu) j’ partirai (35) 
Qui vous fait t'nir eu s' beau langage (4). 


Denn hier würde Desrousseaux wohl ohne weiters Jonheure, 
cœure, l’nire geschrieben haben, Formen wie sie in Volksliedern ja 
auch sonst begegnen (Nyrop 1 $ 495, Gust. Richter, Gramm. Unter- 
suchungen über das frz. Volkslied $ 15, vgl. meine Streitfragen 
der rom, Phil. I $ 31). 

Aber daneben finden sich auch (nach Punkt): 

Eu m’braver, ah! Ché (2 ch’ €) trop fort (4) 
En (/. Eu) j’ min (2 m’in) va tiré au sort (35). 


Doch zeigen solche Schreibungen, dafs die Erscheinung noch 
verhältnismälsig selten, in ihrem Anfangsstadium ist; man weils mit 
dem dm, 0% nichts rechtes anzufangen; man scheut sich noch es 
als ein Wort zu schreiben. Nur beim Präfix re-, wo das 2 wegen 
des folgenden r einen andern Klang angenommen hat (vgl. S. 431), 
finden wir die Schreibung er- und zwar nicht nur l'erf'cheur (= la 
requerre, 26), /’ergrefté (= le regretter, 31), daneben ohne jede 
Abteilung /ervétro (= le re-wait-erais 14), merzingis (me revenger, 
21); sondern auch ermési y (= remercier, 13), im Anfang der Zeile 
nach fos (= fois), und nous allons ertourné (20). Aber 7’ vous 
r’merci (30). 

Die Erklärung jener Erscheinung, die uns also die Gedichte 
Desrousseaux vorbereitet, die Lavedans bereits im Anfangsstadium 
zeigen, ist leicht zu geben und lehrreich. Es ist ein wahres Muster- 
beispiel fúr Analogiebildungen, das uns einen so recht deutlichen 
Einblick tun läfst in das Wesen dieses so wichtigen Sprachfaktors, 
der in der Übertragung der Sprache von einer Generation auf die 
andere seine Ursache hat. In jenen Gegenden, wo das erwähnte 
Gesetz der Abwechslung auch für die stummen Endsilben der 
Polysyllaba gilt, wurden der sprachlernenden Generation beispiels- 
weise folgende Reihen (s. o.) úberliefert: 


améper Virakdl 
öntjet ödmutd 


430 E. HERZOG, 


Da neben den Formen ef per’, wie sie hier vorkommen, 
der Lernende wohl häufiger fet per hort und diese Formen nament- 
lich am Satzschluís, vor Pausa, standen, also in der stärkst be- 
tonten Stelle, wo sie sich am meisten einprägen, da diese Poly- 
syllaba viel ohrfälliger und für den Sinn wichtiger als die satz- 
unbetonten Wörtchen de Z je oder die tonlosen Präfixe re- de- sind, 
so ist begreiflich, daís der Hôrende eher die Einteilung 

Gntiet Sdmutd 
als die etymologisch richtige 
ont dut 


herausfublt und man wúrde sich vielleicht sogar wundern, dafs die 
Formen °d, * nicht noch rascher und allgemeiner die konkurrierenden 
d 1 verdrängt haben, wenn nicht doch andrerseits der Umstand 
erschwerend hinzukäme, dafs die Form fe nicht blofs auf diese 
Fälle beschränkt ist, sondern gelegentlich auch sonst, in langsamer 
Rede, im Affekt etc. begegnet. 

| Der Anfang solcher Auffassung zeigt sich úbrigens schon in 
den oben aus Lille zitierten Beispielen. Betrachten wir etwa jene, 
wo rire m’, abalte ch’ vorkommt. Dies hiefse lautgesetzlich rivre 
m’, alallre ch,» da r nur im Auslaut, aber nicht vor Vokal hätte 
fallen dürfen; wir haben also einen Einflufs der Formen phon. 
ric, abat vor uns. Noch deutlicher ist das Beispiel mit guisse d”. 
Auch das Gesetz des Stimmloswerdens gilt natúrlich blofs für den 
absoluten Auslaut; aus afrz. guise de hätte sich phon. g:3°4, nicht 
gis*d entwickelt, wenn nicht die Analogie der Pausaform gis hinzu- 
gekommen ware. Diese hatte aber schwerlich wirken kónnen, so- 
lange man g:# als ein Wortganzes empfand. 

Zum Gang der weiteren Entwicklung lafst sich mit Hilfe der 
folgenden Zusammenstellung ungefähr folgendes sagen: zuerst sind 
nachkonsonantische Fälle ergriffen worden: mal-21 tet etc. Diese 
beweisen aber wenig, da Oxytona mit konsonantischem Auslaut (aus- 
genommen die auf urspr. r + Kons.) eine Anomalie darstellen. Sie 
bewahren nämlich den Auslaut entweder durch Analogie, meist 
nach paroxytonen Wörtern auf dumpfes, resp. stummes > (also 
Falle wie pik. Inf. -ir Z. XXIV, 78, was ‘voix’ Festgabe für 
Mussafia S. 493) oder durch fremden, gelehrten Einfluís. In all 
diesen Fallen erscheint ja auch sonst gelegentlich ein unetymo- 
logisches 2 im Wortschluís z. B. du/ für du/ wie bal» für balle 
Dann aber scheinen die Nach-Pausafälle ergriffen worden zu sein. 
Das hat nichts sonderbares an sich, wenn die gegebene Erklärung 
die richtige ist, d.h. wenn die Analogie dadurch zustande ge- 
kommen ist, dafs man in Sieffdmutv etc. einen Abschnitt vor dem ? 
fühlte. — Haignere, in dem S. 425 Anm. zitierten Werk läfst über- 
haupt nur diese Fälle der Analogie gelten, und verwirft die folgenden 


1 oder noch eher viver m’, abatter ch’; vgl. auter fos (1I,4), duubel 
tour (II, 13); doch auch 7” rincontre I’ femme (II, 42) u.ä. 


EINE SATZPHONETISCHE ERSCHEINUNG FRANZ. MUNDARTEN. 431 


als nicht eigentlich volkstiimlich oder durch das Metrum verschuldet, 
was unzweifelhaft unrichtig ist. Es zeigen sich námlich ferner die mit 
» anlautenden Formen auch nach vokalischem Auslaut; zuerst werden 
da wohl solche Fügungen ergriffen worden sein, wo der Zusammen- 
hang der Glieder kein besonders enger war, später oder gar nicht 
festere Verbindungen wie v/a-/-Zur, ku-d-pie, 3-vu-l-Zür. Eine Aus- 
dehnung in der Richtung, dals etwa ‘4, % auch für ursprüngliches 
d’ P [also vor Vokal: *e/ año für /arlo, *tet ed año für fet daño] ein- 
tritt, scheint selten vorgekommen zu sein, vgl. etwa person dn iy 
in Somme-Tourbe, ferner in Friedrichsdorf: gril ad atsadrof Marm. 14, 
più ak aste (plus qu’acheter) 92, u. a. 

Wo eine derartige falsche Abtrennung zu vokalisch anlautenden 
Formen geführt hat, konnten dieselben auch da herausgefühlt werden, 
wo Monosyllaba wie ne de je oder Polysyllaba wie entre jusque 
vorhergehen, wo also auch im hochfrz. das stumme e gesprochen 
wird. Tatsächlich finden wir in den entsprechenden Gebieten ein 
ne I’ bats pas, ein de r*onir häufig n'el bats pas, d’erv'nir geschrieben, 
Derartiges ist im Folgenden nicht aufgenommen, da es sich nur 
um Orthographie handelt und diese nichts beweist. — Diese Fälle 
sind nun aber für Gegenden wichtig, die sonst auf dem Stand- 
punkt des hochfrz. stehen, d.h. wo solche Wörter die einzigen 
sind, in denen das e vor Silbe mit stummem e lautbar wird. Und 
zwar in folgender Weise. Solange #-rm? neben Z-vi? steht, kann 
ja hier eine analogische Abtrennung ¿-2ruíf nicht eintreten. Nun 
üben aber häufig die folgenden Konsonanten, vor allem r, einen 
Einfluís auf den Vokal, wodurch dieser anders gefärbt wird: Za-rvie 
aber buf, da-rlurne aber d-lurne, wie etwa barbı aus berbí etc. 
So entstehen also zwei Formen der vorhergehenden Monosyllaba; 
da sich aber die eine blofs vor r- findet, die andere überall sonst, 
so mulste sich ein solches vereinzeltes farmi? darturne leicht an 
Fälle wie Zadres darive anschliefsen und dadurch nach ¿Madres purarive 
eine Bildung wie ¿ilarui¿ purariurne möglich werden. So finden wir 
tatsächlich nicht nur korrektes gu’arpounit qu'ardit (Nivernais, Rey. 
pat. IV, 19), sogar im Frankoprovz. /’arsaivr (Savoyen, Béard, Rec. 
compl. S. 15), sondern etwa auch in Jaubert's Lexique du Centre, 
das Verba wie arcompler, argarder, artourner, arsoudir (resourdir) 
bucht, zu letzterem ein Beispiel anes-vows enfendu arsoudir la cloche. 
Wo, wie in S. Pol, gar beide Bedingungen zusammentreflen, war 
die Sachlage fúr das Weiterwuchern eines Práfixes ar- besonders 
gúnstig und so finden wir es denn hier sogar vor vokalischen 
Stämmen: Aravuar, arale, aret (r'étre) mit stark gerolltem r, weil 
der Klang des ja ursprünglich anlautenden r hier, zwischen Vokalen, 
sich erhalten konnte.! 

Im Folgenden ist nun, um eine ungefähre Vorstellung von 


1 nicht hierhergehörig arote (= ôter de nouveau). Der Dialekt von St. 
Pol hat rote in der Bedeutung des einfachen ôter mit vielen andern Mundarten 
Frankreichs gemeinsam; arofe ist also re-röter. 


432 Y. HERZOG, 


der Ausbreitung der Erscheinung zu geben, eine Liste von Bei- 
spielen, zumeist aus Dialekttexten gegeben. Zu beachten ist, dafs 
der neutrale Vokal in den Mundarten nicht immer als 2 (=?) er- 
scheint, sondern häufig +, @ oder noch anders lautet, hie und da 
in seiner Klangfarbe auch von der Umgebung abhängig ist, dann 
dals in den Ma. oft noch in andern Worten als im Schriftfrz. der 
Vokal zum neutralen herabgesunken ist, z. B. in /a, ma etc., mon 
etc., vous, fu, comment, commencer etc. Ferner ist zu bedenken, 
dafs das Vorhandensein der etymologisch gerechtfertigten Fälle in 
nicht phonetisch geschriebenen Texten nicht überall zu konstatieren 
ist, weil häufig die Desrousseaux’sche Schreibung angewendet wird; 
so lesen wir in einer Probe aus dem Beauvaisis (Revue du Nord 
111, 190) folgenden Achtsilbner: 


Em’ nobless’ ch’est |’ bleude d’ min dos. 


Pikardie. 


St. Pol (Rev. P. G. I, 107). 

Etymologisch richtig: kim gd Züs, bel en I, mem es f. (se), 
mem ek 4., limier edva, müzik gdde, vil ¢sn eritaz (son, altpik. sen) etc. 

Ebenso, doch der Konsonant als auslautend behandelt: sÿpos 
eh 3, benak pd g. Y ral else dende (RAPIDE les) etc. 

Etymologisch unrichtig, nach Konsonant: trivyar el m. (trouver 
le), pur gs (se) m., pis ek v. (puisque); tartus eonti (tretous venus; 
Wavrans). 

Nach Pausa: eZ n°, pl bel (la), el pir (le), ek m., ekmé (comment), 
es m. (ce), estilo (cetui-là), 31 om (cel); arv/o (revoilá).2 Daneben 
aber 2 m é vo, $ berie In mi, $] a. (cel); di, d Sé Po geht ein Vokal 
vorher, doch durch eine Pause getrennt. 

Nach Vokal: (in S. Pol blofs Fälle für ar statt re):2 fue armi, 
il" ardi (il li [= lui] redit), #/” arlas (il y relance); daneben erge 
k tu etc. In Wavrans auch “0% ed v. (haut de v.) etc. 

Nach Vorvokalform:3 en arvend, il arvenye (il lautet in S. P. 
vor Kons. 1), el edsti. 


Amiens (Koschwitz in Festg. für Gróber 11—29). 

Etymologisch richtig: aval ef kafe, pir ek d., Se Poplot e m, 
mas gl pel (de), ariv gl fet (la), rtir es pio (sa), fernet eisü (dessus), 
kom cds dsjé, auch avgk gm m. (avecque ma). 

Nach Konsonant: Zur el fet (de), pur gl biote (ta), pur es p. 
neben pur $ f., vir gan om (voir son ...), pis ek tú (puisque) neben 
pik ti, 





' g‘ Mittellaut zwischen stimmhaftem und stimmlosem Laut, wie er sich 
in S. Pol im Auslaut entwickelt hat. 

? mit er > ar (s. S. 431), vgl. pardú (perdu), J’arzüe (de rejouer). 

3 unter dieser Rubrik sollen jene Fälle stehen, wo ein Wort vorhergeht, 
das im Auslaut Doppelformen aufweist, je nachdem Vokal oder Konsonant 
folgt, und das nun vor dem neu entwickelten Vokal die richtige vorvokalische 
Form aufweist, also ef (est), nicht e; mon, nicht md etc. 


EINE SATZPHONETISCHE ERSCHEINUNG FRANZ. MUNDAKTEN. 433 


Nach Pausa: ei k £ fo neben 32 1/0, ef ne (ce) neben a e, 
ed vu Zur neben £ vu Zür, gl lu 1 mod (de tout) neben fu / mod, gl 
glañ (la), ef farsó, gm fam, ed vir, *k $e bio, ems ami neben ams 
a. und *ms a. gmn ami, elsü 1 rut, ede ond etc. 

Nach Vokal: forbu ed Sá Pier oder f.el.., gu ed m. neben gu 
d m., puë el ferdraño (de) neben # f., pué gl sole (te soûler) neben 
bs, pele gt beden® (ta), sulaïe es paset (sa), dusome gs f. (se), ¿olimé 
gm fuer (me), purt2 gg = (que) neben ha è. 

Nach Vorvokalform: mn gkmiz (ma chemise). 


Prouvy bei Valenciennes (Rev. pat. 1, 220). 

Etymologisch richtig: kanet ed bier, apel el kafe, kor el mem 
(la), Simiier eS núr (cette). 

Ebenso, doch der Konsonant als auslautend behandelt: pusip 
ek 1 (possible que tu), bu/gl ed & (bouteille de ch, M. L. I S. 438). 

Nach Konsonant: mor ed iu, 

Nach Pausa: ed nu, el $. (le), ef pari. 

Nach Vokal: trékilmé el k. (la), & ed / otr m. 


Maretz bei Busigny (Rev. pat. III, 203). 

Etymologisch richtig: dir ek s., derul ed S kom gt vii (vois), 
pran el p. (le), repet esl a. (répandent cel a.), dról edva, avik els 
otr; mit Färbung des Vokals ko/gr am möla (me), 

Nach Konsonanten: alor el s., sortir ed À, vir ek 3. 

Nach Pausa: es ¿ur (ce), es d/@ (= ess, ces), ed s., ek & ed t, 
em f. (ma), edz a., emn om. 

Nach Vokalen: a ed pú, dlere eddé, bé edde. 

Nach Vorvokalform: ls erszurd (les rec.). 


Champagne, Bourgogne. 
Sommepy (Tarbé p. 163 £.) 
Etymologisch richtig: dir ed unt, la moy ed gré (moie = tas), 
fas ed b. 
Ebenso, doch mit Auslaut-Behandlung: pat-ef ek sa. 
Nach Konsonant: fi se ben ek = av. 
Nach Pausa: en fe, es 1. (je), ek £. 
Nach Vokal: 1 are ed kua, pi edmé u.ä. 


Somme-Tourbe (Tarbé p. 116). 

Etymologisch richtig: kom iv v. (vous), kom wz s. (je), yes tid 
s. (aise de s.), avén iin v. nm úrmé (n’ont mie remis), » arém 
úl ta (n° aura mie le temps). — Vor Vokal: person dn iv (per- 
sonne n' a). 

Ebenso, doch mit Auslaut-Behandlung: 47 úl sjel. 

Nach Pausa: #5 pas, iif se (tu s.) neben fi m konua, til sule, tin 


1 Die Form denne = bien kommt in diesem Text auch vor Kon- 
sonanten vor. 


Zeitschr, £ rom. Phil, XXX, 28 


434 F. HERZOG, 


d., tiv save (vous) auch dv fese, úl d. auch ól asar (le h.), ds vueya 
(ce), ürgarde. 

Nach Vokal: ka úl kl. (car je cl.), la ús garsd (ce) neben ds 
E» ürgarde ill 2, vié im f., lue óstú (loi cette); neben e rvomié etc.! 


Auve: (Tarbé p. 105ff.). 

Etymologisch richtig: muén öl fie, do rest öl saye (le savoir). 
Nach Konsonant: /a mor ón m (ne). 

Nach Pausa: df z., ón brúl, öl liu, ds disd (se), örsye. 

Nach Vokal: sage öl 3., öl liu ón 1, biétu ös g. (ce) u.ä. 


Beru (Tarbé p. 97 ff). 

Etymologisch richtig: dmad es k., dir ed ratre, Zorne edvä. 

Nach Pausa: el pú Zün, e2 m., ervé, edrä. 

Nach Vokal: apre el pú Z., mo eZ m. in beiden Fallen Pause 
annehmbar; mör: ed fé, mua ed me. 


Bourberain (Rabiet, le patois de Bourb.). 

Etymologisch richtig: evyé/r % p., dyal n p., Sanat’ 9 ov. 
(Champlitte que v.), ¿4% %ed (goutte dessous), pen örmes (puis une 
ramasse); daneben einerseits dör k d pe, andrerseits mad di 37, ret 
45 mézo (que = qui). 

Vor Vokalen: nur zwei Fálle, beide mal nach fallendem 
Diphthong dvd” % kra® (orvet le creux), kuta* °R kup.? 


lle de France. 


Vulgárpar. (M. Grammont, Mém. Soc. lingu. VIII, 58. 65). 

Etymologisch richtig: /e/ ad pip, Zuévil al po, ino pit fiv, tin 
arvadiz, el orpus, 

Nach Konsonant: /u le suar 2% lämgn, mal od bres. 

Mit dem el ra, das Nisard, parl. pop. 272 anführt, läfst sich 
ohne den náheren Zusammenhang nichts anfangen. 


Westliche Mundarten. 


Andrieu (Bull. Calv. 73. Bull. parl. Norm. 71). 


Etymologisch richtig: roma? ers&bl (ramage ressemble), guek 
edmadi. 

Ebenso, doch mit Auslaut-Behandlung: el el p. (être), myal grna. 

Nach Pausa: ef J, ef prädre. 

Nach Vokalen: tobe gl morse, erna gl ramasi, morse ed froma, 
pa erSú. 


1 Auffällig vor Vokal: me lafa sli i di (lui a dit); / (= lui) scheint 
als 2’ aufgefafst zu sein, wofür wir auch sonst Anzeichen haben. 

? Dafs der Diphthong an dem 3 schuld sei, scheint aus dem Kindervers, 
Dyalö, fyà® (pleut, pleut) hervorzugehen. Doch folgt darauf muyò, muy 
(mouille, mouille), wonach jenes analog sein kann. 


EINE SATZPHONETISCHE ERSCHEINUNG FRANZ, MUNDARTEN. 435 


Fontenay-le-Marmion (Bull. Parl. Norm. 68). 

Etymologisch richtig: rsívo s fas (lessive se fasse), /é s lavra, 
bera d la. 

Ebenso, doch mit Auslaut-Behandlung: of rsiv (lessive), prad 
al 1a. 

Nach Pausa: »/ /#2. 

[Nach Vokalen: karu ed 1. (‘charier” de t.) unklar wegen der 
unklaren Etymologie von 4.] 


Thaon (Guerlin de Guer, le parl. pop. dans la comm. de 
Thaon, Paris 1901). 

Etymologisch richtig: kom af disd (105), gyerb ad ee 
kyergt em la (me, 228), kom adz a. (des, 246), fer orlizg (reluire, 175 

Nach Konsonanten: / dis ed feverye (105). 

Nach Pausa: edpyó (depuis, 218), 27 lu (227), e de neben £ 
be (25 

Se, Vokal: 1 syî ed ki(193), don-me ed ta k. (227) neben 
pa d k. (227). 

Pléchátel (Dottin-Langouét, Gloss. du parl. de Pléch., Rennes- 
Paris 1901). 

Belege sehr spárlich: die Erscheinung scheint, wie hier so 
manches andere, durch den Einflufs des Schriftfrz, rückgängig ge- 
macht zu sein. 

Etymologisch richtig: /er arlova (relever) S. 57.1 

Nach Pausa: as A» (ce que j') S. 203. 


Bas-Maine (Dottin, Gloss. des parlers du Bas-Maine 1899). 

Etymologisch richtig (auch etymologisch geschrieben): /ava 
la aot (les), kdprara 1 ga, prára si aot (cet), alle drei p. LXXIX; 
rima rpiton (rhume repigeonne) p. 441, la /dop? rver$ (la t. re- 
verche [= remue]) p. 443. 


(Nur für re-:) 

Nach Pausa: 2rsóp (recèpe) p, LXXX, arse (reçois) p. LXXXIIL 

Nach Vokal: fi 2r50p8 p. LXXX, daneben a rmeye (à re-mai-ier 
= dégeler) p. 439 etc. 

Nach Vorvokalform: : arse neben i rse, vs arsave neben vu 
rsave, 13 arsevd neben i rsavd p. 


Man würde natürlich gern etwas über das Alter der Erscheinung 
erfahren, leider liegt mir keinerlei Material vor, um es zu bestimmen. 
In einem kurzen Dialekttext aus dem Dép. Marne, den Tarbé 
S. 94 mitteilt und in den Anfang des 18. Jh. zurúckdatiert, finden 
wir bereits etwas hergehóriges, auffallend durch den Vokal: an 


1 Das Wörterbuch kennt aufserdem sr£úlmá neben rime, arfira neben 
rtíra, leider ohne Anfihrung von Beispielen. 


28% 


436 E. HERZOG, 


etymologisch richtigen Fällen finden wir hier méarpolitaine ad 
l'Europe, comme ad (|. al?) temple ad Salomum; ferner von über- 
tragenen (nach Konson.:) la tour ad Babulone. Das Lied aus dem 
Dialekt von Herlin-le-Sec, das Edmont Rev. PG I, 97 abdruckt, 
hat etymologisch richtiges mesure ed terre, ferner einige Pausafälle: 
Ej men, Enne vien..., Eq té me mel neben / veus. Leider scheint 
über das Alter desselben nur soviel festzustehen, dafs es nicht 
júnger ist, als der Anfang des 19. Jh. Auch aus dem Umstand, 
dafs sich unsere Erscheinung in weitem Umfang in der pikardisch- 
champagnischen Hugenottenkolonie Friedrichsdorf findet, läfst sich 
hôchstens schliefsen, dafs jene satzphonetischen Verháltnisse, die 
die Veranlassung waren, bereits vor 1687 bestanden und das wáre 
ohnehin a priori kaum zweifelhaft; doch sind auch nach diesem 
Jahr — dem Gründungsjahr der Kolonie — Nachzügler aus Frank- 
reich angekommen. 


Noch eine Erscheinung soll hier zur Sprache gebracht werden, 
weil sie von jenen, die in den eben besprochenen Formen eine 
Metathese sehen wollen, als Stütze betrachtet werden kônnte. Es 
sind dies die im Pik. häufigen Formen auf -/e in der 3. Pers. Plur. 
Zunächst einige Beispiele: 

S. Pol: ergette pué (auraient point), selle Züe (savent jouer). Im 
Lex. S.-Polois S. 2 ferner ¿Farndite be vil, i kaste kayoy, i tapte for. 
Unklar in der Abteilung ist wd/e / réviye (veulent le réveiller). 

Amiens: n vôfle puë Unklar in der Abteilung: rulte dsü, 
fuel elsü, bsyete d b. (faisaient de b.), ¿pesuete ¢ d, (empêchaient de d.). 

Boulogne (Haigneré, p. 387). 1 kale de Raso, i soztg bie. 

Ahnlich Démuin etc. Phonetisch unklar sind die Schreibungen: 

Lille: fristent leus papillottes (2), i march’tent tout (2), faittent 
fair’ (42); mit unklarer Abteilung dijoftent ch’l oratson (48). 

Roubaix: gourern’tent bin (29) etc. 

Es sieht aus, als ob das dumpfe e hinter das / gesprungen 
sei. Freilich ist hier mit einer Metathese nichts erklärt. Wir hätten 
dann das sonderbare Schauspiel, dafs in phonetischen Gebilden 
bald der eine Wandel, bald der ihm entgegengesetzte stattgefunden 
habe: 

t kaset kayo* (ils cassent cailloux) > x kaste kayo* 
1 kas te kayel (il casse ta chaise) > : kas el kayel, 


Was kaum annehmbar sein dürfte. 

Die Formen auf -/¢ sind nicht die einzigen für die 3. ps. plur. 
Sie kommen überhaupt nur vor Konsonant im Satzinnern vor, wie 
die oben gegebenen Beispiele zeigen; vor Vokalen und auch am 
Satzende! vor Pausa heiíst es ¢ fapt, 1 völ u.s. w. [vgl. z.B. S. Pol: 





1 Höchstens weils Koschwitz in dieser Stellung von einem viel schwächern 
und wie es scheint, auch in der Qualität verschiedenen Vokal zu berichten. 


EINE SATZPHONETISCHE ERSCHEINUNG FRANZ, MUNDARTEN, 437 


i frövt Agald, ki vus è vót]; aber diese Formen finden sich mit 
den andern konkurrierend auch vor Konsonanten, z. B, Amiens: 
n È buet puë (boivent), S. Pol atédo! pué. 

Da die Auslautbehandlung im Pikardischen im grofsen ganzen 
mit der franzischen stimmt, so wird man kaum fehlgehen, an- 
zunehmen, dafs bei jenen Formen auf -/ die verschiedene Behand- 
lung ihren Grund im verschiedenen Datum der Synkope hat. Der 
Norden hat ja die Synkopierungen auch sonst früher und voll- 
ständiger durchgeführt als der Süden.! Man darf also vielleicht 
folgendes als Hypothese aufstellen: das Pik. sei zu einer Zeit, wo 
das Franzische noch x fróvet Aga/d gesprochen hätte, ebenso vor 
Pausa ¢ fróvef, bereits zu f tróvi Agald, i tróvt vorgeschritten, 
während man vor Konsonanten der harten Verbindung wegen noch 
an # /róval Pol festgehalten habe, was dann durch Verstummung 
und Ersatzdehnung zu # /röve Pol führen muíste.2 Die nun not- 
wendig gewordene Ausgleichung hátte zu gunsten der ersten Form 
entschieden, diese war ja diejenige mit dem deutlicheren Numerus- 
charakter, Es entstand also nebeneinander ¢ fróvie Pol, wo sich 
die vorvokalische Form in die andere eingemischt hatte und 7 /rörl 
Pol, wo sie sie ganz verdrángte. Ähnlich dürfte auch die eigen- 
tümliche Form /se = les entstanden sein z. B. S. Pol: 7 lag tenue 
bie, í leg pozue und rat else dende, wo beide Erscheinungen zu- 
sammentreffen. Ursprünglich berechtigt und, wie es scheint, noch 
immer möglich ist r /e posue neben à le apelue. Indem sich letzteres 
in ersteres einmischt, entsteht 7 leg posye. Noch stärkeres finden wir 
in Amiens: forid-ze (aus porld-/ze) für porld-le, wo also diese Form 
auch nach dem Verb gebraucht erscheint, 


In der angehängten Flexionstabelle bringt er neben den vielen Formen auf 
blofses -¢ wie emt, fuest, resust (résolvent), uf? (ouvrent), mórt auch einige, 
an die er ein eingeklammertes ? 2 hängt: prent(>), dort(?), rsüst(?) etc. Uber 
die Verwendung im Satz sagt er freilich nichts aus; doch da er die Formen 
wohl durch direktes Abfragen gewonnen hat, ist anzunehmen, dafs es sich 
um Vorpausaformen handelt, 


1 Vgl. pik. karkje mit frz. chargier, pik. (5. Pol) ferke/ mit frz. fougère, 
pik, p/dke mit frz. plongier. 

2 Vel. Plur. dele Raso aus belles canchons neben Sing. bel kazak, Pl. 
plate-fev neben Sg. plat-bús, ebenso Plur. köle $2, krase marin etc, Ferner 
kore mya (encores miux), während Pl. bongs eblir (ekler pik. Fem.) analog nach 
*bone fam etc. ist. Es pilt hier dasselbe Gesetz wie bei de mas neben de 
ekü etc. 


Dei continuatori del lat. ille in alcuni dialetti dell’ Italia 
centro-meridionale. 
(V. Zeitschr. XXX, 11 sgg.) 


IL. 


Le forme ricordate nella terza rubrica son forme neutrali. È 
stato il primo il Campanelli a recare a pubblica notizia che in un 
dialetto dell’ Italia media, il reatino, allato alle forme mascolina e 
femminina dell’ articolo singolare determinato (/u, /a), se ne aveva 
una terza (%), ben viva nell’ uso con attributi suoi particolari. 
„L’ articolo, invece di esser /u (w)“, egli scrive, „e /4 (9) innanzi a 
sostantivi che indichino non alcun che di individuale ma o una 
qualità o un’ azione O una pluralitd senza limiti determinati“ (p. 35); 
con maggior concisione e non minore esattezza, mi par si possa dire 
„innanzi a tutto ciò che è astratlo o indeterminato, o Y uno e l’altro 
insieme“. Dice la gente di Sora: „So partdla na pesza da kdla ¢ na 
prosútto. Ke to piato melo? lo káto p lo prosútti22% Ko std a tal b 
prasitia? Dammo lo káco, ka tu sd ke a mmé la prasiitta poko ma pidéa. 1 
— „Non Pappoggá kalla mdna al uétro dalla fengtra, sanno sa rómpo, € 
tu sd ka lo yetro e pééga dab kortele*?2 — „Teng> du faszal¢tta, uno 
tarkina e n'duls uérd2; ma me metto sgmpo lo yérdo, porkg la uérdo 
non skaña tanta e ma piata da kiú.“*3 La distinzion minuta, finissima, 
colpisce profondamente. Ne sa il ciociaro sorano perchè egli dica, 
nello stesso periodo, avanti alla stessa voce, ora 2, ora 5; dice 
così, nè si dà il caso ch’erri mai, perchè così ha appreso dalla 
madre sua, così ha detto lui da che è nato; gli par naturale che 
si dica così, gli saprebbe male altrimenti. Che cosa meravigliosa è mai 
la glottide umana! Da un lato, 4 presútts il prosciutto, o pezzo 
di prosciutto, che altri affetta, D uétro la lastra di vetro chiusa nel 
telajo della finestra, 2 werd» il fazzoletto, l’ oggetto verde; dall’ altro 
lato, la prestita il prosciutto cibo, uno fra i cibi, / uegtro il vetro 


1 „Ho portato un pezzo di cacio e un prosciutto. Che preferisci? il 
cacio o il prosciutto?‘ ,,Che stai a tagliare il prosciutto? Dammi il cacio, 
chè tu sai che a me il prosciutto piace poco.“ 

2 ,Non t'appoggiar con la mano al vetro della finestra, se no si rompe; 
e tu sai che il vetro è peggio del coltello.“ 

3 „Ho due fazzoletti, uno turchino e l' altro verde, ma mi metto sempre 
il verde, perchè il (colore) verde non perde molto e mi piace di più.‘ 


DEI CONTINUATORI DEL LAT, ILLE IN ALCUNI DIALETTI ECC, 439 


sostanza, materia prima, / werd» il verde, il colore verde. E così, 
la bóna il bene, la ¿ello il bello, / wer» il vero. Sola eccezione, a 
Sora, alcune fra le bevande arrivate tardi ma omai consuete là, 
come da per tutto: 2 Aaffg, & spirds, se pure non son la tazza di 
caffè, il bicchierino d’ alcool che uno è solito di bere.! — E non 
è codesta particolarità de’ soli dialetti di Rieti e di Sora. Quanto 
ad Aquila (ju; /o), Castiglione Casauria (ju; /), Palena (ju; le) e 
Pescocostanzo (ju; le) negli Abruzzi, ad Alatri (jr; lo, /) e Arpino 
(1; le) presso Sora, a S. Elia Fiume Rapido (gäu; lu, le), Formia 
(gli; lu, le) e Cerreto Sannita (gu; lu) nella Campania, si vedan 
gli esempii notati più sopra. Aggiungo qui, dai Proverbi del Fina- 
more, per Aquila: a cchi fa male lo tròppu e a cchi lo gnènde 144, 
lo bbène oe’ da lo bbene e nno dda lo male 587, ju marinaru se conósce 
a jju véndu e a lo parlá ju rusticu villanu 578; per Palena: le 
bblang' e le rusce, vèîe da ju musse 157, tré ccose bbéèéere ju vellane: 
l' abbommercate, la credèni e le plóvere plane 154, cdile ch' avemme 

fatte, le tenimm' arrét e ccdile ch’ avimm' a fd’ le tenémme "nndnde 
5742 Anche ad Agnone (tolgo gli esempii dal vocabolarietto del 
Dr. Cremonese che ho potuto scorrere quando la prima parte di 
quest’ articolo era scritta e lontana) ru munne il mondo, ru puorche 
il porco, ru sfeipe lo stipo p. 101, ru fuoche il fuoco 141, ru ma- 
roite il marito 147, ecc. ma le peane il pane, le veoíne il vino 69, 
de bielle e le vuone il bello e il buono 149, le meale il male 147, le 
dicchiù il di più, ecc. A Campobasso la differenza tra maschile e 
neutro appare sol nel pronome atonico di terza persona, dicen- 
dosi per esempio /u nn» lu cuntisca (sott. Paolo) ma fx nna la sa 
tu nol sai; devo la notizia alla cortesia e benevolenza del D’ Ovidio.3 
— Quanto alla Marca, son preziosi gli esempii del Pianto: no lo 
sane 5, lo disse 12, ecc. di contro a Ju enganaua (sott. Cristo) 13, 
sci lu menaua 56, ecc. (v. Salvioni $ 6); e non men preziose, per 
l odierno dialetto di S. Ginesio, le parole di A. Leopardi4 riportate 
dal Neumann |. c. pp. 288—28g: „L’ articolo /o varia a capriccio, 


1 Anche & mé il mio, la fé il tuo, ecc.; ma non / pátra la condizione 

ca arr? che è padre, Za prfta la dignità e ‘ufficio di prete, ecc, di contro 
la pátre il padre, la firfte il prete, ecc,, secondo s’ avrebbe nel reatino 

ict Fon. 36). 

2 Nessuna traccia, per quel che sembra, a Lanciano: v. lu mmale parld 
Fin. Prov. 188, lu cchiù mmal’ avé 174, è lu mé Voc. 206, ecc. come lu 
parènde, lu vénde, ecc. 

3 Ad Agnone il pronome atonico suona invece Ze tanto al maschile che 
in senso neutrale: 4 purtése lo portò (sott. Chichibbio) p. 143, che jeje ci le 
treuve che io il vi truovi (sott, Talamo di Molese) p, 147, ecc., come le deiche 
pè beaíne il dico per bene, mbè le facce bene, io il farò 147, ecc.; e poichè 
in quel dialetto ad -o finale risponde e muta, ad o protonico w, anche codesto 
le, come il /e di Penne, Chieti, Ari, ecc. (v. la prima parte di questo articolo 
a p. 18), è sorto certamente nella posizione enclitica. La cosa non è mani- 
festa quanto al pronome atonico femminile Za (v. se fieu mme me la did se tu 
non me la dai 143), per la ragione che -A finale ed A protonico han dato ad 
Aguone un esito solo (a). 

» Sub tegmine fagi Città di Castello 1887. 


di 


440 CLEMENTE MERLO, 


lo pane, lu castratu, lo pesce, lu ca, ecc. restando sempre inalterato 
nei verbi sostant: lo prugne, lo cantá, lo pagé mentre diventa ¿e 
nel vero sostantivo: /u piantu, lu cantu, lu pagamentu Ln pane, 
lo pesce, cibi, stanno a /u ca, lu castratu, animali, precisamente come 
lo cantá, lo piagne a lu cantu, lu piamtu.! Per altri punti della Marca, 
ecco gli esempii che mi dán le versioni, non sempre correttissime, 
del Papanti: Monte Fortino (p. 96): non se facia casu nè de le 
male só nè de quello de gli atri ma a lu tiémpu de lu primu Re. 
Amandola (92): co lo mardrattallu e mortificallu ma lu primu, a 
lu, da lu. Petritoli (99): rorrio impurallo da te ..., e lo sa Cristo 
... ma ji .. da lu Re pe fallu ’ncognìi. Bapagnano (101): su lo 
'reíni de la... commo io 'rlad (il rilavare) /u capu ma de lu primu 
Re. Porto 8. Giorgio (100): co lo feglie ... che lo sa Ddio, se 
lo potasse fe ... ma de lu primu, ecc. Fermo (95): co lo fajje de 
le zuszure ..., Dio lo sa ma de lu primu, ecc. Camerino (253—4): 
come se se fosse arzatu de lo dormi ... ma lu Re, ecc. Tolentino 
(261): Dio lo sa e Lu te lo dica se io, potènnolo ... ma e cuscì 
tanto (?) lu ’ppedecda da non lassallu più. Macerata (257): comen- 
senno da lo rendecd ..., se tu me lo putisci fa ..., ir Signore lo sa 
ma /u Re, de lu, ecc. Civitanova Marche (256): se lo potesse fa 
ma Zu srergognaano. Recanati (258; -0, -U < -0; U proton. < u): 
Dio ro sa se, polenno, ro faria davero ma io u (sott. il torto) re- 
galaria a te. Mogliano (257): Dio lo sa e la Madonna lo éde ma 
lu core, ecc. Cingoli (254— 256): /o (0) pane ..., conciita co ro sá 
col sale, ello che avia fattu pe ro passatu contra de issu ..., ello che 
no’ sta bé mancu a dillo ..., e ro fece propriu ... che Jesu Cristu 
ro sa e ra Madonna ro bedle ma ru ditu, ru spitu, ecc. — Ricordo 
ancora i napoletani /o lero il vero (neutr.), Jo bogliv lo voglio, /o 
ccome il come, ecc. di contro a /o zero il vero (masch.), /o vecchio, 
lo chiuno, ecc. (Meyer-Lübke I $ 621).? 

Nella -> indistinta dei sorani 7», ke//, ecc., nell’ -o degli aqui- 
lani lo, chello, ecc. si cela adunque una vocale che, come non 
altera la voca! tonica, così non intacca il L. Ma, quale vocale? lo 
mi vedo costretto a toccar qui di uno de’ punti certo più controversi 
della grammatica romanza, le sorti della declinazion latina. Imagina 
il Meyer-Lübke (I $ 643) „che I’ -U del nominativo -Cs fosse un 
U chiuso, l’-v dell’ -ü[m] di neutro o deli’ accusativo fosse all’ in- 
contro aperto~,> parimente aperto fosse |’ -U delle finali -úd, -üt 
(istud, illud, caput), e però affatto normali, di contro ai ma- 








1 La cosa è sfuggita del tutto cosi al Neumann come al suo recensore 
(v. G. Crocioni „Lo studio sul dial. marchigiano di A. N. Spall.“ in Studj 
romanzi III pp. 113—194). 

2 Per altri linguaggi neo-latini, si vedano: Chabaneau ,, Notes sur quelqq. 
pr. provençaux‘ Romania IV, 338sgg., , Sur / pr. neutre en provençal“ 
ibid. VII, 329sgg.; Clédat , Le pron. person. neutre dans le Forez, le Lyonnais 
et la Bresse‘ ibid. XII, 446 sgg.; G. Paris „Le pron. neutre de la 3° personne 
en francais‘ ibid. XXIII, 161 sgg. 


® Son parole dell’ Ascoli, nell’ articolo che cito più sotto. 


DEI CONTINUATORI DEL LAT. ILLE IN ALCUNI DIALETTI ECC. 441 


schili kista, killa, kiss, i pronomi neutri Resto, hello, kessa del mezzo- 
giorno d’ Italia. Alla ardita, acuta ricostruzione si oppose I’ Ascoli 
(„Fig. nomin.* A. G. XIII, pp. 292—294). „Ci verrebber così re- 
galati in figura di nominativi mascolini*, egli obietta, “anche i nomi 
neutri, i quali sono anzi tra gli esemplari più pronti e belli, come 
acilu, swu acetum, sebum dunu, vute donum, votum.“ Egli 
crede ,che in codesti neutri pronominali, e in altre forme simiglianti, 
c' entri composizione con hoc ridotto normalmente ad -0; nella 
qual composizione |’ accento si mantenesse sul primo elemento 
(ill-hoc, ips-hoc), come vi si mantiene, in modo ben più singo- 
lare, negli sp. e port. péro, empéro, dove la significazione pesava, 
in tanto maggior proporzione, sull’ hoc.“ Alla opinione del Meyer- 
Lübke, nello stesso volume dell’ Archivio Glottologico, s' accostava 
invece il Parodi in una breve nota in cui è tutta una teoria.! 
„Questa seconda ipotesi (che la finale -üd conservasse sempre 
aperto il suo 0)*, dice |’ illustre professore, „ha il vantaggio d' esser 
più organica e di connettersi coll’ ipotesi analoga, che sembra ri- 
chiesta dalla finale -üm: arp. kiss *ecca-ipsus, ksss2 *eccu- 
ipsum, e di maggior forza dimostrativa ¿kk eccum; inoltre alatr. 
eljt ellum, sat ipsum ellum, cfr. il campob. jesse jella jekka . . 4 
casal. jgssa jella jekka, ecc. ..., arp. jess là, jekka qui (con *jg- pas- 
sato nell’ analogia del ditt. 7), lecc. e&ku ... Anche i neutri 
originarj, che appajon trattati come temi in vocale chiara, sarebbero 
quindi individui scampati per singolar fortuna al vasto e fatale 
naufragio dei loro congeneri: /p//7 folium alatr. 21, amori morum 
ib. 16, arp. va/éna (cfr. lecc. e/énu ... all. a val vilinu), vera (in 
frasi come: est verum), or? num. 19, sez num. 9. E mena conti- 
nuerebbe egli forse un *minum?** 
Modestamente, io esporrò qui alcune poche considerazioni. 
proprio vero che tutte codeste voci che il Parodi ricorda, 
non si possan dichiarare che da -um? e quelle che ad -um ri- 
salgono certamente, hanno proprio tutte un grande valore? — 
Incomincio da men». Pur accogliendo la teoria del Meyer-Lübke, 
da minus, nell’ arpinate, vorremmo *min»; di qui il *minum del 
Parodi ch'è bella idea, ma non più che una ipotesi. lo credo 
vedesse il vero il Ceci quando, dell’ alatr. men», ebbe a scriver 
che gli pareva piuttosto il continuatore di minor (A. G. X $ 12). 
La questione non va ristretta qui ma abbraccia pur le forme sorelle 
major majus, melior melius, pejor pejus. Ognun sa che 
nell’ antico francese le forme nominativali maire, mendre, mieldre, 
pire, non erano men frequenti delle oblique maidr, mendr, meillór, 
pejór (v. Nyrop „Gramm. hist. de la lang. franç.“ II $$ 452—453; 
ecc.); anche gli engadinesi mer, pijr di es mer co el, la mer part, 
pijr del prum e simili son certamente i nominativi major e péjor 
(Ascoli A. G, I p. 189n). E perchè mai i toscani meglio, peggio 


1 Per quel che segue, stimo conveniente di riportarla qui pressochè 
per intero. 


CLEMENTE MERLO, 


antiquato) di frasi come /z meglio cosa è fuggire, 
» va la meglio pera e sim, dovrebbero essere gli avver 
ejus e majus? Il sardo dice medeus (Meyer-Lub 
| sta bene, ma in quante cose il sardo non va per la s 
contro non dice nulla, proprio nulla, la fonetica « 
Il’ Italia meridionale, delle Marche, dell’ Umbria, tar 
del sardo al toscano? Il reatino ha meglio e jo. N 
re, quanto a péjus, che gli esiti romanzi son tutti f 
:);3 i più pensano a mélius, ma la ragione potreb 
tutt altra cv. più innanzi, a. p. 447, *cölle < cla 
lu < cli col-, ecc. ecc... lo scrivo *p&jju (cl péju 
scrissi *mäjju (cl. mäjus): i metaurensi magg, ru 
fronte a pega ‘paga’, pchèt ‘peccato’, md/ ‘male’, n 
s ‘naso’, /m, amo, men ‘mano’, ecc.; i faentini ) 
las, rac di fronte a ¿ta ape, néd ‘nato’, mel, ches ‘cas 
ognesi fil, miz, rd? di fronte a /e ‘lato’, cia» ‘chiav 
mer ‘mare’, pas ‘pace’, ecc.; i modenesi faz, mal, 1 
ı mégk ‘mago’, de, mel, mer, pes, ecc. non lascian dubt 
oppio -j-.2 Jar (metaur. mei, faent. me, ecc.) va c 
to, male, ecc.; e così dev' essere, trattandosi di partice 
resto ridotta a *ma[]]s.3 Tornando ai reat. méglio e pi 
elli (Fon. p. 94) non esita a dirli rifatti entrambi su 
glio e peggic; passi per meèglo,t ma quel péjo è a 
tanto poco italiano per lo -;- che vien fatto di pen: 
quell’ - vi continui una vocale che non è l’_Ù dim 
ús. Rieti distingue per |’ appunto fra -U ed -6 di lati 
continua con -0, quello con -u: méglio e pejo vanno © 
), pizzo> potioiri D'Ovidio IV, 409, /cônnv, ecc., - End 
, reco *retido, guanno (ma luntu tantum, quer 

), qualtr., 8 *eo Gróber A.f. 1 L. VI, p. 396, son a 
elio(r) e pejo:r. A£:0o ho pur da Apiro (Mace 
, fornanno, quanti, ircnts de intro; pegghio e meno. 
come "x. -endo, gramno, ecc.; pègghio da Tolenti 
, mme -Cndo, quattro, to. Melior, pejor e minor 
mr le furme campobassane, cerignolesi e leccesi, fin ¢ 
tra le eccezioni. I campob. mggh? (lj) < gh; D'Ov. $ 5 


S 












Manr © 


irober A. f. 1 L. IV, 431; Mever-Lübke Grundr. Grôber's Ly 


dialetti emiliani 1° d cui segua rasale, si scosta dalla regola; dall' 
i Faenza iv. min, sän) si giunge per gradi all’ a schietto di Mode 
Con PA tuor di posizione va poi da per tutto, com’ è natura 
¡tio debilis; nell'Emilia, anche se delle due consonanti que 
è la liguria, ron così nel Metauro (v. Part, tard, marz, ecc.) 
nto a mé < it. maso, si veda il mio lavoro sui nomi delle stagi 
a D. 194 n. =. 
è però affatto normale (v. figli, famiglia, ecc.). 
rione, secondo il Campanelli che pare pensi a possum. 
toscano, secondo il Campanelli, perchè non va con meu miu 
ho, egli ha ragione: vorremmo -”, ma fa eccezion da per tutto. 














_ 
DEI CONTINUATORI DEL LAT, ILLE IN ALCUNI DIALETTI ECC. 443 | 


vanno con cruglla ‘cervella’, ecc. (di contro al sing. ca 
‘cervello’, ecc.) D’ Ov. $ 22; il cerign. mfgghi» con carvgdds 
-Ella, -mgnd? -ménté (di contro a mend? ventu, ecc.) Zingar. 
$ 10;! i lecc. mégghiu, pis con cumpiddu compello, credéndu, ecc. 
(di contro a pet pectus, ecc.). E così il campob. mens va con 
véw bibo di contro a 'n sina ‘in seno’; il cerign. mein? (le voci, 
oggi più usate, sien pure, secondo scrive lo Zingarelli $ 4, mang? 
e cchju pikke) con spira ‘sera’, fetta féde, vpive bibo di contro a 
fridds *frigdu, sing? signu, capidd> capillu A Cerignola, si 
noti, è tuttora ben vivo anche mdgg» major. Con ció non escludo 
che negli ital. meno, meglio, Peggio, in quanto avverbi, non si con- 
tinuino intatti i latini minus, melius e pejus. A meliu, *péjju 
senza dubbio gli arpin. migj7, pig7? (v. digja bEllu, Zieuta 
*lévitu; Par. $ 6), i mejo, pejo di Canistro (v. petto, letto ma pelle; 
Croc. $ 7), I’ alatr. fey (v. sera; Ceci $ 5), il pre di Grottamare (Neum. 
p- 276), i calabr. midgliu e pidju (v. vièniu, tiémpu), ecc.; a minus 
il reat. mino del Mattei (2* metà del s. XVII), il mino di Canistro 
(v. sino, piro; Croc. $ 9) e di S. Ginesio? Le due forme s' alter- 
navan nell’ uso e, dove prevalse |’ una, dove | altra.3 Senza dire 
che la predilezion per l aggettivo, a tutto danno dell’ avverbio, è 
una caratteristica dei ¢ dialetti del mezzogiorno; si vedano gli abruzz. 
va bone va bene, piove bóne, accuppele bine! picchialo sodo! (Fin. Mee 
146); i nap. buonovenutu, statte buono, buono me tocche (Amdrecli); il 
fu saje accussì belli suffri della versione di Foggia (Pap. 175); i 
bonofatlore, bonadica! Dio la benedica! del Sannio;4 i calabr. duonn 
venutu, va buonu, nun sacciu buonu lu fattu, oje lu jurnu se sta malu, 
fire de malu ’mpièju; i sicil. start bonu, bonu ti stia, cu malu campa 
malu mori, bonu magnu molto buono (lett. ‘grande buono’). 
E vengo ai neutri. Jl naufragio vi fu; e qual naufragio! Ma 
i superstiti? Da Sora, dove, dati -Ú, -I finali, ad E, E I, 0,0 Ú 
tonici rispondono ¢, í, p, e, ho, secondo la norma: ser? sérum, 
spekki> (plur. spekkiara), ’ngena, Cruel, kastéla, maégb (plur. maégllora), 
skar ‘scalpello’, férra, dent céntum, ¿éntra, maménta, 'nguénto, 
Strimento; él *cEln, fen» *fEnu; — aéib, fatta ‘faggeto’, pukkils 
pop(u)létu (v. púkke, plur. pókkbra; D'Ovidio A, G. XIII, 364), 
brrine, piso pE(n)sum, sive sébum, /ff? tectum; sin signum, 
kusib consilium, pira; — /nsgla, dos *üvum (plur. goa), ghi 
Sc(u)lum (plur. fkkira gli occhi del formaggio), janókki *-Gculu,f 


Eh 


1 La ragion dell gi (non ¢) di fric> che non può esser nè *péjjo nè 
péjus, va forse ricercata nella palatina, A Bari, li presso, rs» secondo la 
tegola (v. drets deretro, précha precor di contro a pieta ‘Pietro’, siera 
serum, ecc.; Schneegans Z. f. rom. ‘Phil. XXI, 427, 430). 

2 Anche a Sora peg? (un tempo certo ON - melo (v. témpa, uékkis 
‘vecchio’, u¢rma ‘vermi’, ma prefa, termo ‘verme’, arrgto adretro). 

3 Asche in Valle Mesolcina, m’ avverte 1 ill, Maestro mio, mjó meliore 
fa le veci di melius. 

4 G, Nittoli ,, Vocab, di varii dial, del Sannio“ Napoli 1873. 

5 Che si tratti di *-óculu e, secondo me, di scambio di suffisso, prova 
il plor. jangkkia; Vital, pei a gingcchio e fingcchio (Meyer-Lübke Te. Gr. 
$ 58) ha pidgechio che a è poúkkio pedüculu, 





444 CLEMENTE MERLO, 


fongkkia -*öculu, dj» podium, ¿bh Sleum, pérra pórrum 
sóruz sórbum (plur. Sil fré hórdeum, gris córium, ko 
*cöllum, ¿5s2 (plur. fssa); "na poke paucum; — l/avatúra -örium, 
rad vötum, lisse lötium; must mústum, imme plumbum. Si 
costan dalla regola: mplra, 'nfgrna; uoléne, uéra, web velum, wer 
vitrum; gra, fob fölium; seppólakra sepülcrum. A queste, ed alle 
altre eccezioni ricordate dal Parodi (v. qui sopra a p. 441), aggiungo 
da Aquila prémiu, sèculu, velu, lo eru, da Canistro pro (ma fpko). 
Esaminiamole una per una. Il sorano ugira deve esser voce re- 
cente; il normale wort/» *vilr» vive tuttora, ma ridotto a significare 
un pezzetto di vetro, forse perchè quell’ -7# lo fe’ parere un diminu- 
tivo. L' alatrino /fiji, il sor. /gb ‘foglio? (/pla la foglia degli alberi) 
parlan di confusione tra il singolare folium e il plurale folia; 
tant’ à vero che ad Alatri si ode pur / /#/ja plur., a Sora /a féla 
col significato di as Il sor. sappólakra sepúlcrum ha a 
lato il non meno strano 2 soppúblira ‘i sepolcri'; in origine avrem 
forse avuto s2ppúlokra, plur, seppólakra. L' alatr. amgri Ceci $ 16 è 
un plurale ‘le more’, e però va con |’ it. mora, e con mero ch’ io 
non direi col Gröber (A. f.1, L. IV, 121) voce dotta di contro al 
popolare gelso (mpra è da noi anche il frutto nero del rovo), ma 
chiarirei da moro maurus (v. |. *móru), uomo nero d' Etiopia e, 
per estensione, persona o cosa di tinta bruna. Il sor, uels e |’ aquil, 
velu (velu, si noti, non velo), se non son voci letterarie, si dovranno 
alle forme del verbo dove I’ ¢ è normale. Di prémiu, sdeulu, nférna, 
mégira non mette conto di parlare; e rimangono oro, vero, veleno, 
tre voci che son tra le eccezioni anche là dove di metafonesi non 
è traccia alcuna, che qua e là si rivelan dotte indubbiamente, che 
in forma foneticamente normale si ritrovan spesso sol nel contado 
o nelle vecchie carte. I leccesi elenu, veru' che il Parodi ricorda, 
sarebber poi sempre eccezioni alla legge generale (v. lecc. ina 
avena, mise, ecc, come chinu plena; ecc.; Morosi $ 10”). Che, 
se a Sora € Arpino ugra, vfra 8’ usan soltanto in poche frasi, 
come ¢ d pero, n° e lo ugro, ¢ uera propia, e wer? Sine (si), questa, 
del ricorrere in tre o quattro frasi che son poi una sola, a me 
pare una riprova della nessuna popolarità della voce. Avrebbe un 
certo peso codesto ugra, se gli stesse a lato un wir», aggettivo ma- 
schile; ma non c'è, e forse non c’è stato mai. Ne fa le veci, 
oggi, | aggettivo bin» ‘buono’ (v. Keita e bóno e kesto g faúsa, q lo 
bona keSto?, g na bóna kritidne, ecc.), e un tempo dove farle pur 
quel ‘verace’ ch’ è sempre vivo nell’ intero mezzogiorno d' Italia 
(v. Sannio wrdscio, nap. verace, sic. veraci, calabr. veragiu, ecc.); il 
prof. Simoncelli mi scrive d' aver sentito fare spesso con |’ aggettivo 
yer dc la caricatura dell’ antico sorano de’ contadini. — Una delle 
voci in -um che avevan certo la maggior probabilita di sottrarsi al 
naufragio, era centum e va con la regola dovunque: Canistro 
égnto (v. vento), aquil. céndu (v. lémbu), Palena cjende (v. tjembe), alatr. 





1 Ma, nel contado, anche oggi vilinw, de bbiru, secondo la norma, 


DEI CONTINUATORI DEL LAT. ILLE IN ALCUNI DIALETTI ECC. 445 


cénta (v. venta), campob. du-cignds (v. viendo), Airola ciento (v. viento), 
bares. ciende (v. tiembe), lecc. centu (v. certu e sim.; Morosi $ 25), 
Canosa (Puglia) cind, calabr. cióntu (v. vidntu), ecc. — E i cummicha 
ecc. cummecum ecc. del mezzogiorno?! Perchè mai l'-ü(m) di 
cüm sarebbe stato un U chiuso, s' era aperto l’-ü(m) del neutro 
e dell’ accusativo? 

„Di maggior forza dimostrativa ¿ika eccum*, scrive il Parodi; 
e fosse un eccum, sarebbe forte davvero. Se non che, il reat. marchig. 
gkko, il lancian., teram. picha, il casal. jekka, ecc, dicon soprattutto 
„qui“, ,qua“;? e che son mai gli ital. gui, qua, i piem. sí, sa, i 
lomb. kr, sa, ecc. se non degli ecc’ hic, ecc’ hac, ecce hic, 
ecce hac? Con hic *hicce ,qui* (stato in luogo) e hac ,da 
questa parte“, il latino ebbe hoc e hic ,qui* (moto a luogo). 
Le due forme non sarebbero, secondo il Lindsay,3 che due mo- 
menti nella evoluzion fonetica della medesima voce: hic starebbe 
ad hoc come lupús a *lupós, jugum a jugom. Originalmente 
diverse, proprie I’ una del linguaggio erudito, |’ altra del conversevole 
e familiare, le ritiene invece lo Stolzj4 e a me par con ragione. 
Gli esempii di O in U son troppo pochi e troppo poco sicuri perchè 
si possa trarne una legge; ed huc è già in Plauto e Terenzio, 
hoc ancor nel De re rustica di M. Terenzio Varrone (II, 5, 13; 
III, 5, 8) e nelle lettere a Cicerone di Celio, Planco, D. Bruto, 
Balbo, Lentulo (cfr. Wólfflin in A. f 1, L. VII, p. 332). Come 
un -hoc-ue nel sardo logodurese indghe „qua* (v. Ascoli A. G. 
VII, 527), avremo un -hoc nell’ ¿kko dell’ Italia centro-meridionale; 
anche I’ gkko sorano e I’ jekk» del Molise (D' Ovidio Gr. Gróber's 
2* ediz. p. 653), se non dicono „qui“, dicon „ecco qui“, son cioè 
veri e proprii avverbi di luogo e un eccum, sinonimo di ecce, 
non basterebbe a chiarirli — E dicessero anche solo ,ecco* 
questi gkko, perchè non sarebber degli ecc’ hoc? perchè I’ ital. 
ecco che ha senso neutrale, deve essere il latino eccum che ha 
senso maschile? Nella lingua dei comici le forme eccum, eccam, 
eccos, eccas sono, è vero, proposizioncelle incidentali, specie di 
interiezioni che stanno a sè; ma il lor valore nol perdon mai, son 
veri e proprii pronomi, lo stesso che gli ital. eccolo, eccola, eccoli, 
eccole e Y uno non fa le veci dell’ altro. „Eccam, opinor, arcessit*, 
scrive Plauto nella Casina (III, 2%, 11); eccam, perchè Cleostrata, 
una donna, non eccum. E così nella Bacchides (III, 2* 19): 
„eccos (non eccum) video incedere Patrem, sodales et magistros* ; 


1 Cfr. D’ Ovidio A. G. IX, 61 n. 

2 V, Cingol, ecco, miecco „qui, qua" Pap. 255, Amandola (Ascoli Pic.) 
io non wiengo ecco co la speranza Pap. 93, reat. de geco vien qua, sta ¿eco 
sta qua, ecc,, abruzz, sta ¿eche sta qui, Casalb., Palomb., S. Eus, feche „qui, 
in questo luogo“ Fin. Voc.; teram. eccha , qui” Savini pp. 79, 137, aquil. 
tirete innanzi! che ecco no vvetemo gnente Rossi-Casè p. 33; 5. Elia Fiume 
Rap. i ne vviénghe hiec (j prost.) Pap. 392; ecc. 

® „Die lateinische Sprache“ Leipzig 1897 p. 654. 

4 „Histor. Grammatik der latein. Sprache“ Leipzig 1894 pp. 151 sgg. 


446 . CLEMENTE MERLO, 


e nell’ Aulularia (IV, 4*, 14): „ostende huc manus. — eccas“; ecc. 
Anche la dove eccum più s' avvicina ad ecce, in esempii come 
l „ubi es? — assum apud te, eccum!“ (Poenulus I, 2*, 67) o l’ „ubi 
tu es? — eccum.“ (Miles (lor. I, 25), chi parla è sempre un uomo 
e forse vi si sottintende, per brachilogia, un ,quem queris* (,ecco 
quei che tu cerchi“). Ma poniam pure che il secondo elemento di 
éccum, debolmente accentato, venisse a perder col tempo il suo 
vero significato, e peró eccum divenisse sinonimo di ecce, secondo 
scrisse acutamente il Gróber (A. f. L L. II, p. 277); come s' ebbero 
eccum, eccam, eccos, ... eccillum, ellum, eccistum, ecc. 
mi domando io, perché non poté aversi nella lingua rustica di 
Roma un éccoc da ecce hoc, forma neutrale di hic, tosto che 
il H venne a tacere del tutto? e se poté aversi e vi son forme 
che lo richiedono assolutamente, perché nol preferiremmo ad 
eccum? La grammatica storica è oggi proclive a legger dei 
composti di hic, e cioè degli ecce *hum, ecce *ham, ecc., pur 
negli eccum, eccam, ecc. fin qui chiariti da ecce eum, ecce 
eam, ecc.i Cotesto écco, consentito dall’ ¿ccu del sardo setten- 


trionale e meridionale? che hanno -# pur da 6 di latino, spieghe- 
rebbe ancora |’ éccu di Lecce e finitimi in cui il Morosi (A. G. IV, 
$ 26) sospettò un italianismo e che andrà con cumpeddu, credendu e 
similis — Anche glo, ch’ è I’ ital. cold (ecco illac)* ed ¢sso che 
sarebbe un cossd,5 dato che vi fosse,6 si potrebber chiarire da 
ell’ hoc ed en’ss’ hoc come già fece I’ Ascoli (A. G. XV, 307); 
ma è possibile, mi sembra, e forse preferibile per la ragion del- 
l’ accento, un’ altra dichiarazione. Oltre alle forme illöc e illüc 
per le quali valga quanto ho detto di hic e di htc, i latini ne 
usavan nello stesso senso una terza, illo ch’ ha esempii pur di 
Cicerone: „nam illo non saxum non materies ulla advecta est“ 
Verr. 2* (I, 56, 147). Un ipso non ricore, ch’ io sappia, in 
nessun autore nè della prima età nè della classica e posteriore; 
ma ciò non vuol dire che non vi sia stato, come v' erano, oltre 
ad illo, eo, quo, aliquo, alio ... e isto, o che non sia sorto 
più tardi nel latino volgare, sia pur di queste contrade soltanto. 
Isto ebbe tra i Latini quella funzion di avverbio dimostrativo di 
2* persona (ital. così, costà) che ha per I’ appunto I’ odierno ¢sso 
(lat. isto venire Cicerone Famil. IX, 16,9 << reat. ¿beni ¢sso < 


1 V, Lindsay o. c. pp. 496, 499, ecc. 

2 Il sardo logodurese ha akkó, cioè a dire ecc’ hdc come già vide il 
Campus (A. G. XV, 308 n.). 

3 Di così eccosic si veda più innanzi, a p. 450. 

4 V. Canistro glo „la“ Crocioni ].c. p. 431 n. 2, reat. ¿llo „la“ Cam- 
pan., abruzz. sta ¿lle sta li, pe’ ¿lle per là Fin. Voc. p. 184, teram. ella „la“ 
Sav. p. 79. 

E V. Canistro ésso ,,costà“ Croc. I. c., reat. èsso „costi“ Camp., abruzz. 
sta esse è costa, da ecc'a gsse di qua a costa, a ess” ammönde costassù, a 
ess’ abballe costaggiù, ecc. Fin. Voc., teram. éssa „costi“, aquil. esso ,,costì ‘ 
(ainete a cammind — la banda) Rossi-Casè p. 32 n. 11; ecc. 

¢ V. nel teramano ssd ips' hac. L’ital. ha costà ecco ist’ hac. 


DEI CONTINUATORI DEL LAT, ILLE IN ALCUNI DIALETTI ECC. 447 


ital. venire costà); e il latino volgare, per significare ,codesto*, disse 
certo ‘kku-epsu (Ascoli A. G. XV, 306). Sostituendo ad ill’ hoc 
e ips’ hoc le forme illó e *ipsö, cade la difficoltà dell’ accento 
e non riman che I altra, della breve per la lunga, ch’ è meno 
grave. Secondo |’ Ascoli (A. G. XV, 396), |’ e originaria di èllu 
sarebbe facilmente, e perciò anticamente, passata in ¢, per la 
spinta che ad &llu veniva da &ccu, così prossimo ad éllu per 
la ragion fonetica e la semasiologica, e avrebbe finito per risen- 
tirsene anche En’ssu. De’ volgar latini *ëllo, *ësso avrebber 
poi sempre dalla loro esempii come *cólle (class. colle), *cöllu 
(cl. cöl-), *cólloco (cl. cöl-), *cólligo (cl. cöl-), *fólle (cl. 
föl-), *mölle (cl. möl-), *pälle (cl. p&l-), *sëlla (cl. sél-), 
*véllu (cl. vel-), *dössu (cl. dórsum), *fössa (cl. fös-), *gróssu 
cl grös-), *óssu (cl. ös-), *mésse (cl més-), *préssu (cl. prés-), 
séssu (cl. sës-) e lo stesso *ëccum (cl, écc-).1 — Sennonchè, 
a Sora, le voci per „qui“, ,costì“, „li“ son ¢kks, #57, Ifka;?2 come 
gkke, così gssa ed fila, dicono propriamente „ecco costi*, „ecco 
#3 Un eccum e un en'ssum codesti Ak, 552? No davvero; 
non perché la fonetica nol consenta, ma per le ragioni che ho 
dette dj sopra, Come in #kk un ecc’ hoc, avremo in #4 un 
cc’ hic. Quanto ad ss, io non avrei nessuna dificoltá ad 
accogliere un *ipsi, sugli isti, illi che, come istic e illic, dissero, 
oltrechè „a lui“, „a costui*, anche ,li“, ,costi*, È vero che son 
dei comici; ma perchè esser dei comici dovrebbe significare ar- 
caismo? Poichè la grammatica storica non vi si oppone, noi abbiamo 
tutto il dritto, mi sembra, di ritener vive codeste forme pur 
nell’ età classica e nella posteriore, almeno in quella lingua del 
popolo di cui i comici sogliono esser la più fedele espressione. 
Non dobbiam forse a Plauto e Terenzio gli stessi eccum ed 
ellum? Ma, se non mi si vuol concedere |’ isti, v'è sempre 
Pistic ch'è di tutte le età; e non ho che a mutar l’*ipsi 
in *ipsi(c).4 — Le forme con vocale aperta e quelle con vocal 
chiusa ricorrono spesso nella medesima frase. Alla domanda addp 
td D kalamärs? dov' è il calamajo?, il contadino sorano, se |’ ha 
vicino, risponde con un g#?, “a ¿kk» che va «confrontato col piem. 
sa, ve si ecce hac, veni ecce hic, col bellinz. ve sa ki veni 


1 Vedili, con altri molti, nel classico studio del Gröber ,, Vulgärlat, 
Substrate roman. Wörter“ (A, £ 1, L.I— VII). 
2 Di /fk> ho già detto, quel poco che sapevo dire, nella prima parte a 
, 120.4. 
y 3 E l'uno e l’altro significato hanno a un tempo stesso gli fRka, fissa, 
dlla dell’ Abruzzo, come mostran questi esempii che ho dal Vocabolario del 
Finamore: ècckeme eccomi; ésse che sci falte? ecco costi che hai fatto, esse 
quelle che m’ ha ditte! ecco costi (a voi cui son dirette le mie parole) 
che m' ha detto!; elle lu libbre ecco là il libro, ¿Ue cuil ecco là quel- 
uomo; ecc. 
4 E gli arpin. jehks, fesse che il Parodi chiari da *yg- passato nell’ ana- 
logia del dittongo z¢, non saran poi degli ekk>, #ss2 con prostesi di 7-? (ci 
campob, yf#42, Jess da gà-, gs-; ecc.) 





DEI CONTINUATORI DEL LAT, ILLE IN ALCUNI DIALETTI ECC. 449 


chief richiede *capum (Meyer-Lübke I, $ 552). Dirò piuttosto 
che un neutro *illo.a me non par più strano del maschile *illt 
voluto dal franc. i/ e dall’ ital. eg (ant. e//’) e che già ricorre nelle 
carte del secolo sesto. Circa alla origine di codesto *illi, io non 
vedo perchè mai il compianto Paris,! anche dopo le poderose 
argomentazioni dello Schuchardt? alle quali non si saprebbe davvero - 
che aggiungere, dichiarasse insostenibile un illhic e preferisse col 
Darmesteter un illi su qui. Ancorchè un illod, su quod, non 
torni men bene al caso mio, io son per *illoc, sia esso un illud 
modellatosi su hoc, ovvero anche un ill! hoc. Come ego e 
meus fra i personali, così hic fra i dimostrativi dovè godere di 

una certa egemonia; è umano che sia così. Rinfiancato da istic, 
hic potè attrarre ille e ne sorsero illi(c), illui(c), illo(c); ovvero 
un ille hic, un illu hoc non erano men frequenti nella bassa 
latinità degli hic ipse, iste hic, ecc. (v. Meyer-Lübke „Ein- 
führung“ p.93) e ne sorsero parimente, ma per crasi, illi(c) e 
illo(c). Che, se nel napoletano e altrove abbiam /o bero „das 
Wahre“, lo come, ecc. di contro a /o vero „der Wahre“, /o chiuovo, 
ecc. (v. qui sopra a p. 440), il -C non cadde certo prima del -p 
e i continuatori di nec son pur tra le voci che raddoppiano la 
consonante iniziale della parola che segue. Per *istoc ed *ipsoc 
valga quanto ho detto di *illoc. 

Vediam ora se la legge enunziata nella prima parte non giovi 
a chiarir talune forme che di luce han pur sempre bisogno. — 
1 miei fonti mi dánno questi altri avverbii locali: abruzz. jic-, jécuce, 
dec-, djécuce „qua, di qua“, reat. decuci, déce-, peddiccuci verso questa 
parte“, Rapagnano (Ascoli Pic.) deccoce quis Pap. tot (decoece 
Neumann |. c. 484), casal. digkkaé>, teram. d/Rkusés „da queste parti, 
non lungi di qui“, Vasto prdicchece „per qua“; abruzz. jécule, déc-, 
dic-, djécute ,costà, di costa*; — abruzz. jéll-, jillece, déll-, djéllece 
„a, per cola“, reat. Aluci, Vasto pidillece; abruzz. djell-, djllete „colä, 
per colà“; — abruzz. désuce (antiq.), désece ,costà, di costà“; Vasto 
pidîssete „per costà“. Scambio dell’ e aperta di co, filo, fsso, 
abbiam qui vocal chiusa o dittongo. La ragione dell’ oscuramento 
è da ricercar nell’ atona finale; ma dell’ enclitica? o della voce cui 
l’ enclitica si appoggia ? Che il «fe di jécute, ecc. e il -ce -ci di 
jécuce, éccuci, ecc. siano una cosa sola con il -#3 e il -c degli ital. 
éecoti, deco, e cioè un tibi e un ecce hic (D’ Ovidio A. G. IX, 78), 
già scrisse il De Lollis (A. G. XII, 14n.); ma egli non crede che 
„il dittongo sia dovuto all’ influsso dell’ -1 di - che non si fa 


Il vecchio com, nella composizione, mantenne, è vero, l’o pei motivi e nel 
modo che indicò il Parodi nel bello studio in A. Gl., Supplem. I p. 1 sgg., 
e quest’ O fu uno (v. egizo, cólloco, ecc.), ma i class, cum patre, cum te non 
poteron dare al v. lat, che compdtre, conté. 

! Romania XXIII, p, = 

2 Zeitschr. f. rom. 

8 V, ellotí in Buccio Fani £ i a, 


Zeitschr, f. rom. Phil. XXX. 29 


450 CLEMERTE MERLO, 


sitrove mai sentire (9. Gato, non gts, det, won dei; ec) Si 
potrebbe obiettare che i potere metafonetico durò a lungo, prova 
ne sieno i cage ca du, stim soldu notati nella prima parte 
fp. 25y, che fl ci da ecc" (mid si ebbe certo prestissimo; che in 


E la 
strazione che la vocale oscura o ii dittongo si dewuo alla 
fmale dell’ enclitica, che, anzichè deg'i eccum, ell um, *essum, 
vi si celano gli écco, éllo, ésso che vedemmo più sopra, ci 
verrà da quei dialetti dove il doppio -1- si palatilizza a contatto 
dei A e dell €! Sora, con jekkıpta „qui“, mi di per | appunto jribia 
petolà” e Castelluccio di Sora, con jicercia jiccela ed jissecia jissda, 
mi dà jillecia jellda;? lo f- è prostetico e F -3 puramente 
da poco sostituito al legittimo +, come in adisaza ad de ünde 
e nell’ annzy/la a cui vengo tra breve? — Per la medesima ragione 
avremo Elly nell’ arpinate e sorano all. Che Sora ed Arpino 
distinguon pure fra così „in questa maniera“ (1kkuf) e così „in 
quella maniera“ (a/5fi); e vé più d'un dialetto che alle due 
forme ne aggiunge una terza a significare ,in cotesta maniera“: a 
8, Ginesio assuscì oltrechè accuscì, allusci (Neum. |. c. 452), a Rieti soci, 
assoc), assu) oltrechè corì, accoci, accucì e loci, alloci, allucì (Campan. 
122), a Celano (abruzz.) asciucì oltrechè akkuci, alluci (Finam. Voc.).4 
Come ello in albsí ecc., avrem pertanto esso in associ ecc. ed 
eccy in akkusí ecc.;> né v e ragione di creder che ecco non si 
nasconda pur nel così dell’ italiano letterario e di molti dialetti 
della nostra penisola. — Ed eccomi alle forme numerose, svaria- 
tissime, che si riannodano a quel covelle, carell che il Meyer- 
Lübke, ancora nel terzo volume della Romanische Grammatik, 
chiama „(das etymologisch dunkle cavelle“. L’ esame comparativo 
a cui le ho sottoposte, me le fa dispor nel modo che segue (in- 
cludo nell’ elenco pur forme d' altre parti d’ Italia, quante ne ho 
potute raccogliere): IA it. letter., tosc. covelle ,, piccola cosa, quasi 
niente, niente, affatto“ (nor far — non far nulla); Potenza Pic., 

1 Quanto al d-, io vi leggerei proprio la preposizione de: gli abr. dé- 
cuci abballe, délleci ammönde, désuci ammonde, abballe desuce son veramente un 
„di qui in giù, un ,,di ll in su“, „di costa in su“, ,,giù di costà“; e così il 
reat. peddéccuci, il vast. pidicchece un „per di qua“, i vast. pidillece, pidtssete 
un „per di là“, „per di costà.‘‘ A frasi siffatte si dovrà verisimilmente anche 
il -d- degli strani padifrojs per aria, prdün> per uno; per quest’ ultimo, v. 
ancora qualcheduno e sim. (Zingar. A. G. XV, $ 59). 

2 In Papanti (p. 470), e direbbero „qui e nel dintorno‘“, „costä e nel 
dintorno “, , colà e nel dintorno “. 

3 Che in jf44ysta sia da veder |’ #kkz, di cui a p. 447, è escluso dal fatto 
che, dato un en illf(c), non si sarebbe avuto jf//afa ma jflta, con la 
valatina 
Den 4 Ho ancora assusi da Anagni (Pap. 391), e allos? da S. Lorenzo Nuovo 
(Lap. 403), allusi da Acquapendente (Pap. 387). 

8 L' sw di akkust si spiega dalla consonante gutturale (v. pure sékkysta 
di contro a y #Hota). 


DEI CONTINUATORI DEL LAT. ILLE IN ALCUNI DIALETTI ECC. 451 


Arcevia, ecc. coelle Neum. |. c., Cingoli coelle, cod Pap. 255 n., Tolen- 
tino cofu)elle, cod (senza volesse consolà per — Pap. 261), Apiro coelle 
(non ¢ era da sperà — de bonu Pap. 213), Treja cod (non ne avria 
fattu — Pap. 262); Pescocostanzo chebbèlle Fin. Voc.; faent. | 

(nó save — non ne saper niente; Morri Voc. 624), bologn. gue? 
» qualcosa“ Ungarelli Voc., moden. cvé/, quel „qualche cosa, alcun- 
chè“ Maranesi Voc., mirandol. gué// „qualcosa“ Meschieri Voc.; = 
[Castiglione Casauria nevelle , punto]. — B abruzz. cubbjelle, cubbille 
siente, affatto“ (mn ge ne ita — non ci sta mica; Fin. Voc.) 
Palena cubbjejje , niente“. 

Il A a. ital. m. tosc. cavelle! (lo stesso che covelle). — B abruzz. 
quanduvjelle „mediocremente* (sta — goder discreta salute, goder 
di una certa agiatezza). 

11 A Cingoli chiuè „nessuno“ Pap. 255n., Treja chiwe, checchiud 
„Chicchessia, nessuno“ (non potenno falla pagá a chiuè ..., e però 
sei checchiuè Pap. 262); a. aquil. chivelle , nessuno* (Null altra gente 
d arme se tenga per — Buccio Ranallo str. 49*), m. aquil. chèle 
Rossi-Casé lc. 13. — B aret. chuvèg# ,nessuno“ Fanfani ,, Uso 
toscano“ 265; Palena chevjejje (n'n ge Sa — non c'è nessuno), 
lecc. éeddi *civelli » chicchessia “ Morosi |. c. 188; = wii 
eubbille (min g’ 2 remaste — non c’ é rimasto alcuno), Pescocost 
cuvjéjje (ricch’ e bbéjje nen g' è — Fin. Prov. 615)]. 

IVA faent. gni quel , ogni cosa“ — B Palena (0)gmivjejje 
Ognuno“ (se /a’mmidia fósse cacasanghe, — se cachere le sie Fin. 
Prov. 192, s’mblazsa ze caccéssene ji hud, — Y arepijjarre ji sie 
ib. 199), ogneincheviéje (s avaive fatte ficcd sott da — Pap. 57), 
Scanno onnenghevièlle Fin. Voc. 235. 

VA a. aret. ovelle „usquam, quelque part“ D’ Ovidio A. G. 
II, 105 (vo tu venire —? Dante „De vulg. Eloq.“ I, x1, 2), m. 
aret., chian. wvelle Fumi;? — m. aret., chian. duvelle, umbro do- 
vello „in nessun luogo“ Campan. |. c. 201; — agro potiziano ‘ndu- 
velle, tinduvelle, Anagni (Roma) nuvelle (nun Irwveva requie a — Pap. 
392), aquil. nwè/e Rossi-Casè |. c. 13, Ancona, Recanati, Macerata 
invelle, Potenza Pic. immelle, mmélle, Arcevia 'nvel Neumann L c. 
488. — B calabr. duvevieddi, duvevièlli (nun vaju — non vado in 
nessun luogo; Accattatis Voc.); — Atri (abr.) addeville, adduville, 
Forcella (teram.) addeville „in nessuna parte“ Fin, Voc. 232; — 
sabin. nóellí „in nessun luogo“ Campan. l. c.; faent. invéll (un la 
bseva meltr — non la poteva mettere in nessun luogo; Morti); 
abruzz. a nnuojelle (ji nen ¿o ji? — non mi son mosso di qui), 
Castiglione Casauria annuvjejje (chi té quatrin’ — ‚ji spènn' a jju 
schiufjejje Fin. Prov. 604), soran. annay¢la (nn? lo sp patila troud — 
non |’ ho (neutr.) potuto trovare in nessun luogo); == abruzz. ’n cu- 
ville, posa ['n cubbille] „in nessun luogo“, Gessopal. ’nguvyelle, 
gguvjelle Fin. Voc. 181, 232. 





1 Idiotismo che vive a Siena e in altri dialetti; Tomm, Bellini I, 316. 
2, Contributi alla storia comparata della declinazion latina“ Palermo 
1882, p. 121. ye 
2 


452 a 


Scrive A. Sepulcri, nel 
del suo tempo (2* metá del 
in Gregorio son sempre con 
veri e proprii imperfetti, per 
sembrano la lezione seguit 
trovano in tutti i manoscritt 
Gregorio turonense, di Ve: 
vivacità di codesto vellim 
tra velim e vellem, ci vi 
cinque partizioni ho cont 
chiuvègli va con guigli ‘qu 
addeville annurjelle con bille 
légis, ecc. di fronte a belle 
*éiied- con aceddi ‘uccel 
portuni, ecc. di fronte a fe 
calabresi duvevieddi -vielli © 
a bedde belle, rinninedde : 
e Pescocostanzo, e al sor 
degli avverbii in -a come 
la prima parte di quest 
sabino ndelli, a cagion de 
dell’ ¿ (= e; v. singaréll 
» Romagnol.“), non possor 
posti si tratti della 2*, o 
non saprei dire; da un k 
quovis, quantusvis, q! 
latini quilibet, ubilibet 
di cui le nostre voci non 
traddistinte con la lette: 
innanzi dal compianto M 
dal Fumi, nell’ opera cif 
Gróber ($ 27). Per Arc 
studio del Neumann (pp 
(1. c. p. 121). Quanto all’ 
avuto verisimilmente coe, 
celli (singol. /w/sè/), ecc. 
ch’ è ora il plurale di 
Faenza quéll, come I’ zn 
quell, A Faenza, e cos 
Pescocostanzo (v. cuzyjejji 
anche oggi, come nella 
trambe le forme che n 
E passo a dir del prim 


1 „Le alterazioni fonet 
tempo“ in Studii medio-eva 

2 Anche -li < -gli: v 

$ Dice „le proprie fa 
più o men vera, con cui si 


DEI CONTINUATORI DEL LAT. ILLE IN ALCUNI DIALETTI ECC. 453 


come già vide il D’ Ovidio (Grundr. Gróber's |. c.) e come provan 
chiaramente gli abruzzesi cubbille, chebbèlle, ecc, con -bb- da D + v 
(v. abballe ad vallem, abbambá ad vampare, abbelenirse q. ‘avvele- 
nirsi’ farsi cattivo sangue, abbujate *advoliatu invogliato, ecc.), 
laddove il -v- permane intatto o s' attenua in y. La doppia forma 
emiliana si spiega dalla varia età in cui avvenne |’ espunzion della 
protonica; antica in col, più tarda in gwé/ così da permetter la 
caduta del -- intervocalico. Cavelle è verisimilmente un q(u)a(m)- 
velle-, separa certamente un quantu(m)velli- (v. il class. 
quantumvis). Da q(u)ivell- sono i ch(v)elle, ecc. del terzo 
gruppo; nel leccese, e cosi nel barese e altrove, anche il semplice 
chi ha la palatina (é).1 Negli ognenche-, onnenghe- delle voci che 
seguono, avrem forse un omn’ num) q(0)e(m)- (v. I’ ital. ognuno); 
o anche un omn’ umq(u)e-, su quicumque e simili,2 da mandar 
coi minta, minka, ecc. omniunqua(m) del settentrione. E arriviam 
così all ultimo gruppo, ai succedanei dei latini usquam, nusquam: 
ubi è in ovelle, uvelle; de ubi in duvelle, dovèllo, duvevieddi, ecc.;3 
ad de ubi in addeville, adduville; in de ubi, o in ubi, nelle altre 
forme, ma vediamolo minutamente, In de ubi abbiam certo nel 
sor. anneu#la e negli abr. a nnuvjelle, annuvjejje; ma, mentre I’ a- 
della voce sorana par proprio |’ 1- della preposizione in (v. annivia 
‘indivia’, annyindre ‘indovinare’, annilfo indültu grazia, ecc.), 
quello delle voci abruzzesi par piuttosto la preposizione a, premessa 
a un aferetico "nno (v. 'nnioi ‘indivia’, e 'nngjjo „trippa di majale 
tagliuzzata e insaccata“, se & indúvia, secondo scrisse il Fina- 
more Voc. 232).4 Anche ad Arcevia, Recanati, Macerata, Potenza 
Picena, dove I’ assimilazione di n + D in -nn- è affatto normale, 
l' (nv! può essere da *inno (*indov’); V immelle di Potenza 
è normale e recente (v. commengo ‘convengo’, demmenuta ‘benvenuta’, 
immerno ‘inverno’, ecc.). All’ incontro il faentino ¿nvél/, pur trattan- 
dosi qui di voce naturalmente soggetta a più gravi alterazioni (v. 
il marchig. cod e gli stessi ovelle, uvelle, duvelle della Toscana), è 
probabile non sia che un in ubi velli: a Faenza indovino, indo- 
vinello, indovinare, indovinatore, ecc. suonano indven, indvinèli, indvine, 
indvinadór e il lessico del Morri non mi dà verun esempio di -nv- 
da -ndv-. Ei cuville, ’nguville, ’nguvjelle „in nessun luogo“ di 


1 L'u dell’ aret. chiuvögli è forse dal -v-: non oso dirlo rifatto su 
chiunque chè, per l appunto in quel contado, suona chinche, come qualche è 
calche. È vero che in chiuvögli, a cagion del -v-, la tenacità dell’ = poteva 
esser maggiore. 

2 V, D' Ovidio A. G. IX, 85 n. 3; diversamente il Meyer-Lübke 
II è 570. 
157 I reat. dodllu, doélli, doélla, dodlle e Y abruzz, ddovèlle „dov’ è?“ 
sono degli ubi (ad ubi) est illu, ecc.; gli aquil. ddéjju? dólla? un ad 
ubi illu, illa; lo *ndo/le di Scanno un in de ubi illu, 

4 Si ha però sempre amm- da inv-: v. ammendd ‘inventare’, ammetd 
‘invitare’, ammessd *invitiare avvezzare, ecc. Annevd porre in ghiaccio 
pare un ad-*nivare; quanto ad annöjje moja, v. I’ ital. annoydre, annojáto, 
ecc.; un problema è per me anndcche! vieni qui, fatti vicino! 


454 C. MERLO, DEI CONTINUATORI DEL LAT. ILLE IN ALCUNI ECC. 


Lanciano, Gessopalena, ecc. negli Abruzzi? Hanno -2-, di contro 
al -55- da -D + v- che abbiam visto più sopra; e però il leggervi 
un q(u)ovelli- a me non par cosa ardita. vero che a Lanciano 
„in nessun luogo“ si dice anche cubb:/le, ma dev essere una usur- 
pazion di significato; lo stesso cubbille, e così il cuvjéjje di Pescoco- 
stanzo, dice pur ,,chicchessia“, e a Castiglione Casauria per ,, affatto, 
niente“ s’ ode un névelle che non è possibile staccar dall’ aquil. 
nuèlle, dal sab. nöelli, dall’ abruzz. a nnuvjejje, ecc. ecc. — Come 
già i latini quodvis, quivis, ubivis, anche codeste nuove crea- 
zioni, vi si celin dei velles vellis o dei vellet vellit, non dicono 
Cid che, colui che, la dove tu vuoi o altri vuole“ ma ,, qualunque 
cosa, chiunque, in qualunque luogo si voglia“; in frasi negative, 
dal senso positivo passando al negativo, divengon sinonimi di -niente, 
nessuno, in nessun luogo”. Sennonche .qualunque cosa“ può 
anche esser ,,pur la menoma cosa“ ed ecco sorger per questa via i 
quel ,, qualcosa‘ dell’ Emilia: Veniv stassira? — No, perchè ai o da 
far quel. Venite stasera? — No, perchè ho da far qualcosellina“. 


CLEMENTE MERLO. 


Zur Wortgeschichte, 


Fr. bras ‚Malz‘. 

Bras ist nach Diez (dem Littré, Kórting und Dict. Génér. 
folgen) mlat. bracium, órasser mlat. braciare; dieses gehe auf 
gallisches brace bei Plinius zurúck (auch bei Du Cange oft belegt); 
für das vom französischen abweichende wallon. brahe (A > is) ver- 
mute Diefenbach slavische Herkunft. Die Sache liegt vielmehr so, 
dafs wallon. drahe brace wiedergibt, vorausgesetzt, dafs es sich wie 
lat. pace > pars entwickelte, dafs dagegen frz. bras, brasser bra- 
c]- verlangt. Nach Thurneysen, Keltoromanisches S. 90, ist der 
keltische Stamm mraci-. Den romanischen Formen mufs demnach 
das Doppelsubstrat brace, bracj- zu Grunde liegen. 


Afr. cateron 


ist in einer bekannten Stelle von Aucassin und Nicolette iiberliefert: 
li amors de le femme est en son /e caferon de la mamele. Suchier 
setzt 1420 nach Andresen /eferon in den Text. Dafs ca/eron das 
Richtige ist, ergibt sich aus Jouancoux und Devauchelle, Etudes 
sur le Pat. Picard v. cafron ‚le pis des vaches a quatre bouts ou 
trayons, chacun d'eux s'appelle ca/ron‘. Es ist das französische, 
auch in den Mundarten verbreitete gwarteron ,quatrième partie 
d'une livre, etc.‘j r ist durch Dissimilation gefallen: guaferon steht 
bei Littré, bei Tissot, Pat. des Fourgs, wallon. gud/ron bei Body, 
Vocabul. des Agriculteurs (Bullet. Soc. Liég. de Littérat. Wallonne, 
2° série, T. VII), Es konnte auch von der Brustwarze der Frau 
gebraucht werden, um so mehr, als jene Stelle scherzhaft-ironisch 
gehalten ist: vgl. bei Body Lc. eff: ‚se dit de la vache, de la 
chèvre et aussi de la femme‘; mamuron ,bout du sein, du trayon 
des animaux‘. Caferon muís den eigenartigen sprachlichen Merk- 
malen hinzugefiigt werden, welche den pikardisch-wallonischen Ur- 
sprung jenes Denkmals sichern. 

Das Lyonesische kennt gwart‘ ‚sein, mamelle Nach Puitspelu 
sagte man scherzhaft vom Säugling: ‚il boit son guarfé (son petit 
quart, sa chopine), puis guarté a fini par prendre le sens de 
mamelle‘, 


456 A. HORNING, 


Lothring. chévan. 


Adam, Pat. Lorrains, gibt v. panier chévan, Zéliqzon, Lothring. 
Mundarten, Gloss., 34 ,Winzerkorb‘.! Dies führt auf capannus, 
eine auch im ltalienischen und Portugiesichen (capanno, cabano) vor- 
handene Nebenform zu ital. capanna, prov. cabano. Da frz. cabane 
aus dem Provenzalischen stammt, ist das Wort m. W. bis jetst in 
nordfranzôsischer Form nicht nachgewiesen. Nach Thurneysen, 
Keltorom. S. 53, ist die ursprüngliche Bedeutung ‚Hütte aus Ruten, 
die in die Erde gesteckt und oben zusammengebunden werden‘. 
Indessen bezeichnet das Wort auch kleinere Gebilde, prov. cadano 
de cacalauso ,coquille d’escargot‘, cabano ‚berceau de ramee que 
Von fait aux vers à soie pour qu'ils suspendent leurs cocons‘, bearnes. 
cabane de abelhes ‚Bienenkorb‘. Das Portugiesische hat cabano, ca- 
banejo ‚Art Weidenkorb* Zu s¢v@ ‚Winzerkorb‘ vergleiche man DC 
v. capanna, tugurium > parva casula quam faciunt sibi custodes 
vinearum: hoc rustici capannam vocant. 


Niedermain. cosaque. 
(Zu Zeitschr. XXVIL 151.) 

Schuchardt bespricht Zeitschr. XXIX, 455 chèvre, cog, auch 
cosaque als Bezeichnungen fúr Schober, Heu- oder Getreidehaufen. 
Er scheint anzunehmen (s. besonders seine Bemerkung über darge), 
dafs die bildlichen Ausdrücke durchweg oder wenigstens in der 
Regel Umdeutungen älterer, nicht bildlicher seien. Für wohl mög- 
lich halte ich es indessen, dafs, wenn nicht immer, so doch oft, 
beide Benennungen, die eigentliche und die übertragene, von ein- 
ander unabhängig sind und gleichsam nebeneinander hergehen. 
Auf cosaque dürfte Licht fallen durch wallon. södar (eig. soldat) ‚on 
designe par lá 2 ou 3 gerbes de seigle ou d' avoine mises debout 
en faisceau; se dit aussi bosselfe* (A. Body, |. c. s. hier S. 455) und 
durch pikard. cavaier ,meule de 17 bottes de blé superposees en 
forme de croix; une botte dite bonnet est placée á califourchon 
pour protéger contre la pluie le centre de la meulette où se 
trouvent les épis. De loin ces meulettes ressemblent à des cavaliers.* 
(Jouancoux, 1. c.). Ledieu, Patois de Demuin, fügt ergänzend hinzu: 
sles 4 bras sont figurés par 4 gerbes superposées; la confection de 
ces meulettes est due, paraît-il, aux cosagues venus en France en 
1815. Man vergleiche noch wallon. marionelte ‚4 javelles en une 
gerbe placées debout et non encore liées; tas de 10 gerbes.' 
(Body, 1. c.).? 


1 Chèvan ,panier à l’usage des vendangeurs‘, Deminut. cheveno, findet 
sich auch in Le Lorrain peint par lui même, Almanach (1854), Metz, S. 8. 

2 Man berücksichtige noch: wallon. strons d'pour;at ,tiente de porcs‘, 
au fig. petits meulons de foin formés par le vent (s. Body, 1. c.); — pikard. 
bouriquet ‚petit fagnt de branches d’épines‘ soll nach Jouancoux und Ledieu 
Deminut. zu bourrée boure sein. Bedeutet es nicht vielmehr ,Eselchen‘? — 
Nach C. Heuillard, Etude sur le Patois de Gaye (Canton de Sézanne, Marne), 
Sainte-Ménehould, 1903, S. 122 nennt man dort pied-de-réchaud, 4 gerbes 


In Belmont, in den Vogesen (ostfranz. Grenzdialekte mit d® 
bezeichnet) ist /%vrait(e) übliche Bezeichnung für die allbekannten 
runden Heuhaufen (gròfsere werden /fav > chèvre genannt).! Da- 
gegen nennt man ¿pk ,Bock* 6—11 im Kreise aufgestellte Roggen- 
y ig über welche oben eine Garbe mit nach unten gerichteten 

n gestülpt ist: wie man mir sagte, kam der Ausdruck? mit 
der Sache erst seit kurzem auf: früher wurde der Roggen sofort 
nach dem Schnitt zur Scheune gebracht. Es ist nun denkbar, dafs 
nachdem für den kleineren Heuhaufen die Benennung /iporall(e) 
in Aufnahme gekommen war, man im Gegensatze dazu den 
grôfseren Roggenhaufen do nannte (oder umgekehrt), ohne dafs 
letzterem eine bestimmte Vorstellung zu Grunde zu liegen braucht. 
Eine Parallele hierzu bietet die Bezeichnung #4n(e) (Huhn) für die 
kleinen Zapfen der Kiefer, während die viel grófseren Tannen- 
zapfen día (Hahn) heifsen.? 


écoucher. 


Mit Unrecht habe ich Zeitschr. XXVII, 147 die von A. Thomas 
aufgestellte Gleichung écoucher > excuticare angezweifelt, weil es 
kein pik. ¿couguer gebe: Jouancoux lc. gibt écoguer ,écraser en 
foulant aux pieds, presser, bossuer‘, écogures ‚balle d'avoine, grains 
écossés' Der Nachweis, dafs cutis im Nordfranzósischen fortlebt, 
ist von Belang für die Beurteilung des pikardisch-wallonischen 
cote ,toison, laine d'un mouton tondu dans la bonne saison; elle 
tient ensemble ne formant qu’ une pièce‘, (Bullet. Soc. Liég. d. 
Litt. Wall. 1. série, XI,252) das Zeitschr. XV,494 auf cutica 
zurückgeführt wurde. 


Voges. gemme. 


Lat. janua hat sich in sardisch. Senna, engad. faina erhalten 
(s. Meyer-Lübke, Einführung S. 121). Eine Spur des Wortes findet 
sich auch in den Vogesen, doch, wie scheint, nur in der 
manches seltene bewahrenden Mundart von La Bresse (OGD mit 
fl bezeichnet). Adam gibt S. 362 djemme ,porte à claire-voie‘, 
Nach X. Thiriat, Vallée de Cleurie, Remiremont, 1869, S. 396, 
sagt man in La Bresse: lé djemme dé l'ér a-t-elle fouahh? (ist die 


cées de manière que les épis d'aucune ne touchent la terre et forment le 
premier lit d'un tas de treize gerbes, que l'on fait dans les champs après la 
moisson. 

1 Behrens hat Zeitschr. f franz. Sprache und Litteratur XXVIII, 300 
gezeigt, dals ostírz. cabotte ‚petit tas de foin‘ von cabe, cabre ‘Ziege‘ kommt, 
Gleichen Ursprungs ist cabocés ,petits tas de foin qu'on fait vers le soin‘ 
(Adam), Chevrotte ‚petit meulon de foin* (auch bei Adam). 

_® Die richtige Wortform dis kommt als Bezeichnung eines Kinder- 
schlittens vor; mit dem Deminut. buffe benennt man die Maulwurfshaufen, die 
Erhohungen auf den Kartoffelfeldern, Misthäufchen. 

3 Diese Ausdrücke hórte ich in Labaroche, das in der OGD mit E be- 
zeichneten Gruppe liegt. 





ZUR WORTGESCHICHTE. 459 


celle boisée‘ (Godefroy), wallon. hazsres ,landes, terres incultes‘ 
(Body), wall. hafe ,clôture de pré, d'une terre, quelquefois d’un 
us et d'un hectare et demi‘ (Bullet. Soc. Liég. d. Litt. Wall. 
X, 257 

Auch im Südostfranzösischen ist *hagia vertreten: Haefelin, 
Pat, Romans du Canton de Fribourg (1879) gibt ag ,haie', Bridel, 
Gloss. des Pat. de la Suisse Romande, adje, adse ,haie vive‘, und 
in Tavannes (im Berner Jura) hórte ich vor Jahren adig , haie: ; 
dieses dí kann weder auf «g- beruhen, das dort zu x, noch auf 
is, das dort zu # wird, es bleibt nur gy, das sich wie im Franzö- 
sischen zu dí ($) entwickelte. Ebenso wird man poitev. age ,bois 
entour& de haies, haie‘, auch Bezeichnung de quelques propriétés: 
les Ages‘ (Lalanne) auffassen müssen: dies age! wird sich von dem 
oben aus DC erwähnten agía nicht trennen lassen. 


Pikard. lapet. 

Neben /apelte ,bout, pièce ou morceau de linge qui se montre 
d'une façon irrégulière au-dessous du principal vêtement‘ besitzt 
das Pikardische /apef ,babil, caquet*, nach Jouancoux ‚du type 
lape, dont le sens propre répond à pièce, morceau, languette. Nun 
kann man zwar einen zungenartig geformten Fetzen oder Lappen 
eine Zunge nennen, aber für ausgeschlossen erachte ich es, dafs 
ein solches Wort nun auch Zunge im eigentlichen Sinn und sogar 
Geplauder bedeuten könne. Wie Jouancoux bemerkt, ist Zap(ef) 
verkürzt aus ferlape ,morceau mince, beaucoup plus long que large 
d'une étoffe‘, aber auch ‚Zunge, Zungenfertigkeit‘. Ich trage kein 
Bedenken, in /ape/ ein Glied einer Sippe zu erkennen, die in dieser 
Zeitschrift schon wiederholt besprochen wurde. Ferlape gehört zu 
ferlope, filope (s. Zeitschr. XXX, 73. 76) und geht auf /a/appa (Neben- 
form zu faluppa) zurück, dessen Existenz hiermit auch im Franzö- 
sischen nachgewiesen wäre: vgl. L c. it. fa/appa, mailánd. /appa ‚Ge- 
plauder, Geschwatz‘. Eine Stütze findet diese Deutung an der 
Tatsache, dafs gerade im Pikardisch-Wallonischen jene Sippe zahl- 
inse vertreten ist: zu den besprochenen Bildungen kommt noch 

: flépe ,lambeau “dont le bout est effilé, brin de fil ou de 
et qui s'attache sur un vêtement ' (Jouancoux).1 


Catal. madwiaa, 


Zeitschr. XXVIII, 514, A. 3 wurde cat. maduixa ‚Erdbeere‘ mit 
prov. maioussa identifiziert. Der dort angenommene Lautwandel 


1 Sollte Littré recht haben mit der Vermutung, dafs age (de charrue), 
wofür man auch Aaie sagt, mit has ,Hecke' etymologisch zusammenhängt, 
so Br eni auch dieses age aus agia entstanden. 

1 Pik. ferloque ‚un peu, un brin‘ ist wohl ferlope mit Endungswechsel. 
Die von cie nachgewiesene weitere Bedeutung ,certains fils qui pendent 
des baillons, franges, ornement d’habit‘ ist vielen Wörtern der genannten 
Gruppe eigen. 


460 


von ¿ (durch d2) su dé, 
mado, mado > maius, 
e dei Mesi, S. 193 (vg 
Erklárung der Endung 
hebliche Schwierigkeiten 


Lat. nu 

Das im Italienisch: 
Wallonischen und Lotl 
Agricult., s. hier S. 455 
(bei Lobet mauïlaie ‚pet 
général une femelle qu 
,cochon mâle, jeune F 
Formen zu vergleichen 
Gloss. de la Meuse, get 
in den Vogesen (s. hic 
Schwein‘ (wohl maiali 
resp. die Endungen nic 
doch nicht zweifelhaft : 


Wallon. n 


Frz. mèche kann ni 
lichen myxa sein, das 
úberliefertes mesche und 
Arch. f. lat. Lexikogr. : 
denkbar wáre, werden 
mwgel5 nicht gestützt, < 
dialektische Formen ve 
Claussen, Die griechisch 
XV (S. 99 des Sondera 
aus gr. uvxnc durch | 
denkt. 

Bei diesem Stand 
übersehen, dessen 7 si 
klären läfst und durch 
nischen gesichert ist! 
mufs also von der di 
Wallonischen gedecktes 
zu a, o wird, so beruht 


1 Belege fur moxhe | 
des Bulletin Soc. Liég. « 
moxhe ,méche à percer . 
vrille*, 

2 Doch ist dies nicht 
wall. brohe lautet, s. Body 
braxe, broiche wie er auch 


ZUR WORTGESCHICHTE. 461 


gischen Formen scheinen o vorauszusetzen: mir ist wenigstens keine 
Form mit a bekannt (vgl. OGD /mpts, glmus). 


Fr. rampeau, 

Dafs rampeau nur nasalierte Nebenform zu rapeau, rappel ist 
(vgl. Lalanne, Pat. Poitev. v. rapeau), ist in den Patoiswörterbüchern 
(z. B. von Chambure, Haillant v. répiot) lángst erkannt und wird 
hier nur zur Sprache gebracht, weil Littré kein Etymon gibt (das 
Dictionn. Génér. hat das Wort nicht aufgenommen). Wenn beim 
Kegelspiel von beiden Parteien die gleiche Anzahl Kegel geworfen 
wird, so findet rampeau statt, d.h. eigentlich ,rappel des mises pour 
sortir de l'indivision‘, Der Ursprung der weit verbreiteten Nasa- 
lierung (auch prov. rampèu, rampe! bei Mistral und D'Hombres und 
Charvet) ist dunkel, das Etymon selbst wird aber dadurch nicht in 
Frage gestellt. Die oben mitgeteilte Bedeutung ist die den Mund- 
arten geläufige !: wie sich dazu die von Littré gegebene , partie 
de quilles qui se joue en un seul coup‘ u. s. w. verhält, vermag ich 
nicht anzugeben. Der Ausdruck rampeau ist auch beim ,jeu de 
la fossette* üblich (s. Puitspelu v. rampot und D'Hombres und 
Charvet). 

suite. 


Zu dem, was Zeitschr. XXIV, 556 und in dem Programm Die 
Behandlung der Lat. Proparoxytona in den Mundarten der Vogesen 
(Strafsburg 1902), S. 13 gesagt ist, sind zwei nicht unwichtige 
Formen nachzutragen: valsoan. sühdi ‚fuliggine‘, womit doméhéo, 
Adina ,schiena‘ zu vergleichen ist (s. C. Salvioni, Appunti sul Dia- 
letto di Val Soana, in Estratto dai Rendiconti del R. ist. Lomb. 
di sc. e lett., Serie II, Vol. XXXVII, 1904, $ 59. 97. 129)2; — 
unterengadin. sups® ‚schmutzig‘ bei Pult, Le Parler de Sent $ 120, 
wo sucidus als Substrat angesetzt ist; man vergleiche $ 88 bu 
‚Baum‘, mupska ‚Fliege‘ und besonders $ 303 besXa (neben desa) > 
bestia. Es liegt auf der Hand, dafs sihéf sich nicht trennen läfst 
von fr. swie, ostfrz. sæ/, südostfrz. sezze und anderseits, dafs das 
aus s impurum entstandene A (= y) (s. Salvioni $ 129) sich nur 
aus sucidus gewinnen läfst, nicht aber aus vlglat. *sugia oder 
aus gall. *sudia. Sucidus wurde zu sustí- wie mucidus lothr. 
zu may! (s. im oben erwähnten Programm $. 12), frz, zu moisée, 
prov. zu mdusti (s. Mistral v. mowisse). Dies prov. mouisse wird man 
ebenso wie disse, sousse (s. Programm S. 14) aus moustí, asti mit 
Assimilierung von / an s erklären müssen. Eine andere Entwicklung 


1 In dieser Bedeutung wird das Wort (gesprochen rámbo) auch von 
deutschen Kegelspielern im Elsafs und in Baden gebraucht. 

2 Salvioni gibt zu sühci kein Etymon. 

3 Setzt man mit hervorragenden Romanisten für moíste muccidus mit 
cc an, so müfste man doch wohl auch accidus, succidus annehmen, 
wenigstens für das Provenzalische. 


462 AH 


der Wörter auf +c 
(súdostfrz. sedte), el 
wo anscheinend di 
In Clédats Ri 
Coligny und St. At 
meinfranzòsischem 
G. Paris aus suci 
mit seinem r erin 
(s. Roman. VI, 13 
Gestalt zeigt, wohl 


VERMISCHTES. 


I. Zur Literaturgeschichte. 


Die Fontaine de saint Guillaume. 

Die hier veróffentlichte Untersuchung über Vivien (vgl Zeitschr. 
XXIX, 641—682) gedenke ich nächstens wieder aufzunehmen, in- 
dem ich mit der Aufschrift Nochmals die Vivienschlacht einige 
neuen Artikel bringe. Und zwar móchte ich das Wort ergreifen, 
sobald neue Tatsachen oder neue Gesichtspunkte auftauchen, die 
den Inhalt der erwähnten Untersuchung angehen. 

Fiir heute beschránke ich mich auf einen kurzen Nachtrag 
über den Namen Fontaine de saint Guillaume (a. a. O. S. 659), 
dessen Zusammenhang mit dem epischen Wilhelm ich dort wenigstens 
als móglich hingestellt hatte. Inzwischen habe ich mit Hilfe zweier 
Forscher, der Herren Professor Francois Launay in Cháteauroux 
und Charles Durget in Laval, ermittelt, dafs diese Larchamp be- 
nachbarte Quelle nach einem andern Wilhelm benannt ist. 

Jenem Herrn verdanke ich folgende Mitteilungen. 

ct Serene ve do ga Lote i ia ge ea 
de Lesbois, commune de Saint-Siméon (Orne), près des villages 
de la Laurie et de li Barmecios Cette fontaine n'est pas maçonnée. 
Il en sort un ruisseau qui se rend à l'étang de Beslay distant de 
600 à 700 mètres. 

A la Fermerie on montre encore la prétendue maison de 
saint Guillaume. A côté de la cheminée se trouve un souterrain 
qui conduit à la source; c'est par lá, dit la légende, que Guillaume 
se rendait en cachette á sa fontaine. 

De plus, dans la commune de Gorron (Mayenne), exactement 
au village de la Durandais, on montre encore une pierre sur la- 
quelle saint Guillaume avait coutume de se reposer. Les paysans 
y reconnaissent Reopen des nda du saint. 

















auch für das Provenza 
kurz berührt, durchar 
these zu recbtfertige: 
eines spát- oder mi 
mit Diez (dessen Gr: 
ein lateinisches Suffix 
befremdlich auf einen 
-ULUS aufweist? Imı 
durch, daís zu moll 


I Aufser in den F 
ferrugem) noch in sp. pe 
für seroja, 

2 Port. labresto he 
mit ital, abrostino abrost. 


G. BAIST, GIBT ES EIN SUFFIX SCL, 465 


unbekannter Quantitát) von Thomas a. a. O. (vgl Mélanges 97) die 
provenzalischen /achusclo, lachousclo, chusclo, chousclo, jusclo, jousclo 
Wolfsmilch als */actuscula, ginousclo als */actinuscula gestellt worden 
sind. Das überlieferte lateinische /ac/aria ist in katal. /k/era, ital. 
lattajuola erhalten, aber es werden wohl Varianten existiert haben, 
die, wie span. lechetresna und der deutsche Name, von der gleichen 
Eigenschaft der Pflanze ausgingen. Um das prov. Wort 
auf acte zu konstruieren! scheint es mir immerhin besser von der 
bekannten lateinischen Wortbildung auszugehen als von der un- 
bekannten. Da zu substantiviertem */ac/osa sogar ein vorromanisches 
Analogon in ventosa vorliegt empfiehlt sich lautgerechtes */actosula. 
Wir müssen die iberischen Suffixe einstweilen als isoliert betrachten, 
und wie das bei jeder isolierten Erscheinung notwendig 
allem den Bestand festzustellen versuchen. 

Von den bei Diez und Meyer-Lübke als echt renzo 
-ocho sind zu streichen sp.-pg. garrocha (auch sp. garlocha), kast. 
carocha? (auch carrocha, querocha), weil eben so dunkel wie span. 
birlocha 0. milocha vom Papierdrachen (cometa), espilocho o. espilorcho 
u. a. unklare und mehr oder weniger schlecht überlieferte Dinge. 
Sp. „mazocho Säulenring“, mir unbekannt, ist sicher identisch mit 
ital. masocchio i. d. B. Wulst der Säule, und entlehnt wie galocha, 
birlocho — barrocha, Es bleibt nur sp. pinocho, pinocha Fichtennadel 
o. Fichtenzapfen und pg. medocha, angeblich kleiner Schober. Dazu 
vielleicht noch die pafochada Quevedos, die unverkennbar mit nfrz. 
patoche und fata zusammengehört, ohne dals Näheres zu ermitteln 
ist. So wenig dafs man sich fragen könnte ob überhaupt ein Suffix 
vorliegt. 

Die -ucho sind auch nicht alle richtig aufgenommen, besonders 
der Halbindianer ave-chucho zu streichen, aber es besteht nach 
Ausscheidung dunkeler Worte wie cachucha, caracucho kein Zweifel 
dals ein verkleinernd pejoratives Suffix produktiv geworden ist bei 
anscheinend deutlich italienischer Herkunft: an die cappuecio — ca- 
pucho, casuccia — casucha, animaluccio — animalucho haben sich die 
resucha, aguilucho, santucho und einige andere geschlossen, auch, 
wie früher italienisch sehr stark, bei Personennamen, Pedrucho, In 
cartucho steht es für it. -occio, wenn nicht durch das Franz. ver- 
mittelt; in ein paar Fällen scheint es durch Suffixvertauschung ent- 
standen, dem von den Wörterbüchern als ungebräuchlich verzeich- 
neten coscucho aus kuskusd (üblich a/cuscus, und an ältester mir 
bekannter Stelle i. 15. Jh. a/uzei), und in carducha, pg. carduga, fr. 
cardusse, deutsch Kardätsche zu cardeggione. Sehr stark ist die (in 
Italien unbeschränkte) kastilische Entfaltung nicht, dem Portug. ist 
es fremd bis auf das isolierte kleine Kind „ querrucho*, das galiz. 
pequecho, pequerecho heilst, anscheinend den ital. -ereccio nachgebildet. 





1 Lieber als auf den katal, Fischnamen jwscle, chucla. 
2 Verschieden von pg. carocho, caroucho. 
Zeitschr. f. rom. Phil XXX. 


3o 










mw 


466 VERMISCHTES. ZUR WORTBILDUNG. 


Gallizisch plafucha, Variante zu den lehnförmigen pg. palruga kast. 
platija, leirucha von leira area, Pirucho. 

Bei den -acho ist zuvórderst die angebliche Korrespondenz 
verdasca Gerte mit verdacho zu streichen da dies italienisches ver- 
dacchio oder verdaccio ist. Von den bei Meyer-Lübke aufgeführten 
ist (aufser mortacho, penacho) noch italienisch ricacho (rieccaccio), 
möglicher Weise auch Aornacha Schmelzofen von fornace; und zu 
streichen das Compositum Jdardicacho, Sicher nach dem Ital. auch 
poblacho — popolaccio, remolacha — remolaccio, pistacho — pistacchio, 
wahrscheinlich enaguachar zu acquaccia, hilacha zu filaccia, vielleicht 
tablachina zu favolaccio. Wie Ableitungen sahen auch aus das arab. 
cenacho, und gleichbedeutend capacho das mit provenz. cabas zu- 
sammengehórt, vgl. auch capax b. Duc.; auch die im 14. Jahrb. in 
Frankreich und Spanien (Juan Ruiz) gewiís aus dem Orient kommende 
garnacha. Aus dem arab. moharracho ist ein mamarracho bervor- 
gegangen um weiterhin dicharacho, vivaracho und hilaracha zu 
veranlassen. Andere sind völlig dunkel, ich weiís z. B. nicht ob 
bourrache bei Cotgrave oder borracha ‘alter ist, wenn ich auch 
borracho im 15. Jh. kenne. Das echte Suffix ist dimensionsver- 
schiebend wesentlich pejorativ. In Portugal intensiv NC rm 
für übrigens daneben stehendes -a/o vom ganz jungen Tier, wie 
ital. -acchio: lebracho, lobacho (cf. it. lupacchino, lupachiotto, lupaccio), 
vielleicht borracho Taubenjunges (gleichbed. dorre/o), entsprechend 
riacho kleiner Bach, Friacho; gallizisch ist anguiacho nicht ein jus 
oder kleiner Aal sondern eine kleine Aalart, me/gacho, kast. mielgo das 
geringwertige Seeschwein; asturisch /edranchu für /ebrafo erscheint 
dort isoliert. Im Kastilischen steht ein Teil den italienischen Ent- |! 
lehnungen nahe, verdacho führt auf moracho, poblacho populacho auf 
vulgacho, auch terminacho, tristacho (ob zu tristaccio?), valentacho, 
an die sich rein pejoratives Aombracho derber Kerl schliefst, pejo- 
rativ auch mandracho Spielhaus wenn von mandra und nicht etwa 
von mandracchio, vorwiegend verkleinernd wie Aornacho auch covacha, 
picacho, tablacho, uracho, (vgl. furacar, furadar, huraco neben horacar, 
horadar, kub. jure Loch der Zuckerform, pg. furo und furar, ein 
altes FURARE neben FORARE). Ein begriffliches Bindeglied 
zwischen kast. hombracho und port.-astur. kbracho bildet muchacho, 
früher und pop. mochacho, in Portugal aus dem Kastil entlehnt, 
hier älter als die italienische Hochflut, von mocho kaum ganz zu 
trennen, aber schwerlich geradezu davon abgeleitet: es stehen die 
Kinderworte chacho, a Bübchen, chacha Mutterbrust daneben (vgl. 
chicha, cheche, chocho, chucho). 

Auf -echo tritt zu den gallizischen fendecha (sp. hendrija), folecho 
kleiner Blasbalg, peguecho und den unecht angebildeten peguecho 
für pequeño, codecho für codelo pg. codea Kruste, berberecho für ber= 
berisco (?) Art Miesmuschel noch ein sp.-pg. ventrecha Bauchstück 
des Fisches. Für -icho finde ich nur galliz. comichar, wenig essen. 

Ein erheblicher Teil der Worte ist unüblich, familiáre Formen 
die in grüfserer Zahl gebildet wurden und noch gebildet werden, 


G. BAIST, GIBT ES EIN SUFFIX SCL. 467 


doch sichtlich mit der Empfindung des Absonderlichen, und die in 
etwas zufälliger Auswahl in das Wörterbuch gelangt sind. Die 
ganze Erscheinung läfst sich sehr wohl aus der italienischen, durch 
die fünf Vokale durchgehenden Doppelreihe der -accio -acchio -occio 
-occhio etc, erklären: sichere Beziehungen sind genug festgestellt, 
wenn sich auch nach der Natur der Worte nicht alle wiederfinden 
lassen, auf beiden Seiten nicht, Selbständigen Ursprung würden 
wir trotzdem annehmen müssen wenn die Suffixe schon altspanisch 
vorhanden wären. Einstweilen ist dort ein sicherer Fall nicht 
nachgewiesen, 

Bisher wurde die Frage übergangen ob kastilisch das portu- 
giesisch sichere sel < ch überhaupt zulässig sei. Was ich im 
Grundr. I, 903 der 2. Aufl. darüber gesagt habe läfst sich etwas 
schärfer fassen, da dort nur maslo = penis und macho — männlich 
gegenübergestellt sind. Es liegt aber vor: frühkastilisch mas/o 
1. Männchen (Cal, u. Dimna), 2. penís, gesichert durch das spätere 

sSchwanzriibe“: frúbportugiesisch macho 1. Männchen, 2. penis, ge- 
sichert durch das spätere „Dorn der in die Öse, femea, greift*. 
Danach ist es von vornherein fast sicher dafs die beiden Formen 
auf gleicher Altersstufe stehen. Es würde ferner durchaus ver- 
ständlich erscheinen wenn maslo 1 wegen maslo 2 durch die west- 
liche Form ersetzt wurde, Aufser dem a. a, O. gewürdigten muslo 
liegt nun auch noch pessu/us, gallizisch (nicht „spanisch“ und nicht 
„portugiesisch“) pecha, asturisch als pieslu vor, das nach Zts. VII, 
nicht entscheidend ist, aber jedenfalls nicht für kast. ch aus sel 
spricht! Fruslar (?) frusiero glaube ich nicht auf frustulum (auch 
nicht auf frustrare) zurückführen zu sollen. 

Da nun die acho etc. gerade kastilisch am stärksten vertreten 
sind liegen von der Lautgeschichte aus wie von der Wortgeschichte 
und der lateinischen Wortbildung die bisher bekannten Tatsachen 
für die Annahme eines SCL-Suflixes möglichst ungünstig. 


G. BAIST. 


111. Zur Wortgeschichte. 


1. Loza. 

Ich habe in Jahresbericht V, 1, 408 bemerkt, dafs, ,so viel ich 
sehe“, das spanische Wort immer die glasierte und nicht die un- 
glasierte Tonware gewesen sei. Die angedeutete Unsicherheit bezog 
sich auf das Portugiesische. Dort gilt, wie jedes Wórterbuch zeigt, 
die Benennung für Kúchen- und Tischgeschirr überhaupt, neben 
louga de estanhu, de prata wird Z vidrada unterschieden, im Wein- 
lager (und alt? auch auf dem Schiff) ist der Name auf das ganze 
Falswerk ausgedehnt, das, so weit es tónern ist, zu einem guten 


1 Eine weitere Form ist sf, masto, in Aragon, 
2 Ein alter Beleg bei Vieira, einen anderen erbringt G. V. 


30% 


468 VERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTE, 


Teil (vergleiche die sp. Akademie unter Zinaja) nicht glasiert 
war. Wie weit das ae der Seite der unglasierten Tonwaren sich 
ausdehnt, kann mit den Hilfsmitteln des Auslánders nicht fest- 
= werden. Dazu verbreitet sich nun Goncalves Vianna in der 

hisp. XI, 157—59, wobei er einen vorteilhaften polemischen 
Standpunkt gewinnt indem er die Leser glauben läfst ich sei vom 
Portugiesischen ausgegangen. Was er zur Sache erbringt ist die 
Angabe, dafs es eine unglasierte /ovga gebe, von der /ouga de barro 
vidrado (en terre vernie) die louga de barro (en terre) unterschieden 
werde. Recht unklar. Meint er, dafs man unter /ouga de barro 
speziell unglasierte Ware verstehe oder, dafs man sie auch darunter 
verstehe? Ich kann mir nur das zweite denken, da im ersten Fall 
eine Verkennung der gewöhnlichen Topfware (/ouga de barro ver- 
melho) vorlage. Wenn der zweite: begreift man, was sehr nahe 
liegt, die alcarraza darunter, oder auch die schon etwas ferner 
stehenden Blumentöpfe und die Eimer des Wasserrads, oder gar die 
Drainröhren? Und wie verhalten sich die Dialekte’ warum sieht 
der Gallizier Cuveiro Piñol in der /ompa nur das Steingut? Für die 
Etymologie ist's gleichgiltig. Die portugiesische Ausdehnung des 
Begriffsinhalts entspricht der allmählichen Verdrängung des sonstigen 
Materials, der vollständigen und sehr frühen des an der Luft ge- 
trockneten Tons, dann der fast vollständigen des einfach gebrannten 
Behälters, der im Mittelalter immerhin noch stärker verwendet 
worden sein dürfte als heute, z. B. für Getreide, weiter der im 
Mittelalter so viel gebrauchten hölzernen Becher und Teller, endlich 
auch, noch heute fortschreitend, der teilweisen der Metalle durch 
die verschiedenen Arten der glasierten Erden. Kastilisch wird 
die Erklärung der Nebrissensis /oga vaso de barro, fictilia vasa von der 
Akademie präzisiert als lodo lo que se fabrica de barro fino y lustroso, 
und dem entsprechen alle weiteren Angaben, auch die Nemnichs, 
Der Dicc. de Autor. gibt dazu aus Pedro de Medina einen direkten 
Beleg für die Identität mit vidriado: En Triana se hace mucha loza 
d vedriado, blanco d amarillo y de toda suerte. Ebendort findet man 
Stellen an welchen barro der unglasierte búcaro heifst; vgl. auch 
bei Zerolo den plebeyo barro mal tostado. Es ist durchaus wahr- 
scheinlicher dafs das Portugiesische erweitert, als dafs das Spanische 
verengert hat. Die phonetischen Formeln die ich für lateinischen 
oder vorlateinischen Ursprung gegeben habe! gelten auch für das 
Westgotische, nur dafs hier der Anlaut auch A/- sein könnte. Eine 
jüngere Entlehnung ist nur dann möglich, wenn das Portugiesische 
vermittelt hat; und würde sich mit einer Verknüpfung mit /ozano 
schlecht vorgetragen. Ein Beleg vor dem 15. Jh. scheint für /oza 
nicht vorhanden, ist aber auch bei der Sache nicht zu fordern; 
logano ist frühspanisch, Im ganzen ist der Eindruck entschieden 
der eines vorgotischen Worts. Und da gehört zum Inventar auch 


! Warum Goncalves Vianna unter diesen /amcea für das wahrscheinlichere 
hält und /awfea ganz eliminiert, ist völlig rätselhaft. 


G. BAIST, NOCH EINMAL ESPAÑOL. | 469 


das einzige wirklich vorhandene Wort das zam Laut stimmt, lat. 
lautía. Denkbar wäre 1. /çano von /autia; mit höchst unwahr- 
scheinlicher Trennung von ça, aber begrifflich glatt, 2. lofa von 
der unbekannten Grundbedeutung des lat. Wortes her, mit der Un- 
wahrscheinlichkeit exzentrischer Erhaltung einer zentraldialektischen 
oder altlat. Besonderheit. 3. ça als das feinere Geschirr von der 
feineren Verpflegung. Nicht überwältigend, aber neben die Laut- 
bilder glaufia, laucia, glaucia zu stellen, welchen noch die Horning’ 
schen Annährungen hinzuzufügen sind. Viel weiter wird man 
wahrscheinlich auch später nicht kommen, und ich würde ohne 
émis G. Baıst 


2. Noch einmal Espanol. 


Wie ich in der Revue hispanique XI, 156 gezeigt hatte ist 
die Endung des spanischen Volksnamens eine provenzalische. Hatte 
ich dort noch geglaubt von dem Italienischen ausgehen zu mússen 
und nur provenzalische bezw. katalanische Vermittlung postulieren 
zu dúrfen, so verándert sich die ganze Sachlage mit der Erkenntnis, 
dafs das Provenzalische selbst Bewohnernamen auf -solus (o/us) 
bildet und zwar weitergehend als das Italienische, Bei dem Zows- 
sagol von Boussac (Aveyron)! kónnte man noch zweifeln ob nicht 
Verwechslung mit -0/ vorliege, aber kaum mehr bei Cévenol, wie 
auch nordfr. der Einwohner der Cevennen heifst, und vollends nicht 
bei Champignou mit fem. Champignolle und der korrekten nordfranz. 
Form Champagneux vom pays de Champagne im Dép. de l'Indre. Dahin 
auch Zrenous von der Landschaft /a Brenne im selben Département 
und wahrscheinlich Ortsnamen auf -ole wie Champagnole im Jura. 
Es ist also auch französisches espaígnol vom Hund? im 14, Jabr- 
hundert provenzalisch, und spagnuolo aller Wahrscheinlichkeit nach 
erst durch das Provenzalische angeregt. Endgiltig angeschaltet 
wird das Italienische durch das Vorkommen von aff. espaignol in 
Beatrix und Galien, s. bei Langlois, und, worauf mich Cornu auf- 
merksam macht, im Guil. de Palerne und bei Jean de Meun-Priorat, 
also ungef, seit Anf. des 13. Jh. Ich finde sogar schon span. español 
in der im 13. Jh. in Toledo gefertigten Übersetzung der Estoria de 
los Godos, ed. Lidforos 13, 29. 95, 29.? Daneben findet das a, a. O. 


1 Merlet, Dictionnaire de Noms vulgaires s. v. 

2 Wahrscheinlich zunáchst der Jagdspaniel, span. podenco, und noch 
nicht das Luxushtindchen. 

® In der Coleccion de doc. p. L hist, de Navarra p. p. Arigita I, 12 in 
einer nicht datierten, aber dem 12, Jh. angehórenden Urkunde von Tu 
findet sich ein ,,fiador de salvedad : hespanol de tudegen“. Arigita hat den 
Eigennamen sie t erkannt, aber zweifellos ist's ein solcher; er selbst oder 
auch die Schreiber des Cartulars von Fitero haben nicht immer ents ge- 
lesen, aber ein Fehler ist nicht anzunehmen: es wird der latei Name 
Spanius sein, dessen Fortdauer auch in einem venetianischen 
Olivieri stud. glot, ital. III, 95 nachweist, 














J. ULRICH, AFR. ABOSMÉ. 471 


scheinende Wort darf nicht mit abomer (abominare) zusammen ge- 
worfen werden und hat mit vomere nichts zu tun. Von apostema 
(griech.-lat.) , Eiterbeule, Geschwulst“ wurde ein apostemari (= apos- 
temate corripi, s. Du Cange) gebildet, das im afr. abosmer (meist 
als part. abosm‘) ergab. abosmé wird ursprünglich: „an einer lang- 
wierigen aussatzartigen Krankheit dahinsiechend“ bedeutet haben; 
von da zu „niedergedrückt“ ist nur ein Schritt. 

Eine ähnliche Entwicklung zeigt das germ. /raurig, das zu 
ahd. ardriozan „wehtun, bedrücken“ gestellt wird. Im got. heifst 
der Aussatz pruts-fill, in dessen erstem Bestandteil eben got. priu- 
fan = driozan enthalten ist. 

J. ULRICH. 


BESPRECHUNGEN. 


Karl Vossler, Positivismus und Idealismus in der Sprachwissen- 
schaft. Eine sprachphilosophische Untersuchung. VIII, 98 S. 8°. Heidel- 
berg, C. Wintersche Universitätsbuchhandlung. 1904. 


Es ist immer eine mifsliche Sache, die Kritik eines Buches so anzulegen, 
dafs sie in der Hauptsache zur Kritik eines andern als des eigentlich zu 
besprechenden Buches wird. Aber in diesem Falle ist es nicht wohl anders 
môglich. Denn Vossler ist in seinen philosophischen Grundanschauungen, 
besonders was die Begriffsbestimmung der Ästhetik und die für ihn darau 
hängende Begriffsbestimmung der Sprachwissenschaft betrifft, so durchaus von 
B. Croce’s Werk , Estetica come scienza dell’ espressione e linguistica gene- 
rale ‘‘1 abhängig, dals alles, was dagegen gesagt werden kann, eigentlich nicht 
ihn, sondern Croce trifft. Dies tritt sofort hervor, wenn man neben die 
Stelle aus Croce? „la scienza dell’ arte e la scienza del linguaggio, |’ Estetica 
e la Linguistica non sono già due scienze distinte, subordinate, coordinate o 
disparate, ma sono una scienza sola'* die Behauptung Vosslers® hält: „an 
Stelle der These Pauls: alle Sprachwissenschaft ist historisch, miissen wir die 
unsrige setzen: alle Sprachwissenschaft ist ästhetisch.“ Und es tritt zugleich 
sofort hervor, dafs diese These, so schroff formuliert, natürlich zum Wider- 
spruch reizen mufs. Ja, man könnte sich sogar versucht fühlen, sie ohne 
weiteres, gleich jeder andern These, durch welche die Sprachwissenschaft auf 
eine andere Wissenschaft zurückgeführt werden soll, als widersinnig abzu- 
weisen; denn so schroff hingestellt ist sie dies ja auch gewifs. Aber damit 
wäre doch recht wenig geholfen. Es kann nicht Aufgabe der Kritik sein, es 
in einer so wichtigen Sache, wie es eine neue Begrifísbestimmung der Sprach- 
wissenschaft immerhin ist, bei der, wenn auch noch so plausiblen, rein ge- 
fühlsmälsigen Berufung auf ihre Widersinnigkeit bewenden zu lassen. Schon 
darum nicht, weil es natürlich durchaus unwahrscheinlich ist, Vossler habe 
sich rein gefühlsmäfsig so ganz der Croceschen Behauptung gefangen gegeben, 
dals er sie nun auch als seine eigene verkündigen und damit die Sprach- 
wissenschaft auf eine ganz neue Grundlage stellen zu können glaubt. Sondern 
er hat sich offenbar durch die, von Croces Standpunkt aus in der Tat logisch 
straffe und lückenlose Darstellung seines Gewährsmannes überzeugen lassen, 








1 Mailand - Palermo - Neapel 1902; ich zitiere nach der 2. Aufl., 1904; 
inzwischen ist auch eine deutsche Übersetzung der 2. Aufl. (1905) erschienen, — 
2 5.142, vgl. auch S. 340 a. E. und S, 345 a. E. — 3 S. 96. 


K. VOSSLER, POSITIVISMUS U. IDEALISMUS I. D. SPRACHWISSENSCH. 473 


eine Darstellung, die aulserdem noch dies für sich hat, dafs sie Croce vermóge 
der in ihr enthaltenen richtigen Gedanken als eine Weiter- und Zuendeführung 
der ästhetischen und sprachwissenschaftlichen Ideen insbesondere von J. B. Vico, 
Schleiermacher, W, v. Humboldt, De Sanctis, Konrad Fiedler, Steinthal konnte 
erscheinen lassen! Aber auch diese erlauchte Ahnenreihe hätte Vossler nicht 
abhalten dürfen, an Croces auf dem Grunde einer längst überwundenen 
Psychologie und einer gänzlich unbrauchbaren Werttheorie ruhender These 
scharfe Kritik zu üben. Und er hätte sie auch gewifs geübt, wenn er — ja 
wenn er (und damit stehen wir unserseits schon mitten in der Kritik auch 
Vosslers) an Croces Psychologie und Werttheorie auch nur das mindeste aus- 
zusetzen gefunden hätte. So aber stimmt er Croce, wie gesagt, auch mit 
Bezug auf die Grundlage seiner Ausführungen völlig bei*, und ist darum auch 
nicht imstande, seines Freundes Fehler zu sehen und zu vermeiden. Weder 
mit Bezug auf die Ästhetik noch auch mit Bezug auf die Sprachwissenschaft. 
Das erstere könnte uns verhältnismäfsig gleichgiltig sein, Denn da hat bereits 
Jonas Cohn in seiner 1901 erschienenen „Allgemeinen Ästhetik“ alles wesentlich 
Richtige von Croces 1902 erstmalig erschienenem Buche vorweggenommen, 
ohne in dessen Irrtümer und Einseitigkeiten zu verfallen, und es steht daher 
nicht zu befürchten, dafs, sobald nur J. Cohns Aufstellungen allgemeiner be- 
kannt werden als sie es dem Anscheine nach sind, Croces Fehler weiteren 
Schaden in der ästhetischen Theorie anrichten. Um so mehr aber mufs für 
die Sprachwissenschaft dagegen Einspruch erhoben werden, dafs sie in 
die Gefolgschaft Croces gedrängt werden soll. Und ich ergreife die Ge- 
legenheit, die Vosslers Buch zu einem solchen Einspruch bietet, um so lieber, 
als mir dadurch zugleich die Möglichkeit gegeben ist, zu zeigen, wie sich 
auch Probleme der Wissenschaftsabgrenzung jeweilig nur mit Hilfe moderner, 
nicht aber längst überwundener Psychologie und Werttheorie so lösen lassen, 
dafs ihre Lösung als wissenschaftlich haltbar gelten kann. 

Die sich so für unsern besondern Fall herausstellende Aufgabe, die 
Begriffe von Ästhetik und Sprachwissenschaft mit Hilfe moderner Psycho- 
logie und Weritheorie zu einander in Beziehung zu setzen, ist nun freilich 
gar nicht leicht. Sie wird aber einigermafsen dadurch erleichtert, dafs es ein 
Begriff ist, an dessen Fassung durch Croce aller Irrtum bei ihm selbst und 
auch bei Vossler hängt, der aber auch anderseits, anders gefafst, eine bequeme 
Handhabe bietet, all diesen Irrtum zu beseitigen. Ich meine, wie man leicht 
errät, den Begriff der ,,espressione“, des „Ausdrucks“, der ebenso 
klärlich sowohl in der Ästhetik als auch in der Sprachwissenschaft eine be- 
deutende Rolle zu spielen berufen ist. Um die Fassung, die diesem wichtigen 
Begriffe vonseiten Croces zuteil geworden ist, richtig zu verstehen, ist 
nötig, die psychologischen Grundbegriffe Croces, soweit sie zu dem Begriff 
der „espressione‘ in Beziehung treten, hier kurz zu entwickeln. Ich will 
dies, um ihre spätere Beziehung auf gewisse modern-psychologische Begriffe 
vorzubereiten, in der Weise tun, dafs ich die italienischen Bezeichnungen, 
soweit dazu nötig, hier durch ihnen wenigstens ungefähr entsprechende moderne 


' Croce S. 340 ff., passim. — ? D.h. er äufsert nirgends eine abweichende 
Meinung, weder in seinem Buche noch auch in seiner früheren Anzeige von 
Croces Ästhetik in der Beilage zur Münchner Allg. Zeitg., 1902, Nr. 207. 





K.VOSSLER, POSITIVISMUS U. IDEALISMUS I, D. SPRACHWISSENSCH. 475 


und die er auch als „attivitä fantastica“ bezeichnet!, stellt nun für ihn ferner — 
und damit kommen wir unserem Ziele schon náher — die ,,attività estetica“ 
dar? Und demzufolge geht ihm das ,,fatto estetico‘ (der ästhetische Tat- 
bestand) in der ,,intuizione“, der „rappresentazione“, der ,,espressione“, der 
Pura fantasia“ auf, die alle miteinander identisch sind®, und deren Begriff 
sich noch weiter mit dem der „arte“ (Kunst) deckt, die nach Croce keine 

„intuizione sui generis“ darstellt*: Jeder Mensch ist Künstler, soweit er 
überhaupt sintuizioni oder „espressioni“ besitzt: „homo nascitur poeta", 
Hier bleibt aber doch noch eine Schwierigkeit: Sobald man nämlich neben 
der „espressione riuscita* (dem gelungenen Ausdruck) auch Fälle von „es- 
pressione sbagliata“ (mifslungenem Ausdruck) gelten läfst, wird man natürlich 
nicht geneigt sein, die letztern Fälle in den Bereich der Kunst einzuschliefsen, 
Croce hilft sich da so, dafs er nur die ,,espressione riuscita‘ als ,,espressione“ 
gelten läfsıt®, worauf er diese mit dem ,,bello“ (dem Schönen), die „espressione 
sbagliata“ mit dem „brutto“ (dem Häfslichen) identifiziert und damit endgiltig 
seine Definition der Ästhetik als der „scienza dell’ espressione‘ gewinnt”, 
Aber auch zugleich, indem er die ,,espressione“ noch weiter determiniert, 
seine begriffliche Gleichsetzung der Ästhetik mit der Sprachwissenschaft, 
Diese gelingt ihm dadurch, dafs er die „espressione* von deren „estrinseca- 
zione* (Äufserung) oder „comunicazione“ (Mitteilung) trennt, die durch 
Sprachlaute, Töne, Bewegungen, Farben- und Linienkombinationen usw. ge- 
schehe und nur den ,,rovescio fisico dell’ organismo psichico‘ (die physische 
Kehrseite des psychischen Organismus) darstelle®; eine Kehrseite, die er 
auch? als die äufsere psychophysische Hülle (,,involucro psicofisico‘) der 
„impressioni" und des ,,piacere estetico‘ (des ästhetischen Wohlgefallens) 
bezeichnet. Auf das letztere (das piacere estetico) komme ich später noch 
zurück; hier ist es nur wesentlich, sich klar zu machen, dafs für Croce der 
wprocesso completo della produzione estetica‘ vier Stadien, die „funzione 
estetica“ vier „Seiten“ hat, die er folgendermafsen auseinanderhält: ,,a, im- 
pressioni; à, espressione o sintesi dope estetica; e, rovescio psichico del- 
l’espressione (piacere estetico); 4, rovescio fisico dell’ organismo psichico 
(suoni, toni, movimenti, combinazioni di colori e linee, etc.)“. Und ferner 
mufs man sich klar inachesi, dafs für Croce die durch d seprlisentiorte ¡y Mani» 
festazione naturale“ ebenfalls keine eigentliche ,,espressione“, sondern nur 
eine metaphorisch sogenannte ,,espressione in senso naturalistico‘ ist, der er 
wiederum als „fatto interno“!! die einzig wahre, durch à repräsentierte ,,es- 
pressione‘ entgegenstellt. Bestimmt aber Croce den Begriff ,,espressione" 
einmal so, dann ist es auch, wenn er ibn zugleich zum Um und Auf seines 
Begriffes von der Sprache macht", nicht weiter wunderbar, dafs er den 
Faktor d als etwas sowohl für die ästhetische als für die sprachliche Pro- 
duktion ganz Unwesentliches ansieht, der mit dem Faktor 5 verbunden sein 
könne oder auch nicht, [Eine Behauptung, die ihm Vossler S. 50 in den 


1 Est. S. 155. — * Est. S, 51. — * Est. S. 155 f., 157. — * Est, 5. 15. — 
5 Est. 5.18. — ® Est. 5.81. — 7 Est. 5.81: ,,noi possiamo definire la 
dellezza come Y espressione riuscita, o meglio, come l' espressione sens’ altro, 
giacchè 1' espressione, quando non è riuscita, non è espressione. E il brutto 
è l'espressione sbagliata. — * Vel. Est. S. 111 mit 5.95 u. 94, — ? Est. 
S.94. — Est. 5.95. — ™ Est, S, 97. — 12 Est, S, 143. — Y Est, S, 116,53, 


476 BESPRI 


Worten nachtut: „Das Wese 
Ob es zur akustischen Äufser 
theoretisch völlig belanglos.* 
Croce, da er aufserdem kein: 
Ästhetik und Sprachwissensel 
und Sprachwissenschaft sind 
geordnete oder miteinander : 
eine Wissenschaft“ ®,. — Si 
wir ihm nicht bloís, wie icl 
innere logische Geschlossent 
Begriffen der modernen Psyc 
Da trifft es sich denn : 
verhältnismäfsig leicht gerad 
herüberzukommen ist, welch« 
die Sprachwissenschaft frucht 
auch J. Cohn in seiner „Allg: 
er sich auch kaum direkt dar 
nun wohl schon selbst gesagí 
und dessen Zentralbegiiff, « 
letzteren oder vielmehr den 
selbst, wie sie begrifflich in 
wie ich es in meinen ,,Grun 
Darstellungen bei Wundt sa 
„diejenige Form schöpferisch 
subjektivem Symptom die ob 
mente oder Elementgruppen 
füllenden psychischen Totale 
Apperzeption so, dann sicht 
mit dem übereinstimmt, wa 
Synthese, in welcher die K 
undeutlicher psychischer El 
Übereinstimmung der Apper: 
fallender, wenn man sich d: 
jektives Symptom der Appt 
gezeichnet: ist, also eine „a' 
Synthese (die nach Croce c 
Aktivitát abgeht. Es steht 
Gleichung ,, Wundts , Apperze 
Wollte aber Croce diese Gle 
einem modern - psychologische 
das für uns Wesentliche an 
zúglich der von ihm unternon 


1 Von Vossler gesperr 
meine Ausfübrungen in diese 
Anm. zu $52. Damit eracht 
Croces und Vosslers psych 
modern - psychologischen Syst 
stehenden. — $ Est. S. gf. 


K. VOSSLER, POSITIVISMUS U. IDEALISMUS 1, D, SPRACHWISSENSCH, 477 


Schwierigkeiten begeben. Und zwar zunächst bezüglich der Grenze von 
Ästhetik und Psychologie. Denn er miilste dann natürlich auch die 
Tatsache in den Kauf nehmen, dafs nach Wundt auch die Apperzeption ein 
psychischer Prozefs, dafs sie also insofern nicht wesentlich von den als 
ihr „Material“ in sie eingehenden Elementen (Empfindungen und [einfachen] 
Gefühlen) verschieden ist, und dafs ferner, ebenfalls nach Wundt, das Geistige 
nichts weiter ist als das Psychische, insofern es vom Physischen unabhängig 
gedacht wird.’ Dies anerkannt, müfste aber Croce zugeben, dafs seine auf 
dem angeblich fundamentalen Unterschied zwischen ,,psiche und ,,spirito*, 
zwischen „sentimento“ und ,,attività* oder „sintesi spirituale“ aufgebaute 
Grenzscheide zwischen Psychologie und Ästhetik in nichts zerfällt: Denn die 
Ästhetik wäre dann, das ,,fatto estetico" als ,,attività intuitiva“ (also eine 
Art attività spirituale?) gefafst, einfach ein Teil der Psychologie, nicht eine 
Wissenschaft, die ihr selbständig gegenüberstünde. Und Croce würde dieser 
Folgerung auch dadurch nicht entgehen können, wenn er nun?, seine Gleichung 
nintuizione = espressione sich zunutze machend, erklärte, es sei ja nicht die 
wintuizione" überhaupt, die er als ,,fatto estetico‘ fasse, sondern nur die 
„intuizione riuscita“, der im Gegensatz zu der „intuizione sbagliata “ dasjenige 
zukomme, was er ,,valore* (Wert) nennt und! folgendermafsen charakterisiert: 
„I sentimenti organici, in quanto accompagnano |’ attività spirituale, si dicono 
valori o sentimenti di valore. E giacchè essi sono sentimenti di piacere, 
accompagnano il libero spiegarsi dell’ attività spirituale [was mit der intuizione 
oder espressione riuscita übereinkommt], e di dispiacere, se quest’ attività non 
riesce a spiegarsi liberamente, ed è impedita, impacciata, interrotta [,, intuizione 
oder espressione sbagliata], i valori hanno di fronte |’ antivalore o il dis- 
valore [Unwert, der nicht mit mon-valore, Nichtwert, zu verwechseln ist].‘* 
Für Croce ist also jede „gelungene Anschauung“ obneweiteres wertvoll, jede 
„mifslungene Anschauung“ ohneweiteres wertlos, und zwar, psychologisch 
gesehen, dadurch, dafs jene mit dem Wertgefühl des Gefallens, diese mit dem 
Unwertgefühl des Mifsfallens zusammen auftritt. Diese Gefühle sollen® etwas 
ganz andres sein als die ,,blofs organischen‘ Lust- und Unlustgefühle, die 
nicht mit der „attivitä (estetica)‘ zusammen auftreten, und Croce glaubt auf 
diese Weise® aus dem von ihm, wie jede Art Hedonismus, heftig bekämpiten 
„ästhetischen Hedonismus“ herauszukommen. Es mag dahingestellt bleiben, 
ob ein Lustgefühl (dies ist doch das ästhetische Gefallen nach Croce jedenfalls? 
ebensogut wie das „blofs organische‘ Lustgefühl) durch das blofse Verbunden- 
sein mit der „gelungenen Anschauung“ seinen hedonischen Charakter verliert 
(ich wüfste nicht warum, und Croce selbst spricht* von dem „lato psichico o 
edonistico in ogni attività spirituale“). Sicher aber ist, dafs man sich unter 


1 Dafs es sich, um weiteren philosophischen Bedürfnissen, insbesondere 
‘den metaphysischen, zu genügen, empfiehlt, innerhalb des Psychischen das 
Empirisch-Fsychische von dem übrigen Psychischen abzugrenzen und nur das 
letztere als Geist, nur das erstere als Psychisches (i, e. 5.) zu 
hat hier nichts zu sagen. Die Apperzeption gehört jedenfalls auch nach 
Wundt zum Empirisch-Psychischen, vgl. meine „Grundzüge I Bac == 
* Vgl. oben S. 474. — * Vgl. zu dem Folgenden obe n S.475 Z, 3 — 
Z.9f. — 4 a ag — * Est. S. 78. — * Est. S. 84 ff, vel. S. 78, 
? Sogar sicher: Est. S, 786. — * Est. S, 94. 


478 "BESPRE( 


einer „milslungenen Anschau: 
gleich ,,klare [apperzeptive] 4 
kann, als überhaupt keine An 
infolge dessen auch nach Cr 
des ,,Asthetischen“ heraustret 
als Mifsfallendes) gewertet wi 
fahrung, und so hat sich de 
nôtigt gesehen, zu behaupten, 
dicses stufe sich mit mebr od 
mindest Häfsliche dem ,, kein 
Womit er aber freilich der 

mischung von Gefallen, wie 

haben múíste) noch immer } 
gerecht werden kann. Den: 
Charakter, soweit er ästhetisch 
gegen sagen mag, nicht auf 
kommt eben ganz anders als 
Anschauung oder aber (was ( 
hat) der „hedonischen‘ und 

des ästhetischen ,,Gefallens“ 
gerade in dem, was an diese 
und Unlust, sondern an sich 
ist: , das Gefallende zieht uni 
der dies sehr wohl gesehen 

Willensfaktors in derartigen 

artigen Kompositgefúhlen noc 
tischen oder auch nur des ı 
gar nicht geben, sondern ble 
mifsfallen kann ein anschaulic] 
darum auch nur im mindesten 
Wertcharakter anzunehmen. ] 
getihismifsige (nicht notwendi, 
wie dies besonders F. Kruege: 
noch allzu wenig beachteten, 
Schrift® ausgeführt hat, auf 
richtungen, die sich im L: 
zur Folge haben, dafs das i 
Bewufstseinskreis des Individu 
gut- oder schlechtgefunden, p 


1 Est. S. 81. — ? Est. 
aus Wundts „Vorlesungen übeı 
Im übrigen bekenne ich gern, 
(Grundzüge I $ 1801 ff., 1881 fl 
sehr von Wundts Unterscheid 
ästhetischer Gefühle abhängig 
gewiís nach Mafsgabe des obeı 
züge I $ 1882 ff., vgl. $ 1762. 
Grundbegriff der Moralphiloso] 





K.VOSSLER, POSITIVISMUS U. IDEALISMUS 1. D, SPRACHWISSENSCH, 479 


konstanten dispositionellen Willensrichtungen oder Wertungen des Indivi- 
duums nicht selbst eine Änderung erfahren. Das aktuelle gefühlsmäfsige 
Gut- und Schlechtfinden oder Werten aber stellt sich uns dann als ein ver- 
möge seiner konstanten dispositionellen Grundlage mehr oder minder tief in 
die Persönlichkeit des Wertenden hineinreichendes, also (F. Krueger:) mit 
einer gröfseren oder kleineren Tiefendimension behaftetes Gefühl dar, das, 
Spannungsgefühle, jedenfalls aber nicht der Lust- und Unlustgefühle gehört, 
Denn es ist, wie gar nicht mit Beispielen belegt zu werden braucht, Gutfinden 
mit Unlust, Schlechtfinden mit Lust ebenso möglich wie Gut- und Schlecht- 
finden an sich, obne eine Spur von Lust oder Unlust, Es liegt aber ferner — 
und darauf kommt es hier vor allem an — in jedem Wertungsgefühl (so 
können wir das Spannungsgefühl der eben charakterisierten Art als Aktuali- 
sierung einer dispositionellen Wertung nennen), sofern es ästhetischer, 
logischer oder ethischer Art ist, zugleich die Anerkennung einer in 
dem zu wertenden Objekt mehr oder minder verwirklichten transsubjektiven 
Norm: Das Objekt wird höher oder niedriger gewertet, jenachdem es der 
allgemeinen Norm der Vollkommenheit, eine möglichst einheitliche Zusammen- 
fassung von möglichst Vielem zu sein!, näher oder ferner steht. Und erst 
so — nicht aber in der von Croce versuchten, vom Standpunkte der heutigen 
wissenschaftlichen Psychologie und Werttheorie aus gleich unzulänglichen 
Weise — gelangen wir zu einer brauchbaren Grenzbestimmung von Ästhetik 
nicht nur und Psychologie, sondern auch von Logik und Eihik einerseits und 
Psychologie anderseits, Denn es liegt jetzt der Wert, wie er in dem ästhetisch, 
logisch oder ethisch zu wertenden Objekt verwirklicht oder zu verwirklichen 
ist, und auch das Gesetz des Wertes jenseits der Psyche des wertenden 
Individuums, und Wert und Gesetz des Wertes haben nur insofern mit dieser 
Psyche zu tun, als sie von ihr in Form des Wertungsgefühls anerkannt 
werden müssen, um überhaupt für sie zu existieren® Es hat also auf diese 
Art der Ästhetiker die transsubjektiven Gesetze der wertvollen Anschauung, 
der Logiker die des wertvollen Begriffs (wobei von der Untersuchung des 
wertvollen Urteils auszugehen), der Ethiker die des wertvollen Willens zu 
ermitteln, Aber es ist — und dies führt uns schon auf die Grenze von 
Ästhetik und Sprachwissenschaft — bereits oben (S. 478 Z. 29f.) ange- 
deutet worden, dafs mit den ästhetischen, logischen und ethischen Werten das 
Gebiet der Werte noch durchaus nicht erschöpft ist. Sondern es gibt natürlich 
neben und aufser diesen dreierlei Werten noch eine ganze Reihe anderer, die 
sich sämtlich als subjektive Werte den eben genannten transsubjektiven 
Werten gegenüberstellen lassen, Subjektive Werte darum, weil sie als An- 


1 Vgl. damit die zunächst nur fürs Ethische gedachte Formulierung dieser 
Norm bei F. Krueger a. a. O. 5.80, — ? Hier, in dieser Anerkennung, 
scheint mir u. a, auch der Punkt zu liegen, auf dem sich eine Synthese von 
Kants absolutem kategorischen Imperativ und dem empirischen Willensleben 
des Menschen vollziehen läfst, die F. Krueger a. a, O. 5. 56f. vermilst; 
Kruegers Versuch, dicas Schwierigkeit su Kenn crcheite vile == Ges ter uber 
auch das Einzige, was ich gegen ihn zu bemerken habe — doch zu psycho- 
logistisch, Dafs der Ausgangspunkt der Untersuchung dabei der psycho- 
logische sein muß, darin stimme ich aber natürlich wieder mit Krueger 
überein und habe ja auch oben diese Methode befolgt. 





K. VOSSLER, SPRACHE ALS SCHÓPFUNG UND ENTWICKLUNG. 481 


IT, Chronologisch-topologischer Teil: Sprachgeschichte, -geographie, -statistik; 
III Rationeller (ätiologisch-teleologischer) Teil: Sprachphysiologie, -psychologie, 
-entwicklungstheorie, -anthropogeographie, -kulturätiologie (bes. -soziologie), 
-ethnologie; -technik (-hygienik, -therapeutik, -pädagogik, -politik); -philosophie 
(-logik, -ethik, -äsıhetik; -kritik), Im übrigen aber kann ich mich jedes 
Wortes der Kritik enthalten. Denn was Vossler außer der in allzu engem 
Anschlufs an Croce erfolgten Verfechtung der These „alle Sprachwissenschaft 
ist ästhetisch “ sonst noch gegen den bisherigen Betrieb der Sprachwissenschaft 
vorgebracht hat, rückt nach dem oben Ausgeführten schon von selbst in die 
richtige Beleuchtung. Erfreulich ist an dem von Vossler Gesagten im ganzen 
nur die Energie, mit der er für die Bedeutungsforschung als eine neben 
der Lautungsforschung bisher arg vernachlässigte Disziplin eine Lanze 
bricht, und die starke Betonung der ontogenetischen Probleme, denen ich 
übrigens auch bereits in meinen „Grundzügen“ I $ 142ff., bes. $ 143 Anm, 
das Wort geredet habe, ohne sie in der einseitigen Weise Vosslers nur als 
ästhetische zu fassen, In dieser Hinsicht und mit Bezug auf die Berück- 
sichtigung der bisher fast gar noch nicht bearbeiteten phylontogenetischen 
Probleme (Spracherlernung usw.) sowie mit Bezug auf die nicht blofs 
historische, sondern auch psychologisch- usw.- systematische 
Behandlung der sonst schon vielfach bearbeiteten phylo genetischen Probleme 
bedarf unsre heutige Sprachwissenschaft gewifs dringend der Reform. Das 
kann absolut nicht geleugnet werden, sobald man nur einmal zugibt — und 
dies glaube ich allerdings in den oben zitierten Schriften hinreichend plausibel 
gemacht zu haben —, dafs die Sprachwissenschaft nicht in der Sprach- 
geschichte aufgeht, Nur glaube ich nicht, dafs uns diese notwendige — 
übrigens noch mehr Ergänzung als eigentliche Reform von der Seite Croce- 
Vossler her kommen kann, Dazu sind die theoretischen Grundlagen, auf 
denen die sprachwissenschaftlich-relormerischen Ausführungen dieser beiden 
Autoren ruhen, doch allzu bedenklich und, was Vossler insbesondere betrifft, 
auch allzu schwankend, Um dies zu sehen, braucht man nur einen Blick in 
das zweite, hier noch zur Besprechung stehende Buch von Vossler zu werfen, 
das er jenem ersten über ,, Positivismus und Idealismus in der Sprachwissen- 
schaft“ nach kaum Jahresfrist nachgeschickt hat: 


Karl Vossler, Sprache als Schöpfung und Entwicklung. Eine theo- 
retische Untersuchung mit praktischen Beispielen. VIII, 154 5. 8°, Heidel- 
berg, C. Wintersche Universitätsbuchhandlung, 1905. 


In diesem Buche heifst es auf S. 19: „Indem ich am Schlufs meines 
Büchleins über Positivismus und Idealismus in der Sprachwissenschaft die 
erste Stufe der Betrachtung als rein ästhetische und die zweite als ästhetisch- 
historische charakterisierte, habe ich mich eines leichtsinnigen und ungenauen 
Sprachgebrauches schuldig gemacht, Anstatt ästhetisch-historisch hätte ich 
ästhetisch-evolutionistisch oder schlechtweg entwicklungsgeschichtlich sagen 
sollen. Ich habe mich auch durch den ungenauen Gebrauch des Wortes 
historisch dazu verführen lassen, die Richtigkeit der Grundthese von Hermann 
Paul (dafs alle Sprachwissenschaft historisch sei) in Abrede zu stellen, Theo- 
retisch-historisch ist ja, wie wir sahen, gleichbedeutend mit ästhetisch; praktisch- 
historisch gleichbedeutend mit entwicklungsgeschichtlich, so dafs der Paulsche 


Zeitschr. £ rom. Phil. XXX. 31 





482 — BESPRECHUNGEN. 0, DITTRICA, è 


Ausdruck ,historisch* CARAT DEN BR Hätte 
Paul das ästhetische Moment in der Sprachwissenschaft stärker betont, so 

hätte ich schwerlich an seinem ee wer Es macht 
Vossler alle Ehre, dafs er seinen Irrtum so offen bekennt und sich auf diese 
Weise in die Reihen der nur-historischen Sprachforscher zurückbegibt, die 

er verlassen hatte. Aber leider gelingt ihm dies, rein wissenschaftlich ge- 
nommen, nur durch einen salto mortale, den ihm voraussichtlich kaum jemand 
nachtun wird, weil er auf einen durchaus schwankenden Boden führt, auf dem 
sich Vossler selbst wohl auch kaum auf die Dauer hinreichend sicher fühlen 
dürfte. Denn was soll man zu dem Begriff von Ästhetik und dem von Ge- 
schichte sagen, auf Grund deren diese neuerliche, die frühere These Vosslers 
„alle Sprachwissenschaft ist ästhetisch“ direkt aufhebende Identifikation der 
Sprachwissenschaft mit Sprachgeschichte vollzogen wird? Man höre: (Vossler 
S. 18:) „t. Es gibt eine geschichtliche Erkenntnis ohne irgendwelche Bezug- 
nahme auf die praktische Wirklichkeit. Das ist die Erkenntnis durch reine 
Anschauung oder Kunst, welche sich auf ein theoretisches, nicht auf ein 
praktisches Geschehen bezieht. Die Wissenschaft von dieser Erkenntnis pflegt 
man Ästhetik zu nennen. 2. Alle andere geschichtliche Erkenntnis ist auf die 
praktische Wirklichkeit bezogen, also empirisch, Darum enthält sie will- 
kürliche Elemente, seien es konstruierte Typen oder Gesetze, seien es Zweck- 
begriffe, 3. Die bewulstermalsen mit dem Zweckbegriff arbeitende Geschichte 
ist Entwicklungsgeschichte. Sie kann natürlich neben dem Zweckbegriff auch 
noch Typen oder Gesetze je nach Bedürfnis zu Hülfe nehmen. Je mehr sie 
deren gebraucht, desto naturalistischer wird sie.“ Dazu halte man nun, 
was Vossler auf S. 17 sagt: „so läßt sich der Begriff der Geschichte nun 
doch wieder in zwei Teile zerlegen: 1. theoretische Geschichte — Kunst, 
2. theoretisch-praktische Geschichte = Historie; alle Historie ist Kunst, aber 
nicht alle Kunst ist Historie.* Man beachte ferner, was er auf S, 14 behauptet: 
„die letzte Entscheidung also, ob ein Begriff willkürlich oder logisch ist, 
beruht auf empirischer Forschung, d.h. auf Anschauung oder Geschichts- 
wissenschaft“, Und man vergleiche endlich all dies mit den Folgerungen, die 
daraus in der oben zuerst (von S, 19 des Vosslerschen Buches) zitierten Stelle 
für die Sprachwissenschaft gezogen wurden. Dann erkennt man wohl ohne 
weiteres, dals Vossler schon auf diesen wenigen Seiten (14—19) seines Buches 
auch nicht einen der hier in Betracht kommenden Begriffe scharf und un- 
verändert festgehalten hat, Was fängt man aber, selbst vorausgesetzt, der 
eine oder der andere der hier so gelegentlich verwendeten Begriffe wäre 
richtig', mit einer so schwankenden Basis an? Kann man sie wirklich dazu 
benutzen, von ihr aus auch nur den Betrieb der Sprachwissenschaft, soweit 





1 Gegen Vosslers Begriffe von der Geschichte würde aber selbst der 
Geschichtstheoretiker, der ihnen noch verhältnismäfsig am nächsten steht und 
auch von Vossler ausdrücklich angerufen und unsusdriicklich wiederholt, pr 
leider fast immer nur unter Verwertung des Bedenklichen an seinen Aus- 
fihrungen benutzt wird, H. Rickert, sich energisch verwahren, und der 
Croce -Vosslersche Begriff der Ästhetik ist ja schon oben (S. 477(f.) zur here = 
zurückgewiesen worden. Vgl. zur Klärung des Begriffs der 
meine (Dittrichs) kleine Schrift „Die Grenzen der Geschichte‘, Leipzig 
(nicht zu verwechseln mit der gleichna = ae von F, Gottl), und ‚2 


„Grundzüge der Sprachpsychologie“ I, 


K. VOSSLER, SPRACHE ALS SCHÖPFUNG UND ENTWICKLUNG. 483 


sie historische Wissenschaft ist, zu reformieren? ‘Was Vossler von dieser 
Seite her z.B. für die Erklärung des Lautwandels zu leisten versucht hat, 
wird uns davon wenigstens nicht überzeugen kónnen. Denn das Diktum , den 
Lautwandel selbst aber kónnte man etwa das Überspringen des elektrischen 
Funkens aus der metaphysischen Welt in die physische nennen, oder die 
raum- und zeitlose Aktualisierung des Gedankens"* wird natürlich auch nicht 
klarer, wenn Vossler (S. 58) hinzufügt, es beziehe sich nicht auf den ,,Laut- 
wandel als Entwicklung“, wo ein späterer Laut sich aus dem entsprechenden 
fräheren entwickelt habe, sondern auf den „Lautwandel als Schöpfung", der 
»gar® keine Dauer und gar keine Ausdehnung besitze“. Denn was man 
sich dann noch unter Lautwandel vorstellen soll, ist schlechterdings un- 
erfindlich: es geht hier nicht nur jeder wissenschaftlich brauchbare, sondern 
überhaupt jeder mögliche Begriff des Lautwandels völlig verloren. Und er 
wird selbstverständlich auch dadurch nicht wiederhergestellt oder neugewonnen, 
wenn Vossler mit direktem Bezug auf das obige Diktum (S. 59) fortfährt: 
„Es mag sein, dafs diese Dinge den empirischen Sprachforscher wie ein 
indisches Märchen anmuten. Da hilft nun nichts; aber es sind die primitivsten 
Voraussetzungen, mit denen zu arbeiten er selbst nicht umhin kann. Daran 
zweileln, hiefse an den eigenen Beinen zweifeln,“ Gegen eine Theorie oder, 
wie Vossler dies nennt, eine „ästhetische“ Erklärungsweise in der Sprach- 
wissenschaft, deren ultima ratio derartige argumenta ad hominem sind, mufs 
man doch wohl mifstrauisch werden. Insbesondere, wenn damit, wie es bei 
Vossler der Fall ist, der Anspruch verbunden wird, dafs diese „ästhetische * 
Erklärungsweise neben der entwicklungsgeschichtlichen in der Sprachwissen- 
schaft allein noch berechtigt und somit dazu berufen sei, die bisherigen so- 
genannten nichthistorischen (psychologischen, physiologischen usw.) Er- 
klärungen der sprachlichen Erscheinungen zu ersetzen. Ein so weitgehender 
Anspruch müfste besser begründet werden, als es von Vossler bisher ge- 
schehen ist: vor allem ist sein Kampf gegen die Psychologie in der Sprach- 
wissenschaft nur (man vgl. S. 21 ff seines Buches) ein ebenfalls zuletzt auf 
argumenta ad hominem herauskommender Scheinkampf, bei dem es übrigens 
auch noch klar ersichtlich ist, dafs sich bier Vossler ebenso unbedenklich 
von Rickert und Windelband hat beeinflussen lassen wie vordem von Croce, 
Und demgemifs ist selbstverständlich auch zu beurteilen, was Vossler (S. 96 ff.) 
gegen die Beziehungen der sogenannten Völkerpsychologie, oder wie ich immer 
lieber sage, der Gemeinpsychologie zur Sprachwissenschaft vorbringt: Hier 
zeigt sich bei Vossler (S. 100f.) vor allem eine Verkennung insbesondere des 
eigentlichen (antimechanistischen) Grundcharakters der Wundischen Völker- 
psychologie und Psychologie überhaupt, die nur daraus verstanden werden 
kann, dafs er der modernen Psychologie, wie sein Verhältnis zu Croce ja auch 
zeigt, durchaus fern steht; sonst hätte er natürlich auch sehen müssen, dafs 
Rickert in seinem Kampfe gegen die Psychologie in der Geschichtswissenschaft 
nur die Münsterbergsche und überhaupt Assozialions- (also allerdings mecha- 
nistische) Psychologie trifft, nicht aber die moderne Psychologie im allgemeinen, 
besonders nicht die Wundtsche Apperzeptionspsychologie. Liegen aber die 


1 Vossler S. 59. 
2 Von Vossler gesperrt, 


31* 


484 BESPRECHUNGEN. 0, DITTRICH, 


Dinge so, dann ist es doch wohl besser, wir stellen uns nicht auf den ab- 
lehnenden Standpunkt Vosslers und lassen im Gegenteil das erfreuliche Interesse 
walten, das sich gerade für den nichthistorischen Teil der Sprachwissenschaft 
in neuester Zeit wiederum kundzugeben beginnt, und machen es uns zu nutze, 
so gut es geht. Sicher nicht zum Schaden der linguistischen Forschung, auch 
desjenigen Teiles von ihr nicht, welcher mit Recht als ihr historischer Teil 
bezeichnet werden kann: ee ite Sinne der oben 
S. 4801, entwickelten Systematik der sprachwissenschaftlichen Disziplinen. Und 
da ist sa den haiti Ata: Danton erfreuliches Zeichen dieses neuerwachten 
Interesses, wenn gerade dasjenige Werk, dessen psychologischen Nutzen 
für die Sprachwissenschaft Vossler (S. 221) keineswegs will gelten lassen, 
kaum vier Jahre gebraucht hat, um von der ersten zur zweiten Auflage zu 
gelangen. Zu einer zweiten Auflage, der ich hier gerade zu dem Zwecke 
noch einige Worte widmen möchte, um zu zeigen, wie man sich einem solchen 
Werke gegenüberzustellen habe, wenn man es voll, nicht nur nach einer be- 
stimmten Richtung hin, ausschöpfen will. Ich werde, wenn ich dergestalt über 


Wilhelm Wundt, Völkerpsychologie. Eine Untersuchung der Ent- 
wicklungsgesetze von Sprache, Mythus und Sitte, Erster Band; Die Sprache, 
Zweite, umgearbeitete Auflage. In zwei Teilen, XVI u. 667, bezw. X u. 
6735. gr. 8°, Leipzig, W. Engelmann, 1904. 

zu referieren habe, allerdings kaum viel andres vorbringen können, als 
was ich schon in einer ausführlichen Besprechung der 1. Aufl, dieses Werkes 
in dieser Zs. XXVII, 198— 216 zu sagen Gelegenheit hatte. Denn durch die 
mehr oder minder umfassenden Änderungen, die Wundt in dieser 2, Aufl. in 
mehreren Kapiteln (über den Lautwandel, die Wortformen, die Satzfügung) 
und auch sonst vielfach im Einzelnen anzubringen für nötig erachtet hat, ist 
jedenfalls der Grundcharakter des Werkes in keiner Weise verändert worden. 

Diesen aber möglichst klar herauszuarbeiten, darum handelte es sich nur bei 

jener Besprechung, und darum mufs es sich auch heute handeln, wenn der 

oben angedeutete Zweck erreicht werden soll. Es versteht sich unter diesen 

Umständen von selbst, dafs ich zunächst auch bier 1. mit der Hervorhebung 

dessen nicht zurückhalte, was mir den unmittelbaren Wert, den Wundts 

Werk für die Sprachwissenschaft haben kann, zu beeinträchtigen scheint, Es 

sind dies vor allem drei Dinge: Wundt bat einmal seinen Blick auch in 

dieser zweiten Auflage noch allzusehr von den sprachlichen Tatsachen weg 
auf die Gewinnung rein psychologischer Erkenntnisse aus diesen Tatsachen 
gerichtet, ohne die Probe auf die Stichhaltigkeit dieser Erkenntnisse in der 

Weise anzustellen, dafs er ihre Historisierungsmöglichkeit prüfte, sie also 

wieder auf die Sprachgeschichte zurückwendete (s. das Nähere darüber Zs, 

XXVII, 208 f., 205 ff.). Sodann aber ist das Sprachmaterial, das Wundt seinen 

Untersuchungen zugrunde gelegt hat, wie dies übrigens auch von andrer Seite 

schon hervorgehoben worden ist, nicht immer ganz einwandfrei, und der 

Anteil der wirklich gesprochenen, „lebendigen“ Rede daran entschieden zu 

gering: Es ist im wesentlichen die geschriebene Form des Gesprochenen, die 

analysiert wird, und die Ergebnisse entbehren darum nicht allzu selten der 
nötigen Allgemeinheit, ohne dafs dies in Wundts Darstellung ausdrücklich 
hervortrite. Und endlich hat Wundt den schon durch die Eingliederung der 

Sprachpsychologie in die Völker-, oder wie ich richtiger sagen zu müssen 


di 





W. WUNDT, VÖLKERPSYCHOLOGIE. 485 


glaube, Gemeinpsychologie gegebenen Grundgedanken, dafs die Sprache keine 
einzelpsychische, sondern eine mindestens von einer Zweiheit von Individuen 
ausgehende, also gemeinpsychische, und sich so fortwährend wiederholende 
Schopfung sei, nicht ganz konsequent durchgefübrt, Dies tritt insbesondere 
in seiner Definition der sprachlichen Ausdrucksbewegung hervor, die als etwas 
rein vom Sprechenden Ausgehendes aber nicht zugleich als für einen Hörenden 
(allgemein: Empfänger) Bestimmtes gekennzeichnet wird (Vólkerpsych. I! 37), 
sowie folgerichtig in der Art, wie sich Wundt zu der von mir (zuletzt in den 
„Grundzügen der Sprachpsychologie‘ I § 87, Anm.) begründeten Satzdefinition 
stellt, in der der Anteil des Hörenden (Emplängers) an dem Zustandekommen 
der konkreten sprachlichen Tatsachen, die stets Sätze sind, stark betont wird, 
Ich vermag die Argumentation, die Wundt (Vps. I? 246, Anm.) dagegen ins 
Treffen führt, aus dem oben S, 480 Z. 28 ff. geltend gemachten Grunde nicht 
anzuerkennen, und habe dementsprechend auch in meinen „Grundzügen“ I 
$ 1175 DA. den gleichzeitigen Eindruckscharakter der sprachlichen Ausdrucks- 
leistungen hervorgehoben — eine Auffassungsweise, die übrigens Wundt 
selbst vorübergehend in der 5. Aufl, seiner ,, Physiol. Psychol. III, 285 ver- 
treten, dann aber, wie man sieht, wieder fallen gelassen hat. Darin und auch 
darin, dafs Wundt, wie gesagt, zumeist von der geschriebenen Sprache aus- 
geht (wo sich nicht, wie bei der Gebärdensprache, ein solcher Ausgangspunkt 
geradezu verbietet), zeigt sich somit allerdings ein ziemlicher Abstand zwischen 
dem, was Wundt von seinen Grundlagen aus erreichen konnte und dem, was, 
die sprachwissenschaftliche, insbesondere sprachhistorische Berechtigung der 
hier geforderten neuen Grundlagen zugestanden, an sprachpsychologischen 
Resultaten von der Sprachwissenschaft gefordert werden mufs: Es wird sich 
Wundts Satzdefinition und seine Definition der sprachlichen Ausdrucks- 
leistungen wandeln müssen, um diesen Forderungen zu genügen. Und es 
wird sich konsequenterweise wohl noch so manches Andere von seinen Re- 
sultaten wandeln müssen. Aber mag dabei — ich kann hier nur wiederholen, 
was ich schon Zs. XXVII, 209 aus gleichem Anlafs gesagt habe — „mag 
dabei auch noch soviel von dem abbröckeln, was für den Sprachforscher aus 
Wundts Werk unmodifiziert in den Besitzstand seiner Wissenschaft herüber- 
zunehmen, also unmittelbar ‚praktisch‘ zu verwerten ist, so wird doch immer 
völlig ungeschmälert bestehen bleiben, was 2. den mittelbaren Wert dieses 
Werkes für die Sprachwissenschaft darstellt, und was kurz dahin zusammen- 
gefafst werden kann, dafs darin zum ersten Male in umfassendster Weise die 
sprachlichen Erscheinungen unter dem Gesichtswinkel von Wundts allgemein- 
psychologischem System betrachtet worden sind.“ Denn dieses System ver- 
einigt in sich Qualitäten, die keinem der bisherigen psychologischen Systeme 
zukommen: es ist als Apperzeptionspsychologie allgemeinwissenschaftlich halt- 
barer als die auf dem Boden der Assoziationslehre stehenden modernpsycho- 
logischen Systeme, und es ruht in viel höherem Mafse als diese auf der 
Analyse gerade auch der sprachlichen Erscheinungen und hebt sich dadurch 
auch von denjenigen modernpsychologischen Systemen ab, welche ihm näher 
stehen als die Assoziationspsychologie. Aufserdem aber drängt es — und 
dies ist hier für uns das Wichtigste — allenthalben zur Elementaranalyse 
auch der sprachlichen Erscheinungen, während man bisher, was namentlich bei 
der Behandlung der Analogiewirkungen (vgl. Völkerpsych, I! S, 447 ff.) deutlich 


486 BESPRECHUNGEN. © 


hervortritt, bei Massen wirk 
stehen geblieben war. Dad 
Wundt als Resultate des Zus 
dargestellt werden, und dai 
welcher Weise diese Elemen 
physische, insbesondere ph: 
einheitlichen Auffassui 
psychophysischer Proz 
gemacht worden war. Und 

fest tiberzeugt, auch noch bi 
eine Revision des Wundts 
nehmen, wie es jetzt schon n 
an seinen sprachpsycholog 
lierbar, solange man nur 

diese Auffassung als Grundl: 
läfst, nicht die Erfassung m 
sei es der psychischen allei 
sprachliche Phänomen, das 2 
als Grundlage erfafst hat, wi 
des Sprechenden als Konl 
genügt, um sein Prinzip zu 
psychophysischer Prozess zu : 
meine ich — in absehbarer . 
der eben angedeuteten konk 
Arbeit, wie sie, freilich zun: 
Wundt selbst schon für die 
dann, schon nach der konk 
fortgesetzt und zum Teil ar 
gemacht worden ist (vgl. Vo 
lichung der Kruegerschen Re 
sind ja gewifs nicht überflü: 
brauchbares Neucs dabei heı 
ich diese Kollektivbesprechu 
Wundtschen Werkes abschli 
in dieser Hinsicht Beigebrac 
Croceschen „Richtung“, wie 
dings ja auch von Rickert- 
hier nur nebenbei zu erwähn 
F. N. Finck, „Die Aufgabe 
1905; vgl. meine Besprechi 
repräsentiert wird, — wertvi 
nur die starke Betonung de: 
dem Zustandekommen der Sp 
wissenschaft, die es allerding 
in Anspruch genommen, vel 
Vossler wieder gesagt zu w 
eindringlichst wieder gesagt y 
als einer psychophysischen : 





OBRAS DE LOPE DE VEGA. 487 


und Ausführung dieser Auffassung nötig sei, sich so weit von der Erfahrung 
zu entfernen, wie dies bei Volsler (vgl. z.B. die Zitate oben S. 483) geschieht, 
das wird nicht plausibel zu machen sein, ehe es nicht gelingt, die Unbrauch- 
barkeit der psychologischen Methode mit besseren Gründen zu erweisen als 
sie Vossler beibringt (vgl. oben S. 483 Z, 28ff.). Wir werden uns also vor- 
läufig nicht davon abhalten lassen, positiv mit Hilfe modern -psychologischer 
Methode weiterzuarbeiten, und es ist nicht anzunehmen, dafs die Sprach- 


Obras de Lope de Vega — publicadas por la Real Academia Española, 
Madrid, Sucesores de Rivadeneyra, — Vol, XII, 1901 [Crónicas y Leyendas 
dramáticas de España, Sexta sección]. — Vol. XIII, 1902 [1% parte id, id. 
— Séptima y última sección]. 

(5. Ztschr. XXX, 216.) 


Il volume XII comincia con la bella commedia Za Serrana de la Vera 
de Plasencia, e molto interessanti sono le comunicazioni del M. sulla commedia 
dello stesso titolo di Luis Vélez, e su una anonima Serrana bandolera del 
sec. XVII, camuffata per comodo della Confraternita di Gesù Bambino di 
Plasencia da auto al nacimiento, entrambe inedite. Più noto è |’ auto della 
Serrana de la Vera del Valdivielso. per la ristampa del Pedroso, nella Biblio- 
teca Rivadeneyra, e che può dirsi un travisamento d /o divino della commedia 
del Vélez. Del tutto ignoto è invece |’ auto della Montañesa 6 Serrana de 
la Vera, di Bartolomé de Enciso, che pare anteriore a quello del Valdivielso, 
almeno per la data della sua rappresentazione a Siviglia, giugno 1618 (SA. 
p. 191, 195), mentre quel del Valdivielso fu ivi rappresentato nel 1619 (0. e. 
208) e stampato nel 1622, È curioso che nell’ anno stesso 1619 |’ argomento 
del secondo auto dato dalla compagnia di Juan Acacio in Siviglia fosse quasi 
identico al primo. Trattasi dell’ auto anonimo e inedito Za Ninfa del cielo 
(o. €. 207; il PM n°, 2296 è forse questo) che non può essere che un travisa- 
mento d lo divino di una commedia di Tirso, o almeno a lui attribuita: Ninfa 
del ciclo 6 Condesa bandolera y Obligación de honor. Si veda quel che ne 
dissi in DA, n°. 599, aggiungendo che per varii indizii io sono ora condotto 
a pensare che si sieno insieme confusi, per parecchi componimenti drammatici, 
due distinti autori: un ignoto Luis Téllez e il famoso Tirso o Gabriel Téllez, 
attribuendo a costui non pochi aborti del primo. E uno di questi è la Ninfa 
del Cielo, il cui argomento, dicono gli ultimi versi della commedia: Ludovico 
Blosio escrive En sus Morales Exemplos. Ma nè allo Schiffer nelle traduzioni 
spagnole del 1608 e 1609 (o, c. I, 349) nè a me nelle Ludovic’ Blosi Opera 
omnia dell’ edizione parigina, è riuscito di trovare il racconto indicato, È la 
stessa favola della Serrana de la Vera, localizzata in Calabria: una contessa 
Ninfa che, per vendetta si dà alla vita brigantesca e uccide quanti più uomini 
può: e poi pentita si salva.! Anche questa Ninfa del Cielo come la Serrana 


1 Tipo affine, benchè travisata d lo divino, è la fanciulla della Venta de 
la Zarsuela (Obras de Lope, II, 47), e più ancora la Casandra della Bandolera 
de Flandes (Roman. Bibliothek, IX). 


488 BESF 


di Lope — il parallelisme 
esagerò, come |’ anonima e 
religioso: è la Vandolera 
PM. 330), rifacimento pedi 
Demonio che, va eccitando 
che P ammonisce e la salv: 
per diventare ridicolo. CI 
turgo, avrà forse il filo per 
certo non ne dice nulla i 


(Napoli 1743, 2 vol. in folic 

La: Perdida honrose 
pubblica dal ms. PM. 2575 
nel 1523; ignoro se si rif 
Tárrega. 

El cerco de Viena 4 
ma non esatto. Il titolo : 
l’ esemplare parmense, è cor 
sicchè cadono gli apprezza 
M. cita la commedia del | 
graviar al valor (PM. 862 
ferirsi a questi fatti anche il 
di Vicente Mascarefias, chi 
della commedia di Lope (cl 
AA, -BB, -CC, -DD, senza 
ancora peggiore di quello 
dove la lezione parmense & 
hase en Julio — 2.17: Pe 


1 Il titolo errato è ii 
ricavasi da un articolo del ' 
erste Türkenbelagerung (1 
periodico Alt-Wien numerc 

? Il Desaño del Roj: 
è edito nella Riblioteca del 
25 giugno 1635. È bene r 
vasione turca del 1529 (cfr. 
Giovanni Sepusio, il quale 
anacronicamente il Rojas vi 
la commedia di Lope e l 
seconda spedizione di Solin 
luogo questa singolar tenzor 
con gli occhi suoi le letter 
carta dentata, scritte in A 
col suggello d’ oro et rinc 

® Siccome anche nel 1 
Strigonia, sarà bene avveri 
Vienna dello Stahremberg ı 
la vittoria del 12 settembre 
conquista de Estrigona di 
il Sitio y socorro de Viena 
(PM. 3132), a giudicarne « 
Corte, cioè il natalizio di À. 
anno 1683. 


OBRAS DE LOPE DE VEGA. 489 


venganza Que se vió en esta hera — pag, 90. 2. 31: tras tí nacido — pag. 
Q1,1, 13: Jurdrselo assi — 2, 46: en tu pobre casa — 48: Sufetandome a 
tus — pag. 92.1. I: No ha de mirarme a la c. — 2. 34: me le das — pag. 
94. 2, 17: Rindiera Oran — pag. 96. 1. 16: Carlos y España — pag. 97. 1. 39: 
d Quieres ver al Emp, ... competidor? — 2. 13: Brazos q. h. cercena Reyes 
prendan — nota 2: mancano due versi, non uno — pag. 98. 1. 2: el preso — 
pag. 100. I. 20; mis corduras — pag. 101,2, 24: togli 1' interrogativo alle 
parole del Leiva — pag. 103.2. 45: Y que con ella m, hk. — pag. 106, 1. 36: 
Pienso hacerla — 2.28: enemiga non è rima; forse: cautiva — pag. 107. 
1.15: gloria alemanesa — 2.39: La bondad deste m. — 44: Esta Alemanesa 
bella — pag. 108, 1. 16: venciendome vas — pag. 111. 2. 24: Ni en esta 
huida te vieras — pag, 14. 2. 45: entre tus vasallos — pag. 116, 2. 32: manca 
la rima; mi par sicura la correzione: goso de paz serena. 

La comedia Carlos Pen Francia fu edita nella Parte X/X (1623), della 
quale bisogna cancellare (a p. L) la ristampa del 1626 che è un errore di 
stampa nel Catdlogo del Barrera (pag. 446, A) e invece sostituire 1625, come 
correttamente stampa anche il Rennert (o. c. 433). Io aggiungeró che questa 
reimpressione del 1625 è dello stesso libraio dell’ editio princeps, cioè del 
Tuan Gongalez di Madrid, consta di sei folii preliminari non numerati, più 
280 folii numerati di testo; un esemplare è alla Casanatense. Della commedia 
v'è alla Nacional copia fedele dell’ autografo del 1604, (PM, 371, 4) ma il 
testo del M. è quello a stampa. A pag. 123, 1. 9 il Casanatense giustamente 
interpunge così: /dos libre por sold, De Carlos; y por Pacheco Tomad ecc. 
e al v. 39: Aquél es toglie l'interrogativo; e al terzultimo verso della com- 
media (pag. 150) Belardo, cioè Lope, non deve esser messo tra due virgole. 
I due passi segnati come erronei dalle note a pag. 130 e 132 sono così anche 
nel casanatense, ma dell’ ultimo parmi correzione sicura: Sea tu Majestad 
santa A mi tierra bien venido. Una rara composizione del Yanguas: Farsa 
de la Concordia y pas entre el Emperador y el Rey de Francia, credo debba 
riferirsi a questa pace, del 1538, la quale del resto fu realmente una farsa,' 

La Mayor desgracia de Carlos V y Hechicerlas de Argel narra la ma- 
laugurata spedizione dell ottobre 1541 contro Algeri, sgominata dalle tempeste 
più che dagli uomini, Il titolo del Menéndez: Hechicerlas de Argel conviene 
a quel complesso di scongiuri e magie che è nella commedia; e la prima 
stampa di essa, la Parte XXIV di Diego Dormer di Saragozza, così nella 
edizione 1632 come nella ristampa del 1633 ha infatti Zechxerlas nel fronte 
della Commedia, a carte 123, ma nell’ indice dei titulos de las com. contenidas 
en este libro, al folio 2, è detto AHechitera de A., titolo mantenuto in tutti i 
cataloghi. I contemporanei, infatti, accusarono del disastro una strega: una 
vieja hechicera dice il Sandoval nel passo dal M. citato: una vecchia decre- 
pita, incantatrice et indovina molto famosa, dice il Giovio (lib. XL). Naturale 
che |’ importanza e la novità dell’ incantesimo crescesse col tempo nella tradi- 
zione popolare: il Santos, come ricorda il M. (p. LX) ne accusa un magico 
hechicero que ordenó unos polvos que echados al mar... alborotaron los 
elementos; Lope riunisce i due particolari ed ha la vecchia Axá a cui il de- 


1 Citata a pag. 63 n.a, del Teatro esp. del siglo XVI, di D. Manuel 
Cañete. 


490 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI, 


funto Cide-Butica insegna (p. 168) a fabbricare los polvos da gittare al agua 
y à la tierra y al aire. Ciò collima in parte col racconto, che ha assunto 
una curiosa apparenza di critica storica, che trovo nella Historia de Argel... 
escrita en idioma frances por M. Laugier de Tassy (ed. Amsterdam 1725) 
... trad. por D. A, de Clariana y Gualbes. Barcelona 1733, p. 38: Cuentase 
en todo el pais por tradicion que la plaza de Argel estava por capitular, 
quando un Negro Eunuco, que entre el Pueblo tenia opinion de adivino, pero 
despreciado de la gente de forma, se presentó al Divan .., y habló en estos 
terminos: Yo soy el pobre Isouf, el esclavo de los esclavos, despreciado de 
los Grandes y de los Morabutos ... — St se Pudiesse dar credito a las 
tradiciones la prediccion del Eunuco se vió demasiadamente cumplida. Pues 
el dia 28 de Octubre se levantó un viento‘, ..ecc. El adivino Isouf fué 
reconocido y declarado publicamente como libertador de Argel... Los 
Morabutos y los Sabios de la Ley, selosos de el honor que hazian al Eunuco 
fueron a ver el Pacha y le dixeron que era rediculo y escandaloso el atri- 
buir la libertad de Argel al saber de un hombre que hasia el oficio de sorti. 
legio; que ellos sabian que todo debia atribuirse solamente al Morabuto Cide- 
Utica, que estuvo retirado en ayuno y oraciones despues del arribo de los 
Christianos: que el día de la burrasca avia ido for inspiracion del cielo a 
batir la mar con un palo, y que luego se agité la tempestad. Todos quisie- 
ron creer que era el Morabuto Cide-Utica el que por sus oraciones habia 
librado la ciudad. Despues de su muerte hicieron fabricar una pequeña 
Mezquita ... y los demas Morabutos inspiraron al pueblo que en los extre- 
mos peligros, solamente con tocar en las aguas del mar los huessos de aquel 
Morabuto, bastaria para incitar una igual tempestad; y esta vulgar opinion 
aun persevera entre aquel Pueblo“. La commedia di Lope avrebbe avuto 
una seconda ristampa in una Parte XLIII Valencia 1660 in cui sarebbe 
attribuita a Jiménez de Enciso; questa Parte è citata nell’ indice del Fajardo 
ma nessuno la ha mai vista, ed io inclino a credere col Rennert che il Fajardo 
e il Barrera equivocassero con la Mayor hazañu (e non desgracia) de Carlos V, 
che è veramente dell’ Enciso nella Parte XXXIII Valencia 1642 e nelle 
Comedias edite a Lisbona nel 1652.% E non mi smuove da questa opinione 
trovare in una nota del Durán (al num. 371 di PM) chiaramente affermato che 
v'è una commedia impresa a nombre de Enciso con los [titulos] de « Mayor 
desgracia de Carlos V o Conquista de Argel» perché quelle note, spesso 
attinte da seconda e terza mano, son piene di inesattezze, e qui il Durin 
potrebbe aver preso |’ equivoco dal Fajardo. Sempre secondo il Durán, 


1 È inesatto: la prima tempesta fu al 25 ottobre; questa è una seconda 
burrasca quasi più terribil della prima, come dice il Giovio in ciò esattissimo, 
la quale colse le truppe nel rimbarcarsi a capo Matifou. 


2 ]1 Rennert, p. 518, che deplora la molta confusione riguardo a questa 
commedia, non porta poi molta luce per conto suo. A pag. 346, num. 7, do- 
veva dire che le due edizioni ivi citate hanno la 4/uvor hazaña, non la Afayor 
desgracia. A pag. 519 parla di una Parte Dif. XLIII Valencia 1650 nella 
quale questa commedia non affare: e si capisce, perché quella Parte non esiste; 
deve aver confuso con la Dif. XLIII Soragoza 1650. Poche linee più giù: 
Acad. VII, correggi: Acad. XII. Non mi fu accessibile, ma di questo punto 
credo non tratti, un articolo dello Schwill: Zhe Comedias of D.X. Enciso 
in Modern Lang. Ass. XVIII, 194. 


| OBRAS DE LOPE DE VEGA, 491 
a questa ipotetica, e secondo me fantastica, Mayor desgracia dell’ Enciso 


sarebbe idéntica la de Velez de Guevara con los [titulos) de: Mayor 
desgracia de Carlos V y Fornada de Argel. Invece il Rennert (p. 518) af- 
ferma che Luis Vélez de Guevara is the author of a comedia entitled «La 
Jornada de Argel y Mayor desgr. de Carlos Va; this exists in a suelta, 
but it differs altogether from the play wit which we are concerned here. 
Lasciando ad altri la soluzione del nodo, accennerò ad un'altra commedia 
sullo stesso argomento, intitolata: El renegado Zanaga y segundo Job de 
Argel, del licenciado Bernardino Rodriguez, Benchè contemporanea alla com- 
media di Lope! essa svolge |’ azione in modo affatto diverso e indipendente. 
Non ha alcun accenno a scongiuri e incantesimi, esagerando invece l'azione 
miracolosa; il rinnegato sardo e re di Argel, Zanaga (propriamente: Assán Aga) 
ritorna al cristianesimo dopo una serie intera di prodigi; la roccia che si apre 
e mostra nel seno un’ immagine sacra c' è due o tre volte: un crocifisso sgorga 
sangue e Zanaga lo beve e si sente convertito, Ma già la tempesta ha sgo- 
minato la flotta: invano Zanaga tenta con un’ astuzia di consegnare Algeri 
agli Spagnuoli, egli è scoperto e martirizzato dai Mori, mentre a Carlo V com- 
pare Santiago — ed è l'ultimo miracolo della commedia! — che dichiara: 


u... que no es voluntad 
De Dios que Argel se conquiste: 
Dexa la cruel ciudad, 
Que hartos desengaños viste, 
Gran Carlos, desta verdad. 
» a = Y aquí se acaba, Senado. 
El Job segundo de Argel, 


Ignoro se si riferisca a questa stessa spedizione la commedia; Asombro 
de Argel y Mdgico Mahomad scritta, dice il Barrera, nel 1742 da D. Antonio 
Estrada y Bustamante.* Il testo di Lope dato dal M. è la ristampa del 
1633; qualche lieve differenza c'è dalla prima del 1632. Più forti varianti 
ci sono in un ms, che ha questa nota finale: copiada de las obras originales 
enel tomo veyntequatro de dicho autor manuescrita en M4 enel año de 1733 
Copiola ves de Isidro Rodríguez (collez. LVC vol. 19). La nota non è ben 
chiara ma la parte XXIV che si cita è evidentemente una delle due edizioni 
suaccennate: sicché le lezioni migliori rappresenterebbero correzioni fatte dal 
Rodriguez. Ciò è strano, per chi conosce questo copista, attento e fedele ma 
in modo del tutto meccanico e materiale; oltreché in questo caso è inespli- 
cabile che in altri passi si mantengano o si peggiorino gli errori della stampa. 
Comunque comunico quanto ha valore di vera variante; sempre della copia 
manoscritta, e se dalla stampa lo indico con Z (= Zaragoza 1632): Pag. 153. 
1.1: door a Cr, — 11: Brame Barrabds en ti — 272: Todo ha de ser pre- 
guntar Amete? Ham. Es mesencion — pag. 154.1. 19: lengua en mi — 
40: liegar con vida — 43: Aras — 2, 32: verdone (per: perdone) — 55: 
Maria: Ya Pedro ecc. Martin: Alsa el fardo ecc. così anche Z — pag, 155. 

1 La commedia di Lope è posteriore al 1625 (v. pag. LVI): quella del 
Rodriguez fu edita nelle Doce Comedias de varios, Tortosa 1638 (Barr. p. 707, 2), 
e da me vista in una suelía madrilena del 1745 (DA. num. 536). 

2 Il Moratin la attribuisce invece a D, José Fernández de Bustamante. 


492 BESPR 


I. 37: Duque, la amistad m 
— 29: Montesuma — 2. 37: 
pag. 157. 1.9: Rey; desid; sa 
de Bavason anche Z — v.u 
dos; Z: asistados — 57: Ci 
Jues — pag. 159. 2. 48: Que 
se hallara grana — 40: ft 
ms, hanno errori ma rendonc 

Foro a. 

En que 


Tal gen 
La vent 
La gent 
2. 4. anche qui il metro è g 
Ya por 
El gras 
Tu ven 


Mas no 
Esperé 


pag. 163. 1. 17: A Lela, El 
la vera lezione; |’ intuito de 
stessa pagina, 2.25, egli sc 
correzione evidente: e de £ 
— p. 167.1. 18: Tu gran 
te alteres. Y sí algun pa 
2.8: ... volver, Que me. 
Que no me pueda yo er? 

Senivra mia Yo ser valie: 
37: guardaron ,.. observa 
Cide, por quien ecc. e pt 
Y este elado cadaver que 

ecc, — 2. 28: Tu ciencia 

llega Hamete anche Z — ; 
buterta; d la mano — 4 
pag. 171.1. v. ultimo: Za 
57: ... señor, dieron Fam 
humanos, anche Z — pag. 1 
La obscuridad de la noche 
1.22: Aqui tengo yo — 

tuyos, toca — pag. 178. : 
vamos — nota 2: ms. c 4 
algo de mi — 30: è corre 
de un español — 45: ray 
menea anche Z — 2.4: 0 
réo — 40: Tener yo rel 
ahorque Del palma por f. 


OBRAS DE LOPE DE VEGA. 493 


Querrá Dios que en Europa nos hallemos. Muley: Llévame de la m. ecc. 
— pag. 183, 1. 18: curiosidad sola os ha — 2. 31: vuestras tragedias — 39: 
ordenan Aportase por aqui A vengar ecc. — pag. 185. 2. 20: los Moros co- 
mientan — pag. 186, 2. 14: Yo la he, cioè la corona. ! 

Dell’ Aldegüela 6 Gran prior de Castilla è dato il testo secondo un 
codice (PM, 95) scritto in Toledo il 6 maggio 1623 da un certo Martín Na- 
varro.! Il Barrera (Cat. p. 435 e NB. p. 377) ne vide nella biblioteca Osuna, 


1 Oltre le commedie citate nel testo sull' assedio di Vienna (1529—32), 
sulla pace di Francia (1538—40) e sulla spedizione d' Algeri (1541), altre 
ancora vertono su Carlo V. È impossiblle enumerare quelle dove |’ Impera- 
tore entra solamente in qualche scena accessoria, come il Valiente Céspedes 
di Lope, il Valor no tiene edad del Diamante, |’ Hercules de Ocaña del 
Vélez, e altra del Diamante, e simili; di quelle invece che fanno di Carlo V 
e delle sue imprese il centro e la materia dell’ azione teatrale, io ricordo le 
seguenti: 

1517 — Egloga real „.. sobre la venida a España del Rey Don 
Carlos I del Bachiller de la Pradilla; rappresentata a Valladolid nel 
dicembre 1517 — (Cañete, o. c. pag. 61—63, e specialmente Gallardo: 
Ensayo, INI p. 1264). 

1516-19-30. — Las tres coronaciones de Carlos Y — del Zárate. Sono le 
incoronazioni a Re di Spagna, a Imperatore tedesco, a imperatore 
del Sacro Romano Impero. 


1525 — Batalla de Pavia y prision del rey Francisco — di Monroy 
Silva. Cerco de Pavia y prision del rey Francisco — del Tárrega. 
1527-30 — Saco de Roma, muerte del Borbon y Coronación de Carlos V 
— "i Juan de la Cueva, rappresentata a Siviglia nel 1579 (SA. 
pag. 62). 
= Los dos Monarcas de Europas — di Salazar y Luna. Sono 
Carlo V e Clemente VII; chiude con la incoronazione di Bologna, 
1535 — Carlos V sobre Tunes — di Hoz y Mota. 
È Cerco de Tunez: 12 parte — di Juan Sánchez, 
” Cosario Barbarroja: 22 parte — id. 
— Cerco y toma de Tunes — di Anonimo, Per queste commedie 
sull’ impresa tunisina cfr. Literaturblatt für g. u. r. Philol. XXIV 
(1903) p. 28. 
1543 — Carlos V sobre Dura — la presa di Dura fu al 26 agosto. 


Il Durán (v. PM. num. 371) la dice anonima; il Moratín la attribui- 
sce al Zavala y Zamora. 


1547-53 — Victoria [altri Batalla: cfr, DA. num. 674] del Albis y Mayor 
hecho de Carlos V — di Juan Bautista Villegas, male attribuita a 
Tres ingenios in PM. num. 347; recentemente ristampata dallo 
Schaeffer: Ocho comedias etc. Lipsia 1887. Questa è la 14 parte, 
e tratta della guerra smalcaldica e battaglia di Mühlberg e 1’ abdi- 
cazione dai Paesi Bassi, La 24 parte fu scritta (v. Restori: Títulos 
de com. pag. 95 nota 4) ma è perduta; è però evidente, anche dal 
secondo titolo di questa, che essa aveva lo stesso argomento della 
commedia che segue, 

1553-58 — Mayor hazaña de Carlos V— del Jiménez de Enciso, anch’ essa 
riedita da Schaeffer (op. cit.) ‘Tratta 1 abdicazione da Spagna e 
dall’ Impero e il ritiro di Carlo a San Yuste, perché: Saber morir 
es la mayor hazaña, 

- La hija de Carlos Y — di Mira de Mescua. Tratta anch' essa 
la rinunzia all' Impero e il ritiro dell' Imperatore, imitato in ció da 
sua figlia che un convento e vi si chiude (DA, num, 413). 


* Il PM, e il Rennert, pag. 492, dicono Martín Navarrete, 


494 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI, 


ora dispersa, una copia: de Luis C. a 9 de noviembre 1622, che ignoro ove 
sia. Fu edita col nome del Villegas e col titolo: Hijo de la molinera nella 
Parte XLII (1676); col nome di Lope in una suelta intitolata: Mas mal hay 
en la Aldeguela.* Che la Parte XLII sia mutilata e scorretta convengo col 
M. e altrettanto si può dire della suelta; ma, contro ciò che s' aspetterebbe, 
la suelta è indipendente dalla Parte XZZ/; in questa, per esempio, essendosi 
voluto sopprimere qualche personaggio, |’ indicazione dei parlanti è spesso di- 
versa e talvolta confusa, mentre la suelta coincide quasi sempre col M. Ha 
in proprio, come tutte le sueltas, mutilazioni stolte e un cumulo di errori di 
stampa; pel testo va più stretta alla Parte XZJJ che al codice del M. ma 
non dipende da esso. Pare, per così dire, un primo stadio di alterazione. 
Questa arriva al maximum nella Parte XLII che alle volte, come sul prin- 
cipio della commedia, è un vero e proprio rifacimento, mutando |’ ordine 
delle scene e spesseggiando le omissioni e le aggiunte. Le varianti sono un 
cumulo enorme, che non si potrebbero dare che in un testo critico separato;? 
così all’ ingrosso si possono dividere in due categorie. Le omissioni, frequenti 
ma raramente di lunghi brani, sono dovute a due cause: accorciare il testo 
e togliere alcuni personaggi, il che indica con certezza che la copia usu- 
fruita per la Parte XLIT era in possesso di qualche compagnia comica; a 
saldare i brani delle tagliature v” è spesso qualche versaccio, evidente parto 
poetico dell’ autor o del suggeritore. Ma le altre lezioni sono vere varianti, 
che derivano da un originale che in molti casi pare migliore di quello che 
servì al copista Martin Navarro; mi limito a scegliere pochi esempi: 


Pag. 236. 2. 22: De que lugar sois? 
Teresa: . Señor, 
del Aldegüela. 
Benito: Fo no 
ni mi hija, que nació 
en ese arroyo mayor 
donde se ve esse molino. 


il testo M. en ese arroyo que está. non rima. Ivi in fine: 


Mas vale que yo os la bese. 
María: Gran señor, mirad quien soy! 
Duque: (a p.) Algo descompuesto estoy; 

Ya es forzoso que me pese ecc. 


e tre versi dopo: te han dado; me non ha senso. Pag. 237. 1. in fine: 


El Paternoster Marla 
Maria: Pues en que lo ves Anton? 


1 Sono entrambe nella Palatina: la prima è un frammento nella Colle- 
zione DA. tomo 52: e che sia un lacerto della Parte XZZZ lo prova la pagi- 
natura 387—420, la falsa attribuzione al Villegas, e il vedere che seguiva £l 
rey anacoreta, come appunto in quella Parte (Barr. p. 702). La seconda è 
una suelta abbastanza antica, senza alcuna indicazione, che io credo di Madrid. 

? A pag. 234, 238, 239, sono segnate quattro varie lezioni della Parte 
XLII, di pochissima importanza, mentre si tralasciano altre infinite più im- 
portanti, e nulla più si dà in seguito. A questo modo, chi non facesse il 
confronto potrebbe credere che nella Parte XZJJ nom ci fossero altre varianti; 
non era molto meglio sopprimere anche quelle quattro? 


OBRAS DE LOPE DE VEGA. 495 


Ant.: No has dicho, aunque te pese 
deste caso, ecc. 
Pag. 239. 1. 25: ... tiene fuersa, 


Y mayor en las palabras. 
que en las manos; que la lengua 
como espada ecc. 


Pag. 239. 2. 13: Y sois moledor; afuera! 
Duque: Esta joya de diamantes 


toma. 
María: Qué gentil afrenta! 


la suelta invece: D. Agquestos diamantes toma. 


María: Toma? que gentil ecc. 


Pag. 240. I. il passo col verso segnalato in nota come guasto è eguale nella 
Parte XLII ma corretto nella suelta: 


... el será 

necio en perder la ocasion, 

si estorbdra su intencion. 

Un hombre viene acta acd: 

Marcelo es: que hay de nuevo? 

Marc.: Eso os pregunto yo a vos. 
Floro: Aquí dentro estan los dos, 

y su parecer apruevo. 


Dopo questo verso, nella Parte XLII mancano le 18 linee seguenti che con- 
tengono, come nota il M. p. xCUI nota 2, una salvedad molto morale ma ben 
poco adatta al lesto mezzano del Duca; ivi si continua cosi: 


Floro: Ál viejo que no abrá hallado 
al duque, que diré yo? 
Marc.: Disculparte con que entró 


en Santiago del Collado 
por el gran calor que hacia. 
Al paso le has de aguardar, 
y darle al Duque lugar 
que gose de su María. 
Por aquel requesto ecc. 


Pag. 243. 1 26: se libra, Assi del molino Traigo ecc. — 31 e 32: Qué es de 
la pobreza, Señora María? in M. il verso è guasto — 2.3: Mas es bien — 
8: El mal d la v. — 40-41: questi 2 versi: Quédate, Floro, a la puerta 
ecc. sono logicamente posti dopo il 24: Pude entrar sin verme nadie — 
pag. 244. I. 30: ...el mas grande Que pudiera recibir. Maria: Como señor ? 
ecc. — pag. 245.1. 51: Falta agora; yo he — 2. v. ultimo: Se van; se- 
guirlos espero — Queste, tralasciando molte minori, sono le varianti che meri- 
tano esser discusse, pel primo atto. Non potendo darle pel 2° e 3°, mi limito 
a segnare soltanto dove occorra correggere il testo M. A pag. 248. 2. 51: dopo 
questo manca un verso: Dejó la cabesa yerta — pag. 249. 1. vv. ultimi: que 
mas se atreve, Y en medio la montafia De la escarcha quemado y de la 


496 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI, 


nieve — 2. v, quintultimo: mejor lugar, Que sé que d.d. ... En la karina 
pude vello; Que aunque es ya nieve el cabello Eran hebras de o. f. — 
Pag. 250. 2. v. terzultimo: Aubiera un Salomon Aunque el caso es dif. B. 
d. brevemente [Suelta: facilmente] — pag. 256. 2. 8: dopo vase deve parlare 
e uscire anche: Nuflo: Y lo mismo dice el paje Y lo cumplirá peor. Vase 
— pag. 266. 1. 26: questo verso: Tras de trab, prol. lo dice il Duque — 
pag. 266.2. 28: De posta te han de poner. Fern. No miras que en esto 
gano? Nuflo: Posta tu? qué luterano Aquesto pudiera ver? Volvamonos, 
ay de mí, Fern.: Donde? Duque: Ya estoy esperando ecc. — pag. 268. 
2. v. ultimo: rendido estoy — pag. 270. I. 52: qui bisogna seguire la suelta: 
A que me quisiese ben (P. XLII: ag los che è peggio di tutto) — 54: me 
inclina — pag. 271. 2. 29: Preñada de vos estaba. Y aunque e poni virgola 
non punto dopo nieve frios — pag. 272. I. 15: Haced vos como hijo mio — 
pag. 273. 2. 46: Que subiste en la m. El segundo? Jac.: Su amistad ecc. 
Di qui al v. Ya confiesa el Duque de Alba a p. 274.1. ci sono tre testi di- 
versi, dei quali non saprei quale scegliere: la suelta al solito ha più della 
P. XLII che del testo M. — pag. 275.1. 32: 


Todo el cielo te bendiga, 
Hijo de mi alma, 


Fern.: Madre 
A qué fué vuestra venida? 
Duque: Buen amigo, Anton! 
Ant.: Señor 
2. 25: Vuestra esposa — v. ultimo: De tal tronco — In conclusione, la 


copia del Navarro è in complesso nolto preferibile alla Parte XLIT e alla 
Suelta, ma il confronto di queste potrá migliorare d' assai il testo, 

Il Valor de Malta che narra I epica e vittoriosa difesa del 1565, era 
inedita ed è qui data secondo un ms, della Nacional (PM. 3409), malgrado 
il M. dubiti che essa sia di Lope, tanto è miserrima cosa. Chi voglia con 
tutto agio leggere quei memorabili fatti, con la pianta dell’ assedio e perfino il 
ritratto del Gran Maestro Giovanni de Vallette Parisot, ricorra alla classica 
Histoire de Malthe del Baudoin (in fol. 24 ediz. 1643). Il M. ricorda fra i 
primi cronisti contemporanei la Relacion di Francesco Balbi da Correggio, 
nelle due edizioni di Alcalá 1567 e Barcelona 1568, e la Æispania Victrix 
del capitano Pedro de Salazar, ed. Medina del Campo 1570: il quale Salazar, 
sia detto di passo, fu personalmente occupato in quella guerra. Contempo- 
ranea alla prima edizione spagnuola del Balbi abbiamo in Italia una relazione 
molto cospicua di Giovannantonio Viperano: De bello Melitensi Historia: Ex 
officina Andreae Brixiani, Perustae 1567; ma, ch’ io sappia, la prima Rela- 
tione che se n’ ebbe a stampa è quella di Pietro Gentile, in 8% piccolo non 
paginato, dedicata al Cardinale Ippolito d’ Este, edita a Roma nell’ anno stesso 
dell’ assedio, 1565. Anche della Relacion del Balbi, curioso tipo di soldato 
italiano e di scrittore in spagnuolo — e che spagnuolo! — io sospetto che ci 
sia un’ edizione anteriore al 1567; nella dedica di alcuni: Sonettos conforme 
al Tiempo al Serenissimo Sennor Don Juan de Austria (Piacenza, F. Conti 
1574), il Balbi dice che: 2’ anno del 1565 hauiendo de dar fuera en corte el 
suceso de Malta, luego que vi a V. A me le aficioné de tal manera que 


- OBRAS DE LOPE DE VEGA. 497 


determiné de ofrecerle aquel pequenno serviço el qual fué de V. A. recebido 
con humanidad. Dei 13 sonettos, i più sono per Lepanto: un solo si rife- 
risce alla guerra maltese: 


El que su pensamiento valeroso 
nunca ocupó sino muy altamente 
luego que supo de la turca gente 
P aparato soberuio, y belicoso, 
tener no pudo I" animo en reposo 
mi alló sosiego aquella alta mente 
pues de corte salió secretamente 
de allarse enel socorro deseoso, 
y dexó Tago atras, por ver Alpheo 
con Aretusa su Nynpha mezclarse 
sin temer Scila, ni Carridi ariada, (sic) 
Mas Peloro, Paquino, o Lilibeo 
no pudo ver, ni en Melita allarse 
pues el rey le estorbó la gran jornada.! 


La gran vittoria di Lepanto è materia della Santa liga edita da Lope 
nella sua Parte XV. Questa fu pubblicata nel dicembre 1621, ma Lope !’ a- 
veva finita e sottoposta alla censura fino dal settembre dell’ anno innanzi; ciò 
spiega come c' è qui la dedica a Aparicio de Oribe, in termini di estrema 
adulazione, mentre |’ Oribe, coinvolto nella caduta e disgrazia del Duca di 
Osuna era arrestato fin dall’ 8 aprile 1621. Sull'argomento, oltre le tre com- 
medie citate dal M. non trovo che una anonima: Batalla de Lepanto 6 la 
Liga che potrebbe essere una di quelle, e un” altra del Zamorano: Triunfos 
del sol aleman contra la luna otomana. Un esemplare parmense ‘della com- 
media di Lope dà il v. mancante a pag. 346 nota 22: Digo que deshaser la 
liga intentes, ma il senso rimane confuso come prima. 

Le due commedie seguenti: Españoles en Flandes e Don Fuan de 
Austria en Flandes, benché indipendenti 1 una dall’ altra, svolgono in com- 
plesso il primo periodo delle guerre di Fiandra fino alla morte di Don Gio- 
vanni, 1 ottobre 1578, Della prima, ed. nella Parte X/// (1620)?, un esem- 
plare palatino corregge qualche difetto: Pag. 364.1. nota: il v. mancante è: 
Alejandro: A cortesia y merced dopo cui bisogna porre i puntini di reti- 
cenza — pag. 367. 2. 37: Madrastra ecc, dopo questo v. ne manca uno in 
-ances per chiudere le terzine — pag. 373, 1.16: mi pare correzione evidente; 
Es sol e. t, soles, Dopo questo verso segue un romance non ad assonanza ma 
con rime, e altrettanto a pag. 377,1; in Lope de Vega non ne ricordo altri 
esempi — pog. 374. 2. la redondilla segnata in nota è: 


Daros tengo mil abrazos, 
Señor Conde. 


1 Infattti Filippo II lo fece ritornare da Barcellona con ordine rigoroso 
e pressante. 

2 Di Madrid, viuda de A, Martin: la commedia vi è per ultima e dice 
che representóla Riquelme. Ciò avverto perché nella ristampa di Barcelona, 
en casa de Sebastian de Cormellas 1620, sono citati i comici che recitarono le 
prime undici, e non quello di questa dodicesima. 

Zeitschr. rom. 4 Phil. XXX. 32 


498 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI, 


Barl. Esse favor, 
Serenisimo señor, 
Es de nuestros pechos lazos. 


Pag. 376. 2. l’indicazione è: Zocan dentro . Grita uno: 
Que viene el enemigo . Linda nueva! 


Otro: Que baja el Conde ecc, 


Pag. 379. 2. nota: manca il verso ma tre linee più su, non qui — pag. 382. 1. 
nota: la redondilla è: 
Id a dar orden. 


Alej. Yo voy. 
Contentóle la villana. 

Cas. Ella es hermosa. 

Alej. Maflana ecc. 


Del Don Juan de Austria en Flandes finora inedita feci io la copia, pressato 
da altre occupazioni; riparo ora alla fretta di allora. Per la nota a pag. 400 
mi pare correzione evidente togliere Y, e per la 401. nota 22 toglierei besar 
mentre la nota 12 è inutile perché il v. è giusto — Le note a pag. 402. 2. 
colgono nel segno; cosi realmente ha il ms. — Pag. 403. 2. 3: Sufeifa (ignoro 
che paese sia) — 17: Armadas, ganancias — pag. 406. I. 27: il v. è guasto: 
sará da correggere: Pas en G. pas — 49: Trágalo y vea — pag. 410. 2.7: 
il verso mancante è: Za Yunta y los diputados — pag. 413. 1. nota 22: si 
legge a stento: Que me sabré deshaser — pag. 414. 2. nota: Ircana (a parte): 
Si se descomide esta Aqui? Arcila: Ya tanto me ecc. — pag. 416. 2. 
nota: si legge a stento: ZZ caso a que me anticipo — pag. 418. 1.13: Este 
traje; el conde fiel De Mejen! que corresponde A tu... . lealtad; la 
parola di mezzo fu tagliata via — pag. 423. 2. nota 12: Para g os descubris 
vos — nota 22: dice proprio così — pag. 425. 2. nota: le linee non sono 
illeggibili: sono cancellate perché il copista dopo vamos era andato con!’ oc- 
chio al ramos della linea 51 e aveva seguitato Mus hay que ir ecc. Accor- 
tosi del salto, cancelló le 12 linee gia scritte e ritornó al primo vamos: sicché 
non manca nulla — pag. 427. 1. nota: Y le salen al c. — Pag. 431. 1. 7: nel- 
1 originale la quintilla è guasta: il Martinez de Mora aggiunse di sua mano 
il v. Pues como tan desabrido e più giù le parole: Ya te abrazo, ma anche 
così rimane un v. sciolto; la figura della strofa dev’ essere: 


Irc. Pues como tan desabrido ? 
No me abrasais ..... ido P 
No vencisteis? 
Alf. Ya vencimos 
y victoriosos venimos. 
Irc. Pues, si vencistes, que ha habido? 


2. 49: un hombre en coso toro — pag. 433. 2. 17: questo verso: Porgué aun- 
que muere ecc. è aggiunto dal Martinez de Mora invece del brutto verso che 


1 Si tratta avidentemente del Conte de Megue, fedelissimo consigliere; 
suo figlio Lancelot mori poco prima di Don Giovanni, di un malore contratto 
nell’ assedio di Filippeville. 


OBRAS DE LOPE DE VEGA. 499 


si scordó di cancellare: Al hijo ecc. Il v. tagliato poco oltre è ancora leg- 
gibile: Aqui tiene mi hijo Don Yuan silla — Per la data di questa com- 
media è da notare che già nel 1604 era nelle mani dell’ autor Alonso de 
Heredia che ancora la recitava nel 1625 (cfr, ND, pag. 354). Sul governo di 
Don Giovanni in Fiandra cita il M. la commedia del Montalbán: Señor Don 
Juan de Austria che tratta l’ andata a Fiandra e i primi atti di lui. Ignoro 
se si riferisca a questo periodo storico la commedia: Hijo del águila 6 Señor 
Don Juan de Austria, di Luis Vélez.? Un: Don Fuan de Austria, proba- 
bilmente una di queste, fu rappresentato alla Corte da Roque de Figueroa nel 
febbraio o marzo 1628 (Averig. p. 26). 

El asalto de Mastrique por el principe de Parma narra l' assedio e la 
vittoria di Alessandro Farnese, del 29 giugno 1579. Tra le relazioni italiane 
(p. CXL) meritano ricordo le Jmprese nella Fiandra di Alessandro Farnese 
(Cremona, Francesco Pellizzarii 1595) di Cesare Campana più noto per la sua 
Guerra di Fiandra (ed. Vicenza 1602), che ne è una integrazione, 

La commedia che segue: Pobresa mo es vilesa fu rappresentata a Corte 
il 29 luglio 1626; quindici giorni prima vi era stata data quella del Belmonte: 
El conde de Fuentes, che ha lo stesso personaggio per protagonista: perché, 
come dice Lope nella dedica della sua commedia, materia di essa son hazañas 
y victorias en Flandes del valeroso D. Pedro Enriquez de Toledo, Conde 
de Fuentes.* 

La Tragedía del rey D. Sebastián, y Bautismo del principe de Marrue- 
cos accoppia due avvenimenti interamente distinti. Alla conversione del principe 
Muley Xeque, nel 1593, che occupa i due ultimi atti della commedia, Lope 
dette per cappello un primo atto che espone la spedizione di D. Sebastiano 
e la rovinosa disfatta di Alcazarquivir, nell’ agosto 1578. La stramberia di 
quest’ accozzo rende molto probabile 1 ipotesi del M, che si tratti di una fusione 
di due drammi originariamente distinti. Una; Pérdida del rey Don Sebastián 
fu rappresentata a Corte tral’ ottobre 1622 e il marzo 23; ma è difficile dire 
di qual dramma si tratti, perchè oltre questo di Lope e due di Luis Vélez 
e di Francisco Villegas (o Juan Bautista? cfr, PM. num. 2904) citati dal M., 
credo che trattino la stessa materia la Tragicomedia de la muerte del rey 
D. Sebastidn di D. Jorge de Meneses e una Jornada del rey D. Sebastian 
di Vicente Mascarefias.? 

Dell’ Alcalde de Zalamea c’ è a Parma (LVC. vol. 16) un ms. che è 
copia evidente di una stampa. Esso ha gli stessi errori del testo M. e solo 
corregge i pochi seguenti: Pag. 571. 1, nota 24; de cantar otro aora — pag. 


Lai 


1 Il Barrera nell’ indice e nel DE del or Catdlogo (p. 467) si ostina 
a dire identica questa commedia con I’ Aguila del agua 6 Batalla de Lepanto 
dello stesso autore; si tratta invece di due commedie distinte (cfr, PM. num. 
66 e 1513). 

2 Non capisco cosa voglia dire Rennert, ap. 526, con queste parole: 
Pobreza ... ecc. According to the last verses the alternative title is Ri- 
quesa mal nacida, 

3 Seppure non è un rifacimento di quella del Vélez, perché tutte le com- 
medie del Mascarenas sono sospette; v. ciò che ne dice il M. pag. CXVI nota 
seconda. È identica a quella del Vélez, edita dallo Schaeffer, una Fornada 
del rey D. S. en Africa, anonima nel Barrera e in PM. num. 1663; solamente 
gli 8 versi finali nel ms. furono rifatti dal Rojas, tutto il resto coincide, 


32* 


500 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI, 


576. 2. 16: ha sentenciado — pag. 577. 2. 13: se le ha encajado — 49: Quien te 
ha hecho su jues — pag. 579. 1.4: Juro a Dios: Echad — 30: En vuesas 
mercedes — 2. 20: También es de veras bueno — 39: Manos al obra, Don D. 
— Pag. 587. 2. 40: Un brazo ecc. questo verso è di 13 sillabe, né vedo um 
correzione probabile — pag. 590. I. quintu:timc: manca il v. che rima con 
Faraón — pag. 593.1. 35: De mus buena os escap. — pag. 594. 2. 35 Hey 
dem. dopo questo manca un verso. 

Chiude ii volume la commedia: Arauco domade che narra la conquista 
de. Cile fatta dal Marchese di Caficie. Tra le molte produzioni sullo stesso 
argomento (pag. CLXXiM non è da lasciare il :ravisamento e do divino che ne 
fece Lope stesso nel suo auto dell’ Araucana tin Obras vol. I). A pap. 
CLXXXi linea ultima, i. M. dimenticó 1] Bras! restituido che è pure di materia 
È° oltremare. A pag. 630. 2. 17: due copie parmensi hanno la rima giusu: 
Filipe vive, 

TI volume XIII in una prima e breve sezione, della quale soltanto ora 
ci occuperemo, contiene 4 commedie che compiono la serie dei drammi sulla 
storis nazionale di Spagna. 

La prima &: El Marqués de las Navas; al quale, contemporaneo e 
amen di Lope, capitò una avventura terrorifica, con apparizione di un de 
fant, la quale Lope trasporia con la solita disinvoltura sulla scena. Come 
gra nove be Schäffer, ha quasi lo stesso argomento benchè coi nomi di persom 
alterat:, la commedia: Lo que son juicio: del cielo del Montalban. Auch 
cui le comparsa del defunto Duque Roberto che rimprovera al suo uccisore 
Marous: Alerandro di non avergli fatto dir messe d: suffragio, compara 
Che chiude la 3% sormada, è del tutto ricalcata sul finale di Lope: e la cor 
clusione morale di questi: que murdis En hacer bien por las almas (m 
dette mundo partieron è pure lo scopo del Montalban, sollecitare cioè b 
devozione pe: Je anime del Purgatorio: e come Lope avverte trattarsi di m 
verdader: suceso, così Montaltián conclude: 


3 tendrá fin este exempl 
guanti Christiane, pradace 
simular 4 verdadero. 


ia commet de. Montalban fu rappresentata a Corte nel dicembre 1633 
du, avior Bartolome Komero.! 

Servi de Nueva inctora. del Murqué: de Santa Cruz 6 Toma de Long. 
I rer de. protegomsta, Dorn Alvare de Kazan, fu tra i piu glorios: capom 
cello tint ie seri XVI; ricorde la canzone, veramente bella e commoveme, 
che alli 4.2 morte geaice Gabriel de la Vega nei Afanorwelc del 1601, ponesà 
Dor A'varc tri je anime pit gloriose del! Empireo: 


Tambié er. esa altura 
cosa: dei César Quinte 
sobre toda: famoso, 
4 de. 10ven glorioso, 
- Nell Aver: ruador, }.. 107. si dice solo: Fusezos del cielo, ma i am 
cn: 5 tai di: Le ou son y. dei e. perché la cronologia vieta di per 
a. 'vu.cio. de. ciel à: Scotti de Agoiz. 





502 BESPRECHUNGEN. A. RESTORI, 


Laurencio Antonio [Rodriguez ?] 

Machado Pedro [de Villegas?] 

Relig. catol. Dorotea [de Sierra?] 

Alberto el Espiritu santo del auto, nel 2° atto dicesi 


semplicemente el Niño. 


Chi ci assicura della compagnia è l’indicazione di Maria de Cordova 
chiamata autora. Si tratta della celebre Maria de C. y de la Vega, detta 
Amarilis dagli entusiasti e Gran Sultana dai burloni (Vedi: Pellicer, II, 94 
— Cotarelo: Tirso de M. pag. 198 — SA: Teatro en Sev. 230) insuperabile 
nelle parti passionali e potessa o almeno autrice di versi.! Suo marito, 1’ autor, 
è Andrès de la Vega allora ai principii della sua brillante carriera come 
capocomico: nel 1621 era ancora con la moglie nella compagnia di Tomás 
Fernández, ma già nel 24 con una compagnia propria faceva il Corpus 
a Siviglia. La stagione del 1625 a Madrid, in cui recitò a Corte dal 
Settembre al Novembre sei commedie, tra cui questa di Lope, mise la sua 
compagnia nel rango delle principali, e la moglie di lui tra le artiste più 
acclamate e corteggiate. L’anno dopo la città di Madrid dava a lui, e ad 
un’ altra compagnia famosa, quella di Cristóbal de Avendaño, I’ incarico delle 
feste del Corpus; nell’ ottobre-novembre era chiamato a recitare nel ritiro 
campestre di Filippo IV ad Aranjuez, e nel dicembre metteva in scena a 
Madrid la bella commedia di Lope: Amor con vista (Schack, II p. 400 in 
nota):* La sua carriera teatrale si segue fino al 1643, in cui è ancora capo- 
comico; la moglie, forse dopo la morte di lui, che credo anteriore al 1648, 
si ritrasse dalle scene e morì in età molto avanzata nel 1678 dopo oltre 
trent’ anni di meritato riposo. Non minor fama conseguì nelle parti di primo 
amoroso, Damiano Arias, tanto celebrato dal Benavente, la cui carriera si può 
seguire dal 1622 all’ anno di sua morte, 1643. Del Bovadilla e di sua moglie 
Maria de Vitoria troviamo notizie dal 1623 al’39; nel 1624 essi erano a 
Madrid nella compagnia di Prado, appunto con un Bernardino, Antonio, e 
Pedro, il cui cognome qui manca ma è dato nell’ altra lista (ND. pag. 206); 
tutti costoro, credo io, allontanandosi Prado da Madrid, preferirono restare in 
corte passando nella compagnia di Andrés de la Vega. Di Cintor, abbiamo 
un Pedro che nel 1607 era nella compagnia di Diego López e nel 1612 re- 
citava nel Bastardo Mudarra di Lope; e un Gabriel [suo figlio?] assai più 
famoso di lui, che è forse quello che col nome di Cimtorico recitava nella 
stessa commedia, facendovi le prime sue armi.? La prima certa menzione di 


! È una piccola notizia sfuggita ai citati biografi; fra le poesie elogiative 
del: Poema trdgico de Atalanta di D. Juan Moncayo, edito a Saragozza nel 
1656, c'è un sonetto di lei. Un'altra indicazione curiosa è in Schäffer, 
I pag. 15. 

P 2 Sulle rappresentazioni nei giardini di Aranjuez vedi Schack, IV pag. 
148sg. Anche Andres de la Vega pare fosse autore oltre che declamatore 
di versi; si cita di lui una commedia su San Carlo (Barr. p. 419; PM. num. 
3010), ma la frase comedia de A. de la V. potrebbe semplicemente indicare 
il possesso. 

3 Obras, vol. VII pag. 463; e in tal senso deve correggersi quanto dissi, 
seguendo altrui, in questa Rivista, XXVI, 503—4. E lo stesso Pedro, non 
Gabriel, deve essere il Cintor che Suárez de Figueroa nella sua Plaza del 
1615 enumera tra i comici più distinti dal suo tempo (Schack, IV, 72). 


OBRAS DE LOPE DE VEGA. 503 


Gabriel Cintor è del 1631 e si segue la sua carriera fino oltre al 1640 in cui 
era capocomico: pare languisse malato e povero fin verso il 1660, Qui 
trattandosi del 1625 è incerto se sia il vecchio Pedro o il giovane Gabriel; 
la parte, un capitano brioso ma assennato, non decide sicuramente per |’ uno 
o per l’altro. Quanto a Dorotea, io ne conosco due sole: la Hermoso, che 
è impossibile per ragioni cronologiche, e quindi suppongo sia la De Sierra, 
spesso indicata dal Benavente nei suoi Entremeses e che morì nei primi mesi 
del 1642,! Quanto a Francesco Derri è questa I’ unica volta, ch’ io sappia, 
che figura tra i comici spagnuoli. — Sullo stesso argomento del Brasil di 
Lope il M. ricorda la: Pérdida y restaur. de la Bahía de Todos los Santos 
del Correa, ed. nella Parte XXXIII (1670), È assai meno stretta alla storia 
che quella di Lope, tenendovi larga parte un intreccio amoroso abbastanza 
insulso, 

La Nueva victoria de Don Gonzalo de Córdova narra la vittoria di 
D. Gonzalo a Fleurus, del 29 agosto 1622. La notizia ne arrivò a Madrid il 
19 settembre e Lope in men di 15 giorni preparò la sua commedia. L' auto- 
grafo, firmato 1' 8 ottobre, al quale s' attiene il testo del M. dando a piè di 
pagina con lodevole scrupolosa fedeltà le varianti delle due antiche edizioni 
che la commedia ebbe, ci dà anche il nome dei comici che la posero in scena. 
La compagnia era diretta da Juan Bautista Valenciano con sua moglie Manuela 
Enriquez, che già nel 1617 e quasi con lo stesso personale aveva dato un’altra 
commedia di Lope, il Desdén wengado® Erano nella compagnia il fratello 
del Valenciano, Juan Gerónimo,* con la moglie Ana Maria de Cáceres, 
Agustin Coronel, Jusepe Jiménez, Juan de Vargas e il tanto celebrato gracioso 
Cosme Pérez detto Yuan Rana’ La compagnia di Juan Bautista è spesso 
nominata fino al 1623 in cui nel marzo recitò alla Corte e nel dicembre con- 
trattava per recitare a Madrid nel gennaio 1624 con artisti di prim' ordine, 
come Bartolomé Romero e sua moglie Antonia Manuela, Ma è questa 1' ultimo 
ricordo che si ha di lui. Dal 1625 appare come capocomico il fratello Juan 
Gerónimo, che in varie riprese spiegò la sua attività specialmente in Siviglia, 
fino al 1633. Nel 1640 è a Madrid con la moglie, ma non più a capo di 
una compagnia: nel 1643 erano a Siviglia nella compagnia di Manuel Vallejo. 
Null' altro se ne sa. 

Fa seguito alla Nueva victoria una specie di loa o Didlogo militar in 
lode di Ambrogio Spinola. Con questo si chiude la serie delle produzioni 
sulla storia nazionale, che sono in tutto novantanove, Ma il M, annuncia che 


1 V, Entremeses de Benav. ed. dal Rosell nei Libros de antaño; e 
a 328—29. - 
2 V. Schack, II, 400, ed € la prima menzione che si abbia del Valenciano, 
Su queste liste v, Rennert, ©, c.254, 298. 

3 Per uno strano abbaglio il M. stampa Yuan Gomez, nome ignoto 
nell' istrionismo spagnuolo: ma lessero correttamente lo Schack, il Rennert 
(opere cit.) e il Barrera, Il quale (NB. pag. 441) prese un altro curioso 
pta enumerando: Narvdes, Tinior, uela ecc. mentre deve leggersi: 

arvdes, la sefiora Manuela, ecc. 

4 Restano ignoti un Manuel che è impossibile identificare, un Fadrique 
che compare soltanto nelle due liste del Desdén vene. e della Nueva victoria, 
e un Narvdes che compare soltanto in quest’ ultima [SA. ha un Narvdes 
Francisco negli indici, ma nel testo è una Francisca e credo con ragione], 











ma 





DU MARQUIS DE SANTILLANE, ETC. 505 


Bakkalaur Alfonso de Zamora bemühten sich unablässig um die Be- o 
reicherung und Ausgestaltung der Bibliothek von Guadalajara und griffen auch 
selbst zur Feder, wern es galt derselben, und damit dem spanischen Schrift- 
tum ein fremdsprachiges Werk in Übersetzung einzuverleiben, (Ob der Marquis 
des Lateinischen mächtig gewesen sei, ist eine alte Streitfrage zwischen den 
Gelehrten, nach den Ausführungen Schiffs p. LXIIIff. kann dieselbe jedoch 
Französischen und Italienischen ist nie gezweifelt worden.) Nufiode Guzman 
und Juan de Lucena benutzten ihre längeren Aufenthalte in Italien um 
den Sammlerinteressen des Marquis zu dienen, und mehr als einmal hat dieser 
diplomatische Anlässe wahrgenommen, um sich den Besitz interessanter Manu- 
skripte zu verschaffen. Sowie er von einem solchen Kenntnis erhielt, liefs er 
es für sich kopieren, eventuell ankaufen. Im letzteren Falle wurde dann das 
Wappen oder Eigentümerzeichen des früheren Inhabers entfernt, und das des 
Marquis mit der Devise „Dios e Vos“ (mit „Vos‘ ist die Mutter Gottes ge- 
meint, für welche er eine besondere Verehrung hegte) an seine Stelle gesetzt, 
Der Marquis hat sich als Sammler die allergröfsten Verdienste um das Auf- 
leben des Humanismus in Spanien erworben; seine Bibliothek aber unterscheidet 
sich von vielen anderen dadurch, dafs sie nicht zufällig zusammengekommen, 
sondern das Resultat jahrelanger Bemühungen eines feinsinnigen, kunstver- 
ständigen, zielbewufsten Gelehrten und Bibliophilen ist. Die Intentionen des 
Marquis hielt dessen ältester Sohn und Erbe, Don Diego Hurtado de 
Mendoza, erster Herzog von Infantado aufrecht, indem er aus der Biblio- 
thek seines Vaters ein unveräufserliches Gut seiner Familie machte, Ebenso 
liefsen sich Enkel und Urenkel die Erhaltung und Mehrung dieser Schätze an» 
gelegen sein (s. das Memorial de cosas notables des 4. Herzogs von Infantado 
nebst der Vorrede an dessen Sohn, p. XC u. Apend. 3). Der Brand des 
Schlosses von Guadalajara im Jahre 1702 fügte der Bibliothek nur geringen 
Schaden zu. Einige Bücher, von welchen es sicher ist, dafs sie der Marquis 
besafs, müssen dabei allerdings zugrunde gegangen sein, so die auf seine Ver- 
anlassung verfafste spanische Übersetzung der Tragödien des Seneca, sowie 
Exemplare seiner eigenen Werke. Im Gegensatze zu seinen Vorfahren hatte 
nur der letzte Erbe des kostbaren Gutes, Don Mariano Tellez Giron, 
12. Herxog von Ossuna und 15. Herzog von Infantado (+ 1882), wenig 
Sinn für dasselbe. Unter ihm rifs eine arge Unwirtschaft ein, und dieser ist 
es zuzuschreiben, wenn man heute in der Bibliothek manches vermifst, was 
noch vor 50 Jahren bestimmt vorbanden war. 1884 wurde die Bibliothek 
Ossuna vom Staate erworben und der Biblioteca nacional zu Madrid ein- 
verleibt. 

Dem Verfasser des vorliegenden Werkes kamen bei seiner oft sehr 
mühevollen Arbeit nur wenige Vorarbeiten zugute. Amador de los Rios 
hatte allerdings 1852 im Arhange seiner Ausgabe der Werke des Marquis den 
Versuch gemacht, den Bestand seiner Bibliothek zu rekonstruieren und fest- 
zustellen, welche Bücher er besessen habe, allein derselbe war ungenau und 
fehlerhaft. Aufßserdem gab es noch die recht summarische und unbrauchbare 
Noticia de la biblioteca del duque de Ossuna y del Infantado (Bd. CIX der 
Collecion de documentos inéditos para la historia de España, Madrid 1894, 
mit Berichten von D, Manuel Uriarte und D, Diego Clemencin), sowie 








LA BIBLIOTHÈQUE DU MARQUIS DE SANTILLANE, ETC. 507 


Basilius, Johannes Chrysostomus, Augustinus, Ambrosius, Orosius (aragonesisch 
von Domingo de Garcia Martin), Gregorius (kastilianisch von Ayala, in vier 
Handschriften), Zablreich sind auch die philosophischen und morali- 
sierenden Traktate, wie des Thomas von Aquino De regimine principum, des 
Aegidius de Columna (Gilles de Rome) denselben Gegenstand behandelnder 
Liure du gouuernement des roys et des princes (mehrmals, darunter franzósisch 
von Henri de Gauchi, kastilianisch von Johan Garcia), die Summa de poeni- 
tentia des Dominikaners Raymund von Peñafort und mehrere Schriften seines 
Ordensbruders Vincenz von Benuvais. Hier erwähnen wir auch des spanischen 
Juden Maimonides „Führer der Verirrten* (Moreh ha nebuchim) in der spanischen 
Übersetzung von Pedro de Toledo, welche die erste nachweisbare in Vulgár- 
sprache ist. Sie hält sich jedoch nicht an das Arabische, sondern an die 
bebräische Version von Jehuda Charisi und wurde für Gomez Suarez de 
Figueroa, den Schwager des Marquis angefertigt. 

Zu den neueren Literaturen übergehend, beanspruçht das Kapitel Dante 
unstreitig das meiste Interesse, da der Marquis in seinen Dichtungen sehr 
unter dem Einflusse des Florentiners steht und zur Verbreitung der Divina 
commedia in Spanien mehr beigetragen hat als der vielgenannte Micer Fran- 
cesco Imperial oder irgend ein anderer, Nach Dantes Muster schreibt er in 
Spanien zuerst elfsilbige Verse und Sonette und paraphrasiert dieselben wie 
dies in der Vita nuova geschieht, Zahlreiche Gedanken sind aus den Werken 
seines Lieblingsdichters in die seinigen übergegangen. Bemerkenswert sind 
die Worte, welche Diego de Burgos in seinem Triunfo del Marques den 
Schatten Dantes sprechen lälst: 


Que si tengo fama, si soy conoscido 
Es porque el quiso mis obras mirar, 


Unter den Dante- Handschriften der Bibliothek von Guadalajara ist be- 
sonders eine von grolser Wichtigkeit (Bibl, mac. Ji—110). Sie enthält den 
genuesisch gefärbten Text der Divina commedia in einer Niederschrift aus 
dem J. 1354 nebst einer spanischen Prosaübersetzung, in welcher Schiff mit 
voller Sicherheit die solange verloren geglaubte Übersetzung von Enrique de 
Villena erkennt, die dieser im Auftrage des Marquis verfaíste. (Vgl. Schiffs 
Aufsatz in Homenaje ä Menéndez y Pelayo, I. p. 269 ff. Madrid 1899.) An 
der Identität kann wohl kein Zweifel bestehen, Ihre Abfassung fällt in das- 
selbe Jahr wie Villenas Virgilübersetzung, also 1427/28. Sie ist also älter als 
die katalanische Dante -Version von N'Andreu Febrer (vollendet 1429), und 
somit die älteste Dante-Übersetzung auf der iberischen IIalbinsel. Das Manu- 
skript weist zahlreiche Randnoten von der Hand des Marquis auf, doch enden 
dieselben in der ersten Hälfte des Paradieses, über welche er nicht hiraus- 
gekommen zu sein scheint. Ähnliche Randnoten finden sich in der Handschrift 
von Gil de Zamoras Alabanças de España, welches Werk auf Veranlassung 
des Marquis aus dem Lateinischen ins Spanische übersetzt wurde, Ferner 
besafs er die Dante-Commentare von Pietro Alighieri und von Benvenuto da 
Imola (Fegefeuer und Hólle, letztere inkomplet), sämtlich in kastilianischer 
Sprache. Die Ubersetzung von Benvenutos Werk besorgte der Arzt des Marquis, 
Martin Gonzalez de Lucena. — Von Petrarca und Boccaccio sind verschiedene 
Werke in italienischen und spanischen Texten verzeichnet, doch feblt das 


508 BESPRECHUNGEN. W. 


Decameron. Von Brunetto Lai 
Wir erwähnen noch die Fior 
Cecco d’ Ascoli und verschied 
Schrift über das Rittertum, in 
la Panda. 

Aus der französische: 
Rose vertreten (drei Handschr 
für Alain Chartier hegte de 
Bonnet’s Arbre des battailles e 
setzung von Anton Zorita mit i 
de Saint Mor’s Geschichte Tro' 
zianischer, katalanischer (von ! 
Pendant von Guido delle Colo: 
provenzalische Manuskript, 
d’amor, ist verloren gegangen. 
stens keinen direkten Einflufs 
gehören abgesehen von mehr 
Werke von Raimond Lull unc 

Über alle Erwartung dü 
verzeichnet zunächst das viel 
Alexandre, in dessen Schlufsv 
Astorga betrüglicher Weise für 
das später aufgefundene Pariı 
Interessant ist auch eine Har 
(Caballero Citar)) Erwähnen 
Rodriguez del Padron und vor 
Isabella, sowie eine Reihe vi 
schiedenen Zeiten, so ist die 
erschöpft. 

Unser Überblick über di 
ständig, gedächten wir nicht ni 
Jurisprudenz ist durch eine 
civilis, durch Alfons’ des Weis 
Bernard Gui (+ 1331) vertrete 
l’apias, die Chirurgie durct 
Sprache, von einem sonst unbe 
die Geographie durch eine . 
p. 1118 s. v. Livre de Clergie) 

Damit hätten wir das w 
der poetischen Rüstkammer ih 
fasser hat dem, bibliographische 
vorangeschickt, welche aus eit 
handlungen über seine Kenntni 
im allgemeinen besteht. Alle ı 
die Beziehungen des Marquis : 
und stehen, wie das ganze Bu« 


ALPHONSE BAYOT, GORMOND ET ISEMBART. 509 


Alphonse Bayot, Gormond et Isembart. Reproduction photocollographique 
du manuscrit unique, II, 181, de la Bibliothèque royale de Belgique avec 
une transcription littérale. Bruxelles 1906. (Publications de la Revue des 
Bibliothèques et Archives de Belgique. No. 2). 

Das Epenfragment von Jsembart und Gormund, oder, wie es noch 
immer meist genannt wird, von Gormund und Isembart, wurde bekanntlich 
von dem Canonicus de Ram, damals Archivist zu Mecheln, später Rektor der 
Universität Löwen, entdeckt und gelangte von ihm an den Baron von Reiffen- 
berg, der es 1338 zuerst publizierte, Nachdem das Manuskript längere Zeit 
verschwunden gewesen war, tauchte es 1873 wieder auf, wurde nun vom 
belgischen Staat für die Brüsseler Bibliothek angekauft und 1876 von Auguste 
Scheler von neuem herausgegeben. Seitdem war das Manuskript nicht wieder 
verglichen worden; die kritische Edition, die Heiligbrodt veranstaltete, beruhte 
ausschliefslich auf dem Scheler'schen Drucke. Die vorliegende, überaus saubere 
phototypische Reproduktion der Handschrift ist veranstaltet auf Anregung des 
internationalen Kongresses für Reproduktion von Handschriften, Münzen und 
Siegeln, der den 21.—23. Aug. 1905 zu Lüttich tagte. Bei der hervorragenden 
Wichtigkeit des Denkmales, das neben dem Rolandsliede die älteste uns er- 
haltene französische Chanson de geste darstellt, verdiente die Handschrift die 
Ehre einer solchen Reproduktion gewiís in vollem Mafse, und letztere wird 
von den Romanisten allgemein willkommen geheifsen werden, wenn sich auch 
für die Textgestaltung aus ihr nichts wesentlich neues ergeben dürfte, Als Titel 
behält Bayot Gormund und /sembart bei, wofür angeführt werden kann, dafs 
diese Benennung sich durch die Ausgabe Heiligbrodts eingebürgert hat; zu- 
treffend aber ist sie wenigstens für das Epos — und es empfiehlt sich doch, 
Epos und Fragment gleich zu betiteln — nicht, wie Ref, Epos v. Zsembard 
und Gormund S. 2, dargelegt hat; denn der eigentliche Held der Dichtung 
ist anerkanntermafsen Isembart und nicht Gormund; mit dem gleichen Recht, 
wie von einer Chanson von Gormund und Isembart, könnte man von einer 
Chanson von Olivier und Roland sprechen. Ob, wie Bayot mit G. Paris an- 
nimmt, der ursprüngliche Titel Ze ro? Louis gewesen sei, ist ganz unsicher; 
diese Vermutung wurde von G. Paris geäufsert, che die neueren Arbeiten 
über die Chanson erschienen waren; wahrscheinlicher deucht es mich, dals Ze 
rot Louis der Titel jener uns ganz verlorenen Chanson gewesen sei, deren 
Inhalt uns der Zoher und Maller, 5. 113 der Ausgabe von Simrock, auf- 
bewahrt hat, s. die Analyse in den Beiträgen zur roman. Philologie (Gröber- 
Band), Halle 1899, S. 186—188; denn hier erscheint in der Tat König Ludwig 
als der eigentliche Held. — Der transeription littérale hat Bayot voraus- 
geschickt eine genaue Beschreibung und eine Geschichte der Handschrift sowie 
eine Bibliographie der auf das Fragment bezüglichen Arbeiten. Die letztere 
ist leider unvollständig: mit dem gleichen Rechte wie Beckers Referat über 
Fluris und des Referenten einschlägige Arbeiten waren doch aufzuführen 
die Rezensionen von Suchier, Lift. Centralblatt 1896, no, 43, Sp. 1576f., von 
Golther, Zeitschr. f. franz. Sprache und Lit. 1897, 2, 78—82 und die zuletzt 
erschienene, bereits auch die Arbeiten von Lauer und Lot berücksichtigende 
Rezension Schlägers, Literaturblatt f. germ, u. rom. Philol, 1900, Sp. 135— 
138; dafs Suchier, Golther und Schläger im Gegensatz zu Becker dem Ref, 
in wesentlichen Punkten zustimmen, ist kein ausreichender Grund, ihr Urteil 





REVUE DES LANGUES ROMANES. 511 


S, 141—156. J, Coulet, Sur le débat provençal du corps et de l'âme. 
Scharfe wohlbegründete Kritik der Publikation von Kastner (s. oben) nebst 
zahllosen Textbesserungen. 

S. 174-185. H. Guy, La chronique française de maître Guillaume 
Cretin (suite). 

S. 186 ff, Bibliographie. 

S. 193—199. Paul Barbier fils, Le mot ,bar* comme nom de poisson 
en français et en anglais. Es wird dem ‚Dictionnaire général' gegenüber zu 
zeigen versucht, dafs die Wappenbezeichnung bar von lat. barbum komme; 
dafs letzteres einen Reflex im Altfranzösischen gehabt habe, ist ja wahr- 
scheinlich wegen barbeau, aber zu der Annahme, dafs an der Stelle bei Barbazan, 
Rec. de fabl. IV,go und bei dem Wappenausdruck, für den altfranzösische 
Belege zu fehlen scheinen, nicht germ, bars das Etymon sei, liegt m. E. kein 
zwingender Grund vor. Übrigens kann den beiden von Godefroy im Complém. 
angeführten Stellen, wo die Bedeutung ,perche* oder ‚loup de mer’ vorliegt, 
noch eine dritte aus Aiol ed. Foerster 2102 hinzugefügt werden. 

S.208—240, F. Castets, J dodici canti (compléments à l'introduction) 

S, 240—280. A. Vidal, Les délibérations du conseil communal d'Albi 
(suite). 

S. 280 ff, Bibliographie. 

S. 289—295. V.Chichmarev, Contenances de table en vers provençaux, 
Eine Neuausgabe der provenzalischen, zuerst von Biadene herausgegebenen 
Tischzucht hätte nur dann eine Berechtigung gehabt, wenn die Besserungen, 
welche Tobler im Archiv Bd, 90 S. 326f. dazu gegeben hat, aufgenommen 
worden wären. Die Besprechung Tobler's war Herrn Chichmarev nicht un- 
bekannt, er hat es aber nur hier und da für nötig gehalten, sie zu berücksichtigen, 
so dafs denn der Text des unglücklichen kleinen Denkmals, wie er hier vor- 
liegt, kaum besser ist als zuvor. Die Verse 19, 61, 63, 72, 73 haben noch 
immer eine Silbe zu viel, V. 83 hat noch immer eine solche zu wenig, u. Ss. w. 
Es würde bier zu weit führen, auf Alles das hinzuweisen, was da in Ordnung 
gebracht werden mufs. 

5. 306—323. J. Ulrich, L'afocalypse en haut-engadinois (suite et fin), 

5. 324—373. H. Guy, La chronique française de maître Guillaume 
Cretin. 

S. 374 ff. Bibliographie. Hugo Schuchardt an Adolf Mussaña (Grammont). 
— E. Modigliani, / cansoniere di Francesco Petrarca (Castets). 

S. 385—395. L.-E. Kastner, Les versions francaises inédites de la 
descente de saínt Paul en enfer. Es wird die anglo-normannische Version 
(Bibl, nat, f. fr, 24862) von Henri d'Arci mitgeteilt, auf welche zuerst P. Meyer 
aufmerksam gemacht hat. V. 186 Komma nach Fesu, ebenso V.192 nach 
Pol, V.199 nach Dew, V.203 vor und nach sire, In V. 193 ist das nus 
wenig klar; man erwartet ler, V, 190 tilge das erste Kolon. Was soll V, 220 
suvaus mon bedeuten? Setze V. 260 Komma nach d'ascer. 


S. 396—410, F. Castets, / dodici canti (suite et fin). 
S, 420—470. A, Vidal, Les délibérations du Conseil communal d'Albi 


de 1372 à 1388 (jin). 
S. 471 fl. Bibliographie. 


512 BESPRECHUNGEN. XK, JABERG, ZUM ATLAS LINGUISTIQUE ETC. 


S. 495—530. A. de Stef ano, Una nuova grammatica latino-italiana 
del sec. XIZI (Publikation aus der Handschrift 23503 der Miinchener Bibliothek). 

S. 530—551. H. Guy, Za chronique française de maître Guillaume 
Cretin (suite et fin). 

S. 551—559. J. Calmette, Za correspondance de la ville de Perpignan 
de 1399 d 1450. 

S. 560 ff. Bibliographie. E. Sheldon, Concordansa delle opere italiane 
in prosa e del Canzoniere di Dante Alighieri (Castets). 


SCRULTZ-GORA. 


Zum Atlas linguistique de la France. 


Foerster wirft Ztschr. XXIX, 13 Anm. 2 die Frage auf, welches die 
praktischste Art sei, den Atlas linguistique zu benutzen. Das Problem hat in 
der Tat seine Wichtigkeit und es kann vielleicht andern Zeit und Mühe er- 
sparen, wenn ich hier mitteile, in welcher Weise sich eine von Foerster aus- 
gesprochene Idee praktisch durchführen läfst. Ich habe nämlich bei Protat 
Frères in Mâcon, den Druckern des Atl. ling., auf durchsichtiges Papier 
(papier pelure) stumme Karten drucken lassen, die genau denjenigen des 
Atlas entsprechen, also auch mit Departementseinteilung und Ziffern versehen 
sind. Das aufgelegte durchsichtige Papier verringert allerdings noch die Les- 
barkeit der Gillieron’schen Karten. Wo es sich aber darum handelt, die 
Verbreitung gewisser Typen festzustellen, ist es nicht notwendig, auf alle die 
kritischen Zeichen zu achten; und da leisten die stummen Karten sehr gute 
Dienste. Man braucht sie dann nur auf die Karten des Atl. ling. aufzulegen 
und mit Farbenbleistiften zu schraffieren. So erhält man ohne viel Zeitaufwand 
sehr übersichtliche Bilder. Details kann man später immer noch nachtragen; 
en schreibt sich auf dem verwendeten papier pelure mit Bleistift und Tinte 
sehr gut. 

Auferdem liefern die Gebrüder Protat auch Karten in reduziertem Mafs- 
stab auf gewöhnlichem Papier, wie sie der Untersuchung von Gillieron und 
Mongin über ‘Scier dans la Gaule romane’ beiliegen. Diese Karten haben 
den Vorzug des handlichsten Formats; sie eignen sich besonders zur Synthese 
der Resultate, die man mit Hilfe der durchsichtigen Karten gewonnen hat; 
man mag sie aber auch — woran Foerster in erster Linie denkt — zum Durch- 
streichen der durchmusterten Orte (der erledigten Ziffern) benutzen. Es wird 
sich empfehlen, die kleinen Karten auf eine bessere Qualität Papier drucken 
zu lassen als ich sie verwendet habe. 

100 grofse Karten auf durchsichtigem Papier kommen auf 8 Fr., 100 kleine 
Karten auf 5 Fr. zu stehen. 

Wenn die vorstehenden Mitteilungen dazu beitragen können, die Hand- 
habung des grofsartigen Arbeits-Instrumentes zu erleichtern, das uns Gilleron 
und Edmont geschenkt haben, so haben sie ihren Zweck erreicht. Es wird 
sich mit der Zeit zeigen, dafs sich diese Goldmine der Sprachwissenschaft in 
weit mannigfaltigerer Weise ausbeuten läfst als man sich anfänglich vorstellte; 
und hoffentlich wird Herr Gillieron selbst die Unterweisungen fortsetzen, die 
er mit seinem bahnbrechenden Artikel über ‘scier’ begonnen hat. 


K. JABERG. 


514 H. SUCHIER, 


Stellen geschrieben ist, bin aber jetzt geneigt, die von F. befür- 
wortete Anderung in monf zu billigen. 

5, 11 gaudine] So scharfsinnig F. hier gardine konjiziert, kann 
ich mich doch nicht entschliefsen, dieses Wort in den Text zu 
setzen. Die Geste de Liège, aus der es allein belegt ist, ist um 
Jahrhunderte júnger als Aucassin; ihre ungewóhnlichen Genusformen 
sind zuweilen willkúrlicher Sprachbehandlung verdächtig. Allein 
selbst wenn ein Wort gardine für die Mundart des Aucassin er- 
wiesen wäre, würde ich immer noch nicht zu einer Änderung 
greifen. Von einem hohen Stockwerk aus kann man aufser dem 
Garten auch den daneben oder dahinter liegenden Wald sehen, 
und wenn F. an den blühenden Rosen im Walde Anstofs nimmt, 
so sei er an eine Pastorele erinnert (bei Bartsch II, 20), die 4 
color rosine par mi la gaudine erwähnt. 

8, 16 aiues| F.’s Vorschlag, das auslautende s dieser Imperativ- 
form zu streichen, hat meine Billigung, und zwar deshalb weil 
ein Schreibfehler durch die beiden folgenden Wörter auf es (tes 
homes) nahegelegt war. — F.'s Bemerkungen über das Trema in 
aiues und dlidut lassen nicht hervortreten, dafs wir bei völlig gleicher 
sachlicher Auffassung nur in der Bezeichnung aus einander gehen. 
Tobler setzt das Trema auf den Vokal vor der Silbengrenze, 
während ich altem Brauche folgend es auf den Vokal hinter der 
Silbengrenze setze. F. hat ein drittes System, wonach es in den 
erwähnten Wörtern auf dem ersten Vokal, in Af auf dem zweiten 
stehen soll. Ich sehe zunächst keinen Grund von meinem Prinzipe 
abzugehen. — F.’s Anmerkung tadelt, dafs Stengel im Roland azus, 
und nicht ayu/, geschrieben habe. Ein *ajuf aber gibt es im 
Französischen nicht,! abgesehen von peripheren Mundarten, die an 
das Provenzalische oder Mittelrhönische angrenzen und auch andre 
südliche Besonderheiten zeigen. Die von F. früher vermilste 
Schreibung mit y ist seitdem von Godefroy mehrfach belegt. Auch 
ist pik. aive unzweifelhaft aus álterem age (nicht aus *ajue) hervor- 
gegangen. 

14, 15 Az] F. möchte diese Interjektion in Az zerlegen; denn, 
sagt er, eine Interjektion As (einsilbig) kennen die metrischen Texte 
m. W. nicht. Hierauf erwidre ich, dafs die Form Az doch im 
Verse vorgekommen ist: Ar mi! lasse! mot cattive! 5, 15. Gerade 
in der Verbindung mit mí ist Af häufiger, braucht aber auch sonst 
nicht beanstandet zu werden. Ich verweise auf den Refrain einer 
Pastorele (bei Bartsch II, 32): Ar ai? J'ai a cuer les malz dont je 
morrat! 

16, 14 Hs. marde on] Die Frage ist: Soll hierfür m'ardera oder 
m'ardera on gesetzt werden? Ich hatte mich fúr jenes entschieden, 
weil ich sah, dafs Fälle, in denen auf sí (und) ein Satz mit gleichem 
Subjekt folgt, in unserm Texte äufserst zahlreich sind und in 
keinem einzigen sonst das pronominale Subjekt wiederholt wird. 


! trotz Nyrop, der, Gramm. hist. II S. 14, in der 1. Sg. ayu schreibt. 


ZU AUCASSIN UND NICOLETE. 515 


Ich glaube jetzt mit F. dafs dennoch on besser beibehalten wird. 
Tobler, den ich um die Stelle befragte, hält einmaliges or hier auch 
deshalb für bedenklich, da für die zwei Prádikate (prendera und 
ardera) nicht die námlichen Leute als Subjekte zu denken seien, 
Ich stimme also F. zu und schreibe hinfort m'ardera on (wie ich 
selbst bis dahin geschrieben hatte). 
16, 17 aval le fossé] F. möchte dies in aval el fossé ändern. 

Ich sehe hierzu keinen Grund, zumal da die folgende Laisse mit 
dem Satze beginnt: 

Nicolete o le vis cler 

Ju montee le fossé, 


22, 15 os] Hinter diese interjektional gebrauchte Form möchte 
F. Fragezeichen setzen. Es dúrfte sich schwer entscheiden lassen, 
ob ursprünglich ein Du Aörst! oder ein Horst Du? vorliegt. Was 
ich in der Anmerkung zu 15,12 der Ausgabe angeführt habe, 
scheint mir nach wie vor die erste Auffassung zu empfehlen. Auch 
redet der Ochsenknecht Aucassin bestàndig mit vos an; sein Os 
ist daher auf keinen Fall mehr als Verbalform, sondern nur noch 
als ein erstarrter Ausruf gefúblt. 

24, 83£ F. nimmt hier eine Lücke in der Erzählung an, die 
er mit Scharfsinn erginzt. Indessen kann ich mich nicht dazu 
entschliefsen, die Ergánzung in den Text aufzunehmen, halte auch 
die Liicke noch nicht fúr vóllig ausgemacht. 

28, 6 F.s Änderung (von & in des) ist einleuchtend und 
dankenswert. Ebenso 28, 12 (Zusatz von Aucassins). 

31,9 Cul qui mix torble les gués est li plus sire clamés.] F. 
nennt die Stelle unverstindlich, während ich die Schwierigkeit 
nicht finde. In dem Lande Torelore, wo vieles à rebours ist, wo 
der Mann im Wochenbett liegt und die Frau in den Krieg zieht, 
wo man die weichsten Gegenstánde als Wurfgeschosse verwendet, 
gilt der für den besten Helden, der die meisten dieser ungefährlichen 
Geschosse in das benachbarte Wasser schleudert. 

34, 9 que hielt ich für den N. Sg. des Relativums, den viele Texte 
statt oder neben gui gebrauchen; also nicht für gue ,dafs“. Ich 
bin jetzt geneigt jenes que in quí zu ándern, und zwar deshalb, 
weil der Schreiber mehrfach die Abkürzungen für gui und que ver- 
wechselt hat. 

36, 1f. F. hat vollkommen Recht, wenn er die Erzählung für 
lückenhaft erklärt. Da jedoch eine sichere Herstellung nicht mög- 
lich ist, so werde ich mich damit begnügen, hinter avo: 36, 3 ein 
ele einzuschieben. 

38, 11 F.'s Änderung von jors in ans ist vorzüglich. Die von 
ihm vorgeschlagene Satzumstellung reicht jedoch nicht aus, um 
volle Ordnung zu schaffen. 

Wenn exon im Glossar mit el non erklärt ist, liegt ein blofses 
Versehen meinerseits vor. Die richtige Erklärung, die wir F. ver- 
danken, ist mir seit lange geläufig. 


33* 


s16 H. SUCHIER, 


II. Schreibung der Handschrift 


1. F. schreibt dem c der 1. Sg. Perf. ax habui, dec debui 
u.s.w. velare Aussprache zu, während ich den entsprechenden oft 
durch ch ausgedrückten Laut als palatal bezeichnet hatte. 

Ich bedaure, aus F.'s Darlegung etwas Neues, was die Sache 
förderte, nicht entnehmen zu können. Daís mir Formen wie runs, 
linvel und volg geläufig waren, brauche ich woh! dem Herausgeber 
der Dialoge Gregors nicht erst zu zeigen! Wenn den Formen 
fine und vine jemand einen palatalen Ausiaut zugeschrieben haben 
solite, so bin ich es sicher nicht gewesen. Diese Formen, die 
ein anderes und viel ausgedebnteres Areal als euc, du u dgl. 
haben, verlangen auch ihre besondere Erklärung. Nicht über- 
zeugend für mich ist F.'s Gleichstellung des Auslauts der Fran- 
zösischen Formen mit dem c der prov. ax, dec, „indem y ein gu, 
auslautend c gab.“ Eine solche Erklärung trifft nur für das Pro- 
venzalische zu, wo denn auch g aus gr durch das ganze Perfekt 
hindurchgeht. 


2. Auch dem c der 1.Sg. Pras. perc perdo, afenc attendo 
u. s.w. schreibt F. velare Aussprache zu, während ich auch diesen 
Laut fúr palatal halte. 


Dafs Mouskets Reim camberlenc: senc (sentio) 14972, wie F. 
sagt, „unbedingt den velaren Laut sichert“, wird richtig sein. Ich 
verweise noch auf die Schreibung senk sentio in einem agn. Texte 
(Romania IV, 376. 377), die das selbe beweist. Indessen bestreite 
ich die Notwendigkeit, darum der Schreibung senc oder sench überall 
diese Aussprache zuzuschreiben. In Texten, die für tertium #erc 
oder firrch schreiben, kann senc oder sench die Aussprache mit 
Palatal bezeichnen, und diese Aussprache halte ich für die ge- 
wohnliche. Auch in Francischen Texten finden sich prenc und 
(jüngeres) prenz. Das Vorhandensein jener Form kann die Existenz 
dieser Form nicht widerlegen. 

Was mich nun veranlafst, an der Aussprache senc festzuhalten 
ist — nicht etwa die Herkunft vom lat. sentio, die ich ausdrücklich 
in Abrede stelle (Gröbers Grundriís I 1. Aufl. S. 608, 2. Aufl. 
S. 772), wohl aber — der Zusammenhang der 1. Sg. Ind. mé mitto 
mit der I. Sg. Subj. mede mittam, sowie die Identität des pik. peré, 
alené mit dem pers, alanz andrer (frc., lothr.) Mundarten. Beides 
ist für mich evident. 

Die Argumente lassen sich vermehren. Das Dit d’aventures, 
das Trébutien 1835 aus der Pariser Handschrift fr. 837 heraus- 
gegeben hat, ist nach Reimen wie saus (solidos): zussaus oder wie 
conlaisse escapaisse : eslaisse naisse (nascatur) oder wie cipaue haue 
fraue aue (Gans) pikardisch. Der Schreiber hat leider den Text 
teilweise ins Francische umgesetzt und haz (odi), /az (laqueum), faz 


ie - << — - — 


' Zum Uberflufs verweise ich auf Zeitschrift II S. 260. 


ZU AUCASSIN UND NICOLETE. 517 


(facio), das (battuo) geschrieben. Der Leser möge sich die Frage 
selbst beantworten, ob die letzte dieser Formen in der Sprache des 
pik. Dichters bak oder bafs gelautet hat. 

Ferner: in dem von Michelant herausgegebenen Livre des 
mestiers, Paris 1875, wird — abgesehen von der latinisierenden 
Schreibung sepulchre — ch nur für (5 (3) gebraucht, dagegen für 
den Laut & vor e oder : stets k, ck oder gw geschrieben. Die 
Schreibung /och (laudo) dieses Textes halte ich darum für ein- 
deutig. 

Schliefslich bin ich mit einer Ansicht F.’s nicht einverstanden, 
die er in die Worte fafst: ,*aliam gibt einmal aa, arlle, dann 
alja, alga, alge.“ Diese Doppelgestaltung einer Grundform will 
mir nicht einleuchten. Meine Erklärung der Formen auf -ge habe 
ich anderswo gegeben (in Gröbers Grundriís I 1. Aufl. S. 618, 
2. Aufl. S. 783). 

3. F. fragt, weshalb ich neben e=%* und ¿=/f noch ein 
drittes e, nämlich ¢, unterscheide. Dieses ¢ kommt nur in der 
Gruppe sf vor, die mit ss und s wechselt. Hier sind die Fille: 


aperceüsçent 14, 31 counisçons 18, 17 descendre 24, 80 
desçenderai 24, 78 descendent 27, 18 dississpiés 40, 14 
donasge 6, 17 (ss 4, 13) esparnaïsçent 24, 3 etisge 40, 19 
(eüses 8, 28) etisgiés 14, 14 ist 12,30. 24,5 (ss 38, 21) 
ispir 4,25. 14; 22. 16,23 iscirent 18, 6 laisçiés 6, 14. 
22,41 otesisgent 16,31 (ss 14,26) perisce 14,8  peüsçiés 
12, 25 quesisge 35,15 selisce 14, 13. 40, IQ. 


sf bedeutet hier überall den Laut ss. In einigen Wörtern 
könnte man auch an den Laut $ denken. Wenn aber F. dem c 
in /aiscier und conniscons den Laut des pik. ¢ geben will, so muls 
ich widersprechen. Das /aíscier unseres Textes ist = fre, larssier, 
nicht = laschrer; folglich kommt es nicht von /askare, sondern von 
laxare, dessen x, wie x überhaupt vor jedem Vokal und wie se 
nur vor e und 7, im Vulgärlatein die Aussprache # hatte, die 
lothringische (auch prov. und pik.) Mundarten bis heute bewahren. 
Die von F. konstruierten Formen mit :, */axiare, laksiare, laskiare, 
scheinen mir entbehrlich. 

4. F.’s Rat, das velare g von dem palatalen £ (42) zu scheiden, 
werde ich befolgen. Doch ist mir durchaus nicht klar, dafs, wie 
F. behauptet, „jore des Schreibers nur = goie sein kann u.s.f,“ 
Ich glaube nicht, dafs dieses j der Pikarden einen andern Laut 
als di bezeichnet, mag sich nun das pik. joie aus francischer An- 
leihe oder aus analogischer Einwirkung von ju (jocum) erklären. 
Die beiden Wörter die im Aucassin mit j geschrieben sind (jose, 
joe) zeigen nach dem Atlas linguistique (Karten joyeux, joue) auch 
im heutigen Pikardisch nur anlautendes ; (nicht £). 

5. F. fragt, warum ich, so viele andern Lauteigenheiten des 
Schreibers belassend, „die verstummten Laute“ (/, 4 s) in den Text 


518 H, SUCHIER, 


eingesetzt habe, wo für ,Laute“ offenbar ,Buchstaben“ zu setzen 
ist. Antwort: weil die erdrúckende Majorität der Fille zeigt, daís 
der Schreiber sie nur aus Unachtsamkeit weggelassen hat. So 
glaubte ich mich auch in andern von F. berührten Fallen auf den 
Standpunkt des Schreibers selbst stellen zu dúrfen. Denn wohin 
das Prinzip, jede gesprochne Form zu dulden, geführt hätte, habe 
ich auf S. 83—84 dargelegt. 

6. Die Formen ceualers 2, 16 und leurer 24, 39 werde ich 
nach F.’s Rat ändern, freilich nicht, indem ich mundartliches ¿r(s) 
einführe, sondern das sonst überwiegend geschriebene ser(s). — 
avoc 6, 38, das F. fehlerhaft nennt, weil er es für ganz vereinzelt 
hält, kommt zwei Zeilen weiter gleich wieder vor, und war auch 
wegen des häufigen Wechsels zwischen o und we (S. 67) zu belassen.! 
— Da der Text von francischen Formen nicht frei ist, lasse ich 
oncor stehen, das F. beseitigen will,? und da die Handschrift honeurs 
neben Aonors gebraucht, war ich wohl im Rechte den Schreibfehler 
honers in honeurs zu ändern, während F. honors bevorzugen will. 
Ich komme am Schluís auf die Heimat des Textes zu sprechen, 
womit diese Frage zusammenhängt. 

7. F. empfiehlt, in coumence, counisgons und dgl. stets conm-, 
conn- zu setzen, wie unzweifelhaft manchmal geschrieben ist. Ich 
habe die Fälle nochmals paläographisch geprüft und bleibe bei 
meiner Lesung. Ich finde douné und houneur in einer Urkunde 
von 1263 bei Flammermont, Album paléographique du Nord S.71, 
coume in einem andern Facsimile der Bibl. de l’Ecole des chartes 
LXIV S. 444, noumer und coumencier in der Photographie einer 
pik. Handschrift u.s.w. Dagegen führe ich gern auf F.'s Rat in 
plurer 13,9 und in cururent 34, 11 das sonst übliche ox ein, und 
setze hinter com 19, 11 (vor Vokal) auf Grund von F.’s Beobachtung 
den Apostroph. 

8. F.’s Bemerkung über das Komma vor si (und) habe ich 
in Erwägung gezogen, glaube indessen, dals z.B. in Z/ Ze prist 
si torne st fiert ein Komma vor jedem sí den Leser mehr stört 
als fördert. 

Die Aussprache des aus freiem a entstandenen e, die ich 
anders als F. beurteile, lasse ich hier unberührt, da es, wie F. sagt, 
„einen grofsen Exkurs verlangen würde.“ 

9. Zum Glossar. Dafs ich im Glossar die Stellen nicht nach 
den Bedeutungen gesondert habe, geschah lediglich aus päda- 


1 G. Paris’ Konjektur a ueus für aueuc wird von F. mit guten Gründen 
abgelehnt. Ich hatte sie im Glossar nur erklärt, nicht akzeptiert. 

2 Ich verweise ihn auf die Actes du parlement de Paris I S. CCCX 
(onguore, vom Jahr 1246), S. 194 (omcor, von 1278) und auf Bibliothèque de 
l’Ecole des chartes XXX V S. 473 (oncor, von 1257). 

Später macht F. selbst auf francische Formen in den Reimen des Dichters 
aufmerksam. 

8 doubiier 9,7 will F. mit # sprechen; doch müfste diese Lautform erst 
aus andern Texten, aus Patois oder Reimen (duble statt double) belegt werden, 
Eher könnte duce 40, 44 (npik. mit &) beibehalten werden. 


ZU AUCASSIN UND NICOLETE. 519 


gogischer Rücksicht: der präparierende Leser sollte die zu jeder 
Stelle passende Bedeutung selbst finden. 

Nach F. mufsten border und bordir in einen Artikel zu- 
sammengezogen werden. Ich frage: Warum? da es doch zwei 
verschiedene Verba sind. — Nach F. ist dehait sicher von dehé 
etymologisch geschieden: ich denke anders darüber (Gróbers Grund- 
riís 1 2. Aufl. S. 747). — Obwohl ich den Wert von F.'s sach- 
kundiger Bemerkung nicht verkenne, folge ich doch bei der Er- 
klärung von margerile Cornu, der mir schrieb: „margerite ist nicht 
das Gansebliimchen (päquerette), sondern die Sternblume, Orakel- 
blume, deren Stengel etwa ein Fufs hoch ist. Sie blüht im Mai 
und Juni. Die weifsen Petalen fallen auf die Wrist des Mädchens.“ 
— F.'s Bemerkungen zu cair, enbarer, estroseement, os sollen mit 
Dank benutzt werden, 


III. Verfasser und Heimat. 

F. beginnt mit wertvollen Äufserungen über den Verfasser, 
und macht auf mögliche Zusammenhänge mit Stellen Christians 
von Troyes aufmerksam.! Er möchte die Dichtung noch um einige 
Jahrzehnte früher ansetzen als ich, der ich sie in den Anfang des 
XIII, allenfalls noch in das Ende des XII. Jahrhunderts gesetzt 
habe. Auf die Anwendung der Assonanz durfte er sich insofern 
nicht berufen, als auch die Fortsetzung des Huon von Bordeaux, 
in der die Cantefable um 1240 unfern ihrer Heimat nachgeahmt 
wurde, noch die Assonanz gebraucht. Meine Argumente scheinen 
mir durch F. nicht abgeschwächt. Ich füge hinzu, dafs das prov. 
Lehnwort viole schwerlich in Texten des XII. Jahrhunderts ge- 
funden wird.? 


1 Einiges Nebensächliche erledige ich lieber in der ricino Das 

Fe = mis im Litbl, erschienenen Artikels ist zu berichtigen in 1898 
P- 33 

Wenn F. meint, Spielmann und Minnesinger sei besser aus einander zu 
halten, so erlaube ich mir, auf die prov. Biographien der Troubadours hin zu 
weisen, aus denen oft genug das Gegenteil zu entnehmen ist, Unter den 
Spielleuten war auch mancher Lateinkundige, modern ausgedrückt: mancher 
verbummelte Student. Dafs in Aucassin die Volksepen parodiert seien kann ich 
nicht für erwiesen halten. Bei der Schilderung von Himmel und Hölle handelt 
es sich um die gesamte damalige Weltanschauung, über die sich der Dichter 
scherzend erhebt. Ebensowenig hat das Männerkindbett und der gefahrlose 
Krieg mit den Volksepen etwas gemein. — Mit C. F. gibt F. dem Leser ein 
Rätsel auf. Man mufs schon im Wilhelmskreise Bescheid wissen, um C. V. 
als Covenant Vivian zu deuten, — Auf F.’s Frage: Warum geht Nicolete 
den Aucassin suchen und nicht vielmehr umgekehrt? hat der Dichter selbst 
die Antwort erteilt, indem er 35, ıı Aucassin sagen lälst, er wisse nicht wo 
er sie suchen solle. Sie dagegen durfte ihn in Beaucaire vermuten. 

2 Wenn ich erwähnt hatte, dafs sich ein sprachlicher Zug bei Christian 
von Troyes nicht findet, während er dem jüngern Bodel bekannt ist, so sagt 
F.: „Ich würde nicht wagen, derlei syntaktische Eigenheiten chronologisch 
so scharf zu datieren." jene Beobachtung Altred Schulze's ist indessen ganz 
objektiv gefafst. Wir dürfen doch einen undatierten Text nicht in eine Zeit 
setzen, für die dessen sprachlichen Züge nicht erweislich sind. 


520 H. SUCHIER, 


Fine Herstellung von afferriés 25, 14 mit zweisilbiger Endung 
halte ich nicht für erlaubt, so leicht sie sich ausführen liefse. Zwar 
gestattet die Nachahmung der Stelle in Florent et Clarisse (wo 
diese sagt V. 4173: la vostre amors n'aferroit pas a mi) keinen 
Riickschlufs; aber ich darf mich auf die Beobachtung berufen, dafs 
gewöhnlich das einsilbige -i’s mit Formen wie acafrons und prendera 
den selben Texten angehórt. 

Ich komme zu der letzten Frage, die F. aufwirft, zur Frage 
nach der Heimat des Textes. Er môchte besondern Wert auf de 


lupum legen, wie 17,8, 17 in der Assonanz steht. Er findet i 
auf der Karte /oup des Gilliéron’schen Sprachatlasses, und zwar 
nur in Wavre. Mir ist nach wie vor unsicher, ob der Dichter 
nicht /ex gesprochen hat (so auch G. Paris, Romania X, 50), eine 
Form die in verjiingter Aussprache noch jetzt in Pas de Calais 
und wahrscheinlich auch im Dep. du Nord verbreitet ist.! 

Besser scheint mir ein andrer Ausdruck geeignet, die Heimat 
unseres Dichters zu bestimmen: der Ausdruck pun Apfel, in pun de 
bos Holzapfel. Ein solches Wort ist schwerlich grofsen Wanderungen 
ausgesetzt. pun belegt Godefroy aus Tournai, Mortagne und Valen- 
ciennes; eine Stelle aus Mons habe ich Aucassin S. 82 Anm. bei- 
gebracht, und die Karte 421 des Sprachatlasses zeigt die Form 
über den Franzósischen und Belgischen Hennegau verbreitet. Es 
wird erlaubt sein, auch die ein etwas weiteres Gebiet umspannende 
Form dos (Holz) heranzuziehen (vgl. Karte 144) obwohl dos für die 
Sprache des Dichters nicht absolut feststeht. Da Wavre weder pun 
‚noch dos kennt, so dürfte es bei meiner frühern Ortsbestimmung 
sein Bewenden haben.? 

Noch ein Wort zum Schlufs. Ich habe im Vorstehenden gerade 
da ausführlicher sein müssen, wo ich F.s Vorschläge nicht an- 
nehmen konnte. Das liegt in der Natur der Sache, kann aber 
leicht den Gewinn, den ich aus seiner Kritik gezogen habe, geringer 
erscheinen lassen, als er in der Tat ist. Hoffentlich gibt mir bald 
der Druck einer neuen Ausgabe des Aucassin Gelegenheit, F.s 
Änderungen, so weit ich sie gutheifse, in den Text einzuführen. 
Ich schliefse mit herzlicher Danksagung an den Meister der Text- 
kritik für seine erfolgreiche Durchsicht! 


Eine Postilla a „Aucassin et Nicolette“ hat V. Crescini in dem 
Bande Dai tempi antichi ai tempi moderni. Da Dante al Leopardi. 





1 Auf ¿éwarouw möchte ich kein Gewicht legen; denn das # von deu 


muíste, da die Zusammensetzung alt ist, mit dem Anlaut von warou zu- 
sammenflie(sen, 


2 dom steht in der Handschrift der Dialoge Gregors 295,1. — waucrer, 
Ausdruck der Schiffahrt, darf nicht zu dem mundartlichen Sprachschatz ge- 
rechnet werden, da das Wort in der Reimpredigt und in vielen Werken der 
Normannischen Literatur vorkommt. — Über das wall. sep- aus s2- ist z. B. 
von Behrens in dieser Zeitschr. XIII, 406 gehandelt werden. 


ZU AUCASSIN UND NICOLETE. 521 


Per le nozze di M. Scherillo con T. Negri, Milano 1904 Hoepli, 
p. 49—50 veröffentlicht. Er bestreitet mir die Berechtigung, die 
Assonanz der vers orphelins durchzufiihren, da das durch meine 
Korrektur entfernte handschriftliche s’or ne # gardes 15, 18 durch 
die wórtliche Wiederaufnahme im Anfang der folgenden Prosa — 
wo Nicolette sagt: je m'en garderat bien, el dix m'en gart — als 
echt erwiesen werde. 

Der auf den ersten Blick bestechende Einwurf verliert seine 
Tragweite, wenn man ein paar Verse zurückgeht, wo es heifst: 


Garde loi des souduians 
ki par & le vont querant; 


denn auf diese Wendung antwortet Nicolette mit /e m'en garderai 
bien, und das gardes des vers orphelin ist dem Schreiber durch 
das eben vorausgegangene, ihm in der Erinnerung vorschwebende 
garde toi in die Feder gekommen. 

Ich bleibe also bei meiner Änderung in S’or ne l'abries. 


HERMANN SUCHIER. 





Intervokalisct 


In den letzten J: 
im Romanischen gestr 
kussion zwischen Mey 
an die Frage elex ode 
Das veranlaíste mich, 
überhaupt einer Revi 
friber als ich dachte, 
trete, so geschieht | 
Seite hin. 

Meyer-Lübke spri 
licher Einf. p. 107 seit 
„in vorhistorischer Zeit 
Vokalen zu / vereinfa 
romanische Phänomen 
zeitlich nahe! ander 
relativ altes Lautgese 
nennen könnte, da auc 
daran teilzuhaben sche 
zusehen ware. Ich w 
solches Lautgesetz nic 
einstimmung von afrz. 
nülla ein historisches 2 
n lautgesetzliche Notw: 
scheint mir den Fall e 
zeitiger dialektischer 
zweitens fúr die Ent 
gesetzes“. 


Zunächst gilt es f 
Vokal + 4 der Typus 


ı Vgl. Lindsay-Nohl 
2 Auch die „Rätoron 
romanen‘ zu nennen, da : 
Bergamo und Vicenza saf 
viel spater geschaffenen Pr 


INTERVOKALISCHES L FÜR LAT. LL IM ROMANISCHEN. 523 


seiner Verbreitung in den einzelnen Worten keineswegs deckt. Wo 
der Vokal ein 7 oder # ist, läfst sich dies freilich ‘nicht so leicht 
nachweisen. Aus den älteren frz. und prov. Schreibungen darf ja 
kein Schlufs gezogen werden, ob *mile oder mille, *vila oder villa 
vorliegt, so eriibrigen in Frankreich nur jene wenigen Mundarten, 
die entweder 7 oder # in Position anders behandeln als in freier 
Silbe oder die lat. / anders wiedergeben als lat. / Gerade bei 
mille und villa wirkt aber erschwerend, dafs ersteres als Zahlwort 
mit seinem Plural mila als ein Fall sui generis zu betrachten sein 
kann, wáhrend letzteres aus sachlichen Grúnden oft genug in 
der Reihe der Erbworte zu streichen ist. So mag denn mel in 
gewissen wallonischen Mundarten vom Plural mey (wie fey = filia) 
beeinflufst sein)! Wichtiger scheint mir schon die Form méle im 
Kanton Wallis, das deutlich auf mi/le zurückgeht. Doch wenn wir 
eben dort vela finden,? so stellt dieses unbetonte # nicht die Be- 
bandlung des gedeckten 7 dar, sondern geht mit epéna = 

hángt also mit der dortigen Akzentverschiebung in der Formel: 
Liquida + ausl, a zusammen. In den neuprov. Mundarten ist mille 
im allgemeinen durch *mi/a ersetzt worden),3 — ob mit / oder // 
bleibt natürlich zunáchst zweifelhaft, auch dort wo einfaches / zu 
r oder w wurde, während / als / bleibt (d. i. in den provenzalischen 
Alpen bis gegen Marseille herab, und in den Landschaften zwischen 
den Cevennen und dem Puy de Dome), denn wir wissen nicht, 
wann die Form *mila gebildet wurde. Nun kennen wir aber aus 
dem Boeci, dessen Sprache gerade in diese zweite Landschaft 
weist, den alten Plural mir? für miria* zum Singular mil (Vers 211 
resp. 188), welches miria aus milía mit nicht moulliertem / ent- 
standen sein mufs$ Da nun in diesen Mundarten einfaches / in 
milia zu r geworden war, mufs das heutige / in mila, milo in- 
direkt auf den sing. mille zurückgehen der mithin nicht zu *mile 
geworden war, *mile scheint auf den ersten Anblick in Bearn 
vorzuliegen. Da sich aber bearn. me auch im span. port. katal. 
mil,6 das auch im aprov. und afr. bestand, fortsetzen, sind Zweifel 
wohl gestattet, zumal span. mil gewifs auf mille zurückgeht.? 
Neubearn. bie ist ebenso an frz. ville angelehnt wie altbearn. 
viele an prov. viela; sie gehen so wenig auf *vi/a zurück, als 
vila im Vellay ein Beweis für vi//a sein kann. Das Rätoromanische 
erfordert (im Rheintale) mile. Die Formen von anguilla wurden 
in nicht zusammengesetzter Form im Altfranzösischen nach den 
Zeugnissen bei Godefroy regelmäfsig mit / geschrieben und eine 


1 Vel, Atlas ling. Blatt mille, flia. 

2 Vel, Gilliéron, Patois de Vionnaz p. 33. 

§ Meyer-Lúbke, Roman. Gramm. II, 89. 

4 Nicht miri (Körting 6161). 

5 Vel, noch aprov. milia, afre, milie, it, mila. Zum Altír, vgl. Schwan- 
Behramı 200 Anm. 

gl. e ragen Roman. Gramm, I, 250, 
7 Vgl. z.B. galiz. milenta nicht mienta. 


524 K. ETTMAYER, 


nicht mouillierte Aussprache dieses // finde ich durch Littré erst 
für das XVII. Jh. belegt.1 Heute kennt man nur die mouillierte 
Ausprache. Doch ist im Súden von Frankreich wenigstens fur 
einige Mundarten anguila anzusetzen: so im Depart. Var: anguiero? 
im Vellay: inguiavo, die aber weiter führen: span. anguila, port. 
enguia, galiz. anguia, neapol. angurla Ich selbst hörte aygulie in 
Salerno, obwohl sonst in Italien anguilla vorauszusetzen ist: sard. 
ambidda, sic. ancidda, Spezia angila,t berg. anguela etc. Rato- 
roman. anguila kommt als ital. Lehnwort (schon sachlich!) nicht 
in betracht. 

Ein weiteres Wort: argillaÿ scheint nur im westlichen Mittel- 
meerbecken und auf der iberischen Halbinsel als volkstümlicher 
Ausdruck zu bestehen. Hier haben wir korrekt span. arcilla, sard. 
argidda, dann das merkwúrdige genues. arzillo (es bedeutet einen 
Beigeschmack bei Seefischen), tosk. neap. argilla, denen sich im 
Gebiete der Adria regelrecht romagn. arzella anschliefst. Daneben 
ist von der Form argila auszugehen in katal. argila, gasc. argılo, 
velles. ardsiava.® Im Norfranzósischen scheint das Wort ursprünglich 
volksfremd zu sein und dem Provenzalischen (Ortsname Arzilliere, 
Dep. Marne) oder dem Spanischen? entnommen zu sein. Jeden- 
falls war die Aussprache des Wortes eine schwankende. So belegt 
Godefroy arsilye, arguil, argille; Duez zieht in seinem Dictionarium 
Gallico-Germanico Latinum des XVII. Jh. argille vor, während heute 
argile gebräuchlicher ist. Mit dem halbgelehrten Charakter dieses 
Lehnwortes stimmt auch die Tatsache überein, dafs das sachlich 
recht fernliegende ardoise damit vermengt werden konnte (afrz. 
ardılle), insbesondere im nordöstlichen Frankreich. In gryl/us, das 
ziemlich spät aus dem Griechischen entlehnt wurde$ ist zwar das 
romanische ¿ gesichert, doch die Quantität desselben nicht ge- 
nügend feststellbar. 

Für # vor // wüfste ich nur múllus und núllus, die im Fran- 
zösischen fortlebten und gerade für letzteres nimmt Meyer-Lúbke 
wieder eine frühzeitige Vereinfachung zu *niúlu (vor dem Wandel 
des # zu #) an.® Auch hier kann ich mich der Überzeugung, 





1 Körting 647 „afr. anguile mit nicht palat. Z‘ ist daher im günstigsten 
Fall mit einem * zu versehen. 

2 Doch Nizz. angija neben angila (Sütterlin Mundarten v. N. pag. 

OS n. 5). 

395 8 So bei D'Ambra; andere schreiben anguilla. 

$ Ebendort téa, véa, sad, tóa (tela, vela, salatu, tabula) aber. bela, 
mile, sali, nur gaina nach edo (gallu), wie béo, oséo, soú (satullu), wie tdo 
(fale) etc. 

5 So richtig im Diction. géner.; falsch argilla bei Korting trotz der 
Glosse argella Corpus Gl. V, 340, 16. 

6 Den Verbreitungsbezirk von argielo in der Provence kenne ich leider 
nicht genauer. 

? Vgl. auch tosk. argiglia. 

8 Eine ältere Entlehnung fand unter abweichender Bedeutung mit der 
Grundform grullu in Unteritalien statt. 

® Rom. Gr. I, p. 72. 


INTERVOKALISCHES L FÜR LAT, LL IM ROMANISCHEN. 525 


dafs es sich um ein gelehrtes Wort handelt, nicht entziehen. Die 
Eide kennen ein unbetontes mul (mul plaid) neben betontem news 
(ne io ne neuls) und dies dekomponierte meuls ist für die ältesten 
Denkmäler die charakteristische Form. Es scheint aber mitunter 
auch falsch dekomponiert und mit no} (non t/le) vermengt worden 
zu sein (daher nui/, obl. nulud, neluï),\ was wieder wesentlich bei- 
getragen haben mag, mew/s so früh für memo, des weiteren für lohes 
und aligwis, zu gebrauchen.? Grammatisierende, also halbgelehrte 
Umbildungen erduldete das Wort auch im Provenzalischen und in 
Oberitalien (*nu//ia nach omnia), wozu wieder der prov. Sing. nw/4s 
gebildet wurde, wie sich denn die Mundarten gegen das Wort im 
allgemeinen ablehnend verhalten. Schliefslich hat auch in Spanien 
das gelehrte nu/o den Sieg davon getragen. Allerdings kannte 
hier das Altspanische noch die lautgeschichtliche Form mul, nullo 
doch greift diese Sprache überhaupt auf ein älteres Latein zurück 
und gebrauchte noch volkstümliche Formen, die im Romanischen 
Galliens bereits als Latinismus empfunden und gebraucht wurden.3 
Dafs das Überwiegen der gelebrten Form in Spanien auch für 
Frankreich in betracht kommt erweist der den beiden Ländern 
gemeinsamen Bedeutungsübergang zu rl resp. totus (omnis),* 
an dem Italien nur andeutungsweise t 

Was nun mullus anbelangt so ist das w a Gròber ALL. 
IV, 124 gesichert. Insofern aber das lateinische Wort wohl aus 
griech. lloc entlehnt ist, hätten wir einen ähnlichen Fall wie bei 
gryllus. Die Qualität des Vokals kennen wir, nicht aber die 
Quantitát.5 

Nun zu den Fällen von / nach ? und à, d.h. vor allem sfzlla, 
olla. Auch diese decken sich in ihrer Verbreitung nicht völlig. 
Allerdings scheinen die Pyrenäen eine aufallende Grenze gegen 
span. estrella, olla zu bilden,® während nördlich *sfé/a, dla die Basis 
bilden. Dafs die beiden Grenzlinien in der Grafschaft Roussilion 
ziemlich stark abweichen (vgl. Atlas ling. Bl. d/oile, marmite), könnte 
man vielleicht noch hinnehmen, wie auch kleine Abweichungen in 
Frankreich selbst (Atlas ling. |. c. Ort 609, 708, 830) aus den ver- 
schiedenen Gebrauchs- und Gefühlswerten der beiden Ausdrücke 
zu erklären sein mögen, da andererseits die Übereinstimmungen 


1 Auszugehen ist wohl von celui, autruí. Ähnliche Bildungen unter 
gemeinsamer Verwendung bei Tobler, Beiträge I° p. 69 n, 3. 

2 Andererseits gehen die Anfänge dieser Schiebungen weit vor die franz. 
Zeit bis ins klassische Latein zurück. 

2 Auch volkstümlich mwgda in Sardinien, dem Lande, wo sogar nemws 
noch fortlebt, darf uns nicht wundernehmen. 

4 Vgl. nullo bei Berceo, KR. Lanchetas, Gramatica y vocab. de Berceo 
pag. 518. 

5 Auch das gleichbedeutende ital. sard. frigia, neap. treglía u,s. w. ent- 
stammt dem Griechischen (vgl. Kórting 9737). 

® Auch älter katalanisch estela neben estrelía (nebst den Formen 
esteler, estelita bei Labernia) als Buch- resp. Lehnworte dürften daran nichts 
ändern, 


526 K. ETTMAYER, 


im Rätoromanischen, Piemontesischen, Súdtirolischen (durchwegs 
mit einfachem /) auffallend sind. Doch dazwischen schieben sich 
grôfsere Enklaven ein, wo zwar ola, daneben aber sfslla voraus- 
zusetzen ist, so namentlich Dép. Lozère, dann wieder in der Pro- 
vence (ugo resp. wo neben esfélo) ferner mail. p/a (bei Cherubini 
falschlich auch 0/4) und ostlomb. u/a neben 3/g/a,! eine Erscheinung, 
die deshalb nicht weiter verfolgt werden kann, weil jenseits des 
Po olla nicht mehr zu belegen ist.? 

Schliefslich ist nicht zu übersehen, dafs in einem weitab- 
liegenden Gebiete ebenfalls s/z//a nicht den Reflex von Z bietet: 
im Sardischen.3 Hier steht ziemlich vereinzelt gall. sfglla (Arch. 
glott. XIV, 52) sass. zödella (ebendort), logud. #s#lla,t während 
sonst Sardisch / doch regelmälsig zu dd wird (2. B. bidda = villa, 
istidda, trudda etc., vgl. G. Hofmann, Die log. und camp. Mund- 
art pag. 64 Guarnerio Arch. glott. l. c. u.s.w.). Neben sfella sind 
noch zu nennen sass. mu (von milia beeinfluíst? Auch in 
Sizilien (Noto) ist mzi/i Arch glott. XIII, 268 belegt), log. de//u5 (ent- 
weder nach der Kurzform ¿el oder, ähnlich wie im Spanischen, 
kein Erbwort), sodann mullu (Italianismus, neben volkstümlich zudda), 
sodann eine Serie weiterer Entlehnungen vom Festlande wie log. 
istalla, gall. camp. ¿stadda wovon ich später ausführlich sprechen 
werde, dilleio, pallidu etc. schliefslich sekundäres / wie in ZrwuJlu.® 
Mit Guarnerio stella als Lehnwort anzusehen, ist nicht leicht;? 
sollte nicht eher *stela vorliegen ? 

Von den lat. Worten auf -+/a, die ja mitunter auch -ella ge- 
schrieben wurden, fristet frz. guerelle in den latinisierenden Juristen- 
kreisen ein volksfremdes Dasein. Aufserdem lebte musfélla bis ins 
XVII. Jh.,8 und es herrscht in alter Zeit wie jetzt in den Mund- 
arten Frankreichs (vgl. Atlas ling. belette), im Rátoromanischen, Ober- 
italienischen ® die Form mustela vor. Wo aber mustella anzusetzen 
ist, assoniert es mit d2lla, — es liegt also Suffixvertauschung vor. 
Ähnlich nfrz. chandelle, lomb. candela. 

Dieser Fällen schliefsen sich noch einige weitere an, wo 
sporadisch rom. / für |. / nach langen Vokalen einzutreten scheint. 
Ein scheinbares *vellum im Westladinischen und Lombardischen 


1 tela ebendort > tila. 

2 Zu tosk. oglía vgl. Grober All. IV, 422. 

2 olla ist hier leider nicht belegt. 

4 Spano belegt daneben log. mer. isteddu aus *astellu (zu astru wie 
castellu zu castru), woher dann das Schwanken der Formen log. sstelladu 
und ssteddudu, 

5 Vgl. Spano, Orthog. Sard. I p. 16, dort noch weitere Beispiele. 

€ Hingegen soddu, Meyer-Lúbke, Zur Kenntn. des Altlog. p. 34, Hof. 
mann |. c. 

7 G. Campus irrt, wenn obiges tsteddu und stella identifiziert (Fonetica 
del dial. log. p. 48 n. 3). 

8 Vgl. Godefroy; als moustoyle = Grundel, Schmerling noch bei Duez 
gebucht. 

° In sard. span. mustéla kann ich mir die Bedeutung nicht erklären. 


INTERVOKALISCHES L FÜR LAT. LL IM ROMANISCHEN. 527 


geht mit *secrallu, *muitu, d, h. richtiger, es ist einfach Lehnwort.! 
Das lat. ¿lex der Vergilhandschriften ist durch Meyer-Lübke 
(Archiv f. d. Stud. d. n. Spr. 115 p. 397f.) für das Romanische 
hoffentlich endgültig abgetan. Rum. pil/a sucht Puscariu (Etym. 
Wörterbuch der rum. Spr.) aus *pilula zu erklären; dafs ihn das 
ll der Form in Gombitello stützen würde, glaube ich freilich nicht. 
Unteritalienisch pollece mit seinem analogischen o (= puce)? ist 
entweder gewissermafsen als pullica auf eine scherzhafte Anlehnung 
an púllus = Kind oder vielleicht auf eine Einwirkung von griech. 
weAAor zurückzuführen. Ein Wort wäre zur Beurteilung von 
olla von grofser Wichtigkeit, — wenn es sicher nachzuweisen 
wäre! Spano belegt sard. cauda = „baccino, vacuo del molino“ 
das auf lat. caulae resp. caullae zurückzugehen scheint. Ich finde 
das Wort mit einfachem / mit Puscarin (|. c.) in rum. gaurä 
wieder. Dafs das / nach aw im Sardischen offenbar nicht ver- 
einfacht wurde, wäre von gròfster Bedeutung.3 Übrigens scheinen 
schon im lat. caulae zwei verschiedene Worte zusammengeflossen 
zu sein. Auf / in Worten griechischer Herkunft lasse ich mich 
vorläufig nicht weiter ein. 


I. 

Während die Mehrzahl der zuletzt aufgeführten Fälle, soweit 
sie überhaupt eine Deutung zulassen, gesonderte Erklärungen ver- 
langen, glaube ich doch hinsichtlich der Hauptfrage genügend 
Material vorgebracht zu haben, das den Glauben an das von mir 
bekämpfte Lautgesetz erschüttern kann. Hinzu kommt nun, dafs 
zu fast allen französischen, volkstümlichen Formen mit einfachem 
/ entsprechende lateinische Urformen gesichert überliefert werden, 
die sich durchaus nicht auf das gallische Latein beschränken lassen. 
Ich sehe dabei ab von unvolkstúmlichem nulla, villa, und vom 
Zahlworte mi/le.4 

Neben argilla ist lat. argi/a belegt. Sie entsprechen den beiden 
in Schreibungen «pyidos und @pyıllos, woher sie ent- 


! In diesem Sinne Rom. Forsch. XIII 442 richtig zu stellen. 

1 Vel. Meyer-Lübke, Ital. Gramm. p. 37. 

2 Ich finde manchmal dd in Unteritalien durch einfaches d wiedergegeben, 
oder liegt im Sardischen cavida > *cauda wie *avica > auca vor? 

* Vel. noch Consentius (Grammatici lat. ed. Keil V. 392): Per detrac- 
tionem fiunt barbarismi sic: litlerae ut quis dicat vilam pro villam, mile pro 
mille aut socerum volens dicere dicat socrum. Übrigens steht neben villa 
frühzeitig wilicws und in die Bedeutungsentwicklung von vilain hat zweifellos 
vilis hineingespielt, da ein villanus gerade das Gegenteil eines paganus oder 
aldeanus war. Neben mille steht frühzeitig mrdia (vgl. Lindsay-Nohl p. 178), 
dessen / im Westrom. nicht palatalisiert wurde (ähnlich also wie in o/ewm). 
Stellt man dem die zweifellos beste Erklärung von milía bei Schuchardt Vok. 
MI, 304 zur Seite, so ergibt sich, dafs auch dieses hohe Zahlwort in der Aus- 
sprache der Gebildeten, nicht in der des niederen Volkes überliefert wurde 
(ähnlich grassa altital. graza). 


528 K. ETTMAYER, 


lehnt wurden.! Die lateinische Form anguila neben anguilla hält 
Lindsay geradezu für die ältere und ursprüngliche (vgl. ALL 
VIII, 442). Zu lat. häufigerem querella vgl. Lindsay-Nohl p. 232. 
Rätselhaft ist wieder die Vorgeschichte von *sfela für das ich einen 
Beleg vor Gregor von Tours? allerdings nicht zu finden in der 
Lage war. Hingegen ist die Form o/a inschriftlich mehrfach z. B. 
in Rom und in Britannien belegt, und ihre Existenz mithin ge- 
sichert.? Dieses Wort ist aber auch sonst, namentlich für den 
Romanisten, sehr interessant und daher will ich ein wenig darauf 
eingehen. Zunächst belegt der Thesaurus auch ein 0/um das tat- 
sächlich in rum. o/ fortzuleben scheint und seinerseits die feminine 
Form oald analogisch beeinflufst haben dürfte.* Sodann sind 
diese drei Formen d//a, dla und öllum identisch mit aula älter aulla. 
Dafs letztere die etymologischen sind, dürfte jetzt wohl allgemein 
angenommen sein, wenn auch die Etymologie selbst noch einiger- 
mafsen zu schwanken scheint. Ich selbst (die Frage ist für das 
Folgende nicht ohne Wichtigkeit) schliefse mich der Meinung jener 
an, welche aula mit auxilla in Parallele setzen zu ala, axilla, mala, 
maxilla, paulu, pauxillu, nehme also einen Weg *auxla > aulla an.5 
Mithin liegt ein Wort vor, das im Romanischen durchweg 5 (p) für 
lat. au substituiert hat.6 Nun ist der Romanist aber an solchen 
Fällen vielleicht nicht so reich, als man früher glauben mochte, 
denn sowohl für roman. cpda als /pces ist wahrscheinlich etymolo- 
gisches cöda, föces! anzusetzen, während lat. cauda, fauces soge- 
nannte „Hyperurbanismen“ der lat. Orthographie und Aussprache 
darstellen würden. Dem roman. cpdex neben etymol. caudex kommt 
wegen seiner übertragenen Bedeutung als Erbwort geringer Wert 
zu. Übrigens ist es nur hie und da zu belegen. Noch enger 
begrenzt ist plota (mail. proda, wegen d für /!) neben neupr. plauto 
== plauta;® cörum für caurum (nonsberg. vent kprlo, ein biseartiger 
Nordost, wird in Bozen „Schlernwind“ genannt), *cotis für cautes 
(an cös angelehnt?) in Borca: cuode.9 

Während also, von diesen spärlichen Fällen abgesehen, die 
romanischen Sprachen den lateinischen Diphthongen mit einer auf- 
fallenden Treue bewahrten,!0 hätten wir in ü/4 eine Form, neben 


1 So ist denn in den Glossen argilla neben arzila sicca gebucht. 

2 Vgl. Bonnet p. 156 n. 4. 

3 Vgl. bes. C. Insc. lat. VI, 16312, 29983, XIV, 2124, weiteres nunmehr 
Thesaurus ling. latinae: aula. 

4 Anders Puscariu, Etym. Wortb. 00/3. 

5 Vgl. Walde, Etymol. Wortb. der Jat. Spr. aula. 

© Vereinzelt ncuprov. aolo, aulo dürfte nach aglan etc. gehen. Ampezz. 
vola (Ascoli Arch. gl. I, 381) ist kaum aus *wola gebildet. 

* Anders Sommer, Handbuch p. 215. 

8 Aber Plotus: Pirson, La langue des inscriptions latines en Gaule 

ag. 27. 

P ® Rom. Forsch. XIII, 601. Weitere Fälle von romanisch-lateinischem 3 
für on erwähnt eben Meyer-Lübke im Juliheft des Lit.blattes f. germ. und 
rom. Phil. 

10 Vgl. Seelmann, Ausprache p.223; Meyer-Lübke, Einf. p. 91 f. 


INTERVOKALISCHES L FÜR LAT. LL IM ROMANISCHEN. 524 


der das ursprüngliche stadtrómische eu/a völlig untergegangen ist. 
Das legt den Gedanken nahe in o/ eine Entlehnung aus einem 
italischen Dialekt (der x/ zu / vereinfachte!? vgl. Planta, Gram. d. 
Oskisch Umbr. I $ 230) zu erblicken. Dafs d/am auch ins Oskische 
als Lehnwort gedrungen ist, dürfte diese Annahme eher unter- 
stützen als erschweren,1 An sich ist es nicht unwahrscheinlich, 
dals die olla mitsamt der popina, eventuell dem copo, gewifs der 
feda vielleicht auch der scrofa und anderen Küchenausdrücken, die 
fast durchwegs im Romanischen lokal fortleben, unter den Ròmern 
Eingang gefunden hätten. 

Wie dem auch sei, sicher ist, dafs das Wort zunáchst offenbar 
den untersten Volksschichten angehörte, Solange nun ein *s#/a 
aus siella im Latein nicht nachweisbar ist, können wir uns auch 
ola nicht anders erklären, als dafs 2/2 und vereinfachtes aula eine 
Zeit lang nebeneinander bestanden und dafs die gebildete Klasse 
sich allmählig daran gewöhnte das aw durch à zu ersetzen ohne 
darum die Qualität des einfachen / durch / zu ersetzen d. h. ohne 
Labdazismus, ohne eigentlich in den „Dialekt“ zu verfallen, 

Um das Bild zu vervollständigen, will ich nur noch beifügen, 
dafs das Wort in Italien wohl durch seinen späteren speziellen 
Gebrauch für Graburnen in Columbarien mit diesen selbst in Ver- 
gessenheit geriet, weshalb es heute südlich des Po nicht nach- 
weisbar ist. In seinem ursprünglichen Sinne, als Küchengerät (so 
noch bei Petron) lebte es aber als richtiger Provinzialismus aulser- 
halb Italiens fort. 


IL 
Wenn ich mir zu vergegenwártigen suche, was unter diesen 
Umstánden das eingangs zitierte Lautgesetz stützen kónnte, so 
komme ich noch auf zwei Momente zu sprechen. 


1. Dem Lautwandel von #4 zu / scheint nach Meyer-Lübke 
L ce. ein solcher von nn zu #, vielleicht von mm zu m parallel 
zu gehen. 


1 Wissen wir übrigens, ob die Osker das au überall gleich aussprachen ? 
In Pompei existiert eine Inschrift (C. Inscr. lat. IV, 2353 Add.): 


Campani salvete viri. Aulus Olo suo salutcm. 


Das sieht doch so aus als wenn der Städter Aulus seinen Vetter vom Lande 
Olus begriifste. Vielleicht mag sie aber auch ein Produkt jener Sprach- 
mischung in Campanien sein, auf die Schulze, Zur Gesch. der lat. Eigennamen 
p. 62 aufmerksam macht. Übrigens ist gerade Olus auch anderwärts (so bei 
Carnoy, Le latin d' Espagne p. 85) zu belegen. Andrerseits ist o für au in 
Pompei, auf das man sich mehrfach berufen hat recht zweifalhafter Natur. 
Aufser obigem Olus ist eigentlich nur copo (vielleicht richtiger so als caupo!) 
und opscultat belegt. Dieses ist wohl nicht beweisend, zu jenem beachte 
man, dafs ein Copo mehrfach Sabinws heiíst und wohl auch dorther stammt. 
Die Belege bei Wick, La fonetica delle inscrizioni pompeiane, Napoli 1905. 
. 23. Allerdings meint Planta (Grammatik des Osk. Umbr. I, 155), die 
biner hätten aw bewahrt, doch ist diese Frage wohl noch diskutabel, 


Zeitschr, { rom. Phil, XXX. 34 


530 K. ETTMAYER, 


2. Eine Form *sé/a läfst sich in keiner Weise in vorroma- 
nischer Zeit feststellen, und darum múíste die Vereinfachung des 
/ in eine spätere, romanische Zeit fallen, so dafs auch afrz. eule 
mit lat. d/2 nicht in unmittelbarem Zusammenhange stánde. 


Was Punkt 1 betrifft, so wáre ein Parallelismus von s/rénna 
und s/élla allerdings von gröfster Bedeutung da # und / sich phy- 
siologisch und historisch nahestehen, wie denn z. B. span. 2m ebenso 
moulliert wird wie /.1 Tatsächlich besteht dieser Parallelismus in 
tosk. stella, strenna, mail. síglla, strgnna, afrz. estoile, estreine,? woe 
neben das moderne é/renne eine gelehrte Neubildung darstellt wie 
chandelle neben älterem chandoile. Bearn. esirea setzt sich jenseits 
der Pyrenáen in span. estrena, port. estrea fort, welche beweisen, 
dafs lat. s/rena hier als die ältere (und korrektere) Form anzusetzen 
ist. Ebenso ist auch in Italien s/rena neben s/renna belegt,3 
während die Aussprache sfrgnaa in Mittelitalien ein Lombardismus 
ist.4 Ebenso ist dama (resp. *damus) zu afrz. dain, das Meyer-Lúbke 
l. c. heranzieht, lat. belegt, und damma bereitet daneben Schwierig- 
keiten. 

Die Beurteilung des Punktes 2 ist sozusagen eine Kunstfrage, 
denn widerlegen lälst er sich natürlich nicht, so lange kein neues 
Material zu Tage gefördert werden kann. Sollte aber das einzige 
*stela so stark sein, für die ganze Gruppe unter Ignorierung der 
widersprechenden romanischen und lateinischen Wortformen ein 
„Lautgesetz“ zu statuieren? Ich kann mich dazu nicht entschliefsen 
und glaube vielmehr, dafs den übereinstimmenden afrz. und prov. 
Formen mit einfachem / die gemeinsame Notwendigkeit zur Kon- 
stituierung eines Gesetzes fehlt, da jedes Wort offenbar seine eigenen 
Wege gegangen ist. Es wäre zur Lösung der grolsen Lautgesetz- 
frage gut, wenn es auch in anderen Fällen gelänge derart ein 
„Lautgesetz“ in seine Faktoren aufzulösen. 

Soweit ist meine Beweisführung leider mehr eine negative ge- 
blieben, und ich fühle noch eine Lücke in derselben, die ich dem- 








1 Andere Übereinstimmungen und gegenseitige Vertretungen brauche ich 
aus der lateinischen und romanischen Grammatik wohl nicht anzufúbren. So- 
dann sprechen die römischen Grammatiker auch bei #7 von einem sonus exilis 
neben einem sonus plenus, doch ist diese Unterscheidung noch schwerer zu 
fassen als jene bei /. 

2 Vgl. Nyrop 1? p. 224. 

3 Auch sard. zsfrina erweist sich als Entlehnung aus ital. strema, nicht 
aus sfrenna, mit analogischer Wiedergabe des ital. e durch z, 

4 Irrtümlich setzt daher Lindsay lc. p.133 eine Form *strönna an. 
Auch aus strenua ist nur *strénna zu erwarten. Wenn auch die sporadische 
Konsonantenverdopplung im Latein eine, zwar dunkle, doch gesicherte Tat- 
sache ist, (es ist auffallend wie viel nichtlateinisches Sprachgut sich darunter 
findet!), so halte ich doch eine damit verbundene Vokaländerung als etwa 
durch die Verdoppelung bedingte Vokalkürzung vom Romanischen 
aus für sehr zweifelhaft. Einen scheinbaren Fall solcher Art suchte Meyer- 
Lúbke, — es handelt sich um copa, cüpa, (Wiener Studien 1903. „Zu den 
lateinischen Glossen.‘‘) in zweierlei Worte aufzulösen. Vielleicht ist das ein 
Wink für ähnliche Fälle. 


INTERVOKALISCHES L FÜR LAT. LL 1M ROMANISCHEN. 531 


náchst a. a. O. auszufúllen gedenke. Wenn es sich bei dieser Ver- 
einfachung des / im Romanischen auch um ein zwar historisches, 
doch nicht einheitliches und gesetzmäfsiges Geschehnis handelt, so 
sollte noch die Frage erórtert werden, wieso gewisse Landschaften 
regelmäfsig die Formen mit doppel-/, andere, wie das Franzósische 
vorwiegend solche mit einfachem / ihren Mundarten zu grunde 
legen. Die Beantwortung dieser Frage hángt aber mit der Aus- 
sprache des // überhaupt zusammen, auf die ich selbständig ein- 
gehen werde. 


K. ETTMAYER. 


34* 


Discussioni etimologiche. 
I. pédria pt-, ecc., imbuto. 


La geniale derivazione da *plztriat' che |’ Ascoli postulava per 
questa voce, trova la sua assoluta conferma nel borm. pledria, 
friul. plére, aost. fiero pjé-, e in analoghe forme del franco-proven- 
zale transalpino. Ma vi ha una serie di forme che apparente- 
mente male s’ acconciano a quella base, e che |’ Ascoli stesso oggi, 
dopo quarant' anni, non riterrebbe sufficientemente giustificate colla 
semplice invocazione di compimento == comple- (v. Studj critici II 96). 
Son queste le forme del tipo ‘pétria’ e del tipo ‘pitria’ (v. Mus- 
safia, Beitrag s. ‘pidria’). Si ha il primo nel posch. e borm. pédria 
(da cui dipenderà fosse I’ eng. padriôl = lomb. pidrid imbuto), 
marchig. Petria (Raccolta di voci romane e marchiane; Toschi, 
Diz. anconit.-it.; Conti, Vocab. metaurense), berg. pédre (= pétri[o]), 
masc.), a. ven, feria (Mussafia, Beitrag), — onde pci il berg. (Val 
di Scalve) péria, — piem. aless. péria (e prid = *pérja, dato 
dal Ferraro, Gloss. monf. s. ‘piria’; per l’ accento, v. Rendic. Ist. 
lomb., s. II, vol. XXXVII 1052—4?); il secondo nel ven. piria 
(onde poi il friul. périe, il ferr. piria piriót prióf), lomb. pídria, berg. 
pidre, romagn. pidaria, piem. piria, canav. priÿa (Arch. glott. it. 
XIV 473 col. 2°, 474 col. 1°), marchig. fifria (Racc.; Toschi). 

Si possono foneticamente spiegare e il / sparito senza lasciare 
traccia, e |’ ¢ da £? Limitandoci ai territori dove p/- doveva dare 
pj-, la spiegazione riesce facile: p‘/ria può rappresentare benissimo 
un dissimilato */éja, e da questa stessa base si poteva venire a 
pitria nello stesso modo per cui si viene da ‘pieno’ a pin.3 C° è 


1 Per 1’; si può ricordare Züdria ecc., lontra tanto diffuso nell’ alta 
Italia. 

2 Qui, in nota ap. 1054, si discorre anche di casi d’ accento come kamista 
scamicetta’ ecc. Ne aveva già toccato l’ Eusebio (Bollett. di fil. class. II 
185—6) aggiungendo gli esempi fdusta == fauçeta ,falcetta’, e garústa (piem. 
garosséta da garóss) bigoncetta. La diversa spiegazione che ne tenta il Sab- 
badini (ib. XII 206—7) mi pare quantomeno superflua. 

8 Un altro esempio di 23- da Y7e- parrebbe essere il pira pigar ‘piega, 
piegare’ ch’ é metaurense, emiliano, a. pavese (Arch. glott. it XIV 218), a. 
astig. (v. Krit. Jahresbericht VII p. 14, 156) e lombardo (mesolc. pigd, e Piga 
nelle rizotoniche, degli alberi che si curvano sotto al troppo peso delle frutta). 
Sennonchè, a tacer anche che la mossa potrebbe qui venire dalle arizotoniche, 


DISCUSSIONI ETIMOLOGICHE, 533 


infatti fin pina nell’ ant. e mod, marchigiano (v. Arch. glott. it, 
XII 421, Conti, Voc, met.), nell’ a. e mod. genovese (Flechia, Arch, 
glott. it. VIII 378, Parodi ib. XVI 112, 339), nell’ a. e mod. pav. 
(v. Dell’ ant. dial, pavese, gloss. s. ‘pin'), nel bolognese (perm = pin), 
nel modenese e nel piemontese. Sennonchè, ogni ragionamento 
che muove da fj- si urta al fatto che manchi il / pure in territori 
(Engadina, Poschiavo, Bormio) dove il $j- non poteva prodursi, 
per esservi il nesso p/- sempre rispettato. Si potrebbe ricorrere 
alla ipotesi di voci accattate; ma è una ipotesi troppo comoda 
insieme e pericolosa e da adottarsi solo se non si scorga altra via 
di scampo. 

Questo scampo io lo cercherei in una contaminazione lessicale. 
Nel dialetto umbro di Bevagna, la pevera è chiamata bifera (v. 
Trabalza, Saggio d' un vocab. umbro-it, p. 53). Resisto alla tenta- 
zione di paragonare la voce al *p/éhra di cui qui sotto, ravvisan- 
dovi la continuazione di una forma antelatina, e più modestamente 
vi vedo non altro che il ‘piffero’ (cfr. anche pifara nel Voc.), il 
quale stromento è appunto chiamato 4zfero nell’ ant. perugino (v., 
p. es., Bollett. d. Deput. di Storia patria per P ir IX 177, 
188, ecc.) e tuttodi a Napoli. La cannuccia, la ‘pipa’ è una parte 
essenciale dell’ imbuto e non istupisca che da essa si sia denomi- 
nato il tutto,! e per ancor meno che ‘pipa’ venga al significato 
di cannuccia (cfr. il piem. pila — * piola *pipula, cannella della 
botte). E’ dunque ‘pipa’ che, a veder mio, s è frammischiato a 
*pletria riducendolo a pifria, e dalla convivenza di pffria e di 
plétria si spiega l’ibrido Aria. 

Il / manca pure nell’ it. pévera che l'Ascoli (o. c., 97) radduce a 
un *p/¿bra che in antico andasse parallelo a *p/#fra. Non parmi 
che la fonetica toscana dia a quest’ etimo la sua sanzione, e lo 
riconoscerebbe oggi forse anche |’ Ascoli. In parole di schietta 


si ha a Bormio fligär (e pliga), una forma che par additarci un’ altra via 
di spiegazione (cfr, I’ alto-it. “gd: Hga, legare, e il parm. e rust.-mil. n{gder 
nero). C'è tuttavia anche un valtell, frigd fregare (Mt. App.), che, messo 

insieme con phigär, potrebbe accennare a una ragione speciale e locale di tali 
esempi. 


1 M' ero un momento illuso di trovare un compagno all’ umbro bifera nel 
romagn, fabiöl (Arch, glott. it. XVI 244), ma tutto s' è risolto in un abbaglio 
del Mussafia, Tra i nomi della *pevera” allega egli (Beitrag 89 n) appunto quella 
voce romagnuola che nel Vocab, del Morri è tradotta per Zora e spiegata con 
‘specie di piva", Nessuno perd de’ vocabolari italiani ch'io ho alla mano 
registra la voce ‘lora’, nessuno all’ infuori del Dision, d. lingua it. stampato 
a Bologna in sette volumi tra il 1869 e il 1826 (Tip. Fratelli Masi e C.), 
e dove, con riferimento al Diz, mus. del Gianelli, è appunto detto che 
la /ora sia una specie di piva. Ora il Mussafia aveva giustamente tra mano 
la voce Zora di parecchi dialetti alto-italiani (Beitrag ib.), dove appunto signi- 
fica *pevera?. In un momento di distrazione, confondendo la parola See 
italiana e il lora del Morri, attribuì a questo il significato di ; 
Circa a /ora alto-it., vedi poi Pieri, Studi romanzi I us. dare 
l' etimo piá dato dal Ferrari e combattuto dal Mussaña, 1. c. Vedi ar 
Postille s. ‘uter”. 


534 C. SALVIONI, 


fattura toscana, -br- conduce a bbr (hbbra, fabbro, febbre)! e il 
normal riflesso di *p/ébra sarebbe stato *pigbbra. Io crederei dunque 
che pévera rappresenti qualcosa coma un *fivera da ‘piva’,2 coll’ 4 
di péiria (cfr. petriuolo allegato come toscano dal Mussafia o. c. 89). 
[Era già scritto il mio articolino, quand’ ebbi ad avvedermi di un 
altro del Pieri (Studi romanzi fasc. 1%, 47 sgg.), dove, per una via 
un pò diversa, si viene per p:vera alle stesse mie conclusioni. ll 
marchig. b¿fera, piffero, ci addita forse, nel suo ¢, I influenza di 
*pletria). 


2. negöca . argúic.? 


La cortese risposta dello Schuchardt (Zeitschr. XXX 207 sgg.) 
ancora non mi convince che negöllum possa essere la base etimo- 
logica di queste voci; e ciò per ragioni vecchie e nuove. 

M’ oppone il mio illustre contraddittore che megóza pur s’ oda 
in qualche parte della valle padana. Forse s' egli vivesse in questi 
paesi, dove il z (risp. #) si riduce a ¢ (risp. $), s’ accorgerebbe 
quale scarsa fede sia da accordare alle attestazioni di 2 provenienti 
da fonti scritte. A Milano, a Pavia, tutti giurano di pronunciare 
piazza ecc. colla Zefa nel momento stesso in cui dicono praga colla 
seta. Proprio a proposito di negdra, il pavese prof. Pavesi mi gua- 
rentiva che la voce si pronunciasse col z e da lui stesso non riu- 
scivo a percepire che ¢.4 Ma fortunatamente |’ ora volge propizia, 
qui a Milano, per raccogliere informazioni di cose peschereccie. 
E’ qui aperta una mostra di piscicoltura, cui sono addette persone 
pratiche e provenienti da più parti. Mercè la cortese intromissione 
del direttore dott. Guccini, ho avuto agio in interrogare taluna di 


queste persone, e da una di esse, — originaria della provincia di 
Vicenza e il cui dialetto distingue, se anche leggerissimamente, 
tra la sibilante di prazza e quella di basso, — ho veramente udito 


pronunciare la nostra voce colla sibilante di prussa. 

Concedo volontieri che questa constatazione scema il valore 
del più grave appunto ch’ io moveva all’ etimo dello Schuchardt; 
‘scema’ dico e non ‘toglie’, perchè rimarrà sempre che la più 
antica forma, dataci da un territorio che distingue tra ¢ e 8, abbia 
6, e che il ¢ conservi questo stesso territorio sino ad oggi, così 
come ce lo offre pure Ferrara, un’ altra zona di z. 

A toglier via d’un colpo ogni difficoltà, sia in ordine al ¢ 








1 Un Zivera, libbra, che annota, con un solo esempio, qualche vocabo- 
lario, poco dice, vista anche la natura della parola. Potrebb’ essere il franc. 
livre. 

2 E la ‘piva’ non sarà forse da riconoscere anche nel mod. brina (== pv-) 
ferr. buinel! (Mussafıa 1. c.)? 

8 Avverto che in questo articolo attribuisco a y e s il valore di sibilanti 
sorda risp. sonora, a z il valore di ¢ e a ¿ quello di ds, 

4 La confusione penetra persino ne’ buoni vocabolari. Così il Boerio 
ha cimozza cimossa, e ritzola per rusuda, nella qual voce il $ etimologico (v. 
Rendic. Istit. lomb., s. II, vol. XXXVI 609) ci è guarentito dal bellun. risa, 
che suonerebbe altrimenti rúda (cfr. rúdene ruggine, ecc.). 


DISCUSSIONI ETIMOLOGICHE, 535 


che alla della prima sillaba, lo Schuchardt ricorre però a uno 
spediente più energico e che trascende le competenze della fonetica: 
pensa egli, cioè, che col regolare riflesso di negotium sia venuto 
a commescersi il nome d'un altro arnese da pesca, quello della 
nassa. Non io certo contesteró, nella massima, la legittimità dello 
spediente; ma, nel caso concreto, non mi sembra esso molto op- 
portuno. Lo Schuchardt stesso ha più volte e con moltissima 
ragione insistito sulla necessità di esattamente conoscere gli oggetti 

per poterne discorrere in quistioni etimologiche. Ho fatto mio 
pro del consiglio, e, per quanto a prima vista sedotto dalla spie- 
gazione dello Schuchardt, pure ho voluto persuadermi, poichè me 
se ne presentava il destro, se tra la negossa e la massa corresse 
veramente una tale affinità da legittimare il supposto d’ un loro in- 
contro in una sola parola, un incontro, che chi non ha pratica di 
tali ordigni è senz’ altro portato a considerare come ben ovvio. 
Alla mostra milanese di piscicoltura sono esposti più modelli di 
negossa e di massa; orbene, sono arnesi tanto diversi I’ uno dal- 
Y altro, che alla mente d' un pescatore mai non potrebbero presen- 
tarsi così concatenati da uscirne una parola che contenesse un pò 
dell’ ano e un pò dell’ altro. A una mia espressa domanda rivolta 
ai signori prof. Pavesi e dott. Guccini, di sapere cioè se una con- 
fusione tra i due ordigni fosse pensabile, essi mi risero rispettosa- 
mente in faccia. Ma, e contro neg2/ium isolatamente preso e contro 
negöhum disposato a massa, insorge un nuovo e gravissimo ostacolo 
fonetico dalla tonica. Già nella mia critica allo Schuchardt 
(pag. 82n) avevo io accennato, senza volervi insistere, al ferrar, 
angóra. Ma ecco Bologna darci ugualmente f nel suo ganóssa! 
(cfr. öss osso, grössa, di fronte ad angässa ‘angoscia’ nausea, ecc.), 
e !’ # sbucar fuori anche dal Benaco (niggra) e da Vicenza, secondo 
l' informatore già ricordato. Che più? Il dott. Guccini, che, quale 
assistente della stazione di piscicoltura di Brescia, è in grado di 
saperne qualcosa, mi guarentisce che dal Garda al Polesine non 
s' ode che f La diffusione di questo g darà da pensare credo 
anche allo Schuchardt.? 

E ora a regiig3 e arg-, che stanno tra di loro come arfadi 


1 Poichè lo Schuchardt desidera di sapere ciò ch’ io pensi del bol. ga- 
nössa ira, stizza, lo pr volontieri. Non ho nessuna difficoltà a ricono- 
scervi un d ne di angüssa nausea, per la via di ‘stomacare, indisporre, 
irritare’, E giustificazione in ordine ai suoni, la cercherei nel supposto che 
Bologna rd un di avuto un negôça negossa (cfr. il megossa di Pier Cre- 
ndo, e il pav. navuça) allato a ganfra. Da *negóga si veniva regolarmente 
ad *ang-, a una figura, cioè, che materialmente coincideva col riflesso di 
angüstia ; il quale poi si vedeva sorgere accanto un ganga, perchè appunto 
c’ era per l’ ordigno peschereccio il doppione *angóga- ganga, 

2 Lo Schuchardt potrebbe forse ritrovare in questo ¢ |’ efficacia di masse 
per la via ch’ è indicata in Arch. glott. it. XVI 441 s. ‘èlto’. Ma qual conto 
si possa fare di massa già 1' ho detto. 

2 Il posto in cui si legge redini o sia reguzzi è indicato a suo luogo 
nel mio lavoro sull' Ant. dial. pavese. Si tratta di una grida del 1602 che 
proibisce di raccogliere con quelle reti i pesci dolosamente uccisi, 





DISCUSSIONI ETIMOLOGICHE, 537 


delle varietá dialettali che ce le offrono. E potrebbe ben darsi 
che piú volte la confusione fosse in noi e non nelle forme indagate; 
che, com’ è il caso per argiç-navüça, anzichè di una stessa cosa 
si tratti di cose ben diverse.! Ma finchè quelle serie rimangono 
una massa torbida non parmi buon consiglio il prevalersi generica- 
mente di esse contro conclusioni che traggon forza e dalla fonetica 
e dalla semantica. Sulla instabile arena, sull’ equivoco, non si 
può edificare, così com’ è impresa vana |’ argomentare contro la 
possibilità, vagamente accampata, della migrazione di una data 
parola. La migrazione non può essere ammessa che a ragion ve- 
duta, quando cioè la si possa dimostrare o render probabile vuoi 
con argomenti storici, vuoi con sicuri argomenti intrinseci. Al. 
trimenti, |’ asserto somiglia a una scappatoja, significa spalancare 
vetrate e porte all’ arbitrio. Che poi la multiformità d’ una parola 
costituisca essa stessa una prova per le avvenute migrazioni, mi 
pare una sì arrischiata proposizione, che, dopo aver letto e riletto, 
ancora mi chieggo se veramente ho io bene afferrato il pensiero dello 
Schuchardt. 
3. cutérzola sc-. 


Poichè il Pieri (Zeitschr. XXX 298) persiste nel non intuire le 
ovvie ragioni fonetiche che s' oppongono al suo etimo, e desidera 
gli vengano esposte, eccomi ad appagarlo, non senza noja, forse, 
del lettore esperto. La voce in quistione non è solo lucchese? 
ma è registrata in tutti i vocabolari, e tutti, meno il Giorgini- 
Broglio3, le attribuiscono £. Ma gli stessi vocabolari offrono legit- 
timamente I’ £ in quella base onde, a detta del Pieri, deriverebbe 
-grzola, e cioè in grto -fa,4 rimanendosi così sola Lucca col suo 


! Così qual criterio obbiettivo abbiamo moi per poter credere che tutte le 
voci che lo Schuchardt ricondurrebbe, immediatamente o no, a *vertibellu, 
mettan veramente capo a questa base? Come escludere che bastenel, matta» 
rello mirtuillo e altre, nulla abbian da vedere con essa? 

2 Veramente il Pieri nega a Lucca la forma cutfrsola e anzi rimprovera 
a me d' avergliela attribuita. Ma io veramente non mi riconosco nessun titolo 
a decidere tra lui e il Nieri, ambedue lucchesi. — La forma col / al posto 
di # pare aversi, oltre che in varietà toscane, anche nel calabr, culércia, 
-lrcia formica. In quel dialetto si ha #ryere e i- ergere, ma, pare, soltanto 
irtu erto, 

® Asserisce |’ # anche Temistocle Gradi, e questa qualità mi è confermata 
dal Parodi, che mi scrive queste interessanti righe: “a Signa ho sentito 
che le formiche rosse, più grosse, che stanno nel legno, le chiaman cuffri; 
le più piccole, più nere, anch’ esse di solito abitatrici del legno, ma poco 
meno cattive e pinzanti delle prime, cutérzole, — così diceva una Signora —, 
o sentéraole, — così diceva un fattore, e un operajo o contadino che fosse. 
A Camaiore (Versilia) le dicono cw/frso/e (così un camajorese autentico). Il 
nome cutfri è anche quello di Castel fiorentino (linea Empoli-Siena): ma, par- 
rebbe, colà equivale a cuterzole". | 

4 Accanto a queste voci vive, risalenti all’ antico partic. di ‘ergere’, i 
vocab, danno |’ infinito con ¢ (freere). Si tratta di voce esclusivamente poe- 
tica, e non si può quindi fare nessun assegnamento sul valore che oggi attri- 
buiscono alla sua tonica, 


538 C. SALVIONI, 


frio (Pieri, Arch. glott XII 111).1 C'è poi, giacchè cuf- dovreb- 
b’ essere ‘coda’, la quistione del -Z- in -/-. Il Pieri ci addita co- 
tagno e fa seguire la voce da un ‘ecc.’ che lascia supporre a chi 
legge una riserva ragguardevole e nota di'analoghi esempi. Or- 
bene a guardar da vicino le cose, questi ausiliari mancano. Poichè 
infine il solo esempio che la Toscana manda con cotagmo è prética 
= fafica cavalletto su cui i segantini adagiano il legno da segare 
(versil. pedica id.; Petrocchi), con una risoluzione di ped- che ri- 
torna ne’ lucch. pilignone ped- e pelícello ped-.” E poi normale a 
Lucca, e può aversi pure in altre parti della Toscana (v. J. Dowden 
Bruner, Pistoj. Dialect 52), “¿fo per ’:#0;> un fenomeno che, per 
avventura, non dipende da motivi fonetici, e dove, in ogni modo, 
il -d- si trova in condizioni speciali. E non rimangono che tre 
o quatto esempi specificamente lucchesi (Arch. G/oft. it. XII 123, 
XVI 410), di cui qualcuno si connette in fondo a so (recit-fto 
da recid- q. da un *rectlo; aspitello), altri hanno veramente -dr-.4 
Circa al garf. megétima, occorrerebbe poi esser meglio informati 
intorno alle condizioni fonetiche di quel dialetto. In ogni modo 
gli esempi specificamente lucchesi mulla provano per una voce che 
s' ode in altre parti della Toscana. E per queste, gli unici cofogno 
pietica, che costituiscono essi stessi un problema, dovranno bastare 
per sciogliere quello del -/- di cu/grzola? — Ma al Pieri obbiettavo io 
anche® un sinonimo toscano di cuffrzola, che con questa voce 





1 E forse a Lucca pensa il D’ Ovido (Gröbers Grundrifs!, p. 509) quando 
dice che frfo s’ oda nella stessa Toscana. 

2 C'è poi catavere cad-, nel Montale (v. Nerucci, Cincelle ecc. 61). — 
Altri casi toscani di sonora intervocalica in sorda sono il montal. ficura, e il 
comune cafanna, con cui andrà il versil. frínipa tabella (Pieri, Zst. XXVIII 
189 —90), voce dotta, che dipenderà senza nessun dubbio da ‘tenebra’. — 
Dalle Marche ho frucare trovare, che par supporre *trogare, 

3 A ’ida ci ricondurrà pure, se legittimo, il mata (:matta) madia di 
Tigri, Canti pop. tosc., 3% ed., num. 850 (v. Schwenke, De dialecto ecc., 
p- 19). Sarebbe da *majta = majda; ma la cosa si complica coi chian. e 
castell. mdtra, mättera. 

4 Tra questi metteremo da banda rifropico che ha un tr ben diffuso 
(cfr. itr- ritr- nel Vocab.; mil. intrößech, ven. intrópico -isia). 

5 Da sciogliersi forse nel senso che la presenza di doppioni come codesto 
e cotesto, cadauno e catauno, statico e stadico ostaggio, ecc., abbiano potuto, 
per falsa analogia, promuoverne altri. Del resto, il ¢ di cotogno parrebbe 
avere ragioni proprie e ben remote; vedine gli esempi basso-latini in Rolland, 
Flore populaire, V 9. 

€ E avrei potuto obbiettargli il castello di sovrapposte ipotesi per cui 
noi si deve ammettere e un *erzare da ‘erto’, e un *erzo deverbale suo. 
questo uno de’ vizi capitali del metodo del Pieri, che talvolta ci dà pure delle 
etimologie si seducenti. E n’& un altro la troppo facile invocazione de’ feno- 
meni saltuari e sporadici. Ce ne offre più d’un esempio anche il recente 
mazzetto. Così ¿urrare vi è derivato da *lisare, e il ragguaglio giustificato 
in primo luogo con ruééure e |’ invertimento di r-£ in z-r, poi spicciandosi 
del r- (== /-) e del ¿2 (= 5) di ruffare coll’ affacciare un pajo d’ esempi d’ eti- 
mo oscuro e in ogni modo problematici in cui s’ arrebbero gli stessi fenomeni. 
— La voce lucchese ftúllore deve connettersi coll’ it. Media attraverso un 
*llure le cui prime due sillabe si sono scambiate le vocali, quindi *#sZ/ire, 


DISCUSSIONI ETIMOLOGICHE. 539 


non pare avete il solo rapporto della sinonimia, |’ empol. cutera. 
Ora, il lettore sará forse con me stupito del silenzio che su 
di essa serba il Pieri. Sarà la mia una obbiezione futile, ma 
pure una parolina del Pieri che ciò avesse detto e dimostrato, 
avrebbe certo sopito qualche scrupolo. 


con sostituzione successiva del diminutivo “ore a “ire. E della eccellenza 
di questa sua costruzione è tanto convinto il Pieri, da volerci persuadere 
che per essa rimane accertato “f{//a come punto di partenza per |’ it. Melia! —. 
Oh l’ epigramma del cavaliere d’ Aceilly a proposito di alfana = equus! 


C. SALVIONI. 


Notizen zur Bibliographie und Geschichte des spanischen 
Dramas. 


IT. 
(S. Ztschr, XV, 217 ff.) 


In der kóniglichen Hof- und Staatsbibliothek zu Múnchen sind 
unter dem Schlagwort Flor de las Comedias (Signatur P. O. hisp. 4° 
35) verschiedene Sammlungen spanischer Comedias des 
17. Jahrhunderts, im ganzen 10. Bánde, vereinigt, die mir einer 
Beschreibung wert zu sein scheinen. 

Das Schlagwort pafst nur auf einen Band, námlich auf die 
bei Múnch-Bellinghausen (Ueber die älteren Sammlungen Spanischer 
Dramen. Wien 1852, Seite 69 ff.) und bei La Barrera y Leirado 
(Catálogo biogr. y bibliogr. del Teatro antiguo español S. 704) be- 
schriebene Sammlung 


Flor de las mejores doze omedias de los mayores Ingenios de 
España etc. Madrid. 1652. 


Von den übrigen 9 Bánden gehóren 6 der grofsen Sammlung 
der Comedias nuevas esogidas an. Es sind die 


Primera Parte (Madrid 1652), 
Octava Parte (Madrid 1657), 

Parte Nona (Madrid 1657), 
Dvodezima Parte (Madrid 1659), 
Parte Diez y Siete (Madrid 1662), 
Parte Treinta y Vna (Madrid 1669). 


Drei Bände enthalten endlich willkürlich zusammengebtindene 
Stücke verschiedener Autoren, meistens Einzeldrucke (Sueltas). 
Zwei Bände zählen je 12 und einer 14 Comedias. Kein Stück 
hat ein besonderes Titelblatt oder irgend eine Angabe über 
Ort und Zeit des Druckes, keines trägt den Namen eines 
Druckers oder Buchhándlers. Aber nach der Beschaffenheit von 
Papier und Druck zu schliefsen, gehören alle dem 17. Jahrhunderte 
an und zwar teils der ersten Hälfte, bezw. der Mitte, teils den 
Fünfziger und Sechziger Jahren. 

Da die Sammelbände der Titelblätter entbehren, so ist ihre 
Zusammenstellung nicht das Werk eines spekulativen Buchhändlers, 


NOTIZEN ZUR BIBLIOGRAPHIE U. GESCAICHTE DES SPAN. DRAMAS. 541 


sondern irgend eines früheren Besitzers. Ob dieser Graf von 
Schallenberg war, dessen Name in allen 10 Bänden eingeschrieben 
ist [Christopherus Otto Comes et Dñs in Schallenberg ... natus 
a 1655 etc.] mufs ich dahingestellt sein lassen. 

Alle 10 Bände sind in einen braunen Lederband mit gold- 
geprefstem Rúcken gebunden und tragen auf letzterem die Be- 
zeichnung: ,Comoed. Hesp.*. 

Ich beginne mit der Inhaltsangabe des 14 Stúcke enthaltenden 
Sammelbandes, weil dieser aus einem weiter unten ersichtlichen 
Grunde wohl der interessanteste sein dürfte. 


1. LA VENTURA EN EL ENGAÑO | COMEDIA | FAMOSA. | 
DEL DOCTOR IVAN PEREZ DE MONTALVAN. 


Dieses Stück von 1—16 foliiert und von A bis D4 signiert, 
scheint in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gedruckt worden 
zu sein. Die Handschrift mit dem Datum 9. Mai 1630 befand sich 
in der Osuna-Bibliothek. In den beiden vom Dichter veröffent- 
lichten Bänden seiner Comedias (1635 bezw. 1635) fehlt es, ebenso 
in den Sammlungen; es war nur als Suelta verbreitet. Ich lasse 
den Anfang und Schlufs folgen: 


Los que hablan: 
El Rey don Juan Tercero de Portugal. Leonar, hija del Rey don Yuan. 


El Conde de la Feria. Mortin, lacayo. 

Auarfifa, fu hermana. Fabio, criado, 

El Marques de Villareal. Fileno y Leonido, labradores. 
Don Iuan de Alencastro. Finea, labradora. 


IORNADA PRIMERA. 


Salen Leonor de labradora con fombrero y bolante par el roftro y el Conde 
de Feria deteniendola. 


Cond. Aparta ferrana el velo, 
del roftro debil defensa; 
che essa nube es poco denfa 
para eclipíar tanto cielo. 
Porque con mil arreboles ... 
Leo. Que cortelanas quimeras! 
Cond. Penetran las vidrieras 
reflejos de tus dos folos. 


Schluts: 
Rey Del caftillo de San Iuan 
ferás fu teniente alcayde. 
Mart. De vna abellanada fuegra 
Vivas las largas edades: 
a la villana tripulo 
nacida en pobres pafiales, 


542 A. L. STIEFEL, 


Rey A los demas en viniendo 
haré merced, porque acabe 
la ventura en el engaño, 

Cond. Anfi es justo que las llames. 


2. LA GRAN | COMEDIA | DE SAN ESTACIO. | DE DON 
ANTONIO MARTINEZ. 


Perfonas que hablan en ella. 


Teodora Leoncio Dorifto 
El Emperador Tir fo Eftacio 
Placido Vn Cofario Libio 
Dantea Aurelia Silusa 
Silvano Adriano. Dos niños. 


IORNADA PRIMERA. 


Tocan un clarin, y fale Teodora. 


Teo. Entre la fofpecha, y miedo 
que me cauía vna trompeta, 
como vencida, y fugeta 
mouer los paffos no puedo. 
El mas oculto lugar 
bufco, por poder viuir, 
fi bien me llega a rendir 
mas que cl temer, el dudar. 


Schlufs: 
Emp. Marche el exercito a Roma... 
Efta Donde da fin el Poeta, 
prometiendo lo que falta 
delta hiftoria en otra parte, 
fi desta perdon alcança. 


16 ungezählte Blatter, signiert von A—D*‘, wahrscheinlich in 
der Zeit zwischen 1650— 1665 gedruckt. Das Stück, welches in 
den bekannten Sammlungen fehlt und nur als Suelta zirkulierte, hat 
Don Antonio Martinez de Menefes zum Verfasser (geb. 1608), 
der von 1653 an in den Sammlungen erscheint und oft mit anderen 
Autoren (Cancer, Moreto, Matos, Rosete etc.) zusammen arbeitete. 


3. TANTO HAGAS QANTO PAGUES. | COMEDIA|FAMOSA | 
DE LOPE DE VEGA CARPIO. 


Die Suelta enthált 18 ungezáhlte, von A bis E? signierte Blátter. 
Der Druck stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. 

Das Stück, welches auch mit dem Titel La /raycion vengada 
unter die Comedias des Moreto geraten ist und von Hartzenbusch 
fúr ein Werk des Rojas Zorilla erklárt wurde, gehórt weder diesen 
noch Lope de Vega, sondern dem Portugiesen Jacinto Cordero. 
Vergl. meine Bemerkungen im Literaturblatt für germanische und 


NOTIZEN ZUR BIBLIOGRAPHIE U. GESCHICHTE DES SPAN. DRAMAS. 543 


romanische Philologie 1889 Sp. 68—69 und 1892 Sp. 197, sowie 
A. Restoris Una collezione di Commedie di Lope de Vega, Livorno, 
Francesco Vigo 1891, Seite 15. — 


Hablan en ella las perfonas figuientes. 


Don Diego Vn efcudero Doña Clara 
Doña Beatriz Garcia, criado Don Lope de Figueroa 
Dona Felix, Caftaño, graciofo, Ines, criada, 


ACTO PRIMERO. 


Salen don Diego, y Castaño. 


Coft. O Madrid, Corte dichofa 
del gran Felipe fegundo, 
tu nombre celebre el mundo; 
agora embidio la profa 
de uno que pide preftado 
fin prenda . d. Die. Nerio quedizes? 


Schlu fs: 


d. Lop. Donde el ingenio y el arte 
diran con exemplos vivos, 
que no ay plazo que no llegue, 
aunque aya tiempo infinito, 

Caft. Ni deuda que no fe pague, 
aunque dure el tiempo filgos. 


4. LA LEALTAD EN LA TRAYCION. | COMEDIA | FA- 
MOSA | DE LOPE DE VEGA CARPIO, | Reprefentola Prado | . 


Hablan en ella las perfonas figuientes. 


El Rey don Felipe. Valerio, padre de Ricardo. 
Dionis, Rey tirano. Alexandro. 

Ricardo. Malxefsi. 

Faustina. Salteadores. 

Teodora. Va correo. 

Tebandro. Soldados. 


ACTO PRIMERO. 


Sale Ricardo, Fauftina, y Teodora. 


Ric.  Detente. Fauft. eftrafia locura, 
tu te atreues. Ric. Porque no, 
fi Vngria en mi fangre vio 
el valor que me affegura. 

Fauft. Mi vafallo eres. Xi. Yo soy, 
fi tu vafallo por ley, 
tan obediente a mi Rey 
que el fer que tengo le doy. 


544 A. L. STIEFEL, 


Confieffo que en el eftado 
de mi Rey tu padre efta; 
mas no, que jufto ferá 
tenerle, pues víurpado 
le tiene tu padre Rey etc. 


Schlufs: 
Teb. Y yo 


a vueftra Magestad pago 
con mi hazienda la gente 
del Bolones, y feys años 
diez mil hombres en campaña 
le suftento. ili. Yo leuanto 
la ley que a cftos vandoleros 
condena a muerte, y les hago 
de mi guarda, que pues ellos 
en defenderme han moftrado 
tal valor, es bien que yo 
les defienda con honrallos. 
Salt! Wn figlo viva tu Alteza, 
Mal. Vueftra Mageftad mil años 
goze efta corona. 
Fili.  Alçad, 
y aqui tenga fin, Senado, 
la lealtad en la trayicon 
y el honor en el agravio. 


Das Stück ist von 41 bis 57 foliiert und von G? bis J signiert, 
also offenbar Bruchstúck eines Bandes; siehe hierüber weiter unten. 
Der Druck gehórt der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts an. Eine 
Handschrift der Comedia befand sich mit dem Datum 22. November 
1617 in Durans Bibliothek (cf. La Barrera Catálogo S. 435). 


5. EL (Druckfehler EE) PRODIGIO DE ETIOPIA | COMEDIA | 
FAMOSA. | DE LOPE DE VEGA CARPIO. | Reprefentola Arias. 


Hablan en ella las perfonas figuientes. 


Teodora. Vandoleros. 
Rufino. Alberto. 
Alexandro. Ysidoro. 
Filipo. Soldados. 
Leopoldo. Demonio, 
Marcia. Angel. 


ACTO PRIMERO. 
Suenan caxas, y falen Teodoro y Rufino, 


Ruf. Donde vas? Zeod. A ver el mar 
que caxa de guerra fuena, 
y es para mi vna fircna 


NOTIZEN ZUR BIBLIOGRAPHIE U. GESCHICHTE DES SPAN. DRAMAS. 


Ruf. 


Fin de la Famofa Comedia del Prodigio de Etiopia. 


la mufica militar. 

El animo me arrebáta, 

los fentidos me fupende. 

Despues que la mar te ofende ... 


Schlufs: 


Y tu Leopoldo a Teodora, 
que ya las pifadas figue 
de la Religion fagrada, 
darás habito felize, 

que fu vida ferá exemplo, 
para que muchos la imiten. 
Y aqui fe acaba, Senado, 
la relacion mas infigne, 

la hiftoria mas admirable, 
que fan Geronimo efcriue. 


545 


Das Stück ist von 1—20 foliiert und von A (1—8) bis C4 
signiert. Papier, Druck und Ausstattung ähnlich wie bei der 
vorigen Comedia. Näheres weiter unten. 


6. LA NECEDAD DEL DISCRETO | COMEDIA | FAMOSA | 
DE LOPE DE VEGA CARPIO. | 


Hablan 


en ella las perfonas figuientes. 


El Rey de Vngria Albano, Cauallero 


La Princefa Catalina 


La infanta, fu hermana Rofelio, Principe de Alemania. 


Aldonça, criada 
Tamayo, lacayo. 


Carlos, Principe de Alemania 
Alexandro, Secretario. 


IORNADA PRIMERA. 


Efteuan, Principe de Inglaterra 


Salen el Rey, la Princefa, y la Infanta, y Aldonga y Allano y acompaña- 


Rey 


miento. 


Oy, Princela, y Infanta, 
mi dicha en alto trono fe leuanta, 
pues depofita el Ciclo 
de omenages de luz tan alto buelo 
en la belleza pura, 
que eternidad de figlos aflegura, 
de dos hijas tan bellas, 
que embidia dan al Sol cifrado en ellas. 


Schluß. 
Doyte pues, 
mas no quiero darte nada, 
qne al Senado enojart, 
con dos necedades bafta 


Zeitschr. f rom Phil, XXX, 35 


546 A. L. STIEFEL, 


en efta ocafion, pues fue 
la del diícreto tan grande, 
que della perdon me dén. 


Druck aus der ersten Hálfte des 17. Jahrhunderts; 18 gezáhlte 
und von A bis C2? signierte Blätter; offenbar eine Suelta. Die 
Comedia findet sich auch im 25. Bande der Comedias Lope de 
Vegas als 10. Stück. 


7. A LO QVE OBLIGA EL SER REY. | COMEDIA | FA- 
MOSA. | DE LOPE DE VEGA CARPIO. | Representola Prado. 


Hablan en ella las perfonas figuientes. 


Don Ximen, galan El Rey D, Alonfo el Subio 
Abril, graciofo Seys Ladrones 
Doña Hipolita, dama Laura, criada 
El Conde de Lara, viejo Doña Violante 
El Infante don Felipe. Ortun, criado. 


ACTO PRIMERO. 


Abril A eftas horas fin dormir 
bien pudieramos los dos 
jurar de grulas por Dios. 

D. Xt. Abril dexame venir 
a adorar eftas paredes, 
porque como tengo dentro 
toda cl alma fon mi centro, 


Schlufs. 


Infant Guardate el cielo, y el mundo, 
nuevo Trajano te llame. 

D. Xi. Y a lo que obliga el fe(r) Rey, 
defta manera fe acabe, 
fin muerte, ni cafamiento 
que ha fido dicha notable. 


Diese Comedia ist von 21 bis 40 foliiert und von D (Druck- 
fehler A) bis F4 signiert. Papier, Druck und úberhaupt die ganze 
Ausstattung sind vóllig wie bei dem drittlezten Stúcke (Za Lealtad 
en la Traycion, mit dem sie offenbar einen Band gebildet hatte. 
Der Text der Comedia endet Fol. 39? Die nächsten Seiten 
39* und 40* sind dutch eine Romanze ausgefüllt, welche beginnt 


Oyd pastores de Henares, 


die letzte Seite ist leer. — Das gleiche Fragment befand sich, wie 
Rennert (Zhe Life of Lope de Vega, Glasgow 1904, S. 493) mit- 
teilt, in einer anderen Bibliothek. Das Stúck wird in der 10. parte 
der Comedias nuevas escogidas (als 7. der Sammlung) dem Luis de 
Velez de Guevara zugeschrieben. 


NOTIZEN ZUR BIBLIOGRAPHIE U. GESCHICHTE DES SPAN. DRAMAS. 547 


8. LA HONRA | POR LA MVGER. | COMEDIA | FAMOSA. | 
DE LOPE DE VEGA CARPIO, | 


Hablan en ella las perfonas figuientes. 


Vberto, Conde La Reyna de Vngria 
Margarita, Condefa Leonido, Marques 
Porcia, criada Conrado, priuado 
Valon, graciofo Laurencio, viejo 
Aufonto, caualleriso Ruperto, labrador 
El Rey de Vngria. Muficos. 


ACTO PRIMERO. 


Salen el Conde y la Condefa, cada vno por fu parte, dandoles de veftir 
Porcia y Valon, y muficas cantando. 


Cantan Al rayo del fol de Abril 
fu nieue peynan los montes, 
por dar a fus viejas canas 
nuevas tapetes de flores. 
Los arroyas que otras vezes 
arena por agua corren, 
compitiendo con los rayos, 
de madre falen ferozes. 
Cantan las aves del dia, 
y las nocturnas fe esconden 
que como a las fombras aman, 
tienen a la luz por noche. 
mas ay del que las oye, 
celofo de fu bien, loco de amores. 
Cond. Y dichofo del que ama 
ageno deflos defuelos, 
fin temer desden, ni celos. 


Schlufs: 


Reyna Venid condefa gallarda. 

Rey Mi lado, Conde, ocupad, 
que todo efte honor alcanza 
la honra por la muger: 
y aquí la comedia acaba. 


Diese Suelta ist nicht foliiert, sondern nur signiert von A 1—4 
bis Et (20 Blatter), Druck aus der ersten Hälfte des 17. Jahr- 
hunderts. Das Stück steht auch in der XXIV* parle de las Co- 
medias de Lope de Vega ... y las mejores que hasta aora han salido .. 


Caragoça 1633. 


9. LOS DOS FERNANDOS DE AVSTRIA. | COMEDIA FA- 
MOSA | DE DON ANTONIO COELLO. 


35* 


548 A. L, STIEFEL, 


Hablan en ella las perfonas figuientes. 
El feñor Infante, Cardenal Gustabo de Horns 


Don Luis de Contreras Toribio, Graciofo. 

El Marques de Leganes Brafiigal, fegundo graciofo. 
El Conde Gala fo Mari Carrafco 

El Duque de Lorena Marina 

El Duque de Weymar Laura, Dama 

El Rey de Vngria. Soldados. 


IORNADA PRIMERA. 


Tocan a rebato, y fale Don Luis con la efpada defunda, de foldado, y faca 
de la mano a Madama Lauras, 


D. Lusi, Bella Alemana ya eftas 
en mi poder, ya no queda 
en todo Lanfur quien pueda 
hazerte defensa mas: 
buelve los ojos, verás 
la crueldad mas peregrina, 
todo a mi valor fe inclina, 
la cenizas han volado, 
ni aun con laftima han quedado 
fefiales de fu ruina. 


Schlufs. 
Inf. Dezid, que mi hermano viva. 
R. Para que la Fé fe enfalce, 


para que mis triunfos ceffen. 

Inf. Y para que cn efto acaben 
los dos Fernandos del Austria 
halta la fegunda parte. 


Suelta von 18 ungezählten Blättern, signiert von A 1—4 bis E2, 
Druck aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Das Stück, eine wahre 
Staats- und Hauptaktion aus dem 3ojáhrigen Kriege befindet sich 
auch in der seltenen Sammlung Doze Comedias nuevas de diferentas 
autores, las mejores que hasta ahora han falido ... Parte XXXXXVII. 
Año 1646. En Valencia, A cofta de Juan Sonzoni 49 als 9. Comedia. 


10. EL MEJOR TVTOR ES DIOS | COMEDIA FAMOSA | DE 
LVIS DE BELMONTE. 


Suelta von 16 Seiten, signiert von A bis Dt, Der schlechtere 
Druck, das schlechtere Papier weisen ihr ein júngeres Alter zu. 
Sie wird den sechziger Jahren angehören. Das Stück, das gleich 
Shakespeares Zempes! mit der lebendigen Schilderung eines Seesturmes 
anhebt, ist mir schon oft als Suelta vorgekommen. Es findet sich 
auch in der XXVIII. parte der Comedias nuevas escogidas. 


NOTIZEN ZUR BIBLIOGRAPHIE U. GESCHICHTE DES SPAN. DRAMAS. 


En. 


Ra. 


Anfang: 
Dentro Marineros. 


. Ferra de gauia, que el viento 


lleua con fuerca cruel 
a las peñas el baxel 


. Amoyna. 3. Aoica 
I. Elemento . 


feroz, que en foberuias olas 
burlas fufpiros y quexas, 
porque entre efpumas no dexas 
fiquiera efperanças [olas? 


. Alija. 3. Alija. 


Schlufs: 


A la hermana Alexandrina 

dará de efpolo la mano; 

y Gouernador de Efpafia 

ferà: efto cielo, os confagro 
Cafamientos de milagro 

fon. Zm. El alma no fe engaña. 
Vamos a cafa; y los dos 

veftid galas. Sera. Nueua gloria; 
porque diga nueftra hiftoria 

que el buen pagador es Dios. 


949 


Nach dem Schlufsvers scheint Belmontes Comedia auch den 
Titel Buen pagador es Dios gefúhrt zu haben. 


11. EL VALOR TODO LO ALLANA | COMEDIA | FA- 
MOSA. | DE FRANCESCO SERRANO CARIMO. | 


Hablan en ella las perfonas figuientes. 


El Rey 
Federico 
Ludovico 
Flor 


Celagio, viejo. 


Lud. 


Margarita 

Serafina 

El Conde 

Garrote 

Soldados y accompañamiento. 


IORNADA PRIMERA. 
Sale Flor y Ludouico. 


Centro que a mi fer rendifte, 
dia que a mi amor lleuafte, 

fol que a mi pecho abralafte, 
esfera donde confifte 

mi bien, pues muerte me difte; 
dulce mas que no feuera, 
dichofo fuceflo efpera 

el que viene como vengo, 


550 A. L. STIEFEL, 


quando de mi parte tengo 
Centro, dia, fol y esfera. 

De efla esfera, Flor hermoßa, 
venturofo fuego foy etc. 


Schlufs: 


Fed. Ya que humilde de fus faltas, 
Serrano vn esclauo vueltro, 
os pide que perdoneis 
de fus borrones los yerros, 
efcritos con la efperança 
de hallar en vueftros ingenios 
el afilo del peligro, 

y antidoto del veneno. 


Aufserordentlich seltene Suelta, ungefáhr aus der Zeit um die 
Mitte des 17. Jahrhunderts; 16 ungezählte und von A 1—4 bis D 
signierte Blátter. Von dem Verfasser scheint nichts bekannt zu 
sein. La Barrera führt (Catálogo S. 309") unser Stück und noch 
ein zweites: Z/ Rayo de Cataluña, y prodigio de Aragon primera y 
segunda parte, Reprefentola Coronel an und nennt den Verfasser, 
über den er nichts zu berichten weils, Don Francisco Serrano y 
Carcímo. Dann erwähnt er noch einen weiteren Francisco Serrano 
und von ihm eine im Vergel de entremeses y conceptos del donaire 
(Zarag. 1675) gedruckte Mogiganga El Doctor Alcalde. Ich glaube, 
beide Serranos sind eine Person; auch im vorliegenden Stücke 
nennt sich der Dichter in den Schlufsversen schlechtweg Serrano. 
Ob er Carimo oder Carcimo als zweiten Namen führte, kann ich 
nicht entscheiden. Über die Zeit seines Auftretens gibt der Um- 
stand, daís Coronel das eine seiner Stücke aufführte, einen aller- 
nicht ganz sicheren Anhaltspunkt. Fin Coronel war 1617 und 
1622 bei der Auffúhrung von Stúcken Lope de Vegas beteiligt 
(cf. La Barrera Nueva Biografia S. 441). Der stark kultistische Stil 
von El Valor todo lo allana «weist freilich auf eine etwas spátere 
Zeit. Aber konnte Coronel nicht noch viele Jahre spáter tátig ge- 
wesen sein? In den Jahren 1617, 1622 war er einfacher Schau- 
spieler und gewiís verging noch lángere Zeit, bis er Schauspiel- 
direktor (autor de comedias) geworden war. Jedenfalls werden 
wir nicht an Barbara Coronel, das berüchtigte Mannweib „muger 
casi hombre y la amazona de las farsantes de su tiempo“ bei 
obigem Stücke denken dürfen. Diese Nichte des berühmten 
Komikers Juan Rana starb 1691, ihre Tätigkeit fällt also in die 
2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, während das Vorhandensein unserer 
Suelta die Tátigkeit Serranos ,spátestens vor die Mitte des Jabr- 
hunderts rúckt. Hiefúr dúrfte noch ein Umstand sprechen. Alvaro 
Cubillo de Aragon schrieb ein 1632 bereits bekanntes Stück Æ7 
Genizaro de España y Rayo de Andalusia. Hievon scheint der obige 
Titel £7 Rayo de Cataluña y prodigio de Aragon, eine Nachbildung 
zu sein. Die Übereinstimmung erstreckt sich sogar auf den Um- 


NOTIZEN ZUR BIBLIOGRAPHIE U, GESCHICHTE DES SPan, DRAMAS. 551 


stand, dafs beide Dichtungen je 2 partes haben. Da wir auf alle 
Fälle — ob nun Serrano der Nachahmer Cubillos war, was mir 
das wahrscheinlichere zu sein scheint, oder Cubillo Serrano nach- 
ahmte — die Dichtungen der beiden Autoren zeitlich nicht zu 
weit auseinander rúcken dürfen, weil bei der ungeheuren Menge 
von Comedias, welche die Bühnen überschwemmten, die Stücke 
von Dichtern 2. oder 3. Ranges zu rasch vergessen wurden, so er- 
gibt sich wiederum die Zeit vor der Mitte des 17. Jahrhunderts 
als jene, die wir für die Tátigkeit Serranos festhalten kónnen. 


_ 12. COMEDIA | FAMOSA | DONDE NO ESTA SV | DV- 
ENO ESTA SV DVELO | DE DON GVILLEN DE CASTRO, 


Perfonas que hablan en ella. 


Don Diego, Capitan, Doña Juana. El Principe de Parma. 
El Conde. Sabina, criada, Don Juan, viejo. 
Banquete, locayo, vn Page. Criados, 

Aurelia, dama, Leonor. Tres, à quatro foldados. 


Otras figuras de poca confideracion. 


IORNADA PRIMERA. 

Sale Don Diego y el Conde. 
Cond, Eftremadamente os veo 

con vueltra fuerte dichofa 

contento. 
Dieg. Tengo vna elpofa 

a medida del defeo; 

la dicha que yo be tenido 

ni fe efcriue, ni fe fabe. 


Schlufs: 


Aur, Agora dame tus bragos. 

Diep. Toma los braços, y el alma: 
y acabe aqui la Comedia, 
pues eftos exemplos bastan 
para que eltime a mi efpola, 
para que afsifta en mi caía, 
para que no me aduierta mi rezelo, 
donde no eftá fu dueño, eftà fu duelo, 


Suelta aus den sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts, 16 nicht 
gezáblte aber von A bis D4 signierte Blätter. La Barrera erwähnt 
das Stück (Catál, Seite 83) unter den Sueltas, Schaeffer (Gesch. 
des span. Nationaldramas I, 230) widmet ihm ein par Worte. Er 
vermifst darin ,die unserem Dichter charakteristische Melodie“ der 
Sprache und Versifikation. 


552 A. L, STIEFEL, 


13. DONDE AY VALOR AY HONOR. | COMEIA | FAMOSA 
DE DON DIEGO DE ROSAS, | 


Hablan en ella las perfonas figuientes. 


El Rey Carlos Chapin, graciofo 
El Principe Rofaura Flora 
El Marques. Aurora. Muficos. 


IORNADA PRIMERA. 


Salen el Rey, el Principe, Aurora, y Rosaura, damas, por una puerta, y por 
otra Carlos, Chapin y el Marques de camino, 


Rey Con eftas mueftras de amor 
quiero recebir, y honrallo 
a Carlos, porque es vasallo 
[digno] de tanto fauor. 

Car. Carlos llega ya à los pies, (Llega) 
fenor, de tu Mageftad. 

Rey No, no, a mis bracos llegad, 
ved al Principe, y defpues 
befalde la mano a Aurora. 


Schlufs: 


Mar. En alegres ocasiones 
los males han de fer mudos. 
Cha.  Dizes bien, pues tus cícudos (Apar.) 
fe han quedado entre renglones. 
Rof. Pues fi el faber perdonar 
mueftra valor, y dà honor, 
humilde os pide cl Autor 
el perdon que fabeys dar. 


Vanfe todos. 


Suelta aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, 16 gezáhlte 
und von A bis Di signierte Blätter. 

Über das Stück urteilt A. Schaeffer in seiner Geschichte des 
spanischen Nationaldramas 1 p. 462, sehr abfállig, meines Erachtens 
mit Unrecht. Der Verfasser, Don Diego de Rosas y Argomedo — 
wie er sich auf einer in meinem Besitze befindlichen sehr seltenen 
Suelta aus der ersten Hälte des 17. Jahrhunderts nennt — ist der 
Bruder eines gleichfalls als Dramatiker tátigen Don Christoval 
de Rosas und lebte gleichzeitig mit Luis Velez de Guevara, 
der ihn im Diablo Cojuelo anfúhrt. Sein obiges Stück wurde auch 
Rojas Zorilla, und in der XXXII. parte der Comedias de diferentes 
autores Don Diego de Rojas zugeschrieben. Betreffend der Ver- 
wirrung, die bei La Barrera (Catálogo p. 344) úber diese Namen 
Rojas, Rosas, Rozas und Roxas herrscht vgl. meine Darlegungen 
in der Zeitschrift für romanische Philologie Bd. 15, Seite 126f. 


NOTIZEN ZUR BIRLIOGRAPHIE U, GESCHICHTE DES SPAN, DRAMAS, 553 


14. DAR CON LA MISMA FLOR. | COMEDIA | FAMOSA | 
DE DON IUAN DE ALARCON Y MENDOZA. | 


Suelta aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, 16 gezählte 
und von A bis D4 signierte Blätter. Das Stück, auch unter dem 
Titel Quien engaña mas a quien gedruckt (45. parte der Comedias 
nuevas escogidas) ist bekanntlich eine refundicion des älteren Dramas 
El desdichado en fingir des Alarcon (cf. La Barrera Cas, S. 350). 
Unsere Suelta bietet eine Anzahl Varianten gegenüber dem Texte 
in Hartzenbusch's Ausgabe (Biblioteca de Autores españ. Bd. 20). 


Soweit der Inhalt dieses Sammelbandes. Ein besonderes Inter- 
esse erheischen darin die 4., 5. und 7. Nummer, weil sie offenbar 
Bruchstúcke irgend einer Sammlung sind, und zwar ge- 
hóren vóllig zusammen No, 4 und 7. Beide stimmen úberein in 
Papier, Druck, Bezeichnung der Signaturen (X 1—8); beide haben 
auf der ersten Seite die ganz gleiche charakteristische Randver- 
zierung oben vor dem Titel, ferner die Angabe Reprefentola ..., 
dann die Bezeichnung Acto statt Jornada, einen breiten Quer- 
strich nach der Personenliste und am Ende ein sehr grofses FIN. 

Dss 5. Stück stimmt im wesentlichen damit úberein; nur 
ist die Randverzierung etwas einfacher. Sie besteht hier aus 19 È 
kleinen aneinander gereihten Ornamenten áhulich dem neben 
stehenden. Bei den beiden Stücken ggy sind aber in der Mitte 
zwei über-einanderstehende Kreuze und ®° rechts davon 8, links 9 
solcher kleiner Zeichnungen dann fehlt x bei No. 5 der Querstrich 
und am Ende das grofse FIN. Dafür les en wir: Fin de la 
famofa Comedia del Prodigio de Etiopia. 

Ich schliefse aus allem diesem, dafs alle 3 Stúcke von einem 
und demselben Drucker herrúhren, dafs aber No. 5 wegen 
seiner einfacheren Ornamentik einem álteren Bande angehòrt No. 4 
und 7 gemeinsam einem júngeren. 

El Prodigio de Etiopia hat die Foliierung 1—20. Die Comedia 
könnte also ebensowohl eine Suelta als das erste Stück einer 
Sammlung sein, Sie für das letztere zu halten, dazu bestimmt 
mich die Randverzierung, die Angabe Representola Arias, dann der 
Schlufs: Fin de la famo/a Comedia etc., eine Bezeichnung, die meist nur 
bei Sammlungen vorkommt. Halten wir Umschau, ob £7 Prodigio 
de Etiopia irgendwo als Teil einer abgeschlossenen Sammlung an- 
gegeben wird, so machen wir die Entdeckung, dafs nach Faxardo 
die Comedia einen Teil der Parte veinte y seis de Lope de Vega 
Carpio .. (y otras autores) "Zaragoza 1645 gebildet, die nach La 
Barreras sicherlich richtiger Vermutung bereits 1632/33 einmal ge- 
druckt worden war, einer Park, die zu den extravagantes oder 
nach Lopes eigner Angabe zu den ,4bros supue/tos* zählte. £l 
Frodigio de Etiopia würde dann das erste Stück des verlorenen 
Bandes gebildet haben. Schack (Geschichte der dramatischen Literatur 


$54 AL. STIEFEL, 


und Kunst in Spanien, Nachträge, Seite 42 wies bereits 1854 auf 
den Tomo 132 in der Osuna-Bibliothek hin, in welchem sich unser 
Stück, wahrscheinlich die gleiche Ausgabe, befindet. 

Die beiden anderen Comedias passen mit ihrer Foliierang 
vollkommen zusammen: 

A lo que obliga el fer Rey Folio 21—-30, 
La Lealtad en la Traycion - 41—57. 
Sie sind also sicher Bruchstücke eines verlorenen Bandes Solche 
Fragmente spanischer Comedias-Sammlungen kommen öfters vor. 
Graf Schack erwähnt in seinen Nachträgen S. 42 und 43 mehrere, 
darunter zwei .eines Bandes der Nationalbibliothek zu Madrid, 
der den Titel führt; Doze Comedias de Lope de Vega Carpio. 
Parte veynte y nueve. en Guesca por Pedro Luson Año 1634.“ 
„Dieser Titel“, fügt Schack hinzu, „ist den Comödien, welche ur- 
sprünglich offenbar nicht zusammengehörten, in Folge einer Buch- 
händlerspekulation vorgesetzt worden.“ Ob sich Schack nicht irrte? 
Ob nicht der Titel doch echt ist? Öfters kommt es vor, dafs sich 
das Titelblatt einer solchen Sammlung und ein paar Stücke daraus 
erhalten haben, während die übrigen heraus gerissen, zerlesen oder 
auf eine sonstige Weise vernichtet worden sind. Ein späterer Be- 
sitzer lieís dann zu dem Verbliebenem neue Stücke binden. Von 
den ıı Stücken, die Schack als Inhalt der Sammlung angibt, tragen 
zwei Foliierung: 
Querer mas y sufrir menos Folio 58—81 
La Paloma de Toledo, Representola Avendaño Fol. 121— 140. 


In Salvá's Cálalogo Bd. 1, Seite 548 ist ein Fragment erwähnt: 
La Estrella de Sevilla Fol. gg—-120. 


Fügen wir diese 3 Stücke den obigen beiden hinzu, indem 
wir sie zugleich alle nach den Blattzahlen ordnen, so ergibt sich 
folgende Liste: 

1. Blatt 1—20 ? 
n 21—40 A lo que obliga 


2. 

3» 41—57 La Lealtad 

4. n 58—81 Querer mas y sufrir menos 
5. n 82—98 ? 

6. , 99—120 La Estrella de Sevilla 

7. » 121—140 La Palomo de Toledo 


Auf diese Weise hátten wir, vorausgesetzt, dafs die Ausstattung 
von No. 4, 6, 7 die gleiche wie die von 2 und 3 wäre, die vordere 
Hälfte eines Bandes Lope'scher Comedias. Es kann sich natürlich 
nur um einen der sogenannten ex/ravagantes handeln. Vielleicht 
gerade um den 29. Band. Blatt 1—20 wird vielleicht durch eines 
der übrigen Stiicke des von Schack angegebenen Inhalts ausgefúllt 
das von 1—20 foliiert ist, die Bezeichnung Reprefentola ... trágt 
und die gleiche Randverzierung aufweist. 


NOTIZEN ZUR BIBLIOGRAPHIE U. GESCHICHTE DES SPAN. DRAMAS. 555 


Vielleicht bildete das von Schack (Nachtráge S. 42) erwáhnte 
Bruchstúck im 132. Bande der Osuna-Bibliothek den Schluís unseres 
Bandes. Es enthált 4 Comedias, námlich 


Nuestra Soñora de la peña, 


El Leon Apostolico y Cautivo coronado, foliiert von 
El Esclauo fingido, Seite 171 
Don Manuel de Sosa y naufragio prodigioso y —270. 


el principe trocado. 


Schieben wir in die Lücke zwischen Blatt 141—170 noch eine 
Comedia ein, so hátten wir gerade die Zwólfzahl von Stücken ge- 
wonnen, welche Sammlungen spanischer Comedias im 17. Jahr- 
hundert zu haben pflegten. Freilich ging das achte Stúck mit 
3o Bláttern etwas úber den gewóhnlichen Umfang der Comedias 
hinaus; allein ein derartiger Fall gehört nicht zu den Unmöglich- 
keiten. Lopes Carlos el Perseguido im 1. Bande seiner Comedias 
enthält auch 30 Blätter, seine Arcadia im 13. Bande mit Dedikations- 
schreiben 28 Blätter. Jene 4 Comedias umfassen gerade 100 Blätter, 
wobei auch auf ein Stück durchschnittlich 25 Blätter entfallen. Mafs- 
gebend für die Richtigkeit oder Unrichtigkeit meiner Vermutung 
— mehr wollen meine Ausführungen nicht bedeuten — wäre 
natürlich die äufsere Ausstattung des Fragments, über welches 
Schack leider nichts Näheres mitteilte. 


(Fortsetzung folgt.) 


ARTHUR LUDWIG STIEFEL. 


Notes d’étymologie romane. 
Deuxiéme série. 
(S, Zeitschr. XXX, 307). 


I. Francais. 


Barbacane. 


Le sens ancien du mot est: ouvrage de fortification percé de 
meurtrières. Les efforts tentés pour faire venir ce terme de l'Orient 
— soit du pers. bálakhaneh, fenêtre (Wedgwood), soit de l’arabe 
barbakh, canal (Devic) — ont jusqu'ici échoué. On a dernièrement 
proposé d'y voir une création indigène, une application méta- 
phorique: tantôt barbe de chien, barba canis, image suggérée à 
la fois par l'aspect en quelque sorte hérissé des pieux de cette 
palissade primitive et par leur forme dentelée (Körting); et tantôt 
barbe blanche, barba cana, à cause des stalactites de glace qui, 
l'hiver, pendent aux barbacanes (Mistral). 


Le mot apparaît d’abord dans un document bas-latin de 1163, 
provenant de Marseille (v. Du Cange). L’extérieur hérissé de pointes de 
cette sorte de parapets servait à masquer un fossé, un pont, etc. 
L'italien barbelta designe, comme terme de fortification, un parapet 
pour les canons, et le portugais barbarote (de barbaga, grande barbe) 
a précisément le sens de barbacane. Le point de départ de cette 
nomenclature technique, c’est la ressemblance plus ou moins 
frappante entre une barbe hérissée ou chenue et l'extérieur escarpé 
de ces murailles (cf. hérisson, poutre garnie de pointes de fer qu’on 
met aux portes d'une ville, répondant au sens de ,herse“ que 
barbacane a dans la Chronique rimée de Godefroy de Bouillon, v. 
Gachet). Le patois du Pas-de-Calais en a gardé le souvenir: 
barbacane y signifie colline escarpée, inaccessible, 

La forme italienne barbacane est empruntée au français (XII° 
siècle), qui à son tour réfléchit le bas-latin /arbacana. Le sens du 
provençal barbacano, corbeau ou pierre en saillie qui soutient une 
poutre, explique le parmesan barbacan: „legni che servono a calzare 
i pontoni dei cavalletti di tetto“, et ce dernier se trouve être 
synonyme de monaco, moine, c’est-à-dire homme à barbe (cf. anc. 
fr. moinel, moinet, bastion plat au milieu d'une courtine, propr. 
moinillon). 


NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE. 557 


Par analogie à ses ouvertures, la barbacane a également prêté 
son nom pour désigner soit une lucarne (wallon de Namur darbe- 
quenne), soit une caverne (pr. bardacano) ou cavité formée par une 
saillie de montagne. | 


Bariolé. 


Pour exprimer la diversité des couleurs, le français a souvent 
recours à des noms de pierres (jaspe, marbre) ou d'oiseaux qui 
présentent une variété de coloration, tels que la grive, la pie, etc, 
Un autre procédé est de prendre comme point de départ la ligne 
et ses croisements sur la peau des animaux ou sur les étoffes, à 
savoir: 

bringé, Normandie, tacheté (bœuf, taureau), de bringe, verge 
(v. aussi Littré, Suppl); 

riolé, anc. fr., bigarré, d'un primitif rie, ligne (de l'aha. riga, 
id.), dim. riol à l'instar de prole, petite pie, qui a donné piolé; 
l'italien dit également rigato, rayé (de riga, ligne) et rıgafino, tissu 
de deux couleurs; 

vergé, fr. mod. en parlant d'une étoffe, et vergelé, en parlant 
de la peau, anc. fr. vergel/, bariolé (Cótes-du-Nord vergelée, vache 
noire tachetée de blanc), et vergier, rayé, bigarré — tous tirés de 
verge et de ses diminutifs vergele et vergete; de même, it. vergato 
(= vergé) et vergolalo (= vergelé), rayé, bariolé,i Rouergue ver- 
golhat, id. 

Le synonyme de verge est barre, qui a fourni à son tour: 
Berry, etc. barré, bigarré (du bœuf et de la vache), et darrage, 
étoffe de laine rayée; de même qu'on donnait jadis aux Carmes 
le nom de barrés (Rutebeuf) à cause de leurs manteaux bariolés, 
ainsi aujourd'hui, dans le Morvan, barrés désignent, pour la même 
raison, les gendarmes. 

C'est sourtout le diminutif de barre qui a été utilisé dans ce 
sens, à savoir: 

barrolé, anc. fr., rayé (1546: tiretaine? ¿arrolée), tiré de barrole, 
petite barre; 

barriolé, forme plus moderne (1617: escarpins descoupez, bar- 
rioles), écrit aujourd'hui bariolé et qualifié par Le Duchat de mot 
bas et récent; tiré de darriole, petite barre (cf. barréoles, appareil 
de gymnastique consistant en quatre poteaux de bois). 

Il s'agit, on le voit, d'une formation indigène suivant un pro- 
cédé habituel de l'intelligence populaire. L'origine moderne de 


1 C'est à tort que Caix (Studi, n° 654) voit, dans vergato, une aphérèse 
du lat, variegatus, bigarré, et dans vergolato, une altération pour *variegolato. 
Cf. Du Cange: virgulatus, 

2 Cité par Delboulle, dans la Revue d'histoire littéraire, vol. VI. 

® Dans Ménage: „Ce mot bariold n'est guères en usage que parmi la 
populace de Paris, qui s'en sert pour mépriser les gens de livrée, qui portent, 
disent-ils, des habits bariol&s.“ 


1 


558 LAZARE SAINÉAN, 


barsolé doit écarter toute connexion avec le latin, dont on ne cesse 
de le dériver depuis deux siécles.! 


Bigarre. 


Parmi les noms d’animaux qui ont servi à l’expression du bario- 
lage, nous avons omis de mentionner les insectes, et principalement la 
mouche, d’où mouchet‘,; ajoutons la guépe, au corps bigarré (Guer- 
nesey pimpernuche, guépe, propr. bariolée), le frelon et le taon, 
aux corps tachetés. Ces deux derniers s'appellent, en provençal, 
bigal (Lang.), digar et bijar (Gasc.), à côté de drigau (Lim.; Poitou 
bregau, frelon, Berr. brigaua). De là, les verbes dérivés: 

bigalha (bigaia), barioler, à côté de ¿rigalha (brigaia) et dre- 
galha (bregaia), id.; Berr. brigatller, Poit. brigaler, Lorr. brigole, 
Genève barigole et Yon. barrigowlé (ces deux derniers sous l’in- 
fluence analogique de bariolé), Frib. bregolé; 


bigarra et bijarra, barioler, d’où fr. bigarrer (1530, Palsgrave: 
Pourquoy bigarres tu ton saion en ceste facon?), à côté de l’anc. 
bigearrer (Ol. de Serres: Les fruits s’en diversifient et digearrent). 


Le terme digarrer est une des nombreuses créations verbales 
du XVI: siècle; Pasquier (Recherches, 377) le considère encore 
comme un terme récent. Il est en effet contemporain de darioler, 
dont il a parfois subi l'influence analogique (cf. Yon. bigarrolé et 
Poit. digarl£). 

Le provençal l’a également fourni au piemontais (digar?), à 
italien (0igherato, orné de dentelles, d'où digherino, dentelles de 
fil, propr. bigarré), au catalan (digarrar) et, par l'intermédiaire 
de ce dernier, à l’espagnol (digarrado). 

Voilà pour la forme; quant au sens, il y a plus d’une remarque 
intéressante à faire. 

Le frelon est très irritable et d’humeur batailleuse. L’srritare 
crabrones, de Plaute, revient dans Rabelais (111, 14: Comme en pro- 
verbe l’on dit, ¿rriler les freslons ..., esveiller le chat qui dort); 
taquin comme une guépe et courroucé comme un frelon (Rolland, 
III, 271, 274) sont des locutions analogues. De là, le sens d’irriter 
de l’anc. fr. digarrer (Paré, VIII, 23: Ce qu’ aucuns digarrés hors 
de saison ne veulent concéder), à côté de bigrarrer, se disputer 
(dans la Satire Menipie, auj. dans le Berry) et de digarrure, dis- 
pute ( Sat. Mén.: sans partialite ni bigarrure). 

»On voit par quelques exemples, dit Littré, qu'on a confondu 
bigarrer avec bizarre, qu'on écrivait bigearre, et qu’on en a fait 
bigearer; mais cela ne peut être considéré que comme une 
erreur.“ 

Le véritable état des choses est tout autre. Les trois 


1 Soit d'un type *varsolatus, de varius, divers (Le Duchat) ou de *barri- 
pulatus, modification orthoépique tirée du même var:us (Parodi); soit un com- 
gosé de bar-rigola (Diez) ou bis-regula (Darmesteter); v. Körting. 


NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE. 559 
formes — bigearre, bizarre et bisarre — tout en ayant une origine 
foncièrement identique (v. ci-dessous), n'en sont pas moins in- 


dépendantes: la première est de provenance méridionale, la deuxième 
vient de l'Italie et la troisième, de l'Espagne. Bigearre a précédé 
bizarre, qui n'a pris le dessus qu’à la fin du XVII: siècle (Vaugelas 
admet encore les deux formes); c’est lui qui figure dans les éditions 
de Régnier (bigearres façons) et de Racan (éijarre esprit); Des 
na Ne que Paré et Ol. de Serres, ne connaissent que digearre 
(v. Littré). 

Il er peut donc étre question d'une confusion ou erreur, mais 
plutôt d'une évolution originale du sens de ,bariolé* (le forézien 
possède encore digearre, bigarré, en parlant des vaches) passant a 
celui de ,étrange“, qui s'écarte du goût ordinaire: les ,opinio: 
bigearres“ de Des Périers sont simplement des opinions de diverses 
couleurs (cf. couleur, au sens d'opinion) et ne difièrent pas essen- 
tiellement de „la digearre madreúre de la racine de bouis“, d'Ol. 
de Serres. Lorsque ce dernier parle de „la bigearrure des jeunes 
mulets“, il fait allusion au naturel emporté (v. plus haut) de la 
bête, qu'il décrit comme „capricieux, bigearre, de difficile con- 
duite*. 

En un mot, bigearre et bigearrer se rattachent également á 
bijar, nom gascon du frelon:! de lá, d'une part, le sens de bigarré 
(cf. mouche”); de l'autre, celui d'emporté (cf. pr. bourdesc, id, de 
bourdou, bourdon) et d'étrange (cf. pr. mouscarous, capricieux). 


Cajoter. 

„De caveolare, par métaphore, tirée des oiseaux qui chantent 
en cage“; et cette étymologie de Ménage se retrouve chez Diez 
et chez Kórting. Son moindre inconvénient est de prendre pour 
point de départ le sens secondaire (gagner quelqu'un par la parole 
ou par le geste) et de faire ainsi abstraction de l'acception primaire 
(chanter, en parlant du geai). Or, ce dernier sens explique facil- 
ment le premier (= enchanter par la voix ou en caressant), mais 
non pas inversement. A cela s'ajoute un troisième sens, dont 
il faut tenir compte, le wallon cajo, bigarré (et enjolive). L’éty- 
mologie, pour être satisfaisante, doit convenir à cette triple 
acception, 

C'est précisément un des noms? méridionaux du geai qui 
répond à cette exigeance: pr. gach, Toulouse gaje! (Gard gachel), 
répondant au Tessin gagía, geai, et parfois pie (anc. pr. gacha et 
it, ga@#a, pie et geai), leurs habitudes étant communes. Un di- 


1 C’est Schuchardt (Zeitschrift, XI, 500) qui a ramené la recherche de 
l'origine du mot (égarée sur des types *biguadrare et *bivariare) dans sa véri- 
table voie, en y voyant une formation indigène: il part du pr. prea, pie, 
d'où il tire pigadha et bigalha, barioler, devenu bigarra, bigarrer, par l'in- 
trusion (inexpliquée, dit-il) de éiga/, bigar, taon, frelon, 

2 Rolland, Fuune populaire, II, 142. 


560 LAZARE SAINÉAN, 


minutif gajole, parallèle à gajef, devenu par dissimilation cajole (ca- 
geolle), a fourni le verbe cajoler (cageoller, cajoller), aux acceptions 
suivantes : 

1. Chanter ou crier, du geai ou de la pie (Paré, Animaux, 25: 
Ils piolent comme poullets, ils cageollen! comme les gays; Oudin: il 
cajolle comme une pie borgne), répondant à Pit, gaszolare, cajoler 
comme une pie (Duez); 


2. Chanter, en général (J. le Houx, dans Littré: Vaut mieux ... 
un vau de vire cajoler que mal parler); 


3. Bavarder ou jaser comme le geai ou la pie, qui imitent 
toute espèce de cris et de sons, et apprennent facilement à parler 
(Colletet, Zracas de Paris: Cependant nous cajolons sans regarder 
où nous allons), répondant au synonyme jacasser, de jacof, geai,! 
et à lit. gazzolare (,cicalare“), gazzura, jaserie (Duez); 


4. Séduire par des paroles ou des manières caressantes (Régnier, 
Satires, VIII: Il se porte au-devant, lui parle, le cajole), répondant 
au pr. cachoula, cajoula, catoula, cajoler, caresser (derivant de gach, 


ga), gay, Beal); 
5. Faire marcher doucement un vaisseau (terme de marine); 


6. Bigarré (comme le plumage du geai), sens du wallon cafolé, 
répondant à l’anc. fr. gai, geai et bariolé. 


Voilà le développement à peu près complet qu’a subi le mot 
en passant du Midi au Centre et au Nord de la France. Si quel- 
ques unes de ces étapes se retrouvent également ailleurs (p. ex. 4 
en provençal, 6 en italien et en espagnol), la plus grande partie 
de cette évolution sémantique appartient en propre au français. 


Cochevis, alouette huppée. 


Les types sous lesquels preuvent etre groupées les variantes du 
nom de cet oiseau en roman, sont les suivants: 


a) kokerieus, anc. fr. (Froissart), wall. coke, coklivt, Savoie cokline; 
cochevis, fr. (XV*s.), et cochelivis (d'où cochelivier, à côté de 
cujelier); Sicile cucciufa, cucciuvia ; 


b) cofoliva, cofoliu, catalan; pr. coutelou, coutoulidu; Gruyère cou- 
tyeta, fr. dial. co/relu, coutriau; 

cotovia (Nemnich: cottobia), et esp. fotovia, it. fottovilla (Nemnich); 

coviot, Picardie (cf. bas-breton kodtoch). 


Le chant du cochevis ressemble beaucoup á celui de l’alouette 
proprement dite (de là, la confusion de leurs noms en portugais): 





1 Nigra (Romania, XXXI, 518) voit, dans cajoler, une métathèse de 
*jacoler, type apparenté à jacasser. Ajoutons que ce dernier doit sa finale 
à l'influence analogique de agasser (== crier comme l'agasse) et de cracasser 
(Poitou), crier comme la pie ou le geai. 


NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE, 561 


fr. dial. lulu, trelu (cf. cotrelu) et turlut (cf. turelure, tirelire, le chant 
de l’alouette). C'est de la même source que dérivent le nom de 
cochevis et ses variantes, qui tentent, dans leur variété, de reproduire 
le cri clair et perçant de l'oiseau, quelque chose se rapprochant 
du wallon coklivi! 

On a longtemps vu, dans Pinitiale du mot, le nom du coq, 
en l’interprétant par: qui tient du coq par sa crête de plumes 
(Belon), visage de coq (Ménage), coq-alouette (Grandgagnage); et 
tout récemment Marchot! suivit la même voie, en expliquant le 
liegeois coklet et le gruyérien koulyela comme „petit coq“, et cochevis, 
comme petit coq vif. On a en outre rapproché le mot du ger- 
manique, du celtique et du grec?  L'équivalent basbreton, cité 
ci-dessus, a la même origine onomatopéique, ? 


Chaloupe, bateau. 


On considère ce terme qui apparaît avec ce sens au XVI* 
siècle, comme un dérivé du hollandais s/ocp,4 angl. sloop (qui a 
fourni s/oop, attesté dès 1752), et on voit dans l'angl. shallop, it. 
scialuppa, esp. chalupa, des emprunts faits au français. Cette der- 
nière opinion est exacte, mais non pas la première qui est phoné- 
tiquement inadmissible. L'origine du mot est ailleurs. 

L'anc. fr. disait chalope, chaloupe (Cotgr.) et chaloppes de noix 
(Id.), coquille, plus ancien escalope, coquille (auj. cosse des légumes 
et tranche de viande roulée en coquille), identique à escale, mod. 
écale, id. (d'origine germanique). Chalope en dérive à l’aide d’un 
suffixe patois, à l'instar du Morvan caloffe, cosse, Poit, chalafe et 
chalupe id., à côté de chalolte, coquille. La transition des sens, de 
„coquille* à ,vaisseau“, répond exactement à celle de l’anc, fr. 
coque, coquille et bateau. 

Chaloupe, bateau, est donc le même mot que chaloupe, coquille, 
celui-ci plus ancien, celui-là plus moderne et contemporain de 
chalon (din. de chale = escale), bateau, auj. filet traîné par un bateau 
(Berr. chalon, noix dépourvue de son brou); son synonyme, chalup 
(anc. chalupe, Cotgr.) ou chalut, de la même origine, est d'une 
date ultérieure (1753). 

Le rapport inverse: bateau-coquille, revient également dans 
l'anc. fr. escafe, coquille, cosse, écaille (= lat. scapha), escafillon, 
escafote, id. 

Gigogne (Mère). 


»Nom d'un personnage de théâtre d'enfants; elle est entourée 
d'un grand nombre de petits enfants qui sortent de dessous ses 


1 Romanische Forschungen, X, 756, 
= V. Kórting; Nemnich renvoie, pour cottobía, à xotty (caput cristatum) 
et Bloc. 
3 Les appellations telles que: anc. fr. coupée, pr. coupado et cougoulhado 
(esp. cugufada), répondent au fr. Auppee (cf. lat. cassida et galerita) et se 
rapportent à la crête de plumes que l'oiseau tient dressées sur sa tête. 
* Diez et, récemment, Kemna, Der Begriff ,, Schiff" im Frans, p. 236. 


562 LAZARE SAINÉAN, 


jupons ... Gigogne ne vient-il pas de gignere, engendrer, à cause 
des nombreux enfants qui l'entourent?“ (Littré). 

Le nom qui appartient avec ce sens au XVIII siècle n'est 
qu'un souvenir du monde des contes populaires. Les narrations 
de ce genre portaient jadis le titre de Conles de ma Mère ? Oye, 
(titre adopté par Perrault, en 1697) et, plus anciennement, de Conte 
de la Cigogne. Voici quelques temoignages de la popularité de ce 
dernier: 

Rabelais (I, 29): Ce pendant Panurge leur contoit les fables 
de Turpin, les exemples de saint Nicolas et 4 conte de la Ct- 
guoingne. 

Noel du Fail (éd. Assézat, I, 41): Le bon homme Robin com- 
mencoit le conte de la Cigogne ... du Loup garou... 

Oudin: Contes de la Cigogne, des fables ou niaiseries. 

La forme picarde chigogne, cigogne, explique celle de gigogne, 
cette dernière étant ainsi d’origine dialectale. 


Pier, boire. 


On attribue à la pie l’habitude de se griser, à l'instar de la 
grive (cf. Abruz. forde, grive et ivresse, pr. prene uno guigno, se 
griser, propr. prendre une tourdelle) C'est à ce penchant que se 
rapportent: Parme passa, pie et ivresse, Abruz. pija na piche, se 
griser (— prendre une pie), répondant au pr. frene Pagasso, id. 
L'ancienne locution croquer la pie, se griser, se trouve dans Rabelais 
(IV, prol.): boire d’autant et à grans traitz estre pour vray croquer 
la pie; Charles d'Orléans (dans Littré) appelle desduil de la pie, un 
repas où l’on boit ,du vieil et du nouveau“, et, dans les Contes 
d’Eutrapel (ch. 33), il est question d’une enseigne de la Pie qui 
bott. Finalement, la locution berrichonne: /’agace a emporté le dousil, 
veut dire que le tonneau est vide. 

De là, le sens de fre, boisson, en ancien français (le mot est 
dans Coquillart) et celui de ses dérivés, à savoir: 


pier, boire (Bouchet) et prarller , boire avec excès; 

pion, buveur (Villon), d’où proner, boire (1472), auj. H.-Maine 
pionner (Bas-Valais pionna), se griser; 

piot, boisson (Rabel. II, 2: cette nectarique ... liqueur qu'on 
nomme le fio/), auj. Bessin, cidre, d’où proter, boire souvent (Oudin), 
auj. H.-Maine, se griser, répondant à picorner, id. (1449: Auvergne), 
en rapport avec le pr. picorlhou, épeiche.! 

Ajoutons l’Yon. prolée, quantité de vin absorbée par un 
ivrogne. 

Les auteurs chez lesquels on rencontre ces termes (Coquillart, 


1 Le pr. proto, ivresse, dans prene la fioto, se griser (d’où le piémontais 
pié na prota, id.), se rapporte ailleurs: proto, c'est la dinde, laquelle a éga- 
lement l’habitude de se griser (cf. Guernescy caudin, un peu grisé, propr. 
coq d'Inde). 


NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE. 563 


Villon, Bouchet) sont en quelque sorte les classiques de l’argot, et 
les mots en question pourraient remonter à cette origine, parfois 
identique à celle du langage populaire. Oudin la leur attribue 
directement: Pier, parola zerga, bevere; et, en effet, on rencontre 
piar (venu du français) dans l’ancienne germania. 

La dérivation de pier, boire, du gr. zie, id. proposée par 
Diez, remonte déjà à Trippault (Celto- Hellenisme); l'esp. empinar, que 
Diez dérivait également du grec (suive, boire), signifie en réa- 
lité hausser, lever en haut (empinar el codo, aimer à boire, propr. 
hausser le coude) et dérive de en pino, debout, droit. 


2. Provençal. 
Egalha, disperser. 


Ce terme forézien revient dans les patois de l'Ouest, sous la 
forme égailler (s’), s'éparpiller, s'étendre. Zgailles-vous! criaient les 
Vendéens lorsqu'ils se dispersaient en tirailleurs. Littré (Suppl) le 
rapproche du normand d'Yéres gasiller, écarter. 

Egalha est un dérivé de ga/ho (gaio), caille, et veut simplement 
dire: se disperser comme une volée de cailles, répondant exacte- 
ment aux synonymes: it. sparnazzare, arétin sparnicciare („sparpa- 
gliare“), de pernice, perdrix, et à s/arnassare („degli uccelli che in 
una buca batton l’ali e si tiran adosso la terra“), de s/arna, per- 
drix grise.! 

Dindouleto, hirondelle. 


Le latin Airundo, hirundinem, hirondelle, a subi en provençal 
des changements de forme que la phonétique est impuissante è 
expliquer, Diverses raisons ont contribué à modifier et parfois a 
transformer l'aspect du mot. 

Voici d'abord les formes normales: ¿roundo (anc, irénda), aroun- 
do (anc, fr. arönde), dim. iroundello et arendoulo (roundolo), ran- 
doulo (anc. randola), roundouleto, randoudelo, randoulino (Pignerol A.), 
à côté de andouleto (Nice andoureto; cf. port. andorinha) et H.-Pyr. 
rouleto (= roundouleto). 

Le fait que l’hirondelle est un oiseau voyageur par excellence 
et principalement l'allure de son vol rapide, tantót en rasant le 
sol et tantót en tournoyant vertigineusement dans les airs, ont fait 
intervenir des verbes analogiques tels que dira (vira), gira, tourner, 
se mouvoir en rond, et dindoula (dindoura), se balancer doucement, 
se dandiner; de lá, d'une part: 

a) biroundelo Aveyron (= iroundelo) et viroundelo, à côté de 
biroundre (Tarn A.), viroundre (Albi) et vindouleto (= viroundeleto); 
Gasc. guiroundo (= iroundo); 


1 Caix (Studi, No. 587) tire starmassare d'un type latin sternax (induit 
de sternere, étendre par terre) et sparmassare, du même type, sous l'influence 
analogique de spargere éparpiller. 

36* 


564 LAZARE SAINÉAN, 


giroundo (= iroundo), giroundelo (= iroundelo), Valais dzeronda 
A. (= eronda); 
b) dindouleto (dindoureto), Rhône ginjouleto; cf. Tarent. da randellet. 


C'est à une circonstance analogue, le vol de l'oiseau, qu'on est 
redevable du monferrin volandrina et, peut-être de l'esp. golondrina, 
à côté de alondra (cf. volar, voler). 

D'autre part, la forme gracieuse et charmante de l'oiseau (cf. 
argot girond, beau, et gironde, jolie, gentille, propr. hirondelle) a 
suggéré les appellations hypocoristiques suivantes: 

auranlo (auranleto), aurunglo (aurungleto), répondant au catal 
oroneta (oreneta), hirondelle, propr. oiseau d'or; 

gringouleto, c-à-d. à la taille fluette (gringoulef), répondant à 
dindoulet (ginjoulet), fluet, propr. petit de l’hirondelle. 

Des analogies diverses ont ainsi influencé plus ou moins pro- 
fondément la forme traditionnelle qui a été, en outre, enrichie de 
quelques appellations originales. 


Soco, souche et sabot. 


Cette association logique n’est pas fortuite et le même mot 
désigne le tronc de l'arbre et le soulier à semelle de bois: Lim. 
souch, sabot, répond au gascon sowc tronc, à l'instar de Vit. zocco 
(zoccolo), sabot, en rapport avec zocco, ciocco, tronc (pr. chouc), Béarn 
chocou, sabot, H. Sav. soc, soca (Aoste /soca, Vaud choca) A., id, 
Périgord sucho, souche et sabot. 

Le sens primordial est souche et cette acception écarte la 
dérivation habituelle du lat. soccus, brodequin, origine qui laisse 
d’ailleurs inexpliquée l'alternance de la sifflante initiale. Ajoutons 
que l'esp. zoco (zueco), sabot, est un emprunt fait à l'italien. 


3. Roumain. 


Ciocoiú, maltótier. 


Cihac dérive le mot du slave c/ovekiiz, homme, en l’interprétant 
comme ,espèce d'homme familier, employé particulier des boyars“, 
ce qui n'est pas précisément le sens du passage qu'il cite: „...cä- 
märasii de ocná lua solärit... de la finutul Sucevii si o vindea 
acea slujbá la cocoi de finut... si apoi acel cocoï fäcea multe 
supärärl säracilor“, c’est-A-dire: „Les gabelous levaient l’impöt sur 
le sel du district de Suczawa, et ils vendaient cet emploi aux 
maltótiers de l’endroit . .. lesquels maltôtiers causaient ensuite 
beaucoup d'ennui aux pauvres“. 

Ciocoiÿ est le mâle de la ciacd, corneille des clochers, par 
allusion au bec (cioc) très fort et à l'appétit vorace de ces oiseaux; 
de lá, le nom de l'exacteur, cupide et rapace comme un oiseau 
de proie. La même image se retrouve dans le poitevin corbinou, 
maltótier (tiré de corbin, corbeau) et dans le mamois corbineur, 


NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE. 565 


voleur (anc. fr.: exacteur, et corbíner, extorquer, voler). L’attitude 
de ces civeoi, tantôt tyrannique envers les miséreux et tantôt rampante 
envers les nobles, a ajouté à leur nom les acceptions de parvenu 
et de flagorneur. Et de même que les corbeaux se nourrissent 
volontiers de charognes, le nom des «ocoï a été rapproché de 
celui des fossoyeurs, crocli (cf. en français, corbeau); de là, des 
formes contaminées telles sque ciocloava, ctoclovin®, synonymes de 
ciocotí, 

L'ancienne forme slavisée ciocdinif# (d'un type cioedf), au sens 
de maltótier et de flagorneur, revient avec la première acception 
dans un glossaire slavo-roumain du commencement du XVII® siècle 
et avec la dernière, dans la version transylvaine du Nouveau Tes- 
tament de 1648.1 


Desmierdà, caresser. 


Le mot se trouvant á la fois en daco-roumain et en macédo- 
roumain (disnierda), l'origine magyare (gyönyöriin) que lui attri- 
bue Cihac est doublement inadmissible, de par la forme et de par 
la géographie linguistique, le macédo-roumain ignorant toute influ- 
ence magyare. ll s’agit bel et bien d'un dérivé indigène tiré du 
latin merda, lequel, chose curieuse, ne s'est conservé que sous 
cette forme secondaire: desmierdd, caresser, répond au pr. desmerdá, 
tirer de l’ordure, débarbouiller, et au vénitien desmerdar, „mandar 
dalla merda, nettare, far mondi i bambini lordati da merda (i Sici- 
liani dicono smirduliari, Boerio). 

C'est primitivement, on le voit, un terme de nourrice („nettoyer 
de ses excréments un enfant au maillot“), qui s'est généralisé dans 
la langue, ayant aujourd'hui le sens de dorloter, caresser (desmier- 
dare, caresse, volupté).? 


Tipà, crier et jeter. 

Le double sens de ce mot obscur: pousser des cris (en Rou- 
manie) et jeter (en Transylvanie), qui paraissait compliquer son 
origine, nous mettra précisément sur sa trace. L’acception primi- 
tive est celle de ,jaillir* (cf. fi, fontaine jaillissante), d’où celle de 
lancer et de vociférer. L'espagnol dit également chorro agua, 
jet d'eau, et chorro de voz, éclat, sonorité de la voix; de même, 
les verbes provençaux giscla et guicha signifient à la fois jaillir et 
pousser des cris aigus. Quant à l’origine de fi), synonyme de 
sipol, source qui murmure en sortant, elle dérive de la même 
source onomatopéique que celle de ses synonymes, esp. chorrar et 
pr. guicha. 


1 Hasdeú, Cuvente den Bátráni, I, 273 (où l'auteur dérive criocotmifä du 
slave cigot, bourreau) et Supplement, 49 (où Gaster rapproche le même mot 
du ture cokadar, valet de chambre). | 

? Cette notice était rédigée lorsque nous avons lu une opinion pareille 
(dans le Dictionnaire de Puscariu), présentée d'ailleurs à titre de conjecture et 
sans démonstration ancune, 


566 LAZARE SAINÉAN, 


4. Italien. 
Bissa, colère. 


Le mot est un exemple intéressant de métaphore usée: un terme 
patois pénètre dans la langue littéraire et y acquiert un sens nou- 
veau qui fait disparaître le premier. C'est ainsi que l'acception 
primordiale de d:#4a a été ,guépe“, comme le prouve le piacentin 
bista, id., le milanais dis://, larves de guépe (cf. Lomb. bdisid, piquer), 
formes dérivées qui accusent un primitif bisa on bissa,! guépe, 
frelon, répondant au roum. Jfsd, abeille (dfsa, bourdonner) et au 
flam. dise, allem. Bies(wurm), taon. 

Le sens actuel de bizza, colère, se rattache à l’humeur irritable 
et querelleuse des guépes: prender la bizza ou pighar le bizze, se 
mettre en colère (= ¿mbizsire)?, répond au fr. prendre la mouche, et 
saltar la bisza est synonyme de saltar la mosca. Le sens de ,ca- 
price“ en est une autre application, à l'instar du roum. gärgüun, 
guépe, frelon et caprice. Ces deux acceptions métaphoriques, em- 
portement et lubie, se retrouvent dans le dérivé dissarro,3 qui 
s'applique tantôt à un homme emporté (imbiszarrirse, s’emporter) ou 
à un cheval fougueux, et tantôt à une personne ou à une chose 
étrange, d’où bizsarria, bizarrerie et bigarade (orange à peau 
raboteuse). 

Avec le premier sens (= ,vivace, brioso“), bizzarro pénétra 
en espagnol: bizarro* (catal. bisarro), courageux, généreux; et de 
là, au XVI“ siècle, le fr. disarre, au même sens (Lanoue, dans 
Littré: Le soldat françois est beaucoup plus disarre et ne peut 
quasi vivre sans se battre). Avec le deuxième sens (= „originale, 
curioso, fantastico“), bizzarro passa directement en France, vers la 
même époque, sous la forme bizarre, étrange; il y trouva déjà in- 
stallé son synonyme digearre (v. plus haut) qu'il finit par supplanter 
après un siècle de coexistence. 


Gazzo, bleu. 


C'est un adjectif tiré de gazsa (gazsera), pie,’ d'où encore 
gazzino (,turchiniccio“) et gazzerino („d’occhio simile al colore degli 


1 Cf. Milan deséi, abeille, frelon (desid, piquer) et Gênes desig ei, taon, 
à côté du jurassien desantenna, frelon, qui dérivent de la même source. V. 
l’article instructif de Nigra, dans la Romania, XXXI, 508 et suiv. 

2 Parodi (Romania, XXVII, 238), en partant de cette forme secon- 
daire, en induit imbrzxa, qu'il ramène au lat. invidia, par un type *:mbidia. 
Diez considérait bizza comme abstrait de lesp. bizzarro (v. ci-dessus), attendu 
que le toscan ignore un suffixe -arro (cf. pourtant, rumarro; d'ailleurs, le mot 
est d’origine dialectale et le suffixe n'est pas étranger aux patois). 

3 On admet généralement que le terme italien vient de l'espagnol, et on 
s'efforce de concilier la divergence sémantique. 

4 Mahn dérive l'esp. bizarro du basque bizarra, barbe, donc homme à 
barbe, c.-à-d. vaillant, à l'instar de l'esp. ombre de bigotes, homme résolu 
(= homme à moustaches). 

$ Comme l’avait déjà suppossé Ferrari (Origines): Gazzo, glaucus, a pi- 
carum Occtlis qui glauci sive cæsii. 


NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE, 567 


occhio di gazzere“). Une espèce de pie, particulière à l'Espagne, 
porte en effet, à cause de ses yeux glauques, le nom de gasza 
assura, Liesp. garzo, bleu, est également tiré de garza, héron, 
primitivement nom de la pie (v. ci-dessous). 

L'image. est d'ailleurs simple et naturelle, et on ne conçoit 
pas bien le doute exprimé par Diez à propos de cette origine. 
Ses paroles sont trop significatives pour ne pas être citées (Dic- 
tionaire, Il, 136): „On dérive l'esp. garzo, aux yeux bleus, de 
garza, héron, parce qu'il a des yeux bleus, d’où, dans une chanson, © 
lindos ojos á la garza. L'etymologiste ne se soucie pas („lälst 
an sich vorübergehen“) des comparaisons des poètes et regarde 
la lettre: garso West que la métathèse de son synonyme zarco 
{d'origine arabe), il est donc pour cargo, à l'instar de gavasa 
pour /agasa“. Nous osons croire que cette fois c'est le poéte qui 
l'emporte sur l’étymologiste. 


Lucciola, larme. 


Proprement ver luisant, d'où /ucciolare, pleurer, et /ucciolone, 
grosse larme. Ces termes sont rattachés par Caix (Studi, 390) au 
lat. lugere, pleurer. Il s’agit ici également d'une comparaison poé- 
tique et populaire. Le reflet brillant des larmes justifie suffi- 
samment l'association logique: briller — pleurer; de lá, it. luccicare, 
larmoyer (= reluire), Milan Aa, Piac. lüssi, id. 


Mascalzone, chenapan. 


Son correspondant lucquois malischalsone signifie à la fois „mal 
vestito* et assassino di strada“ (Archivio, XVI, 454). Salvioni 
rapproche cette dernière forme de maliscalco, maréchal ferrant, et 
lui attribue le sens primordial de servo della stalla“. (Cependant, 
d'une part, les sens anciens de maliscalco ne sont jamais défa- 
vorables: ,governator d'esercito, capo di giustizia o di polizia, sin- 
daco“ (Petrocchi); et d’autre part, le bellunois marascalz, syno- 
nyme de mascalzone, est inséparable de descalzarel, ,scalzo, mendico“ 
(4bid., XVI, 297). L'acception de va-nu-pieds convient à l’un et 
à l'autre: d'un côté, gueux, valet (= mal vestito; cf. Sacchetti: io 
era povero mascalzone), et de l'autre, vil, coquin (cf. masca/som, 
servi, furfanti). 

Razza, race. 

La patrie du mot est Pltalie, d'où il passa en France au 
XVI: siècle, Quelle que soit l’origine très controversée de ce mot 
(v. Kórting), remarquons que le sens de ,lignée“, familière à la 
langue littéraire, est étrangère aux patois. L'acception botanique 
que razza possède dans ces derniers, est certainement la primitive: 
Sicile rassina, „barbata delle piante“ (fari razzina, abbarbicarsi), 
Abruzzes razed, arrazzá, „allignare (delle piante), imparentarsi 
(spregiativo), buttare, scagliare“. 

C'est donc un terme botanique généralisé dans la langue, á 


568 LAZARE SAINÉAN, 


l'instar des synonymes — branche, souche, fige, tronc — qui 
dérivent de la même source. Cette simple constatation enlève 
toute probabilité à plusieurs dérivations qu’on a proposées, telles 
que ratio (Canello), generatio! (Salvioni), raptiare (Kôrting: d’où racer 
et puis race), etc., pour ne tenir compte que du latin. 

Comme razza est inconnu à l’ancienne langue,? il est pro- 
-bable qu'il s’agit d'un terme d’origine patoise, dont l’évolution 
sémontique serait à établir. Le sens, par exemple, de ,jeter“ que 
_ possède le verbe abruzzois, pourrait bien être le primitif, à l’instar 
du fr. jet, rejet, rejelon. 


5. Hispano-portugais. 
Babazorro, rustre. 


Ce mot que Diez faisait venir du basque baba, pois, et sorro 
sac (donc, sac de pois, suivant Larramendi), a été récemment rap- 
proché par Schuchardt (Zeitschrift, XXVIII, 195), malgré la diffe- 
rence de sens, de valvasor, synonyme de hidalgo. Le vavasseur 
pouvait à la rigueur, avec la disparition de l’organisme féodal, dé- 
génerer en poseur, comme la chose est arrivée pour lit. barbas- 
sorro, gros bonnet (XIII* siècle: varvassore, et Boccace: un gran 
barbassoro); mais jamais en lourdaud, en rustre, sens exclusif de 
babazorro. 

Aussi l’origine du mot est-elle ailleurs: il dérive, comme l’avait 
déjà supposé Parodi (Romania, XVII, 53), de baba, bave, par l’inter- 
médiaire de babasa, id. Le suffixe orro est souvent péjoratif: 
cabezorro, grosse caboche, ceporro, vieux cep (cf. modorro et port. 
mazorro, rustre); quant au sens, clair en lui-même, il suffit de 
rapprocher la locution familière caersele la baba a uno, baver comme 
un imbécile. 


Barracan, vaillant, célibataire. 


A côté de barragan (port. barragäo), fem. baragana, concubine 
(port. barragda). Cette dernière est rapprochée par Cornu (Grund- 
rifs, 12, 970) du gr. zaAlaxn, concubine, par un type *pallacana, 
tandis que Diez tente d'identifier le premier avec le nom de 
Vétoffe bourracan (esp. /arragan). Eguilaz y Yanguas attribue une 
origine arabe aux deux sens de /arragan, courageux et jeune 
homme libre. 

Le plus ancien de ces sens est celui de „vaillant“; on le ren- 
contre déjà dans le Poema del Cid (II, 680), où le maure Aven- 
galuon est qualifié de ¿uen barragan, très courageux. Ce sens 


1 Romania, XXXI, 287, où Salvioni rapproche le tellunois du XVIe 
siècle naraccia (,,razza, genia‘‘) et le frioulan grarnazie, id., l’un ct l’autre se 
rapportant ailleurs. 

3 On rencontre, au XIVe siècle, un exemple unique et celui-là appliqué 
aux animaux (v. Tommaseo). 


NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE. 569 


(comme celui de ,compagnon*, qui en dérive) est encore vivace, 
tandis que celui de „celibataire* est aujourd’hui vieilli Dans l'un 
et l'autre sens, barragan est un dérivé de barraco, verrat. 

Le trait de la vaillance est tiré de la vie même de la bête 
(cf. Lancelot du Lac, XV* siècle, dans Lacurne: llz se deffendirent 
ainsi comme pores sauvaiges, quant ilz sont entre les chiens); le 
garçon non marié a été assimilé à un cochon de (cf. anc. fr. 
paillard comme un verrat, Cotgr.) et la femme qui vit librement à 
une truie (cf. anc. gr. xangeaıra, laie, truie et débauchée, à l'instar 
de l'abruzzois verrínie, prostituée). Le provençal serre, varrat, si- 
gnifie à la fois homme brutal et hommasse ou virago, 


Cabaca, calabaza, calebasse. 


Le terme appartient à l'hispano-portugais, et de lá, il passa 
au catalan (carfa/bassa), au provençal (carfa]basso), au français 
(calebasse, XVI® siècle) et au sicilien (caravazza). La seule étymo- 
logie proposée jusqu'ici, l'arabe gerdah, outre, ne soutient pas 
l'examen. 

Le point de départ est la forme portugaise cabaça, dont l'esp. 
calabaza est une amplification (= calbaza; cf. le catalan et le pro- 
vençal), et celle-là paraît être le même mot que cabaz, cabas (bas- 
lat. cabassio) et creux en général (cf. Poitou cabas, creux). Cabaça 
aura commencé par désigner la calebasse vidée ou courge sèche, 
et ensuite la cucurbita lagenaria ou gourde. 


Cachalote, cachalot. 


Le portugais cachalote ou cacholote est un dérivé de cachola, 
caboche, et désigne un poisson à grosse tete! En effet la tête 
du cachalot est énorme, elle est aussi haute et aussi large que 
son corps, dont elle n'est pas nettement séparée (Brehm, II, 847). 
Le catalan l'appelle également capgros („grosse tête“) et l'italien, 
capidoglio, c'est-à-dire tête à huile, d'où anc. fr. capdol, tandis que 
la langue moderne a emprunté cachalot (XVII siècle) au portugais. 


Garza, héron. 


Le nom de cet oiseau alterne avec celui de la pie, lequel est 
le primitif: catalan garsa, pie (it. garza, héron et pie), du pr. gargo, 
garce, c’est-à-dire fille, répondant à Pit. pufta, pie (= garce) et au 
lombard ragazza, id. (C'est le même procédé qui attribue à la 
pie des noms propres: Bergame gala (= Agata) et it. beria, fr. 
margot et Norm. cafau. De garza on a tiré le diminutif garceta 
(garzota), aigrette, sorte de héron. 


1 Tobler (Zeitschrift, IV, 376) tire cachalote de cacho, petit d'un animal, 
propr. petit chien (une forme cachola, petite chienne, manque au portugais); 
Raulin (dans Littré) le dérive du catalan guixa/, dent, c'est-à-dire animal 
armé de dents, 


"M 


570 LAZARE SAINÉAN, 


Ajoutons que garzo, champignon, que Diez tirait de agaricus, 
se rattache également à garza, héron: le chapeau qui surmonte le 
pédicule des agarics rappelle la huppe qui orne le derrière de la 
tête du héron. 

Noitibo, hibou. 

Coelho fait remonter ce nom portugais du grand duc et de 
Vengoulevent (le dernier derivant du premier) au lat. nocfivagus, 
et Cornu (Grundrifs, 12,790), à un type *noctivolus. En réalité, 
il s’agit d'une formation purement indigène, d'un composé de norte 
nuit, et do (bôi), bœuf: 6œuf de nuit, pour hibou, répond exactement 
au synonyme roumain boú de noapte. 

Profitons de cette occasion pour ajouter deux noms espagnols 
de strigiens qui manquent à notre travail,! et pour l'explication 
desquels on peut s'y rapporter (5° et 8b), à savoir: capacha, effraie, 
et carabo, hulotte. 


Pardo, gris. 


Diez et Cornu (Grundrifs, 12,969) font remonter le mot au 
lat. pallidus, pâle. C'est encore une formation indigène, une image 
tirée du nom du léopard, pardo, dont le pelage est blanc sous le 
ventre et couvert de taches noires, d’où: brun, gris clair ou foncé, 
c’est-à-dire qui tient le milieu entre le blanc et le noir. Le con- 
cile de Tolède (1582) récommande aux écclésiastiques de ne porter 
que les couleurs (ap. Du Cange): ,nigrum, violaceum, cinericium, 
hoc est pardum. Le terme se retrouve également en catalan 
(pardo, gris), en gascon (parde, tache de rousseur) et en génois 
(gatto bardo: cf. esp. de noche todos los gatos son pardos). 

Le dérivé pardal signifie également à la fois leopard et gris 
clair; ensuite, paysan, à cause de la couleur brune de ses véte- 
ments, et, finalement, moineau et linotte mâle, à cause de la couleur 
grise de leur plumage (de même, catal. parda), moineau). 


Sandio, niais. 


La forme correspondante portugaise est sandeo, sandeu, Sot, 
fou. L’acception primaire est celle de ,,niais“, et c'est la seule 
que connaisse l'espagnol (sandes, sottise); le portugais en a déduit 
celle de fou (sandice, folie, niaiserie). C'est pourtant ce dernier 
sens qui a été pris comme point de départ par Baist? et par 
Caroline Michaelis, qui y ont vu le reflet de sanctus eus (v. Körting), 
en l’interprétant tantôt comme protégé par Dieu (suivant la 
croyance populaire relative aux fous) et tantôt comme possédé par 
le diable qu'on évite par la formule santo! dios! Diez s'était simple- 
ment demandé si les formes sandio, sandéu, simple d'esprit, ne 


1 Voir La Création métaphorique, p. 96 et suiv. 
2 Cf. Grundrifs, 13, 883: , Dios, par exemple, à côté duquel la forme 
normale s’est conservée en judéo-espagnol et dans sandro.“ 


NOTES D'ÉTYMOLOGIE ROMANE. 571 


provenaient pas de l’exclamation sancte deus! désignant un homme 
saisi d'étonnement devant quoi que ce soit et s'écriant ainsi à 
chaque instant. 

Nous croyons que l'origine du mot est beaucoup plus simple. 
L’hispano-portugais sandio, sot, est simplement le masculin de 
sandía, sotte et pastèque, répondant exactement à dadea, pastèque 
et fade, insipide. C'est une métaphore fournie par la forme et par 
le goút fade des cucurbitacées, qui désignent généralement le niais 
qu'on trompe facilement (cf. fr. cifrouille, cornichon, courge, etc.). 
Quant à l’évolution du sens en portugais, il suffit de rappeler le 
synonyme français sof, lequel, dans l’ancienne langue, désignait à 
la fois le niais et l’extravagant. 


LAZARE SAINÉAN. 


VERMISCHTES. 


1. Zur Literaturgeschichte. 


1. Zu Isembart et Gormond. 


Zu den Argumenten, die ich seinerzeit beibrachte fúr die 
Identitát Isembarts mit dem zu den Jahren 845 und 860 nach- 
weisbaren langobardischen Gastalden Isembard und für die An- 
nahme, dafs sich unteritalische Ereignisse der Jahre 860—72 in 
unserer Chanson spiegeln, bin ich in der Lage, ein neues hinzuzufügen. 
Kerstin Hard macht in ihrem, wie G. Paris, Romania 31,445 fl. 
gezeigt hat, in der Hauptsache verfehlten Aufsatze über das 
Brüsseler Fragment in den Uppsatser i Romansk Filologi tillägnede 
Prof. Geijer, Upsala 1901, S. 136 auf die zweimal, V. 561 und 564, 
begegnende Bezeichnung Isembarts als matstre Isembart aufmerksam; 
da maisire sonst im Altfranzósischen eine an gelehrten Schulen er- 
worbene Würde bezeichnet und, wie Härd bemerkt, als militärischer 
Titel erst im 16. Jh. begegnet, so muís diese Bezeichnung bei 
Isembart, der doch ein Held des Schwertes, nicht der Feder ist, 
auf den ersten Blick sehr befremden. Hard meint, es liege wohl 
Magister militum zu Grunde, und der Ausdruck scheine zu beweisen, 
dafs der Verfasser der Chanson irgend eine lateinische Chronik be- 
nutzt hat. Die erstere Annahme hat alle Wahrscheinlichkeit für sich, 
nicht aber der daraus gezogene Schlufs. Es ist nämlich die wichtige 
Tatsache festzustellen, dafs den Titel eines Magister militum 
vornehmlich die Präfekten von Neapel zur Zeit der 
byzantinischen Herrschaft führten, s. Ducange s. v.: Magistri 
Militum, dict’ potissimum urbis Neapolitanae Praefeci sub Impp. 
Bysantinis, quibus parebant; Ducange bringt zahlreiche Belegstellen 
bei aus der Langobardengeschichte des Paulus Diaconus (t+ 797), 
aus Papst Leo 1V. (+ 855), aus den Briefen des Papstes Johann 
VIII. (872— 82), aus der Historia Langobardorum Beneventanorum 
des Erchempert (+ 889; eine ganze Reihe Stellen), aus den Briefen 
des Kardinalbischofs von Ostia Petrus Damianus (f 1072), aus den 
Briefen Papst Victors III. (f 1087), aus der Chronik des Leo Marsi- 
canus, Dekans von Casino (Leo Ostiensis, { 1115), endlich aus der 
Geschichte Rogers von Sicilien (1127—35) von Alexander Tele- 


R. ZENKER, ZU ISEMBART ET GORMOND. 573 


sinus. Der Titel begegnet ferner bei den byzantinischen Historikern, 
wo er warorooulktoı oder wacoteoulAtor lautet, so bei Constantinus 
Porphyrogenitus, De admin. Imperio c.27. Er findet sich aulser- 
dem in Venedig, wie Ducange anmerkt, z. B. in der Chronik des 
Andreas Dandulus ad a. 737; es wird hier berichtet, die Venetianer 
hätten beschlossen, an Stelle des Dux sich alljährlich einen rector 
zu wählen, quem Magistrum militiae appellaverunt: quae quidem Di- 
gnitas secundum Graecorum usum Tribunatu major super eos el 
cunctum populum potestatem oblinet. Im Gloss. med. el inf. Grau. 
verzeichnet Ducange uaïotoouiloc, urorpoueing, Magister militum. 
Ita appellabatur Urbis Neapolis in Italia Praefectus supremus, Die 
Formen  uaïoroouiloc, parstgopiàtos fordern als Grundlage 
offenbar eine vulgär-italienische Form *maisiromilio oder *maisiro- 
milto (milio durch Suffixvertauschung: milium für militum?), paotoo- 
uéâns, das die italienische Nebenform zu maestro, mastro, zeigt, er- 
klärt sich wohl durch analogischen Einflufs von gr. gédew. Das 
Wort war also in die italienische Volkssprache gedrungen, ein Um- 
stand, der der in Rede stehenden Ableitung des afr. maistre unserer 
Chanson offenbar günstig ist. Aufserhalb Italiens ist der Ausdruck 
im Mittelalter nur ganz vereinzelt zu belegen, und zwar handelt es 
sich dann offenbar nicht um einen feststehenden Titel, sondern um 
eine den klassischen Autoren entnommene Benennung eines Heer- 
führers; Ducange verzeichnet den Ausdruck sonst nur noch aus 
den Annales Francorum Metienses ad a. 823, aus dem Normannen- 
Historiker Ordericus Vitalis B. 11, p. 809, aus Flodoard, aus dem 
Prior Hugustaldensis ad a. 1138 u. 1143 und aus dem Triumphus 
S. Remacli (geschrieben 1071). Somit weist uns dieser Titel eben 
dahin, wo wir den historischen Isembard finden, eben dahin, wohin 
uns Isembarts Beinamen Margaris = byz. wayagitys, Renegat, und 
wohin uns vielleicht Ze satenas V. 507 des Fragmentes — falls 
dieser salenas gleich ist dem Satan oder Sagdan, d. i. dem ,Sultan* 
von Bari, der Chronik von Salerno, — führen, námlich nach 
Italien, spez. Súditalien und in die Zeit vom 9.—11. Jh. Es liegt 
dann gar kein Grund vor, anzunehmen, der Dichter habe den 
matsire Isembari aus einer lateinischen Chronik entnommen, sondern 
wir werden vermuten dürfen, der Titel maistre sei den zahlreichen 
Franzosen im Heer Ludwigs IL von Italien — dieses Heer wird 
ja vielfach als das Heer der Galli bezeichnet — als Titel des 
Präfekten von Neapel geläufig gewesen und sei so unmittelbar in 
die lebendige epische Tradition über die damaligen, den Süden 
der Halbinsel erschütternden Ereignisse eingedrungen, indem maistre 
bei den französischen Truppen in Süditalien im Gebiete von Neapel 
und Benevent, wo die Wurzeln der Isembartsage liegen, gleich- 
bedeutend wurde mit „höherer militärischer Befehlshaber“ über- 
haupt; dieses war der historische Isembart, denn die Stellung der 
langobardischen Gastalden entsprach ungefähr der der fränkischen 
Grafen. 


Und so wird, indem ein Argument zum andern kommt, die 


574 VERMISCHTES, ZUR LITERATURGESCHICHTE, 


Basis, auf die ich die Vermutung der Identitát des Isembart der 
Dichtung mit dem historischen Isembard von St Agatha grúndete, 
allmählig, wie mir scheint, immer breiter und fester. 


R. ZENKER. 


u m —— — —_ 


A propos d'une prétendue traduction francaise des 
Triomphes de Pétrarque. 


On lit, à propos de Jean Robertet, dans l’Introduction (p. XXX) 
des Rondeaux et autres poésies du XV* siècle, publiés par M. Gaston 
Raynaud pour la Société des Anciens Textes Francais, la re- 
marque qui suit: “La plupart de ses poésies, latines et françaises, 
parmi lesquelles on peut remarquer une traduction des Zriomphes 
de Pétrarque, sont convervées dans trois mss. de la Bibliothèque 
nationale.” Outre quelques rondeaux, ballades et bergerettes re- 
cueillis par ci par là, et une courte notice dans la Bibliotheque 
de l'Ecole des Chartes (VIII, 69), où il est prouvé que Jean 
Robertet fut un des premiers à cultiver l’épigramme en France, 
on ne s'est guère occupé de ce rhétoriqueur, au point de vue 
littéraire. Cependant il jouit d'une grande réputation à la fin du 
XV: siècle et partagea avec son maitre, le fameux George Chastellain, 
la palme de Part de bien dire, selon Molinet. Il compta aussi 
Jean Lemaire de Belges parmi ses admirateurs; dans la Plainte 
du Désiré (1503) de celui-ci, le poète engage Dame Rhétorique 
à prendre part aux lamentations sur la mort de Louis de Luxem- 
bourg, mais hélas! beaucoup des grands facteurs ne sont plus. 
Après avoir déploré la mort d'Alain Chartier, de Millet et de 
Greban, Lemaire ajoute: | 


Encore est hors de ce monde fabricque 
Ung mien privé Robertet magnifique 

Qui mon feu George en grant pleur honora, 
Et Saint-Gelais coulourant maint canticque 
Les a suivy . je crois que Rhétorique 
Finablement avec eulx se mourra. 


On sait que Jean Robertet est l’auteur d’une longue Com- 
plainte, “finée le derrein jour d'avril lan mil III° LXXVI” sur 
la mort de son maitre le Flamand Chastellain (Œwvres de 
Chastellain, ed. Lettenhove VIII, 347 et seq.). Il résulte de 
ces indications que Jean Robertet était mort en 1503, date de la 
composition de la Plainte du Désiré de Lemaire. Cela étant, la 
remarque de M. Raynaud acquiert une importance toute particulière; 
la traduction de Jean Robertet serait la plus ancienne de toutes 


1 Rappelons cependant que L. Batissier a publié en 1887 Les Douse 
Dames de Rhétorique, ouvrage auquel J. Robertet avait collaboré; cfr. 
Gröber, Grundr, II I, p. 1117. 1124. 


L, E. KASTNER, A PROPOS D'UNE PRÉTENDUE TRADUCTION ETC. 575 


les traductions françaises de Pétrarque qui nous sont parvenues, 
et lopuscule de M. Bertoni (Per da fortuna dei Trionfi del 
Petrarca in Francia, Modena, 1904) présenterait une sérieuse la 
cune. Il n'en est pas ainsi. M. Raynaud a été trompé par le 
titre de l'ouvrage de Jean Robertet: Ænswvent les six triomphes 
de Pétrarque par M. Jehan Robertet secretaire du Roy, greffier de 
l'ordre et bailly d'Usson, à la suite duquel on lit non pas une 
traduction des Triomphes de Pétrarque, mais seulement une 
succession de quelques huitains (précédé chacun de quelques vers 
latins) qui, hormis le titre de chaque huitain, n’ont guère de 
. rapport avec l’œuvre du poète italien. Voici le début de cette 
a Lison qui du reste né comprend que quelques feuillets du 
f. 1717 de la Nationale. 


Ecce coronati telo sternuntur amoris 
Cum Jove Neptunus, cum Jove, Pluto subit 
Lora voluptati Reges imponite; sceptra 
Immoderata ruunt, et moderata manent. 
Omnia vincit amor. 


Cupido a de son dard prosternez 

Jovis, Neptune et Pluto coronez, 

Roys ensuivans folle amour et plaisante, 
Eulx triumphans nonobstant leur puissance, 
Princes mettez frain a voz voluptez, 

Car les sceptres qui sont immoderez 
Tombent tantost et ne sont point estables. 
Les moderez sont fermes et durables, 


His telis supero Reges, mare, cydera (sic), terras, 
Plusque arcus noster quam Jovis arma potest. 


Secundus triumphus Castitatis 
Arma pudiciciae superando cupidinis arcum, 
Et dominum calcant, et sua membra premunt, 
Nec pingui Cypro, nec mollis floribus Ydae, 
In Cerere et Theti suppeditatur amor. 
Pudicicia vincit amorem. 


L’arc Cupido a esté surmonté 
Par les armes de dame Chasteté 
Qui ce seigneur conculque et tient en presse 
Et ses membres trop rebellans oppresse, 
Car es delices de Cypre l'opulente 
Es fleurs soueves d'Iyde amour n'est pas lente, 
Mais par Ceres et Thetys refrenée 
Est folle amour et challeur forcente, 
Chasteté vainc amour, 


Vinco Pudicicia armatum inermis amorem 
Et sine me virtus non placet ulla dies etc. 


576 VERMISCHTES. ZUR LITERATURGESCHICHTE. 


Ce n'est pas à dire que Jean Robertet ne s’etait par occupé 
de Pétrarque; au contraire, on lit dans sa Complanite sur la mort 
de Chastellain: 


J'ai regardé ès Triumphes Pétrarque 
Qui d'hystoire reciter fut monarque, 

Où j'ay trouvé maint homme de renom, 
Herodotus, Périande et Plutarque, 
Métrodore, Arixippe et Anaxarque, 
Intropide, Aristipe et Zénon 

Et cent autre dont je laisse le nom, 
Qui tous ont bruit et louange extresme: 
George peut bien estre loué de mesme. 


Ces vers montrent, comme on s'y attend du reste, que c'était 
l'historien et le moraliste qui intéressaient les grands rhétoriqueurs. 


De même dans le Séjour d'Honneur (circa 1490) d’Octovien 
de Saint Gelais: 


Apres luy (i. e Dante) en renc d'honneur assis 
Francois Petrac et le gentil Bocasse. 

Dieu á tous deux si leur face mercys 

Et leurs pechez, s'ilz en ont fait, efface, 

Car eulx vivans au monde sans fallace 

Ont fait livres tres moraulx et exquis, 

Et ont pour vray si grant honneur acquis, 

En tous climatz, que leur gloire parfonde 

Ne faillira tant que durra le monde, 


(éd. 1515, f°. 233 r°.) 


Lemaire de Belges le premier semble avoir compris le vrai 
Pétrarque, le poète de Laure: 


Le bon Pétrarque, en amour le vray maistre. 


Mais revenons à nos moutons. La plus ancienne traduction 
française en vers de Pétrarque semble bien être celle de Simon 
Bourgoyn ou Bougoyn dont M. Bertoni (ep. cit. p. 26) a signalé 
trois mss. à la Bibliothèque Nationale (12423 et 2500—2501) et 
un à l’Arsenal (6480). Aucun de ses mss. ne porte de date. 
Malheureusement les renseignements sur le compte de Simon 
Bougoin font défaut, ou á peu près, de sorte qu'il est malaisé de 
trouver, méme d'une facon approximative, la date de la composition 
de cette traduction. On ignore la date de la naissance et de la 
mort de Simon Bougoin. On sait qu'il écrivit son Zspinelfe, énorme 
poème moral de plus de 20000 vers, en 1508, lorsqu'il était tout 
jeune, puisqu'il le déclare lui-même à la fin de cet ouvrage, ainsi 
que dans la pièce acrostiche qui le termine. Il semble avoir été 
très peu connu de ses contemporains; tandis qu’on lit le nom de 
Chastellain, de Molinet, d'Octovien de St. Gelais et de Lemaire à 


PH. AUG. BECKER, DAS FRAGMENT VON BELLUNO, 577 


tout bout de champ dans les œuvres des rhétoriqueurs, je n'y ai 
rencontré le nom de Bougoin qu’une seule fois, dans les vers 
suivants “a aulcuns repargnez & singuliers amis” qui se trouvent à 
la fin de l Esperon de Discipline d'Antoine du Saix: 


Simon Bourgoing ie n'ay peu mettre en vers 
Le stile doux de sa plume dorée: 

Mais si seulle est Deité adorée, 

Si ne font pas a despiser les saincts, 

Qui n'a la main, ne peut faire les saings. 


Ce passage prouve que Simon Bougoin vivait encore en 1532 
date de la composition de l’Esperon de Discipline, mais il n’exclut 
pas la possibilité que la traduction de Bougoin ait été précédée 
par celle de Jehan Maynier, Baron d’Opéde, publiée pour la 
première et seule fois 4 Paris en 1538.! 

L. E. KASTNER. 


Das Fragment von Belluno. 

Auf einem Pergamentblatt aus dem Kloster Vedana steht mitten 
unter annalistischen Aufzeichnungen in lateinischer Sprache, die sich 
auf Ereignisse aus den Jahren 1193—96 beziehen, ein vereinzeltes 
italienisches Sátzchen, das bereits im 16. Jahrh., als das Blatt nach 
Belluno kam, die Aufmerksamkeit der Freunde der heimatlichen 
Geschichte erregte. Der auffállig durchklingende Reim und der 
ziemlich ausgesprochene Rhythmus liefsen in dem versprengten 
Sätzchen das Fragment eines historischen Liedes vermuten; und 
da bekanntlich poetische Versuche in italienischer Sprache aus dem 
12. Jahrh. nur äufserst spärlich vorhanden sind, so figuriert das 
„epische Fragment von Belluno* auch heute noch nach Gebühr in 
allen altitalienischen Chrestomathien. Der fragliche Satz lautet 
nach der zuverlässigsten Lesung: De Castel Dard aut lí nr: bona 
part, j lo geta tulto jniro lo flumo d'Ard, e sex Cavaler de Tarvis li 
plui fer con se duse li nostre Caualer. 

Die Annahme, dals uns hier ein Bruchstück aus einem histo- 
rischen Liede des endenden 12. Jahrh. vorliegt, scheint mir nicht 
einwandfrei. Weder die Art, wie das italienische Sätzchen im Zu- 
sammenhang der annalistischen Aufzeichnungen eingefügt ist, noch 
der ganze Inhalt desselben spricht dafür, dafs der Verfasser des 
Annalenstückes wirklich Verse aus einem Liede zitierte. Denn 
man dürfte wohl erwarten, dafs er die angeführten Verse mit 


l Les Triuphes Petrarcque traduicts de lague Tuscane en Rhime 
francoyse par le Baron d'Opede. Avec privilege du Roy. Denis Fanot. 
On apprend en lisant le privilège (qui porte la date 1538, Paris) que ce baron 
s'appelait Jehan de Maynier, 

Zeitschr. { rom, Phil, XXX, 37 


578 VERMISCHTES. ZUR LITTERATURGESCHICHTE. 


irgend einer einleitenden Bemerkung einführte, die darauf hinwiese, 
dafs aus Anlafs des von ihm berichteten Ereignisses ein Spottvers 
oder ein Volksliedchen gemacht und gesungen wurde. Das ist 
aber keineswegs der Fall; ja das in Rede stehende Reimstück ist 
nicht einmal eine Glosse zu einem ausführlicheren Bericht, sondern 
es ist alles was der Urheber der Notizen úberhaupt von der Ein- 
nahme von Castel d'Ard mitteilt; weder vorher noch nachher ver- 
lautet eine Silbe weiter darúber. Nun ist doch auffállig, dafs ein 
Annalist, der Ereignisse aus einer lángeren Reihe von Jahren auf- 
zeichnet, fúr eine einzelne Begebenheit einfach nur vier Zeilen aus 
einem Liede niederschreibt, sans dire gare, und vier Zeilen, die 
gerade auch alles enthalten, was er úber den Vorfall zu sagen 
hátte. 

Betrachten wir námlich das Annalenfragment von Vedana im 
Zusammenhang, so wie es von V. Crescini (Miscellanea in onore 
di Gr. Ascoli p. 539 ff.) abgedruckt wurde, so unterscheidet sich 
das italienische Sátzchen von den voraufgehenden und nachfolgenden 
Notizen in gar nichts, es sei denn in der Verwendung des Volgare 
statt des Lateins. Es handelt sich im fraglichen Annalenstúck, wie 
es scheint, um den Kampf von Belluno und Feltre gegen die um- 
liegenden Kastelle. Burg um Burg fállt in die Hánde der streit- 
baren Stádter: Anno dni 1193, mense aprili, milites et pedites Bellunenses 
et Feltrenses Castrum Mirabelli maxima vi occupaverunt, ... jiem 
eodem mense Clusas queri cgperunt ... Eodem anno Castrum Landredi 
cgperunt ... und nach dem Handstreich aut Castel d'Ard, praeterea 
Domum Bance vi occupaverunt ... Postea anno dni 1196 ad Castrum 
Zumellarum jverunt ... Und dies alles geschah zu Lebzeiten des 
(um 1197 ermordeten) Bischofs Gerard von Belluno. 

Wenn wir die einzelnen Angaben genauer ins Auge fassen, 
welche unser Annalist bei den einzelnen Phasen dieser Kämpfe 
der Aufzeichnung für wert erachtete, so finden wir, daís es regel- 
mälsig die Zerstörung der feindlichen Burg und die Anzahl der 
Gefangenen ist, die er hervorhebt. Castrum Mirabelli infra octo 
dies combusserunt alque in omnibus edifficijs destruxerunt; Clusas 
ceperunt el destruxerunt, et LVXj jnier milites et pedites et arcatores 
secum in vinculis duxerunt; Castrum Landredi ceperunt, et xxuj jnter 
milites et pedites atque arcatores secum in vinculis duxerunt et totum 
Castrum conbusserunt et funditus destruxerunt: Domum Bance de 
struxerunt et xvitij latrones jnde secum duxerunt; Castrum Zumellarum 
in VII. die ceperunt et combusserunt atque in omnibus edifficis de 
struxerunt. Gerade so wird uns von Castel d’Ard berichtet, dafs 
der Teil der Burg, der erobert wurde, gánzlich zerstórt, und als 
Gefangene sechs Ritter aus Tarvis mitgeführt wurden, wobei das 
tutto und con se duse (secum duxerunt) nicht ohne Entsprechung 
im latein. Texte sind. 

Bei dem Angriff auf Castel d’Ard ist nun aber der Umstand 
beachtenswert, dafs es nicht wie die anderen Burgen ganz in die 
Hände der verbúndeten Stádter fiel, sondern dafs nur die Er- 


PH, AUG. BECKER, DAS FRAGMENT VON BELLUNO. 579 


oberung und Zerstórung eines grofsen Teils des Objektes erzielt 
wurde; und augenscheinlich gilt es dem Verfasser unserer Notizen 
als besonders wichtig, dafs bei dieser Gelegenheit sechs der ge- 
walttátigsten Ritter aus Tarvis in Gefangenschaft gerieten, offenbar 
einige der gefährlichsten Gegner der Bellunesen, die Hintermänner 
und Helfer der umwohnenden Burgherren in diesem Kampf mit 
den aufstrebenden Búrgerschaften. Nun ist es meines Erachtens 
eine Frage, die Beantwortung verlangt, ob ein solches Detail, dafs 
nicht das ganze Kastell, sondern nur ein grölserer Teil desselben 
eingenommen und zerstört werden konnte, ein Umstand ist, der 
gerade in einem Liede hervorgehoben werden würde, und nicht 
vielmehr in eminenter Weise eine speziell nur für den Lokalhistoriker 
wichtige Einzelheit. Wem würde es einfallen, die teilweise Zer- 
störung einer feindlichen Burg zu besingen, und recht absichtlich 
zu betonen, dafs man nur einen Teil derselben habe in seine 
Gewalt bringen und vernichten können? Und klingt das wirklich 
nach einem Liede, dafs man die Gefangenschaft von sechs ://: sage 
und schreibe sechs ://: Rittern zur Aufzeichnung bringt? Diese 
Erwägung ist aber darum von Wichtigkeit, weil der mafsgebende 
Reim auf -ar/ eben durch dieses bona part gegeben ist, und durch 
den anderen, gleichfalls für den Lokalhistoriker mehr als für den 
Volkssánger interessanten Umstand, dafs der eroberte Teil der Burg 
nicht durch Brand (combusserunt), sondern durch Niederstürzen der 
Gebáude und Mauern in den vorbeifliefsenden Flufs zerstórt wurde. 
(Ardo vereinigt sich mit der Piave bei Belluno.) 

Ein zweites Bedenken ergibt sich mir aus der metrischen Form 
des angeblichen epischen Fragments. Es dürfte schwerlich ein 
Analogon zu diesen Langzeilen mit Binnenreim geben (De Castel 
Dard avi li nostri bona part, e sex Cavaler de Tarvis li pluifer), 
die mit zásurschwachen Zeilen abwechseln (7 lo gela tulto jntro lo 
fumo d'Ard, con se duse li nostre Cavaler), noch sind paarweis 
gereimte Langzeilen, wie sie hier vorlägen, der epischen oder 
historischen Dichtung aus jener oder einer naheliegenden Zeit nach- 
weisbar geláufig. 

Das einzige Moment, das bei unserem Sätzchen als Beweis 
für dessen epischen Charakter geltend gemacht werden kann, sind 
demnach die reimartigen Gleichklange. Vielleicht werden wir aber 
berechtigt sein, auch diesen geringere Bedeutung beizumessen, 
wenn wir die Beobachtung machen, dafs sich auch im lateinischen 
Texte lauter Schlüsse auf -eruni—erunt finden. Offenbar fehlte 
dem Urheber unserer annalistischen Aufzeichnungen das richtige 
Gehòr und Stilgefúhl, das ibm vor geháufter Verwendung gleich- 
klingender Wortauslaute gewarnt hatte. 

Nach den obigen Ausführungen glaube ich mich berechtigt, 
dem italienischen Sitzchen im Annalenfragment von Vedana den 
Charakter eines poetischen Einschiebsels abzusprechen. Lassen wir 
es aber nicht mehr als episches Fragment gelten, so behält es 


37* 


580 VERMISCHTES. ZUR TEXTKRITIK. 


sein Interesse als das erste Beispiel dafir, dafs ein italienischer 
Annalist aus dem Ende des 12. Jahrh. mitten in seiner lateinischen 
Aufzeichnung unversehens zu seiner Muttersprache greift. 


PH Ave. BECKER. 


II. Zur Textkritik. 


Zu dem Ave Maria des Huon le roi. 


In dem letzterschienenen vierten Bande der Mémoires de la 
Société néo-philologique à Helsingfors (Helsingfors, Waseniuska Bok- 
handeln 1906), der wie seine Vorgánger fúr eine erfreuliche viel- 
seitige Tätigkeit der im Titel genannten Gesellschaft zeugt, findet 
sich, durch Artur Langfors zum ersten Male herausgegeben und 
durch sorgfältige bibliographische und sprachliche Bemerkungen 
eingeleitet, eine von Huon le Roi aus Cambrai verfafste gereimte 
Paraphrase des Ave Maria, zu deren aus den zwei Handschriften 
gewonnenem kritischen Texte ich ein paar Bemerkungen machen 
möchte. Z. 63 ff. sagt Huon, wenn man die zwei A des Namens 
Maria in £ verwandle und das sehr bedeutsame /, wobei er wohl 
an Jesus denkt, tilge, so ergebe sich mere. Z. 78 lautet in der 
Ausgabe Mere el Marie d droit a non; dies ist aber wohl nur ein 
Druckfehler, da mere el marie als Variante der Hds. 7 angegeben 
ist. Der Meinung des Herausgebers entspricht wohl Mere Marie 
à droit a non „Mutter heifst Maria mit Recht“, so dafs der folgende 
Vers A droit a non mere Maria nur die Wiederholung der eben 
ausgesprochenen Worte in anderer Ordnung ist — Z. 83 ff. gibt 
der kritische Text S’enclus estiens tout et rendu, Ne li ariemes nous 
rendu, Ja mais meris les lormens fors Qu'il souffri d.h. „wenn 
wir auch alle Klausner und Ordensbrüder wären, so háttten wir 
(es, d. h. unsere Erlösung) ihm nicht erstattet“ ...; daran kann 
sich nicht asyndetisch anreihen „nimmer die Qualen vergolten“, 
sondern es mufs durch ein Nr, das dann keinen Raum mehr für 
mais übrig lälst, eine Verbindung zwischen den zwei Partizipien 
hergestellt werden: Ne ja meris. — Z. 92 wird lauten müssen Æ 
vo dowors en la mer tume („stürzt ins Meer“) Les grids formens, 
wo mit den /ormens nicht die Z.85 erwähnten Qualen Jesu gemeint 
sind, sondern die uns als Lohn unserer zwlarns peciés gebührenden. 
— Z. 98, die der Herausgeber für verderbt hält, hat in der Hds. 
C durchaus befriedigenden Wortlaut, sobald man vous statt nous 
liest. Dals amere gleich amator ist, was doch nicht Prädikat zu 
einem weiblichen Subjekt sein könnte, ergibt sich aus der un- 
mittelbar folgenden Erklärung des Dichters, was er unter amere und 
amis im Verhältnis zu der heiligen Jungfrau verstche. — Z. 110 
hat abermals die Hds. C das Richtige, nämlich mon espir 1 tu „ich 
töte dabei meine Seele“. — Für Z, 118— 120 ist die richtige Auf- 
fassung in der Anmerkung gegeben. Dafür, daís devis „Aufzählung, 


ADOLF TOBLER, ZU DEM AVE MARIA DES HUON LE ROr. 581 


Angabe, Beschreibung“ heifst, sind Belege leicht zu geben. — 
Z. 185 mufs für infers oder enfers ein Kasus obliquus (im Sinne 
des Dativs) stehen, also da das /' des folgenden Verses den Ge- 
danken an einen Plural (= inferos) ausschliefst, enfer. 

Zu dem anhangsweise mitgeteilten gleichartigen altfranzösischen 
Ave Maria in Helinantstrophen ist wenig zu bemerken. Der Ver- 
fasser ist auf äquivoke Reime nicht so eifrig bedacht gewesen wie 
Huon, ist daher auch im Ausdruck weniger gesucht und deswegen 
leichter verständlich geblieben; seine Sprache zeigt aber schon 
manche Abweichung vom Gebrauche der guten alten Zeit. Aus 
Anlafs des kleinen Glossars, das der Herausgeber zu den beiden 
Texten gibt, sei noch folgendes bemerkt: dafs degi!, degiel aus- 
schliefslich „aussätzig“ heifse, scheint mir eine etwas zu weit gehende 
Behauptung von Thomas, Melanges 62. Grade die Stelle Z. 267 
bei Huon scheint mir dagegen zu sprechen, und gleiches gilt von 
Gautier de Coincy bei Méon II 66, 2065, wo an Aussatz nicht ge- 
dacht werden kann; auch G. Paris hat in Rom. XIX, 330 ,mépri- 
sable, inutile“ für die geeignete nfrz. Wiedergabe gehalten. — Für 
das bei Godefroy fehlende deservir (genauer des-servir) „aus Knecht- 
schaft befreien“ ist ein guter Beleg La sive (Jesu) mors nos deservi 
De grant servage, SFranch. 2764. — Wenn im zweiten Gedicht 
III, 5 es heifst Amours certes bien l'endempta, Quant en ton corps fu 
ces (= ses) ostiex, so ist in dem Verbum des ersten Verses, das 
man von /en (oder besser /) trennen mufs, nur eine Nebenform 
von donfa mit en in tonloser Silbe für on zu sehn (s. Foerster in 
der Ztschr. XIII, 533). — An ein folíne, das eine mit folie gleich- 
bedeutende Ableitung von fol wäre, glaube ich vorderhand nicht. 
An der einzigen bei Godefroy beigebrachten Belegstelle aus dem 
gereimten Psalter, den Michel hinter dem Oxforder ediert hat, #7 
la foline coverra sa bouche, dient das Wort zur Übersetzung von 
iniguitas und ist meines Erachtens wie auch in unserm zweiten 
Ave Maria V, 10 (Dont fei foline trop vilaine Qui de loi servir ne 
se peine) in felnie, eine Nebenform von Ye/onie, zu ändern, die ich 
zwar nicht nachzuweisen vermag, die man aber in Erwägung von 
barnage neben baronie, von larnesse, larnie, larnos neben Formen 
mit erhaltenem o, von felnessement bei Godefroy, von mundartlichem 
enfelni, von pr. feunia wohl wird annehmen dürfen. An der 
Existenz von folín zweifle ich darum nicht, wenn ich es auch 
nicht mit Godefroy einfach als ein mit fol gleichbedeutendes Ad- 
jektiv, sondernals einen scherzweise gebildeten männlichen Eigen- 


| | | i 2 
namen ansehe, Verm. Beitr. II, 232. ADOLF TOBLER. 


III, Zur Lautgeschichte. 
1. Epithese. 
S. Pieri’s Mitteilung über Epithese (Zeitschr. XXX, 339f) er- 
innert an eine von M.-L., Grundr., 12, pag. 685 erwähnte und als 





582 VERMISCHTES. ZUR LAUTGESCHICHTE. 


unklar bezeichnete súditalienische Erscheinung: kalabresisch -ds, das 
bei allen Verben im Präsens in der 3. Person Singularis und aufser- 
dem bei picchidi ‘perchè’, chiudi ‘più’ erscheint. Die Entstehung 
der Formen erklärt sich am einfachsten so: neben dem Imperat. 
vidi steht als Kurzform ví (Scerbo, Sul dial. cal, $ 174), danach 
wurde im Dialekt von Cosenza zu sí ‘sei’ eine Nebenform sid? ge- 
schaffen (Gentili, Fon. del dial. cosent., $ 143), die sich bei Scerbo 
nicht finden kann, weil in der von ihm behandelten Mundart sii 
mit dem -; der 2. Sgl. Imp. der anderen Verba erscheint; in 
Cosenza wurde nun zur zweiten Person des Verbum substantivum 
si: sidi eine parallele dritte geschaffen, also neben e : ¿di ‘è’, wo- 
nach dd = a ‘ha’, und daraus erkláren sich die oben erwähnten 
Neubildungen, die auch andere Oxytona wie plus und quid er- 
griffen, welche keine Verbalformen sind. Ähnlich wird in Lucca, 
wegen so = sono = son ‘sono’, das Futur dazu sarò zu saróno 
== sarón ‘sarò’, je nach der Gegend (Nieri, Vocab. lucchese, 
pag. XVII). 

Die von Pieri aus der Divina Commedia angefúhrten Verbal- 
formen vane, fane, fene, saline, partine, puone erkláren sich leicht 
durch Heranziehung der Hilfsverba. Aus puofe konnte nur im syn- 
taktischen Gefüge vor dem betonten dazu gehörigen Infinitiv pwd 
entstehen, desgleichen va, fa und fe aus lat. VADIT, it. face 
(M.-L., It. Gr., $ 457) und /ee; diese Oxytona konnten leicht nach 
denjenigen Oxytona umgeformt werden, die paroxytone Neben- 
formen zur Seite haben, wobei es keinen Unterschied macht, ob 
diese Formen Perfekta sind, wie z. B. die genannten sali, parti und 

. So ist auf einem gewissen Gebicte auch ein puole entstanden 
(M.-L., It. Gr. $ 462), das das / weiter verschleppte; ebenso ist 
in Lucca e, lat. est zu ¿ne (Nieri, |. c., pag. XVI f.) und in Cosenza 
zu ent (Gentili, 1. c., $ 143) geworden, die neben der ursprüng- 
lichen Form vorkommen, es stand daneben wé = zuene (kalabr. 
ohne Diphthong), die sich syntaktisch scheiden: vsé ist vortoniges 
Auxiliare (M.-L., It. Grammi, $ 301), nach dessen voller Form die 
oben aufgezáhlten um -ne verlängert wurden; cosent. dafür -nt 
wegen -di. 

Für mene, tene, sene ‘me, te, se’ wird man sich auf M.-L., It 
Gr., $ 309, berufen dürfen, wo zo (vortonig): none (haupttonig) als 
Vorbilder angeführt werden. Weiter wäre ein anderer Weg: in 
MEMET IPSUM könnte das stereotype ET 1PSUM (über welches 
z. B. kurz Zumpt!2, $ 698 spricht) irrtümlich abgezogen worden 
und mem > men > mene, die Grundform von it. altrum. menz, 
rumán. mine entstanden sein, das Vorbild für fene, sene, bezw. 
rumán. line, sine, wodurch M.-L.'s Einwand gegen die Gleichung 
QUEM = rumän. cene > cine (Zur Kenntn. des Altlog., S. 40) infolge 
der Umkehrung des historischen Verhältnisses der Formen beseitigt 
wäre; cene wäre sekundär nach den Antworten mene, lene. 

Auch für guine ‘qui’ aus dem Altpistojesischen sind besondere 
Verhältnisse geltend zu machen. Die bei Petrocchi im Diz. unter 


JOSEPH HUBER, ZU PROV, AMB, 583 


dem Striche angeführten costi ‘costi’, fact ‘la’, der ‘li’, guict ‘qui’ 
zeigen den Einflufs der paroxytonen Wörter guiner, &nci, costinci, 
in deren erstem -« als Suffix empfunden wurde, weil daneben auch 
quindi steht, und diese Auffassung durch die beiden anderen 
Wörter verstärkt wurde. Diese Abtrennung von -cí in gwner, bezw. 
von -di in guindi führte weiter zu einem scheinbaren Primitiv 
quin-e. 

Florentinisches /rene ‘tre’ macht den Eindruck einer Nach- 
bildung von amo in der Verbindung amendue, nach welchem man 
amentré und dann amenfren-e gesagt hätte. 

Schwieriger ist rene ‘re’. Die natiirliche Folge des Neben- 
einanders von re aus prov. re = REM (bei Petrocchi unter dem 
Striche) und toskanischem rene = REM ware Angleichung des 
Homonymons. Aber rene ist nicht belegt.! 

JuL. SuBAK. 


3. Zu prov. amb. 
(Zu Ztschr. XXVI, (1902) p. 535 ff.) 


Wenn E. Richter in ihrem klaren Artikel a. a, O. „Über die 
Entwicklung von lat. apud > neuprov. emé* sagt: „Die Weiterbildung 
von ab > am ist eine rein lautliche Erscheinung: ab[m wird 
> am[m, darnach ab/n > amfn, und dann ab[s > amfs ...“, so 
möchte ich dasselbe für die Weiterbildung von am > amb an- 
nehmen, oder doch wenigstens für die psychologische Grundlage 
einer ,Kontaminationsform amb aus am + ab“ eine physiologische 
Stütze beibringen. 

Eine dem Provenzalischen (wie auch vielen andern Sprachen) 
geläufige Erscheinung ist die Einschiebung eines ¿(p) zwischen 
m-r, m-l, m-n, m-s: vgl. prov. (memfo)rare >) membrar, tremblar, sem- 
blar, dompna, dampnalge, condempnal, essemps, nemps < nimis usw. — 
Wenn wir nun in einem und demselben Texte, wie dies oft vor- 
kommt, nebeneinander dompna und domna, essems neben essemps usw. 
geschrieben finden, so dürfen wir doch wohl annehmen, dals, speziell 
in Fällen, wo der Labial gar nicht etymologisch ist, das Wort mit 
dem eingeschobenen Labial auch dort ausgesprochen wurde, wo 
der Schreiber der histor.-etymolog. Schreibung folgte. 

So dürfen wir ein solches in der Schrift vernachlässigtes 4 
vermuten oder vielmehr sicher annehmen in: 

Dok. aus Bordeaux 1243 (Luch. Rec. 128, 18: am carta e am 
letras. — Rayn. Choix I, 346: am l’ajudori — P.M. Bull. 1875, 


1 wo erwähnt wurde oben tarent. efa — e ‘è' nach pot», tarent. éreés 
‘tre’, nach M.-L. nach fe: fede aus fre umgebogen ist, desgleichen nicht 
tune ALL. Grundriís, 1%, pag. 695), weil es sich nach tere von selbst verstehtt. 
Die Infinitive auf -äne, -ine (ibid.) gehören einem mir unzugänglichen Gebiet 
an, ebenso die Formen auf -f in der Basilicata Ad, ibid,, S. 685). 


584 VERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTE, 


S. 76 (/'évangile de l'enfance) 80. 81: am los. — Guillem de la 
Barre (P. M. Rec. I, 127, (neben ab°°#): von am bel saber 32 natürlich 
abzusehen, aber in am tan! 51 (vgl. deutsch Amt = oft Ampt); am 
Vautre usw. — Béziers (Such. Denkm.) 470; am la una, am 
Vautra; 471. 2: lostemps vieuras am trebalh et am susor. — Bibel 
(Ms. Peiresc, Rom. XVIII, S. 366. 24): am las femnas et ambe 
Maria; ibid.: am sos fraires; ibid 365. 15: el filh era am Dieu. 
— Raimon Feraut: Vida d. S. Hon. (App. 8, 18): am l’enperador. 
— Sordel (App. 31, 28): am tals /urmens. Peire Cardenal (App. 
110/09): de lor toy l'alegra am lor usw. — Dasselbe gilt wohl auch 
für die Beispiele der Leys d'amors II, 118, 22: am l:alfat, am la 
paraula de Dieu. 

Fs fállt nicht schwer, bei der engen Verbindung von Prá- 
position und folgendem bestimmten Artikel (anlaut. /) den Finschub 
des Übergangs- anzunehmen. Wenn man ferner bedenkt, dafs 
diese Verbindung von am die gewöhnlichste ist und alle andern 
möglichen Fälle weitaus übertrifft (wie auch die obigen Beispiele 
zeigen), so ist leicht zu begreifen, dafs diese Form verallgemeinert 
und auf die übrigen, also von den genannten vorkonsonan- 
tischen auf die vorvokalischen Fälle übertragen wurde, 
wenn sie auch nur vor den letztern eine orthographische Wieder- 
gabe gefunden hat; vor den ersteren dann später durch ein unter- 
stützendes e zu ambe erweitert wurde. — 

JOSEPH HUBER. 


1V. Zur Wortgeschichte. 


ı. Altfranzösisches und provenzalisches gap, gas. 


Godefroy behandelt in seinem altfranzösischen Lexikon gas 
zusammen mit gap, d.h. er sieht in jenem die mit dem Flexions- 
buchstaben versehene Form von diesem, und dasselbe geschieht, 
so weit ich es übersehen kann, in allen Spezialglossaren von 
späteren Ausgaben altfranzósischer Texte. Nach meiner Ansicht 
liegen hier aber zwei verschiedene Worte vor, die sich allerdings 
begrifflich sehr nahe stehen und sich vielleicht sogar gegenseitig 
beeinflufst haben. Das Wort gap besitzt zahlreiche Ableitungen, 
wie gaber, gabere, gabance, gabement, gabelet, gaberie, gabots u. a., und 
findet sich mit verschiedenen Bedeutungen auch in den meisten 
andern romanischen Sprachen. 1. Die Grundbedeutung ist wohl, 
entsprechend dem altnord. gabb, dem es entstammt, ,Spott“, z. B. 
Loing féis tes amis de moi, De moi firent lor gap Oxf. Psalter, 
Anhang S. 320, Ps. 87, 8. Daher auch ,Spottrede, spóttische Be- 
merkung“, z. B. Et quant Do l’a véu, un gap li a gete: „Vous re- 
semblés mouton que on ait escorné Do. de May. 4441. Hieraus 
entwickelte sich 2. die Bedeutung „Scherz, Scherzrede“, so in: 


ALBERT STIMMING, ALTFR, UND PROV. GAP, GAS. 585 


Por les cers qu'il alout pernant Li quens Guill. le gabout .., Pie 
de Cerf par gap Vapeloit, E sovent par gap li diseit, Que. . Rou III, 
10566 sq. Daraus ergab sich 3. einerseits „Prahlerei“, wie in den 
bekannten „gaps“ der Karlsreise, 4. andererseits „Sache ohne Be- 
deutung“, wie in: Quant la dame l’a entendu, Ne la nient a gab 
tenu Bisclaveret 58; ebenso Rol. 2113; endlich „Täuschung“, z. B. 
Altrement tendreit tut a gap e a feintié Rou Il, 4334. 

Dem gegenüber bedeutet gas 1. „Geschwätz“, z. B. Par ma 
foi, damoisele, moult sont vilain vos gas Floov. 655; 2. „Scherz, 
Spals“, so: Garins l’entent, n’i ot ne gas ne ris Garin li Loh. II 
S. 46; Lors par fu Tybert adolez,.. Que por les cous, que por 
le gas (: las) Ren. 12, 1464; Escopart comence par gas rechigner 
Boeve de Haumt. 1805; daher a gas „zum Spafs*, und negiert 
„ernst gemeint, ernst“: Des lances s’antrefierent, ce ne fu mie a 
gas Saxons l, 179; Quant vint al traire des espees, Ne fu mie puis 
Voevre a gas Ducs de N. 5281; Or i ferés, baron, cest geus n'est 
mie a gas Conqu. de Jerus. 87; Il ne josterent mie a gas Durmart 
2576; ähnlich ib. 6099; 11760. In: Il ne la guardout mie a gas 
Guigemar 218 ist die negative Wendung gleichbedeutend mit „sorg- 
fältig, streng“; in: cele qui ne dormoit pas Ne tint pas cest affaire 
a gas Fabliaux I, 324 heifst „ne tenir pas a gas“ „nicht für un- 
wichtig halten, eifrig betreiben* (vgl. oben gap No, 3); 3. „etwas 
Unwahres, Schein, Täuschung, Trug“: ainc ne m’en vausistes croire, 
Ains tenistes tout a non-voire, A gas Rob. le Diable 4606. Amours, 
tu me fais a Celi mes amours doner Qui ne m’aime mie a gas 
(= treu) Raynaud, Motets I, 155, 10; Tu paroles, fet ele, en gas, 
Jeo sai bien qu'il ne me het pas Eliduc 437; Et Sebile se plaint 
et sospire par gas (zum Schein) Saxons I, 180; Proi et reproi sans 
recovrier Si com cil qui ne set a gas Amors servir ne losengier 
Chrest, de Troies, Chans. 2, 53; Sire, fait cil, sachiez sans gas 
Beaudous 958; Douce desirree, Sans fiel et sanz ¿gas Raynaud, 
Motets I, 21, 34; Toz jors penserai Loiaument sans gas A vos ib. 
I, 37, 12. Daher „a gas“ „zum Schein“: Je ne m'en doi pas 
Plaindre nes a gas ib. I, 69, 19; daher auch im Gegensatz zu a 
certes: Est go a certes ou a gas? Adam 887; soit a certes ou a 
gas Floire et Bl. 1304; ein weiteres Beispiel bei Godefroy IV, 196. 
Endlich 4. „etwas Wunderbares, Erstaunliches*: Et dist Guillelmes: 
„Or pòés dir gas, Ne cuidai pas c'au sicle tant en ait (sc. Habe, 
Reichtum) Prise de Cordres 1163. 

Wo nun der Nom. Sing. oder der Acc. Plur. vorliegt, ist aus 
der Form nicht zu erkennen, welches der beiden Worte vorliegt. 
Wenn es sich um die Bedeutung „Spott“ handelt, so ist wohl gap 
anzunehmen. So in: ne cui pas Ke de moi faciez vos gas Rom. 
u. Past. 140, 15; De toi feront enfans leurs gas Conme d'un sot 
Miracles N. D. XXI, 250; Sor moi chierra trestot li gas, Por ce que 
je port les noirs dras Bible Guiot 1090. Dagegen scheint es in: 
Drois dist c’on doit ses gas celer, Si ne doit on nulli gaber Baud. de 
Condé 263, 550 „scherzhafte Einfälle“ zu bezeichnen, da sonst 





586 VERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTE. 


zweimal derselbe Gedanke ausgesprochen wäre. Ebenso liegt die 
zweite Bedeutung von gas vor in: D’enfant ocire n’est pas gas 
Lai du Fraisne 98; Ce n'est pas gas d’ome deffere Dolop. 6438; 
und in Fius, mort soffrir, ce n'est pas gas Floire et BI. I, 812. Be- 
sonders häufig begegnet aber die dritte, z. B. Pluisour disent que 
il fu ferus parmi le gros dou brach; ... mais che fu gas, il fu 
navres el pis Hist. des Ducs de Norm. p. p. Fr. Michel, Paris 1840, 
S. 90; Seure li cort comme enragiez, Quant el crie: „C’est gas, 
c'est gas“ Fabliaux I, 190; namentlich in der Wendung „n’est mie 
(pas) gas“ „wahrlich, es entspricht der Wirklichkeit“, z. B. Trestoz 
li cuers m’en esclaire, N’est mie gas Gace Brule 54, 50; De sa 
bealté n'est mie gas Lanval 591; „ne te puez d'amor retraire?“ — 
„Nage, par fei! n’est mie gas Eneas 8629; manchmal zum Flick- 
wort abgeschwächt, so bei einer Aufzählung von Philosophen: 
Cligers et Pitagoras En refurent, ce n’est pas gas Bible Guiot 34; 
Por ce sui je... esbahiz, ce n’est pas gas ib. 368. 

Eine etwas andere Bedeutung hat das Wort endlich in: toute 
lor biauté fu a la seue gas (war so gut wie nichts gegen, reichte 
nicht heran an) Gautier d'Aupais S. 7 (v. 166); und in: Chacun li 
dist: „Rois, est ce gas, A aler vous sous nule part?“ (was lafst Ihr 
Euch einfallen, wie kommt Ihr dazu?) Beroul, Tristan 1926. 

In der grofsen Mehrzahl der zuletzt aufgeführten Fälle werden 
wir wegen der ähnlichen Bedeutung gas und nicht gap zu sehen 
haben. 

Dafs aber die beiden Worte sich, wie im Eingang angedeutet, 
gegenseitig beeinflufst haben, ergibt sich aus einigen Stellen, in 
denen sie ihre Bedeutung vertauscht zu haben scheinen. So aus: 
cele ne l’atendi pas: En es le pas Li jete un gas, si li dit: o! folz 
Robin .. Rom. u. Past. 304, 65. Hier heifst gas nicht nur „scherzen- 
des“ sondern auch „spottendes Wort, Spott“, vgl. Quant Robins 
s'ot ramprosner, Si respont par ire ib. 305, 73. Andrerseits aus: 
Teus prent a gabelet Fermail et anelet Qui a certes le rent Prov. 
au vilain 231,1 (in der Anm. fügt Tobler noch a gabeles Cour. 
Ren. 101 hinzu), wo a gabelet ganz wie sonst a gas den Gegensatz 
zu a certes bildet. 

Im Provenzalischen ist der Umfang der Bedeutungen von gap 
etwas weiter. Auch dort heifst es 1. ,Spottrede* z. B. Als adregz 
prec qe ja no m’en reprenda Del gap q'ai dig, se mon gabar enten 
Blacasset 10, 11; Mas gabs avetz be ad egual d'un rey Mónch v. 
Mont. 5, 19; mans gabs avem auzitz Que non eran mas los critz 
Bartsch, Leseb. 94, 27; dann überhaupt ,schlechte Rede“: castiatz 
vos d'aisi lah gap Ross. 5519; daher auch „Drohung“: Ja per gap 
ni per menassa No mudarai qu'ieu non jassa Ab mon amic Bartsch, 
Leseb. 103, 24; oder „Verläumdung“: Dona sai ab cors plazentier, 
Don negus hom pot mal dir, E no tem gap de lauzengier Peire 
Guilh. de Luzerna 3, 48. 

2. ,Scherzrede“; so: em remembre .. Los vostres gaps plazens 
e bos El gen solatz ell franc respos Arn. de Mar. Brief III, 107; 


ALBERT STIMMING, ALTFR. UND PROV. GAP, GAS. 587 


„Scherz “: Encaras mens, e non o dic a gap (ich spafse nicht), D’avol 
femna estors que noi mescap Serveri de Gerona 1,17. Daher 
auch „Prahlerei*: Ditz per gaps e per bobans Maintas vetz ab 
cortes essai Brev. dam. 30371; nicht minder, wie im Französischen, 
«Sache ohne Bedeutung“, wie in: no so tengro pas a gab D'aquo 
quel senhor lor ac dit Guill. de la Barre 830; Et yeu no m'o 
tengui a gab ib. 2866. Aus der Bedeutung „Scherz“ entwickelte 
sich dann noch die andere „Übertreibung, Unwahrheit* (vgl. gap 
No. 3, gas No. 3): E, sertas, semblaria gabs, S'ieu vos dizia cum fon 
bels Guill, de la Barre 866. Daher erscheint ,ses gab* als 
formel: eu lo'l dirai ses nul gad Bartsch, Chrest. 19, 6; ieu ai dih 
A‘ls amadors leals ses gab Brev. d'am. 32 347; la comtessa ... afiblec 
un mantel negre, ses tot gab Guill, de la Barre 3545. 

Das Wort hatte aber noch zwei andere Bedeutungen, námlich 
4. „Pomp“: Lo crozific van aportar .., E s'ieu vos dizia los gabs, 
Cum lo porteron ricamens, No cug que.. Guill. de la Barre 1522; 
5. pLárm*: tot suavet ses gap Lo deu penre Bartsch, Leseb. 127, 
54; Tot planamenz e senes gap A dig: „Que plains“ Flam. 4343; 
Be's gara cascus que non f[ijera Tal colp que fassa gap ni b[r]uis 
ib. 4741; ábnlich ib. 5811 und 6803; weitere Belege aus Bibel- 
úbersetzungen gibt P. Meyer im Glossar. 

Das Wort weist, wie im Franzósischen, zahlreiche Ableitungen 
auf, so gabar, gabasre; sobregabaire, gabeiar, gabaria, gabier, u. à. 
deren Bedeutungen sich aus den soeben dargelegten Verwendungen 
ergeben. Bemerkenswert ist nur gabe in: pels vergiers.. Aug lo 
retint el gabe Que fan l’auzelet menut Raim. de Mir. 12, 4, dessen 
Sinn „Gesang“ sich aus Nr. 5 (Lärm) erklärt, 

Während hiernach gap im Prov. mindestens ebenso gebráuch- 
lich ist, wie im Französischen, kommt gas sehr selten vor. Es 
findet sich weder bei Diez noch bei Raynouard. Das Lexique oc- 
citanien bringt es, gibt aber keinen Beleg und übersetzt es mit 
„railleries“, fafst es also wohl auch als mit gaps identisch. Levy 
führt folgende Stelle aus meinem Bertran de Born an, ohne sich 
weiter darüber auszusprechen. Die Stelle lautet: Reis que gran 
terra demanda Par que fassa gas, Quan chaval no trai de pas B. 
de Born jun., Gen part v.10. Ich übersetzte gas in der ersten 
Ausgabe (Halle 1897 S. 243) durch „Geschwätz“, liefs mich aber 
durch die abweichende Auffassung Chabaneau’s und Thomas’ be- 
stimmen, in der neuen Ausgabe (Halle 1892, Anm. zu l, 10) es 
unter Hinweis auf amis statt amics für eine Nebenform von gaps 
zu erklären, eine Ansicht, von der ich inzwischen zurückgekommen 
qin.! Ausser dieser sind mir nur noch zwei Stellen im Girart von 


1 Es kommen zwar Formen wie amis, enemis, ents, Frederis u.ä. vor 
(s. Anm, zu B, de Born? 21, 23), aber der Wegfall des auslautenden e ist hier nicht 
durch das Flexions-s veranlafst, wie sich daraus ergibt, dafs dies ¢ auch in 
Formen fehlt, wo kein Flexionsbuchstabe vorhanden ist, z.B. in ami, enemí, 
di (dico) u.a. (Belege ebendort). Diese aber sind analogisch nach amia, ene- 
mia, dia (dicam) u.ä, den nicht seltenen Nebenformen von amiga, enemiga, 

















588 VERMISCHTES, ZUR WORTGESCHICHTE. 


Rossillon bekannt, in denen das Wort vorkommt, námlich: No vistes 
una gen que.. Ni si fiera ni aucia, n'es mia gas Ross. 4417 
(P; O hat: Si fiere ne ocie ne sis lavas v. 5128), die also den 
franzôsischen unter Nr. 3 angefúhrten Beispielen entspricht; sodann: 
Senher, nos farem so que tu volras, Quar no' a mais mestier or- 
gulhs ni gas Ross. 8943 (P; Ne i a meis mester orguelz ne gas 
O 9997), wo gas etwa „müssiges Geschwätz“ oder ,anmafsende 
Rede* bedeutet. 

Die Zahl der Ableitungen von gas ist in beiden Sprachen 
sehr gering. So erscheint gazel in einem geistlichen Gedicht 
(P. Meyer, Anc. poés. relig. en langue d’oc, Paris 1860, S. 15 sq.), 
dessen Strophe 2 lautet: Mei amic e mei fiel, Laisat estar lo gase/; 
Aprendet u so noel De virgine Maria, Da die Zuhórer offenbar 
zur Ruhe ermahnt werden sollen, so hat das Wort unzweifelhaft 
den Sinn ,Plaudern, Geschwätz“, und so úbersetzt es auch Bartsch 
im Glossar zu seiner Chrestomathie, in die er das Lied aufge- 
nommen hat (Ausgabe von Koschwitz, 1904, Sp. 19). Zweifelhaft 
ist, ob das Verbum gasar dazu zu rechnen ist. Der einzige bis- 
her bekannte Beleg (Raynouard 3, 448) lautet: L'enperador dis: 
Prenes aquel vilan (sc. den Pilatus), anas lo estacar per pes, per 
mans, que el non puesca moure ni gasar Rom. d'Arles (p. p. Cha- 
baneau, Paris 1889, Z. 411 = Rev. desl. r. 32, 491). Raynouard 
(3, 448) übersetzt „bavarder, babiller“, ebenso Diez, Wörterbuch 
II, 352, eine Übersetzung, deren Richtigkeit Tobler, Rom. 2, 237—8, 
in Zweifel zieht, und Levy, Supplementlexicon 4, 77, stimmt ihm 
bei, ohne jedoch eine andere an deren Stelle zu setzen. Chaba- 
neau erwähnt das Wort in den Anmerkungen nicht. Jene Stelle 
könnte sehr wohl heissen „so dafs er sich nicht rühren und nicht 
mucksen kann“; die Bedeutung von gasar würde also der ersten 
für das franz. gas aufgestellten nicht allzu fern stehen. Wie dem 
auch sei, es ist mit Sicherheit anzunehmen, dafs das Altprov. ein 
solches Verbum mit einer ähnlichen Bedeutung besessen hat, da 
das Neuprov. einen erstaunlichen Reichtum an Ableitungen desselben 
aufweist, welche die Annahme einer Fntlehnung unmöglich machen. 
Mistral bringt und belegt nämlich in seinem „Tresor dou Felibrige“ 
II, 32 folgende Wörter gleicher Herkunft: gasar, gasoul s. m. „babil, 
gazouillement“; gasaía, gasalha, gasouia, gasoulha, gasilha v. n. et 
a. ,gazouiller, babiller“; weiter gasatadis, gasoulhadis; gasatatre, 
gasaiard; gasatamen, gasoulhamen; gasateja, gasouieja, gasoulheja; 
gasaio, gasalho, wozu dann ib. II, 156 noch in der Auvergne jasa 
v. n. et a. ,jaser“ kommt, das allerdings môglicherweise franzó- 
sisches Lehnwort ist. 

Von den französischen Ableitungen ist wohl zunächst „jaser“ 


diga gebildet, in denen das intervokale & weggefallen ist, was jedoch nur nach 
¿ geschieht. Daher fehlt ein auslautendes c vor s nie hinter einem anderen 
Vokal, also nie in lacs, precs, focs, säucs u. ä., ebenso wenig fällt ein andrer 
auslautender Konsonant vor dem Flexions-s weg, also nie in caps, lops, 
colps u. dgl. 


ALBERT STIMMING, ALTFR. UND PROV. GAP, GAS. 589 


zu nennen, welches auch in der Form gaser belegt ist. Das Wort 
hat allerdings erst spát in die Schriftsprache Aufnahme gefunden. 
Littré's álteste Belege stammen aus dem 16. Jahrhundert, darunter 
einer bei Ronsard, wo es vom Murmeln eines Baches gebraucht 
wird. Godefroy (10, 40) und das Dict, Général (II, 1345) glauben 
das Wort bereits im 12. Jahrhundert nachweisen zu kónnen, nám- 
lich im Adamsspiel. Die Stelle lautet in Luzarche's Ausgabe (Tours, 
1854, S. 41): Tuz cels que istront de nostre lignee Del toen for- 
fait sentiront la hascee; Mult jazeza por qui il (L ele)iert changee 
v. 554 sq. Es liegt aber auf der Hand, dals hier von „Schwatzen* 
nicht die Rede sein kann. Nach Grass, das Adamspiel (Halle, 1891 
S. 32) steht in der Handschrift, allerdings undeutlich, /asera, was 
er, wohl mit Recht, in farsera verändert hat; /arzier kommt mehr- 
fach neben fargier vor. Das nächste Beispiel ist aus der Farce 
„Frere Phillebert“ entlehnt, stammt also wohl aus dem 15. Jahr- 
hundert: Qu’il sache gaser comme un gay, wo es also das Ge- 
zwitscher eines Vogels bezeichnet (Rec. de farces, moralités et 
sermons joyeux p.p. Leroux de Lincy et Fr. Michel IV, Nr. 62, 
S. 13). Aus dem 16. Jahrhundert sind aufserdem noch die Ab- 
leitungen jaseur, jaseresse, jasereau, jaserie und jasard mit der 
modernen Bedeutung belegt. 

Demnächst kommt gasouiller in Betracht, das ebenfalls sowohl 
„zwitschern“, wie „lallen, plappern, plaudern“, als auch „murmeln 
(vom Wasser)“ heiíst Das älteste Beispiel bei Littré stammt aus 
aus dem 14. Jahrhundert; es findet sich in einer Stelle des noch 
nicht herausgegebenen Gedichtes „La Comtesse d'Anjou* (v. 4082): 
L'enfant aussi com par leesse Gazoulle et rit et s’esjouyt; gasouiller 
bezieht sich hier also auf das Plappern eines Kindes. Jüngere 
Belege bringt Godefroy (9, 690 und 4,239), und zwar nicht nur 
für gazouiller, sondern auch für gasowillement!, gasouillis und gasowil. 
Die Ableitung gasiller endlich ist bisher nicht sicher belegt. Littre 
bringt (unter gazouiller) eine Stelle aus einer Hs. des noch un- 
edierten Romans „Les Voeux du Paon“: Si vos veuilliez... Entre 
ces damoiseles gasillier et jouer“, doch lesen andere Hss. dort 
garsillier oder grasillier. Diese Form setzt Godefroy (4, 238) in 
der Tat an, bringt das Wort daher, wie es scheint, zu dem un- 
mittelbar folgenden garsilleor „coureur de filles“ (von garce) in 
Verbindung, úbersetzt es aber mit ,se divertir“. Das Wort bedarf 
noch weiterer Aufklärung. 

Was nun die Herkunft des Wortes gas betrifft, so hat sich, 
wie erwähnt, bisher niemand über dasselbe ausgesprochen, also 
auch nicht über seinen Ursprung, wohl aber über jaser und über 
gazouiller. Wenn die oben aufgestellten Ableitungen richtig sind, 
so würden die Ergebnisse dieser Untersuchungen auch für das 
Stammwort gas zutreffen. Diez (s. v. jaser) weist die Ableitung von 
dem ital. gazza zurück und spricht sich für die von nord. gassı 
„Schnatterer“, eigentlich ,Gänserich“ aus. Er fügt dann hinzu: 
Desselben Ursprunges ist vielleicht auch gasowiller, alt gasiller 


590 VERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTE. 


„zwitschern, plaudern“, welches sich andere aus dem synonymen 
bret. geisa gebildet denken“. Littré (gazouiller und jaser) erklärt 
im Gegensatz zu Diez: „pour ce radical jas ou gaz, on a une 
dérivation celtique qui, étant directe, paraît préférable: breton gez, 
geid ,gazouiller“; kymri gy/A ,murmure“. Man erkennt nicht, in- 
wiefern eine Entlehnung aus dem Keltischen direkter sein soll als 
aus dem Germanischen, und damit fállt auch der einzige fúr die 
Bevorzugung des ersteren angefúhrte Grund. Nach meiner Ansicht 
verdient Diezens Erklárung den Vorzug, um so mehr, als, wie es 
scheint, das nordische gassi auch in seiner Grundbedeuturg im 
Französischen fortlebt. Scheler (Dict. d’etymologie française, 1888 
s. v. jars) teilt nämlich mit, dafs jas in Maine noch heute „Gänse- 
rich“ bedeute, und es liegt unter diesen Umständen nahe, auch 
für das noch immer unerklärte, gleichbedeutende gars den gleichen 
Ursprung zu vermuten, nämlich darin eine durch garrire beein- 
fluíste Form von gas zu sehen, eine Möglichkeit, die bereits Diez 
(W. B. 2, 352 s. v. jars), ohne jas zu kennen, oder wenigstens zu 
erwähnen, hervorhebt und die er durch den Hinweis auf ein aus 
dem englischen fo jar „schelten, schnattern“ zu erschliefsendes alt- 
französisches, gleichbedeutendes Verbum jarrır zu stützen sucht. 


ALBERT STIMMING. 


2. afrz. Cuene, obl. Conon. 


Der Herleitung des altfranzósischen Personennamens Cuene von 
lat. Conon, welche m. W. zuerst Wallenskóld vornahm (Chansons de 
Conon de Béthune S.1 Anm. 1) und die neuerdings wieder von V. 
de Bartholomaeis als zweifellos richtig hingestellt wird (Romania 
XXXIV, 50), möchte ich hier kurz entgegentreten. Der bekanntlich 
griechische Name begegnet als rómischer Name sehr selten, wie 
man aus dem Onomasticon von Forcellini und De-Vit ersehen 
kann, und es ist schon deshalb wenig wahrscheinlich, dafs afrz. 
Cuene die Fortsetzung davon sei. Es liegt vielmehr viel náher, das 
Etymon im Germanischen zu suchen, und da bietet sich von selbst 
Chono, Cono dar. Dieser Name — auch die Form Chuono erscheint 
— ist ein Kurz- oder Kosename, gleich so vielen anderen Kurz- 
namen, die ihre Reflexe im Altfranzósischen zurúckgelassen haben, 
und zwar steht er für Chonrad, Conrad, Chuonrad. Er wird von 
Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Personennamen ? (unter dem 
Stamm Conja) schon aus dem 8. Jahrhundert belegt. Weitere Be- 
lege hat Stark, Die Kosenamen der Germanen (Sitzungsberichte d. 
philos.-hist. Klasse der Wiener Akademie der Wissenschaften 1866) 
S. 273 gegeben, und auch diese lassen sich noch vermehren, $. 
z. B. Libri confraternitatum Sancti Galli Augiensis Fabariensis ed. 
Piper S. 373: Chono, Moris et Blanc, Cartulaire de l’abbaye de Lérins 
1° partie p. 28: regnante domno Chonone imperatore (Urkunde von 1038). 


O. SCHULTZ-GORA, AFRZ. CUENE, OBL. CONON. 591 


Noch ein Wort bei dieser Gelegenheit zur Form Cone, die ich 
nach wie vor für eine provenzalische halte. Die Tatsache, dafs sie 
im Girart de Rossilho und im Renaud de Montauban begegnet 
(s. E. Langlois, Table des noms propres ...) spricht nicht dagegen, 
und andernfalls würde man erwarten, dafs doch wenigstens die 
eine oder andere Handschrift bei den Gedichten von Conon de 
Béthune die Form Come bráchte, was m. W. nicht der Fall ist. 
Coine begegnet ferner in der Tenzone Rambau/-Coine, und der Um- 
stand, dafs für den zweiten Interlocutor, in welchem wir nach den 
Ausfúhrungen von de Bartholomaeis vermutlich Conon de Béthune 
zu sehen haben, die Handschriften Cone, Coene schreiben, beweist, 
entgegen der Meinung von de Bartholomaeis 1. c. S. 50, noch nichts 
für eine nordfranzôsische Namensform Come, sondern láfst sich 
bequem auch so deuten, dafs die provenzalischen Schreiber für und 
neben Coene das ihnen geläufigere Coíne setzten. Und ebenso wird 
es sich mit dem Coino verhalten, denn so ist wohl gewils für Como 
zu lesen, das man in dem Gedichte von Elias Cairel Gr. 133, 3 
antrifft, und womit vermutlich wieder Conon de Béthune gemeint 
ist, s. Provenz. Dichter S. 11 und zuletzt de Bartholomaeis |. c. S. 53 
Anm. 1. Ich will mit Obigem nicht gerade behaupten, dafs Core 
ein auf südfranzôsischem Gebiete heimischer Name gewesen sei; 
man kónnte sich vorstellen, dafs darin eine Form vorláge, welche 
die Provenzalen sich aus der nordfranzòsischen erst zurecht ge- 
macht hátten. Sollte sie aber im Súden einheimisch sein, so ver- 
steht es sich, dafs nicht genau Corno das Etymon sein kann; es 
wird dann ein *Conío als Basis verlangt, wie das übrigens auch für 
ein vermeintliches nordfranzòsisches Coine der Fall sein würde. 


O. SCHULTZ-GORA. 


BESPRECHUNGEN. 


O. Dittrich, Grundzige der Sprachpsychologie I. Bd.: Einleitung u. 
allgemein psychologische Grundlage. Mit einem Bilderatlas. Halle, Niemeyer, 
1903. XV u. 786 S. 


Die Dittrichsche Sprachpsychologie ist ein ungemein inhalts- u, ge 
dankenreiches Werk, nicht nur úberhaupt, sondern auch im Verhältnis zu ihrem 
Umfang. Die Darstellung ist so gesättigt von Tatsachen, Beweisen, Erwägungen 
und Vermutungen, dafs auch der geübte Leser nur langsam vorwärts kommt und 
hie und da nach einer kleinen Ausruhegelegenheit ausschaut, die ihm der 
Drucker etwas wenig geboten hat. Der breite, rasche Strom trägt ihn unaufhalt- 
sam dahin, und es kostet ihn Mühe, immer die Richtung zu bebalten. 
Seitenlang oft kein Absatz, keine tröstende Kapitelüberschrift, unten lange, 
gedrängte Anmerkungen, und nur an den Seitenrändern Zahlen und Buchstaben 
als Meilenzeiger! ‚Und doch schreibt der Verfasser nur Grundzüge und steuert 
nur auf die Psychologie der Sprache zu?“ Freilich! Aber er gibt in knapper, 
gleichmifsiger, wohlbedachter Auswahl ein kurzes Handbuch für verschiedene 
Wissenschaften: allgemeine Wissenschaftslehre, Anatomie, Physiologie und 
Psychologie. Wie er in der Einleitung (S. 1—77) das Wesen der Sprach- 
psychologie in seinem Sinne entwickelt und ihre Aufgabe und ihr Verhältnis 
zu den übrigen Wissenschaften untersucht, beurteilt und begründet, so be- 
ginnt er in dem eigentlichen Werk, — um nachher, bei der Behandlung 
der Nervenbahnen die für ihn so wichtige Neuronentätigkeit verständlich 
machen zu können —, den anatomischen Abschnitt mit der Zellenlehre, und in 
dem physiologischen Teil, der vornehmlich der Erklärung des menschlichen Stoff- 
wechsels und der Tätigkeit von Herz, Nerven und Gehirn gewidmet ist, redet 
er ausgiebig von den Molekülen und Atomen, von dem Gesetz der Erhaltung 
der Energie und dem Gesetz der Entropie. Erst auf dieser doppelten Grund- 
lage, der anatomischen und der psychologischen, baut sich der psychologische 
Teil auf, die Schilderung der Bewufstseinsvorgänge, d.h. der im Innern des 
Ichs vorgehenden Ereignisse: das erste, weitaus kleinere Stück erörtert 
Grundsätzliches, das Gesetz des empirischen psychophysischen Parallelismus, 
die allgemeinen Formen der schöpferischen Synthese (Assoziation und Apper- 
zeption), endlich ihre besonderen Formen, vor allem den Unterschied zwischen 
Vorstellungsprozessen und Gemütsbewegungen und deren einfachen Bestand- 
teilen, Empfindungen und Gefühlen; das zweite, weitaus umfangreichere Stück, 


O. DITTRICH, GRUNDZÜGE DER SPRACHPSYCHOLOGIE. 593 


das Wichtigste des Ganzen, beschreibt dann diese Gebilde der Reihe nach, 
gliedert und erklárt sie: erst die genannten einfachen Vorgánge, einerseits 
die Empfindungen, die sich in peripherische und in zentrale zerlegen, in 
Sinnesempfindungen und in Organempfindungen, andererseits die einfachen Ge- 
fühle, besonders nach ihren drei Gegensatzrichtungen (Lust und Unlust, 
Spannung und Lösung, Erregung und Beruhigung) und nach ihrem Verhältnis 
zu den verschmelzungseinfachen Gefühlen (den Sinnes- und Organgefühlen), 
dann die zusammengesetzten Gebilde, sowohl die Vorstellungsprozesse, 
wie die Gemütsbewegungen mit ihren drei Arten, den Kompositgefúblen, 
Affekten und Stimmungen und den Willensvorgingen. Den Schlufs- 
abschnitt bildet eine Beschreibung des allgemeinen Bewulstseinszusammen- 
hangs und der Begriffe Ich, Selbstbwufstsein und Persönlichkeit. 

In seiner ganzen Auffassung ist Dittrich entschiedener Dualist genau so 
wie sein Lehrer Wundt, nämlich Anhänger der Lehre vom empirischen 
psychophischen Parallelismus, den auch er scharf scheidet von der älteren 
metaphysischen psychophysischen Wechselwirkungslehre bei Descartes, Spinoza 
und Leibniz: er setzt leibliche und seelische Vorgänge in regelmäfsige enge Be- 
ziehung und gegenseitige Abhängigkeit, ohne aber die Grenzen beider Gebiete im 
geringsten zu verwischen und ohne über den Grund und das Wesen dieses 
Verhältnisses jetzt schon etwas ausmachen zu wollen, Heute kann man billig 
kaum mehr verlangen, Über die Zeit der Weltherrschaft des Materialismus 
sind wir jetzt hinaus und wissen vom Stoff mehr als vor einem Vierteljahr- 
hundert und mehr auch von seiner Kraft; aber trotz allen umstürzenden Ent- 
deckungen der letzten Jahre doch noch nicht genug, um über das Ignorabimus 
eine Brücke schlagen zu können von dem einen Gebiete des menschlichen 
Seins zu dem andern. Und ob die fortschreitende Gehirnanatomie, die Ent- 
wicklung von Physiologie, Physik und Chemie, von Mikroskopie und Mikro- 
tomie uns je ein klein wenig Verständnis beibringen werden von dem 
Verhalten der Neuronen, so dafs also aus dem Dualismus ein Monismus würde, 
das vermag heute keiner zu ermessen, so sehr er's auch wünschte, — und 
wünschen darf, Auch im Besonderen, wo der Verfasser für bestimmte 
Zwecke jeweils auch allbekannte Gewährsmänner zu Rate zieht, wie Gegen- 
baur und Kölliker, Stöhr und Edinger, Bechterew und Monakow, sodann 
Verworn, Landois und Bunge, endlich Ostwald, Lommel, sowie M. W, Meyer, 
geht er ganz den Bahnen Wundts nach; er hat daber als Bundesgenossen auf 
dem Felde der Psychologie gewöhnlich neben sich Külpe und Jodl, Lipps 
und Kräpelin, und kämpft meist gegen Ebbinghaus und Flechsig, besonders 
aber gegen Ziehen, dessen ganzen Standpunkt er offenbar bedenklich findet. 
Aber Dittrich wahrt immer seine eigene Stellung und tritt seinen Beratern 
selbständig und durchweg auch mit Glück und Erfolg gegenüber, so dafs 
man sich seiner sicheren, stets aber mit aller Bescheidenheit vorgeführten 
Kenntnisse freut und ihm auf den steilen und gewundenen Bahnen seiner 
Beweise doch immer mit Vergnügen folgt. 

Allerdings wird auch kein Leser mit dem Verfasser ganz einverstanden 
sein und sich überall von seinen Darlegungen befriedigt zeigen. Aus mehreren 
Gründen. Einmal fühlt man doch oft heraus, dafs er uns zeitweise nur auf 
dem schwanken Steg der Vermutungen entlang führt. Tatsächlich ist ja z. B, 
seine Ansicht von der Verdauungsförderlichkeit der Mastdarmbakterien, die 

Zeitschr. L rom, Phil. XXX. 38 


594 BESPRECHUNGEN. 


zunächst gestützt wurde durch eine 8 
herbergung sei der bisher unbekam 
den allerjüngsten Tagen durch einen 
untergraben worden. Diese Unsiche 
und die Fährlichkeiten der Schlüsse 
genügend zu Gemüte geführt. Wo 
Unterarten übergegangen wird, wie] 
zellen (S. 87ff.), wo die Muskeln € 
glatte (S. 98), die Gehirnmasse in : 
selbständig Denkende nach dem Wi 
fortlaufenden Entwicklung sein solk 
fertigen Menschenleib. Wie wird : 
wicklungsgeschichte die Einheit zur 
Fall einmal die Freizelle oder die } 
von Urzellen anzunehmen, stofflich 
gar ein Ururzellgebilde zu Grunde? 
tagtäglich im Munde und weifs v 
denken hat; minde:tens kann er, ge 
und — alles im Unklaren läfst: so 
der Chemiker zu spielen versteht 
Darlegungen noch zu gedacht aus, 
den Versuch. Hier zeigt sich leich 
scheinlich eitle Lust, die Dinge ar 
auftretende Anspielungen des Vertas 
Versuche reizen die Neugierde bes 
verraten einen Miísstand. Sie sinc 
für die Versuchsperson; nôtig sind 
schreien kann wie über die Vers 
Farbenblindheit gerechnet wird, s 
Gehör oder Gedächtnis, also auch 
Deshalb wäre auch Philippes Vers: 
Gesichtsmaske lehrreicher, wenn 
Maler, einem Blinden, einem Ku 
wiederholt hätte (513f.). Auch 
sich da die grofsten Verschiedenh 
schlecht, der Abstammung des Le 
mannigfachen Versuchen die wide 
auf Raschheit und Fähigkeit der 
schaffenheit des Lernstoffs. Bei 
(602f.) würden bei mehreren P 
schwanken, besonders wenn auf di 
sondern auch kórperliche Arbeit o 
Art, sei es Rechnen oder Religio 
des ursprünglichen Stoffs. 

An manchen Stellen wird « 
Erklärung seiner Bedeutun 
Warum haben bei der Schema! 
(S. 173) die Linien, mit denen die 














O, DITTRICH, GRUNDZÜGE DER SPRACHPSYCHOLOGIE. 595 


wird, gerade die angenommene Richtung und Länge? Sobald es freistiinde 
andere Masse einzusetzen, würde bei vielen Versuchen, auch z.B, bei der 
Versinnlichung der verschiedenen Arten des Spannungsgefühls (Fig. 111) ganz 
andere Schlüsse zu ziehen sein. Dafs diese Beispiele und Stellen oft wörtlich 
einem der gangbaren Lehrbücher entnommen sind, ist nur eine halbe Ent- 
schuldigung. Was für Physiker berechnet ist und in einem gleichartigen Zu- 
sammenhang steht, darf sich auf andere Voraussetzungen gründen als etwas 
für Nichtfachleute Bestimmtes. 

Hie und da scheint aber auch die Beweisführung des Verfassers nicht 
ganz glatt und zwingend zu sein, mindestens nicht alle ausreichenden Möglich- 
keiten zu berücksichtigen. Wo der Wegfall der #ufserlichen Tastempfindungen 
am nakten Arm begründet wird mit dem Mangel der Reibung an den Kleidern, 
wird die für den gewöhnlich bekleideten Arm viel empfindlichere Luftwirkung 
aufser Betracht gelassen (502. Wie kann ferner die Speiseröhre durch ihre 
peristaltischen Bewegungen die Speise vor sich herschieben, wenn sich die 
Röhre vor der Inbaltsmasse zusammenzieht und dann diese Kontraktion dem 
Rohre entlang fortschreitet (193)? Könnte ferner der Umstand, dafs der auf 
den blinden Fleck fallende Bildteil im allgemeinen nicht den Eindruck einer 
Lücke in dem gesehenen Gegenstand macht, nicht auch durch eine besondere 
Anordnung der Retinastäbchen, oder durch eine besondere Stellung oder 
Gestaltung ihrer Oberfläche begreitlich gemacht werden (474)? Die von Wundt 
übernommene Begründung der Umkehrung des Netzhautbildes ist entwicklungs- 
geschichtlich bedenklich und stellt Ursache und Wirkung um. Das verkehrte 
Netzhautbild ist für das Sehen nur dann notwendig, wenn eben die Augen- 
bewegung im Sinne Wundts das Hauptmittel sein soll für die Bestimmung 
und Erfassung der räumlichen Ordnung. Das Netzhautbild miifste nicht auf 
dem Kopf stehen, wenn es auch die Gesetze der Lichtbrechung nicht ohne- 
hin erforderlich machten, Denn wäre die Augenlinse nicht konvex und das 
Netzhautbild aufrecht, so könnte die Raumausdehnung auch durch die Kopf- 
drehung erfafst und durch Nerven der Halsmuskeln in die Gehirnrinde über- 
tragen werden. Das Aufrechtsehen des Bildes unter den jetzigen Verhältnissen 
ist nur eine Folge einer Assoziation der Lichtempfindungen und der Tast- 
empfindungen, die das Neugeborene an seinem eigenen Körper und an den 
Gegenständen seiner nächsten Umgebung wahrnimmt, und sie könnten an 
sich wesentlich gleich, aber örtlich umgekehrt ebenso stattfinden bei Aufrecht- 
stellung des Netzhautbildes. Das im oberen Netzhautfeld erzeugte Bild würde 
dann als die Wiedergabe eines in der Höhe liegenden Gegenstandes empfunden 
werden, eben weil dieser Gegenstand auch vom tastenden Finger oben er- 
reicht wird. Und ähnlich würde sich die alsdann vielleicht auch nicht er- 
folgende Vertauschung von rechts und links erklären, Daß die tatsächlichen 
Verhältnisse demgegenüber manche Vorteile bieten, ee ee wi 




















O. DITTRICH, GRUNDZÚGE DER SPRACHPSYCHOLOGIE, 597 


Bezeichnung der hauptsächlichen Affekte und Stimmungen, so sehr ich 
auch zugebe, dafs hier die gewöhnliche Sprache zu Unklarheiten verleiten 
mag. Kummer soll nämlich objektivisch gedacht sein, Wehmut im Gegensatz 
dazu subjektivisch, Abscheu das Gegenteil sein von Reiz und dgl. Hier bat 
bei der Festsetzung des Kummerbegriffs den Verfasser offenbar die Erwägung 
geleitet, dafs Kummer von Hause aus eine Last bezeichnete, Wehmut dagegen 
an Mut anklingt, während er die Gebrauchseinschränkung von Wehmut, seine 
Verwendung in nur wenigen, ganz bestimmten Verbindungen aufser acht ge- 
lassen hat. Lauern ist nur landschaftlich in dem vorausgesetzten Sinn bekannt, 
in andern Gegenden darum Veranlassung zu Mifsverständnissen; Überraschung 
dagegen unterscheidet sich von Erstaunen nicht blofs durch die Zeitdauer 
(Aktionsart), sondern wohl viel eher durch die Richtung der Stimmung: hier 
wären vielleicht die Begriffe objektivisch und subjektivisch am Platze, ersteres 
für Überraschung, letzteres für Erstaunen; mit Entsetzen endlich verbinde ich 
eher den Nebensinn der Lähmung (genau so wie mit Bestürzung) als den der 
Erregung, obwohl das früher anders gewesen sein mag; tatsächlich bezeichnet 
Entsetzen für mich ein Zurückweichen: kurz — hier ist manches in der Schwebe. 

Druckfehler sind überaus selten; doch vermute ich — abgesehen natür- 
lich von dem leicht selbst zu verbessernden @/d für Gold 457 — bei der 
Beschreibung der Triebbandlungsinnervation eine kleine Störung, insofern hier 
ein Neuronenkomplex (auf 5. 698) eher mit a zu bezeichnen zu sein scheint 
als mit dem ersten e; denn einen besseren Sinn gibt mir wenigstens der 
Wortlaut: „es sei einmal von a aus oder zugleich von d und a (nicht e), 
oder auch zugleich von c ein Spannungsgefühls-Korrelat ausgelöst, also ein 
Wollen einfachster Art motiviert“. 

Dafs diese Anstände zu erheben waren, fällt vielleicht auf, aber mit 
Unrecht; es ist gerade umgekehrt auftállig, dafs nur sie zu erheben waren, 
Jedem menschlichen Geiste sind Schranken gesteckt, und ein Buch, dafs ein 
so umfangreiches Gebiet umspannen und so unzählige Einzelheiten auch aus 
entlegenen Wissenszweigen zusammenfassen, vieles neu, anderes besser als 
vorher verknüpfen will, ein solches Buch, ganz ohne Mängel, wäre ein 
Wunder, nicht das Erzeugnis eines Sterblichen, 

LUDWIG SÜTTERLIN, 


Tres comedias de Alonso de la Vega, con un prólogo de D. Marcelino 
Menéndez y Pelayo de la Academia Española, Dresden 1905 [Publi- 
kationen der Gesellschaft für Romanische Literatur, Band 6,] 
XXX + 1105, 8% 


Alonso de la Vega gebührt neben Torres Naharro, Lope de Rueda und 
Juan de Timoneda das Verdienst, dem volkstümlichen Element in der spani- 
schen Komödie zum Durchbruch verholfen zu haben, indem er den realistischen, 
naturwahren Stil der Celestina und der älteren italienischen Lustspiele, vorerst 
in Prosa, auf die spanische Bühne übertrug. Von seinen Lebensumständen 
ist uns fast nichts bekannt, Wir wissen nur, dals er 1560 lebte, 1566 aber 
schon (und zwar in Valencia) gestorben war, In dem letztgenannten Jahre 
gab sein Freund, der Buchhändler und Dichter Juan de Timoneda daselbst 


598 BESPRECHUNGEN. W. VON WURZBACH, 


Alonso’s drei Komödien in einem Bande heraus, Dieses Buch gehört heute 
zu den gröfsten bibliographischen Seltenheiten. Nur zwei Exemplare davon sind 
bekannt; das eine, vordem im Besitze Bobl de Fabers (dessen Namen Menéndez 
noch immer nicht richtig zu schreiben gelernt hat, s. S. V. und unten S. 608), 
ist heute in der Biblioteca Nacional zu Madrid, das andere besitzt Mr. Archer 
Huntington zu New-York, Der Vorstand der Gesellsehaft für romanische Lite- 
ratur und speziell der Herausgeber M. Menéndez y Pelayo haben sich daher 
ein nicht zu unterschätzendes Verdienst erworben, indem sie den Mitgliedern 
der Gesellschaft einen getreuen Abdruck dieses Bandes (nach dem Exemplar 
der Biblioteca Nacional) vorlegen. An Nachdrucken der Komödien fehlte es, 
von einem teilweisen der , Duquesa de la Rosa“ in Moratin’s Orígenes ab- 
gesehen, bis heute gänzlich. 

Künstlerisch stehen die Komödien Alonso de la Vega's allerdings nicht 
hoch. Die erste , Zolomea' deckt sich inhaltlich mit der ersten Erzählung 
in Timonedas „Patrafuelo‘“ (1566) die Verwicklung beruht auf der körper- 
lichen Ähnlichkeit zweier Personen und der Vertauschung von Kindern und 
weist daher auf die Menächmen des Plautus als ihr entferntes Vorbild zurück. 
Die direkte Vorlage für den Komödiendichter wie für den Novellisten dürfte 
eine italienische Erzählung gewesen sein, doch ist es dem Herausgeber nicht 
gelungen dieselbe festzustellen. Lope de Rueda hat den Menächmen-Stoff in 
der Comedia de los engafiados und in der Medora behandelt. — In der 
zweiten Comödie ,, Serafina“ verliebt sich die Heldin in Cupido selbst. Ihr 
Verehrer Marco Athanasio bittet den Liebesgott, ihm das Herz Serafinas ge- 
neigt zu machen. Darauf reicht ihm Cupido seinen Bogen und empfiehlt ihm, 
auf die Geliebte zu schiefsen; so werde er sie erobern. Marco folgt dieser 
Weisung und erkennt zu spät, wie trügerisch dieselbe gewesen, denn Serafina 
stirbt an der empfangenen Wunde. Im Gram darob gibt er sich se!bst den 
Tod. Die Quelle des Dichters für dieses Stück ist nicht bekannt. — Be- 
deutender als die beiden vorerwähnten ist die dritte Komödie ,, Za duguesa 
de la Rosa“. Ihren Inhalt bildet die so häufig wiederkehrende Geschichte 
von der fälschlich des Ehebruchs angeklagten Prinzessin, welche durch das 
rechtzeitige Erscheinen eines Ritters, der für ihre Unschuld in die Schranken 
tritt, vor der Todesstrafe bewahrt bleibt. Ähnliches begegnet in der Lohengrin- 
sage, in der Chronik des Königs Rodrigo, in Hita’s Guerras civiles de Gra- 
nada u. a.a. O. Unser Dichter hielt sich, gleich Timoneda (Patraña 7.) an 
eine Novelle Bandellos (II, 44.), die er frei und nicht ohne dramatische Ein- 
sicht benützte. 

Die Einleitung des Herausgebers orientiert trefflich über den Dichter und 
sein Schaffen. Die Legende des heil. Juniperus, eines durch unglaubliche Ein- 
falt ausgezeichneten Jüngers des heiligen Franciscus von Assisi darf man bei 
deutschen Lesern allerdings nicht als bekannt voraussetzen, wie Menéndez dies 
S. XXIV tut, (vgl. Lope de Vega, El truhan del cielo y loco santo, Ausgabe 
der span. Akademie, V. Bd.). 

WOLFGANG VON WURZBACH. 


NUEVA BIBLIOTECA DE AUTORES ESPAÑOLES. 599 


Nueva Biblioteca de Autores Españoles bajo la dirección del Exmo. 
Sr, D, Marcelino Menéndez y Pelayo, Origenes de la Novela. Tomo L 
Introducción. Tratado histórico sobre la primitiva novela es- 
pañola por D. M. Menéndez y Pelayo, de la Real Academia Española. 
Madrid, Libreria Editorial de Bailly, Baillière è Hijos, 1905. DXXXIV 
(534) S. Lex. 8°, 


Jedem Forscher auf dem Gebiete der spanischen Literatur ist Riva- 
deneyra's , Biblioteca de Autores Españoles“ mit ihren 71 mächtigen, zwei- 
oft auch dreispaltig gedruckten Bänden unentbehrlich; denn sie enthält die 
wichtigsten Werke in Ausgaben, welche für die Zeit ihres Erscheinens muster- 
giltig waren und vielfach heute noch nicht übertroffen sind. Als erstes, ge- 
waltiges Zeichen literarhistorischer Studien in Spanien war sie im höchsten 
Grade anzuerkennen, Seit ihre ersten Bände in die Welt gingen, sind jedoch 
nun schon 60 Jahre vergangen, und was dieser Zeitraum für die Wissenschaft 
bedeutet, braucht hier wohl nicht erörtert zu werden. Die Ankündigung einer 
Nueva Biolioteca de Autores Españoles hat daher weder etwas Überraschendes 
noch etwas Ungerechtfertigtes, und das neue Unternehmen, dessen Leitung in 
den Händen D. M. Menéndez y Pelayo’s liegt, darf allgemeiner Sympathien 
versichert sein, 

Die erste Publikation hat die spanische Erzählung vor Cervantes zum 
Gegenstande und beabsichtigt den von B. C, Aribau herausgegebenen Band der 
» Novelistas anteriores 4 Cervantes“ der Kollektion Rivadeneyra zu ergänzen 
und zu ersetzen. Derselbe enthielt die Celestina, Lazarillo de Törmes und 
Gusman de Alfarache, Timoneda's Patrañuelo und Sobremesa, Reinoso’s 
Clareo y Florisea, Contrera's Selva de aventuras, den Abenserragen von 
Villegas und Hita's Guerras civiles. Der Schelmenroman, die kurze Anekdote 
nach italienischem Muster, der Abenteuerroman und die Anfänge der histo- 
rischen Erzählung waren damit vertreten. Aribau war jedoch selbst weit 
entfernt, diese Auswahl für eine genügende zu halten und erklärte im Vorwort, 
dafs er den „Conde Lucanor" für den Band der „Spanischen Prosaisten des 
XIV. Jahrhdts.“, Diego de San Pedro's ,,Carcel de amor“ für jenen der 
„Prosaisten des XV. Jahrhdts.* aufspare, wo diese Werke besser an ihrem 
Platze seien. Den Ritterromanen wurde ein eigener Band (herausgegeben von 
D. Pascual de Gayangos) eingeräumt, Eine Sammlung von Schäferromanen, 
welche ohnedies niemand gelesen hätte, blieb aus, und man begnügte sich 
damit, die Galatea und die Arcadia in die betreffenden Bände der Werke des 
Cervantes und Lope de Vega's einzureihen. Dagegen fand sich in den 71 
Bänden kein Platz für die bedeutendste Dichtung dieser Art, Montemayors 
Diana nebst ihrer trefflichen Fortsetzung von Gil! Polo, sowie für LZ. G, de 
Montalvo's „Pastor de Filida“, welche Werke von Cervantes sämtlich mit 
Lob bedacht wurden, Dies war umso bedauerlicher, als ganze Bände der 
Biblioteca zum Abdruck der mystischen und religiösen Schriftsteller Spaniens 
verwendet wurden, womit man nicht einmal einen buchhindlerischen Erfolg 
erzielte, Alle die vorerwähnten Werke, vermehrt um Juan Rodrigues del 
Padron’s „Siervo libre de amor", die anonyme , Cuestion de amor", einige 
satyrische Werke des Humanisten Cristobal de Villalón („Crotalon" und der 
bisher unedierte Dialog ,, Las transformaciones de Pitágoras"), die ,, Coloquios 








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600 BESPRECHUNGEN. W. VON WURZBACH, 


satlricos“ von Ant. de Torquemada nebst dem ,,Cologuio pastor:!“, sollen 
nun den Inhalt des ersten Bandes der neuen Bibliothek bilden. Vorläufig liegt 
nur die Einleitung von M. Menéndes y Pelayo vor. Sie ist für sich allein 
ein sehr stattlicher Band von 534, zur Qual des Lesers und Beniitzers romisch (!) 
paginierten Seiten, der eine Geschichte der spanischen Erzählung von den 
ältesten Zeiten bis auf Cervantes gibt. Wir glauben, dafs diese Abhandlung 
ebenso vortrefflich sein könnte, wenn sie mit arabischen Ziffern paginiert wäre, 
wie dies bei so umfangreichen Einleitungen häufig zu geschehen pflegt. Auch 
das Format hätte etwas kleiner und handlicher gewählt werden können. 

Wie Dunlops „Geschichte der Prosadichtungen“, an welche es in der 
ganzen Anlage gemahnt, schliefst auch das vorliegende Werk alle Fiktionen 
in gebundener Rede von der Untersuchung aus, oder berührt sie nur vorüber- 
gehend, ein Grundsatz, gegen welchen sich manche Einwände geltend machen 
liefsen. (Eine Ausnahme macht Menéndez nur für das Werk des Erzpriesters 
von Hita, S, XCVIff.). Prosa- und Verserzählung sind ja im Grunde doch 
nur zwei verschiedene Aufserungen ein und derselben Art literarischer Betäti- 
gung, und die Grenze, welche hier gezogen wird, trifft ein rein äufserliches 
Merkmal, ohne die innere Natur der Sache zu berühren. Eine Novelle von 
Boccaccio und ein altfranzösisches Fabliau, ein Ritterroman und der „Orlando 
furioso “*, Hita’s ,, Guerras civiles“ und die Lusiaden gehören in der Geschichte 
menschlicher Geistesarbeit in dieselbe Kategorie, und die Scheidung nach 
inhaltlichen Kriterien (Schäferpoesie, Ritterpoesie u. s. f.) ist unstreitig viel 
berechtigter als jene nach der äufseren Form. Menéndez hält jedoch an dem 
Dunlop’schen Prinzip fest und behandelt blofs das Genre der Prosaerzählung. 

Er verfolgt dieses (im I. Kap.) zurück bis auf seine ältesten Spuren. Bei 
den Griechen findet er die ersten Anzeichen bei Lukian, die ältesten richtigen 
Erzählungen der Griechen aber sind unstreitig Heliodors Theagenes und 
Chariklea und des Longos Schäferromam von Daphnis und Chloe. Bei den 
Römern kommen das Satyrikon des Petronius und der goldene Esel des 
Apulejus in Betracht. Vielmehr als den Völkern, welche man die klassischen 
zu nennen pflegt, verdankt die Erzählung jedoch den Orientalischen (II. Kap.). 
Die Namen von Kalila und Dimna (Pantschatantra) und Sendebar einerseits, 
von Barlaam und Josafat anderseits vergegenwärtigen uns diesen Einfluís. 
Spezielle Aufmerksamkeit gebührt der Entwicklung der Erzählung bei den 
Arabern, die hier wie bei so vielen andern Dingen die Vermittlerrolle zwischen 
Morgen- und Abendland innehatten und dieselbe zunächst im Verkehr mit 
ihren christlichen Nachbarn in Spanien dokumentierten. Die Makamen (z.B, 
Hariris), die Spuren des Abenteuerromans (wie im Libro de Alhadis oder in 
der Historia de Zeyad), vereinzelte Liebesgeschichten (so jene des Aben- 
Hazam, in der Art von Dantes Vita nuova), der „autodidaktische Philosoph “ 
des Aben-Tofail (eine Art von „metaphysischem Robinson“) werden aus- 
führlich besprochen. Unter den Werken jüdischer Autoren gebührt dem Hozari 
(Cuzari) des berühmten Judä Levi der Vorrang. Hier ist auch die beliebte 
Sammlung der Märchen von ,,1001 Nacht“ einzureihen, welche nach der 
herrschenden Meinung erst um 1500 ihre gegenwärtige Gestalt erhielt. Nur 
eine einzige von den Geschichten, welche darin figurierten, wurde in Spanien 
volkstümlich: jene von der Donzella Teodor. Die sogen. Aljamia-Literatur 
gewährt dem Historiker der Novelle nur eine geringe Ausbeute, 


NUEVA BIBLIOTECA DE AUTORES ESPAÑOLES. 601 


Unter dem Eindruck orientalistischer Fabulistik entsteht als das erste 
novellistische Werk auf christlich-spanischem Boden die Disciplina clericalis 
des Petrus Alfonsus (c. 1100). Einen Nachfolger findet dieser jedoch erst 
zwei Jahrbunderte später in dem Katalanen Ramon Lull (III. Kap.), der gleich 
ihm an orientalische Vorbilder anknipfte. Wir erinnern an Lull’s „Libre del 
gentil é los tres savis‘ (zuerst arabisch), welches an autobiographischem Wert 
von „Blanquerna‘ übertroffen wird. Ihm verdankt man im „Libre appellat 
Felix" auch die älteste abendländische Schubladennovelle, Das siebente Buch 
derselben ist ein Beispiel der Tierfabel, ein interessantes Glied in der Kette 
welche Kalila und Dimna mit dem Reinecke Fuchs verbindet Der Einfluís 
Lull’s vereinigt sich mit dem der Orientalen im Conde Lucanor des spanischen 
Boccaccio, Don Juan Manuel. Auch der oben erwähnte „Libro de buen 
amor“ des Erzpriesters von Hita steht den arabischen Quellen nicht ganz 
ferne. Es folgen chronologisch die , Suma de exemplos por ABC* (von Clem, 
Sanchez 1421) und ähnliche Anekdotensammlungen. Eine Erzählerindivi- 
dualität begegnet uns wieder in dem Franziskaner und Renegaten Anselmo de 
Turmeda, dessen Disputation mit dem Esel über Würde, Adel und Vorzug 
des Menschen vor den Tieren (verf. um 1417) sehr an die Werke seines 
Landsmannes Ramon Lull erinnert. Natürlichkeit und wahrer Realismus des 
Stils finden sich zum ersten Male im ,,Corvacho“ des Erzpriesters von Tala- 
vera (c. 1450), der die Celestina und den Lazarillo vorausahnen läfst, 

Das XVI. Jahrhundert wird zum grofsen Teile von den Ritterromanen 
beherrscht. Menéndez behandelt diese eigentümliche Literaturgattung (im 
IV. Kap.) jedoch nicht mit jener Ausführlichkeit welche sie ihm zu verdienen 
scheint, da sie in zwei oder drei weiteren Bänden der Bibliothek durch D. 
A. Bonilla y San Martin gründlich beleuchtet werden soll. Den Ausgangs- 
punkt der Untersuchung bildet die Pseudo-Turpin’sche Chronik. Es werden 
sodann die spanischen Nationalsagen besprochen, in welchen sich der Stolz 
des Volkes gegen solche und ähnliche Fabeln auflehnt. (Bernardo del Carpio 
u. s. f.). Bei der Beurteilung der Legende von Mainet und Galiana neigt 
Menéndez zu der Ansicht Puymaigres hin, der Mainet mit Alfonso VI., Galiana 
mit Zaida, der Tochter Almotamid’s von Sevilla identifiziert. Bevor Menéndez 
auf die national-spanischen Ritterromane, den sogen. griechisch - asiatischen 
Zyklus eingeht, gibt er einen Überblick über die wichtigsten anderen Stoffe, 
Die mittelalterlichen Formen der Troja- und Alexandersage, der bretonische 
Sagenkreis von König Artus und der Tafelrunde, Parcival und dem heiligen 
Gral, Tristan, Lanzelot, Merlin u. s. w., die Karolingischen Sagen von den 
Haymonskindern, ferner Flores und Blancaflor, die schöne Magelone, Paris 
und Viana, Melusine, Robert der Teufel, der Schwanenritter und viele andere 
werden charakterisiert und manches neue Zeugnis für ihre Popularität und Ver- 
breitung beigebracht. Leider ist die von Dunlop so vortrefflich beobachtete 
Einteilung nach grofsen Stoffkreisen bei Menéndez stark verwischt. Als den 
ersten spanischen Ritterroman (V. Kap.) betrachtet er den „Caballero Cifar ‘ 
(erste Hälfte des XIV. Jhdts.), der allerdings die Eigenschaften seiner Nachfolger 
im Keime aufweist, Cervantes scheint ihn aber, sofern er ihn überhaupt 
kannte, nicht dazu gerechnet zu haben. Auf einige interessante Analogien mit 
„Don Quixote' wird jedoch 5. CXCVIIH hingewiesen. Als der Vater der 
spanischen Rilterromane wird nach wie vor „Amadis de Gaula“ gelten. Der 


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602 BESPRECHUNGEN. W. VON WURZBACH, 


Lósung der vielerórterten Frage nach seiner kastilianischen oder portugiesischen 
Herkunft bringt uns auch das vorliegende Buch nicht náher. Doch werden 
die Gründe, die für die eine und die andere Ansicht sprechen, in klarer und 
übersichtlicher Weise dargelegt. Fest steht nur die , existencia de un Amadis 
peninsular á fines del siglo XIII.“ (CCXIV). Juan, (nicht Vasco oder Pedro) 
de Lobeira, der ,,miles‘* und Verfasser des sogenannten Leonoreta-Liedchens 
scheint’ der ,,refundidor“ gewesen zu sein, dem der Infant Don Alfonso, der 
Sohn des Königs Don Diniz von Portugal, die Korrektur der Briolarja-Epi- 
sode auftrug (zwischen 1297 und 1325.) Die Hypothese von Braga úber die 
Elemente der Amadis-Fabel bedurfte wohl keiner so ausfuhrlichen Widerlegung, 
wie sie ihr S. CCXVI ff. zu teil wird. Nach der äsıhetischen Würdigung des 
Amadis und der Schilderung seines literarischen Einflusses geht Menéndez zu 
den beiden katalanischen Ritterromanen des XV. Jhdts. ,,Curial y Guelfa“ 
und ,,Tirant lo Blanch“ über. Er ist der Ansicht, dafs Martorell das letztere 
Buch zuerst (um 1460) portugiesisch schrieb und es erst dann in seine Mutter- 
sprache úbersetzte, jedoch mit Ausnahme des vierten Teils, den Juan de Galba 
übertrug. Die zahllosen Fortsetzungen des Amadis: Esplandian, Lisuarte, 
Amadis de Grecia (den Menéndez erst in einer nachträglichen Note S. DXX VIII 
dem Feliciano de Silva zuerkennt), Florisel de Niquea und wie die úbrigen 
Mitglieder dieser bunten Schar heifsen mögen, kommen kurz zur Besprechung. 
Daran schliefsen sich die nicht minder exotischen Palmerine. Den von Cer- 
vantes so hoch gepriesenen Palmerin de Inglaterra spricht Menéndez dem Luis 
Hurtado ab und kommt, unabhängig von Carolina Michaelis und W. E. Purser, 
deren Schriften ihm erst später bekannt wurden (S. DXXIX) zu dem Ergebnis, 
dafs Hurtado nur der Korrektor eines fremden Werkes sei. Der ursprüngliche 
Verfasser sei Francisco de Moraes, Wie aus dessen „Desculpa de uns 
amores'** hervorgehe, müsse er den Roman zur Zeit seines Aufenthaltes in 
Paris (zwischen 1541 und 1543) verfafst haben. Die kastilianische Übersetzung 
sei hier vor dem portugiesischen Original erschienen. Die anderen einzelnen 
Ritterromane werden mehr oder weniger flüchtig gestreift. Menéndez schildert 
sodann die Verbreitung und Popularität dieser Bücher, sowie die Opposition, 
welche sich besonders in der Gestalt der geistlichen Ritterromane gegen sie 
geltend machte. Nicht ohne Heiterkeit wird man die Darlegung S. CCXC ff. 
lesen, wo bewiesen wird, dafs die Ritterromane jene Literaturgattung seien, 
die dem spanischen Nationalcharakter am wenigsten entspreche. Dies ergebe 
sich aus dem gewaltigen Gegensatze zwischen den Resten der spanischen Volks- 
epik, den Romanzen, Chroniken und Komödien(?) einerseits und den Ritter- 
romanen anderseits. Wir haben dagegen in unserer Einleitung zur Jubiläums- 
ausgabe des Tieck’schen „Don Quixote“ (S. 74 ff.) zu erweisen gesucht, dafs 
kein anderes Land in solchem Grade zum Boden für diese Literaturgewächse 
bestimmt war wie gerade Spanien und dafs sich die feudale Torheit des 
Rittertums nirgends solange erhielt wie dort. Auch wird kein unparteiischer 
Beurteiler leugnen, dafs das Bramarbasierende, Aufschneiderische, die mals- 
losen Übertreibungen der Ritterromane ganz im Geiste des spanischen Volks- 
charakters gehalten sind. Menéndez aber will dies nicht zugeben und erklärt 
sich die Beliebtheit der Ritterromane in Spanien damit, dafs es dort wie 
anderwärts den Leuten bei der Lektüre vornehmlich auf die Unterhaltung an- 
kam (5. CCXCVI.), und konstatiert mit Bedauern, dafs das grofse Lesepublikum 


NUEVA BIBLIOTECA DE AUTORES ESPAÑOLES, 603 


nie den verfeinerten Geschmack der Gebildeten teile. Darum habe auch 
Dumas d. À. stets mehr Leser gebabt als Balzac oder Merimée. 

Das nächste (VI.) Kapitel beschäftigt sich mit der sentimentalen Novelle, 
deren Heimat Italien ist. Die ersten Erzeugnisse dieser Art sind Boccaccio's 
wFiammetta“ und ,,Filocolo“ (Laberinto de amor), sowie allenfalls des 
Aeneas Sylvius Piccolomini (Pius IL) „Euryalus und Lucretia“, In Spanien 
eröffnet Juan Rodriguez del Padrón, der Freund des verliebten Macias, mit 
seinem ,,Siervo libre de amor“ den Reigen der sentimentalen Schriftsteller 
(um 1430). Nächst diesem vertreten Diego de San Pedro's , Carcel de amor“ 
(verf. nach 1465), sowie desselben Autors weniger berühmter , Tratado de 
amores de Arnalte y Lucenda“, ferner die anonyme , Cuestion de amor“, 
eine Nachahmung des „Filocolo“ (1. Ausg. 1513) diesen Typus. Es folgen 
die Werke von Juan de Flores „Grimalte y Gradissa* und , Grisel y Mira- 
bella“ (Aurelio & Isabella), die trotz ihrer künstlerischen Minderwertigkeit 
großen Einflufs übten, u.a.m. In diesen Zusammenhang gehören auch die 
Übersetzungen von Heliodor und Achilles Tatius, nebst ihren Nachahmungen, 
welche mit Cervantes’ ,Persiles" noch nicht enden, In unserem Zeitraum ist 
A. N, de Reinoso's „Clareo y Florisea‘ die wichtigste. Einen Schritt weiter 
zum täglichen Leben führt des Jerónimo de Contreras „Selva de aventuras“ 
(vor 1565). 

Nichts anderes als eine Abart des Ritterromans ist die älteste Azstorische 
Erzählung (VIL Kap.) der Spanier, die „Crönica del rey Don Rodrigo con 
la destruycion de España“ von Pedro del Corral (um 1403), deren geschicht- 
liche Voraussetzungen Menéndez unter Herbeiziehung der , Crónica del moro 
Rasis“ und der Berichte der arabischen Historiker erörtert. Wir vermissen 
hierbei ein Zitat des offenbar mehrfach benützten, vortrefflichen Abschnittes 
bei Milä y Fontanals (De la poesia heröico-popular castell). Corrals Buch ist 
die einzige „historische“ Erzählung, welche Spanien vor 1500 aufzuweisen 
hat, denn die Verwässerung der Cantares de gesta in den Chroniken kann 
man füglich nicht bierher zählen. Eine Ausnahme bilden vielleicht die Prosa- 
fassungen der Legende des Abtes Don Juan de Montemayor, bei deren Be- 
sprechung sich Menéndez an die Publikation von Menéndez Pidal (s. unsere 
Anzeige derselben, Zeitschr. 1904. S. 121) hält. Besser steht es um die 
historische Erzählung im XVI. Jahrhundert. Was aber Antonio de Guevaras 
„Libro aureo del emperador Marco Aurelio“ (Relox de principes) in diesem 
Kapitel zu suchen bat, ist uns nicht recht erklärlich, da dieses Werk doch 
ausgesprochen didaktischen Charakter hat. Dem Bischof von Mondoñedo ge- 
bührt unstreitig sein Platz in der Geschichte der spanischen Prosa, aber nicht 
an dieser Stelle. Um so bedeutsamere Merksteine sind die Geschichte von 
Abindarraez und Jarifa und des Gines Perez de Hita , Guerras civiles de 
Granada“. Man weils heute, dafs nicht Villegas der Erfinder der Geschichte 
vom Abencerragen ist. Es mufs vielmehr schon zur Zeit Ferdinands und 
Isabellens eine Prosaversion derselben gegeben haben. Bei der Beurteilung 
des Werkes von Hita schliefst sich Menéndez an die Vorarbeiten von Schack 
und Gayangos an. Unter den daraus hervorgegangenen Werken wären noch 
die Opern von Mme Colet und Jouy (Musik w. Cherubini) und von Dubois 
(nach Chateaubriand), Zedlitz’ Drama „Der Königin Ehre“ (1828) u.a, zu 
erwähnen, Verwandten Geistes sind die „Comentarios reales“ des Inka 


























NUEVA BIBLIOTECA DE AUTORES ESPAÑOLES. 605 


Inquisition nicht gutzuheifsen, und alles was „heidnisch“ ist mit Verachtung 
von sich zu weisen, Ein Werk ist nicht darum gut weil es christlich, und 
nicht schlecht, weil es ,heidnisch'“ ist. Man wird Menéndez in seinem ab- 
fälligen Urteil über den sittlichen Gehalt von Petronius’ Satyrikon (S. XIII) 
gewils beistimmen. Hierzu ist aber nicht, wie er meint, die „christliche Zivi- 
lisation notwendig. Auch der nicht dekadente „Heide“ wird diese Ansicht 
teilen. — Der Schäferroman des Longos ist durch die Innigkeit seiner Poesie 
berühmt, Menéndez aber wirft dem Verf. vor, dafs er die sinnliche Leidenschaft 
der Hauptpersonen zu unverhüllt darstelle, „wie ein Heide, der keinen 
rechten Begriff von der Sünde hat‘ (como gentil, que no tiene recta nocion 
del pecado, S, X). — Oft verfällt er ganz in den Ton der Traktätlein und 
Andachtsbücher. So z, B, wenn er von Ramon Lull spricht, den er fast 
immer den „Seligen“ (el beato) nennt, und sagt, dafs „seine schöne Seele, 
trotz ihrer traurigen Welterfabrungen, mit Hilfe der göttlichen Gnade zur 
glücklichen Einfalt der unschuldigen Kindlein und der Armen im Geiste 
zurückgekehrt sei" (S. LXXXID, — Dem ,,rigido puritano Ticknor‘ wirft 
er (5. CCLXXXVIII) vor, daß er „ohne Zweifel wegen Gewissensskrupeln‘* 
dem Studium der grofsen spanischen Asketiker und Mystiker aus dem Wege 
gieng, und dem heil. Luis von Granada und der heil. Teresa de Jesus blofs 
je eine armselige Seite in seinem Buche widmete. Und so etwas nenne sich 
dann „Geschichte der spanischen Literatur“! Dies ist nun vor allem nicht 
ganz richtig, denn Ticknor kommt auf Luis de Granada und Teresa je zweimal 
zu sprechen (S. 260/62, 299/300, 268/69, 300/301 der deutschen Ausgabe), und 
die Würdigungen haben ganz den Umfang, welcher ihnen in dem allgemeinen 
Zusammenhang gebührt. An anderer Stelle (S. CCXCITI) flofst es ihm Ent- 
setzen ein (grima da), wie der unterrichtete und fleifsige Ticknor „con el 
criterio protestante más adocenado" die Wunder der katholischen Kirche 
mit den Märchen der Ritterbücher vergleicht. (Ticknors Konfession wird 
S.CCLXXXIX als „Sekte bezeichnet). Aber es kommt noch Schlimmeres 
vor. Hat nicht ein katholischer Spanier die Briefe des heiligen Paulus in 
einem Atem mit der Celestina genannt? (s. über diesen „irreverente disparate“ 
S, CCXXX VII). 

Hand in Hand mit dieser Intoleranz geht eine Prüderie, welche bei 
einem so belesenen Manne erheiternd wirken würde, wenn sie nicht einen so 
bedauerlichen Mangel an künstlerischem Verständnis bewiese, Die glühende 
Erotik, welche die lyrische Poesie zeitweise beherrscht, die lebhafte Phantastik 
der Ritterromane sind für diese spanische Jungfrau nichts anderes als Sünden 
‘ gegen den heiligen Geist ihrer Kirche und er greift nach Hysopstengel und 
Weihwasser um die bösen Feinde, welche aus solchen Büchern sprechen, zu 
bannen, Die schönsten Produkte literarischer Glanzepochen bleiben von ihm 
unverstanden und milsverstanden. Die Troubadourpoesie ist ihm ein Greuel. 
S. XCI spricht er von den „vanas y adülteras quimeras del falso idealismo 
provenzal 6 bretón“; 5. CLXV lesen wir: „An den poetischen Höfen Süd- 
frankreichs blühte mehr als anderwärts die Kasuistik der Liebe und die Pflanze 
der ehebrecherischen Galanterie breitete ihr lasterhaftes Blätterwerk aus“. — 
Ein Stoff wie Tristan und Isolde, dessen hohe Poesie so viele gottbegnadete 
Dichter uud Künstler von Gottfried von Strafsburg bis auf Richard Wagner 
begeisterte, kann ihm nicht gefallen, denn „ohne Umschweife gesagt, ist er 








NUEVA BIBLIOTECA DE AUTORES ESPAÑOLES 607 


Anschein, als ob Menéndez das Wesen der Fiktion gar nicht verstünde. Wenn 
in den orientalischen Erzählungen die Schwiegermutter häufig die Rolle der 
Celestina spielt und ihre Schwiegertochter anleitet, ihren Gatten zu betrügen, 
so gibt ihm dies (S. XXXIX) eine traurige Vorstellung vom orientalischen 
Familienleben! Ebensogut könnte man an die Existenz aller Drachen und ver- 
zauberten Schlösser und an alle Abenteuer der Ritterromane glauben. Ältere 
Spanier haben dies denn auch getan, und sogar Eide darauf abgelegt. 

Nach den vorstehenden Proben hat die Angabe, dafs Menändez bei 
Gelegenheit begeistert ausgerufen haben soll „Es lebe die Inquisition!‘ (s. J. 
Popper, Voltaire, Dresden 1905. 5.60) nicht Unwahrscheinliches. Was aber 
die Nueva Biblioteca betrifft, so besorgen wir sehr, dafs die abgedruckten 
Texte darin nicht vollständig erscheinen werden, Ist es nicht höchst be- 
zeichnend, dafs Menéndez S. XCVI Milá y Fontanals Recht gibt, weil dieser 
die Werke Raimon Vidal's „por escrúpulos morales bastante fundados" nicht 
vollständig reproduzierte! Spricht so ein Gelehrter? Es ist ein wahres Glück 
für die Wissenschaft, dafs doch die wenigsten so denken. Manches bedeutende 
Werk wäre sonst der Nachwelt vorbehalten geblieben. Menéndez aber braucht 
den Scheiterhaufen nicht zu fürchten und kann ruhig für sein Buch die 
Approbation der geistlichen Obern einholen, die wir im ersten Bande noch 
vermissen. 

Im einzelnen liefse sich manches bemerken. Hinsichtlich der Kenntnis 
der vorhandenen Literatur darf man mit einem Spanier nicht allzustreng ins 
Gericht gehen, da es oft viele Jahre braucht, ehe ein deutsches Buch den Weg 
über die Pyrenäen findet. Viele Bücher finden ihn gar nicht. So vermifst 
man, um nur einige auffällige Beispiele zu nennen, bei der Besprechung der 
Sage von der Matrone von Ephesus (S. XV) den Verweis auf Grisebachs 
»Treulose Witiwe“ (1873, schon in 6. Aufl.), bei Apollonius (5. CXCVIII) 
jenen auf das umfassende Werk von Klebs (1899), bei der Gralsage auf 
Wechsslers Buch (1898) u.s.w. — 5. CXCV wird Shakespeares ,, Troilus und 
Cressida'* als Tragödie bezeichnet. — Den Namen des Zauberers Arcalaus 
im Amadis braucht man nicht mit , Arc-à-l'eau' zu erklären (S. CCXV), Es 
dürfte dem Verf, eine der zahlreichen Personen dieses Namens aus dem 
Altertum vorgeschwebt haben, speziell vieileicht der jonische Philosoph 
Arcalaus Physicus, der Lehrer des Socrates (s. Smith, Dictionary of greek 
and roman biogr. and mythology. I. 261—64). — Giovanni del Virgilio war 
nicht Dantes Lehrer (maestro) wie Menéndez S, CDXIX annimmt; er wird 
nur , Magister Johannes de V,“ genannt. — Sehr unangenehm berühren die 
zahllosen Fehler in der Schreibung deutscher Worte und speziell Eigennamen, 
da man doch annehmen sollte, dafs derjenige, welcher die deutsche Literatur 
so ausgibig benützt, die Namen seiner Gewibrsminner richtig schreiben könne, 
So lesen wir z.B. 5. XVI Bichkell, statt Bickell; S. XXV Butch für Buch; 
S. XXXV Steinschenider, 5. XCII Steinchsneider für Steinschneider; S, CLUI 
sind in der Anführung einer Schrift von Ferd. Wolf vier Fehler; S, CLX XII 
wird der Verleger Niemeyer, 5. CLXXVI Varnhagen falsch geschrieben; 
5. CCCXIV sind in dem Zitat von Bellermanns Schrift über die Liederbücher 
der Portugiesen drei Fehler; S. CCCK XXVIII im Zitat einer Schrift von 
Koeppel zwei Fehler; $. CCCKXXIX wird Werther, S. CCCLXXIV Heil. 
bronn, S. CDI Gesellschaft, 5. CDVI Vermächtnis, S. CDXV Hofpoesie, 


608 BESPRECHUNGEN. P. DE MUGICA, 


S.CDXXX Bohl de Faber, S. CDLXXV Oppeln, S. CDXC Harsdörfer falsch 

geschrieben. — S. XXXIII mufs es heifsen Solórzano für Solorzeno, S. CLXX VII 

Ferrex y Porrex für Porex y Flerex, S. CLXXXI Puymaigre fur Puymagre, 
S. CCVII Craesbeeck für Cressbeck (s. Brunet II. 1234). 


WOLFGANG VON WURZBACH. 


Nueva Biblioteca de Autores Españoles bajo la dirección del Excmo 
Sr. D. Marcelino Menéndez y Pelayo. II. Serrano y Sanz. Autobiografías 
y Memorias. Madrid, 1905. Bailly-Balliére. CLXVI y 545 pág." en cuarto. 


En este interesante libro se clasifican así las autobiografias: 1. reyes; 
2. ministros, políticos y funcionarios, v. gr, García de León y Pizarro, que 
tradujo al alemán Zi Delincuente honrado, de Jovellanos; 3. navegantes y 
conquistadores; 4. viajeros; 5. militares; 6. aventurezos; 7. oradores y escritores, 
v. gr. Juan del Encina, á quien el autor compara con el Arcipreste de Hita 
en lo de componer versos graciosos cuando la carne habla, y ramplones cuando 
el espíritu; Cristóbal de Villalón, autor de la Gramática de la lengua castellana 
(1558) en cuyo prólogo echaba pestes contra la de Nebrija (pág. CXIV, y 
Biblioteca Histórica de la Filología Castellana por el conde de la Viñaza, 
col. 481); 8. clérigos y religiosos; 9. mujeres. 

Luego viene el Viaje de Turquía, por Cristóbal de Villalón, cuyo texto 
es de interés para un romanista. Hay voces, formas y frases nuevas; acecinador 
(acecinado y acecinamiento cité en Maraña del Diccionario y en el Archiv f. 
d. St. d. n. Spr.), acubdiciar (cudicioso, zahurdas de Plutón), almuersa, de 
muerso (P. Alej. 1210 d); andada, propina; aposentar consigo un consejo, 
guardarlo; aprescibimiento, seguridad; hacer el milagro de architriclino, & un 
cangilón de agua dos copas de vino; arar. remar; ballestera, tabla entre banco 
y banco de la galera, donde iban dos soldados; bordonero, peregrino, como 
supuse en Maraña del Diccionario, 35; tener á uno colgado de los cabellos, 
esto es, lleno de curiosidad; cabemaestro, primer maestro de un oficio; camisa, 
capa de sebo que se daba 4 los fondos de un barco; capucio, beca de vestir; 
echar fuera los cascabeles, es decir, los malos humores; cernerse, repartirse; 
echar clavo, sacar provecho (de aquí clavos por dinero); dejar como predi- 
cador en contemplación, dejar á otro los comentarios; hacer corrillos, atraer 
público; cudicioso (véase acubdiciar); andar (= hacer) del cuerpo, cagar; chs- 
pichape, jarro de palo (forma relacionada con chipichipt, llovizna, sirimiri en 
Vizcaya); soldado chortllero; desabahado, que, como presumía en Mar. del 
Dic. 88, procede de bu/fo, baho, mal escrito vaho; despartirse el torneo (Ma- 
raña del Idioma, 43); empegar, embrear; encasquetar, meter en la chola; 
faito, toque de rancho; Ebro lleva la fama y Duero el agua; fundamento, 
culo; fudro; contar como gato por brasas, esto es, muy 4 la ligera; gaveta, 
escudilla de palo muy grande; gente, pulgas, piojos; geometrear; golondrino, 
barril de estaño, con asas; grosura, tamaño; guardar á mazo y escoplo; 
quien tal hace, tal halla; hombre, nadie, y uno (= on = man); hormigal; ser 
de la compañía de Juan de Voto 4 Dios, 6 ser de la casa de Vota 4 Dios; 
Juba, forma primitiva de jubén, como coya (LXV), coja, la de cojén (Mar. del 


NUEVA BIBLIOTECA DE AUTORES ESPAÑOLES. 609 


Idioma, 33), que Gröber echa de menos en España!; ganar como con cabeza 
de lobo; lombardazo, tiro de lombarda; los muchos, los muertos; murador 
(= Maurer, además de paredero); negresco, idioma negro (como turguesco, 
lengua turca, gregúesco); munca, alguna vez; quedar ofro (= mod. otra) 
dentro; pasar sobre peine, ligeramente; fercacho, correo por jornadas; fer- 
rochano, parroquiano; prensa, las uñas de los pulgares, cuando se unen para 
matar bichos; presufo, pernil; no se dé más puntada, hágase punto final, no 
se hable más; raja de damas (jrasa?); ramasdn, ramadan; recreer (P. Alej. 
722b, 12784); todo ha remiendos, todo tiene remedio; tener rienda, cesar; 
salpicón, mescolanza; secíad; ducado soldanino; atravesar un friunfo, poner 
obstáculos; trópico, hidrópico; valdariedo, 

A la pregunta ,, ¿era hermosa?*, la respuesta es „no la hai de aqui allá 
mas“, hoy , hasta alla“, , hasta la pared de enfrente“. 

Sigue la Vida de don Diego de Simancas, que tiene también voces 
nuevas, y datos curiosos, v. gr. que los estudiantes gastaban lujo y bonetes 
ridículos, y que en España no suelen estudiar sinó los que poco tienen. Aun 
esos, de lo que entienden especialmente es de pedir vacaciones y declararse 
en huelga, 

Luego vienen: Martin de Ayala, González de Mendoza, Ordóñez de Ce- 
ballos, Soleto Pernia, Toral y Valdés, Ulloa Pereira, 

Observaciones al autor: 14 hesitación, que también dice Sbarbi, es gali- 
cismo; 22 hoy se escribe Kin; 32 hace bien en escribir oscuro, sustancial; 
sólo los imsubstanciales escriben obscuro. 

Hora es de que en España den importancia á este género de literatura, 


uno de los más interesantes. P. DE MUGICA, 


Le Petit et le Grand Testament de Francois Villon, les cinq ballades 
en jargon et des poésies du cercle de Villon, etc. Reproduction fac-simile 
du manuscrit de Stockholm (No. LIII) avec une introduction de Marcel 
Schwob. Honoré Champion éditeur. 1905 8% 465, + 75 © fac-simile 
(Subseriptionspreis 100 fr.) 


Eine der wichtigsten Villonhandschriften ist nunmehr in einer zuverlässigen 
Wiedergabe weiteren Kreisen zugänglich gemacht. Das fac-simile ist so 
deutlich, dafs es zu kritischen Zwecken wohl verwendet werden kann; nur 
an ganz wenigen Stellen, die überschrieben oder korrigiert sind oder wohl 
schon im Original undeutlich sind, ist ein Zurückgehen auf die Handschrift 
notwendig. Bei der stark verblalsten Tinte und der schwierigen verschnórkelten 
Schrift, wird es nicht leicht gewesen sein ein lesbares fac-simile herzustellen. 
Der um die Villonforschung durch seine archivalischen wertvollen Entdeckungen 
wohl verdiente, leider früh verstorbene Marcel Schwob konnte nicht mehr 
die letzte Hand an die unter seiner Leitung entstandene Arbeit legen. Als 
Einleitung sind dem Texte zwei von Marcel Schwob in der „Ecole des hautes 
études sociales“, am 9. und 16, Februar 1905 gehaltene Vorlesungen vorgedruckt. 


1 Für das Castilische finde ein cojo nicht belegt (Hrsg.). 
Zeitschr. £ rom. Phil. XXX. 39 





LE PETIT ET LE GKAND TESTAMENT DE FRANCOIS VILLON. 611 


Longnon gibt in seiner Notice bibliographique S. LXXXVI die Liste 
der von der Stockholmer Hs. F überlieferten Werke Villons. Die Ballade 
des femmes de Paris, Ballade de la Grosse Margot, das Fluchlied auf die 
langues envieuses („en reagal, en arcenic rocher“) sind mit den 5 Ballades 
en jargon und der Ballade des Contre- Vérités dem Petit Testament mit 
anderen Gedichten, die nicht von Villon sind, vorgesetzt, ein Teil des Codi- 
cille steht zwischen den beiden Testamenten, der zum Auitain überarbeitete 
quatraín schlieist sich dem Testament an (die zwei letzten Balladen des Grand 
Testament fehlen in F), die Ballade des menus propos ist von den Werken 
Villons durch ein Tournoy amoureux betiteltes Gedicht getrennt, Einige 
Strophen des Petit und Grand Testament fehlen in F, andere sind um- 
gestellt.! 

Ein Vergleich des fac-simile mit den Varianten der Longnons'chen Aus- 
gabe ergibt folgende Berichtigungen und Ergänzungen, von rein orthographischen 
Varianten abgesehen: 

Petit Testament: 5 amis (statt oeuures). — 28 me tresperse (statt 
trespersans), — 38 Et n' y vois (statt sy n'y v.). — 42, 43 mon mieulx est, 
ce crois, de partir (mit B; statt fouir) — Adieu! je m'en vois a dangiers. 
— 92 Le bel cheval blanc ow la mule (mit AB. Longnon irrtümlich: „auec la 
mule F') — 98 en Parlement. — 102 trumelieres (Longnon: „turmelieres F"). 
— V, 110—112 in F umgestellt, 112, 111, 110 (Longnon ,,111—112. Inter- 
vertis en B*). — 145 item (statt et, ebenso in ACI). — 150 clos (Longnon: 
clotz F), — 154 et maistre pierre basennier (Longnon: „et aP.B. F“). — 
163 esmouchier (Longnon: esmoucher F). — 166 ung larron (statt Le villain). 
— 173 leur beaux riblis. — 174 Piarre. — 180 F ferre nicht fuerre. — 183 
son pain (statt sa vie), — 197 tous deschaux et tous desuestus — 199 
qu’ilz seront pourueuz (= C). — 206 silz ayment (statt s'ilz l’ayment). — 208 
quant ie seray vieulx. — 256 mais cela ce n'est que du mains (n C!) — 257 
je laisse (— BC) — 261 auangarde (= C), — 265 item f, — 273 finablement 
(Longnon ,,finallement F“), — 276 joys (Longnon: joyz). — 289, 291 estima- 
tive, simwlatiue. — 292 desquelles souuent. — 297 sensitif (Longnon: ,,sensil 
BF.) — 298 toute la fantasie. — 299 qui les organes tout troubla. — 303 
qui de moy s'estoit espartie. — 306 desmelle (Longnon: ,,desueille BF“, — 
311 tout boursouffle (Longnon: boursuffle), — 318 qui n'ait. — 

Grant Testament: 8 qui soit — 14 eaue. — 25 dur me cruel, — 
40 vor l'isle hatte F zuerst valenciennes geschrieben, dann durchgestrichen. 
— 44 il me fauldra. — 45 prens f. — 46 cordouen. — 58 Zuerst Salmon, 
dann Salomon, — 77 ne |’ ay pas (= C). — 80 pour le tout, — 85. mon 
corps uiuera. — 98 sans pille. — 119 et ceulx doncques qui me sont telz. — 
120 en meurette me vouldroient voir. — 125 griefs ne fais — 132 poulces et 
doix (Longnon: deix), — 140 dieser Vers, nicht 139 (Longnon), fehlt in F, — 
142, 145 feuste (aus fleuste korr.), feusse, — 151 se dit, — 156, 157 dyt 
(Longnon dye) mesdyt (Longnon mesdye). — 162 Alixandre (Longnon Alexandre). 


1 In den Varianten seiner Ausgabe gibt Longnon nicht an, dafs Str. XVI 
des P. T in F nach Str, XII steht. Die Angaben über die Reihenfolge der 
Strophen XXI—XXXV sind bei Longnon zu berichtigen. Die Strophen 
stehen in F in folgender Ordnung: XXI, XXIV, XXVIL XXVIII XXV, 
XXVI XXII XXXL XXXII XXXIV. XXXI, MXIT, XXX XXXV. 


39* 




















612 BESPRECHUNGEN, 


168 fain. — les loups. — 173 elle 
177 allee. — 180 rentes. — 182 der 
193 bien est verité qu'ay amé. — 210 
s'on AF‘). — 246 doint Dieu (= C). 
de tous. — 274 et petite, — 278 de n 
tiques (so die Ausg. von Clément M 
elle le scet, dann le durchgestiche 


meurs f. — 334 sur estang. — 3: 
charlemayne. — 382 et le conte, — 
cils seruans — a ceste vye. — 394 


den Text einzuführen). — 401 et C 
yntz). — 416 main. 432 zuerst estr: 
mot). — 449 elles demandent he die 
dist). — 493poliz. — 494 cheveul 
gart. — 530 destaintes. — 545 tout 
(Longnon: perpetue). — 566 puis 
toutes gens. — 580 et riens lors qu 
tous jours leur tien. — 601 ce dec 
— 620 dont foy y est viollée. — 6 
685 sacouter. — 696 et rend (et 
serain (que ce soit le serain C). — 
774 Morreau. — 794 paryt (Lon 
Esperit (cfr. et le S. Esp, 1). — 8: 
geschriebenem de. — 822 pourpoins 
laisse (== ACI). — 885 pardonnez (: 
— 938 voie aus erre korrigiert. — 
wie I. — 954 et mineur. — 960 pe: 
— 963 et buuez, — 972 je donn 


1028 sus. — 1032 eschiquier (Lon 
1052 pour (Longnon: par). — 106, 
1062 illes (cfr. filles sont 1). — 106 
fou. — 1116 bien trachant. — 11 
honteusement sen reuoqua. — 118 
maistre Baude. — 1199 mains esti 
persee (Longnon: parsee). — 1234 
vous, — 1272 angle. — 1283 chi 
1292 la gr. Credo. — 1331 on pare 
(Longnon: Bafeimier). — 1400 qu 
cest la cause pour quoy. — 1407 


1427 lauailles. — 1434 prez d'aus: 
barbiers (Longnon: les). — 1455 s: 
— 1469 estre poure yver poure est 
des femmes de Paris steht vollstánd 
im Zusammenhang des Testaments is 
neuotses etc. alibj.‘ (wie in IR.). - 
1592 men deuez (Longnon: me). — 
1605 ef si. — 1612 enflambe. — 
1663 chiez Marion (Longnon: che: 


LE PETIT ET LE GRAND TESTAMENT DE FRANCOIS VILLON. 613 


— 1696 traistes. — 1704 farces (Longnon: farce). — 1710 ou mulles. — 1714 
qua ouurer. — 1722 ce maulx hables (Longnon: haules). — 1800 teste (Long- 
non: beste). — 1805 le laiz (= A). — 1809 guipillon (= A). — 1814 donner 
fiancer, — 1817 fort que. — 1828 et au cheualier. — 1832 leurs anges 
(Longnon: leur) — 1840 resigne (Longnon: resine). — 1878 de lettre, — 
1883 telle quil, — 1896 chief f. (nach Longnon fehlt barbe), sourcilz. — 1897 
ret et pelle. — 1931 sire coulombel. — 1934 juuenel (= A). — 1953 norra 
quid ne quod. — 1955 Triquot (Longnon: Tuquot). — 1966 temps est des 
ormais je crye (aus: que je crye. Longnon; quant je crye), — Ballade des 
proverbes: im Refrain: crye on. — 11 desdit (Longnon: desdie), — 12 
pri on (Longnon gibt an, dafs der Vers in F fehlt). — 23 embrasse que chiet. 
— Ballade des menus propos: 14 folz nourriz de cresme. — 20 tel qui 
nombre asomme. — 27 noir qui tout consomme, — Le debat du cuer et 
du corps de Villon: 7 ay desplaisance. — 16 et lautre est noir cest dis- 
tance. — 21 ien ay dueil. — 23 eusse de te tenser (Longnon: eusse en de). 
— 41 doint (Longnon: Donne). — 43 Strich nach en quoy, so dafs zu lesen 
ist: en quoy? — lire en science. — 46 a plaisance. — Ballade des pen- 
dus: 5 cy f. — 8 demourons. — 14 le sens rassis, — Requeste de Villon: 
6 langue seule. — 7 souffisantes (Longnon souffist). — Refrain: mere de dieu. 
— 32 pour me, — Ballade de l'appel: 6 or quant. — 14 quant a ceste peine 
(Longnon: que a), — 20 oyl je le vous (Longnon: vous le). — 21 fye 
(Longnon: fyt). 

Das Inhaltsverzeichnis (von Claude Fauchet zusammengestellt) gibt einen 
Überblick über den reichen und bunten Inhalt der Handschrift, in der wir, 
neben Villon's Werken und den vom Herausgeber in fac-simile wiedergegebenen 
Balladen und strophischen Gedichten, Werke von Cristine de Pisan (,, Dictier 
Cristine“), Alain Chartier (Quadriloge invectif, Lai de Paix, Belle Dame Sans 
Merci, Breviaire des Nobles) Michault's Passetemps, ein ,, Dialogue de Michault 
du voiage de Saint Claude“, ein ,, Contre orgueil Jehan de Meun™ betiteltes 
Werk u.s.w. finden. Mit Villon's Werken sind 43 zum Teil irrtümlich als „Ballade“ 
bezeichnete Gedichte, die 5 Balladen en jargon, einige Rondeaux, darunter 
ein gaskonisches, in der Fac-simileausgabe mitgeteilt. Sie werden als Gedichte 
aus dem „cercle de Villon* bezeichnet. Aber Villon hat in seinem bewegten 
Dasein in so verschiedenen Kreisen verkehrt, dafs der Ausdruck unbestimmt 
bleibt. Wie sein Werk voll Gegensätze und Widersprüche ist, so treffen 
wir Villon bald in Studentenkreisen, bald unter ehrbaren Bürgern, bald unter 
Einbrechern und Banditen, bald an fürstlichen Höfen, Einige der Gedichte 
der Stockholmer Handschrift erinnern an Villon’sche Gedichte, so zwei Ballades 
en proverbes, ein Fluchgedicht auf einen Neider (cfr. „en reagal en arcenic 
rocher“ Gr, Test.), ein Lobgedicht aut die französischen Frauen mit dem Refrain 
“qu'il nest dame a mon gre que de France“; in manchen der Gedichte er- 
kennen wir etwas von dem Geist und der Frische Villon’scher Auffassung, so 
in einem ironischen Loblied auf eine Geliebte, in dem der Dichter den Be- 
teuerungen unverbrüchlicher Liebe mit dem Refrain antwortet, „mais, par 
ma foy, bien scay ce que je stay“, oder in einem strophischen Gedichte, von 
dem jede Strophe mit einer Liebesklage des verschmähten Geliebten anfängt 
und keck mit einer Verfluchung der Spröden schliefst. Andere Gedichte 
von allgemein satirischem Charakter schildern mit dem Pessimismus eines 





614 BESPRECHUNGEN. F. ED. SCHNEEGANS, 


Deschamps die Schäden des Hoflebens oder die trübe Gegenwart, in der 
alles verkehrt ist (Refrain: „on voit tout et ne voit on goute‘“). In langer 
Aufzählung wird geschildert was der Hofmann erdulden mufs um sich 
zu halten, er mufs „taire, souffrir, faindre, dissimuler‘, oder stets rufen 
„Monseigneur dit bien il a droit“. Oder ironisch wird die Gegenwart 
als das reine goldene Zeitalter geschildert, in dem Glück, Friede und Tugend 
herrschen. Unter streitenden Freunden, von denen jeder sein Lebensideal als 
das höchste preist, findet der Dichter einer der Balladen das Glück in der 
Liebe und ,,dix escus“, ein anderer preist die Genügsamkeit Franc Gontiers 
und ein freies sorgloses Dasein „et si n'ay pas quatre deniers de rente.“ 
Derb und obscön sind mehrere Balladen, in denen die Entbehrungen des Alters 
geschildert werden, Ratschläge an Einen, der Glück bei Frauen sucht, erteilt 
werden. Ähnlich im Ton ist ein Gedicht » Tournoys amoureux‘ betitelt, das 
mit einer an Rabelais erinnernden Verve in der Schilderung des Kampfes der 
cons und vit den epischen Stil parodiert (136 paarweis gereimte Achtsilbner). 
Dunkle allegorische Balladen auf zeitgenóssische Ereignisse, in der Art mancher 
Gedichte Deschamps, beschliefsen den von M. Schwob wiedergegebenen Ab- 
schnitt der Stockholmer Handschrift. Eine Ballade behandelt das die Phantasie 
der Zeitgenossen immer wieder beschäftigende Problem des Glücks, der Fa- 
talitát, die einen Jacques Coeur vor fünfhundert anderen begriindigt, die so 
túchtig sind als er. Einige Strophen eines fälschlich als ballade bezeichneten 
Stückes (12 12 1% sind Jean Molinet’s Schilderung der Macht des Krieges in 
seinem „Temple de Mars“ entnommen, — Fragen wir uns, wer wohl der Ver- 
fasser oder Besteller dieser Handschrift gewesen sein mag, so werden wir an 
ein Mitglied einer jener zahlreichen Narrengesellschaften denken dürfen, in 
der Art der fumeux zu denen Deschamps gehörte, an einen Mann, der Lust 
an Scherzgedichten, eine Vorliebe für derbe Spottgedichte, obscöne Spälse 
hatte, aber auch Sinn zeigte für gelehrte Liebespoësie und Reimspielereien 
sowie für die pathetische Dichtung eines Alain Chartier, — Als interessante Bei- 
gabe ist dem Texte der wertvollen Ausgabe das fac-simile eines rohen Holz- 
schnittes vorgesetzt, der als Illustration der Ballade des Pendus (in der Aus- 
gabe von P. Levet 1489) drei Unglückliche am Galgen hängend zeigt. 


F. ED, SCHNEEGANS. 


Gustave Cohen, Histoire de lu mise en scène dans le théétre religieux 
français du moyen-äge. Paris, Honoré Champion, 1906. 8°. 3045. 


Wie aus bescheidenen Anfingen das liturgische Drama zu den gewaltigen 
Schaustellungen spáterer Jahrhunderte auswächst, das zeigt in anschaulicher 
Darstellung mit Benutzung der schon vorhandenen stattlichen Literatur und 
auf Grund eigener Studien der Verfasser dieser Arbeit. Die zwei ersten Ab- 
schnitte behandeln die liturgischen Schauspiele, deren Biihne der Chor der 
Kirche mit dem Altar und den Galerien ist und die mit geringen Mitteln sich 
auf eine symbolische Interpretation der liturgischen Handlung beschránken, 
dann die Dramen der Übergangszeit, die gesteigerten Ansprüchen auf An- 
schaulichkeit Rechnung tragen und deren Hauptvertreter, das Jeu d’Adam, 


GUSTAV COHEN, HISTOIRE DE LA MISE EN SCÈNE ECT. 615 


cingehend besprochen wird. Jean Bodel's eigenartiges Nicolausspiel, das für 
die Entwickelung der Handlung, des Bühnenapparats, für die Verweltlichung 
des Dramas so wichtige Aufschlüsse gibt, wird merkwürdiger Weise über- 
gangen und die an der Schwelle der Glanzperiode dramatischer Kunst stehenden 
» Miracles de Notre-Dame“ nur kurz erwähnt. Eingehend und erschöpfend 
wird das Bühnenwesen des 14. und 15. Jahrhunderts behandelt, Wir sehen 
wie mit der Vervollkommnung des szenischen Apparats, mit dem Eindringen 
und Umsichgreifen der komischen Elemente der geistige und religiöse Gehalt 
der Mysterien bedenklich sinkt. Die wichtige, durch die Artikel von Male 
in der Gazette des Beaux-Arts (1904) neu angeregte Frage nach dem Einflufs 
des Dramas auf die Kunst des ausgehenden Mittelalters wird im Sinne Male's 
in einem besonderen Kapitel eingehend behandelt, Ein hübscher Holzschnitt 
mit einer Darstellung der Anbetung der Hirten (von Pollard, English Miracle 
plays Moralities and Interludes 1904, zuerst veröffentlicht) zeigt Hirten und 
Hirtinnen mit den aus französischen Mysterien bekannten Namen und ist eine 
treffliche Illustration eines dramatischen Weihnachtsspiels. Dafs aber das Drama 
seinerseits eine mächtige Anregung von den bildenden Künsten aus erhalten 
hat, zeigt allein die Tatsache, dafs eine pantomimische Darstellung 1420 nach 
den berühmten von Jean le Bouteillier Mitte des 14. Jahrhunderts vollendeten 
Reliefs im Chor der Notre-Dame Kirche in Paris angelegt wurde, Den ge- 
waltigen Mysterien und Passionsspielen des 15. Jahrhunderts war an den 
Façaden der Kathedralen mächtig vorgearbeitet worden mit ihrem reichen 
Bilderschmuck, der in den wohlkomponierten und tiefdurchdachten Kom- 
positionen der Portale und Giebeldarstellungen die Leidensgeschichte Jesus 
erzählte, Propheten und Sibyllen als Verkünder der Ankunft des Heilands 
um die Szenen der Passion gruppierte und das Ganze harmonisch zu einem 
grofsen Cyklus vereinigte. Die Darstellungsweise, die, wie Male bemerkt, 
von der Mitte des 14. Jahrhunderts an in der Malerei und Skulptur durch- 
bricht und die symbolischen Darstellungen der neutestamentlichen Szenen 
unter dem Einflufs der Mysterien in eine realistisch detaillierende Schilderung 
verwandelt hat, ist jedoch der Glanzperiode gothischer Skulptur im 13. Jahr- 
hundert keineswegs fremd. Mag man auch in den bedeutungsvollen Episoden 
des Lebens Jesu und seiner Mutter länger die hieratische Auffassung bewahrt 
haben, in anderen Szenen bricht in der bildenden Kunst schon frühe der 
Realismus durch, Das Südportal der Notre-Dame Kirche in Paris (Mitte des 
13. Jahrhunderts) ist wie eine Illustration des Stepbanusspiels der Handschrift 
von Sainte-Geneviève, Jeder Zug der biblischen Erzählung ist lebensvoll dar- 
gestellt. Die der Predigt des Heiligen zuhörenden Juden, die Gegner des 
Heiligen, die falschen Zeugen und die Schergen, die mit grimmiger Miene 
Stephanus steinigen, alle diese Gestalten sind mit einem ausdrucksvollen, 
Mienenspiel, Rassenunterschiede berücksichtigenden Realismus wiedergegeben. 
Die Begräbnisszene mit dem Kreuz- und Weihrauchfafs tragenden Chorknaben 
und dem Priester, der ein Gebetbuch in Händen hält, ist frei und lebensvoll 
komponiert, während über dem Mariaportal die Grablegung der Mutter Gottes 
im älteren hieratischen Stil gehalten ist: Zwei trauernde Engel halten das 
Leichentuch der in der Haltung des Gebets dargestellten, der Andacht der 
Gläubigen dargebotenen Entschlafenen, während Jesus und die Apostel feier- 
lich das Grab umstehen. Wie bereits die Kunst des 13. Jahrhunderts Freude 

















SCARANO, N. SAGGI DANTESCHI. ZUCCANTE, LA DONNA ETC. 617 


Scarano N., Saggí danteschi. Livorno 1905. R. Giusti, 

In dem Bande, welchen Sc. seinem Lehrer Francesco d'Ovidio zugeeignet 
hat, sind 11 Abhandlungen zusammengefafst, welche seit 1894 veröffentlicht 
wurden und nunmehr zum Teil mit Zusátzen und Verbesserungen erscheinen, 
nämlich: La saldezza delle ombre; I’ apparizione dei beati; Perchè Dante non 
salva Virgilio; Come Dante salva Catone; Dante giudice; le trasformazioni 
dei ladri; gli spiriti dell’ Antinferno; sul verso , Chi per lungo silenzio parea 
fioco*; una contradizione apparente; a che ora Dante sale al cielo; il lom- 
bardo di Virgilio. Neu veróffentlicht sind die zwei Abhandlungen il lombardo 
di Virgilio und Dante giudice, welche die Vorzüge der anderen Aufsätze auf- 
weisen, nämlich lebendige Darstellung in einfacher klarer Sprache, In ‘Dante 
Giudice' sucht Verf. ein System in die Gründe zu bringen, welche den Dichter 
veranlafsten, gewisse Persönlichkeiten zu verdammen oder zu retten. Auf- 
gefallen ist mir nur eine Stelle (p. 193), wo ich Sc. nicht beipflichten kann: 
„Mette all’ Inferno Virgilio e Brunetto, persone a lui carissime; salva Carlo 
d’ Angió che gli era odioso. Ma questo è il visco (!) che il poeta stende per 
guadagnarsi la fiducia (??) del lettore e non esser tacciato di parzialità e di 
arbitrio.“ Sc. tut hier dem gewissenhaften Dichter wirklich Unrecht und setzt 
sich zugleich in Widerspruch mit seinem eigenen früheren und richtigen Ur- 
teil (p. 179) „Erasi (d.h. Carlo d’ Angiò) prima di morire confessato, e aveva 
ricevuto nel suo malvaggio petto il corpo di Cristo. Per ció Dante lo salva," 
Es wird mir auch schwer, mit Sc. (p. 194) zu glauben, dafs Dante ohne aus- 
reichende Gründe Leuten Verbrechen angedichtet! haben soll, die sie nur in 
seiner Phantasie begangen haben. Eine genauere Kenntnis der zeitgenössischen 
Quellen dürfte für die allermeisten Fälle den Nachweis erbringen, dafs die 
Fama, die Legende lange vor Dante manchen Büfser, wenn auch zu Unrecht, 
belastet hat und dafs deshalb den Dichter, welcher bona fide seiner Quelle 


folgte kein berechtigter Vorwurf trefien kann. Farpbrica Beck 


Zuccante, La donna gentile e la filosofía nel Convivio di Dante, In: Rendi- 
conti del R. Istituto Lombardo di scienze e lettere serie II vol. XXXVII 
fasc. XIII, p. 652—665.] 


Die kurze Abhandlung Z.'s bewegt sich in dem Bannkreis der Ideen, 
welche zuletzt Chistoni, seconda fase del pensiero dantesco auseinandergesetzt 
hat: die donna gentile der Vita Nova und des Convivio sind sicherlich nicht 
identisch (p. 654); die donna gentile der V. N. ‘è una donna reale’, die donna 
gentile des Conv, ‘vi ricompare non più come donna reale ... ma come 
figurazione, come simbolo della filosofia’; für Z. steht es fest, dafs die Liebe 
zur ‘donna gentile’ „ha tutti i caratteri d’ un amor sensibile (!)** (p. 660), dafs 
der Dichter ,,ricorre a una fatto realmente successogli, per indicarne un altro 
di significazione più profonda: la donna gentile fu amata da lui veramente 


1 Die Stelle de vulg. eloqu. 11,4 (p. 194 Anm. 1) verstehe ich allerdings 
im Sinne der Convito-Stelle (II, 1,18 Giuliani) „una verità (!) ascosa sotto bella 
menzogna ‘", 


618 BESPRECHUNGEN. F. BECI 


per questo (!) ha acquistato il dirit 
e non meno vero“ (p. 664). Zur E 
und noch mehr des sonst unerklärli 
irdischen Liebe zur religios-philoso 
Grundsätzen Chistoni's die unbew! 
nuovi studi della filosofia imparato 
allegorico“ (p. 662); dabei wird ab 
und die Folge davon ist eine Reib 
die Ausfibrangen Dantes über d 
Giuliani) Anhaltspunkte geben wir 

Durch solche Untersuchungen, 
gehen, dafs die Erklirung der doi 
fingimento “ Dante's sei und seine a 
Versicherungen keinen Glauben verd 
Erachtens hat uns Dante die volle Y 
mancher Kritiker zwischen der Es 
klärung im Convivio herausgeklügelt 
Mifsverständnis einiger Stellen der ' 


Humpf, Gustav, Beiträge sur 
Fransösischen. (Marburger Dissertati 


Eine Untersuchung über Sut 
artikellosen Substantiv auszugehn, 
des Artikels mehr und mehr in G 
ist es notwendig, von Prosawerken 
Rede zum Ausdruck bringen. 

In seiner Dissertation will H. 
fällipes Wegbleiben des bestimmt: 
kenntnis dieser Fragen beitragen. 
suchen, warum der bestimmte Artik 
so gestellte Thema deckt sich kat 
wählten Titel, erweckt vielmehr de 
Artikels beim Substantiv das urspr 
selben sich erst allmählich eingebür, 
Artikels“ doch vom artikellosen |, 
nehmen muls. 

Als Material, „um den Artike 
hält IT. keine Quelle für besser und 
gchobene Sprache, die Sprache des 
Sterblichen emporschwingt und sich 
Die so definierte Sprache der Poesit 
gewöhnlichen Sterblichen als eine 
Sprache der Prosa in der Setzung oc 
wie es der Artikel ist, jederzeit ab 


HUMPF, BEITRÁGE ZUR GESCHICHTE DES BEST. ARTIKFLS IM FRZ. 619 


bei Anwendung des Artikels in der Prosarede das „Wesen des Artikels" nicht 
minder zur Geltung käme, wie in der Sprache der Dichtung, und dafs es nicht 
erfalst werden könne, ohne Vergleichung beider Ausdrucksformen miteinander, 
Unverständlich ist daher folgende Äufserung des V.'s zur Stütze seiner An- 
sicht, dafs die Poesie die „reinste“ Quelle für das Studium des Artikels ist. 
„Nicht überall“, heifst es S. 8, „kann der Artikel weggelassen werden, 
sondern nur da, wo es sein „Wesen“ selbst erlaubt, und gerade deshalb ist 
die Sprache der Poesie am ehesten geeignet, uns das Verständnis für die 
Funktionen des französischen bestimmten Artikels zu eröffnen, in denen er 
nicht zu erscheinen braucht. Von hier aus wird erst das Verhalten des Artikels 
in der Prosa klar werden können.“ 

Die Hauptergebnisse oder, wie H. selbst sagt, Grundsätze, zu denen 
er gelangt, scheinen mir das „Wesen“ des bestimmten Artikels nicht zu 
treffen, wenn er erkannt zu haben meint, dafs das artikellose Appellativ da 
stehe, wo ein Zugehörigkeitsverhältnis vorliege; die zahlreichen Beispiele, wo 
das Substantiv mit dem Possessivpronomen verbunden erscheine, seien die 
eigentlichen Stützen für den von ihm vertretenen Standpunkt, wo aber der 
bestimmte Artikel erscheine, da sei „vermutlich die Verhütung von Mils- 
verständnissen ausschlaggebend. Ferner meint H., die determinierende Funktion 
des bestimmten Artikels sei im Afrz. erst schwach entwickelt, daher sei der 
Artikel dort entbehrlich und überflüssig, wo ein Substantiv von einem Attribut 
begleitet sei, oder wo ein bereits durch Artikel determiniertes Substantiv wieder- 
holt genannt werde. 

Es berührt unangenehm, dafs V. bei einer so eng umschriebenen Arbeit 
wie die seinige und in einer Erstlingsschrift mit so starkem Selbstbewulstsein 
einem bewährten Forscher wie Meyer-Lübke gegenüber glaubt auftreten zu 
können, wo er doch in der Einleitung zu seiner Arbeit bei Gelegenheit der 
Umgrenzung seines Themas eingesteht, er habe nur ein verhältnismälsig kleines 
Kapitel über die Syntax des französischen Artikels zur Bearbeitung ausgewählt, 
da eine Gesamtdarstellung die Grenzen seines Konnens weit überschritte, 

Dafs sogar sein sprachlicher Ausdruck zu wünschen läfst, dafür mögen 
Beispiele als Beleg dienen wie: „Der Artikel bei Teilen des Körpers und 
der Seele (5.20) ..., „Gebrauch des Artikels bei Kórperteilen" (öfters); „Ist 
das handelnde Subjekt eine Person und wird ein Körperteil des Objekts von 
der Handlung des Subjekts betroffen, so stellt sich vor dem betreff. Kórperteil 
stets der Artikel ein‘ (S. 24) ... „Die einander zugehörigen Individuen 
stehen nicht unmittelbar nebeneinander, sondern in selbständigen Hauptsätzen‘* 
(5. 29). ... „Plurale von Personen oder Gegenständen, die artikellos ge- 
braucht sind‘ (S. 56). C. Tris, 


Robles Dégano, Felipe. Ortología clásica de la lengua castellana. Madrid: 
1905, 380 páginas, 10 pis. 

Una obra de colosal paciencia y erudición, notabilisima, concienzuda 
llevada à efecto en nueve añazos. Lástima que no empieza por el principio, 
dejándonos en ayunas sobre las poesías más antiguas, por haberlas considerado 
inútiles para su intento de estudiar la recta pronunciación, pues le parece im- 
pertinente al autor aplicar las reglas de la métrica antigua 4 la nuestra, 





620 BESPRECHUN( 


También echo de menos un : 
Abreviar 337, acentuar 282, a 
adiar 172, adioses 193, Adridtico 1 
afluencia 258, afluente id., agravi 
224, aki 197, ahorcar 224, ahorras 
almadiado 311, almohadilla 223, 
amén id., amokinar 214, ampliar 
andurrial 337, animalia 199 (si Jo 
pararlo con anomalía), ansiar 33 
aojar 224, apiadar 328, apiolar 31 
199, armenioso 312, arrecife 199, « 
elear 221, asiriano 377, ataviar 33 
(Valbuena echaba de menos a/rof 
botánica), aullar 214, dun y aún ( 
dla y auréola 199, austero 220, d 
Balmaseda: 
Monto en | 
y su esposi 
dijo: ,,Call 
numero tre 
» Cada dia 
repuso el r 
y luego gri 
» Tres, prin 
Auxiliante y auxiliar 340, avaliar 
333, aviar 172. 333, avión 312, a. 
raúnda 200, benjuf 255 (, Maraña 
200, biombo 313, bohordar 225, bog 
3090, 3366), brioso 298. 313, butdo 
caducéo 200, caer 221, caistro 200 
à este verso de J. de Mena: 


„Ni los carstr 


Calabriada 313, calahorreño 224, c 
Académica ideal“ y los muchos « 
consta en los diccionarios, se usa : 
al. Mumpitz, y tengo con texto de 


D. Garcia. ¿Qué quert 
Blanca. Haced al s 
Que no qu 

Un cuento 


Calumniado 337, calvariano 377, cı 
pollado id., cartarse 341, cartherm 
1313. 1372. 1385. 1835. 1879. I‘ 
2076. 2084. 2091. 2096. 2098. 2' 
2229. 2246. 2279. 2289. 2309. 2, 
2496. 2510, 2515. 2526. 2540. 2! 


ROBLES DÉGANO, F. ORTOL, CLÁSICA DE LA LENGUA CASTELLANA. 621 


2590. 2597. 2600. 2605. 2620. 2627. 2638. 2644. 2646. 2655. 2664. 2666, 
2670. 2675. 2680. 2683. 2689. 2701. 2708. 2717. 2735. 2754. 2763. 2771. 
2781. 2793. 2824. 2831. 2833. 2894. 2906. 2915. 2939. 2942. 2952. 2956, 
2965. 2979. 2985. 2995. 2999. 3007. 3113. 3126. 3130. 3133. 3144. 3148. 
3161. 3202, 3207. 3209. 3217. 3219. 3223. 3232. 3242. 3256. 3275. 3296. 
3381. 3428. 3437. 3407. 3470. 3474- 3481. 3485. 3532. 3537. 3552. 3562. 
3568. 3570. 3577. 3591. 3596. 3599. 3603. 3612. 3613. 3696. 3701. 3704. 
3707. 3714), carruaje 283, castrioto 345, casual 283, cées 193, celestíal 337, 
cenit 201, centlmano id., cercén id,, cerúleo 227, ciar 313, cielope 201, cipriota 
345 (otro de los innumerables naturales que no trae el léxico oficial, por 
fortuna), cister 201, clarioscuro 220, cliente 346, coartada 224, coeterno 225, 
cohabitar id., cohechar 225, concentuosamente y concentuoso 282, concepluoso 
283, conciliar 341, cónclave 201, cóndor (todos dicen en España condór). 

Con este indice se podrá saber pronto quién lleva razón en las peleas 
acerca de la verdadera lectura, y los actores aplicados (¡rara avis!) se tirarán 

Yo tenía hechos estudios de este género, los cuales pongo á disposición 
del laboriosisimo Sr. Robles. También yo habia anotado que en la literatura 
clásica se pronunciaba «- en furcio; hoy, uf. El autor trae une lista enorne 
á dos columnas, de azeusis y diptongos en esa voz, observados en nada menos 
que 142 poetas, hasta el año 1700 próximamente. 

No se puede echar en cara á Robles el haber hecho caso omiso de 
textos de poetas famosos. El ha cimentado bien la obra de la buena pro- 
nunciación, que otros irán completando. Puedo proporcionarle textos curiosos. 
Aunque no cita los pasajes, el diccionario de Pagés le servirá para una segunda 
edición, en caso que dé con los lugares en que están las citas. 


En representable escena 
El término de tres dias 
A sólo un instante abrevias. 
Calderón (!). 

Es corriente en España hacer menciones de segunda y tercera mano. 
Cuando se trata de una obra tan inmensa como la de Robles, juzgo que 
seria perder un tiempo precioso buscar textos que v. gr. Cuervo se ha toma- 
do la molestia de ballar, Con poner la observación en el prólogo, é junto 4 
la cita, de que se ha echado mano de su monumental diccionario, se salvan 
los escrúpulos de autor. 

Reciba este mi más cordial enhorabuena. A ciencia habrá quien le gane, 


pero á paciencia le llegarán muy pocos, P. DE MUGICA. 


Elfter Jahresbericht des Instituts für rumänische Sprache zu 
Leipzig, hrsg. v. G. Weigand. Leipzig, Barth 1904 (Mk. 8.—). Dieser 
Jahrgang des ,,Jahresberichtes enthält folgende Arbeiten: Dr. Sextil 
Puscariu: Lat. # und &j im Rumänischen, Italienischen und Sardischen 
S. 1—187, G. Weigand: Der Schwund von » durch Nasalierung 5, 188 


622 BESPRECHUNGEN. KR. SANDFELD JENSEN, 


—192, Alex. Bogdan: Die Metrik Eminescu’s S, 193—272, mit Nachtrag 
S. 364—368, Kurt Schreyer: Der Adverbialsatz in der neurumänischen 
Volksliteratur S. 273—363. 


Die umfassende Abhandlung Puscariu’s (die auch einzeln als Habilitations- 
schrift erschienen ist) ist eine sehr gediegene und wertvolle. In einigen all- 
gemeinen, einleitenden Erörterungen werden die vulgärlateinischen Zustände, 
die die Entwicklung von # und Az betreffen, untersucht und trefflich dargelegt. 
Wenn der Verf. sich entscheidet, mit Weigand die Isolierung des Rumänischen 
als vom Schlufs des III. Jahrh. an vollzogen zu betrachten, dürfte es indessen 
noch nicht die Zeit sein, das letzte Wort darüber zu sprechen, obwohl zu- 
gegeben werden mufs, dafs er für seine Auffassung gute Gründe gibt, Die 
speziellen Entwicklungen der betreffenden Lautkomplexen werden dann durch 
sehr eindringliche Untersuchungen verfolgt und die Schwierigkeiten, die sich 
namentlich auf dem Gebiete des Italienischen auftürmen, in sehr geschickter 
Weise erledigt. Ob jedoch der Verf. für alle Fragen die endgültige Antwort 
gefunden hat, mag fraglich sein. Wenn man auch in den meisten Fällen 
seinen Ausführungen beistimmen kann, kommt es doch vor, dafs die Beweis- 
führung nicht stichhaltig ist. Wenn er z. B. als Stütze für die gewiís richtige 
Annahme, dafs ke, Zi später affiziert worden ist als #7, die Ableitung 
räcoare aus rece heranzieht und es für ganz ausgeschlossen hält, dafs räcoare 
zu einer Zeit gebildet werden kann, wo rece schon reise lautete, kann ich 
ihm nicht Recht geben. Die Analogie, die nach dulce — dulcoare ein rece 
— räcoare geschafft hat, beruht darauf, dafs dulce und rece denselben Aus- 
gang haben, ob aber -ke oder -fse, bleibt ganz gleichgültig. 

Besonders hervorzuheben sind die zalılreichen etymologisch-semasio- 
logischen Anmerkungen, wo die hohe Begabung des Verfassers für die Ety- 
mologie sich schön bewährt, z. B. S. 172ff. die überzeugende Etymologie von 
rum. Zeagän „Wiege“, oder S, 107 die Erörterungen über die Bedeutungs- 
entwicklungen bei den Ableitungen von muccus. Nicht ganz befriedigend 
sind hingegen die abschliefsenden lautphysiologischen Bemerkungen. Ist z.B. 
k’ („mouilliertes #‘) wirklich ein Dauerlaut? Gewifs nicht, auch hier wird 
wie bei & ein Verschlufs gebildet, nur „die Farbe des Explosionsgeräusches“ 
(Sievers; „der Abglitt sagt Jespersen, Lehrbuch der Phon. $ 165) ist zufolge 
der vorgerückten Artikulation eine verschiedene. 

Die kleine Studie Weigands weist die Fälle nach, wo ein » zufolge 
Nasalierung des vorhergehenden Vokals schwindet: 1. fr wird vor r und 
z. Teil vor s zu nasaliertem f; 2. in satzunbetonten Wörtern schwindet n 
nach dunklen Vokalen vor ¢: quantum > cit u.s.w.; 3. n schwindet vor 
Vokal nach betontem 7 in harter Stellung: granum > griu, vor dem Tone 
in -dnin: stränin-> sträin, und in Fällen wie un om > il om (aber un inel). 
In diesen letzten Fällen und in f#7- sind die nasalen Vokale noch erhalten, 
während sie sonst wieder oral geworden sind. Es handelt sich also um zwei ver- 
schiedene Vorgänge, eine alte Nasalierung, die nur an ihren Wirkungen 
erkennbar ist, und die Einflüsse einer heutigen Tendenz zur nasalen Aussprache. 
Ich habe diese, mit Weigand übereinstimmend, besonders an Priestern und 
Lehrern beobachtet, auch aber vielfach sonst, namentlich auf dem Lande. 
Es werden dann alle Vokale in allen Stellungen nasal gesprochen (ent- 
sprechendes findet sich im Vulgär-englischen, im Amerikanisch-englischen und 


ELFTER JAHRESBERICHT DES INSTITUTS FÜR RUM. SPRACHE. 623 


anderswo, s. Die neueren Sprachen II 459 und 529ff.). Die Fille, wo diese 
Aussprache auf » wirkt, wären übrigens nach Tiktin, Rum, Elementarbuch 
$ 15, zu mehren; dieser Verf. gibt an, dals m (und x) überhaupt vor nicht- 

Während ir- also vor r(s) mit nasalem Vokal gesprochen wird, fällt in 
anderen Stellungen zumeist das ?, sodafs ein silbisches » zuriickbleibt. Weigand 
sieht hierin die einzig richtige Erklärung des Ausdruckes fine minte, dafs aus 
fine m minte für fine in minte entwickelt sein soll. Es scheint dies sehr ein- 
leuchtend, die Möglichkeit bleibt aber bestehen, dafs auch andere Faktoren 
mitgewirkt haben, vgl. albanesisch mba ment und italienisch temer mente, 

„Die Metrik Eminescus“ von Bogdan behandelt in herkömmlicher Weise 
Silbenzählung (Abfall von Lauten, Hiatus u, s. w.), Rhythmus, Reim und 
Strophenbildung in den Gedichten Eminescus. Die fleifsige Arbeit läfst sich 
nar schwer lesen ohne Vergleichung mit den Texten. Die Ausgabe von 
Xenopol (Jasi, Saraga; 1893) ist zu Grunde gelegt, aber nur in äufserst wenigen 
Fällen habe ich in meinem Exemplar dieser Ausgabe (das ohne Jahreszahl 
ist) die zitierten Stellen auffinden können, Gibt es etwa zwei Ausgaben 
von Xenopol ? 

Dem Gebiete der Syntax gehórt die Abhandlung von Schreyer über die 
Adverbialsitze, Der Verf. untersucht recht eingehend die verschiedenen Arten 
von Adverbialsätzen, und zwar nicht nur hinsichtlich ihrer Bedeutung, sondern 
auch mit Bezug auf die Tempus-, Modus- und Wortstellungsverhältnisse, 
was nur zu loben ist. Wertvoll ist auch die Angabe, dafs die Resultate mit 
geborenen Rumänen geprüft worden sind, obwohl anderseits nicht gar zu viel 
darauf zu bauen ist. Die Untersuchung ist im ganzen geschickt und verständig 
nach bekannten Vorbildern vorgenommen. Die Darstellung leidet jedoch an 
einiger Weitschweifigkeit, so dafs mehrfach ganz überflüssige Wiederholungen 
vorkommen (z.B. 5. 283 und 284 über cum und cînd, 5,286, 287, 293, 298 
über de cum und îndati ce, 5. 309 und 310 über pin cind, und so öfters), 
Die Ordnung des Stoffes ist auch nicht immer befriedigend, 2, B. wenn S. 300 
der Abschnitt „Konj. de cfnd“ zunächst über de unde und de pe ctnd handelt; 
überhaupt hätte das Kapitel von den Temporalsätzen übersichtlicher sein 
können. Mitunter werden feine Unterschiede herausgefunden, wo solche 
nicht vorhanden sind: es fragt sich z, B., ob wirklich zwischen find und 
piná ce ein bestimmter begrifflicher Unterschied sich feststellen läfst (das 
Dänische hat ähnlich indi und indtil at ganz gleichwertig, das letztere nur 
ziemlich selten, das Deutsche dis und bis dass). 

Der Beispiele sind verhältnismäfsig wenige gegeben. Der Herausgeber 
sagt, dafs um Raum zu sparen nur ein Teil des vom Verf. gesammelten 
riesigen Materials aufgenommen ist, und dafs das Resultat dadurch nicht ge- 
ändert wird, Das trifft allerdings zu, wenn man die Hauptergebnisse, die 
gröfstenteils nicht überraschend sind, ins Auge fafst, Von einer Spezialunter- 
suchung, zumal wenn sie weder das Altrumänische noch die übrigen rum, 
Sprachzweige berücksichtigt, darf man aber eine gewisse Vollständigkeit in 
den Einzelheiten fordern, und die Weglassung eines Teiles des Materials ist 
nur unter der Bedingung berechtigt, dafs man Sicherheit hat, dafs nichts 
vorübergegangen ist. Kann man es nun als sicher betrachten, dafs Fügungen, 
die in dieser Arbeit nicht erwähnt sind, der Volkssprache überhaupt abgehen? 





624 BESPRECHUNGEN. 


Es scheint dies nicht der Fall zu 1 
sâtze behandelt sind, vermiíst man 
cind colo; cind cu revolufia; cind la 
sonst der Verf. mit einiger Vorli 
die Möglichkeit, dafs auch in and 
Anderseits bewirkt die Sparsamkeit 
sich als unbewiesene Behauptunge 
Verf. unklar erscheinen. So wird . 
sekutivsatz durch einen Zwischensa 
gewöhnlich wiederholt wird, und al 
se sice, cd s’au fmbogäfit foarte n 
sagen? Offenbar liegt hier eine K 
der Verf. sagen, dafs es sich so 

Fúgungen? 

Nach diesen allgemeinen Bem 
heiten näher zu prüfen: 

S. 299: Zwei der Beispiele füı 
de ctnd fäcea plopjorul pere, a ) 
anderes heiísen als ,, Damals als .. 
Smeoalca pimintului de ctnd erat 
unterscheiden, 1. de ind = ,,seitc 
wie in de searä, de larnä u. $. w. 


S. 301: Daís c# in Fällen wi 
blitzschnelle Eintreten der Haupts: 
tiimlich‘; cff bedeutet auch hier ,, 
vel. im Istrischen p4r sd, Dimand, 
timp hervorgegangen zu sein brauc 

S. 304 ff.: Die Ausführungen 
freilich durchaus berechtigt, pind 
pind und cît wird nicht eingegar 
dürften aber Sätze wie se uitará d 
Beispiele fúr die Bedeutung ,, solar 
schauten nach ihm, bis sie ihn nic 
wie eu nu ma fot mirita páná y 
„bis nicht‘, sondern = „solange 1 
in solchen Fallen verwendet, bleib 
hier angemessen gewesen, auf das 
über diese Dinge gesagt hat 

S. 316: Dafs unde als Kau 
das gewählte Beispiel gar nicht en 
vezi cd am venit numaï amindoi 
sichst, dafs nur wir zwei kommen' 
mifst man übrigens de in Fällen x 
diese Zs. XXVIII 20ff), das ireilic 

S. 321: Das erste Beispiel, 
soll, ist unglücklich gewählt, denn 
als ein Substantivsatz fassen. Dafs 
allgemein sei, durfie unrichtig sein 


ELFTER JAHRESBERICHT DES INSTITUTS FÜR RUM. SPRACHE. 625 


davon überzeugt, dafs es sehr fraglich ist, ob solches überhaupt im Neurumä- 
nischen noch vorkommt. 

Die Fúgung de asta, aja este ist keine Satzellipse, de ist vielmehr hier 
die Präposition de = „bezüglich“, vgl. Jbr. X 515. 

S. 330: Es scheint mir sehr fraglich,"ob die Verbindung cu toate ci 
als Satzellipse zu erklären ist. „Hinter foafe ist ein Substantiv zu ergänzen, 
zu dem der cá-Satz als Ergänzung zu denken ist“, sagt der Verf., erklärt aber 
nicht genauer, welches. Diese Verbindung, die in vielen Sprachen geläufig 
ist (arom. cu fot ce, neugriech. ge’ 0lov Orti, ital, com tutto che, albanes. me gid 
até Ke, franz. avec cela que) erklärt sich leicht durch Analogie mit Fällen 
wie cu toatá ploaia „trotz des Regens" cu foate aceste u.s.w., ital, con tutto 
ciò, franz, avec tout ga, neugriech, «' 9Lo toBro). Das Femininum toate ist 
neutral zu fassen = ,, alles". 

S. 336: Man vermilst eine Erklärung von unde als Adversativkonjunktion. 
Ist der Satz, wie bei ge cînd, ursprünglich ein Temporalsatz, oder ist unde 
von der lokalen Bedeutung aus dazu gelangt, als Adversativkonjunktion zu 
fungiereu? Letzteres scheint mir am wahrscheinlichsten (es würde dann 
älterem dänisch dersom, eig. „dort wo" entsprechen), obwohl beides nicht 
immer leicht auseinander zu halten ist, Hier wäre auch das Beispiel einzu- 
reihen, das S. 300 fehlerhaft als Beleg für de unde in temporalem Sinne ge- 
geben ist: de unde se aytepta sá vasi pe dascäl mulfumit, rimase uimitä 
ausindu-l ci este atît de mthnit; so häufig, z.B. Isp, 261,6, im Aromu- 
nischen de fu, 

S, 342: Es ist kaum zutreffend zu sagen, dafs färä sá vorzugsweise bei 
verschiedenen Subjekten gebraucht wird, vgl. Dimand $ 150. 

Mir ganz unbegreiflich ist die Erklärung von ca yi cum und ca st cind: 
„Wir baben es hier mit einer Satzverkúrzung zu tun: Vor dem mit yi beginnenden 
Kondizionalsatze ist eigentlich der Satz einzusetzen, welcher das Bedingte ent- 
hält.“ Was ist gemeint? Ich hatte bisher geglaubt, dafs ca y hier wie in ca si 
mine, bogatul ca gi säracul u.s.w. zu fassen wäre, das heilst; ca cind, ca 
cum (vgl. alb. sikwr) können wie andere Vergleichungen durch 57 erweitert 
werden (vgl. neugr. gay xal, arom. sank'e, Verf. Rum. Stud. $ 116). 

S. 343: Dals im Satze ca si cind eram la stnul mamei nicht auch ca ji 
cum verwendbar ist, ist selbstverständlich, denn der Satz ist gar nicht 
hypothetisch (in solchen Fällen findet sich auch ca atunci cînd, z.B. Stän- 
cescu, La gura sobei 66); vgl. franz. comme quand —. 

S. 344: Auch ganz merkwürdig ist die Erklärung von cd in Sätzen wie 
se fácu ci plinge aus *se fácu par'cä plinge, Schon der Umstand, dafs 
neben se fäcu cd plinge auch se fácu a plinge vorkommt, macht eine solche 
Annahme sehr bedenklich, und dazu kommt noch, dafs Bulg., Alb. und 
Neugriech, ganz entsprechende Wendungen zeigen, wo der Satz nur Objekts- 
satz sein kann, vgl. Jbr. IX 109, 

S. 349: Schon früher ist, wenn ich nicht irre, gerügt worden, daß die 
Arbeiten des „Jahresberichtes‘“ gewöhnlich die vorhergehende Forschung nicht 
berücksichtigen, Dementsprechend wird hier von konsekutivem de gehandelt 
ohne dafs die Ausführungen Dimands, Moduslehre S. 13ff. (vgl. auch Ref. 
Zs. XXVIII S, 11 fl) genannt werden. Der ganze Abschnitt von den Konse- 
kutivsätzen scheint mir viel Problematisches zu enthalten. 

Zeitschr. £ rom. Phil, XXX, 40 


626 BESPRECHUNGEN. E. HERZOG, 


S. 355: Nach Meyer-Lúbke wird de zu den Finalkonjunktionen gerechnet, 
z.B. in se duse de se ascunse tn pivnifä. Freilich, wenn jemand geht und 
ich in einem Keller versteckt, dann hat er wohl auch die Absicht, sich 
dort zu verstecken, aber dies genügt nicht, um den angereihten Hauptsatz als 
einen Finalsatz zu fassen, eben so wenig als z. B. der Infinitiv in je voudrais 
avoir donné beaucoup et m'en ressouvenir „ich hätte viel gegeben um es zu 
erinnern“ (Monluc) als finaler Infinitiv zu deuten ist. Meyer-Lübke hat in 
seiner Syntax ($ 669, $ 589) das de offenbar nur so gedeutet, weil die wahre 
Bedeutung des Wortes ihm damals unklar war. 


Kr. SANDFELD JENSEN. 


Archiv fúr lateinische Lexikograpbie und Grammatik. XIV, H. 3,4. 


H. 3. S. 302. Zeller, Vicus, platea, platiodanni, untersucht die Ge- 
schichte dieser Ausdriicke mit besonderer Bericksichtigung der obergermanischen 
Inschriften. vicus ist das Stadtviertel, ferner die Hauptstrafse, von der aus 
die Seiten- und Sackgassen abzweigen, dann sakraler Bezirks- oder Stralsen- 
verband, auch aufserhalb der wirklichen Stadtgemeinde. platea die Haupt- 
strafse (im Innern der Stadt) des vicus, dann ebenfalls Viertel (daher f/af:0- 
danni ‘Vicusvorsteher’, nicht wie bisher gedeutet ‘Strafsenbeamter’ od. dgl.), 
spätrömisch auch ‘Platz’. Der Artikel kommt aufser für die Geschichte der 
Wörter vicus und platea im roman. noch für die Ortsnamenforschung (Neuvy 
= Novu Vicu etc.) in Betracht. 

S. 360. Haufsleitner, Confropatio (zu tropare von fropus). Zwei 
Stellen aus Cassiodor, — ebd. Lófstedt, Aperio, will an einer Stelle der 
(oft stark vulgären) Predigt über Christi Höllenfahrt intransitives aperío durch 
Einsetzung eines se wegschaffen. aprire, ouvrir etc. ‘offen stehen” im roman. 
wohlbekannt. — S. 361. Stadler, Neue Bruchstücke der Quaestiones medi- 
cinales des Pseudo-Soranus, bringt aus einer Hs. von Chartres Ergänzungen 
zur Ausgabe Roses (Anecd. Graecol. II, 243). Formen wie ossum, grassa, 
carpon ‘Vorderhand’. — S, 368. Müller, Lapis als fem. bei Julius Valerius. 
Neue Beispiele dieses in den roman. Sprachen fortlebenden Gebrauchs. 

S. 393 und H. 4 S. 449. Heraeus, Beiträge sur Bestimmung der 
Quantität in positionslangen Silben, stellt über diesen Punkt das gesamte 
Material aus den lateinischen Grammatikern unter kritischer Prúfung sámtlicher 
Aufserungen zusammen und kommt dadurch zu manchen neuen Einzelergeb- 
nissen, die natúrlich auch wieder in der Lehre vom romanischen Vokalismus 
verwertbar sein werden. Ich erwähne hier S. 403 Zitterae, S. 463 néscio 
(vel. altfrz. nice etc.), S. 469 bestia, S. 474 Jüxta. Ein Index der behandelten 
Wörter wäre uns sehr erwünscht gewesen. 

Litteratur 1905. S. 437. Niedermann, Contributions à la critique 
et à l'explication des gloses latines. — ebda. Jud, Die Zehnersahlen in 
den romanischen Sprachen. 

S. 446. Zommatasch, P. Vegeti Renati digestorum artis mulo-medi- 
cinae libri, ,,Veg. hat die vulgärlateinische Mulomed. Chironis in die Literatur- 
sprache umgeschrieben. Dadurch ist Veg. von nicht zu unterschàtzender 


ARCHIV FÜR LATEINISCHE LEXIKOGRAPHÍE UND GRAMMATIK. 627 


sprachlicher Bedeutung für die genaue Kenntnis dessen, was damals als vul- 
gir galt“. 

H. 4. 5. 449 5. 0. 

[S. 479 Wolfflin, Zu den Perfecta auf -erunt und -ere, gegen die An- 
nahme, dafs -ere vulgär sei. Aus den roman. Sprachen läfst sich, wie mir 
scheint, kein Argument gewinnen]. 

S. 508. Strong, Zu den Hisperica famina, bringt einige Wörter des 
schwierigen Textes mit romanischen in Verbindung, /ithias ‘ Salzwasser’, ligonis 
‘Schatten’ (frz. ard), gansia ‘Mond’ (it. sanzio). 

S.515 Wólfflin, Die dreifache Alliteration in der zweiten Vershälfte, 
weist auf das Weiterleben gewisser Formeln im roman, hin, viva voce S. 515, 
sanus et salvus S. 520, 

Litteratur 1905, 1906. 5.608, Lowe, Petromit cena Trimalchionis 
„Mehr für Studenten als für Gelehrte“, E. HeRzoG. 


Le Moyen-Age, revue d’histoire et de philologie, 

XVIII (1905) 2° série, Tome IX. 

Janvier-février. 

ABHANDLUNGEN: 

S, 1— 33. Ferd. Lot, Mélanges Carolingiens. II. Le pont de Pitres 
(von Karl dem Kahlen gegen die Normanneneinfälle gebaute befestigte Brücke. 
Pitres Schauplatz des Lai des Deux Amants von Marie de France), IH, Le 
nom ancien de la „Bresle" (Grenzflufs zwischen Normandie und Picardie). 

COMPTES-RENDUS: 

S. 36—41. Abbé J.-M. Alliot, Visites archidiaconales de Josas . 
(Besprechung des für die Kulturgeschichte des 15. Jabrh.'s wichtigen Textes 
durch Ch. Petit-Dutaillis: Erwihnung einer Auffibrung des Mysteriums des 
Heil. Sebastian in Saint-Vrain 1469). — S. 49—51. G. Paris, Légendes du 
Moyen-äge 1903 (G. Rousselle), — S.51—54. Phil de Commynes, Mé- 
moires ed. de Mandrot. Bd. 2 (G. Rousselle). — 5S, I XVIII Livres nouveaux 
(273 Nummern). XVIII—XXIV Périodiques, 

Mars-Avril 1905. 

COMPTES RENDUS: 

S. 104—106, Mayer Lambert et L. Brandin: Glossaire hébreu- 
français du XIII, siècle (Bibl. Nat. f. hébreu No, 302) (G. Huet), 

Mai-Juin 1905. 

ABHANDLUNGEN: 

S. 126—139. Mélanges Carolingiens IV. Pons Liadi (Annales Hincmari 
ad annum 872. = Pontailler, Côte d'Or). S. 139. Nachträge zu Mélanges 
Carolingiens II (Der Ortsname ,, Arches tout court semble bien Pont-de-l'Arche 
dans le Roman de l'Escoufle (ed, Michelant et P. Meyer v. 2089 p. 243) dû, 
semble-t-il, à un Normand, écrivant peu avant 1204"), — Comptes-Ren- 
dus: 5, 1411. Ch. H. Haskins The University of Paris in the sermons of 


40* 


























628 BESPRECHUNGEN. P. SAVJ-LOPEZ, 


the thirteenth Century. (American histor. Review X. 1904.) (P. Lacombe). 
S. 142—144. Ch. V. Langlois La Société française au XIII. siècle d’après 
dix romans d'aventure (G. Rousselle). — S. 144—146. G. Lebas Les Pali- 
nods et les poètes dieppois 1904 (L. Engerand) S. 150f. J. Bédier et 
M. Roques Société amicale Gaston Paris. Bibliographie des travaux de 
Gaston Paris 1904 (G. Huet). — Chronique: S.162f. Baudi di Vesme 
Rolando marchese della marca brettone e le origini della legenda di Aleramo 
(Atti del congresso internazionale di scienze storiche 1903) (R. Poupardin). 


Juillet-Août 1905. 

COMPTES RENDUS: 

S. 203f.: Dai tempi antichi ai tempi moderni. Da Dante al Leopardi. 
Per le nozze di M. Scherillo con M. Negri (L. Auvray). Kurze Anzeigen von 
E. Duvernoy et R. Harmand: Le Tournoi de Chauvency en 1285. Etude sur 
la Société et les moeurs chevalesques au XIII. s., A. Rey, Un légataire de 
Villon. Nicolas de Louviers (seconde réunion des Sociétés savantes de Seine- 


et-Oise 1905). F. ED. SCHNEEGANS. 


Studi medievali, diretti da F, Novati e R. Renier. — Vol. I, fasc. 2, 3, anno 
1904. 

Fasc. 2: 

Alessandro Sepuléri, Le alterasions fonetiche e morfologiche nel latino 
di Gregorio Magnoe del suo tempo. Le ricerche del Sepulcri si propongono 
essenzialmente di mostrare come tali alterazioni comuni nella letteratura latina 
dell’ età di mezzo non sieno difetto individuale di questo o quello scrittore, 
ma si estendano a tutta una data epoca e siano regolate da norme quasi 
costanti. Le alterazioni sono di doppia natura: o dovute, in massima parte, 
all’ influsso del volgare, o viceversa ad uno sforzo di reagire contro il volgare, 
avvicinandosi alle classiche forme corrette; sforzo che non essendo aiutato da una 
sufficiente cognizione della lingua, mena a commettere nuovi errori, e appunto 
errori contrari a quelli che si vorrebbero evitare. Tutto ciò è ben noto; ma 
gli studi precisi intorno a questa materia non sono ancora abbastanza avanzati 
da fissar la via agli editori; i quali, per coscienziosi che siano, non possono 
evitar l' arbitrio e I’ incoerenza. A ragione dunque comincia il S. con I in- 
sistere su qualche general criterio di metodo. (Dirò di passata che non porrei 
voci quali monastirium, oraturium fra gli esempi d’ alterazione dovuta allo 
sforzo d' evitar |’ errore volgare: altre ragioni evidenti hanno influito). In via 
generica trovo lecito qualche dubbio, là dove il S. si esprime così: ,, Ammesso 
che tra il Cinque e il Seicento un sistema (?) nuovo di ortografia si sostituisca 
all’ antico, noi possiamo a ragione pensare che tale sistema fosse proprio anche 
degli scrittori*. Non potevano essere sistema le alterazioni sempre varie 
secondo la regione, il grado di cultura, ecc.; nè si può così facilmente esclu- 
dere una duplice tendenza ortografica negli scrittori colti da una parte, nei 
grossi amanuensi dall’ altra. 

Giulio Bertoni, Un rimaneggiamento toscano del “ Libro” di Ugugon 
da Laodho. Si trova in un codicetto Campori nella biblioteca Estense: porta 


STUDI MEDIEVALI FASC. 2 U. 3. 629 


la data del 1265. Il testo è postillato di note filologiche, le quali sembrano 
dovute a Celso Cittadini. È “un vero e proprio rimaneggiamento del Libro 
di Uguccione”, non senza il sussidio di altra fonte (vv. 452—625) “che si 
riattacca al dibattito assai noto e diffuso del vivo e del morto". Forse non 
era indispensabile pubblicar per intero il testo, che insomma è di poca im- 
portanza: sarebbe bastato trarne ciò che può giovare allo studio definitivo del 
testo d' Uguccione, 

Antoine Thomas, Yaques Milet et les humanistes italiens, Breve ed 
elegante comunicazione, che dá nuovo contributo alle relazioni tra |’ umanismo 
francese e l'italiano. Al Milet, autore d'una Destruction de Troye la Grant, 
d'una Forest de tristesse e dei versi latini sulla tomba di Agnese Sorel, 
Leonardo Dati indirizzava un epigramma messo in luce dal Flamini; le ricerche 
del Thomas nel cod, Vat. 1409 del fondo Regina scoprono la risposte del 
Milet, e due epigrammi d' altri ignoti umanisti romani al suo indirizzo, con 
quello che il francese rispose all’ un d' essi. Piace vedere come alto suonasse 
ancora il vanto di Roma per gli spiriti umanistici stranieri. 

ANEDDOTI Carlo Pascal, Spigolature su Prospero Aquitano. Il 
cod, ambrosiano I, 85 sup. del sec. XV contiene la prefazione a un commen- 
tario degli epigrammi di Prospero; nella quale sono alcune notizie sulla vita 
di lui. Il commentario si appalesa scritto nei tempi più bui del Medioevo; 
ma non è improbabile che le notizie della prefazione risalgano a fonte autore- 
vole. Un passo è riproduzione di un antico epigramma non posteriore al 
VI. secolo, più volte pubblicato (cfr. Migne, Patrol, LI, col. 51) che secondo 
il commentario ha per autore un Floriano. 

A. Garufi, Di uno stabilimento balneare in Salerno nel sec. XII. 

Remigio Sabbadini, Frammento di grammatica latino-bergamasca, 
Cinque fogli di guardia del codice Ambrosiano S. 40 sup., dei secoli XII— 
XIII, formavano parte originariamente di una grammatica latina, il cui testo 
era accompagnato dalla traduzione volgare bergamasca, Si ha dunque in essi 
il più antico e genuino documento del Bergamasco antico, e il S. li stampa 
per intero. 

BULLETTINO BIBLIOGRAFICO, redatto con la diligenza consueta da Ro- 
dolfo Renier. 


Fasc. 3: 

N, Zingarelli, Ricerche sulla vita e le rime di Bernart de Venta- 
dorm. I precedenti biografi hanno avuto il torto di prestar troppa fede alle 
narrazioni antiche: «bisogna aver la pazienza di rifare tutto da capo, liberandosi 
volta per volta così dall' autorità vana di Ugo di San Circ come di ogni al- 
tra che non resista ad un rigoroso controllo», Per esempio, ciò che dei 
parenti di Bernart si dice nelle due biografie deriva dal sirventese di Peire 
d' Alvernha contro i trovatori: dove forse non è da vedere altro che la cari- 
catura di talune espressioni poetiche di Bernart. [Veramente qui il terreno è 
un pò vacillante: riesce ostico il credere, p. es., che I’ allusione fatta da Peire 
al don sirven, padre di B., sia caricatura delle frequentissime dichiarazioni di 
servitù che il poeta faceva alla sua donna e che |’ attribuire al padre la pro- 
fessione di arciero derivi da qualche immagine d',, Amore arciero” in una 
ipotetica poesia smarrita del figlio]. 





630 BESPRECHUNGE 


Ma lo stadio delle biografie dix 
Y attività poetica di B. Riguardo a 
dorn, il penetrante e sottile esame 
una storia meno romanzesca di quell 
e che indubbiamente offre assai ma 
quel primo periodo la tradizione fa 
mandia; ma lo Z. dimostra che in 
Eleonora di Poitiers, non mai essa apı 
da quella. L” analisi delle canzoni di 
e conduce a felici risultati, anche se 
colari — com’ è naturale, dato |’ intri 

Segue 1 esame delle rimanenti | 
o collane, altre potrebbero ancora a 
quali si muovono le rime esaminate i 
dichiararci fatti della vita di B. e is 
per conoscere le sue idee e 1’ arte st 

Notevolissimo, per le affinità i 
nuovo italiano, è il giudizio dello Z., 
distinguersi la consueta delicatezza 
diversa, superiore gentilezza intelletu 
gradito a chi, come me, ha voluto dis 
gli elementi costitutivi del dolce stil 
poeti, Palermo, 1906). — Nelle u 
d' ordine generale, importante ,,non 
mente per la poesia amorosa degli a: 
tato in rima sia realtà o finzione. 
rappresenti nei suoi versi casi reali 
echeggiare qualche voce viva del sua 
tissima, ma insolubile: chi pud dire 
realtá della visione poetica? chi pu 
mento personale e delle ispirazioni o 
siamo porci un tal problema isolatame 
varrá per quello solo e non per gli a. 
di argomenti che trascendano la min: 
nostri studi: e tutto l’ eccellente lav 
che di più serio e di più largo si è 
Ventadorn. 

P. Saoj-Lopez, Le rime di ( 
si attribuiscono nel catalogo del Barts 
il Suchier. Tre sole portano il suo 
una parte sola di quei componime 
dubbi, altri senza dubbio non suoi. 
aggruppati vari componimenti d'autori 
di poesie di Guiraut d’ Espanha, la | 
se ne raccolsero, affini tra loro nella 
mentale. 

C. Salvioni, Appunti di lat. 
argomenti o vocaboli: Del tipo sinta' 





STUDI MEDIEVALI FASC. 2 U. 3. | 631 


sost, pl. in -2 e di articolo, aggett., pron, o part. in -e è documentata fin dal 
secolo IX]; plurale neutro in ¿ora nell’ alta Italia [prima scarsamente docu- 
mentato: si aggiunge ora larga messe d' esempi]; evangelie pl. fem.; modiorem, 
sextariorem [forme di sing. rifatto sui pl, modiora, sextariora]; merces -is 
*mercede”, compare ancora in doc. del 900; custor -is ‘custode’, cfr, afr. costre, 
documentato in carte aretine; il feminile di smecessor, in varie forme; vidunt 
per vident già a Lucca nel sec, VIII; tracce antiche lucchesi della 34 pl, 
dell’ imperf. cong. in ‘ssero [tulisserunt, dedisserunt ecc.]; il trapasso da 
cadére a *cadzre documentato da forme flessionali ravennati; un pf, forte 
lucchese in ¿dui da sedere; residde, ‘risiedè’; fu/tus ‘tolto’; acramentario 
‘calamajo’; awneto; benemorius; blebe ‘plebe’; cangelarius; altergatio 
celostricis ; cerbinara cirvinara ; cives “città; exoito ‘uscita’; fatigium ‘fatica’ 
ferquidem; geneccum; genium ‘ingenium’; moca ‘noce’; oporte, oportum ; 
ortuo, «tua ‘orto, orti"; rubea ‘gora’; verunus. 

ANEDDOTI. A. Varisco, L'epigrafe del ventaglio monsese detto 
della regina Teodolinda. Se ne capisci poco: ma tanto che basta a mostrar 
la poca importanza dell' epigrafe stessa, 

C. A. Garufi, Carte e firme in versi nella Diplomatica dell' Italia 
meridionale nei secol. XI-XIII. Diligente ricerca, che si chiude così: ,, Nulla 
può dirsi ancora di definitivo per tutta |’ Italia meridionale; per ora mi par 
dimostrato che un certo rapporto esista fra la minuscola perfezionata e le firme 
in versi, considerando le carte degli archivi di Puglia e di Badia di Cava. 
Mi pare sicuro che le Puglie siano state come il centro donde negli ultimi 
secoli del medioevo s' irradió per |’ Italia meridionale il vezzo di soscrivere 
in versi, come furon le prime ad accogliere gli elementi caratteristici della 
scrittura franca. Le città di Salerno e di Amalfi, tenaci nel mantenere la 
tradizione della scrittura langobarda e dell’ amalfitana rimasero estranee a tutto 
questo nuovo movimento di cultura“. Qualche traccia se n'ha invece, per 
influenza estranea, in luoghi minori del Salernitano. 

R. Renier, Bullettino bibliografico ; eccellente. 

P. SAv]-LoPEz. 


Giornale Storico della Letteratura Italiana. Anno XXIV, Vol. XLVII, 
fasc. 2—3. 


E. Maddalena, Lessing e Goldoni. Eine zusammentassende Darstellung 
der Beziehungen Lessings zu Goldoni, die von seiner unvollendeten Bearbeitung 
der Erede fortunata, von seiner Benutzung Goldonischer Stücke, besonders 
der Locandiera und des Adulatore in Minna von Barnhelm und Emilia Galotti, 
und von seinen Hindeutungen auf Goldoni in der Hamburgischen Dramaturgie 
handeln. Eine Benutzung des Curioso accidente in Minna von Barnhelm wird 
aus zeitlichen Gründen mit Recht abgelehnt. Überhaupt sind die Entlehnungen 
Lessings nur ganz nebensächlicher und rein stofflicher Art. 

E. Bellorini, Le idee letterarie di Silvio Pellico. Der Aufsatz bietet 
eine Erginzung zu der Pedraglio Arbeit Le idee letterarie di Silvio Pellico 





GIORNALE STORICO VOL. XLVII. 633 


bekannt geblieben waren. Frati, der sie auffand, analysiert sie kurz und 
druckt zehn Sonette und eine Kanzone als Probe. 

G, Perale, Spigolature Rosseltiane. Ein Ausschnitt aus einer Arbeit, 
welche sich mit allen Werken Rossettis beschiftigen soll, und die noch 
zurückgehalten wird, bis die im Besitze des Sohnes des Dichters be- 
findlichen unveröffentlichen Schriften von Ciampoli herausgegeben sind. Er be- 
handelt bier die ungedruckten Schriften Rossettis auf den Bibliotheken in Neapel 
und Vasto und bespricht zwei Entwürfe zu einem kurzen epischen Gedichte 
Coriolano e Veturía, die 1806—07 fallen, politische Gedichte auf Pius IX, 
die polymetrische Satire auf Gregor XVI 71 Carnevale di Roma nel martedì 
grasso del 1847, das Prosawerk Riflessioni su lo stato attuale della nostra 
musica, welches er fiir Rossettis beste kritische Prosa erklárt, einen sehr rhe- 
torischen Discorsa sull educazione und die Antichità romane, die nur Notizen 
aus zweiter Hand darstellen, 

L, Torretta, Ji poeta Marcellino Serpieri e alcune lettere inedite del 
Monti e del Castí, Es sind zwei Briefe Montis, der eine undatiert, aber aus 
dessen letzten Lebensjahren, der andere von 1794, und drei Castis von 1797, 
zwei aus Florenz und einer aus Pisa an den Dichter Marcellino Serpieri. Als 
Einleitung dienen eine kurze Darstellung des Lebens des Dichters und eine 
Besprechung seiner Versi morali. 


RASSEGNA BIBLIOGRAFICA: 


Bertoni, J trovatori minori dí Genova (Crescini, wertvolle Besprechung). 
— Moore, Studies in Dante, Third series (Boffito und Melzi d'Eril, ein- 
gehend und beachtenswert). — Vattasso, Del Petrarca e di alcuni suoi 
amici (Traversari, nach Verdienst anerkannt), — Del Balzo, Z’ /talia nella 
letteratura francese dalla caduta dell’ impero romano alla morte di Enrico IV 
(Toldo, sehr berechtigte Einwendungen), — Medin, La storia della Repub- 
blica di Venezia nella poesia (Flamini: sehr wichtig). 


BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO: 


Melodia, Dante Alighieri. — La Vita Nuova con introduzione, com- 
mento e glossario. Corbellini, Dante, Guido e Cino. Tracce sparse di 
una pagina comune. Mannucci, Di Lanfranco Cicala e della Scuola tro- 
vadorica genovese. Pellizzari, J! Dittamondo e la Divina Commedia. Sag- 
gto sulle fonti del ,, Diltamondo" e sulla imitazione dantesca nel secolo XIV. 
Baiocchi, Sulle poesie latine di Francesco Maria Molsa, Spampanato, 
Alcuni antecedenti e imitazioni francesi del ,,Candelaio". Cavazzuti, 
Studi sulla letteratura politico-militare dail’ indio di Firenze alla guerra 
det trent anni, Marsan, La pastorale dramatique en France à la fin du 
XVI et au commencement du VII siècle, Rossi, Alessandro Zassonr, — 
Difesa di Alessandro Macedone, divisa in tre dialoghi, Con appendice di 
altri scritti tassoniani. Solerti, Musica, dallo e drammatica alla Corte 
Medicea dal 1600 al 1637. Campori, £. A. Muratori. — Epistolario Voll. 
VIIT et IX, Cambini, Alfonso Varano poeta di visioni, Ortiz, Jl Ca- 
none principale della poetica goldoniana. Del Cerro, Vittorio Alfieri e la 
contessa d’ Albuny. Setti, La Grecia letteraria nei ,, Pensieri“ di Giacomo 
Leopardi. Gallina, Dal Goldoni al Gallina. Rolla, Storia delle idee 
estetiche in Italia. 


634 BESPRECHUNGEN. B. WIESE, GIORNALE STORICO VOL, XLVII. 


ANNUNZI ANALITICI, PUBBLICAZIONI NUZIALI. 
COMUNICAZIONI ED APPUNTI: 


G. Bertoni, Per le relazioni del Colocci col Tebaldeo, druckt ein kurzes 
Briefchen Coloccis an Tebaldeo ab, worin er ihn um die Besserung eines 
Epigramms Pannonios an Tebaldeo bittet. Voran gebt eine kurze Aufzählung 
der von Tebaldco stammenden Sammelhandschriften der Estensischen Biblio- 
thek. — E. Bertana, Chiurimenti Mansoniani weist Scroccas Behauptung 
zurück, dafs er ihm in seiner Anzeige von dessen Studi sul Monti e sul 
Mansoni Ansichten über fra Cristoforo und den Cinque Maggio unterschiebe, 
die er nicht ausgesprochen habe. — A. Faggi, Un traduttore francese del 
Rolli führt den Nachweis, dafs Gilbert in seinen Gedichten L’amant désespéré, 
Le nouvel Epicure und Les inquiétudes de l'amour Rolli teils geradezu über- 
setzt, teils nachgeahmt hat. 


CRONACA: 
Zeitschriften, kurze Anzeigen, neuerschienene Bücher, Nachruf für Eduard 


Böhmer. BERTHOLD WIESE, 


NEUE BÜCHER. 


Suchier, Hermann, Les Voyelles toniques du Vieux Français, traduction 
de l'allemand augmentée d’un index et d'un lexique par Guerlin de Guer. 
Paris, Champion 1906. 229 pp. Kl. 8°. 


Wenn wir die Fortsetzung der vorzúglichen Suchier'schen Grammatik 
noch immer umsonst erwarten, so haben wir doch wenigstens jetzt eine frz. 
Übersetzung der ersten Lieferung. Diese ist gut und genau, abgesehen von 
Kleinigkeiten wie substantifs (40) — Nomina (22); ne se rangent pas (44, n. 1) 
— werden nicht hierhergehören (24); n° ont pas encore pu réfuter (45) — 
sind .. schuldig geblieben; souvent (83) — mehrfach (44) u.ä. Dafs français 
als Wiedergabe von franzisch für die Franzosen klar ist, bezweifle ich. Da die 
französische Ausgabe den sehr notwendigen vollständigen Wortindex und einen 
Index der zitierten Texte als Beigaben enthält, wird man sie wohl in Zukunft der 
deutschen vorziehen. Inhaltliche Änderungen sind nicht vorgenommen worden, 
nur die Zitate wurden in einigen Fällen nach inzwischen erschienenen neueren 
Ausgaben umgeändert und eine kleine Anmerkung ist hinzugekommen (54, n.). 
Da das Buch sonst also ins Jahr 1893 gehört, so wäre es unbillig, auf Grund 
der mannigfachen seit jener Zeit neu errungenen Erkenntnisse dies oder jenes 
zu tadeln. Eine solche Unordnung, wie sie hinsichtlich der Fälle e >: in 
$ 18 herrscht, würde Such. heute nicht mehr gemacht haben, ebensowenig 
Aufstellungen wie mus < mörsu, tornet < fornat par influence de türbat et 
du subst, túrbo. Auch den reduzierten Laut, der zeitlich zwischen lat. inter- 
vokalisch d, # und frz. Ausfall liegt, würde Suchier heute vielleicht nicht mehr 
mit engl. tk identifiziert haben (2. f. frz. Spr. XXVI? 197). — Die Seitenzablen 
des Originals auch in der frz. Übersetzung ersehen zu können, wäre vielleicht 
auch manchem französischen Benutzer des Buches gelegentlich erwünscht 


pewesen, E. HERZOG. 





Francesco La Parco, L'amico duce del Petrarca nel , Trionfo". 
Rassegna Bibliografica della Letteratura Italiana, anno XIII, 1905. 

Derselbe, // Petrarca e la famiglia dopo il suo primo ritorno in 
Avignone, Rassegna critica della letteratura italiana, anno XI, 1906, 

Derselbe, Ji VI Centenario di un ignoto viaggio di Dante. Gio- 
nale Dantesco, Anno XIV, 1906. 

Derselbe, // Petrarca nel Casentino e la ricognizione di „Daedalus", 
Rivista d’ Italia, 1906. 

In der ersten Schrift will Lo Parco in Verbindung mit der bekannten 
Stelle in Petrarcas Fam, XXI, 15 in dem vielgenannten Fúbrer des Dichters 
Dante erblicken, 

In der zweiten legt er überzeugend dar, dafs Petrarcas Mutter Eletta 
schon zwischen 1320 und 1321, also noch bevor er die Universität Bologna 
bezog, starb, während sein Vater bis etwa 1329 lebte. Lediglich auf Konjektur 
beruht, aber es ist eine ansprechende Konjektur, dafs Petracco nach dem 
Tode der Eletta jene urkundlich als seine Frau nachgewiesene Monna Nicolosa 
di Vanni Sigoli ehelichte, mit der er bereits vor seiner ersten Verheiratung 
ein Verhältnis gehabt hätte, dem die Schwester Petrarcas Selvaggia entsprang, 
welche 1324 heiratete, Die so entstandenen, für Petrarca unerquicklichen 
häuslichen Verhältnisse liefsen ihn die Rückkehr nach Avignon begreiflicher 
Weise wenig verlockend erscheinen. Hier wandte sich sein Vater wahrscheinlich 
auch ganz von ihm ab, und er erhielt die Mittel zum Leben von den Colonna, 
zunächst Giacomo. . 

Die dritte Schrift sucht scharfsinnig zu beweisen, dafs die Begegnung 
Dantes mit dem Kinde Petrarca im Jahre 1306 in Incisa stattfand. 

Die vierte endlich macht wahrscheinlich, dafs Petrarca im Jahre 1325 
von Bologna, oder besser von Imola aus eine Reise durch das Casentino 
unternahm, deren Frucht die Beschreibung dieser Gegend in der vierten Ekloge 
ist, und sucht Mascetta-Caraccis Ansicht zu erbärten, dafs der an derselben 
Stelle genannte Daedalus Dante sei. Diese Beweisführung bietet auch noch 
manche weitere fiir die These der an erster Stelle besprochenen Schrift ginstige 
Ausführungen. 

Lo Parco zeigt sich jedenfalls in allen diesen Aufsätzen als eifriger, 


gründlicher und umsichtiger Petrarcaforscher, BxatHOL® Wir. 


Todesco, Venanzio, Ji latino volgare negli scritti degli agrimensori 
romani. Sep. Abdr. aus „Atti del Reale Istituto Veneto di scienze, lettere 
ed arti 1905—6*, Tom, LXV, parte II 651—682, 

Die Ausbeute aus den bisher fiir die Kenntnis der rómischen Volks- 
sprache fast allgemein vernachlässigten Feldmesserschriften seit dem 1. Jahrh, 
nach Christ. ist einigermafsen erheblich für die Wortlehre und Syntax; oft be- 
legt ist z.B, fimis als Fem., das Neutrum in männlicher Form oder mit 
analogischem Plural (pratus, rivora von rivus), Synonymentausch (grandis 
für magnus) u.s.w. Der Verf. der dankenswerten Arbeit weist überall auf 
Schuchardts Vokalismus und Meyer-Lübkes Gram. der rom. Sprachen, Diez 
u.s.w. bin, wo er bei ihnen bereits Belege für analoge Erscheinungen der 
röm. Volkssprache angezeigt gefunden hat, 

Härd, Kerstin, af Segerstad, Quelques commentaires sur la plus an- 
cienhe chanson d’ Etats française: Le livre des manières d’ Etienne de Fougères, 





NEUE BÚCHER. 637 


i-Diphthonge zu steigenden Diphthongen, wo der £-Laut erst è wurde und 
dann die im franz. Sprachschatz vorwiegende jambische Betonung die Tonsetzung 
auf diesen Laut (di, dî, di durch de, de, de zu ed und ¢; oué, we) veranlafste 
u. 5. W. 

Bulletin d'histoire linguistique et littéraire française des Pays-bas, 
publ. par G. Doutrepont et le baron Fr. Bethune. Années 1902—1903. 
Bruges 1906. Impr. L. de Plancke; 2165. 

Das Bulletin, das von einer Gruppe belgischer Gelehrter in die Hand 
genommen ist und einen Teil der , Annales de la Société d'Emulation*, 
Bd. 54, 1904, bildet, stellt die auf Belgien beziiglichen sprach- und literatur- 
geschichtlichen Arbeiten der Jahre 1902—03 in kritischen Berichten und Inhalts- 
angaben zusammen, die sich durch Sachlichkeit und objektives Urteil auszeichnen. 
215 Publikationen aus allen Ländern, die französische Philologie pflegen, 
erfahren z, T, sehr förderliche Besprechung. Es ist zu wünschen, dafs das 
Unternehmen die für seine Forterhaltung nötige Anerkennung findet; es ist 
Ps in Belgien selbst der franz, Philologie wesentlichen Vorschub zu- 

G. G. 


Zu Ztschr. XXX, 534 ff.: Negozza. 

Eine vorher nicht gekannte Tatsache hat mich ohne weiteres bestimmt 
meine Erklärung von derla aufzugeben, und eine ebensolche hätte Salvioni 
bestimmen sollen seinen Widerspruch gegen meine Erklärung von megossa! 
aufzugeben. Indessen finde ich es begreiflich dafs er nicht geneigt war das 
„furchtbare‘ Hindernis das er aufgetürmt hatte, bis auf den Grund abzutragen, 
und er wiederum wird es begreiflich finden dafs ich hier nachhelfe. Das 
Zeugnis welches ich aus der Prov. Rovigo für megossa vorgebracht habe, ist 
ein derartiges dafs es entweder als vollgültiig in Rechnung gesetzt oder als 
irrtümlich erwiesen werden mufste. 5. tut weder das eine noch das andere; 
zu meinem Hinweis darauf dafs man in der Prov, Rovigo merossa höre, be- 
merkt er, vielleicht würde ich wenn ich da lebte wos zu s wird, erkennen wie 
wenig Glaubwürdigkeit der Bestätigung eines geschriebenen s beizumessen 
sei. Dieses palst zu jenem wie die Faust aufs Auge; überdies hatte ich 
selbst (Ztschr. 5.209 Z. 12 ff.) die „Schreibungen“ negossa als „nicht glaubwürdig 
genug“ bezeichnet, „Zum Glück“ hat nun S. Gelegenheit gehabt mit eigenen 
Ohren negossa von einem unverdächtigen Zeugen aus der Prov, Vicenza zu 
hören. „Diese Feststellung“ (und doch wohl auch die aus der Prov. Rovigo?) 
— sagt S.— „schmälert meinen Haupteinwand gegen Sch.s Etymologie, hebt 
ihn nicht auf“ Ich bitte sehr, sie schmälert ihn nicht blofs, sie hebt ihn auf, 
ganz und gar. Zwischen negofía und dem nachgewiesenen megossa ist keine 


1 Das Wort kommt auch im Volkslied vor; eine veronasche Vierzcile 
(P. Caliari Antiche villotte S. 122) beginnt: 
O pescador che va pescando el pesse, 
Varda che no te rompi la migossa. 
Zu Missolunghi heifst ein derartiger Hamen „Lazarus“ (N. Apostolidés La 
pêche en Grèce S. 49), womit wohl die Müh- und Armseligkeit dieser Fischerei 
angedeutet werden soll. 


638 H. SCHUCHARDT, 


Lücke, und keine zwischen negozsa und negossa. Der Umstand dais sich ne- 
gossa in einem Gebiete zeigt welches ss und ss unterscheidet, kann nicht 
gegen meine Etymologie ins Feld geführt werden, hóchstens gegen die ,,laut- 
gesetzliche“ Entstehung dieser letzten Form. Will S. seine Meinung von dem 
, Carattere originario del ss“ (S. 82) in unserem Worte aufrecht halten, so 
weise er nach wie negosza aus negossa entstanden ist. 

Was S. neben diesem ,, Haupteinwand “ vorbringt, das sind gar keine 
Einwände, sondern nur Hinweise auf Punkte die einer gewissen Aurklärung 
bedürfen, aber bei jeder andern Etymologie von negossa ebensogut wie bei 
der meinigen. Das p welches in einigen Formen unseres Wortes auftritt, mufs 
allerdings noch gedeutet werden; aber wie kann es S. gegen mich geltend 
machen, da er doch selbst negossa ansetzt, und dazu das pav. navussa ver- 
gleicht (S. 535 Anm. ı)? Ich sehe nicht dafs die Herkunft der sehr zahl- 
reichen Wörter bei denen mittel- und oberital. Mdd. zwischen p und q 
schwanken, hierdurch zweifelhaft gemacht würde. Oder stellt S. etwa ostlomb. 
negota von ne-gutta in Frage, weil das Westlomb. nagpfa, navgta bietet?! — 
Nicht anders verhält es sich mit dem Wechsel zwischen e und a in der ersten 
Silbe unseres Wortes. S. 82 sagt S., e habe zwar das älteste Beispiel für sich, 
doch a die gröfsere Verbreitung; aber das letztere ist nicht richtig: negossa 
hatte das alte Bologna (S. 535 Anm. 1), und negossa, negossa, nigossa lebt in 
den Prov. Rovigo, Vicenza und Verona, ligursa in den Prov. Cremona und Pia- 
cenza. Wenn nun ferner die Betrachtung der sonstigen Fille in denen auf 
dem betreffenden Mundartgebiete a und e in vortoniger Silbe miteinander 
wechseln, negossa | nagossa wahrscheinlicher macht als das Umgekehrte, so 
kann ich schliefslich auch einen Erreger des a angeben, nämlich aassa, welches 
vielleicht auch für das g verantwortlich zu machen ist (s. S. 535 Anm. 2). 

S. bestreitet mein magossa } negossa + massa, und zwar mit einer Waffe 
die er meiner Hand entrungen hat. Er hebt die Verschiedenheit zwischen 
der negossa und der massa hervor ohne ahnen zu lassen daß schon ich das 
getan hatte: „... so würde man nie n-gossa und massa zusammengeworfen 
haben; aber auch sonst sind ein Hamen [die negossa gehört dieser Klasse an] 
und eine Reuse gänzlich verschieden‘ (An Mussafia S. 35). Ich glaube gern 
dafs Fischer und Fischereikenner auf seine Frage ob eine „confusione tra i due 
ordigni fosse pensabile“, ihm ins Gesicht gelacht haben; ich hätte ja mitgelächelt 
Nun macht sich aber S. selbst einer Verwechslung zwischen zwei sehr ver- 
schiedenen Dingen schuldig, zwischen der sachlichen Verwechslung in die der 
einzelne Fachmann nicht verfällt, und der sprachlichen Verwechslung die sich 
innerhalb ganzer Gruppen und Generationen vollzieht. Ich könnte ihm eine 
Liste von deutschen und romanischen Fischnamen vorlegen in welcher die 
„Verwechslung“ zwischen sehr unähnlichen Fischen die Heiterkeit jedes Fischers 
erregen würde — von solchen Gleichungen wie Wels = Walfisch ganz ab- 


1 S, sagt (S. 535), er habe schon S. 82 Anm. 4 auf ferr. anggssa hin- 
gewiesen. Aber das hatte ich schon getan (An Muss. S. 33: „und zwar mit 
offenem 0°). — Während S. nicht versteht (S. 82 Anm. 1) was ich denke, 
indem ich die Metathese von angossa (negotia) zu ganossa dem Homophon 
angossa (angustia) { ganossa zuschreibe, schreibt er (S. 535 Anm. 1) das q 
von gangssa (angustia) dem Homophon ganpssa (negotia) zu; also dafs das 
allgemeine Wort sich nach dem Fachwort richtete, ist eher anzunehmen als 
das Umgekebhrte? 


640 H. SCHUCHARDT, ZU ZISCHR. XXX, 534 FF.: NEGOZZA. 


eine zusammenhängende Widerlegungsschrift verdient hátte statt mich bei der 
oder jener Gelegenheit kurzweg als Ketzer blofsgestellt und dadurch die Zu- 
verlässigkeit meiner Ergebnisse verdächtigt zu sehen. Ein solches Verfahren 
kránkt und wundert mich besonders von einem Manne wie S., zudem er deutsch 
so leicht wie seine Muttersprache liest. Er zeiht mich ,,der theoretischen 
und praktischen Ungliubigkeit gegenüber den Lautgesetzen“. Was das Prak- 
tische betrifft, so habe ich schon längst gezeigt (z. B. Ztschr. XXIV, 593. 
XXVI, 398) wie ungerechtfertigt es ist meine Fehltritte von denen andrer als 
vorsätzliche zu unterscheiden. Mit dem „Glauben an die Lautgesetze ‘‘, dieser 
nebelhaften Verbindung zweier mehrdeutigen Ausdriicke habe ich mich Ztschr. 
XXVIII, 53 abgefunden. Nicht dogmatisch, sondern kritisch lehne ich ab 
nicht die ,,Lautgesetze‘, sondern die Absolutheit der ,, Lautgesetze“, das 
heifst fúr mich, der empirisch gewonnenen, ursichlich nicht bestimmten Formeln 
des Lautwandels. Eine jede derselben falst eine mehr oder weniger grolse 
Reihe von Fällen zusammen in denen ein Laut unter mehr oder weniger ähn- 
lichen Bedingungen (völlig gleiche gibt es nicht) die gleiche Veränderung er- 
fahren hat. Danach stuft sich die Wahrscheinlichkeit ab mit der sich aus ibnen 
auf Unbekanntes schliefsen läfst; sie wird sehr grofs sein bei Dutzenden von 
Belegen, aber zwei oder drei werden dem Zweifel hinlänglichen Raum ver- 
statten. Wäre der französische Nachkomme von Zocus unbekannt, ein auf few 
und jeu gegründetes „Lautgesetz‘ würde ihn nicht erkennen lassen. Neue 
Tatsachen sind stets im Stande die ,,Lautgesetze“ zu korrigieren und zu 
modifizieren. S.s „entscheidende“ lautgeschichtliche Beweisführung gegen 
das Vorhandensein eines negossa wurde einfach durch das leibhaftige Auf- 
treten dieses negosza widerlegt. — Über die Wanderungen der Wörter 
bin ich gern bereit mich noch eingehender zu äufsern; nur möge S. vorher 
andeuten wie er die nicht „lautgesetzlichen‘‘ geographischen Formabstufungen 
eines Wortes wie z.B. *vertibellum sich vorstellt. Mit eincm Verneinen von 
Erklärungen, einem Zurückweichen vor den Schwicrigkeiten kommt man nicht 
weiter. Es ist ja gut den bewährten Kurs beizubehalten und längs vertrauten 
Küsten zu segeln; aber wenn wir die hohe See meiden, können wir keine 
Entdeckungen von grofser Tragweite machen und sind trotz allem nicht der 
Gefahr überhoben dann und wann auf einer Sandbank aufzufahren. 


H. SCHUCHARDT. 


Zu Ztschr. XXX, 8.386 u. 887. 


A pag. 386, n. 2 e 387 n. 2, nella mia memoria sul Codice Amedei 1V 
dell” Universitaria di Bologna, ho attribuito al codice scritto di pugno del 
Barbieri il numero 711% in luogo di 1773. Desidero che i lettori siano avvertiti 


di questa inesattezza. GIULIO BERTONI 


Use of de and que after the comparative in old French,’ 


In Latin the comparative was followed by guam (cf. doctior 
quam Petrus) or by the ablative (cf. doctior Petro). Both of these 
constructions passed into French and have persisted to the present 


' Bibliography. The numerals placed to the right of A, SA C, etc., in 
the following tables indicate the number of times a given construction occurs 
in the text montioned. If no numeral is given the construchtion in question 
is found oly once in the teste cited. 

A. Les patta anciens monuments de la langue française. Ed. by Eduard 
Koschwitz, Leipzig, 1902. — B. Vie de Saint Alexis, Ed. by Gaston Paris, 
Paris, 1903. — C. des Grofsen Reise nach Jerusalem und Constantinopel. 
Ed, by Eduard Koschwitz, Leipzig 1900. — D, Das altfranzösische Rolands- 
lied, Ed. by E. Stengel, Leipzig, 1900, — E. Fragment de Gormund et Isem- 
bard. Ed. by R. Heiligbrodt (Romanische Studien, III, pp. 501-596). — 
F. Libri Psalmorum. Ed. by Franciscus Michel, Oxonii, 1860. — G. Le 
Bestiaire de Philippe de Thaiin. Ed. by Emanuel Walberg. Paris, 1900, — 
H. Wace; Vie de Saint Nicholas. Ed. by Dr. Nicolaus Delius, Bonn, 1850, 
— I. Les quatre livres des rois. Ed. by le Roux de Lincy, Paris, 1841. 

J. Le couronement de Louis. Ed. by E. Langlois, Paris, 1888 (Société des 
anciens textes français), — K, Elie de Saint-Gilles, Ed. by Gaston Raynaud, 
Paris, 1879 (Soc. des anc. fe franç.). — L. Aucassin and Nicolette. Ed. 
by Hermann Suchier. Paderborn, 1903. — M. Floire et Blanceflor, Ed, by 
Édélestand du Méril, Paris, 1856, pp. 1—126. — N. Chrétien de troies: Yvain. 
Ed. bx W. Foerster, Halle, 1891. — O. Die Lais der Marie de France. Ed, 
by Karl Warnke, Halle, 1900. — P. Aliscans, Ed. by Frick Wienbeck, 
Wilhelm Hartnacke and Paul Rasch, Halle, 1903. vv. 1—3000. — Le chevalier 
à l'épée. Ed. by Edward Cooke Armstrong, Baltimore, 1900. — R. Gautier 
de Tournay: Gilles de Chin. Ed. by Le baron de Keiffenberg, Bruxelles, 1847, 
vv. 1—3000. — 5. Li romans de dolopathos. Ed. by Charles Brunet et Ana- 
tole de Montaiglon, Paris, 1856, vv. 1—3000. — T. Fragments d'une vie de 
Saint Thomas de Cantobéry. Ed. by Paul Meyer, Paris, 1885 (Soc. des ane, 
text. frang.). — U. Jean de Meun: Roman de la Rose. Ed. by Francisque 
Michel, Paris, 1864, vol. I, vv. 4670—7000, — V. Nicole de Margival: Le dit 
de la panthère d'amours. Ed. by Henry Alfred Todd, Paris, 1883 (Soc. des anc. 
text. franc). — W. L'histoire du Chatelain de Coucy et de la Dame de Fayel, 
Pub. by G. A. Grapelet, Paris, 1829. — X, Robert de Blois: Floris et Liriope. 
Ed. by D. Wolfram v. Zingerle, Leipzig, 1891. — X. Le Songe Vert, Ed. 
by L. Constans (Romania, XXXIII, pp. 490—539). — Z. Brun de la Mon- 
taigne. Ed. by Paul Meyer, Paris, 1875 (Soc. des anc. text. franc.). — 
AA. Chronique du Mont-Saint-Michel. Ed, by Simeon Luce, Paris, 1879 
(Soc. des anc. text. franç.), vol. I. — BB Scigneur d'Anglure: Le Saint voyage 
de Jherusalem. Ed. by Francois Bonnardot et Auguste Longnon, Paris, 1876. 
CC. Eustache deschamps: Œuvres complètes. Ed. by Le Marquis de Queux 
de Saint-Hilaire, Paris, 1882 (Soc. des anc. text. frang.), vol. UU, pp. 1—200, 


Zeitschr. £ rom. Phil XXX. ql 


642 OLIVER M. JOHNSTON, 


time (cf. plus savant que pierre and plus de trente). The ablative 
depending on the comparative was rendered in old French by de,! 
while guam? was translated by gue in such constructions.3 


I. Origin of de depending on the comparative. 


1. In this connection Diez says:4 comment doit-on comprendre 
ce de comparatif? Est-ce un exemple d'une assimilation directe et 
instinctive de l’ancien ablatif au génitif périphrastique, qui con- 
corderait ici avec le génitif du grec ou de l’ancien slave, ou bien 
le génie de la langue nouvelle a-t-il de lui-méme choisi la pré- 
position de, en tant qu’elle indique l’éloignement d'un object, en 
sorte que par ex. l’uomo è più grande della donna signifierait , l’homme 
est plus grand quand on le considére en partant de la femme, ou 
au regard de la femme“? On pourrait objecter à cette dernière 
manière de voir qu'il serait difficile de trouver un motif à cette 
restriction du domaine de quam (rom. gue), surtout si l’on con- 
sidère qu’elle ne serait due qu'à une abstraction assez raffinée, 
Mais précisément dans les langues nouvelles il ne manque pas 
d'exemples de conceptions abstraites, surtout lorsqu'il s’agit de 
créer de nouvelles locutions, e ce qui montre encore que la pré- 
position de se prêtait à cet emploi, c'est que le grec moderne 


— DD. Christine de Pisan: Cent balades in œuvres poétiques. Ed. by Maurice 
Roy, Paris, 1886 (Soc. des anc. text. franç.). — EE. Le débat des hérauts 
d'armes de France et d'Angleterre. Ed. Léopold Pannier and Paul Meyer, 
Paris, 1875 (Soc. des anc, text. franç.). — FF. Rondeaux et autres poésies 
du XVe siècle. Ed. by Gaston Raynaud, Paris, 1889 (Soc. des anc. text. 
franc.). — GG. Martial d'Auvergne: L’amant rendu cordellier à l’observance 
d’amours, Ed. by A. Montaiglon, Paris, 1881 (Soc. des anc. text. frang.) — 
HH. Clément Marot: Elégies in œuvres complètes, Paris, 1824. vol. I, pp. 219 
— 307. — II. Morceaux choisis des auteurs du XVI© siècle. Pub. by A. Darm- 
steter and Adolphe Hatzfeld, Paris, 1886. (In) Ze serstème siècle en france. 

1 Cf. Le Livre des Psaumes. Ancienne traduction française publiée pour 


la première fois d’après les manuscrits de Cambridge et de Paris par Francisque 
Michel, Paris, 1876, LIV, 23: 


Plus resplendissant de burre Nitidius butyro os ejus, 
la buche de luz, combat acertes pugnat autem cor illius; 
li quers de lui; plus moles molliores sermones ejus oleo, 


sunt les paroles de lus de olte. 


For the use of the corresponding preposition with the comparative in the 
other Romance languages compare Grammaire des langues romanes par 
Frédéric Diez (troisième édition refondue et augmentée) Tome deuxième, 
traduit par Alfred Morel-Fatio et Gaston Paris, Paris, 1874, pp. 366—87. 


2 Cf. O, I, 15: (See Bibliography): 


Miels valt obédience que Melior est enim 
sacrefise. obedientia quam victimae. 


3 Cf. A. Darmesteter, Cours de grammaire historique de la langue 
française. Quatrième partie: Syntaxe, publiée par les sons de M. Léopold 
Sudre (troisième édition), 374. 

* Cf. op. cit. p. 363. 


DE AND QUE AFTER THE COMPARATIVE IN OLD FRENCH. 643 


applique le synonyme «xó à la comparaison en même temps 
que raga. 


2. Regarding the origin of de after the comparative Wölfflin 
says:! wenn aber nun die Italiäner sagen: è più ricco di me, was 
wir auch im Altprovenzalischen und Altfranzósischen wiederfinden, 
so stekt darin von vorneherein kein griechischer Genetiv, sondern 
der Ausdruck läuft hier, wie bei der Seite 4ff besprochenen 
Gemination des Positivs auf einen Hebraismus hinaus, der durch 
din Bibelübersetzung in das christliche Latein Eingang gefunden 
und aufserdem in der afrikanischen Latinitàt Wurzel gefafst hat, 
sei es nun direkt durch den Einflufs der heiligen Schrift, sei es 
durch Vermittlung des in Afrika gesprochenen Punischen. Vgl. 
Cyprian Epist. 77, pg. 835, 4 Hart. a praemio minorem esse, Cypr. 
vita cap. 6 hoc vestitus genus a tactantia minus non est; Cael, Aurel. 
chron. 5, 10, 111 minus a prioribus lula est = quam priores. Unter 
den Beispielen, die Rónsch It. und Vulg. S. 452, 453 beibringt, 
treflen beinahe drei Vierteile den Komparativ minus, andere magis, 
plus, melius, noch andere regelmässige Komparative. 


3. With reference to Wolfflin’s explanation of the origin of 
de depending on the comparative Hammesfahr says:? Er identifiziert 
also di (de) in der italienischen Konstruktion: è pra ricco di me 
mit 4, ab nach dem Komparativ, das sich im Bibellatein und úber- 
haupt in der christlichen Latinitát ziemlich háufig beobachten läfst. 

Es ist indessen einerseits fraglich, ob die in Rede stehenden 
Abnormitáten der patristischen Latinitàt úberhaupt als Hebraismen 
zu erkláren sind, andrerseits kónnen die romanischen dieselbe Idee, 
welche lateinisch durch den Ablativ, hebráisch durch die Kon- 
struktion des Positivs mit einer lat, a, ab entsprechenden Prä- 
position erreicht wird, aus eigner Anschauung sich von neuem ge- 
schaffen haben. Der Gedanke, einen Gegenstand nicht durch einen 
zweiten, sondern von einem zweiten her, „grölser“, “kleiner* usw. 
zu nennen, hätte dann hier wie dort den der Sprache entsprechenden 
Ausdruck gefunden. Vgl. neugr. «xó (de) neben maga. 

The theory that de depending on the comparative is a creation 
of the romance languages and not due to greek or hebrew influence 
seems very plausible. It also seems reasonable to suppose that 
the ablative was replaced by de because of the idea of difference 
in quality or quantity suggested by the comparison of two objects. 
Supporting this supposition is the fact that the ablative denoting 
the measure of difference or the amount by which one thing sur- 
passes another, is translated in French by 4.3 


1 Cf. Lateinische und romanische Comparation, von Dr. phil. Eduard 
Wale, Erlangen, 1879, p. 52. 
2 Cf. Zur Comparation im Altfransösischen, von Alexander Hammesfabr, 
Stralsbuzg, 1881, p. 36. | 
3 Cf. Hibernia dimidio minor quam Britannia, 
q1* 





























644 OLIVER M. JOHNSTON, 


IL Extent of the use of de and que after the comparative 
in old French. 


I. „Ihan“ was rendered by gue in the following constructions: 


a. In comparisons of two adjectives.! 

b. In comparisons of two nouns by means of plus.? 

c. In comparisons of two verbs. 

d. After mielz in the sense of „rather than“.? 

e. After the phrase plus tost. 

f. In comparisons of adverbs.5 

g. Before proper names. 

h. When the noun following the comparative is the subject 
of a verb expressed or understood.? 


2. „Ihan“ was rendered by de in the following construction: 
a. Before numerals.8 


3. Constructions where ,than“ was rendered by de or que. 


The following table shows the relative frequency of de and 
que in such constructions in the texts examined (See Bibliography 
for use of numerals after A, etc.). 


a. Than“ rendered by de where two nouns, or a pronoun 
and a noun were compared by means of an adjective: 
L,9 M,!0 N,11 S,12 Z2,13 CC,!4 (variant: que diamant). 


b. „Than“ rendered by gue in (a): 12, L,!5 N2, O2, P, U2, 
W, X, Y. Z6, CC, DD3, EE, FF3. 


1 Cf. N, 1322: Fe l’apel plus mauvés que preu; 
GG, CXCIII, 3, Le cuers arés plus dur que tendre. 
2 Cf. EE, 119: Jl y a plus de laboureurs de vignes en France que 
d’ommes en Angleterre de quelques estat qu'ils soient. 
8 Cf. D, v.536: Mies voelt murir que guerpir sun barnet. 
‘Cf. N. v. 487: Vint plus tost qu'uns alerions. 
6 Cf. DD, LVIII, 4: Mais encor vault trop mieulz tart que jamais. 
€ Cf. U, v. 6140: Ef sui-ge plus sages que Tulcus. 
1 Cf. Z, v. 3528: Et flairoit plus souef que ne face piment ; 
B, 50e, Plus aimet deu que trestot son lignage; 
D, 1111, Plus se fait fiers que lions ne liépars, 


8 Cf. P, v, 1079: Plus de c. Turs a mort au brant lettré, 
9 Cf. 24,19: Unes grosses levres plus rouges d'une carbounce. 
10 Cf. v. 2614: Et blus blanc d'argent esmeré. 


11 Cf. v. 287: Que nule beste n'est plus fiere 
Ne plus orguelleuse de tor. 
12 Cf, v. 940: Qui fu plus bele d’une fee. 
13 Cf. v. 696: Bacinet et Camail plus cler et plus luissant 
de glace de mirouer ou d'une yave courant. 
14 Cf. CCCXVII, 34: Par le vies tronc cuer plus dur d’aymant. 
18 Cf. 24, 16: Une grande hure plus noire d'une curbouche, 


DE AND QUE AFTER THE COMPERATIVE IN OLD FRENCH. 645 


c. „Than“ was always rendered by que in (a) when éfre was 


was used in the second clause: D3,! P? Z,9 BB,4 EES 


d. sThan“ rendered by de where a noun and a pronoun 
or two pronouns were compared by means of an adjective: 


C4, E,7 L,8 M,® N4,10 S2,11 V,12 W,13 Z2,14 FF.15 


e. „Than“ was rendered by que in (d): K,16 EE,17 FF,18 


HH,19 11.20 


f. „Than“ translated by de before a noun following valoir 


miels; CU 


g. „Ihan“ was always translated by que before a noun 


1 Cf. v. 1520: Plus est isnels que nen est uns falcons. , 
v. 1573: Plus est ísnels que n'est oisels ki volet; 
V. 1933: Ar plus sunt neir que nen est arremens, 


2 Cf. v. 2853: Ele est plus blance ke n'est noif sor gelée. 

3 Cf. v. 925: Leurs cors furent plus blanc que nest noif sor gelée 

“Cf. v. 248: Cedit fun vient ainsi comune d'entre orient 
et midi, et est trouble et blanc plus que n'est 

à le fun Fourdain. 

Ch, v. 53: El sí est vray que vostre royaume d'Angleterre est 
Plus puissant de richesses, de bonnes villes et de 
grant nombre de gens que n'est le dit royaume 
d' Escosse; 128, Qui est chose trop plus plaisante 
que n'est vostre charbon de pierre; 

130: El en efect il n'est royaume au monde mieuls garny 
me mieuls proporcionné de fleuves el de rivieres 
que est le royaume de France. 

6 Mieller vassal de lui n out en curt nul, v, 231. 

Meillors vasals de vos unkes ne vi, v. 1857, 
Meillor vassal de lui ja ne demant, v. 3377. 
Mieldre de lui ne fut encor en terre, v. 1437. 

" Mfi]eudre vassal[s] ne fust de vus, v. 542. 

® Fait li uns qui plus fu enparlés autres, 18, 13. 

Fait cil qui plus fu enpartés des autres, 18, 24. 
For other examples in L compare, 22,6; 22,8; 24, 8. 

9 Mieudre de vous ains ne fu née, v. 734. 

10 Que je fui plus petiz de lui. 

Et ses chevaus plus fors del mien, vv. 524—5; 
Plus grans de moi la teste tote, v.522; 
Miaudre de moi a vos m'anvoie, Y, 5072. 


11 Plus petit de lui se fesoit, v. 1835; 
Plus bele de li ne pot estre, v, 295—7. 

12 N'ot plus bel mul, je croi, de li, v. 229. 

18 C'onques plus bel de lui ne vi, v. 1273. 

14 See vv. 1288, 1290, 2753, 3570. 

15 See CLVII, 5. 

14 See v, 1100, 

11 See v. 130. 

18 See CLXXVIII, 9. 

19 See I, XIII; II, V. 

20 See p. 124. 

21 See p.432: Miels en valt li conreis del tresor l'amiral. 


646 OLIVES 


following valoir mich 
was repeated by /air 
h. „Than“ translated | 
miels: 1.3 
i ,Than“ rendered by 
miels: D,4 12,5 0.6 
j. Unclassified occurrem 
a comparative advert 


The table just given sh 
parative much more frequent] 
in old French. In the thirty-f 
for the present study ,than* 
nouns and by gue forty tim 
rendered by de before pronoun 
six times. Judging from the 
use of de before a noun wa 
part of the fourteenth centu 
century. On the contrary, de 
pronouns is still found in th 
Since the second half of th 
been used only before munen 


Il. Why de was reg 
nous, While de before muneral 


The history of the old F 
competition between «de and & 


1 See v. 1725: Afiels valt me 

2 See Lanval, v. 326: De tel « 

Ki tant 

Que mi 

La plus 

Que la 

Lanval, v. 535: V's of « 

Ou’unke 

3 See 1,15: Shiels valt obedie 

4 Cf. v. 750: V'aves barun À 

> 1,15: At miels valt de tei; 

III, 2: Dous prudumes ocist 

6 Cf. Lanval, v. 302: Tute la 

Valt mi 

1 Cf. D, v. 744: N’aves baro 

O (Chaitivel, 48): N’i o. 

Que 7, 

K, v. 370: Ya n'en avr 

R, v. 359: Car moult a 

Plus chevali 

8 Cf. Clément Marot, Poéstes, 

plus grand; Du Bellay, Œuvres 
II, 419: Vul mieux de toy. 


DE AND QUE AFTER THE COMPARATIVE IN OLD FRENCH. 647 


in the use of que and in a corresponding restriction in the use 
of de in such constructions. The most important uses of the com- 
parative may be divided into two types. In type I are comparisons 
of verbs by means of adverbs. Étienne defines as follows the 
comparative requiring que:! 1l s'exprime, par gue, si c'est une pro- 
position entière énoncée ou sous-entendue en partie: gue plus at 
chier que /ote rien lerrestre (Alex. 12c); plus aímet Deu que trestot 
son lignage (Alex. 50e); plus se fait fiers que lions ne liéparz (Rol. 
1111); la femme aime li uns plus que il ne fet sei (Saint Thom. 756); 
je en amerote mieus avoir fait trente que estre mesiaus (Joinv. 27). 

In type II are comparisons of nouns and pronouns by means 
of adjectives. From the origin of the language que has been used 
to render „than“ in type I On the other hand, both de and que 
are found in type II until about the middle of the sixteenth century. 
The disappearance of de and the substitution of que in all cases 
in type Il was probably due to the tendency to make constructions 
in type Il conform to those in type 1 by introducing the verb ¿re 
after the comparative adjective. The moment two verbs were 
expressed in type II it was necessary to connect them by que just 
as in type I. The first step toward the disappearance of de with 
comparatives was the substitution of que for de before nouns, In 
the texts consulted for this study the cases in which the noun 
following the comparative is the subject of the verb Are are greater 
than those in which de stands before the noun. Que was then 
substituted for de before pronouns under the influence of the que 
standing before nouns. 

The preposition de has remained before numerals following 
the comparative because a second verb is not felt to be present 
in such cases. For example, in the phrase j'ar plus de trente livres 
de ie kept because it is impossible to supply a verb after /imres. 
On the contrary, in the construction #/ fravaille plus que quatre de 
has been replaced by gue because /ravarllent is understood after 
quatre (il travaille plus que quatre ne travaillent). 


1 Cf, Essai de Grammaire de l'ancien français, Paris, 1895, 290. 

2 Cf. Œuvres de Rabelars, Paris, 1837, 11,23: Une rivière plus grande 
que n'est le Rhosne et le Danube; Karl Bartsch, Chrestomathie de l'ancien 
français, Leipzig, 1904: 

91,19: Ji est plus dors que n'est empers; 
91,24: E es plus fresche que n'est rose. 


OLIVER M. JOHNSTON. 


Zur Aussprache des lateinischen /. 


Bei der Beurteilung des lateinischen Doppel-/ nach langen 
Vokalen mulste ich dort halt machen, wo das weitere Problem der 
/-Qualitäten im Lateinisch-Romanischen überhaupt mitzuspielen be- 
gann. Um die angedeutete Lücke meiner früheren Beweisführung 
ein wenig auszufüllen, will ich einiges davon hier besprechen. 


In seinem grundlegenden Artikel: „Dunkles und helles / im 
Lateinischen.“ 1) kommt Herm. Osthoff zu Ergebnissen, hinsichtlich 
der ursprünglichen Verteilung des velarem 7 und des palatalhaltigem 
I’, die von den Angaben der lat. Grammatiker, wie von den ro- 
manischen Reflexen merklich abweichen. Osthoff stellt fest, dafs 
im Latein (wie auch sonst auf indogerm. Boden) das / qualitativ 
differenziert wurde, und zwar wurde dasselbe in den Gruppen /y 
und / sowie vor e, : hell (palatalhaltig) gesprochen, während vor 
a, e, o und «den übrigen Konsonanten eine, ursprünglich vielleicht 
weiter ausgedehnte, velare Färbung herrschte. Osthoff geht natürlich 
(p. 65) auch auf die römischen Grammatikerzeugnisse ein; da 
seine Ausführungen aber auf eine frühlateinische Zeit reflektieren, 
während die Grammatiker doch vor allem die nachchristlichen Jahr- 
hunderte vor Augen haben, konnte er sich mit der Bemerkung 
begnügen, dafs Plinius und Consentius, auf die er sich mit Recht 
besonders bezieht, „die beiden Klangqualitäten des / in dunkeln 
Umrissen kannten.“ Anders mufs sich der Romanist stellen, der 
an den teilweise vorhandenen Widersprüchen der romanischen 
Lautgestalt nicht achtlos vorübergehen kann. 

Dank der Gewissenhaftigkeit Priscians, der (Gram. Lat. Keil 
II, 29) seinen Gewährsmann Plinius zitiert, ist dessen dreifache 
/-Unterscheidung uns in gesicherter Weise bekannt geworden. Der 
dort postulierte sonus exilis für ‘lle, Metellus und der sonus plenus 
quando finit nomina vel syllabas deckt sich mit den von Osthoft 
eruierten Tatsachen, während dieser, auf den Wandel von e/ zu 
ol sich stützend, über / im Anlaut (nach Pl. ein sonus medius) und 
nach Konsonant (nach PI. mit dem sonus plenus) naturgemäfs nichts 
gesichertes feststellen konnte. 

Vor Priscian scheint schon Servius und der von diesem ab- 








1 Transactions of the Amer. Philol. Assoc. XXIV (1893). 


ZUR AUSSPRACHE DES LATEINISCHEN L, 649 


hängige Pompeius dieselbe Stelle bei Plinius benútzt zu haben, 
da alle drei dasselbe Beispiel Meiellus, das an sich kaum besonders 
naheliegend war, zitieren. Doch hatte Servius wahrscheinlich auch 
noch andere Quellen. Er sagt: ,ZLabdacismi fiunt si aut unum | 
tenuius dicis (soloecismus) ul Lucius aut geminum pinguius ut Me- 
tellus *% Er nennt also fenuís, was Plinius exis nannte,? und 
hinsichtlich des Ausdruckes so/oecismus ist auf Gellius, Noctes 
Atticae, ed. Hertz I, p. 332 zu verweisen: Quod vitium Sinnius Capito 
in litteris quas ad Clodium Tuscum dedit hisce verbis definit. Soloe- 
cismus est, inquit, inpar alque inconventens composilura partium orattonts. 
Die wortreiche Ausführung bei Pompeius® ist lediglich eine Para- 
phrase der zitierten Serviusstelle, wie sich denn auch sonst jener 
von diesem abhängig erweist. Klar ist dies besonders im Satze: 
puta Hargus debemus dicere largus (allerdings nicht Zucius!), wo 
ich mit Schuchardt (Voc, III, p. 302f.) an der Keil'schen Version 
festhalte, nicht aber an der Seelmann'schen ,Restitution“.4 Die 
Bemerkung /abdacismis scatent Afri, raro est, ut aliquis dicat 1 scheint 
auf die Rechnung des Afrikaners Pompeius zu kommen. Welches 
/ ist damit gemeint? Das folgende per geminum / ist gewils (mit 
Schuchardt |. c.) mit sic locuntur Romani zu verbinden. Vom Lab- 
dacismus spricht auch Diomedes, der ihn aber nicht als Soloe- 
cismus sondern als Barbarismus fafst: Sunf praeterea pronuntiationis 
quaedam vitia quae nonnulli barbarismos putant: iotacismi, labdacismi 
myolacismi, hiatus, conlisiones. . «. Labdacismi similiter si lucem 
prima syllaba vel alma nimium plene pronuntiemus (Gram. Lat. I, 453). 
A. a. O, kehrt zweimal (p. 264, 654) wieder: Barbarismus fil modis 
qualtuor: adjectione, delractione, transmutatione, immutatione. Adjectione 
... Atterae, ut relliquias Danaum, cum reliquae dicantur. Diese 
zweite Stelle hángt offenbar mit Pompeius (Gram. Lat. V, 284 Z. 30), 
Servius (IV,444 Z.18 u. 23), den Julianischen Excerpten (V, 324 
Z. 34), Consentius (V, 392 Z. 8 und 400 Z, 5) zusammen und scheint 
schliefslich und endlich auf Quintilians Definition des Barbarismus 
zurückzugehen, der Instit. Lib. I c. 5 sagt: fer/ium est ¿lud vitium 
barbarismi cuius exempla vulgo sunt plurrIma, sibi etiam quisque fingere 
potest, ut verbo cuilibet adicit litteram syllabamve vel detrahit. Schwieriger 
ist die Deutung des ersten Zitats. Vor allem ist hier der sonus 
plenus mit den Angaben bei Plinius und Servius schwer in Einklang 
zu bringen, da alma bei beiden, /ux wenigstens nach S. den volleren 
Klang an sich schon besitzen soll und im allgemeinen wohl auch 


1 Gramm, Lat. IV, 445. 

2 Bemerkenswert ist noch, dafs der sonus medius des anlaut. / hier mit 
dem sonus pinguis zusammengelaíst wird, obwohl die Möglichkeit einer 
n DAS ” Aussprache in Lucius zugegeben zu werden scheint. 

I Gramm, Lat. V, 286. 

4% Aussprache des Lat. p. 3526. 

5 Das Vergil’sche Re/liguias Danaum fand natürlich auch sonst vielfach 
die Beachtung den róm. Grammatiker, ohne dafs immer ein unmittelbarer Zu- 
sammenhang mit der angezogenen Stelle behauptet werden darf, 


650 | K. ETTMAYER, 


besafs. Dafs aber die bewulste Stelle, wenigstens dem Sinne nach 
richtig überliefert sein mufs, ergibt sich daraus, dafs die bekannte, 
schwer deutbare Labdacismusdefinition des Consentius offenbar 
mit der unsrigen auf dieselbe Quelle zurückgeht! Dieser sagt 
(Gram. Lat. V, 394 resp. Schuchardt Voc. III, 303?) Labdacismus 
vifium in eo esse dicuni quod eadem littera vel subtilius a quibusdam 
vel pinguius ecfertur. El revera allerutrum vilium quibusdam gentibus 
est. Nam ecce Graeci subtiliter hunc sonum efferunt. Ubi enim dicunt 
ille mihi dixit, sic sonant duae ll primae syllabae, ut aliquid tlhe sont 
cliam consonantis amiscere videantur. Contra alii sic pronuntiant, 
ille meum comitatus est iter’, el, ¿llum ego per flammas eripui’ quasi 
per unum È sermo ipse consistat, quod pinguissimae relationis est. Ro 
mana lingua emendationem habet in hac quoque distinclione. Nam ali- 
cubi pinguius, alicubi debet exilius proferri, pinguis, cum vel b sequitur 
ul in albo, vel cut in pulchro, vel f ut in adelfis, vel g ut in alga, 
vel m ul in pulmo, vel p ul in scalpro, exilius autem proferenda 
est, ubicumque ab ea verbum incipil ul in lepore, lana, lupo, vel ubi 
in eodım verbo et prior syllaba in hac finitur et sequens ab ea incipil, 
ut ille, Allia. Zum Verstándnis dieser Stelle darf man deren Zu- 
sammenhang nicht úbersehen. Wie Diomedes behandelt auch Con- 
sentius den Labdacismus als Teilerscheinung des Barbarismus (dies- 
mal nicht nach der Quintilianischen Definition!) und insbesondere 
mufs die genau nach demselben Schema (— Tadel der „dünnen“ 
griechischen Aussprache gegenüber der richtigen römischen!) auf- 
gebaute Definition des Jotacismus herangezogen werden. Hier sagt 
Consentius (Gram. Lat. l. c.) /ofacismus dicunt vilium quod per à lit- 
leram vel pinguius vel exilius prolatam fit. Galli pinguius hanc utuntur 
ul cum dicunt ile non expresse tpsam proferentes sed inter e et i pine 
guiorem sonum, nescio quem, ponentes. Gracct exilius hanc proferunt 
adeo eapressioni eius tenui sludentes, ut st dicant tus, aliquantulum de 
priori liltera sic proferant ut videas dissyllabum esse factum. Romanae 
linguae in hoc erit moderatio, ut exilis eius sonus sit, ubi ab ea verbum 
incipit ut tte aut pinguior, ubi in ea desinit verbum, ut habui, tenus; 
medium quemdam sonum inter e et i habet ubi in medio sermone est 
ut hominem. AMihi autem videtur quando producta est, plentor vel 
acutior, quando autem brevis est, medium sonum exhibere debel, sicut 
eadem exempla quae posita sunt possunt declarare. 


Um den Parallelismus dieser beiden Definitionen vollstàndig 
zu gestalten, wäre es nur nötig, in der erstzitierten, das contra alii 
sic pronuntiant in contra Galli sic pr. zu emendieren, so dafs gallische 
und griechische Aussprache der ròmischen gegenúber gestellt wáren. 
Dafs diese Darstellung des Consentius auf ältere Quellen zurück- 
geht, lese ich aus der Wendung: mihi autem videtur,3 doch ist 


— [m — 


1 Auch sonst ist ein solches engeres Verhältnis zwischen diesen beiden 
Grammatikern nachweisbar. Vgl. Gramm. Lat. IV, p 335. 

2 Wie man sieht, schliefse ich mich dessen wichtiger Emendation an. 

3 Wie das monnulli pulant bei Diomedes. 


ZUR AUSSPRACHE DES LATEINISCHEN L. 651 


diese Quelle wahrscheinlich weder Quintilian noch Plinius.! Während 
aber bisher die Ausdrücke pmgws und exilís bei ¢ und / ver- 
schieden ausgelegt wurden,? will ich versuchen, sie unter einem 
einzigen Gesichtswinkel zu betrachten. Was das ¢ betrifft, so hat 
nach der Quelle des Consentius die korrekte Kennen nes desselben 
darin bestanden, dafs es im Anlaut (¿fur) „dünner* gesprochen wurde 
als im Auslaut (4282). Daselbe Beispiel ttur findet sich nun auch 
bei Pompeius: iur ecce lenuius sonal, si dicas fitins, pinguius sonal ef 
perdit sonum suum et accipit sibilum. Dafs auch diese Notiz mit 
obiger zusammenhängt ist wohl wahrscheinlich; und Lindsay meint, 
auch in Aabw hätte ein Art sibilus (*habuyi) bestanden. Vom 
Romanischen aus läfst sich ein solcher in keiner Weise erschliefsen, 
auch dort nicht, wo fg zu È geworden ist: altneap. appe, kalabr. 
ieppi, oder bergam. af (neben fopa aus */orja®). 

Seelmann stellt ein *4abuf unter Berufung auf gwase, side, here 
auf, Auch dieses ist vom Romanischen aus wohl abzulehnen, da 
jene romanische Mundart, welche ausl. -7 und -7 scheidet, nämlich 
das Toskanische, deutlich Aabu? verlangt. Trotzdem stehen hier 
die Dinge nicht so einfach. Auch gegen das Romanische kann 
nämlich ein lateinisches sekundäres habi, nach den sogenannten 
Gesetzen der Vokalkürzung im Auslaut ganz wohl bestanden haben.‘ 
Wie sich aber diese Kürzungen schon im Lateinischen eben nicht 
als „Gesetze“ sondern als Erscheinungen erweisen, die Schwankungen 
und Modeeinflüssen unterworfen waren, und solchen vielleicht auch 
ihr Dasein verdankten, so ist auch später die romanische Behand- 
lung in diesen Fällen eine durchaus unsichere und offenbar zu- 
fällige. Für das Toskanische hat Meyer-Lübke 1,246 die überaus 
wichtige Regel aufgestellt, welche ich in die Worte fassen möchte: 
ausl. -7, -7 werden zu -7, ausì, -?, -7 zu e Die bestehenden Wider- 
sprüche aber erklären sich ungezwungen aus obigem: m aber 
ove alttosk. ue, quasi, seri, pari trotzdem im Latein quast, hert, 
part mehr oder weniger häufig belegt sind, sodann oggi, /ungi, 
quindi aber onde, pure trotz lateinischem pur, nach dene, males 
und dafs es sich um den quantitativen Gegensatz der Auslauts- 
vokale, nicht um einen urspringlich qualitativen, wie etwa in lat, 
=; here handelt, zeigt das Sardische, das ziemlich ausnahmslos 

lat. -Ÿ mit -7, lat. Y mit - wiedergibt.® 


Welche Bewandnis es also mit dem perdi! sonum suum auch 
an sich haben mag, so glaube ich den Gegensatz zwischen Fur 


1 Letzterer deshalb nicht, da Consentius gewils den somus medius auch 
beim / erwähnt hätte, wenn ihm ein solcher bekannt gewesen wäre, 

® Vgl. Lindsay-Nohl pp. 30, 106, Seelmann pp. 200, 202 und 326. 

3 Er hätte sich in diesen Mundarten zeigen müssen, da *Aabujr wohl 
*habbii ergeben hätte; zu ¿eóf in S. Fratello vgl. Meyer-Lübke II, 325. 

4 Vel. Lindsay-Nohl p. 28£, 239f Sommer p. 163 f. 

5 Ich sche weiteres ab von den Imperativformen. 

6 Sard. we, ínue und gallur, oggi sind wohl en Campid. Aor 
für Aodie ist nach eri[serw] gebildet. aber regelmäfsig Lo 


























ZUR AUSSPRACHE DES LATEINISCHEN L. 653 


zur westromanischen Basis hin verschoben worden war. Isidor 
sagt zwar richtig: unum [scil. /] largius duo exilius proferre debemus, 
doch gesteht er die herrschende Verwirrung zu. Dafs diese auch 
bei den Theorien der Fachgelehrten einreifsen mufste, beweist nicht 
nur die Verderbnis der Consentiusstelle, sondern auch ein bisher 
zu wenig beachteter Passus der Comment. Einsídl. (Gramm. Lat. 
VIII p. CXV) Laptacismus est vitium sive scissio 1 lillerae quae fit 
quando duo ll in medio posilae asperum sonum reddunt ut sella 
stella. Nam unum l'in medio positum exilem sonum facit, ut relinquo. 


de 
* * 


Die romanische Entwicklung der beiden /-Qualitáten läfst sich 
heute schon einigermafsen überblicken. Betrachtliche Schwierig- 
keiten bietet nur das Ostromanische, wo weder die Behandlung 
des intervokalischen / noch jene des / vor Konsonant sich ohne 
weiters dem romanischen Sprachorganismus einfügen will. Hinzu 
kommt, dafs auch in den lateinischen Lehnworten des Albanesischen 
das / gerade vor Dental (und Guttural) palatal ist.i Dafs aber 
auch im Rumänischen palatales und velares / überhaupt bestanden 
haben, mögen ihre heutigen Reflexe noch so schwer zu deuten 
sein,? hat kürzlich Puscariu gelegentlich scd/ámba nachgewiesen.? 

Hinsichtlich des westromanischen / genügt es wohl auf Meyer- 
Lübke I p. 403, den Wandel von älterem lombardischem ent. zu 
heutigem mitteltonigem /, wenigstens in einigen Mundarten, das 
relativ hohe Alter desselben /'s im Westladinischen (wahrscheinlich 
vor dem Wandel des w zu #; vgl. Rom. Forsch, XIII 653 n1), 
wie in Frankreich, hinzuweisen. 

Andrerseits dürfte die Zurückführung des spanischen /y aus ZA, 
die daran anschliefsende Sonderbehandlung von lat. // in Béarn, 
Velay und einigen andern provenzalischen Mundarten als spezi- 
fische Reflexe des sonus exilis auf keinen erheblichen ‚Widerspruch 
mehr stolsen. Ist doch selbst in Nordfrankreich geline ein klassischer 
Zeuge desselben, während dem Spanischen neuerdings in Unter- 
italien einige Dialekte zur Seite zu stellen sind,* die wieder zum 
kalebresisch-sizilisch-sardischen dd für 4 überleiten.& Keine leichte 
Sache ist hingegen die Beurteilung der Palatalisierung des an- 
lautenden Z Lautungen wie alban. ak (/aqueus) bieten vorläufig 
keine genügende Stütze, das S. Fratellanische ddangua wird just 


1 Vgl. Pedersen, Die albanesischen l-Laute, Kuhns Ztschr. XXXIII, 


535 ff. 
2 Es läfst auch die Vereinfachung des 4 nach langen Vokalen völlig 


» 3 Stud fi motife etimologice, Extras din Converbiri literare 1905, 

* 13 

4 Vgl. Merlo, Der continwatori del lat. ille in alcuni dialetti del- 
i’ Italia centromeridionale, Zischr, XXX, p. 11, 

5 Bei meinen Dialektaufnahmen in Salerno und Amalfi hórte ich dort 
ein 4, das zwar weder ly noch d-Wert hatte, doch von einfachem / auch 
qualitativ verschieden war, 


654 K. ETTMAYER, 


von Nichtsizilianern gesprochen.! In Sora, Capranica etc. ist jupe? 
als Buchwort verdächtig, da ein *apus ein etymologisches Ungeheuer 
wáre. Als Buchwort kónnen wir es aber schwer an einer so alten 
Lauterscheinung teilnehmen lassen. Vielleicht ist übrigens ein */ÆZpus 
(nur dieses kann angesetzt werden), als umbrischoskische Grundform 
neben dem lateinischen Æpus annehmbarer. So erübrigt noch das 
katalanische, anlautende /, das allerdings schon von Schuchardt 
mit dem //argus des Pompeius in Verbindung gebracht wurde. 

Gegenüber all diesen weit ausgedehnten Lauterscheinungen 
des romanischen Sprachgebietes ist es auffallend, dafs die spätere 
lateinische Orthographie nicht gestattet, die Verschiebungen des 
sonus exilis und pinguis im Einzelnen zu verfolgen. In den In- 
schriften störte vor allem die altlateinische Gewohnheit die Gemi- 
naten nicht zum graphischen Ausdruck zu bringen, so dafs aus 
altlatein. castelum, macelum, Aciles, Apolo, gemelai Sula etc. kein 
Schlufs zu ziehen ist.3 

Namentlich in Eigennamen hat sich diese Sitte lange Zeit er- 
halten, daher besonders die vielen Frauennamen auf -da und -:la: 
Crescentila, Crispila, Lucila, Juvencila, Gemela, Marcela, auch Mar- 
celus, Tertulus etc. in Italien, Gallien, Afrika, am Balkan.t In den 
keltischen Provinzen sind aber einige Falle von einfachem / doch 
auffallend: s/am (Bregenz CIL, Suppl. 3, 11882), puela (Gall. cisalp. 
CIL V 6206), sos, ic, pueli, puelae, vextlatio (Pirson, Langue des 
inscript. de la Gaule p. 84). Ungleich bedeutsamer sind daher 
dem gegenüber die (gleichzeitig viel selteneren) Schreibungen mit 
U für Z So bietet CIL. XIV die griechischen Namen Zro:llus, 
Zoillus (2808 111/1 resp. 256/294), die ich so verstehe, dafs hier, 
obwohl ein dunkler Vokal folgt, nach griechischer Art ein / exilis 
zu sprechen war.6 Im Anschlufs daran sind die metrischen 
Messungen relligio, relliquiae bei Vergil? und Lukrez, die etymo- 
logisch nicht zu rechtfertigen sind, aus dem sonus exilis des einfachen 
{zu erklären, der die poetische Lizenz eines // wohl gestatten konnte. 
Dafs die späteren Dichter re/ligio nicht mehr verwenden konnten, 
ist aus dem Qualitátswandel dieses /'s erklárlich. Auch das Ver- 
gil’sche ¿llex ist wohl nicht anders aufzufassen, da die rom. Sprachen 
nur Hex, *elex mit einfachem / gestatten. 

Zum Schlusse will ich es noch versuchen einige Angaben der 
römischen Grammatiker aus dem Romanischen heraus zu kommen- 
tieren. Dafs die Gallier Neigung gehabt hätten / für / zu sprechen 


1 Meyer-Lübke, Zinführung p. 64. 

2 Zischr. XXX, p. 14. 

8 Besonders lehrreich ist in dieser Hinsicht die Sententia Minuciorum 
CIL I, 199. 

4 Man vgl. z.B. die zahlreichen Orthographien ANVS, wo doch alle 
romanischen Sprachen nur annus zulassen. 

5 Allerdings schon altlatein. olorum, 

© Sallius (im selben Bande) Aurellius (CIL, V 4055) und die vielen gallischen 
Inschriftsformen mit 24 tür 4 gehen hingegen mit millia, milia zusammen. 

1 Aen. I, 30, 11,715, VII 244, 608, 


ZUR AUSSPRACHE DES LATEINISCHEN L. 655 


ist lediglich Konjektur. Wenn sie bestanden hat, so kann es sich, 
wie bei der schon von Consentius bestrittenen offeneren Aussprache 
des 7, nur um eine vorübergehende Tendenz gehandelt haben, da 
das Franzósische einfaches und doppeltes / in derselben Weise 
scheidet, wie das Spanische oder Italienische. Immerhin kónnen 
die erwähnten inschriftlichen Formen vielleicht davon beeinflufst ge- 
wesen sein. Und da in der ganzen lateinischen Sprache die Tendenz 
bestanden hat, // nach langen Vokalen zu vereinfachen, so ist es 
vielleicht kein Zufall, dafs gerade im Französisch-Provenzalischen 
die Beispiele für / am zahlreichsten und evidentesten sind.! 

Viel bestimmter hebt sich heute noch, z. T. wenigstens das / 
exilis der Griechen ab. Schon Meyer-Lübke hat siz. lamiddu, sp. 
camello auf xaundog zurückgeführt,? Puscariu das / in sedlámba auf 
dieselbe Art zu erklären gesucht. In Sardinien haben wir er 
gaddare = battere (respekt. cadda als postverbale Bildung), die 
zweifellos zu x&Zov zu stellen sind. Namentlich in Sizilien ist 
die Zahl der Beispiele grofs: muddia „Esche“ erweist sich durch 
die Lage des Akzentes als unmittelbare Entlehnung aus wella wo- 
neben die Varianten middeu, muddeu, muddiu sekundäre romanische 
Ableitungen darstellen. Ebenso wird ein zweiter Pflanzenname ddisa, 
eine Kletterpflanze nicht erst über Rom, sondern direkt aus ¿218 (mit 
romanischer Femininendung) entlehnt aio Siz. guaddara „Bruch“ 
gehört zu dialektischem xa47 (neben eine ähnliche "Weiter- 
bildung zeigt foddaru, foddira „roter muta Stich“ zu godís, 
biddaca „Abtritt“ ist ein substantiviertes Adjektiv aydaxy zu amÄög 
(vgl. aaa). Etwas unsicher scheinen mir siz. piddu „Tuch- und 
sonstige Abfälle“ nebst piddemi, piddemia „ein aus schwerem Stoff 
verfertigtes grofses Übertuch der Frauen,“ die zu x770g zu stellen 
waren,’ sodann scoddi (Distel) zu oxodow, cxolvuos und mehrere 
andere. Es scheint sich hier um eine Wortgruppe zu handeln, 
welche Sizilien eigentümlich ist, so dafs eine STE von den 
einstigen sizilischen Neugriechen nicht ausgeschlossen wäre. Ob 
die Form xa47 wohl dagegen spricht? 

jedenfalls tritt das italienische Festland, auch dort wo das 
Griechische am längsten fortlebte, auch um Tarent, im auffallenden 
Gegensatz gegen Sizilien, und bemerkenswert ist, dafs diese Worte 
die in Unteritalien übernommen wurden, dann auch in Sizilien 
einfaches / aufweisen: tarent. alici, neap. alice, siz. alicciu aus @Avxov 


1 Eine weitere Illustration bildet vielleicht das Zitat aus den Com. Ein- 
sidl., in der die Aussprache eines // geradezu als vitium getadelt wird. Der 
ganze Passus ist übrigens dunkel, er wäre vollständig klar, wenn aufser stella 
nicht auch sel/a als Beispiel zitiert wäre, 

1 Einführung, p. 133. 

2 Vel. gleichbedeutendes tosk. legnare, piem. Zegnè, venez. legnar, sit. 
ligniari etc, 

* Also selbständige Entlehnungen neben lat. pillews (für pileus), vgl. 
besonders Havet in Arch, f. lat. Lex. IX, p. 135 mit der dort skizzierten, 
noch etwas radikaleren Aufiassung über die Einflüsse des griechischen / exilis 
auf die lat, Orthographie, 





ZUR AUSSPRACHE DES LATEINISCHEN L. 657 


beweist dies nur, dafs damals der Wandel zu dd bereits vollzogen 
war, nicht aber, dafs derselbe vorher noch nicht vollzogen war, da 
sich auch die Orthographie historisch entwickelt. Um das Alter 
zu bestimmen mufs man sich also nach anderen Argumenten um- 
sehen. 

Sekundäres // wird in Sardinien nicht zu dd: siidsard. scri/littai 
zu siridulo, log. camp. ispalaï ispalare, endlich trullu aus turbulu, 

Sodann haben wir im Südsardischen den seltsamen Gegen- 
satz von istadda neben dem begrifflich differenzierten ¿stallu,2 Die 
Erklárung dieser beiden Formen ist keineswegs einfach. Da es sich um 
Lehnworte germanischen Ursprungs handelt, móchte ich hiermit nur 
Kompetentere zu Aufklärungen hierúber anregen. Im Romanischen 
wáre der Geschlechtswandel wohl kaum verstándlich, denn es gibt 
keinen Anhaltspunkt dafür, dals stalla etwa als ein Plural gefühlt 
wurde und ein sfa//u nach sich zog. Umgekehrt gelangt man auch 
von ahd. s/a/ zu keiner Form s/a//a; warum sollte aus s/a/ ein 
stalla, aus ahd. sal aber sala,3 abgeleitet worden sein? Aufserdem 
verbietet portug. estao die ahd. Form als Ausgangspunkt anzunehmen. 
Neben stalla, stallo haben wir oberital. sfa//on in der Bedeutung 
,otall*,4 wie neben sala auch sa/one steht, das in der Provence 
mit den Erbworten zusammen behandelt wird (sarowm) und in Ober- 
italien ursprünglich nicht ,grofser Saal“ bedeutet zu haben scheint, 
da man z. B. in Piemont einen solchen als gran salon (Gavuzzi) 
bezeichnet. Diese letzteren Formen sind wohl mit frz. crampon, 
fanon, estourgeon, oberital. magon, gonfalon zusammenzufassen, Es 
scheinen also -n-Bildungen bestanden zu haben, wie wenn von 
got. saljan ein Wort *salja, von *sialljan ein *stallja abgeleitet 
worden wäre.5 Andererseits ist zu bedenken, dafs das got. 7 nicht 
spurlos geschwunden ist (ital. guardia, greppia, lobbia, frz. crèche, 
hache, loge, drageon). Besonders steht ital. scaglía, siz. scagghía, 
oberit. scaja, frz. écaille im Wege, bei denen doch wohl von germ. 
skalja auszugehen ist. Allerdings hat sich gerade dieses Wort in 
Form und Bedeutung mit zahlreichen anderen Wortsippen ver- 
mengt.$ Es kann daher nicht so leicht als Zeuge angeführt werden. 
Aufserdem steht neben ¿carlle die Form «cale, für welche allerdings 
Braune eine ändere Erklärung bietet (Zeitschr. XXII p. 203). Wenn 
man nun bedenkt, dafs dem germ. f nach / nicht jene Wirkung 
zukommt, die es z. B. bei der Umlautserscheinung in anderer laut- 


1 Das Beispiel ist übrigens nicht ganz sicher da pada mitgespielt haben 
kann. Nordsard, ispadda ist offenbar ein Toskanismus (Überentäufserung). 

2 Vgl. das Sizilianische, sodann portug. estalla, estao, span, estalía (aller- 
dings auch esta/a, das galizisch sein könnte) neben estado, 

5 Vel. fel, it. fiele. | 

* Zu trennen ist stallone, frz. étalon = Zuchthengst. 

5 Etwa wie wilja zu wilj/an vel. Willmanns, Deutsche Gram. 11%, p. 187. 

6 So mitunter begriffsverwandtes ¿cacla Schuchardt, Rom. Etym. II, 14, 
so auch sard. iscatta, tosk, scappia, u. a., die wohl zu cxe&mte® zu stellen sind. 
Auch lat. sguato spielte mit. Vgl. zum Romanischen Herzog, Zischr. XXIX, 
pag. 510, 

Zeitschr. f. rom. Phil XXX. 42 





























ZUR AUSSPRACHE DES LATEINISCHEN Lt. 659 


sodann in älteren italienischen Lehnworten /rateddu, fratellu, appeddu, 
appellu, vasceddu vascellu. Auch in ganz jungen Lehnworten er- 
scheint dd, wie in der Wendung aviri fadderi oder todderi (aus 
dtsch. „ZAaler“), doch handelt es sich hier wohl um dialektische 
Angleichungen. Zur Beurteilung der Geschichte des festländischen 
dd reicht das mir zugängliche Material nicht aus. Es macht mir 
also keineswegs den Eindruck, als wenn das kakuminale dd auf 
den italienischen Inseln seit Römerzeiten bestanden hätte, wenn 
es auch in einzelnen Gebieten eine sehr alte Erscheinung bietet, 
die wahrscheinlich in die vorfränkische Zeit zurückreicht. Welchen 
Lautwert das lateinische / exilis gehabt hat, das zu bestimmen, ver- 
sagen leider die Mittel, doch ich glaube sagen zu dürfen, dals 
derselbe ein solcher war, dafs ebensowohl ein kakuminales / resp. 
d wie ein mouilliertes /y sich daraus entwickeln konnte. 


KARL ETTMAYER. 


42* 


Notizia di un ms. contenente componimenti religiosi 
in antico dialetto piccardo. 


Il ms., del quale ci proponiamo di dar qui notizia, si trova 
presentemente nella Biblioteca Governativa di Lucca, ove porta il 
n. 2375. Ad essa provenne dal convento di S. Romano, al tempo 
della soppressione, ! e fra i libri rari posseduti da questo monastero 
era già stato il nostro cd. descritto, sebbene assai imperfettamente, 
dal p. F. V. Di Poggio.? In che modo e quando esso, che, come 
vedremo, è stato sicuramente scritto in Francia, sia giunto a Lucca, 
non saprei dire con precisione; ma è facile e ovvio pensare alla 
mediazione di qualche monaco — si deve, forse, qui ricordare 
come Lucca si trovasse sulla ben nota al medio evo strada Fran- 
cesca?3 — il quale, secondo spesso accadeva, abbia varcato le 
Alpi per recarsi fra noi.4 

Prima di proceder oltre darò, per quanto mi sarà possibile, 
un’ esatta descrizione del cd. 

Misura 150 >< 110: è stato da poco tempo numerato a carte, 
che sono 135 in tutto. È scritto fino a metà del recto della 
C. 134; il resto e il zerso son bianchi, Sol recfo della c. 135 € 
scritto di mano assai recente e un po’ in traverso: „Ce ice ibro (?) 
di maco | q7esto libo (sic) ce ice 7 no d maco“. È ricoperto da 
una cartapecora un po’ guasta, nella cui parte interiore si vedono 
segnate alcune insignificanti parole, le quali si posson leggere per 
essersi staccato un altro foglio di cartapecora, che la rafforza inter- 
namente. Esso rafforza pure la parte posteriore della copertina, e 
quivi ancora son leggibili altre parole, di nessun valore esse pure, 
scritte, mi sembra, così per semplice esercizio, in carattere del 
sec. xij o xii} ineunte. Più in basso, e dal lato onde questo 
foglio di rinforzo termina per dar luogo al costolo: 


1 I cdd. di S. Romano passarono prima, provvisoriamente, all’ Archivio 
di Stato; poi il 16 gennaio 1871, per la maggior parte, alla Biblioteca Pubblica 
(cfr. Bongi, /nv. del R. Arch. di Stato, IV, 178). 

2 Notizie della libreria de’ padri domenicani di S. Romano di Lucca, 
Lucca, Benedini, 1792, p. 179. 

® Vedi su di essa Pio Rajna in Arch. Stor. Ital., serie 42, t. XIX, 
34 sgg. e in Zettschr. für rom. Phil. XII, 503sgg. 

4 Del resto, fin dalla sua fondazione (1236), il convento de’ frati predi- 
catori di S. Romano cercò sempre di raccogliere il maggior numero di libri 
possibile: cfr. Motisie cit. del Di Poggio, specialmente ai capp. II e IV. 


NOTIZIA DI UN MS, CONTENENTE COMPONIMENTI RELIGIOSI ECC. 661 


De Colart de boul ...|lan @ eslteent ap ... | plus ne monte; De Jehan 
nouri „.. | candeler rechu; De Oymon de le ira ... | candeler lan q +... 


Contiene: 

1. Un Doctrinal pour les simples gens; 

2. Alcuni Zvangeli per certe determinate feste; 

3. Una ‘Pie sains George’; 

4. Una ‘Amonitions de S* Anseaume a chelui qui aproche le 
mort’ ; 

5. Una breve Allocusione a chi sta per ricevere I’ eucarestia; 

6. Un lungo Sermone sulla Passione di Gesú Cristo. 


Tutte queste composizioni saranno illustrate appresso partita- 
mente; intanto qui giova osservare come la scrittura è la così detta 
gotica, la quale, in ispecial modo per la spiccata angolosità, ci si 
rivela a caratteri manifesti per scrittura gotica di mano francese. 
Quanto poi al tempo, in cui il cd. verisimilmente è stato scritto, 
se la considerazione che il Doctrinal fu certamente composto, 
come vedremo, durante il regno di Giovanna d'Evreux ci vieta di 
risalir molto indietro nel sec. XIV, di esso i criteri paleografici ci 
portano, senz’ altro, ad assegnargli la seconda metà.! 

L’ esecuzione è stata curata con assai lodevole eleganza. Le 
intestazioni dei vari capitoli del ZDoctrina/, come quelle degli 
Evangeli etc, son sempre in rosso; e una grande lettera anch’ essa 
in rosso comincia i capoversi dopo le intestazioni. ‘Talvolta pure 
qualche lettera nel corpo del discorso è abbellita dal minio, il 
quale inoltre serve per graziosi fregetti, che riempiono la fine d’ un 
rigo — diciannove righe per pagina? —, cui la scrittura aveva 
lasciato in bianco. Si osservi però che, se tale spazio è sufficien- 
temente notevole, viene invece adoperato per |’ intestazione del 
capitolo o Evangelio che segue. Anche le abrasioni, quando ben 
di rado se ne incontrano, mostrano evidentemente la diligenza 
dello scrittore. Ogni tanto — da mano, forse, di poco posteriore ? 
— è scritto nel verso, in basso, di qualche pagina, la parola con 
cui comincia I’ altra che tien dietro? 

Queste notizie bastano, crediamo, a dare un' idea adeguata 
del modo e del criterio, secondo cui il cd. fu composto, e delle 
condizioni, in cui presentemente si trova; a qualche altro partico- 
lare di secondaria importanza avremo a richiamarci, illustrando le 
singole composizioni. 


1 Ci siamo, per questi riscontri, serviti specialmente della bella memoria 
di W. Meyer, Die Buchstaben- Verbindungen der sogenannten gothischen 
Schrift in Abh. der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, 
Phil.-Hist. Klasse, Neue Folge, B. I, n. 6 (v. anche la recens. di V, Federici 
in Arch. d. Soc. Rom. di St. Pat. 1898, fasc. III—IV. 

2 S'infrange questa esattezza — e si hanno, quindi, venti righe — solo 
a cc, 18b—gob — 44b—64b, ma perché si vuol far finire la cominciata inte- 
pazione del capitolo (64> Evangelio). 

3 Così: 8b—16b — 32b—g0b — 48b—58b — 72b— Bob — §8b—104> — 

1140 —128b, 


662 AMOS PARDUCCI, 


In qual parte della Francia il cd. è stato scritto? Il dialetto 
si rivela evidentemente piccardo: basti a dimostrarlo la notazione, 
che qui seguirà, di alcuni fra i suoi più spiccati fenomeni lin- 
guistici. ! Jl y, in luogo del j, dal cui suono forse non si allon- 
tanava, in siergant 20°, mengast 27%: com’ è risaputo, per |’ abitu- 
dine di pronunziare innanzi ad @ I antica g (G), in luogo di j 
(DZH) degli altri dialetti, i Piccardi, in certi casi isolati, cambiarono 
in g (G) un j (DZH) primitivo proveniente non da G, ma da DY (Y); 
il s come risultato delle formole t (d) + s finali, mescreans 593, 
dolans 60* etc. Inoltre si ha ze, in luogo di e, che non ricorre 
quasi mai, in confiesser 1%, puchieles 26°, fier (ferro) 443, appieles 59°; 
ieu, in luogo di ## — il che è proprio solo di qualche parte del 
dialetto — in fieus 115* etc; e incontriamo non raramente l’art. 
femm. le 35* etc, gli acc. del pron. poss. men 114°, ten 4°, sen 26. 
etc. e così, alla loro volta, me 44>, fe 61%, se 9* etc: anche il 
no 49* etc. pron. poss. invariato, qui pur trova luogo. Piccarda, 
in fine, per restringerci a questi soli fenomeni, la terminazione di 
12 prs. in mec 61>, e mech 61°. 

Poiché, dunque, i fenomeni dialettali ci riportano, senz’ altro, 
alla Piccardia, sembra da ritenere che questa sia la regione, ove 
il nostro cd. fu scritto. D’ altro canto, è ben nota la parte impor- 
tante che essa ebbe nel movimento religioso, che affaticò le 
terre orientali della Francia, specialmente nei secoli xiij e xiv;? e 
P. Meyer osserva in proposito come ,il y eut dans cette région 
(Metz — ché il centro del movimento fu Metz — e paesi circo- 
stanti) comme un foyer de littérature religieuse, non encore bien 
étudié, mais qu’on entrevoit déjà, et qui se manifeste tant par des 
traductions d’ouvrages bibliques et de traités théologiques et mo- 
raux que par des poésies pieuses“.3 Anche, quindi, in servizio di 
quest’ ultima considerazione, la nostra ‘Notizia’ non sembra affatto 
priva d' importanza. 

ull’ uso poi, cui potesse esser destinato il nostro elegante 
codicetto, ci sia permessa una congettura, ll contenuto esclude 


1 I quali fenomeni abbiamo avuto cura, sempre che ci è stato possibile, 
di trascegliere preferibilmente dai brani riportati. Fra i vari saggi grammati- 
cali poi riferentisi al piccardo antico, abbiam tenuto presente lo spoglio 
all’ Aucassin et Nicolette, Paderborn, 19035, fatto dal Suchier; cfr. anche 
Li dis dou vrai antel pubbl. da A. Tobler, Leipzig, 18842, — Zur Kenntnis 
der heutigen pikardisch-franzischen Mundarten v. L. Sütterlin in Zeitschr. 
XXVI, 274 sgg. — Naturalmente, in questa notazione, trascuro quei fenomeni, 
che, pur essendo piccardi, son comuni anche ad altri dialetti: al vallone, in 
ispecial modo. Ad. es.: il -f mantenuto particolarmente dopo su, come in 
crut qb, perdut 492, rendut 60b etc.; il mancato sviluppo del suono è in 
sanles 59», ensanle 1158 etc, 

2 V, quel che dice a questo proposito S. Berger, Za Bible française 
au moyen-äge, Paris, 1884, p. 259 «gg. 

8 Bull. de la Soc. des Anc. Tex. Frang., 1901, p. 44. Di un cd. con- 
tenente anch’ esso prose religiose in dialetto o della Piccardia o del Ver- 
mandois fu pure data notizia dallo stesso P. Meyer in questo Bull., 1885, 


p. 85 seg. 


NOTIZIA DI UN MS, CONTENENTE COMPONIMENTI RELIGIOSI ECC. 663 


che esso possa avere appartenuto a qualche congregazione val- 
dese; invece tutto porterebbe a far credere che potesse aver 
servito per qualcuna delle molte associazioni degli ‘Amici di Dio’. 
Gli ‘Amici di Dio' — che rappresentano il movimento religioso 
più importante, forse, del sec. xıv — erano, com’ è noto, un’ asso- 
ciazione, della quale facevan parte uomini, donne, nobili, borghesi, 
villani: tutta quella gente, in somma, che, turbata dalle calamità 
rovesciatesi sui popoli, cercava la pace dell anima in un completo 
abbandono a Dio e che in una sottomissione senza riserva alla 
divina volontà si consolava. Si riunivan qua e là, e ,des 

et des moines y entretenaient la vie pieuse, soit en y pr&chant, 
soit en y communiquant des /railös en langue vulgaire*,1 A costoro, 
se noi vediam giusto, si addirebbero in tutto e per tutto le com- 
posizioni del nostro cd.: |’ aver poi essi svolto massimamente la 
loro azione nella Lorena non esclude davvero — se proprio c'è 
bisogno di questo argomento — che possano aver mandato qualche 
ramificazione nella vicina Piccardia. 

1. Doctrinal pour les simples gens [1+—53%] — Il cd. non 
porta alcun titolo, ma prima dell’ ‘Indice’, che è al principio del 
trattato, si leggono queste parole: 

[1a] Ch’ est chi uns petis livres pour briefment ef plainement ensignier 
les simples gens a bien vivre ef a bien confiesser. Et le doivemt ensignier li 
priestre a leur parrocijens, Et pour les simples priestres ef pour les simples 
gens qui n'entendent point Pescripture est il fais en roumanch par grant 
consel. Et fu examines ef esprouves a Paris par pluiseurs maistres en divi- 
nité. Et parolle de chou qui s'ensieut. 


È una nuova redazione, in dialetto piccardo, di un, come lo 
chiama P. Paris, ‘fameux ouvrage’, da aggiungere alle altre che 
già si conoscono.? Già dicemmo che esso è stato composto sotto 
il regno di Giovanna d'Evreux, fra il 1325, quindi, e il 1370;3 
ora aggiungeremo che ebbe al principio del sec. XVI non poche 
edizioni sotto i vari titoli di Livre de Sapience, Doctrinal de Sapience, 
Doetrinal de la foy catholique con falsa attribuzione a Guy de Roy, 
e anche con ‘additions plaisantes’.4 Il Paris afferma che questa 
fama fu meritata, perché il Doctrinal ,est un fort bon livre de 
dévotion, qui remplit très bien les promesses de son titre et qui 
pourrait encore aujourd'hui étre lu avec profit par les curés de 
campagne*.5 Habeni sua fala libelli! Certo, degli exempla, sebbene 


1 Encyclopedie des Sciences religieuses publ. sous la direction de F 
Lichtenberger, Paris, 1877, p. 243; v. anche il Äirchenlexikon di Hergen- 
rôther und Kaulen, Freiburg, 1888, p. 893sgg. 

2 Les Mss. Fran. VII, 337. Una nuova redazione indicó in un ms. 
Ottoboni anche E. Langlois in Mélanges d'Archéologie et d' Histoire [de 


d “A e de Rome), V [1885], 40—1. 
dimostrò il Pad: cfr. Mss. Frans. VII, 337. 
4 Cfr. Mélanges cit., V, 40. 
B Les Mss, Frans., VII, 339. 





NOTIZIA DI UN MS. CONTENENTE COMPONIMENTI RELIGIOSI ECC. 665 


che veramente valga, non dare giusta misura, ritenere le decime 
della chiesa, mettere i vicini in bisogno per prestiti troppo cari 
loro fatti, male usare della cosa prestata, giocare a dadi, a tavola 
o ad altri giuochi e così via (19°—20>); e vieterá severamente „de 
user de lor mariages as gesines u as maladies secrees,.. car il 
en poroit venir vilainnes maladies et li enfant qui y seroient en- 
genré seroit de legier boisteus u meziel u contrefait“ (37°— 37°). 
Ma !’esser pratici è una qualità propria anche agli altri trattati 
di simil genere del nostro. Onde io non saprei proprio vedere in 
esso che una di quelle compilations mal ordonnées*, uno di 
quegli ,exposés toujours les mêmes de la morale chrétienne“, i 
quali erano, come ben dice il Piaget, „plus ou moins éloquents, 
plus ou moins religieux, plus ou moins satiriques, généralement 
sans logique serrée ni enchainement rigoureux“.! Se non che, in 
favore del giudizio del Paris va debitamente osservato che questo 
genere di trattati — molti de' quali giacciono ancora inediti? — 
forma nei secc. XIV e XV una letteratura considerevole, nella 
quale, per non essere stata ancora bene studiata, non è facile 
l' orientarsi, 3 

Il genere di questa ‘Notizia’ è tale, ch’ io non devo insistere 
più a lungo su questo Doctrinal; a ogni modo, sarà bene ancora 
avvertire, quanto alle fonti usufruite dall’ anonimo autore, non 
essere improbabile ch’ egli si sia valso più o meno largamente, 
per qualche parte, della Somme / Roy — tanta fortuna essa 
ebbelé — o di alcuna di quelle fonti, che ad assa pure avevan 
servito, o di alcuno dei rifacimenti, che da essa derivarono.* 

Si noti, in fine, che le varie intestazioni dei capitoli dell’ ‘In- 
dice’, il quale io qui riproduco secondo la divisione del cd., non 
sempre corrispondono a quelle, che si leggono nel corpo del libro. 


Indice. 


[12] Quel cose on doit croire. 

Comment on doit ef puet amer dieu, 

Comment on scet son aime dieu, 

Comment li persone qui est en tribulation puet scavoir s'elle a passience. 
Comment li persone qui est en tribulation puet estre confortes. 


1 Littérature didactique in Hist. de la langue et de la littér franç. del 
Petit de Julleville, Paris, Colin, 1896, vol. II, 162, 

2 Cfr. Ch. Aubertin, ist, de la langue et de la littérature françaises 
au ma: áge, Paris, 1883, vol. II, 543; 

3 Cfr. P. Meyer in Bull, la Soc. des Anc. Tex. Franç, 1890, 
75sgg., dove illustra uno di questi ieri in dialetto ruergate, indirizzato a 
una dama. 

4 Cfr. Romania, XXIV, 56. 

5 V. in proposito P, Meyer in Bull. de la Soc, des Anc. Tex. Frang., 
1892, p. 68sgg. e ultimamente G, Bertoni in Arch. für das Studium der n. 

hen, CXII, 344 5pg. — ,,... del tutto obliato nelle più recenti indagini 
sulle redazioni e sulla composizione della Somme“ è il cd. L. IV, 34 della 
Naz. di Torino, ora, dopo I’ incendio, „mutilo e danneggiato oltremodo“ (cfr, 
Renier in Gior. Stor, d. Lett. Ital. XLIV, 417 e n.) 


666 AMOS 


Comment on doit amer sen p 

[19] Quel gent sont proisme 

Pourquoy on doit amer ses a 

Quel pardon on doit faire a 

Comment! on puet sans pet 
li scavoir malgré ef voloir que on ' 

Comment on scet son aime x 

Qui sont les ocvres de miseri 

Quels pourfis vient de faire I 

Comment on doit faire aumot 

Quels pourfis vient de faire a 
est contee powr oevre. Quel cos 
premier commandement de le loy. 
tierc. Le quart. Le quint Le V 
Le Xe commandement de le loy. 

Comment nows devons dieu 
mortess. 

Orguel. Envie. Ire. Avaris 
et quí les doit inner ef qui non. 

Les .V. pourfis quí viennent 

Gloutrenie de langue. Luxu 
veu. Comment on ne voece point 

Cossment oa doit faire son v 

Comment li homs maries puet 

Des enfans qui sont voé. ] 
Marta, ne sen Credo. 

De le valeur ef du pourfit di 

De che saintisme nom Jhesu 

Dou sacrement de baptesme. 

Dou sacrement de confirmati: 

[2b] Dou sacrement de l’au! 
qui elle pourfite. 

De souvent dire messe. D 
vent estre. 

Quel cose il est dou priest 
messes le iour. En quel tamps de 
confesser ef acumenijer. Quant on € 
devote persone se doit acumeniier e 
ef acumenijer. De l’acumeniement 
peril de mort ef des malades. 

Dou vomissement de le pers 

Dou sacrement de penitanch 

Dou sacrement d'enolijer. 
[32] ment li clerc se doivent main 

De falir quant on fait le ss: 


1 Il cd. ‘Comet’; ma il tag 
mente sopra l’ ‘e’ di ‘Comet’, ser 


De persones qui ont saintes ordes u bienfises, 

Des maris et leurs enfans. 

Liquel mariage ne sont mie boin. 

De le virtu de virginité ef de caasté. 

Comment on piert le virginité ef comment non, Dou sacrement de 
penitance. 

Des .nj. poins de penitanche. 

Quel cose est contritions. Quel virtu a alles De souvent con- 

Comment on se doit confiesser, 

Comment li priestres doit adrechier! chelui qu'il confiesse, Comment on 
puet scavoir ses pechies ef dou pourfit de bien dire ses pechies. Comment 
on doit dire en le fin de se confession, Comment on doit faire satisfaction 
[35] a autrui: s'on y est tenu, Comment on doit faire le penamche baillie dou 
priestre et s'on ne le puet faire u on l'oublie que on doit faire. De domner 
penance, De l'absolution ef acumeniement dou malade ef de celi qui est en 
peril de mort. De celui qui est en pechiet ef ne se puet confesser ne par 
deffaute de prestre acumenijer, Quel cose nous doit mouvoir a faire penance 
et dou feu de purgatore comment on puet aidier chiaus qui y sont. 

Des paines d'infier. Comment li dampné se plaignent, Dou iour dou 
iugement, Pour convertir le peckeur a boine vie. Des joies de paradis. 

A cui diews apparelle le glore des chieus, 

Pourquoy diews ne promet nul demain, 

Comment nous poons plus de legier avoir [42] l'amour de dieu ef sa glore. 

De le nobleche espirituele de creature humainne. 


2. Evangelí. — Sono in numero di dieci e non tengono tutti 
dietro di seguito al Docirina/: un primo gruppetto di otto, che va 
da c. 53° ac. 58°, è tramezzato dai componimenti, che in questa 
‘Notizia’ portano i ni 3, 4 e 5; dopo di che seguono gli altri due 
da c.63* a c. 65%, Per quanto ho potuto constatare, essi per il 
testo non derivano né dagli “Evangiles des domées et des sains 
de toute l’année’, secondo |’ uso della diocesi di Cambrai, né 
dagli ‘Epistres et Euvangiles de tout l'an’, secondo I’ ordine del 
messale di Parigi, che sono le più note raccolte di evangeli 
volgari del sec. XIV;? né quindi, naturalmente, derivano per la 
lingua. Ciò, del resto, non farà certo maraviglia, quando si rifletta 
che „la Bible a été, au xıv® siècle, traduite plusieurs fois en lan- 


1 Questa prima parte del comma, nel cd., è per errore ripetuta, 

2 Si trovano, i primi nel ms. 1765, e gli altri nei mss, 22890 e 22936 
della Bibl. Naz. di Parigi, fondo franc, (v. su di essi, S. Berger, La Bible 
cit., p. 221sgg.). Naturalmente i nostri non si leggono fra gli evangeli della 
quindicina avanti Pasqua paria nel cd. 2083 della Bibl. dell’ Arsenale 
(v. S. Berger, of. cif., p. 40sgg. € 300) e traslatati dal latino, al più tardi, 
in principio del sec. XIII, in dialetto di Metz, — Quanto poi alla collazione, 
mi è stato possibile farla grazie alla cortesia dell’ amico dott. Pietro D' Achi- 
ardi — e glie ne rendo qui pubbliche grazie — che nella sua permanenza a 
Parigi mi ha trascritto più d'un brano e mi ha fornito tutti quegli veni 
che da me gli furon richiesti. Il testo de’ nostri Zvangeli, del resto, non 
ricorre in tutti quanti i su citati mss, 











668 AMOS PARDUCCI, 


gage picard“, come si rileva dai frammenti rimastine; onde giu- 
stamente ,une large part d'honneur revient á la race picarde dans 
l’œuvre de la traduction de la Bible“.! 

Trascrivo qui il cominciamento di ciascuno Evangelio, unendovi 
poche dilucidazioni. 


[53>] a) Sains Jehans dist en l’euvangile que on list le iour de Pente- 
couste. Jhesus dist a ses disciples: S’aucuzs m’aime, il wardera ma parolle 
etc [S. Giov. XIV, 23—31]. 

[54>] b) Seins Lus dist en l’evangile c’on list le iour de Pentecouste. 
Jhesus appiela ses .XII. apostles ef si leur donna virtu etc [S. Luca IX, 1—6]. 


[552] c) Sars Lus dist en l’evangile dou .xlije. dymenche qui est apries 
le Trinitet. Jhesus dist a ses disciples: Boineuret sont li cel qui voient les 
cozes que vous vees etc. [S. Luca X, 23—37]. 


[562] d) Sans Mars dist en l’euvangile c’on list en saínte eglize le iour 
sains March et sains Marcellijen. Jhesus dist a ses disciples: Quant li filz 
de l'homme verra en se maiestet ef tout li angle avoec li etc [S. Matteo XXV, 
31—46). 

[57%] e) Sains Mars dist en l’euvangile? c’on list le iour sai#s Denis ef 
ses compaignons. Jhesus vit les tourbes: si monta en .j. mond etc [S. Mat- 
teo V, 1—12]. 

[57>] f) Saíns Lus dist en l’euvangile c’on list le ious sains Gereon ef 
ses compaignons. Jhesus esleva ses ycus sur ses disciples, si disoit: Boineuret 
li povre, car li regnes dou chiel est vos etc. [S. Luca VI, 20—3]. 


[582] g) Saírs Mars dist en l’evangile dou ¡our ,Saíns. Quentin. Jhesus 
dist a ses disciples: S’aucuns voet venir apries mi, si renoice li meisme ef 
prenge le crois ef si me siuche etc. [S. Matteo XVI, 24—8]. 

[586] h) Saëns Jchans dist en l’euvangile c’on list en Peglise le iour de 
le commemoration des ames, Jhesus dist a ses disciples: Vraiement ie vous 
di voir car li heure est venue et maintenant est etc. [S. Giov. V, 25—9]. 


[63a-b] i) Sains Jehans en l’euvangile dou dymenche des octaves de 
Pasques. Com il fust aviesprit en cel iowr, un des sabbas, ef les portes fussent 
clozes leur etc. [S. Giov. XX, 19—31]. 


[640] 1) Saíns Jehans dist en l’evangile dou dymence qui est dedens 
les octaves de l’Ascention, Jhesus dist a ses disciples: Comme li Paraticles 
(sic) iert vensws que ie vous envoierai de men pere etc. [S. Giov. XV, 26—7 
e XVI, 1—4]. 


3. ‘Vie sains George’ [59*—61*]. — Le redazioni in prosa della 
vita di questo Santo, che fu nel medio evo così famoso,3 son 


1 Berger, Za Bible cit., p. 259. 

2 Seguiva un ‘le iow’, che venne espunto. 

® Non è qui il luogo di ricordare i vari e dotti studi, di cui è stato 
fatto oggetto; ne parlò per ultimo John E. Matzke, Contributions to the 
Llistory of the Legend of Saint George, with special Reference to the Sources 
of the French, German and Anglo-Saxon Metrical Version (in Publications 
of the Modern Language Association of America, v. XVI —VII—IX), che 
io conosco solo indirettamente, per la citazione che altri ne ha fatto. 


NOTIZIA DI UN MS. CONTENENTE COMPONIMENTI RELIGIOSI ECC, 669 


molte: il Meyer, dopo averne ricordate diverse e in più occasioni, ne 
dette, astraendo da quelle, che son compilazioni semplici, una 
classificazione in Bull. de la Soc, des Anc. Tex. Frang., 1901, pp. 57—8.1 
La nostra si ricollega con le versioni del gruppo quarto,? con 
quelle versioni, vale a dire, il cui cominciamento ,montre que la 
vie de saint Georges pouvait servir de talisman, si on la portait 
sur soi“,3 Qui la riproduciamo per intero, anche perché altri, che 
disponga di più facili mezzi di ricerca, possa vedere, come non 
sembra improbabile, se essa sia la riduzione in prosa d'una leg- 


genda in versi. 


[592] Ch’ est li vie Sains, George le gloriews martir chevalier Jhesucrist 
que on doit porter sur lui. Et cilz u celle qui sur li Je portera, fiablement 
creant, il ne li pora mesavenir ne n'ara garde de nul peril ne de mort vilainne 
ne anemis n'ara nul pooir sur lui. 

Il estoit uns vega) mescreans qui fist faire une ymage d'or e? d'argent ef le 
mist a nom Bullon. Et fist crijer que tout crussent en Bullon, son dieu. Et qui n'i 
seroit creans il seroit livres a mort. Et Nostre Sires volt aidier les siens, et tantost 
il leur envoia une estoile luisant powr combattre contre celui mescreant, qui avoit 
a nom Pallier, et ce fu ‚Seins, Georges. Adont vint .Saíns, Georges a la cité ef 
dist au peuple: , Vows crees ens es ydoles, si [59>] laissies la creanche de dieu 
qui nasqui de le virge Marie et resuscita de mort a vie le iour de Grandes 
Pasques powr nous". Adont fu Sains Georges pris et menes devant le roy. 
Et li roys li demanda son nom et qui il estoit, Et Sains Georges li res- 
pondi: , Mes noms est xprestijens homs de Nostre Signeur, et sui appieles 
Georges“. Dont dist li roys: ,, Vous iestes biams mals, vows sanles faus au 
parler quant vows crees en homme qui fu crucefijes et n'ot pooir de lui des- 
sendre. Croy en mon dieu Bullon". Et dist .Sains. Georges: „Mais tu croi 
en mom dieu qui fist chiel ef tiere ef mer ef morut en crois pour nows u tu 
seras dampnes en infier“. Dont fu li rois courchies, et le fist estraindre et 
mettre une [604] muele de moulin sur ses pies. Et puis on le fist mettre en 
une rues de fier trenchans ef fu tows depechies. Et a mienuit li fist Nosfre 
Sires sa beneichon per deseure lui et il revint en vie par devant le roy. Et 
li roys fu moult esbahis ef dist: , Qu'esse chi ne te fi ge nient hier morir? 


1 La versione, che si trova sollo il n, 26 del ed. 116, fondo straniero, 
della Bibl. di Modena, di cui ha dato posteriormente notizia lo stesso Meyer 
in Bull. de la Soc. des Anc. Tex. Frang., 1902, p.68sgg. (ma il cd. era già 
stato descritto prima dal Camus in Aass. Emil, t. Il; poi questo articolo, 
con qualche modificazione, si riproduceva in Revue des L R., 43 serie, t. V), 
è una compilazione da Jacopo da Varazze: cfr, Bull. cit., pp.7t e 87. — 
Della vita di S, Giorgio, che si legge nel ms. 305 del Queen's College a Oxford, 
descritto dal Meyer in Romania XXXIV, 215 spg. (cfr. ny 56), non posso dir 
con precisione a quale gruppo appartenga, ché il Meyer, per i richiami, rinvia 
a un saggio sulle versioni in prosa francese delle leggende agiografiche, che 
è nel vol. XXXIII dell’ Hist, littér. de la France, non uscito ancora, 

2 Comprende la vita che si legge al n, 10 del cd. 10295—304 di Bruxelles 
(cfr. Romama, XXX, 305) e quella che sotto il n. 14 è nel ms. 570 della 
Bibl. dell’ Arsenale (cfr, Bull. de la Soc. des Anc. Tex. Frang. 1901, 


pi 57 582). 
3 Bull, de la Soc. des Anc. Tex. Franz, 1901, p. 58. 


670 AMOS PARDUCCI, 


Qui t'a rendut le vie“? Et .Sains. Georges li respondi: „Diess qui est peres 
et filz et Sains Esperis m'a fait resusciter. Croi en lui u tu seras pierdus“. 
Dont fu li rois moult dolans ef fist faire j. feu et puis fist .Sasnms. George 
gietter dedens; et fu tous ars. Et Nostre Sires fist sa beneichon sour lui ef 
il revint en vie comme devant. Et l’amonesta de Nostre Signeur. Et quant 
li femme dou roy mescreant vit ces [60b] miracles, se li dist en haut: ,,Georges, 
ie croi en celi dieu u tu crois, et il est vrais dieus“. Et le peuple qui y 
estoit fu convertis. Et quant li roys vit chou, si fu moslt courchies, et 
commanda que Sains Georges evist le cief copet ef trestout chil qui y estoient 
convertit. Et Sains Georges fist se prijere a Nostre Signeur, et dist: ,, Doulz 
Jhesucris ie vous rekier que tout chil et toutes celles qui ma vie porteront, 
soient garandi contre tows meschies, ne dyables n'ara pooir sur yaws, ne en 
lieu u ma vie sera escripte. Et Nostre Sires li ottria loes: en soit il“. Adont 
fu decoles moxlt laidement, et li angle Nostre Signeur rechurent son esperit 
lassus en glore en paradis. La voelle prijer powr nous li beneois [612] 
martirs glorieus Sains Georges chevalier au doulch Jhesuscrist. 


4. L’ ‘Amonitions’ [61*—62*] è traduzione presso che lette- 
rale di quella che si trova in S. Anselmi ex beccensi abbate cantua- 
riensis Archiepiscopi Opera (Venetiis, 1744, t. I, 272):! se ne allontana 
un poco solo in quanto, in fine, si notano aggiunte alcune parole, 
che non han luogo nell’ originale, dove anche le preghiere latine 
poste sulle labbra del moribondo sono in numero maggiore. Sia 
ancora avvertito che, mentre nel testo latino l’‘admonitio’ è fatta 
per un ‘frater’, qui invece € ridotta per una ‘suer’. 

Comincia: 

[612] Chi s'ensieut une amonitions de .Sains. Anseaume a chelui qui 
aproche le mort. Et ensi on li demande, et ensi il respont. 


Suer, es tu lie que tu muers? — En foy, Sire, oil. — As tu ioie que 
tu muers en abit de nonnain? — Etiam — Congnois tu que tu n’as mie bien 
vescu ensi que tu deusses? — Etiam — As tu volenté d'amender te vie, se 
tu avoies espasse? — Etiam etc. 


5. Segue una breve Allocuztone [62*—63*] a chi sta per 
ricevere il sacramento dell’ eucarestia. Nel testo non porta alcun 
titolo, né è divisa dall’ ‘Amonitions’, che precede, se non per la 
grande lettera iniziale, rossa, A, con la quale questa Allocusione 
comincia. Non posso affermare se essa pure sia traduzione dal 
latino: certo, in S. Anselmo non fa seguito all’ ‘admonitio ”. 


Comincia: 

[622] Ame, quí rechois Jhesucrís, tu rechois .v. parties, Li premiere 
est chius meismes corps qu'il rechut de le virge Marie. Li seconde est li sans 
de li meismes qu’rl espandi en le crois. Li tzerche est celle meismes ame 
que li peres envoia de sen preciews cuer ou benoit ventre de le Virge. Li 


1 Quivi porta per titolo: ‘Sancti Anselmi Cantuariensis Archiepiscopi 
Admonitio morienti et de peccatis suis nimium formidanti’. 


NOTIZIA DI UN MS. CONTENENTE COMPONIMENTI RELIGIOSI ECC, 671 


quarte est vie avoec le corps. Li quinte est li peres, li filz ef li sains Esperis 
et c'est toute li trininites (sic) au commenchement, etc, 


6. Sermone sulla Passione [65*—134*]. — Questo lungo e 
anonimo! Sermone sulla Passione di Gesù Cristo io credo scono- 
sciuto: è notevole in quanto è scritto per intero in francese, e si 
sa che di Sermoni, che si trovino in condizioni tali, sono scarsi i 
monumenti. ? 

Ecco I esordio: 

[653] Audite, obsecro, universi populi, et videte dolorem meum, — Nature 
aprent que creature a qui dieus a congnissanche donnee ait don meffait de 
sen proisme compassion, se tews creature n'est desnaturee. Dont on voit avenir 
que combien que uns homs ait de tourment desiervi, si en a on pité quant on 
li fait grandement a souffrir, Et plus grant pité en a on quant il sueflre 
outre che que ses meffais requiert par rayson. Mais encore en a on plus 
grant pité quant on scet de ciertain qu'il n'a riens fourfait. Et s’il avient 
que che soit pour autrui qu'il ait a souffrir, chil pour qui c'est le doivent 
moult exellentement sentir. Et adont le doivent il sentir tres amerement, 
quant [656] il scevent de si qu'il n'ont en mule riens desiervi, dont il soit 
viers yaus tenus de faire courtoisie ains li ont fait despit ef vilenie. Et s’il le 
veoient abandonner a endurer de se volemté mort honteuse el angoisseuse pour 

aulz de painne ef de siervage oster, de tant le deveroient il encore plus sen- 
tir ef celui miens amer. Veritablement tout cil d'egre (?) digne de compassion 
et de pité furent en le mort de no benoit sauveur Jhesucrist. Dont cuers 
d'omme ef de femme est trop desnatures: qui chou ne sent nom meement 
auiourd'ui quant nows scavons que c'est li iours ou quel il fu ensi a mort 
traities pour nows. Et comment que par droiture ef par raison ef par nature 
a chou sentir nows soyemes tenu [662], si nows en prie li doulz agniaus 
Jhesus tres affectueusement en le parole que i'ai chi pourposee au commenche- 
ment, qui est prise des lamentations Jeremie le prophete ef dist en tel maniere 
tout cil dou monde:® Je vows pri de cuer que vows vees ef oyes mes doleurs. 
Ceste doleur en espetial* ie vous pourpose a raconter, ef ie prie au roy de 
paradis qu'il doinst benichon de grasce a tows chiaws ef a toutes celles qué 
l'ascouteront devotement ef meteront paine au retenir pour avoir aucum exemple 
de vivre d'ore en avant plus saintement. Et se il vows plaist pour grasce 
empietrer si en saluons le virge Marie dou salut qui en tel ¡our k’il est oren- 
droit li angeles li aporta.. Car vows deves scavoir que a tel iour que Jhesu- 
cris fu anunchies fu il crucefijes. 


1 Molti nomi di predicatori della fine del sec. XIV si leggono in Hist. 
littér, de la France, XXIV, 377—8. | 

2 Sulla predicazione e sui predicatori del medio evo rimando, oltre che 
a La Chaire française già citata del Lecoy de la Marche, al Burgain, 
La Chaire pian au XII siècle, Paris, 1879, a un art. di Ch, V. Lan- 
glois in Revwe des Deux Mondes (1. febbr. 1893) e al capitolo ‘Sermonnaires 
et traducteurs' di A. Piaget in Mist, cit. del Petit de Julleville, vol. 
II, 220sgg. 

3 Le parole ‘tout cil dou monde’ sono aggiunte in margine, con segno 
di richiamo, 

4 Il-] è aggiunto sopra il rigo, con segno di richiamo, 


672 A 


Tres douces gens, [66>] ı 
soit qui ditte est ordeneement ! 
legierement. Et en verité cest 
plus piteuse ef a cuer devot li 
penser a dire ordeneement pou 
devot le puissent savourer plus 
que nous poons comprendre en 
tant que ore et sont ces .VIIL 
chi apries s'ensieut powr enten 
et pour sentir plus vivement. 

Li premiere si est powrq! 
conde comment contre se nu 
comment contre chou qu'il atei 
et enmena. Li quinte comment 
on l’acusa ef condampna Le 
comment il fu ensevelis.! 


Il tema, del resto, - 
medio evo gran voga ed : 


1 Confesso che il senso 
rissimo. 

? Certo, alla diffusione p 
tribuito molto anche il così « 
A. Bos, Trois versions rimée 
Tex. Frang., 1885, Introductia 
produzioni di tal genere—alcu 
babilmente nella prima metà di 
de la France XXIX, 562—3: 
questo testo si abbia copia ne’ 
tengono devute, ‘Meditazioni’ 
p- 11,197 e XXXIII, p. II, 2 
de Ceriton fu segnalato in un 
et Extraits de quelques man 
V,154spg.) Grande fama go 
una *Contemplatio passionis Jt 
(Hauréau, Notices cit., VI, 1 
et gloriosa semper Virgine M: 
(Ib. vi, 175—6); le ‘Horae de 
richiamarci ai 'sermoni”, sia | 
francese, di rimandare a F 
Obungsbuch, Bonn, 1885; : 
alters, Leipzig, 1887, III, 363 
1889, p. 82, 1894, p. 49, 189c 
et Extra:ts XXXI, p.L 91, : 
poema fantastico, in quartine 
pure Nicole Bozon: cfr. Les ( 
passion riméc’, di cui se ne 
Tex. Frans, 1901, p.53, v. 
la fortuna goduta sul teatro fr 
I, 458 sgg., cfr. specialmente F 
e Répertoire du théatre com: 
Dei ‘sermoni’ da me, a secor 
meno bene conosciuti, darò 
tutt’ altro che completa! Con 


NOTIZIA DI UN MS. CONTENENTE COMPONIMENTI RELIGIOSI ECC. 673 


cosa, in fatti, avrebbe potuto maggiormente dilettare, istruire e 
commuovere quelle anime credule ed ingenue degli avi nostri di 
un avvenimento così potentemente suggestivo e maraviglioso? Se, 
come io penso, il Sermone è stato scritto per gli ‘Amici di Dio’, 
deve anche essere stato composto originariamente in volgare; però 
non potrei dir con qualche sicurezza se esso sia stato detto o 
letto: tuttavia propenderei a credere che fosse stato piuttosto letto 
che detto.! Che poi venisse rivolto a gente non dell’ infimo volgo, 
me lo fa sospettare, per quanto agen. eme PNE) DECIDERE 
la mancanza assoluta di exempla, dei quali esso massimamente 

deva diletto e che in questo tempo son tutt’ altro che rari.® Dei 
sermoni del sec. XIV possiede ,Pobligation rigoureuse des divisions 
à l'infini“ (è diviso, come si è veduto nell’ esordio, in otto parti, 
più o meno uguali,4 ciascuna delle quali tratta sempre regolar- 
mente di ,.IIII. cozes“), onde pure in esso si nota, e potentemente, 





del Lecoy de la Marche trovo che forse uno, sempre inedito, ne ha André 
de Chaalis, domenicano, 1272 (p. 497) « un’ omelia, forse, Gérard de Reims, 
1272, 1282 (p. 506); Jean de Chinitlon, francescano, un sermone sulla Passione, 
nel 1272 e nel 1273, predicó a Champeaux, all’ abbazia di S, Antonio e a 
Parigi (p. 515); e finalmente uno si trova attribuito a un Laurent, 1283, ca- 
nonico regolare ‘du Val-des-Ecoliers? (p.520). Altri quattro ne ha fatti 
conoscere l'Hauréau, Due hanno per motto ‘Ilumiliavit semetipsum’; ma di, 
essi quello che è ricordato al vol. IV, 131sgg. delle Notices cit. sembra aver 
goduto maggior fama e se ne conosce l’autore, Mailli; l’altro ricordato al vol. 
III, 139 è anonimo. Un terzo, che in alcuni mss, è sotto il nome di Gui 
d'Evreux, „c'est un sermon très long, où sont racontées toutes les circonstances 
de l'arrestation, du jugement, du supplice de Jésus (III, 139); l’ultimo, far- 
cito di latino e di francese, è pur esso sufficentemente prolisso, ed è rivolto 
a laici (IV, 112sgg.). Il giorno della Passione predicò pure, negli ultimi del 
sec. XIII, tale argomento Gilles d’Orp (Mist. littér. de la France XXVI, 417), 
e Arnoul de Eee nel giorno dell’ Invenzione della Croce, nel 1273, , chez 
les Béguines ... fait sur la passion de Jésus-Christ une longue dissertation 
qu'on pourrait ‘croire tirée tout entière d'un cours d'histoire naturelle (Hist. 
hittér. de la France, XXVI, 433)“ Di ‘sermoni’ scritti in francese ne trovo 
uno indicato in Romania XXVIII, 254 sgg.; una ‘Passione’, secondo il Vangelo 
di Nicodemo si trova pure in vari mss.: clr. Notices et Extraits cit XXXIV, 
p. I, 186; XXXVI, p. Il, 409 e 718; v. pure Bull, de la Soc. des Anc. Tex. 
Frang., 1885, p.54. E sulla Passione, in fine, scrisse a lungo Gerson: cfr. 
P. Meyer in Archives des missions scientifiques et littéraires, 2% serie, t. III 
(1866), p.277 e anche A. Piaget in Zistoire cit. del Petit de Julle- 
ville II, 260. Sulla fortuna goduta dal tema sul territorio italiano, trovi in- 
dicazioni e rimandi nell’ art. di M, Catalano Tirrito, J? poemetto religioso 
nei secoli XIII e XIV in Esercitazioni sulla Letteratura religiosa in Italia 
nei secolî XIII e XIV dirette da G. Mazzoni, Firenze, Alfani e Venturi, 
1905, p. 2435EB- 

1 L’ espressione dell’ esordio ‘tres douces gens', rivolta agli ascoltatori, 
giova indifferentemente tanto per |’ una ipotesi come per |’ altra, 

2 Ma in alcuni dei sermoni citati sopra a pg. 672, n. 2 la fantasia spazia 
libera e audace. 

® Cfr. Lecoy de la Marche, La Chatre cit. p. 299. 

4 Nel cd, si distinguono dalla lettera iniziale di ciascuna, piuttosto grande 
e miniata. Prologo 65a—672; 12 67a—74b; za 74b—80b; 3a Sob—874; 
42 87a—952; 53 953—1004; 64 I008—1133; 78 1132—129b; 8a 129b 
u 4 


Zeitschr. f. rom, Phil. XXX, 43 


674 A. PARDUCCI, NOTIZIA DI UN MS. CONTENENTE ECC. 


„une stricte uniformité“:! siam davvero ancora molto lontani 
dall’ arte del Gerson! 

Quanto alle fonti, 1 anonimo autore procede, abbreviando e 
compendiando, sui racconti evangelici; ma anche I’ apocrifo Zovan- 
gelium Nicodemi, e fra gli apocrifi non questo soltanto,? conobbe e 
usufrui. In generale poi, anzi che commuovere, cerca d’ istruire;3 
e a tale scopo giovano le non rare considerazioni morali, suffragate 
spesso dalle citazioni delle solite autorità, che i fatti narrati gli 
ispiravano più o meno opportunamente. 


1 Hist. littér, de la France XXIV, 368; cfr. anche Lecoy de la 
Marche, Za Chatre cit., p. 3708gg. 
2 Cosi, ad es., che Pilato, dopo aver condannato a morte Gesú, vada a 
resentarsi a Cesare, parato della ‘cotte Jhesucris qui sans cousture estoit? 
E1103), si legge nella Mors Pilati qui Fesum condemnavit: cfr. Tischen- 
dorf, Ævangelia apocrypha, Lipsiae, Mendelssohn, 1876. 
® E pure una caratteristica dei sermoni di questo tempo: cfr. Lecoy de 
la Marche, Za Chaire cit., p. 308. 


Amos PARDUCCI. 


La famiglia di fanfarone, 


Questa nota non presume di arrecar novità, ma si prefigge 
soltanto di dare assetto a un gruppo di vocaboli, nel quale sem- 
brano essersi fatte confusioni, e d’indicar gli argomenti, che 
militano a favore d'un etimo già da altri proposto ma non 
comunemente accettato. 

Da lat. for, faris il Covarruvias traeva sp. /anfarron (cfr. Dicc. 
Ac. esp. s. v.): il che quadra pel senso, ma non è ammissibile, 
perchè i parlanti romanzi non possono aver operato su un verbo 
non solo indubbiamente ignoto al latino volgare, ma anche di uso 
on e scarso nel latino classico (cfr. Georges, Ausf. lat. Hwib.1 
5. Y 

Il Diez, £/ Wib,5 133, raggruppa in una serie unica ant. sp. 
fanfa „millanteria“, it. fanfano vano“, sp. fanfarron, fr. fanfaron, 
fanfare, sp. farfante ,millantatore“, prov. farfantaire „ciarlatano“, 
in tutti ravvisando semplici onomatopee. E lo seguono il Caix, 
Studi di elim. it, e rom., nn. 80 e 315, che aggiunge a den a 
fanfera e farfanicchio, il Meyer-Lübke, Gramm. d. rom. Spr. 1, 49, 
che menziona /arfante e fanfano, e il Körting, Lat-rom. Wa, 
n. 3620, che cita un /anfanatore ignoto al Tommaseo (forse equi- 
vocando con anfanafore ivi registrato) e nell’ asp. fanfa vede lo 
stipite della famiglia. 

Dal Diez divergono lo Scheler, Dict. Pet. fr.3, p. 208, che di 
fr. fanfare, voce anche a parer suo onomatopeica, stima derivati 
fr. fanfarer e fanfaron, e lo Storm, Arch. glott. it. IV, 390, il quale 
muove da fanfaluca e giunge a fan fera pel tramite del com. /änfola 
pciancia*, che di fanfaluca è accorciamento si e come mil. /anfulla 

sbaia, celia“. 

[Lo Storm sbidem e lo Schuchardt, Zeitschr. f. rom. Ph. XXVIII, 
143, insieme. alle voci lombarde testè citate adducono sic. " fanfonia 
affine a tosc. fandonia così di senso come di suono. Ed anzi il 
secondo scorge in fandonia una dissimilazione di fanfonia stessa. 
Ma quanto a sic. fanfonia non so se non sarebbe meglio vedervi 
un rifacimento popolare di lat. symphonia, quale si ha in prov, /an- 


1 I dati intorno all’età de' vocaboli sono desunti dalla 1a ed, del Di- 
zionario dell’ Accademia per lo spagnuolo, dal Dictionnaire général e dal 
Godefroy pel francese, dal Tommaseo-Bellini e dalla Crusca® per |’ italiano. 


43* 








676 ATTILIO LEVI, 


fini -comamusa, chiasso, mormorio“ (cfr. Mistral, Zresor s. founfoni). 
(Quanto poi a fanlomia certamente non può ritenersi derivata da 
lat. fando, grrandio di for (come vuole il Tommaseo s. v.), sia per 
quel che si disse più sopra rispetto all’ etimo del Covarruvias, sia 
perchè una formazione siffatta sarebbe singolarissima, sia infine 
perchè essa è voce popolaresca e non anteriore al sec. XVIL 
Tuttavia non mi sembra che si possa in /andonia scorgere una 
dissimilazione di funfonza, e ciò per due ragioni; 1% Dissimilazione 
può ammettersi solc fra vocaboli dello stesso territorio: ora, mentre 
fandonia è ben toscana, di fanfonia in Toscana non v'è traccia. 
29 Di /, che si dissimili in 4, non v' ha esempio, neppure presso 
i Grammont (La aissimilation consonantique dans les langues indo- 
europiennes et dans les langues romunes, Dijon, 1895), il quale ad 
ammettere cotali trapassi € naturalmente propenso.] 


Finalmente, non senza peritanza lo Scheler, L c., e I Eguilaz 
y Yanguas, Glosario etim. de ¡as palabras esp. de origen oriental, 
Granada, 1886, p. 395, menzionano come base possibile di /an- 
farme V arabo farfir, che il Freytag (citato da Gioeni, Saggio di 
etimologie siciliane, Palermo, 1335, p. 115) spiega „vis mente, incostans, 
mullıloguus, omnis frangens” e i Kazimirski (a quanto mi comunica 
il prof. L Pizzi in lettera del 4 VL 06) traduce „chi parla molto, 
ma ingarbugliandosi e spropositando“. 


> 
» 3 


Ora, anzitutto mi sembra che fr. funfare sia da disgiungersi 
dal gruppo. 

Fr. fanfare (da cui verosimilmente deriva it. f/anfára, come 
sembra dimosirar |' accento: e il derivato suo fanfarer si riscon- 
trano gia nel Rabelais, sono quindi più antichi di /anfaron e 
fanfarmnate, che ron risalgoro oltre il sec. XVII, e de’ quali il 
secondo palesa nella terminazione |’ origine straniera. A questo 
dato di faito, che certamente in sè e per sè non è una ragion 
perentoria, s' aggiunga che, se, com'è verosimile, /anfaronnade 
deriva di Spagna, è non men verosimile che ne derivi anche /an- 
faron (come afferma del resto il Dict. g/m. s. v.), poichè i due 
vocaboli sono indissolubilmente congiunti. 


Cit posto, essendo al tutto naturale che a significar , suono“ 
sia stata da’ parlanti foggiata una voce imitativa, nulla vieta che in 
fanfare, come prima del Diez proponeva il Nicot, si scorga un’ ono- 
matopea analoga al faratentara de’ Latini (cfr. Tommaseo s. v.), e 
più precisamente analoga a quell’ enniano furatantara, che, coinci- 
denza o sopravvivenza che sia, ricompare coll’ identica forma ed 
accezione in sardo logudorese e spagnuolo, con lieve modificazione 
in mil. fantéra squillo di tromba“. Ne della natura onomatopeica 
del vocabolo francese può dubitarsi a cagione dell’ /, che corris- 
ponde al / latino, giacchè negl’ idiomi gallici presentano tale fri- 
cativa più voci indicanti ,suono“, che sono loro speciali, ad es, 


LA FAMIGLIA DI FANFARONE. 677 


prov. fanfan ,mormorio“, fr. faridondaine, fla, flicflac, flonflon, fric- 
frac, froufrow: laonde si può pensare che detto fonema riproduca 
una peculiaritá del senso acustico di quelle popolazioni. 

+ à * 

Scacciato !’ intruso, veniamo a’ membri legittimi della famiglia, 
cominciando da quell’ asp. /anfa ,millanteria“, che secondo il 
Diez e il Kórting è il capo stipite. 

In primo luogo, esiste essa veramente? Non solo io I ho 
cercata invano, ma R. Menendez Pidal, cui ne chiesi notizia, ne 
scrive (cartolina del 7. IV. 06): ,No conozco la voz fanfa de Diez, 
EWb. 133, ni la hallo en ningun glosario antiguo ni moderno. 
Solo hallo en el Nóvo Dicc. da Lingua Portuguésa de Candido 
Figueiredo: „/anfa m. (popular), o mesmo que /anfarrdo*. È 
dunque lecito il dubbio. Ma, quand’ anche /an/a „millanteria* 
esistesse, sarebbe pur sempre più verosimile ch’ essa fosse una 
formazion regressiva, cioè un sostantivo estratto da fanfarron, sí e 
come ptg. fanfa dev’ essere accorciamento di /anfarrdo. Infatti, 
se fanfa „millanteria“ fosse un primitivo, in mancanza di radice, 
cui connetterla, dovrebbe ritenersi un' onomatopea: ora, che i 
parlanti abbiano foggiata un’ onomatopea per significare un con- 
cetto morale è cosa per sè stessa assurda e inconcepibile. Inoltre, 
data la base fanfa ed escluso il termine intermedio fanfare (che 
è ignoto a Spagna), rimane inesplicabile la formazione di fanfarron, 
poichè fra quella base presunta e questa pretesa derivazione v' è 
un salto, che i parlanti non possono aver fatto. 

Similmente, il procedimento escogitato dallo Storm, AG., IV, 
390, e, sembra, sostanzialmente accettato dallo Schuchardt, Z, 
XXVIII, 143 [giusta il quale /anfarone deriva da fanfaluca per la 
trafila di fanfola: fanfana: fanfera], non ripugna alle leggi fone- 
tiche, nè è impossibile sotto il rispetto semasiologico: ma pecca in 
ciò che fanfaluca è bensi voce comune a tutta Italia, ma /anfana 
e fanfera son toscane, fanfola è lombarda, e di quest' ultima, 
termine intermedio necessario all’ ipotesi, non v' è traccia in Tos- 
cana. Sicchè si ripresenta |’ obiezion precedente: tra famfaluca e 
fanfarone intercede una distanza, di cui non si può dire se e come 
l' abbiano superata i parlanti. 

Se poi si fanno ulteriori indagini nel campo romanzo, si 
trovano voci di suono affine, ma non convengono assolutamente 
pel senso. Basterà |’ enumerarle. 

10 Lat. farfarus, variante farferus ben antica (già in Planto), 
it. farfaro, variante farfero, it. sp. farfara sorta d' erba“. 

20 Nap. fanfaro, ven. nap. fanfano, prov. fanfre sorta di 
pesce“. [Il quale può risalire a gr. xouxtloc, lat. pompilus, „sorta 
di pesce“ anch’ esso, se fanfaluca risale a gr. xougolv£ (come 
volle il Diez 133 e prima di lui il Muratori: cfr. Tommaseo s. v.) 
e farfalla a lat. papilio (come viene ammesso: cfr. Meyer-Lübke, 


678 ATTILIO LEVI, 


Gramm. ital, Torino, 1901, p. 121): quanto alla terminazione si 
può raffrontare gen. müsao „muggine“ da lat. mugil.| 


3° Sp. farfan ,soldato di cavalleria cristiano, che militava al 
soldo de’ re del Marocco“. Con poca verosimiglianza tratto dal 
tedesco nel Dicc. Ac. esp.13 8. v., par voce araba: tale almeno la 
giudica il prof. I. Pizzi (lettera del 18. VI. 06): però manca al- 
l Eguilaz y Yanguas, Glos. elim., nè era vocabolo molto comune 
nemmeno in Ispagna (come si desume da’ luoghi citati in Dicc. Ac. 
esp.! 8. v.). Tuttavia la si ha pure in ant. cat. farfan facchino“ 
[mutamento di senso, che non può sorprendere chi pensi a sp. 
alguacil „sgherro“ da ar. a/-vazîr „primo ministro“] e forse nella 
voce di gergo veneziana farfo sbirro“. 


4° Prov. fanfaro „torcia, fiaccola“ (che lo Schuchardt, Zeitschr., 
XXVIII, 143, connette con /anfaluca). 

* * * 

Dunque a spiegar la famiglia farfante-fanfarron non rimane 
che I ar. farfár ,frivolo, incostante, ciarlone — che rompe tutto 
— che parla molto, ma ingarbugliandosi e spropositando“; e ad 
esso si può (se pur non si deve) far capo, tanto più che è agevole 
ricostruir la serie delle sue trasformazioni. 

Con semplice desinenza romanza lo si trova anzitutto in sic. 
farfaru ,furbo“, farfar-eddu, -icchiu, -idduzzu diavoletto — ragazzo 
vivace“ (cfr. Gioeni, Saggio di el. sic. 115, De Gregorio, Stud? glott. 
it, III, 233 sg) — in tosc. firfero „ragazzo, che non sta mai 
fermo“ (lo riporta dal Rigutini il Gioeni idem), nel dantesco 
Farfarello [col quale non saprei se non si potrebbe connettere fr. 
farfade)] — in nap. farfart:llo „il diavolo — nella locuzione sp. 
en farfara „in gran fretta“ e nella voce di gergo sp. farfaro 
„chierico“ [denominazione evidentemente spregiativa, desunta forse 
da ciò che il sacerdote compie il suo ministero sovratutto coll’ eser- 
cizio della parola], alla quale corrisponde, e verosimilmente ne 
deriva, la voce gergale milanese /arfer ,frate“. [Similmente del- 
l’ affine vb. arabo furfara parlar molto, ma ingarbugliandosi e 
spropositando* si ha forse la traccia in nap. cunfarfare, che indica 
nil parlar di soppiatto di più persone per concertar qualchecosa* 
giusta 1 Andreoli]. 

Ora, come (a parer del Gioeni, l. c.) la voce probabilmente 
passò di Sicilia nel continente italiano, così probabilmente in Sici- 
lia essa subì una prima trasformazione. Essendo verosimilmente 
colà conosciuta pure nella sua primitiva accezione di ,loquace*, 
contaminatasi con sic. furfanti ,furfante* diede sic. farfanti ,bu- 
giardo“. Donde Spagna trasse il suo farfante, da cui derivò 
Jarfanton, come o direttamente di Sicilia o pel tramite spagnuolo 
Provenza ne trasse il suo farfant, da cui derivò farfantaire. 

E che questa sia stata la via tenuta dalla parola io m’ induco 
a credere per le seguenti ragioni: 1° Dato farfante = farfaro + 


LA FAMIGLIA DI EANFARONE. | 679 


furfante, equazione in sè e per sè probabilissima, la voce non può 
essere che d' origine siciliana. Infatti, da una parte sic. farfaru 
(coi derivati) è proprio del parlar comune, per contro sp. riso 
è proprio del parlar zingaresco, quindi è d’ uso ristretto, come 
ristretta è |’ accezione: dall’ altra furfante è ignoto a Spagna. 
20 Mentre in Ispagna da farfante non si derivò che farfanton, 
in Sicilia il vocabolo ha una lunga schiera di derivati: ferfanf 
-az3u, -eddu, -iscu, «ou, -unt, -unazzu, -unsddu, farfantiarí „men- 
tire“, farfantaria „menzogna“, dimin. farfantariedda, La quale 
abbondanza di derivazioni non è certamente un argomento deci- 
sivo, tuttavia è di qualche peso, poichè è verosimile che terreno 
originario sia quello, in cui il vocabolo prosperó maggiormente. 
* i * 

Indipendentemente da questa particolar combinazione, dal 
tronco di farfaro sembrano in Italia dopo lunga gestazione (| 
voci toscane sotto riferite non sono attestate prima del sec. X 
essersi dipartili tre rami: 

10 *fanfaro, di cui le traccie prime sono forse in nap. nfan- 
farirse „confondersi, perder la tramontana* e sard. log. cunfänfara 
„chiacchera“, cunfanfarare chiaccherare“, come quelli, che pel 
senso più s' accostano all ar. farfár in quanto significa ,chi parla 
molto ingarbugliandosi“ [Sic. cunfanfararı „esser confacente“, se 
spetta qui, presenta una deviazion di senso dovuta forse ad influsso 
di sic. cunfarisi ,confarsi“]; ma più palese si mostra in venez, 
fanfarielo ,bambino* (che significherà „scioccherello* oppure, dia- 
voletto“), tosc. fánfera (nella locuzione a fanfera = a vanvera), 
fanferina „burla“, mil. /anfer ¿cosa da nulla“ [Infatti è risaputo 
che in questi casi tosc. -ero, mil -er presuppongono una fase -aro, 
-ar: cfr. Meyer-Lübke, Gramm. it. 68, Salvioni, Fon, mil. 96]. 

2% tosc. fanfano „vano*, a fanfana „a caso*, venez. fanfanada 
„millanteria*, fanfo sciocco”, 

3° *farfano, che si estrae da tosc. farfanicchio „uomo vano 
e leggiero ma pretenzioso“ e si ha verosimilmente in piem, farfu 
„sciocco*, che può stare a * farfano come piem. orgu sta ad organo 
(cfr. Ascoli, Arch. glott. it., II, 119 no, Meyer-Lúbke, /1alien. Gramm., 
158). 

a come sará avvenuto codesto differenziamento della base? 
Pel Grammont, Dissim. conson, e chi ne seguisse la dottrina la 
spiegazione sarebbe agevole, poichè si vedrebbe qui |’ attuazione 
piena delle leggi dissimilatorie, Ma, se da una parte non mi cade 
in mente di negare che esista la dissimilazione, dall’ altra che 
s' avveri ne' modi e nelle forme da esso Grammont volute non mi 
par provato, E, poichè mi sembra che convenga andare a rilento 
nello stabilire ed ammettere leggi fonetiche, le quali non trovino 
larga e quasi costante conferma ne’ fatti, stimo più prudente scor- 
gere qui una serie di analogie successive agevolate dall’ affinità 


Un romanzo d’ amore nel secolo XIII. 


LA 


Chi voglia aver piena contezza de’ risultati a’ quali è giunta 
la critica circa la Vita Nuova, il giovanile romanzo di Dante Alli- 


ghieri, non ha che a leggerlo nella bella edizione datane da Gio- 


vanni Melodia,! il quale ornò di lucide esposizioni e di sottili 
commenti quel libro ch’ è il frutto più fresco e più delicato 
della nostra antica letteratura d' amore. Dopo il formalismo distrat- 
to degli ultimi Provenzali e de’ primi Siciliani, a cui sembra squa- 
drare le fiche lo sboccato realismo d' alcuni poeti di popolo o che 
al popolo s' ispirarono, la Fifa Nuova è quasi la rappresentazione 
spiritale e velata d' un amore di sogno. Nè altra la volle il poeta, 
se ne rimosse con diligenza meticolosa qualunque determinazione 
che potesse parer troppo materiale e concreta; onde sono ta- 
ciuti i nomi de' luoghi e delle persone; quello della città; quello 
del fiume che I’ attraversa; quello del primo amico di Dante; 
quelli del padre e del fratello, delle amiche e delle rivali di Bea- 
trice; tutti, salvo il nome fatidico di Giovanna e l'altro della 
gentilissima, ch' è accompagnato da questa chiosa: «la quale fu da 
molti chiamata Beatrice, li quali non sapeano che sì chiamare»,? 
Frase avviluppata ed ambigua, che ha dato tanto filo da torcere 
a' commentatori, costretti, per interpretarla, di far violenza alla 
grammatica o al senso comune; e va forse intesa così: — Fu chia- 
mata Beatrice da molti i quali non sapeano che cosa, qual altra cosa, 
chiamar così. — Era, avverte il poeta, la gloriosa donna della 
sua mente; e molti la chiamavan Beatrice, non conoscendo alcuna 
creatura più degna d’ esser così dimandata. I] romanzo giovanile di 
Dante si svolge tutto in una mezz’ ombra di mistero e di rapimento, 
Procede per visioni e per allucinazioni, e anche il Melodia osserva 
con molto acume che de’ fatti spirituali ond’ è massimamente tra- 
mato «alcuni avvengono e si svolgono conformemente alle leggi 
ordinarie di natura, altri nel colorito o nell’ intensità o in altra 
circostanza, hanno dell’ ideale».3 A ogni nuova rappresentazione 


1 La Fita Nuova di Dante Alighieri, con introduzione, commento 
e glossario di G. Melodia, Milano, Vallardi, 1905. 
2 V.N.I 


2 Op. cit. p. XXXVI. 


682 G. A. CESAREO, 


cresce il sospetto ch’ ella nasconda un simbolo, un’ allegoria, un 
presagio, una significazione remota. I casi più rilevanti di quel- 
l’ amore son riportati al numero nove, per dimostrare che Beatrice 
era un miracolo, la cui radice è solamente la Trinità: a move anni 
Dante incontra la prima volta Beatrice, che ne avea pure nove; 
compiuti altri nove anni, accade il secondo incontro; la gentilissima 
saluta il poeta su |’ ora zona; in un sirventese ch’ egli narra d' aver 
composto in lode delle più belle donne della città, il nome della 
sua non soffre di stare se non al nono luogo, e cosi fino alla morte 
di Beatrice, che avviene per |’ appunto nell’ ora prima del mono 
giorno del mese, secondo l' usanza d’ Arabia; nel mese nono del- 
l’ anno, secondo |’ usanza di Siria e, secondo |’ usanza nostra, 
nell’ anno che il perfetto numero (il dieci) era nove volte compiuto 
in quel centinajo.! 

Le donne del romanzo son larve più che persone: la stessa 
Beatrice è una forma cterea di bellezza intellettuale e di luce. La 
sua apparizione qua giù è prodigiosa e fugace, come quella d' un 
angelo, e il motivo dominante del libro è la morte di lei, il suo 
tránsito di terra in cielo.? Nelle tre grandi canzoni che, quasi 
colonne centrali, sostengon I’ armonioso edifizio della Vita Nuova, la 
prima è il presagio, la seconda il terrore e la terza il compianto 
di quella morte. 

La prima creazione di Dante non può essere cólta nel suo 
vero significato se non da chi penetri nella zona irreale ov’ ella si 
libra luminosa e leggera come un miraggio; scrutata grossamente, 
si scioglie e dilegua. A un occhio estatico, appar sempra quella; 
davanti una pupilla fredda e curiosa, si converte in un tessuto di 
contraddizioni. 

A nove anni Dante, bambino, incontra una bambina, Bea- 
trice. Fd ecco che trema in lui lo spirito della vila, orribıl- 
mente; si maraviglia lo spirito animale, e lo spirito naturale comincia 
a piangere. D’ allora innanzi Amore signoreggiò l anima del 
poeta. secondo ch’ egli ci attesta. 3 

È già un bel caso che alcuno, e si chiami pur Dante, sia 
travagliato in età cosi tenera da tal veemente passione; ma non 
meno sorprende quel saluto onde, appresso nove anni giusti e non 
meno, Beatrice conforta il pavido amante. L’ artifizio dell’ inaspet- 
tata ripresa è troppo visibile, e io, mi scusi il Melodia, inclino a 
tenere, col Barbi, che il doppio incontro di Dante e Beatrice a 
nove anni e a diciotto è mera invenzione del poeta. «Ma, oppone 
qui acutamenie il nuovo editore, come distingueremo in essa [nella 
Vita Nuova] i fatti storici dagl’ inventati?» 

Fu già avvertito il dissidio fra il sonetto ove Dante finge 


1 V.N.I, II, VI, XXIX. 

2 Ciò fu anche avvertito da J. Earle, Za V. N. di Dante, Bologna, 
1899, PP: 76—77- . . . . . 

® V. N, I: «D’ allora innanzi dico che amore segnoreggiò la mia anima». 

4 Bullets. d. Soc. Dant, XI, 3 sgg. 


UN ROMANZO D’ AMORE NEL SECOLO XIII 683 


che Amore abbia pasciuto Madonna del cuore di lui e la prosa 
con cui volle egli, molti anni dopo, alquanto sforzarne la signi- 
ficazione simbolica; fu già avvertito come si stenti a credere, per 
varie ragioni, che quel sonetto sia stato veramente composto da 
Dante nel suo anno di vita decimo ottavo,! 

Le donne dello schermo si conviene oramai da’ più discreti 
espositori della Vita Nueva non esser altro che figurazioni velate 
di passioni giovanili, le quali Dante s’ ingegnò poi di convertire 
in quella finzione, allor che volle rappresentare in Beatrice |’ unico 
e degno fastigio dell’ amor suo. Dante stesso par confessare la 
simulazione quando nota, in proposito d' una di quelle: «feci per 
lei certe cosette per rima, le quali non è mio intendimento di 
scriverle qui, se non in quanto facesse a trattare di quella genti- 
lissima Beatrice; e però le lascerò tutte, salvo che alcuna cosa ne 
scriverà, che par che sia loda di dei»? Di lei, vale a dire di 
Beatrice; e Dante schiettamente confessa d' aver trascritto nel 
libro suo alcune di quelle composizioni dettate per altre donne, 
ma che posson figurare come scritte per la gentilissima. Tali sono, 
per esplicita testimonianza del poeta, il son. O woi che per la via, il 
son. Piangele amanti, il son. Morte villana, il son. Cavalcando e pro- 
babilmente qualch' altro, su cui non si può formulare se non de' sospetti. 

Giova in tanto avvertire che, nel primo di codesti sonetti, non 
si scernono quelle «certe parole» ispirate al poeta, secondo ch’ egli 
vorrebbe darci ad intendere, dalla sua donna:3 e quelle segnalate, 
dopo più chiosatori, dal Melodia, non che riferirsi a Beatrice, sono 
in aperto contrasto con tutto quanto il poeta ha rivelato poco 
avanti di lei. Se per Beatrice egli era fatto «di si fraile e debole 
condizione» che a molti amici pesava della sua vista; se quest’ a- 
more l' avea «distrutto» (IV), come può dir nel sonetto: 

Amor, non già per mia poca bontate, 
Ma per sua nobiltate, 

Mi pose in vila si dolce e soave, 

Ch’ i’ mi sentia dir dietro spesse fiate: 
— Deo! per qual dignitate 

Così leggiadro questi lo cor have —? 


Ne’ due sonetti seguenti, che Dante dichiara composti per 
una dolce defunta «in guiderdone di ciò che alcuna fiata l' avea 
veduta con la mia donna» (VIIl), a punto cotal pensiero essen- 
ziale è taciuto a fatto; perchè non è mica vero che Dante ne toc- 
casse alcuna cosa nell’ ultima parte del secondo sonetto, com' 
egli, secondo la savia interpretazione del Melodia, ci vuol persua- 
dere. I versi 

1 Cfr, Cesareo, Amor mi spira, nella Miscellanea Graf, Bergamo, 1993, 
pag. Pres, Il dolce stil nuovo, Palermo, 1903, p. 87; Barbi lc, 


€... la mia donna fue immediata cagione di certe parole che nel so- 
netto sono» (VID. 





UN ROMANZO D’ AMORE NFL SECOLO XII. 685 


Tundalo, quella di San Brendano, quella di frate Alberico e altre 
compagne. Ma come conciliare codesto, che un critico chiama 
facetamente «l’ elogio funebre a Beatrice viva» con |’ amore, 
la cortesia, la discrezione di Dante? Chi si figura un poeta, 
sia pur del Dugento, che, per lodare la donna sua, non trovi nulla 
di meglio che prevederne la morte e la consecutiva ascensione in 
Paradiso? A comporre ogni controversia basterebbe non farsi 
scrupolo di sospettare che Dante potè scriver quella canzone, come 
gran parte della Vita Nuova, quando colei ch’ egli volle dimandare 
Beatrice era morta. Mezzo secolo dopo, il Petrarca faceva esatta- 
mente lo stesso per la morte di Laura. Un poeta non è un cro- 
nista: egli ha bene licenza, e se ne giova, d' adoperare tali 
artifizii per conseguire un suo effetto d' unità e di bellezza: egli 
non cerca e non ha da cercare la verità storica, ma la verità este- 
tica dell’ opera sua; e solo non si capisce come i signori eruditi 
se ne scordino così di frequente. Dante descrive il cordoglio di Bea- 
trice per la morte del padre con tre sillogismi;! e al pianto della 
sua donna due sonetti si riferiscono, ne’ quali egli finge d’ inter- 
rogare alcune compagne che sono state con lei. Immaginazione 
non solitaria nella nostra antica poesia d' arte: anche Cino, anche 
Francesco da Barberino, anche il Petrarca se ne giovarono. 

Appresso quella disgrazia, il poeta è cólto da una dolorosa 
infermità per la quale egli sofire move di, proprio nove, d’ amarissi- 
ma pena. E nel nono giorno gli viene un pensiero sinistro: quale? 
ch' ei forse morrebbe? No: «di necessità conviene che la gentilis- 
sima Beatrice alcuna volta si moia» (XXIII). Ora, che un uomo 
gravemente malato farnetichi, in vece che della sua, della morte 
d'un altra persona, anzi propriamente della donna ch’ egli ama, 
potrà sembrare un caso ordinario a' critici di manica larga: a 
me, dico il vero, sembra null’ altro che un pretesto di Dante per 
collocare, nel bel mezzo della Vita Nueva, la canzone del tránsito, 
dove Beatrice di donna ridiventa cittadina del cielo. Va da sé 
che pur questa canzone fu scritta, a mio credere, dopo la morte di 
colei nella quale il poeta raffigurò la sua Beatrice beata. Avrei 
trovato opportuno che il Melodia esprimesse il suo parere su la 
data di questa composizione. 

E finalmente Beatrice, arrendevole a’ vóti dell’ amico suo, muore 
davvero, Ci s' aspetterebbe uno schianto disperato e supremo: in vece 
Dante, dopo aver riflettuto «che forse piacerebbe a presente trattare 
alquanto della sua partita da noi», protesta di non volerne trattare per 
tre ragioni, luna più nuova dell’ altra: «la prima che ció non è del 
presente proposito, se volemo guardare nel proemio che precede questo 


1 V.N. XXII: “Onde, con ciò sia cosa che cotal partire sia doloroso 
a coloro che rimangono, e sono stati amici di colui che se ne va; e nulla 
sia sì intima amistade, come da buono padre a buon figliuolo, e da buon 
figliuolo a buon padre; e questa donna fosse in altissimo grado di bontade, e 
"| suo padre (si come da molti si crede, e vero è) fossi buono in alto see 
manifesto è, che questa donna fue amarissimamente piena di dolore.» 





UN ROMANZO D’ AMORE NEL SECOLO XIII. 687 


di lei.» Or mentre noi non conosciamo la «mirabile visione», nè 
sappiamo in qual maniera il poeta allora intendesse esaltare la 
Beatrice beata, possiamo, se non intendere e giudicare, almen 
certo accogliere le sue ragioni; possiamo ben figurarci, ma senza 
dimandar altro, che il poema immaginato da lui fosse tale che 
non v avesse nulla da fare la vita giovenile di Dante, che questi 
non si sentisse ancòra sufficiente preparazione a trattarlo e che vi 
preparasse chi sa qual lode diretta o indiretta di se medesimo. Solo a 
questo modo mi par che quel luogo possa avere una significazione. 

Non meno inesplicabile e oscuro è l' episodio dell’ amico 
che chiede de’ versi (XXXII), «Si venne a me uno, lo quale, 
secondo li gradi de |’ amistade, è amico a me immediatamente 
dopo lo primo; e questi fu tanto distretto di sanguinitade con 
questa gloriosa, che nullo più presso |’ era. E poi che fue meco 
a ragionare, mi pregò ch'io li dovessi dire alcuna cosa per una 
donna che s' era morta; e simulava sue parole, acció che paresse 
che dicesse d' un' altra, la quale morta era certamente: onde io 
accorgendomi che questi dicea solamente per questa benedetta, sì 
li dissi di fare ciò che mi domandava lo suo prego». È scrisse 
un sonetto in cui si lamentara egli, pur fingendo che si lamentasse 
quell’ amico suo, 

Chi era costui? 1 commentatori non hanno penato a indovi- 
narlo: un fratello di Beatrice; forse Manetto di Folco Portinari, 
Lasciamo stare la Portinari, ch' è una bella fissazione di molti, se 
non anche del Melodia: e vediamo il fratello della morta, senz’ altro. 
Perchè costui, chiedendo a Dante de’ versi per la sorella defunta, 
simulava ch’ ei fossero per un’ altra? Un delicato riguardo al do- 
lore di Dante, fu detto. Or se quel fratello non conosceva sol- 
tanto, ma approvava e compativa l amore di Dante per la sorella, 
che bisogno aveva egli di simulare? La lode della gentilissima, 
pur a nome del fratello di lei, non era sempre un conforto per 
l' infelice? O temea quegli d' esacerbare |’ ambascia di Dante, se 
gli avesse manifestato di volere de’ versi per la sorella? Ma non 
era più amaro il dargli a intendere che, proprio in quel momento, 
ne chiedea per un' altra donna? E come potea figurarsi che a 
Dante, pregato di rimare per un' amica, venisser fatti de' versi che 
sonasser compianto per la sorella? In somma Dante è dimandato 
di dire alcuna cosa in persona d’un altro per un’ amica morta; 
indovina che si tratta della sorella di colui, e scrive de’ versi per 
la donna propria. Un bel viluppo d' equivoci, come si vede! E 
quel tale avrebbe acconsentito a lasciar correre come sfogo del 
suo affetto fraterno de’ versi in cui la sorella è invocata sempre 
«la donna mia», «la mia donna gentil», e v' è detto che I’ anima 
di lui si sente «abbandonata de la sua salute», e v’ è rimpianto 
«'| piacere de la sua bieltatel» E di li a poco Dante medesimo 
narrerà com’ egli mandasse per suo un di que’ sonetti a due donne 
gentili che ne l’avevan richiesto! (XLI) Si domanda: allora per- 
chè avrebb' egli introdotto tale episodio? Per la stessa ragione 














UN ROMANZO D' AMORE NEL SECOLO XIÍl. 689 


morisse del 1290 o del 1291, e se la Vita Nuova fosse com- 
posta in torno il 1293 0 dopo il 1300. Noto soltanto: quando 
Dante stese il Conzivio e s' ingegnò di far credere che la donna 
gentile fosse la Filosofia, egli, non essendo un mentecatto, avrà 
cercato d’ almen ragguagliare le date in guisa che il conto 
tornasse. Or nel Convivio II, 2, egli afferma che la donna gentile 
gli apparve quando «la stella di Venere due fiate era rivolta 
in quello suo cerchio che la fa parere serotina e mattutina, secondo 
i due diversi tempi», in somma trascorsi trent’ otto mesi «appresso 
lo trapassamento di quella Beatrice beata», Se anche Beatrice 
mori |’ 8 giugno del 1290, la donna gentile non apparve la prima 
volta al poeta se non dell’ agosto 1293; nel qual tempo o poco 
dopo egli cominciò a andare «nelle scuole de’ religiosi o alle di- 
sputazioni de’ filosofanti», e compose la canz. Vor che infendendo, «Sic- 
chè, continua il poeta, in piccol tempo, forse di trenta mesi, 
cominciai tanto a sentire della sua dolcezza, che ’l suo amore 
cacciava e distruggeva ogni altro pensieroe. Tale stato d' animo, 
corrispondente a quello descritto con gli ultimi versi del son. 
L' amaro lagrimar nella Vita Nuova, va dunque riportato a trenta 
mesi dopo l' agosto 1293, vale a dire circa il febbrajo del 1296, 

Non eran calcoli astrusi; e se veramente la Vita Nuova fosse 
stata licenziata nel 1292 o nel 1293, chi avrebbe potuto menar 
buona al poeta |’ identificazione della donna gentile con la Filosofia? 
Nella Vita Nuova la consuetudine con la donna gentile è troncata 
da un’ apparizione della gloriosa Beatrice in vestimenta sanguigne 
(XXXIX): manifestamente, alla pubblicazione dell’ opera, quel «mal- 
vagio desiderio» doveva esser finito da un pezzo. E nel Convivio 
il poeta, per provare che la donna gentile non era che il simulacro 
della Filosofia, riferirebbe date precise onde risulta ch’ egli avea se- 
guitato in quella vanità sino a tre o quattro anni dopo il divulga- 
mente dell’ opera sua giovanile, E a chi | avrebbe data ad 
intendere? 


IL 


La Vita Nuova è, a parer mio, una costruzione interamente 
fantastica, nella quale Dante si giovò, credo bene, di sue esperienze 
sentimentali e di rime antecedentemente trovate, se bene la più 
parte a me sembrino immaginate e composte per servire unica- 
mente al romanzo e insieme con esso. LE’ una finzione di Dante 
che tutte le rime fossero scritte prima, di volta in volta, per occa- 
sioni reali della sua vita, e che dopo ei le raunasse ordinatamente 
e le fornisse non d' altro che del commento in prosa. Quali tra i 
fatti narrati v' abbian qualche fondamento di verità storica, quali 
vi sian dislocati o trasfigurati, quali inventati di pianta, non si può 
se non forse congetturare: storica v è solamente la narrazione 
de’ tumulti interiori, delle variazioni affettive, della graduale ascen- 
sione d’ un’ anima, quella del poeta, verso un ideale d' amore 
sempre più alto, la cui luce, a mano a mano crescente, cinge la 

Zeiischr. £ rom. Phil. XXX, 44 


690 G. À. CESAREO, 


dolce e miracolosa creatura, che volle il poeta raffigurare in Bea- 
trice. 

E questa io tengo che fosse veramente esistita, ma non quale 
Dante la disegnò nell’ opera sua, nè quale la vogliono i chiosatori, 
figliuola a Folco de’ Portinari, sposa a Simone de’ Bardi, e via 
discorrendo. Non dovette esser per altro il primo amore di Dante, 
che s’ ingegnò di persuadere codesto a se stesso ed agli altri, 
quando, innamoratosi in lei, la senti, in un lampo di fantasia mi- 
stica, predestinata da Dio alla sua salvazione. 

Rime d' occasione e veramente anteriori alla stesura della Vita 
Nuova a me sembrano: 1° il son. O vos, che per la via, forse il più 
antico del libro, in lode d'una donna amata primieramente 
dall’ Allighieri; 20 il son. Piangefe, amanti, epicedio per una giovine 
già amica di quella; 3° il son. Morte villana, su lo stesso argo- 
mento; 4° il son. Cavalcando ! altr’ ter, in lode d’ un’ altra donna 
amata da Dante dopo la prima; 5° il son. Tutti li miel penser, ch’ è 
de’ primi in lode di Beatrice; 6% il son. Con / altre donne, sul gabbo 
di Beatrice, sicuramente in principio dell’ amore di Dante per lei; 
7° il son. Ciò che m’ incontra, su lo stesso argomento; 8° il son. 
Spesse fiate, rappresentazione veemente della passione del poeta. 
In tutte cadeste rime non è pur l’alba di quella luce intellettuale 
d'amore a cui si volgerà estatico lo spirito del poeta alcun tempo 
dopo: la nuvola caliginosa della concupiscenza gli fascia ancor 
l’ anima: è amore secondo la natura sensitiva «per lo quale ama 
secondo la sensibile apparenza, siccome bestia».! Le donne amate 
non hanno nulla della spiritale bellezza, della verace umiltà, 
dell’ angelica beatitudine onde Beatrice apparirà poi vestita. Il 
poeta ha «baldanza» del suo «amoroso tesoro»; Amore lo induce 
«a servir novo piacere»; d’ Amore quegli si lagna e si rallegra ad 
un tempo; la diletta si fa beffe di lui, che ne rimane sbiancato 
e tremante; invoca Beatrice «bella gioia» al modo de’ Provenzali, 
e vorrebbe allontanarsi da lei per paura di morte; barcolla com’ eb- 
bro e non dubita di chieder conforto d’ amore; l’ anima sua 
sensitiva è tutta scossa come da un terremoto. Non un accenno 
alla purificatrice virtù della donna, al cor gentile degna sede del 
vero amore, all’ amore suprema perfezione dell’ uomo e «unimento 
spirituale dell’ anima e della cosa amata». 

Dopo ciò tutto, la prima ballata si può tenere per una scusa 
tardiva de’ traviamenti amorosi a cui s' era veramente abbandonato 
il poeta, ma ch’ ei rinnegó quando gli parve d’ aver trovato nella 
gentilissima la sua predestinazione. Va ripetuto il medesimo anche 
del primo sonetto, composto mentre il poeta giovine meditava di 
liberarsi dal senso in un’ intuizione ideale della donna, secondo la 
teoria predicata e praticata dal suo primo amico, il Cavalcanti, ? 

La morte di Beatrice fu il lampo improvviso che rischiarò la 





1 Conviv. ITI, 4. 
2 Su che cfr. Amor mi spira, l. c. p. 538. 


UN ROMANZO D' AMORE NEL SECOLO XIIt. 691 


coscienza di Dante. Allora veramente avrà egli avuto la rivelazione 
che quella gentilissima fosse un angelo venuto di cielo in terra 
per la salute di lui: donde il mistico e nuovo significato a cui egli 
cercò riportare tutte le sue immaginazioni anteriori, tutte le circo- 
stanze dell’ amor suo, tutte le analogie e tutte le date. Il numero 
nove fu quasi tolto a fondamento della narrazione; il nome di Bice 
reintegrato in Beatrice divenne quasi presagio d’ una missione celeste 
della sua donna; il poeta volle credere d' averla amata fin dalla 
puerizia e immaginò un primo incontro, a nove anni, accompagnato 
con un gran tumulto di tutt’ i suoi spiriti. Fa cadere nove anni dopo 
il primo saluto di lei, e ad aprire la raccolta di versi elegge il 
sonetto del cuore mangiato, ma con qualche variazione in prosa, e 
l'aggiunta: «si ricogliea questa donna ne le sue braccia, e con 
essa mi parea che si ne gisse verso il cielo», dove alla morte di 
Beatrice è un tardivo riferimento che, si capisce, «non fue veduto 
allora per alcuno, ma ora è manifestissimo a li più semplici». 

Dopo quella morte va riportata, secondo me, la stesura, non 
pur della terza, ma delle due prime canzoni: l'una, Donne ch’ avete 
con cui Dante trasse le nuove rime e dove già Beatrice apparisce 
trasfigurata e disposta a risalire nel cielo; I’ altra, Donna pietosa, 
dove è vaticinato, per entro I’ orrore d’ una visione apocalittica, il 
trinsito di Beatrice. Anche in questo periodo, nel quale Dante 
s' accostò, come a padre, al discopritore della nuova perfezione 
d' amore, il Guinizzelli, compose egli il son. Amore e’l cor gentil e 
il son. Negli occhi porta, naturalmente ritraendoli al tempo che 
Beatrice era viva. Il son. Poi, che portale sarà stato scritto in pro- 
posito del lutto di Beatrice per la morte del padre; ma la risposta 
delle donne su lo stesso argomento a me sembra aggiunta di poi, 
durante la compilazione dell’ opera, così per dar più pienezza 
all’ elegante motivo, come per accrescer fede alla data fittizia della 
prima canzone, a cui s' allude ne’ versi: 


Se' tu colui, c' hai trattato sovente 
Di nostra donna, sol parlando a nui? 


E il poeta nella canzone avea detto; 
Ma tratterò del suo stato gentile, 


Donne e donzelle amorose, con vui, 


Chè non è cosa da parlarne altrui. 


Composto per occasione e quando viveva Beatrice è il son. Zo mi 
senti suegliar ; ma l interpretazione simbolica in prosa e |’ alto 
valore qui attribuito a monna Vanna e a monna Bice è una tro- 
vata tardiva di Dante. Le rimanenti composizioni, dove Beatrice 
è esaltata quasi miracolo d’ umiltà e di carità e riconosciuta qual 
messaggera di fede e di salute tra gli uomini, sono state, a mio 
credere, tutte immaginate e scritte dopo la dipartita di lei. E allora 
soltanto il poeta, intraveduto in Beatrice un simbolo oltreterreno, 


44" 


























UN ROMANZO D’ AMORE NEL SECOLO XIII. 693 


occhi» di lui. Le vestimenta sanguigne voglion forse significare 
il nuovo ardore di carità ond’ era accesa Beatrice per |’ amico 

suo «e non de la ventura». Più tardi, quando Dante scrisse il 
Convivio avendo già in mente la suprema significazione teologica 
della sua donna, quale balena di tra i veli della Comedia, egli 
pensò d’ attribuire un significato più conveniente e coerente a quello 
ch’ era già un simbolo nella Vita Nuova; e non punto per rincre- 
scimento o vergogna d'un fallo che avrebbe anche potuto tacere, 
ma per ragioni d' armonia logica e estetica, tradusse |’ episodio 
della donna gentile dalla prima significazione d'un traviamento 
morale che fornisse il pretesto a Beatrice di rivelarsi pensosa di 
lui, nella seconda della Filosofia considerata quasi un traviamento 
intellettuale rispetto alla virtù superiore della pura contemplazione, 

Nulla vieta, secondo me, che all’ amore per la donna gentile 
si possa esattamente applicare la cronologia fornita nel Convivio da 
Dante. E allora la Vita Nuova risulta composta, tenuto a calcolo 
le due rivoluzioni della stella di Venere per |’ apparizione della 
donna gentile e i frenta mesi dell’ innamoramento, non prima del 
1296. 

Il passaggio de’ pellegrini (XL), che ha dato luogo a tutte le 
controversie su la data del romanzo, non ha forse valore d’ accenno 
storico: Dante lo rammentò perchè gli bisognava a dichiarare il 
suo sonetto, il quale, se dovesse chiudere altra significazione che 
sentimentale e fantastica, moverebbe le risa. Chi era Beatrice, che 
la città avesse a gemere tutta e degli stranieri avessero a coster- 
narsi per la sua morte? Ma come immaginazione di Dante, quel 
sonetto tanto potè esser composto due, quanto dieci anni dopo la 
morte della gentilissima. 

Quando Dante s' accinse a comporre la Vita Nuova, egli avea 
già intraveduto una luce di perfezione intellettuale e morale a 
cui intendeva coordinare tutta la vita e tutta l’ opera sua. Quella 
luce, vale a dire quel concetto, egli, poeta, su l’ esempio di poeti 
anteriori, impersonò in una donna. Bisognava darle un nome; e 
come forse tra le giovini fiorentine vagheggiate e amate da lui, una, 
più gentile delle altre, si sarà dimandata Bice e sarà morta pre- 
cocemente, il poeta avrà trovato in quel nome e in quella fine due 
concordanze col suo concetto; e la donna della sua mente vesti la 
spiritale sembianza dell’ estinta Beatrice. Ecco trovato l' argomento 
della Vita Nuova: Y amore verso la gentilissima, verso la creatura 
angelicata ch' era discesa in terra per poco a attuare la virtù e 
la nobiltà dormenti nel cuore del poeta, verso la Beatrice beata. 

Per quella Bice il giovine avea scritto de’ versi; e ne avea 
composti per più donne, una Lisetta, una Violetta, forse altre: 
tutto ciò potea servire, opportunamente racconciato e compiuto 
dalle ragioni in prosa, all’ ordito della Vila Nuova: composizioni 
tardive v' avrebbe aggiunte il poeta, riportandole al tempo richiesto 


1 V. N. XXXIX. 


694 G. A. CESAREO, 


dallo svolgimento dell’ azione. Il motivo fondamentale sarebbe 
stato il transito di Beatrice, il ritorno dell’ angelo al cielo, la prima 
rinnovazione dell’ amante e del poeta. Pilastri basilari dell’ opera, 
dunque, le tre canzoni composte a paro con le prose, ma adom- 
branti, di quella morte, I’ una I oscuro presentimento, |’ altra 
il sogno prodigioso e pauroso, la terza il compianto. Nimbo e 
segnale della gentilissima il numero #ove, il numero del miracolo 
e della Trinità. «Ne va dimenticato, come avverte saviamente 
anche il Melodia con parole di Francesco D'Ovidio, che gli arzi- 
gogoli sul nove sono /u/f nella parte prosastica della Vita Nuova, 
scritta dopo la morte di Beatrice, e mancano affatto nelle poesie». ! 
In fine, scopo del romanzo la graduale attuazione dell’ intelletto 
possibile, della gentilezza, dell’ amore spirituale nel poeta. 

Statuito ció tutto, Dante pon mano al «libello». Nel primo 
capitolo, che s' apre fatidicamente con la parola nove, è immaginato 
il primo mistico incontro di lui con la gloriosa donna della sua 
«mente». Dove «mente» ha senza dubbio un significato più pro- 
fondo che non voglia concedere il Melodia: quello appunto 
dichiarato da Dante stesso nel Convivio, II, 2, d’ anima intellettiva, 
dove sono la virtù scientifica, la ragionativa, |’ inventiva e la giu- 
dicativa, «e tutte queste nobilissime virtù, e l’ altre che sono in 
quella eccellente potenzia. si chiama insieme con questo vocabolo, 
del quale si volea sapere che fosse, ciò è menfe». Nella passione 
accompagnata di tremito e di spavento ond’ & invaso il fanciullo, 
anche il Melodia avverte il «frutto d'una riflessione psicologica, 
per così dire, retrospettiva, propria dell’ età più matura in cui 
Dante la descrive». Ma più recisamente e avvedutamente, a parer 
mio, scrisse il Barbi: «L' apparire di Beatrice a nove anni e il 
riapparire a diciotto è invenzione e non realtà».? 

Il nuovo incontro a diciotto anni è descritto nel secondo 
capitolo. Beatrice, che la prima volta era vestita di sanguigno, il 
colore della carità, ora è vestita di bianco, il colore della fede: 
l’ ora è la nona del giorno. 

Segue la meravigliosa visione del terzo capitolo, nella quale 
Dante, chiosando, s' ingegna di torcere alquante il senso d’ un 
sonetto composto mentre Beatrice era viva. Amore gli apparisce 
terribile e, reggendo in mano il cuore del poeta, vuol pascerne 
Madonna che dormiva avvolta in un drappo: ella repugna all’ in- 
vito, e Amore parte piangendo. Nella stesura iniziale di questo 
sonetto, avea forse voluto significare il poeta che, stimolato dal 
bisogno del senso, egli aveva tentato in vano di comunicare alla 
giovine e inesperta creatura l’ ardore della propria concupiscenza. 
Commentando il sonetto dopo la morte di Beatrice, egli v’ insinua 
accortamente un primo presagio dell’ assunzione beata di lei, con 


— _— A —— 


1 Cfr. F, D'Ovidio, La V. N. di Dante, nella N, Antología, 15 marzo 
1884, p. 204; Melodia I. c. p. 212. 


2 Nel Bullett. d. Soc. dant, XI, 3 sgg. 


UN ROMANZO D’ AMORE NEL SECOLO XII. 695 


quelle parole della prosa: «e con essa mi parea che si ne gisse 
verso il cielo», mentre la rima sonava: 


Appresso gir ne lo vedea piangendo, 


senza più, e con quell’ altre: «Lo verace giudicio del detto sogno 
non fue veduto allora per alcuno, ma ora è manifestissimo a li più 
semplici», dov’ è patente I allusione alla morte della sua donna, 

I capp. V-XI contengon rime scritte per donne a cui Dante fu 
servo o prima di conoscer Beatrice o poco appresso; ma nelle 
ragioni che le accompagnano, codesti amori son tradotti in simu- 
lazioni per occultare il segreto della sua vera passione. La ballata 
di scusa del cap. XII sarà stata veramente inviata a Beatrice, a cui 
quei tanti rigiri di difese e di schermi avranno puzzato alquanto 
di libertinaggio.! Nella prosa ciò tutto è idealizzato in un’ appari- 
zione d'Amore, signore della nobiltà, il quale si lagna che il poeta 
n’ abbia trasgredito la legge e |’ ammonisce di dir parole per rima, 
dove racconti com' ei fu di Beatrice fin dalla puerizia. 

Le seguenti composizioni, buttate giù mentre la donna della 
mente era viva, sono adattate da Dante, col soccorso delle prose, 
alla nuova figurazione della beata Beatrice: il gabbo non è più 
attribuito a lei, ma così alto alto a «molte di queste donne» che 
l’ accompagnavano; d’ altra parte anco il gabbo, ch’ è forse un 
de’ pochi particolari i quali corrispondano alla realtà, è adoperato 
a preparare la conversione del poeta, il suo passaggio dall’ amore 
sensibile all’ amore intellettuale e virtuoso, 

Or come la nuova bellezza di quest’ amore non folgoró a 
Dante se non propriamente dopo il trapasso della sua donna, così 
egli, per illuminarhe |’ opera sua, dové finger composte già da qualche 
anno le rime, che invece andava scrivendo in una con le prose 
dopo il cap. XVIII. Per tal guisa s' intende che la prima canzone 
contenga il sospetto fatidico della dipartita di Beatrice e I’ accenno 
a un viaggio oltremondano ; la seconda I’ improvviso terrore dell’ im- 
minente sciagura, e la terza il tenero e desolato compianto della 
morte avvenuta. Anche nelle rime minori è omai nettamente deter- 
minato ed espresso il nuovo concetto dell’ amore, ripreso di su le 
rime del Guinizzelli e rallargato a una più intera significazione: 
Amore è gentilezza e non iscende se non nell’ anima perfettamente 
disposta (son. X); la donna, dispensatrice d’umiltà e di dolcezza 
(son. XI), è venuta «dal cielo in terra a miracol mostrare» (son. 
XV), è messaggera di salute e la .sua virtuosa bellezza infonde 
altrui |’ amore e la fede (son. XVI), è già in somma la creatura 
quasi immateriale ed astrale, se bene ancòra giovanilmente e soave- 
mente terrena, la quale, fatta più austera e pensosa, soleggerà a 
Dante su la vetta del Paradiso terrestre. S’ intende bene che 
ciascun particolare del racconto in prosa è trovato per inquadrar 
degnamente o sottilmente giustificare le rime: così l’ andata per il 


1 Cfr. anche M, Barbi nel Bullett, citato XI, 4-6. 


6% G 4 CEESEIO, 


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e socie di questa docza era Gioracna... e aprresso lei gar- 
dario, vr verse 2 miaide Beacrice».  Naturzie: Dirte avea 
DIE E cavar 2 gnifcezione riposta: 3 nome dela prin, 
Giorirsa «È da quo Gioranzi, © qual precedette ‘a verace ce 
e 2 verioe tace ena, in coeso caso, Beatice 

Lo wags per lero che la Vi: Narea € un’ opera di poesia, 


LOT CL ERORO REÍA, 24 nni me. e Tè per, ¿47 Cena 
CACA 2 ID CH EU, 2m gessi ee dela verità socia 


Danse avra me lo dio G west goure, inverzare. disporre a 
ma reni IA VIII Ca gi Liacesse € sezza alcun oShEzo 
di deca a quarto gi porsi essere cropriaccente accadc:a. Egli 
porn ante Hr gett Ci zamar ovse vere, come fanno tu: i 
LARG: IL vece più E uma tota di arvert de coruario, e lo ve 
demo. Le. rzsz-"+ 20000680000 moti oramai che non tutto è 
suor tela Vita Nura; e aora come si fa egli a distinguere ciò 
ch’ € vero da ciò, ch’ è inventato: 

Se la prima € a second: arrarizione di Beatrice sono una 
creazione dei poeta, percie sara esatta la data della canzone. Donne 
ch’ avete, dow € quel accerzo presago alla morte di Beatrice, o la 
canzone. Denna pirtesa, in cui quela morte vien rappresentata con 
tu" i pertioviariz Se le donze della schermo sono travestimenti 
d' i:pressioni a fatto diverse, perché non sarà tale ia prima visione 
de: vor. A ciascun alma © la narraziore del gabbo, o quella della 
dorra gertie’ quando, segnatamente, come vedemmo, alcuna 
conradciziore psicviogica o anche espressiva tra la prosa e la poe- 
sia <wadisoe i adattamento posteriore : 


UN ROMANZO D’ AMORE NEL SECOLO XIII 697 


Il romanzo giovanile di Dante s' ha omai da considerare come 
una libera creazione del poeta, il quale magari qua e là s’è aju- 
tato di sue rime già scritte e di sue personali esperienze, ma tutto 
rinnovando e coordinando a un suo disegno ideale: la progressiva 
rivelazione dell’ angelo nella sua donna fino all’ assunzione di lei 
nel cielo dell’ umiltà, e la graduale attuazione dell’ intelletto possibile, 
della nobiltà, dell’ amore, nel poeta, sotto |’ influsso della gentilissima. 
In tal guisa s'intende la necessità di certe invenzioni e se ne può 
meglio ammirare la segreta bellezza; si scopre il segreto di certe 
parole misteriose, di certe allegorie e di certe contraddizioni appa- 
renti. E senza gl’ impacci delle date e delle concordanze reali, la 
Vita Nuova si leva più agile, coerente ed intera nel puro etere 
della fantasia, circonfusa di quel suo lume fluido e immateriale, 
tutta popolata d' ombre e di spiriti, sogno palpitante e fatidico 
d' amore, di purificazione e di morte, sul quale passa, raggiante 
d’ umiltà e di prodigio, la mistica compagna del poeta, !’ eletta 
della sua mente, la Beatrice beata. 


G. A. CESAREO. 


Le Prologue du Franklin's Tale et les Lais bretons 


Nous savons aujourd'hui, á n'en pas douter, que le Conte du 
Franklin,! en dépit de l’affirmation de Chaucer, n'est pas un lai 
breton, c'est-à-dire, n'est pas emprunté aux traditions celtiques 
M. Rajna a montré qu'il vient en droite ligne de Boccace qui a 
traité le méme thème deux fois, dans le Filocolo et dans le Dica- 
méron.? 11 reste que Chaucer mentionne expressément les Bretons. 3 
Pourquoi ce prologue trompeur, et qui a pu lui en suggérer l’idée ? 
Nous savons par ailleurs que c'est au XII siècle surtout que les 
laís narratifs ont fleuri. Le souvenir en était-il encore vivant au 
XIV: siècle? Devons-nous admettre qu’à l'époque de Chaucer, à 
côté du sens si souvent attesté de chant, chanson, l’anglais donnait 
couramment au mot lai le sens de poème narratif sur la matière 
de Bretagne? Ou ne faut-il voir dans l’emploi qui nous occupe 
qu'une survivance, un archaisme artificiellement maintenu? On 
voudrait, dans l’article qui va suivre, essayer de répondre à ces 
questions, Ce serait par la-méme déterminer, en outre, s’il y a eu 
parallélisme entre l’histoire du lai français et celle du ,lay* anglais, 
ou si le mot et le genre, transplantés en Angleterre, y ont eu une 
fortune différente. 4 

Que nous dit M. Rajna sur ce point? Reprenant une indica- 
tion de M. Schofield,5 il signale l’étroite ressemblance de notre 
prologue à l'introduction d’Zyuitan de Marie de France. Mais là 
où le critique américain voyait simplement analogie — les débuts 
de tous les lais se ressemblant plus ou moins — M. Rajna va plus 
loin: il est bien près de déclarer qu'ici Chaucer a imité Marie. 
En tout cas, suivant lui, Chaucer connaissait les Lais de la poétesse 
française, et que dans notre prologue il ait eu Æguifan sous les 


— 


1 Edition Walter W. Skeat, 6 volumes, Oxford, 1894 et un volume de 
supplément, Oxford, 1897. 

3 Romania, XXXII, 204 et 8. 

2 Thise olde gentil Britons in hir dayes | Of diverse aventures maden 
layes, | Rymeyd in hir firste Britton tonge; | Which layes with hir instruments 
they songe, | Or elles redden hem for hir plesaunce; | And oon of hem have 
I in remembraunce, | Which I shall seyn with good wil as I can. (Canter- 
dury Tales, v. 11021—11027.) 

4% Pour l'histoire du lai français voir Zeitschr. f. rom. Phil., XXIX, 
293-322. On trouvera en outre, aux pp. 312—314, sur l’histoire du lay 
anglais quelques indications, que le présent article se propose de développer 
et de compléter. 

5 Publ. of the Modern Lang. Assoc. of America XVI, 427. 


LE PROLOGUE DU FRANKLIN'S TALE ET LES LAIS BRETONS. 699 


yeux ou n'ait fait que reproduire une formule courante, il reste 
que le poète anglais a emprunté les données de son conte à Boc- 
cace et les a modifiées habilement ici et là, pour en faire un lai 
à la manière de Marie: il rendait là, en reproduisant une forme 
de composition chère aux Celtes, une espèce d'hommage à une 
race qui formait une partie constitutive de la nation, ou tout au 
moins de l'Etat anglais. Le prologue traditionnel dans le lai bre- 
ton suivait tout naturellement de cette transformation de la nouvelle 
italienne.! Il est assurément dangereux, en pareille matière, de se 
montrer trop ‘affirmatif, mais on peut dire que l'explication de 
M. Rajna a bien des chances d’être la vraie. Sur un point cepen- 
dant, elle reste douteuse ou incomplète. Il est évident que 
Chaucer tenait de quelqu'un son idée du ,lai breton“, mais est-il 
aussi sûr que ce soit de Marie? Est-il vraisemblable que l’auteur 
du Conte du Ærank/in ait connu l’auteur d'Equitan ? 

Notons d'abord que l'on ne trouve nulle part dans le reste de 
l'œuvre des traces d'une semblable influence. Le conte de la 
Femme de Baih nous reporte, il est vrai, à la cour du roi Arthur, 
et, suivant Gaston Paris,? serait fondé sur un lai français. Mais 
ce n'est là qu’une hypothèse, et de recherches récentes il semble 
résulter qu'en tout cas le conte de Chaucer ne remonte au lai 
qu’à travers un ou plusieurs intermédiaires,3 S'il y a eu influence 
de Marie, C'est dans le conte du Franklin, et là seulement, qu'elle 
s'est exercée. On lui a nt SE quelques renseignements sur 
les lais et la conception même, le type d'un certain genre littéraire. 
Que l'imitation se soit bornée là, et que Chaucer connaissant les 
Lais ne se soit soucié d'en faire passer aucun en anglais, voilà qui 
est déjà surprenant; mais enfin cela n’est pas impossible. Voyons 
si c’est probable, 

icer assurément connaissait bien notre langue et une par- 

tie notable de la littérature française lui était très familière. Il est 
urd'hui facile, après tant de pénétrantes recherches qui lui ont 
ib consactées d’énumérer les auteurs qu'il a connus.5 Comme il 


a È 1 ee art. cit., 231—-233. 

2 Hist, litt. de la France, XXX, 102. 

® Voir G. H. Maynadier, The Wife of Bath’s Tale, its Sources and 
Analogues, London, 1902, et cf. le compte rendu de M. Koch dans "a dei 

+ XXX, 460—64 et la note de M. Rajna, Romunia, XXXII, 233, 
n. I. — Du reste que signifie le mot ‘lai’ ici? 

4 Si des Zais nous passons aux Fables, les points de contact sont-ils 
plus nombreux? Il ne le semble pas. On rapprochait volontiers autrefois le 
Nun's Priest's Tale d'une fable de Marie; mais nous savons aujourd'hui 

wen réalité le conte de Chaucer — en tant qu'il se rapporte aux aventures 
le Chantecler et de Renard — a sa source immédiate dans quelque conte 
épique appartenant au cycle de Renard. On a méme pu déterminer avec assez 
d'esactitude la position de l'original de Chaucer par rapport au Reinhart 
Fuchs allemand et à la Branche II du Renard français. Voir K. O, Petersen, 
On the sources of the Nonne Prestes Tale, Boston, 1898. 

5 Pour les travaux antérieurs A 1892, voir les résultats obtenus dans 
T.R. Lounsbury, Studies in Chancer, New York, 1892, t. II, p. 206—223 et 


le 











LE PROLOGUE DU FRANKLIN’S TALE ET LES LAIS BRETONS. 701 


gais! qui ont conservé ses œuvres, deux datent du milieu ou de 
la fin du XIII* siècle: le ms. 1104 (qui contient neuf lais de 
Marie, plus quinze autres d'auteurs divers) et le ms. 2168 (qui 
contient trois lais de Marie). Seul le ms. 24432 ne remonte pas 
plus haut que 1332: il ne renferme du reste que Fonec, et le scribe 
ne se doute nullement que le conte qu'il copie fait partie d'une 
collection plus étendue.2 Mais il y a une preuve plus frappan 
et plus sûre de l'oubli dans lequel Marie est tombée. Le 
XIV: siècle ne sait plus ce que c'est qu'un „lai breton“, au sens 
où l’on applique ce mot à Guigemar ou Lanval par exemple; le 
mot lai est fréquent chez les poètes, mais toujours à cette époque, 
il désigne un chant (souvent une plainte amoureuse — ou encore 
le chant des oiseaux) ou plus particuliérement un genre lyrique 
spécial soumis á des régles fixes. Machaut, Froissart, 
ne connaissent pas d'autre sens, et dans son Arf de Dichier le der- 
nier donne les régles du lai lyrique de douze stances comme il 
donne celle de la ballade et du virelai. Même au XIII* siècle, 
l'autre sens du mot (poème narratif), timidement introduit au 
XII* par Marie de France, n’a pas prévalu pendant bien longtemps, 
ni dans un cercle très étendu. Quelques compositions de cette 
époque seulement, rattachées avec plus ou moins de droit à la 
matière de Bretagne, s’intitulent lais. A leur exemple, des poèmes 
narratifs, qui n'ont rien à voir avec la Bretagne et sont en réalité 
des fabliaux, sont décorés du nom de lai Mais cet usage a été 
très restreint et il disparaît dans le premier quart du XIV* siècle. 
Nous arrivons ainsi à deux conclusions importantes pour nous: 
19 Ce ne sont pas les Français du XIV* siècle qui pouvaient initier 


pas absolument démontré. (Certainement le roman espagnol — outre certaines 
ressemblances, assez vagues du reste, avec des passages d'Æliduc, de Guige- 
mar et de Doon — renferme une allusion très nette à l'histoire de Lanval 
ou de Graelent, (Voir le passage cité dans Ch. Ph, Wagner, The sources 
of El Cavallero Cifar, Revue Hisparique, 1903, p. 50). Mais des recherches 
et des rapprochements de M. Wagner il semble bien résulter que la source 
directe de l'auteur espagnol était un conte français où les divers éléments que 
l'on retrouve dans l'histoire de ,, l'Empereur qui ne riait jamais“ étaient déjà 
réunis et fondus. (Cf. Wagner, art. cit, p. 51): en particulier la confusion 
entre l'histoire de Lanval et celle d'Yvain devait déjà s'être produite dans 
cet original français M. Wagner remarque que dans Zanval le nom de la 
reine Guinevere n'est pas mentionné (p. 51); mais il ne l'est pas davantage 
dans Graelent; autre addition qui doit être du fait du modèle immédiat de 
l'auteur espagnol. Z/ Cavallero Cifar date des dernières années du XIIIe 
siècle ou des toutes premiéres du XIVe siècle, Sa source française — 

le passage qui nous interesse — nous renvoie donc en plein XIIIe siècle, à 
un moment où les Lais narratifs étaient encore faveur: l'auteur du roman 
espagnol n’a pas connu directement les œuvres de Marie ou de ses imitateurs 
immédiats. Notons à titre de renseignement, qu'il ne mentionne pas le mot ‘lai’. 


1 Sur ces manuscrits, voir Warnke, Die Lats der Marie de France, 
XXXVIII—-IX. 

2 Le vers I de Yonec: „Puis que des dats ai comencié‘ devient chez 
lui: , Puis que du lai ..,". Warnke, Zais?, p. 123. 

3 Voir Zeitschr. f. rom, Phil, XXIX, art. cit,, en particulier 310—312, 


502 LUCIEN POULET, 


Chaucer à la connaissance de Marie: ils Pignoraient eux-mêmes 
profondément; 2° Ce n'est pas la littérature française du XIV* siècle, 
ni même celles des œuvres du Xill® siècle quil connaissait, qui 
pouvaient lui fournir le sens qu'il donne au mot ‘lai’ dans son 
Prologue du Zrankin's Tale: ce sens etait devenu complétement 
étranger à la langue. — Si nous devons trouver une solution aux 
questions que nous nous sommes postes, clairement c'est hors de 
France qu’il faut la chercher. 

Abandonnant Marie pour un moment, demandons-nous si ce 
sens du mot lai, inconnu au français du XIV* siècle, est au moins 
fréquent dans l’usage de Chaucer lui-même. Passons en revue les 
dix exemples du mot relevés par le lexique de l'édition Skeat.! 
Il faut tout d’abord noter un emploi du mot dans son sens tech- 
nique de genre lyrique spécial à forme fixe: Aurelius se lamente 
que son amour ne soit pas payé de retour: 

of swich matere made be manye layes, 
Songes, compleintes, roundels, virelayes.? 

Il y a là une énumération des genres poétiques chers au XIV* siècle 
qu'on trouve souvent chez les poètes français contemporains: ‘lai’ 
y rime généralement avec “virelai”.3 Le Prologue de la Ligende 
des Femmes vertueuses nous offre un exemple analogue; la Reine 
d'amour défend Chaucer auprès du Dieu d'amour qui l’accuse 
d’avoir écrit la Rose et Troïlus : 


(Version B) 414 Al be hit that he can nat wal endyte, 
Yet hath he maked lewed folk delyte 
To serve you, in preysing of your name, 
He made the book that hight the Hous of Fame... 
422 And many an ympne for your halydayes, 
That highten Balades, Roundels, Virelayes; .. 
430 He hath mad many a lay and many a thing.* 


Il faut néanmoins remarquer que le ‘lai’ est ici séparé par 
huit vers des ‘balades’, ‘roundels’ et ‘virelayes’: le vers qui con- 
tient le mot termine le passage et en est comme une espèce de 
resumé. Za; est donc ici un terme général qui désigne toute 
espèce de court poème lyrique sur un thème amoureux. C'est 
bien du reste ainsi que Chaucer emploie le mot le plus souvent: 
pour lui, il est synonyme de complaint avec lequel il l’accole fre- 
quemment. La Complainte de Vénus traduite de Granson se termine 
par le vers; „Thus wol I ende this compleynt or lay“.* Citons 


1 Tome VI, 

2 Frankeleyns Tale, 947—948. 

3 Cf. par exemple ces vers de Machaut: ,,... faisiés balades, | Rondeaus, 
motés et virelais, | Complaintes et amoureus /ais“ cités par M. Schofield, art, 
cit., 445. 

4 Cf. version A, v. 402 et s. 

5 The Compleynt of Venus, v. 71. C'est une série de trois ballades, 
terminée par un envor. Il est à remarquer que l'original francais n’emploie 
pas le mot lai. Voir le texte de Granson dans Romania, XIX, 411—416, 


LE PROLOGUE DU FRANKLIN'S TALE ET LES LAIS BRETONS. 703 


encore deux autres exemples analogues: „In manere of a compleynt 
or a lay“ (Marchantes Tale, v. 1881); „He sayde a /ay, a maner 
song. (Suit deux vers plus bas le lai, une chanson de onze vers, 
Puis Chaucer reprend:) Whan he had mad thus his complaynte. . .* 

(Book of the Duchesse, v. 471). Dans Sir Thopas, le mot est appli» 
qué au chant des oiseaux, sens fréquent en français depuis le 
XII siècle: „The thrustelcok make eek his lay“ (v. 1959). Nous 
trouvons trois autres exemples de cet emploi. Mais là encore 
Chaucer pense plutôt au sentiment, à l'inspiration du chant qu'au 
rythme et à la mélodie: les oiseaux au temps des amours épanchent, 
eux aussi, leurs ‘complaintes’: ce qu'ils chantent, c'est un dar 
d'amour. (Layes of love, Rose, v. 715, Leg. of Good Women, B. v. 140; 
a lay of love, Troil. and Cr. v. 921). Il ne reste plus qu'un 
exemple à considérer, c'est précisément celui que nous offre le Pro- 
logue du Conte du Franklin:! là — et là seulement — le mot 
‘lai’ signifie poème narratif sur un sujet se rapportant à la matière 
de Bretagne: Chaucer nous dit expressément qu'il va nous raconter 
un ‘lai’ breton. 

Ainsi, en règle générale, Chaucer, comme on pouvait s'y 
attendre, donne au mot ‘4’ le sens qui était courant dans la poé- 
sie française contemporaine, Dans un cas, et un cas seulement, 
il lui attribue un sens insolite dans la langue de Machaut et de 
Froissart, D'où tient-il cet emploi, et l'a-t-il donc emprunté à 
quelques-uns de ses devanciers anglais? 

Le mot ‘lai’ n'apparaît pas en Angleterre avant le XIII" siécle, 
Le plus ancien exemple qu'on en ait découvert jusqu'à présent date 
d'environ 1240: il se trouve dans l'Ureisun of Ure Lefdi, court 
poème publié par Morris dans la collection des Old English Homi- 
lies. C'est un hymne en l'honneur de la Vierge, et le moine qui 
l'a composé exprime vers la fin l'espoir que ses amis retireront 
quelque profit de ce qu'il a chanté à Marie ce ‘lai’ anglais, „bet 
ich habbe :-sungen pe Desne englissce “/ai*“. Il s'agit donc ici 
d'un chant. C'est lá le sens original du mot en français et il 

n'est pas surprenant de trouver que c'est aussi, chronologiquement, 
le premier sens altesté en anglais. Le plus ancien exemple, après 
celui de l'Ureisun, nous amène au début du XIV* siécle: 


52r0 Mery time it is in May, 
The foules syngeth her lay.? 


1 Le mot revient deux fois, à deux vers de distance, ce qui nous donne 
nos dix exemples. ,, Thise olde gentil Britons ... maden /ayes, rymeyed ... 
which Zayes ... they songe.“ (C, T., v. 710, 712.) 

2 Londres, 1868. (Early English Text Society.) — Morris suggtre (Pré- 
face, p. VIII) que le ‘lai’ anglais pourrait bien être une traduction du latin. 
Si nous avons réellement affaire ici á une traduction, on pourrait aussi penser 
à un original français. Les chants consacrés À la Vierge sont nombreux, comme 
on sait, au XIIIe siècle, et, A côté des lais lyriques profanes de cette époque, 
nove eran conservé plus d'un Jai lyrique religieux. 

3 King Alisaunder, dans Weber, Metrical Romances, 1810, Vol. I, 








LE PROLOGUE DU FRANKLIN'S TALE ET LES LAIS BRETONS. 705 


Voyons si les ceuvres mémes de Marie n'ont pas pu contribuer 
directement au méme résultat, Ses contes ont été Eerits en An- 
gleterre et nous savons par Denis Pyramus qu'ils y ont été très 
populaires.! Pendant longtemps, on dut les lire en français, les 
gens cultives ne parlant pas d’autre langue, Les deux seuls ma- 
nuscrits anglo-normands des Laís qui nous soient restés? datent, 
l’un du milieu du XIII" siècle, l’autre de la fin du même siècle 
ou du commencement du siècle suivant. C'est vers le début du 
XIV* siècle que, Panglais prenant décidément le dessus, on dut se 
mettre á traduire Marie. Nous ne savons si la collection compléte 
de ses contes passa ainsi en anglais. En tout cas, nous n'avons 
la traduction que de deux d’entre eux: le Fraisne et Lanval.* 


1 Vie de St Edmund, éd. Ravenel, Philadelphie, 1906, v. 35—48. 

2 Warnke, Laís?, XXX VII—IX (Manuscrits H et C). 

2 Notez que si le ms. H, milieu du XIIIe siècle, contient le Prologue, 
qui ne se retrouve nulle part ailleurs, et douze lais, le ms. C, en revanche, 
qui est au moins de 50 ans postérieur, ne contient plus que Lanval, qui 
est précisément un des deux lais dont nous avons une traduction anglaise, 
Et le conte y est bien nettement détaché du reste de la collection: le vers 1: 
“L'aventure d'un altre dat... [vus cunteraï]" y est devenu: ,, L'aventure de 
vn lay ...‘ — Peut-être pourruit-on trouver quelques traces d'autres versions 
anglaises de lais français, M. Kittredge a démontré que le poème de Chestre, 
dont nous disons un mot un peu plus loin, est fondé d'une part sur une tra- 
duction anglaise de Zamva/ (perdue sous sa forme originale, mais dont il nous 
reste plusieurs remaniements), d'autre par sur le lai de Graelent (Americ. 
Journ. of Philology, X, 1 et s. Cf Schofield, Publ of Mod, Lang. Assoc., 
XV, 151 et s.), En ce qui concerne cette seconde imitation, comment faut- 
il se représenter les choses? Chestre avait-il sous les yeux le lai francais lui- 
même, ou, comme il semble plus naturel, se servait-il d'une traduction anglaise 
dans les deux cas? Si l'on adopte cette seconde hypothèse, il faudrait 
mentionner, à côté de Zandaval et du Lay le Freine, un Graelent anglais. 
Ce qui complique la question, c’est qu'on ne sait pas au juste à quelle ue 
a vécu Chestre et que des opinions assez différentes ont été émises à ce sujet, 
— Si l'on admet que le ‘lai breton’ auquel se réfère l'auteur de Sir Gowther 
est Zydorel, (voir plus loin page 708), la même question se pose: s'agit-il du 
Tydorel français que nous connaissons (qui n'est lui-même qu'un remaniement 
d'un lai antérieur), ou d'une traduction anglaise? — Faut-il voir une allusion 
au Fomec de Marie dans un passage du Cursor Mundi — dont je dois l'in- 
dication à mon collègue M. Carleton F. Brown — où l'auteur, &numérant les 
romans qui étaent populaires de son temps, cite un certain ‘Ioneck’ (‘Ionek’ 
suivant un second ms., ‘king lonet” suivant un troisième)? Il y est question 
„[of] Tristrem and hys leif Ysote ... | O Zoneck and of Ysambrase | O Ydoine 
and of Amadase." (Ed. R. Morris, Early English Text Society, Vol. I, v. 17, 
19, 20). Il faut noter qu'un quatrième ms., également reproduit dans l'édition 
Morris, donne, pour le vers 19: „Of king Jon and of Isombras", (C’est peut- 
être là la bonne leçon; en tout cas, c'est celle qui est acceptée par l'éditeur: 
voir le sommaire du poème (Vol. I, Préface, p. VII): „... of Tristram and 
his love Isoude, of Isumbras and Zo4n, of Amadas and Idoyne. „Voir aussi 
à l"Index of Names”, dressé par Max Kaluza (vol. III), l'article suivant: ,,lo- 
neck (lonek; Ionet; Ion): Joneck, Fokn.“ Il resterait néanmoins que certains 
scribes semblent avoir eu connaissance d'une forme Ioneck ou lonek: cette 
forme leur a-t-elle été suggérée par le Yonec de Marie qu'ils connaissaient soit 
sous sa forme française soit dans une imitation anglaise? Il est difficile de 
le décider. — Enfin, on a souvent voulu voir dans le ppème intitulé Chaucer’s 
Dream (ou mieux The /sle of Ladies) — qui est probablement du XV + siècle 

Zeitschr, £. rom. Phil, XXX, 45 





706 LUCIEN FOULET, 


Le Lay le Freine,1 qui doit avoir été écrit à peu près en même 
temps que Sir Orfeo, emprunte à celui-ci son prologue et y coud 
deux vers qui sont un écho des deux premiers vers du Fraisne 
francais: 
21 Ac herkneth, lordinges, sothe to sain, 
Ichil zou telle Lay le Frayn.? 


Voilà encore notre néologisme qui reparaît, et ici provenant direc- 
tement de Marie. Même emploi plus loin: . 


229 And for it was in an asche yfounde, 
She cleped it Frain in pat stounde. 
pe freyns [name?] of pe asche is a freyn 
After pe language of Breteyn. 
. 233 Forbi le Frein men clepeb bis lay, 
More Pan asche in ich cuntray. 


Lanval fut vraisemblablement traduit à la même époque. C'est sur 
cette traduction, qui ne nous est du reste conservée que dans des 
remaniements,3 que se fonde le Launfal Miles de Thomas Chestre.4 
Chose curieuse, les remaniements laissent tomber les vers où le 
mot ‘lai’ était employé. Seul, Chestre le conserve au début de 
son poème : 


I Be douzty Artours dawes, 
pat held Engelond yn good lawes, 
per fell a wondyr cas 
4 Ofa ley pat was ysette, 
pat hyzt Launual and hatte zette. 
Now herkenep how hyt was.® 


Ainsi, avant Chaucer, le sens premier et original du mot ‘lai’, en 
anglais comme en frangais, est chanson; mais, en anglais comme 
en francais, l'exemple de Marie a fait entrer un nouveau sens dans 
la langue, celui de poème narratif sur un sujet se rapportant à la 





— des imitations directes de Guigemar et d’Eliduc. Depuis longtemps 
H. Morley a fait justice de ces prétendus rapprochements (English Writers, 
II, 1, London, 1867, p. 213). Mais M. Skeat (dans le VlIe volume de son 
Chaucer, 1897, p. XV) semble bien encore accepter cette opinion, au moins 
en ce qui concerne Z/iduc; et il ajoute même Zanval. Il faut redire que, 
s’il y a sans doute certains traits communs à quelques lais de Marie et au 
poème anglais du XVe siècle, comme du reste à bien d'autres productions du 
moyen-âge, il n'y a absolument rien qui nous autorise à établir entre les 
premiers et le second une relation directe ou méme indirecte. 

1 Publié par Varnhagen, Anglia, IIT, 415—425. 

2 Marie: „Le lai del Fraisne vus dirai | sulunc le cunte que jeo sai.“ 

2 Sur le Zanval en Angleterre et toutes les questions qui s'y rattachent, 
voir Kittredge, American Journal of Philology, X, 1 et s. 

4 Le poème de Chestre n'a pas été imprimé moins de sept fois. Voir 
la liste de ces éditions dans Kittredge, art. cit., 2. Je me suis servi de Rit- 
son, Ancient Engleish Metrical Romances, 1802, t. I. 

5 Cf. Kitiredge, art. cit., 14—16. 


LE PROLOGUE DU FRANKLIN'S TALE ET LES LAIS BRETONS. 707 


matière de Bretagne. Ce sens, introduit plus tard en Angleterre 
qu'en France, s'y maintient aussi plus longtemps. En effet, dès 
avant le commencement du XIV* siècle, l'influence de Marie et de 
ses imitateurs, qu'on ne lit plus, a cessé de se faire sentir en 
France: en Angleterre, la substitution de l'anglais au français comme 
langue du public cultivé a eu pour effet de préserver un certain 
nombre d'œuvres, celles qui étaient en faveur au moment de cette 
substitution et qu'on fit, en conséquence, passer en anglais. Alors 
que Fraisne, Lanval et même Orphée, écrits dans une langue déjà 
passablement archaïque, tombent, en France, dans un oubli de 
plus en plus profond, le Lay le Fraine, Landavall et Sir Orfeo, 
vêtus à la dernière mode anglaise, séduisent encore les lecteurs 
d'outre Manche, 

Parmi ces lecteurs, il faut certainement compter, dans la 
deuxième moitié du siècle, Chaucer lui-même. Il était familier 
avec la littérature anglaise de son époque, un passage bien connu 
de son Sir Thopas le prouve de reste. En particulier, il a dû lire 
Sir Orfeo qui semble être resté assez longtemps populaire: nous 
en avons trois manuscrits, dont l’un remonte jusqu'au premier quart 
du XIV* siècle; ? de plus, comme nous l'avons vu, il fournit son 
prologue au Lay le Freine, dont l’auteur avait dû juger la courte 
introduction de Marie insuffisante à présenter le conte au lecteur 
anglais. C'est à ce prologue que Chaucer a dû emprunter les 
renseignements sur les Bretons qu'il nous redonne au début de 
son Franklin's Tale: vers 1380, il ne pouvait guère les puiser ail- 
leurs; nous retrouvons naturellement chez lui la même indécision 
sur la valeur précise du mot ‘lai’; mais il se tire ingénieusement 
d'affaire en affirmant que les lais, œuvre des anciens Bretons, 
étaient /2n/0? des chants de harpe, tantót des récits faits pour la 
lecture.3 C'est probablement encore Sir Orfeo qui a dû donner à 
Chaucer l'idée de composer, lui aussi, un lai breton. Et la recette 
ne lui échappa pas: il vit clairement que toute histoire, tout conte 
pouvait se transformer en un lai breton: il n'y fallait qu'un pro- 
logue et un peu de dextérité.4 Il s'en tira fort bien. Le conte 
du Franklin ne vient pas des Celtes: mais c'est un „lai breton“ 
tout de méme.5 — Ainsi Chaucer n'a pas connu Marie, si ce n'est 


1 V.186—189et 205. Cf. Lounsbury, ouvr. cit,, t. II, hale — Pour- 
quoi n’y a-t-il dans ce passage nulle allusion á Sir Orfeo? Sans doute parce 
que Chaucer n’y nomme que Jes romances dont il veut se moquer, en en 
parodiant plaisamment le style et les procédés. 

2 Voir Ziclke, ouvr. cit., 23. 

Mn... Which layes with bir instruments they songe, | Or elles redden 
hem for hir ple-aunce, * 

4 Par exemple, on place la scéne du récit en pays breton et on donne 
aux personnages des noms bretons. Cf. Rajna, Romanía, art. cit., 233—34. 

* Il n'y a pas de contradiction entre ce qui est avancé ici et ce qui est 
dit dans la première phrase de cet article. Si en employant l'expression ‘lai’, 
on pense surtout à un emprunt direct aux légendes reltiques, nous ne con- 
nais-ons aucun lai breton; si l'on implique simplement une origine celtique, 


45* 





708 LUCIEN FOTLET, 


peut-être dans les traductions isolées de quelques-uns de ses lis: 
mais, par l'intermédiaire de Sir Orfeo, il en a subi açp:éciablement 
Pinfluence. De Guigemar au conte du Franklin, en passant par 
les Deux Amants, Doon, Tyolet et même Jgnaure,\ il y a une chaine 
ininterrompue: curieuse évolution qu'il est piquant de clore ainsi 
par le grand nom de Chaucer. 

Ii n'est pourtant pas le dernier qui nous ait, en Angleterre, 
parlé des lais bretons. Trois poemes postérieurs au moins portent 
encore ce titre, Emare, Sir Gowther et le Comte de Toulouse. 
Emare,? traduction ou imitation d’un poème français auquel l'au- 
teur se réfère souvent, nous affirme vers la fin que 


1030 This ys on of Brytayne layes 
That was used by olde dayes. 


Est-il vraisemblable que l’original français se fût déjà donné pour 
un lai breton? Il ne nous est resté aucun poème français du 
XIVe siècle, contenant un récit d'aventure, qui ait été appelé lai 
par son auteur. S’agirait-il d'un poème du XIII‘ siècle dans le 
genre d'Havelok? C'est possible. Mais il est plus probable que 
l’auteur d’Emare se borne ici à imiter Chaucer.4 Avec Sir Gow!her,5 
nous arrivons au XV* siècle. L'auteur, à ce qu'il nous dit, fonde 
son poème sur un lai de Bretagne qu'il a longtemps recherché et 
enfin trouvé. Il se réfère par là évidemment à sa suurce française. 





— — —_  —— 


Guigemar est un lai breton et sans doute trois ou quatre autres contes de 
Marie; si l’on veut désigner par là — et il semble bien que ce soit l’emploi 
courant du mot — un certain genre littéraire, plus ou moins modelé sur le 
type de Guigemar, (et à qui ne convient, en dernière analyse, ni le nom de 
‘jai’, ni l'épithète de ‘breton’) le conte du Franklin est certainement un 
spécimen du genre. 


1 Il est clair qu’on ne se place ici qu'au point de vue de la forme de ces 
récits: 11 s'agit de l’évolution du genre ‘lai breton’. (Voir la note précédente.) 
Les Deux Amants marquent une première ét:pe: une légende, selon toute 
apparence nullement celtique, nous est contée sous forme de ‘lai breton’, 
à l'imitation de Guigemar, et cela par l’auteur même de (Guigemar, Doon 
et Tyolet nous montrent les imitatcurs de Marie à l’œuvre: l’esprit leur échappe, 
mais ıls s’assimilent fort bien les procédés, qui du reste leur imposent encore. 
Avec Renaut nous touchons à la fin de l’évolution: lui aussi, il sait admirable- 
ment mettre en œuvre les procédés, mais il s'en moque: il a à cœur de nous 
montrer qu'il n'est pas dupe. Chaucer est très voisin de l’auteur d’/pnaure: 
il a aussi alertement pénétré le procédé, il est aussi conscient, mais son tact 
d’artiste est plus fin: il a senti que le lai breton ne saurait, sans profanation, 
fournir matière aux plaisanteries. C'est à peine si l’on devine derrière les vers 
de son prologue un léger sourire. 

2 Ed. A. B. Gough, Heidelberg, 1901. 

® A. Pexception de trois poèmes de Jean de Condé. Cf. Zeitschr. f. rom. 
Phil., XXIX, 312, n. 1. 

1% Remarquer la rime /ayes: dayes qui est dans Chaucer, et déjà dans 
Sir Orfeo. Elle se retrouve aussi dans l’Ureisun of Ure Lefdi, mais elle 
y est amenée d'une façon assez différente. 

5 Ed. Karl Breul, Oppeln, 1886. 

8 „A lai of Breyten long y soght | And owt perof a tale have brozht.“ 


(v. 29—30). 


LE PROLOGUE DU FRANKLIN'S TALE ET LES LAIS BRETONS. 700 


Etait-ce vraiment un lai breton?! Dans ce cas, il ne serait pas 
impossible que ce lai fût Zydorel.2 Le Comte de Toulouse, égale- 
ment traduit du français, se termine par une strophe où on lit ces 
vers: 
1213 Yn Rome thys geste ys cronyculyd, y wys, 
A lai of Bretayne callyd hyt ys, 
And evyr more schall bee. 


Il est fort douteux que le mot ‘lai’ fût employé dans l'original 
français: on n’eüt pas ainsi accouplé Rome et Bretagne, Notre 
traducteur a Pair d'employer ici une expression toute faite que la 
langue et la tradition lui fournissaient, mais dont il ne perçoit 
plus nettement le sens.4 Evidemment, nous touchons ici à la fin, 
Et en effet, le lai breton a vécu: pendant près de trois siècles, il 
n'en sera plus question. 


* 
+ + 


Résumons tout ce qui précède. Le mot ‘lai’ entre en anglais 
dans le courant du XIIl* siècle et, comme il est naturel, il y con- 
serve le sens qu'il avait en francais, celui de chanson et, en parti- 
culier, de chant des oiseaux. La langue avait déjà le mot song, 
et à l'origine ai, qui n’en était qu'un synonyme un peu plus 
relevé, dut être d'un emploi assez rare. Mais les traductions ou 


1 Remarquer qu'à la difference d'Emare et du Comte de Toulouse Sir 
Gowther mentionne un lai breton à la fois dans le prologue (v. 29) et dans 
l'épilogue (v. 753). Ceci est plus conforme à la tradition du ‘genre’. (Chaucer 
n'a pas l'épilogue traditionnel, mais il ne traduit pas du francais). Dans Amare 
le mot ‘lai’ ne se trouve que dans l'épilogue (v. 1030). De mème dans le 
Comte de Toulouse (Y, 1214). 

2 Voir F, L. Ravenel, Publ. of Mod. Lang. Assoc. of America. XX, 
152 el 5. ‘ 

2 Ed. G. Lüdtke, Berlin, 1881. 

4 Sens du reste tout conventionnel, comme nous l'avons montré. 

5 L'expression ‘lai breton’ et le sens de laispo&me narratif reparaitront 
vers la fin du XVIIIème siècle, au moment où en France et en Angleterre les 
éradits et les antiquaires commenceront A explorer les manuscrits du moyen- 
age. Il y a lá une dernière phase de l'histoire du lai (le mot plutôt que le 
genre, cette fois), qui a son intérêt et à laquelle nous nous proposons de con- 
sacrer un article spécial. ro 

% Voyez comment, 4 un peu plus d'un siècle d'intervalle, deux traduc- 
teurs ou imitateurs de Wace rendent le passage bien connu où l'auteur de 
Brut nous décrit les merveilleux talents musicaux de Blégabres, le dieu des 
jongleurs. (Brut, Ed. le Roux de Lincy, I, p. 178—79, v. 3760—3775). 
Lay: , au commencement du KlIlleme siècle, rend le passage très fidele- 
ment et n'oublie ni la lire et le *saltérion* ni la harpe et le *choron?; il est 
un vers pourtant qu'il laisse de côté: „et mult sot de /aîs et de note.“ (Ed. 
F, Madden, I, p. 298—299, v. 6997— 7012). Vers la fin du premier tiers du 
siècle suivant, Robert Manning a, dans sa Chronique, l'occasion de traduire 
le même passage: et, quoiqu'il suive son texte d'assez près, il est plusieurs 
vers qu'il omet dans sa version: mais s'il néglige de mentionner les instru- 
ments aux noms bizarres dont jouait Bleludo, il n'a garde d'oublier les lais: 
„De note he coupe of alle layes.* (The Chronicle of Robert lhanning of 
Brunne, Rolls Series, 1887, v. 4019—4038). — Ainsi au temps de Layamon, 














710 LUCIEN FOULET, 


adaptations du français, qui deviennent de plus en plus fréquentes, 
vont multiplier les exemples du mot, et pendant longtemps ren- 
forcer l’acception déjà reçue. Il est à noter, du reste. qu’en 
France la signification du mot s'était quelque peu modifiée au 
cours des siècles, ou plutôt qu'il n'éveillait plus les mêmes associa- 
tions d'idées qu'autrefois. Quand il pénètre en français dans la 
première moitié du XII° siècle, il retient quelque chose de son 
origine celtique. Lai, c'est un air ou une chanson qui se chante 
sur un air breton. Les allusions aux ‘lais bretons’ sont innom- 
brables dans les auteurs du XII° siècle :1 elles sont encore fréquentes 
dans la première moitié du XIII siècle, puis elles se font plus 
rares et disparaissent. La mélodie ou le rythme que désigne le 
mot ‘lai’ se distinguent encore nettement des autres mélodies et 
des autres rythmes, mais les Bretons n’ont plus rien à y voir: on 
s’est si bien approprié leurs airs ou on a si bien réussi à en faire 
de semblables qu’on les a oubliés eux-mêmes. (C’est par cette 
évolution que nous arrivons au lai de Machaut et de Froissart. 
Elle doit être en grande partie accomplie déjà quand le mot passe 
en Angleterre, car on ne voit pas qu'il s’y attache, de l'autre côté 
de la Manche, une nuance de sens qui fasse, en aucune façon, 
songer à une origine celtique. On nous parle bien des lais, mais 
non pas des lais bretons. Pour trouver cette expression, il faut 
arriver aux poèmes de Marie ou a ceux qu’elle a inspirés:? c'est 
elle qui semble avoir appris aux Anglais l'existence des lais chantés 
sur la harpe par les Bretons d’autrefoiss Même l’auteur du Sir 
Tristrem, traduisant le Tristan français, ne semble pas s'apercevoir 
qu’il y ait aucune attache spéciale entre le lai et les Bretons: il 
emploie le mot de la même facon qu'il emploie song et glee, et 
comme un synonyme parfois commode à la rime.3 A l’occasion, 
il lui donne un sens si général qu’on ne voit pas comment ailleurs 
il pourrait y avoir place pour une nuance qui en restreindrait si 
fort la signification. Quoi qu'il en soit, une chose est certaine: 
à l’origine et pendant assez longtemps, en Angleterre comme en 
France, le mot implique nécessairement une idée de rythme, de 


l’anglais ignore le mot /ar: à l’époque de Robert Manning, il lui a donné 
droit de cité. Entre ces deux dates se place le moment où le mot entre - 
dans la langue et pénètre lentement dans le vocabulaire courant des poètes. 
Les exemples en sont assez rares alors. 

1 Il s’agit ici bien entendu des lais bretons lyriques. Les allusions à 
des lais bretons narratifs, qu’on ne trouve du reste que chez Marie ou posté- 
rieurement à elle, sont au contraires extrêmement rares. 

2 Il s’agit ici des versions anglaises, le Zay le Freine par exemple ou 


Sir Orfeo. 
3 Voir Ed. Kölbing, v. 1189—1192: „In his schip was pat day | Al 
maner of gl | And al maner of /ay, | In lond pat mipt be.“ — Des cinq 


exemples du mot lai qu'offre le Sir Tristrem, quatre se trouvent à la rime. 

4 Ed. Kölbing, v. 1283—1285: ,, Ysonde he dede vnderstand, | What 
alle playes were | In Jay.“ „Allgemeiner für musik“, dit le lexique, et dans 
la traduction le passage est ainsi rendu: ,, Ysonde lehrte er, wie alle unter- 
haltenden stücke in der musik wären.“ 


LE PROLOGUE DU FRANKLIN'S TALE ET LES LAIS BRETONS, 711 


mélodie, de chant: qui dit lai, dit chanson. C'est seulement dans 
le premier tiers du XIV* siécle, avec les traductions de Marie et 
surtout Sir Orfeo, qu'un autre sens — celui de poème narratif 
sur un sujet celtique — se fait jour d'une façon assez incertaine 
et hésitante. Chaucer a connaissance de ce nouveau sens, et s'en 
empare. Il voit bien que le même mot sert à désigner deux 
choses différentes, Mais la difficulté ne l’embarrasse pas longtemps, 
Cette confusion, amenée peu à peu par la fantaisie des uns et 
l'ignorance des autres, il en attribue tout simplement l’origine aux 
anciens Bretons eux-mêmes. (Chansons dites sur la harpe, poèmes 
faits pour la lecture, ce sont eux qui ont appelé tout cela des 
lais. Et voilà Chaucer qui, gravement, va nous raconter un lai 
breton — un de ceux faits pour la lecture. Le lai du Franklin 
et son ingénieux prologue ont dû trouver plus d'un lecteur inté- 
ressé et plus d'un admirateur parmi les comtemporains ou les 
successeurs immédiats de Chaucer. N'est-ce pas un écho que 
nous en retrouvons, sinon dans Sir Gowiher, du moins dans Emare 
et le Comite de Toulouse? Mais, même chez Chaucer, le passage est 
isolé. Nous ne serons donc pas surpris de voir, moins de cin- 
quante ans après lui, disparaître ce sens tout factice d'un vieux 
mot, — Si l'on accepte ces conclusions, il faut rectifier dans le 
New English Dictionary l'historique du mot ‘lai’: „Du XVI au 
XVIII: siècle, y lisons-nous, le mot n'est qu'un synonyme poétique 
de chanson.“ ! Ceci est vrai, sans doute, mais s'applique tout 
aussi bien aux trois siècles qui précèdent: c'est du XIII au 
XVIII*® siècle qu’il fallait dire. L'autre sens, loin d’être le sens 
original,? est dérivé, accidentel; il n'est jamais entré pleinement 
dans la langue; les exemples en sont très rares, et il se trouvent 
tous dans des œuvres qui, plus ou moins directement, se rattachent 
à Marie, la créatrice de ce néologisme. L'histoire du lai narratif 
— Le mot et le genre — est la mème en Angleterre qu’en France, 
mais, parmi les successeurs français de Marie, il n'y a pas eu de 
Chaucer. 


1 „From the 16th, to the 181h c. the word was a mere poetical syno- 
nym for ‘song’. 

1 „Originally applied spec. to the poems, usually dealing with matter 
of history or romantic adventure, which were sung by minstrels.“ N. E, D,, 
sv. day. 

ci Je me suis du reste borné, comme on a pu le voir, à rassembler les 
exemples cités par les dictionnaires ou dans les travaux de mes prédécesseurs: 
le nombre ne semble pas, depuis longtemps, s'en être accru. 


LUCIEN FouLEt. 





Zu den Fischnamen des Polemius Silvius. 


A. Thomas widmet in der Rom. XXXV 161—197 dem Tier- 
namenverzeichnis des Polemius Silvius (449 n. Chr.) eine sehr 
schöne Abhandlung. Ich stimme seiren Deutungen und Aus- 
führungen grofsenteils bei, sehe aber doch einiges anders an und 
habe auch ein paar Kleinigkeiten hinzuzufügen. Es handelt sich 
dabei vorzugsweise um die Fischnamen, die allein, persönlichem 
Geschmacke folgend, ich genauer untersucht habe. Ein paar al!- 
gemeine Bemerkungen welche sich mir zugleich aus einer flüchtigeren 
Durchsicht der übrigen Namen ergeben haben, stelle ich voraus. 

Zuerst möchte ich darauf hinweisen dafs dieses kleine Denk- 
mal auch aufserhalb des Kreises der klassischen Philologen nicht 
so unbekannt geblieben ist. R. Much hat sich schon 1898 (Ztschr. £ 
d. A. u. d. L XLII, 168) mit dem camox des P. S. beschäftigt; 
Kluge hat das Ergebnis 1899 gebucht, Körting 1901 nicht. Thomas 
mufs eine ältere Ausgabe von Kluges Wtb. benutzt haben, das er 
ohne nähere Bestimmung S. 171 Anm. ı anführt, sonst hätte er 
wohl Muchs Namen an dieser Stelle erwähnt. 

S. 166£ zählt Thomas diejenigen Namen auf welche in der 
Litteratur vor P.S. nicht überliefert sind und die alle mehr oder 
weniger der Aufklärung bedürfen. Es sind ihrer fast hundert, und 
wiederum ein Drittel davon ist von Thomas mit viel Scharfsinn 
und Gelehrsamkeit beleuchtet worden. Ich möchte hier nur in 
bezug auf gas „Häher- mir einen Widerspruch erlauben. Für 
mich ist ga:- lautnachahmend (betrefís des span. gayo äufserte sich 
Baist schon vor einem Vierteljahrhundert so), nicht anders als 
unser Haher, Hágert, Gáckser, Jack, Jáckel u. ä., wofür ich auf 
J. Winteler Naturlaute und Sprache S. 15 verweise (nach Brehm ist 
der Angstruf des Ejichelhahers A@4 oder kräh). Ein solcher Tier- 
name kann an der allgemeinen Lautentwicklung teilnehmen (also 
franz. gear | gatus, wie d. Gauch | Kukfuk]) und auch an andere 
Wörter, insbesondere an Eigennamen sich anlehnen. So wurde 
gaius als Gaius, Jäckel als Jakob gefalst; nach Brehm spricht der 
Vogel oft recht deutlich margo/f aus, und so hat man ihn Afar- 
colf genannt. Dafs ein ursprünglicher Zusammenhang zwischen 
gaius und Gaius bestehen müsse, kann ich Thomas nicht ein- 
räumen. 

Unter den noch nicht durchgesiebten Namen (doch hat Thomas 


ZU DEN FISCHNAMEN DES POLEMIUS SILVIUS, 713 


auch ein paar von ihnen mit Anmerkungen versehen) befinden 
sich gewifs sehr viele welche Entstellungen bekannter Namen sind, 
nur dafs sie sich als solche nicht oder nicht mit derjenigen Sicher- 
heit erweisen lassen wie die von Th. S. 164 aufgezeigten. Auch 
unter den letzteren ist übrigens eine Schreibung die ich anders 
ausbessere als Thomas. Er belobt die Herausgeber des Thesaurus 
weil sie apellion nicht aufgenommen haben, und erklärt dieses Wort 
in sehr ansprechender Weise: in den Hdss. Plin. X, 164 stehe 
suasperia pelion für asterias, pellos; man habe infolge schlechter 
Trennung apelion gelesen. Aber dann mulíste man auch swasperi 
lesen, und doch bat P. S. richtig arteria, ein Wort das nur durch 
jene Stelle bezeugt ist. Daher ziehe ich es vor @felion zu lesen = 
duxedicov. Manche Fälle scheinen mir durch kleine Mittel heilbar 
zu sein; SO aris = aries, asio = asilo (so in den Glossen für asılus), 
eocle = eale (Plin. VIII, 73), pumplio = pumilio (Plin. X, 156). Bei 
andern fühle ich selbst dafs ich nur experimentiere, So wenn ich 
in musomnium, welches sich in der Insektenabteilung findet, ein 
musaraneum suche, Mus eraneus kommt bei P. S. allerdings auch 
als Vierfüfsler vor, aber Isidor XII, 111, 4 nennt mus araneus (vulg. 
mus araneum) zusammen mit grillus und /ormia unter den „mi- 
nuta animantia*. Man warf es mit aranca zusammen, als ob es 
eine Art Spinne wäre; daher grölstenteils in den romanischen 
Sprachen ,musaranea. Einige Wörter lassen sich nur als EE 
nachweisen (wie das Thomas selbst von ¿m/us = lowdoc bemerkt), so 
aufser apellion noch eleia = ¿2etóc, nession = vn00lov. Ihrer eigent- 
lichen Bedeutung nach klar sind z. B. ewmorfus, lanarius (Ins.); für 
letzteres kann man auf Plin. XI, 117 verweisen: idem pulvis in /anıs et 
veste tineas creat,“ Und ebenso wird was acına unter den In- 
sekten zu suchen hat, verständlich durch Plin. XI, 120: „Hypanis 
fluvius in Ponto circa solstitium defert acınorum effigie tenues mem- 
branas ...“ — von rechtswegen allerdings hatte P, S. statt dessen 
hemerobion aufzeichnen müssen. Arpe war den Wörtern zuzuzählen 
die man „mit Erstaunen“ in der Liste der Vierfüfsler sieht (Th. 
S. 164). Gar keinen Anspruch unter die dunkeln Wörter auf- 
genommen zu werden hat cefents = cephenes Plin, XI, 48. 
Thomas meint, es liege kein Grund vor um in dem Texte, 
welcher in einer einzigen Handschrift, aus dem 12. Jhrh., über- 
liefert ist, Interpolationen anzunehmen. Das hätte doch einige 
Auseinandersetzungen erfordert; der wortgeschichtlichen Unter- 
suchung mulste jedenfalls, damit sie möglichst zuverlässig und er- 
giebig sei, die philologische vorausgehen, welche bei Thomas nur 
angedeutet ist, indem er sich zu einem tieferen Studium allzu- 
bescheiden die Kompetenz abspricht. Es war festzustellen welche 
Quellen P. S. benutzt hat und wie er sie benutzt hat. Die Haupt- 
grundlage für P.S. bildet die Naturgeschichte des Plinius; aber daneben 
hat er offenbar aus verschiedenen älteren und jüngeren Schriftstellern 
geschópft Warum er eine so grolse Menge von Namen des Plinius 
weggelassen hat, können wir nicht erraten; wenn aber unter denen 








714 H. SCH 


die er bringt, so viele von fabelhaf 
fremdartigem Klang sich finden, 
daís es ibm darauf ankam Pn 
gegenúber einem Manne wie dem 
etwas ‚de avibus vel volantibus‘ 1 
geschrieben hatte. Einem gan 
zeichnung derjenigen Namen a 
Interesse für die Romanisten b 
wohl auch Thomas einigermals 
dacht ein. Ich bin geneigt an: 
Wörter welche P. S. mit eigenen 
auch aus litterarischer Quelle 1 
Auson belegten. Das verleitet 
mungen mit Schriftstellern der f 
der Unechtheit zu betrachten, 
mit Anthimus (s. unten »aupreda 
auch sein dafs exormision, welch 
dem nur bei Cassiodor vorkc 
Fischname der hier axcorago, wii 
der Karpfen, welcher hier carf 
ciprinus. Manches wird wohl, ol 
einem Frúheren gestanden haben 
vil, 31) der Rubrik zu Solin (2 
gignit“) 222, 2 Mo. entnommen : 
hercinia als Vogelnamen schöpfi 
bedenklicher. Solipuga und salps 
örtlich verschiedene Formen ein 
mit lateinischer Volksetymologie) 
bezeichnet. Bei Lukan aber wird 
nnd in den späteren Glossen finde 
so erklärt. So viel ich aber seh: 
diese beiden Varianten als zwei 
ist ihm das Insekt (XII, 1u, 4, na 
pica, salpunga) die Schlange (XI 
unter den Insekten, sa/pugna uni 
Man erwartet vielleicht dafs 
sich einiges folgern lasse. Abe 
hier keinerlei Ordnung herrscht, 
Leitfadens vorhanden ist nach 
Selbst die Schranken zwischen 
mehrfach durchbrochen, auch ko 
vermag sich nicht vorzustellen . 
springliches gewesen ist; selbst | 


1 Die Liste steht ohne eigentlich 
Hälfte zwischen März und April, die : 
Thomas sagt, sie sei auf verschieden 
Mommsen zu einem Ganzen gruppiert w 
erwecken, 


ZU DEN FISCHNAMEN DES POLEMIUS SILVIUS, 715 


Quellen würde sie nicht ausreichend erkláren; man 

den Eindruck als ob alles auf rein mechanische Weise Kuren 
ander gerüttelt worden wire. Mehr aber als das Fehlen jedes 
systematischen oder sonstigen Grundsatzes setzt uns der Umstand 
in Verwunderung dafs dieses Verzeichnis kein treueres Spiegelbild 
der Hauptquelle, des Plinius, darbietet; darum möchte man meinen, 
einen Grundsatz habe P. S. doch gehabt, den: die Spuren zu ver- 
wischen auf denen er gewandelt ist. So erscheinen z. B. die 
bei Plin. VIII, 72—77 unmittelbar nacheinander genannten Vier- 
fülsler: lynx, sphinx, (pegasus,) crocota, cercopithecus, leucrocola, eale, 
mantichoras, (axis,) monoceros, catoblepas (gewils keine sehr alltäglichen!) 
bei P. S. (nach der Stellenzahl) als dina 57, sfinx 65, corocalla 30, 
circopiticus 67, leucocrula 31, eocle A1, manticora 32, moneocron 
27, cacoplepa 100, also mit einer Regelmáfsigkeit wie beim 
Kartengeben verteilt. Wie aber kaum von der verfallensten Ruine 
sich wörtlich genau sagen läfst, es sei kein Stein auf dem 
andern geblieben, so weist auch P. 5. zusammenhängende Trümmer- 
stücke auf (z.B, eriface, feniculus = erithacus, phoenicurus Plin., 
finix, struchio, aquila = struthocamelus, phoenix, aquila Plin.). Und 
ebenso nehmen wir, und zwar noch längere Reihen von Namen 
einander ähnlicher oder verwandter Tiere wahr, Zuweilen stützen 
sich, wofür unten Belege foigen, vermutete Verbände und vermutete 
Bedeutung der einzelnen Wörter gegenseitig. Es scheint noch eine 
Art der Zusammenordnung zu geben: das junge (das romanische) 
Wort folgt dem alten: /acerta, lacrimusa — talpa, darpus — mussi- 
mus, (sincirix,) mufron (man bemerke -on, nicht -0); andere ähnliche 
Paare sind weit auseinander gerissen, so gaius und glandaria, 

Die neuen Wörter des P, S, geben kaum sichere Auskunft über 
ihr Alter. Lautliche Kennzeichen die verwendbar wären, fehlen 
fast ganz; sie treten höchstens an Wörtern germanischer Herkunft 
auf, ich glaube in der Tat ein und das andere Mal auf ahd. Laut- 
verschiebung gestossen zu sein. Sunhons, das einzige an den Rand 
geschriebene Wort, hat ganz den Anschein eines deutschen; man 
denkt an Sonnenhuhn o. dgl. für die Coccinella, aber welches wäre 
bei P. S. das entsprechende lat. Wort? Bei einigen Wörtern scheint 
die Entwicklungsgeschichte mit einer so frühen Einstellung im 
Widerspruch zu sein; s. unten searda. Man kann nun freilich sagen, 
die Annahme der betreffenden Entwicklung werde eben durch P. $. 
berichtig. Doch kommen wir dabei leicht aus der Dämmerung 
in völlige Nacht. Es mag sein dafs südfranz. /agramuso u.s. w. 
sich leichter aus /acrimusa erklärt als aus /acerla muri; aber was 
ist nun lat. /acrimusa? Wenn es noch /acrimosa wäre! 

Ich gehe nun die einzelnen der Aufklärung bedürftigen Fisch- 
namen des P.S, durch, welche Th. S, 167 in alphabetischer Folge 
zusammenstellt (es sind ihrer 35); die mit denen er sich dann mehr 
oder weniger eingehend beschäftigt, kennzeichne ich durch ein 
Kreuz, ein paar von mir hinzugefügte die er zum Teil wohl nur 
aus Versehen weggelassen hat, durch eine Null. Die beigesetzten 


LE 








ZU DEN FISCHNAMEN DES POLEMIUS SILVIUS, 717 


sowie gal. pinta, píntega gegenüber von port. salamantiga). Statt 
dessen hätte er an den Insektennamen ad/enoheba erinnern sollen, 
den er ja selbst aus Prudentiusglossen des 7.—8. Jhrhs. verdienst- 
licherweise ausgegraben hatte (Rom, XXXV, 123). Sard. aberenza 
„Raupe der Bienenmotte* kann bier kaum in Frage kommen, da 
es doch wohl ade | apis enthält. 


ambicus (6, 11). Lies ambiguus; es bezieht sich auf einen 
Fisch der zwischen zwei irgendwie verschiedenen andern Fischen 
die Mitte halt. Es könnte unmittelbar aus der Mosella Ausons 
(129) stammen; 


Qui necdum salmo nec jam salar ambigwwsque 
Amborum medio, sario ... 


amulus (18, 2) Im Thes, 1.1. heifst es dazu: ,fortasse est 
hamulus piscis* — 


Tancoravus (17, 2). Cassiodor hat dafür ancorago (warum 
schreibt der Hg. in den Mon. Germ. gegen die Hdss. anchorago?), 
und Thomas hált es fúr rátlich hier zwei verschiedene Formen, 
nicht zwei verschiedene Lautstufen der gleichen Form anzunehmen. 
Genau besehen, gibt es zwei Alternativen, indem -# und -g- 
stammhaft verschieden sein und die Wörter verschieden dekliniert 
werden können. Thomas falst nur die letztere ins Auge, und da- 
bei weiche ich von ihm ab. Ich halte es keineswegs für ausgemacht 
daís Cassiodor ancorago, ancoraginis dekliniert haben muls, er 
konnte auch den Genetiv ancoragí bilden, mit andern Worten als 
Süditaliener, dem das Nominativ-s nicht mehr lebendig war, an- 
corago und ancoragus nicht unterscheiden. Es ist ganz gleichgültig 
wie das der Volkssprache angehörige unlateinische Wort gelegent- 
lich in der Litteratur latinisiert wurde; es kommt vielmehr darauf 
an ob wir der Sprache der es entstammt, zwei solche Bildungen 
zutrauen dürfen, ob sie überhaupt eine Deklination kannte die der 
lateinischen auf -0, -tnis entsprach, oder im Nichtfall ob diese letztere 
im Volke noch hinlängliche Kraft besafs um das fremde Wort 
einzuspinnen. Wenn „le germanique */Aahs a été latinisé des le 
V* siècle en faxus et faxo“ (Th. S. 194), so stimmt diese „Latini- 
sierung“ mit ancoravus und ancorago; aber sie deckt wirklich eine 
doppelte Romanisierung, indem die Deklination -0, -oms fortlebte 
und fortzeugte. Welche von den beiden Varianten -agu und -avu 
die ältere ist, sei vorderhand dahingestellt; die eine mochte ebenso 
gut wie die andere durch die Mittelstufe -aw hindurch sich zu 
pik. -ew entwickeln. Thomas hätte als Analogie hierzu statt seiner 
Grundform für car/len, caillou: *caclafoju ebenso gut die meinige 
anführen können: *cacafg)u Ich verstehe nicht warum „der 
Augenblick schlecht gewählt sein sollte den Typus *eaclafo)u auf 
zugeben den er noch kürzlich verteidigt habe“ (aber nicht sehr 
nachdrücklich, und meine Bemerkung Ztschr. XXIX, 622 ist un- 
berücksichtigt geblieben). Wie Thomas, war auch ich jenem Worte 








718 H. SCHUCHARDT, 


des 5. und 6. Jhrhs. bis ins Wallonische gefolgt, aber bis ins 
Neuwallonische. Es ist ihm námlich entgangen dafs Grandgagnage 
es nicht bloís im altwall. Glossar anführt, sondern auch im Haupt- 
wörterbuch I, 7: ,acrawe (femelle du saumon). Acrawez, plur., (œufs 
du barbeau)“, wodurch das acrawe von 1547 gestútzt wird. An 
dieser Stelle ,schweigt“ Grandgagnage leider nicht ganz über die 
Etymologie. Sollte das Wort nicht auch in andern Mdd. Nordfrank- 
reichs, vor allem in der lothringischen leben? Was die Bedeutung 
anlangt, so beschränkt sich Thomas darauf zu sagen, es bezeichne 
„une variete de saumon“; eine genauere Bestimmung ist aber für 
die Etymologie wünschenswert. Bei DC. und Grandgagnage wird 
das Wort auf den weiblichen Lachs bezogen, bei jenem wird da- 
neben der Ausdruck drcard oder beccard gebraucht. Wie wird dieser 
in den Wtbb. definiert? Das Dict. gen. sagt: „nom vulgaire du 
saumon“; das ist ganz ungenügend. Ausführlicher Littré: „Nom 
qu'on donne au brochet, á la truite et au saumon lorsqu'ils sont 
d’une certaine grandeur. Quelques-uns prétendent que c'est seule- 
ment le nom des femelles et qu’elles ont le bec plus crochu que 
les mâles.“ Vom Hechte ist auch im N. Larousse ill. zu lesen 
dafs er wenn er eine gewisse Grölse erreicht habe, gemeiniglich 
bicard heilse; aber ich denke, mit diesem Fische, dessen alter 
Name diquel, bechel lautete, verhält es sich nicht ganz so wie mit 
den beiden andern (truste bécarde findet sich bei Duhamel). Im 
übrigen heifst es in jenem grofsen Wörterbuch: „nom vulgaire d'une 
variété du saumon commun dite salmo hamatus“. Sachs (1869) 
übersetzt bécard mit 1. „Hakenlachs“, 2. „Lachsrogener“, was kaum 
etwas anderes ist als ı. „männl. Lachs“, 2. „weibl. Lachs“; in der Aus- 
gabe von 1900 ist blofs die zweite Bedeutung angegeben. Ich schliefse 
diese Zeugnisse mit dem Grandgagnages für das wall. bècar: „vieux 
mäle du saumon*; er hebt mit Hinblick auf das Schriftfranzósische 
„la différence d'acception* hervor. Es läfst sich nicht leugnen 
dafs eine gewisse Verwirrung herrscht; aber sie erstreckt sich nicht 
sowohl auf den Sprachgebrauch wie auf die Naturbeobachtung. 
Becard und Hakenluchs oder kurzweg Zuken decken sich völlıg; sie 
bezeichnen einen Lachs dessen Unterkiefer nach oben in einen 
harten Haken ausläuft. Man nahm ursprünglich an dafs dieses 
ein Kennzeichen des männlichen Lachses sei, entweder während 
der Laichzeit und nur für deren Daucr oder überhaupt im Alter 
erworben, und diese Ansicht scheint bis auf unsere Tage unter 
den Deutschen zu gelien. Die umgekehrte, welche den Haken 
beim weiblichen Lachs zu entdecken glaubt, herrscht schon seit 
Jahrhunderten in Frankreich vor, Am spitesten, aber auch schon 
früh kam man auf den Gedanken dals der Hakenlachs eine eigne 
Art sei (salino hamatus Val). Duhamel (1772) verzeichnet im 
zweiten Kapitel von II, 11, welches sich betitelt: „Du saumon becard. 
Salmo maxiliá inferiore curvá. Anchorago“, alle drei Meinungen 
und neigt sich der letzten zu; sie wird von De la Bianchere nach- 
drücklich vertreten. Durch diese vielleicht zu weitläufigen Dar- 


ZU DEN FISCHNAMEN DES POLEMIUS SILVIUS. 719 


legungen bezwecke ich nur die genaue Entsprechung zwischen an- 
coravus u.s. w. und Hakenlachs zu erweisen, auf Grund deren sich 
eine Deutung jenes sicherlich keltischen Wortes versuchen läfst. 
Ich denke, in seiner ersten Hälfte wird sich ein dem altind. añkd-s 
„Haken“ u.s.w. (man sehe die Zusammenstellung bei Walde unter 
ancus) verwandtes Wort finden; aus dem Keltischen gehórt zu diesem 
*ank-: ir. éath ,Fischhaken“ und nach V. Henry (anders Ernault) 
bret. añkoé „Zäpfchen“. Dieselbe Verwendung hat in einer andern 
keltischen Mundart *kambo-s „krumm“ gefunden: kymr. camawg, camog 
| *kamb-ako-s „a kind of salmon — because when three years old, 
its mandibles begin to curve one over the other“ (Owen Pughe) 
und cemyw | *kamb-ivo-s „männlicher Lachs“. Hinsichtlich der 
zweiten Halfte unseres Wórtes sind verschiedene Móglichkeiten offen. 
Die Analogie der Synonymen empfeblt uns nicht die Annahme 
einer Zusammensetzung wie etwa *anko-rako-s „mit krummer Vorder- 
seite“ (*rak | kymr. rhag ist eigentlich Präposition, wird aber auch 
substantivisch gebraucht), sondern die einer Ableitung *ankor-@ko-s 
oder, *ankor-ävo-s, wo *ankor- eine ähnliche Bildung sein würde 
wie &yxvpa oder wie ayxudn. Wären nicht jene Zusammenhänge, so 
dürfte man auch an „Angelfisch* denken. Demnach würde das 
g von ancorago entweder die romanische Nachstufe eines alten 4 
sein (vgl. aber unten samauca) oder das v vor dem Lippenvokal 
vertreten wie in ital, Pagolo für Pavolo u.s.w. Das rheinkeltische 
Wort hat sich vermutlich auch in einem deutschen fortgesetzt, 
nämlich in Anke (m.) „Lachs“ oder „Lachsforelle“, das allerdings 
nicht für sich, sondern nur in Verbindung mit Flufsnamen vorzu- 
kommen scheint, besonders in Rheinanke (zusammengezogen Renke). 


0asinis (6,4). Lies asinus; man bemerke dafs -is oft für -ws 
verschrieben ist: cnnamullis, galgulis, gragulis, mitulis, vaguris (vgl. 
nautulis); auch equis (6, 4) ist equus zu lesen = eguus bipes „See- 
pferdchen* (bei Plinius Aippocampus). Die alten Griechen haben als 
Fischnamen Ovog, orloxoc; wie diesem asellus (11, 1) entspricht, 
so jenem asinus (die Wörterbücher haben es nicht), Ob es sich 
dabei um zwei verschiedene Fische handelt, läfst sich nicht ent- 
scheiden. 

auricularius (7,2). Ware darunter ein Fisch zu verstehen, 
so wúrde ich die Endung in -aris verbessern, ich vermute aber 
wir haben eine Entstellung von aurícula maris vor uns = orecchra 
di mare, oreille de mer, Meerohr. Dann hätten wir diese Muschel 
zum zweiten Male verzeichnet (ähnliche Fälle gibt es ja bei P. S, 
genug); denn in dem awris das unter den „unbeweglichen“ Tieren 
steht, hat man richtig auris maris = franz. ormier erkannt. Zu 
dem was Th. $. 170 hierüber bemerkt, möchte ich zwei Zusätze 
machen. Erstens wenn auris, auricula als Muschelname sonst nicht 
belegt ist, so doch das griechische Vorbild des letzteren: ofa bei 
Plin. XXXII, 149 (Plur. von oríov, als weibl. Sing. gelaíst?). Und 
zweitens; man wird wohl nie schlechtweg auris gesagt haben, und 





720 H. SCHUCHARDT, 


wenn die náhere Bestimmung dazu fehlt, so darf uns das bei 
P. S. nicht wunder nehmen, der zweiteilige Namen abkürzt. 
Aber er hat doch mus marinius (11, 3), und so kónnte auch hier 


ursprünglich zwar nicht marina oder maris, aber Veneris — die 
Muschel hieís im Altertum auch ,Venusohr“ (Nemnich hat ofa 
Veneris) — gestanden haben und durch einen Abschreiber weg- 


gelassen worden sein, und zwar vor aurís, durch ein vorhergehendes 
veneriosae verdrángt. Es folgen námlich aufeinander pecun (lies pecten), 
veneriosa, auris; die beiden ersten nach Plin. IX, 101. 103 (pectines, 
Veneriae). 


0ausaca (19, 6). Hierzu nur einige schüchterne Fragen. Ist 
das aus- etwa in alausa „Maifisch“ enthalten? denn hier ist doch 
aus- gewils nicht ableitend (Holder I, 298 hat noch ein Appellativ 
dieses Ausgangs: dacausa = I, 322, aber das ist verderbt aus das- 
cauda 1, 354 f.). Oder in Ausava „Oose“, FL in Rheinpr. und Axsoba, 
Fl. in Irland (Holder)? Und kann aus awsaca ein deutsches Asch, 
Asche (w.; ahd. asco m.) — „thymallus vulgaris“ Nils. entstanden 
sein, in ältester Gestalt *asca in Ascapha (Geogr. Rav.) „Aschaff“, 
Bach bei Aschaffenburg? Die Ásche erscheint freilich schon als 
umbra bei P. S. 17, 7. 


Obarba (17, 4). S. larbus. 
carahuo (7, 4). Lies carabus. 


caraulis (7, 3). Vielleicht für encraulis == gr. Eyypavkıe. 
Das folgende Wort würde seinen Schatten voraus geworfen haben. 


cleomena (14, 7)? 


coluda (14, 2). Lies rolubra, welches Wort bei P. S. selbst 
im weitesten Sinne (Überschrift „item colobrarum“), aber bei Plinius 
nur von der Wasserschlange gebraucht wird („colubra in aqua 
vivens“, „aquaticae colubrae“ XXXII, 53. 82. 104). Sonst könnte 
man an colui(h)ia (Plin. XXXII, 84. 147), Name eines Konchyls denken. 


culix (16,9). Stammt wohl aus Plin. IX, 160, wo bei der Fort- 
pflanzung und Entstehung der Wassertiere mitten unter diesen, als 
ob sie zu ihnen gehörten, die Mücken erwähnt werden: „et mituli 
et pectines ... proveniunt ... murices, purpurae salivario 
lentore, sicut acescente umore culices; apua spuma maris incale- 
scente ...“ 


encataria {8, 1)? 


eufratis (13, 2). Es ist wohl weiter nichts als der Genetiv 
des Flufsnamens; es wird irgendwo von ,pisces Fufratis* die Rede 
sein, und P. S. liefs das Hauptwort weg wie cancer neben heraclio- 
lacus, avis neben hercinta, numidica. Ausnahmsweise ist es gesetzt 
in pisces piscatur (7, 7) „Seeteufel“ = ital. pesce pescatore. 


euga (9, 3). Vgl. euca ,nüneuke“ (d. i. Neunauge) Diefenb. 
Gloss. lat.-germ. 


ZU DEN FISCHNAMEN DES POLEMIUS SILVIUS. 721 


t/acirinus (19, 3). Dafs das sofort an das ital. /a/erino („Ähren- 
fisch* = atherina hepsetus L.) erinnern mufs, gebe ich Thomas £0, 
aber ich bestreite ihm dafs man nicht ernstlich daran denken kónne 
gr. ddepíva in Rechnung zu bringen, wie das noch im Wörterbuch 
von Tommaseo und Bellini geschehe, um das italienische Wort zu 
erklären. Zunächst jedoch bestreite ich diese Tatsache; es heifst hier 

u. d. W. lafferini: „sorta di pesce minuto molto dilicato a mangiare. 
È Y Atherina de’ Naturalisti*, nämlich. der Fisch, nicht das Wort; 
sè bedeutet eine Sachbestimmung, nicht eine Wortableitung. Und 
dabei ist gar kein griechischer Ausdruck genannt, sondern ein der 
naturgeschichtlichen Terminologie angehóriger, die ja willkürlich, 
wenn auch vorzugsweise aus griechischen Bestandteilen aufgebaut 
ist. Wenn man in dem besagten Wörterbuch aferina nachschlägt, 
so sieht man dafs dieses als eine Neubildung von «#rjg „Achel* vor- 
schwebte, Es ist nun aber nicht das altgriechische Wort das welches 
in dieser Frage die Hauptrolle spielt (denn seine genaue Bedeutung 
erfahren wir aus den Stellen bei Aristoteles und Oppian nicht), 
sondern das neugriechische: adegiva, G9epgivós, auf den Kykladen 
adepvós. Da dieses und das ital. /alleríno einem und demselben 
Fisch gelten, so werden wir an der genetischen Gleichheit beider so 
lautähnlichen Wörter nicht zweifeln; dafs aber das griechische nicht 
etwa vom italienischen kommt, dafür würde das Zeugnis des alten 
adeplvn selbst dann genügen wenn es nur einen ähnlichen Fisch 
bezeichnen sollte. Das griechische Wort schmolz später im 
Italienischen mit dem Artikel zusammen, was auch einem andern 
für den gleichen Fisch widerfahren ist: Zagone = agone „Ährenfisch* 
(s. Ztschr. XXIV, 414), und das / wurde verdoppelt unter dem 
Einfluís von /a/fe. So nach Carus: (Livorno) /a/terino = atherina 
hepsetus, (Rom) /atierino cappaccione — atherina boyeri Risso, siz. 
curunedda lattarina, (Messina) /altarína = atherina mocho C, V. 
Sard. lallarina ist „lattarino sardaro“ (Marc.); Traina setzt siz. curunedda 
lattara der argentina sphyraena L. gleich (der Atherina und der 
Argentina ist sonst in Súditalien die Bezeichnung coronella u. s. w. 
gemeinsam). Die berührte Herleitung ergibt sich so von selbst 
dafs ich nicht einmal weils wer sie aufgestellt hat; von Tommaseo 
und Bellini abgesehen, halte ich sie jedenfalls „noch“ aufrecht, 
Das /actrinus des P. S,, das ich durchaus nicht in /arinus verbessern 
will, wie man jetzt, nach Oppian, im Plinius statt /amirus eingesetzt 
hat, läfst sich in begründeter Weise nicht auf den Ährenfisch be- 
ziehen; vielleicht steht hier unter so vielen besondern Ausdrücken 
ein ganz allgemeiner — ,Milchner“. Diesen Sinn geben ja Oudin 
und Duez dem ital. /a//arino auch. Aber nach dem befruchtenden Jaite 
kann auch die Fischbrut benannt werden; nach Nemnich sind 
latteruoli certi pesciolini schiusi appena dall’ uovo“, und nach Costa 
Voc. zool. heifsen zu Neapel und Tarent die jungen Meeráschen 
(mugil cephalus), zu Luco aber die jungen Barben /a/teríní. Wie 
verhält sich neugr. ¿depíra „menu peuple, populace, canaille, bande 
de gamins* (Legrand) zum gleichen Namen des Fisches? 

Zeitschr, £ rom. Phil, XXX. 46 











722 H. SCHI 


larbus (17, 3). Es kann h 
welches zwar in der heutigen N 
einnimmt, aber der des Plinius a 
worden ist. Wir haben darbus ( 
zu lesen, wie wir zwar nicht bei P 
Dadurch wird nun die Beziehun; 
auf diesen Fisch ausgeschlossen, 
bedenklich gewesen wáre weil d 
(auch im Ahd. und zum Teil bi 
Geschlechtes ist. Ich vermute 
Verwechslung der Anfangsbuchs 
/ für 5 in frocibus, 5 für / in pir 
passender Name fúr manche Fisc 
es u. a. mit , Meerwunder* übers« 
Tat von Mistral fúr eine Art Platti 
Bestimmung (,plie, carrelet“). S 
ob es sich etwa mit dem gal. ir; 
nectes linguatula L. nach Cornid 
Cuveiro) deckt; jedenfalls aber 
Namen zu erwägen. 


levaricinus (17, 11). Ihr 
felchen“ — coregonus wartmanni 
werde auch die ,grande muréne 
Littré selbst nicht vorkommt) so gi 
eigentlichen Bedeutung (= /arr 
1900 weggelassen worden ist, 
welche wohl mit der zweiten I 
oxyrhinchus lavaretus, von dem i 
lavaretus, coregonus lavaretus, sa 
mich gar nicht in dies Labyrintl 
der Mut dazu entsinken wenn 
la Blancheres Wörterbuch über « 
ablässigen Klagen über die äulse 
der Koregonen begegnet. Dem 
dadurch Schwierigkeiten dafs di 
Namen den wissenschaftlichen Sit 
sie z. B. die Frage erôrtern ob im 
(dem) Féra vorkomme, so spielt n 
keine Rolle; es wird ja ebenso 
sprochen. Das franz. /avaret, w 
ist, gehört eigentlich Savoyen ar 
der Schweiz nachweisen läfst, we 
sagt: .le Lavaret, qui n'était pas fre 
l'est devenu par ce fait*, so wird 
liche Form), welches als Name d 
ohne náhere Angabe des Vorkom 
auf Savoyen zu beziehen sein. 


ZU DEN FISCHNAMEN DES POLEMIUS SILVIUS. 723 


laver, die im Dict. gén. vorgeschlagen wird, ist gar zu einfach; 
es kann hierdurch kaum ein Unterscheidungszeichen gegenúber den 
andern Fischen ausgedrückt werden. Man miiíste untersuchen ob 
es nicht derselben Quelle entstammt wie das /avare/ welches eine 
gewisse Falkenart bezeichnet. Sonst würde ich mich aus geo- 
graphischem Grunde der Annahme keltischen Ursprungs zuneigen. 
Als Endungen können wir entweder -1cínus, -e/ abtrennen, oder was 
wahrscheinlich Thomas vorziehen wird, -aricinus, -are. Wenn /ev- 
jünger sein solle als /av-, so wäre das aus dem Einfluís von lat. 
levare zu erklären. 


lucuparta (10,4). Es ist das Fem, zu */ycopardus neben 
lvxoxavdno » Wolfspard“, „kleiner Leopard“ („Unze“), welches 
ebenso auf den mit dunkeln Flecken übersäten Katzenhai (scyllium 
canicula Cuv. und scyllium stellare Gthr.) angewendet wird wie in 
Süditalien der Name des grofsen, des eigentlichen Leoparden: siz. 
gatlupardu, -a, (Girg.) labardu, bar. liabardo, diabardo, -a. 


g arias (5, 5). Es ist Thomas gelungen diesen Fischnamen 
(,Meerschwein“ — phocaena communis Less.) aus verschiedenen 
Zeitráumen bis heute für den Südwesten Frankreichs zu belegen 
(auch Mistral kennt marsoupe aus Guienne). Aber was er zur Er- 
klárung sagt, ist wenig und nicht sehr glücklich. Der Name ist 
im ganzen Süden bekannt (das heifst des Ozeans, denn im Mittel- 
meer kommt das Tier selten vor und ist keinesfalls volkstümlich): 
span. port. marsopa, marsopla. Die letztere Form ist kaum als de- 
minutive anzusehen; vielmehr wird sich soplar eingemischt haben, 
wegen des Ausspritzens des Wassers durch das Nasenloch, wie ja franz. 
souffleur (sidfranz. soufflaire) für verschiedene Arten der Delphiniden 
gilt. Marsopa ist nichts anderes als marsuppium „Börse“ mit weib- 
licher Endung, von der wir auch sonst Spuren haben: marsuppia 
C. gl.l, V,585,5; marsupium, vel marsippa Alfrics Voc. (10. Jhrh.) 
153, 7 W.W. (man beachte anderseits ,marsuprorum et aliorum gros- 
sorum piscium* in einem Texte von 1294 bei Thomas). Fische sind 
öfter nach menschlichen Erzeugnissen benannt worden; das hat 
schon Plinius (zu Anf. des 9. Buches; vgl. Isid. XII, vı,6) bemerkt 
und g/adius, serra als Beispiele angeführt. Auch bei P.S. folgen 
Giese fast aufeinander (nur durch muscu/us getrennt); dann kommt 
marisopa, darauf rofa (Plin. IX, 8: „ro/ae appellatae a similitudine“), und 
orca, eine nach der Tonne (orca) benannte oder doch umgenannte 
Delphinart, Am bemerkenswertesten für uns sind die südfranzösischen 
Namen des Kofferfisches = ostracion trigonus L.: dourso und porc- 
de-mar, eine Zweiheit die eine gute Parallele zu marsoupe: marsouin 
bildet. Deren gegenseitiges Verhältnis berührt Thomas mit keinem 
Wort, und doch ist dieses durchaus nicht leicht zu verstehen; ich 
lege es mir folgendermafsen zurecht. Die Phocaena führte im 
Altertum einen doppelten auf die runde Gestalt gegründeten Namen: 
*marsuppa und porcus (marinus) oder porcus pisas (altfranz. porpeís, 
neugr. yovgovvowagor). Für porci marini aber sagte, zufolge 


46* 





724 H. SCHUCHARDY, 


Isidor XII, vi, 12, das Volk sul. Ein maris suillus verknüpfte sich 
mit *marsuppa und ergab entweder marisopa (so bei P. S.) oder 
*marsuillus, von den Kelten in *mort-sukku, kymr. morhwch nach- 
gebildet, von den Germanen in *mari-swín, welchem wiederum in 
Nordfrankreich die romanische Form sich anglich. ! 


mirrus (11, 7). Lies myrus, wie Plin. XXXII, 151 neben 
smyrus („Männchen der Muräne“) überliefert ist, | uüpoc; der Wechsel 
von sm- (zm-) und m- der sich in _griechischen Wörtern findet 
(ouagis, neugr. ouaplda | uaplda; ouvpauve | uvoava), hat sich 
mit diesen teilweise ins Lateinische verpflanzt, so smilax und milax. 

tnaupreda (10, 9). V. Rose hatte sich redlich, aber vergeblich 
bemüht raupreda zu deuten; die inzwischen aufgetauchten griechischen 
Formen nacopretís, nocopretis (in den Glossen) haben die Lage nicht 
geklärt, im Gegenteil. Thomas weils keinen Rat; ich auch nicht. 
Nur glaube ich, dies naco-, noco- darf uns nicht allzusehr erschrecken; 
es wird sich um einen Schreibfehler für zau- handeln, der sich 
fortpflanzte. Liegt aber in naupreda wirklich vav- ,Schiff-“ vor, 
so fragen wir uns: welche Beziehungen kann die Lamprete zum 
Schiffe haben? Sie saugt sich nicht nur an Steinen, sondern auch 
an Holz, an Schiffen fest und hat dadurch mit dem Sauger oder 
Schiffshalter = ¿yevnis etwas Gemeinsames; denn dafs derselbe sich 
nicht sowohl an fremden Körpern festsaugt als an sie anhängt, 
kommt hier nicht in Betracht. Dieser zweite Fisch der im späteren 
Griechisch auch vavxparng heifst, ist deshalb früher zuweilen mit 
der Lamprete verwechselt worden (zu Nizza heilst ersterer sussapega, 
aber anderswo sehr ähnlich die letztere). Es bliebe nun in dem 
zweiten Teil von *nauprelis ein Wort zu entdecken welches ganz 
im allgemeinen dem -XQATHC entspriche. Dunkel ist ferner der 
Übergang von naupreda in /ampreda. Dafs sich ein anderer Fisch- 
name eingemischt hat, läfst schon ein grofser Teil der heutigen 
Formen erkennen: südfranz. lampre, lampruo, lamproue, tar. lambuca, 
siz. (Cat.) alampura. Aber was der Pampel = stromateus fiatola L, 
(nizz. róm. /ampuga) oder ein anderer Skombride, der Goldkarpfen 
= coryphaena hippurus L. (span, /ampuga, kat. llampuga, neap. /am- 
puca, siz, lampugu, neugr. Aaurovya) oder die lichia amia Cuv. 
(südfranz. /ampugo nach Mistral) mit der Lamprete zu tun haben 
(von ähnlichen Namen, wie /ampusa, lampune ganz zu schweigen), 
vermag ich nicht zu erkennen. 


pardus (9, 1). Wie lat. pardus dem gr. xapdadis in der 
Bedeutung als Sáugetier entspricht, so auch in der als Fisch, und 
zwar hat man darin den squalus tigrinus Gm. vermutet. 


1 Franz. merluche, südfranz. (Mars.) marlus, ital. merluzzo (merluccio), ven. 
auch marluszo ,, Hechtdorsch** weist in seiner ersten und zweiten Hälfte ähnliche 
Umgestaltungen auf; denn es ist nicht aus marıs ductus entstanden und auch 
nicht von merula abgeleitet, sondern schliefst sich mit seiner alt- und mdl.- 
franz. Form merlu an franz. morue, alt molue, engl. melwel ,,Kabeljau“ an 
und weiter an ven, molo, val. möllera, bal. molla, möllara, neugr. uovooër a, 
die sich auf verschiedene Gadiden beziehen. Vgl. mein Bask. und Rom, S. 25. 


ZU DEN FISCHNAMEN DES POLEMIUS SILVIUS, 725 


tpelaica (18, 1). Zu den beiden Formen: südfranz. pa/aigo und 
siz. palaja ,Meerzunge* — solea vulgaris Quensel ist noch hinzu- 
zufügen mall. pelaya = solea impar Benn.; úbrigens gilt in ganz 
Süditalien (auch kal. tar. südsard.) padaja fúr alle Arten von solea 
und auch den einen und andern der sonstigen Pleuronektiden — 
Costa Voc. zool. sagt: „Paldja; generalmente. Tutte le specie del 
genere Linguatula, Pleuronectes e Solea.“ Indem ich an Be- 
nennungen der Plattfische wie „Sohle*, ,Zunge“, „Tartsche* dachte, 
glaubte ich in diesem Namen pala ,Spaten“, „Schaufel“ zu finden 
(vgl. tar. pala »Spiegelrochen* = raja miraletus L.), kam aber mit 
der Endung nicht ins reine, Diese Schwierigkeit hat Thomas 
glänzend gelöst, indem er pelagica — pelagia zugrunde legt; 
immerhin möchte ich das a der ersten Silbe auf den Einfluís von 
pala, nicht auf Assimilation zurückführen, Obwohl demnach an der 
Zusammenstellung dieses romanischen Namens mit dem bei P. S. kaum 
etwas auszusetzen ist, legt mir ein ganz äufserlicher Umstand eine 
andere Deutung des letzteren nahe. Wenn das unmittelbar voran- 
gehende /evaricinus wirklich in dem sav. lavaret steckt, dann dürfen 
wir wohl pelaíca in dem schweiz. (Neuch.) palea (auch pallaye geschrieben; 
franz. palíe) suchen, welches einen ganz ähnlichen Fisch bezeichnet. 
Auch dieses halte ich für einen ursprünglich keltischen Namen; ob 
das gleichbedeutende irl. po/an, schottl. powan ihm verwandt ist, weils 
ich nicht, sicher aber scheint mir dals die Deutschen von roma- 
nisierten Kelten ihr Fe/chen, Balchen, Ballen u. s. w. entnommen, nicht 
wie das Schweizer Idiotikon andeutet, es an diese abgegeben haben. 


tplacensis (10, 7) für seni wie sich auch bei Anthimus 
geschrieben findet, Diese mung erregt einen gewissen 
Verdacht; mindestens kann ich mich nicht dazu entschliefsen mit 
Thomas die Existenz eines platensís als zweifellos anzusehen, das 
sich nur zufälligerweise nicht im Romanischen erhalten habe, Da 
das n vor s im 5. und 6. Jhrh. nicht mehr gesprochen wurde, so 
besteht kein allzugroíser Unterschied zwischen diesem plalensis 
und dem  p/atessa Ausons. Wenn Thomas sagt, das franz. 
plie, oder vielmehr das ältere p/aiz „suppose nécessairement l’exis- 
tence d'un type *platicem* , so füge ich hinzu: ebenso notwendiger- 
weise wie franz, aller ein lat. *allare oder cousin ein lat. *culicinus, 
aber nicht ein lat. consobrinus voraussetzt. Eine romanische Wort- 
form mufs nicht lautgeschichtlich eindeutig sein; und die mechanische 
g ins Lateinische hat nur dann Sinn und Zweck wenn 
sich eine Form ergibt die sich innerhalb des Lateinischen zwanglos 
erklären lafst. *Platicem, *corcocionem1 (S. 172), *caclavum U.S. W. 


1 Wenn Thomas dem heutigen cowrcoussouwn ein altprov. corgoson mit 
5 ria so ist wohl „der Wunsch der Vater des Gedankens", Es 
handelt sich doch wahrscheinlich bei der letzteren Form nur um das von Levy 
gebuchte corgosson in einem Denkmal etwa des 15. Jhrhs., welches sich ganz 
mit dem heutigen courgoussoun deckt. Ich sehe nicht wie daraus ein Ein- 
wand gegen meine Deutung dieses Wortes aus gowrgow(2) + coussoun zu 
gewinnen wäre, 














726 H. SCHUCHARDT, 


sind nichts a's kôrperlose Schemen. Das verkennt Thomas, und 
dieser methodische Febler bringt ihn nicht nur mit andern, sondern 
auch mit sich selbst in Widerspruch. Vgl. Ztschr. XXV, 348f. 
XXVI, 423f. 


tplotta (19, 1). Thomas schiebt, mit Recht, das alte //uta und 
mittelalterliche p/o/a, welche .Muráne” bedeuten, beiseite und be- 
gnügt sich auf lomb. priofa, eng. plotra („gardon rouge“; bei Nem- 
nich das erstere: .gardon blanc“), und in weiterer Entfernung auf 
deutsches Plótze und russ. plofva, plotica (.gardon blanc“) hinzu- 
weisen, wobei er nicht sagen durfte: „c’est toujours la méme espéce- 
(s. unten roffas). Er sieht also ganz von den gleichbedeutenden 
Formen ab welche -a- für -o- enthalten. Ich hatte hier einen 
»Plattfisch* des Süfswassers zu sehen geglaubt und neben jene 
russischen Formen serb. slow. plastica, platnica und rum. plática, 
plätifä (thess. xdatitoa „cyprinus collari“ Apost.) gesetzt (Ztschr. 
XXVI, 423) und setze nun noch neben jene romanischen: schweiz. 
plateron', sav. platelle. Beschränken wir unsern Blick auf den letzteren 
Wechsel zwischen -a- und -o-, so finden wir ihn im Einklang mit 
lomb. prot | plautus (bes. pipta, pipda, pióda „Steinplatte“) neben 
ital. piatto, franz. plat. Schwierig ist die gleiche Erscheinung inner- 
halb des Slawischen zu erkláren; ich muís das bessern Kennern? 
überlassen, und mache hier nur auf eines aufmerksam. Sabanêjev 
Ryby Rossii 2 JI, 222 Anm. verzeichnet als russische Namen der 
Plötze: plotva, plotica, ploft, plotvica, plotvicha, plotièka-, -uska; aber da 
alle die volkstúmlichen Namen die er aus den einzelnen Teilen des 
russischen Sprachgebietes anfúhrt, ganz andere sind, so haben wir 
in jenen wohl Entlehnungen aus dem Polnischen zu sehen, wo der 
Fisch plotka, plot, plocica, plocier heilst. Wie könnten nun die 
slawische und die romanische Wortgruppe miteinander in Verbindung 
stehen als durch das Deutsche hindurch? Aber dieses versagt uns 
vermittelnde Formen; /%é/ze scheint mir auch jetzt noch aus dem 
Slawischen (p/ofica) zu stammen. Und wie endlich lassen sich alle 
diese Formen mit einem lat. plo/ta des 5. Jhrhs. vereinen? Selbst 
wenn wir uns ganz innerhalb der Grenzen der Romania halten, 
hat dies plotta, als Nachkomme von plauta und Vorfahr von pipfa, 
mit seinem -//- etwas befremdliches für uns. Vgl. unten roétas. 


porca (18, 6). Thomas mag Recht haben wenn er darunter 
den ,Sanktpeterfisch“ =- zeus faber L. vermutet, der südfranz. /ru2jo 
heiíse (am Mittelmeer; aber wo? für Cette, Marseille, Nizza werden 


1 Bridel bestimmt Z//afta, -et, -on, platsiron als ,,cyprin, soit palée [s. 
vorh. S.], sorte de poisson du Léman". 

2 Auch solchen könnte leicht eine hierbei sehr wichtige Abhandlung 
entgehen, da sie sich zwar ‚Beitrag zur volkstümlichen Fischnomenklatur‘ 
betitelt, aber aus der Feder eines Zoologen, M. Medic, stammt: ‚Sabljarka 
(Pelecus cultratus Linné) i platnica (Leuciscus virgo Heckel)‘ im Glasnik zem. 
muz. u Bosni i Ilercegovini XIV (1902), 113ff. Hier wird aufs genaueste die 
Verbreitung und Bedeutung der kreatischen Wortformen Z'afnicu, platica, 
platisnica, plotica, plotnica, plotvica, plodica bestimmt. 


ZU DEN FISCHNAMEN DES POLEMIUS SILVIUS. 727 


andere Namen gegeben). Er hätte auch an die „Meersau“, franz. 
truie (de mer) = scorpaena scrofa L. denken können, die ebenso 
wenig einladend ausschaut; diese franz. Benennung wird aber ziem- 
lich jung sein, da sie sich an südital. scrofana a) | scorfana (-u), 
scorfena | scorpena anschliefst. Vgl. ovama bei Opp. I, 129. Das 
männl, „forcus ist als Benennung von Fischen häufiger, 


ricinus (19, 2). Etwa = orcynus Plin. XXXII, 149? Will 
man nicht ändern, so wäre folgendes zu erwägen. In Italien werden 
nach der Zecke, zecca (lat. ricinus) gewisse Meertiere benannt, 
so zu Tarent alle Arten von Chitoniden oder Käferschnecken: 
secca de vónola (v. ist eine Art Alge); siz. sicca auch ,Schiffswurm* 
= teredo navalis L. De Vincentiis gibt im tarent. Wib. unter rescia 
an dafs der volkstúmliche Ausdruck für die Bohrwürmer welche in 
eine Schicht weilsen Kalkes eindringen und die Miesmuscheln und 
Austern aussaugen, rirignät sei; das Wort komme vom gr. dixmjetc, 
welches ,runzlig* bedeute, denn das sei ihre Gestalt. Man könnte 
hier vielleicht an eine Ableitung von ricinus denken, wenn das Wort 
nicht früher sich auf die unorganische Umhüllung allein, mit Ver- 
kennung des organischen Inhalts bezogen zu haben schiene, C. A. 
Carducci merkt in seiner Ausgabe der Deliciae Tarentinae von 
Tomm. Nice, d'Aquino 1771 S. 296 an: „.... per vie più osservar 
nelle falde degli scogli le ricignale, com’ essi dicono, che son quelle 
concrezioni, o congelazioni di succo calcario, o d' altra bitumi- 
nosa, e tartarea materia, ch’ esternamente geme da que’ luoghi, tra 
le quali si trovano in tempo di Primavera gli uoviccini delle 
ostriche . ..“; er denkt, das Wort komme vielleicht vom lat. regígno, 
— Am wahrscheinlichsten ist mir dals ricinus etwas mit der zweiten 
Hälfte von /evaricinus (s. oben) zu tun hat; etwa dafs plotta gerade 
unter /eva- stand und das Auge sich in die obere Zeile verirrte. 


roflas (18, 11). Es ist dieser Name gewils mit dem folgen- 
den plotta nicht blofs durch die Lautähnlichkeit zusammengeführt 
worden, sondern durch die Beziehung auf nächstverwandte Fische 
(wie ich ein gleiches schon bei /ewaricinus, pelaica vermutet habe), 
nämlich des letzteren auf den „gardon rouge“ — leuciscus ery- 
throphthalmus Cuv. und des ersteren auf den „gardon blanc“ — 
leueiscus rutilus Cuv, Wenn auch jener vom Prinzen Bonaparte 
in eine andere Gattung (scardinius) versetzt worden ist, so hindert 
das nicht dafs er ganz gewöhnlich mit dem andern verwechselt 
wird und dafs beide den grölsten Teil ihrer Benennungen im 
Deutschen gemein haben (deshalb bediene ich mich hier zur Unter- 
scheidung der volkstümlichen französischen Benennungen). Hätte 
nun Thomas das Blatt in Rollands Faune auf dem er tess. pioffa 
unter |. er. fand, gewendet, so würde sein Auge auf schweiz.-franz, 
rotta (daneben roffa, rauffa) unter |. rut. gefallen sein, und er würde 
doch gewifs nicht jenes als Schlüssel zum P. S. angenommen, dieses 
aber zurückgewiesen haben. Ko/la stimmt aber sehr zu d. Kolten, 
Köftel u.ä. (für beide ‚Fische) und entspricht dem ursprünglichen 




















728 HB. SCHUCHARDT, 


Sinne nach dem franz. rosse, mdl. rossat, rousse, rouget u. a. = 
„gardon blanc“. Doch wülste ich nicht wie es vor der Langobarden- 
zeit aus dem Deutschen ins Romanische gekommen sein könnte. 
In ganz später Zeit erst hat wohl franz. ro/eng/e „gardon rouge“ | 
d. Roldugel, Rotauge diesen Weg zurückgelegt. Bemerkenswert ist 
in roftas die Pluralendung; wenige Worte vorher steht abelindeas. 


samauca (19, 7). Dieses Wort halte ich ebenso wie das un- 
mittelbar vorhergehende ausaca und das ebenfalls nahe samosa für 
keltisch; Holder hat es aufgenommen, die beiden letzten nicht. 
Ich möchte in samauca ein *samaka „Sommerfisch“ erblicken, Fem. 
zu *sam-ako-s, bret. hanvek .sommerlich* (das lautlich entsprechende 
kymr. hafawg, hafog hat eine andere Bedeutung; hier heifst „sommer- 
lich“ hafaidd, hafol). Das würde keine unpassende Bezeichnung 
für den „Maifisch* = alosa vulgaris Val. sein, welcher im April, 
Mai oder Juni die Flüsse hinaufsteigt und als Zeichen des be- 
ginnenden Frühlings betrachtet werden kann (vgl. ital. a prima /accia). 
Dafs auch alausa bei P. S. vorkommt (18, 10), macht diese Annahme 
nicht unmöglich. Dann hätte samaura als ein altes Beispiel für die 
brittische Trübung des @ zu au zu gelten. Daran klingt port. span. 
kat. sard. saboga, arag. saboca (Nemnich: saborca), gal. samborca 
„kleinere Art Maifisch* (gal. z. T. „Weibchen des sable“) so stark 
an daís man den Gedanken an einen Zusammenhang nicht zurúck- 
weisen kann. Doch wird man in dem -d-, -mb- nicht die Wieder- 
gabe eines schon infizierten -m- sehen wollen, sondern das Ergebnis 
einer Mischung mit span. sábalo, gal. ast. sable, port. savel „eig. Mai- 
fisch“. Eine áhnliche Namenmischung liegt für denselben Maifisch vor 
zwischen a/ausa und allec, *allecia, Allec bezeichnete ursprünglich eine 
Fischsauce, dann (einen áhnlichen Weg hat franz. haricot zurúck- 
gelegt) das „Fischchen“ selbst das zu ihrer Herstellung diente, die 
Sardelle, wurde ferner auf den verwandten gröfseren Fisch, den 
Maifisch übertragen, und schliefslich im germanischen Norden auf 
den Hering; P.S. hat, beiläufig gesagt, allec nicht. Es gibt aber 
noch andere Möglichkeiten samauca zu deuten; vgl. val. sama „mugil 
capito“ Cuv. (zu Cette „mugil chelo“ Cuv.), nordport. samo „den- 
tex filosus“ Val., span. sama, gal. samba „pagrus hurta“ C. V. 


samosa (19, 4). Sehr wahrscheinlich liegt hier derselbe Stamm 
vor wie in dem vorhergehenden Worte; ja vielleicht ist -osa nur 
eine Latinisierung von -auca. 


tscarda (8, 2). Dieser Name steht, wie Thomas hervorhebt, 
zwischen denen zweier Meerfische: scarus und mullus; dafs der erstere 
noch nicht identifiziert sei, trifft übrigens nicht zu, es ist der ,Papa- 
geifisch“ = scarus cretensis C. V., (auch neu)gr. oxagoc, siz. scaru, 
scauru. Dem scarus die srarda folgen zu lassen, dazu genúgte die 
Gleichheit der vier ersten Buchstaben, wie scarus an der zweiten Stelle 
(16, 3) wo es vorkommt, durch das áhnliche sargus, das vorhergeht, 
herbeigezogen worden zu sein scheint. Scard- mag wie so viele 


ZU DEN FISCHNAMEN DES POLEMIUS SILVIUS, 729 


andere Fischnamen Fischen des Meeres wie des Süfswassers zu- 
kommen; das lat. scardo des 10.—11. Jhrhs. im Sinne von ,Seebarsch* 
= labrax lupus Cuv. dürfte gut zu südital. spiínola und unserem 
„Barsch“ passen, welches ja auch den Flufsfisch umfaíst. Was 
aber das scarda des Duez anlangt, „Sackbrassen“ = sparus cantharus 
L. und sparus brama BL, so ist es gewifs davon zu trennen. Dem 
alten xavdapoc, cantharus, das sich meistens unverándert erhielt 
(doch auch -a), trat ein s- vor in neugr. (d)6xa#ag0c, siz. (zu Messina 
und Reggio) scóntaru, neap. schianto, und ihm gleichgesetzt wurde 

zuweilen der Name eines andern Fisches, sargus (jetzt gewöhnlich 

+ Geifsbrassen“ — sparus sargus L.): röm. sarigo, südfranz. sar, sarg, 
kat. sardo. Aus einer Vermischung beider Formen konnte scarda her- 
vorgehen; es wird aber eher auf lexikographischer Verwechslung be- 
ruhen. Wenn sich dann Thomas den Siifswasserfischen zuwendete, 
um unter ihnen einen Vertreter des alten scarda zu suchen, so 
sprang ihm ja der Stichling geradezu entgegen mit seinem aller- 
dings nicht ganz akademischen Namen ¿charde (neben ¿pinoche); er 
hat ihn, ebenso wie Rolland in seiner Sammlung, ganz úbersehen, 
angezogen durch einen allerdings viel merkwürdigeren Namen: ital. 
scdrdova, scärdola u. s. w., welcher besonders dem Norden Italiens 
eignet. Es war dafür auf Mussafia Beitr. S. 101 zu verweisen. 
Wo das einfache scarda heutzutage vorkommt, ist mir unbekannt; 
(vielleicht hat Platina nicht scarda zu scarda „latinisiert“, sondern 
scardola); Mussafia zitiert es als cremon. parm,; aber Peri, den er 
für das Cremonasche benutzte, hat es nicht, und das parm. scarda, 
welches Malaspina mit ital. scardo widergibt, wird von Pariset in 
scard verbessert. Diesem scheint das ganz ausweislose scardo ent- 
sprungen zu sein; auch die männl, Form scardo/ kennen die Mdd, 
neben scardola, daher deutsches Schar/, bei M. von dem Borne 
u. a. Scardine und scardone (daher franz. garden, „orig. inc.“ Dict. 
gen.) kommen schon bei Pietro de’ Crescenzi vor; jenes wird in 
den Wtbb. bald scárdine, bald scardine betont. Aus scérdova und 
scardafa (Betonung?), das unter den volkstümlichen Ausdrücken 
Bonapartes von Thomas genannt wird und das ich anderswo sogar 
als ein Wort der Schriftsprache gebraucht sehe, sind durch Meta- 
these noch eigentümlichere Formen erwachsen, für die ich mich aber 
nur auf das Werk von Targioni Tozzetti berufen kann: piem. sca- 
varda, scafard. Dieses Wort, in seinen verschiedenen Gestaltungen, 
bezieht sich auf den scardinius erythrophthalmus Bon., den gardon 
rouge, und keineswegs blofs im Tessin (wofür allein diese Bedeutung 
bei Thomas angegeben ist), sondern überall, in Friaul, in Venetien, im 
Trentino, am Gardasee, am Komersee, zu Ferrara; das Glossar B 
(des 15. Jhrhs.) bei Mussafia hat: „scardola ploczfisch* (d. i. Plötze). 
Nach Schinz bei Rolland wird der Brassen — abramis brama Cuv. 
so genannt, und schon Nemnich hat scarda, scardola, scardova 
(scardine, scardone) als die einzigen italienischen Namen dieses 
Fisches; ich vermag sie in ganz gleichem Sinne nicht zu lokalisieren, 
in den Wtbb. der Schriftsprache z. B. von Tommaseo u. Bellini 


7 30 H. SCHUCHARDT, 


werden sie ebenso (als cyprinus latus Gm.) bestimmt. Den Ur- 
sprung des vielgestaltigen Wortes berührt Thomas gar nicht; und 
doch hängt davon die Antwort auf die Frage ab ob es als Fischname 
schon um die Mitte des 5. Jhrhs. aufgezeichnet werden konnte. 
In den beiden Versen Dantes die er anführt, und zwar im zweiten 
ist ein, freilich unbeabsichtigter, etymologischer Fingerzeig enthalten: 
„come coltel di scardova le scaglie“. Buti umschreibt diese Stelle: 
scome lo coltello, con che si diliscano li pesci, fa cadere da 
quel pesce che si chiama scardova, che ha molte grandi squame”. 
Die Wörterbücher bemerken von dem Fisch dafs er sehr schuppig 
sei. Peri im cremon. Wtb. sagt: <péss da sartour [in der deutschen 
Schweiz: ,Schneiderfisch“] o sgardouell. Pesce d’ acqua dolce molto 
scaglioso (coun tAnte squdmme), pieno di lische (résche) ...*. (Wegen 
der vielen Gráten heifst die scardova in der Lombardei auch pesce del 
diavolo.) Ausdrücklich bemerkt G. Cetti Il pescatore del Lario 1862 
S. 33 vom scardol, ital. scardola, er heilse so ,perchè scaglioso“. 
Das ist aber keineswegs augenfällig, da das Wort für ,Schuppe* 
welches hier gedient hat, heute wenigstens nicht im Norden Italiens 
heimisch ist, sondern im Súden, wo wiederum der Name des 
Fisches sich nicht findet. Nämlich wir haben: siz. kal. neap. scarda 
„Splitter“, ,Schuppe“, tar. scarda „Splitter“, abr. scarze „Schuppe“ 
(daher scherzhaft scarzume, sgarZume „Fisch“); auf neap. scarda ist 
bei scardova u.s.w. schon längst verwiesen worden (s. Montis com. Wtb. 
S. 290). Fúr denselben oder einen sehr nahe stehenden Fisch ist 
nun anderswo mit scaglia eine Benennung gebildet worden; der 
scaglione wird mit der /rofa zusammen von Ariosto erwáhnt; in Pie- 
mont, im Bez. von Varallo heilst die /asca (gardon rouge) scajon, 
das aber zugleich als chondrostoma soëtta (eine Art Nase, s. unten sofía) 
bestimmt wird (Targioni Tozzetti II, 1, 149), und fúr den Bez. von 
Aosta wird das Vorkommen des sca/liau oder scaias, für den Bez. 
von Ivrea das des scagliaggio festgestellt (ebd. S. 68. 75). Dasselbe 
Wort für ,Schuppe“ mufs im tosk. scalba/ra stecken, das die Wörter- 
bücher mit scardola zu identifizieren pflegen. Auch dan. shall, 
súdschwed. norw. skal ,gardon blanc* hat nach Falk und Torp 
„gewils seinen Namen von des Fisches ungewöhnlich grofsen Schuppen, 
die bei den Männchen mit Knoten bedeckt sind“ [aber das ist nur 
bei ihnen während der Laichzeit der Fall, und da fühlen sie sich 
rauh an wie ein Reibeisen; ähnlich verhält es sich beim „gardon 
rouge“]; es wird dan. skje/ „Schuppe“ verglichen. Die Figur „pars 
pro toto“ („Schuppe“ für .Schuppenfisch“) hat sich auch in den 
oben angeführten scardo und écharde ,Stachel(fisch)* vollzogen, und 
hier wäre noch engl. shard, d. Srharde „Flunder“ anzureihen. Denn 
der Flunder unterscheidet sich sofort bei der Berührung durch 
seine rauhe Oberfläche (die kleinen vielspitzigen Knochenhöckerchen) 
von der Scholle; die Holländer nennen ihn daher auch rue 
schol (vgl. seinen dänischen Namen skrubbe). Wir müssen nun 
schliefslich dem Ursprung des südital. scarda nachfragen, das 
offenbar dasselbe ist wie franz. écharde „Splitter“. Im Dict. gen. 

















ZU DEN FISCHNAMEN DES POLEMIUS SILVIUS, 731 


wird als Grundwort des letzteren, nebst Hinweis auf ital. [7] scarda 
„Schuppe“ und neap, scarda „Splitter“, das niederl. schaard, d. Scharte 
bezeichnet. Sollte diese Etymologie von Thomas herrühren oder 
von ihm gebilligt worden sein, so miifste er wohl scarda im Sinne 
des ital. scardova dem P. S. aberkennen. Vielleicht brauchen wir aber 
nicht von der älteren Ansicht abzugehen der zufolge das Verb 
*excarduare von carduus jenem Worte zugrunde liegt; das vor- 
vokalische -w- wäre in dem -ov- von scardova erhalten. Eine 
Nebenform davon, *excardiare im ital. garèare, oberital. sgaréare; 
das # begegnet uns wieder nicht blofs in abr. sgarée, sondern auch 
in com. sgaréola = scardola. Nur um des P.S, willen die germa- 
nische Quelle (die man für die germ. Flundernamen gelten 
lassen mufs) zu verleugnen wäre ein unnützes Opfer, denn auch 
der Weg den scardeva nach der andern Auffassung hinter sich hat, 
kann schwerlich schon im 5. Jahrh. zurückgelegt worden sein. 
Soll anderseits die Echtheit des Zeugnisses nicht angetastet werden, 
so gibt es nur einen Ausweg: scarda ist in sarda zu verbessern, 
welches sonst bei P. S. nicht vorkommt, während der gardon rouge 
und der gardon blanc hier schon vertreten sind (plotfa, roltas). Dafs 


sarda nach scarus in scarda verschrieben werden konnte, begreift man 


unschwer (vgl. oben /arbus, barba). 


serpido (6, 11). Dies Wort ist schon wegen seiner Bildung 
ritselhaft. Könnte es zu dem serpedo ,Rotlauf“ bei Isidor sich 
ähnlich verhalten wie torpedo „Zitterroche® zu torpedo „Stumpf- 
heit“? — Oder haben wir serpu/a zu lesen (vielleicht stand es 
über /erpedo 7, 5)? man vergleiche romanische Fischnamen wie 
serpentin, serpeló, serpuzza, 

tsofia (18, 8). Thomas hat vollkommen Recht diesen Namen 
dem süd- und ostfranz. sdfi, swiffe u.s. w. gleichzusetzen und eben- 
so Recht es für unwahrscheinlich zu halten dafs er vom gr. 6ogla 
„Weisheit“ herkomme. Unter den Fischen welche mit jenen mund- 
artlichen Ausdriicken, zufolge den Gegenden, bezeichnet werden: 
Häsling, Uckelei, Pfrille, Asche und Nase, ist es der letzte, — 
chondrostoma nasus L., welcher uns ein Stück weiter führt, über 
die französische Sprachgrenze hinaus. Als italienische Namen 
dieses Fisches gibt Nemnich samelle, swefa, und keine andern; sa- 
vella „Nase“ hat auch der trefiliche Valentini, in den andern 
Wörterbüchern die ich nachschlage, vermisse ich es. Heimisch 
ist savelía im Grunde nur in der Lombardei, insbesondere im Kanton 
Tessin. Canestrini I pesci del Trentino S. 30 gibt als volkstúmliche 
Formen saelta, savelta — schriftital. savella; Targioni Tozzetti II, 1, 
250 für letzteres als in der Prov, Pavia üblich savoetta. Prof. Pavesi 
in Pavia verdanke ich die Verbesserung dieser Form in savaélla, 
aufserdem die Formen: bresc, pr. Garda- und Iseosee) suda, 
súdtir. (am See von Toblino) savel!, friaul. sovella oder sovelta, veron. 
soelta, sovetla, mant. sívelta (so auch im Voc. von Arrivabene). Der 
Prinz Bonaparte hat danach eine dem chondrostoma nasus ver- 


o 









732 H. SCHUCHARDT, ZU DEN FISCHNAMEN DES POLEMIUS SILVIUS. 


wandte Art: chondrostoma soétta benannt, welcher wohl vorzugs- 
weise jene volktiimlichen Benennungen gelten sowie schweiz.-franz. 
séra (m.). Sov-, su- und soufe (Jura), entspricht einem der deutschen 
Namen der Nase: Zuppe, den ich, ohne Ortsangabe, bei M. von 
dem Borne finde, oder vielmehr deren hochdeutscher Form *Zufe 
oder *Zupfe. Dazu eine Bemerkung. Ein andrer Cyprinide, die 
Zárte — abramis vimba L. áhnelt der Nase besonders durch die 
vorspringende Schnauze und hat daher im Deutschen eine Reihe 
von Namen mit ihr gemein, wie ,Nase“, ,Näsling“, ,Blaunase*, 
„Schnäpel“; eine verwandte Art, die allerdings gerade diese 
Eigentúmlichkeit der Schnauze nicht besitzt, abramis ballerus L. 
heiíst Zope, in Pommern und Mecklenburg Schwope, Schwuppe (rein 
niederd. Swopen, Swapen), russ. sopa, sapa, madj. ssdf. Darf man 
an Zusammenhang dieses Zope mit dem vorhergehenden Zuppe 
denken? 


ttecco (14, 1). Was Thomas hierzu bemerkt, nehme ich an. 
Nur hätte ich eine Äufserung über das a der jüngeren Form facon 
gewünscht. Aus dem Germanischen wäre */acco nicht unschwer 
zu erklären gewesen; aber auch die Form mit e drängt noch nicht 
zum Keltischen hin, sie würde sich zugleich mit der Bedeutung 
(„junger Lachs“) sehr gut an ital. (a/)teechire „gedeihen“, „vorwärts- 
kommen“ (bes. von Kindern) anschliefsen. Ferner, kann /ocan nicht 
durch Umstellung aus facon hervorgegangen sein? Bei ,foceanus für 
aleccanus mülsten wir wohl Einmischung von „Zoccare annehmen. 

tirus (19, 5). Vgl. “rus, tyrus bei Diefenbach Gloss. lat.- 
germ., ,slange“, „ackerwurm“, ,lande*, „driakel wrn“. 

trocus (16, 10). Es ist frochos Plin. IX, 166. 

vaguris (14, 11). Es ist pagurus, obwohl dieser Name, un- 
entstellt, schon unter die der Schlangen aufgenommen war. An 
*phagrus für phager werden wir kaum denken können; das payo- 
gos Hesychs kommt einem *phagurus nicht zu Hilfe. 


H. SCHUCHARDT. 


Bruchstücke einer Girbert-Handschrift, 


P. Jakob Reimer in Seitenstetten entdeckte 1905 an dem 
Einband eines Erbauungsbuches eine altfranzôsische Handschrift 
und bestimmte sie richtig als zwei Bruchstúcke aus der lothringischen 
Heldensage. Als ich diesen Fund als wertvoll bezeichnete, úber- 
liefs er mir die abgelósten Pergamentstúcke leihweise, damit ich 
den Text veróffentlichen kónnte; und als zu Ostern 1906 Herr 
Joseph Huber eine Studienreise nach Paris antrat, bat ich ihn, 
die betreffenden Stellen aus fünf andern Handschriften heraus- 
zuschreiben. So verdanke ich denn die Möglichkeit der Heraus- 
gabe diesen zwei Herren, und ich spreche ihnen dafür meinen 
besten Dank aus. 

Es sind nur 240 Verse, zum Teil unvollständig erhalten, aber 
es ist eine alte, gute Handschrift, und hoffentlich werden infolge 
dieser Veröffentlichung in den Kloster- und Pfarrbüchereien Öster- 
reichs noch andere Teile derselben Handschrift entdeckt und den 
Erforschern der mittelalterlichen Literatur zur Verfügung gestellt 
werden. 

Die Hs. scheint nämlich dieselbe (K) zu sein, von der Mone 
im Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit 1838, Sp. 408—411, 
Bruchstücke mitteilt: „Hs. des 13. Jh., von einem Buchdeckel in 
einem österreichischen Kloster abgelöst.“ Diese 120 (zum Teil 
unleserlichen) Verse gehören dem 2. Teil (Garin), unsere 240 Verse 
dem 3. Teil (Girbert) der Chanson des Loherains an. K steht 
bekanntlich C am nächsten; innerhalb unserer 240 Verse finde 
ich bei der Vergleichung mit C (Blatt 157 und 162f.) mehr als 
40 Unterschiede, wo C die ältere Form bewahrt, aber mehr als 
80 Fälle, wo im Gegenteil unsere Hs. (also vermutlich K) die 
bessere Lesung oder Schreibung darbietet. Zumal gegen die alte 
Deklination fehlt C viel öfter. 

Um die Aufsuchung anderer Bruchteile dieser wertvollen Hs, 
zu erleichtern, teile ich mit, dafs jenes Erbauungsbuch, aus der 
Pfarrbibliothek zu Oberndorf in Österreich u. d. Enns, „Piae con- 
siderationes ad declinandum á malo ..., R.P. Antonii Sucquet 
è Societate Jesu, Viennae Austriae, 1672“ heifst und von Adam 
Aboedt, in einer handschriftlichen Notiz am Buchdeckel , Adamus 
Abud, quondam professor Styrae, nunc pater provincialis“, approbiert 
worden ist. 


734 TH. GARTNER, 


Zwischen den zwei gefundenen Bláttern 1 und II lagen, wie 
Herr Huber berechnet hat, 6 Blátter (723 Verse in C). Vermutlich 
hingen I und II zusammen und bildeten, von innen aus gezáhlt, 
den vierten Teil einer Lage. Die Seiten haben 2 Spalten mit je 
30 Zeilen. 

Die zerstórten Buchstaben und Wórter habe ich, wo es anging, 
nach C ergänzt []. Zur Bequemlichkeit des Lesers habe ich 
moderne Wort- und Satztrennung eingeführt, ferner Apostroph, 
Cedille, Trennungspunkte bei Vokalpaaren, Majuskeln, j und 2 für 
konsonantisches 7 und x, endlich die Auflösung der unmodernen 
Kürzungen. 


Die Reihe der verglichenen Handschriften ist C, D*, E, M*, P. 
L 


Par[mi] Pari[s] com[mencent a eJrrer, 
granz fu la noise jus{qua]l pie del degre, 
Hués od lui ef Haug[uJenons delez. 
Au gran palais est Fromondins puiez, 
5 Hués od lui ef Augenon li viex, 
Al huis des chambres hoce l'anel premier, 
„Qui estes vus?“ ce dit li chamberier. 
Hués respo[nt, qui bien fu] ensegniez : 
» C'est Fromondins, le nobile guerrier; 
10 au roi de France a mene .x. destriers 
et .x. mules molt ben aparilliez.“ 
„Soufrez, segnor“, ce respont li portsers, 
„tan que je l'aie au roi Pepin noncie.“ 
Dist Fromondins: „Amis, car vos goitiez‘. 
15 Devant le roi s'en vint li chamberlenz, 
le roi apele tost ef isnelement. 
» Qui sont or cil en cel palez leenz? 
Sont ce encore la gent as Loherenz? 
Fe les forsme[t]re, a maufe le commant.'* 
20 „Par ma foi, sire“, ce dit li chamberlens, 
„c'est Fromondins, li filz Fromont le blanc, 
qui vos ameine .X. dest[rier]s de present 
[et] .x. mules s[ejornez et am]blanz; 
dites en, sire, [vostre com]mandement.“ 
25 Quant li rois lot, [molt a] le cuer joiant, 
l'avoir c[o]vo[ite ef desire] forment. 
Dist au messa(ge: „Amjis, retorne t’en, 
duevre la porte, [laisse le] venir enz.“ 


5 Aug. = Hauwuenons. — 6 hoce, C,Da, E,Ma,P crollent, O (nach 
Stengel, Rom. Stud. I, 389) sachent. — 10 a mene, C,Da,Ma amoine u.ä. 
E, P envoie. — 10, 11, 22, 23 .x., C—P .c. — 14 goitiez, C coidies, Da tar- 
der, Ma later mit weiteren Änderungen, E, P fehlt der Vers. — 16 Besser: 
(C) di rois P'apele: (Da—P) „Ne me celer neient: — 19 le, C les. 


BRUCHSTÜCKE EINER GIRBERT-HANDSCHRIFT. 735 


Et cil si fist san[z plus d’arest]ement. 

30 Zt Fromond entre [molt bel ef dol]cement, 
le roi salué bel ef cortoisement, 
apres li dit: , Droiz emperere, entent, 
fetes recoivre un mie[#] riche [pre]sent, 
Xx. bons destriers ef .x. mulez amb[lan]z.“ 

35 Dist l’emperere: „Granz merciz vus en rent; 
mes ce me poise que ne venez sovent 
et q’a ma cort n'estes plus longuement 
tenir mes plez, fetes mes juchemenz.“ 
Dist Fromondins: „Or sachiez vraiement, 

40 ge le feisse molt debonairement; 
mes en ma terre ai un apartenant 
quí ne me lesse sejorner tan ne quant, 

e c'est Gerders, li fil au Loherenc. 

Hernauz li quens, Gerins le combatanz, 
45 il m'on tolu demi mon tenement. 

Droiz empereres, trop feis folement, 

quant a mon pler]e tolis son chasement. 

Done l’avez par force a autre gent, 

que lor ancestres n’i ot onques noient; ... 

50 foiz s’en est a la paiene gent, 

Dieu a guerpi, le pere omnipotent. 
Respont li rois: , Tan sui ge plus dolent, 
et je le fis par mauvez loément, 

Tenez la terre, car cuite la vos rent, 

55 par cest baston vos en fa[z] le present, 
envers toz hcmes vos en serai gara[nz]. 
Gerbers s'em passe par ci, il ef sa gent; 
por vostre amor, ce sachiez voirement: 

li fis mes h[ui]s [fermer certenement], 

60 que nus d'els toz ne pot venir avant.“ 
Que que li rois ef Fromons von parlant, 
vint la roine au gen cors avenant; 
gan voit Fromont, a poi ne pert lo sen. 

D'une chambre est issué la roine, 

65 Fromondin voit, a poi n'enrage d'ire; 
ele parole par molt gran felonie: 

» Dites, parjurs, li cors Dieu vus maudie, 


30 C tot premerenement: Da—P eignen sich hier, wie oft, wegen 
gröfserer Veränderungen und Erweiterungen nicht zur Vergleichung. — 38 fetes 
statt fere oder faire, wie C—P haben; juch- statt jug-; Q oir mes drots, 
faire me jugement (nach Mone, Untersuchungen zur Gesch. der teutschen 
Heldensage, 1836, S. 273), oir auch Da—P. — 41 apartenant auch C; Da 
molt mal cordant, E, P maul soudoiant, Ma maffei cordant. — 43 fehlt Da—P, 
— 49 dahinter fehlt der Vers (C—P) mon pere ont mis a grant destruiement. 
— 59 fehlt Da—P. — 60 venir avant, C entrer çaiens, Da n'en laissas nul 
ceians venir avant, die andern wieder anders. — 64 in C—P wörtlich ebenso. 


7 36 TH. GARTSER, 


perde "stes vos essus de l'abeie? 
Malseserment tenez or vostre rigie. 
(qui vos i mist. il fist moit gran folie, 
quan ¿es l'zure ¡er ne vos toli la vie. 
Drciz empevere, forment en sui irie. 
Moit o: grax joie le jor que fui rome, 
corone d’or me fu ou chief asise. 
75 Ouques nul jor ne vas piot mon service; 
ban ‘e n'avez mostre ceste foie, 
qast mi pevent a veszre chambre viedrest- 
a vostre chambre contre fermen ‘eistes. 
El ore i est cis qussers, cis traitre: 
30 icis parjurs sa foi vos a mente, 
del ro: Yon sa terre a recollie, 
tote Ponor ’ıl tenoít de vus quate.“ 
Pepins l’avoit de mastalent formie, 
ferir la volt, qan li toli Elyes, 
85 li bons envesques de Loon la zarnie. 
Li rois parla par molt gran: felonie: 
-Fuiez de ci”, fet il, „fole roine! 
Que par la foi que doi Sainte Marie: 
[ske vus i este[s] tant ose ne hariie 
90 que parintz plus, ja seroiz malballie “ 
Dist Fromondies: , L[elssiez ma dame, sire: 
de qan que dit ne me corrolz je mie.“ 
Fromonz s’en tome, Vempereor encline, 
parlant en va au preu conte Basie; 
95 ainz ne Écer-nt ju:qu'as hertereries 
soz Saint Germain, ou fu lor establie. 


9 


Devaa son tref descendi Fromoniins 
si apeia Hiac 2: sero a le fori: 
„Conselliez moi. franz cherzliers geniii!” 

100 £¢ cil respont: ..[Totl a vostre piesir. 
Tant av-z fet q’au roi estes amis 
ef por vous a les Loherens guerpiz. 
Et se vulez fere par mon devis, 
chevauche apres Gerbert, le hl Garin. 
105 Qan sc devra conbatre as Sarrazins, 
a Vasembier de ruistes cols ferir, 
don le porrez par derriere asaliir; 


70 aure statt autre; C autrier. — 72 trie konnte man nach C—P in 
marrie umändern, allein -fe aus -ida wird durch 76 foie (C foie) gerecht- 
fertigt, überdies hat Ma am Ende dicser Tirade einen Vers, der mit trie 


endigt: et la ruine demorait molt irie. — 76 fehlt Da—P. — 78 C contre 
aus fermer feites, Da—P ganz anders. — 83 C Pepins l’entent, de mautalant 
sopire, ähnlich Da—P. — 85 emr- statt etesques. — 89 ose, C ossee, Da—P 


mifsverstanden. — 95 st. kerbergeries. — 103 voles, C le veus; Da—P fehlt 
der Vers. 


BRUCHSTUCKE EINER GIRBERT-HANDSCHRIFT. 


115 


120 


125 


130 


135 


140 


145 


de l'une part seront li Sarrasin, 
et vos de l’autre a voz genz qui sont ci: 


ce iert merveille, s’il en eschape vis. 

Or i parra s’onques apartenis 

au viel Fromont que tan fu poéstis, 

S'or pues oclirre Gerbert], le fil Garin, 
tote ta gue[rre sero]it menee a fin, 
destruit seroi[ent ef] Hernaus et Gerin, 
fors de la terr[e s'en fuJiroient chetif.“ 

Et dit Fromons: „Ric[he conse]il a ci.“ 
La nuit sejo[rnent ta]n que vint al matin, 
que il se fure[nt apreste ef] garni. 

Gran pont t[respass]ent ef issent de Pari[s]. 


IL 


„Apres mangier va tes chiens a coupler, 
venoison cuire qw’en aions au soper: 
itel mestzer t’afiert bien a mener, 
qu’en cort a roi vi# ne poison porter. 
Mauvoisins l’ot, li sans li est muëz: 
ne fust Gerders qui Ven a esgarde, 
ja se volsist a Fromondin meller. 
Mes por la feste a tot lessie ester, 
q'il ne voloit la cort de riens trobler. 
As autres rens ala servan li ber, 
et Fromondins let le mantel aler, 
triez ses espaulles les las aval coler, 
devant Gerin a portee la nef. 

Or fu Fromons em piez devan Gerin, 
a .ii. poinz tint la nef plaisne de vin, 
molt fierement a apeler l'en prist: 
» Reçoiff la coupe, gentis hom de fran lin, 
que ci te sert tes mortex enemis. 
Ainz mes ancestres a mangier ne servi 
Begon ton pere, ne ton oncle Garin, 
se ce ne fu au bon brant acerin.“ 
Gerins Ventent, ainz mot ne respondi. 
Li dus Gerders belement en sorrist, 
Fromont apele, belement li a dit: 
„Di moi, Fromons, se Diex ef foiz t’ait, 
foi que tu doiz Fromont le viel flori 


131 


112 C posteis, Da,E de Bordele l’antif, Ma, P de B. la cit. — 116 fui- 
roient, C fuiront. — 119 fehlt Da—P. — 120 nach C,Da,Ma, — 122 cuire 
statt guerre (C, E, P). — 123 bien statt mieux (C, Da, P). 124 poison, wahr- 
scheinlicher piment (C, Da, Ma). — 142 mit ne respondi, C—P ne drega 


le vis. 


Zeitschr. £ rom. Phil. XXX, 


47 


738 TH. GARTNER, 


et l’ame au conte Guillaume de Mossclin, 
se nus tenoies entre moi ef Gerin 
dedenz Bordele en ton pales mabrin 
150 enprisonez, com nos avons ti ci, 
que nus [feroies? Garde ne me mentir]. 
La moie foi loiaument vos p[levis]: 
de quan que dife]s, ja n'es seras plus [pris].“ 
Fromons respont: ,, Assez en avez [dit]. 
155 Si m’ait Diex qui onques ne ment[i], 
soz ciel n’a riens qui vus poist [garir], 
ne vos feisse toz les membres t[olir].** 
Gerins l’entent, le sanc prist a (nercir], 
d'autre part volt la terre t{ressaillir]. 
160 Li dus Gerders par les flans l’a sesi. 
» Estez em pez“, fet il, ,,sire cosi[ns). 
N'i avra garde, que je li ai ple[vi]. 
Enseurquetot, tan connois Fr[omondin]: 
il voldroit ore que l'en l’eü[st ocis]. 
165 Assez est morz, puissque l’avom[es pris]: 
nos le rendrons l'empereor Peplin], 
qui en fera deu tot a son pless[ir].“ 
A icest mot font la noise parf(tir]. 
Parmi ces sales fon richement [servir]. 
170 De la grant joie ne ueil cont[e tenir]. 
La nuit se jut o sa feme [Garins]; 
si com lui plot, si en fist son p(lesir] 
et ses voloirs, ses bons ef se[s deliz]. 
Et Gerbers fist bien garder From{ondrn] 
175 Q'il ne li puisse eschaper [ne fuir]. 
Dedenz Coloigne, cele no(bile cit], 
sejorne iloec Gerders, li filz [Garin]. 
Qan vint au terme que il vol[oit partir], 
congie demande au bon roi A[nseis], 
180 a la roine, [a] sa fille autr[esi). 
[Pui]s s’en depart, s’eme[ine Fromondrn]. 
[Gerbers] chevalche, enco[s]te lui Gerins, 
[et d'aJutre part le vallle]t Fromondins, 
[et d'aJutre part le gen[t]il Mauvossins. 
185 [Parmji les tertres acoi[ljent lor chemin, 


149 mabrin ohne r nach a auch E,P. — 150 tí in dieser Form und 
Stellung nicht in C—P (C favons ici). — 153 pris, C n’esteras Plus vis, Da—P 
ne l'en sera pis. — 157 C desmenbrer et honir, Da desm. et morir, E, Ma, P 
de male mort morir. — 158 nercir (C); Ma marrir, sonst a pou n'enrage 
Vis. — 159 terre statt table (C—P). — 162 que, Da, E, Ma car. — 165 Putus- 
que statt puisque. — avomes, C,Ma nos l'avons; sonst andere Person. — 
167 fehlt Da—P. — 169 fon ... servir, C sont... servis; Da—P fehlt die 
Stelle 169—204, aufser dem Vers 177, der ungetähr so lautet: puts sejorna 
un mois li fils Garin. — 177 flvec, C un mois, — 178 voloit, C dut departir. 
— 181 C s'enmoine. — 1831. Fromondins bis gentil fehlt in C. — 185 C terres, 


BRUCHSTÜCKE EINER GIRBERT-HANDSCHRIFT. 730 


[de cji a Mez ne pristre[n]t onques fin. 
[Encon]tre vont li borj[o]is de la cit, 
(et li cllergiez ef li vesque gentil, 
[sone]nt ces cloches es mo[s]tiers beneiz. 
190 (A mol]t grant joie fu Gerders recoilliz, 
[biax] dows li donent li borjois del pais. 
[Celui] soir sont molt richement servi. 
[Al mJatis vont le Dieu service oir, 
[del mJostser issent, quant il [f}u defeniz. 
195 [Gerders] apele le bon vas[a]l Gerin, 
[par dev]ant toz les borj[o]is de la cit 
[li otr]oia les honors a tenir, 
(et de la terre, del fie le [rJevesti. 
[Tuit] li otroient, li grant ef li petit... 
200 [Apres mJangier acoillent lor chemin, 
[passe]nt les terres ef I[e]s amples pais 
[de si gra]nt erre qu'il vindr[e]nt a Paris. 
[Granz] fu l’acors, quant li barnages vint. 
[Gerbers] s’en va a bele c[o]m[p]agnie 
205 [et Ma]uvossins et Gerins li nobile, 
[que d’uns], que d'autres ot o s[oi] .xv.M. 
[Le roi] de France truevent a [S.] Deni[se]. 
[La cort] fu plaine de g[ra]nt chevalerie, 
[de dus, de con]tes, de vesques ef de princes. 
210 [Gerders i] vint a sa grant [b]aronie. 
A Saint Denis est Gerders desc{en]dus, 
par les degrez est ou pales venus, 
il ef Gerins ef Mauvotsins ses druz. 
Granz fu la noise des barons ov[e]c lui. 
215 Dedenz sa chambre li empereres fu, 
la tint conseil de jones, de chenzs. 
Devant lui est .i. messagzers venus 
et dist en haut, quí bien fu entendus, 
que Gerbers est au perron descenduz, 
220 il el Gerins et Mauvotstns ses druz; 
en lor compagne on .XV.M. escus. 
Droit de Coloigne son d’Anseis venus, 
les Sarrasims ont morz ef confondus, 
cil en est riches qui lor soldoiers fu. 
225 Fromondins est an lor prison cheúz, 


190 C ont Girbert recuelli. — 192 celui; das auslautende -7 zum Teil 
noch sichtbar. — 199 darauf folgt in C der hier fehlende Vers que a Girbert 
vodrent ses voloirs acomplir. — 201, 2. Halbvers C /es pleins et les larriz, — 
202 C Zant chevauchierent q. — 204 sen va, C chevauche. — 206 d'uns, 
C d’un, Da dunc. — o sot, C des siens, Da—P en meine u.ä. — 207 true- 
vent, Da, Ma, P trova (-at). — 214 noise, C route, Da, Ma presse, in E, P 
fehlt der Vers. — 216 C des vieus et des chenus; in Da—P eine grölsere 
Änderung. — 218 gw: statt que (C); Da—P haben diesen Vers nicht. 


47* 


= O TH. GARTNER, BRUCESTUCKE EINER GIRBERT-HANDSCHRIFT. 


230 


240 


226 pleú, 


Li rois l’entent, forment li a pleü, 

d'un conseil ist, de la chambre est issus: 
u voit Gerder?, contre lui est venuz, 
anzdeus ses braz li a au col tendus. 

Li rois Pepins vint a Gerdert esrant: 
„Frans das‘, dist il, „com vus est covenant? 
Com avez fet vers la gent mescreant?“ 
„Par ma foi, sire, mort sont ef recreant; 
mes Fromondi= com parjure vos rent. 
Menti nos a de foi ef de covent. 

Vus m'acordastes vers lui premierement, 
mes il me tist petit son serement. 

Del roi Yon recut son chasement, 

tote l’anor qu's lui ert apendant, 

que de v[ws] dut tenir tot q[ms]tem[en]t. 


C por ples; eine mögliche Leseart hat E: 0(1)f le Pepens, 


Deus, si joians en fut’, dagegen P Dex, si dolluns en fut, Ma gris et 

olans ..., Da grains et tries... — 231 E,P Puis & demande bel et cor- 
toisement; fehlt in Da, Ma. — 234 com parjure auch Da; C comme parjur, 
E, Ma, P com farjures. 


TH. GARTNER. 


VERMISCHTES. 


I. Zur Textkritik. 
Zu Murets Ausgabe von Berouls Tristan. 

400. Dame, veifles mon neo? — Sire, le voir vos en defvo. 
Ne croiras pas que voir en die, Mais jel dirai fans tricherie. Gel vi 
et pus parlai a lui. Das Glossar legt dem Verbum de/vóer die Be- 
deutung promettre folennellement bei, die aber weder hier 
noch anderwárts sich aus dem Zusammenhang ergibt, noch endlich 
der Bildung des Verbums entspricht. Diese führt vielmehr zu der 
Deutung ,Gelobtes zurúcknehmen, ein Gelübde brechen*, die an 
der bei Godefroy beigebrachten ersten Stelle sich nicht verkennen 
läfst (man findet sie in Chabailles Supplement zum Renart S, 40), 
oder vielleicht zu der etwas abweichenden dé ¿favouer, die Scheler 
an einer Stelle von Froissarts Chronik erkennt. Von einem Geloben 
kann in unsern Versen keine Rede sein, noch weniger von der 
Zurúcknahme oder Verletzung eines Gelúbdes. Ich zweifle nicht, 
dals defno das Richtige ist. de/nmóer heilst zunächst „aufknüpfen“, 
dann „enthüllen, offenbaren“ (weiterhin auch anderes). Man ver- 
gleiche Zi lors li defcuevre el defnoe Li riches hon que il Zuft Buene 
die, fe il feufi Ou frover mon feignor Gauvain, Ch. , lyon 3912 
und besonders Se vos bien feire le pies, La verité m'an defnüez, 
RCharr. 2142. 

3166. Ein Wort ae/chari „en petite compagnie“, wird mir auch 
durch die zahlreichen Belege, mit denen es Godefroy zu erweisen 
glaubt, nicht wahrscheinlich, und ich fahre fort es in einen ad- 
verbialen Ausdruck a ¢/chari zu zerlegen. Dafs es in unserm Texte, 
der mit dem Schlufs-s sehr leichtfertig umgeht, im Reime zu marris, 
mit einem z ausgestattet erscheint, hat weniger Gewicht als die 
vielen Stellen, wo es mit Flexion auftreten mülste, wenn es wirklich 
ein adjektivisch gebrauchtes Partizipium wäre, aber keine zeigt. 
Schon Godefroy führt deren mehr denn eine an — und nimmt 
daran keinen Anstofs. 

3190. Die Deutung „ancienne noblesse* für ance/orie gibt Muret 
selbst nur zweifelnd. Mir ist nicht eine Stelle bekannt, die solche 
Auffassung nahe legte, während für den adverbialen Ausdruck 




















742 VERMISCHTES, 


„von Alters her, seit langer Ze 
nales d’ancefferie „von hohem 

2824. Dafs boron „caban 
Vermutung. 

3072. cane ist mit „dent“ 
man sich eher gefallen lassen. 

185. Dafs cel als Maskulin: 
versehen sein; es scheint eher } 

4380. defangler bleibt ung 
aus seiner Ecke (angle), seinem 

1498. encontre ist vielleich! 
encontré. Es wäre dann ein Sub 
auf die ein suchender Hund s 
nicht nachzuweisen. Die Nichte 
mehrsilbiger Wörter ist in unser 

360. error scheint hier, wi 
„Besorgnis“ zu bedeuten. Gode 
von mehr Wert als seine Überse 

298. Neufranzösisches enfin 
gültig“, „als letztes* und ist di 
gabe von afz. en fin. 

3770. aviaus; was Muret in 
an Stelle des letzten Wortes zu 
wifs guten Sinn geben. Aber : 
in dem vom Zusammenhang erfo 
eftoit en fes aviax, Mout demain 
agree, Renart, Var. bei Chabaille 
zu XI 2006. 

1445. billot, báton scheinen 
oder nicht immer zutreffend wi 
dabei wesentlich sein (trotz der 
hundert beigebrachten und von C 
An der Stelle aus Gautier von 
kannt hat (bei Méon II 102, 32 
landon gemacht, und in dem zwe: 
196 legt man einem Gefangener 
Entour le col. 

Die unter mesfaire erwáhnte 
nicht von G. Paris her, sondern 
XII, wie unter Co/fentin, zitiert wi 

3284. Dafs naif afz. jemal 
bezweifeln, so bekannt mir die 
et nais bei Barb. und Méon IV 
nicht. 

3174. Das Adjektivum per. 
Farbe erschreckter, kranker, sterbe 
man sich schwer entschliefst dar 
sehn, wenn Beroul sagt Zz/me / 


A. TOBLER, ZU MURETS AUSGABE VON REROULS TRISTAN. 743 


oft ist durch den Zusammenhang jeder Gedanke an Verlust aus- 
geschlossen (Teinz fut e pers, defculurez e pales, Ch. Rol. 1979; # 
fe donent fi grans faz ... Et for les fronz et for les joes que totes 
font perfes et bloes, Ch. lyon 6128 u,s.w.). Sa vor color kann dem 
Sprachgebrauch nicht ganz gemäfs scheinen, es mag /a dafür zu 
setzen sein, wie denn Z. 3197 zweifellos del einzuführen ist, wo 
Beroul gesagt haben soll N" a mais rien des (d. h, de les?!) covertir. 

1813. Auch der Reim mit gresliz „abgemagert“ schützt bei 
Beroul ein plantéis, das mit dem Suffix -wws gebildet ware, nicht 
vor gegrúndetem Mifstrauen. 

1541. ful ist nicht das Perfektum von /avoír, das hier immer 
fot lautet, sondern das Präsens von /wivre (hier /éure). 

1869. de fi com im Sinne von „bis dafs“ ist schwer glaublich; 
es wird wohl de /í que il vint zu schreiben sein. 


878. tibois, woran in dem Verse Grant fu la noife et li tibois 
der Herausgeber begreiflichen Anstofs nimmt, wird man unbedenklich 
mit /aboís vertauschen, das freilich Godefroy nicht kennt: 7% tabois 
el tel noife i ot au deftraver, Anviron ax faifoient tote terre croler, 
Ch. A 60; Dont pêuffiés dir grant noife et grant tabois, God. 
Bouill. 181. 

579. Ob par /of in Verbindung mit der natürlich beim Verbum 
stehenden Negation so viel ist wie nude part, ist mir zweifelhaft; 
ich meine, der Sinn ist eher ,nicht úberall*. So ergibt sich der 
Gedanke: „nicht überall können sie eine Gelegenheit abwarten; 
manches Stelldichein müssen sie verabreden.“ 

Es mögen noch ein paar Bemerkungen folgen, die sich nicht 
an Aufstellungen des im ganzen überaus sorgsamen Glossars an- 
schliefsen. Ich bemerke aber ausdrücklich, dafs ich durchaus nicht 
auf alle Stellen eingehe, die mir ganz oder teilweise dunkel ge- 
blieben sind, sondern nur auf solche, für deren Besserung oder 
Deutung ich etwas glaube tun zu können. Es wird noch vieler 
Bemühungen bedürfen, um den schlecht überlieferten Text zu 

r Annehmbarkeit zu bringen. 

86 fl. will Iseut offenbar sagen, der König wäre von selbst nie 
zu dem bösen Argwohn gekommen, aber schlechte Menschen hätten 
ihn mifstrauisch gemacht. Man schreibe Mais l'en puet home def- 
veier, Faire mal faire e bien laifier; Si a l'on fait de mon feignor. 

137 fl. schreibe man Onc nen i out un fol d'eus tous Qui Soft 
prendre fes adous. So wird der Grammatik und dem Reime Ge- 
núge getan. 

160. Tinez moi bien à mon ami mülste im Glossar erklärt 
sein; es heifst „wirkt zu meinen Gunsten bei meinem Verwandten“, 
Man weils ja, was tenir pro, damage, mal, droit mit dem Dativ heifsen; 
auch tenir bien lälst sich nachweisen, s. Warnkes Glossar zu MFce. 

640 sollte wohl vom Vorhergehenden nicht so stark getrennt 
werden. Der Dichter scheint sagen zu wollen: er, der verflucht 
sei, ist (für einen Buckligen!) sehr schnell gekommen, 

















744 VERMISCHTES. ZUR TEXTERITIK. 


690. Warum /’% vor porter mit Aa zu vertauschen ist, braucht 
wohl nicht mehr gesagt zu werden. 


1135. Ein /a, das Adverbium wäre, könnte nicht zwischen 
die Negation und das Verbum treten. 


1467. Die im Glossar gegebene Deutung von a /on corage 
scheint mir wenig anprechend, und ich vermute einen Schreib- 
fehler für a /on barnage. 


3362. Die Stellung : m’e/tuet ist unmöglich. 


3647. gras muís hier befremden, es wird gars zu schreiben 
sein, das mehr denn ein Mal auch als Plural oder als Akkusativ 
des Singulars erscheint. 


3876. Für den mir unverständlichen Vers möchte ich vor- 
schlagen Se a vos dras point en adoife. 

Von den vielen auf die Tristansage in Frankreich bezüglichen 
Arbeiten, zu denen vor langen Jahren der Anstoís von Gaston 
Paris’ Seminarübungen ausgegangen ist, hat E. Muret ohne Zweifel 
eine der schwierigsten übernommen. Niemand wird bestreiten, dafs 
er wohl vorbereitet an ihre Erledigung herangetreten ist; er hat 
auch weder Zeit noch Sorgfalt gespart um etwas zu stande bringen, 
das er dem Andenken seines trefflichen Lehrmeisters widmen dürfte, 
und seine Leistung macht der Schule in der Tat Ehre, aus der 
sie hervorgegangen ist. Eine ausführliche Einleitung erörtert die 
literargeschichtlichen Fragen, die der Text zu beantworten auf- 
fordert, die nach der Zeit der Abfassung, die nach dem oder denen, 
welche man als Verfasser anzusehn hat, die nach dem Verhältnis 
der Darstellung zu andern nächstverwandten; sie handelt eingehend 
von der Sprache, der Reimkunst, dem Versbau, die hier entgegen- 
treten. Der Text ist mit aller Sorgfalt aus der einzigen, leider 
oft lückenhaften Handschrift zu so annehmbarer Form, wie sie 
sich eben erreichen liefs, gebracht, und ein Glossar, das nicht allein 
alle Wörter der fünfthalb tausend Verse, sondern auch fast alle 
Flexionsformen derselben verzeichnet, schliefst sich an und be- 
spricht eine sehr grolse Zahl einzelner Stellen, die besondere 
Schwierigkeiten boten. Dafs über das seiner Zeit durch F. Michel 
Geleistete hier beträchtlich hinausgekommen ist, kann niemand in 
Abrede stellen; es wäre ja auch traurig, wenn ein scharfsinniger 
und eifriger Gelehrter, dem die Ergebnisse der Forschung voller 
siebzig seitdem verflossener Jahre zur Verfügung standen, den 
Vorgänger nicht um ein Ansehnliches hinter sich liefse. Immerhin 
hat er noch zahlreiche Stellen unenträtselt lassen und oft bei 
blofsen Vermutungen stehen bleiben müssen, was er denn, wo er 
dazu genötigt war, mit anerkennenswerter Offenheit meistens auch 
eingesteht. Die lückenhafte, von einem nachlässigen oder un- 
kundigen Abschreiber an zahlreichen Stellen verunstaltete Kopie der 
Dichtung eines schon selbst wenig geschickten, die Sprache nicht 
recht beherrschenden Dichters (oder zweier) verlangt so oft nach 
Verbesserung, dafs auch im zweiten Anlauf alles Erforderliche zu 


À. TOBLER, ZU MURETS AUSGABE VON BEROULS TRISTAN. 745 


geben noch nicht móglich war, zu tun noch auf lange Zeit viel 
bleibt. 

Freilich, auch zu einer gewissen Glätte der sprachlichen Form, 
zu voller Verständlichkeit des Ausdrucks und (etwa durch neu 
hinzukommende Handschriften oder durch glückliche Vermutungen) 
zu äufserer Abrundung gebracht, würde die Erzählung, die wir 
jetzt die Berouls nennen, vielleicht immer noch nicht jeden Leser 
ansprechen. Schon wenn man von der Tristansage alles aus- 
scheidet, was irgend entbehrlich scheint und heutiges Empfinden 
zumeist verletzt, wenn man sich bloís an das hält, was G. Paris 
als der Kern der Sage erschien, wird dieses nicht auf jeden die 
erschütternde Wirkung tun, von der des trefflichen Meisters in 
mancher Beziehung vorzüglicher Aufsatz in der Revue de Paris 
1894 (dann 1900 in den Poèmes et Légendes) zeugt. Zu der Mifs- 
achtung aller Treue, welche Miísachtung nun einmal aus der 
de l'amour adultère, qui est en même temps la feule épopée de l'amour (|), 
schwer ausgesondert werden kann und im Tristan hôchstens Dienst- 
boten und Hunden fremd bleibt, kommt hier, sei nun Beroul oder 
sonst wer dafúr verantwortlich, noch manches andere, das kaum 
minder widerlich berührt: die Leichtfertigkeit, mit der bei allem 
Bewulstsein der eigenen Schuld dem gottesgerichtlichen Zweikampf in 
der Zuversicht auf leibliche Uberlegenheit entgegengesehn oder er 
auch durch einen Eid, der so gut wie ein Meineid ist, vermieden 
wird; sodann, unter einem andern Gesichtspunkt tadelnswert, die 
Possen, die der vermummte Tristan in dem Sumpfe seinen Feinden 
spielt und zu denen er sich nicht herablassen sollte. 

Von einigen Äufserlichkeiten der Textgestaltung, hinsichtlich 
deren ich das Verfahren des Herausgebers (und wohl der meisten 
in Frankreich geschulten Fachgenossen) nicht billige, z. B. von der 
Nichtinterpunktion vor gewissen Sátzen, die als Nebensátze mit 
weggelassenem que fälschlich angesehn werden, oder von nicht 
gerechtfertigtem Trennen der Präfixe vom Wortstamme oder dem 
Zusammenschreiben von Wórtchen, die man fálschlich wie Práfixe 
behandelt, wáhrend sie es nicht sind, mag bei anderem Anlafs ein- 


mal gehandelt werden. dire TER 


II. Zur Wortgeschichte, 


1. Piac, fazna 
(zu Ztschr, XXVIII, 323). 


Wenn ich /aznd | nelesar lieber aus éiner Metathese als mit 
Salvioni und Nigra aus zwei erklárte, so geschah es weil ich keinen 
Anstofs für die erstere von diesen: #m- { ne/- wahrzunehmen ver- 
mochte. Jetzt glaube ich einen entdeckt zu haben. 

Neben nitidare stellle sich früh *niidiare. Im Einklang mit 
nitidus | yultus wurde aus jenem „nitfare, und es entstand dann 











748 VERMISCHTES. ZUR WORTGESCHICHTE. 


besser von einem *corneglia ausgehen, das dem altfranz. corneille 
(Frucht), span. cornejo (Baum) entspräche? Auf derselben Grund- 
lage beruht ja das kornel(-) der germanischen Sprachen. — In 
einem ganz ähnlichen Fall verhält sich K. anders: 


xarapovva „Mohn“ wird von G. Meyer auf ein ital. *papa- 
verone zurückgeführt, und K. bezweifelt das. Aber *papa(ve)rone ist 
wegen des vorhandenen mdl.-ital. paparina an sich wahrscheinlich 
und wird überdies durch pav. popolon bestätigt. 

Unter den übrigen Wörtern bei denen K. die Annahme ita- 
lienischer Herkunft als unrichtig oder doch unsicher betrachtet, sind 
es zwei die mich zu Bemerkungen veranlassen. Erstens 


xonv&iia, auch xıpv&iia, xovovélia „Dachrinne“. Es kann 
allerdings nicht, wie G. Meyer meint, von einem ital. *crenella her- 
kommen. Die dritte Form führt uns aber auf venet. gorna, 
„Dachrinne“ (Ztschr. XXVII, 107 f. ); in *gornella hat sich xpxvr, 
APOVVÓG eingemischt, sodafs wir wegen des k- für g- nicht einmal 
auf xıplavra | ital. ghirlanda zu verweisen brauchen. 


gırırl in der Wendung: tov Bijyi gemetl oder quxetid" „er 
bekam Durchfall“. Liegt dem nicht etwa ital. ripelere (alt auch 
repetire) zu Grunde? Wenn G. Meyer pexetl tov éxnatvere über- 
setzte: „tat ihm leid“, so durfte er doch nicht an ital. ripentire 
denken, wohl aber an altital. ripetío („Wortwechsel“, „Vorwurf“, 
nKlage“,) „Kummer“, ,Reue*. — Für 


ratatovxa | altfranz. paletoc, oder span. paletogue (das kret. 
MATATOVXOS „Schurke“ erinnert an franz. palfoguet ,Lümmel“, 
nLump“) — vgl. judenspan. surtúka | franz. surtout Ztschr. XXX, 
175 — führt K. von der Insel Skopelos an: 


marto, „wo nt für 4 substituiert ist, da Ar zu gt wiirde“. 
Uber diese vorgriechische Substitution jufsert sich K. nicht weiter; 
sie liegt vor in langued. pantot für paletot. — Als Variante des 
slawischen Lehnwortes otéova „Zisterne* (Sp. 432) führt K. von 
der Insel Nisyros an: 

Biotéova, welches dem von mir Ztschr. XXVII, 108. XXVIII, 
362 f. behandelten serb. lisferna ebenso entspricht wie y/istérna dem 
istr. Zstierna (Ztschr. XXVIII, 741). Hierbei mufs ich bemerken dafs 
ich (und auch andere) Unrecht gehabt habe Raynouards Deutung von 
biterna == cilerna zu bezweifeln, wenn ich auch noch nicht weifs 
welchem Wort das /- entstammt; im Spill von M. Jacme Roig 
V. 9735 ff. heifst es von den Hexen: 


un boch adoren 
totes honoren 

la lur caverna 
qui s diu bdiferna. 


Dazu stimmt das weit ältere Zeugnis bei Raynouard ,cara de 
boc de biferna* und Rabelais’ „diable de diterne“, welches im Lan- 


H. SCHUCHARDT, ROMANO-GRIECHISCHES. 740 


guedoc noch heute lebt. Verfallenen Zisternen wurden unheimliche 
Bewohner angedichtet. Die Endung -erna befestigte die begriff- 
liche Verknüpfung mit caverne; vgl. bearn. Haderne (mein Baskisch 
und Romanisch S, 54 f.). 

Im „Glossar“ findet sich noch manches Wort das das Interesse 
des Romanisten erregen darf, wie xaxxaßäg „dumm“ (das doch 
eher als mit xaxxdfr „Kochtopf“, mit ital. coccoveggia „Dummkopf“ 
zusammenhängt, wenngleich dieses im eig. S. und in genauerer 
Lautentsprechung durch neugr. xovxxovBayea vertreten wird) und 
xovxdlél2a „Tannenzapfen“, ,Maiskolben* (für welche Bedd. im 
Romanischen ähnliche Wortformen „coefc)-, ,cocfc)ul- bestehen). Vor 
allem möchte ich aber die Aufmerksamkeit auf ein Wort lenken: 


cal'a-bal'a „unnützes Gerede, Paperlapap*. Es gehört näm- 
lich in eine lange Reihe asiatischer und europäischer Wörter mit 
unbestimmbarem Ausgangspunkt wie Æere-bere, Sary-bary, Hiri-miri, 
schurr-murr u.s.w., die ich zu verschiedenen Malen (Slawo-d. und 
Slawo-ital. S. 68. Ztschr. f d. österr. Gymn. 1884 S. gor. 1886 
S. 337 f. [Budap.] Ethnographia 1902 $. 94) besprochen habe und 
die ich jetzt wieder bedeutend vermehren kònnte (man vergleiche 
insbesondere die südfranz. Formen: chalıbari, charibali, caribari, 
farivari u.s.w.). G. Meyer Alb. Wtb. S. 406 trug zu gr.-alb. firi-mir: 
„Durcheinander“ nach: neugr. 7) capa xal 7) uápa ,Krethi und 
Plethi*, covpgdov-povgdov „drunter und drüber“, túrk. kares murus 
„durcheinander“. Diese Zusammenstellungen sind aber fast ganz 
unbeachtet geblieben; das ergibt sich z. B. aus den Artikeln über 
charivarí im Dict. gén. und bei Körting und aus den Auslassungen 
von O. Weise über Schurlemurle, Schurrimurri und Schurrmurr in 
Kluges Ztschr. Il, 23. 

H. SCHUCHARDT. 





BESPRECHUNGEN. 


Romania. No.137, Janvier 1906. 


E. Philipon, Provenzal. -enc, italien. -engo, -enga. Die namentlich 
über Südfrankreich weitverbreiteten Orts-, Flufs- und Bergnamen auf exc fem. 
enca, mit zumeist ganz unklaren ersten Bestandteilen trennt der Verf. mit 
vollem Rechte von germ, ing und sieht in ibnen ligurische Bildungen mit 
ligurischem Suffixe. Dem ersten Teil dieses Satzes wird man ohne weiteres 
zustimmen, der zweite setzt voraus, dafs im Ligurischen indogerm. gu geblieben, 
nicht wie im Gallischen zu P geworden sei (S. 13), was nicht recht pafst zu 
dem was uns die Inschriften vom Luganersee lehren, die man für ligurisch zu 
balten pflegte, vgl. Kretschmer, Z. f. vergl. Sprachf. XXXVIII, 97 ff. Freilich 
liegt kein Grund vor, dieses incus dem lat. long-inquus, dem griech. navrod- 
aros gleichzustellen, umsoweniger, als, wie Thomas in einer Zusatznote be- 
merkt, nicu -a als gallischer Ausgang wohl nicht geleugnet werden kann. Mit 
diesem enc enca wird nun nordital. -engo a auf eine Stufe gestellt. Allein 
hier liegen die Verbältnisse ganz anders. Die weit überwiegende Menrzahl 
der engo-Namen ist in ihrem ersten Bestandteile durchaus klar, lateinisch 
oder germanisch, daneben stehen wieder einige snco-, inca-Ableitungen mit 
dunkelm Stamme, so dafs man naturgemäfs die zwei Suffixe auseinander halten 
wird, besonders da auch nicht der Schatten eines Anhaltpunktes da ist, dafs 
die Ligurer der Poebene nc in ng gewandelt, die in Südfrankreich es beibehalten 
haben. Was S. 15 zur Stütze eines solchen Wandels angeführt wird, ist 
völlig belanglos: got. juggs gegenüber juvencus verdankt sein g der Laut- 
verschiebung, lat. angulus neben &yxvAog beruht zunächst auf anglus, umbr. 
suvenpar : juvencas fällt unter die umbrische Regel, dafs tonlose Verschluís- 
laute nach Nasalen tönend werden — also alles Dinge, die hier nicht in Be- 
tracht kommen; ein paar hss. Schreibungen -ingu statt -incu können doch nicht 
gegen eine so schön durchgreifende geographische Verteilung von -ing- und 
-inc- beweisen. Man wird doch darauf zurückkommen, dafs lomb. -engo 
germanisches -ing ist. Die andere Frage ist, wie das als produktives adj. 
Suffix in Südfrankreich und in Norditalien so ungemein fruchtbare enc 
enca bezw. -eng -enga zu erklären sei. Daís Ph. die Funktion des germ. 
ing zu eng faíst, hat Thomas schon hervorgehoben. Man sehe die Liste bei 
Grimm Deutsche Gramm. II, 332 ff., vergleiche damit die von Zusammen- 
sestzungen mit -kard an zweiter Stelle eb. 552 und halte daneben die ro- 
manischen Bildungen auf -enc -engo bezw. -ard und man wird sich des Ein- 
druckes nicht erwehren können, dafs -ing wirklich den Anstofs für -enc -engo 
gegeben hat. Das Femininum auf -enco ist nicht auffälliger als gask. eke zu 
ec (span. -iego -iega). Man übersche nicht, dafs dem Germanischen eine fem. 


ROMANIA NO. 137. 751 


Form auf inga fehlt, so dafs also die Romanen sie erst bilden mufsten, 
Es scheint mir also, dafs zwischen dem vorrömischen auf Namen beschränkten 
-enc, -enca und dem nachrömischen adjektivischen -eng zu scheiden sei, wenn 
auch natürlich eine Verwechselung gelegentlich vorkommt, 

W. Mever-LÜske, 

E, Philipon sagt Rom. XXXV, 13 Anm. 1, er habe nicht nötig zu sagen 
dafs das Iberische nichts mit dem Baskischen zu tun habe; er findet es aber 
doch nötig hinzuzufügen „que la thèse de Humboldt a été condamnée par les 
linguistes qui, comme M. M. Van Eys et Vinson, ont fait de l’escuara une 
étude spéciale“, ,,Condamnée“ ist hier durchaus passend; ,,réfutée hätte 
nicht stehen kónnen. Es ist aber zu bemerken dafs nicht alle Sprachforscher 
die das Baskische zum Gegenstande eines besondern Studiums gemacht haben, 
mit Van Eys und Vinson übereinstimmen; so habe ich seit zwanzig Jahren bei 
jeder Gelegenheit meine Überzeugung von der Verwandtschaft zwischen Iberisch 
und Baskisch zu erkennen gegeben, auch im ausdrücklichen Gegensatz zu 
Vinson. Mag nun Philipon von mir in dieser Hinsicht nichts wissen oder 
nichts wissen wollen (auch seinen Landsmann Luchaire ignoriert er, der zu- 
gleich mit Humboldt zu nennen war), das was im Grundr. d. rom. Ph. I 1327, 
2422 steht, konnte und durfte ihm nicht entgehen. Weifs er aber dals die 
Ansichten der Fachmänner geteilt sind, und stellt trotzdem mit einem über- 
bestimmten „Je n'ai pas besoin de dire‘ die Sache als entschieden dar, so 
ist das mit andern Worten eine bewufste Irreführung aller derer welche 
an selbständiger Prüfung verhindert sind. — Übrigens ist es nicht verständlich 
welchen Zweck die betreffende Anmerkung verfolgt. Hinge auch wirklich das 
Iberische nicht mit dem Baskischen zusammen, so würde doch damit seine 
Zugehörigkeit zu den indogermanischen Sprachen — als eine solche tritt es 
im Texte auf — nicht im geringsten erwiesen sein, 

H. SCHUCHARDT. 

In gleicher Weise verleitet Herr Ph. den Leser zum Irrtum, wenn er zu 
meiner Auffassung von dem germanischen Charakter der Ortsnamenendung in 
Pres-inge, Cors-inge u.s.w. bemerkt: „M. Gr. ne se contente pas d’emboiter 
le pas à ses devanciers: il surenchérit sur eux ...“, und unter Anführung des 
Grundr. d. rom. Ph, I? p. 546 die Vorstellung erweckt, als ob ich Ansichten 
Salvionis vom Jahre 1899, von Lork von 1893, Meyer-Lübke von 1894 wieder- 
gäbe, während ich, was Ph. aus der 2. Aufl. des Grundrifs vom Jahre 1904 
zitiert, bereits 18, Jahre vorher, in der ersten Auflage, im Jahre 1886, S. 423. 
vorgetragen habe! Die geringe Sorgfalt, mit der die Abhandlung ausgetührt 
ist, in der vielfach die Versicherung methodische Prüfung vertritt, erhellt auch 
aus Thomas’ Appendix zu derselben und aus Meyer-Lübkes obigem Bericht. Zur 
Frage der Behandlung des germ. 7 in Position als ¢ und e im Franz, und 
Prov. sei Herr Ph. noch auf Mackel, Germ. Elemente in der franz, u. prov. 
Sprache in Kórting und Koschwitz Franz. Studien, 6. Bd. S. 95—107 hin- 
gewiesen, 

P. Meyer, Fragments des manuscrits français, I. Fragment d'une 
chanson de geste relative à la guerre d'Espagne, Der Bibliothek in Cambridge 
(Ende 13. Jh.) gehörig, 160 von P. Meyer mitgeteilte 10 Silbner umfassend, 


reprásentiert es einen Teil einer chanson de geste, die zum Gegenstand hatte, 
was im Pseudoturpin in den Kapiteln 2—ı4 (vor Ferracut und Rolands- 














752 BESPRECHUNGEN. G.G., W. MEYER-LÚBXE, 


schiacht) vom Kämpfen Karis des Gr. in Spanien berichtet wird, und int wie 
P. M. durchaus wabrscheinlich macht, Überarbeitung einer altera ch d g. in 
Assonanzen, die auch dem Vertasser des Pseudoturpin vorlag — IL Fragments 
de la Vie des Pères. 1. Bibl. de l'Institut de France, 2. H. 13. Jh., mit 
Stücken der Erzählungen 5. 16. und 17 (nach der gewöhnlichen Ordnung); 
2. Fragment de Mácon, 13. Jh., enthält Teile von No. 11 (Imperatriz) und 
No. 13 (Sacristaine); 3. Fragments de Cambridge, gegen Mitte oder nach 
Mitte 13. Jh., Stucke aus No. 39 (Halber Freund), die P. M. zum Ausgangs 
punkt einer Erörterung über die ursprüngliche Fassung der variantenreichen 
Erzäblung nimmt, deren Hauptiypen die Disciplina clericalis und die Parabel 
von den Freunden im Barlaam und Josaphat darstellt: P. M. bietet wichtiges 
Material zur Lösung der Frage; 4. Bibl. nat. Fonds lat. 10769 enthält die 
Erzählung 38. — Ill. Fragment d’une rédaction de la Parabole du demi-emm 
faite en Angleterre, 2 Schutzblätter einer Hs. der Bodleiana, 1. H. 14. Jh., mit 
einer Fassung der Parabel vom halben Freunde in 6z. Str. (aabccb), vom 
der 37 Str. übrig blieben, die P. M. bekannt gibt und analysiert; sie bildete, 
wie es scheint, ein exemple in einer gröfseren moralisierenden Dichtung. — 
IV. Fragment du Renart, Schutzblatt der Hs. 257 der Bibliothèque S. Gene- 
vieve, 190 V., 14. Jh., ein Stück aus der 19. und 1. Branche in Martins 
Ausgabe enthaltend (zu der Hs. familie C Mn gehörig), das P. M. unter 
einigen Textverbesserungen zu M.s Ausgabe und mit Bemerkungen zu dem 
Hs.stammbaum bei Martin abdruckt. — V. Fragment d'un ms. du Roman de 
Jules César par Facot de Forest (in P. M.s Besitz), Blatt einer Hs. des 
13.—14. Jhs. (Facs. und Abdruck der 44 Verse), die unabhängig von den 
beiden andern bekannten sich esweist. — VI. Fragment d'un poème sur le 
Théologie morale, composé en Angleterre, Bibl. Cambridge, von c. 1300, 
136 8Silbner, Bruchstücke eines noch zu bestimmenden theologischen Lehr- 
gedichts, die nach Gregors Evangelienhomilien von Tarsilla und ihren 
Schwestern und nach der Vita Malchi vom h. Malchus sprechen. 


J.-A. Herbert, An early ms. of Gus de Warwick. Es ist im Besitz 
des seinen Namen noch verheimlichenden englischen Bibliophilen, der die Hs. 
der Chanson de Willame (und Adgars Marienlegenden, s. Rom. 32, 394) auf 
einer Auktion 1901 erwarb, und der H. die Erlaubnis zu einem Bericht auch 
úber die Warwickhs., die álteste unter den vorhandenen, gab. Mit einem Facs. 
und Textstúcken aus dieser und andern Warwickhss. verbindet H. die Be- 
schreibung der Hs. (Mitte 13. Jh.), die mit den beiden vorgenannten Texten 
früher vereinigt war, eine Übersicht über die Hss. (nach Winnebergers Diss.) 
des Warwick und die Angabe von Varianten der neuen Hs. zu einem eben- 
falls mitgeteilten Cambridger Bruchstück. 

A. Thomas, Famette de Nesson et Merlin de Cordebeuf. Th. macht 
aufmerksam auf eine áltere Namensverwandte der Dichterin Jamette de Nesson, 
Frau eines Kaufmanns, teilt einen Heiratsakt vom Jabre 1431 mit, wonach 
die Dichterin (} zw. 1467 u. 1476) sich vermählte mit Merlin de Cordebeuf, 
sowie auf diesen bezügliche Dokumente, aus denen hervorgeht, dafs Merlin 
Karl VII. wie Ludwig XI. pahe stand, zum franz. Hofe gehórte, sich ein 
zweites Mal verheiratete und vor 1510 starb, auch schriftstellerisch tátig war 
und in einer Ordonnance et manière des chevaliers errants von Bewafinung, 
Lebensgewohnheiten, Kampfweise, Unterhaltungen u. s. w. dieser Ritter handelte, 


ROMANIA NO, 137. 753 


MÉLANGES: 

G. Huet, Encore Floire et Blanchefleur. Ergänzungen zu seinem bier, 
Bd. 24, 446 erwähnten Artikel über den arabischen Ursprung des Stoffes und 
Erórterungen über die von Reinhold! in der Rev. de philol. franc. Bd. 19,152 
dagegen erhobenen Einwände, denengegenüber R. in seinem vor kurzem er- 
schienenen Buche: ,,Floire et Blancheflor. Etude de litt. comparée (Par. 1906) 
erfolgreich Stellung nimmt, das zugleich zu úberzeugenden Ergebnissen über 
die Stellung der Bearbeitungen des Stoffes in den verschiedenen Literaturen 
untereinanander, zu den beiden franz, Versionen und dieser selbst zueinander, 
durch eine streng methodische Untersuchung gelangt, deren gegenwärtige An- 
wendung um so erfreulicher ist, als neuerlich die Vergleichung von Elementen 
von Erzählungsstoffen und die Genealogisierung entlegenster, oft nur kon- 
struierter Ähnlichkeiten alle Schranken, die der Wissensmöglichkeit gezogen 
sind, scheint überschreiten zu sollen. Was H. im obigen Artikel an solchen 
Ähnlichkeiten, bezw. Erzählungselementen zu Floire und Blancheflor beibringt, 
konnte vor R.s kritischen Einwendungen nicht Stand halten. Durchaus wahr- 
scheinlich macht R., dafs in Fl. u. Bl. nichts arabisch, das Motiv von dem 
König, der sich neu vermählt, und vom Jungfrauenturm aus dem Buch Esther 
entwickelt ist. Dagegen übersieht er allerdings, wenn er dem Amor- und 
Psychemotiv, wie Kawezyliski für den Partenopeus, nun auch für Fl. und 
Bl, Bedeutung beilegt, dafs Schriftsteller, wie Apulejus, in Kreisen franz, 
Dichter, ja sogar in Kreisen lateinisch Gebildeter im ı2. Jahr gänzlich un- 
bekannt sind, Auch die Hinweisung des Verfassers von Fl. u. Bl. auf einen 
Kleriker und eine Dame als Vermittler des Stoffes kann die völlige Umformung 
der Gestalten des Apulejus, die beim franz, Dichter stattgefunden hätte, nicht 
erklären, 

F. Lot, Guenelon- Ganelon, G. Paris hatte die Namensform Ganelon für 
jünger als Guenelon (Rom. Bd. 11, 4861.) erklärt. Lot bringt die Form 
Guanilonem, Guanilo aus den Annalen v. S. Bertin 859 (Hs. 10, Jh.) nicht 
nur, sondern neben Wenilo auch Wanilo aus einer, auf Veranlassung Hinc- 
mars v. Reims (+ 882) hergestellten und mit Bemerkungen von seiner Hand 
versehenen Hs von Laon, sowie aus zwei vom Erzbischof Wanilo von Sens 
selbst gezeichneten Aktenstücke in der Gestalt Fuanilo bei, wonach dies die 
richtige Schreibung seines Namens, wie die seines Namensgenossen von Rouen 
ist, der sich ebenso unterschreibt, A. Thomas erkennt (in einer Anmkg.) in 
Wenilo die auf deutschem Boden umgelautete Form jenes (althochdeutschen) 
Wanilo. Doch ist bei der schwierigen Datierbarkeit der alten germanischen 
Umlautserscheinongen nicht aufser Acht zu lassen, dafs nach Foerstemann, 
Namenbuch $. 1610, die mit dem Stamme Ping beginnenden germ. Eigennamen 
sich in der Form Wen- mit den zu Vani gehörigen berühren, also bei Wanilo 
und Wenilo zwei deutsche Stämme in Frage kommen können. G. G. 

Ch. Drouhet, Frz. faule, erklärt die auffällige Form aus einer Ver- 
schränkung von espaude, wie die IV Livr. und Psalt, schreiben, und espa//e. 


1 Wie mir im Grdís, d. rom. Phil. II, 1,528 sich bereits ergeben hatte, 
erweist er, dals die populäre franz. Version der aristokratischen Version nach 
Hörensagen (mémoire) nachgedichtet sei. Er versäumt, dies zu bemerken, 
obwohl er Grdfs, d. rom, Phil. II, 1,528, wo davon die Rede ist, aus anderem 
Grunde anfúbrte, weshalb ich diese Übereinstimmung hervorhebe. 


Zeitschr. £ rom. Phil XXX, 48 





754 BESPRECEUNGEX. G.G., W. MEYER-LÜBER, ROMANIA SO. [ 37. 


Dabei bleibt ıuklar. weshalb bei nen Begrufe ste iem voriiegenden tie 
westiranz. Porm sich auf iem ganzen (ebiete mit fer somi- ind ostiran- 
zi«ischen gekrenzt har ınd weshalb He mit -sandr sut siner Stuie stenenden 
muule md roule seine 4-Formen zeigen. W. Muvra-Lisxe 

A. Thomas. . Gcraut de Borno: nm ., Guirant de Horwtk= Tu 
vegrúudet die von :bm bevorzugte erste Schreibung iamiz. isf :m Hemas 
gebiet les Dichters iss y vor s Giraut = Gaimaldus) -egeimifsig zum sibianten 
nd der Gebrauch von & für nouill / «st ganz im Fade des := [hs _ill- 
gemeiner wird. TG 

A. Thomas, Aor. 2/buezcz, apr. aubeco * Art Kürbis” sus sat. ubudeca. 

A. Thomas, Cn sens rive Lu mot veiture, = Mie de seme, er- 
klärber aus dem iat. Sinne ¡es Ezvmnoos secturs Transportieren auf ien Rücken 
oder mit ‘meriten, bezrziiet in einigen Stellen älterer Zeit. 

F. N37ati, Belege für :t. ¡as junurs ‘Fiere’ aus Liana. 

W. Marven-Ccaez. 

COMPTES RENDCS: 

Bausteine zur romanischen Philsivg:e, Festgabe für A. Mussaña (A 
Jeanroy; M. Rogues; A. Ta.: Morei-Fatini: Giassemata de Pruientio edited 
by M. Barnam (A. Ta: Curtularre de S.-Vincentde-Lucv p. p L Barrıu 
D:h:zo e R. Ponpardin :A. Th.; Die Lider des Trrveurs Perrin von 
Anzuoswrt (A. Jeanrovi; E. Lanzlois, Zabé des noms propres de toute 
nature compris dans les chansons de geste imprimées |P. M); Le sure de 
Compte; de Thomas: du Maret :1397—1433) p. p- P. Le Cacheurx (P. Mo: 
H. Caraahan, The Pruogue :n the Old French sul Provenzzi Mystery 
(H. Chatelain); Der Hugo Scheppel der Gräfin Elisabeth von Nuascin-Suar- 
bructen nach der Hs. ‚ter Hamburger Stadtbibl. mt Einleirung von A. Urtei 
ıF. Lot. 

PERIODIQUES: 

Zeuschr. £ rom. Pluloioge XXIX. 3 4 :J. Bedier, A. Th. M Roques; 
Rivista de biblionrana catsiana ‘1903 (A. Morel-Fatic:; Studier : moderi 
-prisw:tenskap 1905; Annales iu midi 1305 (A. Thi; Semi: romanzi es. ı 
cara ti E. Monaci II, 1304: MI, r9c5 :P. M... 

CHRONIQUE: 

Personalnachr:chten. — Literarische Nachrichten. — Kurze Besprechungen 


neuer Bacher. 
G. G. 


Berichtigungen su Ztschr. XXX, 5. 

S. 536 Z. y des delle. 5.5330 Z. 25 lies orvere. S. 540 Z. 15 von oben 
..23 Comedias. 5.340 Z. 13 750 oben lies escogidas, 5.541 Z. 1 von oben lies 
der Graf. S.541 Z 2: von oben lies Leonor. S.54t Z. 22 von oben lies 
Marta. S.341 5.3 720 inten lies foles. S. 543 Z. 15 von oben lies Necio, 
que dizes. S. 544 Z. 211 75n ua:en l:es trayeion, S.547 Z. 17 von oben lies 
arroyos. S. 554 Z. 9 von inten les Paloma S. 555 Z 4 von oben lies Señora. 
S. 555 3. 6 von oben ist „Seite zu streichen. — 3. 630 Z. 38 lies Savj-Lupez 





Sachregister. 


Alarcon (Don Juan de), A.’s Comedia 
„Dar con la misma flor“ 553. 

Albanesisch, Helbig, Robert, 
Die italienischen Elemente im Alba- 
nesischen. (Recens.)86—90. — / vor 
Dental und Guttural in lateinischen 
Lehnwörtern 653. 

Alonso dela Vega: Tres comedias 
de A. de la V. ed Menéndez y 
Pelayo (Recens.) 597 f. 

Baskisch. Formenlehre: suff. -eta 
zur Bildung von Casus des Plurals 
dienend 7. Infinitivbild. 7. Stellung 
des Baskischen zum Iberischen 751. 

Wortbildung: Die romanischen No- 
minalsuffixe im Baskischen 1—10. 
(-dura 2, -men 2, -pen 2, -ari 3f., 
-tart, -lari 4, -le 4, -(t)ar 4, -atru 5, 
-kart S, «era, -kera 5 f., -eria, -keria, 
«eri, -keri 6, -eta 6f., -aga, -ti (di) 
6, -eta zur Bildung von Kasus des 
Plurals 7. -tse, -tza 7 f., -tan 8, -keta 
8, -keta(n) 8, -(RJallu, (gjJallu, -a 
8 f., -kunde, -kunte, -kuntsa, -kuntsa 
9, -kinde 9, -kiniza, -gintza 9, -kune 
9, (asun, (tarsun 9f. — chindar, 
chingar 213f. — -ng- zu -nd- 213. 
— Soulisch -n- gegenüber -ng- 
der westl. Mdd. 214. 

Bedeutungswandel: Zur pejora- 
tiven Bedeutungsentwicklung (,,un- 
glücklich“ { „schlecht“, „bös“ 326f. 

Belgien s. Bibliographie. 

Benuccio Salimbeni s. Italien. 
Literaturgeschichte. 

Bibliographie: Bulletin d’histoire 
linguistique et littéraire française des 
Pays-Bas (1902—3) (Recens.) 637. 

Bindo Bonichis. Italien, Literatur- 
geschichte. 

Bonagiunta, über B. und den 
Dichterkreis in Lucca 342—5. 

Brendanlegende (zur) 257—279. 

Caderon s. Spanisch Literatur- 
geschichte. — Breymann Cal- 
deron. Studien I. Teil. Die Cal- 
deron-Literatur (Recens,) 235—254. 


Cervantes, Julio Cejador, La 
lengua de Cervantes T.I (Recens.) 
112. 

Chanson de geste s. Franz. 
Literaturgeschichte, Karl- 
reise. — Die Fontaine de Saint 
Guillaume (Verschiedene Ortsbe- 
zeichnungen, wohl nach dem Heiligen 
Guillaume Firmat nicht nach dem 
epischen Guillaume benannt) 463f. 
Alphonse Bayot, Gormond et 
Isembart (Recens. Le roi Louis wohl 
der Titel der verlorenen Chanson, 
deren Inhalt Loker und Maller auf- 
bewabrt hat) 509f. — Zu Zsembart 
et Gormond (maistre Isembart v. $61, 
564 identisch mit dem langobardischen 
Gastalden Isembard. maistre = Ma- 
gister militum, Práfekt von Neapel) 
572—4. — Bruchstücke einer Gir- 
bert-Handschrift 733—40. Guenelon- 
Ganelon 753. 

Chaucer, über Ch.'s Franklin’s Tale 
698—711. Chaucer's Kenntnis der 
französischen Literatur 699— 701. 

Caronel, spanischer Schauspieler und 
Schauspieldirektor 550f. 

Dante, Paride Chistoni, La 
seconda fase del pensiero dantesco. 
Pier Angelo Manzio, Il travia- 
mento intelletuale di Dante Alighieri 
secondo il Witte, lo Scartazzini etc. 
(Recens.) 97—102. — Scarano 
Saggi danteschi (Recens.) 617. — 
Zuccante, La donna gentile e la 
filosofia nel Convivio di Dante (Re- 
cens.) 617 f. — Un romanzo d'amore 
nel secolo XIII (zu Dante's Vita 
Nuova) 681—697. 

Diego de Rosas, Verfasser der 
Comedia ,,Donde ay valor ay honor“ 


552. 

Diego Garcia de Paredes, Auto- 
biographie 231—233. Paredes in 
der dramatischen Literatur 232f. 

Englisch.  Literaturgeschichte s. 
Chaucer, lai breton. 


48* 


756 


Frankoprovenzalisch. Bulletin 
du Glossaire des Patois de la Suisse 
Romande I—IU (ausführliche Be- 
sprechung) 365—370. 

Französisch. Zautlehre: Behand- 
lung von intervok. f 321. — -ivigare 
= -ipier, -egier 322. — Parasitischer 
Dental nach n, 2 336f. — Ryd- 
berg, Zur Geschichte des fran- 
zösischen > 11, 3 (Recens.) 345— 
349. — Zur Agglutination des Ar- 
tikels 368. — H. Suchier, Les 
voyelles toniques du vicux-francais 
(Recens.) 634. — J. Bonnard et 
A. Salmon, Grammaire sommaire 
de l’ancien français (Recens. mit 
Bemerkungen über í aus #, fallende 
t Diphthonge zu steigenden) 636f. 

Formenlehre s. Französisch: Dia- 
lekte. — Zur Konjugation von azdier 
514. — c der I. Sg. der 11-Perfecta, 
c der 1. Sg. Prás. s16f. 

Syntax: Adolf Tobler, Mélanges 
de grammaire francaise (trad. Max 
Kuttner et L. Sudre) (Recens.) 109. 
— E. Ublemann, Syntaktisches 
(Recens.) 302 f. — zu Mahnstedt, 
Des locutions emphatiques (Recens.) 
364. — G.Humpf, Beiträge zur 
Geschichte des bestimmten Artikels 
im Französischen (Recens.) 618 f. — 
Use of de and que after the com- 
parative in old French 633—639. 

Literaturseschichte. Li Jus de Saint 
Nicholai des Arrasers Jean Bodel 
ed. G. Manz (Recens.) 102—108. — 
A. Fichtner, Studicn über die 
Prise d'Orange und Prüfung von 
Wecks’ „Origin of the Covenant 
Vivien‘ (Recens. Bemerkungen zur 
Schlufsepisode von Prise d’Orange 
in der Berner Hs.) 126f. — s. Karls- 
reise. — E. Brugger, Beiträge zur 
arthurischen Geographie I. Estregales 
II. Gorre (Recens.) 352—4. 357f. 
— Jessie L. Weston, Wauchier 
de Denain and Bleheris (Romania 
1905) (Recens. — Zum Ursprung 
der Artusepik) 372f. — Anagramme 
und Rätselgedichte bei Guillaume 
de Machaut 401—413. — s. Villon. 
— G. Cohen, Histoire de la mise 
en scène dans le théâtre religieux 
français du moyen-âge (Recens.) 614 
—6. — Zu Aucassin und Nicolete 
(Zu Foerster's textkritischen Be- 
merkungen Ztschr. XXVIII. Schrei- 
bung der Handschrift. Verfasser 
und Heimat. — Zu Crescini's Postilla 
a „Aucassin et Nicolette“ [,, Dai 


SACHREGISTER. 


tempi antichi ai tempi moderni“ 
p. 59f.)] 513—521. — A propos 
d'une prétendue traduction francaise 
des Triomphes de Pétrarque (úber 
„les Six Triomphes de Pétrarque par 
M. Jehan Robertet‘, fälschlich von 
G. Raynaud für eine Übersetzung der 
Trionfi gehalten, über Simon Bou- 
goyn oder Bourgoyn Trionfiüber- 
setzung) 574—7. — Zu dem Ave 
María des Huon le roi (ed. Artur 
Längfors. Kritische Bemerkungen) 
580f. — Härd, Quelques commen- 
taires sur ... le livre des maniéres 
d'Etienne de Fougères (Recens.) 
635f. — L. Constans, Chresto- 
matbie de l'ancien francais (Recens.) 
636. — Notizia di un ms. contenente 
componimenti religiosi in antico 
dialetto piccardo (bibliographische 
Bemerkungen über mittelalterliche 
religiose Literatur) 660—674. — Le 
Prologue du Frankiin’s Tale et les 
lais bretons 698—711. — Zu Muret’s 
Ausgabe von Beroul's Tristan 741— 
745. Zu Floire et Blanchefleur 753. 
Dialekte: Eine satzphonetische Er- 
scheinung französischer Mundarten 
(ed statt de, ermet statt remettre; 
«te in der 3. Pers. Plur., /se = les 
im Pikardischen) 424—437. — Zum 
Atlas linguistique de la France 512. 
Wortbildung: frequentative Verba auf 
-iner im Alt- und Neufranzósischen 
307f. — Suffix -on. à chevauchons, 
à genouillons 337—339 (u. Anm. 2). 
Wortgeschichte: Zu französisch landier 


414—422. — Zusatz von Mcyer- 
Lübke 422f. — Altfranzösisches 
gap 584—90. 


Handschriftenkunde. Fac-simile der 
Stockholmer Villonhandschrift ed. 
M. Schwob (Recension) 609—614. 
— Fac-similé der Hs. von Zsembart 
und Gormund ed. Alph. Bayot 
(Recens.) 509f. — Hs. Bibl. von 
Lucca N. 2375 (pikardische Texte 
religiösen Inhalts) 660—674. 

Gallien, Die Bedeutung Gallicns für 
die römische Literatur (Gall. Schrift- 
steller. Römische Kultur und Ger- 
manen, Niedergang der Kultur. Ka- 
rolingische Renaissance). 186—201. 

Gallisch: Anfangsbetonung im Galli- 
schen 422. 

Giovio (Paolo), Vita di Consalvo von 
P. G. 231. 

Glossen, Neue Lesungen zu den 
Reichenauer Glossen 49—52. 
Nachtrag 256. 


SACHREGISTER. 


Gonzalo de Berceo, John D. Fitz- 
Gerald, Vida de Santo Domingo de 
Silos por G. de B. (Recens.) 254—36. 

Griechisch; s, Romanisch. 

Guillaume de Machaut s, Fran- 
zósisch urgeschichte. 

Iñigo Lopez de Mendoza, Mark- 

af von Santil La Bibliothèque 
du Mar de Santillane par Mario 

Italienisch, Lautlehre. dí zu 7 (aju- 
tare, nojare etc.) 304 u. Ánm. 2. 
Parasitisch. d nach m 337. — gr. 
hiatustilgendem y 339 Anm. 3. — 
J. Clark L'Influence de l'accent sur 
les consonnes médiales en Italien 
(Romania Janv. 1905.) (Recens.) 
371€ — Epithese 581—383. 

Formenlehre, vane, fane, saline, par- 
line, puone (Divina Commedia) 582, 
— mene, lene, sene 582. 

Syntax. Zur Stellung der tonlosen 
Objektspronomina in den Dialekten 
17—19. Adjektivam für Adverbium 
in süditalienischen Dialekten 443. 

Literaturgeschichte. Toskanischer Ein- 
fluls auf die neapolitanische Literatur 
des XV. Jahrh.'s 26—31. Chronik 
von Loise de Rosa 31f. Di un 
antico volparizzamento inedito delle 
Epistole Morali di Seneca (der ano- 
nyme Úbersetzer — nicht Andrea 
Lancia — hat den lat. Text, nicht 
eine provenzalische Ubersetzung be- 
nutzt) 53 —70. — 5. Dante. 
Politische ballata ,,sowrana ballata 

“ ed, Lega (Giorn. St. d, 
L. It, XXIII. Recension mit me- 
trischen Bemerkungen) 122, — P. 
Savj-Lopez, Storie tebane in 
Italia (Recens.) 3411. — A. Par- 
ducci, I rimatori lucchesi del 
secolo XIII (Recens. Zusätze und 
Berichtigungen) 342—5. — C. di 
Pierro Contributo alla biografia di 
Frà Passavanti (Giorn. St. 
XLVII) (Recens.) 382. — s. Pet- 
rarca. — 5 Sonette aus der Lieder- 
handschrift Cod- Galvani (von Bindo 
Bonichi, Benuccio Salimbeni, Manoel 
Giudeo) 398—400. — Das Frag- 
ment von Belluno (der epische 
Charakter wird dem Texte abge- 
sprochen) 577—80. — Zu Guido 
Faba, Parlamenta 741. 

Dialekte: lat. ille in einigen mittel- 
und süditalienischen Dialekten 11— 
25. 438 454 (Zur Stellung der 
tonlosen O pronomina 17—19, — 
Neutrale Artikel- und Pronominal- 


formen und Schicksale der lateinischen 
Deklination initalienischen Dialekten 
pi ne — a+ Nas in den emilia- 
Dialekten 442 Anm. 2), — 


Il napoletano nell’ uso letterario del 
sec. . 26—48, (Sprache der 
| von Loise de Rosa, G 


34 Anm. I. 
neutr, chesto, chello Lor — Deminu- 
tivsuffix -pola in Norditalien ie 

Zur Behandlung der zweiten 

silbe in lombardischen Dialekten 80, 
— Kalabr. -one, -une 86. — Ugo 
Levi, I monumenti del dialetto di 


Pron. moje y ver: 


3. Pers. Sing. Pris., in ps 
chíwdi, Zur Konjugation in Cosenza 
und Lucca 582. — altpistoj. guine, 
castici, lacı, ici, quict 582 f. 7a 
trene 583; e rene 583; 
eta, treta, tune 583. Inf. re «dine 
T. di Lavoro ...) Formen auf -tf 
Basilicata) 583 Anm. 1. — Tosk. 
ausl. -2, 7 zu f, ausl, -&, 7 zu e 651, 
ly aus //in siiditalienischen Dialekten 
3 u. Anm. 5. — dd im Sardischen 
658; in Sizilien 658f. — Posch. 
campod. breg. sdr } str 747. 
Wortbildung: Suffix -one 304. 3371. 
— -ne 3391. Sufl. -engo. 750 1. 
Handschriftenkunde: Y codice Amadei 
IV della Universitaria di Bologna 
Zusammenhang der Hs. mit den 
iederhandschriften Cod. Casana- 
tense d. v. 5 ed. M. Pelaez und dem 
Cod. Galvani. Varianten des Cod. 
Amadei IV verglichen mit Cod. ca- 
sanatense d. v, 5. Nachtrag. 5 So- 
nette nach Cod. Galvani.) 385—400. 


640. 

Jacinto Cordero, Verfasser der 
comedia , Tanto bagas qanto pa- 
gues“ 542. 

Jean Bodel d'Arras, s, Franzò- 
sische Literaturgeschichte. 

Karl der Grofse, Zur karolingischen 
Schulreform 333. 

Karlsreise (Zur), v. 251 La Roche 
del Guitume. v. 263 ...les aigles 
et les pons reluisans 280—294. 

Katalanisch, Zur Verbreitung des 
K. (Osterlied in der katal. Mund- 
art von Florida. Grenze zwischen 
Valenciasch und Kastilisch) 328— 
332. — Kat, anlautendes 4 654. 








758 


Keltisch. Zautlehre: Zur brittischen 
Trübung von & zu au 728. 

Künste (bildende), Zum Einfluís der 
bildenden Kiinste auf das mittel- 
alterliche Drama 615f. 

Lais bretons (über die), (über den 
lai d’Orphee und die Bedeutung 
des Ausdrucks Jai, /ai in der eng- 
lischen Literatur vor uad bei Chau- 
cer, Die lais Emare, Sir Gowther, 
Comte de Toulouse) 698—711. 

Lateinisch. Zautlehre. au und o 
527 —29. — Zur Aussprache des 
lateinischen / 648—659. 

Formenlehre. possit, vellit im Spät- 
lateinischen 452. 

Wortbildung. gibt es ein Suffix SCL? 
464—467. 

Lautgesetze (über) 522—31. 640. 

Liederbücher, s. Jtalienische Hand- 
schriftenkunde. 

Loise de Rosa, Sprache der Chronik 
v. L. de R. 31—48. 

Lope de Vega, Obras publicadas 
por la Real Academia Espafiola. 
Vol. XI, 1900 (Recens.) Textver- 
besserungen und bibliographisch - 
literarische Bemerkungen zu: Ænsi- 
dia de la Nobleza 2161. El hidalgo 
Abencerraje o El gallardo Facimin 
217. Hijo de Reduan 217. Pedro 
Carbonero 217. Remedio en la des- 
dicha 217—219. Hechos de Garci- 
laso de la Vega y moro Tarfe 219. 
Cerco de Santa Fé é Ilustre hazaña 
de Garcilaso de lu Vega 221—226, 
Los Comendadores de Córdoba 226 
(die endechas in den Comendadores 
227). Guanches de Tenerife 6 Con- 
quista de Canaria 6 Nuestra Señora 
de la Candelaria 228f. Las cuentas 
del Gran Capitán 229— 231. Con- 
tienda de Diego Garcla de Paredes 
y el capitán Juan de Urbina 231 
234. Las Batuecas 234. Los Por- 
celes de Murcia 234f. — A pro- 
posito de El Honrado Hermano de 
L. de V. 332f. — Vol. XII, 1901, 
Vol. XIII, 1902: La Serrana de 
la Vera de Plasencia (weitere Be- 
arbeitungen) 488f. Perdida honrosa 
y Caballero de San Juan 488. El 
Cerco de Viena por Carlos V 4881. 
Carlos Ven Francia 489. La mayor 
desgracia de Carlos V y Hechicertas 
de Argel 489—493. Aldegüela 6 
Gran prior de Castilla 493—496. 
Il valor de Malta 4961. Santa 
Liga 497. Españoles en Flandes 
und Don Juan de Austria en Flandes 


SACHREGISTER. 


497—499. El Asalto de Mastrique 
por el principe de Parma 499. Po- 
bresa no es vilesa 499. Tragedia 
del rey D. Sebastián y Bautismo del 
principe de Marruecos 499. Alcade 
de Zalamea 500f. Arauco damado 
und Lope's auto ,, Araucana" 500. 
El marqués de las Navas 500. 
Nueva victoria del Marqués de 
Santa Crus 6 Toma de Longo 501. 
Brasil restituido 501—503. Nueva 
victoria de Don Gonsalo de Cör- 
dova 603. — Didlogo militar zu 
Ehren von Ambrogio Spinola 503. 

Manoel Giudeo, s. Italienische Li- 
teraturgeschichte. 

ManuelGonzález, MH español Juan 
de Urbina 6 el Cerco de Napoles, 
comedia von M. G. 233f. 

Marie de France, Z cavallero 
Cifar’s Verhältnis zu den ¿ars von 
M. de F. 705f. Anm. —. 

Ortsnamen. Italienische Ortsnamen 
aus lateinischen Abl. plur. (Vercelli 
= Vercellis), abl. sing. in lokativer 
Verwendung. 25 Am. 3. — Cas- 
nigo, Casndte, Casnédo (Provinz 
Como und Bergamo) 79—81. prov. 
Ortsnamen auf -enc, -enca 7501. 

Oskisch. Aussprache von au im 
Oskischen 529 Am. 

Petrarca, A propos d’une preten- 
due traduction frangaise des „Tri- 
omphes“ de Pétrarque 574 — 77. 
Francesco La Parco, L’amico 
duce del Petrarca nel ,, Trionfo", 
ders. Il Petrarca e la famiglia dopo 
il suo primo ritorno in Avignone, 
ders. Il VI Centenario di un ignoto 
viaggio di Dante, ders. Il Petrarca 
nel Casentino e la ricognizione di 
» Daedalus “* (Recens.) 635. 

Polemius Silvius, Zu den Fisch- 
namen des P. S. (mit Textverbes- 
serungen u. Erklärungen) 712—720. 

Portugiesisch. Lautlehre: -ificare 
= -igar 322. — Parasitisches d 
nach / und n 333—7. 

Wortbildung: s. Spanisch Wortbil- 
dung. 

Provenzalisch. Zautlehre: para- 
sitisches d nach # 336f. — Aus- 
lautende Konsonanten vor Flexions-s 
587f. Anm. — Lat, // in Bearn, 
Velay 653. 

Provenzalisch, Literaturgeschichte 
zu N. Zingarclli, Ricerche sulla 
vita e le rime di Bernart de Venta- 
dorn 629f. 

IWortbilduny: Bewohnernamen auf -10- 





lus (-olus) 469f. Ortsnamen auf 
ene, -enca 750f. 
rs AA ra come- 
dia , Desafio de Carlos V" von R. 488. 
Romanisch. K. Dieterich, Neu- 
griechisches und Romanisches II 


ares 109—112. — Zum Ein- 
ufs des Christentums auf roma- 


(zur Verbreitung de Katalanisch ) 
328—332. — Zur Annahme früh- 
zeitiger dialektischer Differenzie- 
rungen im Romanischen 522—31. — 
Romano-griechisches 747—49. 
Lautlehre: Parasitische Dentale (d 
nach / und # im Spanischen und 
Portugiesischen 333—6, in den üb- 
rigen roman, Sprachen 3361) — 
Intervokalisches / tür lat. 4 im Ro- 
u 522—531. — Interv, lat. 


440 

Rumänisch. Elfter Jahresbericht des 
lustituts für rumänische Sprache zu 
Leipzig (Recens. mit Bemerkungen 
über Lauilehre und Syntax) 621— 
626. — Pal. und vel. / im Rumá- 
nischen 653. 

Satzphonetik, s. Französisch Dia- 

alles | ische), Maria d 
chauspieler (spanische), Maria de 
Cola y de : Vega, Andrés de 
la Vega, Damiano Arias, Bodavilla, 
Maria de Vitoria, Cintor, Dorotea, 
Francesco Derri, spielen 1625 Lope 
de Vega's Brasil restituido 501— 
503. Die Truppe von Juan Bau- 
tista Valenciano spielt 1622 
Lope de Vega's Nueva victoria de 
Don Gonzalo de Córdova und 1617 
desselben Desdén vengudo 503. 

Serrano (Francesco S. Carimo oder 
Carcimo), Verfasser der Comedias 
„El Valor todo lo allana'* und „El 
Rayo de Cataluña y Prodigio de 
Aragon“) vielleicht identisch mit 
einem Francisco Serrano, Verfasser 
einer mogiganga „El Doctor Al- 
calde“ 550. Serrano’s , El Ra- 
yo de Cataluña“ und Alvaro 
Cubillode Aragon's „El Geni- 
zaro de España y Rayo de Anda- 
luzia“ 550£. 

Spanisch. Zum Judenspanischen 
(zur Formenlebre des Verbums. Laut- 
lehre. Zahlreiche Etymologien. — 
Texte) 129—185, — KR. Menéndez 
Pidal, Manual elemental de gramá- 


(aus 
desi in a la ag ae 


Robles Dégano, Ortologia cid- 
sica de la lengua castellana (Re- 


S rari ec Br parasitisches 

panisc 
d nach / und # 333—7. Span. ly 
aus 2 653. 

Formenlehre: Zur Pluralbildung im 
Spanischen 3511. 

Spanisch, Literaturgeschichte: Poe- 
ma de Fernan ed, C. 


Gongalez 

Carrol Marden (Recens.) 93— 97. 
s Cervantes. Lope de Vega. 
— anonyme comedia: Muerte de 
los Abencerrajes y la Honesta ın- 
Jfamada 216. comedia Mejor luna 
africana (dritte jornada von Calde- 
ron) 216. comedia Tete del 
cobin 217. anonymer Triun 

Ave María zur Feier der Einnahme 
von Granada 225f. — Zu Gabriel 
Laso de la Vega's Romancero 221. 
225 Anm. I. — historisches Drama 
Pulgar dl de las hazañas 226. 
comedia Timbre y blasón de los 
Lasos, el triunfo del avemarla y 
Conquista de Granada 226. Zu 
Layusa's Católica Belona y con- 
quista de Granada und Fajardo 
Acevedo's Toma de Granada 
226, Mayor venganza de honor 
von Alvaro Cubillo 228, El 
español Juan de Urbina ö el Cerco 
de Napoles von Manuel González 
233 — s. Calderon. — Nueva 
Nueva Bibliotecade Autores 
Españoles Orígenes de la Novela 
I. Introducción. Tratado historico 
sobre la primitiva novela española, 
IT. Autobiografías y Memorias (Re- 
cens.) 599—609. — v. Alonso de 
la Vega. — Notizen zur Biblio- 
graphie und Geschichte des 
spanischen Dramas (Beschrei- 
bung und Inhalt des Sammelbands 
Flor de las Comedias (Münchener 
Hof- u, Staatsbibliothek P. O, hisp. 4° 
35) 540—55. 754. — Y. Serrano, 
Coronel. Jacinto Cordero. 
Diego de Rosas Tirso. Ro- 
jas. Alarcon. — anonymes auto 
„La Ninfa del cielo", Bearbeitung 
der comedia , Ninfa del Cielo à 
Condesa bandolera y Obligación de 
honor, Tirso zugeschrieben, und 
Grundlage der auto-comedia: Van- 
dolera de lialia y Enemiga de los 
hombres 4871. — Wiens Belage- 





760 


SACHREGISTER. 


runzeti durch dieTurken und Karl V. Vulgirlatein. V. Todesco, I 


in der dramatischen Literatur Spa- 
niens 488. 493 — Desafio del 
gran Turco al emperador Carlos V, 
comedia von Vicente Mascare- 
ñas 488. Farsa de la Concordia 
y pas entre el Emperador y el Rey 
de Francia von Yanguas 489. — 
»Mayor desgracia de Carlos V 6 
Conquista de Argel" Enciso zu- 
geschrieben und ,, Mayor desgracia 
de Carlos V y Jornada de Argel“ 
von Velez de Guevara 4901. — 
„El renegardo Zamaga y segundo 
Job de Argel” des licenciado Ber- 
nardino Rodríguez 491. A- 
sombro de Argel y Mágico Maho- 
mad von D. Antonio Estrada 
y Bustamante 491. — Comedias 
über den Sieg bei Lepanto 497, 
úber Don Juan d'Austria 499 u. 
Anm. 1 úber D. Sebastián 499. 
Montalbán's comedia: Lo que son 
juicios del cielo $00. — Lied von 
Gabriel dela Vega des Marqués 
de Santa Cruz 500f. — Quellen des 
Romans £/ Cavallero Cifar 700f. 
Anm. 5. 

Wortbildung: span. portug. Suffixe 
auf ch, -acho, «echo, -tcho, -ocho, 
-ucho 464—67. 

Lexicographie: über den Wortschatz 
des Viaje de Turquia por Cristóbal 
de Villalón (Nueva Biblioteca de 
Autores Españoles 11) 608 f. 

Handshriftenkunde s. Iñigo Lopez 
de Mendoza, 

Sprachwissenschaft. K. Voss- 
Jer, Positivismus und Idealismus 
in der Sprachwissenschaft 472—481. 
K.Vossler, Sprache als Schópfung 
und Entwickelung 481—484. Wil- 
helm Wundt, Völkerpsychologie. 
Bd. I Die Sprache 484—87 (Recen- 
sionen). — O, Dittrich, Grund- 
züge der Sprachpsychologie (Recens.) 
59297. 

Tirso de Molina (Gabriel Tél- 
lez), mit einem unbekannten Dra- 
matiker Luis Téllez verwechselt 
487. 

Villon, Le Petit et le Grand Testa- 
ment fac-simile der Stockholmer Hs. 
(Recens. mit Vergleich der Varianten 
der Longnon'schen Ausgabe) 609 

— 614. 


latino vulgare negli scritti degh agri- 
mensori romani (Recens., 635. 

Vulgärlateinisch. Laxtlehre: -r- 
für klassischlat -f- 321. — Zum 
Ausfall vortoniger Vokale 323 — 
x + Vok., sc vor e, i = vulgirlat 
$$ 517. 

Wortgeschichte: faluppa 71 —78. frap- 
per 776 — lomb. dfrla 79. 207 — 
210. — Casnigo, Casnáte, Casnéde 
79f. — march. sa 81. — bologa. 
negossa 82£ 207—210. — piac. ¿i- 
gúrsa pav. argüç 821. — ambitus 
im Romanischen 83f. — aveugle 
85. — rom. gorr — 210—213. — 
bask. chindar, chingar 213f. — 
lat. galla 214f. — Bezeichnungen 
für den Regenbogen 313f. von 
Schuhen 313. 317f. — maurais! 
lat. mralifatius 320—28. — Zum 
Bedeutungswandel „unglücklich“ { 
„schlecht“ 326. — il tipo avverbi- 
ale di carpone-i 337— 339. — fr. 
bras 455. — afr. cateron 4551. — 
lothr. chévan 456. — Niedermain. 
cosaque 456f. — fr. écoucher 457. 
— voges. gemme 457f. — afr. kaise 
458f. — pikard. /apet 459. — Ca- 
tal. maduiza 4591. — lat. maialis 
im Französischen 460. — wall. moxhe 
460f. — fr. rampeau 461. — fr. 
suie 461f, — loza 467—9. — noch 
einmal Español 469f. — über die 
Etymologie von fr. guéret 470. — 
air. abosmé 470f. — fr. barbacane 
S56f., barrolé 557f., bigarré 558f. 
cajoler 559f., cochevis 560f., cha- 
loupe 501, Gigogne (Bere) 5611., 
pier 562f. — prov. egalha 563, 
dindouleto 563f., soco 564. — tum. 
ciocorti 564f., desmierdà 565, (spi 
565 f. — ital. bizza 566, gaszo 566f. 
lucciola, mascalsone 567, razza 5671. 
— span.-portugies. babazorre 508, 
barracan 568f., cabasa, calabaza, 
cachalote 569, garza 569f., noitibò, 
pardo 570, sandio 570f. — alt- 
franz. und prov. gap, gas 584— 
590. — afranz. Cuene obl. Conon 
590f. — negossa 637—640. — La 
famiglia di fanfarone 675—680. — 
Zu den Fischnamen des Polemius 
Silvius 712—720. — piac. tasnd 745 f. 
galiz. estrar 746, ven. folpo 7461. 
poschiav. sdramà, sdràm 747. 


STELLENREGISTER. 761 
Stellenregister. 

Französisch, s8of. — (ed. Grafs) 

Jean Bodel. Lijus de Saint Nicho- 554 f., 589. — Zu Murets Ausgabe 


Wortregister. 
Lateinisch, arfacio 323. burrus 24 cutis 457. 
ablenoheda (spitlat.) argilla524 u. Anm. 5, cabassio mittellat.) denarius 20 e 

717. arpe 713. Dervones (fatae) 
abominare 471. asinus 719. calfacio 323. 79. 207. 
acina 713. atta (kinderspr.) 314. callicula 214. cleia 713. 
affanae 680. auguria 211. *campanilla 19 encraulis 720. 
alausa 720. 728. augustus 213. Anm, 5, euga 720. 
ambiguus 717. aula 529. cantharus 729. eumorfus 713. 
ambitare 831. auricularius 719f. capannus 456. faluppa 71—78. 
ambitus 83f. 222. auris 719. *capillu 25 Anm. 1. fauces 528, 
ambulare 84. ausaca 728. caput 415. fretum 33. 
amma (kinderspr.) pen (mittellat.) cassida 561 Anm, 3. gaius 712. 

314. bannum 337. caiéna 419. galerita 561 
ampelion 713. barba 720. cauda 529. Anm, 3 
ancoravus 7171. barbum Sti, caudes 528, galla 214 1 
andéna (mittellat.) barbus 722. caulae 527. gallicula 214, 

417—23. béstia 626. caurum | 28 gallus 20 Anm. 1. 
Andero, Anderonus bibonius (mlat.) 297. cautes | 5 generatio 568 u, 

(Juppiter)421 A. bitumen 281 f. cefenis 713. Anm. 1. 
anderius (mittellat.) blendia 716. cersina 716. gerra 212. 

417—23. bonifatus 324. Conon 590f. pryllus 524 und 
anguilla 5231.528. Bonifatius (mittel- cophinus 321. Anm. 8. 
angulus 750. lat.) 324. crocus 210. hirundo 563, 
apis 717. bracium (mlat.) 455. cucuma 307. homo 314 Anm 4. 
apostema 471. brander Leoni cucumis 716, ille 11-25. 
aqua 372. branderial 420. culix 720. illex 527, 


lai Ardo sp 102— 
108. — Karlsreise 261, 263, 280 
—294. ore A 53. — Bal- 
3353, - Douce 
) 3581 — 
Ta ai de Pt (ed. P. 
Meyer) Refrain, 372; Auc. et Ni- 
col, 14%, 455, — Zu Aucassin und 
24, 5 na 8,16, 14, 15, 
A ie Dee 16 14. ro say 
36. , 6, OT 9, Es q f., 
tre 39. 6,38, ne 
ete an, 9,7; 40, 44, I 
15, 18) 514—521. — Isembart ¿so 
Gormund (Verbesserungen zum 
Schelerschen Texte) 510, —- Henri 
d'Arci Descente de S. Paul en En- 
Jer ed. L, E. Kastner, 186, 190, 192f., 
199, 203, 220, 260, S.511. — /sem- 
bart et Gormond v. 561, 564, 507 
S, 572—4. — Ave Maria von Huon 
le roi (Mém. de la soc, néo-phil, à Hel- 
singfors 1906) Textverbesserungen 


von Berouls Tristan (v, 400. 3166. 
3190. 2827. 3072. 185. 4380. 1498, 
360, 298. 3776. 1145. 3284. 3174. 
1813. 1541. 1869. 878. 579. B6ff. 
137 ff 160, 640. 690. 1135. 1467. 
3362. 3647. 3876.) 741—5. 


Italienisch, 


Versione di S. Vito romano (Pap. 404) 


13 Anm. 2; Dante Purgat. des 51, 
101 und Anm, 2; zu den von 

und Picardi (Bullet. della Soc. fi 
log. rom.) ffentlichten Gedichten 
Petrarca's S, 370, 380f. 


Provenzalisch, 


Tenzone Seigner Coines von Rambaut 


v. Vaqueiras (ed. de Bartholomaeis) 
Y. 4. 5. 7. 16. 18. 26. 30. 32, 3701.; 
ed. Stimming 


n und Born | 
1892 zu L, 10) 587 u. Anm. 1. — 
Girart de Rossillon 4417. 8943, 588. 


762 


invidia 566 Anm. 2. 
ipse 17 Anm. 2. 
jaculus 205. 

janua 457f. 


juvencus, -a 416.750. 


jüxta 626. 
lacrimusa 715. 
lactrinus 721 f. 
lanarius 713. 
lautia 469. 
lenticula 213f. 
levaricinus 722 


de 


727 


TE 

litterae 626. 
lucerna 14. 
*lucerta 14. 
lucuparta 723. 
*Taliu 13 Anm. 1. 


maialis 460. 
malifatius 320—8. 
malus 327. 
mamma 314. 
marisopa 723. 
marsuppium 723. 


mille 523. 
mucidus 461. 
müllus 524. 728. 
„musaranea 713. 
myrus 724. 
naupreda 724. 
negotia 81—83. 
207—210. 
néscio 626. 
nession 713. 
püllus 524f. 
olfacio 323. 
Oliva \ 
olivetum f 
olla 5325 —9. 
ollum 328. 
otia 719. 
pagurus 732. 
panther 208. 
papilio 677. 
pardus 724. 
pelaica 
piatensis 
platessa | 
plotta 726. 
pompilus 477 
porca 726f. 
porcus imarinus)] © en 
porcus (piscis) EN 
aprostrare 325. 
pullus 527. 
querella 523. 


WORTREGISTER. 


raptiare 568. 
ratio 568. 
ricinus 727. 
rottas 727 f. 
samauca 712. 
samosa 728. 
scaffones (spätlat.\ 
317. 
scapha 317. 
scapinus 318. 
scardus 728f. 
scarus 728. 
ascintilla 213f 
scuffones “spátlat.) 
317 Anm. 3. 
serpedo 731. 
smilax 724. 


728. 


soccus 313 Anm. 2. 


squato 657 Anm. 6. 
stella 525 f. 
strenna 53C. 
sucidus 461 f. 
*sugia (vulgärlat.\ 
461. 
sympbonia 675. 
taratantara 676. 
tecco 
tiros 
trocus 
vaguris 
verruca 215. 
vertibulum 208, 
vervactum 470. 
villa 523. 
vomere 471. 
emyrus 724. 


Italienisch. 


al:arsach (com.) 202. 
ahballe (abruz.) 45 
abbamba ıabruz. 


732. 


453- 

abbelenirse tabruz.) 
453- 

abbujate abruz.: 
453. 


abrenze (ssard.1717. 
abrostino, -olo 464 
Anm. I. 


accavalciare 339 u. 
Anm. 2 
accavalcione, -i 338 


u. 359 Anm. 2. 
acita .SCrAD. 443. 
addesar: | altit. 
ade-are 295. 


addevillerubr.) 4555 
agemini 313. 


3. ayguile 


aggagliarsi (luc.) 295. appituito 
296. 


agio 295. 

agurra (siz.) 211. 
alampaia (siz.: 724. 
alicciu (siz.) 
alice (neap.) 
alici ‘tarent.) [05 
allapaie (agnon.) 73. 
allagi (sor.) 450. 
alloc’abbälle le< 
alloc'ammónde ¡.5 5“ 
allochellä 
asco (S. Ginesio) 


fas 


(tosk.) 314. 
And os (sard.) 524. 
amera (altmail.) 76 
Anm. 2. 
amistanza 335. 
ammajuppá {abruz.) 


ammallocea ‚riet.‘ 
ammaloppa 7: 3As. 


ammendá | (abruz) 

ammetä 453 

ammezzá | Anm. 4. 

ámola ‘mail’ 76 
Anm. 2 

amori ,alatr.: 441. 
444. 


ancidda :siz. 524. 


ande ‚abruz.: 422 
Anm. 1. 
anfanare \ 680 


anfanis (log.) { 
angila Spezia” 524 
u. Anm. 4. 
angossa (ferr.)638 A. 
anguela berg.‘ 524. 
anguila neap. 524 
u. Anm. 3. 
solern. 
524. 
anlupé piem 73 
Anm. 5. 
annècche | (abruz. 
annevi_ [453 À. 4. 


anne (sor.) 450.2. 


annuvjelle abruz. 


3321. 

ant: siz. 422 À. 

anveuja piem. 73 
Anm. 2. 

anvlupè .piem.: 73 
Anm. 5. 

apiet ‘parm. 295. 


appedda, -ellu ‘siz.’ 
639. 

appietto 
29351. 


lucch. : 


:lucch.* 


arcumbè ven. 314. 
arengreccà (abruz.' 


309. — 
5. argidda “sard. 524 


u. Anm. 7 
argilla ‘tosk. neap ' 
524 u. Anm. 7. 
; argüç -pav.) 82f. 
639. 
aria 296. 
arpicare :tosk.' 203. 
arrazá (abruz.: 567. 
arrente (venez) 303. 
arunare lucch.) 301 
Anm. 3. 
arzella (romagn.' 
524. 
arzillo (genues.) 524. 
assuscì : s. Ginesio 
450. 
Ateni 25 Anm. 3. 
attecchire 732. 
attimelle -lucch.} 
301. 
baldacchino 315. 
balza 204. 
bando 337. 
barasciare 303. 
barbacan (parm.) S 
barbacana ju 
barbassoro (altit.) 
5 . 
barbetta 556. 
bardo zenues. 370. 
baroccio lucch. 303. 
baroncio alıital. 
lucch.\ 296. 303. 
barsacca . gard.’ le 
barsach “com. 
basotto (¡ucch.)] 304 
baízotto jAt. 
bega oberital.) 058 
A. I. 
belléndora ‘| 
296 Í. 
béllera castell. 297 
Anm. I. 
bellico (tosk. 656 
Anm. I. 
beliu «log. 3:6. 
benevu:o 371. 
bergamotta 315f. 
bergamutta (ceap. 
316. 
bernusse 202, 
bersac ‘piem. | 
bersacca 


berta 569. 


| A 


ucch.‘ 


202. 


besèi (mail, 
besiá mail 566 
besiggiu (ge-| A. I. 
nues.) 
biazzu (sard.) 322. 
bidda (sard.) 526. 
biddaca (siz.) 655. 
biddiu (súdsard.) 
656 Anm. 1. 
biéndola (ancon.) 
296 f. 
bigarè (piem. 
Reati À 558. 
biggnia (lucch.) 297. 
bilina (valtell.) 297 
Anm. I. 
bisia (piac.). 
bisiá (lomb.) 1566, 
bizantino 315. 
bizza 566. 


bizzarro 
boarina (altit.) 297. 
bonaccio 324. 
bonicola (flor.) 303. 
bozzola, -o 72 A. 6. 
bréndola (castell.) 
297. 
brenussu (gen.) 202. 
breve 371. 
brezZare (pist.) 303 
Anm. I. 
brisacca (sard.) 202. 
buccello (lucch) 295 
u. Anm. 3. 


buffone 
burlone 338. 


caditoia 310. 
Caggio (tosk.) 458. 
calafattare ı (sard.) 
calavattare 
callo (altit.) 214. 
calzerotto 317. 
candela (lomb.) 526. 
canepuzze (abruz.) 
20 Ann. 8. 
capa (venez.) 204. 
capanna 
capanno 456. 
capidoglio 569. 
capitórzolo 298 A. 1. 
capone 338. 
Capri 25 Anm. 3. 
capu (Rieti) 448. 
caravazza (siz.) 569. 
cardeggione 465. 
carpone, -i 337---9. 
carraja 297. 
carrajola (lucch.) 297. 
caromatto 316. 


carruga (lucch.) 297- 


323 A. 


WORTREGISTER. 


caruseddu (sizil.) 20 


. 7. 

carusiello (neapol.) 
20 A. 7. 

carusille (abruz.) 20 
Anm. 7. 

casamatta 316f. 

casgnoeu (fons c.) 
(mail.) 80. 

Casnado (com.) 79 
—81. 

Casnedo (berg.) 79 

81. 

casnerói (fons c.) 
(berg.) 80. 

casnic (berg.) 80. 

Casnigo (com.) 79 

8 


— dI. 


casonera (com.) 80. 
cauda (sard.) 527. 
cavalciare 339. 
cavalcione, -i 339. 
cavedon 415. 
cavelle (tosk.) 450f. 
453. 
cazzomatto 316. 
cciferú (Grottam.) 
13 Anm. 3. 
céndu (aquil.) 444. 
cénta (alatr.) 444. 
centu (lecc.) 445. 
Cere 25 Anm. 3. 
chés (faent.) 442. 
chevjejje (Palena) 
451. 
chiazza 297 f. 
chiddri (siz.) 658. 
Chieti 25 Anm. 3. 
chioccare 313. 


chiochia (neap.) 313. 


chinè (Cingoli) 451. 
chiuvègli (aret.) 


451f. 453 Anm. 1. 
chivelle (aquil.) 451. 


ciaccione 338. 
ciamberluc (piem.) 
317. 


ciancione 338. 


ciarlatore (sien.) 338. 


ciarlone 338. 

ciende ra 445. 
ciento (Airola) 445. 
cièntu Vealabr) 445. 


cjende (Palena) 444. 


cilän (mail.) 73 
cilapp! Anm. 2. 
cimurlo (lucch.) 304. 
cind (Canosa) 445. 
cioccia 314. 
coccoveggia 749. 


cofaccia 323 A. 

cogoma ‘307. 

corlág (valtell.) 80 
Anm. 3. 

coronella (südital.) 
721. 

corso - boddaglio 
(lucch.) 298. 

covazza (logud.) 
323 Anm. 

covelle (tosk.) 450f. 
452. 

covolo 371. 

cravunchio (neap.) 
371. 

crespola, -ora (mail.) 
76 Anm. 2. 


cubbille | Gbruz.) 


> of. 
cubbjelle | 4 sor 454. 


cucciufa } (siz.) 
cucciuvia J 560. 
cuddura (siz.) 656. 
culirgioni (súdsard.) 
656 Anm. I. 
cummicha (südit.) 
445- 
cunfánfara (log.) 
cunfanfarare 679. 
cunfarfare (ncap.) 
678 


/ . 
cunfarisi (siz.) 679. 
curunedda lattarina 
(siz.) 721. 
cusgnoéu (vers.) 81 
Anm. 1. 
cutérzola 298. 
cuville (abruz.) 453f. 
Géla (sor.) 443. 
éénta (soran.) 443. 
Cento (canistr.) 444. 
céntra (sor.) 443. 
éarngla (soran.) 14. 
Gernéla (soran.) 443. 
éieddi (lecc.) 451f. 
Cifra (soran.) 13 u. 
Anm. 3. 
damigiana 308. 
darandellet (tarent.) 
564. 
darente (venez.) 303. 
ddovèlle (abruz.) 


453 Anm. 3. 
deccoce (Rapagna- 
no) 449. 
decuce (abruz.) 449. 
décute (abruz.) 449. 
dérla (lomb.) 79. 637. 
descalzarel (bellun.) 


567. 


763 


deslupè (piem.) 73 
Anm. 5. 


desmerdar (venez.) 
566. 

diabardo, -a (bar.) 
723. 

diavolo 371. 

dícute (abruz.) 449. 

diécuce (abruz.) 


449. 
diékkaéa (casal.) 


449. 
dikkuaéa (teram.) 
449. 
dileggiare 298. 
dilegione (altit.) 298, 
dilleio (log.) 526. 
dinaro (altven.- 
lomb.-berg.) 203. 
dirupare 308. 
djécuce (abruz.) 
djécute 449- 
doéllu (real.) 453 
Anm. 3. 
dolico (tar.) 656. 
dométiéo (valsoan.) 
461. 
dovéllo (umbr.) 452. 
dringolare 309 A. 
duvelle (aret. chian.) 


451. 3. 
duvevieddi (calabr.) 
451f. 453. 
ddangua (S. Fratello) 
653 f. 
ddisa (siz.) 655. 
ddoku (siz.) 12 A. 
dduoku (calabr.) 
12 Anm. 
éccha (teram.) 445- 
ecchaluuá (abruz.) 
448 u. Anm. 
éccuci (reat.) 449. 
ékkala, -a, la, -a 
(sor.) 448. 


ékko (reat.) 445. 
ekku (lecch.) 441. 


elénu (lecch.) 441. 


444. 
elji_(alatr.) 441. 
ellala (soran.) 448. 
erpicare (tosk. alt- 
lucch.) 298. 
essala, -a, la, -a 448. 
essaluvi (teram.) 448. 
ésso | (Rieti) 
ésto I 448. 
Eva (faent.) 442. 
faina 300. 
faita (soran.) 443. 


764 


faito (altlucch.) 306. felippa (nordit.) 75 fratedda 
fratellu 


falaboi (berg.) 73 
Anm. 4. 

falappa ‘agnon.) 73 

m. 4. 459. 

faléca (com) 73 
Anm. I. 

faloch (com.) 73 
Anm. 

falôpa (com) 71 
Anm. 3. 73. 

faloppa (nordit.) 
71f. 76. 

falloppéc (mail.)) ,;, 

falöpı (piem. IR 

fal(r)appa (nordit.) 
73 Anm. 

fandonia (tosk.) 675. 

tanfaluca 675. 677. 

fanfana (tosk.) 675 


fanfanada (ven.)679. 
fanfanatore 675. 
fanfano (tosk. ven. 
neap.) 677. 679. 
fanfarıelo (ven.) 679. 
fanfaro (n=ap,) 677. 
fanfarone 677. 
fanfarron (altit) 680, 
fanfer (mail.) 679. 
fanfera (tosk.) 675. 
677. 679. 
fanferina Gosk. Jie 1g 
fanfo (venez. 
fanfola (ona) 675. 
fanfonia (siz.) 675. 
680 Anm. 
fanfulla (mail.) 675. 
farappa, -ia (pist.) 
78 Anm. 
farfalla 677. 
farfanicchio 675. 
farfante 675—80. 
farfanti (siz.) 678. 
farfara 677. 


farfar -eddu, -ichhiu, 


-idduzzu (siz.) 
675. 
Farfarello 678. 
farfariello (neap.) 678 
farfaro 677. 
farfaru (siz.) 6781. 
farfátola (com.) 680. 
farfer (mail.) 678f. 
farfu (piem.) 679. 
farsctto 317. 
favola 371. 
faz (laent.) 442. 
faz, (bol.) 442. 
lelipp (mail.) 75 A. 


WORTREGISTER. 


Anm. 2. 


siz.) 
659. 


felippola (bologn.) 77. frattenere (pistoj.) 
306. 


felippora (versil.) 
75 Anm. 2. 

fellone 658 Anm. 3. 

féna (soran.) 443. 

ferloppa (mail) 74 
Anm. 6 


ferpa (piem.) 76. 
Ferraio 317. 
ferraiuolo 317. 
férra (soran.) 443. 


fandkkje(soran.) 444. 


™ fialap (bologn.) 77. 
fiele 657 Anm. 3. 
fiapo (venez.) 77. 
fiapola (mail.) 77. 
Fiesoli 25 Anum. 3. 


filada (mail.) 75 A. 2. 


filador (mail) 76. 
filagna (com.) 76. 
hlandra (mail.) 76. 
filappa (com.) 75 
Anm. 2. 
filapra (mail.) 76 u. 
Anm, !. 
filarél (com.* 76. 
filaticcio (mail.) 7 
finócchio 443 A. 5. 
fioccare (tosc.) 203. 
fiopa (bol.) 747. 
> firapola (com.) 75 
Anm. 2. 77. 
firisell (mail.) 76. 
firriolu (siz.) 317. 
fischio (lucch.) 299. 
flac(c)a (sard.) 299. 
flapar (nordit.) 74. 
floca (triest.) 203. 
fluoca (istr.) 203. 
foddaru (He) 
foddira | 65 
foddu (kore) 658. 
fogliu (log.) 658. 


foín, foina (altit.) 300. 
fojonco (lucch.) 299f. 


fóla (sor.) 444. 


. foljT(alatr.) 441.444. 


folká (lomb.) 300. 


folpo (bol. ven.) 746f. 


frale 371. 

frapá (friaul.) 75 
frapè (piem.) 74. 
frapola (venez.) 76. 
frapolare (venez). 77 
frappare 74. 


frappone 1 74 


2. frapponeria ! A. 2. 


frattone 306. 
frieto ‘venez.) 33 
Anm. 4 
furfanti Giz, 678 f. 
furra 317. 
furriolu (siz.) 317. 
furittu (siz.) 300. 
gaddare /log., 65 
gagia / tessin.) 559. 
Gaggio (tosk.) 458. 
gaglioffo 73 A. 2. 


gagliuoppe (agnon). 


73 Anm. 2. 


galletta (nordit.) 72. 


galla (soran.) 20 
Anm. 1. 

gallófer (mail.) 76 
Anm. 2. 


gor ‘romagn.) 210. 
gorna (venet.) 748. 
goro (istr. trev.) 210. 
gorra 211. 
gragnuola 300. 
grammare(lucch.) 303. 
graza (altit.) 527 
Anm 4 
grembiale 300. 
grembio (lucch.) 300, 


grembiale 300. 


5. grembo 300. 


gréndine 305 A. 1. 
greve 371. 
guaddara (siz.) 655. 
guneda (altsard.) 656, 
guoro (istr.) 210. 
gussetta (mail.) 72 
Anm. 2. 
genna (sard.) 457. 
hille (Castiglione 
Casauria) 20 A. 1. 


galupá (com.) y 73 Kina (valsoan.) 461. 
galupè (piem.) /A.2, ibbra | (soran.) 
galuppo 73 Anm. 2. ibbra / 13 Anm.3. 
ganossa (bologn.) icarngla (arpin.) 14. 
82. 2 icéita (arpin.) 14. 


garbiáa (com.) 71 
Anm. 2. 
garófol (mail.) 7 
Ann. 2. 
garza 569. 
garzare 731. 
gata (berg.) 569. 
gattozz (mail.) 72 
Anm. 3. 
gattupardu, -a (siz.) 
723. 
gayu (siz.) 458. 
gazo (friaul. istr. 
triest. ven, ver. 
bol.) 203f. 
gazza (parm.) 559. 
562. 589. 
gazzera 566. 
gazzerino 566. 
gazzino 560. 
gazzolare 560. 
gazzura 560. 
sguvjelle (Gesso- 
pal.) 451. 
giallamina 118. 
giamberlucco 317. 
giammiluccu (siz.) 
317. 
gilecco 317. 


. ginocchio 443 A. 5. 
ginocchioni (in) 337. 


giulecco 317. 
gonfalon (oit.) 657. 


iddru \siz.) 658. 
ignucca (altit.) 300. 
ignudo 300. 
ignuno (altit.) 300. 
ija (Cervara) 16. 
ilar (log.) 747. 
ilpella (sass.) 526. 
ilpalla (ase 658. 
imbiligu (log) 656 
Anm. 
imbizzarirse 566. 
imbizzire 566. 
imbroglione 338. 
ina (lecc.) 444. 
indolentire (altit.\ 
305. 
indolenzire 305. 
indven (faent.) 
indvinell 453. 
infolcarsi (lucch.) 
300 f. 
infolponarsi (venez.) 
72. 
ingalettarsi y {ven.) 
ingalettass | 72. 
ingalupáa (com.) 73. 
ingojare 301. 
ingollare 30r. 
innagrare (lucch.)) = 
innaverare (altit.)) M 
inóghe (log.) 445. 
intrementire (altit.) 


303. 


i NÉ 658. 
ada (a nn) 


526. 657. 
istalla. (log.) 526. 
istallu (südsard.) 


isteddadu (log.) 526 |] 
Anm. do 


4. 
isteddu ae) 526 
Anm, 


487 gr 
u 
Anm, - 


os (Aquila) 20 
Anm. 1, 
jéccocia (sor.) 450. 
jécuce } (abruz. 
jécute 449. 


ca legnè (piem 
Jo | co ; = ra egn 


WORTREGISTER. 765 
iva (Cerignola) 16, malinzana log.) 323. 
Kies | Grp.) 441. Leo (Se) 12 Anm. per 
kitmma (soran) olla (camp.) 658 malichalzone sh) 
444. rl à 
GE (soran.) 444. re 
kórja ( N 444. loppe (agnon,) 73. malaga (aliado) 
kotsa (trient 202. lotön ea 13 323. 
kusila (soran.) 443. Anm. 5. mania (alılt.) 302. 
labardu (siz.) 723. Jottén (lomb.) 13 302. 
lambuca (tar,) Anm. 5. marascalz (bellun.) 
lampuca (neap.) | + lova (piem, tosk.) 567. 
lampuga (röm,) ( ~ 14 Anm. marasso 205 u. 
lampugu en ) luccicare | oo (omino 
15. lode x = marfuni (siz.) 310 
lapä (com .) 73 A, 4. lucerna 14. marlnezo 724 Asm, I, 
pene Ne ~~ 73 jui Pron 13A.1, sbrux) & 
lumä 
lapagià (o m) 73 ready sce 3 an 567, 
lupacchino 466, 
láppa ee era luserta, «òn (parm.)15. py und qu ) 303. 
la 73 *4 45% Jusèrta, -con (cre- sa 442 
ppe (agnon.) 73. mon) 14. 1.) 442. 
lattajuola 465. liés (venez) 15. mazocchio 465. 
latterino 721. li (tur.) od mazzaculare 
lattimelle (lucch.) 5. (berg.) 14. mazziculare 310, 
» a sani ladéia (mail) 567. ensure 
ate och} 184° jüf (berg.) 14 de d. 
a A x 307 Ji (piac.) 567 perras CSD) ) 442, 
; lüéérna (piem.) 24 meg pela 


legnare (tosk, 


on (ene?) | an eh ji 
(?< 


jella léive (Palena 16, 
leppa (lucch,) 302. 
anziiaà 

Poca Gori) na ran à 

jillece (abruz.) 449. ligniari (siz.) 655 


jandéérta (soran.) 14. 
rt TA calici ) 
443 u. Anm. 5. 
jorngla (soran.) ae 
janita a ee x 
jicuce (abruz.) 449. 
jiua (soran.) 16. 
juoc(3) (Castellucio 
di us 12 a 
jupe po 
jupa | 14. 654. 
jupo | ee 14. 
kalle (Camerata No- 
va) 20 Anm. I. 
kamiddu (siz.) 655. 
karasilo (soran.) 20 
u. Anm. 7. 
kastél soran. ‘ 
kazno Gen oe 
Anm, I. 


Anm, 3. 
ligúrsa (piac,) 82f. 
638. 
lina (soran.) 13 
Anm. 3. 
lingerta (Canistr.) 13. 
live (Lanciano) 16, 
ljivita (Alatri) 16, 
lloco (benev.) 12 A, 
lloka (neap.) 12 A. 
loce (com.) 74 
löch | Anm, 6, 
ne lóche (abruz.) 
2 Anm. 


loc com.) 74 A, 6, 

loco (altit.) 12 A, 

lodra (altlucch.) 301, 

loffa, -i (nordit.) 74 
Anm, 6. 


loffiona (com.) 74 
Anm. 6. 


lüva (tur.) 14. 
lizza (soran.) 444. 
lùZerna (genues.) 14. 
lüzerta, «fi (bresc.) 14. 
lüzerta, -ü (crem.) 15. 
liva (velletr.) 16. 
logo (velletr.) 
Tongo } 13 Anm. 6. 
luéérda (velletr.) 14. 
iupu (prenest.) 14. 
macciaculare 310, 
macéia (soran.) 443. 


madalenna (parm.) 
308. 
madiata 301. 
mado (nordit.) 460. 
mado (nord) 460. 
mary (metaur. ) 442. 
maggio (tosk.) 442. 
magon (oberit,) 657. 
maiale 460. 
malavadadu (ogud) m 
323 u. Anm, 
malefadadu (logud.) 
323: 
maliata 301. 


: megtim (gar) 302 
Anm 


mel (metaur 
mel = 442. 
melega (venet,) 315 
Anm. I. 
melliga 315 Anm, I, 
melo 656. 
melonciano 177. 
maménta (sor.) 443. 
mena (arp.) 441. 
ménico 305. 
ménno (lucch.) 302. 
mèr (met, bol.) 442. 
rigs ta a la 
tra (soran.) 4 
ye (laceh) 


midden (siz.) 655. 


Anm, 5 


molıkio (Canistr.) 
25 Anm. 4. 








766 


monaco 556. 
mora, -0 444. 
morfione (abruz.) 
morpione! 310. 
morpire 310. 


mujiche (abruz.) 

25 Anm. 4. 
mustela (sard.) 

526 Anm. 9. 
musta (sor.) 444. 
múzao (gen.) 678. 
nagqie (westlomb.) 


narencia (bellun.) 
568 Anm. 1. 

navota (westlomb.) 
638 


navussa (pav.) 638. 

néd (faent.) 442. 

negossa (bol.) 81 — 
83. 207—10. 
637—640. 

negota (olomb.) 638. 

negozza, -e (rov.) 


208. 637—40. 
nè: (metaur.) 442. 
neve 371. 


nèvelle (Catiglione- 
Casauria) 454. 

nfanfarirse (neap.) 
679. 

"nférna (sor.) 444. 
’ngéño (sor.) 443. 
’nguville (Abruz.) 

4536. 

"n£guénta (sor.) 443. 
nigozza (veron.) 208. 
nnuvjelle(a) (abruz.) 

451—3f. 


nöelli (sabin.) 432. 4. 


nudda (sard.) 525 
Anm, 3. 
nuélle (aquil.) 454. 
nullu (log.) 526. 
nzurla (südit.) 25 
Anm. 4. 
oglia (tosk.) 526 
nm. 2. 
(o)gnivjejje (Palena) 


451. 
okkje (soran, ) 443. 
gla (mail.) 526. 


dla (soran.) 444. 
onnengheviélle 


(Scanno) 451. 


WORTREGISTER. 

ora arp.) 441. . (Vasto) 
Ora ei 444. vice 4491. 
orgu (piem.) 679. P ‚eissele | Anm. 1. 
gré soran.) 444. pidocchio 443 

sso (soran.) 444. nm. 5. 
ottone 13 Anm. 5. piddemi, -ial (siz.) 
ovens (aret.) 451. piddu 655. 


bes (soran.) 443. 
paglione 338. 
pala (tar.) 725. 
palagio 324. 
palamara 311. 


palamida (tar.) 656. 


palammeto (neap.) 


palastra (lucch. 
pistoj.) 298. 

pallidu (log.) 526. 

palombera (altven.) 
311. 

panevín (trev. ven, 
friaul.) 204. 


papaluga (parm.) 311. 
paparina (mdl.) 748. 


pappalardo 311. 
párolo (lucch.) 302. 
pchét (metaur.) 442. 


pédana (lucch ) 302. 


pede (altsard.) 656. 
peddéccuci (reat.) 
449f. 
pèga (metaur.) 442. 
peggio (tosk.) 441 f. 
pèjo (reat.) 442. 
pelaja (siz.) 725. 


pennéllo 20 Anm. 4. 


perdixi (sard.) 302 
Ann. 4. 


perdingianu (ssard.) 


177. 

pergamutta (neap.) 
310. 

pernice 302. 


pes (bol.) 442. 


pesce pescatore 720. 


peto 296 Aum. 3. 
petonciano 177. 


paükkj> (soran.) 443 


Anm. 5. 
pazzila (soran.) 20 
u. Anm. 8. 
piagnone 338. 
piastra 298. 
piatto 726. 
piazza 298. 
piazzata 298. 


3. piche (pija na) 
orecchia di mare 719. 


(abruz.) 562. 


pietanza 325. 
pioda (mail.) 528. 
Piota } (lomb.) 726. 
pira (soran.) 443. 
pisa psn 443. 
piturlino } (lucch.) 
piturlo 303. 
pizzarda (roman.) 
20 Anm. 8. 
pizze (abruz.) 20 
Anm. 8 


pocciare (lucch.) 303. 
poccione (lucch.) 303. 


pójja (soran.) 444. 
pòka (na) (soran.) 
444. 


pollece(unterit.) 527. 


popolon (pav.) 748. 

porra (soran.) 444. 

pradixi (sard.) 302 
Anm. 4. 

preite (altit.) 296 
Anm. 3. 


Prencste 25 Anm, 3. 


prete 296 Anm. 3. 
pretto 303. 


pukkita (soran.) 443. 


puretto 303. 
putta 569. 


puzzola 20 Anm. 8. 


riavolo 371. 
ribre££are (lucch.) 
303. 
ricignáte (tar.) 727. 
Rieti 25 Anm, 3. 
rigatino 
rigato 557- 
rimieda (altlucch.) 
300. 
ripetere 
ripetio 748. 
rizzaculo 298. 
rola (piem.) 79. 
rovaglione 303f. 
rozzo 300. 
ruga (lucch.) 297. 
ruZfare 304. 
sa (piem. march.) 
81. 445. 
saboga (sard.) 728. 
saetta (trent.) 731. 
sambecco 318. 
sanfônia (siz.) 680 
Anm. 
santoccio 311. 
sarchiedo (altsard.) 
656. 
sarigo (róm.) 729. 
savaëtta (pav.) 731. 
savell (südit.) 731. 
savetta 731. 
savucu (siz.) 371. 
scafarozzi (abruz.) 


317. 
scagghia (siz.) 657. 
scaglia 657. 730. 
scaglione 730. 
scaja (oberit.) 657. 


quanduvjelle(abruz.) scajon (piem.) S 


451. 453: 
queell (bol.) 450. 
quél (emil.) 454. 
quell (faent.) 450. 
ragazza (lomb.) 569. 
ragg (metaur.) 442. 


rastrello 20 Anm. 5. 


ravaglione 303f. 

rave (lucch.) 304. 

raz (faent.) 442. 

razza 5671. 

razzà (abruz.) 5 

razzina (siz.) n 

raz (bol.) 442. 

raZlá (mescol.) 80 
Anm. 3. 

rema 303. 

remare 

rembure (lucch.) 

rentiata 

revudare (log.) 321. 


scálbatra (tosk.) 
scalferotto 317 f. 
scántaru (siz.) 729. 
scappia (tosk.) 657 
Anm. 6 
scappino 318. 
scard, scarda (crem. 
neap. parm.) 729. 
73% 
scardafaga 
scardiner }729. 
scarfard (piem.) 729. 
scarferoni 317. 
scarfuole (abruz.) 
317. 
scaru (siz.) 728. 
scarze (abruz.) 730. 


scat (trev.) JE à 


scateron (ven.) 
scatto (bell) | 
scavarda (piem.) 7 29, 


WORTREGISTER. 767 
scauru (siz.) 728. skrola 79. are ute A. 
En ale slgpa ( (bent \ 657 Pac = "te ito (modem 13 
la wi sloffi Gi (com) 74.4.6. hard (ben) 80 À. uvelle (aret. chian 
di = (rien 23 dtela(ostlom ostlomb.) 520. 51. rs y 
Atraménto (soran.) lo 304. 
smirduliati (siz.) 565. ualéna| , 
velbecchiari Sis smontare 305. tadderi (siz.) 659. férs { (S0ran.) 444. 
319. soci (reat.) 450.  talbo (ter.) 747. Gétra (soran.) 444. 
sciàbbecche (abruz.) u nl (los) 526 tantära (mail) 676. vagello (alu) 302 
319. taratantara (logud.) ‘ Anm. 3, 
sciabbica  |(siz.) oo (cern) 731. (rom.) 206, 
sciabbiccottuf 319. soffione 338. tarsia 315. u (lecch.) 441. 
sciabecco 318. sorna (sor.) 444.  taratufolo eps. vallo Les 20 
sciabeccotte (abruz.) sovetta (veron.) 731, tasselletto 305 A. 4. Bi I. 
319. spadda (siz.) 658. tassellino 305. vati fr 20 
sciabica (lucch.) 319, spagnuolo 469. tassello 305 u, A. 3. en 
sciabigotto (luech,) spalla (siz.) 658.  tassetiino 305. 
319. sparnazzare 563.  tasselto 305. vcd e siz. 
319. 563. a altit. 
ra con: 48 561. spaventare 305. tazná Ga) 745 Í. vega re ) 339 
sciambecchino 318. spékkia (soran.) 443. tessellare 305 Anm. 3- Velletri 25 Anm. 3. 
sciambia (mail,) 300. spettinare 305. testone 338 Anm. 2. vellicolo (neap.) 656 
| rat spilaggio (tosik) torrina (soran.) 443. Anm 
pra cri tit.) 325. 658 Anm, tiglia 306, sai (mail,) 
sci siz.) 655, Spinola (südit, 729. cor 6 300, 
ohne nn 317 er u (siz.) 658, 309 verace (neap.) 444. 
= ry pa fio +) 357 u (cal.) 444. 
scilliu fssard. ) 657. staddu tiratojo (tosk.) 306. Vercelli 25 Anm, 3. 
scrofana (südit.) 727. stallon "(bordit) 657 titta (soran.) 443. verdone 87. 
scuterzola 298. u, Anm. 4. tontiglio (lucch.) vera (arp.) 441. 
sdram, sdràm stambecco 318, 303. verga 74. 
(poschiav.) 747. starnazzare 563 u. torde (abruz.) 562. vergato 557. 
sdrusciare 305, Sata tottovilla 560, . vergheggiare 74. 
Semitecola(pad.)205. stella 5 trabaddu (op fe 2. vergogna 371. 
seña (arp.) 441. stella (all trabagliare (log.) | vergolato 557 u. 
sera (sor.) 443. sida (altluc vr traéé (mail.) 3060. Anm, 1. 
sappólakra(sor,) 444. stradare 304. Anm. verrinie (abruz.) 569. 
sfialôpa (bol,) 72. stremare 305. vaggere al 339 zu 301 Anm, 3. 
sfilaprá (mail.) 76. strementire (altit.) ru (lecch.) 444. 
Gorila (bei .) 76. LA Pe (a) 3 396 per, ace fn 
ol.) 72. 77. streme 306 traitore 3. 306 
sila (bol.) 77. strena 530. traitoncello (alucch.) lis end ar.) ‘656 
sgallettare 295. strenca (tosk.) 530, 296 Anm, 3, eet (leech .) 441. 
sgalletorare (lucch.) strenna (mail.) transar (log.) 746. 444 Anm, 
295. cos gr ve bio, trapa 202f, viltanza 335. 
sgardonell (crem.) a trattone (lucch.) 306. viloppo A 
730, miles (lucch) tristo 327. v'lap (piem.) 71 
sgarzare (oberit.) 305 Anm, 2. trudda (sard.) 526, v'lip (emil.) hi 
sgarze (abruz.) | © struggere 339 A. 3. trullo iS 
sgarzola rn > sa bios .) e trúllora (sien.) 303. 564. 
si (piem.) 445 suhci (valsoan.) 461, trullu (sard.) 526 vräscio (Sannio A 
sieda (tosk,) 300. sariändola (triest,) ren 6, di z vrscio (Sani é Hi 
sino no 443. „2041. túllore (lucch.) 306, vurpo (tar.) 747. 
siva (soran.) 443.  scinka (triest.) 206, vurra (siz.) 211, 


sivetta (mant.) 731. 
skappillita (teram.) édrajare, -rsi 3041. 

25 Anm, 1. $grandinato (tosk.) 
skarapélo (soran.)443, 305. 


spits (aver el) 203. 


tulpo (teram.) 747. 

valle (Riofreddo) 
20 m. I. 

ala (ostlomb.) 526. 

urlád (chiav.) 80 A. 3. 


zambecco 318. 
zamberlucco 317. 
zecca 727, 

zicca (biz) 727. 





768 


zocco 564. 
zuccone 338 Anm. 2. 
£urlare o 
zurlo { 3°4- 


Französisch. 
abosmer (afr.) 4701 
acrawe (wall) 718. 


agace (berr.) 562. 
agasser 560 Anm. 


aga.tiner (altfr.) 307. 


age (poit.) 459 u. 
Anm. I. 


agratiner (altfr.) 307. 


ai (alıfr.) 

aidıer (altfr.) $14. 
aigier (alıfr.) 322. 
air 296 Anm. I. 
aire (altfr.) 296. 


amistance (alıfr.) 335. 
afr.) 741. bigarrolé (Yon.) 558. 


ancesorie 
andain 417—423. 


andier 83. 413—23. 


anguile (altfr,) 524 
Anm. 1. 
anguille 523f. 


antevene (alıfr.) 321. 


antienne 321. 
antievre (altfr.) 321. 
ardille (altfr.) 524. 
ardoise 524. 


Are, Are di jo (lothr.) bordir 


312. 
argille 524. 
Aronde 336. 
aronde (altfr.) 563. 
arpent 335. 
Arzilliére (Marne) 
524. 
aubergine 177. 
aveugle 85. 
aviltance| 
avilter | 
azemine (altfr.) 315. 
babiole 309. 
bâfre 308, 
ban 335 Anm. 3. 
bandon (altfr.) 336. 
bannière 337. 
bar $11. 
barbacane 556f, 
barbeau 611. 


(altfr.) 335. 


WORTREGISTER. 


barréoles 557f. 


cabas (poit) 569. 


barrigoulé(Yon.)558. cabe 
barrolé (altfr.) 557 £ cabocés! {ostfr.) 457 cochevis 5601. 


bateau 318. 
battre 78 Anm. 1. 
bècar (wall.) 718. 


bechet (altfr.) 718. 
beignet . 
belais (alıfr.) 324. 


benenis (altfr.) 321. 


bequet (altfr.) 718. 
bergamote 315. 
beton 282. 

biais 322. 

biére 658. 

bigark (poit.) 558. 
bigarré 558 f. 
bigarrer 558. 


bigearre , (altfr.) 
bigearrer 558. 
bijou 309. 


bisarre (mittelfr.) 
566. 

biterne (altír.) 749. 

bizarre 566. 

bok (vog.) 457. 

bonasse 325. 

border] (altfr.) 
519. 

bos (altfr.) 520. 

bourgeon 1421. 


bouriquet (pik.) 456 


Anm. 2. 
bournous 202, 
bourrache 466. 
brahe (wall.) 455. 
Branchais 324. 
bras 455. 
braxe (altfr.) 460 

Anm. I. 
bregau (poit.) 558. 


bresche (altfr.) 460 


Anm. I. 
brigailler (berr.) 
brigaler (poit.) |. 
brigaud (berr. pa 
brigolé (lothr 
bringé lot 
broder 204. 


barbequenne (wall.) brohe (wall.) 460 


557. 
bariolé 557f. 


barnage Gun) 335. 
barné le 

barrage soil n 
barre Anm. 3. 
barré 


Anm. 1 


broiche (altir.) 460 


Anm. 1. 
brouillon 338. 


big (vog.) 457 
bütdal Anm, 2. 


558 Anm. 1, cabane 456. 


557- 


cabotte [ Anm. 1. 
cabre 
cachalot 569. 
caillou 717. 
cajo (wall.) 559. 
cajolé (wall.) 560. 
cajoler 5591. 
cal 214. 
calais 324. 
calebasse 569. 
caloffe (morv.) 561. 
capdol (altfr.) 569. 
cardasse 465. 
cassemuseau (mittel- 
fr.) 308. 
catau (norm.) 569. 
cateron (afr.) 455. 
catron (pik.) 455. 
caudin (guernes.) 
562 Anm. 1. 
cavaier (pik.) 456. 
cercueil 321 f. 
cerneau 359. 
chabec 318. 
chalafe (poit.) 561. 


chalemine (altfr.) 118. 


chalou 561. 
chalope (alıfr.) 561. 
chalotte (poit.) 561. 
chaloupe 561. 
chalupe (aitfr.) 561. 
chalut 561. 
chandelle 526. 
chasmate (mittelfr.) 
317. 
chat 318. 
chaufler 321. 
chébec 318. 
chêne 79. 
chenet 415. 
chévan (lothr.) 456 
u. Anm. 1. 
chevaucher 339 u. 
Anm. 1. 
chevauchons (à) 338. 
chèvrefeuille 321. 
chevrette 415. 


325. 


cochelivier, -is (ax. 
560. 


codicille (atur.; 335. 
coffre 321. 
Coine (altir.) 591. 
cokle |, (wall.) 
coklivi 3601. 
Colombe 336. 
colompne (a:r.) 336. 
coque 561. 
coquemart 307. 
corbineur (marn.), + 
corbinou (poit.) Ju. 
corneille 748. 
cornichon 571. 
cosaque (niedermain. } 
456 f. 
cote (pik. wall ) 457. 
cotrelu (dial.) 560. 
coupée (altfr.) 561 
Anm. 3. 
courge 571. 
coutriau (dial.) 560. 
coviot (pik.) 560. 
cracasser (poit.) 560 
Anm. 
crampon 657. 
crémaillère 439 À. 1. 
crinque (a:tfr.) 359. 
croc (mayen.) 309. 
croquenots 313. 
croquer 308. 
croquéte (wall.) 308. 
croquignole 3071. 
croquine , (alıfr.) 
croquinerí 308. 
Cuene (altfr.) $901. 
cujelier (alıfr.) 560. 
dain (afr.) 530. 
dame-jeanne 308. 
dambredeu (altfr.) 
dampnedeu 6. 
dampner 339. 
defelippré (altfr.) 76 
u. Anm. 6. 
défendre 321. 
defilopé (pik.) 76. 
de firlopé (pik.) 76. 
deflépey (pik.)76A.5. 


chevrotte (ostfr.) 457 defois (altfr.) 321. 


Anm. 1. 
chief (altfr.) 449. 
chigogne (pik.) 562 f. 
chiquenaude 308. 
chiquer 308. 
cime (Bournois) 75. 
citrouille 571. 
claque 313. 


clique-patin(afr.) 335. 


Gece | (altfr.) 581. 


dégringoler 308 f. 
denait, (altfr.) 519. 
dehors 321 f. 
dérigoler(mayen.), & 
déringoler (pic) { 
dérocher 308. 














desangl . fanon 657. genouillons re (altfr.) 
Er: en 8. oe 317. sde a 
desnöer (altfr.) 741. faridondaine 676. gogne (ner) 61 Lomba 
desvöer (altfr.) 741. feleprie (afr.) 76. girofle 321. 


djemme (vog.) 457. eg mae are de 564. 


dor (pik.) 309. goret 

doreleu | — ferlape , (pik.) 459 gratiner (altfr.) 308 
dorelot $309, ferlognel Ann, 2, Gree 300 

dorenlot nee 76 A A. 6. grecquerie 309. 
dorloter | filandière gringole (Pas-de- 
dorlotier | 309. filandre 1313. Calais) 308. 
dorlotin filandriére on 338 


pe o ce filope (wall) 76. ad altfr.) 




















| fin(en) (alr) 741. guaret À 470 
écale 561, 657, fire ctr .) 462. guéret 470; 470, 
écharde Le ke I. fla 6 itume (roche) | 
éconcher (altfr.) 457. o; (ate). 336 (altfr,) 280—93, — 
écoquer l (pik.)  flèp (pik DES hähai (wall.) 4581. | 
écoquresi 457. fépe priva 3 Arte haie 458 £. 
écrouelles 321 f. haie (wall) 459. 
egailler (s?) (wir.)563. flipet fipet (DIL) 76 À. 5. haiée 458. 
embabioler(poit,)309.floche (afr.) 203, haise (lt) 458 marène 
encontre 742. flonflon 677. haiseu (wall.) 458, 
enfelni (altfr.) 581. folin afr.) 581 haisin (altîr.) 458, 
enjaoler (afr.) foline} (fr) 581. haison 458. arg 

ole (Pas- fou 316. haricot 728, marionette 45 6. 

de-Calais) S fouin 300. Harpagon 309, en) ) 310. 
enjoeler (altfr.) |" foupier (afr.) 78.  havre-sac, 202, marsouin 723. 
enjöler frape (afr,) 78 hayon 458. maufais \ (alufr.) 
entamer 177 frapèy (pik.) 75 A. 2. hazier Cou} 458. maufé 326, 
enveloppe 72, per 771. hazires (wall.) 459. mauilaie (wall) 460. 
épaule 7531. frapúre (pik.)74 A. 3, hérisson 556. mauvais 320—8. 
erre (altfr.) 312.  fricfrac 677. heye (niederm.) 458. mèche 460. 
escale (altfr.) friper 78. houssine 74. mel (wall.) 523. 
pero (ue 18.061, MiPon 310. huissine (altfr.) 322. melongène 177. 
escafillon | 3!°5 froppé (vog.)73A. 3. huppée 561 A. 3. merluche 724 A. 1. 
escafole frotigier (afr.) 322. jacasser | 560 u. mil (altfr.) 523. 
escale > (afr.) 561. frouftou 677. jaco Anm,  milie (afr.) 523 À. 5. 
escalope fuiron (afr.) 299 À,2, jas (Maine) 590. mire (altfr.) 462. 
eschapin (afr.) 318. furet 300, jasard moggi (lothr.) 461, 
eschari (a) (afr.) 741. gabance jaser 58 (afr. 460A. 1. 

eschiffe (afr.) 318. gabelet jaseresse 9 moinean de saule213, 
esclop gal (afr.) 584 jaseur moinel er 
escl (afr.) 313. gabere —590, jet 568. molnet À © 
berie jinjole 309. art (alti) 461 

pri AN )317A. 3. gabois joe o 517. u. Anm. 
espaignol (afr,) 469. gai (altfr.) 560, joie (p molne (altfr.) 724 
esquiffon (afr.) 318. gale (altir.) 214. lari mo (SET 560. Anm, I, 
estache (afr.) 336. gap (altfr.) 585—90, lamper 204. monter 309, 
Estevene (afr.) 321. gardine (altfr.) 514. lande (ostfr.) 83. morfiaille 310. 
estreine (afr.) 530. gardon 729f. landier 414—23, morfier 310. 
étalon 657 ff. gars 590. landon (altfr.) 743. morpiaille 310, 
Etienne 321. gas (altfr.) 584—90, landre (ostfr.) 83, morue 724 Anm. I, 
étoile 525, gaser (altir.) 589. lapet (pik.) 459.  moucheté 558. 
étuve 321. gasiller (norm.) 563. larnesse (altfr,) moustoyle 526 A, 8, 
falpier (altfr.) 78. 589. larnie > moxhe (wall.) 460f, 
fanfare gazouiller 589. larnos 581, Anm, 1. 
fanfarer 675— geai 712. ee 722, | (bourber,) 
fanfaronnade gemme (vog.) 4570. = 5° mwotä (vog.) 460. 


Zeitschr. £ rom, Phil, XXX. 49 





770 
nager 322. 
paif 742. 
neuls (altfr.) 525. 
Normandie 
Normant I 336. 
nuil (altfr.) 525. u. 
Anm, I. 2, 
nul 525. 
oncor pole) 518 
onquore Ju. A. 2. 
oreille de mer 719. 
ormier 719. 


orfèvre 321. 
palais 324. 


palamare (altfr.) 311. 


palée 725. 
paletoc (altfr.) 748. 
paltoquet 748. 
pan 335. 
panegier (altfr.) 335. 
panner (altfr.) 335. 
papelard 310f, 
papeloter 310, 
paper 310. 
parentage 
parenté 335. 
parenter 
parti (altfr.) 103f. 
patoche 465. 
penegier (altfr.) 322. 
peniche 318. 
perdis (altfr.) 302. 
perdris 302. 
pers (altfr.) 742 f. 
piailler 562. 
pichenette 308. 
picorner (H.-Maine) 
562. 


pie (croquer la) 562f. 


pied - de - rechaud 
(Marne) 456 A. 2. 

pier 562 f. 

pietiner 307. 


pimpernuche (guern.) 


558 
piole 
piolé . 
piolée (Yon.) + S 
piot( mittelfr.) | “” 
pioter 
piquenaude } 
piquenote 
pitance 335. 
Planchais 324. 
plat 726. 
porpeis (altfr.) 723. 
poulemart 311f, 
pun (altfr.) 520. 
quarteron 455. 
quateron 455. 


pik.) 
308. 


WORTREGISTER. 


quátron (wall.) 455. 
querelle 526. 
Quesnoy 80. 
race 567. 
rampeau 461. 
rampot (dial.) 461. 
rancune 378. 
rapeau 
rappel 461. 
rebelle 333 Anm. 
rejet 
rejeton } 568. 
répiot (dial.) 461. 
rie (altfr.) 557. 
ringuéle (wall.) 359. 
note } (altfr.) 557. 
rossat (mdl.) 728, 
rosse 728, 
rotengle 728, 
rouget 728, 
ruser 321 f. 
satenas (altfr.) 573. 
saulet 213. 
scion ] 
scionner | 74 . 
serpentin 731. 
Servais 324. 
sim (Bournois) 74. 
sloop 561. 
sódar (wall.) 456. 
sœté (ostfr.) 461. 
sot 312. 
sotai (wall.) 312. 
soterel (altfr.) ci 
soteret 
sotré (lothr.) 312. 
souche 564. 
souffleur 723. 
strons d’pourgai 
(wall.) 456 A. 2 
suie 461f. 
surge (altír.) 462. 
Seva (lothr.) 456. 
tabois (altfr.) 743. 


talemouse (afr.) 308. 
tapigner (altir.) 307. 


taquer (lothr.) 78 
Anm. I. 
Tartufe 311. 
tarzier (altfr.) 589. 
tastiner (altfr.) 307. 
tauchir (mfr.) 315. 
tette (wallon.) 455. 
tirelire $61, 
tortignole (mayen.) 
308. 


tortiner (altfr.) 308. 


toucher 78 Anm. 1. 
trèfle 321. 


trefueil (altfr.) 321. 
trelu (dial.) 561. 
trepigner 308. 
triolet 321. 
trotigner (altfr.) 308. 
trouver 320, 
truie de mer 727. 
e vratte (e) po vor) 
téoev 
turelure 
turlut } sor 
usine 321 f, 
vergé 
vergelé (altfr.) 
vermeté | 557 
vergier (altfr.) 
viande 322. 
viatz (altfr.) 322. 
vilain 627 Anm, 4. 
viltage 
viltance (altfr.) 
vilté 35- 
viole $19. 
waucrer (norm.) 
520 Anm, 2. 
zambuche (altfr.) 
18. 


3 
Zlin(e) (vog.) 457. 
Provenzalisch, 


abarqué (bearn.) 318. 


abor , (bearn.) 

abo rr | 212, 

apor (bearn.) 212. 

agourreya (bearn.) 
212. 


agourro (nprov.) 211. 


alabranda (forez.) 
716, 

alabreno (nprov.) 
716. 

amb (aprov.) 583f. 

anderre (nprov.), a 

anderes(nprov. ES + 

andier (aprov.) 422. 

andouleto (nprov.) 
563. 


andoureto (nizz.) 563. 


anguiero (Var.) 524. 

angija (nizz.) 524 
Anm. I. 

aolo (nprov.) 528 
Anm. 6. 


apanar (aprov.) 335. 


argilo (gask.) $24. 

aroc (bearn.) 215. 

aroundo (nprov.) 563. 

arrot (abearn.) 215. 

aulo (nprov.) 528 
Anm, 6. 

auranlo (nprov.) 564. 

aurunglo (nprov.) 
564. 

barbacano (nprov.) 
556 f. 

barco (nprov.) 318. 

barqueto (nprov.) 318, 

bére (bearn.) 658 A. 8, 


* bigal (lang.) 558. 


bigalha (nprov.) 558. 
bigar (gask.) 558. 
bijar (gask.) 5581. 
bile (bearn.) $23. 
biroundelo (A veyron) 


503. 
biroundre (Tarn) 563. 
biterna (aprov.) 749. 
prando (nprov.) 716. 
Bonnias (Personen- 

name) 324. 
bounasso (nprov.) 324. 
bounias (nprov.) 324. 
bounifäci(nprov.) 324. 
bourso (nprov.) 723. 
Boussagol (Aveyron) 


409. 
bregalha (nprov.) 558. 
Brenous 469. 
brigalha (nprov.) 558. 
brigau (lim.) 558. 
cabalcar (aprov.) 339 

Anm. 2. 
cabano (nprov.) 456. 
cachoula (nprov. 
cajoula E 
calabrun poo ) 313. 
cande (Nimes) 336. 
car[a]basso (npr.) 569. 
caribari (nprov.) 750. 
cássin (npr.) 70. 
cavalcar, (aprov.) 339 
calvalga | u. Aum. 2, 
Cevenol 469. 
chalibari (nprov.) 750. 
chaloupo (nprov.) 318. 
Champignon (nprov.) 

469. 


ardsiava (Velay) 524 charibali (nprov.) 750. 


Anm. 6. 
arendoulo (nprov.) 


503. 
argielo (nprov.) 524 
Anm. 6, 


chocou (bearn.) 564. 
chouc (nprov.) 564. 
chourra (nprov.) 309. 
chouselo , (nprov.) 
chuselo 465. 








172 


adze (Jura) 459. 
arböe (schweiz.) 


314. 
aze (freib.) 459. 
barigolé (genf.) 558. 
besantenna (Jura) 
566 Anm. 1. 
bregolé (freib.) 558. 
Champagnole (Jura) 
469. 
chauta - bouenna 
(schweiz.) 312. 
chauterai {(schweiz.) 
chauteri 312. 
choca (wald.) 564. 
cokline (sav.) 560. 
coutyeta (Gruy.) 560. 
dzeronda (wall.) 563. 
embijoler (genf.) 309. 
épaille (lyon.) 363. 
epéna (wall.) 523. 
flanä (sav.) 74 A. 2. 
flapi (sav.) 77. 
flopà (sav.) 73. 74 
Anm. 2. 
fou sautet (schweiz.) 
312. 
landie (sav.) 419. 
lavaret (sav.) 725. 
marpalhá (delphin.) 
IO. 
méle (wall.) 523. 
meri-djane (Bour- 
nois) 308. 
pallaya | (Neuch.) 
palea 725. 
platelle (sav.) 726 
u, Anm. 1. 
plateron (schweiz.) 
726 u. Anm. 1, 
platziron (schweiz.) 
726 u. Anm. I. 
pllatta (schweiz.) 
726 u. Anm, I. 
polomar (lyon.) 311. 
quarté (lyon.) 455. 
rauf | (schweiz.) 
rotta | 777: 
scalliau (Aosta) 730. 
séva (schweiz. fr.) 
732. 
soc, soca (sav.) 564. 
scedZe 461. 
soufe / (Jura) 
sove 732. 
surze (Jura) 732. 
sipot 563. 
tsoca (Aosta) 564. 
vèla (wall.) 523. 


WORTREGISTER. 
Spanisch. borusca 464 A. 1. 
barca 318. bondadoso 
abur 212. bondoso 1 334 
borra 211, 


adiano (altsp.) 255. 


agosto 255. 
agur 212, 
ahur 212. 
ajorca 349. 
aladro 
alambre 350. 
alcazar 349. 
alcuscus 465. 


alcuzcú (altsp.) 465. 


alfos (altsp.) 349. 
alguacil 678. 
alhóndiga 349. 
almazara 349. 
almoneda 349. 
almud 349. 
alondra 564. 
alud (altsp.) 349. 
aluquete 349. 


ambito (altsp.) 255. 


amerindar (kast.) 


335» 
ande (toled.) 350. 
anguila 524. 
añoranza 350. 
apandar 335. 
apeldar (kast.) 335 

u. Ánm. 2. 
apelde 335 u. A. 2. 
arapende 335. 
arcilla 524. 
asmar (altsp. 255. 
astrugo (altsp.) 256. 
atauxia 315. 
avalancha 349. 
avecindar (kast.) 


335. 
aviesso (altsp.) 256. 


aviltança 335. 
azemines (altsp.) 


315. 
babazorro 568, 
bandea 571. 
bando 335 u. A. 3. 
barbecho 470. 
barbicacho 466. 
barracan 568f. 
barragan 568. 
barrocha 465. 
batear (altsp.) 256. 
berengéna (juden- 
Sp.) 177. 
bigarrado 558. 
birlocha 465. 
bizarro 566. 
bola 351. 
bonazo 324. 


borracho 466. 
burujon 142. 
cabalgar 339 A. 2. 
cabildo 336. 
calabaza 569. 
camello 655. 
candado 336. 
capacha 570. 
capacho 466. 
carabo 570. 
carducha 465. 
carocha (kast.) 465. 
cercandanca (altsp.) 


335- 
chalupa 561. 
chambeqin 318. 
chapin 318. 
chenacho 466. 
chorrar 
chorro 565. 
codecildo 335. 
colar 747. 
comal 307. 
corambre 350. 
cornejo 748. 
corondeles 335. 
covacha (kast.) 466, 
cozcucho 465. 
crasio 300. 
cuplé 349. 
dandos 336 u, A. 2. 
defender 321. 
dehesa 321. 
dengun (en) (dial.) 
335. 
dicharacho 466. 
dintel 335. 
dombo ı 
domo ! 336. 
duruZön (judensp.) 
142. 
empinar 204. 563. 
enaguachar 466. 
enjaular 309. 
espalda 336. 
Español 469f. 
esparto 318 A. 1. 
espilo(r)cho 465. 
estala 1 ._ 
estalla \ 657 A. 2. 
estrar (astur.) 325. 
estrella 525. 
estrena 530. 
estru (astur.) 325. 
fanfa (altsp.) 675— 
80, 


fanfarron 675. 
farfan 678. 
farfante 675. 678. 
farfanton 678. 
farfara 677 f. 
farfaro 678. 
farpado 77 Anm. 
78 Anm. 4. 
ferreruelo 317. 
flamante (altsp.) 
flambante ‘336 A.1. 


fonil 336 Anm. 2. 
fruslero 467. 
furacar 
furadar | 466. 
furo (kub.) 466. 
galocha 465. 
garceta 569. 
garlocha 465. 
garnacha 466. 
garrocha 465. 
garza 567. 5691. 
garzo 567. 570. 
gayo 712. 

gazza 567. 
gileco 317. 
golondrina 564. 
gorra 213. 
gorrión 213. 
granizo 300. 
gravoso 334. 


guardate 
guarte 324. 


haceldo 336. 
harapo 77 Anm. 
hendrija 466. 
hilacha 466. 
hilaracha 466. 
hombracho (kast.) 
466. 
hornacho 466. 
humil (altsp.) 334. 
humilde 333. 
humille (altsp.) 334. 
humildança (altsp.) 


334. 
humildoso (asp.) 334. 
huraco 466. 
huron 299 Anm. 2. 
igualdía 334. 
lebranchu (astur.) 466. 
lechetrezna 465. 
legislar 747. 
loçano (fspan.) 468. 
loza 467—9. 
lucerna 14. 
maldadoso 334. 
malfadado (altspan.) 
323. 
malvado 324. 


-— 


na tea es ah sobar 747. malver (altkat.) 324. 
malvazo 326, strupo 336 Anm, 2, mil 523. 
mamarracho 466.  tablachina 466, molla | (bal.) 724 
mandracho (kast.) tablacho 466, lara | Anm. 1, 
466. tamo 177. > mollera (val.) 724 
| 723 terminacho (kast,) nedejar 
maslo (frübkast.) 467. 466, nedesa { (altkat.) 
masto (arago) 467 totovia 560, nedèu ' 746, 
Anm, I tristacho (kast.) 466. oroneta 564. 
mazocho 465. tristura (altspan,) 2, paloma, -ar 311, 
mielgo (kast.) 466. uracho 466. palomera 311, 
mil 523. valentacho (kast.) pardal 570. 
milocha 465. 466. pardo 570, 
moracho (kast.) 466. valvassor (altspan.) Felina (mall.) 725. 
morillo 416, 568, quixal 569 Anm. 1. 
mortacho 466. vecindario (kast.) saboga 728, 
mostrenco 350. 335. sama (val) 728, 
roy io A. 9, ire ere Sd umil 334. 
nava (altsp. ve ventrecha 466, 
negrusco 464 verdacho 466, Portugiesisch. 
novio “ verdolaga 89. abarca 318, 
null, -o (altsp. ) 525 Vergüenza 350. adaga 318. 
u. Anm, 4. vilta NE 335 alabarca 318. 
nulo 525. Anm. | | 318, 
olla 526. anda ‘466. al, gata! 3 
Suff. -orro 568.  voluntarioso 334. andorinha is | 
paletoque 749. vulgacho (kast.) 466. anguia (galiz.) 524. | 
pardal 570. zoco 564. anguiacho (galiz.) 
pardo 5 zopenco 350, 
pardusco 464 A ; aviltanca 335. 
patochada (altsp.) dés, Katalanisch, bando 335 Anm. 3. 
pedrusco 464 A. 1. anderris 419, 422f. banho 335 Anm. 3. 
penacho 466. argila 524. barbagote 556. 
dmn (Cast) 466, aviltança 335. barbeito 470, 
pieslu (astur.) 467. bigarrar 558, barragäo 568. 
pildora (altsp.) 335. bisarro 566, 
PRES -0 465.  capgros 569. 
pistacho 466. car[a]bassa 569. cabaça 569. 
poblacho 466, chucla 465 Anm. 1, cabanejo 6 
podenco 469 A, 2. cotoliu 1: 6o cabano | 450. 
poncho 303. cotoliva | 3% cachalote 569 u. 
popurri 349. denecjär (mall.) 746. Anm. 1. 
provecho 321. denejar (altkat.) 746. cacho 569. 
querocha (kast,)465. esclop 313. cachola 569. 
rebelde 333 Anm, estela (altkat.) 525 callo 214. 
remolacha 466. Anm. 6. capucha 332 Anm, 
ricacho 466 esteler carduça 465. 
rienda 336 estelita nm. 6, carocho , 465 
sábalo 728 estrella 525 Anm. 6, caroucho Anm, 2. 
saboca (arag.) 728. fanfarró 680, cavalgar 339 A. 2. 
saboga 728. farfan (altkat.) 678, chacho, -a 466, 
salvaje 300, garsa 569. codecho (galiz.) 466, 
sandez 570f. juscle 465 Anm. 1. collar 747. 
sandio 570f. lletera 466. comichar (galiz.) 466, 
Santander 351, lluherna 14, defender 321, 
sardo 729. Mubir 14, deveza 321, 
savel (ast,) 728. llumanéra 14. , enchabeque 318, 
silueta 349, maduixa 459£ enguia 524. 
soaré 349. malvat 324. esparto 318 Anm, 1, 


773 


marsopa 
medes er 333 
Anm 


berberecho {gal ) 466, medocha 465. 
borracho 466 melgacho 466. 


mil 523. 

milenta (galiz.) 523 
Anm. 7. 

muchacho 466. 

noitibò 570. 

n (aport.) 


311. 
pecha (galiz.) 467. 
pequecho , (galiz,) 

St dre 7 465. 
pt pat 465. 
pinta , (galiz.) 
pintega | 717. 
Pirucho (galiz.) 466. 
platucha (galiz.) 466. 
profeito (aport.) 321. 
proveito 321. 
riacho 466. 
saboga 728. 
samborca (gal.) 728. 
sandeo, -eu 570, 
sandice 570, 








774 


savel (port. gal.) 728. 


tiistura (aport.) 2. 
ventrecha 466. 
voluntarioso 334. 


Rätoromanisch. 
amnar 83. 
anguila 524. 
arcobevondo, 
arcobuan 
ab 462. 
aul(l)a 528. 


(314 


avonde (friaul.) 371. 


bazuál, (friaul.) 
bezodli 202. 


bösk’ (untereng.) 461. 


flappa 76 Anm. 4. 
Pasti ir 76 Anm. 4. 
a (friaul.) 300. 
giarnazie (friaul.) 
568 Anm. 1. 
faina (engad.) 457. 


jenna (untereng.)458. 


korlo(vent) (nons- 
berg.) 528. 

mér (engad.) 441. 

muoëka (untereng.) 
461. 

oma (tirol.) 314. 

pijr (eng.) 441. 

plotra (eng.) 726. 


sdramar, -er 
sdrappar fgraub. 
sdrimma lad.) 
sdrür ide 


sovetta (friaul.) 731. 

suo&k (untereng.) 
461. 

/drumar (obwald.) 
748 


149. 
trape (friaul.) 202 
valope , (friaul.) 
volopei 72. 
zovetta (triaul.) 731. 


Rumänisch. 
boü de noapte 570. 
cioacá 564. 
cioc 564. 
clocí 313. 
ciocli 563. 
ciocloavá 565. 
ciocojú 564f. 
ciocòtnità 505. 
cocàrlà 314. 
COCOT 314. 
cumar 307. 
curcubét 313f. 
desmierdà 565. 


WORTR 


disnierda (mazedo- 
rum.) 505. 

gärgäun 566. 

gaurá 527. 

ghimp 88. 

ima La 

immá 

inmá j > 

incalecá 339 A. 2. 

junghiu 88. 

mäligä 315 A. 1. 

mämäligä 314f. 

mämulicä 314. 

molfäi 310. 

oala 528. 

ol 528. 

papä 314. 

patlagea 177. 

pilla 527. 

plátici 726. 

pogor 308. 

rácoare 622, 

säpäligä 314. 

scälämba 653. 655. 

tip 565. 

{ipa 563. 


Germanisch. 

andiron (engl.) 419 
u. Ánm. 3. 

Anke 719. 
ardriozan (ahd.)471 
suff -äri (ahd.) 3. 
Asch, ->0. 
Arvsche ı /° 
Aschaff (Flufsname 

720. 
Asco (ahd 
Balchen 7 
Ballen 72 
bars SII. 
Rarsch 729. 
bergamot (engl.) 311 
besotten 304 A. 1 
Bimbam 213. 


.) 720 
5. 


ini 
de 
- 
>: 


bose 326, 
brandeiron | (aengl 
brandeyrne, ‘ _ Bl: 
brandhirne 420. 


brandinal (lomb.) 
420. 

brandisen (engl.) 
421. 

brandreid (an.) 41: 

brandreth (aengl.) 
420. 

brantisen (mhd.) 
415. 420. 

brantreita (ahd.) 41: 
420. 


andéra (gall) 422. 
*andero- (gall.) 416. 
ahkoé (bret.) 719. 
anner (kymr.) 416. 
Ausoba (Flufsname 
irl) 720. 

brace (gall.) 455. 
camawg (kymr.) 
camog 719. 
cemyw (kymr.) 179. 
*dér-vä (altkelt.) 


79- 
écath (ir.) 719. 
geid (bret.) 590. 
geiz (bret.) 
geiza ' 590. 
*goiros 213. 
gyth (kymr.) $90. 


hafaidd 

hafawg (kymr.) 

hafog 728. 

hafol 

hanvek (bret.) 728. 

kodioch (niederbret.) 
60 


560. 
morhwch (kymr.) 
724. 
mraci- 455. 
pollan (irl.) 725. 
powan (schott.) 725. 
rhag (kymr.) 179. 
#sam (altkelt.) 81. 
*sudia (gall.) 461. 


yuvaga- (air.) 416. 


Baskisch. 
abantallu, -lla 8. 
abarizketa 8. 
abarquia 318, 
aboztu 212, 
abnru (niedernav.) 

212, 
aditza 7 Anm, 
afaltza 7 Anm, 
agintari 4. 
agorr-il 212. 
agur 212. 
aiherkunde 9. 
akaballa 8. 
abarrari 3. 
aitzindari 4. 
alferkeri 6. 
amezketa 8. 
andera 422. 
and(e)re 416. 
andereder 
angereder 213. 
ardura 2. 
arindera 6. 


arozgintza 9. 


WORTREGISTER. 
arozkuntsa 9. falsuler 4. 
arreta 2. galankeria 6. 
arritza 7. galdaera 6, 
arrunt 4. galdare 5. 
arrunter 4. garicha (bizk.) 215. 
artha 2. garitch 214. 
asiera 5. gatiberia 6, 
askeri 6. gatibueria 6. 


asperkunde 9. 
aurkintza 7 Anm. 
baba 568; 

balentri 6, 
balentritasun 6, 
balentrios I 
balentritsu 
baragallu 8. 
barreyari 3. 
basikeri 6. 
bazkari 5. 
bekatari 4. 
bermallu 8. 
bersolari 4. 
bizarra 566 Anm. 4. 
bolakari 4. 
bozkario 
boztario | 5 
buru-il 212, 
chanda 214. 
changu 214. 
cherrikeri 6. 
chinaurri 214. 
chindar 213f. 
chindilla 213. 
chindurri 214. 
chingar 213f, 
chingilla 213. 
chinhaurri 214. 
dafarnari 3. 
danda 

danga 213. 
deithore 5. 
dilindan 

dilingan 213. 
dostatu 8f, 
ebildari 4. 

edantza 7 Anm. 
edari 4. 

egintza, egontza 7 A. 
ehuntari 4. 

eiztari 4. 

elbatari 4. 

elurte 7f. 

emantza 7 Anm. 
enezkente 9. 

eri 6, 

errotari 3. 
estekallu 8. 
ethorkizun 10, 
ezagutze 8, 
ezkontze 8. 


gaztarasun 10, 
gelari 3. 
gentetze 7 Anm. 
gezurtari 4. 
gizounkente 9. 
goratasun IO. 
gordairu 5, 
gordallu 8. 
gormantkeria 6. 
gorri 213. 
gorulari 4. 
gosari 5. 
gozakari 5. 
gudukari 4. 
handirasun 10 A, 
harrapari 3. 
hegaltari 4. 
herrakunde 9. 
hertskallu 8, 
hitzkunde 9. 
hounki (soul.) 214. 
ibilera | 
ibilkera 

ihar 213f. 
ihaurteri 214. 
ikasla, ikasle 4. 
ikaslari 4. 
ikuste 8. 

indar 

ingar { 213. 
inhar 213f. 
inhara 214. 
inbaurteri 214. 
iflar 214, 
iñoteri 214. 
iñurri 214, 
ioteri 214. 
irakunde 9. 
iraskala, -le 4. 
iraskalari 4. 
itsuera Sf. 
jakinde 9. 


jakintza 9. 
jakitasun 10. 


jakituri 3. 
jakiunde 9. 
janari 4. 


jauzkari 4. 
jokalari 4. 


jokari 3 
jostakallu 


jostakalluak 8. 


775 


jostatu 8. 
kalitch 214. 
kalitcha 214. 
kantari 3. 
karitch 214. 
kondaira, era 6. 
kunte (soul.) 9 A. 
labekati 4. 
labina 2. 
lanari 3. 
landare 

landari >: 
lander 419. 

latsari 3. 

landorio $. 
letrakharreari 3. 
letrakunde 9. 
likiskeri 6, 
lisdura 2. 
lotrikeri 6. 
lo(t)gallu 8. 
maitetasun 10. 
makor 215. 

mall (soul.) 215. 
mandatari 4. 
marroka 216. 
merkatari 4. 
mezulari 4. 
mintzaira 6, 
mintzaja 3. 
mokokari 4. 
moskorrea 5. 
nahikunde 9. 
ohitze 7 Aum. 
ondore 
ondorio 

ondu 9. 

ongi (westbask.) 214. 
onkhallu 9. 
orgari 3. 

ortuari 5, 

ostatari 3. 
oundoaje 5. 
oundorio 5. 
pagatze 8. 
porkeri 6. 
sabeldura 2. 
salhatari 4. 
salhater 4. 
saltokari 4. 

sanya 214. 
sendagalla, -u 8, 
sendalla 8, 
sentiera 5. 
sokarrari 3. 
tchañku 

tchinka | sont.) 
tchinkhor| 214- 
tomborrari 3. 
trapulari 4. 


756 


tranlar y 
trietura 2. 
trifaler 4. 
War tre 7. 
urdelceri 5, 
ricavi 
aorta , 
uma! 
zar aruerí 6. 
matar 4. 
zelima 7. 
zartatzari 3. 
zrrakallı 4. 
serralln 3, 
zikiniceri 4, 
soidaera 6, 
zorro 56% 


Grieehisen, 


4y#6102 1 


202. 


Grove 205. 
CIVNAOV 055. 


Gerra 527 f. 


yan 17 A 


aora bupos 729. 
lrvyos nevgr.) 327. 


h (000% 312. 


prrboy (byz.) 337. 
Araclova (ngr.) 749. 


Anvagioy 203. 
dn)ıyoz 650, 
WE 655. 
lundrer 563. 


gorgo ro Y apo 


723. 


Mon (nger.) 749. 
655. 


VITALI 

eu) oz 
ney ae 720. 
xungeve 569. 


biota (neugr.) 


145. 
x0) Argon (50, 


woran (nei 


pr.) 749. 


Moroni (neu- 


kt.) 307. 


ouxocrAdt (neugr.) 


749. 


rovzgonegion (by - 


aunt, ) 307. 


TO Ina.) 307. 
rorprrdde I (ter) 
epyréddea | 748. 


hon pa 1 19 
ALAN ingriech. ) 
abeglva | 721. 


WORTRIGISTRR. 


DIA inengr. 


7 4. 


TA AI bT- 


zant.. STL 


warsteouls rad bg 


ant.» 3573. 


unuun 313 A. 5. 
wander neers 724. 


YUI 555. 


voroonya ineugr. 


124 Anm. te. 
waren; 323. 
pr LE de | 
pian, 


évo; 719. 


xuaut ot (nevgr.) 


gee. 
warren 568. 


muyvto (nengr.) 749. 
, 
AUAUYOEVU (NCULT.) 


54%. 


AN PAPE 724. 
RAUTUTOCIA (neugr.) 


749. 
alero 513. 
11/08 155. 


n)utltou (1h238.) 


724. 
nound.o; ı 
NOUPOLVE 
Novngos 327. 


geil r(ngr.) 
qui, 1 ELIA et 74). 
meiden; 729. 
anunten 657 A. 6. 


ONC pa; 728. 
ovoLopo | 
oxodv [006 
apuplo 724. 
apr grant 724. 


sovozor-povgdov 


(ncugr.) 740. 


are gru (neugr.) 749. 


ovunt 727. 
Y ol (135. 
yop 310, 
Zolpos 213. 
yvllor 527. 
wrior 710. 


Verschiedene Sprachen. 


- 744 
va SORING 'spärzr.) 


hen inpers.) 117 «am ab. 37. 

Aem. 3, serhußt cad, y”. 
si-cazir saran. 978, 2 dub, 47, 
ama aib.. 314. 00; : ‘siow., 
20k2-s'sttind., 719. za 4I5. 
badindvan arabo 177 Aulnimarf altılaw., 
batingan turk. 177. 107. 
bálakicinc.o iper; sui -aib.) sa, 

337. kutuster aib., da, 
barbakh (arab.) 357. k umste .aib., $7, 
beg ar.nndi mile + au (slb., 37, 

315. Vak (ub 95: 
bisteraa sero.) 749 cakes (alb.) $8. 
boca '-law., 202. [ek taib.) 37. 
br:senj (russ.) 210. l'emuÿte (ub., 37. 
brodnik rss.) 210. likunáte taib.) 37. 
buc (mag.i 203. ljuska: slow 731.2 
buie (a!b.) 89. maéka (aroat.) 415, 
chabak (arab) 318. meéxa (bulg.) 413. 
chamerluco (gal. ) 317. mókere (alb.) 90. 
comatli (mexik.) 307. nas (alb., 33. 
ezusza (magyar) 313 nos (aib., 90. 

Anm. 2. paliska (siow.,; 75 
Cigot(siaw.) 565 A.t. Anm. 2. 
fioveki (slaw.) 564. patlaZan (bulg.) 77. 
éokadar (türk.) 565 pergamout (türk.) 316, 

Anm. I. pitsél” (alb.) 89. 
damajan (arab.) 308. pjono (alb.) 89. 
demirodZak (kroat.- platica ı serb. slow. 

türk.) 415. platnica 1726 u. A. 2. 
der (alb.) 213. plotica (russ.) 
digóñ (alb.) 87. plotva | 726 u. 
dinar (slaw.) 203. plotvica ] Anm. 2. 
disk'arój (alb.) 89. plué 
dunja (serb.) 88. piucica | (pola) 726. 
dZuite (alb.) 89.  plotka f 
larlár (arab.) 678. qalaf (arab.) 323 A. 
fisk arti’ (alb.) 89. qerbah (arab.) 569. 
Mestre (skut.) 86. raëkarifi (alb.) 89. 
fas (alb.) 88. ritse (alb.) 89. 
fate (alb.) 88. ronts (alb.) 89. 
gdunja (asl.) 88. räül (alb.) 89. 
gtlbere (alb.) 89. sapa 
gemp (alb.) de, sopa | ( (russ.) 732. 
Kıst (alb.) 87. sounbekt (arab.) 
el até (alb.) 87f. 318, 
glavnja (kroat.) 415. száp (madj.) 732. 
pl imp (alb.) 87. tseke (alb.) 89. 
gluhe (alb.) 87.  18el' somin (alb.) 89. 
gora (slaw.) 308. üliber (alb.) 313. 
govate (alb.) 90. vasmacka (ung.) 415. 
pyOnyòritni (magj.) vurdulák (alb.) 88 f. 

505. wilk (poln.) 415. 
h'ivul (alb.) 8 yamourlouk (türk.) 
fake (alb.) 89. 317. 


nbetate (alban.) 86. kass-murus (tark.) yelek (türk.) 317. 


adjem (arab,) 315. 


750. zgas (alb.) 88. 


F. Eb. SCHNEEGANS.