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Full text of "Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefakten-Kunde"

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HARVARD UNIVERSITY. 


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THE GIFT OF 


WHITNEY, 
Sturgis Hooper Professor 


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MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY 


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Neues Jahrbuch 


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Mineralogie, Geognosie, Geologie 
und 


Pelvefaktenkunde. 


herausgegeben 


von 


# Dr. K. C. von Leonhard und Dr. H. @. Bronn, 


Professoren an der Universität zu Heidelberg. 


Jahrgang 1836. 


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mie s Tafeln. 


SIUTTOALRT, 
_E. Schweizerbart’s Verlagshandlung. 


© 1836. 


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Einige Bemerkungen 


zu 


Herrn T. E. GumPprREcHT's Schrift: 


Beiträge zur geognostischen Kennt- 
niss einiger Theile Sachsens und 
BDöhmens, 


von 


Herrn Professor Karl NAUMaAnn. 


Caedimus , ingue vicem praebemus crura sagittis. 


Herr Gumprechat hat in dieser Schrift gelegentlich meine, 
vor mehreren Jahren bei einer flüchtigen Bereisung der 
Teplitzer Gegend und bei einer Tour längs der Granit- 
Grenze von Oberau bis Hohenstein niedergeschriebenen Be- 
merkungen einer Kritik unterworfen. lch selbst habe auf 
diese Bemerkungen keinesweges den Werth gelegt, welcher 
ihnen von Ändern beigelegt worden zu seyn scheint; es 
waren Notizen und Gedanken bei der ersten Wahrnehmung 
der Erscheinungen aufgezeichnet, die mir nur in sofern eine 
Veröffentlichung zu verdienen schienen, als sie die Aufmerk- 
samkeit späterer Beobachter auf dieselben Erscheinungen 
lenken konnten. 

Dieses ist auch geschehen, und einige Beobachter haben 
jene Erscheinungen in ähnlicher Weise aufgefasst und eben 
so ausgelegt, als ich sie damals bei der ersten Ansicht auf- 

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fasste und auszulegen versuchte, während wiederum andere 
Beobachter sie anders ansahen und deuteten; wie diess bei 
so eigenthümlichen und seltsamen Phänomenen zu erwarten 
war. Dass spätere Beobachter überhaupt, und insbesondere 
solche, denen Zeit und Verhältnisse ein wiederholtes und 
detaillirtes Studium dieser Erscheinungen gestatteten, den 
früheren Beobachter in manchen Punkten berichtigen wür- 
den, war gleichfalls zu erwarten; wenn auch nicht gerade 
zu vermuthen stand, dass diese Berichtigung in einer Weise 
ausgesprochen werden würde, die so ziemlich darauf be- 
rechnet zu seyn scheint, den ersten Beobachter förmlich in 
Misskredit zu bringen. *) 

Ich will nicht glauben, Bar Herr GumPprREcHT gerade 
diese Absicht hatte; allein die Worte und Wendun- 
gen, deren er sich zum Theil bedient, und die unbedingte 
Abläugnung fast aller meiner Angaben, weil er einige der- 
selben berichtigen konnte, scheinen wenigstens anzudeuten, 
dass ihn der kritische Eifer etwas über die, in jeder wis- 
senschaftlichen Controverse zu respeetirenden Schranken hin- 
wegreissen mochte. 

Herr Gumprecut hat nicht nur Berichtigungen gegeben, 
wo er sie zu geben berechtigt war; er hat sich auch ver- 
leiten lassen, Angaben abzuläugnen, die sich auf unwiderlegte 


*”), Auch mir hat Herr GumprecHt , so höre ich, die Ehre erwiesen, 
mich hinsichtlich der Phänomene von Zschella, wie ich solche im 
Jahrbuch für 1834 S. 127 fl. geschildert, eines Bessern be- 
lehren zu wollen. Noch gestattete es meine, vielseitig in An- 
spruch genommene Zeit nicht, die Gumprecnr’sche Schrift zu 
durchlesen; allein nach dem, was sachkundige Männer darüber ge- 
äussert, darf ich mir. wohl erlauben, vorläufig zu bemerken, dass 
meine und meiner Freunde an Ort und Stelle erlangte Überzeu- 
gungen durch die GumprecHrT’sche Kritik nicht im mindesten ge- 
schwächt worden sind. Nach mir waren die Herren von BvcH und 
vox Humsorpr in Zscheila. Von solchen Koryphäen würde ich 
gerne Belehrung angenommen haben. Wie Herr von Buch geur- 
theilt, ist im erwähnten Bande des Jahrbuches S. 532 zu lesen. — 
— Es gibt mancherlei Mittel, zu einem Namen zu gelangen: aber 
nicht alle Wege führen nach Jerusalem ! 

LeonHanD. 


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Thatsachen beziehen. Ich werde mir daher erlauben, erst 
zu den Berichtigungen einige Erläuterungen zu geben, und 
dann mehrere Thatsachen aufzuzählen, welche ich Herrn 
GumprecHht bei einem nochmals wiederholten Besuche der 
fraglichen Gegenden aufzusuchen bitte, um sich von ihrem 
wirklichen Vorhandenseyn zu überzeugen, und daraus die 
gute Lehre zu abstrahiren, dass man die Geissel der Kritik 
nieht schwingen darf, ohne die Wage der Gerechtigkeit im 
Auge zu behalten. 

Allerdings geht besonders ein Fehler durch’ meine frü- 
heren Beobachtungen hindurch; der Fehler nämlich, dass 
ich nach einer Seite freie, aber sonst eingeschlossene Par- 
tien für ursprünglich ringsum eingeschlessene Partien des 
Pläners hielt, und sonach Infiltrate für Fragmente, rückstän- 
dige Gesteinsrippen für ursprüngliche Gesteinsadern ansprach. 
Dieser Fehler ist es, welcher sich in meine Beobachtungen 
bei Zschesla, eben so wie in jene bei Teplitz eindrängte. 
Obwohl nun die Veranlassung zum Irrthume hier sehr nahe 
liegen muss, weil nach mir, der ich zufälliger Weise zu- 
erst auf diese Erscheinungen aufmerksam machte, gar man- 
che achtungswerthe Männer dieselben Erscheinungen in älın- 
licher Weise gesehen und gedeutet haben, so willich doch, da 
Hr. GumprecHt daran ein psychologisches Räthsel (wenigstens 
in mir) gefunden zu haben scheint, zur Lösung desselben die 
Erklärung abgeben, wie mir damals die sehr ähnlichen Er- 
scheinungen *%) vonf Tufle und Gjällebäck noch in so fri- 
schem Andenken vorschwebten, während mir die Überla gerungs- 
Verhältnisse bei Weimbühla und Hohenstein so unbedingt für 
die spätere Emportreibung der dortigen Granite und Syenite 


. *) Dass sie aber ganz anderartig sind, davon habe ich mich, was- 
Zscheila betrifft, bei einem im verflossenen Frühjahre vorgenom- 
‚ menen Besuche überzeugt, noch ehe ich die Gumprecenur’sche Schrift 
kannte. Durch die mehrmals stattgefundenen Sprengarbeiten wa- 
ren diessmal die Verhältnisse so evident blossgelegt, dass man sie 


unmöglich verkennen konnte, Ganz anders verhielt sich diess bei 
ıneiner ersten Anwesenheit. 


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im flüssigen Zustande zu sprechen schienen, dass ich die 
Pläner-Partie'n für Einschlüsse und die Granit- oder respee- 
tive Porphyr-Partien für Eindringlinge nehmen zu müssen 
glaubte, um so mehr, weil die Formen und Konturen so- 
wohl jener. als dieser so sonderbar und auffallend waren, 
dass ich die ersteren eben so wenig für ausgefüllte Kluft- 
räume, als die letzteren für rückständige Rippen oder Scha- 
len halten konnte. | 

Bei Besprechung der Tepätzer Verhältnisse hebt es 
Herr Gumprecut besonders hervor, dass ich für das son- 
derbare Conglutinat von Pläner und Porphyr bei Schönau 
den Vergleich mit einer Schlackenkruste gebraucht habe, 
und er bemüht sich, das Publikum glauben zu machen, ich 
habe dieses Conglutinat für wirkliche Schlacke erklärt. Wer 
meine Bemerkungen unbefangen durchliest, sieht sogleich, 
dass dieser Ausdruck offenbar im tropischen Sinne ge- 
braucht wurde, um das bunte Gewirr und Durcheinander- 
Vorkommen der beiderseitigen Massen dem Leser zu ver- 
sinnlichen. Ich sagte ja nur: „dass ich die Schale mit 
nichts besser zu vergleichen wisse, als mit einer 
Schlackenkruste, und dass ihr Gestein ein sehr bunt- 
scheckiges, Schlacken-artiges Ansehen habe.“ 

Man muss sich aber um so mehr wundern, wie Herr 
Gumprecht an diesem Vergleiche so grossen Anstoss neh- 
men konnte, da er selbst $S. 95 die „Ähnlichkeit mit porö- 
ser Schlacke“ zugibt. Wenn er aber ebendaselbst in der 
Anmerkung 2) diesen, hier nur in tropischem Sinne zu 
nehmenden Ausdruck mit dem von mir späterhin sensw pro- 
prio gebrauchten Ausdrucke einer Schlacken-artigen (d. h. 
feurigen) Flüssigkeit des Porphyrs absichtlich in Verbindung 
bringt, wenn er zugleich da, wo ich nur vermuthungs- 
weise sage, dass „des Porphyrs Flüssigkeit eine Schlak- 
ken-artige gewesen seyn konnte,‘“ den Sinn meiner Worte 
willkührlich erweiternd, mich ‚ausdrücklich von einer 
Schlacken-artigen Natur‘ des Porphyrs sprechen lässt, da 
sieht man, wie wenig ängstlich Herr Gumrrecht in der 


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Wahl seiner Mittel ist, wo es ihm darauf ankommt, seine 
Kritik zu motiviren, 

Überhaupt ist mein ganzer damaliger Erklärungsversuch 
der Teplitzer Verhältnisse in so hypothetischer Weise aus- 
gesprochen worden, dass ich wahrscheinlich Herrn Gun- 
PrREcHT’s ausführliche Widerlegung vorzüglich dem Umstande 
zu danken habe, dass nach mir auch Andere die dortigen 
Erscheinungen in derselben Weise auffassen und deuten 
konnten, woraus wenigstens zu folgen scheint, dass bei der 
ersten Ansicht eine Täuschung über die wahre Natur die- 
ser Erscheinungen nicht so gar unbegreiflich seyn müsse. 

So weit über Herrn Gumprechrs Berichtigungen. 

Was nun aber die ohne allen Grund von ihm abgeläug- 
neten oder verdächtigten Angaben betrifft, so. glaube ich 
besonders folgende ausheben zu müssen. 8. 44, Anmerkung, 
wo der von mir beobachteten Aufrichtung der Plänerschieh- 
teu bei Niederwarta erwähnt wird, sagt Herr Gumprecur: 

„Das Vorkommen ist aber höchst unbedeutend und das 
200 Schritt davon hochaufsteigende Niveau des grani- 
tischen Elb-Randes . . . . beweist, dass hier eine ähn- 
liche Influenzirung auf den Absatz’ des Pläners wie 
bei Jüdendorf und Hundorf stattgefunden haben mag. 
Von einer auffallenden Zertrümmerung der Schichten, 
die Naumann erwähnt, ist gar nichts zu sehen; der 
Pläner ist nur zerklüftet.“ 

Ich weiss zuvörderst nicht, warum dieses Vorkommen 
unbedeutend genannt wird.*) Etwa um meine erste 
Beobachtung desselben bedeutungslos erscheinen zu lassen ! 
Ich habe mir nie etwas darauf eingebildet, wenn mir der 
Zufall die Priorität einer Beobachtung gönnte. Oder hat 
der Verfasser die Erscheinung nur so weit verfolgt, dass 


*) Die Aufrichtung der Plänerschichten bis zu 45°, verbunden. mit 
vielfältiger Zerklüftung, ist auch in der von Weisstropp herab- 
kommenden Schlucht unmittelbar vor dem Granit zu beobachten; 
auch finden sieh deutliche Spuren einer gleichen Aufrichtung in 
der zwischen Niederwarta und Costebaude liegenden Schlucht, 


— BB — “ 


ihm die Aufrichtung der Schichten noch unbedeutend vor- 
kommen konnte, wie ich fast daraus schliessen möchte, dass 
er den granitischen Abhang noch 200 Schritte davon. ent- 
fernt. ängibt und ‚von einer Zertrümmerung des Schichten 
baues auch’ gar nichts wissen will. i 

‚Ich ersuche Herrn..Gumprecht, sich noch einmal an Ort 
und Stelle zu verfügen und sich zu überzeugen, dass die 
Schichten, welche allerdings da, wo der Feldweg in das 
Thal hineinbiegt, nur. 30° einfallen, unterhalb der. Brücke 
am Wasser 55°, und weiter oben, ganz nahe vor dem gra- 
nitischen Abhange, 70 bis 90° vom Granite‘ wegfallen, sich 
hierauf überstürzen, und zuletzt 75° dem Granite -zufallen. 
Dieser ganze Wechsel. der Schichtenstellung von: 30°, ‚nord- 
östlicher bis: 75° südwestlicher Neigung ist innerh is 100 
Schritt zu verfolgen. Wenn. dergleichen Erscheinungen 
nieht als Zerrüttungen und auffallende Zertrümmerengen 
‚des: ursprünglichen Selichinnkandn bezeichnet werden dür- 
fen, so weiss ich nicht, was solehen. Namen noch verdient, 
Aber die Schichten; sind’ auch im Detail sehr zerklüftet und 
zerrüttet.*) | 2 > 

S..134 heisst-’es in Er EDEN GER wo von.dem Sand- 
steine am Autenberge die Rede ist: „Der Sandstein in den 
Brüchen ist sehr eisenschüssig, im Übrigen aber. der ge- 
wöhnliche. Wenigstens fand ich nicht die. mindeste Spur 
einer Härtung oder einer sonstigen. pyrischen Einwirkung - 
vor, wie dergleichen Herr Professor Naumann angibt.“ 

Der Verfasser eitirt hiebei Pocsexporrr's Annalen XIX, 
S. 439; weil aber dort mit keiner Sylbe einer Härtung des 
Sandsteins gedacht wird, so mag ihm. irgend eine andere 
Reminiscenz vorgeschwebt haben, und man sieht wenigstens 
‚hieraus, wie leicht sich ‚Herr Gumprecur seiner ‚Urtheile 
entschüttet. Wahrscheinlich hat er die in v. Leoxnaro’s 
Basaltgebilden I1,'S. 453 auf meine Autorität mitgetheilten 


%) Und früher sab man, was gegenwärtig. dürch herabgerollten Schutt 
" verdeckt ist, jenseits der 75° südwestlich einfallenden Schichten 
grosse Pläner - Fragmente in verschiedenen Lagen. 


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Angaben von einer harten und dichten Beschaffenheit des Qua- 
dersandsteins unmittelbar-an der Granitgränze bei Dobra und 
am Hutenberge im Sinne. ‘Dass er nun diese meine Angabe, 
 so'weit sie den Zuienberg betrifft, in die dasigen Stein- 
brüche verlegt, die freilich noch weit vom Granite liegen, 
dafür 'mag er mich nicht verantwortlich machen; denn von 
‘dort habe ich sie nirgends und niemals behauptet. Wohl 
aber ist mir diese härtere und kompaktere Beschaffenheit 
des Sandsteines aufgefallen an dem in einem Fahrwege auf 
der Höhe des Autenberges anstehenden Sandsteine, an dem 
Sandsteine am Kulminationspunkte der Strasse zwischen 
Lohmen und Dodbra und an dem Sandstein bei Zohenstein, 
da wo der ‚Fusssteig vom Fahrwege in«das Polenzthal ab- 
geht. Alle diese Punkte liegen aber nur einige Schritte 
vom Granite entfernt. 
'8..151 und 152, wo über den Verlauf der Grenze von 
Hohenstein nach dem Polenzthale gesprochen: wird, heisst es: 
„Geht man den Abhang in das Polenzthal hinab , so 
findet sich von daan, wo der nähere Fusssteig den Fahr- 
weg verlässt, eine Schlucht, die, auf der Scheide selbst 
eingeschnitten, in gerader und steiler Linie nach dem 
"Grunde hinabführt.. —:— Auf der rechten Seite: der 
Schlucht für den Hinabgehenden sieht man nur Gra; 
nit, links nur Sandstein, beide oft nur wenige Fuss 
' von einander abstehend. Diese Angaben, die ich ver- 
bürge ‚ zeigen, wie wenig genau. des Herrn P’s. Nav- 
MANN Bestimmungen sind, wenn derselbe ausdrücklich 
einer Auflagerung des Granites in-einem grossen Mass- 
stabe auf dem Sandsteine von: dem Polenzthale bis 
nach der‘ Stadt hinauf erwähnt. Von einer solchen 
ist keine‘ Spur vorhanden ; vielmehr ergibt eine ge- 
naue Beobachtung, dass der Granit und Sandstein an 
dieser Stelle gegen einander senkrechte Grenzen 
bilden.‘ 2 ei, | 
Nun. wahrlich, Herr Gumreecur ‚publizirt hier sein 
Verdammungsurtheil in einem so zuverlässigen Tone, dass 


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man glauben möchte, er habe vor Fassung des Urtheils so- 
wohl den Siatum causae, als auch seine riehterliche Kompe- 
tenz auf das Sorgfältigste geprüft. Aber dennoch muss ich 
sein Urtheil für höchst ungerecht, seine Ansicht für ganz 
falsch erklären. 

Die beiden Grenzpunkte in Hohenstein und im Anfange 
des Kohlicht liegen schon auf der Höhe; und auf der Höhe 
läuft die Grenze zunächst von Hohenstein südöstlich nach 
dem Kalkofen, vom Kohlicht westlich nach der Zeschniger 
Ziegelscheune. Trägt man nun diese Grenzlinien zugleich 
mit den Grenzpunkten am rechten und linken Gehänge und 
in der Tiefe des Polenzihales in eine gute Charte ein, so 
stellt sich ganz unzweifelhaft das Resultat heraus, dass der 
Sandstein im Polenzthale mit einem fast ‚spitzen Winkel be- 
deutend weit in das Gebiet des Granites hiueinreicht; zu- 
gleich fallen seine, ausserdem horizontalen, Schichten an der 
Spitze dieses Vorsprunges bis 20° dem Granitgebiete entge- 
gen. Dieses Resultat ist so in die Augen springend, dass 
sich mir sofort die Überzeugung aufdrängte, hier müsse die 
Überlagerung auf mehrere hundert Schritt weit Statt fin- 
den, obgleich natürlich der innerhalb des eigentlichen Thal- 
raumes überlagernde Granit in Fölge der Thalbildung ver- 
schwunden ist. *) | 

Jeder Unbefangene, der mit den einfachen geometri- 
schen Regeln, nach welchen Auflagerungs - Verhältnisse zu 
beurtheilen sind, bekannt ist, wird diese Überzeugung mit 
mir theilen. 

Herr GumprecHt aber glaubt meine Angabe durch fol- 
genden Syllogismus zu widerlegen: die am linken Gehänge 
herabkommende Grenzschrunde läuft in gerader und ganz 
steiler Linie herunter; folglich muss die Grenzfläche senk- 


*) Eine Linie von der Zeschniger Ziegelscheune nach dem Kalkofen 
dürfte den Verlauf der Granitgränze vor der Bildung des Polenz- 
Thales bezeichnen. Auf der trefflichen Militärcharte von Sachsen 
gemessen, beträgt die Weite, um welche der Sandstein in das Gra- 
nitgebiet bineinspringt, über 4000 Fuss. 


-— 1 — 


recht seyn. Wir wollen diesen Syllogismus. etwas näher 
prüfen. Da nicht anzunehmen ist, Herr Gumrrecht habe 
sich eingebildet, in der (uns wohlbekannten) Grenzsehrunde 
senkrecht herabgestiegen zu seyn, so müssen wir zu sei- 
nem Enthymem als proposilio major den Satz suppliren: wo 
das Streichen der flachen Grenzlinie (am Thalgehänge) mit 
dem Streichen der horizontalen Grenzlinie (auf der Höhe) 
zusammenfällt, da ist die Gränzfläche vertikal. Herr Gun- 
PRECHT führt nun offenbar die Assumtion ein, dass die er- 
wähnte Grenzschrunde in das dortige Hauptstreichen der 
Granitgrenze fall. Dieses ist aber durchaus nicht 
der Fall,*) daher die minor seines Syllogismus völlig un- 
richtig, und der ganze Schluss ein Fehlschluss. Mit dem 
atqui fällt auch das ergo, und der gegen mich geführte 
Streich war ein Hieb in die Luft. 

S. 156. Indem hier der Verfasser vom Sandsteine bei 
Diltersbach spricht, sagt er: | 

„Ein Einfallen der Schichten inden Dittersbacher Sand- 
steinbrüchen auf der Kuppe der Schönhöhe, wie ein 
solches vom Herrn Professor Naumann angegeben wird, 
und zwar gegen den Granit, habe ich nicht bemerkt, 
vielmehr ganz deutliche horizontale Schichtung.“ 

Meine Worte sind aber folgende: 

„In den Dittersbacher Sandsteinbrüchen fällt der Sand- 
stein etwa 15°; der Berg selbst bildet einen der höch- 
sten Punkte und fällt nach dem in der Tiefe liegen- 
den Granit hin ziemlich steil ab: an seinem Fusse sieht 
man denselben Sandstein nahe vor dem Granite unter 
30° einschiessen.“ 


*) Vielmehr weicht sie von der Streichungslinie der Granitgrenze auf 
der Höhe des Polenz-Thales, von der Kirche nach dem Kalkbruche, um 
30° ab, wie schon aus der Operrsen’schen Charte zu ersehen ist, 
die ja Hrn. Gumereent bekannt war; auf derselben Charte konnte 
er sich überzeugen, dass die am rechten Gehänge ausstreichende 
Grenzlinie wenigstens um 45° vorspringt; die Spitze liegt etwa 
bei der Brücke über der Polenz, 


PICHEREN ° SEOBREN 


‚Der Verfasser erlaubt sich also, meine Angaben in 
zwei Punkten ganz nach seinem Belieben zu interpretiren: 
1) Verlegt er meine Angabe in den Sandsteinbruch auf 
der Kuppe der Schönhöhe *) und 
"’2) behauptet er, ich spreche von einem Einfallen gegen 
+ ‚den Granit. | 

Indem ich mich gegen dergleichen willkürliche Aus- 
legungen meiner Angaben verwahre, bemerke ich, dass die 
unter 12 bis 15° 'einfallenden: Schichten in einem Stein- 
bruche an demjenigen Abhange der Schönhöhe zu beobach- 
ten sind, welcher dem nach Eschdorf' aufsteigenden Thale 
zugewendet ist. Die unter 30° einfallenden Schichten aber 
trifft man in einem alten Steinbruche, unten am linken Ge- 
häuge dieses Thales, so wie in einer kleinen, am Wasser 
entblösten Felswand, nicht weit vor dem Granite.”*) An 
allen diesen Punkten jedoch fällt der Sandstein vom Gra- 
nite weg. | 
0» Dass Hr. GumprecHt bei seinen wiederholten und gründ- 
lichen Untersuchungen diese Punkte nicht bemerkte, welche 
mich ein günstiger Zufall bei der ersten flüchtigen Tour 
auffinden liess, ist freilich nieht meine Schuld, 

Wenn wir Herrn Gumrprecur, welchem Zeit und Ver- 
hältnisse ein wiederholtes und sehr genaues Studium der 
von ihm besuchten Gegenden gestatteten, einerseits für die 
Berichtigung der geschehenen Missgriffe zum Dank verpflich- 
tet sind, so müssen wir ihn andererseits freundlichst erin- 
nern, bei künftigen kritischen Versuchen etwas vorsichtiger 
zu Werke zu gehen. Übrigens will ich recht gerne glau- 
ben, dass wie Herr Gumrprechts Kritik überhaupt nur aus 


*) Selbst in dem ganz oben auf der Kuppe liegenden alten Steinbruche 
ist noch ein Fallen von 5—8° zu beobacliten. 


en, An diesem letzteren Punkte ist der Sandstein sogar 45 bis 50° auf- 
gerichtet, sehr eisenschüssig und mit spiegelblanken Friktionsflä- 
chen versehen ; die Richtung der Friktionsstriemen weicht etwas 
von der Falllinie der Schichten ab. Dr. Corra, dem beide Punkte 
bekannt sind, bestätigte diese Beobachtungen. 


einer Liebe zur Wissenschaft und Wahrheit hervorging, so 
auch die dabei unterlaufenen Irregularitäten im Eifer für 
die gute Sache entschlüpft sind. Denn darin stimmen wir 
wohl beide überein, dass das Bewusstseyn, etwas Besseres 
sagen zu können, als unsre Vorgänger, uns niemals verleiten 
dürfe, die etwaigen Missgriffe derselben mit Schroffheit 
hervorzuheben, oder wohl gar durch entstellende Combina- 
tionen und verfälschende Interpretationen zu steigern. 


Aufforderung 


an das 


seognostische Publikum, 


die Erforschung der Alters - Beziehungen 
zwischen Granit und Kreide in Sachsen 
betreffend, 


von 


Herrn Dr. B. CorTta. 


 ———— 


us 


Sendschreiben an Hrn. Oberbergrath Nöcceratn in Bonn. 


Seit einigen Jahren hatte ich Gelegenheit, die merk- 
würdigen Grenzverhältnisse zwischen dem Granit und der 
Kreide- Formation in Sachsen immer näher kennen zu ler- 
nen, die sich aber, wie Sie aus der Beilage ersehen wer- 
den, bei genauerer Bekanntschaft nur immer verwickelter 
zeigten. Auf zwei kleinen Reisen, die ich diesen Sommer 
zuerst mit Herrn Professor Gustay Rose, und dann mit 
Hrn. ALexanper von Humgorpr nach der Gegend von Hohn- 
stein zu machen die Freude hatte, kam desshalb der Plan 
zur Reife, den ich Ihnen hiebei vorlege, mit der Bitte, ihn 


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bei den diessjährigen Versammlungen der Naturforscher in 
Bonn vorzutragen. 

Es ist zwar neu, dass man die Geognosten zu einem 
gemeinsamen Unternehmen dieser Art auffordert, scheint 
mir jedoch nicht unpassend, und vielleicht auf mehrere Fälle 
von besonderer Wichtigkeit anwendbar. Denn Thatsachen 
zu sammeln und verworrene Verhältnisse der Beobachtung 
so viel als möglich zugänglich zu machen, muss noch immer 
ein Hauptbestreben in der Geognosie seyn. 

Ich habe der Aufforderung zum gemeinsamen Wirken 
eine kurze Darstellung der gegenwärtigen Lage der Sache vor- 
ausgeschickt, damit einem Jeden die Phänomene selbst, so wie 
die bisherigen Deutungen ins Gedächtniss zurückgerufen wer- 
den; dabei konnte es aber natürlich weder der Zweck seyn, 
die Erscheinungen genau zu schildern, noch auch die Er- 
klärungen kritisch zu prüfen: Beides soll ja durch diese 
Aufforderung erst vorbereitet werden, | 

Die Ausführung der vorgeschlagenen Untersuchungsar- 
beiten kann, wenn keine besondere Hindernissen in den Weg 
treten, vielleicht im Laufe des nächsten Sommers beendiget 
werden; wer diese Arbeiten während des Betriebes besu- 
chen will, ist freundlichst dazu eingeladen. 

Sie sehen aus den Unterschriften, dass mehrere ausge- 
zeiehnete Geognosten sich für Ausführung dieser Unter- 
suchungen besonders interessiren, auch von Ihnen wage ich 
diess zu hoffen. Es könnte Ihnen aber vielleicht auffallen, 
nur einen Freiberger Namen darunter zu finden: diess rührt 
jedoch keineswegs von einem Mangel an Interesse an dieser 
Sache her, sondern beruht lediglich auf dem Umstande, dass 
unser hochverehrter Herr Oberberg - Hauptmann Freiherr 
von Herver, wie Ihnen bekannt seyn wird, auf einer Reise 
in Serbien begriffen ist, um den Bergbau des Fürsten Mı- 
LOSCH zu organisiren. Man hat mir Hoffnung gemacht, dass 
unsre Regierung, die durch Besorgung der petrographischen 
Karten von Sachsen ohnediess verhältnissmässig mehr für die 
Ausbildung der Geognosie thut, als jeder andere Staat, das 


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Unternehmen wesentlich unterstützen werde; und es steht 
überhaupt nach der Rückkehr des Herrn .vox Herper, der 
sich wie Herr Bergrath FrEIESLEBEN für alle wissenschaft- 
liche Unternehmungen so thätig interessirt, von Freiberg 
aus eine sehr erfolgreiche Theilnahme zu erwarten. 

Ausser der Subseriptionsliste, welehe ich Sie ersuche 
in Bonn vorzulegen, werden Unterschriften und Beiträge 
von dem Mineralien -Comptoir in Heidelberg, sowie von 
mir in Tharand angenommen. Ä | 

Tharand, am 8. Sept. 1835. 

Bernnarn Corra, Dr. ph. 


IL, 


Nachschrift von NOöGGEBATH. 


Das vorstehende Schreiben und die nachfolgende Auf- 
forderung meines werthen Freundes, des Herrn Dr. Bern- 
HARD Cotta in Tharand, wurde von mir in einer: Sitzung 
der mineralogisch - geognostischen Sektion der. Naturfor- 
scher - Versammlung vom Jahr 1835 hier in Bonn verlesen. 
Es war voraussiehtlich, dass der’ Plan , durch: welchen eine 
. so bedeutende geognostische Frage zur völligenanschaulichen 
Lösung gebracht werden soll, bei den zahlreich anwesenden 
Geognosten, worunter viele in der Wissenschaft hochgeach- 
tete Namen des In- und Auslandes sich befanden, lebendi- 
gen Beifall erhalten musste, und. in der That war dieses 
auch der Fall, wie die am Schlusse mit abgedruckten Sub- 
scriptionen beweisen. Noch grössere Verbreitung und noch 
grössere Aufnahme verdient und erfordert aber die lobens- 
werthe Absicht des Herrn Dr. Cotta. Er hat daher auch 
gerne in meinen Vorschlag eingewilligt, unsern gemeinschaft- 
lichen hochverehrten Freund, den G@. R. von LEONHARD, wie 
hiermit geschieht, zu bitten, den sämmtlichen Verhandlun- 
gen: durch das allgemein verbreitete Jahrbuch eine noch 
grössere Publizität in der geognostischen Weit verleihen zu 
wollen. | | 


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Möchten also die Freunde unserer Wissenschaft, denen 
der Plan hierdurch erst bekannt wird, sich noch mit zahl- 
reichen Subseriptionen anschliessen, und so es möglich ma- 
chen, dass die Unternehmung in’ einer Weise durchgeführt 
werden könne, welche ihrer wissenschaftlichen Bedeutung 
entspricht. Von dem regen Eifer des Herrn Dr. Corra 
darf es mit Recht erwartet werden, dass die Ausführung 
der Schurfarbeiten unter seiner Umsichts- und Kenntniss- 
vollen Leitung so bewirkt werde, um ein erschöpfendes Re- 
sultat nach Möglichkeit zu erzielen. 

Bonn, im November 1835. 

| NÖGGERATH. 


II. 


Aufforderung zur Entscheidung der Frage, ob der Granit 
des rechten Elbufers in Sachsen jünger oderälter sey, als 
| die Kreide. 


Die en der Kreideformation gegen den Granit 
zwischen Meissen und Zittau in Sachsen ist seit mehreren 
Jahren der Gegenstand vielseitiger geognostischer Unter- 
suchungen und Spekulationen gewesen, und hat mit Recht 
ein sehr allgemeines Interresse erregt. Es ist unverkennbar: 
die Meinungen, welche man darüber aussprach, wurden nicht 
allein durch die lokalen Umstände, welche eben vorlagen, 
sondern auch durch die Verschiedenheit der Ansichten über 
Entstehung der Gebirge und Gebirgsarten überhaupt bedingt. 

Nachdem Herr Professor Weiss auf die wichtigen Ver- 
hältnisse bei Weinböhla und Hohnstein zuerst öffentlich auf- 
merksam gemacht hatte, folgten ihm nach einander die Her- 
ren: Graf Münster, Krırsteın, Naumann, EuıE De Beau- 
MONT, Küun, vox Leonuarn und LroroLp von Buch in der 
Untersuchung und Prüfung dieser Phänomene, und noch 
neuerlichst lieferte Herr GumprecHt eine, sehr ausführliche 
Arbeit über diesen Gegenstand. Viele Andere sahen und 
urtheilten, ohne ihre Meinungen darüber dem grösseren 


Publikum vorzulegen. 
Jahrgang 1836. , 2 


Über die Hauptthatsachen wurde man bald einig; nur 
Herr GumPprecht erhob mancherlei Zweifel über einzelne 
Erscheinungen, die früher von ausgezeichneten Beobachtern 
(von Buch, von LEONHARD, Naumann u. s.w.) ziemlich über- 
einstimmend gesehen worden waren. 

Der Granit liegt an dieser ganzen Grenze 
in der Regel —, der Syenit an einer Stelle — 
schräg über den Gliedern derKreideformation; 
zwischen beiden findet man zuweilen kalkige, 
mergelige und sandigeSchichten mit Versteine- 
rungen der Juraformation. O©b man den Granit und 
Syenit für älter oder jünger als Pläner und @uader - Sand- 
stein halten solite? war die wichtigste Frage, welche sich 
hier erhob, Auf welche Weise er im ersteren, und in wel- 
chem Zustande er im letzteren Falle über die Kreide zu 
liegen gekommen, und wie die Jurakalk-Zwischenlagerung zu 
erklären sey$ das waren die speeciellen Probleme. 

Weiss hielt dafür, Granit und Syenit seyen als feste 
Gesteine zugleich mit den Zohnsteiner Kalkschichten durch 
plutonische Kräfte über die Glieder der Kreideformation 
hinweggeschoben worden. (Karstens Archiv f. Bergb. XVI, 
S. 3 und Karstens Archiv f. Min. I, S. 155). Graf Mün- 
STER erkannte die Zohnsleiner Zwischenlagerung zuerst als 
zur Juraformation gehörig (Kerrersteiıss Geogn. Deutschl. 
VII, H. 1, S.9), wo ihr LeoroLp von Buch eine bestimm- 
tere Stellung anwies, indem er sie mit dem Oxford, elay 
und Coral rag parallelisirt. (Jahrb. f. Mineralogie u.s. w. 
1834,'S. 532). | 

Kuıpstein neigte sich zu der Idee, der Granit sey älter 
und der Quadersandstein untergelagert, eine ldee, welche 
wohl ursprünglich von Freiberg ausging und besonders durch 
Küns sehr scharfsinnig entwickelt worden ist (Handbuch 
der Geognosie $. 461). Dabei sah man sich jedoch genö- 
thigt, mit Hintenansetzung des Wertlies der Versteinerungen 
jene Hohnsteiner Schichten für Pläner zu halten. Naumann 
sprach sich zuerst dahin aus, der Granit und Syenit müssten 


= Me 


in 'heissflüssigem Zustande nach der Kreideablagerung em- 
porgequollen seyn (Possenvorrs Annalen XIX). Eri or 
Braumont, der die Verhältnisse jedoch nicht aus eigener 
Anschauung kannte, hielt den Granit und Syenit des linken 
Elbufers für älter, den des rechten hingegen für jünger als 
die Kreide, weil allerdings viele Umstände beweisen, dass 
der Syenit des Plauischen Grundes vor der Grünsandablage- 
rung vorhanden war. (Annal. des sc. nat. 1829). Herr 
Gumrrecht bildete dieselbe Haupt - Idee auf eine andere 
Weise aus, indem er die Grenzen dieser Altersverschieden- 
heit modifieirte *), Granit, Syenit und Porphyr unbedingt 
zu einer dem Sandstein gleichzeitigen Formation rechnete 
(S. 27 und 183), und diese Gesteine — im Fall sie plutoni- 
schen Ursprunges seyen — aus Öffnungen emporquellen liess, 
welche‘ von der jetzigen Kreidegrenze — einem ehemaligen 
steilen Abhange — ziemlich entfernt lagen (8. 169). Bei 
einer solehen ruhigen Ausfüllung eines vorhandenen Raumes 
konnte er natürlich die Zohnsteiner Zwischenlagerungen 
ebenfalls nicht als’gehobenen Jurakalk anerkennen; ; er hält 
“.n vielmehr für Pläner (8. 143). 

' Der‘ meisten 'Theilnahme hatte sich nun zwar bisher 
die von LEonHARD ausgesprochene Ansicht zu erfreuen, nach 
welcher der 'Granit die Kreideformation am rechten Elbufer 
durchbrochen und überlagert, und vorhandene ältere Ge- 
steine"— den Syenit bei Weinböhla und den Jurakalk bei 
Hohnstein — darüber geschoben hat **); demungeachtet ist 
diese Ansicht keineswegs als vollkommen begründet anzu- 
sehen: sie 'bedarf vielmehr einer sorgfältigen Prüfung, zumal 


.*) Beiträge zur Eönen. Kenntniss einiger Aheile Sachsens und Böh- 
mens. Berlin. 1835; S. 182. 

) Jalırb, für Mineralogie u. s. w. 1834, Heft II, — Dass der Syenit 
älter sey als die Kreideformation, ergab sich aus mehreren Ver- 
hältnissen mit Bestimmtheit, besonders auf der linken Elbseite ; 
eben so sicher ist es aber auch, dass der meiste Granit des rech- 
ten Elbufers jünger ist als der Syenit, den er an vielen Orten, be- 
sonders deutlich am Bocksberg bei Meissen — gangförmig durch- 
setzt; noch jünger sind die dasigen Porphyre. 


ehe 
ve 


DR 


da. wiederholte Untersuchungen*) zu den alten Bedenklich- 
keiten, welche dagegen sprachen, noch ‚einige neue gehäuft 
haben. 4, 

Die ni elaha.hei Vielen die Eesisicens 
hervorbrachten, dass der Granit die Kanidalormaiten. dumig 
brochen habe, sind folgende: a: 

Der Überhang, welchen der Granit fast überall oo. 
Grenze über den Quader-Sandstein bildet, beträgt bei Zohn- 
stein, wie sich im Thaleinschnitt der Polenz zu erkennen 
gibt, bei einer Höhe von mehr als 600 Fuss, gewiss über 
1000 Euss. Bei Ainterhermsdorf, Saupsdorf und Hohnstein 
ist er durch vielartige Grubenbaue und. Versuchsarbeiten 
auf eine Tiefe von 30 bis 100 Fuss genau ermittelt und bei 
20 bis SO Grad Neigung häufig von einer Art befunden 
worden, dass man nicht füglich glauben kann, vorhandene 
Granitfelsen hätten solche bedeutende Überhänge gebildet, 
um von erst später darunter gelagerten ie: unter- 
stützt zu werden. | 

Auch bei Oberau unweit Meissen sieht man den Gra- 
nit 30 Schritt weit unter einem Winkel von 20 bis 30° 
deutlich auf den Pläner auflagern, und sehr bekannt ist das 
ähnliche Verhalten des von Graniten durehsetzten Syenits, 
welches durch die Weinböhlaer Kalkbrüche zu Tage gelegt 
worden ist. 

Die Juraglieder**), welche bei HYohnstein, Saupsdorf, 
Hinterhermsdorf und Daubitz unter dem Granit, aber auf 
dem @Quader - Sandstein liegen, sprechen sehr unzweideutig 
für eine Umkehrung der ursprünglichen Lagerungsverhält- 
nisse; denn an was Anderes als an eine solche Umwälzung 


*) Untersuchungen der Herren Gustav Rose, Frrvınann Reich , von 
WıaRrnNspoRF und BERNHARD CorraA im J. 1835 und Herrn Gum- 
PRECHT’s in den Jahren 1833 und 1834. 


”*) Dass es bei Hohnstein solche sind, kann von keinem Geognosten 
bezweifelt werden, der den Werth der Versteinerungen nur irgend 
anerkennt. An den übrigen Orten ergibt es sich durch, Analogie. 


sr u: 
‘soll 'man da glauben, wo man eine ganze Reihenfolge von 
kn in verkehrter Ordnung vorfindet$ 

"Manche andere Umstände, so die unzähligen, oft glatt 
polieren‘ Reibungsflächen, welche den @uadersandstein in der 
Nähe der Granitgrenze auszeichnen, seine dichtere, kieseli- 
'gere (vielleicht durch Hitze hervorgebrachte) Beschaffenheit 
daselbst *), so wie der Mangel an Granitfragmenten in dem- 
selben treten jenen, bei weitem gewichtigeren Gründen noch 
zur Seite. Auch das jedenfalls jüngere Alter dieses Grani- 
tes im Vergleich zum hiesigen Syenit, die aufgerichtete 
Schichtenstellung des Pläners und Quader-Sandsteins an den 
Gebirgsscheiden bei Oberau, am Zeller (bei Dresden) und 
bei Dittersbach unweit Lohmen kommen hinzu, um die Wahr- 
scheinlichkeit dieser Hypothese zu vermehren. 

Diese Verhältnisse mussten, so lange man gewisse ent- 
gegengesetzte Thatsachen nicht gehörig kannte, zu der Über- 
zeugung führen, dass der Granit jünger sey als Jurakalk 
und Kreide, und dass er bei Zohnstein, Saupsdorf, Hinter- 
hermsdorf und Daubitz den ersteren über den Quader-Sand- 
stein herausgeschoben habe. Sorgfältigere Prüfungen mach- 
ten diese Annahme jedoch wieder bedenklich, und noch jetzt 
kann man die Sache nicht als entschieden erachten. 
Es sey nun hier erlaubt, auch auf diejenigen Punkte 
aufmerksam zu machen, welche sich gegen das jüngere Al- 
ter des Granites, im Vergleich zur Kreideformation , er- 
heben. 

1) Man ist nicht gewohnt, die jüngsten Flötzgebirge 
von Granit durchbrochen zu sehen. 

2) Die Schichtung des Quader - Sandsteins in der soge- 
nannten Süchsischen Schweilz ist bis nahe an den Granit 
heran fast überall ungestört und ziemlich söhlig. Diese 


ganze Sandstein - Ablagerung erscheint als eine ungeheure 


*) Sie wurde , wie die Reibungsflächen ‚ von Vielen, uur von Herru 
GusrrecHur nicht beobachtet, 


- MR u 


fast horizontal liegende Platte, in welche tn A 
und Schluchten tief eingefurcht sind. 

3) Man hat noch an keinem Punkte eine nalen eis 
zwischen den Gebirgsschichten mit Juraversteinerungen und 
dem Quader - Sandsteine aufgefunden; mineralogisch schei- 
nen dieselben vielmehr in einander überzugehen, nach eini- 
gen Angaben sogar zu wechsellagern. Sie unterscheiden 
sich im Allgemeinen von den Kreidegliedern durch die ZoAn- 
steiner Wersteinerungen, sowie durch stets aufgerichtfe 
Schichtenstellung. | 

4) Bei Weissig und RR (unweit Dresden da Meis- 
sen) und bei Zinlerhermsdorf' liegen einzelne Parzellen des 
Quadersandsteins ‘und Pläners mit ziemlich horizontaler 
Schichtung auf Granit. Ähnlich sieht man den Pläner bei 
Nieder-Fehre ungestört auf Syenitfelsen ruhen, die von 
jüngeren Granitgängen und von noch Jüngeren age 
gen durchsetzt sind. 

5) Nirgends findet man im Sandstein oder Pläner gang- 
artige Verzweigungen oder vereinzelte, ihn durchsetzende 
Kuppen des Granits (im Syenit sind beide Erscheinungen 
sehr häufig). Eben so wenig bemerkt man irgendwo mit 
Bestimmtheit Bruchstücke jener Gesteine in der Granitmasse. 
(Über Zscheila vergl. 7). 

6) Ein ähnlicher Granit, wie er am rechten Elbufer 
den Quader-Sandstein überlagert, findet sich auf der linken 
Elbseite wieder, ohne hier gleiche auffallende Kontakt - Er- 
scheinungen hervorzurufen, da bei Dohna der Pläner viel- 
mehr ungestört, wenn auch nur in geringer Ausdehnung, 
darauf liegt und nach Herrn von Weissengachs Beobach- 
tungen sogar Granitfragmente enthält. Ein Zusammenhang 
der Granite beider Elbufer. lässt sich zwar nicht unmittel- 
bar nachweisen, ist aber durch das Hervorstehen des Gra- 
nits unter dem Sandstein im Elbthale bei Teischen hinrei- 
chend angedeutet. 

7) Gang-artige Verzweigungen , welche, wie es neuer- 
lich sichtbar wurde , die vermeintlichen Plänerbruchstücke 


- IB er. 


im Granit bei Zscheila unter einander verbinden, machen 
es nebst andern Umständen wahrscheinlich, dass dieselben 
keine eingebacknen Stücke, sondern Ausfüllungen von unre- 
gelmässigen Spalten oder Löchern sind. Ob nun zwar zu 
‚gleicher Zeit der Zscheilaer Granit sich petrographisch mehr 
zur Syenit- als zur jüngeren Granit-Formation gehörig er- 
gab, so wurde doch durch jene Beobachtungen eines der 
wichtigen Momente, welche man früher zum Beweis der 
Erhebung des Granites nach der Kreide anführte, vernich- 
tet oder wenigstens schwankend gemacht. 

Dafür, dass es Ausfüllungen im Granit vorhanden ge- 
wesener Räume seyen, spricht allerdings auch die ungewöhn- 
liche Häufigkeit von Versteinerungen (von denen man glau- 
‘ben kann, dass sie entweder darin gelebt haben, oder hin- 
eingespühlt wurden), so wie das Vorkommen von Granit- 
fragmenten in denselben. Eine ungewöhnliche Festigkeit 
und krystallinische Natur des Gesteins dieser Einschlüsse 
hingegen, so wie die innige Verwachsung mit dem Granit, 
leiten mehr zu der Idee von Bruchstücken. Auch fragt 
man sich, warum wurden diese Räume nicht schon von dem 
früher abgelagerten Quader - Sandstein erfüllt $ 

Dieser, wie alle die vorigen Punkte, enthalten jedoch 
nur indirekte Gegenbeweise; sie gründen sich auf den Man- 
gel gewisser Erscheinungen, die man zu erwarten sich be- 
rechtigt glaubt. Schwieriger zu beseitigen und weit bedenk- 
licher für die Haltbarkeit der Hypothese: ist der Umstand, 
dass man: 

S) in dem, wahrscheinlich der Juraformation zugehöri- 
gen Konglomerat-artigen Sandsteine des Forstgrabens bei 
Hohnstein, der mit geneigter Schicehtung zwischen Granit 
und Sandstein ruht, kleine Granitfragmente gefunden 
hat), die dem Gesteine nach von demselben Granit herzu- 
rühren scheinen, der zunächst darüber liegt. Hierdurch 


wird der ganze Fall erst recht ins Unbegreifliche gezogen; 


-- 


”) G. Rose und B. Cotta zu Pfingsten 1835. 


u 


denn wie man auf der einen Seite sich unwiderstehlich ge- 
nöthigt sieht, den Granit für jünger zu halten, so kann man 
doch auf der andern Seite nicht begreifen, wie Bruchstücke 
dieses Granites in den darunter liegenden Sandstein gekom- 
men seyn können, wenn jener wirklich jünger ist als dieser. 
Die Fragen: gehören diese Granitstücke vielleicht doch ei- 
ner andern, älteren Formation an$ oder ist jener Konglo- 
merat-artige Sandstein, der sie enthält, ein Produkt der Rei- 
bung und erst durch die Emporhebung gebildet? scheinen 
hier die einzigen, obwohl sehr gesuchten Auswege zu ent- 
halten; denn der von Weiss vorgeschlagenen Annahme ei- 
ner trocknen Hebung des bereits fertigen und festen Gra- 
nites, ‘welche sich mit diesem Phänomen wohl vereinigen 
liesse, stellen sich, — so sinnreich und genügend sie auch 
Anfangs erschien — manche andere gewichtige Umstände 
in den Weg, welche hier einzeln aufzuzählen der Zweck 
dieser Zeilen nicht gestattet, die überhaupt eine genauere 
Prüfung der Phänomene und Hypothesen nur vorbereiten, 
nicht liefern sollen. | 
Wo die Natur so viele sihsisbere Widersprüche ge- 
häuft hat, die den gewöhnlichen Deutungen widerstreben, 
da verdient sie gewiss mit vereinten Kräften erforscht zu 
werden. Der vorliegende Fall aber ist einer gründlichen 
Untersuchung um so mehr werth, da er nicht nur über sehr 
bedeutende geologische Fragen zu entscheiden geeignet ist, 
sondern auch in einer der schönsten und besuchtesten Ge- 
genden Deutschlands sich findet, wo jährlich zahlreiche Na- 
turforscher beobachten und urtheilen, unzählige Naturfreunde 
und Anfänger Belehrung schöpfen können. In der Sächsi- 
schen Schweitz,, in einer Gegend, die noch jüngst durch von 
ObELesens vortreffliche Karte*) um so lehrreicher und zu- 
gänglicher geworden ist, als sie nun bei den verwickeltsten 
Terrain - Verhältnissen dennoch die genaueste Orientirung 


gestattet, 


*) Topographische Karte der Gegend von Hohnstein und Schandau. 


Ob Granit noch nach der Kreide - - Ablagerung emporge- 
hoben worden sey , 

‘In welchem Zustande und mit welchen Kraflinsscksingen 
er im gegenwärtigen Falle hervortrat ? 

Wie er auf die vorhandenen Gesteine einwirkte $ Oder 
im anderen Falle: \ 

Welches mächtige Ereigniss diese totale Umkehrung 
der gewohnten Lagerungsverhältnisse bedingen konnte? 

Diese und viele andere gewichtige Fragen sind es, die 
durch genauere Untersuchung hier zur Entscheidung kom- 
men können, während sie jetzt nur durch individuelle Beur- 
theilung gewisser problematischer Verhältnisse fast von je- 
dem Beobachter auf andere Weise beantwortet worden sind, 

Das von tiefen Schluchten zerrissene Terrain ist ge- 
rade in der Gegend von Zohnstein sehr geeignet, genaue 
Untersuchungen zu gestatten und in sehr verschiedenen Hö- 
hen, nahe beisammen gelegene Punkte darzubieten. Nur an 
einigen leieht herzustellenden Entblössungen und an ein paar 
tiefer gehenden Bohrversuchen oder Grubenbauen fehlt es 
noch, um diese wichtigen Grenzverhältnisse Jedem klar vor 
Augen zu legen. Diese, jedem Forscher wünschenswerthe 
Offenlegung der vorhandenen Thatsachen ist der Haupt- 
zweck gegenwärtiger Zeilen. 

Die Sächsische Regierung hat auf Bevorwortung des 
Oberbergamtes, welche durch Hrn. B.C. R. Künnx veranlasst 
wurde, mit wahrhaft gemeinnützigem und wissenschaftlichem 
Sinne schon viel gethan, um durch Untersuchung dieser 
Grenze bestimmte Resultate herbei zu führen. Da man 
aber hierbei, als bei einem Unternehmen des Staates, das 
Interessante stets mit dem Nützlichen zu verbinden suchen 
musste, so konnte man nur an der Oberfläche bleiben und 
war auf diejenigen Lokalitäten beschränkt, wo auf fiskali- 
schem Grund und Boden eine Zwischenlagerung von Kalk- 
stein gehofft werden konnte. Die Resultate dieser jeden- 
falls dankenswerthen Untersuchungen, welche zum Theil in 
Küuw’s Handbuch der Geognosie mitgetheilt wurden, sind 


4‘ 


daher zwar von hohem Interesse, aber in Beziehung auf 
den vorliegenden wissenschaftlichen Zweck doch keineswegs 
erschöpfend. | 

Es ergeht desshalb an alle Geognosten Deutschlands, 
so wie an alle Freunde der Geologie: die Aufforderung, 
durch gemeinschaftliche Beiträge eine mässige Geldsumme 
zusammen zu bringen, mittelst welcher die Grenz - Verhält- 
nisse des Granites zur Kreideformation in Sachsen bis zur 
Evidenz aufgeschlossen werden können. Einige hundert 
Thaler würden dazu hinreichen. Diese zusammen zu brin- 
gen, dürfte bei allgemeiner Theilnahme den Einzelnen nicht 
schwer fallen. Nachstehend folgt hier der Plan zur Aus- 
führung. | 


A. Art der Beiträge. 


Es erscheint am zweckmässigsten, zu Erreichung des 
obigen Zweckes einen Actien-Verein zu bilden, zu welchem 
sämmtliche Geognosten und Freunde der Naturkunde hier- 
durch eingeladen sind. ‘Jede Actie ist mit einem Thaler zu 
bezahlen und wird ausser dem Verdienst ein wichtiges Phä- 
nomen allen nachfolgenden Beobachtern offen zu Tage ge- 
legt und somit etwas Wesentliches zur Entscheidung einer 
_ wissenschaftlichen Streitfrage beigetragen zu haben, mit je 
einem Exemplar der auf Kosten der Aectiengesellschaft zu 
druckenden Resultate der Untersuchung vergütet werden, 


B. Untersuchungsarbeiten. 


1) Im Polenz-Thale bei Hohnstein ist genau zu ermitteln, 
und vielleicht durch Bohr - Versuche zu bestätigen, um wie 
viel der Granit über den Sandstein überhängt. 

2) An der Strasse von Rathewalde nach Hohnstein, am 
rechten Gehänge des Polenz-Thales, ist die Grenze zwischen 
Granit und Sandstein; durch Abräumung an zwei Punkten 
vollständig zu entblösen, so dass man über das Einschiessen 
derselben so wie über etwaige Kontakt-Erscheinungen sichere 
Beobachtungen anstellen könne. 


3. Mi Se 


:3) An einem noch :aufzusuchenden passenden Orte ist 
das -Grenzverhältniss und besonders das Verhalten der Jura- 
schichten gegen den @uader-Sandstein durch einen Stollen 
oder durch ein Fallort genau zu ermitteln. 

Alle diese Punkte sind in einen Zustand zu bringen, 
dass sie von Reisenden leicht aufgefunden und beobachtet 
werden können. 


C. Berichterstattung. 


Über die Art der Ausführung, wie über die unmittel- 
baren Resultate dieser Untersuchungen ist ein gedruckter 
Bericht zu erstatten und mit genauen Zeichnungen zu ver- 
sehen, von welchem Berichte, wie erwähnt, alle Theilnehmer 

für jede Actie ein Exemplar erhalten. Ein gedrucktes Ver- 
_ zeichniss der Theilnehmer so wie eine genaue Berechnung 
des verwendeten Geldes ist beizufügen. . 


D. Kostenanschlag. 


Die unter B. genannten Untersuchungsarbeiten dürften 
ungefähr zu veranschlagen seyn: 


Nr. 1 zu 50 bis 150 Rthlr. 
Nr. 2 zu 20 bis 30 — 
Nr. 3 zu 100 bis 140 °— 
Die Besorgung des Druckes und der Abbildungen 
zu 70 bis SO Rthlr. 


Summa: 240 bis 400 Rthlr. 


Sollte, wie sehr zu hoffen ist, eine noch grössere Summe 
zusammengebracht werden, so lassen sich alle obengenannte 
Untersuchungsarbeiten weiter ausdehnen und neue können 
dazu kommen. | 


B. cc. 


— 28 
“ Unterzeichnete sind bereit, im Falle das Unternehmen 

hinlängliche Theilnahme findet, für wech der Pipe! 
chenen Arbeiten Sorge zu tragen. | | 
ÄLEXANDER Von ash 
 Cur. SaMmuEL Weiss. 

K. Cäsar von LeonuArd; 
Carı Naumansm.ıo 

Gustav Rose. 

‚Jacos NÖGGERATH. 


In Auftrag unterschrieben von 
BERNHARD CorrTa. 


” 
IV. 
Subsceribenten-Verzeichniss, 
Zahl der 
| Actien. 

Herr ALEXANDER von HumsoLor } u i - i a 30 
— Graf Kaspar STERNBERG R s . . s . 6 
— Professor Weıss in Berlin N “ : $ e 10 
— Prof. Reıca in Freiberg . j N . » u i 3 
— WorurGanG v. HERDER in Freiberg . : . . : 3 
—  ÖOberforstrath Cortra in Tharand . n ‘ . sur 5 
— ÖOberberghauptmann Freih, v. Herper in Freiberg E 10 
— Bergrath Freiestegen in Freiberg . . en 3 
— DBerg-Kommissionsrath Künn in Freiberg . . . 3 
— Dr.R. Brum in Heidelberg =. . . . - > 2 
— Geheimerath v. LeonHuarp daselbst . . 2 . i 5 
— Prof. Bronn daselbst r \ ; . . - 2 

(Bei der Zusammkünft in Bonn subscribirten :). 

Herr LeororLp v. Buch . i z m . . . 10 
— DBerghauptmann Graf Beust in Bonn . - . 5 
—  Berginspector Gusser in Mechernich s . } ö 1 
— DBerghauptmann v. CHARPENTIER in Dortmund f 5 
— General v. Prunr in Cöln R h . 3 k a 3 
—  Bergrath SeıLo in Saarbrücken . . £ i 8 i 
— Oberbergrath v. OrxnHausen in Bonn . ; 2 : 1 
— Prof. Cuarıes Lyeız in London . s 2 £ - 5 
— GumprrecHt in Berlin R - k R ; ; k i 
— Oberbergrath Furnva in Bonn . a . } 1 
— Dr. Roserton in Paris (20 Fr.) . . ; 5 
— L. Horner in Edindurg . : i : ARTIG . 5 


Zahl der 
| ‚- Actien., 
Herr Prof. W. BvckLann in Oxford (20 Fr.) . ne e 5 
— Eııs DE BeaumonT, Ing. en chef des mines (20 Fr.) . 5 
— Omarıus D’Hırray in Halloy (20 Fr.) . s ß . 5 
— Prof. WırLcHner ın Carlsruh J R 2 - h 3 
— Präsident HönnıcHaus in Crefeld . . . y i , 5 
— Prof. Sımser Smıta in London ' ö i t . 3 
‚— Amtsassessor Römer in Hildesheim - E . 1 1 
— 0Oberbergrath NössERATH in Bonn . . - - “ 1 

153 
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Über 
Lepidodendron punctatum 
Grossenhain, 

von ” 


Herrn Dr. BERNHARD CoTTa. 


Hiezu eine Tafel mit Abbildungen. 


=— 


Schon im vergangenen Jahre nahm ich Gelegenheit, in 
einem Briefe, welcher im dritten Hefte des Jahrbuchs (1834) 
abgedruckt ist, von der interessanten Pflanzen-Versteinerurg 
zu sprechen, welche man bei Grossenhain in Sachsen unter 
den Geschieben des aufgeschwemmten Landes gefunden hat, 
und die ich der Güte des Herrn Rentamtmanns PrEUSsKER 
verdanke, Herr Professor RossmässLer hat seitdem eine 
Lithographie davon geliefert, und ich erlaube mir, dieser 
äusserst gelungenen Darstellung noch einige Worte bei- 
zufügen, | 


Erklärung der Figuren. 
Fig. 1. ist die äussere Ansicht des Stammes; hierzu ge- 
hören; 
Fig. 3. eine vergrösserte Wedel-Narbe mit den für L. punec- 
tatum charakteristischen Abzeichnungen, und 


u Bi 


Fig. 5. ein einzelnes, ‚noch mehr vergrössertes, vollständi- 
ger als gewöhnlich erhaltenes Grübchen, deren 6—7 
unterhalb jeder Narbe stehen. | 

Fig. 2. ‚ist die Ansicht der unteren angeschliffenen Quer- 
schnittfläche, welche der Einförmigkeit wegen nur 
an einer Stelle ausgeführt wordenist. ‘Hiervon gibt 

Fig. 4. einen vergrösserten Theil (Gefässbündel), wie deren 
mit unbewaffnetem Auge einige 70 als kleine doppelte 
Kreise auf der Scehnittfläche gesehen werden. Die 
Steinmasse in den Zwischenräumen dieser Gefäss- 
bündel zeigt die Struktur eines gleichförmigen, 
markigen Zellgewebes (Parenchym's). 


Vergleichungderinneren undäusserenStruktur. 


Die Umwandlung des Ganzen ist im} Chalzedon -artigen 
Hornstein erfolgt. Innere und äussere Struktur ‘sind deut- 
lich erhalten und zeigen eine grosse Übereinstimmung der 
einzelnen Theile. Die, bandartigen Streifen, welche auf 
dem @uerschnitte gegen die zunächstliegenden und: einige 
entferntere, Wedel-Narben ausgebuchtet sind, bestehen aus 
Gefässen und sind , wie alle Gefässbündel, von einer dich- 
teren, dunkler gefärbten Basthaut umgeben. Sie sind es, 
die ander Aussenfläche der Narben (Fg. 3) in Hufeisen - förmi- 
ger Gestalt hervortreten, und von hier aus wohl früheriin den 
nun davon ‚abgelösten Wedel fortsetzten. Vorher aber scheinen 
“sie sich nach ihrer ganzen Breite zu spalten oder vielmehr 
zu verdoppeln, indem sie zugleich eine äussere, Umgrenzung 
der ganzen Narbe und vielleicht eine. Art Rinde des We- 
delstieles herstellten. Sie entspreehen offenbar den ähnli- 
chen Bildungen in Cyathea Sternbergii und in dem 
von Meyrn aus Amerika mitgebrachten Polypodium;spe- 


ciosum,*) und erinneren, wie diese, an die Band - förmigen 


— 


*) Auch die äusseren Abzeichnungen von Polyp. speciosum haben 
viel Analogie mit denen von Lep. punctatum, ‚Im Innern sind 
beide so ähnlich gebaut, dass man obne weiteres geneigt wird, 
diese Baumfahren in ein Geschlecht zu rechnen. Der Hauptunter- 


34. 


Gebilde — der sogenannten Madensteine — im Innern von 
Psaronius helmintholithus. 

Die kleineren runden Gefässbündel, welche im ganzen 
Stamme unregelmässig vertheilt liegen, bestehen aus zwei 
konzentrischen Gefässkörpern, die dureh eine dazwischen 
liegende Bast- Scheide getrennt sind, Die sie zunächst um- 
gebende dunkle Wand besteht gleichfalls aus dichten Bast- 
zellen, sowie auch der innerste Kern, der häufig durch eine 
Lücke des inneren Gefässringes mit dem mittleren Bastringe 
in unmittelbarer Verbindung steht (Fig. 4). Diese Gefäss- 
bündel sind es wahrscheinlich, welche den an der Ober- 
fläche des Stammes erscheinenden, in Fig. 5 vergrössert ab- 
gebildeten, kleinen Grübehen entsprechen, deren Gestalt und 
Grösse vollkommen mit dieser Vermuthung übereinstimmt, 
obgleich sich ein unmittelbarer Zusammenhang, wie bei 
den vorigen Gefässkörpern, zufällig an diesem Exemplare 
nicht nachweisen lässt. Es gleichen diese Gefässbündel wie- 
der ganz den ähnlicheninPolypodium speciosum, wel- 
che mit den Röhren-artigen Körpern des sogenannten Staar- 
steins im Äussern von Psaronius helmintholithus 
eine sehr analoge Erscheinung sind. 

Noch gibt sich eine dritte Art von Gefässverkinigung, 
ganz wie bei Polypodium speciosum, an den Stellen 
zu erkennen, wo die Ausmündungen nach den Wedel - Nar- 
ben durchschnitten sind (Fig. 2 im ausgeführten Theile). 
Hier nämlich scheint der ganze Raum zwischen den Band- 
artigen Streifen aus einer Vereinigung von Bast und Ge- 
fässen zu bestehen in der Art, dass innerhalb der Haupt- 
masse sich wieder einzelne Gefässe zu dünnen zylindrischen 
Körpern vereinigen und wahrscheinlich mit feinen Bast- 
Membranen umgeben, im Querschnitt dem Auge als Punkte — 


—- 


schied beschränkt sich darauf, dass bei ersterem die kleinen Gefäss- 
bündel mehr am der Peripherie, bei letzterem mehr in der Mitte 
verlaufen, welche hier dicht erfüllt, dort aber — wenigstens bei 
dem getrockneten Exemplare, welches ich Herrn Pıof, Meren ver- 
danke — hohl ist. 


-— 33 — 


an der Oberfläche der Narben aber ve 1 und 3) als FERNE 
Vertiefungen erscheinen. 

Aus diesem Allem, besonders aber aus der grossen Ähn- 
lichkeit mit Polypodium speciosum, dürfte mit Sicher- 
heit hervorgehen, dass Lepidodendron punctatum, 
wie Graf von STERNBERG, der berühmte Gründer dieses Ge- 
schlechtes und Entdecker dieser Art, zuerst aussprach, ein 
Fahren- Stamm ist. Ob es aber noch ferner mit den übri- 
gen Lepidodendron- Arten zusammengestellt werden 
könne, wird dadurch um so mehr fraglich. Schliesst man 
aus der inneren Struktur von Lepidodendron Har- 
courti(Wıruam, Fossel Vegetabl. 1833, Pl. XII, auf die der 
übrigen ähnlichen Arten, so ' wird diess sehr ‚wahrschein- 
lich, und es wäre vielleicht besser, Lep. punetatum ohne 
weiteres dem lebenden Geschlechte Polypodium bei- 
zuzählen. 


Geologische Bemerkungen. 


Ich gehe nun zu einigen geologischen Betrachtungen. 


über, welche sich an die Auffindung dieser Versteinerung 
im aufgeschwemmten Lande eng anschliessen. 

Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass dieses 
Lep. punctatum aus dem Steinkohlen - Gebirge abstamme 
und somit bei Grossenhain auf sekundärer Lagerstätte ge- 
funden worden seye. In denselben Kiesgruben findet man 
als Geschiebe: versteinerte Dikotyledonen- Hölzer, Feuer- 
steine mit Kreide - Versteinerungen, Quarz, Bergkrystall, 
Hornstein, Kieselschiefer, Amethyst, Achat, Granit, Grün- 
stein, Porphyr, Basalt, Grauwacke u. s. w. Ein Theil die- 
ser Gesteine lässt sich in der Umgegend von Grossenhain 
anstehend nachweisen; einige aber sind hier eben so fremd, 
als unser Lepidodendron. Der nächste Basalt-Berg ist 
der von Stolpen; das nächste Achat- und Amethyst - Vor- 
kommen ist das bei Schlotiwitz, 5 Meilen von hier. Feuer- 
steine mit Kreide-Versteinerungen findet man in ganz Sach- 
sen nicht auf ursprünglicher Lagerstätte, und deutliches ver- 

Jahrgang 1836 


N) 
. 


“> 


A ee 


steinertes Holz enthält das Rothliegende des 4 bis 5 Mei- 
len entfernten Plawschen Grundes so selten, dass man die 
grosse Menge des im aufgeschwemmten Lande vorkommen- 
den wohl noch aus anderen Gegenden ableiten muss. 

Es ist bekannt, «dass das aufgeschwemmte Land der 
norddeutschen Ebene, dessen höchste Spuren man am Erz- 
gebirge (z. B. bei T’harand) ungefähr 1000°/ über dem Mee- 
res-Spiegel findet, viele fernländische Geschiebe und Petre- 
fakten enthält; bisher waren es jedoch meist Fremdlinge 
aus dem Norden, die man darin fand, und Versteinerungen 
solcher Formationen, die wahrscheinlich bedeekt darunter 
liegen, oder die an Ort und Stelle zerstört worden sind. 
Auf letztere Art wird man die unendlich vielen Feuersteine 
der Kreide erklären müssen, die sich selbst an den südli- 
chen Gränzen des aufgeschwemmten Landes finden, wo weit‘ 
und breit keine andere Spur der oberen Kreide - Abtheilung 
— welche jene Feuersteine vorzugsweise einschliesst — zu 
finden ist. In ganz Sachsen und Böhmen, wo die unteren 
Glieder der Kreide-Formation so schön entwickelt sind, findet 
sich nichts von dem „upper chalk“; aber Feuerstein-Geschiebe 
in so ungeheurer Menge, dass man nicht wohl annehmen 
kann, sie seyen aus grosser Entfernung, aus nördlichen Ge- 
genden herbeigeschwemmt; zumal da die übrigen nordischen 
Geschiebe hier schon mehr zu den Seltenheiten gehören. 

Einen anderen Ursprung scheint nun aber ein Theil 
der Pflanzen - Versteinerungen zu haben, welche der Stein- 
kohlen- Formation und dem Rothliegenden angehören; denn 
sie stimmen, wie es scheint , weit mehr mit der Flora der 
Böhmischen Kohlengebirge, als mit der der Sächsischen über- 
ein. Lepidodendron punetatum z. B., ist in unsern 
Kohlen - Formationen nie gefunden worden, wohl aber in 
der von Kaunilz in Böhmen, und jene dem aufgeschwemm- 
ten Lande ganz ceharakteristischen Holzsteine (Dikotyledo- 
nen-Hölzer mit undeutlichen Jahresringen), welche durch die 
Art der Umwandlung ein fleckiges Staarstein - artiges Anse- 
hen erlangt haben (vu/yge Punktsteine, vergl. meine Den- 


ME ©: 


drolithen 8. 55), sind mir ebenfalls in keinen Sächsischen 
Gebirgsschichten bekannt; ich vermuthe vielmehr, dass sie 
ursprünglich den Gebirgen von Neu Paka in Böhmen ange- 
hörten, wo versteinerte Hölzer und Staarsteine in grosser 
Menge gefunden werden. 

Demnach dürfte also ein Theil der eigentlichen Fremd- 
linge in unserem aufgeschwemmten Lande durch die Elb- 
Strömung aus Böhmen herbeigeführt worden seyn, während 
ein anderer, sehr geringer Theil durch Meeres - Fluthen aus 
dem Norden heran gebracht wurde. Auch hieraus bestätiget 
es sich, dass hierher die Küstenlinie des Ozeans der Dilu- 
vialperiode gedacht werden müsse, und dass Sachsen und 
Böhmen in jenen Zeiten, nur theilweise aus dem Wasser 
hervorragend, durch eine Meeresströmung — im jetzigen 
Elb- Thale — mit einander in Verbindung standen. 


g* 


Bemerkungen 
über 
das Genus Beiemnosepia 


und über | 
den fossilen .Dinten - Sack in dem 
vorderen Kegel der Belemniten, 


von 
Herrn Professor WM. BUCKLAND 
in Oxford. 


Die grosse Familie der Belemniten findet sich nur im 
fossilen Zustande. Diese sonderbaren Körper nähern sich 
den andern Familien der gekammerten Konchylien, unter- 
scheiden sich aber dadurch von ihnen, dass ihre Scheide- 
wände eingeschlossen sind in einer faserigen ‚ mehr oder 
weniger Kegel-förmigen Scheide, deren Form oft einer 
Pfeilspitze gleicht, worauf ihr Name Bezug hat. *) 


*) Vox Bramvirte hat in seiner Abhandlung über die Beleniniten, mit 
Treornxsast beginnend, 81 Autoren über Belemniten aufgeführt, 
worunter die gelehrtesten in der Ansicht übereinstimmen, dass 
diese Körper von Cephalopoden, den noch lebenden Sepien ver- 
wandt, gebildet worden seyen. Vourz, v. ZIETEN, Raspaız und 
Graf v. Münster haben später noch wichtige Abhandlungen über 
dieselben geliefert. Die wichtigsten in England erschienenen Auf- 
sätze darüber sind jene von Mızzer (Geolog. Transact. N. S. Lon- 
don 1826) und von SoweErzy (Miner. Conchol. Vi. 169 f.) 


- 377 — 


Die Belemniten waren innerliche Konchylien, aus drei 
wesentlichen Theilen zusammengesetzt, welche sich nur sel- 
ten noch in einem Zustande vollkommener Erhaltung bei- 
sammen finden, | 

Zunächst findet man eine Kegel-förmige faserig - kalkige 
Schaale, deren diekeres Ende wieder eine Kegel - förmige 
Höhle enthält. Dieser Theil des Belemniten wird gewöhn- 
lich dessen Scheide genannt: sie besteht aus ineinander 
steckenden hohlen Kegeln, die eine gemeinschaftliche Achse 
haben und deren grösster alle übrigen einschliesst. Diese 
Kegel bestehen aus Fasern von Kohlen-saurem Kalke, welche 
von einer excentrischen Achse ausstrahlen und bis zur Ober- 
fläche des Belemniten fortsetzen. Der dichte und krystalli- 
nische Zustand der fossilen Scheide scheint von Kalk - Infil- 
trationen herzurühren, welche nach deren Einschliessung in 
den Gebirgsschiehten in die Zwischenräume zwischen die 
ursprünglichen [nicht dieht aneinander gelegenen] Kalkfa- 
sern Statt gefunden haben. 

Die Ansicht, dass der Belemnit schon ein dichter, Stein- 
artiger Körper gewesen, als er noch einen Theil der leben- 
den und schwimmenden Sepie ausmachte, würde allen durch 
die inneren Organe der lebenden Cephalopoden gebotenen 
Analogieen entgegen seyn. Der Geruch nach gebranntem 
Horn, welchen diese Körper geben, wenn man sie dem Feuer 
aussetzt, rührt von den Überresten der Horn -artigen Häute 
zwischen den einzelnen Faser-kalkigen Kegeln der Scheide 
her. — Zu Gunsten der Meinung, dass die Belemniten in- 
nere Organe gewesen, spricht die Thatsache, dass ihre Ober- 
fläche oft mit Eindrücken von den Gefässen des Mantels be- 
deckt-ist, von dem sie eingeschlossen gewesen. Bei einigen 
Arten ist ihre Rückenfläche gekörnelt, wie derselbe Theil 
bei der inneren Schale der Sepia officinalis es ist. 

Zweitens hatten die Belemniten eine vordere, Kegel- 
förmige, dünne und Horn-artige Höhle, welche von der 
Basis des hohlen Kegels der kalkigen Scheide begann, sich 


rasch erweiterte und ausserhalb der Scheide noch auf eine 


SE 


ansehnliche Strecke fortsetzte. Diese Hornscheide ist sel- 
ten noch an die kalkig-faserige Scheide befestiget; doch 
findet man sie ziemlich häufig ohne dieselbe im Lias von 
Lyme Regis. An einer und derselben solchen Scheide 
findet man oft einige Theile Perlmutter-artig, während die 
andern ihre Horn-artige Beschaffenheit behalten haben. 

Drittens besassen die Belemniten eine innere gekammerte 
Kegel- föürmige Schaale, Alveole genannt, welche in dem 
kalkigen Kegel stack und nach ihrer Bildung viele Ähnlich- 
keit mit den Nautilen und Orthoceratiten zeigt. Sie 
ist durch dünne Queer- Wände von gleicher Beschaffenheit 
mit ihr selbst in eine Reihe von Kammern getheilt, wie 
wenn ein Stoss von unten nach oben an Grösse abnehmen- 
der Uhrgläser aufeinander läge. Die @ueer- Wände sind 
Aussen konkav und von einem zusammenhängenden Siphon 
auf der unteren oder Bauch - Seite durchbohrt. 

Seit einigen Jahren hat man im Lias von Zyme Re- 
g?s Horn -artige, dünne Konchylien (Sepioteuthis) in 
Verbindung mit den Dintensäcken eines fossilen Loligo 
gefunden, — so wie analoge Dintensäcke in Verbindung mit 
den dortigen Belemniten. Einige dieser Dintensäcke sind 
fast 1 Fuss lang und zeigen, dass das Thier, von dem sie 
stammen, zu einer sehr ansehnlichen Grösse gelangt seyn 
musste, ' 

Im Jahr 1829 theilte ich der geologischen Sozietät in 
London eine Notiz über die wahrscheinliche Verbindung 
der Belemniten mit gewissen fossilen Dintensäcken mit, 
welche, von einem glänzenden Perlmutter umgeben, im Lias 
von Zyme RBegis vorkommen (Philos. Magaz. N. 8. 1829, 
?. 388), und liess zu gleicher Zeit Zeichnungen einiger 
fossilen Stücke fertigen, die mich veranlasst, diese Dintensäcke 
von den Cephalopoden herzuleiten, welche auch die Belem- 
niten gebildet haben. Ich habe sie damals nicht weiter be- 
kannt gemacht, in der Hoffnung, den gewissen Beleg dafür bald 
in irgend einem Handstücke zu finden, worauf der Dinten- 
Sack noch mit den Belemniten verbunden wäre, und diesen 


A 


Beleg habe ich endlich durch Herrn Prof. Acassız*) erhal- 
ten, weleher im Oktober 1834 im Kabinete der Miss Pauur- 
pors zu Lyme Regis zwei wichtige und die Frage ent- 
scheidende Exemplare entdeckte, an welchen beiden der 
Dintensack noch in der vorderen Hornscheide eines voll- 
kommenen Belemniten steekt; und von nun an können wir 
mit Zuverlässigkeit alle Belemniten - Arten in ein Geschlecht 
in der Klasse der Cephalopoden verweisen, für welches ich 
mit Acassız den Namen Belemnosepia vorschlagen 
möchte. f 

Von Bramviırze hatte zwar nie einen Belemniten mit 
vorderer Kegel-förmiger Hornscheide gesehen, aber gleich- 
wohl aus der Analogie anderer gekammerten Konchylien auf 
einen ähnlichen Theil bei den Belemniten geschlossen. Die 
Gediegenheit seines Urtheils ist daher dureh die Entdeckung 
der erwähnten Exempläre bestätigt worden. 

Graf Münster hat sehr vollständige Belemniten von 
Solenkofen: abgebildet (A. Bous Memoir. geolog. 1832, TI, 
pl. IV, Fig. I, 2, 3, 15, 16) — an deren einigen die 
Forn der vorderen Horn- Scheide in einer Länge, welche 
der der Kalkscheide des Belemniten gleich kommt, erhalten 
ist, aber in keinem von ihnen sieht man eine Spur: von 
Dintenbeuteln. H. v. Meyer hat jedoch in seinen Palaeo- 
logiea eine Notiz über einen : solchen Dintensack mitge- 
theilt, der einem Belemniten aus dem Lias von Banz an- 
gehörte, **) | 

Die Thatsache, dass die Belemniten mit einem so 
grossen Dinten-Behälter versehen gewesen, macht es a priori 
wahrscheinlich, dass diese Thiere keine äussere Schaale be- 
sassen; denn die nackten Cephalopoden allein (so viel wir 
bis jezt wissen) sind mit einem solchen Organe versehen, 


das ihnen in gewisser Weise die Schaale ersetzen, sie gegen 


*) Vergl. Jahrb. 1835, S. 168, 

**) Vergl. auch über Loligo-Arten mit Dintenbeuteln Rürrrrz Solen- 
hof. Versteinerungen; — von Zıeren, Verstein. Würtembergs 
8.34, Taf. XXV, Fg.4—10, Tf. XXXVIL, Fg, 1; v. Münster u. A. 


Sn 


ihre Feinde schützen muss.*) Nie aber hat man Dinte 
in einer Ammoniten- oder Nautilen - Schaale ‘gefunden ; hätte 
diese Substanz je bei Thieren existirt, welche die letzte 
Kammer dieser Schaalen bewohnten, so würde man in den 
Lias - Schichten von Zyme Regis die so ganz mit den letz- 
teren angefüllt sind, sicher schon Spuren davon entdeckt 
haben, wie man dort die Dintensäcke der nackten Cephalo- 
poden so schön erhalten gefunden hat. 

| Die junge, noch in ihrem Eye eingeschlossene Sepia 
officinalis führt schon einen mit Dinte angefüllten Sack 
mit sich für die Zeit, wo sie das Ey verlassen wird, und 
dieser Sack ist mit einer Perlmutter-glänzenden Hülle um- 
geben, ähnlich demjenigen, was man an einigen inneren 
“ Häuten vieler Fische sieht. 

Die gekammerte Schaale des Belemniten zeigt uns, 
wenn wir sie mit der des Nautilus und anderen Geschlech- 
tern vielkammeriger Konchylien vergleichen, eine fast voll- 
ständige Übereinstimmung zwischen ihren wichtigern Theilen. 

Man kennt bereits 88 Belemniten- Arten, und die unge- 
heure Menge ihrer Reste fast in allen Schichten von dem 
Anfange des Lias an bis zum Ende der Kreide beweiset, 
dass dieselben einst in grosser Verbreitung und Individuen- 
Zahl vorgekommen seyn müssen. 

‚ Bedenkt man, dass in diesen zwei grossen geologischen 
Formationen die noch zahlreichere Familie der Ammoniten, 
mit den Belemniten von gleicher geologischer Ausdehnung, 
zusammengesetztere und vollkommenere Organe als die Ar- 
ten der geringen Anzahl von Cephalopoden - Geschlechtern 
besassen, welche heut zu Tage noch existiren, so muss man 
zugeben, dass diese untergegangenen Familien eine grössere 
Verbreitung besessen und wichtigere Verrichtungen unter 
den Bewohnern der ehemaligen Meere hatten, als jetzt die 
‘kleine Anzahl ihrer noch lebenden Repräsentanten. 


*) Bekanntlich findet man auch fossile Sepie mit den Rhyncholi- 
then im Muschelkalk. die ebenfalls von PRCUE BRREVen herstam- 
men dürften. Br. 


. Über 
die geognostischen Verhältnisse 
m der | 
Gegend um Rodna 
| in 
Siebenbürgen, 
> von 


Herrn Fr. TamnAau jun. 
in Berlin. 


—l 


Als ich mich im Jahr 1824 längere Zeit in Siebenbürgen auf- 
hielt, um die Goldbergwerke in der Umgegend von Zalathna 
in Augenschein zu nehmen, wollte ich auch die interessanten 
Bleibergwerke von Kirlibaba in der Bukowina und von Rodna 
an den Grenzen der Marmarös besuchen, weil dieselben bis 
dahin wohl wegen ihrer sehr grossen Entfernung äusserst 
wenig bekannt waren. Ich ging demnach von Zalathna 
nach Karlsburg, und von hier aus immer an dem Ufer der 
Marös hinauf über Enged, Pel Vinez und Maros Vasarhely 
nach Regen. Hier verliess ich die Marös, die, bei Karisburg 
ein mächtiger Strom, hier nur noch ein unbedeutender Fluss 
ist, und ging über Batos nach Bistritz. Die Gegend um 
Marös Vasarhely und Regen ist flach und eben, fängt jedoch 
hinter diesem Ort an sich zu erheben, ‘und man findet bei 
Batös die ersten Spuren jener mächtigen Trachyt- und Ba- 


a 
salt- Erhebung, die sich längs der Grenze der Moldau und 


Stebenbürgens fortzieht. Diese Formation bildet weiter nörd- 
lich das Grenzgebirge zwischen der Bukowina und Sieben- 
bürgen, und hängt weiter südlich ohne Zweifel mit den Ba- 
salten und mit dem berühmten Schwefelberge der Umgegend 
von Kronstadt zusammen. Wie man mich versicherte, sollen 
sich östlich und südöstlich von Balos und Regen, an der 
Grenze der Moldau, mehrere Punkte befinden, an denen 
Schwefel, — wahrscheinlich auf dieselbe Art wie bei Kron- 
stadt — in so grosser Menge vorkommt, dass die Bauern 
ihn einsammeln, um ihn als Handelsartikel zu benutzen. — 
In wie fern sich ein Zusammenhang nachweisen liesse zwi- 
schen dieser Formation und den Gold- und Silber-halten- 
den Porphyren der Gegend von Zalathna, Offenbanya, Vo- 
röspatack und Abrndbanya, und den Basaltkuppen derselben 
Gegend, — das muss dahingestellt bleiben, bis genauere 
Untersuchungen mehr Licht über die Verhältnisse beider 
Erhebungen verbreiten werden. — Leider erlaubte mir 
meine Zeit damals nur eine sehr flüchtige Durchreise dureh 
diese Gegenden, und wie schwer es unter solchen Umstän- 
den ist, sich eine auch nur einigermassen klare und sichere 
Einsicht in die geognostischen Verhältnisse eines noch gar 
nieht. oder noch wenig bekannten Landes zu verschaffen, 
das. wird jeder zu würdigen wissen, der sieh in einer: ähn- 
lichen Lage befand, 
Von .Bistritz führt eine schöne ERBEN, über das Gebirge 
nach 7'schernowicz in der Bukomwina. Ich folgte dieser Strasse 
über Jad, Borgo, durch den Zajo Borgo, über Jehasa und 
Pojana Stampi bis Jacoben? durch“wilde, unfruchtbare Ge- 
genden , über nackte Berggipfel und durch unübersehbare 
Fichtenwälder. In dem Passe Borgo ist die Wasserscheide 
zwischen der westlichen  Bistritz, die bei Bethlen in (die 
Szamos und mit dieser in die Theiss fällt, und der östlichen 
goldenen Bistritz, die ihre Gewässer der Moldaws und spä- 
ter dem Pruth zuführt. Die westliche Bistritz enthält fast 
nur Gerölle des Urgebirges, besonders @uarz, weniger Gneiss 


a SR 


und Glimmerschiefer, aber fast keine Gerölle der vulkani- 
schen Formation. Die östliche goldene Bistritz enthält im 
Gegentheil in ihren Geröllen sehr vide vulkanische Massen 
und verhältnissmässig viel weniger Kiesel und Glimmer- 
schiefer. Wenn man sich von Bistrez aus dem Gebirge 
nähert, so trifft man zuerst in der Umgigend von Jad einen 
rothen, schiefrigen, thonigen, viel Eiseioxyd enthaltenden 
Sandstein, durch die spätere vulkanische Irhebung zu einem 
Winkel von etwa 45° geschichtet. Weiterhin gegen .Borgo 
zu erscheint in grossen Erstreckungen jeres thonige, viel 
Eisenoxyd enthaltende und davon rothgefärhte Bindemittel, 
in dem kleine Augit- Krystalle in grosser Aızahl zerstreut 
liegen. Diese Masse gleicht vollkommen den \ekannten bei 
Bovislaw im böhmischen Mittelgebirge unweit Töpktiz vor- 
kommenden, nur dass an letzterem Orte die Augit-Krystalle 
ungleich grösser sind als bei Zorgo. Von Borgo bis Jehuza 
trifft man, mit Ausnahme des wirklichen Basalt cie eigent- 
lichen vulkanischen Felsarten, namentlich einen bräunlich- 
grünen Trachyt mit sehr vielen deutlichen Augit -Krystallen. 
Diese Augit - Krystalle zeigen das sonderbare Phänomen, 
welches @. Rose an ähnlichen Krystallen im Ural beobach- 
tet hat; sie haben nämlich die Krystallform des Augits und 
die Blätterdurchgänge der Hornblende. — In der Umgegend 
vonJehuza hören die vulkanischen Massen auf; es erscheint 
Thonschiefer und weiterhin, bei Dorna Kandreni, das ei- 
gentliche Urgebirge dieser Gegend, der Glimmerschiefer und 
Gneiss, der sich nach Jacoben? und Kirlibaba hin erstreckt. 

Ich habe nicht Gelegenheit gehabt, auf diesem Wege 
die Grenze zwischen dem Trachyt und dem Thonschiefer 
oder dem Glimmerschiefer zu sehen, und mithin nicht die 
Veränderungen beobachten können, die der durchbrechende 
Körper auf den durchbrochenen ohne Zweifel ausgeübt hat. 
Wie man mich indessen versichert, hat man im Innern des 
Gebirges häufig Gelegenheit, die Grenzedes Trachyts ent- 
blöst zu sehen. Doch will man ihn ‘niemals in Berührung 
mit dem Thonschiefer oder mit dem Gimmerschiefer gese- 


— BA — 


hen, sondern immer zwischen beiden ein mehr oder minder 
mächtiges Lager von Kalk bemerkt haben. Ich habe 
diess nicht gesehen, sondern erzähle es nach Hörensagen, 
wie es mir von dei Bergbeamten jener Gegend  mitge- 
theilt worden ist, die übrigens bei den häufigen Schür- 
fungen wohl Geleg:nheit hatten, diese Verhältnisse zu be- 
obachten, | 73 

Um Jacobeni herum liegen die verschiedenen Bergwerke 
dieser Gegend, namentlich die Kupfergruben von Posahonita, 
das Bleibergwerk von Kırlibaba und die Eisengruben von 
Tundi Moldouws, Valestina, Corna u. s. w. Die Gebirge 
‚dieser Gegenden bestehen gänzlich aus Glimmerschiefer, der 
zuweilen von Kalk bedeckt wird. Jene Erz - Lagerstätten 
bilden jede:zeit Lager im Glimmerschiefer selbst, niemals 
auf den Grenzen, auf der Scheidung zwischen dem Glim- 
merschiefsr und dem Kalk, wie diess in anderen Gegenden, 
namentlich im Bannat der Fall ist. — In Posahonita bebaut 
man ein mächtiges Lager von Kupferkies mit wenigem bei- 
gemengceem Buntkupfererz. Das Blei von Kirkbaba wird 
aus einem mächtigen Stockwerk von Bleiglanz, der mit sehr 
vielem Spatheisenstein vermischt ist, gewonnen; in den obe- 
ren Teufen dieses Bergwerkes kommen sehr niedliche kleine 
Krystalle von Weissbleierz und von Vitriolbleierz vor. Die 
Eisengruben liefern theils Spatheisenstein , theils einen ro- 
then. mulmigen Thoneisenstein. Das Gebirge verflächt sich 
von hier aus immer mehr und mehr gegen Südosten nach 
den Grenzen der Moldav zu, bis es sich endlich in den grossen 
Ebener dieser Provinz verliert. — Der Glimmerschiefer der 
Gegend von Jacobene soll nach der Richtung des schwarzen 
Meeres zu bald einem bituminösen Mergelschiefer Platz ma- 
chen und dieser endlich von einer ganz jungen Sandstein- 
Formation bedeckt werden, die hier das üäusserste Vorge- 
birge ausmacht. — Die Ablagerungen von Eisenstein , die 
grösstentheils seh mächtig sind, soll man in einer unenter- 
brochenen Kette von den Ufern des schwarzen Meeres, 


durch die Moldau die Bukowina und durch Gullsien bis 


Fi A 


nach ‚Schlesien verfolgen können in einer Richtung, . die fast 
vollkommen dem Hauptstamm der Karpathen parallel läuft. 

Es war meine Absicht, von Jacobent aus entweder 
"durch den Pass Rodra oder durch den Pass Kukuraza nach 
dem berühmten Bergwerk Rodna zu gelangen. Beide Wege 
wurden von meiner Karte angegeben, waren aber dort gänz- 
lich unbekannt, und ich musste demnach auf derselben Strasse, 
die ich gekommen war, bis nach Jad zurück gehen. Von 
hier überschritt ich einen nicht ganz unbedeutenden Gebirgs- 
rücken und gelangte so bei dem kleinen Dorfe Zavamıka in 
das weite Thal der Nag? Szamos, welches sich von hier 
nach Rodna uud noch weiter hinauf zieht. Der Bergrücken 
besteht ganz aus dem eben angeführten rothen schiefrigen 
Sandstein. Der kleine Bach, der sich bei Zavamıka mit 
der Nagy Szamos vereinigt, enthält ausser Geröllen des 
ebengenannten Sandsteins ungeheure Blöcke eines grauen 
Porphyrs mit sehr deutlichen kleinen Feldspath - Krystallen 
und wenigem Quarz. 

Auch im Thal der Nagy Szamos, deren Gerölle aus 
Quarz, Gneiss und wenigem Porphyr bestehen, herrscht 
der rothe Sandstein vor, verliert sich indessen schon vor $%. 
Georgi, wo der Glimmerschiefer das Daseyn des Urgebir- 
ges bekundet. 

Bevor man Rodna erreicht hat, wird man durch einen 
höchst ungewöhnlichen und sonderbaren Anblick überrascht. 
Mitten in dem weiten Thal der Nagy Szamos entspringt 
nämlich eine eigenthünliche Mineralquelle, in der dortigen 
Gegend weit und breit unter dem Namen des Rodnaer Sauer- 
brunnens bekannt. Diese Quelle setzt in sehr bedeutender 
Menge kohlensauren Kalk ab, und. es hat sich durch den 
regelmässigen und gleiehförmigen Abfluss der Quelle ein 
ganz bedeutender, kegelförmiger Berg rund um diese Quelle 
gebildet, der aus dem reinsten Kalksinter besteht. Die 
Quelle entspringt mithin nicht mehr in der Ebene, sondern 
auf der Spitze dieses Kegels, und letzterer wird fortdauernd 
durch das immerwährende Absetzen von Kalksinter ver- 


grössert. Ob diese @uelle ihren Ursprung in irgend einem 
bedeutenden Kalklager hat, das vielleicht dem Urgebirge 
aufgelagert wäre, welches die Wand des Thales ausmacht, 
oder ob, wie der Carlsbader Sprudel, diese Quelle aus den 
tieferen Orten unseres Erdkörpers entspringen mag, — muss 
ich dahingestellt seyn lassen. Jedenfalls erscheint sie als 
ein höchst interressantes und sehr zu beachtendes Phäno- 
men, und nur die eben erwähnte Carlsbader Quelle dürfte 
in Betreff der Quantität des abgesetzten Kalkes mit ihr zu 
vergleichen seyn. — 


Ü b er 
einen als Hüttenprodukt entdeckten Felsit, 


Herrn Professor BREITHAUPT. ”) 


Hiezu Taf, II. Fg. 7. 


Das mir von dem Hrn. Bergrath Kitter FREIESLEBEN zur 
Untersuchung gegebene Mineral-ähnliche Hüttenprodukt ist 
ganz richtig von Herrn Gewerke - Probirer HEınE für einen 
Orthoklas angesprochen worden, wenn man mit diesem Na- 
men einen Körper bezeichnet, der, in das Genus der Fel- 
site (Feldspäthe) gehörend, die zwei wichtigsten Spaltungs- 
richtungen (P und M) unter 90° sich schneidend zeigt. 
Wir kennen aber von dieser Beschaffenheit bereits vier ver- 
schiedene Species, 1) den pegmatischen Felsit oder Pegma- 
tolith (gemeiner Feldspath), 2) den adularen Felsit oder 
Adular, beide von mir näher bestimmt, 3) den ryakonen 
Felsit oder Ryakolith (ein Theil des sogenannten glasigen 
Feldspaths) und 4) einen andern noch nicht näher benann- 
ten Theil des glasigen Feldspaths, diese beide vom Herrn 
Professor G: Ross näher bestimmt. An diese vier Körper 


”) Aus einem von Herrn Prof. Brrıtuaurr an Herrm Berg- Probirer 
HEINE unter dem 30. Oktober 1834 erlassenen Schreiben durch letz- 
teren zum Abdrucke im Jahrbuche mitgetheilt. ° Das, was sonst 
über die so interessaute als wichtige Entdeckung zu Sangerhau- 
sen verhaudcelt worden, ist unsern Lesern bekannt. D,.R, 


ar 


schliesst sich das Hüttenprodukt, welches ich hier beschrei- 
‘ ben werde, an. 

Glasglanz, auf der vollkommenen Spaltungsrichtung 
zuweilen in Perlmutterglanz übergehend. 

Farbe, blassviolblau. 

Durchsichtig bis durehscheinend. 

Nur krystallisirt als hemidomatisches Diplo- 
prisma, in die normal tetartoödrische Ab- 
theilung des rhombischen Systems gehörend. Die 
Kombinazion zeigt (Fig. 7 auf Taf. II): 


P= —P 00, d. i. das hintere primäre Doma zur 


Makrodigonale, 
M=- XP &, d. i. das brachydiagonale Flächenpaar, 


T=n:+ @0P,d.i. das rechte vordere (linke hin- 
‘tere) Hemiprisma, 
Iı=+&P \_,d.i. das linke vordere (rechte hin- 


tere) Hemiprisma. 


Der Leser sieht den Krystall von hinten, und es waren 
die hier zu sehenden Flächen, deren Neigung ich vor dem 
Reflexions - Goniometer gemessen habe: | 

ı)P auf M= 9° © 
ee 57 
3))P — T = 111° 34 
4M — I — 1190 99 
SET 1 2 ug 
6$)$T — M = 120% 5* 
Von diesen Winkeln ist nur der sechste * berechnet, 


die übrigen sämmtlich gemessen. Der erste, zweite und 
vierte Winkel sind gut, die zwei andern approximativ be- 
stimmt. Von sieben Krystallen, die ich ummessen habe, 
konnte ich nur den einen gebrauchen, weil die Flächen gar 
zu wenig reine Ebenen zeigten, zarte Rundungen auf der 
terminalen Fläche und Streifungen auf den lateralen Flächen 
gaben schlechte Resultate. Indessen liess sich P auf M in 
vollkommener Spaltungsgestalt unter 90° gleichmässig mit 


dem guten Krystalle, finden. Das Prisma zeigte sich in je- 
dem Krystalle unsymmetrisch. 

Die hemidomatische Spaltungsrichtung P ist höchst 
vollkommen, die brachydiagonale M fast eben so deut- 
lich, die hemiprismatische nach T undeutlich bis Spuren. 
Es kommt auch muschliger Bruch vor. 

Die Härte = 71 bis 8 meiner Skale. 

Das spezifische Gewicht = 2,541 von einer frei- 
lich sehr kleinen Quantität. 

Dieser gewiss recht interessante Körper nähert sich 
den Winkeln nach am meisten, dem Ryakolith, der Härte 
und dem Gewichte nach aber dem Pegmatolith, Wenn man 
auch in der Wissenschaft noch nicht dahin vorgerückt ist, 
dergleichen Produkte in das Mineral - System aufzunehmen, 
so halte ich doch für gut, sie wenigstens, wo sie etwas 
Besonderes sind, zu benennen, und für diesen Mineral - ähn- 
lichen Körper des Ofenschachtes schlage ich den Namen 


Kaminolith, zu deutsch Ofenstein, vor. 


Jahrgang 1836. 4 


* 


Briefwechsel. 


._,—— 


Mittheilungen, an den Geheimenrath v. LEONHARD 
| gerichtet. 


München ,„ 25. November 1835. 


’ 

Im vierten Hefte des Neuen Jahrbuches der Mineralogie für 1835 
las ich den von Herrn Russeeger in Böckstein ausgesprochenen Wunsch, 
über die sogenannten Rinner etwas Näheres zu erfahren, welche ein 
besonderes Vorkommen in dem Fahlerz- führenden Kalkstein Tyrols dar- 
bieten sollen. 

Da die Grubengebäude um Schwatz, in welchen dieses — allerdings 
merkwürdige — Erz - Vorkommen allein getroffen wurde, bereits gänz- 
lich aufgelassen sind, sohin neue Beobachtungen nicht mehr angestellt 
werden können, so dürften Herrn Russescer vielleicht die wenigen 
Nachrichten nicht unwillkommen seyn,*die ich in meinen Notizen über 
den Tyroler Bergbau aufgezeichnet finde. Ich sage, die wenigen Nach- 
richten, — denn vor 28 Jahren, wo ich in Tyrol war, stund kein soge- 
nannter Rinner mehr in Abbau, und ich konnte ihre Eigenschaften 
nur mehr aus ihren leeren Räumen, aus einzelnen zurückgelassenen Spu- 
ren ihrer Erzführung, und aus Fragen, an alte Steiger und Bergleute 
gestellt und von ihnen so gut als möglich beantwortet, beurtheilen. 

So manchfaltig die Abänderungen des Kalksteines sind, in welchem 
— im Innthal, von Schwatz in östlicher Richtung bis unterhalb Rat- 
tenberg — die vormals so ausgedehnten, und sich so lohnenden Berg- 
baue getrieben wurden: so manchfaltig sind auch die Kupfererze, die 
dieses mächtige Lager einschloss, und eben so verschieden ist auch die 
Art des Erz- Vorkommens, ? 

Ohne hier ins Specielle einzugehen, was dieser brieflichen Mitthei- 
lung eine zu grosse Ausdehnung geben würde, will ich hier gleich die 
sogenannten Rinner behandeln. 


ann 


In den Gruben des Kalksteines, meist in der mittlen Höhe des 
Berges über der Ebensohle des Thales, und zwar in jener Abänderung 
des Kalksteines, die sich durch dunkelgraue Farbe, splittrigen Bruch, 
grosse Festigkeit und dadurch auszeichnet, dass sie keine Schichtung, 
sondern nur Klüfte nach allen Richtungen dem Beobachter darbietet, 
rogen sich prismatische Räume, nach keiner horizontalen Richtung über 
ı Lachter messend, 50 bis 100 und mehr Lachter seiger oder fast sei- 
ger in die Teufe. Nur Fahlerz - führend waren diese Räume, und die 
Erze kamen eingesprengt, in Schnürchen und in mehr und minder 
grossen Nestern vor; stets aber war die Reichhältigkeit der Erzführung 
so gross, dass das Treffen einer solchen Lagerstätte — eines Rinners 
— stets als ein ausgezeichneter Bergsegen betrachtet wurde. Um so 
erfreulicher wurde ein solches Auffinden, als keine Spur im Gebirge 
einen Wegweiser dahin gab, sondern reiner Zufall sie — diese über- 
haupt sehr seltenen Erscheinungen — treffen liess. 

Ausserhalb der kleinen Grenzen der Erzführung verloren sich auch 

schnell wieder alle Spuren von Erzen, ohne dass im Gesteine selbst 
irgend eine Veränderung eingetreten wäre. Diese Rinner boten keine 
andere Erscheinung dar, als dass in einem kleinen Raume die Erze 
sich anhäuften, während in dem zunächst angrenzenden Gesteine kaum 
schwache Spuren von Erzen sich zeigten. Diese waren auch nie von 
anderen Erz- oder Gesteins-Arten begleitet, bildeten keine Drusen , und 
bewirkten auch nicht die mindeste Veränderung des sie unmittelbar be- 
rührenden Kalksteins, mit welchem sie durchaus vollständig verwachsen 
waren. 


Freiherr von GUMPPENBERG. 


Bern, 4. Oktober 1835. 


Ich glaube auf Ihren, kurz ‘vor meiner Abreise erhaltenen, Brief 
noch nicht geantwortet zu haben, jedenfalls will ich Ihnen meine glück- 
liche Rückkehr und Einiges über die Resultate meiner Reise berichten, 
die leider nicht so glücklich gewesen ist, als ich mir versprochen hatte, 
In Zürich schloss Escher sich mir an und blieb während der ganzen 
Zeit ein sehr werther und thätiger Reisegefährte. Gleich am dritten Tage 
aber nahm die bisher so konstant herrliche Witterung einen entgegen- 
gesetzten Charakter an. Der Regen hinderte uns am Vorrücken, zwang 
zu mehrtägigem Aufenthalt an den einsamsten Orten; dann kam Schnee, 
der ersehnte Vorbote besserer Tage, that aber des Guten so im Über- 
maase, dass alle höheren Punkte, die gerade die wichtigsten Aufschlüsse 
geben sollten , tief bedeckt wurden. Wir rückten über den Bernina 
bis ins Velllin vor; aber die Untersuchung der Bergamasker Gebirge 
musste aufgegeben werden. In dem Malenker-Thal, nördlich von Sun- 
drio, hatte ich beim Besuch der Lavez-Steinbrüche überdiess das Unglück, 

43 


Sa, rin 


mir ein Schienbein zu quetschen, und, obgleich ich noch etwa acht 
Tage damit herumlief, so wurde die Wunde doch zuletzt so schlimm, 
dass mir in Chiavenna nichts übrig blieb, als mich in den Wagen zu 
setzen und, nach einer Reise von vier Wochen, zurückzukehren, Ganz 
fruchtlos ist indess die Untersuchung nicht geblieben. Ich zweifle zwar, 
dass ich es wagen dürfte, jetzt schon an eine Monographie der Bündtner- 
Gebirge zu geben, vielleicht aber beschränke ich mich auf die kleinere 
Partie von Davos, und von diesen sind wir nun im Stande, sowohl die 
Topographie, als das Geologische ziemlich vollständig zu liefern. Was 
das übrige Bündien darbietet, ist meist Wiederholung jener Verhältnisse, 
die, wenn schon anderwärts, wie im Ural, in Schottland, bei Christiania 
beobachtet, doch für die Alpen ganz neu sind, und Bündten als eine 
Ausnahme ven dem übrigen alpinischen Charakter erscheinen lassen. 
Was man sich etwa in unseren Berner- Alpen abstrahirt haben möchte, 
ist in jenen Gegenden rein verloren: man muss vun Vorn anfangen und 
sich nach ganz anderen Analogie’n umsehen ; doch meine ich dess#egen 
nicht, dass mit der Zeit nicht auch von da aus ein helleres Licht sich 
über das grosse Ganze verbreiten könne. Einstweilen aber überzeuge 
ich mich immer mehr, dass wir noch lange nicht an eine Theorie der 
Alpenkette und ähnlicher Gebirge denken dürfen, und dass alle diese 
Versuche, wenn auch noch so geistvoll durchgeführt und von grossen 
Namen unterstützt, unsern Nachfolgern nicht anders vorkommen wer- 
den, als uns nun die Systeme von Burron, De Lvc u. s. w., und das 
wichtigste Ergebniss unserer Reise ist wohl, dass wir nun (Escher’x be- 
sonders kommt diess Verdienst zu) in dem Kalk der Bündtner-Gebirge, 
der an vielen Stellen zu Dolomit oder weissem Marmor wird, an vielen 
auch von Glimmerschiefer, Gneiss, Amphibolith etc. bedeckt erscheint, 
untrügliche organische Überreste gefunden haben, besonders Pentacriniten; 
dass ferner der Bündtner - Schiefer, der sich bald als Glimmerschiefer, 
Talk-, Chloritschiefer, bald wieder als Thon - und Mergelschiefer zeigt, 
und in allen diesen Abänderungen unter sich wechselt, fast überall, wo 
er in letzterer Gestalt auftritt, Fueoiden, dem Fuc. intricatus nahe 
stehend, wenn nicht damit identisch, enthält, und sich hiedurch als der- 
selbe Schiefer erweist, der in Glarus und der mittleren Schweitz in 
genauester Verbindung mit Nummulitenkalk und Grünsandbildungen steht. 
Es scheint hieraus hervorzugehen, dass wir alle Gesteine zwischen 
Appenzell und dem Engadin, wenn nicht bis ins Veltlin hinein, als 
ein umgewandeltes Kreidegebirge zu betrachten haben, so unverdaulich 
auch die Anlagerung von Gheiss, Hornblende - Gestein, Granit u. s. w. 
uns erscheinen mag. — Über die hieher gehörende Frage von Freund 
Bronn, ob das Vorkommen von Kreidepetrefakten in den Sentis-Gebirger. 
etwas Neues sey, glaube ich Ihnen schon geschrieben zu hahen, wenig- 
stens meine ich mich einer Mittheilung zu erinnern über Turrilites 
Bergeri und Ostrea carinata oder nahestehende Petrefakten, die 
wir vor einiger Zeit von daher erhalten hatten. Im Jahre 1830 hatte 
ich diese Gegenden ebenfalls besucht, und in einer Notiz, die Boux ins 


"Bulletin, wenn ich nicht irre, einrücken liess, auch in einem Briefe an 
Sie, der in dem Jahrbuche. 4831 steht, bekannt gemacht, dass der grös- 
sere: Theil der Si. Galler - und Appenzeiler- Gebirge der Kreide ange- 
höre. Dasselbe Resultat habe ich in meinem Buche wiederholt. Genaue 
Petrefakten-Bestimmungen fehlen indess noch und Bronx wird durch Be- 
kauntmachung der seinigen uns jedenfalls einen Dienst leisten; diese 
Bestimmungen werden neu seyn, nicht aber die Nachweisung der 
Kreide selbst. Grobkalk, d. h. eine ältere Tertiärformation als die Molasse, 
kömmt in den Alpen, wenigstens in unseren Schweitzer - Alpen, wohl 
nicht vor, und alle die Bildungen, die, wie diejenigen der Diablerets, 
Grobkalk - Petrefakten zu enthalten scheinen, müssen nach meiner An- 
sicht noch zur Kreide gerechnet werden, indem der Fucoiden-Sandstein 
mit Belemniten und Fucus intricatus dieselben bedeckt, wie z. B. 
im Habkerenthale zu sehen ist, wo unter einer sehr mächtigen Decke 
von Fucoiden - Sandstein oder Maeigno theils Nummulitenkalk , theils 
Steinkohlenlager mit ealeinirten Petrefakten vorkonmen, die mit denje- 
nigen der Diablerets gewiss in die nämliche Formation gehören und 
wie diese den tertiären Charakter tragen, Ich habe dieselben ,' so weit 
ich sie bestimmen konnte, in meinem Buche aufgezählt. — Vor Kurzem 
haben wir eine sehr interessante Sendung von Petrefakten aus unserem 
Oberlande erhalten: aus der Gegend des Jochs zwischen Meiringen 
und Engelberg, Ammoniten, die mir, nach oberflächlicher Ansicht, Lias- 
Ammoniten zu seyn scheinen ; von Meiringen selbst vorzüglich schön 
und wohl erhaltene Inoceramen oder Catillen von etwa 2% Zoll 
Länge und 1% Zell Breite, leider nur aus einem Stück, das in ei- 
ner Mauer steckte; aus der Gegend von Gadmen endlich mehrere 
Stücke, die identisch sind mit Diablerets - Sachen, u a. die grosse 
Ampullaria, das grosse Cardium und ein Cerithium, das, so viel 
sich erkennen lässt, von EC. Diaboli nieht verschieden scheint. Von 
ebendaher besitze ich ferner Ammoniten , die mit denjenigen des’ Rath- 
thales übereinstimmen, d: h. dem unteren Oolith angehören. Sobald im 
nächsten Jahre die Witterung es gestattet, werde ich jene Gebirge be- 
reisen und die verschiedenen Fundorte besuehen. Vielleicht lassen sich 
an dieser Stelle meine bisherigen Untersuchungen im Berner Oberland 
mit denjenigen von Lusser in Verbindung setzen, vielleicht auch ge- 
winne ich bestimmtere Aufschlüsse über die Formationsfolge gerade des- 
jenigen Theiles unserer Gebirge, der mir bis jetzt, wegen Mangel an 
Petrefakten, am dunkelsten geblieben ist. 

Lyece ist auf seiner Durchreise wohl bei Ihnen gewesen. Ich 
habe seither zwei Briefe an ihm aus Bonn gehabt. Wie er mir schreibt, 
hat er sieh vorzüglich mit den Gegenden am Thunersee beschäftigt, 
ist aber nicht ganz ins Klare gekommen. Bei Unterseen will er Hippu- 
riten gefunden haben an einer Stelle, wo ich gewiss ‚oft vorbei gegan- 
gen. "Es ist nicht unmöglich; da man oft am wenigsten genau sieht, 
was immer vor der Thüre liegt; doch ist der dortige Kalk ganz ver- 

* schieden, wenn auch derselben Formation angehörend , von demjenigen, 


u. 


der sonst bei uns Hippuriten einschliesst. Übrigens scheint er, wie so 
viele andere, in den Alpen nichts sehen zu wollen, als Analogie mit 


der bereits bekannten Sedimentfolge und mit dieser einseitigen Rich- 
tung kann ich mich nimmermehr befreunden, so wichtig mir selbst auch 
die Formationsbestimmungen sind, doch will ich nicht nach Briefen ur- 

theilen, in denen er mir nur dasjenige mittheilte, worüber er Aufschluss 
wünscht. 


B. Stuper. 


Freiberg, 20. November 1835. 


Bei einer 2 der Porphyre des Tharandter Waldes fand 
ich einen recht auffallenden Beweis für die enorme Kraftäusserung, 
welche die Porplıyre bisweilen bei ihrem Hervorbrechen ausüben moch- 
ten. Am südlichen Rande des Tharandter Waldes bei Klein - Dorfhain 
tritt nämlich von dem Hauptdepot des Porphyrs eine gangartige Por- 
''phyr- Partie aus, die sich bei einer mittlen Mächtigkeit von etwa 800° 
an 9000’ weit verfolgen lässt; sie läuft in gekrümmter Linie der dor- 
tigen Grenze des Haupt-Depots ungefähr parallel, so dass zwischen ihr 
und der grossen Porphyrmasse ein Streifen des Gneissgebirges einge- 
schlossen ist, der bei etwa 8000 Fuss Länge eine anfängliche Breite von 
1300 F. hat, und sich zuletzt zwischen beiden Porphyr-Partie’n auskeilt, 
Diese Gneiss - Partie ist jedoch grösstentheils durch und durch zer- 
 trümmert, so dass ihr Gestein als eine Breccie erscheint, in welcher 
grössere Gneiss-Fragmente durch feineren Gneiss-Schutt verbunden sind. 
Im Thale des Serrenbaches, am dasigen Floss-Teiche und weiter abwärts, 
ist diese Breccie sehr schön entblöst; aber in der ganzen Ausdehnung 
der Gneiss-Partie vom Steinberge (zwischen Klingenberg und Dorfhain) 
bis zu ihrer Auskeilung, also in einer Länge von wenigstens 6000 Fuss 
bei einer mittlen Breite von 800 bis 900 Fuss, traf ich dieselbe Breceie, 


so dass sich ein Gueisskörper von fast 5 Millionen Quadratfuss Oberflä- 


chen - Ausdehnung im Zustande solcher Zermalmung befindet, 

Bei Gelegenheit einer geognostischen Revisions-Reise im Obergebirge 
beobachtete ich am Schiebenberger Basaltberge einige Verhältnisse, die 
man früher zum Theil übersehen zu haben scheint. Dieser Berg be- 
steht nämlich aus zwei Theilen, man könnte sagen aus zwei Bergen, 
die, obwohl miteinander zusammenhängend, dennoch in ihren Lagerungs- 
und Struktur-Verhältnissen eine sehr auffallende Verschiedenheit zeigen. 
Der südliche Berg ist niedriger, liegt unmittelbar auf Glimmer- 
schiefer und zeigt kleine, meist nur Fuss-, selten bis. Ellen- dicke 
Basaltsäulen, die nach sehr verschiedenen Richtungen liegen 
und bisweilen nur wenig gegen den Horizont geneigt sind. Der nörd- 
liche, durch eine flache kleine Stelle abgesonderte Berg ist höher, 
liegt in seiner ganzen Ausdehnung auf den so viel besprochenen hori- 
zontalenGrus-,Sand- und Thon-Massen, und besteht aus sehr 


A um 


grossen, 2 bis 4 Ellen starken Basaltsäulen , welche durchgängig 
vertikal stehen. Die Sand- und Grus-Ablagerung keilt sich am süd- 
lichen Ende dieses Berges aus, während sie an seinem nördlichen Ende 
unter den Thurm-hohen Basaltsäulen an 50 Ellen mächtig seyn dürfte, 
Hier ist eine grosse Sandgrube angelegt, in welcher man eine, durch 
eine kaum sichtbare von O. nach W. laufende Kluft hervorgebrachte 
Verwerfung heobachten kann, in deren Folge sich das Hangende um 
3 Fuss herabgezogen hat, Ähnliche Niederziehungen mögen auch frü- 
her Statt gefunden haben, als die Sand- und Basalt-Massen noch weiter 
nach Norden fortsetzten , und daher dürfte vielleicht eine kleine Basalt- 
Terrasse zu erklären seyn, welche sich am nördlichen Fusse der Sand- 
Terrasse hinzieht und ein System von nah an einander schliessenden 
Basaltsäulen darstellt, daher man sie nicht mit den aus Blöcken und 
Kurzgeröll bestehenden Basalt-Terrassen verwechseln darf. Die Säulen 
dieser kleinen Terrasse sind jedoch nicht mehr vertikal, sondern sie 
lehnen sich mit 70° Neigung an den Fuss der oberen Sand - Terrasse ; 
auch muss unter ihnen noch etwas Sand und Grus liegen, wie dieses 
die Spuren einiger alten Versuche am Fusse der Basalt - Terrasse be- 
weisen; doch ist der Glimmerschiefer überall sehr nahe, Wahrschein- 
lich wurde der, einstmals weiter nach Norden reichende. Sand- und 
‘ Basalt-Berg bei der Thalbildung unterwaschen; der ganze vordere 
Rand des Berges rutschte herab, und da diess ziemlich gleichmässig 
erfolgte, so blieben die Basaltsäulen noch ziemlich in ihrem Zusammen- 
hange; doch musste sich das ganze System an die Dossirung des ste- 
hen gebliebenen Theiles der Sand - Terrasse anlehnen. Wir erkennen - 
hierin augenscheinlich die Art und Weise, wie die Zerstörung der Ba- 
Be auf dem ehemaligen Plateau des Erzgebirges erfolgt seyn mag. 


Cart Naumann, 


Mittheilungen, an Professor BRONN gerichtet. 


Frankfurt, 20. Oktober 1835. 


Bei der wichtigen Entdeckung des Herrn Prof. Asıssız an einer 
Versteinerung aus dem Lias von Lyme Regis in der Sammlung der 
Miss Prıweot, wonach Onychoteuthis prisca nichts anderes, als 
die vordere Verlängerung des Belemnites ovalis ist, und derselbe 
im Innern einen Dintenbeutel besitzt, dem der Sepia ähnlich, glaube 
ich in Erinnerung bringen zu dürfen, dass ich bereits im Sommer 1830 
an dem untern Ende eines Belemniten aus dem Lias der Gegend von 
Banz diese dem Dintensack der Sepie ähnliche Substanz beobachtete. 
(Vergl. meine Palaeologica $. 322, auch das Register verweiset auf 
diese Erscheinung). 


Pa 


Nach Zeichnungen, welche Professor BuckLann: zur Versammlung 
in Bonn mitbrachte, finden sich in dem Lias von Lyme Regis in Eng- 
länd Überreste ähnlicher innerer Schaalen Sepien-artiger Thiere von be- 
deutender Grösse, wie die, von denen ich eine Verwandte unter der 
Benennung Leptoteuthis (L. Gigas) aus dem sSolenhofer Kalk- 
schiefer beschrieb, und die sicherlich von Sepia oder Loligo 'gene- 
risch zu trennen ist. (Vergl. Museum Senkenbergianum I, S. 292). 

Ein würdiges Gegenstück zu dem fossilen vierstrahligen Cidari- 
ten, von welchem ich. Ihnen früher (Jahrb. 1835, S. 68) schrieb, ist 
mir seitdem in einem fossilen sechsstrahligen Gale riten bekannt gewor- 
den. Wie ersterer im Übrigen mit Cidarites coronatus überein- 
stimmt, so ist letzterer, abgesehen von seiner Sechsstrahligkeit, nach 
. der mir über denselben von Herrn Stem in Rostock, dem Besitzer 
dieser Seltenheit, und von Professor HeLmontm von BrücHEr zugekom- 
menen Abbildung und Beschreibung, dem Galerites albo-galerus 
zu vergleichen, 

Über meine Species foesiker Krebse kann ich Ihnen eine nachträg- 
liehe und zugleich berichtigende Mittheilung machen. Der Krebs Pem- 
phix Sueuri (vorher P. spinosa) herrscht nun nicht mehr ‚allein 
in der oberen Abtheilung des Muschelkalkes, dem sogenannten Kalk- 
stein von Friedrichshall, wie es anfangs schien, sondern ist jetzt- auch, 
nach einem kürzlich bei Bergrath Warcuner in Karlsruhe gesehenen 
schönen Exemplar, in dem Dolomitmergel bei Durlach gefunden, der die 
untere Abtheilung des Muschelkalkes bildet, und hier unmittelbar auf 
buntem Sandstein ruht. Aus diesem Dolomitmergel war mir bisher nur 
Pemphix Albertii von Horgen im Schwarzwald BI der noch 
nicht in Schichten darüber gefunden ist. 

Mein Makrouren - Genus Glyphea besteht nun aus folgenden fünf 
Species: Glyphea ventrosa, G. Regleyani (vorher G. vulga- 
ris), G. Münsteri (vorher G. speciosa), G. Dressieri und G. 
pustulosa. Von diesen kommen G. Regleyani, G. ventrosa und 
G.Münsteri im Terrain @ Chailles des Departements der Haute Saone, 
erstere am häufigsten, vor; G. Dressieri im Terrain @ Chailles bei 
Besancon, G. pustulosa dagegen im Bradfordthon von Bouzweiler 
(Bas-Rhin). Es ist bemerkenswerth , dass letztere Form aus dem Brad- 
fordthon weniger von den Species aus dem späteren Terrain & Chailles 
abweicht, als mehrere von diesen aus einer und derselben Zeit unter sich; 
hierin liegt wieder ein Beweis, wie wenig das relative Alter zum ! Maasstab 
des Grades von Abweichungen der fossilen Formen zu gebrauchen ist. 

Von dem Krebse Prosopon hebes bin ich nun im Stande, Ihnen 
den Fundort anzugeben; er rährt aus dem Unteroolith von Crune, De- 
partement de la Moselle her, während Prosopon tuberosum, im 
cretajurassischen Gebilde zu Boucherans im Jura - Departement gefun- 
den wurde, was zu bemerken nicht ohne Interesse seyn dürfte, 

Unser verehrter Freund VoLrz in Strasburg hat mir einen Crinoi- 
den zur Untersuchung mitgetheilt,, in welchem ich ein neues Genus er- 


PER: pe 


kannte, , Ich gab ihm den Namen Jsocrinites, und nannte die Species 
I. pendulus. Die Versteinerung besteht. in: dem Kelche mit etwas 
vom Stiel. Die Stielglieder sind Pentacriniten-artig, und auch mit 
quirlförmig. gestellten Hülfsarmen versehen. Der Kelch lässt sich zu- 
nächst mit Pentacrinites und Eucrinites vergleichen. Becken- 
glieder, die in Pentacrinites sich so deutlich vorfinden, und die in 
Enecrinites in einem zerlegten letzten Säulenglied bestehen , dessen 
Stücke grosse Ausdehnung erlangt-haben, konnte ich ‚keine wahrneh- 
men. Es besteht dagegen ein ungetheiltes Glied von der Form der 
Säulenglieder, nur auffallend grösser und etwas aufwärts gebogen, das 
man als den Repräsentanten des letzten Säulengliedes und des Beckens 
zusammen betrachten könnte; das letzte Säulenglied ist bekanntlich in 
Pentaecrinites auffallend klein. Während Pentacrinites und Enerinites 
zwei Reihen Rippenglieder besitzen, so enthält die neue Form nur eine 
Reihe, und diese Rippenglieder ragen nicht, wie in ‚Pentacrinites, spitz 
über die Säule herunter. Die Einreihigkeit der Rippenglieder erinnert 
an Comatula, die indess sonst einem ganz andern Typus folgt. In un- 
serer Form waren die Rippenglieder nicht, wie die der ersten Reihe: in 
Enerinites, zu einem Ringe verbunden , sondern getrennt, und konnten 
sich auseinander begeben, wie in Pentacrinites. Bei mehr geschlosse- 
nem Kelche berührten sich die Rippen-, Schulter- und ersten Arm-Glie- 
der an den Seiten , was Pentacrinites ganz zuwider läuft, und sich 
mehr Encrinites nähern würde, wo indess in diesem Fall nicht nur alle 
Armglieder, sondern sämmtliche Glieder des Kelches sich an den Seiten 
berühren. Auch das Schulterglied ist abweichend geformt; die 10 Arme 
‚sind paarig. Es besteht ‚nicht der Übergang der Glieder eines Armes 
in eine paarige Hand, ‘der Encrinites so merkwürdig macht, sondern 
es lenkt, wie bei Pentacrinites, in jeden Arm eine paarige Hand ein; 
in Pentacrinites gehen diese Hände bis zum Ende des Kelches, und 
an ihuen sitzen .in gewissen Abständen sogenannte Finger , woge- 
gen hier. keine solche Finger vorhanden sind, dafür aber auf jeder 
Hand, nach einer gewissen. Länge, wieder eine paarige Hand, so dass 
statt einer Reihe Hände mit Fingern, bloss paarige Hände, jedoch meh- 
rere Reihen anzunehmen sind; man bemerkt hier wenigstens drei Rei- 
hen ‚solcher paarigen Hände. . An allen diesen Händen sind die vier | 
ersten Glieder von den übrigen Gliedern verschieden, und so beschaffen, 
dass sie den Händen an diesen Stellen eine grössere Beweglichkeit ge- 
stattet haben werden. Im Sinne der einmal üblichen Nomenklatur habe 
ich diese Glieder Handwurzelglieder genannt; an Pentacrinites bemerkte 
ich nichts Ähnliches. Übrigens tragen Arme und Hände, wie Arme, 
Hände und Finger in Pentaerinites, Tentakeln. In Form und Zabl der 
Glieder, der Arme und Hände, so wie in andern Stücken bestehen Ab- 
weichungen von Pentacrinites und Encrinites, neben Eigenthümlichkei- 
ten; wie aus der Beschreibung und Abbildung zu ersehen seyn wird, 
die von mir in den M&moires de la soc. dhistoire naturelle de Stras- 
bowrg erscheint. Diese schöne Versteinerung rührt aus dem Calcaire 


u DE 


corallien der Gegend von Besangon, und befindet sich mit der oben er- 
wähnten Glyphea Dressieri in der Sammlung des Grafen DrsssıEr in 
Besancon. | x 

> Über die fossilen Nager der Tertiärablagerung von Öningen kann 
ich Ihnen vorläufig eine Mittheilung machen, aus der wieder deutlich 
hervorgehen wird, wie leicht Irrthümer sich zu befestigen suchen, und 
wie begründet das Misstrauen ist, dessen ich mich gegen manche frü- 
here Untersuchungen nicht erwehren kann. Hauptsächlich auf Kırc 
beruht die Annahme vom Vorkommen dreier verschiedener Nager-Gattun- 
gen in der Ablagerung des Schiefers von Öningen, wozu die Sanımlun- 
gen Lavater’s, ZIEGLER’S in Winterthur und des Meersburger Kabinets 
die Exemplare enthielten. Diese Nager sind die Hausmaus (Mus mus- 
culus), eine Haselmaus (Myoxus) in der Meersburger Sammlung, 
und ein Thier, das Gessner für ein Meerschweinchen bält, BLumensach 
für Scalpris, Karc für einen Iltiss; von mehreren Exemplaren die- 
ser Species existirt nach Cuvıer das vollständigste in der Karlsruher 
Naturaliensammlung, Die Hausmaus hat sich bereits als eine verstei- 
nerte Pflanzenwurzel herausgestellt; die Exemplare vom zweiten und 
dritten Thier -sind mit andern beträchtlichen Schätzen an Pflanzen und 
Insekten der Öninger Ablagerung aus der alten Meersburger Sammlung 
in die Sammlung in Carlisruhe gekommen und durch die Güte des Pro- 
fessor ALex. Braun ward ich in den Stand gesetzt, diese Stücke ge- 
nauer Untersuchung zu unterwerfen. Hiebei fand ich, dass die Ver- 
steinerung, welche der Errichtung des zweiten Nagers oder der Hasel- 
maus zum Grund liegt, eine künstliche Zusammensetzung aus nicht 
weniger als drei verschiedenen Stücken ist, von denen nur das mittle 
Stück einige Aufmerksamkeit verdient, das aber ein Stück aus des 
Rumpfes Mitte von dem gleich zu erwähnenden dritten Nager ist; die 
beiden andern Stücke rühren von Fischen her. Auf diese Weise löst 
sich also auch der zweite Nager von Öningen, die vermeintliche Hasel- 
maus, auf. Der dritte Nager endlich‘ ist kein Iltiss, wofür ihn 
Kıre nahm, sondern ein wirklicher Nager, wie Andere mit Cuvıer be- 
haupteten, aber weder Ondatra, noch Anoema, wofür ihn zuletzt 
Könıe in London erklärte. Beim Entblössen der Füsse und Schneide- 
zähne fand ich die Hinterfüsse vierzehig und alle Anzeigen für die 
Fünfzehigkeit der Vorderfüsse, während in Anoema die Füsse hinten 
nur drei und vorn nur vier Zehen besitzen. Das fossile Thier wird 
biedurch den Hasen-artigen Thieren verwandt, wofür eine Bestätigung 
in dem kleinen Schneidezähnchen liegt, das mir im Oberkiefer hinter 
dem grossen Schneidezahn zu entblössen gelang. Das übrige Skelett 
widerspricht so sehr der Struktur des eigentlichen Hasen, als es sich 
für Lagomys (Hasenmaus) entscheidet. Da das aus der LavaArer’- 
schen Sammlung ins Brittische Museum gekommene Exemplar derselben 
Species seyn soll, der das Carlsruher Exemplar angehört, so wird je- 
nes wohl auch nicht Anoema, sondern Lagomys seyn, was zu ent- 
scheiden ich Acassız bei seiner Anwesenheit in London gebeten habe. 


Hiedurch würden sich die drei Nager von Öningen theils wieder auflö- 
sen, theils zu einem Lagomys vereinigen, die ich Lagomys Oenin- 
gensis nenne, der auch die Reste angehören werden, welche letztlich 
Sepewick von Öningen nach England brachte, und in denen schon Lar- 
RILLARD in Paris gleichfalls Lagomys ‚vermuthete. Die genaue Un- 
tersuchung und Abbildung des schönen Carlsruher Exemplars werde 
ich anderwärts bekannt machen. | 

Bei der Zusammensetzung von ea ist man früher mit 
an Öninger Schiefer nicht weniger künstlich ae bee ‚„ als mit dem 
von Bolca. Die Carlsruher Sammlung hat von ersterem bemerkens- 
werthe Stücke aufgewiesen. In. einer Platte ist der Mahlzahn eines 
Pferdes aus dem Diluvium, oder nicht einmal fossil, täuschend eingekittet, 
und dazu ist sogar eine Gegenplatte mit dem Abdrucke des Zahnes ge- 
macht. Auf verschiedenen Platten sieht man andere Knochen , welche 
zum Theil fossil seyn können, aber gewiss nicht in dem Öninger. Ge- 
stein sich vorfanden, zum Theil aber auch Säugethierknochen aus: ganz 
neuer Zeit sind. Dass Fische aus mehreren und verschiedenen Speeies 
zusammengesetzt sind, und Schwanzstücken der Salamandra gigan- 
tea Köpfe von Fischen angekittet sind, um fossile Schlangen zu schaf- 
fen, ist gar nicht selten. 

Es beschäftigen mich gegenwärtig auch die fossilen Knochen des 
fürstlich Fürstengerg’schen Naturalien-Kabinets zu Donau - Eschingen, 
deren Mittheilung ich der Güte des Herrn Hofrath Dr. Reumann ver- 
danke. Ich kann darüber Folgendes berichten. Die meisten Stücke 
rühren aus dem Bohnerzgebirge der Altstätter Grube bei Mösskirch 
im Baden’schen her. Darunter erkannte ich an Landsäugethieren Backeu- 
zähne und Knochen von Rhinoceros, das ich einstweilen noch mit 
dem Namen Rh. incisivus zu belegen mich genöthigt sehe, da ich 
es für unmöglich halte, aus diesen einzelnen Theilen mit Bestimmt- 
heit zu ersehen, ob sie dem Rhinoceros Schleiermacheri oder 
dem Aceratherium incisivum angehören: es sind Reste derselben 
Art, wie in den meisten Rhinoceros - führenden Tertiärgebilden ; 
2) Mahlzahn- und Knochen-Fragmeute von Mastodon angustidens: 
diese Benennung gebrauche ich in demselben Sinn wie die von Rhinoce- 
ros incisivus, indem es mir nämlich nicht möglich ist, mit Bestimmt- 
heit zu entscheiden, ob sie von dem eigentlichen Mastodon angu- 
stidens oder dem Tetracaulodon longirostris herrühren , ich 
aber die sichere Bestimmung der Species für zu wichtig erachte, als 
dass sie einem blossen Errathen anheim gegeben werden dürfte; es 
sind Reste derselben Art, wie sie sich in den meisten Mastodon- 
oder Tetracaulodon - führenden Tertiärschichten auch anderwärts 
vorfinden und gewöhnlich unter der Benennung Mastodon angusti- 
dens begriffen werden, und darunter auch wohl noch länger zu stellen 
sind, weil es nach meinem Bekenntniss bis jetzt nicht möglich ist, aus, 
solchen Theilen das Mastodon oder den Tetracaulodon zu erse- 
hen; — 3) Ein Mahlzahn - Fragment von Dinotherium Bavari- 


En WE 


eum; — 4)Mahlzahnfragmente von einem oder zweien Schweins-artigen 
Thieren; — 5) ein Mahlzahn-Fragment eines Tapir-artigen Thieres ; 
— 6) ein Mablzahn-Fragment von Palaeotherium; — 7) der grosse 
Mahlzahn aus dem Oberkiefer eines Fleischfressers, einer der stärksten 
unter den bis jetzt bekannten, der einen neuen Fleischfresser auzeigen 
würde, zwischen Felis:und Hyaena; ein Eckzahn in: WızLcuhner’s 
Sammlung aus denselben Gebilde scheint auch von dieser Species her- 
zurühren; — 8) Ein Eckzahn-Fragment, eigenthümlich geformt, das ich 
noch keinem Thier zuweisen konnte; 9) wenigstens zwei Wiederkäuer, 
von denen der eine die Zahn- Struktur der lebenden, der andere, ein 
kleinerer, solche Zahnstruktur,besitzt, wie ich sie bis jetzt nur an Wie- 
derkäuern erloschener Genera vorgefunden. Von Meeres-Säugethieren sind 
10) Rippenfragmente des Cetaceen vorhanden, das so häufig im ter- 
tiären Sande bei Flonkeim gefunden wird. Von Reptilien kenne ich 
11) Zähne eines grossen Saurus, der vielleicht dem Krokodil am näch- 
sten steht; und 12) in WArcnner’s Sammlung aus derselben Ablagerung 
ein Fragment aus dem Panzer einerSchildkröte, von dem es schwer 
halten wird, zu entscheiden, ob es von einer Emys oder von Testudo 
herrührt. 13) Von Fischen ist ein Gaumenstück mit Pflasterstein - förmi- 
gen Zähnen, wie ich ein ähnliches in dem tertiären Sande bei Uf- 
hofen unfern Flonheim fand, und 14) Zähne von Lamna denticu- 
lata vorhanden, die aueh bei Uffhofen und Flonheim häufig vorkommen, 
und überdiess den Muschelsandstein der Molasse charakterisiren, Ich 
möchte daher auch dieses Knochen - führende Bolhnerz - Gebilde von 
Mösskirch, oder vielmehr den Knochenreichthum desselben in jene Ober- 
Tertiärzeit bringen, zu der der Muschelsandstein der Molasse gehört. In 
dieser Sammlung liegt auch ein oberer Mahlzahn von Rhinoceros 
tichorhinus von Mösskirch, im Aussehen denen aus dem Diluvium 
oder den Höhlen ganz ähnlich, | 
Aus den fossilen Knochen der Fürstengere’schen Sammlung ergibt 
sich ferner, dass in der Gegend von Klosterwald im Sigmaringischen 
eine ähnliche Ablagerung liegt mit abgerundeten Fragmenten von Backen- 
zähnen des Mastodon angustidens. Von Walpertsweiler bei 
Klosterwald rühren Knochen von Landsäugethieren her, eine Rippe des 
Flonheimer Cetacee’s und Beste von Fischen; auch diese Ablagerung 
wird tertiär seyn; das: Gebilde ist ein feiner mergeliger Sand von grün- 
lich - weisser Farbe. Ein dem Sandgebilde bei Walpertsweiler ähnli- 
ches. Gebilde liegt bei Pfullendorf, von wo mehrere Reste: herrühren, 
Mahlzähne von Rhinoceros incisivus, Zahn - Fragmente von Ma- 
stodon angustidens, ein Zahn vom Flonheimer Cetaceen, em 
Zahn von einem Saurus, der verschieden ist von dem aus der Alt- 
städter Grube bei Mösskirch; Wirbel von einer Fisch von mittler 
Grösse und, wie es scheint, von einer ähnlichen Species, wie die, 
welcher die bei Walpertsweiler gefundenen Reste angehören. 
‘Unter den fossilen Knochen der Fürstensere’schen Sammlung sind 
auch Landsäugethier - Knochen aus dem Gypsgebilde bei Hohenhöven, 


nn Zn 


woraus Sie Ihre Testudo antiqua beschrieben, die in diesem Ge- 
bilde so zahlreich ist. Ich werde diese Reste von Landsäugethieren, 
mit denen, welche aus derselben Ablagerung Baron Arruaus in Dürr- 
heim und Bergrath Warchner in Carlsruhe besitzen, somit wohl Alles, 
"was bis jetzt dort gefunden wurde, näher untersuchen. Unter diesen 
Knochen aus der Fürstengere’schen Sammlung befinden sich welche von 
grösseren uud kleineren Thieren, namentlich aber ein Phalanx von ei- 
nem sehr grossen Pachydermen. 

Meine Arbeit über die Knochen aus den Torfmooren von Enkheim 
bei Frankfurt und von Dürrheim im Baden’schen, deren letztere mir 
von Baron Arruavs gütigst mitgetheilt wurden, ist nächstens beendigt. 
Sie wird sich hauptsächlich über die an den beiden genannten Orten. 
vorgefundenen Reste von Emys verbreiten, und an denselben wohl die 
merkwürdigsten individuellen Abweichungen nachweisen, sowohl in Be- 
treff der Knochenplatten als auch der Schuppenbedeckung. Von Enk- 
heim kenne ich bis jetzt Reste von Emys, Ochs, Pferd, Hirsch, | 
2 Vögel, Mensch, Sumpfkonchylien, Top rer WHRROh etc. ; 
von Dürrheim: Emys, Frösche, 2 Maus-artige Nager, Reh, Hirsch, 
Bos primigenius, Pferd, Canis, Meles, 2 Vögel, Mensch, 
Sumpfkonchylien, Töpferwaaren, andere Artefakten etc. 


Herm. v. Meyer. 


Strassburg, 8. November 1835. 

# Sie erhalten hiebei einige interessante Gypsabgüsse von Jura - Ver- 
steinerungen, welche Ihnen hoffentlich angenehm seyn werden: sie sind 
so instruktiv als die Originalien selbst. In Kurzem hoffe ich Ihnen eine 
kleine Arbeit über Nerineen nachzusenden, welche so wiehtig für die 
mittle und obere Jura-Abtheilung sind. Die Angabe An. BrongnIarT’s, 
dass Mantellia eylindrica im Muschelkalk vorkomme, ist irrig, 
und durch eine Verwechslung veranlasst worden: sie stammt aus dem 
Gryphitenkalke, Im Keuper haben wir kürzlich eine kleine Ophiura 
gefunden, 


VoLTz. 


% 
—— run 
L 


Neueste Literatur. 


, A. Bücher. 


1854. 


Gr. Fr. v. MınpdeLston: geognostische Profile der Württembergischen Alp, 

durch einen Vortrag erläutert bei der Versammlung der Deutschen 

. Naturforscher in Stuttgart, 36 SS. 4°. mit 3 lith. illum. Tafeln, 

[nicht im Buchhandel; Pg. 3 und 4 wurden später umgedruckt, 

und das Ganze erschien verbessert in unten folgender Übersetzung.) 

L. PırLa: osservazioni geognostiche, che possonsi fare lungo la strada 
da Napoli a Vienna. Napoli, 91 pp. S°. 


1855. 


De ıı Bichz: How to observe. Tome 1. Geology. London, 8°. with 
138 woodcuts [10 sh. 6 d.]. 

Aırx. BertRann: the revolutions of the globe, familiarly described, 
Edinburgh. 

F.C. vox Beust: Geognostische Skizze der wichtigsten Porphyr-Gebilde 
zwischen Freiberg, Frauez»stein, Tharandt u. Nossen. 112 SS. 8°. 
mit einer petrogr. Übersichts-Karte und 7 Blättern geognostischer 
Zeichnungen, [3 fl. 18 kr.) e 

Lz Branc et Warter: Metallurgie pratique du fer, ou Atlas des ma- 
chines, appareils et outils actuellement employes a la fabhrication 
de la fonte du fer; — avec un texte methodique etc. in 4°. Paris 
Livrais. I. avec 6 pl. in Fol. [12 Fr. Erscheint in Quartal -Lie- 
ferungen und gibt 1 Band Text.] 

F. Drevses: und A. Wiscers: die Mineralquellen bei Wildungen. Göt- 
tingen, 112 SS. 8%. [Äusseres der Gegend; Geognosie derselben; 
Analyse der Quellen.) 


Euıe os Beaumont: Extrait d’une serie de recherches sur quelquesunes 
des revolutions de la surface du globe. Paris 8° [35 Fr.) 

Founner: Etudes sur les depöts metalliferes. Paris 8°. 

S, Gras: statistigue mineralegique du departement de la Dröme, 300 pp. 
8°. a Grenoble. 

T. E. GumrrerecHt: Beiträge zur geognostischen Kenntniss einiger Theile - 
Sachsens und Böhmens. 238 SS. mit 9 Kupfer [?] - Tafeln, Berlin 
8°. [3 fl. 36 kr.] 

G. F. Jicer: über die fossilen Säugethiere, welche in Württemberg 
aufgefunden worden sind. — Erste Abtheilung, die in der Molasse, 
den Bohnerz - Ablagerungen des Jurakalks und in dem Süsswasser- 
kalke von Steinheim aufgefundernen Überreste enthaltend. sStutt- 
gart, 70 SS. und 9 lithogr. Taf. in Fol, [5 fl. 24 kr.] 

J. Lisvızy and W. Hurrox: The fossil Flora of Great Britain, London 
1835, Aprilheft [5 sh. 6 d.,) enthält: Sphaenopteris polyphylla, 
Sph. serrata, Sigillaria Murchisoni, Otopteris dubia, 
Sph. macilenta, Lepidophyllum trinerve, Pecopteris 
lonchitica, P. dentata, Otopteris cuneata, Sphaenopte- 
ris latifolia. 

Lrisporevr and Hurrox: the fossil Flora of Great Britain, Juli 1835 
[5 sh. 6d.,] entbält: Pecopteris acutifolia, P. obtusifolia; 
Sphaeredaparadoxa; Sphaenopteriscrassa; Lepidoden- 
dron longifolium; Lepidostrobus comosus; L. ornatus; 
Pinus anthracina; Zamia gigas; Stigmaria ficoides. 

Fr, ve Manpersuon: Memoire sur la constitution geologique de VAlbe 
du Württemberg avec des profiles de cette chaine, 42 pp. 4° et 
3 pl. lithogr. Strassburg (s. o. 1834). 

DE Moxtuosier: du Cantal, dw Basalte et des anciennes revolutions de 
la terre, en reponse a un nouvel ecrit de Mr. ELıE pr BEAU- 
moxt. Clermont Ferrand, 8°. (Extrait des Annal. de l’ Auverygne). 

H. Nyst: Recherches sur les coquilles fossiles de la province d’Anvers. 
Bruzelles 8°, 

Fr. A. Römer: die Versteinerungen des norddeutschen Oolithengebirges, 
mit 12 lithographirten Tafeln. Erste Abtheilung, Text p. 1— 74 
und alle Tafeln enthalteud. Hannover 4°, 

Rozer: Traite elementaire de geologie, 8°, avec Atlas in 4°. de 
13 planches, Paris [18 Fr.) 

Angekündigt: 

C. Hırrmenn: Lehrbuch der Mineralogie und Geologie, II, 8° mit X 

Queerfolio - Kupfertafeln. Nürnberg [8 fl. 


> 


B. Zeitschriften. 


F. Cassoraı e L. En lo ak del Vesuvio e de’Campi Flegrei. 
(Napoli 8°). 


1832: Faseicolo 1), Num. 1. Juli — August. 


Einleitung. Seite 1. 
Erste Exkursion nach dem Vesuv am 5. Juli. S. 6. 
Chemische Untersuchung der dabei gesammelten Erzeugnisse: der 
Strom- und Massen - Lava, der a der Salze und 
der Gase, S. 20—36. 


1832: Fascicolo I, Num, 2, Septbr, — Ökläber. 


Zweite, dritte und vierte Exkursion, am 1., 9,, 16. August, durch die 
Ausbrüche in dieser Zeit veranlasst. S. 1—19. 
Übersicht der meteorologischen Erscheinungen während derselben, 
nach den Beobachtungen auf der Sternwarte. S. 20—21. 


1832: Fascicolo I, Num. 3, Novbr. — Dezember, 


. Fortsetzung der Beschreibung obiger Exkursionen und der meteoro- 
logischen Beobachtungen. S, 1—12. 
Fünfter Ausflug nach dem Vesuv am 17 Oktober, S. 12—16, 
Beschreibung und analytische Untersuchung der Erzeugnisse des: 
letzten Ausbruches, der Strom- und Massen-Laven, der Aus- 
würflinge, der Sublimationen, umgewandelter Materien und 
Gasstoffe, — Meteorologische Beobachtungen, 8. 16—31. 


1833: Faseicolo I, **) Num. 1, 2, Jänner — April. 


Sechster Besuch des Vesuvs am 9. Dezember 1832, S. 1—8. 
Siebenter Ausflug am 23. Dezember nach dem Ausbruche, und at- 
mosphärischer Zustand, S. 8—23. 
Achte Exkursion am 12. Jänner 1833 und Besteigung des innern Ke- 
gels. S. 23—43, | 
Beschreibung und chemische Untersuchung der Erzeugnisse des 
letzten Ausbruches, S. 43—57. 
Messung des innern Kegels; meteorische Erscheinungen, S.57—59. 


1833: Fascicolo II, Num. 3, Mai — Juni. 


Neunter Besuch am 4, Juni, bei dem Ausbruche und meteorische Er- 
scheinungen dabei. S. 59 — 74. 
Beschreibung und chemische Untersuchung der Erzeugnisse dabei. 
8. 74—80. | 
Übersicht der wichtigsten Beobachtungen, welche im bisherigen er- 
sten Jahrgang dieses Journales berichtet worden. S. 80. 


*) Der erste Faszikel kostet für den Fremden 16 Franes Pränumeration. 
*=) Dieser Faszikel mit 3 Nummern kostet 10 Francs Vorausbezahlung. 


U ee 


Über einen Springquell und einen 40 Palmen tief in Tuff aufrecht 
stehenden Zypressen- Stamm bei Torre del’ Annunziata , nach 
Aurdso, S. 84—89. 

Meteorologische Beobachtungen, S. 90. 


L. Pırna: Bulletino geologico del Vesuvio e de? Campi Flegrei. (Na- 
poli, 8°) *). 


1854; Num. 1. 


— Einleitung. 
Beschreibung einiger im Krater des jetzigen inneren Kegels des 
Vesuvs bei seinen Ausbrüchen beobachteten Phänomene. S.8—15, 
Zehnter Besuch des Vesuvs, am 14, und 15. August 1833, nach neuem 
Ausbruche. S. 16—23. 
Eilfter Ausflug am 28. und 29. November nach neuen Ausbrüchen in 
diesem Monate. S. 24—33. 
Zwölfte Exkursion am 31. Dezember 1833. S. 34—35. 


1834: Num. 2. 


Dreizehnter Ausflug am 21. Jänner 1834. S. 1—6, 
Vierzehnter Ausflug am 24. Jänner. S. 6—11. 
Fünfzehnter Ausflug am 2. März. S. 11—16. 
Sechzehnter Besuch am 21. März. S. 16—24, 
Siebenzehnte Exkursion vom 25. April. S. 24—30. 


1834: Num 3. 


Beschreibung und analytische Untersuchung der Erzeugnisse des 
Vulkanes vom Dezember 1833 bis April 1834. 8. 1—8. 
Achtzehnter Besuch am 31. Mai. S. 8—11., | 
Neunzehnter Besuch am 7. und 8. Jani. 8. 11—23. 
Beschreibung eines Granit - führenden Trachytes der Insel Ischia. 
S. 23—28. 
Kırsmen’s Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und 
Hüttenkunde. Berlin 8°, (vergl. Jahrb. 1835, S. 461) enthält 
ausser rein Berg- und Hütten-männ’schen Abhandlungen in 


1835: VII, ı1, S. 273—416, T£f. ıv—x. 


Becks: geognostische Bemerkungen über einige Theile des Münster- 
Landes, mit besonderer Rücksicht auf das Steinsalzlager, welches 
die Westphälischen Soolen erzeugt. S. 275—389. 

Becks: über das Vorkommen fossiler Knochen in dem aufgeschwemm- 
ten Boden des Münster -Landes, S. 390—417, Tf. ıv, v. 

Löw: über das Zusammenvorkommen fossiler Thierknochen mit Kunst- 


Produkten in den Sandgruben des Kreutzberges bei Berlin. S. 479 
bis 487. 


*) Drei Nummern kosten für den Fremden 5 Franes Pränumeration; — beim Verf. 


Jahrgang 1836. H) 


Tantscuer: Bemerkungen über den Fränkischen Jura-Dolomit S.488— 496. 
Kruc von Nıpva: über das Vorkommen des Anthraeit’s auf einem Gange 
in Granit im Erzgebirge. S. 497—499, 


Journal ofthe Gevlogical Society of Dublin. Dublin, 8°, 
(vergl. Jahrb. 1835, 73). 


18:33: PA, 


Anrede des Präsidenten bei der 2ten Jahrs- Aördereinihen: am 13. Febr. 
1833. S. 53, | 

J. Pernerick: über die Geologie der Umgebung der ‚Alten - Minen in 
Finnmark. 8. 66-68, 

R. J. Graves: über emen Granit - Gang im Glimmerschiefer der Graf. 
schaft Wicklow, S. 69—71, mit Abbildungen. 

Porrsock: Bemerkungen über den Basalt - Distrikt in Nord- Irland. 
S. 71—74. 

Porrrock : über die Schwierigkeit, die Identität der Schichten heraus- 
zustellen. S. 75—79. | 

Bericht über fossile Equiseten bei Carrickfergus. S. 79—82, 

H. Lxoyp: Notitz über einige bemerkenswerthe Erscheinungen in Gra- 
niten südlich von Dublin. S. 83—85., 

“ J. Hopeson HorLpsworrtH: über die Geologie des Bezirkes der Knockma- 
hon-Grupen in der Grafschaft Waterford. S. 85—99, mit 1 Karte. 

J. M’Avam: Bericht über den Erdfall, der kürzlich zu Larne in der 
Grafschaft Antrim Statt hatte. S. 100—103. 

J. Arsons über die neulich zwischen Caher und Mitchelstown entdeckte 
Höhle. S. 103—111 mit 2 Grundrissen. 

W. Aınsworr#: fernerer Bericht über die Trappfelsen von Limerick. 
S. 112—128, mit 1 Karte. 

J. M’Anvam: über die Geologie des Bezirkes von Fannet ın der Graf- 
schaft Donegal, Erste Mittheilung. S. 128—139. 


N 


22 dk Ser All Sa 
I. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 
Fucus: Analyse der schwarzen Kreide (Zeichn’- Schiefer) 


von Ludwigstadt im Bayreuthischen. (ERDMANnN und SCHWEIGGER-SEIDEL, 
Journ, für Ch. V, 322). 


Kieselerde . . . . - 57,59 
Thonerde „ - . “ d x $ 12,92 
Kali (natronhaltig) . - ’ - 4,02 
Bittererde . . Fang pe . N 0,57 
Eisenoxyd . h . . - i 0,87 
Kohle L . A : e : 17,52 
sale a LER 6,30 

99,79 


€. U. Suerarn: der Microlith, eine neue Mineral-Gattung 
(SıLLıman, Amer. Journ. of Sc. 1835, XXVII, 361 etc.). Kernform: 
regelmässiges Oktaeder; abgeleitete Gestalten: enteckt; vierfach ent- 
eckt in der Richtung der Flächen. Unvollkommene Durchgänge parallel 
den Kernflächen. Bruch muschelig ins Unebene. Harzglänzend. Farbe: 
gelb ins Röthlich-Braune. Durchscheinend bis durchsichtig. Strichpul- 
ver weiss; nur wenn das Mineral braun ist, zeigte er sich eben so ge- 
färbt, Härte 5,5. Eigenschwere — 4.75 bis 5.00. Bleibt für sich vor 
dem Löthrohr unverändert; lösbar in Boraxglas und dieses gelb fär- 
bend, — Fundort: Chesterfield in Massachusetts; Vorkommen auf Albit, 
seltener in Turmalin eingewachsen. 


OÖ. Lins£ Erpmann: Analyse des sogenannten Chloritspa- 


thes (Erpmann u, ScuwEIGGER - SEIDEL, Journ. f, Chem, 1835, VI, 89). 


n* 


ER 


— 


Unter dem Namen Chloritspath hat Fıenvırr ein neues Mineral be- 
schrieben, welches in Begleitung des Diaspor bei Kosoibrod im Ural 
vorkommt. Resultat der Analyse: 

Kioschrde Pr 2, a 

Eisenoxydul , : “ . . 30,047 

Thonerde E > - . . 45,018 


99,994 


Berzeuivs: über Kalkspath mit kohlensauremKupfer-Oxy- 
dul (XIVr Jahresber. 195). B. erhielt von Hsss einen strahligen Kalkspath, 
der fast weiss, kaum merkbar gelblich ist, und die Eigenschaft besitzt, 
beim Erhitzen bis zum anfangenden Glühen, eine dunkle Farbe anzu- 
nehmen und nach dem Erkalten blutroth zu werden. sSiberien ist das 
Vaterland dieses Kalkspaths. Hzss hat gefunden, dass das färbende 
Prinzip Kupfer - Oxydul ist, und da das Mineral erst nach dem Glühen 
roth wird, so zeigt diess, dass es das Kupfer - Oxydul mit Kohlensäure 
verbunden enthält, eine Verbindung , die zum ersten Male in der Mi- 
neralogie auftritt. 


Kohlensaurer Strontian wurde neuerdings zu Schokarie in 
New-York entdeckt. 


L. Fr. Bier: Analyse einer Porzellanerde vom Gute @u- 
tenberg unweit Halle an der Saale. (Erpman und SCHWEIGGER- 
SEIDEL, ‚Jour. d. Chemie V, 313 f.). 


Kieselerde h h - . 2 59,625 


Kohlensaure Talkerde h ; . 3,320 
Eisenoxyd i u . A . 0,067 


Mangan -Oxydull . 200 0,187 
Wasser . F h / 2 5 10,000 


98,199 


Fucns: überTriphyllin (A.a. 0.S. 319). Vgl. Jahrb.1835, 198. Das 
Mineral kommt auch bei Rabenstein am BayerischenWalde in dem nämlichen 
Bruche vor, wo der rosenrothe Quarz, der Berylli, Tantalit u. s. w. sich fin- 
den: seine Begleiter sind: Feldspath, Glimmer und Quarz. Der vermeint 


cs — 


liche Triplit, welcher dort getroffen wird, ist nichts als verwitterter Tri- 
pbyliin, der keine Spur von Lithion melır enthält. Die Analyse ergab: 
Phosphorsäure A r AV BETEN ES BIETE 35,70 


Eisenoxyd re : . j 48,17 
Manganoxyd . . : ; . 8,94 
Kieselerde eK. - m. 1,40 
Wasser .”7 “ ® ® ” n. 5,30 

| 99,51 


Forcunammer: Zerlegung des Oersiedits. BerzeLıus, Jahrs- 


Bericht 209). Vergl. Jahrb. 1835, 342. Dieses neue Mineral findet 

sich zu Arendal vom Augit begleitet, auf.dessen Krystallen .es aufge- 

wachsen ist. Seine Farbe ist braun, es hat Glasglanz und zeigt eine 

sehr zusammengesetzte , dem. Pyramidal- Systeme ..angehörige , Form, 

welche etwas Ähnlichkeit mit der. des Zirkones :hat, Spezifische Schwere 

== 02; Härte zwischen Feldspath ‚und Apatit. Die Analyse ergab: 
Kieselerde 300% PER 19,708 


Kalk A SAAL T 's . 2,612 
Talkerde (etwas Manganbaltig) R 2,047 
' Eisen - Oxydul . . « . 1,136 


Titansäure« und Zirkonerde (nicht 
mit Sicherheit zu trennen): . 68,965 
Wasser .:°. 2 . ‘8 . 5,532 


100,000 


& 
1.1355 Fi: i ) 
e 


© MW Taprr:'Analyse eines Asbestes von Koruk, einem Arme 
des EURRINRR Eon in RBRREN HE FIEPR ABER s Ann. d. ip 


XIXXV, 186). 
' Kieselerde 2a un R „nn 758,48 
Eisenoxydull . . , s »12159y22 
 Talkerde ; le ig F „Silsagg;,38 


Kalkerde (mit etwas , BisbnOaydlajeı ’ 0,04 
Mangan - RR äusserst geringe | 


Spuren’ =», Fa 2 
Kupferoxyd : f k \ N | urn 
Thonerde Walsn say, now, 0,88: 
Phosphorsäure? .-", . , 


Verlust ” a . 11° ” “ ” 


100,00° 


— U 


6. B, Greznoucn entdeckte Idokras auf dem Eilande Skye, Das 
Mineral kommt unfern Broadfurd vor, an der Grenze eines‘ 5: Trapp-Dykes 
und des von ihm durchsetzten Kalksteines. Ä 


M. Geologie und Geognosie. | 


R.J. Murcuison: über die Struktur und Klassifikation der 
Übergangs-Gesteine in Shropshire, Herefordshire und in ei- 
‘nem Theile von Wales, so wie über die Merkmale erlittener 
Störungen, welche jene, das Erhebungs-Thal umschlies- 
sende, Ablagerungen tragen (Lond. and Edinb. philos. Mag. and 
Journ. of Scienc. IV, 8370 ele.). Der Verfasser beschäftigte sich 
neuerdings mit Untersuchung der Transitions -'Gesteine, namentlich ‘der 
Versteinerungen - führenden Grauwacke,, im östlichen Theile von Here- 
fordshire, in einigen Gegenden von Monmouth, Gloucester , Worcester 
und Staffordshire. Er stellt, nach vorhandenen fossilen Resten, so'wie 
nach'den Lagerungs - Beziehungen, folgende Klassifikation auf » . 

1) Ludlow Rocks.- Sie nehmen unterhalb ‘des alten rothen Sand- 
steines ihren Anfang. Diese sandig .thonigen Ablagerungen enthalten 
den, durch das häufige Vorkommen von Pentamerus Knightii be- 
kannten Kalkstein. Noch nicht - beschriebene organische Reste finden 
‚sich in Menge in der Formation, darunter ein'nenes Genus von Krusta- 
zeen, ein anderes von Cephalopoden und ein drittes vom Conchiferen, — 
2) Wenlock und Dudley Roeks. Da der Korallen - Kalk’ von Wenlock 
und Dudley als ein Äquivalent jener Gesteine nachgewiesen worden, 
‘so hat man den erwähnten Ausdruck dafür substituirt, damit der Name 
des letztern Ortes, so bekannt durch seine organischen Reste, dazu 
dienen möge, die Stelie der Felsart in der geologischen Reihe anzudeu- 
ten. Den untern ‚Theil ‚der, ‚Formation. bezeichnet ‚der. Verfasser. mit 
dem Ausdrucke -Wenlock-Schiefer,. die frübere Benennung „Earth“ 
führte zu Missverständnissen. — 3) Horderley und May Heil Rocks. 
Die Formation, aas Muscheln-führendem Sandstein, aus unreinem Kalk- 
stein u.,s. w; bestehend, ergab sich bei genauerex. Untersuchung als 
noch mehr organische Überbleibsel enthaltend und von grösserer Mäch- 
tigkeit, als früher vermuthetrworden. —,4) Buwilthiund,.Liandeilo Flags. 
Vorzüglich bezeichnet durch ‚grosse Exemplare von. Asaphus Buchii. 
Man kannte die Gebilde, als besonders schön entwickelt in den Graf- 
schaften Ca#ermarthen, und Brecknock bekannt ; ‚sie wurden neuerdings zu 


Rorington im Westen von Shropshire nachgewiesen. — 5) Longmynd 
und Gwastaden Rockg. Bilden den ausgedehuten.Hügelzug von Long- 
mynd, Länley u. s. w. Versteinerungen führen sie nicht. — Jede der 


vier erwähnten, Petrefakten enthaltenden Formationen ist leicht unter- 
scheidbar durch die Eigenthümlichkeit des Charakters derselben, durch 
petrographische Merkmale und geographische Grenzen, während das 
unterliegende System von Schiefern und Konglomeraten vollkommen 


gl 


davon abweicht. . — In einem andern Kapitel schildert der Verf. diejeni- 
gen; der erwähnten Fels-Gebilde, welche in den Aderrley-Bergen, an den 
Seiten der Malvern- Berge u. s. w. vorkommen. Die Ludiow- und 
Wenlock - Rocks zeigen sich am mächtigsten und beharrlichsten ent- 
wiekelt. — Erhebungs-Thal von. Woolhupe. Es soll das am mei- 
sten symmetrische in Britannien seyn und findet sich im S.O. von Be- 
reford, wo die zwei. oberen Formationen der Grauwacke - Reihe in der 
Runde um eine mittlere Kuppel-förmige Masse gelegen sind, welche aus 
dem Muscheln - führenden. Sandstein der dritten Formation besteht; die 
Schichten fallen stets nach allen Seiten unter Wiukeln von 15 ..bis. 70°. 
Die festen Schichten widerstanden der Zerstörung, während die Schie- 
fer weggeführt worden, und so machen jene die höhern umkreisenden 
Züge aus, letztere aber lassen tiefe Einschnitte wahrnehmen... Die 
äussere Zone hat alle fossile Reste aufzuweisen, welche die Ludlow 
Racks charakterisiren, und zieht sich unter dem Old red Sandstone hin; 
die innere Zone enthält die Petrefakten des Korallen-Gebildes von Wen- 
lock und Dudiey ,„ und beide umbüllten gewissermaasen einen Kern 
der dritten Formation. Die äusserste Zone blieb undurcehbrochen auf 
zwei Drittheilen ihres Umfanges,, allein bei Mordiford sieht man die- 
selbe gewaltsam verschoben, und das Resultat ist eine Kluft, durch 
welche, so wie durch einige kleine Spalten, das Thal gänzlich trocken 
gelegt worden. Das Thal ist ein Entblössungs - Thal, frei von allen 
Fels-Trrümmern, selbst von denen des Old red Sandstone, obwohl die em- 
porgehobenen tiefern Schichten durch dieses Gebilde hindurch getrieben 
worden seyn müssen. Die Erhebungs-Linie streicht aus N.W. nach S.O, 
und soll sich bis Gloucestershire erstrecken, woselbst die drei oberen 
Grauwa.cke - Formationen wieder auftrete. — — Das vorherrschende 
Streichen der sämmtlichen geschilderten Ablagerungen ist von NO. nach 
S.W. Die westlichen Grenzen der Grafschaften Salop, Hereford, Breck- 
nock und Caermarthen zeigen die nämliche Schichten - Richtung. Die 
Länge des Landstrichs beträgt ungefähr 100 Meilen, die Breite 30 bis 
40 M. Iunerhalb dieses Raumes sind zahlreiche kleine Elevations- 
Axen, welche sich nur auf kurze Entfernungen, auf der Hauptstrei- 
ehungs-Linie verfolgen lassen, aber alle sind vollkommen parallel unter 
einander und der grossen Erhebungs - Linie untergeordnet. Meist findet 
man sie bezeichnet durch hervortretende Trapp-Rücken, an ihren Seiten 
senken sich die Schichten gegen N.W. und S.O.; und wo solche paral- 
lele Ausbrüche gehäuft sind, wie z. B. zwischen. Wenlock edge und 
dem Vierniew-Flusse, veranlassten sie Überstürzungen der Schichten, 
während da, wo jener Parallelismus vermisst wird, die jüngere Forma. 
tion, die von Ludlow und Wenlock, in wenig, gestörten Lagerungs-Ver- 
hältnissen die senkrechten und manchfaltig verrückten ältern Felsschich- 
ten bedecken. — Die Erhebungs-Linie, deren Mittelpunkt die Trapp- 
Gesteine von ld Radnor bezeichnen, endigt gegen N.O. im Erhebungs- 
Thale von Wiyinore', das Vorgebirge von Ludliow bildet den erhaben- 
sten Punkt, — Die allgemeine Streichungs-Linie wird der Queere nach 
/ 


Br 72 — 


durchbrochen von manchen Rissen ‘und Klüften, die mitunter: grosse 
Verrückungen veranlassten. — An der östlichen Seite des old red Sand- 
stone von Herefordshire senken sich die Schichten, bestimmt ‘durch 
Trapp- und Syenit-Züge von Abberley und Malvern, aus N. nach S.; 
allein zahllose Ausnahmen, Krümmungen und Biegungen, Rücken und 
Wechsel finden Statt. — — Der Bergkalk und die Steinkohlen - Forma- 
tion von Wellington und in den Titterstone und Clee Hills, sind, wo 
sie von Basalten durchdrungen werden, in derselben nordöstlichen und 
südwestlichen Richtung emporgetrieben, wie die Grauwacke-Reihe von 
Salop und Wales, während in den Adberley Hills und um Dudtey 
in Staffordshire eine südliche Bewegung sowohl auf die Transitions- 
Gesteine, als auf die Kohlen-Gebilde eingewirkt hat. — Eine 'beson- 
ders denkwürdige Verrückung ist die gänzliche Umdrehung. der beiden 
jüngern Formationen der Grauwacke-Reihe auf eine Erstreckung von 
mehreren Meilen von den Seiten der Abberley-Berge. In diesem Zuge 
ruhen die untern Ludlow Rocks, auf den obern unter Winkeln, die 
von 70 bis zu 45° wechseln, und der angrenzende parallele Rücken des 
Wenlock - Kalkes erscheint darüber hingestürzt. Muthmaaslich wurde 
die Erscheinung bedingt durch das Ausbrechen der anstossenden Trapp- 
Berge von Abberley und Woodbury. 


J. Rore: Geologie der Gegend von Reading (Lond. and Edinb. 
' Mag. Vol. V, p. 212). Der obere Theil der Kreide erscheint, bis zur 
Tiefe eines Fusses, von Röhren -artigen Kavitäten durehbohrt, ähnlich 
jenen, welche Folgen des Nagens von Holzwürmern sind. Die Austern- 
Schicht, über der Kreide ihre Stelle einnehmend, besteht theils aus brau- 
nem Thon, theils aus Sand mit Grünerde-artigen Partikeln; . jede dieser 
Ablagerungen hat ungefähr 1 F, Stärke, Über derselben kommt Thon etwa ° 
vor, 1} F. mächtig, und quarziger Sand mit Ocker-Nieren. 


Tantscher: Vorkommen der Kobalterze in den Kamsdorfer 
und angrenzendenRevieren (Karsr., Arch. f. Min. B. VII, S. 606 fl.). 
Mit Ausnahme des Glanz -Kobaltes kommen alle bekannte Arten vor, 
aber nicht alle brechen zusammen, sondern sie sind an gewisse relative 
Teufen und Gebirgsschichten gebunden, theils allgemeiner in letzteren 
verbreitet, theils von besondern Lagerstätten, den sogenannten Gän- 
gen abhängig. Der Vf. unterscheidet ein Gang- und ein Flötz-arti- 
ges Vorkommen, und ausserdem noch drei Teufen, im deren jeder 
besondere Kobaltarten aufsetzen. Das gangartige Vorkommen hängt 
von den Rücken ab, welche auf manchfaltige Weise im Kalk - Gebirge 
sich einstellen und für dasselbe charakteristisch sind. Mitunter sieht 
man wirkliche Verschiebungen und Rutschungen von Gebirgstheilen; die 
gangartigen Vorkommnisse der untersten und oberen Teufen mögen 


mehr Folge gewaltsamer Verrückungen der meist horizontalen Flötzla- 
gen seyn, als Absetzungen auf vorhandene Unebenheiten des’Grund - Ge- 
birges, Dergleichen gangartige Lagerstätten sind bei Kamsdorf die 
häufigeren. Mit den gangartigen ist ein flötzartiges Vorkommen bei 
den Kobalten in der Art verbunden, als gewisse Schichten im Hangen- 
‚den oder Liegenden , auf grössere oder geringere Erstreckung von der 
Rücken-Fläche mit Kobalt, oft ‘in Gesellschaft anderer Erze durchzogen 
sind; das Haupt-Vorkommen der Art findet jedoch auf weitere Verbreitung 
nur im Kupferschiefer und in der obersten Schicht des Weiss - Liegen- 
den, unmittelbar unter dem Kalkflötz-Dache, mitunter auch in einigen 
Kalkstein-Schichten und im sogenannten Glimmerflötz statt. Auf der 
Lagerstätte selbst selten und schwer erkennbar, ergibt sich der Kobalt- 
Gehalt erst durch Beschlag nach langem Liegen der Gebirgstheile in 
den Gruben oder an der Luft. Die Kobalte und die Fahlerze haben 
Arsenik- und Antimon-Gehalt. — Das flötzartige Vorkommen des Kobal- 
tes ist im Kamsdorfer Reviere weit verbreitet; fast nirgends fehlt der 
Kobalt - Gehalt in Kupferschiefer ganz. — Was die drei Teufen beim 
gangartigen Auftreten des Kobaltes betrifft, so bemerkt der Vf. darüber 
Folgendes: Die unterste Kobalt-Teufe ist am sogenannten weissen 
Gebirge (einer aufgelösten Thonschiefer-Schicht, dem verbindenden Glied 
zwischen Sandstein und Thonschiefer) und am Weiss-Liegenden, 
Hier ist der Sitz der Speiskobalte, begleitet von Fahlerzen, nicht selten 
auch von Kupfernickel und von Kupferkies, Nieren und Nester mehre- 
‚rer Erze — auch nachdem das Gang-Verhältniss gegen die Teufe längst 
aufgehört hat — in das Grundgebirge niedersetzend, sind am häufigsten; 
selten ist das Vorkommen in langgedehnten Platten der Rücken-Fläche 
parallel, Kobalt - Blüthe und Kobalt - Beschlag fehlen nicht. Zweite 
Kobalt-Teufe: Zwischen dem Kupferschiefer und dem Weiss-Liegen- 
den nimmt zumal im Kobalt-Revier ein, höchstens ein Lachter mäch- 
tiges Kalkstein-Flötz seine Stelle ein. Am Kupferschiefer, und zunächst 
darunter, ist die zweite oder mittle Kobalt-Teufe. Hier findet man 
die braunen, gelben und grünen Erdkobalte, von Fahlerzen und Kobalt- 
Blüthe begleitet. Schwarzer Erdkobalt wird nie getroffen, Speiskobalt 
selten, Das eigenthümliche Auftreten der verschiedenen Kobalte in ver- 
schiedenen Teufen ist mit der eigenthümlichen Beschaffenheit der Rücken- 
oder Gang-Verhältnisse, oder beider zugleich genauer verbunden (der 
Verf. theilt zur Erläuterung einige besonders belehrende Profile mit). 
Schwarze Erdkobalte bilden die dritte oder oberste Kobalt-Teufe, 
von Kupferschiefer aufwärts bis in die oberste Abtheilung des Flötzkalk- 
Gebirges, den Dolomit-artigen Kalkstein. Der Kobalt sitzt 4 bis 2 bis 3 
Zoll mächtig in den Kalkstein-Klüften, wie Russ, hie und da auch auf 
Neben- und Schichtungs - Klüften sich hinausziehend. Mitunter ist das 
Nebengestein (Rauchwacke) mit schwarzem Erdkobalte fein, wie von 
Dampf durehzogen;.auch in den Drusen und Poren siizt der Kobalt wie 
angehaucht. Sehr wahrscheinlich hat sich diese oberste Kobalt - Nieder- 
lage durch Sublimation abgesetzt. Dazu kommen gewaltsame, Schich- 


— "A-— 


ten- Umstürzungen und der Umstand, dass von den Klüften aus eine 
Veränderung des Zechsteines in Dolomit vorgegangen zu seyn scheint. 


Mirte : tertiäre Ablagerung der Gegend von Pointe-a-Pötre 
auf Guadeloupe. (Ann. des Sc. ei de lindustr, du midi de la France, 
III, Nro. 9, p. 1 > Bullet. geol. V, 414 et 415.) Die Forma- 
tion hat Ähnlichkeit mit der Muscheln-führenden Molasse in Süd-Frank- 

reich und enthält in grösster Häufigkeit Pectiniten, Bukarditen, Pektun- 
_ kuliten, Lithophagen, Echinodermen u. 5. w,; es sind theils Steinkerne, 
theils Muscheln mit noch erhaltener Schale. Diese. Versteinerungen 
verhalten sich zu den lebenden Wesen im Meere der Antillen etwa so, 
wie die fossilen Körper der Tertiär-Gebilde in Languedoc zu den Thie- 
ren im Mittelländischen Meere, Wenn folglich unter den Versteinerun- 
gen auf Guadeloupe sich nur sehr wenige finden, die auch in Frank- 
reich vorkommen (Echinoneus semilunaris Lam.), so müssen den- 
noch beide Gebilde in einer und derselben geologischen Zeitscheide ent- 
standen seyn; ferner beweisen diese Differenzen, dass einst zwischen 
den Antillen und dem nördlichen Frankreich Temperatur-Verschiedenhei- 
ten Statt fanden, wie diess noch heutigen Tags der Fall ist. 


J. B. Boussiıneaust: Versuch einer Ersteigung des Chimbo- 
razo, unternommen am 16. Dezember 1831 (PossENDoRFF, Ann, 
d. Phys. XXXIV, 193). Der Bericht enthält viele interessante physika- 
lische Thatsachen; wir müssen uns auf Mitteilung der geologischen Wahr- 
nehmungen beschränken. „Alle Beobachtungen“ , sagt B., „welche ich 
während dieses Ausflugs zu sammeln vermochte, neigen alle dahin, die 
Idee’n zu bestätigen, welche ich anderswo über die Natur der den Kamm 
der Andes bildenden Trachytberge ausgesprochen habe; denn auf dem 
Chimborazo zeigten sich alle Thatsachen wieder, welche ich bei Be- 
schreibung der Äquatorial - Vulkane angeführt habe. Offenbar ist dieser 
ein ausgebrannter Vulkan, wie der Cotopaxi, der Antisana, der Tunyu- 
ragua, und überhaupt alle auf den Plateaus der Andes stehenden Berge. 
Die Masse des Chimborazo besteht aus einem Haufwerk ganz ohne alle 
Ordnung über einander gethürmter Trachyt- Trümmer. Diese oft unge- 
heuern Trachytstücke eines Vulkans sind im starren Zustand gehoben; 
ihre Ränder sind scharf; nichts deutet darauf, dass sie in Schmelzung 
oder nur einmal im Zustande der Erweichung gewesen wären, Nir- 
geuds beobachtet man an irgend einem Vulkane Etwas, was auf einen 
Lavastrom schliessen lassen könnte. Niemals ist aus diesen Kratern 
etwas anderes ausgeworfen als Schlamm-Massen ‚ elastische Flüssigkei- 
ten und glühende, mehr oder weniger verschlackte Trachytblücke, welche 
oft in beträchtliche. Entfernungen geschleudert wurden. — Den Fuss 
des Chimborazo bildet ein Plateau, welches man an den Bächen in der 
Nähe‘ der Meierei im Detail studiren kann. Hier konnte ich auch er- 


kennen, dass der Trachyt durchaus nicht geschichtet ist, wohl aber nach 
allen Richtungen zerklüftet. Dieses Gestein ist der Hauptmasse nach 
feldspathig, gewöhnlich von grauer Farbe, und schliesst Augit, so wie 
Krystalle von glasigem Feldspath ein. Der Trachyt erhebt sich ‚gegen 
den «Chimborazo und zeigt oft beträchtliche Spalten , die desto breiter 
und tiefer werden , je’ mehr sie sich dem Berge nähern, Man könnte 
sagen, der: Ckimborazo habe, als er sich hob, das Plateau zersprengt, 
welches ihm zur Basis dient. Das Trachyt - Gestein, welches bei- 
nahe den: grössten Theil des Bodens der Provinz Quito ausmacht, 
bietet wenig Abweichung dar. Die vorworren aufgehäuften Blöcke, 
welche die vulkanischen Kegel bilden, sind mit dem Gesteine, aus wel- 
chem ihre Grundlage besteht, von ähnlicher mineralogischer Beschaffen- 
heit, Diese Kegel und steilen Berge sind ohne Zweifel gehoben durch 
elastische Flüssigkeiten, welche sich an den Punkten des kleinsten Wi- 
derstandes Luft gemacht haben. Der in eine Unzahl von Bruchstücken 
zertrümmerte Trachyt ist, wie er war, an die Oberfläche gebracht, geho- 
ben durch Dämpfe , die sich entwickelten. Nach der Eruption musste 
der zertrümmerte Fels ein grösseres Volumen einnehmen, da alle Stücke 
nieht wieder dahin gelangen konnten, von woher sie gekommen waren; 
sie häuften sich also oberhalb der Öffnung an, durch welche die Ent- 
wicklung der Gase Statt gefunden hatte. Es ist genau, was geschehen 
würde, wenn man in einem harten und kompakten Felsen einen tiefen 
Brunnen ausgehauen hätte, und nun die dabei erhaltenen Steinstücke 
wieder hineinschütten wollte; bald würde der Brunnen gefüllt seyn, 
und wenn man fortführe. die Steinstücke längs seiner Axe aufzuhäufen, 

so würde man über seiner Mündung einen Kegel bilden, der desto höher | 
seyn würde, als der Brunnen tiefer wäre. So sind, wie ich mir denke, 
der Cotopazi, der Tunguragua, der Chimborazo u. s. w. gebildet. Die 
elastischen Flüssigkeiten, welche, nachdem sie die Trachytkruste zerris- 
sen, sich einen Ausgang durch dieselbe bahnten, mochten die Oberfläche 
des Bodens mit bedeutenden, in mehr oder wenigen grossen Tiefen vor- 
haudenen Höhlungen in Gemeinschaft setzen, und man begreift als- 
dann, dass die Anfangs gehobenen Felsstücke sich später senken ‚und in 
diese Höhlungen begeben mochten. So musste sich dann, statt eines 
über der Eruptionsstelle erhobenen Kegels, eine Vertiefung auf der Ober- 
fläche des Bodens bilden. So begreife ich die so merkwürdigen Sen- 
kungen, welche der Krater des Rucupichincha därbietet, so wie den 
grünen See der Solfatara des Tugueres. Ich halte demnach .die Bil- 
dung der Trächytkegel der Kordilieren für später, als die Hebung der 
Masse der Andes. Es sind diess indess nicht die ‘jüngsten Hebungen, 
welche in diesen Bergen; Statt gefunden haben, In der Nachbarschaft 
der höchsten Pies, namentlich des Cayambe, des Antisana und des Chim- 
burazo beobachtet man. kleine.Berge, zwar noch aus Felsstücken be- 
stehend, aber aus neuerem Gestein, welches merklich vom gewöhnli- 
chen Trachyt abweicht. Es ist schwarz, porphyrartig, und seine Masse 
welche Krystalle von glasigem Feldspath einschliesst, ist durch Augit 


me u 


gefärbt ; die Feldspath - Kıystalle sind ziemlich selten , und oft glaubt 
man Basalt zu sehen. Ich habe jedoch nie Olivin darin angetroffen. Zu- 
weilen ist dieses Gestein kompakt und in Prismen angeordnet, zuweilen 
auch Schlacken-artig, erfüllt mit Löchern. Dann würde man es für 
Lava nehmen, wenn es etwas beträchtliche Strecken bedeckte; allein 
nun’ zeigt es sich immer in Stücken, welche selten Faustgrösse errei- 
chen. Dieses Gestein ist offenbar in sehr neuer Zeit herausgetreten, 
Zu Chorrera de Pisque bei Ibarra sieht man eine schöne Colonnade 
auf Alluvium ruhend, Bei dem Pachtgute Zwsco hat sich dieses 
Gestein im Zustande von Bruchstücken einen Ausgang durch den von 
ihm gehobenen Trachyt gebahut. Es ist da, wo HumsorLpr geglaubt 
hat, einen Lavastrom aus dem Antisana hervorgetreten zu sehen. In 
einer andern Abhandlung habe ich die Gründe entwickelt, welche mich 
bewogen, dieser Meinung nicht beizutreten. Der am Fusse des Chim- 
borazo liegende, erloschene Vulkan von Calpi besteht ebenfalls aus die- 
ser Art von Basalt; wir haben ihn auf unserer Rückkehr nach Rio- 
Bamba besucht. Mitten in dem Sande, welcher die ganze Ebene von Rio 
Bamba bedeckt, gewahrt man beim Dorfe Calpi einen Hügel von dunk- 
ler Farbe; es ist der Jana-urcu (schwarze Berg). Am unteren Theile 
dieses kleinen Berges sieht man Trachyt aus dem Sande hervortreten; 
er ist von gleicher Natur mit dem, welcher in einiger Entfernung den 
Chimborazo trägt. Dieser Trachyt scheint stark durchgerüttelt worden 
zu seyn; er ist voller Spalten und Risse in allen Richtungen. Der Ab- 
hang des Jana -urcu, nach Calpi hin, besteht aus kleinen Brocken des 
schwarzen Gesteins, deren Anhäufung ganz an die Stein - Eruption von 
Lysco erinnert. Es scheint sogar, dass diese Eruption am Jana - urcu 
erst nach der Ablagerung des die Ebene bedeckenden Sandes geschah ; 
denn in der Nachbarschaft des Vulkans ist der Boden mit schwarzen 
schlackigen Steinen bestreut. 


Heine: über künstliche Feldspath-Bildung (PocgEnporFrF's 
Ann, .d, Phys. XXXIV, 531 £.). Zu Ende des Mai- Monats 1834. wur- 
den die beiden Hochöfen zu Sangershausen ausgeblasen. In einem der- 
selben fand man, beim Ausräumen der Ofenbrüche, blass violblaue Kry- 
stalle, welche an der Formenwand, etwa 12—16°’ über der Form, also 
gleich über dem Schmelzpunkt des Ofens sassen. Sie wurden gefun- 
den , nachdem man eine halbgeschlossene, schweelartige Kruste zer- 
schlagen und weggeräumt hatte. Theils fanden sich dergleichen in den 
Rissen in den geborstenen Ofensteinen, theils in kleinen, durch Aus- 
springen von Quarz-Körnern gebildeten hohlen Räume, theils und haupt- 
sächlich sassen sie auf einer Lage dichter, dem Graphit nicht unähnli- 
cher, doch mehr abfärbender Kohle, die aus mehreren dünnen Schalen 
bestand und an dem Gestellsteine des Ofens festsass. Nach den Er- 
gebnissen zweier Analysen ist die Zusammensetzung der ga 
Krystalle folgende : 


‚durch Zersetzung durch Zersetzung 
mit kohlens, Natron: mit kohlens. Baryt. 


ee, 0 A 6. 0 
Thonerde . . 5 Be, 19,200 ’ 2 18,501 


Eisenoxyd . - » . . . 1,200 inte 0,685 
2 2.333 00 4,282 
Kupferoxyd he 4 0,266... 0,128 


Kali, vielleicht mit etwas Natron 13468 . .. 10,466 
Spuren von Zinkoxyd, Mangan- 
oxyd und Kobaltoxyd . . re 
| 100,000 100,015 

Hiernach ergibt sich unzweideutig, dass die Krystalle, welche ausser 
einigen zufälligen Bestandtheilen, wodurch die Färbung entstanden ist, 
eine ganz ähnliche Zusammensetzung haben, wie der Adular WErner’s, 
nur mit dem Unterschiede, dass bei ihnen etwas Kali durch Kalkerde 
ersetzt wird, daher sie als Feldspath betrachtet werden müssen, und 
dass diesem Kunstprodukte die Formel: 


H Sit Al Sı? 
Ca) rt 


zukommt. — Obgleich die zur Feldspath - Bildung erforderliche Kiesel- 
säure und Thonerde stets in der Beschickung enthalten ist, so bleibt 
diese Bildung doch darum merkwürdig, weil die nöthbige, nicht unbe- 
trächtliche Menge Kali höchst wahrscheinlich aus der Asche der Holz- 
kohlen hinzutrat. Dass das Kali nicht im Überschuss vorhanden gewe- 
sen, zeigt die Gegenwart der Kalkerde, deren Quantität nicht in allen 
Krystallen gleich seyn dürfte, und der Umstand, dass mit der Zunahme 
des Kalk-Gehaltes eine Abnahme des Kali Statt findet. Wahrscheinlich 
hat auch die verschiedene Mischung Einfluss auf die Krystall- Bildung 
gehabt, da die Krystalle mehrfache Kombinationen zeigen *), Erwägt 
man, wie viele Versuche, künstliche Feldspath-Krystalle zu bilden, na- 
mentlich durch MırscherLich gemacht worden sind, von welcheın keiner 
zu erwünschten Resultaten führte, so müssen zu einer solchen Bildung 
viele Bedingungen nöthig und viele Schwierigkeiten zu beseitigen seyn, 
Zwar ist nun die Möglichkeit dargethan, keineswegs aber haben Art 
und Weise und die Bedingungen der Bildung erforscht werden können, 
Nur so viel ergibt sich aus dem Vorkommen, dass ein Drusen - artiger 
Raum, der durch eine feste Lage Schweel vor dem Eindringen der 
schmelzenden Beschiekung geschützt und dem Drucke derselben nicht 
ausgesetzt war, die Krystallbildung begünstigt hat. Auch scheint eine 
sehr langsame Abkühlung nicht ohne Einfluss gewesen zu seyn. Ende 
1834 wurde der obere Hohofen auf der Kupferhütte bei Sangerhausen, 

*) Zu bedauern ist, dass nicht Material genug vorhanden war, um eine Analyse mit 


regelmässig ausgebildeten einfachen, und eine andere mit Krystallen von abwei- 
cehender Form vorzunehmen, 


a u 


in welchem man Ausgangs Mai desselben Jahres krystallisirten Feld- 
spath unter den Ofenbrüchen fand, wieder ausgeblasen, nachdem er seit 
dieser Zeit, also etwa 7 Monate lang, in ununterbrochenem Gange ge- 
wesen war. Während der Ofen reparirt wurde, durchsuchte der Verf. 
die entstandenen Ofenbrüche, — Die Innenwände des Ofens waren ziem- 
lich glatt, und nirgends fand sich eine Spur krystallinischer Bildung, 
so dass die Hoffnung auf Wiederfinden von Feldspath - Krystallen ziem- 
lich fern lag. Der Ofen batte sich namentlich nach der Formwand hin 
ziemlich ausgearbeitet, letztere war daher völlig frei von Ofenbrüchen. 
Am stärksten hatte sich die Blende an der Vorwand und namentlich in 
den Ecken, welche diese mit den Seitenwänden bildet, angesetzt, indes-. 
sen fanden sich auch an letztern nicht unbedeutende Schalen von Blende. 
Zuerst liess der Vf. an der Vorwand die blendigen und kohligen Scha- 
len bis auf die Gestellsteine des Ofens durchbrechen, Die jüngste Bil- 
dung, welche von der letzten Campagne herrührte, löste sich sehr gut 
von der ältern Blende-Lage, die der vorigen Campagne angehörte, ab. 
Nicht selten wurden die Ofenbrüche 2, ja mitunter 4 Zoll stark gefun- 
den, aber weder in denselben, noch auf der Ablösungsfläche, welche die 
jüngere Bildung von der älteren trennte, war eine Spur von Feldspath 
zu entdecken. Als jedoch die zweite Blendelage, die der jüngern an 
Stärke nur mitunter fast gleich kam, durchbrochen wurde, stiess man 
wieder auf die Feldspathkrystalle. In zwei Fuss Höhe über der Form 
fand sich der erste Ansatz von Blende und Feldspath, und in —44 Fuss Höhe 
über der Form hörten beide Bildungen auf, so dass also die ganze Aus- 
dehnung der Höhe nach 2 bis 23 Fuss betrug. Die Feldspathkrystalle 
fanden sich meist weiss; die blassviolblauen waren weniger häufig, noch 
seltener die dunkelviolblauen, und sehr selten ganz schwarze von Kohlen 
gefärbte. Bei der ersten Auffindung suchte man hauptsächlich nach den 
gefärbten und liess die weissen wahrscheinlich unbeachtet, so dass die 
hübsche violette Farbe als Leiter beim Aussuchen gedient haben mag. 
Die Krystalle fanden sich auch jetzt wieder entweder auf Lagen einer 
dichten Kohle, oder in Klüften und Höhlungen der Ofensteine, welche 
aus Rothliegendem vom Kyffhäuser bestehen. Die meisten und gröss- 
ten Krystalle fanden sich an derjenigen Fläche, welche die Ofensteine 
von der ältesten Blende - Lage trennte, und zwar sassen sie entweder 
an dieser oder an den Ofensteinen fest. Mitunter traf man hier Kry- 
stalle, deren Endflächen eine Ausdehnung von 1, ja sogar bis 2 Linien 
hatten. — Dass die neuerdings gefundenen Krystalle nicht von der 
jüngsten, sondern von einer ältern Schmelz-Campagne herrühren, beweist 
schon der Umstand, dass weder in den neuesten Ofenbrüchen, noch auf 
der Grenze mit den älteren eiue Spur davon wahrgenommen wurde. 
Noch mehr wird diese Behauptung durch das Vorkommen von Krystallen, 
deren Kanten und Ecken durch Abschmelzung gerundet erscheinen, un- 
terstützt. Die einfache Erklärung des Vorkommens von angeschmolze- . 
nen Krystallen möchte folgende seyn: bei der Reparatur des Ofens zu 
Ende Mai wurden die Ofenbrüche stellenweise bis auf die Ofensteine 


a Mh m 


durchbrochen, also die Klüfte und Ablösungsflächen, wo sich die Feld. 
spath-Krystalle fanden, theilweise geöffnet. Da wo die Ofenbrüche ruhig 
hängen geblieben waren, blieben die darunter befindlichen Feldspath-Kry- 
stalle geschützt, wo hingegen Partie’n von letzteren frei standen, er- 
litten sie beim Wiederanblasen des Ofens eine Schmelzung, welche sich 
jedoch nicht füglich auf die ganze Krystallmasse, sondern nur auf die 
dünnern Stellen der Krystalle erstrecken konnte, weil sonst bei der, 
zur Schmelzung der ganzen Krystalle nöthigen, grösseren Hitze die 
zinkischen Ofenbrüche zunächst geschmolzen seyn und sich an höhere 
Stellen des Ofens angesetzt haben würden, 


C. Reıcnesr: Analyse des Mineral-Wassers von Hohenstein 
im Schönburgischen. (ERDMAn und ScCHWEIGGER- SEIDEL, Journ. für 
prakt. Chemie IV, 324 f.). In 138,240 Gran sind enthalten: 


Salzsäure r x \ u : 1,336 
Kohlensaurer Kalk " . ‘ 1,211 
Talkerde : . a . - 1,200 
Thonerde 3 3 : r r 100: ». 
Kieselerde ! . DR r 1,200 
Kali R } k . . h 2,000 
a a hate 1,240 
Lithion . , . - . ; 0,089 
Eisenoxydul , - R . e 7,002 
 Harzige Materie . ; . " 1,900 
Quellsäure . N 4 . b W- 
Phosphorsaurer Kal £ Spuren 
Manganoxydul 
Schwefelwasserstoffgas 2 yon 7,712)Rh. D,D. 


Kohlensaures Gas . k 5 N 11,520| Kub.-Zoll. 
* 


W. Srockes: über kugelige Bildungen mineralischer 
Substanzen, (Journal of the geological Soc. of Dublin, Vol. I, 
S. 1, p. 15 etc.). Viele Mineralien erscheinen in kugeliger oder in Röh- 
ren - förmigen Gestalten, deren Entstehen auf verschiedene Weise zu erklä- 
renist, Reibung, Zersetzung, Krystallisirung sind die bedingenden Ursa- 
chen, und im letztern Falle haben Einseihungen in kugelichten Höhlun- 
gen Statt, wobei sich die Krystalle divergirend an einander reihen. 
Auch bei Sublimationen können Formen, wie die erwähnten, entstehen, 
indem mit der Cohäsiv - Attraktion sich die Rotation verbindet. Welche 
von diesen Ursachen in einzelnen Fällen gewirkt, ist nicht immerleicht auszu- 
mitteln. Man will zuweilen Tropfen Vesuvischer Laven von vollkommener Ku- 
gelform gefunden haben: im Allgemeinen erscheinen sie jedoch mehr flachge- 
drückt und in die Länge gezogen, dabei zeigen sie sich umgeben durch 


a u u 


eine hervorragende Zone , die mit kleinen Knötchen besetzt ist. Solche 
Verschiedenheiten hängen vom Grade der Flüssigkeit ab, welcher der 
herabfallenden Masse verbleibt, und von dem Boden, auf den sie nieder- 
fällt. Tassen -ähnliche Gestalten werden dadurch hervorgebracht , dass 
‘der Rand zuerst erkaltet. Ungleiche Flüssigkeits- Grade können sehr 
:manchfaltige Phänomene bedingen. Berrtzy sah im Vesuvischen Kra- 
ter zwei Höhlungen am Krater-Boden sich bilden; in einer siedete 
Lava und floss zuweilen über aus der Mündung eines inneren Kegels; 
in der andern wurden rothglühende Kugeln ausgeworfen, die ganz oder 
zerbrochen in die ergossene Lava fielen; so entstanden Obsidian -artige 
Kugeln, zusammengehalten durch ein Lava- Zäment. Es ist wohl an- 
nehmbar, dass im Innern des Vulkaus, selbst auf dem Krater-Boden, 
rothglühende Lava - Kugeln sich mit einer Decke bekleideten; diess fand 
nämlich statt, indem sich dieselben um ihren Mittelpunkt in einer Atmosphäre 
verschiedener Dämpfe drehten, in welcher Staub und kleine Steinstücke 
gefallen seyn konnten, wodurch sich Kugeln bildeten, deren Kerne und kon- 
zentrische Schaalen auf verschiedene Art zusammengesetzt sind. _Ha- 
miLton besass kugelige Stücke weissen Kalksteins, vom Vesuv ausge- 
worfen, die Lava-Kerne hatten, Sodalit- Massen trifft man als Ein- 
schlüsse im Eudyalit, und diese wieder im Basalt [wo?]. Im Sodalit 
sind 23,5 Natron enthalten *), im Eudyalit nur 13,82, und der Eudyalit 
enthält 11,1 Zirkonerde, der Basalt sehr wahrscheinlich nicht eine Spur; 
darum ist nicht wohl anzunehmen, dass der Sodalit aus dem Eudyalit 
ausgeschieden worden, und eben so wenig der Eudyalit aus dem Basalt, 
Hyazinth kommt in sehr kleinen Theilchen im Basalt vor; diess Mineral 
enthält 70,0 Zirkonerde**), der Basalt nicht eine Spur. Darum scheint 
es glaubhaft, dass solche Substanzen, während sie noch flüssig waren, 
in geschmolzene Java fielen, — Lava zeigt die unmerklichen Übergänge 
in Obsidian. | 
Obsidian aber scheint von Lava und von Basalt dadurch verschie- 
den zu seyn, dass er mehr Kieselerde enthält, und dass er glasiger 
ist, in Folge schnellerer Abkühlung. Basalt wird häufig in kugeligen 
Massen getroffen, sphärisch, oder diesen nahe stehend, welche wieder 
von minder festem Basalt umschlossen werden. Theils rührt das Phä- 
nomen von der Zersetzung her, allein oft ist noch eine Form der yr- 
sprünglichen Struktur wahrzunehmen. Angeblich sollen, in der Mitte 
solcher Kugeln, mitunter verschiedenartige Stein-Kerne, besonders 
eckige Kalk - Stücke gefunden worden seyn; der Perlstein Ungarns — 
der in Obsidian allmähliche Übergänge zeigt — besteht aus einer Zu- 
sammenhäufung von Kügelchen, deren Grösse von jener einer Nuss bis 
zu der eines Sandkorns wechselt; kein fremdartiges Bindemittel hält 
diese Kügelehen zusammen: ein Schmelz-Teig, der vielartige Wendungen 


— 


*) Der Natron - Gehalt des Sodalits beträgt 26,55. 
D, R. 


++) 66,0. 
Ti D. R. 


wahrnehmen (lässt, verbindet sie. — Obsidian geht in Pechstein über: 
auch ‘die Analyse und die Zersetzungs - Phänomene zeigen Analogie’n. 
Pechstein kommt auf Lipari in kugeligen Massen vor. Obsidian 
und Bimsstein verlaufen sich in einander; verglaste Schlacken ste- 
hen in der Mitte zwischen beiden. Die kleinen Höhlungen und 
Räume im Bimsstein, in der Schlacke, so wie jene im Mandelstein, 
scheinen durch elastische Dämpfe gebildet worden zu seyn. Wären sie 
Folgen der Zersetzung durch Ausspühlung von Wasser, so könnten die- 
selben nicht so regellos sich darstellen, -— Feuerstein und Hornstein 
sind beinahe identisch; das Bruch - Ansehen bedingt unbedeutende Ver- 
schiedenheiten. Mauche ihrer Massen stellen sich fast als Kugeln dar; 
einige zeigen eine Rinde, an der zuweilen noch eine kleine Erhöhung 
wahrzunehmen, scheinbar die Folge früherer Erhärtung. — Menilit 
nähert sich dem Obsidian und dem Pechstein. Er kommt in knolligen 
Massen vor, die ursprünglich so gebildet seyn dürften. — Quarz - Ku- 
geln von der Grösse einer Erbse finden sich im Mulattoe-Stone 
(einer Art Greensand) in der Grafschaft Antrim, so wie, in be- 
trächtlicherer Grösse, im Kalkstein von Süiwe Gallion. In Corkshire 
werden in einem Talkschiefer-ähnlichen Gesteine glänzende Hornblende- 
Kugeln getroffen. Im Sandstein von Skreen, in der Grafschaft SZigo, 
findet sich ein Lager fest verwachsener Quarz-Kugeln. Der rothe 
Sandstein’ besteht aus abgerundeten Stücken und aus eckigen Frag- 
menten verschiedenartiger Gesteine von sehr ungleicher Grösse, Er 
trägt ganz das Ansehen vulkanischer Breccien, die dureh Hitze gebun- 
den worden. Von Zwischenräumen ist wenig oder nichts wahrzuneh- 
men. — Quarzgesteine. zeigen sich in der Regel frei von allen einge- 
schlossenen Theilen älterer Gebilde. — Im Glimmerschiefer trifft man 
Quarz - Massen , grösser als ein Menschen-Kopf. Die Glimmerschiefer- 
Lagen 'scheinen sich um dieselben herum gebildet zu haben. — Im Koh- 
lenschiefer sieht man rundliche, zum Tbeil flach gedrückte Massen. — 
Der roth- und -weiss-gefärbte Marmor Italiens hat eingeschlossene Mas- 
sen aufzuweisen, die erlittenen Druck verrathen. — Gold kommt in 
Massen vor, welche geschmolzen scheinen; zuweilen stellen sich Tro- 
pfen [?] dar, die unvollkommen mit einander vereinigt sind. — Eisen- 
kiese und kohlensaures Kupfer bilden durch Krystallisirung rundliche 
Massen. — — Kugelige Bildungen hat die Natur demnach häufig auf- 
zuweisen. Als ursprünglich so entstanden sind jene zu betrachten, 
die ihrer Oberfläche parallele Lagen haben, in denen man Kerne findet, 
deren Äusseres etwas verschieden von der Masse des Ganzen ist; fer- 
ner sprechen für ursprüngliche Bildung: eine beim Festwerden etwas 
zusammengeschrumpfte Rinde, und Eindrücke, von äusseren Kräften 
herrührend. | cr: 


m. . 


Jahrgang 1836. 6 


RE BEER 


L. Hor ser: über die Menge des im Räeine enthaltenen 
Schlammes. (London and Edinburg phil. Mag. 1834, Nr. 27, p. 211 
etc.). Die Versuche, auf welehe sich der Verfasser bezieht, wurden in 
den Monaten August und November 1833 ‚angestellt. Der Apparat, des- 
sen er sich bediente, bestand aus einer Steinflasche, die ungefähr eine 
Gallone enthielt, versehen. mit einem Kork, bedeckt ‚mit eingeschmiertem 
Leder, und daran eine lange. Schnur befestigt.  Vermittelst eines Ge- 
wichts, konnte die Flasche bis. auf beliebige, Entfernung. vom Boden 
des Stromes versenkt werden, und durch die Schnur liess sich der Kork 
wegnehmen, so dass das 'Gefäss augenblicklich gefüllt und sodann her- 
aufgezogen wurde, Die ersten Versuche hatten in 165 Fuss Entfernung 
vom linken Ufer, 7 F. von .der Oberfläche und 6 F. vom Boden statt. 
Der Rhein hatte einen ungewöhnlich miedrigen Stand; das Wasser war 
trübe ynd von gelblicher Farbe, Die Menge des Materials, welches 
ein Kubikfuss Wasser lieferte, nachdem -allmähliche. Abtrocknung vor- 
genonimen worden, betrug 21,10 Gr., oder ungefähr den =4437 Theil 
des Wassers. Das Residuum. brauste mit verdünnter Salzsäure schnell 
auf, hatte eine licht gelbbraune Farbe, füblte sich weich an und äh- 
nelte am meisten dem Lösse des Rheinthales. Spätere Experimente, 
wobei man das Wasser aus. der Mitte-des Flusses. nahm, und ungefähr 
ı FE. unterhalb der Oberfläche, nach und während heftigen Regengüssen, 
lieferte noch dunkler gelb. gefärbtes Wasser. Der Rückstand von eivem 
Kubikfuss Wasser wog 35 Gr., oder 75355 Theil. — Der Verfasser 
stellt Berechnungen an über die durehsehnittliche Merge des vom Rhein 
in--24 Stunden weggeführten ‚erdigen Materials. Er nimmt. die mittle 
Breite des Flusses, Bonn gegenüber, zu 1,200 F. an, die mittle Tiefe 
zu 15 F,, die mittle Geschwindigkeit — 24 Engl. Meil. in eiuer.-Stunde, 
und.’ den ungefährem Betrag festen Materials, vom Wasser getragen, 
zu 28 Gran auf den Kubikfuss, Als Resultat ergibt sich, dass 145,981 
Kubikfuss solifden Materials in je 24 Stunden bei Bonn vorbeigeführt 
werden, - | ag 


A. Schneiwer: geognostische Bemerkungen auf einer 
Reise von Warschau durch einen Theil Zittkauens und Wolhy- 
niens nach Podovlien; (Karsten’s Archiv für Min. VIL, S. 311 f.). 
Die Resultate sämmtlicher. Beobachtungen ergaben nachstehende Lage- 
rungs - Verhältnisse der Gebirgs -Bildungen im untersten Theile Podo- 
liens. Die Übergangs-Formation, Thon- und Grauwacke- 
Schiefe r, welche theilweise Kalkstein - Straten aufnehmen, erscheinen 
überlagert durch einen Grauwacke-Sandstein mit Productus 
u. s. w. Wahrscheinlich ruhen sie auf dem nördlich und westlich am 
Bog vorkommenden Granit. Der Übergangs-Kalkstein, Spirifer, 
Produetus u. s, w. führend, wechselt mit Thon- und Kalk-Schiefer. 
Als Flötzgebilde treten auf: Grünsand und Feuerstein. Das Grün- 


sand- Gebilde zeigt sich zusammengesetzt aus weissem Kiesel - Sand- 
stein und aus Grünsand mit Hornstein - Lagen; häufig kommt Gry- 
phaea columba darin vor. Mächtigkeit = 50—100 F. Der Feuer- 
stein vertritt» die Stelle der an andern Orten mächtig verbreiteten 
Kreide und erlangt mitunter eine Mächtigkeit von 20 bis 80 F. In 
den obern Lagen des Grünsand-Gebildes finden sich zuweilen statt des 
Hornsteins Blöcke von Feuerstein ein, welche stellenweise ganz vor- 
herrschend werden und den grünen Sand völlig verdrängen. Dieser 
Feuerstein kommt in Stücken und Blöcken von sehr manchfaltiger 
Grösse vor, zwischen denen gewöhnlich ein gelber oder grünlich-weisser 
Letten liegt, durch welchen die Feuerstein-Stücke lose mit einander ver- 
buuden sind; ebenso findet sich derselbe in den manchfaltigsten Far- 
ben- Nüanzen. Die tertiären Gebilde haben eine Gesammt - Mäch- 
tigkeit von 150 bis 240 Fuss. Sie bestehen aus folgenden einzelnen 
Glieder»: 


1. Töpferthon . . . ü . . 2 bis 8 F. mächtig, 
2, Meeressand, mit schwarzen Feuerstein- 
Geschieben > . . . s ° 20 zn 28 #E: ze 


3. Mergelkalk mit untergeordneten Kalk- 
stein - Straten ’ . e . ; 30 — 37 — — 
4, Dichter Kalkstein . . . . 12 -— 02 — — 
0 N ante. ifeiräge 6: nd, — 
6. Mergelkalk mit Cardium lithopodo- 
licum, und mit untergeordneten Schich- 
- ten von Kalkstein, Gyps und Walkererde o —-690— — 
.7.. Oberer Felsenkalk mit Serpulen  (pu 
Bois’ gquaftärer Kalkstein . . . 30.— 41 — — 
Die Meeressand-Schichte (Nr. 2) enthält eine Menge von 
Konchylien und kleinen Knochen. Die Konchylien sind meist sehr schön 
erhalten. Aufder Holozubincer Höhe wurden, durch Abteufungeines Schach- 
tes, folgende Arten getroffen: Marginella eburnea; Buccinum 
semieostatum, Broce.; B.baccatum, Basr.: B. dissitum, Eıcuw.; 
Nassa Zberszewsci, AnorycH.; N. laevigata; N. asperula, 
Bast.; Pleurotoma eostellata, Bast.; Fususintortus, Lam.; 
F. subulatus; F. harpula, Broce.; Cancellaria macrostoma, 
pu Boss; Cerithium pietum; C. plicatum, Bakuc.; C. corruga- 
tum; C. baecatum, Der».; C. lima, Bavc.; Turritella Archime- 
dis, »Brosen.; Trochus patulus; T. turgidulus; Monodonta 
Araonis; Natica glaucina, Liw.; N.epiglottina, Lam.; N. heli- 
eima, Broce,; Neritina picta, Ercaw.; Melania Ropii, pu Bors: 
Melania laevigata, Desu; Melania pupa, »u Boss; 
M. spiralissima, id.; M. reticulata, id.; Cyclostoma plana- 
tum, id.; C. Bialozurkense, id; Bulla ovulata, Broce.; B, spi- 
rata,id.; Panopaea Faujasii; Tellina pellucida; Brocc. vel 
Eryeina apellina, Puscn; Lucina columbella, Basr.; Squama?; 
Cytherea unidens; Arca diluvii, Lam.; A.antiquata; Pectun- 
ceulus variabilis: P. pulviuatus, Lan.; P,nummiformis, Lam.; 


6* 


er 


Pecten pulchellinus, nu Boss; Calyptraea, nu Boss; Ostrea 
digitalina, Eıenw.; Ostrea la&&irostris, puBoiıs. — Die jüngste, 
noch gegenwärtig sich erzeugende Bildung ist Kalktuff, welcher über- 
ziehend die untern tertiären Schichten, den Feuerstein, Grünsand 
und selbst die Übergangs - Gebirgsarten bedeckt, oder auch nur angela- 
sert erscheint, 


W. Cn. H. Starıns: Beiträge zur Geologie des Königrei- 
ches der Niederlande. (Specimen academicum inaugurale de Geulo- 
gia patrise. Lugd. 1833). Frühere Literatur. Schilderung der Kreide 
und des Grün - Sandsteines, und Andeutung der älteren Gebilde, von 
denen die neuen Ablagerungen der Niederlande begrenzt werden. Be- 
schreibung der tertiären Formationen mit einer Übersicht der ihnen zu- 
stehenden Petrefakten, nach den einzelnen Örtlichkeiten. Alte Alluvion: 
lose Blöcke und Sand. Fossile Gebeine findet man nie in grösserer 
Tiefe als 20 Meter; der Zustand ihres Erhaltenseyns beweist, dass sie 
nicht aus beträchtlicher Weite herbeigeführt worden, Neue Alluvio- 
nen: Torf, und darin vorkommende fossile Überreste (Cervus mega- 
ceros, Castor, Emys), und ein thonig Torf-artiger Schlamm (Darg 
oder Derrie genannt). Fluss-Alluvionen (Schlamm in Menge, von den 
verschiedenen Flüssen abgesetzt u. s. w.). Meeres - Alluvionen. Sie 
sind sehr mächtig. Beim Graben eines artesischen Brunnens in Amster- 
dam erreichte man erst in 27 Meter Tiefe ein Thon-Lager. Der Allu- 
vial- Meeresboden, Sand und thoniger Schlamm, überragt das gewöhn- 
liche Meeres- - Niveau nur sehr wenig, oder erreicht dasselbe mitunter 
selbst nicht, Gebeine, Waffen, Theile von Schiffen u. s. w. finden wenn 
darin. Am Schlusse schildert der Verfasser die Dünen. 


u 


Brennender Berg in den Dazischen Fürstenthümern 
(v. Meyer: über Fortschritte der Kultur in Wallachei und Mol- 
dau, vorgetragen bei der Versamml, der Naturf. in Bonn am 
18. Sept. 1835. Bonn, 16 SS. 8°.). Nordöstlich von der Stadt T'scher- 
netz beim Dorfe Malowiza, 4 Stunden von der Donau, befindet sich 
ein Berg, der seit 20 Jahren gebrannt und Rauch und Feuer aus seinen 
Spalten entwickelt hat. Vor sechs Jahren in der Nacht stürzte er mit 
furchtbarem Getöse zusammen und verschüttete 16 an seinem Fusse 
gelegene Häuser mit ihren Bewohnern, Die nach dem Thal. berabge- 
drängte Masse bildet eine geneigte Ebene, welche sich jährlich, durch 
Regen und Schneeschmelzen veranlasst, um 6‘ voranschiebt. An der 
Nordseite des Berges ist ein kleiner, sehr tiefer See entstanden, dessen 
Wasser deutliche Spuren von Hydrothiongas, Kohlensäure und Eisen 
verräth. Der Bergfall selbst ist 5460 Schritte lang, bis 3200 Schritte 
breit und 245° hoch. Die Schuttmasse ist mit Tausenden von schwar- 


zen Hugeln bedeckt, welche aus gebranntem Sandstein, rothgeglühetem 
Schieferthon , verkohlter Braunkohle , Erdschlacken und Schwefel beste- 
ben. Der Kegel-förmige Berg ist durch einen senkrechten Spalt genau 
in zwei Hälften getheilt, in welchem man Schichten von verwittertem 
Sandstein, Erdschlacke, Quarz und Kalkstein erkennt. Im Innern jener 
Hügel findet man Baumstämme, horizontal wie Blätter übereinanderlie- 
gend, selten aufrecht, zuweilen zerquetscht, und mitunter so dick, dass 
zwei Männer sie nicht umspannen können. Es sind zweifelsohne die 
Überbleibsel eines Eichenwaldes, der vor dem Einsturze auf dem Gipfel 
des Berges gestanden. In einigen Hügeln fand man auch Braunkohle, 
worunter sich Reste von Palmrinden erkennen liessen. 


J. Fourser: Abhandlung über die Zersetzung der Mine- 
ralien feurigen Ursprungs und ihre Verwandlung in Kao- 
lin (Ann. chim. phys. 1834, Mars, LV, 225 — 256). 

I. Auseinandersetzung und Widerlegung der vorzüglichsten Theo- 
rie’n über die Entstehung des Kaolins. Aus den Mischungs- und Lage- 
rungs- Verhältnissen ergibt sich, dass der Kaolin ein zerfallener, von 
Kali befreiter und noch weiter umgeänderter Feldspath sey, und dass 
der Galvanismus diese Umänderung bewirkt habe, welcher aus dem 
Kontakte später aufgelagerter Felsarten entspringt, noch mehr aber je- 
ner, welcher in der Heterogeneität der Gemengtheile der Gesteine selbst 
begründet ist. — II. Folgende Erscheinungen sind mit dieser Um- 
wandlung verbunden: In der harten Steinmasse der Basalte, Phonolithe 
und Trachyte entstehen zerstreute erdige Punkte, welche scharf be- 
grenzt an Grösse und Zahl zunehmen; eine kuboidische Zerklüftung 
mit abgerundeten Kanten gesellt sich hinzu, die Felsart schwillt an, 
und es entsteht eine konzentrische Abblätterung kugeliger Massen 
von Erbsen - bis zu Kopf-Grösse, und das Gestein wird so erdig, dass 
chemische Agentien ein leichtes Spiel haben: nun erst oxydirt sich das 
Eisen höher, die aufangs dunkle Farbe wird hiedurch röthlich oder sehr 
intens gelb (zumal in Auvergne). Zu Poullaouenn in Bretagne geht 
man weit über Aphanite weg, welche ganz in 3°—4° dicke Kugeln 
zerfallen sind (p’Ausuisson). Ähnlich verhalten sich die prismatischen 
Granite. Aber an geschichteten Graniten, welche in Zersetzung begrif- 
fen sind, kanıu man folgende drei Zonen unterscheiden: zu oberst gel- 
ber oder rotber Thon, gefärbt durch Eisen - Peroxyd- Hydrat, welcher 
beim Trocknen oft salzige Ausblühungen gibt, indem bei der Oxydation 
des Eisens das Alkali frei geworden ist; — eine mittle grüne Zone, 
wo die Oxydation des Eisens noch unvollkommen ist; — eine untere 
Zone aus anscheinend unverändertem Granit, welcher aber durch einen 
Hammerschlag gänzlich zerfällt, und worin ein Theil der Feldspath- 
Kıystalle noch Seine Form besitzt; — er liegt auf wirklich noch un- 
verändertem Granite. Inu jenen oberen Schichten liegen die andern 


Fe. 


Gemengtheile des Granites, Quarz und Glimmer, noch in anfänglicher 
Weise zwischen dem Feldspath, so lange nicht Regenwasser , welche 
das Alkali wegspühlen, und andere Ursachen diese mürben Massen ein- 
stürzen machen, sie durchwaschen und schlämmen; — sie geben guten - 
Mörtel. Aus gleicher Ursache zerfallen auch manche Granite alsbald 
zu Gruus, wenn man sie aus dem Bruche nimmt, wo sie durch den 
Seitendruck zusammengehalten worden waren. — 1Il. Diese Erschei- 
nungen des mechanischen Zerfallens lassen sich nicht erklären aus dem 
Wechsel der atmosphärischen Temperatur, indem dieser nicht so tief 
einzudringen vermag, als jenes Zerfallen in pyroxenischen wie in Feld- 
spathigen Gesteinen Statt findet. Es ist vielmehr begründet theils in 
der Neigung pyrogener Felsarten bei dem Erkalten sich in prismatische, 
Tafel-artige und andere Formen zu zerspalten, theils und hauptsächlich 
aber in dem Dimorphismus ihrer Bestandtbeile, welche das Bestreben 
haben, die eine Form mit der anderen zu vertauschen. Wie frisch su- 
blimirte arsenige Säure glasartig ist, aber mit der Zeit opak, lockerer 
und in Wasser löslicher wird, ohne eine chemische Veränderung zu er- 
leiden, so scheint es, nach Berzerivs, auch bei vielen anderen Verbindun- 
gen zweierlei Grade der Innigkeit der Verbindung zu geben, deren einer, 
schwächerer, auf nassem Wege bei niedriger Tenıperatur , der andere 
auf trockenem Wege in hoher Hitze entsteht, und auf die letztere Art 
scheinen .alle Mineral-Arten entstanden zu seyn, welche ihrer Mischung 
nach von Säuren leicht angreifbar seyn müssten, aber deren Wirkung 
widerstehen (Feldspath, Spinell, Zinn-Oxyd). So ist nach G. Rose die 
Hornblende nur ein langsamer erkalteter Augit. Aber er zerfällt weni- 
ger leicht, als der im nämlichen Gesteine mit-vorkommende Feldspath; 
doch ist er reicher an Eisen und ärmer an Kieselerde. Andere Belege 
verschiedener Aggregat - Zustände bei gleicher Mischung geben uns die 
langsam oder schnell abgekühlten Metalle, die ungeglüheten und die 
geglüheten Gläser, welche letztere jedoch mit der Zeit, selbst wenn sie 
ticf vergraben sind, sich ebenfalls absplittern, irisiren u. s. w.; ja es 
scheint, dass diese Stoffe in jenem Aggregat - Zustande, welchen man 
als den stärkeren betrachten muss, mit der Zeit durch unmerkbare Ein- 
fiisse mehr angegriffen werden, als- im schwächeren. — IV, Aus der 
Zersetzung des Feldspathes entstehen zwei neue Verbindungen, jedoch 
in zweifachen Proportionen, im einen Falle näwlich, wie schon Ber- 
THIER gezeigt, trennt sich der Feldspath K A® Si!? in A® Si?, = 48 A 
+ 52 Si, welches mit etwas unzersetzten und fremden Theilen als 
Kaolin zurückbleibt, und inK S?, welches verschwindet (?Aue in Sachsen 
und SE, Yrieix); im anderen Falle scheidet er sich in A? Si* — 44,70 
A —+ 55,50 Si, und K Si® (Passau, Meissen, St. Tropez, England) 
mit einigen kleinen Variationen, welche von dem bereits stattgefundenen 
Zersetzungsgrade und dem Verhalten der zufällig beigemengt gewesenen 
Bestandtheile (Eisenhydrat etc.) abhängig seyn mögen. Rechnet man 
das Wasser mit hinzu, so würde der Kaolin von S. Yrieir enthalten: 


Fe 


11 Kieselerde 
. 9: Alaunerde 19,09 

6 Wasser 13,66 
‚die Kaoline der 2ten we. aber 


22,73] . x 7 . . £ & . 
was sich nicht auf einfache Formeln zu- 


rückführen lässt, — 


I 


ANTE Kieselerde — 24,2 
3 Alaunerde — 18,00} Sit A? ag? sach Sit A? 4 A ag?, 
92 Wasser == Wink 


was der Zusammensetzung des Halloisites ganz nahe steht; doch isi 
immer einiges fest adhärirende Wasser vorhanden, das nicht chemisch 
gebünden, und seiner Menge nach schwer zu bestimmen ist, Einige 
Kaolme, welche in der Erde weich und halb duktil gewesen, werden 
‘durch Austrocknen sehr hart und bleiben es, wenn sie gleich lange 
‚Zeit wieder uuter Wasser kommen, was sie eben zur Mörtel-Bereitung 
sehr geeignet machen mag. Ähnlicbe Erscheinungen nimmt man an 
Feuersteinen, manchen Specksteinen, dem Andalusit von Herzogau und 
manchen Molassen und Arkosen wahr. — Basaltische Gesteine zeigen 
ein analoges Verhalten; wie denn im Basalt-Strome von Chuquwet in 
Auvergne viele Äderchen reinen Lenzinites; der den Halloisiten eben- 
Salls nabe steht, mitten in den ockrigen Hydrosilikat-Bänderu vorkommt, 
— und wie ferner die Hornblende - haltigen Diabasen (Sachsens und 
Schlesiens) sich in Walkerde, die Serpentine ebenfalls in Hydrosilikat-ar- 
tige Erden zersetzen. — V. Um jene Zersetzung zu bewirken, möchte 
das reine Wasser nicht, wohl aber die Kohlensäure der Atmosphäre 
hinreichend: seyn, welehe nämlich mit stärkerer Affinität als die Kiese!- 
erde versehen, diese, ausscheidet, und sich ihrer Basen bemächtiget, der 
stärkeren und auflöslicheren vorzüglich, wesshalb die Kalk- und 'Talk- 
Feldspathe ihrer, Einwirkung mehr als die Kali- Feldspathe widerstehen. 
Die so ausgeschiedeue Kieseierde ist Gallert-artig und mit Wasser, 
wässeriger Kohlensäure, reinen und kohlensauren Alkalien verbindbar, 
wo sie dauu ‚die Materien zur Bildung neuerer Quarze, Fioritz, Achate, 
Opale, Kalzedone und selbst Mesotype und Stilbite liefern mag. Jene 
Lersetzung wird besonders noch durch die häufige Anwesenheit von 
Eisen - und Mangan - Protoxyd begünstigt, durch dessen höhere Oxyda- 
tion und Umwandlung in Peroxyd-Hydrat die Neutralität der Verbin- 
dung aufgehoben, deren Festigkeit zerstört und weitere Veränderung 
der Kiesel-Thonerde in Kiesel - Alaunerde- Hydrat mit den Verhältnissen 
A Si oder A® Si* herbeigeführt wird, während nemlich jedes etwa ent- 
stehende saure Silikat bei niedriger Temperatur sich abscheiden würde. 
In der That haben die häufigen kohlensäuerlichen Quellen von Castel- 
yuyon in Auvergne alle Spalten des Granites, aus denen siehervortreten, 
_ erweitert und wieder mit Eisen-Hydrat überzogen; an einer andern Stelle, 
bei Pont Gibaud, haben sie schwefelsauren Bäiyt ganz zerfressen und 
die darin eingeschlossenen Talkschiefer - Stücke in bohem Grade ange- 
griffen. Durch die Einwirkung solcher Sauerquellen und der in ihnen 
‚enthaltenen Bicarbonat - Salze auf verschiedene Felsarten mag die Bil- 
dung der Allophane, Collyrite, Pholerite, Meerschaume, Fettbole , Cero- 


x 

lithe, Scarbroite u. s. w. erklärlich seyn. Dazu gesellt sich dann end- 
lich noch die Wirkung ahdrers in den ER aufgelöster Salze, der 
Sulfate u. s. w. act 

Auch andre, durch ihren De ienne Beisiante Mineral - Verbin-. 
dungen haben ähnliche Erscheinungen zur Folge, wie die Feldspathe, 
So ist die prismatische Form der Pyrite weniger dauerhaft als die ku- 
bische, und zu Effloreszenzen geneigt. So zersetzen sich die prismati- 
schen Gestalten des kohlensauren Kalkes (Arragonite) in Auvergne in 
Masse, während die rhomboidischen dauerhaft sind. So scheint der 
Granat nur die weniger dauerhafte, der Idokras die stärkere Form ei- 
ner und derselben Substanz zu seyn; die Neigung des ersteren, zer- 
reiblich zu werden, ist bei Framont auffallend und bekannt. Ein ähn- 
liches Verhältniss mag zwischen Laumontit, Amphigen und Peridot seyn. 


in 


T. A. CaruLLo: memoria geognostico - zoologica sopra alcune con- 
chiglie fossili del calcare jurese, che si eleva presso il lago di Sta. 
Croce nel territorio di Belluno. Padova 1834 (> Bibl. Ital. 1834, 
LAXXP, 272— 273). Östlich von Belluno erheben sich die Alpugeser 
Berge zum Joche, Pine genannt, dessen Gestein milchweiss und voll- 
: kommen krystallinisch, voll undeutlicher Bivalven - Versteinerungen ist, 
deren Schaalentrümmer eben jene krystallinische Struktur herbeizufüh- 
ren scheinen. Es geht nach unten nicht in Oolith über, und ruht auf 
dichten, graulichem Kalke voll Terebratel- Schaalen. Die fossilen 
Reste des’erstern aber sind von der Art, wie sie sich nur selten im 
Venetianischen, um Romagnano, im Veronesischen und im Fenera- 
Berge unfern Asolo finden: nämlich Sphaeruliten und Hippuriten 
(mithin nicht Jurakalk, sondern Kreide!], welche letzten eine grössere 
und eine kleincre Art darbieten, mit einigen Plagiostomen und 
Gryphäen. Die Versteinerungen des Jurakalkes von Alpago gehören 
‚ lauter neuen Arten an, welche am Schlusse der. Abhandlung einzeln 

beschrieben und lithographirt sind. 


J. Puuszies: über unterirdische Temperatur, am 15. Nov. 
1834 beobachtet in einer Tiefe von 500 Yards unter dem 
Meeresspiegel, im 54° 55’ N. ‚Br. (Lond. a. Edinb, phil. mag. 1834, 
V, 446—451). Die Herren PEMBERTON und Tnuomrson liessen einen 12° 
weiten Schacht zu Monk-Wearmouth abteufen, um durch den Durkam’- 
schen Magnesian - Kalk zum Kohlengebirge zu gelangen , in welchem, 
noch ehe die Werke in den Kohlen selbst eine grössere Ausdehnung 
gewonnen, ehe Pferde u. s. w. da hinab gebracht worden, der Verf. in 
Verbindung mit mehreren andern Gelehrten -eine Reihe von Versuchen 
über die Wärme-Zunahme anstellte. Die Sohle des ersten Kohlenlagers 
ven 6° Mächtigkeit erreichte man mit 1584’ mittelst eines Schachtes, dessen 


Mundloch 87°-über dem Hochwasserstand des Meeres sich befindet, und 
welcher. bis‘.zu 1497‘ unter dem Meeresspiegel’ reicht. Setzt man die 
mittle Temperatur dieser Oberfläche in jener Gegend — 47°, 6 F., die 
höchste auf: der Sohle des -Kohlenlagers den Beobachtungen zufolge 
—- 72096, so. entspricht diese Differenz von 25° einer Tiefe von 1484’ un- 
ter dem Meeresspiegel, oder je 1° auf 59'36 Tiefe, oder etwa 1° F. auf 
20, Engl. Yards. | 

‘Der Schacht ist zwar verzimmert, doch so, dass noch immer etwas 
Wasser hindurchdringt, und auf dessen Sohle hinabträufelt, welche sich 
einige Yards unter dem ersten Kohlenlager ‘befindet und noch bis zu 
einem folgenden fortgetrieben werden soll. Kohlenwasserstoffgas dringt 
aus der durch 4 Strecken angebrochenen Kohle überall mit Geräusch 
hervor, wird aber durch den hergestellten raschen Wetterwechsel 
so schnell in die Höhe geführt, dass man dessen Brennbarkeit nicht zu 
gewahren vermag. Das Kohlenlager fällt etwas von W. nach O., auf 
welch’ letzter Seite sich Salzwasser in einer 2’ tiefen Lache im Lie- 
genden des Lagers gesammelt hatte, 22 Yards vom Schachte entfernt. 
Die Luft in dieser und der südlichen Strecke hatte 62° bis in die Nähe 
des Schachtes, die des Salzwassers war 70°1, die der Luft vor Ort 64°, 
und da, wo das Gas summend hervordrang, ohne jedoch entzündbar zu 
seyn, 68°. Ein Minimum-Thermometer zeigte in 19°’ tiefen Löchern auf dem 
Boden der östlichen Strecke, nachdem sie zuerst mit wärmerem Wasser 
gefüllt worden waren und dieses dann erkaltet war, 62° — 63°, in 
Koblenklein an der Oberfläche 64° — 67°, und 2—3 Yards vor Ort in 
Salzwasser steckend, 71°,4, Senkt man das Thermometer in ein frisch 
gemachtes Loch in die Kohlenwand zwischen das hiebei sich ergebene 
Kohlenklein, so zeigt es anfänglich 69° und nach kurzer Zeit 71°1. Im 
Salzwasser der Löcher am Boden der Strecke wechselte der Thermome- 
terstand jedoch um einen ganzen Grad und stund um so höher, je 
reichlichere Gas-Bläschen durch das Wasser in die Höhe stiegen: in ei- 
nem derselben von 6901 bis 69°7, im andern von 71°6 bis 72°6. Im 
Wasser eines 24° tiefen Loches der westlichen Strecke stellte sich das 
Thermometer auf 71°2, Das auf dem Boden des Schachtes angesam- 
melte Wasser besass 67°. Es ist offenbar, dass der starke Wetterwech- 
sel in den noch wenig ausgedehnten Werken eine fortdauernde Abküh- 
lung bewirkt, dass die Oberfläche des Gesteines wärmer als die Luft 
. (frisch entblösste Flächen um 906° wärmer), das aus der Tiefe kommende 
und mit jener in Berührung bleibende Wasser wärmer als die Ober- 
fläche, und das noch viel schneller emporsteigende Kohlenwasserstoflgas 
noch wärmer als dieses Wasserist. Eine chemische Ursache von Wärme- 
Entbindung ist hiebei wohl nicht mit in Anschlag zu bringen, da Ei- 
senkiese u. dgl., die sich zersetzen könnten, noch nicht in dieser Kohle 
nachgewiesen worden sind. 


» Araco: über Quellen, Bohr-Brunnen und Springbrunnen 
(Annuaire pour Van 1835 > James. Edinb. in. philos. Journ: 1835, 
XVIII, 205—247). Ouymrıopor erzählt bereits in der Mitte des VI. 
Jahrhunderts, dass Landbauer in der Oase, wenn sie 200° — 500° tief 
graben, reichliches Wasser finden, welches übersteigt und Bäche zur 
Bewässerung der Felder bildet. — Der älteste bekannte artesische Brun- 
nen in Frankreich soll der im Karthäuser-Kloster zu Lällers in Artvis 
(woher der Name) seyn, welcher vom J. 1126 herrührt. —; Auch zu 
Stuttgardt sollen sich sehr aite Brunnen der Art finden, — Suaw be- 
richtet in seinen Reisen, dass, wenn die Bewohner des Wad reag, einer 
Gruppe von Dörfern tief in der Sahara, 100°—200° tief graben, sie auf 
einen Schieferthon stossen und nach dessen Durehbrechung den Bahar 
täht el Erd (d. i. See unter der Erde) erreichen : eine Scliiehte-, - wer- 
aus das Wasser mit grosser Beftigkeit emporsteigt. — Die Kunst, tiefe 
Brunnen mittelst an Seilen aufgehängten Bohrern zu bilden, ist bei den 
Chinesen sehr alt, doch scheint es nieht, dass dort das Wasser je überspru- 
dele *). — Donisıcus Cassınr bohrte in der Mitte des XVII. Jahrhun- 
derts, ehe er nach Frankreich ging, zu Fort Urbino im Kirchenstaate 
einen Brunnen, dessen Wasser 15’ über die Oberfläche sprang „ und in 
 aufgesetzten Röhren bis zur Spitze der höchsten Häuser geleitet wer- 
den konnte, | 

1.: Woher rührt das Wasser dieser Quellen? Am einfach- 
sten und natürlichsten ist es anzunehmen, dass es das dureh Regen, 
Thau und Schnee aus der Luft auf die Erdoberfläche niedergeschlagene 
Wasser seye, welches durch Sandlager und Felsen-Spalten in. das Innere 
eindringe, sich dort samnmıle und durch die tiefste sich ihm darbietende Ab- 
fluss-Öffnung wieder zum Vorschein komme. Darum wachsen die Quellen in 
der Tiefe der Englischen Grubenwerke jederzeit schon wenige Stunden 
nach starkem Regenfalle an; — darum sind alle zu Tage gehende Quel- 
len voll Wasser zur Regenzeit und versiegen oft nach kurzer Trock- 
niss. ‚Man hat zwar die Quellen, welche unter dem See-Spiegel liegen, 
von dem aus dem Meere unter ganzen Kontinenten hin eindringenden 
Wasser ableiten wollen: aber längs der Wolga sind unermessliche Län- 
derstrecken, welche weit unter dem Spiegel des benachbarten Schwar- 
zen Meeres liegen und dennoch weder von diesem durchdringenden 
Wasser überschwemmt werden, noch versumpfen. Umgekehrt liessen 
ARISTOTELES, SENECA, CARrDAn, Descartes die Quellen aus einer De- 
stillation des Wassers im Innern der Erde durch Zentralwärme und 
durch Abkühlung der so entstandenen Dünste an den kältern Schichten 
der Oberfläche entstehen, weil auch der stärkste Regen wicht über 
3*—4’—6' in gebaute Ackererde eindringen könne und auch nicht selten 
Quellen in der Nähe der Berggipfel bervorkommen,. Aber solche Acker- 
erd-Schichten bedecken weder überall die durchlassenden Sandlager und 
Felsklüfte der Erde, noch kann man eine Quelle aufweisen, die nicht 
noch ansehnliche Erstreckungen höherer Gebirgstheile über sich hätte. 


*) Jahrb. 1831, 5. 69, Note, 


=-_ mw = 


Ja: es lässt sich gerade bei den, neuerlich zum Gegenbeweisse ange- 
führten Quellen, wie am Montmartre zu Paris, an einer Quelle bei 
Dijon und an dem Font Feyole am Mont Ventoux im Vaucluse-Depart. 
nachweisen ,„ dass der Regenfall in den noch über diese Quellen liegen- 
den Gebirgstheilen ansehnlicher ist, als die Wassermenge, welche diese 
Quellen liefern, [Doch scheinen durch diese Berechnungen die Schwie- 
rigkeiten noch wicht alle beseitigt, welche sich aus der ungleichen Ver- 
theilung des Regenfalles im Verhältniss zum Ergebnisse der Quellen an 
Wasser erheben. Br.] Ja: nach Marıorre’s Versuchen und Berechnun- 
gen führt die Seine jährlich nur 4 des Wassers zum Meere, welches 
als Regen in ihr Becken niederfällt; 2 müssen daher als Dunst in die 
Atmospbäre aufsteigen, von Pflanzen und Thieren zu ihrer Ernäh- 
rung: konsumirt werden, oder durch Felsspalten zu den innerlichen Becken 
geleitet werden, aus denen die Quellen entspringen ; [dieser letzte Ab- 
gang muss sich jedoch im Verlauf des Jahres immer wieder mit Demje- 
niger kompensiren , was die Quellen und die sich auflösenden Pflanzen 
und Thiere zurückgeben. . Es ist daher wohl richtiger, wenn der Verf. 
a. e.a. O. sagt:] ein Theil geht auch durch unterirdische Kanäle dem 
Meere zu*). Der ingenieur Daussz hat (in einem noch ungedruckten 
Werk) berechnet, dass das Seine-Becken oberhalb Paris 10,307,000 Acres’ 
misst und jährlich 20° Wasser empfängt, was 677,000,000,000 Kubikfuss 
beträgt, während nur 234,585,140,000 Kubikfuss (4 des Ganzen) durch 
den Pont de la Revolution abfliesst ””). Diese Zahlen zeigen das Grund- 
lose der Meinung, dass durch die Quellen allmählich innere Wasser- 
becken sich ganz entleeren müssten. 

2. Wie das Oberflächen-Wasser in den verschiedenen 
Formationen in der Erdrinde vorkommen und zirkuliren 
könne. 

a) Urgesteine sind nicht oder kaum geschichtet, von kleinen nur 
wenig miteinander in Verbindung stehenden Spalten und Ablosungen 
durchsetzt und geben daher häufige aber schwache Quellen ganz nahe 
dem Orte, wo die Erde das Regenwasser aufgenommen. — b) Die se- 


*) Den eigentlichen Regen kann man überall unmittelbar sammeln und bemessen ; — 
auch die Menge des in auf ähnliche Weise gesammeltem Schnee enthaltenen Was- 
sers, wenn man ihn nur vor seiner theilweisen Verdünstung schmilzt. Im grossen 
Flocken gefallener Schnee liefert eine Wassermenge, die deu Boden nur 0,1 so 
*hoch bedeckt, als er selbst; — in kleinern Theilen gefallen gibt er 0,2 — und 
hatte er sich sehr dicht zusammengesetzt, bis 0,66 jener Höhe. — Hagel fällt sel. 
ten olıne Regen und schmilzt dann wit diesem im Regenwasser aufgefangen, — 
Der Betrag des Thaues ist nach Ort und Zeit zu veränderlich, um eine allgemeine 
Proportion dafür angeben zu können; denu Darron’s Angabe, dass er im Verlaufe 
eines ganzen Jahres eine 3” hohe Wasserschichte auf der ganzen Erdoberfläche 
bilden würde, berulhte auf falschen Voraussetzungen. Eine grosse Wasserfläche 
mag Jährlich so viel Wasser verdunsten, als sie durch Regen wieder erhält. 


**) Das Mittel ist 7537’ Kub. in der Sekunde, das bekannte Maximum (im Jahr 1615) 


sr Kub., das Minimum (1767 und 1803 während grosser Trockne) 2187 Kubik- 
uss. ra 


u WE 


kundären und tertiären Formationen bestehen aus übereinander liegen- 
den manchfaltigen , durchlassenden und undurchlassenden Schichten, 
welche gewöhnlich ursprünglich in grossen Ebenen abgesetzt, später 
aber durch Emporhebung nach gewissen Linien zu Becken umgestaltet 
worden sind, wodurch also diese Schichten, die sonst untereinander ho- 
rizontal liegen, an den Rändern der Becken mit ihrem Ausgehenden ne- 
beneinander zu liegen kommen und in den Stand geseizt sind, in ihren 
permeabeln Gliedern die Tagewasser aufzunehmen, welche sich dann 
darin, zwischen zwei undurchgänglichen Gliedern eingeschlossen, oft 
auch an tieferen Stellen im Innern der Erde fortbewegen, wenn die sie 
leitenden Schichten daselbst noch irgend ein geringes Gefälle besitzen, 
oder wenn die vom Tage her nachdringenden Wasser darauf drücken. 
Tertiäre Bildungen bieten kleinere Becken: sie sind theils in den frühe- 
ren Becken der sekundären abgesetzt, theils selbst erst später durch 
Hebungen zu Becken umgestaltet; sie sind loser, reicher an völlig durch- 
. lassenden Sandschichten, daher reicher an Klüften,, veränderlicher im 
_ Schichtenfalle und bieten daher nicht wie die sekundären die Erscheinung 
dar, dass sie auf grosse Strecken hin gar keine Quellen liefern, an an- 
dern sehr reich daran sind (J. Burar). — Die Schichtgesteine enthalten 
auch grosse Höhlen und Spalten in ihrem Innern, welche das Wasser 
fortleiten. So ist der berühmte Fels bei Torghat in Norwegen durch 
einen geradlinigen natürlichen Stollen von 150° Höhe und 3000° Länge 
von einem Ende zum andern durchbohrt. Die Guacharo-Höhle im Jura- 
kalke des Caripe-Thals in Südamerika ist nach Humsorpr 80° breit, und 
auf eine Erstreckung von 1455° bei gleichbleibender Richtung 72° ‚hoch; 
sie geht aber viel weiter, obschon die Eingebornen durch Aberglauben 
abgehalten werden, weiter als 2400‘ vom Eingange vorzudringen; ein 
30° breiter Bach durchströmt sie der Länge nach. Die Adelsberger 
Höhle in Krain, welche den Poick-Fluss aufnimmt, ist 6 Meilen [Eng- 
lisch, und die Angabe doch wohl noch um die Häfte zu gross] lang und 
enthält einen See, über den man nur im Boote kommen kann, Nach 
Pınrorrivan ist zu Frederikshal in Norwegen ein senkrechter Fels- 
schacht, in welchem ein Stein wenigstens 2 Minuten braucht, um zu 
Boden zu fallen, was, sofern dieser-Fall nicht etwa gebrochen ist, eine 
Tiefe von 12,000’ (1200° mehr als die Spitze der Pyrenäen hoch ist) 
andeutet. — Die Schichtgesteine enthalten unermessliche Wasser-Schich- 
ten zwischen sich. So gibt die Quelle von Vaucluse, welche gleich 
au ihrem Ursprung die Sorgue bildet, nach Gurrın’s Messung in jeder 
Minute mindestens 13,000’ Kub., wenn sie aber stark ist, 39,000 Was- 
ser von sich, wovon 28,000° als Mittel jährlich über 13,650,000,000 Kub, 
Fusse betragen würden, was fast dem ganzen Regenfalle auf 96 Qua- 
drat- Meilen in diesem Theile von Frankreich entsprechend wäre. Die 
gressartigen verwandten Erscheinungen am Zirknitzer See in Krain 
sind bekannt. Ähnliche Erscheinungen bietet aber. Frankreich noclı 
viele, nur in kleinerem Maasstabe dar. So ist zu Sable in Anjouw mit- 
ten in einem Moore ein natürlicher Schacht von 25° Durchmesser und 


u 2 


unbekannter Tiefe ‚„ dessen Wasser zur Regenzeit überfliesst und eine 
bewundernswürdige Menge von Fischen , insbesondere Forellen von be- 
sonderer Art mit sich führt (Mem. de V’Acad, scienc. Paris 1741, ». 37). 
Eben so strömt nach 3—4 Tage lang anhaltendem Regen der Frais 
Puits bei Vessoul an der obern Saone und überschwemmt die ganze 
Nachbargegend, ‚in der man, wenn sein Wasser wieder verlaufen ist, 
zuweilen Fische umherliegen sieht, — Auch in flachen Gegenden gibt 
es Höhlungen, in welchen ganze Flüsse verschwinden, Prixıvs sagt 
dieses vom Alpheus im Peloponnes, vom Tigris in Mesopotamien, vom 
Timavus im Gebiete von Aguilia, vom Nil bei seinem Eintritt in das 
Cäsareische Mauritanien (auf einer Strecke von 3) und an der Grenze 
Äthiopiens (auf einer Strecke von 20 Tagereisen). Es ist der Fall mit 
der Guadiana in Estremadura, mit der Maas bei Bazoilles, wo man 
ihr altes Bett zu Tage über dem jetzigen unterirdischen erblickt, mit 
der Dröme, Rille, Iton und Aure in, Normandie, wo diese Flüsse in 
mehreren aufeinanderfolgenden Schlünden immer mehr und mehr ver- 
schwinden. —: Oft findet man in der Erde mehrere übereinanderliegende 
Wechselschichten, welche Wasser führen: man hat sie beim Bohren ar- 
tesischer Brunnen entdeckt, und bei allen sogleich anzuführenden eine 
aufsteigende Bewegung des Wassers im Bohrloch gefunden, 


Wasser- zu St. Nicolas in Port Saint zu Tours, nach 
 sehichte _ D’dliermont bei Ouen nach den DeEGovse: 
| EM Dieppe: ‚Hern. Fracuat: 
1. in einer Tiefe von 707. 2 108 gg 
u. 0-7 - Tr ee. 300 
tie uinailiggp r „ui 4569 i i 383’ 
u. 0-00 0—1:645' s F 184° 
2. — —_— ,— 768° . „331.206: 
.—- —- -— 88 
Dr —  —:1030° 


Vier von den bei Port St. Ouen gefundenen Wasserschichten haben 
die Herrn FracHuır zu St. Denis wieder gefunden, wo sie 200° tief 
bobrten. — Manche so erreichte unterirdische Wasserschichten sind ‘in 
einer starken Strömung begriffen: als man zu Paris in der Brauerei 
der Maison blanche nächst der Barriere von Fontainebleau bohrte, stürzte 
der Bohrer plötzlich 20° tief hinab, wo dann der am oberen Ende an- 
gebrachte Griff sein weiteres Einstürzen hinderte ; bei dem Wiederher- 
ausziehen desselben fühlte man, dass sein unteres Ende frei in einem 
starken Wasserstrome hing und von demselben in Schwingung versetzt 
wurde. Ähnliche Anzeigen erhielt man von der dritten Wasserschichte 
zu Port St. Ouen, welche den aus tieferen Schichten heraufgezogenen 
Bohrlöffel regelmässig auswusch, so dass man ihn nicht bis zu Tag zu 
bringen brauchte; — zu Stains bei Saint Denis: hier sank der Bohrer mit 
197° Tiefe plötzlich um ein Yard ein; — zu Cormailles im Seine- und 
Oise - Dept., wo der Bohrer mit 220° Tiefe wie ein Pendel in Schwin- 
gung gerieth. Endlich als man’ am 30, Jänner 1831 zu Tours die Röhre 
im Bohrloche auf dem Kathedral-Platze um 20° abkürzte, vermehrte sich 


— di = 


das aufsteigende Wasser um 3, wurde trübe, und brachte binnen einigen 


Stunden aus 335’ Tiefe 12 lange Dorn - Zweige, die durch Liegen 
im Wasser schwarz gevrorden, weisse Stengel und Wurzeln von Sumpf- 
Pflanzen, verschiedene wohlerbaltene Samenkörner, unter andern von 
einem im Sumpfe wachsenden Galium, welche im Herbst reifen, nebst 
Land- und Süsswasser-Schnecken zum Vorschein, welche alle das Wasser 
kürzlich erst von der Oberfläche mit sich in die Tiefe geführt haben 
musste, Die berühmte "Quelle von Nismes wächst binnen wenigen 


Stunden beträchtlich an, wenn es 6— 7 Engl. Meilen von da in N.W.- 


Richtung stark regnet, so dass dann ihr Wasserergebniss von 145 Gal- 
lonen in der Minute auf 1100 steigt, was auf einen sehr raschen Lauf 
in unterirdischen Kanälen schliessen lässt, welche, da sich dabei die 
Temperatur der‘ nd beträchtlich ändert, ziemlich tief lie- 
gen müssen, | 

3. Welche Kraftiist es, welche die unterirdischen Was- 
ser in die Höhe treibt und selbst bis über die Oberfläche 
des Bodens hebt? Es ist der Wasserdruck selbst in kommuniziren- 
den Röhren, deren einer Schenkel in einer gewissen Höhe beginnt, 
z. B.'äuf den Bergen, wo die aufgerichteten Gebirgsschichten ihr Aus- 
gehendes zu haben pflegen, und wo mithin nur nöthig ist, dass eine 
sehr durchlassende Schichte zwischen zwei undurchlassenden eingeschlos- 
sen diesen Schenkel darstelie, sich mit Wasser fülle und so-das Wasser 
unter die Ebene hinableite,: wo dann, wenwsie durch ein Bohrloch ange- 
bohrt wird, dieses den zweiten Schenkel: der kommunizirenden Röhre 
bildet, worin das Wasser nun, wenn es vollkommen gut eingeschlos- 
sen oder gesperrt ist, eben so hoch anzusteigen vermag, als es in 
dem ersten herabgestiegen ist. Von der Höhe des Wasserstandes im 
ersten Schenkel ist es daher abhängig, ob im zweiten das Wasser die 
Oberfläche erreiche oder nicht, oder ob es als -Springquell. über densel- 
ben. emportreibe und endlich in auf.die Mündung des Bohrloches auf- 
gesetzten Röhren noch’ höber geleitet werden könne. So muss das Was- 
ser, welches aus dem: Bohrbrunnen Cassına’s: zu Modena [Urbino ?] auf- 
stieg, den anderen Schenkel der. es leitenden kommunizirenden Röhre 
in: den 10 Engl. Meil. entferuten Apenninen gehabt haben. Der oben 
erwähnte Bohrbrunneu in Artois liegt mitten in einer unermesslichen 
Ebene: iu diesem und ähnlichen Fallen muss der erste Schenkel der 
_ kommunizirenden Röhre in 40, 80,. 180,und, wenn es Noth thut, 300 
Meil.. Entfernung: gesucht werden, gegen: welche Zumuthung sich nichts 
einwenden lässt, wenn nachgewiesen werden kann, dass die Gebirgs- 
schichten auf diese Erstreckung hin beständig bleiben. Nur so ist u. A. 
das Erscheinen von Süsswasserquellen mitten im Ozean erklärbar,, welche 
manchmal ihre Wassersäule, mit dem Salzwasser des Meeres. unver- 
mischt, bis au dessen Oberfläche emportreiben; — Bucitanan hat vor 
wenigen Jahren als Passagier auf der Englischen Flotte im Indischen Meere 
dergleichen beobachtet: 125 Engl. Meil. von Chittayony und 100 Meil. von 
dem nächsten Küstenpunkte der Junderbunds befindlich. Bei Orleans 
ist die Quelle Bouillon oder Suurce du Loiret merkwürdig, da sie auch 


BE 95 — 


in. der ‚grössten Trockenheit, von. 1801 noch 733 Gallonen, Wasser in 
der Minute gab. Aber sie steht mit der Loire in Verbindung und steigt, 
ohne sich sogleich zu trüben, wenn diese durch das Sehneeschmelzen 
auf dem. Hochgebirge .in der Mitte von Frankreich anschwillt, — In ei- 
uigen Fällen steht zwar das Wasserergebniss der. Spring - Quellen mit 
der Ebbe und. Fluth in Beziehung, wie nach Bauer zu Noyelle sur 
Mer im,Somme-Dept. und wahrscheinlich in allen um Abbewille gebohrten 
Brunnen, so. wie. auch, ferne ‚bei einem 300° tief, gebohrten artesischen 
Brunnen zu Fulham an der Themse, welcher. zur Ebbezeit 60, zur Fluth- 
zeit 80 Gallonen Wasser .in der Minute liefert... Man wird aber diese 
Erscheinung begreifen, wenn. man annimmt, dass das in geschlossenem 
Kanale «erbohrte Wasser . früher seinen. alleinigen Abfluss in der Nähe 
des: Meeresspiegels hatte, wo dann dessen Abfluss in dieser früheren 
Öffnung, durch den. Gegendruck der steigenden Fluth auf, dieselbe jedes- 
mal. geschwächt ‚werden: muass.'— Aus einer grossen Anzahl von ibm 
gesammelter. Beobachtungen. theilt A.; nur wenige mit, um: zu zeigen, 


dass ‚die Temperatur der ‚artesischen Brunnen ‚um etwa 1° ©. auf jede 


200 —.30m. ihrer.‘ Tiefe. böher seye, als die mittle Jahrestemperatur in 
derselben. Gegend... Bald hofft -er. die oben‘ erwähnten ‚Beobachtungen 
vollständig bekannt machen zu. können. — Hier eine Übersicht, der Tiefe 
einiger "Bohrbrunnen zu Halb e 02; d# 
test NT be. 0; Tiefe. ew Ben erkunden 
Bro, Kia-tng-fou, in China er „180°; : viele Brunnen, woraus Salzwas- 
.n ser geschöpft. wird, Be 
St. Nicolas la ar 190.; im Kohlengebirge; das Wasser 
RE | ‚ steigt. ‚Zur | Oberfläche. | 
Genua. K- & RER 682°; gab kein übersteigendes Wasser, 
Buresne ber, Paris ER 663°; ‚537 tiefin Kreide, ohne Wasser. 
Cheswick in Northumberland ....,582': Wasser ‚steigt 1 Yard hoch über, 
2 u. Airei im Pas de Calais 461°: W. ‚steig a. 7‘ hoch über. . 
sig 1834, . 8 in! REN 273°. la ib, gatuzsdt: 
RR IE Re VE 259‘ | - 
asserergebniss” einiger Quellen: B&uınor erwähnt, in seiner ‚ Sciene, 
de Ulngenieur ‚bereits einer Quelle in Kloster St. ‚Andre, 2 Meilen von 
Aire im Artois, welche . 117 über den Boden steigt, und in der Minute 
fast 2 Tonnen Wasser gibt. ‚— ‚Hın. ‚Devano’s Bohr -Brunnen zu. Bages 
bei ‚Perpignan lie ert 333 | Gallonen. — Die bei den -Kavallerie- Baracken 
zu Tours. gibt, 6 „über, dem. ‚Boden, 237 Gallonen, — In England, ist 
ein ohr- Brunnen in der Kupfer-Manufaktur zu Mer ton. in Surrey, wel- 
cher „200. Gall, „ergiesst. u Der zu Rivesalies liefert 176,Gall, — Der 
zu Lallers im Pas de ‚Calais endlich. 155 Gall, — Zu Guehem bei Be- 
Une vereinigen 4 Bohrbrunnen.. ‚ihr Wasser ‚um eine Mahl- Mühle treiben 
zu helfen und zu andern landwirthschaftlichen Zwecken; — zu Saint 
Pot thun 5, Bohr- Brunnen dasselbe; 1.20 Fontes bei Aire ee 10 dieser 
Brunnen die Steine, einer grossen 1 Mühle und die Gebläse und die Häm- 
mer einer Nagelfabrik. Der Brunnen . ZU, Tours bewegt mittelbar die 


— 96 _ | 
Webstühle einer Seidenfabrik ‘und einer zu 'Tooting bei London 'setzt 
ein Rad und hiedurch ein Pumpenwerk in Bewegung , welches Wasser 
bis zur Spitze einer 3 Stock hohen . Apotheke hinanftreibt: "Wegen 
der unveränderlichen Klarheit des Wassers empfehlen sich die Bohrbrun- 
nen in Papiermühlen ; wegen ihrer gleichbleibenden Temperatur zur mäs- 
sigen Erwärmung von Arbeits- Räumen, Gewächs- und Treib'- Häusern. 
In Heilbronn erhalten die verschiedenen Wasser mehrerer Quellen von 
12° C,, die Temperatur in einigen Manufakturen auf 8°, wenn 'sie 
auch ausserhalb auf 0° herabsinkt.. Im Dorfe Chandes Aigues gebraucht 
man das Wasser zu Treibereien, und zu Erfurt gibt es 'auf ähnliche 
Weise (bei Kressenbeeten?, cress plots) angewendet, einen jährlichen 
Ertrag von 12,000 Pf. [?]. In den Fischteichen von St. Gratian bei 
Montmorency endlich gebraucht man solches Wasser ebenfalls zur Un- 
' terhaltung einer passenden Temperatur im Sommer und Winter, — 
Auch legt man umgekehrte oder negative Brunnen an, um Ländereien 
trocken zu legen. So hat sie König Ren£ zur Abtrocknung der Palwns 
' bei Marseille gebraucht: sie nähren auf diese Weise die Springquellen 
im Hafen von Mion bei Cassis. Die Orbe führt aus dem See des Rous- 
$es im Jura mehr Wasser in den Jonz-See, als dieser verdunsten kann, 
ünd doch hat er zu Tage keinen Abfluss; 'Verstopft sich aber einer 
seiner inneren Abflüsse, so teufen die Landleute ; ‚um ihr Gut vor Aus 
tritt und Überschwemmung zu sichern, Schächte von 10° Breite und 
i5— 20’ Tiefe ab, die sein Wasser versenken, das sodann 2 Meil. unter- 
halb dem südlichen Ende des See’s wieder aus dem Boden hervordringt. 
Zu Villetaneuse bei St. Denis grub ein Kartoffelstärke- Fäbrikant im 
Winter 1832 auf 33 einen Schacht bis auf Wasser - absorbirende Sand- 
schichten hinab, worin er dann täglich 16,000 Gallonen 'unreines Was- 
ser versenkte, wegen dessen Nichtbeseitigung seine Nachbarn ihn zum 
Aufgeben seiner Manufaktur zu nöthigen im Begrifie waren. Nach 6 
Monaten fand man im Grunde des Schachtes noch immer reinen Sand. 
Eben so beseitigten die Aufseher, der Gemein-Kloaken 'zu Bondy täglich 
3000 Bubikfuss Wagen: Das Wasser von, dep artesischen Brünngn zu 
fin‘ Wilter mit Eis überzog, sehr lästig Teiler. Da senkte- Mizor 
drei metallne Röhren, eine die andere mit je einem Zwischenraume um- 
brbend, in das Böhrloch , die innerste "und engste geht 200° tief und 
führt das beste Triökiwagser zu Tage; , ‚zwischen ‚Ihr und ‚der zweiten 
steigt Wasser von geringerer Güte aus einer Tiefe von 170 F. "herauf; 
zwischen der zweiten und dritten sinkt im Winter das Wasser der zwei 
vorigen aus dem Brunnenbecken wieder bis zu einer Wasser einsaugen- 
den Schichte hinab und macht mithin die Strassen nicht mehr unbrauch- 
bar, noch bringt es, da es von reiner Beschaffenheit, andere nahe Brun- 
nen in Gefahr. — Leicht erklärliche Anomalien- zeigen sich nieht selten, 
in so ferne als ein Bohrloch reichliches "Wasser liefert, während ein 
unmittelbar darneben niedergetriebenes trocken bleibt ; oder wenn in ei- 
ner Gegend nach und nach viele Bohrlöcher ohne Nachtheil für den 


— 


BT Re 


Wasserreichthum der früheren niedergetrieben werden können, während 
in der anderen derselbe durch jedes neue Bohrloch vermindert wird, 
Auch hat der 584’ tiefe Bohrbrunnen von Larochelle, welcher 215’ von 
der Seeküste entfernt ist, im Herbste 1833 eine merkwürdige Undulation 
‚in der Höhe seines vorher 21’ unter der Oberfläche gebliebenen Was- 
serstandes dargeboten, indem mehrmals derselbe binnen je 1—2 Tagen 
um 200° — 300° fiel und dann langsamer wieder stieg. Man hat öfters 
‚gefragt, ob die Bohrbrunnen sich nicht erschöpfen würden; jedoch gibt 
der vos Lillers seit mehr als 700, und jener vom Kloster Saint Andre 
schon über 100 Jahre täglich eine gleiche Menge und Qualität von 
Wasser. Zuweilen erbohrt man unterirdische Gas- statt Wasser-Behäl- 
ter, und meist unbrennbares Gas, zuweilen reines oder auch Kohlen- 
Wasserstoffgas strömt aus dem Bohrloche hervor, bald nur vorüberge- 
hend bis zu Erschöpfung des Behälters, bald auf eine andauernde Weise, 
Letzteres ist oft der Fall in China, wo das so erbohrte Gas zur Abdun- 
stung der Salzsoole und zur Beleuchtung dient; — auch in einigen 
Nordamerikanischen Dörfern dient das erbohrte Gas seit Jahren zur 
Haus- und Strassen - Beleuchtung, und Prinıvs berichtet, dass auf dem 
Berge Chimera bei Phaselis eine Flamme Tag und Nacht brenne, welche 
Kapitän Beaurort im Jahr 1811 noch wiedergefunden bat. 


Van Brepiı hat bei Zutphen in Geldern eine tertiäre thenige For- 
mation unter dem Diluvium entdeckt, welche den grössten Theil des 
Bodens dieser und der benachbarten Provinzen bildet. Sie enthält: 
Pleurotoma colon, P,laevigata?, Dentalium elephantinum, 
Corbula rugosa, C. elegans, Venus dysera, Venericardia 
orbieularis, Isocardia ventricosa, Pectunculus auritus, 
P. granulatus, Nucula striata, Turbinolia cuneata var. an- 
ceps, T. appendiculata. Die Abhandlung darüber steht im Har- 
lemer Kunst en Letter Bode und im Neederland’schen Staats Courent. 
(Bull. geol. 1834, IV, 341). 


C. Martevecı: über die Bildung von Schwefel- und 
Gyps-Schichten. (Ann. chim. phys. 1834, Mars, LYV, 313—317). 
Diese Schichten finden sich vorzüglich in der Nähe thätiger und aus- 
gebrannter Vulkane, und entstehen durch Sublimation von Schwefel 
aus denselben, welcher sich theils als solcher in Krystallen absetzt, 
theils zu schwefeliger und Schwefel - Säure verbrennt, vorhandene Kalk- 
‚steine zerseizt und so wieder zu Entwickelung von kohlensaurem 
Gase Veranlassung gibt. Von der Decke einer vulkanischen Höhle 
fliesst die Schwefel - Säure Tropfen - weise, und Doronıev hat sie in den. 
Grotten des Ätns gesammelt. 


Jahrgang 1838. 7 


a 


Janeson: über die Ablagerung von Konchylien noch Te- 
bender Arten in denFriths von dem Forth und der Clyde über 
der jetzigen Wasserhöhe dieser Buchten (vorgelesen bei der 
Werser'’schen Soc. in Edinb, am 7, Febr, 1835 > V’Instit. 1835, III, 
252 — 253). Solche Ablagerungen \"aben Jameson und seine Schüler 
schon seit langer Zeit beobachtet. So hat der verstorbene MacsrEGoR 
vor der Gesellschaft 4811 eine Vorlesung über eine solche 44 Engl. 
Meilen von @lasgow beobachtete Lagerung gehalten. — Kapt. Laskery 
beobachtete 1814 eine andre 40° über dem Spiegel der Clyde im der 
Linie des Kanals von Ardrossan einige Meilen von @Glasgew (vergl. 
den IV, Bd. der Verhandlungen der Gesellsch.), worunter Sehaalen von 
Turbo littoreus,;, T, rudis, T. terebra, Nucula minuta, N. 
nuelea; Patella vulgaris, P. pellueida, Buceinum lapillus, 
B. undatum, Mytilas edulis, Venus Islandica, V. striata, 
V.literata, Pecten opereularis (P. subrufus Doxov.), Balanus 
communis, Anomia ephippium, Tellina plana, Nerita litto- 
ralis, N, glaueina, Mya truneata, Trochus erassus, Car- 
dium echinatum waren, welche noch jetzt alle den Frith der Clyde, 
aber erst unterhalb Dunbarton bewohnen, wo sein Wasser beständig 
salzig bleibt. — Eine andre Ablagerung hat derselbe bei Dunbarton selbst, 
doch ebenfalls über der Wasserhöhe der Clyde beobachtet, in welcher 
sich Venus suleata, Peeten Islandica und Ostrea Islandica 
Tert. befanden. — Später hat Fremıne der Sozietät über ein solches 
Muschel-Lager berichtet, das sich an der Küste des Forth, westlich 
von Borrowstonness, 33° über dem Hochwasserstande befindet, 3° Mäch- 
tigkeit besitzt, auf einer Kiesschichte über dem herrschenden Sandsteine 
der Gegend ruht, sich auf dem Gestade des Forth in gerader Linie 
von W. nach ©. 3 Meilen weit erstreckt und die Gehäuse der in der 
Gegend häufig lebenden Mollusken, insbesondere Austern, dann My- 
tilus edulis, Venus rhomboidea, Mactra truncata, Buceci- 
num undatum, Turbo littoreus, Patella vulgaris u. s. w,, 
nur mit etwas Sand enthält. — Barn hat in den Verhandlungen der 
Sozietät eine Beschreibung der Seekonchylien gegeben, die man zu 
Alloa, 20° über dem jetzigen Spiegel des Forth findet, — und anderer 
ähnlicher erwähnt, die einige Meilen westlich von Stirling Castle vor- 
konimen,, und worunter sich besonders Austern-Schaalen auszeich- 
nen von einer Grösse, wie sie jetzt nicht mehr vorkommen, wie man 
überhaupt keine Austern mehr oberhalb Queensferry sieht; — auch 
findet sich nach ihm eine solebe Austern- und -Sand-Schichte am Fusse 
des Olackmannan - Berges. — Apvımson hat im IV. Bande der Verhand- 
lungen eine Seemuschel- Bank auf der Insel Lonach des Loch Lomund, 
20° über dem Meeres - Spiegel bei Dumbarton, beschrieben, wo sich je- 
doch einige neue Arten, wie es scheint, nebst mehreren Echiniden 
finden. — In einer im Jahr 1821 vorgelesenen Abhandlung über die 
ossilen Elephanten-Reste von Kiimarnock hat man erwähnt, dass 
sich in deren Gesellschaft Konchylien von noch in den benachbarten 


Meeren lebenden Arten finden. — Im J. 1824 sandte Brackipper an 
die Gesellschaft eine Abhandlung über die oberflächlichen Erdschichten, 
wovon ein Auszug im V, Basde ihrer Verhandlungen mitgetheilt wor- 
den, und wornach die im Forth gemeinen Seekonchylien sich auch zu 
Polmaise unterhalb Stirling, zu Grangemoutkh und anderwärts an. den 
Ufern des Forth, zuweilen weit entfernt von uud hoch über ihrem jetzi- 
gen Wohnorte, abgelagert finden. — Derselbe hat später in einer der Ge- 
sellschaft überreichten Abhandlung die Seekonchylien-Lager beschrieben, 
welche sich hoch über dem jetzigen Spiegel des Frith zu Wardie und 
Newharen befinden. — Vor wenigen Monaten noch hat MacLAREN in 
der Zeitschrift „the Scotsman“ einen Theil der Maschel - Schichte be- 
schrieben, welche zwischen Leith und Portobello beobachtet wird. — 
Endiich hat Dr. R. Tnuomson in seinem neuen Jourmale „Records of 
General Science“ viele neue Beobachtungen über die Muschel - Ablage- 
rungen an den Ufern der Clyde mitgetheilt. 


l 


III. Petrefaktenkunde. 


R, Harıan: kritische Bemerkungen über einige bisher in. 
Nord-Amerika gefundene organische Überbleibsel (nach den 
Ausliäugebogen der Transactions of the geological Society of Philadel- 
phia, vol. I, in James. Edind. n. philos. Journ. 1834, XVII, 34%2— 362; 
F. 

l. Mammalia. 


(A. Pachydermata,) 
1. Mastodon Cwv. (Tetracaulodon Go»m.). 

1) M. giganteum Cvuv. oss. foss I; Mircuerr’s Ausgabe von des- 
sen Eird-Theorie ; Hır.an Fauna Americana ; Coorer im Amer. Journ. 
of Geoloyyz; Prare’s Abhandlung, 4%; Transact. of Ihe Amer, Philos. 
Soc.; GoDman ib. new sertes III; Annals of the Lyc. of New-York ; 
Mammoth der Anglo- Amerikaner; Büffel-Vater der Indier; Ohio- 
Thier der Franzosen. — Ist bekannt in Nord- Amerika vorzüglich in 
dem Ohio-Thal, zu Big-bone-lick, Kentucky, findet sich aber auch in 
jedem Staate der Union. Zahu- und Knochen -Reste liegen in den mei- 
sten Sammlungen; zwei fast vollständige Skelette stehen in den Museen 
von Philadelphia und Baltimore. Sein geologisches Alter ist nach DE 
La Beene nicht ganz genau ermittelt; inzwischen liegen seine Reste 
hänfig in und über Diluvial-Schutt; zuweilen finden sich noch vollstän- 
dige Skelette, stehend wie sie versunken sind, wie jenes des Great Osage- 
Flusses (Cuv. I, 222), das von Deray erwähnte (Ann. Lyc. N.-Y.) u. a.; 
auch scheint der Magen mit seinem Inhalt einmal mit vorgekommen zu 


Sn 


Er 100 — 


seyn (Cuv. ], 219). Lons grub 1824 am Big-bone-lick viele (neue und 
fossile) Elenn- und Bison-Knochen mit denen des Mastodon aus. Dar- 
nach glaubt der Verf., dass diese Thierart, wie das Irische Elk, erst 
nach dem Erscheinen des Menschen, jedoch lange vor den historischen 
Erinnerungen aus der Reihe der Lebenwesen verschwunden seye, Un- 
erfahrene Schriftsteller haben Manches von diesem Thiere gefabelt. Als 
‘man den Kanal um die Okio-Fälle ausgrub, fand man Reste verschiede- 
ner Mastodon-Individuen einige Fuss tief im Boden und dabei einige 
Stosszahn-Paare um die Überbleibsel eines Heerdes und Indianischer Werk- 
zeuge absichtlich im Kreise geordnet; andere Knochen aber darum her- 
sestreut: diess veranlasste Jemanden zur Bekanntmachung in den Blät- 
tern von Kentucky, dass man so viele Überreste eines einzigen Indivi- 
duums einer ausgestorbenen Thierart gefunden habe, dessen ungeheures 
Maul mit so vielen und furchtbaren Zähnen erfüllt gewesen seye, dass 
es einen ganzen Wald auf einmal zu zermalmen und zu verschlingen 
vermocht habe. Eine andere Zeitungs-Nachricht gedachte eines 60° lan- 
gen und 25° hohen Riesen- Thieres [vergl. neues Jahrb. 1832, S. 484], 
_ Nieht viei besser war Gopmun’s Bericht über den Unterkiefer eines jun- 
gen Individuums mit Stosszähnen, worauf er sein Genus Tetracaulo- 
don gründete, dessen Benennung zudem auf manche andere Pachyder- 
men-Genera auch passen würde; auch ist das Vorkommen oder der Man- 
gel von Eckzähnen in einer Kinnlade oft nur ein sexueller Unterschied. 
und als ein solcher ergaben sich eben diese Eckzähne auch in Folge 
der Untersuchung einer grösseren Anzahl junger und alter Unterkiefer: 
nie war mit ihrem Vorhandenseyn ein weitrer Unterschied in der Bil- 
dung des Kiefers oder der Backenzähne verbunden. Dazu kam noch 
neuerlich ein Neopliyte, welcher in den Transactions of the Americ. So- 
ciety IV, 317 ff. eiuen 23 SS. langen Aufsatz mit 10 Tafeln mittheilte, 
dessen Resultat noch 3 neue Mastodon- und 2—3 neue Tetracau- 
lodon-Arten sind; aber alle angebliche Verschiedenheiten dieser Arten 
sind nur solche des Geschlechtes (die Stosszähne), des Alters (Form, 
Zacken, Zahl der Backenzälne selbst, die von 8 auf 4 herabgeht und 
dabei natürlich auch die Gestalt der Kinnlade etwas mit modifizirt), oder 
des Individuuns, wie sie Cuvier in seinem Werke (I, 226, 227) schon 
längst als solche bezeichnet hat. Das ist auch W. Coorer’s letzte An- 
sicht als Resultat vieler Untersuchungen über Zahn- Wechsel und - Bil- 
dung beim Mastodon, dass es in Nord- Amerika nur eine Art des- 
selben gebe, und dass Tetracaulodon nur junge Individuen in sich 
begreife, die aber ihre unteren Stosszähne zuweilen, in Folge sexueller 
oder individueller Eigenthümlichkeit, längere Zeit behalten (Frarnersrt. 
Month. Amer. Journ. of Geology, I,158). Auch scheint jener Monograph 
von Tetracaulodon selbst einige Zweifel in die Selbstständigkeit 
der einen oder der andern seiner Arten gesetzt zu haben [vergl. Hays, 
im Jahrb. 1835, 735]. | | 

2) M. angustidens Cwv. und MM. tapiroides Cuv. — Die ein- 
zige weitere Nachricht gibt Hancan in seiner Fauna Americ. p. 212, 213. 


u >; 


2. Elephas. 

s) E. primigenius Brumene., Cuv. oss. I, 75; Harzan Fauna 
Amer., und Journ. uf the Philad. Acad. of natural Scienec., III; Mır- 
cuerr’s Ausgabe von Cuvier’s Erd- Theorie. Weit verbreitet in N. und 
Süd- Amerika, und eingefrorene Körper kommen auch an der N.W.- 
Küste Amerikas (Kotzegue), wie in Sibirien, vor. Diese so verbrei- 
teten Reste scheinen aber verschiedenen Arten angehörig, deren zwei 
der Vf. bereitsa. o. a.0. (Philad. Journ.) seit mehreren Jahren in Ame- 
rika nach den Zähnen unterschieden hat. Zähne und Skelett - Trümmer 
sind häufig in dortigen Sammlungen, zumal in denen der Akademie von 
Philadelphia, der Prilosophical Society u. s. w., und die Geological So- 
ciety von Pennsylvania besitzt ein ungeheures Schenkelbein dieses Thie- 
res von Moorestoun, N.-J. Der Verf. bewahrt selbst einen Zahn und 
hat zwei im Museum zu Liverpool gesehen , welche denen der Afrike- 
nischen Art ähnlich und anscheinend fossil sind, aber aller Fundorte 
sind unbekannt, 

3. Tapirus, 

4) T. mastodontoides Harı. Faun. Amer. 224. Ein Mahlzahn 
von Big-bone-lick in Kentucky, dem von Cuviwr’s kleiner Tapir - Art 
sehr ähnlich, nur sind seine Queerhügel schiefer und geben etwas anders 
gestaltete Abnutzungsflächen: Abweichungen, wie sie nach Ansichi der 
Pariser Sammlungen sich dem Verf. selbst bei verschiedenen Zähnen 
des nämlichen Individuums ergeben haben, so dass sie kaum eine spe- 
zifische Differenz begründen. Er ist nur halb so gross als der kleinste 
Milchzahn eines Mastodon, den H. noch gesehen hat, besitzt auch 
eine andere Form und Struktur der Wurzeln, so dass derselbe wicht 
begreift, wie Cooper (a. a. O. in Frirnerst, Journ.) ihn dem Masto- 
don zuschreiben kann. Nach in Paris angestellten Vergleichungen ge- 
hört er in die vordere Lücke (?Alveole, „sochet“) des Oberkiefers. Vor- 
kommen mit Mastodon. 

4. Equus. 

5) E. caballus. Seine Reste sind in Amerika selten. Miırcnirı 
(in der Ausgabe vou Cuvier’s Erd - Theorie) gedenkt fossiler Pferde- 
Zähne und -Kaochen, welche bei Neversink Hills, N.-J. sefunden wor- 
den; das Museum der Akademie von Philadelphia enthält andre aus dem 
Ohio- oder Mississippi- Thale , und Colonel Aucerr zu Washington hat 


welche aus dem Chesapeake- und -Ohio- Kanal bei Geor« ‘getown, D: C. 
unfern dem Potomac erhalten. | 


5. Rhinoceros. 

6) RhinoceroidesAlleghaniensis (Fraruersr’s. Journ. > Jahrb. 
1832, 478). Ein Londoner Geoloz hat nach Ansicht des Originals erklärt, dass 
es zu zweifelbafter Art seye, um es als einen Fossil-Rest zuzulassen, Auch 
Harran wünscht erst weitere Entdeckungen abzuwarten, ehe er es als einen 
solchen erklärt: es ist ein Stein, welcher mit der knöchernen Schuautze 
eines Rhinozeros viele Ähnlichkeit besitzt ‚„ aber vielleicht doch nur eiu 
Lusus naturae ist. Der gänzliche Mangel aller Kuocheu-Substanz darin 


Fe 


würde allein den Verf. noch nicht bestimmen, seine organische Abstanı- 
mung geradezu zu läugnen, obschon sie solche zweifelhaft macht. 


(B.e. Edentata). 


6) Megatherium Cuv, 

7) M. Cuvieri auctt. — Cuv. oss. V, 1, 174; MırensıL in Ann. 
Zyc. N.-York, I. 58, pl.6 ; Cooper id. I, 114. pl. 7, II, 267 ; Harı. 
Faun. Amer. 200. Das Paraguay - Tier ist — ausser in Süd- Ame- 
rika — seit 1823 auch in N. - Amerika gefunden worden. Von Skida- 
way Island in Georgia sind Exemplare nach dem New- York Lyceum 
gebracht worden, welche Cooper und Mırc#eLr beschrieben haben, Ihr 
geologisches Vorkommen in letzterer Gegend kennt mau nicht genau; 
doch müssen sie zur Hälfte aus dem Boden hervorgeragt haben und 
vom Meere bespühlt worden seyn, da sie auf einer Seite mit Flustren 
u. a. Zoophyten, mit Balanen und Austern bedeckt sind, Sie 
sind schwer, hart, schwarz, ohne organische Materie, jedoch nieht durch 
Fortrollen noch durch eine sehr lange Einwirkung der Vieereswellen ab- 
gerundet. Mit einigen Kosten könnte man deren noch eine grosse 
Menge erhalten, theils am nämlichen Orte, theils an zwei Stellen: Wkite 

Bluf an der Küste @eorgia’s uud etwas davon entfernt am Savannah. 
7) Megalonyx JErFFERs. 

s) M. Jeffersonii Harı. Faun. Amer. 201 und Drsmar,. Mam- 
malogie 336 ; — JEFFERSoN in Transact. of the Amer, philos. Soc., 
old series, IV, 246; Wıstar sb. 526, pl. I, II; Cuv. oss. 7, r, 160, 
Cuvıer kannte nur einen Backenzahn davon, In Nord- Amerika hat 
man Reste dieses Thieres nur an drei Stellen entdeckt, nämlich in der 
Greenbriar Co., Virg. (JEFFERsoNn); am Big-bone-lick und in der White 
Cave, Kentucky (Pauısor pe Beauvors). la den westlichen Theilen 
Virginiens, Kentucky's, Tennessee’s u. a. Gegenden des Mississippi- 
Thales enthält der weit erstreckte Kalkstein eine Menge oft Meilen- 
langer Höhlen, durch welche einst unterirdische Flüsse sich bewegt zu 
haben scheinen, wesshalb sie vielleicht eben nicht mehr fossile Knochen 
enthalten: in vielen derselben wird Salpeter gewonnen. 

9) M. laqueatus Harı. Journ. of the Acad. Philad. VI, 269, pl. 
12, 13, 14 und FeArnerst’s. Journ. 1831 u. 1832, IT, 74, pl. 3. Vor- 
kommen in White Cave, Edmondsun Co., Kentucky, am südlichen Ufer 
des.,‚@reen-Flusses, 50 Meil. gerade nördlich vom ORöo und 4 Meile vom 
Eingange der Mammoth Cave. Die hier erhaltenen Beste gehören Joun 
Price WETHERILL, der sie im Museum der Akademie zu Philadelphia 
niedergelegt hat. Sie bestehen in 2 Klauenbeinen des Vorderfusses, 
ı Radius, 1 Humerus, 1 Scapula, 1 Femur-Stück, 1 Rippe, 1 Tibia, 4 
Brust- und 1 Lenden-Wirbel, 1 Backenzahn-Stück, mehreren kleinen Trüm- 
mern und einigen Epiphysen, Alles Überbleibsel eines jungen Individuums, 
noch viele animalische Materie enthaltend, und die Langknochen an ihren 
Enden noch mit Knorpel bedeckt. Einer der Klauen - Phalangen ist 
noch mit einem hornartigen Überzug (Klaue) von gelber ockriger Farbe 


—.108 — 

versehen. Neuere Knochen von Bison, Hirsch, Bär, ein menschlicher 
Mittelhandknochen, welche aufbewahrt werden, sollen in derselben Höhle 
mit vorgekommen seyn. Die Megalonyx-Knochen sollen unbedeckt 
an der Oberfläche des Bodens gelegen seyn. Der Zahn sowohl, als die 
übrigen Theile geben spezifische Merkmale zur Unterscheidung von vo- 
riger Art an Handen, Dieselbe Sammlung enthält einen 19° langen 


fast vollständigen Humerus gleicher Art von Big-bone-lick, jedoch von 


schwarzer Farbe, dichter Struktur, hart, gleich den besterhaltenen Ma- 
stodon-Knochen: und später hat man von diesem letztern Fundorte eine 
grosse Sammlung fossiler Knochen nach New-York gebracht, worunter 
sich die Kinnlade, Zähne, Schlüsselbeine und eine rechte Tibia des M. 
laqueatus befinden, welche in FsAtHerst’s. Journal beschrieben wor- 
den. Im Alter stehen sie auf einer Seite den Thieren des Big-bone-lick 
und der Europäischen Kuochen - Höhlen gleich, das 'T'hier scheint aber, 
nach dem Vorkommen in Big-bone-lick zu schliessen, länger als irgend 
ein ausgestorbenes Thier, mit Ausnahme des Irischen Elkes, fortbestan- 
den zu haben [vergl. Jahrb. 1833, S. 621). 


(C. Ruminantia). 


8. Cervus. 

10) C. Americanus Harı. Faun. Amer. 245; Wıstar Transact. 
Amer. philos. Soc. N.S. I, 375, pl. x, fig. 4. Das fossile Elk der 
Vereinigten Staaten. Diese Art ist auf einen unvollständig erhaltenen 
Schädel, welche die Amerikanische Sozietät von Jerrsasun erhalten, 
gegründet und dem CervusCanadensis zunächst verwandt, doch der 
Schädel grösser und die Art von allen übrigen lebenden und fossilen Hir- 
schen verschieden. Die übrigen Knochen sind im Big-bone-lick wicht 
selten, Einige andere hat Bıessy in Canada gefunden, welche nach 
seinen davon genommenen Zeichnungen derselben Art angehört ha- 
ben mögen. 

9. Bos. 

11) B. bombifrons Hanı. F. A. 271; Wıstan 2.c. T, 879, pl.xr, 
fig. 11, 12. Die davon bekannten Reste sind den entsprechenden Thei- 
len des Bos Americanus oder Buffalo sehr ähnlieh, doch weicht die 
Form des Schädels und die Stellung der Hörner spezifisch ab. Von 
Big-bone-lick; die Zühne auch sonst häufig. 

12) B. latifrons Haaı. F, A. 273; Cuv. uss. fre edit. IV, pl. ıır, 
fig. 3. Ein beschädigter Schädel in der Sammlung der Akademie von 
Philadelphia, in mancher Rücksicht dem des Bos Urus Cvv. ähnlich. 
Das Horn hat 28° Umfang an der Basis, Im Kentucky - Staate. Nach 
Cuvier wären ähnliche Schädel am Rheine, bei Krakau etc. gefun- 
den worden. | 

18) B. Pallasii Deray Ann. Lyc, N.- Y., II. 280, pl. vi. Mır- 
cHELL hat der Gesellschaft in New- York eine Sammlung fossiler Kno- 
chen überlassen, worunter sich der von Drkay beschriebene Schädel fin- 
det, welchen er dem des Bos moschatus vergleicht, dem er auch 


| — 104 — 
er 
sehr ähnlich ist. Zu New Madrid am Mississippi, durch das Erdbe- 
ben von 1812 ausgestossen. Entsprechende Schädel sind in Sibirien 
vorgekommen. | 


(D. Carnivora,) 


10. Trichechus. 

14) T. rosmarus Cyur. V, Ba Ann. Lyc. N.-Y. II, 271. Aus- 
ser einigen Backenzähnen u. a. in Frunkreich gefundenen Knochen- 
Trümmern scheint man von diesem Genus bisher nur den. von Cooper 
beschriebenen Schädel in fossilem Zustande &efunden zu haben , der, 
etwas beschädigt, im Museum zu New-York vorhanden ist. Er ist hart 
und schwer , die Stosszähne siud fast ganz in Achat verwandelt, und 
seine Übereinstimmung mit dem des lebenden Trichechus rosmarus 
scheint vollkommen. Aus Pirginien, mit Cetaceen-Resten; tertiär, 

15) Capitän Beecuey brachte von der N.W.- Küste Amerikas den 
fossilen Wirbel eines-unbekannten Säugethieres mit, der nach der Ver-, 
gleichung im Pflanzengarten zu Paris angestellt, einem Amphibien - ar- 
tigen Säugethier anzugehören scheint. 


(EC etace a.) 

11. Manatus. | 7 

16) Rippen und Wirbel einer. grossen Manatus-Art, welche an der 
Ostküste der Vereinigten Staaten (in Georgia, New-Jersey) und an der 
Westküste von Maryland in tertiären Bildungen vorkommen, liegen in 
den Sammlungen der Akademie zu Philadelphia (Harıan im Journ, 
Acad. Philad. IV, 32). 

12. Eigentliche Cetaceen haben fossile Rippen und Wirbel in 
den tertiären Schichten zunächst dem Ozean hinterlassen , dergleichen 
in der eben genannten Sammlung so wie in der des Lyceums von New- 
York aufbewahrt werden. Aber täglich entdeckt man auch an der 
Mündung des Mississippi Reste verschiedener Wal- Arten von neuerem 
Ursprung, welche dort ausgewaschen werden. So erhielt man vor ei- 
nigen Jahren den Schädel, die Kinnladen und Zähne eines sehr grossen 
Physeter, welche dann als Reste eines unbekannten Monstrums nach 
New-Orleans gebracht, bewundert, in allen Zeitungen ausgeschrieen, 
um hohen Preiss für die Vereinigten Staaten erworben und endlich von 
Gopman als ein alle bekannte an Grösse übertreffender Saurier, 
dem er den Namen Megistosaurus beilegt, in einer eigenen Abhand- 
lung an die Amerikanische philosophische Sozietät angekündigt, in de- 
ren Annalen er noch als solcher bezeichnet ist. Das Thier sollte ein 
grosses mehrere Fuss langes Horn an der Seite des Schädels haben, 
das aber nichts anderes als das herausgesägte und an das rechte Joch- 
bein angepasste Intermaxillar-Bein war. Diese Reste sollten eben nach 
England eingeschifft werden, als man den Irrthum entdeckte. 


"Wie „articulirenden Platten der Oberfläche oder Epiphysen der Wir- 
belY des Physeters werden frisch und fossil nicht selten einzeln gefun- 


N 


den: Rarrıngsque hat eine derselben für eine Schädel - Platte eines 
fossilen Sauriers angesehen und (Atlantic Journul) dessen Genus Ne- 
phrosteon genannt. | 


1. Aves. 


Von dieser Klasse ist dem Verf. nur ein Femur bekannt geworden, 
welcher an seinem oberen Ende ist und von einer zu Sco- 
lopax gehörigen Art abstammen mag. Er ist ganz mineralisirt, befin- 
det sich im Museum der Akademie von ı Philadelphia und rührt aus einer 
Binranigeube in New-Jersey her. 


III. Reptilia. 


(A. Chelonii). 

1. Fossile Knochen und Brust-Platien von Schildkröten sind in deu 
sekundären Mergeln New- Jerseys nicht selten, aber zu unvollkommen 
erhalten, um sie in Arten und Genera zusammenzuordnen. Stücke 
. davon befinden sich in den Sammlungen zu Philadelphia und New-York. 


Fortsetzung (a. a. OÖ. 1834, XVII, 28—40). 


(B. Sauriıi.) 


2) Erocodilus macrorhynchus Harı. (Journ. Acad. nat. Sc. 
Philad., IV, 15, pl.r). Schöne Kinnladen, Zähne, Wirbel u. s. w. aus 
den Mergel-Gruben *) von New-Jersey sind im Museum von Philadel- 
phia aufbewahrt, und das wichtigste Stück davon, das Zahn - Bein der 
rechten Seite mit den Alveolen von 11 Zähnen auf 12° Länge, wohl 
erhalten nnd mit Eisen imprägnirt, ist a. a. O. beschrieben. Es ist im 
Verhältnisse zu dem der lebenden Krokodile hauptsächlich ausgezeichnet 
durch seine Dicke gegen die Länge genommen, wo dann auch die Zähne 
‚ausserordentlich dick-und kurz sind; da sie auf 2’ Länge 1° Dicke an 
der Basis besitzen und nur 4‘ aus der Alveole hervorstehen. — Dr. Dr- 
Kıy besitzt 

3) die Kinnlade einer sehr verschiedenen Art, dem C. Gangeticus 
Cuv. sehr analog, aus den Sekundär- Gebilden New - Jerseys, die er in 
den Annals of the Museum of New-Jersey beschreiben will. 

4) ?Plesiosaurus, Ein Wirbel: mit den allgemeinen Merkmalen 
wie beiPlesiosawrus, aber durch seine grosse Achsen-Länge von denen 
aller bekannten Geschlechter abweichend, stammt aus dem Mergel von 
New-Jersey, findet sich im Philadelphia Museum und ist im Journale 
der Akademie IV, 232, pl. xıv vom Verf. beschrieben und abgebildet. 


*) Mergelgruben kommen zowohl in den sekundären als tertiären Bildungen der Af- 
lantischen Küste vor. 


— 106 — £ 


5) Basilosaurus hat Hartan ein riesenmässiges, von ihm in den 
Transact. Amer. philos. Soc. 1834, N. S. IV, 287, pl. xx beschriebenes 
und abgebildetes Reptil aus den ältern Tertiär - Gebilden (mit Corbula 
wie zu Alabama) an den Ufern des Washita- oder Ollachita- Flusses 
im Luisiana - Staate genannt. Es gehört zu Conxseare’s Enaliosau- 
riern. Sein wichtigstes Überbleibsel ist ein Wirbel, der mit denen der 
Plesiosauren noch am meisten Ähnlichkeit hat. Er ist 14‘ lang und 
7’ breit, und 44 Pf, schwer. Hat das Thier wie Plesiosaurus 66 
Wirbel (ohne die des Schwanzes) besessen, so müsste das ganze Ske- 
lett 80‘—100’ lang gewesen seyn und, jeden Wirbel zu 30 Pf. und die 
übrigen Knochen einschliesslich des Schwanzes zu etwas mehr als die 
Wirbelsäure angeschlagen, wohl über 2 Tonnen gewogen haben. Die 
-[vorderen und hinteren?] Seiten des Wirbels sind in der Mitte etwas 
konkav. Nach der schief nach unten gehenden Richtung der Queerfort- 
sätze und der geringen Weite des Rückenmark-Kanals zu urtheilen, war 
dieser Wirbel aus der Lendengegend. Wie an dem hinteren Theile der 
Wirbelsäure von Plesiosaurus, genau so sind auch die hier vorkom- 
menden zwei Grübchen an der unteren Fläche des Wirbels miteinander 
verschmolzen, und wie bei jenem ist die Gelenkfläche des Wirbelkörpers 
gestaltet; aber bei jenen sind die Wirbel bekanntlich breiter als lang, 
und die Dornenfortsätze durch Nähte mit dem Körper verbunden, von 
welch’ letzteren man bier keine Spur findet. Dem Berichte des Rich- 
ters Bay zufolge, dem die Gesellschaft die Überbleibsel dieser Thier- 
Art verdankt, lagen solche auf eine Erstreckung von 400° Länge nach 
einer krummen Linie zerstreut, und scheinen melreren Iadividuen an- 
gehört zu haben. 


6) Ichthyosaurus Missouriensis Harı. (ut supra, p. 405) 
hat den vorderen Theil des Ober- und des Unter-Kiefers mit den noch in 
den Alveolen steckenden Zähnen im sekundären Kalk der suberetaceous- 
Gruppe bei dem Yellow stene- und dem Missouri- Flusse im Missourt- 
Gebiet hinterlassen. Die ausserordentliche Länge und Breite des Zwi- 
schenkieferbeines, welches über das Ende des Oberkieferbeines vorsteht, 
unterscheidet diesen 4°’ langen Theil von dem analogen der übrigen 
bekannten Arten. Die daran noch fest gewachsenen Kieferbeine enthal- 
ten jederseits drei Zähne, die über der Wurzel abgebrochen sind. Das 
Zwischenkieferbein enthält deren jederseits zwei, eben so abgebrochen. 
Bücksichtlich des Wachsthums und des Wechsels der Zähne stimmt die 
Art mit andern Ichthyosauren überein. Am a. O. hat H. weitere De- 
tails angegeben. Ein Pelzhändler hatte diese Reste an Major Ware zu 
St. Louis überlassen. Auf dem Heimwege von den Rocky Mountains 
hatte er in einem Felsen das Skelett eines Alligator - artigen Thieres, 
etwa 70° lang stecken sehen und davon jene vorragende Spitze des 
Kopfes abgebrochen, dessen Länge er zu 3’—4‘ angab [Jahrb. 1835, 368]. 


Prinz Max von Nauvwırn hatte während seiner letzten Reise ein 
fossiles Saurier-Skelett 15’ lang von der grossen Krümmung des 


- 7 — 


Missouri - Flusses mitgebracht, das vou der nämlichen Art zu, seyn 
scheint. [Vergl. Jahrb. 1835, S. 625.] 

7) Mosasaurus Conwe. (Cuv, oss. foss. V, ı1, 310; — Hanı. in 
Journ. Acad. Philad. IV, pl. xıvy ; — Sı.ım. Journ. vol. XVII; — 
Derxay in Ann. Lyc. New- Yerk III, 134, pl. xırır). Man hat Zähne 
und wahrschemlich auch einen Femur desselben Tbieres im Kabinete 
der mehr erwähnten Akademie und Backenzäbne im naturhistorischen 
Lyceum zu New-York, dunkelschwarz, mit Eisen imprägnirt, hart und 
schwer, aus einer (sekundären) Mergelgrube vea Woodbury, in der 
Monmouth County in New- Jersey. Einige Zähne sitzen noch in den 
Alveolen eines Knochen fest und haben einen sägeförmigen Rand. 

8) Geosaurus Mitchilli Dexıy (in Ann. Lyc. New- York 
FIT, 138, pl. ııı, Fig. 3, 4). Ein Zahn mit einem daran hängenden 
Kiefer-Stücke, wohl aus dem Vordertheile des Unterkiefers. Seine hoch- 
vorragende Stellung auf dem Knochen hat er mit denen von Mosasau- 
rus und Geosaurus gemein: seine zusammengedrückte Gestalt ent- 
fernt ihn von ersteren und nähert ihn abermals denen des letzteren. 
Seiner Grösse nach muss das Individuum, dem er angehört, noch an- 
sehnlicher gewesen seyn, als der G. Soemmeringii Drxray von Mon- 
heim. Er stammt aus den Sekundär - Gebilden von Monmouth in New- 
Jersey. — [Vergl. Jahrb. 1835, S. 235.] 

9) Saurocephalus lanciformis Harı. (Journ. Acad. Philud, 
1824, III, 331, pl. xır).. Das Genus wurde zuerst auf ein fossiles 
Zahnbein und Zähne gegründet, welche Lewıs und Crark auf ihrer 
Reise am Columbia-Flusse 1804 entdeckten und dem Kabinete der Ame- 
rik. philosophischen Sozietät schenkten. Es scheint aus ?sekunddärem 
Kalkstein (der subcretaceous - Gruppe) im Missouri - Staate herzurühren. 
Lea hat später eine andere Art dieses Geschlechts in einer Mergelgrube 
bei Moorestown in New-Jersey gefunden, und Dr. Hars sie als Sau- 
rodon Leaae (p. 476), 8. Leanus (p. 477, Transaet. Amer. phälos. 
Soc. N. 8. 1830, III, 471 f., pl. xıx), und endlich als 

10) Saurocephalus Leanus beschrieben, Die Reste beider Ar- 
ten haben miteinander gemein, dass die Zähne geschlossen nebeneinan- 
der liegen, doch getrennte Alveolen haben, dass die des Ober- und Un- 
ter-Kiefers wie Schneidezähne auf einander stehen; — dass die Zahn- 
Nerven und Gefässe auf der innern Seite der Alveolar - Fortsätze ver- 
laufen, woselbst für den Unterkiefernerven eine Grube auf der Mesial- 
Fläche des Kieferbeines, gerade unter dem Alveolar-Rande (doch schwä+ 
cher in dem nur halb so grossen $S. Leanus) vorhanden ist. (Etwas 
unklar ist der Theil der Beschreibung im Originale, worin gesagt wird, 
dass „die untere [Ersatz?-] Zaknreihe in die Höhlen der oberen gerade 
im Zentrum, im „process of shedding“ eindringe, dass die untere Reihe 
vollständig geworden — completed — ist, ehe sie in die obere ein- 
dringt; und die Zahn-Sägeliuien — dental serrature — des Ober- und 
des Unterkiefers wie Schneidezähne aneinanderschliessen“) Durch eben 
diese Merkmale unterscheidet sich aber das Genus zugleich von Ich- 


u 


thyosaurus, von Plesiosaurus und von der Ordnung der Saurier 
überhaupt. Die zwei Arten aber werden durch folgende Merkmale von 
einander getrennt: bei S. laneiformis: der vorragende Theil der Zähne 
glatt und stumpf lanzettförmig; — bei S. Leanus: die Zähne spitzer, 
schlanker, etwas a und en (Vgl. Jahrb. 1835, 
S. 593.) 

11) Koprolithen finden sich im Sekundär-Gebirge von New-Jer- 
sey; Dekay hat einen Saurocopros beschrieben und abgenildet (Ann. 
Lye. N.-York. III, 140, pl. ııı, Fig. 6, > Jahrb. 1835, S. 235). 

12) Noch hat Dr. Branpıng einen sonderbaren fossilen Zahn aus 
Süd-Carolina mitgebracht, dessen Wurzel eine ganz eigene Art von 
Gliederung besitzt und dadurch ein neues fössiles Thiergeschlecht an- 
zuzeigen scheint. . 

13) Aus New-Jersey’s Sekundär-Gebilden hat H. noch viele Wirbel- 
beine, welche in ihrer Bildung von allen anderen bis jetzt beschriebe- 
nen abweichen, 

14) Dexay besitzt von ieniäähent lich den Unterkiefer eines unbe- 
schriebenen Thieres, der einige Ähnlichkeit mit dem „Jaw uf a Reptile“ 
auf S. 153 in Manteur’s Geologie von Südost-England zeigt: Dr. Pıcke- 
RING sieht ihn jedoch als einen Fisch - Kiefer vom Geschlechte Sphy- 
raena an, 


IV. a E 


Fossile Fische sind nicht selten, aber- ihre Untersuchung war 
bisher unvollkommer, Die meisten Überreste rühren von | 

A. Knorpel-Fischen her. Carcharias-Zähne von bis 40° 
langen Thieren sind an mehreren Stellen vorgekommen. Nach Miır- 
cHıLn’s Note in Cuvıer’s theory of the Earth, p. 400, hat man 
am Ufer des Meerrin- Flusses bei Murfreesborough, 60 Meilen vom 
Ozean ein Riesenthier gefunden, dessen von den Negern zerstreute 
Wirbel Capt. Nevırız und Dr. Fowzer sammelten und in eine Reihe 
legten, welche 36’ Länge hatte, so dass das Thier mit Kopf und Schwanz 
über 50° lang gewesen seyn muss. Ersterer brachte MrrenmL’n zwei 
trianguläre Zähne mit, deren jeder 16 Unzen wog, welche mit Aus- 
nahme des Wurzelendes mit aschgrauem Schmelz bedeckt waren, und 
deren Basis 44. die zwei andern Seiten 6‘ jede mass. Ein einzelner 
Wirbel hatte 124 Pfund Schwere. Harzan hat diese Reste, die sich 
jetzt im Lyzeum von New-Yor% befinden, für die eines Riesen-Haies 
erkannt, ohne jedoch sie nach den Zähnen näher bestimmen zu können. 
— Das Museum der Akademie besitzt andre Hai- Zähne aus den Mer- 
 gel-Gruben in New Jersey, welche mit denen von Squalus Zygaena, 
Sq. mustelus, Sq. Squatina und Sq. Carcharias ganz überein- 
stimmen; zwei Exemplare der letziern sind 5° lang und unten 4° breit, 
was bei einem lebenden Carcharias auf ein 40° langes Thier schliessen 
lassen würde, Bei Pırkınson (org. rem. III) und Mınteur (Geol.S.E. 
Engl. p. 133) findet man gute Abbildungen von den meisten eben ge- 


a - BE 


nannten Arten, Weitere Nachrichten über solehe Zähne stehen im 
Journ. Acad. nat. sc. Philad. IV, 232, pl. xıv, und in Hirran’s Notice 
on the Plesiosaurus and other fossil re from the state of New 
Jersey, 1824. 

—  Hırencok rk on the Geology of a p. 193, pl. xı 
und xır) theilt Abbildungen von fossilen Zähnen und Wirbeln aus der 
von ihm sg. Plastisch-Thon - Formation zu Gay Head in Martha’s Vi- 
neyard wit, wovon die ersteren offenbar den Hai- Zähnen im Green- 
sand von New-Jersey gleichen, die letzten, schlecht abgebildeten, nicht 
näher zu bestimmende Hai-Zähne seyn mögen. — 

Auch Raia- und Acipenser-Reste ‘finden sich hin bee wieder 
mit vorigen. \ 

B. Weichflossen-Fische. Dr.DerrıAy hat am 24, Jänner 1825 
beim Lyzeum von New-York eine, wie es scheint, noch nicht gedruckte 
Vorlesung über die fossilen Fische der Vereinten Staaten gehalten, 
wornach alle von ihm daselbst untersuchten fossile Fische nach dem 


Muster des Esox osseus im Mississippi gebildet sind, was Cuvier 


später bestätigt hat. v 

C. Stachelflossen-Fische., 

Der fossilen Kinnlade von New-Jersey in Dexay’s Sammlung ist 
oben Erwähnung geschehen, 

Ver mehreren Jahren hat H. dursh seinen Bround Jessup eine 
Sammlung fossiler Fische aus den Schiefern von Westfield in Con- 
necticut erhalten. Professor Hırcacor 'theilt in seiner vorhin 'ange- 
führten Schrift (p. 236, pl. xıv, fg. 44, 45, 46, 48) ausführlichere Nach- 
yicht mit über das Vorkommen der Fische im bituminösen Schiefer und 
Mergel.zu Middleton, Connect., zu Sunderland, Massachus., so wie zu 
West- Springfield und .Deerfield.. Nur zu Sunderland ist es leicht, 
sich solche zu verschaffen. Selten sind hier die Abdrücke ganz erhal- 
ten, immer ist der Kopf sehr undeutlich. Öfter liegen zwei Abdrücke 
ganz unmittelbar aufeinander, Häufigliegen die Ichthyolithen schon zer- 
stücktim Gestein, welches sich zu langsam gebildet haben mag, um die zu 
Boden gesunkenen Fische alle gleichmässig gegen Zerstörung durch das 
Wasser und durch Raubthiere zu schützen. Sie sind den Mansfelder 
Fischen sehr ähnlich und scheinen vier verschiedenen Arten. des Pa- 
läothrissen-Geschlechtes anzugehören (Hırcnc.). 

Ein verständiger Freund H’s. besitzt einen Marmor-Bruch im Oval 
Limestone Valley oder Nipnose Vulley in Pennsylvanien, am westlichen 
Arme des Susguwehanna. Der Marmor ist ein grünlich gefärbtes Kon- 
glomerat, fast dem Verd antique ähnlich, sehr politurfähig , feinkörnig, 
und hart, und an manchen Stellen ganz mit Resten von Fischen an- 
gefüllt , he die Grösse der Häringe und Karpfen besitzen. Einige 
haben noch ihre Schuppen, andere nur noch Knochen; vollständige 


Exemplare jedoch daraus zu gewinnen, gestattet die Sprödigkeit des 
Gesteins Dicht. 


“ 


- 10 — 


La Joye: über den Portunus Hericartii (Bull. geol. 1834, IV, 
427— 428). Im oberen Sande des Pariser Grobkalkes über dem Weiler 
Gue bei Tresnes, 3 Stunden von Meauz gezen Ferte-Milon findet sich 
eine Menge Krustazeen-Reste, von welchen Desmaresrt in seinem 
Werk über fossile Krustazeen bereits den Cephalothorax als Portunus 
Hericartii abgebildet hatte. Der Verf. legt nun alle Theile des Thie- 
res einzeln vor und bestätigt die Richtigkeit der Bestimmung des Ge- 
schlechtes. Derselbe Krebs ist es aber auch, der im Paguren-Kalke 
von Lisy so häufig ist, welcher daher Portunen-Kalk genannt wer- 
den muss. Diese Thiere scheinen sich in solcher Menge zusammenge- 
funden zu haben, wie man jetzt noch oft Portunus puber des Eyer- 
legens wegeu versammelt findet. 


Tr. Evans: über die Koprolithen Buckrann’s (Bull, soc. d. L. 
imper. nat, de Moscou, 1833, VI - . . ). 


——— 


S. ©. Waceser: der Sonne Kinder, eine Hypothese (111SS. 
Potsdam 1835, 8°). 

„Das Menschengeschlecht reicht sehr weit über Anam hinauf, 
denn der Ewige rief uranfänglich das All ins Daseyn“,. Von die- 
sem Argumente ausgehend ist der Verf. bemüht, die Entstehung des 
Menschen um etwa ein paar Myriaden Jahre weiter gegen den „Uran- 
fang“ hinauf zu rücken, muss es aber alsdann doch noch immer ent- 
stehen lassen. Die Weltkörper sind belebt, die Doppelsterne begat- 
ten sich, die Sonne gebährt, so oft ihre dunkeln Flecken verschwin- 
den, Planeten, die Anfangs Kometen seyn mögen; sie schleudert sie 
aus, diese aber werden erst sichtbar, wenn sie so weit von ihr ent- 
fernt sind, dass sie nach dem Untergang der Sonne am dunkeln Ho- 
rizont bleiben; die Erde ist auf diese Art aus ihr geboren worden; 
die auf ihr Anfangs befindlichen Lebenwesen kamen bei diesem hefti- 
gen Akt theils um und hinterliessen ihre Reste im Gestein, theils er- 
starrten sie vor Schrecken u. s. w., wurden in diesem Erstarrungs-Zu- 
stande oder Scheintod von Schlamm umhüllt, gegen Verderben ge- 
schützt, bis sie endlich durch irgend einen Zufall von dieser Fessel be- 
freit wieder zu einem thätigeren Leben zurückkehren konnten, wie z. B. 
Venus AnsDYoMmENE aus dem Meerschaume erstund und sich, da ihr 
Sonnen-Kleid inzwischen vermodert war, unter dem Myrten-Baume gegen 
die Sonne schützte oder sich dort wohl gar, in der Sonne bereits bis 
zur Eutwiekelung des Sittlichkeitsgefühles vervollkommnet, aus Scham 
über ihre Nacktheit verbarg. Diess ist ungefähr der Iüieen - Gang des 
Vf., der seine Hypothese unbefangener Beurtheilung, empfiehlt. Er stellt 
insbesondere, um jene Ansicht von tausendjährigem Scheintod zu be- 
gründen, die Beobachtungen über in Gestein eingeschlossene lebende 


iR 


Kröten ziemlich vollständig zusammen und legt besonderen Werth dar- 
auf, ob ein Thier in voller Lebensthätigkeit, oder bereits in Winter- 
schlaf u. dgl. von jener Katastrophe betroffen worden, und somit in 
diesem Falle mehr geneigt gewesen, sich in allmählich erhärtendem 
Schlamm lange zu konserviren. 


A. Wiremann: über die Thier-Fährten im Sandsteine von 
Hildburghausen (Wıeem. Arch. für Naturgeschichte, 1835, I, 129 — 131 
und 395—397). Wir theilen hier noch eines andern Zoologen Urtheil 
über die Entstehung jener Thierfährten mit. Er entschied sich nach 
Ansicht der Zeichnung von der Fährte des grösseren Thieres „wegen 
der Gestalt der fleischigen Sohle der Hinterfüsse und dem stark abge- 
setzten Daume derselben“ für Annahme eines Didelphys, ohne über 
den Unterschied: dieser Fährten vun denen der Affen im Allgemeinen 
und über das Abstehen des Daumens an den Vorderfüssen insbesondere 
Rechenschaft zu geben; in dem kleinen Thiere aber vermuthete er 
einen vierzehigen Krokodil-ähnlichen Saurier, ohne der S. 234 von uns 
erwähnten Einwürfe zu gedenken. Nachdem der Verf. aber zwei nach 
Berlin gekomsiene Sandstein - Platten seibst zu untersuchen Gelegenheit 
gefunden, so beharrte er rücksichtlich der grösseren Thierart zwar bei 
seiner frühern Ansicht, erwähnt jedoch dabei, dass Kaup das Thier we- 
gen des deutlichern Abstaudes des Daumens der Vorderhände von Di- 
delphys generisch verschieden geglaubt und Chirotherium genannt 
habe. — Rücksichtlich des kleineren Thieres dagegen bestätigt er die 
von uns und BerruoLp, der aber Amphibien vermuthet, (Götting. Anzeig. 
1835, St. 52) schon gemachte Bemerkung, dass auf SıckLEr’s Stein- 
platte sich Fährtenzüge zweier Individuen neben einander befinden, welche 
nach W. mit erstrem wo nicht zur nämlichen Art, doch zum nämlichen 
Geschlechte gehörten, indem ihre Vorderfüsse, wie auch die des vorigen 
viel schwereren Thieres an einer Stelle, gar keine Eindrücke hinterlas- 
sen, weil sie damit leise (nach BerrnuoLp gar nicht, nach unserer An- 
sicht vielleicht in der Hinterfährte) auftraten; der seitliche Anhang ihrer 
Hiuterfüsse aber, wie wir ebenfalls vermuthet, scheint ihm von einem 
wirklichen Daumen herzurühren. Der Verfasser fügt hinzu, dass nach 
einer Nachricht des Herrn T. Brückner man an Ort und Stelle schon 
Fuss - Eindrücke von wenigstens 10 verschiedenen Thier - Arten unter- 
scheide, — Ref. kann sich, rücksichtlich der grossen Art, noch immer 
nicht für Beutelthiere erklären, da er an den Vorderfüssen der le- 
benden den Daumen stets entweder in gleicher Höhe mit den andern 
Fingern sich abtrennen und mit ihnen parallel und dicht anliegen, oder 
gauz verkümmert sieht. Doch scheint die Kürze des auftretenden Thei- 
les der Hand den Beutelthbieren melır als den Affen zu entsprechen, 


- m — 


PR; A; Conan: Fossit Shells of the Tertiary Formutions of Nord- 
Amerika, illustrated by Figures drawn on Stone from nature, Vol.TI, 
‚Nr. ı—ır, 28 pp. with 14 pll. Philadelphia 1832, 8°. 


Vorrede (S. ı—yın). Der Verfasser beabsichtigt in dieser Schrift 
die Bekanntmachung tertiärer Konchylien Nord - Amerika’s. MorToR 
wird seine Arbeiten über die fossile Reste der Eisensand - Formation 
New-Jersey’s als selbstständiges Werk , ergänzt und mit schönen litho» 
graphirten Abbildungen versehen, aufs Neue herausgeben. Endlich nach 
Vollendung der gegenwärtigen Arbeit gedenkt der Verf. auch die älte- 
ren Amerikanischen Sekundär - Testazeen in dieser Weise bekannt zu 
machen. 


Das tertiäre Gebiet erstreckt sich in Nord - Amerika von New- 
Jersey einschliesslich bis zum Golfe von Mexiko, mit einem grossen 
‚Reichthum an fossilen Überbleibseln. Jedoch kann man darin dreierlei 
Ablagerungen unterscheiden, welche sich auch auf der westlichen Halb- 
insel von Maryland beisammenfinden, nämlich solche mit lauter ausge- 
storbenen, solche mit gemischten und solche mit lauter an dortigen Küsten 
noch lebenden Arten, so dass ein allmählicher Übergang in der tertiä- 
ren Schöpfung Statt gefunden zu haben scheint. Die erstern und zu- 
gleich ältesten dieser Ablagerungen bilden die westliche Grenze des ter- 
tiären Gebietes, die letztern kommen längs dessen östlicher Grenze vor, 
und unter den gemischten Arten sind selbst einige vorhanden, von wel- 
chen es zweifelhaft ist, ob sie als Zeit- und Orts - Varietäten noch le. 
bender, oder als eigene ausgestorbene Arten anzusehen seyen. Nament- 
lich sind die senkrecht eingeschnittenen und beständig nachfallenden 
Sand- und Lehm-Ufer der grösseren Flüsse durch das Tertiär - Gebiet 
hin sehr reiche Fundorte jener Reste, wie z. B. die Rocks bei Smith- 
field am James River. Die obere Meeres - Formation ist durch eine 
grosse Manchfaltigkeit von Arten — insbesondere von Bivalven mehr als 
von Univalven, und durch eine grosse Abwechselung derselben in der 
Weise ausgezeichnet, dass schon auf wenige Stunden Entfernung hin 
ganz andere Arten erscheinen und verschwinden, wie solches, nach der 
Jahreszeit und nach Lokal-Verhältnissen der Küste, eben auch noch im 
Leben beobachtet wird. Wenn den fossilen analoge lebende Arten oft 
wärmeren Klimaten angehören, als jene sind, wo erstere begraben wor- 
den, so findet man dagegen in Virginien und Nord-Carolina mit ausge- 
storbenen Arten welche, deren Analogen an den Küsten von Rhode Is- 
land und Massachussetts 5°—8° nördlicher wohnen, wie Mactra tel- 
linoides, M. lateralis, Nucula limatula, N. proxima, Lucina 
contracta, L. divaricata u. e. a. 


Einleitung, $. 9—14, Die Glieder der Tertiär-Formationen und 
ihre Verbreitung ergeben sich für Nord- Amerika aus folgender Zu- 
sammenstellung: 


113 


Benennung. | Fossil-Reste, 
Alluvium. | 
Diluvium Landthier- er 
Sri Knochen phas. 


Muschelkies, Crag Lebende Konchyl-Arten 


Konchylien, meist Mu- 


Obre Tertiär-Formation scheln. Alle Genera und 


| | Vorkommen. 


|in New-Jersey mächtig. 


Pemberton in N.J-. u. südlicher 
New-Jersey, Nord - Carolina, 


Megatherium. |Georgien. 


|Mündung des Potomae. 


Halbinsel von Marylund, Ost-Vir- 
ginien, N. u. S.-Curolina, Geor- 


meiste Arten lebend. gien. 


’ 


Konchylien meist lebender 
Genera, meist erloschener 
Arten. Viele Univalven., 


Fort Washington, Maryland; 
Virginien?, Vance’s Ferry, S.-C.; 
Claiborne, Alabama. 


MittleTertiär-Formation 


Lignite. Wenige See-Kon- 
ehylien. 


Bordentown, N.-J., Murtha's Vs- 


Untre Tertiär-Formation 
neyard etc. 


Die Tertiär - Bildungen im Ganzen genommen ziehen auf der Kü- 
sten - Gegend N. - Amerikas von New-Jersey an (40° Br.) bis Florida 
herab (30° Br.) und dann längs des Golfs von Mexico bis zur Mün. 
dung des Mississippi. Weiter westwärts ist wenig Geologisches be- 
kannt geworden, doch hat Nurran am Red River Konchylien der Ei- 
sensand - Formation entdeckt. Auch scheinen diese Bildungen an ihrem 
südlichen Ende einen breiteren Strich, als an ihrem nördlichen einzu- 
nehmen, wie sie weiter hinauf in den östlichen Staaten nur noch Insel-ar- 
tig vorkommen: auf Martha’s Vineyard (Massach.), auf Elisabeth Island, 
Long Island (N.-York) u, s. w. Auf Macuure’s geognostischer Karte 
ist dieser tertiäre Bezirk irrig als Alluvial- und Diluvial- Land, doch 
seinen Grenzen nach richtig, angegeben. 

Die obere Meeres-Formation. insbesondere (obre Tertiär - Formation, 
in welcher jedoch dort noch nie eingeschaltete Süsswasser-Schichten 
wahrgenommen worden) wurde zuerst durch van RenssELAER nachge- 
wiesen und nachher von Morton (Journ. Acad. Nat. scienc.) genauer 
untersucht. Ihre Schichten bestehen oft nur aus losem, gelbem, thoni- 
gem Sande mit Konchylien; zuweilen sind sie hart und kieselig, öfters 
nur aus gelbem und grauem Thone zusammengesetzt, oder aus Allem 
zugleich gemengt; aber die unterste Lage ist jederzeit ein bleigrauer 
Thon oder thoniger Mergel. Zuweilen sind verkleinerte Konchylien 
eingemengt; aber im Allgemeinen sind auch die zärtesten Bivalven noch 
ganz und wohl erhalten und das Gebirge mithin aus ruhigem Meere ab- 
gesetzt. — Was Conv®Eare und Puıtrırs über diese Formation in Europa 
sagen, passt vollkommen auch auf viele der transatlantischen Ablagerun- 
gen: die Fossil-Reste sind meist wohl erhalten, zuweilen Arten- und Ge- 
schlechter-weise gesondert, wenige Arten sind ausgestorben, oder in ent- 
fernten Meeren heimisch; die meisten stimmen mit denen der benachbar- 
ten Küsten überein. In andern Gegenden N. - Amerikas aber sind in 
diesen Schichten ausgestorbeue und entfernt lebende Arten herrschend, 


Jahrgang 1836, 3 


m Bi + 


obschon noch durchaus verschieden von den Arten des London clay und 
Grobkalkes. Von allen bis jetzt daraus erhaltenen Arten [deren Anzahl 
nach einer spätern Mittheilung der Verf. auf 300 zu bringen hofft] sind 
etwa 40 mit den an den Nord- Amerikanischen und Westindischen 
Küste lebenden übereinstimmend; viele fossile Arten kommen in Ame- 
rika und Europa zugleich vor, wie noch einige davon an beiderlei Kü- 
sten leben, zum Beweise wie ausgedehnt die Verbreitung und wie gross 
die Dauer einer einzelnen Art seye. — Diese Formation erscheint zu- 
erst in New-Jersey, S.W. von Salem, und setzt durch alle südlichere 
Staaten fort, 100-150 Engl. Meil. weit westwärts ins Land reichend. 


Die mittle Tertiär - Formation (London Thon, Grobkalk) erscheint 
ebenfalls unter manchfaltigem Aussehen: oft bietet sie Schichten eines 
bräunlichen Kiesel-Sandes, worin die Testazeen am schönsten erhalten 
sind; — oder solche von zerreiblichem körnigem Kalksteine mit ver- 
kleinerten Testazeen- Resten oder selbst ganz daraus zusammengesetzt, 
von heller Eisenocker - Farbe, gewissen Abänderungen des Pariser 
Grobkalkes sehr ähnlich; — endlich auch solche von festem hartem Kalk- 
stein mit körnigem Bruche und voll grüner Körner, reich an Thon und 
an Fossil- Resten, welche jedoch meist nur in Stein - Kernen bestehen. 
Wie diesseits des Ozeans, so sind auch dort zwar nur wenige ausge- 
storbene Genera bemerkbar, aber meistens ausgestorbene, obschon den 
lebenden zuweilen äusserst ähnliche Arten, wovon manche mit jenen in 
Frankreich und England übereinstimmen. Diese Formation findet sich 
im Norden zuerst beim Fort Washington am Potomac in Maryland; 
dann in Virginien, doch in nicht näher bekannten Orten; zu Vance’s 
Ferry iu S.-Carolina, zu Claiborne in Alabama, wo die Fossil - Reste 
am häufigsten und am besten erhalten sind und die Schichten auf weis- 
sem zerreiblichem Sekundär - Kalk voll Nummuliten ruhen, und dieser 


wieder auf Grünsand, 


Die untere Tertiär-Formation (in Europa: Formation des plastischen 
Thones) besteht aus Wechsellagern von Sand und Kies mit verschiedener 
Farbe, der Thon häufig mit Ligniten, mit vielem Eisenkies, auch mit 
Bernstein. Zu Gayhead, Martha’s Vineyard hat Hırcncock neulich 
eine Kieselbreccie darin entdeckt. Diese Gebilde entsprechen eigentlich 
nur den oberen Schichten dieser Formation in Europa. Sie enthalten 
Steinkerne von nur wenigen See-Konchylien: Tellina, Venus u. s. w., 
die Quarz-Breccie insbesondere noch Knochen und Zähne von Squalus, 
Crocodilus u, s. w. Joan Fınem hat diese Formation in Amerika 
zuerst nachgewiesen, welehe stellenweise von den Inseln Neu-Englands 
bis zu den Staaten am Golfe von Mexiko vorzukommen scheint, ins- 
besondere in Diartha’s Vineyard, zu Sund’s Point auf Leny Island, 
zu Bordentown, Whitehill u. a. in New- Jersey, auf dem Telegraph 
Hill bei Baltimore, zu Cape Sable in Maryland u. i. e, a. südlicheren 
Gegenden. AI’ diese Gebirge ruhen auf der Eisensand -Reihe. 


— 15 — 


Beschreibung de: fossilen Konchylien (S. 15 ff.), 


I. Arca. 


1. A. limula n. sp., Tf. I, Fig. 1, ähnlich Says A. ponderosa, 


zu Newbern in N.-Carol., am James River, in Virg.: obere 
-Tert. - Form, 


2. A. transversa Say Journ. Acad. Nat. Hist. II, 269, Coxrıp 


Tf. I, Fig. 2, zu Newbern, zu Suffolk in Pirg.: obre T.-F, —, 
dann kleiner an der Potomac-Mündung im Crag; und an der 
Küste lebend. 

stillicidium n. sp., Tf. I, Fig. 3, ähnlich der A. incon- 
g&rua Sır, A. nodosa Woon., an St. Mary’s River in Ma- 
ryland: obre T.-F. | 

idonea n. sp. Tf. I, Fig. 5, ebendaselbst, 

.‚centenaria Sarl. c. IV, 138, tb. X, fig. 2, Conr. p. 16, 
Tf. I, Fig. 4, zu York-Town, in Virg.: obre T.-F, 

incile Sax I. c. IV, 138, tb. X, fig. 3, Conr, Tf. II, Fig. 1. 
Am James River bei Smithfield in Virg,: obre T.-F. 


I. Pectunculus. 


pulvinatus Lame., Conr. S. 17, Tf. II, Fig. 2, zu York Town: 
obre T.-F, [ist keineswegs die Lamarcx’sche Art]. 

subovatus Sar I. c., Conr, Tf. 1, Fig. 3 (?P,. variabilis 
Sow.). Zu York Town häufig; zu Suffolk in Virg.: obre T.-F. 


III. Murex, 


umbrifer n. sp. Tf. II, Fig. 1. Am James River und zu 
York Town: obre T.-F. 
exilis z. sp. Tf. 11, Fig. 2. Am James River: obre T,-F, 


IV. Fusus, 


. sulcosus (Pyrula s, Cong, Journ. Acad. N. H. VI, tb. ıx, 
Fig. 8), S. ı8, Tf. III, Fig. 3. Am James River: obreT.-F, 
strumosus nz. sp., Tf. III, Fig. 4, ebendaselbst, 

trossulus n. sp., Tf. IIl, Fig. 5. ebendas, 

tetricus n. sp., Ti. III, Fig. 6, ebendas. 

‚ rusticus (Con, |. c. VI, tb. IX, fig. 2) Tf. IV, Fig. 1. An 
St. Mary’s River in Maryl.: obre T.-F, 

parilis n. sp. Tf. IV, Fig. 2, ebendas, 

. cinereus Sarl. c. II, 236, und Amer. Conch. Nro. III, Tb. 
xxıx) p. 19, T£. IV, Fig. 3, Am James River: obre T.-F. 
An den meisten Küsten lebend, häufig, Austern - Bänke zer- 
störend. 


V. Buccinum, 


poreinum Say I. c, IV, 126, Conr, Tf.IV, Fig.4. Zu York 
Town: obre T.-F. 


8*+ 


— 116 — 
19. B. laqueatum a. sp., Tf. IV, Fig. 5. Am James River: 
obre T.-F. | 
20. B. altile n. sp. Tf. IV, Fig. 6, ebendas, 


VI. Cypricardia, 


21, C, arata n. sp. Tf. V, Fig. 1. Zu Newbern, am James River, 
zu York Town, bei Easton, und in der Cumberland Co. in 
New - Jersey. 

VII, Cardita, 

22. €. planicosta Conr, Tf. V, Fig. 2 (Venericardia pl. Lamz,, 
Sow.) zu Piscataway in Maryland, und zu Claiborne in Ala- 
bama in der mittlen T,-F., wie in gleicher Formation in Eu- 
ropa an vielen Orten. 


VIII. Artemis. 

23. A. acetabulum Conr. S.20, Tf. VI, Fig. 1 (Artemis s. Cy- 
therea concentrica auctt. [non Lame.], welche an dorti- 
gen Küsten lebt. Dieses Genus, von Porı benannt, ist nicht 
mit dem gleichnamigen und verwandten Oxen’s zu verwech- 
seln, aber identisch mit Orbiculus Meczrız, Jıentillaria 
Sckunm. und Exoleta Brown), Am St. Mary’s River, zu 
Easton, am James River, zu Suffolk: obre T,-F. 


IX. Lucina. 
24. L. acclinis n. sp. S. 21, Tf. VI, Fig. 2. Zu York Town: 
obre TE, 


(Heft IL.) 


X. Crassatella (ein Geschlecht, dessen 11 lebenden Ar- 
ten nur in Austral-Asien wohnen, ausser Pholadomya 
das einzige, welches in N.- Amerika in der obern Ter- 
tiär- Formation fossil und nicht auch an der Küste le- 
bend vorkommt). 

25. C. alta n. sp. Tf. VII. Zu Claiborne, mittle T.-F., der Cr, tu- 
mida verwandt. 

26. C, Marylandica n. sp. Tf. VIIl, Fig. 1. Am Choptank River 
bei Easton in Maryland: obre T.-F. 

37. C. protexta n. sp. Tf. VIII, Fig. 2. Zu Claiborne in Alabama: 
mittle T.-F. 

28. C. undulata Sar (I. c. IV, tb. xı, fig. 2) Conr. S. 23, Tf. IX, 
Fig. 1. Am James River und zu York Town, und eine Va- 
rietät in St. Mary’s Co. in Maryland: obre T.F. 

29. C. melina Ti. IX, Fig. 2. In Cumberland Co. in New-Jersey: 
obre T.-F., mit Perna maxillata u. a er 


XI Turbinella, 
30. T. pyruloides n. sp. S. 24, Tf. X, Fig. 1. Zu Claiborne: 


- 117 — 


mittle T.-F. Ganz das Anschen der Pyrula laevigata mit 
den Falten von Turbinella, eine der eigenthümlichsten For- 
men jener Gegenden! 


XU. Ancillaria (fehlt in der obern T.-F, gänzlich). 


31. A. altile n. sp. Tf. X, Fig. 2. Zu Claiborne: mittle T.-F. 

32. A. subglobosan. sp. Tf. X, Fig. 3. Ebendaselbst. 

33. A. scamba n. sp. Tf. X, Fig. 4. Ebendas. 

34. A. staminea n. sp. Tf. X, Fig. 5; ebendas. Könnte mit La- 

_ MARcK’s nahe verwandter A. canalifera ein neues Genus 

Olivula zwischen Oliva und Ancillaria bilden [diese Art 
steht nicht so sehr der Anc. canalifera, als der A, plica- 
ria nahe, und ist eine wirkliche Ancillaria). 


XHL Mactra. 


35. M. delumbis n. sp. S. 26, Tf. XI. Von James River und Suf- 
folk: obre T.-F. 


XIV. Pholadomya., 
36. Ph. abrupta n. sp. S. 26, Tf. XII. Von York Town: obre T.-F. 


XV. Ostrea 


37. O. radians n. sp. S. 27, Tf. XII, Fig. 1. Zu Vance’s Ferry 

in S.-Carolina und zu Claiborne: mittle T.-F. 

38. O. sellaeformis n. sp. Tf. XII, Fig. 3. Zu Ciatborne ebenso. 

39. O. Carolinensis n. sp. Tf. XIV, Fig. 1, der lebenden ©. com- 
pressirostra Say verwandt. Aus dem Santee-Kanal in S.- 
Carolina sehr häufig ausgegraben: Pmittle T.-F. 

40. ©. Virginiana Gmer. Lımk. var. Conr. S. 28, Tf. XIV, Fig. 2. 
Von Suffolk in Virginien: obre T.-F. Diese Varietät ist fos- 
sil im Crag unter den Strassen von Easton an der Ostküste 
Marylands u. a. a. O. eben so häufig, als in manchen Ge- 
genden Eurupa’s, und als lebend an den Küsten von New- 
Jersey. Eine sehr nahe verwandte , vielleicht identische Art 
bildet ein zusammmenhängendes Lager durch S.-Carolina, Geor- 
gien, Alabama und Mississippi, welches Fınc# einer eigen- 
thümlichen Formation „Calcaire ostree“ zuschreibt. 

Findet das Werk hinreichende Unterstützung, so gedenkt der Verf. 
binnen 2 Jahren es mit der Abbildung von 300 Arten auf 100 Tafeln 
zu beendigen. Der Preiss jeder Lieferung von gleicher Ausdehnung 
mit diesen beiden ist 1 Dollar. 

[Die Abbildungen sind sehr gut, die Beschreibungen genügend, nur 
ist zu bedauern, dass die verschiedensten Genera ohne alle Ordnung 
durcheinander auf je einer Tafel abgebildet und auf einer Seite be- 
schrieben vorkommen, Es würde dem Absatze des Werkes, dessen Vol- 
lendung wir im Interesse der Wissenschaft mit grösster Ungeduld ent- 
gegen sehen, gewiss förderlich seyn, wenn entweder eine systematische 


—- 18 — 


Ordnung eingehalten, oder aber, wie bei dem verwandten Sowerpy'’schen 
Unternehmen, jedesmal wenigstens nur Arten eines Geschlechtes auf 
demselben Blatte beschrieben und abgebildet würden, so dass man die 
einzelnen Blätter dann beliebig ordnen und sich das Nachschlagen und . 
Vergleichen somit wesentlich erleichtern könnte.} 


P. PırzscHn: über die sogenannten versteinerten Ziegen- 
klauen aus dem Plättensee in Ungarn und ein neues urwelt- 
liches Geschlecht zweischaliger Konchylien: Congeria. 
(Annal. d. Wien. Mus. d. Naturgesch. 1835, I, 93—101, Tf. x1ı, xır). 
Der Pläattensee wirft die sg. versteinerten Ziegenklaueu fort- 
während aus. Das Volk sagt, dass sie von den Ziegen eines reichen 
Hirten herrühren, welcher von König LavısLavs nach seiner Vertrei- 
bung um Geld angesprochen, solches zu besitzen läugnete, aber, nach- 
dem er Gott zum Zeugen angerufen, sich wahnsinnig mit seiner Heerde 
in den See stürzte und ertrank. C. D. Barrscn (Ungar. Magaz. II, 
Presb. 1782) hielt sie für Austern-Reste, — Beupant (Voy. en 
Hongr. Paris 1822, II, 498) ebenfalls für die abgerollten Spitzen 
von Austern. Andre haben sie für Chamiten und selbst Fisch- 
zähne angesehen. Vor einigen Jahren sandte Dr. Rıs, Brunnenarzt 
zu Füred, in Folge einer Aufforderung v. ScHREIBErR’s den Ursprung 
dieser Körper auszuforschen, Muscheln vom Dorfe Tihany am Platten- 
see ein, für deren Steinkerne er die Ziegenklauen hielt; PırrscH sprach 
diese Muscheln damals zwar irrthümlich für Miesmuscheln an, erkannte 
‚jedoch richtig, dass die Ziegenklauen die abgerollten Spitzen dieser 
Muscheln seyen. Seine deshalb niedergeschriebenen Bemerkungen be- 
gleitete Rıs mit einigen Zusätzen und liess sie drucken. (Vergl. das 
Ungarische Journal: Tudomanyos Gyüjtemeny, 1820, Heft XI, S. 37 
bis 47). Dieser Muscheln von Tihany waren zwei Arten; die Umge- 
gend von Wien lieferte eine dritte zum nämlichen Geschlecht gehörig. 
Bouvz (im Journ, de Geol. Paris 1830, II, 375) erwähnt dieser Muscheln 
unter dem Namen „grosser Bivalven von einem neuen Geschlechte mit 
der äussern Gestalt der Isocardien, aber einem abweichenden Schlosse.* 
Desnaygs sagt von der dritten der erwähnten Arten (Bullet. geol. Pa- 
ris 1832—1833, III, in einem von BouE gegebenen Verzeichniss ter- 
tiärer Fossilien von Matzleinsdorf, einer Vorstadt Wiens), dass sie zu 
Mytilus oder einem neuen Geschlecht zwischen MytiJus und Isocar- 
dia gehöre; wobei bemerkt wird, dass Münster dieses Genus Enoce* 
phalus, und eine [dieselbe?] Art E.carditaeformis nenne. PuırrtscH 
nennt seit längerer Zeit das Geschlecht Congeria (von congeries, 
eine Zusammenhäufung von Ähnlichkeiten mit andern Geschlechtern) 
und definirt solches in folgender Weise: 


— 119. — 


Congeria 
testa fossilis aequwalvis, latere posteriore plus minusve hians. Val- 
vae insequilaterae cunvezae obliquae, carinatae, — spathulatae trian- 
gularesve aut semiglobosae, — basi ut plurimum acutae et hine intrin- 
secus lamina nonnunguam septiformi instructae. Nates plus minusve in- 
flexae etsubtortuosae. Cardo edentulus. Ligamentum internum, duplez : 
unum in rima lonyitudinali marginis anterioris valvarım, alterum in 
fovea triangulari sub apice. Impressiones musculares duae: una magna 
sublateralis in parte superiore et lativre valvarum, altera parva in 
prominentia subcochleariformi sub fovea ligamenti apicalis, linea ele- 
vata subflezuosa ad basin decurrente fulerum quasi simulante instructa. 
Verwandt mit Mytilus, lIsoeardia, Cardita, Hippopodium, Me- 
galodon, Myoconcha. Arten 4, fossil. 

1) C. subglobosa (Tf. xı, Fg. 1—10) testa subglobosa, apicibus 
incurvatis, appendice tumescente semilunari instructis. Die von Bou£ 
und DesHuayEs erwähnte Art (s. 0.). Unterliegt sehr vielen Abänderun- 
gen ihrer Proportionen, ist im Allgemeinen kugelförmig, etwa wie Iso- 
cardien, doch viel unregelmässiger; voru unter den Buckeln , wo sonst 
der halbmondförmige Eindruck bei Venus u. s. w. bemerkbar, ist hier 
eine queer halbmondförmige Anschwellung; darunter ist eine klaffende 
Stelle für den Byssus. Hinten, wo bei Isocardia das Band liegt, klafft 
die bier in einen zusammengedrückten Flügel [fast wie Alasmodonta] 
verspringende Muschel nach dessen Zerstörung. Die einzelne Klappe 
von innen gesehen, ist durch jenen Flügel fast quadratisch, der grössere 
Muskeleindruck ist nächst der dem Buckel diagonal entgegengesetzten - 
Ecke; von ihm setzt der Mantel-Eindruck am untern und hintern Rande 
bis unter das Schloss fort. Der vordere Theil ist oft viel dicker von 
Masse , als der hintre, und bleibt beim Abrollen der Schaale durch das 
Wasser noch zuletzt allein übrig. In der Umgebung von Wien: so 
in der Lehmgrube der Ziegelöfen nächst Brunn am Gebirge, 2 Meilen 
von Wien bei Mödling, wo lose Klappen, selten die ganzen Schaalen, 
in unzähliger Menge in gelbem feinem Quarzsand liegen, der einige 
Fusse mächtige Lager im Tegel oder blaulichen plastischen Mergel, der 
Basis der dortigen tertiären Formation, bildet; weit seltener, aber besser 
erhalten im Tegel selbst, stets mit Melanopsis Martiniana, wie 
sie dann in jedem tieferen Brunnen in und um Wien gefunden wird; 
zu Brunn aber mit derselben, mit Fischknochen, 2 neuen Cardien, 
Congeria spathulata, Union. sp., Melanopsis Bouei, M.n. sp. 
Neritina, Planorbis und Helix. Daher wohl vordem Bewohner 
süssen oder halbgesalzenen Wassers. | 

2) C. triangularis (Tf. xır, Fg. 5—8) testa triangulari alata, ar- 
gute carinala, apertura minima lanceolata. Von vorn oder hinten fast 
kreisrund, vom Rücken einer Klappe aus gesehen, gleichseitig dreieckig. 
Vorderseite ganz flach, mit sehr kleiner Öffnung für den Byssus, von 
zwei halbbogen-förmigen Kielen (um die grösste Peripherie der Schäale) 
eingefasst; Hinterseite in der Art verlängert und verflächt, dass der 


— 120 — 


Kiel, der untere und der obere Rand jenes dreiseitige Dreieck bilden; 
hinter dem Kiel noch ein abgerundeter, mit ihm paralleler Wulst. Die 
Buckeln fast gar nicht eingerollt, sondern kurz und gerade. Die sg. 
Ziegenklauen sind nichts Anderes, als einzelne Klappen dieser Art, wo- 
von der vom Schloss entfernteste viel dünnschaaligere Theil ganz zer- 
stört, das Schloss selbst abgerollt, und die Oberfläche polirt ist (Fig. 
1 —4). Bruch schaalig, Schaalen faserig. Findet sich in der Sand- 
Schichte zwischen Tegel und jüngstem Grob- (Leitha-) Kalke äusserst 
selten vollständig zu Tihany, wogegen der nahe Plattensee die: Ziegen- 
klauen häufig auswirft; — dann in stets zerbrochenen Exemplaren zwischen 
Gaya und Bisenz in Mähren, und auf der Hohenleithen zwischen Wol- 
kersdorf und Gaunersdorf im Untermanhartsberger Kreise in Nieder- 
östreich., v. Ferussac führt bei Melanopsis Martiniana diese 
Reste als solche eines unbekannter Geschlechtes aus der Familie der 
Mytili an. ; 
3) C. Balatonica (Tf. xır, Fg. 9—12) testa elongata, subtrian- 
gulari, obsolete carinata, apertura ovata. Ist weniger aufgeblasen 
als vorige, von vorn gesehen nur unregelmässig oval, jedoch mit sehr 
weiter Byssus- Öffnung ; der Kiel abgerundeter und länger, als die obre 
und untre Kante, so dass er ein ungleichseitiges Dreieck bilden hilft; 
auch liegt er nicht völlig auf dem vorderen Rande. Im Innern fehlt die 
scharfe Rinne, welche dem Kiel der vorigen entspricht. Inwendig im 
Buckel entwickelt sich ein Scheidewand -artiges Bläitchen mit dem 
Ligament - Grübchen weit mehr als bisher. Zu Tihany am Plattensee, 
Balaton, mit dem oben erwähnten neuen Cardium, Paludina? 
lenta und Planorbis, in Quarzsand, 

4) C. spathulata (Tf.xı, Fg. 13—16) testa oblonga, oblique spa- 
thulata, incurva; latere anteriore rotundata, obsolete carinata: aper- 
fura minima lineari; apice et fovea ligamenti productis; apicibus sub- 
eucullatis. Viele Exemplare sind gebogen, 2° —2'’ und darüber lang. 
Die Jungen scheinen der fossile Mytilus polymorphus Bouw& u. A.. 
(Driessena polymorpha van BENEDEN) zu seyn. Mit der ersten 
Art zu Brunn, selten anderwärts in Quarzsand, wie am Rennwege in 
Wien, zu Oedenburg in Ungarn; junge sind allerwärts im Tegel ge- 
mein, [Die drei letztgenannten Arten, deren Schloss nicht überall ge- 
nau beschrieben worden, jedoch je nach den Arten ziemlich abweichend 
zu seyn scheint, gehören mit genannter Driessena polymorpha 
und einer neuen lokalen Art van BEnEDEN’s (U’Instit. 1835, Nr. 97 und 
102), so wie mit dem wohl eine eigene Art bildenden Mytilus Brar- 
dii, was Alles Salz- und Süss - Wasser-Bewohner sind, wohl offen- 
bar in dasselbe Geschlecht; welchem — soferne Hr, ParTtscH seine Con- 
geria früher nirgends publizirt hat, auch Enocephalus noch nir- 
gends charakterisirt worden, von Driessena aber kürzlich das Thier 
anatomisch zerlegt, und mit den Chamaceen etwas näher verwandt be- 
funden worden ist — der Namen Driessena bleiben muss; die Conge- 


= IE 


ria subglobosa aber kann vielleicht, durch Schloss und Spiral- 
Buckeln abweichend, diesen Geschlechts-Namen behalten müssen Ba.] 


[v. Münster :]) Verzeichniss der Versteinerungen, welche 
in der Kreis- Naturalien- Sammlung zu Bayreuth vorhanden 
sınd. Bayreuth 1833, 8°. Die vom Grafen Münster dahin abgetretene 
Sammlung enthält aus dem Bereiche des Ober - Maynkreises und etwa 
der Umgegend folgende Bestandtheile, nach den Formationen geordnet 


aus der 
Geschlechter. Arten. Exemplare. 


ROHBBUON 2 EEE TFT I 
Tertiär — (nurPflanzen) KR neh best aher Mr. 
nn nl a Sa ee ı ae rnene 1:7 De 
Lias — a 5 Da a 3: ee 


Muschelkalk und Keuper-F. . 8... 3... na 
Übergangs-Formation . . . 35 . 2.18... 709 
227 993 19,241 
[Diese letztere Additions-Weise passt nun freilich nicht für die Ge- 
 nera, welche sich oft in verschiedenen Formationen wiederholen. Die- 
ses Verzeichniss kann übrigens in vielen Fällen zur Verständigung be- 
queme Dienste leisten, obschon man keine Beschreibungen oder Diagno- 
sen, sondern nur Namen, Fundorte, Zustand und Anzahl der vorbande- 
nen Exemplare darin zu suchen hat.] 


- 


W. Nicor: über die Struktur einiger fossilen Hölzer von 
Mull, Nord- Afrika in dem Karoo-Grund im N.O. vom Cap der guten 
Hoffnung (James. Edinb. n. phil. Journ. 1835, XVIII, 335—338). 
Diese Hölzer hatte Jamsson dem Verf. zur Untersuchung übergeben. 

I. Fossiles Dikotyledonen-Holz auf der Insel Mull von R. 
H. Cunsinguam gefunden. Nach Cunnisch. liegt dieses Holz auf Mull, 
2 E. Meil. W. von Tabermory, unter Trapp in ansehnlicher Erstreckung 
längs der Küste. Einige der untersuchten Stücke waren bis 6“—8’ dick, 
graulich, auf frischem Bruche graulich schwarz; der Queerbruch uneben 
oder muschelig, der Längenbruch zuweilen undeutlich faserig. Alle 
Stücke waren mit Quarzadern durchzogen, welche drüsige Krystalli- 
sationen zeigten und gaben mit dem Stahle Funken. Die vegetabilische 
Struktur ist so undeutlich, dass es schwer fällt, die richtigen Durch- 
schnittsflächen zu nehmen, die Markstrahlen in Zahl, Breite und Aus- 
dehnnng denen einiger Ahorne ähnlich; Gefässe zahlreich, doch durch 
die Einwirkungen, denen das Holz vor der Versteinerung ausgesetzt 
gewesen, sehr zusammengedrückt, nur stellenweise zylindrisch. Sie 
stehen so dicht, ‚dass man kein Zellgewebe dazwischen unterscheiden 
kann. Die Jahresringe haben 75°’ — 4” Breite. Alle Exemplare von 


— 12 — 


” 


diesem Fundorte gehören der gleichen Art an, — es sind die einzigen Bei- 
spiele des Vorkommens von Dikotyledonen-Holz in Sekundär - Gesteinen 


[?], die der Verf. bis jetzt gesehen. _ REN 
li. Fossiles Holz aus Ägypten und Nubien von Verz Monro 
‚mitgebracht. — Es waren 7 Exemplare, alle [?] verkieselt; 2 zeigten 


äusserlich einige vegetabilische Struktur und bestunden Innen ganz aus 
gelbem Jaspis ohne organisches Gefüge; — ein drittes bestelit nur aus 
fast ganz incohärenten Fasern, und taugte nicht zur weitern Untersu- 
chung; — die vier andern sind unzweifelhafte Baumreste, eines von 
einerKonifere, die andern von Dikotyledonen. Die Masse, welche 
die Koniferen-Reste enthält, ist ein Aggregat aus nicht über Zoll-langen 
Holz - Stücken, Quarzkörnern und ein Zäment aus kohlensaurem Kalke 
mit etwas Eisen und Thon, Die Holzstücke, in allen Richtungen lie- 
gend, sind Aussen graulichschwarz; eines ist Innen haarbraun und 
zeigt seine vegetabilische Textur nicht bei auffallendem, sondern nur bei 
durchfallendem Lichte: sie gleicht auf dem Queerschuitte der netzförmi- 
gen noch lebender Koniferen; zur Untersuchung des Längenschnittes ist 
das Exemplar nicht geeignet. — Die drei andern Exemplare sind offen- 
bar von Dikotyledonen - Stämmen: die ganze Textur gibt sich schon 
auf dem Queerbruche kund und an dünnen Queerschnitten sieht man 
auch schwach das zellige Gefüge. Die drei Exemplare gehören einer 
und derselben Art an: die Form und Anordnung der Gefässe, sowohl 
als die zellige Textur hat einige Ähnlichkeit mit der des Mahagonis. 
Nach Jameson Torrıe’s Angabe hat Moxko obige Holzbreccie bei 
Aboosambal oder Ipsambul in Nubien gefunden, wo braune, oft eisen- 
reiche und harte Sandsteine, die durch Verwitterung der sie umgeben- 
den weicheren Massen oft stalaktitische u. a. eigenthümliche Formen 
darbieten, mit Konglomeraten konische Hügel bilden, die ein neuerer 
Reisender für Vulkane angesehen; das obige Exemplar lag in einer 
Schichte am Rande eines grossen Spaltes, welcher 8.0. vom alten 
Schlosse Kalad Adde 14 Stunden von Ipsambul die Sandsteinschichten 
durchsetzt. Das andere Holz ist vom Gebel Ataka und Wadi el Tiheh, 
3 Stunden S.O. von Cairo, woselbst nach Sr. JoHn fossile Stämme von 
3° Dicke und 40’—52‘ Länge vorkommen, die auf der Spitze der Berge, 
in Höhlen, Schluchten, Flussbetten ordnungslos umherliegen, 

III. Fossiles Koniferen-Holz vom Karov-Grund, 400 Meil. 
N.O. vom Kap, durch James Scorr mitgebracht. Verkieselt. Schon 
das äussere Ansehen verräth den vegetabilischen Urspruug und die an- 
geschliffenen Endflächen zeigen die Koniferen- Textur. Diese wird 
in dünngeschliffenen Blättchen deutlicher. Die Jahresringe sind ausser- 
ordentlich ungleich. Die Zellen-Poren sind wie bei den lebenden Arau- 
carien. Die Textur zeigt Spuren starker Zerdrückung und Quetschung. 
Dieses fossile Holz bedeckt a. a. O. den Boden zwanzig Engl. Mei- 
len weit. A 


u ER 


R. Harıan: über die fossilen Knochen von Megalonyx 
(Journ. Acad. Philad. 1831, April > Sırıım. Americ. Journ. of Scienc. 
1831, July; XX, 414 — 415). Das Museum der Akademie der Natur- 
wissenschaften zu Philadelphia ist im Verhältnisse der Zeit seines Be- 
stehens eines der ansehnlichsten in Amerika. Es enthält anch einige 
Knochen von Megalonyx aus der White Cave in der Grafschaft Ed- 
. mondston, Kentucky, 120 Meil, S.W. von Lexington am Green River. 
Es ist eine Salpeter-Höhle, wie deren in den westlichen Kalkgegen- 


den viele sind, und welche oft trockne, unzersetzliche Leichnahme der - - 


‚Aborigines enthalten, 

Der Megalonyx verbindet in seinem Skelette mit den Zähnen 
des Faulthieres manche Charaktere des Ameisenfressers, des Armadills 
und Orycteropus. Es ist 3 kleiner als das Megatherium, welchem Cu- 
vier 7°43‘ Höhe gibt, da das Exemplar wenigstens, wovon jene Kno- 
chen abstammen, 5° Höhe, und die Grösse des gemeinen Ochsens hatte, 
obschon es nur erst Zausgewachsen zu seyn scheint. — Ochsen-, Hirsch-, 
Bären- und Menschen-Gebeine erhielt man zugleich mit den vorigen. 


Rogerton hat einen Ornitho-Koprolithen inSüsswasserkalk zu 
Meilleries-Saint-Sauveur, 3—4 Stunden von Valognes gefunden, Der 
Kalk ruht auf Geschieben, und es ist ein mehr Tufl-artiger Theil dessel- 
ben, welcher den Koprolithen mit Saurier-Zähnen, vielen kleinen 
zerbrochenen Bulime#[Paludinen?] und Carpolithen geliefert hat. 
Unter letzterem befindet sich C. thalictroides var. Websteri, wie 
auf Wight (Bull. geol, 1835, IV, 415). 


Zufolge einer Nachricht J. Prınskp’s hat Dr. Srirssurv im Ner- 
budda- Thale in Ostindien das rechte und linke Schenkelbein eines 
Elephas primigenius von 15‘ Höhe gefunden. Auch hat man am 
nämlichen Flusse zum Erstenmale Reste eines fossilen Büffels gefun- 
den (Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal, 1834. August > James. N. 
Edinb, philos. Journ. 1835, X VIII, 196). | 


j; 


DEEEEEEZLELEL DET - ’ 


IV. Verschiedenes. 


Boussinsaunt: Besteigung des Chimborazo am 16. Dezember 
1831. (Aus dessen Voyage aum wolcans de V’equateur > Ann. chim. 
phys. 1835, LVIIT, 150 — 180), Der Verfasser wollte von Rio Bamba 
aus eine Beobachtung mittler Temperatur in ansehnlicher Höhe veran- 


— 124 — 


stalten und versuchte daher die Besteigung in Gesellschaft des nachher 
in Quito ermordeten Majors Harz. Der Weg, welchen HumzoLpr ge- 
nommen, war nicht mehr zu erfragen, indem von seinen Begleitern nie- 
mand mehr vorhanden war. Es musste daher ein solcher erst gesucht 
werden, und zwar von der Meyerei (3800m) aus, wohin man sich am 
14. Dezember begab. Die Seite des Berges gegen Arenal ist sehr 
steil: Piks von Trachyt treten überall unter dem Eise hervor, doch hatte - 
HumsoLor diesen Weg befolgt; — die Seite gegen Chillapulla unfern 
Mocha ist wenig geneigt, aber dehnt sich sehr weit aus; gleichwohl 
glaubte man auf ıhr am besten zum Ziele zn kommen. Man versuchte 
es am 15. Dezember , aber in 5115m Seehöhe zeigte sich, dass man in 
dem weichen Schnee so tief einsank , dass nicht mehr möglich war, 
weiter zu kommen, Die Temperatur war hier 2°9 C. um 14, Uhr: eine 
Bouteille mit Schnee gefüllt ward zur Analyse der dazwischen befind- 
lichen Luft mit zurüekgenommen. — Am folgenden Tage um 7 Ühr 
versuchte man die Besteigung von der andern Seite: man gelangte um 
2 Uhr nach unsäglichen Mühen und Gefahren in 6004m Seehöhe, die 
grösste Höhe, welche ein Mensch wohl noch erstiegen hat, als die vor- 
vorgerückte Tageszeit und von unten heraufziehende Wolken zur Rück- 
kehr nöthigten, wornach man um 8 Uhr wieder auf der Meyerei an- 
langte. Das schönste Wetter hatte die ganze Unternehmung begünstigt. 
Während des Gehens wurde möglichst wenig und nur leise gespro- 
chen , weil solches in jenen Höhen die Lungen ganz ausserordentlich‘ 
angreift und grosse Ermüdung herbeiführt. Die Gesichter waren ver- 
schleyert, was genügte, um einer furchtbaren Entzündung der Augen 
und des Gesichtes vorzubeugen, welche diejenigen Berg - Reisenden zu 
befallen pflegt, die ohne diese Maasregel im Sonnenscheine lange auf dem 
Schnee verweilen, so dass man dieser Erscheinung zu Folge solche Ent- 
zündungen nicht von der verdünnten oder äusserst trockenen Luft (welche 
letztre dort gar nicht besteht) ableiten kann. Ja Schwarz-Färbung des 
Gesichtes soll schon gegen die zweite Hälfte des Übels genügen, wie 
denn in der That nach der Besteigung des Antisana des Verfassers 
Neger von der Entzündung des Gesichtes verschont blieb, obschon seine 
Augen eben so schrecklich litten, als B’s. Von allen anderen schlim- 
nen Zufällen, wie Übelkeit, Erbrechen, Blutung der Augenlieder und 
des Zahnfleisches , Blutstürzen u. dergl. litten die Reisenden gar nicht, 
weil sie seit langen Jahren schon an die verdünnte Luft gewöhnt wa- 
ren. Diese Gewöhnung erklärt auch, wie die Leute jener Gegend noch 
in des 3000@ — 4000m hoch gelegenen Städten sich bequem bewegen, 
ungemeine Behendigkeit und Leichtigkeit der Bewegungen hei Stierge- 
fechten entwickeln und ganze Nächte hindurch tanzen können. Zwar 
stellte sich während des Gehens eine grosse Mattigkeit ein, von der 
man sich aber binnen einiger Augenblicke Ruhe immer wieder völlig 
erholen konnte. Man ging daher nicht 7—8 Schritte ohne zu ruhen. Das 
Haar-Hygrometer zeigte nahe bei der höchsten Station 91°5 Feuchtigkeit in 
einer Wolke, 84° ausser derselben, wie denn überhaupt über den an der 


— 125 — 


Oberfläche ganz aufgeweichten Gletschern der Anden die Feuchtigkeit 
immer ganz ausserordentlich gross ist, während B. zu Santa Fe den- 
selben Hygrometer auf 26° herabsinken sah. Auf dem höchsten erreich- 
ten Punkte stand der Barometer auf 13’ 8° 5, der Thermometer auf 
708; eine Höhle zu Beobachtung der Boden - Temperatur bot sich nicht 
dar. — B. und Andre haben in den Anden die Beobachtung gemacht, dass 
man bei gleicher Höhe durch das Steigen über steinigem Grunde weit 
weniger angegriffen werde als auf Schneeflächen, und dass durch eine 
eigene Beschaffenheit der Luft, Soroche (Schwefelkies) bei den Einge- 
bornen genannt, die von Ausdünstungen des Bodens herrühren mag, 
das Athmen besonders erschwert werde, Nun hatte SAaussur£ die Un- 
reinheit der im Schnee eingeschlossenen Luft bereits dadurch darge- 
than, dass er solche mit salpetrigem Gase mengte, wo gleiche Volumina 
von beiden 1,85 bis 1,86 Gemenge gaben, während solche von salpetri- 
gem Gase und atmosphärischer Luft nur 1,00 lieferten. Doch hat S, 
diese Schneeluft qualitativ nicht weiter untersucht. B. unterwarf daher 
die Luft in der am ersten Tage mitgebrachten Flasche, nachdem der 
Schnee geschmolzen war, einer Analyse, wo sich ein Gehalt in 82 
Theilen von 68 Stickstoff auf nur 14 (0,16) Sauerstoff zeigte, obschon 
bei Füllung der Flasche noch immer viel atmosphärische Luft mit zu- 
getreten war. Doch kann man andrerseits etwa einwenden, dass das 
aus dem geschmolzenen Schnee entstandene Wasser aus der mit ihm 
eingeschlossenen Luft vorzugsweise Sauerstoff absorbirt und so ein Stick- 
stoff-reicheres Gemenge zurückgelassen habe. — Mehrere Physiker wollen 
in grossen Höhen den Himmel viel dunkler blau oder selbst schwarz ge- 
sehen haben. Dieses scheint dem Verfasser aber ebenfalls nur nach 
längerem Aufenthalte über Schneefeldern Statt zu finden und theils auf 
einer bloss optischen Täuschung durch den Gegensatz, theils auf krank- 
hafter Affektion der Augen zu beruhen, — Sterne konnte er am hellen 
Himmel auch in der günstigsten Lage bei Tage nicht sehen, 


Die geognostischen Ergebnisse haben wir S. 74 ff, aus einer an- 
dern Quelle bereits mitgetheilt. 


Erdbeben. 


Vom 28. Juni bis 19. Juli 1834 wüthete ein Erdbeben in dem Be- 
zirke Tschang-te-Fou der Provinz Honan, und erstreckte sich in min- 
derem Grade westlich bis zur Provinz Chan - si, nördlich bis zur Pro- 
vinz P&e-tchi - li und östlich bis an die von Chan-tong. Im Hauptorte 
des Bezirks Woun-gan wurden viele Personen unter dem Schutte ihrer 
Häuser begraben, und 195 benachbarte Meiereien zerstört; und es sollen 
im Ganzen 100,000 Häuser zusammengestürzt, 4000 Personen umge- 
kommen und 700 tödtlich verwundet worden seyn. Im Bezirke Tse- 
Tcheou hat sich die Erde während der Erschütterung an vielen Orten 
geöffnet und etwa 4000 Personen verschlungen. Der Bezirks - Gouver- 


—— 19 — 


neur ist mit Frau und Bedienten zerschmettert worden. — Wie viele 
Häuser in den Bezirken Thang-In, Lin-Tschang, Ngan- Yang, Wou- 
Tcht zerstört worden, wie viele Personen umgekommen, lässt sich gar 
nicht angeben. — Im Gebiete von Pong - Tckin ist ein grosser Strom 
schwarzen Wassers aus der Erde hervorgebrochen, welcher Güter, Häu- 
ser, Menschen und Thiere mit sich fortgeführt hat und noch zur Stunde 
nicht versiegt ist (Ann. d. voyag. 1835, VII, 258-259). 

im Jänner 1835 ward die Stadt San Vincente in Guatimala nebst 
12 Dörfern durch einen Erdstoss fast gänzlich verschüttet. Die Schiff- 
brücke zu Truzillo und Omoa und der Kai von Sastodilla wurden mit 
vulkanischer Asche bedeckt (Glode and Travell. > Ann. voyag. |. c. 
p. 260). 

Am 20. Februar 1835 hatte ein Erdbeben die Stadt Talca [huanha ?] 
zwischen Santiago und. la Conception gänzlich zerstört: die Städte Ca- 
racio, Conquenes, Lanares und Chiliano sind [vom Meere ?] verschlun- 
gen worden; zu 2a Conception und Talcahuanha steht nur ein Haus 
noch, und alle mit der Wiederherstellung des Kathedrale beschäftigt ge- 
weseuen Arbeiter sind umgekommen, Zu la Conception erfolgte die 
Erschütterung um 113 Uhr Mittags. Zu Tulcahuanha stieg das Meer 
33° über seine gewöhnliche Höhe und warf die Corvette Mapocho auf 
die Mitte des öffentlichen Platzes und die übrigen Schiffe kamen in 
grosse Gefahr (Globe and Traveller — Ann. d. voyag. 1835, VII, 
262—263). 

Am 15. März 1835 schreibt man aus Santa Martha in Columbia, 
dass man 7 Stunden lang starke vulkanische Detonationen, man weiss 
nicht woher, vernommen, und dass solche zu Bogota, Popayan, St. 
Jean de Nicaragua, Venezuela und Curacao, mithin in einem Umkreise 
von 250-350 Meilen nach N., S. und O. die Bevölkerung in Schreeken 
gesetzt; und am nämlichen Tage ward ein Theil der Insel Jamaica 
mit vulkanischem Staube bedeckt (Ann. d. voy. l. ec. p. 261). | 

Am 16. Juni 1835, 29 Minuten nach Mitternacht, weckte eine furcht- 
bare Detonation, ähnlich einer starken Artillerie-Salve, die Bevölkerung 
von Palma auf Majorca und trieb sie ins freie Feld; sie hatte. sich je- 
doch auf den mittel-westlichen Theil der Insel beschränkt und sich von 
S.W.nach N.O, fortgepflanzt. Zwei an der Dragonnera liegende Kriegs- 
schiffe hatten nicht das Mindeste davon bemerkt. Zwei Nächte später 
um dieselbe Minute erfolgte eine ähnliche, doch schwächere Detonation 
und die dritte am 20. Juni, 8 Uhr 16 Minuten Abends in Begleitung 
einer heftigen Erschütterung (ib. p. 252— 253). 


G. Bıscuorr: zur Kenntniss der Aachener Thermen (Kasıa. 
Arch. f. Chem. 1833, VII, 327—328). In dem Kaiserbade zu Aachen, 
im Schwerdtbade und im Bade zur Goldmühle in Burtscheid sind die 
schwarzen Marmor - Platten, womit die Leitungen gedeckt sind, und 


La 


welche nur mit den Dämpfen des Wassers, nicht mit diesem selbst in 
Berührung kommen , auf ihrer inneren Fläche so bedeutend angegriffen 
und erweicht, dass man mit den Händen viel schwarze Brei-artige Ma- 
terie abnehmen kann, welche aus kohlensaurem Kalk, Eisenoxyd, Thon- 
erde und (färbender) Kohle besteht, wie der Marmor selbst. Auch etwas 
Gyps konnte daraus durch Wasser ausgezogen werden, und Kohlen- 
säure mit etwas Schwefelwasserstoffgas entwickelte sich durch. Salz- 
säure, woraus mithin die Anwesenheit von etwas Schwefelwasserstoff 
sogar in denjenigen Quellen erhellet, in welchen Mox#zım selbst mit 
den empfindlichsten Reagentien keine Spur davon entdecken konnte, 
Von dem Koechsalze der Thermen fand sich keine Spur in jener aufge- 
lösten Masse des Marmors, weil er mit dem Wasser nicht selbst in 
Berührung gekommen war. 


S. Bıup: neue Analyse des Thermal-Wassers von Lavey *) 
bei St. Maurice (Ann. chim. phys. 1835, LVIII, 109—111). Nach noch 
vollständigerer Fassung ergab sich im Oktober 1833 eine Temperatur des 
Wassers an der Quelle von 45°C. (statt 43°,5); nach dem Erkalten bis 
auf 15° eine Eigenschwere von 1,00114 (statt 1,00102), und eine Zu- 
sammensetzung in 1000 Theilen Wassers auf 0° und 0m,76 Luft- 
druck von 

Kubik- Gramme. 


Centimeter. 
Hydrothionsäure . . 3,51 Chlor-Kalium . . . 2°. .0,0034 
Kohlensäure . „ .„ 4,34 —3Bodium ’ „in es EEE 
Stickgas.. -:. .. +. 27,80 — Lithium . . .....0,0056 
Unmessbar kleine Mengen von — Calium .. . . 0,0015 
Brom, lod, Fluor und Phosphor- — Magnium . . . . 0,0045 


säure an Kalkerde und Eisen- und Wasserfreies schwefelsaures 
Mangan-Oxyd gebunden, nebst Natron . . . ..... 0,7033 
etwas Extraktivstoff, Wasserfreie schwefelsaure 
Talkerde... 2.2... 0,0068 
Wasserfreier schwefelsaurer 
BAR ae u 0,0907 
' Wasserfreier schwefelsaurer 
Strontian » 2 2... 0,0023 
Kohlens. Kalkerde . . . 0,0730 
—Talkerde: %.:.20 058018 
Kieselerde . u 20.4000 0,0566 


1,3128 


Te 


*) Über die frühere Analyse vergl. Jahrb. 1833, S. 62 und 254. 


128 = 


‘Die königl. Sozietät in London setzt zum Preisse die königl. Me- 
daille für ein Werk aus, das ihr vor dem I Juni 1837 überreicht wird, 
unter dem Titel „Contributions towards a System of Geological Chrono- 
logy, founded un an Eramination of fossil Remains and their atten- 
dant Phenomena“, 


Einführung von Fröschen und Schlangen in Irland. Nach 
Donar’s, eines Irländers und Bischoffs von Fesulae Beschreibung von 
Irland vom J. 820 gab es damals weder Schlangen noch Frösche in 
Irland. Letztere scheinen erst i. J. 1696 durch ein Mitglied des Tri- 
nity College in Dublin aus England nach dem Universitäts - Park ver- 
pflanzt worden, von wo sie sich bald verbreiteten, Schlangen gibt es 
erst ganz seit Kurzem da. Sie sind ebenfalls dahin verpflanzt und ver- 
mehren sich reissend um St. Patrick (Dublin Med. a. Chem. Journ. 
V, 481 > James. Edinb. Journ. 1835, XVIII, 372—378). 


Fırıngs hat am 6. Mai 1835 der philomatischen Sozietät von -Per- 
pignan eine „Statistik der Bohrarbeiten nach Artesischen Brunnen im 
Dept. der Ost- Pyrenäen“ von 1829 — 1833 mitgetheilt. Es werden 18 
Fälle aufgezählt, wo man 33 — 180" tief gegangen und trinkbares Was- 
ser von 14° bis 17°,5 C, Temperatur erhalten hat, das jedoch in keinem 
Falle über fm,5 über die Erdoberfläche stieg (U’Institut, 1835, III, 
236 — 237). Ä 


MınteiL hat 1834 von der geologischen Sozietät in London die 
Worraston’sche goldene Medaille für seine Entdeckungen in der „fos- 
silen vergleichenden Anatomie“ insbesondere über Iguanodon und 
Hylaeosaurus, und 

Cu. LyetL von der philosophischen Societät in London die königl. 
Medaille für Geologie und Mineralogie für seine „Principles of Geology“ 
erhalten (Jamzs. Edind. n. phil. Journ, XVIII, 364). 


Über { 


die Rheinischen und Eifeler erlosche-. 

nen Vulkane, vorzüglich in Bezie- 

hung auf Dr. Hisserr’s Geschichte 
der ersteren, 


vou 


Herrn General VAN DER WYck. 


-— os 


Herr Amı Bous sagt im Resume des progres de la Geo- 
logie pendant lannee 1832 (Bulletin de la Sociele geologique 
de France 1833, p. xxx) über Dr. Hıssert's History of 
the extinct Volcanos of Neuwied, Edinburg a. London 1832: 
„Dieses interessante Werk vereinigt eine Menge bekannter 
Beobachtungen mit vielen anderen, welche bis jetzt noch nicht 
im Druck erschienen, und vor Allem neue Ansichten über die 
Ablagerungen und vulkanischen Zufälle, welche in diesen 
Gegenden Statt hatten.“ Ferner (p. xxxı) „man sieht, dass 
der Autor die neptunischen und vulkanischen Ablagerungen 
chronologisch hat ordnen und beschreiben wollen; es ist ein 
Versuch, der noch nicht so vollständig und unter Einfluss 
der neuesten Ideen, welche unter den Geologen im Schwunge 
sind, gemacht worden ist.“ 

Die Neuheit vieler Ansichten und Ideen des Herrn Dr. 
Hıiegert ist nicht in Abrede zu stellen. Ob sie alle richtig 
mit der Natur und mit dem jetzigen Stande der Wissen- 

Jahrgang 1836. 9 


schaft im Einklange sind, wollen wir sehen, und dabei die 
Bemerkungen machen, welche uns zur Beleuchtung oder 
zur Berichtigung des Gegenstandes dienlich vorkommen wer- 
den. Dieses erachten wir der Wissenschaft schuldig zu seyn. 

Werfen wir zuvörderst einen Bliek auf die schöne Karte, 

welche dem Werke vorangeht. Der angenommene Maas- 
stab ist für einen allgemeinen Überblick hinreichend und 
diese Karte gibt einen viel bessern Begriff der Gegend, als 
die zu ihrer Zeit schön gestochene Nos’sche, auf welcher 
unter andern aus einem Berge zwei gemacht sind unter 
den Namen von Vestskopf und Kamperkopf, wodurch die 
Gegend von Glees, Wassenach und den Kunksköpfen auf eine 
unkenntliche Art dargestellt ist. Man kann von Geognosten, 
welche sich selten auf geometrische Vermessungen einlassen 
können, keine topographische Genauigkeit verlangen, wie 
erwünscht dieselbe auch seyn möchte; aber man sollte dach, 
selbst in ungefähren Darstellungen, vermeiden, irrige Be- 
sriffe zu veranlassen. Hievon ist die Hısserrsche Karte 
auch nicht frei. 
Betrachtet man z. B. die Art, auf welche der Zoch- 
simmer und der Nickenicher - Sattel angegeben sind, so gibt 
man beiden fast gleiche Grösse und Höhe, da doch letzterer 
als ein überaus kleiner Zwerg in Vergleich mit dem erste- 
ren erscheint und nicht den achten Theil des Raums ein- 
nimmt, der ihm auf der Karte gegeben ist. 

An der Stelle des Pleiter- Humrichs sind zwei Berg- 
kuppen angegeben, wo nur ein alter Vulkan mit seinem 
Krater vorhanden ist, der eher genannt zu werden verdient, 
als der kleine Neichenicher - Sattel, obschon die Bedeutung 
dieses letztern, wie 'klein auch, nicht zu verkennen ist. 
Hier gewinnt die Nossche Karte an Richtigkeit. 

Die Höhe der Kunksköpfe ist der des Vestskopfs sche 
untergeordnet; auf der Karte ist es umgekehrt. 

Betrachtet man die Art, wie die kleinen Ausbrüche bei 
Boos dargestellt sind, so möchte derjenige, der das Terrain 
kennt, seinen Augen fast nicht mehr trauen, 


u 


| Das basaltische Lava -Riff zwischen Obermendig und 
Thür ist mit der Lava der Nredermendiger Steinbrüche in 
Verbindung gebracht. Beide, verschiedener Natur, sind 
durch ein Thal, worin ein Bach fliesst, getrennt. 

Die Lava bei Glees hat ihren unverkennbaren Ursprung 
im Veitskopf. Dieses ist auf der Karte nicht ersichtlich. 

Die Überbleibsel des Lavastroms vom Dausenberg nach 
Günnersdorf bestehen aus einer schmalen Verkettung von 
zertrümmertem Basalt, wovon hier und da einzelne, oder 
auch gehäufte Blöcke liegen, oder kleine Thurm - ähnliche 
Massen hervorragen, welche seine Richtung angeben. Auf 
der Karte kommt er ununterbrochen und zu breit vor. 

Den Elttringer - Bellenberg und die Koltenkeimer - Büden, 
welche zusammengenommen einen Vulkan bildeten, sucht 
man vergebens; obschon sie als solche der Autor verkennt, 
möchte man doch gern die wahren Formen angegeben finden. 
Dem Lavastrom, der aus demselben hervorquoll, und in 
welchem sich die Meyener Mühlensteinbrüche befinden, ist 
folglich auch nicht der wahre Ursprung angewiesen. 

Die Schlacken- und Lapilli- Gebilde sind nicht ‚Basalt, 
obschon sie aus demselben entstanden seyn können. Eine 
Unterscheidung dieser Gebilde vermisst man gänzlich; — 
und doch bestehen die höchsten vulkanischen Kuppen, so 
weit sie sichtlich sind, nur allein aus Schlacken - Anhäufun- 
gen: so der ZHochsimmer, der Hochstein oder Forst, der 
Bausenberg, der Veitskopf, die Kunksköpfe, der Nastberg, 
der Rotheberg, der Pleiter - Humrich, die Wanerhöpfe, der 
Langenberg, der Curmelberg ete. 

Nur von der topographischen Abtheilung des Königlich- 
Preussischen Generalstabes könnte man eine genaue geo- 
gnostische Karte dieser interessanten Gegenden erwarten, 
Möchte einer der Offiziere dieses Generalstabes, zugleich 
Geognost, unter Bewilligung der hohen Regierung die Be- 
arbeitung solch einer Karte zur Herausgabe übernehmen! 
Dieses würde viele schwankende Begriffe berichtigen und 
der Wissenschaft sehr beförderlich seyn, 


— 152 — 


Wir sehen aus der Vorrede, dass Herr Dr. Hısserr 
mit seinem Werke sich zum Ziele setzte: einen regelmässi- 
gen geschichtlichen Überblick der vulkanischen Ausbrüche 
des Neuwieder Kessels in ihrer verwiekelten Beziehung zu 
den tertiären oder späteren Ablagerungen zu geben, und 
alle verschiedenen vulkanischen Erscheinungen, welche dieser 
Kessel, in Verbindung mit gleichzeitigen physischen Umwälzun- 
gen darbietet, in einer Art geschichtlicher Darstellung zuliefern, 

Diese Aufgabe ist gross und viel umfassend. . Wäre 
sie gelöst, so wäre vielleicht der Schleier gelüftet, und man 
würde auf dem Wege seyn, die Bildung unseres Planeten 
darzulegen. Aber so lange man sich noch streitet über 
chemische oder dynamische Ursachen der Vulkanität; über 
Seyn oder Nicht-Seyn der Erhebungs-Kratere; über ihre 
Allgemeinheit oder Lokalität; über ante - diluvianische und 
post-diluvianische Ergebnisse; über vorgeschichtliche und ge- 
schichtliche Ereignisse; über urweltliche und gegenwärtige 
Epochen; über die Zeiträume der verschiedenen Bildungen 
und Ablagerungen, ihre Natur, Anzahl und Ordnung, so wie 
über die Epochen von gewaltigen Umwälzungen und von 
Ruhe; über die verschiedenen Wasserbedeckungen, ihren 
Ursprung, ihre relative Höhe; über die Riehtung und Inten- 
sität ihrer Strömungen; über die Bildung und Verkettung 
der Gebirge überhaupt; selbst noch über die verschiedenen 
Thalbildungsarten; über die Ursache der Gebirgs-Erhebun- 
gen und die verschiedenen geologischen Zeiträume, welchen 
sie angehören; über die Entwicklung der Gasarten aus dem 
Innern der Erde und ihre Expansiv-Kraft, über die unterir- 
dischen Oxydations - Prozesse; über das Verhalten der At- 
mosphäre zu den verschiedenen geologischen Perioden; so 
lange mangelt einem Versuche zu solch einer Lösung der ei- 
gentliche Boden, worauf er zu gründen wäre, 

Unter diesen Bewandtnissen möchte man geneigt seyn, 
den Muth aufzugeben, und nicht mehr an geschichtliche 
geologische Darstellungen denken. Aber obschon die Zeit zu 
solchen Darstellungen noch nicht reif scheint, so sehen wir 


doch am Horizont eine Zukunft aufgehen, in welcher diess 


der Fall seyn könnte. 


Über demselben sind drei Sterne empor gekommen, auf 
welche sich so viele Hoffnung gründet. 


Das Werk von Kröpen über die Gestalt und Urge- 
schichte der Erde (Berlin 1829) ist in der geologischen Li- 
teratur eine Erscheinung, die vielleicht bis jetzt nicht ge- 
nug gewürdigt ist. Die darin aufgestellte Idee hat nichts 
Widersprechendes in sich; die auf dieselbe sich gründende 
Theorie ist mit Scharfsinn durchgeführt und gewährt einen 
tiefen Blick in die Entwicklung der Welten-Systeme im All- 
gemeinen und unseres Planeten mit seinem Trabanten im 
Besondern. — Ist einmal die Möglichkeit .der angenomme- 
nen Axen-Veränderung der Erde anerkannt , welches wohl 
als der schwierigste Punkt in der Kröpen schen Theorie 
vorkommen möchte, so finden hierin viele Erscheinungen, 
wie die fossilen Tropen-Pflanzen und Thiere und die Verbrei- 
tung der nördlichen Gesteinblöcke, eine mehr genügende 
Erklärung als in andern darüber aufgestellten Hypothesen. — 
Das Verdienst dieses ausgezeichneten Werkes ist erkannt 
(siehe u. a. Zeitschrift für Mineralegie, Jahrg. 1827, I, S. 
226 und Jahrbuch für Mineralogie, Jahrg. 1830, 8. 102). 


Indessen, die Früchte, welche es zu tragen vermag, sind 
noch zur Reife zu bringen. — Betrachtet Kröpen diese 
Wissenschaft aus einem kosmischen Gesichtspunkte, — so 


fassen Ändre mehr bestimmt das Materielle, das unmittel- 
baren Beobachtungen und Untersuchungen unterworfen bleibt, 
ins Auge. 

Erız oe Braumont hat die Grundlagen, auf welche die 
Theorie der Gebirgs-Erhebungen gebaut war, erweitert, wo- 
durch die verschiedenen Erhebungs - Epochen mit denen der 
Bildung der älteren und jüngeren geschichteten Gebirgsar- 
ten in Verbindung gebracht werden. Die Beobachtungen 
hoch berühmter Vorgänger benutzend, hat er die Gebirgs- 
züge, mit Inbegriff ihrer nahen oder entfernten Parallelen, 


— u 


nach ihren verschiedenen Richtungen klassifizirt, und sie 
dem geologischen Zeitraume, dem sie angehören, zugewiesen, 

Diese Darstellung der Gebirgszüge könnte die Idee an- 
regen, dass die Erdkugel in Zonen, welche unter gewissen 
Deklinations- und Inclinations - Winkeln von der Erdaxe 
abweichen, getheilt seyn müsste. Solch eine Erdstruktur 
ist nicht vorauszusetzen, und die beständige Gleichheit der 
Richtung von gleichartigen Erhebungen, wenn sie sich be- 
stätigt, muss auf andern Ursachen beruhen. Diese Theorie, 
welche zur Aufklärung der Struktur der Erdrinde viel bei- 
zutragen vermag, gibt Anregung zu fernern Untersuchungen. 
Durch diese, wie sich denken lässt, wird sie modifizirt wer- 
den, aber nicht untergehen. Die Theorie wird bleiben mit 
dem Namen, der sie in das Leben rief. 

Nach der Theorie von Lyerr geht die Natur ununter- 
brochen in ihrem schaffenden Wirken fort, und alle Kräfte, 
welche den gegenwärtigen Zustand herbeiführten, bleiben 
nach ihm in geologischer Hinsicht in einer fortwährenden 
Thätigkeit. Dieses kündigt der Titel seiner lehrreichen 
Principles of Geology (drei Theile in 8°, London 1832—1833) 
an, da er dieselben qualifizirt als einen Versuch, die”frühe- 
ren Veränderungen der Erd-Oberfläche durch Ursachen, 
welche noch stets in Wirkung sind, zu erklären. 

Sein Werk, reich an wichtigen und schätzbaren Beob- 
achtungen, trägt das Gepräge nicht allein einer rastlosen 
Thätigkeit, sondern auch eines eleganten Vortrages, verbun- 
den mit ungewöhnlichen: Scharfsinn und viel umfassender 
Gelehrsamkeit. — Man kann es als Moderator der 2 vorer- 
wähnten Theorie’'n betrachten, welchen es wahrscheinlich 
einiges Feld wird einräumen müssen. — Solchergestalt können 
sich die Differenzen ausgleichen, wobei für die Wissenschaft 
grosser Gewinn zu hoffen ist; — desto mehr, weil diese 
drei Sterne zu einer Zeit aufkommen, wo so viele Sterne 
erster Grösse am geologischen Himmel ihren Glanz verbrei- 
ten, von denen Zurechtweisungen zu erwarten sind, welche 
zum Ziele führen müssen : zur höchsten Wahrscheinlichkeit in 


Rücksicht des Vergangenen und zur Wahrheit für die Gegen- 
wart. Sonach können wir erwartungsvoll der Zukunft ent- 
gegen sehen. 


Obschon wir das Geschichtliche in geologischer Hinsicht 
vor der Hand als unreif ‘ansehen, so hindert dieses nicht, 
dass ein Versuch auf dieser Bahn seine gute ‘Seite haben 
kann, wäre es denn auch nur,. um zu beweisen, dass jetzt 
noch nicht die Zeit dazu gekommen ist und man dieses erst 
von der Zukunft hoffen darf. 


Im Anfange seines Werkes spricht Dr. Hısserr die 
Meinung aus, dass das Schiefer - Grauwacken - Gebirge nicht 
mit einem einzigen Male, nach der Theorie des Herrn ELıe 
DE BEAumonT, sich aus dem Schoose der Erde erhoben hat, 
sondern bei verschiedenen Convulsionen, Darüber bin ich mit 
ihm einverstanden; aber hinsichtlich der Anzahl von sechs 
Katastrophen, welche er S. 6—S angibt, möchte ich bemer- 
ken, dass wir die Anzahl der Statt gehabten Erhebungs- 


Convulsionen keineswegs so genau bestimmen können. 


Wenn man im Ahrthale wandert, sieht man manchmal 
in Brücken oder am Wege Grauwacke - Platten, welche die 
Merkmale von sehr kleinen Wellenschlägen tragen, ähnlich 
den wellenförmigen Sandstein - Platten, welche man bei 6. 
ManTteLL, Zhe Geology of the south-east of England, London 
1833, $S, 213— 214 sehr naturgetreu beschrieben findet. 
Wenn man erwägt, dass solche kleine Wellenformen nur in 
_ horizontaler Lage unter seichtem Wasser gebildet werden 
können, und.“wenn man hierbei die grotesken Formen be- 
trachtet, in welchen das Grauwacken-Schiefer-Gebirge, vor- 
züglich. in der Gegend von Altenaar, durcheinander gewor- 
fen und in verschiedenen Lagen gehoben ist, — so wird es 
klar, dass solche Umwälzungen nicht einer einzigen Bewe- 
gung zuzuschreiben sind. In diesen Gegenden findet man 
überall die Spuren, dass diese Schiefer-Formation vielen ge- 
waltigen Zerrüttungen unterworfen war, daher ein kon- 
stantes Streichen und Fallen hier selten vorkommt. 


— 1306 — 


Die Richtung der verschiedenen Thäler in dem Bezirke, 
welchen der Autor zu seiner Untersuchung erkoren ' hat, 
wird im 3ten Kapitel (8. 9) abgehandelt. — Für eine all- 
gemeine Übersicht kann es hinreichen, aber ohne eine ge- 
naue topographische Karte sind selehe Angaben wenig zu- 
verlässig. Nach der Karte des Autors und nach seiner ei- 
genen Bemerkung weichen einige bedeutende Theile, so- 
wohl des Netten- als des Brohl-Thales von der angegebenen 
Hauptrichtung ab, — Im Allgemeinen halten wir dafür, dass 
man es mit den Thal-Richtungen, vorzüglich bei Neben-Thä- 
lern, so sehr genau nicht nehmen kann, und dass viele Ab- 
wechslungen darin vorkommen, welche mit den angeblichen 
Richtungen nicht zusammentreffen, und also auch nicht die- 
nen können, um die Folgerungen, welche man aus denselben 
ableiten will, zu unterstützen, | 

Der im 4ten Kapitel (8. 15) beschriebene Zustand im 
Anfange der tertiären Epoche des Rheinlandes beruht auf 
Hypothesen, deren man eine Menge, alle von gleicher Wahr- 
scheinlichkeit, machen kann. — Die Trennung des Nord- 
Europäischen Basins vom Öceun (vermittelst einer Kette 
von sekundären Gebirgen, welche verschwunden seyn 
muss), ist wahrscheinlich nur eine flüchtige Idee eines der 
ersten Geologen, so wie die Voraussetzung, dass die Ge- 
wässer vom Bassin zwischen Bingen und Basel zur Zeit, 
als das Taunus- und Aundsrücken- Gebirge noch aneinander 
geschlossen waren, in umgekehrter Richtung, das heisst, 
vom Norden nach Süden strömten. 

Das jetzige Gefälle des Rheins, von Basel bis Bingen, 
wird nicht Viel von 510 Pariser Fuss abweichen. Wenn 
nun das Wasser, um diese Höhe über dem jetzigen Rhein 
erhoben, gegen das vereinte Taunus- und Zundsrücken-Gebirge 
anlehnte, so würde es mit dem jetzigen Wasserstande zu Ba- 
sel übereinkommen; — um wie viel höher müsste das Was- 
ser dann noch seyn, um seinen vorausgesetzten Abfluss in 
das schwarze Meer bewirken zu können! — Gewiss um 
“mehr noch als der Taunus über dieser Wasserhöhe hervor- 


— ms — 


ragen würde, — demnach müssten viele der Gebirge im 
Schwarzwalde um ein Bedeutendes in den Schoos der Erde 
zurückgewiesen werden, um sie erst. viel später, als ihre 
Erhebungs -Epoche nach der Theorie des Herrn Euır ve 
Beaumont bedingt, erscheinen zu lassen, 

Man wird doch wohl nicht im Ernste behaupten wol- 
len (188), dass gleichzeitig mit der Erhebung der Alpen 
das Terrain bei Basel erst auf die jetzige Höhe gebracht 
ist, dass diese Erhöhung allmählich nach Bingen hin abge- 
nommen hat, und dass solchergestalt dem Rhein ein umge- 
kehrtes Flussbett vorbereitet wurde! Kann man solehe plu- 
tonische Wirkungen voraussetzen, ohne dieselben nach Will- 
kür zu modeln® ’ 

Das Einzige, was wir rücksichtlich dieses Bassins als 
geologisch gewiss annehmen können, ist: dass, nachdem die 
tertiären Bildungen vorüber und die letzten Diluvialfluthen 
gewichen waren, der Bruch zwischen dem Taunus und dem 
Hundsrücken noch nicht völlig zu Stande gekommen, und 
das Rheinthal zwischen Basel und Bingen einen Binnensee 
bildete; — dass unterhalb Bingen ein Wasserfall entstand, 
der stets an Höhe abnahm, je mehr die Grauwacken- 
Schiefer - Felsen seiner Gewalt unterlagen, womit der Bin- 
nen - See allmählich niedriger wurde, endlich verschwand 
und seine Niederungen dem Rheinstrom Preiss gab, Im 
neunten Jahrhundert war der Rhein bei Bingen noch nicht 
schiffbar und die Güter wurden von Asmanshausen bis Rü- 
desheim über Land von Schiff zu Schiff befördert. 

Auf gleiche Art war der Neuwseder Kessel ein Binnen- 
See, der sich endlich bei Andernach Luft machte. Dem Vor- 
kommen nach ist die Öffnung zu Andernach einigermassen 
älter als das Binger Loch. Ein Basaltriff bei Unäel bildete 


oberhalb dieses Ortes vielleicht auch einen kleinen Binnensee. 


Laacher See. 


Der Laacher See wird durch Dr. Hısserr als ein Kra- 
ter angesehen, und sein 5tes Kapitel von $. 21 bis S. 27 


- TR. 


ist der Begründung dieser Ansicht gewidmet. Manches 
eingeflochtene Geschichtlich - Geologische wird durch nichts 
verbürgt; es berührt Dinge, worüber die Ansichten der 
‚geschätztesten Geologen noch sehr auseinanderlaufen. Wir 
können nicht anders urtheilen, als nach Demjenigen, was 
wir zu sehen und zu beobachten vermögen. 

Die Vulkanität hat über den ganzen Erdboden einen 
allgemeinen Charakter, wonach eine Gegend als vulkanisch 
erkannt wird; aber jede vulkanische Gegend hat einen be- 
sonderen Charakter, der sie von anderen unterscheidet: 
Dieses muss als Leitfaden bei anzustellenden Untersuchun- 
gen und Beobachtungen zu Grunde gelegt werden. — In 
meiner Übersicht der Rheinischen und Eifeler erloschenen 
Vulkane (Bonn 1826) habe ich solehe unterscheidende Cha- 
rakterzüge S. 3 und 4, nach meiner Ansicht, angegeben. 
| Diesem gemäss ist der Laacher See, im Verhältniss zu 
der Vulkanität der Gegend, als einfacher Krater be- 
trachtet eine zu kolossale Erscheinung, Es kommt hier 
auf die Bedeutung des Worts an. 

Im allgemeinen Sinne sind die Vulkane erhobene Berge 
aus vulkanischen Produkten zusammengesetzt, wovon der 
obere Theil aus konglomerirten Schlacken besteht, worin 
sich eine triehterförmige Vertiefung befindet, die den ei- 
gentlichen Feuerschlund oder Krater ausmacht. Dieser ist 
also von einem Schlacken-Kranz umgeben, der öfters durch 
einen ausgebrochenen Lavastrom zum Theil zerrissen oder 
zerstört vorkommt, und so den cratere equeule der Franzo- 
sen bildet. Wenn man also von einem Krater spricht, so 
wird der hier aufgestellte Begriff, der mit dem Zaucher See 
nichts gemein hat, in Anregung gebracht. 

Findet man eine runde trichterförmige Vertiefung durch 
einen vulkanischen Ausbruch gebildet, die mit Wasser an- 
gefüllt ist, so nennt man diese ein Krater-Meer oder Maar 
(craterlac). Diese Benennung aber passt nicht auf den 
Laacher See. Es ist nicht allein die Grösse, die dagegen 
spricht, sondern auch die Form. Wo findet man die schroffen, 


— Bu — 


beinahe senkrechten Wände der Uilmer- und Weinfelder 
Maare? — Die umringenden Grauwacken- Schiefer-Gebirge 
sind nicht allein unter flachen Abdachungen abgerundet, sie 
entfernen sich auch an vielen Stellen bedeutend vom Was- 
serspiegel und zwischen beiden kommen Ackerland und aus- 
gedehnte Wiesen vor, welche denn auch zum Krater mit- 
gerechnet werden müssen, wodurch dieser ungeheuer gross 
wird und noch mehr die runde Form verliert. Bei den 
Thomashüöhen allein muss ein Seitenausbruch des Krusler 
Ofens angenommen werden, der die Tiefen des See’s er- 
reichte, aber nicht aus seiner Tiefe hervorkam. 

Dr. Hıssert vergleicht seinen Krater des Zaacher See’'s 
mit der Monte Somma am Vesuv. — Diese ragt nm 3500 
Fuss über die Meeresfläche: der Zaacher See kaum S00 Fuss; 
sie ist trocken und umfasst zum Theil ihren Stellvertreter, 
den Vesuv: der Laacher See ist mit Wasser angefüllt; die 
Somma ist gänzlich aus vulkanischen Produkten, welche an 
der innern Seite schroffe, aufrechtstehende Wände bilden, 
zusammengestellt: der Zaacher See hat als Kranz grössten- 
theils Grauwacke- Schiefer- Gebirge mit flachen Böschungen, 
und an den Stellen, wo vulkanische Schlacken-Konglomerate 
oder Basalt hervortreten , zeigt es sich deutlich, dass sie 
ihrem Ursprung nach dem See nicht angehören. — Hiseerr’s 
Vergleichung hat also keine befriedigenden Gründe. Wenn 
der alte Krater der Somma grösser war als der, welchen 
der See bilden sollte, was zu bezweifeln ist, so kann man 
bei der erstern eine Kraftäusserung voraussetzen, welche 
sich im Revier der Rheinischen und Eifeler Vulkane, nach 
dem dortigen Vorkommen, nicht vermuthen lässt. Die Natur 
bleibt sich überall gleich. — Wenn man von dieser Wahr- : 
heit durchdrungen ist, wird man einsehen, dass es nicht nö- 
thig ist, nach ausserordentlichen Erklärungen zu greifen da, 
wo sie selbst die einfachen Ursachen ihres Wirkens für 
uns entfaltet. 

Könnte der Zaacher See auch ein Explosions - Krater 
seyn? — Dr. Hısgert ist damit im Reinen und lässt S. 23, 


— 140 — 


die Trümmer zum grössten Theile, wo nicht gänzlich in 
den grundlosen Schlund zurückfallen, und was nach Aussen 
geworfen wurde, durch die Fluthen wegspühlen. Bei solch 
einer gewaltigen Operation müssten doch wohl einige ab- 
gebrochene und zerrissene Schiefer-Wände zurückgeblieben 
seyn, und auch wohl hier oder da eine Spur von zerstreu- 
ten Schiefer-Blöcken; — beide sucht man vergebens. Von 
den „abrupt rocks of clay-slate“, welche der Autor will be- 
merkt haben, ist hier nichts zu finden: die wenigen schroffen 
Abhänge neben den Thomashöhen sind nicht dafür anzunehmen. 

Ver—S-—23-is 8. 160 spricht der Verf., sehr im Ge- 
gensatz mit dem früher Aufgestellten, von the dechvity af the 
high slate rochs which form the bounding sides of the Craler. 
So ist es recht. Dasjenige, was dechvity hat, kann nicht 
von derselben Seite abrupt seyn. Dem, was in den Krater 
zurückfiel, kann man nicht nachtauchen. Eine Explosion 
von zwei und einer halben Stunde Weges im Umfange, oder 
nahe genug von drei Viertel-Stunden im Durchmesser, findet 
ihren Widerspruch in der Natur der Vulkanität der Ge- 
gend. In besserer Übereinstimmung damit würde. das Pulver- 
Maar (immer submarinisch) stehen, wenn man dieses dafür 
wollte gelten lassen. In diesem Falle müsste man um das- 
selbe Grauwacken-Sehiefer-Trümmer verbreitet finden, aber 
wenige oder gar keine vulkanische Auswürflinge, vorzüglich 
nicht an der O.-Seite. Hierbei ist indessen der Rümersber- 
ger Ausbruch zu beachten. 

Ist der Laacher. See ein Erhebungs - Krater! — Auch 
hiermit ist Dr. Hısserr, obschon er dagegen S. 21 protestirte, 
im Klaren. Um die Spalten ausfindig zu machen, welche 
nach der Theorie des Herrn von Bucu (durch die Herrn 
Durr£noy und Erie pr BeAumont im zweiten Theile Ihrer 
Memoires pour servir d une description geologique de la 
France, Paris 1834, S. 223 u. f. gründlich auseinanderge- 
setzt) bei jeder Erhebung von Bedeutung vorkommen, — 
greift er erstens nach dem Theile des Brohlthals, welchen 
er von Wassenach bis an den Rhein abmarkt, und ferner 


u 


nach andern ersonnenen Spalten, woraus basaltische Lava 
und Säulen vulkanischer Stoffe hervorgesprudelt seyn sollen, 
die nachher 5y common disintegrating and levelling agents 
unkenntlich geworden sind, Als eine andere Spalte wird, 
freilich etwas zweidentig, das Gleeser Thal angeführt. Wenn 
dasselbe als in der Nachbarschaft des Kraters vom Veztskopf 
befindlich angegeben wäre, statt unfern des Kraters vom 
Laacher See, dann wäre die Angabe getreu; denn es liegt 
jenes Thal dem Veitskopfe näher. | 

Alle diese sogenannten Spalten sind weit entfernt, den- 
jenigen ähnlich zu seyn, welche durch Erhebungs - Kratere, 
nach der oben erwähnten Theorie, entstehen. Die ganze 
Neuwied-Rheinische- und Erfeler Vulkanität, so weit ich sie 
‚kenne, bietet kein Beispiel von einem Erhebungs - Krater, 
und ich glaube nicht, dass Herr v. Buch dort suchen wird, 
um Belege zur Unterstützung seiner Theorie zu finden. Er- 
hebungen, die keine Erhebungs -Kratere sind, kommen hier 
in Menge vor, — aber auch Versenkungen. 

Ist denn der Zaacher See ein Versenkungs-Krater!$ — 
Dieses bringt uns der Sache näher. Wenn hier der Aus- 
druck Krater keine andere Bedeutung hat, als eine grosse 
trichterförmige Vertiefung, so können wir uns dieser An- 
sieht anschliessen. In meiner Schrift über die erloschenen 
Vulkane sagte ich: Das Entstehen des Zaacher See’s ist 
gleichzeitig mit der Bildung des Thon- und Grauwacken- 
Schiefer-Gebirges, welches ihn umgürtet. — Der Thon- und 
Grauwacken-Schiefer wurde in horizontaler Lage gebildet. 
Die in Rede stehende Gebirgs - Bildung geschah zu der 
Epoche, worin der Thon- und Grauwacken - Schiefer durch 
plutonische Einwirkung, sehr nahe mit vulkanischer ver- 
wandt, aus dieser Lage gehoben wurde, Hiedurch entstan- 
den bedeutende Erhöhungen und damit auch Zerreissungs- 
und Zerberstungs- Thäler und andere Vertiefungen, wovon 
in diesen Gegenden der Zaacher See die beträchtlichste ist. 
Dass hiebei an dieser Stelle vulkanische Gasarten sich Luft 
gemacht haben können, — wer wollte solehes in Abrede 


stellen — Aber diese können hier nie, nach meiner. An- 
sicht, zu den bildenden Potenzen erhoben werden. 


Der trachytische Feldspath, wovon der Autor 8. 25 
spricht, wird nur in Auswürflingen gefunden und nicht in 
solcher Menge, dass sich daraus für den Laacher See 
etwas folgern liesse. Der Ursprung‘ desselben, und auch 
des vulkanischen Tuffs, findet sich zur Genüge in den vier 
Vulkanen, welche den ZLaacher See umfassen. Ausgewor- 
fene Fragmente von Granit sind mir in diesem vulkanischen 
Reviere nicht vorgekommen; der ausgeworfene Glimmer- 
schiefer wird in der Gegend von Wehr gefunden. Was den 
trachytischen Feldspath, der nach der Meinung des Autors 
unter Wasser blieb, anbelangt, — so können wir diesem 
nicht nachforschen, eben so wenig, als den vermutheten Gän- 
gen von trachytischem Feldspath (presumed dykes of trachytie 
feldspar), welche in einem idealen Durchschnitte zu se- 


hen sind. 


Hiermit schliesst das erste Kapitel über den Laacher 
See (Chapter V). Es liegen zwei Ansichten desselben bei, 
beide getreu. Die erste, mit Talent aufgenommen, gibt ei- 
nen anschaulichen Begriff dieses See’s und seiner Umgebun- 
gen. — Die ältere Geschichte wird nun durch die anderen 
Theile des vorgenommenen Bezirks durchgeführt und der 
Laacher See erst im XXII. Kapitel S. 145 wieder zur 
Sprache gebracht. Wir wollen letzteren jetzt vornehmen, 
um bei demselben Gegenstande zu bleiben. 


Der Laacher See hat eine Periode von Inactivität gehabt. 
(Er ist wohl nie aus derselben herausgetreten.) — Während die- 
ser vorgeblichen Periode, welche mit der tertiären Zeit zusam- 
'ınentraf, wurde der ungeheure Krater mit Trümmern, Tra- 
chyte-dykes und mit vulkanischem Tuff angefüllt, über wel- 
chen sich plastischer Thon und Sand ablagerten. Zur Zeit 
als die Tertiär-Periode ihrem Ende nahte, wurden die vul- 
kanischen Kräfte wieder rege. Sie äusserten sich, 1) rings 
um den Rand des See’s, 2) in dem See selbst und 3) sie 


—. 145° — 


hielten an bis zum Schlusse des tertiären, oder bis zum An- 
fang ‚des gegenwärtigen Zeitraumes. 

Die Ausbrüche um den Rand des See’s erklärt der Ver- 
fasser durch die Spalten, welche er angenommen, aber nicht 
gesehen hat. 

Den ersten Ausbruch beschreibt er S. 148: 

One slight eruption may be described as existing on the 
northerly margin of the lake, which is indicated by the many 
blochs of ‘a dark - coloured basalt, unscorified, or very little 
s0, conlaining crystals of augite, which we find halfcon- 
cealed by underwood or the deep volcanic sand of the lahe. 
These blocks will be found to he to the east of the very 
while and promine:t remains of the plastic clay deposit, which 
appear in a sort of palch upon the north side of the lahe. 

Dieser plastische Thon kommt eigentlich auf der N.O.- 
Seite des See’s vor. Was östlich von demselben liegt, kann 
nicht auf der N.-Seite vorhanden seyn; darum ist es zwei- 
felhaft, welche Basalt- Blöcke vom Autor gemeint werden, 
Im S.O., nicht weit von diesem Thone, liegen einige Basalt- 
Blöcke, welche sich nicht allein durch ziemlich grosse Au- 
git-Krystalle, sondern auch durch grosse Glimmerblätter aus- 
zeichnen. Dem Ursprung dieser wenigen Blöcke kann, we- 
gen der Waldung, nur mit Mühe nachgesucht werden. — 
Etwas mehr entfernt stösst man auf einige Trümmer der 
Thomashöhen, wo dichter Basalt in grossen Felsmassen an- 
steht. Diese können nicht gemeint seyn. Auf der N.-Seite 
des Sees, ineiner ziemlichen Entfernung vom besagten Thone, 
findet man die Überbleibsel eines basaltischen Lava-Ausbru- 
ches vom Veeiskopf. Dieser Basalt ist porös und zum Theil 
zu Mühlenstein verwendbar. 

Man sieht deutlich (S. 149); dass der Vertskopf dem 
Autor im Wege ist; — warum würde er sonst diesen so 
bedeutenden Vulkan verkleinern! Sein Krater (Vent) wird 
beinahe der Wirkung des ausspülenden Regens zugeschrie- 
ben; seine Lava-Ausströmungen heissen /wo slghl flows, wo- 
von doch der nach @lees zu sehr beträchtlich ist. Wie ist 

Jahrgang 1836, N 


_— 104 — 


es möglich, dass der Veitskopf durch Tuff, aus dem Krater 
vom Laacher See ausgebrochen, erhöhet seyn sollte, da der 
Kraterkranz dieses Vulkans keinen Tuff, sondern nur al- 
lein vulkanische Schlacken aufweist? Dieser Vulkan ist dem 
Bausenberge in Grösse oder Umfang nahe genug gleich und 
übertrifft ihn sehr an Höhe. — Man verlangt indessen alle vul- 
kanische Produkte, welche den ZLaacher See umringen, dem- 
selben als Krater zuzuschreiben und schliesst die Augen für 
Alles, was diese Ansicht schwächen kann. Damit wird der 
aufgefasste Begriff der Natur, nicht die Natur selbst so 
wie sie ist, ins Auge gefasst. 

Unter b sagt der Verfasser: On the southwesterly mar- 
gin of the Laacher See «a Üillle to Ihe north of the Ab- 
bey of Laach, is another eruption of basaltıc lava, resem- 
bling in character that of the Veitskopf. Und dieses nennt 
er an inconsiderable Eruption. Wenn der Verfasser darun- 
ter den Beller Rothenderg N.W. vom Laacher See versteht, 
so muss er durch ein sehr verkleinerndes Auge gesehen ha- 
ben. — Eben so wird der Tüllenberg übergangen und wahr- 
scheinlich (S. 150) Z/hree or four minor eruptiens of scora- 
ceous basalt (am Fusse desselben werden einige Basalt-Trüm- 
mer gesehen) an seiner Stelle erwähnt. 

Unter the Eruplion on the easterly margin of the Craler 
of Laach, so wie dieselbe beschrieben ist, versteht der Ver- 
fasser zweifelsohne die Thomashöhen. Der Basalt steht hier 
mit dem Crufter-Ofen in Verbindung. Nähere ÜUntersu- 
chungen, durch Unbefangene angestellt, werden vielleicht 
diese Ansicht bestätigen. | 

In einer zweiten Seetion (S. 150 bis 162) rei 
der Verfasser die späteren Ausbrüche des Zaacher-See-Kra- 
ters so ausführlich, als ob er denselben beigewohnt hätte. 
Unter dem S. 151 wiederholten idealen Durchschnitte liest 
man, dass der frühere Zustand dieses Kraters ihm offen- 
bart ist durch eine Art augenscheinlicher Gewissheit, welche 
ihn selbst seiner letzten geologischen Geschichte einverleibt 
(— this early siate of Ihe crater of Laach, as Ü is revealed 


7 — 


to us by a species of evidence, which incorporates ılself with 
its latest geological history). Es lässt sich denken, dass der- 
jenige, der solche Offenbarungen hat, damit viele Bogen an- 
füllen kann. 

Einen gedrängten Auszug der Beschreibung dieser Aus- 
brüche findet man in diesem Jahrbuche, Jahrg. 1834. S. 677. 

Die dritte Sektion (8. 162) handelt von der verlängerten 
Dauer der letzten Ausbrüche des Laacher Kraters sammt 
den mehr allgemeinen Erscheinungen, welche er rings um 
sich darbietet. 

Hier kommen wir näher zur Sache. Wir wollen zu- 
förderst den Autor selbst sprechen lassen. 

„Es ist jetzt nöthig, zu bemerken,“ sagt Hıerserrt „dass 
die erneuerten Zuckungen des ZLaacher Kralers eher durch 
eine Folgereihe kleiner Ausbrüche aus kleinen Öffnungen, 
welche sich in verschiedenen Theilen des Kraters entwickel- 
ten, charakterisirt waren, als durch einen grossen Ausbruch 
aus dem ganzen Umfange der ausgedehnten Öffnung dieses 
Sees. Folglich würde das Phänomen einige Ähnliehkeit ha- 
ben mit theilweisen Auswürfen von erdigen Stoffen, von 
Schlamm und Bruchstücken verschiedener Felsarten, welche 
einige wenige Vulkane der jetzigen Zeit charakterisiren,“ 

„Zu gleicher Zeit scheint die Kraft, mit welcher der 
grösste Theil des Krater-Inhaltes aufbrach, so gewaltig ge- 
wesen zu seyn, dass dieser hoch in die Atmosphäre geschleu- 
dert und den Luftströmungen, welche sie über einige Meilen 
der den See umringenden Oberfläche zerstreuten, preisge- 
geben wurde.“ 

„Die verschiedenen Bruchstücke von Ur- oder ältern 
vulkanischen Felsen aus der Tiefe des Schlunds hervorge- 
schleudert, von Wolken des Süsswasser-Sandes und mit 
tuffartigen Theilen vermischtem Lehme begleitet, welehe wäh- 
rend dem Aufbruche des Inhalts vom Laacher-Becken aus- 
geworfen zu seyn scheinen, haben durch ihre Anhäufung 
rings um den Krater-See seinen ursprünglichen Umfang an 
einigen Stellen bedeutend verengert. 

10 ® 


— 146 — 


| Wenn ich recht verstehe, so sind nach einer sehr lan- 
gen Pause erst einzelne kleine Ausbrüche entstanden, welche 
abwechselnd eine Zeitlang anhielten. Nachher ereignete sich 
der gewaltige Ausbruch, wodurch das See-Becken wiederum 
von Neuem ausgeleert wurde. Bei der Erneuerung der Thä- 
tigkeit des Vesuvs im Jahre 79 ist es umgekehrt zugegan- 
gen. Der Anfang war der verheerende Ausbruch, wodurch 
Pompeji und Zerculanum vergraben wurden. — Es ist übri- 
gens ausser unserm Bereiche, so tief in die Vergangenheit 
zurück zu schauen. 

Die Aufgabe ist hier, aus Demjenigen, was sich unsern 
Beobachtungen darbietet, den Ursprung der vulkanischen Pro- 
dukte, womit das Neuwieder Thal überlagert ist, zu erklären, 

Die Quantität vulkanischer Stoffe, welche der Verfasser aus 
dem ZLaacher See als einem Krater hervorkommen lässt, unter- 
stützt mit einer Zugabe von Rieden her, ist dazu hinreichend, 

indessen sehen wir den Zaacher See mit einer Menge 
Vulkane umgeben, zum Theil in ihrem offenbar kenntlichen 
Wesen, wie mit dem Veitskopfe, den Kunksköpfen, dem Zoch- 
simmer, dem Forst oder Hochstein, dem Eitringer Bellen- 
berg mit dem Kottenheimer Büden, dem Nechenicher - Sattel, 
dem Pleiter Humrich, dem Carmelberg, — zum Theil durch 
WE und Versenkungen zerrüttet, wie der Cruf- 

» Ofen der Tällenberg, der Beller Rothenberg, der Eicher 
nr der Nastberg, der Korreisberg, der Ba. die 


Waner-Küpfe etc. 
Haben diese ihre natürlichen Wirkungen geäussert — 


ja oder nein! 

Als ein gewisses Zeichen ihrer Wirkung erkennen wir 
an vielen die deutlichsten Lavaausströmungen. Diese konn- 
ten nicht, so wie der Bimsstein, vulkanische Asche ete., 
durch Wasser- oder Luft-Ströme von ihrem Ursprunge ent- 
fernt werden. Die Schlünde, welche einmal Lava ergossen, 
haben auch andere vulkanische Produkte ausgeworfen. An- 
dere Vulkane zeigen keine Lava-Ausströmungen, sondern bloss 
ihre unverkennbaren Kratere ; wieder andere sind durch nach- 


— 147,— 


folgende vulkanische Umwälzungen und Einsenkungen aus 
ihrer vorherigen Form geworfen; — aber aus den Über- 
bleibseln lassen sie sich restauriren, eben so gut, wie die 
altgriechischen Tempel aus ihren Ruinen, 

Waren jene Vulkane mit dem Krater des Zaacher Sees, 
so wie Dr. Hıesrrr denselben und seine Wirkungen be- 
schreibt, zugleich thätig! und müssen die vulkanischen Pro- 
dukte der Gegend beider zugeschrieben werden! — Die 
Ursache, so verdoppelt, würde die Wirkung überbieten. 

Der Geologe hat also Wahl zu bestimmen, zwischen 
Demjenigen, was anschaulich ist und sich klar und deutlich 
zeigt, und Demjenigen, was auf Vermuthungen beruhet und 
was er nur zur Begründung eines Haufwerkes von Hypo- 
thesen nöthig hat, welche man nach Belieben wechseln und 
auf diese oder jene Weise zusammenstellen kann, 

Die erloschenen Vulkane stehen handgreiflich da. — 
Der Laacher See verhält sich ganz friedlich. Die an den- 
selben anstossenden Wiesen haben zum Theil eine Grund- 
lage von angehäuftem Muschelsande und von Süsswasser- 
Muscheln, und es verlohnte sich der Mühe zu untersu- 
chen, wie weit diese sich erstrecken. Man findet keine 
Spur eines gewaltigen Ausbruchs,. Nur allein am Fusse 
des Orufter-Ofens, an der Stelle, wo dieser sich in den 
See verliert, zeigt sich ein Ausbruch, der diesem Vulkan an- 
gehört. Sonst sind alle festen Umgebungen neptunischer Art. 

Man schiesst nicht Schrot aus Vierundzwanzig - Pfün- 
dern und macht keinen Lütticher Mörser, um Handgranaten 
zu werfen. Sollte die Natur weniger konsequent als der 
Mensch seyn 

Nein, — der Laacher See war nie ein feuerspeiender 
Krater. Versenkungen, durch plutonische oder vulkanische 
Potenzen verursacht, können an seiner Bildung Antheil ge- 
habt haben, und somit ist es zulässig, dass er bei den Ver- 
senkungs-Krateren in Erwähnung gebracht werde. 

Da der Laacher See von drei Vulkanen (der vierte ist 
mehr entfernt) umgeben ist, welche sehr nahe seine Ufer 


— 148 — 


berühren, so fragt sich: warum die Ausbrüche derselben 
nicht der Linie des geringsten Widerstandes folgten und 
sich nicht in den See Luft machten! Der Crufter-Ofen hat es 
zum Theil gethan; übrigens ist diese Frage nicht bestimmt 
zu lösen, denn wir wissen nicht, wie es in der Tiefe be- 
schaffen ist. Die Vulkane mit ihren Produkten sind einmal 
da, wir müssen uns in dieser Beziehung begnügen mit einer 
Hinweisung auf eine Thatsache, welche mit dieser unterirdi- 
schen Absonderung in Vergleich gebracht werden kann, und 
welche man S. 69 u. f, meiner Übersicht beschrieben findet. 
Die Vulkane dieser Gegend, in Vergleich mit andern, 
sind ausserordentlich niedrig. Die nächste Ursache davon 
muss in einer geringeren Kraftäusserung gelegen seyn, welche 
man einer höhern Lage des vulkanischen Heerdes zu- 
schreiben könnte. Denn je tiefer der Heerd liegt, desto 
Gewalt muss er ausüben, und desto mehr Material hat 
mehr er vor sich empor zu heben und davon seinen Ke- 
gel zu bilden, Bei dem ZLaacher See, als vulkanischer 
Krater betrachtet, müsste der Heerd einen viel _ tiefern 
Sitz gehabt haben, als die Vulkanität der Gegend dem- 
nach in Anspruch nimmt. — Warum hat diese denn keinen 
Vesuv gebildet, statt eines See’s, der in Nichts durch einen 
gewaltigen Ausbruch bezeichnet wird? — Wenn man an- 
nimmt, dass die noch thätigen Vulkane mit dem Feuerkerne 
der Erde durch Spalten und Klüfte in Verbindung stehen, 
dann kann man auch dabei annehmen, dass die erhärtete 
Erdkruste nicht überall die nämliche Dicke habe, und dass 
sie da, wo sich Vulkane befinden, bedeutend dünner seyn 
könne. Während der Thätigkeit der Rheinischen und Eifeler 
Vulkane müsste demnach die erhärtete Erdkruste in der 
Gegend noch sehr dünne gewesen seyn, und nach dieser 
Theorie wäre es als möglich zu stellen, dass die fortgesetzte 
Erhärtung die Gemeinschaft mit dem Erdfeuerkern abge- 
schnitten hätte, woraus dann die Erlöschung dieser Vulkane 
zu erklären wäre, 
Hätte nun der Zaacher-See-Krater einen tiefern Heerd 


m MR 


als die ihn umringenden Vulkane gehabt, so müsste demnach 
seine Thätigkeit von längerer Dauer gewesen seyn, und in 
diesem Falle würden wir, statt eines See's, einen völlig aus- 


gebildeten Vulkan haben. 
| Rieden. 


Dr. Hıesert scheint sich S. 27 u, f. auf seine Areden- 
sche-Ausbeute viel zu Gute zu thun, und man muss gestehen: 
mit einigem Recht, vorzüglich wenn er diese Gegend noch 
in eben dem unwirthsamen Zustande fand, worin ich dieselbe 
verlassen habe. — Ich halte es indessen für höchst zweifel- 
haft, ob seine Ansichteu über ihre geologischen Verhältnisse 
mit ihrer wahren Beschaffenheit im Einklange sind. | | 

Sein geologscal Map of the Basın of Rieden, 8. 28, 
ist weit entfernt von einer richtigen topographischen Auf- 
nahme mit Nivellirungen verbunden, welches ich in der vom 
Autor angeführten Stelle meiner Schrift als nöthig angab, 
um von dieser Gegend eine deutliche Vorstellung zu geben, 
und Aufgaben der Art können auch nicht ohne Mitwirken 
der Landes-Regierung gelöst werden. — Auch will ich 
dem Verf. verzeihen, dass er in der erwähnten Stelle: Man 
betrachte nur ete. mit: We can observe only ete., über- 
setzte, und was den Ausdruck despairing Sentiments anbe- 
langt, so möchte dieser schwerlich einer vernünftigen Aus- 
legung fähig seyn. 

Der Geologe in seinen Untersuchungen ist der freieste 
Mann von der Welt. Was ihn im Augenblicke nicht anspricht, 
vorzüglich in reichhaltigen Gegenden, lässt er seinem Nach- 
folger, dem man doch auch einige Nachlese zumuthen kann. 

Die Hısserr'sche Nachlese hat geliefert: 

1) Eine kleine Karte, welche das Terrain nicht gibt 
so, wie es ist. 

2) 8. 28, Sect. I. Einige Betrachtungen über die 
Spaltungs-Thäler der Gegend, worüber, ohne genaue Ver- 
messungen, nicht zu urtheilen ist. 


3) Die Angabe von Kraterformen, welche ich auch ge- 


— 150 ° — 


sehen habe. — Nur stellt der Autor darüber einige Hypo- 
thesen auf, welche denselben einen sehr grossan vulkanischen 
"Wirkungskreis anweisen, viel grösser als die Überbleibsel 
andeuten. | | ı | | 

4) Einiges über den Trachyt dieses Reviers. Wir 
erlassen unserem Verf. gerne seine Hypothesen darüber ; 
hat man diese durehgemacht, so ist es eine wahre Erholung, 
wenn man S. 32—35 die Beschreibung von dreizehn Spe- 
cies von Trachyt liest und damit wieder in das Gebiet des 
- Wirklichen versetzt wird. | 

5) Ebenso anziehend ist die Beschreibung der verschie- 
denen vom Verfasser im Aredener Becken vorgefundenen 
Tuff-Arten. Die Hypothesen über ihre Entstehungsweise, 
welche vorangehen, haben etwas mehr Wahrscheinlichkeit. 
Nur wollen wir bemerken, dass der vulkanische Schlamm 
(Moya), so wie er aus dem Vulkane hervorgestossen ist und 
an der Stelle bleibt, wo er sich niedergelegt hat, nicht so, wie 
der Autor die Tuff-Arten beschreibt, stratificirt seyn kann, 
Stratification entsteht durch Niederschlag aus Wasser. Ist 
die ausgestossene Moya im Wasser entbunden, und hat 
sie sich nachher in Sirata deponirt, so ist es keine Moya 
mehr. — Auch sind wir mit dem idealen Durehschnitte des 
Riedener Kraters nicht einverstanden; von so gewaltigen 
Ausbrüchen sind keine Spuren vorhanden. 

6) Eine Beschreibung, S. 40, wie der Schlamm im 
Kessel (cauldron) gekocht, und wie er nachher über Berg 
und Thal sich ergossen hat, begleitet von einer Skizze, wor- 
über die Topographie erröthet und wovon der Autor den- 
noch verlangt, dass sie möge betrachtet werden als the ulti- 
mate deductions of a very laborious and ledious investigation. — 
Der Riedener Schlamm, nach seiner Angabe, hat das Becken 
von Laach und von Neuwied überströmt, über Berge her, 
wovon der Verfasser sagt, dass sie damals niedriger waren 
und später erst durch basaltische Ausbrüche erhöhet wor- 
den. Dergestalt wird diese Hypothese über geologische 
Ereignisse, wovon keine Spur zu finden ist, bis S, 50 durch- 


geführt. Warum die Ursachen zu Rieden suchen, welche in 
der Nähe des überströmten Terrains, im Zochstein, im Hoch- 
simmer, im Ettringer Bellenberg und Kottenheimer Büden, in 
den den Zaacher See umringenden erloschenen Vulkanen zu 
finden sind® — Die Verschiedenheit der Tuff-Arten (in deren 
Beschreibung man dem Autor gerne folgt) deutet auch auf 
verschiedene Ursprünge, welche wirklich nachgewiesen wer- 
den können. — In meiner Schrift bemerkte ich, dass die 
Gegend von Rieden vorzugsweise den westlichen Wasser- 
fluthen ausgesetzt war. Dieses wird auch durch die Karte, 
welche dem Werke vorangeht, bestätigt: denn westlich er- 
blickt man keine Zufaceous Deposits. — Hıssrrr nalım da- 
von keine Notiz. Diese Fluthen passen’ nicht in seine Theo- 
rie. Auch hat er des jüngeren Sandsteins, der in sehr be- 
trächtlichen Massen, von vulkanischen Gebilden umgeben, 
ansteht, nicht im geringsten erwähnt (ausgenommen in der 
aus meiner Schrift übersetzten Stelle, da doch dessen Bil- 
dung zu den Perioden gehört, welche er geschichtlich ab- 
handelt, und die Sache geologisch bedeutungsvoll ist). 

7) Einiges über die früheren basaltischen Ausbrüche, 
welche rings um das Riedener Becken statt hatten: — Wah- 
res und Hypothetisches durcheinander. Ungeachtet einer 
eigenen Weitschweifigkeit hat der Verfasser doch seinen 
Nachfolgern auch über Rieden eine reichliche Nachlese und 
‚Vieles zu berichtigen überlassen. 

Die pittoresken Ansichten: the Oamsione Quaries of the 
Günsehals, the valley of Rieden from the West, idem from 
the South East verrathen das nämliche leichte und schöne 


Talent, das wir bei der Ansicht vom ZLaacher See schon an- 
erkannt haben. 


In Kap. 7, S. 57 u. £. beschreibt der Verfasser zwei 
Kratere, wo ich gewöhnliche Gebirgsvertiefungen zu sehen 
glaubte, nämlich einen Krater von Fusel und einen von 
Wehr. Ex begleitet die Beschreibungen mit seinen Hypo- 
thesen, wobei die kochenden Schlammkessel nicht fehlen. 


—- IB 


Aus der Beschreibung selbst erhellet, dass alle Merkmale 
dieser angenommenen Kratere, wenn sie je bestanden haben, 
verschwunden sind. Überhaupt hat der Verfasser die Kra- 
tere meist in den Niederungen gesucht, während ich sie da 
suchte, wo sie durch erhobene Kegel, verschlackte Kränze, 
oder andere positive Merkmale von Ausbrüchen bezeichnet 
werden. So habe ich in der Gegend von Fusel, den En- 
gelskopf in Verbindung mit dem Schorkopf für den Vulkan 
gehalten, welchem hauptsächlich die vulkanischen Produkte 
derselben zuzuschreiben wären. Bei Wehr fand ich den 
merkwürdigen Mangeleibchenskopf, den ich als Beherrscher 
der dortigen Vulkanität angesehen habe. Untergeordnete 
Punkte trifft man vielleicht im Züttenberg und Gellenberg, 
und eine Mitwirkung im Beller Rothenberg. 


Im S Kapi., S. 68 werden einige basaltische und trachy- 
tische Erhebungen Volcanos genannt; auch kommen sie un- 
ter der Benennung Eruptions vor: eine wahre Sprachver- 
wirrung. | 
Den Krater zu Boos hat der Verfasser S. 74 sehr ver- 
grössert. 


| In so ferne die Ablagerungen des plastischen Thons aufge- 

deckt sind, hat man dieselben überhaupt sehr unregelmässig 
gefunden, und selbst bei sehr kleinen abgeschiedenen Anhäu- 
fungen oder Bänken. Dieses hält den Autor nicht ab ($. 
80, 151), den hypothetisch mit Trümmern, Trahyt-Gängen, 
Tuff- und Sand angefüllten enormen Krater des Zaacher See's, 
in letzter Instanz durch eine sehr regelmässige Ablagerung 
von plastischem Thon zu decken, welche er selbst über den 
ganzen Neuwieder Kessel ausdehnt. 

Nachher zürnte der alte Krater über diese fremden 
Gäste, — warf sie heraus, weit und breit, so dass keine 
Spur von ihnen überblieb, — und gab sich, abgemattet, den 
Wasser-Fluthen preis. 

Ist es zulässig, beim Vorfinden einiger isolirten Anhäu- 
fungen eines Gebildes, diese als die Überbleibsel von einem 


ehemaligen Ganzen anzunehmen, wenn keine Beweise einer 
Trennung von diesem Ganzen, noch die geringste Spur von 
dessen ehemaliger Existenz vorgefunden werden? — Ver- 
langt man im Neuwieder Kessel einen Beweis einer kleinen 
abgesonderten Anhäufung von plastischem Thone, so betrachte 
man den, der in der Zohl bei Obermennich zu Tage kommt. 
Obschon nur wenig aufgedeckt, kann man aus den Umge- 
bungen schliessen, dass hier keine beträchtliche Ablagerung 


zu vermuthen ist. 


S. 96 wird das Roddermaar vulkanisirt und soll gas- 
förmige Flüssigkeiten ausgestossen haben. STEININGER sah 
hier gar nichts, was an Vulkanität erinnert; er sah die Sache 
so, wie sie sich wirklich verhält. Das Rodder Maar ist eine 
an sich geringe Vertiefung in einem Grauwacke-Schiefer- 
Rücken. Merkwürdig genug ist es, dass dieselbe ein Was- 
serbecken bildet, da nicht weit davon ein Bach in einem 
bei 200 Fuss tiefen Thale strömt, welches diesen Gebirgs- 
rücken vom Olbrücher Hügel trennt. 

Der Kraterkranz des Bausenbergs ist oberhalb eines 
Lavastromes gebrochen (Egueule, echanere), Warum sucht 
man denn noch als Ursprung dieses Stromes nach einem 
ausserhalb des Kraters gelegenen Punkte: Man sehe meine 
Schrift S. 14. — Warum ist die Lava nicht in die Seiten- 
Thäler geströmt® Das eine oder andere wäre der natür- 
liche Weg, nicht der Gebirgsrücken, worauf er sich befindet, 
wenn diese Thäler bei seiner Ausströmung schon gebildet 
waren. Sie sind also von einer spätern Entstehung als der 
Lava-Erguss, der durch spätere Ereignisse sehr zerstückelt ist. 

Wer die Hısserr'sche Beschreibung des Herchenbergs 
8. 98 liest und diese mit derjenigen, welche $. 32 meiner 
Schrift vorkommt, vergleicht, muss über die Verschiedenheit 
der Auffassung des nämlichen Gegenstandes erstaunen. Am 
ganzen Herehenberg ist nichts von einem Krater zu sehen, 
es sey denn, dass man einen verlassenen Steinbruch dafür 
halten will. — Ich habe die stratificirten vulkanischen Pro- 


- 1 - 


dukte, welche die obere abgerandete Kuppe dieses Berges 
bilden, als demselben fremd, und durch Wasserfluthen ab- 
gelagert, angesehen. Sollten sie aus dem Berge selbst her- 
vorgequollen seyn, dann müssen sie in einem schon konglo- 
merirten, halbverhärteten Zustande unter einem gewaltigen 
Wasserdrucke, emporgehoben seyn, wobei sie ihren eigenen 
Krater überdeckten und vergruben. Die abgerundete Form, 
welche sie über demselben annahmen, kann durch den Was- 
serdruck erklärt werden: aber woher die. sehr deutliche 
Stratification! — | 

Der Steinberg, S. 99 erwähnt, ist ein gehobener Basalt- 
kegel, bei welchem keine Spur eines Lavastroms zu finden ist. 


Der Autor sagt S. 105: „Es ist kaum nöthig zu bemerken, 
dass überall, wo grosse Volumina elastischer Gasarten sich 
durch Vulkane entluden, grössere oder kleinere regelmässige 
Kratere gefunden werden, deren Wände gänzlich oder zum 
Theil aus den lockern Stoffen zusammengesetzt sind, welche 
ich beschrieben habe.“ 

„Aber bei anderen Ausbrüchen, welche öfters Schlacken- 
Hügel oder Schlacken-Kegel genannt werden, ist durchaus 
kein regelmässiger Krater zu bezeichnen. Es ist unterdes- 
sen gewiss, dass eben aus diesem Gebilde elastische Flüs- 
sigkeiten sich frei gemacht haben etc.“ 

Wenn man im Rheinischen vulkanischen Gebiete und 
in der Zifel jeden Schlacken-Kegel untersuchen wollte, so 
würde dieses einen Zeitaufwand erfordern, wozu wenige 
Geologen sich hingeben möchten. Man begnügt sich gewöhnlich 
mit einigen. Die Schlacken-Kegel, welche ich während meiner 
Wanderungen besuchte, liessen sich zu vollkommen kleinen Vul- 
kanen mit Kratern restauriren, da ich gewöhnlich an der Stelle 
der fehlenden Theile Spuren von Versenkungen fand. Indessen 
untersuchte ich nicht alle, und so bin ich nicht: im Stande, in 
Abrede zu stellen, dass in der Reihe der erloschenen Vul- 
kane, welche der Autor untersuchte, solche Schlacken-Kegel 
vorgefunden werden hönnen, welche zur Zeit der vulkanischen 


— IE — 


Aktivität nach ihrer Erhebung bloss elastische Flüssigkeiten 
aushauchten; doch halte ich sie für höchst selten und bin 
fast der Meinung, dass diejenigen, welche man beim ersten 
Anblick als auf sich selbst stehend betrachtet, das ist in der 
Gestalt aus der Erde gehoben, in welcher sie gesehen wer- 
den, sich bei näherer Untersuchung zu einem Theile eines 
wesentlichen Kraters zurückführen lassen. — Mir sind nur 
zwei Beispiele einer Schlacken - Erhebung ohne Merkmale 
einer Explosion vorgekommen, namentlich im Szegberg und 
im Wolsberg, nördlich vom Siebengebirge. Diese ‚Berge be- 
stehen aus trachytischen Schlacken und Tuffarten. Vermit- 
 telst der lockeren Anhäufungen und der Porosität dieser 
Gebilde sind, zugleich mit ihrem Emporkommen, wahrschein- 
lich elastische Flüssigkeiten ausgeströmt. _ Der Wolsberg 
wurde später von einem mächtigen Basaltpfeiler durchbohrt. 


Der Three - peaked Hill west of the Abbey of Laach, 
dessen der Autor 8. 108 erwähnt, kann nichts anders seyn, 
als der Beller Rothenberg, den ich (8. S meiner Schrift) für 


ein Überbleibsel halte vun einem zum Theile versunkenen 


Vulkane. 


Wer die Abschnitte the Eruption of Eilringen (S. 113) 
und fhe Lava Field of Kottenheim and Mayen (8. 114) mit 
Aufmerksamkeit liest, dem wird die Bemerkung nicht ent- 
gehen, dass es den Schein hat, als ob es Dr. Hısserr mehr 
darum zu thun wäre, die Beobachtungen und Meinungen seiner 
Vorgänger zu schwächen, als der Wahrheit auf die Spur 
zu kommen, weil er nichts Genügendes an die Stelle desje- 
nigen liefert, was er verwirft, und über seine aufgestellten 
Vermuthungen selbst im Zweifel bleibt, also gar nichts auf- 
klärt. Jeder, der Gelegenheit findet, seine Beschreibang 
mit dem Terrain zu vergleichen, wird nicht leicht seine 
isolirten Schlackenkegel, welche durch kleine unabhängige 
Öffnungen gasartige Flüssigkeiten, vulkanische Asche, La- 
pilli und Schlackenblöcke ausstiessen, in Schutz nehmen, 
sondern sich vom Zusammenhange der dortigen Schlacken- 


— 156 - 


Wände und Kegel überzeugen. Die Formen fallen an Ort 
und Stelle zu deutlich ins Auge, und es ist unnöthig, die- 
ses auf graphische Art zu versinnlichen. Das einzige, was 
ich bei näherer Ansicht meiner Beschreibung (8. 41) zu 
änderen habe, könnte seyn, dass ich die Himmelsstriche ge- 
nauer hätte angeben können. Westlicher und östlicher Theil 
wird wohl nordwestlicher und südöstlicher Theil werden 
müssen, und so auch statt von N. nach $. von N.O,. nach 
S.W. der wahren Erstreckung näher kommen. 

Mit dem Mayener Lavastrom, wird es sich wohl so ver- 
halten, als andere und ich angegegeben haben. — Alles deu- 
tet hier auf einen ursprünglichen Kraterkranz, der sich in 
N.O., aber hauptsächlich S.W., geöffnet hat, um einem ge- 
waltigen Lavastrom den Weg zu bahnen, Geübte Geogno- 
sten werden diese Ansicht nicht missbilligen. 

Wenn einmal die Rheinische und Esfeler Vulkanität ge- 
nauer untersucht wird seyn, als bisher geschehen ist, muss, 
meines Erachtens die Überzeugung, dass sie von einem sehr 
hohen geologischen Alter ist, mehr Feld gewinnen. — Man 
findet Lavaströme durch Thalbildung zerrissen, andere, welche 
die Thäler würden bedeckt haben, welche neben ihnen in 
gleicher Richtung fortlaufen, wenn diese bei ihrer Ausströ- 
mung schon vorhanden gewesen wären. Auch beurkunden 
viele Lavaströme bedeutende Bewegungen und Zuckungen, 
welche lange nach ihrer Erstarrung eingetreten seyn müssen. 
Hierdurch lässt es sich erklären, warum einige Lava-Ströme, 
nicht mehr in genauer Verbindung stehen mit den Krateren, 
welchen sie angehören. Alle Lava-Ströme sind bei ihrem 
Ursprunge weniger mächtig, weil dort nothwendig beim Aus- 
strömen die meiste Geschwindigkeit Statt findet. Spätere 
Katastrophen, wenigstens so lässt es sich ansehen, sind ein- 
getreten, vor welchen diese schwächeren Theile weichen 
mussten. Diese Hypothese wird bei vielen alten Vulkanen 
wohl den Vorzug haben vor derjenigen, durch welche man 
nach einem tiefer liegenden Schlunde unterhalb des Kraters 
sucht, weil ein Band gelöst ist, dessen vormaliges Bestehen 


man nicht‘ vorauszusetzen vermag. Indessen gibt es Bei- 
spiele genug von wirklich tieferliegenden Schlünden, unter 
andern in den Zifeler erloschenen Vulkanen bei Gerolstein 
(man sehe meine Schrift $. 13). Bei jedem kommt es auf 
das lokale Verhalten an. Das Bestreben, dieses wohl aufzu- 
fassen, sollte billig immer voranstehen, nicht die auf blosse Hy- 
pothesen gegründeten Theorie'n, welche man erst dann wagen 
darf, wenn die anzustellenden Untersuchungen erschöpft sind, 


Was den Ursprung der Niedermendiger Lava (116 u. f.) 
anbelangt, so wünschte ich überzeugende Gründe zu finden, 
um meine Ansicht (8. 8. m. 8.) aufzugeben. Ein Schiefer- 
Hügel, von welchem dennoch der Strom nach dynamischen 
Gesetzen eine ganz andere Richtung hätte nehmen müssen x 
ist dazu nicht geeignet; — auch nicht der Ursprung de dergfntn 
Spalte S. 119 zu finden, der ausserdem dieses Unnatürliche 
hat, dass zwei höchst verschiedene Lava-Arten vom nämlichen 
Ursprung hergeleitet werden. Da nun die Spalte gerade 
in der Mitte, oder zwischen beiden Lava-Arten angenommen 
wird, so müsste dieselbe zur Rechten die eine, und zur 
Linken die andere Art ausgestossen haben. 

Die Beschreibung der Niedermendiger-Lava von S. 121 
bis S. 125, in so fern ich sie zu beurtheilen vermag, ist 
einige Kleinigkeiten abgerechnet, naturgetreu. Diese aber 
passt nur allein auf die Niedermendiger-Lava, und in kei- 
nem Theile auf das Basalt-Riff, welches in gebogener Form 
von Öbermendig nach Thür sich ausdehnt, und das unser Verf. ' 
doch als zu dem nämlichen Strome gehörig betrachtete, — 
Hätte Hısserr dieses Riff untersucht, so wäre er zweifels- 
ohne von vielen Irrthümern zurückgekommen. Wenn beide 
Theile identisch seyn sollen, wie muss man es dann erklären, 
dass es ihm nicht aufgegefallen ist, dass in diesem Riff keine 
Mühlensteine gebrochen werden. Diese wären da viel leich- 
ter zu gewinnen. 

Weil die Umgebungen des Laacher See's der Haupt- 


sitz der Haüyne zu seyn scheint, so bestärkt das häufige 


— 158 — 


Vorkommen derselben in der Needermendiger Lava die Ver- 
muthung, dass der Ursprung dieser in der Nähe des See's 
zu suchen ist. Im Thär-Obermendiger Basalt-Riff wird man 
vergebens nach Haüyne suchen. 


Da die gehörige Untersuchung des Crufter-Ofens, des 
Nickenicher Rothenbergs, des Eichersattels mit ihren Dependen- 
tien, wegen ihrer Verwickelung vielleicht mehr Zeit erfor- 
dern würde, als der Verfasser auf seine ganze Exkursion 
verwendet hat, so wird man mir wohl zu gut halten, dass 
ich die beiden (vermeinten) Zurechtweisungen meiner Schrift, 
welche S. 126 vorkommen, wobei er noch einen bedeuten- 
den Lava-Strom übersah, nicht beantworte. 

Alles muss unbedeutend werden, so auch (8, 128) dan 
Fornicher-Basalt (der Alkenhofer gehört wahrscheinlich zu 
dem nämlichen Strome); Alles, was einmal ausgebildeter Vul- 
kan war, wird zu einem Schlacken-Hügel, der blos einige 
elastische Dünste ausstiess, reducirt, — um dem ZLaacher 
See in der Vulkanität eine Rolle aufzubürden, die er selbst 
von sich abweiset. 


Das 20. Kap. von S. 129 bis S. 144 erscheint mir 
der interessanteste Theil des ganzen Werkes. Wenn man 
einige Hypothesen, welche durch nichts verbürgt werden 
und auch wenig zur Sache thun, absondert, so findet man 
mehrere Beobachtungen und Ansichten, welche das GenzigR 
des Naturgetreuen tragen. 

Untergeordnet bleibt die Frage, ob das Zummerfeld == 
Äussere eines zugeschlämmten Kraters trage, und ob davon 
sich Spuren zeigen. Diese, wenn sie gefunden würden, wä- 
ren eine schöne Bestätigung der Hisserr’schen Ansicht 
über die Trass-Bildung im Brohlthal. — Auch scheint mir der 
Basaltstrom von den Kunhsköpfen nach ‚Glees zweifelhaft. 
Wenn ich mich des Terrains genau erinnere, so müsste die- 
ser Strom zum Theil bergangegangen seyn. Wahrscheinlich 


— 159 .— 


hat man dem Ausgehenden eines Lava-Stromes aus dem Veits- 
kopfe diesen Ursprung gegeben. 

"Übrigens hat der Autor in diesem Kap. so viel Eige- 
nes geliefert, dass er die Quellen von einigen aus fremden 
Werken entlehnten Stellen, welche beinahe wörtlich übersetzt 
sind, wohl hätte angeben können. 


Es würde zu weit führen, wenn ich alle Punkte berüh- 
ren wollte, wo Dr. Hıssert anders sah, als ich. Er ver- 
säumte beinahe keine Gelegenheit, um diese Meinungs-Ver- 
schiedenheit bemerkbar zu machen. Warum hat er es nicht. 
auch da gethan, wo er vom Bimsstein handelt! Hier hatte 
er wenigstens eine triftigere Veranlassung, meiner Ansicht 
zu begegnen, da sie von der seinigen zu sehr abweicht. 

S. 172 Sekt. II handelt „über den Anfang der Bims- 
stein-Ausbrüche aus den Aumrichen etc., der EIRERBANE ist 
mit dem Schluss der tertiären Epoche.“ 

Die Ansicht, dass keine basaltischen Ausbrüche mehr 
Statt fanden, als die tertiäre Periode ihrem Ende nahete, 
und dass hiermit die Bimsstein- Ausbrüche einen Anfang 
nahmen, scheint durch das Vorkommen des Bimssteins be- 
gründet; aber diese Ausbrüche überschritten nicht den Rück- 
zug der Diluvial-Überschwemmung. 

Warum der Bimsstein aus Spalten .in den AHumrichs- 
Vulkanen, und nicht aus den Hauptkrateren derselben gewor- 
fen seyn muss, begreife ich nicht. Wäre nur eine einzige 
Spur solch einer Spalte nachzuweisen! — Aus diesen ver- 
meinten Spalten haben nur dann und wann, aber während 
eines langen Zeitraumes, kleine Bimsstein - Ausbrüche Statt 
gehabt. Die Form der Bimssteine deutet nach Hisgerr auf solch 
einen Ursprung. — Sind denn auch die Geschiebe im Rhein durch 
‚abrundende Siebe gedrängt — Jede Steinart bricht nach ihrem 
Gefüge und nach ihrer Textur und verliert ihre scharfe Kanten 
durch Reibung. Hat der zarte Bimsstein seine Ecken und Kanten 
behalten, so ist er keinen Reibungen ausgesetzt gewesen. 

Vox Buch (Taschenbuch, Jahrg. 1821, S. 436) sagt mit 

Jahrgang 1836. 11 


— 160 — 


wenigen Worten, aber bedeutungsvoll: — „zwischen Ooblenz 
und Andernach, wo die Lavenströme durch angeschwemmte 
Bimsstein-Schichten verdeckt sind ete.“ Dieses charakterisirt 
das Vorkommen des Bimssteins am Rhein. Kein Atom Bims- 
stein gibt es im ganzen Reviere, das nicht durch Wasser 
niedergeschlagen wäre. Die Ablagerung könnte nicht allge- 
meiner und auch nicht regelmässiger seyn. Woraus wird 
denn abgeleitet, dass der Binisstein nur in kleinen Mengen 
ausgebrochen sey® Viel eher lässt sich aus solchen Abla- 
gerungen auf etliche wenige aber kräftige Ausbrüche schlies- 
sen. Die Verbreitung der Bimsstein-Lager deutet auf den . 
Hochsimmer, den Forst, den Eiiringer Bellenberg mit den 
Koltenheimer Büden als ursprünglichen Sitz der Bimsstein- 
Eruptionen. Übrigens sehe man meine Schrift S. 45, ver- 
bessere aber zuvor die eingeschlichenen Druckfehler. | 

Die zwei Kapitel 24 und 25 von $. 174 bis 8. 205 be- 
währen, meines Erachtens, meine im Anfang ausgesprochene 
Ansicht, dass die Zeit noch nieht reif ist, um Geschichten 
der geolögischen Bildungen aufzustellen, sondern, dass es 
mehr Noth thut, dazu Materialien zu sammeln, welche auf 
richtige Beobachtungen gegründet seyn müssen. Die Natur 
ist regelmässig in ihren Erscheinungen: wer sie beschreiben 
will, sollte ihrem Beispiel folgen. 

Nachdem der Verfasser das Vorkommen und die Ab- 
lagerung des Bimssteins vorgetragen hat, folgen: The va- 
rious earlhy or mineral Deposils, which subsisled at the close 
of the lertiars epoch, worunter the deposet of Traverline, 
Gerölle or gravel eic., — Loam mixed wilh volcanıc “matter, 
the volcanie Sand deposile in the Lake of Neuwied. Nach- 
her wird das Abschliessen der tertiären Epoche durch die 
Diluvial-Fluth (welcher ein untergeordneter fast lokaler Ur- 
sprung gegeben wird) verhandelt; später kommt erst (8. 185) 
der Löss zur Sprache. Will man Geschichte schreiben, so 
lässt man nicht die Französische Revolution vorangehen, 
um nachher auf die Reformation zurückzukommen. Der 


Autor beabsichtigte die Geschichte der geologischen Gebilde 


- 161 — 


> 


und Umgebungen von Neuwied: er musste sich folglich an 
die Ordnung des dortigen Vorkommens halten, — Nun sind 
die Bimsstein-Ablagerungen jünger, als diejenigen des Lös- 
ses, und beide jünger als der Travertin, während der vul- 
kanische Sand, Asche, Lapilli in allen Perioden erzeugt 
seyn können, Dieses macht den Vortrag verworren; — 
man hat Mühe, sich durchzuwinden. Obschon der Verfas- 
ser nachher mit Wiederholungen (welche er sehr liebt) S. 
207—212 ete, auf den Bimsstein zurückkommt, so wird hier 
die Ordnung nicht hergestellt, vielweniger der Ursprung 
und die Verbreitung des Bimssteins genügend erklärt. Die 
Winde und Luftzüge lässt er hier eine Rolle spielen, wo- 
gegen ihre Natur am besten spricht; denn sie sind verän- 
derlich und halten nieht den nämlichen Strich, wie die 
Bimsstein - Ablagerungen. 

Dass alle vorweltlichen Cuvier’schen Thiere im Neuwie- 
der Kessel leben mussten, lässt sich denken. 

S. 175 finden wir: by this lime, also, Ihe greater part 
‘of the plastic clay and sand of the basın of Neuwied had 
been removed, and had undergone a distant transportation. 

Wer die Wirkung des Wassers nur einigermaasen beob- 
achtet hat, weiss, dass dieses Element, wenn dasselbe in 
Bewegung ist, in allen "Thonarten den grössten Widerstand 
findet. Die letzten Rhein-Rectifikationen haben dazu noch 
neue Belege geliefert. Viel eher gleitet das Wasser über 
den Thon her, als dass es denselben angreift. Daher wird 
im Wasserbau häufig der Thon angewendet, um dem 
Durchdringen des Wassers Einhalt zu thun. Wenn plasti- 
scher Thon den Neuwseder Kessel einst bedeckte und der- 
selbe wirklich weggeschwemmt wurde, so muss solches 
durch eine Stromkraft geschehen seyn, die sich unter kei- 
nen geologischen Umständen im Neuwieder Kessel denken 
lässt. Hier hat das Wasser 'nur deponirt, nicht wegge- 
nommen, 

Demjenigen, der die Natur auf solch eine Weise auf- 
fasst, ist leicht zu verzeihen, dass er die ausgesprochenen 

11? 


— 12 — 


Meinungen Anderer in einer davon abweichenden Zusam- 
menstellung und in einem verkehrten Lichte vorträgt. Von 
solch einer Kombination gibt S. 193 ein Beispiel, wo der. 
Autor sagt: 

M. De Wyck, in eerin to estimale the force of 
Ihe dilwial eurrent of the Lower Rheinland, has referred the 
rounding of some of the hills of Ihe Basin of Neuwied to the 
last extraordinary flood, which he conceives lo have surmoun- 
ted Ihe highest volcanic summils, and to have swept over the 
basin of Neuwied in a direchon of west to east. Hence the 
weslerly rounding of the Plaidter Humrichs, the Veitlskopf, 
the Kotienheimer Büden and other hills. He adds that the 
Correlzberg (by wich, I suspect, he means Ihe Krufter Hum- 
rich of oiher wrüers) ?s lowards the northwest lorn asunder 
and fallen in; floods of water having carried most of it away, 
so as even lo render üs volcanıce form doubtful; — and 
that around Ihe foot of this hill lava blocks lie wildly disper- 
sed, none of Ihem being in ihe place where their consolidation 
first took place. | 

J am by no means convinced of the accuracy of these ob- 
servalions. Älthough many volcanic hills must have doubiless 
undergone some alteration in their form from deluvial currents, 
it is by no means to the extent ascribed; nor is ıE accuralely 
slated that the direclion of Ihe torrent was from west te east, 
or ihat all Ihe volcanic hills shew that in this direction they 
had yielded to the force of Ihe dıluvium. If, for instance, 
Ihe flood has produced any remarhkable effect upon such an 
exrpcsed volcanic hill as Ihe Hochsimmer, which ıs doubtful, 
it ıs nol shewn on üs westerly but on ıls southerly flank; 
and/in the cuse of Ihe Weinberg of Nickenich, Ihe breach 
of the volcanic hill is not on Ihe west, but un the north-east. 
Great, therefore, as must have been the force of the diluvial 
torrent, such slalemenis as lhese are evidently incorrect. 

Wenn ich meine Übersicht von Anfange bis zum Ende 
durchgehe, finde ich nirdendswo, dass ich versucht habe, 
die Kraft der Diluvial - Strömung abzuschätzen. Man ver- 


-— 163 — 


gleiche die Hısserr sche Anführung mit den Stellen meiner 
‚Schrift S. 1S—21, woraus sie genommen zu seyn scheint. — 
Muss man nicht schliessen, dass, wenn er diese Anführung 
aus seinem Gedächtnisse gemacht hat, dieses ihm sehr un- 
treu war, und dass sein Genius mir Dinge unterschiebt, 
welche mir nicht, vorzüglich nicht in dem gegebenen Ge- 
wande angehören? — 8. 18 — 21 ist mehr die Rede von. 
den Merkmalen der vormaligen hohen Wasserstände als von 
der Stromkraft und Richtung. Die Richtung wird erst 8. 
40 vorgenommen. Von dem Correisberge wird 8. 51 ge- 
sprochen, unter der Kategorie der Einstürzungen. Wo- 
her denn: Ze adds etc., als ob es in einem Zuge fort- 
ginge® — Undeutlich wird auch sehr willkürlich mit doubf- 
ful übersetzt. Nach Hissert war meine Darstellung ein- 
seitig, da ich die Sache, zwar gedrängt, aber doch von mehr 
als einer Seite betrachtete. 


Der Autor widerlegt in seinem Eifer Sachen, die mei- 
nem Werke fremd sind. Dass Vertiefungen, welche durch 
Ausbrüche entstanden, wie am Hochsimmer und am Wein- 
berg of Nickenich, nicht den Wasserströmen zuzuschreiben 
sind, ist einleuchtend, 


Die Belege, welche ich für die Strömung der Wasser- 
fluthen von Westen, S. 40 — 46 zusammengetragen habe, 
hat der Verfasser nicht gehörig untersucht, und die wich- 
tigsten in der Eifel vorkommenden nicht untersuchen kön- 
nen, denn diese gehören nicht zu dem von ihm gewählten 
Bezirke. 


Es scheint, dass Dr. Hısserr die Ablagerungen des 
Lösses zu der nämlichen Periode rechnet, in welcher. die 
Ablagerungen des Bimssteins vorgingen. 


Dass beim Beschlusse der Löss- Ablagerungen die der 
Bimssteine ihren Anfang nahmen, wird bestätigt durch das 
Alterniren dünner Lagen von beiden, da wo die Haupt-Ab- 
lagerungen des Lösses aufhören. — Dennoch kann zwischen 
den ersten Ablagerungen des Lösses und der letzten des 


= — 


Bimssteins ein sehr grosser Zeitraum liegen, der noch viele 
andere Naturereignisse in sich verborgen hält. 

Der Löss kann sehr wohl unter Wasserströmungen aus 
dem Süden gebildet seyn, während bei den Haupt - Bims- 
stein-Ausbrüchen andere Strömungen Statt fanden. 

Wenn man erwägt, dass in der grossen tertiären Pe- 


riode mehr als eine organische Welt untergegangen ist, so 


‚bleibt Raum übrig, einige in sich verschiedene Bildungs- 


Zeit- Abschnitte zu ordnen. Dieses könnte vielleicht das 
Resultat werden einer zu wünschenden näheren Entwick- 
Jung der Kröpen’schen Theorie. Die Wasser - Bedeckungen 
werden darin wahrscheinlich die meist befriedigenden Er- 
klärungen und Erläuterungen finden, Indessen ganz ins 
Reine kommt man schwerlich damit. Hier offenbart die Ver- 
gangenheit sich nur durch Zeugen, die nicht sprechen und 
zum rechten Verständnisse mehr als gewöhnlichen Scharf- 
sinn erfordern, 

Die Art, auf welche Dr. Hısserr S. 204 und 205 die 
Rheinenge bei Andernach durch Löss abdämmt, streitet ge- 
gen alle Erfahrungen, welche bis jetzt über den Lauf des 
Wassers gemacht sind. Man kann sich das Wasser nicht 
anders als stark von Löss getrübt vorstellen, wobei die 
Flüssigkeit des Wassers jedoch in seiner Integrität bleibt. 
Ist solehes Wasser in einer strömenden Bewegung, so de- 
ponirt es überall, wo der Strom abnimmt, also in allen Er- 
weiterungen der Strombahn. Überall, wo diese enger wird, 
da vermehrt sich die Schnelligkeit des Stromes, was allen 
Niederschlag hemmt. Wenn der Andrang gross wird, kann 
diese Vermehrung eher zur Erweiterung des Engpasses mit- 
wirken. Löss ist nicht das Material, welches im Stande 
wäre, eine Andernacher Enge zu verschliessen. — Das ein- 
zige Denkbare hierzu würde seyn, dass der Neuwsveder 
Kessel mit einer starken Eisdecke belegt ‚"&berfiegt und 
diese beim Aufbrechen so viele grosse Eisschollen vor und 
in dem Engpasse anhäufte, dass dadurch eine Eis-Abdammung 
zu Stande kam, welche mit dem Aufthauen des Eises ge- 


löst werden musste, folglich von keiner Davwer seyn konnte, 
Auch kann man sich von Löss keinen haltbaren Damm im 
Rheine denken, Ist diese Abdammung nöthig, um die geolo- 
gischen Ereignisse im. Neuwieder Kessel zu erklären! — 
Keineswegs. 

Wo ich einen Krater sah, machte Dr, Hısgerr daneben 
eine Spalte und findet (8. 206) die Erklärung meiner An- 
sicht exceedingly perplexed. Wenn ich nun seine geologi- 
schen Doctrinen eben so finden möchte, sind wir dann auf 
dem Wege zur Klarheit zu kommen? Gar nicht. — Ich 
werde versuchen, mehr Deutlichkeit in den Vortrag meiner 
Ansicht zu bringen: 

Von Obermendig nach Thür dehnt sich ein gebogenes 
Basalt-Riff aus. An der konkaven Seite ist es steil und ab- 
schüssig, an der konyexen Seite herrscht eine flachere Ab- 
dachung. Die konkave Seite trägt alle Spuren eines gewal- 
tigen Abbruches. Will man das Abgebrochene ergänzen, 
so finde ich kein anderes Mittel als das, welches ich S. 51 
meiner Schrift angedeutet habe. An gehobenen Basalt ist 
hier nicht zu denken; viel weniger daran, dass dieser Ba- 
salt mit der Niedermendiger Lava einen gleichen Ursprung 
haben sollte. | 

Iın 30, Kapitel S. 229 entwickelt der Verfasser zum 
vierten Male (m. s. S. 16, 75, 18S) seine Theorie über den 
Strom der Gewässer von Bingen ab in südlicher Richtung 
und wie dieser Strom sich gewendet hat. Die dazu ge- 
hörigen Skizzen, wobei die Pfeile die Sache recht evident 
machen (!), fehlen auch hier nicht. Er muss seinen Lesern 
wenig Gedächtniss zutrauen, dass er solche Wiederholungen 
für nöthig. erachtet. — Willkommen ist mir hier seine Be- 
merkung (8. 231): But our history now draws ncar lo a 
close. Hier breche ich ab; denn das Übrige, was sieh noch 
hätte bemerken lassen, ehe man zum Schlusse $. 261 ge- 
langt, ist von keinem erheblichen Interesse für die Geologie *). 


*) Man sehe auch @ött. gel. Anz, 1835, S, 1795. 


gr 


—— 


Weitere Nachrichten 


über 
die Hessberger Thierfährten, 
| von 
Hrn. Prof. F. S. Vogt 
zu Jena. 


Ein Schreiben an den Geheimen-Rath v. LEONHARD. 


(Hiezu Tf. III.) 


—_ > 


Als ich Ihnen im Februar v. J. meine erste briefliche 
Notiz *) zusandte, war mir noch kein Urtheil anderer Na- 
turforscher über diesen Gegenstand zugekommen. Ich kannte 
nur das Sıckzer’sche Programm mit der lithographirten Ab- 
bildung, und besass die erwähnte Steinplatte von ZAuld- 
burghausen. 

Seitdem habe ich Gelegenheit gehabt, die in verschiede- 
nen Zeitblättern darüber gemachten Anzeigen und Urtheile 
zu lesen, vorzüglich aber mich selbst an Ort und Stelle zu 
begeben, die meisten dort befindlichen Exemplare zu betrach- 
ten, auch in den Steinbrüchen hinter Wesitersrode selbst 
dem Brechen beizuwohnen und der bewussten Spuren meh- 


*) N. Jahrbuch 1835, III. Heft, S. 322. 


— 167 — 


rere aufdecken zu sehen; so dass ich, wenn es dessen noch 
bedürfte, die Wahrheit der Erscheinung nun auch noch als 
Augenzeuge zu bekräftigen im Stande seyn würde. 


Am erfreulichsten war es mir aber, theils dort im Bruch, 
theils durch die Güte des Herrn Bauinspektors Buck meh- 
rere sehr schöne Exemplare zum Geschenk zu erhalten, so 
dass ich jetzt zusammen gegen S Zentner Steinplatten, wor- 
unter sechs vorzügliche, sämmtlich verschiedener Art, in 
meiner Sammlung aufstellen kann, 


Mit Herrn Consistorialrath Sıckzer befuhr ich die ganze 
Gegend. Er machte mich insbesondere darauf aufmerksam, 
wur der Höhenzug des bunten Sandsteins, in welchem 
‘die Steinbrüche liegen, sich in einer Länge von eilf Meilen 
bis über Schleisingen hinaus erstrecke. Man sieht diesen 
Zug ziemlich parallel dem höheren Hauptgebirge des Thü- 
ringer Waldes entlang, in einigen Meilen Entfernung von 
demselben. Dass es wirklicher bunter Sandstein sey, beweist 
sich schon durch den überlagernden Muschelkalk und durch 
unmittelbare Verfolgung vom Urgebirge her. Übrigens hat 
sich auch meines Wissens nie ein Zweifel dagegen erhoben. 


| Der herrliche Blick von den Höhen des der Stadt Zild- 
burghausen gegenüberliegenden Stadiberges, theils südlich 
nach Coburg und weiterhin südwestlich bis in die Gegend 
des Mains, nebst den Basaltkegeln bei Meiningen, anderer- 
seits über die Werra nach Thüringen hinüber, lässt aller- 
dings der Phantasie weiten Spielraum zur Bildung einer 
Hypothese über die Katastrophen, welche zur Zeit jener 
vorweltlichen Geschöpfe Statt gefunden haben können. So- 
viel scheint gewiss, dass die Fläche, auf welcher sich die 
eingedrückten Spuren der Tatzen finden, also die wahre 
Ebene, worauf sie gingen, ganz gelinde nach dem Wald- 
gebirge zu ansteigt, und dass es immer ein und die- 
selbe ist, welche sie enthält*), Ob dieses Ansteigen, wahr- 


'”) Es hatte sich. nämlich, weil man auch Abdrücke in einem eine 
Stunde davon entfernten höheren Steinbruche gefunden, die 


— 168 — 


scheinlich vom Ufer aus bis zum Gebirge, eine Folge der 
Hebung des letzteren, — oder ob die Urgegend überhaupt ge- 
neigt gewesen — scheint sich für jetzt noch nicht ausmit- 
teln zu lassen. 

‚Ich übergehe hier eine weitere Beschreibung des Stein- 
bruchs eine Viertelstunde hinter dem Dorf Weitersrode, da sie 
im Sıckzer’schen Programme ausführlich gegeben ist. Seitdem 
habe ich erfahren, dass man, bei erweitertem Brechen, im- 
ımerfort auf solche Fährten stösst. 

Die Vorräthe, welche zur Zeit meiner Anwesenheit in 
Hildburghausen (Anfang Juni v. J.) gesammelt waren, be- 
standen vornämlich in: 

1) der Originalplatte, nach welcher Hr. Kzsster die Litlo- 
graphie zu dem Sıckzer schen Programm („Sendschreiben ete.“) . 
gefertiget, im herzoglichen Schlossgebäude aufgestellt; 

2) einem sehr grossen. Exemplar (die grössere Tatze 
soll 22‘ haben) im Besitz des Herrn O. L. R. Nonse, wel- 
ches, soviel ich mich erinnere, dem hier Fg. 1 von mir ab- 
gebildeten gleicht; 

3) dem grossen Vorrath bei Hrn. Maurermeister Win- 
ZER, in dessen Hause aufgestellt; 

4) Den sehr grossen Blöcken und Platten im Bauhof, 
bei Hrn. B. I, Buck; 

5) den Exemplaren im Steinbruch selbst; und 

6) einzelnen bei verschiedenen Liebhabern in der Stadt, 


die ich jedoch nicht alle gesehen, 


Ich gehe jetzt zur Betrachtung dessen über, was mir 
die Untersuchung einiger dieser Abdrücke geboten hat. Es 
ist dabei meine Absicht, nur meine Meinung auszusprechen. 
Nur durch gemeinschaftliche Thätigkeit lässt sich volle Auf- 
klärung erwarten. Indem ich daher jede andere Vermuthung 
auf sich beruhen lasse, kann ich nur nicht bergen, dass ich 


Meinung verbreitet, als wiederholten sie sich in verschiedenen Höhen 
übereinander. In Hidburghausen hat man diess nie behauptet. 


u. HE = 


die Annahme, als seyen es Fährten von Beutelthieren, im- 
mer noch nicht theile. Denn erstens ist hierfür noch nir- 
gends ein Beweis vorgebracht worden, und zweitens haben 
wir ja offenbar Thiere mit vier Händen, also @uadruma- 
nen, vor uns, und keinePedimanen*), Ich habe auch schon 
in meiner früheren Mittheilung angeführt, dass weder die 
Abbildungen der letzteren in Cuvırr's Mammiferes, noch 
auch die Exemplare unseres hiesigen Museums — die ein- 
zigen, die mir bis jetzt zum Vergleich offen standen — da- 
mit Ähnlichkeit zeigen. | 

Von wirklichen Knochen hat sich bis jetzt, meines 
Wissens, auch noch keine Spur erhalten. Das Exemplar, 
dessen ich in meinem Schreiben an Sie erwähnte, und wo- 
von mir Hr. SıckL£r eine Erinnerungs-Zeiehnung gesandt, 
ist weg, und ein anderes, was ich betrachtet, zeigt zwar 
allerei Figuren, aber wahre Knochen auch nicht. 

Nachdem ich nun im verwichenen Sommer auf alle 
Weise versucht, mir weitere Mittel zur Aufklärung zu ver- 
schaffen, erfuhr ich Anfangs September, dass sich bei We- 
mar eine Menagerie wilder Thiere befinde. Ich eilte daher am 
ersten mir freien Tage — leider wusste ich nicht, dass es ge- 
rade der letzte war, wosie gezeigt wurden — hinüber, Schon 
durch mehrere Erfahrungen belehrt, dass die Besitzer nie 
eigene Versuche mit ihren Thieren anzustellen erlauben, 
hätte ich doch hierzu die Anfrage gewagt, wenn nicht bei 
der damaligen ganz ausserordentlichen Dürre weit und breit 
um den Vogelschiessplatz, wo sie aufgestellt waren, der Bo- 
den dermassen hart und trocken gewesen wäre, dass es mir 
nicht einmal gelang, auch nur von meinem eigenen Fusse 
die Sohle einzudrücken. Ich begnügte mich daher, einen 
Wärter zu veranlassen, dass er den Thieren ihre Sohlen 
herzeigen liess, und konnte so, trotz der Störung durch die 
Schaulustigen, mehrere, wenn auch nur eilige, Zeichnungen, 
die wenigstens im Umriss genau waren, abnehmen. Ich 


*) Vgl. Jahrb. 1835, 111. | En 


= 170 — 


theile hier eine vom rechten Hinterfuss eines jungen Man- 
dril(B), und den Umriss einer Bären-Sohle (A) mit. Letztere 
hätte ich gewünscht, noch mehr ausführen zu können: allein 
das Thier hielt nicht still, und ich hatte überhaupt meine 
Intention mehr auf Affen, als auf Bären gerichtet. Ich be- 
daure diess jetzt um so mehr, als ich jetzt glaube, hiezu 
‚ein Original gefunden zu haben. 

Fig. 1 der Ill. Tafel stellt nämlich einen Block von 
50 Rheinländische Zoll Länge, 11—12” Breite und 2 
Dicke dar. Es ist ein dichter, fester, feinkörniger Sand- 
stein von gelblicher Farbe, aus dem eine Stunde über dem 
Hessberger liegenden, von mir nicht besuchten, Steinbruche, 
Seine Oberfläche ist sehr uneben und enthält mehrere Ab- 
drücke, Zuerst (a) einen sehönen, über anderthalb Zoll her- 
vorstehenden, grossen Tatzen-Abdruck eines offenbaren Plan- 
tigraden mit deutlich zugerundeter Ferse und Krallen- 
spuren. Das Thier muss in weichen Boden getreten seyn, 
da die Ballen tiefe Löcher, wie durch emporgehobene Koth- 
klumpen entstanden, zeigen, ähnliche Ausfressungen auch noch 
an anderen Stellen sichtbar sind. So zeigt die innre Zehe 
nur den Umriss; es fehlt ein Stück an der Seite, die grös- 
sere Hälfte ist aber deutlich konvex vorhanden. Der 
Rand der äusseren Zehe ist beim Brechen verloren gegan- 
gen, es ist daher auch nichts von einer fünften Zehe zu 
sehen, wenn anders eine dergleichen vorhanden war. @ueer 
über die halbe Sohle läuft eine erhabene Leiste, wie deren 
mehrere anastomosirende zu sehen, und die ich noch immer, 
wie alle jene für Pflanzen ausgegebene Spuren, für Abdrücke 
von Rissen halte. Ich besitze solcher netzartiger Figuren 
auf mehreren meiner Steinplatten, und habe ihrer in Menge 
an Ort und Stelle verglichen. So lange ich aber mit Pflan- 
zen umgegangen bin, ist mir noch nie ein Vegetabil vorge- 
kommen, welches, in so weiter Verbreitung wie diese, ledig- 
lich nur horizontale Äste, ünd nie mit einer Spur ver- 
tikaler Wurzeln oder Stengel gezeigt hätte.’ Ich habe zwar 
im vergangenen Sommer yiele unterirdische Sprossen von 


u  17E- 

Sparganium ramosum im Schlamm unserer Saale gefun- 
den, die, dieken Spargeln gleich, wohl den Vertheidigern 
jener Hypothese willkommen seyn würden, Allein erstens 
lagen sie nicht oberflächlich, sondern mehrere Zoll tief, 
zweitens hatten sie stets an ihren Knotenstellen reichliche 
Wurzeln nach unten und Halmsprossen nach oben, und drit- 
tens anastomosirten sie nie! und ich möchte auch 
wissen, wie sich eine Anastomose queer von der Mitte eines 
Stabes zum andern (wie der Queerbalken im Buchstaben H) 
bilden sollte$ Auch dürfte ein Auftreten auf solche Netze 
die Fährten mehr verändert haben, als der Fall ist *). 


Ich glaube nun nicht zuviel zu wagen, wenn ich jene 
grosse Tatzen-Spur (a) für die eines Bären, vielleicht gar 
‘ des berühmten Ursus spelaeus selbst, anspreche. Die 
Ähnlichkeit mit dem Umriss einer Bärensohle Fg. A ist in 
der That auffallend genug, und die grössere Breite könnte 
sich aus dem tieferen Eintreten erklären. 


Die Länge dieses Abdruckes ist genau 12’, die grösste 
Breite S”. Er steht über 11’ vor. 


Neben ihm ein anderer, gerade halb so grosser (b), von 
höchst sonderbarer Form, den ich mich nicht zu deuten ge- 
traue. Man möchte (im Scherz) versucht seyn, an einen 
kolossalen Laubfrosch zu denken; denn auch die schiefe 
Fingerstellung hat etwas Amphibisches, Drei kugelrunde 
Ballen (wovon der mittle etwas abgesplittert) verlaufen 
sich in eine Fläche, als wenn es Schwimmhaut wäre. In 
der Mitte bildet sich ein erhabener, aber flacher Ballen, und 
von da geht er in eine lange Sohle aus. Die Länge dieses. 


”) Indess will ich nicht unterlassen, eine Stelle aus einem Schreiben 
des Herrn Bauinspektors Buck an mich anzuführen. „Ich fand 
gestern eine Ranke in der Thonschicht, die auf eine gewisse 
Länge mit dem Stein so verwachsen war, wie bekannt ist: dann 
aber wurde die Thonlage mürber , magerer,, ich möchte sagen 
staubiger, und die Ranke lag darin, ohne dass sie den Stein be- 
rührte, ringsum von Thon umgeben etc.“ Auch sey sie gewunden 
gewesen, aber nachmals zerbröckelt u. s. w. 


A: 


Abdruckes ist genau 6° und die Breite in der Mitte 13". 
Von Krallen keine Spur, 

Über demselben, am oberen Raw überhaupt aber am _ 
ganzen oberen Theil der Tafel, auch hie und da seitwärts, 
zeigen sich noch viele kleinere, meist sehr undeutliche, Fähr- 
ten. Ich habe nur eine, die vollkommenste, oben rechts aus- 
geführt. Sie sieht, oberflächlich angeschaut, einem Tannen- 
zapfen ähnlich, genauer betrachtet, möchte ich sie aber für 
den schuppigen Fuss einer Schildkröte halten. 

Ich verdanke dieses und das folgende Exemplar dem 
Herrn Buck. | 

Fg. 2 ist eine 18‘ lange, 15’ breite, 2° dicke behauene 
Platte von ziemlich ebener Oberfläche, aus dem bekannten 
Bruch hinter Weitersroda. Es ist derselbe Sandstein, der: 
auch die zuerst bekannt gemachten Abdrücke enthält. Er 
ist chloritisch grünlich, voll grüner Pünktchen, auch etwas 
Glimmer enthaltend, und von hartem, etwas grobem Korn. 
Er blättert sich hin und und wieder schieferig, 

Das hier abgebildete Exemplar zeigt einen sehr grossen 
Abdruck von 101” Länge und 6 Breite einer Hinterhand 
mit einem über einen Zoll herausstehenden flachgewölbten 
Daumenballen. Er ist nicht scharf begrenzt, die Oberfläche 
ist, zumal an den Fingern, schiefrig abgesplittert, und die 
zwei äusseren sind sichelförmig gebogen. Nägelspuren be- 
merkt man nicht. Davor steht die kleinere Pfote, gleichfalls 
mit nach derselben Seite gerichtetem Daumen, und ganz in 
derselben Stellung und Entfernung wie bei den von SIcKLER 
bekannt gemachten. Wenn man daher mit demselben Thiere 
zu thun hätte, mit etwa einem auf dem nassen Letten ab- 
geglittenen Eindrucke, so dürfte diess sehr zur Vorsicht beim 


Deuten anrathen *). 


*) Wie leicht man sich täuschen kann, habe ich vor wenigen Monaten zu 
bemerken Gelegenheit gehabt. Auf alle solche Eindrücke jetzt auf- 
merksam, beobachtete ich vorigen Herbst auf der staubigen Land- 
strasse zwischen vielen gut ausgedrückten nackten Menschenfüs- 
sen auch scharf ausgepresste solche, wie ich sie Fig. C mittheile, 


Mit Fg. 3 wollte ich nur eine vergleichende Abbildung 
von der im vorigen Frühjahr empfangenen grossen Platte 
geben; das Quadrat ist daher nur ein Ausschnitt derselben, 
Hier zeigt sich die Hohlung der Hand, welche auf ein grei- 
fendes, wahrscheinlich auf Bäumen kletterndes Thier deu- 
tet. Der eine Nagel liegt queerüber, eine sonderbare Ano- 
malie, die ich bei keinem andern Exemplar bemerkt, welche 
daher ein Zufall seyn kann, 


Ich habe hierzu, zum Vergleich, die Hinterhand eines 
jungen Mandril, Fg. B, gezeichnet, wie ich'sie nach dem 
Leben aufgenommen. Allerdings sind die Stein-Figuren viel 
plumper: es kann ja aber eine andere Gattung gewesen seyn; 
überhaupt ist wahrscheinlich, dass das vorweltiiche Thier 
nicht mehr lebend existirt. 


Dass kein Affe im Lauf die Ferse aufsetzt, also dann 
stets digitigrad ist, wird noch von DEsmarEsST im Art. Singe 
des Dictionnaire des Sciences nalturelles p. 266 ausdrücklich 
bemerkt, | 


Betrachtet man die Abbildungen des hochbeinigen jeune 
Mandril, des Babouin, der Simia sinica und vieler anderen 
in Fr. Cuvirr Mammiferes, so wird die Ähnlichkeit der 
Grösse der Tatzen und ihrer Stellung gewiss auffallen. Die 
Opossum desselben Werkes haben dagegen vorn stets fünf 
gleichstehende Finger, mit fünf krummen Krallen, wovon 
gewiss die des Daumenfingers im Abdruck sichtbar seyn würde. 


Übrigens wiederhole ich, dass ich keiner andern Er- 
klärung entgegen bin, sobald sie mehr als blosse Meinung 
und auf irgend einen Beweis gestützt ist, von dem mir bis 
jetzt noch nichts bekannt geworden. Es gibt ja anderwärts 
so viele Gelegenheit, die Sohlen und Fährten fremder Thiere 


die mich Anfangs stutzig machten. Bald aber fand ich, dass sie 
von, in blossen Füssen gehenden Weibern, zumal Bauernweibern, 
herrührten, deren Tritte ich nachher öfter verfolgt habe. 


— 174 — 


zu untersuchen, dass wir gewiss bald einigen Zeichnungen 
und Beschreibungen derselben entgegensehen dürfen. 

Schliesslich kann ich mich auch der Bemerkung nieht 
enthalten, dass es mir wahrscheinlicher ist, diese natürli- 
chen Fährten seyen zuerst durch einen trocknen Flugsand 
überdeckt, und nicht durcli sandhaltige Gewässer über- 
schwemmt worden. Denn letztere hätten wohl schnell die 
Schärfe der Ränder verwaschen und die Abdrücke undeut- 
lich gemacht. | 


Über | 
das Genus Delthyris, 


Herrn L. v. Buch. 


(Aus zwei Briefen an den Prof. Bronx.) 


Ich habe vor einem Monate eine Arbeit über Delthy- 
ris vorgetragen. Was den Namen anbelangt, so drückten 
zwar die Englischen Geognosten mir schon in Bonn ihr Be- 
dauern aus, dass man sich in Deutschland eines andern Na- 
mens für Spirifer bediene, wodurch die Übereinstimmung 
mit einer Bezeichnungs-Weise wieder verloren gehe, die in 
England und Frankreich nun schon einmal eingeführt sey. 
Das sohien mir sehr begründet, um so mehr als Darman’s 
Verwerfung dieser Benennung nur auf seichten Gründen 
und auf dem Umstande beruht, dass SowErsy eine unüber- 
legte Zeichnung von dem an sich überaus zarten und dün- 
nen Spiral- Gerüste im Innern gegeben hat, wie es mit 
Kalkspath-Krystallen bis zur Berührung derselben unter sich 
überzogen, verdickt, und nur eben dadurch erhalten ist. 
Ich habe mir daher seitdem immer selbst wiederholt, wir 
müssen zu „Spirifer“ zurückkehren; denn sich zu ver- 
ständigen ist Hauptzweck. Ich habe indess einen Mittelweg 
eingeschlagen und „Delthyris“ dennoch anzuwenden gesucht. 

Jahrgang 1836. 12 


Delthyris unterscheidet sich von Terebratula*) da- 
durch, dass der Heftmuskel bei dieser durch das Deltidium 
immer mehr vom Schlossrande entfernt wird, bei Delthy- 
ris aber sich in Fasern am Schlossrande vertheilt, und häu- 
fig von oben herab gegen den Schlossrand zurückgehalten 
wird. Hieraus entspringt eine Menge anderer wesentli- 
eher Verschiedenheiten, die ich hier nicht alle aufzählen 


will. Die gegitterte Area (a, b, ec) ist die nächste davon; 


[44 


dann die folgenden, welehe weit um sich greifen. Die drei- 
eckige Öffnung des Delthyris ist zu beiden Seiten von einer 
kleinen geraden Leiste (ad und ae) eingefasst: diess sind 
die beiden von der Area getrennten und mit ihr nur we- 
nig verwachsenen Zähne der Dorsal - Schaale, welche die 
Hälfte der Ventral - Schaale umfassen und halten. Diese 
Zäline würden also ziemlich frei stehen und durch die Last 


der daranhängenden untern Schaale zerbrechen, hätten sie 


Y 5. 

*) Herr von Buch bemerkt bei dieser Gelegenheit, dass er meine 
Vereiwigung der T. subsimilis mit T. lacunosa und der T. pr-- 
miptilaris mit T. Wiisoni nicht billige, wie ich solche gelegent- 
lich der Anzeige seines schönen Werkes über Terebrateln in die- 
sem Jahrbuche sowohl als in den Berliner Jahrbücher für wissen- 
schaftliche Kritik, und theilweise in der Lethäa vorgenommen, 
Auch T, digona und T, vicinalis seyen konstant verschie- 
den. Da er sich auf die schon in seinem Werke angegebenen 
Gründe beruft, ich aber meine Ansicht rücksichtlich der 2 ersten 
Fälle noch nicht aufgeben kann, so glaube ich ihm wenigstens 
schuldig zu seyn, seiner Verwahrung hier inzwischen eine Stelle 
anzuweisen. Rücksichtlicb Strygocephalus, Uncites u.a 
Arten, schreibt er, würden wir uus verständigen können, 

| Bros, 


in Ea- 


nicht noch eine Unterstützung. Diese ist in der Te- 
rebratel niemals (was ich 8. 69 meines Buches bei 
T. gryphus Gegentheiliges gesagt habe, ist übertrieben). 
Diese Unterstützung ist nach den verschiedenen Abtheilun- 
gen von Delthyris verschieden. Bei Spirifer apertu- 
Yatus besteht sie in zwei senkrechten Lamellen, welehe von 
der Spitze der Schaale an von den Leisten ad und ae nach 
dem Grund der Unterschaale hinab und bis gegen deren Mitte 
hinein gehen, deren Sinus von beiden Seiten einfassen, und 
auf dem Kerne, den Hysterolithen, zwei Spalten hinter- 
lassen, Zwischen den Lamellen befinden sich die Ernäh- 
rungs-Organe, durch diese Scheidewände von den Armen 
getrennt, deren Gerüste daher jene Organe nicht, wie bei 
der Terebratel, an die Dorsal-Schaale andrücken kann. Da- 
durch entsteht es dann, dass beiSpirifer der Mantel schon 
vom ersten Anfange des Schnabels, nicht erst von der Mitte 
wie bei den meisten Terebrateln an, einsiukt und eine Rinne 
bildet. Die Arme sind nun genöthigt, sich nach aussen 


auszudehnen, mit auseinander gerichteten önden (k, D. Da- 


gegen sind sie in allen bis jetzt untersuchten Terebrateln 


gegen einander nach innen gekehrt, wie man auch 
inOwens schöner Zeichnung von Terebratula sehen kann. 

Bei andern Abtheilungen des Geschlechtes verhält sich 
die Sache verschieden. Bei Sp. rostratus erreichen die 
dicken Lamellen fast den Stirnrand bei h und i, verbinden 
sich jedoch nicht mit dem mittlen Dissepimente fg. — Da- 
gegen geschieht Letzteres allezeit bei Orthis und auch 
bei Pentamerus, Gypidia und Verwandten. Nach allem 


Diesem theile ich Delthyris auf die Art ein, wie die bei- 
gefügte Tabelle ergibt. 


Del 


eine dreieckige Öffnung steht mit ihrer Basis auf dem Schlossrand, mit 
söhligen und mit senkrechten Streifen bedeckt, daher gitterartig gestreift. 
terstehende Lamellen unterstützt. Die Spiral-Leisten der Arme stehen in 


Spirifer. 

Die Dorsalsclıaale hat in der Mitte eine schon vom Schnabel aus- 
gehende Rinne (dorso canaliculata), die Ventral- Schaale eine entspre- 
chende Wulist, die beiden Unterstützungs - Lamellen der Zähne bleiben 
unvereinigt und entfernt. 


Alatı, 


Rostrati. 


Schlossrand so breit oder breiter] Schlossrand schmäler als die Mu- 
als die Muschel. Scharfe Ränder 'schel. Abzerundete Kanten zwischen 
zwischen Area und Rücken -Fläche.| Area und Rücken - Fläche. Unter- 
Unterstützungs - Lamellen nicht bis |stützungs- Lamellen bis gegen den 
in die Mitte der Dorsal-Schaale. Rand der Dorsal-Schaale reichend: 


OÖsteolati Sinuati. |, Impressi. 
mit glattem Sinus. |mit gefaltetem Si-| Sinus mit 7 Seiten des Si- 
nus. . lichen Seiten. ınus verlaufen über 
(die ganze Rücken- 

‚fläche, 


Aperturati 


.iı 
“ 


S.1.ostiolatuslS.1. apertura- 


Sp. 1. excisus. 
SCHLOTH. 


glatte. 
S 2.resupina- 


tus. Is,.ı. rostratus. 


2. bıjugatus 
n. Blississ. 
3. pinguis So- 
WERBY. 

A. Tasmanni 
Van Diemen. 

5, pelargona- 
tus ScHL. 

6. cuspidatus 
Marr. 

7.speciosus 
Schr. 

$. distans S. 

9.trapezoida- 
lıs Dirm. 


2. trıgonalis. 
3. subeoni- 
eus Marr., 
4. attenuatus 

Sow. 
5.bisuleatus. 
6. choristites 

Fıscn. 

7. striatus 

Sow. 

8. striatissı- 
mus ScHL. 


2. nucleifor- 
mis, 

3. lineatus. 

4. curvatus. 

5. oblatus. 


ala A 


6. Walcotti. 

7. acutus. 

8. oetoplica- 
tus. 

9, verruco- 
sus. 


tus, 


10. heterocly- 
tus. 
11. cristatus. 
12. erispus. 
13. comprima- 
tus ScaL. 
14. alatus. 
15. fragilis. 
16. triangula- 
rıs Mıer, 


thyris, 

der Spitze im Schnabel der Dorsal-Schaale. Die Area ist zugleich mit 
Die Zähne der Dorsal-Schaale sind im Innern durch 2% senkrecht darun- 
entgegengesetzter Richtung auseinander. 


Orthis 
Die Dorsal-Schaale ist in der Mitte erhaben , sogar gekielt (dorso 
carinata), die Ventralschaale ist flach oder konkav. Die Unterstützungs- 
Lamelien der Zähne vereinigen sich in der Mitte der Dorsalschaale. 


Carinatae. Expansae. Complanatae., 
Rücken mit bestimm-| Rücken verbreitet. Ven- Rücken kaum erha- 
tem Kiel. Ventralschaaleltral - Schaale eben. ben. Beide Schaalen fast 
etwas erhaben. wleichlaufend. Area sehr 


schmal, kaum sichtbar. 
(Ohne Röhren.) ' 


OÖ, 1. callactis. IO, 1. minuta. 2 Leptaena. 
2. calligramma. 2.euglypha, 1. rugosa 
3.demissa. 3. zonata. 2. Martini etc. 
4. testudinaria, 4. transversalis. 


5. elegantula. 
6. hians, Eifel. 


— 10 — 


Die Geschlechter Pentamerus, Gypidia u. a. mögen 
nun selbst zuselien, wie sie unterkommen, oder sich deut- 
licher entfalten. Was ferner Sie über Strygocephalus, 
Uneites u. s. w. sagen, ist sehr begründet; der erste hat 
durch die gegitterte Area offenbar weit mehr Ansprüche 
auf Delthyris, als auf Terebratula, und meine neuere 
Untersuchung hat mir gezeigt, dass die Verwachsung an; 
Schnabel kein Deltidium ist. Die Gründe jedoch, alle diese 
Gestalten zu eigenen Geschlechtern zu erheben, scheinen 
inir ungenügend. 

Das ganze oder theilweise Zuwachsen der dreieckigen 
Öffnung von Delthyris, wie Sie es in der Lethäa bei Cyr- 
tia trapezoidalis darstellen, hängt von zufälligen Umstän- 
den ab, wie auffallend diese Erscheinung auch seyn mag *). 
Ich besitze einen Spirifer aperturatus von PoÄroi in 
Lilhauen, der in nichts von jenen vom Densberge verschie- 
den ist; dennoch sind diese stets offen, während der erste 
eine zugewachsene Öffnung hat. Orthis umbraculum in 
der Eifel ist allezeit zu, in Schweden offen. Dieses Ver- 
wachsen geschieht von oben herab, daher wird der Heft- 
muskel von der Spitze gegen den Rand herabgedrückt, wäh- 
vend bei der Terebratel das Deltidium denselben vom Schloss- 
vande weg und aufwärts drückt. Daher ist die Streifung 
der verwachsenen Stelle auch von unten konkav; bei dem 
Deltidium ist sie es von oben. Panper hat die meisten Or- 
this-Arten verwachsen gezeichnet; doch auch sehr viele 
offen. Man erkennt leicht, ob diese Verwachsung ursprüng- 
lich ist, und wo sie nie Statt gefunden hat; denn diese Er- 
scheinung ist von den Zähnen der Dorsal-Schaale abhängig, 
welche sich gegen einander ausbreiten, bis sie zusammen- 
stossen. Ist das Loch offen, so erscheinen, wie oben erwähnt, 


*) Zu dieser Ansicht bin ich seither auch gekommen, hauptsächlich 
durch Untersuchung einer schönen Suite von Spiriferen aus 
den: Bergkalk von Turnay, die ich Hrn. Pvuzos verdanke. 

Bronn. 


u (dar 


die Zahnleisten ad und ae; ist es aber verwachsen, so sind 
diese Leisten zu konkaven Anwachs - Bögen fortgesetzt und 


) 


RS = 
daher nicht mehr sichtbar. : Übrigens ist aus Ihrer Darstel- 
lung klar, dass Sie selbst Cyrtia wie Atrypa nicht 
vertheidigen ‚ und Orthis von Spirifer nicht sehr ver- 


schieden glauben. 


Wie Sie in der Lethäa keinen wesentlichen Unter- 
schied zwischen Spirifer ostiolatus und Sp. speciosus 
erkennen, so ist es auch mir vorgekommen, dass Übergänge 
vom quadratischen Sp. ostiolatus vom Bensberg an bis zu 
dem 12mal breiteren als langen Sp. triangularis vom 
Schulenberge, von Clausthal u. s. w. so genau fortsetzen, 
dass keine Grenze anzugeben möglich ist. Daher halte ich 
wenig auf solche Dimensions-Verhältnisse, mehr auf die Ge- 
stalt und den Zustand des Sinus, welcher durch alle For- 
men beständig bleibt. 


Ich habe meinen Aufsatz mit folgender Betrachtung über 
die geognostische Vertheilung von Delthyris geen- 
digt: Noch ist es nicht möglich, eine genaue und bestimmte 
Altersfolge in den Arten dieses Geschlechtes nachzuweisen, 
zum "wenigsten so weit es die Transitions-Formationen an- 
‚geht; doch scheint der Zeitpunkt, in welchem dieses gelin- 
gen wird, gar nicht mehr ferne. Schon jetzt sieht es ans, 
als sey man wohl berechtigt zu glauben, dass im, Allgemei- 
nen Orthis älter als Spirifer seye. Denn Hısıncer, der, 
wie ich glaube, in seiner trefflichen geognostischen Beschrei- 
bung von Gothland der erste war, Transitions- Gebirgsarten 
durch Hülfe der darin enthaltenen organischen Reste in 
verschiedene Formationen zu trennen, hat nachgewiesen, 
dass die ältere Abtheilung auf dem Festlande von Schweden 
und auf Öland vorzüglich durch eine grosse Manchfaltigkeit 


ER  — 


von Trilobiten und durchOrthoceratiten ausgezeichnet 
wird, die neuere dagegen auf Gotlland durch Enkriniten und 
Zoophyten. Nun finden sich nur zwei Orthis- Arten, 
welche beiden Abtheilungen gemein wären: O, transver- 
salis und O. pecten; die übrigen gehören alle der Trilo- 
biten-Sektion. Dagegen findet sich in dieser nur ein Spi- 
rifer; alle übrigen sind dem Enkriniten - Kalke eigen. Das 
bestätigen noch mehr Panper’s mühsame und nützliche Un- 
tersuchungen bei Petersburg (Beiträge zur Geognosie 
des Russischen Reichs, Betersburg 1830). Die Hügel, 
welche diese Hauptstadt umgeben , werden durch Schichten 
der Trilobiten-Formation gebildet: sie gehören zum kambri- 
schen System. Nun beschreibt Hr. Panper genau 38 
Arten Terebrateln mit am Buckel gewaltig aufgebläheter 
Ventral-Schaale (Atrypa), wie sie den ältern Gebirgsschich- 
ten so eigen sind, und nicht weniger als 93 verschiedene 
Arten von Orthis, und alle diese verschiedene Gestalten 
sind auf 19 Tafeln zum Theile vortrefflich abgebildet wor- 
den. Mögen auch sehr viele zu je einer Art zusammenfal- 
len, so wird noch immer eine fast Erstaunen erregende An- 
zahl übrig bleiben. Unter diesen sind sehr viele von einer 
Abtheilung, die noch gegenwärtig, ausser durch Panper’s 
Werk, so gut wie unbekannt bleibt: nämlich die einfach ge- 
falteten Arten; dagegen kennt Panper von den Spiriferen 
gar keine „geflügelte“ in jenen Trilobiten-Schichten, und 
von andern nur zwei sehr kleine aus der Sektion der 
„Rostrati sinuati“ und zwei aus der Abtheilung der 
„Rostrati impressi“, welche letztere an sich Orthis 
schon so nahe steht. Damit stimmt nun ziemlich gut die 
tabellarische Übersicht, welche Murcnison über seine Ent- 
deckungen in Wales bekannt gemacht hat. In den ältesten 
Schichten unmittelbar über den Trilobiten finden sich 14 
neue Arten vonOrthis angegeben, und die geflügelten Spi- 
riferen sind weit davon nach oben im Alter entfernt. In 
Deutschland ist das kambrische System gar nicht ausgedehnt, 


Et A. 


und kaum zu finden, Vergebens sucht man es in dem weit 
verbreiteten Grauwacken- und Schiefer-Gebirge der Ardennen, 
der Eifel, des Westerwaldes und des Harzes. Von Trilo- 
biten sieht man nur Calymene Blumenbachii, welche 
allen Formationen gemein ist, und Orthoceratiten fast gar 
nicht. Um so häufiger ist das Heer der geflügelten Spiri- 
feren am Rheine vom ersten Auftreten des Grauwacken- 
Gebirges an der Ruhr bis zu dem Ufern der Nahe. So auch 
im Harze, zum wenigsten im Oberharze, der gewiss wie 
das Rheinische Gebirge dem Stlurischen System angehört. — 
Gehen wir zu neueren Haupt- Formationen über, so ver- 
schwindet Orthis ganz und erscheint auch nie wieder. 
Der Zechstein, welcher in seinen organischen Produkten so 
viele Übereinstimmung mit dem Kohlenkalkstein und so durch- 
aus gar keine mit dem ihm viel näher liegenden Muschel- 
kalke besitzt, enthält demgemäss auch wirklich einige Spi- 
riferen, welche völlig die des Kohlenkalks sind: Spirifer 
trigonalis, und andere, in denen die Ähnlichkeit doch einmal 
sehr gross bleibt, wie Spirifer pelargonatus, Sp. eri- 
status, Sp. heteroelytus u. s. w. — Der Muschelkalk 
behauptet auch hier seinen sonderbaren eigenthümlichen 
Charakter. Keines der in ihm vorkommenden Produkte hat 
Ähnlichkeit mit dem, was ihm vorangeht oder nachfolgt. Nur 
eine einzige Delthyris-Art ist in ihm aufgefunden worden, 
freilich auch sehr häufig da, wo sie vorkommt. Es ist Sp. 
fragilis, der nur sehr entfernt an Sp. speciosus des 
Sılurischen Systems erinnert. — Der viel entferntere Lias 
erscheint in seinen oberen Schichten wieder mit Formen, 
welche entweder denen in der Grauwacke gleich sind, oder 
doch mit ihnen in der. nächsten Verwandtschaft stehen, als 
sey die Welt des Muschelkalks gar nicht dazwischen. Nur 
sind die geflügelten Spiriferen wirklich mit Spirifer fra- 
gilis vom Schauplatz abgetreten, der Lias enthält nur Ro- 
straten. Sp. rostratus ist von dem in der Grauwacke 
gar nieht verschieden; Sp. Walcotii, Sp. verrucosus, 


— 1841 — 


Sp. ocetoplieatus haben wenigstens mit Sp. acutus 
der Grauwacke sehr viel gemein. Mit ihnen verschwindet 
diese Form gänzlich von der lebenden Welt: nicht in 
der Jura-Formation, noch weniger in der Kreide oder in 
Tertiär-Schichten ist etwas gesehen worden, was an Spiri- 


fer erinnern könnte. 


Betrachtungen 


über 


die Cephalopoden-Schaalen, 


von 


flerrn VOLTZ. 


—. [0-1 


Bramvirte bringt in seiner neuen Klassifikation der 
Cephalopoden diese Thiere in drei Klassen, die Orthoce- 
ren, Decaceren und Myriaceren, welche letztere die 
Ammoniten, Nautilen und Belemniten enthalten. Inzwischen 
begreife ich nicht, wie man diese drei Genera zusammen- 
stellen könne. Die Belemniten stehen so bestimmt den De- 
eaceren nahe, dass man sie mit ihnen vereinigen muss. Es 
sind doch gewiss schwimmende, wie die Nautilen wohl Ga- 
steropoden -ähnliche Cephalopoden gewesen sind. Von bei- 
den waren die Ammoniten wieder weit entfernt, wie sich 
schon aus der Betrachtung des Siphons und der Concame- 
rationen ergibt. 

Im Nautilus ist kein eigentlicher Siphon *) vorhanden; 
die einfachen Scheidewände besitzen nur Öffnungen in Form 
trichterartiger Fortsätze, die mit ihren Spitzen unzusam- 
menhängend ineinanderstecken. Doch geht eine häutige 
Röhre durch alle diese Trichter hindurch und hängt mit 


*) Vgl. Buckzann im Jahrb. 1835, S. 631, dessen Aufsatz jedoch Herr 
Vorrz wohl noch nicht kennen konnte, D.R. 


—: 186 — 


dem Herzbeutel zusammen, aus welchem die Perdicardial- 
Flüssigkeit eintreten kann. Die Schaale hat zwei Muskel- 
Eindrücke, wo das Thier angewachsen ist, und welche be- 
greiflich mit der Verlängerung der Schaale selbst beständig 
gleichmässig voranrücken müssen. Diess geschieht, indem 
an ihrem vorderen Rande beständig neue Anwachsstreifen 
hinzukommen, während an dem hinteren andere durch neue 
Kalkmasse bedeckt werden. Die Bildung der Scheide- 
wände dagegen erfolgt nur periodisch schnell und hört dann 
wieder auf längere Zeit auf. Daher muss das an den Mus- _ 
kel-Eindrücken festsitzende Thier sich bald näher, bald ent- 
fernter von der letztentstandenen Scheidewand befinden. — 
Schwimmt das Thier aber im Meere, so ist sein Hintertheil - 
in einer gewissen Entfernung von der letzten Scheidewand, 
und das Wasser *), welches sich mit kondensirter Luft in den 
Kammern befindet, wird durch diese Luft in den Raum zwi- 
schen der letzten Scheidewand und dem Thiere getrieben. 
Die häutige Röhre ist dann in die Länge gezogen, leer, 
folglich dünne, und füllt lange den Raum der Trichter nicht 
aus, sonst könnte kein Wasser von der verdichteten Luft 
aus den Kammern durch die Trichter - Öffnungen in jenen 
Raum getrieben werden. Will sich das Thier schnell in 
die Tiefe des Meeres versenken, so drückt es sich durch 
Stützung auf die Muskel-Eindrücke wieder fest an die letzte 
Scheirewand an, treibt das Wasser in die Kammern zurück 
und die Flüssigkeit des Perikardiums in die Röhre, welche 
dadurch anschwillt, die Trichter verstopft, und zugleich dem 
Thiere einen neuen, kräftigen **) Anhaltspunkt gewährt, 
wodurch er sich noch fester in seine Schaale einzwängen 
kann, Diess thut das Thier, sobald es eine Gefahr bemerkt, 
um sich zu sichern; denn die gänzliche Zurückziehung tief 
in seine Schaale ist sein einziges Schutzmittel, da es weder 


*) Nach Owen sagt Benner ganz bestimmt, dass die Kammern Was- 
ser enthalten ; nothwendiger Weise ist aber auch Luft darin. 

**) Die Haut dieser Röhre, an einem Exemplare unseres Museums er- 
halten, ist ziemlich dick, 


=. 


wie Loligo u. a. Acetabuliferen schnell schwimmen kann, 
noch den Dintenbeutel der Sepie, um das Wasser zu trüben, 
noch die Operkeln der Ammoniten besitzt, um die Schaale 
zu schliessen. Die Mittel dieses Thieres, seine spezifische 
Schwere schnell zu vermehren und sich in die Tiefe zu 
versenken, sind daher eben so stark, als nothwendig. Hätte 
daher ER einen Anm erhänch Siphon, wie Am- 
monites, Belemnites und Spirula, so würde ihm sein einzi- 
ges Schutzmittel abgehen. 

Die Ammoniten müssen eine sehr verschiedene Or- 
ganisation gehabt haben. Zwar ist ihr Sipho ununterbro- 
chen, wie inBelemnites, Orthocera und Spirula; aber 
er ist randlich, ungegliedert, zusammenhängend und von den 
Scheidewänden unabhängig, — bei jenen vielgliederig und 
aus ineinandersteckenden Trichtern zusammengesetzt, deren 
‚jeder ein unmittelbarer Theil einer Scheidewand ist. Auch 
das Operkel der Ammoniten (Aptychus v. MeyEr) und 
ihre viellappigen Scheidewände deuten auf eine Organisation, 
welche von der des Nautilus eben so verschieden, als von 
jener aller andern Cephalopoden gewesen ist. Das Thier 
hatte nämlich gewiss auch einen Fuss, wie die Gasteropoden, 
was der Deckel ganz deutlich zeigt, welcher mit dem der 
letzten die grösste Ähnlichkeit hat. Bald ist er ganz wie 
bei Fusus gebildet (Aptycehus elasma), bald mit dem von 
Natica übereinstimmend (A. imbricatus), bald endlich je- 
nem von Turbo entsprechend (A. laevis). 


Das 
Becken des Duero, 


von 
Hrn. Prof. EZQUERRA DEL Bayo 
in Madrid. 


Hierzu Tf. IV. 


—- 0... 


Das tertiäre Becken des Duero — la Cuenca del Duero — 
hat, manche kleine Windungen seiner Rande abgerechnet, 
eine ungefähr kreisrunde Gestalt. Der Durchmesser beträgt 
etwa dreissig deutsche Meilen. Genauer genommen könnte 
man die Form unseres Beckens als eine ovale bezeichnen; 
der grösste Durchmesser aus N. nach 8. hat 30 Meilen, der 
kleine nur 22 Meilen. Nach Süden hin werden die Rande 
des Beckens durch granitische Ausbrüche der Sierra de Avıla 
gebildet; gegen Westen durch eine primitive Rinde (ver- 
schiedener Glimmerschiefer), welche etwas aufgerichtet ist 
und das bergige Land von Salamanca und Zamora zusam- 
mensetzt; die Ursache dieser Aufrichtung war ebenfalis eine 
granitische Eruption. Im Norden wird unser Becken durch 
körnige Kalke begrenzt, ähnlich jenem des Thales von Ga- 
stein im Salzburger Alpenlande. Der ganze östliche Theil 
des Beckens besteht aus aufgerichteten Schiehten sekundärer 


Gebilde: diese setzen zugleich den Rand zusammen. Im 


es 


S.O., von Segovia bis jenseits Sepulveda, erstreckt sich eine 
grosse Hippuritenkalk-Formation. Die Felsschichten, auf 
welchen die letztere Stadt erbaut ist, zeigen die seltsamsten 
Störungen, wie solche bei manchen Steinkohlen-Lagern vor- 
zukommen pflegen. Das Phänomen dürfte von einer theil- 
weisen Senkung herrühren; denn die meist wagerechten 
Schichten nehmen plötzlich eine vertikale Stellung an und 
bilden beinahe. einen spitzigen Winkel, ohne übrigens ge- 
brochen zu seyn, obwohl der Kalk jetzt sehr fest und: dicht, 
ist, was nicht der Fall gewesen seyn kann zur Zeit der 
Senkung, sonst würden die Schichten gebrochen und zer- 
trümmert erscheinen, während sie sich, weichen Wachs 
gleich, gebogen haben müssen. In dieser seltsamen wilden 
Gegend verliert der kleine Castilla-Fluss seinen Namen; er 
ergiesst sich in den Duralor,, welcher später in den Duero 
tritt. — Den nordöstlichen Theil des Becken-Randes habe 
ich nicht untersuchen können, obwohl es mein leblafter 
Wunsch war, denn ich hätte alsdann mein Profil vom Ebro- 
Becken mit dem des Duero - Beckens in Zusammenhang zu 
bringen vermocht. indessen lässt sich, meiner Überzeu- 
gung nach, mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass die Schei- 
dung beider Becken in jener Richtung durch sekundäre 
Ablagerungen bewirkt wird, die nämlichen, welche die Serra 
de Moncazo zusammensetzen (Wiener Sandstein-Formation)., 

Als die salzigen Wasser der sekundären Epoche unsere 
Halbinsel verliessen , musste das Becken, von dem ich rede, 
von Flüssen durchströmt werden, welche in verschiedenen 
Zeiten ihren Lauf änderten, bis sie endlich denjenigen an- 
nahmen, der ihnen heutigen Tages eigen ist; dureh ihre Ab- 
sätze, durch die Niederschläge, welche sie lieferten, entstan- 
den die tertiären Gebilde. Ich glaube letztere in drei Haupt- 
Gruppen abtheilen zu können: eine untere, die ich Nagelilue 
nennen will, eine mittle, die gypsige, und eine obere, die 
kalkige. Diese drei Gruppen haben eine bekannte Gesammt- 
Mächtigkeit von 600 Span. Fussen. Die Lagen derselben stel- 


ien sich alle als ziemlich wagerecht dar; beiden Nivellirungen, 


‚u — 

zu denen man sich veranlasst sah, als der Kanal von Kasti- 
lien gebaut wurde, erlangte man die Überzeugung, dass jene 
Lagen sich gegen eine vom Laufe des Duero bezeichnete 
Linie senken, wie solches aus der Richtung der Flüsse im 
voraus zu vermuthen war. Das erste der beigefügten Pro- 
file zeigt das kleine Dorf Puente Duero zur Seite des Flus- 
ses gelegen, welcher ihm den Namen verliehen hat. 

Der Lauf des Duero und seine hauptsächlichsten Zu- 
‚flüsse werden auf eine Strecke von 2 bis 3 Stunden durch 
Auswaschungen der beiden obern Gruppen an der rechten 
und linken Flussseite bezeichnet. Die Theile, welche sich 
zu erhalten wussten, erscheinen als Berge, die senkrecht aus 
den Thälern emporsteigen und deren ebene Oberfläche die 
unfruehtbaren Plateau’s des alten Kastiliens zusammensetzt, 
in der Landes-Sprache P@ramos genannt. In der Umgegend 
von Valladolid und von Valencia lässt sich am steilen Ge- 
hänge der Paramos die Aufeinander -Folge der Schichten 
bis zu Höhen von 500 Fuss beobachten; man sieht, wie die 
Lagen von einem Berge zum andern sich gegenseitig ent- 
sprechen, und wie diess selbst bei Hügeln auf Entfernungen 
von 4 bis 5 Stunden Statt hat. Ich sage Hügel, denn nicht 
immer waren es grosse Päramos, welche dem Einwirken 
der Wasser widerstanden; mitunter sieht man isolirte Hü- 
gel von Säulen-Gestalt. Es lässt sich nieht einsehen, wie 
diese Abspühlungen und Auswaschungen das ausschliessliche 
Werk atmosphärischen Einflusses seyn sollen, wenn man be- 
denkt, dass alte Festen am Rande von Berg-Gipfeln erbaut 
sich zu erhalten wissen. Ein unermesslicher Zeitverlauf würde 
nothwendig gewesen seyn, um diese grossen Thäler aufzu- 
schliessen, und die Formation des Duero-Beckens ist, wie 
wir sogleich sehen werden, nicht sehr alt. — Betrachten 
wir jede der Gruppen nach ihren Einzelnheiten. 

In der Höhe herrscht Kalk, der zuweilen mit kieseligen 
und mergeligen Schichten wechselt. Die oberste Lage, 
nnangebaute Ebenen bildend, besteht aus kieseligem Süss- 
wasser-Kalk. Hin und wieder finden sich grössere und 


a Su > 


kleinere kieselige Nieren, die leicht der Zersetzung unter- 
liegen, so dass das Gestein das Aussehen erlangt, als wäre 
es von Würmern zernagt; es ist diess ein Merkmal, wodurch 
die erwähnte Schicht von allen andern kalkigen der Forma- 
tion sich auszeichnet. Lymneen und Planorben findet man 
häufig darin. Die Mächtigkeit der Gruppe beträgt 80 bis 
100 Fuss. Der kieselige Kalk in der Gegend von Almedo hat 
durchaus die nämlichen Charaktere wie jener im Cerro de 
Bollecas: er führt Feuersteine, Halbopal und Chalzedon, 

Die zweite Gruppe, von mehr als 200 Fuss Mächtigkeit, 
besteht aus thonigen Schichten, die zu mehreren Malen mit 
Mergeln wechseln, sowie mit Lymneen-Kalk. Die Thon-La- 
gersind voll von sehr weissen Gypsspath-Zwillings-Krystallen, 
ähnlich denen von Montmartre. Stellenweise erscheinen die 
Krystalle in dem Grade gehäuft, dass der Thon nur das 
Bindemittel derselben ausmacht. Es ist diess ein Unterschei- 
dungs- Merkmal beider Becken. In jenem des Ebro zeigt 
sich der Gyps fast stets roth gefärbt und kommt in einfa- 
chen Krystallen vor. — In der Gegend von Olmedo und 
von Valladolid werden. jene schönen Zwillings-Krystalle von 
Gyps gewonnen; man benutzt dieselben bei der Wein-Berei- 
tung, um sie unter die Trauben zu. mengen., 

Die Mächtigkeit der unteren Gruppe kennt man nicht; in- 
dessen hatte ich Gelegenheit, in Steinbrüchen, so wie an Stel- 
len, welche des Kanals wegen aufgeschlossen worden, dieselbe 
einigermaasen kennen zu lernen. Auf eine Lage von Planor- 
ben führendem Kalk, die mir als die letzte der Gyps-Gruppe 
gilt, folgt ein Nagelflue - Band von 20 Fuss Stärke ; sodann 
wechseln mergelige und thonige Lagen mit der Nagelilue 
und mit sehr losem Sande. Unmittelbar unter der ersten 
Nagelflue-Schichte erscheint eine Lage feinkörnigen kieseligen 
Sandes, in welcher man Überbleibsel grosser Säugethiere 
trifft; es sind jedoch nur isolirte Erscheinungen: die Thiere 
dürften bei einer örtlichen Katastrophe umgekommen seyn. 
In der Gegend von Becerril ist die Sand-Lage dicht genug, um 
als Baustein zu dienen, zumal da man kein anderes Material 

Jahrgang 1836. | 13 


= — 


hat. Als ich am Orte war, fand man mehrere grosse 
Knochen; Zähne sind leider bis jetzt nicht vorgekommen. 
Bei Falladolkid wurde im verflossenen Jahre ein vollständi- 
ges Gerippe ausgegraben, von den Arbeitern jedoch zu Stücken 
zerschlagen, Über dieses Gerippe waren die seltsamsten Ge- 
rüchte in Umlauf. In der Nähe der letzten Stelle traf man in 
der Kalklage unterhalb der Nagelilue Gebeine von Menschen. 
Wahrscheinlich hatten die Völker, von denen Spanien in äl- 
tester Zeit bewohnt wurde, hier eine Begräbniss - Stätte; 
alle Schädel trugen unverkennbare Spuren, dass sie mit 
grossen Eisen- Nägeln durchbohrt worden. Das grosse Ge- 
rippe, von dem ich vorher geredet, galt als das eines un- 
geheuern Riesen: ich war so glücklich einen Mahlzahn zu 
sehen: er stammt von Mastadon, und in unserem Natura- 
lien-Kabinet bewahrt man von dem nämlichen Orte Bruch- 
stücke mehrerer grossen Mahl- und Stoss-Zähne von Ele- 
phanten. — Auf die Knochen führende Schicht folgt mit- 
unter eine thonige Lage, die sehr reich ist an wohlerhaltenen 
Planorben und Lymneen. — Von fossilen Pflanzen - Resten 
ist mir im ganzen Duero-Becken nicht eine Spur vorgekom- 
men; allein diess beweist keineswegs, dass nicht welche 
vorhanden seyn dürften, denn Nahrung müssen die grossen 
Grasfresser gefunden haben. An gewissen Stellen waren 
die Mollusken sehr häufig, aber die Zahl der Gattungen 
nur gering. Während der ganzen Bildungs - Epoche dieser 
Formation — und die Dauer derselben muss ziemlich lang 
gewesen seyn, da Absätze von so weiter Erstreekung und 
von so beträchtlicher Mächtigkeit entstunden — lebten Pla- 
norbis marginatus Limnea palustris und Paludina 
impura. Alles dieses sind noch lebend vorhandene Gattun- 
gen, und daraus ergibt sich meiner Ansieht zu Folge die 
Neuheit des Gebildes; ich werde dasselbe als mit dem Süss- 
wasser-Kalke des Wiener Beckens gleichzeitig betrachten. 
Der Boden, auf welchem Madrid erbaut wurde, und 
der im zweiten Profil angegeben, ist auch tertiäres Ge- 


bilde und jenem vom Duero ganz analog, allein er gehört 


Zu 


schon zum Becken des 7«ajo; beide Becken sind durch 
die grosse Cordilkera de Guadanama geschieden, Im 7ajo- 
Becken zeigt sich der Gyps meist faserig, oder enthält 
wenigstens im Innern grosse, mit Krystallen ausgekleidete, 
Drusenräume; auch kommen beträchtliche Salz-Ablagerungen 
vor, wovon im Duero-Becken nur Spuren vorhanden sind, 
Fossile Überbleibsel findet man weniger häufig, aber es gibt 
mehr Gattungen. | | 


13 * 


Briefwechsel. 


1 


Mittheilungen, an den Geheimenrath v. LEONHARD 
gerichtet. 


Böckstein, 18. Okt. 1835. 


Der Kontrolleur der hiesigen Werke, Herr Sısmunp von Heım- 
REICHEN , ein tüchtiger Bergmann , machte mich auf einige sehr interes- 
sante Fälle von Verschiebungen der Rauriser kontemporären Gänge 
aufmerksam, die ich an Ort und Stelle besichtigte und Ihnen hiemit 
mittheile. | 

Fg. 1 auf Te. ... a) der Erz-führende Treberling-Gang. b) de 
schwarze Neuner (tauber Gang). Letzterer hat eine bedeutende Mäch- 
tigkeit und seine Ausfüllung theilt sich in mehrere parallele Blätter; 5 
davon werden durch a durchsetzt, eines aber durchsetzt und verwirft 
den erzführenden Gang. Fig. 2. a ist das Hangendtrumm, c das 
Liegendtrumm des Erzganges Haberländer, letzteres durchsetzt den gan- 
zen mächtigen Neuner b, während erstres durch den Neuner verdrückt 
und verworfen wird. Fig. 3. Der Haberländer Erzgang a wird von 4 
Blättern des Mirchen Neuners b verdrückt, durchsetzt und verworten, 
während er selbst die andern Neuner Blätter durchsetzt. Fig. 4. a die 
3te Feldstrecke, b die 4te Feldstrecke, ce der Hauptlauf auf Haberländer. 
Bei d ist eine bedeutende Gangverschiebung , von der man im höheren 
und tieferen Horizont bei f und e keine Spur bemerkt. Fig. 5. a der 
Herrnstollen Erzgang. b der schwarze Neuner, a streicht aus N.O. 
in S.W., verflächt bis d, wie die meisten übrigen Erzgänge in S.O., 
wendet aber bei d das Verflächen um und fällt bis e in N.W., streicht 
aber dann mit seinem ihm eigenthümlichen südöstlichen Verflächen wie- 
der fort ins Feld. Zwischen c und d setzt der Neuner b aus N.W. in 
S.O. durch den Gang a und verwirft ihn. Diese Verwerfung geschieht 
adägnat dem Verflächen der Gänge an diesem Punkte; reduzirt jedoch 
auf das Haupt-Verflächen des Ganges a scheint hier eine Rutschung im 


Liegenden desb geschehen zu seyn, was aber als Täuschung erscheint, 
wenn man annimmt, dass die Rutschung wie gewöhnlich im Hangenden 
des Verwerfers b geschah, jedoch ihre Wirkung sich nicht über die 
Wendepunkte des Verflächens des Ganges a, nämlich über ce und d hin- 
aus erstreckte, daher die Verwerfung adäquat dem widersinnigen Ver- 
flächen der Gangstrecke cd geschehen musste. So dürften, wenn nicht 
alle, doch die meisten der Rutschungen im Liegenden der Verwerfer 
nur scheinbar und Täuschung seyn , entweder bedingt durch andere be- 
nachbarte Gänge, oder ähnliche Erscheinungen, wie die so eben erwähnte. 


RussecGer. 


Basel, 23. Okt. 1835. 

Ich sende Ihnen anbei den Bericht über die Verhandlungen unserer 
naturforschenden Gesellschaft vom August 1834 bis Julius 1835. Sie 
finden darin unter Anderem S. 49 die zuverlässigsten Angaben über die 
Höhe des Nullpunktes des Rhein-Messers bei Basel über der See ”), 
welche beträgt 

nach meiner Berechnung von 1831 766 P. F. 
— DBucHWELDER . . . = . . 777 

— Hauptm, Micnaens . . . 752 

—  Hofr.. Horner 2... .:...262 

Der mittle Rhein - Stand liegt 6° höher. Diese Angaben, sämmit- 
lich auf einer Reihe von Beobachtungen beruhend, weichen nicht sehr 
von einander ab, wohl aber von dem Resultat des Hrn. General van DER 
Weer im dritten Heft Ihres Jahrbuches von 1835, und wozu er durch 
eine ungefähre Berechnung des Rhein - Gefälles gelangt. Angaben, wie 
die von Mürzer und Eser , welche auf einzelnen ältern und dazu nicht 
einmal genau angegebenen Beobachtungen beruhen , können doch kaum 
mit Bestimmungen, die eine ganze Reihe von Beobachtungen umfassen, 
auf die gleiche Linie gestellt werden. 


P. Merıan. 


Lyon, 11. November 1835. 


Im ersten Hefte des Jahrbuches für 1835, S. 126 ff. ist die Rede 
von neuen Beobachtungen über das Grundeis. Ich erlaube mir, Ihnen 


*) Am a. ©. heisst es: 

„Die Beobachtungen am Rhein-Messer werden auf Anordnung der Kantonal - Bau- 
Behörde seit dem Monate März 1808 regelmässig fortgeführt. 

Der Mittelstand der 26 Jahre 1809 bis 1835 beträgt RE 6',56 
Der höchste jährliche mittle Wasserstand fand i. J. 1832 Statt mit . 8,41 
Der niedrigste jährliche mittle Wasserstand fand i. J. 1832 Statt mit 4',53 
Der höchste bezeichnete Rhein - Stand trat ein den 31. Dez. 1801 mit ?21',8 
Der niedrigste bezeichnete Rhein.Stand trat ein den 4. Febr. 1830 mit 0,9 


— 1% — 


eine Bemerkung mitzutheilen, welche einiges Licht wirft auf den Ein- 
fluss eckiger Körper beim Gefrieren. In meinem Garten ist ein Wasser- 
Behälter, zu dem man auf einer Treppe hinabsteigt. Im letzten Winter 
nahm ich zu zwei Malen, als der Frost bei Wolken-freiem Himmel und 
dem schönsten Mondlichte eintrat, Folgendes wahr: Die Eislage, welche 
sich gebildet, hatte in beiden Fällen eine Stärke von ungefähr 6 Linien. 
Auf dem Eise sah man die Kanten aller Treppen - Tritte auf das Ge- 
naueste durch weisse Linien verzeichnet. Beim Untersuchen und Zer- 
brechen des Eises war überall eine dichte und durchsichtige Masse zu 
bemerken ; nur in der Nähe der weissen Linien zeigte sich das Eis 
schwammiger und dicker. Die grössere Dicke und das Schwammige 
rührte von zahllosen kleinen Luft- Blasen her, die im Eise enthalten 
waren. Nun fragt es sich: warum die Blasen nur über den Kanten 
der Steine, nicht über ihren Flächen gefunden werden ? und wesshalb 
das Phänomen bloss in mondklaren Nächten und bei heiterem Himmel 
zu sehen gewesen ? 

Als ich im Herbste dieses Jahres durch St. Saphorin kam — a 
Ort liegt, wie Sie wissen, am Genfer See zwischen Vevay und Lau- 
sanne — sah ich ein schönes Nagelflue - Profil; um die Strasse breiter 
‚machen zu können, war dasselbe entblösst worden. Ich nahm von der 
sehr dichten Nagelflue, mit durchaus späthigem Kalk - Zäment,, einige 
Handstücke mit, welche ich erst hier genauer untersuchte ; lassen Sie 
mich Ihnen berichten, was ich daran beobachtete. Mehrere Rollstücke 
tragen die auffallendsten Merkmale, dass andere Geschiebe in sie ein- 
gedrungen sind. Die Eindrücke bei d Fg. 6 auf Tf. II entstanden au- 
genfällig auf solche Weise, bei a, b und c sieht man noch die kleinen 
Rollstücke, wie sie in das grössere Geschiebe eingedrungen sind. Ähn- 
liche Erscheinungen habe ich auch an Nagelfluen von Ruti wahrgenom- 
men; bei jenen von Zürch und vom Rigi sah ich sie nicht. Man musste 
nun sich zu überzeugen suchen, ob nur die Nagelfluen mit kalkigem und 
nicht mit sandigem Bindemittel solche „Eindringungen“ zeigen. Nach 
den Handstücken zu urtheilen, welche ich beobachten konnte , bestehen 
die Rollstücke, die Eindrücke erlitten, aus Kalk und zumal aus schwarz 
gefärbtem Kalk, mehrere der eingedrungenen Geschiebe scheinen 
mir kieseliger Natur. Dass die Vertiefungen von Reibung herrühren, 
glaube ich nicht; wäre diess der Fall, so würden dieselben sich fast 
immer kreisrund zeigen , die Form des eingedrungenen Rollstückes sey 
welche sie wolle. Im Gegentheile aber haben die Weitungen genau 
die Gestalt des eingedrungenen Geschiebes, wie diess der Fall seyn 
würde, hätte man letzteres in weichen Thon gedrückt. — Mir scheint 
es, dass alle diese Rollstücke lange Zeit hindurch gleichsam in einem 
„Bade von kohlensaurem Kalke“ befindlich gewesen, der durch über- 
schüssige Kohlensäure im aufgelösten Zustande erhalten wurde, Die 
Kohlensäure wirkte ohne Zweifel in irgend einer Weise auf die Kalk- 
Rollstücke, und vielleicht in besonderem Grade auf einige unter ihnen. 
Wurde ihre Oberfläche aufgelöst, oder fand bloss ein Erweichen bis 


CE : wis 


auf gewisse Tiefe Statt? Sollte eine galvanische Aktion an den Kon- 
takt- Punkten von Rollstücken verschiedener Natur die besondere 'Thä- 
tigkeit der Auflösung dieser oder jener Stelle zugeführt haben: sollten 
die Vertiefungen so entstanden seyn ? — Herr Fourner , dem ich die 
Handstücke vorlegte, und der sich von der Thatsache überzeugte, ist 
der Meinung, die Geschiebe könnten durch Wärme von Neuem erweicht 
worden seyn, manche Nagelfluen dürften durch Feuer Änderungen er- 
litten haben. — Sicher bietet sich uns hier ein schönes chemisch-geolo- 
gisches Problem zur Lösung dar, und es scheint mir nicht im gering- 
sten an den nöthigsten Anhalts-Punkien zu fehlen. Man muss 1) wis- 
sen: ob nur die Nagelfluen mit kalkigem Zäment solche Eindrücke 
zeigen? und 2) müssen durchdrungeue und eingedrungene Ge- 
schiebe aller Art gesammelt und analysirt werden. — Ich schreibe an 
unsere Freunde Stuper und Escher in Zürch, um sie zur Untersu- 
chung der Nagelfluen ihrer Gegend in dieser Hinsicht aufzufordern, und 
mit dem Anfang des Frühlings werde ich mich nach @enf begeben, um 
an den Ufern des See’s zu beobachten und zu sammeln. 


P. Loster. 


Warschau, 24. Dez. 1835. 


Von unserem Freund, dem Herrn Inspektor BLoepe, der im vorigen 
Herbst nach Finnland reiste, um für einen gewissen Hrn. v. OMELIANOFF 
einen von ihm neu eröffneten Bergbau auf Kupfer und Zinnerze zu 
Pitkaranda im Kreise Serdupol am Ufer des Ladoga-See’s, im Gouver- 
nement Petersburg, zu besichtigen und ein geognostisch-bergmännisches 
Gutachten darüber abzugeben, erhielt ich unlängst einen Brief, welcher 
eine erste Notitz über die dortigen Gebirgs-Verhältnisse enthält. Seinem 
Wunsche gemäss theile ich Ihnen diese zur Bekanntmachung im neuen 
Jahrbuch der Mineralogie mit. 

„Nicht weit hinter Petersburg auf der Strasse nach Wiburg beginnt 
der Finnländische Granit mit seinen manchfaltigen Begleitern und bil- 
det eben so die Ufer des Ladoga-See’s. Die bisher ganz unbekannte 
Erzlagerstätte zu Pitkaranda wird, weil sie im Granit aufsetzt, dort 
allgemein für einen Gang, oder gar für mehrere gehalten, aber alle 
Verhältnisse weissen darauf hin, dass sie ein Lager oder wenigstens 
eine ähnliche gleichzeitige Bildung mit dem Granit ist, wie alle ano- 
malen Einschichtungen von Gneiss, Glimmer und Thon-Schiefer, die man 
für Lager anspricht. Dass nun aber für diese Felsarten durchaus auch 
eine plutonische Entstehungsweise eingeräumt werden muss, wenn diese 
für den Granit klar bewiesen werden soll, davon habe ich mich in Finn- 
land bereits überzeugt. Die Zusammensetzung der dortigen Lagerstätte 
bilden eine Menge einzeluer Lagen, die mehr und weniger scharf con- 
tourirt, aber deutlich geschichtet sind und zum Theil unter sich abwech- 
seln. Ihr Bestand ist Granat, Malakolith, Grünstein, Strahlstein, 


— Ha — 


Hornblende, Quarz, Glimmer, Feldspath und mehrere andere aus'diesen 
gemengte Gesteine; nur unmittelbar im Hangenden und Liegenden ist es 
fest mit Granit verwachsener Hornblendeschiefer. : Die. Mächtigkeit 
beträgt 6 bis. 8 Lachter. Jede von diesen Schichten entspricht im Strei- 
chen und Fallen gleichen Verhältnissen der ganzen Masse , und diese 
letzte steht wieder mit Schichtungen von schieferigen Felsarten , wor- 
unter auch Thonschiefer, in Parallelismus, die in der Umgegend vor- 
kommen. Gewiss ein beachtenswerther Umstand. Eine Veränderung 
des Gesteins in Kontakt mit Granit, mit Hornblende - Schiefer etc. habe 
ich ungeachtet der genauesten Durchforschung, noch nicht entdecken 
können, eben so wenig, als mir diess bis jetzt auf Gesteins-Scheiden von 
anderweitigen Punkten gelungen ist. Ebenfalls wohl auch ein Beweiss, 
dass hier mehr gleichzeitige Bildung‘, als spätere Durchbrechung Statt 
gefunden habe, und dass plutonische Entstehungsweise nichts weniger 
als den Begriff von Lager aufhebt. Nächst Kupfer und Zinnstein bre- 
chen auf dem Lager von Pitkaranda Schwefelkies, Magnetkies, Magnet- 
eisenstein, Bleiglanz, Zinkblende und von erdigen Begleitern besonders 
Kalkspath. Zum Theil sind Kupferkies und Zinnstein vergesellschaftet, 
häufiger aber ist dieser mehr an die Grünstein - artigen, jener mehr an 
die Malakolith- und Granat-Lagen gebunden, und ausserdem scheint es 
auch noch, als wenn des Einen Vorkommen. auf Kosten des Andern 
hervorträte. Der Kupferkies hat bei Weitem das Übergewicht und 
geht selbst mit vortrefflichen Anbrüchen stellenweise zu Tage aus. Der 
Zinnstein kommt meist in büschelförmig zusammengehäuften, nadelför- 
migen Krystallen vor und hat desshalb Ähnlichkeit mit Schörl.: Über- 
haupt steht dessen hiesiges Vorkommen wohl einzig da, aber doch kann 
er nicht ganz seine Gemeinschaft mit anderweitigem Vorkommen ab- 
läugnen, denn, ausserdem dass er, obwohl: höchst selten, Molybdän unter 
seine Begleiter aufnimmt, imprägvirt er auch wie anderwärts so fein 
das Gestein, dass ihn nur erst die Schlich-Ertragsprobe zum Vorschein 
bringt. Für seine Benutzung kann ich aber keine grossen Erwartungen 
hägen, obgleich hier sehr viel darauf gerechnet wird; im Gegentheil 
möchte es für die Zugutmachung der Kupfererze besser seyn , ‘wenn er 
gar nicht vorhanden wäre. Übrigens lässt sich dieses Lager gegen 
eine Werst lang verfolgen und ist ganz unverritzt, denn von altem 
Bergbau ist hier keine Spur. Wahrscheinlich ist es ein Seitenstück zu 
der Kupfererz - Lagerstätte von Oryärfvi, wo seit langer Zeit der ein- 
zige metallische Bergbau von Finnland umgeht: ein Punkt, der häufig 
in mineralogischen Handbüchern zitirt wird. Ein einziger fataler Um- 
stand ist für die Bebauung des Lagers, dass es kaum 150 Lachter vom 
See abliegt und diesem unter 60— 70° zufällt. 

In geognostischer Hinsicht eröffnet Finnland ein weites unan- 
gebautes Feld, wovon sich eine reiche Ausbeute machen liesse; aber 
ausser den Postwegen gibt es keine Zugänge und höchstens nur Fuss- 
steige zwischen den höchst vereinzelten Dörfchen. Alles, was ich bis 
jetzt gesehen , hat mich zum Theil höchst frappirt und überzeugt, dass 


— 199 — 


Alles das, was bis jetzt von Finnland bekannt, ohne sonderlichen Werth 
ist. Fast kann man als ausgemacht annehmen, dass alle hiesigen Ge- 
bilde der plutonischen Erzeugung anheimfallen müssen, wenn sie nicht 
sonst alle neptunisch seyn sollen. Ihre Übergänge, ihre Verwebungen 
und gegenseitige Wechsellagerung lässt sie kaum von einander trennen. 
Höchst frappant sind in dieser Hinsicht grosse Strecken in den Gebir- 
‚gen, wo durch Waldbrand zugleich auch die Bedeckung so zerstört wor- 
‚den ist, dass grosse Gesteinsflächen wie polirt vor den Augen liegen. 
Es ist ein schauderhafter Anblick, der bis in das Innerste der Seele 
‚eine Öde bringt, die mit Schrecken erfüllt. Dagegen erblickt man wie- 
der Gesteins-Verhältnisse, die ich kaum geahnt habe, und die in demsel- 
ben Maase anziehen, als die verkohlten Baumstumpfen auf dem gebleich- 
ten Gestein abschrecken. Bald glaubt man.in den neben- und durch-einan- 
der verschlungenen Granit-, Gneiss-, Glimmerschiefer- und Hornblende- 
Gesteinen Platten von Band, bald von Trümmerachat vor sich zu haben. 
Es gibt an solchen Stellen Punkte, wo man fast schwören möchte, dass 
der Granit die andern durchbrochen hätte und ganz vorzüglich häufig 
ist ein glimmerreicher Hornblende - Schiefer von ihm durchästelt,, ver- 
rückt und abgeschnitten; doch sieht man wieder aufs Ganze, so spielt 
der erste gegen ‚den letzten wieder nur eine sehr untergeordnete 
Rolle, und Alles erscheint aus einem Guss. So habe ich denn noch _ 
keine rechte Basis gewinnen können, und natürlich habe ich auch noch 
zu wenig gesehen. In der Untersuchung der Inseln des Ladoga-See’s, 
die ich angefangen hatte, da’ sie sich als Theilganze leicht übersehen 
lassen, hat mir der schnelle Winter einen Strich durch die Rechnung 
gemacht.“ | 

BLoroe schreibt mir ferner, dass er bei Zarsko. Selo unweit Pe- 
tersburg im Allgemeinen die Pınper’schen Beobachtungen (geognostische 
Beiträge zur Kenntniss Russlands) bestätigt gefunden habe. Wenn man 
an diese Punkte einen Neptunisten führt, so muss ihm wahrhaftig das 
Wasser aus den Augen springen, so evident ist hier die spätere Zerrüt- 
tung, des Thonschiefers und des Überganys-Kalks ausgesprochen. Man 
fühlt den Granit und Porphyr etc. im Aufsteigen begriffen , der mit der 
- Schwedischen Ü bergangs-Formation theilweise verbunden ist, und muss den 
Gründen von Pınper Recht geben, womit er, unbewusst der Folgerun- 
gen, die sich aus dem Faktum ziehen lassen, die Identität der Petersbur- 
ger Formation mit dem Schwedischen Übergangs - Gebirge vertheidigt. 
Es ist diese Gebirgs-Entblösung, so unbekannt und unbeachtet sie bis 
jetzt gebieben ist, ein gewichtiger und gewaltiger Stützpunkt für die 
plutonische Hypothese und nach so vielen anderen Beziehungen vor- 
züglich für das Schichtungs-Verhältniss sehr belehreud. 


Pusch. 


= ww — 


Catania, 15. Januar 1836. 


Seit meiner Zurückkunft aus Deutschland habe ich Mancherlei für un- 
sere Akademie gearbeitet. Besonders beschäftigte mich eine Abhandlung 
über die Jura- Gebilde von Tauromina, und eine andere über Valle 
del Bove; von beiden schmeichle ich mir, dass sie nicht ohne allgemei- 
nes Interesse seyn werden. Es ist Ihnen nicht unbekannt, dass Bove *) 
meine Angaben über die Jura- Formation von Tauromina in Zweifel 
gestellt und gesagt hat, man müsse die Äusserungen von Fr. Horr- 
MANN und Constant Prevost abwarten. Diess veranlasste mich um 
so mehr, eine ausführliche Schilderung des erwähnten Gebildes zu lie- 
fern und die Angaben aller charakteristischen Versteinerungen beizu- 
fügen, welche ich aufzufinden vermochte. Nachstehendes möge Ihnen 
einen vorläufigen Begriff von seiner Zusammensetzung geben: 

1. Grauer Kalk; mit Adern von Kalkspath und mit 
Nieren von Rogenstein; voll Enkriniten; bildet mäch- 


tige Bänke, die mit braunlichem Sandstein wechseln ; BEL CT, 


. liegt unmittelbar über Kohlenschiefer und ist das tiefste gelip- 
Glied der Gestein-Bildungen von Tauromina. 
2. Röthlicher Kalk und blauer Mergel; mit Kalk- 
spath-Adern; enthält Ammonites giganteus, so wie 
andere Ammoniten und Belemniten. Der Mergel 
1 nn : Forest 
wechselt mit braunem, Muscheln-führendem Sandstein ; N 


unter Ändern finden sich Plagiostoma laeviuscu- 
lum, Pecten inaequicostatus und Terebratula 
globata darin. 

3. Grauer Kalk; die obre Lage schieferig; mit u ö 
thischen Nieren; nach der Höhe zu Feuersteine ein-) Cornbrash. 
schliessend, hin und wieder auch Muscheln. 

4. Weisser Mergel mit Resten von Pecetines und 
von Terebrateln; an manchen Stellen, wie u. A. bei\Oxfordelay. 
Moso, setzen Gänge von kohlensaurem Eisen darin auf. 

5. Kalk mit Enkriniten und Nummuliten, auch mit 
Überbleibseln von Korallen. 

6. Schiefriger Thon mit Streifen weissen, zuweilen| Kimmeridge- 
auch bituminösen Mergels. clay. 

7. Weisser Kalk von kleinkörnigem Oolith - I ie Portland. 
das ins Dichte sich verlauft. stone. 


| Coralrag. 


Ü. GEMMELLARO,. 


Burg Haardt in Rheinbaiern, 18. Januar 1836. 


Ich lese eben, dass nach Hırorern im Ohio - Thale Salz unter 
Kohlen vorkomme, und die Koble mit dem New-red-Sandstone verbunden, 


*) Bullet. de la Soc. geol. de France. Vol. F, p. 191. 


- 201 — 


mithin lauter Steinkohle sey. Auch sollen die Salzquellen am Ohio 
reich an Kohlen - Wasserstoff und Steinöl seyn. Ich theile Ihnen diese 
Angabe, deren Richtigkeit ich zwar nicht verbürgen kann, die mir aber 
sehr glaubhaft scheint, nur mit, wegen Ihrer Auffindung des Salmiaks 
bei Duttweiler , als Produkt eines brennenden Kohlen - Flötzes. Sollte 
sich nämlich, wie HıLprern mit Entschiedenheit behauptet, in Amerika 
Steinsalz unter Steinkohlen finden, so wäre nicht abzusehen, 
warum diess in Europa nirgends der Fall seyn könnte. Dann hätten 
wir sicher auch in unserem Duttweier Steinsalz und das 
räthselhafte Phänomen des Salmiaks wäre erklärt — was 
um so weniger auffallen kann, als man ja das Steinsalz jetzt in den ver- 
schiedensten Formationen , selbst den jüngeren tertiären, wie EzqUERRA 
gezeigt, gefunden hat. 


Cur, Kapr, 


Lyon, 17. Febr. 1836. 


In den Steinbrüchen des Gryphiten - Kalkes, 1 Stunde N.W. von 
Lyon, hat man kürzlich einen Ichthyosaurus-Kiefer entdeckt, woran 
besonders die 4° lange Unterkinnlade wohl erhalten ist. Sie lag mit 
einem Schulterblatte und einem Oberarmbein in einer Schichte voll 
Gryphiten und Ammoniten, und ist mit erstren im städtischen Museum 
niedergelegt. 

In den Jurakalk-Brüchen , welche die vielen Zamien geliefert ha- 
ben, entdeckte ich unlängst noch zwei andre Pflanzen - Reste, welche 
BronenmRr für Sphaenopteris macrophylla und eine mit Thuy- 
tes verwandte Konifere erkannt hat, die auch zu Stunesfield vorkom- 
men. Auch sollen sich jetzt Früchte da finden, 


Lorter. 


Mittheilungen, an Professor BRONN gerichtet. 


Moskwa, 17. Dez. 1835. 


Mit dem neuen Jahre hoffe ich den Druck der „Oryktographie“ 
anfangen lassen zu können; der der Topographie des Moskowischen 
Gouvernements ist längst vollendet, Über unsern Kalk bleibt jetzt kein 
Zweifel mehr: er gehört zur Oolithen-Gruppe und ist an mehreren Stel- 
len von Dolomit begleitet. Ein Erdfall hat uns die Überzeugung gege- 
ben, dass dieser Oolithenkalk auf Lias mit Belemniten und mit Am- 
mouites elegans Rein. ruhe. 


- m - 


Auf der beiliegenden neuesten Tafel XLVII der „Oryktographie“ 
finden Sie (Fig. 8, 9, 10) eine Schnecke, die mir neu zu seyn scheint: 
Paranoma testa univalvs brevispirali, valde compressa, apertura 
ovato-oblonga. Ich hatte zuerst ein kleines Exemplar (Fig. 8) an der 
Protva lose in Kalkstein ‚liegend gefunden, war jedoch zweifelhaft ge- 
blieben, ob ich ihre Zusammendrückung für zufällig halten solle. Bei 
meiner letzten Exkursion in diesem Jahre aber entdeckte ich sie an 
einer ganz anderen Stelle, an der Moskwa in Miatschkova, und zwar 
grösser (Fig. 9, 10) und von erstrer vielleicht spezifisch verschieden. 
Die mit abgebildete ?Nassa findet sich in einer räthselhaften schwar- 
zen, Eisenocker - reichen Erde voll Ammoniten und Belemniten an 
der Jausa aufgeschwemmt. Die Aneinanderreihung unserer Formationen 
wird dadurch schwierig, dass zu wenige Stellen entblösst sind; Kreide 
findet sich nicht; — bei Svenigorod kommt Kalktuf vor mit Helix, Pla- 
norbis und Blätter- Abdrücken; alles Übrige fällt in Diluvium und Al- 
luvium zusammen. 


G. FıscheR von WALDHEIM. 


Hildesheim, 18. Dez. 1835. 


Es würde mich sehr freuen, wenn Sie in meiner Arbeit über die 
Nord - Deutschen Versteinierungen *) wirklich hin und wieder etwas 
Brauchbares gefunden haben sollten. Mindestens ist mein Wille gut 
und durch viele Mühseeligkeiten erprobt gewesen. Vielleicht wird der 
Verleger auch die blassen Abdrücke der Abbildungen nochmals kopiren 
lassen, wodurch allerdings einem grossen Fehler abgeholfen würde, ob- 
schon deren Zeichnungen ziemlich korrekt sind und sie daher mit dem 
Texte zusammengenommen für ihren Zweck wohl genügend seyn dürf- 
ten **). Gegenwärtig lasse ich noch viele Lima- und Pholadomya- 
Arten nebst der Menke’schen Schildkröte und einigen anderen Din- 
gen lithographiren. Leid ist mir aber, dass ich durch einen mir irrthüm- 
lich angegebenen Fundort verleitet worden bin, Sowergy’s Euompha- 
lus rugosus auf Tf. XI, Fig. 1 (aus der Steinkohlen - Formation) mit 
aufzunehmen. Mit Nächstem erwarte ich viele Jura - Versteinerungen 
zur Vergleichung von Herrn Vourz zu erhalten; wünsche aber auch 
die tertiären Gegenstände genauer kennen zu lernen, da ich die bei 
Sternberg vorkommenden Sachen nächstens zu beschreiben gedachte ***), 
Sechszig Arten von da besitze ich bereits, worunter Marginella au- 
riculata (die kleine Sizilianische Form), Murex brandaris, M. 
craticulatus bis jetzt noch nicht angegeben waren. 


*) Vgl. Jahrb. 1835, 5. 730. 
**) Diese Verbesserung würde wesentlich seyn und dem Buche eine Brauchbarkeit 
gewähren, die ihm mit den ersten Rang unter den verwandten sichern würde. 
Bronxn. 
“*®) Vgl. Jahrb. 1835, S. 431 und 447. 


— 203 — 


Meine bisherige Ansicht von den hiesigen Formationen habe ich 
diesen Sonmer überall, wo ich gewesen, bestätigt gefunden. Die Walk- 
erde bei @eerzen hält Vorrz indessen für Bradfordelay, und ich stimme 
ihm darum jetzt gerne bei, da mich meine kleine Bibliothek über diese 
Bildung früher nicht genügend belehrt hatte. Unsere oberen Liasmer- 
gel mit Trigonia navis, Nucula Hausmanni, Ammonites co- 
status, A. Murchisonae werden sich von den Posidonien-Schie- 
fern wahrscheinlich noch eben so scharf als vom Dogger trennen las- 
sen, behalten aber mit letzterem Cerithium echinatum und Am- 
monites Parkinsoni gemein. — Im Portlandkalke habe ich neulich 
eine grosse, schöne Krebs-Scheere gefunden, die erste aus dieser 
Bildung. Eben so erhielt ich aus den oberen Sandmergel - Lagen des 
untern Liassandsteines hier in der Nähe eine Venus und eine Lima 
@L. punciata), so dass deren Trennung vom Keuper immer richti- 
ger erscheint. 


Römer. 


Madrid, 21. Dez. 1835. 

Sie werden die Versteinerungen erhalten haben, die ich auf meinen 
Sommer-Ausflügen gesammelt und an Sie abgesendet habe *). Nächsten 
Soinmer denke ich die Gegend von Alcarah, Almaden und vielleicht 
auch von Teruel zu bereisen. Sie können sich keine Vorstellung von 
der Grösse unserer Mineral - Schätze, insbesondre dem Reichthum an 
Kupfer machen, das bloss wegen Mangels an bergmännischen Keunt- 
nissen nicht ausgebeutet wird. Vor wenigen Tagen brachte mir Jemand 
ein grosses Handstück aus einem Quarzgange in den Gebirgen von Al- 
barrain, welches auf einer Seite mit einem mehr als Linien-dicken Sil- 
ber-Übergang versehen war; der Schlich gab 0,03 Silber. — Der Lehr- 
kurs. an unserer Bergschule wird am 7. Jänner eröffnet. — Mitten in der 
Mancha kommt eine grosse Basalt - Formation vor, welche Le Pray, 
Hausmann u. Ss. w. nicht beachtet haben. Ihr Ausbruch mag es gewe- 
sen seyn, der die Aufrichtung der Schichten in der Formation von Al- 
maden veranlasst hat. Dieser Basalt enthält deutlichen Olivin und einer 
unserer Ingenieure, Herr PrAvo, hat mir gesagt , dass er auf eine Er- 
streckung von mehr als 7 Stunden das herrschende Gestein seye. So- 
bald ich dahin komme, werde ich Ihnen eine weitläufige Beschreibung 
davon schicken. 


EzavErrA DEL Bayo, 


*) Ein Theil derselben ist zu Bestimmung der fossilen Arten $. 102 bereits benützt 
worden. Br, 


u 


Urach, 20. Jänner 1836. 


In Folge Ihres Aufrufes im Jahrbuche übersende ich Ihnen von Te- 
rebrateln aus dem Württembergischen Alles, was ich habe. Ob Ihnen 
einige derselben hinsichtlich der Formation neu sind, muss ich dahin 
gestellt seyn lassen: die Terebratula inconstans Sow. ist wenig- 
stens, so viel mir bekannt, durch mich zuerst bei uns und zwar im Co- 
ralrag aufgefunden worden; auch habe ich sie sonst noch bei Nieman- 
den gesehen. Die Terebrateln aus dem Portlandstone wage ich nicht 
zu bestimmen. — Die Angabe in der Lethaea, dass derselbe bei uns 
nur auf Einsingen beschränkt seye, wird sowohl nach jetzigen, wie 
nach später fortzusetzenden Forschungen berichtigt werden müssen. 
Diese Formation ist bereits unfern Einsingen, im Denken-Thal bei Ulm, 
zu Ringingen, Gerhausen, am Jakobsberge bei Ehingen, zu Urach, Mün- 
singen, bei Zwiefalten, Wechingen und Gachingen aufgefunden worden. 
Sie enthält äusserst wenige Petrefakten , wesshalb sie bisher übersehen 
worden ist, unterscheidet sich aber dem Kenner auf den ersten Blick. 
Hier und bei Münsingen lässt sich der Portlandstein sehr weit verfol- 
gen: er nimmt die grössten Höhen ein und hat eine Mächtigkeit von 
wenigstens 100°. Bei der neuen, im vorigen Sommer hier angefange- 
nen Strasse nach Ulm hat sich ein überhaupt höchst merkwürdiges 
Profil ergeben; doch obschon hiebei viele Tausende von Zentnern Port- 
landstein zerschlagen worden, habe ich aller Bestellungen und aller ei- 
genen Mühe ungeachtet (ausser den Münsinger Terebrateln *) auch 
nicht ein Petrefakt von dort erhalten. Ich hoffe, dass der nächste Som- 
mer ausgiebiger seyn werde. y 


F. von ManDELstonH. 


Strasburg, 8. Febr. 1836. 


Ich übersende Ihnen hiebei Gyps - Abgüsse eines Zahnes von ?Pa- 
laeotherium erassum und eines Fussknochens eines ?PSäugethieres, 
welche mit noch anderen Resten von solchen mitten in den Schildkröten- 
Schichten des Portlandstones von Solothurn lagen. Herr Gressry hat 
selbst welehe dort im Jura - Gesteine innliegend gefunden, ohne an die- 
sen Spuren von Verrückungen und andere Veränderungen zu bemerken. 
Es sind dieselben Schichten, welche auch Nerinea depressa und 
Zähne von Pyenodus, Gyrodus u. Ss. w. einschliessen. 


Vontz. 


*) Eine der T. digona sehr nahe stehende, aber flache Form. Br. 


Neueste Literatur. 


A. Bächer. 


1830. 


Cur. Pınper: Beiträge zur Geognosie des Russischen Reichs, Pe- 
tersburg. 


1533. 


J. Mawe: New descriptive catalogue of Minerals etc. 7th edit. Lon- 
don 8°. 

E. M. Pırgin: histoire naturelle des Mineraux ; avec 40 planches. 

C. Sıvoerorze: Elemens d’histoire naturelle, presentant dans une 
suite de tableauxz synoptiques accompagnees de figures un precis 
complet de cette science. Mineralogie avec 3 pianch. 4° Paris. 

Conversations un Mineralogy, with plates, 24 edit. I, II, Lond. 12. 


1534, 


J. C. Freyestegen: Magazin für die Oryktographie von Sachsen, 
Heft VI. 

Ep. Kayser: Beschreibung der Mineralien - Sammlung des Herrn Medi- 
zinalrath BErGEMmAnn in Berlin, mit 3 Kupfertafeln, Berlin 8°. 

G. E. Kıyser: de cyclo quodam legum duodecim, secundum yuas ery- 
stalli generum Feldspathi familiae singulariorum geminatim con- 
junctae inveniuntur. Dissert. inaugur. Accedit tabula aenea. Be- 
rolini 8°, 

KıacHhner: de petrefactis et fossilibus, quae Soraviae et in vicinis agris 
reperiuntur commentatio. Sorau, 15 pp., 2 tt., 4°. 

F. v. Kopeun: Tafeln zur Bestimmung der Mineralien mittelst einfa- 
cher chemischer Versuche auf trocknem und nassem Wege, Mün- 
chen, 11. Aufl., 68 SS. 8° (Jahrb. 1833, S. 550). | 

Catalogue of the Museum of GIDEON MANTELL, as newly arranged 
at Brighton. 


—: 1206 — 


N. F. Moore: ancient Mineralogy, or an Inquiry respecting Mineral 
Substances mentioned by the ancients, with occasional Remarks on 
the uses, to wich they were applied. 192 pp., New York. 


S. G. Morton: Synopsis of the Organic Remains of the ÜCretaceous 
Group of the United States, illustrated by nineteen plates, to wich 
is added an appendiz, containing a tabular wiew of the Tertiary Fos- 
sils hitherto discovered in North-Amerika, 104 pp. 8°. Philadelphia. 


A. Perzorp: Leitfaden für den Unterricht in der Mineralogie für Gym- 
nasien, hohe Bürgerschulen, Realschulen und Gewerbschulen, Neisse 
und Leipzig, 1834, 8°, 


C. B. Presu: Anleitung zum Selbststudium der Oryktognosie in tech- 
nischer Beziehung; II. Heft, praktische Oryktognosie, Prug 8° 
(vgl. Jahrb. 1833, S. 550). 


F. Reich: Beobachtungen über die Temperatur des Gesteins in ver- 
schiedenen Tiefen in den Gruben des Sächsischen ie ind 9 in 
den Jahren 1830—1832, Freiberg, 8°. 


P. Savı: sulla scorza del globo terrestre e sul modo di studiarla, 
108 pp. 8°. 

H. WAckEnRoDEr: chemische Tabellen zur Analyse der unorganischen 
Verbindungen. 6 Tafela in Fol., 3te Aufl., Jena. 


Young and J. Bırp: a Geological Survey of the Yorkshire Coast, de- 
scribing the Strata and Fossils occurring between the Humber 
and the Tee’s, from the German Ocean to the plain of York; 2a 
edit., 368 pp., 18 pll., 4°. Whitby. 


1855. 


H. Eneris#u: Mining Terms: the explanation of the Terms used in 
the Mining Districts of Cornwall and Derbyshire, with the Spanish 
Terms used in Mezico, Columbia, Peru etc., London [2 shili.). 


H. Encuisu: General Guide to the Companies formed for Working 
foreign Mines, with their Prospectuses and much useful informa- 
tion, London [2 shill.). 

H. Encuisu: Compendium of useful Information, relating to the Com- 
panies formed for Working British mines, London [2 sh.). 

H. Encrisu: Complete View of the Joint Stock Companies formed 
during the Years 1824 and 1825, behing 624 in number, with 
Particulars of Companies formed antecedent to that Period and 
now in Existence [2 sh.]. 

[Diese drei zusammen 1 Band zu 5 shill.] 


Ls Buanc et Waurter: Metallurgie pratique du fer, Livrais. II [vgl. 
S. 62]. 


= 


B. Zeitschriften. 


Bulletin de la Societe geologigıe de France (Paris 8°). 
Vol. 1V, 1535 *). 


-Povırrox BogrLaye : Bericht über die Arbeiten der geologischen Sozietät 
in den Jahren 1852—1833, p. ı-ıx und 1—10. 


Vol. VI, 1835. 65—320 **) und ı—-ıxı. 


Fıruses: über die artesischen Brunnen im Depart. der Ost - Pyrenäen, 
S. 71—74. 

BosrayeE : über hochgelegene jugendliche Muschel-, insbesondre Austern- 
Bänke in Schottland (aus dem Scotsman, 1834, 1. Nov.) S. 74—78, 

Bous&e, Mıcherin, Bous, C. Privosr und Rozer darüber, S. 78—80. 

C. Pr£evost, Rozer und Boerare: über Erscheinungen 
Becken, S. 81—82. 

BovusLzer: über einen Titaneisen-Krystall, S. 85. 

Hürıcart-FerranD: über Süsswasser- und Seemuschel-Schichten im un- 


regelmässigen Tertiär-Gebirge von Chäteau-Landon, S. 90—93. 
Verhandlungen darüber, S. 93—95, 114, 115. 


C. Pa£vosr darüber, S. 292—294. 

Bovmrert: über See -Konchylien im Süsswasserkalk der Limagne in 
Auvergne, S. 99—100. 

Bappery: über Gold zu Quebee gefunden, S. 104—105. 


Provanı DE Correeno: Bemerkungen über einige Punkte der Schweitzer 
Alpen, S. 106—114. 


Domsanno: Besteigung des Äfna, S. 124. 

Cr£ment Muster: Bericht über die Archive der Gesellschaft, S. 128-132. 

Puron: über die fossilen Reste im bunten Sandstein zu Ruaux in den 
Voyesen, S. 136—139. 

Bosert: Chalzedon-Kıystalle in Geoden der Manche, und Palaeothe- 
rium-Reste in Grobkalk, S. 139. 

Devavx: über Naphthaline, eine neue brennliche Substanz, S. 139—140. 

Dusarpvım: über das Wasser - Ergebniss der artesischen Brunnen, S. 
144— 148. 


Bovz£: Bericht über die mineralogischen Vorträge zu Stuttgart im Herbst 
1834, S. 150— 154. 


Vırner: Beobachtungen in Franche Comte über die Höhlen und die 
Theorie ihrer Bildung, S. 154—164. 
Razoumowsky: über Moos-Achate, S, 165—168. 


Steininger: über Haloerinites und Helix (Tf. ı, Fg. 11 und 19)- 
S. 169. 


Scuhmeruing: über Kunst-Produkte in den Lütticher Höhlen, S. 170—173. 


.-- 


im Pariser 


*), Fortsetz. v. Jahrb. 1835, S, 462—464, 
“*, Fortsetz. v. Jahrb. 1835, S. 464—465. 


Jahrgang 1836. 14 


— ER -— 


Buner: über einen Karpolithen aus dem Sekundär - Gebirge des Calva- 
dus-Depts. (Tf. +, Fg. 15, ein Zapfen), S. 175—176. 

MirLer: geologische Notitz über das Arrondissement von Belley (Ain) 
S. 176—181. 

Evpts DESLONGCHAMPS: 20 u und paläontologische Bemerkungen 
über ein Kalkflöiz,, welches in einigen Gegenden des Calvados den 
Polypenkalk der Normandie überlagert, S. 181—192, 

Rozer: über die Jura-Hebungen, S. 192— 211. 

Viırert: neue Idee’n über die Natur der Kometen, die Bildung ihres 

_ Schweifes, die Aerolithen, den Ursprung der Erde und der Planeten, 
die Entstehung der Berge, der Erhebungs - Kratere, die Emporhe- 
bung Schwedens u. s. w., S. 212— 223. 

Bıvızre: geologische Konstitution der Muschel-Gruben von St.- Michel- 
en-’Herm (Vendee), S. 224—230. j. 

Rogexren: über die Bohrbrunuen zu Soisy-sous-Etiolles, S. 232. 

Vornrz: Bericht über Graf Manpersuon’s Werk über die Württember- 
yische Alp, S. 234—235. | | 

A. Avymann: Reste zahlreicher Insekten in den Mergeln der Gyps -For- 
mation zu Puy, S. 235 — 236. 

Laızer: Sängethier- und Reptilien - Reste im Süsswasserkalk von Puy 
de Döme, S. 237—238. 

L£eregvRE: über aufrechtstehende Baumstämme zu Bourg, im Dordogne- 
Dept., S. 238. 

Dursesor: legt seine geologische Karte über die Bretagne und Nor- 
muandie vor, und theilt Bemerkungen mit über das Übergangs - Ge- 
birge beider Provinzen, S. 288— 289. 

A. D’Arcnsac: Ergebniss einer Abhandlung über die untern Tertiär-Ge- 
birge des Aisne-Depts. (pi. 11), S. 240— 247. 

Pıssıs : Analyse eines hydraulischen Kalkes, S. 249— 250, 

Dvrre£nor: über die Tertiär-Gebirge in Süd-Frankreich, S. 250—251. 

Diskussionen über die Schichten des Pariser Beckens, S. 252— 253. 

Pırero: über die Tertiär - Gebilde im Bormida- und Scerivia - Thale, 
S. 254. 

BovitLert: neue fossile Süsswasser-Konchylien im Auvergne, S. 255. 

D’Omauıus: über die geologischen Phänomene, welche das Relief des 
Hundsrücks und von Estremadura hervorgebracht, S. 255—259. 

Breron: Marmor bei Grenoble, S. 260— 263. 

Gıreorti: geologische Übersicht von Süd-Brabant, S. 264. 

CoLLesno: über Thonschiefer zu Hal und Ronquieres |in Belgien?], 


S. 272—275. 

Berrkann - Gesuin: über die Bildung des Ligniten - Puddings zu Cadi- 
bona bei Savona in Ligurien, — und Diskussionen darüber, S. 
282 — 285. 


Erız or Beaumont: über die unmittelbare Auflagerung des Töpferthon- 
Gebildes auf Kreide zu Bas-Meuwdon, S. 285 —286. 
G. Taoost: über Übergangs-Versteinerungen in Tennessee, S. 289— 290. 


Bovg: über die Route von Arezzo nach Terns und durch den Furlo 
nach Pesaro, S. 291—292. 

Drover: Notitz über die kieseligen Kalke und die weissen und grünen 
Mergel des Bezirkes von Epernay (Marne), S. 294—296. 

Beobachtungen über den plastischen Thon und den Übergang des Grob- 
kalkes in Kreide (vgl. S. 285), S. 297—300. 

Vırrer: über Erdbeben in den Cordilleren, S. 303— 305. 

Aım£: Betrachtungen über natürliche Kıystallisations - Erzeugnisse , S. 
305—307. 

Perrerier: über eiserne Nägel ? in fossilem Palmen-Holz,, S. 309—310. 

VırL.et: Bemerkungen über eine Schichte faserigen Brauneisensteins 
zu Sargans im Kanton St. Gallen, und über die Veränderungen, 
welchen sie nach ihrem Niederschlage ausgesetzt gewesen, 8. 
313— 320. 


Rozer: Übersicht der Arbeiten der geologischen Sozietät und der Fort- 
schritte der Geologie in Frankreich vom 1. Nov. 1833 bis dahin 
1834, S, ı1—ıx1. 


The London and Edinburgh Philosophical Magazine and 
Journal of Science (vgl. Jahrb. 1835, S. 340). 


1835, VI, nr2, 3, 4, 5, 6. 


J. T. W. Jousston: über den Dimorphisınus des Barytokalzits, S. 1—4. 


Rıca. Puıruies: über die Menge des Wassers im krystallisirten Baryt 
und Strontian, S. 52—53. 


Proceedings uf the geological Society of London, 1834, 19. Nor. bis 
3. Dezember. 
A. Croyne Austen: Bericht über das gehobene Gestade und andre neue 
Störungen bei Hope’s Nose in Devonshire, S. 63—64. 

H. D. Rocers: geologische Thatsachen über die Geologie des zentralen 
und westlichen Nordamerika, hauptsächlich gesammelt aus unge- 
druckten Mittheilungen neuerer Reisenden, S. 64—66. 

Ds ua Becne: über den Anthrazit bei Biddeford in North - Devon, 
S. 67—68. 

Treveryan: über das Vorkommen von Granat- Bruchstücken im Mill- 
stone Grit, S. 76. 

HM. J. Brooke: mineralogische Notitzen, S. 76=-77: 

W. H. Mister: über die Form von Schwefel - Nickel u. a. Substanzen, 
S. 104— 107. | | 

D. Brewster : Notitz über die optischen Eigenschaften eines neuen 
Minerals, welches für eine Varietät des Cymophans gegolten, S. 
135 —134. 

Proceedings uf the Geological Society of London, 17. Dez. 1834. 


Autan CunsincHam : über die physikalische und geologische Bildung 
der Gegend westlich der Grenzkette zwischen dem Hunters riner 


14 * 


— 210 — 


(32° S. Br.) und Moreton Bay (27° S. Br.), mit Bemerkungen über 
die Geologie von Moreton Bay und Brisbane River in New South 
Wales, S. 147—149. 

H. E. StrıickLann: Bericht über die Land- und Süsswasser-Konchylien, 
welche mit Land-Vierfüsser-Knochen unter Diluvial-Geschieben zu 
Cropthorn in Worcestershire gefunden worden, S. 149. 

«D. Wırcıams: über die Knochen gewisser Thiere, welche neuerlich im 
Magnesiankalk-Konglomerat von Durdham Down bei Bristol ent- 
deckt worden, S. 149—150, | 

E. M. Crarke: über eine neue Erscheinung in de Magneto - Elektrizi- 
tät, S. 169. 4 


Proceedings uf the Geological Society of London, 17. und 21, Ja- 
nuar 18335. 


Bostock : Bericht über die Zerlegung des Mineralwassers von der St. 
Pauls-Insel in 38° 45° S. Br. und 77° 53° O. J., S. 312—313. 

J. Mırtcaerr: über die Kreide und den Feuerstein von Yorkshire in 
Vergleich zu denen der südlichen Grafschaften Englands, S. 313. 

Woonsine Parısu : Bemerkungen zu einer Suite von Handstücken aus 
der Nähe von Bognor, S. 313. 

Basır Harz: Notitz über den Mangel von Perpendikuiarität an den 
stehenden Säulen des Tempels von Jupiter Serapis bei Neapel, 
S. 313—314. 

R. Ime. Murcniıson: über ein äusseres Lias-Becken an den Grenzen von 
Salop und Cheshire, mit kurzem Bericht über den untern Lias zwi- 
schen Gloucester und Worcester, S. 314—315. 

R. J. Murcnison: allgemeine Übersicht der New-red-Sandstone-Reihe 
in den Grafschaften Salop, Stafford, Worcester und Gloucester, 

SS. 315— 318. 

Ca. Dausenv: über Dr. Ure’s Abhandlung in den Philosophical Trans- 
actions über die Moira- Salzquelle, und über das Verhältniss von 
Bromine in den Wassern verschiedener Meere, S. 321—324. 


Proceedings of the geological Society of London, 4. Febr. 1835. 


R. J. Mvrcnıson : über gewisse Kohlen-Züge in Salop, ’orcestershire 
und Nord-Gloucestershire, S. 376—379. 

Cu. T. Beke : über den historischen Beweis vom Vertälken des Landes 
gegen das Meer am Ende des Persischen Meerbusens, nebst eini- 
gen kurzen Bemerkungen über das Gopher-Holz der Schrift, 
als Antwort an CARTER, S, 401—408. 


1835, VII, nr. 1, 2, 3. 


Tan. Weiver : über die alten Goldwerke in der Grafschaft Wicklow in 
Irland, S, 1—6. h \ 

Cu. T. Bexe : über den geologischen Beweis vom Vorrücken des Landes 
am Eude des Persischen Meerbusens, S. 40—46, 

R. J. Muxrcnison : über das Silurische Felsarten-System, S, 46—52. 


I 


Proceedings of the geological Society of London, 1835, 20. Febr. 


GREENOUGH’S Schlussrede bei der Jahres-Versammlung, S. 52—68. 
Eow. CHarLeswortu: über Kalkspath-Gänge in fossilem Holz, S. 76—77. 
_ -— Beobachtungen über die Crag - Formation und ihre 
organischen Reste, mit einem Versuch die tertiären Schichten über 
dem London-Tbon in Suffolk einzutheilen, S. 81— 94. 
Proceedings of the geological Society of London, 1835, 20. Febr. 
Greznoucr’s Schlussrede (Fortsetzung), S. 142—152. 
C. B. Rose: Skizze der Geologie von West- Nurfolk, nebst Karte, 
S. 171—182 (F. £.). - 
W. G. Carter: über alte und neue Bildung von Delta’s im Persischen 
Meerbusen durch den Euphrat und Tigris, als Antwort an Bsur, 
S. 192—202 (F. f.). 
Proceedings of the gevlogical Society of London, 1835, 20. Febr. 


GREENOUGH’S Schlussrede (Schluss). 


H. Encrisa: the(Quarteriy)Mining Review, or Journal 
of Geology, Mineralogy and Metallurgy, nr. I—VII, 
1834 bis zum 15. Juli 1835 [die Nummer zu 5 shill.]. 


E. Far. GLocker: mineralogische Jahreshefte, — zugleich 
als fortlaufende Supplemente zu des Verfs. Hand- 
buch der Mineralogie v. J. 1831; Nürnberg 8° (Heft I und 
I, 1831—1832, S. 1—165; III, 1833, S. 166—296 und IV, 1834, 
S. 297 — 544 bilden den I. Band, Nürnberg 1835, mit Register, 
S. 545—558. 

Die neuen Entdeckungen eines jeden Jahres sind nach folgendem 
Schematismus geordnet: I. Geschichte der Mineralogie; II. Neueste Li- 
teratur; III. Krystallographie und Gestalt - Lehre überhaupt ; IV. Mine- 
ral-Physik; V. Mineral-Chemie; VI. Spezielle Oryktognosie; VII. Geo- 
gnosie (Geologie ist ausgeschlossen). N 


Aus! ge 


1. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


Durr£noy: über den Dreelit (Ann. d. Chim. et de Phys. Septbr. 
1835, p. 102 etc.). Diese neue, dem Marquis pe DrEE zu Ehren be- 
nannte Substanz wurde vor Kurzem auf den Halden der verlassenen 
Bleigrube la Nuisiere unfern Beaujeuw entdeckt. Kernform, wie es. 
scheint, ein Rhomboeder ınit Winkeln von ungefähr 93 bis 94%; Andeu- 
tungen von Durchgängen in der Richtung der Kernflächen. Weiss, im 
Bruche glänzend. Eigenschwere zwischen 3,2 und 3,4. Etwas härter, 
als Kalkspath. Vor dem Löthrohr zu weissem blasigem Glase schmelz- 
bar. In Salzsäure, unter Einwirken von Wärme, theilweise lösbar. 
Vorkommen in einem „Arkose“-ähnlichen Gestein, welches häufige Ein- 
scehlüsse einer, dem Haloysit zunächst stehenden , Substanz aufzuweisen 
hat. Analyse: 


schwefelsaurer Baryt . 61,731 
Kalk rn a ‚14,274 
überschüssiger Kalk i 1,521 

kohlensaurer Kalk . : 8,050 
Kieselerde A ; 5 9,712 
Thonerde ; 2,104 
Wasser . ; e j 2,308 
100,000 


— 


F. vos Koserr: über den Nickel-Wismuthglanz (ErDMANnN 
und SCHWEIGGER-SEIDEL, Journ. f. Chem, VI, 332 ff... Diese neue Mi- 
neral-Gatiung kommt in der Grünau in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen 
mit Quarz und Kupferkies vor. Die sehr kleinen Krystalle sind Ok- 
taeder: auch die Formen des Würfels scheinen vorzukommen. Spalt- 
barkeit naclhı den Oktaeder - Flächen. Vollkommen metallischer Glanz, 


lichte stahlgrau ; Pulver grau. Härte zwischen Flussspath und Apatit. 
Chemischer Bestand: 


Schwefel . 38.46 
“Nickel en! 22565 

Eisen - ; i h 3,18 

Kobalt . } j R s } 0,28 

ö Wismuth . Ba © h } a 14,11 
Kupfer ER . 1,68 

Blei . i A N i 1,58 

100,24 


Grocker : neues Vorkommen von Amianth, Bergkork und 
Papier-Asbest bei Straschkau in Mähren (Eroması und Schweic- 
GER - SEIDEL , Journ. f. Chem, VI, 328 und 329). Besonders das nörd: 
liche Mähren ist sehr reich an körnigem Kalk; das Gestein führt die 
verschiedenartigsten Mineralien, uud bei Straschkau in der Herrschaft 
Morawetz, woselbst der Kalk zwischen Gmeiss auftritt, u. A. Skapolith, 
Strahlstein, Serpentin, Talk und vorzüglich schönen zart- und lang-fase- 
rigen, seidenglänzenden, schneeweissen Amianth. Der Amiantlı und 
der ihn begleitende Bergkork sitzen im Kalkspath, welcher den körni- 
gen Kalk in, bis 4 Zoll starken Adern durchzieht. Der Bergkork zieht 
sich auch trummartig in den Kalk hinein und gestaltet sich mitun- 
tier zu einem wahren Papier - Asbest, dessen Blättchen so dünne sind, 
wie bei dem aus Derbyshire. 1a einer der Amianth - Lagen kommen 
längliche Stücke voa Schillerguarz vor, dessen Entstehung durch in- 
nige Verbindung des Amianths mit dem Quarz hier ofen vor Au- 
gen liegt. | 


R. Hermann: Analyse eines Dolomites aus der Gegend 
von Vereia (G. Fıscher De Warpneim, fete seculaire de Lınne. Mos- 
cou, 1835, p. 29 etc.): 


kohlensaurer Kalk i i 55 
ae Talk . 4 . . n#, 
100 


A. Quesstept: über die After-Krystalle des Serpentins 
(Possenn. Ann. d. Phys. 1825, Nr. 11, S. 370 f.). Zu Snarum ım 
Kirchspiel Modum (Nerwegen) kommen Serpentin-Krystalle vor, die un- 
geachtet ibrer häufig verdrückten und gerundeten Gestalten und ihres 
Flächen-Reichthums,, in der Form wie in den Wiukeln genau mit jenen 


— 2l4 — 


des Olivius übereinkommen. Sie sind auf die homogene Serpentin- 
Masse aufgewachsen , so dass Krystalle und Muttergestein wie durch 
einen Guss geformt zu seyn scheinen. .Auch finden sie sich in Zwil- 
lingen nach demselben Gesetz, welches beim Chysoberyll so oft beobach- 
tet wird, bei Olivin jedoch noch nicht bekannt ist. Manche Krystalle 
sind von Bitterspath - Massen durchdrungen; sie lassen deutlich eine 
Schicht von unreinem Bitterspath erkennen, welche sich zwischen den 
eingeschachtelten Kern und die äussere Schaale , parallel mit den Kry- 
stall-Flächen eingelagert hat, so dass man oft die Flächen des inneren 
Kernes und der äusseren Schaale zugleich beobachten kann. Es musste 
also der ursprüngliche Krystall später fortgewachsen seyn, eine Er- 
scheinung, die bei Quarz, Idokras, Epidot, Barytspath und vielen audern 
Mineralien sich so oft wiederfindet, wo ebenfalls beim spätern Fort- 
wachsen Flächen entstanden, die der Krystall anfänglich gar nicht zeigte. 
Die erwähnten Serpentin-Krystalle von Snarum tragen das Gepräge der 
After-Bildung in manchen andern Merkmalen. Sie sind durchaus struk- 
turlos, nicht selten zerfressen und von gelblichbraunen Adern durch- 
zogen. Ein Krystall von mehr als 4 Zoll Länge und 3 Zoll Breite 
zeigt sich im Innern noch mit völlig unzersetzter Olivin - Masse ange- 
füllt. An ihm sieht man deutlich, wie die Umwandlung von Aussen 
nach Innen begann , wie Serpentinschnüre den Olivin durchziehen, die 
Masse eutfärben , porös machen, und so allmählich die Verwandlung 
vollenden. Die braunen Schnüre, welche Gebirgsmasse und Krystalle 
gleichmässig durchziehen , scheinen nichts, als halbzersetzter Olivin. 
Was die Frage betrifft, wie der chemische Prozess gewesen sey, durch 
welchen die Massen verwandelt wurden, so bemerkt der Verfasser, dass 
beide Mineralien in Rücksicht auf ihre Zusammensetzung einander durch- 
aus nicht fern stehen. Der Serpentin hat die Formel: 


it He + joe ö 
3 & a 1 
3x Fe?) 
und der Serpentin | 
| Mg3] ... 
” | $; 
Fe ° 


Beide unterscheiden sich also, abgesehen von ihren Verhältnissen, 
nur durch ihren Wassergehalt. Lässt man zu 4 Atomen Olivin 


— Mg!?S* — 2Mg?S? + Mg‘ 
6 Atomen Wasser —6H treten, 
so erhält man Olivin 
Do 2 Mg? S? nu Me H? 
und 3M werden ausgeschieden. Fe tauscht sich mit Mg aus. Wasser- 


dämpfe reichen also einfach genug zur Umwandlung hin, und will man 
auch den Bitterspath erklären, so lässt mau noch Kohlensäure hinzutreten. 


rzIE — 


Da der Bitterspath die ganze Masse durchzieht , überhaupt das Mutter- 
Gestein sich von den Krystallen in nichts unterscheidet, sondern beide 
homogen ineinander übergehen: so sieht man sich gezwungen, beiden 
gleichen Ursprung zuzuschreiben. Von dieser Seite betrachtet , be- 
kommt die Frage auch noch ein grosses geologisches Interesse. Ansehn- 
liche Olivin - Massen mussten vorhanden seyn, die wie ihre Krystalle 
zu Serpentin umgeändert wurden. Die Art, wie diess geschah, muss 
vorläufig hypothetisch bleiben; aber auf jeden Fall sind heiss eindrin- 
gende Laven, welche die vorhandene Masse sogleich umhüllten, dem 
Prozess weniger günstig. Da die heissen Dämpfe in unserer heutigen 
Geologie eine so beliebte Rolle spielen, so sollen sie auch hier als 
Erklärungsgrund angesehen werden. Wenn gleich nicht aller, so mag 
doch mancher Serpentin, so merkwürdig auch sein geognostisches Ver- 
halten, auf diese Weise entstanden seyn. Somit scheinen die After- 
Bildungen für den geologischen Umwandelungs - Prozess auf heissem 
Wege eine ähnliche Wichtigkeit erlangt zu haben , wie die petrifizirten 
organischen Wesen für die Meeres-Bildungen. | 


F. Tu. Mersach: chemische Zusammensetzung mehrerer 
Sächsischen Kalksteine (Jahrb. für den Berg- und Hütten-Mann auf 
d. J. 1836 *), S. 78 ff.). 


Körniger Urkalk von Lenge- von Memmen- von Heidel- 

feld, dorf, bach. 

Kohlensäure . . . 45,81 . . A454 . . 63,98 
ee Da A. WAS... . 29,28 
er ER ae 10,32 "19,19 
Bee. ERST. 0. 3,68 
Be ee ', . 11,59 
Be, 00. BpuE: 2230003 . .- 2;65 

| 99,24 99,83 100,26 


Ausserdem fand M. einen Talkerde - Gehalt im Mergelkalk von 
Helbigsdorf und Steinbach, im Kalkstein von Helbigsdorf und 
Kaltofen, im Plänerkalk von Koschütz, und der Mergelkalk von 
Schweinsdorf ergab sich als 12,18 p.C. Talkerde haltig. 


Kurternsarzsch: Analyse des weissen Zinnsteines von 
Altenberg (A. a. O. S. 77). Das Mineral wurde als .inniges Gemenge 
von Zinnoxyd und Thon erkannt. 


=) Freib. 1836. 


Hu 


Kersten: Analyse der grünen Kobaltbiüthe von Schnee- 
berg (A. a. O.). Bei Gelegenheit der Zerlegung von Kobaltblüthe aus 
Schneeberg wurde beobachtet, dass die schönen pfirsichblüthrotben Kıy- 
stalle schon bei geringer Hitze mit ihrem chemisch gebundenen Was- 
ser auch ihre Farbe verlieren und, mit Beibehaltung ihrer Durchschein- 
heit, spangrün werden. Diess veranlasste che mit einem Stück 
Kobaltblüthe, deren Krystalle eine unrein grüne Farbe haften, wobei 
sich ergab , dass diese Krystalle wasserfreier arseniksaurer Ko- 
balt, also sehr wahrscheinlich parasitischer Bildung sind. 


W. H. Mirier: über die Gestalten des geschwefelten 
Niekels und anderer Substanzen (Lund. and Edinb. phil. Mag. 
1835, Febr., pag.104 etc.). Eignet sich nicht zu einem Auszuge, auch 
würde dieser, ohne Beifügung der Figuren, unverständlich bleiben. 


re u 


Durr&noy: Aualyse des Bleigummis (Ann. de Chim. et de 
Phys.; Aout, 1835, p. 440 etc.). Bis jetzt kannte man nur Huelgvat 
in Bretagne als Fundort dieser Substanz; von DanHauser wurde sie 
neuerdings in der Bleigrube Za Nuisiere bei Beaujeu entdeckt, woselbst 
das Mineral begleitet von phosphor$aurem, kohlensaurem, schwefelsau- 
rem und molybdänsaurem Blei in quarzigem Ganggestein vorkommt, 
und zwar, wie zu Huelgoat, iu kleiunierenförmigen und traubigen Mas- 
sen, theils gelblichweiss, aussen sehr glänzend und sphttrig im Bruche, 
theils grünlich und von strahliger Textur, wie der Wavellit. (Die Fa- 
sera scheinen nadelförmige Krystalle) Härte zwischen Kaikspath und 
Apatit. Eigenschwere — — 4,88. Vor dem Löthrobr dekrepitirend: auf 
Kohle sich aufblähend und zu weissem schimiaBen Email. tliesseud. 
In starken Säuren lösbar. Analyse: 


Kieselerde i s * { 0,0211 
Thonerde ; N . : - 0.3423 
Kupfer-Deutoxyd . » ’ 0,3751 
Wasser . - \ ‚ - 0,1614 
Phosphorsaures Blei } : 0,0780 
Verlust . ö } . 0.0221 

1.0000 


Grocker: Magueteisen mit Augit und Granat bei Reschitz 
in Mahren (Erpmann und Schweißer - SEIDEL, Journ. für Chem. VI, 
322 ®.). Mähren ist sehr reich an den manchfaltigsten Eisenerzen. 
Eisenglanz , Roth- und Braun - Eisenstein, Eisenkies und Magneteisen 
sind an vielen Orten zu finden. Unfern Keschitz bildet Magneteisen 


A EL EN — 

mit Granat und Augit eine stockförmige Masse im Gmeisse. Augit 
macht, wie es scheint, den vorherrschenden Theil_jener Masse aus. 
Theils stimmt derselbe vollkommen mit dem körnigen Sablit und Kocko- 
lith überein, theils mit dem schwarzen körnigen Augit von Arendal. 
Mitten im Augit liegen hin und wieder grössere Hornblende - Pärtieen. 
Auch Partieen und Trümmer von Quarz, Feldspath und Albit kommen 
vor, seltener von Skapolith, so wie Krystalle von Titanit. Mit dem 
Augit ist rother Granat in grösseren und kleineren Massen verwachsen. 
Das Magneteisen bricht derb und ist klein- und feinkörnig abgeson- 
dert. — Die Gesammt-Verhältnisse haben mit jenen von Arendal grosse 
Ähulichkeit. 


Derselbe: über das Steinmark von Lettvwiz im Brünner 
Kreise (A. a. O. S. 329 ff... Vorkommen in Trümmern in sehr ver- 
wittertem Serpentin. Das Steinmark hat beinahe Kalkspath - Härte, 
‚zeigt rundzellige und eckige Vertiefungen und Eindrücke von Krystal- 
len, und hät schwache Andeutungen einer faserigen Struktur. Möglich 
ist, dass dasselbe sein Entstehen einer Umwandelung des Pikroli- 
thes verdankt. 


Ar. Bronentrr: über die Gegenwart einiger Metalle im 
oberen Sandsteine von Paris. Der Verf. benachrichtigte die Aka- 
demie (Ü’Institut. 1836, IV, 65 — 66), dass der Herzog von Luynes in 
diesem Sandsteine aus einem Bruche vor Orsay an der Strasse nach 
Palaiseau, so wie zu Saint Clair und zu Sceaux-les- Chartreux, wo 
solcher in Verbindung mit eisenhaltigem Sandsteine vorkommt, Kobalt ent- 
deckt habe, und zwar im Betrage von 0,015, mit 0,040 Mangan , mit 
Eisen-Peroxyd, Kupfer u. s. w. Bronentmrr liess die Zerlegung in 
der Manufaktur zu Sevres durch Maracurrı wiederholen, wo sich der 
Sandstein zusamengesetzt zeigte aus 

0,6936 Kieselerde in Form Metall-freien Sandes. 
0,1642 Mangan-Deutoxyd. 

0,0748 Eisen-Peroxyd. 

0,0008 Kobalt-Oxyd. 

0,0202 Alaun-Erde. 

0,0463 Wasser. 

Spuren von Kupfer und Arsenik. 

Dieser Saudstein ist schön schwarz mit ockergelben Adern, aus 
glänzenden, scharfen, rein krystallinischen Körnern zusammengesetzt, da- 
her vielmehr durch unvollkommene Krystallisation als durch mechanische 
Zusammenhäufung von Sand entstanden. Dasselbe Sandstein - Gebilde 
führt häufig auch Eisenoxyd-Hydrat, welches zu Ferte - sous - Jouarre, 
wo es die Meulieres begleitet, insbesondere im Bruche Tarteret, in 


ie — 


Form kleiner Kügelchen vorkommt und Mangan enthält. Die Analyse 
derselben ergab 


Quarzsand mit etwas Thonerde 2 0,082 
Eisen-Peroxyd . > , 0,056 
Mangan-Peroxyd " . N 0,045 


Wasser . i | er. 0,067 \ 

Etwas tiefer, in den ersten Mergel-Gyps-Lagen, kommt das Mangan 
ın kleinen Blättchen und in Dendriten- Form häufig vor; und da wo 
das Gyps - Gebilde in den Grobkalk übergeht, sollen sich Spuren von 
Zink-Oxyd finden. 

In den tertiären Gebirgen hatte man bis jetzt nur das Vorkommen 
von Eisen, Mangan und ? Zink- Spuren im erbsenförmigen Eisen ge- 
kannt; das Vorkommen von Kobalt darin ist neu; auch hatte man seine 
Verbindung mit Mangan nur zu Rengesdorf in der Lausitz beobachtet, wo 
der Kobalt auf einem Quarzgange in Thonschiefer bricht. Weitere For- 
schungen werden zweifelsohne noch mehr Metalle in solchen jüngeren 
Bildungen nachweisen. 


Te 


P. A. v. Bonsporrr: Analyse des Figuren-Labradors von 
Ojamo in Finnland (Verhandl. der k. Schwed. Akad. der Wissensch. 
1833, hgg. 1834, S. 14—17). 


nn nn nn nn 


Brooke: mineralogische Notitzen (Lond. a. Edinb. philos. 
Mag. 1835, VI, 76—77). Es war ein Irrthum, dass Br. früher den 
Zurlit für Wollastonit gehalten. Er hat erstren jetzt ächt von 
MonrTiceLuı, und findet ihn selbstständig. — PhıtLies hat in seinen 
Elements of Mineralogy einen Krystall angeblich von Bournon’s bieg- 
samem Silber abgebildet. Der Krystall ist ein modifizirter verdreh- 
ter Kubus und das Mineral Schwefel-Silber. Ein Br’n. zugekommenes 
von Bournon selbst bestimmtes Exemplar des biegsamen Silbers ist 
identisch mit Haminger’s Sternbergit. — Auch hat Paıtriırs einen 
Krystall von weissem Tellur, den er von Brooke erhalten, darge- 
stell. Es ist aber nicht gewiss, dass die Substanz wirklich weisses 
Tellur ist, obschon sie in kleinen silberweissen glänzenden Kryställ- 
ehen nicht selten auf blättrigem Tellur zu finden ist. 


1I. Geologie und Geogunosie. 


Kırr von Raumer: über Basalt-Bildung (Lehrb. d. allg. Geo- 
graphie, 2. Ausgabe, Leipzig; 1835. S. 482 ff.). „Schon früher nannte 


— 219 — 


ich den Basalt: ein in und mit den verschiedensten Gebirgs - Bildun- 
gen, vom ältesten Granit bis zum jüngsten tertiären Kalkstein herab, 
auftretendes Schmarotzergestein. Er ist gleichzeitig mit allen jenen 
Formationen entstanden, aber als eine ihnen fremdartige, ja meist feind- 
seelige, eiseusteinartige Bildung. Zuweilen schickte sich der Basalt in 
das Schichtungsgesetz der Haupt - Formation und bildete besiegt unter- 
geordnete Lager in derselben: häufig aber konstituirte er ungestaltete 
oder gangförmige, die Schichten durchsetzende und durchtrümmernde Mas- 
sen. Wegen seines einstigen Conflikts mit der sich gleichzeitig mit 
ihm bildenden Hauptformation umwickelt er oft Stücke derselben ; so 
findet man Granit-, Sandstein- und Kalkstein-Brocken in den Basaiten 
der Granit-, Sandstein - und Kalkstein - Formationen ; oder umgekehrt, 
das Haupt- Gestein umwickelte Basaltstücke. Des Basalts Eisennatur 
wirkte zugleich hin und wieder (ob elektrisch?) auf das umgebende 
Gestein. dasselbe ansehmelzend , entfärbend.. — Höchst merkwürdig 
bleibt die auffallende Ähnlichkeit des Basaltes und Dolerits mit den 
Meteorsteinen, auf welche Ähnlichkeit Mous zuerst aufmerksam machte. 
Rose’s genaue Untersuchung bestätigt diess, da er in den Meteorstei- 
nen von JIuvenas: Magnetkies, Labrador und Augit fand; der Olivin der 
Parras’schen und andern Eisenmassen war früher schon bekannt. Alle 
diese oryktognostischen Bestandtheile stimmen mit denen des Basaltes 
überein. — Wie sich nun die Meteorsteine seit vielen Jahrhunderten 
in der Atmosphäre bilden, so bildeten sich vielleicht die Basalte in den 
Gewässern der Vorzeit, aus welchen sich die übrigen Gebirgs-Forma- 
tionen niederschlugen, als Vorfahren der Meteorsteine, und waren eben 
so absonderliche Fremdlinge in den alten Meeren, wie diese im Luft- 
kreise. — Man gönne meiner Hypothese neben so, vielen andern eine 
friedliche Ruhestätte *).“ 


#) Requiescat in mari! Amen! dmen! Von meiner Seite wenigstens hat die Ver- 
blichene keine Störung zu fürchten. — Aber Herr vox RAaumErR wird mir eine 
Bemerkung erlauben, die nicht seiner abgeschiedenen Hypothese, sondern ihm 
gilt. Herr vow RAumER nennt meine Schrift über die Basalt- Gebilde eine, mit 
grossem Fleisse gemachte, Compilation. Nun weiss ich nicht, was Herr von Rav- 
MER unter Compilation versteht; Sammelwerk würde das deutschthümliche 
Wort seyn, Allerdings habe ich auf meinen, der Basalte wegen unternommenen, 
Reisen Beobachtungen gesammelt, und dass mein Buch, neben einer ge- 
treuen Zusammenstellung des bekannt Gewesenen, Neues und Eigenthümliches 
enthält, darüber haben' Geologen und Chemiker des In- und Auslandes, wohl- 
vertraut mit der Literatur, längst öffentlich abgeurtheilt. Sollte Herr 
von RAuMER zu wissen wünschen: was ich in dem Werke über Basalte als mein 
Eigenthum vindizire? so dient zur Antwort: jene Beobachtungen, Thatsachen, 
Behauptungen und Hypothesen, wobei keine Auktorität, keine Quelle genannt ist. 
Und wäre man artig genug, diese meine Erklärung in Zweifel stellen zu wolien, 
so kann ich mit andern Beweisen aufwarten. Von meinen, in den Jahren 1826 bis 
1830 nach basaltischen Gegenden — Wetterau, Vogels-Gebirge, Rhün, Spessart, 
Wester-Wuld, Rhein- Ufer, Sieben-Gebirge, Eifel, Hessen, Thüringen, Schwü- 
bische Alp, Süd- Frankreich — unternommenen Wanderungen zurückkehrend, 
versäumte ich nie. in den Sitzungen der hiesigen Gesellschaft für Natur - Wissen- 


Carıstian Kapp: Sterblichkeit der Erde (Hertha, Almanach 
für 1836, Kempten bei Dannheimer, S. 130). Die Erde habe, als ein- 
zelner Weltkörper, nothwendig Anfang und Ende. Letzteres sey, als 
Gegenbild des Anfangs, nur mit diesem, aus dem Stande der Dinge, 
wie sie jetzt sind, zu erklären. Astronomische, physikalische, che- 
misehe und geologische Thatsachen leiten zusammen mit Sicherheit auf 
Eine Ansicht, welche frei in der Mitte aller sich halte. Schon die Ge- 
stalt der Erde, die Anordnung und das Wesen ihres Baues zeige, dass 
sie ursprünglich in einem flüssigen Zustande war. Da nun die Wärme 
das Einzige ist, was Alles im Fluss zu halten im Stande sey, so ser 
dieser Zustand ohne Zweitel feuerflüssig zu denken. Diess werde aus 
geologischen Gründen noch kenntlicher. Im Wechselverhältniss mit dem 
umgebenden Weltraum habe die Erde sogleich einen Theil ihrer Hitze 
entbunden. Mit dieser ersten Abnahme der Temperatur auf der 
Oberfläche consolidirte sich aber die elastisch - flüssige Feuer-Gestalt 
der Erde, die nichts, kein Atom aus ihrem Gebiete, auch keine Wärme 
völlig entfliehen lasse. Das erste Land, das erste Meer und der erste 
Dunstkreis seyen Resultate eines Aktes, und gleichzeitig habe sich das 
Innere der Erde, dadurch dass ihre Oberfläche erstarrte, von dieser 
(von der anfänglichen Rinde) geschieden. Die plutonischen Massen, die 
in verschiedenen Perioden :und Epochen der Erd - Ausbildung durch die 
erstarrte Rinde brachen, erschütterten Meer und Land, machten diese 
Kruste immer grösser, immer fester und der Wärme, die von Innen em- 
porquillt, undurehdringliceher: ‚die erschütterten Wasser gewannen 
die Gewalt, schon gesprengte Fels-Massen weiter und weiter fort- 
zuwälzen und jene Gesteine niederzuschlagen, welche die min- 
der dichten und die schlechtesten Leiter der Wärme sind. Aber seit 
der letzten umfassenden Katastrophe, die nach den Mythen den ältesten 
Nationen in dem Namen Sündfluth symbolisirt wurde, habe die Ober- 
fläche der Erde im Grossen weder an Wärme verloren, noch ge- 
wonnen. Auch seyen dieHöhe des Meeres-Spiegels und die Reiche der 
lebenden Organismen seitdem dieselben geblieben. Doch die Mächte 
des Innern wirken noch in der Tiefe fort. Gebannt durch die erstarrte 
Festigkeit der Erdrinde kündigen sie nur hie und da durch Erdbeben 
und vulkanische Ausbrüche die Gewalt an, mit der sie vormals schalte- 
ten und wirkten. Aber sie verloren nichts von ihrer intensiven Kraft. 
Fort und fort waltend, von unten aus die Erdrinde durch still anhaltende 


— — 


schaft und Heilkunde, meinen Kollegen über neue Thatsachen, die ich „compilirt“ 
hatte, Bericht zu erstatten. Die Protokolle der Gesellschaft ergeben das Wei- 
tere. — — Fast möchte ich glauben: Herr von RaumEer kenne meine Schrift 
bloss vom Hörensagen ; auf solche Gedanken führen die abgerissenen Stel- 
len, welche er hervorhebt, um den vulkanischen Ursprung des von ihm sogenann- 
ten „Schmarotzer-Gesteins“ zu verdächtigen. Alle Einreden, alle Zweifel, 
die er dadureli stellen und anregen zu können vermeint, findet der unbefan- 
gene Leser in meinem Buche bereits beseitigt, oder doch berücksichtigt und 
gewürdigt. LroNHARD. 


— 2211 — 


Thätigkeit vergrössernd, müssen sie nothwendig einstmals, neue Mas- 
sen gewaltsam aus: 'ossend, diesen Kerker, der sie seit einigen Tausen«l 
Jahren fesselt, sprengen. Nur so, nur aus sich selbst, könne im 
Lauf der Jahrtausende die Erde in einer Epoche, die unser Weltsystem 
erschüttern würde, einstmals ihren Untergang sich bereiten. Unter 
der Ansicht, dass die Entstehung der Erde mit der Entstehung unseres 
Weltsystems im Ganzen einen Akt bilde, erinnert den Verfasser, gegen 
die Theorie'n moderner Naturphilosophen , an Orzers, LAGRANGE und 
Andere, so wie au jene fernen Gestirne,, deren wandelbares Licht, ein 
Zeichen eigner Weltbildungs-Prozesse, mit lesbarer Hieroglyphen-Schrift 
in den Werken der Astronomen beschrieben steht. Ahnliche Grund- 
Ansichten enthält seine 1834 bei ScHwEIzERBART in Stuttgart erschie- 
nene Schrift: Neptunismus und Vulkanismus. 


a —— 


P. Knıcut: Geologie von Erris in der Grafschaft Mayo 
(Journ. of the geol. Soc. of Dublin, IT, 45etc.). Berg-Reihen und -Grup- 
pen sind hoch, schön und von sehr manchfaltigen Formen. In der 
Maume-Thomaas-Reihe, welche aus N.O. nach S.W. zieht, steigt der 
höchste Punkt zu 21400 E. an. Sie besteht ganz aus Glimmerschiefer 
und Quarz ; die Gestein - Lagen nähern sich im Allgemeinen dem Senuk- 
rechten. Ähnliche Felsarten setzen bis Bullycroy fort. Der Boden der 
Oberfläche besteht meist aus feinkörnigem Quarzsand. Die Cursliewe- 
und Knocklettar-cuss-Berge, im Allgemeinen zu 1500 F. ansteigend, in 
den erhabensten Punkten aber 2370 F. erreichend,, haben eine ähnliche 
geognostische Zusammensetzung, wie die Maume - Tkomaas - Berge. 
Am Corlieve -Gipfel nimmt das Quarz - Gestein Glimmer - Blättchen und 
Feldspath-Theilchen auf, so dass es ein granitisches Aussehen erlangt. 
Nordwärts von Owenmore, am Slieve - fyaugh in 960 F. Meereshöbe, 
schliesseu sich die Sekundär - Gebilde an die primitiveu an. Unmittel- 
bar über dem Glimmerschiefer liegt, am Fusse der Croghane - Berge, 
der alte rothe Sandstein. Darüber treten, mit einander wechselnd, 
schieferiger Thon und Sandstein auf, welche der Kohlen-Formation an- 
zugehören scheinen. Eine der denkwürdigsten geologischen Thatsachen 
dieser Gegend ist das Vorhandenseyn von Porplyr - Gängen, die sehr 
ungleiche Mächtigkeit haben, aber alle parallel streichen. Wo sie auf- 
treten, haben mehr und minder bedeutende Änderungen und Störungen 
im Glimmerschiefer Statt gefunden; der ausserdem gewöhnlich dunkel 
gefärbte Glimmerschiefer wird lichtegrau und zeigt sich sehr zer- 
setzt. — Der Tarmon- Berg, südwärts Mullet, besteht aus Granit. 
Quarz-Gänge setzen darin auf. Weiter nördlich, gegen die Küste hin, 
zeigt sich wieder Glimmerschiefer, der hier sehr reich an Hornblende- 
Beimengungen ist. Fleischrothe Feldspath - Adern durchziehen hin und 
wieder das Gestein. Der Granit scheint den -Glimmerschiefer durch- 
brochen zu haben. — Im N, des Tarmon - Berges besteht die Halbinsel 


— 22 — 

vorherrschend aus einer schieferigen Felsart, einem Gemenge aus Feld- 
spath, Glimmer und Hornblende. Hin und wieder’ tritt auch Glimmer- 
schiefer auf. — Der fruchttragende Boden zeigt sich, bei seinem be- 
kannten Ursprung aus der, Zersetzung von Felsmassen, in der ge- 
schilderten Gegend sehr verschieden. Da, wo quarzige Gesteine vor- 
herrschen, findet man, in geringer Tiefe unter der Oberfläche, weissen 
kieseligen Sand. Im Mullet - Bezirk zeigt er sich manchfaltiger durch 
verschiedenartige Beimengungen , und bildet, längs der Küste, ausge- 
debnte Hügelzüge,, von denen bei Stürmen Staubwolken von 50 bis 60 
. Fuss Höhe weggetrieben worden. Dieser Sand führt viele zerkleinerte 
Muschel - Theilchen, so wie Partikeln von Glimmer und Hornblende. 
Eine nicht uninteressante Thatsache zeigt sich an der Westküste, Leam 
gegenüber. Hier wird, bedeckt von Sandlagen, die 30 bis 50 F. Höhe 
haben „ ein so diehter Moorboden gefunden , dass er wie Kohle brennt. 
Bei Cartron wurden, an der Meeresfläche und tief unter dem Niveau 
des Hochwassers, Baunistämme ausgegraben , die senkrecht standen, so 
wie dieselben einst gewachsen seyn müssen; man traf sie im Moorbo- 
den, der nur mit einer geringmächtigen Triebsandlage bedeckt war. 


un nn 


Cur. Kare: über die Goodwin Sands (Hertha, Almanach für 
1836, Kempten, S. 134), bezweifelt die Ansicht, dass diese räthselhaften 
Sandbänke durch die Überfluthungen unter Heınrıca I und II entstan- 
den, und stellt die Frage 1) ob sie nicht so alt sind , als die Lostren- 
nung Frankreichs von England, die er, falls sie je Statt gefunden, in 
der Diluvial- Katastrophe sucht, und 2) ob ihre Entstehung nicht mit 
den Wirkungen der Kräfte zusammenhänge,, welche, seit jener Zeit, 
die nahen Länder- Strecken Skandinaviens fortan emporheben. Letztere 
Frage unterstützt er, in Zusammenhang mit der ersteren , durch Be- 
merkungen über die Nord- und Ost- See- Länder, S. 168— 176, und 
empfiehlt genauere Nachforschung in alten Landes - Chroniken. Neuer- 
dings hat sich erwiesen , dass Grönlands bekannte Küsten fortwährend 
sich senken. Sie bilden also eine Gegenseite zu jener Skandinavischen 
Hebung und zu derjenigen, die auf der andern Hemispbäre unter an- 
dern Verhältnissen an vielen Punkten im Norden des stillen Ozeans 
und in mehreren seiner südlicher gelegenen Inseln inbestimmten 
Richtungen Statt findet. 


Peter Merran theilte, bei Gelegenheit eines Berichts, welchen er 
in der naturforschenden Gesellschaft zu Basel über Reıcu’s Beobach- 
tungen der Gesteins - Temperatur in verschiedenen Tiefen der Gruben 
des Sächsischen Erzgebirges erstattete, eine Notitz mit über eine 


= = 


natürliche Eishöhle, welche im Kanton Basel existirt *,, 
Dieselbe liegt beim Kalkofen, einem Hofe zwischen Oltingen und Zey- 
lingen, am nördlichen Abhange der Spitzfluh. Die Fluh besteht aus 
Muschelkalk und bildet einen mächtigen Schuttabhang,, der nur mit ei- 
nem dünnen Walde überwachsen ist, In einigen Löchern zwischen den 
mit Moos und Bäumen bewachsenen Kalkstein - Blöcken findet sich Eis, 
welches sich nach Aussage der Anwohner gewöhnlich bis Ende Juli 
erhalten soll. Ein schwacher, kalter Luftzug strömt aus den Löchern 
hervor. Auch in diesem Luftstrom stand ein Thermometer (bei einem 
Besuche im Mai 1821) keinen vollen Grad über dem Eispunkt. Die 
Verhältnisse Sind bier offenbar denen des Sauberges und mancher an- 
derer genauer beschriebenen Eishöhlen sehr ähnlich. Eine grosse 
Menge unter sich zusammenhängender , feuchter Höhlungen, in 
welche die kalte Winteriuft wahrscheinlieh reichlicher hineinzieht, als 
die wärmere Luft in den milden Jahreszeiten, wodurch mit der Zeit 
eine Abkühlung der Räume entsteht, welche durch die beim Hindurch- 
strömen der Luft Statt findende Verdünnuug noch vermehrt wird, scheint 
das hauptsächlichste Element zur Entstehung des auffallenden Phäno- 
mens zu seyn. — In einiger Entfernung von diesen Eislöchern, in dem- 
selben Walde uud an demselben Abhange, fliesst mit ziemlich spärlicher 
Wassermenge ein Brunnen hervor, der in der Umgegend durch sein 
sehr kaltes Wasser bekanıt ist. Den 7. Mai 1821 um 2 Uhr Nachmit- 
tags bei einer Luft- Temperatur von 16°,2 R. im Schatten auf freiem 
Felde, und bei 12°,5 R. Temperatur im Walde, stand das Thermometer 
im Wasser des Brunnens auf 5°,0 R. — Bei dieser Gelegenheit wird 
an die besonders niedrige Temperatur der sehr reichlich fliessenden 
Badequelle von Eptingen erinnert, welche SrtäreLın im Juni 1826 auf 
50,2 R. bestimmt hat, eine Erscheinung , die wohl einer nähern Unter- 
suchung werth wäre. 


Curıstıan Kapp: über die Bildung der Erde und Meteor- 
steine (Deutscher Kalender für 1835, Kempten bei Dannheimer, S. 
72). Antediluvische Meteorsteine seyen so gut, als antediluvische 
Fulgurite, blosse Fiktionen. Auch die räthselhaften Nephrite lies- 
sen sich nicht wohl für alte Meteorsteine erklären. Vollends sey die 


#) Diese Mittheilung wurde veranlasst durch die, im Reicn’schen Werke enthaltenen: 
Beobachtungen über das perennirende Eis in den Gruben des Sauberges bei Ehren- 
friedersdorf. Durch den Statt gefundenen Abbau ist dieser Berg von nahe liegen- 
den, parallelen, tief niedergehenden, mit losen Gesteinstücken erfüllten Spalten 
durchfurcht, die sowohl unter sich, als mit einer mächtigen, vor dem Berge lie- 
genden Gesteinhalde zusammenhängen. Feuchtigkeit durchdringt alle die, aui 
solche Weise gebildeten, manchfaltigen Zwischenräume, und es findet sich dadurch 
die Lokalität künstlich zu einer Eishöhle umgewandelt. Ein kalter Wiud ent- 
strömt den Höhlungen, und an einzelnen Stellen häufen sich in den Zwischenräu- 
men des Gesteins bleibende Massen von Eis an. 


Jahrgang 1836. 15 


—_— u — 

Ansicht, welche die ganze Erde durch einen Zusammenfluss von Me- 
teorsteinen entstehen lasse, gänzlich verfehlt. Auch sey das Innerste 
der Erde nicht als fester Kern, vielmehr als Heerd und Sitz der höch- 
sten Expansion zu denken. Der Verfasser verweisst über das Nähere 
dieser letzteren Ansicht, der die spezifische Schwere der Erde keines- 
wegs widerspreche, auf seine Abhandlung über das erste Lebensalter 
der Erde, s. neues Jahrb. 1834, II, 151—204, II, 253— 300. 


’ 


J. Lauvrens: Analyse des Wassers aus dem Mittelländischen 
Meere (Journ. d. Pharm. Fevrier, 1835). 


Gramme, 
Wasser . . . 2 - 100,00 . 
Chlor-Natrium E 2 ? 2,722 
 — Magnesium . 0,614 
Schwefelsaure Magnesia \ - 0,702 
Schwefelsaurer Kalk . Et 0,015 
Kohlensaure Magnesia . ö 0,019 
Kohlensaurer Kalk & , 0,001 
Kohlensäure . AR { u 0,020 $ 
Kali h . j , .0,001 
. Extraktivstoff ; ‘ £ Spur. 
lod : . “ d i unbestimmte Menge. 
4,094 


Beek: geognostische Bemerkungen über einige Theile 
des Münsterlandes, mit besonderer Rücksicht auf das 
Steinsalz-Lager, welches die Westphälischen Sooien erzeugt 
(Karsten, Archiv für Min. VIII, 275). Zu einem gedrängten Auszuge 
eignet sich diese sehr umfassende Abhandlung nicht; wir müssen dess- 
halb, bei dem im Augenblick äusserst beschränkten Raume, uns deren 
Anzeige vorbehalten. 


Ar. Burnes: über die Geologie der Ufer des Indus, des In- 
dischen Kaukasus und der Tartarischen Ebenen bis zu den Kü- 
sten des Kaspischen Meeres; vorgeles. bei der Lund. geolog. Soz. 
1833, 18. Dez. (Lond, a. Edinb. n. philos. Mag. 1834, IV, 225—228). 
Der Vf. bereiste die genannte Gegend in den Jahren 1831 und 1832. — 
Die Provinz Cutch an der O.- Mündung des Indus ist gebirgig, der 
Boden felsig oder sandig, überstreut mit Lava-Massen; sie liefert Schwe- 
fel, Steinkohle, Eisen und Alaun. Das Delta des Indus besteht aus 
einer Reihe verschiedenfarbiger Schichten von Erde, Thon und Sand, 


welche bald parallel sind, bald Schwalbenschwanz-artig aneinanderstos- 
sen. Die: Basis des Deltas hat 125 Engl. Meil. Breite; die See ist auf 
3 Meil. Erstreckung vom Ufer aus getrübt durch den Fluss- Schlamm. 
Von dem Meere an längs des W.-ÜUfers des Indus erstreckt sich die 
Kette der Hala - Gebirge nordwärts bis zum Indischen Kaukasus im 
N.W. von Cabvol und besteht grossentheils aus hartem Numminliten- 
Kalkstein. Längs des Fluss - Ufers aufwärts erreicht man Hydırabad, 
auf feinkörnigem Muschel-führendem Kalke erbaut. Zu Schwan in 260 
22‘ Br. und zu Curachee -gibt es keine Quellen. Die Insel Bukhur in 
270 42' Br. besteht aus Kiesel - artigen Steinen (flints).. Am östlichen 
Ufer, ihr gegenüber, bildet dieser Stein eine 40° hohe Wand, worauf 
das Dorf Roree steht. In 280 55° Br. fallen die Flüsse des Punjab in 
den Indus. Zu Kara Bagh in 330 .durchschneidet er einen Bergzug, 
welchen ELrnisstone als Salz - Gebirge bezeichnet. Das Salz kömmt 
darin in 1° dicken Lagern vor, welche durch dünue Thonschichten von 
einander getrennt sind. Mit Ausnahme dieses, von tiefen Schluchten 
durchscehnittenen Gebirges von etwa 1800° Seehöhe ist der Bezirk von 
Punjab ganz flach, Zwischen den Flüssen Sutlege und Lahore besteht 
die Gegend aus erhärtetem , zuweilen kiesigem Thone, — Aufwärts 
bei Attuch ist der Indus von dunklem Glimmerschiefer eingeschlossen, 
welcher sich südlich bis zum Salz- Gebirge erstrecken soll; sein Sand 
ist hier Gold-führend. — Zu Lahore fand im Februar 1832 ein so star- 
ker Erdstoss Statt, dass mehrere Thäler mit herabgestürzten Felsmas- 
sen ausgefüllt und die Bevölkerung von Badakhshan grösstentheils zer- 
stört wurde, Einige Gebäude des Moygolischen Kaisers in dem Punjab 
sind durch Salpeter - Effloreszenzen überzogen und bis auf den Grund 
im Verfall, Weiter westlich vom Indus kommt bituminöse . Kohle zu 
Cohat vor und dehnt sich noch das Salz - Gebirge aus. Der Fluss von 
Cabool fliesst in einer schmalen und 2000 tiefen Schlucht, deren Wände 
aus Sandstein, Quarzfels und fast senkrecht aufgerichtetem Glimmer- 
schiefer bestehen, und Cubool selbst liegt 6000° über dem Meere. Ein 
schöner weisser Marmor bricht in seiner Nähe , zuweilen mit Asbest 
überzogen, und Geschiebe von sehr ungleicher Grösse, lose oder zu 
einem Konglomerate verbunden, bedecken die Gebirge. — — Von Cit= 
bool nach Balkh und den Tartarischen Ebenen überschritt der Vf. den 
Indischen Kaukasus, welcher die W.-Fortsetzung des Himalaya ist und 
dessen höchster Theil Hindoo Koosh genannt wird. Aber nur ein ein- 
ziger Gipfel desselben, der Koh-i- Baba 19 W. der Route von Cabvol 
nach Bameean, von wo das Wasser schon nordwäıts in den Oxus fliesst, 
ist mit ewigem Schnee bedeckt. Einige Schluchten haben 2000’—3000’ 
hohe Wände. Der höchste, zwischen Cabool und Hajeeguk beobachtete 
Pik besteht aus Gneiss oder Granit, der zuweilen von Eisen durch- 
drungen ist. Ihm folgen blaue Schiefer und Quarzfels, und Steil-Ab- 
hänge von Glimmerschiefer, über welche Massen von grünem Granit u, a. 
Felsarten herabgestürzt sind. Tiefer hinab kömmt ein Kalk - Konglome- 
rat vor, dann Abhänge von röthlichem und purpurfarbenem, und Grahte 


15* 


— 26 — 


von erhärtetem Thone. Die Umgebung von Bameean soll Gold, Blei, 
Kupfer, Zinn, Antimon, Schwefel und Eisen liefern. — Die tieferen 
Pässe des Hindoo Koosh bestehen hauptsächlich aus sehr bartem hell- 
braunem Kalkstein, worauf Sandsteine folgen, in deren einem gerundete 
Kieselsteine in regelmässigen Zwischenräumen eingebettet liegen. — 
Zu Khooloom erreicht man die Ebenen von Turkistan, welche der Oxus 
bewässert, und welche sich bis zum Kuaspischen Meere iinmer tiefer 
senken. Der Orus, auf der Hochebene von Pameer entsprungen, er- 
giesst sich in den Aral, und es scheint dem Vf. keineswegs, dass er früher 
dem Kaspischen Meere zugeflossen sey; denn was man zwischen Astra- 
bad und Khina trocknes Flussbette nennt, dürften Reste alter Kanäle 
seya. Die Eingebornen behaupten jedoch, dass der Aral noch einen 
unterirdischen Abfluss in das Kaspische Meer habe, und man zwischen 
beiden an einer Stelle, Kara - goombuz genannt, das Wasser in der 
Tiefe rauschen höre. Jedenfalls ist merkwürdig, dass man in dem Sand- 
rücken, nahe dabei, Wasser nahe an der Oberfläche findet, welches 
man weiter südlich in 100 Faden Tiefe vergeblich suchen würde, — 
Badukhshan scheint der Mittelpunkt des obenerwähnten Erdbebens von 
1832 gewesen zu seyn: die Zerstörungen waren noch grösser, als zu 
Lahore. Der Ort ist seiner schönen Rubinen wegen berühmt, - welche 
in Kalkstein eingebettet vorkommen, — Die Gegend nördlich vom Ozxus 
bis Bokhara besteht aus gelblichem, oft oolithischem Kalke, welcher 
oft von losem Kies, in den Ebenen von hartem Thon bedeckt ;, oder un- 
ter Hügeln von Flugsand verborgen ist. Salz-haltige Quellen und Salz- 
Ablagerungen findet man hin und wieder in den Thälern. 


Dovsras: über die Vulkane von Woahu in den Sundwichs- 
Inseln (Journ. of the roy. Geogr. Soc. > BercHavs Annal. 1835, XI, 
404 — 405). Vgl. Jahrb. 1835, S. 486. Der Vf. hat drei Reisen nach 
den Krateren des Mauna Roa, des Kirauea und des Mauna Kea ge- 
macht. Der M. Koah hat einen sanften Abhang, der bis 1500° See- 
höhe angebaut ist; die Wald. Region mit Akazien und manchfaltigen 
4’—40° hohen Baum-Fahren dieht bewachsen, reicht dann bis zu 8700° 
hinauf, wo die Gras- Region ganz plötzlich beginnt und sich bis gegen 
11,700° Höhe erstreckt. Auf sie folgt, eben so scharf abgeschnitten, 
die [nackte ?] vulkanische Region, in welcher noch ein Vaceinium, ein 
Syugenesist und ein Juneus in 12,000‘ Höhe die oberste Grenze aller 
Vegetation andeuten. Mit 12,700 gelangt man auf ein ausgedehntes, 
mehrere Fuss hoch mit Sand, Kies, Steinen, Schlacken und Asche be- 
decktes Plateau, aus welchem 11 Spitzen hervorragen, welche aber 
während des Besuches keinerlei Thätigkeit zeigten. Schnee war, ob- 
schon zur Winterzeit, wenig vorhanden; im Sommer fehlt er in dieser 
Höhle gänzlich. — Der Krater des Kirauea liegt nur 3973° über dem 
Meere, ist aber nicht auf der Spitze eines Kegels, sondern stellt eine 


— tt 7 ni 


blosse Vertiefung an der Ostseite des M. Roa dar, welcher selbst auf 
seiner Spitze in 14,000 Seehöhe eine Feuer-speiende Spitze besitzt. 
Der Kirauea - Krater (Byxron nennt ihn Vulkan Peli) hat 5 Engl. Qua- 
drat-Meilen Ausdehnung , etwa 1000’ Tiefe und fast senkrechte innere 
Wände, an denen man jedoch bis zu 50° über der thätigen vulkanischen 
Mündung hinunter klimmen kann. Hier bietet sich eines der grossar- 
tigsten Natur-Schauspiele: 2 Lava-See’n, einer in S.W. von 3600° Länge 
und eyrunder Gestalt, und einer im N. von 1200' Durchmesser und Kreis- 
form, beide in fast ununterbrochenem Zustände des Siedens, beide fort- 
während von N. nach S. (5 Engl. Meil. in 1 Stunde) strömend. Der 
[endliche] Abfluss derselben scheint an der Ostküste der Insel bei dem 
Orte Panabala Statt zu haben, wo die Lava oft übergeströmt ist. Der 
am S.-Ende des kleinern See’s befindliche Abfluss bildet in elliptischem 
Bogen einen Fall von 456° Spannung und 43’ [?] grösster Höhe. Das 
während des Falles nach oben eniweichende Gas bricht dessen Kraft 
und reisst Lava-Theile mit sich fort und zieht sie zur Form von Haaren 
und Flachs - Fäden aus, welehe der Wind dann umhertreibt, und deren 
eine grosse Menge um den Vulkan zerstreut liegen. „Das Geräusch 
aller Im beaschinen: in der Welt würde gegen das dieses Kavatellte 
nur ein Geflüster seyn“. 


 —— 


Fourser: über. die verschiedenenEreignisse und aufein- 
anderfolgenden Formationen, welche den jetzigen Zu- 
stand der Gänge in der Umgegend von Pont Gibaud veran- 
lasst haben, nach Beequeren’s Berichte (Acad. d. sc. de Paris, 1833, 
4. Nov. > VlInstitut. 1833, 16. Now.; I, 228—229). Die Urgebirge 
um Pont Gibaud enthalten eine Meer von Spalten, welche theils mit 
Trümmern benachbarter Gesteine, mit erdigen und metallischen Stoffen 
die von Aussen oder von Innen gekommen, angefüllt sind, theils vulka- 
nischen Materien oder Wasserströmen zum Austritte dienen. Die Erz- 
gänge euthalten alle ungefähr dieselben Substanzen: Bleiglanz , Schwe- 
 felkupfer, Schwefel-Antimon u. s. w. Das sie umschliessende Gebirge 
besteht auf den Plateau’s zumal aus Glimmer - Schiefer, in den Thaltie- 
fen mehr aus talkigen Gesteinen, und der ganze Gebirgsstock ist von 
Granit-Massen durchsetzt. Die Gähge der andern Gebirgsart wechseln 
auch, wie in Cornwall, ihre Erzführung. Im Glimmer- und Talk-Schie- 
fer sind sie vorzugsweise erzreich. Die Protogyne tritt in den Thälern 
durch Zersetzung der sie umschliessenden Talk - Gesteine hervor , zer- 
fällt aber selbst durch den Übergang von Feldspath in Kaolin. — Die 
Gänge sind von zweierlei Art: es sind entweder auf feurigem Wege 
ausgefüllte Spalten, voll Porphyr, Trachyt u. s. w., worin die Kiesel- 
erde sich mit andern Stoffen verbunden kat, — oder sie sind auf nas- 
sem Wege ausgefüllt worden durelı Einwaschung von oben, oder durch 
Quellen von unten in allen andern Fällen, wo die Kieselerde für sich, 


abgesondert, neben den stärksten Basen vorkommt (die häufig mit 
Kohlensäure vereinigt sind), ohne Silikate zu bilden, wie doch der Fall 
seyn müsste, wenn die Ausfüllung nach der Meinung anderer Geologen 
durch Sublimation erfolgt wäre. Eine Temperatur, hinreichend um 
die Kieselerde in Dampfform aufzutreiben , hätte selbst wenigstens die 
Oberfläche der übrigen Ausfüllungsstoffe und der Kluftwände schmelzen, 
verglasen müssen. — Ist die Ausfüllung von .oben erfolgt, so zeigt sich 
gleichwohl einige Veränderung der in den Klüften miteinander in Kon- 
takt gekommenen Mineralien: Talk und Glimmer der Schiefer sind in 
eine graue schmutzende Materie verwandelt: im Talkschiefer hat sich 
der Speckstein in sehr fettigen Trümmerchen und Nierchen ausge- 
schieden; im Granit der Feldspath sieh in Kaolin verwandelt, was im 
massigen Gebirgs - Granit nie geschieht. — Die Ausfüllung von Innen 
durch Quellen setzte zuerst Kieselerde, Schwefeleisen und Arsenikkiese 
auf Trümmer von Urgesteinen ab, und zwar wahrscheinlich so rasch, 
dass keinerlei Krystallisation Statt fand. Andre Niederschläge legten 
sich dann um dieselben. Der Verf. unterscheidet noch vier andre Pe- 
rioden, in welchen die letzteren entstanden sind. Bei der zweiten wur- 
den die schon vorhandenen Gangspalten erweitert und kleinere Trümmer 
setzen von ihnen in die Wand — in Dach und Sohle — fort. ‘Auch 
diese neu entstandenen Räume wurden nun theils durch Einfüllung ältrer 
Gestein-Trümmer und abgelöster Gangquarzstücke von oben, theils durch 
Quarz und Schwefel aus Quellen von unten ausgefüllt: aber durch ei- 
nen splittrigen, zur Krystallisation geneigten, zuletzt mit krystalli- 
schen Zuspitzungen versehenen Quarz, und der Schwefel bildete mit 
Kiesen, Bleiglanz und Quarz in kleinen Krystallen abwechselnd Schieh- 
ten um die älteren Nieren. In der dritten Periode erweiterten sich die 
Gänge abermals und mit demselben Erfolge; jedoch scheinen die Blende- 
und Bleiglanz-absetzenden Quellen dadurch aus den Gängen abgewen- 
det und Auflösungen von schwefelsaurem Baryt oder mindestens von 
solchen Salzen hiueingeleitet worden zu seyn, die durch ihre Reaktion 
dergleichen hervorbringen konnten. So findet man im Gange von Bar- 
beco auch Stücke, deren Kern ein Urgebirgs-Trümmer und umgeben ist 
von splittrigem Quarz, von Schwefel - Blei und -Zink, und der Baryt 
nimmt an seiner Berührungs - Fläche mit der Gebirgsart eine violette 
Färbung an, die sich von derselben weg mehr und mehr verliert: 
die Wasser scheinen also auf die älteren Gebirgs-Arten eine auflösende 
Wirkung gehabt zu haben. In der vierten Epoche hat die inkrustirende 
Thätigkeit der Quellen nachgelassen, die Saalbänder bildeten sich, die 
Ausfüllungen dauerten fort, von Aussen kamen zähe fettige Thene, 
oft mit abgeriebenen Theilen aus den Gängen selbst, von Innen 
wirkten die Quellen. Oft scheinen die Saalbänder nur durch eine 
tiefe Umänderung der Gebirgsart entstanden zu seyn, was durch 
die Annahme eines verlängırten Aufenthaltes des Wassers in den 
Gangspalten erklärlich wäre, während zugleich Pyrite und die er- 
sten kohlensauren Salze entstunden. Die fünfte Periode scheint der 


— 229 — 


der grossen Alluvionen und Basalt - Ausbrüche zu entsprechen; die 
Kiesel-Absetzungen dauern fort, Eisen und Mangan bilden sich im Hy- 
drat-Zustand , nur die Kalkerde eignet sich die Kohlensäure an, welche 
in dieser Periode in Menge sich aus Wassern und vulkanischen Spalten 
entwickelt. — Würde man das Grubenwerk geschlossen verlassen, so 
würden sich mit der Zeit zweifelsohne wieder andere bauwürdige Kie- 
sel- und -Kalk-haltige Eisenhydrat-Erze darin erzeugen. Freies Mangan 
ist nicht häufig: Kiesel kommt an mauchen Stellen vor; der Kalk ist 
dem der Stalaktiten ähnlich, zuweilen krystallisirt. Die Zersetzungen 
durch die atmosphärischen Agentien firden in der Weise Statt, dass 
beide Elemente der Schwefelmetalle sich oxydiren, freie Basen und 
Säuren bilden, die sich dann andrer Bestandtheile bemächtigen um ganz 
neue Verbindungen einzugehen. Das erdige und derbe Eisen - Hydrat 
entsteht offenbar durch Zersetzung von Pyriten, die oft noch seinen 
Kern ausmachen ; — das pulverige Eisenhydrat aus der Zersetzung des 
kohlensauren Eisens , das blassgrüne Arsenik - Eisen aus Arsenik - Kie- 
sen; — auch das haarförmige phosphorsaure Eisen ist ein neueres Er- 
zeugniss. Auch der Bleiglanz zersetzt sich, wie das Schwefeleisen, und 
verwandelt sich zuweilen in ein schwarzes schmutzendes Pulver, zu- 
weilen in schwarzes und weisses, glasiges oder erdiges kohlensaures 
Blei, das mit Bleiglanz gemengt bleibt ; zuweilen endlich in kleine Ok- 
taeder von Schwefelblei. Die Blende verwandelt sich in schwefelsaures 
und saures schwefelsaures Zink. Das Schwefelkupfer in Kupfer - Sul- 
phat und - Karbonat und in Kupfer - Protoxyd. 

Die Beobachtung der Erscheinungen der Mineral - Quellen dürfte 
unsere Theorie der Gänge sehr zu erhellen dienen, u. u. 


 #R. J. Muronison: über das Silurische Felsarten-System 
(Lond. «. Edinb. philos. Magaz. 1835, VII, 46 — 52). Mit Beziehung 
auf seine frühere Arbeiten über einen Theil der sg. Übergangs-Forma- 
tion (vergl. Jahrb. 1836, S. 0 lägt M. nunmehr folgende Ter- 
minologie vor: | 
Früher. Jetzt. 
Ludlow Rocks . . Ludlow Rocks . . |S 
Wenlock und Dudley Rocks Wenlock Rocks 


Ill 


Horderley und May Hül Rocks . Caradoc Sandstones | 
Builih und Liandeilo Flags Liandeilo Flags . | 
Das Wort Silurian bezieht sich auf den Wohnsitz der alten Silu- 
rier in der Gegend, worin M. diese Felsarten in ihrer vollen Entwicke- 
Jung beobachtet hat. Der Ausdruck Caradoc ist von dem wohlbekann- 
‚ten Bergrücken Caer Caradoece daselbst abgeleitet. 
Das £rosse Werk des Verfs. über diese Gebilde mit einer detaillir- 
ten Karte und vielen Tafeln mit Abbildungen fossiler Körper ist fort- 
während in Arbeit. 


ung 


| 


Rıc#. PasıLies: Versuch über die physischen und astrono- 
mischen Ursachen der geologischen Veränderungen auf 
der Erd - Oberfläche und der Erd- Temperatur (Monthly Ma- 
gazine, 1813, und dessen Twelve Essays, etc. 1320; dann dessen Es- 
say on the physico-astronomical cause etc., London, 1832, S00 pp. 3°. 
> Lounon’s Magaz. of. natural history, 1832, Jan. p. 102. > Bull. 
geol. deFrance, 1833, III, pg. cexxım—cxxXiv). PHituies ist seit 1813 
der Meinung, die geologischen Veränderungen könnten von der Bewegung 
der Apsiden - Linie um die Ekliptik während des Zeitraums von 20,930 
Jahren abgeleitet werden, weil die Extremitäten dieser Linie die Punkte 
des Apheliums und Periheliums bilden. Die Differenz des Abstandes der 
Erde in diesen zwei Fällen beträgt 3 Millionen Meilen, woraus wieder 
eine Differenz von Aktion und. Reaktion hervorgeht, genügend um die 
Gewässer zu zwingen, sich nach der Abneigung des Periheliums im 
Punkte der grössten Thätigkeit zu fügen. Das Fortschreiten der Ap- 
siden - Linie ändert die Neigung der Punkte des Aphelium und Perihe- 
lium um -47° und folglich auch die Richtung der grössten und gering- 
sten Wirkung und Gegenwirkung. So, scheint es, sey diese Kraft ge- 
nügend um eine Vermirderung der schiefen Neigung von einer Minute 
in 120 Jahren, oder von 1° in 7200 Jahren zu begreifen. So würden 
nach einem zehnmaligen Umlauf der Apsiden - Linie, oder nach einem 
zehnmaligen Übergange des Ozeans von einer Halbkugel in die andre 
der Wendekreis endlich nach Liverpool gelangen. 


Dissen: Abhandlung über das Entstehen der losen 
Steine, die auf der Drente’schen Heide und anderwärts vor- 
kommen (van DER Horven en DE Vrıese Tijdschrift voor natuurlijke Ge- 
schiedenis en Physiologie, 1835, II, 255 — 295). Das Skandinavische 
Urgebirge stieg weich unter dem Meere empor und hob das bereits er- 
härtete Übergangs-Gestein mit sich. Wo solches mächtig lagerte, drückte 
es ersteres zusammen, so dass grosse, weiche Massen desselben aus 
den entstehenden Rissen emporsprützten, auf ihrem Wege durch die 
Luft rundliche Formen annahmen und nach dem Niederfallen durch 
Fortrollen sich noch mehr abrundeten. Wo aber das Übergangs - Ge- 
stein nicht mächtig war, wurde es ebenfalls zu Blöcken und Trümmern 
zerrissen, die sich bei der Fortbewegung abrundeten , was ihre gerin- 
gere Härte begünstigte. Von der gehobenen Strecke floss das Meer 
strömend ab, riss tiefe und lange Thäler in den weichen Grund, er- 
hitzte sich, löste im heissen Zustande viele Stoffe chemisch auf, er- 
langte eine grössere Eigenschwere und ward so fähig, auch jene Fels- 
blöcke mit sich zu tragen, bis sich seine Ströme in Nord - Deutschland 
und Holland allmählich abküblten, seine chemisch gelösten Bestandtheile 
sich niederschlugen , seine Tragkraft schwand, und somit auch Sand, 
Thon und Blöcke sich schichtenweise absetzten. Diese Theorie scheint 


dem Verf. einfach, da sie aus der ausgemachten Thatsache der Ge- 
birgs-Hebung nothwendig folge. 


_ Eupiss Destonecuames: geologische und paläontologische 
Bemerkungen über ein Kalkflötz, welches in einigen Ge- 
genden des Calvados-Depts. den Polypiten-Kalk überlagert 
(Bullet. geol. 1835, VI, 181— 192). Über dem Polypiten - Kalke der 
Normandie ruht ein Flötz, welches die Geologen von vorigem bis jetzt 
nicht gesondert hatten, das aber rücksichtlich seiner geognostischen 
Kennzeichen und seiner fossilen Konchylien, deren nur wenige in jenen 
hinabgehen, sehr davon verschieden ist, obschon beide einerlei Polypi- 
ten-Reste einschliessen. G. B. Sowerrsy hat es 1832 nach Ansicht 
des Gesteins und seiner organischen Einschlüsse für den Pisolith der 
Engländer erklärt, welche Benennung nun der Verf., obschon sich ge- 
gen diese Vergleichung vielleicht Einiges einwenden liesse, hier beibe- 
halten will. 


Der Englische Pisolith ist ein Glied des Coralrags, welcher zwar 
in Normandie überhaupt wohl, aber nirgend mit diesem Pisolith zusam- 
men, vorkommt. Man sieht den Coralrag von Benerwille bis Villervüle, 
unweit Trouville und anderwärts zwischen dem Kimmeridge- oder Hon- 
fleur-Thone und dem Oxford- oder Dives-Thone liegen, wo er aber auch 
nicht eine fossile Art des Pisolithes darbietet. Lezterer ruhet unmit- 
telbar auf dem Polypiten- Kalke, der dem Englischen Forest marble zu 
entsprechen scheint, so dass, wäre Sowersy’s Ansicht richtig, da, wo 
der Pisolith auf dem Polypiten - Kalke ruhet, die mächtige Formation 
des Oxfordthones und Kelloway rocks gänzlich mangeln müsste. Ge- 
hört also der Pisolith dem Coralrag an, so muss man annehmen, dass 
1) das Meer auf dem Polypiten-Kalk in einigen Gegenden nichts, in 
andern das mächtige Gebilde des Dives - Thones abgesetzt habe; 2) da- 
her sich der Coralrag bald auf den Dives- Thon, bald auf den Polypi- 
ten-Kalk unmittelbar ablagerte und im ersten Falle als Pisolith ein 
ganz eigenthümliches Ansehen gewann und grösstentheils abweichende 
Konchylien-Arter in sich aufnahm. 


Der Normänn’sche Pisolith ist mässig fest, zuweilen zerreiblich, 
zuweilen sind seine Korallen-Reste durch Kalkspath -Massen voll weis- 
ser Oolithe verkittet; manchmal wird er durch Einseihung von Schwe- 
feleisen sehr hart. Seine Farbe ist gewöhnlich matt weiss, sein Bruch 
frisch und oft körnig; er ist an den meisten Orten voll kleiner Koral- 
len - Trümmer, Echiniden - Reste und wohlerhaltener meist kleiner Mu- 
scheln. Liegt darin eine einzelne Muschelschaale horizontal , mit der 
vertieften Seite nach unten, so hat sie unter sich eine von der Gebirgs- 
Art leer-gebliebene , und nur mit Kalkspath-Krystallisationen ausgefüllte 
‚Höhle gebildet, woraus man schliessen muss, ihre Unterlage sey bereits 
erhärtet gewesen und habe daher nicht mehr von unten in jene Höhle 


ı 


eindringen können: diess ist dort eine sehr gewöhnliche Erscheinung. 
Merkwürdig ist, dass in diesem an Konchylien se reichen Kalke alle 
Polythalamien, wie Belemniten, Nautilen und Ammoniten, gänz- 
lich fehlen. — An der Küste kann man den Pisolith von Lion bis Law- 
grune verfolgen, wo er sich westwärts auszukeulen scheint; — südlich 
geht er bis Ranville, 2 Stunden von Caen, wo er auf Polypiten - Kalk 
liegt, und längs der Orne weiter bis Sallenelles, um dort einen isolir- 
ten Fels zu bilden; — seine Verbreitung nach Osten ist nicht genau 
bekannt; — westlich von der Orne findet man ihn zu Blainville, Be- 
nouville, Saint- Aubin-d’Arquenay, Ouistreham, Colleville, Hermanville, 
Lion, Luc und Laugrune wieder. Seine Mächtigkeit beträgt 8’ — 30’. 
Bald ist der Pisolith unmittelbar von Danımerde bedeckt und dann be- 
‚steht sein obrer Theil aus zerspaltenen und zerreiblichen Täfelchen ; 
bald folgen auf ihn (zu Hermanville, Colleville und Sullenelles) einige 
grau - gelbliche 'Thonschichten, im Ganzen 3° — 6° mächtig , mit hartem 
Mergel- Kalk wechsellagernd , weiche beide Gesteine Pholadomya 
plicata n. sp., grosse Terebrateln, Austern, insbesondre OÖ. mi- 
nima Derr., Gervillia aviculoides Sow., Avicula pectinata 
Sow., Pectines, Ammoniten u. s. w. mit oder ohne Schaale enthal- 
ten, und von pe Caumont als dem Dives - Thone und Kelloway rock 
entsprechend angegeben worden , nach der Sowersy’schen Ansicht aber 
vielmehr dem Kimmeridge - Thon verglichen werden müssen. Überall, 
wo dieser Thon den Pisolith bedeckt, löst er sich nicht in die oben 
erwähnten Täfelchen auf, sondern ist hart, hauptsächlich durch einge- 
seihetes Schwefeleisen, mit ebener Oberfläche, von einer Menge senk- 
rechter, zylindrischer , 2° — 4° weiter, unten abgerundeter und 
6’ — 12° tiefer Löcher durchbohrt, in welchen sich ausser dem von 
oben hereingesunkenen Thone noch Reste ausgestorbener Arten von 
Bohrmuschelu finden, wie auf der Oberfläche selbst nicht selten sekundäre 
Austern-Schaalen anhängen (Lion, Hermanville, Colleville, Sullenelles). 


Aber ganz dieselben Bohrlöcher findet man auch unter dem Pisolith 
auf der Oberfläche des Polypiten - Kalkes wieder (zu Ranville, Ebisey, 
Benonville ; zu Luc und Saint-Aubin de Laugrune an Stellen, die von 
der Fluth bedeckt werden), der jedoch vom Pisolith durch einige zwi- 
schen gelagerte Flötze getrennt ist (von Laugrune bis Lion etc.). Ein 
Theil derselben ist mergeliger Kalk voll Terebrateln von 2 — 3 Arten 
und voll Korallen, worunter Spiropora caespitosa vorwaltet. Ein 
andrer ist mehr kalkiger Art, hart wie Marmor oder fast zerreiblich, 
mit sehr schönen Konchylien, Polyparien, Krustazeen und wohl erhal- 
tenem Apiocrinites rotundus. An der Oberfläche finden sich mit 
ockriger Erde erfüllte Stellen, aus welchen der Regen die Erde binnen 
1—2 Jahren auswäscht und die Versteinerungen dazwischen in so vell- 
kommenem Zustande hinterlässt, dass man Terebrateln mit aneinander 
beweglichen Klappen und wohlerhaltenem iunerem Gerüste u. dgl. er- 
hält. Diese:Kalk - Schichten sind es hauptsächlich, von welchen die 


—_— 2333 — 


darüber und darunter folgenden den Namen Polypiten-Kalk im weiteren 
Sinne des Wortes erhalten haben. 

Die Versteinerungen des Pisolitbs sind von Psammobia 3 Arten, 
von Donax 3, Trigonia 4, wobei T. costata, von einem neuen ver- 
„wandten Geschlechte 1 Art, Saxicava phaseolus n. sp., Fistu- 
lana subtrigona; Cardium 2—3 Arten; Schlotheimia anti- 
quata Desr.; von einem mit Lucina verwandten Geschlechte 7 Arten, 
woven eine auch im Polypiten - Kalke; von ?Isocardia 2 Arten; von 
Astarte und Verwandten 10—12, von Pectuneulus 3— 4, Cucul- 
laea 12—15, Nucula 2, Modiola 6, Lithodomus 3 Arten, wovon 
eine auch im Polypiten-Kalke; von Myoconcha 1, Perna 1, Avicula 
5—6 Arten, worunter A. costata mit dem Polypiten - Kalk gemein- 
schaftlich; von Lima 7—8 Arten, deren einige, und von Pecten und 
Ostrea je 3— 4 Arten, welche alle sich im Polypiten - Kalk wiederfin- 
'den; von Orbicula 1 Art: 10—12 Terebrateln, wobei T. digona, 
T. tetra&dra, T. rigida, T. hemisphaerica, T. truucata, T. 
reticulata und T. coarctata, welche beide zu Lamarcr’s T. decus- 
säta zusammengehören; 2—3 kleine Nerineen; 1 mit Neritina ver- 
wandte Art; 5—6 Turbo- und Trochus-Arten; 1—2 Pleurotoma- 
rien; 2 verwandte Arten; 1 Melania?; 4 Patellen, wobei P. ru- 
zosa Sow.; 1 kleine Emarginula; 1 kleine Fissurella; 2 kleine 
Arten eines mit Delphinula oder Solarium verwandten Geschlech- 
tes, dessen Nabel so weit als bei Planorbis ist, und 2 kleine Pte- 
roceren. 


Lıru von Lirienzach: Beschreibung des Beckens von 
Gallizien und Podolien (Mem. d.t. Soc. geol. de Fr., 1833, I, 45—105). 
Dieses Becken liegt zwischen dem 37° und 44° W.L. und zwischen dem 
470 25° und 50° 25° N,B., und bildet mit der Bukowina eine Fläche von 
900 Deutschen Quadratmeilen. Es ist nur der S.W.-Theil des unge- 
heuren Beckens, das fast ganz Polen und einen grossen Theil von 
Russland in sich fasst. Es hat Alluvial-Land, tertiäres, sekundäres und 
Übergangs-Gebirge, welche wieder aus tertiärem Kalk, Sand, Sandstein 
und Molasse, aus Kreide, Grünsand und Jurakalk, aus rothem Sandstein 
und Orthozeratiten-Kalk bestehen. Die Schichten liegen im Allgemei- 
nen horizontal und gestatten daher bei ihrer auf grosse Erstreckuug 
andauernden Einförmigkeit leicht, sie zu verfolgen. Wirft man einen 
Blick auf die geognostische Karte, so erscheint das ganze Becken so 
von Alluvionen bedeckt, dass nur von Krackau und Wieliczka an längs 
des ganzen nord-nordöstlichen Abhangs der Karpathen ein schmaler 
‚Streifen Karpathen-Sandstein von gleichbleibender Breite zum Vorschein 
kommt, die übrigen Formationen aber, mit Ausnahme einzelner kleiner 
‚von einander gesonderten Flecken tertiären oder in der Tbat nur selten 
sekundären Gebirges , nur an den Wänden der engen Thäler des Dnie- 
ster und seiner Zuflüsse, weniger des in gleicher Richtung fliessenden 


— 234 — 


Sereth, erscheinen: und zwar das Übergangs-Gebirge nur im östlichsten 
Theile derselben, wo das Wasser bereits am tiefsten eingeschnitten hat. 

I. Alluvionen. Die neueren sind theils mechanische, wie 
Sand, Thon, Lehm, und Geschiebe, welche tiefer als erstere liegen und 
unter welchen man nächst dem Fusse der Karpathen auch solche von 
den granitischen Felsarten in der Mitte dieser Kette bemerkt, — theils 
chemische, wie Kalktuff, Torf, Sumpferz und Schwefel, erstrer von 
mehreren Quellen abgesetzt. Im Lehme von Lemberg kommen Land- 
und Süsswasser-Konchylien vor. Jene mechanischen Niederschläge fin- 
den sich hauptsächlich läugs der Flüsse und in deren Überschwen- 
mungs - Gebiete. — Die älteren mechanischen Älluvionen aber neh- 
men Stellen hoch über diesem letzteren ein und werden wie die neueren 
eingetheilt; sie enthalten Knochen von Elephanten und Mastodon- 
ten und haben oft bis 30° Mächtigkeit. Grosse Granit - Blöcke aber, 
oft in ansehnlichen Höhen abgelagert, verdanken ihre Entstehung viel- 
mehr der Hebung von Gebirgen. 

1. Tertiär-Formation. A. Oberer Kalk. Er begreift 
theils den gewöhnlichen Grobkalk , theils eine kompakte Varietät mit 
See- und Süsswasser-Konchylien in sich. 1) Zu oberst liegt ein braun- 
licher oder öfters weisslicher kompakter Kalk, welcher erste in dünnen 
Schichten nur auf dem Sandsteine vorkommt, während der letzte oft 
mit dem eigentlichen Grobkalk wechsellagert. 2) Dieser liegt tiefer 
und besteht aus Kugelkalk, weissem zerreiblichem Kaik und mergelig- 
sandigem Kalk. 3) Eine dritte Gruppe besteht aus kalkigem und quar- 
zigem Sandstein, Agglomeraten, Muschel - Sand und - Thon; wovon 
der. Sand und Sandstein am verbreitetsten sind. Gyps bedeckt die 
Kalkschichten in grosser Ausdehnung. — — 1) Die erste Gruppe enthält 
Venericardien, Mytilites(Modiola) acuminatus Sc#Lora., Lim- 
neen, Serpeln, Cerithium scaber, Paludina pygmaea und P. 
inflata und findet sich zu Lemberg , Tarnopol, Hluboczek ,„ Zborow, 
Horostkow, Postolumka, am Podhorze, zu Hatni u. s. w. — ?Der 
Grobkalk umschliesst Ostrea, Pecten, Eschara, Venericardia 
imbricata Lamek., V. (Chama) rhomboidea Broccn., Peetuncu- 
lus, Cidaris, Cerithium scaber, Tellina pellucida Broccn., 
Lucina albella Lımk., Cardium obliquum Lmk. Serpula, Tro- 
chus sulcatus, und ist selten von vorigem bedeckt; liegt auf Über- 
gangs-Kalk Podolien in zu Trembowla, Czortkow, Zaleszcezyky, Bilcza — 


auf Kreide zu Brxezany, Nisniow, Monasterzyska — auf Kreide - Gyps 
zu Rohatyn, — auf Molasse zu Mokrotyn, — auf tertiärem Sand zu Miko- 
laiaw, Polana, Rawa, Slowita, Tluste, Tirleiow etc. — 3) Der Sand- 


stein ist arm, der Muschelsand und Thon reich an fossilen Arten: doch 
sind deren Trümmer öfters zu einem harten Sandsteiı- zusammengekittet. 
Jene Arten sind: Serpula, Cerithium mutabile Lımk., C. sca- 
ber Brue., C. margaritaceum, C. tricinetum, Patella, Tro- 
chus turgidulus, Turritella, Conus striatulus. Lenticulites 
discorbinus Scarorm., Dentalium eburneum, Delphinula, 


_— 12035 — 


Venericardia imbricata, V. rhomboidea, Modiola, Ostrea, 
Pecten pleuronectes, P. orbicularis, P. Polonicus, Pectun- 
eulus pulvinatus, Tellina pellucida, Lucina albella, Car- 
dium obligquum, Mya gigantea, Nucula, Isocardia, Astarte 
senilis, Saxicava, Teredo, Fischknochen, Rhinoceros ticho- 
rhinus, Pflanzentheile. — B. Lignit-Sandstein. Thonige Sand- 
steine mit quarzigen Massen verbunden, wechsellagern mit schieferigem 
Sandstein, enthalten ansehnliche Braunkohlen-Lager und eingestreute Bern- 
steine. Sie enthalten zu Lemberg, Podhorze und Myssin bei Kolomea zu- 
gleich viele fossile Arten, zumal auf den Schichtflächen: Patellen, Pec- 
ten orbieularis, P. cornea Sow., P. rigida, Isocardium, Pec- 
tuneulus pulvinatus, P. Insubricus, Venericardia, Car- 
dium, Mya. 

Il. Sekundäre Formationen sind in der Mitte des 
Beckens am meisten entwickelt. 1) Die Kreide ist einförmig, ge- 
schichtet und enthält Gyps und ‚Schwefel. Zu oberst ist sie rein, zart, 
in Wechsellagerung wit einigen bärteren Schichten und Feuerstein - La- 
gen, fast ohne Versteinerungen. Zu unterst ist sie mergelig und ent- 
hält untergeordnete Thonmergel- Schichten, die etwas sandig, graulich 
oder blaulich sind und Baumblätter enthalten. Ihre Schaalthier - Reste 
stammen hier bei Lemberg von Solen vagina, Ammonitesin- 
flatus, A. planulatus undA. comprimatus Sc#Lotu., Madre- 
pora, Nucula pectinata, N. striata; bei Makrotyn von Lima, 
Avicula, Inoceramus; bei Mayyerow von Pecten pleuronec- 
tes und grossen Ammoniten, bei Szezerzec von Pecten as per 
Lamk., P. arachnoides Derr. und Peetunculus; im Königreich 
Polen hat Puscn gefunden: Belemnites mucronatus, Gryphaea 
dilatata, Millepora, Ananchites ovata, Spatangus 
cor anguinum, Galerites albogalerus, Cidarites, Pecten 
arachnoides, Mytiloideslabiatus, Gryphaea auricu- 
laris, G columba, Ammonites constrietus, A. Selligui- 
nus, Terebratula carnea, Rostellaria, Fissurella, Tro- 
chus. Den Schwefel-führenden Gyps, welchen L. zu dieser Formation 
bringt, rechnet Bove noch zu den tertiären Bildungen. — — 2) Der 
Grünsand ist grob oder fein, mit Quarz und Chalzedon - Trümmern : 
er besteht aus Wechsellagerungen von Kalksand und sandigem Kalk. 
In den von einigen Konchylien hinterlassenen Räumen hat sich Kalk- 
spath angesetzt. VonMadrepora, Ostrea, Pecten pleuronec- 
tes sind einige Reste, oft zerbrochene hinterblieben. 

3) Jurakalk. Er ist in Bestand und Lagerung sehr einförmig. 
Die Formation besteht aus einem an Versteinerungen nicht armen, kom- 
pakten, auch oolithischen oder dolomitischen Kalke mit einigen Kiesel- 
Konkrezionen, und hat eine wagerechte , oft blättrige Schichtung. Die 
Oolithe mit den lithographischen Schichten kommen im Norden, im Kö- 
nigreich Polen vor, die Dolomite im Süden, der kompacte Kalk am 
Rande des Gallizischen Beckens an der Weichsel bei Tiniec und 


Krackau. Bei Podyorsze fand man einen Ammoniten, anderwärts 


Echiniten und Ficater’s Holothuria tremula darin; im Kö- 


nigreich Polen zitirt Puscnu Madrepora (Astrea) cavernosa, 
Fungites, Ammonitesplanulatus, A depressus, A. ma- 
erophthalmus, Nautilus, Lentieulites, Belemnites 
muceronatus, B. acuarius, Trigonia costata, Bucardi- 
teshemicardius, lIsocardia, Tellinites donacinus, He- 
licites ampullaceus, H. globositieus, Strombus, Tere- 
bratulites obliquus; T. Helveticus, T. varians, Echinites. 


IV. Übergangs-Formation: erscheint nur im östlichsten 
Theile des Beckens in den tieferen Thälern, wo bei der völligen Hori- 
zontalität der Schichtung dieselbe Schichte an vielen Orten beobachtet 
werden kann. 1) Der rothe Sandstein, zweifelsohne der Reprü- 
sentant des old red, ist quarzig, etwas thonig, feinkörnig, mit Säuren 
brausend. Zu oberst enthält er Gorgonien und bis 2° breite und 


4° lange Solenaceen [Conularia? fragt Bov£] zu Zaleszezyky. 


2) Der Orthoceratiten-Kalk ist etwas krystallinisch , enthält 
Schieferthon - Schichten, ist zuweilen ohne Versteinerungen und dann 
sehr bituminös, oder enthält 5‘ lange und 2’ dickeOrthoceren, OÖ. 
vaginatus, O. undulatus, OÖ. nodulosus, Terebratuli- 
tes vestitus, T. striatulus ScuL., Eschara, Trilobites, 
Productus intermedius, P. comprimatus s. artifex Scat., 
Spirifer (Terebratulites) speciosus, Hysterolithes 
hysteriecus, Tentaculites annulatus, Retepora etc. 
Dieser Kalk ist in bezeichnetem Becken die unterste der bekannten 
Felsarten. 


Eopw. Caarzeswortu: Beobachtungen über die Crag- 
Formationundihre organische Überbleibsel, mit ei- 
nem Versuch, die Tertiär-Schichtenüber Lonrdonthon 
in Suffolk unterabzutheilen. Vorgeles. b. d. geolog. Soz. am 
27. Mai. 1835 (Lond. a. Edinhb. Philos. Magaz. 1835, VII, 81 — 94). 
Vom Crag handela 1 — 2 Notitzen in den geologischen Transaktionen, 
insbesondere Tavyzor in B. ı, 371 — 373; — von dem in Norfolk BR. C. 
Tayzor in Geology of Norfolk 1827, und S. Woonwarn Outlines of the 
Geology of Norfolk; über ıhn und den viel entwickelteren in Suffulk 
hat Lyeız im Sommer 1831 einige Beobachtungen gesammelt und in 
seine Principles aufgenommen; endlich charakterisirt Pnırrırs. den be- 
kanntesten Theil dieses Gebildes gut in seinem Guide to Geology, wäh- 
rend ein viel beträchtlicherer und in seinen Charakteren abweichender 
Theil bis jetzt wenig beobachtet worden ist. 

Den gewöbnlichen neunt Cu. „rothen Crag,“ den letzteren 
„Coralline Crag.“ Ersterer lässt sich in Norfolk, Suffolk und 
hauptsächlich längs der S.O.-Küste von Suffolk und Essex am besten 


s 
de Bush ee 


beobachten, wo auf der Spitze der vorstehenden Klifis der eisenschüs- 
sige Sand voll gerollter Muschel-Trümmer in 5°—20° mächtigen Schich- 
ten ungleichförmig, und ohne eine Änderung bei der Annäherung zu 
erfahren, gewöhnlich den Londonthon überlagert, an dem allmählich 
verflächten Rande der landeinwärts ziehenden Buchten aber seine La- 
gerung nur undeutlich erkennen lässt. Der heller gefärbte Coralline 
erag aber, reich an eigenthümlichen , eine frühere Bildungszeit andeu- 
tenden Fossil-Resten und zwischen vorigem und dem Londonthon lie- 
gend, lässt sich am schönsten beobachten im Bruche zu Tattingstone 
an der West- Grenze des Crags zwischen den Flüssen Orwell und 
Stour, dann in Suwdöbourne Park 20 Meil. östlich von vorigem, und 
vorzüglich zu Ramsholt *) am östlichen Ufer des Deben. Er ist von 
vorigem scharf geschieden, ohne Übergang. Die Lagerung ist 
zu l. Tatting- 1. Sudbourne 1ll. Ramsholt. 
stone, Park, 
1) Alluvionen und Geschiebe 4’ 

Bomatker Cras . 2... =... 

Sandlager mit einigen Konchy- 

lien, 15’, Sandlager mit 

vielen Konchylien unter 45° 

einschiessend, aber in fal- 
scher Schichtung, 4’. , 


3) Coralline Crag (bei I | 
— 70 Yards weit geöffnet) BEE er He a a RP 


Der Coralline Crag besteht, aus kieseligem Sand mit viel kalkiger 
Materie, durch welche er jedoch nur wenig Zusammenhang erbält; seine 
Schichten zeigen in Farbe und Erstreckung keinerlei Abwechslung und 
Unregelmässigkeit: sie sind ruhig niedergeschlagen , voll Kouchylien- 
Besten, welche nicht abgerolit, nicht ockerig gefärbt, oft fast so gut 
als im Pariser Grobkalk erhalten sind und vorherrscheud den Ge- 
schlechtern Peetunculus, Cyprina, Cytherea, Astarte, Vene- 
ricardia, Ostrea und Pecten» angehören. In grossen Gruppen von 
Balanus-Schaalen liegen die Deckel noch innwendig: ein weiteres 
Zeichen, dass sie nicht von der Stelle geführt seyn können. Nicht 
nur enthält dieses Gebilde viel mehr Arten, als der rothe Crag, sondern 
es sind ihm auch umgekehrt einige Genera, wie Murex und Bucc'- 
num (auch Cypraea, Tellina etc.) ganz fremd, welche in diesem 
durchaus verbreitet sind. Die zahlreichste Sammlung fossiler Reste aus 
dem Crag besitzt Szarıes Woop Esg. zu Hasketon bei Woodbridge ; 
sie enthält dreimal so viel Arten, als man bis jetzt überhaupt aus dem 


*) Einer späteren Bemerkung gemäss ist diese Fundstelle jetzt so untergraben, dass 
man, um zu sammeln, nicht mehr gut zukommen kann, Günstiger ist zu diesem 
Behufe der Bruch im Pfarrorte Sxtlon, welcher einem sehr gefälligen Besitzer, 
Hr. CoLcueater von Ipswich gehört. 


Crag gekannt hat. Ausser vielen Polyparien, Radiarien und 
Krustazeen-Resten besitzt er noch an 


Anuuläten ae 

Girthrpn den ar 

Conchiferen . . . 189 ) 450 Arten. Von diesen gehören 
MmolFusaken Ir 257 

(wobei Foraminiferen 50) 


80 allein dem rothen , 200 dem Coralline Crag und 150 sind beiden ge- 
mein ; sämmtliche Foraminiferen gehören dem letztern ausschliesslich 
an: alle Arten des letztern stammen gleichwohl nur von 2 Lokalitäten. 
Woo»p ist der Meinung, jener seye durch Zerstörung dieses letzteren 
entstanden, | 


Tıayror hat bereits bemerkt, dass zu Aldborough an der Ostgrenze 
der Crag einen eigenthümlichen Charakter annehme und sich in ein 
weiches poröses Gestein voll Korallen und Spongien verwandle.. Der- 
selbe Fall findet aber auch zu Sudbourne und dem nahen Orford Statt 
(beide Orte dem Marquis von HerTForD gehörig), wo zwar der Ver- 
steinerungen (ausser an dem schon erwähnten Punkte zu Sudbourne) 
weniger sind, aber der Boden an vielen Stellen zur Beobachtung auf- 
geschlossen ist. Die Korallen sind hier in den manchfaltigsten Arten 
und Geschlechtern so häuüg und dicht über und in einander gewachsen, 
dass sie oft das Gestein fast gänzlich zusammensetzen und nur die 
Zwischenräume mit Sand, Muschel- und Korallen - Trümmern ausgefüllt 
sind, welche zugleich das Ganze verkitten, wie das Alles eben noch 
heutzutage in Korallen-Riffen Statt zu finden pflegt. Bleiben diese Ge- 
steins-Schichten eine zeitlang dem Regen ausgesetzt, so wäscht dieser 
den Sand zuweilen rein zwischen den Korallen heraus. Diese Korallen- 
Schichten sind aber ein Äquivalent der vorhin erwähnten untern Mu- 
schel-reichen Schichten des Crag: sie sind wie jene in ruhigem, tiefe- 
rem Wasser gebildet; sie enthalten viele Korallen , welche auch in den 
Schichten von Ramsholt eingestreut vorkommen ; sie haben manche 
Konchylien mit ihnen gemein , enthalten aber nirgend den Fusus con- 
trarius, noch Murex- und Buccinum-Arten. — Zu diesen Korallen 
geseilen sich dann mehr Echiniden, als soust irgend in tertiären Bil- 
dungen vorkommen, aus den Geschlechtern Cidaris, Echinus, Scu- 
tella und Fibularia. Dagegen hat der untere Theil des Crag nur 
sehr wenige — Cn. sah selbst nur 2 — Zähne von Squalus-artigen 
Fischen , und diese wohlerhalten , entdecken lassen, während solche im 
oberen Crag, den Arten des Londonthones auf Sheppey ähnlich, sehr 
gewöhnlich , selbst an den Wurzeln abgeschliffen , hart und dunkel von 
Farbe sind. Sie finden sich in Gesellschaft abgerundeter Knochen- 
Trümmer, welche, dicht und dunkel wie jene, nicht näher bestimmt 
werden können, mit Ausnahme der Elephanten-Knochen, welche in 
Norfolk nicht selten , jedoch unter Verhältnissen vorkommen , dass es 
schwer ist zu sagen, ob sie dem Crag oder dem Diluviale beizurechnen 


seyen, das zuweilen 80’— 200° Mächtigkeit hat, Dagegen ist noch 
keine Spur von Säugethier-Resten im Coralline Crag vorgekommen. | 


Die Verschiedenheiten zwischen dem obern und untern Crag kön- 
nen herrühren entweder von der, während des Absetzens verminderten 
Tiefe des Meeres, und beide dürften dann als fast gleichzeitig betrach- 
tet werden, — oder von einem Absatze derselben in sehr ungleichen 
Zeit-Perioden, wofür mehr Gründe zu sprechen scheinen. Die wenigen 
Fundorte der tieferen Ablagerung sind in der Mitte, an der östlichen 
und an der westlichen Grenze der Formation vertheilt, und dass man 
sie bis jetzt nicht an mehr Stellen entdeckt hat, mag nur im Mangel an 
hinreichend tiefen Nachgrabungen seinen Grund haben. Die obere Ab- 
theilung hat 150 Konchylien - Arten aus der untern, aber auch die Te- 
rebratula plicatilis mit der Kreide gemein, aber erstre mögen 
durch Zerstörung der unteren Abtheilung, wie letztre durch Zerstörung 
von Kreide-Schichten, in die obre gelangt seyn, nach welcher Annahme 
dem rothen Crag in Suffolk nur 80 eigene Arten verblieben, so viel nänı- 
lich, als deren Woopwar» für ihn in Norfolk aufzählt:e Die Murex- 
und Buccinum-Arten sind zweifelsohne erst später entstanden, und 
daher dem rothen Crag allein verblieben. Iiach Desuavzs gehören 68 
von 110 Arten des Crag ausgestorbenen , und 44 (0,40) noch lebendeu 
Arten an; die des Corallice Crag dürften mehr ausgestorbene Arteu 
liefern , sind jedoch mit den lebenden noch nicht verglichen. Übrigens 
hat man vielleicht auch die Arten aus der jugendlichen Ziegelerde vom 
Nar in Suffolk u. a. O.,. welche mit den noch lebenden des Atlanti- 
schen Ozeans übereinstimmen, nicht sorgfältig von denen des Crag 
geschieden. 


[Rücksichtlich der nähern Bestimmung der fossilen Reste in beiden 
Abtheilungen dieser Formation erfahren wir durch diesen Aufsatz leider 
nichts. Vielleicht würde sie zur Parallelisirung mit den blauen Mer- 
geln und dem rothgelben Sande der Subapenninen und Süd- Frank- 
reichs führen. | 


11J. Petrefaktenkunde. 


 Quesstept: über die Identität der Petrifikate des Thürin- 
gischen und Englischen Zechsteines (Wırem. Arch. f. Naturgesch. 
1835, I, 75—95, Tf. I). Über die Versteinerungen des Thüringischen 
Zechsteines hat y. ScuLorTmeim (Denkschr. d. Münchn. Acad, 1816). 
über die der Englischen Sepswick (Geol. Transact. Old series, IV) 
geschrieben, ohne auf jene Arbeit Rücksicht zu nehmen , obschon ihr 
kennbare Abbildungen beigegeben waren. Der Verf. war in der Lage, 
nach diesen Vorgängen, die nun in Berlin aufgestellte ScutLorurım’sche 


Jahrgang 1836. 16 


— Ua 


Sammiung mit des durch Hrn. v. Decnen aus: England dahin mitge- 
brachten Zechstein-Versteinerungen für gegenwärtige Arbeit vergleichen 
zu können. 

1. Producta aculeata (Gryphites aculeatus Scauorn.) Fe. 
3 a,b, c. Die stark gewölbte, durch eine tiefe Furche getheilte Obeı- 
klappe, die konkave durch eine Erhöhung ebenfalls zweitheilige Unter- 
klappe hat die Art mit mehreren andern gemein. Ihre Oberfläche ist 
selten, und dann nur unbestimmt gestrahlt. Was sie aber stets. aus- 
zeichnet, sind die walzenförmigen, bis 2° — 3° langen, wahr- 
scheinlich beim Athmen dienenden Röhren, welche längs des Schloss- 
randes der gewölbten Klappe jederseits eine bogenförmige , längs des 
der vertieften eine gerade, dieht an den Rand gerückte Reihe von 
jedesmal etwa 6 dieser Röhren bilden, und zuweilen auch noch auf 
der sonstigen Oberfläche der Schaale zerstreut vorkommen, und welchen 
Röhren, einzeln genommen, auf der ihnen entgegengesetzten Klappe 
jedesmal eine kleine Vertiefung entspricht, die bisher noch nicht beob- 
achtet worden waren *”). Zu dieser Art gehörte P. calva Sow. von 
Sunderland, 13mal so breit als lang, mit deutlichen Röhren und Ver- 
 tiefungen, eine in ganz Thüringen vorkommende Form; — P. horrida 
Sow., um die Hälfte grösser, fast so lang als breit “*), zuweilen etwas 
gestreift (daun P. antiquata aueit.; nicht Sow.), ebenfalls in T’hürin- 
gen; — P. humerosa Sow. der Steinkeru der letztern, welchem auch 
die Kerne andırer Arten Ahulich , und dann mit ibm verwechselt worden 
sind, vorzüglich in Dolomiten beider Länder; endlich eine Menge kleiner 
ladıviduen , welche Sowergy’s Pr. aculeatus, Pr. spinulosus und 
Pr. Flemingii aus Schottischem Kohlenkalke ganz entsprechen, sey es, 
dass diese Arten wirklich beiderlei Gebirgs-Schichten gemein, oder dass 
der Schottische Fundort unrichtig angegeben worden , oder endlich das 
verschiedene Aıten in der Jugend ähnliche Formen besitzen. 

2. Deltbyris undulata (Spirifer undulatus Sow. — Ano- 
mites alatus v. ScuLora.). Der Mittellappen in beiden Klappen glatt, 
nur der Sinus der Rückenklappe mit einer kleinen chäarakteristischen 
Rippe ; jeder Flügel mit 12—16 dergleichen ; die Wellen - förmigen An- 
wachsstreifen sehr zierlich, in den Steinkernen von Humbleton aber 
begreiflich nicht deutlich. Scheint von P. speciosa nur wenig 
abzuweichen. | 

3. Terebratulites eristatus v. ScHhLortH. zu Glücksbrunn und 
Humbteton. Bückenschaale mit glattem Sinus, der von den 2 stärksten 
Rippen cingefasst ist und noch 3--4 schwächre , doch scharfe jederseits 
neben sich hat; Zuwachsstreifung zierlich; Schnabel stark übergebogen. 


—— 


*, Der Vf. irrt aber, wenn er meint, dass sie in der Lethäa anzugeben vergessen 
worden, indem ich selbst jetzt bei den fleissigsten Nachsuchungen nur an einigen 
meiner Exemplare undeutliche, zu keiner allgemeinen Angabe berechtigende Spuren 
davon zu entdecken vermag. Br. 

“>, Nich SowzrsY ist P. calva fast quadratisch, P, horrida vierseitig und noch 
jeohst, BR, 


en 2A 


Wird bis 4‘ breit. Ist mit D. octoplicata Sow., aus Derbyshire, 
wahrscheinlich identisch, auch der D. crispa Darm. mindestens sehr 
nahe; eine vorkommende Varietät mit mehr Falten scheint multiplica- 
tus benannt worden zu seyn. 

4. Terebratula Schlotheimii v. Buch Tereör. 39, gerade wie 
zu Humbleton, wird mit zunehmendem Alter aus einer Pugnacee 
eine Concinnee und dann von Hrn. v. Buca unter T. lacunosa 
p- 50 mitbegriffen, obschon die Übergänge vorliegen ; der starken Di- 
chotomie der Falten wegen nimmt ibre Anzahl im Sinus von 2 auf 
8—10 zu. Dazu gehört, als Mittelform zwischen den andern Deutschen 
und den Englischen, die T. lacunosa v. ScuLortu. von Schmerbach. 

5. Terebratulites sufflatus v. SchLora., v. Buck p. 102, 
nebst 6. T. elongata kommen beide auch zu Humbleton vor. 1a 
ihrer Gesellschaft an beiden Orten noch viele junge undeutliche Brut: 
Terebr. latus, T. complanatus, T. intermedius u. s. w.; — 
so wie auch | 

7. der T. pelargonatus v. Schrorn. mit sehr hohem Sel:nabel, 
feiner diehotomirender Streifung und einer anscheinend verwachsenen 
Delta - förmigen Öffnung, die sie zur Cyrtia machen würde, nur un- 
deutlich sich an beiden Orten findet. 

8. Pleuronectes disciformis pusillus v. SchLoTH. zu 
Glücksbrunn und zu Humbleton, $3° lang, aus den aneinanderstehenden 
Buckeln und dem äusserlichen [?] Ligamente als eine Lima zu erkeu- 
nen. Sie ist gleichklappig, vorn nur wenig abgeschnitten, nach hinten 
unmerklieh ausgebreitet; das vordere Ohr der rechten Klappe für den 
Byssus wenig ausgeschweift; — nicht gestreift. Der Vf. behauptet, dass 
die Plagiostomen ältrer Formationen sich immer durch Zähne 
am Schlossrande (— Limea, Limoarca) von den eigentlichen Li- 
men unterscheiden, und bildet als Beleg Plagiostoma minutum 
v. ScuhtorH. (Fg. 5 a,b, c) ab. 

9. Aviculaspeluncaria @ (Gryphites speluncarius 
v. SchtortH., Avicula gryphaeoides Sow, Orbicula v. Buck) 
Fg. 1 a,b,c. Zu Glücksbrunn und zu Humbleton häufig. Frei, un- 
gleichklappig, ziemlicb rund. Rückenklappe stark gewölbt mit einer 
mittlen Depression von dem Schnabel bis zum entgegenstehenden 
Rande, mit feinen diehotomirenden, bis auf 60 — 80 zunehmenden, ab- 
wechselnd kleineren, gekörnelten Strahlen, fast wie beiMonotis sali- 
naria. Die rechte Klappe nur ? so gross, flach, fast kreisrund, mit un- 
deutlichen Strahlen, aber merklicheren Zuwachsstreifen ; vorn und obeu 
mit einem schmalen’ tiefen , fast bis zum Buckel reichenden Ausschnitt 
für den Byssus. 

Schlossrand fast gerade, wie bei Avicula; auch befindet sich, wie 
bei dieser, die stärker ausgebreitete Seite der Klappen auf der der 
Einkrüämmung des Buckels entgegengesetzten Seite , im Gegensatze mit 
Exogyra und Gryphaea. Höhe zu Länge zu Dicke = 8:9:3; 
Breite des Olres — 2; Länge des geraden Schlossrandes — 4; hinten 


16 * 


— 412 — 


ist derselbe gebogen und hat gegenüber. auf der gewölbte Klappe ei- 
nen Lappen, welchen Herr von Bucn als Analogon des hinteren Ohres 
betrachtet. Dieselbe Ungleichheit der Klappen (2: 1)-und derselbe Aus- 
schnitt für den Byssus findet sich auch bei der flacheren Monotis 
decussata v. Münst. (Tf. I, Fg. 3 a, b bei Quensr., obgleich sol- 
ches von Münster nicht angegeben, oder selbst geläugnet wird), mit 
welcher jene Art auch im Übrigen grosse Ähnlichkeit hat. Auch die 
Avicula inaequivalis ist sehr ähnlich, so wie eine noch unbenannte 
Muschel im weissen Sandsteine über dem Schieferthon der Brora (Tf. 
I, Fg. 4 a, b) mit 20 — 30 schärferen Rippen, in welcher die kleine 
Klappe mit dem Byssus - Ausschnitte nicht einmal bis in die Hälfte der 
andern reicht. Alle strahlig-gestreifte Aviculae älterer Formationeu 
haben diese auffallende Ungleichheit der Klappen und ermangeln der 
äussern faserigen Harnsubstanz, womit die stets ungestrahlten Schaalen 
der lebenden Arten überzogen sind. Auch Monotis substriata 
v. Münsr. ist eine solche Avicula, wo jene Ungleichheit nur minder 
gross ist, und M. s#linaria scheint ebenfalls dazu zu gehören. 


10. Mytulites keratophagus v. ScHLoTH. repräsentirt un- 
- sere glatten Aviculae im Zechsteine und ist Avicula keratophaga 
Q. Sie ist sehr klein, ohne besondere Zeichnung der Oberfläche und 
ihr Schloss ist unbekannt. Sie ist von einer in den obern Jura- 
Schichten der Mark vorkommenden Form, von Avicula alata Kuön. 
Tf. III, .Fg. 3, nicht zu unterscheiden , die sich wieder an SowErgY’s 
Avıcula ovata enge anschliesst und völlig das Schloss von Ger- 
villia besitzt: dieses ist nämlich gerade, gekerbt, vorn auf einer brei- 
tern Fläche mit 2 gerundeten Faltenzähnen, wovon sich der vordere 
wieder spaltet. So mögen auch die andern glatten Aviculae'der 
Jura-Formation zu Gervillia gehören. Mytilus socialis aber 
ist weder Avicula noch Gervillia, denn er besitzt auf der vorde- 
ven Seite der linken Klappe 2 zahnartige Erhöhungen, zwischen die 
der Zahn der rechten Klappe einpasst, und auf der Hinterseite des 
Schlosses lange Faltenzähne, dergleichen auch in A. laevigata 
Krön. (Tf. III, Fg. 2), welche im Rüdersdorfer Muschel - Kalke noch 
häufiger ist, sich ebenfalls schön beobachten lassen. Eine weitere 
Gruppe des Avicula-Geschlechtes bildet dann Pterinmea Gorpr. 
des Übergangs - Gebirges. 

11. Mytulites striatus v. ScHtLoTH. ist nach dem geraden 
Schlosse und den auseinanderstehenden Buckeln eine Cucullaea, 
deren Buckeln nach vorn gehen und deren Schaale nach hinten stark 
ausgebreitet ist. Ihren dichten Strahlen nach stimmt sie ganz mit Arca 
tumida Sow. (Tf. 474, Fg. 2) überein. Sie kommt in Thüringen, 
wie in England vor. Cucullaea sulcata scheint der Beschreibung 
zufolge nicht sehr verschieden davon zu seyn. 


12. Tellinites dubius v. ScaLorn. begreift sowohl eine glatte 
Area, welche entschieden auch zu Humbleton vorkommt, als eine 


= 4 2 


?Modiola in sich, dergleichen auf dem re Zechsteine nicht 
al sind. 

3. Trochilites helicinus v. ScHuLorH. kaum über $‘' gross, 
mit ; gerundeten Umgängen, worauf oben 2 deutliche Streifen fortlau- 
fen, einige andere aber nur undeutlich zu erscheinen pflegen. Von 
Humbleton finden sich ganz ähnliche Exemplare in der Sammlung. Psır- 
zıps hat diese Art unter Turbo angeführt. 

14. Encrinites ramosus v. ScuLoTtH., Trockiten rund, mit ziem- 
lich grossem Nahrungskanal, auf deu Gelenkflächen mit dichten, dicho- 
tomischen Strahlen; die der Hülfsarme in kleinerem Maasstabe diesen 
ganz gleich. Ist als Cyathocrinites planus Mırı. pg. 86 im Engl. 
Zechstein bekannt. 

15. Escharites retiformis v. Scutort#. Meist nur abgedrückt. 
Von Gouvruss als Gorgonia infundibuliformis gut abgebildet; 
von EnrengerG mit Eunicea Lamouvroux’s verbunden, doch von bei- 
den Geschlechtern verschieden. Der Verf. nennt sie daher Gorgo- 
nites retiformis. ‚Bei Puruips erscheint sie als Retepora flu- 
stracea. Sie ist im Englischen Zechstein so häufig, als im Thüringi- 
schen. Die Längen - Äste sind unter sich ganz gleich und tragen 
auf jeder Seite drei regelmässige Zellenreihen; die Queeräste keine. 
Ist aber die Kruste abgelöst, so sieht man die gestreifte Achse ohne 
Zellen an den Hauptästen, und die Queeräste verschwinden oft ganz. 
Die Gesammtform scheint becherförmig gewesen zu seyn. 

16. Gorgonia dubia (Krone von Encrinites ramosus 
v. SCHLOTH. collect. — Retepora virgulacea Pniur.) ist eben 
so häufig im Zechstein beider Länder; scheint ebenfalls becherförmig 
zu seyn, und von der Wurzel an gleichmässig dichotome und abneh- 
mende Zweige zu haben ,„ welche auf ihrer Kruste 8-10 Längenreihen 
von Zellen haben mögen; fehlt die Kruste aber, so sieht man nur die 
gestreiften Äste. Gehörte nach EnrenBErs zu Prymnoa Lamx., wahr- 
scheinlich wei! EHRENBERG in dem schuppigen Ansehen eines zersetzten 
Stammes schuppige Polypenzellen zu erkennen glaubte. Die Verzwei- 
gung ist vielmehr die von Gorgonia, die Zellenstellung aber ver- 
schieden. 

17. Gorgonia anceps ist nicht becherförmig, sondern bildet ein- 
zelne dickere dichotome Äste, von welchen feine fiederständige Zweige 
wegtreten. In Thüringen, wit vorigen und noch einer vierten „Art, 
nebst einer Retepora. 

18. Calamopora spongites Gorpr, im Zechstein, scheint des 
Verf. von andern Formen abzuweichen durch Dünne der Zweige, bü- 
‚ schelförmige Stellung und diehotome Theilung derselben, mit dem Ha- 
bitus eines Go rgonien-Zweiges, so dass der Verf. auf eine andere 
Art schliesst. 

19. Der Fisch von Schmerbach, dessen Scuuotn. S. 29 rühmlichst 
erwähnt, hat viele Ähnlichkeit mit Acrolepis Sedgwickii Acass.; 
von dem er inzwischen durch einige auffallende Merkmale abweicht. — 


Der Pygopterus Scoticus Ac. wird in Thüringen durch P. Hum- 
boldtii ersetzt. — Dessgleichen Platysomus striatus und Pl. 
macrurus durch Platysomus gibbosus und PI. rhombus; — 
dann Palaeoniscus elegans durch P. Freieslebeni. 


Einst muss daher ein grosses Seebecken, 60 geogr. Meilen lang 
von Nord-England bis zum Thüringer Walde gereicht haben, an dessen 
nördlichem und südlichem Ufer einerlei Geschöpfe lebten, welche, nach 
dem Klaffen obiger Aviculae u. a. Merkmalen zu urtheilen, ruhig im 
Schlamme begraben wurden. 


E. Löw: über das Zusammenvorkommen fossiler Thier- 
knochen mit Kunstprodukten in den Sandgruben des 
Kreutzberges bei Berlin (Kırst. Arch. 1835, VIII, 479—487, Tf. IX, 
Fg. 7—9). Nach den früheren Entdeckungen (Jahrb. 1832, S. 360) hat 
man in den beiden letzten Jahren in den Sandgruben am nördlichen 
Abhange des Kreutzberges noch gefunden von . \ 


1) Elephanten: 5 Backenzähne, 2 Stosszähne, 1 Calcaneum, 
ı Astragalus; 

2) Rhinoceros:& Backenzähne; 

3) fossilen Pferden: 4 Backenzähne, 1 Mittelfuss und 1 PO: 
telhand-Knochen ; 

4) fossilen Ochsen: 1 Mittelfuss-Kuochen ; 

6) Hirschen: 1 Stück Geweihe ; 

6) Wiederkäuern von der Grösse eines Schafes: 1 Backenzahn: 

7) viele unbestimmbare Knochen-Trümmer ; 
alle etwas abweichend von den analogen in den Skeletten noch leben- 
der Thier- Arten, und alle in Zusammenhalt, Farbe und Ankleben 
an die Zunge sich gleich verhaltend. Auf derselben, anscheinend noch 
unverritzten Lagerstätte wurden aber auch zwei kleine, mit grosser ° 
Mühe zu Keil- förmigen Schneide-Instrumenten zugerichtete Steine, ein 
sauber polirter Feuer- (Fg. 7) und ein Sand - Stein (Fg. 8) gefunden, 
welche mithin aus der Zeit stammen, wo der Mensch mit dem Gebrauch 
der Metalle noch uicht vertraut gewesen. Die Schichtenfolge am Kreutz- 
berge ist von oben nach unten (ausser einem Lehme oder vielmehr Mer- 
gel, welcher das Plateau, jedoch nicht bis zu seinem höchsten Punkte 
bedeckt und daher von etwas unsicherer Altersfolge ist): 

1) Dammerde und Flugsand, mit einzelnen, bis 8° 
grossen Übergangsgebirgs-Trümmern . 2’— 3’ 

2) Grobkörniger Diluvial- Sand; ähhe alle Ge- 
schiebe und Versteinerungen; nur in seinem untern Theile mit 
Mammont- Resten 8’— 12‘ 

3) Grober Grus, mit Urgehien Jürde N Feuer- 
stein-Trümmern und vielen, ihrer Abstammung entsprechenden 
Versteinerungen , durch weisse Kalkmasse (Kreide - Theile) 


gebunden. Die meisten Kuochen und obige beiden Kunst-Pro- 
dukte stammen daraus; gleichwehl ist diese Schichte vollig 
unverritzt gewesen . ; ? j { j : 1 _g 
4) Sand, mit mehreren, wenig dahaltenden zb eh 
Schichten , scharfkörnig,, doch mit grössern abgerundeten Ge- 
schieben von Granit, Gneiss, Übergangskalk und Feuerstein; 
der Thonmergel mit ähnlichen Trümmern, in rothes Eisenoxyd 
verwandelten Schwefelkies-Knollen und Braunkoblen-Theilchen, 
ebenfalls Knochentheile der oben genannten Thiere euthaltend; 
der Mergel nie; diese Schichte ist bekannt bis zu | 60’ 


A. CarurLo: memoria geognostico-zoologica sopra alcune conchrglse 
fossili del Calcare jurese, che si eleva presso Ü lugo di Sunia Uroce 
del territorio di Belluno (Paduva 1854, 20 pp. 49. e. 2 tuv. hih.). 
Wir haben in geognostischer Beziehung von diesem Buche schon ge- 
sprochen *) und theilen nun, nach eigener Ansicht desselben einen Aus- 
zug über die darin abgehandelten Versteinerungen mit. 


Der Vf. beginnt mit einer Nachweisung der Struktur der LamArcor'- 
schen Rudisten, hauptsächlich nach Des Mourıss, — wit der Unter- 
scheidung eines vierfachen Vorkommens derselben in der erwähnten 
Lokalität: als Unterklappe [!], als Kern oder Eirostrit mit einer düunen 
inneren Schaale bedeckt, und ohne solche. Jene innere Schaale ist 
glatt und der Länge nach faserig, während die äussere gerippt und 
queer blättrig, in jenen Gegenden auch nie porös ist. Allein bekannt- 
lich zeigen die Radioliten - Schaalen sich aus Blättern in melireren 

P® 3 ‚sich, kreutzenden Richtungen zusammengesetzt, wie wir es auch an un- 
sern Exemplaren aus dieser Gegend finden, zwischen, welchen sechs- 
seitig prismatische Zellen übrig bleiben, die an mehreren dieser Exem- 
plare auch deutlich, obschon ausgefüllt sind ; diese Schaale kann sich 
der Länge nach in konzentrischen Lagen abblättern , und je dünner die 
übrig bleibende Lage eben noch ist, desto ebener legt sie sich über 
den Kern; je dicker, desto mehr nimmt sie die gerippte, gefaltete u. s. w. 
Form der Oberfläche der Schaale an. 


Die im Kalke des Pine vorkommenden Versteinerungen sind: 
1. Sphaerulites duplovalvata Car. 13, tb. 1, fig. 1. 
Länge bis 3°, innen ein Kiel. [Wegen dieser angeblich doppeiten 
Schaale vergl. oben.) 
2. Sphaerulites umbellata Car., 14, tb. I, fig. 2. 
Über 3 breit: mit 2 inneren Kielen [ist wohl nur ein Deckel). 
3. Sphaerulites Da Rio Car. 14, tb. I, fig. 3, 4. 
* Hippuriten mit gefurchtem Kern und glatter Schaale,. 
4. Hippurites Fortisii Car. Zool. foss. 171, tv. VI. 


mn — -—— 


*) rd 1836, S. 88. 


0m u 


5. Hippurites fitoloides Car. td. 173, iv. VII. 

. Hippurites nanus Car. 15, Tf. II, Fg. 2. 

7. Hippurites turriculatus' Car. Zool. fuss. 172 (Forrıs viagy. 
in Dalmat. 1, Tf. VII, Fg. 14). 

** Hippuriten mit glattem Kern und gefurchter Schaale. 

8. Hippurites turricula Car. 16, Tf. 1, Fg. 5. 

9. Hippurites contortus Car. 16, Tf. II, Fe. 3. 

10. Hippurites dilatatus Car. 17, Tf. II, Fg. ı. 

11. Venus Alpaghina Car. Zool. foss. 165. 

12. Venericardia ?erenata Car. id. (Gusrr. Tf. 52, Fg. E). 

13. Plagiostoma gigantea Sow. Car. 10. 

14. Podopsis truncata ?Lamk. Car. 10. 

15. Podopsis arcuata Car. 11, 17, Tf. II, Fg. 6. 

16. Gryphaea dilatata Sow., Car. 11. a 

17. Turitella Borsonii Car. 18, T£f. II, Fg. 5; Zool. foss. 170, 
T£. II, Fe. E. | 

18. Natica Car. 11. . 

19. Cassis Car. 11. 

20. Ovula Car. 11. 

21. Amplexus flexuosus Car. 11, 19, Tf. II, Fg. 4 [ist Bato- 
lites MF.]. 


Es ist auffallend, den Vf. so sehr bei einer vorgefassten Meinung 
rücksichtlich seines Jurakalkes beharren zu sehen, obgleich alle Ver- 
steinerungen, die er selbst richtiger bestimmt hat, offenbar der Kreide 
angehören. Selbst sein Plagiostoma giganteum und Gryphaea 
dilatata sind zweifelsohne nur mit ähnlichen Arten aus der Kreide . 
verwechselt. Seine beiden Radioliten fallen indess wahrscheinlich 
in eine, seine 7 Hippuriten jedenfalls in eine geringe Anzahl zi% 
sammen, welche nur durch Dimensions-Verhältnisse und Form von ein- 
ander abweichen, die ja bei allen festgewachsenen Konchylien und bei 
den Rudisten insbesondere so veränderlich bei jeder einzelnen Art 
sind. Die Turritella Borsonii ist, ‚wie wir nach Ansicht des 
früher abgebildeten Original- Exemplares schon gelegentlich bemerkt, 
eine ausgezeichnete Nerinea-Art, die er jetzt mit der Schaale abbil- 
det. Aber auch hier ist der Verf. so beharrlich bei seiner früheren An- 
sicht, dass er (S. 12) also argumentirt: weil die Turritellen des 
Pine die Charaktere der Nerineen an sich tragen, so gehört das Ge- 
nus Nerinea zu Turritella. 


a 


H. Nyst: Recherches sur les Coquilles fossiles de la Province 
d’Amers (Bruxelles, 36 pp. et 5 pll. lithh. 8°, 1835). Allein durch 
die Arbeit De ıı Joxkame’s über die Astarten und durch jene über 
das Becken von Antwerpen geleitet begann der Verf. seine verdienst- 
lichen Nachsuchungen nach den tertiären Resten dieser Provinz und . 


— 247 — 
entdeckte daselbst allmählich 136 Arten, 48 aus dem kleinen Becken 
von Buom, welches dem London clay entspricht und 42 Arten (0,66) 
mit der Englischen Formation dieses Namens gemein hat, — und 418 
in dem bei Antwerpen selbst, welche Lokalität so sehr mit dem Engli- 
schen Crag übereinkommt , dass über 65 Arten (an 0,60) beiderlei La- 
gerstätten gemein sind; weit geringer ist die Übereinstimmung mit den 
Subapenninen, dem Moellon und dem Tegel. Etwa 30 Arten im Gan- 
zen-sind als neu angegeben und gut abgebildet; einige andere von da 


hatte La JonkamReE schon früher beschrieben. 


I. Zu Boom. 
Axinus angulatus Sow. 
Astarte Kickxii N. I, 31. 
Venericardia deltoidea Sow. 
Arca duplicata Sow. 
Nucula pectinata Sow. 
_ Deshayesiana Ducuasr., 
Ill, 63. 

_ Duchastelii N. III, 64. 
Natica—? 
Pleurotoma colon Sow. 

_ exorta Sow. 
Fusus (Mur. Sow.) trilineatus N. 
— (— — )rugosus Lamk.? 
Triton(— — ) argutus N. 
RostellariaParkinsoni Manr. 
(Kreide). 
Cassidaria Nystii Kıckx., 
V, 30. 
Nautilus Deshayesii Derr. 
N, Aturi Bast. 
Ammonites Wapperi pe Koxınck. 
Dentalium acuticosta Desn. 
?Avicula paradoxa N. V, 55. 


II. Zu Antwerpen. 
Balanus crassus Sow. 
Fistulana contorta Desn. 
Solen ensis Lamk. 

Mya intermedia Sow. 
Mactra arcuata Sow. 


Pen cuneata Sow. 
Corbula rotundata Sow. 
_ elegans Sow. 
—_ pisum Sow. 
Z— bicostata Nysr. pl. I, 
fig. 10. 


_ planulata Nysr. I, 11. 
Psammobia solida Sow. 
Tellina obliqua Sow. 

- ovata Sow. 


_ zonarıa Bast. 
— muricata Ren. 
_ donaciformis N. I, 17. 


_ astartea N. I, 18. 
Lucina radula Lımk. 

— curviradiata N. I, 20. 
Axinus unicarinatus N. ], 22. 
Astarte planata Sow. 


— Omalıı Lasonk. 

_ rugata Sow. 
Basterotii Lasonk. 
— corbuloides LAsonk. 
.- Burtini Lasonr. 

_— obliquata Sow. _ 
_ Galeotti N. I, 30. 


_ Nystiana Kıckx, II, 32. 
Cyprina islandicoides Lamn. 
_ angulata N. 
(?Venus angulata Sow.) 
_ tumida N. II, 385. 
Cytherea exoleta Lamk. 


— 28 — 


I. Zu Antwerpen. 
Cytherea transversa Sow. 


AR ceycladiformis N. Il, 38. 


— trigona N. II, 39. 
Venus targida Sow. 

— lupinoides N. UI, 41. 

— . radiata Brocchut 111, 42. 
Venericardia semilis Sow. 

—_ chamaeformis Sow. 
Venericardia orbicularis Sow. 
— ‘ scalaris Sow. 
Cardium Parkinsoni Sow. 
—_ angustanum Sow. 
— edulinum Sow.- 
— ? 
Isocardia cor Sow. 
e— Junulata N. III, 53. 
Cuculiaea elongata Sow. 
— pusilla N. III, 55. 
Pectunculus variabilis Sow. 
_ scalaris Sow. 
-- nanus Desn. (Grob- 
kalk). 

Nucula margaritacea Desn. 

= nitida N. III, 62. 

(später N. laevigata N.) 
Mytilus antiquorum Sow. 
Pinna? margaritacea Desn. 
Lima nivea Ren. 

Pecten grandis Sow. 

—  complanatus Sow. 

— Jacobaeus Lamk. 

— striatus Bow. 

—  sulcatus Sow. 

— Treconditus Sow. 

— obsoletus Sow, 

— Gerardii N. III, 75. 
Ostrea undulata Sow. 

— eucullaris Lamk- 

— ungulata N. ıv, 78. 
Anomia ?tenuistriata Desn. 
Lingula mytiloides Sow. IV, 80. 
Fissurella’Graeca Lanmkr. 
Pileopsis Ungarica Lamk. 
Calyptraea trochiformis Lamr. 


I. Zu Antwerpen. 
Bulla lignaria Lin. 
—  eonstricta Sow. 
— eliiptica Sow. 
Auricula buceinea Sow,, Eharcke, 
ar: pyramidalis Sow. 
Melania terebellata N. ıv, 9. 
Natica glaucinoides Sow. 

—  hemielausa Sow. 

—  patula Sow. 

Scalaria lamellosa Brocchnr. 

_ frondosa Sow. 
Trochus laevigatus Sow. 

senilis Sow. 

-- octosulcatus N. IV, 18. 

_ Kickxu N. IV, 19. 

_ Robynsii N. V, 20. 

— Solarium N. V, 21. 
Turbo moniliferus S. (Greensand). 
Turritella triplicata Broccnun. 
Cerithium tricinetum — 

— sinistratum N. V, 25. 
Cancellaria Jonkairiana N: v, 28. 
Cancellaria costulata Lamk. 

(Grobkalk). 
Fusus contrarius Lamk. 
— corneus N. 
(Murex corneus Sow.) 
Murex alveolatus Sow. 
Ros Gahihe ia pes pelecani Park. 
— macroptera Sow. 
Cassis bicatenatus Sow. 

— striata Sow. 

Bucecinum elongatum Sow. 

_ reticosum Sow. 

_ rugosum Sow. 

— sgranulatum Sow. 

— elegans Sow. 

— labiosum Sow. 

_ lamellilabrum N. v. 48. 
Terebra inversa N. v, 49. 
Voluta Lamberti Sow. 
Cypraea coccinelloides Sow. 
Dentalium hemiclausum N. v, 53: 
?Cycelas depressa N. v, 56. 


— 219 — 


Nıcor: über die Struktur der horizontalen Äste der Co- 
niferen, ein Vortrag‘ bei der Britischen Versammlung in Dublin, 11. 
August 1835 (James. Kdinb. n. phil. Journ. 1835, XIX, 401 — 403). 
Wie gewagt es sey, auf die blosse Ansicht eines Schnittchens Konife- 
ren - Holzes neue Genera zu gründen, geht aus der Betrachtung der 
Holz-Struktur an der obern und der untern Seite der horizontalen Äste 
der Koniferen hervor. Die Markröhre liegt der obern Fläche näher 
als der untern; das Holz der obern Seite ist blasser, und wie das des 
Stammes beschaffen, während an der untern Seite das Holz dunkler, 
dichter, auf dem Queerschnitte die Zellen enger, die Zellenwände dicker, 
auf dem radialen Längenschnitte die Zellen mit kleineren , wenigeren 
und undeutlicheren (? obscure) Scheibcehen oder Poren, und auf diesem wie 
auf dem konzentrischen Längenschnitte die Zellen mit zahlreichen Fa- 
sern durchkreuzt sind, die an der Oberseite ganz fehlen. Die Äste von 
zehn verschiedenen Pinus-Arten haben alle, mehr oder weniger das- 
selbe Resultat geliefert. 

Inzwischen kann die genaue anatomische Untersuchung der Pflanze 
in solchen Fällen zu-ihrer richtigen Klassifikation führen, wo die äus- 
seren Charaktere Zweifel übrig lassen. So hat der Miro von Neusee- 
land, woraus man einen Podocarpus gemacht hat, gänzlich die Struk- 
tur der wahren Dikotyledonen, und umgekehrt stimmen Tasmannia 
dipetala (T. insipida Brown), die man zu den Magnolien ge- 
“stellt, und T. aromatica rücksichtlich der Struktur ihres Holzes gänz- 
lich mit den Koniferen, insbesondere den Araucarien überein, nur 
dass ihre Struktur feiner und unbestimmter, und dass bei der zweiten 
dieser Arten die Spiegelfasern krummlinig sind; sie zeigen auf dem 
Queerschnitte 1— 2 Reihen viereckiger Öffnungen , welche 3 — 4mal so 
gross als jene in den Zwischensteilen sind. 


Vu nn 0. 


J. T. Mackay und Wurtra: Bericht über fossile Equiseten 
bei Carrickfergus (Journ. of ine geol. Soc. of Dublin, I, ı, 79—81). 
Zwischen Carrickfergus und Kilrootpoint in Irland, etwas über gewöbnli- 
chem Hochwasserstand hat die Küste auf eine Strecke hin das Ansehen, 
als ob sie dieht mit aufrechten eisernen Spitzen bedeckt wäre, welche 
2‘ — 6° lang und 2° — 4° diek sind, und noch 1° — 14° senkrecht in 
den Boden hinabzureichen scheinen. Nirgends sieht man sie eine hori- 
zontale Richtung annehmen, auch unter der Oberfläche nicht. Sie sind 
ganz hohl und brechen leicht am Boden ab. Es sind Überrindungen 
von Pflanzen mit eisenschüssigem Sand, in welchen jedoch die Substanz 
der Pflanzen gänzlich verschwunden ist. Equiseten, Triticum 
junceum und Polygonum amphibium wachsen umher. Mackav 


hält nach genauerer Prüfung die überrindet gewesenen Gewächse für 
Equisetum fluviatile und E. limosum. 


—- 290 — 


Eupts DestonecHamps: Abhandlung über die Teudopsiden, 
den Kalmars verwandt (Mem. Soc. Linn. de Normandie V, 1835 
> VInstit. 1835, IV, 134). Der Name Teudopsis rührt von zevSis, 
der Griechischen Benennung der Kalmars. Der Charakter des Geschlech- 
tes ist folgender : | 

Thier unbekannt; — Schaale fossil, hornartig, dünne , verlängert, 
flach oder hinten und unten etwas vertieft, längs ihrer Mitte mit einer 
Längenfalte, welche an ihren beiden Enden manchmal gespalten ist, 
gewöhnlich begleitet von -einem Sack voll schwarzer fast pulverarti- 
ger Materie. 

Die drei ihm bekannten Arten nennt der Verf. T. Agassizi, T. 
Bunellii und T. Caumontii. Zu diesem Geschlechte scheinen die 
Reste zu gehören, welche in De 14 Becae’s Manual unter dem Namen 
Onychoteuthis angusta Münsr., Loligo prisca Rürr., Lo- 
ligo antiqua Münst. und Sepia hastaeformis Rürer. aufge- 
führt werden. 


Eupss DestonscHamps: Abhandlung über die fossilen Ar- 
ten des Muschel-Genus Münsteria (Mem. Soc. Linn. de 
Normandie, V, 1835 > UInstit. 1836 , IV , 134). Schaale 2klappig, 
gleichklappig , sehr ungleichseitig, vorn und hinten klaffend ; Klappen 
dreieckig ; Buckeln klein, randlich, ganz vorn; Schlossrand gerade mit 
einem elastischen Ligament in seiner ganzen Länge; Schloss linienför- 
mig, ohne Zähne. — Familie der Solenoiden Lamarcer’s. Arten 6, 
nämlich M. anatiformis [!J, M. praelonga, M. cuneata, 
M. canalifera, M. sulcata, M. lamellosa. Zwei dieser 
Arten stammen aus dem: lithographischen Kalk Pappenheims , vier aus 
der Gegend von Caen. 

Seit Verlesung dieser Abhandlung scheint De ra BecHeE (S. 424 
seines Manuals) diese Muscheln als Aptychus laevislatus, A. 
laevislongus, A.imbricatus depressus, A. imbricatus 
profundus, A. bullatus und A. elasma aufgeführt zu haben. 

[Da der Vf. die Original- Abhandlung von Meyer’s nicht kannte, so ist 
nicht zu wundern, wenn er demungeachtet seinen Vortrag abdrucken liess.] 


L. v. Bucn: Note über die Austern, Grypbäen und Exo- 
gyren (Ann. scienc. nat.; Zool., 1835; III, 296—299). Man ist 
darüber einverstanden, dass die wesentlichen Charaktere im Schlosse 
der Austern, Gryphäen und Exogyren dieselben sind, und 
zwischen diesen drei Formen, welche im Übrigen als Gruppen desselben 
Geschlechts willkommen sind, sich Übergänge gestalten. Die Austern 
entwickeln sich in einer Fläche ohne verhältnissmässige Dicke; — die 
Gryphäen nehmen an Tiefe zu, nnd sind oft viel länger als breit; — 


—' 23, — 


die Exogyren endlich haben Neigung aussen eine Kante zu bilden, 
welche zwei sehr ungleiche Seiten trennt. Diese Verschiedenheiten 
scheinen doch immer auf Abweichungen in der Organisation zu beruhen. 

Die Gryphäen haben auf ihrer rechten Seite, gegen welche hin der 
Buckel gerichtet ist, immer noch einen schmäleren Lappen: eine äus- 
serliche Rinne trennt ihn der Länge nach von der übrigen Schaale ; bei 
Gr. arcuata geht diese Rinne bis in die Spitze des Buckels fort, bei 
den übrigen Arten hört sie an dessen Basis auf; bei erstrer wird sie 
durch den Muskel - Eindruck hervorgebracht, welcher innwendig auf 
derselben (oder etwas susserhalb) steht; bei den andern liegt dieser mehr 
nach inneu gegen die Mitte hin. Bei diesen ist dieser Lappen ein Äqui- 
valent des rechten Ohres der Pectines, das sich gleich dem linken in 
minder schiefer Form bei einigen Austern, wie O. carinata, noch 
erkennen lässt. Ostrea vesicularis hat noch einen Überrest des 
linken horizontalen Ohres neben dem Muskel - Eindruck ; die ihr zum 
Verwechseln ähnliche Gr. dilatata hat davon keine Spur mehr. Beide 
unterscheiden sich übrigens von andern durch das vertikale Schloss 
und die radiale Streifung der Oberklappe. Wie am Rand der Pecti- 
nes, so setzen die Anwachsstreifen der Gryphäen an der Rinne ab; 
die des Lappens, gleich denen des, Ohres der Pectines, liegen wie auf 
einem blossen Anhange darneben, nur die Gryphaea arcuata ausge- 
genommen. Die Austern haben daher noch horizontale oder gar 
‚keine Ohren; die Gryphäen nur ein sehr schief längs der ganzen 
Schaale hinziehendes; ihr andres ist gänzlich verschwunden. Die Exo- 
gyren lassen nicht selten einen Lappen, wie Gryphaeaarcuata 
wahrnehmen, und eine Rinne, auf oder ausser welchem innwendig der 
Muskeleindruck sitzt; wozu die Kante, die seitliche Krümmung des 
Buckels und die Einschliessung des oberen Theiles des Ligamentes in 
demselben noch als weiter unterscheidende Merkmale des Geschlechtes 
Exogyra kommen. 


m nn nn nn nn 


W. Grescory und R. Warker: Koprolith-Analysen, vorge- 
tragen bei der Wern. Soz. in Edinb. am 29. Nov. und 13. Dez. 1834 
(James. Edinb. n. phil. Journ. 13824, XVIII, 164—165). Ein Kopro- 
lith von Burdiehouse war in einer abgerollten Masse von Thoneisenstein 
eingeschlossen und schien auf dem Bruche aus derselben Masse , wie 
die einschliessende Materie, zu bestehen. Das Mineral enthielt viel 
. Schwefeleisen eingesprengt, und die Analyse wurde durch die Ungleich- 
förmigkeit des Gemenges schwierig und unsicher. Einer hohen Temperatur 
ausgeseizt, entwickelte sich Wasserdampf mit viel bituminöser Materie 
und etwas Ammoniak, woraus, wie aus dem Vorkommen von Phosphor- 
säure, sich mit grösster Bestimmtheit auf den organischen Ursprung schlies- 
sen lässt. — II. Ein anderer Koprolith von Fifeshire zeichnete sich durch 
noch stärkeren Gehalt an Phosphorsäure aus, und wenn .er in einer 


Rs 
ee 252 u 


Glasröhre der Hitze ausgesetzt wurde, so entwickelte sich Wasser mit 
viel Anımoniak und ein Geruch nach in hoher Temperatur sich zer- 
setzender Thier-Materie 


I 11. 
Organische Materie n 

(1. mit Schwefeleisen und ME sclenie mi er 
Kohlensaure Kalkerde . ö ! . 61,000 „ 24,255 
— Talkerde 5 ! 2 . 13,568 „ 2,888 
Eisenoxyd mit etwas Alaunerde N . 6,100 . Spur. 
Phosphorsaure Kalkerde . . b ; 9,576 . 63,596 
Fluorkalzium (bei II. Fluss-Säure) . Spur . Spur. 

Manganoxyd ! 1 ä i i —_—  .. ae 

 Bhosphors.: Talkerde: ... 0. 4,8 use 3 16. Hi Ba 
Wasser (und bei I. Verlust) s ; 5,332. 3,328 


Arte. ConserL: Nachträgliche Notiz zur chemischen Ana- 
Iyse der Thierreste von Burdiehouse *) (James. Edinb. n. phil. 
Journ. 1834, XVIII, 387 — 388). Der Verf. hatte bei seiner frühern 
Zerlegung von Koprolithen Flusssäure nicht auffinden können, was ihm 
jedoch später gelang. — I. ist ein Flossenstachel von Gyracanthus 
formosus ÄAe.; II. bietet zur Vergleichung die Ergebnisse der Dv- 
MENIL’schen Dee frischer Hecht-Stacheln. II. sind in Kalk- 
stein eingebettete , bis $’’ lange Schuppen von Megalichthys, wel- 
ches Geschlecht dem Lepidosteus nahe steht. IV. gibt das Resultat 
der Cuevreur’schen Analyse der Schuppen .der noch lebenden Lepi- 
dosteus-Art. Setzt man voraus, dass, im Verhältniss als die organische 
Materie zerstört worden, bei l11I Kieselerde-Hydrat, bei I Kieselerde 
und kohlensaurer Kalk eingedrungen seyen, so stimmen die fossilen 
Reste mit den analogen frischen in auffallender Weise rücksichtlich 
ihrer Zusammensetzung überein; das umschliessende Kalkgestein selbst 
enthält einen ansehnlichen Antheil organischer Materie. 

I. 2.2 I. IV. 
Phosphors. Kalkerde N 


. z 53,87 55,26 50,94 20 
(bei I. u. III. mit etwas Fluorkalzium | ER u „I 46, 


Kohlens. Kalkerde : > i 33,86 6,16 11,91 10,00 
Kieselerde (bei III als Hydrat) . 10,22 — 36,58 — 
Kali, Natron, theils als Chloride a Te 9 „47 — 
Bitumen oder (bei 1I. und IV.) 
thierische Materie . ; Ä „54 37,36 „12 41,20 
Phosphors. Talkerde . . . Spur — Spur 2,20 
*) Vgl. Jahrb. 1835, S. 503. , 


**, Natron und Verlust. 


_— 253 — 


Wesster: über den Pech-See auf Trinidad (dessen Voyage 
made in Ihe years 1828 —31, by urder of the Lords Commissioners uf 
the Admiralty, vol. II. > James. Edinb. n. philos. Journal, 1835, 
XYIII, 331 — 334). Dieser Bericht weicht in einigen wesentlichen 
Stücken von dem frühern ALExANnDEr’s ”) ab, und endiget mit einer An- 
wendung auf die Theorie der Steinkoblen - Bildung. Die „Pechgründe“ 
finden sich etwa 24 Engl. Meilen vom Spanischen Haven zu Point 
Breea und sollen 1500 Acres Ausdehnung besitzen. Landet man an 
dieser Spitze, so wird man sogleich durch grosse auf Sand umberlie- 
gende Pech - Blöcke und von den Wellen bewegte Pech - Geschiebe 
überrascht. Man gelıt und fährt auf Pech, das jedoch im Allgemeinen 
nur einen dünnen, doch oft unterbrochenen Überzug über den Boden 
bildet. Felder und Gärten sind darauf angelegt und zeigen eine üppige 
Vegetation; doch kömmt auch der andere Boden darunter an vielen Stel- 
len zum Vorschein. Den etwas höher liegenden Pechsee erreicht man 
41 Meil. vom Meere, wo er ganz von Wald eingeschlossen ist; er ist 
4 E. Meil. lang und ;'; M. breit. Er hat in der That das Anschen 
eines See’s, ist jedoch vou vielen tiefen Spalten durchzogen, worin fri- 
sches, gutes Wasser steht und sich auch stellenweise über die Öker- 
fläche ausbreitet, darin Fische und Frösche leben. Das Pech ist hart 
genug, um eine Person zn tragen ; ist es aber von der Sonne erwärmt, 
so kann jene mit der Öberfiäche so tief einsinken, dass sie ihr Nach- 
bar aus dem Gesichte verliert. Manche Pflanzen wachsen auf dem 
Peche da, wo sich keine Spur von Erde findet , und ihre Menge ist im 
Zunehmen. Etwas nordwärts sieht man eine Quelle von flüssigem Theer. 
Zwischen Point Breea und Point Nuaparina ist eine Pech-Bapk, worauf 
10° — 12° Wasser steht, worauf Schiffe_zuweilen ihre Anker werfen und 
Fische sehr häufig sind. Am Serpent’s Mouth sind einige Pech - Riffe, 
welche bald wachsen ,„ bald verschwinden und mit dem Schlamm-Vulkan 
in Verbindung stehen sollen. Das Pech ist eine matt schwarze, feste 
Substanz mit ebenem Bruche , lässt sich leicht mit dem Federniesser 
schaben, riecht widerlich wie Kohlen-Theer, sinkt in Salzwasser schnell 
unter und färbt Papier matt braun. Bei etwa 155° C. schmilzt es un- 
vollkommen zu einer weichen Masse , ohne auseinanderzulaufen. Wein- 
geist, Salpetersäure, kaustisches Alkali wirken nicht darauf. Es ist da- 
her vom eigeutlichen Peche sehr verschieden und kann nicht zu densel- 
ben Zwecken gebraucht werden. Auf Trinidad dient es zu Verbesserung 
der Weße und zum Verkitten von Steinen unter Wasser; auch zur Gas- 
Gewiunung. Es steht der Steinkehle näher, als dem wirklichen Peche. 
Der Verf, glaubt nicht an den vegetabilischen Ursprung der Steinkohle, 
sondern nimmt an, dass diese nichts als eine noch mehr erhärtete Sub- 
stanz gegenwärtiger Art seye. Die Kohlenlager pflegen Reste von 
Pflanzeu aus einem beissen und feuchten Kliv;a einzuschliessen. Fah- 
ren, Schilfe und Palmen, worunter eine eigene „Pechsee - Palme“, sind 


*) Jahrb. 1833, S. 629, 


— 2534 — 


aber auch die häufigsten Gewächse an dieser Stelle: ja sie wachsen 
auf dem Pechsee. Würde der 'Pechgrund jetzt von neuen Gebirgs- 
Schichten bedeckt, so würde man bei späterem Wiederauffinden dessel- 
ben das Pech in Steinkohle verwandelt, und charakteristische Steinkoh- 
len - Pflanzenreste in den sie begleitenden Felsschichten antreffen. Die 
Pechlagen im Meere, welche weich genug sind, um den Anker eindrin- 
gen zu lassen, müssen auch vermögend seyn, Seekonchylien in sich 
aufzunehmen. See- und Fluss-Fische, wie sie im Wasser über und zwi- 
schen dem Peche leben, würden mit in diese Erdschichten eingeschlos- 
sen werden. 


Untermeerischer Wald zu Dieppe, Seine inferieure (Ann. d. 
Voyag. 1834, Avril, IT, 114—115). Am_Fusse der steilen Ufer, west- 
lich von Cap d’Ailly, hat man seit einigen Jahren fossile Baumstämme 
in den Alluvionen bemerkt. Durch den-letzten Sturm im Februar 1834 
wurde eine grosse Anzahl von solchen’ unterhalb des Dorfes Saint Au- 
bin vor Dun, 4 Stunden von Dieppe, so ausgewaschen, dass sie bei 
niederem Wasserstande entblösst liegen. Sie deuten einen ganzen ver- 
schütteten Wald an, sind in Torfmasse verwandelt, jedoch enthalten 
viele von ihnen noch ein ganz gesundes Herz von schön rothgelber 
Farbe. Es_sind Eichen- oder Kastanien-Bäume, auch wohl Tannen u. a. 
Arten, welche.alle gegen N.W. zu gefallen sind. Zum Brennen taugen 
sie wenig. N N: 

C#. Morren: über die Gleichzeitigkeit des Bibers der 
Torfmoore in Flandern mit dem Menschen <(vorgel. b. d. Akad. 
zu Brüssel ain 4. Apr. 4835, > V’Instit. 1835, III, 180— 181). Neue 
Beobachtungen haben die schon früher aufgestellte Ansicht des Verf’. 
bestätigt. Er hat kürzlich aus den Torfmooren der Gemeinde Destel- 
beryhe-lez-Gand Ochsen-Schädel, Hirsch-Reste, vier Schweins- 
und zwei Hunds-Schädel mit zwei Schädeln jenes Bibers und dem 
Unterkiefer eines Menschen zusammenliegend gefunden, und zwar 40° 
tief in einem Süsswasser - Torfe, welcher 3° hoch mit Sand und dann 
mit Humus bedeckt war, auf welchen] nach unten zunächst ein durch 
Eisen - Phosphat grün gefärbter Sand mit Tausenden von Paludinen 
und Plaunuorben u. s. w. folgte. Dasselbe Torfmoor hat eine ku- 
pferne Lanze geliefert, ähnlich jener, welche D= Bast und Monrraucon 
als zu Teralphene bei Alost und zu Paris gefunden , beschrieben ha- 
ben ; — ferner ein kupfernes mit einem Öhre versehenes Instrument, 
welches dem bei De Basr pl. xır, fig. 11 ganz gleich ist, und derglei- 
chen sich die Gallier viel bedient haben. 


Versuch 


einer geographisch-geognostischen Einthei- 
lung des westlichen Deutschlandes nebst 
generellen Andeutungen zur geognostischen 
Konstitution der verschiedenen Gebirgs- 
Abtheilungen desselben, 


Bruchstück eines zum Behufe geognostischer Detail - Unter- 
suchung der Gebirge West-Deutschlands entworfenen Planes, 


von 


Herrn Dr. von Kuipstein. 


m — 


Ohne Rücksicht auf geognostische Konstitution würde 
sich schon für die Gebirge West - Deutschlands nach der - 
geographischen Beschaffenheit desselben eine mit jener ganz 
im Allgemeinen ‚beinahe korrespondirende generelle Einthei- 
lung ergeben, Das grosse Längenthal des Rheins, so wie 
das Queerthal des Mains bieten zwei natürliche Haupt - Ab- 
schnitte, nach welchen drei grosse Abtheilungen erhalten 
würden, nämlich : 

1) die südlichen Länder auf der rechten Rhein - Seite 
bis zum linken Main-ÜUfer (Württembery, Baden und ein 
Theil von Hessen-Darmsladt ; 

2) die grosse Gebirgsfläche zwischen dem Rhein, Maın, 
der Fränkischen Saale, der Werra und Weser ; 

Jahrgang 1836, 17 


u = 


3) das ganze Deutsche Gebiet des linken Rhein - Ufers, 

Doch ist diese geographische Eintheilung nicht ganz 
dazu geeignet, mehrere grosse geognostische Gebiete pas- 
send zu sondern. Wir nehmen, dieses zu bezwecken, noch 
folgende geognostische Begrenzungen zu Hülfe: 

1) die östliche Demarkations-Linie des transitiven Schie- 
fer - Gebirges 'auf der rechten Rhein-Seite von Stadiberge 
über Sachsenberg, Frankenberg, Marburg, Giesen, Butzbach, 
. Homburg bis ungefähr zum Ausfluss der Nrdda in den Main. 

2) Eine Linie durch den nördlichen Spessart, die das 
Primitiv- Gebirge des Spessaris südwärts lässt und so die 
‚ nordwärts bleibenden Kupferschiefer - Biläungen von dem- 
selben trennt. 

Nach dieser geographisch-geognostischen Abmarkung wür- 
den 4 grosse Gebiete oder 4 Haupt-Gebirgsgruppen für West- 
‚Deutschland erhalten, eine südliche, eine östliche, 
eine nördliche und eine westliche. Wir unterlas- 
sen es, auf eine Darlegung von Gründen, auf welchen haupt- 
sächlich die versuchte Eintheilung beruht, weiter einzugehen. 
Zum Theil ergeben sie sich aus der nachfolgenden weiteren 
Ausführung ‚selbst, theils gehen sie auch aus Grundsätzen 
hervor, welche wir an einem anderen Orte zu entwickeln 


Gelegenheit finden werden. 


Südliche Hauptgruppe. 


Die Primitiv-Gebirge des westlichen Deutschlands sollen 
einen vorzugsweisen Bestandtheil dieser Hauptgebirgsgruppe 
bilden. Ihre Massen grösstentheils unmittelbar vom bunten 
Sandsteine umlagert, erscheinen in 3 vereinzelten Partieen, 
getrennt durch grosse Vertiefungen, in welchen sich das 
jüngere Sekundär-Gebirge absetzte,. Die obersten Formatio- 
nen desselben, oder die Oolith-Bildungen, sind in Folge des 
Einflusses später umgestaltender Kräfte ihrer eigenthümlichen 
äusseren Gestaltung nach grösstentheils scharf getrennt von 


den untern Bildungen, wesshalb sich ihren Hauptverbreitungs- 


Gebieten nach recht passend aus diesen beiden Formations- 
Gruppen auch zwei besondere Gebirgs - Abtheilungen bilden 
lassen. Zwei andere werden ferner durch die weit getrenn- 
ten Primitiv - Gebiete des Schwarzwaldes und Odenwaldes 
bezeichnet und einer fünften dürften vielleicht noch die fla- 
chen Gegenden zwischen der Jller, dem Bodensee, dem 
Schwarzwald und der Donax angehören. Es werden dem-. 
nach für die südliche ach folgende 5 Abtheilungen 
erhalten: 

1) Odenwald, Re und Bauland. 

2) Neckar-Gegenden. 

3) Schwarzwald. 

4) Rauhe Alp. 

5) Gegenden zwischen der Donau, dem Bodensee und 
der Iller. 


Begrenzung der südlichen Hauptgruppe. 

Der Rhein von seinem Ausflusse aus dem Bodensee bis 
zur Mündung des Mains, der Main bis zur Mündung der 
Kahlbach; Grenze der östlichen Hauptgruppe bis zur Mün- 
‚dung der ZoAr; der Main abwärts bis zum Einfluss der 
Tauber, diese bis zu ihrem Ursprung; Linie zum Ursprunge 
der Wörnitz, die Wörnilz bis zu ihrer Mündung bei Donau- 
wörth; die Donau bis zur Iller, diese herauf bis zur Ver- 
einigung mit dem Kosianzer Thal bei Immensladt, das Ko- 
stanzer Thal bis Raufen, Linie zur Weissach; das Thal der 
Weissach und der Bregenzer Bach bis zum Bodensee; die 
nördlichen Ufer desselben bis zum Rhein-Ausiluss. 


l. Abtheilung. Odenwald u. s. w. 


Die plutonischen Primitiv - Bildungen zwischen Neckar 
und Main, so wie noch eine kleinere Partie derselben auf 
der rechten Main - Seite den südlichen Theil des Spessaris 
bildend, sollen ihr angehören. Obwohl die hierher gehörigen 
Formationen an Verbreitung von dem innerhalb der Abthei- 


lungs-Grenze sie umgebenden bunten Sandstein übertroffen 
17? 


BB = Ä 


werden, so stehen sie gleichsam als die Kern- oder Zentral- 
Massen unter den weiterhin noch dieser Abtheilung anheim- 
fallenden oben an. Sie sind ferner durch eigenthümliche 
höchst manchfaltige Zusammensetzung. im höchsten Grade 
ausgezeichnet. Granit, Gneiss und Syenit, reich an unterge- 
ordneten Einlagerungen, erscheinen zumal in dem vielartig- 
sten Wechsel. Doch scheinen diese zum Theil an anderen 
Orten mit reichen Erz-Lagerstätten gesegneten Bildungen 
in diesem Gebirge, so weit man es bis jetzt kennen lernte, 
nur zu geringer Hoffnung für die Auffindung bauwürdiger 
Massen berechtigen zu wollen. Ost- und südwärts sind die 
primitiven Formationen des Odenwaldes überlagert durch 
bunten Sandstein, welcher nach jener Richtung in be- 
trächtlicher Verbreitung bis in das Bauland sich erstreckt, 
alsdann nordwärts über den Main hinübersetzt und die klei- 
nere Partie primitiven Gebirges des Spessarts umgibt. Un- 
ter den Gebirgs - Bildungen dieser Abtheilung gewinnt er 
bei Weiten die beträchtlichste Verbreitung. _In ihrem öst- 
lichen Theile, im Bauland, erscheint alsdann noch der auf 
dem bunten Sandstein ruhende Muschelkalk in nicht unbe- 
deutender Ausdehnung , indem er bei Weitem den grössten 
Theil dieser Gegend einnimmt, oder vielmehr den beträcht- 
lichsten Antheil an der Konstituirung des östlichen Theils 
der Abtheilung nimmt. In einigen kleineren isolirten Par- 
tieen kommt er auch noch weiter westlich im bunten Sand- 
stein, so wie auf der Grenze zwischen diesem und Gneiss 
vor. Hiernächst die grösste Ausdehnung gewinnend, lehnt 
sich dem nördlichen Saume des Odenwälder Primitiv-Gebirges 
eine halbinselförmig in das Alluvial- Land des Rheins und 
Mains sich erstreckende Partie von Todtliegendem an. Auf 
seiner Süd-Grenze tritt zwischen ihm und syenitischem 
Granit der sehwarze Porphyr von Darmstadt hervor. Noch 
andere vulkanische Bildungen, vorzugsweise aber Basalte, 
kommen in einer nicht unbeträchtlichen Anzahl kleiner 
isolirter Massen innerhalb der verschiedenen Gebiete der 
plutonischen Primitiv-Bildungen, des bunten Sandsteins und. 


1) : 


des Todliegenden zum Vorschein. Hierher gehören auch 
einige kleine Trachit-Kuppen. | 

In die Grenzen dieser Abtheilung fällt ferner der 
zwischen Main und Neckar befindliche Theil der grossen 
Alluvial- Ebenen der rechten Rhein - Seite, aus welcher am 
Bergsträsser Gebirge, so wie an den Gehängen des nörd- 
lichen Odenwaldes Diluvial- Anschwemmungen heraufsteigen 
und mitunter weit in die grösseren Gebirgs - Thäler auf- 
wärts reichen. | 

Eine weitere Eintheilung der Gebirgs-Oberfläche dieser 
‚ Abtheilung ergab folgende 6 kleinere Gruppen: 


1) Gruppe des Oderwaldes. 

Hauptgruppen- Grenze von der Mündung der Modau- 
bach in den Rhein bis zur Mündung der @ersprenz in den 
Main; die Gersprenz aufwärts bis Grossbieberau, das kleine 
Thälchen über Rodau nach Assbach; Linie nach Ernstha- 
fen; die Modau bis zu ihrer Mündung. 


2) Westliche Gruppe des Odenwaldes. 

Der Rhein vom Einfluss der Weschnitz bis zur Modau; 
die Modau bis Ernsthafen; Linie nach Assbach; das Thäl- 
chen über Rodau nach Grossbieberau; die Gersprenz bis zu 
ihrem Ursprunge, Linie bis zum Ursprunge der Weschnitz, 
diese bis zu ihrer Mündung. 


3) Gruppe des südlichen Odenwaldes. 

Linie von der Quelle der Gersprenz zu der der Mimm- 
Ing, das Mümmling - Thal über Züttersklingen und Hüiten- 
Thal bis Eberksberg, Linie zum Ursprung des Zell- Thales 
am Erbucher Jagdhaus; dieses über Breitenbach und Kirch- 
zell herab bis zum Zusammenfluss mit der Mudau bei Buch; 
die Mudau bis zu ihrer Entstehung bei Obermudau; Linie 
zum Ursprung der Eizbach, diese bis zum Neckar; der 
Neckar bis zum Rhein. 

4) Östliche Gruppe des Odenwaldes. 

Nordost-Grenze der südlichen Odenwald - Gruppe vom 

Ursprung der Gersprenz bis zum Zusammenfluss des Zellbach 


— 260 — 


mit der Mudau, diese bis zu ihrer Mündung ; der Main bis 
zur Gersprenz; diese bis zu ihrer Quelle, 


5) Spessart-Gruppe. 


Grenze der Hauptgruppe von der Mündung der Tauber 
bis zur Mündung der Kahlbach; der Main bis zur Mündung 
der Kahlbach. 


6) Gruppe des Baulandes. 


Gegen Westen begrenzt durch die südliche und öst- 
liche Odenwald- Gruppe. Der Main von der Mündung der 
Mudau bis zur Tauber, die Tauber bis Mergentheim; Linie 
nach Krautheim; die Jart bis zum Neckar. 


II. Abtheilung. Neckar-Gegenden. 


Das weit ausgedehnte Sekundär - Gebirge, die Einsen- 
kung zwischen dem Schwarzwalde und Odenwalde erfüllend, 
südwärts bis zur Schwäbischen Alp sich erstreckend und 
gegen Osten sich zum Theil in die Baier’schen Niederungen 
sich verlierend, soll diese Abtheilung umfassen. Muschel- 
kalk und Keuper, beide durch einen so hohen Grad von 
Ausbildung in diesen Gegenden bekannt, konstituiren bei 
Weitem den grössten Theil ihres ganzen Oberflächen - Ge- 
bietes. Während jener jedoch, von diesem bedeckt, durch 
Erosion der Wasserströmungen nach und nach mehr ent- 
blösst wurde, bildete er weniger ausgedehnte Gebirgs - Ge- 
biete, als der Keuper, sondern ist gar häufig nur auf die 
Nähe der Thal-Einschnitte beschränkt. Die Schichten beider 
Bildungen, wie es scheint, grösstentheils in ungestörter Ent- 
wickelung abgesetzt, auch befreit geblieben von ihre räum- 
liche Verhältnisse störenden, späteren Veränderungen, be- 
halten mit der Ausnahme, dass sie sich allmählich gegen 
das nördliche Ausgehende etwas heben, allerwärts ein ziem- 
lich gleiches Niveau bei. Aus diesem Grunde sieht man 
selten den Keuper in Vertiefungen des Muschelkalkes 


ZB & 


abgelagert *), sondern stets über demselben in ungleich hö- 
herem Niveau, entweder: in zusammenhängenden, weit ver- 
breiteten Gebieten, oder auch in zerrissenen Massen. Der 
bunte Sandstein setzt auch in einigen nicht sehr ausgedehn- 
ten Partieen aus dem südlichen Theile des Odenwaldes, so 
wie aus dem nördlichen des Schwarzwaldes in die Abthei- 
lung der Neckar-Gegenden herüber, ohne jedoch an irgend 
einem Punkte im Innern derselben zu Tage aufgefunden zu 
‚seyn. Ganz isolirt kommt der Lias vor und zwar auf den, 
Fildern bei Stuttgart und Tübingen, in abgerissenen Par- 
tieen über dem obersten Keuper die höheren Stellen des 
Gebirges einnehmend, und nordöstlich Bruchsal bei Langen- 
brücken und Uppstadt, wie es scheint in Vertiefungen des 
Keupers — vielleicht auch des Muschelkalkes. 


Tertiäre Bildungen dürften, ausser dem sehr beschränkten 
Braunkohlen-Gebiete im Neckar - Thale bei Dietesheim, wohl 
in dieser Abtheilung bis jetzt keine andern bekannt geworden 
seyn. Die verschiedenen kleinen Süsswasserkalk - Bildungen 
des Neckar-Thales fallen der Epoche des Diluviums anheim, 
das nicht allein an manchen Stellen des Neckar-Thales, son- 
dern auch in verschiedenen kleinen Thälern, zumal in dem 


der Elsenz in nicht geringer Mächtigkeit und Verbreitung 
auftritt. 


Ausser der Basalt-ähnlichen Masse des Werlerberges bei 
Sinsheim wurden nirgends plutonische Bildungen bekannt. 


Die Abtheilung zerfällt in ‚die folgenden 5 kleineren 
Gebirgs - Gruppen. 


4) Gruppe des Kraichgaues. 
Der Rhein vom Einfluss der Kraichbach bis zur Neckar- 


Mündung, der Neckar aufwärts bis zur Zainbach, diese bis 


zu ihrem Ursprunge; Linie nach Gosxheim, die Kraichbach bis 
zu ihrer Mündung. 


*) Diese Ausnahme findet nur da Statt, wo der Keuper auf der un- 
teren Muschelkalk - Abtheilung ruht, | 


'2) Gruppe des Zabergaues. 


Die Pfinz von ihrem Ausflusse bis zu ihrer Quelle, Li- 


nie nach Neuenbürg; die Ens bis zu ihrer Vereinigung mit 
dem Neckar, der Neckar bis zur Lambach; Grenze der 
Kraichgau-Gruppe bis zur Mündung der Kraichbach. ' 


3) Gruppe der Filder. 

Nördlich umgeben von der Zabergau-Gruppe; der Neckar 
vom Vereinigungspunkte mit der Ens aufwärts bis ZZorb, 
Linie nach Zhalheim, das Thälchen herab bis zur Waldbach, 
diese bis zur Nagold; die Nagold bis zur Ens. 

. 4) Gruppe des Löwensteiner Gebirges. 

Das Neckar-Thal vom Rems-Thal bis zur Mündung des 
‘ Kochers; dieser bis zur Zain, die Lain bis Lainzell, Linie 
nach Gmünd, das Rems-Thal bis zum Neckar. 


5) Gruppe der Kocher- und Jaxt-Gegenden. 

Die Jart von ihrer Mündung bis Krautheim, Linie nach 
Mergentheim; Grenze .der Hauptgruppe bis Dinkelsbühl; Li- 
nie über Ellwangen bis zum Zusammenfluss der Zainbach 
mit dem Kocher ; der letztere bis zum Neckar. 


III. Abtheilung. Schwarzwald. 


Wie schon angedeutet, sind im westlichen Deutschland 
3 isolirte Gebiete primitiv-plutonischer Bildungen vorhanden, 
die in gerader Richtung von Süden nach Norden sich er- 
streckend an Höhe und Umfang, gegen Norden allmählich 
abnehmen. Den Grundsätzen unserer Eintheilung gemäss 
konnten dieselben‘ nicht ein und derselben Abtheilung ein- 
gereiht werden. Ihre Lage ist so beschaffen, dass die zwei 
nördlichen kleineren am füglichsten zu einer sich vereinigen 
und die südliche grössere Partie die Zentral - Masse einer 
anderen, der des Schwarzwaldes abgibt. In ihrer geognosti- 
schen Haupt-Konstituirung kommen beide Abtheilungen ziem- 
lich überein. Wie im Odenwald ist auch der primitive Kern 
von buntem Sandstein, zumal auch hier auf der Ostseite 
umgeben. Beide gehören Erız os Baaumont’s Erhebungs- 


ae a u u Zu le u A u A a 7 em 


—_— 203 — 


System des Rheins an, dessen Massen-Aufrichtung kurz nach 
der Ausbildung des bunten Sandsteins Statt hatte und nicht 
in eine Periode nach dem Absatze der Oolith - Bildungen, 
wie es Herr Schwarz in einem Sendschreiben an Herrn 
E. oz Beaumont darzuthun versucht *), gesetzt werden kann, 
Zu den verbreitetsten Bildungen innerhalb dieser Abthei- 
lung gehört noch der Muschelkalk, welcher ostwärts her 
ihre Grenzen überschreitet und in den oberen Nechar- und 
Danau-, so wie in den Nagold-Gegenden sich ausbreitend am 
bunten Sandsteine gegen Westen sein Ausgehendes erreicht. 
So weit uns die Primitiv - Bildungen des Schwarzwaldes be- 
kannt sind, erscheinen sie einfacher zusammengesetzt, als . 
die des Odenwaldes. Dagegen wird diese geringere Manch- 
faltigkeit der Hauptmassen durch frequentere besondere La- 
gerstätten ersetzt, auf welchen man an verschiedenen Stel- 
len nicht unergiebigen Bergbau treibt. 


Die übrigen, an der Konstitution dieser Abtheilung Theil 
nehmenden Bildungen sind , rücksichtlich ihrer Verbreitung, 
von geringer Bedeutung. Die beachtungswertheste Stelle in 
jeder Beziehung nimmt unter ihnen noch die im Breisgau 
mitten aus dem Rhein- Thal isolirt aufsteigende vulkanische 
(zum grösseren Theil doleritische) Masse des Kasserstuhls 
ein. Im Westen und Süden erscheinen. noch verschiedene 
partiell verbreitete Massen der Jura-Formation, Auch leh- 
nen sich dem westlichen Rande des primären Gebirges ver- 
schiedene isolirte Partieen von Todtliegendem und der 
Steinkohlen-Bildung, so wie des transitiven Schiefergebirges 
an. Von besondrem Interesse sind, in Bezug auf diese früher 
am Schwarzwald ganz unbekannt gewesene Formationen, 


*) Siehe Jahrbuch 1833, I, S. 36.  Hiernach müssten Musche!- 
kalk und Keuper, so wie die Oolithenreihe (deren Massen an 
der Alp einer viel später wirkenden Kraft ihre Niveau - Verände- 
rung verdanken) durch die Erhebung des Rhein - Systems mit auf- 
gerichtet seyn. Wie wenig diese Hypothese Haltbares besitzt, 


werde ich vielleicht an einem anderen Orte näher zu erläutern Gc- 
legenheit finden. 


u 


- die neueren Entdeckungen des Herrn Warcuxer, so wie 
des Herrn v. Kerrser, dessen zuvorkommender Gefällig- 
keit wir eine schöne Reihe von Hand-Exemplaren des nörd- 
lichen Schwarzwaldes verdanken. 

In dem der Abtheilung zufallenden Theile des Rhein- 
Thales lehnen sich Diluvial- Anschwemmungen häufig dem 
Gehänge des ältern Gebirges an, so wie auch an verschie- 
denen Stellen vereinzelte Tertiär - Ablagerungen bekannt 
wurden. 


Kleinere Gebirgs-Gruppen und ihre Begrenzung. 
4) Gruppe der Enz. | 
| Die Murg von ‚ihrer Mündung bis Freudenstadt, Linie 
zur Quelle des Glati, das Thal desselben bis zum Neckar, 
dieser bis Zorb; westliche Grenzen der Filder- und Zaber- 
gau-Gruppe bis zum Rhein. 

2) Murg-Gruppe. 

Die Kinzig von ihrem Ursprunge bis zu ihrer Mün- 
dung, der Rhein bis zum Ausiluss der Murg, diese bis zu 
ihrer Quelle; Linie bis zum Ursprunge der Kinzig. 

3) Gruppe der Kinzig. 

Vom Ursprunge des Zölle - Thales bis zur Vereinigung 
mit der Treisam, diese bis zum Zusammenfluss mit der Elzach; 
die Elzach bis zu ihrer Mündung; der Rhein bis zum Ein- 
fluss der Kinzig, diese bis zur Vereinigung mit der Gulach; 
die Gutach bis zu ihrem Ursprunge bei T’ryberg; Linie über 
Föhrenbach nach Neustadt, das Thal herauf bis zum T7rk:r- 
sen; Linie bis zur Entstehung des Zölle-Thals. 


4) Donau-Gruppe. 

Die Wutach von Neustadt bis Blomberg; Linie nach 
Doneschingen,; die Brichach bis Villingen; Linie zum Ur- 
sprung des Neckars, der Neckar bis zum Glatt; das Glatt- 
Thal bis zu seinem Ursprunge; Linie nach Freudenstadt; 
Linie zum Ursprunge der Kinzig, diese bis zur Vereinigung 
mit der Guiach, die Gutach bis zu ihrer Quelle; Linien über 
Vührenbach nach Neustadt. | 


5) Gruppe der Wutach. 

Vom Feldsee oder dem Ursprunge der Wutach bis zu 
ihrem Einfluss in den Rhein, dieser bis zur Winsbach; das 
Winsbach - Thal bis zu seinem Ursprung; Linie bis zum 
Feldsee. 


6) Gruppe des Feldberges und Kaiserstuhles. 


 — Der Rhein vom Einfluss des Wensbach bis zur Mündung 
der Elzach; das Elzach-, Treisam- und Hölle - Thal herauf 
bis zur Entstehung der letzteren; Linien über den Feldsee 
‚bis zum Ursprung der Winsbach. 


IV. Abtheilung. Raue Alp. 


Diese Abtheilung umschliesst hauptsächlich die Oolith- 
Bildungen von Oberschwaben; bei Weitem der grösste Theil 
ihrer Fläche wird von der Jura-Formation, welche neuer- 
dings durch die scharfsinnigen Beobachtungen des ‘Herrn 
Grafen von ManperstonE in verschiedene, der Englischen 
Folge äquivalente Glieder getrennt wurde, eingenommen. 
Am steilen nordwestlichen Abfalle tritt in der ganzen Län- 
gen-Erstreckung des Alp-Gebirges in einem schmalen wenig 
unterbrochenen Streifen der Lias unter dem Jura hervor 
und unter jenem der Keuper. Nur die niedersten Gebirgs- 
theile dieser Abtheilung gegen N.W. einnehmend , hängt er 
ınit dem auf der linken und weiter nordwärts auch auf der 


rechten Neckar-Seite in ungleich grösserer Ausdeknung und 


fe) 
in mächtiger Entwickelung sich ausbreitendem Keuper - Ge- 
biete der Abtheilung der Neckar- Gegenden zusammen, Im 
Westen tritt noch ein kleiner. Theil des den bunten Sand- 
stein des Schwarzwaldes nach dieser Seite umgebenden Mu- 
schelkalkes innerhalb die Grenzen dieser Abtheilung her- 
über, Auch nimmt sie auf der Süd- und der Südost - Seite 
verschiedene auf die linke Donau-Seite hinübersetzende Par- 
tieen des grossen Molasse - Gebietes von Oberschwaben auf. 
‚Ihnen reihen sich noch einige andere Tertiär-Bildungen an, 


wie zumal verschiedene Süsswasser-Kalke in der Gegend 


-— 6 — 


von Ulm in kleinen Vertiefungen oder Thälern des Jura- 
kalkes abgesetzt. Kalktuffe, wohl noch neuer als diese, 
treten nicht selten in den Alp - Thälern auf. 


Besondere Aufmerksamkeit verdienen die in dieser Ab- 
theilung isolirt hervortretenden Basalte, so wie die sie ein- 
hüllenden Trümmergesteine. Sie dürften als unbedeutende, 
aus der Tiefe höher heraufgetriebene Verzweigungen eines 
mächtigen vulkanischen Rückens gelten, welcher in der Haupt- 
Längenrichtung des Alp-Gebirges aufgestiegen und die Volith- 
Massen aus ihrem ursprünglichen Niveau zu ihrer jetzigen 
Höhe gleichförmig, ohne beträchtliche Schichten - Störungen 
zu veranlassen, emporschob. 


Kleinere Gruppen und ihre Begrenzung. 


4) Gruppe des Hohenzollern. 


Der Neckar von der Vereinigung mit dem Echaz-Thale 
bis zu seinem Ursprunge; Linie nach Villingen; die Donau 
“ bis zum Lauchart-Thale; dieses bis zu seiner Quelle; Linie 
zum Ursprung der Echas; die Echaz bis zum Neckar. 


2) Gruppe der Teck. 

Gegen S.0O. an die Gruppe des Hochzollern sich leh- 
nend. Die Vils von ihrem Ausfluss aufwärts bis Gessln- 
gen; Linien über Urspring, Luitzhausen nach Ulm. 


3) Gruppe des Aalbuches oder des Hohenrechberges. 


Gegen 8.0. die Grenze der Teck-Gruppe. Der Neckar 
vom Einfluss der V»ls bis zur Mündung der Rems, ‚die Rems 
bis Gmünd; Linie nach Lainzell, die Lain bis zum Kocher, 
dieser bis zu seiner Quelle; Linie zum Ursprung der Brenz, 


das Brenz-Thal bis zur Donau, diese bis Ulm. 


4) Gruppe des Brauneberges. 

Der Kocher von Aalen bis zum Einfluss der Zain; Li- 
nien über Ellwangen nach Dinkelsbühl; Hauptgruppe-Grenze 
bis Donauwörth; die Donau bis zur Brenz; das Brenz-Thal 
bis zu seinem Ursprunge; Linie zur Kocher-Quelle. — 


Eu. — 


V. Abtheilung. Gegenden zwischen der Donau, 
dem Bodensee und der Iller. 


Dieser Abtheilung dürfte das weit verbreitete Ober- 
schwäbische Tertiär-Gebiet, so wie die isolirten vulkanischen 
Berge des Heggaues anheim fallen. Da mir die Bekannt- 
schaft mit ihnen gänzlich abgeht, so darf ich es nicht wa- 
gen, eine Eintheilung in kleinere Gebirgs - Gruppen hier zu 
versuchen. Es dürfte seine grosse Einförmigkeit auch 
wohl nur eine Abtheilung in zwei bis drei solcher Grup- 
pen gestatten. 


Östliche Hauptgruppe. 


Die östliche Hauptgruppe dürfte vorzugsweise das von 
der rechten Main-Seite nordwärts zwischen der Ostgrenze 
des transitiven Gebirges und der Fränkischen Saale, so wie 
der Werra bis zur Diemel hin sich ausbreitende ältere Se- 
kundär - Gebiet mit den verschiedenen darin verbreiteten 
Tertiär - Bildungen ete. in ihre Grenzen aufnehmen. Mäch- 
tige vulkanische Massen treten aus demselben hervor und 
gruppiren sich in 4 besonderen Partieen, wonach das Ganze 
am füglichsten in 4 Abtheilungen zerfällt. Diese sind: 

1) Abtheilung des Zabichiswaldes und der Eder - Ge- 
genden. 

2) Abtheilung des Vogelsgebirges und der Wetlerau. 

3) -— der hohen Rhön. 

4) — des Meissners und Knölls. 


Begrenzung. 


Gegen Westen von dem Ausflusse des Nidda in den 
Main bis nach Warburg an der Diemel an die nördliche 
Hauptgruppe sich lehnend *), Die Diemel bis zu ihrer 


*) Diese Grenze fallt ungefähr mit der östlichen Demarkations-Linie 
des Rheinischen Schiefer-Gebirges (wie sie sich aus ihrer näheren 
Beziehung weiter unten ergeben wird) zusammen. 


Mündung in die Weser, diese aufwärts bis zum Zusammen- 
flusse der Fulda und Werra. Die letztere aufwärts bis 
Meiningen; Linie nach Melrichstadt. Die Fränkische Saale 
bis zu ihrer Mündung, der Main bis Lohr; der Lohrerbach 
aufwärts bis zu ihrer Quelle; Linie zum Ursprung der 
Kahlbach; diese bis zu ihrem Ausflusse in den Main; der 
Main bis zur Mündung der Nedda. 


I. Abtheilung des Habichtswaldes und der Zder- 
Gegenden. I 


Im westlichen Theile das ältere Sekundär - Gebirge mit _ 
der Kupferschiefer - Formation vorwaltend verbreitet; eine 
abgerissene Partie der ältern neptunischen Formationsreihe 
noch aus demselben hervortretend. Grünsand, vielleicht 
auch Keuper im Süden über dem weit ausgebreiteten bun- 
ten Sandstein in partiellen oder zerrissenen Ablagerungen. 
Der letztere den grössten Theil der Oberfläche einnehmend. 
Häufige Muschelkalk-Partieen sind darüber, zumal im nord- 
östlichen Theile der Abtheilung. Mehrere Tertiär - Gebiete, 
von nicht beträchtlicher Ausdehnung. Die sekundären und 
tertiären Bildungen der nordöstlichen Partie durchbrochen 
von der vulkanischen Masse des Habichtswaldes und einer 
Menge sie umgebender isolirter Basalte von geringerem Um- 
fange. Die Abtheilung erhielt folgende Eintheilung in klei- 
nere Gruppen: | 

4) Westliche Gruppe der Eder. 

Gegen W. und N. an die 1. Abtheilung der nördlichen 
Hauptgruppe grenzend; gegen 9. die Eder bis Frilzlar. 
Alsdann das Thal der Elbebach über Neuenburg nach Ipping- 
hausen; Linie nach Freienhagen; das Thal über Volkarding- 
hausen und Landau herunter bis zum Zusammentritt mit 
der Zufe; diese bis zu ihrem Ausflusse in die Zder bei 
Warburg. 

2) Östliche Eder-Gruppe oder Gruppe des Habichtswaldes. 

Eingeschlossen von der Ost-Grenze der vorhergehenden 
Gruppe, von der Diemel bis zu ihrer Mündung; von da bis 


u 


zum Zusammenfluss der Fulda und Werra; die Fulda bis 
zum Einfluss der Eder; die Eder bis Fritzlar. 


3) Südliche Gruppe der Eder. 
Gegen W, begrenzt von der 2. Abtheilung der nördli- 


chen Hauptgruppe; die Ohm von ihrem Ausflusse in die 
Lahn bis Kirchhain; Linien über Erksdorf nach Neustadt; 
das Thälchen über Mamberg und Wiera herunter bis zu 
seiner Mündung in das Schwalmthal; die Schwalm bis zu 
ihrem Zusammenflusse mit der Eder. 


Il, Abtheilung der Wetterau und des Vogels- 
gebirges. 


Im östlichen, wohl auch noch im nördlichen und südli- 
‘chen Theile vorzugsweise das ältere Sekundär-Gebirge ver- 
breitet. Wärend südwärts gegen den Main besonders in 
den Kinzig-Gegenden die ältesten Sekundär - Formationen 
unter dem bunten Sandsteine hervortretend dort mit diesem 
die ganze Folge des Kupferschiefer-Gebirges entwickeln, er- 
scheinen im nördlicheren Theile einige der jüngeren Sekundär- 
Bildungen über dem bunten Sandsteine ruhend. Gegen das 
Schiefergebirge des Taunus und des Westerwaldes hin sich 
tief herabsenkend bildet das Sekundär - Gebirge westwärts 
ein Becken von nicht unbeträchtlicher Ausdehnung, welches 
die tertiären Massen der Wetterau, unter denen besonders 
das Braunkohlen - Gebirge eine so wichtige Rolle spielt, 
aufnimmt. | 

Aus der Mitte dieses ausgedehnten Sekundär- und Ter- 
tiär- Gebietes erheben sich die weit verbreiteten vulkani- 
schen Reihen des Vogelsgebirges, nach allen Richtungen hin 
von ihrer hohen Zentral-Masse herab radienförmig sich ver- 
_ zweigend, umgeben von häufigen isolirten Partieen geringe-. 
ren Umfangs und kleinen basaltischen Kuppen und Ke- 
gel - Bergen. 

Obgleich die geognostische Beschaffenheit der Gebirgs- 
Partie, welche im engern Sinne für das Vogelsgebirge gilt, 

Jahrgang 1836. | 18 


m. — 


wohl eine Absonderung von den dasselbe west- und süd- 
wärts umgebenden Gegenden der Wetlerau gestattet hätte, 
so würde andrerseits die Sonderung dieses Gebietes in zwei 
Abtheilungen kein passendes geographisches Arondissement 
zur Folge gehabt haben. Wir zogen es desshalb vor, die 
Gegenden der Wetterau mit dem Vogelsgebirge zu einer Ab- 
theilung zu vereinigen, und theilten dieselben in 8 kleinere 
Gebirgsgruppen, von welchen die 4 unter A aufgeführten 
grösstentheils der Wetterau (in weiterem topographischem 
Sinne), die unter B dem eigentlichen Vogelsgedirge angehören. 


A. MWelterau. 

1) Ohm-Gruppe. 

Die Ohm von ihrer Mündung in die Zahn bis zum Ein- 
fluss der Flensunger Bach, diese bis zu ihrem Ursprunge bei 
Freienseen; Linie nach Laubach; die Wetter bis zum Ein- 
fluss der Münsterbach; die Münsterbach bis Ettingshausen; 
Linie nach Hattenrod; das Thal herunter bis Grossenbuseck; 
die Wieseck bis zur Lahn; Grenze der Hauptgruppe. 

2) Grurpe der. Wetter. 

Gegen W. die Hauptgruppen-Grenze von der Mündung 
der Nidda bis zum Ausfluss der Wieseck in die Zahn. Von 
da bis Laubach gegen N. der OAm- Gruppe sich anlehnend;; 
Linie von Laubach nach der Friedrichshütte; die Herloff 
bis.zur Nidda, diese bis zum Main. 

3) Gruppe zwischen der Nidda und Kinzig, oder Main-Gruppe. 

Umgeben von der Nidda von ihrer Mündung bis zur 
Laisbach, diese aufwärts bis Rannsladt; Linien über Orten- 
berg, Wippenbach, Büdingen, Gettenbach, Breitenborn bis zur 
Kinzig bei Wächtersbach; die Kinzig bis zu ihrer Mündung. 

4) Kinzig-Gruppe. 

Grenze der Hauptgruppe von der Kinzig - Mündung bis 
zur Vereinigung der Senndbach mit der Fränkischen Saale; 
die Sinn bis zur Mündung der Josbach: der Josgrund auf- 
wärts bis Marpass; Linie nach Aeinau, die Kinzig bis 
zum Main. | 


u 


B. Vogelsgebirge. 

5) Südwestliche Gruppe des Wogelsgebirges. 

Gegen W. an die Wetler-Gruppe, gegen S. an die Nidda- 
Gruppe sich lehnend; gegen O. die Semenbach von Büdingen 
bis zu ihrem Ursprunge am Oberwald; Linien über den 
Taufstein nach dem Nidda-Teich; das Nidda-Thal herunter 
bis zur Zaishach. | 

6) Südöstliche Gruppe des Vogelsgebirges. 

Gegen W, die vorhergehende begrenzend; Linie vom 
Taufstein bis zur Quelle der Lüderbach; die Lüder von 
ihrer @uelle bis zum Einfluss in die Fulda; diese aufwärts 
bis zur Vereinigung mit der Flinder; die Flinder hinauf 
bis Flinden; Linien über Elm nach Schlüchlern; die Kinzig 
bis Wächtersbach; Grenze der Nidda - Gruppe zwischen 
Wüächtersbach und Büdingen. 


7) Nordöstliche Gruppe des Vogelsgebirges. 

Die Schwalm bis zum Einfluss der Grausbach, diese bis 
zu ihrer Quelle bei Schorbach; Linie zum Ursprunge des 
Kemeroder Thales; dasselbe herunter bis zur Aula, diese 
bis zu ihrem Ausfluss; die Fulda bis zur Vereinigung mit | 
der Lüderbach, das Thal derselben herauf bis zu seinem 
Ursprunge ; Linie nach dem Taufstein. 


8) Nordwestliche Gruppe des WVogelsgebirges. 

Gegen ©. von der Nordostgruppe begrenzt vom Tauf- 
stein bis zum Einfluss der Grausbach in die Schwalm, die 
letztere bis Treysa; Linien über Wiera, Momberg, Neustadt, 
Erksdorf, Allendorf’ nach Kirchhain; Grenze der Ohm-Gruppe 
bis nach Zaubach, Linie nach der Friedrichshälte; die Hor- 
lo/f bis zu ihrer Quelle; Linie nach der Spitze des Taufsteins. 


Ill. Abtheilung der hohen Rhön. 


Die alten Feuerberge der Rhön von Voist zuerst be- 
schrieben und von ihm wohl auch zuerst in ihrer wahren 
Natur erkannt, unter allen vulkanischen Gebirgen in West- 
Deutschland zur beträchtlichsten Höhe sich erhebend und 

1S * 


— m — 


unter ihnen wenigstens in den grossartigsten Formen er- 
scheinend, bilden die Zentral-Kette dieser Abtheilung; doch 
gestalten sie sich nicht gleich dem nachbarliehen grossen 
Erhebungs - Krater des Vogelsgebirges *) mit seinen vielen 
Verzweigungen zu einer weit verbreiteten zusammenhängen- 
den Masse. Basalte und Phonolite, die herrschenden Bil- 
dungen, steigen in isolirten Bergreihen und vielen kleine- 
ren vereinzelten Kuppen und Kegelbergen zum Theil über 
buntem Sandstein, theils über Muschelkalk empor. In der 
Richtung von N.N.W. nach 8.8.0. von der Milseburg bis 
über den hohen Kreuzberg lin reihen sich die beträchtlich- 
sten Massen aneinander und verzweigen sich in eine Menge 
vereinzelter Kuppen und niedrigere Partieen nord- und 
südwärts. So manchfaltig das vulkanische Gebirge in sei- 
nen geognostischen Erscheinungen sich darstellt, so monoton 
die Sekundär-Formationen, welche ausserdem an der Ober- 
flächen - Konstitution der Abtheilung Theil nehmen. Hieher 
gehört zumal der bunte Sandstein, welcher vorzugsweise in 
den tieferen Gegenden zwischen dem Ahön- und Vogels- 
Gebirge fast allerwärts mit seinem rothen Mergelthone sich 
ausbreitet. In den nördlichen Gegenden beider Abtheilun- 
gen der Rhön und des Vogeisgebirges nur noch von ver- 
einzelten kleineren vulkanischen Massen und partiellen 


*) Die Hauptmasse dieses Gebirges dürfte wohl als ein Erhebungs- 
Krater von ungeheurem Umfange gelten, wenn man nach den 
Eigenthümlichkeiten, welche ein solcher Krater nach Hrn. v. Buch 
besitzen soll, davon abstrahirt, dass seine bis zur beträchtlichsten 
Höhe emporgestiegene Zentral-Masse nicht, eine Caldera hinterlas- 
send, nach dem Innern zurücksank. Statt blasenförmig erhobener 
Lava, die in ihrer Mitte oder da, wo sie am höchsten emporge- 
drängt, auch den schwächsten Stützpunkt hatte und in sich zu- 
rücksinken musste ,„ stieg hier eine dichte Masse hervor. Nach 
dem Innern imm Zusammenhange fortsetzend, behielt sie ohne nach 
der Emporhebung ibr Raumverbältniss zu ändern, das Niveau 
der ursprünglichen Erbebung bei. Aber die.Aufspaltungen (Baran- 
cos), welche in Radien um die Caldera der Insel Palma berum 
Statt hatten, sind am Vogelsgebirge nicht zu verkennen. Fast 
alle Thäler beginnen zunächst der höchsten Masse und umgeben 
dieselbe auffallend Radien - förmig. 


u Kt 


Muschelkalk-Ablagerungen unterbrochen, erscheint er allent- 
halben herrschend und setzt in grossem Zusammenhange 
nach Niederhessen, oder in die 4. Abtheilung der östlichen 
Hauptgruppe fort. 

Neben dem bunten Sandstein scheint überhaupt von 
neptunischen Bildungen nur noch Muschelkalk in der Rkön- 
Abtheilung vorhanden zu seyn, wenn man noch einige be- 
kannt gewordene kleine Gebiete der Braunkohlen-Formation 
davon ausnimmt. Wie im nördlichen Theile kommt der Mu- 
schelkalk auch südwärts in kleineren unzusammenhängen- 
den Partieen vor, gewöhnlich tiefere Stellen in dem ungleich 
beträchtlicher ausgedehnten bunten Sandsteine einnehmend, 
aber auch in der Nähe vulkanischer Berge zu ungewöhnli- 
cher Höhe ansteigend. Ausser den erwähnten Braunkohlen- 
Bildungen dürften nicht leicht noch andere Tertiär - Forma- 
tionen in dieser Abtheilung aufgefunden werden. 


Kleinere Gebirgsgruppen. 


1)-Gruppe der Milseburg. 

Linie vom Einfluss der Zaun in die Fulda über Friede- 
wald zur Vereinigung der Ulster mit der Werra; die Ulster 
bis zu ihrer Quelle; Linie zum Ursprunge der Fulda, diese 


bis zur Mündung der Zaun. 


2) Gruppe des hohen Kreutzberges. 

Grenze der Hauptgruppe von Neustad! an der Fränkı- 
schen Saale bis zu ihrem Zusammenfluss mit der Sinn, diese 
bis zur Josbach; das Josthal bis Marpass, Linie nach Rernau; 
die Kinzig bis zu ihrer Quelle, Linie zum Ursprung des 
Neuhofer Thales, dieses bis zu seiner Vereinigung mit dem 
der Fulda, die letztere bis zu ihrem Ursprunge ; Linien 
über die Quelle der Ulster bis zum Ursprung der Sonder- 
bach, diese bis zur Fränkischen Saale. 

3) Gruppe zwischen der Werra und Uister. 

Von der Mündung der Ulster bis zu ihrer Quelle be- 
grenzt von der Melzeburg-Gruppe; von da bis zum Ausfluss 
der Sonderbach von der Gruppe des Kreulzberges; weiterhin 


umschlossen von der Hauptgruppen-Grenze bis zur Mündung 
der Dister. 


IV. Abtheilung des Meisners und Knölls. 


Zwei mächtige vulkanische Massen, die des Meisners 
und Änölls, bezeichnen als die höchsten Gebirgspunkte diese 
Abtheilung, jener im Norden derselben über Braunkohlen- 
Gebirge, dieser im Süden über buntem Sandstein aufstei- 
gend, Eine Partie vereinzelter kleinerer basaltischer Berge 
gruppirt sieh in der Nähe dieser Hauptmassen um sie her- 
um. Die darin verbreiteten neptunischen Bildungen ent- 
wickeln weit mehr Manchfaltigkeit, als die des Rhön - Ge- 
birges. Verschiedene Muschelkalk-Partieen, zum Theil hier 
von grösserer Verbreitung als in den beiden vorhergehenden Ab- 
theilungen, sind über dem weit ausgebreiteten, wohl auch hier 
den grössten Theil des ganzen Abtheilungs-Gebietes einneh- 
menden, bunten Sandstein vorhanden. Unter ihm tritt im 
südöstlichen Theile das Kupferschiefer-Gebirge, jedoch auch 
in nicht sehr beträchtlicher Ausdehnung, hervor. Im süd- 
westlichen und nördlichen Theile erscheinen verschiedene 
Ablagerungen der Braunkohlen-Formation, unter welchen die 
von dem Basalte des Meisners bedeckte seit Voıcr's Mit- 
theilungen über dieses Gebirge, wegen ihren interessanten, 
durch den Kontakt mit dem Basalte sich ‚ergebenden Ver- 


hältnisse rühmlichst bekannt ist. 


Kleinere Gebirgsgruppen. 


1) Gruppe des Meisners, 

Die Fulda von ihrer Vereinigung mit der Werra bis 
zum Thale von Spangenberg oberhalb Melzungen, dieses bis 
zu seinem’Ursprunge, Linie nach Eschwege, das Thal von 
Eschwege herab bis zur Sonfra, diese bis zur Werra; Haupt- 
gruppen-Grenze bis zur Vereinigung der letztern mit der Fulda. 


2) Gruppe des Kuölls. 
Die Fulda vom Einfluss der Eder bis zur Aula; diese 
herauf bis zum Kameroder Thale; das letztere bis gu seinem 


re 


Ursprunge; Linie zur Quelle der Grunsbach; diese bis zur 
Schwalm, die Schwalm bis zur Eder, die Eder bis zur Fulda. 


3) Gruppe zwischen der Fulda und Werra. 


Gegen N. begrenzt von der Meisner-Gruppe, gegen W. 
von der Gruppe des Knölls, gegen S. von der Milseburg- 
Gruppe; gegen O. Grenze der Hauptgruppe vom Einfluss 
der Dlster bis zu dem der Sonfra in die Werra. 


Nördliche Hauptgebirgsgruppe. 


Das beträchtliche Gebiet des Schiefergebirges, auf der 
rechten Rhein-Seite vom Taunus nordwärs bis zu den Ruhr- 
Gegenden in zusammenhängender Verbreitung sich fort er- 
streckend, wird sehr passend ein für sich bestehendes gros- 
ses Gebirgsganzes, oder eine nördliche Hauptgruppe in der 
generellen Gebirgs - Abtheilung von West - Deutschland ab- 
geben. Die älteren neptunischen Bildungen, bald weithin 
höchst monoton zusammengesetzt, bald durch wmanchfache- 
ren Wechsel ihrer Bestandsmassen sich auszeichnend, sind 
im Verhältniss der ganzen Fläche durch nur sehr geringen 
Antheil an ihrer Konstituirung nehmende, plutonische Bil- 
dungen unterbrochen. Diese gehören, abgerechnet die vul- 
kanischen Partieen des Svebengebirges und des Westerwaldes, 
zum grösseren Theile der mittleren Gruppe, oder dem so- 
genannten Werner’schen Übergangstrapp an. 


Es würde sich wohl der äusserste nördliche Theil von 
West- Deutschland, die Gegenden jenseits der Lippe oder 
die niedrigen Gebirgszüge jüngerer Sekundär-Bildungen auf 
der linken Seite der Weser bis über Osnabrück hinaus fort- 
ziehend, füglich dieser Hauptgruppe noch einreihen lassen, 
indem sie sich zu einer besonderen Gebirgs - Abtheilung 
vereinigen. Da mir jedoch alle jenseits der Lippe lie- 
genden Länder zu wenig bekannt sind, schliesse ich, den 
Versuch einer geognostischen Eintheilung derselben nicht 


wagend, sie vorläufig noch von derselben aus. Vielleicht 


dass sie weit mehr zufolge ihrer geographischen Lage , we- 
niger aber mit Rücksicht auf geognostische Konstitution 
geeignet sind, als eine 4, Abtheilung der nördlichen Haupt- 
gruppe sich zuzugesellen. Vorerst mag dieselbe in folgende 
drei Abtheilungen zerfallen: 

1) Westphalen. 

2) Westerwald. 

3) Taunus. | 

“ Die nördliche Hauptgruppe dürfte folgende Begrenzung 
erhalten : 

Der Rhein von Mainz bis Wesel ; die Zippe von ihrem 
Ausfluss bis Paderborn; Linie über Driburg nach Warburg; 
die Diemel bis Stadlberg; Linie bis zur Mündung des von 
Adorf herunterkommenden Thales; dieses hinauf über Adorf 
nach Bechhausen; Linie nach Rhena, alsdann das Thal über 
Atteringhausen, Ebbe, Aillershausen bis zur Eder unterhalb 
Orke, die Eder herauf bis Allendorf; Linie nach Ernsthausen; 
die Wetter herunter bis zur Lahn, die Lahn bis Giesen! Li- 
nien über Butzbach, Ostheim,. Obermörle, den Johannisberg, 
Ockstatt, Oberrossbach, Homberg, Bonamös; die Nidda bis 
zu ihrem Ausfluss, der Main bis zuın Rhein. 


I. Abtheilung: Westphalen. 


Der nördliche Theil des transitiven Schiefer - Gebirges 
auf der rechten Rhein-Seite, oder die von ihm beherrschten 
Gegenden zwischen der Lippe, dem Rhein und der Steg, 
hier in etwas ausgedehnterem Sinne unter Westphalen be- 
zeichnet, dürften sehr passend zu dieser grossen Abtheilung 
sich vereinigen. Das ältere neptunische Gebirge tritt zu- 
nächst seinem Nordrande am deutlichsten und schönsten in 
seiner Lagerungsfolge‘ entwickelt auf, wie wir es durch die 
verdienstvolle Arbeit des Hrn, v. Decuen *) kennen lernten. 


*) Rheinland-Westphalen B. II, S. 1. — Herr v. Decuen hat später 
über die Folge dieser Bildungen ganz andere Ansichten entwickelt. 
Er scheint einen grossen Theil, wenn nicht allen Grauwackenkalk 


ei 


Dem unter die Kreide - Bildungen der Ruhr - Gegenden 
einschiessenden Steinkohlen - Gebirge folgen im Liegenden, 
höchst gleichförmig und unter sehr deutlicher Entwicklung 
ihrer Typen, der Old red Sandstone, der jüngere Thon- 
schiefer und das ältere Grauwackenschiefer-Gebirge mit sei- 
nen Kalksteinzügen im Hangenden. Diese nördliche Partie 
des Schiefergebirges von .Wesiphalen dürfte jedem, welcher 
die Verhältnisse des Rheinischen Schiefergebirges ‚überhaupt 
zu studiren die Absicht hat, als die erste Schule zu em- 
pfehlen seyn. Südwärts werden die Verhältnisse einförmi- 
ger. Das Grauwackenschiefer - Gebirge, aus welchem hin 
und wieder nur, seinen einfachen Charakter unterbrechende. 
Kalkstein-Einlagerungen hervortreten, setzt bei Weitem den 
grössten Theil der Gebirge dieser Abtheilung zusammen 
und es dürfte das gangreiche Thonschiefer-Gebirge des Sieg- 
ner Landes mit ihm auch zusammenzustellen seyn *). 

In tiefen Mulden des Grauwackenschiefer - Gebirges 
werden übrigens weiter südlich, zumal in der Gegend von 
Bildstein , Attendorn, Förde ete. auch Bildungen über den 
Massen jenes getroffen, welche entschieden dem jüngeren 
Thonschiefer angehören. Plutonische Bildungen treten in 


dem Kohlenkalkstein zurechnen zu wollen und betrachtet die so 
klar entwickelte Bildung des zwischen diesem und dem Old red 
Sandstone liegenden jüngeren Thonschiefers mit seinen plattenför- 
migen schwarzen Kalksteinen und Kieselschiefern als die unterste 
Sehichienfolge des Old reds (S, ve ra BecHe geological manual, 
deutsch durch v. Dechen p- 483). Gewiss haben ihm seine Beoh- 
achtungen in England sehr wichtige Anhaltspunkte zu Vergleichun- 
gen mit Deutschen Äquivalenten geboten und ihn wohl auch zu 
dieser Zusammenstellung veranlasst. Doch dürften einer festen 
Begründung derselben weitere sorgfältige Prüfungen noch vor- 
angehen. e 

*) Ob der Siegen’sche so wie noch mehrere andere rücksichtlich ihrer 
Alters - Beziehungen noch eine problematische Stelle einnehmende 
Thonschiefer-Bildungen der älteren Grauwacke, oder einer jünge- 
Atr Bildung angehören, darüber dürfen wir mit Recht durch die 
interessante Arbeit des Hrn. Bergmeisters Scnmipr zu Siegen, welche 
derselbe hoffentlich nicht lange mehr dem mineralogischen Publi- 
kum vorenthalten wird, gründliche Belehrung erwarten. 


höchst sparsamer Verbreitung auf. Ausser den isolirten 
kleinen Gebirgs-Partieen der Bruckhäuser Steine und bei 
Bildslein, so wie mehrerer unbedeutender dioritischer Mas- 
sen im nördlichen Theile, dürften bis jetzt wenige andere 
dahin gehörige Bildungen aufgefunden seyn. 


Eintheilung in kleinere Gebirgsgruppen. 


1) Untere Gruppe der Ruhr. 


Die Partie avf der rechten Seite der Ruhr von ihrer 
Mündung bis nach Waldringhausen; Linie bis zur Saline bei 
Werl; das Thal über Schmdingen bis zur Alse, diese bis 
zu ihrem Ausfluss in die Zzppe. 

2) Obere Ruhr-Gruppe. 

Westwärts der untern Ruhr-Gruppe sich anschliessend; 
die Ruhr von Waldringhausen bis zu ihrer @uelle; Linie 
nach Eckeringhausen; die Orke herunter bis zu ihrer Ver- 
g mit dem die Hauptgruppen - Grenze bildenden Al- 
lershäuser Thale; Hauptgruppen-Grenze über Stadiberg, War- 
burg, Paderborn bis zum Einfluss der Ahse in die Zzppe. 


eingun 


3) Gruppe der rechten Lenne-Seite. 

Nordwärts von der Lenne bis nach Waldringhausen die 
untere, und von hier bis zur Hauptgruppen-Grenze die obere 
Ruhr- Gruppe begrenzend. Die Lenne von ihrer Mündung 
bis zum Einfluss der Zundenbach; diese aufwärts über Ober- 
albaum bis Heimsberg; Linie nach Schwärze; von da das 
Thälchen herunter bis zur Vereinigung mit der Eder unter- 
halb Rüspe; die Eder bis zur Hauptgruppen-Grenze. 

4) Gruppe zwischen der Wupper und Ruhr. 

Begrenzt von der Gruppe der linken Lenne- Seite, von 
der Mündung der Wupper bis zum. Einfluss der Empe in 
die Ruhr; die letztere bis zum Rhein; dieser bis zur MWup- 
per - Mündung. | 

5) Gruppe der linken Lenne-Seite. 

Eingeschlossen von der Lenne von ihrer Mündung bis 
zum Einfluss der Bigge; diese bis zu ihrem Ursprunge; 


MB % 


Linie bis zur Quelle der Ayger; diese bis zu ihrer Mün- 
die Sing bis zu ihrer Mündung; der Ahein bis zum 


dung; 
Einfluss der Wupper; die Wupper bis Gemark; Linie über 
Schwalm nach Övelsberg; die Empe bis zur Ruhr; die Ruhr 


bis zur Lenne-Mündung. 

6) Sieg-Gruppe. 

Vom Zusammenfluss der Bigge mit der Lenne bis Rüspe 
an der Eder der rechten Lenne - Gruppe angrenzend; die 
Eder bis zu ihrer Quelle; Linie zum Ursprung der sSzeg ; 
die Sieg bis zum Einfluss der Agger, diese bis zu ihrer 
Quelle; Linie zur Quelle der Bigge, die Bigge bis zu ihrer 
Mündung. 


Il. Abtheilung: Westerwald. 


Es umschliesst diese Abtheilung den mittlen Theil 
des Schiefergebirges auf der rechten Rhein - Seite, nämlich 
die Gegenden zwischen der Zahn und der Sieg. Sie haben 
die grösste Manchfaltigkeit in ihrer geognostischen Zusam- 
mensetzung aufzuweisen. Aus den Schiefer - Bildungen tre- 
ten allenthalben entweder Diorite, und Aphanite oder jün- 
gere plutonische Bildungen hervor und verursachen an ver- 
schiedenen. Stellen bedeutende Unterbrechungen, wie das 
Siebengebirge, der Westerwald, das Dillenburgische und ein 
Theil des Hessischen Hinterlandes. Die beiden ersten 
Gegenden: sind bekannt durch vulkanische Bildungen, Tra- 
chyte, Basalte ete., die in denselben beträchtliche Verbrei- 
tungs- Gebiete zusammensetzen, und von welchen aus nach 
verschiedenen Richtungen in grösserer oder geringerer Ent- 
fernung sieh noch Spuren vulkanischer Thätigkeit verfolgen 
lassen. Hierher gehören zumal die durch denkwürdige Er- 
scheinungen so bekannt gewordene, nordwärts des zusam- 
sammenhängenden Westerwälder Basalt-Gebietes hin sich ver- 
einzelnden kleinen Basalt-Massen, die, bald kaum die Ober- 
fläche erreichend gangförmig das Schiefer- Gebirge durch- 
setzen, bald in isolirten Kuppen über dasselbe hervortreten. 


w 


ze = 


Am Westerwald sind die bekannten Braunkohlen - Bildungen 
von nicht unansehnlicher Verbreitung. Der grösste Theil 
derselben bildet ein nicht unbedeutendes zusammenhängendes 
Gebiet, aus welchem viele einzelne Basalte und trachytische 
Berge hervortreten. Durch die basaltische Hauptmasse wird 
dasselbe fast kranzförmig umschlossen. 

Die älteren plutonischen Formationen nehmen südwärts 
in den Zahn- Gegenden bei Zimburg ihren Anfang, ziehen, 
nachdem sie in der Gegend von Weilburg mächtiger hervor- 
getreten, aber am Ostrande des Westerwaldes wieder spar- 
samer erscheinen, nordwärts ins Dillenburgische fort. Hier, 
so wie im Zessischen Hinterland treten sie am mächtigsten 
entwickelt auf und sind durch die denkwürdigen Verhält- 
nisse ihrer treuen Begleiter, der Schaalsteine, so ungemein 
ausgezeichnet. Ausser den Dioriten und Aphaniten sind 
auch noch einige unbedeuterde Porphyr-Bildungen, zumal 
bei Dietz und Limburg, innerhalb der Grenzen dieser Ab- 
theilung bekannt geworden. 

In derselben eine klare Folge der älteren neptunischen 
Bildungen speziell zu entwickeln, wie sie die Verhältnisse 
des Schiefer-Gebirges zunächst an seinem Nordrande ergeben, 
dürfte grösstentheils vielen Schwierigkeiten unterliegen , in- 
dem sie durch das so häufige Vorhandenseyn abnormer Mas- 
sen, zumal der Diorite, zu sehr unterbrochen sind und 
eine Menge Störungen und Veränderungen ihrer ursprüng- 
lichen räumlichen Verhältnisse erlitten haben. Die Gegen- 
den zwischen dem eigentlichen Westerwald und dem Siebenge- 
birge, so wie der Theil des Siegner Landes, welcher dieser 
Abtheilung noch zufällt, alsdann einige Partieen der oberen 
Lahn-Gebirge, machen hiervon eine Ausnahme. Nicht allein 
im ganzen Westen ist allerwärts das ältere Grauwacken- 
Gebirge verbreitet, sondern es scheint auch noch den gröss- 
ten Theil des Schiefer-Gebirges im östlichen Theile zu kon- 
stituiren. Doch ist es hier eine nicht leichte Aufgabe, die 
Demarkations-Linie des jüngeren Thonschiefers und des Old 
red Sandstone zu bestimmen. Jener erscheint in den Lahn- 


.— 23831 — 


Gegenden bei Weilburg und Wetzlar, im Dillthal, so wie im 
Hessischen Hinterlande grösstentheils unterbrochen durch Dio- 
rite und Schaalstein. Der Old red Sandstone scheint im Innern 
des Schiefer-Gebirges nicht aufzutreten, sondern nur auf den 
Ostrand, zumal auf die Lahn-Gegenden zwischen Wetzlar 
und Marburg beschränkt :zu seyn. Er ist als die äusserste 
hangende Bildung desselben nach dieser Richtung hin zu 
betrachten. 


Kleinere Gebirgsgruppen. 

1) Obere Lahn-Gruppe. 

Die Dill von ihrem Ausflusse bis zu ihrer Quelle. Li- 
nien zur S?eg- und Eder-Quelle. Die Eder herab bis zur 
Grenzlinie der Hauptgruppe. 

2) Mittle Lahn-Gruppe. 

Westliche Grenze der Nister und die Elz. Gegen N. 
von der Sieg-Gruppe, gegen OÖ. von der obern Zahn-Gruppe 
und südwärts von der Zahn umgeben. 

3) Untere Lahn-Gruppe. 

Die Wied von ihrem Ausflusse- in den Rhein bis zu 
ihrem Ursprunge; Linie bis zum Nister bei Hagenburg. 

4) Gruppe des Siebengebirges. 

Umgeben von der Steg, dem Nister und der Wied. 


II, Abtheilung: Taunus. 


Die ältesten Schichten (älteste Thonschiefer-Formation) 
des Schiefer-Gebirges, auf der rechten Rhein-Seite das Ge- 
birge des Taunus im engeren Sinne konstituirend, sollen 
als Zentral-Masse dieser Abtheilung gelten. Mit dem Zunds- 
rück und Aochwald eine in ein und demselben Streichen 
fortlaufende mächtige Kette bildend, gibt sie, dem ältesten 
Erhebungs-System ELız pe Beavmont's angehörend, den Süd- 
rand des grossen Rheinischen Schiefergebirges ab. Nord- 
wärts lehnt sich ihm das ältere Grauwackenschiefer-Gebirge 
an und nimmt Theil an der Zusammensetzung der Abtheilung 


— BE -- 


bis zur Zahn. Von den ältern Massen des Taunus an bis 
dorthin umfasst es den grösseren Theil der ganzen Abthei- 
lung. Fast bis zur Zahn hin zeichnet sich diese Bildung 
durch einen höchst moenotonen Charakter ihrer Massen aus, 
In den Zahn- Gegenden aber nimmt sie nicht allein Kalk- 
massen auf, welche sich auch längs dem östlichen Rand des 
Schiefer-Gebirges südwärts fast bis zu dem älteren Gebirge 
des Taunus verfolgen lassen, sondern wird auch durch Dio- 
rite und Aphanite häufig unterbrochen. Die letzteren be- 
ginnen hier hervorzutreten als die äussersten Ausläufer ge- 
gen Süden der weiter nordwärts so mächtig auftretenden 
gleichnamigen Bildungen. Es finden sich demzufolge schon 
ansehnliche Schaalstein - Bildungen auf der linken Lahn- 
Seite ein *). 

In den Lahn - Gegenden sind ausserdem auch noch in 
dieser Abtheilung der jüngere Thonschiefer, so wie der Old 
red — jedoch in nicht sehr beträchtlicher Ausdehnung — 
vorhanden. Ferner finden sich im Süden in der Gegend 
von Wiesbaden und im Norden bei Zemburg einige isolirte 
Basalt-Kuppen. Eben so fällt noch das am Südrande des 
Taunus sich hinziehende kleine Grobkalk- (Süsswasserkalk $) 
Gebiet dieser Abtheilung anheim. Sie wird demnach west- 
lich vom Rhein, nördlich von der Lahn, östlich von einer 
mit der Ausdehnungs - Grenze des Schiefer - Gebirges nach 
dieser Seite hin ungefähr zusammenfallenden Linien und 


südlich vom Main umschlossen. 


Kleinere Gruppen der Taunus-Abtheilung. 
1) Östliche Gruppe des Taunus. - | 
Umgeben von der Zahn bis zum Einfluss der Embs, von 
dieser bis Camberg, alsdann von Linien über Neuwerlnau 
nach Usingen; die Us bis Obermörle. 


*) Sie scheinen jedoch bier nicht in der Ausdehnung verbreitet zu 
seyn, welche ihnen Srırr auf seiner Karte gibt: zumal dürften sie 
in der Gegend von Weilburg auf eine ungleich kleiuere Fläche 
beschränkt werden. 


— 283 — 


2) Südliche oder eigentliche Gruppe des Taunus. 

Die Wisperbach von ihrem Einfluss in den Rhein bei 
Lorch bis zu ihrer @uelle; Linie über Zangenschwalbach, 
Walzenborn, Haimbach, Idslein nach Camberg. 


3) Westliche Taunus-Gruppe. 
Umscehlossen von der Hauptgruppen - Grenze und der 
östlichen und südlichen Gruppe dieser Abtheilung. 


Westliche Haupt-Gebirgsgruppe. 


Der nördliche Theil der Gebirgs - Gebiete der westli- 
chen Hauptgruppe, welche ungefähr die Länder der Deui- 
schen Staaten auf der linken Rhein - Seite einehmen soll, 
kommt mit der geognostischen Konstitution der nördlichen 
Hauptgruppe im Generellen so ziemlich überein. Dem älte- 
ren Thonschiefer des Zundsrüchs ete. folgt nordwärts der 
weit ausgebreitete Grauwacken - Schiefer der Eifel; ihm 
schliessen sich die Steinkohlen-Bildungen von Aachen, weiche 
auch auf dieser Seite wieder von Kreide bedeckt werden, 
an, Dagegen wiederholt sich in den dieser Hauptgruppe 
zugetheilten Gegenden am Südrande des Aundsrückens und 
Hochwaldes das Steinkohlen-Gebilde mit Old red Sandstone, 
welchen sich zunächst der bunte Sandstein der Zaardt und 
die mittelrheinischen Tertiär- Bildungen anschliessen. Fol- 
gende 3 Unter-Abtheilungen umfasst das Ganze: 

1) Eifel und hohes Vehn; 

2) Aundsrück und Aochwald; 

3) Donnersberg und Haardt. 

Grenze der westlichen Hauptgruppe: 

Gegen ©. der Rhein; gegen W. ungefähr die Grenze 
zwischen den Deutschen Staaten und den Niederlanden; ge- 
gen 8. die Grenze zwischen den ersteren und Franhreich. 
Die politische Grenze gegen das Ausland kann hier mit der 
geognostischen nicht scharf zusammenfallen. Die Abwei- 
chungen von der ersteren werden sich durch die Begren- 


zung der kleinern Gebirgsgruppen näher ergeben. 


-— u — 
I. Abtheilung der Eifel und des hohen Vehns. 
Die Abtheilung der Eifel und des hohen Vehns nimmt 


das grosse einförmige Grauwacken-Schiefer-Gebirge ein, wel- 
ches sich von der linken Mosel-Seite an, zwischen dem Rheine, 
der Maas und der Our bis nach Aachen hin erstreckt, so 
wie das hier dem Hangenden des Grauwacken-Schiefers sich 


anlegende Steinkohlen - Gebirge, — alsdann die das letztere 
bedeekenden Grünsand- und Kreide-Gebilde. Im östlichen 
Theile treten aus dem ausserdem durch einen — wie in 


den meisten übrigen Abtheilungen des Schiefer-Gebirges — 
höchst monotonen Charakter ausgezeichneten Grauwacken- 
Schiefer häufig wohl grösstentheils ihm angehörende Kalk- 
stein- Einlagerungen auf, welche sich aus der Gegend: von 
Gerolstein in vereinzelten Zügen über Blankenheim, am ho- 
hen Vehn hin bis nach Aachen verfolgen lassen. Es scheint 
fast nicht, als wenn in dieser Abtheilung die zwischen der 
älteren Grauwacke und den Steinkohlen liegenden Bildun- 
gen des Schiefer - Gebirges aufträten. -Wenigstens dürften 
sie nur auf kleinere Verbreitungs-Gebiete beschränkt seyn *). 
Der in den westlichen Erfel-Gegenden sich über den Grau- 
wacken-Schiefer ausbreitende bunte Sandstein scheint auch 
weiter östlich noch vereinzelt vorzukommen. Wenigstens 
wird ihm die Sandstein-Bildung der Bleierz-Lagerstätten von 
Commern beigezählt. ' 


Eine besondere Auszeichnung verleihen den südlichen Ge- 
genden dieser Abtheilung die bekannten so denkwürdigen vulka- 
nischen Erscheinungen, welche sie für das Studium ‚der neue- 
ren Vulkane zu einem der klassischsten Böden erheben. Es 
sind diess die neuerdings von Herrn Professor MiTschErLich 


*) Das Auffinden derselben , so wie ihre nähere Kenntniss muss ge- 
naueren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Diesen soll Herr 
von Öysuausen im‘ Schiefer - Gebirge der linken Rhein-Seite be- 
reits ausser seinen früheren Arbeiten neuerdings wieder sich ge- 
widmet haben, so dass man berechtigt ist, höchst werthvollen Mit- 
theilungen dieses verdienten Geognosten entgegen zu sehen. 


grösstentheils als Gasvulkane erkannten Krater und Feuerberge 
der eigentlichen Eifel und des Laacher Sees, welchen wei- 
ter nördlich auch noch der Vulkan des Roderbergs bei Bonn 
angehört. Sie bezeichnen sämmtlich die neueste Epoche 
vulkanischer Thätigkeit und scheinen im westlichen Deutsch- 
land nur auf diese Gegenden der linken Rhein - Seite be- 
schränkt zu seyn. Nirgends sind wohl diesseits des Rheins 
vulkanische Bildungen bekannt geworden , welche diesen an 
die Seite gestellt werden können. Überhaupt dürften sie 
ausserdem in Deutschland — den Cammerberg bei Eger und 
einige andere Orte Böhmens ausgenommen — nicht weiter vor- 
kommen. Was in Bezug auf solche Erscheinungen in Frank- 
reich die Auvergne bietet, besitzen wir in einem noch aus- 


gezeichneteren Grade durch die Eifel. 


Kleinere Gebirgs-Gruppen und ihre Begrenzung. 
4) Gruppe des Laacher See’s. 


Gebiet zwischen der Nordostgrenze der au ot Gruppe, 
der Ahr, dem Rheine und der last 


2) Eifel- Gruppe. 


Die Mosel vom Einfluss der Elz bis zur Lurenburger 
Grenze bei Wesserbillig; die Our bis zu ihrem Ursprunge; 
Linien über Kronenberg bis zur Quelle der Ahr; diese her- 
ab bis in die Gegend vom Aremberg: Linien über den Kell- 
berg nach dem Ursprung der Eis; die Elz bis zu ihrer 
‘ Mündung. 

3) Gruppe des hoben .Vehns. 

Südwärts an die Eifel-Gruppe, westwärts an die Erft- 
Gruppe sich anlehnend. Dürfte westlich his zur Maas und 
Ambleve hin sich ausdehnen. 

4) Erft-Gruppe. ® 

Die Ahr; Linie vom Ursprung der Ahr bis zu dem der 
Urft, diese bis zum Einfluss in die Röhr, die Röhr bis Nied- 
eggen; Linie zum Ursprung der Nafel, diese bis zu ihrem 
Ausfluss; die Erft bis zu ihrer Mündung. 

Jahrgang 1836. 19 


ll. Abtheilung des Zundsrücks und Hochwaldes. 


Die hohe Kette des Hundsrüchs, des Idarwaldes unıl..des 
Houchwaldes zum Theil aus den ältesten Schichten des Schie- - 
fer-Gebirges (Thonschiefer mit Quarz und Talk des Taunus) 
bestehend, wird als Hauptmasse an der Zusammensetzung 
dieser Abtheilung Antheil nehmen. Dem hohen Rücken die- 
ses Gebirges lehnt sich N.W. die ältere Grauwacke an und 
bildet zum grösseren Theile: das bis zum linken Mosel-Ufer 
herab sich verflächende Gebirge. Am Südrande des Zunds- 
rüchs und Zochwaldes , scheinen jedoch die zwischen dem 
ältesten Thonschiefer und dem Old red Sandstone ruhenden 
Bildungen gänzlich zu fehlen, indem der letztere grössten- 
theils abweichend auf jenem beobachtet wird. In ansehnli- 
cher Verbreitung erscheint jüngere Grauwacke bis zum 
Glan und der Blins, der S.O.-Grenze dieser Abtheilung hin, 
ist aber häufig durch abnorme Massen, vorzugsweise durch 
schwarze Porphyre unterbrochen, welche zumal in den Ge- 
genden von Kirn und Öberstein in so beträchtlichem Um- 
fange hervortreten. Im S.W.-Theile das Steinkohlen-Gebirge 
mächtig entwickelt. Über dem Old red Sandstone seine Stelle 
einnebmend, scheint es sich von seinem grösseren Verbrei- 
tungs - Gebiete (Suar - Gegenden) aus noch in verschiedenen 
partiellen Absätzen N.W. bis gegen Meissenheim hin verfol- 
gen zu lassen. Bei Kreufznach tritt ferner nech über dem 
Old red Sandstone in nicht bedeutender Verbreitung bunter 
Sandstein auf. Eben so fallen einige in derselben Gegend 
vereinzelte kleine Ablagerungen von tertiärem Sande inner- 
halb die Grenzen dieser Abtheilung. 

Kleinere Gebirgsgruppen. 

I) Gruppe des Hundsrücks. 

Der Rhein vom Einfluss der Nahe his zur Mosel-Mün- 
dung; die Mosel aufwärts bis Trarbach; die Annes und 
Nenerbach herauf bis zu ihrer @uelle; Linie zur Quelle 
der Hannebach; das Thal derselben herab bis Kirn. Die 
Nüuhe bis zu ihrer Mündung. 


ae IR FR 


2) Gruppe des Hochwaldes. 

Die Mosel von Trarbach bis zum Einfluss der Saar, 
diese bis zum Neukybach, der Neukybach bis Mettnich; Linie 
zum Ursprung der Nahe bei Sellbach; die Nahe bis Kirn; 
Grenze der Hundsrück-Gruppe bis Trarbach, 


3) Gruppe der Saar-Gegenden. 

Grenze der Zochwald-Gruppe von Kirn bis zum Einfluss 
der Neukybach in die Saar; diese abwärts bis zur Need; 
diese bis zum Ursprung der Nied Allemande; Linie zum 
Ursprung der Albe, die Albe bis zur Vereinigung mit der 
Saar; die Saar bis zu ihrem Zusammenfluss mit der Büns, 
diese bis zu ihrer @uelle oberhalb Blinsen; Linie zum ÜUr- 
sprung der Nabe. 


4) Gruppe zwischen der Nahe und dem Glan. 

Die Nahe vom Einfluss des Glan bis zu ihrem Ursprunge; 
Linie zur Quelle der Blins, diese abwärts bis zum Thale 
von Homburg; dasselbe herauf bis zu seinem Ursprunge; 
Linie zum Ursprunge des Thales von Waldmohr ; dieses 
herab bis zum Glanthal; der Glan bis zu seiner Mündung. 


11. Bee es des Donnersberges und er 
Haardt., 


Diese-Abtheilung wird sich ungefähr auf die Baieri- 
schen und Hessischen Lande der linken Rhern-Seite erstrecken. 
Die verbreitetsten und fast ihren ganzen Süden einnehmende 
Formation ist der bunte Sandstein des Hardt-Gebirges. Er 
setzt dieses Gebirge — einige kleine Basalte, die bei Neu- 
stadt aus ihm hervorbrechen, abgerechnet — in ununterbro- 
chener Einförmigkeit zusammen. Längs seiner Nord- und 
Nordwest- Grenze tritt der Old red Sandstone unter ihm 
hervor und breitet sich nordwärts nach dem Donnersberge 
hin aus. Das ganze auf der rechten Seite des G/ans durch 
diese Formation zusammengesetzte Gebiet — bekannt durch 
die früher so ergiebigen Quecksilbererz - Lagerstätten — 
fällt dieser Abtheilung zu. Die mächtige Masse augitischen 

\ 19 * 


\ ii u 


und rothen Porphyrs des Donnersberges tritt aus ihr her- 
vor. Es findet sich ausserdem diese Felsart noch än ver- 
schiedenen andern Punkten, zumal weiter nordwärts im Ter- 
tiär-Gebirge in vereinzelten kleineren Partieen. Den plu- 
'tonischen Bildungen dieser Abtheilung gehört auch das auf 
der rechten Nahe- Seite oberhalb Kreulznach in mehrere 
kleine Gebiete sich trennende Porphyr-Gebirge. Ausserdem 
umschliesst sie sämmtliche Tertiär-Bildungen des linken Mit- 
tel-Rheins. Das flache niedrige Gebirge zwischen der Apell- 
bach, der Eisbach von Grünstadt bis Worms, und dem Rhein 
von Worms bis beinahe nach Bingen wird fast ganz durch 
dasselbe eingenommen, Bei Weitem der grösste Theil ist 
Grobkalk *). Jüngere tertiäre Sand-Bildungen, nur auf unbe- 
deutende Flächen beschränkt, bedecken ihn an verschiede- 
nen Stellen. Am Fusse des Zaardt- Gebirges ziehen sich 
ausser diesem grösseren zusammenhängenden Tertiär - Ge- 
biete noch einige unzusammenhängende Grobkalk - Absätze 
hin. Südwärts von Neusladi aber scheint kein tertiärer 
Kalk mehr. vorzukommen. Auch auf der linken Rhein-Seite 
haben mächtige Absätze von Diluvial-Bildungen Statt gehabt, 
die, wie am Bergsträsser Gebirge längs dem Fusse, des 
Haardt-Gebirges fortziehen und dem Gehänge des Grobkal- 
kes gegen das Rhein-Thal sich anlehnen. Sie ziehen sich 
nicht allein weit in die Thäler des letzteren aufwärts, son- 
dern überdecken, an manchen Stellen das Niveau desselben 
überschreitend, auch noch einen Theil seines niedrigen Plateaus. 


Kleinere Gruppen : 


4) Rhein-Gruppe. 


Umgeben vom Rhein vom Einfluss des Eisbach bis zur 
Nahe-Mündung; die Nahe aufwärts bis zur Wiesbach, diese 
bis Rodenkirchen; Linien über Kirchheim Boland, Marnheim, 
Göllheim bis nach Grünstadt, die Eisbach bis zum Rhein. 


*) Jüngerer Krobkalk nämlich oder Tegel - Formation. 
D. R. 


— DNB = 


2) Gruppe des Donnersberges. 

Der Glan von seiner Mündung aufwärts bis in die Gegend 
von Bruchmühlberg; Linien (die Kaiserstrasse) über Landstuhl 
nach Kaiserslautern, ferner Linien von da über Enkenberg, 
Alsenborn zum Ursprung der Eisbach, diese bis Grünstadt; 
Linien über Göllheim , Kirchheim Boland nach Rodenkirchen; 
die Wiesbach bis zur Nahe; die Nahe bis zur Glan-Mündung. 

3) Haardt-Gruppe. ! 

Der Rhein vom Einfluss der Ersbach bis zur Mündung 
der Lauter, diese bis Bobenthal; Linie nach Schönau; die 
Sauer bis zu ihrer Quelle; Linie nach Trutbert; das Thal 
herab bis zur Vereinigung mit dem Schweigenthal bei Neu- 
hornberg; das Schweigenthal bis zur Blins; das Blinsthal bis 
zum Homburger Thälchen; Linien von Homburg über Vo- 
gelberg nach Bruchmühlberg; die Südgrenze der Donners- 
berg - Gruppe. 


Beobachtungen 


über Kiesel-Gebilde im Allgemeinen und Sili- 
zifikation der organischen Reste insbesondre, 
gesammelt in den sekundären Gebirgs-For- 
mationen des Regen-Kreises im Königreich 
Bayern, | 
von 


Herrn Ober-Bergrath von VoITH. 


Herr v. Buch hat in 2 Abhandlungen (Recueil de petr:- 
fications remarquables, Ites Cahier, u. über die Silizifika- 
tion organischer Körper) schon in den Jahren 1828 
und 1831 eine Hypothese über einen Gegenstand aus der 
Petrefaktenkunde aufgestellt, welcher gewiss die Aufmerk- 
samkeit sowohl der Mineralogen als der. Chemiker verdient, 
und auch mich während eines zweimaligen langjährigen Auf- 
enthaltes in Amberg (von 1504—1808 und von 1820— 1829), 
in dessen Uingegend verkieselte Thier-Reste verschiedener Art 
theils eingewachsen oder gewöhnlicher ausgewittert, so häufig 
vorkommen, angelegen beschäftigte, aber mir ungeachtet der 
vielseitigen Beobachtungen und Zusammenstellungen nie voll- 
kommen deutlich wurde. Überhaupt in den literärischen 
Hülfsmitteln dieses- Theiles der Naturgeschichte auf mich 
selbst beschränkt, habe ich zwar jene Abhandlungen nur aus 
den in dieser Zeitschrift (Jahrbuch 1831, p. 465 und 1832, 


| ame. 

p. 249) gegebenen Auszügen, und darum vielleicht nicht ge- 
nug kennen gelernt, um mich über mein Bedenken mit Zu- 
versicht bescheiden zu können ; dennoch waren mir auch 
diese zu wichtig, um nicht vorläufig, bis mir etwa ein Zu- 
fall die Einsieht der Abhandlungen selbst bescheren, oder 
anders woher weitere Aufklärung verschaffen wird, eine Aus- 
gleichung zu versuchen. Leider ist mir bis jetzt.weder die 
eine noch die andere geworden; da die Erscheinung aber ge- 
wiss eine strengere Nachforschung verdient, so erlaube ich 
ınir, dieselbe durch Aufzählung meiner Beobachtungen über 
die silizifizirten organischen Reste und die Kiesel-Konkretio- 
nen in den sekundären Formationen überhaupt neuerdings 
in Anregung zu bringen. Die Einschaltung meiner Ansich- 
ten soll keineswegs bezwecken, dem um die Geognosie und 
Petrefaktenkunde so hoch verdienten Hrn. v. Buch, wie mir 
‚schon früher (durch meine Abhandlung über den Jura - Do- 
lomit in der v. Morv’schen Zeitschrift) das Unglück wider- 
fahren ist, abermal entgegen zu treten; sondern einzig und 
allein, ihn zur freundschaftlichen Belehrung und weitern 
Verfolgung zu bewegen. 

Iın Auszuge (Jahrb. 1831, p. 465) heisst es: „die Verkie- 
selung findet nie auf der Schaale selbst Statt, sondern setzt 
stets eine vorexistirende organische Materie voraus“ — und 
(Jahrb. 1832, p. 249): „die verkieselnde Flüssigkeit ist von 
Innen herausgedrungen, nicht von Aussen abgesetzt. Die 
Muschel- Schaalen bestehen, parallel mit ihrer innern Ober- 
fläche, aus wechselnden Schichten oder Blättern kohlensauren 
Kalkes und thierischen Schleimes, von der Oberfläche des 
Mantels ausgesondert. Jener hat eine unorganische Textur; 
er erscheint faserig.....% Wenn man aus dickschaaligen 
Muscheln noch lebender Thiere queer über die Dicke der 
Schaale geschnittene Streifen bis zur Durchscheinenheit 
dünne schleift und unter das Vergrösserungsglas bringt, so 
zeigt sich jede Schicht des kohlensauren Kalkes zwischen 
2 Membranen (Schleimhäuten $) aus mehreren, von vertikal auf 


diesen stehenden und an beiden Enden zugespitzten Cylinder- 


292 — 


oder wahrscheinlicher vierseitigen Prismen zusammengesetzten 
Lagen dergestalt bestehend, dass die Endspitzen der Prismen 
(Fasern) der einen Lage immer in die Zwischenräume der 
Prismen der anliegenden eingefügt sind, — der Kern der Fasern 
oder Prismen nach ihrer ganzen Länge mit einer braunen 
Flüssigkeit ausgefüllt, die in den innersten Schichten wohl 
2 bis 2 des Queerdurchmessers einnimmt, nach Aussen hin 
aber sich nach der Länge und Dicke der Fasern vermin- 
| dert, und in den äussersten Lagen beinahe verschwindet. 
Wie der Körper des Thiers durch das Band und die Schliess-- 
muskeln, so ist der Mantel durch den Kreismuskel und zwi- 
schen diesem und dem Band noch an mehreren Stellen mit 
der Schaale verbunden. Von allen genannten Anheftungs- 
Punkten dringen Muskelfasern tief in das Innere der Schaglen. 
Wenn man ferner erwägt, dass jener thierischer Schleim 
allenthalben zwischen die Berührungsflächen der Prismen 
eingedrungen ist, und selbst die Masse des kohlensauren 
Kalkes innig durchdringt (was durch das Lockerwerden und 
endliche Zerfallen der Schaalthier - Gehäuse während der 
Verwitterung in freier Luft zur Genüge dargethan wird) — 
dass vom Bande aus längs seiner Erstreckung eine beträcht- 
liche Anzahl der Muskelfasern in die Schaale fortsetzt — 
dass ein manchfaltig sich verästelndes Gefäss sich durch 
den ganzen Mantel verbreitet und Zweige an den Anhef- 
tungsstellen in die Masse der Schaale einsenkt; so dürfte 
kaum ein Zweifel übrig bleiben, dass die Gesammtheit der 
Schaalenmasse eben so organisch als die der Knochen der 
Wirbelthiere (und in ihrer Art die Holzfasern) sey. Es 
wäre sonach, wenn die organische Materie das Grundbe- 
dingniss der Silizifikation ist, dieses nicht bloss nach v. Buchs 
Vermuthung auf die-Membranen zu beschränken, sondern auch, 
wenn man übereinstimmend mit den heutigen Erscheinungen 
bei ähnlichen Ereignissen eine theilweise Zersetzung und 
Ausscheidung ihrer Materie durch Verwitterung in einzelnen 
Schaalen annimmt, die theilweise Silizifikation derselben leich- 


ter und naturgemässer zu erklären. 


— 293 — 


Über die Textur der festen Theile im natürlichen Zu- 
stande aus den übrigen Abtheilungen der wirbellosen Thiere, 
welche nicht weniger häufig in manchen Gegenden (und auch 
bei Amberg) verkieselt vorkommen, gibt keiner der Aus- 
züge , und wahrscheinlich auch keine der Abhandlungen 
Aufschluss. Dass sie nicht durch die ganze Kette hin einer- 
lei und gleichförmig sey, im Gegentheil bei jedem Gliede unter 
sich mehr oder weniger, sogar bedeutend abweiche, beweisst 
nach meinem Dafürhalten zu Genügen ihre auffallende Ver- 
schiedenheit in den kalzifirten *) Überbleibseln aller Echino- 
dermen Cvvier’s — und lässt mit grosser Wahrscheirlich- 
keit selbst bei den eben nicht so weit von einander abste- 
henden Familien der Muscheln und Schnecken die Erschei- 
nung vermuthen, dass bei den ersten auch die umsichtigste 
Behandlung im Trockenen das Bersten der Ränder nur sel- 
ten zu verhüten vermag, während man bei den zweiten, sie 
mögen im Wasser oder auf dem Lande leben, dasselbe nie 
gewahrt. Für die vollständige Begründung und systematische 
Durchführung der Hypothese scheint mir aber diese Kennt- 
niss nicht gleichgültig zu seyn. Meine isolirte Lage 
machte mir es unmöglich, meine Untersuchung derselben un- 
ter dem Mikroskope über die Anodonten und Unionen hin- 
aus zu erstrecken und die Lücke auszufüllen. 


„In jener vorexistirenden organischen Materie (so fährt der 
Aus2ug, Jahrb. 1831, p. 465 fort, die Entstehung und end- 
liche Ausbildung der Silizifikation zu erklären) bildet sich 
ein kleines Kügelehen von Kieselhydrat (Silex Broncn.), 
welches sich erhebt, ausdehnt, etwas starrer wird, doch 
ohne ganz zu erhärten. Ein neues Kügelchen dringt in 
dessen Mitte ein, und treibt es weiter auseinander, ein drit- 
tes folgt, und so entstehen konzentrische Kreise von Kie- 
selsubstanz . ... “. Im Jahre 1804 wurde mir die Ober- 
aufsicht über die k. Perlen-Fischereien in der Oberpfalz 


-_ 


*) Im Gegensatze von silizifizirt, da kalzinirt gegenwärtig 
eine ganz andere Bedeutung erhalten hat. 


— BE — 


übertragen. Diess bewog mich, ausser dem administrativen 
und technischen Theile meines Amtes auch den naturhisto- 
rischen mit Eifer zu studiren und bei damals noch sehr 
mangelhaftem Unterricht in Schriften durch Beobachtungen 
in der Natur zu vervollständigen. Bei dieser Gelegenheit 
bemerkte ich vielfältig auf den inneren Flächen der ausge- 
breitet an den Ufern der Bäche liegenden Schaalen abge- 
storbener Unionen und Anodonten bald einzeln bald in grös- 
seren oder kleineren Partieen genau konzentrische Ringe. 
Ihre Anzahl wechselte von 1 bis 5, selten 6, und nahm von 
Innen. nach Aussen zu. Hin und wieder waren die. äusse- 
ren stellenweise unterbrochen. Ihr korrespondirender Durch- 
messer und ihr Abstand gegeneinander von ungefähr 4 bis 
3°‘ blieb sich scheinbar ziemlich gleich. Die nieht ganz 
standhafte Dieke betrug beiläufig zwischen 1,” bis ud 
Die Farbe war graulich weiss, das Ansehen erdig, die Härte 
vom beinahe Zerreiblichen bis zu jener des Kalkspathes. 
Eben so ändert die Höhe von 1; bis 15‘. Ihre chemische 
Beschaffenheit wenigstens qualitativ auszumitteln, könnte | 
man ohne Mühe die erforderliche Masse sammeln. Einige 
Aufklärung dürfte der Umstand geben, dass ich solche Ring- 
ehen nur in Gegenden fand, wo das Wasser über kieseligen 
Grund hinfloss.. Die schillernde Perlmutterfarbe der Schaale 
hatte sich sogar zwischen den Ringehen unversehrt und 
lebhaft erhalten. Als Gehäuse parasitischer Thierehen kann 
man also auch diese Ringehen nieht und um so weniger 
betrachten, da sie viel zu gleichförmig sind, um eine Hem- 
mung der angefangenen oder eine Zerstörung der mehr oder 
weniger vorgerückten Ausbildung annehmen zu dürfen, und da 
sie nach meiner Beobachtung nur unter gewissen Verhältnissen 
und zu selten vorkommen, Übrigens gehören ähnliehe Bil- 
dungen kieseliger konzentrischer Ringehen (und manchfalti- 
ger anderer Gestalten) an silizifizirten Thier-Resten in der 
Umngegend Ambergs nicht zu den ausserordentlichen Selten- 
heiten. Die Annahme einer natürlichen Anlage, wenn nicht 


aller, doch vielleicht der meisten organischen Körper hiezu 


gewinnt also durch diese Beobachtung einen sehr hohen 
Grad von Wahrscheinliehkeit; nur der Prozess des Fort- 
schreitens, vielmehr des Überganges aus dem organischen 
Zustande in den verkieselten, wird dadurch einigermassen 
auf andere Art bezeichnet, als er in jenen Abhandlungen 
beschrieben ist. | | 


Um aber mit möglichster Wahrscheinlichkeit den Gang 
des dabei Statt habenden Prozesses überhaupt, und die 
bei den allem Anscheine nach abwechselnd wiederholten 
Auflösungen, Fällungen und Verbindungen thätigen Agen- 
tien und Reagentien insbesondere, und etwa auch, was zur 
Erklärung des Phänoiens allerdings nothwendig seyn dürfte, 
ihre Zeit, Weise und Folge des Wirkens auszumitteln, 
dünkt mir eine vielseitige Zusammenstellung über diese Er- 
scheinung in verschiedenen Gebirgsarten und verschiedenen 
Gegenden umsichtig gemachter Beobachtungen, so weit aus- 
sehend er ist, dennoch der kürzeste, immer der sicherste 
Weg. Diese Ansicht als riehtig vorausgesetzt lege ich die, 
während meines einstigen vieljährigen Aufenthaltes in Am- 
berg und nun in Regensburg und auf den von da weg vor- 
genommenen vielfältigen Wanderungen, in jener Beziehung 
gesammelten Bemerkungen als einen vorläufigen Beitrag hier 
nieder. 


Amberg ist, jene nach N., — und Regensburg, jene nach 
0. *) ausgenommen, in allen Richtungen nahe und ferne von 
den meisten, verkieselte organische Reste (mitunter vielleicht 
auch blosse kieselige Konkrezionen) enthaltenden Gebirgs- . 
Formationen umgeben. Sie sind 1) dichter Jurakalk, 2) Jura- 
Dolomit, 3) lithographischer Schiefer, 4) grüner Sandstein, 
5) Tripel. In allen diesen erscheint zwar der verkieselnde 
Stoff lediglich und ausschliesslich als Hornstein, aber sowohl 
überhaupt in jeder derselben, als zum grössten Theile sogar 


in deren verschiedenen Lagen nicht nur der äussern Gestalt, 


*) Granitgebirge gränzen nach diesen beiden Welt - Gegenden die se- 
kundäre Formation schneidend ab. 


— m 9° — 


sondern auch der Textur und besonders seinen Übergängen 
nach standhaft verschieden. Ob jedoch, wo und wie er 
auch auftritt, sein Daseyn allemal und überall durch Ver- 
kieselung organischer Körper bedungen werde, wird sich, 
wie ich glaube, aus den folgenden Thatsachen unschwer 
entwickeln lassen. 

1) Bei Zengfeld, etwa 14 Stunden unterhalb Amberg, 
sind in einem graulich-gelblichen dichten Jurakalke mehrere 
Steinbrüche von ungleicher, aber zum Theil bedeutender 
Tiefe und Erstreckung angelegt. Das Gestein ist von oben 
bis unten geschichtet; die Schichten wechseln unregelmäs- 
sig mit einer Mächtigkeit von 3“ bis über 2°, sind auf den 
Flächen sehr uneben und knotig, und liegen beinahe wage- 
recht mit einer äusserst geringen Neigung einerseits nach 
S,O. und andrerseits nach S.W. Alle Schichten enthalten 
in mehr oder weniger grosser Menge Hornstein - Gebilde 
von eyförmiger oder elliptischer Gestalt und 1 bis 4‘ Länge, 
wenn sie einfach, — von sehr manchfacher Form und Grösse, 
wenn derselbe mehrere vereiniget, gleichsam zusammenge- 
flossen sind. Vorzüglich angehäuft finden sie sich gewöhn- 
lich an den Absonderungs - Flächen der Schiehten, welche 
daher fast immer auffallend klaffen. Die Hauptmasse des 
Horusteins ist durchgehends lichte gelblichweiss von Farbe, 
und, mit Ausnahme einer sehr dünnen etwas härtern Kruste, 
locker bis zum Zerreiblichen, manchmal bis zum Erdigen im 
Gefüge, auch desswegen erdig im Bruche und undurch- 
scheinend; sie gibt angehaucht einen schwachen Thon-Geruch 
und klebt ungemein stark an der Zunge. Säuren wirken nicht 
darauf. Im Innern derselben zeigen sich, in den höheren 
Schichten zusehends häufiger werdende Stellen, welche sich 
von Aussen nach Innen allmählig zu grauem, bald splittrigem, 
bald muscheligem, nicht selten aus konzentrischen Lagen 
bestehendem, durchscheinendem bis fast durchsiehtigem Horn- 
steine, öfter mit einem quarzigen Kerne, verdichten, von 
kaum 1‘ bis höchstens 4 Durchmesser. An der Luft 


4 
zerfallen diese Hornstein-Gebilde zuerst in nach der längern 


Achse sehr spitzwinkelig pyramidale oder prismatische, dann 
unregelmässige scharfkantige Bruchstücke und endlich zu 
Erde *). Verkieselte Muscheln von 2 bis 3, und zuweilen 
auch [Alveoliten von] Belemniten von 4—6’' Länge sind so 
vielfältig nicht nur auf ihrer Oberfläche sichtbar, sondern 
auch im Innern eingeschlossen, dass man auch da, wo man 
sie zufällig nieht zu bemerken vermag, allerdings ihre Ge- 
genwart voraussetzen darf. — Dieses Vorkommen wieder- 
holt sich, nur weniger aufgeschlossen, im Steinbruche bei 
der Ziegelhütte am Zaridweihen und auf noch einigen an- 
dern Punkten der Umgebung Ambergs unter fast ganz gleichen 
Umständen, und bezeichnet dadurch einen standhaften Cha- 
rakterzug der Felsart. — Allein diese selbst enthält nicht nur 
die nämlichen organischen Reste, sowohl von demselben als 
von vielfach vergrössertem Maasstabe, sondern auch andere, 
z. B. Ammoniten, in Menge: aber alle im kalzifizirten Zu- 


stande und mit grösstentheils unversehrter Schaale. 


Auf mehreren ziemlich weit von einander entfernten 
Punkten sind verschieden gestaltete kieselige Konkrezionen, 
deren dicht kavernöse Oberfläche und verhältnissmässig gerin- 
ges Gewicht jedem Beobachter auffällt, als Geschiebe einzeln 
zerstreut. Nach der Beschaffenheit der Fundorte gehören 
sie dem Jurakalk an. Die Farbe der Oberfläche ist bald 
graulich-ockergelb, bald eisenschwarz, und scheint von äus- 
seren Umständen abzuhängen. Wie die Oberfläche, so ist 
auch das Innere unregelmässig, doch bald weniger, bald 
mehr kavernös.. Auf den Bruchflächen zeigt der Teig 
schwärzlichgraue, im Striche lichte gelbliche, auf den Wan- 
dungen der Höhlungen meistens viel dunkler schmutziggelbe 
Farbe. Neben und in die Höhlungen der immer bedeutend 
härtern Oberfläche sowohl als des Innern sind häufig, in 


*) Die Eigenschaft, auf diese Art zu verwittern, findet sich auch bei 
den dichten, vollkommen ausgebildeten , gelben und schwärzlich- 
grauen Hornstein-Konkrezionen unter gewissen Umständen bentätigt. 
Mehr davon bei einer passenderen Gelegenheit. 


-— wu — 

den diehten, mit der Feder ritzbaren Teig selten verkieselte 
Reste von 14bis2‘ grossen Muscheln und anderen Weichthie-- 
ven, wohl auch von Stylastriten eingesenkt, oft aber auch 
in den einen wie im andern nur äusserst sparsame Spuren 
derselben, hin und wieder auch diese nicht zu finden. Nach 
denn Anhauchen entwickelt sich starker Thongeruch; die 
Säuren werden schnell verschluckt; dennoch bemerkt man 
kaum ein schwaches Kleben an den Lippen. 

Unter diesen Geschieben kommen ungleich mehrere vor, 
deren Textur stufenweise dichter und härter, überhaupt 
gleichförmiger wird, und endlich in den gewöhnlichen split- 
terigen oder muscheligen Hornstein übergeht. Die Grösse 
derselben wechselt zwischen einer kleinen Wallnuss und 
einer grossen Mannsfaust. Ihre Gestalt nähert sich bald 
der kugeligen, bald der elliptischen in manchfaltigen Abän- 
derungen. Eben so manchfaltig sind von Aussen und Innen 
die Grundfarben und ihre Schattirungen. Am häufigsten er- 
scheinen die Geschiebe im Innern vollkommen gleichförmig; und 
diese enthalten ausschliesslich die grossen, und nicht selten 
so grosse silizifizirte organische Reste (Muscheln, Ammoniten, 
Echiniten und ihre Theile, Fungiten, Serpulen u. s. w.), dass 
sie je nach ihrer Gestalt bis an die Oberfläche derselben 
und darüber hinaus sich erstrecken — oder hängen öfters 
von der Grösse einer Haselnuss bis zu der eines Gans-Eyes 
und darüber meistens an unbestimmten Stellen jenen ver- 
kieselten Resten, zum Theil sie umhüllend, an. Nur bei 
den Belemniten (fast immer Bel. unicanaliculatus 
Harım. Zıer., Taf. xxıv, fig. 8, (9) B. semisuleatus 
Münster) sitzen sie regelmässig am Grunde der Alveolen- 
höhle und bei einigen Arten der Familie der Echiniten an 
der Mundöffnung fest. — Bei Weitem seltener geht von 
der Oberfläche aus der spiitterige oder muschelige Horn- 
stein gegen den Mittelpunkt hin entweder ununterbrochen 
durch Analoge von Kachoiong, Feuerstein und Chalzedon fort- 
schreitend, oder aus diesen innig verwachsene konzentrische 
Lagen bildend, zuletzt in graulichweissen, durchsichtigen, 


— 299 — 


ungemein harten, wenn das Mittelfeld dicht ist, derben, 
wenn es eine Höhlung bildet, mit 6 gleichen Flächen. niedrig 
zugespitzt krystallisirten gemeinen Quarz über. Soweit der 
Hornstein reicht, findet man in diesen Geschieben nur ver- 
kieselte organische Reste, doch öfter auch gar keine, immer 
aur kleine. 

Besonders merkwürdig ‚scheinen mir zwei Vorkommen 
des sphäroidischen Hornsteines, deren eines ich bei Ger- 
mersdorf (auf der Strasse von Amberg nach Schwandsrf), 
das andere bei Krummbach beobachtet. An beiden Orten 
verliert sich die Ausscheidungs - Linie desselben unmerklich 
in dem ihn. umgebenden und damit innig verwachsenen Kalk- 
steine. Zu Germersdorf' ist selten ein sehr fester doch 
leicht verwitterbarer, zunächst unter Jura-Dolomit liegender 
Kalkmergel mit vielen Kalkspathadern. Eine derselben durch- 
setzte eine etwa 3° im Durchmesser grosse Hornstein-Kugel 
mit hohlem von Quarzkıyystallen ausgekleideten Mittelfelde bei- 
nahe durch deren Mittelpunkt, und verschob die beiden 
Hälften um 3 bis 4°, ohne dass man die geringste Zersplit- 
terung gewahren kaun, — Bei Krummbach liegt er in einer 
jener Lagen diehten Jurakalkes, welche zum Kalkbrennen 
taugen, hat grauliche Farbe und ist durchgehends gleich.för- 
mig und dicht. Durch Brennen wird er schwärzlichgrau 
und erhält die Eigenschaft, der Luft ausgesetzt und in der 
hohlen Hand erwärmt nach und nach in konzentrische seharf- 
kantige Stücke unter leisem Knistern zu zerfallen. 

Am südöstlichen Fusse des Eisberges, dem Erzberge 
bei Amberg südwestlich gegenüber, wurde einst durch Stein- 
brechen ein unförmlich - schieferiges Kalkmergel- Lager ent- 
blösst, welches ehen so unförmliche Kiesel-Konkrezionen in 
grosser Menge nach verschiedenen Richtungen durchschwär- 
men. Beide Gesteinsarten verfliessen an ihren Gränzen un- 
merklich ineinander, und werden von den Schieferklüften, 
olıne die mindeste Störung, in ununterbrochenen Flächen ge- 
spalten. Die Masse der Konkrezionen zeigt höchst selten 
einige Annäherung zu Hornstein, ist hie und da schwach —- 


— 30 — 


meistens stark — durchscheinend und stellenweise mehr 
als halbdurchsichtig, wechselt Fleck- und Streifen-weise mit 
blaulichgrauer und graulichweisser Farbe, und zeigt ein- 
zelne ausgeschiedene dichte @uarzpunkte, seltener derlei 
Krystalle. Der Bruch ist flachmuschelig, mitunter klein- 
splitterig. — Obwohl der Mergel kalzifizirte und häufiger 
silizihizirte Versteinerungen aus: mehreren Klassen des Thier- 
reichs nicht allzusparsam enthält; so konnte ich in den kie- 
seligen Konkrezionen doch nur jene, den Retikuliten so ziem- 
lich ähnliche beobachten, welche zuweilen in den Geschie- 
ben mit der, mit diesen Konkrezionen übereinstimmenden 
inneren Masse gefunden werden. | 

Endlich dürfte noch angeführt zu werden verdienen, 
dass der Mittelraum der hohlen Kiesel- Konkrezionen, wie- 
wohl selten und nur in Mergelschichten, Kalkspath - Kıy- 
stalle, über dem derben oder krystallisirten Quarz aufge- 
setzt, enthält. Ich bemerkte darin nie einen organischen Rest. 

So gross auch im Jurakalk der Umgebung Ambergs 
die Zahl der in Kiesel- Konkrezionen eingeschlossenen oder 
doch von denselben begleiteten ver’kieselten organischen 
Reste ist, so ist doch die von jedem Anhängsel freie, sowohl 
der Summe als den Arten nach, ungleich grösser. Aber 
auch diese findet man in der Regel nur ausgewittert und 
lose umherliegend. Dagegen bieten einige der letztefen, in 
Vergleichung mit den erstern, hinsichtlich des Prozesses 
ihrer Verkieselung äusserst interessante, bisher vielleicht 
unbekannte Erscheinungen dar. Ich will nur einige dersel- 
ben hier aufführen. | 

In verschiedenen Graden unvollkommen, oder nur an 
einzelnen Stellen rein silizifizirte organische Reste, besonders 
Muscheln, Belemniten und sogenannte Fungiten (Ka- 
ryophyllarien Lamx.) gehören nicht zu den Seltenheiten er- 


sten Ranges. Seltener sind Klappen der Muscheln, 


deren äussere und innere Fläche vollständig silizifizirt, der 


dazwischen befindliche Raum aber nach seiner ganzen Aus- 
dehnung leer, oder nur mit einzelnen kieselig-stalaktitischen 


.— 301 — 


Gebilden , zum Theil von einer Fläche bis zur andern rei- 
chend, zum Theile nur mehr oder weniger aus einer oder 
der andern hervorragend, besetzt — noch seltener ähnlich 
gestaltete silizifizirte Bruchstücke von Belemniten, Hohle 
Karyophyllarien und Polyparien dagegen mit knotig- 
höckriger innerer Fläche, vorzüglich die kleinern Arten 
derselben, werden an manchen Plätzen desto zahlreicher 
getroffen. | 

‘Die Belemniten, vielmehr ihre Scheiden, kommen in 
Hinsicht der Silizifikation unter viererlei Formen vor: 1) Das 
konzentrisch-strahlige kalkige Gefüge ist vollkommen erhal- 
ten und mit einer mehr oder weniger, immer sehr dünnen 
Kieselrinde (von kaum „},') eingehüllt. So finden sie sich 
(meistens in Kalkmergellagen) zu Garmersdorf bei Amberg, 
am Eisberge u. a. e. a. OÖ. 2) Unter der etwas dickeren 
Kieselrinde ist das konzentrisch-strahlige Gefüge verschwun- 
den, und durch unregelmässig angehäuften rhombischen 
Kalkspath ersetzt. Aus einer mächtigen, im Korne dem Do- 
lomite sich nähernden, Schicht zwischen zwei Kalkmergel- 
Lagern und zunächst unter vollkommen ausgebildetem Jura- 
Dolomite gelagert, am Eisberge ragen dergleichen Belemniten 
auf den vertikalen Klüften einzeln hervor. 3) Äusserst sel- 
ten findet man auch verkieselte Bruchstücke von Belemniten, 
welche aller Ausfüllung entleert und daher hohl sind. Diese 
Hülsen sind an den rechtwinkelig abgebrochenen Enden 
dessenungeachtet gewöhnlich mit kieseligen, meistens in 
der Mitte durchbohrten Platten verschlossen und immer 
ziemlich (4 — 4‘) dick. Gewöhnlicher, vielmehr standhaft 
findet sich diese Erscheinung an den Resten jener Belemni- 
ten wiederholt, welche mit dem Ende an der Alveolenhöhle 
in kieseliger Konkrezion festsitzen, so oft von der Aussen- 
wand der Schaale noch Überbleibsel sich zu erhalten das 
Glück hatten. — Bei allen drei Vorkommen bemerkte ich 
ausschliesslich nur Belemn. unicanaliculatus Harrm. 
(Zieten?), B. semisulcatus v. Münst. als Grundlage. 
Die Oberfläche ist gemeinhin glatt oder nur wenig rauh, 

Jahrgang 1836. 20 


doch zeigen sich am dritten schon, obwohl etwas undeaut- 
liche, verschieden gewundene Zeichnungen, 4) Auf einigen 
verkieselten hohlen Bruchstücken, allem Anscheine nach der 
nämlichen Art, treten dieselben dicht gedrängt und wohl 
4.4 erhaben über die ganze Oberfläche verbreitet, hervor, 
und bedecken sogar, wo sie sich aus der zerstörenden Wir- 
kung des Rollens gerettet haben, die Schliessplatte der 
Bruchflächen. Ihre Züge sind im Allgemeinen allerdings 
geeignet, die von Hrn, v. Buch aufgestellte Ansicht über 
die Grenze der Silizifikation zu bestätigen, weichen aber nicht 
nar unter sich, sondern auch von jener Ansicht, besonders 
auf den Schliessplatten so bedeutend ab, dass man ihr un- 
bedingt beizustimmen noch Anstand nehmen dürfte, wenn 
man auch den Umstand nicht als wichtig betrachtet, dass 
diese Zeichnungen öfters ganz feblen und, wo sie vorhan- 
den sind, nur auf der Oberfläche erscheinen. Der Annahme, 
dass eine oder auch mehrere ursprünglich darüber gelegene 
Lagen der Scheide später zerstört wurden, wiederspricht 
die übrige Beschaffenheit aller Stücke auf das Entschie- 
denste. — Die Verkieselung dringt überdiess zu beiden Sei- 
ten der Rinne längs ihrer Erstreekung bis gegen die Mit- 
telachse der Scheide und bildet dort eine offene Röhre. 
Zwischen dieser und der äusseren Wand der übrigens leeren 
Scheide hat sieh in ihrer ganzen Länge hin, meistens beide 
berührend, ein kleintraubiges Kiesel-Konglomerat angehäuft. — 
Aber auch die, gegen das Innere der Scheide gekehrte 
Fläche der Bekleidung des Alveoles wird, wenn auch nur 
in höchst seltenen Fällen, dieht von den erwähnten Zeich- 
nungen überzogen. Auffallend ist dabei an dem vorgefun- 
denen Exemplar, dass den nach oben aus dem Bruchstücke 
vorragende Theil des Sipho und die von jener Bekleidung 
entblössten Stellen der Konkameration äusserst kleine QAuarz- 
Krystalle dieht überdecken, während die eigentliche Silizifika- 
tions-Masse aus splittrigem Hornstein besteht. 

Verkieselte Kehiniden aus mehreren Gattungen und 
in mehreren Arten gehören mitunter zu den zahlreichsten 


—_— 303 — 


"Petrefakten der Umgegend Ambergs, und sind bei Wei- 
tem häufiger als die kalzifizirten. Dass ihre Schaalen zu- 
weilen und wenigstens stellenweise hohl seyen, kann ich 
nur aus der Beschaffenheit einiger Bruchstücke muthmaasen; 
dagegen findet man entschieden die Zähne und alle jene 
Theile, welche Warcn als ihre Knochen angibt, fast aus- 
schliesslich hohl, wenn sie, was meistens der Fall ist, sili- 
zifizirt sind. 

Auch von den Stylastriten Marrın (Crinoideen 
Mırr.) #) kommen daselbst beinahe aus jeder Gattung ein- 
zelne Theile, vorzüglich Glieder der Säulen einer oder der 
andern Art in grosser Menge und fast durchgehends in ver- 
kieseltem Zustaude vor. Gewöhnlich sind auch die silifi- 
zieten Stylastriten gleich den Echiniden hohl, und beide von 
der Natur auf bestimmte Plätze angewiesen. 

Ich glaube, dass es, um dieses Phänomen nach seiner 
ganzen Wichtigkeit zu würdigen, nicht überflüssig seyn 
dürfte, auf den wesentlichen Unterschied der Textur, welche 
den Schaalen der Muscheln und den Scheiden der Belemni- 
ten einer-, und sämmtlichen Theilen der Echiniden und Sty- 
lastriten andrer-seits sowohl im natürlichen als kalzifizirten 
Zustande eigenthümlich ist, die Aufinerksamkeit der Natur- 
forscher zu lenken. Ob diese auch die Erscheinung ver- 
diene, dass zum Theile oder ganz verkieselte Petrefak- 
ten, besonders Ammoniten und Belenmiten, ein oder auch 
mehrmal gerade, selten wellenförmig durchbrochen, und 
die Bruchstücke mehr oder weniger verschoben oder von 
einander gerückt und wieder mit derselben Verkieselungs- 
Masse, hier immer Hornstein von gleicher Farbe und Be- 
schaffenheit, zusammengekittet gefunden werden, überlasse 
ich ihrem Urtheile. 

Wenn man die petrifizirten thierischen Reste aus 


dem Jurakalk der Gegend Ambergs in Bezug auf Silizifikation 


#) Ich folgte in der Benennung der Familien oder Abtheilungen Bronn’s 
System der urweltlichen Pflanzenthiere, Heidelb. 1825. 


20 * 


— A — 


und Kalzifikation unter einander vergleicht; so ergeben sich, 
nach den bisher gemachten Beobachtungen folgende Resul- 
tate: Einige Arten kommen ausschliesslich silizifizirt, andere 
ausschliesslich kalzifizirt, und noch andere in beiderlei Zu- 
stande vor. Es wäre allerdings sehr belehrend und daher 
von hohem Interesse, die Versteinerungen der drei Kate- 
gorieen, wenigstens zum grössten Theile, ‚namentlich zu’ ken- 
nen; allein die eingewachsenen kalzifizirten Petrefakten 
können nur selten und mit grosser Kunst und Mühe so gut 
erhalten ausgeschlagen werden, dass sie aufbewahrt zu wer- 
den verdienen, — und die losen sind durch Rollen meistens 
so abgenutzt und dadurch so unkenntlich, dass sie zu be- 
stimmen alle Arbeit verloren ist; — manche endlich bleiben 
standhaft, in der Kalzifikation und Silizifikation, so undeut- 
lich, dass man ihre thierische Abstammung kaum mit Ge- 
wissheit zu unterscheiden vermag. Das Verzeichniss würde 
also sehr mangelhaft ausfallen ,„ und selbst dazu erkenne: ich 
meine Kenntnisse in der Petrefaktenkunde nicht genügend *). 
-— Petrifizirte Reste aus dem Pflanzenreiche fand ich nur 
kalzifizirt und auf einer einzigen, überdiess sehr bedenkli- 
chen Stelle. Es waren in der Lagerstätte Stückchen Holz 
von 14 bis 2 Zoll Länge und 14 — 13” Breite und Dicke 
mit wie abgesägt ebenen Bruchflächen, dichtem Gewebe, 
geraden ziemlich gedrängten Fasern und, fast wie bei Bu- 
chenholz, breiten Spiegeln. Ausgelöst und zum Theil schon 
in der Lagerstätte zerfielen sie in unregelmässige Splitter. — 
Die Lagerstätte ist am südwestlichen Abhange des G@algen- 
berges und scheint nach der gewaltsamen Biegung der 
Schichten, obwohl nur auf einer sehr beschränkten Strecke, 
eine grosse Störung erlitten zu haben. Gerade auf dieser 
Stre-ke befinden sich jene Holzstücke, liegt aber auch der 
Jurakalk unmittelbar auf dem Liasschiefer, der verkohlte 


*) v. Senrorusim zählt der einen wie der andern eine grosse An- 
zahl auf. 


und kalzifizirte und mit Eisenoxyd innig durchdrungene Holz- 
stücke in nicht unbedeutender Menge einschliesst. 

Aus dem oben Gesagten dringt sich von selbst die Frage 
auf: besitzen alle Schichten des Jurakalkes die Eigenschaft 
oder Fähigkeit, die organischen Reste zu silizifiziren® Und 
im Verneinungsfalle: welche, und welche nicht? — Wenn 
die Rede davon ist, jeder derselben in der vielgliederigen 
Reihe des diehten Jurakalkes den gehörigen Platz anzuwei- 
sen, so dürfte ein geübter Geognost darüber in Verlegenheit 
kommen. Denn die Formation endet nordwärts nach allen 
Richtungen in geringer Entfernung von Amberg, ist daher 
nicht oder doch sehr wenig entwickelt, und sogar stellen- 
weise sehr verworren. Bezieht sich aber die Frage nur 
auf die besondere (oryktognostische) Beschaffenheit der La- 
gen, so ist schon aus dem Umstande, dass man die verkie- 
selten Reste beinahe nur ausgewittert findet, noch mehr 
aber aus den Fundorten und den hin und wieder denselben 
anklebenden Gesteins-Stückchen dargethan, dass, zwar nicht 
ausschliesslich doch bei Weitem vorzugsweise, die dem 
dichten Jurakalk hier häufig untergeordneten Kalkmergel- 
Lager die Lagerstätten der verkieselten organischen Reste 
seyen. Eben so gewiss erhellt. aber auch aus den Fundorten, 
dass nicht alle, oder diese nicht überall und nicht alle Ar- 
ten thierischer Körper zu silizifiziren gleiche Fähigkeit be- 
sitzen, mögen ihnen Körner von grünem Eisenoxyd - Hydrat 
eingemengt seyn oder nicht; und dass mehrere, jene Reste 
silizifizirende Lager, besonders die mehr thonigen, ausserdem 
auch keine Kiesel- Konkrezionen enthalten. Diese Eigen- 
schaft theilen auch, in höherem oder geringerem Grade, die 
Lager und Bänke des dichten Jurakalkes; denn sehr viele 
Arten der organischen Reste aus verschiedenen Klassen 
kommen in denselben nahe um Amberg sowohl silizifizirt als 
kalzifizirt, dagegen anderwärts nur im letzten Zustande vor. 
Einen schlagenden Beweiss von der Nothwendigkeit der 
Prä- und Ko-Existenz gewisser Wechsel -Beziehungen zwi- 
schen dem organischen Reste und dem ihn umhüllenden 


— 305 — 


Gesteine bei dem chemischen Prozesse der Silizifizirung oder 
Kalzifizirung liefert nach meiner Ansicht eine, obwohl jetzt 
noch einzeln stehende Thatsache. Die oberste weisse Schicht 
des dichten Jurakalkes, welche in der Umgebung Ambergs 
gänzlich mangelt, erstreckt sich von Tegrenheim bei Regens- 
burg gegen W. mit einer beträchtlichen Ausbreitung in N, 
und S. Allenthalben führt sie eine grosse Menge der manch- 
faltigsten thierischen, Versteinerungen, und nicht selten be- 
steht sie partieenweise lediglich aus denselben. Allein nir- 
gend und nie hat man auch nur eine, den Schmelz der hie 
und da erscheinenden Zähne (von Sauriern?) ausgenommen, 
anders als im kalzifizirten Zustand gefunden, obwohl er viel 
Kieselerde enthält, — sehr stark und fast diamantglänzende, 
nit 6 Endflächen niedrig zugespitzte &uarzkrystalle, öfter die 
innere, seltener (zugleich oder allein) die äussere Wandung 
der Schaalthiere bekleiden, — derber lichtgrauer Quarz den 
Raum zwischen beiden Wandungen bald zum Theile, bald 
ganz erfüllt, — und derber und krystallisirter Quarz zuweilen 
die eine oder auch alle Seiten der anstossenden Höhlungen 
überzieht; — bis man vor wenigen Jahren am Fusse des 
Kapfelberges bei Abach in jener, hier von Grünsand unmit- 
telbar überlagerten, Schicht einen Steinbruch eröffnete, und 
eine, wegen des innigen Verwachsenseyns mit dem Gesteine 
unbestimmbare Art von Echiniten entdeckte, welche nur 
dadurch auffiel, dass sie silizifizirt ist. — Mir scheint daher, 
dass man in dem Zusammentreffen manchfacher solcher 
Wechselbeziehuugen zwischen den organischen Resten und 
dem Gesteine in der Umgegend Ambergs, und von diesem 
in der nahen Grenze und den Lagerungs - Zerrüttungen des 
dortigen dichten Jurakalkes den vorzüglichen Grund von der 
Entstehung der in der That beispiellos vielen silizifizirten or- 
ganischen Resten suchen müsse. Worin das Wesen jener 
| Beziehungen bestehe, ob der Silizifikations-Prozess bei allen, 
wenn schon sämmtlich in Hornstein verwandelten, Arten der 
organischen Reste der nämliche, und namentlich der von 
der Silizifikation der Muscheln angegebene sey, dürften nur 


an 
— OL a 


ümfachende Beobachtungen entscheiden. Bei der endlichen 
Zusammenstellung derselben möchte es vielleicht nicht über- 
flüssig seyn, auch die Glattheit sowohl der äussern als in- 
nern Oberflächen und selbst jener der Schaalen- Lagen an 
den meisten verkieselten Arten, die innige Kontiguität und 
Kontinuität der Verkieselungsmasse bei denselben, und das 
öfter höchst beträchtliche Missverhältniss dieser Masse zu 
dem anhängenden oder eingeschlossenen organischen Reste in 
die Rechnung aufzunehmen. Befremden muss den Natur- 
forscher, dass einschaalige Schaalthiere, wenn man Ammuoni- 
ten und Belemniten nicht dazu rechnet, bei Amberg eben so 
selten, als zahlreich die zweischaaligen sind, 

2) Ich habe früher in einer andern Zeitschrift ausge- 
führt, dass im Jura-Dolomit viele und wancherlei orga- 
nische Reste vorkommen. Seitdem wurden in den Stein- 
brüchen, welche in dieser Gebirgsart für den Festungsbau 
von Ingolstadt angelegt sind, deren noch ungleich mehrere 
entdeckt. So rein er an manchen Stellen von Kieselkon- 
krezionen ist, so dicht erfüllt ist er damit an andern. Die 
Hauptmasse derselben besteht aus graulichweissem bis dun- 
kelgrauem Hornsteine mit splitterigem und muscheligem 
Bruche. Die Farben wechseln meistens lagenweise bald 
scharf abgeschnitten, bald ineinander übergehend, bald pa- 
rallel laufend, bald wegen der stellenweise ungleichen Dicke 
der Lagen verschieden abweichend. Der graulichweisse ist 
schwach durchscheinend, der graue endlich halb durchsich- 
tig. Quarz erscheint darin Lagen- und Nester- weise, derb 
und krystallisirt. Die gewöhnliche Gestalt ist einfach oder 
ästig zackig; doch geht sie auch in unebene Nieren und 
Kugeln über. Man findet deren nicht selten von 30 Pf. und 
darüber. — — Zwei Vorkommen scheinen ganz isolirte Aus- 
nahmen zu machen. Bei Neuburg an der Donau senkt sich 
der Quarz als ein untergeordnetes, an beiden Saalbändern innig 


mit dem Dolomite verwachsenes Lager in den Strom *); bei 


*) Der Arragonit von Wolfstein bei Neumarkt bricht auf einem 
ähnlichen Lager, ınnig verwachsen mit Kalkspath, in dem Jura- 


‚’ 


— . 808 — 


Oberhaunstatt. bildet er fast vollkommene Kugeln mit abwech- 
selnd verschieden farbigen, nach Innen allmählich durch- 
scheinenden Lagen und meistens quarzigem derbem und kry-' 
stallisirtem Kern. Nicht selten schweben die Lagen, nur 
an einzelnen Punkten durch Stützen verbunden, sind dann 
stellenweise unvollendet und mit Quarz-Krystallen bekleidet. 
Einzelne, verschieden gestaltete Knollen zeichnen sich durch 
scharf abgeschnitten farbige, dünne, mit allen Biegungen der 
Oberfläche bis ins Innerste parallele Lagen aus, und zeigen 
hin und wieder dadurch unverkennbar , dass diese Knollen 
aus mehreren zusammengewachsen sind. 


Von den organischen Resten des dichten Jurakalkes 
sind mehrere Arten auch in den Jura-Dolomit' übergetreten; 
einige derselben scheinen, nach den bisherigen Beobachtun- 
gen zu fehlen, dagegen manche neue hinzugekommen zu 
seyn. Allein nicht eine, weder der ersteren noch der 
letzteren, wurde im Dolomite oder auch in den einge- 
schlossenen Kiesel-Konkrezionen bis jetzt irgendwo verkie- 
selt gefunden. Äusserst selten ist sogar die Schaale kalzifi- 
zirt erhalten, sondern meistens bloss der Abdruck derselben 
oder der Steinkern zurückgeblieben, welchen gewöhnlich 
rhombische Krystalle des Dolomites noch undeutlicher machen. 
Nur Polyparien, vorzüglich aus der Sippe der Stern-, sel- 
tener der Poren-Polyparien, kommen hin und wieder in 
vollkommen reinen, manchmal ausgezeichnet deutlichen und 
schönen kalzifizirten Exemplaren vor. — Wenn man den 
ungleich grösseren Gehalt des Dolomites an Kieselerde mit 
dem viel geringeren des dichten Jurakalkes vergleicht, so 
muss ihre so genau übereinstimmende Eigenschaft Kiesel-Kon- 
krezionen zu bilden, und ihre dennoch so höchst verschie- 
dene Fähigkeit organische Reste zu silizifiziren, jedem den- 
kenden Geologen auffallen, er mag dem Dolomite als sol- 
chem einen neptunischen Ursprung geben, oder eine spätere 


Dolomite ; Kiesel- Konkrezionen habe ich hier weit umher verge- 
bens gesucht. 


zus 3 


vulkanische Umwandlung unterlegen, — die Kiesel-Kon- 
krezionen als ursprünglich ausgeschieden oder erst nachher 
entstanden annehmen, 

3) In den lithographischen Schiefer ist, obwohl 
er bei Pappenheim oder Solenhofen und bei Zemaw auf dem 
Jura-Dolomite nach mehrern Wechsel- Lagerungen unmittel- 
bar aufsitzt, aus diesem und dem dichten Jurakalk nur -eine 
kleine Anzahl ihrer eigenthümlichen organischen Reste auf- 
gestiegen, dagegen eine grosse Menge fremder eingewan- 
dert. Er besteht auf weit ausgedehnte Strecken hin einzig 
aus dem ihn konstituirenden Kalkmergel, wechsellagert aber 
auch auf andern Stellen verschiedene Male mit dünnern und 
 diekeren Streifen von grauem oder gelblichgrauem, mehr oder 
weniger reinem und durchscheinendem Hornsteine von sehr 
manchfacher Erstreekung. Wahre Konkrezionen scheinen 
ganz -zu fehlen. — Seine erhaltende Kraft ist, im Wider- 
spruche mit jener des Jura-Dolomits, bekanntlich zum Er- 
staunen gross; weichflügelige Insekten, Stelleriden, sogar 
fleischige Theile (Eingeweide der Fische, Vermikuliten *) 
u. m. a.) hat sie der Zerstörung entrissen. Aber eben so 
gross und vielleicht noch grösser ist seine silizifizirende Eigen- 
schaft. Es lohnte- der Mühe zu untersuchen, ob nicht eben 
diese der Grund von jener sey ‘*). Gewiss ist, dass wenn 
nicht alle, doch die meisten harten Theile der Thiere aus 
allen Klassen mit einer Kieselrinde überzogen, viele aber 


*) Dafür muss ich mit Gr. v. Münster die räthselhaften Gebilde ge- 
radezu erklären. | 

Gr. v. Münster sagt in seinen (nicht in den Buchhandel gekom- 
menen) „Bemerkungen zur nähern Kenntniss der Belemniten“ S.7: 
In den (über den lithographischen Schiefern befindlichen) Horn- 
stein-Lagen ist die Schaale sehr oft ganz oder doch theilweise 
verschwunden ‚ daher dort sehr viele einzelne Alveolen-Kegeln mit 
wenigen Überresten der Schaale gefunden werden. Diese zeigt sich 
dort grösstentheils ganz hornsteinartig, und die obere Spitze des 
Alveolen-Kegels in Chalcedön verwandelt. Auch kommen daselbst 
zuweilen Exemplare vor, die im Innern der dichten Schaale noch 
ihre strablige und blättrige Textur haben, während die äussere 
Schaale in Horustein verwandelt ist. 


Er 


=. 


von Kieselerde ganz durehdrungen sind *%). Dessen unge- 
achtet erscheinen in diesen Gesteinen die Reste einiger 
Thiere, besonders der Schaalthiere, und darunter sogar sol- 
cher, welche im Jurakalke der Umgebung von Amberg 
keineswegs selten silizifizirt vorkommen, nur oder doch bei - 
Weitem häufiger im kalzifizirten Zustande. — Am meisten 
überraschte mich, dass in denselben so wenig als in jeder 
andern der angeführten Gebirgsarten das — mit so manchen 
der darin silizifizirten organischen Reste höchst verwandte — 
Band (Ligament) der Muscheln verkieselt oder auch nur 
erhalten bisher beobachtet wurde. 
4) Zwischen den Jura-Dolomiten und dem Grünsand- 
stein ist um Amberg und in dem ganzen östlichen Theile des 
Flötzgebietes eine meistens sehr mächtige Formation von 
durch Thon zum Theile fester, zum Theil lockerer gebun- 
denem Sandsteine eingeschaltet. Obgleich der lithogra- 
phische Schiefer hier allentlhalben mangelt, so kann dieser 
Sandstein doch als sogenanntes Äquivalent desselben nicht 
angesehen werden; die hin und wieder darin. zerstreuten 
Versteinerungen bezeichnen ihn vielmehr als eines der un- 
tersten Glieder der Kreide-, oder bestimmter zu sprechen, 
der Grünsandstein- Formation. Er enthält unzusäm- 
menhängende, verschieden ausgedehnte und gebildete Nieder- 
lagen von sandigem, Lagen- und Nester-weise grünliehgrauem 
und graulichschwarzem, ziemlich festem Thone, welchen die 
Töpfer der Gegend benützen. In der östlicheren von zweien 
solcher, nur durch einen Rücken des Jura-Dolomits getrenn- 
ten Thongruben sind ihm manchfaeh doch meistens dendri- 
‚tisch gestaltete Kalkmergel- Konkrezionen eingemengt; die 
westliche, von diesen völlig frei, führt dagegen eben so 


*, Der unermüdete und sinnreiche Physiker und Naturforseber, Geistl. 
Rath und Prof. Pıeker. in Eichstätt hat, mit Hülfe verdünnter Sal- 
petersäure, mehrere undeutliche Petrefakten dieses Gesteines, na- 
mentlich Vermikuliten, von der verdunkelnden kalkigen Einhül- 
lung mit dem glücklichsten Erfolge befreit, und höchst deutlich 
dargestellt. 


— sill — 


manchfach gestaltete, von Faust- bis über Mannskopf-grosse, 
knoilige Kiesel-Konkrezionen. Sie sind standhaft nach einer 
Seite hin unvollendet und hohl, erscheinen daher immer als 
unförmliche Schaalen. Die bis in die tiefsten Buchten stä- 
tig fortlaufenden abgerundeten Ränder bewähren, dass die 
Gestalt ursprünglich ist. Durchgehends, nur mehr oder we- 
niger ausgeschieden und daher in die Augen springend, sind 
sie parallel mit den Unebenheiten der Oberfläche durch Z 
bis 2’ dicke graulichgelblichweisse im Bruche erdige, und 
4 bis 1‘ dieke, gelblichgraue, diehte Lagen oder Bänder ge- 
streift. Damit stimmt auch die innere Fläche der Schaale 
bis auf unbedeutende Abweichungen überein. Alle meine 
Nachforschungen nach Versteinerungen in denselben waren 
fruchtlos. 


Der unterlagernde Jura- Dolomit schliesst zwar an bei- 
den Stellen ziemlich viele Kiesel-Konkrezionen ein; allein sie 
weichen von den eben beschriebenen in der Gestalt, dem 
Gefüge, kurz in allen Eigenschaften zu weit ab, um diese 
ihrem Ursprunge nach als identisch mit jenen, und folglich 
nur als eingewandert in ihre dermalige jüngere Lagerstätte 
betrachten zu können. Zwischen diesem Sandstein und dem 
nach aufwärts folgenden Grünsandsteine liegt ferner, nebst 
einigen andern, ein bald mehr bald weniger mächtiges Lager 
vonBohnerz in rothemLehm. Die Bohnen haben die Grösse 
eines Hirsenkorns bis zu der eines Mannskopfes und dar- 
über, sind öfter schon bei der der Wallnuss, immer aber bei der 
weiter zunehmenden hohl, und dann mit einer dicken oder 
dünnen Lage faserigen Brauneisensteins von Innen bekleidet. 
An beiden Enden mit 6 gleichen Flächen niedrig zugespitzte 
sehr stark glänzende Quarz -Krystalle *) sitzen nicht selten 
entweder mit einer der Endspitzen oder einer der Seiten- 


nn rn en en 


*) Ich beschreibe absichtlich die Krystallform so genau, da wich Er- 
fahrungen , besonders auf Glashütten, belehrten, dass nicht aller 
Quarz in den chemischen Eigenschaften sich gleich ist, und mir 
die Krystallform hiernach , besonders in der Zuspitzung , abzuän- 
dern scheint. 


— 3Nn2 — 


Flächen ganz oberflächlich auf jenem faserigen Brauneisen- 
stein. Organische Reste wurden noch nicht gefunden. 

5) Der Tripel ist durch den westlichen Theil des 
nördlichen Bayerns und der südlichen Oberpfalz ziemlich 
allgemein verbreitet, Er vertritt hier in der Reihenfolge 
der: Gebirgsarten nach den ‚gegenwärtigen geognostischen 
Ansichten die Stelle der mittlen und obern Glieder der 
Kreide - Formation — freilich in Vergleichung mit diesen 
sowohl hinsichtlich der chemischen Beschaffenheit, als der 
eingeschlossenen Versteinerungen ein sehr heterogener Stell- 
vertreter,. Er wird wie der Grünsandstein und gewöhnlich . 
mit ihm mehrmal und oft auf ansehnliche Strecken hin un- 
terbrochen, und erreicht nur längs seiner nördlichen Gränze 
und hier nur auf wenigen Stellen eine bedeutende, mehrere 
Lachter betragende Mächtigkeit. Diese entlang haben 
sich auch die übrigens sehr seltenen Kiesel- Konkrezionen 
und Versteinerungen auffallend angehäuft. 

Gewöhnlich hängen die Kiesel-Konkrezionen, in Folge 
ihrer Entstehungs-Art (einer allmählich fortschreitenden in- 
neren Äussinterung) mit dem Tripel innig zusammen, er- 
scheinen daher ausgewittert als verschieden gestaltige , mei- 
stens längliche Knollen, bilden aber in der Lagerstätte manch- 
fach gewundene und sich zertrümmernde kleine Gänge, — deren 
Ausfüllung gegen die Saalbänder hin aus einem innigen Ge- 
menge von Tripel und Hornstein, dann aus reinem Horn- 
steine und endlich, besonders an der nördlichsten Grenze 
hin, aus meistens in einander verfliessenden breiteren und 
schmäleren Lagen von Feuerstein-, Chalzedon- und Quarz- 
ähnlicher Beschaffenheit besteht, welche, wenn sie hohl sind, 
mit einer Kacholong- oder Opal-artigen, im Wasser durchschei- 
nend bis durchsichtig werdenden, dickeren oder dünneren 
Rinde, bekleidet sind. Auf den innern Flächen der hohlen Kon- 
krezionen zeigt sich nicht selten die nämliche Textur in vielartig 
getropften Gestalten und mit der Oberfläche parallelen Lagen. 
Die vorherrschende Farbe ist roth in mancherlei Schatti- 
rungen; alle andern spielen mehr oder weniger in dieselbe. 


— 83i3 — 


Ein Anstrich von Fettglanz spricht sich fast durchgehends, 
nur mehr oder weniger deutlich, auf dem frischen theils 
muscheligen theils splittrigen Bruche aus. — Hierin stim- 
men, die von der Holzfaser bedungene Textur abgerechnet, 
auch die im Tripel nicht selten vorkommenden Holzsteine 
grösstentheils überein. — Verkieselte thierische Reste schei- 
nen denselben nur an der östlichen Grenze innezuwohnen. 
Sie bestehen meistens aus 4 bis 3“ langen, dicht zusam- 
mengedrängten Exogyren,, welche kaum 500 Schritte davon, 
in der obersten Lage des Grünsandsteines, eben so zusam- 
mengehäuft, doch unverkennbar kalzifizirt sind. Der Teig 
der Kiesel-Konglomerate besteht aus einfachem milchweis- 
sem, flach- und klein-muscheligem, wenig splittrigem, oft ka- 
vernösem Hornsteine, welcher viel @uarzsand, wie ihn 
der Grünsandstein enthält, aufgenommen hat. Ich fand sie 
nur ausgewittert. Bei Wackersdorf, wo diese Konkrezionen 
ungemein käufig und bis an 3 Zentner schwer umbherliegen, 
verschwinden die Exogyren, und treten ganz andere und 
darunter viele einschaalige Seethiere an ihre Stelle. 


Der Silizifikations - Stoff der im Tripel selbst liegenden 
thierischen Reste (ausschliesslich marinische Schaalthiere 
und Echinodermen) nähert sich im äussern Ansehen dem ge- 
meinen undurchscheinenden @uarze, durchdringt aber nicht 
die ganze Masse derselben, denn der Raum zwischen der 
äusseren und inneren Fläche ist standhaft entweder ganz oder 
zum grössten Theile hohl. Auf den Schaalen der erstern 
finden sich zuweilen leichte Andeutungen von Zeichnungen, 
die an jene der Versteinerungen im dichten Jurakalke er- 
innern. — In und um Wachersdorf wird die Braunkohle 
von einem 3—4’ mächtigen Lager sehr feinkörnigen verhär- 
teten Tripel®* bedeckt, welcher hier mit Resten (Wurzeln, 
Stängeln, Blättern und Früchten) noch unbestimmter (Schilf- 
ähnlicher?) Pflanzen erfüllt ist — weiter gegen N.W, hin. 
aber, bei Penkhof unweit Amberg, wo bisher noch keine 
Braunkohlen gefunden wurden, nur von den ersteren und 


= Bi — 


letzteren einzelne Überbleibsel zeigt*). Von den, mit jenen 
der-Braunkohle identischen, Früchten **) ist nur die Schaale, 
von den Blättern der Abdruck, von den Wurzeln und Sten- 
geln hingegen nebst der Rinde auch die Ausfüllungsmasse, 
doch diese fast immer lose und beweglich in jener liegend, 
erhalten. Der Verkieselungs-Stoff derselben nähert sich eini- 
germassen dem Holzopal oline Holzfasern, entwickelt aber 
angehaucht starken Thon-Geruch. | 

Zu den beachtenswürdigeren Kiesel-Gebilden der Ober- 
pfalz rechne ich endlich in Beziehung auf meinen Gegen- 
stand ein ungemein zartes, schwammig-poröses, sehr leich- 
tes und zerreibliches Mineral, welches man auf mehreren 
Stellen in verschiedener Tiefe als ein dem Tripel unterge- 
ordnetes, nur wenige Zoll mächtiges Lager bei Amberg ge- 
troffen hat. Es saugt unter Verbreitung eines merkliehen 
Geruches begierig und in grosser Menge Wasser ein, ohne 
zu zerfallen oder lockerer zu werden, und beherbergt sehr 
wohl erhaltene Reste aus dem Thier- und Pflanzen - Reiche 
— letztere ganz übereinstimmend mit denen bei Wackersdorf. 

Nicht als wollte ich dadurch irgend einer der, durch den 
Regenhreis aus S.O. in N.W. auf mehreren Punkten bereits 
aufgeschlossenen, Braunkelhilen-Niederlagen im geognostischen 
Systeme irgend einen Platz anweisen, sondern lediglich um 
die interessante Erscheinung für die Zukunft im Gedächt- 
nisse zu erhalten, erwähne ich im Vorbeigehen auch noch, 
dass aus der Braunkohlen - Grube zu Äneiling bei Regens- 
burg "**), wo silizifizirte organische Reste und selbst Kielel- 


*) ScuworH. Nachtr. , 1. Abth., S. 68 und 69, Tab. XXI, fig. 8, 9 
und 10, 

**, Darunter auch Folliculites Kaltennordhemiensis,, — LEONHARD’S u. 
Bronn’s neues Jahrb. für Mineralogie etc. 1833, Ffeft I, S. 177, 
Tab. IV, Fig. A, — überhaupt in den Oberpfälz’schen Braunkohlen- 
Ablagerungen fast allgemein verbreitet. 

»“=) Die der Versammlung der Naturforscher zu Stuttgart von Herrn 
Prof. Kurr vorgezeigten thierischen Reste (n. Jahrb. für 1835, 
Heft I, S. 55) sind nieht aus der Braunkohlen - Niederlage zu 
Wuckersdorf (nicht Wackendorf), wo bisher noch keine dergleichen 


— 3il) — 


Konkrezionen 30 äusserst sparsam einheimisch sind, sehr 


viele silizifizirte Holzstücke von verschiedener Grösse, sogar 


Stücke und Stammtrümmer von 2 bis 3 Zentner ausgeför- 


dert worden. 


Iı dem erwähnten Jahrbuehe von 1832 schliesst der 


Auszug (Heft 11, S. 250) mit der Bemerkung: „Polytha- 
lamien (mit Ausnahme der Scheide der Belemniten) 


verkieseln selten!“ . Dieser Ausspruch gilt nicht, ‘oder nur 


mit grosser Beschränkung von der Umgegend Ambergs. 


Zwar findet man verkieselte Polythalamien dort nicht so 


häufis. als manche andere thierische Reste: doch sind ver- 
8; ; 


kieselte Ammoniten verschiedener Arten mit vollkommen 


erhaltener Konkameration eben nicht so gar selten, und ver- 


kieselte Alveolen von stets einer und derselben Art Be- 


lemniten in vollständiger Bildung ungleich mehr als silizifi- 


zirte Scheiden. Immer habe ich von den letztern nur kie- 


selige hohle Rinden oder Überzüge, doch diese wie jene in 


nicht unbedeutender Menge gefunden. Kräfticser kann so- 
ge g 


mit meines Erachtens diese Gegend ihre ausserordentliche 


Silizifikations-Fähigkeit nicht beurkunden und die Erscheinung 


selbst die Abhängigkeit ihrer Entstehung von dem Daseyn 


gewisser Verhältnisse beweisen. 


Wenn man die angeführten Thatsachen nach ihren ver- 


schiedenen Eigenthümlichkeiten zusammenstellt, die anschei- 


nend sich wechselseitig unterstützenden mit den ihnen mehr 
oder weniger widersprechenden abgleicht, und durch Zu- 
that ähnlicher Beobachtungen und Erscheinungen aus, im 
Regenkreise nicht einheimischen, Gebirgs - Formationen ein 


Ganzes rundet; so dürfte es nicht schwer fallen, nach und 


gefunden wurden, noch zu Tiralheim, sondern aus jener bei 
Kneiting gekommen. Eben hier wurden auch Abdrücke von Pla- 
norben -älmlichen Schnecken in der Braunkohle entdeckt. Man 
vergleiche übrigens KEFERSTEIN’S Äusserung in Heft II, S. 181 d. 
Jahrbuches. — In einer Thonschicht zwischen Braunkohlen traf 
man bei Thalheim zerdrückte kalzinirte Schnecken , denen unserer 
Zeit sehr ähnlich, wo nicht mit ihnen identisch. 


— 316 — 


nach zu einem ziemlich wahrscheinlichen Schlusse zu gelan- 
gen, ob überhaupt, oder doch in wie fern die organische 
Materie als natürlich chemisches Agens die Ausscheidung 
der Kieselerde oder ihre Bildung in so manchfaltigen ehe- 
misch abweichenden Formen veranlasse, und die Silizifikation 
der organischen Reste als Haupt- oder Neben-Sache bewirke 
— ob dabei der angegebene Prozess, oder ein anderer, und 
welcher, Statt habe. Noch ist, nach meinen Ansichten, 
der Gegenstand zum Spruche nicht reif, aber seiner Wich- 
tigkeit wegen der weitern Prüfung durch Naturforscher aus 
allen Gegenden desto dringender zu empfehlen. 


Bemerkungen 


über einige Abweichungen der Krystall-For- 

men durch Vergrösserung einzelner Flächen, 

und Hindeutung auf ein Flächen -Krystall- 
System, 


von 
‘ Herrn Professor AncCKER 


in Grälz. 


— 


Über den Werth der Krystallisations-Gestalten zur voll- 
ständigen Bestimmung der Mineral - Spezies und das grosse 
Interesse, welches dieser Theil des Wissens in der Mine- 
ralogie gewährt, dürfte es bei der allgemeinen Anerkennung 
es überflüssig seyn, etwas erörtern zu wollen, so wie 
die übrigen Kennzeichen, als: Härte, Gewicht u. a. m. als 
unbezweifelt für sehr werthvoll zur Bestimmung der natur- 
historischen Spezies anerkannt sind. Letztere dürften be- 
sonders für den Techniker noch mehr Werth erhalten; 
indem derselbe seine zu benützenden Mineralien, als z. B. 
Brauneisenstein, Eisen- und Kupfer-Kies u. s. w. grössten- 
theils nur in derben und feinkörnigen Massen in der Natur 
antrifft; dann einige zu benützende Mineralien, als z. B. 
der Opal, Uranerz, Steinkohle u. a. m. noch bisher gar 
nicht krystallisirt angetroffen worden sind. 

Jahrgang 1836, 21 


un 


‚Ferner begründet der Techniker die Benützung der Mi- 
neralien grösstentheils auf diese Eigenschaften, als: auf 


Glanz, Farbe, Härte u. dgl. 


Die Veranlassung zu den nachfolgenden Bemerkungen 
über die Abweichungen einiger Krystall- Formen nach den 
jetzt bestehenden Krystall-Systemen war: dass ich mehrere 
dergleichen Krystall - Gestalten zu beobachten Gelegenheit 
hatte, wozu noch besonders die Abhandlung von Mitscner- 
LicH über die Veränderung der Krystall- Formen und ihrer 
Winkel-Verhältnisse bei verschiedener Temperatur (in Poc- 


GENDORFFS Annalen der Physik im Jahrg. 1827, 11. Heft) 
meine Aufmerksamkeit über diesen Gegenstand auf sich zog | 
und die Idee in mir erregte, dass die Bildung der Krystall- 


Gestalten in der Natur sowohl an der Oberfläche, als im 
Innern der Erde ebenfalls bei verschiedenen Temperatur- 
Verhältnissen erfolgt seyn dürfte? daher die Winkel - Ab- 
weichungen bei gleichen Krystall- Formen nicht selten er- 


scheinen könnten $ 


Zu diesen Abweichungen und Veränderungen der Kry- 
stall-Gestalten folgen hier einige Belege: 


Ich erhielt für unsere Mineralien-Sammlung am Joanneo 
durch die Gnade Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Jonann 
mehrere Smaragd - Kystalle vom Zeubachthal in Salzburg, 
worunter sehr viele Krystalle sich befanden, welche bei ei- 
nem von Krystall-Systemen unbefangenen Mineralogen offenbar 
für ein vierseitiges ungleichwinkliges Prisma gehalten worden 
wären, wo an den schärferen Seitenkanten 2 kleine, kaum 
noch bemerkbare Kombinations - Flächen sich zeigten, und 
nach Werner’s Erklärungs - Art als gerade Abstumpfung 
der schärfern Seitenkanten anzusehen gewesen wären. Bei 
einigen dieser Krystalle verschwanden diese 2 kleinen Flä- 
chen fast gänzlich, und das orthotype vierseitige ungleichwin- 
kelige Prisma erschien in seiner Vollkommenheit. - f 

Gewöhnlich, wie bekannt, kömmt der Smaragd in 6sei- 
tigen regelmässigen Prismen krystallisirt vor, folglich nach 


7m = 


Mons’ Krystall - System er in das rhomboedrische System 
gezählt wird. 

Diese Abweichung von der gewöhnlichen Form erklärt 
man sich zwar auf folgende Art: dass 4 der gegenüberste- 
henden Flächen vom 6seitig regelmässigen Prisma sich so 
vergrössern, dass die 2andern gegenüberstehenden entweder 
ganz 'oder fast verschwinden; in einem solchen Falle, sagt 
man, geben dann die Winkel - Verhältnisse oder die Theil- 
barkeit den gehörigen Aufschluss. 

‘Die Winkel der Krystall-Gestalt geben in den Fällen, 
als sich einzelne Flächen dergestalt vergrössern, dass einige 
‘dabei ganz verschwinden, keinen Aufschluss, indem sich die 
Winkel-Verhältnisse in diesem Falle wirklich verändern. 
Die Theilbarkeit gibt zwar in solchen Fällen oft die wesent- 
-liehsten Aufschlüsse; allein nicht selten sind bei Krystall- 
Gestalten keine Theilungs - Flächen zu ersehen oder zu 
erhalten. | 

Endlich sagt man, dass bei ähnlich abweichenden zwei- 
felhaften Fällen ohnehin die übrigen Kennzeichen, als z. B. 
Härte, Gewicht u. dgl. m. die naturhistorische Bestimmung 
der Spezies begründen würden; dadurch erschiene aber 
die Krystall- Gestalt als untergeordnetes Kennzeichen, und 
würde von dem allgemein angenommenen hoben Werthe zur 
Bestimmung der Mineral-Spezies etwas verlieren. 

So erhielt ich auch aus Brasilien mehrere lose in Ok- 
taedern krystallisirte Krystalle von oktaedrischem Kupfer- 
Erz (Roth-Kupfererz), wobei einige sich befanden, welche 
offenbar zum pyramidalen Krystall-Systeme (zwei- und ein- 
axigen Systeme) gehörten; indem zwei Axen von der drit- 
ten verschieden und nur in einer Stellung auf der Axe die _ 
Basis quadratisch und in den übrigen zwei i Stellungen ver- 
schoben erschien. 

Von Schwarzenbach in Kärnthen erhielt ich aus dem 
dortigen Bleibergwerke krystallisirte gelbe Bleispätlie (py- 
ramidalen Blei-Baryt), wobei melırere vierseitige tafelartige 

21 * 


— 320 — 


Krystalle verschoben ungleichwinklig vorkamen, welche man 
allerdings in das orthotype Krystall-System zählen würde. 

Dergleichen Abweichungen dürften, in Bezug auf die 
dermalen bestehenden Krystall - Systeme, vielleicht noch 
viele nachzuweisen seyn® worüber ich meine Beobachtun- 
gen noch fortsetzen werde. Eben so erscheint durch Ver- 
grösserung einzelner Flächen der Würfel der Mineralogen 
sehr oft nach den geometrischen Begriffen als rechtwin- 
kelig vierseitiges Prisma, als z. B. beim hexaedrischen Ei- 
senkies, oktaedrischen Fluss- Haloid und noch vielen andern 
Mineralien, und dennoch zählt man dergleichen vorkommende 
vierseitig rechtwinklige Prismen von diesen Mineralien in 
das Tessular-Systeın. | 

Ferner zeigen sich im Augit-Geschlechte nicht selten, an 
den schiefwinklig vierseitigen orthotypen Prismen, Kombina- 
tions-Flächen an allen vier Seitenkanten (gerade Abstumpfung 
der Seitenkanten.. Würden sich diese letztern so vergrös- 
sern, dass erstere verschwänden, so erschiene ebenfalls ein 
vierseitig rechtwinkliges Prisma. Nach diesen Ansichten kön- 
nen also die rechtwinklig vierseitigen Prismen in drei von einan- 
der verschiedenen Krystallsystemen, nämlich: im erthotypen, 
tessularischen und pyramidalen Krystall-Systeme vorkommen, 
wodurch die bestehenden Krystall-Systeme nieht sehr scharf 
begränzt von einander geschieden sich zeigen, und in der- 
gleichen vorkommenden Fällen muss die Krystall- Gestalt 
gleichsam zwangartig in dieses oder jenes Krystall - Sy- 
stem passen. 

Diese angeführten Zweideutigkeiten könnten vielleicht 
nur durch die Einführung eines sogenannten Flächen - Kry- 
stall- Systemes einstens beseitigt werden, welches auf ähn- 
liche Art verfasst werden und auf denselben Grundsätzen be- 
rauhen möchte, ‘wie in Leon#arp’s Jahrbuch für Mineralo- 
gie ete. 3. Heft 1830 in dem Aufsatz unter dem Titel: Ver- 
such eines Formen-Systems, zu ersehen ist. 

Bei einem auf derlei Grundsätze gestützten Krystall- 


System dürfte Folgendes erzweckt werden: 


NEN 


1) Unsere mineralogisch-krystallographischen Bemerkun- 
gen und Ansichten würden alsdann mit den altherkömnli- 
chen und allgemein angenommenen geometrischen Begriffen 
und Bemerkungen in grössern Einklang kommen. So würde 
der mineralogisch angenommene verlängerte Würfel stets. nur 
als ein rechtwinkliges vierseitiges Prisma angesehen werden. 

So die Hälften- und Viertel-Krystall-Gestalten immer als 
ganze Gestalten betrachtet und nach Beschaffenheit ihrer 
Flächen benannt werden. 

2) Jede Krystall-Gestalt würde der sinnlichen Wahrneh- 
mung nach den naturhistorischen Forderungen jederzeit ge- 
nau entsprechen, und alle Vorstellungen von Ergänzungen 
der mangelnden Flächen, so wie die Erklärungen durch 
Schnitte dadurch beseitigt oder wenigstens entbehrlich 
werden. | | 

3) Die Beschreibung einer Krystall-Gestalt würde jeder- 
zeit genau der Gestalt entsprechend erscheinen, wenn selbe 
nach der wirklichen Beschaffenheit der Flächen, ihrer Win- 
kel, Kanten und ihrem Beisammenseyn entworfen wird. 

Würde man nach den jetzigen krystallographischen Ansich- 
ten eine Kombinations-Krystall-Gestalt, z. B. wenn sich das 
Hexaeder mit dem zweikantigen Tetragonal - Ieositetraeder 
kombinirt *), schon für erklärt -halten, oder vielmehr der 
Beschafferheit dieser Gestalt als genau entsprechend anneh- 
men wollen, so dürfte nur dagegen zu erwähnen seyn, dass. 
diese Kombinations -Flächen verschiedene Form annehmen ; 
je nachdem selbe grösser oder kleiner sind, so werden bei 
dieser obenbenannten Kombinations-Krystall-Gestalt anfangs die 
Tetragonal-leositetraeder -Flächen, wo sie noch klein sind, 
als dreiseitige, und bei Vergrösserung derselben als fünfsei- 
tige Flächen erscheinen; daher durch den alleinigen Aus- 
druck der Kombinations-Gestalt noch nicht die genaue Form, 
welche derselben entsprechen soll, angegeben ist. 


”) Nach Werser: der Würfel mit dreiflächiger Zuspitzung an allen 
Ecken, die Zuspitzungs-Flächen gerade auf den Flächen des Wür- 
fels aufgesetzt. 


Würden aber bei einem erwünschten sogenannten Flä- 
ehen-Krystall-System die Flächen, Kanten und ihre Winkel- 
Verhältnisse gerade so, wie sie an was immer für einer 
- Kombinations-Krystall-Gestalt vorkommen, beschrieben wer- 
den, so dürfte eine derlei Beschreibung jederzeit entspre- 
chend seyn, und eine getreue Verzeichnung darnach entwor- 
fen werden können, Den naturhistorischen Forderungen in 
der Naturgeschichte, dass Alles der sinnlichen Wahrnehmung 
und Anschauung entsprechen sollte, würde auf diese Art 
Genüge geleistet werden. Die mathematische Betrachtung 
würde ihre Aufmerksamkeit bei einem derlei Krystall- Sy- 
steme vorzüglich auf die Beschaffenheit der Kanten, Flä- 
chen, ihrer Winkel- Verhältnisse und Verbindungen dersel- 
ben mit einander richten, und dadurch die Wissenschaft an 
Interesse keinen Verlust erleiden, und die Verbreitung der- 
selben durch die Annäherung an ein mehr natürliches Kry- 
stall-System befördert werden. 


Über 
Onychoteuthis prisca v. Münsr. *), 


eine Vorlesung, 


bei der Strasburger naturhistorischen Gesellschaft 
am 17. November 1835 gehalten 


von 
Hrn. VoLTz **). 


Vor etwa einem Jahre hat Acassız *"*) in der Samm- 
lung der Mıss Puiwror in England eine merkwürdige Ver- 
steinerung aus dem oberen Lias von Zyme Regis gefunden. 
Es ist die Onychoteuthis prisca des Grafen Münster, 
wovon Zısten auf Taf. XXV seines Werkes mehrere Exem- 
plare unter dem Namen Loligo Bollensis und L., Aalen- 
sis abgebildet hat. Aber das Exemplar von ZLyme Regıs 


endiget hinten in den Belemnites ovalis, 


Herr von Zıeten hat wohl Recht gehabt, diese Art 
von Versteinerung nicht mit den Sepiostarien zu verwech- 
seln, weil die Scheidewände, welche das unpassend soge- 


» 


*) In Kererstein’s Deutschland, 1828, V, 581, und im Jahrbuch 
1830, 443. / 


**) Vgl. Buckranp über Belemnosepia S. 36, und v. Meyer über 
Onychoteuthis prisca S, 55, 


“#®) Jahrb. 1835, S. 168. 


— 3214 — 


nannte Schwammgewebe der Sepien-Knochen bilden, hier 

fehlen: Diese Scheidewände sind hornartige Blätter mit 
 Kalkmasse durchdrungen, welche mithin, wenn sie in jenem 
ersten Falle existirt hätten, eben so wohl hätten versteinern | 
und sich erhalten müssen als die Schaale, und noch leichter 
als der Dintensack, den man in diesen Onychoteuthen noch 
sieht. Ausserdem zeigt die Rückenfläche dieser letzten, 
statt der körnigen Beschaffenheit der Sepien - Knochen und 
selbst der Sepia hastaeformis Rürreıı’s von Solenhofen, 
nur Zuwachsstreifen, welche die Enden einer Reihe von 
übereinanderliegenden Blättern sind. Was aber dieOnycho- 
teuthis prisca hauptsächlich von den Sepiostarien 
unterscheidet, das ist die deutliche Anwesenheit der Zuwachs- 
streifen an den Seiten- oder Hyperbolar-Gegenden, wie bei 
_ den Belemniten, welche dagegen den Sepien - Knochen ganz 


abgehen. 


Jene Fossil-Reste sind aber auch keine Loligo-Leisten, 
weil das Anwachsen dieser hornartigen- Theile, wie v. ZıE- 
TEN auf Tf. XXV, Fg.S von einem lebenden Loligo so gut 
dargestellt hat, gänzlich auf dem spitzen, bei erstren aber, 
nach- Fg. 5, 6 und 7 von ZıETEn, an dem entgegengesetzten 


Ende Statt findet. 


Die Wachsthums - Weise ist genau, wie ich sie an der 
Rücken-Gegend des Alveolen-Kegels der Belemriten auf mei- 
nen Tafeln“) unter Fg. I und K dargestellt habe; Tf. XXV, 
Fg. 5 bei Zırten gibt dieselbe Wachsthums-Art an dem hin- 
teren oder Spitzen- Theile an, wo man die oberen Blätter 
der Schaale unbeschädigt, sieht. Andere Systeme von Zu- 
wachsstreifung nimmt man auf dem vorderen Theile der 
Schaale wahr, welche aber tiefer liegenden Blättern ange- 
hören; — und eben $o bemerkt man auch in den Alveolen 
der Belemniten Anzeigen verschiedener Streifen , welche 


*) Vgl. Observations sur les Belemnites in der ersten Lieferung der 
Memoires de la Societe d’histoire naturelle de a >> 
Jahrb. 1830, 407 f. 


einen andern Verlauf haben, als die Zuwachsstreifen der 
Rücken- und der Seiten - Gegenden, 

Auch ist noch zu bemerken, dass bei den Belemniten 
das Wachsthum der Scheide auf ganz andre Weise voran- 
schreitet, als das des Alveoliten, Bei diesem bemerkt man 
Zuwachsstreifen auf der äusseren Oberfläche, und sie ist 
nothwendig durch zwei verschiedene Membranen gebildet 
worden, wovon eine die Rücken-Region erzeugte, die immer 
weit über die- Bauch-Region vorspringt und einen sehr ver- 
längerten Lappen bildet, dessen Zuwachsstreifen schwibbo- 
genförmig sind, mit nach vorn gekehrten, in der Rücken- 
Linie liegenden Spitzen. Diese Rücken-Gegend ist von ‚den 
- Seiten-Gegenden der Schaale durch zwei gerade Linien, die 
sich gegen die Spitze zusammenneigen und von mir den Na- 
men der .Asymtoten erhalten haben, getrennt, während die 
durch die andere Membran gebildeten Zuwachsstreifen Hy- 
_ perbeln gleichen, welche auf den Bauch- und Seiten-Gegen- 
den beschrieben worden und deren beiden Schenkel sich 
den zwei Asymtoten bei ihrem raschen Verlaufe nach vorn 
immer mehr aufwärts annähern, 


Die Zuwachsstreifen der Scheide dagegen gewahrt man 
nur im Innern der konischen Höhle, und nicht auf der äus- 
sern Oberfläche (Fg. D und H meiner Tafeln): sie sind 
auf ganz andere Weise geordnet. Auf dem Rücken bilden 
sie eine tiefe Einbucht statt des langen Lappens am Alveo- 
liten; auf dem Bauche bieten sie eine viel breitere, aber 
seichtere Einbiegung dar, und so entsteht an den Seiten, 
den Hyperbolar-Gegenden des Alveoliten entsprechend, jeder- 
seits ein vorwärts gehender Lappen. Man begreift demnach, 
dass der Rücken-Lappen des Alveoliten weit aus der Scheide 
hervorstehen könne; und dass solches wirklich der Fall 
seyn müsse, ist klar, indem sonst der Rücken-Lappen an 

dem Fossile von Zyme Regis und den Figuren von ZiETEN 
_ keine Zuwachsstreifen zeigen könnte, in sofern die Scheide 
selbst dergleichen auf ihrer äusseren Oberfläche nie besitzt. 


— 3236 — 


Wenn ferner diese Zuwachsstreifen der Scheide angehör- 
ten, so müssten sie auf der Rücken-Linie rückwärts gegen 
die Spitze der Belemniten gekehrte Buchten, und nicht vor- 
wärts stehende Lappen bilden. 


Die von ZıerEn in Fig. 4, 5 und 6 abgebildeten Scehaa- 
len, die wohl drei verschiedenen Arten angehören könnten, 
bieten auf ihren beiden Seiten zwei Systeme schiefer Strei- 
fen dar, welche von den Zuwachsstreifen des Rücken - Lap- 
pens sehr verschieden von ihnen durch zwei gerade Linien 
getrennt sind, welche den Asymtoten der Alveoliten ent- 
sprechen, und diese zwei Systeme von Streifen auf den 
Seiten des Onychoteuthis sind die Hyperbolar - Streifen 
dieses Alveoliten. Das wird man insbesondere leicht ein- 
sehen, wenn man die Struktur der hornartigen Leiste von 
Loligo sagitta*) und ihre Beziehungen mit den Belem- 
niten und Sepiostarien betrachtet. Sie hat keine Hyperbo- 
lar-Gegenden. Ich werde in einer der nächsten Sitzungen, 
wo ich alle Cephalopoden-Schaalen mit einander zu verglei- 


chen denke, darauf zurückkommen. 


Zieten’s Fig. 7, welche wohl einer vierten Art ange- 
hören könnte, zeigt Längen - Streifen und selbst - Rippen ; 
aber die Rücken - Gegend der Belemniten zeigt ebenfalls 
Längen-Streifen und selbst eine mittle Rippe; in derselben 
Figur sieht man auch die Hyperbolar-Streifen, welche aber 
nicht ganz sind; die Bauchstreifen fehlen. Es scheint, dass sieh 
die Streifen auf dieser Dorsal- Ausbreitung nur noch theil- 
weise, wie in den Loligo-Schaalen gebildet haben, welche oft 
‚keine Bauch-Streifen (L. vulgaris) haben, oder zuweilen 
dergleichen auf dem vertieften Theile der Spitze, einer ru- 
dimentären Alveole, zeigen (L. sagitta). 

Nach dieser Erklärung sieht man, dass die Fossil-Reste 
von Zyme Regis und von Zısren’s Loligo Bollensis und 


*) Wahrscheinlich in Ferussac’s Werk über die Cephalopoden? 
Broxm. 


- 397 — 


L. Aalensis sehr gut Demjenigen entsprechen, was wir 
bereits über die Struktur der Belemniten kennen. Es wäre 
sehr zu wünschen, dass man ähnliche instruktive Exem- 
plare auch von jenen grossen Arten entdeckte, die im Un- 
teroolith vorkommen. Unglücklicher Weise aber brechen 
darin keine Mergelschiefer, wie im Lias, worauf sich diese 
Theile so schön erhalten, so dass wenig Aussicht auf einen 


solchen Fund bleibt. 


Über 


das geologische Alter 
| der 
Kalkalpen von Uri, 


Hrn. Prof. B. STUDER. 


Mit Profil auf Tf. V, Fe. 1. 


So wie in einer frühern Epoche der Geologie die Briefe 
von Escuer über den Gotihardi als die Grundlage aller da- 
maligen Arbeiten über die Schweitzeralpen betrachtet wer- 
den konnten, so wird auch die neuere Durchsehnitts-Zeich- 
nung, die H. Dr. Lusser i.J. 1829 in den Schweitzerischen 
Denkschriften bekannt gemacht hat, gewiss noch lange eine 
ehrenvolle Stelle unter den Monographie'n der: Schweitzeri- 
schen Geologie behaupten. -Nicht nur die Genauigkeit der 
darin aufgezeichneten Beobachtungen sichert ihr diesen Rang, 
sondern die Natur selbst hat das Reuss -Thal und die @olt- 
hardts - Strasse ausgezeichnet als die Grenzmarke zwischen 
der östlichen und westlichen Schweitz, und alle speziellen 
Untersuchungen in der vom Rhein, oder in der von der 
Rhone umflossenen Hälfte der Schweitzeralpen werden durch 
Beziehung ihrer Resultate auf jene gemeinschaftliche Mitte 
an Interesse und allgemeiner Bedeutung Vieles gewinnen. 

Der Mangel an literarischen Hülfsmitteln und die Ent- 
fernung von grösseren geologischen Sammlungen haben Hrn. 


FR 


Lusser verhindert, die von ihm aufgefundenen Petrefakten 
näher zu bestimmen, und auf diesem Wege die in seinem 
Profil bezeichneten Sediment - Formationen mit denjenigen 
des geologischen Systems zu parallelisiren; er hat daher all- 
gemein die vier Bildungen zwischen den Feldspath-Gebirgen 
und der Molasse nur als Niederschläge Iter, 2ter, 3ter und 
4ter Art unterschieden, und unter diesen Benennungen in 
sein Profil eingetragen. Durch Vermittlung von Hrn. Ar- 
word EscHer hat sich Hr. Lusser bereit finden lassen, die 
ganze Sammlung von organischen Überresten, die er auf 
seinen vieljährigen Reisen in den Gebirgen der Urkantone 
zusammengebracht hat, uns zur Einsicht nach Bern zu über- 
senden; wir haben dieselben sorgfältig untersucht und ver- 
glichen, und obgleich, wie man es von alpinischen Petre- 
fakten gewohnt ist, nur wenige eine genauere Bestimmung 
erlaubten, so glaube ich doch, dass das Ergebniss dieser Un- 
tersuchung über das Alter der verschiedenen Niederschläge 
wenig Zweifel übrig lasse, um so mehr, da dasselbe mit 
den Alters - Bestimmungen der Formationen in der westli- 
chen und östlichen Schwedlz aufs Heiriehienndete über- 
einstimmt, 

Wenn wir nämlich in der westlichen Sehmeke die 
Lagerfolge in der Hauptkette betrachten, welche das Wallis 
von den Kantonen Bern und Waadt trennt, so zeigt sich 
über dem Gneiss-Granit mit nördlicher Einsenkung: 

1) eine aus verschiedenartigen Gesteinen zusammenge- 
setzte Formation, in welcher besonders dolomitische Kalk- 
steine, Quarzfels, bunte Schiefer und oolithische Eisensteine 
sich auszeichnen, in der Höhe sich verbindend mit schwar- 
zem, oder grauem Kalk und Schiefer (Ber, Lauterbrunnen, 
Haslithal). Die Petrefakten charakterisiren diese Bildung, die 
im Mittel kaum Tausend Fuss mächtig ist, als Lias oder 
unteren Oolith. Über ihr folgt: 

2) eine mehrere Tausend Fuss mächtige Folge von dunk- 
lem Kalk und Schiefer, worin man bis jetzt, und zwar als 
grosse Seltenheiten, nur vereinzelte Belemniten aufgefunden 


N Mn: 


hat. Diese und ein grosser Ammonit (A. gigas 2.9), 
der in die Familie der Planulati zu gehören scheint, vor- 
züglich aber der paläontologische Charakter der Unterlage 
und der Decke, lassen in dieser Mittelstufe Glieder der ju- 
rassischen Epoche vermuthen. An ihrer obern Grenze 
verbindet sie sich 

3) mit einer ebenfalls sehr mächtigen Folge von Kalk-, 
Schiefer und @uarzsandstein-Lagern, worin häufig grüne 
(Eisensilikat-) Körner eingesprengt sind, zuweilen so dicht 
gedrängt, dass der Stein zu einer schwärzlich grünen Masse 
verschmilzt. — Nummuliten, die ganze Bänke fast aus- 
schliesslich erfüllen, Exogyren, Diceras, Hippuriten, 
Spatangen u. s. w. bezeichnen diese Bildung als Kreide. 

Zwischen dem @enfer- und Thuner-See finden wir diese 
Formations-Folge auf die Hauptkette beschränkt, über welche 
die Pässe des Saneisch und der Gemmi führen. Eine mäch- 
tige Gyps-Bildung und das Längenthal von Frutigen scheiden 
sie von nördlicheren alpinischen Sediment - Systemen, die ei- 
nen andern Charakter tragen, obgleich sie zum Theil der- 
selben Alters- Epoche angehören. Östlich vom Thunersee 
aber breitet sich das System jener Hauptkette, oder der 
Wildhorn-Masse, über den ganzen Raum aus, der von den 
Feldspath - Gebirgen und der Molasse eingeschlossen wird, 
und besonders die Kreide-Gruppe gewinnt eine immer grös- 
sere Mächtigkeit und bildet eigene Ketten und ausgedehnte 
Gebirgs-Massen, die sich von der nördlichen Grenze bis in 
die Nähe der Hochgebirge erstrecken. 

In der östlichen Schweitz hat man bis jetzt nur 
Kreide-Petrefakten aufgefunden. Die Nummuliten, Tur- 
riliten, Ostraceen u. s. w. der Säntis-Gruppe, die Exo- 
gyren, Clypeaster und Kamm-Austern von Einsiedien 
und Glarus, die Fische vom Blattenberg, die Nummuliten 
der Panlenbrücke zeugen für die grosse Ausdehnung, welche 
diese einzige Formation in jenem Theile der Alpen erreicht, 
und die Übergänge der Nummuliten - Gesteine in glänzende 
Thon-, Talk- und Glimmer-Schiefer, der Sandsteine in @uarzite, 


— 331 — 


und der dichten in krystallinische -Kalkarten oder in Dolomit 
bringen diese Kreidemassen den Feldspath-Gebirgen so nahe, 
dass man in Verlegenheit ist, wo man noch zwischen beiden 
nach älteren Sediment - Formationen suchen solle. Ja nach 
neueren Beobachtungen möchte man sogar geneigt seyn an- 
zunehmen, dass diese Kreide-Bildungen sich südlich vom 
Vorderrhein tief nach Graubündten hinein ausbreiten. 

Die Verhältnisse im Reussthal und an den Ufern des 
Urnersee's, die wir nun nach den Angaben und Sammlungen 
von Hrn. Lusser näher untersuchen wollen, zeigen uns, wie 
die alpinische Kreide, die von Unterwalden her durchstreicht, 
bereits an Miäichtigkeit alle älteren Sediment - Formationen 
weit übertrifft, während doch diese noch nicht, wie weiter 
östlich, ganz verdrängt erscheinen. 


Niederschläge erster Art. 


Unmittelbar über dem Granit liegt, nach Hrn, Lusser, 
mit nördlicher Einsenkung, ein dichter hellgrauer Kalk mit 
strohgelber, staubartiger Aussenfläche, wahrscheinlich also 
dolomitisch, in der Tiefe auch mit starkem Kieselerde - Ge- 
halt; auf diesen Kalk folgt schwarzer, glimmeriger Thon- 
Schiefer mit Nieren von Rotheisenstein ; hierauf bunter 
Schiefer, zum Theil dem Wetzschiefer genähert, und end- 
lich harter, sehr feinkörniger graulichschwarzer Kalk. Stel- 
lenweise werden die Schichten sehr eisenschüssig durch 
Einmengungen von Eisen -Silikat-Körnchen (Chamosit), so 
dass ein oolithischer Eisenstein entsteht; oder sie enthalten 
sehr viele eingesprengte Körnchen von Magneteisen, oder 
es drängen sich Nester von Eisen-Glimmerschiefer ein. Die 
Mächtigkeit der ganzen Formation beträgt 300 bis 400 F. 
Es sind dieselben Steinarten, die auf Stufistein an der Jung- 
frau in gleicher Lagerung vorkommen; Hr. A. Escuer hat 
sie auf der Sandalp am Tödi in Glarus wiedergefunden; sie 
scheinen daher, mit geringer Unterbrechung, längs der 
ganzen nördlichen Grenze der mächtigen, aus Gneiss, 
Glimmerschiefer und Granit bestehenden Gebirgsmasse des 


— 352 — 


Finsteraarhorns, als die tiefsten Glieder des Kalk -Gebirges 
vorzukommen, denn die Jungfrau steht mehr am westlichen, 
der Tödı am östlichen Ende dieser Gebirgsmasse. 

Die Petrefakten in der Lusser’schen Sammlung, die 
dieser Bildung angehören, stammen mit wenigen Ausnahmen 
vom Ribiboden an der Windgälle, oberhalb Amstäg, her. Es 
sind folgende: 

1) Ammonites, beschädigter Ahle von 6 Zoll 
Durchmesser auf schwärzlichgrauem , feinsplittrigem Kalk, 
worin auch Belemniten-Stücke ‚vorkommen. Wahrschein- 
lich aus der Familie der Aridtes, ähnlich A, Buck- 
landi Sow. | 

2) Ammonites, Bruchstück einer einzigen Windung | 
im vorigen Kalk. Starke Rippen, die ‚sich in einen Kno- 
ten geendigt zu haben scheinen und dreifach getheilt über 
den breiten Rücken laufen. Der Durchmesser der Win- 
dung muss wohl 6 bis S Zoll betragen haben. Ähnlich A. 
Humphresianus Sow. oder A. Bollensis Zıer. 

3) Ammonites, mehrere Bruchstücke in dem oolithi- 
schen, eisenschüssigen Kalke. Vollkommen übereinstimmend 
mit Ammoniten von Stufistein und wahrscheinlich A. annu- 
laris Zıer. 

4) Ammonites, zerquetschte Windung in derselben 
Steinart. Runder Rücken mit dicht gedrängten Rippen, die 
von weniger zahlreichen starken Seiten - Rippen auslaufen. 
Scheint derselbe A., den ich von Stufistein besitze und mit 
einer Spezies aus dem untern Volithe von Lac Bourget ver- 
glichen habe; vielleicht auch zu Nr. 2 gehörend. 

5) Ammonites, in schwärzlichgrauen: Kalk. Stark 
gerundeter Rücken mit kreisförmigem Durchschnitt, die Sei- 
tenrippen scheinen nach oben Knoten gebildet zu haben und 
zertheilen sich von da aus in zwei Rippen, die auf der 
Mitte des Rückens durch eine Hohlkehle unterbrochen wer- 
den. Gut übereinstimmend mit A. bifurcatus Zıer. 

6) Ammonites, im gleichen, mit schwarzem glimmeri-: 
gem Thonschiefer verwachsenen Kalk. Der Rücken einer 


— . 333 — 


Windung. Zu denCoronariis gehörend und dem A. co- 


ronatus selbst sehr nahe stehend. 


7) Belemnites, in dem Kalk Nr. 3. Bruchstücke 
von 12 Zoll Länge, die Seitenfurche so lang als das Stück. 
Ähnlich B. subhastatus. Andere ziemlich -häufige Beiem- 


niten lassen keine nähere Bestimmung zu. 


S) Zweischaalige Muscheln, im Kalk Nr. 3. 
Vielleicht Amphidesma reeurvum Zier. Deutliche, kon- 
zentrische. Wachsthumsringe. 


9) Grosse Bivalve. Hintertheil einer Schaale, mit 
unregelmässigen Wachsthums - Ringen, ohne Spur von Län- 
gen-Rippen; in oolithischem mit Thonsubstanz durchwach- 
senem schwarzem Kalk. Ähnlich Römer vum, 2 oder 11. 


10) Peeten, die Ohren nicht erhalten, 20 Rippen. In 
der vorigen Steinart, zugleich mit Nr. S. Vielleicht P. vi- 
mineus Goror. 


11) Pecten, die Ohren nicht erhalten, glatt, flach. Viel- 
‚leicht P. obseurus Goror. Im Kalk von Nr. 9, von Zau- 
weli an der Windgälle. 


12) Posidonia, mehrere ‘vertiefte Abdrücke in einem 
eisenschüssigen verworren schiefrigen schwarzen Thonschie- 
fer, von Bietschen. Scheint unzweifelhaft P. Bronnii Z,, 
oder die Art in der Lethäa xvın, 23, 


13) Terebratula, in graulichsehwarzem , zum Theile 
eisenschüssigem Kalk, vom Scheidnösli (Windgälle?). Scheint 
T. ornithocephala. 


14) Terebratula, die Schlossränder unter sehr sumpfem 
Winkel zusammenstossend. Von eben daher. Vielleicht zu 


T. biplicata Var. lata v. B. gehörend. 


Aus diesen Bestimmungen ergibt sich mit ziemlich star- 
ker Wahrscheinlichkeit, dass Lusser’s Niederschläge Iter 
Art dem Lias oder den tiefsten Gliedern der Oolithreihe 
eingeordnet werden müssen. 

Jahrgang 1836. 


Io 
2 


-— 3354 — 
Niederschläge zweiter Art. 


In dieser zweiten Formation begreift Hr. Lusser einen 
in rhomboedrische Stücke spaltenden, im Anschlagen klin- 
genden Kaälkschiefer, im Innern dunkel, an der Aussenfläche 
hell blaulichgrau. Die Mächtigkeit Adeseih steigt wohl 
bis auf 2000 Fuss. Von orgänischen Überresten ist noch 
niemals eine Spur darin gefunden worden. 


Es ist diess der nämliche Kalk, der an den höhern 

Felsen der Jungfrau, der Blümelisalp und überhaupt in die- 
sem Theile der Berner Hochalpen in grosser Mächtigkeit 
auftritt. Auch ieh habe bis jetzt keine Petrefakten darin 
entdecken können. 


Niederschläge dritter Art. 


Auch diese, an Mächtigkeit der vorigen nieht nachste- 
hende Bildung ist von allen organischen Überresten entblöst, 
und ihr geologisches Alter lässt sich daher nicht direkt aus- 
mitteln. In der Tiefe erscheint in grosser Ausdehnung Ta- 
viglianaz-Sandstein, von demjenigen der westlichen Schweitz 
nicht verschieden; auf ihm sehr fester Sandstein - Schiefer 
und Thonschiefer; dann gröberer Sandstein und Konglome- 


rate mit kalkigem Zäment; zuletzt wieder Sandstein-Schiefer. 


In der westlichen Schwertz scheinen diese Sandsteine 
durch die obere Kalk- und Schiefer-Masse vertreten zu wer- 
den. Sie streichen über das Surenen- und Schächenthal nach 
dem Zintthal und erhalten in den hinteren Gebirgen von 
Glarus eine grosse Mächtigkeit. Vermuthlich bildet diese 
Formation in der mittlen und östlichen Schweitz eine den 
Flysch-Linsen der westlichen Alpen analoge Einlagerung in 
die regelmässige Sediment-Folge. 


Niederschläge vierter Art. 


Die verschiedenen, von Hrn, Lusser sorgfältig beschrie- 
benen Gebirgsarten dieser weit verbreiteten Formation stim- 
men unverkennbar überein mit denjenigen, die wir in den 


Ze 


Luzerner Alpen (J. d. M. 1834) und in den Gebirgen der 
westlichen Schweitz (Geol. der westl. Alpen) beobachtet ha- 
ben. Sie enthalten auch die nämliehen Petrefakten, und 
diesen zu Folge muss die ganze Bildung als Kreide und 
Grünsand betrachtet werden. — Hr. Lusser unterscheidet 
von Unten nach Oben (von Brunnen bis Schwytz scheint sein 
Profil eine Umstürzung anzudeuten) folgende Abtheilungen: 

a, b, e. Grauer, in der Tiefe Breceien-artiger, zum Theil 
eisenschüssiger Kalkstein und Kalkschiefer, mit wohl 
erhaltenen Nummu liten. 

1) Nummulites laevigatus, wie es scheint, nicht 
verschieden von den Nummuliten, die in so grosser Menge 
in den jüngeren Gliedern dieser Formation vorkommen. 

2) Belemnites: unbestimmbare Arten, theils von 
den Surenen in schwarzem Kalk, theils aus dem Schächen- 
thal in kieseligem grauem Kalk. Obgleich Hr. L. diese 
Stücke hieher zählt, scheinen sie doch seinem Profil zu Folge 
eher in die vorige Formation zu gehören. 

3) Sandsteinschiefer mit Trümmern eines kleinen Am- 
moniten und mitPentacriniten-Gliedern. Ähnlich den 
Stücken aus der Gamchilucke (G. d. w. A. p. 69). Möchte 
auch der vorigen Formation angehören. Eben so das fol- 
gende Stück. | 

4) Dichter schwärzlich rauchgrauer Kalk mit klein- 
muschligem Bruch, identisch mit dem Kalk der obern Kalk- 
und Schiefer-Gruppe der westlichen Alpen. Auf der einen 
Seite ein Abdruck von Aptycehus imbricatus M., nur 3 
Linien lang, auf der andern der eines Ammoniten, wahr- 
scheinlich aus der Familie der Planulati. Aus einer der 
ersten Schichten am Achsenberg. 

d. Schuppig - körniger Kalk, zuweilen mit eingesprengten 
grünen Körnern. Die Aussenfläche rauh, bräunlich, mit 
hervorstehenden faustdicken Warzen, die aus fest mit 
dem Kalk verwachsenen Quarze bestehen. Als Petre- 
fakten enthält derselbe : 


22* 


_ . - 


1) Ostrea cearinata Goror. Die Höhe, wohl das 
Dreifache der Dicke,.ist gleich 2 Zoll, die Länge mag wohl 
6 Zoll betragen haben, Breite des Rückens 2 — 3 Linien. 
Von der Rühr am Rophaien (Gipfel des Achsenberges). 

2) Exogyra aquila GoLpor. Sehr gut erhalten, bei 3 
Zoll lang, mit scharfem, erhöhtem Kiel. Von ebendaher. 

3) Terebratula plicatilis v. B. im aufgebogenen 
Mittelstück 12, in den Seiten S Rippen. Mit Exemplaren 
aus der weissen Kreide und aus dem Savoyischen Grünsand 
vollkommen übereinstimmend. Vom Aophaien. 

4) Terebratula, übereinstimmende Art mit einer 
häufig im Savoyeschen Grünsand vorkommenden Spezies, die 
v. Buch wahrscheinlich der T. biplicata beizählt: länger 
als breit, beträchtlich diek, mit fast unmerklichen Falten. 

5) Terebratula, vielleicht nur ein jüngeres Exemplar, 
der vorigen, aber auch ganz übereinstimmend mit T. semi- 
globosa aus dem Plänerkalke. i 

6) Spatangus retusus GoLpr. Übereinstimmend mit 
den Spatangen der westlichen Schweitzeralpen (G. d. w. A. 
p- 102) und des gelben Kalks von Neuchätel. In schwar- 
zem, feinsplittrigem Kalk von der Gosalp im Isithal. 

e. Sehr feinkörniger lichtgrauer Kalk, nur selten mit 
Muschel - Abdrücken (es befinden sich keine in der 
Sammlung). 

f. Rauher, thoniger Kalkschiefer, öfters mit Kieselerde 
gemengt; mit untergeordneten Lagern, die Petrefak- 
ten und grüne Körner einschliessen. 

1) Nummulites laevigatus. In dunkelm, oolithi- 
schem Grünkalk. Bi. DR ferner oberhalb Bauen, am 
hütlli u. s. w. 

2) Belemnites. ÜUnbestimmbar. Im nämlichen Ge- 
stein. Vom Rüttl. 

3) Pecten. Ein gestreifter, im Grünsand der mitt- 
len Schweitz sehr häufiger Peetinit, mit 30 Rippen. Ähn- 
lichP. imbrieatus Desu. oder P. subimbricatus Gorpr. 
— Niederbauenslock und Rülttl. 


FE 


g. Dichter grauer Kalk, diekgeschiehtet, mit sehr vielen 
halbmondförmigen braunen, stinkspathartigen Fragmen- 
ten von organischen Überresten. Es ist der Schrat- 
tenkalk der Zuzerneralpen (J. d. M. 1834), der Kalk 
der Schweiffen oberhalb Habkeren (G. d. w. A. p. 106). 
Er enthält: 


1) Grosse Univalve mit breiten Windungen,, die einan- 
der überdeckt zu haben scheinen; vielleicht Tornatella gi- 
gantea, aber zu fest mit dem Stein verwachsen, als dass 
ganze Individuen losgeschlagen werden könnten, Dasselbe 
Petrefakt ist in den Schwerffen sehr häufig. Die Etiquette 
lautet: „vom sSeelisberg, woselbst auch flach abgerundete 
Gryphiten vorkommen.“ In bräunlich grauem Kalk, schup- 
‚pig ins Dichte, mit vielen Nestern und Adern von Kalkspath. 


2) Die halbmondförmigen Fragmente gehören, nach Ana- 
logie anderer Fundorte, Hippuriten und Diceras an. 


h, i, k. Kalksteine, die meist durch Thon, Kieselerde oder 
grüne Körner verunreinigt sind. Nummuliten ein- 
schliessend. 


l. Liehtgrauer schuppiger Kalk, häufig von Spathadern 
durchzogen. Abwechselnd mit thonigem Kalkschiefer 
und Schichten oder Nestern, die nur aus grünen Ei- 
sensilikat-Körnern bestehen (Chamosit). Sehr reich an 
Petrefakten. 


1) Nummulites laevigatus, in ungeheurer Menge, 
so dass öfters die Steinmasse ganz verdrängt wird. 


2) Peetunculus (2). Vollständiger Abdruck einer 
Schaale, der vollkommen mit Venus Cypria Broccuı über- 
einstimmt. Von Seewen. 


3) Peeten. Kreisrund, glatt, mit feinen Queerringen, 
flach. Vielleicht P. orbie ularis Sow. — Ebendaher. 


4) Inoceramus concentricus Sow. Sehr gut er- 
haltene Exemplare sind von Hrn. A. Escher zu Seewen auf- 
gefunden worden. 


ii Kiki 


5) Turbo rotundatus Sow. Von der Abbildung 
und von Exemplaren aus dem Savoyischen Grünsand nicht 
zu unterscheiden. Vom Schwylzer- Hacken. 

Noch andere ausgezeichnete Grünsand-Petrefakten, theils 
von den zuletzt angeführten Fundorten, theils von Einsiedeln, 
sind in der Geol. der westl. Alpen p. 112 aufgezählt; an- 
dere dagegen, die sich im Berner Museum befinden, aus dem 
Grunde nicht berücksichtigt worden, weil sie mit keinen 
Abbildungen Übereinstimmung zeigen. 


Briefwechsel. 


Mittheilungen, an den Geheimenrath v. LEONHARD 
gerichtet. 


Lyon, 3. Dez. 1835. 


NichClange nachdem ich an den Nagelfiuen von St. Saphorin die 
Beweise von einem Statt gefundenen Wieder - Erweichen gewisser Ge- 
schiebe wahrgenommen, sah Herr Rozer ähnliche Thatsachen an den 
Nagelfluen von Seyssel, mit denen die Bitumen-Quellen vorkommen. Al- 
len Nagelfluen steht demnach sicher kein rein neptunischer Ursprung 
zu *). In unsern Konglomeraten suchte ich bis jetzt vergebens nach 
ähnlichen Phänomenen, wohl aber sah ich Rollstücke, die in Folge erlitte- 
nen Druckes zerbrochen und durch kalkigen Kitt von Neuem gebunden 
worden waren. — Sie erinnern sich, dass ich Ihnen über die Verhält- 
nisse der Erzgänge von Wienne Einiges mündlich mittheilte. Neulich 
war ich an Ort und Stelle und sah einen mächtigen Barytspath- Gang 
aufgeschlossen, welcher Bleierze führt. Die grösste Masse dieses Gan- 
ges bestand aus einer Barytspath - Breceie; die Barythspath - Trümmer 
waren gebunden durch Biende. Bleiglanz kam an dieser Stelle beson- 
ders häufig vor und schien ebenfalls Zertrümmerungen erlitten zu ha- 
ben. Der Barytspath, wie derselbe im Hangenden und Liegenden des 
Ganges vorlıanden ist, zeigt sich ziemlich frisch ; aber alle in’ der Mitte 
befindlichen Fragmente sind mehr oder weniger zersetzt, theils staub- 
artig, theils erscheint er wie durch Feuer geröthet. 


Lorrter. 


.—— — oo 0000 


Hulzappel, 13. Dez. 1835. 
Die sekundären Bildungen Auf unserem Gange, das Weissblei- 
erz etc., erreichen selten mehr als eine gegen 10 Lachter betragende 


*“) Man vergleiche die Ansichten Stuper’s in der. für die zweite Ausgabe meiner 
Grundzüge der Geologie (5. 183 und\184) wir mitgetheilten Note. 
- LEoSHARD. 


— a 


Seigerteufe unter Tage. Bis zu dieser Teufe sind aber auch alle primi- 
tive Ausfüllungsmassen, den Quarz ausgenommen, durchaus zerstört, und 
nur höchst selten findet sich stellenweise noch etwas Bleiglanz, nie 
aber Blende noch Spatheisenstein, welchem etliche Lachter tiefer, die 
‚Spuren der Verwitterung aufgedrückt sind. 

Um desto überraschender war die Erscheinung , Weissbleierz in ei- 
ner gegen 30 L. betragenden Seigerteufe anzutreffen, ohne wie bei 
Nr. 1°) die geringste Auflösung in dem primitiven Bleiglanz wahrzu- 
nehmen, oder ohne dass der leichter auflösliche Spatheisenstein im Min- 
desten durch die Verwitterung gelitten, wozu alle Bedingungen auf der 
Fundstätte vorhanden sind. Übrigens unterscheidet sich, wie ich schon be- 
merkte, das Weissbleierz in der Teufe von demjenigen, welches näher am 
Ausgehenden vorkommt, durch Farbe etc., und ich habe, im Falle Sie 
Versuche damit anstellen wollten, zu diesem Zwecke noch ein kleines 
Stückchen beigelegt“) und bin bereit, wenn Sie es wünschen, über das 
Vorkommen näher zu berichten ***). 


SCHNEIDER. 


Krakow, 27. Dez. 1835. 


Im verflossenen Sommer hatte ich Gelegenheit, die Gegenden 
der Steinkohlen - Formation und des darüber liegenden Muschelkalkes, 
der Galmei, Bleiglanz und Brauneisenstein fährt, im Freistaate Krakau 
näher zu untersuchen. Die zu unterst liegenden Steinkohlenflötze wer- 
den noch grösstentheils durch Aufdeck-Arbeit gewonnen, da die darüber 
liegende Erde höchstens 6 Lachter beträgt. Die Flötze sind bis jetzt 
wenig bekannt; aber diess weiss man, dass mehrere übereinander liegen, 
von einander durch Sandstein getrennt, dessen Korn sehr verschieden 
ist, und vom sehr feinen wächst bis zur Haselnuss - Grösse; nur sel- 
ten kommen Faust- grosse Stücke vor, die aus gemeinem Quarz be- 
stehen. Die Kohle wird unmittelbar durch blaugrauen Schieferthon be- 
deckt, der eine Menge von Blätter - Abdrücken enthält, die zu den Fah- 
ren gehören, und von. Pusch aufgezählt sind. Unmittelbar auf die 
Kohlen-Formation folgt Muschelkalk, der nachstehende Glieder zeigt: 

a) Mergelthon von blutrother und grünlicher Farbe wechsellagert mit- 
einander. An sehr vielen Punkten kommt diese Schichte zum Vorschein, ohne 
dass man sie im Zusammenhange auffässen könnte. Auf dem Kohlenflötze 
Hruzik in Jaworzno sind durch Aufdecke-Arbeit diese Mergel-Schichten 


*%) Die Nummer bezieht sich auf ein Prachtstück dieses Weiss - Bleierzes, welches ich 
der Güte meines verehrten Freundes verdanke. Das Aussehen des Erzes ist 
durchaus eigenthümlich, | L. 

**) Befindet sich in den Händen meines Kollegen GmeELın, von dem wir weitere Auf- 
schlüsse zu erwarten haben. H L. 

*:*) Weitere Mittheilungen werden vom mineralogischen Publikum mit grösstem Danke 
aufgenommen werden. L. 


— 341 — 


über dem Kohlen -Sandstein deutlich zu sehen. Versteinerungen sind 
dis jetzt hierin nicht gefunden. Diese Schichten korrespondiren mit 
den Deutschen , und besonders mit denen aus dem Flussgebiet der We- 
ser. Darauf ruht eine mächtige Ablagerung 

b) Gesehichteten derben Kalksteins in Wechsellagerung mit mergeli- 
gem Kalkstein. Der Kalkstein ist grau und blaulichgrau, und wird 
durch Schnüre von Kalkspath durchzogen. Die mergeligen Schichten 
sind schiefrig und blaulichgrau, durch Verwitterung werden sie gelb- 
lich, oder schmutzig braun. Manche Schichten des Kalksteines sind 
sehr reich an Versteinerungen; nur die mergeligen enthalten selten etwas 
von organischen Wesen. Auf grauem, derbem, vollkommen reinem Kalk- 
stein liegt 

c) die metallische Ablagerung, aus Galmei und Bleiglanz bestehend. 
In den Galmei- Gruben von Diugosryn und Luszowice beobachtete ich 
drei Schichten von kohlensaurem Zinkoxyd aufeinander gelagert, mit 
demselben Streichen und Fallen des zu unterst liegenden Kalksteins. 
Ihre Mächtigkeit schwankt zwischen 2 bis 12 Zoll, öfters keilen sie 
sich aus, und dann verflechten sich dieselben, als dünne Adern in den 
trennenden verbärteten Mergel, Die Abänderungen des Galmei sind 
sehr verschieden. Nur selten findet sich reines kohlensaures Zinkoxyd, 
und dann ist diess Mineral deutlich körnig, dunkel’ perlgrau, auch von 
schönem Diamantglanz. Die Färbung scheint von fein eingemengter 
Zinkblende herzurühren , denn in Salpetersäure aufgelöst wird deutlich 
Schwefelwasserstoff entwickelt. Gewöhnlich ist das kohlensaure Zink- 
oxyd mit Thon und Kalkstein innig gemengt, und nur durch das spezi- 
fische Gewicht erkennbar. Kieselzinkspath findet sich seltener und 
zwar nur in Luszowice. 

„Bleiglanz kommt vergesellschaftet mit den Zink - Fossilien vor und 
ist in ihnen eingesprengt, oder bildet dünne Schichten, die sich ge- 
wöhnlich auskeilen, ohne auf längere Strecken auszuhalten. Krystallisirt 
habe ich den Bleiglanz nicht gesehen, sondern nur in einem deutlichen 
körnigen Zustande. Äusserst selten findet sich Vitriolbleierz in wasser- 
hellen Krystallen (Cuneiforme, Havy). In dem söhligen Kalkstein ist 
zuweilen Bleiglanz in kleinen Kugeln zerstreut, welche in ihrem Innern 
konzentrisches Gefüge wahrnehmen lassen. 

d) Auf dem metallführenden Flötze liegt unmittelbar ein grauer 
feinkörniger Dolomit, euch Besghiehtet, und darauf folgt ein mächti- 
ges Lager von mergeligem + von braunlicher Farbe, aus dem 
sich blättrige Theile von Kalkspath ausscheiden; wodurch die ganze 
Masse in scharfkantige Stücke zertheilt wird. Durch Aufnahme von 
mehr Thontheilen wird das Gestein derb und durch die ganze Masse 
sind kleine Dendriten zerstreut. Die Mächtigkeit dieses obersten Lagers 
beträgt 20 — 30 Lachter, und an manchen Orten ist es durch viele Pe- 
trefakte charakterisirt. Vor Kurzem erhielt ich durch die Güte des 
Hrn. Jakosowskı aus Krzeszowice mehrere Knochen im Gestein einge- 
wachsen, und Hr. Prof. Kozunowskı hatte die Güte solche zu bestimmen. 


Nachfolgend die Bemerkungen meines gelehrten Freundes. „Es ist ei- 
nigem Zweifel unterworfen, ob die mir zur Untersuebung zugeschickten 
versteinerten Knochen dem Plesiosaurus angehören. Die drei ersten 
Knochenstücke stellen deutlich die Wirbelbeine dar, Ihre Grösse ist 
zwar gering, denn kaum gleichen sie einer Erbse, doch lassen sie’ deut- 
lich erkennen die Dornenfortsätze und ein jeder zwei Queerfortsätze. 
Zwei andere Knochenstücke sind etwas gebogen, den Rippen am älın- 
lichsten , wie es scheint, in der Richtung der Länge des 'Thiers abge- 
flacht. Aus ihrer Grösse kann man urtheilen, dass sie demselben Ge- 
schöpfe angehörten, von dem die Wirbelbeine herkommen. — Die andern 
zwei Knochenstücke scheinen längliche Knochen, vielleicht Finger- oder 
Zehen-Knochen zu seyn. 

Einige andere, anderswo gefundene , gehören zu den breiten und‘ 
flachen Knochen, und dem Verhältnisse ihrer Grösse nach scheinen .sie 
nicht der nämlichen Thier-Gattung anzugehören, Die grösste Ähnlich- 
keit haben sie mit den Knochen eines Beckens, ER 

Nach der Grösse der oben bemerkten Knochen urtheilend, kann 
man mit, der grössten Wahrscheinlichkeit annehmen, dass das Gerippe 
des ganzen Thiers nicht mehr als einen Fuss Länge hatte. — Die 
Bildung dieser Knochen scheint mir ganz anders zu seyn als die, welche 
wir bei Piesiosauren antrefen. Der Bau der Wirbelbeine stimmt nicht 
mit denen beim Plesiosaurus überein, Der Körper nämlich eines jeden 
Wirbelbeines ist rund, beinahe zylinderförmig ; die Länge gleicht der 
Breite, .Sein Bogen nimmt die ganze Länge des Wirbels ein. Die 
Ränder des Körpers gehen allmählich in die Gelenkflächen über, die von 
einer. Seite konvex, von der andern konkav erscheinen. — An dem Kör- 
per der Wirbelbeine sieht man von den Seiten keine ovale Gelenk - Flä- 
chen. zum Ansatz der Rippen, Die Queerfortsätze erheben sich nicht 
sehräg in die Höhe, sondern sie erstrecken sich mehr horizontal: seit- 
wärts, und sie machen die grösste Breite der Wirbelbeine aus; Der 
Dorsenfortsatz ist so klein, dass er nur wie eine erista erscheint. — 
Indem, man diesen Bau genau berücksichtigt, scheint es, dass die Kuochen 
durchaus nicht dem Plesiosaurus angehören können. Andrerseits aber 
geräth man wieder in einen Zweifel, denn die zwei oben erwähnten 
Rippen sind unten etwas stumpf, und es scheint, als wenn sie mit Bauch- 
Rippen vielleicht artikulirten, wie das bei den Plesiosauren ‚seyn sollte. 
Aber wiederum ein Widerspruch: denn das andere Ende der Rippe ist 
stumpf abgeschnitten, nicht gespalten. — Die Zehenglieder bei Plesio- 
saurus sind kurz: die aber, welche ich vor mirhabe, sind bedeutend ‚länger 
und scheinen von gut ausgebildeten Zehen herzukommen. Wegen Man- 
gels der Schädelknochen und anderer von demselben Thier ist,es äusserst 
schwer die Gattung zu bestimmen , zu ‚welchem die Knochen gehören. 
Spätere Forschungen werden das vielleicht ermitteln lassen.“ 


ZEUSCHNER. 


Am Bord: der Gölette Enrichetta, 17. Jänner 1836. 

Nun habe ich zwar noch nicht von Europa überhaupt, da ich nach 
Athen reise, bevor ich nach Alexandria schiffe, aber doch in jedem 
Sinne von meinem Vaterlande Abschied genommen. Jch schreibe Ihnen 
gegenwärtig am Bord der Östreichischen Gölette Enrichetta auf der 
Höhe von Polu, der Spitze Istriens. Meine Reise von Wien nach 
Triest musste schnell geschehen, daher ich auch in naturwissenschaftli- 
cher Beziehung wenig unternehmen konnte. Ich habe mich in Wien 
mit herrlichen Instrumenten ausgerüstet, worunter einige ganz neue 
befindlich sind, z. B. eine Art des elektrischen Multiplikators, um Tem- 
peraturen in Vertiefungen der Erde zu messen, ohne hinabzusteiger. 
Alle diese Instrumente werden mir, da ich, wie gesagt, den Umweg 
über Griechenland mache, von meinem hochgeehrten Freunde, dem Hrn. 
Direktor BaumsarTneR nachgesendet. In Adelsberg besuchte ich die 
berühmte Grotte. Sie ist im Betreff des Umfanges und der Stalaktiten- 
Bildung mit Recht berühmt; sehr ekelte mich jedoch bei ihrem Besuche 
an, als ich bemerken musste, welche Mühe man sich gibt, allen interes- 
santen Partieen die gezwungensten Ähnlichkeiten unterzuschieben, um 
so das mit Gewalt auszuzeichnen, was schon an und für sich die 
Natur so gross, so wunderherrlich, so unübertrefflich gestaltet hat. Der 
-Grottenführer zeigte mir ein Exemplar des Proteus anguinus: es 
war lebend, 10 Zoll lang und sehr gesund. Er bot es mir für 1 Gulden 
an. In der Höhle hatte man auch Knochen eines grossen Landthieres 
gefunden, die ich für Bärenknochen halte. Sehr interessant wäre eine 
genaue Untersuchung des ganzen Karstgebirges mit seinen Höhlen, 
warıen Quellen, periodischen See’n und Krater-ähnlichen Vertiefungen. 
Man sieht nur dichten Kalk, der, in welcher Schichtenfolge weiss ich 
nicht, Terebrateln, Hippuriten nnd Nummuliten führt. Von 
Triest aus, wo ich mich 15 Tage aufbielt, besuchte ich das wunderherr- 
liche Venedig und ging über Treriso, Udine und Monfalcone wieder 
nach Triest zurück. Als ich von Optschina, auf der Höhe des Karstes, 
nach Triest herabstieg,, beobachtete ich höchst interessante Schichtun- 
gen der Gebilde des Meeressandsteins und Meereskalks.  Dieselben be- 
decken hier den Fuss des Karstes : Kalkstein mit Terebrateln , Hippuri- 
ten und Nummuliten. Zuerst beobachtete man den Meeressandstein 
gleich unterhalb Optschina in einer Meereshöhe von 1100 Wiener Fussen: 
er ist deutlich. und dünn geschichtet, zeigt in der Anordnung seiner Ge- 
steinslagen grosse Regelmässigkeit und wechselt in dünnen Lagen miit 
Meereskalk. Weiter unterhalb wird die Sehichtung sehr ungeregelt, die 
Gesteinslagen richten sich auf, stellen sich auf den Kopf, machen die 
manchfaltigsten wellenförmigen Biegungen , fallen gegen ihre früher 
beobachtete Stellung widersinnisch, bilden durch zunehmende Biegung 
förmliche Nester und wechseln nun, ausser mit Kalk, auch mit sehr dün- 
nen Thon- und Sand-Schichten. Von Versteinerungen sah ich in diesen 
Gebilden nichts als die Reste heutiger See-Algen. Da die Schichtungs- 
Verhältnisse dieses jungen Gebildes aus Meeres - Sandstein. Meereskalk 


— 341 — 


und Thon wirklich sehr interessant sind, so lege ich Ihnen einen Dureh- 
schnitt dieser Felsbildung (FF; Feb) aus zwei Standpunkten aufgenom- 
men, bei. Diese Bildung gibt übrigens zu erkennen, dass das Adriatische 
Meer einst viel höher stand und sein Spiegel wenigstens bis Optschina, wenn 
nicht weiter hinauf reichte. Am 15. Nachts schiffte ich mich in Triest 
nach Patras in Griechenland ein, von wo ich nach Athen und von da 
nach Alexandria reise, wo ich bis Anfang März einzutreffen gedenke. 
Bei meiner Einschiffung im Hafen von Triest beobachtete ich höchst 
ausgezeichnet das Leuchten des Meeres. Die Nacht war sehr finster 
und warm. Das Boot, welches mich zur Gölette brachte, liess bei 
‚jedem Ruderschlag einen langen feurigen Streifen hinter sich, und eine 
ähnliche , noch schönere Erscheinung brachte jeder Ruderschlag selbst 
hervor, indem sowohl beim Ein- als Auftauchen des Ruders das Meer 
förmlich Funken sprühte, was, so viel ich bemerken konnte, vorzüglich 
von den Luftblasen herrührte, die sich dabei im Meere bildeten, und 
von denen sich jede als ein leuchtendes Kügelchen darstellte. Das Ganze 
war eine wirklich schöne, herrliche Naturerscheinung, und ich bedauerte 
nur, kein Thermometer bei der Hand gehabt zu haben, um Luft- und 
Meeres-Temperatur zu untersuchen. Am Tage darauf war grosse Wind- 
stille. Die See, ruhig und glatt wie ein Spiegel, prangte im herrlich- 
sten, ihr eigenthümlichen, grünlichen Blaue. In der Ferne sahen wir 
die Julischen Alpen mit ihrem schneebedeckten Terglou; ein Anblick, 
der gewissermassen eine Sehnsucht nach der Heimath in mir erregte, die 
ich nicht unterdrücken konnte, und die besonders Hochländer in jenen 
Jahren um so leichter befällt, in denen das Herz noch ganz seine Rechte 
ausübt. — Nachträglich zu meinen Durchschnitten über die Ablagerung 
des Meeres-Kalkes und Meeres-Sandsteins bei Optschina kann ich nicht 
umhin, die Ansicht zu äussern, dass mir bei dem Anblicke der Biegun- 
gen und Krümmungen der Schichten dieser Felsgebilde scheint, dass 
weder Emporhebung noch eine ‘andere Ursache von unten auf wirkend 
daran Antheil hatte, sondern diess rein nur Folge des Wellenschlags 
und Wogenspiegels des Meeres war. Ich kann vor der Hand die 
Richtigkeit dieser Behauptung noch nicht nachweisen, werde mich 
aber bemühen diess zu thun, und mache vor der Hand nur darauf auf- 
merksam, indem vielleicht wichtige Folgen sich daraus ergeben können. 
In der Nacht vom 19. auf den 20. d. M. (heute am 21. auf der ‘Höhe 
von Durazzo im Türkischen Albanien) hatte ich Gelegenheit, das Leuch- 
ten des Meeres während eines heftigen Sturmes wiederholt zu beobach- 
ten. Es fing um 9 Uhr eine halbe Stunde vor Ausbruch des Sturmes 
an, indem sich einzelne Funken am Vorder- und Hinter-Theile des Schif- 
fes zeigten, wo die Reibung zwischen Schiff und Meer am stärksten 
ist. Dieser Funken wurden nach und nach mehr, endlich zeigten sie sich 
auch im Momente der Schaumbildung entfernterer Wellen , schwammen 
sichtbar eine Strecke in und auf dem Meere fort und verschwanden 
dann. Als der Wogen- Andrang und der Wellenschlag während des 
Sturmes so heftig wurden, dass das ganze Meer um das Schiff mit Schaum 


bedeckt war, leuchtete auch dieser, nur nicht so anhaltend, als die 
grössern, deutlich mitten in ihm sichtbaren , leuchtenden Punkte, die 
ihr gelblichweisses Licht noch weit ausser dem Bereiche des Wogen- 
schaums beibehielten. Im Momente des grössten Sturms war das Schiff 
wie von einem Feuermeer umgeben , jede Woge war die Quelle eines- 
funkelnden Lichtstroms. Der Sturm kam aus Nordost und die Nacht 
war warm. Ich konnte von keinem Thermometer Gebrauch machen, 
denn der Sturm war so heftig, dass man keinen Augenblick aufrecht 
"stehen konnte, und dass im Verlaufe der Nacht beinahe die ganze 
Schiffs-Equipage, Passagiere wie Matrosen, selbst solche, die schon sehr 
viel zur See waren, seekrank wurden. Ich kann, das Detail des Ge- 
sehenen berücksichtigend, unmöglich jenen beipflichten, die die Ursache 
dieser Erscheinung in leuchtenden Thierchen, in der Phosphoreszenz 
von See-Algen etc. suchen, sondern bin vielmehr nachstehender Ansicht. 
Die Erscheinuug ist eine rein elektrische. Gewisse Verhältnisse, Statt 
findend zwischen Luft und Wasser (der Erfahrung zur Foige besonders 
bei oder vor Sturm und während südlichen Winden) bedingen einen 
elektrischen Zustand des letztern, der, befördert durch die Reibung des 
Schiffes mit dem Wasser und des letztern unter sich, eine Lichtent- 
wicklung hervorbringt, die mit Entstehung der Luftblasen durch die 
Reibung enge verknüpft ist und selbe während der Dauer ihrer Existenz 
begleitet. Ich halte daher alle jene leuchtenden Punkte, so wie den 
leuchtenden Schaum selbst für nichts anders, als Luftblasen , leuchtend 
geworden durch die aus dem Wasser sich mittelst der Reibung ent- 
wickelt habenden Elektrizität. Dass auch das aufgefangene Wasser leuch- 
tet, wenn man es wieder umrührt , ist Folge derselben Ursache ; denn 
es findet nur Statt, wenn das Experiment sogleich geschieht; lässt man 
hingegen das aufgefangene Wasser eine Weile stehen und so sich wie- 
der in einen andern elektrischen Zustand versetzen, so hört auch die 
Leuchtungs-Fähigkeit auf. Dieses leuchtende Fluidum , oder wie ich es 
nennen soll, hängt auch Körpern an, die im Meere sich befinden, wäh- 
rend es in diesem Zustande ist, z. B. Rudern, Jufusorien u. s. w. Ich 
freue mich, darüber mehr zu beobachten. Sehr interessant wäre es zu 


wissen, ob und welchen Einfluss Schiffsbeschläge auf diese Erschei- 
nung haben, 


Am 26. Januar. 
in Corfu, dem Regieruugssitz der Jonischen Inseln, wo die Haupt- 
stadt mit ihrer Umgebung am Fusse der Englischen Festungen, die 
ganz den Stempel des üppigen, vollen Südens an sich trägt, einen so 
herrlichen Anblick gewährt, konnte ich leider gar nichts unternehmen, 
weil ich, als von Triest kommend , wo die Cholera seyn sollte, wovon 
aber Niemand daselbst etwas weiss, nicht aus der Kontumaz durfte. 


Patras am 2. Februar. 
Endlich bin ich in Patras angelangt, nachdem wir von Corfuw aus 
widriger Winde wegen, statt 2 Tage, in denen man gewöhnlich die 


— a — 


Reise zurücklegt, 8 Tage gebraucht haben. Wir segelten am Sta. 
Maura (wo am Kap Dukato der Leukadische Felsen sich befindet), an 
Theaki (Ithaka) und Cephalonia vorüber, sahen die Insel Zante mit 
dem schönen Monte Scopo, hielten uns heftigen Sturms halber 3 Tage 
im Hafen der Insel Peiala auf und betrachteten lange das im Griechi- 
schen Freiheitskampfe so berühmt gewordene, unglückliche Messolonghi. 
Auf der Insel Petala ging ich zweimal ans Land. Sie, so wie die um- 
liegenden kleineren Inseln bestehen aus einem weissen, dichten Kalk- 
stein, der stellenweise Neigung zur krystallinischen Struktur zeigt. 
Über seine Stellung kann ich gegenwärtig gar nichts sagen; denn ich 
fand in der Näbe kein anderes Gestein, was einen Fingerzeig geben 
könnte, auch fand ich ım Kalksteine keine Versteinerungen ; jedoch 
scheint er mir ein jugendliches Gebilde zu seyn. 


Am 30. Jänner fand ich auf Petala blühend: Arum dracunculus, 
4 Arten Aspidium aus dem südlichen Europa, Amygdalus persica, 
"Hyaecinthus, Ornithogalum, Cheiranthus Cheiri, Ranuncu- 
lus ealthaefolius, Citisus u. s. w. Vorberrschend sind Genista 
corsica, Olea europea, Phlomis fruticosa, Scilla maritima 
und eine prächtige baumartige Euphorbia. Mich begleitet als Botani- 
ker von Seite des Wiener Naturalien - Kabinets, Tueopor KerscHi, ein 
kenntnissvoller junger Mann, der voll Eifer für die Wissenschaft sich 
entschloss, als Mineur der Expedition zugetheilt zu werden. So 
viel mir die stürmische See erlaubte, machte ich Beobachtungen über 


die Temperatur des Meeres und fand: Luft-Temperatur — T, und Meer- 
Temperatur — t gesetzt, am: \ 
22. Jänner. Höhe von Albanien 11 Uhr V.T=+ 93;t= + 10 
3,„ NT=+ 98; 1t= + 10,7 
23. Jänner. Höhe von Corfu 11 „ V.T=+ 82;t=- 103 
3... N. Ta 9a: 4 — du 
24. Jänner. Hafen von Cor ı „ NT=+10;t=+ 77 
5, N DE yore 
25. 2) » ) » ıı „ vT=+ 83;t=+ 7 
3 „ N TI 90 Hg ee 
26. „ Höhevon S.Mauvra 1 „ V’.T=+ 881t=-+ 72 
3,„ NnT=-+ 986; t = 2778 
lurike " eirah " tt „ V. T=-+ 130; 4,1 
3, NT= + 12,8; t = 11,0 
28.19 5 Zwischen Maura u. 
Cephaloniw ’ ik, VrT ech 89 er, 
3: „ NIT ZEHN re 
29. Jänn. Höhe desKap Serophestl „ V.T=-+ 85;t=-+ 10,3 
3 „ N B.=e100; 12 
2. Febr. Höhe von Messulonghill „ V.T=-+ 741:t= 10,2 
3 „N TEEN IRRE 11,8 


\ 


— — 

Durchgehends zeigte sich das Meer beträchtlich wärmer, ausgenom- 
inen im Hafen von Curfu und bei Sta. Maura, wo vielleicht Strömungen, 
die daselbst Statt finden, die Abweichung bedingen. 


Auf Petala, wo die dortigen Schafhirten ihr Feuer mit Lorbeer- 
zweigen unterhielten, was sehr idillisch gelassen hätte, wäre das Aus- 
sehen der Hirten nicht so lumpig, und gäben ihre langen Messer und 
Pistolen nicht. ein mehr räuberisches als hirtenmässiges Ansehen, sahen 
wir Pelikane, weisse Störche und Lämmergeyer und ausser diesen eine 
Menge verschiedener Enten, waren aber nur so glücklich, einen Storch 
und einige Enten zu erlegen. 


Auf den Bergen um Messolonghi und Patrass, die, wie ich sie 
schätze, theilweise 6000° P. Höhe vom Meere aus erreichen, liegt tiefer 
Schnee, während auf den Ebenen und Inseln Alles grünt und die Früh- 
lings- Pflanzen schon ihre Prachtkleider anziehen. Dieser Kontrast ist 
wirklich bezaubernd schön und macht besonders auf uns Nordländer 
einen tiefen Eindruck; denn es ist eine uns überraschende Verbindung 
der südlichen Praeht mit dem Hohen, Erusten, wahrhaft Grossen unse- 
rer heimathlichen Gebirge. Beiliegend meine Adresse. In einigen Ta- 
gen reise ich von hier zur See, da der Landreise wichtige Hindernisse 
entgegenstehen, nach dem Isthmus von Koryntk und von da nach 
Athen. Anfangs März hoffe ich in Ägypten einzutreffen. 


RusseEsGer. 


Neapel, 31. Januar 1836. 


Seit länger als einem Monate bin ich zurück von meiner Reise 
nach Sizilien und Kalabrien. Wäre ich nicht seitdem bedeutend un- 
wohl gewesen, Sie würden keineswegs bis jetzt auf Briefe von mir 
gewartet haben. 

Auf Sizilien beschäftigte mich fast ausschliesslich die Untersuchung 
des Ätna. Die Thatsachen, welche ich zu beobachten Gelegenheit fand, 
stellte ich in einer ‚Abbandlusg zusammen, die von mir in einer Sitzung 
der Accademia Giveni@a zu Cutania vorgetragen wurde. Im nächsten 
Bande der Schriften dieser Gesellschaft wird mein Aufsatz gedruckt er- 
scheinen; er führt den Titel: Parallelo tra i tre Volcani ardenti 
delle Sicilie. | 

Kalabrien untersuchte ich mit besonderer Sorgfalt. Es bot sich 
mir zu nicht wenigen interessanten Beobachtungen Stoff, namentlich zu 
solehen, weiche vielleicht gewisse noch zweifelhafte geologische Fragen 
werden aufklären helfen. So glaube ich u.a., die entscheidendsten 
Beweise gefunden zu haben, dass der Granit ein Erzeug- 
niss des Feuers, und dass dieses Gestein nur durch Empor- 
treibungen aus der Tiefe an der Erdoberfläche erschienen 


— 3485 — 


ist. Über beide Punkte war ich, ich gestehe es Ihnen offen, früher 
noch immer zweifelhaft. Ich schreibe Ihnen nächstens ausführlicher 
über diese Materie. 


L. Pırra. 


Clermont - Ferrand, 17. Februar 1836. 


Ihre Ansichten über den plutonischen Ursprung des körnigen Kal- 
kes, welche Sie mir vor einiger Zeit mittheilten, riefen mir Erschei- 
nuugen ins Gedächtniss , welche ich vor längerer Zeit zu Chalvignac 
unfern Mauriac (Cantal) gesehen. Es ist diess die Lagerstätte von 
körnigem Kalke, deren Durr£noy in den Memoires pour servir a une 
description geol. de la Fr., T. I, p. 271 gedenkt. Mein Tagebuch 
enthält Folgendes: der Gang von körnigem Kalk, durch Steinbruchbau 
aufgeschlossen, scheint anzudeuten, dass jenes Gestein im feurig - flüssi- 
gen Zustande durch Glimmerschiefer und Gmeisse hindurch emporge- 
drungen ist. Eine Speckstein-ähnliche Lage trennt den Kalk vom 
Gneiss; die Beschaffenheit der letztern Gebirgsart deutet auf erlittene 
Änderungen hin u. s. w. 


PEGHorK. 


Athen, 23. Febr. 1836. 


Sie erhielten mit meinem letzten Brief einen Durchschnitt der Sand- 
stein - Auflagerungen , wechselnd mit diehtem Kalkstein und 'Thon, zwi- 
schen Optschina und Triest. Ich benannte diese Auflagerungen Meeres- 
Sandstein und Meereskalk, da sie nicht nur den Stempel junger Fels- 
Gebilde im Betreff ihrer Struktur im Kleinen an sich tragen, sondern 
auch ihr Habitus im Grossen auf ihren Ursprung aus Meeresfluthen 
hindeutet. Da ich jedoch auf der Reise hieher hinlänglich Gelegenheit 
hatte, au den Küsten von Griechenland jene Gebilde kennen zu lernen, 
welche der Geognost eigentlich unter dem Namen junger Meeressand- 
stein und Meereskalk begreift, so kann ich nicht umhin zu bemerken, 
dass jene Felsgebilde mit diesen in keine Kategorie zu setzen sind. 
Nieht der Umstand, dass man ausser See-Algen in dem Triestiner Sand- 
stein keine Versteinerungen trifft, wenigstens mir sind keine bekannt, 
ist das Kriterium dieses Unterschieds; denn mir sind auch Ablagerungen 
der jüngsten Meeres-Gebilde bekannt, die ganz und gar Versteinerungs- 
los sind: sondern besonders sind es die feinkörnige Struktur, das innige 
Gemenge der Theile, und vorzüglich die Höhe, zu welcher die Triesti- 
ner Fels - Gebilde emporsteigen, die sie als interessante Bildungen der 
Meeresfiutben auszeichnen. Auf meiner Reise hieher hatte ich oft Ge- 
legenheit, die Küsten des Meerbusens von Lepanto, zwischen Morea 


— 3499 — 


und Rumili, näher zu betrachten und fand: beinahe überall, besonders 
aber in der Nähe des Isthmus von Korinth, bilden junger Meeressand- 
stein, junger Meereskalk und Meeressand das Küstengestein und stei- 
gen bis zu- Höhen von 300° empor. Häufig führen diese Felsgebilde 
Versteinerungen und zwar die in den anliegenden Meeren noch leben- 
den Konchylien - Arten. Sehr oft wechselt der Meeressandstein mit Mu- 
schelbänken, Ablagerungen von grösstentheils sehr gut erhaltenen Mee- 
res-Konchylien, verbunden durch ein kalkig sandiges Zäment. Merk- 
würdig ist es, dass, z. B. zwischen Lutrachi und Kalimathi auf dem 
Isthmus, der eigentliche Meeressandstein, dort wo er mit Muschelbän- 
ken wechselt, nur sehr wenige oder gar keine Versteinerungen enthält. 
Solche versteinerungslose Bänke sieht man oft von der Mächtigkeit 
mehrerer Klafter. In dem auf Meeressandstein liegenden Konchylien- 
führenden Meeressand fand ich bei Korinth auch eine alte Lampe von 
Thon, dem Ansehen nach aus der Zeit des Aufenthaltes. der Römer in 
Griechenland. Der Sandstein besteht aus Kalkstein-, Hornstein-, Jaspis- 
und Grünsandsiein-Geschieben von verschiedener Grösse, durch ein kalki- 
ges Zäment zu einer festen Masse verbunden. Die Versteinerungen sind, 
wie gesagt, meistens schr gut erhalten. Der Meeressandstein umschliesst 
viele kleine Höhlen, die jedoch durch ihre Form und durch den Um- 
stand, dass sie einen gewissen Horizont nicht übersteigen, offenbar ihren 
Ursprung durch die Einwirkung der Meeresbrandung zu erkennen geben. 
Man bemeıkt diese Höhlen bis zu einer Höhe von 200° über dem gegen- 
wärtigen Seespiegel. Was das ältere Gebirge der Küste Griechenlands _ 
im erwähnten Terrain betrifit, so glaube ich, von Patras bis zum 
Isthmus, sowohl auf Morea als in Rumili nachstehende Folge nachwei- 
sen zu können. In den Schluchten der Leuka (Aevxos,, weiss, von den 
weissen Kalk - Geschieben) bei Patras, fand ich als Grundlage rothen 
Sandstein mit Einlagerungen von rothem, grünem, blauem und weissem 
Hornstein und Jaspis, welche hie und da so häufig werden, dass sie den 
Sandstein ganz verdrängen und ihn zu vertreten scheinen. Diesen ro- 
then Sandstein fand ich wieder in den Bergen am Schlosse Rumili, in 
Lepanto und in Trisonia in Rumelien. Auf diesem Sandstein, oder dem 
ihn vertretenden Hornstein, wie bei Akrokorinth, liegt dichter Kalk- 
stein, meistens weiss, doch auch bunt gefärbt, häufige, nierenförmige 
Einlagerungen von Jaspis und mitunter auch Feuerstein enthaltend , die 
sich oft mit scheinbar gangartigem Verhalten durch bedeutende Strecken 
fortziehen und in diesem Falle aus sich aneinander reihenden Linsen 
bestehen. Versteinerungen sah ich in diesem Kalksteine keine. Er bil- 
det die nächsten Berge an der Nord- und Süd-Küste des Meerbusens von 
Lepanto, und ich möchte ihn dem Erwähnten und dem Folgenden ge- 
mäss der untern oder alten Kreide zurechnen. 

Auf diesem Kalkstein fand ich, namentlich bei Lepanto, grünen 
versteinerungslosen Sandstein liegen, dessen Verhältnisse ich jedoch 
nicht näher untersuchen konnte. In dem darunter liegenden dichten 
Kalkstein entspringen bei Zukrati warme Quellen, deren Temperatur 


Jahrgang 1836. 25 


Bu 


+ 26° R. bei einer Luft- Temperatur von + 11,4% R. betrug. Das 
Wasser der Quellen hat einen salzigen Geschmack und entwickelt etwas 
hydrotbionsauren Geruch. Geschmack und niedere Temperatur dürften 
wohl vom beigemengten Meereswasser herrühren. Im Bezug auf das Leuch- 
ten des Meeres hatte ich Gelegenheit Beobachtungen zu machen, die 
mir darthun , dass meine früher geäusserte Ansicht bei Weitem nicht 
auf alle Fälle anwendbar ist, denn in einigen Häfen, namentlich Le- 
panto und Trisoräa, fand ich ganz bestimmt, dass das Leuchten des 
Meeres die Folge der Phosphoreszenz verschiedener Schleimthiere , be- 
sonders Medusen, war, welche Thiere wir auch fiengen und die er- 
wähnte Eigenschaft an ihnen mit Musse beobachteten. Eine zweite in- 
teressante Phosphoreszenz bemerkte ich einmal des Nachts am Ankertau 
unserer Gölette. Dasselbe war vom Seewasser nass, und so oft man es 
mit dem Finger strich, entwickelte sich intensiver Glanz eines weiss- 
lich gelben Lichtes. Geschah das Streichen hingegen mit einem Metall, 
so erfolgte nichts. Sehr leid war mir, dass ich die schönen Porphyre 
und Trachyte der Insel Egina nicht näher untersuchen konnte. In 8 
Tagen beiläufig reise ich auf der Östreichischen Kriegs-Korvette Veloce 


nach Ägypten. 
- RussE6Ger. 


Aarau, 8. März 1836. 


In Luzern habe ich in der Niger’schen Sammlung ein Fossil ge- 
funden, das, wie ich glaube, noch nicht bekannt geworden. Es kommt 
in sehr kleinen auf Adular aufgewachsenen, beinahe schneeweissen, 
Krystallen von starkem Glasglanze vor. Ich kounte denselben auch mit 
dem Vergrösserungsglase nicht so viele Flächen abgewinnen, dass 
ich daraus die Krystallisation hätte konstruiren können. Es ritzt 
den Kalkspath. Eine vollständigere Charakteristik hoffe ich Ihnen spä- 
ter mittheilen zu können, in so fern ich dieses Jahr meine Reise reali- 


siren kann. 
WANGER. 


Giesen, 9. März 1836. 


Da Sie das Münzenberger Molasse-Gebiet in der Wetterau kennen, 
so interessirt es Sie wohl zu erfahren, dass ich darin jüngsthin ver- 
schiedene Süsswasser - Konchylien auffand, welche der Gattung Unio 
angehören. In der ältern Grauwacke des Schneeberges bei Gladenbach 
finden sich einige an Versteinerungen sehr reiche Schichten. Am fre- 
quentesten erscheinen verschiedene Arten von Delthyris, besonders 
macroptera, so wie von Terebratula und Orthocera etc. Auch 
fand sich dort das noch nicht gar lange durch Graf Münster bestimmte 
Pleurodictium problematicum nicht selten. 


Die Lagerstätte der Zinnobererze bei Gladenbach ist mir jetzt auch 
- etwas näher bekannt geworden. Sie finden sich in dem häufig in eine 
hornsteinartige Masse übergehenden Kieselschiefer des jüngern Thon- 
schiefers, welcher hier eine mächtige Mulde im älteren Grauwacken- 
Gebirge auszufüllen scheint. Kieselschiefer, schwarze plattenförmige 
Kalksteine und Thonschiefer setzen in starkem Wechsel die Formation 
zusammen. Über einige im Gebiet des Schiefer-Gebirges dieser Gegen- 
den zum Vorschein kommende, ausgezeichnete Syenite werde ich Ihnen 
demnächst etwas Näheres mittheilen. 


A. v. Kuirstei. 


Stuttgart, 17. März 1836. 
Das Bohrloch , weiches Graf v. MAnDELSLOH up bei Neufen auf Lias- 
kohle niederschlagen liess, ist, wie er mir erzählte, jetzt 980° tief, 
mer in Liasschiefer, das letzte Bohrmehl hatte grauen Schiefer mit Be. 
lemniten-Resten , stets ohne Wasser: ein Beweiss, dass sich die Filder 
von Degerloch bis an die Alp bedeutend gehoben haben. 
Der Mytilus amplus, PBepräsentant des Portlandstone, 
wurde nun auch bei Wasseralfingen gefunden, v. MIANDELSZONE fand 
den Portlandstone schon an zehn Orten auf der Alp. 


Henr. 


Tharandt, 17. März 1836. 


Ich sende Ihnen hier das Verzeichniss derjenigen Subscribenten, 
welche sich ferner zur Unterstützung der Untersuchungen über die Al- 
ters - Verhältnisse zwischen Granit und Kreide in Sachsen gefunden 
haben *): } 

Zahl der 
| Aktien. 
Sr. Königl. Hoheit Prinz-Mitregent Frieprıch Aucust, Herzog 

zu Sachsen . . e . . . . . 15 
Sr. Königl. Hoheit Prinz Fra Herzog zu Sachsen . ’ 15 
Herr Geheimerrath und Oberhofmeister v. MıLrırz in Dresden 5 

„» Prof. Caru Naumann in Freiberg . ee 2 
„ Prof. Breituaupr in Freiberg .. ; . . . : 1 
„ Bergmeister v. WEISsENnBAcH in Freiberg . . . . 2 
„» Bergamts-Assessor v. Beust in Freiberg 1 
» Oberstollen-Faktor v. WırnspoRrFF in Freiberg 1 
„»„ Friepricn Pers aus Glaubitz 1 

5 


„» Oberberghauptmann v. Verrnem in Berlin 


”) S, oben S. 14 ff, 


— 353 — 


Zahl der 
| Aktien. 
Herr Geh. Oberbergrath Karsten in Berlin A - h . 3 
„ Geh. Bergrath v. Decnen in Berlin . 1 
„ Medizinalrath Staseron in Berlin . Ä Be. 3 
„ Prof. Mıtscheruich in Berlin . N h 1 : E 1 
„ Direktor KLöven in Berlin 1 
„ Prof. Maienus in Berlin 1 
„. LüpDeErsporr in Berlin . . - i ı 
„ Major Buessos in Berlin . : Ä ; : j 1 
„ Prof. PosGENnDoRFF in Berlin . . = . ee ı 
„ Prof. Heıncıch Rose in Berlin . . . | $ R Mo, 
„ Dr. Könzer in Berlin N N A a BR, 
„ Prof. Rırrer in Berlin ’ j R R . } 2 3 
„ Prof. Gustav Rose in Berlin . s : : e ß 5 
„ Münzbeamter Löwe aus Wien . : . i : 1 
„ Prof. Schweitzer in Tharandi . i : ; - : 1 
„»„ Prof. RossmässLer in Tharandt . - } h } 1 
„ Prof. KrurzscH in Tharandt . 5 - b x 3 1 
„ Forstmeister Corra in Tharandt s . : Pe 1 
„ Forstinspector Corra in Tharandt . 3 . , - 1 
„ Dr. Lortrer in Lyon . > i Re i 2 ! 3 


In Dresden zirkulirt die Aufforderung noch, desshalb konnten hier 
noch nicht alle Unterschriften von da nachgetragen werden. Die Un- 
tersuchungs - Arbeiten beginne ich nun mit dem nächsten günstigen 
Frübjahrs - Wetter. 


BERNHARD ÜoTTA. 


Bern, 3. Mai 1836. 


Escner und ich entwarfen gemeinschaftlich eine geologische Karte 
und mehrere Profile über. einen Theil von Bündten. Der Text beschäf- 
tigt mich gegenwärtig. EscHer wird dieser Arbeit die ihm eigenthüm- 
liche Untersuchung über Glarus anschliessen. Später wollen wir sodann 
den, schon so oft von mir durchreisten, und dieses Jahr wieder zu be- 
suchenden südlichen Theil von Bündten folgen lassen. Auf solche Weise 
wird es uns möglich werden, nach und nach ein breites Profil durch 
‘die ganze Kette vom Bodensee bis ‚Mailand zu führen. Die Neuchate- 
ler lassen nächstens den J. Band ihrer Memoiren erscheinen. Sie fin- 
den darin die Abhandlung von MontmouLın über die Kreide und mehrere 
Aufsätze von Acassız. — WAnGEr’s unglückliches Ende kann Ihnen kaum 
bekannt geworden seyn. Von einer Reise heimkehrend fuhr er mit 
dem Eilwagen Nachts in einer Fähre über die Aar. Durch das 
Scheuwerden der Pferde wurde die Fähre auf einer Seite hinunterge- 
drückt; der Eilwagen und ein grosser Güterwagen stürzten ins Wasser, 


das Schiff über sie, und ungeachtet schneller Hülfe verloren dennoch 
vier Personen das Leben, unter ihnen der arme WAnGeERr. 


B. STUDER. 


Krakau, 31. Mai 1836. 


Sie erhalten hier meinen Bericht über die im verflossenen Sommer 
ausgeführte Kurpathen-Reise,. Meine Reise ging über Sagz (Sontsch), 
Gorlice, Jasto, Dynow nach Jurowce; von da wandte ich mich in das 
San-Thal und durchschnitt das Stonne - Gebirge von Mrzyglod über 
Leszczawka nach Dobromil (welches sich am Flusse San von Süden 
nach Norden zieht, und bei der Stadt Sanok anfängt, bei Dubiczko 
aber endigt;, Aus Dobromil wandte ich mich nach Sambor und Droho- 
bycz und bestieg von da die hohen Karpathen gegen Kropiwnik, un- 
tersuchte entlang dem Flusse Siryi das Gebirge bis Synowuzko: von 
da machte ich einen Abstecher zu den Eisenbergwerken von Skole, be- 
suchte ferner Bolechow und Dolina, und ging über Zurawno nach 
Lemberg. — Dieser bereiste Theil der Karpathen ist ein undankbares 
. Gebirge für den Geognosten: man findet nur den ewigen Karpathen- 
Sandstein, an Modifikationen und Eigenthümlichkeiten arm: graue Saud- 
‚steine von feinerem und gröberem Korne mit untergeordneten Lagern 
von Schieferthon, der öfters in Thonschiefer überzugehen scheint, ist 
sein steter, an allen Punkten gleicher Charakter. — Auf der ganzen Reise 
fand ich keine Petrefakten in diesem Sandsteine, ausgenommen Fucoi- 
des Targionii, der an vielen Punkten sich zeigt und darum die cha- 
rakteristische Versteinerung des Karpathen - Sandsteins bildet. — Seine 
Schichten sind in der Regel S.W. geneigt, unter einem verschiedenen 
Winkel; ausnahmsweise nimmt er eine gerade entgegengesetzte Rich- 
tung, die vom Umkippen herrührt, welches bei der allgemeinen Hebung, 
die von Norden wirkte, Statt fand. Aber sie finden sich auch gebo- 
gen und gewunden auf manchfaltige Art, und ein recht merkwürdiger 
Punkt findet sich im Berge Trepezanska - Gera am San - Flusse, dem | 
Dorfe Micdzybrody gegenüber, das eize Meile von Sanok entfernt liegt. 
Die Schichten sind gebogen in ganz entgegengesetzten Richtungen, auf 
den Kopf gestellt und gebrochen. Die beigefügte Zeichnung gibt Ihnen 
ein Bild davon ('Tf. V, Fg. 2 *). 

Als untergeordnete, dem Karpathen-Sandstein eigenthümliche, Fels- 
art, betrachte ich die lichtgrauen schiefrigen Kalkmergel mit vielen 
Fucoiden-Abdrücken, die als mächtige Lager hervortreten. — Ich will 
sie aufzählen, in dem ich mit den westlichen anfange. 

1) Im Dorfe Rybie, das mitten in den Bieskiden liegt, etwa 5 Mei- 
len von Wieliczka entfernt, tritt dieser Kalkmergel in zwei parallelen 


*) Durch ein Versehen ist diese Zeichnung oben zu Hrn, RussesGer’s vorletztem Brief 
zitirt worden, D. R. 


— 394 — 


Lagern, von denen das nähere bei Wieliczka etwa 100 F., das zweite 
entferntere mehr als 1000 F. mächtig ist. — Sie haben S.W. 11 — 10 
Einfallen unter 15°. Das erste besteht aus schieferigem Kalkmergel; 
das andere zeigt mehrere Verschiedenheiten, als Sohle hat es blutrothen 
Mergel, der sich in Kalkmergel umbildet: seine Farbe verliert an Röthe 
und wird grünlichgrau. Stellenweise sondern sich Schichten von reinem 
Kalkstein, seitener Kieselschiefer aus. — Fucoides Targionii findet 
sich auf den Absonderungen in grosser Menge. — Diess Gestein verwittert 
leicht an der Luft und zerfälit in eine unendliche Menge kleiner scharf- 
kantiger Stücke, und man erkennt aus der Ferne, dass hier kein Sand- ° 
stein sich befindet, — Im Dorfe Kamionna „ nördlich von Rybie , zieht 
sich derselbe Kalkmergelzug ins Gebirge hinein. — Ich muss noch eines 
- merkwürdigen untergeordneten Lagers in Karpathen- Sandstein in dem- 
selben Dorfe erwähnen; es sind nämlich in den thonigen Schichten dem 
Sandsteine untergeordnete Blöcke von ziemlicher Grösse, 5—8 Fuss im 
Durchmesser, ganz zugerundet, aus dichtem, grauem Kalkstein, ziem- 
lich reich an Petrefakten, besonders an Terebrateln: er hat grosse Ähn- 
lichkeit mit dem grauen Kalkstein des Tatra. 

2) Bei Labowa, im Thale der Xamienica, zwei Meilen von Sagz 
ist ein kleines 100 Fuss mächtiges Lager von Kalkmergel im Karpa- 
then - Sandsteine. — Die Schichten sind ziemlich dick und mit vielen 
Kalkspath-Adern durchzogen, und fallen S.W. 9 unter 20°, also entspre- 
chend dem allgemeinen Fallen des Karpathen - Sandsteins.. 

3) Auf der Chaussee zwischen Sagz und Gorlice, zwischen den 
Dörfern Paszyn und Strzylawka deckt der untenfliessende Gebirgsbach 
ein Lager von rothem Mergel auf, der etwas weiter mit grüngefärbten 
abwechselnde Schichten bildet. 

4) Bei dem Dorfe Wapowce, eine Meile von Przemysl entfernt, ragen 
am San sehr mächtige Felsen empor von lichtgrauem schieferigem Kalk- 
mergel, ungefähr 6000‘ stark, der deutlich zwischen Karpathen-Sandstein 
eingelagert erscheint. Wo sich die Schieferung verliert, da werden 
die Schichten dicker, -und sind gewöhnlich dichter Kalkstein. — Auf 
den Schieferungs - Flächen ist eine unendliche Menge von Fucoides 
Targionii. Die Schichten sind westlich, unter einem Winkel von 
60° geneigt. Mit den Mergeln von Wapowce stehen ähnliche Gesteine 
in Verbindung , sie können als Verlängerung angesehen werden, päm- 
lich in den Waldungen von Kniazyce,, die ein ähnliches Einfallen unter 
750 zeigen. 

5) Der hohe über den Stryi-Fluss hervorragende Felsen von Kro- 
piwnik, einem Dorfe im Samborer Kreise, worauf ein schönes Wohn- 
haus erbaut ist, besteht aus einem Lager dieses lichtgrauen Mergel- 
Schiefers, der mitten im Karpathen-Sandstein eingelagert ist; seine Schich- 
ten fallen ebenfalls S.W. 8 unter 65° und haben in der Sohle braunen 
Schieferthon, darauf folgt weisser feinkörniger Sandstein , den brauner, 
fast schwarzer Hornstein bedeckt: dann folgen die lichtgrauen,, öfters 
auch grünlichen Schiefermergel mit Fucoiden. Wenn die Schichten dieses 


Gesteins dicker sind, so ist gewöhnlich in der Mitte Hornstein ausge- 
sondert. — Die Mächtigkeit dieses Lagers beträgt etwa 200 Fuss. 

6) Bei Jurewce , einem nahe bei Sanok gelegenen Dorfe, komnt 
Mergelschiefer mit einer anderen Farbe und verschiedenen Versteinerun- 
gen vor: er ist lichtbraun und gewöhnlich dicekschiefrig; einige Schichten 
haben von 4—8 Fuss Mächtigkeit: stellenweise finden sich durkelbraune 
Hornustein-Schichten ausgesondert , die mit Thon verbundene jaspisartige 
Gesteine hervorbringen; statt Fucoiden findet sich eine unendliche Menge 
Fisch - Schuppen, die aber ziemlich undeutlich sind: andere Überreste 
sind mir nicht vorgekommen. — Gerieben riecht das Gestein bituminös. 
Die Juroweoer Mergelschiefer sind ziemlich mächtig, beiläufig 2000 F.: 
ihr Neigungswinkel ist dem allgemeinen des Karpathen-Sandsteins ent- 
gegengesetzt, nämlich N.O. 9—10 unter 65°. In den nördlich und süd- 
lich angränzenden Dörfern aber, bei Falijowka und Pobiedna , sind die 
Karpathen-Saudstein-Schichten S.W. geneigt: es ist diess also ein par- 
tieller Bruch, 

7) Ganz ähnliche lichtbraune Mergelschiefer mit Fisch - Schuppen 
sind nördlich von Jurowce im Dorfe Lubna bei Dynöw. — Über ihre 
Lagerung kann ich wenig sagen, indem sie stark mit Erde bedeckt 
sind, und nur hie und da zeigt sich etwas vom anstehenden Gesteine. 

8) In derselben Gegend bei dem Dorfe Ulanice kommt ein Lager von 
kieseligen Gesteinen in Sandstein vor, welche als ein vortreffiiches Ma- 
terial zum Strassenbau benutzt werden, und durch eiven grossen Stein- 
bruch aufgedeckt sind. Unter lichtbraunem Mergelschiefer kommen kie- 
selige Gesteine vor, und zwar zuerst eine weisse auf den ersten An- 
blick Kreide-artige Felsart, die aber keine Kalktheile hat, denn sie be- 
steht aus feinen, nicht zusammenhängenden Körnern von - weissem 
Quarz; darunter folgt weisser feiukörniger Sandstein, der in den untern 
Schichten grau wird: daun wiederholt sich der weisse lose Quarz, mit 
strichweise ausgesondertem Kieselschiefer in den untern Abtheilungen; 
dann kommen dicke Schichten von braunem Sandstein, der schieferartig 
wird, und zuletzt in schwarzen Schieferthon übergeht; zu unterst folgen 
mächtige Schichten von Kieselschiefer mit schwarzen und braunen 
Farben ia vielen Schattirungen, die öfters sehr gefällig aussehen. — 
An einem etwas entfernteren Punkte in derselben Schlucht ragen am 
Bache Felsen von dunkeibraunem Mergelschiefer, der in Schieferthon 
übergeht und durch Fisch-Schuppen charakterisirt ist. — Diese Mergel- 
schiefer sind wahrscheinlich die Unterlage der kieseligen Gesteine. — 
Diese verschiedenen Schichten siud ungefähr 200 Fuss mächtig, und 
neigen sich südlich unter 35°. Wenig mächtige Schichten von dunkei- 
und hell-braunem Hornstein, stets begleitet von weissem feinkörnigem 
Sandstein, finden sich an vielen Punkten in den östlichen Karpathen 
mitten in Karpathen - Sandstein: und diess kann zum Theil als charak- 
teristisches Kennzeichen der Formation angesehen werden. Ich hege 
keine Zweifel, dass die Eisensteine, die im gewöhnlichen Karpathen- 
Sandstein dünne Schichten bilden, oder von ‘braunen und grauen 


Hornsteinen begleitet werden, keine besondere Formation ausmachen, 
denn ihr Streichen und Fallen ist das des Sandsteines. Der Eisenstein 
ist ein derbes Fossil mit ebenem Bruche von blaulich grauer Farbe, 
zuweilen auch gelblich. Durch Verwitterung wird er ganz schwarz, 
besonders auf Absonderungs -Flächen, was von Mangan herrührt; zu- 
gleich verliert er seine Festigkeit und ist leicht zerbrechlich ; — seine 
Bestandtheile sind: kohlensaures Eisenoxydul und kolılensaure Kalkerde 
mit Thonerde gemengt, er ist also eine Art von thonigem Sphärosiderit. — 
In einigen Abänderungen überwiegen die kalkigen Theile, in anderen die 
thonigen , und somit entstehen zwei Arten. — In technischer Hinsicht 
sind diese Unterschiede wichtig, denn’ die kalkigen Abänderungen sind 
ergiebiger an Eisen, als die thonigen, die für gewöhnlich etwas mäch- 
tigere Schichten bilden. — Mit fremden Gemengtheilen ist der Eisen- 
stein nicht verbunden, ausgenommen mit Schwefelkies, der in grösserer 
‚Menge angehäuft in manchen Lagern das Erz untauglich macht, wie 
z. B. das Eisensteinlager im Dorfe Imielnica. In den thonigen Eisen- 
steinen finden sich angehäuft Abdrücke von Fucoides Targionii und 
ein anderer Fucoid, der wegen Unvollständigkeit nicht zu bestimmen 
war. — Sie liegen gewöhnlich auf den Flächen der Schiehtung. — :Die 
Mächtigkeit der Eisensteinflötze ist gering, sie schwankt von 2—7 Zoll: 
diess habe ich beobachtet bei Kropiwnik, Sopotria, Skole, Korostow. 
Gewöhnlich sind 2—3 parallele Eisensteinlager durch ein thoniges Mit- 
tel von 3—9 Fuss geschieden. Man hat sie wegen ihrer göringen Mäch- 
tigkeit und steilen Einfallens als Gänge betrachtet; aber das ist ein 
Irrtbum, denn alle Sandstein-Schichten fallen , wie die des Eisens, steil 
ein. Der Bergbau wird hier ohne System betrieben, man geht mit der 
Arbeit verschwenderisch um: nur ihre unglaubliche Wohlfeilheit erlaubt 
hier Eisen bei solcher Unwirthschaft zu produziren. — Herr ScHhneI- 
DER ”) trennt die kalkigen und thonigen Eisensteine und betrachtet sie 
als zwei Glieder: die ersten, gewöhnlich von Hornstein begleitet, haben 
eine etwas verschiedene Physiognomie von den thonigen; sowohl die 
ersten als die andern sind im Karpathen - Sandstein eingelagert und 
darum können keine Alters-Unterschiede festgesetzt werden. Bei Dodro- 
mil, am Fusse der Karpathen , tritt eine eigenthümliche Formation auf, 
durch unzählige Salzquellen charakterisirt, die vom Karpathen - Sand- 
stein wohl getrennt zu werden verdient, und darin stimme ich vollkommen 
wit Hrn. Schweiper überein: — Ich will sie die Salz - Formation .nen- 
nen. — Sie besteht aus abwechselnden Schichten von Kalkstein, Mergel, 
Hornstein, weissem und blaulichgrauem Sandstein: Gyps findet sich in 
der letzten Gebirgsart eingelagert und mit ihm die Kochsalzflötze. Ob 
deren mehrere vorhanden sind, lässt sich hier jetzt nicht entscheiden. 
Diese verschiedenen Schichten der Salzformation haben dasselbe Strei- 
chen und Einfallen wie der Karpathen-Sandstein, und da sie am Fusse 
des Gebirges erscheinen, sind sie bedeckt durch den südlich gelegenen, 


*%) Karsten: Archiv für Mineralogie, Geogunosie, Bergbau, VIl. Band. 


- 


u, 


das Gebirge bildenden Karpathen-Sandstein. — Unmittelbare Bedeckun- 
gen habe ich nicht wahrgenommen. Im vorjährigen Berichte schilderte 
ich die verschiedenen Hornstein - artigen , kalkigen und mergeligen Ge- 
steine der Salz-Formation von Szumina und Starosol; vollkommen ähn- 
-Jiche Schichten fand ich jetzt bei der Salz -Coctur von Lacko, in der 
- Nähe des anmuthigen Städtchens Dobromil, und hier sind auch diesel- 
ben verschiedenartigen Schichten S.W; geneigt. — Unter den Gesteinen 
von Szımina kommen weisse Sandsteine vor mit abwechselnden Lagern 
von braunem Schieferthon, der öfters für Thonschiefer könnte genom- 
men werden. — Weiter. gegen Osten von Dobromil nehmen die weissen 
Sandsteine an Bedeutung zu, bilden grössere Berge, und werden durch 
Lager (einige Lachter mächtig) von braunem Schieferthon begleitet. — 
Bei Hoszöow an der Chaussee zeigen sich ungeheure Wände dieses 
Sandsteins. — Eine eben so bedeutende Felsart der Salz - Formation 
macht der blaulichgraue Sandstein: in dem die deutlich unterscheidbaren 

örner von Quarz durch blaulichen Thon zusammengekittet werden, der 
der Gebirgsart die Farbe gibt. Die dieken Schichten dieses Sandsteins 
werden undeutlich durch gewöhnliche Verwitterung. Öfters wechsella- 
gert er mit blauem uf! grauem Schieferthon , der meistens die Ober- . 
hand gewinnt; Fraueneis von wasserhellen und rothen Farben kommt 
eingesprengt im Sandstein vor, viel grössere Massen finden sich aber 
im Thone, wie u. a. bei Truskowiec. — An manchen Punkten bildet 
faseriger Gyps Schnüre, die diese Gesteine durchziehen. — Alle Salz- 
thone, wozu diese gehören, haben nach der Beobachtung des Herrn Berg- 
Kommissär RupoLrr eingesprengte mikroskopische Schwefelkies - Kry- 
stalle, von welchen der Eisengehalt der Salzsohlen herrührt. Die Mäch- 
tigkeit der Salz-Formation ist schwer zu bestimmen: denn erstens wird 
diese Formation von aufgeschwemmtem Gebirge bedeckt, und zweitens sind 
die Gesteine sehr geneigt, sich zu zersetzen. Es gelang mir auf einem 
Durchschnitt, den ich aus Dolina nach Zurawno machte, das Salzge- 
birge in einer Strecke von vier Meilen zu beobachten und somit unge- 
fähr seine Mächtigkeit zu ermitteln. Die Tour ging über folgende Dör- 
fer: Stoboda, Troscianiec, Belejow, Turza wielka, Boryniez. Ich fand 
als seine Glieder: blauliche Sandsteine oder Schieferthon mit einge- 
sprengtem Gyps. Welches Alter der Karpathischen Salz-Formation zu- 
geschrieben werden darf, kann man jetzt,. wie ich glaube, nicht mit 
Bestimmtheit angeben; die Petrefakten, die sich ziemlich häufig bei 
Niebylöw, Kniazdwöor und Perehinsk nach dem Zeugnisse des Hrn. Rv- 
DoLFF finden, sind kaum untersucht; nur das ist eine ausgemachte Sache, 
dass die Salz-Formation durch Karpathen - Sandstein bedeckt wird; ob 
sie aber ein Glied desselben ist, oder eine selbstständige Formation, 
muss noch unentschieden bleiben. — Dass die Salz-Formation , die sich 
am Fusse der Karpathen von Dobromil bis gegen Bukowina hinzieht, 
nicht tertiär ist, wie es Hr. Bou£ im Journal de Geologie: sur le sol 
tertiaire de la Gallicie behauptet, daran zweifle ich gar nicht. — Ein 
wenig beachteter Gegenstand sind die Bergöl- Quellen der Karpathen : 


— 3 — 


sie sind besonders in dem östlichen Theile angehäuft, alle treten aus 
geschichteten Felsarten, nämlich aus Karpathen-Sandstein oder aus Ge- 
steinen des Salzgebirges hervor, die auf der Grenze mit dem erwähn- 
ten Sandstein liegen. — In der Nähe dieser Quellen sind nicht die min- 
desten Andeutungen von plutonischen Felsarten. Bei der kleinen Stadt 
Görlice im Jasloer Kreise zeigen sich die ersten Bergöl-Quellen, die 
gegen Osten bedeutend sich anhäufen. — Auf einem Hügel in der Nähe 
von Görlice ist ein kleines Wasserbecken, aus dessen Wasser von Zeit 
zu Zeit, fast periodisch, einige Tropfen von duukelbraunem Bergöl auf- 
steigen, und während 24 Stunden sammelt sich 4 Quart. — Weit bedeuten- 
der sind die Quellen von Siary, einem 2 Stunden von Gorlice entfern- 
ten Dorfe, wo das Sammeln des Bergöls einen Erwerbzeig der Einwoh- 
ner ausmacht; sie nennen es Ropa.. Es werden 3— 4 Lachter tiefe 
Brunnen in einen quarzigen Karpathen - Sandstein gehauen, der durch 
grünen erdigen Chlorit lauchgrün gefärbt ist, aus welchen dann täglich 3—4 
Quart dieser dunkelbraunen Substanz geschöpft werden; in verschiedenen 
Brunnen ist sie mehr oder weniger flüssig. Wo nur Bergöl vorkommt, 
da schwimmt es über Wasser , und wird auf eine recht praktische Art 
gewonnen. Auf langen Stangen wird am Ende eine Art Besen, die 
"aus einer eigenthümlichen Juneus-Art gemacht ist, befestigt und in den 
Brunnen eingetaucht , "so, dass sich das über Wasser schwimmende 
Bergöl darauf ansammelt, herausgehoben und sodann mit der Hand in 
ein Geschirr ausgepresst wird, Diese einfache Gewinnung ist vorzüg- 
lich zweckmässig. ‚Auf dem nördlichen Abhange des Thales, etwa 300 
Schritt von den Brunnen, breitet sich eine Fläche von etwa 100 Qüuadrat- 
Lachter Raum mit thonigem Bergtheer bedeckt aus, dessen Kruste 1—2 
Fuss dick ist. — Es war grade ein warmer Sommertag, als ich, auf 
den Bergen berumsteigend , zufällig auf diese Fläche gerieth; ich blieb 
förmlich stecken und konute nur nit Mühe wegkommen. — Die „Ropa“ 
ist koblschwarz, brennt mit starker dunkelrother Flamme, und hinter- 
lässt eine thonige, Schlacke; erwärmt wird sie halbflüssig. — Eine 
schwache Bergöl- Quelle befindet sich im Dorfe Kroscienko, welches 
nicht zu. verwechseln ist mit dem gleichnamigen bei Szczawnica ge- 
legenen Dorfe : dieses liegt bei dem alterthüwlichen Städtchen Krosne. 
Bedeutender sind die Quellen von Gulcowa, einem nahe bei Jasiennica 
gelegeuen Dorfe. In Z'yrawa Solna am San sind die Wasser, wo Berg- 
öl sich zeigt, durch diese schwarze Substanz ganz bedeckt. Die ‚ergie- 
bigsten Quellen, die ich besuchte, sind die von Boryslau', einem bei Dro- 
hobycz geiegenen Dorfe, am Fusse der Karpathen. Mehr als 30 Brun- 
nen in einem kleinen Hügel, der aus Schuttland besteht, geben braun- 
licbgrünes Öl, und zwar täglich über 4 Quart. — Im Allgemeinen ha- 
ben mir die Bewohner erzählt, dass in warmen Tagen das Bergöl er- 
giebiger fliesst als in kalten. Auch am Fusse der Karpathen in Trus- 
kowiec bei Drokobycz liegen mehrere ziemlich ergiebige Quellen über- 
einander. — Aus was für einem Gesteine sie zum Vorschein kommen, 
lässt sich nicht entscheiden, denn bei Truskowiec fängt das Salzgebirge 


er U a 


an. Ausser diesen Bergöl-Quellen finden sich noch sehr viele; aber mit einem 
leereu Namen-Verzeichnisse will ich sie nicht belästigen: wenn ich sie 
künftig besucht habe, will ich weiteren Bericht geben. — Zu dieser 
Art von Quellen dürfte auch wohl die von Turasowka (einem nahe bei 
der Stadt Krusno liegenden Dorfe, im Jastoer Kreise) gerechnet wer- 
den; Bergöl wird aus ihrem Wasser nicht ausgeschieden, allein der 
daraus entwickelte Geruch zeigt deutlich an, dass sich hier gasförmige 
Naphtha befindet. — Die Quelle ist im Viereck eingefasst, und es ‚scheint, 
als wäre sie im vollen Sieden: so stark quillt das Wasser auf. Blasen 
bilden sich in Menge und sammeln sich in Ecken an, wo das Wasser 
nicht durch das neu heraufsteigende Gas beunruhigt wird. — Ein brennen- 
der Span in die Nähe der Blasen gebracht, entzündet das eingeschlossene 
Gas und eine dunkelrothe 2— 5 Fuss hohe Flamme steigt empor , be- 
deckt die ganze Oberfläche des Wassers, dann beschränkt sie sich auf 
eine Ecke, geht in der Runde herum und wird niedriger ; sobald aber 
neues Gas mit Wasser aus dem Innern der Kanäle zufliesst, steigt 
plötzlich die Flamme wieder auf, und nach 1 bis 3 Minuten verlischt 
sie. — Die Zusammensetzung dieses brennbaren Gases ist bis jetzt 
nicht analysirt worden; sein Geruch deutet eine Art flüchtiger Naphtha 
an. Die Quelle von Turasowka ist schon seit 200 Jahren bekannt; die 
Beschreibung von Rzagczynskı stimmt vollkommen mit den flüchtigen 
Beobachtungen überein, die ich angestellt habe. 


. ZEUSCHNER. 


Mittheilungen, an Professor BRoNN gerichtet. 


Hildesheim, 8. Febr. 1836. 


Ich lasse jetzt vier weitere Tafeln, Abbildungen zu meinem Werke, 
fertigen, und, da ich mit den vorliegenden Proben von meinem neuen 
Lithographen zufrieden bin, so sollen auch die 12 alten umgezeichnet 
werden, wobei ich noch zahlreiche Verbesserungen, von unendlicher 
Verschönerung abgesehen, anbringen kann. Ich habe auch wieder viel 
Schönes und Neues bekommen. Die bisher unter Placuna aufgeführ- 
ten Schaalen (Tf. IV, Fg. 2, 3) habe ich gestern zu meiner grossen 


Freude als Pollicipes (P. jurensis miki) erkannt und auch die dritte 
grössere Schaale dazu gefunden. 


Römer. 


Berlin, 26. Febr. 1836. 


Frisprıcun Dusoss hat seine schönen Sammlungen hier mit Pariser 
Versteinerungen verglichen , und gefunden ‚ dass die Tertiär - Formation 


— 560 — 


im Osten des Granit-Zuges der Ukraine, am Dniepr, ganz verschieden 
von der Subapenninen - Formation von Volhynien und Podolien ist. Es 
finden sich zu Boutschack am Dniepr: Terebellum fusiforme, Cas- 
sidaria carinata, Buccinum reticulatum, B. stromboides, 
Rostellaria fisurella, Tritonium pyraster, Fusus funieu- 
loides, F. clavellatus, Cerithium lima, Turritella imbrica- 
taria, Trochus agglutinans, Tr. monilifer, Solarium pliea- 
tum, Voluta tostaria, Natica epiglottina, Fissurella neg- 
lecta, Calyptraea trochiformis, Bulla eylindrica, welche alle 
auch zu Grignon vorkommen. Die Formation des Calcaire grossier 
stand so isolirt, dass diese Entdeckung sehr wichtig zu seyn scheint, 
um seine grössere Verbreitung glaublich zu machen. Ja, noch mehr! 
Selbst zu Achalzike in Armenien hat Hr. Dwsoıs Petrefakte gesam» 
melt, welche auf Pariser Formation hindeuten : Turritella imbrica- 
taria, Rostellaria fissurella, Voluta harpula, Melania can- 

cellata und Cancellaria evulsa. 


“ L. von Bucn. 


Bayreuth, 1. März 1836. 


Von vielen Seiten aufgefordert, habe ich mich mit Hrn. ScHNEIDER 
von Hof zur Herausgabe einer G@aea Baruthiensis, nämlich der Ge- 
birgsarten des Obermain - Kreises mit ihren Versteinerun- 
gen verbunden. Die erste Lieferung, das Oolith - Gebirge in sich be- 
greifend, liegt zur Versendung fertig (23 Exemplare von Gebirgsarten 
mit 77 Arten Versteinerungen). Die zweite soll die Granite, Syenite, 
Gneisse, Glimmerschiefer, Eklogite und Gabbro’s, welche alle das 
Fichtelgebirge in den manchfaltigsten Abänderungen darbietet; — die 
dritte die Trias mit ihren Gruppen und mit den Ober - Fränkischen 
Seltenheiten aus den organischen Reichen, — die vierte endlich die 
noch übrigen Massen - Gesteine, das ältere Schicht - Gebirge vom Zech- 
steine an, so wie die jüngern und jüngsten Erzeugnisse darlegen “). 

Der Gaea Baruthiensis reihen sich unmittelbar meine Centurien 
seltener Petrefakten aus dem Obermain - Kreise an: Die erste 
erscheint im Herbste dieses Jahres: ich hoffe in derselben wirkliche Sel- 
tenheiten liefern zu können, wie z. B, aus dem Lias: Zähne und Wirbel 
von Ichthyosaurus und Mystriosaurus; vielleicht sogar Knochen 
und Zähne von Pterodactylus macronyx. 

Nach demjenigen, was ich diesen Sommer bei dem Losarbeiten 
eines Placodus - Unterkiefers aus dem Gesteine für die hiesige 
Kreis-Sammlung beobachtet habe, besitzt dieser Fisch Vorder- und Eck- 
Zähne, wie die angefügte Skizze zeigt; aller Wahrscheinlichkeit nach 


*) Das Format der Gebirgs-Arten ist 120‘, der Preis jeder Lieferung 25 Gulden. 


sind es diese Zähne, welche uns Acassız für Schlundzähne angab, was 
ich aber nie zugeben konnte: denn diese fehlen bestimmt den Placoi- 
den [?]; zu der beigefügten Zeichnung muss ich jedoch bemerken, dass 
an dem dargestellten Exemplare die Vorderzähne nur durch die vorhan- 
denen Alveolen angedeutet werden. 

Braun, Prof. 


Breslau, 18. März 1836. 
Mir ist es endlich geglückt, Blüthen aus der Braunkohle der Wet- 
terau zu erhalten, in denen ich noch Antheren mit wohlerhaltenen 
Pollenkörperchen entdeckte, Die nähere Beschreibung und Abbil- 
dung dieser merkwürdigen Pflanze der Vorwelt, die ich der Mittheilung 
des Hrn. Hofrath Kererstein verdanke, werden die nächsten Verhand- 
lungen der K.K. Brprod: Karolin. Akademie enthalten. 
F. R. GoEperr. 


Stockholm, 10. Mai 1836. 

Ich habe den Winter über an einer Lethaea Suecica, fast nach lem 
Plane einer Fauna oder Flora, gearbeitet, und bereits 28 Quart - Tafeln 
mit Versteinerungen durch unsern geschicktesten Lithographen im nitur- 
historischen Fache, Herrn WrıcHt, lithpgrophiren lassen. — Nırsson hat 
sein Werk über Kreide - Versteinerungen noch nicht fortgesetzt, und ich 
zweifle, dass er es $hun wird. Im Augenblicke will er eine Reise nach 
England machen. Ausserdem nimmt ihn sein Werk mit Abbildungen über 
die Schwedischen Wirbelthiere sehr in Anspruch; Frıes und Wrıcur be- 
schreiben und zeichnen eben unsere Fische, worüber ein Heft schon 
erschienen ist. 


W. Hisınser. 


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‘ 5 
 — 
_ 


Neueste Literatur. 


A. Bücher. 


1834, 


vr, Hısınser: Upplysningar rörande geognostika Kartan üfver med- 
lersta och södra delarne of Sverige. Stockholm, 56 pp. 8°. (Eine 
Erklärung zu der schon im vorigen Jahre erschienenen geognosti- 
schen Karte von Schweden.) 


1535. 


Cap. Boın: a description of the Azores or Western Islands from per- 
sonal observation, comprising remarks on their peculiarities ,„ topo- 
graphical, geological, statistical etc. London 373 pp., with 4 li- 
thogr. plates and 1 map. 

Durr£noy: Memoire sur les terrains tertiaires du bassin du midi de 
la France, Paris 8°. 

Guss. Gıurı: Progetio d’una carta geognostica ed orittognostica della 
Toscana per servire alla tecnologia 0 al modo di rendere utili # 
minerali del gran ducato alle arti ed alle manufacture. Siena in. 
4°, 24 pp. ed 1 carta. 

Hocarn : tableau mineralogique des roches des Vosges, 80 pp. 8°. Eyıi- 
nal (Extrait des Annales de la Societe d’Emulation des Vosges). 
Hvor: Coup d’oeil sur les mantagnes de la Siberie et sur V’origine et 
| ies progres de la richesse minerale dans. Ü’empire Russe, 60 pp. 
8°, Paris. i63 
De LapLace: exposition du systeme du monde, 6me edit. in 4°, avec 

yortrait, Paris [15 Fr.]. 

Linporzy and Hutton:: the fossil Flora of Great Britain, 1835, Ol ıtober: 
Thuites expansus, Sphaenropteris arguta; Peco pteris 
dentata; Tympanophora simplex; Lonchopteris. Man- 
telli; Zamia pectinata; Bechera grandis; Zamin taxina; 
Sphaenopteris cysteoides; Taeniopteris vittala (v.S. 63). 


| — 363 — 

CARMELO FEARAVIENA: Materiali per la cumpilazione della orittognossa 
Etnea. 66 pp. 4°. Catanea [?aus den Akten der Soc. Givenia]. 

Morın : Memoires sur les encombremens des ports de mer. 40 pp. 8°. 

a St. Brieux. 

Murrineer Hıscıns: the Earth, its physical Condition and most re- 
marquables Phenomena. London 8° [9 sh. 6 d.). | 

R. I. Murcurson: Geology of the Counties of Salop, Hereford, Radnor, 
Montgomery, Brecknock, Caermarthen, Munmouth, Worcester and 
Gloucester , with large geological maps, numerous coloured sec- 
tions, and many Plates of unpublished Organie Remains. London. 

v’Omarıus D’Harnoy: elemens de gevlogie, ou secunde partie des Ele- 
mens d’histoire ndturelle inorganique, 2me edit., 742 pp. 8°, avec 
I pl. et 1 carte. | 

J. Pnuruips: & guide to Gevlogy, the 2° edition, London 12°, with pla- 
tes [5 shil.]. 

ResouL: Essai de geologie descripiive et historique — Prolegomenes et 
periode primaire, 276 pp. in 8°. Paris. | 

Riviere: Carte yeognostique du departement de la Vendee; trois feuil. . 
les : les Saubles, Saint-Michel, Maillesais. 

A. SALACROUX: nuuveaun elemens d’histoire naturelle, continant la z00- 
logie, la butunique, la mineralogie et la geologie, avec 32 pil., 
12°. Paris [7 Fr.]. 

P. Savı: studii geologiei sulla Toscana e alterazioni Plutoniane sofferte 
dalla calce carbonata cumpatla cioe alberese, sua Cunversione in 
calcare salino ed in dolomite, con 2 carte cul. 8° Pisa (2! lire). 

-C. U, Sueparn: Treatise on mineralogy , consisting of descriptiuns of 
the species, wilh five hundred woodcuts. II. voll. 675 pp. 12°. 
New Haven (hiemit vollendet). 

T. Tuomson: Outlines of Mineralogy, Geology and Mineral Analysis. 
London, II, 8° [1 Pf. 12 sk. — als dritter Theil von dessen General 
System of Chemistry]. 


1856. 


H. T. ve 14 Becue : Anleitung zum naturwissenschaftlichen Beobachten. 
I. Geologie, mit 138 Holzschnitten, aus dem Englischen von Ren- 
BOCK, mit einer Vorrede von H. v. Decuen. Berlin 8°. — er- 
scheint heftweise. j 

H. T. ve za Becue: Untersuchungen über theoretische Geologie, a. d. 
Englischen von C. Hartmann, mit 8 lithogr. Tafeln (VII u. 252 S.) 
gr. 8°. Quedlinburg. 

A. Bous: Euide du geologue volageur, sur le modele de l’Agenda 
geugnostica de Mr. LEONHARD, Paris, II, 593 et 594 pp. 4°, avec 
1 tabl. in fol. et 4 pl. 

Geognostisches Bild des Harzes, nach Fr. Horrmann’s Beobachtungen, 
eine Karte von Juzıus und BergEaus, herausgegeben von Bross. 
Braunschweig in Fol. (1 fl. 30 kr.) 


— 364 — 


3. Burkart: Aufenthalt und Reisen in Mexiko in den Jahren 1825 bis 
1834, Bemerkungen über Land, Produkte, Leben und Sitten der 
Einwohner und Beobachtungen aus dem Gebiete der Mineralogie, 
Geognosie, Bergbaukunde, Meteorologie, Geographie etc. 1I. Bände, 
286 und 392 SS. mit XI Kupfertafeln, Stuttgart, 8°. 

pE ByLanpr-PaLstercamp: theorie des Volcans, III, 8° (89 Bogen und 
ı Tabelle), mit Atlas in fol. mit 17 Kupf., Paris. 

B. Cortra: geognostische Wanderungen. — I. Geognostische Beschrei- 
bung der Gegend von Tharand, mit 1 geogn. Karte in Fol., und 3 
lithogr. Tafeln in 4°; — VIII und 176 SS. 8°. Dresd. u. Leipz. 
[2 Rthlr.]. ) 

C. Hartmann: Lehrbuch der Mineralogie und Geologie zum Gebrauche 
für höhere Lehranstalten und zum Selbstunterricht für jeden Ge- 
bildeten, mit 2 Kupfern. Fol. Nürnberg, VI und 268 SS. 8° 
[4 Thlr. 16 Gr.]. 

A. v. HumsoLvr , G. EHRENBERG und G,. Rose: Reise nach dem Ural, 
dem Kolywanischen Gebirge, zur Grenze der Chinesischen Songarei 
und zum Kaspischen Meere im Jahre 1829. — Mineralogischer 
und geognostischer Theil nebst Reisebericht, mit Karten, Kupfern 
und Holzschnitten. II Bände, Berlin. 8°. 

J. Fr. Krüscer : Handbuch der Naturgeschichte. Dritter und letzter 
Band: Naturgeschichte des Erd-Körpers es Quedlinburg 
und Leipzig, 301 SS. 8°. 

Ca. Lysın: Elements of Geology , intended for the use of Students 
and yvung Persons; with numerous ülustrations of fossil remains, 
London 12°. 

Far. Mous: leichtfassliche Anfangsgründe der Naturgeschichte des Mine- 
ralreichs ; zum Gebrauch bei seiuen Vorlesungen, I. Theil, Termi- 
nologie, Systematik, Nomenklatur, Charakteristik. 2te Aufl. XXX 
und 524 SS. mit 31 Kupfertafeln, Wien [6 fl.]. 

C. F. Naumann: Erläuterungen zur geognöstischen Karte des’ König- 
reichs Sachsen und der angrenzenden Länder- Abtheilungen. 1. Heft, 
zur Sektion XIV der Charte: geognostische Skizze der Gegend 
zwischen Taucha, Strehla, Bräunsdorf und Altenburg, XXVI und 
168 SS. Dresd. und Leipz. [1 Rthlr.] 

Nırsson: Icones petrifactorum Sueciae, Fasc. I, Tab. I1—x: Animalia 
articulata et Mollusca Cephalopoda, Holm. (4 Rdr., 16 sk.). 

G. G. Puscn: geognostische Beschreibung von Polen, so wie der übri- 
gen Nord-Karpathen-Länder. Stuttgart 8°, I, 1833, II mit Karte 
(vgl. Jahrb. 1834, 6414). 

Sıvın (W. D.): an Essay on the Coincidence of Astronomical and Geo- 
loyical Phenomena, addressed to the Geologieal Society of France, 
30 pp. 8°. London. 

(Nimmt R. Pmucrie’s Ansicht auf, dass mit dem Vorrücken 
. der Äquinoktien die Wasser- Masse auf beiden Hemisphären alle 
25,800 Jahre einmal zu- und ab-nehme und sieht die Korallen- 


Ga ER. sec 


reichen nordischen Erdschichten als Erzeugnisse wiederkehrender 
wärmerer Meere an). 

C. G. A. v. Weıssensacn: Abbildungen merkwürdiger Gang - Verhält- 
nisse aus dem Sächsischen Erzgebirge, XII und 63 SS. und XIX 
lith. Taf. in gr. 8°. Leipzig [4 fl. 48 kr.]. 

H. J. van ver Wreok: Übersicht der Rheinischen und Eifeler ur 
neu Vulkane und der Erhebungsgebilde, welche damit in geognosti- 
scher Verbindung stehen, nebst Bemerkungen über den technischen 
Gebrauch ihrer Produkte, Il. Auszg. Mannheim, 174 SS. 8°, 

The History and Description of fossil Fuel, the Collieries and Coal 
Trade of Great Britain, London, 8°, with numerous wood engra- 
vings [12 sh.). | 

H. G. Bronn: Lethaea geognostica oder Abbildung und Be- 
scehreibung der für die Gebirgs-Formationen bezeichnendsten Verstei- 
nerungen, II — v. Lief., mit xvıır lithogr. Tafeln 4° und 18 Bogen 
Text, 8%. Stuttgart (vgl. Jahrb.. 1835, S. 238 und 459). 

F. A. Römer: die Versteinerungen des Norddeutschen Oolithen-Gebirges, 
II. Lieferung , Tafeln xın —xıv und Text pg. 75—134. Hannover, 
gr. 4° (vgl. Jahrb. 1835, S. 730, und 1836, S. 63). e 


B. Zeitschriften. 


1. Bulletin de la Societe geologique de France (Paris 8°). 
Vol. VII, 1—112 (vgl. S. 207). 


E. Rosert: Notiz über seine Reise in Island, S. 5—12. 

Rıeen: Notiz über die geognostischen Beziehungen und die Gruben des 
Rathhausberges zu Gastein in Salzburg, Tf. I, S. 13—18. 

Keishau: Notiz über die Erdbeben in Norwegen, S. 18—21. 
_ Einige Thatsachen über die neuere Emporhebung Skandina- 
viens, S. 21—25. 

GrLocKker: geognostische Bemerkungen in Oberschlesien, insbesondre 
über Diorit und Amphibolith, S. 26—27. 

Jackson: über Trapp-Dykes in Konglomeraten bei Boston, s. 27. 

Larpy: Note über den Einsturz eines Theiles des Dent du midi, S. 
27 — 30. 

D’Arcnıac: über die Lagerung des Kalkes von Chhätau-Landan (vgl. VI, 
92), S. 30—35. 

Rıvızze: Grundzüge der Geologie der Vendee, S. 35—38 (V’Instit. 1836, 
IV, 209— 210). 

Bucktann: ‚über die Auftreibung der Porphyre von G@embloux und Ca- 
radoc, S. 39—40. 

Asıcn: Beobachtungen über den Dibsie und den Ätna, S. 40—48. 

Nopor: über die Lagerung des Bleiglanzes von Courcelles - Fremoy, 
S. 49—50. 


Jahrgang 1836. | 24 


— 366 — 


SCHMERLING: Beschreibung fossiler Knochen in pathologischem Zustande 
aus den Lütticher Höhlen, S. 51—61. 

Desnavss : Beobachtungen über Belemniten, S. 61-62. 

Provana DE CoLLEGNO: über Oysans, S. 63—64. 

Corvier und Rıvızre darüber, S. 64—67. 

Coquann : über die Gebirgs - Bildungen zwischen Zes Sables - O’Olonnes 
und la Gachere, insbesondere der Amphibelit von la Bauduere und 
den Meeres-Torf der Cöte-des-Granges im Vendee, S. 74—83 (UInstit. 
1836, IV, 210—211). 

Mic#erin: über das Diluvial-Gebilde auf den Höhen um Sainte - Mene- 
huuld im Marne-Dept., S. 83. 

Levmeriıe : über die geclogische Lage Lyons, die Haupt - Kalkformation 
des Rhone-Depts., über ihre Emporhebung und die des Ur-Gebirges 
zwischen Lyon und Maäcon, Zusätze von RozEt, S. 84—90. 

Erız px Beaumont: Murc#ison’s und Sepswick’s Eintheilung des Wa- 
les’schen Übergangs-Gebirges , S. 90—91. 

Pınsen: über die allmäbliche Senkung der Westküste Grönlands , S. 
96 — 97. 

Rıvızee: über Hebungen an der West- und Nord - Küste Frankreichs, 
S. 97—98. | 

Asıcn: über Hydrochlor- Ammoniak -Bildung nach vulkanischen Eruptio- 
nen, insbesondere am Wesuv den 26. August 1834, S. 98—102. 

Croizer : über die fossilen Reste am G@ergovia-Berge, S. 104—106. 

Coquvanp: mineralogische Notiz über !’Esterel und im Allgemeinen über 
das Var-Dept., S. 107—112. 

2. Transactions of the geological Society of London, Lon- 
don, 4°, IV, ı, 18535, with 14 colour. maps and sections. 


Buckzann and DE La BecHe: über die Umgegend von Weymouth. 
Sepcwick: über die Cumbrian Mountains. 
— über die Kohlen-führende Kette von Penigent bis Kirkby 


Stephen. | 
3. J. C. FreiesLegen: Magazin für die Oryctographie von Sachsen, 
VII. Heft, Freiberg, 313 SS. 8° [3 fl. 18 kr.] — vgl. S. 205. 


4. Jahrbuch für den Berg- und Hütten-Mann auf das Jahr 1836, Iıge. 
von der königl. Berg-Akademie in Freiberg, 176 SS. 8°, Freiberg. 


nennen: + 


Auszüge, 


—- 


I. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


v. Koseın: über Epidot-Gabbro (ERDMANN und SchwEisGEr- 
Seien ‚Journ. f. Chem. V, 212). In der Nähe von Grossarl im Salz- 
burgischen findet sich ein Gabbro-artiges Gestein, bestehend aus grauem 
Diallagon und einem dichten Mineral, welches weder Labrador noch Albit 
ist, sondern mit Epidot übereinkommt. Es zeigt keine Spur von Spalt- 
barkeit; ist im Bruche splittrig und uneben; von Farbe graulichgrün; 
an den Kanten schwach durchscheinend; matt oder wenig fettartig 
schimmernd. Härte zwischen Orthoklas und Quarz. Spezifisches Ge- 
wicht — 3,2. Vor dem Löthrokre anschwellend und mit geringem 
Schäumen zu einem weisslichen Glase schmelzend. Durch Salzsäure 
nur unvollkommen zersetzbar; nach dem Schmelzen vollkommene Gall- 
erte bildend. Chemischer Gehalt nach Besnarp: 

Kieselerde . . . 2... 40,00 

TEDBBTGBNUS HS urn. 120,80 

Kisenoxydn u...» is 7.2 

Balkerde 2% >... 7.1.0, 120,86 

Talkerde N u ssmniie | 83600 

a ie 5 

98,55 

Diese Mischung stimmt mit der Formel überein : 


C al 
Mg} Si+ 2 Si 

K ger 
Es ist möglich, dass die Talkerde von eingemengtem Diallagon ler- 
rührt; jedoch wurden zur Analyse nur solche Stücke ausgewählt, welche 
keinen Diallagon zu enthalten schienen. Das Mineral ist also dichter Kalk- 
Epidot, und man könnte den Gabbro, welchen es mit Diallagon zusammen- 
setzt, zum Unterschied von Labrador-Gabbro, Epidot-Gabbro nennen. 


De 
A. Laurent: Analyse des Spodumens aus dem Flussbette 
der Arriege (Ann. de Chim. 1835, LIX, 107 etc). Vorkommen in 
Schrift-Granit. Eigenschwere — 2,638. Gehalt: 
Kieselerde %- . . . weiss 
Thouerde, 0... .< in. a Su 
Eisenouyd!:. .... 2: 
Natron 
Kalkaude ...... mE 


Talkender - . .. SARuRtEr 0 
Verkugbi: 2: .: wa Ks 
| 100,0 


Derselbe: Zerlegung eines neuen Minerals, Wichtyn 
genannt (Ibid. p. 109). Fundort Wichty in Finland. Schwarz. Bruch 
muschelig. Zwei deutliche, aber schwierig zu entblössende Durch- 
gänge, die auf ein rhombisches Prisma hinweisen. 'Ritzt Glas. Vor 
dem Löthrohre schmelzbar zu schwarzem Email; mit Borax zur grünen 
Perle. Folgt dem Magnet. Eigenschwere — 3,03. Gibt bei der Kal- 
zination kein Wasser; Säuren wirken nicht darauf. Die Analyse ergab: 

Kıieselerde. .. ‚Ast... uei6,3 
TROBETÜE N nr Se 
Eisen-Peroxyd . ». . 2. 4,0 
Eisen- Protoxyd . . . .„ 13,0 
Kalkerde . . 2. ...2.60 
Tullrrde ir m 02 Be 
DL a ee a 
Marius; 0 2,7». a 


100,0 
Die Formel wäre: 


Si* Rr oder Si? (Al, Fe) + Si? (Na, Ca, Mg, fe F). 


Graf TroLLe WAcHTMmEISTER: blaues arseniksaures Kupfer- 
oxyd aus Cornwall (Berzeuıus, Jahresber. 1834, S. 177). Gehalt: 


Arseniksäure . ö : A . . r - 20,79 
Phosphorsäure . . : - . : . . 3,61 
Kupferoxyd . - s i a : air 35,19 
Thonerde R $ . on - i h . . 8,03 
Eisenoxyd . . . ih, 3,41 
Kieselerde Bl von a. a . k 4,04 


Gangart (von der Analyse nicht abscheidbar) . s 2,95 


Me 


Mirsc#herLich untersuchte die verschiedensten Thbonarten, von 
Porzellantbon bis zu dem in jüngeren Formationen vorkommenden Thon, 
und fand in allen gegen 4 Procent Kali, nebst etwas Natron 
(A. a. O., S. 166). 


Graf TroLLE - WACHTMEISTER : Analyse eines weissen Gra- 
nats (A. a. O., S. 171). Vorkommen zu Tellemarken in Norwegen, 
begleitet von Thulit und blauen Idokras. Gehalt: 


Kieselerde . . . . » . 39,60 
Thonerde" „Hohe, '. 21.20 
Aulkerdb.. 2. 0 Ber IR 
Mangan-Oxydul . . . . 3,15 
Eisen-Oxydul . . . . . 3,00 
DUEmBE:2. 6 220.200 SSH 


100,00 


Formel: 


art 
ES .E>AS. i 
mn\ 


P2 


H.Frıck: über die chemische Zusammensetzung des Thon- 
schiefers (Posccenn. Ann. d. Ph. 1835, B. XXXV, S. 188 ff). Die 
bis jetzt bekannt gewordenen Analysen haben sehr verschiedene Re- 
sultate gegeben und sind, wie es scheint, mit solchen Abänderungen 
des Gesteins angestellt worden, welche im Übergangs-Gebirge vorkom- 
men ; aber die geringe Übereinstimmung, die sie dessen ungeachtet zei- 
gen, macht es wahrscheinlich, dass der Thonschiefer kein einfaches Mi- 
neral, wie Glimmer, sey, sondern eine sehr fein gemengte, nur schein- 
bar gleichartige Gebirgsart. Der Verf. versuchte, ob sich der Thon- 
schiefer, wie C. Gmerin vom Phonolith und Basalt, und BerzerLıus von 
den Meteorsteinen gezeigt, durch Behandlung mit Säuren in einen darin 
zerlegbaren und in einen unzerlegbaren Bestandtheil trennen lasse. 
Zur Analyse des Thonschiefers durch Trennung in seine Gemengtheile 
dienten verschiedene Abänderungen von Goslar am Harze, von Ben- 
dorf bei Koblenz und von Lehsten in Thüringen. Berechnet man nach 
den Resultaten der Analysen der Gemengtheile die Zusammensetzung 
des Ganzen, so stellt sich das Verhältniss der Bestandtheile folgen- 
dermaasen : 


— 310 — 


Von Goslar, von Bendorf, von Lehsten. 

Mieselsäure ..u% Io yoiienie DBDDRL., -, nA ni. = 
Ahanerde .; 0.5 yascıch nid BD le u 2... , DE 
ERSChoxyil » .,...,cmlsm SER u DS | + Alien... 
5 Magnesia 2,0 aublsm. arte: BAR,» Here. ©, 
Kalkerde nn BEE Vin 1 oh 
Kali 5 reich. Te ee nu 
Was nme ie AD een ee eo 
Kunpferosyd un las: ee Ui erneaen DEE ra 
Koblensauzer, Kalk „un... Bid... mie rue E 
Koble und Verlust . ‚une, ... L3ß3:, net Ei u „TE ginn 
100,00 100,00 100,00 


Aus dieser Analyse ergibt sich, dass der Übergangs - Thonschiefer 
von der grossen Gebirgs- Formation, welche das Rheinische Schiefer- 
Gebirge und das Übergangs-Gebirge in Harz und im Thüringer Walde 
ausmacht, so wie wahrscheinlich sämmtlicher Übergangs - Thonschiefer 
sich durch Behandlung mit Säuren in zwei, und, wenn man die kleine 
Menge des eingemengten kohlensauren Kalkes dazu rechnet, in drei 
Gemengtheile zerlegen 'lässt. Die Zusammensetzung der ersten zwei 
Gemengtheile ist sich nicht gleich, aber die Bestandtheile sind diesel- 
ben, und die relative Menge derselben nicht bedeutend verschieden. 
Eben so ist das Verhältniss des in Säuren auflöslichen Gemengtheils zu 
denı in Säuren unauflöslichen bei den drei untersuchten Thonschiefer- 
Abänderungen nicht gleich, selbst nicht einmal bei verschiedenen Stücken 
eines und desselben Thonschiefers; aber auch hier sind die Verschieden- 
heiten nicht sehr bedeutend. Dennoch sind diese Unterschiede zu 
gross, als dass man es wahrscheinlich finden könnte, dass die Sauer- 
stoffmengen der einzelnen Bestandtheile des Thonschiefers in einem ein- 
fachen Verhältnisse ständen. In der That findet man diess auch nicht, 
wenn man die Zahlen, die den Resultaten der Analysen beigesetzt sind 
und den Sauerstoffgehalt der gefundenen Bestandtheile angeben, ver- 
gleicht. Am meisten scheint noch ein solches einfaches Verhältniss 
Statt zu finden, wenn man die Zusammensetzung des ganzen Thon- 
schiefers betrachtet; hier hat es fast den Anschein, als wäre der Sauer- 
stoff der Kieselsäure dreimal so gross als der der Basen, und als ent- 
hielte der Thonschiefer neutrale kieselsaure Verbindungen ; indessen ist das 
Verhältniss der Kieselsäure durchgehends zu gross, und die Abweichun- 
gen sind zu bedeutend , um sie nur Fehlern der Analyse zuzuschreiben. 
Aus diesem Umstande würde sich allein schon ergeben , dass der Thon- 
schiefer der Übergangs-Formation kein einfaches Mineral sey, was noch 
unzweideutiger aus seinem Verhalten gegen Säuren hervorgeht; dass 
aber die Zusammensetzung der Gemengtheile, in welche man.den Thon- 
schiefer durch Säuren zerlegen kann, nicht mit der Lehre der bestimm- 
ten Proportionen übereinstimmt, zeigt, dass.der Thonschiefer auch nicht 
als ein Gemenge von zwei einfachen Mineralien, sondern als ein Produkt 
der Zersetzung von andern Gebirgsarten zu betrachten sey; aber die 


” 


nahe Übereinstimmung in der Zusammiensetzung der Thonschiefer - Ab- 
änderungen, die wie die analysirten zu einer und derselben Formation 
gehören, zeigt auch, dass bei der Bildung dieser Thonschiefer - Abän- 
derungen sehr nahe stehende Umstände Statt, gefunden haben. Hier- 
aus folgt indessen nicht, dass man dieselben Schlüsse auch auf den so- 
genannten Urthonschiefer auszudehnen habe. Derselbe schliesst sich zu 
nahe an den Glimmerschiefer an, um nieht anzunehmen, dass er, wie 
dieser, reine Glimmermasse, oder ein Gewenge von Glimmer und Quarz 
sey. Dieses auszumachen, erforderte aber eine besondere Untersuchung, 
die wiederum obne eine vollständige Analyse‘ des Glimmerschiefers 
selbst nicht zu bewerkstelligen ist. 


A. Laurent und Cn. Horms: Labrador - Feldspath in Laven 
des Vesu» (Ann. de Chim. et de Phys. Novbr, 1835, p. 332). Ge- 
wisse vesuvische Laven enthalten sehr gewöhnlich weisse, glasige Kry- 
stalle, die bis jetzt für gewöhnlichen Feldspath angesehen wurden. Erız 
pe BEAumonT vermuthete, dass solche dem Labrador angehören dürften, 
und die approximative Analyse bestätigte diese Ansicht vollkommen. 

de 2 er NE 


RR Ri 
Eisen-Beroxyd.. .„,. : .2..,24 
ee Be A RR 


RE A A 
ENTER 
TEN re ee 


J. Gesuarp: mineralogische und geologische Bemerkun- 
gen über Schoharie (Sıruıman Americ, Journ. ; XXVIII, 172 etc.). 
Schwefelsaurer Strontian, von Barytspath und Kalkspatlı begleitet, 
kommt in einem, auf Grauwacke gelagerten Kalk vor; Kalk, welcher 
unter der Grauwarcke erscheint, enthält Favositen. In losen Blöcken 
von Granit, Gneiss und Hornblende - Gestein finden sich Granat, Augit, 
Skapolith und Epidot. Sumpferz ist sehr häufig, dessgleichen Kalktufl. 
Verkieste Enkriniten und Orthoceratiten trifft man im Schiefer - Gestein. 
Unfern der Stadt Sharon, nahe bei Schwefel - Quellen, kommt Auhy- 
drit vor. 


D. Dana: neues System krystallegraphischer Zeichen 
(Ibid. 250 efc.). Zu einem Auszuge nicht geeignet. 


—. I — 


Sımparp: Uranglimmer in Chesterfield (Ibid. 383). Wurde nexer- 
dings mit Turmalin verwachsen entdeckt, welcher von Albit beglei- 
tet wird. 


d 
P4 


A. Laurent und Can. Hoıms: künstliches Magneteisen 
(Ann. de Chim. et de Phys. Novbr. 1835, p. 330). Die Beschickung 
in dem Schmelzofen zu Chätillon. sur Seine ist ein Gemenge aus Eiser- 
Silikat, aus Eisen-Protoxyd und Eisen-Peroxyd. In den Drusenräumen 
der geschmölzenen Masse findet man sehr vollendete Krystalle, Formen, 
wie solche beim natürlichen Magneteisen gefunden werden: .regelmässi- 
ges Oktaeder , entkantetes Oktaeder, Rauten-Dodekaeder u. s. w. Auch 
Glanz, Härte und andere Merkmale stimmen genau mit denen jenes Mi- 
nerals überein. Resultat der Analyse: 

Eisen-Peroxyd . . ....58 


Eisen-Protoxyd . . . . . 35: 
a a Er 


ll. Geologie und Geognosie. 


Erıe pe Beaumönt: Thatsachen, die Geschichte der Berge 
in Oisans erläuternd (Ann. des Min. Ime serie. T. V, p. 3 etc.). 
Der Name Oisans dient im Besondern ‚zur Bezeichnung sämmtlicher 
Berg-Gehänge, deren Wasser oberhalb Vizille der Romanche zufliessen; 
eine geologische Arbeit muss sich indessen nothwendig ’auch auf die 
entgegenliegende Abhängen ausdehnen, und in solcher Hinsicht ge- 
braucht man den erwähnten Namen für mehrere durch Lage und mi- 
neralischen Bestand ziemlich ausgezeichnete Gebirgs - Ganze. Das 
erste derselben ist das südwestliche Ende der Reihe primitiver Gipfel, 
welcher von der Ornex-Spitze und von Mont-Blanc bis zum Taillefer- 
Berge im W. des Fleckens Oisans und selbst bis zu den mehr niederen 
Gipfela sich ausdehnt, die WVallonnais und Entraigues beherrschen. 
Eine zweite Masse, der ersten, wie es das Ansehen hat, unterirdisch 
verbunden, zieht vom Col de Glandon nach den hohen Gipfeln der Mon- 
tagnes des Grandes Rousses, ostwärts von den Flecken ®isans und 
Huez und endigt, steil ‘abfallend, an den Romanche - Ufern unterhalb 
Mont-de-Lans. Die dritte Gruppe, Gegenstand dieser Abhandlung, liegt 
vereinzelt vor beiden und scheidet das Becken der Romanche von dem 
der Durance und von den Quellen des Drac. Der erhabenste Gipfel, 
la pointe des Arfines oder des Ecrins, den Kulminations - Punkt des 


— STE 


Pelvoux - Berges bildend, zwischen Val- Louise und Saint - Christophe, 
hat nach Duranp und Leerere eine Meereshöhe von 4105W. Es ist 
diess der erhabenstr Punkt in’ Frankreich. — Beschreibung der 
Felsarten. Der Granit, die Central-Masse der Berge ausmachend, 
von denen E. oz B. zunächst redet, führt Talk, es ist sogenannter Pro- 
togyn. Stets nimmt man darin zwei Feldspathe wahr: einen grünlich- 
weissen, zum Grünen sich neigenden, fast dichten, und einen weiss, 
_ roth oder röthlichblau gefärbten ; der letztere zeigt sich immer ziemlich 
regelrecht ausgebildet, und seine mehr und minder grossen , häufig iso- 
lirten Krystalle verleihen der Gestein - Masse ein Porphyr - artiges Aus- 
sehen. Kleinkörnige Granite, auch Eisenkies - haltiger Feldstein setzen 
als Gänge im Granite auf. Der Granit zeigt keine Schichtung , wohl 
aber Abtheilungen in Lagen, welche der gebogenen äussern Oberfläche 
der Massen parallel laufen; ausserdem finden sich prismatische Abson- 


derungen durch fast senkrechte Spalten hervorgerufen. — Im Vergleich 


zum Granit ist der Gneiss weit minder häufig im Innern der Gebirgs- 
Gruppe. Hin und wieder ‘(Dorf St. Christophe) geht der Granit in 
Gneiss über, der oft Talk enthält. Bei dem genannten Dorfe weichen 
die Gneiss - Lagen wenig vom Senkrechten ab und streichen gegen N. 
Im untern Theil des Mouvane - Thales herrscht Gneiss, dessen Lxvgen 
‘ überall an granitische Massen gelehnt scheinen. Bei Chaufrant geht 
der Gneiss in eine Art grünen Thonschiefers über. Am ganzen äus- 
seren Umfange der Berg - Gruppe herrscht der Gneiss. Mitunter eignet 
sich derselbe ein granitisches Gefüge au. Nicht selten durchsetzen ihn 
kleine, scharf begrenzte Protogyn-Gänge, welche eckige Gneiss - Bruch- 
stücke umihüllen. Diese kleinen Gänge verfliessen mitunter in einander, 
und verwerfen sich. Der Gneiss enthält oft Lagen von Hornblende- 
Schiefer, welche von zahllosen kleinen Feldspath - Gängen durchzogen 
werden, — Die Gueiss - Berge von Oisens, fast immer kahl und von 
schwärzlicher Farbe, sind auf eigenthümliche Weise zerschnitten und 
ausgezackt; sie stellen sich oft als Pyramiden dar, welche nur mit ihren 
Füssen verbunden sind, und solche Gruppen erheben sich auf den Seiten 
einer Haupt-Pyramide. — — Eigentlicher Talkschiefer scheint in der 
Gebirgs-Gruppe selbst nicht vorzukommen ; allein es tritt derselbe auf, 
so wie man sich davon entfernt, beim Absteigen ins Joufrey-Thal, dessen 
beiden Gehänge fast ganz aus jenem Gesteine bestehen. — — In den 
aschfahigeii Arten von Protogyn und von Gneiss kommen ungemein 
' häufig kleine Epidot - Gänge vor, welche zugleich sehr häufig Quarz, 
Albit und Chlorit führen. — Oberhalb lu Grave, am Eingange der 
 Combe de Malval ‘wird ein Bleiglanz - haltiger Quarzgang am rechten 
_ Ufer der Romanche abgebaut; er streicht aus N. 40 W. und neigt 
sich etwas nach S,W., und schneidet die Blätter - Lagen des Gneisses 
sehr bestimmt; indessen nehmer diese in der Nähe des Ganges ein ge- 
ringeres Fallen au. — Allgemeine Struktur der Berg- Gruppe, 
von welcher der Weiler la Berarde kreisförmig umgeben ist. 

Mit Ausnahme der Öffnung, durch welche der Weneon abfliesst, lässt 


“= 


jener Circus nur äusserst wenige und meist sehr hohe Ausschnitte walhr- 
nehmen (Cols de ta Pisse, de la Muande, de Sais u. e. a.). Geht man 
vom äusseren Fusse der kreisförmigen Primitiv- Masse aus durch das 
Romunche - oder Guisane-Thal und sieigt am Gehänge kinan und bis 
zu den Gipfeln, in welchem dasseibe endigt, so sieht man, dass, wäh- 
rend nach Aussen eine mehr oder weniger regelmässige Neigung Statt 
hat, der Abfall gegen das Innere schr steil ist. Vom Col des Berches 
aus lassen sich die gewaltigen Schneefelder übersehen, welche das 
Nord- Gehänge des Circus bedecken, von der hohen Spitze des grosseu 
Gletsebers an bis zur Aiguille da midi de la Grave, deren Enden 
als Gletscher in die Combe de Maluval hinahreichen. Wenige fast 
schwarze Feisen - Spitzen unterbrechen das Einförmige der ziemlich 
gleichförmig gegen N. geneigten Oberfläche. Noch besser lässt sich 
das Verhalten des Süd - Gehänges der Berge genannt les grandes 
Rousses, im W. des Col des Berches, zwischen Zs Maurienne und dem 
Dauphine auffassen. — Lagerungs-Beziehungen der sogenann- 
ten Urgesteine und der Flötz-Gebirgsartem. Das Thal von 
Beauvoisin zieht auf dem grössten Theil seiner Längen-Erstreckung an der 
Grenze beider Feisinassen hin. Die Tiefe des Thales besteht aus Gueiss, 
der sich an der N.W.- Seite bis zu grosser Höhe erhebt und, obne von 
andern Gebilden überdeckt zu werden, zerrissene Gipfel zusammensetzt; 
nach S.O. aber steigt der Gneiss nur einige hundert Meter über das 
Niveau des Giesbaches und wird sodann durch ein sehr mächtiges Sy- 
stem von Fiötzgesteinen überlagert, weiche durch die geringe Stärke 
ihrer Schichten, durch ihr Regelvolles und durch die gieichmässige Art, 
wie sie an Abhängen sich darstellen, denjenigen durchaus äbnlich getroffen 
werden, welche Barcelonette und Embrun beherrschen, die man auf den 
Diablerets und am Pilatus findet. Jenes mächtige Schichten-System bil- 
det hier die Spitzen der Aigliere und des Clouzis, welche auf ihrem nordwesi- 
lichen Gehänge Gletscher tragen, die sich ins Beauwoisin-Thal hieunter- 
ziehen. letscher, Lavinen und Giessbäche führen Bruchstücke der er- 
wähnten Flötz - Gebirgsarten in Menge in die Thaltiefe. Man bemerkt 
darunter zumal einen grünlichen quarzigen Sandstein , der sehr viele 
weisse Feldspath - Theilchen enthält; ferner Fragmente von schwarzem 
thonig-kalkigem Schiefer und von diebtem schwärzlichem Kalkstein, der 
bin und wieder späthige Punkte zeigt, auch von kleinen Kalkspatlı- 
Schnüren durchzogen ist. Die Sandstein-Trümmer herrschen vor, sowohl 
was ihre Zahl, als was die Grösse betrifft: letzteres ist eine Folge der 
Festigkeit des Gesteins. Augenfällig nimmt unter den erwähnten Schich- 
ten der Kalk den geringsten Raunı ein, Sandstein und schieferiger Thon. 
herrschen vor. In den Schichten der unmitielbaren Umgebung von FVal- 
Louise kommen Nummuliten in grösster Menge vor, und so lassen sich 
diese Lagen als identisch mit denen des Dept. der Basses - Alpes be- 
trachten, weiche von den nämlichen fossilen Körpern ganz erfüllt sind 
und den Kreide-Bänken am Manche - Ufer gleichzeitig erscheinen. Un- 
zweifelhaft ist, dass die Braunkohlen von Ruquevaire und von Gardanne 


— 375 — 


darüber ihre Stelle einnehmen. Die Schichten dieses Numniuliten - füh- 
renden Gebildes, welche das S.O -Gehänge der Beauvoisin-Schlucht zu- 
sammensetzen, obwohl im Ganzen sehr regelrecht, zeigen dennoch stellen- 
weise Biegungen und Störungen, welehe durch die ihnen zur Unterlage 
dienenden Primitiv-Gesteine erklärbar werden. In der befragten Schlucht, 
unterhalb der Spitze des Clouzis sieht man an einer Stelle , ‚wie soge- 
nannte Primitiv-Gesteine zwischen den, der Kreide gleichzeitigen Schich- 
ten eingedrungen sind, so dass diese theils über, theils unter jenen ihre 
Stelle einehmen. Beim Hinabsteigen von Entraigues nach dem Dorfe 
Ville-de- Val-Louise , ehe Villard erreicht wird, sieht. man das System 
von Sandstein, von schwarzen schiefrigem Thon und von diebtem 
schwärzlichgrauem Nummuliten - führenden Kalk sich gegen den Gneiss 
lehnen. Die Lagen der letzteren Felsart fallen unter 45 bis 50° gegen 
S.O.; wie es scheint, schneidet der Gneiss die Fortsetzung der Sand- 
und Kalk-Gebilde ab. In der Nähe von Zu Grave, so wie bei Champo- 
leon, an zwei sieben Stunden von einander entfernten Stellen, treffen 
die Primitiv- und Jurakalk-Gebilde unter sehr denkwürdigen Umständen 
zusammen.. Etwas nordwärts vom Weiler Freaux, eine halbe Stunde. 
gegen W. von Grave, auf einer das Romunche-Thal begrenzenden an- 
gebauten Höhe erheben sich steile Gehänge, deren untere Theile aus 
Gneiss, aus feinkörnigem Granit und aus einem grünlichen, etwas Horn- 
blende-führenden Gestein bestehen; die Lagen dieser Felsarten streichen 
N. 200 ©. und senken sich unter 700 gegen W.N.W. Auf ihrer Ober- 
fläche ruht unmittelbar ein sehr fester, weisslicher,, kaum Spuren vou 
Schichtung zeigender Sandstein, der aus Quarz - Körnern und einzelnen 
Barytspath-Krystallen besteht, welche ein lebhaft aufbrausendes Binde- 
mittel, zum Theil Kalkspath, verkittet. Unmittelbar darüber liegt ein 
grauer, fein und sehr geschlossen körniger Kalk, der mit dem Sandstein 
da, wo beide Felsarten einander begrenzen, zusammenfliesst. Der Kalk 
ist nicht sehr mächtig, und auf ihn folgt zuerst ein durch seine schwarze. 
Farbe ausgezeichneter körniger und sedann ein minder dunkel gefärbter 
Kalk. Darauf kommen, in aufsteigender Ordnung: dichter Kalk mit 
verschiedenen organischen Überresten; schwarzer Schiefer; dichter 
Kalk, grau, etwas schieferig, Belemniten und Enkriniten in grosser 
Menge enthaltend (es sind die nämlichen, welche am S.W,.-Fusse der 
Mont-Blanc-Gruppe, zu Petit-Cveur in Tarentaise, und in der Frey im 
Isere- Departement gefunden werden), auch nicht näher bestimmbare 
Bivalven sind darin vorhanden. Diesen Kalk rechnet der Verf.. zum 
Lias. Über dem Kalke erscheint eine ziemlich mächtige Bank eines 
sehr schieferigen Kalkes , den ein schwarzer Schiefer bedeckt , welcher 
frei von fossilen Resten und durchaus den Gesteinen ähnlich ist, von 
denen in dieser Gegend die Anthrazit-Lagerstätten gewöhnlich begleitet 
werden. Die letzteren Lagen bilden den Anfang ausserordentlich mächti- 

ger Folgen von schwarzem thonig-kalkigem Schiefer, von Kalk und von 

Sandstein, welche alle Berge im N. von la Grave, von Viliard-d’Areine 

und von Col de Lautaret zusammensetzt und durchaus der Jura-Formation 


. 

anzugehören scheint. Der untere Theil der Gehänge, welche das Ro- 
manche-Thal begrenzen, im S. von lu Grave und von Villard-@’Areine, 
bestelit aus Lagen des nämlichen Systems, die sich bis zum Fusse der 
steilen primitiven Berge erstrecken, weiche in die Region ewigen Schnees 
emporsteigend und mit Gletschern überdeckt die Vorsprünge der Masse 
der Aiguille dt midi dela Grave bilden, deren Höhe 3,986m beträgt. Diese 
Masse besteht zumal aus Gmeiss, der stellenweise in Granit übergeht. 
Der untere Theil der primitiven Gesteine, welche mit der Masse der 
Aiguille du midi de la Grave zusammenhängt, besteht aus Protogyn. 
Und diese Theile werden von den sekundären Lagen unteıteuft; man 
kann die Berührung mit dem Granit oder Protogyn in der Nähe be- 
trachten und auf weite Strecken verfolgen. Die Kontakt- Ebene, un: 
gefähr der Schichtung der sekundären Lagen parallel, senkt sich unter 
60 bis 700 in O.S.O. Die an den Granit unmittelbar anstossende Lage 
ist ein grauer körniger Kalk mit kleinen Spath- Gängen; je mehr man 
sich von der Grenze entfernt, um desto feiner wird das Korn des Kal- 
kes, und in einer Weite von ungefähr 2 Metern erscheint schon dichter 
- schwarzer Kalk mit Belemniten. — — Diese Beobachtungen hatte Erız 
ps Beaumont bereits im Jahre 1827 gemeinschaftlich mit FEn£on ge- 
macht. Im Jahre 1830 besuchte er, begleitet von BrocHAnt DE ViL- 
LIERS, Dursenoy und Cu. D’ÖRBIGNY, abermals das Romanche - Thal. 
Bei Untersuchung des granitischen Gehänges dem Yillard - d’Areine 
gegenüber fand man in der Nähe der Grenzlinie zwischen dem Granite 
und dem Kalk, auf welchem derselbe ruht, jenes Gestein verändert, 
das Korn mehr geschlossen , die einzelnen Gemengtheile nicht so deut- 
lich unterscheidbar , wie höher aufwärts. Stellenweise zeigt sich eine 
Breccie, aus eckigen oder wenig abgerundeten Granit - Bruchstücken be- 
stehend , deren sandartig erscheinendes Bindemittel nichts anderes seyn 
dürfte, als fein zeriiebener Granit. Wo das Trümmer - Gebilde den 
Kalk berührt, ist dasselbe zum Theil zersetzt. Die Auflagerungs-Fläche 
des Granits auf den Kalk ist sehr geneigt, nach dem Berg-Innern zu 
sich senkend. Beide Felsarten greifen manchfach ineinander eiu; man. 
kann sich Handstücke verschaffen, welche zur Hälfte aus Kalk, zur 
Hälfte’ aus Granit bestehen. An den Kontakt - Stellen wird der Kalk im 
Allgemeinen blaulichgrau, etwas durchscheinend , wenig krystallinisch, 
hart und zerklüftet gefunden ; er zeigt im Allgemeinen , dass er ähn- 
liche Änderungen erlitten, wie andere Kalksteine dieser Gegenden, 
welche von sogenannten Primitiv - Gesteinen durchbrocheu oder in ihren 
Lagerungs - Verhältnissen gestört worden. Erst 1 bis 2 Meter abwärts 
vom Granit erlangt der Kalk das ihm gewöhnliche Aussehen wieder; 
er erscheint sodann braunlichgrau, dicht, etwas mergelig, in Lagen von 
ungefähr 8 Zoll Mächtigkeit. Steigt man vom Granite an über den Kalk 
hinunter, so lässt sich die Folge der Lagen desselben beobachten. Naclı 
einigen Metern- wird der Kalk mergelig und geht selbst in schwarzen, 
wenig festen, schieferigen Mergel über; noch weiter abwärts erlangt 
der Kalk seine frühere Beschaffenbeit wieder: er ist weniger mergelig 


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und fester. In verschiedenen Höhen und bis. auf einige Meter vom 
Granit findet man ziemlich viele Belemniten und Ammoniten, die un- 
zweifelhaft zu jenen gehören, welche die Jura-Formation charakterisiren. 
Es ergibt sich sonach, dass der erwähnte Kalk denselben Gebilden ange- 
hört, welche die nac hbarlichen Berge zum Theil zusammensetzen, und 
die oberhalb Freaus über den primitiven Gesteinen gelagert sind. 
Auch bei Champoleon,, einem Dorfe im Departement der hohen Aa 
sieht man den Granit an einigen Stellen unter, an andern über den 
Systemen der Jura-Schichten. — Am Fusse des Berges, genannt le Puy- 
de-Pevrovis, zeigt sich ein Streifen schwarzen thonigen Kalkes, der ei- 
nige Lagen von Sandstein und von dichtem grauem Kalk enthält und 
ganz durchdrungen ist von regellosen Massen von Hornblende- oder 
Augit-Gesteinen, bekannt unter dem Namen Varivlite du Drac, welche 
jedoch hier nicht wie gewöhnlich von Gyps begleitet werden. Ge- 
wisse Kalksehichten enthalten Belemniten und Enkriniten in Menge, 
ferner Poiypiten, Bruchstücke von grossen Bivalven, von Ammoniten- und 
Echiniten - Stacheln , so dass jene Schichten augenfällig gleichfalls als 
zum Jura - Sysiem gehörend betrachtet werden müssen. Die Vario- 
lite führen mehrere Kupfererze. In einem Kaikblock sah BeAumonT 
einen kleinen Gang von Barytspath mit Bleiglanz und Blende. — Der 
ganze Strich sekundärer Formationen, auf welchen die Weiler von 
Chatelar, Gondeins, Fermonis und Peorois erbaut sind, hat grosse Stö- 
rungen erfahren. — Am steilem, Süd - Gehänge des Puy-de- Peorois, 
längs der Schlueht, welche sich vom Touron - Berge herabzieht, ist die 
Lagerung des Granits auf den sekundären Schichten ebenfalls deutlich 
wahrzunehmen. Er bedeckt hier einen schwarzen, zerreiblichen thonig- 
kalkigen Schiefer. Je weiter vom Schiefer ab, um desto mehr zeigt 
sich der Granit krystallinisch. Der Schiefer lässt keine Spur erlitiener 
Änderungen wahrnehmen. Seine Schichten neigen -sich gegen das Berg- 
Innere. Nach einer Seite zieht sich der Schiefer bis zum Weiler des 
„ Gondvins, wo derselbe auf dem an Fossilien reichen Kalkstein zu ruhen 
scheint, von welchem die Rede war; nach der anderu Seite erstreckt er 
sich ziemlich weit aufwärts in die Schlucht. — Oberhalb des Weilers 
des Fermonts in einer sehr steilen Schlucht, die im Granit des Puy- 
de-Peorois anfängt, und deren unterer Theil in dem Schiefer ausgehöhlt 
ist, sah der Verf. folgenden Durchschnitt aus der Tiefe nach oben: 
1) thonig-kalkiger Schiefer. 
2) Grauer dichter Kalk; eine Lage von einigen Dezimetern Mäch- 
tigkeit. 
3) Thonig-kalkiger Schiefer, sehr zerreiblich; Stärke —= 1 Meter. 
4) Grauer dichter Kalk mit vielen späthigen Punkten und kleinen 
Kalkspath-Gängen ; 1 bis 2 Meter mächtig. 
5) Ein Granit - artiges, wenig ausgezeichnetes Gestein, von nur 1 
bis 2 Dezimeter Stärke. 
6) Grauer körniger Kalk, viele Braunspath - Krystalle enthaltend ; 
Mächtigkeit — 2 bis 3 Dezimeter. 


_— 18 — 


'7) Thonig-kalkiges Gestein, ganz durchdrungen von Braunspath- 
Krystallen; 2 bis 3 Dezimeter stark. 


8) Grauer kleinkörniger Kalk mit Kalkspath- und Barytspath-Schnü- 
ren; einige Dezimeter mächtig. 

9) Schieferiger Sandstein mit kohligen Adern (veinules charbonnen- 
ses), von dem in dem Jura - System dieser Gegenden vorkommenden 
Sandstein nur dadurch verschieden, dass er etwas härter und mehr ei- 
senschüssig ist: enthält kleine Gänge von Barytspath uud von Dleiglanz; 


2 bis 3M. 


10) Dichter quarziger Sandstein mit Feldspath-Krystallen, fast ohne 
Schichtung; führt kleine Gärge und Nester von Barytspath und von 
Quarz; 2 M. 


11) Grobkörniger quarziger Sandstein, viele Feldspath-Krystalle ent- 
haltend, zumal in der Nähe des darüber gelagerten Granites. Hin und 
wieder umschliesst die Felsart kleine Bleiglanz-Nester. 


12) Granit, der bis auf 1 oder 2 Dezimeter Entfernung vom Sand- 
steine sich minder krystallinisch zeigt und häufige kleine Gänge und 
Nester von Barytspath und Bleiglanz aufzuweisen hat. Höher aufwärts 
wird das Gestein mehr und mehr krystallinisch. Aus Granit besteht 
die ganze obere Masse des Berges. 

Was besondere Beachtung verdient, ist der Umstand, dass da, wo 
Granit mit schwarzem Glimmer und rothem Feldspath , welcher die er- 
habensten Berge der Gegend um Champoleon zusammensetzt , mit se- 
kundärem Gestein, Kalk, Sandstein oder Variolit zusammentrifft, an der 
Grenze diese Felsarten sowohl als der Granit erzführend geworden 
sind, und Nester so wie kleine Gänge von Bleiglanz, Blende, Eisen- 
und Kupferkies, Barytspath und Braunspath umschliessen. Die sekun- 
dären Gesteine sind krystallinischer und fester in der Nähe der Kon- 
takt-Oberfläche ais ausserdem, während das Gegentheil hinsichtlich des 
Granites Statt hat. Und alle diese Erscheinungen lassen sich an meh- 
reren Orten und unter denselben Umständen beobachten, so dass die 
Gegenwart der metallischen Substanzen und des Barytspathes nieht als 
zufällig anzusehen, sondern für eine Folge des Beisamımenseyns der 
beiden Gesteine gelten» dürften. Die Überlagerung des Granites rührt 
keineswegs von äussern und bloss mechanischen Ursachen her, es ist 
nicht von einem Bergsturze oder von ähnlichen Ereignissen die Rede, 
sondern vom Wirken der Gewalten in den untern Tiefen, von Phänome- 
nen analog der ersten Ausfüllung metallischer Gänge. Die Art, wie 
der Barytspath und die metallischen Substanzen auftreten, machen es 
glaubhaft, dass dieselben zwischen dem Granit und den geschichteten 
Felsmassen eingedrungen siud und die Ablosungen beider gleichsam ha- 
ben verkitten helfen. Die Auflagerungs - Weise der Primitiv - Gesteine 
auf dem Jurakalk - Gebilde an den verschiedenen beobachteten Stellen 
und sämmtliche bei solchem Verhältniss wahrgenommene Erscheinungen, 
wie sie im Vorhergehenden geschildert worden, thun den Weichheits- 


Zustand, oder den Zustand unvollkommener Erkaltung dar, in welchem 
sich die ersteren befanden, als sie ihre Stellen einnahmen. 


* 


J. Nöseserarn: über das Vorkommen des Goldes in der 
Eder und in ihrer Umgegend (Karsrens Archiv für Min., Vll. B., 
S. 149 #.). Die Nachrichten über das Vorkommen des Goldes in dem 
erwähnten Flusse und in dem Gebirgs-Gebiete, welches demselben seine 
Wasser zusendet,, sind sehr alt. Der V£f. fügt der von W. L. v. Escn- 
WEGE *) gegebenen Mittheiluug folgende Notitzen bei. Die ältesten ge- 
druckten Nachrichten über das Gold - Vorkommen am Eisenberge bei 
Corbach ist bei Acrıcora zu finden. Er spricht ven Gold - Gängen. 
Auch Brückmasns erwähnt derselben, und nach ihm sollen 1560 noch 
27 Mark Gold gewonnen worden seyn. Wie Cancrın erzählt, so wurde 
noch gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts bei Goldkausen am Ei- 
senserge „aus einem Trümmchen und aus deu Halden“ Gold gewa- 
schen. Nach Kısırsteiıs sah man die in die Kder fallenden Geld - füh- 
renden Bäche HMiünne (Wunne) und Hombecke für die einzigen Gold- 
bringer jenes Flusses an. (Allein wie Eschwess behauptet, so ist noch 
in vielen andern Bächen dortiger Gegend Gold gefunden worden.) Bei 
Urrmann lesen wir, dass Karı der Grosse das erste Goldbergwerk im 
Aurer Walde bei Frankenberg eröffnet habe u. s. w. Die Kompagnie, 
deren Stiftung von Escawece’s Werk ist, beganu ihre Arbeiten zu Bery- 
heim an der Eder. Das Gold kommt in dünnen Blättchen von kaum 
erkennbarer Grösse bis 4 Linie Breite und Länge vor. Mit ansitzendem 
Gestein will man es nie getroffen haben. Magneteisen, Roth- und Braur- 
Eiseustein sind die schweren, beim Waschen übrig bleibenden, metalli- 
schen Theile. — Der oben erwähnte Eisenberq , eine Fortsetzung des 
hohen Süderländischen Übergangs-Gebirges im Herzougthum Westphalen, 
besteht aus Thonschiefer -artiger feinkörniger Grauwacke, welche Ab- 
drücke von Posidonia Becheri und vonEllipsolilithes compres- 
sus führt. Auch Kieselschiefer nimmt an der Zusammensetzung des 
Berges wesentlichen Antheil und bildet zumal das Hangende, obwohl 
auch beide Gesteine mehrmals zu wechsein scheinen. Die Schichten 
streichen zwischen St. 6 — 4, und fallen gegen S.O. Der einst so be- 
deutende Gold- Bergbau hat vielleicht ausschliesslich auf der Scheide 
beider Gebirgsarten Statt gefunden; denn auf dem Streichen derselben 
liegt ein Pingenzug von ungefähr % Stunde Erstreckung. Auf den Hal- 
den findet man vorwaltend die erwähnte Tbonschiefer - artjge Grau- 
wacke; von Gang - Massen keine Spur. Dass die Produkte des Eisen- 
berger Gold - Bergbaues an den tiefern wasserreichen Punkten verwa- 
schen worden sind, ist wahrscheinlicher, als dass man sich früher bloss 


*, Einladung zur Theilnahme an der Rerzisch-Waldecktschen Kompagnie zur Gewin- 
nung des Goldes aus dem Eder-Flusse (1832). 


— 380 — 


auf das Verwaschen von Geröllen und Dammerde beschränkt haben 
sollte. — Das Gebirgs - Verhalten bei Beringhausen an der Hopke, wo 
früher Gold - Gruben gewesen seyn sollen, stimmt durchaus mit denen 
vom Eisenberge überein. Frankenberg, der oberste Punkt an der Eder, 
hat seinen Sitz im Übergangs - Gebirge. — Die Bäche bei Hertzhau- 
sen, welche. mau ehemals für die einzigen Goldbringer der Edder 
zu halten geneigt war, kommen alle aus der Gegend vom Eisenberge 
herab. Alte Alluvionen können das Gold dieses Berges oder der Fort- 
setzung seiner oder verwandter Lagerstätten sehr verbreitet haben, und 
daher kann die Uysprungs - Queile des Goldes anderer Bäche die näm- 
liche gewesen seyn mit denen von Hertzhausen. — Die in die Eder 
mündende Orke führt kein Gold, aber die aus dem Waldeckiscken kom- 
mende Ahr ist Gold- führend, und nach Vereinigung derseiben mit der 
Orke wird letztere es auch. Die Ahr aber empfängt ihr Gold von 
mehreren Nebenwassern und Schluchten, welche ihr aus der Gegend des 
Eisenberges zugehen. Alle Gold- führenden, der Eder zufliessenden 
Bäche liegen auf der nördlichen Seite dieses Flusses. Nach v. EschH- 

wege sollen auch andere, auf der entgegergesetzten Fluss-Seite Jaufen- | 
den Bäche, welche natürlich ihren Erzgehalt nicht vom Eisenberge 
erhalten können, Gold-führend seyn. Und was nicht unwichtig , ist, 
dass im Bereiche dieser Bäche wieder Kieselschiefer-Lager in der Grau- 
warke vorkommen. Der Verf. ist weit entfernt anzunehmen, dass bei 
jedem Kieselschiefer der Gegend Gold vorkommen müsse, denn der 
Umstand, dass in allen Bächen, welche westlich von der Orke auf dem 
 Süd-Abhange des Sirlerländischen Gebirges bis nach Berlenburg herab- 
. fliessen, selbst in mehreren dieser Bäche, welche ihr Bett zum Theil im 
Kieselschiefer haben , kein Gold gefunden wurde, spricht gegen eine 
solche Hypothese. Aber dass bei gewissen Kieselschiefer - Bildungen, 
oder ganz in ihrer Nähe in der Grauwacke das Gold vorhanden ist, 
dürfte kaum in Zweifel zu stellen seyn. Es fehlt nur noch das einge- 
sprengte Gold in der Felsart selbst zu finden. Die dünnschieferigen 
Grauwacken mit Posidonia und Ellipsolithes, welche den Kiesel- 
schiefer begleiten, ist N. besonders geneigt für die Gold-führenden Ge- 
steine zu halten. 


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F. Desves: über den frühern Gold-Bergbau im Waldecki- 
schen (A. a. O. S. 167 fi.). In der nordwestlichen Fortsetzung des bei 
Wildungen sich entwickelnden Grauwacken und Thonschiefer - Gebirges 
erhebt sich der Eisenberg, 1 Stunde westl. von Corbach zu einem der 
höchsten Punkte dieser Gegend. Nach N.’und S. ziehen sich vom Ei- 
senberge aus, in niedrigerem Niveau, Berg-, oder richtiger Hügel-Rücken, 
welche ebenfalls dem Thonschiefer-Gebirge angehören und die vor ihnen 
ausgebreitete Kupfer - Formation gleichsam als eine Mauer oder Wand 
umgeben. Der Kalkstein dieser Formation, — denn das Kupferschiefer- 


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Flötz zeigt sich nur selten, — ist ein konstanter Begleiter des Thon- 
schiefers und bildet auf dessen ganzem Zuge von Wildungen aus über 
Waldeck u. Ss. w. bis zum Stadtberge die Scheide zwischen Thonschie- 
fer und buntem Sandstein, der die östliche Hälfte des Waldeck’schen 
konstituirt. In dieser ganzen Ausdehnung zeigt das Kupferschiefer-Ge- 
birge vielfache Anomalie’'n. Abgesehen davon, dass die manchfaltigen 
Kalksteinarten , welche den Kupferschiefer des Thüringerwald - Randes 
bedecken , sich hier abwechselnd bloss auf Rauchkalk — hin und wie- 
der mit Nestern von Kalkmergel, — Stinkstein und Zechstein beschrän- 
ken, sowie abgesehen davon, dass der hiesige Kupferschiefer selbst 
sich wesentlich von dem obigen unterscheidet, indem bei geringem Bi- 
tumen - und Kohlen-Gehalt die Schwefel-Verbindungen des Kupfers fast 
ganz darin fehlen und sich fast keine Spur eines Silber- Gehaltes darin 
zeigt, — ist der Kupfer- Schiefer hier von weit geringerer Ergiebigkeit 
an Kupfer, dessen er höchstens 3 bis 4, gewöhnlich aber nur 13 Pro- 
zent enthält, und lagert sich unmittelbar auf Thonschiefer oder Grau- 
wacke, da hier das Todtliegende gänzlich fehlt. Was dem Kupferschie- 
fer entzogen worden ist, das scheint dem Zechstein des Hangenden zu- 
gesetzt worden zu seyn; denn dieser ist reich an eingesprengten Par- 
tikelchen Kupferglanz. Der Eisenberg selbst besteht aus einer, an der 
O.- und S.O.- Seite steil abfallenden, nach den übrigen Richtungen hin 
mehr Terrassen-förmig abgestuften Thonschiefer-Masse mit sanft gerun- 
detem Gipfel. Im Ganzen genommen nähert sich der Thonschiefer des 
Eisenberges bald mehr dem Kiesel-, bald dem Grauwacken - Schiefer, 
die tieferen Schichten an der nordöstlichen und an der nordwestlichen 
Seite scheinen, dem Ausgehenden nach, aus reinerem Kieselschiefer zu 
bestehen. Der Thonschiefer des Eisenberges streicht zwischen St. 4 
und 5, im Durchschnitt St. 4,4, und fällt gegen Südost unter abwech- 
selndem Winkel. Die Petrefakten beschränken sich auf Posidonia 
Becheri, die am westlichen Abhange des Gipfels in grosser Menge vor- 
kommt. Hier beurkundet ein mehrere Hundert Schritt fortsetzender 
Pingenzug den frühern Bergbau der auf zwei güldischen Kupfererz- 
Gängen geführt wurde. Die Erze dürften einen nicht unbedeutenden 
Gold-Gehalt besessen haben. 


Boezaye und VırLet: über die Emporhebungen der Berg- 
ketten in Griechenland (Bullet. de la Soc. geol., T. V, p. 207 ete.). 
Im Allgemeinen haben die Ketten eine geradlinige Richtung ; das hohe 
Arkadien erscheint nur in Folge der minder’ häufigen Biegungen mehre- 
rer verschiedenartiger Ketten als Gebirgs - Masse; die Berge von Voi- 
dia, Ziria, die trachytischen Höhen von Methana, Aegina und einige 
Eilande des Archipels sind isolirte Gruppen. — Gleich den Küsten von 
Norwegen und Schottland erscheint Griechenland zerrissen und zer- 
stückt in grössere und kleinere Inseln und Felsmassen. Eine Erhebung 

Jahrgang 1836, 25 


_— 32 — 


in Massen hat das tertiäre Gebilde von Morea zu einer mittlen Höhe 
von 2—300 Metern emporgetrieben: in den Eilanden des Archipels fand 
ein solches Ereigniss nicht Statt, diess beweisst das Niedere des ab- 
soluten Niveaw’s ihrer Gipfel. — Die Verf. unterscheiden in Griechen- 
land neue Erhebungs-Systeme, deren ältestes sie als das olym- 
pische bezeichnen. Sein Streichen ist ungefähr N. 42° in 45° W., und 
es lässt sich dasselbe durch Mucedonien und Thessatien hindurch nach 
Dalmatien und Illyrien und bis Kärnthen verfolgen, wo es durch das 
Pyrenäische System Beaumont’s modifizirt worden. Das Pindische Sy- 
stem streicht aus N. 24° in 25° W., vom äussersten nördlichen Ende 
Albaniens bis Lepanto u. s: w. Im N. von Morea sind Störungen ein- 
getreten zwischen der Periode der Kreide-Bildung und jener der tertiären 
Ablagerungen; dadurch entstand das Achaische System, aus N. 590 
in 60° W. streichend. Die Katastrophe ging der Bildung der tertiären 
Trümmer - Gesteine von Nord-Morea voran. Das Erymanthische Sy- 
stem, aus N. 65° nach 70° O. ziehend, hat noch minder bedeutende 
Spuren. hinterlassen, als das vorhergehende ; es fällt zwischen die Ent- 
stehung der tertiären Konglomerate und jene der Subapenninen - Ge- 
bilde. Auf Skyros haben Trachyte, welche die Schiefer durchbrachen, 
die Insel in zwei Hälften geschieden und die sekundären Formationen 
emporgehoben, Das Argolische System besteht aus kleinen Ketten 
und erhabenen Kämmen ; seine Richtung ist ungefähr aus O. in W. In 
Thessalien haben mehrere Kalke das nämliche Streichen. Das System 
des Tenare zieht aus N. 4° in 5° W. Wie in Ungarn, Siebenbürgen 
und am Ende der östlichen Alpen hat dieses System wenige Schichten- 
Aufrichtungen zur Folge gehabt und fällt ohne Zweifel in eine spätere 
Zeit, als die neuesten Theile des Subatlantischen Gebietes. Das Dar- 
danische System ist im nördlichen Griechenland vorhanden. Sein Strei- 
chen N. 40° ©. Es hat die Dardauellen erzeugt, den Süsswasserkalk 
von Hiliodromia emporgehoben u. s. w. Das Subatlantische Gebiet 
und die alten Alluvionen wurden, in der ganzen Runde um den 
Peivponnes, in Masse emporgehoben, jedoch nur allmählich, wie solches 
die wagerechten Terrassen am Ufer darthun und die aufeinander folgen- 
den Pholaden-Linien. — Auch kreisförmige Erhebungen hatten in Morea 
und im Archipelagus Statt. Der Berg Ziria ist eines der ausgezeich- 
netsten Beispiele; ferner gehören dahin: "der Voidia - Berg, der Santa- 
Meri, die grossen Trachyt-Massen von Aegina, Kaimeni, Milo u. s. w. 


A. D’Orzıeny: geologische Notizen über Patagonien, Buenos- 
Ayres, Chili und des hohen Peru (Rullet. geol. V, 420 und 421). 
In einem Theile von Brasilien, so wie in den östlichen Distrikten von 
la Plata faud der Verf. meist schieferige Urgebilde und das unermess- 
liche tertiäre und Alluvial-Becken der Pampas von Buenos-Ayres : alten 
Meeresboden , welcher sich über 200 Stunden weit in der Richtung aus 


— 383 — 


O. nach W. erstreckt. Das tertiäre Gebirge erscheint wenig manchfäaltig ; 
Thone, Sand und Molasse,, in den untern Lagen hin und wieder Ver- 
steinerungen, Gebeine von Säugethieren in den obern, auch Fluss - Kon- 
chylien kommen vor. Die Andes - Kette ist mit plutonischen und vulka- 
nischen Felsarten bedeckt, über welche Bimsstein - Konglomerate und 
Asche verbreitet sind. Das Plateau zwischen der grossen Andes - Kette 
und den östlichen Kordilleren besteht aus altem Sandstein, über welchem 
hin und wieder ein Kalk mit Productus, Spirifer und Terebra- 
tula auftritt, so unter anderen am Titicaca-See. Meerische Petrefakten 
kommen hier in einer absoluten Höhe von 12,000 F. und darüber vor, 
Die östliche Kette hat einige granitische Gipfel; aber in den Theilen 
gegen O. steigen Schiefer und andere Felsarten mit Trilobiten zu den 
erhabensten Stellen empor und verdrängen die primitiven Gebilde. Auf 
dem östlichen Gehäuge sind alte Sandsteine, zuweilen Petrefakten ent- 
haltend, sehr mächtig entwickelt; sie ruhen auf Chiastolith - führendem 
Schiefer, und zeigen Spuren erlittener Störungen, denn ihre Schichten 
neigen sich nach allen Seiten, obwohl das gemeinste Fallen gegen 
0.N.O. ist. Diese Formationen setzen den Rand des grossen Beckens 
von Majos zusammen, dessen Grund mit neuen Alluvionen bedeckt 
ist. In der Provinz Chiquitos herrscht Glimmerschiefer, der gegen S.O. 
an den Ufern des Paraguay von altem Sandstein bedeckt wird. Eine 
primitive Kette, welche so gut als unbekannt ist und auf den Karten fehlt, 
schneidet das Becken der Pampas von jenem von Patagonien, das aus 
tertiären Ablagerungen besteht, die in ihrer Folge viel Ähnliches zeigen 
mit den Formationen der Gegend um Paris. So findet man u. a. Au- 
stern-Bänke über Knochen-führenden Lagen abgesetzt, welche auf Gyps 
ruhen; auch sind Wechsel-Lagerungen von Süsswasser- und von mari- 
nischen Erzeugnissen wahrnehnbar. Die steilen Ufer von 100 — 200 
Meter Höhe gewähren schöne Durchschnitte, wie u. a. längs des Rio- 
Negro. In den Ebenen von Patagonien sind zahlreiche Salzsee’n vor- 


handen, und selbst in weiter Entfernung vom Meere ; süsses Wasser 
ist hier sehr selten. 


Fızıan: über das Verhalten der Soolquellen bei Salze, 
nebst einer Darstellung von den neuerlich darauf vorge- 
nommenen Schacht - Arbeiten, durch welche es gelungen 
ist eine in ihrem Salz-Gehalt gesunkene Quelle wieder zu 
heben (Karsten, Archiv f. Min., VII. B., S. 52 #.). Im Ganzen mehr 
halurgischen Inhaltes und zu einem Auszuge nicht geeignet. 


.W. Grecory: über das Petrol von Rangoon (Erpmann und 
SCHWEIGGER - SEIDEL, Journal für praktische Chemie B. I, S. ı ff. > 
James. Edinb. Journ. 1835, XVIII, 384 — 385). Aus den Versuchen 


25 * 


—_ 334 — 


von ÜCHrisTIsoNn , 50 wie aus ‘denen des Verfassers geht hervor, 
dass die Meinung, welche ReıchensacH über die Bildung des Stein- 
öls äusserte, wichtige Modifikationen erleiden müsse, indem das Steinöl 
nicht überhaupt das Terpentinöl der Pinien der Vorwelt ist; und 
man darf nunmehr dem Schlusse .nicht eutsagen, dass es zweierlei Arten 
von Steinöl gebe, wovon die eine Terpentinöl, die andere dagegen ein 
Erzeugniss der trockenen Destillation ist. Von den Bergwerken, aus 
welchen das Paraffin-haltige Petrol herkommt, weiss man mit Sicherheit 
nichts. Wenn es Steinkohlenlagen sind, so müssen diese Steinkohlen 
offenbar eine ganz verschiedene Beschaffenheit haben von der unserer 
gewöhnlichen Steinkohle, welche, wie Reıcnengach sehr richtig bemerkt, 
nie in einer hohen Temperatur sich befunden hahen können. 


Ausbruch des Vesuer. Am 13. März 1835 Abends kündete eine 
heftige Erschütterung des Vesuvs wieder vulkanische Phänomene .an. 
Eine Mündung öffnete sich und warf Rauch und Asche aus. Am 14. 
war der Boden des neugebildeten Kraters von vielfarbigen Flammen 
beleuchtet. Diese Explosion war mit einem dumpfen Donner, gleich 
dem Brausen des stürmischen Meeres, und von wiederholten Erschütte- 
rungen des Berges begleitet. Im Innern des alten Kraters entstanden 
zwei Spalten, aus welchen vielfarbige Rauchwolken emporwirbelten. 
Am folgenden Tage wurden aus mehreren kleinen Kratern, die in den 
im letztverflossenen August Statt gehabten Eruptionen entstanden wa- 
ren, vulkanische Materien ausgeworfen, und aus dem grossen Krater 
fiel ein Aschenregen, welcher ebenfalls in mehreren Farben spielte. 

(Zeitungs - Nachricht.) 


Prinser: Vorkommen des Platins in Ava (Asiatic researches, 
v. XVIII, P. II, p. 279). Den von Lane erhaltenen Mittheilungen zu 
Folge kommen gemengt mit dem Goldstaube, welcher nördlich von Ava 
gefunden wird, Metallkörner vor, ganz wie Eisen aussehend , die vom 
Magnete angezogen werden. Viel Erz findet sich auch unter dem Gold- 
staube aus den kleinen Flüssen, die in der Richtung von Banman kom- 
men und in den Irawadi fallen. Dass das Erz Platin ist, hat Prınser’s 
Analyse dargethan. Die begleitenden Substanzen sind: Spinell, Augit, 
Quarz, Smaragd, Goldkörner und Magneteisen. 


PreischL hat Kali und Iod im Karlsbader Wasser nachge- 
wiesen (Exrpm. u. ScHhweic.- Sem. Journ. V, 39 ff.). 


— 389 — | R 


G. Rose: über die Gebirgsarten, welche mit dem Namen 
Grünstein und Grünstein-Porphyr bezeichnet werden (Poc- 
senD. Ann. d. Phys. XXXIV, ı f.),. Die als Grünstein oder Grün- 
stein-Porphyr bezeichneten Gebirgsarten sind untereinander von sehr 
verschiedener mineralogischer Beschaffenheit. Sie scheinen dem Verf. 
fünf verschiedenen Gebirgsarten anzugehören , welche er vorläufig mit 
dem Namen Diorit, Diorit-Porphyr, Hypersthenfels, Gabbro 
und Augit-Porphyr bezeichnen will. Sie tragen folgende Charaktere: 

1) Diorit, körniges Gemenge aus Albit und Hornblende. 
Der Albit — weiss, meist nur durchscheinend, nicht selten grünlich- 
weiss gefärbt, wahrscheinlich durch beigemengte Hornblende — ist in 
der Regel deutlich spaltbar nach zwei Richtungen, die sich unter einem 
Winkel von ungefähr 93° schneiden. Im Ganzen sind die Spal- 
tungs-Flächen nie so vollkommen, wie die des Feldspaths. Die Horn- 
blende — grünlichschwarz bis schvärzliehgrau, und undurchsichtig — 
ist spaltbar nach den zwei Richtungen, die sich unter dem Winkel von 
124° schneiden. Vor dem Löthrohr schmilzt sie auf Kohle zu schwar- 
zem Glase, das schwach magnetisch ist. — Als zufällige Gemengtheile 
finden sich: Quarz, Glimmer , Eisenkies und Magneteisen. — Quantita- 
tives Verhältniss der Gemengtheile, so wie Grösse des Kornes dersel- 
ben sind sehr verschieden. Zuweilen ist das Gemenge so grobkörnig, 
dass die vorwaltende Hornblende über einen Zoll gross ist (Bogoslvwsk 
im Ural). Ähnliche grobkörnige Gemenge finden sich auch unter den 
von den Alten verarbeiteten Dioriten. Häufiger sind Diorite von mittle- 
rem Korne. Bei Dioriten mit vorwaltenden Albit liegt zuweilen die 
Hornblende in einzelnen Krystallen und Körnern im körnigen Albit; und 
eben so liegt bei Dioriten mit vorwaltender Hornblende der Albit in 
einzelnen Krystallen in der körnigen Hornblende. Ein Stück Diorit 
von Alapajewsk im Ural hatte ein spezifisches Gewicht von 2,792. — 
Diorit kommt unter dem Grünsteine des Urals ziemlich häufig vor, und 
setzt im nördlichen Ural den grössten Theil des Hauptrückens zusam- 
men. Deutliche Gemenge bilden in andern Ländern u. a. die Diorite von 
der Rothenburg am Kiffhäuser in Thüringen, von Eberbach und von 
der Riesensäule im Odenwalde, vom Ehrenberge bei Ilmenau, von 
Hodritsch bei Schemnitz u. s. w. Diorite mit sehr vorwaltender Horn- 
blende kommen am Ural ebenfalls häufig vor; sie finden sich am Harz 
an der Russtrappe und am Mahnberg an der Ocker, zu Mitweida im 
Erzgebirge u. a. s. v. a. O. 

2) Diorit-Porphyr besteht aus einer Hauptmasse mit inlie- 
genden Albit- und Hornblende - Krystallen. Die Hauptmasse — wie bei 
allen Porphyren, wahrscheinlich ein feinkörniges Gemenge vorzüglich 
von den Substanzen, die darin krystallisirt vorkommen — ist‘ theils 
grünlich- oder schwärzlich-grau, theils grünlich- oder graulich-weiss, aber 
stets trüb; ihr Bruch ist uneben, feinsplittrig, matt. Vor dem Löthrohr 
schmilzt sie zu schwärzlichgrünem Glase. Der Albit findet sich bald 
in weissen, glänzenden, deutlich spaltbaren, scharf begrenzten Zwillings- 


at. 


Krystallen, bald sind seine Krystalle weniger scharf begrenzt, etwas 
grünlich oder graulich gefärbt und von splittrigem Bruche. Die Horn- 
blende ist graulichschwarz und hat sehr vollkommene und glänzende 
Spaltungs - Flächen. Die Krystalle siod lang, Säulen - förmig, oft von 
bedeutender Dicke, und mehr oder weniger fest mit der umgebenden 
Grundmasse verwachsen. Zu den zufälligen Gemengtheilen gehören die 
nämlichen , die sich auch in den Dioriten finden; der Quarz, meist in 
an den Kanten abgerundeten Hexagon - Dodekaedern, kommt am häufig- 
sten vor. — Albit und Hornblende erscheinen oft in fast gleicher Menge 
in der Grundmasse inliegend, und nehmen nicht selten so viel Raum 
ein, wie die Grundmasse. Spezifisches Gewicht eines Diorit - Stücks 
aus der Goldwäsche Pitalewsky bei Bogoslowsk — 2,884. — Am Ural 
wird der Diorit-Porphyr häufig und ausgezeichnet getroffen ; ferner er- 
scheint derselbe in Mexico und Chili, zu Feröspatak in Siebenbürgen, 
zu Schemniz (hier wird der Silber - Bergbau darin getrieben); die Sie- 
benbürgischen und Ungarischen Porphyre sind meist zersetzt, und letz- 
teren ist Talk zufällig beigemengt. | 

3) Hypersthenfels, ein körniges Gemenge aus Labrador 
und Hypersthen. Die körnigen Zusammensetzungs-Stücke des Labra- 
dors sind vorzüglich in zwei Richtungen spaltbar; der Winkel ist fast 
derselbe, wie beim Aibit; auch kommen sie unter den nämlichen Ver- 
wachsungen vor, die besonders in grobkörnigen Abänderungen , wie in 
jenen von der Pauls-Insel bei Labrador , deutlich sind. In grobkörni- 
gen Abänderungen ist der Labrador graulich-, in weniger grobkörnigen 
Schnee-weiss, und im letztern Falle, da auch die chemisch-physikalischen 
Merkmale zu ejnuer scharfen Bestimmung nicht zureichen , vom Albit 
schwer zu unterscheiden. Am leichtesten dürfte Labrador dar- 
an zu erkennen seyn, dass er nur mit Augit (Hypersthen 
und Dialag mit eingeschlossen), nie mit Hornblende ge- 
mengt vorkommt. Von den Spaltungs - Flächen des Hypersthens 
ist jene meist am. vollkommensten, welche mit den andern Winkel von 
134° macht. Zuweilen haben die vollkommensten Spaltungs - Flächen 
geradlinige Umrisse (Hypersthenfels von Monzon in Tyrol), und bil- 
den alsdann symmetrische Sechsecke mit zwei Winkelu von 118° und 
vier Winkeln von 121°. Der Hyperstheu ist schwärzlichbraun, schwärz- 
licbgrün bis grünlichschwarz ; einige braune Abänderungen (Pauls - In- 
sel und Penig in Sachsen) erscheinen auf der vollkommensten Spal- 
tungs - Fläche fast kupferroth, und von metallischem Perlmutterglanz. 
Die körnigen Zusammensetzungs-Stücke des Hypersthens sind zuweilen 
an den Grenzen gegen den Labrador mit grünlichschwarzer Hornblende 
verwachsen. Ohne Verwachsung mit Hypersthen, in deutlichen Krystal- 
len und in Körnern, kommt die Hornblende in Hypersthenfels nie vor. — 
Zu den unwesentlichen Gemengtheilen gehören Olivin, Glimmer, Apatıt, 
Titaneisen und Eisenkies — Im Allgemeinen ist im Hypersthenfels die 
Masse des Labradors vor der des Hypersthens vorherrschend. — Zu 
den Fundorten des Gesteines gehören ausser den erwähnten noch: 


—.887 — 


Buchaw bei Neurode in Schlesien, Elfdalen in Schweden, Cornisge auf 
der Insel Skye. Am Harze ist der Hypersthenfels sehr häufig und 
macht den grössten Theil der dort vorkommenden Grünsteine aus; aber 
er erscheint hier meist wenig ausgezeichnet. Am ausgezeichnetsten ist 
er an der Peters - Klippe unfern des Büchenberges bei Wernigerode, 
an der Heinrichs - Klippe beim Mägdesprung , im Hütlethal bei Klaus- 
thal u. s w. 

4) Gabbro, körniges Gemenge aus Labrador und Diallag, 
dem vorigen sehr verwandt; nur ist der Labrador nicht immer so deut- 
- lich spaltbar, Zu den unwesentlichen Gemengtbeilen gehören Glimmer, 
Eisenkies und Titaneisen; häufiger findet sich in einigen Abänderungen 
des Gabbros Serpentin, doch nur dann, wenn dieser selbst in grüsserer 
Menge mit jenem Gestein vorkommt, wie u. a. bei Florenz und Brian- 
gon. Nicht selten ist das Gabbro -Gemenge sehr grobkörnig und ge- 
wöhnlich herrscht der Labrador vor. Am Ural findet sich eigentlicher 
Gabbro eben so wenig, wie ausgezeichneter Hypersthenfels. Bei Ner- 
‘ rode in Schlesien trifft man dagegen sehr grobkörnige und deutliche 
Gemenge, ferner an der Baste am Harze, bei La Prese in Veltlin und 
unfern Ayaraca in Peru. 

5) Augit-Pörphyr besteht aus einer Grundmasse mit inliegen- 
den Hornblende- [Labrador-?] ur:d Augit-Krystallen. Die Grund- 
masse hat gewöhnlich eine grüne oder graue Farbe, wie jene des Divo- 
rit -Porphyrs; zuweilen ist sie dunkel und älsdann sehr Basalt -ähnlich. 
Schmilzt in der Platin-Zange gewöhnlich nur an den Kanten zu schwärz- 
lichgrünem Glase. Von Chlor-Wasserstoff-Säure wird ihr feines Pulver 
unter Abscheidung der Kieselsäure aufgelöst; die Auflösung enthält 
Thonerde, etwas Eisenoxyd und viel Kalk. Ob auch Talkerde und ein 
Alkali darin vorhanden, ist wahrscheinlich, doch nicht untersucht. 
Die Labrador-Krystalle sind die Feldspath-ähnlichen,, und, wie die ein- 
gewachsenen Stücke, immer Zwillinge. Ihre Farbe ist schneeweiss, oder 
durch Einmengung der Grundmasse grünlich und graulichweiss, Nicht 
selten sind sie sehr klein und undeutlich; bei Ajatskaja im Ural werden 
dieselben von mehr als einem Zoll Länge getroffen. Die Augit-Krystalle 
haben die Form, welche ihnen gewöhnlich zusteht, wenn sie eingewach- 
sen vorkommen. In vielen Fällen zeigen solche Krystalle nur zwei Spal- 
tungs-Flächen, die sich unter Winkeln von 124° schneiden, wie bei der 
Hornblende. Diess sind die Krystalle, welche der Verf., nach ihrem 
häufigen und ausgezeichneten Vorkommen im Urad, Uralit genannt 
hat. Er hält sie für Augit-Krystalle, die mit Beibehaltung ihrer äussern 
Formen sich im Hornblende - Masse umgeändert haben. Zuweilen haben 
die Uralit- Krystalle noch einen Kern von Augit, der lichter und gras- 
grün ist, und dessen Spaltungs- Flächen den äussern Krystall- Flächen 
des Uralits vollkommen parallel sind. Zu den wnwesentlichen Einmen- 
gungen gehört nur fein eingesprengter Eisenkies. In manchen Augit- 
Porphyren sind Labrador und Augit in ziemlich gleicher Menge vorhan- 
den; häufiger finden sich jedoch solche Gesteine, die entweder Labrador 


— ie — 

‚oder Augit allein, oder statt des letztern Uralit enthalten, oder es er- 
scheint einer jener Gemengtheile sehr vorherrschend. Zuweilen. wird 
die Hauptmasse Mandelstein -artig, und in den Blasenräumen werden 
Quarz, Zeolithe und Kalkspath, auch Epidot getroffen. Unter allen, mit 
dem Namen Grünstein bezeichneten, Gebirgsarten findet sich der Augit- 
Porphyr am häufigsten. Er fehlt in wenigen Gebirgen , wo Grünsteine 
vorkommen ; im Ural erscheint derselbe in bedeutender Menge und 
Manchfaltigkeit. In Deutschland hat der Harz das Gestein in den 
schönsten Abänderungen aufzuweisen (Gegend zwischen Eldingerode 
und Rübeland, zwischen Blankenberg und Hüttenrode u. s. w.). 


P. Merian: über die in Basel wahrgenommenen Erdbeben 
(Basel; 1834). Als Resultat ergibt sich folgende Zahl der Tage, an 
welchen zu Basel Erderschütterungen wahrgenommen und aufgezeich- 
net worden: | 


ım XI. Jahrhundert 3 
». KV. DI | 
ui TEVe £ KR DIE 
VE “ Mh 
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VIE AA Be 
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Summa 122 


Nach den Monaten geordnet, stellen sich 118 dieser Tage so: 


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Pehraart sa, tr U 

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Ausnaeii 

Septenigert“ 1237.70", Peer 

Oktober gar 2.2, ER TE 

November WV. . . ....,,.:14 

Dezember U 9, FR TS 

Das heftigste Erdbeben war jenes am 18. Okt. 1356 beginnend. 

Es kam eine Feuersbrunst hinzu, und durch diese, wie durch die Erd- 
Erschütterung verloren 300 Menschen das Leben. Auch die Erdbeben 
vom 21. Juli 1416, 7. September 1601 und 17.November 1650 verdienen 
besonderer Erwähnung. 


— .889, — 


Keırnav: geognostische Karte von Jemiland und dem nörd- 
lichen Amt von Trondhjem (BerzeLıus , Jahresber.; 1834, S. 398). 
Auf einer Reise in Jemtland und im nördlichen Amte Trondhjem hat 
der Verf. Beiträge zu einer geognostischen Karte von diesen Landschaf- 
ten, und besonders von dem Theil gesammelt , welchen die Übergangs- 
Formation einnimmt. Er hat daraus einen -Entwurf zu einer geognosti- 
schen Karte, besonders von Jemtland, ausgeführt. Dabei schilderte er 
die geognostischen Verhältnisse der von ihm besuchten Stellen und 
wendet besondere Aufmerksamkeit auf die Überlagerung der Übergangs- 
Gebirge über den Urgebirgen. In Übereinstimmung mit seinen frübern An- 
sichten fand er nirgends eine scharfe Grenze zwischen beiden, sondern 
beide stets im Übergang auf eine Weise mit einander gemengt, die mit 
der Vorstellung von dem plutonischen Ursprung der einen, und dem 
neptunischen der andern unvereinbar ist. 


Sinken des Meeres. Zu Montevideo beobachtete man am 15. 
und 16. September 1835 eine ausserordentliche Natur-Erscheinung. Die 
See sank plötzlich, so dass der Hafendamm trocken gelegt und die An- 
ker an den Schiffen sichtbar wurden, Das Wasser stand 20° tiefer als 
gewöhnlich , und blieb so 30 Stunden lang, worauf das Meer seine ge- 
wöhnliche Höhe wieder erreichte. (Zeitungs - Nachricht.) 


J. HoLman: Notitz über Isle de France und Bourbon (Voyage 
round. the world, III, p. 183 etc., London, 1835). Isle de France 
und die benachbarten kleinen Inseln sind durch submarine Ausbrüche 
entstanden ; liesse sich zwischen jenem Eilande und Bourbon, wo: noch 
ein Vulkan brennt, eine Verbindung finden, so würde hinreichende Auf- 
klärung zu erhalten seyn. Nach Bruneıs, eines glaubwürdigen Be- 
richterstatters, Erzählung, soll am 4. Aug. 1786, Morgens 35 M. nach 6 
Uhr auf Isie de France ein Erdbeben eingetreten seyn. Auf heftige O.- 
und O.S.0.-Winde, die vier Tage lang anbielten, folgte eine Stille; da 
hörte man ein unterirdisches Getöse‘, welches mit einer plötzlichen Ex- 
plosion endigte und gleichzeitig liessen sich zwei heftige Bebungen des 

. Bodens verspüren, von denen eine eine horizontale, die andere eine ver- 
tikale Richtung nahm. Das Barometer blieb unveräudert. Wie es 
scheint, so entströmten dem Vulkan auf Bourbon während jener Erd-Er- 
schütterung sehr grosse Laven-Mengen. — Die basaltischen Säulen 
mit ihren verschiedenen Neigungen, die eigenthümliche Bildung von 
Iste de France — welches Eiland in drei Berg-Gruppen geschieden er- 
scheint, Port Louis, Savannah und Grand Port, zwischen welchen Hauf- 
werke poröser und blasiger Felsmassen gefunden werden — reden der 
oben aufgestellten Ansicht das Wort. In der Mitte dieser Gruppe steigt 
der Piton de Miliew ungefähr 1000 F. über die Fächen empor; er besteht 


— (a — 


aus ähnlichen Gebirgsarten. In den Höhlungen der Insei finden sich 
Schlacken. — Von sogenannten Primitiv - Gesteinen, von fossilen Über- 
bleibseln meerischer Thiere nicht eine Spur. 79 


[4 


Sturmfluth. Zu Kiel trat, in der Nacht vom 18, auf den 19. 
Dezember 1835 gegen 3 Uhr Morgens, unter Donner und Blitz, eine 
Sturmfluth ein, wie man seit Menschengedenken sie nicht erlebt hatte, Sie 
richtete bedeutende Verwüstungen in allen niedrig gelegenen Gegenden 
der Stadt und deren Umgebung an. Am 19. Dezember fiel das Wasser 
um 2 Fuss, war indessen immer noch sehr hoh. 


(Zeitungs - Nachricht.) 


Bergsturz in Graubündten zu besorgen. Bei Felsderg droht 
ein Bergsturz. Hinter dem Rande einer senkrechten Felswand ziehen 
sich die Spalten netzartig und in wirrem Laufe in Ablosungs - Breiten 
von 2 bis 6 F. durch den Waldboden hin; ihre Tiefe übersteigt hin und 
wieder 600 F. senkrecht ius Berg-Innere hinab; andere eben so mächtige 
Klüfte sind zum Theil mit einem bewachsenen Boden bedeckt, so dass 
man sorglos auf verborgenen Tiefen umherwandelt.e. Hat man den 
Mutl, auf einer Brücke von Baumstämmen eine grössere Kluft zu über- 
schreiten, so steht man gleichsam auf einer Insel- Gruppe von gelösten 
Felsköpfen, und wird leicht von der Besorgniss eines Losbruches unter 
seinen Füssen jeden Augenblick bedroht. Die grösseren Sprünge und 
Klüften mögen schon seit vielen Jahrhunderten da gewesen scyn , aber 
neben diesen ältern Ablosungen zeigen sich auch neue Brüche und Sen- 
kungen in Menge, in welchen hin und wieder grosse Steinblöcke und 
grünende Bäume eingesunken sind. Schauerlich ist der Blick in die 
Tiefe der Spalten, wo das Auge keinen Grund erreichen kannz und wer 
die innern Zerklüftungen der grössern Einzelmassen betrachtet, kann 
sich des Gedankens nicht erwehren , dass sie bei irgend einer kräftigen 
Einwirkung der Kälte, des Regens und des Frühlings - Thauwetters zu 
einem theilweisen Ruin der anliegenden Thalfläche hinabstürzen werden. 
Kommt es bloss zum Überstürzen der oberen Felshänge, so dürften sie 
sich vielleicht als ein schützender Steindamm vor dem Dorfe aufschich- 
ten. Erfolgt aber durch den Druck der ihnen eigenen Schwere eine 
allgemeine Ablösung von der Unterlage, so ist mit grosser Bestimmt- 
heit vorauszusagen , dass der ganze lossgetrennte und bereits bängende 
Hintergrund mit einem Massen-Gehalte nachstürzen wird, der keine Ab- 
schätzung zulässt, so dass das Dorf, ja der ganze Thalgrund und das 
Flussbett des Rheins wit einer furchtbaren Überschwemmung bedroht 
wird. | (Zeitungs - Naehricht.) 


— 1000. 


BE, 


€. Krug von Nıppa: geognostische Darstellung der Insel 
Island (Kırsten’s Archiv für Min. VI. B., S. 421 ff). Der ganze 
Flächenraum des Eilandes, gegen 1800 Q.-M., enthält nur zwei Forma- 
tionen; die eine, welche den Grund dieses nordischen Ozeans zu bilden 
scheint, woraus Island und die Faröer hervortauchen (denn beide In- 
seln bestehen aus derselben), ist die Trapp-Formation; die andere, 
welche den Kern von Island ausmacht und als Ursache‘’des Vorbanden- 
seyns dieser grossen Insel betrachtet werden muss, ist der Trachyt 
mit seinen mächtigen Anhäufungen von vulkanischen Tuffen und Kon- 
- glomeraten, und mit seinen Laven - Strömen. Wo das Trapp - Gebirge 
tief genug entblösst ist, findet man unter ihm ein durch vulkanische 
Einwirkung stark umgeändertes Gebirge. Schichtung und andere Merk- 
male lassen dasselbe als neptunische Ablagerung erkennen. Es ähnelt 
den Thon-Schichten des bunten Sandsteins, oder der Keuper- und Lias- 
Formation; die Thone sind aber in hartgebrannte klingende Massen um- 
gewandelt. Ausserdem findet sich keine Spur, auch nicht ein Geschiebe 
eines andern Gesteins , oder eines Aufwürflings , der auf eine andere 
Felsart als Trachyt hinweist. — Das Einfache des geognostischen 
Baues der Insel liegt in dem Gesetze, welches das Aufbrechen des Trachyts 
befolgt hat, d. h. in seiner geraden ununterbrochenen Längen-Erstreckung, 
die genau mit seinem Emporsteigen aus der Tiefe zusammenhängt. Der 
Trachyt ist die Ursache, dass die ganze Insel über die Meeresfläche er- 
hoben wurde; der Trapp würde den Seegrund, wo er gebildet ist, nicht 
verlassen haben, hätte er nicht dem aufsteigenden Trachyte folgen müs- 
sen. Die Trapp - Masse bildete in der Meerestiefe eine mächtige Decke 
über den empordrängenden Trachyt. Bei ihrer Sprödigkeit konnte- sie 
der Kraft von unten nicht nachgeben , ohne in eine furchtbare Spalte 
zu zerspringen, deren Grösse mit der Mächtigkeit des Widerstandes, 
folglich mit der Kraft des empordrängenden Trachyts im Verhältniss 
steht. In der Spalte fand der Trachyt seinen Ausweg nach oben; aber 
auch jetzt war der Widerstand nicht völlig beseitigt, den selbst die zer- 
sprengte Trapp-Decke noch leistete; die Spalte war zu eng für die Tra- 
chyt-Masse, die sich nur dadurch Platz machen konnte, dass sie an bei- 
den Rändern der Spalte die Trapp-Masse ergriff und theilweise mit in 
die Höhe riss, Was früher Spalte war, bezeichnet ein breiter Trachyt- 
Streifen, der sich aus S.W. nach N.O. mitten durch die Insel erstreckt. 
Auf seinen beiden Rändern findet man das Trapp - Gebirge , zerrissen, 
zerborsten, wie es bei den erlittenen Einwirkungen nicht anders der 
Fall seyn kann. Im Trachyt ist der Sitz der vielen Vulkane. An der 
Westküste von Island findet sich die lange, weit ins Meer erstreckte 
Landzunge, die sich in ihrer äussersten Spitze im Sneefield-Jökul endigt, 
dem höchsten Berge dieser Zunge, welche von ıhm den Namen Snee- 
field-Syssel erhalten hat. Diese Landzunge ist von ihrer Wurzel bis zu 
Sneefield- Jökul nur trachytisch, und bildet eine Reihe von Eruptions- 
Kegeln, die meist ansehnliche Lavaströme ergossen haben. Selbst in 
ihrer Verlängerung rückwärts nach dem Lande zu finden sich einzelne 


— 392 — 


Eruptions - Kegel und Trachyt - Berge mitten in Trapp. Die Land- 
zunge ist nichts, als ein Nebenarm der grossen Trachytmasse. — Die 
orographische Beschaffenheit des Landes bängt nur von beiden Gebirgs- 
Formationen und ihrer gegenseitigen geognostischen Beschaffenheit ab; 
die zur Trapp - Formation gehörenden Gebirge zeigen sich auffallend 
verschieden in ihren Formen von den trachytischen, — Die engeren 
Fiorde (Meerbusen) an der Ostküste sind Spalten im Trapp - Gebirge 
das sehr mächtig und hoch erhaben ist; an mehreren Stellen erreicht es 
Seehöhen, die 4000 F. übersteigen. Die Fiorde, oft kaum eine halbe 
Meile breit, greifen 5 — 7 Meilen in das Gebirge hinein. Auf beiden 
Seiten sind sie von schroffen, senkrechten Felsenmauern eingeschlossen. 
— Das ganze Trapp-Gebirge auf Island ist Bruchstück der grossen 
Trapp-Masse , die in der Meerestiefe ausgebreitet liegen mag; der auf- 
steigende Trachyt riss nur Theile vom Ganzen loss. Die Veränderung 
im Niveau, welche die Trapp - Masse erlitt, ist ungemein beträchtlich. 
An der Ostküste steigen die steilen Felsenmauern oft zu einer Meeres- 
höhe von 4000 F. an, und die der Nord- und West-Küsie zu 2500 bis 
3000 F. — — Die Schichtuug des Trapp - Gebirges ist horizontal, oder 
nur wenig von der wagerechten Lage abweichend. Die Neigung der 
Schichten ist dieselbe geblieben, welche sie bei ihrem Entstehen auf 
dem Meeresgrunde erhielten. Wo ein Fallen wahrzunehmen, beträgt 
dasselbe selten mehr als 5°, und ist stets nach dem Innern der Insel 
zugekehrt. Die Streichungs-Linie dieser Schichten ist mit dem äussern 
Paande der Küste parallei, die Richtung des Fallens mit den Fiorden 
und Spaltenthälern. — Ausser den vielen erwähnten Queerthälern findet 
sich im Trapp- Gebirge des Ostlandes ein ausgezeichnetes Läugenthal, 
das Langar-Fliot- Thal, welches mit der Grenze des Trachyts parallel 
läuft. Es trägt nicht den Charakter einer engen Gebirgs-Spalte, ist im 
Verhältuiss der Breite gegen die Höhe seiner Seitenwände einer flachen 
Furche zu vergleichen, und hat ganz das Ansehen, als wenn es die 
Scheide-Linie hätte werden sollen, über der sich der Trachyt erheben 
wollen. Jenseit der Jökulsaae stellt sich der Übergang aus Trapp in 
Trachyt ein, jedoch ohne bestimmte Grenze ; beide Formationen sind 
bei ihrer Berührung gleichsam in einander verschmolzen , erst auf den 
Höhen findet man deutlichen Trachyt. Die Trapp -Felsen auf der Ost- 
Seite des Thales erheben sich zu steilen Mauern. Ihre regelmässige 
Schichtung ist durch die ganze Masse zu verfolgen und schon in Entfer- 
nungen von 3—4 Meil. erkennbar durch den Schnee, der auf den wage- 
rechten Schichtungs-Flächen einen Ruhepunkt findet. — In dem Trapp- 
Theile, welcher auf der Westseite des Trachyt - Streifens liegt, wieder- 
holeu sich die Erscheinungen, wie solche die Ostküste aufzuweisen hat. 
— Die nordwestliche Halbinsel, die West-Fiorde genannt, ist mit dem 
Haupttheile Istands nur durch eine schmale Landzunge verbunden. Sie 
verdankt ihre Erhebung einem eigenen trachytischen Kerne, der sich 
wahrscheinlich in ihrer Mitte befindet. Ihre steilen Küsten -Gebirge be- 
stehen aus Trapp, der in zahllose Fiorde zerrissen ist. Die Höhe der 


— 39 — 


Vorgebirge dieser Halbinsel schwankt zwischen 2000 und 2500 F., die 
beiden Eisberge aber, der Dranga - und Glaama - Jökul überschreiten 
jene Höhe bei Weitem. — Das Thal der Nordur - Aae, nordwärts von 
der Hvit - Aae, ist auf beiden Seiten von geschichteten Trapp - Wänden 
umgeben. Am nördlichen Rande findet man einen kleinen. Eruptions- 
Kegel von kaum 300 F. Höhe, der einen gewaltigen Lavastrom ergos- 
sen hat, welcher sich, wie diess am Heckla und an vielen anderen 
Eruptions-Kegeln der Fall, unter einer Decke rother Schlacken verliert. 
Am Ende des Ausbruches wurden losgerissene Lava - Stücke und rothe 
Schlacke ausgeschleudert, die sich in. und um den Krater ablagerten. 
Die Lava ist trachytischer Natur, wie alle übrigen auf Istand, die aus 
Trachyt hervorgebrochen sind: Feldspath-Lava mit Krystallen glasigen 
Feldspaths und Olivin - Einschlüssen,, aber ohne Spur von Augit. Der 
Trachyt dürfte nicht tief unter der Trapp - Decke vorhanden seyn. — 
Der Bäula, ein ausgezeichnet schöner Kegelberg, dessen Abhänge unter 
einem Winkel von ungefähr 40° ansteigen, erhebt sich in seiner. blen- 
dendweissen Farbe über die dunkeln Trapp - Höhen auf der Nord - Seite 
der Nordur-Aae. Er besteht aus säulenförmig abgesondertem Trachyt 
und erscheint auf den Trapp aufgesetzt. Die Spitze des Bäula mag 
eine Höhe von 300 Q.F. haben, deren Hälfte der Trapp-Berg-Rücken ein- 
nimmt. — Südwärts von der Nordur-Aae folgen, durch Bergrücken von 
-500—600 F. Höhe geschieden, melırere parallele Thäler, in deren Tiefe 
viele heisse Quellen hervorsprudeln. Auch sie scheinen die vulkanische 
Thätigkeit in geringer Tiefe unter dem Trapp zu beweissen. Heisse 
Quellen sind zwar dem Gebiete des Trapps nicht fremd, aber im Allge- 
meinen nicht so stark und keineswegs mit jenen mächtigen Wasser- 
Eruptionen zu vergleichen, die man im vulkanischen trachytischen Ge- 
biete trifft. Jene Trapp-Thäler machen die einzige Ausnahme: in ihnen 
finden sich Thermen von ansehnlicher Grösse. — Im S. der Hrit- Aue 
erhebt sich das steile Gebirge der östlichen Skardsheide, aus W. nach 
O. erstreckt. Es besteht aus Trapp; die horizontale Schichtung macht 
die senkrechten Wände künstlichen Mauern ähnlich, die Skardsheide er- 
hebt sich zu einer Höhe von wenigstens 3000 F. und schliesst sich dem 
Gebirgs-Plateau au, welches vom Vulkan Skialdbreid nach dem Bald- 
jökul erstreckt ist. Der Trapp geht dabei unmerkbar in Trachyt über. 
Im S. der Skardsheide breitet sich zu ihrem Fusse eine weite meist 
sumpfige Ebene aus, aus der am Eingange der Hvallfiord der ebenfalls 
aus Trapp bestehende isolirte Akkre-Field zu 2000 F. emporsteigt. — — 
Überall, wo die Küsten Islands aus Trapp bestehen , zeigen sich tiefe 
spaltenförmige Fiorde; die Erscheinungen wiederholen sich und bewei- 
sen dadurch eine grosse Gesetzmässigkeit. Die Richtung der Fiorde 
auf der Trachyt - Grenze ist stets rechtwinkelig. Das Streichen der 
Trapp - Schichten ist längs des äussern Küsten -Randes; von aussen 
zeigen sie sich völlig horizontal, die Fall-Linie ist nach dem Innern 
des Landes gerichtet. — — Der trachytische Theil. von Istand war bis 
jetzt sehr wenig bekannt; die Natur setzt durch die ausgebreiteten 


— 391 — 


Eisberge sehr grosse Hindernisse entgegen, welche ein Vordringen ins 
Innere der Insel höchst schwierig, wo nicht unmöglich machen. — — — 
Zwei Jökul- Züge erstrecken sich minder parallel durch das Innere des 
Landes; sie sind nichts anders, als die Eisdecken zweier entsprechenden 
Höhenzüge, welche dieselbe Richtung von S.W. nach N.O. verfolgen. 
Zwischen beiden Höhbenzügen liegt eine muldenförmige Niederung, deren 
Richtung, wie jene der Höhenzüge, die nordöstliche ist: dieselbe, welche 
die Grenzlinie des Trapps befolgt, die bezeichnende für den trachyti- 
schen Theil Isands; alle reihenförmigen Erstreckungen vulkanischer Essen 
sind ibr unterworfen. Der Trachyt ist aus der weiten Spalte, die er 
sich im Trapp geöffnet hat, hervorgestiegen. Es scheint, als wenn er 
sich zu einem einzigen Gewölbe von einem Rande des Trapps zum an- 
dern hätte aufblähen wollen; die Weitung oder Spannung aber war 
zu gross, um dem Gewölbe in der Mitte Haltung zu geben; es senkte 
sich hier wieder ein, und bildet nun die langem Mulden, von denen die 
Rede war. Die Form beider trachytischen Gebirgszüge ist die von 
langgezogenen Plateaus und glockenförmigen Kuppeln mit sanftem Seiten- 
Gehänge. Der untere Theil der Trachyt- Gebirge ist meist von mächti- 
gen Tuff- oder vulkanischen Konglomerat - Bildungen umlagert. — Auf- 
dem östlichen Gebirgszuge sind nur drei Punkte ihrer Meereshöhe nach 
gemessen worden: | 

Der Oester oder Eyafiäll- Jökul, nach OnLsen, VETLESEN und 

Frisack, — 5334 Par. Fuss ; 

der Oräfa-Jökul, nach Pausen, — 5561 P.F.; 

der Smör-Field, nach Osısen und VETLESEn, — 5400 P. F. 

Die mitile Höhe des ganzen Gebirgszuges kann zu 5000 F. an- 
genommen werden. Über die Meeres. Erhebung des zweiten Gebirgs- 
zuges lässt sich noch viel weniger sagen, bis jetzt ist nicht eine ein- 
zige Höhe bestimmt worden; es scheint, dass dieser Zug .dem ersten 
nicht nachstehe. Ist das mittle Meeres- Niveau des Trapps auf 3000 
Fuss festzusetzen, so übertreffen demnach beide trachytische Gebirgs- 
züge jene Höhen um 2000 F., und mit derselben fällt die reihenartige 
Erstreckung der ansehnlichsten vulkanischen Essen, welche in Island 
aufgebrochen sind, zusammen. Der Oester- oder Eyafiäll-Jökul, der Kat- 
legiaa, der Sida- Jökul und der Oräfa - Jökul liegen in gerader. Linie 
reihenförmig nach N.O., und, verlängert man die Linie dieser vulkani- 
schen Essen jenseit des Oester-Jökuls nach S.-W., so trifft sie die Reihe 
der kleinen Westmann- Insela, deren grösste einen Eruptions - Kegel 
hat, welcher viel Lava ergossen hat. — Als Beweis der reihenartigen 
Erstreckung vulkanischer Ausbruchs- Öffnungen auch jenseits des Landes 
in das Meer hinein gelten die vulkanischen Inseln, welche in der Ver- 
längerung jener Reihen aus dem Meere hervorgehoben sind. Das Ver- 
hältniss der Westmann-Inseln zum ersten trachytischen Gebirgszuge 
wiederholt sich jenseits des Kaps Reikianaes. Die Vogelscheeren sind 
eine Reihe vulkanischer Inseln und Klippen, welche mehrere Meilen 
weit ins Meer gegen S.W. sich erstrecken. Im XI, XY., XVl. und 


XVIl. Jahrhundert haben sie Ausbrüche gehabt. — Die nmuldenförmige 

Niederung , welche, von beiden trachytischen Gebirgszügen eingeschlos- 
sen, die Mitte von Island in nordwestlicher Richtung durchzieht, ist we- 
gen der Manchfaltigkeit vulkanischer Erscheinuugen von hohem Interesse. 
Die weite Ebene zwischen dem Tingvalla - See und dem Markarfüot, 
nur wenig über dem Meere erhaben, durch viele breite und gefahrvolle 
Flüsse nach allen Richtungen durchschnitten , ist ausgezeichnet durch 
zahlreiche frühere Eruptionen , die an weit erstreckten Lavenfeldern 
zu erkennen sind, ferner durch viele fortdauernd thätige Thermen, unter 
denen der berühmte Geiser. Aus der Ebene erhebt sich einer der Haupt- 
Vulkane Islands , der Heckla, als isolirter Kegelberg von Materien ge- 
bildet, welche durch wiederholte Ausbrüche aufgehäuft worden. Die. 
meiste Lava ist aus Öffnungen am Fusse geflossen. Im S. des Heckla 
breitet sich bis zum Tindfield ein weites Lavenfeld aus. Eine überaus 
grosse Zahl einzelner kleiner Eruptions-Kegel, welche sich kaum einige 
hundert Fuss über ihre Grundfläche erheben, ist über das schwarze 
Feld wie gesäet: man erkennt sie an der hochrothen Farbe ihrer Kra- 
tere und Spitzen. — Die Höhe des Heckla beträgt nach OuLsen, VET- 
Lesen und Friısack, 4795 Par. F. — Den Hauptvülkan der Sneefield- 
Syssel ist der Sneefiled- oder Wester - Jökul am äussersten Ende der 
Landzunge. Seine Form verräth den alten Vulkan im Trachyt; seit der 
geschichtlichen Zeit hat derselbe keine Thätigkeit gezeigt, aber der Fuss 
ist mit zahlreichen Lavenströmen umlagert. Die Höhe des Berges kann 
ohne grossen Fehler zu 5000 F. angenommen werden. — Nach O. vom 
Sneefield erstreckt sich der vulkanische Gebirgsrücken , welcher den 
mittleren Theil der Landzunge einnimmt, und der fast ganz aus vulka- 
nischen Tuffen und Konglomeraten besteht. Längs dieses Gebirgsrückens 
haben sich zahlreiche Eruptions-Kratere geöffnet, aus denen Lava-Ströme 
theils. nach N., theils nach S. ergossen worden. — — — Der Verf. 
nimmt von gewissen Gebirgen an, dass die beiden grossen Agentien, 
Wasser und Feuer, auf sie ihren Einfluss geübt, so dass Bildungen 
hervorgebracht worden , welche die Eigenschaft beider Entstehungswei- 
sen in sich vereinigen und das Verschiedenste verbunden zeigen. Das 
Trapp-Gebirge, die Hälfte von Isiands Flächenraum einnehmend, zeigt 
die gleichförmigsten und regelmässigsten Schichten - Abtheilungen. Das 
Trapp - Gebirge konnte durch die regellose Gewalt vulkanischer Ursa- 
chen nicht das werden, was dasselbe hier ist. Der Ozean, unter dessen 
Bedeckung seine Bildung vor sich ging, hat einen mächtigen Einfluss 
ausgeübt. Der Isländische Trapp hat nach dem Verf. darin Äbnlichkeit 
mit dem Gneisse,, dass sie bereits in Betreff der Schichtung mit neptu- 
nischen Gebirgen übereiustimmen , während die Beschaffenheit des Ge- 
steins auf vulkanischen Urspruug hinführt:; beide sind jedoch darin ver- 
schieden, dass das Aufsteigen des feurig - flüssigen Trapps aus den un- 
tern Räumen gleichzeitig mit seiner Ausbreitung in Schichten geschah, 
während der Gneiss, wie der Verf. annimmt, ein Niederschlag der Ge- 
wässer ist, der später, viell eicht lange Zeit nach seiner Ablagerung der 


— 3% — 


vulkanischen Umänderung beim Durchbrechen des Granits ausgesetzt 
wurde. Der Gneiss wäre folglich ein geschichtetes Gebirge, später 
vulkanisch umgeändert; der Trapp dagegen ein vulkanisches Gebirge, 
das geschichtet ist. — Wenn der Verf. von Schichtung des Trapp - Ge- 
birges redet, so will er darunter nur das Raum - Verhältniss: verstanden 
wissen, nicht aber die Entstehungsweise, die von der neptunischen- gänz- 
lich abweicht. Er versteht in dem erwähnten Sinne unter Schichtung 
die Aufeinanderfoige verschiedener, nach Länge und Breite ausgedehn- 
ter Lagen von verhältnissmässig geringer Dicke, nicht aber die Ent- 
stehung durch Absatz aus bedeckendeu Gewässern; denn eine solche Bil- 
dung ist mit dem Trapp, der als vulkanisches Erzeugniss aus der Tiefe 
kommt, nicht zu vereinigen. — Das Trapp- Gebirge Islands ist auf das 
Regelmässigste durch das Ganze seiner Masse geschichtet. Steile Fels- 
mauern, mitunter 4000 F. hoch, sind in horizontale, vollkommen paral- 
lele Schichten oder Lagen abgetheilt, die man über grosse Längen - Er- 
streckungen verfolgen kann, und jede Schicht hat ihre besondere Aus- 
zeichnung, weiche sie von den über- und unterliegenden scharf unter- 
scheidbar macht ; die eine ist säulenförmig abgesondert, die andere durch 
ihre bedeutende Mächtigkeit, eine dritte durch ihre verschiedene Farbe 
u.s. w. bezeichnet. Bei näherer Untersuchung ergibt sich eine Schicht als 
ein feinkörniges doleritisches Gemenge, die andere als ein porphyrartiges; 
in der einen herrscht dieser, in der andern jener Gemengtheil vor; die 
eine enthält in ihren Blasenräumen diese, die andere jene Minera- 
lien u. s. w. — Die Schichtung des Trapps mag in einer mechanischen 
Einwirkung des bedeckenden Wassers seinen Grund haben. — Die Ka- 
näle, durch welche eine feurig-flüssige Trapp-Masse aus dem Erd-Innern 
zur Oberfläche stieg, sind die zahlreichen Spalten, welche das Grund- 
Gebirge des Trapps und theilweise auch die Massen des letztern durch- 
schnitten haben. Diese Räume findet man mit den manchfaltigsten 
Trapp-Abänderungen angefüllt : so vielerlei, wie die, in Schichten abge- 
lagerten, Gesteine; jeder Gang scheint verschieden von dem andern. 
Mitunter endigen sich Gänge auch in einer der Schichten, oder man . 
sieht, wie die flüssigen, in den Spalten aufgestiegenen Massen sich seit- 
lich bewegten, um eine Schicht zu bilden. — Die Trapp-Schichten sind 
nichts anders, als die feurig-flüssigen Massen , welche dem Erd - Innern 
durch die ‚Spalten entstiegen und an der Oberfläche in horizontaler Ver- 
breitung sich ergossen. Sie sind meist mächtig, oft 50 bis 60 F., und 
über Flächenräume von vielen Quadrat- Meilen ausgebreitet. — Ohne 
die Trennung der Isländischen Trapp-Gesteine in fein- oder grob-körni- 
gen Dolerite, in Wacke-artige Gebilde u. s. w. zu berücksichtigen, 
lässt sich die Gesammt - Masse derselben in eine obere und untere Ab- 
theilung trennen. Das charakterisirende herrschende Gestein der letz- 
teren ist ein krystallinischer sehr feinkörniger Dolerit. Dichte Basalte 
finden sich auf Island nirgends. Mit den Doleriten wechseln die ver- 
schiedenartigsten Abänderungen von Wacke-artigen Gesteinen, bald braun, 
bald grün gefärbt, und in ihren Blasenräumen und Klüften die bekannten 


N 5 ne 


zeolithischen und quarzigen Einschlüsse enthaltend. In dieser untern 
Abtheilung des Trapps, bezeichnet durch schwarze Dolerite mit vor- 
waltendem Augit, findet man neptunische Zwischenlager von Thonen und 
thonreichen Sandsteinen. Einzelne derselben haben 20—30 F. Mächtig- 
tigkeit, aber sie sind in ihrer Erstreckung nicht ausdauernd;  stellen- 
weise verschwinden dieselben gänzlich, oder sie verdrücken sich zu 
schwachen Bestegen. Die Thone sind gehärtet, getrocknet, aber ohne 
Spur. von Sinterung. Diese Thon - Schichten bilden die Lagerstät- 
ten des Surturbrandes, des Isländischen bituminösen Holzes. Häufig 
beträgt die ganze Mächtigkeit des Thonlagers nicht mehr als 6 Zoll, 
darin ist ein schmaler Streifen bituminösen Holzes von 1 bis 11 Zoll 
Stärke eingeschlossen, und demnach ist die schmale Thonhülle von 3 
bis 4 Zoll Stärke hinreichend, das Holz gegen Verkohlung zu schützen. 
In den Trapp - Gebirgen, welche auf der nordwestlichen Seite des gros- 
- sen Trachyt - Streifens liegen und die N. und W.-Küste Istands bilden, 
ist das Vorkommen des Surturbrandes eine sehr gewöhnliche Erschei- 
nung. Ziemlich regelmässig zeigen sich drei getrennte Surturbrand- 
Lagen über einander ; die oberste ist meist gegen 600 F., die mittle — 
‘die beste und gewöhnlich 3—4 F. starke — ungefähr 150 F., und die 
unterste nur wenige Fuss über dem Meeresspiegel erhaben. Auch an 
der N. - Küste trifft man den Surturbrand , aber stets nur in der ge- 
schichteten Trapp - Formation, nicht in den Trachyten, in den Tuffen 
und Konglomeraten. Die Kohle ist stets fest und dicht, sie zeigt die 
vollkommenste Holz - Struktur ; viele Stücke sind frischem unveränder- 
tem Holze auf das täuschendste ähnlich. Alle Holzstücke, welche man 
aus dem Thone herausbrechen kann, deuten auf grosse, starke Stämme 
hin, welche zuweilen mit Ast-Ringen von 5— 6 Zoll Durchmesser ver- 
sehen sind; die fussstarken Stämme sind durch die Last der darüber 
ruhenden Felsen - Massen breit zusammengedrückt und in sehr schmale 
Streifen eingezwängt. Von Blättern und Früchten trifft man die Spuren. 
Das bituminöse Holz ist theils braun, theils pechschwarz und glänzend 
und sieht in letzterem Falle wie Pechkohle aus. Auf der nofdwestli- 
chen Halbinsel soll mit den Surturbrand-Lagen ein schwarzer Schiefer- 
Thon vorkommen, in dem man zahlreiche und wohlerhaltene Abdrücke 
von Blättern wahrnimmt, denen der Pappeln, Weiden, Birken und Eichen 
sehr ähnlich. Die Holzstämme , welche das Material zum Surturbrande 
‚müssen geliefert haben, sind, wie noch jetzt das Treibholz, welches häu- 
fig an den Küsten vou Island strandet, durch herrschende Winde und 
Meeres - Strömungen aus weiter Entfernung von Kontinenten herbei- 
geführt worden. Eisenkiese fehlen in den bituminösen Hölzern Islands 
- gänzlich. — Die obere Abtheilung der Trapp - Formation zeichnet sich 
durch das Vorwalten des Feldspaths und das Zurücktreten des Au- 
gits aus. Der Magneteisen - Gehalt ist so beträchtlich, wie in der unte- 
ren Abtheilung. Durch grössere Krystalle eines rissigen glasigen Feld- 
spaths wird porphyrartiges Gefüge hervorgerufen. Mandelstein-Struktur 
ist bei Weitem weniger häufig; als Ausfüllung der Blasenräume, häufiger 


Jahrgang 1836. 26 


—_— IB — 


in Klüften und Rissen, kommt Chabasie vor. Die porphyrartigen Ge- 
steine werden oft den Trachyten sehr ähnlich; aber sie zeigen dieselbe 
horizontale Schichtung, wie die untere Abtheilung, und sind auf dieselbe 
Weise durch stromartigen Erguss aus den Gang- und Spalten - Räumen 
entstanden. — So reich Islands Trapp - Formation an Mandelstein - Ein- 
schlüssen, so arm ist dieselbe an dem Teige der Felsarten selbst ver- 
bundenen Mineralien. In der untern Abtheilung der Trapp - Formation 
kommen augitreiche Dolerite ziemlich oft vor, Olivin fehlt; von 
Hornblende und Glimmer trifft mau keine Spur. Eisenkies erscheint 
hin und wieder in eingesprengten Körnern. Die Feldspath -reichen Ge- 
steine der obern Abtheilung enthalten stellenweise kleine Opal - Nieren. 
— Die Ausfüllungen der blasigen Räume mit manchfaltigen schönen Mi- 
'neralien der Quarz- und Zeolith - Gattungen gehören zu den besondern 
Auszeichnungen der augitischen Trapp - Formation ; beide sind in der 
Regel streng von einander geschieden. Die Chalzedone, Quarze und 
Achate kommen meist auf sehr regellosen Höhlen und Klufträumen vor, 
die theilweise zusammengebrochen,, und durch solehe Ausfüllungen wie- 
der zusammengekittet sind; als die umschliessenden Felsarten findet man 
in der Regel braune Wacken. In den kleinen Blasenräumen der Dole- 
rite erscheinen nur Zeolithe und hauptsächlich Chabasie-Rhomboeder, so 
wie Strahl-Mesotyp. Analzim stellt sich sehr selten ein und nur in den 
Blasenräumen der schwarzen Dolerite. Noch seltner ist Apophyliit. Eine 
sehr grosse Seltenheit in den blasigen Weitungen des Isländischen 
Trapps ist der Kalkspath. Der berühmte Doppelspath kommt in einer 
Spalte am nördlichen Ufer des Rödefiordes auf der Ostküste in unge- 
fähr 1000 F. Höhe über dem Meere vor. Eine Spalte von 24 bis 3 F. 
Breite und 20 bis 25 F. Länge ist ganz mit dem reinen Kalkspath er- 
füllt; sie keilt sich nach beiden Seiten aus. Die Fortsetzung in die 
Tiefe kennt man nicht. An der Oberfläche ist der Kalkspath sehr zer- 
stört durch einen Gebirgsbach. Der Kalkspath der Spalte zeigt sich 
durchaus nieht krystallisirt; es ist nie Raum für eine Druse zur Aus- 
bildung von Krystallen vorhanden gewesen ; die ganze Masse besteht 
aus unzählig verschiedenen Individuen, die sich gegenseitig in der Aus- 
bildung ihrer Formen gehindert haben; sie sind in ganz unbestimmten 
Flächen , unter denen sie sich gerade berührten , verwachsen , ganz auf 
dieselbe Weise, nur in weit grösserem Maasstabe, wie die einzelnen 
krystallinischen Theile eines grobkörnigen Kalksteins *). Die Räume, 
in denen sich Stilbite finden, dürften sich erst durch spätere Zerspal- 
tungen des Kalkspaths geöffnet haben ; auf den Kalkspath-Flächen kom- 
men die zierlichsten Stilbit - Krystalle vor **). Was die Bildungsweise 


*) Von der Oberflächen - Beschaffenheit zweier seltenen Prachtstücke Isländischen 
Kalkspaths, welehe ich besitze, habe ich in meinem Buche über die Basalte, 1. Ab- 


theilung, S. 240 und 241 geredet, 
LEONHARD, 


#*) Auch mitten im klarsten durchaus spaltenfreien Kalkspatlı finden sich 
Stilbit-Einschlüsse ; ich kann solche Stücke aufweisen. L. 


— 399 — 


der Kalkspath - Massen betrifft, so bleibt es am wahrscheinlichsten, dass 
die feurigen Dolerit- Ströme, als sie durch zahlreiche Spalten aus der 
Tiefe aufstiegen , Kalkschichten durchbrachen , ein einzelnes Bruchstück 
in ihrem Teige eingehüllt mit in die Höhe führten und zu klarem Kalk- 
spathe umwandelten *), — — Von den Gängen des Trapp- Gebirges be- 
merkt der Verf., dass sie, abweichend von den Erzgängen, durchaus 
keine Verwerfung und Störung der durchschnittenen Schichten wahrneh- 
men lassen. Die Räume, welche man jetzt mit Trapp erfüllt sieht, 
dürften einst leere Spalten gewesen seyn, durch mechanische Kräfte 
aufgerissen. Die Trappmasse fand die Spalten schon , mögen sie auch, 
wie solches wahrscheinlich, durch dieselben Kräfte aufgerissen worden 
seyn, welche die Bestandtheile des Trapps im Erdinnern im feurigen 
Flusse vereinigten. Es ist nicht gut efnzusehen, wie die Trennung des 
Gebirges durch eine Gangspalte von verhältnissmässig geringer Mäch- 
tigkeit gegen ihre Ausdehnung im Streichen und Fallen anders entstan- 
den seyn könne, als durch gewaltsame Verschiebung des einen oder des 
andern getrennten Gebirgstheils.. Eine solche Verschiebung hat bei 
erzführenden Gangspalten nach der Richtung der Schwere Statt gefun- 
den; mag nun der Gebirgstheil im Hangenden des Ganges gesunken, 
oder der andere Gebirgstheil im Liegenden von unten nach oben geho- 
ben worden seyn. Vertikale Verschiebungen sind bei den Trapp - Gän- 
gen Islands nicht zu beobachten; dagegen findet man Erscheinungen, 
welche eine Verschiebung nach horizontaler Richtung in hohem Grade 
wahrscheinlich machen. Auf ähnliche Weise nämlich, wie man an Erz- 
Gängen Friktions- oder Spiegelflächen findet, sind sie auch da, wo breite 
getrennte Gebirgstheile bei ihrer vertikalen Verschiebung sich berührt 
haben, und fast an allen Trapp-Gängen auf Island; die Friktions - Flä- 
chen sind noch weit deutlicher, die eingezackten Furchen tiefer und 
weiter. Die Streifung der Friktions-Flächen lauft stets horizontal , mit 
der Streichungs-Linie parallel. — Sehr häufig sind die Ausfüllungs-Mas- 
sen der Gänge in Säulen abgesondert; die Säulen stehen senkrecht auf 
den Saalbändern. — An der nördlichen Seite des Rödefiordes sieht man 
zu beiden Seiten eines Ganges, der aus einem augitreichen Dolerit be- 
steht, Saalbänder eines rothbraunen,, jaspisartigen Eisenkiesels liegen, 
die 9—12 Zoll Mächtigkeit haben. Das Neben - Gestein besteht aus ge- 


wöhnlichen durehbrochnen Dolerit-Schichten. — An der untern — nie an 
der ebern — Fläche vieler Dolerit-Schichten nimmt man Schlacken-Kru- 
sten wahr. — An mehreren Stellen der Ostküste, wo das Trapp - Ge- 


birge hoch über dem Meeres - Spiegel erhoben, und durch Fiorde und 


=) Es kann mir nur sehr erfreulich seyn, dass ein so glücklicher Beobachter, wie der 

Verf., an Ort und Stelle, was die Bildung des berühmten Isländischen Doppel- 

spaths betrifft, zu derselben Meinung gelangte, welche ich’ bereits vor vier Jahren 

aussprach und drucken liess. Wahrscheinlich ist Herrn Krug von Nıppa die Stelle 
über den Kalkspath in meinen „Basalt-Gebilden“ Il. Abth., 5. 242 ff, entgangen. 
LEONHARD, 


26 * 


— U 


Spalten-Thäler tief genug eingeschnitten ist, sieht man das Grund - Ge- 
birge darunter zum Vorschein kommen, welches alle Merkmale einer 
normalen neptunischen Ablagerung trägt. Es war dasselbe früher ein 
geschichteter Thon oder Letten, der starke vulkanische Einwirkungen 
erlitten hat. An der Ostküste fand der Verf. mehrmals Bruchstücke ei- 
nes dunkelblauen Obsidians von grobschieferiger Textur. Diese Obsi- 
dian-ähnlichen Massen stammen aus der Nähe der Handelsstadt Diupa- 
vog am Berufiord. Hier schliessen zwei parallele Dolerit-Gänge einen 
10 F. ‘starken, gebrannten Thonstein - Keil ein, von dem untenliegenden 
Thon-Gebirge abstammend. In unmittelbarer Berührung mit den Gängen 
ist der Thon, etwa 9—12 Zoll stark, in den erwähnten Obsidian umge- 
wandelt. — Einzelne Thonstein - Stücke erlangen durch deutliche Aus- 
scheidungen von Quarz und Feldspath einige Ähnlichkeit mit rothem 
Porphyr. | 


Hmraouse: Erscheinungen beimBohren eines artesischen 
Brunnens zu St. George bei Demerara (Athenaeum, Nr. 325, p. 57). 
In 120 F. Tiefe, in unmittelbarer Nähe von thonigen Alluvionen und von 
Glimmerschiefern fand man eine gesäuerte Quelle. In 10— 12 F. unter 
der Oberfläche des Bodens durchbrach man ein regelloses Haufwerk lie- 
gender Baumstämme, ähnlich denen, welche im Lande unter dem Na- 
men Courida bekannt sind. In 50 F. Tiefe wiederholte sich die Er- 
scheinung, und das Haufwerk lag zwischen blauem und röthlichem Thone 
von 12 F. Mächtigkeit; die übrigen durchbrochenen Schichten bestanden 
aus Thon von grosser Reinheit. Hırrmouse schliesst aus jener That- 
sache, dass zur Zeit, als jene Pflanzen-Reste abgelagert wurden, dieser 
Theil der Amerikanischen Küste in einem 50 F. tieferen Niveau als ge- 
genwärtig bewohnbar gewesen seyn müsse. 


J. Bayce: über Diluvial-Wirkungen im nördlichen Ire- 
land (Journ. of the geol. Soc. uf Dublin. Vol. I, P. 1, p. 34 etc.). 
Der Verf. untersuchte die Grafschaften Down, Antrim, Derry, Donegal, 
Tyrone und Armagh. Der südliche Theil der Grafschaft Down wird 
von einer Granit-Kette durchzogen , welche von New- Castle bis Louth 
und Armagh sich ausdehnt. Über dem Granit treten gegen S. quarzige 
Schiefer auf, die in Chlorit-Schiefer und in Grauwacke übergehen; nach 
N. folgt auf den Granit Grauwacke, auch zeigen sich Hornblende-Ge- 
steine und Porphyre. Die Grauwacke ist sehr verbreitet; nur im Becken 
zwischen Comber und Newtownards wird sie durch Bergkalk überlagert 
und durch rothen Sandstein; Trapp-Gebilde bedecken den übrigen Theil 
im N.O. des untersuchten Landstrichs, und erstrecken sich über ganz 
Antrim und über einen grossen Theil von Derry. Unter der weit aus- 
gedehnten Trapp - Ablagerung findet man Kreide, Greensand und Lias, 


= 4. 


welche auf rothem Sandstein ruhen. Von der basaltischen Area ziehen 
sich zwei Rücken , einer längs des westlichen Ufers von Lough Neagh, 
der andere bis zum Sleivegallion - Gebirge. Zwischen beiden Rücken 
nehmen Ablagerungen von Steinkohblen, von rothem Sandstein und von 
Bergkalk ihre Stelle ein. Im übrigen Theil von Derry herrscht Glim- 
merschiefer; darüber treten Bergkalk, alter und neuer rother Sandstein 
auf. Der Glimmerschiefer setzt bis Tyrone fort, so dass er den nörd- 
lichen Theil der Grafschaft einnimmt, während in der Mitte derselben 
Thonschiefer und alter rother Sandstein vorhanden sind, die sich gegen 
O. und W. erstrecken und auf welche im S. Bergkalk folgt. Um Do- 
negal erscheint Granit; er durchschneidet die Grafschaft von O. nach W. 
und wird von Gneiss begleitet, dem manchfaltige Gesteine untergeordnet 
sind. Von Übergangs-Gestein kommen Thonschiefer und Grauwacke vor, 
und im südöstlichen Theil der Grafschaft herrscht Bergkalk, Der Verf. 
bringt die Diluvial - Wirkungen in drei Klassen: in solche, welche die 
Basalt- Area betreffen, in andere, die sich auf die primitiven Gebirgs- 
Massen beziehen, und in jene, die den Grauwacke-Distrikt betreffen. — 
Die Oberfläche des Basalt - Gebietes hat lose Blöcke und Rollstücke in 
Menge aufzuweisen ; in Thälern und anderen Vertiefungen des Bodens 
liegen ganze Haufwerke, welche durch ihre langgezogenen Gestalten 
sich von den bekannten Kegel- Formen basaltischer Berge sehr unter- 
scheiden. Das Streichen der aus solchem losen Material bestehenden 
Hügel ist aus N.W. in S.O. Auch an den entlegensten Stellen ist im 
Allgemeinen ein gewisser Parallelismus wahrzunehmen. Die beiden Haupt- 
Längenthäler folgen der nämlichen Richtung. Alle diese Thatsachen 
sprechen dafür, dass die Diluvial- Strömung ihren Lauf aus N.W. nach 
S.O. genommen. Die Lagen, welche jene Hügel zusammensetzen, be- 
stehen aus Thon, Sand und aus Gestein - Bruchstücken verschiedenster 
Grösse. Zuweilen zeigen sich regelrechte Schichten, deren Längen-Er- 
streckung der Richtung des Streichens entspricht. — Glimmerschiefer- 
Rollstücke, in allen Abänderungen, wie solche im westlichen Derry- an- 
stehend vorkommen, sind am häufigsten; nach diesen folgen, was die 
Menge betrifft, Granite, Gneisse und Syenite, in ihren Varietäten den 
gleichnamigen Gesteinen von Donegal entsprechend. Mit diesen finden 
sich Trümmer von Konglomeraten und Sandsteinen, von Petrefakten-füh- 
rendem Kalk, von Kreide und von Feuersteinen. Wenn man bedenkt, 
dass diess sämmtliche Material über Höhen von 300 bis 1500 Fuss ver- 
führt worden, so ergibt sich ein ungefährer Maasstab für die Grösse 
der Kraft, welche dabei thätig gewesen. — ‘Über der Oberfläche des 
Grauwacke - Gebietes in Down .bestehi der Detritus hauptsächlich aus 
Grauwacke ; ferner kommen Trapp-Rollstücke in Menge vor, und ausser- 
dem Geschiebe von Kreide und von Feuersteinen, jedoch minder häufig. 
Zwischen Hollywood und Dunaghadee zeigen die Kreide-Massen bedeu- 
tende Grösse und sind ganz erfüllt mit den charakteristischen Verstei- 
nerungen. — Im Lagan - Thale unfern Lisburn widerholen sich Er- 
„scheinungen , wie die beschriebenen. Das allgemeine Streichen der 


Diluvial-Hügel bleibt das nämliche. Der Detritus besteht zumal aus 
Sekundär- und Trapp-Felsen von Antrim und Derry, und aus sehr 
manchfaltigen Trümmern primitiver Gesteine. Von Grauwacke ist nichts 
vorhanden. Das lose Material dürfte meist aus nordwestlichen Gegen- 
den stammen. — Da, wo die Mourne - Berge gegen O. endigen, liegen 
zahllose Granit- Blöcke auf der Oberfläche des Bodens, die von einem 
aus W. kommenden Strome herbeigeführt scheinen. Auch längs den 
Süd-Gehängen jener Berge findet man Haufwerke solcher Rollstücke. An 
der Westseite von Cloughmore liegt auf einem Schiefer - Berge, in 960 
Fuss Meereshöhe, ein grosser Granit-Block. Clowghmore findet man 
von allen nahen Berge durch tiefe Thäler geschieden, und die Stelle 
wo das Gestein, von dem jener Block entnommen worden, ansteht, ist. 
einige Meilen entfernt. Wir haben es also hier mit ähnlichen Ereig- 
nissen zu thun, wie im Jura-Gebirge. — — Die erwähnten Thatsachen 
und andere, welche der Verf. anführt, ohne dass solche hier eine um- 
ständliche Erwähnung verdienten, beweisen die grosse Gewalt der aus 
N.W. kommenden Diluvial- Ströme, welche über die ganze Oberfläche 
vom nördlichen Irland sich ausbreiteten in einer Zeit, wo die Belfast- 
Bucht noch nicht bestand, aber nach Erhebung der basaltischen Berge. 
Die Diluvial-Ablagerungen dürften, nach dem Verf. ,, ziemlich gleichzei- 
tig erfolgt seyn. 


Boussinsavst: Nachtrag zu der Notiz über seine Erstei- 
gung des Chimborazo (PoscEnp. Ann. d. Phys. 1835, B. XXXV,S. 
167 f.). „Ich glaube“, sagt der Verf. in einem an A. von Humsoupr 
gerichteten Schreiben, „dass meine Beobachtungen über die Vulkane der 
Andes-Kette auf das Einfachste und Bestimmteste die, gegen L. von 
Buc#’s Theorie der Erhebungs-Kratere gerichteten Einwürfe lösen können. 
In der That ist auch unter allen Vulkanen der Äquinoktial - Region in 
Amerika nicht ein einziger Kegel, der durch den Ausfluss einer flüssi- 
gen Lava gebildet wäre. Alle Kegel, welche den hohen Rücken der 
Kordilleren krönen, sind aus fragmentarischen Massen verschiedener 
Grösse zusammengesetzt, und diese Massen sind das Resultat der Zer- 
stücklung und der Zerspaltungen, welche die unterirdischen und elastischen 
Dünste, bei Erhebung eines Theils der Trachyte als Kegel, bewirkt 
haben. ‚Ich glaube nämlich, dass man sorgfältig zwei Erhebungs - Epo- 
chen unterscheiden muss , die der ganzen trachytischen Mauer, welche 
die Kordilleren bildet, und die der Kegel selbst, welche, jenseits der 
Grenze des ewigen Schnee’s , die offenen Feuerschlünde enthalten. Bei 
der ersten Erhebung war die Trachyt- Masse noch in einem erweichten 
Zustande, bei der zweiten bloss theilweisen Erhebung , die da Statt 
fand, wo der geringste Widerstand war, muss die Trachyt-Masse schon 
erhärtet gewesen seyn, wie es die immer scharfkantigen, nie abgerunde- 
‚ten Fragmente zeigen, aus denen die vulkanischen Kegel der Andes- 


— A 


Kette von Quito zusammengesetzt sind. Diese Idee’'n über die Erhe- 
bungen der Kordilleren sind in mir nicht seit meiner Rückkunft nach 
Paris entstanden; sie haben sich mir gleichsam selbst aufgedrungen, 
als ich an den Krateren jener Vulkane meine chemischen Versuche über 
. die Natur ausgestossener Dämpfe anstellte. Betrachtet man die geo- 
graphische Karte des Nevado de Antisana, so kann man sich vorstellen, 
dass in Nordost der Hütten (Hacienda de Antisana) die grosse wasser- 
gleiche Hochebene einst den Horizont begrenzte. Sie lief ununterbro- 
chen, über zwanzigtausend Meter weit, gegen den Abfall der Kordille- 
ren (nach Papallacta) hin. Heerden von Lama’s weideten schon damals 
in der unermesslichen Ebene, Menschen besuchten dieselbe. Ausser den 
Pferden und Rindern war alles, wie jetzt. Da entstanden nach einem 
heftigen Erdbeben grosse Spaltungen im Trachyt der Hochebene, und 
unter furchtbaren Detonationen stieg der nun mit Schnee bedeckte Berg 
aus Fragmeuten schwarzer trachytischer Felstrümmer zusammengesetzt, 
hervor. Ausströmungen von Wasserdampf, kohlensaurem Gas, geschwe- 
feltem Wasserstoff und Schwefeldampf begleiteten das Phänomen, und 
dauerten Jahrhunderte fort, indem sie immer an Intensität abnahmen. 
Am Antisana haben die Ausströmungen schon ganz aufgehört: man er- 
kennt nur noch die Öffnungen , aus denen die Dämpfe und Gasarten 
hervoertraien. Unter den alten Bewohnern der Gegend aber ist noch man- 
cher, der in seiner Kindheit jene dampfartigen Emanationen, wo sie wie 
kleine Rauchsäulen in der kalten Luft aufstiegen, bemerkte; der Nevado 
von Antisana, das heisst der ewig beschneite Theil (ein sich inselförmig 
erhebender Berg) ist also anderen späteren Ursprungs, als die Hoch- 
ebene und die Masse der Kordilieren. Vulkanische Kegel sind nicht 
durch überfliessende Laven gebildet, sie sind erhoben als scharfkantige, 
erhärtete, fragınentarische Massen,“ 


FEATHERSTONEHAUGH: Gegend zwischen dem Missouri und Red 
River (Smrıman, Americ. Journ.; XXVIII, 379). Dem Berichte liegen 
kolorirte Durchschnitte bei von der Küste von New Jersey und vom 
Red River bis zur Mexikanischen Grenze. 


LeoroLp von Buch hielt in der K. Akademie zu Berlin am 26. März 
1835 eine Vorlesung über Erhebungs-Kratere und Vulkane. 
Zweck des Vortrags war, auf's Neue zu zeigen: dass Erbebungs- 
Kratere keineVulkane sind, dass der Üuterschied zwischen 
beiden wohl begründet und wichtig ist, und dass auch 
selbst die Kegel der Vulkane nur durch plötzliches Empor- 
heben, niemals aber dureh ein Aufbauen von Lavenströmen 
gebildet seyn können (PoscseEnp. Ann. d. Phys. XXXVI, 169 fl.). 


— 404 — 


J. C. Escher von per Lintu: Beiträge zur Gebirgskunde 
der Schweitz. Aus hinterlassenen Manuscripten mitgetheilt von A. EscHEr 
(Fröser und Heer Mittheilungen aus dem Gebiet d. theoret. Erdkunde, 
I, 171 ff. u. 537 #.). Es enthält disser, zu einem Auszuge nicht wohl 
geeignete, an interessanten Beobachtungen übrigens reiche Aufsatz 
die Reise des so höchst achtbaren Schweitzer Geologen von Zürich über 
die Allmannskette an die Linth, ins Sernfthal; über Martinsloch ins 
Flimser- und Vorder-Rheinthal bis Illanz; durchs Lugnezthal über la 
Greina ins Livinerthal;, ins Verzaskerthal, durch dieses hinaus nach 
Locarno; durchs Val Maggia über den Fusio-Pass nach Airole; über 


den Gotthard nach Zürich. Sodann Wanderungen aus dem Länththal 


über den Kisten-Pass ins vordere Rheinthal; durch’s Sunwixerthal.über 
la Greina und durch’s Munteraskathal ins Blegnothal; durch Val Ca- 
naria, Val Terma und Val Priora nach Airol im Livinerthal. Den 
Beobachtungen J. C. Escuzr’s hat A. EscHer, der Sohn, Bemerkun- 
zen beigefügt. 


H. J. Freiherr van DER Wyck: Übersicht der Rheinischen und 
Eifeler erloschenen Vulkane und der Erhebungs-Gebilde, 
welche damit in geognostischer Verbindung stehen (Mann- 
heim ; 1836, 2te Ausgabe). Wir müssen uns darauf beschränken , eine 
Andeutung vom Wesentlichen des Inhalts dieser interessanten und be- 
lehrenden Schrift zu geben. Sie zerfällt, die Einleitung und Entwick- 
lung allgemeiner Ansichten abgerechnet, in folgende Abschnitte: Laacher 
See; Verkettung der vulkanischen Ausbrüche; Lava-Ströme; Hauptzüge, 
welche den gegenwärtigen Zustand dieser erloschenen Vulkane erklären; 
Wasser-Bedeckungen ; Ablagerungen vulkanischer Produkte durch Was- 
ser; Lagen von gelber Mergelerde ; mehr als eine Wasser - Bedeckung ; 


Alter der Vulkanität am Rhein und in der Eifel, Perioden ihrer Thätig- 


keit in Verbindung mit den Wasser - Bedeckungen ; Strömung der Was- 
serfluthen von Westen; Einstürzungen ; Kessel - Thäler ; submarinische 
Ausbrüche; vulkanische , trachytische und basaltische Reviere; Ver- 
schiedenheit jedes einzelnen Gebildes in sich selbst; Natur - Erscheinun- 


[vs 


gen und Merkwürdigkeiten; Sauerquellen ; Mofeten ; physische Eigen- 


schaften der basaltischen Gebilde ; besondere Merkwürdigkeiten; Pro- 
dukte für Mineralien - Kabinette; Produkte zum technischen Gebrauch 
u. s. w. — Zur zweiten Ausgabe dieser Sehrift sah sich der Verf. 
dadurch bestimmt, dass seine Ansichten von Hıssear (History of the ex- 
tinct volcanos of the basin of Neuwied etc. London; 1832) angegriffen 
wurden. Die Gegenreden van DER Wycks kennen unsere Leser be- 
reits aus diesem Jahrgange des Jahrbuches S. 129 ff. 


R. J. Murcuison: über den Old red Sandstone in den Graf- 
schaftenHereford, Brecknock und Caermarthen, mitvergleichenden 


— 405 — 


Beobachtungen über die im N.W.-Rande des South- Welsh- 
Kohlenbeckens eingetretenen Störungen. Vorgel. b. d. Lond. 
geolog. Soz., 1834, 8. Febr. (Lond. a Edinb. phil. mag. 1834; IV, 
228-230). Kohlen-führender Kalkstein des Kohlen-Beckens von Süd- 
Wales steht in Brecknockshire und Caermarthenshire in Verbindung mit 
dem Old-red-Sandstone; er besitzt eine oolithische Struktur, enthält viele 
Höhlen, und bietet in mehreren Schichten an einer am Torfmoore an- 
steigenden Felswand bei Gwinfe in Caermarthenshire eine sehr stark 
polirte Oberfläche dar, deren Bildung irgend einer schwachen Säure- 
des Moores zugeschrieben wird *). Ausserdem stellen sich folgende Über- 
gangs-Gesteine dar: 


ft. der Old red Sandstene stellt 3 Gruppen dar. a. Konglome- 
rat und Sandstein. Die höchsten Bergspitzen, wie der Brecon- und der 
Caermarthen - Fan bestehen jederzeit oben aus einem Konglomerat - La- 
ger, darunter aus mächtigem Sandstein - Gebilde, ohne Kalk - Lager und 
ohne alle organische Reste. — b. Cornstone und Mergel bilden die mittle 
Gruppe, und sind als wellenförmige Massen über den grössten Theil 
von Herefordshire verbreitet. Rothe Thonmergel bilden die Hauptmasse, 
welche einige Schichten von konkrezionärem Kalksteine (Cornstones) 
und von Sandstein enthält. Krustazeen und Fische haben Reste 
darin hinterlassen. — Der Dachstein (Tilstone) gehört der dritten Gruppe 
an und stellt den Übergang zum Ludlow-Stein oder höchsten Gliede 
der Grauwacken-Reihe dar. Man kann einen, aus ihm bestehenden, ge- 
radlinigen Steil-Abfall vom N.W.-Ende des Mynidd- Eppint an bis fast 
zur Mündung des Tuwey, 35 Meilen weit verfolgen. Dieses Gebilde 
enthält in Cuermarthenshire, wie in seiner N.O.-Verlängerung in Shrop- 
shire Versteinerungen, als: Lingula, Avicula, 3—4 Arten Unival- 
ven, eine kleine Orthoceratiten- Art u. s. w. — — Der Verf. hat 
die Grenzen einiger (in der vorhergehenden Sitzung beschriebenen) ab- 
gesonderten Becken des Old red Sandstone, welche über die Binnen- 
Fläche der unteren Grauwacke-Gesteine zerstreut sind, dieses Jahr west- 
lich bis zur Teme-Quelle, und 25 M. weit N.W. über die früher ange- 
gebene Grenze hinaus verfolgt. Der völlige Mangel aller vegeiabili- 
schen Reste selbst in mehreren tief aufgeschlossenen Durchschnitten 
lässt keine Hoffnung in dieser Gegend noch Kohle darin zu finden. — 
Die grösste Mächtigkeit der ganzen Formation mag 10—12,000° betragen. 


2. Aussenlagerungen von kohlenführendem Kalksteine; Stö- 
rungen des Old red Sandstone. Eine merkwürdige Aussenlage- 
rung von kohlenführendem Kalksteine und Milstone grit nimmt die 
Spitze eines Old-red-Sandstone-Berges im S. von Crickhuwell ein, und 
heisst der Pen Cerriy Calch. Sie ist von der Hauptlagerung desselben 
. Gesteins 4—5M. entfernt, und durch das tiefe Uske-Thal davon getrennt, 


*) Säuren machen also das Rauhe glatt und das Glatte rauh, wie der Hauch das 
Warme kalt und das Kalte warm ! D.R. 


— 406 — 


vor dessen Aushöhlung sie nach der geringen Neigung ihrer Schichten 
zu urtheilen, mit ihr im Zusammenhang gestanden haben muss. 

Im Rande des Kohlenbeckens von S.-Wales von Caermarthen-Fan 
an bis zur Breite von Liandello beobachtet man eine grosse Menge 
mächtiger und zusammengesetzter Störungen. Das grösste Phänomen 
der Art bietet die Auftreibung des Fan Sirgaer, wodurch der Old red 
Sandstone 700° hoch über seinen regelmässigen Horizont bei Cerrig 
Ogof gehoben worden ist. Die grösste Einsenkung dagegen ist an der 
Stelle, wo der geglättete Kalkstein vorkommt. ‚Die ausserordentlichste 
Erscheinung von allen aber ist jene, wodurch die Aussenlagerung von 
Kohlen - führendem Kalkstein, die den Namen Castel -- Cerrig - Cennen 
erhalten, gebildet worden, Sie erhebt sich Insel-förmig mirten aus einem 
Thale von Old red Saudstone, weit entfernt von der Stamm - Masse mit 
entgegengesetztem Eiufallen ihrer Schichten. — Durch diese Hebungen 
und Senkungen sind überall grosse Massen Kohlen - führenden Kalkes, 
vom Umfang des Kohlenfeldes an bis zur Fläche des Old red Sandstone 
treppenförmig übereinander geschoben worden. 


R. J. Murcusson: allgemeiner Überblick über die New-red- 
Sandstone-Reihe in den Grafschaften Salop, Stafford , Wor- 
cester und Gloucester (Lond. geol. Soc. 1835, 7. Jänn. > Lond. « 
Edinb. philos: Mag. 1835, VI, 315 — 318). Conyzeare hat mit dem 
Ausdruck New red Sandstone alle Gebilde zwischen der Steinkoh- 
len-Formation und dem Lias bezeichnet, In den eben genannten Ge- 
genden zeigen sich aber wesentliche Unterabtheilungen , genau entspre- 
chend denen, welche Sepewick in einem ausgedehnteren Maasstabe in 
N.O.-England beobachtet hat; nämlich von oben nach unten: 

1. Red and green Marls: unser Keuper. Diese „rothen und 
grünen Mergel“ sind am meisten in Glowcestershire und Worcestershire 
entwickelt, wo sie einen weissen Sandstein untergeordnet enthalten, der 
von manchen Deutschen Keuper- Sandsteinen nicht zu unterscheiden ist. 
In diesen Mergeln liegen die meisten Salzquellen , hier wie in ‚Salup 
und Cheshire; wenige kommen aus dem unteren Sandsteine. Gyps ist 
darin weniger entwickelt, als in den S.W.-Bezirken Englands; der Mu- 
schelkalk fehlt ganz; die Auflagerung ist gleichförmig, der Übergang 
allmählich in 

2. Red Sandstone and Conglomerates: oder bunter Sand- 
stein, @res bigarre. Im N. von Shrewsbury findet die stärkste Ent- 
wicklung dickschichtiger Sandsteine von grauer und röthlicher Farbe in 
den Bergen von Hawkstone, Wern, Grinshill, Nessclijff u. 5. W. Statt. 
Hin und wieder enthalten sie Kupfer und Mangan - Erze mit schwefel- 
saurem Strontian und Chalcedon. Sie erstrecken sich bis in Sta/ford- 
shire und das östliche Shropshire, wo sie viele Lagen quarzigen Kon- 
glomerats aufnehmen, deren Zerfallen einige Landstriche wild und 


Si 


unfruchtbar macht , während aus den rein sandigen Schichten um Kid- 
derminster das fruchtbarste Getreideland hervorgeht. Die Hauptmerk- 
male dieser Formation sind; dieke Schichtung , falsche Schieferung und 
Mangel an Zusammenhalt. 

3. Calcareous Conglomerates: unser Zechstein u. s. w. Ini 
nördlichen Worcester und in Salop erheben sich Kalk - Konglomerate 
steil unter jenen Sandsteinen hervor; ‘welche man als Äquivalente der 
Dolomit-Konglomerate im S.W. und der Magnesian - Kalksteine im N.O. 
von England betrachten muss. Man brennt Kalk daraus, und sieht sie 
um Lickey, in den Client Hills, zu Enville, in den Bowells, zu Coton etc. 
zwischen Kidderminster und Bridgnorth. Die hauptsächlich eingelager- 
ten Kalktrümmer , die zuweilen oolithisch sind, scheinen von Oreiton 
und den Clee Hills zu stammen. Die unreineren Schichten, welche in 
Calcareous Grit übergehen , enthalten Bruchstücke von Old red Sand- 
stone, Quarz und Kohlen-Grit mit Pflanzen-Abdrücken. Dieses Konglo- 
merat kömmt aber nur im rothen Sandstein von Apley, Nedge Hill, 
Lilteshall u. s. w. an der östlichen Grenze des Coalbrouß:+ daler Koh- 
len-Feldes vor. 

4. Lower New Red Sandstone: das Rothe Todliegende. In 
Worcester und Salop liegen diese Sandsteine und thonige Mergel (zu- 
weilen mit Grits) oft von sehr ansehnlicher Mächtigkeit unter jenen 
Konglomeraten und gehen nach unten mit gleichförmiger Lagerung in das. 
Steinkohlen-Gebilde über. Das sieht man zumal im östlichen Theile der 
Lickey-Berge an der S.- und O.-Seite des Coalbrook-daler und einiger 
Theile des Shrewsbury’er Kohlenfeldes. An dem Cuntern - Ufer bei 
Bridgnorth und längs einem Theile des Severn-Bettes fallen diese Schich- 
ten gleichförmig von dem sie unterlagernden Kohlengebirge weg. Ähn- 
liche Beziehungen sieht man zu Wellbatch bei Shrewsbury und noch 
besser zu Coedway bei Alberbury. Zuweilen hat dieses Gebilde eine 
grosse äussere Ähnlichkeit mit dem Old red Sandstone, in anderen Ge- 
genden mit dem Steinkohlen - Gebilde; zu Lilleshall und Wellbatch hat 
man Pflanzen-Eindrücke darin gefunden. 

Der Verf. verfolgt die Grund- oder Auflagerungs-Linie ? (base-line) 
des New red Sandstone vom May Hill in Gloucestershire ‘bis zum 
Oswestry Kohlenfeld, und bemerkt einige Änderungen in ihrer Richtung, 
zumal in der Gegend zwischen Nevent und den Malern Hills, wie 
zwischen Kidderminster und Bridgnorth. Längs dieser Linie kom- 
men einige bemerkenswerthe Konglomerate vor, wie zu Haffield Camp 
bei Ledbury, am Rosemary Rock bei der Brücke von Knightwick an 
der Ostseite der Abberley Hills und an den Seiten der Stagbury und 
 Warshilö Hiis bei Bewdley. Sie sind dem rothen Sandstein unterge- 
ordnet, und enthalten Trapp-Trümmer, die sich von Bergen in ihrer un- 
mittelbaren Nähe ableiten lassen. Feldspathige Trapp - Gesteine sind in 
den Maivern- und Abberley-Hills schon seit längerer Zeit bekannt, und 
kürzlich vom Verf, auch in den Stagbury und Warshill Hills entdeckt 
worden. Die auf den Seiten dieser Berge lagernden Konglomerate 


— 408 — 


enthalten Bruchstücke von Quarz, Glimmer, Grauwacken und Old- 
red Sandstone etc. ; obschon sie aber die Basis des New - red- Sand- 
stone - Gebildes ausmachen , möchte der Verf. doch diese Konglonerate 
nicht als Äquivalente des Lower red Sandstone, der in das Kohlen - Ge- 
bilde von Shropshire unmittelbar übergeht, ansehen, weil eben im süd- 
lichen Worcestershire und in Gluucestershire die Formation nur sehr 
wenig Entwicklung zeigt. An 2—3 Stellen der östlichen Abfälle der 
Maivern Hills haben diese Konglomerate eine geneigte Schiehtung und 
erheben sich über die ihnen zustehende Fläche, und zu Great Malivern 
hängen sie in gestörter Lagerung mit einem Fallen von 30° — 35° an 
der steilen Seite des Syenites, eine Aufrichtung der Schichten dieser trap- 
pischen Berge nach der Absetzung der Konglomerate andeutend. 


® 


A. Posters: Bemerkungen über die Yulkane der Halbinsel 
Kamtschatka, gesammelt auf einer Reise um die Weltin den 
Jahren 1826—1829 unter v. Lürke’s Leitung (Mem. de l’ Acad. 
d. St. Petersbourg 1833, II, 11—28, Tf. r—vır). Der Verf. verweilte 
in jenen Gegenden im Herbste 1827 und im Sommer 1828. Nähert 
man sich der Halbinsel von S. her, so gewahrt man ihre vulkanischen 
Piks schon aus 100 Ital. Meil. Entfernung. Vom Lopatka - Vorgebirge 
(51° 3° N. Br.) bis zur Avatscha - Bai (53° N.) erstreckt sich eine mäch- 
tig hohe Gebirgs - Kette mit kammförmigem Gipfel und steil ins Meer 
fallenden Felswänden. Von ihr gehen in N.W.-Richtung höhere Ge- 
birgsreihen zur Hauptkette, welche die Halbinsel von S.W. nach N.O. 
durchschneidet. Fünf vulkanische Kegel erbeben sich hoch aus dieser 
Masse. N.O. von Avatscha-Bai der Küste entlang reihen sich acht hö- 
here daran. Die Benennungen dieser Vulkane sind, vom südlichsten 
an, folgende: 

1) Die erste Sopka scheinen erloschen. Von ih- 

2) Die zweite Sopka nen kennt man auch keine 

3) Die dritte Sopka oder Hodutka Ausbrüche. 

4) Die Assatschinskaja - Sopka in 52° 2° N., warf im Juni 1828 
Asche aus, welche N.O. bis zum Peter- Pauls-Hafen , 120 Werst weit, 
getrieben wurde. 

5) Die Wiljutschinskaja - Sopka (Tf. I), in 52° 43’ 30° N., 7 Ital. 
Meilen vom Meere, 21 Ital. M. (363 Werst) von St.-Peter-und-Paul, nach 
2 Messungen 1044 oder 1057 Toisen hoch; der Gipfel oft von Rauch 
umgeben; 20 Werst südlich von den 33° — 34° R. heissen Quellen von 
Porotunka. 

6) Die Avatschinskaja- oder Gorälaja- Sopka (Taf. II, II, VB), 
in 53° 17‘ N., 15 Werst vom Meere, 28 Werst von St.-Peter-und-Paul, 
nach 2 Messungen 1430 (Lürks) oder 1250 (Lenz) Toisen hoch, raucht 
seit undenklichen Zeiten und hatte heftige Eruptionen im Sommer 1737, 
24 Stunden lang während, und mit Aschenregen und Erdbeben bei Lo- 
patka endigend; — im Jahre 1773 (oder 1772) und im Jahr 1827, 6 


— 409 — 


Wochen vor Ankunft der Reisenden, wo man am 27. Juli bei bewölktem 
Himmel zuerst eine Flamme auf dem Gipfel des Berges bemerkte. Vom 
28. Morgens 10 Uhr an fiel 3 Tage lang Regen und Asche unter star- 
kem unterirdischem Getöse und einigen heftigen Stössen. Am 29. Mor- 
gens fand eine starke Erderschütterung Statt, so dass sich zu Avatscha 
das Zimmerwerk einiger Hütten trennte. Mit einer sogleich nachfolgen- 
den Explosion nahmen Regen und Asche zu. Über Nacht verzog sich 
das Gewölke, der Berg erschien deutlich beleuchtet von vielfarbigen 
Feuern, die sich vom Krater zum Fusse herabzogen und von glühenden 
Feuerkugeln, welche der erstre aussprühete. Von nun an während zwei 
Tagen verschwanden alle Erscheinungen allmählich bis auf den gewöhn- 
lichen Rauch des Kraters und einen feurigen Streifen, welcher 8 Tage 
lang am südwestlichen Abhbange sichtbar blieb. Am 25. Sept. 1827 ver- 
suchten die Fremden eine Reise nach dem Berge, konnten jedoch nach. 
2 mühevollen Tagen nur die Hälfte seiner Höhe erreichen. Sie kamen 
zuerst durch das Gebirge, welches aus rothem Thonschiefer, aus schie- 
ferigem Grünstein, mit eingesprengtem Eisenkies, und aus Jaspis und 
Hornstein mit 45°—60° S.W. Schichtenfalles bestund und mit grossen 
Geröllen von dichtem Grünstein und Dolerit besäet und von Sümpfen 
und dichten Wäldern aus Birken, Zwergkiefern und Erlen bedeckt war, 
Weiterhin lichteten sich die Waldungen, das Gras des Bodens verdorrte 
allmählich, mächtige Massen von Trachyt-Porphyr bis 20° dick und mit 
Schwefel angeflogen lagen am Boden zerstreut. Man erreichte den sog. 
Verbrannten Strom, einen unübersehbaren Schauplatz vulkanischer 
Verwüstung, gebildet aus zerstreuten und aufgethürmten Trümmern von 
Dolerit, Trachyt, Tuff, Bimsstein und Schlacken, und zerrissen von tie- 
fen durch Wasserfluthen gebildeten Schluchten und Gräben, in welchen 
entwurzelte und wieder begrabene Bäume hervorragten. Am Fusse des 
Berges selbst wälzt sich in oft 10 Fuden tiefen Gräben ein zäher Aschen- 
Koth herab, Steine stürzen periodisch von den Höhen nieder, unterirdi- 
sches Gerassel nimmt zu und ab, alles organische Leben ist erstorben, 
Aus S.S.O. zwischen. zwei Arme des Berges gelangt ersteigt man seine 
Seiten, bis zu den Knieen in Asche watend. Kleinere Kegel bis von 12° 
Höhe und 30° Umfang stossen hier und dort Rauchsäulen aus , welche 
nach Schwefelleber riechen, und die Ränder der Öffnungen, welche über 
70° R. zeigen, sind mit Salmiak und Alaun beschlagen. Trichterförnige 
Vertiefungen bis von 10° — 15° Durchmesser, in der Mitte mit kleinen 
Löchern versehen, und Längenrisse, aus welchen dichter Rauch quoll, 
erschienen auf dem Wege, der Boden dröhnte hohl, das unterirdische 
Krachen nahm zu, bis zum Ende des Streifens , der eine Woche nach 
der letzten Eruption von den Einwohnern von Avatscha woch glühend 
gesehen worden und den Reisenden von Ferne ein vom Krater herabzie- 
hender Lavastrom geschienen hatte. Aber es war ein über 1}; Werst 
breites Riff aus Trachyt-Masse mit Krystallen glasigen Feldspathes, das 
sich 15°— 20’ hoch mit steilen Wänden und scharfkantigen Zacken erhob 
und in der Mitte und an den Seiten von tiefen Abgründen durchzogen 


- m -— 

war, woraus dicke Rauchsäulen aufstiegen und Schwefel und Salze ab- 
setzten. Der Wind riss viele minder feste Theile los und stürzte sie 
mit Geräusch in die Tiefe. „Diese Trachyt- Masse ist ohne Zweifel 
eine im Heerd des Vulkans verbrannte Gebirgsart, welche, nachdem 
dieser einstmals einen Riss erhalten, durch die Kraft der innern elasti- 
schen Flüssigkeiten über die Oberfläche des Berges gehoben wurde“; .., 
.. » „nicht bei der letzten Katastrophe gebildet, sondern schon früher, 
denn die Einwohner kennen sie seit Menschengedenken; ... und da 
sie vielleicht schon seit Jahren dem anhaltenden unterirdisehen Feuer 
ausgesetzt war, so ist’s nicht unnatürlich, wenn sie den Einwohnern 
des Avatscha - Dorfes glühend erschienen.“ ... . . „Bei der Annäherung 
an dieselbe empfand man noch eine Wärme, wie von einem geheitzten 
Ofen“. — Nirgends war eigentliche Lava zu sehen. — Hier mussten 
. die Reisenden umkebren; aber des Nachts gewahrten sie mehrere kleine 
Feuer über jenen Dampf ausstossenden Spalten. Die Wärme des Bo- 
dens hatte überall den Schnee weggeschmelzen. Die erwähnten kleinen 
Kegel waren vor dem letzten Ausbruch von den Führern nie bemerkt 
worden. Auch war der S.W.-Rand des Kraters dabei theils eingestürzt, 
theils geborsten. Die Steinmassen, welche die Reisenden schon in 6 
Werst Entfernung vom Fusse des Berges gesehen , müssen Auswürf- 
linge desselben seyn, da sie, nicht durch die Asche theilweise vergra- 
ben, oberflächlich liegen, mit Schwefel beschlagen und scharfkan- 
tig sind. 

Im Sommer 1828 wurde eine zweite Reise, und zwar über das Dorf 
Avatscha bis auf die Höhe des Berges unternommen. An der Kiste ste- 
hen Jaspis , Thonschiefer und Grünstein an, deren Geschiebe auch mit 
solchen von grauem Trachyt voll Augit - Krystallen, von Dolerit und ro- 
ther Augit-Lava umherliegen. An einer ganz isolirten, losen, scharf- 
kantigen Trachyt-Porphyr-Masse vorbei, wurde von S.W. her abermals 
der „verbrannte Strom“ erreicht, und von hier auf einem an der S.O. 
Seite hinziehenden Kamme die Höhe bestiegen, welche in 7000° noch durch 
eine sattelförmige Vertiefung von der Spitze getrennt ist. Aber der 
durch eine Drebung des Windes auf die Reisenden herausgetriebene 
Rauch nöthigte sie bald zum Rückzuge, nachdem sie mit einem Blicke 
die ganze anfänglich erwähnte Vulkanen-Reihe verfolgt hatten. — Die 
ungeheuren Wassermassen, welche überall die tiefen Schluchten ausge- 
höhlt, scheinen nicht genügend von blossem Regen und Schnee-Schmel- 
zen abgeleitet werden zu können; sie müssen sich aus dem Krater 
selbst ergossen haben , da ihre Tiefe bis 12 Faden , ihre Länge bis 6 
Werst und ihre Breite in der Niederung bis 2 Werst beträgt (E. Hor-- 
MANN hatte den Krater erreicht und einige hundert Schritt im Umfang 
und 30° tief, den Boden geschlossen gefunden). Östlich von dem Vulkan 
zieht nach W. fort ein 5000° hoher Bergrücken, die Koselskaja-Sopka (Tf. 
VC), welcher der Rest eines alten grösseren Kraters zu seyn scheint. 

7) Die Korätskaja- oder Strälotschnaja-Sopka (Tf. IV, und VA) in 
55% 19° N., 24% Werst vom Meere, 31 W. von St.- Prier- und- Pauls- 


— 41 — 


Haven, 1896 Toisen hoch, mit kammförmig durchgerissenem Gipfel, aus 
dessen Nordseite man hin und wieder Rauch aufsteigen sieht, doch ohne 
bekannten Ausbruch. Trachyt, Tuff und vulkanisches Glas liegen um 
ihn her, und heisse Quellen kommen nördlich von ihm hervor. 

8) Die Schupanovskaja - Sopka (Tf. VD). in 53° 35° 304 N,, 38 
Werst vom Meere, 63 W. vom St.-Peter-und-Pauls- Haven, mit platte- 
rem Gipfel als die übrigen, ohne Rauch , hat keinen bekannten Aus- 
bruch gehabt. 

9) Die Kronotskaja-Sopka (Tf. VIA), in 54° 8’ N., westlich vom 
Vorgebirge Kronoki, 30 Werst vom Meere, 220 W. vom St.-Peter-und- 
Pauls - Haven, nach zwei Messungen 1694 und 1764 Toisen hoch , mit 
spitzem Gipfel, welcher beständig dampft.‘ | 

10) Die Kiutschefskaja- oder Kamtschatskaja- Sopka (Tf. VIT), in 
56° 8! N., 70 Werst vom Meere, 350 W. vom St.- Peter - und - Pauls- 
Haven, 1585 Toisen hoch!, entwickelt fortdauernd Rauch, hat aber 
neuerlich keinen Ausbruch gehabt. Trachyt, Lava, Obsidian und heisse 
Quellen umgeben sie. 

Nach KrascHENINIKOFF hätte er jährlich 2 — 3mal Asche ausgewor- 
fen und alle 8— 10 Jahre eine Eruption gehabt. Von 1727 bis 1731 
brannte er, während heftiger Erdbeben, ohne Aufhör. Vom 25 Sept. 
1737 an hatte er 8 Tage lang einen der grössten Ausbrüche , wobei 
der ganze Berg zu glühen schien, und zuletzt Asche , poröse und ver- 
glaste Felsmassen auswarf. Vom Oktober bis nächsten Frühling währ- 
ten Erdbeben in Nishnekumtschatatsk. Nach SteLLer erfolgte ein an- 
derer Ausbruch i. J. 1740; nach Too zwei andere 1762 und 1767, wo 
bei dem ersten geschmolzener Schnee und Asche die Umgegend über- 
schwemmten. 

11) Die Tolbatschinskaja - Sopka (Tf. VI, B) liegt in S.O. von vo- 
riger, entwickelte Rauch seit langer Zeit, ward zu Anfang des 18ten 
Jahrhunderts mit einem benachbarten Berge durch einen neugebildeten 
Krater vereinigt, der bei einer Eruption i. J. 1739 durch Feuerkugeln 
die benachbarten Wälder schrecklich verheerte, nachdem im Dezember 
1738 ein furchtbares Erdbeben Statt gefunden (KRASCHENINIKOFF). 

12) Die Schtschapina - Sopka, südwestlich von voriger, scheint 
erloschen. 

13) Die Schewelitsch- Sopka, westlich von 10, wirft noch Rauch 
aus. In ihrer Nähe sollen noch die Uschakoffskaja- und die Krestoffs- 
kaja-Sopka liegen. 

14) Die Apalskaja-Sopka liegt auf der Westseite der Halbinsel, 100 
Werst vom Dorfe Bolscheretsky und soll noch periodisch rauchen. 

Die Kamtschatskaja - Sopka scheint, allen Nachrichten zufolge, die 
nördlichste in der ganzen Reihe zu seyn, welche 5° Br. weit S.W. bis 
zu der ersten Sopka längs der Ostküste in gerader Linie fortsetzt, von 
welcher nur die Kamtschatskaja - Sopka westlich weit abliegt. Noch 
südlicher geht die Reihe der Sopki in gerader Richturg noch 5° weit 
in die Kurilische Insel - Kette über, worin die Insel Alaid ein noch 


-— 4a — 


rauchender Vulkan ist und die Sopka auf Paramuschir, 30 Werst von 
Lopatka , i. J. 1793 einen Ausbruch hatte. Nach Toox kommen noch 
Vulkane vor auf Ikarma, Tschirikutan, Racak, Aetopow, Montowa 
und Tschiripowaja ; heisse Quellen aber noch auf vielen andern. Viel- 
leicht- stehen selbst die Vulkane der Japanischen Inseln mit dieser 
Reihe in Verbindung. 


Bov£ theilt einen Bericht über die Geognosie Indostans 
(aus den @leanings in sc.) mit, welchen wir hier, da wir jenes Jour- 
nal nicht besitzen, entlehnen (Bull. geol. de France, 1833, III, »g. 
LX—LXI). 

Nr. 1 enthält: Über die Alluvionen von Benares; — FrankLın 
über den, bunten Sandstein und Trapp von Bundulkund zwischen Re- 
wah , Jubulpoor und Sagor (p- 13); — und CALLIGER: geognostische 
Skizze des Landes zwischen Saugor und Mirzabor. Bei Gangor kom- 
men Trapp- Gebirge, bei Huttah Lias und bunter Sandstein, bei Be- 
harma Sandstein, zwischen Mohowah und Johargong Lias, endlich bei 
Punnah Sandstein vor. In der Nähe des letztern Ortes hat der Verf. 
vier Diamant-Lagerstätten besucht, nämlich zu Singpoor Shaid, Tehran, 
Dehlan, Choopoorah. Die einen eind in einem harten, von Chlorit- 
Schiefer bedeckten Sandsteine, die andern in einem eisenschüssigen 
Kiesel- Agglomerat, mithin wie in Brasilien. Bei ähnlichen Gruben zu 
Dukhan herrscht Sandstein. — Zwischen Punnah und Ehatterkote gibt 
es Granit, Syenit und Porphyr. — Auch findet man in diesem Hefte 
Analysen von Kalk, Dolomit und Kunkur. 


Nr. 7: MacpHerson : geognostische Skizze der Gegend zwischen 
Hydrabad und Masulipatam. 


Nr. 8, S. 246. Scorrs geognostischer Umriss des Gebietes von 
Assam und Sylhet. 


Nach Nr. 9 bestehen die Gebirge von Casiah aus Sandstein und 
sekundärem Kalk. Nach Jones, über den N.W. -Steinkohlen - Distrikt 
längs des Damoda, zu Jeria oder Jeriagerth und zu Sanampar in Per- 
ganna of Shergerh, nimmt das erwähnte Gebirge eine Fläche von 56 
Meilen Erstreckung ein. Derselbe theilt auch (S. 265) die Analyse ei- 
niger Dolomite und (S. 205) des Eisens von Burdwan mit. 

In Nr. 25 und 26 hat Dr. Buchanan die Mineralien der Gebirge 
von Rajmahal-Cluster verzeichnet; 


In Nr. 29 Everest geognostische Bemerkungen über die Gebirgs- 
arten zwischen Calcutts und Ghazipour mitgetheilt. 

In Nr. 30, S. 191 hat sich R. Lroyp mit dem Archipel von Ten- 
nasserim beschäftigt. 


Nr. 31 enthält eine Untersuchung EverzsrT’s über das Alter des 
rothen Mergel - Sandsteins und der sekundären Kalk - Absetzung des 


— 43 — 


Distrikts Bharpour, Torapass und Kutsapass; er glaubt jenen zum bun- 
ten Sandstein, diesen zum Lias bringen zu müssen. 


In Nr. 32 liefert derselbe eine Untersuchung über die Felsarten des 
Bezirkes Ramgerh, und 

in Nr. 33 Prınser die Analyse der Steinkohle, des Eisen-führenden 
Sandes von Ranigony und des Graphites von Ceylan [vgl. Jahrb. 1833, 
S. 552]. Zu Hosungabad an den Ufern des Bhoora - Nuddea kommt 
Steinkohle vor. 


In Nr. 35, S. 371 spricht ein Ungenannter von den Felsarten des 
Gebirges von Chera-Punji, und in 


Nr. 36, S. 422: Everst von den granitischen Felsarten, der Grau- 
wacke und dem Kalke von Pinang. — Zu Singhara bei Khetri im Ge- 
biete von Shekawati gibt es Kupfergruben (8. 380). 


Von den Nachrichten Hereerr’s und GerHARrD’s über den Himalaya 
(in Heft 33) ist anderwärts Ausführlicheres mitgetheilt. 


W. C. Treveryan hat im Milstonegrit - Fels von Shastoe bei New- 
castle am Tyne seit 1826 kleine eckige, durchscheinende Granat- 
Stücke in grosser Menge gefunden; später auch in einer ähnlichen Fels- 
art bei Kirkstall in Yorkshire und zu Stirling in Schottland. Auch 
kleine abgerollte Hornblende-Stückchen kamen zuweilen damit vor. Sie 
mögen von den Felsarten herrühren, aus deren Trümmern sich das Ge- 
stein gebildet hat (Lond. a Edinb. Philos. Mag. 1834, VI, 76). 


RB. J. Murcnıson: Tabelle über die Folge der oberen Grau- 
wacken-Reihe in England und Wales, zumal in Salop, Hereford, 
Montgomery, Radnor, Brecknock, Cuermarthen, Monmouth, Worcester, 
Stafford und Gloucester (James. Edinb. n. phil. Journ. 1834, XVII, 
635—368). Das Folgende ist bloss ein Auszug aus einem Werke des Vfs., 
worin er nicht nur die älteren Gebilde dieser Gegenden bis zur Stein- 
kohlen-Formation herauf, sondern gelegentlich auch die jüngern Forma- 
tionen, die Syenit- und Trapp - Gesteine zu beschreiben gedenkt, und 
dessen hauptsächlichster Zweck ist, die Reihenfolge der einzelnen 
Glieder jener älteren Formation genauer und mit Berücksichtigung 
ihrer organischen Einschlüsse darzusiellen, die abgebildet werden 
sollen. 


Jahrgang 1836. eg 


— 44 — 


Obere Grauwacken -Reihe (III. 


Formationen, Grösste | Glieder. 


Mächtigkeit. Lithologische Charaktere. 


I. Kohlen-füh- 


. 1 
render Kalk. 300 


Schiefer 


| 
Kalkstein | 


a. Rothes Konglo-| a. quarziges Konglome- 
merat und Sandstein.|rat über dick geschichteten 
Sandsteinen. 
b. Corustone und| b. rothe und grüne, kon- 
thonige Mergel. krezionäre Kalke mit flecki- 
gen Thonmergeln u. Sand- 
stein-Schichten. 
c. Tile stones etc.| c. Biegsame, sehr glim- 
merige, harte, rothe u. grüne 
Sandsteine. 


- U. Old-red- 


Sandstone. ig 


d. Obıer Ludlow-| d. Etwas glimmeriger, 
Fels. grauer , dünnschichtiger 
Sandstein. 


e. Aymestry und| e. Etwas krystallinischer, 
2,000 |Sedgeley Kalkstein. |oder grauer u. blauer tho- 
niger Kalkstein. 


lII. Ludlow- 
Rocks. 


f. Untrer Ludlow-| f. Sandiger dunkler Schie- 
Fels. fer mit Konkrezionen erdi- 
| gen Kalkes. 


8. Wenlock- und| g. Konkrezionäre, graue 
Dudley-Kalk. und blaue, etwas krystalli- 
uische Kalke. 


IV. Wenlock 
and Dudley 1,800 
Rocks. 


bh. Wenlock- und| h. Dunkle Thonschiefer,| 
Dudley-Schiefer. selten glimmerig, mit Nie- 
ren erdigen Kalkes. 


i. Flags. i. Dünnschichtiger, unrei- 

ner, muschelführender Kalk 

V. Horderley u. dünnblättriger, glimmeri- 
and May Hill| 2,500 ger, grüner Sandstein. 

Rocks. k. Sandsteine, Grits| k. Dünnschicht. rothe, 

und Kalke. grüne, weisse Freestones, 


Kongl., sandige Kalke etc. 


Vl. Builtb and l. l. Dunkle Flags, meist kal- 
Llandeilo 1,200 kig , mit,etwas Sandstein u. 
Flags. Schiefer. 


VII. Long- m. Das ganzc Süd-| m. Harte, dichtkörnige, 

mynd and | 2,000 bis; Wales’sche Schie-|greue, grüne, purpurne 

Gwastaden | 3,000 fer-System. Sdst. Rothe u. graue Quarz- 
Rocks, | Konglomerate; Schiefer. 


FE: 


bis VII.) von oben nach unten. : 


Bezeichnende organische Reste, | Lokalitäten, 


Korallen, verschieden von den tieferen. Lalleshall, Steeraways, 
Producta hemisphaericaz;. P. Martini;| S.-Ende der Clee Hüls, 
Spirifer triangularis; Fisch-Zähne; Lianymynech , Shrop- 
shire. Rand d. S- Wales- 

schen Kohlenbeckens. 


RE r 
a. Ohne organische Reste. a. Caermarthen etc. 
b. Fische neuer Genera, b. Mittel- und Nord- 


Herefordshire etc. 


c. Avicula n.sp.; Pileopsis n. sp.; klene| c. Caermarthenshire 
OÖrthoceren; kleine Fischstacheln. etc. 


d. Aviculan. s., A. retroflexa, Atrypa d. Ludiow Castle etc. 
n. sp., Cypricardia n. sp., Homalonotus 
Knightii, Leptaena lata, Orthis nn. spp»., 


Orbicula an. spp.2; Orthocera it; Pleu- , 
rotomaria ö&., Turbo, Serpula? 
e. Pentamerus Kunightii, Pileopsis ve-| e. Aymestry etc. 


tusta, Bellerophon n. sp., Lingula et 
-Astarte @., Terebratula Wilsoni, Cala- 
mopora fibrosa. 
f. Phragmoceras n. g. 3 spp.; Asaphus| f. Herefordshire etc. 
caudatus, Cardiola n. g., Pentamerus, 
Atrypa galeata, Pleurotomaria, Ortho- 
cera pyriformis. 


g. Korallen und Krinoideen in grösster| g. Shropshire ete. 
Menge; Bellerephon tenuifascia, Euom- 
phalus rugosus, E. discors, Conulariaä4- 
suleata; Pentamerus, Natica spirata, 
Leptaena euglypha, Spirifer lineatus, 
Terebratula cuneata, Producta depres- 
sa, Orthocera, Asaphus caudatus, ee 
Iymene Blumenbachii. 

h. Asaphus caudatus, Cal. Blumenba- 
cehii, Lingula, Orthis, Cyrtia trapezoi- 
dalis, Delthyris, Orthocera annulata, 
Crinoideen. 


h. Salop etc. 


i. Pentamerus laevis, P. oblongatus,| i. Salop etc. 
Leptaena, Pileopsis, Orthis callactis, 
Terebratula, Grinoideen, Tentaculiten. 


k. Nucula, Pentamerus, Trilobites| k. Shropshire ete. 
(Cryptolithus), Orthis 14 spp. 


l. Asaphus Buchii, Agnostus u. a. Tri- l. Shropshire etc. 
lobiten, von den obigen verschieden. 


5 Wenige organische Reste, dergleichen jedoch m. Salop etc. 
tiefer noch folgen. 


27 * 


— 


Hucı: vulkanische Umbildungen in Calabrien (Isis 1833, 
S. 593). Der Vulkan der gänzlich unbebauten Serra di Buda im Innern 
Calabriens hat die Form eines abgestutzten Kegels-, oben mit einer 
Ebene von etwa 50° Durchmesser. Er brannte vor 300—400 Jahren, er- 
losch nach einigen Tagen gänzlich; doch mangeln die genauern Berichte 
darüber. „Er besteht aus Granit, Gneiss und Glimmer [-Schiefer?], die 
als gewaltiges Haufwerk durcheinander aufgethürmt sind. Oben, im gan- 
zen Umkreise der Ebene ist der Granit nach innen in eine vollständige 
Lava umgewandelt, durchaus wie sie der Vesuv und Ätna auswerfen. 
An einigen Stellen ist das Gestein tiefer von der Umwandlung ergrif- 
fen. An den meisten Orten des Randes kaun man 2’—4’ grosse Stücke 
losbrechen, die aussen vollständiger Granit, innen vollendete Lava sind; 
die Mitte ist Übergang. Zuerst verliert das Granitkorn allen Glanz 
und wird matt und weiss; dann wird das Korn des Gesteins unbestimmt; 
darauf werfen sich Blaseuräume, unbestimmt in die Länge gezogen; dann 
wird Alles blasig; die Blasenräume werden schwarz, innen mit irisi- 
rendem Schmelz überzogen, und nun erst schwärzt sich Alles und geht 
in Lava über. — In der Mitte der Ebene ist eine abgerundete grauit- 
gneissige Masse , durchaus ohne Spur von Veränderung: rings um die- 
selbe Alles Schutt und Getrümmer. — Die mitgenommene Sammlung 
wird gewiss Interesse gewähren. Als Resultat meiner Beobachtungen 
ergab sich. dass der Berg nicht an der Spitze, sondern ringsum an 
den Seiten ausgebrochen; dass es zu keinem Lavastrom gekommen; dass 
schon nach einigen Tagen der Gipfel in den Krater sank und dadurch 
den Ausbruch löschte: dass mithin das Gestein, das jetzt in der Mitte 
der Kegelebene liegt, ehemals in der Spitze des verlängerten Kegels 
gewesen. — Ähnliche Gebilde sind in Culadrien nicht selten. In Sizi- 
lien sind jene merkwürdig, die zwischen Lava und Basalt schwanken 
aber zu keinem von beiden gehören.“ 


% 


Toursar: Beobachtungen über die vulkanischen Felsar- 
ten der Corbieres (Mem. Soc. geol.d. Fr., 1833, I, 89—44, Pl. V, und 
PInstit. 1833, I, 10). Die Corbieres bilden eine kleine Berg - Gruppe 
an der Nordseite der Pyrenden im Aude-Departement. Die zu beschrei- 
benden Felsarten habeu viele Analogie mit den von PaLassou, CHARPEN- 
Tıer und Bov£E beschriebenen Ophiten der Pyrenäen. Sie bilden fast 
stets kleine Kegel oder Höcker, die, unter dem sekundären Kalke her- 
vorkommend, sich an ihn aufzulagern scheinen. Unterirdische Kräfte 
haben sie an den Stellen des schwächsten Widerstandes, im Mittelpunkte 
von Erhebungs-Kratereu , am Fusse steiler Gebirgswände und in tiefen 
Kalkschluchten hervorgetrieben, und dabei wahrscheinlich viele Zerreis- 
sungen des sekundären’ Gebirges verursacht. Sie sind fast stets vou 
einem sekundären Kalke, dem Jurakalke ähnlich, umgeben und bedeckt, 
der, wo er sich ihnen annähert, eigenthümliche Charaktere annimmt und 
in Rauchwacke übergeht. Sie sind ohne Schichtung, ohne Versteinerungen, 


En. 


aber begleitet von röthlichen Mergeln und faserigem Gypse, der Quarz- 
Prismen einschliesst. Diese zwei letztern Felsarten zeigen dann meist 
aufgerichtete , oder gewaltsam gewundene Schichtung. Das Hervorbre- 
chen dieser Felsarten scheint zu Anfang der tertiären Periode und un- 
mittelbar nach den Zerrüttungen des sekundären Bodens Statt gefunden 
zu haben, jedoch zu wiederholten Malen während eines längeren Zeit- 
'raumes, und ohne parallele Richtung der hebenden Kräfte. Wurde mit 
den vulkanischen Felsarten Schwefelsäure - haltendes Wasser ausgewor- 
fen, so erklärt sich aus der lange fortdauernden Einwirkung auf den 
Kalk die Bildung des Gypses, der in seiner Mitte oft grosse Blöcke je- 
ner Felsarten enthält. Eine Reihe von Beobachtungen nöthigt den Vf., 
diese Ansicht auf alle sekundären Gypse auszudehnen , selbst wenn sie 
mit vulkanischen Felsarten nicht in Berührung stehen. 

Die feurigen Gebilde der Corbieres ähneln der Wacke der Deut- 
schen oder dem Grob - Ophyt Parassov’s , sind matt, theilen sich leicht 
in vieleckige Stücke, enthalten Kügelchen verschiedener Materien , und 
scheinen im Allgemeinen aus Augit, verändertem Feldspath, Thon und 
Eisenoxyd zu bestehen; die Blasenräume enthalten öfters krystallisirten 
Rosenquarz und Kalkspath-Drusen. Alle Varietäten, in welchen diese 
Gesteine erscheinen, gehen in einander über. Auch Eisenglanz, Glim- 
mer-Schüppchen und grüne Körner, wohl vom Chromoxyd, kommen vor. 

Günstige Lokalitäten zur Beobachtung der angedeuteten “erhält- 
nisse sind: | 

1) Lambert, südlich von Narbonne, an der Höhe von Prat de Cest 
neben der Strasse nach Perpignan. 

2) Sainte Eugenie, Frayssinelle und la Quille im N.W. von Nar- 
bonne. An. erstrem Orte sieht man Olivin - haltige Kugel- Basalte in 
konzentrische Absonderungen zerfallen, in deren Nähe, wie PArEro zu- 
erst beobachtet hat, die Sekundär - Felsarten, welche an den Gyps und 
die Wacke sich annähern , wie mit einem grünen glänzenden Firniss 
feurigen Ursprungs überzogen sind. Der den Gyps umgebende und 
beherrschende Kalk ist mergelig, mit kleinen Spathadern durchzogen, 
zerfällt in röthliche Mergel, und enthält Madreporen, Orbitolithes 
concava und Podopsis. Bei 2a Owille werden die Quarz - Krystalle 
im Gyps so häufig, dass dieser einer Breccie gleicht. Die nächst den 
heraufgetriebenen Felsarten befindlichen, durch sie umgeänderten und 
zerrütteten Kalkschichten sind sehr oft, statt in einer der herauftreiben- 
den Kraft entgegengesetzten Richtung gerade in einer gegentheiligen 
geneigt [dunkele Ausdrucksweise !], woraus deutlich erhellt, dass vor 
dem Erscheinen der Feuer - Gesteine die Lagerung des sekundären Kal- 
kes schon gestört war, und dass diese die Unorduung nur noch ver- 
mehrt haben. 

3) Gleon und Villesegue scheinen der Heerd der vorzüglichsten 
Thätigkeit gewesen zu seyn. Man sieht an einigen Stellen die Feuer- 
Gesteine deutlich unter dem Kalk hervorkommen. Sie haben eine sehr 
grosse Mächtigkeit und Ausdehnung, bilden kleine vulkanische Kegel 


— 48 — 


‚ohne Kratere, und sind — gleich dem mit ihnen gleichzeitigen, meist seit- 
lich angelagerten Gypse — bedeckt von einem umgearbeiteten Gypse, 
der Gesteins-Trümmer ganz anderer Art einschliesst. 

4) Roguefort. 

5) Fitou (cfr. Bov£ Journ. geol.). Diorit trägt einen Kalk vom An- 
sehen des Jurakalkes, welcher unten, wo er auf erstrem aufliegt, schwarz, 
bituminös, an einigen Stellen aber roth und zellig ist. Jener ist grau, 
krystallinisch, reich an Feldspatl , manchen Graniten ähnlich, geht iu 
weisse Feldspath-Gesteine über, zersetzt sich leicht zu einem Feldspath- 
Schutt, oft von Kaolin-ähnlichem Ansehen, doch durch Hornblende ver- 
unreinigt. Rauchwacke und Kalk umgeben diese Diorite von allen Sei- 
ten und trennen sie vom Gypse. Zu dem Gypse gelangt man über ein 
Plateau, das aus ihnen besteht; und der Gyps selbst, durch Brüche 
aufgeschlossen, zeigt sich allerwärts von den oben erwähnten Feuer-Ge- 
steinen umgeben. Er ist körnig, faserig oder späthig, und enthält Kry- 
stalle von bipyramidalem Quarz und Schwefeleisen. 

Da in den Corbieres Dolomite überall in der Nähe der Feuer - Ge- 
steine auftreten, so schreibt derVf. dem Ausbruch der letztern und der damit 


verbundenen TalkEntwicklung die Umwandlung von Kalk in Dolomit zu. 
ni | 


A. Descenevez: Beobachtungen über den Cantal, die Monts 
Dore und über die Zusammensetzung vulkanischer Felsar- 
ten (Mem. soc. geol. de France, 1834, T, ır, 175—195, pl. xıv). Der 
Verf. hält die Theorie der Erhebungs - Kratere für unerschütterlich fest 
begründet , aber nicht für anwendbar auf 

I. die geologischen Erscheinungen im Cantal. 


Form und Lagerungs-Verhältnisse. Ein Bergkamm um- 
gibt ringförmig die Zentral-Niederung des Cantal, aus deren Mitte sich 
der zierliche Kegel Puy- Griow erhebt und einen Überblick über den 
grossen Krater um ihn ber gewährt. Einzelne Spitzen erheben sich 
nicht beträchtlich über jenen Kamm und selbst der Pluomb du Cantal 
steht nur 200m über dessen östlichen Theil empor: er steigt, gleich ei- 
nigen anderen Punkten, allmählich von aussen, sehr steil von innen an; 
im Allgemeinen aber sind beide Abhänge der Kraterwand gleich steil, oft 
fast senkrecht. Im N, derselben stellt der Bataillouse-Berg einen Knoten 
dar, von welchem mehrere Höhenzüge strahlenförmig auslaufen, und zwi- 
schen deren einigen und den Gebirgen des Lioran noch eim Circus 
liegt, den man als kleineren Krater angedrückt an den grössern betrach- 
ten. könnte. Beobachtet man den grossen Krater von Innen, so ge- 
wahrt mau an vielen Stellen das Ausgehende ungleicher,, wellenförmi- 
ger, unterbrochner Trachyt - Lagen, welches Queerschnitte radialer , mit 
Konglomeraten wechsellagernder Trachyt - Ströme sind (Eruptions - Kra- 
tere), die aber keineswegs als Ring - oder Bogen - förmige Ausgehende 
durchgebrochener Schichten (Erhebungs - Kratere) angesehen werden 


— 4lV. — 


können. Auch fehlen die radialen Zerreissungs - Thäler der Erhebungs- 
Kratere, welche indessen Durr£noy und -Ezıe pe Beaumont nachzuwei- 
sen gesucht haben. Denn die Thäler der Cere und der Jordanne , die 
des Cul de Cabre und des Font de Cere an beiden Enden der von der Ba- 
tailiouse ausgehenden Vic- und Mandailles - Thäler sind zu hoch und 
zu oberflächlich, als dass sie dieses Ursprungs seyn könnten. Zwar schei- 
nen eine Menge Thäler strahlenförmig gegen den Krater zusammenzulau- 
fen; untersucht man es aber genauer, so konımen sie von einer gemein- - 
samen Gebirgs-Axe herab, die vom Plomb ausgeht, die Berge des Liv- 
ran, Batailluuse, Peyrearse trägt, und worauf die Jordanne, die Cere, 
der Alagnon, die Rue, der Mars, die Marone, der Brezons, der Pres 
entspringen: es ist eine Anordnung der Thäler, welche allen Gebirgs- 
Axen eigen ist. Zwar sind einige unter ihnen auffallend tief, wie die 
Thäler des Mars, der Rue u. s. w., bleiben jedoch durch ungeheuer 
hohe und so dünne Steinwände vom Krater getrennt, dass oben auf 
dem Graht der letztern kaum Raum für einen Fusssteig übrig ist, 
was bei Aufreissungs - Thälern, eines Erhebungs - Kraters wenigstens, 
unerklärlich seyn würde, wenn auch nicht behauptet werden soll, dass 
diese Thäler nicht durch Autreissen entstauden ‚seyen. Wohl aber ver- 
tragen sich alle diese Erscheinungen mit der Theorie der. Eruptions- 
Kratere, wornach diese Thäler entstanden wären durch spätere Auswa- 
schung. Es ist zwar richtig, dass sich die Trachyte nieht sehr weit 
von dem Krater hinweg erstrecken ; aber deren Ströme, die gleichwohl 
4—5000® Länge haben, müssen früher zur Ruhe gekommen seyn, da sie 
nicht sehr mächtig sind und einen weniger homogenen und verglasten, 
mithin einst weniger vollständig flüssigen Trachyt enthalten, als jene 
am Mont Dore. Inzwischen sind alle Schichten von der Krater-Wand aus 
nach aussen geneigt, und zwar unter Winkeln von 100— 120, stärker als 
die Oberfläche des Ring - Gebirges selbst , so dass sie, bis zum Mittel- 
punkte ergänzt, einen spitzeren Kegel als diese Oberfläche in demselben 
Falle geben würden. Man hat die Ursache dieser Aufriehtung gegen 
den Mittelpunkt hin geglaubt in den Phonolithen zu finden, welche mit- 
ten im Krater einige Kegel und namentlich den Puy Griou zusammen- 
setzen , die selbst wieder im Kreise um eine zentrale Vertiefung ste- 
hen, welche jedoch dem Verf. eine blosse Aushöhlung im Trachyt - Tuff 
zu seyır scheint, und an deren Rande man in der That auch den Pho- 
nolith auf diesem Tuffe liegen sieht, während alle Anzeigen gewaltsamer 
Hebungen , welche doch gerade bier am stärksten seyn müsste, fehlen; 
denn die Trachyte schiessen unter den Phonolith des @riow ein, statt 
sich mit ihm zu heben, die Trachyt - Tuffe und - Konglomerate , wor- 
auf die Phonolit-Kegel ruhen, sind nicht durcheinandergestürzt, sondern 
ziehen sich in regelmässigen fast horizontalen Schichten fort. Hätte 
ein tiefer verborgenes Gestein die Gebirgsmasse gehoben „ so müssten 
diese Schichten sich nach der Mitte hin wölben ; hätte es ein Gas-Aus- 
bruch gethan , so würden nach dessen Volleudung die Schichten durch 
ihr eigenes Gewicht gegen die Mitte eingesunken, und in beiden Fällen 


- m = 


müssten diese sehr zertrümmert worden seyn. Die Beobachtungen in 
der Mitte des Kraters entsprechen mithin so mächtigen Erschütterun- 
gen nicht, als mit der Hebung des äussern Gebirges verbunden gewe- 
sen seyn mussten. | 
Gebirgs-Arten- Lesbiältnisc Der Verf. wendet sich nun 
zur Untersuchung der Natur und des Alters der verschiedenen Ge- 
steine selbst. 1) Zuerst brachen die Trachyte durch Granite und 
Tertiär - Gesteine vielleicht aus manchen Spalten hervor, die sich aber. 
jedenfalls in einem gemeinsamen Mittelpunkte vereinigten) und nun den 
Krater bildeten. Ihre rauhe und wenig krystallinische Beschaffenheit 
zeigt, dass sie diekflüssig gewesen seyn müssen, woraus sich “auch die 
geringe Erstreckung ihrer Ströme erklärt. Nachfolgende Ergüsse ver- 
einigten sich mit Kies und mit Trümmern schon erkalteter Trachyte zu 
Trachyt-Konglomeraten , welche die höchsten Stellen , zumal nächst den 
Grahten der Gebirge einnehmen, während die Tuffe mehr am Fusse ab- - 
gelagert sind. Einige isolirte und ringsum steil abgeschnittene Tra- 
chyt-Massen muss man um so mehr als Dykes betrachten, da sie, 
gleich den Wänden des Plomb du Cantal und des Puy de Griou, wel- 
ches offenbar Camine des unterirdischen Feuerheerdes gewesen, iu allen 
Richtungen von Pbonolith- und Basalt - Gängen (von unten ausgefüllten 
Spalten) durchsetzt sind, wodurch sich auch das Vorkommen der rothen 
und grauen Trachyte in diesen beträchtlichen , doch ungleichen Höhen 
erklärte, die den unteren Gegenden gänzlich fehlen. Auch haben einige 
dieser hohen Trachyt - Streifen völlig das Ansehen von Strömen. Dass 
sich jedoch die Mündungen jener Kamine gerade auf den höchsten Stel- 
len befinden, erscheint nicht mehr überraschend, sobald man den Krater 
als einen Eruptions - Krater betrachtet, der zur Zeit ihres Ausbruches 
vielleicht noch nicht ausgetieft war , sondern noch erfüllt seyn konnte 
mit vulkanischen Auswurfs - Stoffen. Spuren exzentrischer Ausbrüche 
siebt man auch nicht selten in der Nähe. Die Obsidian --Gänge (an 
2—3 Orten des Cantal vorkommend) scheinen an das Ende der Tra- 
chyt-Periode etwa in die Zeit der Dykes zu gehören. Mehrere Dykes 
werden von Gängen eines schwarzen Gesteins durchsetzt, welches ta- 
felförmig, kompakt, homogen, mit Feldspath-Nadeln versehen, doch ohne 
Hornblende ist, auch einige flache Becken auf dem Plateau. im Osten 
von Dienne ausfüllt, von Börırt als „trachyte homogene compacte, von 
BoviLzer als Phonolith betrachtet worden ist, und später als der Tra- 
chyt entstanden ist. Es ist das Äquivalent von Beupanr’s halbverglas- 
ten Trachyten Ungarns und von Humsorpr’s schwarzen Trachyten der 
Kordilleren. Zu wenig beträchtlich, um den Widerstand der schon auf 
ihnen ruhenden Massen zu überwinden, mussten sie sich an allen diesen 
Orten einen seitlichen Ausweg suchen. So kann man, ohne scharfe 
Grenzen dazwischen annehmen zu wollen, in der Geschichte der‘ Tra- 
chyte drei Perioden annehmen: a. die der Ströme mit erdigen und do- 
mitischen Trachyten, b. die der Dykes mit rothen Hornblende - reichen 
und mit grauen und violetten porphyrischen Trachyten, und c. die der Gänge 


mit grauschwarzen Trachyten voll kleiner blättriger Feldspath - Kry- 
stalle. — 2) Auf diese folgen die Phonolithe, welche sich in wei- 
chem Teig - artigem Zustande um ihre Ausfluss - Stellen anhäuften und 
sich darüber zu Kegeln erhoben, wie sie bereits im Innern des grossen 
Kraters von Cantal nachgewiesen worden. Sie sind älter als die Ba- 
salte sowohl in Cantal, als nach Bursr im Velay; denn nicht nur 
steht dieser Annahme keine wesentliche Erscheinung entgegen , sondern 
‚auch die grosse Säulen - frmige Phonolith- Masse, Roche Blanche oder 
Roc Douzieres genannt, im Falyouzx - Thale wird durch einen einge- 
drungenen grossen Basalt - Gang völlig zerfetzt, dessen Verzweigungen 
auch in die ihn umgebenden Trachyte und Konglomerate gedrungen 
sind. Auch enthalten die Basalte von Puy-le-Froid in Velay Phonolith- 
Einschlüsse. Daher haben die Phenolithe nicht das entsprechende Alter, 
welche die Hebung des Kraters von Cantal erforderte. Die Phonolithe 
bilden einen mineralogischen Übergang von den Trachyten zu den Ba- 
salten: sie haben mit ersteren die blättrigen Feldspath - Krystalle, die 
(selten nur fehlende) Hornblende, den Mangel des Augits und die helle 
Färbung gemein, sind jedoch mehr zeolithisch, reicher an Alkali, von Ta- 
fel-Form, und sind anders zu Tage gehoben worden ; den Basalten nähern 
sie sich durch ihr dichtes krystallinisches Ansehen , ihre prismatische 
Struktur und ihren reichen Zeolith - Gehalt, und D. glaubt Zirkon und 
Olivin darin erkannt zu haben; aber sie entfernen sich wieder durch 
den Mangel des Augits, durch einen geringeren Gehalt an Eisen - und 
Mangan - Protoxyd, und durch ihre Erhebung in Kegeln, während die 
Basalt-Dykes jederzeit nur wenig aus den Spalt - Mündungen hervorste- 
hen; inzwischen ist obiger phonolithische Roc Douzieres ein wahrer 
Dyke. — Nach dem Ausbruche der grossen Masse der Phonolithe wur- 
den an mehreren Stellen noch einige Spalten erfüllt mit einem kompak- 
ten oder schiefrigen, erdigen oder perlmutterartigen,, grünen bis gelbli- 
chen Gesteine, wovon die schieferige Varietät von Burır als besondere 
Gruppe „Trachyte schistoide“ aufgeführt wird, welche sich aber weit 
mehr dem Phonolith anschliesst, der auch am Dyke der Roche Blanche 
so allmählich in dieselbe übergeht, dass letztere den ganzen westlichen 
Theil des Dyke’s zusammensetzt. Dieses Gestein wird weniger von 
Säuren angegriffen, ist weniger hart als es zu seyn scheint, voll matter 
Flecken und kleiner Höhlen, und scheint bloss ein durch saure Dämpfe 
umgewandelter Phonolith zu seyn, welche Dämpfe sich mit einem Theile 
der Basen vereinigt haben zu Salzen, die nachher von Wasser ausge- 
waschen wurden. Diese Dämpfe mögen Schwefelsäure gewesen seyn, 
da deren Vorhandengewesenseyn aus den Alaun-Brercien des Mandaille- 
Thales erhellet. Diese Phonolith - Gänge sind jedoch nicht beträchtlich 
und stark genug, um einer eignen Ausbruch-Periode zu entsprechen. — 
3) Das Emporquellen der Basalte in einem sehr flüssigen Zustande 
scheint erfolgt zu seyn, als das Innere des Kraters noch ganz und un- 
versehrt war; sie vermochten nicht die Decke zu durchbrechen , über 
welcher die Phonolitbe erstarrt waren; sie erscheinen daselbst nur in 


—. 412 — 

Form von Gängen und zwar in geringer Anzahl; eben so, jedoch weit 
häufiger auf dem Graht. des Kraters ; 2000m von dessen Rande ent- 
fernt breiten sie sich seitlich über dem Ausgehenden der Gangspalten 
aus und bilden Ströme, welche im Verbältnisse, als der Abhang geringer 
(4°—5°) wird, auch langsamer flossen, seitlich zusammentraten und nun 
eine ununterbrochne Hülle über die Oberfläche des Fusses des Kegels 
bilden. Die entferntesten, durch den Lauf am meisten abgekühlten Ba- 
salt- Massen am Fusse erstarrten und theilten sich zuerst in Prismen, 
wodurch nun auch der noch höber befindliche Theil ebenfalls zurückge- 
halten an der Oberfläche zuerst erstarrte und dann sich im Innern in ge- 
neigte Prismen souderte im Verhältniss, als die Erstarrung voranschritt. 
Im Allgemeinen ist die Neigung der Prismen jedoch ohne Beziehung 
zur Lage, worin die Lava erstarrte. In den Trachyt- und Phonolith- 
Gängen, in den Basalt-Gängen und Strömen sind die Zusammenziehungs- 
oder Krystallisations - Oberflächen immer parallel oder senkrecht auf die 
Saalbänder, welches im Übrigen die Neigung der Gänge seye, — Die 
Basalt - Ausbrüche gehören wenigstens zwei verschiedenen Perioden an. 
Die älteren Basalte sind nach Burar, da sie den Trachyten und Phono- 
lithen noch näher stehen, auch Feldspath-reicher ; aber der Verf. ist un- 
gewiss, ob er mit ihm die neueren Ströme von Graveneire u. a. zur 
zweiten Periode rechnen solle, und vielleicht gehören die Wacken, ob- 
‚schon sie einen eigenthümlichen Gang verfolgen, einer mittlen Periode 
an; denn nicht selten sind sie ganz unabhängig von den neueren -Au- 
git-Laven abgesetzt. In der That nebmen auck mehrere Auvergner 
Geologen 3 Basalt-Epochen an. — Die Basalte haben sich theils in Strö- 
men ausgebreitet, theils sich in Dykes erhoben (Plomb, Puy Gros, Bon- 
nevie), theils haben sie Gänge ausgefüllt. Die Dykes gehören den al- 
ten Basalten an, die Gänge scheinen aus verschiedener Zeit zu stammen. 
Ihr Basalt ist zuweilen hellgrau, etwas körnig, ohne allen Peridot, wahr- 
scheinlich weil er sehr heiss in Trachyt-Spalten emporsteigend die Saal- 
bänder schmolz und durch Assimilirung des Feldspathes den Peridot- 
Gehalt verlor, wie das an vielen Orten geschehen, wo Trachyt und Ba- 
salt miteinander in Berührung sind. Am Fusse des phonolithischen Pay 
d’Usclade ist ein Gang sehr Augit-reichen Basaltes, .wie er anderwärts 
weder in Dykes noch in Strömen, sondern nur in Konglomeraten des 
Cantal vorkommt, dergleichen einer über dem Weiler Benex von einem 
Phonolitb-Gang durchsetzt seyn soll, was auf ein höheres Alter hinwei- 
sen würde. Wie bei den Trachyten und Phonolithen, so darf man auch 
bei den Basalten annehmen , dass die Gänge jünger, als die Ströme 
seyen, welche durch ihren Ausbruch erst die Spalten für die Gänge 
öffnen mussten. ‚In der That sind anderwärts auch. eben die Augit-reich- 
sten Basalte die jüngsten, im Gegensatze mit der Erscheinung von Us- 
clade; sie scheinen jedoch im Cantal nur höchst selten bis zu Tage gelangt 
zu seyn. — Emporhebungen haben an diesem Vulkane also nur lokal 
durch die Dykes und durch die ‘Gänge Statt gefunden: die Basis der 
steilen Kraterwände ist horizontal geschichtet; anscheinende Störungen 


= u 


zeigen sich nur auf den Kämmen, wo eben die zahlreichen phonolithi- 
schen und basaltischen Dykes und Gänge nothwendig eine grosse 
Menge lokaler Hebungen bewirken mussten. So sind an der Roche 
blanche namentlich Trachyt - Massen von den ansteigenden Phonolithen 
mit ewporgehoben worden; Basalt hat später die hiebei gebildeten Spal- 
ten ausgefüllt, Tagewasser haben die Konglomerate zerrissen und viel- 
leicht die neueren, jedoch unter der Oberfläche zurückgehaltenen Basalte 
in ihrem Aufwalleu noch manche Störung bewirkt. Aber die durchbro- 
chenen Granit- und Kalkstein - Massen finden sich von den plutonischen 
Gesteinen nirgend in einer Weise mit in die Höhe getragen, welche auf 
eine allgemeine Hebung hindeutete. Nur zu la Vayssiere zwischen 
Murat und Chazes sind die Kalkschichten unter > 24° geneigt, in ei- 
ner der Annahme einer allgemeinen Hebung entgegengesetzten Rich- 
tung: ein lokaler Wacke-Ausbruch, mit dem zentralen wahrscheinlich in 
Verbiudung, ist die Ursache davon. Man sagt zwar, der tertiäre Bo- 
den sey allgemein gewölbt. nach jenem zentralen Vulkane hin , aber die 
‚Frage ist, ob diese Wölbung eine Folge oder nicht vielleicht eine bedin- 
gende Ursache der Hebung gewesen? — Nach Lecog wären es die 
neueren Vulkane hauptsächlich gewesen, welche die Monts Dore geho- 
ben, was aber nicht wahrscheinlich, weil deren Ausbrüche weit entfernt 
von den gehobenen Mittelpunkten erfolgt sind; aber die hiemit 
verbundeneu Erschütterungen mögen viele Sulingen bewirkt haben, 
welche später durch Tagewasser zu Thälern ausgeweitet worden. Und 
wirklich deuten die mächtigen Konglomerat-Massen auf gewaltige Was- 
serfluthen hin. Aber die Ausbrüche sind keineswegs unter Wasser er- 
folgt: es sind vielmehr Wälder an jenen Stellen gewachsen, deren Di- 
kotyledonen-Stämme man verkohlt noch einzeln oder Lager - weise unter 
den Konglomeraten verschüttet findet. Jene Wasser haben dann Vieles 
im Ansehen der Gegend geändert. n 

Allgemeine Folgerungen aus den Aussinsädergesekzten That- 
sachen: 1) der Krater von Cantal ist kein Erhebungs -, sondern ein 
Eruptions-Krater ; 2) 6 verschiedene Eruptions-Perioden haben die alten 
Trachyte, die Trachyte der Dykes, die grauschwarzen Trachyte der 
Gänge, die Phonolithe, die alten und die neuen Basalte, welche alle 
auch in der genannten Ordnung in einander übergehen, geliefert. Diese 
Perioden waren so weit von einander getrennt, dass zwischen zweien 
derselben eine üppige Wald- Vegetation sich zu entwickeln Zeit gefun- 
den. 3) Auch nach der Bildung des Eruptions - Kegels hat keine allge- 
meine Hebung des Landes mehr Statt gefunden; wohl aber sind in jeder 
Periode lokale und oft von einander unabhängige Hebungen und Ver- 
rückungen erfolgt, — kurz: der Cantal ist ein grosser, jetzt erlosche- 
ner Vulkan. | 

IL. Es war dem Verf. nicht gestattet, eben so gründliche Unter- 
suchungen in den Monts Dore zu veranstalten, gleichwohl haben sie 
ihn von einem analogen Verhalten derselben überzeugt. In der Kreis- 
förmigen Vertiefung zwischen dem Roc de Cuzeau und dem Puy de 


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__ u 


- Sancy erkennt er ebenfalls einen Krater, von welchem strahlenförmig 
mächtige Ströme ausgegangen sind, und durch die der Krater - Rand 
selbst verändert worden. Er unterscheidet ein dreifaches Alter der 
Trachyte in Strömen, Dykes und Gängen; aber die Periode der Gang- 
 Trachyte und die lokalen Störungen haben eine viel beträchtlichere Ent- 
wickelung erlangt. Auch hier stehen die äusseren radialen angebli- 
chen Zerreissungs - Thäler nicht im Zusammenhang mit dem Innern des 
Kraters, fehlt die sichtliche Ursache der Emporhebung , und sind die 
Basalte in ähnlicher Weise aussen abgesetzt. Man hat sie hier zwar 
ebenfalls in den mitten in einer parabolischen Vertiefung gelegenen 
Phonolith - Kegeln, nämlich den Felsen von Sanadoire , Tuilliere und 
Malviale erkennen wollen; aber die Phonolithe zeigen sich nach neue- 
ren Untersuchungen auch an mehreren Stellen um den Lac de Guery 
und bilden die Puxys de Trioulerouxz und de la Cie du Lac in dessen 
Osten, von welchen Gesteinen einige aus der Zeit der Trachyt - Gänge 
zu seyn scheinen. Auch hier, an der Strasse von Mürat le Queyre 
sieht man den Phonolith in zwei grossen Gängen gegen das eine ihrer 
Saalbänder in Burar’s „trachyte schistoide“ übergehen. Die Ansicht 
scheint sich in der That zu bestätigen, dass die Ausbrüche der Monts 
Dore viel rascher als im Cantal aufeinander gefolgt und im Velay fast 
ineinander verflossen seyen; denn in jenen sind die unteren Trachyte 
grau, basaltisch, Hornblende-reich, fast wie zur Zeit der Trachyt-Gänge; 
während die grauschwarzen Trachyte und die Phonolithe am See von 
Guery fast in einander verschmelzen. Die Konglomerate der Monts 
Dore enthalten abgerundete und scharfkantige Stücke von Granit, Pro- 
togyne und Euryt: solche von Kalkstein sind nicht bekannt; sie mögen 
daher auf Urgebirgen ruhen. Auch die Monts Dore sind daher ein. er- 
loschener Krater, dessen Wandungen durch exzentrische und ‚ungleich- 
zeitige Ausbrüche entstellt worden sind. | 

III. Über die Zusammensetzung der .plutonischen Ge- 
steine. Trachyte, Pbonolithe und Basalte, in derselben Esse ge- 
schmolzen,, durch dieselben Öffnungen ausgegossen,, enthalten dieselben 
Bestandtheile , jedoch in ungleichen Menge-Verhältnissen , nämlich: Kie- 
selerde, Alaunerde, Eisen- Oxyd, Kali, Natron, zuweilen auch Kalkerde, 
Talkerde und Mangan -Oxyd. Die Kieselerde verhält sich hiebei immer 
als Säure, und alle Verschiedenheit der Gesteine beruht daher in den 
Basen. Unter diesen können sich Alaunerde und Eisen - Peroxyd, dann 
Eisen- und Mangan-Protoxyd, Kalk und Magnesia als isomorphe Stoffe 
leicht gegenseitig vertreten. Alaun- und Talk - Erde machten diese Ge- 
steine jedoch strengflüssiger, beide Protoxyde leichtflüssiger, die Alka- 
lien glasiger. Aber die für sich unschmelzbaren Silikate werden schmelz»- 
bar, wenn je 2-3 miteinander verbunden‘sind, und auch von der Sät- 
tigung der Säure hängt die Schmelzbarkeit wesentlich ab, indem die Si- 
Jikate und Bisilikate viel schmelzbarer sind als die Verbindungen, welche 
mehr, oder welche weniger Kieselerde enthalten. Hiedurch blieben die 
Phonolithe mehr teigig und konnten sich die grauschwarzen Trachyte 


- ME — 


in dünnen Tafeln über die Gebirgs-Oberfläche verbreiten: obschon beide 
ungefähr gleichviel Alkali enthalten. Aber jene Phonolithe sind durch 
einen mittelmässigen Gehalt an Eisen-Sesquisilikat grünlichgrau ; diese 
Trachyte durch einen stärkeren Antheil von Eisen - Silikat grauschwarz 
gefärbt und diese zugleich leichtflüssiger geworden. Die Färbung der 
Gesteine hängt daher nicht allein von dem Vorhandenseyn gewisser Me- 
talle, sondern auch vor ihrer Verbindungs - Weise ab und bedingt hie- 
durch mehr noch, als der Alkali-Gehalt, ihren Flüssigkeits-Grad, wovon 
wieder andere Erscheinungen abhängen. Wirklich enthalten die alten 
Trachyte und die Phonolithe 0,14 — 0,15 alkalische Basen, ohne eben so 
flüssig gewesen zu seyn, als die Basalte, welche nur 0,07—0,08 dieser 
Basen besitzen; während der grauschwarze Trachyt und die Basalte 
ihre Leichtflüssigkeit ihrem Gehalt an Eisen - Protoxyd verdanken, — 
Roth, Schwarz, Blau und Dunkelgrün zeigen Eisen-Protoxyd, — Weiss, 
Zeisiggelb und Gelb Peroxyd an, wie es die Domite und manche Tra- 
chyte färbt. Da nun in hoher Temperatur das kieselsaure Eisen durch 
Verlust von Sauerstoff in Eisen - Protoxyd übergeht, so müssen diese 
Domite und Trachyte nur einer mässigen Hitze ausgesetzt, nur in teigi- 
gem Zustand gewesen seyn; eine Temperatur - Zunahme hat das Eisen 
in den Oxydul- Zustand zurückgeführt, eine neue Menge hinzugefügt 
und die schwarzen flüssigen Basalt-Laven gebildet. Wenn nun gleich nach 
Obigem der häufige Farbeuwechsel eines Gesteines die Erforschung der 
Farben - Beziehungen zu erschweren scheint, so muss man berücksichti- 
gen, dass derselbe in jedem Gestein doch nur innerhalb gewisser Nüan- 
zen Statt findet und nicht in die einer andern Klasse übergeht. 

Gmerın hat gezeigt, dass die Phonolithe aus einem Gemenge von 
Feldspath und in Säuren löslichem Zeolith bestehen. : Aber diese. theil- 
weise Löslichkeit kommt nach des Verfs. Versuchen allen vulkanischen 
Gesteinen zu, und das Verhältuiss der löslichen zu den unlöslichen Thei- 
len ist in einer und derselben Felsart sehr veränderlich. Die verschie- 
denen Gesteine geben, zu unsichtbarem Pulver verkleinert, an kalte mit 
gleichviel Wasser verdünnte Hydrochlorsäure ab: 

1) Rother Trachyt von Bataillouse . . . - 9,25 

2) Grauschwarzer Gang-Trachyt von Griou . . 14,50 

3) Dunkelgrauer Trachyt von der Queuille (Dienne) . 13,50 

4) Phonolith von Griou . ’ . i i P 14. 


5) „ »„ Roche blanche . - ü ; 7,33 
6) Schieferiger Gang-Phonolith von Peyrearse . ’ 5,33 
7) Gang-Eurit von der Conelle, homogen, gelblich . 3. 


8) Basalt von Plomb du Cantal . } ! : R 25. 

Die entstandene Auflösung enthält fast nur Alaunerde, Eisen - Pro- 
toxyd und Alkalien, und fast keinen Kalk, ausgenommen Nr, 4, das 
seinen Kalk - Gehalt vielleicht während des Durchbruches durch tertiäre 
Kalk - Schichten aufgenommen hat. Auch erhellt aus obigen Versuchen, 
dass die Trachyte keineswegs, wie die meisten Lehrbücher angeben, 
bloss aus derbem und glasigem Feldspath zusammengesetzt sind, da sie 


— 4% — 


- sich theilweise in Säuren lösen, was kein Feldspath thut. — Die Er- 
gebnisse dieser letzten Untersuchungen lassen sich daher so zusammen- 
fassen: die Trachyte enthalten gewöhnlich bis $ ihres Gewichtes Alkali, 
neben Peroxyd oder Protoxyd von Eisen; das Menge - Verhältniss des 
letzteren scheint ihren Flüssigkeits - Grad zu bedingen. Die Phonolithe 
enthalten ungefähr eben so viel Alkali und d:s Eisen - Protoxyd wird 
ein wesentlicher Gemengtheil , obschon in geringerem Verhältniss. Die 
Basalte enthalten um die Hälfte weniger Alkali, aber viel mehr Prot- 
oxyd, und die Talkerde kommt durch den Augit in grosser Menge hin- 
zu. Hornblende ist oft häufig in den Trachyten , zuweilen in den Pho- 
nolithen, selten in den Basalten ; Augit ist zuweilen in den Trachyten, 
nie in den Phonolithen, häufig in den Basalten. Peridot ist in den Tra- 
chyten zufällig, zuweilen auch in den Phonolithen vorhanden, häufig und 
wesentlich aber nur in den Basalten, zumal den neuesten. Die Trachyte 
enthalten auch Zeolithe, Stilbit, Chabasie, Mesotyp; die Phonolithe 
mehr; die Basalie am meisten. So nehmen die Alkalien von einer Seite 
ab, das Eisen-Protoxyd und die Talkerde zu, indem Hornblende und 
Feldspath sich vermindern, Augit, Peridot und Mesotyp sich vermehren: 
und zwar beides in derselben Folgenreihe, in welcher die verschiedenen 
vulkanischen Gesteine aus dem Schoose der Erde hervorgebrochen, und 
während der ganzen Zeitdauer dieser Ausbrüche haben in der minera- 
lisch - chemischen Zusammensetzung der Gesteine nur allmählich und 
gleichmässig fortschreitende Änderungen Statt gefunden, was auf ein 
ähnliches Verhalten der wirkenden Kräfte in dieser Zeit hindeutet. Es 
. bleibt daher übrig, auch die Erscheinung der Trapp- und Grün-Steine, so 
wie endlich der sg. Urgebirgs-Arten in rückwärts gehender Stufenfolge 
zu vergleichen , in wie fern sie denselben oder ähnlichen Gesetzen un- 
terworfen seyn mögen, 


A. Bov£ über Erıe ve Braumonv’s Theorie der Emporhebung 
der Gebirgs - Ketten (James. Edinb. n. philos. Journ. 1834, July ; 
XVIII, 123—149). De Beaumont hat in BrocuanT’s Übersetzung von 
De ua Becne’s Handbuche eine neue und verbesserte Auseinandersetzung 
über seine 13 — 14 Epochen der Gebirgs- Hebungen gegeben. In deren 
erster Abtheilung gibt er die Theorie selbst, in der zweiten deren An- 
wendung auf sein System. In erstrer Beziehung scheint er nur LyELL’n 
zum Gegner zu haben, dessen Ansicht von der Emporhebung der Ge- 
birgs - Ketten durch, sich ins Unendliche wiederholende kleine örtliche 
Bewegungen ihm mit Recht missfallen dürfte, obschon mıan darum nicht 
eben genöthigt seyn würde, jede Gebirgs - Hebung als in einem Augen- 
blick vollendet anzusehen. Man kann sich nicht gut denken, dass ein 
Gebirge in seiner ganzen Ausdehnung und mit allen seinen Schichten 
durch zahllose kleine Bewegungen immer in derselben Richtung geho- 
ben worden sey (Saussure , BrocnAant). — BovE ist kein unbedingter 
Anhänger von E. ». B’s. Theorie; noch immer ist die genaueRichtung der 


—: A 


‚meisten Bergketten, das Ende und die des Streichens ihrer Schichten - 
unbekannt, und auf den geographischen Karten sind die dessfalsigen 
Angaben meistentheils fehlerhaft, kurz die Unsicherheit ist in dieser Be- 
ziehung so gross, dass er lieber gar keiner vorgefassten Theorie folgen 
will; und E. ve B. hat noch nicht einmal versucht, auch nur für Eu- 
ropa die Grenzen eines jeden seiner Hebungs- Systeme auf einer Karte 
aufzutragen , so dass BovE dessen System lediglich für allgemeine und 
-vage Wahrnehmungen erklärt; jedoch könne es immerhin als ein An- 
halt dienen, um darnach, von Gebirge zu Gebirge reisend, deren für 
die Theorie wichtigsten Verhältnisse genau zu prüfen. — E. n2.B. setzt 
die Zahl der in jeder Gegend Statt gefundenen Hebungen gleich der 
Auzahl von in derselben Gegend bemerkbaren verschiedenen Richtungen 
von Gebirgen ; allein jede Hebung dürfte mit einer anderweitigen Sen- 
kung verbunden gewesen, und beide durch verschiedene Zufälle ange- 
deutet geblieben seyn. Es ist daher nöthig 1) die Form und Richtung 
des Gebirges selbst, 2) die Aufrichtung der Schichten gegen einander 
und gegen den Meeres-Spiegel, 3) die Einsenkungen des Bodens, Thä- 
ler, Klüfte, Spalten, Rücken, Gänge, Dykes u. s. w. gemeinsam im 
Auge zu behalten, wenn man die Zahl in einer Gegend Statt gefunde- 
ner Dislokationen bestimmen will. — Die Zahl der Dislokationen soll 
nach E. ». B. nirgend sehr gross seyn: sie haben schon seit Fucaseu 
und Werner zur Unterscheidung der Formationen geführt, und er denkt, 
dass sich endlich eine gewisse Übereinstimmung in der Bedeutung der 
Worte Dislokation und Formation ergeben werde; — dann aber dürfte 
nach BoueE der letztere Ausdruck nie in der Ausdehnung genommen 
werden, dass der Gyps von Montmartre,, der Grobkalk von Paris etc. 
als Formationen gelten. Auf der andern Seite scheinen ihm die Statt 
gefundenen (12) Dislokationen (nach E. ». B. selbst genommen: in der 
Stärke, dass sie ganze Gebirge emporheben konnten) nicht zahlreich ge- 
nug, um den verschiedenen Richtungen der Gebirgsketten zu entspre- 
chen, die in Europa allein schon so manchfaltig sind, und deren Zahl 
auf der ganzen Erd-Oberfläche 2—3mal so gross seyn mag. Versuchte 
man erst nur jene auf eine Karte aufzuiragen, ihre Richtung scharf zu 
bezeichnen und sie zu begrenzen, so würde jeder leicht sehen, was 
an Erıe DE Beaumont’s Theorie seye, Er würde sehen, dass z. B. 
wohl die Richtung der Inseln Corsika und Sardinien und die ihrer 
hauptsächlichsten Vorgebirge, aber keineswegs die des Streichens ihrer 
Schichten der durch sie gezogenen Linie entsprechen. Wie aber will 
man überhaupt den von E. vo. B. überall wiederholten Satz beweisen, 
dass alle gleichzeitig gehobenen Gebirgsketten und Gesteins - Schichten 
parallel streichen müssen, und dass nicht gleichzeitig gehobene auch 
beständig nicht parallel seyn dürfen? Diese Frage hat Bou£ schon früher 
aufgestellt, aber ohne sie bis jetzt beantwortet, oder in E. v. B’s. neuer 
Auseinandersetzung auch nur berücksichtigt zu finden. Ferner macht 
derselbe selbst die Bemerkung, dass wegen der sphärischen Gestalt der 
Erde die Erhebungs-Linien Zirkel- Abschnitte beschreiben müssen, und 


— 4285 — 


dass sie sich auf den Tangenten von diesen befinden. Er macht. 
selbst auf die Erscheinungen aufmerksam, dass Erhebungs - Linien (wie 
die des Mont Püas aus N.O. nach S.W.) manchmal in der Richtung 
älterer Brüche ausbiegen (im S. von Cöte d’Or und im Saone-= et- 
Loire - Dept. in der Richtung des älteren Rheinischen Systemes — so 
auch an a. O.), und dass ganz, oder bis auf einige Grade, parallele Er- 
hebungs - Linien sich periodisch zu wiederholen scheinen (Mont Pilas 
und Cöte d’Or, Pyrenäen, Corsika und Sardinien parallel zum. System: 
von Westmoreland und Hundsrück, Bocage, Nord- England; — das 
System von Wight parallel zu dem der Niederlande und Galles; das; der 
West- Alpen parallel zum Rheinischen). Rücksichtlich der Erscheinun- 
gen aber, wie gekrümmter Gebirgszüge (der Deutsche Jura von Schaff= 
hausen über Regensburg nach Coburg), der Gebirgszüge mit horizontal 
gehobenen oder gar mit in anderer Richtung als sie selbst streichenden 
Schichten (Thüringer Wald, nach Hem geol. Beschr. II, 18), endlich 
rücksichtlich der von Tuurmann (Mem. d. Strasb. II), Schwarz (Jahrb. 
1833, n), Pasını (Annal. Lomb. Venet. I, ı) und HisBERT (Extinct. 
Volc. of New-Wied) gemachten Einwendungen gibt E. v. B. gar keine 
Antwort. Auch gesteht E. ». B. selbst zu, dass öfters verschiedene 
Formationen mit gleichförmiger Lagerung in einander übergehen ; dass 
aber in diesem Falle wenigstens die bis dahin lebenden organischen 
Wesen dislocirt worden seyen, und daher den Grenzschichten beider 
Formationen nur wenige Arten gemeinsam sind. 

Folgendes sind die 12 Systeme Erıe DE BEAumonT’s: : 

1) Das von Westmoreland und dem Hundsrück, welche beide (nach 
Bov£) vor der Entstehung der Dudley-Formation als Inseln aus dem 
Ozean heraufgeragt haben mögen, und wozu noch die alten Ketten der 
Britischen Inseln, die des N.W.- Deutschlands , des Erzgebirges , der 
Sudeten, ein Theil des Schwarzwaldes , der Vogesen, des Mont Pilas, 
Britanniens, die Montagne Noire in S.- Frankreich, der Bigarre- und 
der Canigou-Berg in den Pyrenäen, ein Theil in der Mitte von Frank- 
reich, einer von Corsika, Skandinavien (Westmannland , Jemtland, 
Lappmarken) und von Finnland gehört. Die Gebirge bestehen aus 
Gneiss, Glimmerschiefer, Thonschiefer, Quarzfels, Grauwacke, und die 
Hebungs-Linie streicht nach N.O. etwas O., oder nach S.W. etwas W. 
(hora 3— 4). Die Hebung dieser Gebirge muss vor Bildung des Old 
red Sandstone und der neueren Sekundär - Formationen Statt gefunden 
haben, eine Ansicht, welche durch die völlige oder fast völlige Horizon- 
talität der Orthoceratiten- und Trilobiten -Kalke in Schweden, im Bal- 
tischen Russland, in Podolien, zu Dudley und Tortworth (welche jedoch 
später noch verrückt worden), der Anthrazit-führenden Sand- und Kalk- 
Schiefer Süd-Istands, der Konchylien-reichen Kalke Canadas noch un- 
terstützt wird. Jedoch gibt es in Europa Hebungen parallel zu vorigen, 
aber neuer im Alter, und andere von abweichender Richtung aber glei- 
. chem Alter, in welcher Beziehung die Ur-Schiefer des Riesen- und Eu- 
ten- Gebirges mit einem Streichen von N.N.O. nach S.S.W., oder von 


— 419 — 


N.N.W. nach S.S.O. und zuweilen von W.N.W. nach O.S.O., und der 
Primär-Theil des Böhmerwald-Gebirges mit einem Streichen nach W.S.W. 
anzuführen sind; — damals bildete sich hier der Kontinent, worauf spä- 
terhin die Insel - Vegetation entstand, welche in den Schlesischen und 
Böhmischen Koblen - Schichten begraben liegt: eine Folgerung, zu der 
man nur mit Zuhülfenahme noch anderer Merkmale gelangt, als E.n2. B. 
gebraucht. Sollte dieser aber alle diese-Hebungen in verschiedene Sy- 
steme zerlegen wollen, so müsste er beweisen können, ‘dass sie zu an« 
deren Zeiten entstanden sind, während BoveE die Ansicht zulässt, dass 
in jeder Epoche mehrere Bewegungen in gleicher oder ungleicher Rich- 
tung Statt gefunden haben. 


2) Zu gleicher Zeit mit vorigen bestund schon eine Reihe untermee- 
rischer Gebirge aus neueren Übergangs - Gesteinen (BovEz mem. geol. 
T, 19): aus einem Theile von ihnen hat E. ». B. sein zweites Erhe- 
bungs - System , das des Ballon’s (Vogesen) und der Bocage - Gebirge 
(Calvados) gebildet, zu welchem auch ein Theil des Innern von Bri- 
tannien, des S.O.-Endes der Vogesen und der Lozere, die Anthrazit- 
Gebirge S.-Irlands, einige Grauwacke- und Schiefer-Gebirge in Devon- 
shire und Somersetshire, nach Bovz auch noch die Grauwacken-Berge 
N.W. von Magdeburg, die Berge von Sandomirz in S.W.- Polen und 
die Gebilde des N.N.O.- Abfalles des Harzes gehören. Dieses System, 
ebenfalls älter als der Old red Sandstone,, bietet Abweichungen in der 
Richtung der Dislokationen dar, indem die herrschende Richtung der 
Hebungs-Lirien mit den Lokal-Meridianen-Winkel von 74° (nach W.) bil- 
det, jedoch Variationen von 90° bis 67° 30 zulässt. Nach Weaver aber 
haben die Authrazit- Gebirge S.- Irlands ein allgemeines Streichen von 
W. nach O. mit einem Fallen nach S. und N. In Devonshire und So- 
mersetshire ist das Streichen aus W. 10° N. nach ©. 109 S. — Auf 
der andern Seite glaubten Sepewick, DE LA BEcHE und ÜCoNyYBEARE in 
W.- England und S.-Irland gleichzeitige Hebungen theils aus O.N.O. 
gegen W.S.W., theils aus O. nach W. wahrgenommen zu haben, und 
Bov£ selbst hat in Ungarn Störungen aus O. nach _W., neuer als die vo- 
rigen, bemerkt (Bullet. geol. IV, 75). 


3) Das dritte Erhebungs - System, das von Nord - England, ist auf 
Sepgwick’s Beobachtungen über eine Axe Koblen - führender Berge ge- 
gründet, welche England von S. nach N. (genauer von S. 5° O. nach 
N. 5° W.) durchziehet und ebenfalls noch vor der Bildung des Old red 
Sandstone die grossen Faults von Derbyshire, am Fuss des Crossfeld 
und des Craven Hills etc. veranlasst hat, wahrscheinlich in Verbindung 
mit dem Ausbruche der Trapp- und Toad- Gesteine. E. ». B. glaubt, 
dass zu diesem Systeme auch die Verrückungen in den MaWwern Hills 
bei Bristol, an der W.-Küste des Manche-Depts., vielleicht in,den Ber- 
gen von Tarere, der Maures - Kette und der Urgebirge auf Corsika 
gehören. Bous hatte bereits schon vordem Brüche in gleicher Richtung 
in Ungarn, Steyermark und Kärnthen, jedoch aus viel neuerer Zeit, 


Jahrgang 1836. 28 


— 1230 0 — 
wahrscheinlich erst naeh Entstehung des Grünsandes, nachgewiesen 
(Resume 1832, p. 121 und Bull. geol. IV, 75). 

4) Das vierte Erhebungs-System ist das von den Niedertemiien und 
S.-Wales. FREIESLEBEN u.A. haben im rothen Sekundär-Sandsteine und 
Zechsteine von Mansfeld Faults und Einbiegungen in der Richtung fast 
aus OÖ. nach W. nachgewiesen, welche E. ». B. lediglich ein besondrer 
Fall von jenen Unregelmässigkeiten in der Schichtung zu seyn scheinen, 
die allen Sedimentär-Ablagerungen bis zum Zechstein aufwärts von 
der Elbe an bis Wales gemein seyen, und zu welchen er demnach alle 
Biegungen der Koillenschichten der Niederlande und am Kanale von 
Bristol rechnet. Diese Bewegungen fallen vor die Bildung des Sekun- 
där-Konglomerats von Malmedy und des Magnesian - Konglomerats von 
England, welches Sepewiıck für jünger als den Magnesian-Kalk Nord- 
Englands hält. Auch die von den Horizontal- Schichten des Vogesen- 
Sandsteins bedeckten Kohlen - Gebilde von Saarbrücken müssen von 
denselben Störungen betroffen worden seyn. — BovE hatte zwar schon 
früher (Bull. geol. IV, 76) noch neuere Fälle von Aufrichtungen aus 
OÖ. nach W. angeführt, welche aber für E. 2. B. keine Schwierigkeiten 
mehr darbieten, seitdem er in seiner neven Entwicklung die periodische. 
Wiederkehr von Aufrichtungs - Linien in paralleler Richtung gestattet. 
Inzwischen ist Bov£ neulich zur Überzeugung gelangt, dass in den 
Kohlen - Gebilden Unregelmässigkeit der Schichtung durch die Art des 
Niederschiags bewirkt worden, welche mit den spätern Schichten-Stö- 
rungen nicht zu verwechseln sind (Mem. geol. 23 — 81 und 35). In 
den ältern Formationen des Schwarzwaldes findet nach Mexıan ein 
[ursprüngliches] Streichen der Schichtung von O. nach W. Statt, und 
ähnliche Fälle wiederholen sich in Süd - Schlesien, Südermanland und 
Smaland, die zu den Erhebungs-Epochen keine Beziehung haben, 

.5) Das Rheinische Erhebungs-System. Die Vogesen und die Haard, 
der Schwarz- und Oden-Wald bilden 2 Gruppen, welche mit zwei lan- 
gen, bognigen, doch unter sich und zum Rheine parallelen Steil-Abhän- 
gen aus N: 21° O. nach S. 21° W. streichen. Die Abhänge der Voge- 
sen bestehen lediglich aus Vogesen- und buntem Sandstein, welche von 
Muschelkalk und Keuper ungleichförmig überlagert werden. Allein E. 
ve B’s. Beobachtungen reichen nicht bis zum Schwarzwalde hinüber, 
wo der bunte Sandstein auf dem geneigten Tafellande sowohl als am 
Fusse der Abhänge vorkommt, und welchen Rozer gleich den Fogesen 
als eine Zentral-Masse mit divergirenden Zweigen betrachtet. — E.n».B. 
glaubt noch Spuren derselben Störung in der Richtung einiger Ketten 
zwischen der Loire und Saone, in den Bergen von Zentral- und 8,- 
Frankreich und im MMittelländischen Theile des Var -Depts. zu ent- 
decken, obschon die Gebilde zwischen der Kohlen - Formation und dem 
bunten Sandstein dort nicht vorhanden sind. 

6) Das System des Thüringer Waldes, des Böhmerwald- Gebirges 
und von Morvan. Nach Bour (Mem. geol. VI, 48) haben sich die 
Jura- Gebilde in See’n und grossen Goiten theils horizontal, theils mit 


— 41 — 


schwacher Neigung der Schichten abgesetzt und ein Theil derselben 
ist später aufgerichtet worden, so dass mitunter schwer ist zu sagen, 


wo die Neigung der Schichten eine ursprüngliche oder eine später er- 


folgte seye. Inzwischen gibt E. p. B. dem Systeme jener Hebungen, 
welche den bunten Sandstein, Muschelkalk und Keuper sowohl als äl- 
tere Gesteine betroffen, eine Richtung von W. 40° N. nach ©. 40° S., 
und sehreibt ihnen die Entstehung der steilen Wände zu, an deren Fusse 
die Jura - Schichten horizontal abgelagert worden sind. Die Bewegung 
traf in die Zeit zwischen Keuper und untern Lias-Sandstein. Das N.O.- 
Deutschland, der Thüringer Wald, der W.- Böhmerwald, die Gegend 
von Autun und Avallon und in Griechenland das Olympische System 
lieferten Beispiele für E. v. B. — Im N.O.-Deutschland sind die Schich- 
ten der Gebilde vom bunten Sandstein bis zum Jurakalke gebogen und 
geneigt, so dass es schwer zu sagen ist, ob diese Schichten je horizon- 
tal gewesen: nach E. nv. B’s. Ansicht würde ihre Störung mitten in die 
Zeit der Jura-Bildung fallen. — Bei I[!menau wie anderwärts sieht man 
Fauits sich von dem ältern Kohlen - Gebirge an bis zum bunten Sand- 
stein erstrecken (Voiıst, von Horr), obschon bei Eisenach der Zechstein 
den Sekundär - Sandstein in horizontaler Schichtung überlagert. — Um 
Coburg liegen Lias und der untere Jurakalk in horizontalen Schichten 
über dem Keuper , welcher Vertiefungen im Muschelkalk ausfüllt und 
ihn selbst stellenweise pedeckt. Bei Blumenroth aber ist der obere 
Theil des Keupers mit einem untergeordneten Lager von Magnesian- 
Kalk aufgerichtet. — Fichtelgebirge und Böhmerwald stehen mit dem 
Thüringerwald durch den Frankenwald in Verbindung, dessen Schich- 
ten nach von Horr aus N.O. nach S.W. streichen, während in beiden 
ersten (wenigstens im westlichen Böhmerwalde) ihre Richtung aus 
O.N.O. nach W.S.W. geht und ihre Aufrichtung vor der älteren Koh- 
len-Bildung in Böhmen und Bayern erfolgt zu seyn scheint. — Andrer- 
seits ist das Olympische System das älteste in Griechenland, und die 
Störung hat dort nur Urgebirge betroffen. — Aus N.W. nach 8.0. 
nahezu streichen auch der Bleking in Skandinavien, ein Theil des 
Harzes, die Berge von Alvensleben und in der Lausitz, die Flötz-Kette 
in Westphalen, die Berge in Süd - Schlesien, die Kette in Süd - Polen 
und der ältere Theil von Sizilien, obschon ihre Aufrichtung in eine an- 


dere Zeit als die obige fällt. 


7) Die Erhebungs-Linie des Systems des Mont Pilas im Forez, der 
Cöte d’Or, der Tafelländer von Larzac, der Cevennen und des Erzye- 
birges streicht, fast wie die des ersten Systemes, von N.O. nach S.W. 
oder von O. 40° N. nach W. 40° S. und hat sich zwischen den Perio- 
den der Jura- und Kreide - Formation gebildet, auf deren letztren Ver- 
theilung diese Hebung dann von Einfluss gewesen. Einzelne Spuren 
von ihr bemerkt man noch von der Elbe bis zur Dordogne. Im Erz- 
gebirge deutet das Vorkommen der Kohlen-Lager auf eine schon frühere 
Hebung in der ersten Periode, und da auch die Hebungs-Linie aus N.O. 
nach S.W. streicht, so ist nicht abzusehen, warum dieses Gebirge nicht 


28” 


A 


überhaupt der ersten Periode zugetheilt worden ist. Nach Naumann in- 
zwischen streieben die Schichten der schieferigen Gesteine in hora 7,4, 
oder aus W.N.W. nach O.S.0. Nach den mehrfachen, schon erwähnten 
Hebungen des Erz- und Riesen-Gebdirges in fast allen Richtungen muss 
Süud- Böhmen schon frühzeitig ein Kaspisches Meer gebildet haben, in 
dem sich der Reihe nach die Steinkohlen - Formation, der rothe Sekun- 
där-Sandstein, die Kreide und einige Tertiär-Schichten mit Ligniten ab- 
lagerten, von denen nur der Grünsand mit der unteren Kreide sich über 
die kreisförmige Gebirgs - Einfassung des Beckens in die flache Umge: 
gend hinaus erstreckte, was eben auf das Alter dieser Hebung hinwei- 
set, welche vom Sekundär-Sandstein an bis zu dieser Zeit keinem Meere 
von aussen einzudringen gestatteter — oder es müsste dieses Becken 
erst vor der Kreide - Bildung durch Einsinken eines bis dahin vorkande- 
nen Tafellandes entstanden seyn, was aber, da schon ein Trilobitenkalk 
darin vorkommt, zur Annahme führen würde, dass sich erst nach dessen 
Absetzung der Gebirge im Ganzen gehoben, und dass sich dann der 
Sekundär-Kalkstein und die Steinkohlen als Land- und Fluss-Erzeugnisse 
auf diesem Tafelland abgesetzt hätten, ehe das Einsinken erfolgte, — 
Zur Zeit der Kreide - Bildung trennte ein grosser Spalt aus N. nach S. 
das Erz- vom Riesen - Gebirge, und eine unermessliche Menge von 
Quarz - Geschieben bedeckte dessen horizontalen oder wenig geneigten 
Boden. Damals sollen die Syenite heraufgestiegen seyn und die Kreide 
überdeckt haben, welchem Ereignisse man zweifelsohne die Aufrichtung 
einiger unteren Schichten der Jura- Formation (Münster bei KErersr. 
VII, p. 1) zuschreiben darf, wie Naumann davon das örtliche Einfallen 
des Grünsandes mit 45°—70° bei Mariaschein, Liesdorf und Weilzen 
bei Aussig ableitet, obschon dessen Schichten ausserdem beharrlich die 
älteren Bildungen söhlig überlagern. — Die westlichen Karpathen strei- 
chen ebenfalls von N.O. nach S.W., bestehen jedoch fast gänzlich aus 
Grünsand-Schichten , aus deren Aufrichtung sich ergibt, dass jene dem 
achten Systeme angehören müssen. 

8) Das System des Mont Viso. Nach E. ». B. sowohl als nach 
Bovug verdanken die meisten Höhen der Alpen ihre Bildung einer Reihe 
aufeinanderfolgender Formationen; das Streichen ist N.N.W. nach S.S.O. 
und die Französischen Alpen, das S.W.-Ende des Jura von Nizza bis 
Lons le Saulnier, von Noirs Montiers bis zun S.-Theile von Valencia, 
endlich das Pindische System in Griechenland liefern auffallende Bei- 
spiele der Emporhebung parallel zu Mont Viso, welche in die Zeit zwi- 
schen der Bildung von Grünsand und chloritischer Kreide und der der 
weissen und mergeligen Kreide fallen soll, was aber für manche dieser 
Fälle zweifelhaft, da schon beim Riesen - Gebirge Beobachtungen eines 
biemit parallelen Streichens aus anderer Zeit beigebracht worden. 

9) Die Pyrenäen, in welchen alle einzelne Bergzüge vom Cap Or- 
tegal in Gallizien bis Cap Creuss in Catalonien einen auffallenden Pa- 
rallelismus des Stireichens aus W. 18° N. nach O. 18° S. wahrnehmen 
lassen, so dass der Verlauf etwas schief auf die Linie geht, welche 


— 433 — 


beide Endpunkte mit einander verbindet, ist zwischen den Kreide- und 
frühesten Tertiär-Bilduug gehoben worden. PArero rechnet mit E.v.B. 
die Apenninen zum nämlichen Systeme (T'ransact. geol. III, 353), aber 
die Hebungs - Linie wie die mit Feuer - Gesteinen erfüllten Dykes und 
Gänge streichen in Italien aus S.W. nach N.O. Inzwischen scheint die 
Richtung des Systemes nicht überall dieselbe, und Feuer - Erzeugnisse 
dieser Periode haben nicht selten ältere Spalten erfüllt, welches auch 
deren Richtung seyn mochte, wie das E. ». B. selbst für die Ophite 
anerkennt. — E. v. B. rechnet diesem Systeme ferner bei: das steile 
Gehänge der S.-Alpen, die Julischen Alpen, einen Theil von Kroatien, 
Dalmatien und Bosnien, das Achaische System in Griechenland , die 
Ost-Karpathen, einige Theile des Zarzes, die Entblössungen in der Ge- 
gend von Bray und der Wealds von Surrey, Sussex und Kent. Vor 
allen Dingen jedoch dürften hier die Fälle auszuscheiden seyn, wo Ent- 
blössungen nicht durch Hebung, sondern durch blosses Verschwinden von 
auf ursprünglich konvexen Flächen aufgelagerten Schichten entsteben, 
wie denn die Entblössungen, Hebungen und Hebungs - Kratere in der 
Kreide zu Beine bei Grignon und Meudon nie hieher bezogen worden 
sind. Ferner ist es zwar gewiss, das der Greensand zu beträchtlichen 
Höhen emporgehoben und aufgerichtet worden, aber, wie es scheint, 
in sehr verschiedenen Richtungen. . So ist das Streichen der Ost- Kar- 
pathen und ihrer Längenthäler aus N.W. nach S.O., in den West-Kar- 
pathen aus N.O. nach S.W.; da aber E. v. B. nach Ansicht der Karten 
die Richtung der letztern für parallel zu der der West - Alpen hält, so 
folgert er, dass beide zum nämlichen Systeme gehören. An Ort und 
Stelle aber würde er bemerkt haben, dass das Streichen der Schichten 
diagonal zu dem des Gebirgs-Kammes, mithin auch abweichend von dem 
der West- Alpen seye, so dass entweder deren gleichartige Schichten 
wegen ihres verschiedenen Streichens zur verschiedenen Periode gehö- 
ren, oder dass Schichten in gleicher Periode gehoben verschiedenen 
Richtungen folgen, was wahrscheinlicher ist. Am Fusse der Karpathen 
fehlen die alpinen Felsblöcke, und das alte Alluvium und die neuesten 
Tertiär - Schichten sind horizontal; aber die Molasse längs der West- 
Alpen ist emporgehoben. 

10) Das Streichen der Gebirge und Gebirgs-Schichten auf Korsika 
und Sardinien, welche beide zwischen die Zeit des Entstehens der zwei- 
ten Pariser Tertiär-Formation und des Sandsteins von Fontainebleau 
gehoben worden seyn sollen, ist zu wenig beobachtet, um sie zum Ty- 
pus eines eigenen Systems zu machen, mit welchem nach E. v. B. auch 
die Entstehung der Thäler der Loire, des Allier und der Rhone, so wie 
der Ausbruch einiger Basalt-Kegel in Nord - Deutschland zusammenfal- 
len soll, welche letztere Krrerstein in parellele Zonen aus O. nach W. 
ordnet. — Mit jener Richtung aus N. nach S. fällt auch das Streichen 
der Schichten in Wermeland und Dalacarlien, im Ural, in den Aldan- 
Bergen Sibiriens, im S.W.-Harz, im oberen Leine-Thale in Hannover, 
an den Ufern der Weser und Fulda und in einigen Bergen um Paderborn 


— 434 — 


x zusammen, welche alle in von dem obigen verschiedenen ie a or 
aufgerichtet worden. 

11) Die West - Alpen sind der Typus des eilften Systens, und sol- 
len durch eine Reihe von Hebungen mit langen Zwischenräumen und 
in verschiedenen Richtungen, worunter die aus N. 26° O. nach S. 26° W. 
vorberrscht, entstanden seyn. Die Montblanc-Kette muss die neuesten der- 
selben erfahren haben, da daselbst die Felsblöcke auf der obersten Mo- 
lasse zerstreut liegen, was (nach v. Buch und v. Raumer) der Benen- 
uung „Protogyne“, welche Jurıse der Gebirgsart des Montblanc gege- 
ben, günstig ist. — STuper hat es nicht so leicht gefunden, alsE.».B. 
es glaubt, in den Alpen die Grenzen der in einander eingreifenden He- 
bungs - Systeme zu verfolgen, wie denn au einigen Stellen im Kanton 
Bern die aufgerichteten Schichten ihre Richtungen ändern ohne allen 
Bruch und ohne merkbares Eingreifen anderer Systeme. — Da im In- 
nern der Alpen der bergige Boden schon früher aus dem Wasser em- 
porgestiegen,, so konnten die Störungen nur noch die Kreide-Formation 
treffen; an ihrem Rande aber (Superga bei Turin, Grosse Karthause 
en Provence, Entlibuch) sind die mittlen Tertiär - Schichten mit aufge- 
richtet worden, und die Entstehung des Phonoliths von Hohentwyi 
scheint damit in Verbindung zu stehen; — nachE. ». B’s. Ansicht auch 
die Richtung der Ostküste Spaniens, eine Bergkette in Morocco u. s. w. 
Die Hyäne, der Höhlenbär, der Sibirische Elephant, das Mastodon, das 
Nashorn und Flusspferd scheinen ihm in dieser Katastrophe unterge- 
gangen zu seyn, was aber nach Bovz£ noch der Bestätigung bedarf. — 
Die Molassen vom Entlibuch sind zwar gehoben und aufgerichtet, aber 
wie es scheint, ohne jene obere Abtheilung , welche, so reich an Kon- 
chylien, bei Zürich, zwischen Thun und Bern, im Aargau u. s. w., 
ihre söhlige Lagerung behalten hat. — E. v. B. sieht die Nagelfluhe 
des Rigi als einen Theil der Molasse an, der sie aber wegen ihrer 
Höhe (1875m), ihrer Einschlüsse von Fucus intricatus nicht angehö- 
ren kann, sondern zur Kreide gerechnet werden muss (vgl. STUDER im 
Jahrb. 1834, 704), was auch rücksichtlich der von MurcHison , SEDG- 
wıck und BEAumonT für tertiär erachteten Gesteine in den Thälern am 
nördlichen Fusse der Ost- Alpen (ausser den fluviatilen Ligniten von 
Hering) zu Gosau u, s. w. gilt. — Auch in Upland, Smaland (wo je- 
doch alle Gesteine, jünger als die ältern Übergangs-Formationen, fehlen), 
in Nord - Russland (dessen Hebung Erman in die Zeit nach den er- 
sten Flötz - Ablagerungen setzt) und einem Theile des Riesengebirges 
herrscht obiges Streichen. 

12) Die grosse BR Kette von Wallis bis Nieder-Östreich streicht 
aus O. 3 N.O. nach W. $ S.W.: ihre Hebung fällt in die Zeit zwischen 
die tertiären Ansebüttünien und die älteren Alluvial- Gebilde; sie war 
mit einem plötzlichen Schmelzen ungeheurer Schnee-Massen verbunden, 
durch deren Wasser die Alpen - Blöcke umhergeführt worden, deren 
Grösse nach N. Rhein-abwärts rasch abnimmt, und welche noch gegen 
O. nicht weiter als bis zum Ausgange des Inn-Thales reichen, so dass 


— 4559 — 


man in Östreich nur kleine Geschiebe findet. Die Rollsteine N.-Europas 
leitet E. 2. B. aus einer andern Periode ab. — Auch die Berge Suinte 
Beaume, Sainte Vietvire, Leberon, der Ventour, der Pilatus, die zwei 
Mythens bei Schwytz, die höheren Gebirgs - Züge in Spanien und die 
nördliche Kette in Sizilien stimmen in jenes Streichen ein. — Endlich 
setzt E. p. B. mit dieser Periode die Bildung einiger grossen Thäler 
im Cantal und Mont Dore in Verbindung, welche ihm Erbebungs - Kra- 
tere zu seyn scheinen. — Auch die Fogares - Kette in Transylvanien 
und der Balkan zeigen ein paralleles Streichen; aber iu ersterer ist nur 
der Greensand, in letzterem allein der alpine Jurakalkstein gehoben. 

Es bleibt noch übrig, die Erscheinungen einiger bis jetzt nicht er- 
wähnten Gebirgs-Züge zu betrachten. Die Alleghany’s und die Gaults 
von Malabar haben keine Beziehung zur Hebungs - Periode der Pyre- 
nden. Erstre bestehen bloss aus krystallinischen, sandigen und älteren 
Schiefern , ohne Kreide-Ablagerungen auf ihren Höhen; an ihrem Fusse 
liegt jedoch das Kohlen - Gebilde und in einiger Entfernung der rothe 
Salz-führende Sandstein, und die von Amerikanischen Gebirgsforschern 
gelieferten Durchschnitte zeigen , dass ihre Hebung vor der Kohlen-Bil- 
dung erfolgt ist, wenn sie gleich später noch Störungen erlitten haben. 
Die Gaults aber streichen nach HarvıE u. A. aus N. nach S., oder aus 
N. etwas W. nach S. etwas O., und sind aus Granit, krystallinischen 
Schiefern und Trapp - Gesteinen zusammengesetzt, was jede Ideen - Be- 
ziehung mit den Pyrenden ausschliesst; sie scheinen ‚ebenfalls vor der 
Bildung der Steinkohlen und des rothen Salz-führenden Sandsteins in. 
Indien gehoben zu seyu. Eher mag die Hebung der Gebirge der Krimm 
und des Kaukasus mit der der Pyrenäen zusammenfallen. — E. ». B. 
setzt die Gebirge Norwegens, die Küsten vom Nord - Cap in Europa 
bis zum Weissen Vorgebirge in Afrika, den Atlas und die Zentral- 
Ketten des Kaukasus und des Himalaya den-West- Alpen oder einer 
Linie parallel, die man auf einem Globus von der Mitte Mareoccos an 
bis in den Norden des Birmanen - Reiches ziehen könnte. — Aber auf 
diesen Parallelismus die Annahme einer gleichzeitigen Hebung der Nor- 
wegischen Gebirge zu gründen, ist ganz hypothetisch, da daselbst alle 
Flötz- und Tertiär - Gesteine fehlen. Was die Himalaya - Kette betrifft, 
so hat sie nach Rırrer’s trefflicher Karte (Berlin 1832) nicht die angege- 
bene, sondern eine Richtung aus N.W. nach S.O., nach Harnız genauer 
aus N. 25° W. nach S. 25° O.; Konchylien-führende Kreide-Lager be- 
decken ihre Höhen und schwach geneigte Molasse - Schichten ihre süd- 
liche Basis , so dass ihre letzte Hebung nach der Molasse - Bildung er- 
folgt zu seyn scheint. Ausser in den Thälern sind Ur-Gesteine nur an 
den Seiten des Indau-Kooh bemerkt worden. — Auf die parallele Rich- 
tung der Thäler des Ganges und der Lombardey (Po) etc. lässt sich 
keine Folgerung gründen. — E. v. B. sieht die historische Erdfluth 
jetzt nur noch als ein örtliches Ereigniss an, und, obgleich er die geo- 
logischen Umwälzungen von noch wirkenden Kräften ableitet, so ge- 
steht er doch neuerlich zu, dass diese jetzt minder gewaltig, als vordem, 


— 2 - 


und mit Perioden der Ruhe wirken. Die Gebirgs-Hebungen sind ihm 
die Folge der allmählichen Abkühlung der Erde, der immer weitern 
Zusammenziehung ihres flüssigen Kernes und der damit fortdauernd ab- 
nehmend«n Wärme-Kapazität der bereits erstarrten Kruste. 


A. Eıton: über geologische Äquivalente (SırLım. Amer. 
Journ. of Scienc., 1532, Oktob.; XXI, 132 — 138). In vielen Fällen 
sind die Lagerungs-Verhältnisse zur Bestimmung einer Gebirgs - Forma- 
tion nicht klar genug. Man bedarf selbstständiger Merkmale. Die Ver- 
steinerungen „liefern die brauchbarsten : Viele sind bereits bekannt, 
welche in derselben Formation in Europa und in Amerika wieder vor- 
kommen. Nur die Kreide - Formation in Europa zeigt grosse Verschie- 
denheiten *) und die „Ferriferous Rocks“ , welche in Amerika in mehr 
ais 200 Meilen Längen - Erstreckung das Thoneisenerz - Lager führen, 
scheinen in Europa fast wanz zu fehlen. Die Felsarten und (80) Ver- 
steinerungen Nord-Amerikas sind nach des Verfs. eigenen Bestimmun- 
gen **), wobei er die Mollusken hauptsächlich nach Sowergy, die Kru: 
stazeen nach BronenıarT, die Radiaten nach Gorpruss benaunt hat: 


I. Urgesteine. 


Gneiss, schieferiger Granit 
Körniger Quarz 


ohne alle Versteinerungen. 
Körniger Kalkstein \ | 


U. Übergangs-Gebirge. 


Argillit. 
Thonschiefer: Orthocera, Filices. 
Wackenschiefer: Terebratula (Art unbestimmt). 
Erste Grauwacke. 


Milstonegrit 
Old red Sandstone 
Metall-führender Kalkstein. 

Berg- oder Enkriniten-Kalk: Encrinus transversus E. “**). 

Konchylien-Kalk (Shelly): Fungites polymorpha; — Calyme. 
na Blumenbachii; — Orthocera anunulata, O, striata, O, un- 
dulata; — Spirifer ambiguus; — Ostrea (9° lang, 3° breit); — 
Asaphus, Ogygies latissimus E. 7); — Fungites discoidea; 


ohne Versteinerungen. 


*) S, Morton Jahrb. 1834,°S. 246— 250. — Eırtox hält die Amerikanische Kreide für 
tertiär. Br» 

*=) Wir hoffen nur, dass er Schilfe, Lycopodien und Schlangen nicht mehr miteinander 
verwechsele! Wenigstens müssen wir bedauern, die Autoren obiger Benennungen 
nicht genauer angegeben zu finden, Br, 

*+*) Setzt queer durch die Steinschichten: Glieder niederig. E. 

+) In der Lias-artigen Schichte zwischen dem Konchylien- und Kiesel - führenden 

Kalkstein. Er hat 25 Glieder, die Seitentheile 1/2 so breit, als das Mitteltheil, 


— 457 — 


Columnaria sulcata; — Productus hemisphaericus; — Seca- 
laria semicostata; — Encerjnus curvatus E.*); — Lithoden- 
dron diehotomum. 

Kieseliger Kalk (Cherty, cornitiferous Limerock , wegen ; der Ge- 
ratiten, Hornsteine): Cyathophyllum ceratites, C. vermiculo- 
sum, C. flexuosum, C. vesiculosum, €, helianthoides, C. qua- 


drigeminum; — Orthocera paradoxica; — Conularia qua- 
drisuleata; — Productus depressus; — Gorgonia ripeste- 


ria; — GryphaeaMacecullocha; — Terebratula dimidiata, T. 
octoplicata, T. pectita?, T. affinis?; eine Menge von Cidarites- 
Stachelu [!?], wovon einige 14 — 15 vorstehende Ringe und #’ Länge 
haben [sind Tentaculiten]; — Syringopora ramulosa. 


II. Untres Sekundär-Gebirge. 


Zweite Grauwacke. 

‚Kohlenschiefer und Grit: Filices, Equisetaceae, Binsen-artige 
[?]; Lycopodiaceae; Cycadae **); Palmae; Cannae; Cacti. 

Geschieb- und Schiefer-Wacke: Enerinus dieyelus”””); — Pen- 
tacrinites tuberculatus; — Orthocera conica; — Cancer 
triloboides; — Asaphus caudatus; — Spirifer Waleottii, 
Sp. nov. spec.; — Bellerophon tenuifasciaP; — Coscinopora 
macropora; — Gorgonia bacillaris. 

Milstone Grit: ohne Versteinerungen. 

Neuer rother und grauer, Salz-führender Sandstein: Lingula my- 
tiloides; — Encrinus giganteus E.}). 


IV. Obere Sekundär-Gebirge. 


Oolithische Felsreihe. a 
Shellgrit, Kalk Grit: Bellerophon (2 Arten); — Terebratula 
perovalis, T.ovoides; — Spiriferattenuatus?, Sp. tri- 
gonalis? 
Coralrag: Encrinus interruptus E. +}), E. teretiformis 
E. 177); — Orthocera circularis; — Madrepora limbata; — 


Astrea stylophora, A. porosa; — Sarcinula auleticon, 8. 
microphthalma; — Diploctenium pluma; — Lithodendron 
- caespitosum; — Columnaria alveolata (sehr häufig über der 


dieses ist 51/2‘ lang und halb so breit als lang; Mittelglieder oben weit und schief 


nach hinten gekrümmt und gegen die Seiten tief eingesenkt, E. 
%) Stielglieder von einander unterschieden mit doppelten Rändern, immer gekrümmt, 
Bei Glenns Falls. E. 
- **) Singen aber nicht! Sie werden doch wohl besser den Namen Cycadeae behalten! 
Brons. 
***) Paare von niedrigen Stielgliedern wechseln mit je einem höheren, E. 


7) Säule ästig, sehr lang. E 
ftp) Hohe Stielglieder, zwischen denen je 1—?2 niedre erscheinen. E. 
TI) Säule schnell an Dicke abuelımend, Glieder eben, meist blass und weiss, E 


— 4138 — 


 Pucker Street Cavernam Helderberg); — Catenipora auleticon,; — 
Cyathophyllum hypocrateriformis; — Gorgonia infundibu- 
liformis; — Asaphus Hausmannii; — Terebratula spirife- 
roides E. (beide letztere sehr schön längs der Südküste des Erie-See’s, 
zumal bei Eighteen-mile creek). 


er V. Tertiär-Gebirge. 


Plastischer und mergeliger Thon: verkohltes Holz oder Lignit, 
mit kleinen Bernstein-Stücken und grossen Massen von Schwefel- 
Eisen, Eisenstein und Sumpferz. Plicatula peetinoides im Py- 
rit. — In einer Art grünen Kalksandes in New Jersey die vielen von 
Morton beschriebenen Versteinerungen; wozu noch Nautilus impe- 
rialis kommt, den E. mit Say’s Exogyra costata im grünen Sande 
gefunden. 

Seesand (Bagshot Sand) und Crag: sind ohne Versteinerungen, 
ausser jenen, die in den grünen sandigen Mergel - Schichten enthal- 
ten sind. | 

Schnecken-Mergel, meist in Vertiefungen niedergeschlagen oder ein- 
gewaschen, mit Planorbis obtusa,P. alba, P.paludosa,P. 
annulata; — Bulla rivalis; — Limnea longiscata, L. 
minima (Varietät der vorigen?); — Coenomyce muscioides 
(in dem Tuffe, der eine besondere Schichte des Schnecken-Mergels aus- 
macht, längs des Erie-Kanals, zumal von 1 Meile westlich von Nine- 
mile creek an). 

Nach des Verfs. Meinung fehlt die Kreide in Nord-Amerika ganz; 
der Grünsand ist neueren Bildungen eingemengt worden, wie denn äl- 
tere Ablagerungen sich öfters in die neueren hinein erstrecken ; und so 
sind auch fossile Reste, welche in Europa für die Kreide bezeichnend 
sind, ‚mit den tertiären durcheinander gekommen; umgekehrt aber kön- 
nen in ein Steingebilde keine Theile von Organismen gelangen, welche 
erst nach dessen Niederschlag geschaffen worden sind. Die Lignite, 
der Bernstein, das Eisen scheinen ihm entschieden für eine tertiäre For- 
mation zu sprechen. — Eine feblerfreiere Liste mit genauerer Angabe 
der Fundorte soll später folgen. 


-ReeouL: Abhandlung über die tertiären Ausfüllungs-Ge- 
birge (Mem. de la Soc. geol. de France, 1834, I, ır, 197—213). 

1) Eintheilung dieser Gebirge. Die von einer früheren 
zu einer sekundären Lagerstätte fortgeführten Gebirgs-Arten (terrains de 
transport), umgeschüttete oder Schutt-Gebirgsarten, bestehen aus Sand, 
Lehm, Kies, grösseren Geschieben und Felsblöcken , haben theils Ver- 
tiefungen ausgefüllt (T. de comblement, Ausfülluugs-Gebirge), theils sind 
sie über tiefer gelegene Ebenen ausgebreitet worden (T'. d’atterrissement, 
_ Anschwemmungs-Gebirge). Die ersten hat man Diluvial-Gebilde genannt: 


a 


— 439 — 


eine fehlerhafte Benennung, weil sie weder alle von einer einzigen 
Fluth berrühren, noch überhaupt alle durch Überschwemmungen ent- 
standen sind. Regen - und Fluss-Wasser haben sie von den Bergen 
herabgeführt. In der Oberfläche der letztern befinden sich zweierlei 
Vertiefungen , nämlich theils schmale und lange, von den Bergkämmen 
zu den Ebenen herabgehende (Thäler, Schluchten u. s. w.), welche ge- 
wöhnlich noch von den Gewässern durchströmt werden , durch deren 
auswaschende Thätigkeit sie entstanden und immer weiter ausgebildet 
worden sind, — und rundliche oder ellipsoidische von ganz verschiede- 
ner Entstehung, auf deren Grunde stehende Gewässer, See’n vorhanden 
sind oder gewesen sind, ehe sie durch Ausfüllung verdrängt worden, 
welche Vertiefungen aber ebenfalls durch solche der ersten Art unter 
sich und mit diesen in Verbindung gesetzt zu, werden pflegen. Die 
obersten dieser Gebirgsbecken enthalten daher im Allgemeinen das älteste 
Ausfüllungs-Gebirge. 

2) Die Ausfüllung der obersten deharess Becken, 
besonders jener in granitischem Gebirge ist noch am unvollkommensten 
erfolgt, weil sie den Quellen der Ströme zu nahe liegen, wo die fort- 
führende sowohl als die einschneidende Gewalt der letztern noch schwach 
ist, daher sind sie gewöhnlich noch mit See’n erfüllt, und in der ganzen 
Pyrenäen - Kette sind die See’n des Mont Perdu vielleicht die einzigen, 
welche noch in deren Kalk-Region bestehen, und zwar in 2600 See- 
höhe, wo sie nur noch von 2—3 Spitzen überragt werden. In der Pri- 
mär-Region dagegen sind noch mehrere, in 1400%—1500m Höhe vorhan- 
den, wie der von Secoulege im Oo-Thale, aus dessen Nähe die Quellen 
der Segre, der Ariege und der Essern herabkommen. Auch die Gra- 
nit-Gruppen von Neiye vieille bei Barege und in der Gegend von Cau- 
terets sind noch mit See’n gekrönt. Andere Becken aber in den ober- 
sten Regionen der Pyrenäen sind bereits ausgefüllt worden, wie das 
von Castillon unterhalb Barrat im Lys-Thale in 2200® Höhe gelegene, 
in dessen Schuttboden sich der Bach des benachbarten Gletschers ein- 
gewühlt hat, — und das im Thale Breas, dessen in 1500m Höhe befindli- 
cher See i. J. 1788 durch einen ungeheuern Erdfall ausgefüllt worden. 
Auch sind es überhaupt nur Felsstürze, durch welche diese Ausfüllun- 
gen bewirkt werden können, da die Bäche in ihrem kurzen Laufe bis 
dahin weder Stärke genug erlangen, grössere Steine fortzuschaffen, 
noch Zeit genug gewinnen, diese Steine zu Sand zu verkleinern. 

3) Die Ausfüllung der mittlern und untern Becken 
konnte in einfach gestalteten Ketten, wie die Pyrenäen sind, bald bis 
zum Verschwinden der anfänglichen See’n vor sich gehen und der frü- 
here Durchbruch der Abfluss-Schwellen noch hiebei behülflich seyn. In 
den zusammengesetzteren Alpen aber, deren Systeme sich so manchfal- 
tig kreutzen, sind noch viele dieser [auch später entstandener] Becken 
mit stehenden Gewässern erfüllt geblieben. 

4) Die Ausfüllungs - Gebirge derselben werden unter den See 
Nummern unter A bis D beschrieben. 


i 
> 


— 40 — 


5) (A) Die Nagelflue ist das erste.dieser Gesteine. Nach Srv- 
DER liegt sie zum Theil auf alten Gebirgs- Arten aus der Zeit vor den 
rothen Molassen und Thonen, theils wechsellagert sie mit den mittlen 
Tertiär-Molassen, theils endlich liegt sie zwischen den oberen Muschel- 
Molassen und Muscheln selbst. Dass sie in See’n entstanden, deren 
Wasser ihre zusammengeflössten Geschiebe mit einander verkittet, er- 
hellt im Allgemeinen aus der beschränkten Erstreckung ihrer einzelnen, 
obschon oft sehr mächtigen Ablagerungen und aus der oftmaligen Be- 
deckung tertiärer Schichten mit Süsswasser - Psephiten, im Besondern 
aber aus dem von Exıe pe Braumont oberhalb a Vorreppe im Roise- 
Thal (Isere) beobachteten Eingeschlossenseyn dreier Wechsellagerungen 
von Ligniten mit Süsswasserkalk in einem 500° mächtigen Geröll- Kon- 
glomerate, zu dessen Bildung, aus der vollendeten Umwandlung der ve- 
getabilischen Materie in Braunkohle zu schliessen, Jahrhunderte fortge- 
wirkt haben müssen. Da die Anhäufung der Geschiebe in den Gebirgs- 
See’n begreiflich von dem ersten Hervortauchen der Gebirgs - See’n an 
bis zur gänzlichen Ausfüllung der Becken fortgewährt haben muss, so 
kann man die unteren, mittlen und oberen Lager derselben nicht aus 
einem gleichen Zeitalter herschreiben. 

6) (B) Lehm, Sand und Quarz-Geschiebe. Liegen in 
einem Thale mehrere Becken untereinander, so blieben im ersten die 
"Geschiebe im Gemenge mit Sand und Lehm zurück, und die folgenden 
erhielten nur den feineren Sand und den Lehm, welche das Wasser 
über die Abfluss - Schwelle des ersten mit hinweg nehmen konnte, bis 
dasselbe ausgefüllt war. Daher in den tieferen Becken so oft nur die 
oberen Schichten aus gröberen Geschieben bestehen, wie man insbe- 
sondere im Tet-Thale am Fusse des Caniyow in den Pyrenäen bemerkt. 
Der Bergstrom hat vom Canigouw herab das, durch einen Kalkstein-Damm 
vom Tet-Thale gesonderte, kleine Becken von Vernet mit Granit-Trüm- 
mern erfüllt, nach dem eine Stunde tiefer liegenden Becken von Prades 
aber eine 30° — 40° mächtige Lage nur von Lehm, Sand und Kies ge- 
bracht, worauf dann erst ungleich geschichtete grössere Geschiebe und 
Blöcke ruhen. — Auch die Becken am Fusse der Alpen lassen ähnliche 
Erscheinungen wahrnehmen. Im Lyoner Becken reichen die Geschiebe 
vor den granitischen Dämmen, welche die Wasser der Rhone und Saone 
aufgehalten, bis zur Höhe der Hügel an deren Seiten hinan. Die nach- 
folgenden Becken in der Kalk- Gegend, welche die Rhone durchfiesst, 
waren seichter,, breiter und mit weiteren Abfluss - Öffnungen versehen : 
daher die Lehmschichte in ihnen minder dick ist, und die Geschieb- 
Lage darüber oft nur wenige Fuss über dem Flussspiegel reicht. Bei 
der nachherigen Vertiefung der Abfluss- Schwellen durch den Strom 
ward ein Tbeil dieser Materialien immer wieder weiter mit fortgeführt, 
bis er das Meer erreichte, in dessen Golfen 'daher die untersten dieser 
Schichten aus den frühesten Zeiten rühren können. Im Garonne-Becken 
sind bei der Einmündung, des Lot die obersten Tertiär - Schichten durch 
mächtigen Süsswasserkalk von dem Ausfüllungs-Gebirge getrennt. Sehr 


SEE 


selten trifft man grössere Blöcke in diesen oft geschichteten Gemengen 
aus zerriebenem Gestein (Kies, Sand oder Lehm), worin jedoch mithin 
nichts auf eine grosse Überschwemmung, nichts auf ein Diluvium hin- 
- deutet. -Die tertiären Säugethier- Knochen sind darin in verschiedenen 
Höhen zerstreut, und oft eingehüllt in den diese Ausfüllungen unter- 
teufenden Niederschlägen. So liegen die Hirsch-, Rhinozeros-, Hippo- 
potamus- und Elephanten - Reste des kleinen Beckens von Riege bei 
Pözenas zusammengebacken mit Kies und Sand in dem Süsswasserkalk 
über Meereskalk und unter dem Ausfüllungs-Gebirge, während andere, 
doch in nur geringer Anzahi, in den mittlen und obern Schichten die- 
ses 40m — 50m mächtigen Lehm - Lagers zerstreut sind; und so finden 
sich im Lyoner Becken die Elephanten- Knochen in um 70® von einan- 
der verschiedenen Teufen des Sand - und Lehm-Niederschlags begraben, 
auf welchem die Geschiebe ruben. — Die vergleichende Betrachtung 
einzelner Becken wird dazu dienen, die Lokal - Verhältnisse zur unter- 
scheiden, welche die sonstigen Verschiedenheiten in diesen Absätzen be- 
dingt haben. | 

7) (B. a) Ausfüllungs-Gebilde des Ost- Pyrenäischen Meer- 
busens. Drei Bergströme, der Tech, die Tet und der Ayly, haben von 
den Pyrenäen herab gegen ©. fliessend den alten Meerbusen ausgefüllt, 
welcher im S. von den Alberes, im N. von den Corbieres begrenzt wird, 
indem sie gegenwärtig ein grosses Delta aus Sand, Lehm- und Qaarz- 
Kies, welche unter einem einst 200m höher reichenden Meere zu dieser 
Form zertheilt worden, zu.durchlaufen haben, Seit dem Zurücksinken 
des Seespiegels scheinen diese Materialien zwischen dem Agly und der 
Tet noch von Strömen hin und her geworfen, zwischen der Tet und 
dem Tech aber unberührt geblieben zu seyn. Die höchste der von ih- 
nen gebildeten Terrassen, auf deren einer Banyuls - les - Aspres liegt, 
übersteigen die höchsten Tertiär-Gegenden, welche keine Hebungen er- 
fahren haben, nicht. Die erwähnten Bergströme haben abwärts bis zum 
Seespiegel Durchschnitte dieser Schichten geliefert, und Bohrversuche haben 
gezeigt, dass dieselben noch viel weiter bis zu unbekannten Tiefen nie- 
dergehen. Grauer und gelblicher Sand und Lehm mit röthlichen Adern 
bilden darin bald regelmässige Schichten von geringer Erstreckung, 
bald ungleiche Anhbäufungen , in welchen beiden Kies - und Quarz - Ge- 
schiebe mehr eingestreut, als eingeschichtet erscheinen : Granit ist sel- 
ten darunter. Die kalkigen Niederschläge aber bilden kaum 0,01 der 
ganzen Masse. Über ihr, selbst nach dem obersten Kieslager abgesetzt, 
welches die Flüsse vor ihrem Einschneiden in dieselbe noch ausgestreut, 
findet man tertiäre See - Konchylien, welche Desnayes ihren Arten nach 
in die neueste Tertiär-Periode verweiset; sie finden sich nur am Rande 
der Ausweitungen, welche die Flüsse im ältern Ausfüllungs - Gebirge 
gebildet, nur ihn geringer Entfernung von diesen und nicht ausserhalb 
der Grenzen jener Ausweitungen, eingeschlossen in einem Lager von 
Sand, wie ihn diese Flüsse noch gegenwärtig absetzen. Die verschiede- 
nen Niveau’s dieser Muschelsand - Bänke gestatten uns , das allmähliche 


_ 4 — 


Einsinken des Meeresspiegels zu verfolgen; doch ist nicht genau ge- 
messen, wie weit sie hinaufreichen. Die der Tet bei Nafiach haben 
wenigstens 120% Seehöhe; die von Banyuls ist nicht über 70. Obschon 
aber demnach beide aus einer verschiedenen Zeit herstammen müs- - 
sen, so sind ihre Konchyl-Arten inzwischen doch die nämlichen geblie- 
ben. In dem Sande zunächst dem T'et-Bette, am Meere, findet man alte 
Pachydermen - Knochen Bank 60% unter der Fläche des ine 
von Nafiach. 

8) (B. b) Das Kl htang- Gebirge des nördlichen Pyre- 
näen-Beckens von dem Anhange der Corbieres an bis zum Ozean ist 
von Daugvisson und neuerlich von BouzEeE (Bull. geol. IT, 146) beschrie- 
ben worden. Dieses Lehm - und Sand-Gebilde erhebt sich wie das von 
Roussillon bis über das Niveau des tertiären Meeres. Seine Mächtigkeit 
bei Toulouse beträgt wenigstens 800°, da es 200° über die Ebene an- 
steigt, in welcher ein 600° tiefer Bohrversuch es nicht durchteufen 
konnte, — wie es auf demselben Wege erwiesen ist, dass es 50 Stunden 
vom Meere entfernt noch über 150° tief unter dessen Spiegel reicht. 
Das Gebirge besteht aus thonigen und sandigen Lehmen, aus Kies und 
aus Quarz - Geschieben. Dieser Lehm wird stellenweise zu Thon und 
Mergel in mächtigen und regelmässigen Schichten; und der Sand bindet 
sich zu Molasse. Aber See-Konchylien kommen nicht darin vor, sondern 
nur einzeln eingestreute Land-Konchylien. Dieses von der Garonne 
durchströmte Gebirge hat eine Einfassung von tertiäirem Meereskalk, 
welcher im W. zwischen La Reole und Langon begiunt, und auf den 
sich ebendaselbst ein tertiärer Süsswasserkalk stützt, der die nördliche 
Einfassung auf dem rechten Ufer der Garonne bis oberhalb Toulouse 
bildet hier vom Lot und Tarn durchschnitten wird, zwischen deren Ein- 
mündungen in die Garonne dieser Kalk aber unmittelbar auf dem Aus- 
füllungs - Gebirge ruhet, welches ein Parallel- Erzeugniss des tertiären 
Meereskalkes seyn dürfte, da es sich mit ihm auf seiner westlichen Er- 
streckung bis zum Meere zu verbinden scheint. Es ist gewiss, 
dass auch der Süsswasserkalk von A:öguillon und Agen auf diesem Ge- 
birge ruhet, denn nicht nur beobachtet man dessen Ansteigen über dem 
letzten bei Agen deutlich , sondern ein 400° tiefer Bohrversuch ist auch 
in der Tiefe nirgendwo mehr auf diesen Kalk gestossen. Es wird dem- 
nach klar, dass alsbald nach der Emporhebung der Pyrenden die Aus- 
füllung des Meerbusens an deren nördlichem Fusse durch die Zuführun- 
gen der Flüsse begonnen habe; gleichzeitig gebildete meerische Kalk- 
bänke schlossen den Golf von W. her ein und gestalteten ihn zum ge- 
schlossenen Becken, als das Meer unter deren Niveau hinabsank, und 
so einen Theil des Ausfüllungs - Gebirges trocken legte. Landgewässer 
breiteten nun den Süsswasser - Kalk an der Nordgrenze über dasselbe 
aus, auf welchen sieh endlich noch ein anderes neueres (doch noch ter- 
tiäres) Ausfüllungs-Gebirge aus Lehm, Sand und Kies vom linken Ufer 
des Tarn an bis zum Plateau von Naurvuse herlagerte, welchem allein 
alle fossile Knochen der Gegend anzugehören scheinen. 


— 443 — 

9) (B.e) Das Ausfüllungs-Gebilde des Cevennen-Pyrenäaen- 
Beckens ist von den es rund umgebenden Gebirgen vom Vorgebirge 
la Nouvelle bis zu dem von Cette herabgekommen. Die Geschiebe sind 
fast alle quarzig, mit wenigen von näheren Anhöhen herrührenden, kalki- 
gen und basaltischen untermengt. Der Lehm ist roth oder blassgelb, 
durch Zertrümmerung umschliessender Kalkberge entstanden, Alle Kalk- 
Gebirgsarten der Gegend, die Glaueonie, der Oolith des Lias haben die 
Eigenheit sich zu zersplittern , und sich an der Oberfläche mit einem 
rothen oder gelblichen Staub zu bedecken, welcher von den Regenwas- 
'sern leicht wieder weggenommen wird, und so zur Bildung der Lehm- 
Ablagerungen beiträgt, zu denen sich aber noch die Puzzolane erlosche- 
ner Vulkane in der Nähe gesellen, welche als Zuthat zu hydraulischen 
Mörteln und feuerfester Töpferwaare brauchbar sind. Auch der Stauh 
der Süsswasserkalke wird röthlich, aber der der tertiären Meereskalke 
bleibt grau. Der rothe Lehm der Knochenhöhlen ist des oben erwähn- 
ten Ursprungs, nimmt aber durch Zersetzung thierischer Theile in fort- 
dauernder Feuchtigkeit eine schwarze Farbe an, die er durch Austrock- 
nung wieder gegen rothe umtauscht. Diese meistens Kies enthaltende 
Lehme sind in unregelmässigen Bänken von geringer Erstreckung ab- 
gelagert, über denen sich nie Vertiefungen in Folge späterer Über- 
sehwemmungen, noch unregelmässige Anhäufungen von ähnlichen Mate- 
rien gebildet haben. — Dieses Becken begreift die drei kleineren der 
Aude, des Orb und des Herault in sich. Das Ode-Becken hat noch 
eine besondere Umfassung von Kalkbergen und enthält regelmässiger 
geschichtete Lehm - Niederschläge, welche zu Ziegeln brauchbar sind, 
ohne alle Quarz-Geschiebe, da diejenigen, welche die Aude mit von den 
Pyrenäen bringt, bisher in einem höheren Becken zurückgehalten wor- 
den sind, dessen letzten Niederungen man kürzlich trocken gelegt hat. 
Das Plateau des Libron zwischen dem Orb und dem Herault enthält, 
so tief auch die Tagewasser eingeschnitten, nur rothen Lehm mit Quarz- 
Geschieben überladen, in einer Längen-Erstreckung von fast 3 Stunden 
gegen die Gebirge und in einer Breite von einer Stunde am Meere. In 
den Becken von Beviers und Pezenas bildet er eine Ebene in 130% 
Höhe; zwischen der Peyue und der Tougue setzt er einige kleine Pla- 
teau’s zusammen: zu Buurgade bei Clairac reicht er, einem Bohrver- 
suche von 100’ Tiefe zufolge, bis unter den Meeresspiegel. — Die tho- 
nig-quarzigen Schiefer an den Quellen des Libron, der Peyne und der 
Tougue müssen die Quarz-Geschiebe geliefert -haben. 

10) (B) Die Quarz- Trümmer des Ausfüllungs-Gebirges 
insbesondere, oft in ausserordentlicher Menge umhergestreut, cha- 
rakterisiren vorzüglich dessen ältesten tertiären Schichten, jedoch nur 
der mittlen und untern Regionen, während die Gewässer derselben Ge- 
genden heutzutage nur Granit-, Gueiss-, Porphyr - und Diorit - Trümmer 
mit sich führen, was sich nur durch die Annahme erklären lässt, dass 
vorliegende Thonschiefer- u. a. - Gebirge, welche jene ungeheure Masse 
von Quarz - Trümmern geliefert, schon lange gänzlich zerstört worden 


a 


seyn; denn die zentralen Granit- u. a. pyrogene Massen selbst können 
nicht erst neuerlich entstanden, jünger als die von ihnen emporgehobenen 
Gebirge seyn. So ist das obere Sekundärkalk - Plateau, welches sich 
zwischen Lot und Dordogne 10 Stunden weit von Souillac bis Cahors ° 
in 700m — 800m Seehöhe erstreckt, grösstentheils von einer nicht 
mächtigen, ganz mit Quarz - Trümmern durchsäeten Lehmbank be- 
deckt, die sich nur von einer sehr frühzeitigen Zerstörung alter Gebirge 
an den Quellen jener Flüsse herleiten lässt und eher unter dem Meere, 
als in einem See (wo sie wahrscheinlich gebunden worden seyn würde) 
vor dem Ende der Sekundär - Periode abgesetzt zu seyn scheint. — 
So bestehen $ der Geschiebe in der berühmten Craw - Ebene aus 
‘Quarz und sind gewöhnlich grösser, als die der Durance und der 
Rhone. Sie ruhen auf einer Nagelflue, welche nach ihrer Zusammen-. 
setzung und Lagerung jener zwischen den letzten Sekundär - Schichten 
entspricht, und sind nach Duzoıs - Aım£ (Ann. chim. XVII, 223) von 
einem meerischen Tertiär - Kalke bedeckt, welcher auch ihre obersten 
Flötze durchdrungen und verkittet hat. Auch hier kann nur das Alter 
ihrer Entstehung ihre Verschiedenheit von den Geschieben jener beiden 
Flüsse erklären: vor dem Niederschlage des meerischen Tertiär - Kalkes 
und bevor die Alpen-Geschiebe herabzurollen begannen, müssen bier an- 
„sehnliche Quarz-führende Gebirge in Trümmer gegangen seyn. 


11) (C) Loses tertiäres Gerölle, geschichtet oder nicht, über- 
deckt die vorigen Sanrd- und Lehm - Bänke in ungleicher Mächtigkeit, 
welche im kleinen Becken der Roise im Isere-Thale, und im Thale der 
Dopa Baltea, welche wie die Jsere vom Montblanc herabkommt, 500m 
beträgt. Es ist zum Theile geschichtet, und diese Schichten sind das Er- 
zeugniss wiederholter Überschwemmung, nicht durch Ströme, sondern 
unter Meer- oder See-Gewässern entstanden. Denn Ströme müssen das 
Material wohl herbeigeführt , aber nur die. Wellenbewegung eines hori- 
zontalen grösseren Gewässers kann dasselbe später über die Unterlage 
von Lehm und Sand zu Schichten abgeebnet haben. In den -innern 
Gebirgs - Becken bildet das Gerölle gewöhnlich nur eine, oberflächliche, 
Schichte; in den äussern und amMeeres-Gestade ist es horizontal in verschie- 
denen Höhen untereinander abgesetzt während des allmählichen Sinkens 
des Seespiegels. Denn die Geschiebe der Flüsse werden vor deren 
Mündungen von dem bewegten Meere zertrümmert und noch mehr ab- 
gerundet und zu horizontalen oft stundenlangen Lagen ausgebreitet, 
wovon die äusseren Thäler der Garonne und des Adour Beispiele lie- 

- fern. Sinkt dann das Meer einige Meter tiefer, so schneiden die Flüsse 
in die nun trocken gelegten Geröll-, und selbst darunter in die Sand- 
und Lehm - Bänke ein, über die sie bisher weggegangen; der Wellen- 
schlag erweitert die neuen Mündungen und eine neue Geröll - Schichte 
entsteht bald auf gleiche Weise darin. Die Tet bietet in ihrem Thale 
zwei, die Arriege und die @aronne bis vier solcher alten Gestade stu- 
fenartig übereinander. | 


- mu — 

12) (D) Grapitische und porphyrische Felsblöcke von 
30—40 Kubikmeter finden sich zwischen dem Gerölle, welche die Loire 
in den Vertiefungen ihres Thales zurückgelassen hat. Die neuliche 
Verschüttung des Thales von Bagnes im Wallis durch eine mächtige 
Lavine gibt uns ein genügendes Beispiel von furchtbaren Wirkungen, 
welche der Durchbruch der See’n, deren geöffnete Becken wir in den 
Hochgebirgen noch wahrnehmen, hervorgebracht haben müsse. Schon 
anhaltende Regen können zuweilen fast eben so. beträchtliche Folgen 
veranlassen. Aber die merkwürdigsten der vorhandenen Block - Ablage- 
rungen gestatten nach der Beschaffenheit des Bodens keine von beiden 
Erklärungsweisen, indem tiefe Thäler, grosse See’n oder selbst Meeres- 
arme sich zwischen ihnen und den Gegenden ihrer Ahstammung befin- 
den. So trennen die Rhone und die Aar jetzt die alpinen Granit-Blöcke 
des Jura von den Alpen. So trennt das Baltische Meer die Skandina- 
vischen Granit- und Übergangs - Blöcke jetzt von den Skandinavischen 
Berghöhen. Nach Doromıev wären die Alpen - Blöcke vor der Aushöh- 
lung des tiefen Thales nach dem Jura herüber gelangt. Nach L. von 
Buch (Bullet. d. science. nat. 1828, Mai, p. 5) hätten Strömungen, be- 
wirkt durch die Hebung der Alpen, sie auf dem unebensten Boden mit 
einer Kraft, entsprechend einer Geschwindigkeit von 357’ in einer Mi- 
nute, Meilen weit nach dem Jura fortgeschleudert, während der Durch- 
bruch bei Bagnes ihnen nur eine Schnelligkeit von 30° zu geben ver- 
mochte. Es bleibt daher wohl die Annahme allein wahrscheinlich, dass 
die Kraft, welche diese Berge zu 10 — 12,000‘ emporgehoben, auch zur 
Fortführung der Blöcke hinreichend gewesen zu einer Zeit, in welcher 
vielleicht das 800°—900' tiefe Becken des Genfer See’s noch nicht eingesun- 
ken, selbst der Durchbruch der Rhone noch nicht erfolgt war. Lässt 
man daher jener Zentral- Gebirgsmasse das Alter, wovon sie die Anzei- 
gen trägt, so könnte das Einsinken jener Stellen mit der Emporhebung 
der Glauconie-artigen oder fast tertiiren Gesteine des Wallis, des Arve- - 
Thales, zu Fiz und an den Diablerets zusammenfallen. Auch in den 
Pyrenäen finden sich, der gewöhnlichen Anuahme entgegen , solche 
Felsblöcke: aus porphyrischem Granit bestehen sie häufig im Ausfüllungs- 
Gebilde des Oueil-Thales bei Bagneres-de-Luchon. Dieses Gebilde liegt 
von zwei Schiefergebirgs-Rändern eingeschlossen, ist durch das im näm- 
ltchen Schiefer ausgehöhlte Becken von Arboust getrennt von dem Zen- 
tral-Kamme der Station von Oo, von welchem sie herabgekommen sind. 
Dieses Becken hätte also zuerst bis zum Rande von ähnlichen Trüm- 
mern angefüllt werden müssen, oder es ist erst nach der Ablagerung 
jener Blöcke entstanden. Derselbe Fall zeigt sich in dem , ebenfalls in 
Schiefer ausgehöhlten @ouroum - Thale auf dem andern Ufer des Berg- 
stromes wieder, der von der Station von 00 [wohl nur ein Schutz- Ge- 
bäude ?] nach Bagneres-de-Luchon herabkommt. Ferner in dem weiten 
Becken des Barousse, dessen Boden dicht erfüllt ist mit granitischen 
Geröllen und Biöcken, welche nicht rückwärts durch die [einzige] Öf- 
nung, sondern nur über die jetzt hohen Kalk- und Schiefer-Wände dieses 

Jahrgang 1836. 29 


a. 


Beckens hinweg in dasselbe gelangt seyn können. Derselbe Fall zeigt sich 
endlich in den letzten Abstufungen der Kette, wo der ganze Lauf des 
Mas Dazil und des Mirepoiz von der untern Kalk-Zone umfangen ist, 
aber gleichwohl Becken voll grober Granit - Geschiebe durchschneidet, 
deren heutzutage auch nicht eins von dem Orte ihrer Abstammung aus 
in dieselben gelangen könnte. So müssen lange und wiederholte Ände- 
rungen der Oberfläche von Innen beraus in diesen Gegenden erfolgt 
seyn, bis dieselben ihre gegenwärtige Gestalt und Zusammensetzungen 
erlangten. Die Felsblöcke der Alpen ruhen auf Molasse, und die Aus- 
höhlung des Genfersee’s kaun daher erst nach der Zeit ihrer Bildung 
erfolgt seyn. Die Aushöhlung der Manche dagegen hat früher Statt 
gefunden, denn zur Zeit der Kreide - Bildung hing England noch mit 
dem Kontinente zusammen , während zur Zeit der Entstehung der ter- 
tiären Beeken von Paris und London es schon getrennt war. Aber von 
Skandinavien herüber muss Fortführung von Felsblöcken zu verschie- 
denen Zeiten Statt gefunden haben , weil nach Broncntart nicht allein 
die älteren, sondern auch die Basalt Blöcke des Plateau’s von Uddewalla, 
an. der Oberfläche der Gebirgs - Abfälle die Spuren ihres Fortgleitens 
hinterlassend, sich im Allgemeinen von N.N.O. nach S.S.W. fortbewegt 
‚haben, während Razoumowskı andere Ströme in der Richtung von N.W. 
nach S.O. verfolgt hat. Nach Erıse pe Beaumont finden sich die Fels- 
blöcke in den meisten Alpen-Thälern der letzten der Stufen angehörend, 
welehe sich über die grosse Geröll-Ablagerung erheben, und diese selbst 
erscheint hin und wieder nur noch stufenartig an den Seiten der Thä- 
ler, die einst von ihr erfüllt waren, und zwar mit scharfeckigen Stein- 
Trümmern durchmengt, in Folge des periodischen Einsinkens der Was- 
serfläche , unter der sie sich zuerst abgesetzt hatten, wie das oben er- 
klärt worden. Wo aber die Geschiebe ohne Unterbrechung von den 
Flüssen längs ihres Laufes abgesetzt worden, da bemerkt man jene Ab- 
stufungen der Schichtung nicht. 

Die sogenannten „diluvialen“ Tertiär-Gebirge sind daher durch Flüsse 
von den Gebirgen herabgeführt und zu Ausfülluug tieferer Einsenkun- 
gen der Oberfläche der Erde verwendet worden. So findet man in de- 
nen des Innern der Gebirge grosse Geschieb- Anhäufungen, welche un- 
ter stehenden Süsswassern oft zu Psepbiten verkittet worden. An den 
Fuss derselben aber konnten die grösseren Stein- Trümmer erst gelan- 
gen, nachdem die höheren Becken bereits damit ausgefüllt waren, wess- 
wegen diese Trümmer hier über den Sand- und Thon - Bänken liegen. 
Die neuesten Thäler sind in dem Ausfüllungs - Gebirge ausgehöllt wor- 
den, welches auf das letzte [?] Süsswasser - Gebilde gefolgt und, wie 
dieses, mit Pachydermen - und Ruminanten - Knochen durchsäet ist. In 
Folge dieser neueren und durch das periodische Einsinken des Wasser- 
spiegels öfters wiederholten , jedesmal tiefern Aushöhlung der Thäler 
sind die stufenförmigen Ablagerungen entstanden, von welchen jede tie- 
fere, weiter vorspringende Stufe auch einem späteren zeitweiligen Ge- 


stade zu entsprechen pflegt. 


— 447 — 


Fi HaRDIE: Geologie des Oodipoor - Thales’ (Fortsetzung, Ja- 
mes. Edinb. n. phil. Journ., 1833—34, XVI, 59-67, — vergl. Jahrb. 
1833, S. 566). Die Gebirgs - Arten dieses Thales gehören zur Thon- 
schiefer-Reihe; es sind: thonige und kalkig-thonige Schiefer, Grünsteine, 
Grünsteinschiefer , Quarzfels, Kalkstein , auch Kalkschiefer , alle meist 
deutlich geschichtet, die Schichten steil aufgerichtet, vertikal, sehr ver- 
dreht und stellenweise wenig parallel zu einander; doch ist das herr- 
schende Streichen aus N.N.W. nach S.S.O.; das Fallen nach O.N.O. 
Diese Gebirgsarten erstrecken sich über einen grossen Theil von Indien 
und bilden namentlich den wilden und unwirthlichen Gebirgszug im S. 
von Mewar, der sich an die zentrale Granit - Achse der Aravulli-Berg- 
kette anschliesst, welche, obschon oft unterbrochen, doch eine grosse 
Erstreckung besitzt, und deren höchste Spitze der Aboo-Berg von 5000° 
Seehöhe zu seyn scheint. Jene Kette hat eine etwas bogenförmige 
Richtung aus N.NO. nach S.S.W., und reicht von der Grenze von G»- 
zerat bis zu jener von Dehlie. Am östlichen Abhange derselben haben 
die Schichten im Süden ein S.O., in der Mitte ein S. und im Norden 
ein N.O. Streichen; an der Westseite aber folgt es wieder andern Rich- 
tungen. Auf beiden Seiten der Kette senkt sich die angrenzende Ge- 
gend sehr allmählich zu Niederungen , Ebenen und Sandsteppen herab; 
im Süden von Mewar ist das Tafel- Land von Malwa aus ungeheuren 
Massen aufgelagerten Trappes zusammengesetzt, deren östliche Grenzen 
noch gar nicht genau bekannt sind. 

' Ummittelbar östlich vom Oodipoor - Thal tritt eine Reihe von Urge- 


birgs-Arten auf, worunter Gneiss mit Hornblende-Gesteinen und Granit- 


ähnliche Gebirgsarten vorwalten; sie erstreckt sich längs obengenann- 


ter thoniger Bildüngen südwärts bis zu den Bergreihen nächst dem 
Dhabour - See, dringt nordwärts in die Urgebirge im N. des Mewar- 
Distriktes ein, und wird östlich von Thonschiefer und Quarzfels begrenzt, 
welche sich unter den Sandstein von Malwa einsenken. Obschon aber 
die Gebilde des Oodipvor - Thales gegen die dieser andern, primären 
Reihe fallen, welehe wieder gleichförmige Lagerung mit den zuletzt er- 
wähnten haben, so dass die hebende Kraft von W. her, und zwar am 
stärksten in der Gegend des Aboo gewirkt zu haben. scheint, so folgt 
daraus doch nicht, dass jene ersteren die nachfolgenden rar 
ten ursprünglich unterteufen. 

Die Gruppen felsiger Berge im O. der Aravulli- Kette zu untersu- 
chen, beginnt der Verf. zu Meirta in den Ebenen von Mewar am 
Rande des Oodipoor - Thales. Bei Meirta (dem frühern Wohnorte des 
Britischen Agenten am Hofe von Ovdipvor) hat die Ebene 2000 See- 
höhe und ist von Dammerde bedeckt, aus welcher jedoch Felsmassen 
häufig hervorbrechen. Am häufigsten darunter ist ein Gestein mit dem 
mineralogischen Charakter des Granites, welches aber bald in mächti- 
gen Schichten, bald in regelmässig prismatischen Massen mit ersteren 
wechsellagernd auftritt — grob- oder fein - körnig ist — und ühergeht 
in Pegmatit aus eckigen Konkrezionen von rothem Feldspath und 


29 * 


— 448 — 


durehscheinendem Quarz mit oder ohne Glimmer, oder in syenitischen 
Granit und in manchmal Grünstein - artiges Hornblende - Gestein, worin 
die Hornblende zuweilen von Chlorit und Steatit begleitet, oder davon 
ersetzt wird, und der Feldspath graulich zu seyn pflegt. Ein Epidot- 
artiges Mineral und Schillerspath finden sich in allen Abänderungen 
dieser granitischen Gebirgsart ein (Marmor, zu Bauwerken brauchbar, 
findet sich an vielen Orten Zentral - Indiens). — Fünf Meilen W. von 
Meirta liegt ein Bett von grobkörnig krystallinischem Kalkstein oder 
Dolomit von unrein weisser Farbe mit eingestreuten kleinen Eisenkies- 
Körnern , — welchem ein undeutlich geschichteter Syenit- Gneiss mit 
Quarz und graulichem Feldspathe, dann ein Granit-Gestein oben bezeich- 
neter Art folgt, das bis 40 M. östlich von Meirta anhält und dann in 
Gesteine der Glimmerschiefer - Reihe : als Hornblende - Schiefer, Chlorit- 
Schiefer, Quarz-Schiefer mit körnigem Kalkstein u. s. w. übergeht; nach 
welchen endlich Thonschiefer und Quarzfels folgen, die unter die jun- 
gen Sandsteine im N. von Mewar einschiessen. 

Unmittelbar im W. von Meirta erscheint in Wechsellagerung mit 
Gneiss und Hornblende-Gesteinen ein Zug von röthlichem und weissem 
körnigem Feldspathe mit Schiefergefüge und kleinen Chlorit- oder Glim- 
mer-Schüppchen , WERNER’S Weissstein entsprechend. Im Gebirgszuge, 
der das Oodipvor- Thal begrenzt, nimmt er noch mehr überhand, wech- 
sellagert mit durchscheinendem Quarzfels, dessen parallele äusserst dünne 
Platten durch kleine Glimmerschüppchen von einander getrennt werden. 
Zuweilen wird dieses Gestein schwerer als gewöhnlich , hell gelblich- 
grün, schmilzt vor dem Löthrohr zur dunkelbraunen Schlacke und scheint 
sich wie Epidot zu verhalten, der allmählich in Quarz übergeht. Wei- 
ter westlich wird der Quarzfels immer mehr durch Wechsellagerungen 
von Glimmer - und Hornblende - Schiefer verdrängt, wovon der letztere 
zuweilen sehr glimmerreich ist. So gelangt man allmählich zu den öst- 
licheren der Grenzgebirge, bestehend aus Quarzfels, welcher nach W. 
hin mit Thonschiefer in Wechsellageruug tritt. Dieser Quarzfels fühlt 
sich seifenartig an, wegen seines Gehaltes an Talk, der die vollkommene 
Krystallisirung gehindert zu haben scheint. — Der Damm des Oodis- 
sayor - See’s gibt gute Gelegenheit die östlicheren Grenz - Gebirge zu 
studiren. Aus den Gebirgen mündet nämlich eine enge und tiefe Schlucht 
aus, durch welche früher der Bedus floss, der aber nun hinter einem 
hoben, starken und wohlgebauten Damme („Bund“) zu einem See von 
ansehnlicher Tiefe und Erstreckung angeschwellt und theilweise durch 
‘eine (künstliche) enge Spalte nächst dem südlichen Ende des Buads 
abgeleitet ist. Diese Spalte ist senkrecht über 50° breit, fast 200 Yards 
lang, und durchschneidet das Gebirge rechtwinkelig auf das Streichen 
der Schichten, welche wie jenes aus N.N.W. nach S.S.O. gehen, 
aber fast vertikal aufgerichtet sind oder steil gegen O.N.O. einfallen. 
In der Mitte erheben sich die Wände des Spaltes 160° hoch. Schieferi- 
ger, fast stets durch Eisen gefärbter (rother, blauer ete.), Quarz oft mit 
Glimmerschuppen, ist das hauptsächliche Gestein darin; seine Schichten 


u. 


haben 2°— 2’ Mächtigkeit, und die Form gerader und sehr weit fortgehender 
Tafeln. Oft nimmt dieser Quarz viel Feldspath auf, wird körnig, Gra- 
nit-artig. Gegen das östliche Ende des Spaltes erscheint eine 80’ mäch- 
tige Schichtenfolge zerreiblichen, seifenartig anzufühlenden Talkschie- 
fers, welcher der Länge nach von vielen, oft nicht zolldicken, geraden, 
der Schichtung parallelen, gleichdick bleibenden Quarz-Laven durchzogen 
ist, deren Masse ganz mit der der vorerwähnten Gebirgs - Art überein- 
stimmt. Der allmähliche Übergang dieser Gesteine in einander erhellt 
jedoch noch deutlicher, indem schon früher eine Talkschiefer-Lage in das 
Quarzgestein eindrang, und indem der Talkschiefer-Fels selbst, je näher 
er dem Quarzfels ist, ein desto mehr Granit - artiges Ansehen besitzt, 
Quarz-Krystalle, Feldspath, Glimmer u. s. w. aufnimmt. 


Endlich noch weiter nach W. geht der Talkschiefer eben so all- 
mählich in Thonschiefer über. 


Schluss des vorigen (l. c. 1834, April, XVI, xxxır, 278—285). Zwei 
Meil. N. vom Bund setzt ein andres Queerthal durch die Grenzkette, des- 
sen Eingang durch den Dubaree - Thorweg geschützt ist. Neun Meilen 
weiter W. gegen Oodipoor erscheint zuerst eine Fortsetzung der Quarz- 
felsen des Oodisayor bund, mit fast vertikaler Schichtung ; sie werden 
selbst mehr und mehr Thonschiefer - artig, und endlich wechsellagern 
Thon- und körniger Kalk-Schiefer voll Glimmer-Blättchen mit einander, 
welche durch Aufnahme von Kalkspath - Blättern zu „Calschistes“ der 
Franzosen werden. Endlich folgen Wechsellager von Thon -, kalkigem 
Thon-, kieseligem Thon-Schiefer und Quarzfels, wornach der Weg durch 
die hügelige Ebene des Oodipvor - Thales hinzieht (Handstücke all der 
manchfaltigsten Abänderungen des Thonschiefer - Gebildes hat der Verf. 
im Museum der Asiatischen Sozietät zu Calcutta niedergelegt). — In 
der Ebene ist der Boden von Kunkur und Ackerland bedeckt, so dass 
man nur an den Ufer- Wänden des Bedus die tieferen Gesteins - Lagen 
beobachten kann. Grünsteine und Grünstein - Schiefer wechsellagern 
dort mit Thonschiefern. Erstere sind denen der Trapp - Formation ähn- 
lich, schwärzlich, mit feiner Porphyr - Textur und zuweilen eingeschlos- 
senen Kalkspath - Krystallen, manchmal auch mit prismatischen Abände- 
rungen zwischen Schiefer-Schichten eingelagert. — Damit innig verbun- 
den findet sich eine Reihe von Gesteinen aus Grünstein - Grundmasse 
obne Hornblende (ein diehter Feldspath mit feinen Quarz-Körnern, grau 
und etwas Porphyr-artig) welche wie die obigen mit Thonschiefern wech- 
sellagern, die, denen des Grenz - Gebirges ähnlich, oft durch Kupfer 
blaulich gefärbt, feinschieferig, Grauwacke-artig mit häufigem Glimmer, 
‘eine Granit-Textur annehmend, die Schichten häufig stark verdrebt, ge- 
hoben , zerrissen sind, so dass sie lokal nach allen Richtungen einfal- 
len, jedoch meistens der Vertikai-Stellung sich nähern, und ein von N.N.W. 
nach S.S.O. streichendes Band bilden, gleich den Grenz-Gebirgen. 

Zwei Meilen N. von Ovdipoor jedoch bemerkt man im. Bedus-Bette 


dine- merkwürdige Ausweichuug der obenerwähnten Gesteine von jener 

Richtung: die Stellung der Schichten ist fast vertikal, ihr Streichen aus 
0.N.O. nach W.S.W., der Thonschiefer ist deutlich geschiefert, die übri- 
gen Felsarten aber zeigen nach. regelmässigen Zwischenräumen wieder- 
kehrende Absonderungs-Linien , die ihnen eine in verschiedenen Schich- 
ten gröbere und feinere Schiefer-Textur verleihen. Diese Absonderungs- 
Linien stehen senkrecht auf den Horizont und ziehen rechtwinkelig zum 
Streichen der Schichten, näwlich von N.N.W. nach S.S.O., was für alle 
Gesteine dieser Reihe gilt. — Einige Grünsteine zeigen dreifache Ab- . 
sonderungen: die Schichtungs-Flächen, die zu ihnen rechtwinkeligen Ab- 
sonderungs-Flächen, und endlich_einen Anschein von horizontaler Schich- 
tung, der von der Neigung dieser Felsart an der Atmosphäre zu zer- 
fallen herrührt. (Einen verwandten Fall bemerkt man in Rajpootana zu 
Deosa, 40 Meilen ©. von Jeepoor. An einem isolirten Berge, aus Wech- 
sellagerungen durchscheinenden Quarzes, dünnschieferigen Gneisses und 
eines besonderen wellenartigen Gmneisses gebildet, benierkt man Abson- 
derungs-Flächen rechtwinkelig auf die Schichten. Einige Gneisse haben 
eine Neigung: zur konzentrisch - hlättrigen Struktur, und ihre Schichten 
eine Zeit lang an der Oberfläche befindlich erscheinen durch sie wie 
aus Zylindern zusammengesetzt). 

Die Bergkette, welche die westliche Grenze des Ovdipoor - Thales 
ausmacht, hat eine ähnliche Form und Zusammensetzung , wie die im 
Osten. Unmittelbar im S. der Stadt senkt sich ein Berg seiner Länge 
nach von S. nach N. herab, indem er allmählich in die obige Richtung 
umbiegt, bleibt jedoch von demjenigen, worauf die Stadt liegt, durch 
die tiefe Schlucht getrennt, dnrch welche der Haupt-Damm des Puchola- 
See’s aufgeführt ist, welch’ letzterer selbst in einem schmalen Längen- 
Thale zwischen jenem und einem anderen westlichern Bergzuge sich 
befindet. Der Stadt-Berg besteht aus Quarzfels, jenem am Oodisagor- 
Damme ähnlich; er wechsellagert an dessen Fusse zu beiden Seiten mit 
Thonsebiefer und geht in solchen über. Die Berghöhe westlich vom 
Puchola ist aus Thonschiefer zusammengesetzt, der in Grünstein-Schie- 
fer übergeht, aus welchem sich grosse Platten brechen lassen. Der öst- 
liche Berg mit seinen Schichten streicht N. nach O. und S. nach W,, 
der westliche aber in N.N.W., so dass, wenn der erstre nicht im Süden 
steil abgeschuitten wäre, beide in ihrer Verlängerung zusammentreffen 
würden, und das Puchola-Becken hat demnach eine etwas dreieckige 
Form. Der Berg, worauf die Stadt steht, erbebt sich am N.-Ende des 
Puchola, zu einem der Achse des Thales entsprechenden breiten Tafelberg, 
dessen Schichten vom Wasserspiegel auf von S. nach N. streichen. 
Eine Meile N. von der Stadt fällt auch dieser Berg steil in die Niede- 
rung ab. Seine Schichten sind Quarzfels, beiderseits von Thonschiefer 
begrenzt, mit Spuren von Schichten - Störung. Weniges nördlicher ist 
ein anderer isolirter Berg, westlich von oben erwähnter, in ihrem Strei- 
chen abweichender Schichtenreihe , der aus Wechsellagern von hartem, 
kieselhaltigem, körnigem Magnesian-Kalk und körnigem Quarze besteht, 


die aus S. nach N. mit geringer Abweichung nach N.W. streichen. 
Viele dünne Quarz-Lagen durchsetzen den grauen Kalk, welcher an der 
Luft verwitternd schwärzlich wird, während die weissen Quarzblätter 
fast in Form von Bieuen-Zellen über der Oberfläche hervortreten. Bit- 
tererde macht einen beträchtlichen Bestandtheil dieses Kalkes aus, wel- 
‚cher zu Mörtel nicht brauchbar ist; auch enthält er Eisen und Mangan. 
— Damit kömmt, in ihn übergehend, ein grauliches eckig-körniges Ge- 
stein aus Quarz und gemeinemw wie glasigem Feldspathe vor. Glimmer- 
schüppchen und rhomboidale Kalk-Krystalle sind selten darin. Es geht 
in Quarzfels über, der sich mit dem südlicher beschriebenen zu ver- 
binden scheint. 


III. Petrefaktenkunde. 


Jac. GREEN, M. D.: A Monoyraph of the Trilobites of North Ame- 
rica ; with [35] colvured models uf ihe Species. Ginindeinkie, 93 pp. 
.ı pl., 8°, 1833.) 

In en, Einleitung (S. 5—24) gibt der Verf. die Meiniok zu er- 
kennen, dass fossile Reste eben keine so zuverlässige Merkmale zur 
‚Unterscheidung der Formationen seyen. Identität der Arten möge je- 
doch eher Identität der Formationen andeuten, als Verschiedenheit der 
Arten Verschiedenheit der Formationen, Zu Unterstützung jener Ansicht 
beruft er sich auf eine Stelle im Eclectic Review, 1832, Juli, wornach 
„Eneriniten, Entrochiten [!] und Pentacriniten in Schiefer- 
thon, Grauwacke, Übergangs-Kalk, Alpen-Kalk, Lias, Muschel-Kälk und 
Kreide gefunden worden seyen und mithin diese drei Spezies [!!] un- 
möglich irgend eine besondere Gesteins - Formation andeuten können.“ 
[Wenn Gewährsmann und Nachbeter noch zur Stunde solche Oberfläch- 
lichkeit und Uukenutniss der Gegenstände verrathen, welches Vertrauen 
darf man dann in ihre Äusserungen setzen ? Und doch wird eine grosse 
Anzahl von Personen nun nicht ermangeln, den Monographen der Ame- 
rikanischen Trilobiten selbst als eine bequeme Autorität für jene Mei- 
nung anzuführen! Ref. will beiläufig noch bemerken, dass alle Crinoi- 
deen-Säulen,, die er bisher unter dem Namen von Pentacriniten aus 
N.-Amerikanischen Übergangs - Gebirgen erhalten hat, wohl eine ‚fünf- 
blättrige Zeichnung der Gelenk - Flächen besitzen, aber keine Pentacri- 
niten sind, — wenn gleich dieses Genus in Deutschland selbst dem 
Übergangs-Gebirge nicht ganz fremd ist. — An einer andern Stelle ge- 
denkt der Verf. der in Westindien lebenden Pentacrimiten zum Be- 
weise, dass dieses Geschlecht auch keineswegs ausgestorben seye; das 
ist aber seit lange bekannt, und daher auch seit lange nicht mehr be- 
hauptet ‚worden! Endlich ersieht Ref. aus 2 erhaltenen Sendungen, dass 
die .N.-Amerikanischen Gevlogen unter dem Namen Encriniten alle 


Crinoideen mit einfachem Nahrungs - Kanal des Stieles und selbst 
Pentatrematiten zusammenbegreifen.] — Hauptsächlich aber ist die Ein- 
leitung der allgemeinen Beschreibung der Trilobiten, der Darlegung des 
Ungeeigneten dieser Benennung, den !iterar-historischen Nachweisungen 
(BronGnIaRT, DAaLman, WAHLENBERG, DeraYy, Rasoumowsky) und der 
Aufzählung und Diagnostik der durch die bisherigen Bearbeiter aufge- 
stellten Trilobiten-Geschlechter (Calymene, Asaphus, Ogygia, Pa- 
radoxides, Agnostus, Isotelus Dekay, Nileus, Illaenus, Am- 
pyx — wovon einige Arten zu Isotelus —) gewidmet. Daran 
schliesst sich die Erwähnung einer von Rasoumowsky in den Annales 
des sciences naturelles , vol. VIII, als Calymene beschriebenen, von 
BronGntarRt ebendaselbst als Asaphus bezeichneten Art von Tzarsko- 
Selo, welche ein eigenes Genus bei Isotelus bilden müsse. Da diese 
Art Nord-Amerika fremd, so charakterisirt der Verf. dieses Geschlecht 
unter dem Namen Hemicrypturus, nur in der Einleitung (S. 20) auf 
folgende Art: Körper sich kugelnd; Kopfschild mit Augen, ungelappt ; 
Abdomen dreilappig, Sgliederig; Schwanz mit bedeckten [ungegliederten] 
Rippenbogen und nacktem [gegliederten] Mittellappen. Der Verf. hat 
die obige Art im Baltimore College zu untersuchen Gelegenheit ge- 
habt, und nennt sie, in Ermanglung eines ältern Art-Namens H. Rasou- 
mowskii; rechnet jedoch noch Asaphus expansus Darman’s 
u. e. a, A. zum nämlichen Geschlechte. Darnach folgt die Aufzählung 
der bis jetzt bekannten Trilobiten-Arten, woran sich fünf von Rarınzs- 
QuE nur unvollständig bezeichnete Trilobiten und Bilobiten aus 
den Vereinten Staaten anschliessen , welche dem Verf. zuCalymene 
zu gehören scheinen. Schliesslich, gelegentlicea der Bemerkung. dass 
man die Trilobiten als Beweis gebrauchen wolle, dass manche Thiere 
viel früher als der Mensch erschaffen gewesen, freut sich der Verf., je- 
den bisherigen Versuch skeptischer Naturforscher gegen die Mosaische 
Weltgeschichte mit Triumph in die Flucht geschlagen zu sehen, obschon 
dieselben immer wieder aufs Neue verdrehte Thatsachen als Waffen her- 
vorsuchten. Einige scheinbare Abweichungen vom Wortlaute der Mo- 
saischen Lehre jedoch zu erklären gebe es drei Methoden: entweder 
anzunehmen , der anfängliche Schöpfungsakt habe sich nur auf einen 
kleinen Theil der Erd-Oberfläche und ihrer höheren Bewohner , so weit 
solche den wenigen ersten Menschen von nöthen gewesen, bezogen, 
während der Rest noch unter Wasser geblieben sey, und dann noch 
mancherlei geologische Veränderungen überstanden haben könne; — 
oder Moses hat sich nur an die Erzählung des Hauptsächlichsten, der auf 
die Geschichte einfliessenden Schöpfungs-Stadien bezogen, ohne einiger 
dazwischenfallender von niederem Belange zu gedenken, welchen die fossi- 
len Reste und manche Eigenheiten der Erd-Struktur angehören mögen; — 
oder endlich, am besten dürfte seyn anzunehmen, dass unter den sechs Ta- 
gen eben so viele grössere Perioden verstanden seyen, wie denn die He- 
bräer den Ausdruck Tage und Wochen oft in solchem Sinne genommen. 
In keinem Falle aber können die Sekundär - Schichten und Diluvial- 


I 


\ I: 


ne > He 


Ablagerungen von Lokal-Ursachen herrühren. Statt daher zu annähern- 
den Kometen, zur Änderungen der Erdachse oder zu „solchen wilden 
phantastischen und gottlosen Theorieen“ seine Zuflucht zu nehmen, solle 
man lieber mit H. Dıvy „träumen, dass alle Sekundär - Schichten er- 
. schaffen worden seyen, schon mit den Resten erfüllt, als ob sie von 
lebenden Thieren seyen, damit durch sie die Spekulationen unserer geo- 
logischen Raisoneurs in Verwirrung gerathen.“ 

B. Ein besondere Anerkennung ($. 25—26) rühmt die Gefällig- 
keit der Privatpersonen und Vorsteher öffentlicher Institute, welche ihm 
ihre Trilobiten-Exemplare zur Fertigung von Gyps-Abgüssen überlassen 
haben. Es sind in Philadelphia: J. P. WerueriLı, die Akademie der Na- 
tur-Wissenschaften, Prıre’s Philadelphia Museum, P. A. Brownez, Dr.R,. 
Hırran, W. Hype, J. Pıerer, die geologische Sozietät, — Lamspix in 
Pittsburgh, D. Keım in Reading; — in New- York: das Lyceum der 
Naturgeschichte , Dr. J. E. Dexkay, Peıre’s New - York - Museum; — 
in Albany: das Albany-Museum, das Albany-Institut, Prof. T. R. Beck, 
Dr. J. EıcHuts,, — die RenssezLaer - Schule; — in Baltimore: Dr. Jo- 

SHUA J. CoHEN, das Baltimore College, das Athenäum, das Baltimore 
Museum, — endlich Prof. Harı zu Mount Hope. 

'C. Der beschreibende Theil des Werkes EERN bis S. 93, 

worauf noch ein Arten-Register folgt. 


E Calymene. 


1) C. Blumenbachi ii Bren., S. 28: Kopfschild gerundet, mit 6 
getrennten Höckern auf der Stirne, sehr vorstehenden Augen auf den 
Wangen; Körper höckerig. Glieder 14, Schwanz schmal. — Mehrere 
Arten sind unter diesem Namen verwechselt worden. Sehr häufig, wie 
zu Dudley, so in N.- Amerika: zu Lebanon, Ohio; an den Trenton 
Falis, N.-Y. (wo die Trilobiten zu Millionen vorkommen); ?zu Quebeck. 

2) C. callicephala Gazrrn, S. 30: Kopfschild vorn verschmälert 
(fast dreieckig), auf der Stirne mit einem Lilien-förmigen Eindrucke und 
mit sehr kleinen (tiefer unten stehenden) Augen; Abdomen im Ganzen 
14gliedrig; Körper flach. — Mittellappen durchaus fast gleichbreit; Rip- 
pen am Ende nicht gabelförmig getheilt; Länge fast 24 Zoll. — In 
dunklem gelblichem Kalkstein von Hampshire, Virginien; vom Miami 
river bei Cincinnati, Ohio; in dunklem Kalke von Indiana ;, nie mit vo- 
riger Art. 

3) C. selenecephala Green, S. 31: Kopfschild vorn gerundet 
(halbmondförmig),, mit sehr verdicktem Rande ringsum und beiderseits 
dreihöckerigem Stirn - Vorsprung; Körper warzig. — Die drei Stirn- 
höcker jederseits sind ungleich, einer gross, zwei klein, weit nach oben, 
und die beiden Augen liegen in einer Linie mit dem untersten von ihnen. 
Glieder 14, doch ist der Schwanz nicht ganz vollständig. Rippen ein- 
fach. Ganze Länge 12‘', Breite des Kopfschildes 14’. Etwas ähnlich 


Durman’s C. Selle. In aschgrauem Kalkstein New- Yorks, 
selten. 


= Mi - 


4) C. platys Geeen, S. 32: Kopfschild vorn gerundet, ? halbmond- 
förmig [sehr warzig], Stirn - Vorragung jederseits mit 4 Höckern; — 
der aufgeworfene Hinterrand des Schildes durch die zwei Längen-Fur- 
chen unterbrochen; nach aussen hin viel dieker. Drei der Stirnhöcker 
liegen in einer Linie neben dem Seitenrande der Wangen , und nehmen 
nach vorn an Grösse ab; der vierte liegt einwärts zwischen den 2 hin- 
teren, und ist kleiner. Die Wangen sind kugelig-dreieckig. Die Augen 
liegen dem 2tien grossen Stirnhöcker aussen zur Seite. Rücken und 
Schwanz nicht unterscheidbar, im Ganzen 22gliederig [13 +9]. Ganze 
Länge 3°’; Breite des Kopfschildes fast 2’. In Sandstein, am Hel- 
derberge. 

5) C. microps GREEN, S. 34: Kopfschild vorn etwas verschmälert, 
halb elliptisch, mit sehr kleinen Augen, weit nach aussen und hinten; 
Abdomen mit 14—18 Gliedern ; Körper flachgedrückt. — Die Stirne fast 
in die Wangen verfliessend. Vor jedem Auge ist ein schwacher Queer- 
Eindruck ; Abdominal - Glieder schwer zu zähleu, mit Spuren von Spal- 
tung. Mittellappen hoch. Länge 14‘. In schwarzem Kalk, von Ripley, 
Ohio; selten. 

6) C. anchiops GREEN, S. 35: ‚halbkugeliger Kopfschild vorn, 
Schwanz hinten rund; Augen genähert, gross, vorstehend; Glieder im 
Ganzen 20; Körper flach. — Stirne ohne Warzen. Augen fast ganz 
die Wangen bedeckend und mit einem inneren Anhang weit in die 
Stirne hineinragend. Zwischen den Rippen je 1—2 undeutliche Streifen. 
Länge fast 4°’, Breite über 2°‘. Bronentart hatte einen von Hosack 
besorgten Abguss des vor dem Verf. liegenden Exemplares in seinem 
Werke zweifelsohne zu C. macrophthalma gerechnet. In Schiefer- 
thon von Ulster Co., New-York (nicht Albany). | 

7) C. diops Geeen, S. 37, Fg. 2: Kopfschild flach, gelappt, mit 
drei Queer-Runzeln an den Seiten der Stirne und sehr vorstehenden augen- 
förmigen Zwillinghöckern; Glieder 18; Schwanz gerundet. — Stirne 
über den Wangen sehr erhaben, und von ihnen tief abgesondert; hinten 
jederseits mit einem runden Höcker neben dem Auge und von diesem 
durch die verlängerte Rückenfurche getrennt (doppeläugig); vor diesem 
Höcker mit drei Queer-Furchen. Unter dem Auge jederseits 2 Bogen- 
Linien die sich vorn mit einer tiefen kurzen Rinne kreutzen. Mittel- 
lappen sehr flach vorstehend, nicht bis zu Ende reichend, mit 18 Glie- 
dern, von welchen 7 zum Schwanz’ zu gehören scheinen. Rippen nach 
aussen gabelig. Länge 3°, In grauem Kalkstein, (Ohio. 

8) C. macrophthalma Bancn., S.39: Kopfschild vorn und Schwanz 
hinten verschmälert; Augen gross und vorstehend. Abdomen mit 12—13 
Gliedern, welche stärker als am Schwanze sind (die von EBroncnIart 
angegebene Schnautzen-förmige Verlängerung des Kopfschildes und drei 
Queerfalten der Stirne hat der Verf. nieht entdecken können, doch bat 
‚Brosensartr bekanntlich auch Amerikanische Exemplare gehabt; G. 
vermuthet, dass Broncnzart diese Art mit der folgenden verwechselt). 
Im Helderberg bei Albany; zu Cushuny creec unfern dem Seneca - See 


- = - 


in New- York; zu Leheighton in Pennsylvanien; an den Ohio - Fäl- 
len u. 8. w. | 

9) €. bufo Green, S. 41: Kopfschild gerundet, konvex, punktirt; 
Abdominal - Glieder 12, Schwanz verschmälert; Körper flach — 
Wangen tief von der Stirne geschieden; am oberen Rande die (beschä- 
digten) Augen. Glieder des Mittellappens alle doppelt. Seitenlappen 
breiter als dieser; ihre Rippen an deren Basis durch sehr tiefe Ein- 
drücke getrennt, und mit tiefen Furchen durchzogen; Glieder des Abdo- 
men 12, des Schwanzes 10. Länge 44°’, Breite des Schildes fast 
2’. In dunklem graulichem Kalkstein, aus New-Jersey, von ? Patter- 
son ; selten. 

C. bufo, var. rana GREEN, S. 42: Stirne schmäler mit etwas 
verschiedenem Umrisse, der ganze, Körper gekörnelt, was bei voriger 
nur der Kopf ist. In dunklem, schieferigem Kalkstein von Seneca, On- 
tario Co., N.-Y. 


I. Asaphus Broncn., S. 43. 


1) A. laticostatus Green, S.45: Schwanz sehr lang, der Theil 
am Rande kaum häutig; Leder-Haut mit sehr kleinen Höckerchen ; Rip- 
pen breit, konvex und wohl getrennt. — Nur ein Schwanz: ringsum be- 
schädigt, 10gliederig, noch 2° lang, 34° breit; hinten endigt derselbe 
in einen häutigen Fortsatz. In hellem eisenschüssigem Sandstein, mit 
Produktus u. s. w., in Ulsier Co., N.-Y., im Helderberg etc. 

2) A. selenurus Eaton, S. 46: Schwanz halbmondförmig ausge- 
schnitten, Rippen schmal, sehr deutlich, Abdominal - Glieder 12; Körper 
konvex. — Der halbmondförmige Ausschnitt des Schwanzes ist 1 so 


= 
breit, als dieser lang. In Bergkalk von Glenn’s Falls und vom Becroft- 


Berg bei Hudson. 

3) A. limulurus Green, S. 48: Schwanz lang mit einem Sta- 
chel, wie Limulus bewehrt; Abdominal-Rippen endigend in rückwärts 
gerichtete Stacheln. — An dem 14° langen, 11°’ breiten Stück ist das 
Abdomen mit 8.... ., der Schwanz mit 10 Gliedern, und diese sind 
der Länge nach mit tiefer Furche versehen. Seitenränder des Abdomen 
sägeartig gezähnt, die des Schwanzes ganz. Kleine Körner scheinen 
die ganze Oberfläche bedeckt zu haben ; eine Reihe grösserer ist auf 
jeder Seite des Mittellappens. In dunkelbraunem Kalkschiefer zu Lock- 
port, N.-Y. | 

4) A. caudatus Brünnıch, Bronen., S. 50: in aschgrauem Kalk- 
stein von Ripley, Ohio; und nach Bıgszy in Menge in Canada: an der 
Nordküste des Lake superior, am Ufer des Rainy River , am Lake of 
the Woods u. a. a. O. Stets ohne Kopfschild. 

?5) A. Hausmanni Broxcn., S. 52: wird nur aulf die Zitate in 
De mi Becue’s Manual und in Eıron’s Text Book p. 31 hin angeführt. 
Ist dem A. lJaticostatus sehr ähnlich, doch durch die Verlängerung 
des Schwanzes etc. verschieden. Was Eaton in seiner Sammlung und 
in der des Albany Institutes so etiquettirt und als aus dem Coral rag 


— 4546 — \ 

am: Erie- See und dem darunter liegenden Schiefer von Helderberg 
stammend bezeichnet un ist. sicher von der Broncnırr’schen Art 
verschieden. 

6) A.pleuroptyx Green, S. 55: Körper flachgedrückt,, Leder- 
Haut mit sehr kleinen Höckerchen ; Rippen gestreift, Schwanz kurz, 
spitz. — Kopf fehlt stets. Abdomen und Schwanz sind nicht von ein- 
. ander zu unterscheiden _ und zählen im Ganzen 17 Glieder. Mittellappen 
flach. Steht dem A. caudatus nahe, unterscheidet sich aber dureh 
kleine Längen - Vertiefungen auf jeder Seite des Mittellappeus, durch 
schmälere Rippen , und durch den Mangel häutiger Ausbreitungen an 
deren Ende. In grauem Kalkschiefer des Helderberg-Gebirges und des 
Genessee-Flusses, N.-Y., mit andern Trilobiten. | 

7) A. mierurus GREEN, S. 56: Schwanz verschmälert , spitz, 
Körper sehr konvex, Rippen gestreift, am Rand (schmal) kaum häutig. — 
Abdomen und Schwanz sind nieht zu unterscheiden, zusammen 18glie- 
derig, 23° lang. In schwarzem Stinkkalk der Trenton Falls. 

8) A. Wetherilli Green, S. 57: Kopfschild hinten bogenförmig, 
gefurcht, Abdomeif 12gliederig; Schwanz kaum häutig; die Leder-Haut 
kaum punktirt. — Umriss regelmässig oval. Wangen sphärisch - drei- 
eckig; die Augenhöcker scheinen rund, nicht halbmondförmig gewesen 
zu seyn. Mittellappen am Abdomen mit 12 doppelten, Schwanz mit 6 
einfachen Gliedern; wo die Epidermis wohl erhalten, erscheinen alle 
Glieder einfach. Das letzte Schwanzglied ist länger, als an irgend einer 
andern Art. Abdominal- Rippe mit tiefer Längenfurche, und endigend 
in zurückgekehrte Spitzen : Schwanz-Rippen ausgehöhlt, in die schmale 
Umfangshaut endigend. Länge 13‘, Breite 11°. In Kalkschiefer bei 
Rochester, Munroe Co., N.-Y. | 


II. Paradoxides Bronen., S. 59. 


1) P. Boltoni Bıssgy Journ. Acad. nat. sc. Philad. IV, > GREEN 
S. 60, Fg. 5: Ey-förmig, blind, Oberfläche mit kleinen Höckerehen und 
Streifen; Kopfschild vorn gerundet, dessen beide Ecken in einen brei- 
- ten Dorn ausgehend ; Abdomen 14gliederig, Glieder Sichel- förmig zu- 
rückgekrümmt, Schwanz häutig, sägerandig. — Ganze Länge 5$”, 
Breite des Kopfschildes 42°, dessen Länge in der Mitte 11‘. Stirne 
und Wangen gleich breit, diese dreieckig, flach, erheben sich je- 
doch gegen die Stirne zu einer scharfen Kante; Stirne vorn gerundet, 
vorn jederseits mit einer schiefen, nach innen gabelförmigen Kante. Ab- 
domen und Schwanz nicht unterschieden , ersteres 31‘ Jang, mit 14 
14 _14 breiten gefurchten Rippen; nur die drei hintersten sind breiter; 
Mittellappen‘ vorn 14‘ breit, von der 6 Rippe an schmäler werdend, am 
Ende noch +” breit. Seitenlappen fiach, vorn 14° breit, mit sichelför- 
migen Rippen. In schwarzem Schieferkalk,’ welcher über dem Salz-füh- 
renden Sandsteine liegt und mithin jünger als andere Trilobiten-führende 
Gebirgs-Arten ist, zu Lockport, N.-Y. 

[P. Harlani ist viel läuger und erst später entdeckt.]. 


= MI 9° 


IV. Ogygia Bronen., S. 63, 


ı) O0. Sillimani wird von Bronentart in De za Becae’s Ma- 
nual aufgeführt, als am Mohawk river bei Schenektady vorkommend. 
Der Verf. kennt sie nicht, vermutbet aber, da Isotelen in dieser Ge- 
_ gend häufig und die Verwechslung leicht, dass irgend ein Kopf- oder 


Schwanz - Stück aus diesem Geschlechte von Bronenurr als Ogygia 


angesehen worden ist. 


V. Isotelus De Kar Ann. Lyec. N.-Y. I, 174—175, Green, 
S. 64 (i0os, gleich, und zeAos, Ende). Körper oval, oft zusammenge? 
zogen, nicht selten ausgebreitet; Kopfschild breit, vorn rund, an Form 
und Grösse dem Schwanz - Stücke gleich, aber mit 2 Augen - förmigen 
Höckern. Stirnfortsätze hinten mit 2 halbmondförmigen Endigungen [?]. 
Abdomen $Sgliederig. Schwanz ohne Gliederung, so breit als der Kopf- 
schild. Längenlappen sehr deutlich getrennt. Dieses Genus unterscheidet 
sich von Calymene durch 8 Rumpfglieder und nicht netzförmige Augen; 
von Asaphus ebenso durch die Augen, durch den Mittellappen doppelt 
so breit als die Seitenlappen, durch den nicht häutigen Rand längs der 
Seiten; von Ogygia durch die eingerollte Form, die Abrundung der 
hinteren Ecken des Kopfschildes und die deutliche Gliederung der Län- 
genlappen ete. [Uns scheint ausser etwa dem zweiten dieser Unter- 
schiede von Ogygia keiner nur irgend wesentlich, und selbst dieser nur 
etwa zur Bildung eines Subgenus geeignet.] Sehr reich an Trümmern 
dieses Geschlechts ist zumal das Gebirge am.West Canada Creek bei 
den Trentun Falls, 13 Meilen nördlich von Utica, N.-Y., wo Reste 
15°‘ langer Exemplare vorkommen, mit Eukrinen, Fungiten, Nauti- 
len, Produkten u. s. w. 


1) 1. gigas Dexkay, GREEN S. 57 (Asaphus platyecephalus 


Srockes, Lund. geol. Transact. N. S. D: Kopf sphärisch dreieckig, mit 


punktirter Oberfläche; zwischen den Augen gegen den Vorderrand abfal- 
lend, sein Hinterrand konkav. Augen hoch, fast gestielt, die Cornea 
halbmondförmig, sehr glänzend. Seitenrippen mit tiefer Längen- -Furche, 
die sich gegen die schmalern Enden hin verliert. Auf dem Schwanze 
sieht man den Mittellappen und einen Saum längs des Randes kaum an- 
‚gedeutet. Ganze Länge 6° — 11°” — 17’. In Thonschiefer von Cincin- 
nati, Ohio; im Kalk von St. Joseph, Canada. 


2) I. planus Derkay, GREEN S. 68: Kopf und Schwanz runder 
und flacher, als bei vorigem. Ganze Länge 2,1, Breite 1,1; Länge 
des Kopfes 0’,6, des Abdomen 0’7,8, des Schwanzes 0°,7. Wohl nicht 
das Junge von voriger Art, wie Deray vermuthete. Iu Thonschiefer von 
Newport, Kentucky. 

3) P.cyclops Green, S. 69, Fg. 7: Kopfschild vorn gerundet, 
flach; Augen rund, sehr nahe; Schwanz eyförmig , lang zugespitzt. — 
Vordertheil desKopfes, länger, als bei beiden vorigen; Augen an dessen 
hinterem Rande. Abdomen 8gliederig; dessen Mittellappen kaum breiter, 


” 


— 458 — 


als beide Seitenlappen. Hinterrand des Schwanzes runder, als der Kopf- 
schild.. Länge fast 3°. Im westlichen Theile des Staates von New- 
York, in aschgrauem Kalkstein. 

4) I. megalops Green, S. 70: Kopfschild vorn fast gerundet, 
hinten bogenförmig; Augen gross, rund, sehr vorstehend. Schwanz 
. fast kreisrund, mit breiter Einfassung; Abdomen $gliederig. — Kopf- 
schild dem von 1 ähnlich, doch vorn runder, hinten bogenförmig. Au- 
genhöcker halbkugelförmig, nahe am Hinterrande des Kopfes in der Ver- 
längerung der 2 Furchen desAbdomen stehend, dessen Mittellappen viel 
breiter, als die Seitenlappen, ist. Schwanz fast kreisrund, konvex, Länge 
fast 5°‘, Breite 3”. Im schwarzen Übergangskalk der Trenton Falls, 
New - York. 

5) I. stegops GREEN, S.71: Kopfschild vorn und Schwanz hinten 
verschmälert; Lederhaut mit sehr kleinen Punkten. — Kopf fast sphä- 
risch dreieckig, Augenhöcker vorstehend , näher am Seiten - als Hinter- 
Rande, und überragt von einem Augenlied-förmigen Vorsprung, welcher 
in eine gebogene Linie (Naht) hinten bis zum Hinterrande, vorn zum 
Seitenrande fortsetzt, welche bei andern Isotelus- Arten weniger 
deutlich zu erscheinen pflegt. Abdomen ?8gliederig; Schwanz kleiner 
als der Kopfschild. In Thonschiefer zu Newport, Kentucky. 


VI. Cryptolithus Gaeen, S. 72. Körper einrollbar; Kopf- 
schild halbmondförmig, konvex, eingefasst mit einem halbzirkelförmigen, 
Netz-artigen Rande, und versehen mit einer sehr vorstehenden Stirne ; 
doch ohne Augenhöcker. Abdomen sehr zusammengedrückt dreilappig. 
Beste davon sind häufig in schwarzem Kalke bei den Trentons- und 
Glenns-Fällen, nach Bıssey auch im Kalk über Sandstein auf der Insel 
Montreal, und Bronenıarr’s Abbildungen zufolge (Tb. IV, Fg. 5, 7 
ABC) in Russland und Llandillo in Wales, — an den meisten Orten 
mit Augen-tragenden Trilobiten (also gegen BronenIarr’s und WAHLEN- 
BERG’s Meinung). f 


% 


1) Cr. tesselatus GReen, S. 73, Fg. 4: Kopfschild halbkugel- 
föürmig, längs dem Rande vorn mit drei, an den Seiten mit mehr Rei- 
hen Punkten geziert- Abdomen und Schwanz sehr zusammen [flach’?]- 
gedrückt, 10gliederig , Seitenthbeile der Rippen gefurcht, Schwanz ver- 
schmälert. Ganze Länge 4°. Ähnlich Asaphus granulatus: Darm. 
(tb. ı1, fig. 6, — Bronen. tb. ım, fig. 7), an dessen Kopfschild aber die 
hinteren Winkel viel mehr verlängert sind, so dass dieser wenigstens 
eine andere Art desselben Geschlechtes auszumachen scheint. 

Ob die von J. Bıesey beschriebene und abgebildete Art von Mont- 
morency bei Quebec, Canada (Lyec. of nat. hist. N.- Y. p. 214) eine 
eigene Art ausmache, in welchem Falle G. den Namen Cr. Bigsbii 
dafür vorschlagen würde, ist zweifelhaft. Der Kopfschild hat nächst 
der Basis beiderseits drei selır schwache Queerlinien, welche bei meh- 
reren Calymenen als Furchen erscheinen. Mitten auf der Stirne 
- ist oft ein Erbsen- förmiger Vorsprung. Der ganze Rand ist punktirt 


— 459 — 


mit dichtstehenden Punkten, die eingedrückt zwischen die erhabenen 
Maschen eines Netzwerkes stehen, dessen Linien sich in zwei Richtun- 
gen kreutzen. Parallel dem Seitenrande ziehen der Linien vier hin. 

Endlich gehört zu diesem Geschlechte Earon’s Nuttainia con- 
centrica [als eigene Art?] in Wacke-artigem Argillit am Champlain- 
Kanal, zwischen der Stadt Waterford und dem Mohawk. 


VlU. Dipleura Green, S. 78: Körper zusammenziehbar, 
nieht sehr flach gedrückt, allmählich abnehmend. Kopfschild beulig, 
dreilappig, mit vorstehenden Wangen und schiefen ringförmigen Augen- 
höckern. Abdomen 14gliederig, ungelappt, mit Doppelrippen (daher der 
Name). Schwanz fast kreisrund, schmäler als der Kopfschild, mit einer 
Epidermis bedeckt [d. h. ungegledert). 


1) D. Dekayi Green, S. 79, Fg. 8, 9: Kopfschild halbmondför- 
mig, etwas dreieckig, punktirt; Abdomen fast ungelappt mit 14 gedop- 
pelten Gliedern , Augen schief abwärts gebogen; Wangen erheben sich 
kegelförmig bis in die, auf ihrer Mitte vertieften Augenhöcker [der nur 
sehr schwach angedeutete Mittellappen ist fast doppelt so breit als jeder 
Seitenlappen, und auf letzteren finden sich noch Spuren einer aberwa- 
ligen Theilung]. Länge bis 5°. Zu Lockport, N.-Y., in grauem Kalk- 
stein von Northumherland, und zu Lehighton in Pennsylvanien, in der 
Ulster Co., N.-Y.; in braunem und grauem Kalkstein der Munrve, der 
Steuben und der Madison Co. (Cuzenvvia), N.-Y. 


vIl. Trimerus Gkeen, 8.81: Körper sich kugelnd, nach 
hinten abnehmend , zusammengedrückt. Kopfschild beulig, undeutlich 
gelappt, mit 2 nur wenig erhabenen Augenhöckern. Abdomen durch 
zwei schwache Längenfurchen dreilappig und mit 13 Doppelzliedern ; 
Seitenlappen schmäler als der mittle; Schwanz stumpf zulaufend, beulig, 
10gliederig. — Uuterscheidet sich vonCalymene, dem er ähnlich, 
durch Form des Kopfschildes, Stellung und Struktur der Augenhöcker 
und die undeutlichen Lappen; von Dipleura durch den gelappten 
Schwanz, aber undeutlichere Lappen des Abdomen. 


ı) T. delphinocephalus Green, S. 82, Fg. 1: Kopfschild 
halbmondförmig , nach seinem Vorderrande halb- elliptisch, vorn zusam- 
mengedrückt; Augenhöcker sehr klein aber sehr vorragend, die Doppel- 
gliederungen fast nicht in Lappen unterschieden ; Schwanz verschmä- 
lert; Körper etwas höckerig. — Stirne zwischen den Augen konvex, 
über dem Vorderrand von einer starken Kante eingefasst, längs des 
Hinterrandes mit einer Queer-Furehe. Wangen klein, dreieckig, in ihrer 
Mitte die Augenhöcker tragend, welche nicht netzförmig, doch oben mit 
einer ovalen Öffuung versehen sind. Mittellappen des Abdomen breiter 
als jeder der konvexen Seitenlappen , ‚und jedes seiner Glieder ist vorn 
verflächt, das Einkugeln zu begünstigen. Die Krusten-artige Bedeckung 
des Schwanzes dicker , als anderwärts, daher seine Gliederung unvoll- 
kommen. Die gauze Oberfläche fein erhaben gedüpfeit. Länge 2’— 10’. 


— 460 — 


In Versteinerungs - nFeichem Kalkstein von Wiliamsville , Tina Cu, 
New - York. | 


IX. Ceraurus Green, S. 83: Körper sehr flach gedrückt, 
nach hinten wenig abnehmend. Kopfschild wenig dreilappig; Wangen - 
gross, flach, mit kleinen entferntstehenden Augenhöckern; die 2 hintern 
Ecken in je einen langen [auswärts stehenden] Dorn fortsetzend. Ab- 
domen 12gliederig, Schwanz am Ende abgerundet, aber jederseits mit 
einem etwas bogenförmigen Anhange (daher der Name), wie bei Para- 
doxides, wo aber alleRippen in etwas kürzere Anhänge ebenfalls ver- 
längert sind, und die Augen fehlen. Eine vom Rızoumowsky (Ann. sc. 
nat. VIII) abgebildete Art, von den Yaousa-Ufern bei Moskau ?, scheint 
das Mittel zwischen beiden Geschlechtern zu halten. — Sehr selten. 


1) €. pleurexanthemus Green, 8. 84, Fg. 10: Kopfschild hin- 
ten bogenförmig abgeschnitten, daher im Ganzen halbmondförmig, die 
Hörner des Halbmondes sehr verlängert, schlank, erst nach aussen, dann 
nach hinten gehend. Augen etwas gegen den vordern Rand gerückt. 
Jede Rippe mitten auf dem Seitenlappen mit einem zierlichen Wärzchen 
besetzt, welche zusammen eine Linie von jedem der Augen an bis zu 
den beiderseitigen Schwanz - Anhöhen bilden. Länge 11°. In schwar- 
zem Kalkschiefer von Newport, N.-Y.; nur einmal. 


X. Triarthrus Green, S. 86: Körper wenig konvex, ?sich 
kugelnd; Kopfschild .... . Abdomen nur dreigliederig, mit länglichen 
‚schmalen keilförmigen Seitenlappen ; Schwanz breit, gerundet, ohne 
häutige Ausbreitung. Bildet ein Mittelglied zwischen Agnostus und 
den andern Trilobiten. [Ist ähnlich dem Stirntheile‘ mancher Pa- 
radoxiden?]- Viele kommen mit einander vor. 


1) T. Beckii GREEN, S. 87, Fg. 6: (Brongniartia carcinodea 
Eur. yeol. Text Book) Schwanz fast rund, mit 2 Punkten. Das vor- 
dere Abdominal- Glied geht ungelappt queer über die ganze Breite des 
Rumpfes; in der Mitte setzt es ununterbrochen in die zwei folgenden 
Glieder und den Schwanz fort (Mittellappen), welche Fortsetzung beider- 
seits ebenfalls ununterbrochen in zwei schiefe Seitenlappen übergeht, 
die den Raum zwischen dem ersten Glied und dem Schwänze einneh- 
men. Die zwei vertieften Punkte des Schwanzes liegen in der Hälfte 
seiner Länge , gleichsam als Andeutungen weitrer Theilung desselben 
n 2 Glieder. Selten erkennt man eine Queervertiefung , welche die 
Trennung des Schwanzes vom Abdomen auch auf dem Mittellappen an- 
deutet. Länge bis $°. In schwarzem schieferigem Kalkstein am Kanal 
bei Cahoves Falls u. a. v. a. O. in New-York. 


-» XL. Nuttainia Eıron, geol. Text Book et (exclus. N. 
concentrica) GukEn S. 88: Kopfschild dreilappig, wovon der mittle 
Lappen sehr vorstehend, die 2 seitlichen fast halb- oder viertel-kugelför- 
mig sind; den ganze Vorderrand ist mit einem punktirten Stirnbande 


at 461 u 


—_ 


, 


eingefasst. Rumpf deutlich dreilappig, der Mittellappen fast halbzylin- 
drisch und’ schmäler als jeder seitliche! 


DN sparsa Ear., Green, S. 89: Stirnband vorn schmal, Punkte 
darauf unregelmässig zerstreut, ohne mit Maschen-Fäden abzuwechseln ; - 
Kopf zusammengedrückt mit zerstreuten Punkt- Stichen; sein mittler Lap- 
pen breiter als die seitlichen, längs rektangulär. Kopf 13‘ lang und 

14! breit, das ganze Tbhier ddher wohl bis 7° laug. — Green findet 
jedoch diese ganze von Eıron entlehnte Beschreibung sehr unpassend, 
. und hält das ganze Fossil, wovon man nur 1 Exemplar kennt, welches 
Eıron besitzt, für ein Asaphus-Kopfstück. — In der dritten Grau- 
wacke Eıron’s in Coeymans, 16 Meil. S.W. von Albany. 

N. concentrica Ear. (siehe Cryptolithus). 


XI. Brongniartia E. (Brongniartia Eıron, Text Book) 
Green, S. 90: Abdomen stets, Schwanz öfters dreilappig (Eaton). 


1) B. platicephala Ear. Text Book, Tf. 11, Fg. 20 (nicht Asa- 
phus platycephalus STOCKES, wie Eıron annimmt, da dieser zu 
Isotelus gigas gehört; — aber Ogygies ES Ear. in Sır- 
zım’s. Journ. XXI, 136) > Green, S. 91: Kopf und Vorder-Abdomen 
breit und flach, Abdomen mit iO an den Einsenkungen zum Mittellappen 
vorwärts gekrümmten Gliedern; Postabdomen und Schwanz mit 15 an 
der Einlenkung zurückgebogenen Gliedern , deutlicher dreilappig, seine 
‚Glieder doppelt (Eaton). Kopfschild ohne Augen, aber mit einer Maul- 
beerblatt- ähnlichen Zeichnung. Ganze Länge 6°, Breite 3°. In 'der 
obern, weichen und schiefrigen Varietät des zu Fertigung des Lias-Zä- 
ments zu Chitfeningo gebrauchten Gesteius, und unmittelbar unter dem 
Geoden-führenden Kalkfelse, worauf der Corniten-führende ruht. 

Dr. Jam. Eıcnts wird nächstens unter andern einen lebenden Tri- 
lobiten beschreiben, den er von den Falkland-Inseln mitgebracht und 
im Albany-Institut niedergelegt hat. Er ist dem Paradoxides Bol- 
toni ähnlich, aber nicht aus demselben Geschlechte, indem er mit Au- 
gen, wie Calymene bufo, und mit vielen kurzen, unter dem Körper 
verborgenen Bewegungs-Organen versehen ist (S. 92—93). 

Auf der lithographirten Tafel ist, wie sich aus obigen Zitaten schon 
ergibt, von (fast) jedem dieser Genera eine Spezies abgebildet. 

Mit dem Werke wird eine Sammlung von 35 schönen Gyps-Abgüs- 
sen ausgegeben, welche sämmtliche hier beschriebene Arten nach den 
besten bisher. bekannt gewordenen Exemplaren darstellen. Beide sind 

nebst andern Abgüssen interessanter Versteinerungen zu haben bei Jo- 
 sepm Brano, Lehrer der Kunst Vögel, Säugethiere und Reptilien zuzu- 
bereiten (Nr. 12, Castle Street, Philadelphia). 


J. Green: Beschreibung einiger neuen Nord- Amerikanischen 
Trilobiten (Sırıım. Journ. 1834, Jan.; XXV, 334—337). 


Jahrgang 1836. 30 


— 462 — 


1) Calymene ?odontocephala Garen, Schild fast dreieckig, 
Stirne jederseits durch eine tiefe Rinne von den Wangen getrennt und ihr 
Vorderrand wie ein etruskischer Kapitälchen-Rand gekerbt, indem wech- 
selsweise viereckige Theile des äussern Randes ein-, und solche des in- 
nern ausspringen. Auf der Stirne bei den Augenhöckern jederseits zwei 
vertiefte faltige Stellen. Wangen 3eckig. Augenhöcker in einer Ver- 
tiefung stehend. Rumpf und Schwanz unbekannt. In weichem grauem 
Sandstein in New-York (2? Ulster Co.) durch Dexkay gefunden. 

2) Asaphus astragalotes GREEN, Schild....; — Abdomen und 
Schwanz mit 4 Gliedern an ihrem äusseren Rande von einer Haut ein- 
gefasst; deren Seitentheile breit A mit einer Längenrinne. Spindel 
sehr konvex, fast bis zu jener Einfassung am Ende reichend, welche 
auch noch durch einen dünnen Fortsatz der Spindel gestützt zu werden 
scheint. — Oberfläche gekörnelt. Mehrere Exemplare, alle von glei- 
cher Beschaffenheit, in weichem, dunklem Thonschiefer vom Greenville- 
Canal in Ober Canada, im New-Yorker Lyzeum. 

3) A. tetragonocephalus Gzeen. Schild lang ie 
sein Vorderrand fast gerade, Hörner etwas über das Abdomen hinaus 
verlängert. Stirne vorn schmal, jederseits mit 2 schiefen kurzen Gruben, 
vor deren vorderer noch eine kleine Vertiefung liegi. Wangen ‚sehr 
gross, gegen die Stirne genommen ; Augenhöcker wenig, zuweilen fast 
nicht kenntlich. Abdomen aus 12 Gliedern, deren Rippen mit einer 
Längenrinne versehen sind und frei endigen, einen zackigen Rand bil- 
dend. Spindel sich, um einige Glieder vor dem Ende des Schwanzes, all- 
mählich verlierend. Schwanz kurz, rund und ohne die sonst gewöhn- 
liche häutige Ausbreitung. In bituminösem Kalkschiefer, zu ? Newport, 
in New - York. 

4) Paradoxides Harlaui Green. Schild - Form nicht deut- 
lich , doch die Stirne hoch fortziehend. Die Stirne hat hinten 3 Qucer- 
Rinnen, die vordere schief; davor ein starker Höcker. Wangen in Form 
sphärischer Triangel. Augen scheinen zu fehlen. Abdomen und Schwanz 
zusammen 17gliederig, ihre Trennung nicht zu erkennen. Mittellappen 
durch einen tiefen Seitenlappen jederseits eingefasst , stumpf endeüd. 
Seiten flach. Sie scheinen eine häutige Einfassung gehabt zu haben. 
Jede Rippe mit einer Längenfurche. Ganze Länge und Breite 9° 4%, 
— Angeblich von ? Trenton Falls in New- York; — aber das Gestein 
ist Kieselschiefer! Ähnlich P. Tessini. 


J. Grern: Beschreibung einer neuen Trilobiten-Art von 
Nova Scotia (Transact. geol. Soc. Pennsylv. 1834, I, 37—39). Asa- 
phus erypturus GREEN, cauda acuta, articulis terminalibus obscuris, 
parte marginali vie membranacea, corpore cunveXo. Kopfschild . 

Vom Rumpf sind noch 11 Spindel- und 10 Seiten-Glieder vollständig era, 
ten. Rippen gerundet, ohne Rinnen und Wärzchen. Die Art ist an der 


— 463 — 


Eigenheit kenntlich, dass die vier vordersten Spindelglieder länger [brei- 
ter ?], als die dazu gehörigen Seitenglieder [Rippen]* sind, da nach 
Broscnsmarrt die Spindel selten 1 von der ganzen Breite des Körpers 
einnimmt. Eine Epidermal- Hülle bedeckt die Endglieder des Schwan- 
zes, und was man sonst „Hautrand um die Loben“ genannt, fehlt hier 
gänzlich. Körper konvex. Länge und Breite fast 3°. Höchst bemeı- 
kenswerth ist, dass dieser Trilobit in Magneteisen» abgedrückt ist, wäh- 
rend andere Exemplare in Übergangs - Schiefer, noch andere FRE: theil- 
weise auf diesem und auf jenem zugleich 'abgedrückt vorkommen. Sie 
stammen nebst einer Terebratel aus einem Übergangs - Schiefergebirge 
über Granit, welches Kalk und Magneteisen untergeordnet enthält, in 


Nuva Scotia, und zwar bei Clements, am Moise - Fluss beim Anupo- 
lis - Becken. 


Sırs (Pfarrer zu Kiud bei Bergen in Norwegen): über einige 
- meue oder unvollständig bekannte Trilobiten (Isis 1835, S. 
333—343, Tf. vım, ıx). 

1) Olenus forficula n. sp. (S. 333, Tf. VIII, Fg. 1, a—f). Fin- 
det sich nur in Kopf- und Schwanz - Stücken in Kalk - haltigem Alaun- 
schiefer von Ruselökbacken bei Christiania , bloss in Gesellschaft einer 
kleinen Battus-Art, des Anomites lenticularis WAHnLENEB., einer 
gestreiften Terebratula und einiger Fucoiden. Der Kopfschild fin- 
det sich nur in seine, durch die Gesichtsnalit angedeuteten, drei Theile 
zerfallen; der Stirntheil ist konvex, länglich ‚ vorn breiter als hinten, 
hat 2 undeutliche Queerfurchen , vorn eine kurze Längsfurche, hinten 
eine Spitze in der Mitte. Gesichtsnaht etwa wie bei Trilobites mi- 
nor Boeck (Magaz. for Naturvidensk. Christ. 1827, Heft ı, Fg. 12). 
Seitentheile mit konvexen Backen, und hinten ausserhalb in ein zugespitz- 
tes, gekrümmtes Horn auslaufend. Der halbkreisförmige Kopfschild rings 
mit einer Kante eingefasst. — Rumpf unbekannt. — Schwanzschild häu- 
fig , halbkreisförmig, hinten mit einer Kante; Spindel stark erhöht, mit 
5—6 ziemlich deutlichen Ringeln; Seitenlappen ziemlich flach mit 2 
starken Queerfurchen, die vordere mit Wülsten, die andere mit Stacheln. 
Der Schwanzschild hat nämlich auf jeder Seite einen zugespitzten, hin- 
ten gerade ausgestreckten und etwas einwärts gekrümmten Stachel, 
der 1 — 2Smal so lang ist, als der Schwanzschild selbst (bei dersel- 
ben Art ?). | 

2) Battus pusillus n. sp. (S. 334, Tf. VIII, Fg. 2 a, b) beglei- 
tet den vorigen, ist von B. pisiformis sehr verschieden, halbkreisför- 
mig, der Mittellappen vorn jederseits mit einem kleinen halbmondförmi- 
een Fortsatz und bis gegen ‘das vordere Ende durch tiefe. Furehen von 
den Seitenlappen geschieden, hinten gerändet. 

3) Ampyx rostratus n. sp. (S. 334, Tf. VIII, Fg.3) klein, ziem- 
‘ich breit, rundlich und durch sein Horn ausgezeichnet. Der Kopfschild 


30 * 


— 46 — 


ist rundumgerändet, und geht hinten jederseits in ein (abgebrochenes) 
Horn aus; der Stirntheil kegelförmig verlängert, der Länge nach mit 
einer erhöbeten Kante versehen, und in eine lange dünne pfriemenförmige 
Spitze auslaufend, welche über einmal länger ist, als der Kopfschild. 
A. nasutus vollständig erhalten würde vielleicht eine eben solche 
Spitze darbieten, aber seine Stirne ist anders geformt und an der Basis 
mit Seiten - Eindrücken versehen. — Rumpf 5- (vielleicht 6-) gliederig ; 
Spindel ziemlich breit und nicht sonderlich erhaben ; Glieder mit tiefer 
Queerfurche. — Schwanzschild halbmondförmig, am Hinterrande mit 
einer niedergehenden, dicken, längs gestreiften Kante; Mittellappen ziem- 
lich breit, nicht sonderlich erhaben, glatt, ohne Spur von Queerfurchen, 
jedoch mit 6 Queerreihen von je 4 runden, ziemlich flachen , sehr klei- 
nen Knoten. — A. nasutus, diese und die folgende Art unterscheiden 
sich daher als besonderes, wohl begründetes Genus von den übrigen 
durch die Spitze des Kopfes, durch den völligen Mangel der Augen und 
die geringe Gliederzahl. Vielleicht kommt dazu noch As. granulatus, 
dessen Rumpf ebenfalls wirklich nur 6gliederig, und mitten auf dessen 
Stirne 8. öfters eine kleine kreisrunde Warze gesehen, die in einen dün- 
nen , doch abgebrochenen Stachel fortgesetzt hatte. — A. rostratus 
findet sich im schwarzen Übergangs-Kalkstein bei Ladegaarts Oen und 
Hjortnaestangen bei Christiania, seltener als folgender, mit Asaphus, 
Calymene, Orthoceratiten, Lituiten u. s. w. 

4) Ampyx mammillatus ». sp. ? (S. 335, Tf. VIII, Fg. 4 a—d) 
steht dem Amp. nasutus noch näher als voriger, seine Stirne hat 
aber an der Basis jederseits eine ziemlich grosse, flach ovale Erhöhung, 
welehe rings mit Furchen begrenzt und mitten mit einer kleinern Furche 
versehen ist. Vielleicht ist diese Art mit A. nasutus sogar identisch, 
so dass diese Merkmale bei Darman’s Exemplaren nicht deutlich gewe- 
sen wären. Die Stirn ist wie bei diesem mehr oder weniger stark er- 
höhet und den vorderen Rand überragend, nach vorn in eine konisch 
zugespitzte Warze ausgehend, welche gewöhnlich abgebrochen, an ei- 
nem Exemplare aber wie bei Amp. rostratus dünne und lang er- 
scheint. Vorderrand des Kopfschildes deutlich gerändet, ein wenig ver- 
tieft. — Kopfschilder von 4 bis 14“ Breite finden sich mit voriger 
Art, zuweilen in Menge. Oft kommt damit auch ein Schwanzschild vor, 
dreieckig, hinten etwas zugespitzt, an den Seiten mit einer dieken längs- 
gestreiften Kante, an der Spindel konvex mit vielen Queer-Ringen, auf 
den Seitenlappen schwach queergestreift, am Vorderrande mit stark ver- 
tiefter Queerfurche : er mag derselben Art angehören. 

5) Asaphus dilatatus Darm. (S. 336, Tf. VIII, Fg. 5 a—b) war 
nach einem stumpfen Gyps-Abgusse beschrieben und abgebildet worden. 
Die Stirn ist viel schmäler,, als sie bei Darman (Tf. 111, Fg. 1) er- 
scheint, vorn oval und erhaben , hinten flach und eingekniffen , an jeder 
Seite mit 5 vertieften Eindrücken, wovon der vordere undeutlich, der 
hinterste am deutlichsten ist. Die Gesichtsnaht ist charakteristisch: sie 
bildet vorn am Kopfschild einen breiten Bogen, geht nach hinten und 


a. Allen; 


innen zum Auge, darauf gerade gegen den Seitenrand und macht wie- 
der eine kleine Biegung nach hinten. Augen stark vorragend, mit vie- 
len ausserordentlich kleinen runden Knoten besetzt. — Schwanzschild 
hat mehr Rippen (10), als D. angibt, welche queergestreift und durch 
breite Furchen geschieden sind; auch der Mittellappen ist vorn schmäler 
und geht weiter nach hinten. Endlich zieht sich daran zwischen den 
Seiten-Lappen und dem fein wellenförmig gestreiften Rande eine cha- 
rakteristische Grenzlinie wellenförmig hin, mit einspringender Bucht vor 
jeder Rippe und mit ausspringender vor jeder Zwischen -Furche. Diese 
Schwanzschilde haben 1 — 14 Daumen Breite und finden sich häufiger, 
als die Kopfschilde, die oft auch in ihre drei Theile zerfallen sind. Ge- ' 
mein bei Christiani«, auch bei Eger, Modum: überall im schwarzen 
Übergangskalkstein; in Schweden fehlend. | 

6) Asaphus grandis n. sp. (S. 337,.Tf. ıx, Fg. 6 a,b). Ein 
Exemplar von Aggersbakken bei Christiania,;, dem A. extenuatus 
Darm. am nächsten stehend , aber sehr abweichend durch seine stark 
konvexe längliche, vorn zugerundete , mitten etwas eingekniffene und 
jederseits mit einigen undeutlichen Eindrücken versehene Stirn. Ge- 
sichtsnaht wie bei voriger Art, jedoch vorn unvollständig erhalten, und 
die zwei von ihr beschriebenen Bögen vor und hinter dem Auge grös- 
ser; das Auge viel kleiner, auf dem konvexesten Seitentheile sitzend; — 
hintere Ecke des Kopfschildes . ,.. . nicht erhalten. — Rumpf Sgliede- 
rig, die Spindel schmäler als bei A. extenuatus. — Schwanzschild 
zwar sehr beschädigt, doch sehr verschieden von dem des letzten, ziem- 
lich glatt, mit vielen an der Spindel (12 sind noch erhalten) sehr deut- 
lichen, an den Seiten sehr schwachen und schmalen Rippen ; Spindel 
viel länger und schmäler als bei A. extenuatus, doch nach hinten brei- 
ter als in der Mitte. Ein, wahrscheinlich zur nämlichen Art gehöriger, 
riesenhafter Schwanzschild von gleicher Fundstätte hat an der Spindel 
gegen 20 auf die Seitentheile fortsetzende Ringe; diese endet hinten in 
einen abgerundeten flachen , breiten Knoten ; der breite Rand ist ganz 
glatt. Hinterrand des sich allmählich verschmälernden Schildes etwas 
abgerundet. Dieser Schild lässt auf ein Fuss-langes Exemplar schliessen. 

7) Calymene speciosa Darm. (S. 339, Tf. IX, Fg. 7). Einige 
an den vorbin genannten Orten gefundene Bruchstücke sind besser er- 
halten, als das Darman’sche. Die allgemeine Form des Kopfschildes 
gleicht v. STERNBER@’s Tf. I, Fg. 5, der diese Art auch ganz nahe 
steht, aber der stark konvexe,, ganz glatte Stirntheil ist verhältnissmäs- 
sig viel kleiner; seine 4 Einschnitte beschränken sich auf die Seiten, 
und die 2 hintersten haben zwischen sich einen, jederseits an der hinte- 
ren Ecke der Stirne stehenden erhabenen Knoten. Seitentheile tief ge- 
schieden , wenig konvex, wie mit Nadelstichen zierlich punktirt. Ge- 
sichtsnaht stark und von ungewöhnlichem Verlaufe: sie geht von einer 
geraden Queerkante dieht vor der Stirne [hinter dem Vorderrande gele- 
gen] aus, krümmt sich im Bogen nach hinten, und daun S-förmig nach 
innen, hinten (Ausschnitt für die Augen?), aussen, hinten und innen, um 


— 466 — 
sich in die starke Queerfurche am Hinterrande des Schildes zu bege- 
ben. Die Hinterecke des Kopfschildes jederseits in ein (abgebrochenes) 
Bogenhorn verlängert. | % 

8) Calymene celavifrons Darm. (S. 339, Tf. IX, Fg. 8 a,b). 
Bruchstück eines Kopfschildes von Ladegaarts Oen, etwas vollstäudiger 
las bei Danman. Stirne fast kugelförmig vorstehend, mit Einschnitten 
wie bei voriger Art, doch die zwei vordersten jederseits sind schwächer 
und die 2 Knoten hinten kleiner; Oberfläche dureh zahlreiche kleine 
Knoten rauhb; Seitentheile verbältnissmässig klein; Gesichtsnaht unge- 
fähr wie bei voriger Art, doch noch weiter nach hinten gehend, und 
dort kleinere Biegungen zeigend. Ränder...; Hom.... 

9) Bemerkungen über die Unterseite des Kopfes bei 
einigen Trilobiten (S. 340). Beobachtungen darüber haben Dexay, 
Stores und Markuin (Darman Pal. p. 35) geliefert. Der Verf. hat 
sich instruktive Exemplare von Asaphus expansus durch vorsichti- 
ges Sprengen aus dem Gesteine verschafft und theilt hier mehrere Ab- 
bıldungen mit. Unten entspringt nämlich von dem mittlen Theile des 
halbmondförmigen Vorderrandes des Kopfschildes, mittelst einer Naht 
daran befestigt, ein horizontal nach hinten gehender, flacher, spitz zwei- 
lappiger, etwas gebogener Fortsatz, dergleichen von genannten Natur- 
forschern bereits bemerkt worden ist. Von unten gesehen ist dessen 
Hauptkörper rundlich viereckig, gewölbt, die zwei hinteren Ecken in 
Form je eines kleinen Knotens. Vom Hintertheil seiner zwei Seitenrän- 
der und von seinem Hinterrande aus verlängert er sich in einen Anhang, 
welcher hinten durch einen fast halbkreisförmigen und nach vorn 
nicht ganz bis zum Körper reichenden Ausschnitt in zwei hinten zuge- 
spitzte, aussen bogenförmig konvexe und nach oben umgekrümmte Lap- 
pen, etwa von gleicher Erstreckung mit dem Kopfschilde, geschieden, 
und wie diese längsgestreift ist. Von dem vordern Theile der zwei 
Seitenränder des Körpers entspringen zwei queergestreifte fast eyförmwige 
‚Flügel, welche nach aussen und bis zu ? der Länge des Körpers nach 
hinten gehen, sich dabei mit ihrer Fläche in eine senkrechte Lage nach 
oben umbiegen und sich mit ihren äusseren Enden auf eine merkwür- 
dige Weise in die Gesichtsnaht verlieren. Da alle diese Theile nur 
dünne sind, so bieten sie von oben gesehen die nämlichen Formen nur 
wit entgegengesetztem Relief dar, so dass hier vertieft, was dort er- 
höhet ist, u. s. w. 

Bei Illaenus crassicauda (S. 341, Tf. IX, Fg. 10) sind diese 
Theile ähnlich, doch dünner und gebrechlicher, im Verhältniss zum Kopf- 
schilde kleiner, ihr Körper konvexer, schmäler, oval, vom Rande des 
Kopfschildes etwas entfernt stehend, und von jenem Anhange daher 
rings umgeben, welcher schmal, hinten zugerundet (nicht 2lappig), an 
den Seiten gerade ist, und sich vorn bis zum Rande und seitwärts in 
die Flügel verlängert, die aber S. nicht weiter verfolgen konnte, 

Von Asaphus dilatatus (S. 342, Tf. IX, Fg. 11) hat der Verf. 
diese Theile häufig in Gesellschaft der Trilobiten selbst, jedoch abgerissen 


’ 


— 467 — 


‚davon gefunden. Der Körper ist stark konvex, oval, vorn zugerundet, 
hinten schmäler, mit einer starken Vertiefung an jeder Seite des Endes, 
neben und hinten umgeben von einem dünnen und schmalen Anhange, 
der hinten queer abgeschniiten,, und dessen biedurceh entstehenden zwei 
Ecken wieder abgestutzt sind. Beide Theile sind fein wellenförmig in 
. die Länge gestreift. Von den aufsteigenden Flügeln war nur der un- 
terste Theil sichtbar. | 

*  Wanzengere’s Eutomostracites Bucephalus (N. Act. Upsal. 
VIII, 37, tb. I, fig. 6) ist nichts anders, als ein solcher Theil, vielleicht 
von Olenus Tessini herrührend ; — dessgleichen die Abbildung von 
Boerck (Magaz. for Naturvidensk 1827, Heft I, Fg. 16), von einer an- 
dern Art. 

Diese Theile können keine Kinnladen seyn, da sie nur ein Stück 
ausmachen. Darman vergleicht sie dem Vorsprunge unten am Kopf [?] 
des Limulus; aber sie sind nun nach S’s. Beobachtung hiezu viel zu 
zusammengesetzt, und durch eine Naht mit dem Kopfschilde verbunden. 
Auch findet sich in der Mitte des Randes desselben bei Illaenus cras- 
‘sicauda und Asaphus palpebrosus hinten eine stumpfe Ausbie- 
gung, welche richtiger mit jenem Vorsprung verglichen werden kann. 
Jedenfalls aber mögen diese Theile mit dem Munde in Verbindung ge- 
standen und zu dessen Schutz, zur Befestigung der Kiefer etc. ge- 
dient haben. | 


Epw. Hırcncock: Beschreibung der Fuss-Spuren von Vö- 
geln (Ornithichnites) im New red Sandstone von Massachusetts 
(Sızıım. Amer. Journ. 1836), XXIX, 307—340, mit 3 lithogr. Tafeln). 
Der Verf. hat in gepanntem Gesteine auf mehreren Punkten Eindrücke 
von Vogel-Füssen gefunden, denen er den Namen Ornithichnites 
(von opvıs und fıxvos: Vogel Fährte) beilegt. Sie bilden, abwechselnd 
vom rechten und vom linken Fusse hinterlassen, ganze Reihen. Ihre 
Form und der Mangel aller Eindrücke eines dritten und vierten Fusses 
lassen keinen Zweifel über ihren Ursprung von Vögeln übrig. 

Die Fundorte sind 1) ein Bruch im S.W.-Theile von Montague, 
keine halbe Engl. Meile vom Connecticut-Flusse, nicht 100° über dessen 
Spiegel, wo die Schichten 5° ©. fallen; — 2) ein Bruch bei Horse 
Race unfern der Stadt Gill unmittelbar am N.- Ufer desselben Flusses, 
3 Meilen über Turners - Fällen und 8—9 M. nördlich von vorigem; die 
Schichten fallen 300 S. unter das Flussbette ein: — 3) ein Bruch im 
S.0.- Theile der Stadt Northampton an der O.- Seite des Mount Tom, 
über 30 Meilen S. vom zweiten; der Schichten - Fall ist 100 O.; die 
Eindrücke finden sich hier in drei mit einander unregelmässig wechsel- 
lagernden Varietäten des Gesteines: in einem röthlichen glimmerreichen 
Sandstein-Schiefer (dem red marl der Geologen?), einem grauen glimme- 
rigen Sandstein, und einem sehr harten Sandstein aus Thon und Sand; — 


— 468 — 


4) in einem harten grauen Schiefer aus dem Kanale in Süd- Hadley, 
nahe bei dem daran liegenden Dorfe; diese genannte Grafschaft liegt 
auf der O.Seite des Connecticut, dem Mount Tom gegenüber; — 5) und 
in einem groben Gritsteine am Mount Holycke im nördlichen Theil von 
Süd-Hadley. Vermuthlich kommen aber diese Fussspuren unbeachtet 
noch an vielen andern Punkten im Sandsteine des Connecticut - Thales 
vor, der sich noch 60 — 70 Meil. S. vom Tom -Berge erstreckt. Sie 


‘werden nur auf frisch aufgedeckten, nicht auf dem Wetter schon lange 


ausgesetzt gewesenen Schichtflächen gefunden. 

Die Eindrücke sind iheils drei-, theils vier - zehig, und in en 
Falle mit vier nach vorn gerichteten Zehen oder mit einer Hinterzehe. 
Die Mittelzehe ist die längste. Das Ende der Zehen ist zugespitzt, oder 


stumpf und die Zehen breit; im ersten Falle bemerkt man selten, im _ 


letzten gewöhnlich noch abgesonderte Klauen. Die Gesteins-Blätter bis 
zu 2°’—4'' über und unter der Fläche, worauf der Eindruck ursprüng- 
lich gemacht worden, biegen sich diesem Eindruck gemäss ebenfalls ab- 
wärts, und stellen ihn daher von unten gesehen wie Hoch-Relief dar, je- 
doch deutlicher darüber, als darunter, und um so undeutlicher, je mehr sie 
sich von jener Fläche entfernen. Jenes Hoch-Relief gibt zuweilen das 
deutlichste Bild des Abdruckes, da nämlich in gewissen Fällen der Sand 
und Schlamm, welche sich zuerst in die entstandene Vertiefung der ur- 
sprünglichben Oberfläche hineingesetzt haben, eine härtere und nicht 
schieferige Konkrezion bilden, während der Eindruck selbst wegen der 
schieferigen Beschaffenheit des Gesteines sich selten in der richtigen 
Fläche und deutlich umgrenzt erhalten lässt. Die Einbiegungen der 
Schiefer-Blätter über dem Eindrucke fehlen zuweilen auch, wo die Un- 
terlage aus feinerem Materiale gebildet, eine Einfüllung aus demselben 
Stoffe nachgefolgt und gröberer Sand darüber hergeflöst worden ist. — 
Die Eindrücke des rechten und linken Fusses lassen sich von einander 
erkennen, wo sie in grösserer Anzahl regelmässig aufeinanderfolgen, 
obschon sie dann meistens in fast ganz gerader Linie [schnürend] lie- 
gen, da nämlich die Vorderzehen-Spitzen von dieser Linie an auswärts, 
die Hinterzehe aber, wo sie vorbanden, einwärts stehen, da an den län- 
geren und dann gewöhnlich etwas bogenförmigen Zehen die konkave 
Seite des Bogens ebenfalls einwärts liegt, und da die Ferse immer auf 
der äusseren Seite mehr vorstehet. Die Abstände der in Einer Reihe liegen- 
den, zumal kleineren Fährten sind oft ungleich, als ob sich der Vogel bald 
langsam, bald schnell bewegt hätte. Ein Gleiten der Füsse auf den Schiefer- 
Flächen scheint nirgends Statt gefunden zu haben, obschon deren Nei- 
gung bis zu 30° steigt und die Reihen der Fussspuren in verschiedener 
Richtung darüber hingehen; die Gesteinschichten scheinen demnach erst 
später aufgerichtet worden zu seyn. — Manche Reihen von Eindrücken 
sieht man sich durchkreutzen ; manche von gleicher Vogel-Art berrüh- 
rend .ziehen, einige Fuss auseinander, parallel nebeneinander fort. 

Der Verf. hat theils im Schlamme längs der Flüsse, theils im Schnee 
die Fussspuren noch lebender Vogel-Arten beobachtet, die ihm mit einigen 


= 


4699 — 


der oben erwähnten grosse Ähnlichkeit zu haben scheinen: es sind vor- 
züglich Hühner-artige und Sumpf-Vögel. In Fg.13, 14, 18, 19, 20 gibt 
er ebenfalls Abbildungen davon. Die der Wasservögel, insbesondere 
Enten Fg. 12, stehen rechts und links mehr von der Mittellinie ab, und 
lassen die Schwimmhaut zwischen den Zehen deutlich erkennen. [Die 
in gerader Linie folgenden — schnürenden — Fussspuren deuten da- 
her auch hier auf hochbeinige Thiere]. Diese lebenden Vögel - Arten 
geben aber bei Weitem kleinere Spuren, als mehrere der fossilen. 

Diese Fussspuren unterscheidet der Verf. nun in folgende Ge- 
schlechter und Arten, deren aber jede Art wohl die mehrerer Vögel-Arten 
in sich begreifen kann, und wovon wir auf Tf. V die Umrisse mittheilen: 

A. Zererdeactyli mit kurzen, dicken , gleichbreit bleibenden 

Zehen. 

1) Orn. giganteus (Tf. I und Tf. II, Fg. 21) T£. v, Fg. 1: nur 
mit drei Vorderzehen, ohne die Klauen 15°’ Engl., mit diesen 16'’— 17°’ 
lang; Entfernung der aufeinander folgenden Spuren 4’, zuweilen auch 
(im Laufe ?) 6°*); Dicke eines Zehens 11’, Breite 2°. Innere Zehe 
mit 2, Mittelzebe mit 3 Verdickungen oder Gliederungen. Am Mount 
Tom häufig. Zuweilen mehrere Reihen miteinander. 

2) O. tuberosus (Fg. 2 u. 5) Fg. 2, mit 3 Vorderzehen, 7’’— 8°’ 
lang, auf der Unterseite mit mehreren Ballen versehen, Klauen zuweilen 
deutlich 1°’ — 13'‘ lang. Gliederungen wie bei vorigem. Entfernung 
der Füsse 24°’—33'. Mit vorigem und zu Horse Race drei Mal. Klei- 
ner als die vorige Art, die Zehen etwas mehr auseinander stehend, der 
mittle verhältnissmässig kürzer; ohne Zwischenformen. 

2) a. OÖ. tuberosus alhiua ist voriger ähnlich , Fährten noch 
kleiner, 4°’ lang, 12°’ entfernt. 

B. Leptodactyli. 

3) O. ingens, Fg. 3, mit drei schmalen, lang zugespitzten Vorder- 
zehen, die von der Ferse an 15’ — 16° Länge haben , ohne kenntliche 
Klauen; hinter der Ferse ist ein Anhang 8°‘ — 9°’ lang und einige Zoll 
breit, welcher das Ansehen darbietet, als hätten sich über der Ferse 
stehende Federn mit dem Fusse im nor abgedrückt. Die ganze 
Spur besitzt daher 2’ Länge und die Eutfernung zweier Spuren muss 
‘gegen 6° betragen. Der blaue Schlamm, woraus die Felsart gebildet 
ist, war im weichen Zustande durch den tiefen Eindruck des Fusses 
eines schweren Vogels rings um den Vordertheil des Eindrucks einige 
Zoll in die Höhe getrieben worden. Von Horse Race. 

3) a, O. ingens minor (Fg. 3) ist dem vorigen ähnlich , doch 
nur 12‘ lang, die Entfernung ist 42°’—45',. Der Feder-Anhang ist nur 


*) Es ist nicht angegeben , ob diese Entfernung nur zwischen zwei Spuren, oder mit 
Inbegriff von einer derselben (wie es sollte und wohl auch geschehen zu seyn 
scheint) gemessen seye; es lässt sich mithin auch die eigentliche Schrittweite 

eines und desselben Fusses nicht angeben (sie ist, wenn vorige An- 
nahme richtig, doppelt so gross, als jene Entfernung). 


- 490 — 


schwach eingedrückt. Man würde denken können, die Platte mit diesem 
Eindrucke seye über oder unter derjenigen gelegen gewesen, in welcher 
der Fuss ursprünglich abgedruckt worden, und desswegen kleiner und 
undeutlicher, wenn nicht zugleich der Schritt viel geringer wäre. Von 
Horse Race. | 

4) O. diversus mit drei Vorderzehen, die von der Ferse an 
2'’—6’' Längen haben; dahinter ein Federbüschel, wie bei vorigem ; 
Schritt 8°—21‘' lang. Diese ungleichen Grössen-Verhältnisse scheinen 
auf viele Arten hinzudeuten; doch lassen sich keine Grenzen für sie 
ziehen; der Verf. beschränkt sich daher nur folgende 2 Varietäten noch 
herauszuheben; doch man wird diese Art vielleicht nur für Junge der 
vorigen halten: sie ist 50mal so häufig. 

4) a. O. diversus clarus (Fg. 10, 16, 17, 23, 24) Fg. 4a; Fuss 
ohne den Federbüschel 4° — 6° lang; die Zehen etwas genähert und 
zugespitzt, die innere kürzer als die äussere; Federbüschel deutlich, 
2‘—3°' lang; Ferse knotig, Schritt 18° — 25° Jang. An den 2, und 
wahrscheinlich den 4 erstgenannten Fundstätten. | 

4) ß. O. diversus platydactylus (Fg. 4, 6?, 7, 8) Fg. AP. 
Kleiner, Mittelzehe nur 2°’—3'’ lang, gegen das Ende hin sich sehr ver- 
dickend; Federbüschel deutlich und gross, doch zuweilen, wo der Fuss 
nicht tief eingesunken, mangelnd; Schritt 6° — 8° lang. Von Horse 
Race, auch von Mount Tom und von Süd- Hadley. Mit dem Federbü- 
schel wird der Fuss bis zu 6° lang. Doch zeigen sich in den Aus- 
messungen noch mancherlei Verschiedenheiten: die Schrittweite nimmt 
bis zu 10° zu. 

5) O. tetradactylus Fg. 5, mit 3 Zehen nach vorn , 23° — 33” 
lang; Zehen schlanker, als bei vorigem ; Hinierzehe fast unter rechtem 
Winkel nach innen stehend, nicht mit der Ferse zusammenhängend, 
sondern im Abdrucke erst in einer kleinen Entfernung von ihr beginnend, 
als seye sie am Thiere selbst höher angefügt und schief nach unten ge- 
richtet gewesen. Schritt ?10° — 12°’ lang. Kein Federbüschel. Zu 
Horse Race. Kleine Abänderungen in der Länge der Zehen, der Höhe 
der Anheftung der Hinterzehe, des Abstands - Winkels derselben deuten 
auf Vögel verschiedener Arten und vielleicht versebiedener Geschlechter 
hin; auf sehr hartem Boden, wo der Fuss weniger einsinkt, bleibt die 
hochgestellte Hiuterzehe ganz unabgedrückt. 

6) O. palmatus (Fg. 15) Fg. 6. Mit allen 4 Zehen nach vorn 
gekehrt, doch ohne Schwimmbaut dazwischen, wie man nach dem Namen 
vermuthen möchte. Ferse breit, die 2 äussern und 2 innern Zehen 
näher beisammen und auf eine läugre Strecke, wie es scheint, mit einan- 
der verwachsen als die 2 mitteln, längsten; die innern Zehen am kür- 
zesten. Fuss 214'’— 3°, Schritt 8° lang. Die Stellung der Zehen 
kommt bei keinem lebenden Vogel vor. 

7) ©. minimus (Fg.9) Fg. 7. Drei Zehen im Ganzen, ohne Hin- 
terzehe und Federbüschel, 4'’— 14’ lang; Schrittweite 3—5''; Zehen 


») 


fast gleich lang, sehr breit. Zu Horse Race. 


= 1 » 


Vergleicht man die Abdrücke dieser Füsse mit denen noch leben- 
der Vögel, so dürfte sich ergeben, dass wenigstens mehrere derselben 
zu den Grallae gehören, mit denen sie die dreiZehen und den weiten 
Schritt (im Verhältniss zur Grösse des Fusses) gemein haben. ©. di- 
versus und das Haushuhn haben einen gleich grossen Fuss, 3° lang, 
jener aber einen Schritt von 10°’—12‘, dieses nur von 6°°—7 u. s. w. 
OÖ. platydactylus und Ardea-Canadensis haben auch einen gleich 
langen Fuss von 3°’, jener aber einen Schritt von 8°, diese von 6’, 
so dass auch dieser Sumpfvogel , gleich der kleinen Amerikanischen 
Schnepfe, noch immer einen kürzeren Schritt hat, als der fossile. 
OÖ. giganteus und O. ingens sind aber so gross, dass sie sich mit 
keiner lebenden Art passend vergleichen lassen. Struthio Camelus, 
die grösste lebende Vogel-Art, tritt bei einem fast 8° hohen Individuum 
mit einem nur 10° langen Fusse auf, und wird bis 9° hoch und 100 
Pfund schwer. O. giganteus mit 17’ langem Fusse muss daher wenig- 
stens doppelt so schwer gewesen seyn“). Doch zeigt Rhea an der 
Stelle der Hinterzehe einen Knoten, der auch bei O. ingens angedeu- 
tet zu seyn scheint. Dagegen finden wir weder unter allen Wad- und 
Lauf-Vögeln eine Art mit einem Federbüschel an der Ferse, noch lässt 
sich denken, dass er dem Vogel habe nützlich seyn können, wenn er 
ihm nicht sogar hinderlich war. Fast nur bei den Raub- und Hühner- 
artigen Vögeln [bei einigen Schwalben etc.] gibt es bis auf die Zehen 
befiederte Füsse, zu denen man aber jene Fussspuren kaum dürfte zäh- 
len können, da sie nothwendig von Vögeln herrühren, die solche wo 
nicht unter Wasser, doch an dessen Rande, auf oft überschwemmtem 
Grunde in Schlamm zurückgelassen haben müssen. 

Wir müssen diese Spuren daher einem vorweltlichen Typus der 
Grallatoren zurechnen. Dasselbe gilt von ©. palmatus, obschon 
wir dafür gar kein lebendes Analogon mehr kennen. 

Dass das Gebirge, welches jene Abdrücke enthält, wirklicher 
New-red- Sandstone seye, ist kaum einem Zweifel unterworfen. 
Er reicht über 100 Englische Meilen weit von New Haven in Con- 
necticut bis zur Nord- Grenze von Massachusetts mit einer Breite von 
8— 24 Meilen und mit einem östlichen Einfallen von 5°— 30°; so 
dass seine ältesten Schichten nur längs der Westseite des Thales zu 
Tag kommen; die jüngeren, von Grünsand überlagert , bestehen aus 
manchfaltigen Wechsellagerungen von schiefrigen Sandsteinen, rothem 
und grauem Konglomerat - Sandsteine, sehr groben Konglomeraten, 
Schiefern , rothen Mergeln und Stinkkalk. Mögen einige Geolgen nun 


*) Es ist bei diesen Untersuchungen überall nicht auf die relative Länge der Zehen 
im Verhältniss zu ihrer Dicke Rücksicht genommen. Zu welch’ unrichtigen Re- 
sultaten würde man aber gelangen, wollte man, die Länge der Zehen beim Strausse 
zum Maasstabe genommen, aus der Länge der Zehen des Reihers auf die Grösse 
des ganzen Thiers schliessen, oder durch Vergleichung der Grösse der Sehwimm- 
füsse der Gans mit denen des Flamingo die Höhe des letzteren berechnen! 

Brown. 


auch die tieferen Abtheilungen dem Old red Sandstone zuschreiben: 
die Fussspuren kommen nur in den jüngeren, einige Hundert (600—700) 
Fuss unter ihrer obersten Grenze vor, deren lithologischen Charaktere, 
deren Mineralgehalt an Gyps, Kupfer (mit schwefelsaurem Baryt und 
Strontian und magnetischen Eisensand) mit Ausnahme des Steinsalzes, 
und deren Versteinerungen sich wie auderwärts in dieser Formation 
verhalten. Die organischen Reste bestehen in Knochen eines Wirbel- 
thieres (kein Fisch), dergleichen noch nie unter dem New red Sand- 
stone vorgekommen, welche Bemerkung sich denn auch, auf die Urheber 
dieser Fussspuren selbst beziehet, und in Fischresten aus dem Ge- 
schlechte Palaeothrissum, wie in Deutschland, Frankreich und 
England. Ja, einer dieser Fundorte der letztern in Sunderland liegt 
nur 1 Meile von einer der reichsten Fundstellen der Vogel-Spuren und 
in der Fortsetzung zum Theile der nämlichen Gesteinsschichten. Nur 
schwache junge tertiäre oder selbst quartäre Ablagerungen bedecken im 
nämlichen Thale diese Formationen noch. Endlich kam in diesem Sand- 
steine zu West-Springfield noch ein Koralloid, Gorgonia Jacksoni 
vor, das, obschon es nicht vollständig war, doch 18’ Länge und 4’ Breite 
besessen ,. woraus so wie aus der Grösse jener Vögel man auf ein ehe- 
mals wärmeres Klima schliessen darf. 

Je mehr Schieferlagen des Gesteins über dem Eindrucke dessen 
Vertiefung nachahmen, desto ruhiger muss der Niederschlag eines fei- 
nern Materials auf der festen Unterlage später erfolgt seyn. Nun aber 
liegen die Vertiefungen der obern Lagen oft nicht senkrecht, sondern 
bis 17° — 2°’ vor-, rück- oder seit-wärts von dem Eindrucke , was 
wohl ebenfalls auf ein ruhiges Zusammensinken eines locker schlammi- 
gen Niederschlages hindeutet, während sich neue Schichten drückend 
auf ihn legten, und dabei die Bewegung des Wassers die darin noch 
halb suspendirten Theile etwas verschob. Auf trocknem Lande, wenn 
auch am Rande des Wassers, sind diese Eindrücke schwerlich entstanden: 
Wind, Regen u. s. w., oder zuletzt die Kraft, welche ihre Überdeckung 
mit andern Schichten bewirkte, würde sie in wenig Tagen oder Wo- 
chen zerstört haben. 

Gegenwärtig leben in Massachusetts kaum 50 Arten Grallae aus 
20 Geschlechtern; und doch würde man nach allem Nachforschen viel- 
leicht kaum von dreien derselben Fussspuren auffinden können. Wären 
die Arten daher einst noch zahlreicher gewesen, als jetzt ? 


Hausmann über R. Bunsens in den Kalktuff-Ablagerungen 
der Gegend von Göttingen entdeckte Kunst - Produkte und 
Thier-Fährten (Göff. gel. Anz. 1835, S. 1089 ff.). Durch den, wäh- 
rend der letzten Jahre bedeutend vermehrten Steinbruchs-Betrieb in dem 
Kalktuff der Umgegend von @ötlingen sind einige nicht uninteressante Ver- 
hältnisse dieses Gesteins zu Tage gelegt, welche theils über das relative 


—_— 43 —. 


Alter desselben ein helleres Licht verbreiten, theils aber einen unzwei- 
deutigen Beweis des Vorkommens von Kunst-Produkten in einem Gebilde 
darlegen, welches ausser einer grossen Menge von Resten noch leben- 
der Geschöpfe auch Überbleibsel von Thieren enthält, die aus der Reihe 
der lebenden Wesen verschwunden sind. Eine solche Erscheinung in 
den Kalktuff - Ablagerungen unserer Gegend dürfte vielleicht aus dem 
Grunde einer genauern Beachtung nicht unwerth seyn, als wir durch 
fortgesetzte Beobachtungen auf dem Felde am ersten Aufschluss über 
jene merkwürdige Periode erwarten dürfen, die uns unvermerkt aus der 
Zeit der geologischen Mythe in die Gegenwart herüberführt, und alle 
die interessanten Betrachtungen gestattet, die sich an eine solche Über- 
gangs-Periode knüpfen lasseu. Schon v. SCHLOTHEIM erwähnt, in Seiner 
Abhandlung über den Kalktuff, der Entdeckung von Menschenschädeln 
in den Tufflagern der Umgegend von Meissen und Bilsingsleben. Leider 
aber sind die Verhältnisse, unter denen diese menschlichen Überreste 
aufgefunden worden sind, nicht näher untersucht , und jener berühmte 
Geognost bemerkt selbst, dass es voreilig seyn würde, sich schon mit 
fruchtlosen Erklärungen dieses Umstandes zu beschäftigen , da es über- 
haupt noch mehrerer genauen Untersuchungen über das Vorkommen 
dieser Knochen bedürfe, ehe man diese wichtige Erscheinung als eine 
entschiedene Thatsache annehmen könne, Bei der Abteufung einer Stein- 
grube unmittelbar oberhalb der kleinen Ortschaft Lenglern *), links vom 
Wege nach Emmenhausen, sind im Laufe dieses Sommers von den Ar- 
beitern Bruchstücke Altdeutscher Aschenkrüge in einer Kalksandschicht 
des Travertins unter Verhältnissen aufgefunden worden, welche bewei- 
sen, dass diese Gegenstände noch während der Bildung dieser Ablage- 
rung an ihre Stelle gekommen seyn müssen. Die Ablagerung ist an 
diesem Punkte mit einer 2m mächtigen Schicht homogener Dammerde 
bedeckt, welche weder Kunst-Produkte noch Schuttmassen von Kalktuff 
enthält. Dieser Umstaud verdient besonders hervorgehoben zu werden, 
weil daraus hervorgeht, dass die unterliegende Tuffmasse nicht etwa 
schon früher einmal von Menschenhänden berührt worden ist. Unter 
der Dammerde befindet sich eine feste 1M.3 mächtige Lage von hartem 
und theilweise porösem Tuff, an dem sich ebenfalls keine durch Men- 
schenhand bewirkte Veränderung erkennen lässt. Diese Lage zeigt ein 
deutliches, wie wohl geringes Einfallen nach Norden und ist mit meh- 
reren engen Klüften durchsetzt, in welche sich, wie es bei diesem Ge- 
stein häufig der Fall ist, die Dammerde verflösst. Unter diesen festen 
Lagern, also in einer Tiefe von 3m.3 unter der Oberfläche, trifft man 
endlich auf die Lagerstätte jener Kunst-Produkte. Sie liegen auf einer 
Fläche von 14" in einer lockern Tuffschicht, die durch keinen Ablösungs- 


*) Dem dasigen Prediger, Herr Kranotp „der zuerst das Vorkommen von Kunst-Pro- 
dukten im Tufflager, wovon die Rede, beobaehtete, gebührte das Verdienst, dass 


er die Unterbrechung der weitern Ausgrabungen bis zu einer genaueren Untersu- 
ehung veranlasste, 


_— DR 


Raum von dem darüber liegenden festen Gestein gesondert ist, bald 
sandige, bald grandige Beschaffenheit zeigt, und mit einzelnen grösseren 
Massen von Kalktuff untermischt ist. Die Überbleibsel der Aschenkrüge, 
welche sich hier gefunden haben, gehören offenbar mehreren Exempla- 
ren an. Sie bilden eben so wie die ın der Höhle von Bize von MarceEL 
DE Serres aufgefundenen Töpferwaaren, eckige, nicht abgerundete 
Bruchstücke, die theils lose ohne Ordnung umherliegen, theils aber 
auch von festem Gestein völlig umschlossen sind *. Sehr 
merkwürdig ist das gemeinschaftliche Vorkommen dieser Kunst-Erzeug- 
nisse mit einer grossen Menge Thierknochen, welche sehichtweise die 
lockere Tuffmasse durchsetzen. Diese Knochen gehören Hirschen und 
kleineren 'Nagethieren au. Es haben sich indessen auch Backenzähne 
von Fleichfressern darin gefunden — ein Umstand, der um so auffallen- 
der erscheint, als man bisher nur Überreste von Pflanzenfressern in den 
Travertin - Ablagerungen beobachtet hat. Eben so bemerkenswerth ist 
das Vorkommen von Flussmuscheln, welehe man nicht an anderen Punk- 
ten der Ablagerung, aber sehr häufig in dem Flusssande antrifft, von 
dem sie gewöhnlich unterteuft werden **). Es steht zu hoffen, dass die 
nicht unbedeutende Zahl der an dieser Stelle gesammelten Knochen hin- 
längliche Mittel zur Entscheidung der Frage geben wird, ob dieselben 
noch lebenden oder bereits ausgestorbenen Thierarten angehören. So 
viel lässt sich indessen schon jetzt mit Gewissheit angeben, dass die 
erwähnten Tuffmassen in gleicher Tiefe mit den aufgefundenen Kunst- 
Produkten Überreste ausgestorbener Thierarten enthalten. Eine andere 
Erscheinung, welche über die Entstehungsart dieser Tuff - Ablagerung 
näheren Aufschluss verspricht, und wie so viele andere Thatsachen eben- 
falls darauf hinweisst, dass diese Gebilde nicht einer grösseren in Strö- 
mung begrifenen, oder stagnirenden Wassermasse ihre Entstehung 
verdanken, sondern sich auf ähnliche Weise, wie der Torf auf einem 
sumpfartigen Boden erloben, der den kalkhaltigen Gewässern hinrei- 
chende Oberfläche zur langsamen Verdunstung darbot, ist nicht weniger 
interessant. „Es haben sich nämlich, fast im Mittelpunkte der Rossdor- 
fer Ablagerung, Fährten von Thieren in einer Tiefe von mehreren Fus- 
sen unter der Oberfläche auf den Absonderungs - Flächen des Gesteins 


*) Dass diese Bruchstücke altdeutschen Aschenkrügen angehören, beweisst sowohl 
ihre Gestalt, als auch die Beschaffenheit ihrer Masse, Sie bestehen wie gewöhn- 
lich aus einer roh verarbeiteten ungebrannten Thonmasse, die nur an der Aussen- 
seite durch schwache Feuer - Einwirkung erhärtet ist. Bei der weiteren Ausgra- 
bung wurden ausserdem noch zwei kleine Feuersteine hervorgearbeitet, welche 
offenbar durch Kunst ihre Gestalt erhalten haben. Sie sind nämlich zu ziemlich 
regelmässigen , äusserst scharfkantigen Bruchstücken geschlagen, und haben viel- 
leicht als Werkzeuge zum Zerschneiden gedient, 

s=) In Übereinstimmung mit den Beobachtungen von MARCEL DE SERREs über die Kno- 
chen der Hölile von Bize, zeigt sich auch hier, dass die aufgefundzen Knochen 
ihre animalische Substanz noch nicht völlig verloren haben. Sie schwärzen sich, 
in einer Glasröhre erhitzt, bedeutend, und geben dabei brenzliche ammoniakalisch 
reagirende Dämpfe aus. 


— 45 — 


gezeigt, die mit Ausnahme weniger von Hirsch-artigen Thieren herrüh- 
ren. Das Gestein, auf dem diese Abdrücke sichtbar sind, bildet hori- 
zontal gelagerte oft ıam grosse Platten, welche selten die Dicke von 1 
Fuss erreichen, und aus einem festen, dabei aber porösen Tuff bestehen. 
Bei genauerer Betrachtung der Gestalt und Lage dieser Spuren lassen 
sich mehrere der verschiedenen Arten von Fährten erkennen, die in der 
Jägersprache ‚mit den Worten: Beitritt, Burgstall, Kreuztritt etc. bezeich- 
net werden. Unter diesen Abänderungen bemerkt man den Beitritt am 
häufigsten — eine Fährte, welche dem Rothwilde eigenthünllich ist, 
wenn es im vertraulichen Beisammenseyn einherschreitet. Nicht nur 
dieser Umstand, sondern auch die ausserordentliche Merge der Spuren, 
welche man auf den einzelnen Piatten beisammen erblickt, beweisst, dass 
die Thiere, die sie zurückgelassen haben, in grosser Anzahl und unge- 
stört an diesem Orte beisammen gelebt haben müssen. Die meisten 
dieser Fährten stimmen an Gestalt und Grösse vollkommen mit denen 
noch jetzt in diesen Gegenden lebender Hirseharten überein. Andere 
indessen übertreffen die Fährte eines Sechzehnenders an Breite um mehr 
als 3 Linien. Diese Dimension scheint mit der Grösse der Hirschkno- 
chen im Verhältniss zu stehen, an denen diese Ablagerungen sehr reich 
sind, und die offenbar erloschenen Thierarten angehören. Aber auch 
Fährten von andern zweihufigen Thieren haben sich gefunden, von de- 
nen besonders einige eine genauere Untersuchung verdienen *). 


Die Auffindung von Bruchstücken altdeutscher Thongefässe im Kalk- 
tuff bei Lenglern ist die erste sichere Erfahrung über das Vorkommen 
von Kunst- Produkten in den Tuff-Ablagerungen der Göttinger Gegend, 
und um so beachtungswerther, weil einerseits über die Periode der 
Entstehung jenes, im Leinethal weit verbreiteten Gebildes ein neuer 
Aufschluss , und andererseits die erste Kunde darüber erlangt wird, 
dass diese Gegenden bereits von Menschen bewohnt waren, als hinsicht- 
lich des Bodens und der belebten Geschöpfe noch ein von dem gegen- 
wärtigen abweichender Zustand herrschte: Bei Weende am Fusse des 
Hainberges u. a. e. a. O. sind zuweilen Aschenkrüge in der Nähe des 
Kalktuffs, aber stets über deniselben gefunden. Die bei Lenglern im 
Innern des Kalktuff- Lagers entdeckten Überreste stammen daher aus 
einer sehr viel früheren Zeit als jene Gefässe:; denn .Jahrlıunderte müs- 
sen über die Bildung der bedeckenden- Tuffmasse und über die Auf- 
schwemmung der mächtigen Dammerdeschicht verstrichen seyn. Iudessen 


=) Bei einem dieser Abdrücke beträgt die grösste Breite der einzelnen Schalen nur 
ılfa Par. Zoll, die Länge aber nicht weniger als 6 Zoll. Diese einzelnen Scha- 
len laufen nach vorn hin sehr spitz zu, stehen zwei Zoll vom hinteren mehr ab- 
gerundeten Ende am nächsten zusammen, entfernen sich aber wieder an den 
Spitzen um 21/9 Zoll von einander. Diese grosse Fährte muss noch dazu einem 
jüngeren Thiere angehört haben, da die Spitzen der Schalen durchaus nicht abge- 
rundet, sondern sehr scharf zulaufend sich darstellen. Ganz neuerdings sind auch 
Fährten von einhufigen Tliieren gefunden, die indessen nicht scharf genug ausge- 
drückt sind, um eine genauere Bestimmung zu gestatten. 


} r 


— 146 — 


unterscheiden sich die älteren Gefässe durch ihre Masse und Bildung 
nicht wesentlich von den neueren, wie auch in vorstehender Notitz be- 
merkt worden. Die grobe und unvollkommen Veraffbeitete Thonmasse 
enthält kleine Brocken von den Kalkstein- und Mergelarten, welche in 
der Gegend von Lenglern sich finden, und durch die ungleiche, im Gan- 
zen aber schwache Einwirkung des Feuers erscheint die weiche, leicht 
 zerbrechliche Hauptmasse im Iunern bräunlich , röthlich, oder noch in 
der ursprünglichen Schwärze. Die Scherben sind von verschiedener 
Stärke; die meisten rühren von grossen Aschenkrügen her; ein Bruch- 
stück hat einenı enghalsigen Gefässe angehört. An mehreren Stücken 
hat die Aussenfläche verschiedenartige, eingeschnittene und eingestochene 
‘Verzierungen. — Die Auffindung von Thierfährten im Rossdorfer 
Kalktuff vermehrt die wenigen, mit Sicherheit bekannten , ' Erfahrungen 
von Spuren dieser Art, durch eine neue, völlig unzweideutige. Hin- 
sichtlich derselben verdient besonders hervorgehoben zu werden, was 
sich übrigens auch schon aus obiger Mittheiluug ergibt, dass sie die 
Fährten selbst und nicht, wie bei den im bunten Sandstein der Gegend von 
Hildburghausen gefundenen, die Ausfüllungen der Eindrücke darstellen *). 


Evpss Destonscuamps: Abhandlung zur Naturgeschichte 
der fossilen Krustazeen (Mem. de la Soc. Linn. de Normandie, 
V, 1835 —> VUInstit. 1836, IV, 133 — 132). Der“Verf. hat um Caen 
gefunden: | 

1) von Homolus: einen fast vollständigen, und am ehesten mit 
diesem Genus übereinstimmenden Cephalothorax zu Langrune in der über 
dem Polypenkalk liegenden, dem Pisolith der Engländer vergleichbaren 
Schichte; ein ähnliches, aber 13mal so grosses Stück in den Brüchen 
von Ranville, welche ebenfalls im Polypenkalk und Forestmarble stehen, 
Der Verf. nennt die Art H. Auduini. 

2) Von Orithya: ein Exemplar, welches durch seine Schale und 
die Stellufg der Warzen darauf zunächst mit OÖ. maxillaris Desm. 
übereinstimmt, aus der chloritischen Kreide der Vaches noires. Zu die- 
ser Art gehört auch der Brustschild aus dem Grünsande von Lyme, 
welchen De La Becuz (in den Gevlog. Transact. B, I, ı) abgebildet, 
wesshalb die Art den Namen O. Labechii erhält. 

3) Von ?Crangon: zwei Exemplare einer neuen Art, ?C. Mag- 
nevillii D., aus einem weichen, porösen, etwas grobkörnigen Gesteine 


*) Indem nun die ausgemachten Erfahrungen von dem Vorkommen von Thierfährten 
in Gesteinmassen sich vermehren, verdienen auch einige frühere‘, unbeachtet ge- 
bliebene Angaben darüber geprüft zu werden ; und besonders dürfte das von Dr. 
Pıasse im Hannöverschen Magazin v. J. 1827 S. 476 beschriebene Vorkommen 
von Eindrücken der Füsse von verschiedenen Thiergattungen, und angeblich auch 
von Menschen, auf der Oberfläche des Flötzsandsteins am Istberge bei Bentheim 
eine gründliche Untersuchung verdienen [vgl. auch Jahrb. 1835, S. 628. D. R.]. 


bei Vaucelles und bei ‘Venoix; und mehrere Bruchstücke derselben 
Art im Polypiten-Kalk bei Ranville. Das Verhältniss zwischen der Länge 
der Füsse ist nicht, wie bei den lebenden Arten des genannten Ge- 
schlechtes, wesshalb solche vielleicht ein neues Genus andeuten, dem 
der Verf. aber noch keinen Namen geben will, weil er über zu viele 
andere Charaktere nicht im Klaren ist. 

4) Von Palinurus Regleyanus Desmar. Drei in Rollsteinen 
eingeschlossene Exemplare mit Brustschildern und Theilen von Füssen 
und Fühlern , welche nicht mehr zu zweifeln gestatten, dass jene Art 
wirklich zu Palinurus gehöre. 

5) Von Pagurus: öfters das fünfte Glied der vorderen Beine (mit 
dem unbeweglichen Schenkel der Scheere), wonach der Verf. 3 Arten 
unterscheidet. 


H. RB. Görrert: Dank und Bitte an die Schlesier (Verhandl. 
d. Schles. Gesellschaft, 1835). Des Verfs. Arbeit über die Schlesischen 
fossilen Fahren ist zu einer allgemeinen Monographie sämmtlicher un- 
tergegangenen Arten geworden, deren 268 sind, wovon 96 in Schlesien 
- vorkommen und 56 neu und Schlesien eigenthümlich sind. Diese Mono- 
graphie umfasst 60 Bogen Text und 44 Tafeln mit 250 Figuren, wovon 
bereits 36 vollendet sind. Der Preiss wird so niedrig gestellt werden, 
da die Leopoldinische Akademie die Herausgabe übernommen und nur 
deren Kosten zu decken beabsichtigt, dass die Anschaffung des Werkes 
leicht seyn wird. Eine ähnliche Ausdehnung dürften die übrigen Fami- 
lien der vielen fossilen Pflanzen Schlesiens erfahren. Gleichwohl sind 
noch grosse Striche dieses Landes, wo mehrere Formationen: das Über- 
gangs - Gebirge, die Steinkohlen - Formation, die Kreide und die Braun- 
kohlen Pflanzen - führend sind , noch fast ununtersucht, wie reichliche 
Unterstützung der Verf. auch seit einem Jahre von so vielen vaterlän- 
dischen Naturforschern erfahren hat. Diese bittet er daher, ihr Augen- 
merk auch auf die übrigen Gegenden zu richten und geht sie mit allen 
übrigen an, seinem Werke vor dessen Herausgabe den möglichen Grad 
von Vollständigkeit zu geben, da ihm jeder auch der geringfügigste Bei- 
trag bei der nunmehrigen allgemeinen Tendenz seines Werkes willkom- 
men seyn würde. 


Corrtesı ‚sulla scoperta del scheletro di un quadrupede colossale 
fra strati marini fatta in un colle del Piacentino (Piacenza). Es ist 
nach einem Berichte des Dr. Marıcarne in der Biblioteca Italiana (1834, 
LXXV, 107 — 109), dass wir von dem Inhalte genannter Schrift Nach- 
richt ertheilen. ‚Corresı hat nämlich im Herbste 1831 abermals fossile 
Beste eines riesenmässigen Thieres entdeckt und zwar in einem röthli- 
chen Sandboden über 1000° hoch über dem Meeresspiegel auf dem 


Jahrgang 1836. 31 


— 478 — 


Gipfel des Montegioco unmittelbar bei Castell’ arguato unfern Velleji. 
Es sind einige Zähne, ein Halswirbel (? Atlas), der ganze Unterkiefer, 
ein Astragalus, ein ?rechter Femur , welche auf einem Raum von 18° 
nach allen Richtungen beisammen lagen, einem Thiere, wie die gröss- 
ten unserer Nashorne, angehört haben mussten und dem Verf. von 
Rhinoceros Jeptorhinus Cuv. herzustammen scheinen. 


v. STERNBERG: über verschiedene Fucoiden (Vortrag am 
20. Sept. 1833 bei der Versamnl. in Breslau; Isis 1834, S. 648—649). 
Zur Versammlung in Wien war vom Grafen Münster ein Fossil - Rest, 
bei Grabung eines Brunnens im Liasschiefer zu Banz gefunden, einge- 
sendet worden unter dem Namen Algacıtes erispiformis v. ScHLoTH., 
welcher inzwischen einer genauern Untersuchung unterworfen worden. 
Es zeigte sich denn bei der von STERNBERG unternommenen Prüfung 
sowohl, als bei der anatomischen Zerlegung durch Corpa in Prag, dass 
diese Pflanze zwar durch ihre Ablosbarkeit vom Gestein und durch eine 
Art von Längenstreifung wit der SchLorseim’schen, Sphaerococcos 
erispiformis v. STERNE. (welche Bronsniart nicht als Fucoide an- 
erkennen will) übereinstimme, jedoch von ihr verschieden sey: im Baue 
sowohl als im Vorkommen, da diese andere früher in einem Braunkoh- 
leu-Schiefer am linken Ufer der Eger in Böhmen gefuuden worden, nun 
aber sammt der Berglehne in den Fluss binabgerutscht ist. Die Abbil- 
dung soll im VII. Heft der Flora der Vorwelt nebst dem Ergebnisse der 
Corova’schen anatomischen Untersuchung über sie und eine ebenfalls ab- 
lösliche Fukoide von Monduino bei Rimini mitgetheilt werden. 


STEININGER theilte der geologischen Sozietät in Paris Zeichnungen. 
seines neuen Halocrinites elongatus aus der Eifel und seiner 
Helix Mattiaca aus dem tertiären Kalke von Wiesbaden mit (Bullet. 
geol. 1835, Vl, 169—170, Tf. I, Fg. 11 und 12), die sich von H. ver- 
miculata Drır. durch die Form des Peristoms und eine ziemlich 
grosse Nabelspaite unterscheidet, uud mit den gewöhnlich ebendaselbst 
vorkommenden, zuweilen noch farbig gebänderten H. hortensis und 
H. nemoralis nicht zu verwechseln ist. 


MuARcEL DE SerReEs: über die Unterscheidungs-Merkmale 
im Skelett [vielmehr im Schädel] des Hunds, des Wolfes und 
des Fuchses (Biblivoth. univers. 1835, LVIII, 230-245). 


H. Raraxe: über fossile Knochen aus den Felsenhöhlen 
bei Schlangenbery — Smeinvgorsk (N. Mem. de l’ Acad. nat. Mosc. 1834, 
III, 265—280). Bei Smeinogorsk am Altai-Gebirge sind sehr geräu- 
mige Höhlen, welche Dr. GegLer zu Barnaul bereits (im Bullet. de 
V’Acad. Mose. III, 232— 240) beschrieben hat. In ihnen kommen viele 
Knochen vor. Einige von Bos und Equus .stammend,„.aus der Tscha- 
rysch-Höhle hat FıscHer untersucht (Bul!, Ill, 332 — 384). Reicher ist 
die Chanchara - Höhle, deren Knochen nun tbeils Raruke hier, theils 
Fıscher in einer nachfolgeuden Abhandlung beschrieben. 

Die von Rarukez untersuchten Knochen hatte GeBLEr theils schon 
2 Jahre früher an EscHsc#ortz , theils kürzlich an den Verf. eingesen- 
det. Sie stammen von Hyaena, Ursus, Rhinoceros, Bos und 
Equus. Sie waren nicht gerollt, aber, ausser jenen der Fusswurzeln 
und Zehen, alle zerbrochen, zum Theile schon ehe sie in der Höhle 
begraben wurden, ob aber durch das Gebiss von Raubthieren , konnte 
nieht deutlich ermittelt werden. Sie waren etwas kalzivirt, gelblich 
oder bräunlich, nicht mit Kalksinter überzogen, sondern bedeckt oder 
erfüllt mit gelblicher Erde, und ihres thierisches Leimes nicht völ- 
lig ledig. 

']J. Hyaena spelaea. Eine rechte Unterkiefer - Hälfte, vorn und 
hinten abgebrochen, jedoch mit den 3 hinteren Backenzähnen , alles Er- 
haltene sehr ähulich dem Fragmente von Gailenreuth (Cuv. oss. pi. 
xxx, fig. 1). | 
Länge vom Hinterrande der Eckzahn- Alveole bis zum Hinter- 

Rande der 4ten Backenzahn-Alveole in Pariser Maas . 3 z;44u 
Breite des Astes am 2ten Backenzahn . . PIENGER 9; A, 6 


EN N  Alen 4 AN. Aut ar 
Zweiter Backenzahn lang . . BE he FE N BEZ 
Are: 30 dick in der Mitte 5 . : zu 
Dritter - lang du ı Bliladfe -Fwi9e ind nn a 1017 
u - dick in der Mitte a % \ zur 


2) Ein Eckzalın der linken Seite: ganze Länge . er 
Länge der Wurzel. „ 1° 63° 


mittle Breite . . . . gr 
mittle Dicke . . ... Bil, 

3) Ein Oberkiefer-Stück mit dem dritten Backenzahne 
Eahoeiiichaider Krone sa... bei) ale 83°‘ 
Länge derselben . . . .. BISSL TEN TIRPERE Spı 144 
Länge der grössten seiner 4 Wr RN g’4 


''4) Ein erster obrer Backenzahn:: Höhe der Krone 9°, Dicke 6, 
5) Eine Tibia, deren obres Gelenkstück abgebrochen ist. 


Alle Zälme sind sehr abgenutzt, mithin von einem alten Thiere, an 


Form und Grösse verschieden von denen der 3 lebenden Arten, überein- 
stimmend mit H. spelaea. 


IH. Ursus: Ein sehr grosser Eckzahn,, dessen Krone, obstchon 


31* 


— 418908 — 


an der Spitze etwas abgenutzt, im Verhältnisse zu ihrer ganzen Länge 
weit dicker ist, als bei U. arctos und U. maritimus. _ 
Gauze Lange „ae TS TREE ER Si 
Länge der Wurzel allein . . 2 2 2... 20,  quu 
Grösste Breite derselben (obschon beschädigt) 174. 14 
“ Grösste Dicke derselben . . 2 2 2... 91444 
II. Rhinoceros tichorhinus Cuy. 
1) Zwei abgenutzte (wahrscheinlich Milch-) Backenzähne, ähnlich denen 
bei Cuvıer (II, pl. ın, fig. 1, 2, 5). | 
2) Ein rechter und ein linker sehr wohl erhaltener Talus , jeder 3°* 
breit und hoch. | | 
3) Ein äusserer linker Metacarpus, lang . 2 2 2 20.2 54 644 
breit in der Mitte . . 17 g 
dick daselbst . . .. 1% 
| Die drei letzten Stücke sind ganz ähnlich den entsprechenden bei 
dem in Sibirischem Eise gefundenen Nashorne, und Abbildungen zu- 
folge sehr verschieden von denen der Flusspferde, Tapire, Anoplothe- 
rien und Paläotherien. 


IV. Equus. 
1) Siebzehn verschiedene Backenzähne, von der Grösse wie bei einer 


unserer mässig grossen Rassen, auch ihnen ähnlich, aber schärfer aus- 
geprägt und insbesondere die Leisten auf der äusseren Fläche sehr viel 
stärker hervorragend. 

2) Linker Talus: breit an der untern Gelenkfläche 2°, 14‘, in der 
Mitte 2°, hoch bis 2° 4‘, 


3) Ein etwas kleinerer. - ' 
4) Ein rechter Metacarpus: lang 8°’ 6°’, am oberen Gelenkrand breit 


1’ 4°, dick 1° 31‘, — in der Mitte breit 1° 6°, dick 1°; — am 
untern Gelenkrand breit 1°” 11°’, diek 1° 6° 
5) Ein etwas kleinerer, rechter, mit ähnlichen Verhältnissen, 
6) Ein linker Metatarsus, doch ohne unteren Gelenkrand , 8° lang, 
oben 2°’ breit und 1°’ 73° dick. 
7) Untre Gelenkstücke von einem Metatarsus und einem Metacarpus. 
8) Untere Hälfte einer linken Tibia, am Gelenkende breit 2’' 10%, 
dick am äusseren Rande 2° 2°, am innern 2° 94°, 
9) Obrer Phalanx des Hinterfusses 2° 11°, 
Alle diese Theile (2—9) ganz übereinstimmend in Form und Grösse 
mit den gleichnamigen bei unsern Pferden mittlen Schlages. 
vV. Boss 
1) Ein letzter und ein vorletzter Backenzahn aus einem linken Upter- 
kiefer ; der letzte hoch 2° 6°‘ , lang; 1° 63°, breit au der Basis 9°‘, 
vorn 64°; — der vorletzte hoch 2° 6°, lang 1°‘ 24%, breit an der 
Basis [?] 1°’ 11°, vorn 7°. Ziemlich übereinstimmend mit den ihnen 
entsprechenden Zähnen bei Bos Urus, aber an der Basis dicker und 
an ‘der Krone viel schmäler. Von den Zähnen der Hirsche weit mehr 


verschieden. 


— 481 — 


2) Zweiter Backenzahn des rechten Unterkiefers, etwas beschädigt, 
hoch .... ., lang 1°‘ , breit 73°. Kaufläche sehr abgerieben und ver- 
hältnissmässig viel breiter, als beim Auer- und beim, Haus-Ochsen. 

3). Zwei Metatarsi ausgewachsener Individuen, doch ER obere Ge- 
lenkstück abgebrochen, 


A. B. 
Am untern Gelenkende breit . . 1° gg’ „17 0 
-.— u "273 rag 103 , um 
in der Mitte breit . - 2... .. 1° a 
ee Mick ae ls rn, 10‘ 


Beide schlanker , als bei einer Holländischen Kuh, ihre Hinterseite 
nicht tief gefurcht, wie bei Hirschen, sonder. platt, und die Grube der 
rechten und linken Seite des unteren Gelenkstückes weniger tief. 

4) Zwei untre Hälften von Metacarpus, der eine a) am Gelenkende 2”, 
der andere b) = 3°’ 10°‘ breit und dieser 1°‘ 9° in der Mitte dick. 
- 5) Unterhälfte eines Metatarsus, am Gelenkende 3° breit, in der 
Mitte 1°’ 6° dick. 
6) Untre Hälften von 4 Tibien 
A. u. B. C. D. 
Gelenkende breit . „. . .„ 3° WEL ER PER 
= a FB Be WR SEE I Et 
— BEE LEI 7 HR TZE nn Wr 
Be breit: 04-0 Bl ERE huD 1 he 
ck le ie ee: $ . 1 gt 
7) Linker Talus: Höhe 3 4 und 3% 34, Breite 2, Dicke 1“ 
61‘, Ein anderer ist etwas kleiner. 

8) Zweiter Phalanx des Vorderfusses 1°’ 11° lang, an beiden En- 
den 1°’ 63° breit. 

Die von 4b an bis 8 aufgezählten Reste stammen von einer Och- 
sen-Art, welche dem Auer- wie dem Haus-Ochsen an Grösse überlegen 
gewesen, und rühren vielleicht von Bos primigenius ber, wovon 
Schädel kürzlich in Sibirien gefunden worden seyn sollen. Der Pha- 
lanx ist auch jenem von Jena (Bosan. in Act. Leopold. XIII, ı) sehr 
ähnlich. Dagegen müssen die Theile 3 und 4a einer weit kleiner Art 
eigen gewesen seyn. 

Ausserdem lagen noch einige andere für die nähere Bestimmung 
allzusehr besehädigte Knochen , wahrscheinlich von Ochs und Pferd, in 
der Sammlung. 


1 
2 
= 


G. Fıscner von Warpseim: Untersuchungen über die fossi- 
len Knochen in Russland, Nr. II (Nouv. mem. acad. nat. Mosc. 
1834; III, 281—298). [Vgl. Jahrb. 1835, S. 616.] Parras hatte in Si- 
birien bereits mehrere Knochen-Höhlen beobachtet. Die Höhle Jamase- 
Tasch („Felsmauer“) zwischen Orlofk# und Schaitan-Aul , welche sehr 


| 


— 23: — 


geräumig ist und bei [in ?] welcher der Sym-Fluss über eine Werst weit 
durch Kalk - Gebirge unterirdisch fortfliesst, ist. sehr feucht: Wasser 
tropft überall von ihrer Decke und bildet an der südlichen Seite kleine 
Stalaktiten. In ihrem N.W.-Theile kommen viele Gebeine von Menschen, 
Pferden, Rehen u. a. Thieren vor; aber diese Höhle ist von Baschkiren 
früher bewohnt gewesen (Pırras 11, 455). — Die Höhle von Kisaetasch 
am linken Ufer des Juriusen enthält viele Knochen, aber auch Russ, 
Schafdung und andere Anzeigen, dass sie bewohnt gewesen. — Die 
Höhlen von Läkle, von der Inia u. a. haben Parras nichts Merkwürdi- 
ges dargeboten. — — Andere Höhlen, deren fossile Knochen auf ein 
höheres Alter schliessen lassen, hat nun vor einigen Jahren GEBLER 
besucht und die einen am 7'scharych (im Bulletin der Akademie, III, 
232) beschrieben. Sie liegen auf dem rechten Ufer des Tscharych bei 
dem Dorfe Tschagyrskaia, 90 Werst SO. von Smeinogorsk in einem 
aus N.O. nach S.W. ziehenden Kalkberge , welcher blaues und grünes 
Kupfer-Karbonat, Schwefelblei, weissen Bleispath, Silber u. s. w., aber 
keine Versteinerungen enthält. In einer derselben kommen fossile Kno- 
chen vor. — Die andern dieser Höblen liegen am kleinen Flusse Khan- 
khara, welcher in die Ini«a fiiesst, die sich selbst in den Tscharych er- 
giesst, und etwa 27 Werst von Tschaguirskaia entfernt; die eine ist12 W, 
von der Mündung des Baches in einem steilen Kalkberge; ihr Eingang 
befindet sich an der Nordwest - Seite desselben, 20 Toisen über dem 
Bache, ihr Boden ist fast horizontal; sie geht 7 Toisen weit gerade 
aus, dann nach N.O., nach O., nach N., nach ©. und wieder nach N.N.O. 
Ihre ganze Länge ist 37 T., ihre Breite 1, —3 T., ibre Höhe 1-13 T. 
Links steht sie mit einer andern, eben so grossen Höhle in Verbindung. 
Alle Vertiefungen ihres Bodens sind erfüllt mit Thon, welcher bis 1 T. 
mächtig und besonders in seinen obern Schichten voll fossiler Knochen 
ist. Sie liegen in der ganzen Ausdehnusug der Höhle obne alle Ord- 
nung durcheinander. Wo die Thonschicht dünne wird, erscheinen sie 
zuweilen an der Oberfläche. Die Knochen sind besser erhalten, als in 
obiger Höhle; es sind vorzugsweise Zähne, Kinnladen — selbst ganze 
Schädel — und Fusswurzel- und Zehen-Glieder, von Herbivoren sowohl, 
als von Raubthieren , einige von sehr kleinen Arten. Von dieser Höhle 
aus kann man eine andere seben, welche sich gleich am Eingange 4 T. 
tief steil hinabsenkt und ganz mit Thon, der nur wenige Knochen ent- 
hält, angefüllt ist. — Endlich finden sich in dieser Gegend noch 2 an- 
dere, aber nur kleine Höhlen. 


Unter den aus dieser Höhle stammenden Knochen hat der Verf. fol- 
gende Reste erkannt: 


I. Arctomys, Murmelthier. 


1) Ein fast vollständiger Schädel (Tf. XXI, Fg. 1, 2), woran nur 
die Schneidezähne , die Nasen- und Intermaxillar - Beine fehlen. Er hat 
je 5 Backenzähne mit 3höckerigen Kronen. Der Schädel gleicht dem 
des A. Bobac, ist aber mehr verlängert, das Hinterhaupt breiter , die 


— 4188 — 


Parietal- und Occipital- Leisten sind höher, der Jochbogen stärker. Er 
hat folgende Dimensionen : 
Von der Hinterhaupt-Leiste bis zur Nasenbein-Naht . „ 2 6 
Unten, vom Rand des Ausschnittes des Hinterhaupt-Lochs 
 Inrisiv-Nalt. ul m ee 
Busse der. Parietal-Leiste, lies a4 wien Jr 
Breite des Hinterbaupt-Beines - . » x 2 e ..... 14 
Höhe desselben mit dem Hinterhaupt-Loche . ... . . 17 ga 


Länge des Basal-Beines . . 2 2» 2» sem 2 0 000 ill 
m a EL, 5 TEEN 
—  — Alveolar-Raumes ». ». . 2 2 2 20000000 1’ 

Abstand des Jochbogens vom Schädel . . » .... er 


2) Rechter Unterkiefer- Ast, ohne Gelenkkopf xx, 5) mit einigen 
hinteren Mahlzähnen: | 
ET Re REN SE RR ar: Ye 
en 0:00. a RT 94’ 
— beim zweiten Mahlzahn RE RE ee ng zin 
II. Myoxus, Siebenschläfer (XX, 1, 2, 3). 

1) Ein Schädel, grösser als bei M. Glis. Die Schneidezähne ha- 
ben vorn der Länge nach eine eingedrückte Linie; Backenzähne sind 3, 
von vorn nach hinten an Grösse abnehmend. Seine Länge ist 

von den Hinterhaupt - Gelenkköpfen bis zur Schneidezahn- 
Be a ce EIER EUER Fri, hau 
von der Hinterhaupt- Leiste bis zum Nasenbein-Ende . .„ 1° 43° 


Länge der Interparietal-Beine . . . .. Be a’! 
— , — Parietal-Beine. . os oc a. \ 4,‘ 
En ee en ... 
Be Nasenbeine 4 ae. 0 u wa ie nee ce B:° 

eherinital-Beius 4 5, 2 u na 2 11’ 

Breite — - et ee sr 

Länge des Alveolar-Raudes . . . 2 2 22 200. . 

oe RE 

Zwischenraun zwischen deren beiden innern Enden . . - aa 

—_ — ' den beiden Gehörgängen . . . 10‘ 

Länge des Zwischenkieferbeins unten . . . U 5 zit! 
— — ganzen Gaumens .» 2: 2 men 10° 
NT DEU? Pe 1 de! 7 


Il. Cricetus, Hamster. 
1) Ein linker Unterkiefer-Ast (XX, 8). Die hinteren Anhänge sind 


weniger lang und gekrümmt, als an der lebenden Art. 
Seine Läuge ist . ... a EEE 


Höhe bei den hintern En u A: hen ie fe 6'‘‘ 
=. udem Men)Mahlzahn .n. «2... ».uerıe ar! 
— bis zur Spitze des Schneidezahns . » .» » 6''' 


2) Ein anderer Ast ohne Backen - Zähne (XX, 6) vom nämlichen 
Tbiere ? 


.. 


IV. Mus, Maus. 

1) Ein Unterkiefer-Ast ohne Backenzähne, wie es scheint, vom En 
genus Hypudaeus. 

V. Putorius, Iltis. 

1) Ein Schädel, dessen Theile mehr, als beim gemeinen Illtis , aus- 
geprägt sind‘ (XXI, 3, 4). Die Parietal - Leiste beginnt vom Stirnbeine 
an, verlängert sich über das Parietal- Bein und geht in eine kurze aber 
hohe Leiste des Hinterhaupt - Beines über. Die Glenoid - Höhle ist, 
Alles gegen den gemeinen Iltis verglichen , länger und breiter und der 
Schläfenfortsatz, welcher sie aufnimmt, viel grösser, die Pauke schmä- 
ler, in Form einer mehr verlängerten Röhre, , der äussere Gehöhrgang 
gerundet mit dünnen Wänden. Alle Nähte sind bereits verschwunden, 
Die Ausmessungen ergeken: 

vom Hinterhaupt-Kondylus bis zum Schneidezahn-Rand . 3° 61 
von der Hinterhaupt-Leiste bis zum Nasenbein-Rand . „ 3 a 


Länge der Hinterhaupt-Leiste‘.., u uud. Ks 8 2 
Höhe: derselben: u.'x, wu u ee al 
Länge: des  Gaumensii Kuna. u 06 ea N u ER 
vom Ausschnitt des Hinterhaupt -Loches bis zum Hinter- 

Rand.des Gaumens „ . 2. nenn elle nn. 1 5 
Länge; der Glenoid-Höhle‘. 2... ira nk Sa ee 7 


Breite .derselbeil.. al. ei ar De Tre Dart 


Alveolar-Rand vom Höckerzahn bis zum Eckzahn . „. .„ 1° 1% 
Länge der Eckzahn-Aveole . » 2 2 2 2 22 00% a 
Breste’den Horckermalins" "ee ee aa 
ddmn ErossierLänge . .). 2 m aan 3.4 


2) Ein Unterkiefer (XX, 4) eines andern Individuums, dessen Ge- 
lenkkopf und aufrechter Ast stärker, als beim gemeinen Iltisse sind. 


VI. Ursus, Bär. Ein untrer Eckzahn (XXII, 5), unter den 
von RıATuKE untersuchten Resten etc. 
vi. Hyaena. 

1) Rechte Unterkiefer - Hälfte (XX, 1) völlig wie jqne bei CuvieR 
(oss. IIT, pl. xxıx, Fg. 14). 

2) Ein obrer Eckzahn (XX, 3) 2’ 6°’ lang, er bei der Basis der 
Wurzel 9 breit. Denn ein kleinerer (Fg.4) von einem jüngern Thiere 
einer andern Art. | 

3) Ein hinterer Backenzahn (XX, 2) ist mit der stärksten Wurzel 
1°‘ 10° hoch, die Krone 1° 24!!, 


VIII. Rhinoceros. \ 

1) Viele Backenzähne, wovon aus dem Oberkiefer der zweite, ein 
Milchzahn von 1°‘ Breite aussen , 1° 3° Breite innen, 1° 1° Länge 
von vorn nach hinten und 1°‘ 10°‘ Höhe mit der stärksten Wurzel 
(XXUI, 3, 4), — der dritte linke von 1° 5’ äusserer Breite, 1’ 4’ 
innerer Breite, 1’/ 5‘ mittlerer Länge und 1°‘ 94’ Höhe mit der Wur- 
zel (XXIU, 5, 6), — und der fünfte oder letzte linke (XXIII, 1, 2) 


— AU 


von 1‘ 11° äussere Breite, 1°‘ 7’ innerer ER und 2° 3°" Höhe 
mit der Wurzel abgebildet sind. 
IX. Bos, Ochse. 

1) Ein linkes Oberkiefer-Stück mit dem 3.—5. Backenzahne (XXIV, 
7), welche viel grösser als beim gemeinen Ochsen sind. Die Krone 
des linken Backenzahns ist 11‘ hoch, 93‘ breit, und von vorn nach 
hinten 1°’ 14° Jang. | 

2) Trümmer eines linken Unterkiefer-Astes mit dem 4.—6. Backen- 
zahn (XXIV, 2). Die Krone des vierten ist 10°, die des fünften 1° 
1‘’' lang, und bei beiden 6°‘ breit. 

3) Der letzte untre Backenzahn (XXIV, 3) ist nicht breiter als die 
untere Backenzähne ns 9° Jang und mit der kleinern Wurzel 
2’ 7'4 hoch. 

4) Ein Astragalus so gross, als der von Rartake unter Nr. 7 be- 

schriebene. 

Ausserdem sind die Knochen des Bos latifrons Fıscu. (Bull. I, 
81, pl. ı) in Sibirien ziemlich häufig; seltener aber werden: an den 
Küsten solche des Bos canaliculatus Fiscn. (ib. 85, pl. ın) gefun- 
den; neuerlich hat der Verf. jedoch auch den Stirn- und Hinterhaupt- 
Theil eines Schädels dieser Art aus der grossen Schlucht von Chablowa, 
5 Werst von Moscaw erhalten, der etwas kleiner als die Sibirischen 
und noch mit viel engerem Zwischenraume zwischen den Hörnern ver- 
sehen ist; eine Abbildung desselben befindet sich in der „Oryctogra- 
phie de Moscou“ (pl. III, b). Die Ausmessungen der Schädel dieser 
Art sind: | 


q 


aus . von 
Sibiriea, Moscau. 
von.der Hinterhaupt-Leiste bis in die Mitte des 
Te anti an a a 
Länge der Basis der Hömer . . 2.2... .8u gl b. „BT 


— des Kanals zwischen ihnen „. . ... 7 6‘ 
Breite desselben in der Mitte . . 2 2 2... DZ gi 
— — warnsued, hinten. 8 08 15.9 U A 11° 
Höhe des Kanals bis zur. Basis der Hörner . . 1. zw 


— — Hinterhaupts vom obern Rande des Oc- 
eipital-Loths bis zu Leiste . 22 ce. aa gu zu gu 
Grösste Breite des Hinterhaupts . . . 2... 84 gu zu gi 
> Entfernung zwischen den Hörnern unten 13° a’! 8 6 
X. Cervus, Hirsch. 

1) Ein. Mahlzahn (XXIV, 4), wie es scheint, von C. megaloce- 
ros [?C. megaceros Harr.], ähnlich dem bei Buckuann (Tf. IX, Fe. 
1, 2). Ohne die Wurzel ist er hoch 2°‘ 8°, breit 74‘ und lang 1‘ ae, 
Ausserdem finden sich in Russland noch anderwärts fossile Hirsch- 
Reste. Im Gouvt. Casan sind in einer Mergelschichte Geweih - Stücke 
mit 2’ 2/ Durchmesser gefunden worden. — Im Gouvt. Tula auf den 
Gütern des Grafen Bosrınskv sind Hirsch- und Rennthier-Knochen 


— 46 — 


im Torfe vorgekommen, — In Liefland beim Flusse Felline hat man 
eine schaufelförmige Geweihstange gefunden, welche zu einer eignen 
Art gehört, welche Fıscher Cervus Fellinus genannt hat (Bullet. 
1831, III, pl. m). — Bei Wereia, Gouvts. Moskwa, ist ein Elenn- 
Schädel vorgekommen, welcher nach der eingeschickten Handzeichnung 
davon zu C. megaloceros gehört. Er wiegt 1 Pud, 10 Pfund, ist 
151 Werschok laug und 54 W. breit. Die rechte Schaufel ist 1 Ar- 
schin 6 W. lang, 9% W. breit, die Weite von einer Schaufel zur an- 
dern ist 1 A. 11 W. 


Xl. Equus, Pferd. 


1) Mehrere Backenzähne, welche sich durch ihre Höhe und ihre 
starke Rippen auszeichnen (vgl. Rarake, S. 480). Einer der stärksten 
hat, obschon die Wurzel etwas abgebrochen, ist, 3° 4°, 

2) Ein sehr abgenutzter Eckzahn (XXIl, 6) hat noch 1°’ 6° Höhe, 
die Krone 6°‘ Breite; er ist sehr gekrümmt und das Loch in seiner 
Mitte sichtbar. 

3) Ein noch problematischer Zahn (XXI, 7—9), ähnlich dem 
Schneidezahn eines Pferdes, hat 1°‘ 9° Länge, an der Krone 6’! Breite, 
scharfe Ränder, aber nicht das gewöhnliche Loch in der Mitte, 


Farınes: Notiz über das neulich entdeckte Vorkommen 
von Lignit zu Pazivls (Aude) (VInstit. 1834, II, 127—128). Diese 
Notiz ward bei der philomatischen Gesellschaft zu Perpignan vorge- 
lesen, Das Braunkohlen - Gebirge wurde erst kürzlich zu Paziols bei 
Entstehung eines Wasserrisses, und in anschnlicher Entfernung davon 
bei Anlegung eines Wässerungs-Grabens, an beiden Ufern der Verdouble 
entdeckt. Es besteht aus buntfarbigen Mergeln, Lehm und Sand, welche 
in 2 Meter dicken Lagen mit bräunlichgrauem Sandstein wechsellagern; 
— der Mergel ist reich an effloreszirendem Eisenkies; noch reicher der 
Sandstein. Das Dach bilden Alluvial - Geschiebe und darüber Süsswas- 
serkalk. Die Sohle geliört zur Kreide-Formation. Die Lignite sind 
darin nicht Lager-, sondern Block - weise in allen Richtungen vertheilt, 
faserig, holzartig, von Stämmen, Ästen, Zweigen, Früchten, welche alle 
von Koniferen herzukommen scheinen. Man kann unterscheiden: 

1. Faser-Lignit, Varietät A; schwarz, hart, Politur-fähig, sich 
dem Gagate nähernd, von Eigenschwere — 2; in der Hitze Dampf 
und bituminösen sauer-stechenden Geruch verbreitend,, mit Flamme ver- 
brennend bis auf 0,15 gelblicher eisenschüssiger Asche. In Kontakt 
mit dem Sandsteine ist dieser Lignit oft von Eisenkies durchzogen, der 
die Rinde stellenweise zu ersetzen scheint, und sieh innerlich zu schö- 
nen Krystallen ausgebildet hat. Hin und wieder ist jedoch die ur- 
sprüngliche Rinde des Holzes erhalten, und die Epidermis löst sich 
leicht in Form bituminöser Körnchen ab, welche dem Bernsteine ana- 
log sind. 


— 4897 0 — 


2. Faser-Lignit, Varietät B; braun, zerreiblich, leicht zerreis- 
send, viel minder hart, unter dem Messer zerbrechend; wird durch 
Schaben etwas glänzend, ohne Pelitur- fähig zu seyn, hat 1,5 Eigen- 
schwere; gibt in der Hitze wenig Dampf, brennt mit mehr Flamme und 
viel stärkerer Wärme - Entwicklung. Ausgetrocknet verliert er 3 seines 
Gewichtes, und wenn man ihn nachher verbrennt, gibt er noch 0,12 
gelbe ockrige Asche. Überhaupt ist er reicher an Eisenkies, als der 
vorige, 

Beiderlei Lignit-Arten kommen ohne Unterschied im Sandstein wie 
in den Thonschichten darüber und darunter vor, sind mithin gleichzeiti- 
ger Bildung, beide von Stämmen wie von Zweigen entstanden. Kon- 
chylien kommen nicht damit vor. Sie liegen ini Becken von Tuchan, 
das nur eine Abfluss-Rinne, das Bett des Verdouble, besitzt, vor dessen 
Bildung hier Süsswasser stagniren mussten. 


J. Hırr: Betrachtungen über den fossilen Hirsch von 
Irland: Cervus megaceros (Joun. of the Dublin geol. Soc. 1333, 
I, 20—23). Dr. Morvyneux scheint der erste zu seyn, welcher (Philo- 
soph. Transact. XLIX, 1697) diese Art beschrieben, sie aber ihrer Ge- 
weihe wegen mit dem Nord-Amerikanischen Elenu oder Moose ver- 
wechselt hat. Das einzige ganz vollständige Skelett der fossilen Art ist 
vom Erz-Diakonus Mauser in Schnecken-Mergel unter Torf zu Rath- 
cannon bei Bruff in Limerick 1824 gefunden, der Dubliner königl. Ge- 
sellschaft geschenkt, vom Vf. aufgestellt und beschrieben worden. Das 
fossile Thier unterscheidet sich von der Amerikanischen Art auf fol- 
gende Weise. 1) Seine Schaufeln werden nach aussen hin breiter , bei 
dieser sind sie innen am breitesten, Cuv.; 2) die Enden, welche aus 
den Schaufeln hervortreten, sind länger und schlanker; 3) die Schaufeln 
sind nach aussen, dort nach hinten gerichtet; die Geweihe sind viel 
grösser und dennoch der Schädel absolut kleiner: nur 1° 10° statt 2” 
lang und zwischen den Geweihen 4°‘ statt 64° breit, obschon diese mit 
ihren Spitzen 9° 2° statt 3° 7/ weit auseinander stehen; 4) auch das 
Weibchen scheint, was Cuvırr schon vermuthet, mit einem Geweilie 
versehen, welches dem der lebenden Art fehlt: jedoch ist dieses Gehörne 
kleiner, schlanker und gerader. Die Art wirft ihr Geweihe jährlich 
ab. 5) Die Knochen der Gliedmaasen sind stärker und dichter, als an 
der lebenden Art, um des schweren Geweihes ungeachtet, welches an 
dem Dubliner Exemplare 80 Pf. avoirdup. wiegt, kräftige Bewegungen 
vollbringen zu können. 


Der Fundort der fossilen Art ist a) Mergel, oft unter Torf, in Thä- 
lern abgesetzt, worin die Knochen am besten erhalten und nach Ar- 
JoHnN’s Untersuchung nur ihrer thierischen Materie beraubt sind; — 
b) Torf selbst, worin die Kuochen, welche durch freie Säure einen 


— 4858 — 


grossen Theil ihrer unorganischen Bestandtheile verloren, eine Weichheit 
zu besitzen pflegen , welche der des frischen Torfes gleich ist, so dass 
man sie nicht aus demselben herausnehmen kann. c) In einem Falle 
war es lehmiger Sand eines Berges bei Enniskerry, 40° hoch über dem 
Bache, woselbst die Kuochen ebenfalls viel von ihrer thierischen Ma- 
terie verloren zu haben scheinen. 


R. E. Grant: über einen fossilen Zahn, der im rothen 
Sandstein über der Steinkohlen-Formation in Berwickshire 
gefunden worden (Edind. n. phil. Journ. 1833—1834 , Nr. 31, S. 
838—43). Dieser Zahn ist vom Lord GreEnor gefunden und für einen 
Fischzahn gehalten worden (I. c. Nr. 30). Crirer dagegen hatte ihn 
für den Eckzahn eines Wolfes erklärt, jedoch ohne ihn genügend aus 
dem Gesteine herausgearbeitet zu haben. Aber der Zahn ist schlanker, 
gerader, mehr zusammengedrückt, oben mit einer nur so dünnen und 
weichen Schmelzlage, dass das schlechteste Messer wie in Gyps ein- 
schneidet *); am äussern Rande der Basis seiner Krone ist er breit 
ausgefurcht ; an der Basis der konkaven Seite breitet er sich plötzli= 
cher aus. Die Eckzähne der Säugethiere liefern überhaupt die schlech- 
testen und trüglichsten Merkmale: sie sind am veränderlichsten bei ei- 
ner und derselben Art, und wieder am ähnlichsten. bei Arten verschie- 
dener Geschlechter und selbst Ordnungen. Nach ihnen folgen die Lücken- 
zähne, dann die Schneidezähne, die Reisszähne; am besten sind die 
Höckerzähne. Der gegenwärtige Zahn besteht aus weicher Knochen- 
Masse ohne Schmelz - Überzug, wie bei niedrigeren Wirbelthieren, ist 
inwendig an der Basis hohl, und zeigt auf dem Queerschnitte konzen- 
trische Ringe um diese Basis, wie es bei keinem Säugethier, wohl aber 
bei Reptilien und Fischen gefunden wird; er ist ohne Wurzel, welche 
bei keinem Säugehtier - Zahne von dieser Form fehlen würde, um ihn 
in der Alveole zu befestigen. Alle wesentiicheren Charaktere stimmen 
daher mit denen der Zähne von wohl tausenderlei Fisch-Arten über- 
ein, so dass der Verf. nicht zweifelt, dass der- fossile Zahn dieser Ab- 
stammung seye. So ist er namentlich den Zähnen von Lopbius und 
von Lepisosteus sehr ähnlich; aber der Verf. hatte nicht Zeit genug, 
die Verwandtschaft der Fischart näher zu bestimmen, welcher dieser 
Zahn angehört haben mag. 


} 


Eıcuwarp: kurze Notizen über einige vorweltliche Thiere 
der Polnisch - Russischen Provinzen (an die zoologische Sektion der 
Breslauer Versammlung 1833 eingesendet; — Isis 1834, S. 681—686). 


*) Der Knochenkern der Zähne der Wirbelthiere mit warmem Blut ist härter, als der 
Schmelz bei den kaltblütigen,\der bei den Fischen sogar oft ganz felılt. 


— 489 — 


1) Elephas (mamonteus Fiıscn.) hat viele Reste geliefert , mit 
welehen insbesondere das Museum der medizinisch - chirurgischen Aka- 
demie in Wilna reichlich ausgestattet worden. Man fand a) Stosszahn- 
Fragmente, Backenzähne u. a. Knochen an beiden Ufern der Wilna zu 
verschiedenen Zeiten; — b) einen über 3° langen Stosszahn in der 
Swenta beim Dorfe Uschpole im Wilkomir’schen Kreise; — c) den Un- 
tertheil eines rechten Oberarms im Muchawetz ım Kobryn’schen Kreise; 
— d) einen Unterkiefer aus dem Bug in der Byalistocker Provinz; — 
e) einen Oberschenkel zu Hrynischki unfern Rossiene; — f) andere 
Knochen im Mosyr’schen Kreise des Rinske’schen Gouvts.; — g) einen 
schön erhaltenen Unterkiefer im Pinske’schen Kreise, u. A. 

2) Elephas pygmaeus Fıscn. lieferte a) einen schönen obern 
vordern Backenzahn aus der Uscha beim Dorfe Obrynka in Lithauen, — 
b) einen andern von Jatra im Grodno’schen Gouvt. 

3) Elephas campylotes Fiscn. ist noch seltener: nur Backen- 
zahn-Fragmente sind von ihm vorgekommen ; häufiger ist 

4) Elephas proboletes Fıscn. gewesen. Einzelne Backenzähne 
aus Lithauen , insbesondere aus der Wilna. Ein schöner Unterkiefer 
mit den hinteren Backenzähnen ist mit einem Oberkiefer - Fragment mit 
2 Backenzähnen, welche durch die schräge Stellung der auf der Kau- 
fläche vorstehenden Schmelzfalten sehr bezeichnet sind, nebst einem Stoss- 
zahn-Stücke, mehreren Wirbeln, einer Rippe, einem Oberarm- und drei 
Fuss-Knochen im Lehme bei Sawadowze im Haysin’schen Kreise Podo- 
liens gefunden worden. 

5) Mastodon bietet Reste in Wolhynien und Podolien, insbeson- 
dere eine halbe Unterkinnlade von M. medius E, aus Volhynien, im 
Volhynischen Lyceum aufgestellt, und durch ihre Zähne vonM. gigan- 
teus Cuv. verschieden; — einen ungeheuren Zwischenkiefer - Knochen 
65% Pf. schwer, mit beiden Stosszahn - Alveolen ohne Zähne, bei Rach- 
now Cassowy in Podolien nebst einem Schulterblatt-Stücke, Vorderarm- 
bein-Resten u. s. w. gegraben, alle stark von Eisen durchdrungen und 
ersterer noch von einer Hornstein-Masse durchsetzt ; — einen dreihüge- 
ligen Backenzabn , dem des M. giganteus am nächsten stehend, von 
Tultschin in Podolien, meist in Bosanus Sammlung. Getreue Abbildun- 
gen der interessantesten aller dieser Reste sollen in den Akten der 
Leopoldiner Akademie geliefert werden. 

6) Rhinoceros ist durch vollständige Schädel aus Volhynien (Ly- 
zeum von Kremenez) und den linken vorletzten Oberkiefer - Zahn aus 
dem Minskischen Gouvt. angedeutet. 

7) Equus. Zähne in grosser Menge überall in Lithauen, von de- 
nen des lebenden Pferdes kaum zu unterscheiden. Ein Hinterschädel- 
Theil, von dem des letztern verschieden, ist bereits in des Verfs. „Zoo- 
logie“ (III, 352) charakterisirt worden. Im südlichen Podolien und Vol- 
hynien lebten zu Henovor’s Zeiten viele (weisse) wilde Pferde, die 
auch von dessen „Kallkippiden“ viel gezogen wurden (Histor. lid. IV, 


cap. 32), wie nach Srraeo der wilde Esel, Onager, welche beide 
Arten jetzt in den Osten des Kaspischen Meeres zurückgedrängt sind. 

8) Dinotherium proavium E., grösser und sonst abweichend 
gegen die Deutschen u. a. Arten, hat ebenfalls zu Rachnow Cassowy 
zwei untre Backenzähne, schwarz und schwer durch Eisen, hinterlassen. 
Der vordere ist dreikügelig und bis auf den Grund der Hügel abge- 
nutzt, und dem Ural’schen Zahne bei PaLLas (Act. Petrop. 1777, U, 
tb. ıx, fig. 4) auffallend ‘ähnlich; der hintre ist 2hügelig und wohl 
erhalten. | 

9) Bos primigenius Fısc#. Reste in Lithauen häufig, zumal beim 
Dorfe Hodyeischki unfern Swienciany, und rücksichtlich seiner Hörner 
mit dem schönen Hassregen’schen Skelette ganz übereinstimmend. Da- 
gegen sind fossile Auer-Knochen noch nirgend ausgegraben worden; 
aber es ist bemerkenswerth, dass nach Nıerras CHonIsTes, aus dem 
Anfange des XIl. Jahrhunderts, der Kaiser Anpronskus Komnenus 
sich i. J. 1312 viel mit Jagen und Durchstechen der „Zumpren“ 
(jetzt in Polen Zubr, spr. Subr) in Tauroscythien oder der Krimm 
beschäftigte, ven wo der Auer nun völlig zurückgedrängt ist bis zum 
nördlichen Abhang des Elbruz, jenseit des Kuban, woselbst er sich durch 
das ganze Land der Abchasen findet, die mit den Mingreliern sich, 
gleich den Germanen, seiner in Silber gefassten Hörner bei ihren Trink- 
gelagen bedienen. 

10) Cervus Alces hat ein fossiles Geweihe in Gesellschaft von 
Elephanten Knochen am Bug in der Bialistocker Provinz, einer Ge- 
gend hinterlassen , wo jetzt diese Thiere nirgend mehr leben, obschon 
sie nach Jrzıws Carsar mit dem Auer zugleich den Herzynischen 
Forst bewohnten. 

11) Von Cervus elaphus findet man viele noch sehr frische Ge- 
weihe in Lithauen, Wolhynien, im Bialowitzker Walde und in Podolien, 
am Russischen Bug, obschon auch er jetzt ausgestorben. STRABO (geogr. 
Bücher, edit SIEBENKEES p. 407) gedenkt ihrer noch mit wilden Schwei- 
nen, Eseln, Dorkaden (Reh oder Antilope subgutturosa Güzn.) 
und dem Kolos (Antilope Saiga oder Scythica Pırr.), von 
welchen heutzutage auch die Esel bis jenseits der Emba im N.O. 
des Kaspischen Meeres und in die Kirgisensteppe, jene erste Antilope 
bis in die Steppen westlich vom dem Kaspischen Meere und gegen Per- 
sien verdrängt ist, die letzte aber nur vom Dniepr theilweise gegen 
Süd- Podolien und die Ukraine zurückgewichen ist. Ost- Europa ist 
reicher an Elephanten Resten und denen einiger anderen Pachyder- 
men; der Westen hatte mehr Raubthiere, Palaeotherien, Ano- 


plothberien u. s. wW. 


Manrcer ve Serres: Bemerkungen über die grossen Höh- 
lenbär-Arten (Biblioth. univers. 1835, LVIII, Scienc. et Arts, 


= 41 — 


471-191). Schon i. J. 1826 hatte der Verf. eine dritte grosse Höh- 
lenbär-Art, den Ursus Pittorii zu den zwei bereits bekannten, dem 
U. spelaeus und dem U. arctoideus hinzugefügt, aber ihm bypothe- 
tisch eine gewölbte Stirne zugeschrieben, in welchem Irrthum ihm auch 
Junes Pıcter gefolgt ist, als er die Reste des U. spelaeus von Mia- 
det”) zu U. Pittorii rechnete. Da der Verf. seitdem in den Besitz 
von 12 Schädeln dieser 3 Arten aus der Höhle von Fausan oder der 
Minerva (Herault), aus denen von Mialet, Jobertas (Gard) und von 
Nabrigas (Lozere) gelangt ist, so ist er nun im Stande, den Irrthum 
aufzuklären. x Ä 

1) U. spelaeus unterscheidet sich von allen bekannten Arten ver- 
mittelst seiner durch zwei nebeneinanderliegende Höcker stark aufge- 
triebenen und daher vorn steil absetzenden Stirne, zwischen welchen 
Höckern eine Vertiefung von der Verbindung des Stirnbeines mit den 
Wandbeinen hinten bis zu den Nasenbeinen vorn herabzieht. Jene Wöl- 
bung findet nur bei unserem lebenden U. arctos, aber in viel gerin- 
gerem Grade noch Statt, bei U. aretoideus ist sie schwach, bei U. 
Pittorii gar nicht vorhanden. — 2) Der Postorbital-Fortsatz des Stirn- 
beines ist bei U. spelaeus äusserst stumpf, und nur in seiner Fort- 
setzung, kurz ehe er sich mit dem der entgegengesetzten Seite zur Sa- 
gittal-Leiste vereinigt, nämlich erst über dem äussern Gehörgange, mehr 
bemerkbar. Er ist bei U. arctoideus etwas, bei U. Pittorii viel 
stärker. — 3) Der zwischen beiden Seiten - Leisten liegende Winkel ist 
beim erstren spitzer und reicht weiter nach hinten , als an irgend einer 
andern Art, und der wirkliche Aufang der Sagittal- Leiste kommt erst 
über den Kronen - Fortsatz des Unterkiefers zu liegen. Beim U. arc- 
toideus liegt jener Winkel weiter vorn, und die Stirne bildet ein gleich- 
schenkeliges Dreieck; bei U. Pittorii liegt er am weitesten vor, so 
dass die Stirne ein gleichseitiges Dreieck darstellt und die Sagittal- 
Leiste am längsten erscheint. — 4) Die Verlängerung der ungeheuren 
Sinus frontales bis zum Hinterhaupt-Beine vergrössern die Ausdehnung 
des Antlitzes bei U. spelaeus eben so sehr, als sie die Gehirnhöhle 
verengern "und zurückdrängen. — 5) Die Occipito - Parietal- Leisten sind 
stark, doch nicht in dem Grade wie bei U. Pittorii entwickelt ; dage- 
gen ragen die Wandbeine vorn, nächst ihrer Verbindung mit dem Stirn- 
beine und etwas über dem schuppigen Theil des Stirnbeines und der 
Keulbein-Flügel am U. spelaeus „unendlich“ viel weiter auseinander, 
als bei U. Pittorii, verhältnissmässig etwa so weit, als bei U. arc- 
toideus. Die Augenhöhlen sind bei U. spelaeus breiter, bei U. 
Pittorii länger. — 6) Legt man den Oberschädel des U. spelaeus 
ganz horizontal, so trifft eine Linie von der Ocecipito-Parietal-Vorragung 
aus senkrecht auf die Hinterhaupt - Gelenkköpfe. Bei U. Pittorii ste- 
hen diese weiter nach hinten, als bei den andern. — 7) Zwischen die- 
‚sen Köpfen und jener Vorragung befindet sich am Hinterhaupte des 


*) Siehe Jahrb. 1834, S. 245 ff. 


U. spelaeus jederseits, an der obern oder hinteren Fläche des Occipi- 
talbeines, eine sehr deutliche Grube, und die Muskel - Eindrücke am 
Rande der 2 Seiten - Leisten des Hinterhauptes sind weniger stark und 
zahlreich, und jene auf der Hinterhaupt - Fläche selbst viel minder deut- 
lich, als bei U. Pittorii, dessen Kopf- und Hals- Muskeln stärker wa- 
ren; diese Vertiefungen alle sind bei U. Pittorii viel geringer und 
bei U. aretoideus ist das Hinterhaupt ganz flach. — 8) Die Gegend 
an der Wurzel der Nasenbeine ist bei U. spelaeus eingedrückt, so 
dass sich diese nach vorn zu erheben scheinen, während sie bei U. arc- 
toideus fast horizontal sind, bei U. Pittorii saaber sich nach vorn 
senken, und daber der Schnautze ein schlankes und spitzes Ansehen 
geben; und die vorderen Nasenöffnungen sind von vorn nach hinten 
mehr verlängert, als bei U. Pittorii, zwischen welchem und jenem 
andern in dieser, Beziehung der U. arcetoideus gewisser Maasen das 
Mittel zu halten scheint. Die Schnautze hat bei jenen beiden Arten 
gleichen Umfang, ist aber bei U. Pittorii länger, mithm schlanker; der 
Abstand vom Suborbital-Loch und dem Vorderrande des Eckzahn-Alveole 
ist bei beiden gleich gross. — 9) Die Unterseite bietet keine erhebliche 
Verschiedenheiten und der Abstand der beiden Jochbogen ist verhältniss- 
mässig gleich; aber die Breite des Schädels zwischen diesen Jochbogen 
ist am geringsten bei U. Pittorii, wesshalb diese abstehender und 
entwickelter scheinen. — 10) Der Abstand der innern Seiten der zwei 
Backenzahn-Reihen ist beim U. Pittorii am kleinsten, und beim U, arc- 
toideus, obgleich sein Schädel kleiner als bei beiden andern ist, um 5 
Millim. grösser, als bei beiden andern. — 11) Die ganze Länge der 
Backenzahn-Reihe ist bei dieser Art — auch verhältnissmässig genommen 
— viel kleiner, beiU. spelaeus kaum merklich grösser, als bei U. Pit- 
torii und U, aretoideus. — 12) Der vorderste Backenzahn ist bei jenem 
fast so breit als lang, bei U. Pittorii viel schmäler als lang, wodurch 
er sich dem bei U. arctoidexs viel mehr nähert. Auch der hinterste 
Backenzahn ist sich in beiden letztern Arten ziemlich ähnlich, und 
zwar am hinteren Rande mit zahlreicheren runden Höckerchen gekrönt 
und auf der Kaufläche mit mehrfältigen erhabenen Ringehen versehen, 
als bei U. spelaeus. — 13) Der Abstand des Eckzahns vom vorderen 
Mahlzahn ist bei den zwei grösseren Arten fast gleich; beim U, arc- 
toideus ist er viel kleiner, auch stehen sich bei ihm die zwei Eck- 
zähne viel näher und sind selbst dünner als bei den andern; — die 
Schneidezähne bilden eine kürzere Reihe. — 14) Bei U. Pittorii hatte 
der Verf. auch die Alveole des Lückenzahnes gefunden, welcher dem U. 
spelaeus immer, dem U. aretoideus wohl nur, wenn er nicht mehr 
ganz jung ist (wo er deren unten sogar 2 besitzt), zu fehlen pfle- 
gen; diese Alveole war 0m,008 lang, 0%,005 breit und 0m,015 tief, mit- 
bin keineswegs im Begriffe sich zu obliteriren, sondern einem “bleibenden 
Zahne angehörig. — Auch der Unterkiefer bietet mehrere Verschieden- 
heiten dar. 15) Beim Ü. spelaeus ist er viel stärker, längs der Backen- 
zähne böher und unten der Länge nach gewölbter; die Grube zur 


- ZU => 


Befestigung des Masseter scheint viel stärker entwickelt. Die Symphyse 
ist viel länger, als bei U. Pittorii, auch dicker; — der Kronenfortsatz 
ist gerader und breiter, vom Gelenkkopfe entfernter, und der Abstand 
der beiden Kinnladen in der Zahnlücke hinter dem Eckzahne viel be- 
trächtlicher, als bei U. Pittorii. — 16) Das hinterste der drei Kinn- 
Löcher steht unter dem vordersten Mahlzahne, bei U. Pittorii und 
U. aretoideus vor ibm. — Bei U. arctoideus ist der Unterrand der 
Kinnlade ganz gerade und der Gelenkkopf kaum über der Kaufläche der 
Zähne. Der vorderste der falschen Mahlzähne unten, der Eckzahn 
und der hinterste Backenzahn sind grösser und stärker, als bei U. Pit- 
torii, während der vorletzte Backenzahü bei beiden fast gleiche Dimen- 
sionen besitzt. Jener vorderste Backenzahn insbesondere ist bei U. 
spelaeus länger von vorn nach hinten, und stets mit 2 deutlichen 
Wurzeln versehen, welche bei U. Pittorii zusammenschmelzen. Die 
untern Schneidezähne sind bei U. spelaeus nicht allein merklich brei- 
ter, als die obern, sondern auch als jene des U. Pittorii, wo sie in 
einem viel dünneren Kinne sitzen. Die Zahulücke hinter dem Eckzahn 
ist viel kürzer, als bei diesem letzten. — Bei U. arctoideus aber, 
wo alle Dimensionen um etwa # kleiner, als an den zwei vorigen sind, 
ist die ganze Zahnreihe des Unterkiefers um den vordersten Backenzahn 
kürzer und alle Backenzähne sind schmäler; der Eckzahn immer viel 
schwächer; der erste Backenzahn hat gewöhnlich auch zwei getrennte 
Wurzeln, die indessen manchmal zusammenschmelzen. — 17) Die Schä- 
del im Ganzen betrachtet haben vom Schneidezahn - Rande bis zum 
Hinterhaupt-Höcker bei 

U. Pittorii 

U. spelaeus 

U. arctoideus 


0,509 bis 0m,549 Länge und darüber, 
0m.475 „ 0m527° — 
0m,400 „ 0m420 — 

18) Am bequemsten lassen sich mithin diese Höhlenbär - Arten so 
charakterisiren : 


U. spelaeus mit gewölbter Stirne und dicker Schnautze, 

U. Pittorii mit flacher Stirne und schlanker Schnautze, 

U. aretoideus, kleiner, mit wenig gewölbter Stirne und kurzer 
aber breiter Schnautze. 


Was die übrigen Knochen des Skelettes anbetrifft, so behält sich 
der Verf. vor, später darauf zurückzukommen , und bemerkt für jetzt 
bloss [was auch andere Beobachter schon gethan], dass Cuvıer mit Un- 
‚ recht das bei einem einzigen Exemplare des Oberarmbeins von U. spe- 
laeus vorgekommene Loch für den Durchgang der Arm-Arterie über dem 
innern Gelenkkopfe, als spezifisches Merkmal für den U. arctoideus 
angesehen habe. Dieses Merkmal seye ein bloss individuelles gewesen, 
und die Unterscheidung nach der Grösse dieser Knochen wichtiger. 


Jahrgang 1836. 32 


- 414 — 


W. A. Tuompesox: Lebensdauer der Kröten u. s. w. von 
festem Material eingeschlossen (SırLıman, Americ. Journal 
XXV, 41 etc). Bwckuanp’s Versuche veranlassten den Verf. zu 
ähnlichen Experimenten. Reptilien wurden eingeschlossen in 2 verschie- 
dene Gestein - Stücke; einmal in Räume von 12°‘ Tiefe und 5°‘ Durch- 
messer, und sodann dieselbe Anzahl Kröten in Räumen von kleinen Di- 
mensionen. Nach Jahresfrist fand man die in den kleinen Weitungen 
enthaltenen Thiere sämmtlich todt, während die meisten von den im 
Sandstein befindlichen noch lebten, sie hatten nur sehr an Gewicht ab- 
genommen. Man schloss die Kröten von Neuem auf ein Jahr ein, und 
nach Ablauf dieser Frist waren alle abgestorben. Kröten, die in eine 
wohlverwahrte Öffnung von 5°‘ Tiefe und 3°‘ Durchmesser in einen 
 Apfelbaum eingeschlossen worden, waren nach Jahresfrist alle todt. — 
Iın Staate von New-York hat man Kröten und Fische unter folgenden 
Lagen getroffen: 

1) Kröten in sekundärem Sand- und Kalk-Stein ; 

2) in Thon - Schichten, etwa 12 — 15 F. tief, die beim Brunnen- 
“ Graben aufgeschlossen worden; 

3) in Baumstämmen an, dem Luftzutritt durchaus unzugängli- 
chen Stellen. 

Im Kalk- und Sand-Stein waren die Weitungen nicht grösser, als 
der Körper dieser Thiere, und, wie es scheint, hatten letztere diese Stelle 
seit der Bildung der Felsarten nicht verlassen. Das Material musste 
bei seinem Absatze so weich gewesen seyn, dass es sich nach der Ge- 
stalt des einzuschliessenden Körpers modeln konnte, Augenfällig ist, 
dass wenn ein lebendes gesundes Reptil in einem Raume von der Grösse 
eingeschlossen würde, in welchem man solche Geschöpfe gewöhnlich 
findet, es nicht die Hälfte der Zeit leben könnte, als diess bei BuckLanp’s 
Versuchen der Fall war; denn Nahrung und Luft kann kein Thier ent- 
behren, das den Gebrauch seiner Organe hat. Allein man weiss, dass 
Kröten u. s. w. im Erstarrungs-Zustande mehrere Jahre verblieben sind, 
ohne dass sie Lebenszeichen gaben, und dass sie auflebten, so wie man 
dieselben der Lutt und zugleich einer höheren Temperatur aussetzte. 
Daraus ergibt sich, dass Athem und Kreislauf des Bluts bei kaltblüti- 
gen Thieren für die Lebensdauer während der Winterzeit nicht unum- 
gänglich nothwendig sind; ferner scheint es, dass die, in den Magen 
aufgenommene , Nahrung nach Ablauf von 3 bis 4 Jahren noch eben so 
unverändert und unverdaut bleibt, als wäre dieselbe erst vor wenigen 
Augenblicken aufgenommen worden, vorausgesetzt, dass die Erstarrung 
überwiuternder Thiere keine Störung erleide, selbst was den niedern 
Temperatur-Grad betrifft. Mit gutem Grunde kann man annehmen, dass 
seit der frühesten Bildung unserer Erde, Wärme und Kälte stets abge- 
wechselt haben , wie solches noch gegenwärtig der Fall ist, und dass 
die tierische Konstitution unverändert nach den nämlichen Prinzipien 
geregelt worden; wäre demnach ein Reptil während seiner Erstarrung 
in Sand oder Kalk eingelagert worden, so ist kein Grund vorhanden, 


-- (A 


wesshalb seine Vitalität nicht durch Jahrtausende hindurch fortdauer» 
könnte. Wenn Nahrung, Atlıem und Kreislauf des Blutes nicht uner 
lässliche Bedingungen sind für die Lebensdauer solcher Geschöpfe, so 
ändert die Zeitdauer nichts, tausend Jahre oder ein Tag zeigen sich für 
sie nicht verschieden. Zutritt von Luft und höhere Temperatur sind 
erforderlich für das Wiederaufleben solcher erstarrten Thiere. Es fehlt 
uns an Nachrichten über Kröten oder andere Reptilien, die im Sand- 
stein oder in Kalkstein eingeschlossen gefunden worden in Europa oder 
"Amerika, ausgenommen in solcher Breite, wo die Kälte jene Geschöpfe 
torpid macht; möglich ist es darum, dass die Thiere in Erstarrungs- 
Zustande sich befanden, als sie in noch weichen Gestein - Massen ein- 
geschlossen wurden. Die Einrede, dass die Thiere bei der jährlichen 
Wiederkehr höherer Temperatur hätten belebt werden müssen, lässt 
sich dadurch beseitigen, dass ein Gestein in einer Tiefe von 15— 20 F. 
eine weit niederigere Temperatur hat, als die Atmosphäre; übrigens bleibt 
es zweifelhaft, ob ein in 15 — 20 F. Tiefe in Gestein eingeschlosse- 
nes Reptil, olıne dass freie Luft- Circulation Statt hat, wieder sollte 
belebt werden können. Frösche und Kröten blieben, im südlichen Theil 
der Hudsons -Bucht und in Canada, Jahre lang im Erstarrungs- 
Zustande und belebten sich sodann wieder. In dieser Breite bleiben Krö- 
ten vom 1. November bis zum 1. Mai torpid; im Sommer zeigen 
dieselben gewöhnlich in 8 — 10° Tiefe unter dem Boden, oder in noch 
geringerer Tiefe unter einem Stein ‚ Merkmale des Lebens; im Winter 
beharren sie unter solchen Verhältnissen bis zum Mai im torpiden 
Zustande, zu welcher Zeit die kleinen Insekten ihren Winter- Aufenthalt 
verlassen und sie mit Nahrung versehen. In diesen Klimaten ist die 
Erde zur Winterzeit bis auf 15— 18° Tiefe in der Regel gefroren, und 
alle darin eingeschlossene Wesen erscheinen erstarrt und lebensles. — 
Auf warmblütige Tbiere, wie z. B. Murmelthier, Igel u. s. w., obwohl 
sie während der kalten Jahreszeit im Erstarrungs - Zustande verbleiben, . 
wirkt die Kälte ganz anders, als auf kaltblütige Geschöpfe , bei denen 
der Kreislauf des Blutes vor sich gehen kann unabhängig von der Thä- 
tigkeit der Lunge. Wenn die Luft - Temperatur unter 50° F. sinkt, so 
fangen kaltblütige Thiere an, ihre Sensibilität zu verlieren: kommt die- 
selbe auf 400 zurück, so werden dieselben torpid, und wenn eine solche 
Temperatur unverändert bleibt, so beharren sie in jenem Zustande, wie 
diess wiederholte Erfahrungen und Versuche dargethan. Was Kröten 
und Frösche betrifft, die man beim Brunnen-Graben in 12—15 F. Tiefe 
gefunden hat, so ist kein Grund vorhanden, wesshalb man nicht anneh- 
men könnte, dass sie im Erstarrungs - Zustande seit dem Diluvium ver- 
blieben wäre, da das meiste Material, welches über den festen Gestein- 
Schichten sich befand, in jenem Zeitraume durch gewaltthätige Wir- 
kungen des Wossers entfernt worden, und jene Geschöpfe zu derselben 
Zeit eingeschlossen worden seyn dürften, als das Material bewegt wurde. 
— — Bei der Voraussetzung, dass die innern Theile von Gestein- 
Schichten, aus welchen kalte Quellen hervortreten. mit dem Wasser 


32* 


ungefähr gleiche Temperatur haben, lässt sich annehmen , dass Kröten, 
wenn sie in einem solchen Gestein eingeschlossen waren , nicht wieder 
belebt werden können, bis die Felsmassen wärmer geworden sind, als 
das im Sommer aus denselben hervorbrechende Wasser, und dass unter 
gewöhnlichen Umständen jene Geschöpfe im Frühlinge nicht eher den 
torpiden Zustande verlassen , bis die Luft wärmer wird, als das zur 
Sommerzeit herausquellende Wasser. — Dass in allen Fällen, wo Krö- 
ten von Gesteinen umschlossen gefunden worden, Spalten oder Risse 
vorhanden seyn mussten, um Luft und Insekten zur Nahrung jener 
Geschöpfe zuzulassen, und dass diess den Forschungen genauer Beob- 
achter entgangen seyn sollte, ist gegen alle Wahrscheinlichkeit, zumal 
da solche Erscheinungen besondere Theilnahme und Neugierde erwecken, 
und da die, Offnungen ursprünglich gross genug gewesen seyn müssten, 
um den Körper des Reptils aufzunehmen. — — Der Verf. wurde zu 
diesen Betrachtungen veranlasst, theils durch grosse Hechte, welche 
er, aus gefrorenen Teichen und See’n im gefrorenen Zustande in 
andere Wasserbehälter brachte, wo sie wieder auflebten , theils durch 
Schlangen, die augenfällig steif gefroren waren und wieder zum Leben 
kamen, als man sie der wärmern Luft aussetzte.. Kröten kommen beim 
Pflügen häufig ohne Lebenszeichen zum Vorschein und fangen erst bei 
läugerer Einwirkung warmer Luft an, sich zu regen. — — Die Ver- 
suche BuckLınp’s dürften demnach nicht zureichen, um die Frage zu 
entscheiden über die lange dauernde Vitalität in Gestein - Schichten ge- 
fundener Reptilien. — Zum Schlusse gedenkt der Verf. einer Kröte, 
welche in der Stadt Tompson beim Brunnen-Graben in 10 F. Tiefe, in 
einer aus Thon und Gruss bestehenden sehr festen Gestein - Lage ge- 
troffen worden ; der wärmeren Luft ausgesetzt , belebte sich das Thier, 
starb aber nach kurzer Zeit. Die erwähnte Gestein - Lage ist frei von 
Rissen und Spalten und kein Eindringen von Luft oder Wasser in die- 
selbe denkbar. Das eingeschlossene Reptil entbehrte folglich jede Ein- 
wirkung von Wärme, von Wasser und blieb ohne Nahrung. Dieser 
Fall scheint mit BuckLano’s Schlusse in geradem Widerspruch. 


Sturce von Birmingham las bei der Britischen Versammlung in 
Dublin eine Nachricht über eine lebend in einer kleinen Höhle einer 
festen Masse von New red Sandstone 103° tief gefundene Kröte, welche 
noch 4 Tage fortlebte (James. Edinb. n. phil. Journ. 1836, XIX, 405). 


IV. Verschiedenes, 


ReıcuengacHh: über den Meteorstein-Fall zu Stannern bei 
Blansko in Mähren, am 25. Nov. 1833 (Baumsarrn. Zeitschrift für 


Phys. 1834, III,.73 — 77). ReıcHengBachH liess durch. ausgesandte Boten 
sich zuerst von allen Seiten Kunde verschaffen über die Winkel, unter 
welchen an jenem Abende das blendend helle Meteor erblickt worden, 
und über die Gegend, wo man die-einem starken Kanonenschusse mit 
nachfolgendem Kleingewehrfeuer ähnliche Detonation am stärksten ver- 
nommen hatte; dann durchstreifte er täglich mit 60 — 70 Mann die so 
bezeichnete Gegend, um die an der Stelle der Detonation muthmasslich 
gefallenen Meteoriten aufzusuchen, und entdeckte am 11ten Tage einen, 
an den folgenden Tagen noch zwei kleinere Meteorsteine, welche aus- 
sen schwarz, innen körnig, grau, mit metallischen Punkten verseheu 
sind, die Magnetnadel ablenken und nach vorläufigem Versuche Eisen, 
Schwefel, Thonerde u. s. w. enthalten. Er beschäftigt sich mit einer 
genauen quantitativen Analyse. [Vgl. Jahrb. 1833, S. 125.] 


v. Horcer: Analyse des Meteorsteins von Stannern im 
Mai 1808 gefallen (a. a. O. 1833, II, 293—307, nach dem, bei der 
Versammlung d. Naturf. in Wien am 26. Sept. 1832 gehaltenen Vor- 
trag). Cerer und Zinn ergeben sich zum ersten Male als (freilich 
ganz schwache) Bestandtheile der Meteoriteu. Nach 5 Analysen ist 
Folgendes die Zusammensetzung des Steines: der Körper bestund deut- 
lich aus zwei Gemengtheilen, einem Thonsilikate und einem Mangan- 
eisenoxydul-Silikate (abgesehen von einem schwachen dan: an Schwe- 
fel, Kobalt, Cerer und Zinn). 


Kieselerde . . . 0,488 a E R 
du . ‚0280 die Formel ist 1) fürs Ganze: 


Thonerde 0.039 7ES?+2AlS’+2mgS?+-MS?—+2CS? 
ie 


Mancan 0.085 2) für den grauen Bestandtheil 

> 2 ® ® 3 i 
Kalkerde . . . 0,068 2 Te +2 mg) 5 
Talkerde . . . 0,027 3) für den weissen 


Er (2Al+M-+20C) S? 


v. Hoeer: Bemerkungen zur Berzerzivs’schen Analyse des 
Meteoreisens von Bohumiliz (Baumcartn. Zeitschr. 1833, 11, 
35—37). Jene Analyse war früher (in derselben Zeitschrift 1, 290 und 
Jahrb. 1833, S. 335) mitgetheilt worden. v. HoLger sucht aus der Ver- 
schiedenheit des von Berzeuıus und von ihm selbst eingehaltenen ana- 
tytischen Verfahrens den Grund nachzuweisen, warum in beiden Fällen 
so ungleiche Resultate erzielt worden. 


v. Scureisers: über die neulichst bei Magdeburg zufällig auf- 
gefundene problematische Metall - Masse (ebendaselbst 1833, II, 1—11). 


r4 


—_— 498 — 


Das von Arrr in Göttingen unter dem Namen „Magdeburger Molybdän- 
haltiges Meteor-Eisen“ in den Handel gebrachte und von STROMEYER in 
einem Berichte an die K. Akademie der Wissenschaften als solches be- 
stätigte (vgl. STROMEYER, Jahrb. 1833, S. 74, 555 und 682) Erz weicht 
so sehr von anderm Meteoreisen ab, dass man an seiner Ächtheit zu 
zweifeln berechtigt ist. Ausser Nickel, Kobalt und Kupfer enthält es näm- 
lich nach Srromzver noch Molybdän, welches bis jetzt in keinem Meteori- 
ten entdeckt worden; dann nach Arer’s brieflicker Nachricht Gediegen- 
Kupfer und Buntkupfererz ; seine Oberfläche ist uneben und zerklüftet, 
ohne jene bei Meteoriten gewöhnlichen Finger-artigen Eindrücke, stark 
und bis zu ungleicher Tiefe verockert, ohne die eigentnümliche Rinde 
der Luftsteine.e. Die Farbe im Innern ist nicht, charakteristisch weiss- 
glänzend, sondern dunkeleisengrau, und das Gefüge nicht so dicht und 
derb. Das Erz wird von der Feile fast gar nicht und nur schwierig 
von Scheibe und Schmirgel angegriffen, und ist vollkommen ungeschmei- 
dig, während hohe Geschmeidigkeit eine auszeichnende Eigenschaft des 
Meteoreisens ist. Die krystallinischen Figuren desselben kamen weder 
durch Ätzen der Flächen mit Scheidewasser, noch durch Erhitzung zum 
Vorschein, sondern auf dem erstren Wege überzogen sie sich mit kupfer- 
rotbem Schimmer, auf dem zweiten wurden sie mit kleinen unregelmäs- 
sigen blauen Flecken bedeckt. Daher scheint ‘diese anfänglich 100 Pf. 
schwere (wahrscheinlich aber auch da schon aus mehreren Stücken be- 
standene) Eisenmasse nur das Produkt eines grösseren Schmiedheerdes, 
nicht aus Erzen, sondern aus allerlei gemengten alten Guss- u. a. Ei« 
senstücken zusammengeschmolzen ; zumal da hiemit auch noch andere 
kleine vollkommen rohe Schlacken zusammengefunden worden. - 
Bergrath Wenrre hält diese Masse für ein etwas silberhaltiges 
Hüttenprodukt, wie es in Ungarn unter der Benennung „Eisenkloss“ 
[anderwärts unter dem Namen „Sau“, daher „die Magdeburger Sau“] 
beim Kupferschmelz - Prozesse häufig vorkommt, und erwiess auch so- 
gleich dessen Silber - Gehalt im Betrage von ungefähr 6 Prozent durch 
einen Versuch. | 
STtromEyEr (vgl. Jahrb. 1833, S. 682) und v. Houcer sind mit ei- 
ner quantitativen Analyse dieses Körpers beschäftigt. | 


P. Merıun: über die Gestalt der Hagel - Körner (Bericht 
über die Verhbandl. der naturh. Gesellschaft in Basel, 1835, S. 57 ff.). 
Die Graupel- oder Riesel-Körner besitzen immer die Gestalt eines oben 
abgestumpten Kegels mit kugelförmig zugerundeter Basis. Sie bestehen 
aus einzelnen Schneenadeln, welche strahlenförmig von der Spitze ge- 
gen die Basis auslaufen. Diese Thatsache scheint von den Meteorologen 
bis jetzt übersehen worden zu seyn, ungeachtet sie bei näherer Unter- 
suchung bei jedem Graupelschauer sich leicht bestätigen lässt. Das 
Graupelkorn wird zum Hagelkorn, indem an die spärliche Basis des 


— 499 — „, 

Kegels eine Schicht von klarem dichtem Eis sich anlegt; auch bei fer- 
nerem Zuwachse findet dasselbe immer vorzugsweise an der Basis Statt, 
so dass die gewöhnliche Gestalt der Hagelkörner eine birnförmige ist, 
derjenigen des Graupelkorns ähnlich, woraus sie entstanden sind. Die 
Spitze des Kegels ist durch das strahlig abgesonderte, aus undurchsich- 
tiger Schneesubstanz bestehende Graupelkorn gebildet, der untere rund- 
liche Theil ist festes klares Eis. Diese Gestalt der Hagelkörner ist 
längst beschrieben worden, unter andern schon von Descartes; sie 
scheint aber mehr als etwas Eigenthümliches besonderer Hagelfälle be- 
trachtet worden zu seyn, bis LeopoLp von Buca (Berliner Abhaudlun- 
gen von 1814) auf ihre Beständigkeit aufmerksam machte. Der Grund 
zur Entstehung ist offenbar abzuleiten von der Beständigkeit der Lage, 
welche Graupelkörner und Hagelkörner beim Falle behalten. Der Zu- 
wachs findet immer nur, oder doch vorzugsweise an der untern Seite 
Statt, wo neue wässerige Theile getroffen und mit dem Korn vereinigt 
werden. Der Unterschied zwischen Graupel - Bilduug und Hagel - Bil- 
dung scheint darin zu liegen, dass bei ersterer die wässerigen Theile 
unmitteibar von der Dunstform in den festen Zustand übergehen , bei 
letzterer aber vorher noch der tropfbar flüssige Zustand eintritt. — Der 
regelmässige Typus verschwindet, wenn unregelmässige Winde die kon- 
stante Fallrichtung stören, oder unregelmässige Schmelzung herbeifüh- 
ren, oder auch wenn einzelne Körner zusammensintern; denn die Birn- 
förmige Gestalt ist allerdings die gewöhnliche, aber nicht die aus- 
sehliesslich Statt findende. Die Bildungsweise der Hagelkörner aus 
Graupelkörnern beweisst zur Genüge, dass nicht ein Zerspringen rund- 
licher Eiskugeln die Ursache der birnförmigen Gestalt seyn kann, wie 
ältere Naturforscher muthmaasten : sie beweisst aber auch die Unzuläs- 
sigkeit der bekannten Vorra’schen Theorie über Hagel-Bildung‘, welche 
ein unregelmässiges Hin- und Herwerfen der anwachsenden Hagelkörner 
nothwendig voraussetzt. Schliesslich wird noch des aus klaren Eiskü- 
gelchen bestehenden gefrorenen Regens gedacht, als einer von der Graupel- 
Bildung gänzlich verschiedenen Erscheinung, welche namentlich, wen» so- 
genanntes Glatteis sich bildet, gar nicht so selten ist, als manche Phy- 
siker behaupten. Die wasserhellen Kugeln, zu welchen unter solchen 
Umständen das Wasser erstarrt, beweissen die Unstatthaftigkeit der- 
jenigen Theorie’n, welche die in ihrem Bau viel komplizirteren Hagel- 
körner aus gefrierenden Regentropfen entstehen lassen wollen. 


Grosse Kälte zu Roeraas in Norwegen. Zwischen Weihnach- 
ten und Neujahr, im Winter 1833, fiel eine ausserordentliche Menge 
Schnee. Am 31. Dez. Abends war es so kalt, dass Quecksilber , wel- 
ches um 7 Uhr in einer Theetasse in die Luft gesetzt worden, vor 9 
Uhr gefroren war. Am Neujahrstage fror das Quecksilber, wenn die 
Masse nicht zu gross war, fast augenblicklich. Den ganzen Tag liess 


— 500 — 

es sich hämmern und unter dem Hammer formen, wie ein Stück weiss- 
 glühenden Eisens; man konnte dasselbe zwischen den Fingern zerbre- 
chen, und in der hohlen Hand schmolz es erst nach Verlauf einiger Mi- 
nuten. Ein Spiritus - Thermometer (von dem jedoch die Zuverlässigkeit 
zweifelhaft ist) zeigte am Abend des Neujahrtags, da die Kälte am 
stärksten war, 344° R. Am 21. Januar war die Luft ganz gelinde. — 
Auch in Moskau soll, den Aussagen glaubwürdiger Reisenden zufolge, 
im Februar d. J. die Kälte 34° erreicht haben, so dass das Quecksil- 
ber fror. (Zeit.-Nachr.) 


S. Bertueror: Notizen über das Ungewitter, welches 
die Insel Teneriffa im Nov. 1826 verheerte (Ann. chim. phys. 
1835,. LVIII, 204—218). Die furchtbaren Verheerungen jenes Gewit- 
ters (das sich übrigens über den ganzen Archipel der Kanarischen In- 
seln verbreitete) sind nur begreiflich, wenn man das Terrain der Insel 
berücksichtigt, welche in minder heftigem Grade auch schon im Jahr 
1706 und 1722 furchtbar heimgesucht worden war. Ein über 1900 Toi- 
sen hoher Berg, welcher die Wolken auf sich heranzieht, — eine seinen 
Fuss rings umgebende Kraterwand von 1250 bis 1555 Toisen Höhe, die 
nur an wenigen Stellen dnrchbrochen ist, um den von erstrem herab- 
kommenden Wasserfluthen einen Durchgang zu gestatten — die hohe 
Lage des Kraterbodens zwischen beiden (die Canadas, 1200 — 1400 
Toisen hoch), von dem das Wasser auf seinem ganzen Wege bis zum 
Meere ein sehr starkes Gefälle erhält, hier enge und tiefe Wasserrisse, 
welche die Fluthen nicht alle in sich aufnehmen können, und durch 
rasche Einstürze erweitert werden, dort flache Flussbetten, welche 
‘von denselben alsbald überströmt die angrenzenden Ebenen nicht gegen 
Überschwemmung zu schützen vermögen, — da Vertiefungen, wo das 
hoch anstehende Wasser keinen Abfluss findet (in der Laguna), — ein 
vulkanischer Boden, der bald so fest ist, dass alles auf ihn fallende 
Wasser tieferen Stellen zugeführt wird, bald so. locker, dass er das- 
selbe grösstentheils einsaugt und durch dasselbe beschwert in Masse 
nach der Tiefe gleitet: — dieses sind die wichtigsten Momente, welche 
die Folgen jenes Naturereignisses bis zu einem so furchtbaren Grade zu 
steigern vermochten. — Am 6. Nov. Morgens war der Barometer in 
grosser Bewegung, die Luft ausserordentlich durchsichtig und Schall- 
leitend mit starker Refraktion, im Innern der Insel schwül und drückend, 
das Meer unrubig , der Wind drehte sich in allen Richtungen; um Mit- 
tag zeigten sich dicke Wolken und Sturm, das Meer ging höher, um 3 
Uhr wurden 3 im Haven losgerissene grosse Schiffe ans Ufer geworfen, 
der Sturm stieg fortwährend, um 9 Uhr scheiterte ein Dreimaster , der 
Regen goss sich dabei in Strömen herab, im Gebirge war Wolkenbruch 
überall, helles Licht strahlte heller als Nordlicht, und leuchtende Kugeln 
bewegten sich nach Mitternacht im Horizont; erstres schien aus der 
Oberfläche der Wasserfluthen selbst hervorzugehen; erst um 8 Uhr des 


% 


Morgens am 7. November begannen diese Erscheinungen sich zu mil- 
dern. — Ganze Weinberge und Wälder waren in dieser Zeit theils von 
den Fluthen fortgerissen, theils vom Sturme zusammengebrochen ; tiefe 
Thalschluchten waren hier entstanden, dort hatten sich solche mit Schutt 
ganz ausgefüllt; in den Canadas waren Vertiefungen bis von 600 
Schritten im Umkreise und 20° — 30° Tiefe, theils durch Wolkenbrüche, 
theils durch die Wirkung von Wasserhosen gebildet, der ganze Weiler 
Quiquica war mit dem Boden, worauf er stund, in eine Schlucht hinab- 
geglitten, eine ganze Vorstadt des Havens Orotava und das Dorf la 
Quancha mit 52 Einwohnern und über 300 Thieren waren fortgerissen, 
und mehrere Befestigungen, eine grosse Bastion in der Bai Sainte Croix 
mit ihrer Artillerie und das feste Schloss Candelaria am Haven von 
Orotava bis auf die Spur verschwunden. 

So waren binnen nicht 20 Stunden 232 Personen und 936 Stück 
Vieh ums Leben gekommen, 307 Gebäude fortgerissen, und noch 114 
beschädigt worden, 5 grosse Schiffe mit Mann und Maus untergegan- 
gen und eine ungeheure Fläche kulturfähigen Landes theils wegge- 
schwemmt, theils verschüttet worden. | 


Heser: über klimatische Veränderungen (Life of Bishop He- 
BER I, SO u. 532 — 535 > Sırım. Amer. Journ. of Scienc.; 1831, 
April; XX, 130—133). Die Norweger fürchten sich sehr, ihre Wälder 
auszurotten, deren Existenz sie die verhältnissmässige Milde ihres Kli- 
mas zuschreiben. Eben so führt man mit Rücksicht auf die Schilderun- 
gen der Alten Scythien als ein Beispiel an, wie durch fortschreitende Kul-_ 
tur, Ausrottung der Wälder und Abtrocknung der Sümpfe das Klima ver- 
bessert worden sey. Aber das Klima Scythiens und überhaupt der 
Küstenländer nördlich vom Schwarzen Meere ist heutzutage keineswegs 
milder, als zu jener Zeit, und auf der andern Seite ist das Land auch 
noch eben so wild, so öde, wie dort. Wälder haben da nie existirt. 
Das Klima ist dort strenger, als in Frankreich und Deutschland unter 
gleichen Breiten, wie dessen Strenge überhaupt in beiden Hemisphären 
von Westen nach Osten zunimmt. 


Ar. J. Anıe: über die Dehnbarkeit verschiedener Stein- 
arten in der Wärme (James. Edinb. n. philos. Journ. 1835, XIX, 
207). A. hielt einen Vortrag über diesen Gegenstand in der königl. 
Sozietät von Edinburg am 20. April 1835. Er bediente sich bei seinen 
zahlreichen Versuchen eines Pyrometers, womit er im Stande war, Län- 
gen von 75505 Zoll zu messen. Die erhitzten Exemplare selbst hatten 
in der Regel 23°. Der angewendete Wärmegrad beschränkte sich je- 

' doch, da diese Versuche keinen geologischen, sondern einen technischen 


Zweck hatten, auf den Siedepunkt des Wasser bei 212° F., oder bei 
180° über der herrschenden Luft-Temperatur [?]. | 
. Längen-Ausdehnung bei Er- 
hitzung auf 1000 C. 
Homsscher MBIEl .  ı. — . U NUR EBRESGOTASAO 


Sizilianischer weisser Marmor } | . 0014041 
Marmor von Carrara . : i $ h .0006539 
Sandstein vom Liver Rock im Bruche von Craigleith .0011743 
Gusseisen, 2°’ im Quadrat. . : h . ...0011468 


„0. 22 im Quadrat * h : .0011022 
Schiefer aus dem Penrhyn-Bruche in Wales .0010376 
Rother Granit von Peterhead . ie ; x ‚0008968 
Arbroath Pavement : : i f i .0008985 
Caithness Pavement } > i . L .0008947 
Grünstein von Ratho : h > EEN.E .0008089 
Grauer Granit von Aberdeen EEE > .0007894 


Schwarzer Marmor von Galway in Irlund . .0004452 
Ziegelstein . . . . . } . .0004928 


Verhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Geo- 
logie und Petrefakten-Kunde bei der Britischen Versammlung 
in Dublin im August 1835 (James. Edinb. n. philos. Journ. 1835, 
XIX, 372 — 400). | 


A. Geologie und Geognosie. 


GrirritH legte seine seit Jahren bearbeitete geologische Karte von 
Irland mit Erläuterungen vor, welcher J. Bryce, SEepDGwicKk, Murchı- 
son, PortLock und GrernouGcu Bemerkungen beifügten (8. 372 — 379 
und 382 — 384). Wir werden auf diese Abhaudlung ausführlicher zu- 
rückkommen. | 

VERSCHoYLE sprach von einem Systeme von Trapp - Dykes, welche 
durch die Grafschaften Mayo und Sligo ziehen. Sie sind sehr häufig, lang 
und gerade in diesen Gegenden, unter sich vollkommen parallel und zeigen 
auffallende Einwirkungen auf die Nachbargesteine. Er hat in einem 
Landstriche von 13 Engl. Meilen Breite, aus O. nach W. streichend und 
nur etwa 4°—5° nach N. abweichend, 11 dieser Dykes untersucht. Derje- 
nige, welcher von Rinvoe Point nach dem Bette des Bonnet bei Dro- 
mahair , Grafschaft Leitrim zieht, ist 63 Meil. lang und 40° breit; ein 
andrer von Broad Haven nach Agrishead hat 45, und andere habeu 30 
M. Länge. — Grirrıtu bemerkte, dass eine Abhandlung von Lieutn. 
James über einen ähnlichen Gegenstand in den Verhandlungen der geo- 
logischen Gesellschaft von Dublin erscheinen werde, und Capt. Porr- 
Lock fügte bei, dass die Dykes in Tyrone genau von N. nach S. geben. 

Professor Pninuıps theilte das Ergebniss seiner Forschungen über 
fossile Astaciden mit,’ welche ihm bei einer früheren Versammlung 


= 05 — 


anempfoblen worden waren. Die im Meere lebenden Arten dieses 
Geschlechts unterscheiden sich von denen des Süsswassers durch 
die Queer - Theilung der Schwanzflosse ünd [?] durch grosse zwei- 
fingerige Klauen am vorderen Fuss-Paare, welche Charaktere auch alle 
vom Verf. untersuchten fossilen Arten zeigen. Um mittelst dieser Arten 
einzelne Gebirgs - Schichten mit einander zu parallelisiren, scheinen sie 
sich nicht eben sehr zu eignen. Eine Art findet sich durch alle Schich- 
ten des Lias und der Oolithe wieder, vom alleruntersten bis zu dem 
allerobersten ; eine zweite ist auf den Coralrag beschränkt; vier gebö- 
ren dem Grünusande an. Einige von diesen Arten sind mehr lokal, an- 
dere scheinen eine grössere geographische Verbreitung, als irgend eme 
Art unserer Tage besessen zu haben. [Jene zwei ersten Astaciden 
sind wahrscheinlich der A. rostratus und A. ornatus Puırr. Yorksh. 
welche mir, der erste fast ohne Zweifel, mit Palinurus Reglieyanus 
Desm. zu Glyphea v. Mey. gehörig scheinen. Br.) 

Sıpsey Smith zeigte ein, Fox angehöriges , Exemplar eines Echi- 
nus aus dem Bergkalke der Grafschaft Kildare vor. 

Lieutn. Sroruzp beschrieb das Vorkommen einer kleinen isolirten 
Granit - Masse in der Grafschaft Cavan, mitten zwischen Übergangs- 
und Sekundär-Gebirgen. Der Granit zeigt seine gewöhnliche Einwir- 
kung auf die ihn umgebende Grauwacke, welche durch verschiedene 
Härte-Grade übergehend sich allmählich in Quarzfels umwandelt. Die- 
ses Vorkommen, entfernt von den grossen Granit - Gebilden von Down, 
Galway und allen andern in Irland, erläutert manche Erscheinungen 
im Schiefer - Gebirge , dessen zerbrochenen und unzusammenhängenden 
Zustand und sein wellenförmiges Ansehen. 

‚Professor Prızrırs theilt seine Erfahrungen über die geologische 
Verbreitung der Belemniten mit. Von 100 jetzt bekannten Arten fin- 
den sich 34 in England. Alle sind auf Lias, Oolith und Kreide be- 
schränkt. Eine Abtheilung, durch eine schwache Anschwellung der 
Spitze und eine seitliche Spalte ausgezeichnet, ist auf Kreide beschränkt; 
die mit stumpf dolchförmiger Spitze gehören dem Grünsande an; die 
mit einer Rinne am Hintertheile finden sich im Mittel-Oolith; die mit einer 
seitlichen Rinne im Unteroolith und Lias, und die ohne alle Rinne sind 
auf den Lias heschränkt [diess mag für England streng gültig seyn, 
erleidet aber auf dem Kontinente manche Ausnahmen , Br.]. — Acassız 
theilt seine Beobachtungen in der Sammlung der Miss Prıweor mit, wor- 
nach die Belemniten und sg. fossilen Loligo-Arten zusammengehö- 
ren: die Belemniten - Scheide ist analog der Spitze am einen Ende des 
Sepien-Knochens, der fossile Loligo dem äusseren Theile des Be- 
lemniten-Knochens, der Alveolit der Belemniten dem innern Theile 
des letztern, so dass Sepien undBelemniten (ganz genommen) nur 
durch die relativ ungleiche Entwicklung einzelner Gegenden ihrer Kno- 
chen von einander abweichen. 

Lieutn. Denuam legte eine Karte vor zur Erläuterung des Verhal- 
tens von Ebbe und Fluth im Dee und Mersey. 


— 541 — 


Grirrit# theilte Nachricht mit über ein ausgedehntes Muschelkies- 
lager in der Grafschaft Wexford.. Es zieht 70 Meil. weit und 18 Meil. 
breit längs der Küste. Die Lagerung gibt 5’ Thon, 7‘ Mergelthon, 7’ 
Mergel, 7‘ Sand, 11’ Kies mit einer grossen Menge von Seekonchylien 
[noch lebender Arten ?]. 


WiLLıams berichtete über die fossilen Pflanzen in den Kohlen- 
Distrikten zu beiden Seiten des Bristol-Kanales, nämlich in Devonshire 
und in Pembrokeshire. An beiden Orten sind sie am häufigsten in den 
Schiefern , welche die Anthrazit-Lagen von einander trennen. Demun- 
geachtet scheinem ihm beide Ablagerungen von ungleichem Alter: in 
Devon eine wahre Übergangskohle in Schiefer eingeschlossen , in Pem- 
broke und Cuermarthen dem Bergkalk untergeordnet. Er legte Mu- ° 
sterstücke dieser Pflanzen vor. Auch Liasfische. 


Acassız legte der Versammlung die 5 bis jetzt erschienenen Liefe- 
rungen seines Werkes über fossile Fische und 112 gezeichnete Tafeln 
mit Englischen Fischen vor, und bemerkte, dass die Gesetze stratogra- 
phischer Verbreitung, welche er zur Zeit, wo ihm nur 500 Arten bekannt 
gewesen, aufgestellt hatte, durch die Kenntniss von weiteren 400 Spe- 
zies nur bestätigt worden seyen. Alle Arten organischer Körper, deren 
Reste in einer Formation enthalten sind, gleichviel ob in deren oberen 
oder unteren Schichten, scheinen ihm in der Regel gleichzeitig mit ein- 
ander gelebt zu haben und in einem kurzen Zeitraume durch irgend 
eine innere, von kosmischen Ursachen unabhängige Erd - Revolution be- 
graben worden zu seyn. Die Koprolithen, welche in manchen Schichten 
allein vorkommen ohne unmittelbare Reste der Thiere, von welchen sie 
stammen, und welche man gewöhnlich erst in den darauf folgenden 
Schichten findet , scheinen A. während der schon begonnenen Agonie 
dieser Thiere abgesetzt, und da jene Exkremente nicht lange im Wasser 
liegen können, ohne gänzlich aufzuweichen, augenblicklich von der sich 
niederschlagenden Schichte umschlossen worden zu seyn; diese Thiere 
selbst sind ihnen dann in der sogleich darauf folgenden Schichte ge- 
folgt. — Einen Fisch aus New red Sandstone von Roan Hill, Dungor- 
man, Kirchspiel Killyman, Grafschaft Tyrone, wovon PorTLock einige 
Exemplare vorlegte, erkannte A. für eine neue Palaeoniscus-Art, 
welche sich durch ihre gestreckte Form und die weit nach hinten ste- 
henden und einander selbst näher gerückten Rücken - und After - Flosse 
auszeichnet, und welcher er den Namen P. catopterus beilegte. Es 
ist die erste, welche in einer Formation über Magnesian - Kalk gefun- 
den wird. 


Dr. Traısı legte die Skizze einer physikalischen Geographie und 
Geologie von Spanien vor, beschränkte seine Bemerkungen jedoch haupt- 
sächlich auf die Provinz Andalusis, worin die manchfaltigsten Forma- 
tionen von dem ältesten Urgebirge an bis zum tertiären vorkommen. 
Der Glimmerschiefer daselbst enthält Eisen - Glanz , Blei - Erz u. s. w., 
und zwar letzres in solcher Menge, dass man jährlich 35,600 Tonnen 


i 


. 305 .— 


davon gewinnt. Die Spalten des sekundären Kalkes enthalten interes- 
sante Knochen-Reste: er setzt nach Afrika über. Ihm folgen New red 
Sandstone, Gyps und Mergel voll Steinsalz und Salz - Quellen. Oolithe 
kommen bei Cartua, Kreide mit Feuersteinen zu Labriga vor. 

Smırn von Jordanhilt berichtete über einige, in einem Sandstein- 
Bruche bei Glosgow , nächst der Wasserleitung des Furth - und C’yde- 
Kanals über dem Kelwine - Fluss, gefundene Baumstämme, aus deren 
aufrechter Stellung hauptsächlich er folgert, dass sie an Ort und Stelle 
gewachsen seyen. 

WneweıL sprach über einige mit der Geologie verwandte Gegen- 
stände, über mittlen Fluth-Stand, Erd-Magnetismus und Zentral-Wärme. 

Hırrtorp beschrieb einige merkwürdige Faults in der südlichen Ab- 
theilung des West - Bezirkes von Yorkshire und versprach seine Beob- 
achtungen fortzusetzen. 

Murcuison und Sepscwick setzten ihre Ansichten über die Gliede- 
rung der ältern Formationen bis zum Old red Sandstone aufwärts, wie 
sie in England und Wales vorkommen, auseinander. Sepewıck theilte 
die alte Übergangs-Reihe in N.-England und Wales in drei Gruppen: 
die untere Cumbrian - Gruppe aus Schiefer bestehen, ohne organische 
Reste, die mittle aus Schiefer, Konglomerat und Porphyr mit Fossil- 
Resten, und die obere Cumbrian - Gruppe, reich an Kalkstein, voll Ver- 
steinerungen, und sich an Murcnisons Silurisches-System anschliessend, 
welches bis zum Old red Sandstone hinaufreicht, und worüber sich 
derselbe in seinem eben erscheinenden Werk verbreitet. Er hält dieses 
System in Norwegen für sehr ausgebreitet, und berichtet fossile Fische 
im Old red Sandstone gefunden zu haben, welche Acassız für identisch 
mit den Fischen von Caithness erkläre. 

Dauseny verlangte Unterstützung in seinen Untersuchungen über 
Natur und Erscheinungen der Mineral-Wasser. 

Dr. Jacog theilte eine Notiz über fossile Madreporen in Queens 
County mit. 

Prof. PuızLıes redete vom Vorkommen einer tertiären Ablagerung 
an der Nordküste Englands bei Burlington. 

Sepewick las einen Brief Lyerr’s über die Fossile des Crag. 


B. Oryktognosie und Mineralchemie. 


Errrick schlug verschiedene Verbesserungen an den Davv’schen 
Sicherheitslampe vor, welche im Prinzip richtig, bei der Anwendung 
aber oft dadurch gefährlich werde, weil die Arbeiter die Maschen des 
Draht-Netzes, um ihre Pfeifen unzuzünden u. s. w., erweiterten, 

Fox berichtete von einem Versuche, wornach geschmolzenes Eisen 
nicht auf den Magnet wirkt, was gegen die Ausicht vom Zentral-Feuer 
spricht. 

Jounston sprach von den optischen Eigenschaften der Chabasie 
mit Beziehung auf Brewster’s Versuche , bei welchen nicht genau be- 
rücksichtigt worden war, dass es verschiedene Arten jenes Minerals gebe. 


be A. 


Dauzeny erwähnte, wie L. v. Bucn’s Meinung, dass. kohlensaure 
Talkerde in gewissen Fällen durch vulkanische Thätigkeit sublimirt wor- 
den seye, zwar mit den Erfahrungen der Chemiker seines Wissens sich 
nicht vertrage , aber gleichwohl während seines Aufenthaltes in Italien 
Colonel Rosıinson eine grosse Menge von Magnesia - Karbonat in einer 
der ‚erschiedenen Höhlungen einer oberen Lava -Schichte entdeckt, und 
er selbst eine Menge derselben als Überzug von Lava gefunden habe. 
Dr. Darron bemerkt hiebei, Dr. Henaky habe ihn benachrichtigt, dass, 
wenn die angewendete Hitze einen gewissen Grad erreiche , sie aller- 
dings eine Menge dieses Salzes emportreibe. - 

ConneutL erläuterte die Möglichkeit, auf chemischem Wege RER 
pen von Fischen und Amphibien von einander zu unterscheiden (wovon 
ausführlicher in einem besondern Auszuge). 

Moor legte eine Destillir-Röhre vor, welehe zur Bereitung arz- 
neylicher Flüssigkeiten gedient hatte und an beiden Enden, nämlich da 
wo sie mit Holz in Berührung und mit Bindfaden umwickelt gewesen, 
ganz zerfressen war. Eine schwarze Materie aus Blei-Oxyd und -Chlo- 
rid hatte sich gebildet, zweifelsohne durch galvanische Thätigkeit. 

Auch wurde eine Substanz, Sumpf-Talg genannt, vorgelegt, welche 
in Kugelform von 6 — 7 Pfund Schwere vorkommt, zuweilen aussieht, 
als sey sie in eine Tonne eingepresst gewesen und in einigen Gegenden 
zur Fertigung von Lichtkerzen verwendet wird. Geschmolzen und in 
Wasser tropfend, nimmt sie das Ansehen von Talg an. Dr. Neu ist 
der Meinung, dass diese Substanz Fettwachs von Elenn u, a. in je- 
nen [?] Gegenden gestorbenen Thieren seyen (ib. S. 404). 


4 


Vorträge, welche in den Versammlungen der geologi- 
gischen Sozietät von CornwalFin dem Jahre bis zum 10. Ok- 
tober 1834 gehalten worden. 

H. S. Bosse: über ein seltenes granitisches Gestein, gefunden in 
den Mauern der alten Marine-Kapelle zu Penzance. 

W. J. Hewwoop: "über einige eigenthümliche Gang - Erscheinungen 
neuerlich beobachtet in dem Cornwall’schen Bergwerks-Bezirk. 

J. Care: Notitz über einen eigenthümlichen Gang in Huel Bosa- 
vern zu St. Just. 

W. J. Heswoon: nachträgliche Bemerkungen über die Erz-führenden 
Gäuge in Cornwall. 

H. S. Bosse: über Zusammensetzung und Struktur der BERN und 
Schiefer-Gesteine an ihren Verbindungs-Stellen. 

W. J. Hexwoon : ausführlichere Nachrichten von einigen Versuchen 
über die stündlichen Änderungen der Magnet - Nadel im leeren Raume, 
mit einem Versuche, die täglichen Änderangen des Erd- Magnetismus 
zu erklären. 

W. J. Henwoop: Untersuchung der Belapöuir selten Spiegelflächen 


Te 


a, 1 


(Slickensides) und Nachweisung, dass sie nicht mechanischen Ursprungs 
seyn können. 

H. S. Bosse : Versuch über die Natur der Schichtung. 

W. J. Henwoop: Untersuchung, in wiefern die Gänge in Cornwall 
Andeutungen von Emporhebung oder Einsinken der Schichten darbieten. 

B. Hockıse: über die fossilen Knochen, welche vom Pentuaner Wasch. 
werk ins Museum gebracht worden sind. 

R. Fox: Notiz über einige elektro - magnetische Bechhchte in 
der Huel-Jewel-Kupfergrube. | | 

. H. S. Bosse: Skizze der Geologie von Forfarshire. 

RB. Tresaskıs : Bemerkungen über die Theorie’n der Mineralgänge. 

J. Armstrong: Bericht über die Salz-Quellen und die Steinsalz-For- 
mation von Hallein in Ober-Östreich. | 

W. J. Hewwoop: Notitz über die Wirkung eines Blitzes zu East 
Huel Crofty Mine. % 

J. Runz: Notiz über die Natur der Gesteine in der Nähe von Real 
del Monte. 

J. Hıncock: Notiz über Sprengen der Felsen und Beschreibung ei- 
ner neuen Vorrichtung zum Entzünden des Schusses unter Wasser. 

J. Cirne: Bericht über die Zinn - Ausbeute, welche Cornwall und 
Devon im Jahre bis Ende des Jobannis-Quartals 1824 gegeben haben. 

A. Jenkın: Bericht über die Kupfer - Ausbeute , welche Cornwall, 
und welche Grossbritannien und Irland im Jahre bis zum 30. Juni 1834 
gegeben. 


Mineralogische Verhandluugen bei der 29. Versamm- 
lung der HelWwetischen Sozietät der Naturwissenschaften, 
zu Luzern am 28. — 31. Juli 1834 (Bibl. univers. 1835, LVIIT, Sc. et 
Arts, 424— 434). 

v. CHaRPENTIeR las eine Nachricht über eines der wich- 
tigsten Ergeknisse der Untersuchungen von VeEnErz 
über den früheren und jetzigen Zustand der Gletscher. 
Die Felsblöcke in den Thälern der Schweitz sind nicht durch Wasser, 
sondern durch die Gletscher von den Höhen herabgeführt, wie sich aus 
ihrer Form, verglichen mit der in den Morainen, und aus einigen andern: 
Umständen ergibt. Cn. selbst fügt hinzu: die erstere Ansicht würde 
nicht ausreichen, alle Erscheinungen zu erklären; die See’n namentlich 
müssten schon ganz mit Blöcken erfüllt seyn. Fossile Palmstämme deu- 
ten zwar an, dass die Schweitz einst eine höhere Temperatur besessen: 
das war aber vor der Erhebung der Alpen; nach der Erhebung waren 


aber die Alpen höher, die Temperatur kälter und die Gletscher ausge- 
dehnter, als sie es jetzt noch sind. 


Hırzer-Escner hielt einen Vortrag über die Einförmigkeitin 
der Gestaltung der Abhänge der Hochalpen, mit einem 


- (WB — 


Versuche, solche zu erklären und einige Folgerungen 
daraufzu gründen. In 5000‘Seehöhe, an der obern Waldregien- 
Grenze, wo die Weideregion anfängt, sieht man lachende Ebenen 4 
Stunde breit und oft mehrere Stunden lang sich längs der Berge er- 
strecken, welehe nach oben durch senkrechte Felswände,, durch Felder 
ewigen Schnee’s oder durch Gehänge voll Felstrümmer und Geschieben 
begrenzt sind. In der Wald-Region selbst aber sind die Abhänge steil 
und laufen in Schluchten und Triehter zusammen, weil hier die Bäume 
das Gestein gegen den Einfluss der Atmosphärilien schützen, es mit 
ihren Wurzeln festhalten, und die von der Höhe kommenden Felstriim- 
mer anhäufen , bis sie sich allmählich in fruchtbare Pfianzen - Erde ver- 
wandeln. Wo aber in dieser Gegend die Wälder fehlen, da zerfällt das 
Gestein rasch, der Thalboden bedeckt sich mit Trümmern und die Thal- 
wände rücken schnell aus einander, so dass man schon aus der Erfah- 
rung mehrerer Jahre auf die ganze Zeitdauer schliessen kann, welche 
das ganze Thal zu seiner Bildung bedurfte, und die Nothwendigkeit 
einleuchtet, die Wälder allerwärts sorgfältiger zu erhalten. 

Larpy theilt eine Notiz über die Gebirge, welche die 
Bädervon Laveyim Waadlande umgeben, mit. Es sind theils 
Feldspath- und Glimmer - Gesteine, wie Gneiss und Glimmerschiefer, 
worin der Quarz durch körnigen Feldspath ersetzt ist, theils Kalksteine 
mit Kalkschiefer in Wechsellagerung: jene nach S., diese nach N. ein- 
fallend. Die Quelle entspringt im Thale, an einer Stelle nahe an der 


Grenze bei beiderlei Gesteins-Gruppen. 


wer rn et 


Herr Nager Sohn in Luzern wünscht seine ganze Mineralien-Samm- 
lung zu verkaufen. Sie zählt über 4000 Stücke, darunter kommt vor 
eine Menge Sphen,, Eisenglanz , Rutil, rother Flussspath in Oktaedern, 
Axinit, Korund u. s. w. Vieles in ausgezeichneter Schönheit. 


Über 


einige neue Pflanzen 


in der 


Keuper - Formation bei Bayreuth, 


von 


Herrn Grafen G. zu MÜNSTER. 


-— 


Aus der Keuper- Formation des Obermain - Kreises in 
Baiern — vorzüglich aus der Gegend von Bayreulkh — habe 
ich seit einiger Zeit viele seltene und zum Theil ganz neue 
vorweltliche Pflanzen erhalten. Ein grosser Theil dersel- 
ben wird im nächsten Hefte der Flora der Vorwelt vom 
Grafen STERNBERG bekannt gemacht werden; namentlich ei- 
nige neue Arten Aethophyllum, versehiedene noch un- 
bekannte Arten Cyeaditen, von welchen eine Art an der 
Wurzel einen rasenförmigen Polster von feinen kurzen Blätt- 
chen hat, aus welchem hohe Stengel mit langen schmalen 
Blättern aufsteigen, dann eine zierliche neue Voltzia, der 
geschuppte Stamm einer kleinen Pecopteris, aus wel- 
chem kleine: zierliche Fiederblättern nach beiden Seiten ge- 
wachsen sind u. s. w. 

Neuerdings ist bei den Bohr- und Schürf - Versuchen 
auf Steinkohlen ein neues Lager vorweltlicher Pflanzen in 
einer Lettenkohle der hiesigen Keuper - Formation entdeckt 
worden, aus welchem ich verschiedene neue und bemerkens- 


werthe Pflanzen erhalten habe, von denen sich auch schöne 


Jahrgang 1836. 33 


u. ‚Ale 


Exemplare in der hiesigen Kreis- Sammlung befinden. Bei vie- 
len derselben zeigt sich eine grosse Übereinstimmung mit den 
Pilanzen aus den Oolith- Formationen von England. Nach- 
stehende Arten, welche nicht mehr im nächsten Heft der 
Flora.der Vorwelt aufgenommen werden konnten, scheinen 
mir eine ‚vorläufige Erwähnung zu verdienen.  __ 
1) Eine neue Art Glossopteris, von ‚welcher ein- 
zelne Blätter. die Gestalt der Gl]. Nilssoniana ‚An, Br. 
haben; allein die bei dieser Art stark hervortretende Mittel- 
Rippe ist bei der neuen Art so schwach, dass sie auf der . 
obern Seite selten zu erkennen ist, und nur auf der untern 
Seite zeigt sich die Mittelrippe von der Basis bis kaum zur 
Hälfte des Blattes; noch auffallender ist der Unterschied 
bei den Seiten-Nerven, welche bei der neuen Art vielfach 
getheilt und sehr anastomosirend sind, während Gl. Nilsso- 
niana wenig getheilte und nie anastomosirende Seiten-Nerven 
hat. Auch bei dieser Art sitzen die Blätter, wie bei der 
weit grössern Gl. latifolia im Keuper von Bamberg, zu 
vieren quirlförmig mit der stiellosen Basis um den Stengel. 
Die Blätter, welche ven 4 bis zu 3‘ Länge vorkommen, 
sind nieht breit, aber sehr in die Länge gedehnt, die klein- 
sten etwas mehr eyförmig; zuweilen finden sie sich haufen- 
weise in soleher Menge eng zusammengebacken, dass die 
ganze Masse nur*aus Blättern zu bestehen scheint, von wel- 
chen in der Regel die vegetabilische Blatt - Substanz noch 
ganz als Kohle erhalten ist, aber sehr leicht abspringt. 
Selten sind aber ganz vollständige Blätter zu bekommen. Bei 
einigen zeigen sich auf der untern Seite zwischen den Seiten- 
Nerven sehr feine erhabene Pünktehen, welche — mit 
der Lupe betrachtet — Fruktifikationen zu seyn scheinen. 

Ich nenne diese Art wegen der lang gedehnten Gestalt 
der Blätter @l. elongata. 

2) Nicht selten kommt eine mir neu scheinende Art 
Taeniopteris mit der eben beschriebenen Glossopteris 
vor, welche grosse Ähnlichkeit mit Pecopteris macro- 
phylla An. Broxcn., Marantoidea arenacea JÄcEr, 


HE 


hat, und gewissermassen den Übergang zwischen Taeniop- 
teris und Pecopteris bildet, daher ich diese Art einst- 
weilen Taeniopteris intermedia genannt habe. Sie zeigt 
sieh in kleinen und grossen, schmalen und breiten, sehr 
kurz gestielten Blättern, von welchen die längsten Bruch- 
stücke, welche ich gefunden, 10 bis 12‘ lang sind. Bei 
vielen Bruchstücken ausgewachsener Blätter zeigen sich 
deutliche Fruktifikationen; sie kommen wie feine läng- 
liche Punkte an der untern Blattseite zwischen den Seiten- 
Nerven reihenweise aneinandersitzend vor, jedoch stets 
mehr gegen den Rand des shi als in der Nähe der 
Mittelrippe. 


Da bei einigen Blättern die Seiten-Nerven gerade und 
selten getheilt oder gegabelt sind, während bei andern Blät- 
tern diese Nerven gebogen und stets getheilt sind, so ist es 
möglich, dass die vielen Blätter, welche nie unverletzt vor- 
kommen, verschiedenen Arten angehören, 


3) Vorzüglich merkwürdig sind die häufig vorkommen- 
den, theils weniger vollständigen Bruchstücke von Blättern 
und Stengeln verschiedener Arten Phlebopteris, von wel- 
chen sich; eine Spezies durch ihre besondere Grösse aus- 
zeichnet. Die einzelnen Theile der durcheinander liegenden 
Blätter sind so verschieden, dass man versucht wird, viele 
besondere Spezies, daraus zu bilden. Bei genauer Prüfung 
und beim. Auffinden: vollständiger Pflanzentheile überzeugt 
man sich aber,;, dass man nur wenige Arten vor sich hat, 
deren „Verschiedenheit eben so sehr in der wechselnden ° 
Form der Blatt- Nerven als in der Gestalt der einfachen 
Blatt-Fiedern gesucht werden muss. 


Die grösste Art, welche ich Phlebopteris speciosa 
genannt habe, hat Blätter, welche, nach den Fuss langen 
Bruchstücken zu schliessen, einige Fuss lang gewesen seyn 
müssen: sie sind einfach gefiedert; die an der Basis brei- 
ten, nach oben zugespitzten 2% bis 4° langen Fiederchen 

35% 


haben zwischen den in 5 und 6 Ecken *) bestehenden Haupt- 
Nerven noch ähnlich vertheilte, sehr schwache und oft kaum 
bemerkbare Neben- Nerven. Die bald mehr bald weniger 
gestielten Blätter sitzen fächerförmig oder büschelweise zu 
je 7 bis 18 an der Spitze schmaler langer Stengel beisam-' 
men, und diese letzteren scheinen astweise an starken Stäm- 
men gesessen zu haben, da einige dergleichen Stämme mit 
ansitzenden Stengeln, jedoch ohne Blätter vorkommen, da- 
gegen wohl die einzelnen Stengel mit noch an der Spitze 
ausgebreiteten Blättern. Diese Art muss vollständig einen 
sehr bedeutenden Umfang gehabt haben, und kommt in ei- 
nigen Spielarten vor, welche sich wieder den folgenden Ar- 
ten so nähern, dass es oft schwer wird, eine richtige Grenze 
zu ziehen. | 

4) Eine te andere Art, die viel kleiner bleibt und in alten 
wie in jungen Exemplaren sehr kurze abgerundete Fieder- 
chen mit etwas veränderter Nerven- Bildung hat, nenne ich 
Phl. brevipinnata. 

5) Eine Spezies mit sehr schmalen und bis zu 6‘ langen 
Fiederblättchen hat eine ähnliche Nerven-Bildung, wie Phl. 
polypodioides An. Broxcn., und einen glatten, nicht wel- 
lenförmigen Rand: Phl. longipinnata. 

6) Eine 4te Art, welche eben so schmale und lange 
Blattfiedern hat, ist am Rande der Fiedern sägeartig ge- 
zähnt und hat eine komplizirte Nerven - Bildung: Phl, 
serrata, 

7) Die 5te Art hat sehr breite Fieder - Blättchen und 
so vielfach verzweigte und anastomosirende Nerven, dass sie 
bisher in einigen Sammlungen für Dikotyledonen-Blätter ge- 
halten wurden; sie kommt auch im Keuper von Bamberg und 
Coburg vor (vid. Bercer Versteinerungen der Coburger Ge- 
gend, Tab, IV, fig. 1, 3, 4, 5 und 7) und scheinen zur 
Phl. Nilsonii Av. Br. zu gehören; andere Blätter haben 
grosse Ähnlichkeit mit Phl. Phillipsii. 


*) Fünf- und Sechs-Ecken ? D. R. 


ee 


Bei allen diesen Arten von Phlebopteris sitzen die Blät- 
ter büschelweise oder fächerförmig an langen Stengeln; ganz 
junge Blätter sind zusammengerollt, Dieses nämliche Vor- 
kommen: findet sich auch bei einer eigenen Abtheilung von 
Pecopteris in der hiesigen Keuper-Formation, . welche hin- 
sichtlich ihrer Blattnerven zu An. Broncniarrs Abtheilung 
der Pteroiden gehören würde. Die Blätter sind bei den 
mir bekannten Arten an der Spitze langer Stämme Fächer- 
förmig, zu 5 bis 9 und mehr Stück ausgebreitet, sowohl bei 
den alten, als den ganz jungen kleinen Exemplaren, obgleich 
bei den letzten stets nur 5 Blätter gefunden werden., Von 
3 Arten haben sich Exemplare mit den an der Spitze der 
Stengel sitzenden Blättern gefunden. 

S) Am vollständigsten sind einige Exemplare von der 
Pecopteris longieaulis. Das eine davon hat einen über 
6° langen Stengel, welcher oben 2’, unten nur 13 dick 
ist; oben an der Spitze erkennt man deutlich’ wenigstens 9 
Blätter, welche sehr fächerförmig ausgebreitet sind, so dass 
die äussern Seitenblätter etwas herabhängen. Man glaubt 
ein baumartiges Fahrenkraut im Kleinen zu sehen. Die 
Blätter gleichen etwas denen von Pecopteris lonchitica 
Av. Brosen, pl. S4, fig. 4 u. 6; die Fiederblättchen sitzen 
jedoch noch näher zusammen. Die unten nah an der Basis 
des Stengels sitzenden Blattfiedern sind sehr kurz und wer- 
den gegen die Mitte des bis zu 7‘ langen Blattes am ‚läng- 
sten, nehmen aber gegen die Spitze zu wieder ab. Die 
Blattnerven sind theils einfach, theils doppelt gegabelt. Die 
Fruktifikationen sind wie bei Pecopteris erenifolia 
Psircrırs, pl. VIII, fig. 11 und 12, welehe von An. Bronc- 
NIART ohne Nerven abgebildet (l. e. pl. 132, fig. 1, und pl. 
133, fig. 2) und Phlebopteris propinqua benannt wor- 
den ist, Diese Art kommt im Keuper - Mergel von Phan- 
laisie vor. | 

9) Pecopteris polypodioides. Vom Stamm ist nur 
ein Bruchstück von 13° Länge vorhanden, welches etwas 
über eine Linie breit ist; aus diesem breiten sieh 7 bis 8 


-— 514 — 


grosse Blätter fächerförmig aus. Schon an der Basis des 
Stengels fangen die Fiederblättchen an, erst nur 3 bis 4 
Linien lang, dann länger bis zu 13“. Die Gestalt der Blät- 
ter ist gerade so, wie bei Phlebopteris polypodioides 
An. Broxcn. pl. 83, fig. 1; die Blattnerven aber sind gega- 
belt, wie bei Pecopteris longifolia Pair. pl. VIH, 
fig. 8. Die Fruktifikationen erscheinen unter den Blättern 
wie kleine sternförmige Punkte in 2 Reihen neben der Mit- 
tel-Rippe, fast wie bei Phlebopteris fpropinqua An. 
Broxcn., jedoch nach Verhältniss nur halb so gross, 

10) Pecopteris angustifolia. Aus einem gemein- . 
schaftlichen Stamm breiten sich 5 bis 6 Blätter fingerförmig 
aus, an welchen die Blattfiedern, wie bei den vorigen Arten, 
schon an der Basis anfangen; die ersten 7 bis S Fieder- 
chen sind sehr kurz, fast halbzirkelföürmig wie bei P. Des- 
noyersii, A». Br. pl. 129, fig. 1; dann folgen unmittel- 
bar lange schmale glattrandige Fiederchen von 4’ Länge, 
welche in der Mitte des langen Blattes 2” Länge errei- 
chen, aber nur etwas über eine Linie Breite haben, Das 
Blatt gleicht sehr der Phlebopteris propinqua An, Br., 
pl. 132, fig. 1 und pl. 133, fig. 2, und hat die nämlichen 
grossen Stern-förmigen Fruktifikationen, so dass es nur 
durch den wellenförmigen Rand der Fiedern unterschieden 
ist. An einigen Blättern sitzen auch die Fruktifikationen 
so nahe beisammen, dass sie fast die untere Blattseite be- 
decken und die einfach gegabelten Nerven nicht zu erken- 
nen sind. Letzteres scheint auch der Fall bei den von 
BronGniAart abgebildeten Blättern gewesen zu seyn, da die 
Nerven weggelassen sind; auch Puiruıps hat pl. S, fig. 11, 
bei der sehr ähnlichen P. erenifolia keine Nerven 
abgebildet. | 


11) Ausser diesen 3 langstieligen Arten von Pecop- 
teris kommen noch Bruchstücke von verschiedenen Arten 
vor, welche ebenfalls in diese Abtheilung zu gehören scheinen, 
Eine Art mit kleinen schmalen Blättern hat Fruktifikationen, 


._ wie bei Phlebopteris Schouwii An, Broxor, pl. 

2, fig. 5. 

12) Bei einer andern Art sind die Heiikiniash welche 
so eng am Blattstiel zusammensitzen, dass sie sich berüh- 
ren, durch die Fruktifikationen in 2 Reihen Quadrate ge- 
theilt, welche dem ganzen Blatte ein gegittertes Ansehen 
geben. Auf jedes Quadrat kommt ein 2- bis 3mal gega- 
belter Seiten-Nerv: Pecopteris clathrata. 

13) Aus Brongsıarr's Abtheilung Neuropteroides 
kommen verschiedene Arten Pecopteris im hiesigen Keu- 
per vor; einzelne Bruchstücke davon gleichen der Pec. 
Whitbiensis An. Br. pl. 109, fig. 2—4, der Pec. tenuis 
A». Br. pl. 110, fig. 3, 4, der Pec. Beaumontii An». Br. 
pl. 112, fig. 3, der Pec. Williamsonis A». Broxcn. pl. 
110, fig. 1, 2, und der Pecopteris Meriani An». Broxcn. 
pl. 91, fig. 5 und gehören wohl zu diesen Arten. 

14) Eine andere ‚grössere Art hat ganz das äussere 
Ansehen und die Nerven-Vertheilung des Genus Neurop- 
teris, allein die Fiederchen sind mit. ihrer Basis an. die 
Spindel angewachsen: sie scheint mir neu zu seyn; ich 
habe sie Pecopteris Braunii genannt. 

15) Eine doppelt gefiederte Art, von welcher ich ein _ 
grosses Blatt gefunden habe, hat Blattfiedern, welche in der 
Nähe des Hauptstiels der Pecopteris recentior Pair. 
pl. 8, fig. 15 an den Spitzen der obern Seitenfiedern aber 
der P, hastata Pair, pl. 8, fig. 15, gleich kommen. 

16) Auch aus der Abtheilung der Sphaenopteroides 
Broncniarts kommen einige Arten Pecopteris im Bay- 
reuther Keuper in ziemlich vollständigen Exemplaren vor, 
deren doppelt und dreifach gefiederte Blätter rasenförmig 
beisammensitzen; die einzelnen Blattfiedern, von welchen 
einige im nächsten Hefte von Sternsgerg’s Flora der Vor- 
welt werden beschrieben werden, sind aber so verschieden, 
dass man beim Mangel vollständiger Pflanzen 4 bis 5 Arten 
vor sich zu haben glaubt; einige gleichen denen von Peec. 
eristata An, Br, pl. 125, fig. 4, 5; andere der Pec. 


Schönleiniana An». Br., pl. 126, fig. 6; einige der 
Pec. Sulziana A», Broxen., pl. 105, fig. 4, und andere 
Bruchstücke scheinen neuen Arten anzugehören. Einzelne 
Blätter zeigen Fruktifikationen, ähnlich denen von Pecopt, 
eurtata Phıcr., pl. 81, fig. 12. 

17) An Cycaditen finden sich in der be bemerkten 
Lettenkohle ebenfalls einige neue Arten, unter andern Pte- 
rophyllum angustissimum, eine sehr zierliche Pflanze 
mit langen sehr schmalen Fiederblättchen. Im Allgemeinen 
sind die Blätter zwar denen von Pterophyllum Jae- 
geri An. Br: ähnlich, allein die Fiederchen, sind nicht halb 
so breit und kürzer, so dass sie dem Cycadites pecti- 
natus Phırr., pl. X, fig. 4, und der Zamia pectinifor- 
mis näher kommen, Das grösste vollständige Blatt meiner 
Sammlung ist 9 lang, die einzelnen Fiedern 4“ bis 3 lang 
und 2’ breit. 

18) Pterophyllum variabile. Bei den Blättern 
dieser Art ist die Breite der einzelnen Fiederchen sehr ver- 
änderlich, da sie bald die einfache Breite von 3”, bald die 
doppelte von 14‘ bis 3” haben. Die Länge derselben ist 
„wischen 6° bis 8‘ Die Mittelrippe des Blattes hat, 
wie bei der vorigen Art, eine Reihe erhabener Punkte in 
der Mitte. 

19) Pterophyllum latifolium hat kurze Blattfie- 
dern, welche gegen 3‘ breit und nur 6‘ lang sind, Die 
feinen Nerven sind wie bei Pt. Jaegeri An. Br. 

20) Vom Genus Nilssonia Av. Br. kommen 5 Arten 
vor, die mir neu scheinen. Die grösste Art hat 3‘ breite 
und 2 bis 21” lange sehr zugespitzte Blattfiedern; es sind 
jedoch nur Bruchstücke des Blattes gefunden worden. 

21) Die kleinste sehr zierliche Art hat so kleine Fie- 
derblättchen an dem langen Blattstiel, dass die Nerven nicht 
deutlich zu erkennen sind; parallel mit dem Rande lauft ein 
vertiefter Eindruck um die Blattfiederchen: ich nenne diese 
Art Nils. elegantissima. 


22) Nicht viel grösser ist eine andere Art, an welcher 
) 


N 


die breiten Fiederchen fast immer zusammengewachsen 
sind; das ganze Blatt ist kaum 2 breit, wie ein Fieder- 
blättchen von Pecopteris angustissima; ich nenne 
sie Nils. contigua. | 

23) Sehr gross mit stumpfen, zum Theil zusammenge- 
wachsenen Fiederblättehen ist Nils. speciosa. 

24) Den Übergang zwischen den beiden letztern Arten 
bildet Nils. intermedia. 

25) Ausser den bemerkten Pflanzen kommen noch Bruch- 
stücke anderer Arten, Samenkörner, viele Stengel und 
Stämme ete, vor, welche ich noch nicht Zeit hatte zu un- 
tersuchen. Von den neuen Arten lasse ich gute Abbildun- 
gen der schönsten Exemplare für Graf STERNBERG zeichnen. 


r 


Die | 
Phosphate des Erzberges 
bei Amberg, | FE 


von 


Herrn Ober-Bergrath von VoIrH. 


—— 


Seit mehr als 5 Jahrhunderten *) wird das Innere der: 
Umgegend von Amberg nach ihrer ganzen Erstreckung und) 
bis auf die Teufe des Wasserspiegels durch Bergbau ab-- 
wechselnd aufgeschlossen; seit 1764 **) besitzen wir durch‘ 
von Lorıs unermüdete Forschungen eine ‚bergrechtliche | Ge-: 
schichte dieses: sowohl ehemals politisch wichtigen ***), als») 
jetzt noch mineralogisch merkwürdigen }) Bergreviers, wie) 
sich deren kaum ein anderes rühmen kann; seit 1792 liegt 
die bergmännisch - technische Darstellung des Bergbaues in 


*) Die älteste Urkunde ist von 1326 , setzt aber ein viel höheres Al- 
ter des dortigen Bergbaues voraus. | 


**) Sammlung des Baierischen Bergrechts. 


=) Ambergs Handel mit seinem Produkte (Eisen) ging einerseits bis 
Konstantinopel, audrerseits bis Stockholm. 


7) Das Eisenstein-Lager erstreckt sich nordwärts von Schwabelweiss 
und Kälberg bei Regensburg über Kalmung, Leonberg,,. Bodenwöhr, 
Ensdorf, Altenricht, Engelsdorf, Krumbach, Amberg, Siebenei- 
chen, Sulzbach, Miles, Langenbruck, Köniystein, Krotergen und 
Nasliz; westwärts über Kelheim , Weltenburg und Hirnheim , je- 
doch immer in abgerissenen, oft sehr weit entfernten Mitteln. 


I 


selbem und die oryktognostische Beschreibung der Erze und 
einiger ihrer zufälligen Begleiter von Frurr *) vor den Augen 
des gelehrten Publikums; seit Jahrzehenden hat kaum ein 
reisender Mineralog die Oberpfulz besucht, ohne dem Erz- 
 berge einige Augenblicke seine Aufmerksamkeit zu schen- 
ken; dennoch sind heute noch seine geognostischen Verhält- 
nisse und sogar seine oryktognostischen Fossilien (die Pe- 
trefakten ausgenonimen) *"), wenn ich den geognostischen 
Systemen und oryktognostischen Lehrbüchern trauen darf, 
noch so unbekannt, als wäre erst vor wenigen Jahren da- 
selbst ein unbedeutender Bergbau unternommen worden, 


Zwar ist auch die Absicht‘ der gegenwärtigen Abhand- 
lung nicht, in eine umständliche Zergliederung der geo- 
gnostischen Verhältnisse desselben einzugehen; da aber selbst 
die schulgerechteste oryktognostische Beschreibung eines Mi- 
nerals nach äussern Kennzeichen, physischen Eigenschaften 
und chemischen Bestandtheilen ohne eine, sey es auch nur 
allgemeine, Andeutung des geognostischen Vorkommens den 
dermaligen Forderungen der Wissenschaft nicht mehr ent- 
spricht; so bin ich wohl genöthigt, eine kurze geognostische 
Beschreibung des Erzberges und seiner Umgebung vorauszu- 
schicken, werde mich jedoch nur auf Dasjenige beschrän- 
ken, was mit meinem Zwecke in unmittelbarer Verbin- 


dung steht. 


Der Erzberg bei Amberg ***) ist ein Glied jener Hügel- 
kette, welche von ihm nach 8.0. über den Galgen - und 
Mariahilfs-Berg nach Krumbach, Engelsdorf, Paulsdorf und 
Altenricht, nach N.W, über Karmensölden, Rosenberg und 


“) Beschreibung der Baierischen und Oberpfälzischen Gebirge. 


==) Noch im Hefte III, S. 300 dieses Jahrbuches von 1831 heisst es 
bloss, dass Kakoxen später auch in Baiern bemerkt wurde. Auch 
in Brum’s Lehrbuch der Oryktognosie von 1832 ist der Fundort 
Amberg niclıt aufgeführt. 


2) In der Oberpfalz gibt es mehrere Gebirge, welche Erzberg ge- 
nannt werden, 


% 


u ki 


Sulzbach sich verlängert, mehrmalen von Schluchten durch- 
sehnitten wird, und die äusserste Grenze der Jura- und 
der sie fast allenthalben begleitenden Grünsand - Formation 
bildet. Keuper-Sandstein (?) von graulich oder gelb- 
lichweisser Farbe und manchfaltigem Korn, meistens ohne . 
sichtbares Bindemittel, von verschiedener Festigkeit , mit 
bald häufigen bald sparsamern röthlichen Feldspath-Körnern 
und mit Lagen und Nestern graulichblaulichen oder schwärzlich- 
grauen plastischen Thones unmittelbar auf Granit ruhend 
erscheint längs der ganzen Erstreckung der Hügelkette als 
die tiefste Unterlage. Wenige Fusse unter seiner. Ober- 
fläche tritt ein, meistens kaum 6°, zuweilen aber auch bis 4° 
mächtiges, Lager unten röthlichbraunen und gewöhnlich sehr 
sandigen, oben dunkelzinnoberrothen reinen Thon-Eisen- 
steins auf. Bald erhebt er sich, aus 8.0. sänftig an- 
steigend, in Gestalt von Hochebenen, Rücken und Kuppen 
zu einer beträchtlichen Höhe, bald senkt er sich gegen 
N.W, mehr oder weniger steil abstürzend bis unter den 
Grund des Hauptthales. Er ist in Bänke von verschiedener 
Dicke getheilt, welche gegen S.W. sich neigen. Nach dem 
Streichen folgen sowohl die Ablosungs - Flächen der Bänke 
als das Eisenstein - Lager genau‘ den Biegungen der Ober- 
fläche. Vertikale Klüfte durchsetzen ihn unter stumpfen 
Winkeln, und sondern ihn dadurch in parallelepipedische 
Blöcke, haben aber nur selten eine merkliche Störung in 
der ursprünglichen Lagerungs-Richtung hervorgebracht. _ 
Ein rauchgrauer, kalkiger, ziemlich grobkörniger Sand- 
stein, der nach den eingeschlossenen Petrefakten zur 
Lias-Formation gehört, überlagert scharf abgeschnitten 
den Keuper-Sandstein. In den Senkungen des letztern er- 
reicht er meistens eine ansehnliche Mächtigkeit, auf dessen 
höhern Punkten hingegen verliert er sich verhältnissmässig 
immer mehr und hin und wieder ganz, und bedeckt dann 
nur dessen südöstliches und südliches, seltner auch dessen 
südwestliches Gehänge. Er besteht aus Bänken von ver- 
schiedener Dicke, welche nur eine sehr geringe Neigung 


— 521 — 


/ 


aus N.W, in S.O. und aus N.O. in S.W. haben, und eben- 
falls, aber unregelmässiger von vertikalen Klüften durchsetzt 
werden, ohne die Lagerung merklich zu verrücken.. 

Bald unmittelbar auf diesem Sandstein liegend, ‘bald 

mit dieser. obern, nun schieferigen Lage wechsellagernd, 
bald von einer dünnern Schicht des Lias - Schiefers unter- 
lagert, steht ein zweites unten gelblichbraunes, oben kirsch- 
rothes, stellenweise von etwa 2‘ bis über 2° mächtiges 
Thoneisenstein-Flötz an, welches in den ersten bei- 
den Fällen vielen Sand aufgenommen hat, und im letzten, 
verbunden mit einiger Mächtigkeit, in die Eisenniere : über- 
geht. Es enthält gewöhnlich einige der der Lias-Formation 
eigenthümlichen Petrefakten, zuweilen aber auch nur deren 
Abdrücke. 
a Von Paulsdorf aus sich allmählich erhebend we der 
Lias-Schiefer über den Galgenberg und Neuricht und end- 
lieh über die nicht unbeträchtlichen Anhöhen bei /mmen- 
stälten und Höhengau hin. - Weder dieses Ansteigen, noch 
| die gross wellenförmige Oberfläche, noch die manchmal über 
6° ‚klaffenden vertikalen Klüfte äussern einen merklich stören- 
den Einfluss auf die nur wenig aus N,W. in S.O. und aus 
N.O,, in S.W. geneigten Blätter und Bänke. Eine, der 
Bänke führt, dem Erzberge nach 8.0. gegenüber, den Ba- 
logneser Spath in Gesellschaft mit krystallinischen Gyps- 
Nieren, und einen etwas tiefer liegenden 6seitig - prismati- 
schen Selenit *). 

Auf dem Lias - Schiefer ruht, an dessen südwestliches 
Gehänge angelehnt und bald stumpf abgeschnitten, bald über- 
gehend, der nach unten grobkörnige und ziemlich feste, nach 
oben allmählich kleinkörnige und lockere jüngere Lias-Sand- 
stein in mehreren an Mächtigkeit, Korn und Farbe sehr 
abwechselnden Bänken. Auch diese zeigen nur eine, äusserst 


geringe Neigung aus N.W, in 8.0. und aus N.O. in S.W., 


*) Die übrigen nicht hieher bezüglichen Vorkommen glaube ich uner- 
wähnt lassen zu dürfen. 


— 12 —. 


und setzen jenseits der zuweilen einige Fuss weiten Klüfte 
därin unverrückt fort. In dem kleinkörnigen Sandsteine 
findet man fast allenthalben 2 Thoneisenstein-Flötze. Das 
untere, körniger Thoneisenstein , weiter gegen W. meistens 
sehr feinkörnig und 2 bis 4° mächtig, besteht hier aus 
Linsen- bis fast Bohnen - grossen Körnern und misst 2 bis 
4'' in seiner Mächtigkeit. Das zweite, nyx wenige Fuss 
darüber entfernte, ist feinkörniger Thon-Eisensandstein und 
hier 3 bis 6° mächtig. Nur an wenigen Stellen (auf dem 
Mariahilfs-, dem Galgen- und dem Erz-Berge) ist auch das 
Daseyn des, diesem Sandstein ebenfalls angehörigen oolithi- 
schen Eisensteines zu erkennen. Überall liegt der letztere 
hier dem darüber gelagerten Jurakalke so nahe, dass er 
mehrere Zoll tief von unten in denselben eingedrungen ist. 
— Wie der Keuper-Sandstein bildet dieser Lias-Sandstein, 
wo er mächtiger und, so zu sagen, selbständig auftritt, ziem- 
lich hohe verschieden gestaltete Rücken und Kuppen, deren 
Oberfläche jedoch beinahe in eine und dieselbe Horizontal- 
Ebene zu fallen scheint. Nirgend erstreckt er sich gegen 
N.O. weit jenseits des Jura-Kalkes; dagegen ist er hin und. 
wieder auf dem Liasschiefer übergreifend gelagert. 

Sowohl der dichte als der dolomitische Jura-Kalk 
erscheint, gleich den vorhergehenden Gebirgs-Arten, durch- 
gehends nur auf dem südwestlichen Gehänge der Hügel- 
kette, und, obschon selten in einiger Mächtigkeit, doch ge- - 
wöhnlich wie jene verhältnissmässig am mächtigsten gegen 
das südöstliche Ende jedes Kettengliedes. Eben so neigen 
sich die 4 bis 12‘ dieken Bänke mit einem Fallwinkel von 
wenigen Graden aus N.O, in S.W. und aus N.W. in 8.0. 
Die vertikalen Klüfte, welche ihn in verschiedenen Rich- 
tungen durchsetzen, wechseln in ihrer Breite von kaum 1’ 
bis zu 3° und darüber, und werden von den Ablosungsflä- 
chen der Bänke, vorzüglich aber bei ihrem Übertritte aus 
dem dolomitischen in den dichten Jurakalk, manchfaltig aus 
der geraden Linie verrückt. — Nach der Erstreckung aus 


S.O. inN.W, begleitet er die Hügelkette ohne Unterbrechung; 


— 523 — 
nach der Erhebung des Gehänges aus S.W. in N.O, hinge- 


gen findet er sich zum grössten Theile nur stellenweise, 
doch im Allgemeinen eine gewisse Regelmässigkeit beobach- 
tend. In S.O. jedes Kettenglieds bedeckt er nämlich das 
Gehänge von dessen Fusse bis zum Rücken und meistens 
sogar in übergreifender Lagerung. Je weiter man gegen 
N.W. vorschreitet, desto mehr entfernt er sich vom Fusse, 
so dass er zuletzt den Kuppen und Rücken nur schildförmig 
aufliegt. Hie und da fehlt in diesem Falle auf solchen Punk- 
ten auch bald der jüngere Lias-Sandstein, bald mit ihm der 
Lias-Schiefer, bald die gesammte Lias- Formation, so dass 
der Keuper-Sandstein zu Tag ansteht. - 

Die jüngste Gebirgs-Art, auf welcher sich das erwähnte, 
über einen Flächenraum von mehreren Quadrat-Meilen aus- 
gebreitete Eisensteinflötz gelagert hat, ist der Jura- 
_kalk *). Allein selten liegt es unmittelbar auf diesem als 
ganzem Gestein; gewöhnlich hat sich ein Kalk- und Horn- 
stein-Gerölle desselben zwischengelagert. Häufiger sind die 
Stellen, wo es von einer der, die Grünsand-Formation kon- 
stituirenden Sand- oder Thon-Schichte unterlagert wird, und 
sogar bald mit der einen bald mit der andern wechsella- 
gert =>), Ja! die einen oder die andern und selbst alle 
diese Erscheinungen vereinigen sich hin und wieder inner- 
halb eines Flächenraums von wenigen 100 Quadrat-Lachtern. 
— Das Flötz ist vielfältig unterbrochen; die Erzmittel lie- 
gen bald weit voneinander entfernt, bald nahe nebeneinan- 
der — bald am Fusse, bald verschieden hoch auf den Ab- 
hängen der Hügel, aber stets auf den nach S.W. gekehrten 


h 

*) So bei Schwabelweiss , Kalmung, Leonberg, Muhlos , Kelheim, 
Weltenburg u. Ss. w. 

=) Ausserdem sind seine Unterlagen: 1) von einem innigen Gemenge 
aufgelösten Jurakalkes und Liasschiefers gebundener oolithischer 
und körniger Thoneisenstein auf der Bucher - und Egelsrieder- 
Zeche bei Bodenwöhr; 2) körniger Thoneisenstein mit Liasschie- 
fer auf dem Galgen- und zum Theil auch auf dem Erz-Berge bei 
Amberg und zu Langenbruck ; 3) Keuper - Sandstein zu Engels- 
dorf u. s. w. 


Jahrgang 1836. 34 


— Bu — 


und, wenn sie. sich genähert sind, aus $S.O, nach N.W. auf- 
steigenden, — meistens in Mulden, Kesseln und ähnlichen 
Vertiefungen eingeengt: nur ausnahmsweise in Ebenen ausge- 
breitet. — Seine bei Weitem vorherrschende Erzführung 
besteht aus diechtem Brauneisensteine *), dessen Klüfte und 
 Höhlungen meistens mit verschieden gestaltetem, bald bunt 
angelaufenem, bald von Brauneisenrahm überzogenem faseri- 
gem Brauneisensteine bekleidet und nicht selten, von Krumm- 
bach anfangend, auf,allen nordwestlichen Erzmitteln im obern 
Theile des Flötzes mit grössern oder kleinern Massen kry- 
stallisirten grauen Braunsteines mehr oder, weniger ausge- 
fülle sind. Er enthält zuweilen Partieen eisenschüssigen 
kohlensauren Zinkoxydes und geht stellenweise in schaaligen 
und stängeligen Thoneisenstein, und unter noch nicht hin- 
länglich ausgemittelten Lagerungs-Verhältnissen in Gelberde 
über **), Auf Thon gelagert ist er von fremden Einschlüs- 
sen frei; wenn er hingegen auf jenem Kalk- und Hornstein- 
Gerölle oder einem der Sandsteine ruht, so hat er stets 
mehr oder weniger und zuweilen so viel davon aufgenom- 
men, dass er nur als Bindemittel erscheint. Versteinerungen 
enthält er ursprünglich nicht; die hin und wieder gefunde- 
nen stammen, je nach ihrer Lagerung in demselben, entweder 
aus der Jurakalk-, oder der Lias-, oder der Grünsand- 
Formation ab, 

Von der um Amberg überhaupt nur wenig entwickel- 
ten Grünsand-Formation erreicht den bezeichneten Hü- 
gelzug fast ausschliesslich nur die untere Gruppe — Thon, 
loser Quarzsand und Sandstein von verschiedener Farbe 
und Beschaffenheit, mehrmalen wechsellagernd und ver- 
schieden mächtig “**); doch scheint, nach den bisherigen 


*) Ich glaubte, der Deutlichkeit wegen, der Werner schen Schule 
folgen zu müssen. 
”*) Auch ein brennend -kochenillrother Ocker kam ehedem häufig vor, 
und wurde von den Malern sehr gesucht. 
*=*) Der Tripel, hier das oberste Glied der Formation, tritt beinahe 
allenthalben uumittelbar darüber auf. 


Beobachtungen, auch nur längs denselben jene Schicht teig- 
artig - weichen, an der Luft schnell erhärtenden Fluss- und 
Phosphor-sauren Kalkes, welche allem Anscheine nach in 
Beziehung auf die Phosphate eine wichtige Rolle spielt, als un- 
tergeordnetes Glied der Formation vorzukommen *), Ihre 
Lagerungs-Stelle in der Reihenfolge zu erforschen, habe ich 
mich vergebens bemüht; kleine Schurf- Versuche auf dem 
Ausgehenden der Formation, den Rücken des Erzberges ent- 
lang haben bloss gelehrt, dass sie von einer nach unten 
ziemlich grob-, nach oben sehr fein-körnigen thonigen Quarz- 
sand-Schicht und dann von Tripel bedeckt wird, und bald 
auf einer ähnlichen Sandsteinschicht, bald unmittelbar auf 
dem Eisenstein - Flötze liegt. — Die untern Thonlagen der 
Formation führen, besonders in der Nachbarschaft des Ei- 
sensteinflötzes, vielfältig Nieren konzentrisch-stängelig abge- 
sonderten Brauneisensteins (verwitterte Eisenkies - Nieren), 
theils mit krystallisirter, theils mit gemeiner Oberfläche, so 
wie derben und krystallinischen retraktorischen Magneteisen- 
steins und Nester grauen Braunsteins. 

Durehgehends ist das nordöstliche Gehänge des gesamm- 
ten Hügelzuges und die nordwestliche Abdachung jedes 
einzelnen Hügels beträchtlich steiler geneigt, als das süd- 
westliche Gehänge und die südöstliche Abdachung. 

Nur in geringfügigen Nebendingen, was in Gebirgen 
dieser Art auf einzelnen Stellen überall gefunden wird, 
weicht der Erzberg bei. Amberg von dem geschilderten allge- 
meinen Formations-Charakter ab. Seiner südöstlichen Abda- 
chung hat der Durchbruch der Vzls, der ihn jetzt von dem 
in dieser Richtung einst anstossenden Galgenberge trennt, 
ein fremdartiges schroffes Ansehen gegeben. Hier liegt am 
Fusse des südwestlichen Gehänges in einer (gemeinschaft- 


lich mit dem in S.W. gegenüberstehenden, gegen N.O. steil 


*) Gegen S.0. zeigen sich Andeutungen ihres Daseyns auch noch 
auf der Pingarten - Zeche bei Bodenwöhr. Von andern Punkten 
fehlen die Beobachtungen. 


34 * 


— 526 — 


abfallenden Eisberge gebildeten) ungefähr bis zu dessen 
halber Höhe allmählich nach N.W. ansteigenden Mulde der 
erste ergiebige Erzpunkt (der vordere Erzberg). Er er- 
hebt sich aus der Tiefe derselben nach ihrer ganzen Er- 
streckung hin, mit allen ihn konstituirenden Schichten auf 
jenem Gehänge über den Jura-Kalk sich verbreitend und 
mit regelmässig fortschreitender Abnahme seiner Mächtig- 
keit, aus 8.0. gegen N.W. allmählich bis an und end- 
lich übergreifend bis auf den Kamm des Hügels. Auf dieser 
Stelle hat zwar die oben angeführte Fluss- und Phosphor- 
saure Kalkschieht; unfern vom Kamme hin und wieder eine 
Mächtigkeit von 2—3 Fussen; allein sie liegt meistens nur 
wenige Zoll unter der Ackerkrume, und ist durch den 
Ackerbau und durch das, von den wiederholten Bergbau- 
Unternehmungen veranlasste Abrutschen des ganzen Gehän- 
ges in ihren Lagerungs-Verhältnissen so zerrüttet, dass man 
sie nimmer zu erkennen vermag *), Im Dache dieses Erz- 
mittels wurde zuerst der anfänglich für Zeolith “*) an- 
gesprochene, dann als Lasionit bekannt gemachte W a- 
vellit beobachtet. Ausserdem wurde aber auf demselben 
bei Eröffnung eines alten Stollens in kräupeligem Eisensteine 
zwischen 1805 und 1807, an einem ziemlich nahe zu Tage 
liegenden Punkte krystallisirtes Eisenblau entdeckt. 
Beiläufig in der Mitte des Erzberges befindet sich der 
zweite mächtige Erzpunkt (der millle Erzberg), in eine 
kesselförmige Vertiefung des Jura - Kalkes eingeschlossen, 
ursprünglich sehr nahe gegen den Rücken des Hügels hin- 
aufgerückt, nun aber durch mehrmaligen Abbau in einen 
mehrere Lachter tiefen Sumpf (Huhle genannt) verwan- 
delt. Die Lagerung ist daher gänzlich zerrüttet. Überdiess 


fe) 
sind die Ränder des Kessels von alten und neuen Halden 


”) Mehrere 100 Fuhren des erhärteten Phosphorites sollen nach der Aus- 
sage alter Bergleute ehedem als Schutt auf die Strasse gefahren 
worden seyn. 

**), Frunn’s Beschreibung der Baierischen und Oberpfälzischen ‚Ge- 
birge, S. 550. 


— 927 — 


und Pingen allenthalben so bedeckt, dass man kaum hoffen 
darf, irgendwo die unverwundete Oberfläche zu treffen. Ein- 
zelne verlorene Stücke des Eisensteines zeigten jedoch vor 
wenigen Jahren noch unverkennbare Überbleibsel von Erde- 
und Metall-Phosphaten ®). | 

Am äussersten nordwestlichen Ende des Erzberges ist 
auf einer kleinen Ebene des südwestlichen Gehänges, be- 
trächtlich höher als das vorhergehende gelegen, das dritte 
letzte mächtige Erzmittel (der hintere Erzberg) ebenfalls in 
eine kesselförmige Vertiefung des Jura-Kalkes eingelagert. 
Auch dieses wurde ehemals nach seinem ganzen Umfange 
bebaut, aber, wie man aus der geringen Senkung der Ober- 
fläche schliessen muss, auch bald wieder verlassen. In der 
jüngsten Zeit belegte man dasselbe abermals, und ersank 
mit einem nicht ferne vom nordwestlichen Rande des Kes- 
sels abgeteuften Schachte im Dache des Eisenstein-Flötzes 
eine reiche Niederlage von Wavellit und Kakoxen. Ob 
auch die teigartig-weiche Fluss- und Phosphor-saure Schicht | 
getroffen wurde, konnte mir kein Bergmann sagen, und ich 
aus der Halde nicht mehr ermitteln. — Das Vorkommen 
jener beiden Phosphate bietet eine merkwürdige Erschei- 
nung für den Geognosten dar. Von einer strenge eingehal- 
tenen Scheidelinie aus wurde nämlich mit den Strecken in 
nördlichen Richtungen ausschliesslich Wavellit, in süd- 
lichen ausschliesslich Kakoxen erbrochen. Den Wavel- 
lit begleitete eine nicht bedeutende mächtige Lage sehr 
Braunstein-haltigen Eisensteins (Schwarz-Eisenstein?), 
und vorzüglich häufig und weiss erschien er auf dieser. 


*) Das dem feinkörnigen Lias-Sandstein untergeordnete Sandeisen- 
stein- Lager, welches längs dem Erzberge eine Mächtigkeit von 
mehreren Lachtern hat, ist hier auf den Klüften vielfältig mit ei- 
nem Steinmark-ähnlichen Mineral in konzentrisch-schaliger 
halbkugelförmiger Gestalt begleitet. Der frische Bruch scheint ein 
verstrickt-faseriges Gefüge zu verrathen. 


— 52383 — 


Die Ausbreitung des einen wie des andern gegen 8.0. be- 
trug nur etliche Lachter *). 


‘Da sämmtliche Erzpunkte schon öfter bebaut wurden, 
so kann man allerdings die Frage aufwerfen, ob das kry- 
stallisirte Eisenblau, der Warvellit und der Kako- 
xen wenigstens in gewisser Art ursprünglich oder, veran- 
lasst durch den Bergbau, später (sekundär) entstanden sind. 
Vieles spricht für das Erste, aber auch Vieles für das Zweite. 
Durch die Abrutschungen und Niederkesselungen wurde den 
Tagewässern der Zutritt in das Innere der Schichten ge- 
öffnet, damit jener theilweisen Auflösung der Fluss- und Phos- 
phor-sauren Kalkschicht der Weg gebahnt, und damit die Mög- 
lichkeit, ja hohe Wahrscheinlichkeit der spätern Entstehung 
gegeben. Diese wird anscheinend bis zur Gewissheit ge- 
steigert, wenn man erwägt, dass im Kessel des hintern 
 Erzberges die Schnee- und Regen-Wässer, mochte er auch 
damit bis zum Überfliessen gefüllt seyn, in wenigen Tagen 
versiegten, dass der Wavellit und Kakoxen dort in der Nähe 
einer Abrutschung ausschliesslich sich angesiedelt hatten und 
dass sogar während des letzten Abbaues sich weisse Guh- 
ren und stalaktitische Gebilde **) an dem Grubengezimmer 
ansetzten; dass endlich die Stelle, auf welcher das krystal- 
lisirte Eisenblau vorkam, bis in den Jura- Kalk auffallend 
zerrüttet war. Allein ebendaselbst wurden auch schon in den 
alten Halden und lose über Tag liegend kugelige Massen 
des Wavellits bis zur Grösse einer starken Mannsfaust, 


”) (Aus später eingelaufenen brieflichen Nachrichten des Hrn. Verfs.) 
Der Wavellit hat sich auf dem hintern Erzberge auch in die 
Kluft des bie und da über dem Eisensteine ausgebreiteten Horn- 
steines hineingezogen. Er ist dann konzentrisch oder sternförmig 
angehäuft, faserig bis schmal strahlig und besonders von starkem 
Seidenglanze. Mit ihm zugleich ist auch der Schwarzeisenstein ein- 
gedrungen, ohne jedoch die sehr weisse Farbe des Wavellits zu 
verdunkeln. Den Kern des Wavellits (Mittelpunkt) bildet hier ein 
opakes bräunliches halbkugelförmiges Körnchen. 

**) Wegen Mangels einer chemischen Untersuchung kann ich sie nicht 
näher bestimmen. Säuren bewirkten kein Aufbraussen. 


— 529 — 


und bei Krummbach im zuverlässig unverritzten Gebirge (es 
wäre denn, dass man einen anstossenden tiefen Hohlweg als 
Leitungs-Kanal annehmen wollte) und eben so bei Prngarlen 
(jedoch hier stets von ockergelber Farbe) hin und wie- 
der Partieen desselben gefunden. Die gewichtigste Bedenk- 
lichkeit gegen die Hypothese späterer Einsinterung dünkt 
mir, besonders unter den einfachen Verhältnissen, wie 
sie hier gegeben sind, die Thatsache, dass die dadurch er- 
zeugten Mineralien, laut der bekannt gemachten Analysen, 
nicht nur von der Fluss- und Phosphor-sauren Urlage, son- 
dern auch unter sich in ihrer chemischen Beschaffenheit — 
und zwar nicht etwa bloss. in quantitativer (worauf nach 
meiner Ansicht, wie schon aus den folgenden Beschreibun- 
gen der äussern Merkmale jener Mineralien erhellen dürfte, 
überhaupt kein zu grosser Werth zu legen ist), sondern und vor- 
züglich auch in qualitativer Hinsicht so wesentlich abweichen. 
Dass ich mich mit den folgenden Beschreibungen jener 
Phosphate nicht strenge an die gewöhnliche Form. und in- 
nerhalb der vorgezeichneten Grenzen gehalten habe, sollen 
mir, wie ich hoffe, nicht nur die Oryktognosten, sondern 
auch die Geognosten gerne vergeben, | 
Der Phosphorit (Apatit), aus welchem das vorhin 
rwähnte Fluss- und Phosphor - saure Kalklager ohne alle 
fremde Beimischung und Beimengung besteht, erscheint 
unter viererlei äussern Gestalten. 1) Den bei Weitem vor- 
herrschenden Theil bildet die in der Lagerstätte teigartig- 
weiche Masse. In diesem Zustande ist sie gelblichweiss, 
mit einzelnen stärker gefärbten Partieen, — fast mager an- 
zufühlen und im Anhauen und Kneten ziemlich kurz. Nach 
dem Trocknen klebt sie nur wenig zusammen, doch ziem- 
lich stark an der feuchten Lippe, schmutzt äusserst leicht 
ab, und bekommt eine mehr oder weniger fette ockergelbe 
Farbe mit eingesprengten gelblich - weissen Punkten und 
Flecken. Im Wasser zerfällt sie schnell unter Entwicklung 
von häufigen Luftbläschen. Sie verschluckt die aufgetropfte 
Salpeter-Säure begierig, und wird davon ohne Anwendung 


iR 


der Wärme kaum oder nur wenig und sehr langsam ange- 
griffen. Trocken und nass knirscht sie milde unter den 
Zähnen, und hat einen eignen etwas bitterlichen Geruch. 
2) Eine unzählige Menge verschieden grosser und gestalteter 
Konkrezionen (diehter Phosphorit oder Apatit) 
erfüllen den Teig. Die Grösse wechselt zwischen der ei- 
nes Hirsekorns und eines Kindskopfes ; die Gestalt ist ur- . 
sprünglich manchfaltig sphäroidisch, meistens mit mehr oder 
weniger knolliger Oberfläche. Sehr häufig findet man aber 
auch ganz unversehrte Bruchstücke jeder Grösse mit voll- 
kommen seharfen Kanten. Gewöhnlich -bersten nämlich die 
grössern Konkrezionen schon in der Lagerstätte nach allen 
Richtungen gleich den Mergel - Nieren , und nicht selten 
schliessen die manchmal weit klaffenden Spaltrisse selbst der- 
gleichen Bruchstücke ein. Im Innern ist ihre Farbe Fleck- 
und, mit der stellenweisen Oberfläche parallel, Streifen-weise 
gelblichweiss, verschieden satt ockergelb und hie und da 
lichter oder dunkler roth. Ihre Masse ist gleichartig erdig- 
dicht und. derbe, leicht mit dem Messer zu ‚schaben und 
spröde. Das Verhalten’ gegen die Säuren stimmt mit jenem 
des Teiges überein. 3) Bisher sammelten die Mineralogen 
diese Konkrezionen auf den Feldern, über welche sie auf 
eine nicht unbedeutende Erstreckung in grosser Anzahl ze 

streut umher liegen. 4) Auch diese nur*) enthalten den fa- 
serigen Phosphorit oder Apatit, dessen allein in den 
oryktognostischen Werken ‘erwähnt wird. Er bekleidet die 
Wände der Risse und theilweise auch die Oberfläche, und 
umhüllt die zwischen jenen eingeschlossenen und auf diese’ 
von ihm aufgekitteten Bruchstücke **) in ein- bis fünf-facher 


_ —_ lu. 


>) Weder im Innern noch auf der Oberfläche der aus der Lagerstätte 
gegrabenen Stücke war eine der zwei folgenden äussern Gestalten 
wahrzunehmen , obwohl alle Vorbedingungen dazu in gleichem 
Grade vorhanden waren, 


**) Die letztern scheinen mir in Folge vorausgegangener Zerstörun- 


gen der primären auf die gegenwärtige sekundäre Oberfläche ge- 
langt zu seyn. 


— 551 —- 


_ Überlagerung und meistens in kleintraubiger Gestalt. Ob- 
wohl die Lagen immer sehr dünne sind, so kann man sie 
doch mit Hülfe der dazwischenliegenden halbdurchsichtigen 
Streifen und des Suchglases deutlich unterscheiden. Er sitzt 
stets scharf abgeschnitten auf dem dichten auf; doch wird 
der letztere unverkennbar, bald in kleinerer bald in grösse- 
rer Entfernung von der Berührungsfläche beginnend, all- 
mählich dichter, fettlicher und durchscheinender im Bruche, 
Die übrigen Eigenschaften theilt er mit den bereits bekann- 
ten Phosphoriten. 5) Bis jetzt scheint den Oryktognosten 
ganz entgangen zu seyn, dass derPhosphorit auf dem Erz- 
berge bei Amberg auch krystallisirt erscheint. Wo er 
als solcher vorkommt , liegt er standhaft unmittelbar über 
dem faserigen *). Die Krystalle sind zwar durchgehends 
mikroskopisch-klein, gewöhnlich dicht zusammen- oder auch 
übereinander-gehäuft, oft innig verflossen und meistens stark 
Glas-glänzend, dennoch hin und wieder schon unter einem 
guten Suchglase deutlich als wenig verschobene Rhomben 
mit etwas konvex-gebogenen Flächen zu erkennen *“). Von 
oben besehen haben sie, wenn ihre Oberfläche rein ist, 
wegen ihrer Durchsichtigkeit die Farbe der Unterlage; von 
der Seite (im Querbruche) zeigt sich die derbe Masse der- 
selben lichtegrau. Eingedrungene Eisenoxyd - Auflösungen 
(denn auch der krystallisirte Phosphorit saugt noch mit ver- 
"hältnissmässiger Hast reines und tingirtes Wasser ein) än- 
dern die Urfarbe verschieden ab. Graubraunes ($ Eisen-, 
* Mangan-) Oxyd ***) erfüllt die Haarrisse, überzieht die 


*) Mehr als wahrscheinlich sind die durchscheinenden dichten licht- 
grauen Zwischenlager des faserigen Phosphorites, wenigstens auf 
der Oberfläche, krystallisirt. 

**) Freilich stimmt diese Krystall- Form mit den bisher angegebenen 
nicht, dürfte aber doch in das Krystallisations- System einzureihen 
seyn, wenn fernere chemische Analysen nicht etwa ein anderes Ver- 
hältniss seiner Bestandtheile nachweisen. 

*#®) Nicht selten überzieht auch ein Anflug von röthlichgelbem, gelb- 
lich- oder röthlich-braunem Eisen-Oxyde die Wände der Risse und 
Spalten. Das graubraune bildet öfter Moos-ähnliche Dendriten. 


Oberfläche stellenweise, durchdringt selbst den Teig jener 
Stücke, vorzüglich deren, welche reichlich faserigen und kry- 
stallisirten Phosphorit führen *). — Von versteinerten or- 
ganischen Resten sind mir ungeachtet aller Aufmerksamkeit 
nur ein paarmal im dichten Phosphorite Bruchstücke solcher 
Terebrateln zu Gesicht gekommen, wie sie der Grünsand 
enthält **), 


Alle Oryktognosie’n geben den Wavellit nur als kry- 
stallisirt vorkommend an. Auch auf dem Erzberge bei 
Amberg findet man ihn bei Weitem am häufigsten in dieser 
äussern Gestalt und in allen aufgezählten Gruppirungen, am 
seltensten jedoch in halbkugeliger Anhäufung. Ausserdem 
erscheint oder vielmehr (denn beide Fundörter sind nun 
abgebaut und verlassen) erschien er aber hie und da, abge- 
sehen von dem vorhin erwähnten noch ungewissen Guhr- 
und Stalaktit- Gebilde, auch verhärtet-erdig und dicht, und 
zwar nicht nur auf dem Aintern Erzberge, sondern auch 
schon (weiter gegen S.0.) bei Krummbach. Auf der letzt- 
genannten Grube war der dichte, frisch gebrochene glasig- 
durchsichtig, etwas ins Milch - Blaue spielend, erfüllte die 
Räume oder bekleidete als mehr oder weniger dicker Über- 
zug mit kleintraubiger Oberfläche die Wände der Höhlun- 
gen und Klüftchen des Brauneisensteins, und hatte die Härte 
beinahe des Flussspaths. In kurzer Zeit wurde er allmäh- 
lich trüber und endlich schwach-durchscheinend, bekam eine 


*) Auch auf der Suttlerin bei Mitterteich und Fuchsmühl begleitet 
verbärtet erdiger Phosphorit (jedoch durch mehrere abweichende 
Merkmale ausgezeichnet) das in einen Basalt-Krater abgelagerte 
Eisenstein-Flötz. 


*“) Man wird mir zutrauen, dass nur erhebliche Beweggründe mich 
vermochten, mir so spät noch die Ehre zu vindiziren: dass ich 
zuerst auf das Daseyn des Phosphorites, des Kakoxens, des Jura- 
Dolomites und so manch andern Minerals (man sehe bierüber 
Morr’s angeführte Zeitschrift) in meinem Vaterlande aufmerksam 
gemacht, dadurch Frurr’s Beschreibung der Baierischen und Ober- 
pfalzischen Gebirge bereichert und eine vollständigere Geognosie 
Baierns vorbereitet habe. 


— 395 — 


schmutzig weisse Farbe, und verlor immer mehr den Zu- 
sammenhang; gegenwärtig (freilich nach einem Verlaufe von 
9 bis 10 Jahren) ist er, aller Vorsicht zum Trotz, fast ganz 
in einen nur schwach zusammenklebenden, je nach der Farbe 
des untenliegenden Brauneisensteins heller oder dunkler 
gelben, gelbrothen oder bräunlichen Mulm übergegangen. — 
— In den auf dem Aintern Erzberge zu Tage liegenden 
Wavellit- Kugeln zwischenlagert und umschliesst der dichte 
Wavellit den faserigen und strahligen, oder bekleidet die 
Wände der Höhlungen , stellenweise in diesen übergehend 
und auch scharf abgeschnitten. Er ist an der Oberfläche 
hin und wieder von eingedrungenem Eisenoxyde verschieden 
gelblich oder röthlich gefärbt, im Innern aber standhaft 
schneeweiss, wenn auch der angrenzende faserige stark ins 
Graue zieht. So lange er auch den Einwirkungen der At- 
mosphärilien ausgesetzt war, hat er doch so wenig als der 
faserige an Härte verloren. — Der aus der dortigen Grube 
frisch geförderte dichte Wavellit kommt; zum Theile als 1 
bis 2° dicker Überzug mit kleintraubiger Oberfläche, schnee- 
weisser Farbe .und versteckt - faseriger Textur, zum Theile 
in unförmlichen, 4 bis 3” dicken Platten vor, hat dann eine 
stalaktitische Oberfläche, ist meistens vorı einer dünnen oder 
dicken Rinde faserigen Wavellits überzogen, mehr oder we- 
niger mit verschieden farbigem Brauneisenstein mechanisch 
gemengt, daher lichter oder satter gelblichbraun gefärbt und 
merklich härter und bedeutend schwerer als der weisse. 
Er scheint den Übergang in Kakoxen (vielleicht auch ein 
zwischen beiden stehendes Mineral) zu bilden *®). 


Dieses wird mir noch um so wahrscheinlicher durch 
den Umstand, dass der reine Wavellit im Allgemeinen eben 


so häufig in dünnen Lagen, als der Kakoxen in dicker 


*) Weisser, (von Eisen- und Kupfer-Oxyd) grelber, gelbbrauner, blauer 
und grüner Wavellit kommt auf einem in, Spatheisenstein und 
Kupferkies - führendem, Thonschiefer aufsetzendem Quarzgange am 
Schwarzenberg bei Kemnath in der Oberpfalz vor. 


— 


Anhäufung dem Brauneisenstein aufsitzt, dass die Oberfläche 
dieser Anhäufungen sich öfter der stalaktitischen Bildung 
deutlich nähert, und der Kakoxen sowohl chemisch als 
mechanisch Eisen-Oxyd in sehr manchfaltigen Verhältnissen 
aufnimmt, sogar dessen zuweilen so viel enthält, dass er ei- 
nerseits gewissen lichte - gefärbten Abänderungen des zart- 
faserigen Brauneisensteins ähnelt, andererseits in dichten 
Kakoxen, höchstens mit versteckt -strahligem Bruche, über- 
geht. — An Manchfaltigkeit der äussern Gestalten steht er 
dem in der Grube Zrbek (dem ersten und bis jetzt einzig 
bekannten Fundorte) vorkommenden nicht nach, wenn er, 
kleine Nüanzen mit eingerechnet, ihn darin nicht übertrifft. 
So z. B. zeigt er, besonders als dünner Anflug ,, taubenhäl- 
siges Farbenspiel, in Kugel-Abschnitten mikroskopisch klein- 
nierige Oberfläche u. dgl. Die merkwürdigsten und seltensten 
derselben sind, dass sowohl der halbkugelige als der 
flach ausgebreitete, wenn er eine etwas beträchtlichere Di- 
mension erreicht, in Lagen von verschieden ockergelben 
Schattirungen wechselt, von einem dichten braunschwarzen 
pecehglänzenden Eisen - Oxyd (Stilpnosiderit $) ein- bis zwei- 
mal zwischen- oder über-lagert wird, kleine Partieen ver- 
witterten Hornsteines einschliesst, oder Wavrellit überzieht, 
oder Moos-ähnlich oder dendritisch angehäuft erscheint, und 
dass er dreierlei Krystall-Formen nachbildet. — Alle After- 
Krystalle haben vollkommen glatte Flächen und scharfe Kan- 
ten; alle sind zusammen-, doch die einen nur nebeneinander-, 
die andern zwei auch übereinander-gehäuft. Die einen der 
letztern stellen vollkommen rechtwinkelige oder, wenn je, 
nur höchst wenig verschobene , mit dichter Kakoxen - Masse 
erfüllte Würfel, — die andern sehr kleine rechtwinkelige 
niedrige dünne (tafelähnliche) 4seitige Prismen mit 2 bedeu- 
tend breitern und 2 schmälern Seitenflächen und meistens 
mehr oder weniger abgestumpften Seitenkanten bis zuge- 
schärften Seitenflächen dar, sind unregelmässig hohl! und 
scheinen auf den Innenwänden mit Krystallen bekleidet zu 
seyn. — Die erste Gestalt ist bei flüchtigem Anblicke 


55 — 


keilförmig, entwickelt sich aber bei strengerer Untersuchung 
als Aseitige dünne Prismen mit langgezogen - zugeschärften 
Seitenflächen. Sie sitzen auf dichtem Kakoxen und um- 
schliessen, wie dieser, rechtwinkelig - 4seitige, sehr dünne, 
glasglänzende, der Schärfe der Stahlnadel widerstehende, 
in der Mitte durch neue Aufsätze verdickte Prismen (Ta- 
feln) *). Diese sowohl als die würfeligen After - Krystalle 
überzieht gelblich- bis schwarzbraunes Eisenoxyd (8) als 
mehr oder weniger dicker Anflug, — Alle Gestalten des 
Kakoxens erscheinen eben so oft auf gemeinem als faseri- 
gem Brauneisensteine **). 


Den Fundort des krystallisirten Eisenblaues auf dem 
Erzberge bei Amberg habe ich bereits angegeben. Seine Farben | 
gingen in etwas beträchtlicheren Stücken vom Wasserhel- 
len dureh das Lichte-Milchblaue einer-, und durch das Lichte- 
Ockergelbe bis in das Satt-Grüne und das Dunkel-Indigblaue 
andererseits über. Die Krystalle waren stets klein und sehr 
klein, jedoch beinahe durchsichtig. Sie sassen meistens so lose 
auf, dass es ungemein schwer war, sie zu erhalten; — aber 
auch der Eisenstein war so locker, dass er unter der Hand 
und von selbst zerfiel, 


Ein nach Brrıruaupr's Charakteristik ***) in den äus- 
sern Kennzeichen mit dem Stilpnosiderite ULrmann’s 
genau übereinstimmendes Mineral ist der gewöhnliche Ge- 
führte des Kakoxens; es über-, zwischen- und unter-lagert 
ihn manchfaltig, kommt aber auch weit entfernt .von der La- 
gerung des Kakoxens und auf vielen andern Eisenstein-Gruben 
(zu Buch bei Bodenwöhr, zu Hartenstein unweit Sulzbach 
u.a. m. 0.) vor, und liegt sogar zuweilen zwischen dem fasrigen 


*) Ähnliche Krystalle, ganz in Stilpnosiderit eingehüllt, habe ich auf 
‘ der Bucher-Zeche hin und wieder beobachtet. 

*=) Die chemische Analyse wird uns belehren, in wie fern dieser Ka- 
koxen mit dem Böhmischen identisch sey. Ich vermuthe nicht un- 
wichtige Abweichung. 

**#) Handb. d. Mineral. v. Horrmann, fortges. v. RöB'TuApRT, Bd. IV, 
Abth. 2, S. 188—191. 


nr  , ; 2 


Eisensteine. Meistens findet es sich derb mit gross- und 
klein-nieriger Oberfläche, aber auch nicht gar selten in bis 
Papier-dünnen krummsehaaligen abgesonderten Stücken. In 
der letzten Gestalt ist es öfter Tombak - braun, selten (zu 
Hartenstein) sowohl auf der äussern als innern Fläche vor- 
züglich schön Gold-farbig angelaufen. Das Moos- und Baum- 
artige umschliesst häufig einen verhärtet erdigen, mit der 
Oberfläche parallel konzentrisch - schaaligen Zitronen-gelben 
Ocker *). Auch hier stehen die Gruben, welche dieses Mi- 
neral in grosser Menge führen, in dem bösen Rufe, dass 
sie Kaltbruch des Eisens veranlassen. — Ob es dessenunge- 
achtet als phosphorhaltig erklärt oder geradezu dem Braun- 
eisenstein untergeordnet werden kann, muss die chemische 
Analyse entscheiden; ich glaubte, es hier als zu wenig be- 
kannt erwähnen zu müssen. Eben so problematisch ist ein 
Mineral des Erzberges bei Amberg **), welches als Eisen- 
pecherz angesprochen wird und nicht minder als Kalt- 
bruch verursachend im Verdacht steht. Mit, dem Eisenpech- 
Erz Werser’s **) oder dem Triplit Hausmann’s und der 
neuen Oryktognosten 7) hat es allerdings Farbe, Glanz, 
Bruch, Gestalt der Bruchstücke, Strich, Härte und spezifi- 
sches Gewicht in hohem Grade gemein; allein ein Blätter- 
Durchgang ist nicht zu bemerken, und die Durchscheinenheit 
auch in den dünnsten Splittern ist sehr geringe. Es bricht 
nur in derben Massen, und lässt sich aus dem umgebenden 
Brauneisenstein meistens leicht absondern. Von dem gleich- 


falls Eisenpeeherz genannten Eisensinter ff) ist es also 


*) Wenn dieser Ocker Kakoxen ist, so kommt derselbe auch auf der 
Bucher - Zeche vor, Unerwartet wäre mir diess aus mehreren 
Gründen nicht. | 

*”) Auch auf den Gruben bei Buch, Pingarten, Sulzbach u. s. w. fin- 


det sich dasselbe in verschiedner Menge und von mancherlei Farbe. 
**®) Handbuch der Mineralogie von Horrmann , Bd. Ill, Abtheilung 2, 
S. 300—302. 


+) Lehrb. d. Oryktognosie von Brum, S. 367. 
+t}) Zu Paulsdorf bei Amberg kommt Eisensinter auch im Liasschie- 
fer vor. 


= DAR — 


nieht minder verschieden. Einige, obschon ziemlich‘ weit- 
schichtige, Analogieen waren mir Grund genug, meine längs 
dem ganzen Zuge der Eisenstein-Formation wiederholten Be- 
suche der Erzhalden auch dazu zu verwenden, ob ich nicht 
Übergänge dieses Minerales in jenes, dem Stilpnosiderit 
ähnliche, wenigstens nach den äussern Merkmalen, zu er- 
mitteln vermöchte; allein es war verlorene Mühe, Viel- 
leicht gewährt uns ein Chemiker doch die Erfüllung meines 
Wunsches. a | 

BoussincAuvLt zählt unter den über die Natur der 
Phosphorsäure in den natürlichen Phosphorsal- 
- zen untersuchten Mineralien auch das ph osphorsaure 
Blei von Amberg auf *). Offenbar ist hier ein Irrthum in 
der Bezeichnung des Fundortes eingeschlichen, der um so 
‘“ mehr Berichtigung fordert, da er folgerecht auch zu irriger 
Ansieht über die geognostische Beschaffenheit der Umgegend 
Ambergs verleitet. Die Angabe, dass dieses Bleierz aus den 
Niederschlags-Gebirgen stamme, setzt es ausser allen Zwei- 
fel, dass dasselbe von Bleiseysach oder Freyung (5 bis 6 
geometr. Stunden nördlich von Amberg) aus jener weit aus- 
gebreiteten, allem Ansehen nach sehr jungen Formation **) 
gekommen ist, welche einst so reichliche Ausbeute lieferte, 
und noch jetzt wegen der manchfaltigen chemischen und 
mechanischen Verbindungen des Bleies merkwürdig ist. 


*) N. Jalrb. für Mineralogie, Jahrg. 1834, Heft V, S. 563 und 564. 
**) Gänzlicher Mangel an Versteinerungen,, die meistens unmittelbare 
Auflagerung auf Granit und sein Gerölle ohne alle Begleitung 
fremdartiger Schichten, der allgemeine Verfall des alten Bergbaues 
und die Unzulänglichkeit der Aufschlüsse durch die neuen Versuche 
setzen mich ausser Stand, ihre Lagerungs-Verhältnisse bestimmter. 
anzugeben, 


| Über | ” 
das fossile Genus Nerinea, 


Herrn Prof. VoLTz *). 


Eine Vorlesung bei der Strasburger Akademie. 


Geschlechts-Charakter: Schaale dick, gegen den 
Mundrand hin dünne, thurmförmig oder fast zylindrisch. 
Mundöffnung scharfrandig, mehr oder weniger rhomboidal, 
mit wenigstens einer Falte; ihre untere Seite ist mit der 
obern parallel, die äussere mehr oder weniger ‚mit der Spin- 
del. Der untere Rand verlängert sich schief gegen die Spin- 
del in einem Kanal, und ist nur selten, in der Nähe des 
äusseren Randes, mit einer leichten Falte versehen. Letzte- 
rer erhebt sich fast senkrecht gegen den vorletzten Um- 
gang, und tritt in dessen Nähe zurück ; innerlich zeigt er 
meistens vorstehende Falten, deren Anzahl bis zu dreien 
steigt. Der obere Rand ist durch eine Schwiele gebildet, 
welche sehr schief gegen die Spindel gerichtet ist und über 
den untern Rand überragt; fast immer zeigt sie eine Falte. 
Auch die Spindel hat unten eine mehr oder minder deut- 
liche Falte, welche sie vom Basal-Rande trennt, und über 


- — Do —— 


°) Ist auch im Institut, 1835, III, 425—426 im Auszug erschienen. 
Bronn.. 


=. u — 


welcher zuweilen noch eine zweite ist. Im Innern sind alle 
Falten stärker, als in der Nähe der Mundöffnung. 

Bemerkungen. Die Nerineen unterscheiden sich von 
den meisten übrigen Konchylien durch die Art von Bucht, 
womit der äussere Rand sich in der Nähe des vorletzten 
Umganges endiget, Ist auch der sehr dünne und daher 
leicht vergängliche Mundrand fast nie erhalten, so erkennt 
man jene Bucht doch aus der nächst der oberen Naht der 
Umgänge stark nach hinten zurückgebogenen Zuwachsstrei- 
fung, während solche bei den Cerithien, Melanien, 
Pleurotomen u. s. w. an dieser Stelle nach vorn tritt, 
so dass bei letzteren insbesondere die tiefer stehende Bucht 
die Naht gar nicht mehr berührt. 

Ein anderer merkwürdiger Charakter der Nerineen be- 
ruhet noch in der Art des Zuwachses der Falten, welche 
gegen die Öffnung hin schwach sind, im Innern der Schaale 
aber so stark werden, dass sie deren Höhlung fast ganz 
ausfüllen: das Thier sonderte kalkige Materie nicht allein 
in der Nähe der Öffnung, sondern fortdauernd auch auf der 
ganzen Oberfläche seines im Innern eingeschlossenen Kör- 
pers ab, so dass sich die innere Höhlung allmählich in einem 
Grade verengt, dass man nicht begreifen würde, wo das 
Thier selbst bleiben könne, wenn man sich nicht erinnerte, 
dass nächst der Mundöffnung die Schaale dünne und die 
Falten klein sind. 

Die Spindel ist nur bei einigen kegelförmigen Arten 
genabelt, bei den zylindrischen sieht man sie nie durch- 
bohrt. Der Kanal, womit sie endigt, ist bei Nerinea de- 
pressa nur unvollkommen, wie bei der Abtheilung Pota- 
mides im Geschlechte Cerithium. 

Um die Nerineen wohl zu studiren, muss man stets 
einige Exemplare zersägen, damit die Stellung der Falten 
im Inneren der Umgänge sichtbar werde: nur auf diese 
Weise vermag man die Kerne, welche man so oft allein fin- 
det, richtig auf ihre Arten zurückzuführen; und so ist es 
auch bei Beschreibung der Arten selbst wesentlicher, die 

Jahrgang 1836. 35 


— 


Beschaffenheit der Falten in ihrem vollständigen Zustande. 
im Innern der Schaale, als die in der Nähe der Öffnung 'an- 
zugeben. 

Selten sieht man die Naht der Umgänge in einer Rinne 
verlaufen; vielmehr sind diese fast stets aussen konkav, und 
die Naht befindet sich daher auf der Erhöhung, welche sieh 
auf diese Art zwischen zwei konkaven Umgängen bilden 
muss, Zuweilen aber sind die Umgänge auch flach und die 
Nerineen gleichen ihrem äussern Ansehen nach den Proto-,, 
Terebra-, Turritella- oder Cerithium-Arten, un- 
terscheiden sich aber immer durch die Zuwachsstreifen. 


Oberfläche. 


Vertikale Spirale 


D. —= Dickeun-/A. — Anzahl. — zu: St. = Strei- 


Weite (in |ten (in Mıllime-|F. — Form aus- en, 
Nerinea. Millime- |tern). sen, wachs-Strei- ug ua 
tern). Y. == Dicke zu|V. = Höhe zur B. a Bucht K. — Knoo- 
Höhe. Breite. Asikiöien: n auf je I 
mgang. 


suprajuren- v. F, lang kegelf. A. = 12 + Z.sehr fein. R.6—7 fein. 
sis (Vortz). j 
IE m: MR F. — konkav. K. 0? 
V. = 1:45 V.=1:l 


Gosae F. lang kegelf. A. = 12? + Man kennt nur Kerne. 
(Röm.)-Kern Tf. 
Xl, Fg. W. a D. —= 5 B; 
= I: Vv. u u 
trinodosa 0. F. sehr lang ke- A. viele. Z. schief. St. 1, oben. 
(Vo«wrz). gelf. 
DL. — %. F. flach, knotig. K. 3 Reihen 
V. = 1:8 V. = 3:4 zu 16 Knot. 
gleich gross. 
elongata 0, F. fast walzenf. A. sehr viele, Z. senkrecht St. etwa 12, 
WoLtz). D. = 3 F. flach, doch d. sehr deutl, undeutl. auf 
Nähte erhöhet, B, tief, dem flachen 
Theile. 
R. und K. 
; keine, 
depressa 5. F. lang kegelf. A. 11-12? Z. fast 0. St. keine, 
(Vo1rz). D, = 38. F, flach, ohne Nähte fast R. keine. 
Vöerdick, unmerkbar, 
9 En En A K. keine. 


Kerne mit sehr 
wölbigen Umgän- 
gen, wieCycelo- 
stoma. 


— 541 — 


Dieses Geschlecht ist gänzlich fossil, beginnt im untern 
Oolithe und erlischt im unteren Theile der Kreide- Gebilde. 
Zwar haben die Herren Sepewick und Murcnison derglei- 
chen noch in einem viel höheren geologischen Niveau, näm- 
lieh in dem berühmten Gosau-Thale gefunden; — aber die 
‚alpinischen Gebirge in der Nähe granitischer Hebungen, 
welche vor ihrer Bildung Statt gefunden, scheinen oft fos- 
sile Arten einzuschliessen, die man nur in ältern Formatio- 
nen zu finden gewohnt ist. 

Hier folgt eine Übersicht der Charaktere derjenigen 
Arten, welche das Museum zu Strasburg besitzt. 


mu 


Innere Falten. | Lagerung. Fundort. | Bemerkungen. 
0. — oben. 

l. — links (Spind.). 

T. = rechts. 

u. — unten. 


Ort, Zahl, Richtung, 


Falten 3. 
'o. I, scharf, nach aus- / ?Portlandkalk, | Solothurn. Por- BRUCKNER, pl. I, fig. I 
x se. Kimmeridge- Frey: Mt. ter- Ju. (Kern)n. Wenn min- 
l. 1, unten, ringförm. |Kalk. rible. Doubs: jder abgeriebene Exempla- 
r. 1, unten, nach oben. Flarchebouche; {rc Knötehen? über der 
Charente: An- \Nahthätten, könnte esN. 
gouleme, Beaumonti seyn («Fg. 
Nerineenkalk. \ Porrentruy: le 7). 
« Banne. aute 
! Saone: Ray. 
F,?2, 
0. keine. Poriland-Kalk. Doubs» Mont- \ Römer’s Abbildungen u. 


beliurd. das Strasbureer Museum 
l. 1 Einbiegung oben haben nur Kerne; eine 
längs des Kanals. Kimmeridge-K. Solothurn ; Beschreibung hat erstrer 
r. } mitten, unvollstän- Montbeliard, le \noch nicht gegeben, 


dig in der Jugend, Banned; Besun- 
mehr unten im Alter. con. 
Obrer Coralrag. 
F.4. - 
o.1. Portland-Kalk, Besangon. 


l. 1, unten, 
r. ], stark, unten, 
u. 1, klein am Kiele. 


F. 2. 

o. I selır schwach, innen, Nerineen-K., Haute Saone; Bruckxer, pl. I, fig. I 
l. I schwach, unten. Trecourt. [schon oben citirt] kommt 

hiemit selhr- gut überein, 
F.l. Nerinea-K, Haute Saone; 
Trecourt. 
o. 1 mit breitem Grunde, ?Kimmeridge-K. Solothurn. (viele unvollkonmene Ex- 
später nach aussen, emplare,) 


34 * 


Weite {in 
Millime- 
tern). 


Nerinea. 


1. 2, 


Bruntrutana 
(Tuurm.) (lae- 
vis\V.) 


Sequana 
(THIRRIA). 


nodosa 
(\oLTZ). 


elegans 7 
(TauRM.). 


fasecinta 0. 
(VoLTz). 


eylindrica 0, 
(VoLtz). 


triplicata 
(VoLTz), 


"| Naben“ 


F. kegelförm. 


et 


D. — Dicke un-/A. 


| Umgän ge, 

ee —— 

Vertikale 
— Zu - 


— Anzahl. 


ten (in Millime-\F. — Form aus- 73 


tern). 
V. ZZ Dicke zu 
Höhe, 


D. — 30. 
Y.SıhtS, 

F. kegelförm. 
D. ni 25. 
D.Z 1:41fo 


ne 
Il 
Dem 


. lang kegelf. 
iR 


-o- 


. a7 1:7. 


F. fast 
drisch. 
Do 8, 


zylin- 


F. fast walzenf. 


D.Z 10. 
F, walzig. 
ei 3 


Me 
F. flach, Nähte fast senkr. 


hractis‘ Strei- fen 


sen. fung. 
V. = Höhe zur > 
Breite. B. — Bucht 


wenig erhaben. 

A 4p | 

A. 1A Z. ziemlich 
F. flach; an den deutlich. 
Nähten dicker. B, tief. 
VE ER 

2.24% Z. fast senk- 


F. etwas vertieft. recht. 


0—25. 


AA 
F. flach. 
V, =” 1» 1,2, 


A. sehr viele. Z. keine, 
tlach. 


ae 


<m 


A. sehr viele. zZ. 


ten etwas kon- 
vex, 
wur 


A. sehr viele. 
V,1:25. 


u 


‘Oberfläche. 


derselben. 


Z. gebogen. 


senkr, 
F. flach, d. letz- B. seicht. 


- 
Spirale 
St. — Strei- 
R.— Rippen. 
K.— Knoten 
auf je 1 
Umgang. 


Z. schwach, St. zahlreich 


aber undeut- 
lich. 
R. keine, 


_K. keine. 


R.5—6, sehr 
schwach,auf 
der untern 
Seite, _ 

K. ı Reihe 
unten mit 16 
Knoten. 

R. 1 mitten, 


‚ oft unterbr. 
B. schwach. 


2—3 aut der 
Grundfläche. 
K.: 16..imnıı8 
Reihe oben. 


1 flache Rin- 
ne unten, 
K.?2 Reihen 
darüber, mit 
je 16—20K., 
die öfter in 
körnige Rei- 
fen zusam- 
mentliessen; 
d. obre Reihe 
fehlt denobe- 
ren Umgän- 
gen. 


R., aussen 6 
b. T,abwech- 
selnd stär- 
ker, d, untre 
an der Naht 
am stärk- 

sten; — un. 
ten 5—6. 


R. 5-6 un- 
deutlich, 
K, keine. 


Man kennt nurdenKern. 


Innere Falten. 


o. — oben. 

l. = links (Spind.). 
BE rechts, 

u. Z unten, 

Ort, Zatıl, Richtung. 


Portland-K. 


F 
o. I, gross, nach aussen, 
mit 3 Rinnen, 
1. 2, nach oben, ihr 
Rücken verdickt. Nerineen-K. 
r. 2, unverdickt, die 


obere klein, über o.; 
die untere sehr gross, 


gegen 1. 2. 
BEL 2 22 Nerineen-K. 
o. 1 scharf, n. aussen, 
1. 1 stärker, unten, Coralrag 


r. I dick, unten, zwi- 
schen beiden, 
Polypen-K., 


F. 6. 

o. I stark, scharf, nach 
aussen; 1 schwach, 
vorn 0. 

1. 2 scharf, die obere 
schwach, d.untre stark. 

r. 1 dick, unten, gegen 
die dritte. 

1 schwach, oben vorn o. 


Coralrag ; 


‚3. 'Nerineen-K. 
o. 1, innen, 
1. 1, unten, 


Coralrag; 
r. 1, unten, stark. 


‚pr 
F. 2. n Coralrag; 
r. 1 mitten stark. 
r. 1 unt. sehr schwach. _ 
3. 


Kimmeridge-K. 
o, 1, innen, schwach, 
1. 1, schwach, 
r. I, mitten, schwach, 


wagerecht. 
F. 7. Inferior Oolit. 
o. 1, 
1,2. 
r. 4; die unterste zwei- 
theilig. 


Bemerkungen. 


Haute Saone: Im älteren Umgängen ueh- 
Etravaus. men die Falten fast die 
Haute Saone: ganze innere Überfläche ein. 
Trecourt, Por- 
rentruy : Mont 
terrible,. Meuset 
Verdun. 


Er BEESTPESTTENLT SER: 


Trecourt. 
Calvados: Ca- 
napville u. St. 
Martin la Lieue. 
Meuse: Dun. 
Calvados Lisieux, 


Meuse: Dun, Fer- 


Dem Kern dıeser Art gleicht 
dun, 


der von N. tuberculata 
Derr. in pe BraınviLte Mao- 
lacol. pl. XX1, bis fig. 3; 
und Dict, d. sc. nat; Co- 
quill., p. 34, fig. 3. 


'Porrentr.: Mont Wird am zweiten Orte viel 


terrible. . grösser, als am ersten. 
St. Martin la 


Lieue bei Lisieux. 


Calvados: Trou- Im Trigonienkalke dieses 
ville. Koralrags, 

Calvados: Be- 
nerville. 


Haute Saone: Vy- 
le-ferroux. 


Das Museum besitzt nur 
einen Kern von Hrn. Sı- 
) mon in Meiz. 


Mosel: Corny. ! 


Übersicht und. Abbildungen 
der 
bis jetzt bekannten Nerinea- Arten, 


H. G. BRronn. 


(Hiezu Tf. VI.) 


Die voranstehende Abhandlung des Hrn. Vorrz, welcher 
mir auf die zuvorkommendste Weise auch die garize von ihm 
gebildete und benützte Sammlung von Nerineen im Strasbur- 
ger Museum zur weitern Benützung zugestellt hat, ist die 
Veranlassung zur gegenwärtigen Zusammenstellung geworden. 

Derrance hatte 1825 *) dieses Geschlecht unter dem 
Namen Nerine& (Horr schreibt Nerina, Desuayes Ne- 
rinaea, die meisten übrigen Autoren Nerinea) zuerst 
aufgestellt, war jedoch zweifelhaft geblieben, ob er es we- 
gen der ihm nicht ganz deutlich erschienenen Form der 
Murdöffnung neben Cerithium, oder wegen der -Spindel- 
Falten, deren Anzahl er auf zwei mit einer äusseren ent- 
gegenstehenden setzte, neben Pyramidella zu stellen habe. 
Gegenwärtig neigen sich die meisten Naturforscher zur 
ersten Ansicht, oder ordnen mit Ranc **) das Geschlecht bei 


*) Im Dietionnaire des sciences d’histoire naturelle, vol. XXXIV, 462, 
Art. Nerine. 

*"”) Manuel de Uhistoire naturelle des Mollusques et de leur coquilles, 
Paris 1829. 


- 515 — 


Cerithium nur als Unterabtheilung ein, während Posch 
es als die ursprüngliche Form von Pyramidella betrach- 
tet *), wie dena dieses Geschlecht bis auf wenige Arten 
zu einer Zeit vorkommt, nach welcher erst Cerithium 
sowohl als Pyramidella auftreten. Desuayes betrachtet 
das Genus nach genauerer Beobachtung seiner Mundöffnung 
als ein Bindeglied zwischen Pyramidella und Lamarcr’s 
Canaliferen. 

'Obschon Kxorr und Bruckner bereits Kernstücke von 
diesem Geschlechte abgebildet hatten, so unterschied Dr- 
FRANCE doch nur drei A wovon er nur seiner auf, der 
ihre Abbildung enthaltenden Tafel einen Namen — N. tu- 
bereuleuse — beilegte, worin Bramvirte ihm folgte. 
Aber eben diese Art ist eine künstliche Komposition aus den 
Resten mehrerer Species, wie-ich unten zeigen werde, so 
dass man diesen Namen keiner Form zu erhalten im Stande 
ist. — Jetzt, nach kaum einem Decennium kennt man der 
Arten schon. über dreissig, um deren Untersuchung und 
Bekanntwerdung sich PrırLıps, ScuüntzR, Tuurmans, Römer, 
Pusc#h, Carurro und, zumal VoLtz und Desuares verdient 
gemacht haben. Indem wir die zerstreuten Bekanntmachun- 
gen derselben sammeln und ‚ordnen, glauben wir zu weitern 
Untersuchungen über dieses merkwürdige Geschlecht. anzu- 
regen. — Man kann seine geographische Verbreitung bereits 
durch ganz Europa nachweisen, von Klein- Asien. an bis. nach 
West-Frankreich, von den Inseln des Mittelmeeres: bis nach 
England hinauf. — Wie bezeichnend das Genus, im Ganzen 
genommen, auch für die Oolithe und hauptsächlich für den 
Coralrag seyn’ mag, so ist es doch keineswegs auf diese For- 
mation beschränkt, sondern geht mitunter in jüngere Bil- 
dungen über **), Einige Arten kommen .in zweifelhaften 
Gesteinen mit Diceras vor, die man: bald — und wohl 


-*) Polens Paläontologie. 
**) Die Angabe Horr’s (Petrefk. 287) u. A. vom Vorkommen im Gry- 


phiten - Kalk beruht auf früherer unrichtiger Bestimmung der For- 
mation. 


ni 
mit mehr: Recht — zu den Oolithen, bald zu der Kreide 


rechnet (N.imbricata, N.nodulosa, N. simplex); andre 
mit, Ichthosarecolithen (und Trigonien) im Cha- 
rente - Dept..*); ‚eine findet sieh in unzweifelhafter Kreide 
(N. Borsonii); noch andere in den sonderbaren Schich- 
ten der Süd- Deutschen Alpen und bei Neuchätel, welche 
Sekundär- und Tertiär-Versteinerungen im Gemenge mitein- 
ander darbieten (N. involuta, N, bicincta, N. flexuosa, 
N. ineavata, N. suprajurensis);; eine endlich soll aus 
tertiären Bildungen herstammen. 


Die Untersuchung der Nerinea-Arten bietet viele Schwie- 
rigkeiten dar, mehr als bei den meisten andern Konchylien- 
Geschlechtern, da die Kenntniss von Zahl und Stellung der 
Falten im Innern hiezu eben so unerlässlich als die Ver- 
gleichung der äussern Oberfläche ist, und da die Bildung 
der erstern mit der der letztern in keinerlei Beziehung zu 
stehen scheint, so dass sich von einem auf das andere schlies- 
sen liesse, Auch die Art des Fossil- Zustandes ist manch- 
faltiger, als sie bei andern Konchylien zu seyn pflegt. Selten 
kommt die Schaale frei, in eisenschüssige Kieselmasse um- 
gewandelt ete. vor, so dass man äussere und innere Be- 
schaffenheit gleich gut und selınell daran untersuchen kann; 
gewölmlicher ist sie mit der Gebirgsmasse erfüllt und um- 
schlossen, bald so, dass sie sich auslösen lässt, bald ganz 
fest eingewachsen, wo dann im ersten Falle sich nur die 
äussere Oberfläche unmittelbar, im andern auch diese nicht 
einmal beobachten lässt; oder die in der Gebirgsmasse ein- 
geschlossen gewesene Schaale ist wieder daraus verschwunden, 
wo man bei Untersuchungen an Ort und Stelle äussere und 
innere Beschaffenheit derselben im Abdruck erhalten findet; 
wenn aber in diesem Falle nur die losen Kerne eingesam- 
melt worden, bleibt der äussere Zustand problematisch. Ist 
das Innere der Schaale mit Gebirgsmasse erfüllt, so findet 
man deren Beschaffenheit gewöhnlich deutlich, wenn man 


*) Jahrb. 1832, S. 364. 


u 


in einer Höhe von 2—- 3 Umgängen die eine Hälfte senkrecht 
wegfeilt und polirt, so dass man dann einen senkrechten 
Queerdurchschnitt erhält, in welchem die Falten sehr deutlich 
vorzuspringen pflegen, Ähnlich muss man oft auch mit 
Kernen verfahren. 


Ich habe versucht, die Arten nach der Summe ihrer 
natürlichen Beziehungen an einander zu reihen; aber jedes 
Merkmal gab eine von den andern so abweichende Reihen- 
Ordnung, dass ich auf allen Erfolg zu verzichten und eine 
ganz künstliche Anordnung derselben zu geben genöthigt 
bin, die jedoch in folgender Tabelle deutlicher hervortre- 
ten wird, wo bei den mit Fragzeichen angeführten Arten 
die Zahl der Falten nicht genau bekannt ist, ri 


348 


"uajje,g UOISSSnR uap nz uapuay 


-s uojun dp 08 :79uU4994109 uoyjnjpapurdg uap nz Jr use g uapuatajs lag UaJH1U08 ua1ago Aap uw Ip Yone puis asp (. 


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| I38eIQD 'V 


— 39 — 


1. N. grandis Voızz en. dit. (Fg: D). 

Schaale dick und gross, Wendeltreppen - förmig; Oberfläche glatt; 
Umgänge in der Mitte sattelförmig vertieft, an beiden Nähten: gleich- 
mässig verdickt, so dass hier ein jenem einspringenden gleicher aus- 
springender Bogen entsteht; Falten nur eine, dick und rund, mitten auf 
der Spindel. 

Ich habe nur ein 7 dieser Art gesehen, wel- 


ches mir Herr VorLtz unter obiger Benennung zur Untersu- 
chung mittheilte, wie es abgebildet ist. Es besitzt 0m125 
Länge mit 6 Umgängen auf 0,060 unteren und 0,035 oberen 
Durchmesser da, wo es abgebrochen ist. Die unten: etwas 
vorstehende Spindel hat 0,02 Dieke und ‚eine etwa. 0,012 
dicke Ausfüllung. Die Umgänge haben 100 Höhe auf 232 
Breite. Der Durchbruch des letzten Umganges zeigt, dass 
die. Spindel in der Mitte nur eine, jedoch sehr grosse und 
abgerundete Falte besessen; der nämliche Durchbruch und 
drei andere, welche nicht bis auf die Spindel hineinreichen, 
lassen von äusseren Falten keine Spur entdecken. Die sehr 
verwitterte äussere Oberfläche zeigt weder Streifen noch 
Knoten, 
Aus dem *Portlandien der Gegend von Besancon. 


on Hrn, Puzos erhielt ich. einen Kern mit ähnlichen Di- 
mensionen anscheinend ebenfalls von einer Nerinea, aber so 
verwittert, dass sich kein Charakter mehr daran erkennen 
lässt. Die Ausfüllung besteht aus einem erhärteten Sand 
mit grossen Quarz - Geschieben, wesshalb. schon allein die 
Oberfläche des Kernes ein undeutliches Bild geben müsste. 
Ich kann daher nicht einmal versichern, dass die Art eine 
glatte oder eine knotige gewesen seye. Dieser Kern stammt 
von den Bädern zu Reines im Aude-Dept. und sollte Geo- 
logen, welche die Gegend er zu weiteren | For- 
schungen veranlassen. 


2, N. depressa Vorrz, 8. 540 (Fg. 17 a, ». 


Gross, ziemlich ‚kurz kegelförmig ; Umgänge niedrig, mit ganz ebe- 
ner und glatter Oberfläche, doch spiralgefurchter Grundfläche ; ‚Naht: fast 
unbemerkbar ; Falten nur eine, dick, welche von oben schief nach /aus- 
sen in die Höhle der Umgänge hinemtritt. 


u 


Die Zeichnung nach einem angeschliffenen Exemplare 
der Strasburger Sammlung. Ein neuer Fundort ist nach 
Gressıy der Schildkröten- Kalk — der FoRe 13:7 ORDER 
untergeordnet — bei Solothurn. | 

3. N. elongata Vorrzz, 8 ‚540 (Fg. 15 a, b). 


? Bruckw. Merkwürd. d. Landsch. Basel, p. 6, Tf. 1, Fg. 1. 
Fast walzenförmig; Umgänge sehr hoch, zylindrisch, nur an den 
Nähten etwas verdickt, mit: sehr deutlicher Zuwachs - Streifung und mit 
etwa 12 erhabenen Spiral-Linien; Falten zwei, dick und niedrig, eine 
oben nächst der Spindel, die andere unten auf derselben. 


Die Zeichnung gibt die Spiral- Linien etwas zu unbe- 
stimmt und zu zahlreich an. Sie ist nach einem Gyps- 
Abgusse und nach einem angeschliffenen Exemplare gefertigt, 
beides aus der Strasburger Sammlung, 

4. N; simplex Desu. (in Exped. scientif. d. Moree, 
1836, 111, 185, Tf. xxvı, Fg. 4, 5). 

Schaale sehr lang thurmförmig , glatt; Umgänge kaum sattelförmig 


vertieft, niedrig, zahlreich; Naht vertieft ; Mündung schief quadratisch ; 
Falten zwei auf der Spindel, aussen ke 


Die Oberfläche ist glatt; die eigentliche oder untere 
Spindelfalte ist sehr klein und stumpf; die andere, von 
oben tiefin die Windung hineinragend, ist gross und stumpf. 
Eines der Exemplare hatte 0,215 Länge; das abgebildete 
Bruchstück mit 10 Umgängen besitzt 0, 126 Länge auf ® 031 
untren und 0,010 obren Durchmesser. 

" Vorkommen auf Morea in einem Gesteine mit Diceras, 
wie es zu Sf. Mihiel ia Frankreich und am Mont Saleve bei 
Genf vorkommt, folglich in den oberen Oolithen oder in den 
untern Kreide-Schichten. | ”r 

5. N. constrieta Röm, (Fg. 4, nach Rön.). 


Nerinea constricta Röm. Weser - Verstein. 143, Te. x1, Fg. 
30 (früher Fg. 24). 


Diese Art weicht äusserlich von der folgenden nur da- 
durch ab, dass am Kern die Umgänge 'etwas höher sind, 
dass ihre grösste Vertiefung sich unter der Mitte befindet 
und dort weiter eine ‘schmale Ririne bildet. Die ‚Falten zu 
beobachten hatte ich nicht Gelegenheit: die eben erwähnte 
Rinne scheint jedoch als Abdruck einer äusseren Falte gelten 


- 551 — 


zu müssen, und nach Römer kämen auf der Spindel keine 
Falten vor, was bei der grossen Ähnlichkeit dieser Art 
mit der folgenden noch weiterer Bestätigung zu bedürfen 
scheint. 


In den Oolithen der Weser-Gegend. 


6. N. Gosae Rom. (Fe. 5). 


Knorr, Verstein. Il, ı, Tf. Cvıu, Fg. 5. Aus 
Nerinea Gosae Röm. Weser- Verstein. 143, Tf. xı, Fe. 7 
(früher Fg. 20); — Bronn b. Schust. im Jahrb. 1835, S. 
146 (mit Ausschluss anderer angeführten Lokalitäten) und 

Lethäa, S. 398, Tf. XXI, Fg. 11; — Voutz 8. 540. 

Schaale lang kegelförmig, schraubenartig mit glatter ‚Oberfläche; 
Umgänge in ihrer Mitte kantig und nur der untere rundlich vertieft, 
und sich nach beiden Seiten dachartig zur Naht erhehend; Falten aWeeh, 
wovon eine auf der Spindel, eine aussen in der Mitte. 


Bei Bearbeitung des Artikels Nerinea in: der Lethäa 
hatte ich die Beschaffenheit der Falten noch nicht beobach- 
ten können, sie aber seitdem so gefunden, wie auch VorLrz 
sie angibt. Römer sagt nichts darüber. Zu den bei VoLTz 
angegebenen Fundorten gehört nun noch der Portlandkalk 
vom Langenberg bei Ocher unfern Goslar und auf dem Lin-; 
dener Berg bei Hannover (Röm. in. Lit). Abbildung nach, 


einem Exemplare von ÖOckher. 


N, suprajurensis Vorrz (Fg. 2 und 3 a, b). 


Knorr Verstein. II, ı, Tf. Cvm, Fg. 3, ? 6, 7. An R 71. 
Bruckner Merkwürd. d. Landsch. Basel, Tf. I, Fg. h, ?i und 
(Kern) n. 


DerrAncE im Dict,. science. nat. XXXIV, 463. 

Proto suprajurensis Vounrz, Tuurm. Porrentr. 12, 15. 

Nerinea Bruckneri Tuurm. Porrentr. 12 (Bruckn., fig. h). 

Nerinea suprajurensis Voutzz in litt. u. Tuırr. geogn. d. !. 
Haute Saone 5, 6, 7; — Vortz im Jahrb. 1835, S. 62, und 
1836 , S. 540; — Bronn Lethäa 397, Tf. XXI, Fg. 12 a, b, 

Nerinea Detranen Desuay. Exped. d. Moree III, 186, pl. 
xxvı, fig. 1, 2. 

Äussere Form, wie bei N. na nur sind die Umgänge in ihrer 
Mitte (nicht dachförmig, sondern) sattelförmig mehr oder weniger ver- 
tieft, und diese Vertiefung hat eine grössere Ausbreitung als die Ver- 
diekung der Nähte; Oberfläche mit etwa 14, abwechselnd etwas stärkern 
erhabenen Spiral-Linien versehen; Falten drei; eine oben, eine auf der 
Spindel unten, eine aussen über dieser. 


_— 5593 = 


“Den Durchschnitt der Umgänge sieht man bei Fg. 2; 
der Kern ist ganz wie bei Fg. S b. — Man kann übrigens 
zwei Varietäten unterscheiden: eine mit sattelförmig ver-. 
tieften (Fg. 3), und eine länglichere mit ebenen, nur an der 
Naht verdiekten Umgängen (Fg. 2). Die erste Fg. 3 a ist 
nach dem Gyps-Abgusse von einem schönen Exemplare von 
le Banne; die Oberflächen - Zeichnung Fg. 3 b nach einem 
Abdruck im Gestein von Basel gezeichnet. Ähnlich kommt 
diese Form nach Desuayes mit Diceras zu St. Mihiel und, 
etwas kürzer und dünner, auf Morea vor. Die flache Va- 
rietät findet sich zu Montbeliard, zu Solothurn und in einem 
Pisolith zu Bailly bei Aurerre, wo Derrance der Nerineen 
zuerst gedenkt, und wornach unsere Fg. 2 gezeichnet ist. Ge- 
hört hiezu auch die Art, deren er zu Nevers erwähnt! — 
Endlich findet sich diese Art in dem jetzt Neocomien ge- 
nannten Gestein bei Neuchätel, welches Oolith- und Kreide- 


Petrefakten durcheinander enthält. 
s. N. eylindriea Vorrz (Fg. 16 a, b). 


Nerinea ceylindrica Vortz in litt.; — Turır. geogn. de la 
Haute Saone 6; — Vounrtz im Jahrb. S. 542. 

Schaale zylindrisch - kegelförmig ; Umgänge sehr hoch, in der Mitte 
meist etwas gewölbt, mit 5 — 6 spiralen Streifen und vielen feinen Zu- 
wachs - Streifen; die Naht etwas gerandet; Falten 3, wovon eine oben 
nächst der Spindel, eine auf derselben unten, und eine aussen in der 


Mitte des Umganges. 
Zeichnungen nach einem Gypgs-Abgusse und nach einem 


angeschliffenen Exemplare. 
9. N, involuta n. sp. (Fg. 25, verkleinert). 


Gross, lang kegelförmig, Umgänge eben, sehr zahlreich, sich mit 
ihrem oberen Rande einander weit überdeckend; Falten drei; eine oben, 
eine auf der Spindel unten, und die grösste aussen nächst dem obern 
Rande, parallel der schiefen und schmalen Mundöffoung, 


Ein Bruchstück, 0",100 lang, unten 0,050, oben 0,040 
dick, der vorletzte Umgang mit Hinzurechnung seines Schna- 
bels etwa 0,045 hoch, aber durch den letzten bis auf 0,010 
seiner Höhe umschlossen; daher die freie Höhe zur Breite 
des Umganges = 0,010:0,050; der senkrechte Theil desselben 


ist 0,019, so dass die 2 letzten Umgänge mit 0",015 ihrer 
Höhe sehr dicht auf einander liegen, 

In der merkwürdigen Formation des ., 
welche tertiäre und sekundäre, insbesondere Kreide - Reste 
durch einander enthält, 

10. N. incavata n. sp. (Fe. 22). 

Schaale lang kegelförmig; Umgänge in der Mitte sattelförmig ver- 
tieft, mit schief rückwärts ansteigenden Zuwachsstreifen ohne Spiral- 
Streifung; Falten vier, wovon eine starke oben, eine schwache und 


eine starke auf der Spindel mitten und unten, eine aussen knapp über 
der letzten steht. 


Die Umgänge haben 100 Höhe gegen 275 Breite der 
Schaale. Das dargestellte, oben angeschliffene Exemplar 
besitzt unten 0,015, oben 0,007 Dicke bei 0,040 Höhe und 
S Umgängen; die Spindel ist unten 0,005 dick. Die äussre 
Form von N. Bruntrutana, aber aussen eine Falte 
weniger. 

Ich habe zwei Exemplare von Wien erhalten, ohne An- 
gabe des Fundortes. Entweder rühren sie mit N. bieineta 
von der Wand her, oder nach Hrn. Bov&’s Ansicht aus der 
‚obern Molasse von Olapian bei Mühlenbach in Siebenbürgen. 
Die Schaale ist in Kalkspath verwandelt, auch zum Theile 
damit ausgefüllt, 

11. N. Mandelslohi n. sp. (Fg. 26, verkleinert). 


Schaale lang kegelförmig, Umgänge eben, glatt (ohne deutliche 
Streifung); Falten vier, wovon eine sehr hohe und schiefe oben, zwei 
scharfe mitten auf der Spindel, und eine dicke stumpfe aussen zwischen 
beiden stehen. 


Das in der Zeichnung in halber Grösse ih 
mir erst kürzlich vom Hrn. Grafen von ManoetstLour zur 
Benützung mitgetheilte Exemplar stammt aus dem Coralrag 
von Sirchingen in der Würtlembergischen Alp, wo es mit 
andern Arten, wie es scheint, auch noch mit N. Bruntru- 
tana, sich vorfand. Die Schaale ist verkieselt. (Später 
_ fanden sich mehr.) | 
12. N. Borsonii nob. (Fg. 12 nach CaTuLLo). 


Carurso im Giornale di Fifica, di Pavia, 1826, vol. IX, 291, fg... 
Turritella Borsonii Carurro Zool. fossil. (Padova 1827) 170, 


on a 


239, Tf. III, Fg. E; — in Annali di storia naturale di 
Bologna 1828, und in Memoria sopra alcune Conchiglie fos- 
sili (Pad. 1834, 4°) 18, Tf. II, Fg. 5. 

Nerinea FErus. im Bullet. 1828, Ferr. 

Schaale sehr lang kegelförmig, fast zylindrisch, mit ebenen Um- 
gängen ohne Streifung; Falten... . : eine sehr hohe aussen, in der 
Mitte der Umgänge,, wodurch die Umgänge des Kernes genau in zwei 
gleiche Hälften getrennt werden... .. 


Länge bis über 1. _Von den Spindelfalten ist uns 
nichts bekannt. Die von Carurro entlehnte Abbildung stellt 
den Kern dar, stellenweise mit der Schaale bedeckt. Schon 
im Jahr 1827 habe ich den von Carurro in der Zoologia 
fossile als Turritella abgebildeten Kern, dem er durch das 
Ansehen getäuscht doppelt so viele Umgänge zuschrieb als 
er wirklich besitzt, bei ihm selbst gesehen und für eine 
Nerinea erklärt, was etwas später F£russac nach der Zeich- 
nung bestätigte, wodurch sich aber Carurro nicht abhalten 
liess, uns mit folgendem Argument zu bekämpfen: „Diess 
Fossil aus der Jura-Formation ist eine Turritella, es 
hat die Falten von Nerinea: folglich haben die Turri- 
tellen der Jura-Formation Falten.“ 

Vorkommen am Pine-Berge im Bellunesischen in einem 
Kalke, welchen CaruLLo der Jura - Formation zuschreibt, 
welcher aber durch viele Hippuriten, Sphäruliten, 
Batolithen (in Gesellschaft von *Podopsis und Pla- 
giostoma) als Kreide charakterisirt wird. 

13. N. fasceiata Vorrz oben S. 542 (Fg. 21). 


Schaale Kegel-, fast Walzen-förmig; Umgänge zahlreich, flach kon- 
vex, mit 4 erhabenen Spiralstreifen, wovon eiu mittelmässiger am un- 
tern Rande, ein stärkrer in der Mitte und je ein schwacher über den 
vorigen verlaufen; Falten 1—?2, aussen, nämlich eine starke in der 
Mitte und eine nur schwache unten. 


Bei etwas grösseren Exemplaren schalten sich zwischen 
die 4 erwähnten Spiral-Streifen noch 2—3 feine einzeln ein: 
Ich habe zwei äussere Abdrücke und einen Gyps - Abguss 
der Schaale von Hrn. VorLrz gesehen; aber so scharf auch 
die ersten sind, so vermochte ich doch nichts von den fei- 
nen Knötchen zu erkennen, welche Römer (Tf. XI, Fg. 13 
a, b, e) auf den alternirenden Spiralstreifen angibt; wie er 


—. »9 — 


denn auch nur eine Falte, unten auf der ‚Spindel, bemerkt, 
so dass man die Identität der Vorrz’schen und der Rönrr- 
schen Art bezweifeln muss. 

Ich habe während des Abdruckes mehrere Exemplare 
von Hrn. Römer selbst erhalten, welche zwar zwei Arten 
anzugehören scheinen, jedoch nicht vollständig genug waren, 
um auch nur eine davon genügend zu bestimmen. — Beide 
hatten allerdings knotige @ueerlinien, beide aber auch 2 
Falten auf der Spindel und eine aussen, so dass sie sich 
der N. elegans und N. punctata verbinden. Die eine 
Form ist mehr kegelartig und hat mit N. elegans Ähn- 
lichkeit. Mitten auf ihren Umgängen ist eine dickere Spi- 
rallinie mit etwa 20 Knötehen, darüber eine feinere, und 
dann ist die Naht selbst verdiekt und knotig; alles weitre 
Detail der Oberflächen-Zeichnung ist undeutlich, Falten 3, 
eine oben in der Mitte, wie es scheint weiter nach aussen, 
als bei N, elegans, eine auf der Spindel unten, und eine 
aussen zwischen beiden. — Die zweite Form ist zylindrisch ; 
Umgänge mit 7 gekörnelten Spiralstreifen, wovon oben zwei 
kleine, darunter 4 grosse und dann noch 1 kleiner stehen 
und die zwei mitteln der grossen sich etwas mehr genähert sind ; 
Falten wie bei voriger, doch die obre mehr nach innen; 
vielleicht auch noch 1— 2 kleine mitten auf der Spindel? 
Hier sind also die Falten, wie dort die Oberfläche undeut- 
lich ; beide Formen sind von N. faseiata gewiss verschie- 
den, ob aber unter sich und mit N, elegans u. a, identisch, 
oder selbstständig, muss die Folgezeit noch lehren. Im obe- 
ren Coralrag am Zindener Berg bei Hannover und bei Av- 


heneggelsen; an letzterem Orte in Gesellschaft einer noch 
kleineren ähnlichen Form, 


14. N. Podolica Pusc# (Fg. 11, nach Puscn). 
Nerinea Podolica Puscu Poln. Paläontolog. on RR, 
Fg. 17. 

Schaale lang kegelförmig ; Umgänge eben, ungestreift, mit kaum 
verdickter Naht; Mundöffnung schief; drei fast gleich grosse scharfe 
Falten auf der Spindel, zwei aussen zwischen und unter den 2 unter- 
sten derselben. 


Jahrgang 1836. N 36 


—- 5596 — 


Diese Art, mir nur aus Puscn's Werke bekannt, ist 
äusserlich der N. Mandelslohi ähnlich, besitzt aber eine 
äussere Falte mehr als diese. Der Abbildung zufolge hat 
die bis zur Spitze vollständig erhaltene Schaale bei 0”,160 
Höhe und 0,040 untrer Dicke 24 Umgänge, deren Höhe und 
Dicke = 100:233 ist. 


Vorkommen in Podolien. en 3a 
“15. N. Bruntrutana Tuurm. (Fg. 13 a, b, 18 
a,b). 


Bovrcer Petrif. fig. 243. 

Nerine Derkance im Diet. d. science. nat., Atlas pl. XXXIV, fig. 
3b (?), und 3 b. 

Nerinea Bruntrutana Tuurm. 17: — Bronn Lethäa 309, 
Tf. xxı, Fg. 13; — Vorrz Jahrb. 1836, S. 542, 

Nerinea laevis Vorrz Pen. Taıreıı geogn. de la Haute 
Saone 7. 

Nerinea triplicata Puschn Poln. Paläontol., Tf. IX, Fig. 
16 a, b). 

Schaale tue kegelföürmig; Umgänge sattelförmig schwach vertieft 
oder eben, glatt; Zuwachsstreifen fast senkrecht, fein; Naht in Form 
einer erhabenen Linie; Falten 5, bis auf eine zusammengesetzt, näm- 
lich: eine oben, nächst der Spindel, zwei auf der Spindel tiefer unten, 
zwei aussen, wovon die obre einfach ist. 


Ein sehr schönes, von Hrn. Vorrz mitgetheiltes, in der 
Zeichnung (Fg. 13) dargestelltes Exemplar zeigt keine Spur 
von Knötchen an der Oberfläche; den Vertikal-Durchschnitt 
eines andern habe ich in der Lethäa mitgetheilt. — Die zi- 
tirte Figur von DEFRANCE scheint mir zu dieser Art zu ge- 
hören, wie ich solche. denn auch, wenigstens den Falten 
nach ganz übereinstimmend, vom nämlichen Fundort Aurerre 
erhalten habe. Eine andere Fundstelle, welche den von 
Vorrz angegebenen noch beigefügt werden muss, ist Chau- 
mont über Neuchalel. Auch weicht die Polnische Form N. 
triplicata Puscu (Fg. 18) nicht weiter, als durch leichte 
Differenzen in den Proportionen ab. An der Maas soll 
diese Art ebenfalls vorkommen. 

16. N. triplieata Vorrz 8. 542 (Fg. 24). 


Schaale schr lang kegelförmig ; Umgänge hoch, ......; Falten 
6, nämlich drei aussen, wovon die mittle nur sehr schwach, die untere 


— 37 — 


aber stark und zweitheilig ist; drei innen, wovon jedoch die mittle eben- 
falls sehr schwach ist und manchmal doppelt zu seyn scheint. 


Ich hatte zwei Kerne von Hrn. VoLtz zur Ansicht und 
Zeichnung erhalten; die mittle der äusseren Falten ist ihrer 
Schwäche wegen in dieser nicht angegeben: es ist nämlich 
nur eine schwach vertiefte Linie. | 


17. N. terebra Sckürtr. 


Nerinea terebra Schüsı., v. Zıer. Württemb. Verstein. 48, 

Te xxxvı, Fg. 3; — v. Manpersı. Alp 15; — Trıerra p- 5. 

Umgänge sattelförmig vertieft; Nähte scharf erhaben ; Falten . 
eine sehr grosse mitten auf der Spindel. 


v. ZiETEN hatte die Zahl der Falten weder in der Be- 
schreibung noch in der Zeichnung genauer angegeben, und 
da sich die Original- Exemplare nicht in der Stuilgarier 
Sammlung finden, so vermochte er auch nicht meiner spä- 
tern Bitte um genaue Untersuchung zu entsprechen. 
Die Abbildung zeigt bei 0”,030 untrer und 0,007 obrer 
Dicke des unvollständigen, doch noch 0”%,1 hohen Exempla- 
res 10 Umgänge. 

Im Coralrag zu Nattheim, und frageweise im Portland- 
kalk zu Fresne. St. Mames an der obern Saone. 

IS. N. suleata Scküsr. 


Nerinea sulcata v. Zıer. ib. 43, Tf. xxxvı, Fg. 4; — v. 
Manpersr. Alp, 15. 

Umgänge in der Mitte flach sattelartig vertieft, oben und unten 
mit einer Kante längs der Naht versehen, wodurch diese scharf rinnen- 
förmig wird. Zuwachs- und Spiral - Streifung gibt die Zeichnung nicht 
an. Falten.... 


Das noch mit einer Spitze versehene 0”,082 hohe und 
unten 0,025 dicke Exemplar zeigt 10 Umgänge. Da keine 
Falten davon bekannt sind, so könnte in Zweifel gezogen 
werden, ob es wirklich zu diesem Geschlechte gehöre. 
Fand sich mit voriger Art. 

19..8N. . , . „(wZıer..ib. 48, TE. xxxv1, Fe. 5). 

Umgänge hoch, sattelförmig vertieft, sich zu scharfen 
Nähten erhebend, und in ‚der Mitte mit drei gleichweit 
auseinander stehenden, auf der sehr schiefen und hohen 
Grundfläche aber noch mit mehreren andern, erhabenen 

36 ® 


u 


Spiral-Linien versehen. Falten unbekannt. Das Genus noch 
zweifelhafter, als bei voriger Art, mit der das bei ZıETEN 
abgebildete Exemplar vorgekommen. Seine Spitze ist abgebro- 
chen, die Länge beträgt jedoch bei 34 Umgängen noch 0,045, 
die Dicke oben 0,006, unten 0,015. 

20. N. rein Pair. 

Unter diesem Namen bildet Puıruirs (Geology of York- 
shire, 1829, I, 157, 191, Tf. xı, Fg.28, 29) eine ausgezeich- 
.nete Art ab, deren Falten aber nicht genau genug angegeben 
sind. Auf der Spindel scheinen der Abbildung zufolge zwei 
Falten unten vorzukommen, zwischen welchen aussen eine 
sehr grosse steht; ausserdem könnten aber noch einige klei- 
_nere vorhanden seyn, und PhıcLips sagt von der äusseren 
Lippe, sie sey innen spiral wellenförmig [f]. Die Form 
nach der Zeichnung ist lang kegelförmig; die Oberfläche 
glatt; die Umgänge in der Mitte scharf oder dachartig ver- 
tieft, wie bei N. Gosae, und, wie es scheint, über der 
Basis mit 1—2 erhabenen Spiral-Linien versehen. Im -übri-- 
gen ist diese Art nach Prırrirs sehr veränderlich. 

Vorkommen im Unter-Oolith von Blue wick in Yorkshire. 

Gehört vielleicht auch Melania vittata Phıtr. pl. 
vu, fig. 15 zu diesem Geschlecht $ 

21. N. elegans Tuurm. (Fg. 20 a, b, ec). 


Nerinea elegans Tuurm. Porrentr. 17, Vortz im Jahrbuch 
1836, S. 542. 

Schaale lang kegelförmig ; Umgänge ebön; nur die Naht mit einer 
rundlich flachen Vertiefung; Oberfläche längs des obern und des untern 
Randes dieser Vertiefung mit je einer Reihe von 16 — 20 aneinanderge- 
'fügten Knötchen; dazwischen noch eine dritte viel feinere Reihe, welche 
Hr. Vorrz nicht bemerkt hatte; Falten zwei, eine oben, eine nach der 
Spindel unten. 


Die untre Reihe von Knötchen fehlt ebenfalls an den 
obern Umgängen. 

Ich hatte zwei Exemplare vom Mont terrible und den 
Cyps-Abguss eines Kernes von St. Martin in Calvados durch 
Hrn. Vorrz erhalten. Nach erstren ist die Zeichnung ent- 
worfen. 

Hr. Vorrz schrieb mir später, dass er die Formen von 


9 -— 


diesen beiden Orten für verschiedene Spielarten oder selbst 
Arten ansehe. Bei jenen vom Mont terrible sollen sich die 
Knötchen mehr zu Längenrippen aneinanderreihen, bei den 
grösseren von Calvados solche aber Queerrippen bilden. 
Doch hatte VoLtz hievon auch nur ein Exemplar. Bei beiden 
wären die Falten ganz gleich. Vgl.N. fasciata Röm. 8.555. 

22. ‘N. punctata Voırz in Lit. (Fg. 23). 

Schaale lang kegelförmig; Umgänge eben, etwas treppenartig an- 
einander gesetzt, mit drei gleichen Spiralreihen feiner spitzer Knöt- 


chen, wovon die mittle oft etwas stärker scheint. Falten 3, die kleinste 
oben, eine auf der Spindel unten und die grösste aussen unter der Mitte. 


Auch die Kante, welche die Umgänge oben begrenzt, 
scheint etwas knotig zu seyn. Ein 0”,020 langes Exem- 
plar, von Hrn. Vorrz zur Ansicht erhalten, zählt 9 Umgänge | 
und ist unten 0,005 dick; dieser unterste Umgang hat 
0,004 Höhe. \ 

Aus dem Portlandstone zu Vy-le-ferroux an der obe 
ren Suone. | 

23. N. Visurgis Röm. (Fg. 8 a, b). 


Nerinea v. Stromseck in Karst. Arch. IV, 395 ff. > Jahrb. 

1833, S. 8ı. 

Nerinea Visurgis Röm. Weser-Verstein. p. 10, 143, Tf. XI, 

Fg. 26, 28 (früher Fg. 8). 

Schaale lang kegelförmig; Umgänge in der Mitte etwas vertieft 
und daselbst mit zwei erhabenen gegliederten Spirallinien versehen ; 
Naht erhöhet, knotig,, mit etwa 24 Knoten auf einem Umgang: Falten 
stark, drei, wovon eine oben, eine auf der Spindel unten und eine aus- 
sen unter der Mitte. 


Diese Art ist nach Römer’s Abbildung nur durch ihre 
Oberflächen-Zeichnung vonN. suprajurensis verschieden; 
ich besitze einen Kern, den ich in der Lethäa zu dieser 
letztern bezogen, der aber dieser Übereinstimmung unge- 
achtet, wie Römer aus dessen Fundort folgert, wo er erst 
neulich auch die Schaale gefunden, zu N. Visurgis gehört. 

Im obern Coralrag am Spetzhut bei Hildesheim, zu Gos- 
lar, zu Hannover am Lindener Berg; am Osterwalde bei 
Hoheneggelsen und an der. Haferkost; — in Dolomit des 
 Coralrags am Kahleberg bei Echte zwischen Göltingen und 
Braunschweig. 


= 3 = 


24. N. nodulosa Desn. in Erped. d. Moree, Hl, 155, 
Tf. xxvı, Fg. 6, 7. x 


Schaale lang thurmförmig mit vielen niedrigen Umgängen, welche 
in der Mitte sattelförmig vertieft, an ihren beiden Rändern verdickt 
und knotig sind; Falten drei, eine oben, eine auf der Spindel mitten, 
eine aussen dieser entgegenstehend. 


Da Desuavgs ausdrücklich sagt, dass die Umgänge längs 
einer jeden ihrer beiden Ränder konvex, dick aufgeworfen, 
und in regelmässige starke Knötchen getheilt seyen, so ist 
hiedurch diese Art von N. Sequana, wo die Knötchen 
über, und von N. Visurgis, wo sie unter der Naht 
stehen, verschieden, der Zeichnung nach könnte man jedoch 
glauben, die Knötchen, deren 15 auf einen Umgang kommen, 
stünden auch hier unter der Naht; übrigens besitzen beide, 
bei gleicher Beschaffenheit der Falten, noch verschiedene 
Spirallinien auf der Oberfläche. Die etwas wellenförmige 
Naht befindet sich etwas unter der Mittellinie jenes Spiral- 
Randes; die Basis des letzten Umganges zeigt noch einige 
spirale Linien. Die Spindel ist dünne; die innern Falten 
sind flach. Das abgebildete Bruchstück hat 7 Umgänge auf 
0,040 Länge, wobei sein obrer Durchmesser 0,010, der untre 
0,017 beträgt. 

Mit N. simplex. 

25. N. speciosa Vortz in Alt. 


Schaale lang kegelförmig; Naht tief; Umgänge in der Mitte fast 
flach, längs beider Nähte gerändet, der untere Rand dieker und knotig 
mit je 20—22 Knoten; Oberfläche gegen die Spitze undeutlich gegittert; 
Falten drei, eine oben, eine auf der Spindel untenlängs des Kanales, 
eine aussen tief und dieser gegenüberstehend. 


Erst während des Abdruckes dieses Aufsatzes erhielt 
ich einen Gyps- Abguss dieser Art nebst einer brieflichen 
Nachricht darüber von Hrn. VorLzz. Die Zuwachsstreifung 
ist deutlich, senkrecht, und nur oben stark zurückgebogen. 
Auf allen, insbesondere den untern Umgängen sieht man 
längs der Mitte eine erhabene, etwas gekörnelte Linie, wie 
beiN.Sequana herabziehen, yon der sich diese Art wenig 
zu unterscheiden scheint: nämlich hauptsächlich nur durch 
die (wie bei N. Visurgis) zahlreicheren und kleineren 


— 561 — 


Knoten des Unterrandes der Umgänge, und durch eine etwas 
gegitterte Beschaffenheit der Oberfläche der obersten, indem 
man dort über und unter der gekörnelten Mittellinie noch 
je eine feinere ebenfalls gekörnelte wahrnimmt, welche von 
den mit den Zuwachsstreifen parallel von den Knoten aus- 
gehenden Wülstehen durchkreutzt werden. Jedoch würde 
zu untersuchen seyn, ob wohlerhaltene Exemplare vor N. 
Sequana an der Spitze nicht eben diese Beschaffenheit 
erkennen lassen. Grundfläche der Umgänge mit etwa 7 
spiralei Streifen. Falten im Wesentlichen wie bei N, 
Sequana. 

Das Exemplar, welchem ein kurzes Stück der Spitze 
fehlt, hat auf 0,050 Länge 7 Umgänge, ist unten 0,020, 
oben 0,906 breit; der unterste Umgang hat ohne seine Grund- 
fläche 0,010, und mit dieser 0,015 Höhe, 

Vorkommen im Berner Jura in Coralrag. 

26. N. Sequana Tmier. (Fg. 6 a, b). 

Nerinea Sequana Tuıre. p. 7; — Röm. Weser - Verstein. 

144; — Vorrz im Jahrb. 1836, S. 542. 

Schaale lang kegelförnig ; Umgänge sattelartix vertieft, mit schie- 
fer Zuwachsstreifung; unten mit einer Reihe grösserer Knoten (12—16 
auf einem Umgang) unmittelbar über der erbabenen Naht, und mit einer 
(oft undeutlichen) gegliederten Linie in der Mitte;" Falten drei, eine 
oben, eine auf der Spindel unten, eine aussen unten. 

Kern ganz gleich dem der N. Visurgis u. a. glatten 
Arten. Herr Vorrz erwähnt der gegliederten Mittellinie 
nicht, die ich auf einem von ihm erhaltenen Gyps - Abguss 
eines Exemplares von Zisieur finde. Auf einem natürlichen 
äussern Abdruck von da sehe ich sie ebenfalls nicht. — 
Rönmer entdeckte diese Art auch im obern Coralrag zwischen 
Seesen und Dannhausen. 


27. N. nodosa Vortz Jahrb. S. 542 (Fg. 9 a, b). 

Nerine tuberculeuse Derr. im Dict. sc. nat. pl. xxxıv , fig. 

3 a, und ?3b. 

Schaale lang kegelförmig; Umgänge sattelartig vertieft, oben mit 
einer Reihe von je 12 — 16 Knoten an der verdickten Naht eines jeden 
Umganges, mitten mit einer gegliederten Linie, und auf der Grundfläche 
noeh mit einigen andern; Falten vier, nämlich drei oben und auf der 
Spindel, eine aussen der mittlen entgegenstehend. 


— 562 — 


Hr: Vorrz führt zwar noch 2 schwache Falten weiter 
an, eine innen über der obersten und eine über der äus- 
seren. Es sind aber blosse Linien, dergleichen auch 2—3 
auf der Grundfläche des Kernes vorkommen, und selbst sie 


finde ich nicht bei allen Exemplaren. 


Die Abbildungen sind nach Gyps-Abgüssen und Be na- 
türlichen Exemplaren und Kernen von Verdun und von Dun 
von der Maas. Diese Art glaube ich insbesondere noch aus 
dem SCoralrag von Neuvisy in den Ardennen zu besitzen, 
wo sie mitApiocrinites mespeliformis vorkommt. Meine 
Exemplare stimmen rücksichtlich der grösseren Falten völlig 
überein, die 2 kleinen fehlen oder sind kaum angedeutet; 
aber ihre Oberfläche ist nicht vollständig erhalten. 


N. nodosa Röm. 144, Tf. XI, Fg. 18 
ist nach erhaltenen Original - Exemplaren weder die Vortz’- 
sche Art, noch überhaupt eine Nerinea, da sie gar keine 
Falten besitzt. 


285. N. bieineta n. sp. (Fg. 14 a, b). 


Schaale dick, lang kegelförmig ; Umgänge kaum vertieft, mit zwei 
Reihen von je 14 dicken, in der obern Reihe mehr in einander verflies- 
senden Knoten, welche fast die ganze Oberfläche einnehmen, ünd nur 
in der Mitte eine vertiefte Furche übrig lassen; Falten vier; eine oben, 
zwei auf der Spindel und eine aussen bis unter die obere hinein- 
greifend. 


Ich besitze zwei Bruchstücke; das besser erhaltene und 
abgebildete hat auf 0,072 Länge 41 Umgänge; der untere 
ist 0,031, der obere 0,027 breit; ersterer hat ohne die 
schiefe Grundfläche 0,013 Höhe. 

Aus dem Sandsteine der Gosau im Salzburgischen mit 
N. involuta, welchen Lırv im Jahrbuch mit Nr. 14 be- 
zeichnet hat, und dessen Versteinerungen von mir ebenda- 
selbst 1832, S. 177—179 aufgeführt werden. Dann an der 
Wand bei Wien. 


29. N. trinodosa Vorrz S. 540 (Fg. 10). 


Schaale dick, lang kegelförmig; Umgänge flach, mit drei gleichen 
Reihen von je 10 — 14 dicken, runden Knoten, deren obere und untere 


— 568 — 


längs der Naht verlaufen. Falten 4, eine oben, eine grössere und eine 
kleinere auf der Spindel unten, eine aussen unten. R 


Zeichnung nach einem von Hrn. Vorrz erhaltenen Gyps- 
Abgusse. Die äussere Falte verläuft zwischen den 2 untern 


Knoten-Reihen. | 
30. N. flexuosa Sow. (Fg. 19 a, b). 


Nerinea flexuosa Sow. bei Muzcaison in Geol. Transact. .N. 
S. IIl, 418, pl. xxxvıu, fig. 16. 

Schaale nadelförmig, fast zylindrisch; Umgäng hoch, wenig sattel- 
artig vertieft, in der Mitte mit zwei erhabenen, etwas gekörnelten Li- 
nien mit 20—25 Körnchen auf einem Umgang versehen, oben und unten 
‘ zur Naht verdickt, und unter dieser auf der Verdickung ebenfalls mit 
Spuren von Körnchen. Falten vier:. drei fast gleiche auf der Spindel 
und eine äussere, wodurch die Umgänge des Kernes wie bei N. Bor- 
sonii in zwei gleiche runde Hälften getrennt werden. 


Die Schaale scheint bei noch nicht 0”,005 untrer Dicke 
schon eine Länge ‘von 0,050 zu besitzen. Der Name N. 
flexuosa ist ungeeignet, da die an der Schaale oft be- 
merklichen Biegungen nur durch mechanische Verschiebun- 
gen im Gestein entstanden sind. 

In der Gosau mit N. bicincta, 


31. N. imbricata Desnay 1836 in Zrped. d. Moree, 
Ill, 185, Tf. xxvı, Fg. 4, 5. 


Schaale kegelförmig; Umgänge sich übereinanderschiebend, mit 
mehreren senkrechten regelmässigen Rippen; Spindel an der Basis durch- 
bohrt; Falten drei innen, zwei schwache aussen. 


Die Umgänge sind etwas aneinander abgesetzt; die Naht 
liegt daher in einer engen Rinne; die untre Spindelfalte ist 
am grössten, an ihrer Basis schmal, auf ihrem Rücken sehr 
breit, mithin von keulenförmigem Durchschnitte; die mittle 
ist hoch und dünne, die obre dick, niedrig, doch scharf; 
die Zwischenräume tief und schmal. Die äusseren Falten 
sind viel kleiner, dünner, scharf: eine steht der zweiten 
Spindelfalte entgegen, die andere unter der dritten: das 
Ganze fast wie bei N. Mosae. Ein Bruchstück mit etwa 
6 Umgängen hat 0,045 Länge auf 0,020 untre und 0,010 
 ebre Dicke. 

Auf Morea mit N. simplex, 


32. N. Mosae Desuay; 


Nerinea Mosae Drsnm. im Dict. classig. d’hist. nat. vol. XI, Art. 

Nerinee, und in Coguill. caracter. 1831, S. 405, pl. ıv, fig. 1, 2. 
Schaale kegelförmig; Umgänge in der Mitte etwas vertieft, längs 
der tiefen Naht oben und unten eine dieke Einfassung bildend, von wel- 
chen, insbesondere dem unteren aus unregelmässige Wulst-artige Knoten 
(18—20) über die Oberfläche herabzieiien; Falten fünf: eine oben, zwei 
auf der Spindel, wovon die untere am höchsten, und zwei aussen, WO- 
von die untre klein ist. 


f 


Das von Desnaves abgebildete Exemplar hat von der 
Spitze an 0,160 Länge auf 0,070 Dicke. Höhe und Breite 
(im Ganzen) der 12 Umgänge verhält sich = 100:325. Von 
den äusseren Falten steht die obre sehr grosse in der hal- 
ben Höhe der Umgänge, die untre ist klein und steht im 


äusseren unteren Winkel, gegenüber der untersten, grössten 
Spindel - Falte. 

In einem weissen Oolith mit Diceras zu Sf. Mihiel 
im Meuse-Dept., und nach Micazerin zu Pouilly. 

N. tubereulosa Derr. 


im Dict. d. scienc. d’hist. nat., 1825, XXXIV, 8. 462—464; 
Atlas des Coquill. pl. xxxıv, fig. 3 a—c. 


N. tuberculata Ds Bramvırıe, Malacologe (die’ 
gleiche Tafel). 


Diese Art ist, wie schon mehrfältig angedeutet worden, 
und worin auch Hr. VoLTz mit mir übereinstimmt, eine ganz 
künstliche, aus verschiedenen Elementen zusammengesetzte, 
wie denn Derrance selbst den angeführten Namen auch nicht 
einmal im Texte aufgenommen,'sondern nur unter die Tafel 
mit den abgebildeten Elementen gesetzt hat. 


Derkanck nämlich unterscheidet im Text zwei Arten: 
eine mit Kuoten von Lizieux im Calvados, und eine ohne 
Knoten von Bailly bei Aurerre und Nevers. Obgleich nun 
auf der Tafel alle Figuren zu N. tuberceulosa bezogen 
worden, so gehören sie doch wenigstens zwei verschiedenen 
Arten an. Ich selbst besitze von Aurerre die schlanke Form » 
der N. suprajurensis (Fg. 2) und die N. Bruntrutana, 


welche beide keine Knoten kaben, zu deren letzter aber 
gleichwohl der Durchschnitt Fg. (3b) 3e bezogen werden 
muss. VoLTz zitirt zu. Zisieuz die N. Sequana und N. 
elegans mit Knoten; zu erstrer würde die äussre Ansicht 
Fg.3 bezogen werden können, wenn DerrAncE nicht im Texte 
bemerkte, dass bei N. tuberculosa die Knoten - Reihe 
unter der Naht läge, welche in der Zeichnung darüber 
angegeben ist.. Entweder scheint also der Zeichner den Ge- 
genstand unrichtig dargestellt — jedenfalls hat er ihn ver- 
schönert, — oder Derrance sich die Schaale auf der Spitze 
stehend gedacht zu haben, wie das auch Desnayzs bei Be- 
schreibung der Griechischen Arten thut. Der Kern Fg. 3 a 
(* und 3b) aber stimmt mit N. nodosa Vortz recht gut 
überein, wie auch VoLrz anführt: dieser Art würde auch 
die von Derrance im Texte bezeichnete Stellung der Kno+ 
ten entsprechen. So gehören mithin allem Anscheine nach 
die zu N. tubereulosa bezogenen Abbildungen zu zwei, 
wenn nicht zu drei verschiedenen und bereits beschriebenen 
Arten. Es fragt sich nun, wie es sich mit 


33. N. tuberceulosa Röm. (Fe. 7) 
Röm. Weser-Verstein. 144, Tf. XI, Fg. 29 


verhalte; wovon Römer zwar im Texte anführt, dass die 
Spindel faltenlos sey, dass er auch am rechten Mundsaume 
Falten vergeblich gesucht habe, was aber beides wohl nur 
auf die Beschaffenheit in der Nähe der Mündung eines 
wohl erhaltenen Exemplares Bezug hat. Da er nicht selbst 
Eigenthümer desselben ist, so ist er nieht in der Lage, die 
Beschaffenheit der Falten durch Anfeilen desselben zu er- 
forschen. Im Übrigen hat dasselbe Ähnlichkeit mit N. Se- 
quana, deren Knoten aber grösser und weniger zahlreich 
sind, — und mit N. Visurgis, wovon es sich aber 
durch sichelförmige Zuwachsstreifen, diekere Knoten und 
den Mangel der zwei Linien auf der Mitte der Umgänge 
unterscheidet, Der Kanal ist kurz und ganz gerade. 


Im oberen Coralrag der Lindener Berges bei Hannover. 


N. pulchella Tuurm. Porrentr. 17. 
aus dem Nerineen-Kalke des Mont terrible, ist nach Vortz 
ein Cerithium. 

Die Nerinea-AÄArt, BR - nach DesnayzEs mit Di- 
ceras am Mont Salve bei Genf’ vorkommt, ist nicht näher 
bekannt. 

Nerineen haben auch Dusoıs in Klein- Asien und 
STRICKLAND in der Zürkei beobachtet, wie sie mir münd- 
lich mittheilten, aber deren Beschreibung noch nicht bekannt 
gemacht. 


Briefwechsel. Hi. 


Mittheilungen, an den Geheimenrath v. LEONHARD 
gerichtet. 


Nashville (Tennessee), 1. Februar 1836. 


Seit meinem letzten Briefe habe ich meinen Wohnort geändert und 
lebe nun in einem Lande, wo nichts als Sand- und Kalk-Stein zu sehen 
sind; aber an petrefaktologischen Gegenständen ist viel Interessantes 
und Wichtiges vorhanden. Sie werden manche meiner Mittheilungen in 
den Verhandlungen der Französischen und der Pennsylvanischen geolo- 
gischen Sozietät nicht übersehen haben. Eine Beschreibung des Ten- 
nessee-Staates liegt zum Drucke bereit; auch bin ich mit Übersetzung 
des Gorpruss’schen Werkes beschäftigt. — Vor Kurzem fand ich einen 
Theil vom Vorderkopfe eines ungeheuren Thieres; wahrscheinlich gehört 
derselben zum Mastodon. Auch nicht wenige noch unbeschriebene 
Mineralien habe ich in unserem Staate gesammelt. 


TRroosr. 


Regensburg im März 1835. 


Durch mancherlei Ereignisse verhindert bin ich erst dieser Tage 
dazu gekommen, die schon längst erhaltenen Hefte des N. Jahrbuchs für 
Mineralogie etc. (ven 1835) allmählich nachzulesen. Im 3ten Heft fand 
ich zwei kurze Aufsätze, deren jedem ich einen vielleicht nicht ganz 
uninteressanten Zusatz beifügen kann. Der erste betrifft die 

Geognostische Notiz über die Gegend von Carlsbad (S. 
253). Im Jahr 1826 musste ich meiner sehr leidenden Gesundheit we- 
gen den Frunzensbrunnen gebrauchen.- Diess gab mir Gelegenheit in 
Eger einen sehr fleissigen Mineralogen, den Magistratsrath GrRÜünER 
kennen zu lernen, welcher mir unter andern merkwürdigen Mineralien 
auch ein Stück Granit mit einer eingeschlossenen Horusteinniere von 


f — 563 — 


Carlsbad zeigte. Die Erscheinung war mir zu wichtig, um selbe nicht 
auf das Genaueste zu betrachten. Hr. GRÜNER bezeichnete mir zwar 
die Stelle, wo nach seiner Angabe dieses Vorkommen keineswegs selten 
ist; allein ich vergass sie in mein Gedenkbuch einzutragen, und kann 
mich nur noch erinnern, dass sie eine aufstehende Wand bilde. 


Die Hornsteinniere glich in ihre äussern Kennzeichen vollkommen 
jener, welche im Jura -Kalksteine um Amberg so häufig, und dess- 
wegen mir aus vielfältiger Autopsie nur zu wohl bekannt sind. — Der 
Granit war beinahe kleinkörnig und bestand aus den drei "Gemengthei- 
len ungefähr im gewöhnlichen Verhältnisse. Allein seine Struktur schien 
mir, obne mir es ganz deutlich machen zu können, etwas sonderbar. 
Endlich glaubte ich, mit Beihülfe eines guten Suchglases, auf einem 
Punkte etwas zu bemerken, das mir ein Bindemittel, und zwar von 
kalkartiger Beschaffenheit zu seyn dünkte. Ein Tropfen Salpetersäure 
bestätigte mir meine Vermuthung nicht nur auf dieser Stelle, sondern 
auch auf andern, wo man ein Bindemittel zu erkennen nicht vermochte. 


Da ich den Fundort seitdem nicht mehr besichtigen konnte, so wäre 
‘es etwas mehr als vermessen, wenn ich (wollte ich es auch nur zu 
meiner eigenen Beruhigung versuchen) über die Entstehungsweise die- 
ses Aftergranites eine Hypothese aufstellen würde; aber erlauben darf 
ich mir doch aufmerksam zu machen, dass beinahe in jedem Korne des 
als Erbsenstein bekannten Sprudelsteines irgend ein Gemengtheil des 
Granites als veranlassender Kern erscheint, — und zu fragen, woher 
der nierenförmige Horpstein und der viele Kalk kommen mag, welchen 
einige Quellen des Carlsbades abgesetzt haben und noch absetzen ? 
Die, übrigens höchst lehrreiche, Beobachtung des Freiherrn von HEr- 
per’s dünkt mir geeigneter die Beantwortung dieser Frage zu erschwe- 
ren, als zu erleichtern. Vielleicht gewährt ihre fortgesetzte Verfolgung 
auch hierüber noch genügende Aufschlüsse. | 


Der zweite Zusatz bezieht sich auf die Notiz: 


Über Arragonit-Tropfsteine von Antiparus (S. 256). Das 
Merkwürdige des verhandelten Gegenstandes beruht darin, dass Arra 
zonit als Tropfstein erscheint. Wenn man nur jene kohlensaure Kalk- 
Arten als Arragonit erkennt, welchen was immer für ein Antheil von 
kohlensaurem Strontian beigemischt ist, so möchte das Vorkommen des- 
selben in jener äussern Gestalt allerdings selten seyn; dennoch kann 
ich ein Seitenstück und zwar nicht aus der Ferne, sondern aus Deutsch- 
land, aus Baiern, neben das Griechische stellen. Es ist dieses der 
schon seit mehr als 40 Jahren von Oberverweser Brunner entdeckte, 
aber in keinem oryktognostischen oder, wohin er sich seines Vorkom- 
mens wegens ganz und gar eignet, geognostischen Werke bisher ange- 
führte Arragonit von Wolfstein bei Neumarkt in der Oberpfalz *). 


*) In der Note zu den Beobachtungen überKieselgebilde im Allgemei. | 
nen etc. ist dessen im Vorbeigehen bereits erwähnt (Jahrb, S. 307). 


— 569 — 


Dieser Arragonit kommt in dem Jura-Dolomite, welcher als isolirte, 
gegen O., N. und W. steil abfallende, vertikal zerklüftete Kuppe den 
Bücken des aus S.O. in N.W. ziehenden Hügels am äussersten nördli- 
chen Ende bedeckt, auf einem schwebenden, durch die ganze Erstreckung 
des Dolomites sich verbreitenden untergeordneten Lager von 13 bis 2’ 
Mächtigkeit vor, und hat sich allen Anzeichen nach aus dessen Hangen- 
dem ausgeschieden. Seine äussere Gestalt ist längs desselben traubig 
und Büschel-, einfach und ästig Zapfen- und Kolben-förmig , auf dem 
Liegenden aber wellenförmig geschichtet mit vielen und manchfaltigen 
Erhabenheiten, die Oberfläche des letzten meistens glatt, die des ersten 
öfter mit spiessigen Krystallen bekleidet, die Dicke und Länge der 
Zapfen und Kolben, so wie Dicke der einzelnen Lagen und überhaupt 
die Gestalt äusserst verschieden. Gewöhnlich hat er eine faserige 'Tex- 
tur: im Ganzen geht sie jedoch aus der dünnfaserigen durch alle Ab- 
stufungen bis in die (wiewohl selten nahe an 3°’) dickstengelige über. 
Fasern und Stengel setzen nicht selten ununterbrochen durch die Lagen 
(über 6’ Länge) fort, und enden in eine mehr oder weniger langge- 
zogene 3seitige Zuspitzung. Immer spielt auch die weisseste Farbe in 
Gelb mit Schattirungen bald in, Braun, bald in Grau, bald in Roth. 
Am Seltensten erscheinen diese in der Nähe des Hangenden und Lie- 
genden, wo zuweilen auch, besonders zwischen den Stengeln und Lagen, 
rothgelbes Eisenoxyd ausgeschieden liegt. Er ist im hoher Grade durch- 
scheinend, oft, besonders der dicekfaserige und stengelige,, vollkommen 
durchsichtig. 

Der Arragonit-Tropfstein von Wolfstein stimmt also ın der 
Entstehungs- Art der äusseren Gestalt und dem Gefüge mit jenem von 
Antiparos, unbedeutende Abweichungen abgerechnet, bisher ziemlich 
genau überein. Er unterscheidet sich aber wesentlich von demselben 
dadurch, dass er auf einem regelmässig streichenden Lager , vielleicht 
auch (die Gebirgsart von Antiparos ist nicht angegeben) dass er im 
Jurz-Dolomit, welchem zwar überhaupt kohlensaurer Strontian innewoh- 
nen soll, und endlich allem Anscheine nach dass er in Gemeinschaft 
mit kohlensaurem reinem Kalk-Tropfstein vorkommt. Nicht nur bedeckt 
dieser nämlich durchgehends den Arragonit-Tropfstein allenthalben, son- 
dern wechsellagert auch mit dem geschichteten vielfältig, sitzt hie und 
da unmittelbar auf den Saalbändern , besonders häufig auf denen des 
Liegenden auf, und erfüllt sogar den ganzen übrigen Raum des Lagers 
dergestalt, dass es als ein dichtes Ganzes sich darstellt. | 

Dieser Kalk-Tropfstein besteht aus blättrigem ,„ konzentrisch-krumm- 
schaaligem, daher auf den parallelen Bruchflächen flachnierigem, weissem 
ins Rothe ziehendem, starkglänzendem, durchscheinendem Kalkspath, der 
in kleine 6seitige mit 3 Endflächen zugespitzte Prismen krystallisirt; sehr 
selten bildet er Rlıomben. — Jedoch theilt der auf den Saalbändern 
aufsitzende die satteren verschiedenen Färbungen mit dem Arragonit- 
Tropfsteine, wird dann beinahe durchsichtig und zeigt eine starke An- 
neigung zur geradblättrigen rhombischen Textur. 


— Sn u 


Das. relative Alter .der ‚beiden Tropfsteine wird durch die angege- 
benen gegenseitigen Lagerungs-Verhältnisse deutlich genug bezeichnet. 
Der Dolomit ist im Hangenden des Lagers ein wenig mürber und bröcke- 
lig, dagegen im Liegenden einige Zoll tief sehr locker, und wie aufge- 
weicht. Ein feiner, theilweise verhärteter, theilweise noch sehr weicher 
Schlamm „..unten von grauer, nach oben von gelblichrother Farbe be- 
deckt, etwa 2 bis 3° dick, dessen Saalband an den meisten Stellen, 
wo er nur vom Arragonit-Tropfstein-hin-und wieder verdrängt wird. 


i \ . V. VoıtnH. 
n£>’ u 2 we ao 


Er Te + 2 mm u on r " hr 


Holzappel, 30. April 1836. 


Suchen Sie es möglich zu machen, im Laufe dieses Jahres noch 
hieherzukommen: ich muss Ihnen einige äusserst interessante Erz-Lager- 
stätten zeigen. In unseren Gruben werden sie gewiss die Überzeugung 
erlangen *), dass die Rotheisenstein-Lagerstätten in unserem Schalstein- 
Gebirge, worin dieselben in der hiesigen Gegend ausschliesslich vor- 
kommen, nothwendig unter die gangartıgen Vorkommnisse aufgenommen 
werden müssen, wenn Sie Sich davo@ nicht schon im Dillenburgischen 
überzeugt haben, wo sich dieselben von den hiesigen darin unterschei- 
den sollen, dass sie mit den dioritischen Gesteinen in unmittelbarer Be- 
ziehung stehen. 

ln einer andern Grube, die kaum eine Stunde von Holzappel ent- 
fernt ist, wird auf Bleierzgängen gebaut, die mit unserem Gang in die 
nämliche Bildungszeit fallen, unter deren Ausfüllungsmassen Bleiglanz 
und Blende gegen die übrigen, Quarz und Spatheisenstein , prädomini- 
ren. In jener Grube wird von zwei Gängen aus dieser Formation ein 
dritter eingeschlossen, welcher niemals Quarz, äusserst selten Blende, 
dagegen derben Bleiglanz an beiden Saalbändern, und zwischen diesen 
Spatheisenstein führt. Das Gestein, worin derselbe aufsetzt, ist ein 
grünlichweisser talkartiger Schief>r, welcher in dem Grauwackenschiefer 
eingeschlossen und so wie dieser geschichtet ist, der häufig in seiner 
Mächtigkeit dergestalt wechselt, dass man die wichtigsten Stellen für 
aus dem Grauwackengebirge hervorgestossene Kuppen zu halten geneigt 
ist. Auf solchen Stellen kommen alsdann mehrere Erztrümmer neben 
einander vor, wovon die minder mächtigen durchaus Bleiglanz, die mäch- 
tigen hingegen zugleich Spatheisenstein schütten, und die Erztrümmer 
kommen und verschwinden mit jenem Gesteine. So wenigstens habe ich 
vor mehreren Jahren dieses Verhalten beobachtet. 

Den Holzappler Gang begleitet in jenem analogen Gestein, das in 
unserm Feld wohl Bestege führt, die sich aber erst ausserhalb demsel- 
ben — auf der westlichen Fortsetzung — zu bauwürdigen Trümmern 


% *) Seit mehreren Jahren schon zweifle ich nicht mehr, dass die Verhältnisse so an- 
gesehen werden müssen, wie mein gelehrter Freund dieselben betrachtet. L. 


- »#»ı — 


entwickeln, unter wirklich interessanten Erscheinungen. Der Begleiter 
unseres Ganges fehlt demselben auch auf der entfernten Fortsetzung 
in dem Werlauer Grubengebäude jenseits des Rheines nicht. Aber 
auch dort kommen, so viel mir darüber bekannt ist, keine bauwürdigen 
_ Trümmer darin vor. 


ER, SCHNEIDER. 


Hohnstein, 14. Mai 1836. 


Seit dem 2ten Mai habe ich die Untersuchungs - Arbeiten bei Hohn- 
stein begonnen. Die erste Arbeit besteht in zwei Steinbruch - artigen 
Entblösungen am Abhange des Wartenberges , welcher das linke Ge- 
hänge des Polenz - Thales bildet, da wo die Granit - Sandstein - Grenze 
von der Strasse durchschnitten wird. An der usteren Stelle, etwa 80 
Fuss über der Thalsohle, findet leider so starke Geröllbedeckung Statt, 
dass wir bei 10 Fuss Tiefe noch lauter Schutt vor uns sahen. Mit dem 
oberen Schurf erreichten wir dagegen sehr bald die deutliche Grenze 
der anstehenden Gesteine. Der Granit liegt sehr regelmässig auf dem 
Sandstein. Die Grenzscheide fällt kaum 30° gegen N.O. und ist durch 
eine 2 bis 12 Zoll dicke Thonlage von rother und grünlichgrauer Farbe 
bezeichnet. Zunächst unter dem Thon folgt gewöhnlich ein Konglomerat- 
artiger Sandstein mit kalkigem Bindemittel und Geschieben von Kalk- 
stein und Thoneisenstein. Er enthält Jura-Versteinerungen, obwohl nur 
selten. Während der Schurf- Arbeiten fand sich ein Bruchstück von 
Ammonites polygyratus Reim. und ein zweites recht deutliches 
von Am. Gowerianus Sow. Diess ist vielleicht derselbe Ammonit, 
welchen Graf Münster als A. coronatus von Hohnstein zitirt, denn 
wiewohl beide Arten sich sehr ähnlich sind, so scheint doch der ge- 
wölbtere Rücken und die sehr regelmässige Zerspaltung der Falten in 
drei bei dem Hohnsteiner Exemplar mehr für Gowerianus zu sprechen, 

Dieser Konglomerat-artige Sandstein bildet kein Continuum, zuweilen 
folgt vielmehr unter dem Thon sogleich ein ungewöhnlich fester, fein- 
körniger, eisenschüssiger und vielfach zerklüfteter Sandstein , der sehr 
häufig von glatten Reibungs-Flächen durchschnitten ist: vielleicht schon 
Quadersandstein,. — Ich lasse nun zunächst besonders diesen oberen 
Schurf nach allen Seiten erweitern, um wo möglich die Grenzen auf 
grosse Ausdehnung und an recht frischen Gesteinen zu entblössen, denn 
bisher ist alles noch sehr zerklüftet und zum Theil auch verwittert. 

Unverkennbar ist die Analogie der Gesteine dieses Schurfes. mit 
den Lagen im Hohnsteiner Kalkbruche. Der rothe und grüne Thon ent- 
spricht genau der sogenannten rothen Lage, welche in der Kalkgrube 
20 Ellen Mächtigkeit erreicht. Der Konglomerat-artige Sandstein stimmt 
in aller Hinsicht mit dem der sogenannten „Sandwand“ überein, 
welcher auch dort überall mit Säuren brausst und sogar als Kalkstein 
gebrannt werden kann. Der Kalkstein und die „schwarze Lage“ fehlen 


Jahrgang 1836. 37 


— I2 — 


am Wartenberge, wie. sie. „denn ‚auch in Kalkbruche ‚gegen. S.O. ‚und 
N.W. ‚sich bald auskeilen sollen. 7 

“ Auch hier also liegen dieSchichten mit Jura- eine 
über dem Quader-Sandstein, und über beiden liegt Granit. 
A Andere Geschäfte halten mich jetzt für einige Wochen von der Fort- 
setzung dieser Arbeiter ab; so bald sie wieder. begonnen , melde ich 


Ihnen die ferneren era Ex 
ei. 24 


Unterzeichnet haben neuerlich für das Unternehmen: BT 
LT Rn "Aktien, 
Herr Geheimerfinanzrath Freiherr v. BERLEPSCH in Dresden A ii 
fi on gef 


» Geheimerfinanzrath Heyer in Dresden » . . . .» ..65 
„ Forstmeister vom Hackg in Schandau .» .» .:. .» a 
‘„  Staatsrath von Struve in Hamburg » » 2.2... 3 
m Gonzrrröy in Hamburg en v0 ee ee 
Bergrath Pusch in Warschau „in. .2.. 0 ee 
Professor Cart Naumann in Freiburg von neuem . ...3 
Bergmeister Herıng in Johann-Georgenstadt . . . »... 1 
Emir Hasper in Schwarzenberg .» » : 2: 2: 2 re... 


”» 


44 
Hiezu 272 
Gibt 316 


BERNHARD Cotta. 


"Hf3 


Darmstadt, 22. Mai 1836. 


Es war meine Absicht, dieser Tage nach Heidelberg zu kommen; 
loch hält mich nun ein nicht unwichtiger Fund, welcher dieser Tage 
bei Eppeisheim gemacht wurde und die ganz kurze freie Zeit, über 
welche ich disponiren kann, in Anspruch nimmt, davon ab. ge 

Mehrere , mit vielem Aufwand verbundene Versuche, welche ich 
auf die urweltlichen Seltenbeiten in jener Gegend seither einleitete, fielen. 
grösstentheils erfolglos aus, bis endlich, als man im Begriff stand, die- 
selben abzubrechen , sich noch eine der grössten Seltenheiten fand — 
der grösstentheils sehr schön erhaltene Oberkopf von Kaur's Dinothe- 
rium giganteum ungefähr 5’ lang und 34‘ breit, 4 bis 5 Zentner 
schwer. Da dieses Stück die sorgfältigste Behandlung beim Herauf- 
bringen aus der Tiefe und für die Vorbereitung zum Transport erfor- 
dert, muss ich nun die meinen anderen Ausflügen bestimmte kurze Zeit 
demselben widmen. 

Ich hoffe den Kopf bald abbilden lassen zu können und werde als- 
dann Ihnen noch Mehreres darüber mittheilen. | 

Bei Alzei fanden sich in dem blauen Mergelthon des Grobkalkes 
unlängst bei Absenkung eines Brunnenschachtes einige nur wenige Zoll 
mächtige Brrunkoblenlagen. 


= 


"In Offenbach bohrte man, bei einem vorigen Winter vorgenommenen 
Versuch auf Springquellen, den plastischen Thon an und durchsank ihn 
auf 200° Tiefe. Nach einer Mittheilung des Herrn Doktor GERrGEn»’ 
zu Mainz soll diese Bildung in Folge ähnlicher Versuche dort eben so 
wohl eine beträchtliche Mächtigkeit ergeben haben. Es dürfte hiernach 
zumal für die Muain-Gegenden um Offenbach, Frankfurt und Hanau an- 
zunehmen seyn, dass der Grobkalk zum Tbeii nur in geringer Mächtig- 
keit über dem Braunkohlengebirge ruht, wie sich diess auch theilweise 
schon aus früheren Bohrversuchen ergab. 

In der Nähe von Giesen wurden neulich von Landleuten Versuche 
auf Braunkohlen angestellt und zwei Lager, das eine 7‘ das andere ı‘ 
mächtig, in einer Tiefe von 30° unter der Thalsohle erbohrt. Man be- 
absichtigt uun diese Versuche auch noch in anderen Gemarkungen fort- 
zusetzen. 


A. Kuıipstein. 


.- 


Burg Haardt in Rheinbaiern, 3. Juni 1836. 


Die Emporhebungen in Skandinavien, Spitzbergen und im stillen 
Ozean, die Senkung Grönlands und anderer Länder - Strecken erklären 
sich nach meiner Überzeugung nur miteinander. Sie sind Symptome 
Einer umfassenden, vielgestaltigen Wirkung. Ihre Entdeckung gehört 
daher zu den wichtigsten Resultaten der neueren Naturforschung. 

Im Magazin for Naturvidenskaberne wurde kürzlich die Ansicht 
aufgestellt, dass der Boden von Skandinavien, der sich allmählich fort- 
dauernd hebt, in einer mehr oder minder fernen Epoche durch einzelne 
Stösse (nach Art des Erdbebens von E%hili 1822) plötzlich gehoben wor- 
den sey, an verschiedenen Stellen zu ungleich bedeutender Höhe. In 
der Hertha, Almanach für 1836, S. 173 habe ich eine ähnliche Ansicht 
mit der Bestimmung aufgestellt: | 

1) dass der Beginn dieser Hebung, wie sie heute fortwährt, auf 
die diluyische Periode zurückdeutet und 

2) dass ihre Ausdehnung im wesentlichen Verhältnisse mit den so- 
genannten Vulkanen-Zügen steht, welche diese Regionen nur in be- 
stimmten Entfernungen berühren, deren Natur und Richtung ich 
daselbst geschildert habe. 

Auf die erste Annahme führte mich eine Zusammenstellung der 
_ bisherigen Höhen -Berechnungen der Skandinavischen Hebungen in ver- 
schiedenen Gegenden. Denn aus diesen Berechnungen geht ziemlich 
allgemein hervor, dass manche dieser Strecken über die heutige Meeres- 
Höhe ungefähr in derselben Zeit zu steigen begonnen haben, in wel- 
cher nach anderen Berechnungen die diluvische Katastrophe eintrat. 
Gleich in Nöcszrarn's Übersetzung von Cuvıer’s Umwälzungen der 
Erd-Oberfläche liegen Angaben, die mir vor Jahren diese Ansicht er- 
weckten. In Verbindung mit ihr dürfte sich auch die Fortschaffung der 


37 * 


er . > len 

grossen Skandinavischen Fels‘ - Trümmer näch den - Re 
Nordländern auf die einfachste Art erklären. 

 Wasser-Gewalt allein konnte diese Trümmer nicht lösen. Ihre Fort- 
schaffung scheint mir bei den meisten eine mehr oder weniger unmittel- 
bare Folge ihrer Lostrennung von anstehenden Massen oder eine Folge 
derselben Ursache gewesen zu seyn, der sie ihre Lostrennung: verdan- 
ken. Dieser Trennung musste eine gewaltsame ‚ wahrscheinlich die- 
selbe Erschütterung vorhergegangen seyn, welche durchodas letzte 
kolossale Aufsteigen plutonischer (namentlich der jüngsten:basaltischen) 
Massen die Ursache jener Fluth wurde. Die nähere Entwickelung. die- 
ser Ansicht gab ich gleichfalls in der Hertha (S. 169 ff. und vorher): 
ich nahm darauf Rücksicht, dass in Skandinavien die Basalt - Bildung 
nur zu geringem Durchbruch kam, und eile zum zweiten Punkte, zur 
Ausdehnung, zu den Grenzen der Skandinavischen Hebung. In 
der Hertha und früher in meinen Vermischten, bei Dannheimer 1833 
erschienenen, Aufsätzen, habe ich gezeigt, dass diese Hebung in: we- 
sentlichem Verbande mit bestimmten Vulkanen-Zügen stehe und, sich weit 
erstreckend, erst in der Region des Schwarzen Meeres und schon dess- 
halb da sich ende, weil hier die hebende Gewalt durch vulkanische 
Miändungen freien Ausgang hat, während sie in Skandinavien durch 
überlastende Massen ganz in der Richtung des in der Hertha dargeleg- 
ten Vulkanen - Zuges gehemmt, mithin durch Widerstand zur Hebung 
gedrungen wird. Diese Hebungs - Linie ist bis zu ihren südöstliehen 
Grenzen frei von Vulkanen. Im Nordwesten hat die vulkanische 
Werkstätte der Tiefe auf Island einen offenen Heerd sich geschaffen, 
mithin das ganze Verhältniss, das hoch im Norden, in Spitzbergen noch 
Statt haben soll, um Island herum geändert. Die Verfolgung dieser 
Linie führte mich bis auf Grönland. Dass dieses sich senkt ‚ı istsin 
neuer Zeit als Thatsache erkannt worden. Man streitet einzig über 
den Grund der Senkung, findet ihn unerklärbar, oder sucht ihn in einer 
Zusammenziehung der Erde, irrig nur, wenn man dieses Wort:.im 
Sinne der Münchner Naturphilosophie verstehen will. Nach der bis- 
herigen Darstellung ist ganz einfach: die Senkung @rönlands 
eine ergänzende Seite der Hebung Skandinaviens und eimer 
entgegengesetzten Hebung, deren Linie ich, geeigneten Ortes, 
im stillen Ozean nachweisen werde. Letztere Hebungs - Linie nenne 
ich eine entgegengesetzte, nicht nur, aus geographischen Gründen — 
man betrachte die Erde als Fläche, oder antipodisch, oder, wie sie ist, 
gleichzeitig in doppeltem Bezuge — sondern zugleich aus geologischen 
Verhältnissen. Sie ist Vulkanen-reich, darum auffallend unterbrochen, 
nach verschiedenen Richtungen stark alvirgtichd und dem Anscheine 
nach nur in vereinzelten Punkten sichtbar. Aber diese Punkte lassen 
sich von Kamtschatka an bis tief nach Süden ganz so verfolgen, wie 
die Züge der untermeerischen Gebirge, wovon in der Hertha. Dadurch 
bekommen wir ein anschauliches Bild dieses grossen Erdprozesses jm 
Ganzen und können sichere Blicke in die Gründe dieser Erscheinungen 


—_— 535 — 


wagen. Dazu kommt die eigenthümliche Natur der Grönländischen 
krystallinischen (mit neptunischen‘ Kalken überlagerten)  Gebirgs - Arten. 
Diese plutonischen Massen scheinen durch ihren Reichthum an Labra- 
dor auf jüngeren Ursprung zu deuten und der Frage Raum zu geben, 
ob ihre Abkühlung in der Tiefe noch anhalte, mithin zur allmählichen 
Senkung, wenn auch wenig, doch das Ihrige beitrage. Erscheinungen 
ähnlicher Art dürften dann unter ähnlichen Verhältnissen , zumal wo 
junge plutonische Felsarten, Protogyne und dergleichen auftreten , bald 
vielleicht allgemeiner beobachtet, und von wechselnden Senkungen und 
Hebungen Eines‘ und desselben Gebietes unterschieden werden. Letz- 
tere zeigen sich, scheint mir, als untergeordnete örtliche Phänomene 
meist vulkanischer Gegenden, wie um den Serapis-Tempel bei Pozzuoli, 
welches in einem Vulkanen - Zuge liegt, dessen Beziehung auf den Is- 
Zändischen in der Hertha entwickelt ist. ] 

Der Verfasser des Aufsatzes im Magazin for Naturvidenska- 
berne beschränkt sich geistreich auf das Emporsteigen Skandinaviens 
und Spitzbergens und schliesst aus der verschiedenen Höhe der einzel- 
nen Massen von Lehm, Muschel-führendem Sand und Torf in Skandina- 
vien auf mehrere Hebungen nach einander. Im Ganzen scheinen mir 
die Anfänge der hauptsächlichsten dieser Hebungen verschiedenen 
Epochen Einer Katastrophe anzugehören. Eine der letzten die- 
ser alten, sicher noch diluvischen Epochen scheint wir durch plutonische 
Erschütterung die Länder - Strecken gesprengt zu haben, welche die 
Ostsee zu einem Binnen - Meere machten *), Die Gleichförmigkeit in 
Vertheilung der Massen und der bedeutende Umfang derselben führt 
auch den Verfasser jener Abhandlung auf die Vermuthung , dass wenig- 
stens einige der verschiedenen Hebungen Skandinaviens fast allgemein 
waren. Von besonderem Gewicht bleibt seine Bemerkung, dass selbst 
in Spitzbergen ähnliche Lehmlager, wie in Skandinavien, etwa 20 Fuss 
über dem Ufer liegen, dass auch diese Insel an der allgemeinen Skan- 
dinavischen Hebung Theil genommen. 

Zwar ist noch nicht entschieden , ob Spitzbergen fortdauernd 
emporsteigt, demmach bleibt diese Insel der extreme nördliche Punkt, 
von welchem aus jene Hebung nach verschiedenen Richtungen weiter 


*) Jene Feisblöcke , deren ich eben gedachte, mögen grossentheils auf Eisschollen, 

ein kleiner Theil vielleicht noch über diese alten, in einer wenig spätern Epoche 
derselben Katastrophe gesprengten Landstrecken herübergekommen seyn, Herthu 
S. 169. Eine andere oder gleichzeitige Epoche eben dieser Katastrophe lässt mir 
auf ähnliche Art die bekannten Fels-Trümmer im Jura-Gebiete erklären. 
Die bisherigen Hypothesen über diese. scheinen mir theils nach vulkanischen, 
theils nach neptunischen Ansichten einseitig gerichtet, Ich nehme die Sachen na- 
türlich ; eine Gebirgs - Erliebung (nachweisbar in jenen Regionen) riss die Massen 
los, empörte die Gewässer umliegender alter See’n und schob gleichzeitig den 
Rücken, der jetzt diese Trümmer trägt ‚ in Mitten der rings bewegten Region zu 
seiner heutigen Höhe empor. Auf diesem Wege fällt jede künstliche Erklärung, 
‚Jede Beleidigung der Gesetze der Mechanik hinweg. Die ganze Erscheinung wird 
ein kleines natürliches Synıptom der grossen Umwälzung jener Zeit. 


verfolgt: werden kann) 'ganz den Ansichten entsprechend , die ich in der 
Hertha über die Richtung der Skandinavischen Hebungs - Linie nach 
"Südost über ihre Vertheilung im Norden oder Nordwest und über die 
"Züge der untermeerischen Gebirge aufgestellt babe. Die Richtung der 
Linien dieser fortdauernden Hebung nach Süden scheint mir zugleich 
mit der Entleerung des alten Seebeckens dieser Region in Ver- 
"bindung zu,stehen. Diese Entleerung habe ich in meiner Schrift über 
"den Ursprung der Menschen und Völker“ und der „Athene“ und „Hertha“ 
«für die Folge einer post-diiuvischen Katastrophe erklärt und‘ mit der 
'samothrakischen Fluth aus Gründen zusammengestellt, die ich zu 
‘wiederholen unterlasse. Hier kann ich diese Regionen nur in Bezug 
"auf die ältere diluvische Katastrophe berühren , weil diese: mit der erst 
“angeregten Frage nach meiner Ansicht in unmittelbarem Verhältnisse 
"steht. Aus der geognostischen Beschreibung Polens von G. G. Pusch 
erhellt nämlich, dass die Haupt-Richtung des Polnischen Mittel-Gebirges 
‘der der Karpathen entspricht, eigentlich der der Tetra, denn diese 
Richtung geht von Westnordwest nach Ostsüdost, und eben sie 
bezeichnet die vulkanischen Zentral-Punkte in Klein- Asien und Island. 
Die Haupt - Erhebung jener Polnischen Gebirge aber ist nach PuscH 
(jünger zwar, als die Jurakalk-Ablagerung, doch) älter als das Diluvium. 
Mögen nun auch in der diluvischen Katastrophe in diesem Gebirgszuge 
bedeutende Erschütterungen Statt gefunden haben, — wenn Pusch sagt, 
dass die Frage, welche Umstände die alte tropische Pflanzenwelt dieser 
Regionen veranlasst und zerstört haben, wohl ungelöst bleiben werde, 
scheint er mir zu weit zu gehen. Vielmehr erklärt sich die Sache ein- 
fach : ich fasse sie hier nur in Bezug tab 
a) auf den Ursprung der oben erwähnten Hebung und 
b) auf die Länder, welche die letzten bedeutenden klimatischen 
Veränderungen damals schon erfahren haben. P 


(Zu a.) Welche Veränderungen die Ursache jener Hebungen | in 


“ 


N 
ner, 


der Temperatur Anfangs, da sie plötzlich begonnen, plötzlich, — jetzt, ı 
sie allmählich fortwährt, allmählich verursachen musste, bedarf 
weitern Bemerkung. ‚ja}e 


(Zu b.) Eben so klar ist auch der zweite Punkt. In Ihrem Jahr- 
buche habe ich 1834 (S. 299 und vorher) darauf hingewiesen, dass 
in allen Zeiten umfassender Katastrophen durch plutonische Gährungen 
erschüttert die Wasser eine Gewalt, deren sie sonst entbehrten, ge- 
wonnen, gleichzeitig, zum Theil auch früher gesprengte Massen weiter 
und weiter zu wälzen und jene Gesteine niederzuschlagen, welche die 
minder diebten und schlechtesten Leiter der Wärme sind; dass dieses 
wie in früheren Katastrophen, so auch in der diluvischen der Fall war, 
ohne dass die Erde im Ganzen an Wärme verloren hätte. In die Tiefe 
durch die stärkere Erdkruste gebannt, waltet und wirkt die alte Erd- 
wärme unablässig. In der diluvischen ‚Katastrophe fand gegen die 
früheren nur der Haupt - Unterschied Statt, dass jene zwar noch 


— 57 — 


massige, namentlich basaltische:Gebilde ‚bervortrieb, ‚aber, einzelne 
wenige Breccien eigner Art *) abgerechnet, „nach. begreifliehen Grün- 
den ausser Stand war, irgend, eine gediegene, geschichtete nep- 
tunische Felsart zu erzeugen. Der Riesen - Schutt, den das Diluvium 
gerade da,:wo das Klima am: empfindlichsten sich änderte, zurückgelas- 
sen, musste nicht. bloss die alten Risse und Spalten der Tiefe füllen, 
as des achlechteste Leiter der Wärme den belebenden Einfluss 
der aus dem Innern heraufwirkenden Temperatur zurückdrängen. ‚Und 
‚hiemit wäre „auf .dem Fuss bestimmter Thatsachen, die Frage erklärt, 
für die allgemeine Bedeutung der letzten grossen Katastrophe ein neuer 
Beweiss in der allgemeinen Veränderung der Temperatur, und die Ur- 
sache dieser Veränderung keineswegs in einer blossen Fiuth, vielmebr 
der Grund dieser Fluth gefunden, und die Streitfrage, ob die Erde im 
Ganzen erkalte, verneinend entschieden. Denn dass das Diluvium sei- 
nen Ursprung einer Schmelzung des Gletscher - Eises danke, wie Beav- 
Mont geistreich vermuthete, isi schon darum unglaublich, weil das 
Daseyn solcher Gletscher vor dieser Zeit, wie ich in Ihrem Jahrbuche 
rg in Heft II und III gezeigt habe, höchst unwahrschemlich ist. 


a | Chur. Kapr. 


Hohnstein, 8. Juli 1836, 


: »Seit dem 4ten bin ich wieder hier und lasse weiter arbeiten, die 
dentlichsten Resultate verspricht offenbar die Steinbruch - artige Entblö- 
sung am Abhange des Wartenberges, von der ich schon im vorigen 
Briefe sprach. Ich kann da,hoffen, die Grenze zwischen dem Quader- 
Sandstein und. den Jura-Schichten aufzuschliessen, was beim Hohnstei- 
ner Kalkkruche vom Eigenthümer, Herrn Gutsbesitzer Hevenus nicht 
erlaubt wurde. In der Tiefe des Polenz-Tbales, wa die Strasse vom 
rechten Gehänge herabkommt, lasse ich bohren, bei etwa 30 Schritt 
Abstand von der Grenze. Das Loch ist heute erst 6 Fuss tief und 
steht daher natürlich noch im Granit. 


BERNHARD CoTTa. 


— 


*) Über diese spreche ich in meinem „Deutschen Kalender für das Jahr 1835“, Kemp- 
ten bei Dannheimer, S, 69 und füge hier zu den dort aufgeführten und erklär- 
ten Fällen noch folgenden: nach dem Berichte des Major MırcHeru über den Fluss 
Darling hinter Neu-Süd-Wales in der New South Wales Gouvernment Gazette 
1835 findet sich am Fuss alter Sandberge auch dort ein wellenförmiger Diluvial- 
Boden aus einer harten kieselhaltigen Breccie. In meinem Kalender habe ich 


auch auf die Heidelberger sogenannte Kieskruste und auf ähnliche Erscheinungen 
Rücksicht genommen. 


os 32 


; Lyon, im Julius 1836, 

Ich. bin run ‚von meinem Ausfluge nach St. Etienne. Manche 
interessante Erscheinungen sind mir vorgekommen ; ich erzähle Ihnen 
solche : auf die Gefahr hin, dass sie nicht alle neu für sie seyn sollten. 
— Am 11. Mai verliess ich die Rhone-Ufer , woselbst. der Granit ziem- 
lich, häufig, durch Diluvial - Ablagerungen hindurch, . ‚zu:Tage tritt. In 
ungefähr 1 bis 2 Stunden Entfernung vom Strome. hören diese Phäno- 
mene auf, Nun führt der Weg über Granit und ‚Gneiss bis ‚in. die Nähe 
von Rives - de - Giers ‚„ wo man den Glimmerschiefer erreicht und bald 
darauf den Sandstein des reichen Steinkohlen- Beckens. ‚Es ist von je- 
nem. von St. Etienne nur durch einen schmalen Bergzug . geschieden, 
auf dem St. Chamoud liegt, und wo sich von Neuem Glimmerschiefer 
und Granite zeigen. Von hier machte ich einen Abstecher nach Ze 
| Terrasse, einen Dorfe in anderthalbstündiger Entfernung am Fusse 
des Mont Pilat (660 Toisen) gelegen. Hier wollte ich den angeblichen 
Serpertin und seine Gewinnung sehen; eSgjst nichts, als Dolerit. 
Man hat versucht, Bouteillen daraus zu bereiten; das Gestein ist leicht 
schwmelzbar ; aber die Flaschen zerspringen oft plötzlich, Ganz in der 
Nähe wird ein, zuweilen 30 F. uud darüber mächtiger Quarzgang unter 
freiem Himmel abgebaut. Der Quarz ist fast überall sehr dicht und ent- 
hält einige Bleiglanz - Nieren. Der Gang setzt im Glimmerschiefer auf 
und streicht aus O. nach W. Man bereitet Mühlsteine, nicht selten von 
15 F. im Durchmesser, aus dem Quarz, und diese dienen, um das Mineral 
zu zerkleinern , welches in den Glashütten benutzt wird. Auf dem 
Rückwege nach St. Chamoud, in halbstündiger Entfernung von der Stadt, 
durchsetzt ein Gang aus schönem grobkörnigem Granit, der aus O. nach 
W. streicht, den Glimmerschiefer. Zwei Berge von denkwürdiger Form 
findet man bier und Spuren eines sogenannten Erhebungs - Kraters. — 
In St. Etienne hatte ich mich der freundlichsten Aufnahme des Herrn 
Gruner aus Bern, Professors an der Bergwerkschule, und des Direk- 
tors dieser Anstalt, Herrn Fen£on , zu rühmen. Beiden verdanke ich 
viele lehrreiche Aufschlüsse und mit ieh besuchte ich St. Priest, 
eine Örtlichkeit von grösstem Interesse, nur 4 Stunde nordwärts von 
St. Etienne, an.der Grenze des Steinkohlen - Gebietes. Ehe der kleine 
Hügel von St. Priest erstiegen ist, wird jeder Gebirgsforscher glauben, 
er habe es mit einem ‚Basalt-Kegel zu thun, ähnlich jenem bei Homberg 
an der Ohm oder bei Amöneburg. Unser Hügel besteht indessen nur 
aus reinem Quarz, der, "als ungeheure Felsmasse inmitten einer Em- 
porhebung des Kohlen-Sandsteins aufsteigt. Man sieht Sandstein-Stücke 
vom Quarz umschlossen und Quarz-Fragmente im Sandstein eingebacken; 
andere Parthieen sind Mittel- Gesteine: weder Quarz, noch Sandstein, 
sondern wahrer Arkose, wie bei C’hessy. Ich fand in einem Quarzblock 
veränderten Schiefer eingebacken und Holz, ähnlich dem Holzopal. Auch 
schöne Breccien kommen vor, roth, schwarz und weiss gefärbte Quarz- 
Trümmer , durch ein quarziges Bindemittel verkitte. Am obern Theile 
zeigen sich sehr Chalzedon-ähnliche Quarz-Massen. Gegen N., wo der 


Hügel senkrecht abfällt, nimmt man eine kleine Grotte von 12 bis 15 F. 
wahr, und hier erscheint der Quarz in dünne, gegen S.O. sich’ sen- 
kende, Lagen getheilt; er hat ganz das Aussehen des Schiefers, so 
dass man glaubt eine, in Quarz umgewandelte, Schiefer - Masse, zu 
. sehen. Ich besitze ein Handstück von durch den Kohlenbrand verquarz- 
tem Schiefer; man sollte glauben, er sey bei der Butte de St. Priest 
aufgenommen worden. — Nordwärts und nach der Ssite, wo der Lurau 
über Glimmerschiefer fliesst und den Fuss des Hügels von St. Priest 
bespühlt, hat eine Eisen-Gewinnung Statt. Man baut eine beträchtliche, 
von Erz -Theilen durchdrungene Glimmerschiefer - Masse ab. — Der 
Gipfel unseres ae ist ein n vortrefflicher Standpunkt, um ‚das Kohlen- 
| Erhöhungen zu unterscheiden und die Schiefer- und Granit- Berge, w eich 
dieselben einschliessen. Leider wurde ich durch ungünstige Witterung 
an Vollendung eines Panorama’s gehindert, dessen Zeichnung ich be- 
gonnen hatte. | w 
_ Ich habe mehrere brennende Steinkohlen-Ablagerungen besucht. Bei 
Chateau - Gaillard dauert der Brand seit dreissig Jahren , zeigt aber 
gegenwärtig wenig Intensität. Man, sieht nur Fumarolen, denen wäs- 
serige und schwefelige Dämpfe entströmen. Aus der Ferne sind die- 
- selben am frischen Grün des sie umgebenden Rasens zu erkennen. Bei 
Ricamarie kann man umgewandelte Sandsteine uud Kohlenschiefer in 
Menge sammeln; von fortdauerndem Brande keine Spur. Dagegen 
brennen die Kohlen am Nerons-Teiche lebhaft. Hier erzeugen sich zier- 
liche Krystalle von Salmiak. Ich habe jedoch nicht ausmitteln können, ob 
deren Bildung fortdauernd ist, oder, wie es scheint, vom Thätigkeits- -Grade 
des Feuers und von einzelnen im Brand befindlichen Lagren abhängt. 

- Die Strasse von St. Etienne nach Annouay ist am Gehänge des 
Pilat ins Gestein eingeschnitten, zuerst in Glimmerschiefer, weiterhin 
in Granit. Vom erhabensten Punkte nach Bourg - Yargental hinabstei- 
gend trifft man grosse Glimmerschiefer - Massen , in Granit eingeschlos- 
sen, zu Hunderten an. Von Bourg - argental bis St. Julien - mollin-. 
molette bleibt man stets .auf Granit. Hier wurden vormals mehrere 
Bleiglanz-Gänge abgebaut. Das Verhältniss ist das nämliche, wie das 
Ihnen bekannte von Vienne. Ganz in der Nähe der erwähnten Gänge 
erhebt sich ein Serpentin-Hügel, denkwürdig wegen seiner Gestalt und 
um seiner gänzlichen Unfruchtbarkeit willen. Auf deren nachbarlichen 
Gehängen bemerkt man, mitten im Granit, einen Serpentin - Gang, wel- 
eher dasselbe Streichen hat, wie die erwähnten Bleiglanz-Gänge , unge- 
fähr aus O. nach W. Der Serpentin ist sehr dicht und von vielen 
Asbest - Schnüren durchzogen. — Von St. Julien bis zur Rhone schrei- 
tet man stets über Granit hinab, der hin und wieder von Quarz-Gängen 
durchsetzt wird. Unmittelbar oberhalb Boeuf betritt man das Diluvium, | 
welches hier vorzüglich durch mächtige Lehm-Ablagerungen charakteri- 
sirt wird. 


LorTEr. 


. — 380 0 — 


Bonn, 30. Juli 1836. 


" Die ' anliegenden ganz oder theilweise durch einen sehr dünnen 
ee von Schwefelkies schön bronzirten Geschiebe von Quarz und 
Grauwacke geben den auffallendsten Beweiss von der, unter günstigen 
Umständen, noch fortdauernden Bildung des Schwefeleisens in der ge- 
“wöhnlichen natürlichen Verbindung mit metallischem Glanze. Sie haben 
sich in sehr bedeutender Anzahl in einer moorigen Erde, welche viele 
vegetabilische Reste enthält, nur sieben Fuss unter der Oberfläche , im 
Alluvium bei Roisdorf (3 Meilen von Bonn) an einer Stelle gefunden, 
wo eine Sauerquelle, welche ausser Kochsalz mehrere kohlensaure 
Salze, darunter auch kohlensaures Eisenoxydul, und schwefelsaures 
Natron enthält, sich zu Tage drängt. Der Schwefelkies, welcher hier 
in der Moorerde wohl noch täglich sich fortbildet und die Geschiebe 
überrindet, ist das Produkt der Zersetzung des schwefelsauren Natrons, 
veranlasst durch die Gegenwart der organischen Substanzen, und der 
‘Verbindung des sich dabei darstellenden Schwefels mit den Eisenoxydul 
im Mineralwasser. Mein College Bisczor hat den Prozess in seiner 
frühern Abhandlung über diesen Gegenstand genügend erläutert : aber 
ein so schlagender Beweis für die Richtigkeit seiner Ansichten, "wie 
der vorliegende, war wohl kaum vorhanden. Über das Roisdorfer Vor- 
kommen habe ich mit BıscHor einen ausführlichen Aufsatz bearbeitet, 
der an PosgGENDorRFF nach Berlin abgegangen ist, um seinen Annalen 
einverleibt zu werden. Diese vorläufige Notitz mochte ich Ihnen nicht 
vorenthalten: es ist gar zu erfreulich, wenn man so die Natur in 
ihren Operationen überraschen kann. | | | 


NöGGERATn. 


Mittheilungen, an Professor BRONN gerichtet. 


Bayreuth, 12. Juli 1836. . 


1. Unter den neuen Versteinerungen der hiesigen Kreis-Naturalien- 
Sammlung zeichnet sich der grosse sehr breite Kopf eines neuen Sauriers 
im Keuper-Sandstein aus, der eine grosse Menge nahe zusammensitzen- 
der Zähne verschiedener Grösse hat. Auffallend sind auf der Stirne 2 
runde Löcher in der Hirnschaale, welche wie Augenhöblen aussehen, 
obgleich diese an den Seiten deutlich zu erkennen und grösser rind. 
Es scheinen dort Erhöhungen gewesen und abgebruchen zu seyn. Un- 
ter den mir bekannten Geschlechtern von Sauriern der Vorwelt kann 
er nicht aufgenommen werden. Wegen seines dicken kurzen Kopfes 
scblage ich den Namen Capitosaurus arenaceus vor. 

2. Bei Solenhofen sind wieder Knochen eines Pterodactylus gefunden 


worden, welche von denen bisher beschriebener Arten wesentlich ver- 
schieden sind. Sie bestehen aus dem Oberschenkel - Knochen und dem 
Schienbein der linken Seite. Sie sind nicht dieker als die nämlichen 
Knochen vom Pterodactylus erassirostris und .medius , jedoch ‚fast dop- 
pelt so lang; auch ist der Oberschenkel-Knochen mehr gebogen, als bei 
den übrigen Arten. Ich habe einstweilen die Spezies, zu welcher diese 

ee gehört haben, Pterodaetylus longipes genannt. 

ss "Unter den vielen neuen Arten fossiler Fische, welche ich seit 
en. Jahre erhalten, zeichnet sich ein sehr grosser Fischkopf aus dem 
Jura-Kalk von Pointen unfern Kelheim aus , an welchem jedoch der 
vordere Theil fehlt: dennoch sind 77 Zähne im hintern Tbeile ‚des 
Kopfes sichtbar, welche oben in 4, unten in 5 bis 6 Reiben eng neben- 
einander sitzen und rund wie Suhamb und Gyrodus - Zähne sind, 

von 2 bis 4 Linien Durchmesser. Dieser Kopf scheint eincm sebr gros- 

sen Gyrodus gehört zu haben, den ich G. multidens nenne. 

4. Nicht minder eine neue Art Hayfısch von Kelheim ‚die sehr 
schmal und lang ist und einem neuen Genus angehört zu haben scheint; 
es ist nur der hintere Theil des Fisches , bestehend aus einer langen 
‚Sehwanzklappe, einer grossen breiten Rückenklappe und dem 10 Zoli langen 
Körper bis zur Rückenflosse. Die ganze Haut, Klappen, Flossen. etc. 
sind sehr ungleich chagrinartig gekörnt. lch habe diesen neuen Hay- 
fisch nach einer der Harpyen Aellopos elongata genannt. 

5. Zu den 7 Arten Belonostomus meiner Sammlung habe’jich noch 
eine sehr ausgezeichnete Art aus Kelkeim von dem als Naturforscher 
bekannten Forstrath Kocnk in Regensburg erhalten, bei welchem die ei- 
genthümliche Schuppen - Bildung dieser Fischgattung, die sie mit dem 
Aspidorhynehus gemein hat, sehr deutlich ist. Die grossen langen 
Schuppen in der Mitte der beiden Seiten, die enge zusammensitzenden, 
sehr schmalen und breiten Schuppen des Bauches, die spitzen Schuppen 
des Rückens und die kleinen Schuppen von der After- bis zur Schwanz- 
Flosse geben diesem Fisch ein eigenes Ansehen, da der Rücken wie 
gesägt, der Bauch wellenförmig,, die Seiten getäfelt und der Schwanz 
fast gekörnt erscheint. Ich schlage den Namen BelonostomusKochii 
für diesen schönen Fisch vor. In den Belone-artigen langen Ober- und 
Unter-Kiefern sind die feinen spitzigen Zähne verschiedener Grösse sehr 
deutlich zu erkennen. 

6. In einer alten Sammlung fossiler Fische von Seefeld, welche 
ich in Insbruck kaufte, fand ich 11 verschiedene Arten, von welchen 
5—6 neu und von Acassız noch nicht beschrieben sind. Sie bestätigen 
die Ansicht dieses Naturforschers, dass die Formation der bituminösen 
Schiefer von Seefeld zum Lias gehört. Mit den Fischen kommt ein 
schöner Caulerpites vor, der mit den Eichstädter Caulerpiten nahe ver-' 
wandt ist; ich habe den Namen Caulerpites alpinus vorgeschlagen. 
Die Seefelder Fische gehören zu den Geschlechtern Tetragonolepig, 
Semionotus , Lepidotus, Phbolidophorus und Microps. Ausser den mir 
bekannten 13 Spezies fand ich noch einen schönen Seefelder Fisch im 


An 998 


Ferdinandeum zu Insbruck, welcher zu einem neuen Genus ‘zu ge- 
hören 'scheint, dessen nähere Bestimmung ich dem Prof. Acassız über: 
lassen habe. 

© 7. Aus der Braunkohle bei Seussen in unserem Fichtelgebirge, 
‚ wo bisher an Fischen nur der Leueiseus papyraceus in einigen bedeuten- 
den Spiel- Arten vorgekommen ist, erhielt die hiesige Kreis- Sammlung 
einen kleinen Lebias mit vielen vollständigen Blättern und Früchten. 
8. Vom Placodus gigas im hiesigen Muschelkalk sind nua' auch 
vollständige Kopftheile gefunden worden, welche beweisen ‚, "dass die 
langen schwarzen Zähne, welche mit den Schlundzähnen der Cyprinoi- 
' den etc. einige Ähnlichkeit haben und in meiner Bekanntmachung dieser 
Zähne unter No. Ill abgebildet sind, Vorderzähne des Placodus sind, 
welche sowohl im Ober- als Unter- Kiefer sitzen und zwar in letzterem 
viel tiefer, als die Seiten-Zähne [vgl. S. 361]. y” 

9. Vor Kurzem habe ich die Kalkschiefer - Brüche von Regensburg 
bis Donauwörth besucht und meine früheren Bemerkungen über die 
Lumbricarien bestätigt gefunden. In 12 Schiefer-Brüchen bei Kel- 
heim, in welchen Fische vorkommen, konnte ich keine einzige eigentliche 
Lumbricaria, sondern nur 'Koprolithen und Fisch-Eingeweide finden, 
während einige Stunden davon, bei Pointen, wo selten Fische gefunden 
werden, viele Lumbricarien , wie bei Solenhofen und Kichstädt vorhan- 
den sind. Auch in den Privat - Sammlungen von Regensburg und Kel- 
heim fand ich keine Lumbricarien von Kelheim , dagegen in einem 
Caturus von da den sehr deutlich abgedrückten Darm-Kanal mit seiner 
ziekzackförmigen Streifung. r 

10. Bei genauer Untersuchung und Vergleichung der Versteinerun- 
gen, welche im feinkörnigen Eisen - Sandstein vom XKressenberge, und 
derjenigen, welche in der gleichen Schichte bei Solenhofen vorkommen, 
fand ich die grösste Übereinstimmung und überzeugte mich, dass die 
Überreste von Belemniten und Ammoniten, welche bei Solenhofen 'ge- 
funden werden, keineswegs zu jenen obern feinkörnigen und hellen 
Schichten gehören, in welchen die vielen Versteinerungen der tertiären 
Formationen vorkommen, sondern einer tiefer liegenden Lage dunklen 
eisenschüssigen Sandstein, die entschieden noch Kreide - Formation ist, 
während die andere die unterste tertiäre Lage bildet. u 

Die Verwechselung des Gesteins ist hier eben so leicht möglich 
und fast so oft erfolgt, wie bei der untersten Lage des noch zur Oolith- 
Formation gehörenden Sandsteins und dem beinahe damit zusammenhän- 
genden obern Sandstein der Lias- Formation oder auch zwischen dem 
obern Keuper-Sandstein und dem untersten Lias-Sandstein. 

11. Vor einiger Zeit habe ich in der Naturalien - Sammlung des 
Herzogs von LEUCHTENBERG zu Eichstädt die federförmigen hornartigen 
Leistchen eines vorweltlichen Loligo gefunden, welche denen des noch 
lebenden Loligo sagittata so ähnlich sehen, dass ich sie Loligo subsa- 
gittata genannt habe. Es ist das einzige Exemplar aus Solenhofer 
Schiefern , welches ich kenne, das unbestritten zum Genus Loligo ge- 
hört. Die übrigen hornartigen Leistchen in der Form eines dreischneidigen 


—_ 5853 — 


Degens, welcher bisher gewöhnlich für die innern Leistchen von. Loligo 
gehalten wurde , gehören nach meinen bestätigten. Beobachtungen ent- 
weder zum Genus Onychoteuthis, oder einem neuen Geschlechte;..da 
sie an ihren Armen statt runden -Saugnäpfchen Häkchen .(griffes ou 
cochets) ;haben. Von den 20. Spezies Sepien-artiger .Cepbalepoden:imei- 
ner Sammlung. lasse ich die REWERÜGERE abbilden, ‚um. sie näher 
bekannt;zu machen. en 
„ 12... Von. Sulenhofen besitze ich den grossen Alveol - „Kegel seines 
ee iten mit der ungekammerten hohlen Fortsetzung der Schaale, 
neben ‚welcher der beschädigte Sack einer sehr grossen Onychoten- 
this liegt, umher zeigen sich einige kleine Häkchen (Crochets) aus den 
Armen dieses Cephalopoden. -Beide Körper liegen so nahe zusammen, 
zum Theil.übereinander, dass man anfänglich zu dem Glauben verleitet 
wird , sie gehörten zu einem und dem nämlichen Thiere , aber bei ge- 
nauer Untersuchung zeigt sich, dass sie von 2 verschiedenen Thieren 
abstammen, dem Belemnites semisuleatus und der Onychoteuthis spe- 
ciosa (der grössten mir bekannten fossilen Art). So viel Mühe ich mir 
auch gegeben habe, in den Schiefern des Lias und in den lithographi- 
schen Schiefern eine Belemnosepia BucKkLanD’s zu finden, so ist es mir 
doch bisher nicht gelungen, in keiner mir bekannten Sammlung Deutsch- 
lands kommt eine wirkliche Belemnosepia vor, für welche ich die eben 
een Körper anfänglich hielt. 
13. In den lithographischen Schiefern von Solenhofen fand er 


hr kleine sonderbkare Art von freien Seesternen, welche ein neues — 
“ der Comatula nahe verwandtes Geschlecht zu bilden scheint. Der runde 
Körper hat 10 feine fadenförmige ganz ungetheilte Arme, welche 
aus langen Gliedern bestehen , die aber so zart und dünne sind, dass 
man die Zahl der Glieder nicht erkennen kann. Ich glaubte anfänglich 
eine langbeinige After - Spinne — Phalangium — zu sehen, von wel- 
chen ich 3 fossile Expemplare aus dem Solenhofer Schiefer besitze, 
welche zwar 8 gegliederte Beine, aber überdem noch 2 fünfgliederige 
Taster haben. In meinem Katalog ist diese Spezies noch als Comatula 
paradoxa aufgeführt, @ie Afterspinne als Phalangites priseus. 

14. Mit einigen seltenen Pflanzen vom Monte Bolca kaufte ich in 
Verona auch eine deutliche Squilla, welche mit der Squilla mantis 
(Faer.) und der Squilla scabricauda (Lamk.) grosse Ähnlichkeit 
hat. Mir ist unbewusst, ob sie schon irgendwo abgebildet und be- 
schrieben ist; in meiner Sammlung hat sie den Namen Squilla antiqua. 

15. Meine Sammlung von Insekten aus Solenhofer und Eichstädter 
Schiefer hat vor Kurzem wieder einen Zuwachs von 3 neuen Geschlech- 
tern erhalten, und zwar einen grossen Scarabaeus, der über 2 Zoll 
lang ist, eine kleine Musca und eine Bicania (GErmar). 

Von meinen deutlichen und bestimmbaren Soienhofer Insekten hat 
der Professor Germar in Halle 19 verschiedene Arten abgebildet und 
beschrieben. 


G. von Münster. 


_— 58 — 


©. ' Siegen, 12. Juli 1836. 

_ Versteinerungen in Kieselschiefer sind in den Lehrbüchern der 
Geognosie bisher noch nicht angezeigt worden*). Es möchte Ihnen also 
nicht uninteressant seyn, hiedurch zu erfahren, dass ich voriges Jahr 
bei Förde im Kreise Olpe, Regie 'TUngSs - Bezirks Arensberg in ee 
Kieselschiefer-Bruche einen Schraubenstein von Cyathocrinites pin- 
natus Goror. (Tf. LVII, Fg. 7 n, 0) gefunden habe, welcher in hie- 
siger bergamtlicher Mineralien-Sammlung aufbewahrt wre a 
“ dieses Jabres hat man auch in der Gegend von Brilon im Alaunschiefer, 
welcher in Westphalen stets den Kieselschiefer begleitet, Posidonia 
Becheri entdeckt. : STARS 


SCHMIDT. 


Tharand, 30. Juli 1836. 
Über die Niederschöna-Schichten. 


Sie werden in meinen „geognostischen Wanderungen“ gefunden ha- 
ben ,„ dass ich die Niederchönaer. Schieferthon - Schichten mit Pflanzen- 
Abdrücken der Englischen Wealden - Formation vergleiche. Das ist 
Einigen auffallend gewesen, und ich sehe mich desshalb veranlasst, meine 
Gründe dazu weiter zu entwickeln. 

Die Schieferthone mit Pflanzen - Abdrücken kenne ich in Sachsen 
nur zwischen den relativ untersten Schichten des Quader - Sandsteins, 
d. b. zunächst der Auflagerungsfläche (bei Niederschöna auf Gneiss, 
bei Weissig auf Granit). Der mächtige Schichten-Komplex des Sand- 
steins der Sächsischen Schweitz enthält in der zugänglichen Region 
nirgends solche Schieferthone, und doch ist er an unzähligen Punkten von 
oben herein aufgeschlossen bis zu einer Tiefe von 6 bis 8 hundert Fuss; 
sind also hier — wie doch anzunehmen — jene Pflanzenschiefer vorhan- 
den, sö müssen sie der Sohle liegen, die der Beobachtung unzugänglich . 
ist. Die mittle und obere Region des Quadersandsteins enthält nichts, 
was auf Unterbrechung der Meeres - Beilkune schliessen liesse ; die 
fossilen Pflanzen von Niederschöna aber setzen durchaus eine frucht- 
bare Landfläche voraus. 

Nach diesen Verhältnissen zu urtheilen, liegen die pflanzenhaltigen 
Schieferthone durchaus nur zwischen den untersten Quadersandstein- 
Schichten ; wäre man also berechtigt, sie als Formation zu trennen, so 
würde diese Schieferthon- und Sandstein-Formation zwischen 
den oberen Jura und den Quadersandstein einzureihen seyn. Das ist 
die Region der Wealden-Formation, und es kommt nun nur noch darauf 
an, ob auch die organischen Reste zu einer solchen Trennung und 
Parallelisirung berechtigen, denn Mächtigkeit und Gesteins - Beschaffen- 
heit köngen bei so entfernten Lokalitäten nur wenig in Rücksicht kommen, 


*) Vgl. Paradoxides Harlani, oben S. 462. D.R. 


— 5855 — 


da diese — besonders bei einer Nicht - Meeresformation — offenbar von 
zufälligen Lokal-Verhältnissen abhängig seyn mussten. 

Wir finden bei Niederschöna Reste von Dikotyledonen-Bäumen, Co-. 
niferen, Cycadeen, Fahren und Lycopodien, also die sichern Zeugen ‚der 
eigentlichen Waldvegetation, keine Wasserpflanzen, keine Andeutung 
von der Nähe des Meeres, denn auch die zwischenliegenden Sand-, 
stein-Sehichten enthalten keine Seethiere, sondern, obwohl viel seltener, 
Abdrücke von Landpflanzen (Pterophyllum eretosum Reıcn.), Die,Mee,, 
resmuscheln beginnen erst in den darüber liegenden Schichten, Gen, 
wisse neuerlich im Schiefer gefundene Abdrücke einer Anodonta ähnlichen 
Bivalve sind noch nicht sicher bestimmt, gehören aber jedenfalis einer. 
Siüsswassermuschel an. 

Die oft zahlreichen und sehr manchfaltigen Dikotyledonen - Blätter 
sind meist schmal und lang, den Blättern aus dem Geschlechte Salıx am 
ähnlichsten, zum Theil aber auch breit, denen von Populus, Tilea und 
Acer vergleichbar. Besonders auffallend und von allen lebenden ab- 
weichend sind zwei zu Zenker’s Crednerien gehörige Arten mit sehr 
markirten ‚ fast gleich dick bleibenden Rippen, deren eine (Rippe) am 
ganzen ausgezackten Rande hin verläuft, an jeder Auszackung eine ver- 
dickte Spitze bildend (Lethäa Tf. XXVIIi, 11). Beide Crednerien- -Arten, 
welche bei Niederschöng gefunden worden, unterscheiden sich von denen 
Zesker’s noch besonders durch den Mangel der horizontalen Basilar- 
Nerven. 

Yon Koniferen werden mit breiten Nadeln besetzte Zweige und sehr 
deutliche Zapfen verschiedener Form gefunden (Lethäa XXVIIL, 13). 

 Zweierlei Wedel aus der Familie der Cycadeen (Pterophylium) hat 
man bis jetzt bei Niederschöna entdeckt, Die eine Art ist ziemlich 
ähnlich dem Cycadites Brongniarti aus den Tilgate - Schichten , welches 
Master abbildet (Lethäa XXVIII, 14), nur ist der Wedelstiel breiter 
(vielleicht gedrückt) und die Fiederchen sind länger. 

_ Aus der Familie der Fahren finden sich in den Niederschöna- 
Schiehten wenigstens 8 Arten, von denen die fingerförmigen ,„ Fucus- 
ähnliehen: Chiropteris obtusa und Ch. elongata Rossm., mit ihren bei 
jeder Gabelung zum inneren Rande laufenden Hauptrippen die merk- 
würdigsten sind, Sie wurden bisher und werden von vielen noch, für 
. Fueus gehalten; Graf STerngerg nannte sie Haliserites,, Sie selbst ha- 
ben sie in der Lethäa unter den Fucoiden abgebildet (XXVII , 1) und 
auch Herr Prof. Görrperr hält sie dafür. Daran ist die sonderbare Ge- 
stalt und die Undeutlichkeit der meisten Exemplare Schuld, denn Nie- 
manden kann es verdacht werden, wenn er ein solches einförmiges, 
dichotomes, gewöhnlich neben der stengelartigen Hauptrippe nervenlos 
erscheinendes Blatt für einen Fucus hält. Wer jedoch die Exem- 
plare in Tharard sieht, deren schönste Herr Professor RossmÄssLer 
schon auf Stein gezeichnet hat, der wird ihm gern beistimmen: ein 
Blatt mit feinen durch die Fläche verzweigten Nerven kann kein 
Fueus seyn. Wie käme auch eine so vereinzelte Wasserpflanze mitten 


unter die Festland - Vegetation? Es sind Fahrenwedel so gut wie Seo- 
lopendrium offieinarum D. var. daedaleum, Sk. T. 38, b. — Pecopteris 
lienearis von Niederschöna ist schon dreimal abgebildet — von STERN- 
BERG, BRONGNIART und Ihnen — leider aber auch schon doppelt benannt 
(Reichiana Bronen.). Fast eben so häufig ist Peeopteris Schönae Reıcn. ; 
seltener sind die übrigen zum Theil sehr zierlichen Fahren. 

Fast vorwaltend ist unter den Niederschönaer Pflanzen ein Lyco- 
podium (strobiliferum Rossm.) mit feinen besenförmigen Zweigen und 
grossen zapfenförmigen Fruchtkätzchen. 

Alle diese Pflanzen und Pflanzentheile gehören zu_den härteren, 
und man hat desshalb um die fossile Flora von Niederschöna zu ergän- 
zen noch einige zartere, bis zur Unkemntlichkeit zerstörte Gewächse zu 
suppliren, um dann sich eine Idee von diesen Wäldern zu machen, deren‘ 
Reste man in drei durch Sandsteinbänke getrennten Schichten über ein- 
ander findet. 

Vergleichen wir nun diese organischen Reste mit denen des Qua- 
dersandsteins und mit denen der Englischen Wealden - Formation, so 
finden wir zunächst, dass sie mit den ersten durchaus nicht überein- 
stimmen. Der Sächsische Quadersandstein enthält nur Seethiere , meist 
zweischaalige Muscheln. Der Zustand der Erdoberfläche, in welchem 
die Niederschöna-Schichten gebildet worden sind, muss daher ein ganz 
anderer gewesen seyn, als der, in welchem der eigentliche Quadersand- 
stein sich ablagerte; denn die Pflanzen von Niederschöna sind nicht 
auf dem Boden des Meeres gewachsen, und auch nicht aus der Ferne 
herbei geschwemmt, das lehrt ihr allgemeiner Charakter und ihr wohl. 
erhaltener Zustand: die Blätter sind nicht mazerirt , die Fahrenwedel 
zum Theil noch befruchtet, die abgefallenen Dikotyledonen - Blätter 
liegen dicht beisammen mit Koniferen-Zweigen, Fahren und Lykopodien, 
welche so leicht nicht abfallen und zum Theil sogar am Boden fest 
sitzen. Auch Stammtheile findet man dabei, nur undeutlicher als die 
Blätter und ganz breit gedrückt. 

Die verschiedenen Zustände — die Festland - Vegetation und die 
Meeres-Bedeckung — haben demnach auf demselben Flächenraum 
hinter einander Stattgefunden; unrecht scheint es mir, die Produkte 
so verschiedenartiger Zustände genau in eine Formation verschmelzen 
zu wollen, wenn auch durch die Gesteine ein Übergang bedingt und 
dadurch eine scharfe Trennung unmöglich wird. N 

Durch die organischen Reste also wird eine Sonderung 
der Niederschöna-Schichten vom Quadersandstein nöthig ge- 
macht, obwohl die Gesteine eine solche Trennung Sehr er- 


schweren. 
Die Wealden - Gruppe enthält nach Manterr’s trefflichen Arbeiten 


Reste von Cycadeen, Fahren, Lycopodien, Palmen- und Schilf-ähnlichen 
Pflanzen. Ausserdem aber viele Süsswasser-Mollusken. Dykotyledonen 
und Coniferen werden von jenem gründlichen Forscher nicht erwähnt. 
Es ist also die fossile Flora von Sussex der Sächsischen allerdings nur 


— .UB7— 


ähnlich, keineswegs identisch , und jene vielen Süsswasser - Mollusken 
fehlen uns hier fast ganz, denn die Abdrücke von einer Anodonta- 
ähnlichen Muschel sind die einzigen Reste der Art, die bis jetzt bei 
Niederschöna gefunden worden sind. — Wer aber wird erwarten, dass 
dieFlora und die Fauna des Festlandes an zwei so entfernten Punkten zu 
irgend einer Zeit genau mit einander übereingestimmt babe? Nicht nur 
die Entfernung ‚selbst, sondern auch die zufällige Beschaffenheit der 
Lokalität haben gewiss vor der Kreideperiode einen ähnlichen Einfluss 
auf Thiere und Pflanzen geübt, als gegenwärtig. Nun scheint es aber 
offenbar, dass in der Wealden - Periode zu Sussex das Festland sumpfig 
und mit Süsswasser-See’n bedeckt war, während in Sachsen dichte Wäl- 
der vegetirten. Daher dort die grössere Mächtigkeit, die Süsswasser- 
Konchylien, die vielen Arundinaceen und der Mangel an grösseren 
Dikotyledonen und Coniferen ; daher‘hier der Mangel an Mollusken 
und Sumpfpflanzen und dagegen die Menge und Manchfaltigkeit der 
Dikotyledonen. 

Der gleiche Hauptzustand der Erdoberfläche an beiden Orten — das 
gleichzeitige Hervorragen über den damaligen Ozean — ist doch unver- 
-kennbar. Der Charakter der Lebenwelt ist derselbe. Da nun 
auch die Lagerung übereinstimmt, so sehe ich nicht ein, warum man 
die Formation nicht parallelisiren sollte. 

Die Spuren einer weit verbreiteten Festland - Vegetation zwischen 
den Meeres-Ablagerungen der Flötzzeit dürften immer ein wichtiger und 
willkommener Abschnitt seyn; sie bezeichnen das Erheben des Landes 
oder das Zurückweichen des Meeres auf eine so entschiedene Weise, 
dass sie zur Feststellung einer Formations - Grenze ausserordentlich ge- 
eignet sind. Immer aber wird sich eine solche Schichtengruppe mehr 
der darauf folgenden , als der vorhergehenden Meeresbildung anschlies- 
sen, denn die Zeit, welche erforderlich war, den trocken gelegten Mee- 
resboden mit Vegetation zu überziehen , ist gewiss eine längere, als die 
der Zerstörung und Bedeckung durch neue überströmende Flutben, 
und das Material der Bedeckung kann leicht dasselbe seyn, welches‘ 
die. ganze folgende Meeres - Formation charakterisirt: So bei Nieder- 
schöna der Sandstein. 

Eine Festland - Epoche erscheint zwischen den mächtigen Meeres- 
Ablagerungen nur wie eine einzelne aber bedeutungsvolle Fläche, wie ein 
neues Titelblatt im Innern eines Buchs, eine neue Schöpfungs - Periode 
bezeichnend. Nur wo Sümpfe und Landsee’n eigentliche Süsswasser- 
Ablagerungen begünstigten, wie in den Kohlen-Bassins, da erreichen 
diese einige Mächtigkeit und werden zu körperlichen Gliedern der ge- 
schichteten Erdrinde.. Dennoch aber wird es gut seyn, auch die Flätchen- 
artigen Spuren als sichere Abschnitte zu benutzen, um die gleichzeitigen 
körperlichen Glieder zu parallelisiren. 


Jahrgang 1836. 38 


—_— 388 — 


Sollten die Kohlen und die Pflanzen-Abdrücke von Wenig-Rackwitz 
bei Ottendorf in Schlesien eine andere Region im Quadersandstein ein- 
nehmen? sollten sie ausser den den Pappein, Abornen und Weiden ähn- 
lichen Blättern, wie Hr. Prof. Görrert berichtet, wirklich auch Tange 
enthalten ? das sind Fragen, deren Beantwortung wir hoffentlich von 
dem BOhAnEe eifrigen Forscher zu erwarten haben. 


BERNHARD CoTTA. 


Brooklyn, 5. August 1836. 


Später, als es meine Absicht anfänglich gewesen , komme ich jetzt 
von einer geologischen Reise in den Westeu vom Mississippi zurück. 
Von der Stadt Washington ging ich durch den Ohio- und -Chesapeake- 
Kanal, die Kohlen-Region von Maryland und Pennsylvanien nach Olea- 
veland am Erie-See, über Detroit und Mickilimacinac zur Green-Bay, 
fuhr in einem Birkenrinde - Kanot auf dem Fox - river, dem Wisconsin 
und Mississippi bis zu den St. Anthony- Fällen, dann auf dem St. Pe- 
ters bis zu seiner Quelle im Coteau des Prairies, ging nach dem Blei- 
Distrikt in Michigan und Fllinois,.nach den Kohlen- und Blei-Distrikten 
in Missouri, dann durch Missouri, einen Theil von Arkansan, die 
Cherokee - Nation nach Fort Gibson, wo ich überwinterte; — wendete 
mich dann südwärts zum Red River und Fort Towson, östlieh und nord- 
östlich durch die Choktaw - Nation und Arkansas nach Memphis am 
Mississippi und kehrte auf dem Mississippi, dann durch Kentucky, Ohio, 
Pennsylvanien, New- Yurk, New- Jersey, Delaware und Maryland 
nach Washington zurück. So hatte ich Gelegenheit, die geologischen 
Umrisse einer sehr ausgedehnten Gegend kennen zu lernen. leh habe 
dabei die Pentremiten von Sar in grosser Verbreitung gefunden in 
einem Enkriniten - Kalke über der Kohlen-Formation in Missouri, Ar- 
kansas und der Indianer-Gegend westlich von diesen Staaten. Mehrere 
andere Arten dieses Geschlechts kommen in einem Kalksteine im Obio 
vor, dessen Alter ich nicht genau kenne. 

Die geologische Übersicht des Staates von New York schreitet nun 
voran. Man hat ihn in vier Bezirke getheilt, deren Untersuchung eben 
so vielen Geognosten übertragen ist. Ich bin als Haupt- Geologe für 
den ersten Bezirk angestellt, welcher 21 Grafschaften enthält und über 
12,000 Quadrat - Meilen Ausdehnung hat. Herrn Conrap ist ein andrer 
Bezirk übertragen. — Ich habe zu Erledigung meines Auftrages 4 Jahre 
Zeit, wo ich hoffe, damit fertig zu werden. — Ich werde Ihnen die 
geolorischen‘ Berichte über einige Staaten zusenden. Über den Staat 
von New York soll jährlich ein populärer Bericht erstattet, die wissen- 
schaftlichen Resultate aber dürften schwerlich vor Beendigung der gan- 
zen Untersuchung bekannt gemacht werden. 


W. W. Muarner. 


Neueste Literatur. 


A. Bücher. 


1535. 


Joun Laurance: Geology in1835, a popular sketch of the progress, lea- 
ding features and latest discoveries of ihis rising science, illustra- 
ted with diaygrams and engravings, London 12°. , 

Rose’s Manual of analytical Chemistry, new edition by GRIFFIN, Londun 
[16 shill.). 

Ure’s Dictionary of Chemistry and Mineralogy, with their applications. 
The fourth edition with numerous improvements and 9 engravings 
London 8° [1 guinee). 


1536. 


A. Breriuaurer: vollständiges Handbuch der Mineralogie. Erster Band, 
allgemeiner Theil, mit 6 Tafeln Zeichnungen. Dresden und Leipzig, 
429 SS. [4 fl. 54 kr.] 

Durrenoy et ELıe pe Beaumont: Memoires pour servir @ une descrip- 
tion geologique de la France, rediges par ordre du directeur de 
l’Administration generale des ponts et chaussees et des mines, 
sous le direction de M. BrocHant de VırıErs. T. III 8°. Paris. 

Cu. F. Hocastertsr : populäre Mineralogie, oder die Fossilien- und 
Gebirgs-Kunde für alle Stände, 282 S. und 12 Steindruck - Tafeln. 
Reutlingen 1836, 8° [3 fl. 24 kr.)]. | 

C. Kessuer: die Plastik der Urwelt im Werra-Thal bei Hildburghausen, 
— oder die vorzüglichsten Fährten-Abdrücke urweltlicher Thiere aus 
den Sandsteinbrüchen bei Hildburghausen, nach der Natur lithugra- 
phirt, mit einem.Vorwort von Sıckzer,, I. Heft, p. 1—8, mit VII 
Tafeln und I Karte. Hildburghausen [1 fl. 21 kr.]. 

Kiss: Handbuch der Geognosie etc. II. Band, 8°, mit 4 lithogr. Zeichn, 
in fol.; XVIII und 830 SS. [4 Rthlr.]. 

J. Laurance: Geologie im Jahr 1835, eine leicht fassliche Skizze der 


38 * 


= Er — 


Fortschritte, Haupizüge und neuesten Entdeckungen in derselben. 
Aus dem. Englischen. Mit 19 Holzschnitten. Weimar, 8°. 

LesLanc et Warrer: Metallurgie pratique du fer etc. (vgl. S. 62 und 
206) Zivr. III, IV et V [6 B. Text und 10 Kupf.Tafeln, Paris 
[12 frances jede Lief.]. 

K. C. v. Leonnarnp: Geologie, oder Naturgeschichte der Erde in allge- 
mein fasslicher Weise abgehandelt, Stutig. in 8°, Ir Band, 3 Lieff. 
mit 7 Stahlstichen nnd 1 Lithographie [24 Gr.]. 

PuitLiıes: @eology of Yorkshire, II. vol. with maps, sections, diagrams 
und very numerous plates of the organic remains of Ihe moun- 
tain limestune. London 4° [Subscriptionspr. 2 Guineen]. 

N.B. die neue Auflage des 1. Bandes ist unverändert geblieben, 
nur sind die Lithograpbie’n noch weniger geglückt, 

Rozer: traite elömentaire de geologie, Iere partie, Geognosie , 538 pp. 
8%, avec un atlas de 13 planches in 4°. Paris. 

 Scnmeruing Recherches sur les ossemens fossiles decouverts dans les 
cavernes de la province de Liege. Vol. II, 2me (et derniere) 
partie, gr. in 4°; 182 f. et pl. xx— xı. Liege [13 Thir.]. (Das 
ganze Werk kostet 313 Thlr.). 

C. Sırvertror: Geological Skeich of the Tertiary Formations in the 
Provinces of Granada and Murcia, Spain. London 8° [16 sh. 6 d.). 

F. Unger: über den Einfluss des Bodens auf die Vertheilung der Ge- 
wächse , nachgewiesen in der Vegetation des nordöstlichen T'yrols. 
Eine zu Regensburg gekrönte Preisschrift mit 2 Karten und 6 Ta- 
bellen. Wien 18536. 8° [6 fl. 18 kr.). 


B. Zeitschriften. 


The London and Edinburgh Philosophicual Magazine 
and Journal of Science. 


1835, VII, Nro. 4, 5, 6 u. 7 (Suppl.), S. 241—548 
und (General-Index) S. 1—50 *). 


D. Brewster: Beobachtungen in Beziehurg auf Struktur und Entste- 
hung des Diamants S, 245—250 [Jahrb. 1834, S. 225]. 
W. G. Carter: über alte und neue Delta-Bildung im Persischen Meer- 
busen durch den Euphrat und Tigris. Schluss. S. 250—256. 
C, B. Rose : Skizze der Geologie von West- Norfolk , Fortsetzung, S. 
274— 279, 370—376 (F. f£.). 
Procedings of the Geological Society of London, 25. Febr. bis 29. 
April. 
Davseny: über die vulkanischen Schichten, welche bei einem Durch- 
schnitt an der neuen Thermalquelle zu Torre dell’ Annunziata 


«) Fortsetzung v. Jahrbuch 1836, 3. 211. 


—_— 39 — 


im Meerbusen von Neapel zu Tage gekommen ; nebst einigen 
Betrachtungen über die von dieser u. a. Quellen, die mit den 
Vulkanen Campaniens in Verbindung stehen, entwickelten Gas- 
Arten, S. 316—318. 

Freyer: über die Emporhebung des Landes an der West -Küste 
Süd-Amerikas, 8. 318. 

W. J. Hamırron : Beschreibung eines Lagers von Seekonchylien le- 
bender Arten zu Elie, an der S.-Küste von Fifeshire, S. 318—319. 

Epw. Spenceg : Beobachtungen über das Diluvial in der Nähe von 
Finchley, Middlessex, S. 319—320. 

Av. Sepewick: Bemerkungen über die Struktur grosser Mineral- 
Massen und insbesondere über die chemischen Veränderungen im 
Aggregat - Zustand geschichteter Felsarten in verschiedenen Pe- 
rioden nach ihrer Ablagerung, S. 320—323. 

W. H. Fırron: Notiz über die Verbindung der Portiand- mit den 
Purbeck-Schichten an der Küste von Dorsetshire. S. 323—325. 

J. Psestwicn jun.: Beobachtungen über die Ichthyolithen von Gamrie 
in Banffshire und über die sie begleitenden rothen Konglomerate 
und Sandsteine, S. 325—326. 

C. Berener: Beschreibung geologischer Handstücke von der West- 
küste Africas und Beschreibung von Handstücken auf der Insel 
Ascension gesammelt durch W. P. Hensau und mitgetbeilt von 
R. Hensan. 

Ps. Grey Ecerton: über ein Kiesbette, welches Seekonchylien leben- 
der Arten enthält, bei The Willington in Cheshire, S. 326—327. 

W. Buckranp: Notiz über ein neulich entdecktes Riesen - Reptil, S. 
327—328. 

Ta. Rıcusroson: Analyse des Wolframs (Tuomson’s Records in Science, 
I, 452), S. 335. 

S. Woopwarp: einige Bemerkungen über die Crag-Formation in Norfolk 
und Suffolk, S. 353—355. 

H. S. Bosse: Untersuchung über die Natur des Fels-Gefüges, S. 376—383 
und 445—454. 


Proceedings of the Geological Society of London, 13.—17. Mai. 


Cu. Lyess: über die Kreide- und Tertiär- Schichten der Dänischen 
Inseln Seeland und Möen, S. 412—414. 

Pr. Grey Eserton: eine Eigenthümlichkeit in der Struktur des Hal- 
ses der Ichthyosauren, S. 414—415. 

R. I. Murcnıson: über gewisse Erhebungs- und Verschiebungs-Linien 
im New-Red-Sandstone von North Salop und Staffordshire und 
über die Trapp- Dykes darin zu Acton Reynolds bei Shrewsbury, 
S. 415—417. 

Enw. Cuartesworte : über den Crag in einem Theil von Essex und 
Suffolk [Jahrb. 1836, S. 236 ff.]. 

Tuomson und StesL: Zusammensetzung des Gadolinits, S. 430—431. 


— 5912 — 


R. Fırcn: über den Korallinen-Crag von Ramsholt und Orford, S. 
463—464, 

Enw. CHarLEsworTa: Antwort auf Woopwarp’s Bemerkungen über 
den Coralline - Crag, nebst Beobachtungen über gewisse Missgriffe, 
welche bei Bestimmung des Alters der Tertiär- Schichten mit un- 
terlaufen mögen, S. 464—470. 

Proceedings of the Geological Society of London, 10. Juni. 

H. T. Ds ı4 Becne: Note über die mit dem New red Sandstone 
verbundenen Trapp-Gebirge in Devonshire, S. 513—515, 

A. Sepewick und WızLıamson Peıte: über den Kohlen-Kalkstein-Zug 
längs der primitiven Cumbrian - Berge und über die Kohlenfelder 
auf der N.W.-Küste von Cumberland. 

J. Trımmer: Vorkommen von Seekonchylien noch lebender Arten in 
Geschiebe und Sand über einem Torflager mit eingeschlossenen 
Baumstämmen bei Shrewsbury, S. 516—517. 

W. J. Broperıp: Beschreibung einiger fossilen Krustazeen we Radia- 
ten, S. 517. | 

Pu. Grey EsERTonN: über die Entdeckung von Ichthyolithen im S.W.- 
Theil des Nord-Staffordshirer Kohlenfeldes, S. 517—518. 

G. Mantern: über Vogelknochen in den Schichten von Tilgate Forest 
in Sussex, S. 518. 

: G. Manteit: Bemerkungen über Ana Hufbein eines Pferdes aus dem 
„Shingle Bed“ in den neuen pliocenen Schichten der Kliffe bei 
Brighton. 

Dauseny: Analyse der neuen Mineralquelle bei Oxford, S. 518. 

(Eine Pinte Wasser gibt 132,87 Gran fester Theile, lauter 
Salze, wovon 52,40 ! phosphors. Natron.) 


1836, VII, Nr. 1, 2, 3, 4, $. 1352. 


W. Buckranp: Notiz über die fossilen Schnautzen - Theile von 4 ausge- 
storbenen Fisch-Arten, welche zu Chimaera gebracht werden dürf- 
ten, aus der Oolith- und Kreide-Formation Englands, S. 4—7. 

C. B. Rose: Skizze der Geologie von West- Norfolk, Fortsetzung, S. 


28—42. 
Proceedings of the ea Society of London, 1835, 7. Nov. bis 
18. Nov, 


W. BuckLaxn : über fossile Chimaeren (s. o.), S. 71. 

R. I. Murcnison: über die neuliche Entdeckung von Palaeoniscus 
catopterus Ac. im New red Sandstone zu Tyrone in Irland, 
S. 72—73. 

PıngeL: Notiz über einige Thatsachen , welche die allmähliche Sen- 
kung eines Theiles der Westküste von &rönland beweisen, 8. 


73—74. | | 
Fırzroy: über das Erdbeben an der Küste von Chili im Februar 1835, 
S. 74. 


R. E. Arıson desgl., S. 74—75. 


ne 

H. J. Brooke: über symbolische Bezeichnung, angewendet auf Mine- 
ralogie, S. 101—103. 

S. Woopwarn: über die Crag-Formation, als Erwiderung auf Cuarıss- 
worrt»’s Antwort, S. 138—139. 

Proceedings of the Geological Society of London, 1835, 18. Nov. bis 
2. Dez. 

F. Dırwın: geologische Bemerkungen auf einer Reise an der Ost- 
und West-Küste Süd- Amerika’s in deu. Jahren 1832—1835 mit ei- 
nem Queer - Durchschnitt der Kordilleren zwischen Valparaiso und 
Mendoza, S. 156—159. | 

Beucuer’s, Bower’s und Cumine’s Briefe über die Wirkungen des 

Erdbebens zu Valparaiso im November 1832, S. 159—160. 

Beoore: Thulit und Strömit, S. 169. 

Wooneise Parısu: über die Wirkungen der Wogen bei den Erdbeben 

an den Küsten des stillen Ozeans, S. 181— 186. 

Der Rıo: über Riolith, Herrerit und Culebfit, S. 261—263. 

W. Hoopkıns: Auszug aus einer Abhandlung über physikalische Geologie, 
mit einer weitläufigeren Auseinandersetzung über gewisse damit 
verbundene Gegenstände, F. f., S. 272—281. 

Proceedings of the Geological Society of London, 1835, 19. Febr. 

Can. Lyzır’s Rede am Jahrestag der Gesellschaft, S. 313—345. 


@J ve Carre Sowrrsy) The London Gevlögieal Journal, Lon- 
don 1836, April f. 8° (in Quartal-Heften). 
Nr. I et II sollen enthalten: 
Tu. Bert: über die fossilen Schildkröter im Londonthon zu Harwich. 
E. W. Brayıey jun.: Untersuchungen über den Ursprung der zusanı- 
mengesetzten Struktur der Feuergesteine, insbesondere des Basalts 
und Granites. 
Epw. CuartesworrH: über die Bestimmung des relativen Alters ter- 
tiärer Schiehten. 
J. E. Gray: über neue Arten fossiler Echiniden. 
Cuanins Peikce: über den Apiocrimites von Bradford. 
Übersicht neuer geologischer Werke. 
Notizen über neue Entdeckungen und Untersuchungen in der Geologie. 


Transactions of the Geovlogical Society of Pennsylvania, 
I, ı1, Philadelphia 1835, 3° (S. 4 und 177— 247). 


A \U8.2 Us. 


I. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. 


Berzerius: Oure poudre (faules Gold) aus Porpez in Süd- 
Amerika (XV. Jahres-Bericht, S. 205). Eine Art von Gediegen-Gold, das 
in vieleckigen Körnern vorkommt , die vorm Löthrohr schmelzen, wobei 
kleine Quarzkörner auf der Oberfläche hervortreten. Ein 0,623 Grm. 
schweres Korn wurde zusammengesetzt gefunden aus: 

Gold. ER RAT BE 
Palladium . . =. .2....985 
Biber . . „rollen aatasit 


u 


100,00 


SVANBERG (a. a. OÖ.) zerlegte ein für Osmium-Iridium ausgegebenes 
Mineral aus Amerika, welches in kleinen weissen, runden Körnern vor- 
kommt, von denen einige, die ausgezogen wurden, dem Magnete folgten; 
die übrigen hatten 16,94 Eigenschwere und bestanden aus: 

Platin :; 2 2 2 0000. 55,44 

Kran it lei se 1 TR 

Bhadumıi : ». 2.4.2886 

ya 

BT dr a RE a 

Kupfer was la si TE 

Verlust, eine Spur von Os- 
mium mit einbegriffen 1,98 


GrLocker: über Graphit und Allophan von Petrow in Mähren 
(ErDMAnNn und SchWEIGGER-SEIDEL, Journ, f. Chem., VI, 330 f.). Unfern 
des genannten Dorfes findet sich ein 3 bis 5 Fuss mächtiges Braun- 


BE BB 
! 

Eisenstein - Lager, welches zum Hangenden feinkörnigen Kalk hat, zum 
Liegenden aber den in der Gegend herrschenden Glimmerschiefer ; es 
fällt unter 35—45° nach N. Der Braun - Eisenstein verlässt aber seine 
normale Stellung, zieht sich mitten in den Kalkstein hinein, ver- 
liert darin allmählich an Mächtigkeit und keilt sich zuletzt ganz aus. 
In solchem Falle kommt der Kalk unmittelbar auf Glimmerschiefer zu 
liegen, und an dieser Grenze , wie zwischen Kalk und Brauneisenstein, 
tritt eine 4 bis 6° starke Graphit-Lage auf. Im Brauneisenstein sieht 
man eine ziemlich weit fortsetzende, einige Linien bis 4‘/ starke Lage 
Allophans. — Bis jetzt wurde der Allophan überall in Verbindung mit 
Eisenoxyd - Hydrat gefunden und dürfte sehr wahrscheinlich als Kiesel- 
haltiges Thon - Hydrat in bestimmter genetischer Beziehung zu dem er- 
wähnten Eisenerze stehen. 


A. Laurent u. Ca. Horms: Albit von Chesterfield (Ann. de Chim. 
et de Phys. Nov. 1835, p. 331). Vorkommen mit rothem und grünem 
Turmalin. Resultat der Analyse: 

Krelede12 N r  R> 
Toummae 0 #71 72, UN Zen 
Eisen und Mangan . . . 01 


Kalkarde "12.0, ul 8 
Batlantt m 12,3 0a Sic 


100,0 


A. Conserr: Zerlegung des Gadolinits (Jamzson. Edinb. new 
phil. Journ., Jun. 1836): | 
Senn A 
Glycmerde . -. . ... 5,90 


Cerium-Protoxyd . . . 14,31 
Eisen-Protoxyd . . . . 14,41 
ONE ER EDFKIITTO 
a eh er N | 
98,71 

s —————— en 


ForcHHAMMER: Oerstedin (Berzerıus, XV. Jahresbericht, S. 207). 
Das neue Mineral findet sich bei Arendal, meist in Augit - Krystallen 
eingewachsen. Es ist braun, glänzend, krystallisirt in einer, zum. pyra- 
midalen Systeme gehörenden , sehr zusammengesetzten Form. Die Pol- 
Winkel der ersten Pyramide — 123° 16’ 30°. Ausserdem kommen zwei 
spitzigere Quadrat-Oktaeder in derselben Stellung vor, beide quadratische 
Prismen, so wie auch eine achtseitige Pyramide mit ungleichen Winkeln. 


—u:: 


Das Mineral ist also in der Gestalt dem Zirkon ähnlich (dessen Winkel 
123° 19° beträgt). Spez. Gewicht — 3,629 Härte zwischen Apatit und 
Kaprpalh, Ergebuiss der Zerlegung: 
Kieselsäute 159 u... 0% ME 19,708 
Kalkerde .. dit Sen 2612 
Talkerde (etwas Mangan- halti) 002,087 
Kistmasydal: =. ; ... u ner is 
Titansäure und Zirkonerde (die nicht 
sicher quantitativ von einander zu 
trennen waren) .» 2 2 2 8.7. 68,965 
Wasser 7 rd er re 


99,000 


. 


SHEPARD: über den Mikrolith, ein neues, in dem Tantalit-füh- 
renden Albit- Granit von Chesterfield (Massachusetts) vorkommendes 
Mineral. Fast mikroskopische Krystalle, reguläre Oktaeder und einige se- 
kundäre Formen; unvollkommene Durchgänge; strohgelb, auch braun ; 
durchsichtig; Bruch muschelig und harzglänzend. Vor dem Löthrohr 
nicht schmeizbar; in Borax zum gelben, klaren Glase auflösbar. Als 
wesentlicher Bestandtheil nimmt S. Ceroxyd an JR Amer. Journ. 
of Sc. XXVII, 361). Berzeuıus (XV. Jahresber. S. 207) ist der Mei- 
nung, es könne die Substanz wohl Ceriumfluorid seyn. 


J. Kuversarsch: chemische Untersuchung einiger Abän- 
derungen des Augits und der Hornblende (Pocsenp. Ann. d. 
Phys. XXXVII, 577 ff). Aus H. Rose’s analytiseben Arbeiten ging im 
Allgenieinen das Resultat hervor: dass die Mineralien, welche Gestalt 
und Theilbarkeit des Augits haben, Zweidrittelsilikate von Kalkerde, 
Talkerde, Eisenoxydul und Manganoxydul sind. Kraırrors fand im mu- 
scheligen Augit aus dem Rhöngebirge und im schwarzen krystallisirten 
von Frascati, ebenso VauquzLin in dem vom Ätna ein etwas abwei- 
chendes Mischungs-Verhältniss, namentlich einen Thonerde - Gehalt von 
5 und mehr Prozent. Ross bestätigte den Gehalt von Thonerde im 
Augit von Frascati; er fand in verschiedenen Analysen 5 bis 7 Proz. 
Der Augit, welcher diese Abnormität in der Zusammensetzung zeigt, 
findet sich in einze'sen Krystallen und Körnern eingewachsen in vul- 
kanischem Gesteine, während die von H.Rose analysirten Abänderungen 
meist grössere krystallinische Massen in den Magneteisen - Lagerstätten 
Schwedens bilden. Es war darum auch von Interesse, durch erneute Unter- 
suchungen die Mischung jener Varietät auszumitteln, um so mehr , da 
man hoffen durfte, falls sich der Thonerde - Gehalt in mebrerem Augiten 
bestätigen würde, bestimmen zu können, welche Rolle dieser Bestand- 
tbeil — dessen Gegenwart in der Horublende und im Diallag noch nicht 


— 597 — 


enträthselt ist — unter den Mischungs - Theilen des Augits spielen. 
Diess war die Veranlassung zu folgenden interessanten Analysen: 


I. Augit vom Zigoton - Berge im Fassa- Thale. Krystalle in der 
bekannten Form, eingewachsen in Augit-Porphyr, in welchem ausserdem 
zahlreiche weisse Krystalle sich finden, die wahrscheinlich Labrador 
seyn dürften. Spez. Gew. des Augits — 3,358. Resultate zweier 
‚Zerlegungen : 


Kieselerdar. „.iu0224 50,09 5... '...80,15 
Ihanerde ; +. „1857 40.3,4,39. 0: „6.441...4402 
Muikexde, - 0, 20.53, .:.5:.00419,57 
erde .» Sen 9. ei 
erydul ... ai a 


100,10 99,26 


II. Lose Augit-Krystalle von derselben Form, am Gillenfelder 
Maar in der Eifel vorkommend. Spez. Gewicht — 3,356. Vier Zer- 
legungen gaben: | | 

Kieselerde . . . 49,79 . . 47,05 .» . 48,76 . . 49,39 

en BER Hr 2 EUG,0U 

Kalkerde . . 22,54... 23,77 5..24 023526175 "22,46 

5 EN ee pe 6 Pr SAP SSE EN 1981 BES 135; RE Er 

Ban 2 8.08. u. 27 Et 


99,14 98,90 100,00 99,25 


IL. Augit aus dem Rhön-Gebirge. Grosse unregelmässig ‚be- 
grenzte Individuen. Spezifische Schwere — 3,347. In zwei Analysen 
wurde erhalten: 


Buselerde.. 0,4 4» u.1:50;11;-. . » ‚50,73 
anande. ih ee ee 06, 
Bald: u ren 18,90 
ee en 15,73 in sl 
nord) in a an 72 


98,72 100,27 


IV. Lose Augit-Kıystalle vom Ätna. Spez. Schwere — 3,359. 
Gehalt: 
Kieselerde.. ... .......:. ....50,55 
Thonerdei.. u. es 
Kalkerdei.. ....0 7% 292,29 
Dalaran ie all 
Eisenoxydul . . . . * 7,96 


98,66 


V. Augit- Krystalle aus Laven vom Vesuv. Die Ana- 
lyse gab: 


— 598 — 


Kieselerde. . .: .. "2750,90 
Thoneräe 2". .  . 72 TEBEnLsT 
Kalkerde  . . . - +. 2822,96 
Balkerde , -— - . » sus 


Eisenoxydul . . .» 2.6.25 


99,91 


Der Thonerde - Gehalt wäre sonach in den untersuchten Augiten 
ziemlich konstant nachgewiesen, dagegen findet unter der Sauerstoff- 
Menge der Bestandtheile ein Verhältniss Statt, welches es eben so un- 
begründet als willkürlich erscheinen lässt, wenn man die. Thonerde: zu 
den elektronegativen, als wenn man sie zu den elektropositiven Ge- 
mengtheiler: rechnet. Am meisten nähert man sich dem gefundenen Re- 
sultate, wenn man die Kieselerde ein Bisilikat und die Thonerde mit 
dem geringen Überschuss an Basen ein Trialuminat bilden lässt. Es 
scheint übrigens, dass Verunreinigung der Krystalle mit einer fremdar- 
tigen Masse die Ursache sey, wesshalb die Analysen kein entscheiden- 
des Resultat gaben. Höchst selten sieht man Krystalle, die in ihrem 
Innern durchgängig eine frische, homogene Beschaffenheit zeigen; sie 
sind vielmehr sehr häufig von kleinen Klüften und verwitterten Stellen 
unterbrochen. Hatte vielleicht der, aus einer zähen, geschmolzen-gestalt- 
losen Masse krystallisirende Augit nicht die Kraft, im Momente seiner 
Bildung erstere vollständig aus seinem Raume zu verdrängen; blieb 
er von einem Theile derselben durchdrungen, und war dieser Theil der 
glasigen Massen desshalb reich an Thonerde, weil letztere in die Bil- 
dung des Augits nieht mit einging? Da indessen Thonerde einen we- 
sentlichen Bestandtheil in gewissen Hornblenden ausmacht, so könnte sie 
wohl auch wesentlich zur Zusammensetzung einiger Augite gehören. 


Der Verf. fügt dieser Mittheilung das Resultat der Zerlegung dreier 
Mineral-Substanzen bei, welche zwar dem Wesen nach zur Hornblende 
gehören, weil sie mit derselben die unter einem Winkel von 124,5° sich 
‚schneidenden Theilungs-Flächen gemein haben; von denen eine aber die 
Kıystallform des Augits hat (Rose’s Uralit), während die andern beiden 
ausser der erwähnten noch eine dritte gleich ausgezeichnete Theilungs- 
Richtung haben, wohl die stumpfe Kante des Prismas von 124,5° 
abstumpft. 

Der Uralit aus der Nähe des Baltym-Sees im Ural euthält nach 
KUDERNATSCH: 

Kieselerde . ... .....8305 


BEEBERGG: 5. a v2... 0 ae 
N * 
Talkerde mit einer Spur 
IBEBEER 0 20. 0 
Eisenoxydul . . . . . 16,37 


99,35 


— 59 — 


Jenes zweite der erwähnten Mineralien, eine Hornblende von Kongs- 
berg besteht aus: | | 
Kieselerde . » » . .. 49,07 
Thonerde . u. = 0. ....924 
Kalkerde - ©. . . . 10,33 
Talkerde, Mangan -haltig 20,29 
Eisenoxydul . » » » .. 977 


98,70 


Das dritte Fossil endlich, von welchem die Rede, eine Hornblende 
vom Dorfe La Prese zwischen Bormio und Tirano im Veltlin enthält: 
meer Emm. Biene. Aal 
erde 5 Am a 2 TEN 
2. ER a a a A 
Talkerde, Mangan-haltig .- » » .» . 14,28 
Beuoxydul 2 ..: „Wera no co oMars Id 

Kieselerde - haltige Titansäure ( wahr- 
scheinlich von eingesprengtem Titan- 
eisen herrührend) - - » . . 2 2.0,66 


! 


Berzerivs: Untersuchung der Meteorsteine (K. Vetensk. 
Acad. Handl. 1834, p. 115 und XV. Jahresber., S. 227 ff.). Die Ab- 
sicht der Analyse war: die Meteorsteine als Gebirgs-Arten zu studiren, 
und bestimmen zu können: aus welchen einzelnen Mineralien sie ge- 
mengt sind. Die erste Veranlassung war die Aufforderung , einen Me- 
teorstein zu untersuchen, der am 25. November 1833 um 6 Uhr Abends 
unfern Blansko in Mähren gefallen war. Ausserdem analysirte B. noch 
bei Chantonnay in Frankreich, bei Lautolax in Finland, bei Alais in 
Frankreich und bei Einbogenin Böhmen (der verwünschte Burggraf) gefal- 
lenes, endlich auch das durch ParLas bekannt gewordene Meteoreisen aus Si- 
birien. Das Resultat dieser Untersuchungen ist, dass die Meteorsteine 
Mineralien sind; — da es eine Ungereimtheit wäre anzunehmen, dass sich 
Mineralien in der Luft aus deren Bestandtheilen bilden sollten, so kön- 
nen sie nicht atmosphärische Produkte seyn, um so weniger, da viele 
von ihnen Gangtrümmer zeigen, d. h. Sprünge, die mit einem Mineral 
von anderer Farbe und wahrscheinlich anderer Zusammensetzung an- 
gefüllt sind; und noch weniger lässt sich denken, dass die Meteorsteine 
in den wenigen Augenblicken gebildet worden, welche die Anziehungskraft 
der Erde einem so schweren Körper in der Atmosphäre zu bleiben gestat- 
tet. — Sie kommen also wo anders her. Auswürflinge von VYulkanen 
der Erde sind sie nicht, denn sie fallen überall, nicht bloss, oder nicht 
meistens in grösserer oder geringerer Nähe bei den Vulkanen; ihr 
Aussehen ist verschieden von dem tellurischer Mineralien, verschieden 


= 0 = 
von Allem, was Vulkane der Erde aufwerfen. Das nicht oxydirte 
geschmeidige Eisen, welches sie enthalten, zeigt, dass nicht Wasser, 
selbst vielleicht nicht einmal Luft in ihrer ursprünglichen Heimath vor- 
komme. Sie müssen von einem andern Weltkörper abstammen, der 
Vulkane hat. Der uns nächste ist der Mond, und der Mond hat im 
Vergleich zur Erde Riesen-Vulkane. Er hat keine Atmospbäre , welche 
die Auswürflinge der Vulkane retardirt. Eben so wenig scheint es 
Wasser - Ansammiungen auf demselben zu geben; — kurz, unter den 
wahrscheinlichen Arten der Abstammung, ist die Abstammung vom Monde 
die wahrscheinlichste. Aber einen Begriff von den wägbaren Elemen- 
ten zu bekommen, woraus ein fremder Weltkörper besteht, wäre es 
auch nur der uns so nabe befindliche Mond, verleiht einer solchen Un- 
tersuchung ein Interesse, das sie für sich selbst nieht haben würde. — Die 
allgemeinen Resultate dieser Untersuchungen waren folgende: es sind 2 
Arten von Meteorsteinen auf die Erde herabgefallen. Die zu derselben Art 
gehörenden sind untereinander gleich zusammengesetzt und scheinen 
von einem und demseiben Berge herzurühren. Die eine Art ist selten. 
Bis jetzt sind nur drei dahin gehörende Meteorsteine bemerkt worden, 
nämlich die bei Stannern in Mähren, die bei Jonzac und bei Juvenas in 
Frankreich gefallenen. Sie sind dadurch ausgezeichnet, dass sie kein 
metallisches Eisen enthalten, dass die Mineralien, woraus sie bestehen, 
mehr krystallinisch geschieden sind, und dass die Talkerde keinen vor- 
herrschenden Bestandtheil darin ausmacht. Von diesen besass B. keine 
Probe zur Untersuchung. Die zweite Art wird von der grossen Anzahl 
der anderen, bis jetzt untersuchten Meteorsteine gebildet. Häufig sind 
sie in Farbe und Ansehen einander so ähnlich, dass man sie für aus 
einem Stück geschlagen halten sollte. Sie enthalten geschmeidiges, me- 
tallisches Eisen in veränderlicher Menge. Wir haben Beispiele von 
ungeheueren Blöcken, die aus einem einzigen, zusammenhängenden Ei- 
sengewebe bestanden, dessen Höhlungen von der Bergart ausgefüllt 
waren und die gerade aus dem Grunde, weil sie durch das Eisengewebe 
zusammengehalten wurden, im Fallen ganz geblieben sind. Andere be- 
stehen mehr aus. Bergart mit weniger Eisen, welches dann nicht zu- 
sammenhängend ist; diese springen von der Hitze, welche durch die, 
von der ungehinderten und nach der Erde zunehmenden Bewegungs- 
Geschwindigkeit der Himmelskörper bewirkte, unermessliche Zusammen- 
drückung der Atmosphäre während der ‚wenigen Minuten, die sie zur 
Durchlaufung der Erdatmosphäre brauchen, hervorgebracht wird, und 
in Folge deren ihre äusserste Öberfläche stets zu einer schwarzen 
Schlacke schmilzt, die feiner als das dünnste Post - Papier ist. Man 
kann daher sagen, dass die Meteorsteine, angenommen, dass sie vom 
. Monde herstammen, nur aus zwei verschiedenen Vulkanen kommen, von 
denen der eine entweder häufigere Aufwürfe hat, oder dessen Auswürfe 
in einer solchen Richtung gehen, dass sie öfter zu uns gelangen. Ein 
solcher Umstand stimmt vollkommen mit dem überein, dass eine gewisse 
Gegend des Mondes die Erde beständig im Zenith hat, und alle seine. 


— 61 — 


gerade herausgeschleuderten Auswürflinge gegen die Erde richtet, wo- 
hin sie gleichwohl nicht in gerader Richtung gehen, weil sie auch der 
Bewegung unterworfen sind, welche sie zuvor als Theile des Mondes 
hatten. Weun es dieser Theil des Mondes ist, der uns die meteori- 
schen Eisenblöcke zusendet, und wenn die übrigen Theile des Mondes 
nicht so mit Eisen überfüllt sind, so sehen wir einen Grund ein, warum 
dieser Punkt beständig nach dem magnetischen Erdball gewendet bleibt. 
— — Die Bergart der Meteorsteine besteht aus verschiedenen Minera- 
lien. Diese sind: 

I. Olivin. Er enthält Talkerde und Eisenoxydul, ist farblos 
oder graulich; selten gelb oder grün, wie es aller terrestrische ist. 
Dieses zeigt, dass kein Sauerstoff vorhanden war, um das Eisen zu 
oxydiren. Er ist, gleich dem terrestrischen, in Säuren löslich und lässt 
die Kieselerde gelatinirt zurück. Gleich dem ersteren enthält er Spuren 
von Zinnoxyd und Nickeloxyd. Hiervon macht jedoch der Olivin in dem 
von Pırzas entdeckten Meteoreisen eine Ausnahme, denn er enthält 
kein Nickel, und seine Farbe ist grünlichgelb ; aber er enthält Zinn. 
Der Olivin macht ungefähr die halbe Menge von der unmagnetischen 
Bergart aus. Den Olivin trennt man durch Behandlung derselben mit 
Säuren, indem man nachher die Kieselerde in kochendem 'kohlensau- 
ren Natron auflöst. 

Es bleiben dann zurück: 

H. Silikate von Talkerde, Kalkerde, Eisenoxydul, Man- 
ganoxydul, Thbonerde, Kali und Natron, die von Säuren nicht 
zersetzt werden, und in denen die Kieselerde 2mal den Sauerstoff der 
Basen enthält. Wahrscheinlich sind sie Gemenge von mehreren, die nicht 

ns] 
getrennt werden konnten. Man könnte aufein Augit-artiges F S® und 
C 
auf ein Leueit-artiges Mineral schliessen, in welchem Kalkerde und Talk- 
Mg 


erde im ersten Glied einen Theil Kali und Natron ersetzen N Ss? — AS?, 


K 
Dass hier der Augit nicht so gefärbt ist, wie der terrestrische, hat 
denselben Grund, wie die Farblosigkeit des Meteor-Olivins. 

1. Chromeisen. Es ist in beiden Arten der Meteorsteine ent- 
halten, in beiden in gleicher Menge; es hat'noch nie darin gefehlt und 
ist die Ursache des Chromgehalts der Meteorsteine. 

IV. Zinnoxyd, mit dem Chromeisen gemengt. 

V. Magneteisen kommt vielleicht nicht in allen vor. 

VL Schwefeleisen ist in allen «nthalten. Alle Umstände schei- 
nen darauf hinzudeuten, dass es von jedem Bestandtheil ein Atom ent- 
hält. Ein Überschuss von Schwefel in einer Masse, worin überall ein 
Überschuss von Eisen vorwaltet, ist nicht denkbar. Ein Theil des 
Schwefeleisens folgt zugleich mit. dem Eisen dem Magnet, ein anderer 
Theil bleibt iu dem Steinpulver , welches an den Magnet nichts mehr 


— 602 — 
abgibt. Diess macht zuweilen mehrere Prozente aus. Ob es vermöge 
- einer chemischen Verbindung etwa ähnlich der des Schwefelmangans 
im Helvin, oder nur vermöge der Adhäsion zum Steinpulver sich so 
verhält, liess sich nicht entscheiden ; das letztere ist wahrscheinlicher, 
da FeS nur schwach magnetisch ist; indessen ist ersteres nicht unmög- 


lich. Das Schwefeleisen ist die Ursache, dass das Meteorstein - Pulver 
beim Vermischen mit Salzsäure Schwefelwasserstoffgas entwickelt. 


VII. Gediegen-Eisen. Dieses Eisen ist nicht rein, obgleich 
es sehr geschmeidig ist. Es enthält Kohlenstoff, Schwefel, Phosphor, 
Magnesium, Mangan, Nickel, Kobalt, Zinn und Kupfer. Es ist aber 
ausserdem noch gemengt mit, in seiner Masse einsitzenden, kleinen 
Krystallen einer Verbindung von Phosphoreisen, Phosphornickel und 
Phosphormagnesium. Diese sind in Satzsäure unlöslich und sondern 
sich bei der Auflösung ab. Ihre Menge ist ungleich. Das Einboger 
Eisen gab 21, und das Parras’sche Eisen kein 5 Prozent. Ein Theil 
davon ist so fein in der Masse des Eisens zerstreut, dass sie bei der 
Auflösung des Eisens als schwarzesPulver abfällt. Die Ursache der Wıp- 
mannstipr’schen Figuren ist, dass die fremden Metalle nicht gleichförmig 
eingemischt , sondern in unvollkommen ausgebildeten, krystallinischen 
Anordnungen ausgeschieden sind. 

Wird das Eisen in einer mit Säure vermischten Eisenvitriol-Solution 
aufgelöst, so löst sich das reine Eisen fast allein auf, und diese Legi- 
rungen fallen in Flocken ab. 

Die bis jetzt in den Meteorsteinen gefundenen einfachen Körper 
machen gerade 4 von denen aus, die wir kennen, nämlich Sauerstoff, 
Wasserstoff, Schwefel, Phosphor, Kohlenstoff, Kiesel, Chrom, Kalium, 
Natrium, Calcium, Magnesium, Alumium , Eisen, en Nickel, Ko- 
balt, Zinn und Kupfer. 

Folgende Analysen des Meteoreisens mögen hier angeführt und 
eine zu derselben Zeit von WEHRLE angestellte hinzugefügt werden: 


Pırras’sches Eisen. Einboger Eisen. 
Berzeuivus’sche Nach WEHRLE*). 
Analyse. 
Käsen: :.. .=..i. un, BOEMAEL, 2 u. RBB: ie 
Mickol -- 2; 101... MM 43 ei 10: ER een 
a. 1.5 San LE nn kaZe 
Magnesium . +» 0,050 2 2.0279 212 2. 98,95 


Mangan . -» - 0,132 
Zinn u. Kupfer. 0,066 


Kohle . » » .» 0,043 Spur. 
Schwefel . . . Spur) 
Phosphor-Metalle 0,480 05211 
Die Phosphor-Metalle hielten: i 


*) BaumGarTtneRr’s Zeitschr. Ill, 222, 


— 605 — 


Pırrzas’sches Eisen. Einboger Eisen. 
Eisen ion 2: 67 68,1 
Nickel... eee8,33 
Magnesium . x. . 9,66 ORT RS 
Phosphor E87 . . .’. 14,17 


17,72 


95,13 100,00 

Auf grosse Genauigkeit können diese letzteren Resultate keinen 
Anspruch machen, da das ganze Quantum von Phosphormetall, welches 
zur Analyse angewendet werden konnte, bei der ersten 3 und bei der 
andern 2,8 Centigramme betrug. Wenrre’s Analyse stimmt noch näher 
mit der BerzeLius’schen überein, wenn man nicht unbeachtet lässt, dass 
er in dem Eisen den Phosphor- und Mangan - Gehalt eingemengt hat, 
so wie auch die Talkerde, die mit dem Eisenoxyd als phosphorsaure 
Ammoniak-Taikerde niederfiel. 

Wenere gibt noch folgende Analysen von Meteoreisen an: 

Agram. Cap. Lenarto. 

Eisen . . . 89,784 . . 85,608 . . 90,883 

Nickel - » » 8886 . „ 123,275 . . 8,450 

Kobalt . » » 0,667 » 2. 0,887 . . 0,665 Spur v. Kupfer. 


99,337 98,770 99,992 
Weurre hat bestimmte Verhältuisse zwischen den Metallen gesucht, 
was fruchtlos scheint, — Nach den Versuchen von BerzeLius zerfällt 


der Meteorstein von Alais in Wasser zu einer Erde, die nach Thon und 
. Heu riecht und Kohle in einer unbekannten Verbindung enthält. Diess 
zeigt, dass in der Heimath der Meteorsteine die Gebirgsarten,, wie auf 
der Erde, zu thonähnlichen .Gemengen zerfallen könnten. Es entstand 
nun die Frage: enthält diese kohlenhaltige Erde von der Oberfläche 
eines andern Weltkörpers organische Überreste, befinden sich also auf 
demselben organische Körper, mehr oder weniger analog den telluri- 
schen? Die Beantwortung dieser Fragen fiel nicht bejahend aus; sie 
aber verneinen, hiesse mehr daraus schliessen, als man zu schlies- 
sen berechtigt wäre. Es ergab sich, dass die Erde verwitterter Nickel- 
und Zinn -haltiger Olivin war. Der Magnet zog Eisenoxyd - Oxydul in 
schwarzen Körnern aus, unter denen vermittelst des Mikroskops Flittern 
von metallischem Eisen zu entdecken waren. Das Wasser zog schwe- 
felsaure Talkerde mit kleinen Mengen von schwefelsaurem Nickel aus, 
aber nichts Organisches, wovon sich auch nichts mit Alkalien ausziehen 
liess. Bei der trocknen Destillation wurde Kohlensäuregas , Wasser 
und ein schwarzgraues Sublimat erhalten, aber kein brenzliches Öl, kein 
Kohlenwasserstoffgas, mit einem Wort: die kohlenhaltige Substanz war 
nicht von derselben Natur, wie der Humus in der tellurischen Erde. Der 
Rückstand war verkohlt und schwarz. Beim Erhitzen in Sauerstoffgas 
gab das Sublimat keine Spur von Kohlensäure oder Wasser, und ver- 
wandelte sich in einen weissen, nicht krystallisirten flüchtigen Körper, 
der in Wasser löslich war, welches dadurch nicht sauer wurde, und 
Jahrgang 18386. 39 


— 604 — 


salpetersaures Silber nicht fällte. Was dieser Körper ist, weiss B. nicht; 
er ist ihm gänzlich unbekannt. Könnte er wohl ein unserer Erde ur- 
sprünglich nicht angehöriger Elementarkörper seyn? Diese Frage be- 
jahend zu beantworten, wäre eine Übereilung. 


Fr. Kognzer: zur Naturgeschichte des Harmotems (PocgexnD. 
Ann. d. Phys. XXXVIl, 561 f.). Als Resultat dieser Untersuchungen 
betrachtet der Verfasser den Kalk- und Baryt-Harmotom vorläufig 
in Form - und Mischungs - Beziehungen als auf gleicher Stufe stehend 
mit Pyrop und Granat, Achmit und Augit; die angestellte Vergleichung 
zwischen beiden gilt ihm jedoch nur als ein, vielleicht von der Wahr- 
heit noch weit entfernter Versuch, die Mischungs - Verhältnisse beider 
Mineralien zu erklären. Der Baryt-Harmotom findet sich zu Koungs- 
berg und Strontian auf Gängen in Gmneiss, zu Andreasberg auf Gängen 
in Thonschiefer, und sehr wahrscheinlich zu Rudelstadt bei Kupferberg 
in Schlesien auf Gängen in Hornblende- Schiefer, von Baryt- und Kalk- 
Spath, Kupferkies und Silberglanz begleitet. Ferner erscheint jener 
Harmotom im Porphyr - Mandelstein zu Oberstein, bei Dumbarton und 
Campsic unfern Glasgow in Schottland, und am Schifferberge bei Gie- 
sen im Basalt. Mit Barytspath zusammen und auf Erzgängen hat man 
bis jetzt nie Kalk-Harmotom gefunden. Er kommt in Basalt, Wacke 
und Lava vor und ist bei Weitem häufiger verbreitet. 


F. X. M. Zırre: Analyse des Comptonits vom Seeberge bei 
Kaaden (Verhandl. d. Gesellsch. des vaterländischen Museums in Böh- 
men, 1836, S. 39 ff): 

Kieselerdö 2. » + Jemen 
Khonerde: su. +. +. ‚“ 102,00 
Kalk us Ss: », 017.05 ED 
Matron 3 ss 21.12: Ha 
Wasser iuinnis -..7 u 


100,24 


J. N. Fucns: über Isomerismus und Amorphismus (Erp- 
MANN und SCHWEIGGER - SEIDEL, Journal für praktische Chemie, VII, 
345 ff.) 

‚  Derselbe: über den Graphit und verwandte Gegenstände 
(A. a. O. 353 ff.). 
Beide Aufsätze gestatten keine Auszüge. 


| 


Kupernsatscn: über den Plagionit (Posccenn. Ann. d. Phys. 
XXXVI, 588 fl.) Das Ergebniss der Analyse war: 
Blei . mE. +/540,98 
Antimon Ian Jüie.. 37,53 
Schwefel „Ta .... 21,49 


Aus dieser Zerlegung sowohl als aus einer frühern von H. Ross 
scheint hervorzugehen, dass der Plagionit eine eigenthümliche chemische 
Verbindung sey. | 


C. S. Weiss: über eine eigene Art von Krümmung an 
Bergkrystallen (Karsten, Arch. für Min. IX, 549 ff... Am Gott- 
hard und an der Grimsel finden sich Bergkrystalle von einer regelmäs- 
sigen ArtKrümmung. Sie sind frei gebildet, frei und ohne mechanischen 
Druck von aussen in einer Krystall-Höhle entstanden. Der Verf., dem 
wir in seiner ausführlichen Entwickelung hier nicht folgen können, 
thut dar, dass dieAxen der verschiedenen Ansätze oder Fort- 
setzungen des fortwachsenden Individuums oder, wenn man 
lieber will, der fortwachsenden Gruppe, einer continuirlichen Ver- 
änderung ihrer Richtung unterworfen gewesen sind. Vor 
einer Reihe von Jahren schon wurde W. durch das Studium der innern 
Struktur - Beschaffenheit der hemiedrischen Krystall- Systeme auf die 
Überzeugung hingeleitet: dass es drehende Kräfte in der kry- 
stallinischen Struktur geben müsse. „Es bildet sich“, sagt er, 
„ein in sich zurückkehrender Kreis, und eine Differenz der Richtung in 
demselben, d. i. der Drehungs-Richtung, wie denn überhaupt 
Drehung in der Natur, also Axendrehung u. s. f. physikalisch be- 
greiflich wird, oder einen innern physikalisch nachweisbaren Grund 
erhält, durch Differenz in den Seiten zweier, in Bezug auf einander 
polarisirtean, unter sich rechtwinkligen Dimensionen. Beim Quarz er- 
gibt sich das Phänomen von Drehung und umgekehrter Drehung aus 
dem polarisirten Zustande seiner innern Struktur - Linien.“ „Was wir 
jetzt“, so schliesst der Vf. den erwähnten Aufsatz, „als mechanische 
Drehung der ganzen Masse durch krystallinische Kräfte 
beim Fortwachsen hervorgebracht, an den rechts und links ge- 
wundenen Krystallen vom Gotthard und von der Grimsel vor uns 
sehen , ist eine in der That unerwartete, gewiss aber nicht geringe 
Bestätigung der Naturgemässheit der frühern Reflektionen über den in- 
nern physikalischen Zustand der krystallinischen Struktur geworden“. 


,—— [2 


39 * 


— 606 — 


Fr. v. Kosssr: über Krystall-System und Krystallreihe 
(ERDMANN und ScHWEIGGER - SEIDEL Journal für Chemie VII, 153 f£.). 
Eignet sich nicht im Auszuge mitgetheilt zu werden. 


Kleine mineralogische Notizen (aus Sıruım. Amer. Journ. of 
Sc. XVIII— XXIV). In Florida kommen die Gold-Adern nicht in 
Glimmerschiefer, sondern in Talkschiefer vor (Haypen, Kearınc). — 
Auch in ganz Mexiko, wenigstens in einem über 1000 Meilen weit nach 
Süden ziehenden Distrikt davon, ist nach Easton alles Gold mit den 
begleitenden Metalien, als Silber, Quecksilber, Kupfer und Zink im Talk- 
schiefer-Gebirge allein — nicht in den es begleitenden Gebirgsarien — 
enthalten. Die Gangart ist ein Quarz, zwischen milchweiss und durch- 
sichtig (ib. XX, 124). 

Wenn man Alkohol - Dämpfe durch glühende Eisenröhren streichen 
' lässt, so setzt sich darin viel Kohl.e, zum Theil in schönen Krystall- 
Nadeln ab. Conen in New York. — 

Grosse Spodumen-Krystalle mit Beryllen in Granit kommen zu 
Chesterfield (in Mussach.) vor, an dem berühmten Fundort der Turmaline, 

Rothes Titanoxyd in schönen Krystallen findet sich bei dem 
Seifeustein-Bruch von Cummingham (in Massach.). J. PoRTER. 

Schöne Topas-Krystalle in einem Stück Granit mit fleischrothem 
Feldspath und krystallisirtem Quarze sind gefunden worden am Wege bei 
den White Mountains, 1% Meil. abwärts von den Fällen des Amonvo- 
suck, New Hampshire. Hırcncock (l. c. XX, 410). 

Nach Corıorr’s Untersuchungen ist die Härte des geschmolzenen 
und in der Luft erkalteten Bleis sehr veränderlich; beständig nur, wenn 
es bei abgehaltenem Luftzutritt ausgegossen, und dann der untere Theil 
der Masse geprüft wird (ib. XXI, 167). 

Hırcacock hat kürzlich ehromsaures Eisen in beträchtlicher 
Menge in Serpentin in Blanford , schön krystallisirten Sphen in au- 
gitischem Gmneisse in Lee, natürlichen Alaun im Gneisse von Barre und 
Leominster gefunden (l. c. XXIV, 397). 

A. Crare von New Albany, Indiana, entdeckte auf einer Reise im 
J. 1831 an den Wasserfällen des South Brook zu Montgomery, Ver- 
mont, einen durch talkigen Schiefer heraufdringenden Grünsteintrapp- 
Dyke von 3° Mächtigkeit (ib. XXII, 189). 

Nach Eaton ziehen die Urgebirge vom Lake George über den St. 
Lawrence zu Ogdensburg längs der N.O.- Seite der See’n Huron, 
Superior u. s. w. in einer Erstreckung von mindestens 1000 Englischen 
Meilen. Sie sind daun in 2— 3 kleinere Ketten getrennt. Von Little 
Fatls am Erie - Kanal geht ein Gneiss - Zug ununterbrochen N.W.wärts 
bis zum äussersten Ende der grossen Kette der See’n (ib. XVIII, 376). 


it 


Tu. Rıcnaroson hat kürzlich den Wolfram zerlegt, aber ein Resul- 
tat erhalten, das von den frühern bei VauqueELın von 1796 und BErzeELIıUS 
von 1815 sehr abweicht, und auf verschiedene Arten zu deuten scheint: 
| _ VAUQUELIN. BERZELIUS, RıcHARrDs. 

are... 0 77 7360 

Mangan-Protoxyd . . . .0625 . » . .0564 „ „. . .1575 

Bisen-Protoxyd |. .. - ».22800 . .. .».1795%. „ „2.1120 

Kieselerde . - - » . 0150 | 


(Tuomson’s Records of science, I, 452 rt Lond. a. Edinb. phil. 
Mag. 1835, VII, 335). 


Tuomson u. STEEL haben folgende Zusammensetzung des 
Gadolinits gefunden: 
Kieselerde . . .2433 oder 12.16 Atom oder ]2. At. Yitter-)oder 8 A. 


Yttererde . » . .4533 „ 806 — erde-Silikat. | Ytt.-Sil. 4 
Cerium-Protoxyd .0433 „ 0.88 — 1. Glye. u. Ce- ( Glye. -Sil. 
Süsserde . . . .1160 „ 391 — rıum-Silikat. } 1 Cer.-Sil. 


Eisen-Protoxyd . .1359 „ 3 
Platin . . « . Spur 
Mangan . . . Spur 
Wasser . . .» .0098 


1.0016 


(Inons, Records of Science I, 408 — Lond. a. Edinb. phil. Mag. 
1835, VII, 450). 


STEVENSON: Note über ein natürliches schwefelsaures Ei- 
sen von Behar bei Paina (? Asiat. Joun. — N. Biblioth. univers.1836, 
II, 185—186). Dieses Mineral wird von den Hindu’schen Färbern zu 
Patna beim Färben gebraucht. Es findet sich in Stücken, aussen gelb- 
lich, innen hellgrau, hat einen erdigen und körnigen Bruch , ist porös, 
opak, zerreiblich, leicht, hängt an die Zunge, schmeckt etwas sauer, 
lässt aber einen Zucker - artigen Nachgeschmack. Seine Bestand- 
theile sind: 

Schwefelsaures Eisen . 0, el 
Eisen-Peroxyd . . . 0,36, bei 0,02 Verlust. 
Talkerde: sy.’ 4. 0,23 | 


0,98 


J. STEvEnson: über eine natürliche schwefelsaure Alaun- 
erde in den Alaunschiefern von Nepaul (? Asiatic Journ. > N. 


—- 608 — 


Bibl. univers. 1836, II, 185). Diese Substanz wird von den Ärzten 
zur Heilung von Wunden und Kontusionen gebraucht und von den Ein- 
wolnern von Tirshoot Sulajit (Weichstein) genannt. Sie ist sehr 
häufig, bräunlich, aussen opak und wasserfrei, innen von halbkrystalli- 
nischem Ansehen, von faserigem Bruch, Asbest-Glanz, porösem Gefüge, 
die Poren mit kleinen nadelförmigen Krystallen erfüllt; sie hängt etwas 
an die Zunge, ist zerreiblich und löst sich im Doppelten ihres Ge- 
wichtes destillirten Wasser. Sie besteht aus 

schwefels. Alaunerde . . . 0,95; bei unreinen Exemplaren nur 0,66. 
Eisen-Peroxyd . - . . . 0,03 | 
Kuselerde - -. . . -.. 001 


bei 0,01 Verlust . . » ..0,9 


Arrvaun d. Ä: über Gediegen-Quecksilber im Granit zu 
Peyrat-le-Chäteau, Haute Vienne (VInstitut 1836, IV, 172). Beim 
Graben in einem feinkörrigen, sehr quarzreichen Granite mit zersetztem 
Feldspathe, welches Gestein aber manchfaltig in Pegmatit, Gneiss, Kao- 
lin etc. übergeht, hat man auf der Esplanade des Schlosses Peyrat, an 
der Strasse von Figeac nach Montargis bereits über 12 Pf. flüssiges 
Quecksilber gesammelt. Es findet sich an verschiedenen Punkten eines 
nur kleinen Bezirkes, welche aber in einer gemeinschaftlichen Fläche zu 
liegen scheinen, keine Spalten zeigen und auf eine Entstehung dieser 
Ablagerung entweder gleichzeitig mit der Bildung des Granites oder 
durch eine Sublimation von unten hinweisen. 


Das Schwedische Mineral, dessen Winkel H. J. Brookg£ in seiner 
Krystallographie zu 92°30 und 87°30° angegeben, und das er für Thu- 
lit gehalten, ist nicht solcher, sondern Mangan-Bisilikat oder Strömit 
(Lond. a. Edinb. philos. Journ. 1836, VII, 169). 


II. Geologie und Geognosie. 


J. Fıncn: mineralogische und geognostische Nachrich- 
. ten über die Grafschaft St. Laurence in New York (SıLLıman, 
Americ. Journ. XIX, p. 220 etc.). Bis jetzt waren die nördlichen 
Theile des Staates von New York wenig untersucht, die neueste Zeit 


führte zur Kenntniss der Fundorte mancher interessanten Mineralien. - 


Die auf der Oberfläche vorhandenen Felsblöcke, mehr oder weniger 
abgerundet, aber nicht von ausgezeichneter Grösse, bestehen zumal aus 


— 609 — 


Granit, Gneiss und Porphyr; die meisten scheinen aus Cunada abzu- 
stammen. Bei Laurentia trifft man zahlreiche Blöcke zusammengesetzt 
aus Labrador, Hornblende und glasigem Feldspath: ein Gestein ven 
solcher Natur wurde bis dahin in den vereinigten Staaten nicht nach- 
gewiesen. Massen von Sandstein und von Übergangs - Quarz [?] kom- 
men ebenfalls auf der Oberfläche vor, ibre Kanten zeigen sich scharf 
und sprechen dafür, dass dieselben aus der unmittelbaren Nachbarschaft 
abstammen. In der Gegend von Hewvel herrscht ein, angeblich in 
Schichten von wenige Zolle bis zu 2 Fuss mächtig abgetheiltes, Ge- 
stein aus Quarz-Körnern und zersetztem Feldspath bestehend. Der Verf. 
betrachtet diese Felsart als zur sogenannten Übergangs - Zeit gehörend, 
denn sie soll hin und wieder mit Transitions-Kalk wechseln; aueh will 
er in dem „Übergangs-Sandstein“ hin und wieder Madreporen und Tubi- 
poren bemerkt haben. Die Stadt Ogdesburg liegt auf Diluvial - Boden, 
unter dem kieseliger Kalkstein [Pl ansteht, der überaus unrein ist. Am 
nördlichen Ufer des Biack Lake (schwarzen See’s) wechseln: Lagen 
von Quarzfels und Kalkstein. Die ersten Primitiv - Gesteine treten um 
Hammond auf. Sie bestelıen vorzugsweise aus Quarz, Feldspath und 
Hornblende. ‘Geringmächtige Granit - Gänge durchsetzten einen Horn- 
blende-Schiefer. Auch Dolomit kommt unfern Hammond vor. Er soll 
kleine gelbe Glimmerblättchen und Graphit - Partikeln, auch Krystalle 
von weissem Augit enthalten. Im Rossie-Ihale eis Lager von weissem 
[körnigem ?] Kalkstein, in welchem Chondrodit durch das Ganze der 
Masse verbreitet gefunden wird, ferner Apatit, Glimmer, Flussspath 
und Automolith in kleinen oktaedrischen Krystallen. Turmalin - Adern 
durchzieben den Granit bei Rossie. In der Gegend trifft man ausser- 
dem in weissem Kalkstein: Grammatit, Graphit, Kokkolith, weissen 
Augit und Zoisit. Iu den Rossie - Bergwerken wurden früher gewon- 
nen: Eisenglauz und Roth-Eisenstein, Eisenspath, Eisenkiesel, Eisen- 
kies u. s. w. In dem aus Feldspath und Quarz gemengten. Gestein 
unfern des Dorfes Guwwerneurz Apatit-Krystalle von 3° Länge und 1° 
Durchmesser. Am Ufer des Osweyatchie Kalk mit Serpentin, Asbest, 
Magnesit und Kokkolith. Beim Dorfe Potsdam Granit und Hornblende- 
Schiefer und in diesen Gesteinen grosse Hornblende - Krystalle, Talk, 
Sahlit, Skapolith, Eisenglanz, Kupferkies u. s. w. 


J. Burkart: geognostische Verhältnisse der Silber-Berg- 
werke von Veta grande in der Provinz Zacatecas in Mexiko 
(Karsten, Archiv für Mineral., VI, 319 f#.). Der Gang Veta grande 
(grosser Gang), am nördlichen Gehänge des Gebirges von Zacatecas, 
‚setzt im Übergangs - Gebiet: Grünstein, Thon- und Kiesel-Schiefer auf. 
Er steigt fast aus der Ebene empor, welche das Gebirge in W. be- 
enzt, streicht — St. 7 bis:7% und mit südlichem Fallen von 60 bis 
g — auf der N.-W.-Seite, nahe unter dem Gipfel des Cerro del Angel, 


— 610 ° — 


8800 Rheinl. F. über dem Meere, vorbei, und ‚lässt sich, 3200 bis 4000 
Lachter weit, bis an. den östlichen Gebirgsfuss verfolgen, wo er sich 
in der Ebene verliert. Er keilt sich bisweilen nach dem Tage hin so 
aus, dass er nur mit vieler Mühe durch Schürfen aufzufinden ist; im 
Allgemeinen wird derselbe jedoch in höheren Gebirgstheilen mächtiger 
getroffen, als gegen den Fuss. Die Mächtigkeit wechselt zwischen 1 
und 11 Varas (43 Lachter). Auf der Grube Urista (es bauen über 20 
Gruben auf dem Gange) erscheint der Gang in drei Trümmer getheilt. 
Oft liegen diese Trümmer , nur durch schmale Klüfte getrennt, nahe 
bei einander, an anderen Stellen beträgt die gegenseitige Entfernung 20 
bis 25 Varas, und die Trümmer werden durch Grünstein-, Grauwacke- 
und Thonschiefer - Mittel von einander abgesondert. Hangendes und 
Liegendes dieser Trümmer ‘sind von mehr und minder mächtigen. Be- 
stegen begleitet. Einfach gestreifte Spiegelflächen, auf der Gangmasse 
wie an den Sahlbändern, kommen vor und am häufigsten am Hangen- 
den. Die Gang-Ausfüllung besteht aus Quarz, Hornsteiu, Braunspath, 
Stücken des Neben-Gesteins, selten Kalkspath, noch seltener Barytspath. 
Von metallischen Substanzen werden getroffen: Gediegen Silber, Horn- 
silber, Rothgültigerz, Glanzerz, Schwarzgültigerz, Silberschwärze, Blei- 
glanz, Blende, Antimonglanz und Eisenkies. Auch Gypsspath-Krystalle, 
ganz neue Bildungen, stellen sich in Drusen des Ganges und in den 
Rissen versetzter Wände ein. 


pB VırLeneuve: Durchschnitt, beim Ausgraben des Mar- 
seiller Schiffs- Werftes aufgeschlossen (Ann. du Midi de la 
France. Bullet. de la Societ. geol. de Fr., III, p. xxıv). Den 
dichten Kreide-Kalk bedeckt in ungleichförmiger Lagerung ein Mergel 
und ein bituminöser Kalk mit Abdrücken von Palmen, Weiden, Schilfen 
und Moosen, so wie mit Paludinen und Limneen. Ein Sand, welcher 
Abzeichen der Bearbeitung durch Menschenhände trägt, und Römische 
Ziegel zugleich mit Muscheln aus dem Mittelländischen Meere 
ruht auf jener Ablagerung. 


H£rıcart D= Tuury: über einige Phänomene beim Bohren 
artesischer Brunnen im Departement der Ost - Pyrenäen 
und in der Gegend um Conegliano im Lombardo - Venetianischen 
Königreiche (Ann. des Min. 3me Ser., T. IV, p. 515). Zwischen 
Perpignan uud Thuir wurde in 42 Meter Tiefe eine Springquelle von 
vorzüglicher Güte aufgeschlossen. Auf dem rechten Tech-ÜUfer, au 
der Meeresküste,, versuchte man, jedoch ohne Erfolg, in einem aus Tuff 
und Meeressand bestehenden Boden, d,. h. im Bette des Mittelländischen 
Meeres, ein Bohrloch abzuteufen. Dagegen wurde eine sehr erfolgreiche 
Arbeit im Bassin von Bayes verführt. Die durchbrochenen Lagen waren: 


in — 


Dammerde ® > . - “ R 00,65 
Sand von einem vormaligen See-Bette . 2m,60 
Gelber Thon mit mergeligen Nieren . 21,50 
Dichter schwärzlicher Thon . - i 0m,65 
Kieseliger Sand UNE, . . . 0m,50 
Dunkelgefärbter Thon mit zahlreichen klei- 

nen Lagen von weissen Mergel-Nieren 9m,75 
Sehr trockener kieseliger Sand i ! 1m,60 
Schwarzer fettiger Thon in dünne Lagen Ä 

abgetheilt . . . . . 9m,75 


Schwarzer Thon, in welchem die, mit Hef- 
tigkeit zu 1m,60 emporsteigende Quelle 
aufgeschlossen worden; sie gibt 2880 


Kubik-Meter Wasser in 24 Stunden . 1n,60 
Gesammt - Tiefe — 48,60 
Die bei Gajarine durchbohrten Lagen sind folgende: 
Dammerde, Sand und Gruss . i . 1m,58 
Thonmasse, durch Schichten thonigen San- 
des in mehrere Lagen abgetheilt . 5m,06 
Sand- und Gruss-Bänke, geschieden durch 
kleine Thonlagen r . ..,,, 139,50 


Lagen von Rollstücken und von Pr 
gebunden durch ein sehr festes kiese- 


liges Zäment i : . - . 0m,31 
Sandiger Thon . k B R : i 1m,82 
Thon mit sandigen Lagen . i ‘ 50,73 
Dergl. mit Sand- und Gruss-Lagen \ 10,00 


Als man diese Tiefe, — 38 M., erreicht hatte und am 23. Mai 
1833 Abends das Gestänge aus dem Bohrloche nehmen wollte, vernahm 
nahm ein ungewöhnliches sehr heftiges Getöse in der Röhre, in dem 
nämlichen Augenblicke wurde, eine Masse sandigen Schlammes ergoss- 
sen und es verbreitete sich ein unangenehmer schwefeliger Geruch. 
Diese Erscheinung dauerte einige Minuten, nachher sank das Wasser 
wieder zu seinem gewöhnlichen Niveau, einige Meter unter dem Boden. 
Das Getöse hielt noch kurze Zeit an, wurde jedoch nach und nach 
schwächer. In der Nacht setzte man das Bohren in der von Sand- und 
Gruss -Lagen durchzogenen thonigen Masse fort; so oft das Gestänge 
herausgenommen wurde, liess sich auch das nämliche Getöse mehr und 
weniger stark wieder vernehmen, und zwar immer, wenn man mit dem 
emporzubebenden Gestänge ungefähr die Höhe von 23 Metern erreicht 
‚hatte. Mit Tages-Anbruch war eine Tiefe von 41m,25 erreicht worden. 
‚Man brachte ein Licht an die Mündung der Röhre, und sogleich ent- 
zündete sich das mit einer gewissen Gewalt herausströmende Gas und 
es bildete sich eine Flamme von mehr als 2 Metern Höhe über der 


zB 


Röhre. Die Flamme brannte mit Lebbaftigkeit während einigen Minu- 
ten, sie nahm nach und nach ab, erlosch endlich, und nun börte auch 
das Getöse in der Röhre auf. An demselben Tage erfolgte um die 
Mittagszeit ein neuer Erguss von Wasser und von thonigem Sand, oder 
vielmehr von flüssigem Schlamm. Die Erscheinung trat sehr plötzlich 
ein und mit ungewohnter Stärke, so dass die flüssige Masse zu einer 
Höhe von mehr als 5 Metern über die Oberfläche des Bodens emporge- 
trieben wurde; allmählich nahm die Ausschleuderung ab und erreichte 
nach wenigen Minuten ihr Ende, Bei der vorgenommenen Untersu- 
chung fand man das Bohrloch in der Tiefe von 23 bis 24 Metern mit 
Erde, Sand und Gruss verstopft. Nur mit grosser Schwierigkeit gelang 
die Aufräumung, und so oft man den Bohrer herausnahm, erfolgte, aus 
der Tiefe von 23 — 24 M., ein neuer Erguss von schlammigem Wasser 
“ unter Entwickelung- von geschwefeltem Wasserstoff- Gas, Am 27. Mai 
Abends hatte man den Bohrer bis zu einer Tiefe von 46 M. gebracht; 
als derselbe herausgenommen wurde, ‘erhob sich sehr plötzlich eine 
Flamme von 2 M. Breite und 10 M. Höhe; zugleich hatten schlammige 
Auswürfe Statt. In der erwähnten Höhe von 10 Metern erhielt sich 
die Flammen-Säule,, nahm sodann nach und näch ab, stand jedoch noch 
mit lebhaften Glanze zwei Stunden lang mehr als 2 M. hoch. — Ähn- 
liche Ausbrüche von geschwefeltem Wasserstoff-Gas hatten auch bei an- 
dern artesischen Bohr-Arbeiten Statt. Bei Cormeille en Parisis, unfern 
Argenteuil, entwich gekohltes Schwefel-Wasserstoff-Gas aus 45 M. Tiefe 
mit grosser Heftigkeit. In dieser Tiefe hatte man die grau oder 
schwarz gefärbten stinkenden und schweteligen Mergel angebohrt. Sie 
enthalten, ausser dem Schwefel, auch verkohlte Pflanzentheile. Bei 
Cormeille nahm man ausserdem in 65 M. Tiefe einen unterirdischen 
Bach wahr, der seinen Lauf in einer Höhle hat, in welche der -Bohrer 
plötzlich 4—5 M. tief hinabfiel. Nach den beobachteten Aszillationen 
floss die Wassermasse aus N. nach S. Ihr Strömen war so heftig, dass 
kein Löffeln möglich war, und man die Bohr-Arbeit aufgeben musste. Die _ 
in der Runde um den Teich von Montmorency zum Behufe der Wässe- 
rung abgesenkten Bohrlöcher zeigten fast alle mehr und weniger bäufige 
Entweichungen von Wasserstoffgas. Der ganze Boden ist selbst in dem 
Grade damit gesättigt, dass die Mineral - Quellen von Enghien und der 
Cocquenard - Bach (in der Volks - Sprache Ruisseau puant) überreich an 
 geschwefeltem Wasserstoff- Gas, auf dem Gestein und auf andern Ge- 
genständen , über welche sie ihren Lauf nehmen, in grosser Menge 
Schwefel absetzen. Die artesischen Brunnen um Saint-Deuze, Pierre- 
fite, Saint-Quen, Pontin lieferten ohne Ausnahme geschwefeltes Wasser- 
stoffgas , als die kalkig -thonigen Mergel des Süsswasser - Gebildes 
durchbrochen wurden, oder als man die braunen und schwarzen bitumi- 
sen Mergel des unteren Theiles der Gyps - Masse aufschloss. Inu meh- 
reren Bohr - Löchern hatte die Gas - Entwicklung unter stärkerem oder 
geringerem Geräusche Statt. — Im Allgemeinen ereiguen sich die Gas- 
Entweichungen sicts, wenn die Wasser-führende Sand. oder Gruss- 


— 6l3d — 


Schicht kavernös ist; die Fluktuation der Wasser bedingt durch die 
Bewegung des Bohrers das Entweichen des Gases aus den kleinern und 
srössern Höhlungen *). — Allein nicht immer ist die dem artesischen 
Brunnen entströmende Luft Wasserstof-Gas; weit öfter haben nur Aus- 
strömungen von atmosphärischer Luft Statt. Diess ist namentlich sehr 
häufig der Fall bei den in der grossen Masse von Kieselkalk im O. und 
S.O. von Paris gebohrten Brunnen. Der denkwürdigste unter deusel- 
ben ist der zu Nangis unfern Melun. Hier ging man mehr als 60 M. 
nieder in kieselige Kalke, ohne Anzeichen von Quell-Wassern zu erhal- 
ten; aber die heftigsten Luft - Ausströmungen hatten Statt: sie waren 
einem starken Getöse vergleichbar. Die Strömung liess die Eigenthüm- 
lichkeit wahrnehmen, dass sie gleichsam intermittirte und zu gewissen 
Tages-Stunden schwächer wurde. — Bei Epinay, nicht weit von Saint- 
Deuze, hat man mit Erfolg eine, tiefer als das geschwefeltes Wasserstoff- 
Gas haltige Wasser befindliche, Quelle reinen Wassers aufgeschlossen 
und beide Quellen zu Tag gebracht. 


Steinkohlen in Russiand (Journ. de St. Petersbourg. ZyMe Arril 
1834, N. 42). Das Gouvernement von Katherinoslaff ist das einzige, 
in welchem Kohlen gewonnen werden. Hier nehmen die Ablagerungen 
derselben einen Raum von ungefähr 300 Quadrat - Wersten ein. Die 
Kohlen scheinen an und für sich nicht von besonderer Güte, aber für 
die Holz-arme Gegend werthvoll. 


Masern: geognostische Beschreibung des Wolfsberges bei 
Cernossin im Pilsner Kreise (Verhandl. der Gesellsch. des vaterländ. 
Museums in Böhmen, in der XI, allgem. Versamml. am 10. April 1833. 
Prag; 1833, S. 22 f.). Das Grund-Gebirge der Gegend ist Thonschie- 
fer, der nach N,O, streicht, und zu Mies steil nach S.O, fällt, bei Cer- 
nossin aber in N.W. sich verflächt. — Von Mies bis Cernossin trifit 
man kein anderes Gestein und keine bedeutende Unebenheit des Bodens, 
bei letztgenanntem Orte aber erhebt sich das Thonschiefer - Gebirge zu 
einem breiten von S.W. in N.O. erstreckten Gewölbe, das, mit Ausnahme 
des nordöstlichen Abhanges, nach allen Seiten unter 20—50° fällt, und 
mit dem angrenzenden Terrain , über das es emporgehoben, in Rinnen 
zusammenstösst, in welchen die Wasser der Gegend ablaufen. Auf 
der Mitte dieses Gebirgs- Gewölbes erhebt sich mit steilern Winkeln 
eine Kuppe, deren Äusseres schon von Ferne eine Verschiedenheit des 
Gesteins und dem geübten Auge den Basalt verräth, aus dem dieselbe 


*) In diesen Lagen verlieren sich die Spring - Quellen sehr leicht, wenn beim Ein- 
setzen der Röhre ins Eohrloch nicht die gehörige Vorsicht angewendet worden. 


— 6la — 


besteht. Auf der N.- und W.-Seite der Kuppe steigt die Basaltmasse 
in grotesken Felsen schnell gegen den Gipfel; länger gezogen, jedoch 
immer stark, fällt sie gegen S. ab und, indem sie sich dann in zwei 
Zungen, gegen S.O. und S.W. theilt, bildet sie in letzter Richtung eine 
Art Terrasse, die nicht über 25 bis 30 Klafter hoch, breit und eben, 
allein‘ steril ist und aus dichtem Basalt besteht. Hinter der Terrasse 
überrascht die ockerrothe Farbe des Bodens, und die in wogendem Wei- 
zenfelde darüber ausgebreitete Vegetation desselben. Man ist begierig, 
die Ursache der auffallenden Verschiedenheit zu erfahren. Bald löst 
sich das Räthsel in einer Menge ausgeworfener und aufgehäufter 
Blöcke schwarzen und braunrothen blasigen Basaltes. Die schwarzen 
sind sehr aufgebläht und schwammig, au vielen die Blasenräume ohne 
sichtbare Auskleidung bloss bleigrau angelaufen und fettartig übertüncht, 
wie zu Schlacken geflössene Mineralmassen diess gewöhnlich auf ihrer 
. Oberfläche zeigen. An andern aber trifft man kleinnierige Hyalith- 
Überzüge in den grössern Öffnungen der Masse. Auch Trümmchen von 
Bergseife sind in solchen eingewachsen. Die rothbraunen Basalte sind 
porös oder blasig, gelb, die Blasenräume mit Zeolith ausgekleidet. Da 
die porösen Partieen in die blasigen übergehen, und man beim Zer- 
schlagen gar wohl vom Zusammenhange der Poren mit den grösseren 
Blasen-Räume sich überzeugt, so wäre diese Erscheinung unerklärbar, 
wenn man das Daseyn der Zeolithe in den blasigen und das Nicht-Daseyn 
derselben in den porösen Basalt - Partieen durch Infiltration aufgelöster 
Zeolith - Masse erfolgt annehmen wollte. Besonderes Interesse erregen 
ferner die eingeschlossenen Hornblende - Krystalle und Trümmer , und 
zwar nicht nur wegen ihrer verschiedenen Formen , sondern vorzüglich 
um der sekundären Veränderungen willen, die sie an Form und Sub- 
stanz erlitten. Die Krystalle sind nämlich oft abgerundet an den Kan- 
ten, auch an ihren Seitenflächen löcherig. Sie erscheinen als längliche 
Sphäroide, die kleinen wie Pignolen in die gleichförmig in die Länge 
gezogenen Blasen auf einer oder der andern Seite derselben eingekittet, 
und diese wie jene mit einer zarten graulichweissen Rinde, wahrschein- 
lich von Zeolith-Natur, überzogen *). An Substanz erlitt die Hornblende 
manchmal die Metamorphose in rothen Jaspis, gewöhnlich beginnend an 
den Theilungs- oder auch an den End - Flächen der Krystalle, wie man 
sieht, wenn diese von bedeutender Grösse sind. Auch Körner von gel- 
bem Jaspis findet man in dem Basalt eingeschlossen, die, nach einigen 
unveränderten Stellen zu schliessen, auch als Metamorphosen des Augits 
betrachtet werden müssen. — So haben alle im blasigen Basalt einge- 
schlossenen Körper wesentliche Veränderungen erlitten; auch die Quarz- 
Stücke, welche ziemlich unverändert in dem dichten Basalt sich zeigen, 


*) Letzteres Vorkommen erinnert an die Leuzit-Lava von Monte Somma bei Neapel, 
in der die Höhlungen, ebenfalls nach der Gestalt der eingeschlossenen Leuzit- 
Krystalle gezogen und letztere nur mit einer Seite darin angewachsen gefunden 
werden. 


— 615 — 


erscheinen gerüstet, selbst gefrittet im blasigen. Daraus muss man 
schliessen, dass auch die Abrundungen der Hornblende - Krystalle durch 
anfangende Schmelzung verursacht worden seyen. 

Über dem rothen‘, durch keinen vorbandenen Felsen unterbrochenen 
Abhang sieht man lose Hornblende - Krystalle, oder Trümmer derselben 
allenthalben auf der lockern Ackerkrume herumliegen. Unter der 
Kuppe erheben sich die blasigen rothen Massen , deren Fortdauer über 
den ganzen Abhang aus den herumliegenden Trümmern und aus der 
rothen fruchtbaren Erde, zu welcher sie verwittern, sich vermuthen 
‘lässt, in Felsen und verbinden sich dem dichten Basalt, der steil zum 
Gipfel ansteigt. Beim Hinabgehben vom Gipfel gegen N.W. kömmt man 
von dichtem Basalt auf grauen, porösen, trifft abermals dichten, dann 
den blasigen rothen, und endlich wieder den dichten, aus welchem der 
ganze westliche und nordwestliche steile Absturz des Wolfsberges be- 
steht, an dessen Rande im Triebler Thal der rothe blasige Basalt deut- 
lich als Ausfüllung einer Kluft im dichten vorkommt. Die Kluft hat 
keine Saalbänder, sondern die Blasen werden an deren Statt kleiner, die 
rothe Masse grau, und diese schliesst mit kleinkörnig abgesonderten 
Stücken an den dichten Basalt der Hauptmasse an. Eine deutliche Vor- 
stellung vom Lagerungs-Verhältnisse des blasigen Basaltes zum dichten 
erlangt man beim Verfolgen dieser Abänderungen gegen W. Obwohl 
sie hier theils von Vegetation bedeckt sind, so überzeugt man sich dennoch, 
dass beide äussere Grenzen des blasigen Basaltes zusammenlaufen und 
sich zwischen dem dichten an dem Rande verlieren, wo dieser schon an 
den Thonschiefer des Grundgebirges grenzt. Jenseits der Terrasse gegen 
N.O. ist ein Absturz innerhalb zweier mit Wald bewachsener Bergflügel ; 
diese Stelle gehört zu den lehrreichsten am Wolfsberg. Beide Berg- 
flügel bestehen aus dichtem, und der zwischenliegende Absturz auf 220 
Klafter Breite aus blasigem und schlackigem Basalt. An dem kahlen 
Felsen auf der Nordseite sieht man den dichten Basalt regelmässig zer- 
klüftet in seigern Richtungen, welche mit der Schlackenkluft parallel zu 
streichen scheinen. Auch zeigt sich sehr deutlich die Verbindung des 
dichten Basaltes mit dem blasigen durch Auflockerung der derben Masse 
und deren Trennung iu körnig abgesonderte Stücke, durch höhere Oxy- 
dation ihres Eisenantheils und durch poröse und schwammige Aufblähung 
der braunrothen Paste. Die Poren und Blasen sind vertikal in die Länge 
gezogen, welches , so wie die seigere Zerklüftung des dichten Basaltes, 
das senkrechte Einfallen dieser mächtigen Kluft beweisst. Mehr gegen 
die Mitte trifft man blasige und schlackige Materien zu Trümmer- 
Gesteinen zusammengewachsen, welche grössere oder kleinere sphäroi- 
dische Ballen von demselben porösen braunrothen Basalte enthalten, die 
im Innern zerborsten und mehr oder minder hohl sind. Am linken Flü- 
gel des Absturzes lassen herumliegende Gestein-Blöcke dieselbe Erschei- 
nung vermuthen, allein wegen stärkerer Vegetation nicht so deutlich 
wahrnehmen. Er bietet jedoch zwei andere Beobachtungen dar. Es 
liegt nämlich am Fusse des Absturzes weisser, oder von Eisenoxyd braun- 


— 6i6 — 


. gefärbter, sandiger Thon, wie man ihn oft am Fusse von Basaltbergen 
findet, und beim Ansteigen längs der östlichen Kluftscheidung trifft man 
gelblich grauen Wackenthon mit vielen kleinen Hornblende-Prismen und 
grössere oder kleinere Stücke zu leichtem Schwamm aufgeblähten schwar- 
zen Basaltes. Nur die Kanten sind wenig abgerundet, übrigens die 
äussre Form des Bruchstückes unverändert, so dass zu vermuthen, der 
Wackenthon liege in einer noch später geborstenen Kluft, in welche 
Bruchstücke bereits erstarrten Basaltes hineingefallen sind. Aus Allem 
erkaunte man deutlich, dass die blasige Basaltmasse auch hier eine 
mächtige Kluft zwischen der dichten erfülle, wie die vorher erwähnte 
Schaale; dass aber diese Füllung der Bildung des dichten bald gefolgt 
seyn müsse, weil sich beide Basalt- Abänderungen mit einander innig 
verbinden. — Das Ende dieser Kluft gegen N.O. kann man nicht sehen, 
denn das Terrain zwischen beiden Bergflügeln ist mit Basaltblöcken und 
Vegetation bedeckt. Die Scheidungen konvergiren jedoch sehr stark. — 
— Weiter in nordöstlicher Richtung näher der Strasse, wo ein Hohlweg 
aus dem Triebler Thal herauf das Terrain einschnitt, trifft man Nichts 
als Thonschiefer, mithin den Beweiss, dass die Kluft, in welcher der 
blasige Basalt liegt, schon weiter oberhalb geschlossen sey. — — — 
Der Verf. wendet sich nun zur Untersuchung der südwestlich sich ab- 
ziehenden Gebirgszunge. Den Rücken derselben bildet der nämliche 
dichte Basalt, welcher die Terrasse konstituirt. Am südlichen Berg-Fusse 
gräbt man weissen Thon, gemengt mit Glimmer - Blättchen und sparsa- 
men Quarzkörnchen. Hier zeigt sich daher abermals dieselbe sonderbare 
Erscheinung , die bei mehreren Basaltbergen beobachtet und sehr ver- 
schieden gedeutet ward. Da diess Gebilde stets auf einer oder der 
andern Seite des Basalt-Berges angelehnt, und also auf erhabenem Boden, 
nicht in Gründen zusammengeschwemmt gefunden wird: da ausser die- 
sen einzelnen Partieen an dem Basaltberge keine Spur solcher Ablage- 
rung in der Gegend zu sehen ist, wovon es als getrennter Theil 
betrachtet werden könnte: so muss man schliessen, dass es mit der 
Formation des Basaltberges zusammenhänge, und dass dieser Porzellan- 
Erde-artige Thon, der an andern Orten, wie z. B. in der Umgegend 
von Karlsbad und Engelhaus viel sandiger, mitunter selbst Konglomerat- 
artig gefunden wird, beim Aufbrechen der Gebirgs - Spalte, durch die 
der Basalt emporquoll , voraus hervorgeschoben ward. — — Indem der 
Verf. ferner den Berg nach S.W., d. i. gegen das Thal, untersuchte, 
fand er hin und wieder, wo der Basalt an den Thonschiefer grenzt, 
oder am Fusse des erstern, sehr viele mehr oder weniger abgerundete 
Quarzstücke und Körner, mitunter von mehr als einem Kubikfuss Grösse. 
Über die Lagerung des Basaltes gegen den Thonschiefer, ob derselbe 
aufliege oder eine durchsetzende Kluft erfülle, war niebts zu ermitteln; 
man trifft nur reinen und nicht einmal quarzigen Thonschiefer mit demsel- 
ben Fallen in N.W., wie in der ganzen Umgegend des Wolfsberges: 
keinen Basalt - Gang, keinen Quarz - Gang, nichts was mit den Erschei- 
nungen in der Nachbarschaft über dem Thonschiefer im Zusammerhange 


— 617 — 


stände. — Um die Untersuchung des Wolfsberges zu beenden , beging 
ihn der Verf. noch auf der Westseite; allein auch hier zeigt sich nichts, 
als auf der Höhe dichter Basalt; längs seinem Fusse das Kieselgerölle 
und Thonschiefer bis ins Triedbler Thal; so rings umher bis zur 
Schlackenkluft, in welcher Gegend die steilen Basaltfelsen des Wolfs- 
berges wit einem Wall grosser und kleiner solcher Felsen - Trümmer 
umgeben sind; hier trifft man auch Stücke, wo Fragmente von Quarz in 
grosser Zahl, seltener von Thonschiefer in eine braune etwas erdige 
Basaltmasse eingewickelt sind. Aus den vorgetragenen geognostischen 
Thatsachen lassen sich folgende geologische Schlüsse ziehen: 


a) Indem auf dem Gewölbe, zu welchem das Thonschiefer-Gebirge 
am Wolfsberg sich gestaltet, eine Kuppe von Basalt abgesetzt ist, so 
darf man schliessen , dass die unterirdischen Gasarten,, welche den Ba- 
salt aus dem Innern der Erde nach oben pressten, auch das darüber 
liegende Thonschiefer - Terrain zu einem Gewölbe aufgetrieben haben. 


b) Da die Oberfläche eines Kugel-Abschnittes grösser ist, als dessen 
Grund-Fläche, so musste bei dieser Auftreibung des Terrains an der 
Kuppel ein Sprung entstehen, der enger oder weiter auseinanderklafft 
im Verhältniss der Erhebung. Durch diese Kluft ward auch dem Basalt 
der Weg eröffnet emporzuquellen, und indem, wie physisch nicht un- 
wahrscheinlich, die zuerst hervorgetretene Basalt-Masse zähflüssiger, als 
die darunter gelegene weniger abgekühlte war, so blähte sich erstere 
zu dem steilen westlichen und nördlichen Theil der Kuppe des W’olfs- 
berges auf, während der nachfolgende Basalt-Strom sich in zwei Zweigen 
gegen S.O. und S.W. ergoss. 


ce) Schon die zwischen S.W. und N.O. in die Länge gezogene Form 
des Gebirgs - Gewölbes lässt schliessen, dass die auftreibende Kraft in 
dieser Richtung wirkte. Da ferner dasselbe nur gegen N.O. in einen 
breiten Rücken ausläuft, ausserdem ringsum abfällt, so wird diese Ver- 
muthung bestätigt, und darin noch näher angedeutet, dass die Wirkung 
von N.O. und nicht von SW. Statt gefunden habe. 


Bei der aufmerksamsten Untersuchung des Thonschiefer - Gebirges 
sowohlin S.W. im Thale, als in N.O. am Hohlwege längs der Landstrasse ist 
durchaus keine Spur eines in diesen vom Wolfsberg fortsetzenden Basalt- 
Ganges zu beobachten; wohl aber liegt die mit blasigem Basalt erfüllte 
Kluft in der Richtung des gegen N.O. laufenden Rückens des Gebirgs- 
Gewölbes. Das auffallende Vorkommen isolirter Basalt-Berge in grosser 
Entfernung von ausgedehnten Basalt - Ablagerungen enträthselt sich da- 
her am Wolfsberg auf eine seltene Weise. immer sah der Verf. derlei 
Basalt - Kuppen auf einem Gebirgs - Gewölbe stehen, so z. B. auch die 
berühmten Basaltberge bei Scheibenberg, Annaberg , bei Bärenstein im 
Sächsischen Erzyebirge. Gewöhnlich bildet aber der dichte Basalt nur 
eine Kuppe auf dem Gewölbe, und man kann diese mit Nagelköpfen 
vergleichen, deren Stift bis in den Schoos der Erde reichend gedacht 
wird. Am W’olfsberge wird aber dieser vermuthete Weg des Hervortretens 


— 618 — 


der Basaltmasse an diesem Orte durch die Biasen - und Schlacken- 
Kluft — man darf sagen — zur positiven Gewissheit. — — Das Vor- 
kommen blasigen und schlackigen Basaltes in dieser Stellung scheint 
noch nirgends so ausgezeichnet deutlich beobachtet worden zu seyn, als 
es der Wolfsberg gestattet *), Am Wolfsberge füllen die blasigen 
Basaltmassen eine mächtige seigere Kluft im dichten Basalte aus. -Leon- 
HARD bemerkt: „dass bei mehr senkrecht aufgestiegenen Basalt-Gebilden 
die Blasenräume zuweilen alle der Richtung aus der Tiefe nach oben 
folgen“. Am Wolfsberg sind zwar auch die Blasenräume vertikal in die 
Länge gezogen, wie die Begrenzung des dichten mit dem blasigen Ba- 
salte vertikal ist, allein dieser ist völlig unbedeckt. 

Zum Schlusse versucht der Verf. die besondere Erscheinung am 
Wolfsberge zu erklären, die keine isolirte ist, sondern im Zusammen- 
hange mit dem mächtigen Hervortreten des Basaltes im nordwestlichen 

*Böhmen zu stehen scheint. — Indem er vom Wolfsberg die Richtung 
in N.O. weiter verfolgte, wurde er zu dem 2 kleine Stunden entfernten 
Basaltberg bei Radisch geleitet.. Dieser hat die ähnlichste Konstitution 
mit dem Weifsberg. Sein nordwestlicher Theil ist aus dichtem, sein 
südöstlicher aus Kugel-Basalt gebildet; die Kugeln, von einigen Zoll bis 
zu mehreren Kubikfussen Grösse, bestehen aus Basalt mit vielen einge- 
schlossenen Krystallen und Stücken von Hornblende und Olivin. Beide 
sind durch eine Kluft blasigen Basalts getrennt, welche ebenfalls in der 
Richtung von S.W. in N.O. liegt, jedoch lange nicht so mächtig , wie 
jene am Wolfsberg ist. — Der Schwamberg und Schafberg , zwei aus 
dichtem Basalt konstituirte Berge, liegen dem Radischer Berge nahe, 
allein ausser der Linie in N.O. In derselben Linie, wie der Wolfsberg 
und der Radischer Berg, und noch weiter in N.O. kommen jedoch die 
Basaltberge bei Merschin und Breitenstein, so wie unweit Augezd und 
Chlum bei Manetin vor. — Es ist wohl möglich , dass nur die Granit- 
Formation von Petersburg, und das rothe Sandstein - Gebilde, das in 
deren Umgebung bis Rocow, Kanotop und Hribz in der Launer Ge- 
gend sich erstreckt, die Fortsetzung von Basaltkuppen auf dieser Linie 
verhinderte, denn die Pssaner Berge und der Hasenberg liegen wieder 
.auf derselben. | 

Vergleicht man die Lokalitäten aller dieser genannten Basaltberge 
auf einer Karte, so erscheinen sie als Entladungs - Punkte auf einer, 
Erschütterungs-Linie, welche von N.O. in S.W. streicht; und, merkwür- 
dig genug, liegt mit Ausnahme des vereinzelten Schlaner Berges süd- 
östlich dieser Linie kein Basalt-Berg mehr.‘ 


*) LEonHARD sagt: „Wo gangartige Basalt-Gebilde zu Tage ausgehen, findet man ihre 
Oberfläche häufig verschlackt gleich den beim Luftzutritt geflossenen Massen. Ver- 
einzelte Basalt-Kuppen haben oft verschlackte Gipfel. Im Allgemeinen nehmen 
die Schlacken die höheren Stellen ein, und verlaufen sich der Tiefe zu in dichte 
Massen. Allein mitunter erscheinen sie auch wechselnd mit Mandelsteinen, und 
selbst feste Basalte werden hin und wieder in bedeutender Mächtigkeit über den 
Schlacken getroffen.“ f 


— 619 — 


Wendet man sich vom Wolfsberg rückwärts oder in S.W., so lässt 
sich auch in dieser Richtung weder in Böhmen noch in den angrenzen- 
den Gegenden ein Basaltberg mehr auffinden; und dem entspricht auch 
die Erscheinung, dass während das Gebirgs- Gewölbe des Wolfsber- 
ges gegen N.O. in einen Rücken ausläuft, dasselbe in S.W. gegen das 
Thal des Michelsberger-Baches abfällt, ohne dass nur eine Spur ge- 
gen diese Weltgegend fortsetzender Basalt- Formation aufgefunden wer- 
den konnte. 

Der Wolfsberg ist daher der südlichste der Basaltberge in Böhmen: er 
schliesst sie in diesem Lande gegen S. und S.W., und da in ein paar 
Stunden südwestlicher Entfernung vom Wolfsberg, nämlich bei Tanne, 
Ölhütte, St. Martin u. s. w. schon der Granit des Böhmer - Waldes 
hervortritt und auch da kein Basalt mehr sichtbar ist, während er 
sonst an der Grenze des Granits mit dem Schiefer oft gefunden und 
sein Hervortreten , wie es scheint, dadurch erleichtert wird: so möchte 
man schliessen, dass am Wolfsberg die Basalt-Masse erschöpft worden 
- ist. Die unterirdischen Gasarten , welche den Basalt in die Höhe und 
das hindernde Thonschiefer - Terrain zum Gewölbe emportrieben , auf- 
brachen und den Basalt durch die Kluft herausdrängten,, gelangten am 
Ende, mit dessen letztem Theile gemengt, selbst gen Tag und trieben 
diesen aufgeblasen in die Höhe, wonach sie durch die Blasenräume 
entwichen. Daher kein Überfliessen der blasigen Masse, wie an an- 
dern Orten, daher auch die Kennzeichen so sehr vermehrter- Hitze in 
derselben, welche den Quarz frittete, die Hornblende-Krystalle abschmolz 
und die der Kluft angrenzenden Wände des vorausgegangenen dichten 
Basalts auflockerte, porös machte und so mit der blasigen Masse verband. 


1II. Petrefaktenkunde. 


Nopot: über eimige am Telegraphen-Berge bei Semur (cöte- 
d’or) gefundene Säugethier-Knochen. (Mem. d.lAcad. des scienc. 
de Dijon pour 1834 ; Part. phys. ..... > UInstit. 1836, IV, 217.) 
- Diese Knochen, in horizontalen Sandschichten unter Schutt an einem 
Berge zwischen Vulcin und Chevigny gefunden, bestehen theils noch ganz 
aus phosphors. Kalk, theils sind sie in Kalk - Karbonat übergegangen. 
Sie rühren von dem, jetzt aus Frankreich verschwundenen Auer (Bos 
taurus ferus), dem Edelhirsch und dem gemeinen Pferde her. 
Von erstrem fand man einige Mahlzähne, ein Oberkiefer-Stück, ein Unterkie- 
fer-Stück, ein linkes Schulterblatt, einen Atlas, zwei Halswirbel, zwei Ober- 
theile der Tibia, ein linkes Tibia-Stück und einige Fussknochen, im Gan- 
zen von wenigstens drei Individuen. Der Hirsch hat ein Schädel- und 
ein Geweih - Stück, einige Backenzähne, einen Brustwirbel und eine 
Tibia geliefert. Von wenigstens zwei Individuen des Pferdes hat man 


Jahrgang 1836. 40 


— 6920 — 


einige Backenzähne,, ein Unterkiefer - Stück , einige Stücke der Tibia, 
das Gelenk-Ende des Schulterblattes und einige Fussknochen erhalten. 


” 


Nopor : hat früher schon eine Notiz über die Knochenhöhle 
von Contard bekannt gemacht, worauf er sich beruft und wovon das 
Institut (S. 217 — 218) einen Auszug liefert. —Sie liegt 14 Stunden 
oberhalb Dijoni m Ouche-Thal, und steht in Oolith. Sie besitzt 3 Eingänge 
in halber Höhe au der Südseite des Berges; der eine bat bis 31‘ Breite, 
der zweite 18° und der dritte- 2° — 1‘; beide ersteren zeigen scharfe 
Kanten, die des letzten sind wie durch Wasser abgerundet. 36° vom 
Eingang erhebt sich der Boden am meisten in Mitten einer weiten 
und hohen Halle, von deren Decke viel Material herabgestürzt ist. 
Steigt man östlich fortschreitend wieder hinab, so gelangt man in eine 
zweite Halle von etwa 60° Länge auf 25° Breite und 30° Höhe mit 
sehr unregelmässiger Gestalt und unebenen wellenförmigen und darch- 
löcherten Wänden , welche aber überall mit einer dickern Stalaktiten- 
Kruste in manchfaltigen Formen überzogen sind; die unzugänglichsten 
Stellen ihrer Decke sind mit einer solchen Menge von Fledermäusen be- 
völkert, dass deren Exkremente am Boden einen 10°— 12° hohen und 
14° — 15’ dicken Kegel bilden. Von dieser Halle aus weiterschreitend 
gelangt man in einen zylindrischen Gang von 15’ Länge und 16° Durch- 
messer, welcher zu einer dritten noch unregelmässigern Halle mit von 
Spalten zerrissenen Wänden leitet, deren Boden von herabgefallenen 
Blöcken bedeckt ist; Stalaktiten überziehen die Wände meistens in Blu- 
menkohl-Form und verkitten die Blöcke untereinander. Ein kurzer, 
schmaler , etwas ansteigender Durchgang leitet zu einer weiten langge- 
zogenen Halle, deren unter 25° — 30° geneigter Boden mit einer dicken 
Lage von braunem weichem Lehm bedeckt ist. Einige Seitengänge füh- 
ren aus ihr noch zu andern Erweiterungen, und an ihrem hintersten 
Theile haben sich Fledermäuse, meistens Vespertilio ferrum 
equinum, in solcher Menge zusammengedrängt, dass sie einen schwar- 
zer Überzug und manchmal einen beweglich herabhängenden Vorhang 
bilden. Die allgemeine Form der Grotte, ihre abgerundeten und von 
Tausend Löchern durchbohrten Wände, die vielen Geschiebe, die kleinen 
allenthalben hervordringenden Quellen, die Längsfurchen in den engen 
Durchgängen sind eben so viele Umstände, welche an der Entstehung 
durch die Wirkung des Wassers nicht zu zweifeln gestatten. 

Folgende fossile Knochen sind in dieser Höhle gefunden worden: 
1) der Unterkiefer einer Katze, etwas grösser, als der unsrer wilden; 
2) ein Obertheil des Humerus eiues Raubthieres, etwas grösser, als 
beim Wolf, (Hyäne?); 3) Trümmer von Schädel und Ober - und Unter- 
Kinnladen von Hunden; 4) zwei Femur-Hälften und eine Tibia, die 
von einem Wolfe seyn mögen; 5) viele andere Knochenreste, die von 
irgend welchen grossen Raubthieren herrühren dürften, 6) ein wohl- 
erhaltenes grosses Wadenbein, wohl von einem Pachydermen. 


—.. BER — 


Einige dieser Reste lagen nahe an der Oberfläche, nur von einer eisen- 
schüssigen rothen Lehmschichte bedeckt; andere kamen tiefer unter 
einer Lehmschichte vor. Sie waren aber ganz versteinert. Alle waren 
zertrümmert , verstümmelt ,: ohne Ordnung durcheinandergeworfen; die 
Brüche: sind scharfkantig. Alle sind im naturhisiorischen Museum von 


Dijon niedergelegt worden. 


Ep. Larter: über einige Knochen-Äblagerungen bei Auch 
im Gers- Dept. (Bull. geol. 1834, IV, 342 — 344). Fossile Knochen 
sind im Gers-Dept. sehr häufig; meist legen sie in einem feinen Sande 
unter gröberem Fluss- Sande. Ausserdem hat der Verf. noch einige 
besondere Lagerstätten derselben entdeckt. Auf einer Höhe über dem 
Gers-Thale, 4 Stunden von Auch, sieht man auf einem Ackerlande von 
5—6 Hektaren Grösse an der Öberfläche ausgepflügt durcheinander- 
liegen: Schiefermergel mit Dendriten, — rosenfarbene Süsswasserkalkstein- 
Stücke mit Knochen ohne Konchylien, — erdige Kalk-Stücke mit Kno- 
chen, Limneen,, Planorben u. a. Süsswasser-Konchylien, — beim An- 


schlagen übelriechende Steine; — viele Hirschgeweih - und Knochen- 
Trümmer mit Kalkspath durebdrungen. Unter dieser Schichte folgt 
eine von 0,020m — 0,025Mm Mächtigkeit nur aus zertrümmerten Kon- 


chylien - Schaalen und voll Knochen; — darunter eine sehr thonige 
Mergel-Lage, welche mit voriger noch 2mal wechsellagern sell. Zahl- 
reiche Nacbgrabungen in diesen Schichten haben inzwischen nur we- 
nig Wohlerhaltenes geliefert, worunter a) ein schneidiger Fleischzahn 
wohl von einer Katze, etwas kleiner als vom Tiger; b) ein Schädel 
von der Grösse wie beim Fuchs; c) einen Elephanten - Stosszahn ; d) 
ein Backenzahn von Mastodon angustidens und e) einige andere 
von ?Palaeotherium magnum; — keine Pferde-Zähne; jedoch 
f) eine Menge von Hirsch-Geweihen und — Zähnen von manchfaltiger 
Grösse; — dabei kein einziger Ochsen-Zahn. — — Dieser Stelle 
gegenüber, jenseits des Flusses in einem Kalkgebirge auf dem Boden 
der Gemeine Ornezan hat sich neuerlich in einem Wasserrisse ein 
Backenzahn entweder von Mastodon giganteum oder von M. Cor- 

dillerarum gefunden mit fast quadratischer Krone, welche um 4 brei- 

ter, als bei M. angustidens ist; die drei inneren Kronenkegel sind be- 
reits abgenutzt, die drei äusseren noch kaum angegriffen, fast spitz, all 

an ihrer Basis schief viereckig, so dass sie bei weiterer Abnutzung rau- 

tenförmige Flächen bilden müssen, alle ohne Nebenhöcker ; an ihrer 

inneren Seite hat die Krone einen Halskragen (collet).. — — Endlich 

besitzt die Bibliothek von Auch einen halben Backeuzahn aus dem Sande 

von Vic-Fezensac, welcher dem des Mast. giganteum noch besser 

entsprechen würde. Er ist ebenfalls 3 breiter als beiM. angustidens, 

die Kegel sind spitzer, ihre Basen deutlicher viereckig, als bei vori- 

gem, und mit Nebenkegeln verwachsen. 


40 * 


re er 

A. Coxserz: über die chemische Natur fossiler Schuppen 
und deren Anwendung zum ÜUnterscheiden der Thiere, wel- 
chen sie angehört haben (James. Edinb. n. phil. Journ. 1835, XIX, 
300 — 306.) HarcHer scheint der erste gewesen zu seyn, welcher 
nachgewiesen, dass die Schuppen lebender Reptilien aus geronnenenm 
Eyweisse bestehen, während die der Fische mehr die Natur der Kno- 
chen haben und vielen phosphorsauren Kalk enthalten (Philos. Trans. 
1500, 373 — 374). Cusvreuın hat in den Schuppen der Knochenfische 
einen grossen Gehalt an phosphorsaurem und kohlensaurem Kalke ent- 
deckt und der Verf. in der Schuppe eines Knorpelfisches, Acipenser 
sturio, 0,5383 Knochen-Erden gefunden. Die Brustschuppe eines 8° 
langen Nil-Krokodils hat ihm dagegen kaum über 0,01 kohlens. und 
phosphors. Kalk gegeben; die gekielte Rückenschuppe eines andern 
'4' langen aber 0,03, weil diese Schuppen eine knöcherne Achse besitzen; 
bei « grossen Krokodilen mögen diese Achse und jener Gehalt noch 
etwas stärker seyn. Gehen daher Fisch-Schuppen in den fossilen Zu- 
stand über, so verlieren sie fast die Hälfte ihrer Bestandtheile, ‘welche 
organischer Art ist, und diese wird gewöhnlich in gleichem Verhältnisse 
durch infiltrirte Kalk - oder Kiesel-Erde ersetzt. Reptilien-Schuppen er- 
‚halten sich selten fossil, können aber in diesem Falle gänzlich von die- 
-sen Infiltrationen ersetzt werden, da sie fast gar keine ursprüngliche 
Knochen-Erde enthalten. Löset man die Fisch-Schuppen von Burdiehouse 
in Säuren auf, so bleibt ein Schuppen - Skelet als Rückstand, aus in- 
‚filtrirter Kieselerde bestehend. Die genauern Ergebnisse einzelner Ana- 
lysen sind: 

I. 11. II. IV. 

nach Curvrevır, ° nach Connerr bei fossilen 


Schuppen beim le- Megalieh- Schuppe in Schuppe vr. 
benden Lepiso- thys,v. Bur- Kohlen v. . Tilgate-Fo- 


steus. diehouse, Edinburg. vest, 
Phosphors. Kalkerde . . 0,462 0,5094 0,5575 *) 0,6013 *) 
Kohlens. Kalkerde . . . 0,100 0,1191 0,1586 0,2794 
Phosphors. Talkerde . . . 0,022 ...e Spur _ Spur 
Koblens. Natron . . . .» 0,001 SACHE 0,0106”) 0,0143 **) 
Kieselige Materie . . « ... 0,3658 0,1617 0,0042 
honerde” TE CE .., ; Ar hg 0,0282 0,0282 


©5]Gallerte. . 0,411] 

 EÄ£|\Fettige Mat. 0,001) 
0,997 0,9943 0,9812 1,0045 

Bei HI ist alle organische Materie im Betrage von 0.36 durch Kie- 

selerde-Hydrat ersetzt worden. III scheint auch dem äusseren An- 

sehen nach von einem mit Megalichthys nur verwaudten Fische 


0,413, 0.00 0,0646 4) 0,0671 77) 


*) Mit etwas Calcium-Fluorid, 

**) Mit Kali, zum Theil als Sulphat, 
+) Bitumen und Wasser. 

+Y}) Wasser, Kohle und Schwefel, 


a an 


herzurühren, istmatter, gelblich, nicht punktirt und, obschon 14°’ lang und 
1°’ breit, doch nur ein Bruchstück einer grossen Schuppe,. Nimmt man 
an, dass die Hälfte der ursprünglichen thierischen Materie durch Kiesel- 
und Kalk-Erde ersetzt worden sey, so wird ihre Zusammensetzung der 
von II sehr ähnlich ausfallen. — IV hatte 3’ im Quadrat, war 4‘ bis 
15‘ dick, ohne Rand-Fortsatz, fein punktirt, lag in Kalkgrit, war von Man- 
TELL einem Saurier zugeschrieben, wogegen aber der starke Gehalt an 
phosphorsaurem Kalke streitet. Nimmt man an, dass hier etwas weni- 
ger als die Hälfte der ursprünglichen Thiermaterie durch kohlensauren 
Kalk und nur weuige Kieselerde ersetzt worden , die andere aber uner- 
setzt geblieben sey, so stimmt ihre Zusammensetzung mit der der an- 
dern Schuppen ebenfalls überein, und erklärt sich der relative Über- 
schuss an phosphorsaurem Kalke leicht. 

Schuppen fossiler Reptilien hat der Verf. nicht untersuchen können. 
Sie sind selten. In Cuvier’s grossem Werke werden derselben nur in 
2 Fällen gedacht: beim Gavial von Caen (V, Il, 139, pl. VII, fig. 
14) und beim Krokodil von Argenton (V, II, 168). 


Quesssteot: Beiträge zur Petrefaktenkunde (Wıecm. Arch. 
1836; II, 245 — 250). Gorgonia bacillaris Gorpr. in den Mast- 
richter Kreideschichten (Faus. Sr. Fonp. pl. XXXVI, fig. 7; Parkıns. 
U, pl. XII, fig. 4; — Escharites membranaceus und E. cingu- 
latus v. Scarorn. Kollect. und Petrefk., exclus. synon., daun Rhabdo- 
crinus Link test. Eurene.) kann der Analogie nach nicht als unmittel- 
bare Versteinerung, sondern muss als eine Ausfüllung,, ein Kern ange- 
sehen werden. Von dieser Ansicht ausgehend , erkennt man darin eine 
Ausfüllung der röhrenartigen 12strahligen Zellen einer Asträa (oder 
Madrepora Eur.), wofür der Verf. den Namen A. bacillaris vor- 
schlägt, mit dem Bemerken jedoch, dass den 43‘ weiten Zellen 
gemäss ,„ deren Weite aber an jedem Stocke koustant bleibe, darunter 
noch eine ganze Reihe von Arten begriffen seyn müsse. Diese Stäb- 
chen oder Zellen - Ausfüllungen sind eben so, wie die Wände der Höh- 
len, worin sie liegen, und die Kalkschichten, welche oft noch einen 
Theil dieser Höhlen ausfüllen, auf eigenthümliche Weise punktirt, der 
innern und äussern Textur des Polypenstocks entsprechend. Das Un- 
gleichmässige dieser Ausfüllung mag in der grösseren oder geringeren 
Menge von organischer Materie seinen Grund haben, welche dem ur- 
sprünglichen Korallenstocke noch beigemengt war und die Versteinerung 
begünstigte. Auch sind in jenen Höhlen nicht selten Überreste [oder 
vielmehr Kerne] verschiedener Seegeschöpfe angehäuft, die vordem 
in den Korallenstock eingewachsen gewesen seyn mögen. Diese An- 
häufungen zeigen oft feinkörnige und kugelföürmige Absonderungen: 
sie erscheinen dann als Achilleum glomeratum Gorpr. — 

Sphaerulites Hoeninghausi Dssm. kommt hiermit vor. 

Auricula incrassata Sow. pl. CLXIII, fig. 1-3 —= Auricula 


— 614 — 


ringens Park. III, pl. v, fig. 4 (erclus. synon. Lamarcr.) —= Cassisavel- 
lanaBronen. inCuv. recherch. II, pl. VI, fig. 10, <Helicites ampul. 
laceus v. Scazora, collect. ist eine Leitmuschel für den Grünsand: 
in Sussex, zu Blackdown, Rouen, Achen, an der Perte du Rhöne, der 
Montagne de Fis und nach Dvzoss am Ufer der Stripa bei Bubalince 
in Ost-Gallizien. Sie hat den stark übergeschlagenen rechten Mundrand 
von Cassis, aber an der Basis der Spindel statt des Kanals kaum eine 
Ausbuchtung; von den drei deutlichen Spindelfalten tritt die untere wie 
ein Zahn über den Grund hervor. Da sie offenbar Meeres- Bewohner 
gewesen, so wird sie besser zu Pedipes An., als zu Auricula (Land- 
bewohner) gestellt werden, 

Conus giganteus v, Münst. vom Kressenberg, — Conilites 
vetustus v. ScHLoTH, collect., ein bauchiger Kern von 4°’ Höhe und 
3° Basis, rührt offeubar von einem Strombus her, und zeigt mit dem 
wohlerhaltenen Str. Bonellii-manche Ahnlichkeit; man erkennt daran 
noch Spuren der Ausbuchtung da, wo der verdickte Flügel-Rand oben 
an die Windung anschliesst, dann an dessen unferem Ende, | 


Morren: über die fossilenKnochen derElephanten in Belgien 
und insbesondere über die einer neuen Art, E. maerony- 
chus (U’Institut, 1834, II, 214 — 215). D’Omarıus, CavcHy und Sav- 
VEUR erstatteten der Brüsseler Akademie am 7. Juni Bericht über 
diese Abhandlung, woraus wir Folgendes entnehmen, Die bisherigen 
Fundorte fossiler Elephanten-Reste in Belgien sind die Gegenden 
um Ostende, Bruges, Antwerpen, Löwen, dıe Gemarkungen von Tamise, 
Melsbroek, Smermaes und Niel (Antwerpen), Cheratte, Chenede und Cho- 
kier bei Lüttich. Die beiden geologischen Monographie’n über die 
Provinz Luremburg und die von Caucay über Namur erwähnen keiner 
Elephanten-Reste in diesen Gegenden. In der Provinz Lüttich 
kommen sie nur zu Chenee, zu Cheratie und in einigen Höhlen, doch 
selten vor. Im Hainaut werden sie häufiger, In den Provinzen von 
Brabant, Antwerpen und beiden Flandern sind sie gemein. Eben so 
in Holland, wie zu Bois le Duc; zu Alblasserwaad, wo 1759 ein 
Oberschenkelbein und Wirbel ausgeworfen worden; zu Loernen im 
Over-Betuwe in Geldern, wo ein Deichbruch 1809 ein Jschion u. Ss. w. 
ergab; zu Heukelum bei Gorkum u. s. w. 

Die Höhe der Ardennen und der höhere Theil ihres Abhanges lie- 
fern daher keine Elephanten-Reste. Erst weiter herab, 160 Meter 
über dem Meere, zu Chukier kommen einige vor, und mit 100 M. werden 
sie häufiger. Vorzüglich im untern Theile’ der geneigten Ebene zwi- 
schen den Küsten von West- Flandern und Seeland haben sie sich 
zur Zeit angesammelt, wo die Thiere in grossen Natur - Ereignissen 
untergingen. Damals hatten die Ardennen schon ihre jetzige Höhe 
(550" Seehöhe) ; sie haben sie zwischen der Zeit der Absetzung der 
Steinkohlen und des rothen Vogesen-Sandsteins erhalten. Die Fluthen, 


welche die Elephanten-Knochen von den hohen Ardennen herabgeführt, 
müssen sich öfters und nach grösseren Zeiträumen wiederholt haben. 
Bemerkenswerth aber ist, dass die reichsten Elephanten - Knochen- 
Ablagerungen fast immer (zu Runmpelmunde, Boum, Niel, Tamise, 
Osiende) über dem Töpferthon des Londonclays vorkommen , als ob sol- 
cher einst die Sohle der Wasserbecken..gebildet hätte, worin diese Kno- 
chen zusammengeflösst worden. 


W. Buckıano’s Notiz über vier fossile Chimaera-Kinnla- 
den, nebst Acassız’ Beschreibung derselben uud einer fünf- 
ten Art (Geol. Soc. 1835, 7. Nov. — Lond. a. Edinb. philos. Magaz. 
1836, VIII, 4—7). Diese Reste waren lange verkaunt, weil die Chi- 
mären Konorpelfische sind und das Skelett der einzigen lebenden. Art 
bis jetzt vielleicht nur in Leyden zu sehen ist, nach dessen Ansicht B. 
zuerst die wahre Natur jener fossilen Theile erkannte, Sie gehören 
verschiedenen Arten an, grösser als die lebende. Die harten hornarti- 
gen Platten, welche die Kauflächen der Kinnladen der lebenden Art 
bedecken und die Stelle der Zähne vertreten, mangeln bei den fossilen 
Exemplaren. Bei der zweiten Art sind die Zwischenkieferbeine selbst 
so hart, wie Schmelz, und mögen weiter keinen Überzug gehabt haben; 
aber die Ober- und Unter-Kieferbeine derselben, so wie die Unterkiefer- 


Beine der dritten und vierten bieten, rauhe Anheftflächen für einen sol- - 
chen dar. 


1) Ch. Townsendii B., die grösste Art; Unterkieferbein sehr 
gross, kurz, verhältnissmässig viel dieker, die Symphysen - Grube zwi- 
schen beiden Ästen seichter, die Kavität des Zähne-Randes breiter, als 
bei den andern Arten; die äussere Oberfläche ist konvex, längs gefurcht 
mit seichten Runzeln. — Zwischenkieferbein sehr gekrümmt. Von 
Townsenn 1832 im Portlandstone zu Great Miion bei Oxford gefunden. 


2) Ch. EgertoniiB., das Unterkieferbein kurz und flach; Schnautze 
abgestutzt und verhältnissmässig sehr gross; Kavität des Zähne-Randes 
breit; Symphysen - Grube tief; — Zwischenkieferbein stark gekrümmt ; 
sein Zähne - Rand rechtwinkelig abgestutzt; — das Oberkieferbein un- 
regelmässig dreiseitig,, sehr verlängert, gegen den zweitheiligen Zähne- 
Rand sich unmerklich zusammenziehend. Von Esczrron im Kimmeridge _ 
clay zu Shotover Hill bei Oxford entdeckt. 


3) Ch. Agassizii B. Unterkieferbein regelmässiger , als bei den 
andern Arten, fast viereckig , sein Zähne - Rand etwas geöffnet; Ober- 
fläche der Symphyse flächer, als bei den andern. Wurde von Manrteuı. 
im Kalkmergel von Hamsey aufgefunden ; Cuyıer hatte geglaubt, darin 
einen hintern Tbeil vom Unterkiefer eines Sauriers zu erkennen. 


4) Ch. Mantelli B. Unterkiefer schmäler und dünner; seine 
äussere Oberfläche glatt und eben; Schnautzentheil sehr verläugert und 


u. ME =, 


spitz; Kavität des Zähne - Randes breiter, als bei den übrigen. Vom. 
Manterr in der Kreide von Lewes entdeckt. a 

5) Ch. Greenovii Ac, Unterkiefer viel kürzer, als bei den an- 
“ dern: nicht so lang, als hoch; Symphyse flach; Zähne-Rand abgestumpft 
und nur am hinteren Theile ausgehöhlt ; äussere Fläche glatt, Mitte der 
inneren Fläche konkav; — Zwischenkieferbein flacher als bei Ch. Eger- 
tonii, in eine schmale Spitze ausgehend; Oberkieferbein kürzer als 
bei der letztgenannten Art. Fundort unbekannt. In der Sammlung 
GEBENOUcH’s, | 


Pa. Grey Eserton: über eine, bis jetzt noch nicht beob- 
achtete, Eigenthümlichkeit der Struktur im Genicke der 
Ichthyosauren (Geol. Societ. > Lond. a Edinb. philos. Mag. 1835, 
VII, 414—415). 1) Miss Ansıng von Lyme Regis hat in einer dün- 
nen Liasschichte in der Nähe ihres. Wohnortes ein riesenmässiges Ske- 
lett einer neuen Ichthyosaurus-Art gefunden, an dessen Hinterhaupts-Bein 
das Grundstück (basilar element) beständig getrennt erscheint, was 
nach Owen auf eine äusserst träge Zirkulation in dieser Familie hindeutet. 
2) Daun besitzt das Genick bei den Ichthyosauren eine Bildung, die 
dessen Stärke auf Kosten seiner Beweglichkeit begünstiget. Nämlich 
Atlas und Axis sind mit seltenen Ausnshmen untrennbar mit einander 
verwachsen, besitzen auf ihren sonst flachen Gelenkflächen korrespondi- 
rende Erhöhungen und Vertiefungen, welche deren Drehung aueinander 
hindern; auch sind sie noch durch ein Beinchen miteinander verbunden, 
welches wieder bei einigen lebenden Reptilien, doch in anderer Form, vor- 
kommt. Ihre untere Peripherie bildet nämlich zwei unter stumpfem 
Winkel zusammenstossende seitliche Fortsätze, deren untere Fläche eine 
dreieckige Vertiefung darstellt, in welche sich jenes Beinchen einfügt, 
so dass dessen 2theilige obere Fläche halb auf dem ersten, halb auf 
dem zweiten Wirbel ruhet, während die untere scheibenförmige in der 
Mitte eine Buckel-förmige Erhöbung darstellt. — Auch von den nachfol- 
genden Wirbeln sind noch einige mit ganz ebenen Gelenkflächen ver- 
sehen, ohne Zwischenwirbelraum. 


Ceo1zer meldet die neuerliche Entdeckung vielerFossil-Reste 
zu Gergovia (Bullet. geol. 1835, VII, 104 — 106). An der Nordseite 
des Berges von Gergoria (Oppidum Cisar’s) und in $% seiner Höhe 
geht ein Thongebilde zu Tage mit Planorben, Limneen, Melanien und Resten 
von Schilfen, Gräsern, Früchten, Krokodilen und Vögeln, worun- 
ter zumal lange und spitze Schnäbel, wie von Reihern bemerklich sind, 
Im S. von G@ergovia oberhalb dem Dorfe Merdogne liegt auf Sandstein 
ein blättriger Lehm voll Pflanzen-Resten, 50° mächtig und von tertiärem 


— 627 — 


Sand und darauf von Basalt bedeckt; er ist geologisch dem Ligniten- 
Lehm im Becken von Menat analog, aber reicher an Abdrücken von 
Blättern, Früchten und Blüthen aus den Familien der Salicornieen, 
Ulmaceen, Amentaceen, Myrtaceen, Laurineen, Rosaceen, 
Plautagineen, Leguminosen, Euphorbiaceen, Caryophyl- 
leen, Fahren und Gräser, — in Gesellschaft von Insekten, von Fi- 
schen, welche meistens zuCyprinus gehören, und von Vögeln aus den 
Familien der Grallen und Palmipeden. Im Osten des Berges, zwi- 
schen Gergovia und Bonneval lagen in einem 40° mächtigen Schuttland 
Knochen von Carnfvoren, Pachydermen und Ruminanten, wor- 
unter ein Damhirsch ist mit viel stärkerem Geweihe als die gemeine 
Art und von abweichender Form. In diesem Schuttlande ist auch eine 
menschliche Tibia mit dem Wadenbein vorgekommen, welche einem zwar 
nur 41’ grossen, aber sehr muskulösen Menschen angehört haben. — 
Die fossilen Pflanzen von Gergovia haben ihre lebenden Analogen theils am 
Mittelmeere, theils in der Gegend, theils endlich noch weiter nach Norden. 


Graf Razoumowsk1: über Moos-Achate (Bull. geol. 1835, VI, 
165 — 168, Tf. I, Fg. 10). Der Verf. hält es a priori nicht für eine 
Unmöglichkeit, dass die weiche Kieselmasse vegetabilische Theile er- 
greifen und beim Erhärten bewahren konnte, und da er selbst einen 
Moos-Achat mit einem schönen Pflanzen-artigen Einschlusse besitzt, so 
zweifelt er nicht an der wirklichen Existenz. Derseibe ist ein kugeliger 
Chalzedon fast 5’ lang und 31°‘ breit, innerlich von Pflanzen - Theilen, 
welche in allen Richtungen durcheinanderliegen und noch eine grüne 
Farbe besitzen, erfüllt. Darunter befindet sich dann auch ein vollstän- 
digeres Exemplar, 13‘ lang, mit unterscheidbarer Wurzel, über welcher 
in einiger Entfernung der Stengel jederseits zwei schwächere Äste ab- 
gibt, die sich wieder in eben so dünne wechselständige Zweige unter- 
abtheilen, und Spuren von Gliederung besitzen, wie die Konferven, 
Wo diese Äste an die polirte Oberfläche gelangen, werden sie braun, 
wenn sie nicht etwa ganz leere Röhrchen hinterlassen, und geben, au 
eine brennende Kerze gebracht, zwar weder Flamme noch Geruch, er- 
scheinen aber nachher in schwarzen, glänzenden, einer Holzkohle ganz 
ähnlichen Theilchen. Der Gliederung wegen, welche jedoch auch nur 
scheinbar und eine Folge mechanischer Verschiebung bei der Versteine- 
rung seyn könnte, möchte sie der Verf. den Konferven vergleichen ; den 
Habitus hat sie von gewissen Fucoiden , insbesondere in hohem Grade 
von Fucoides iutricatus Bren. und Münsteria flagellaris Ste. 


, 


v. STERNBERG‘ über einige Fossil-Reste des Prager - 
Museums (Verhandl, der Gesellsch. d. vaterl, Museums in 
Böhmen, April 18355 — 36, 8, 23—26, Taf, IL und II) Professor 


—. ABB: — 


Corva hat auf einem fossilen Blatte von Flabellaria borassifolia 
‚V. STERNB. maschenförmig verlaufende, missfarbige und der Substanz nach 
degenerirte und verdichtete Streifen und, längs deren Mitte, feine 
Gänge als lichtere Streifen entdeckt, in welchen sich Insekten - Larven, 
wie heutzutage die der Tineen, aufgehalten baben müssen (Tf. I. Fg. 
3, 4): ein Anzeigen vom Vorhandenseyu von Thieren, deren körperliche 
Überreste selbst man in der Steinkohlen-Formation noch nicht nachzuweisen 
vermochte, wie das neuerlich mit den 'Fhierfährten der Fall ist, Diese 
Palmenreste, mit ihrer zarten Oberhaut so deutlich erhalten, sind ge- 
wiss nicht durch tropische Meerresströmungen einst nach Böhmen ge- 
führt worden, (S. 23 und 34—35), = 


Dass auch: die aufrecht im Gebirg stehenden Baumstämme an Ort 
und Stelle gewachsen seyen, geht nicht allein aus ihrer Stellung und 
ihrem Erhaltenseyn, sondern auch aus dem Umstand hervor , dass sie 
oft an der Stelle der Rinde sowohl als in ihrem Inneren — sie waren 
daher allmählich hohl geworden — einen Schieferthon mit vielen zar- 
ten Pflanuzenresten durchmengt wahrnehmen lassen. Das Museum be- 
sitzt solche Stämme von Cycadites Cordai mit 10° — 12‘ Durchmes- 
ser, in welchen andere bis 1°’ dicke Theile von Monokotyledonen (Cyec. 
involutus, Poacites tenuinervis, Fahren-Reste, Karpolithen) 
eingeschlossen liegen. (Taf. I, Fg. 1, 2, ?S. 24 und 35). 


Ferner hat das Museum eine merkwürdige Calamopora aus dem 
körnigen Übergangskalk von Beraun erhalten, die sich durch. ihre 
von Eisenoxyd versehiedenartig gefärbten, regelmässig konzentrischen La- 
gen, durch die Dornen-artigen in die Zellen hineinstehenden Verbindungs- 
Poren u. a. Merkmale von den übrigen bekanuten Arten unterscheidet 
(Taf. U, Fg. 1, 5), wesshalb StTEernBers den Namen C, acanthopora 
dafür verschlägt (S. 26). Corpıa gibt dazu eine ausführlichere Beschrei- 
bung und Diagnose: C. pulvinata, late adnata, zonis concentricis la- 
tis ornata ;. tubulis hexagonis, intus poris lateralibus subuliformibus 
convergentibus, adscendentibus , acutis; diaphragmatibus conveziusculis 
et inter se approximatis. Die Röhren sind regelmässiger. und schär- 
fer sechskantig, aber kleiner, als bei. C. polymorpha und C. fa- 
vosa. Zwischen den einzelnen Röhren ist noch immer ein feiner 
mit Kalk erfüllter Zwischenraum. Höhe 130, Durchmesser 70° 
Paris. (S. 37—38), 


Pu. Grey Esertox: über die Knochenhöhlen am Harz und in 
Franken, vorgeles, b. d. Lond. geolog. Soc. 1834, 21. Juni (Lond. a. 
Edinb. philos. Magaz. 1834; V, 296—297). Der Verfasser besuchte 
mit Lord Core mehrere der erwähnten Höhlen , und theilt nun ein voll. 
ständiges Verzeichuiss der vielen dort gesaumelten Knochen mit. Die 
Muggendorfer Hüblen werden jetzt so bewacht, dass es fast unmöglich 
ist, etwas von da zu erhalten. Was er 1829 über die Zerstörung des 


— 629 — 


Kuhlochs und der Rabensteiner Höhle gemeld-t, wird bestätigt, doch 
ist sie zu einer Zeit erfolgt, wo der Baron von RaBEnsTEin- von Hause 
abwesend war. Ausserdem hat er das Zahnloch , die Scharzfelder und 
die Baumanns-Höhle besehen. Jede der von ihm besuchten Höhlen hat 
ihm auch neue Gebeine von Ferkeln , Vögeln, Hunden, Füchsen und 
Wiederkäuern geliefert ; die Scharzfelder-, Baumanns- und Gatlenreu- 
ther - Höhle und das Zahnloch haben auch Trümmer roher Töpferwaare 
gegeben, die Rabensteiner aber alte Münzen und eisernen Hausrath von 
sehr alter und unvollendeter Form. Die Knochen der Gailenreuther 
Höhle zeigten keine andern Spuren von Bewegung, als solche schwache, 
welche sie als Spielzeug junger Bären erhalten haben mögen. Dieselbe 
Höhle hat ihm 2 Carpus- , 1 Metacarpus-, 1 Metatarsus-Bein und einen 
Theil des Brustbeins von Bären geliefert, welche alle zur Ergänzung 
von Cuvıer’s Beschreibung seines Skelettes dienen können; ferner den 
breiten Schneidezahn der rechten Seite von neunzig verschieden Indivi- 
duen jedes Alters; keiner der vielen Oberarmknochen von diesen ver- 
schiedenen Lokalitäten zeigte die Durchbohrung für die Cubital - Arterie 
am Condylus; unter 36 eigenen und einer noch grössern Menge von 
Schädeln in: Coze’s Sammlung ist keiner, woran die mindeste Spur 
des kleinen vordern Lückenzahnes sichtbar wäre. 

Die Gailenreuther Höhle hat Knochen von Felis, Canis, Vul- 
pes, Hyaena und Gulo; das Kuhloch von Hyaena, Canis, Vul- 
pes und Rhinoceros; die Scharzfelder Höhle von Felis und 
Canis und die Baumanns-Höhle von Felis geliefert. 


Vorrzz: über die Beziehungen der Belemniten mit 
den übrigen innern Schaalen von Cephalopdoden 
(P’ Institut 1836, Nr. 157). Vergleicht man die eben genannten Theile 
(derjenigen Arten, welche in des Vfs. grosser Abhandlung über Belem- 
nıten noch nicht berührt worden) mit den Belemniten ‚so kaun man sie 
in folgender Art charakterisiren : 

Loligo sagittata hat keine Scheide, wohl aber einen Alveo- 
liten, welcher hornartig ist mit ausserordentlich verlängerter Rücken- 
Gegend, schwach verlängerten Hyperbolar-Gegenden, sehr verkümmerter 
Bauchgegend und ebeufalls nur schwach angedeutetem Alveolen - Kegel 
chne Kammern. 

Loligo vulgaris hat auch keine Scheide und nur einen un- 
vollständigen Alveoliten, welcher hornartig, mit ausserordentlich ver- 
„längerter Rücken - Gegend, stark entwickelten Hyperbolar - Gegenden 
versehen, aber ohne Bauch-Gegend, Alveolen-Kegel und Kammern ist. 

Teudopsis Bollensis VorLrz (— Zırr. Tf. XXXVII, Fg. 1) 
hat keine Scheide, und einen hornartigen, nur sehr unvollständigen 
Alveoliten, dessen Rückengegend ausserordentlich. schmal, aber sehr 
verlängert, dessen Hyperbolar - Gegenden zumal in ihrem unteren oder 


— 60 — 


hinteren Theile sehr verläiwgert sind und dessen Bauchgegend und Kam- 
mern gänzlich fehlen. | | 
Onychoteuthis angusta Münst. ist nur eine hornartige 
Leiste, völlig analog der Dorsal- Gegend von Loligo sagittatus 
und den Belemniten, ohne alle Hyperbolar- Gegend, im Gegensatze von 
Teudopsis. Auch sind die Vorderränder noch in Form einer abge- 
stutzten Spitze, die den Schwibbogen-Linien der Belemniten entspricht; 
die Seitenränder sind starke Rippen, wie bei L. sagittata, 
Octopus hat noch schwache Überreste einer Schaale, welche 
Onychoteuthis angusta analog ist, nämlich: nur zwei lange zy- 
lindrische hornartige Stücke im Rückensack eingeschlossen, in derselben 
Lage, wie die Seitentheile der Rücken - Gegend bei Loligo, mithin 
den Asymtoten entsprechend, ohne Hyperbolar- und Bauch - Gegend und 
ohne Scheide und Kegel. 
Bei den folgenden ist der Alveolit mit Kammern und Siphon stets 
ganz erhalten. . 
Bei Orthocera existirt noch allein der hintere Theil der Scheide 
zunächst der Spitze, der aber selten erhalten und im Strasburger Mu- 
seum nur an einem Exemplar von Lascastel in den Pyrenäen zu beob- 
achten ist, und zwar bloss als eine dichte oder krystallinische Kalkmasse 
ohne Faser- und Tuten-Gefüge. Die Alveole ist wie bei den Belemni- 
ten, aber viel mehr verlängert; der Siphon ist bald zentral, bald am 
Bauchrande, bald nur einfach exzentrisch , jedoch nie dorsal, und ist im 
Übrigen wie bei Spirula und Nautilus beschaffen, jedoch im Ge- 
gensatze des letztern ununterbrochen und ohne Verbindung mit der 
Höhle der Kammern, so dass das Thier kein Wasser in diese treiben 
und aus ihnen ziehen konnte. Die Hyperbolar - Gegend existirt hier 
nicht; jedoch unterscheidet man auch nicht bestimmt, ob der Alveolit 
durch die Bauch- oder die Rücken - Gegend gebildet ist. Da man aber 
oft auf der dem Siphon entgegengesetzten Seite eine nach vorn gewölbte 
Queerstreifung wahrnimmt, so scheint die Rücken - Gegend die Bildung 
zu veranlassen. | 


£ IV. Verschiedenes. 


Browse: über einen sonderbaren Eindruck in Marmor 
(Sı.uın. Americ. Journ. of Science. 1831, Januar, XIX, 361). Zwölf 
Meil. N.W. von Philadelphia ist ein, Herrn Henperson gehöriger Mar- 
morbruch in Urkalk, welcher von Philadelphi« aus nach Gneiss, Glim- 
werschiefer, Horublende, Talkschiefer , Urthonschiefer und etwas Eurit 
folgt. Im November 1829 wurde ein über 30 Kubikfuss grosser Mar- 
morblock aus 60°—70° Tiefe gewonnen und zur Marmor- Sägemühle ge- 
bracht. Als man hier eine 3° breite und 6° lange Platte davon abgesägt 


— 631 — 


hatte, nahm man auf der hiedurch entstandenen Fläche eine 14‘ lange 
und 3° hohe vertiefte Stelle wahr, worin sich zwei erhabene Schiffern 
wi nebenstehender Figur zeigten. So- _ ei a 
gle , wurden einige der angesehensten Gent- 

lemen von Norristvown (wo die Mühle war) 

herbeigerufen, um von dieser sonderbaren 

Erscheinung Kenntniss zu nehmen und zu 

bezeugen, dass jene Schiffern nicht erst - ErEEEu. 


nach dem Schnitte ausgehauen worden seyen. [Diese Erscheinung er- 
innert an den Fuss-Eindruck in Übergangskalk.] 


MARCEL DE Serres: Notiz über die artesischen Brunnen 
im Süden von Frankreich (Memoir. de la Soc. roy. de Lilie pour 
1829 — 1830). 


MARCEL DE Serres: Beobachtungen über die artesischen 
Brunnen, welche neuerlich im Becken von Roussillon oder 
den Ost-Pyrenäien gebohrt werden (>> Bulletin geol. 1834, IV, 
213 — 217). In der Ebene von Roussillon liegen unter mehr oder min- 
der beträchtlichen Alluvionen tertiäre Gesteine, unter welche sich die 
Übergangs - Schichten der: benachbarten Gebirge hinabsenken. Viele 
Quellen kommen darin natürlich zu Tage. Man erhielt im Jahre 1833 
in 3 verschiedenen Bohrlöchern nur lauter sehr reines vortrefflliches 
Wasser. Das Wasser stieg über das Bohrloch von 


Bages, I, aus 25m98 Tiefe mit 15°80.C. 
— I, — 47mı0 — — 17°10, bis ungefähr 50’. 
 Rivesaltes, Il, — 52230 — — 1710, — —_ 15°, 


Das zweite Bohrloch ist 4’’ weit, lieferte täglich 2880°m. und dringt 
einige Fuss tief in den Übergangs-Thonschiefer ein. Im dritten stürzte 
das Bohrgestänge bei der angegebenen Tiefe plötzlich um 6°—7’ hinab 
und das Wasser quoli hervor; es gibt ungefähr 1300Cm. täglich, und 
verursachte nur 380 Frances Kosten. — Der Verf. leitet das Wasser aus 
dem obern Theile des Bodens von Infiltrationen ab; nimmt aber an, 
dass jenes in grösserer Tiefe das Wasser der „couches aquiferes“ seye, 
welche in der Reihe der Felsschichten eine genauere Bestimmung ver- 
dienten: ihr Wasser war: „der Überrest jener Wasser - Masse, welche 
die Sedimentär- Gebirge gelöst gehalten hatte“, und ist daher unver- 
siegbar [!]. | 


Nach H£rıcart DE Tuury (Bull. geol. 1834, IV, 217) hat auch 
Tours, dessen bisherige Quellen im Sommer oft ganz versiegten, neuer- 
lich vier artesische Brunnen erhalten, wovon der erste 30,000, der zweite 
75,000, der dritte 173,000, der vierte 1,500,000 Litres Wasser in 24 
Stunden gibt, so dass 149 Litres auf jeden Einwohner kommen. Im 


— 632 — 


letzten Bohrloch steigt das Wasser bis 27m über den Spiegel der Loire 


und 4—5n über dem Boden. 
ee 


Lavısı: Analyse des Wassers von St. Genis, um dessen 
lod-Gehalt zu bestimmen (Memor. Accad. Torin. 1833, XXXFYI, 
19—32). Diese Quelle, seit lange als Heilquelle benutzt, kömmt am 
Fusse einer Anhöhe , Castagneto genannt, bei Chivasso 4 Stunden öst- 
lich von Turin zum Vorschein, und hat noch eine andere, quantitativ 
und qualitativ schwächere neben sich. Ihre Temperatur (im offenen 
Becken) war 5° R., während die Atmosphäre —+ 9° zeigte. Mit ihr 
treten fast periodisch Blasen vou Luft aus dem Felsen hervor, welche 
aus hydrosulphursaurem , kohlensaurem und Stick-Gas (ohne Sauerstoff- 
Gas) besteht und bei ruhigem Stehen des Wassers im ersten Behält- 
nisse die Absetzung eines Häutchens über demselben von sehr weissem 
Schwefel- Hydrat, am Boden eines zweiten grösseren Beckens aber und 
auf dem Wege dahin die eines Schlammes veranlasst , aus welchem zu- 
weilen eine Menge von Hydrosulphur - Gas, wahrscheinlich mit Kohlen- 
wasserstoff-Gas aufsteigt. Übrigens ist das Wasser helle, etwas salzig 
schmeckend und sehr stark nach Schwefelleber riechend. Das in einer 
geschlossenen Flasche zu medizinischem Gebrauche aufbewahrt gewe- 
sene Wasser gab durch Kochen Gas von sich, welches auf: 1 Lätre 
Wasser 42 kubische Zentimeter bei 73° R. und unter einem Barometer- 
Druck von 0m,743 betrug und aus 19,5 kohlensaurem, 5,0 Schwefel- 
wasserstoff- und 17,5 Stick - Gas zusammengesetzt war. Ein Deecalitre 
Wasser gab durch Abdunsten und Trocknen bei 80° R. 3,0200 Deca- 
grammes wasserfreies Salz, weiches zusammengesetzt ist aus: 

Kieselerde . .. .- „050084 
Kisenoxyd). „...”. : ;7 ..20/002% 
Alaunerde . x . 2... 0,0005 
Kohiensaurem Kalk . . 0,0177 
Iod-Natronium „ . . . 0,0045 
Schwefels. Natron . . 0,0050 
Unterkohlens. Natron . 0,0905 
Chlor-Natroniuum . . . 0,6965 
Wasser; ars rt 0 4 150,155 
auf Verlust . . . » » 0,0197 


1,0000 


J. Kenrick : über die Griechischen Überlieferungen von der 
Erdfluth (Lond. a. Edinb. philos. Magaz. 1834, IV, 414—420, und 
V,25—33). Bei den ältern Griechischen Schriftstellern findet man nur 
über die Deukarıon’sche und Ogxe’sche Fluth ausdrückliche Erwähnung. 
Von Devxauıon ist bei Homer vie die Rede. — Hezsıopus erwähnt sei- 
ner kaum (Il, 136); Straso (VII, 466), Dıionysıys von Halicarnassus 


der Scholiast des Arorronıus Rnopıus (IV, 266), Heroporus (I, 56), 
Constantin PorenvRrocsnıtus und Tuuvcypınzes gedenken seiner nur 
als eines Patriarchen oder Fürsten, der mit seinen Nachkommen in 
Thessalien (oder in Epirus und Macedonien etc.) herrschte, ohne alle 
Beziehung zu einer Fluth. — Nach ArorLoporus rettete sich DEUKALION 
(der Sohn des Promerneus, welcher die ersten Menschen aus Erde und 
Wasser gebildet) und PyrrnaA in eine Arche, während Jupiter Regen 
vom Himmel sandte, um das bereits verdorbene Geschlecht zu zerstören, 
bis auf Wenige, die nach den Hochgebirgen entkamen. Die Arche lan- 
dete später am Parnass, und das Menschen - Geschlecht wurde theils 
durch Devxarıon’s Kinder (HELLEN), theils aus den von ihm und PrrrHa 
zurückgeworfenen Steinen wieder hergestellt. — Von späteren Dichtern 
bis zum 5ten Jahrhundert vor CurısTus gedenken nur noch HerraAnıcus 
(IX, 60, ed. Böckn, wornach die Arche am Othrys in Tbessalien landete) 
und Pınoar (Ode an Ernırmostus) seiner in dieser Beziehung. Praro 
(im Tımaevus III, 21) führt ihn in gleicher Absicht an, gedenkt aber 
auch der Äyyptischen Sage (welche auch die Hindoos haben), dass 
durch Wasser und Feuer das Menschen-Geschlecht schon öfters bis auf 
Wenige vertilgt worden, welche Ansicht er auch anderwärts („Gesetze“ 
IIL, zu Anfang) anführt. Cuvıer hat daher Unrecht zu behaupten (Dis- 
cours p. 86, Note), dass Praro die Drukarıon’sche Fluth als eine einzige 
und allgemeine angesehen, da er der Osyg’schen nicht erwähne; — 
obschon ARISTOTELES es zuerst ausdrücklich sagt (Meteorol. I, 14), dass 
dieselbe nur eine der Regen-Fluthen gewesen, wie sie sich öfters bald 
da bald dort ereignen, welche dann diessmal Epirus betroffen. — Spätere 
Schriftsteller, wie Pruraren, Lvcran u. s. w. mischen dieser Überliefe- 
rung immer mehr Umstände bei, welche sie aus den Sagen Assatischer 
Völker entnommen, welche mehr der christlichen Sündfluth entsprechen. 

Der Name Ocvszs, eines Königs von Attica, kommt in keinem uns 
hinterbliebenen Schriftsteller bis zur Zeit des ALEXANDER vor, und das 
Meiste von ihm erfahren wir aus christlichen Autoren, wie z. B. Euse- 
Bıus (Praep. ewang. X, p. 10, 119 et 281 ed. Bonn.) nach AcusıLaus, 
Dem Verf. aber scheint Ocxwszes und dessen Fluth vielmehr Böotien 
anzugehören. 

Für die Sage von der Devxarıon’schen Fluth sind drei Erklärun- 
gen möglich. Entweder die Ahnen der Hellenen brachten eine Nach- 
richt von der Noan’schen Fluth aus Asien mit, und versetzten sie in ihr 
neues Vaterland T’hessalien. Die Noan’sche Fluth aber soll 2300 oder 
gar 35,000 (Septuagint.) J. vor Curıstus Statt gefunden haben, während 
man die Sage von der Deuxarıon’schen erst 5 Jahrhunderte v. Cn. findet; 
nun aber ist es nicht wahrscheinlich, dass die Griechen diese Sage so 
lange bewahrt haben sollten, ohne dass ihrer in Schriften erwähnt 
wurde. Oder es hat wirklich eine solche Fluth in Thessalien Statt ge- 
funden; — wie aber könnte die Arche auf den Parnass gehoben worden 
seyn, obne dass ganz Griechenland u. s. w. hiedurch überschwemmt 
wurde, wovon doch (diess musste sich wenigstens 15 Jahrhunderte v. 


— 


Ca. ereignen) sonst keine Nachricht geblieben ist. Endlich diese Fluth 
könnte eine blosse Überschwemmung durch das Austreten einiger Flüsse 
gewesen seyn: und dieses ist das wahrscheinlichste. Denu schon die 
Morayshirer Überschwemmung würde den Griechen als kararAvouös 
gegolten haben, und zu einer solchen Überschwemmung dürfte das vom 
Hochgebirge umgebene Thessalien, woraus alle Wasser nur durch Tempe 
abfliessen können, zur Zeit ehe dieses geöffnet war ‘(denn nach Hero- 
por VII, 129 war ganz Thessalien vordem ein See), sehr geeignet ge- 
wesen seyn, und alle die übertriebenen Nachrichten mögen erst während 
der allmählichen Überlieferung der Sage hinzu gekommen seyn. Eben 
so verhält es sich mit der Ocye’schen Fluth in Böotien, dessen Haupt- 
fluss Kephisus sich in den See Kopais ergiesst, der nur einen unter- 
irdischen Abzug in den Eurypus bei Larymna hat. Dieser Abfluss 
verstopfte sich öfters, und einmal liess ihn ALEXANDER durch Krartzs 
von Chalcis wieder öffnen, wodurch ein ganzer Landstrich trocken wurde 
und Theile überschwemmter Städte wieder hervorkamen. _ 
P 

> 

Yıres: Magnetismus zu Magnesia (Cambridge Phil. Societ. 
> BercHaus Annal. 1834 Januar, IX, 351 — 352). Als die Gesell- 
“ schaft den Schiossberg von Magnesia , in der Kette des Sipylus, be- 
stieg, bemerkte sie eine östliche Abweichung des Kompasses, welche 
mit jedem Schritte, bis zu 56°, zunahm, vor ‚der Erreichung des Gipfels 
aber wieder zurückzugehen anfing. Man folgte auf dem Rückwege der 
Richtung, wohin die Nadel gezogen wurde, und sah dereu Abweichung 
endlich wieder abnehmen , woraus man folgerte, dass man den anzie- 
henden Gegenstand schon überschritten hatte. Man gewahrte nun hinter 
sich eine Masse dunkler Felsen. Setzte man den Kompass auf diese 
Felsen , oder an den Fuss auf dem Boden von ihnen entfernt, so zit- 
terte augenblicklich die Nadel heftig und senkte sich mit der Spitze 
steil nach unten, ohne — an jener letzteren Stelle — nach dem Felsen 
hinzuweisen. Der Anziehungs-Punkt muss daher unter dem Boden seyn. 
(Gn der That konnte in einem mit nach Hause genommenen Stücke 
jener Felsen nicht die geringste magnetische Kraft entdeckt werden). 
Mit jedem weitern Schritte auf dem Heimwege kehrte die Nadel wieder 
mehr zu ihrer normalen Richtung zurück. — Ein Schiffs - Kompass 
später nach jener Stelle gebracht , zeigte erst nach verschiedenen Stei- 
nen hin, verlor aber bald darauf seine Kraft gänzlich. Die Gesteine 
der ganzen Gegend enthalten viel Eisen auf allen Oxydations - Stufen. 
Nach CuissuLL (1747) war die Gegend früher wegen des häufigen Vor- 
kommens des Magnetsteins berühmt, obschon derselbe nach Prinıus we- 
niger Auziehungs - Kraft als in andern Gegenden besitzen sollte. Von 
dieser Stadt also hat, wie Lucrrrıus bemerkt, der Stein wohl seinen 
Namen erhalten. 


Monographie des Chabasits, 


von 
Herrn Dr. Fr. TAamNAU 


in Berlin. 


—_—- 


Ein älterer Französischer Naturforscher, Bose p’Anriıc, 
war der erste, der den Chabasit als eigenthümliche Spezies 
des Mineralreichs unterschied und ihm den Namen Chabasie 
beilegte. Er kannte nur die Krystalle von Oberstein und 
wählte den Namen auf eine etwas willkürliche Weise nach 
dem Griechischen Wort xaßaoıov, — nach Andern xakaoıog, 
— das in den Gedichten des Orpheus (Zithie. 752) vor- 
kommt und den Namen irgend eines Steines, gewiss aber 
nicht den unseres heutigen Chabasits bedeutet. Der Name 
Chabasie, zuerst von den Französischen Mineralogen ange- 
nommen, ging schon zu Werrxers Zeiten in die Deutsche 
Nomenklatur über, erlitt jedoch manchfache Veränderungen 
und Verstümmelungen, und aus Chabasie wurde nach und nach 
Chabasin, Chabasit, Schabasit, Schabazit. — Ich schreibe 
Chabasit, weil mir diese Schreibart die jetzt in Deutschland 
am meisten angenommene zu seyn scheint. 

Synon: Würfelzeolith, Kubizit der ältern Deutschen Mi- 
neralogen. 
Kuboizit. Weıss, GLockeEr, 
Schabasit, Schabazit ‚Werner, Hormann. 
Chabasin, Karsten, Hausmann, Havy. 
Jahrgang 1836. 41 


ud Et 


Synon: Chabasie. v. LEeoxnaro, Hauv, Pritvirs, NEoKER ete, 
Rhomboedrischer Kuphon-Spath. Mons, 
Trimetrischer Chabasit, Brrırmaupr. 
Rhomboidal-Zeolite von Chabasit. Jamzson, 
Rhombohedral Komphone Spar. — Mons, HaınDınGEr, 


Zevlite eubique, — Zeolite en cubes der älteren 
Franzosen. 
Cabasia — der Italiener. 


Ausser den verschiedenen Hand- und Lehrbüchern, von 


_ denen ich vor allen andern die bekannten Werke von Mons, 


v. Leonnard und Phırtips benutzte, und die ich hier wohl 


nicht weiter aufzuführen brauche, sind früher oder später 


verschiedene Aufsätze und Abhandlungen über den Chaba- 


sit erschienen. 


Die bemerkenswerthesten darunter würden folgende seyn 
(vgl. v. Leonmarn’s Handbuch 8. 198, 199): 
Fausas St. Fonp Mineralogie des Volcans, p. 196. 


» » 


» 


DELAMKETHERIE . 


Bosc p ÄAnrtıe 


BERNHARDI , 


Weiss’ 


3° 


* 


. 


+ 


Volcans du Vivarais a. m. Ö. 
Theorie de la terre 1, 374. 
Juurnal d’histoire naturelle 1, 181. 


. SCHWEIGGERs Journal VI, 343. 


[2 


VAUQUELIN.. . . 


BERZELIUS . 


„» > 
Du Menır . 
ÄRFVEDSoN . 
HorFMANN.. 


a IE 


TosnkL,.ı,% 


- » 


Magazin der Berliner Gesellschaft na- 
turforschender Freunde, VII, 181. 

AÄnnales des mines IX, 333. 

Afhandlingar i Fysik Vi, 193. 


. Zeitschrift für Mineralogie Il, 424. 
. Chemische Forschungen, 99. 
‚ Berzerıus Arsberettelser 1823, 8. 155. 


“ 


* 


Possznnorrrs Annalen XXV, 495. 

Beiträge zur Kenntniss des Böhmischen 
Mineralreichs, im Böhmischen Museum. 

Lond. and. Edinb. philos. Magaz. 


Die Krystallform des Chabasits gehört, wie zur Genüge 
bekannt ist, demjenigen Krystallsystem an, welches Mous das 
rhomboedrische, Weiss das drei- und -dreigliedrige nennt. 


- @ -/637 


Die Grundgestalt ist ein Rhomboeder Fig. 1, dessen 
Winkel nach den verschiedenen Messungen verschieden an- 
gegeben werden. Die Axenkante a ist = 

930 48' nach Havy, dem v. Leonnarp und Mons in 
ihren früheren Werken folgten. Da Hauy's 
Messungen mit dem Anlege - Goniometer ge- 
macht sind, so dürften sie unfehlbar weniger 

| Genauigkeit besitzen, als die folgenden. | 

94° 46’ nach Priruips und Haıpınger, deren Angaben 
BEUDANT, NECKER, GLOocKER u, Ss. w. ange- 
nommen haben. | 

949 24' 40° 

‚ \nach BrEITHAUTT. 
94° 24° 0 der von ÜÖberstein 
95° (annähernd) nach Naumann. 


‘ Der Chabasit erscheint höchst selten oder nie in Kry- 
stallen, deren Flächen glatt genug wären, nm eine Messung 
mit dem Reflexions-Goniometer mit vollkommener Genauigkeit 
zu gestatten. Ich habe die besten Krystalle, deren ich hab- 
haft werden konnte, mit um so grösserer Sorgfalt gemessen, 
da die verschiedene chemische Zusammensetzung dieses Fos- 
sils es nicht unwahrscheinlich macht, dass auch in den Ab- 
messungen Verschiedenheiten vorkommen dürften. Ich muss 
indessen gestehen, dass diese mehrfach wiederholten Messun- 
gen an ein und demselben Krystall so verschieden ausfielen, 
dass ich kaum wagen darf, sie auch nur für Annäherungen 
auszugeben. Nach einem Durchschnitt, von drei verschiede- 
nen Messungen berechnet, fand ich den oben bemerkten 
Winkel: 

94° 36’ an einem Krystall von Kilmalcolm. 

940 58 „ ' ,„ » „ Hübendörfel. 

950 2% „ „ » » Fassa. 

Bei den folgenden Berechnungen habe ich indessen keine 
dieser Messungen, sondern die Angaben von PaıuLips und 
Hamınger zum Grunde gelegt uud mithin jenen Win- 


kel als: 


ar w 


re 


949 46’ 
angenommen. 
Setzt man nach der Weise von Mous die Axe des 
Grund - Rhomboeders = a, die Seite der horizontalen Pro- 
jeetion aber = 1, so ergibt sich. aus obigem Winkel: 


a = Y*' 3,538 ”). 

Nennt man ferner den Winkel der Axenkante «, den 
Winkel der Rhomboeder-Kante ß, den ebenen Winkel an 
der Spitze des Rhomboeders y, und den ebenen Winkel zwi- 
schen der Rhomboeder-Kante und der Axenkante 8 (s. Fg.1) 
und bedient man sich der bekannten von Mons gegebenen 
Formeln, wonach 

ERETE 
4a? + 9 
und 
2a? — 9 
2(a” + 9) 
so erhält man als Abmessungen des Grund-Rhomboeders 
« = 94° 46‘, — den gemessenen und zum Grunde 


co y = 


gelegten Winkel. 
9 = 94% 24' 
und hieraus als Complement-Winkel: 
B = 85° 14' 
6 = 85° 56’. 
Die bisher am Chabasit beobachteten Flächen sind fol- | 
gende: 


Bezeichnung nach: 


Mons. Weiss. Naumann. In den Figuren. 

” ea “ R. P. 

R—ı AR De .) — ıR. n.  ) Rhomboeder. 
nd (ea — 2 R a 


*) Vergl. Treatise on Mineralogy by Fr. Mous,  translated by W. 
Harpınesa Vol. II, S. 232. 


Mine: Weıss. Naumann. In den Figuren. 


2 2 i 
KR 2 P. t. Pyramide. 


a} 
Pl 
eV} 
Alm 
e} 
Nı/ 


Be 2).® € %,) ı R® 0. [ Skalenoe- 


1 
2.5 
18 g der. 
18 (P _o,>f 3R.5 ; 
ee —2)7 (120) 1 Rd: i 


ee .2.0 (> 5% m} CO P.2 w Prisma. 


Die Fläche P erscheint an allen Orten; n und r sind 
häufig, unter vielen andern Fundorten kenne ich sie von 
Rübendörfel, von Öberstein, von Kilmalcolm und von den 
Füröern; i erscheint nicht selten, am deutlichsten habe ich 
sie am Stücken von Kilmalcolm ünd aus Böhmen beobachtet; 
u ist sehr selten und ist mir nur an Zwillings - Krystallen 
vom Giants Causeway und an einfachen Gestalten aus Island 
vorgekommen. Die Fläche t habe ich nur an kleinen Zwil- 
lingskrystallen aus dem Westerwalde gesehen, hier aber 
recht deutlich; o endlich erscheint höchst selten an kleinen 
Krystallen aus Böhmen. 

Die oben angegebenen Ausdrücke für die beiden Skale- 
noeder sind’ nur als Anäherungen zu betrachten, da es 
mir.Bisher unmöglich war, einen doppelten Parallelismus der 
Kanten wahrzunehnien, die Messüngen aber sich nicht mit 
ünbedingter Genauigkeit nehmen’ liessen. — i erscheint in 
der Resel nur als eine federärtige Streifung des Grund- 
Rhomboeders, s. Fg. 28; ich’ habe sie indessen einigemal so 
deutlich’ beobachtet, dass mir über die Wirklichkeit dersel- 
ben’ kein Zweifel geblieben ist. — Piirtıps und Haiınger 
geben die Abinessungen dieses Skalenoeders annäherungsweise 
zu 1733° für die stumpfe, und 1031‘ für die scharfe Axen- 
Kahte riach' den von’ ihnen gemachten Messungen. Die Fläche 
d Em ae train ileiitisch n ee En von ZiPPE er 


Ausdruck bekannt ro ist. 


— 6383 0 — 
PR, Fläche P erscheint theils glatt, theils gestreift. 


» ER 5 jederzeit gestreift parallel ihren 
Kombinations-Kanten mit P. 
Pr » nn » wie die vorige. 
” BERG. 2 immer glatt. 
» t. » glatt, aber matt, 
». 0. “ glatt. 
| » ein, “ immer gestreift parallel ihren Kom- 


binations-Kanten mit n, 

Zwillings-Gestalten finden sich am Chabasit ungemein 
häufig, und sie erscheinen nach zwei verschiedenen Gesetzen. 
Es ist nämlich entweder | 

a) Die Zusammensetzungsfläche parallel einer Fläche des 
Grund-Rhomboeders R, die Axe der Umdrehung senk- 
recht auf dieser Fläche, und der Winkel der Umdre- 
hung = 180°, 

oder: 

b) Die Zusammensetzungsfläche parallel der bisher noch 
nicht beobachteten Fläche P — &% (der gerade ange- 
setzten Endfläche), die Axe der Umdrehung senkrecht 
auf derselben Fläche und der Winkel der Umdrehung 
— 180°, oder, was hier dieselbe Erscheinung gibt = 60°, 
Im ersten Falle, de bei Weitem der seltenere ist 

und mir bisher nur von drei Lokalitäten bekannt wurde, 
setzen die einfachen Gestalten nicht über die Zusammen- 
setzungsfläche hinaus ; im zweiten Fall, der sich ungemein 
häufig findet, geschieht diess jederzeit. 

Das erste dieser Zwillingsgesetze wurde zuerst von 
Mous, — das zweite interessantere aber zuerst von Weiss, 
— vergleiche dessen oben angeführte Abhandlung, — beob- 
achtet und beschrieben. | 

Das erste dieser Gesetze bietet ein Beispiel dar von 
einem — wenn ich mich so ausdrücken darf — Anneinander- 
gewachsenseyn — das zweite von einem Durcheinanderge- 
wachsenseyn — zweier Individuen; — eine Verschiedenheit, 
die man bei so vielen Zwillings - Gestalten wahrnimmt, die 


er 


mir aber eine tiefere Bedeutung zu haben scheint, als man 
ihr gewöhnlich beilegt. — 

Es sind mir in den verschiedenen Sammlungen des 
Kontinents, die ich zu sehen Gelegenheit hatte, folgende 
Kombinationen der genannten Flächen vorgekommen : 

A. Einfache Gestalten und Kombinationen. 

1. R. s. Fg. 1, überall z. B. Füröer , Böhmen u. s. w. 

2.13 (P — 2) 3. Kilmalcolm in Schottland, s. Fg. 2 
3, R-— ıR. s. Fg. 3. unter anderen Oberstein, Rü- 

bendörfel u. s. w. 


4.R,— R+ 1.s. Fg. 4. Schottland. 

5.R. 2 (P— 2) 23.s. Fe. 5. Böhmen, Schottland. 
6. R — 1.%2(P — 2%) 2. s Fe. 6. Böhmen. 
”.R+1%3(P —2 2. s. Fg. 7. Kilmalcolm. 

Ss. R. (P — 2)3. s. Fg. S. Böhmen. | 
9,R—1R.P+ 0 s. Fe. 9. Island. 
10.R.R+1P +0 s. Fa. 10. Island. 
1.R-—-1.R 13 (P — 2) 5. s. Fg. 11, Schottland. 
12.R — ı.R+ 1 '3(P — 2)3.s.Fg, 12. Schott- 


13. R — ı..R.(P — 23, s. Fo 13. Böhmen. 
14.R-—1ıR.R+ 1.s. Fe. 14. Oberstein. 
15. R— ı..RR +1P+ @%,s. Fg. 15. Giants 
Causeway, Island. 
B. Zwillings - Gestalten: 
a) nach dem ersten Gesetz: 
16. R; 2 [R] s. Fg. 16. Fassa Thal, Gustavsberg. 
b) nach dem zweiten Gesetz: 
17. R; 2 [R — 00]. s.Fg. 17. Böhmen, Habessinien ete. 
18. 7 (P. — 2) 3; 2 [R — 00] s. Fg. 18, Schottland. 
19. R— 1.R;2[R — 00] s. Fg. 19. ARübendörfel, 
Oberstein. 
20. R. R-1; 2 [TR — 00, s. Fg. 20. Island, Schottland, 
21. R. 5 (P — 2) 3; 2 IR — 00] s. Fg. 21. Böhmen. 
22.R—-1ı1 3(P—-29)3;2[R — 21 5 Fe. 22. 
u Dühmen. 


— 740 -—— 


23. R.(P— 292°;2 [R — @Q] s. Fg. 23a und 23b, 
Westerwald. 

24.R—ı.R.R-+ 1;2[R — @L s. Fg. 24a und 

24b. Böhmen, Island. 

25: RR+1ı1P + @;2[R — 27 s Fa 3%. 

Island, 
26.R=-1ı.R+1.%3(0eP-2933;2[R—- ©]. 
Fg. 26. Schottland. 
2.R=ı.RR+1L.P+92;%[R— %]% sFg 

27. Giants Causeway, Färver. 

Die Zeichnung der Figuren ist nach der Methode von 
Mons nach den Winkeln gegeben; vgl. Haıpınger’s meister- 
hafte Abhandlung: „Zreatise of the Method of Drawing 
Crystals in True Perspeclive“ in den „Memoirs of the Werne- 
rian Natural History Society“. — Die Figuren Nr. i4, 17 
und 27 sind Haıpınger’s vortrefflichen Zeichnungen entnom- 
men. Bei den complieirteren Gestalten habe ich nur die 
vordere Seite gezeichnet, was übrigens zum Verstehen voll- 
kommen genügend ist. Bei den Zwillings-Kr ystallen pflege ich 
das eine Individuum mit gewöhnlichen, das andere aber mit 
Fraktur-Buchstaben zu bezeichnen, wodurch der Überblick 
sehr erleichtert wird. ie 


Zur Berechnung, der verschiedenen Kanten und Kombi- 
nations-Kanten, so wie der verschiedenen ebenen Winkel 
bediene ich mich theils der bekannten, von Monus gegebenen 
Gleichungen für die Kombinations-Kanten — (vergl. dessen 
Abhandlung: „Gleichungen zur Entwicklung und Berechnung 
zusammengesetzter Krystall-Gestalten ete.“, GıLgerr's Änna- 
len der Physik, Stück 8, Jahrgang 1821), — theils der ge- 
wöhnlichen Formeln der sphärischen Trigonometrie. — (Vgl. 
Mitscaertich: sur la methode de calculer les angles des . 
cristaux et le rapport de position de leurs faces). 


An den umisteherid gegebenen Kombinationen haben die 
vorzüglicheren Winkel folgende Abmessungen : 


a. Kanten-Winkel an Flächen desselben Gipfels: 


oa || n== 125° 18’ s. Fg. 3. 
E37? 23° „ u 3 
ale 1179 235%, „ % 
Beten. P)— 90°, 5, m 
Binz 1039.49... „ 18 
Berner 18. „0 Bi 
Bar n1960 262°, „ia 
U Er A in 
P || Lz (über dem Gipfel) — 
P P 

96° 29’ s. Fe. 1. 

b. Kanten-Winkel 

P || Po 839 31 s Fest 
a BE IL 7 er 5 


P ||n (üb. r)==83° 31’ s.Fg. 15. 


n || on (üb. u)==54°47's.Fg. 9. 
c. Ebene Winkel: 

2 1) 2 111° 27’ s.Fe.15. 

n n 

= 1 2= 124° 161. Fe.15. 

n: P 

n n 

ann 2! 1A El s. Fg. 15. 

- | Tr 5 

F | P_ 94° 24' 5. Fg. 15. 

n n 

& | PB — 1320 48° 5. Fg. 4. 

B r 

> V EP — 139048 5. Fg. 15. 

r . u 

r | re 132° 48' s.Fg. 15. 

u Tr 

ir |] Fo 1370 12' s. Fg. 15. 

u r 


641 


d. Zwillings-Winkel. 


a) nach dem ersten Gesetz: 


P || P'= 171° 48° s. Fg. 16. 


ß) nach dem zweiten Gesetz: 


Be 183° 584 8 Fe. 1X 
BL P/=—= 102° 51° „01% 
u|fu = 180° N 
u’ || u = 180° RR ,  - 


t || t = 180° 


r fi r (über P) = 72° 53' 8. Fe. 4 
r(ju ne 143° 34° „ „ 10 
r|| er = 1379, „ 4 
o|jo — — 1558 98 4:05 198, 
o || o (über n) = 130% 36 „ „ 13% 
o || P = 163° - SE a: 12 
i |[i ee a en 
ı |f ı (über = 1030 21°, 6. 
illn == 141° a0! , „6 
i || i (übern) = 141° 40%’, „ 6. 
t || t —— Taun 5a 7 336 
an Flächen verschiedener Gipfel 
r || r (über u) — 107° 7/5 Fg. 10. 
tiie nn 710 48' „ „ 235; 
P 

nl ei = 94° 24' s. Fg. 5. 

i i 

P | 

2 \|] F— 65° 22’ s. Fe: 4. 

r r | 
A ee re Fg. 4. 

P P 

DT Ze a2 sis). Fi i6 

n P 

3 | En 850 361 5. Fa. 9. 

n u 


s. Fg. 23 b, 
t||t= 719 48 8. Fg. 23 b. 


\ 


— 6423 — 


Ich darf hiebei wohl nicht erst bemerken, dass bei den 
ebenen Winkeln die mit einem ‘ versehenen Flächen sich 
auf den untern Gipfel beziehen. — Bei den Zwillingswinkeln 
bezeichne ich mit P’ || P, i‘ || i‘ u. s. w. die ein- oder aus- 
springenden Winkel, welche in der Ebene des horizontalen 
Durchschnitts liegen, mit P || P, i ||i u. s. f. dagegen 
diejenigen einspringenden und ausspringenden Winkel, die 
gegen die genannte Ebene geneigt erscheinen. 

- Die Theilbarkeit des Chabasits ist von geringer Voll- 
kommenheit, parallel den Flächen des Grund - Rhomboeders. 

Der Chabasit erscheint fast jederzeit in Krystallen; derbe 
Massen von sehr geringem Umfange sind wohl nur da er- 
schienen, wo durch Mangel an Raum oder andere äussere 
Störungen das Krystallisiren verhindert wurde. 

Den optischen Untersuchungen BrEwSsTErs zufolge be- 
steht das Grund - Rhomboeder aus verschiedenen einzelnen 
Körpern, die auf eine merkwürdig symmetrische Weise zu- 
sammengehäuft sind, und von denen jeder 2 Axen doppelter 
Brechung besitzt. Sie sind oft um einen Kern vertheilt, 
der nur eine optische Axe besitzt, die mit der Hauptaxe 
des Rhomboeders zusammenfällt (vgl. Haınıneer, Meneralogy 
by Moas, Vol. II, S. 233). 

Die Härte des Chabasits ist — 4,0 bis 4,5 der Skale 
von Mons. — Er ritzt Flussspath und wird von Apatit ge- 
ritzt. — Wie bei den meisten Mineralien, so sind auch hier 
Härte und spezifisches Gewicht nicht vollkommen konstant, 
sondern veränderlich nach der grösseren oder geringeren 
Frische, nach dem höheren oder geringeren Grade des Um- 
gewandeltseyns der verschiedenen Varietäten. 

Das spezifische Gewicht wird angegeben zu: 

2,100. Krystalle aus Böhmen . Mous. 

©, te . v. LEONHARD. 
u 
2,0 bis 22 2 2 2 2 0.0. Guocker, Naumann. 
Ra 


eu; „ ;,8;, * 
2,094. Krystalle aus Böhmen ,„ Breıruaupr. 


— 643 — 


ei \ei.e, sa NERER, 

2,127 bei70 7'R, von Rübendörfel 

2,112, SP3' „u „ Fassa Ernst Hormann. 
| 2,075 „ 706‘,  „ Parsborough) 

Die Angaben von Havy und PhirLırs beruhen unfehl- 
bar auf einem Beobachtungsfehler, und schwerlich dürfte 
man einen Chabasit finden, dessen Gewicht sich auf 2,7 
erhebt. 

Die Wägungen, die ich selbst anzustellen Gelegenheit 
fand, ergeben: 


an einem an einem 
_ einfachen Krystall: Zwilling : 
2,09 bis 2,14 2,13 bis 2,15 bei S° 2 R. von Rübendörfel. 
Ei 2.07 „ 7°SR. „ der Chdha. 
2,08 „ 2,13 »„ 7 OR. „ Dalsnypen. 
er Y\n 2,08 „ 74R „ Kilmalcolm. 
2,09 7°OR. ,„ Parsborough. 


Verschiedene Krystall- Kombinationen scheinen keinen 
Einfluss auf das spezifische Gewicht zu haben. — Eben so 
wenig scheinen Zwillings- Verwachsungen darauf zu influi- 
ren, — Dass die Grösse des gewogenen Individuums Ein- 
fluss auf das spezifische Gewicht hat, und dass der Grund 
dieser Erscheinung in der grösseren und geringeren Menge 
ganz kleiner eingeschlossenen Lufttheilchen liegt, ist von BEv- 
DANT nachgewiesen worden. 

Der Chabasit ist bei unebenem Bruch spröde und leicht 
zersprengbar. — Der Strich ist weiss. 

Bei vollkommenem Glasglanz ist der Chabasit mehr oder 
minder durchscheinend. — Taucht man weisse, wenig durch- 
scheinende Krystalle in Öl und lässt sie. einige Zeit darin, 
so vermehrt sich der Grad ihrer Durchscheinendheit. 

Die Farbe ist fast immer weiss, nur die Abänderung 
von Parsborough ist roth, die von KÄilmalcolm in seltenen 
‚Fällen röthlich, und die von Zöwenberg, so wie eine Abän- 
derung aus. Nurd- Amerika, — in meiner Sammlung — der 
nähere Fundort ist mir nicht bekannt, — ist gelb. — 


= A — 


Die erste Varietät ist, wie aus der Analyse von Hormann 
hervorgeht, durch Eisenoxyd gefärbt; bei der zweiten und 
dritten ist der färbende Stoff wahrscheinlich ebenfalls Ei- 
sen. — Der Chabasit von Naalsoe erscheint zuweilen grün, 
und die Varietät aus dem Val di Noto in seltenen Fällen 
blau. In beiden Fällen ist die Färbung jedoch nur schein- 
bar. Die kleinen ziemlich klaren Krystalle sitzen in den 
Höhlungen- eines basaltischen Mandelsteins auf einer Unter- 
lage von Grünerde in dem einen, und von Blau-Eisenerde 
in dem andern Falle, erscheinen jedoch ungefärbt, so bald 
man sie von dieser Unterlage trennt. 

Der Chabasit wird weder durch Reiben noch durch 
Erwärmung elektrisch. | 

Säuren äussern keine Wirkung auf denselben. 

Vor dem Löthrohr auf blosser Kohle schmilzt er leicht 
zu weissem Email. 

Die erste chemische Zerlegung des Chabasits verdanken 
wir Vavaverın. Später analysirte Berzerivs die Varietät 
von Gustavsberg und berechnete nach dem Resultat eine 
Formel, die später in Folge der Arbeit von ArFVEDSoN ver- 
worfen wurde. In neuerer Zeit zerlegte Conxer den Chabasit 
von Kilmalcolm und: Ernst Hormann von mehreren anderen 
Lokalitäten, wodurch er bewiess, dass verschiedene Chaba- 
site verschieden zusammengesetzt sind, und dass für einige 
Chabasite die alte von Berzerıus aufgestellte Formel, für 
andere aber die neuere den Arbeiten von ÄRFVEDson ent- 
nommene die richtige sey. 

Das Ergebniss der bisher gemachten iilyech ist fol- 
gendes; 


09°66 € 897. 118 e8‘0° | Trog str | "wpomunry NaNON 
67°66 o8‘0 AR 60° 16‘°8 99°6F 9Y‘79 09°437 | "Ußnouogsand -sI0A 
16‘66 b; 87°0 99°0 °7‘07 07‘07 g9‘gr °g°6r OSSOH -SIodd 
96°66 jr 17°0 v9‘7 g9°6 07°7% sı’8H 1361 | 1aJuopuagny 'NKVKIO LSNUT 
68°66 3 67'717 y £1‘6F L0°6% 06/8 F. +seq -sIaq 
93‘00F x 1) Se 07‘8 0B°77 gs‘8H 87°6 "DSSDY "Nosdaaauy 
43°66 $ 07° 2 LE'6 06°6F ggog 06°%7 | "Baagsanysng "SArTaAZUagL 
19'66 a pE‘6 Tg‘£% 00°77 gg‘ch 99°75 | uueyaqun] "NITEdAVA 
zwung -pÄxouosıy ‘ey "uoneN yrey "Jossu A -[9sory "woyL -Iggıpeyporg on obelihe —— 


RER LETTER ET FETTE TEE PER ET LTE ER ELLET TR TH DI FEUERT I PETE TESTER TRZIT EEE 1 LEEREN TTS ET ET A RE TE LEN. 27 ENTE DE BE TEE TI NT EEE EEE EEE TEE EIER 


— 646 — 


Setzt man bei diesen Analysen die von Vavauzrin als 
' die weniger genaue zurück, und betrachtet man Kalk, Kali 
und Natron als sich ersetzende Bestandtheile, so verhalten 
sich die Sauerstoffgehalte: 
a) in den weniger Kieselerde b) in den mehr Kieselerde 
enthaltenden Chabasiten: enthaltenden Varietäten: 
der Kieselerde = S . . “ru Faiiugi 
» Thonerde =3 . ' ; .=3, 
»„ Kalkerde 


»„ Kali =] . . . ar 
„ Natron | 
des Waserss = 6 . Far OR SE, ° 
und hieraus ergeben sich die beiden aufgestellten chemischen 
Formeln: 
3 
N?) 2 2 3 ÄISi®? + ısH 
Ks 
und 
ü 
N) Si + AS + 6H. 
K 


(Vgl. Ernst Hormann's oben erwähnte Abhandlung.) 

Ob nach dieser verschiedenen Zusammensetzung auch 
Verschiedenheiten in den Winkeln sieh finden dürften und 
danach der Chabasit in zwei verschiedene Mineralien zer- 
fallen müsste, oder ob von diesen Analysen nur die eine 
anzunehmen und die andere zu verwerfen ist, müssen fort- 
gesetzte Untersuchungen lehren. Berzerıus entscheidet sich 
für die erste der von Hormann gegebenen Analysen, und 
der Umstand, dass G. Rose bei den sorgfältigsten Untersu- 
chungen an der Varietät von Parsborough keine Verschie- 
denheit der Winkel fand, spricht für die Annahme von 


BERZELIvUS, 


Nach L. Guerin verhalten sich Kali (Natron und Kalk), 
Thonerde, Kiesel und Wasser = 13,4: 18,9: 47,6 :20,1 


N = 


(s. v. Leosuann a. a. O.), wobei jedoch nicht die erste, 
sondern die zweite der obigen Formeln zum Grunde ge- 
legt ist. 

Chabasit ist mithin ein Bisilikat von Thon, vorherrschend 
verbunden mit einem Bisilikat von Kalk, in welchem der 
Kalk zuweilen durch Natron, Kali oder durch beides ersetzt 
und überdiess mit Wasser verbunden ist. 

Die chemischen Verschiedenheiten scheinen in keinem 
Zusammenhange mit den geognostischen Verhältnissen zu 
stehen, . 

Sollte der grössere oder geringere Gehalt an Kalk wohl 
davon abhängen, ob die beibrechenden Fossilien Kalkspath 
oder Zeolith sind! Es wäre höchst wünschenswerth, dass 
‘ die Varietäten von Obersiein und von Andreasberg, die so 
häufig mit und auf Kalkspath vorkommen, ar ka werden, 
um jene Frage zu ermitteln. 

Die mir bisher bekannt gewordenen Fundorte des Cha- 
basits sind folgende: 

1. Giants Causeway in Irland, und zwar hier an 
mehreren Punkten, namentlich am Port on Spain im Basalt- 
artigen Mandelstein in Drusen mit Zeolith. Die Krystalle 
bis zur Grösse einer Haselnuss. — Die Formen No. 15, 17. 

2. Portrush im nördlichen Irland. — Vorkommen wahr- 
scheinlich wie bei No.-1; ist mir nicht durch Autopsie 
bekannt. 

3. Kilmalcolm in Renfrewshire in Schottland, mit Stilbit 


auf den Klüften eines röthlichen Trapp’s. — Bis zur Grösse 
einer Erbe. Die Formen No. 1, 2, 4, 5, 11, 12, 17, 18, 26. 
| 4. Storr an der Westküste von Schottland ; — ich 


habe diese Varietät nie selbst gesehen. 


5. Glen Farg in Perthshire ‚ im Trapp mit Stilbit en 
Analzim. 

6. Talisker auf der Insel S%ye, mit Stilbit in Si 
Blasenräumen eines braunen Mandelsteins,. Die Gestalten 
No, 1, 17. 

| Jahrgang 1836. 42 


ar" ‚u 


7. Insel Mull 
8. „ . Canna 
0... wu rlalioe Vorkommen wie bei voriger Varietät. 
Ä 10.  ,„  Gomeltra 
. 11.  „..Siaffa | 
12. Husavice in Island. Kleine durchsichtige Krystalle, 
die Höhlungen der fossilen Venus Islandiea ausfüllend. — 
Diese von Arran beschriebene Varietät ist mir nicht durch 
Autopsie bekannt. — Nach andern sollen zwar Kalkspath-, 
aber nicht Chabasit-Krystalle auf diese Weise vorkommen. 
13. in Island. Mit Stilbit in Drusen eines 
 hellbraunen Mandelsteins. Formen 1, 15. 
14, in Island. Ohne Stilbit in den Höhlun- 
gen eines dunkelbraunen Mandelsteins. Die Formen No, 1, 
3,4, 9, 10, 14, 17, 25. 


14, Dal auf Sandde, In den verschiedenen Ge- 
15. Dalsnypen | staltungen der bekannten 
17. Naalsve. Mandelsteine, mit und ohne 


$ er Stilbit ‚Apophyllit, Grünerde 
15. Ridewig auf Osteroe. u. s. w. In sehr verschiede- 


19. Färoe. nen Gestalten, zuweilen bis 
20. Steine. zu 1’ Grösse, 

21. Gustavsberg in Jemtland (Drottning Grufva) mit Stil- 
bit auf Quarz auf den Klüften eines Magneteisensteinlagers. 
Die Formen 1, 16, 17. 

22. Sirgwilz bei Löwenberg in Schlesien. Kleine klare 
gelbliche Krystalle in den Höhlungen eines höchst porösen 
verwitterten Basaltes. Formen 1, 17. 

23. Dembio bei Oppeln. Kleine Krystalle mit Kreutz- 
stein und Mesotyp ($) im Basalt (n. GLockEr). 

24. Rübendörfel bei Aussig in Böhmen. Grosse Drusen 
in grauem Klingstein-Porphyr. Hier die grössten Krystalle, 
die mir vorgekommen sind. Es befinden sich in meiner 
Sammlung Krystalle der Formen No. 1, an denen die Axen- 
kanten über einen Zell lang sind. Die Formen 1, 3, 5, 6, 
11, 12, 14, 17, 21, 22, 24, 24b, 26. 

25. Das sogenannte Lettenbüschel zwischen Markersdorf 


— 649 — 


und Bümisch Kamnitz. Graulichweisse durchscheinende Kry- 
stalle in den Blasenräumen und Klüften des Basalts und 
einer Basalt- artigen sehr thonigen Wacke. Die Formen 1, 
14, 17, 24b. 

26. Der Pihler Berg in Böhmen. Form No. 1; wie 
die vorige Varietät im Basalt. 

27. Der Mühlberg bei Ober- Kreybitz. Ganz kleine 
graulichweisse Krystalle der Form No, 1, die Blasenwände 
eines sehr blasenreichen Basalts überziehend. 

28. Der Kaulner Berg bei Böhmisch Leippa. Sehr 
kleine ungefärbte Krystalle der Form No, 1 mit Mesotyp ($) 
im Basalt. | 

29. Neu Paha, im nördlichen Böhmen im Mandelstein 

30. Lomnilz \ mit Analzim und Heulandit. 

31. Berg Kosakow im Bunzlauer Kreise; auf Ame- 
thyst in hohlen Chalzedon-Kugeln. Form No, 14 *). 

32. Taschow in Böhmen (n. v. Leon.) im Basalt. 

33. Andreasberg am Harz; mit Kalkspath auf Gängen 
im Thonschiefer; die Formen 1, 17. 

34. Oberstein in Zweibrücken auf Kalkspath - Gängen 
und in Chalzedon- und Achat-Kugeln im Mandelstein. Von 
Harmotom, Amethyst, Quarz und Kalkspath begleitet. Die 
Formen. No. 1, 3, 5, 7, 11, 12, 14, 17, 22, 23 b, 26. 

35. Merdenberg bei Linz am Bhein. 

36. Unkel am Rhein. Kleine sehr zierliche Krystalle 
der Formen No, 1, 17, auf Drusen von Stilbit im Basalt. 

37. sStenzelberg im Siebengebirge; im Trachyt “*), 


*) Die Böhmischen Lokalitäten von No. 25 bis 31 sind nach den An- : 
gaben von Zırre a. a. OÖ. gegeben. Es befinden sich in meiner 
Sammlung noch eine grosse Menge Böhmischer Chabasite, bei 
denen andere Fundorte als die oben angeführten angegeben sind, 
z. B. Tetschen, Rumburg, Leitmeritz, Pichlowitz. — Ich habe 
indessen nicht gewagt, diese Lokalitäten ınit aufzuführen , da ich 
für dieselben keine andere Gewährleistung als jene Etiquetten hatte, 


”#), Das Fossil von der Wolkenburg im Siebengebirge, in kleinen weis- 
sen Rhomboedern, kleine Drusen im Trachyt ausfüllend, das ich in 
verschiedenen Sammlungen als Chabasit gefunden habe, und welches 


42 * 


‚38, im Siebengebirge in Basalt. Form, No, 1. 

39. Hartlingen am Westerwald. Grosse Drusen im 
Trachyt mit ausgezeichneten Hornblende - Krystallen. Die 
sehr komplizirten Zwillings - Krystalle oft so durcheinander 
gewachsen, dass es schwer ist, die einzelnen Individuen zu 
unterscheiden. Die Formen 19, 22, 23a, 23b. — Diese 
Varietät kam mir unter dem Namen Amalzim zu. 

40. Willnsdorf am westlichen Abfall der Kalteiche in 
Siegen. 

41. Eschenrode \im Vogelsgebirge; kleine Krystalle kleine 

42. Schotten Drusen bildend in grauem Dolerit. — 

43. Gelnhaar \Formen 1, 17. 

44, Steinheim bei Hanau. Vorkommen ganz wie bei 
Eschenrode. 

45. Breisach 

46. JIhringen am Kaiserstuhl, im Dolerit. 

47, Eichsetten | 

48, Marburg, — der Stempel. — Kleine Krystalle, 
dem Gmelinit sehr ähnlich, mit Kali- Harmotom in grauem 
Basalt. NE 

49. Krater von Euben an der Pferdekuppe im Rhön- 

re Im grauen porösen Basalt. - 
 Abhang der Pferdekuppe gegen Abtsroth hin, in 
ua wackeartigem Gestein. 

51. Monzoniberg im Fassa-Thal, auf Klüften des Diorit. 
Die Formen 1, 16, 17. | 

52. Puferloch unfern der Sesser Alp in Tyrol mit 
Faser-Prehnit. Mir nicht durch Autopsie bekannt, 

53. Klaussen in Tyrol in Chalzedon- Kugeln (vielleicht 
mit Datholith zusammen$). Auch diese Varietät habe ich 
nie gesehen. 

54, Berg Le Palle im Fassa-Thal, auf Analzim. For- 
men 1, 3, 17, 

auch mir unter diesem Namen zugekommen, und lange als solcher in 


meiner Sammlung liegen geblieben war, hat sich bei der Untersu- 
chung als kohlensaurer Kalk zu erkennen gegeben. 


— 651 — 


55. Val di Noto in Sizilien. Sehr kleine durchschei- 
nende Krystalle in den Poren eines basaltischen Mandel- 
steins, zum Theil auf einer Unterlage von Blau -Eisenerde. 
Form No, 1. 

56. Gieshübel bei Schemnitz in Ungarn. Kleine weisse 
Krystalle der Form No. 1. Drusen im Basalt bildend. 

57. Chilka in Sibirien, 150 Werst von Werchnoy Udinsk 
am T'schikoja-Fluss. Drusen bildend in grauem Mandelstein 
mit Stilbit und Analzim. Die Krystalle sind zuweilen über 
14 gross, und zeigen die Formen No. 1, 17. 

55. Umgegend von Poonah in Ostindien. 

59. Ufer des Alaba- Stromes in der Provinz Szımen in 
Habessinien. Weisse Krystalle der Formen 1, 17, in Lava 
(nach Rürrer). 

60. Umgegend von Gondar in Habessinien. Isolirte 
Krystalle der Formen 1, 17; bei der Verwitterung einer 
‘ sehr porösen Lava, in der sie ursprünglich lagen, übrig 
geblieben *). 

61. Insel Bourbon. Im basaltischen Mandelstein; die 
Form No, 1. | 

62. Berg Ounarsorsoak (oder Onarlorsoah) bei Godhavn 
auf Disko-Eiland in Grönland. In schönen einzelnen Kry- 
stallen in grauem Mandelstein mit Stilbit. Formen 1, 17. 

63. Auchparlartoack in Grünland. Drusen im Diorit. 
Die kleinen Krystalle zeigen die Formen 1, 4, 17, 20. 

64. in Grönland. Höchst ähnlich der Varie- 
tät von Kelmalcolm. Auf den Klüften eines röthlichen Trapps 
mit Stilbit. Die Formen 1, 4, 7, 16, 17. 

65. Marmoaze in Canada; ist mir nicht durch Au- 
topsie bekannt. | 

66. Parsborough in Neu- Schottland. Krystalle von 


*) Die Varietäten No. 58 und 59 sind von Rürrer mitgebracht und 
befinden sich im Museum zu Frankfurt, wo Herr H. v. Meyer 
die Güte hatte, mich wit denselben bekannt zu machen. 


eo 


u = 


ziemlich bedeutender Grösse; ausgezeichnet durch ihre rothe 
Farbe. Drusen bildend in einem rothen Porphyr. Die For- 
men 1, 3, 4, 14. | 
67. Deerfield in Mussachusetls. Diese Varietät habe 
ich nie gesehen. Es befindet sich dagegen in meiner Samm- 
lung ein durch gelbe Farbe und durch sein Vorkommen auf 
Glimmerschiefer höchst ausgezeichneter Chabasit. Die Kry- 
stalle zeigen die Form No. 1 und sind von Stilbit begleitet. 
‚Die Etiquette besagt nur: „aus Nord-Amerika“. — Ist diese 
Varietät die von Deerfield? | 
Wirft man einen Blick auf das geognostische Verhalten 
des Chabasits, so sieht man, dass er mit sehr wenigen Aus- 
nahmen ein Produkt plutonischer Erhebungen ist. Fast 
überall erscheint er auf den Klüften und in den Blasen- 
räumen anerkannt vulkanischer Gebirgsmassen, als: Basalt, 
Trachyt, Diorit u. s. w. — Um so merkwürdiger ist es, 
dass er, so wie auch Stilbit, Apophyllit und Harmotom, wenn 
auch nur in seltenen Fällen, auf Gängen erscheint, wie diess 
z. B. zu Andreasberg und zu Gustavsberg der Fall ist. Könnte 
man diess als einen Beweiss der Ausfüllung der Gänge von 
unten ansehen — oder könnte man hieraus vielleicht nur 
schliessen, dass gewisse Spezien der Zeolith- Familie sich 
eben sowohl auf trockenem als auf nassem Wege erzeugen 
können® — Höchst merkwürdig ist es ferner, dass Chabasit 
und Mesotyp nicht zusammen vorzukommen scheinen, und 
dass viele plutonische Gebirgszüge, z. B. die der Auvergne, 
die reich an Mesotyp sind, keinen Chabasit hervorbringen. — 
Freilich führt dagegen GLocker im Basalt von Dembio Cha- 
basit und Mesotyp als zusammenvorkommend auf, und eben 
so Zıppe bei der Varietät von Böhmisch Leippa. — Ob aber 
jene kleinen haarförmigen Krystalle, an denen wohl sehwer- 
lich eine Messung möglich war, mit Bestimmtheit als zum 
Mesotyp gehörig erkannt werden konnten, — dürfte dahin 
gestellt bleiben, 


Ich kann diese Zeilen nieht schliessen, ohne die Frage 
aufzuwerfen, ob es nicht möglich sey, Levyn, Gmelinit, und 
den neuerdings von Breituaupt — nach einer gefälligen 
briefliehen Mittheilung — als eigenthümliche Spezies auf- 
gestellten Phakolith mit dem Chabasit zu einer und dersel- 
ben Spezies zu vereinigen? Die Untersuchungen, die ich 
darüber anzustellen Gelegenheit hatte, und bei denen mein 
hochgeehrter Freund , Herr Prof. G. Rose, die Güte hatte, 
mich auf das Freundlichste zu unterstützen, haben zwar .aus 
Mangel an vollkommen messbaren Kıystallen zu keinem ent- 
schiedenen Resultat geführt; allein sie haben die Möglich- 
keit jener Vereinigung wenigstens sehr wahrscheinlich ge- 
macht. Härte und spezifisches Gewicht weichen bei den 
genannten Spezies nicht mehr von einander ab, als unter 
einzelnen Varietäten des Chabasits. selbst. 


Härte. Spez. Gewicht. 
Levyn . . 4,0 (Haı.) 2,1 (Breıtn.); 2,198 (Connet). 
Gmelint . 4,5 cd.) 2,0—2,1 (d.) j 
Phakolith . ! 2,135 — 2,144 (d.) 


Chabasit s.o. 4,0-4,5 (d.) 2,05-2,11 (ders.) 
Von chemischen Analysen besitzen wir zwei des Levyn, 
die eine von Berzerivs, die andere von ConneL, und zwei 


des Gmelinit, die erste von Vavauzuın, die zweite von Tnom- 
son, Diese Zerlegungen ergaben: 


Kiesel. Thon. Kalk. Kali und Wasser. Manganei- Summa, 
Natron. senoxyd. 
_ _ Levyn von Färoe nach Berzkuıvus: 0,8 
48,00. 20.00 835 316 19,30 95,81 
‘ Levyn von Skye nach Conner: 
46,30 22,47 972 281 1951 0,96 101,77 
Gmelinit von Montecchio Maggiore ($) nach Vavauzuın: 
50,00 20,00 450 450 21,00 100,00 


Gmelinit von Glenarm nach Tuomson: 


| Eisenoxydul. _ 
39,896 12,968 9,527 29,566 7,443 100,00 


Von diesen Analysen stimmt die erste ganz vollkommen 
mit denen des Chabasits überein, wesshalb auch Berzeuıvs 
schon vor langer Zeit die Identität zwischen Levyn und | 
Chabasit behauptete, trotz der scheinbaren Verschiedenheit 
der Form. Conxner ist zwar der Meinung, Berzeuıus habe 
gar. nicht den Leyyn, sondern ein Gemenge dieses Minerals 
mit dem Chabasit analysirt; BerzeLivs hat indessen diese 
schon früher von BrEwsTEr aufgestellte Behauptung so ent- 
schieden von der Hand gewiesen, dass bei der bekannten 
Genauigkeit dieses Chemikers wohl nicht füglich an jenen 
Irrthum zu glauben ist. Die Analyse von CoxxeL weicht 
durch Verschiedenheit im Kiesel- und Thon-Gehalt von der 
von BerzeLivs ab, wenn auch nur unbedeutend, und Cox- 
NEL gab darauf für den Levyn die vom Chabasit abwei- 
chende Formel: 

K 
Na/Si +3AÄlSi2 + 15H. 
Ca 

Berzeuıus hat indessen gezeigt (s. Jahresbericht ete., 
15. Jahrg., S. 221—222), dass diese Formel eine chemische 
Unmöglichkeit enthält, und wenn man erwägt, dass die 
Analyse nur mit 10,28 Gran angestellt ist und überdiess 
einen Überschuss von 1,77 Prozent gegeben hat, so kann 
man wohl nicht auf eine sehr grosse Genauigkeit schliessen. 

Von den beiden Analysen des Gmelinits stimmt die von 
VavaueLin wieder genau mit denen des Chabasits überein. 
Dagegen weicht die von Tuomsox durch sehr geringen Kie- 
selgehalt und grossen Überschuss an Wasser sehr von der. 
vorigen ab, was um so auffallender ist, da Tuomsox gerade 
die kleinen rothen Krystalle von Glenarm untersucht hat, 
an denen die Winkel sehr übereinstimmend mit denen des 
Chabasits sind s. v. u. Wie überaus wenig Vertrauen je- 
doch diese Analyse verdient, und aus welchen Gründen, 
das hat Berzerius — vergl. dessen Jahresbericht, 14. Jahrg. 
S. 189 — zur Genüge dargethan, und es wäre um so mehr 


— 6955 7° — 


zu wünschen, dass diese Analyse recht bald wiederholt 
würde, da, wenn sie sich bestätigt, sie unfehlbar eine Tren- 
nung von dem Gmelinite Vavauzrıns hervorbringen müsste. 

- Die Formen gehören sämmtlich dem rhomboedrischen 
System an. — Die Abmessungen aber scheinen kommensura- 
bel zu seyn, und in einem sehr ‚einfachen Verhältniss zu 
einander zu stehen. 

Bei dem Levyn gibt Haımınser 3 Rhomboeder an, deren 
Axenkanten Winkel von: 

1060 4° 790 29° und 700 73° (70° 7°) 
bilden. — Berechnet man hieraus die Neigung der Rhom- 
boederiläche gegen die Axe des Rhomboeders, so erhält man: 

46° 1’ 279: 24. und 199 13’ 

Beim Chabasit ist die Neigung der Fläche P (t) gegen 
die Axe 

54° 6° 

Vergleicht man die Tangente dieses Winkels mit den 

Tangenten der obigen 3 Winkel, so ergibt sich sehr genau 


das höchst einfache Verhältniss: 
ER 


Tr Bee 

Es befinden sich in meiner Sammlung einige Stücke 
Levyn, angeblich aus Schottland, ohne nähere Angabe des 
Fundortes. Die kleinen weissen Krystalle füllen die Höh- 
lungen ‘eines grauen basaltartigen Gesteins aus. — Merk- 
würdig ist es an diesen Stücken, dass einige jener Höhlungen 
mit ganz ähnlichen weissen Krystallen ausgefüllt sind y die 
ganz den gewöhnlichen Typus des Chabasits tragen, dass 
aber in keiner jener Höhlungen beide ae zu gleicher 
Zeit vorkommen. 

Zum Gmelinit rechnet man gegenwärtig hauptsächlich 
den früher von VavavELın sogenannten Sarcolith, — (Hy- 
drolith — Dz Dr£r) von Montecchio Maggiore, ferner kleine 
weisse Krystalle im Mandelstein von Glenarm in Irland, und 
endlich die neuerdings aufgefundenen schönen Krystalle von 
gelblichrother Farbe ebenfalls von Glenarm. Die Form die- 
ser Krystalle ist bekanntlich eine gleichschenkelige 6seitige 


— 656 — 


Pyramide, die wahrscheinlich durch Zwillingsverwachsung 
eben so entstanden ist, wie die am Chabasit vom Westerwald, 
s. Fg. 23a und 23b, und mit welcher die nächste stumpfe 
Gseitige Pyramide, die gerade angesetzte Endfläche und das 
erste 6seitige Prisma in Kombination auftreten. Die Rand- 
' Kanten der ersten Pyramide sollen nach einer Messung von 
BrewstEer S30 36‘ betragen. 

Ich weiss nicht, welche Varietät diesen Messungen zum 
Grunde gelegen ist. Die genannten röthlichgelben Krystalle 
indessen ergaben nach Messungen, die Herr Professor 6. 
Rose die Güte hatte, auf das Genaueste zu kontrolliren, 
‘ den genannten Winkel nur zu S0° 54° im Mittel aus 3 Mes- 
sungen. Der Randkanten-Winkel der ersten stumpferen Py- 
ramide fand sich ebenfalls im Mittel von 3 Messungen zu 
72° 34‘. Beide Messungen stimmen nach der Berechnung 
sehr wohl mit einander überein, wenn man die Streifungen 
und andere Unvollkommenheiten dieser Krystalle mit in An- 
schlag bringt. | 

Die Flächen der zuletzt erwähnten stumpfern Pyramide 
scheinen mir ganz identisch zu seyn mit der am Chabasit 
vom Westerwald vorkommenden Fläche P (t). Die Berech- 
nung der Neigung dieser Flächen gegen einander gibt frei- 
lich 71° 48° am Chabasit, während sie sich durch Messung 
am Gmelinit zu 72° 34° fand; — erwägt man aber, wie 
abweichend die verschiedenen Messungen des Chabasits sind, 
und wie auch der Gmelinit nur unvollkommene Bestimmun- 
gen gestattet, so ist eine Differenz von 46’ wohl als unwe- 
sentlich zu betrachten, wie gross sie auch immer bei guten 
Krystallen wäre. 

Die Formen des Gmelinits wären also zu betrachten 
als Zwillinge zweier Rhomboeder. Die Zwillingskante lauft 

in der Mitte der stumpferen Pyramide, parallel mit ihren 
 Kombinations - Kanten mit der schärferen, was man bei 
' mehreren Krystallen recht deutlich beobachten kann. Die 
Flächen beider Pyramiden ‚sind gestreift parallel ihren Kom- 
binations- Kanten, und da diese Streifungen in der Mitte 


— 697 — 


der Flächen der schärferen Pyramide zusammentreffen, so 
geben sie- dadurch den Flächen den Anschein, als gingen. 
die Zwillings- Kanten durch diese Flächen, wie sie auch. 
Haıpınger genommen und gezeichnet hat. — Die schärfere 
Pyramide des Gmelinits würde nach dieser Ansicht ein Rhom- 
boeder am Chabasit, welches man bisher nicht beobachtete, 
nämlich 32 R. zu 

Merkwürdig ist es, und es scheint gegen meine Mei- 
nung einer Vereinigung dieser Mineralien zu sprechen, dass 
man an den eigentlichen Chabasiten niemals die gerade an- 
gesetzte Endfläche beobachtet hat, während dieselbe am Levyn 
und Gmelinit jederzeit erscheint. Man kann aber auch den 
Satz umkehren und sagen, dass man diejenigen Varietäten, bei 
denen jene Fläche erschien, zum Levyn und Gmelinit gezo- 
‚gen, die andere aber bei dem Chabasit gelassen habe. — 
Beobachtet man übrigens diese gerade angesetzte Endfläche 
genauer, so bemerkt man, dass es eigentlich keine wirkliche 
glatte Krystall-Fläche ist, sondern dass sie scheinbar dadurch 
entsteht, dass die Spitzen sehr vieler kleiner Rhomboeder 
genau in derselben Ebene aufhören. — Die Natur scheint 
hier, wenn ich mich so ausdrücken darf, mit sich selbst im 
Streite zu seyn, indem sie einerseits offenbar jene Fläche, 
bilden will, andererseits aber doch nicht dazu gelangen kann, 

Was nun endlich den Phakolith anbetrifft, so hat Hr. 
Professor Brrıtuaupr nach einer gütigen brieflichen Mit- 
theilung den Winkel des Grund-Rhomboeders —= 94 gefun- 
den. Am Chabasit war derselbe 94°. 46° nach PnrızLirs, 
93° 48° nach Hauv, 940 24‘ nach Barıruaupr selbst, s. o. 
- Die Phakolith-Krystalle sind höchst undeutlich, und die Mes- 
sungen davon sind schwerlich, und gewiss nicht mit Sicher- 
heit, auf 1° zu machen, so dass ich überzeugt bin, dass der 
gefundene Winkel- Unterschied nicht hinreichend ist, um 
beide Fossilien von einander zu trennen. — Die Formen, 
in denen der Phakolith erscheint, sind ganz ähnlich denen 
Fg. 23a und 23b; — nach einer gefälligen brieflichen 
Mittheilung von Brsıruaupr erscheinen am Phakolith auch 


— 658 — 


die Individuen einzeln, die ich am Chabasit vom Westerwald 
nur als Zwillinge beobachtete. 

Ich glaube daher der Meinung seyn zu können, dass 
Levyn, Gmelinit und Phakolit nur als Zwillings - Verwach- 
sungen des Chabasit zu betrachten sind, und mit demselben 
zu einer und derselben Spezies vereinigt werden müssen, 
— was übrigens BerzeLius schon vor langer Zeit aus der 
übereinstimmenden Analyse für den Levyn gefolgert hat. 


Geognostische Bemerkungen 


über 


den Jura der nordwestlichen Schweitz, be- 

sonders des Kantons Solothurn und der 

Grenz-Partien der Kantone Bern, Aargau 
und Basel, 


von 


Herrn AMAND GRESSLY, Med. Stud. 


Durch die trefflichen Arbeiten der Herren Tuırrıa, 
Tuurmann und des Grafen von Manperston kennen wir 
nun den Französischen und Berner- und den Württembergıi- 
schen Jura: dagegen hat bis jetzt, so viel mir bekannt, noch 
Niemand die innige Verbindung dieser sonst so verschie- 
denen jurassischen Regionen studirt und dargethan. Ich 
werde daher versuchen, einigermassen diese Lücke durch 
folgende kurze Darstellung der wichtigsten Abweichungen 
zu ergänzen, die der Jura des Kantons Sololhurn und seiner 
Nachbarschaften unter den beiden Beziehungen der Petro- 
und Oro-graphie darbietet. — 


Petrographischer Theil. 
Im Jura der nordwestlichen Schweitz bricht die ganze 
sekundäre Reihe zwischen dem Portlandstone und dem bun- 


ten Sandstein zu Tage. — Hier die kurze Übersicht ihrer 
Haupt-Charaktere. 


—. 660 - 


A. Jura-Formation. 
 (Begreift die drei oolithischen Gruppen und den Lias.) 


I. Obere Oolith-Gruppe. 

Nichts ist wohl schwieriger, als das Studium dieser 
jüngsten und auch verwickeltesten Gruppe. Die Portlands- 
und Corallien-Gebilde, die dieselbe ausmachen, wechseln so 
häufig, so unvermuthet schnell und so ausserordentlich ihre 
Charaktere, dass in sehr vielen Fällen eine genaue Be- 
stimmung höchst schwierig, wo nicht unmöglich wird und 
immer sehr gewagt erscheinen muss. Darum haben auch 
die ersten jurassischen Geologen — z. B. Merıan, Renccer, 
Husı — diese ganze Gruppe in keine weitern Unterabthei- 
lungen gebracht und sie mit den allgemeinern Namen: jün- 
gerer Roggenstein, jüngerer Jurakalk ete. bezeichnet. Herr 
Tuurmasn hat nun jüngst in seinem Berichte über die Ab- 
handlungen der „sSoczete geologique des Monts- Jura“ die- 
selbe Meinung geäussert, die mir keineswegs fremd war, 
und die ich zu Besancon ebenfalls mit vielen Beispielen 
unterstützte. — Bis weiters muss ich aber noch immer diese 
Ansicht für zu gewagt halten, da doch immer, wie es meine 
seitherigen genauern Beobachtungen zu erweisen scheinen, 
sobald die Charaktere deutlich ausgesprochen sind, der 
Portlandien über und nie unter dem Korallien sich befindet, 
und zudem die Zwitterbildungen mir weiter nichts zu be- 
weisen scheinen, als dass man nicht zu strenge irgend eine 
allgemeine Regel aufstellen und sie überall bis ins Klein- 
liche zu befolgen suchen müsse: Niemand wird dabei den 
Einfluss örtlicher Verhältnisse auf die Entwickelung der 
Gebilde läugnen wollen. — 

1. Portland-Gebilde (terrain portlandien: Portlandstone 
und Kimmeridgeclay). 

Dieses Gebilde, so wie es von den Herren Trırrıa und 
Tuurmann beschrieben und charakterisirt worden ist, habe 
ich nirgends in. dem nordwestlichen Theile des Schweitzeri- 
schen Juras mehr angetroffen. Unter tausend verschiedenen, 


— 661 — 


äusserst schwankenden Formen versteckt es seine von jenen 
Geologen angegebenen Charaktere, so dass, wie ich schon 
bemerkte, die Geologen des Landes dasselbe gänzlich mit 
dem Rest der Gruppe verwechselten, dass Herr Tuurmans und 
ich während mehreren Jahren seine Gegenwart, oder doch 
wenigstens seine gleichzeitige Emporhebung mit den übrigen 
Gebilden in Zweifel zogen, bis endlich bei genauerer Beob- 
achtung sich Beides deutlich erwiesen. — 

Seine so unähnlichen, so eigenen und höchst veränder- 
lichen Charaktere schliessen sich gewöhnlich, besonders die 
paläontologischen *), auf eine Weise aus, die ziemlich natür- 
lich mehrere verschiedene Facies unterscheiden lässt, deren 
wichtigsten die beiden folgenden seyn dürften, während die 
übrigen mehr wie Übergänge, denn als eigenthümliche For- 
men erscheinen, — 


a. Korall-Facies mit Apiocrinites rotundus 


mit Charakteren, die bald Ablagerungen in Untiefen, bald 
vielleicht auch Tiefwasser-Niederschläge bezeichnen. 
Portlandstone. Die Ablagerungen in Untiefen zeigen 
einen mehr oder weniger reinen, oft mergeligen, mehr oder 
minder oolithischen Kalk, in mehr oder weniger-mächtigen 
Bänken. Seine hellen Farben bieten alle Nüancen des Weiss- 
gelben dar, das ins Grauliche, Blauliche und selbst Braun- 
liche fällt. Aceidenzien mancher Art fehlen nicht; so Adern 
und Drusen von Kalkspath, Ockerflecken; Stylolithen, Queer- 
risse und wie von Säuren angefressene Stellen. Überhaupt 


sind diese und die übrigen geognostischen Charaktere sehr 
schwankend. 


ng 


*) Besonders merkwürdige Resultate dürften sich vom Studium der 
paläontologischen Vergesellschaftungen erwarten lassen. Eine jede 
organische Gesammtheit schliesst oft strenge die andere aus, vor- 
züglich jene Fossilien, die für eine oder die andere als bezeich- 
nend gelten: so habe ich noch nie den Pterocerus Oceani 
mit Apiocr. rotundus zusammengefunden. Gehen einzelne Arten 


auch über, so sind sie doch stets verkümmert, missbildet und 
meist selten. 


BER „< 


Der Kimmeridien (Kimmeridge-Clay) zeigt am 
häufigsten einen sehr mergeligen brüchigen Kalk, reich an 
groben Oolithen und organischen Bruchstücken, oder auch 
graulich und blaulich gelbe Mergel, erdig und blättrig, 
manchmal reich an Fossilien. 
| Die Gesammtheit der Fossilien zeichnet sich dureh 
viele Lammellen-Koralliten aus: Lithodendron Rauraco- 
rum, Asträa in mehreren wahrscheinlich neuen Arten; 
Cyathophyllam und Anthophyllum, ferner durch 
manche Radiarien: ÜClypeaster, Cidarites, Spa- 
tangus, Apiocrinites rotundus, Pentacrinites 
(selten) und endlich durch eine ziemliche Anzahl von Zwei- 
und Einschaälern, wovon mehrere dem Kimmeridge-Clay von 
Bruntrult eigen, wie Ostrea Kunkeli, ©. solitaria® 
(verkümmert), Exogyra Bruntrutana, Gervillia, 
Perna plana Tuurmann, Isocardia inflata® — manche 
neue und eigenthümliche, wie gewisse Pholadomyen, 
Nerinea, Natica, Ostrea eduliformis® ete. Das 
Ganze weist überall Wesen auf, die weniger tiefe Wasser 
oder das Zittoral bewohnen. — | 

Häufig ist das ganze Gebilde durch einen sehr reinen 
blendendweissen, oder gelblichen sehr festen, einförmigen un- 
deutlich oder gar nicht stratifizirten, massigen, höchst ver- 
steinerungsarmen Kalk ersetzt, der Tiefwasser - Erzeugniss 
zu seyn scheint, wenn er nicht etwa seinen Ursprung uns 
bisher noch unbekannten geologischen Einflüssen zu danken 
hat. 

Diese Facies ist besonders in der Nachbarschaft von 
Bruntruit: so im Laufenthale und den Umgebungen Räders- 
torfs (Oberrhein) verbreitet. Sie behauptet mehr oder 
weniger dieselbe Mächtigkeit, wie der Portlandien im Brun- 


trultischen. 


b. Facies des Schildkröten-Kalks Hucr’s 


mit archipelischen und subpelagischen Formen. Hier un- 
terscheiden sich die Unterordnungen Portlandstone und. 


— RE 


Kimmeridge-Clay noch weniger, als in der Korall-Faeies; sie 
sind vielmehr in einander verschmolzen, und der Kimmeri- 
dien erscheint nur noch in Form einiger schwachen Mergel- 
Ablagerungen. | 

Die archipelischen Formen zeigen in ihren Charakteren 
sehr veränderliche Kalke, in häufig mächtigen Bänken, die 
durch leichte grünliche oder bunte Mergel - Einschaltungen 
oft mit Pyriten, Asphalt und andern Aceidenzien verunrei- 
nigt, von einander geschieden sind, besonders in den tiefern. 
Theilen des Gebildes. Diese Form enthält eine Menge Port- 
landische Fossilien und wieder andere, die ihr eigenthümlich 
sind. Ihre Gesammtheit zeichnet sich folgendermaasen aus: 
Nerinea depressa VorLrz, Exogyra Bruntrutana® | 
Terebratula biplicata, Tellina incerta®'Tuvurm., 
Pteroceros Oceani Bronsn., mehr noch durch Fisch- 
reste: Astracanthus ornatissimus Acass., Gyro- 
dus, Sphaerodus, Pyenodus, Psammodus reticu- 
latus, durch Sauroiden und Saurier (Megalosaurus, 
Ichtysaurus® und Plesiosaurus®®, das Krokodil von 
Caen; durch Süsswasser Chelonier (Emys Cvv.), durch 
Pterodaetylus und Säugethiere aus der Klasse der Dick- 
häuter, wie Palaeotherium erassum Cvv. et Douvernoy, 
Anoplotherium graeile Cuv. und noch einen andere 
kleine Diekhäuter oder Wiederkäuer, einen Igel‘, 
was Alles auf eine urweltliche niedrige Inselwelt mit Süss- 
wassern, dem Aufenthalte der genannten verschiedenen 
Thiere, hinzuweisen scheint, *) — 


‘ 


*) Wir verdanken diese höchst wichtigen Thatsachen dem unermüd- 
lichen Forschungseifer des rühmlichst bekannten Herrn Professor 
F. J. Husı in Solothurn. Statt weiterer eigener Umständlichkeiten 
über diese Entdeckungen und ihre Örtlichkeit verweise ich eines- 
theils auf das, was davon in Cuvırrs „Recherches sur les osse- 
mens fossiles“ steht, andererseits füge ich hier einen Brief des 
Herrn Hucı bei, worin er mir jede erwünschbare Nachricht mitzu- 
theilen die Güte hatte. — 

„In unsern Steinbrüchen wurden sonst 9 Schichten, seit 2 Jahren aber 
noch eine tiefere ausgebeutet: unter diesen 10 wird der Kalk mäch- 
Jahrgang 1836. 43 


— 664 — 


Der Kimmeridge-Clay ist wenig oder gar nicht ausge- 
sprochen, wenn ihn nicht die zumal nach unten häufigern 


tig und grob (Coralline?). Jene 10 Schichten treten in allen 
Gruben unter gleichen Verhältnissen auf. Sie breiten sich unun- 
terbrochen -über die ganze Gexend aus; unter der Riese (am 
Weissenstein) lehnen sie sich an den Fuss der Rieseflah, welche den 
tiefern Schichten von der Steingrube identisch ist. Nur sparsam 
sind unsere Steinbrüche durch senkrechte Spalten, doch ohne Zer- 
werfung,, getrennt. Sie gehen durch alle Schichten , setzen aber - 
nicht weit fort, nach unbestimmten Richtungen , sind klein und 
scheinen durch Trocknung entstanden: — Oft sind die Wände der- 
selben mit Asphalt überzogen, oft mit Kalkspath, der Raum nur mit 
Thon oder sinteriger Kalkmasse ausgefüllt, nie durch Anderes, Fremd- 
artiges! — Zwischen den Schichten selbst liegt meist eine zarte 
T'pon-Lamelle, die zwischen der 4ten und 6ten Schichte mit Sand 
sich mischt und zu einer Mergelschichte wird, in welcher bei St. 
Niklaus , wo sie mächtig wird, die best erhaltenen Schildkröten 
sich finden. — — — Die oberste Schichte nun ist östlich nur 
einige Zoll mächtig, in den westlichen Gruben dagegen über 6 
F. dick und dann in 2 Schichten auftretend. Diese Schicht ist matt 
weiss, nach allen Richtungen leicht zerspiengbar und zu Bauwer- 
ken untauglich. In ihr ist die Familie der Nerineen vorherrschend; 
diese sind nach allen Richtungen in die Masse gewirkt, meist als 
Fragmente und so mit dem Gesteine verschmolzen, dass sie schwer 
zu erkennen sind: das Innere der Schaale ist wit Kalkspath ge- 
füllt. Andere Konchylien fand ich in dieser Schichte nicht, ausser 
einem Ammoniten. Nur hier kommen vor die Rückenstacheln von 
Astracanthus ornatissimus, dann manche Vögel-Knochen 
(diese hier ausschliesslich), ferner finden sich einzelne Fragmente 
von Schildkröten, einzelne Zähne von Gyrodus, Sphaero- 
dus, Pycnodus. Hier fanden sich zwei Zähne von Paläo- 
therien: Alles in festem Gestein. Zwischen dieser und der 
folgenden Schichte lagen 2 Wirbel ceiner wahrscheinlich einer gi- 
gantischen Frosch-Art nach Duvernor, der andere einem Igel, 
Duvsrnoy zugehörig) und 2 Astragalus (der eine kleinere 
wurde von Cuvier als von Amoplotherium gracile er- 
klärt)nicht inSpalten, sondern zwischen den Schichten. 
In der zweiten Schichte erscheinen die Nerineen nur noch als 
Einzelnheiten, dagegen hier zuerst Zweischaaler : unförmliche Au- 
stern und einzelne Terebrateln. Die Schildkröten-Fragmente wer- 
den hier häufiger; es zeigen sich ‘Spuren von Cidariten (C. 
erenularis etc.). — Zu obigen Fischzähnen erscheinen hier die 
von Psammodus reticulatus. Auch aus dieser Schicht ein drit- 
ter Mahlzahn aus dem Unterkiefer von Palaeothe- 
rium crassum Üuwv. et Duvzrn. Auch erscheinen sparsanı einzelne 


Mergellagen oder ein oolithischer, kreidiger Kalk mit vielen 


Fossilien aus dem Bruntrutier Kiinmeridge-Clay vorstellen sollen. 


Die subpelagische Form zeigt mehr oder minder 
mergelige, schiefrige Kalke und gelbgraue blättrige mehr 
oder weniger entwickelte Mergel, die bald oben bald unten 
liegen und vielleicht den Kimmeridge-Clay vorstellen. Unter 
den je nach den Lokalitäten mehr oder weniger zahlreichen 
Fossilien kommen viele Tiefwasser-Organismen vor: Ostrea 
eduliformis, mehrere Ammoniten, die dem biplex und triplex 
ähneln, Belemniten; ausserdem mehrere Pecten, einige Ra- 
diarien uud einige Portland - Fossilien. — Diese Form 
macht den Übergang von den Schweitzerischen zu den Würt- 
tembergischen Formen. | 

Diese Facies herrscht in den Ketten, die das Schweitze- 
rische Becken begrenzen, vor; die archipelische Form in 
den Umgebungen Solothurns, die subpelagische um Olten, 
gegen Aarau, | i 


Saurier-Zähne. — Die dritte Bank ist durch eine Menge Te- 
rebrateln charakterisirt, die Austern der zweiten Bank blei- 
ben, und die Nerineen der ersten Schichte erscheinen hier wieder, 
Hier Megalosaurus, das Krokodil von (sen, andere 
Krokodil-Wirbel (Cuvıer) und Saurier-Zähne Die oben 
angeführten Fischzähne werden sparsamer, ebenso die Schild- 
kröten. Die4te Schicht verhält sich wie die 3te, und ist schwer 
von ihr zu unterscheiden. Die 5te ist jene Mergelschicht, in der 
die ganzen Schildkröten (auf dem Bauche liegend) sich fan- 
den, in allen übrigen nur Fragmente. Nur hier der Pterocervs 
Oceani; einzelne Nerineen, Echiniten und Zahnschuppen, die 
Cuvier so bestimmte „peutetre une portion de l’&mail d’une grosse 
dent de paleotherion“, die aber nun Acassız als Fischzähne er- 
klärt. Die 4 tieferw Bänke sind von einander durch nichts ausge- 
zeichnet. In ihnen erscheinen einzelne Fragmente von Schildkrö- 
ten, einzelne Saurier, Psammodus, Gyrodus, Pyeno- 
dus, einzelne Terebrateln, Austern, Nerineen. In 
der 3ten und 4ten Bank 2 oder 3 Koralliten (Asträen)“. 

So weit Herr Hvsır. — Zur Bekräftigung dürfte es nicht unge- 
legen seyn, zu bemerken, dass ich selbst letzten Herbst das Glück 
hatte, dem Funde eines Palaeotherium-Zahns, in dem jurassi- 
schen Schildkrötenkalke eingeschlossen. beizuwohnen. 

Der Verfasser. 


43 * 


—. 66 — 


Oft ist diese Facies ebenfalls durch den einförmigen 
Kalkstein ersetzt, der für die Korallfaeies als wahrschein- 
liche Hochsee- oder besser Tiefwasser-Form angegeben wurde. . 


2. Korallien-Gebiide. (Terrain corallien Tuımr. et Tuvem.) 


Dieses Gebilde, wenn gleich eben so veränderlich 
wie das vorige, bietet nur ein untergeordnetes Interesse 
dar, indem seine Modifikationen keine so deutlichen und 
bestimmten Bildungsursachen anzeigen, als die Abänderungen 
des Portlandiens. 


a. Astartenkalk (ealeaire & astartes). 


Die Unterordnung verbindet sich mehr oder weniger 
mit dem Portlandien oder gehört vielmehr häufig zu dem- 
selben. Das bezeichnende Fossil, die Astarte minima, scheint 
im Bruntruttischen besondere Formen der Korall-Facies mit 
Ap. rotundus anzudeuten, welche eher mit dem Kimmeridge- 
Clay zusammenfallen als ein eigenes Glied des Gebildes 
ausmachen. Übrigens habe ich vom Bruntruttischen an 
bis nach Aarau die Astarte minima nur noch in einer ein- 
zigen Lokalität angetroffen, und diese gehört ganz gewiss 
zur portlandischen Korall-Faeies mit Ap. rotundus. Ich 
beobachtete übrigens häufig von oben nach unten folgende 
Lagerungsweise: 

1. Ein mehr oder weniger bräunlicher, rauchgrauer, 
nicht sehr fester Kalk, fast ohne Fossilien, und eher un- 
regelmässige, durch einander geworrene, mehr oder. weniger 
verflossene Nieren, als gut-geordnete dieke Bänke bildend. 
Wenig entwickelt. 

2. Einbräunlicher, fester, etwas krrystallinisch-spathiger 
Kalk, nicht unähnlich gewissen Gebirgs-Arten des untern 
Oolithis. Ebenfalls nur wenig entwickelt. — 

Diese beiden Kalke sind nicht sehr verbreitet und folgen 
der Facies mit Ap. rotundus. Am gewöhnlichsten ersetzt 
sie ein sehr reiner mattweisser oder weissgelber mehr oder 
minder deutlich oolithischer Kalkstein, den unbedeutende 
Mergel-Einschaltungen in Bänke von ungefär 2 bis 3 Fuss 


— 667 — 


Dicke trennen, und der oft eine Mächtigkeit ‚von 20 und 
mehr Metern erreicht. — Die Fossilien sind selten und 
wenig bezeichnend (Nerineen, Natica, Diceras), ge- 
wöhnlieh in den Mergeln zerstreut. Dieser Kalk trägt oft 
täuschend die Karaktere des Hochsee- (besser noch Tief- 
‚wasser-) Portlandstones. — Dann fehlen die folgenden Unter- 


ordnungen vielleicht durchgängig. — 


b. Nerineen-Kalk (calc. ä nerinees). 


Diese mehr oder minder entwickelte Unterordnung ist 
oft dureh einen mit dem so eben beschriebenen identischen 
Kalk ersetzt, oder mit der folgenden Unterordnung ver- 
flossen. | | 

Sie charakterisirt sich sonst durch einen sehr reinen, 
blendendweissen, mehr oder minder kreidigen Kalk ohne 
besondere Festigkeit, der Steinkerne und spathige Bruch- 
stücke von Fossilien einschliesst. Diese und besonders Stück- 
chen von ästigen Korallen, z. B. Lithodendron, sind oft 
durch die Reibung in mehr oder weniger vollkommene Oolithe 
verwandelt *). Die kalkigen Fossilien sind freilich zahlreich, 
doch zerbrochen und verschliffen. — Lamellen - Koralliten, 
Nerinea Bruntrutana, Melania sind vorherrschend. 


c. Korall-Kalk (cale. corallien, coralrag. Tırar. et Tuurm.) 


(Anmerk. Der darüberliegende, nach Einigen eine beson- 
dere Abtheilung bildende Korallien-Oolith ist nur selten 
entwickelt und dann immer mit dem Nerineen-Kalk 
oder dem Coralrag zusammenfallend. ) 

Der mehr oder minder siliziöse Korall-Kalk ist etwas 
oolithisch; oft, besonders wenn Polypenstöcke vorhanden, 

Zucker-ähnlich krystallinisch; von Farbe graulich oder 


*) Scharfsinnige Beobachter haben auf die Verschiedenartigkeit der 
Oolithe aufmerksam gemacht, und die durch Reibung entstandenen: 
„Oolithe“, die schaalig-konzentrischen durch Niederschläge ent- 
standenen „Pisolithe“ zu nenuen vorgeschlagen. Zum inni- 


geren Studium der Gebirgsarten ist diese Unterscheidung gewiss 
von hoher Wichtigkeit. 


schmutzig gelb; häufig mit weiten runden, eckigen oder ver- 
zogenen tief-blaugrauen oder braunen Flecken versehen. 

Die Fossilien zahlreich, siliziößs, mit der umgebenden 
Gebirgsart innig verschmolzen, gehören beinahe ausschliess- 
lich den Lamellen-Koralliten an. Dieser Kalk bildet gewöhn- 
lich den Übergang des obern Ooliths auf das Chailles- Ge- 
bilde der Oxford-Gruppe. Ist das Chailles- Gebilde nicht 
entwickelt, so pflegt er verschiedenartig ersetzt zu werden. 

Je weiter man sich von Bruntruit aus gegen Norden, 
zumal etwas östlich durch die Sololfhurner Ketten gegen den 
Aargau wendet, um so mehr verliert der Korallien allmählich 
seine bedeutsamsten Merkmale, die wie jene des Portlan- 
 diens immer ungewisser werden. Er ist in der Nachbar- 
schaft des Bruntrutlischen, z. B. im Laufenthale noch ziem- 
lich gut charakterisirt, sehr undeutlich hingegen in: den - 
meisten nördlichen Theilen des Solothurner- und Aargauer- 
"Juras. 

Ich muss noch bemerken, dass die ganze obere Obolith- 
Gruppe, zumal wieder im Norden, sehr häufig durch jenen 
ausgezeichnet reinen, kompakten, spröden, weissgelben Kalk- 
stein zusammengesetzt wird, der durch die Einförmig- 
keit seiner Charaktere, durch seine mächtigen, massigen 
Bänke und den beinahe gänzlichen Mangel an Versteinerun- 
gen dem Beobachter schnell auffällt, und den ich . schon. 
mehrere Male als den Stellvertreter der einen oder der 
andern Unterabtheilung anzugeben Gelegenheit hatte. — 
Gegen den Norden des Kantons Solothurn wird er ziemlich 
häufig mergelig und zeigt ein Verhalten, das, sonderbar 
genug, ausnehmend an den Portlandien erinnert. — Auf 
diese Weise bietet er sehr auffallende Analogie'n mit dem 


-Kalke der Würtiemberger Alb. 


I. Oxfordgruppe. 


Hier zeigen sich die Modifikationen nur allmählich und 
diese mittlere Juragruppe bildet zwei Abtheilungen, die 
deutlich geschieden und gut charakterisirt sind, doch nur 


— 669 — 


in den Gegenden, die das Bruntruttische begrenzen: so im 
Laufenthale. In ihrem Verlaufe durch den Kanton Solo- 
thurn hingegen verlieren sie nach und nach die von Hrn. 
Tuuemann angegebenen Charaktere, um sich innig mit der 
Württemberger Oxford-Fazies zu verbinden. | 


1. Chailles-Gebilde. 


Es bildet wiederum zwei Unterordnungen, eine obere 
von nicht gar festen Mergelkalken gebildet, und eine untere, 
die aus den Sphäriten-Mergeln besteht. 

Die erste Unterordnung zeichnet sich durch die Gegen- 
wart stark siliziösser Mergelkalke aus, die in vielen Lokali- 
täten besonders des ZLuufenlhals und seiner Nachbarschaft 
eine Menge der charakteristischen Fossilien des Bruntruiti- 
schen einschliessen. Nur sind die Chailles (siliziöse Kon- 
kretionen) gänzlich verschwunden, die in der Haute-Saone, 
den Französischen Jura und auch im Bruufruttischen diese 
Abtheilung bezeichnen. Eben so verlieren sich nach und 
nach im fernern Fortschreiten nach Norden auch der Kiesel- 
gehalt der Gebirgsarten und die siliziösen Fossilien; die 
‚mergeligen und kalkigen Gebirgsarten beginnen sehr vorzu- 
herrschen, bis endlich keine Kieselspar mehr übrig bleibt und 
ein schiefriger, mehr oder weniger fester, bräunlicher oder 
rauchgrauer , gefleckter, gut geschichteter Mergelkalk auf- 
tritt, der sich durch Mergel-Lamellen in Lagen trennt, die 
selten die Mächtigkeit einiger Zolle überschreitet. Dieser 
sogemanute Lettstein vertritt dann die obere Unterordnung. 
— Der Kieselgehalt zeigt bier vielmehr einen Übergang 
des Korallkalkes auf Jas Chailles- und Sphäriten-Gebilde, als 
das ‚eigentliche „Terran ü Chailles“ der Haute- Saone ete. 
an, oder deuten es nur schwach an. 

Die Gesammtheit der Fossilien ist die gleiche, wie im 
Bruntruttischen, was die kieseligen Gebirgsarten betrifft: je 
mehr aber der Lettstein überhand nimmt, um so mehr ver- 
schwinden die siliziösen charakteristischen Fossilien des Drun- 

frutter Juras, und fehlen endlich durchaus. Sie sind dann 


is — 


nach und nach durch Versteinerungen ersetzt, die sonst 
dem Oxford-Clay angehören, oder besser noch durch eine 
neue Vergesellschaftung, die dem geschichteten Kalke der 
Oxfordgruppe der Würtiemberger Alb eigen ist, und die sich 
durch mehrere Ammoniten (A.biplex, triplex, corda- 
tus, flexuosus!) und Pentacrinus pentagonalis aus- 
zeichnet. Man findet ferner noch ziemlich häufig die Cne- 
midien und Scyphien der Alb, die nach Herrn Grafen von 
'MansperstLo# sich schon im Koralrag vorfinden. Alles ist 
auf die gleiche Art, wie am Randenberg versteinert. 


b. Untere Unterordnung. Sphäriten-Mergel. 


Gleichzeitig und auf dieselbe Weise, wie die obere Un- . 
terordnung ändert sich auch der Charakter der unteren 
(Sphäriten - Mergel). Die im Bruntruttischen vereinzelten 
Sphäriten nähern sich und verfliessen in mehr oder weniger 
fortgesetzte Lager eines Kalkes, der sich durch seine Kenn- 
zeichen an den Lettstein schliesst. Die etwas seltenen Fossi- 
lien beschränken sich aufeinige Pholadomyen (Pholadomya 
bucardina D’ore.), Pleurotomari ien und die Ammo- 


niten des Lettsteins. [2% 


2. Oxsord-Mergel (Oxford-Clay, marnes oxfordiennes)., 


Auf weite Strecken sind diese Mergel ganz wie im 
Bruntruttischen gebildet. Aber auch sie ändern nach und 
nach, indem sie allmählich ihren Asphalt-Gehalt, ihre Pyrite 
und die pyritösen Fossilien verlieren. Sie werden blättrig, 
schiefrig, mehr oder minder fest, graublaulich, mengen sich 
mit dünnen glänzenden Kalkspathschiefern, — und gewinnen 
überkaupt an Kalkgehalt. — Dann ist die Gesammtheit der 
übrigens wenig zahlreichen Fossilien mit der des Lettsteins 
identisch. — 

Wir sehen durch diese allgemeine Entwickelung des 
Lettsteins sich das Chailles-Gebilde mit dem Oxford-Clay so 
innig vereinigen, dass jede Puterorduung der ganzen Oxford- 
Gruppe verschwindet. 


— 61 — 


Diese Lettstein-Facies herrscht in dem grössten Theile 
der Solothurner und Aargauer Ketten, besonders in jenen, 
die das Becken der Schweitz begrenzen und die den Schweitze- 
rischen Jura mit dem Würtiembergischen verbinden. Die 
dem Bruntrutlischen eigenen Formen finden sich nur hie 
und da auf immer seltenern Punkten vereinzelt. 


II. Untere Oolith-Gruppe (groupe oolithique 


inferieur). 


* 


In dieser Gruppe sind die Abweichungen weit weniger 
bedeutend, als in den beiden vorigen. Überhaupt bewahrt 
sie die vorzüglichen Charaktere, die sie im Bruhtruttischen 
aufweist. Ich werde mich also auf die folgenden Bemer- 
kungen beschränken. 

a. Die Dalles nacrees (Perlschiefer) und der Great- 
Oolith sind bei Weitem nicht mehr so gut charakterisirt 
als im Bruniruttischen : oft scheinen sie, besonders letztere, 
gar zu fehlen. Die Mergel mit Ostrea acuminata scheinen 
häufig nur eine mergelige Abänderung der Dalles nacrees 
zu seyn, indem sie, so bald letztere vorhanden, bald über, 


bald unter denselben liegen. Beide sind oft durch einen 


eisenschüssigen Kalk ersetzt, von Farbe rothbraun und von 
veränderlicher Festigkeit. Er enthält eine grosse Anzahl 
Fossilien, besonders Ammoniten, die für den untern 
Oolith bezeichnend sind. Überall aber zeichnen diese ganze 
Serie die unzähligen Exemplare von Ostrea acuminata 
und ©. costata (0. Knorrii) aus. 
 b. Sehr feste, etwas krystallinische mehr oder weniger 
deutlich oolithische Kalke, bräunlich oder auch dunkler ge- 
färbt, dann subkompakte, graubraune, oolithische, oft tief 
blaugrau gefleckte Gebirgsarten machen die Hauptmasse der 
‚Gruppe aus und gehen auf den Rothsand-Kalkstein und den 
Eisenrogenstein (calcaire-roux-sableux et oolite-ferrugineuse) 
über. — | 
c. Endlich beschliesst der oft sehr entwickelte röth- 
liche, gelbliche, oft bunte Marlysandstone die ganze oolithische 


Ruike,. Er enthält: sohn häufig unkenntliche Pflanzen-, be- 
sonders Fucoiden - Reste. Oft ist er hingegen sehr menlg 
entwickelt und schliesst sich an den 


IV. Lias. 


Das Lias-Gebilde, aus den obern Lias-Mergeln und den 
Gryphiten - Kalken bestehend, weist keine etwas bedeuten- 
den Abweichungen mehr auf, und besitzt alle Haupt-Kenn- 
zeichen, die es anderwärts unterscheiden. 

2. Die Lias-Mergel sind gleich jenen des Bruntruttischen 
und des Französischen Juras, nur schliessen sie keine Fos- 
silien ein. Gegen den Deutschen Jura hin werden sie mäch- 
tiger, als in der Nachbarschaft Bruntrutis. Man sieht platte, 
blaue, sehr zähe und feste Eisen - Karbonat - Nieren immer 
häufiger werden. Sie sind sehr rissig, wie zerquetscht: die 
Risse selbst sind mit Cölestin (sulfate de Strontiane), Ba- 
ryt® und Schwefelkies auskrystallisirt. Sie korrespondiren 
vermuthlich den an Ammoniten so reichen Sphäriten von 
_Gundershoffen (Niederrhein), nur fehlen auch hier Ver- 
steinerungen. — 

b. Die Gryphiten-Kalke weisen hier wie überall durch- 
aus dieselben Charaktere auf. Die sehr verschiedenartige 
Gesammtheit der Fossilien enthält alle eharakteristischen 
Arten. Ihre Zahl vergrössert sich, wie man dem Schwarz- 
walde und der Alb näher kömmt. Besonders fällt dem 
Beobachter die Menge fossilen Holzes (Cycas!) am: den 
Schwarzwald auf. — | 


B. Terias-Formation ALBERTT'S. 


Sie begreift den Keuper, Muschel-Kalk und den bunten 
Sandstein. Alle diese Gebilde sind im Norden gut ent- 
wickelt. In den Kantonen Solothurn und Aargau der Keu- 
per und Muschel-Kalk, im Kanton Basellandschaft kömmt 
noch der bunte Sandstein meist längs dem Rheine hin dazu. 
— Was diese Gebilde anderwärts bezeichnet, gilt auch für 
diese Gegenden. — 


—_ 113 — 
Orographischer Theil. 


Die orographischen Erscheinungen des Solothurner und 
Aargauer Juras bestätigen völlig die theoretischen An- 
siehten der Hebung, die Hr. Tuurmann mit so vielem Er- 
folg auf die Ketten des Berner Juras angewendet. Nichts 
desto weniger werde ich im Falle seyn, auf mehrere sehr. 
interessante orographische Abweichungen aufmerksam zu 
machen, die sich am Natürlichsten nach ihren Ursachen 
klassifiziren lassen. 


1. Abweichungen, die ihr Daseyn den Modifika- 


tionen der Gebilde selbst verdanken. 


Wiewohl ‘sich diese Abweichungen auch im Bruntrulti- 
schen beobachten lassen, sind sie vielleicht doch noch deut- 
lieher im Sololhurner und Aargauer Jura ausgesprochen, — | 

Wenn ein Gebilde oder eine ganze Gruppe von Ge- 
bilden in seiner ganzen Mächtigkeit aus kompakten Gebirgs- 
arten besteht, so wurde jede Beugung und Wendung un- 
möglich und hatte so Brüche zur Folge, von denen sich 
starkhervorspringende orographische Zufälligkeiten herleiten, 
wie z. B. steile Kämme, vereinzelte Stöcke, was wirklich 
auch die meist feste obere und untere Oolith- Gruppe und 
den Muschel-Kalk sehr häufig auszeichnet. — 

Weun hingegen die Gebilde aus Mergeln bestehen, oder 
doch mergelige Zwischenlagen das Gleiten der Schichten 
begünstigen, so sprechen sich Kämme und Stöcke selten 
aus, sondern die Formen sind ınehr abgerundet, weniger 
kühn. Dieses findet für die Oxford-Gruppe im normalen 
Zustande, für den Lias, Keuper und den obern Oolith im 
anormalen Zustande durehgehends Statt, so bald sie jene 
angegebenen Bedingungen in sich vereinigen. — 

Besonders für die Oxford-Gruppe ist der Einfluss der 
Dichtigkeits- Verhältnisse auf die orographische Form be- 
merkenswerth., Wenn nämlich die Gebilde aus verhärteten 


— 6714 — 


Mergeln oder gar aus Kalksteinen bestehen, die dem Weg- 
waschen Widerstand zu leisten vermögen; so sind die Komben 
(combes Provinzialism, der im Französischen Jura ete. 
schmale, weitlaufende Thalvertiefungen bezeichnet, die dem 
Jura eigenthümlich sind) nur schwach angedeutet und, an- 
statt enge und tief ausgefressen zu seyn, wie meist im 
Bruntruttischen, bilden sie breite, mehr oder minder geneigte 
Flächen, oft von den @ueerrissen (ruz, ein für diese Zu- 
fälligkeiten eigener Ausdruck der Französischen Jura-Be- 
wohner, gleichbedeutend vielleicht mit Tobel), die den obern 
und untern Oolith durchsetzen, unterbrochen. Dieses leitet 
sich einerseits vom Gleiten der dünnen, getrennten Lett- 
stein-Schichten her, was diesen gestattete, sich bis an den 
Gipfel der Unteroolith-Gewölbe (voüte, Dom!) festzuhalten; 
andererseits liessen dieselben Gebilde kein bedeutendes 
Auswaschen zu. Hie und da bemerkt man für die Orford- 
Gruppe die Zufälligkeiten von Kämmen, Hebungsspalten, wie 
im festen obern und untern ®olith, was Alles denselben 
Ursachen, die hier wie dort das Gleiten verhinderten, zuge- 


schrieben werden muss. — Vgl. Tf. VIII, Fg. 2. 


: 2. Abweichungen, durch Modifikationen des 
Hebungs-Aktes entstanden. 


Diese sehr interessanten Abweichungen erscheinen vor- 
züglich da, wo der Muschelkalk zu Tage bricht. Sie be- 
stehen aus mächtigen Umstürzungen der einen oder der 
andern ‚Seite der Ketten, was verschiedene Zufälle der 
orographischen Verhältnisse veranlasst, wie z. B. zu chao- 
tisch durch einander gestürzten, verworrenen Schichten, zu 
Trümmerbildungen und zur Zerwerfung von Gebilden ausser 
ihrer normalen Lage. — | | 

Im Norden des Kantons Solothurn und im Aargau be- 
merkt man wieder eine andere Abweichung, die Kreutzung 
und die Vereinigung zweier oder mehrerer Ketten in eine 
einzige. Dieses gibt wiederum Anlass zu manchfachen 


— A — 


Zufällen, zu grössern oder kleinern losgerissenen Stücken 
von Gebilden (lambeaux) und auch zu einem unerklärlichen 
Gewirre von Ketten und unregelmässigen Massen. Je mehr 
überhaupt die ältern Gebirge auftreten, um so verwickelter 
wird der Hebungsplan der Ketten. Diese nehmen zugleich 
eine grössere Basis ein, die jüngern Gebilde zeigen sich 
nur noch in einzelnen Bruchstücken und schmalen Bändern, 
und die untere Oolith- Gruppe, der Lias, der Keuper und 
Muschel-Kalk bedecken die grössere Fläche, was Alles sich 
besonders im Aargau und der Basellandschaft beobachten 
lässt. — Vgl. Taf. VIII, Fg. 1, die Balmberge. 


3. Abweichungen, durch geologische Einflüsse ver- 
ursacht, die erst nach der Hebung stattfanden. 


Sie bestehen aus Zufälligkeiten, die ihr Daseyn dem 
Wegschwemmen von mehr oder minder bedeutenden Gebirgs- 
massen und dem Ausfüllen durch neuerzeugte Gebilde zu 
danken haben. Beides geschah wärend der tertiären und 
quartären Epoche. So sind im Kanton Basellandschaft 
Molasse- und Süsswasser-Kalksteine auf den Entblössungen 
des untern Ooliths abgesetzt worden. Diese Ablagerungen 
wurden dann wieder während der quartären Epoche zer- 
stört; vorzüglich durch die Wassermasse des Schweilzer- 
Beckens, welche den jurassischen Damm zwischen dem 
Schwarzwald und dem Jura von Rheinfelden bis gegen Basel 
hin durehbrach. 

Alle diese Erscheinungen mussten versähiedundptige 
Breccien, aufgeschwemmtes Land zur natürlichen Folge 
haben und überdiess noch sehr zur Unregelmässigkeit der 
vielfach zerstörten Ketten mitwirken, abgerundete und läng- 
liche Stöcke und Hügel und Auswaschungs - Thäler bilden. 
Alles dieses ist in Basellandschaft besonders längs dem 
Rhein-Kanal hin gewöhnlich. 


a — —_—_——__ 


Nachtrag 


zu den 


Beobachtungen über Kiesel- Gebilde und 
Silizifikation der organischen Reste, 


von 
Herrn Ober-Bergrath v. VoıTH. 


Im Verlaufe des jüngst verflossenen Märzes erhielt ich 
“ die Nachricht, dass auf dem nordöstlichen Gehänge der auf 
dem. rechten Ufer der Donau unweit Regensburg vorbeizie- 
henden ‚Jurakalk - Hügelreihe der Grund zu einem Keller 
ausgegraben und ein Brunnen abgesunken werde, Die in 
den letzten Tagen dieses Monats endlich eingetretene freund- 
liche Witterung beeilte ieh mich mit Freuden zur Untersuchung 
jener Punkte zu benutzen. Der Keller bot wenig Beleh- 
| zung. dar. , Zu oberst lag Ackerkrume mit Grünsand-Sehotter ; 
‚ihm folgte der magere Ziegellehm, ‚welcher. die Ebene zwi- 
sehen der Donau und der Hügelreihe und das nordöstliche 
Gehänge derselben. entlang bedeckt; zuletzt kam man auf 
den Grünsand selbst, . welcher aus verschiedenen meistens 
sehr leicht verwitternden Lagern mit den gewöhnlichen Pe- 
trefakten besteht. Eben diese Schichten traf man in der 
obern Tiefe auch mit dem etwa 25 bis 30 Schritte entfern- 
ten Brunnen. Der Grünsand hielt mit der nämlichen Ab- 
wechselung der Lagen gegen 48 bis 50 Fuss wieder an und 


— 67 — 


ruhte auf einer 10 bis 12° mächtig wechsellagernden Sand- 
und Sandstein-Schicht. Das eine wie das andere Gemenge 
besteht aus abgerundeten Körnern von der Grösse des Mohn- 
Samens bis zu der der gemeinen Erbse, an Menge und 
Grösse bei Weiteın vorherrschend aus röthlichgrauem bis 
graulich - -fleischrothem fast. durchsichtigem Quarz und gelb- 
lieh- oder röthlich - weissen, öfters, besonders im feuchten 
Zustande, ziemlich lebhaft opalisirendem, stets mehr oder 
weniger verwittertem Feldspathe, und aus einem ockergelben 
sehr zähen Thone, welcher hin und wieder in Streifen aus- 
geschieden ist, und so sehr erhärtet, dass er dem Stahle 
mehr als jeder Feldstein wiedersteht. Im losen Sande wa- 
ren mit dem Sandstein ganz identische Konglomerate von 
manchfacher Grösse, Gestalt und Härte unregelmässig zer- 
streut. Die oberste Sandstein - Schicht zwischenlagert eine 
3 bis 4° mächtige Lage Eisensandsteines von dem gleichen 
Korne und Gemenge, und überzieht auf den Spaltklüften 
bandförmig farbenwechselndes Eisen-Oxyd. 


Der lose Sand, seine Konglomerate und der Sandstein 
enthalten eine nicht unbedeutende Menge Petrifikate , aber, 
wenigstens innerhalb des aufgeschlossenen Raumes fast aus- 
schliesslich *) nur Gryphites spiratus Scuzorn., nun Exogyra 
eolumba. Die kalkige Schaalenmasse der in den Sandstein- 
Schiehten und Konglomeraten eingeschlossenen Individuen 
ist auf der äussern und innern Fläche in, manchmal in die 
geschlossen -dicht-faserige kalkige Mittellage unregelmässig 
eindringende, Chalzedon -artige,, oberflächlich glatte Rinden 
allmählich übergegangen, und über diese von dem nämlichen 
Thone (zum Theil mit dem Kalke der Schaale gemengt) 
bedeckt, welcher das Bindemittel dieser Gesteine bildet. 
Quarz- und Feldspatlı - Körner haben sich stellenweise in 
denselben verschieden tief eingesenkt — jene der im lösen 
Sande liegenden von einem bald in den einen, bald in den 


*), Nur kleine Terebratelu der Grünsand - Formation habe ich ER und 
da ausserdem bemerkt. 


— WS — 


andern übergehenden Mittelgebilde zwischen Chalzedon und 
gemeinem Quarze ersetzt, wie es im Hornsteine des Tripels 
um Bodenwöhr und Amberg häufig gefunden wird, und 
die bei Bodenwöhr im Trip el vorkommenden Muscheln 
silizifizirt. | 

Ich besitze nun aus dem gedachten Brunnen über 100 
mehr oder. weniger vollkommene Bruchstücke (nicht aber 
ein einziges vollständiges Exemplar) *) von auf diese Art 
verkieselten Unterklappen und Deckeln der letztern Exo- 
gyra. Beim ersten Anblicke ähneln sie von Aussen, nach 
dem Ausdrucke eines Arztes, kariösen Knochen; im Innern 
zeigt sich, dass sich von ihrer Bibi Masse nur die 
äussersten Wände in sehr dünnen (von „4; bis höchstens 4“ 
dicken) kieseligen Rinden erhalten haben. Den Raum zwi- 
schen denselben erfüllen theilweise oder ganz bald in Ge- 
stalt und Gesteinsart manchfaltige kieselige Stalaktiten, bald 
ein sehr zartes lockeres, in der That Knochen - ähnliches, 
solches Gewebe. Nur äusserst selten finden sich zwischen 
den ersten kleine Büschelchen und noch seltener von den- 
selben nach ihrer Ausbreitung hin verschieden unterbrochene 
Lagen der ursprünglichen faserigen Textur, welche durch 
ihre lichte-gelblichweise Farbe sogleich in die Augen sprin- 
gen und, laut der Wirkung der Salpetersäure auf sie, ihre 
nackrätbhe kalkige Beschaffenheit unverändert und unver- 
mischt beibehalten haben. 


Jene kieseligen Wände oder Rinden bestehen aus 2 
sehr leicht trennbaren Lagen; wesswegen die äussere, kaum 
Spinnengewebe dicke, schon beim Funde gewöhnlich fehlte. 
Sie erscheint bald ununterbrochen zusammenhängend und 
rundlich durchlöchert mit in die Löcherchen eingesenkten 
Quarz - Körnehen — bald aus scheibenförmigen kreisrunden 
. Theilen, im Mittelpunkt meistens durchbohrt — zusammenge- 
setzt. Sie ist mehr oder weniger ockergelb und in beiden 


*) Es sind alle Anzeichen da, dass diese Zertrümmerung der Schaa- 
len unmittelbare Wirkung des Silizifikations-Prozesses seyen. 


Fällen mit gelblichweissen kreisrunden oder schneckenförmig 
gewundenen [$], etwas erhabenen und in der Mitte vertieften 
oder durchbohrten kieseligen Körnern dicht oder weitläufi- 
ger bestreut. Seltener haben sie sich zu einem Systeme 
konzentrischer Ringelchen von geringer Anzahl ausgebildet. 

Unter der Oberhaut erblickt man eine Manchfaltigkeit 
und ein Gewirre solcher Ring - Systeme, die zu beschreiben 
beinahe ans Unmögliche grenzt. Ich hebe daher nur das 
Wichtigste aus. Sie bedecken die Schaale dicht nicht nur 
auf der konvexen und konkaven Oberfläche, sondern auch 
längs und queerüber den Lagen des diekern Randes der Un- 
terklappe und des Deckels. Die Systeme bestehen aus 2 
bis 10 Ringen und ähneln flachgedrückten, oben abgeschnit- 
tenen schaaligen Zwiebeln, d. i., jedes äussere Ringelchen 
biegt sich über das gegen Innen nächst anliegende dicht an- 
geschlossen ein. Ganze Ring -Systeme weichen verschieden 
von der Gestalt des Kreises an. Wenn auch jedes von zweien 
oder mehreren Ring-Systemen sich Anfangs für sich ausbildet, 
so schliessen doch endlich die äussern Ringelchen alle jene 
Systeme ohne Unterbrechung oder Verwirrung ein; höch- 
stens bemerkt man beim Zusammenstossen zuerst einen 
krummlinigen Winkei, welcher sich allmählich vermindert und 
zuweilen endlich ganz verliert. Das innerste Ringelchen 
ist fast immer vertieft, oft durchbohrt; die äusersten schei- 
nen verschieden geborsten. Nicht nach allen Richtungen 
haben sie gleiche Dicke; ja sie wechseln stellenweise hierin 
in kurzen Abständen. Ihre oberen Ränder sind uneben und 
gerundet, wohl auch abgesondert körnig. Beim Zusammen- 
stosse verbundener oder nicht verbundener Systeme bilden 
sich die Ringelchen nur nach der freien Seite hin, und im 
ersten Falle so lange nur dahin aus, bis sie das benach- 
barte einzuschliessen geräumig genug werden. Von Ver- 
drückung der Ringelchen bei Berührung eines andern Systenis 
konnte ich nichts gewahren, wohl aber, dass sie übereinan- 
der aufsteigen und mit den Enden ineinander verschmelzen 
und zwischen sie tretende fremde Gebilde ausweichend 

Jahrgang 1836. 44 


= u = 


umzuschliessen. Zwischen den Systemen sind verschieden 
gestaltige Gruppen rundlieher Körner angehäuft; der Durch- 
messer derselben wechselt zwischen 1—3 Linien. Terebra- 
‘tel- u. a. Konchylier-Stücke aus dem losen Sande der 
Königswiesen bei Regensburg (mit dem Galgenberg zusammen- 
hängend) zeigen Rings-Systeme von 4° Durchmesser und 4“ 
Höhe. Die Schaalen- Lagen sind getrennt, und jede ist auf 
beiden Flächen dicht mit solehen Kieselringehen besetzt. 
Hier glaubte ich die Reihe meiner Beobachtungen über 
diesen Gegenstand in dem mir offen stehenden Gebiete ge- 
schlossen und meine Abhandlung darüber beendigt. Bloss 
um mich zu ergehen und etwa noch einige Petrefakten zu 
sammeln, besuchte ich einige Tage später die freundliche 
Gegend noch einmal, und war nicht, wenig betroffen, als 
ich im Grünsande selbst eine in der Nähe ihres Schlosses, 
also an ihrer dieksten Stelle frisch durchbrochene Ober- 
schaale und gleich darauf einen solchen Deckel der nänli- 
chen Exogyra bemerkte, welche im Ansehen des Bruches 
ganz den in den Sandsteinlagen und Konglomeraten einge- 
wachsenen glich. Bei weiterer Forschung fand ich den 
Bruch aller in dieser Gesteinsart vorkommenden Exemplare 
dieser Muschel mehr oder weniger von derselben Beschaf- 
fenheit. Ich konnte mich nicht bereden, dass die den fase- 
vigen Kern bekleidenden Rinden und durchsetzenden Lagen 
und stalaktitischen Gebilde ebenfalls Kiesel seyen, und legte, 
um mir davon Gewissheit zu verschaffen, ein Bruchstück in 
verdünnte Salpetersäure. Nach geendeter, stets gleich 
heftiger Efferveszenz blieb ein Körper im Rückstande, der 
seiner Gestalt nach, zwischen den beiden Rinden, mit den 
im losen Sande dieser Formation liegenden Exogyren ganz 
identisch ist, und in den äussern Kennzeichen seiner Masse 
nach mit denen des Chalzedons genau übereinstimmt , sogar 
demselben auch darin ähnelt, dass auf den äussern Flächen 
der beiden Chalzedon-artigen Rinden, wiewohl nur selten 
und stellenweise und in höchst zarten, zuweilen kaum an- 


gedeuteten Zeichnungen, die nämlichen Ring - Systeme 


2 
— 681 ° — 


erscheinen. Von den in den Sandsteinlagen und Kongplo- 
meraten eingeschlossenen Schaalen unterscheiden sich die 
Ring - Systeme hinsichtlich der Art und des Prozesses der 
Verkieselung dadurch, dass ihre äussere und innere Fläche 
hart und glatt ist, und der Teig des Grünsandes,- im Ver- 
hältniss der Annäherung zu selbem, im Wasser sich allmäh- 
lich weniger erweicht, überhaupt an Härte zunimmt, und 
den Schaalen so innig anklebt, dass er, um diese rein zu 
bekommen, durch Säuren weggeäzt werden muss, older, 
wenn man ihn mit Gewalt absprengt, öfter von den obern 
Lagen der Kieselrinde ansehnliche Stücke lossreisst. 

Da der Chalzedon der letztern Muscheln ziemlich satt 
blaulich-grau gefärbt ist, dadurch gegen die gelblich-weissen 
Partie'n des kalkig-faserigen Gewebes deutlich absticht, in 
seinem Gefüge weniger geschlossen zu seyn scheint, daher 
eine genauere Beobachtung der wechselseitigen Lagerungs- 
Verhältnisse gestattet — und da vorzugsweise diese Beobach- 
tungen zur Aufklärung des Geheimnisses führen können, 
so will ich sie etwas umständlicher beschreiben. | 

Der Chalzedon erscheint theils als eine die beiden Flächen 
der Schaale bekleidende Rinde, theils in Lagen zwischen 
dem faserig-kalkigen Gewebe, theils als dieses Gewebe ver- 
schiedenartig durchsetzender Stalaktit. Ich will die letzte 
Gestalt zuerst, und zwar mit allen den Abänderungen, in 
welchen sie durch die ganze Formation auftritt, vortragen. 

Wenn der Chalzedon in freien selbstständigen Stalaktit- 
Gebilden vorkommt, so sitzen diese, in einer und derselben 
Schaale, auf den Innenflächen sowohl der äussern als der 
innern (ebenfalls in Chalzedon verwandelten) Schaalenwand, 
bald dort bald da häufiger fest, und ahmen im Kleinen alle 
Formen und Gruppirungen nach, welche man im Grossen 
bei andern Gesteinsarten und selbst dem Chalzedon unter 
andern Umständen findet. Die konischen, Zapfen - förınigen 
oder wie immer verlängerten sind gewöhnlich von einem 
unstäten Punkt aus gegen die Spitze hin verschieden und 


nach verschiedenen Richtungen gebogen. Eben so ungleich 
44 * 


ist ihre Dieke und Länge. Reichen sie von einer Schaalen- 
wand bis zur andern, so wächst ihre Dicke oft bis zu einem 
beträchtlichen Umfange an. Zahlreicher sind alle diese Er- 
scheinungen in jenen Schaalen, aus welchen das kalkig-faserige 
Gewebe zum grössten Theile oder ganz verschwunden ist. 
Besonders im letzten Falle erfüllt nicht selten den ganzen 
Raum zwischen den beiden Schaalenwänden auch ein ver- 
worvenes, dem über Moosen u. dgl. abgesetzten zarten Kalk- 
tuffe ähnliches, Chalzedon-ariiges Stalaktit-Geflechte, welches 
den Schaalen das kariöse Ansehen gibt, und in den Höhlun- 
gen manchmal mit manchfaltigen, wohl auch spiralförmig 
gewundenen, gelblich- oder blaulich-weissen, stark-glänzenden 
. Chalzedon-artigen Übersinterungen bekleidet ist. Dasselbe 
erscheint aber auch neben jenen freien selbstständigen Sta- 
laktiten, so dass der Übergang nicht verkannt werden kann. 

Als Lage zwischen dem kalkig - faserigen Gewebe ist 
der Chalzedon nur in den Exemplaren des Grünsandes deut- 
‚lieh zu unterscheiden. In kurzen Abständen wechselt zuwei- 
len in der nämlichen Schaale die Anzahl, Stelle, Dicke und 
Eutfernung manchfaltig; bald wird die eine, bald die andere, 
bald werden alle Lagen von jenem Gewebe verdrängt; bald 
verlieren sie sich darin von selbst; bald fliessen die-einen oder 
alle zusammen, und hin und wieder erfüllen sie dadurch den 
ganzen Raum zwischen den Schaalenwänden. Sie setzen 
aber auch eben so oft in unverrückter Erstreckung durch 
die ganze Kurve der Schaale fort. Übrigens konnte ich 
auf diesen Zwischenlagen weder der in Grünsand noch der 
in Sandstein liegenden Schaalen eine Spur von Ring-Systemen 
entdecken. 

An den im Grünsande vorkommenden Schaalen zeigt 
sich unwidersprechlich, dass sowohl die Chalzedon-artigen 
Zwischenlagen als die beiden Schaalenwände aus mehreren 
äusserst zarten Blättern bestelien. Ich konnte an den dünn- 
sten Stellen derselben bis 9 zählen, obwohl noch ein ziemlich 
dicker Theil unentwickelt war. Auch zwischen und auf 
diesen konnte ich irgend eine Andeutung von Ring-Systemen 


— 68950 — 


nicht gewahren, so sehr der weisse Zentralpunkt ihre Auf- 
suchung erleichtert. — Die Dicke der Chalzedon - artigen 
Rinde der Schaalenwände ist zwar weniger veränderlich, 
als die der Zwischenlagen, doch fliessen beide stellenweise 
und vorzüglich gegen die Ränder hin so ineinander, dass 
die gesammte Masse der Schaale aus Chalzedon besteht. 
Wie überall, so enthält der Grünsard auch hier ausser 
den Exogyren und Terebrateln eine Menge ein- und zwei- 
schaaliger Molluskenschaalen, und zwar ganz unter den näm- 
lichen Lagerungs-Verhältnissen *). Alle diese sind entweder 
kalzifizirt, oder völlig aufgelöst und zerstört. Zudem ist die 
Silizifizirung jener, und die Kalzifizirung dieser durch die 
ganze Formation in meinem Vaterlande standhaft ="). — Ist 
es möglich, dass solche auffallende und dennoch von der 
Natur so konsequent durchgeführte Anomalie'n lediglich im 


Daseyn oder Nicht-Daseyn des thierischen Stoffes ihren 
Grund haben $ | 


‘ 


*) Man vergleiche damit das Verhalten der jungen Grünsand-Formation 
im nördlichen Gehänge der Alpen (bei Bergen). 

==) Die Exogyren (und Terebrateln) sind zu Alten- (Schloss -) Kreuth 
bei Roding am äussersten südöstlichen, zu Bodenwöhr, und zu 
Atzeleicht bei Amberg am äussersten nordwestlichen Ende auf 
gleiche Art silizifizirt, die übrigen Petrefakten kalzifizirt. 


& Über | 
Monotis decussata von MüÜnsTtER'Ss 


Hrn. Amts-Assessor RömMER. 


Mit Abbildung auf Taf. VIII, Fg. 4 ı, 2, 3. 


Auf einer letzthin unternommenen Exkursion nach dem 
Osterwalde, Deister, Stemmer- und Tünnies-Berge, auf welcher 
ich nieht nur in den schwarzen Asburnham-Mergeln meh- 
rere, anscheinend marine Versteinerungen, sondern auch zwi- 
‚schen der Portland - Bildung und dem Hastings - Sandsteine 
eine, wohl ebenfalls zu den Asburnham-Schichten gehörende, 
mächtige Kalkbildung auffand, war ich auch so glücklich, 
in den Steinbrüchen des Zünniesberges und zwar unmittel- 
bar bei Wetibergen unfern Hannover einzelne Schaalen der 
Avicula tegulata Goror. und Monotis deeussata 
v. Münstr., vom Gesteine befreit, zu sammeln. Da fast 
alle Exemplare so vollständig und rein erhalten sind, wie 
sie nur in den jüngsten Gebilden erwartet werden können, 
so bin ich dadurch in den Stand gesetzt, beiliegende Ab- 
bildung und nachfolgende Beschreibung des bisher unbekann- 
ten Schlosses dieser von Gorpruss so schön abgebildeten 
Monotis-Art zu liefern *). 

Die rechte Schaale — Fig. 1 — zeigt einen ziemlich 


”) Vergleiche jedoch QUENSTEDT im Jahrbuch 1836, S. 242. 
D. R. 


ei — 


breiten, ganz geraden, nach aussen gerichteten, seiner Länge 
nach gestreiften, hinten etwas verschmälerten Schlossrand, 
und auf ihm hinter dem kaum darüber hervorragenden 
Buckel eine breite, dreieckige , oben etwas abgestutzte, im 
Grunde flache, zur Aufnahme des halb äusserlichen Bandes 
bestimmte Grube, deren vorderer Schenkel mit der Basis 
des Schlossrandes einen etwas spitzen, fast rechten Winkel 
macht, während der hintere Schenkel sehr schräg nach 
hinten gerichtet ist. Unter dem sehr kleinen vorderen Flü- 
gel befindet sich ein starker, durch eine tiefe, äussere Falte 
hervorgebrachter, zur Aufnahme .eines Byssus bestimmter 
Ausschnitte Der Muskular - Eindruck scheint rundlich zu 
seyn und liegt in der Mitte der Höhe, dem Hinterrande 
genähert. A 
Die rechte Schaale — Fig. 2 — hat ebenfalls einen 
geraden, in der Jugend bisweilen etwas gebogenen, breiten, 
weniger nach aussen klaffenden Schlossrand. Man sieht 
darauf hinter dem, wenig hervorstehenden Buckel eine drei- 
eckige Bandgrube, deren vorderer Schenkel mit der Basis 
ebenfalls einen etwas spitzen, fast rechten Winkel bildet, 
während der schräge hintere Rand allmählich flacher wird, 
sich gegen den äussern Rand des Flügels ganz verliert und 
oberhalb durch eine linear -lanzettliche, etwas schwielige 
Fläche begränzt wird. Die Fläche des Schlosses vor jener 
Grube trägt oben ein niedriges, dreieckiges, etwas stumpf- 
winkeliges Grübehen; ‚darunter liegt eine nach unten abge- 
rundete, schwielige Fläche; an beide stossen hinten die 
blättrigen Anwachsungs-Streifen des abgerundeten vorderen 
Ohres. Der Muskular - Eindruck ist breit herzförmig und 
liegt in der Nähe des hinteren Randes. 
| Nach dieser Beschaffenheit scheint mir die Monotis 
deeussata zur Gattung Avicula zu gehören; ihr Schloss 
macht der Übergang von den meisten übrigen Avicula- 
Arten zur Avicula tegulata Gotor., deren dreieckiges 
Schlossgrübehen bei unsern schönen Exemplaren — Fig.3 — 


in der Mitte durch keine Erhöhung, wie die Abbildung bei 


ii SB8G -— 


Gorpruss sie darstellt, getheilt wird, sine deren Schenkel 
mit der Basis beide sehr spitze Winkei bilden. Muskular- 
Eindruck und vordere Abrundung des Ohres, so wie die 
übrige Beschaffenheit des Schlossrandes sind fast gleich. 
Eine rechte Schaale der A. tegulata nal ich bisher ver- 
geblich gesucht. 

Den obigen Fundort beider Versteinerungen habe ich 
früher für unteren Coralrag angesehen, da aber die Avi- 
ceula tegulata von Gorpruss aus dem Great oolite ange- 
geben wird, unsere Monotis auch im Bradford - Thone 
vorkommt und keine damit bei Weltberge vorkommende Ver- 
steinerung (— kleine glatte, ‚spitzschnabelige Austern (A. 
acuminataf], eine glatte Kammmuschel und ein am 
Grunde nicht gefurchter Belemnit —) mehr östlich im 
wirklichen untern Coral-rag angetroffen wird, so möchte 
diese Bildung, so wie der am Siemmerberge im Liegenden 
der Wälderthon-Bildung vorkommende, Kalk, in welchem wir 
nur die Monotis decussata gesehen, ebenfalls dem Great 
oolite, oder diese der älteren Abtheilung der Jurabildung an- 
gehören. Das Gestein ist ein sandiger, bald fester bald mer-. 
geliger Kalkstein mit vielen Eisennieren und Sphäroiden. 


Briefwechsel. 


——— 


Mittheilungen, an den. Geheimenrath v. LEONHARD 
gerichtet. 


Alerandria, 19. April 1836. 


In der Richtung aus Nord-West in Süd-Ost, von der Lybischen 
Wüste bis zum rothen Meere, wird ganz Ägypten durch einen Gebirgs- 
zug durchsetzt, dessen Abfall gegen Nord - Ost bei Weitem sanfter als 
der gegen S.W. ist. Dieser Gebirgszug zeigt auf seinem Rücken be- 
deutende Plateau’s, und in Nordost sowohl als Südwest reicht die Wüste 
bis an seinen Fuss. Mitten durch ihn hat sich der Nil.sein Bett ge- 
brochen und das Thal an seinen beiden Ufern mit seinem ihm eigen- 
thümlichen Schlamm erfüllt, so dass, im wahren Sinne des Wortes, 
zwischen Wüste und Wüste ein Streifen eines der fruchtbarsten Länder 
der Erde sich befindet. Die örtliche Ausdehnung dieses Gebirgszuges 
von El Thuareh am rothen Meere bis in die Gegend‘ des Thurms der 
Araber am Mittelländischen Meere beträgt bei 162,500 Toisen oder bei- 
‚nahe 32 Miriameters, bei einer mittlen Breite des Zentral - Rückens von 
ungefähr 12,000 Toisen. Die mittle geographische Lage dieses Gebirgs- 
zuges ist 290 Länge von Paris und 300 20° nördl. Breite. Der ost- 
wärts des Nils liegende Theil dieses Gebirges, der @ebel Attakka am 
Rothen Meere und die Gebel Mokattam und Gebel Giouchi (oder Ahfrak) 
bei Kairo und der @ebel Torrah und Bahar - Bela- Ma südöstlich von 
Kairo gehören zu der sogenannten Arabischen Bergkette, die Berge 
hingegen westlich des Nils iu der Gegend des Bahr el Bala Ma und 
der Natronsee’n bis zum Thurm der Araber gehören zur Lybischen Berg- 
kette. Im Norden wie im Süden hat diese Bergkette viele Abläufer, 
die aber von keiner besondern Bedeutung und von derselben Beschaffen- 
heit sind, wie der Hauptrücken, der sowohl in Ost als West mit seinen 
Zweigen das Gebirge der Wüsten bildet. Das äussere Ansehen ist 
ganz das jüngerer Gebirge: nicht hoch, die Schichtung terrassenförmig 
bemerkbar. Auf der Höhe grosser Plateau’s verlieren sich die Berge 


— 

in Nord mit sanftem Abfalle, während sie in Süd meist steile Abhänge 
bilden. Wir wollen bier nur die Berge in der Umgebung von Kairo 
betrachten, nämlich den Gebel Mokattam und den Gebel Ahfrak oder 
Givuchi. Viel bedeutender durch Höhe und Ausdehnung ist der erste 
dieser beiden, der Mokattam. Er liegt südöstlich der Stadt und dicht 
an den Mauern derselben, indem die Zitadelle an seinem südwestlichen 
Abhange erbaut ist. Gegen Nordost steht er mit dem Gebel Ahfrak, 
gegen S.W. durch den Bahar-Bela-Ma mit dem Gebel Torrah in Ver- 
bindung. Überall sonst begrenzt ihn die Wüste. Sein höchster Gipfel 
in der Nähe der Zitadelle von Kairo hat eine Höhe von 420 Par. Fuss 
über dem Mittelländischen Meere, 390 P. Fuss über dem Ruthen Meere 
und 404 P. F. über dem niedersten Stand des Nils. Der Mokuttum 
ist ein durch die heftige Hitze und die Einwirkung der heissen und 
stürmischen Wüsteuwinde, so wie durch gänzlichen Wassermangel, ganz 
kahles , beinahe vegetationsloses Gebirge. In den einzelnen Schluchten 
jedoch, wo es der Dammerde möglich ist, sich etwas anzusammeln, 
fand der mich begleitende Botaniker Korschı Anfangs April ausser zwei 
Arten von Fettgewächsen noch Turritis pubescens, Brassica crassifolia, 
Senecio verrucusus und triflorus, Geranium asphodelvides und reflexum, 
Divtis candidissima, Pluntago recurvata, Egyptiaca und argentea, Inula 
undulata und crispa u. a. m, Die Felsbildung erhellt aus beiliegendem 
Durchschnitte (T£f. VII, Fg. 3). Zu unterst, gleich hinter der Zitadelle, 
wo am Fusse des Berges bedeutende Steinbrüche betrieben werden, 
steht dichter Kalkstein, von gelblichweisser und bräunlichweisser Farbe 
an, der eine Menge von Versteinerungen, vorzüglich aber Nummuliten 
führt. Er ist deutlich geschichtet, seine Schichten streichen mit dem 
Gebirge aus N.W. in S.O. und verflächen unter sehr kleinem Winkel, 
höchstens von 2° gegen Nordost. Nach diesem Schichtungs - System 
richtet sich das des ganzen Mokattums. Stellenweise nimmt dieser 
Kalkstein, besonders nach unten zu ein etwas erdiges Gefüge an. Die 
Versteinerungen sind nesterweise ausgeschieden und in ihrer Lage 
lässt sich keine bestimmte Anordnung erkennen. Sie gehören alle See- 
thieren an, und ihre nähere Bestimmung werde ich bei meiner Rückkehr 
nach Europa vornehmen. Die Schichten dieses untern Nummuliten- 
Kalkes sind öfter wellenförmig gebogen, welche Erscheinung aber auf 
das Schichten-System der obern Felsbildungen keinen Einfluss zu haben 
scheint. Der untere Nummuliten - Kalk ist es vorzüglich, der Nester 
von Feuerstein, Horustein, Jaspis, Karniol, von Basalt -äbnlichen Ge- 
steinen und von Selenit - Spath führt. Alle diese nesterförmigen Einla- 
gerungen scheinen nichts anders, als chemische Ausscheidungen aus 
der Masse des Kieselerde-haltenden Kalkes zu seyn, und nur die basal- 
tischen Gesteine dürften Geschieb-artig in die Masse des Kalkes einge- 
hüllt seyn, weil in dieser die integrirenden Bestandtheile derselben man- 
geln mögen. Der Selenit-Spath kömmt besonders häufig vor und ist mit- 
unter in Kopf-grossen Knollen ausgeschieden, Auch fanden wir viele 
lose Trümmer fossilen Holzes, an dem die eigenthümliche . Textur 


— 689. — | 
ausgezeichnet zu bemerken war, dessen Masse hingegen ganz iu ein 
Hornstein-artiges Gestein, manchmal einen vielen koblensauren Kalk 
haltenden Kern führend, verwandelt war, und welches offenbar als Ver- 
steinerung dem Nummuliten-Kalk angehört. Auf dem untern Nummuliten- 
Kalk liegt Kreide: ein erdiger, schneeweisser Kalkstein, sehr zerreiblich 
und Knollen von Feuerstein ete, führend. Er enthält auch kleine Nester 
eines eigenthümlichen Eisen - Sandsteins, welcher viele Ähnlichkeit hat 
mit dem, der in den Tertiär- Gebilden am Saume der Alpen und_der 
Baierischen Ebeue den linsenförmigen Thoneisenstein führt. Die Kreide 
theilt sich in zwei Hauptstraten: die eine führt sehr viele Versteinerun- 
gen, die dieser Felsart eigenthümlich sind, besonders aber Nummuliten ; 
die andere, die auf dieser liegt, ist sehr arm an Versteinerungen und 
mitunter ganz frei davon, Sie führt auch Kouollen von Feuerstein, 
Hornstein etc., aber ebenfalls nur sparsam und entbält gegen die Grenze 
der sie bedeckenden Felsbildung zu: Nieren von ockrigem Brauneisen- 
stein. Die Kreide zeigt eine Mächtigkeits-Entwicklung von 26 und mehr 
Fuss. Auf diese Kreide - Bildung folgt eine mächtige Ablagerung eines 
dichten quarzigen Kalksteins, der hie und da seinem Habitus nach sich 
dem Hornstein ähnlich zeigt. Dieser Kalkstein führt Versteinerungen, 
theils beigemengt, theils kommen in ihm ganze mehrere Zoll mächtige 
Bänke vor, die nur aus Meeres-Konchylien, Numulus, Terebratula, 
Venericardia, Mytilus, Cytherea, Lingula u. s. w. bestehen. 
Der Kalkstein wechselt mit diesen Muschelbänken, so wie mit Lagen 
eines gelben und grauen versteinerungslosen Thons. Es ist diese Kalk- 
bildung, welche ich mit dem Namen oberer Nummiuliten-Kalk bezeichnete 
und der Mächtigkeit von 18 bis 20 Fuss besitzt. 

Eine 3° mächtige, viel Eisenperoxyd haltende Thonschicht , sehr 
sandig und mitunter einen thonigen Sandstein darstellend, bedeckt diese 
Kalk- und Thon-Bildung in ihrer ganzen Ausdehnung, und darauf liegt 
ein bei 40° mächtiger, Kalkstein von dichtem, ins Körnige übergehendem 
Gefüge. Dieser Kalkstein ist sehr quarzhaltig und zeigt ganz das äussere 
Ansehen mancher Hornstein - Gebilde, gibt auch am Stahle Funken. Er 
führt Versteinerungen, die aber bei Weitem nicht so gut erhalten sind, 
als die der unter ihm liegenden Straten. Charakteristisch für ihn sind 
Lagen von ockrigem Brauneisenstein mit vielen Selenit - Krystallen, an 
welchem Fossil er überhaupt sehr reich ist. Besonders ausgezeichnet 
ist ein solches Lager, das auf dem Gippel des Mokattam zu Tage 
geht und eine Mächtigkeit von 6° bis 10° hat, sich auch auf eine be- 
deutende Strecke verfolgen lässt. Der Kieselkalk zeigt sich auf seiner 
Oberfläche durch Verwitterung sehr zerfressen und, wahrscheinlich durch 
vulkanischen Einfluss, in tiefe Spalten zerrissen. 

Die ganze Gruppe dieser Nummulitenkalke mit ihren Thonstraten, 
ihren Muschelbänken und Eisensteinlagern gehört, meiner Ansicht nach, 
dem Gebiete der Kreide an, und dieses Felsgebilde ist es, welches den 
grössten Theil des nordöstlichen Afrika bedeckt; es ist ohne Zweifel das 
Gestein, welches die Grundlage der durch ganz Afrika und weit nach 


— 690 — 


Asien reichenden Wüsten bildet. Diese Nummuliten-Kalke führen, wie 
gesagt, häufig Knollen von Feuerstein, Karniol, Jaspis, Hornstein u. s. w. 
und enthalten auch fossiles in Hornstein umgewandeltes Holz, wahrschein- 
lich Reste von Palmen und Sikomoren-Stämmen, aufdie Weise, wie sie 
andere Versteinerungen führen. Berücksichtigt man die grosse Verwit- 
terbarkeit der Nummuliten-Kalke und nimmt dagegen , wie sehr Jaspis, 
Hornstein, Feuerstein, das erwähnte fossile Holz etc. der Verwitterung 
widerstehen, so wird das Vorkommen der geschiebartigen Knollen dieser 
Gesteine und des fossilen Holzes in und auf dem Sande der Wüsten, 
wo diese Gesteine ganz frei am Tage liegen, nicht mehr befremden. 
Der Nummulitenkalk, die Kreide nämlich, das Gestein der Wüste, ver- 
wittert zu losem Staub und Sand, während seine grösstentheils aus 
Kieselerde bestehenden Einschlüsse nicht verwittern, sondern an Ort 
und Stelle unverändert liegen bleiben, während die heftigen Wüsten- 
winde den Staub und Sand bier wegführen, dort anhäufen, damit 
manche Gegenden weit und breit berum bedecken, an manchen Stellen 
aber wieder das Gestein entblössen, so dass die Verwitterung aufs Neue 
beginnt. So können diese Feuersteine, Karniole, das fosssile Holz 
u. dgl. durch Jahrtausende liegen bleiben und vermehren sich zum 
Theil ihrer Anzahl nach durch die fortschreitende Verwitterung. 
Nordöstlich des Mukattams sieht man am Saume der Wüste schwarze, 
scharf begrenzte Berge kegelförmig der Ebene entsteigen: es ist der 
Gebel Ahfrak, vom Mokattam durch ein breites Thal geschieden , mit 
seinen Zweigen, Schon Farbe und Form sind zu sehr verschieden 
von denen des Mokuttams , als dass man nicht auf eine besondere, von 
diesem ganz getrennte Gebirgs - Formation schliessen sollte. Man sieht 
auf den ersten Blick, dass man sich auf einem vulkanischen Terrain 
befindet, was auch die nähere Beschauung bestätigt. Angelangt am 
Fusse des Gebel Ahfrak erstaunt man über die sonderbaren Felsgebilde, 
die man plötzlich zu sehen bekömmt. Sie sind offenbar vulkanischen ' 
Ursprungs und doch keine Laven ‚ auch keine sogenannten plutonischen 
Gebilde, keine Basalte, keine Trachyte, keine Porphyre; denn findet man 
deren auch welche, so bilden sie doch bei Weitem nicht das eigentliche 
Gestein des Berges. Dieser ist ein grosser Eruptions - Kegel von 4000 
bis 5000 Toisen im Umfang. Auf seinem Gipfel angelangt, steht man 
am Rande eines grossen Kraters. In diesem bemerkt man viele trich-_ 
terförmige Vertiefungen und darunter zwei von sehr bedeutender Grösse, 
eine Reihe kegelförmiger Erhöhungen umschliesst sie alle und bildet 
den Hauptkrater. Vom Gipfel des Gebel Ahfrak erblickt man mehrere 
solche Eruptions-Kegel in der den Mokattam begränzenden Ebene, jedoch 
keinen von solcher Bedeutung. Das durch die Emporhebung dieses 
Berges hervorgetretene Gestein bedeckt die Felsgebilde des Mokattam 
an dessen Fusse und man sieht in dem Thale zwischen dem Mokattam 
und dem Gebel Ahfrak die Nummulitenkalke und vorzüglich den thoni- 
gen Sandstein zwischen dem obern Nummuliten - Kalk und dem Kiesel- 
kalk deutlich unter die vulkanischen Gebilde des letztern einschiessen. 


ua — 


Der Gebel Ahfrak ist grösstentheils ganz kahl und auch in seinen 
Schluchten findet man nur wenige, aber seltene Pflanzen, so z. B. fand 
KorscHi im April: Atriplex pruinosa, Calendulu Aegyptiaca und sancta, 
Bunias Aeyypt. und Syriaca, Anastatica hierochuntica, Rumex Aeyypt., 
multiflorus und aculeatus, Centaurea pullata, ylastifolia und sguurrosa, 
Convolvulus lanuginvsus und hastatus u. s. w. Sehr merkwürdig ist 
das Gestein des Gebel Afrak. Das Haupt - Gestein des Kegels nämlich 
ist’ das des Mokattams, nur durch vulkanische Einwirkung theils ge- 
schmolzen , theils wenigstens bedeutend verändert. So sehen wir 
daselbst den Sand der Wüste theils nur zusammengefrittet, theils ge- 
schmolzen, den thonigen Sandstein und obern Nummuliten-Kalk gebrannt 
und geschmolzen ; ferner verglasten und geschmolzenen Kieselkalk , ge- 
schmolzene Kreide und zu förmlichem Trachyt geschmolzenen Nummuliten- 
Kalk mit allen seinen Einschlüssen und durch Feuer veränderten 
Versteinerungen. Jn dem gebrannten thonigen Sandstein findet man 
grosse Stücke des fossilen Holzes, dessen Masse ganz in Hornsteiu ver- 
wandelt ist. Sehr vorherrse#end ist auch ein körniges Quarzgestein, 
dessen Körner durch Schmelzung ganz zusammengefrittet sind, wahr- 
scheinlich ein tiefer liegendes Gestein, vielleicht eine Art Sandstein 
oder Quarz - Konglomerat, welches durch die Eruption emporgehoben 
wurde, und welches man in der Tiefe des grossen Kraters anstehen 
sieht. Man findet ferner sehr viele lose Quarzkörner, die durch Kry- 
stallform, Farbe und Glanz sich ganz jener Art von Bergkrystallen ähnlich 
zeigen, die unter dem Namen Marmaroscher - Diamanten bekannt sind. 
Die Eruption, durch die der Gedel Ahfrak und die übrigen Eruptions- 
Kegel am Mokattam entstanden, muss erst geschehen seyn, als bereits 
Wüste diese Punkte bedeckte; denn man findet den Sand der Wüste 
vom Zustande einer leichten Zusammenfrittung der Körner an bis zur 
vollendeten Lava, und in den mannigfachsten Nüanzen der Schmelzung. 
Manche dieser vulkanischen Gesteine sind allerdings porphyrähnlich und 
zeigen sich durch Aufnahme von glasigem Feldspathe als wirkliche Tra- 
chyte, doch zeigen diese Bildungen sich nur noch lekal, haben keine 
Ausdehnung und scheinen vielmehr nur Modifikationen der allgemeinen 
Umwandlung der Gesteine durch das Einwirken eines Vulkans zu seyn. 
Der Gebel Ahfrak gibt uns den höchst seltenen Anblick eines Vulkans 
von der Art, wie sie noch heut zu Tage thätig sind und der doch von 
den gewöhnlichen Gesteinen der Vulkane ganz verschiedene enthält. 
Die Lava des Ahfrak ist eine andere, als sie die übrigen Vulkane 
liefern, und in allen seinen Produkten lässt sich das Grund - Gestein, 
aus dem sie entstanden sind, nicht verkennen. 


RusseGgEr. 


ie — 


Rouen, 12. Julius 1836. 


Die chloritische Kreide in unserer Nähe, so ausgezeichnet durch 
ihre Lagerungs-Verhältnisse und durch die von ihr umschlossenen Petre- 
fakten, lässt meist nur sehr wenige grüne Punkte wahrnehmen, und oft 
fehlen diese auch ganz. Die Ihneu übersendeten Handstücke stammen 
von Fecamp , einen kleinen Seehaven zwischen Dieppe und le Hävre, 
‚Hier treten mehrere sehr ausgezeichnete Bänke chloritischer Kreide auf. 
Eine derselben, welche vortreffliehe Bausteine liefert, ist beinahe gänz- 
lich weggebrochen worden. Man kann sich wohl erhaltene Versteine- 
rungen, wie solche unsere Kreide häufig führt, ihrer Zerbrechlichkeit 
wegen, nur mit einiger Schwierigkeit verschaffen. 


DE St. Leser. 


Prag, 2. Sept. 1836. 


Bei den Nachgrabungen am Kamm hl ist nicht viel Arbeit mehr 
nothwendig, um die Eruptions - Spalte des Basaltes im Glimmerschiefer 
vollständig bloss zu legen. Diese Spalte ist mit Basalt und mit Schlacke 
ausgefüllte Künftiges Jahr gedenke ich die Beschreibung zu liefern; 
es kommt auch eine Karte dazu. Wahrscheinlich haite der Ausbruch 
unter Wasser Statt. Die grösste Menge des Basaltes ist in Schlacken 
zersprungen. Sehr viele Bomben wurden gefunden, ähnlich jenen, die 
' der Vesuv auswirft. Sie schliessen Glimmerschiefer- und Quarz-Trümmer 
ein. In der I1ten Klafter Seigerteufe hat man überall Wasser angefahren. 


Kaspar Graf von STERNBERG. 


Lyon im Sept. 1836. 


Ich theile Ihnen einige Nachrichten mit über meinen Ausflug nach 
Villebois an der Rhone, Dept. de U’Ain. j 


Von Lyon aus stromaufwärts, am rechten Ufer gehend, hat man 
stets das Diluvium zur Seite, in welchem Überbleibsel vorweltlicher 
 Elephanten vorkommen. Auf hohen und steilen Diluvial-Gehängen ruht 
das Thon - Plateau de la Bresse. Am entgegengesetzten Ufer, in Dau- 
phine, erstrecken sich unermessliche Alluvionen, man sieht die Balmes 
vieunoises, das ursprüngliche Rhone-Ufer, auf dem sich noch einige 
alterthümliche Tumuli erheben. Diese Formation verfolgt man bis 
zum Ufer des Ain, wo zwischen Laguieu und St. Sorlin Gryphiten- 
Kalk (Lias) auftritt, der auch Belmniten und Plagiostomen führt. Von 
St. Surlin bis zum Rhone-Fall erstrecken sich die steilen Gehänge eines 
gelblichen, etwas körnigen, ziemlich Muscheln-reichen Kalksteins. Wenig 
Örtlichkeiten dürften so geeignet seyn zum Studium der Schichten, 
ihrer Neigungen und Biegungen , ihres Zerissenseyns und der dadurch 


u 

entstandenen kleinen Thäler. Eines der letzten zeigt ganz deutlich den 
Bruch und die Emporhebung der korrespondirenden Schichten. Alle 
aufgerichteten Schichten lassen gegen die Rhone-Seite ihre wagerechten 
Enden wahrnehmen und senken sich allmählich gegen das Berg-Innere. — 
Der berühmte Rhone - Fall ist kein eigentlicher Sturz, sondern nur eine 
geringe Henwung durch Felsmassen, so dass der Strom bewegter und 
reissender wird. Gegen die Stelle hin sind die Kalksteine gelblich und 
führen hin und wieder Muschein. Man verfolgt dieselben bis Villebois, 
wo die ungeheuren Steinbrüche sich befinden, welches die festesten und 
grössten Massen liefern (30 bis 40 Fuss), die in Lyon verarbeitet 
werden. Alle diese Kalke dürften dem Jura - Volitlh angehören. Ost- 
wärts vom Dorfe, am Fusse der Gehänge,. geht Bolinerz zu Tag, das 
meist in sehr regelloser Weise gewonnen wird. Die Mächtigkeit der 
Lagen beträgt 6—8 Fuss. Sie ruht auf zerreiblichem, viele Ammoniten 
einschliessendem Mergel. Auch das Erz führt Ammoniten , Belemniten, 
Pectiniten in Menge, und ausserdem Bruchstücke verschiedener Bival- 
ven. Auch fand ich einen Wirbel, der muthmasslich von einem Ichthyc- 
saurus abstammt. -Über dem Bohnerz liegt eine Bank Muscheln-reichen 
Kalksteins mit vielen Krinoideen-Fragmenten. Noch höher sieht man La- 
gen mergeligen Kalks mit Terebrateln , Ammoniten, Pectiniten und Pla- 
giostomen. Das Eisenerz - Lager zeigt dieselben Biegungen, wie die 
Kalk-Schichten. Es senkt sich dem Grunde des Thales zu, in weichem 
dns Flüsschen von Villebois seinen Lauf hat. Hier scheint dasselbe 
unmittelbar auf blaulichem Gryphitenkalk zu ruhen. In der nämlichen 
Mächtigkeit ist-das Eisenerz - Lager auf einer Eıstreckung von 3 — 4 
Stunden zu sehen und die Gewinnung wäre überall sehr leicht, nur 
ser Mangel an Brenn - Material ist hinderlich; man muss das Erz bis 
Vienne und St. Chamond transportiren, welche Orte den Steinkohlen- 
Gebilden näher liegen. | 

- In dem Theile von Dauphine, durch welchen ich weinen Rückweg 
nahm , zeigt der Kalk die nämlichen Merkmale, welche er am Rähone- 
Fall hat. In diesem Gestein ist auch die berühmte Grotte de la Balme, 
eines der sieben Wunder des Duuphine und so ausführlich von 
Bouarır beschrieben. Der Eingang ist ein Gewölbe - artiger Bogen 
von 100 F. Höhe und 80 F. Breite. — Der Rückweg nach Lyor führte 
mich fünf Stunden lang über eine mit Rollsteinen bedeckte Ebene. 


LorTE£r. 


Darmstadt im Dezember 1836. 
Vielleicht dass Sie einer kurzen Mittheilung über die von mir fort- 
gesetzten Nachgrabungen zu Eppelsheim gerne eine Stelle in Ihrem 
Jahrbuche vergöunen. Dieselben wurden in vorigem Monat von Neuem 
begonnen und ununterbrochen mit einer zahlreichen Mannschaft fort- 
gesetzt. Wie sehr diese Arbeiten Geduld und Ausdauer in Anspruch 


— 694 — 
nehmen, davon bin ich durch eigene Erfahrung hinlänglich überzeugt. 
Neben dem Mühsamen derselben ist zugleich die grösste Behutsamkeit 
anzuwenden und beim Durcharbeiten der eigentlichen Knochen führen- 
den Schichten eine kaum glaubliche Sorgfalt den aufgefundenen Re- 
sten zu widmen. 

Nicht selten hat man über 30° niederzugehen bis zur unteren 
Knochen - führenden Lage, welche die meiste Hoffnung bietet. Die Ar- 
beit kann dann nur Terrassen - förmig nach unten vorschreiten ‚ indem 
wegen der Lockerheit der Lagen in gewöhnlichen schachtförmigen Ver- 
tiefungen ‘die Seitenwände jeden Augenblick einzustürzen drohen. An 
einem unterirdischen Bau nach bergmännischen Grundsätzen ist nicht 
wohl zu denken, indem derselbe nicht allein in Folge eines dauerhaften 
Streckenausbauens mit fast doppeltem Aufwande, sondern Auch mit 
einer beträchtlichen Gefahr verbunden wäre. In der kleinen Arbeit, 
die ich über das geognostische Verhalten der knochenführenden Tertiär- 
Gebilde des Mittelrheins Kaues geologischer Beschreibung des Din o- 
therium-Kopfes beifügte und die ich hoffe Ihnen recht bald übersenden’ 
zu können, verbreitete ich mich auch über das eigenthümliche Vorkom- 
men der Knochenreste. Sie werden daraus ersehen, wie selten ausge- 
zeichnete Stücke vorkommen und welchen Zeit- und Arbeits- Aufwand 
es erfordert, einmal etwas von besonderem zoolögischem Werthe zu er- 
halten. Als ein besonderes Glück rechne ich es mir daher an, bei den 
von Neuem begonnenen Nachgrabungen wieder zwei werthvolle Stücke 
aufgefunden zu haben, nämlich den Schädel oder Oberkopf von Ta- 
pirus priscus bis auf den Hintertheil des Kopfes (der fast ganz 
fehlt) vortrefflich erhalten, und den vollständigen Kopf von Kaup’s Dor- 
catherium Naui, ein der Gattung Cervus nahe verwandtes Thier. 
Ein so vollständig erhaltenes Exemplar, bei welchem der Unterkiefer 
noch ganz mit dem Oberkopf zusammenhängt und sogar noch ein Theil 
der Halswirbel daran sitzt, wurde nach Kaup’s Ausspruch bei Eppels- 
heim noch nicht aufgefunden. Aber ausser diesen beiden Stücken und 
einem stark zertrümmerten kolossalen Humerus von Mastodon lon- 
girostris fand sich auch auf einer Fläche von beinahe 5 Morgen, 
die 'zum Theil ganz durchgearbeitet, theils nur versuchsweise nächgese- 
hen wurde, nichts Erwähnenswerthes. 

' Dem verdienstvollen Bearbeiter unserer vorweltlichen Quadrupeden- 
Fauna sind diese neuen Bereicherungen derselben zur Beschreibung 
und Abbildung übergeben, und es werden dieselben der erwähnten Ar- 
beit über das Dinotherium noch beigegeben werden können. 


A. v. Kuirstein. 


Bern, 22. Sept. 1836. 
Die Versammlung in Solothurn wird, wenn meine Hoffnung mich 
nicht betrügt, für unsere Wissenschaft nicht ohne Erfolg bleiben. Man 


. 


hat beschlossen, die Denkschriften der Gesellschaft, die seit der Er- 
scheinung des 2ten Bandes ins Stocken gerathen sind, weil kein Ver- 
leger in die Bedingungen der Gesellschaft eingehen wollte, nun aus 
eigenen Fonds und nach einem abgeänderten Plane herauszugeben. Die 
Abhandlungen sollen nämlich einzeln erscheinen und besonders ‘verkauft 
werden, so dass sich der Druck nicht verzögert, bis man einen Band füllen 
kann, und Jeder nur davon zu kaufen braucht, was ihn zunächst interes- 
sirt. Ein Komite, bestehend aus den Herren Acassız, BRUNNER, DECAN 
DoLLE, Merian, Movssow und Ranun, unter dem Vorsitz von CouLon in 
Neuchätel soll die Auswahl der zu druckenden Abhandlungen treffen. 
Unter den ersten Arbeiten dieser Sammlung werden erscheinen: ein 
‚Anfang zu einer Schweizerisch-Alpinischen Paläontologie von Acassız, 
und meine und Escuers Beschreibung eines Theiles der Graubündtner- 
Gebirge mit Karten und Profilen. — Die Versammlung hät ferner den 
Beschluss genommen, ihre Kräfte mit denjenigen des Eidgenössischen 
Quartiermeisterstabs zu vereinigen, um in möglichst kurzer Zeit eine 
genaue Karte der Alpen herausgeben zu können. Die ganze Unter- 
nehmung, die seit mehreren Jahren in unserer Gesellschaft besprochen 
worden war, aber zu keinem Resultat geführt hatte, ist nun der thäti- 
gen und einsichtsvollen Leitung der obersten Schweitzerischen Militär» 
Behörden überlassen worden. — Die Versammlung war zahlreich besucht, 
und in unserer Sektion hatten wir das Vergnügen, nebst den Schweitzern 
AGassız, ÜHARPENTIER, CouLon, EscHer, Hucı, Laroy, Tuurmann, Dv-» 
»01s, Mousson, GRressty etc. auch die- Hrn. Erız pe Beaumont und 
Durs£enoy zu besitzen. Das nächste Jahr gehen wir nach Neuchätel, 
wo uns, sofern Krieg und Cholera uns in Ruhe lassen, gewiss eine 
eben so freundschaftliche Aufnahme erwartet, als wir in Sulothurn ge» 
_ funden haben. 

Esc#er und ich reisten sogleich nach der Versammlung in die 
Alpen ab. Die Cholera-Quarantaine an der Bündtner-Grenze hatte uns 
zu einer Abänderung des anfänglichen Reiseplanes gezwungen, der 
uns nach dem YVeltlin und nach Bergamo hinführen sollte; wir ver- 
weilten daher mehrere Wochen im Berner-Oberland, theils um die 
Fortsetzung der in meinem Buche beschriebenen Kalkgebirge gegen das 
Reussthal hin genauer zu untersuchen, theils um unsere Beobachtungen 
über die Verhältnisse des Kalks zu dem sogenannten ‘Urgebirge zu ver- 
vollständigen und diejenigen, die das Berner - Oberland darbietet, mit 
den Verhältnissen in Graubündten zu vergleichen. Hierauf erst zogen 
wir nach Bündten und waren. glücklich genug den ganzen Plan, den 
wir uns entworfen hatten, noch vor dem Eintritt der seit mehreren 
Wochen herrschenden Regen und Schneestürme auszuführen. Die Zeit, 
während welcher in diesem Jahr oberhalb der Baumgrenze in den. Al- 
pen geologisirt werden konnte, wenn man das Wort brauchen darf, hat 
nicht länger als 5— 6 Wochen gedauert. — ‚Über die Formationsfolge 
in unseren Berner - Alpen sind wir nun bedeutend mebr ins Klare ve- 
kommen, doch bleiben stets noch, wegen der Seltenheit organischer 


Jahrgang „1836. 45 


- 


E 2 


— 6% — 


Überreste, genug Dunkelheiten, Es scheint nämlich, wo nicht, was 
häufig der Fall ist, Störungen durch Umbiegung ganzer Schichtensysteme, 
Eindringen fremdartiger Massen, Rücken und Verschiebungen Statt 
finden, folgende Altersreihe in unsern Kalkalpen zu bestehen, wenn 
wir nur jenen Theil derselben berücksichtigen, der zwischen dem Aarthal 
und dem Rheinthal liegt, oder östlich von den in meinen westlichen 
Alpen beschriebenen Gegenden. 

a) Zwischenbildungen (Sruper’s): dolomitischer Kalk, Quarzit, bunter 
Schiefer, Eisenoolith. Häufige Belemniten und Ammoniten, selten 
Pholademyen, Trochen, Terebrateln, theils dem Lias „ tbeils dem 
untern Oolithe augehörend. Niederschläge 1. Art von Lusser. 

.b) Hochgebirgs - Kalk von Escher, untere Kalk- und -Schiefermasse 
Stup. Niederschläge 2. Art, Lusser. Schwarzgrauer schieferi- 
ger Kalk, sehr arm an Petrefakten : Belemniten,, Ammoniten, Po» 
sidonien. Dem Lias beizuorduen. 

c) Spatangenschiefer. Obere Kalk- und -Schiefermasse Stu». z. Th. 
Niederschläge 4. Art d Lusser. Terrain neocomien Taur- 
MANN, MonrtmoLLin, Acassız. — Schwarze Kalk- und Mergel- 
schiefer, sandig, Mit Spatangus retusus, Gryphaea 
Couloni, als Seltenheit Nummuliten. — Bildet die unterste 
‚erst in den letzten Jahren zu Neuchätel erkannte Stufe der 
Kreide - Bildungen. 

d) Hippuriten-Kalk, Schrattenkalk Stun. (Profil der Luzerner-Alpen). 
Niederschläge 4. Art g Lusser. Dickgeschichteter Kalk, meist 
nackt, mit sehr vielen aber selten deutlichen Petrefakten, aan 
lich Hippuriten und Diceras. 

Gegen die HAouchalpen zu scheinen die zwei letzten Bildungen 
ce und d oft ganz zu fehlen und der Hochgebirgs - Kalk unmittel- 
bar von e bedeckt zu werden. 

‚e) Nummuliten-Kalk und Sandstein. Hochgant-Sandstein Stun. (Pro- 
fil der Luzerner - Alpen). Niederschläge 4. Art h—1 Lusser. 
Ausgezeichnet durch die Menge von grünen Körnern in einigen 
Schichten. Sehr viele Nummuliten, Petrefakten des Greensandes, 
Yurriliten, Inoceramen, Exogyren, Terebrateln, Clypeaster; 
stellenweise mit tertiär scheinenden Petrefakten wie an den 
Diablerets. _ 

f) Fucoiden - Schiefer, Flysch Srup. Mergelschiefer und Sandstein 

mit Fucus intricatus, F. Targioni u. a. In der östlichen Schweitz 

‚mit mächtigen Kalkmassen in Verbindung, die zum Theil AufLer 

‚. ‚lügert scheinen. 

Ich ‚erinnere übrigens noch einmal, dass dieses Profil ein ganz ideales 
ist uud nirgends -in den Alpen in dieser Einfachheit vorkommt. Es 
soll nur die Altersfolge der Bildungen, nicht aber die Struktur der 
Alpen anzeigen. Die konstante Verschiedenheit des dem Gneiss auflie- 
genden Schenkels der Lias- und Kreide-Bildungen von dem der Molasse 
zugekehrten scheint anzudeuten, dass bereits während des Niederschlages 


— 697 — 


dieser Bildungen die Verhältnisse des Meergrundes in der Nähe der 
Alpen verschieden von denjenigen in der Nähe des Jura gewesen, dass 
also die Alpen älter wenigstens als die Kreide seyen. 

Wir haben auch die Gebirge von Gadmen und Meiringen, woher 
wir im Sommer 1835 theils Lias-, theils Kreide-Petrefakten erhalten hat- 
ten, nun genauer untersucht und sehr wichtige Aufschlüsse über die 
geognostische Vertheilung der Formationen im östlichen Theil des Ber- 
ner Oberlandes und in den Urkantonen gewonnen. 

Das Vorkommen von Diablerets - Petrefakten, nämlich Nummuliten, 
Cerithien, Ampullarien,, Cardium ete. unmittelbar auf dem Hochgebirgs- 
Kalk , während auf der andern Thalseite, in einem ganz ähnlichen 
schwarzen Schiefer Lias - Ammoniten und Belemniten und mächtige 
Lager von Rotheisenstein auftreten, ist sehr auffallend. Noch sonder- 
barer zeigen sich aber die Verhältnisse am oberen Auslauf des @entel- 
Thales, auf Engstlen und Joch, indem hier die Diablerets-Schichten unter 
die Lias-Schiefer der andern Thalseite einzufallen scheinen. 

In Hinsicht der Verhältnisse zwischen dem Kalk und dem Granit- 
Gneiss sind wir nun, nach Vergleichung unserer Beobachtungen im 
Bündtner mit denjenigen im Berner Oberland, zu der vollen Über- 
zeugung gelangt, dass sich die Auflagerung des Granits auf den Kalk 
und die gegenseitige Einkeilung dieser Gesteine durchaus nicht durch 
ein plutonisches Aufsteigen von flüssigem Granit, Überfliessen und Ein- 
dringen desselben in die aufgebrochene Kalkmasse erklären lasse, Diese 
aufgelagerten oder in den Kalk eindringenden krystallinischen Gesteine 
sind grösstentheils deutlich geschichtet, es ist Gneiss und Glimmer- 
schiefer, nicht wahrer Granit, obgleich in diesen Übergänge bildend ; 
zunächst auf dem Kalk liegt meist Glimmerschiefer, der sich oft sehr 
dem Thonschiefer nähert, und Quarzit oder Quarz - Sandstein; erst in 
grösserer Entfernung von dem Kalk entwickelt sich auch Feldspath und 
der Quarzit geht in wahren Gneiss über; in der Nähe des Kalkes ist 
die Schichtung der aufgelagerten Gesteine derjenigen des Kalkes 
parallel, und wechseln sogar dünne Kalklagen mit Quarzit und Glim- 
merschiefer, und erst dann, wenn das Gestein in deutlichen Gneiss 
übergegangen ist, stellt sich steil südlichfallende Schichtung ein. — 
H. Lyerr hatte mir geschrieben, bei seinem Besuche des Urbach-Thales 
hätte ihn sein Führer versichert, auf dem Gipfel des @stellihorns liege 
auf dem Kalk wieder Granit. Escher hat noch spät Abends, als wir 
die Alphütten erreicht hatten, diesen Gipfel bestiegen und die Aussage 
der Älpler vollkommen bestätigt gefunden: der Gipfel des @stellihorns 
ist Granit- Gneiss, der durch den Urbach - Sattel von demjenigen des 
Tossenhorns ganz getrennt ist und eine isolirte Masse bildet. In dem 
Kalk des Gstellihorns, unter dem Granit-Gneiss kommen Eisensteinlager 
vor mit Belemuiten, Lias- Ammoniten, Pholadomyen, Terebrateln etc., 
ganz wie auf Stufistein an der Jungfrau, 

Über unsere Beobachtungen in Graubündten ein andermal. — Für 
die nachsichtige Anzeige meines Buches von Freund Kererstein in den 


45 * 


— 7598 — 


Berliner Jahrbüchern bin ich sehr dankbar. Nur wer sich selbst auch, 
wie mein Recensent, so viele Jahre mit den Alpen beschäftigt hat, 
kennt die grossen Schwierigkeiten, welche die Geologie dieses Gebir- 
ges allen unsern Anstrengungen entgegenstellt, und wird die Versuche 
anderer mit Billigkeit beurtheilen. Den Folgerungen von KEFERSTEIN 
könnte ich übrigens unmöglich beistimmen. Die Molasse ist, nicht nur 
durch ihre Meeres-, sondern auch durch ihre Süsswasser- und Land- 
Petrefakten zu gut als ein Produkt der jüngeren Tertiär - Zeit charakte- 
risirt, als dass man je daran denken dürfte, sie den Weald - Bildungen 
zu parallelisiren. Weit eher möchte ich Ezıe pe BEAumonT beitreten, 
der den Wealdclay für eine lokale Süsswasser- und Land-Bildung in der 
marinen Bildung des terrain neocomien hält. Auch die Entstehung der 
Nagelfluh auf chemischem Wege wird gewiss kein Schweitzer-Geognost 
unter seine Glaubens- Artikel aufnehmen. Es haben sich überdiess in 
die Anzeige mehrere Missverständnisse eingeschlichen, die ich nicht 
gern Wurzel fassen seben würde. S.198 wird von Taviglianaz-Sandstein 
am Gurnigel gesprochen, während es Ralliger-Sandstein heissen sollte; 
S. 199 wird mir die Ansicht zugeschrieben , dass die ganze Masse der 
Kalkalpen der Jura-Formation angehöre , eine Ansicht, von der ich weit 
entfernt bin, und die ich im Gegentheil in allen meinen Arbeiten be- 
kämpfe; ich sage zwar, dass in Savoyen und Frankreich das Alpen- 
und Jura- Gebirge, in topographischem Sinn, sich innig verschmelzen, 
dass auch die Gesteine daselbst noch jurassische Charaktere tragen, 
dass in der Schweitz dann beide Gebirge sich scheiden und die Alpen 
sich eigenthümlich ausbilden ; daraus folgt aber jener Satz keineswegs; 
die vorherrschenden Gesteine der Kalkalpen, Lias und Kreide, lassen sich 
bis nach Süd-Frankreich verfolgen und bleiben immer Lias und Kreide, und 
die eögentliche Jura-Formation finde ich nur zum Theil und mit alpinischem 
Charakter in den Gebirgsmassen der Simme und Saone, des Stockhorns 
und der Bera wieder, die alle drei von West her nur bis an den Thu- 
nersee fortsetzen und daselbst abgeschnittten_werden. S. 202 wird ge- 
sägt, ich zeige, dass der Nummuliten - Kalk ganz untrennbar sey von 
den Gliedern der Stockhorn-Kette; die angeführten Stellen führen aber 
keineswegs zu diesem Schluss, indem darin von der Stockhorn - Kette 
gar nicht die Rede ist. Der Kalk der Stockhorn - Kette, den ich für 
mittlen Jurakalk anerkannt habe, tritt nirgends in Berührung mit Num- 
mulitenkalk. | 

Um das Lesen meines Buches zu erleichtern und seine 
Resultate in Betreff der alpinischen Sediment-Bildung an- 
schaulich zu machen, habe ich dreiProfile meinesAtlasses 
von Neuem lithographiren und, mit Aufopferung einiger 
topographischer Details, dieLagerungs-Verhältnisse darin 
deutlicher hervorheben lassen; zugleich sind zu denLokal.- 
Benennungen der Formationen auch die systematischen, 
Lias, Kreide etc. beigefügt. Das Blatt ist hier bei Buch- 
händler Dare zu haben, und wird, wenn ich nicht irre, für 


— 699 — 


24 kr, verkauft, unter dem Titel: „Ideale Profile zur Er- 
läuterung der Geologie der westlichen Schweitzer - Alpen.“ 


Bald hätte ich vergessen, Ihnen über den Lungernsee zu schreiben, 
den wir in den ersten Tagen unserer Reise besucht haben. EschEr 
hätte weit gründlichere Auskunft darüber geben können, da er bei der 
Ausleerung selbst thätig und seither mehrmal dort gewesen ist. An 
dem westlichen Ufer des Seebeckens ergiessen sich mehrere Gebirgs- 
bäche in dasselbe, deren früherer Absturz nun zum Theil trocken ge- 
legt ist. Hier nun sieht man von dem oberen Bachgrund gegen den 
See zu die Schichten, aus feinerem und gröberem Kies bestehend, sich 
nach dem Abfall zu krümmen und unter einem Winkel von 35° gegen 
den Seegrund einsinken. Die Höhe des Absturzes, von dem oberen 
Bachgrunde bis auf den horizontalen, ebenfalls nun trocken gelegten 
Seegrund mag 40 F. betragen. Die geneigten Kies - Schichten sind in 
der Tiefe nicht merklich dicker als in der Höhe; ihre Mächtigkeit, z. B. 
eine Lage feineren Kieses zwischen gröberem Geschiebe, beträgt oft 
nur 1 Zoll; flache Geschiebe von 6 Zoll Durchmesser folgen mit ihrer 
breitern Fläche der Schichtung, eben so Blätter und Holzfasern; auf 
dem rechten Ufer des Baches sieht man zwischen den stark geneigten 
Geschieb-Schichten ein Lager von bituminösem Holz, bei 6 Zoll mäch- 
tig, die Stämme ganz platt gedrückt. Auf diesen Kies- Bänken, die 
sichtbar von den Anschwellungen des Baches hersiammen, hat sich der 
feinere Schlamm des See’s, unter einem Fallwinkel von etwa 25°, ab- 
gesetzt; seine Schichten nun, die in dor Höhe etwa 4— 8 Zoll Dicke 
haben, wachsen allerdings nach der Tiefe zu bis auf 3 Fuss Mächtig- - 
keit und zugleich biegen sie sich allmählich ins Horizontale um und 
bilden dem früheren Sceboden. Sie sehen aus dieser Darstellung, dass 
die Verhältnisse dieser Gegend keinerlei Schwierigkeiten darbieten, dass 
sie die Hebungstheorie eher unterstützen, als gefährden, und nur gegen 
allenfallsige Übertreibungen derselben eine Warnung seyn können. De LA 
Becae hat in einer seiner Schriften die Verhältnisse der Delta- Bildung 
ganz so auseinandergesetzt, wie wir sie hier wiederfinden. — Etwas 
verlegen bin ich um die Erklärung eines Durchschnittes im neueren 
Schuttland oberhalb Chur, der durch die neue Strassenanlage in diesem 
Sommer bloss gelegt worden ist. Mitten in den horizontalen Geschieb- 
Lagern zeigt sich eine Vertiefung von 30 Fuss horizontaler und 20 
Fuss vertikaler Ausdehnung. Die Wände sind beinahe senkrecht, 
oder übergebogen ; denselben parallel hat sich abwechselnd Schlamm 
und Kies abgesetzt und die Vertiefung aufgefüllt, so dass die überall 
gleich dicken Schichten der Ausfüllungs - Masse theils senkrecht stehen, 
theils Krümmungen bilden, die ganz das Ansehen gewundener Schich- 
ten gewinnen. Die Zeit und Gelegenheit zu einer genauen Unter- 
suchung fehlte mir, als ich letzthin in Chur war. Vielleicht dass den- 
noch, ungeachtet der Neuheit der Bildung, ein Seitendruck angenommen 
werden darf, da die Rabinsa und Plessur, an deren Ausfluss sich die 


— 700 — 


Stelle befindet, noch jetzt oft so gross, Massen von Wasser und Ge- 
birgsschutt herbringen , dass eine Bewegung in den älteren Schuttmas- 
sen durch das Anstossen der angeschwollenen Gewässer nicht ausser 
den Grenzen der Möglichkeit liegt. 


B. STUDEr. 


Wien, 25. Sept. 1836. 


Sie wissen wahrscheinlich, dass ich die Türkei in Gesellschaft der 
Herren von MonTALEMBERT und VIoUENEL, Geognosten, von FRIED- 
RICHSTHAL, Botaniker, und AnpoLrH Scuwag , Entomolog , bereiste. Wir 
haben die mittle Türkei ziemlich gut kennen gelernt und manche 
Gegenden, die man für ganz unwirthbar hält, berührt, namentlich Ser- 
bien, einen Theil Bosniens und Albaniens, dann gauz Macedonien und 
einen Theil von Rumiliens. Später durchstreifte ich sodann allein noch 
einen Theil von Rumilien, das westliche Bulgarien und das östliche 
Serbien. Nirgend fanden wir irgend ein Hinderniss, im Gegentheil, oft 
sehr gute Aufnahme; in Serbien ist die Sicherheit vollkommen und in 
der Türkei ist es auch jetzt in den meisten Gegenden sehr sicher. Ich 
bin mit Grossherrlichem Firman versehen, mit einem Tartaren und 
auch ohne letzteren, gereisst, nur mit einem einfachen Türk. Pass, und 
habe keinen Unterschied gefunden, ausser für die Beherbergung, die 
im ersten Falle manchmal besser ausfällt. — Ich gedenke im künftigen 
April mit neuem Muthe und frischen Kräften meine geognostische Auf- 
nahme in der Türkei fortzuseizen, und die Küsten des Bosporus zu 
bereisen; möchte ich nur so glücklich seyn, einige junge Physiker und 
Naturforscher als Reisegefährten zu haben, damit auf einmal mehr Licht 
über diesen so interessanten Theil Europa’s verbreitet wird. Als erstes 
Resultat unserer Forschungen muss ich die Unrichtigkeiten aller Kar- 
ten, selbst der besten (wie z. B. der Corra’schen u. a.) rügen, nicht 
nur viele Ortschaften sind ausgelassen, oder nicht am gehörigen Orte 
bemerkt, sondern auch Flüsse und Berge sind ausgelassen, oder auf 
_ eine so sonderbare Art dargestellt, dass man leider nur zu oft die 
‚ ‚Terrain-Formen als ein wahres Werk der Phantasie anzusehen hat. 

Ein zweites merkwürdiges Resultat ist die wahre Gestalt der so- 
genannten Zentral- Kette der Türkei. Den mittlen Theil schildert die 
Geographie (seit dem Mittelalter) als den höchsten, und er ist gerade 
der niedrigste, und der westliche,. der sogenannte Rhodope oder Despoto- 
dagh scheint fast die Höhe der böchsten Gipfel der sogenannten Zentral- 
Kette zu erreichen. Die geognostische Beschaffenheit der Türkischen 
Kette dürfte selbst der Art seyn, dass’eine vollständige Trennung der 
Zentral - Kette und des Rhodope nicht wohl möglich ist. Wenn die Al- 
pen aus mehreren Ketten bestehen, so sind sie doch fast alle und fast 
immer in einer gewissen Ordnung; die Türkischen Alpen erscheinen 
im Gegentheil durch ungeheure Natur - Phänomene getrennt, mehr als 


isolirte Gebirgs-Ketten, denn als ein einziger Kamm, Der westliche Theil 
der Zentral -Kette, oder Tschardagh (Scordus älterer Schriftsteller) ist 
der höchste Theil des Kammes, und erstreckt sich vou TUscub oder 
Kacsanik (ausgesprochen: Katschianik) bis gegen Alessiv oder Scutari. 
Es ist ein Talk- und Glimmerschiefer-Gebirge mit Lagern von körnigem 
und dichtem Kalk und Partieen von Feldspath - reichen, sogenannten 
Ur- Gesteinen. Der östliche Balkan — grosser und kleiner Balkan 
(Bulgarisch: Velico Balkan, malo Balkan; Türkisch: beuk Balkan, 
Kutschuk Balkan) bildet eine vollständige, jedoch nur kleine Mauer von 
Sophia bis zum Schwarzen Meere; der Hämus wird immer niedriger, 
je weiter er sich gegen Osten ausdehnt; dieses Gebirge scheint mei- 
stens aus Übergangs - Schiefer und Kalk mit krystailinischem Schiefer 
zu bestehen; letzterer findet sich jedoch nur auf der südlichen Seite, 
Der mittie Theil der Zentral- Kette zwischen Kacsanik und Sophia ist 
nichts weiter, als ein hügeliges Plateau mit aufgesetzten, ziemlich niedri- 
gen Bergen, Übergangs - Schiefer und Kalk herrschen daselbst vor; 
bisweilen gesellen sich auch Gneiss und Granit-Partieen, so wie grosse 
Ablagerungen trachytischer und doleritischer Gesteine dazu. Der Or- 
belus der Römischen Schriftsteller wird wohl von diesem letzteren 
Gestein gebildet seyn, und fände sich daun zwischen Kostendil oder 
Ghiustendii und Egri Palanka, nördlich von der Hauptstrasse. Der 
Orbelus ist die höchste Kuppe im mittlen "Theil der Zentral - Kette, 
Höchst merkwürdig war es uns, dass man diesen mittlen Theil an mehre- 
ren Punkten überschreiten kann, ohne dass man über ein: eigentliches 
Gebirge oder durch einen hohen Gebirgs-Pass kommt. Südlich von der 
Ebene von Kossuva oder Pristina ist die Wasser - Scheide auf einem 
sehr kleinen , höchstens 50 — 90 Fuss hohen Plateau , mitten im Thale; 
und das Durchbruch - Thal der Popentz führt den Reisenden allmählich 
ins tertiäre Becken des Vardar herunter. Auf der andern Seite gelangt 
man in der Ebene von Radomir oder im obersten Strymon - (Türkisch 
Karasu-) Thal in das der Sukowa oder nach Scharkoe durch Spälten; 
»ur über eine einzige unbedeutende Erhöhung N.O. von G@erlo oder‘@rlo 
bat man zu steigen. Selbst die Wege von Komanova nach Vrana und 
vorzüglich von Pristina nach Vrana führen kaum über Erhöhun- 
gen, die man Gebirge neunen könnte. Einige 1000 bis 3000 F. wird 
wohl das Maxinum der Höhe der erhabensten Gipfel, des: Hämus so- 
wohl als der grössten Erhabenheiten des mittlen Zentral- Gebirges 
seyn, während der Tschardagh wenigstens 7000, ja vielleicht "selbst 
8000 Fuss Höhe erreichen mag. Eine Tagereise reieht zu, um über die 
breitesten Theile der Zentral-Kette zu steigen. Die grössten und höch- 
sten andern Ketten der Türkei sind gegen Osten der westliche Theil 
des sogenannten Rhodope oder Desputodagh,, der im Lande die Nameu 
von Risplanina , Stanimakplanina und Perindagh führt. Es ist ein 
mächtiges Gebirge, breiter als die Zentral - Kette und gewiss über 6000- 
Fuss hoch. Die ganze Kette von Dubnicza an bis zum Meere von 
Marmara, scheint aus krystallinischen Schiefer - Gesteinen zu’ besteben; 


— 702 — 


sie enthalten schöne Gneiss-Arten, Hornblende- und Granat-Gesteine, so 
wie auch Granit-Gänge, Kuppen und Lagen körnigen Kalkes, hie und da 
neben Granit mit den schönsten krystallisirten Mineralien, wie Granat, 
Idokras, Tremolith, Augit, Epidot u. s. w. Bei dem R:ilo-Kloster findet 
man ähnliche Phänomene, wie bei @lentilt, bei Bervig und Auerbach. 
Es ist schon bekannt, dass die Taurus - Kette in Klein - Asien nur als 
eine Verlängerung des. Despotodagh anzusehen ist. Die etwas niedri- 
gere und nicht so mächtige Kette des Pindus und Olymp (Türkisch Skele) 
scheinen auch aus krystallinischem Schiefer zu bestehen; jedoch die 
erstere Kette mit grossen kalkigen Neben - Gebirgen. Zwischen Novi- 
bazar, Ipek, Herzegowina und dem südlichen Bosnien liegt ein gewal- 
tiger Gebirgs-Stock, der als ein selbstständiges Gebirge anzusehen ist; 
mehrere Flüsse nehmen da ihren Ursprung. Es ist ein ungeheures Ge- 
birge, das wohl zur Flötz-Zeit gehören wird, und über 6000 Fuss Höhe 
hat. Es gibt da auch eine alpinische Trias. In Bosnien finden sich 
noch sehr hohe Übergangs- und Flötzkalk- Gebirge, vorzüglich südlich 
von Mostar. ra 
Serbien ist meistens ein hohes Hügelland; tertiäre Molasse und 
Thon - Schichten umlagern ganz die kleinen Übergangsschiefer- oder 
Grauwacken - Gebirge. Im südlichen Serbien gibt es aber bedeutende 
Übergangs- und Urschiefer-Höhen , wie das Kopaunik und Jaztrebitzer 
Gebirge. Das westliche Serbien ist sehr gebirgig. Im östlichen. Ser- 
bien und in der westlichen Bulgarei findet man eine interessante rothe 
Flötz-Sandstein-Formation,, ungefähr derjenigen der Alpen ähnlich; die- 
ses Gebilde lässt sich bis in das Bannat verfolgen, wo ich die Freude 
hatte, sie wirklich in Verbindung mit Quarz -haltigem Porphyr, mit 
Porphyr-Breccie, Todtliegendem ähnlichen Sandsteinen und vortrefflichen 
Kohlen-Gebilden beobachten zu können, Jedoch der grösste Theil der 
Kette zwischen dem Donau-Durchbruch und Sophia, oder dem Hämus,; 
besteht aus dichtem Kalk und ganz besonders aus dichtem Jura - Kalk, 
in welchem der so merkwürdige Urkanal oder das Thal von Nissa bis 
Sophia sich befindet. Gegen die Donau - Abdachung findet man sehr 
viele Fossilien in jenem obersten Jura-Kalke. Im südwestlichen Mace- 
donien, so wie in Bosnien nnd Albanien, ist auch derselbe Kalk vorhan- 
den. Die grosse Nummuliten- und Hippuriten-Kreidekalk - Formation 
Dalmatiens erstreckt sich, wie bekannt, durch Bosnien und durch den 
grössten Theil Albaniens. Hippuriten-Kalk wurde auch von uns neben 
Belgrad bei Novibazar und im südlichen Macedonien beobachtet. — 
Tertiäre Becken, dem Ungarischen gleich, sind in der Türkei häufig ; 
nicht nur der grösste Theil Serbiens und der Walachei ist tertiär, son- 
dern auch das ganze südliche Ufer der Donau in Bulgarien, die grosse 
Ebene von Sophia, südlich vom Hämus das Maritza - Becken, das 
Becken des obern Strymon, oder von Dubnicza, Kostendil und Djumava, 
das obere Vardar- oder Uskub- Becken, das untere Vardar-Becken am 
Meere, das weisse Driria - Becken in Albanien, das Scutari - Becken. 
Zu diesen Molasse-, Thon- und Sand - Ablagerungen gesellen sich noch 
mehrere kleine Becken mit Süsswasser - Kalkgebilden, wie bei Istip:. 


— 03 — 


Gafadartzi, Vodena in Macedonien, im Rachina - Becken in Serbien, in 
den Ebenen von Kossova,; Radomir u. s. w. Trachyte haben, oft mitten 
in derMolasse, sich gezeigt: so fanden wir grosse Trachyt- und Trachyt- 
Konglomerat - Gebirge zwischen Komanova und Straczin, zwischen 
Straczin und Karalova, zwischen Egri-Palanka und Kostendil. Diese 
_ Trachyte haben alle Thäler förmlich in mehrere Theile getrennt. Auch 
bei Novibazar in Bosnien überraschte uns Trachyt; eine ähnliche grosse 
Ablagerung findet sich in den Gebirgen südlich von Gafadartzi, und 
bei Vodena in Macedonien , wo das Bimsstein - Konglomerat sich einem 
jüngeren Travertino anschliesst. Dolerit-Kuppen kommen bei Nagoritsch 
im nördlichen Macedonien, so wie auch bei Gerlo und Scharköe in 
Mösia und in der Bulgarei vor; der Dolerit hat deutlich die Molasse 
gehoben und verworfen. Eine Art Syenit- Porphyr mit Augit - haltigem 
Porphyr herrscht in der ganzen Umgegend von Karatova in Macedo- 
nien; dieses Gebilde führt, wie in Ungarn, reiche Partie’n oder Streifen, 
die mit silberhaltigen Bleiglanz-Putzen und -Schnüren gefüllt sind. Wie 
bei Schemnitz ist das Gebirge von Trachyt, Trachyt-Konglomerat, und 
sogenanntem trachytischem Mühlenstein-Porphyr umgeben. Herr v. Her» 
Der hat bereits bekannt gemacht, dass die metallischen Syenit- und 
- Übergangskalk-Streifen des Bannats sich im östlichen Serbien bis gegen 
| Maidanpek und X'anda wenigstens erstrecken. Auch im Zentral- und im 
westlichen Serbien ist diess Gebilde zu finden, jedoch nicht so reich- 
haltig; es setzt nach Bosnien über. Serpentin ist im Übergangs-Gebilde 
des zentralen und westlichen Serbiens , bei Pristina, so wie auch in 
Bosnien, und im südlichen und westlichen Macedonien zu finden. Schöne 
porphyrartige Protogine bilden grosse Gebirge östlich vom Castoria-See, 
und Granit sehen wir schon im Rio - Gebirge, im Perindagh, so wie 
westlich von Kostendil; bedeutende Massen fanden wir im Gneiss- 
Gebirge von Perlepe, die neben einer Ketie von Glinmer - reichem 
Gneiss, mit Glimmerschiefer , Thonschiefer , körnigem Dolomit (wie am 
St. Gotthardt) und dichtem Kalk ziemlich plötzlich aufsteigen. Auch 
im mittlen Serbien fmdet sich Granit in der Grauwacke. ae e 

Die Phänomene der zerstreuten Blöcke (blocs er ratiques) scheinen 
der Türkei fremd zu seyn; Löss gibt es viei, vorzüglich gegen die‘ 
Donau hin. Die Übergangs-Gegenden Serbiens udä Bosniens sind, wie. 
das Nassauische, reich an Mineral - Quellen, an Sauerwasser und an 
salzigen Schwefel - Wasserstoff- Gas enthaltend. Quellen finden ‚Sich. 
häufig, sowohl im östlichen Serbien, Banya, Nissa, Novibazar u. sw. 
als südlich der Zentral-Kette (Banya am Vardar, Kostendil, Banya bei 
Kostaniz, Banya zwischen Kezlanik und Philippopolis, Aidos); bei Nissa 
und in Banya unfern Alexinitza ist gar kein Schwefel-Wasserstofl-Gas 
vorhanden. Alle diese Wasser kommen unfern der Trachyte,, Dolerite 
‘- oder der syenitischen Porphyre vor. 


A. Bovs. 


Neueste Literatur. 


A. Bücher. 


1839. 


Razzonı: dell’ antichissima condizione geologica e politica dell’ alta 
Lombardia. Miluno. 16° [45 kr.]. 


1856. 


AsıcHn: vues ällustratives de quelques phenomenes geologiques,, prises 
sur le Vesuve et ’Etna pendant les andes 1833 et 1834, in fol. 
avec 10 pll. 

J. Linpoıey and W.Hurron: the fossil Flora of Great Britain, London 
1836, Januar [5 sh. 6 d.] enthält: Sphaenopteris Hibberti, Sph. 
latıfolia , Pecopteris lobifolia, Asterophyllites tuberculata, Sphae- 
nopteris furcata, Pinus Canariensis, Neuropteris heterophylla. 

Fr. An. Römer: die Versteinerungen des Nord - Deutschen Volithen- 
Gebirges. Zweite und dritte (letzte) Abtheilung, enthaltend neuen 
Titel, Text von S. 65 — 68 und 75—218, und Taf. I-XVI. Han- 
nover, in 4° [14 fl. 24 kr.)]. 

Puscn: Polens Paläontologie, oder Abbildung und Beschreibung der 
vorzüglichsten und der noch unbeschriebenen Petrefakten aus den 

£ Gebirgs- Formationen in Polen, Volhynien und den Karpathen. 1. 
„‚Lief. Bogen 1— 10, Taf. I—X, sStuttg. 4°. [Die II, Lief. wird 
noch etwa 20 Bog. Text und 6 Tafeln enthalten.) 


Auszüge, 


—— 


I. Mineralogie, Krystallographie, 'Mineralchemie. 


Berzerius: über den Olivin (XV. Jahresbericht, S. 217). Bei 
‚einer Untersuchung zweier Olivine, wovon einer von Boskowich unfern 
Aussig in Böhmen, der andere aus Auvergne war, ergab sich, dass das 
Mineral nicht allein die Eigenschaft hat, sehr leicht von Salzsäure zer- 
setzt zu werden und damit zu gelatiniren, sondern dass es auch Kupfer- 
und Zinn-Oxyd enthält, die jedoch zusammen nicht mehr als $ Prozent 
betragen. Beide Olivine hielten Nickel, wie Srromezxer längst gezeigt hat. 


Aus Lycunerr’s Analyse mehrerer Arten von’ Speckstein scheint 
sich zu ergeben, dass das Mineral Mg S® ist, wiewohl sich in einigen 
Varietäten ein Überschuss an Talkerde zeigt (A. a. ’O.). 


A. Conser hat ein Mineral von den 'Faröern analysirt, welches 
mit dem von v. Kosern zerlegten Okenit vollkommen übereinstimmt 


(A. a. 0. S. 221). 


Derselbe Chemiker zerlegte den sogenannten Levyn von Irlund. 
Seine Analyse gab, gleich der früheren Berzerıus’schen , die Formel 
der Chabasie (A. a. Ö©.). 


Zu . = 
M. L. Frankennem: chemische und krystallinische Beob. 
achtungen (Poscenp. Ann. d. Phys. XXXVII, 637 f.). Der Verf. 
schildert eine Vorrichtung, um unter dem Mikroskope Winkel zu mes- 
sen, handelt vom Hydrat des salzsauren Natrons und von der Kiesel- 
erde. Aus der letzten Mittheilung entlehnen wir Folgendes: der Opal 
ist wahrscheinlich eine aus Hydrat gebildete Kieselerde, die daher noch 
sehr porös ist, und auch noch mehr oder weniger Hydrat enthält. In 
. hohen Temperaturen sintert Opal, wie alle poröse Körper, zusammen, 
‚und wird dichter und weniger auflöslich. Vielleicht besteht der oft 
schön krystallisirte Seesand aus zersetzten Hydratlagern. 


L: P. Lycnnerz: Analyse des Specksteins und des Seifen- 
steins (K. Vet. Acad. Handl. f. 1834, ». 97 und Pocceno. Annal. 
XXXVII, 147). 


Speckstein : 


— 


Vom Mont Caunegou; | VonSala; unge-; AusSchottland;| Aus China; hell 
hellgelb; in dünnen |fähr gleiche Merk-|graugelb;undurch-| graulichgelb; 


Splittern durchsichtig; male, sichtig; splitterig] schwach durch- 

im Bruche splittrig und | und matt. scheinend; fett- 

». 's. fettglänzend. i glänzend. 

— 
Kieselerde . . 66,70 63,13 64,53 1... 66,53 
Talkerde . .. . 30,23 34,30 | 27,70 33,42 
Eisenoxydul . 2,41 2,27 6,85 Spur. 
9,634 99,70 99,08 99,95 


Der Seifenstein von Bayreuth gab: 
(V 1: Kieselörde ' 7%... 65,64 


> BE Talkerde ° . s ® 0 D 30,80 
Eisenoxydul a a u 3,61 


‘_ Derselbe: Analyse des Agalmatholithes (K. Vet. Acad. Handl. 
f. 1834; p. 101, und Pocsznp. Ann.:XXXVIIl, 149). Das Mineral, 
hellgelb, im Bruche splittrig, schwach fettglänzend; hatte eine Eigen- 
schwere von 2,73 und bestand aus: 


Kieselerde  : » . . . 72,40 
Thonerde s © 2. 0... 24,54 
Eisenoxyd » x 2 2 2. 2,85 
Talkerde © © © © . . Spur 


„u... 00. 


Hienach wird die Formel: A Si?, 


J. Kupdernarscn: über die chemischeZusammensetzung des | 
Pennantits (Pocsen». Ann. XXXVII, 397 f.). Das Ergebniss der 
Untersuchung war: 

Schwefel . x 2 0... . 27,76 
Arsenik ". . ..0 = s 19,10 
Kupfer © . 2 ©» 0... 0. .48,94 
Kisbll. >... ea a 0 oe 
Silber . .:. ) ». ..«, Spur 
Due nu 0/0 0 u, ARE 


99,45 
Die Formel für den Tennantit wäre demnach: 


Fe* 

Cu® 

Als Fahlerz ist das Mineral in mehrfacher Beziehung interessant: 

es ist das erste Beispiel eines Fahlerzes, das als elektro - negatives Me- 
tall ausschliesslich nur Arsenik enthält, im Gegensatz zu dem von Rosg 


. untersuchten Fahlerze von Klausthal, welches, mit Ausschluss von ı Ar- 
senik, nur Antimon enthält, 


rm U m 
As + 2 Cu® As, 


G. Suckow: über den Bitterspath aus der Gegend von 
Jena (Erpman und ScHWEIGGER - SEiDeL’s Journ. f. prakt, Chem. VIII, 
408). Vorkommen rhomboedrischer Krystalle in en ‚„ meist kleine 
Drusenräume füllend. | 


Karsten: über die chemische Verbindung der Körper 
Abhandl. d. K. Akad. d. Wissenschaften in Berlin aus dem Jahre 1834. 
Berlin 1836, S.1fl.).. Zu einem umfassenden Auszuge fehlt der Raum, 
wir müssen uns begnügen, des’ Resultätes zu gedenken, zu welchem 
der Vf. namentlich in dieser vierten Abhandlung, die chemischen Wahl- 
Verwandschaften betreffend, gelangte. Er sagt am Schlusse: so weisen 
denn alle Erscheinungen bei Bildung der Arten aus den neutralen so- 
wohl, als aus den nicht neutralen Mischungen darauf hin, dass den 


unorganischen Körpern keine’absolute, jedem derselben eigenthümliche 
Verwandtschafts - Kraft beigelegt werden kann, sondern dass es zwei, 
minder entgegen wirkende Kräfte, die Mischungskraft und die Bildungs- 
kraft sind, deren sich die Natur bedient, um in stetem Kampfe die 
vorhandenen Arten zu vernichten und neue zu erzeugen, 


II. Geologie und Geognosie, 


G. Berras GresnoucH: Bemerkungen über Eıız pe BEaumonT’s 
Hebungs-Theorie, aus seinem Vortrag an die geologische Sozietät 
in London, bei ihrer Jahres-Versammlung von 1834 ausgehoben (James. 
Edinb. n. philos. Journ. ‘834, XVII, 205 — 227). 

1. Hebung der Kontinente. Wenn man diejenigen, diese 
Benennung nieht eigentlich verdienenden Hebungen ausschliesset, welche 
bewirkt werden durch Auffüllung von den Flüssen, durch Auswürfe von 
den Vulkanen, durch untermeerische Aufbauung von den Korallen, durch 
Aufrichtung einseitig unterwaschener Felsschichten, durch Anschwem- 
mungen von dem Meere, so beruhen die Beweise wirklich Statt gefun- 
dener Hebungen nach a) auf Beobachtung, b) auf Induktion. — a) Nach 
vox Horr wären 1771 auf Java einige Landstriche gehoben worden 
und'’eine neue Bank vor der Mündung des Batavia-Flusses erschienen, 
worüber sich derselbe auf Sir Srtamrornd Rarrzes, auf Jonn Prior’s 
Reise im Indischen Meere, und auf die „allgemeine Geschichte der Rei- 
sen’ II, 401“ berufet; auch Lyerr führt die erstere Quelle an. Aber 
Rirrtes erzählt in keiner Ausgabe seines Werkes etwas der Art. Die 
andern zwei Quellen konnte G. zwar nicht nachschlagen, aber nach 
dem’ Appendix zu den Batavian Transactions,, welcher eine scheinbar 
amtliche Aufzählung aller Erdbeben in Java während anderthalb Jahr- 
hunderten liefert, scheint i. J. 1771 dort ‚gar kein Erdbeben Statt ge- 
funden zu haben. — Viel ist auch das Erdbeben von 1822 in Ckili 
angeführt worden, wodurch die ganze Küste auf 100 Meilen Länge mit 
einef' Fläche von 100,000 Quadrat- Meilen gehoben worden und Austern 
noch an Steinen ausitzend aufs Trockne gerathen seyn sollten. Die mittle 
Häbüng dieser Fläche soll 1°, die der Küste von Valparaiso 3', bei 
Quättero 4° betragen haben, wie Mrs. GraHam in den Geological Tran- 
sadtions und ein Ungenannter im Journal of Science angeben. Doch 
gaben ‘beide nicht das Mindeste an über die Mittel, wie man diese 
Höhen - Änderung gemessen, oder über die Art und Zeit, in der sie 
eingetreten sey; auch Kapitain Kıns,, welcher später an Ort und Stelle 
- wat, meldet nichts von diesem Ereigniss. Endlich enthält Mouına’s Be- 
schreibung von Chili nichts von solchen Ereignissen in früherer Zeit. 
Zwar findet sich eine Nachricht über obiges Erdbeben von Don Camızro 
Engiovez im Mercurio Chileno, die aber der Verf. nicht nachschlagen 


u en 


konnte, und eine andere sehr zu empfehlende steht in der Abeija Ar- 
gentins, wo aber von jener angeblichen Hebung durchaus nicht die 
Rede ist, sondern nur lokaler Verschüttungen und eines vorübergehenden 
wiederholten, aber nicht bleibenden Niveau-Wechsels des Meeresspiegels 
gedacht wird, bei welchem aber die Küste nicht gelitten. Mrs. Gransm 
sagt auch nicht, ob die gehobenen Gesteine, woran noch die Austern 
an der Seeküste ansassen, lose oder anstehende gewesen. — Der Vesuv 
ist gewiss am fleissigsten und längsten unter allen Vulkanen beobach- 
tet worden, aber Niemand hat noch geseben, dass der Apenninen - Kalk- 
stein von ihm emporgehoben worden wäre. Wiederholte Untersuchungen 
der Schwedischen Küste , deren Niveau’s - Wechsel zuerst SWEDENBORG 
zur Sprache brachte, haben einen solchen von der Mitte des XV1ll. 
Jahrhunderts an bis zum J. 1820, wo Bruncerona und Hauström über 
die früher angebrachten Wasser-Marken Bericht erstatteten, jedoch in ge- 
ringem Grade und in der Weise bestätigt, dass das Land im Ganzen sich 
etwas gehoben habe, an einigen Stellen jedoch im Verhältniss zum 
Meeresspiegel tiefer eingesunken sey, so dass die Erscheinung aus einem 
Wechsel des letztern nicht erklärbar sey. Die an der Brittischen Küste 
begonnenen Arbeiten werden wohl für die Zukunft noch mehr Mittel zu 
Entscheidung dieser Frage darbieten. — b) Die Beweise durch Induk- 
tioa beruhen auf folgenden Erscheinungen: 1) auf den Ablagerungen 


meerischer Niederschläge und Thierkörper hoch über dem jetzigen See- - 


spiegel, 2) der Höhe Gestade - ähnlicher Terrassen und der Höhe 'der 
Wellen-Spuren; 4) der Aufrichtung von Gesteins-Schichten in der Nähe 
ungeschichteter Gesteine; 5) der ungleichen Höhe, in welcher diesel- 
ben Felsschichten in ihrer Erstreckung vorkommen; 6) der antiklinalen 


Richtung der Schichten hauptsächlich in Bergketten; 7) der Begen- oder. 


Dom-förmigen Gestalt eisiger Schichten: 8) dem Vorkommen anscheinend 
neuer Korallen hoch über dem Meere; 9) der Lage mancher Bauwerke 
wie des Serapis-Tempels zu Pozzuoli. Jedoch lassen sich einige dieser. 
Erscheinungen auch durch die Annahme eines Sinkens des Meeres er- 
klären, andere deuten nur auf ganz lokale Erscheinungen, und fast alle 
sind übertrieben dargestellt. Die Ursachen derselben sollen bald Erd- 
beben seyn, bald unterirdische Feuer, bald Wasserdämpfe , bald -Berüh- 
rung des Wassers mit Erd- und Alkali - Grundlagen , Gase nach Heıne, 
Expansiv-Kraft nach Prayraır, Magnetismus nach NECKER DE SAUssURK, 
allmähliche Änderung der Erdachse nach Wrepe, eine Schichte unter 
dem Ozean verdichteter atmosphärischer Luft nach LesLıe. Das Vor- 


handenseyn thätiger Explosiv-Kräfte in der Erde will der Verf. nicht 


läugnen: die Vulkane liefern einen Beweiss davon, aber sie sind in 
Mass, Zeit und Raum beschränkt, heben Bergkegel, aber keine Kontinente, : 
schmeizen das Leicht- Schmelzbare , werfen das Strengflüssige aus und 
bilden hin und wieder einen Lavenstrom. Schwierig ist auch die An- 
nahme des Einsinkens grosser Strecken der Erdoberfläche, weil sie Höh- 
lungen, oder rasch kontrahirende Abkühlungen ganzer Kontinente u. dgl. 
voraussetze: Doch wissen wir aus den Vulkanen und warmen Quellen 


h) 


— 70 — 


das feste, tropfbare und gasartige Stoffe unter der Oberfläche der Erde 
vorhanden sind, in Gesellschaft grosser Wärme, durch welche sie alle 
ausgedehnt werden. | 

| Zentral-Wärme. Diese Wärme leitet Dauseny von der Berüh- 
rung des Wassers mit den Alkali- Metallen ab, zweifelsohne mit mehr 
Grund , als andere deren Quelle in einem flüssigen Erdkerne erblicken : 
eine eingebildete Annahme, für welche die Temperatur - Zunahme in 
den uns zugänglichen Räumen der oberflächlichsten Erdrinde noch kei- 
nen Beweiss liefert, zumal diese Zunahme nicht mit der Nähe jedes 
Punkts beim Zentrum, sondern mit dessen Abstande von der Oberfläche 
im Verhältniss steht; denn senst müsste man an dem abgeplatteten 
Theile-des Erd-Sphäroides die Temperatur viel schneller wachsen sehen. 
Und wäre diese Zentral-Wärme je vorhanden gewesen: sollte sie nicht 
während der zahllosen Weltalter der Huttonianer Zeit gefunden haben 
zu entweichen ? So wenig daher das Vorhandenseyn einer grossen 
Wärme in gewissen Stellen der Erd-Rinde geläugnet werden kann, so 
wenig ist erweislich, dass sie allgemein, oder zentral seye. Mit jener 
so schlecht begründeten Theorie steht aber noch die der allmählichen 
Abkühlung in Verbiudung. Die fossilen Thier- und Pflanzen-Reste sollen 
beweisen. dass die nördliche Hemisphäre einst ein viel wärmeres und 
gleichförmigeres Klima und selbst eine tropische Menge und Vertheilung 
des Lichtes genossen bis zum Beginne der langen tertiären Zeit, wäh- 
rend welcher jedoch die Abkühlung noch immer fortgewährt babe. Die 
Erscheinung ist wohl nicht zu läugnen , aber jener Grund sehr zu be- 
zweifeln. Denn durch Fortleitung kann die Erdoberfläche ihre Wärme 
nicht verloren haben, da sie von einem leeren Raume umgeben ist; 
durch Strahlung auch nicht, da diese bei geringeren Temperaturen, 
selbst noch bei 40° C. fast unbemerkbar ist, was doch noch das Dop- 
pelte von unserer jetzigen mittlen Erd- Temperatur ausmacht. Nach 
Larracz hat sich unser Planet seit 2000 Jahren nicht zusammengezogen 
und nach Fourier sich seine Schnelligkeit und seine Bahn nicht ge- 
ändert, mithin sich derselbe nicht abgekühlt. Was die plutonischen 
Felsarten anbelangt, so sind die einen, die vulkanischen und Trapp- 
Gesteine schon durch die mässigen Grade lokal vertheilter Hitze zu 
fliessen fähig, und unter den Urgesteinen kennen. wir von manchen den 
Schmelzpunkt nicht einmal. Lavossıer konnte kohlensauren Kalk in 
der grössten Hitze eines Brennspiegels nicht schmelzen; Quarz bedarf 
hiezu nach Saussure 40430 des Wensewoonp’schen Pyrometers, während 
Glas nur 30° desselben nöthig hat. Wie also will man die Schmelzung 
dieser oberflächlichen Gesteine von ‘zentraler Hitze ableiten [der Verf. 
gesteht selbst keine eigene Erklärung dieser Erscheinung geben zu 
können] und sie dadurch bis zu den ungeheuersten Höhen emportreiben 
lassen? Hat aber die Erde sich nicht durch Wärme - Verlust abkühlen 
können, so lassen Andere es durch verminderten Wärme-Zufluss von aus- 
sen geschehen (Luzsock) ; jedoch sind die möglichen astronomischen 
Einflüsse nach Heuscner’s Berechnung nicht genügend gross, um den 


— 7111 — 


um den Grund des Ozeans, nach Lyern’s Ansicht, in die höchsten Berg- 
spitzen emporzuheben. — Man hat die Pflanzen- Reste der Steinkohlen- 
Formation auf Melville Island als Beweis angeführt, dass jene Breite 
einst nicht nur viel wärmer, sondern auch viel heller gewesen seyn 
müsse, als jetzt, und hat dieses zu erklären bald zum Vorrücken der 
Nachtgleichen,, bald zur Annahme einer Änderung der Richtung der 
Erdachse seine Zuflucht genommen; aber erstere kann in keinem Falle 
einen hinreichenden Erfolg haben, und letztere ist nur eine völlig un- 
erwiesene und selbst sehr unwahrscheinliche Möglichkeit. Eine wieder- 
holte Prüfung der im Brittischen Museum niedergelegten Pflanzenreste 
von Melville Island hat aber auch Zweifel BETEN ob sich obiger Schluss 
wirklich darauf gründen lasse ? 

Innere Höhlen. Höhlen, Klüfte, Spalteu sind im manchfaltigsten 
Gesteine vorhanden , oft von sehr grosser Ausdehnung. An der Stelle 
der ausgeworfenen vulkanischen Massen müssen Räume im Innern 
entstehen, worin nicht diese allein, sondern auch noch das enthalten 
war, was verbrannt und als Wasser, Dampf, Gas entwichen ist. Auch 
die Anordnung der Vulkane selbst, die Ausdehnung der von ihnen er- 
sehütterten Landflächen , die offenbaren Beziehungen in den Ausbrüchen 
öfters sehr entfernter Vulkane deuten darauf hin. Denkt man sich nun 
unter der Skandinavischen Küste eine Anzahl solcher Höhlen in Verbin- 
dung stehend mit Öffnungen auf der Höhe der Gebirge , durch welche 
Wasser eindringt und keinen Ausweg mehr findet, so gelangt man ohne 
Zentral-Hitze und sekundäre Abkühlung durch den hydrostatischen Druck 
allein zur Erkiärung der lokalen und ungleichgrossen Hebungen in jenen 
Gegenden, 

Hebungen durch den Einbruch feuriger Gesteine in die 
geschichteten. Dieser Gesteine werden bald mehr bald weniger be- 
zeiehnet. Jedenfalls sind sie sehr verschiedenartig und daher nicht zu, 
gleicher Zeit aus demselben Tiegel, sondern aus vielen lokalen Tiegeln 
hervorgegangen. Die Laven selbst sind wohl nicht ursprünglich feuri- 
ger Entstehung, sondern nur umgeschmolzene Gesteine. Warum man 
aber den Granit und dessen Verwandte als vorzügliches Hebungs-Element 

ansehe, weiss der Verf. nicht anzugeben. Er trägt kein besonderes 
Prinzip der Bewegung in sich; die Granit- Gänge in andern Gesteinen 
sind zu unbedeutend, als dass sie hätten eine Hebung derselben bewir- 
ken können, und selbst dessen Kontakts - Wirkungen auf andere 
Gesteine lassen sich wohl anders als aus einem feurigen Zustande er- 
klären. Er geht in eine Menge anderer Gesteine über. Die tertiären 
Schiehten von Castrogiovanni in Sizilien in 3000° Seehühe abgelagert, 
sagt man, seyen, nachdem sie unter dem Meeresspiegel entstanden, von 
und mit einer Granit - Masse von gleicher Mächtigkeit in diese Höhe 
emporgehoben worden. Aber die Erscheinung lässt sich noch anders 
erklären. Der nahe Ätna hat mit der Zeit wohl mächtige Höhlen unter 
seinem Fusse bilden müssen , auf deren einer die Bildung von Castro- 
giovanni ruhet und sie wasserdicht geschlossen Pur. mit Ansnahme der 


Jahrgang 1836. 46 


— 712 — 


Seite gegen den Ätna hin, mit dessen Höhen sie zusammenhängt und 
von ihnen beständige Wasserzuflüsse durch das Schmelzen des Schnee’s 
erhält, deren hydrostatischer Druck aus 10,000° Höhe jene jugendlichen 
Schichten so hoch emporgeboben hat und noch höher heben kann; und 
so mag es sich auch mit audern Punkten in Fal di Noto verhalten. 

Schliesslich nimmt der Vf. seine vor 14 Jahren aufgestellte Theorie 
einer allgemeinen doch vorübergehenden Weltfluth am Schlusse der 
Tertiär - Epoche zurück. 


F. Krıes: über den Zusammenhang zwischen den Erdbe- 
ben und vulkanischen Ausbrüchen mit dem Zustand der ÄAt- 
mosphäre (Acta Soc. Jablunorianae nova 1832, I, ıv, 186). 


BoussinsauLt: über die Erdbeben in den Anden (Ann. chim. 
phys. 1835, LVIII, 8S1i—88). Es ist Thatsache, dass die heftigsten 
Erdbeben ın den Anden, diejenigen welche ganze Städte und Provinzen 
(Lutacunga, Rio-Bamba, Honda, Caraccas, Laguayra, Barquisimento) 
verwüsteten, nicht mit vulkanischen Ausbrüchen zusammenfallen; — die- 
jenigen ,„ welche in diesem Falle sind , sind weit beschränkter , lokaler. 
Auch sind in Amerika überhaupt die Erdbeben mehr den Gebirgsge- 
genden eigen und erstrecken sich hauptsächlich in der Richtung der 
Gebirge und‘zwar in solcher Menge, dass, wenn man sie alle ‚aufzeich- 
nen wollte, man finden würde, dass die Erde dort, an irgend einer 
Stelle, fast ohne Unterbrechung bebe. Die ‚Erdbeben. scheinen daher 
mit den Gebirgen, aber nicht mit den vulkanischen Kräften in Bezie- 
hung zu stehen, und zwar nach des Verfs. Ansicht in folgender Art: 
Die Anden sind emporgehoben und dadurch grosse Höhlen unter 
denselben entstanden , deren Gewölbe ein oft ziemlich loses Haufwerk 
von Stein-Schichten bildet: denn ihre Hebung fand im trockenen, star- 
ren, durchaus nirgends im teigigen Zustande hat, Die Anden setzen 
sich daher fortwährend nieder, und wo irgend jene Gewölbe dabei zu- 
sammenstürzen, da entstehen Erdbeben, Das unterirdische Getöse dabei 
(bramido, Brüllen) ist völlig jenem ähnlich, welches die Bergleute beim 
Zusammenstürzen eines unterirdischen Raumes vernehmen: sie bezeichnen 
beiderlei Getöse mit gleichem Namen. Dieses Niedersetzen eines in 
Masse gehobenen Gebirges findet daher natürlich auch am meisten un- 
mittelbar nach dessen Hebung Statt: je neuer ein Gebirge gehoben 
ist, desto mehr muss solches vorkommen. Wie Humsorpr glaubt, dass 
der Vesuv sich von 1804 bis 1823 um 30 Meter gesetzt habe, so findet 
man ähnliche Anzeigen auch in den Anden. An der Stelle des Capac- 
Urcu (Haupt-Berges) bei Rio- Bamba, der der Chimborasso einer Tra- 
dition zufolge überragt haben soll, findet sich jetzt nur ein mäsig 
“hoher Haufen weit umher liegender Trachyt - Blöcke; sein Setzen hätte 


— 713 — 


vor der Entdeckung von Amerikas Statt gefunden. Auf der Station 
Guaguapichincha bei Quito wurden vor 100 Jahren die Französischen 
Akademiker in ihren Messungen sehr durch Schnee gehindert, der dort 
‘jetzt nicht mehr vorkommt. Der Vulkan Purace bei Popayan ist min- 
der hoch, als ihn Carvas 30 Jahre früher gefunden, und nach Angabe 
der Einwohner ist die untere Schneegrenze an ihm jetzt höher oben, 
als damals, obschen die mittle Temperatur noch dieselbe ist. Auch Quito, 
Popayan, Santa Fe de Bogota und die Meyerei von Antisana: liegen 
jetzt weniger hoch, als Cıroas und HumsoLor gefunden, dagegen kein 
Ort höher, als damals. 


Feever: über die Emporhebung des Landes an der West-. 
küste Süd-Amerika’s i. J. 1822 (Lond. a. Edinb. philos. Journ. 1835, 
VII, 318). Dieser und die 5 folgenden Auszüge sind aus den Ver- 
handlungen der geologischen Sozietät in London entnommen. — — 
Nördlich von der Stadt Arica, welche in 18° 26° südl. Br. liegt, sind 
sandige Ebenen ohne zu Tag stehendes Gebirge, wo Konchylien noch 
lebender Arten 10°—12’ über Hochwasser-Grenze abgelagert sind. Süd- 
lieh gehen Wechsellager von Sandstein und Gyps zu Tage; am Vorge- 
birge Morro von Arica sind sie durch eine Masse von Basalt, Porphyr 
und Pechstein, welche ineinander übergehen, verrückt und zu 400° Höhe 
emporgehoben; und nächst der Spitze desselben nimmt der Sandstein 
Lager eines Salzes auf, das aus 0,316 Chlorine , 0,316 Sodium, 0,140 
Schwefelsäure, 0,945 Kalk, 0,090 Pottasche und Magnesia, und 0,040 
Kieselerde besteht. Südlich vom Morro haben diese Schichten ein 
südliches Einfallen und bilden ausgezeichnete Terrassen übereinander 
längs der Küste. Wo immer auf diesen Terrassen Stein zu Tage 
steht, finden sich ansitzende Balanen und überrindende Milleporen, 
welche in 20 — 30° Seehöhe sehr häufig und wohlerhalten sind, aber 
auch bis zu 50° Höhe und darüber vorkommen. — 

Auf der Insel San Lorenzo in der Bai von Callao fand Fr. in an- 
sehnlicher Höhe Coucholepas, Pecten purpureus, Sigaretus 
concavus u. a. Konchylien in Menge, welche ihre Farben meist so 
frisch erhalten haben, wie die noch im Meere lebenden. 

Im Osten von Valparaiso fand’ Fr. Konchylien - Ablagerungen weit 
über deın Bereich der Fluth, und Felsen, welche ihn zur Überzeugung 
führten, dass sie vor dem Erdbeben von 1822 unter Wasser gewesen. 


Capt. BercHer konnte aus der Zeit vom 22. Sept. in den Notizen- 
Büchern der an der Chile’schen Küste stationirten Englischen Krieg»- 
schiffe keine Nachricht über die Ereignisse im Haven von Valparaiso 
finden (ib. 1836, VIII, 159). 


46* 


_— 714 — 


Lieutn. Bowsr kam erst im Februar 1823 von England nach Vaul- 
paraiso und fand Alles gerade so, wie er es vor 12 Monaten verlassen 
hatte. Seitdem aber sind Gebäude da aufgeführt worden, wo während 
des Erdbebeus die See fluthete (ibid.). 


Cumise: über das Erdbeben zu Valparaiso i. J. 1822 (ebendas, 
. VIII, S. 159 — 160). Cumine kam im Jänner 1822 zu Valparaiso an 
und lebte dort , mit Naturgeschichte und insbesondere Konchyliologie 
beschäftigt, bis 1827 ohne, und dann bis 1831 mit Öfterer Unterbre- 
chung. Zur Zeit des Erdbebens bewohnte er ein Haus bei dem Lan- 
_ dungsplatze zum Arsenal, welches Haus bei den ersten Stössen zerstört 
wurde. In der Nacht kam er zwar nicht ans Ufer, hörte jedoch, 
dass das Meer sich weit zurückgezogen und mit grosser Heftigkeit wie- 
dergekehrt seye. Am 20. Morgens nahm er die Wirkungen in Augen- 
schein, fand aber nur die Folgen einer hehen Fluth und ahnte mit 
seinen Freunden nichts von einer Hebung oder Senkung des Landes 
bis zum Erscheinen von Mrs. Grauam’s Schrift, deren Angaben sie 
nicht bestätigen können. | 
Zwar waren die Felsen in der Bucht von Tangen, Patellen, 
Chitonen und Balanen bedeckt, in deren Ansehen aber während 
seines Sjährigen Aufenthaltes daselbst nicht die mindeste Veränderung 
vor sich gegangen; auch fand er solche durchaus nur an solchen Orten, 
welche von der Fluth bedeckt werden: so an den Punkten Caleta, 
Quebrada de Dios und Cruz de Reyes genannt. Nach dem Erd- 
beben bewohnte C. ein Haus im Arsenal, wo die Springfluthen nachher 
dieselben Höhenzeichen erreichten, wie vorher. Dem Estanco gegen- 
über, halbwegs zwischen dem Lagerhause und dem Marktplatze, etwa 
50 Y. vom Mittelwasser , lag ein kleiner loser Felsblock , von welchem 
er vorher oft Concholepas abgenommen, und welcher auch nachher 
an derselben Stelle geblieben war. Die Schiffe nehmen in der Bai 
denselben Ankerplatz ein, wie früher. Doch gibt es Land - Anschwem- _ 
mungen an Stellen, wo vor dem Erdbeben die Fluth stund und worauf 
man seitdem Häuser längs kleiner Strassen erbaut; sie mögen schon 
seit 50—80 Jahren begonnen haben, waren aber bis zum Juni 1827 nur 
klein geblieben, wo heftige Regen eine Menge losen Granit - Grundes 
in die Bai schwemmten, welchen die Fluth wieder am Ufer ın die Höhe 
trieb, wodurch sich ein freier Platz von 250° Breite bildete. Das hatte 
aber auf den Anker-Grund keinen Einfluss, und 200 Yards von der un- 
tern Wasser-Grenze entfernt kann man auch nicht ein Granit-Körnchen 
mehr vom Meeresboden heraufholen. — Im N. und S. von Valparaiso, 
wo die Küste offen ist, wie zu Lagunilla, Vina del Mar, Con-Con und 
Quintero, hat das Meer hohe Sandhüzgel viele Fuss hoch über seinen 
Spiegel und 1000 — 2000 Fuss weit und zu Quwintero noch weiter land- 
einwärts getrieben, welche an letzterem Orte Lager von Konchylien in 


we 
einem halbfossilen Zustande enthalten: Alles aber noch im Bereiche 
der Fluth. | 

Vor etwa 70 Jahren fand zu Valparaiso ebenfalls ein Erdbeben 
Statt, wie zu Conception: das Meer zog sich weit zurück und kehrte 
dann mit einer solchen Heftigkeit wieder, dass es alle Häuser zer- 
störte und die Boote bis zur Kirche San Francisco führte, bis zu wel- 
cher der Boden vom gewöhnlichen Meeresrande an ! Meile weit allmählich 
ansteigt. 


Am 25. April 1833, Morgens um 6 Uhr zerstörte eine Erderschütte- 
rung eine grosse Anzahl Häuser in Juasco,, eine See- und Berg - Stadt 
in Cuguimbo, und beschädigte viele andre. Ein späterer Stoss soil die 
Stadt ganz zusammengestürzt haben. Vermuthlich hat er sich bis 
Copiopo erstreckt (N. Annal. d. voyag. 1833, Oct. XXX, 128). 


J. Reır: Notiz über das Erdbeben zu Saena in Peru (Jımzs. 

Edinb. n. philos. Journ. 1834, July; XVII, 174 — 177). Der Bericht 
kommt aus Morra de Sama, jener unfruchtbaren Gegend an der Küste 
Peruw’s, welche alles Regens fast gänzlich ermangelt, 40 Engl. Meilen 
N.N.W. vom Haven Arica und 25 M. einwärts von der Spitze der 
Bucht gleichen Namens. Doch längs eines von der nur 20 M. entfern- 
ten Cordillere, die sich dort in den Tacora und drei andere mit ewi- 
gem Schnee bedeckte Gipfel erhebt, herabrinnenden Baches erhebt sich 
eine üppige Vegetation, und die mittle Temperatur von- Tag und Nacht 
ist nach 7jährigen Beobachtungen 17°2 C. 
Am 8. Oktober 1831, um 94 Uhr Abends erfolgte seit fast einem 
Jahrhundert das erste grosse Erdbeben, vorher verkündet von einem un- 
terirdischen, fernem Donner ähnlichen, doch lauterem Rollen, welches 10 
Sekunden lang währte und dann einen heftigen senkrechten Erdstoss 
von 70 Sekunden Dauer zur Folge hatte, und wodurch eine Menge Häu- 
ser zusammenstürzte und Arica gänzlich zerstört wurde. Man fühlte 
dieses Erdbeben auf 100 Meil. Entfernung von Arica, und bis Chugii- 
saca 400 Meil. laudeinwärts; nicht allein die unermesslich breite mittle 
Cordillere, auch die Seitenkette von Portosi und das östliche Ende, 
worauf Chuguisaca liegt, wurden in ihrem Innern erschüttert. Dem 
grossen Stosse folgten in derNacht noch 2 andere um 11 und um 5 Uhr; 
und die Erde fuhr 14 Tage später noch bis zum 17. Februar 1832 fort 
zu zittern. Der Berichterstatter zählte noch 97 einzelne Stösse , denen 
jedoch kein Geräusch mehr vorherging. — 

Am 18. Sept. 1833 um 6 Uhr erfolgte eine neue Erd-Erschütterung, 
wodurch daselbst 1000 von 1200 Häusern gänzlich zerstört, und der 
völlige Ruin Aricas und aller kleineren Orte der Provinz vollendet 
ward. Die Erschütterung erfolgte plötzlich, ohne vorhergehendes Getöse, 


währte 43 Sekunden in horizontaler Richtung, jedoch mit 2— 3 wellen- 
förmigen Bewegungen, welche von allen die zerstörendsten waren; auf 
jede Sekunde schienen 3 Erschütterungen zu kommen, und das damit 
verbundene Getöse war weit stärker und fürchterlicher, als der Verf. je 
einen Donner gehört hat. 

An dem, dem Erdbeben vorangehenden Abende bemerkte man manche 
auffallende Erscheinungen: die Atmosphäre war dick, elektrisch, nur 
zuweilen von einem Luftzuge ohne bestimmte Richtung bewegt, den 
man innerhalb der Thüren so gut als auf der Strasse empfand; die 
Hunde heulten, die Esel schrie’n, so dass durch alle diese Anzeigen das 
Volk bereits beängstist war. Nach jedem Erdstosse selbst, schwach 
oder stark, liefen sämmtliche Hunde nach Wasser, um zu saufen. Aus 
mehreren eingegrabenen grossen Gefässen ward viel Wasser herausge- 
trieben, obschon sie nur bis 3—4 Fuss vom Rande gefüllt gewesen. 
Von vielen leeren Glasflachen fand man am folgenden Tage die Propfen 
in allen Richungen umhergetrieben , keine von ihnen war umgefallen; 
einige volle aber fielen von dem Simse. 


Erdbeben in Süd- Amerika. Die Stadt St. Jago in Chili wurde 
gänzlich vernichtet. Sie war auf einem verborgenen Vulkan gebaut, 
der am 20. Januar 1834 um 8 Uhr Morgens , als der erste Erdstoss 
gefühlt wurde, zerbarst. Die Erde bebte heftig; eine waldbedeckte 
Strecke, ungefähr 3 Stunden lang und 2 breit, versank mit dem Walde, 
und die zurückbleibende Oberfläche glich einer Savanna mit Steinen 
und Sand bedeckt. Obgleich die Bäume in dem Walde Menschenge- 
schlechter überlebt hatten, so' blieb doch keine Wurzel übrig, kein Laub 
war zu sehen an der Stelle, da sie gestanden. Vierundzwanzig Stun- 
den*lang zitterte die Erde unaufhörlich, und die ganze Stadt mit ihren 
Umgebungen wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt. Die Hütten 
der Landleute wurden verschlungen von den sich öffnenden Klüften, die 
überall entgegen gähnten. Die Wogen, welche die Erde bildete, roll- 
ten im wahren Sinne des Wortes, wie die einer sturmbewegten See 
und stiegen zu einer grossen Höhe auf. Achtzig Einwohner von St. 
Jago wurden verschlungen; die übrige Bevölkerung rettete sich auf 
einen benachbarten Hügel, der zwar auch wankte, aber nicht versank. 
Die ganze Scene gewährte ein Bild der Zerstörung, und nichts erblickte 


>) 


man ringum, als Elend. (Zeitungs-Nachricht.) 


Über das Erdbeben zu Pasto am 22.—24. Jänner 1834 hat 
man hun amtliche Berichte (James. Edinb. n. philos. Journ. 1834, Juli, 
XVI, ı, 202—203). Iu Pasto wurden 2 Kirchen beschädigt, die übri- 
gen sammt ihren Klöstern gänzlich zerstört. Die Häuser sind bis auf 
3—4 zusammengestürzt, so dass meistens kaum die Fundamente geblieben. _ 


Das Erdbeben begann am 20. Jänner um 7 Uhr Morgens und hielt 4 
Stunden lang an. Die Stösse wiederholten sich am 22., und vollende- 
ten die Zerstörung. Alle Ortschaften der Umgegend: Laguna, Mocon- 
dino, Buesquillo, Pejimdino, Puerres, Cunehalla, Tamondino, Tongovito, 
Gualmatan, Pandraco und Tescuwel sind sehr beschädigt und alle ihre 
Kirehen in Trümmerhaufen verwandelt worden. In den Bezirken von 
Malatuy, Vacuanguir, Tambo, Bucaco , Funds und den benachbarten 
Sprengeln ist grosser Schaden angerichtet worden. Rechts von dem 
grossen See im Bezirke von Sibundoy wurde eme kleine Anhöhe be- 
merkt, welche grosse Felsstücke aus ihrem Schoesse ausstiess; Höhlen 
bildeten sich in der Nähe, die öde Umgegend von Bondionella wurde 
zur Hälfte hinabgeschlungen, zur Hälfte aber zu einem ansehnlich hohen 
Berge emporgehoben, ähnlich der Höhe zwisehen Sibundoy und Ajuadrico, 
welche bei ihrer Bildung einen grossen Theil des ursprünglichen Bo- 
dens überschüttete. Dieser Berg hat bei ferneren Erdstössen die Hoch- 
strasse zerrissen und bedeckt, und unermessliche Sümpfe haben sich in 
der Nähe gebildet; grosse Erdmassen wurden in den Baldayaco- 
Fluss gestürzt und so sein Lauf gehemmt, dass sein plötzliches Aus- 
treten Land und Häuser von Santiago zerstörte, indem sein Wasser 
ungeheuer anwuchs, da er in seinem Lauf 90 Nebenflüsse aufnimmt: 
Die ganze Gegend ist mit grossen Erdspalten durchzogen. 


Woopsine Parısu: über die Wirkung der Wogen bei den 
Erdbeben an den Küsten des Stillen Ozeans (Lond. a. Edinb, 
philos. Journ. 1835, VIII, S. 181—186). 


In einem Jahre, dessen sich Acosta *) nicht genau erinnerte, war 
an der Küste von Chili ein so furchtbares Erdbeben , dass es Berge 
umstürzte , den Lauf der Flüsse verstopfte, dass Seen daraus entstun- 
den, Städte zerfielen, und viele Leute umkamen; die See erhob sich 
einige Meilen weit ins Land und trieb Schiffe aufs Trockne. 

Im J. 1582, einige Jahre später, ward Arequipa zerstört. 

1586 am 9. Juli fand ein Erdbeben zu Lima Statt, welches nach 
des Vize-Königs Bericht darüber 170 Stunden weit längs der Küste ge- 
spürt wurde, und nach Acosta drang das Meer 2 Stunden weit landein- 
wärts über die Küste und riss viele Bäume aus. 

1605, am 26. Nov. fluthete das Meer in Folge eines Erdbebens 
über Arica her und zerstörte es grösstentheils so, dass die Ruinen ‚der 
Strassen noch über 100 Jahre später zu sehen waren "”). 

1687, am 20. Oktober um 4 Uhr Morgens ‚begann ein Erdbeben 
die öffentlichen Gebäude und Häuser zu Lima zu zerstören, so dass 


’ 


*) Historia natural, y moral de las Indias, 15%. 
*#) FREzZIER, Reise in die Südsee, i. J. 1712—1714. 


viele Personen uns Leben kamen. Bei einer darauf folgenden zweiten 
Erschütterung aber zog sich das Meer weit von der Küste zurück, um 
in berghohen Wogen wiederzukehren , welche ganz Callao und die 
übrige Umgegend mit allen Einwohnern gänzlich überflutheten *). Nach 
‚Warer’s Bericht spürte man auf einem Schiffe in 12° 30° S. Br. und 
150 Stunden weit von der Küste einen solchen Stoss, dass Alles durch- 
einanderfiel und man glaubte auf einen Felsen gerathen zu seyn; das 
grüne Meerwasser war weisslich geworden und mit Sand gemengt. 
Später hörte er von den Ereignissen zu Callav, wo sich das Meer erst 
so weit zurückgezogen hatte, dass man es einige Augenblicke lang gar 
nicht mehr sah, dann aber berghoch über das Land hereinstürzte, zu 
Callao und auf 50 Stunden weit längs der Küste Menschen und Vieh 
ersäufte und die Schiffe eine Stunde weit ins Land warf. 

Ähnliche Ereignisse hatten zu Santa, 3 Grade nördlich von Callao, 
neun Jahre früher (1678) Statt gefunden. Der Ort liegt 3 Engt. Meil. 
von der Küste hinter einem kleinen Berge. Das Meer zog sich auf- 
Gesichtsweite von der offenen Bai zurück und kehrte nach 24 Stunden 
mit solcher Heftigkeit wieder, dass es drei Schiffe von 60—100 Tonnen 
jedes, über den Berg und den Ort, der damals noch auf dem Berge 
selbst stund, hinwegtrug und in einem Thale stehen liess, wo WArER 
und seine Begleiter die Wracks nach 9 Jahren noch sahen. 

In den Jahren 1697, 1699 , 1716, 1725, 1732, 1734, 1745 und 
1746 wurde Lima durch Erdbeben heimgesucht, wovon Urros jedoch 
kein weiteres Detail mittheilt, das letzte ausgenommen, über welches 
der Bericht des damaligen Vize-Königs sagt, dass nachdem das Erdbe- 
ben schon einen grossen Theil der Städte Lima und Callao verschüttet 
und die in letzterer am Leben gebliebenen Einwohner sich von ihrem 
ersten Schrecken zu erholen begonnen, plötzlich das Meer in solcher 
Höhe und Heftigkeit über Callao hereinbrach , dass die ganze auf einer 
Anhöhe gelegene Stadt mit allen ihren Gebäuden bis auf die zwei 
grossen Thore und einige Trümmer der Mauer von Grund aus zerstört, 
ihre fast 5000 Einwohner sämmtlich ertränkt, und die im Haven ankern- 
den 23 Schiffe zu Grunde gerichtet wurden, von welchen nämlich 4 
stärkere in die Stadt selbst oder noch weit über sie hinweg ans Land 
geworfen wurden, die übrigen aber versanken. Nicht einmal die ehema- 
lige Form und Ausdehnung der Stadt war noch kenntlich; grosse Massen 
von Sand und Schutt bedeckten die Küste weithin. Urrzos fügt bei, 
dass diese schreckliche Überschwemmung sich weit längs dem Meeres- 
Ufer ausdehnte und die Haven Cavallos und Guanape, die Städte Chan- 
cay und Guara und die Thäler della Barranca, Sape und Patevilca 
das Loos von Lima theilten. 

Im Jahre 1751 am 26. Mai zerstörte eine Überschwemmung des 
Meeres die Stadt Conception — Indianisch Penco genannt — gänzlich, 
so dass die Einwohner sie darnach von der Küste entfernt an ihrer 


*) Urroa Reise in Süd- Amerika. 


= N .- — 


jetzigen Stelle wieder aufbauten. Schon 1730 hatte sich einmal das 
Meer erst weit zurückgezogen, dann aber diese Stadt dermaasen über- 
schwemmt , dass sämmtliche Einwohner auf den benachbarten Bergen 
Rettung suchten. Das Erdbeben von 1751 und die darauf folgende 
Seefluth hatten auch die Spanische Niederlassung auf-der Insel Juan 
Fernandez heimgesucht , die Wohnungen längs der Küste zerstört und 
35 Personen das Leben gekostet. u 


Von der Katastrophe von 1822 erzählt die Mrs. Grauam, dass am 
19. Nov, während des ersten starken Erdstosses die See in der Bai 
von Valparaiso plötzlich anstieg und sich plötzlich wieder zurückzog; 
insbesondere berichtet sie von den Offizieren auf‘ Lord CocHrAnE’s 
Schiff gehört zu haben, dass sie von der ansteigendeu Woge getragen 
mit ihrem Boote an einer Stelle landeten, höher als je ein Boot ans 
Land gekommen, und dass nach deren Rückzuge viele kleinere Schiffe 
auf dem Strande blieben. 


Im Jahre 1835 endlich am 20. Februar zerstörte ein Erdbeben die 
Stadt Conception von Neuem mit ihrem Haven Talcahuano und allen 
Wohnorten auf der Küste Chile’s vom 35° bis zum 380 S. Br. Dreimal 
stieg in der Bai von Talcahuano die See über diesen Ort in die Höhe, 
seine Trümmer mit sich forttreibend , und genau zur selben Zeit erhielt 
ein Schiff „the Glemalier“ auf dem hohen Meere, 95 Meilen von der 
Küste, einen Stoss , dass es im Laufe stille stund und man glaubte, es 
sey auf den Grund gerathen, wie Warer’s Fahrzeug im Jahre 1687. 


R. E. Auıson schreibt über das Erdbeben an der Chilesischen 
Küste am 20. Febr. 1835 (ebendas. VIII, 74—75). Es begann # nach 
11 Mittags mit schwacher Wellen- Bewegung des Bodens, welche aber 
in wenigen Sekunden so zunahm, dass Niemand mehr aufrecht stehen 
konnte. Es zerstörte die Städte Conception und Chillan mit den Häven 
Talcahuano und Maule und noch 20 kleinere Orte nebst einer uner- 
messlichen Menge von Landhäusern. Man spürte es südwärts an der 
Küste bis zur Insel Chiloe gegenüber, nördlich bis jenseits Copiago, zu 
Mendoza östlich von den Andes, auf einem Schiffe 100 Engl. Meilen 
westlich von der Küste, und auf der Insel Juan Fernandez 300 Meilen 
von ihr. Zu Talcahuano zog sich 40 Minuten nach dem ersten Stosse 
das Meer plötzlich so zurück , dass in dem kleineren südlichen Eingang 
in die Bai man den Meeresboden erblickte, und kehrte nachher durch 
denselben Kanal mit solcher Macht zurück , dass es 20° hoch über die 
Stadt wegging und Alles mit sich fortriss. Diess wiederholte sich 
dreimal. Das Land soll sich 2’ bis 3° gehoben, oder der Seegrund, 
wie man durch die Sonde fand, sich um so viel gesenkt haben. Ein 
Fels, den man darin vorher nicht gesehen, erschien unter der Oberfläche. 
Grosse Risse sollen in der Erde entstanden seyn und Wasser ausgestossen 
haben; die Erde soll sich geöffnet und geschlossen und bei Zos Augeles 


sollen mehrere Berge verschwunden seyn. Andere öffueten sich und ha- 
ben Dampf und schwarzen Rauch ausgestossen. Der Haven der Insel Santa 
Maria wurde zerstört, die See zog sich 300—400 Yards zurück, wäh- 
rend die Riffe um den grössten Theil der Insel her gänzlich verschwan- 
den. — Eine Stunde von der Insel Juan Fernandez schien die See zu 
kochen, und hohe Wassersäulen wurden in die Luft emporgetrieben, worauf 
sich das Meer so weit zurückzog, dass eine Anzahl alter Anker und 
metallener Geschütze sichtbar wurde ; dann aber kehrte es wieder und 
riss alle Straf-Häuser mit sich fort. An der Stelle, wo das Meer zuerst 
in Bewegung gewesen, brach ein Vulkan aus. Die Brig Glunmalin 
spürte um diese Zeit 100 Meilen W. von Talcahuano einen Stoss, als 
ob sie auf den Grund gerathen seye. — — Zu YValparaiso kommen 
1400° über dem Meeresspiegel Konchylien lebender Arten vor, und bei 
Conuco finden sich dergleichen in solcher Menge, dass mau Kalk daraus 
brennt. In der Bai ist ein Felsen, über den man 1817 mit einem Boot 
fahren konnte ; jetzt liegt er trocken, ausser bei Spring-Fluth. 


III. Petrefaktenkunde. 


Ceoszer: über die fossilen Reste der Auvergne (Auszug —= 
Bull. geol. 1833, IV, 22—26). | 

I. Die Gebirge der gegenwärtigen Epoche enthalten im Allgemei- 
nen nur Reste von noch jetzt lebenden Pflauzen- und Thier-Arten; doch 
lässt sich nicht läugnen, dass in der Auvergne wie anderwärts seit der 
Erscheinung des Menschen einige Arten verschwunden sind. Die Thier- 
Gebeine der Knochenhöhlen sind ohne Zweifel durch mehrfältige Ur- 
sächen dahin geführt worden. II. Die Diluvial-Gebirge einschliesslich 
der alten Alluvionen, welche der Verf. unter dem Namen der quater- 
nären Gebilde (nicht in Dssnoyers’ Sinne) zusammenfasst, haben in 
Auvergne geliefert: Pflanzen von meist noch lebenden Arten zu Dorat 
bei Thiers; — Konchylien, — Vögel, — aber insbesondere /Säugethiere, 
welche den Arten nach verschieden sind von jenen, welche Cuvırr be- 
schrieben. In den vulkanischen Alluvionen hat man bisher unterschie- 
den a) Pachydermen: 8— 9 Arten aus den Geschlechtern Elephbas, 
Rhinoceros, Mastodon, Sus, Tapir, Equus, Hippopotamus; 
— b) Wiederkäuer: 28 Arten: nämlich 22 Hirsche, 4 Ochsen und 
2 Steneodonten (ausgestorbenes Geschlecht); — c) Raubthiere: 9 
Arten, worunter 3 Hyänen, 2 Bären, 2 Hunde, 1 Marder oder 
Herpestes, 1 Otter; — d) Nager: 4 Arten, wobei 1 Biber, 1 
Aguti, 1 Haase, 1 Erdmaus, — endlich e) ein Dasypus-artiges 
Thier und f) Vögel. — III. Die tertiären Süsswasser - Gebilde der 
Limagne zerfallen dem Alter nach in drei Abtheilungen. 1) Im 


— 721 — 


Mergelkalke mit feinen Travertinen und bituminösen Schiefern findet 
man viele ausgestorbene Arten fortbestehender Geschlechter, — 2) im 
Gypse meist schon ausgestorbene Genera, denen des Seine - Beckens. 
entsprechend, — 3) zu unterst endlich in den rothen und grünen Tho- 
nen und der Arkose nur wenige organische Reste überhaupt. 1) Die 
oberste dieser drei Abtheilungen enthält auch einige Braunkohlenlagen, 
deren Pflanzen- Abdrücke noch ihre analogen Arten im Becken von Me- 
nat haben, und mehrere Arten von Weiden, Linden, Zitterpappeln, 
Kastanien - Bäumen, Rosaceen, Gräser, Fucaceen, endlich Spuren in 
Europa nicht lebender Baumarten unterscheiden lassen. Von ihnen 
haben sich die Wiederkäuer und grossen Pachydermen dieser Epoche 
genährt. Ausser Theilen von Stämmen, Blättern und Früchten kommen 
daselbst auch Insekten und viele Fische vor, welche bald auf einem 
Schieferblatte liegen , bald in länglichen, platten Massen von Schwefel- 
eisen eingeschlossen sind. Lecoq hatte diese Fische zu Cyprinus 
papyraceus bezogen; Cxoızer unterscheidet jedoch eine A:t, welche 
dem C. leueiscus analog ist, und eine andere, welche mit der fossilen 
Cobitis von Öningen am Bodensee übereinstimmt; — jedoch haben 
auch viele dieser Fische 2 Rückenflosser mit Stachelstrablen, und die 
grössten unter ihnen auch zurückgekrümmte Zähne in den Kinnladen, 
‘welche ausgestorbenen Arten der Percoiden angehören mögen *), Die 
Pflanzenreste aus dieser Periode kommen zu Ravel in einem oberen 
Sandsteine mit Kalk-Zäment ver: Gramineen, Binsen, Kastanien-, 
Wallnuss- undHainbuchen-Blätter mit Zapfen-Früchten und Wall- 
nüssen, deren Kern ganz versteinert ist, und welche weit mehr mit 
den Früchten einer Nord - Amerikanischen Art übereinstimmen, als mit 
unserer aus Persien gekommenen Inglans regia. Auch Phryganen- 
Gesäuse (Indusia tubulata), Cypris faba, Gyrogoniten, Pota- 
miden, Bulimen und Cyelostomen kommen in Menge in dieser 
oberen Formation vor in Gesellschaft mit einer grossen Anzahl Wirbel- 
thiere noch lebender Geschlechter; aber meist ausgestorbener Arten. 
Dahin gehören 3 Rhinozeros-Arten, welche mehr mit den noch in 
Indien lebenden Spezies, als mit denen jüngerer Formationen überein- 
stimmen, — zwei dem Moschus-Geschlechte nahe stehende Wieder- 
käuer , — Nager, welche den Geschlechtern Mus, Hydrochoerus 
und Castor entsprechen, wovon die letzteren aber sehr klein sind; — 
Insektivoren, welche zu den Spitzmäusen gehören und die Grösse 
von Sorex giganteus besitzen; — Raubthiere, worunter sich zwei 
Hunde und eine Katze von der Grösse des Panthers befinden. — 
2) Die gypsigen Lagen haben Paläotherien, Anoplotherien und 
Anthracotherien und einen kleinen Pachydermen mit Zitzen-förmigen . 


*) Jener Cyprinus ist Aspius Brongniarti Ac.; dieser Percoide — 


Perca elongata Ac., aber verschieden von der Oeninger Art. Vergl. Jahrb. 
1834, S. 383. 


BRo»n. 


Zähnen, alle von ausgestorbenen Geschlechtern geliefert; — ferner 
Krokodile, Schildkröten u. a. kleine Reptilien; — Vögel den 
Enten analog, und Eier, wovon manche ganz wohl erhalten sind. 
Auch Phryganen, Cypris, Schnecken kommen hier wieder vor, 
so wie Muscheln, welche aber von den Monodonten verschieden 
sind. — 3) In der untersten Abtheilung, in den Thonen und Arkosen, 
hat man bisher nur Reste eines kleinen Quadrupeden, kleiner. Rep- 
tilien und Dikotyledonen-Abdrücke entdeckt. — IV. Der Kohlensandstein 
von Langeac (Haute Loire) bietet viele Pflanzen - Abdrücke, worunter 
einige noch nicht beschrieben sind. 

Pesnovx fügt den vorigen einige Bemerkungen bei:- 

A. Die Arkosen (III, 3), wenigstens die granitischen, müssen zu 
den sekundären Formationen gerechnet werden; sie sind keineswegs, 
wie die tertiären Schichten , söhlig geschichtet , sondern , hauptsächlich 
am Rande des Primordial-Beckens, aufgerichtet, oft senkrecht, und stel- 
lenweise um 200° höher als an andern benachbarten Punkten gehoben 
(doch behauptet Cro1zer, dass sie mit III 2 und 1 wechsellagern). Eine 
grosse Menge von Punkten bieten hiezu Belege; während die eigentli- 
chen Tertiär-Schichten nur in der unmittelbaren Nähe basaltischer Aus- 
brüche (Gergovia) Störungen zeigen. 

B. Die übrigen tertiären Gesteine (III, 1, 2) zerfallen demunge- 
achtet noch in drei Alters-Gruppen, nämlich : 

a) den Gyps (III, 2), der, wie es scheint, feuriger Entstehung, häufig 
von Mineral-Aushauchungen in seinem Bestande geändert und von 
Thermal-Quellen durchzogen ist; 

b) den Mergelkalk der Limagne, der homogen ist, sich in sphäroi- 
dale Massen sondert und nur wenige Konchylien enthält; 

c) den obern Kalk mit Indusia, Cypris und kleinen Feludinen 


A. Zeorzewskı: mikroskopische Untersuchungen über ei- 
nige seltene Fossil-Reste Podoliens und Volhyniens (N. Mem. 
Acad. nat. Mosc. 1834, III, 299—312). Der Verf. (jetzt an das neue 
Gymnasium zu Luck berufen) hat seit 11 Jahren begonnen eine Mine- 
ralien- und Petrefakten - Sammlung aus den Gegenden zwischen dem 
Dniester und dem Dniepr nach einem geologischen Systeme auf seine 
Kosten anzulegen, welche er nach ihrer Vollendung einem nationalen 
Institute anbieten will, und wird ferner die Resultate seiner Forschun- 
gen über die Versteinerungen den Geologen und Kosmologen bekannt 
machen. | 
Seine Fossilien - Sammlung enthält jetzt 4000 Arten. Unter den 
einfachen nicht metallischen Mineralien (Litha) ist die Zirkon - Gruppe 
am ärmsten; doch hat er Smaragde, Saphire und Pyrope aus den ver- 
schiedensten Formationen. Von Metallen gibt es nur wenig gediegene 
(Kiriometalla) und Erze (Mixometalla), aber viele Metalloxyde 


—_— ii — 


(Oxydometalla); Spuren von Zinn in den Primär-, und von Gold in 
den Sekundär - Formationen. Die Gebirgsarten - Sammlung enthält über 
200 Arten gemengter (Granite, Phylladite, Traumatite, Koniolite, Pse- 
phite etc.) aber keine vulkanische (Basalte, Trachyte). Die zahlreichen 
Versteinerungen rühren aus den Übergangs-, Flötz- und Tertiär-Forma- 
tionen her. Phytolithen jedoch sind nur etwa 40 Arten darunter, 
Akotyledonen, Monokotyledonen und Dikotylodonen: Algaziten aus 
den Traumater, Fucoiden aus dem Kreide - Pudding und Sand, Kar- 
polithen und Phytolithen aus Kreide-Geschieben und Craie tufeau. 
Von Zoophyten besitzt der Verf. allein an Radiarien [in einem 
weiten und ungewöhnlichen Sinne des Worts] über 1000 Arten: Alcyo- 
neen, Spongieen, Koralloiden, Milleporeen, Tubiporeen 
Harmoliten (n. 9.), Diskepasmoporen (x. g.) u. s. w.; ferner: 
über 20 Enkrinen, worunter viele mikroskopische (Mikrakantho- 
zoen). — Von Mollusken ebenfalls über 1000 Arten, worunter fast 
alle mikroskopischen Genera p’Orsıcny’s und manche neue (Baculina, 
Raphanulina, Apiopterina, Lyrina u. s. w.), so wieÖscabrion 
Fischeri etc. Von Haemakrymen hat der Vf. Schuppen, Kiemen- 
deckel und viele Zähne von Fischen und Reptilien aus der Kreide, 
und von Haemathermen viele Mammuth-, Rhinozeros und 
Pferde-Zähne aus den tertiären Gebilden. Diese Versteinerungen 
stimmen am meisten mit denjeuigen Arten überein, welche um Moskwa, 
Paris, Passy, Nanterne, Caen (Eunomia?, Microsolena, Diasto- 
pora, Intricaria etc.), in Thüringen, um Piacenza und lebend im 
Mittelmeere so wie bei den Antillen (OÖscabrionFischeri und Odon- 
tina) vorkommen. 

‘ Der Verf. beschreibt nunmehr einige seiner neuen mikroskopischen 
Geschlechter und theilt Abbildungen derselben mit, um diese sonderbaren 
Formen zu beleuchten [welche uns durchaus verdächtig scheinen]. 


A. Microphytozoa. 


I Ceriolina Z. (?Ceriopora Goupr.) Polypenstock steinartig, 
schneckenförwig, symmetrisch , mit scheibenförmiger oder am Ende 
gerade verlängerter Windung; innerlich in konzentrischen Lagen 
zusammengesetzt aus der Länge nach gehenden Haar - Röhrchen, 
äusserlich aus gröberen Röhrchen , welche radiale Reihen an der 
Oberfläche bilden. Neben Aulopora Gou»r. 

1) C. Fischeri (Tf. XXV, Fg. 1 a, b, c). Ammoniten -förmig, Na- 
bel ganz durchbohrt , die Röhrchen der Oberfläche in radialen, 
etwas gebogenen und wenig vorstehenden Queerreihen, ihre Mün- 
dungen demnach eben so geordnet. Sehr selten; ih tertiären Sande 
Volhyniens und Podoliens [ist Cellepora Ammonis Eıchw.). 

2) C. Jarockii (XXV, 2 a,b, c) fast Lituiten-förmig gerade ver- 
längert, an dem mit Seiten - Röhrchen bedeckten Anfange mit 2 
grossen runden Seiten- Öffnungen, gegen deren eine grössere die 
Spitze der undeutlichen Windung sich einkrümmt; die kleinere 


steht ihr gegenüber, etwas tiefer. Am Ende münden viele kleine 
Röhrchen aus. 
IH. Cellulina Z. Polypenstock kalkig, eyförmig, zusammengedrückt, 

mehr oder weniger verlängert, gerade oder wenig gekrümmt, zu- 
sammengesetzt aus kugelförmigen Zellen, deren Mündungen an der 
Oberfläche liegen, und welche durch je ein sehr feines Röhr- 
chen im Innern kommuniziren. Ähnlich den Sepieneyer - Trauben. 
Aus der Ordnung von Lamovroux’s Milleporeen, zwischen Or- 
bulites und Discolithes. 

1) C. Eiehwaldii (XXVI, ı a, b, ec). Fast dreikantig, gerade, 
Kugeln etwas Napf- förmig. Im tertiären Sand Volhyniens sehr 
seiten. 

2) C. Besserii (VXVI, 2 a, b, c). Fast eyförmig, etwas gebogen, 
Kugeln Bienenzellen-artig. Vorkommen wie bei voriger. 

3) C. Puschii (XXVI, 3 a, b, c). Keulen-förmig , gerade oder ge- 
bogen, Kugeln sehr klein und schwer erkennbar. Selten in den 
Tertiär-Gebilden Podoliens. 


B. Micracanthozoen. 


II. Phyllocrina Z. Parasitisch , hornartig-kalkig, durchscheinend, 
trichterförmig , der Rand in (4) regelmässige um den Mittelpunkt 
geordnete Blätter getheilt. Etwas ähnlich Acetabulum und Pe. 
dicellaria Cov. Aus der Ordnung der Echinodermen? 

1) P. Steveni (XXVII, 1 a, b). Stiel lang, Trichter 4blättrig. Auf- 
sitzend auf Kreide - Polyparien oder lose in Feuerstein einge- 

- schlossen. | 

2) P. Krinicki (XXVII, 2 a, b). Stiel sehr kurz, Trichter 4blätte- 
rig. Wie vorige, selten. 

IV. Actinina Z. Parasitisches Echinoderm, hornartig-kalkig, röhren- 
artig, Stiel walzig, am Ende mit rundem Munde, am andern in 3 
(horizontale) pfriemenförmige Äste auseinandertretend. | 

1) A. Jarockii (XXVII, 3 a, b). Krone in 3 Äste getheilt, die 
sich wieder in stumpfem Winkel spalten. In chloritischer Kreide 
Podoliens und in Feuerstein Volhyniens sehr selten. 

2) A. Andrzejowski (XXVII, 4 a, b). Eben so, doch die 3 Äste 
einfach. Mit voriger [Junges ?]. 

3) A. Pallasii: statt der Krone nur 4 fast halbkugelige Höcker. 
- Mit obigem. 


C. Micrepizoa. 


V. Odontina Z. Annelide? oder Pteropode?. Dentalien - förmig, 
etwas gekrümmt, kalkig, dicht, am dünneren Ende mit einem Deckel 
verschlossen, am dicken Ende offen, jedoch stark verengt. Mit 
Creseis und Cuvieria verwandt? 

1) O. annulata (XXVI, 5, a). Geringelt. In Volhynien und 
Podovlien; lebend bei den Antillen. 


— 723 — 


2) O. striata (XXVII, 5, 8). Nach der Länge gestreift. Mit obiger. 
3) O.laevis (XXVIl, 5, 9), glatt, das dickere Ende etwas ange- 
schwollen. Mit vorigen. 


D. Micropolythalama. 
(Foraminifera.) 


VI. Raphanulina Z. Enallostegier, vielmundig, in Gestalt eines klei- 
nen Eyes, das mit dem spitzern Ende auf einem Becher steht, durch- 
‚scheinend, anhängend oder frei, hohl, an beiden Enden offen, ohne 
eigentlichen Mund, | 

ı) R. Humboldti (XXVUl, 1 ec). Einzige Art. In Podoliens ter- 
tiärem Sande, selten. | 

Yil. Apiopterina Z. Enallostegier, vielmundig, Birn- oder Phiolen- 
förmig, der eigentliche Mund am Ende des Stieles. Das dünnere 
Ende ist in 2 sich entgegengesetzte unregelmässige Flügel aus- 
gebreitet. — Montrorr's Lagenula, welche n’Orsıcny zu den 
Polypen verweiset, scheint neben dieses Genus zu gehören. 

a) A. d’Orbigny (XXVIU, 2 a?, b). Einzige Art. In Volhyniens 
"  Tertiär-Gebirgen sehr seiten. 

Vill. Lyrina Z. Polystegier, sehr zusammengedrückt, gleichsam aus 
2 an Grösse ungleichen in einer Fläche aneinanderstehenden run- 
den Scheiben zusammengesetzt. Kugelige undeutliche Zellen stehen 
in S-förmiger Spirale oder in Form eines 8 auf den Seiten, je8_ 
bis 16 in einem Umgange. 

1) L. Fischeri (XXVlIl, 3a,b, c). Einzige Art, in tertiärem 
Sande Dachnowkas in Podolien. 


Gastzarpor Sohn, Bemerkungen über die Fossil-Reste des 
Muschelkalkes der Lorraine (Ann. d. sc. nat. 1835, IIl, 46—50). 
Der Verf., im Besitze der schon durch Cuvier’s, so wie durch dessen 
eigene Arbeiten bekannt gewordenen Sammlungen seines Vaters aus 
dem Muschelkalk von Lunevile beabsichtiget dieselben zu erweitern 
und die wesentlichsten Bestandtheile derselben, so wie anderer doertiger 
Sammler allmählich bekannt zu machen. Hier eine Übersicht derselben: 

1) Säugethier- und Vögel-Reste mangeln gänzlich. 

2) Von Reptilien hat man daselbst , und zwar A. von Sauriern: 
a) eine Unterkinnlade mit ihren Zähnen, vorn mit einer Ey- förmigen 
Erweiterung, wie beim Krokodile (Movuceor’s Sammlung); — b) das 
Gelenk-Ende eines andern Unterkiefers, ganz wie das bei Cuvier (0ss. 
foss. V, ır) beschriebene ; — €) mehrere ziemlich vollständige Schädel 
von etwa 1’ Länge auf 6°'—8’' Breite; — d) viele einzelne Zähne von 
ungleicher Grösse; — e) eben. so viele Wirbel und Rippen, deren 
grösste 22° Länge hat; die Ripven ähneln denen des Monitors: 
Cuvıer hat eine beschrieben; — f) Rabenschnabel-, Oberarm- und 


- u — 


Oberschenkel-Beine eines mit Ichthyosaurus und Plesiosaurus 
verwandten Geschlechtes; ein os pubis ist dem des Plesiosaurus 
bei ConyeEArE ähnlich; — g) viele andere einzelne Knochen, auch 
Schuppen denen des Krokodils von Caen ähnlich. — B. Von Schild- 
kröten insbesondere von Trionyx: Panzerstücke; und von einem neuen 
. mit Chelonia verwandten Geschlechte Knochen der Extremitäten. — C. 
Viele Koprolithen. 

2) Fische. Nach Acassız’s Bestimmungen a) Kiefer- und Schlund- 
Zähne von Acrodus Gaillardoti; — b) ein unpaariger Vorderzahn, 
Eck- und Backenzähne von Hybodus plicatilis oder longiconus; 
— c) Vorderstacheln aus der Rückenflosse dieser und einer andern Hy- 
bodus-Art, wovon die Zähnelungen längs des Vorder-Randes in zwei 
Linien mit einander abwechseln; — d) Gaumenzähne eines neuen Ge- 
schlechtes aus der Familie der Pyeuodonten; — e) Schlund - und 
Kiefer-Zähne des Placodus gigas; — f) Schuppen des Ptycho 
lepis Alberti und des P. maximus. 

3) Ausser den bereits bekannten Konchylien etwa 12 neue 
Arten; — mit Rhyncholithus Gaillardoti und Rh. hirundo. 

4) Von Gliederthieren: Palinurus Sueurii und Gonopfax 

‚Latreillii Desm. 
5) Neuropteris Gaillardoti, 


J. Prısuips: über den alten und theilweise verschütteten 
Forst von Holderness, Yorkshire (Lond. a. Edinb. phil. Mag. 1834, 
April, IV, 282 — 288). Der Humber und andere mit jeder Fluth an- 
steigende Flüsse gehen zu einem Meeresarme durch eine ebene, niedrige 
und nur mittelst zusammenhängender Dämme gegen die Überschwem- 
mungen der Fluth geschützte Landschaft, deren Boden theils ein Nieder- 
schlag aus meist oft wiederholten Überfluthungen, theils Torfmoor ist. 
Diese Gegend (Holderness) bildet ein Dreieck, welches auf seinen drei 
-Seiten vom Deutschen Meere, vom Humber-Arme und von einer anstei- 
genden Kreidefläche Kai ist etwas wellenförmig mit einzelnen Bergen 
und Höhenzügen, welche bis zu 130° ansteigen; — die Vertiefungen 
dazwischen sind mit Fluth-Niederschlägen angefüllt, welche sich, wenn 
das Meer nicht abgedämmt wäre, noch um 5° — 10° und mehr erhöhen 
würden ; mehrere dieser Stellen waren vordem mit See’n bedeckt, und 
alte Schriftsteller gedenken der Gegend unter dem Namen „Inseln von 
Holderness“. Ein brauner oder blauer Thon bildet die allgemeine Basis 
dieses Bezirkes; er ist voll Kalkstein-, Sandstein-, Schiefer-, Porphyr- 
und Granit-Geschieben aus N.- und N.W.-Yorkshire, Cumberland und 
Westmoreland; eine Menge Kreide- und Feuerstein - Stücke von den 
nahen Anhöhen liegen im Thone oder wechsellagern mit ihm; unregel- 
mässig vorkommende Lager von Kies und Sand enthalten Konchylien, 
wie sie im nahen Meere vorkommen. Diese Ablagerungen sind es, 


— Bu: — 


welche alle Hügel bilden , in alle Vertiefungen sich hinabsenken , auch 
"einzelne Elephanten- u. a. Wirbelthier-Reste enthalten. Die vegeta- 
bilische Materie aber ist nur in den ehemaligen Wasserbehältern ange- 
häuft, wo sie entweder unter Sumpf-Niederschlägen unter oder über 
dem Tiefwasserstand, oder unter Fluth-Absetzungen, oder endlich unmit- 
telbar an der Oberfläche liegen. Nur auf beide letztere Arten des 
Vorkommens bezieht sich die weitere Beschreibung. 

Bei Anlegung eines Abzugs-Kanales von einigen Meilen Länge fand 
man, dass die Oberfläche des Bodens vom Humber an nordwärts ein- 
falle (ein Verhalten wie in den Marschländern bei Lynn), so dass sie 
bier 4—5, dort landein- und nord-wärts 10’—13’ unter Flutbhöhe liegt. 
Tellina tenuis u. e. a. See-Konchylien liegen stellenweise in einem 
Seeschlanme von ungleicher Dicke, welcher an höheren Orten unmittel- 
bar auf jenem Thone ruhet. zwischen welche beide in den Mulden die 
vegetabilische Materie eingelagert ist. An einer Stelle liegen Hasel- 
Zweige, Eichen- und Kiefern- Stücke zusammengehäuft in einem alten 
schmalen Fluth - Gerinne, und lose Haselnüsse, Eichel - Näpfehen und 
Land-Schnecken zeigen, dass die ganze Masse hier zusammengeschwemmt 
worden ist, während auch von in dem unterlagernden Thone eingedrun- 
genen Baumwurzeln im ganzen Durchschnitte keine Spur vorkommt. Die 
Stämme liegen zertrümmert und ohne Ordnung durcheinander an nur 
wenigen Stellen; die Zweige, verweseten Blätter u. s. w. sind mehr 
allgemein verbreitet; phosphorsaures Eisen ist häufig; Knochen hat der 
Verf. nicht gesehen. — Hier also kann nicht eigentlich von einem un- 
terirdischen, an Ort und Stelle verschütteten Walde, sondern nur von 
Anschwemmungen die Rede seyn, und es ist von Wichtigkeit zu sehen, 
wie die Menge von Stämmen und Torfmasse, da wo keine alten Fluss- 
gerinne vorhanden, überall gegen die Kies -reichen Hügel hin zunimmt. 
An einer Stelle zwischen den Dörfern Swine und Waghen oder Wawn 
ist ein niederer Moorgrund von etwa 100 Acres Fläche, von Geschieb- 
Hügeln umgeben, vorhanden, der Wuwn Turf Car genannt, an dessen 
N.W.-Rande eine Menge von Baum-Stumpfen 1—2 Fuss über die Rasen- 
Fläche hervorstehen, alle von gleicher Grösse, mit abwärts ausgebreite- 
ten Wurzeln und in der Entfernung von einander, in welcher die Natur 
grosse Bäume zu pflanzen pflegt; — alle stammen von der Schotti- 
schen Kiefer; von Feuer oder Axt ist keine Spur mehr daran bemerk- 
bar: ohne Zweifel sind die Stämme von Stürmen abgebrochen worden; 
geschwärzt ist nur das Holz der Wurzeln, welche in ein 6° — 8° dickes 
Lager von Torf und Holz eindringen, das viele .nach allen Rich- 
tungen übereinander liegende Stämme enthält, deren Ast- und Wurzel- 
Enden abgebrochen und deren Holz geschwärzt, die aber oft noch zur 
Verarbeitung brauchbar sind. Sie stammen von Eichen, Eiben, Birken, 
Erlen, Haseln und Kiefern, sind meistens durch ihre Grösse ausgezeich- 
net: einige Eichen und Kiefern noch lang und fehlerfrei vom Stamm. Die 
Eiben liegen als die schwersten zu unterst, darauf die Eichen, die Kie- 
fern nehmen die oberste Stelle ein und sind daher durch Moor- Brände 

Jahrgang 1836. - | 47 


— a -— 


theilweise beschädigt. Einige Kiefern - Zapfen und wenige Eichel- 
Näpfehen kommen dazwischen vor, aber keine Konchylien. Der oben 
erwähnte blaue Thon liegt auch unter diesem Torfe, aber Baumwurzeln 
sieht man nicht in ersteren eindringen, noch Erde - Theile an den dar- 
über liegenden Wurzeln anhängen. Die ganze Lager - Masse scheint 
durch Anschwemmung aus der Nähe zusammengehäuft worden zu seyn, 
nachdem Aste und Wurzeln der schon zuvor umgestürzten Stämme ab- 
gebrochen und letztere noch vollends. von der anhängenden Erde be- 
freit waren. Jetzt siebt man auf den benachbarten Anhöhen nur 
Eschen und Eichen wachsen; vergeblich würde man sich in ganz Hol- 
derness um Eiben-, Kiefern-, oder Birken - Wälder umsehen, und selbst 
einzelue Stämme würde man nur mit Mühe in dieser den Ostwinden so 
sehr ausgesetzten Landschaft aufbringen, was mithin auch eine seitherige 
Änderung des Klima’s dieser Gegend anzudeuten scheint. Bemerkens- 
werth ist aber insbesondere das erwähnte Wachsthum einer späteren 
Generation Schottischer Kiefern über diesem Torf-Lager auf einer Fläche, 
welehe 10—12°’ unter dem Hochwasserstand im Humber ist, in welchem 
die Fluth bis zu 24° (über die Ebbe) ansteigt. Man würde veranlasst 
seyn, aus dieser Erscheinung auf eine Niveau’s - Änderung zwischen 
Land und Meer zu schliessen, da ursprünglich (vor Anlegung der 
Dämme) die Kiefern hier nicht aufkommen konnten; wenn man sich 
aber erinnert, dass die ganze Bodenfläehe mit oft rechtwinkelig ausein- 
anderlaufenden Vertiefungen nach allen Richtungen durchzogen ist, 
' welche zu durchströmen die Fluth- Wasser lange Zeit bedürfen, so er- 
gibt sich , dass diese Stelle nicht notlıwendig von der Fluth über- 
schwemmt werden musste, wie denn an der Küste von Yarmuouth die 
Fluth auf ähnlichen Stellen um mehrere Fuss an Höhe landeinwärts ab- 
nimmt. Diese Ansicht wird wahrscheinlicher, wenn man’ berücksichtigt, 
dass die ganze Küste von Holderness seit langer Zeit jährlich grosser 
Abnahme durch das vorrückende Meer unterworfen ist, dass sie dem- 
nach einst weiter von der Stelle dieses Waldes entfernt gewesen, dass 
mithin die Fluth längerer Zeit als jetzt bedurfte, um dieselbe zu errei- 
chen, und dass, wenn sie etwa nur durch die Mündung des Humbers 
eindringen konnte, die eiugedrungene Wassermasse sich über eine hun- 
dertmal grössere Fläche (300 Quadr. Meil.) als jetzt verbreiten musste. 
Dazu kommt endlich noch, dass 4'—6’ dicke Torflager, wenn sie trocken 
gelegt, um die Hälfte ihrer Dicke, wenn sie aber noch wie hier mit 
Niederschlägen beladen werden, sogar bis auf einige Zoll Mächtigkeit 
abnehmen können. Schon darum muss die Oberfläche jenes Waldgıun- 
des einst beträchtlich höher gelegen seyn. So vermag dieser einzelne 
Fall belehrende Aufschlüsse über manche andere der Art zu geben. 


W.Cuiert: Nachricht über die Megatherium-Reste, welche 
durch Woonsıne Parısn von Buenos Ayres nach England geschickt 


worden (Lond: geol. Trans. N.S. 1835, III, ıı, 437 — 450, pl‘ 
43—46). Diese Reste [Jahrb. 1834, S. 112, und 1833 ,-S. 607—608] 
sind dem Museum des Collegiums der Wundärzte in London übergeben 
worden. Im Salado-Bette, südlich von Buenos Ayres, ist das fast voll- 
ständige Skelett, und unweit davon zu Las Averias im Norden und zu 
Villanueva im Süden des ‚Salado sind andere Reste mit Trümmern 
eines mächtigen Panzers gefunden worden , von dem eine Abbildung 
hier-mitgetheilt ist, indem der Panzer grossentheils selbst, gleich den 
andern Trümmern der letzten zwei Fundorte, bei Einwirkung der Luft 
gänzlich zerfallen war. Später, als diese Gegenstände in England an- 
gekommen waren, übersandte Darwın noch andere aus den vom Salado 
durehströmten Pampas stammende Theile, die aber mit Kalk und Ge- 
schieben noch fest verkittet gewesen. Eine der Abhandlung beigegebene 
Karte zeigt die Stellen genauer an, wo nicht nur die dreierlei zuerst 
bezeichneten Reste, sondern auch das in Madrid aufgestellte Skelett 
gefunden worden, 

Das Skelett vom Salado ist minder vollständig, als das zu Madrid 
befindliche. Es entbält den Vordertheil des Schädels ,.:9 unvollständige 
Zähne, — ein Stück des Os hyoides, — einen ganzen Atlas und 
einen anderen Halswirbel, — 2 ganze Brust- und 13 andere unvollstän- 
dige ächte Wirbel, worunter 3 ? Lendenwirbel, — Sacrum und Becken 
bis auf das rechte {lium vollständig, Pubis und Ischion vorzüglich 
erhalten; 12 Schwanzwirbel mit 10 abgesonderten untern 
Dornenfortsätzen versehen, wonach etwa 18 Schwanzwirbel im Gan- 


zen vorhanden gewesen seyn mögen, — 12 linke und 11 rechte Rippen 
und Trümmer von andern, — 2 Stücke, welche diese mit dem 
Brustbeine verbinden, — drei Stücke des Brustbeins; — 


von den Vorder - Extremitäten beide Schulterblätter, wovon das rechte 
vollständig, danu das linke Schlüsselbein, den rechten Radius, 6 
Mittelhand - Beine, einen mittlen Phalanx und vier. Klauen - Phalan- 
gen; — von den hintern Extremitäten beide 'Oberschenkelbeine , wo- 
von den linken vollständig, die linke Tibia mit einem Stück Fibula, 8 
Fussbeine ‚(worunter die mit gesperrter Schrift gedruckten Gegenstände 
das Madrider Skelett ergänzen, so wie die Abbildung des Skeletts auf 
Taf. 44 die Theile andeutet, welche an jedem von beiden Skeletten vor- 
kommen). Beide Nasenhöhlen sind durch eine knöcherne Scheidewand 
getrennt. Jede Kinnlade enthält jederseits 4 dicht aneinanderstehende 
Backenzähne, von vierkantiger Gestalt , die der Vorderseite etwas kon- 
vex, die Reihen nach vorn konvergirend. Jedoch behauptet Cuvıer mit 
Unrecht, dass die Backenzähne, im Gegensatze derjenigen bei andern 
Edentaten, 2 Wurzeln haben: sie sind wurzellos und an der Basis bohl, 
mit einer pyramidalen Höhle versehen, was auf ein ununterbrochenes 
Fortwachsen dieser Zähne ohne Wechsel hindeutet. Sie bestehen aus 
Elfenbein, welches von einer nur lJiniendicken Schmelzscheide umgeben 
ist, an die sich vorn und hinten noch Zäment-Substanz so dick ansetzt, 
dass sie 3 von der Läuge des Zahnes ausmacht. Auf der Kaufläche bilden 


47° 


— R — 


queerziehende Schmelzbänder zwei Queerjoche, von welchen sich 2 
abschüssige Flächen gegen die Mitte hin über die Elfenbeinmasse, 
und 2 nach vorn und hinten über die Zämentmasse herabsenken.' 

Der vordere Knochen des Brustbeius hat nur 3 Gelenkflächen. für 
2 Rippen und den zweiten Knochen; die Schlüsselbeine mögen durch 
Bänder an die kleinen Höhlen inner und über den ersteren befestigt 
gewesen seyn; — der zweite Knochen hat 10 Gelenkflächen für die 2 
vorn und hinten angrenzenden Brustbein- Knochen und für 8 Rippen- 
Paare ; — der letzte (?vierte) hat nur vorn und jederseits oben eine 
gedoppelte und unten zwei Gelenkflächen für Rippen. Die Ossa ilia 
besitzen eine gegen die anderen Edentaten genommen, sehr beträcht- 
liche Ausbreitung, obschon die übrigen Theile mit den analogen in 
dieser Thier- Ordnung ziemlich übereinstimmen, wie denn auch die ossa 
.pubis an der Symphyse vollkommen verwachsen sind und das Becken 
vorn schliessen. . 


Von dem Madrider Skelette ist die absolute Grösse der einzelnen 
Theile nirgend vollständig angegeben ; doch haben PannDer und D’ALron es 
in 0,1 der natürlichen Grösse abgebildet, wornach das Londoner in ein- 
zelnen Stücken kleiner, in den meisten aber etwas stärker ist. Erstres 
soll einer handschriftlichen Note zufolge am Sacrum 6° 5' hoch und 
13‘ 7'' lang ‚seyn; das Londoner ist etwas grösser und stärker. Ver- 
gleicht man es aber mit dem Skelette eines 11° hohen Elephanten, so 
ist auffallend, wie einige Theile hinten am Körper sich so mächtig 
entwickeln konnten, dass die analogen des Elephanten ganz unbedeu- 
tend dagegen erscheinen. 
So beträgt 
beim ‘© beim 
Elephanten, Megatherium, 
die Ausbreitung der ossa ilia . . . #84 2... 571% 
die Breite des breitesten Schwanzwirbels 7... 179 
mittler Umfang des Femur . . . . 104... 272“ 
Länge des Os ealeis . . » ... LE 3, 
Der übrige Text der Abhandlung ist den Ausmessungen der einzel- 
nen Theile gewidmet, derentwegen wir auf das Original selbst verweisen. 


! 


W. Buckrannp: über die Entdeckung fossiler Iguano- 
don-Knochen im Eisensand der Wealden-Formation auf 
den Inseln Wight und Purbeck (Geol. Trans. N. S. 1835, III, ııı, 
424—432, gelesen am 4. Dez. 1829). Das Vorkommen dieses Riesen- 
Tbieres *), dessen ganze Länge Mantern aus 7 Knochen nach den Pro- 
portionen von Iguana auf 70', die Länge des Schwanzes auf 52',5, den 


%) Vgl. Maxteır in Philos. Trans. 1825, S. 179, und Illust. Geol. Sussex, 1827, S. 
71; — und Murcnisox in Geol. Trans. IT, 104. 


‚Umfang auf 14',5 berechnete, schien auf den Hastings - Sand oder die 
Wealden-Formation des Tilgate Forest beschränkt zu seyn, bis B. des- 
'sen Reste im Sommer 1829 in 3 anderen Lokalitäten nachwies, nämlich 
1) auf Wiyht im Eisensande, welcher die Südküste bildet, etwas östlich 
von Sandown Fort zwischen Hoch - und Tief- Wasserstand. Der be- 
.deutendste der hier gefundenen Knochen ist ein Mittelhandbein der 
linken Seite (vielleicht ein Mittelfussbein des linken grossen Zehens), 
6° lang, 5 breit und hinten mit 16‘ Umfang, fast 6 Pf. schwer und 
einem andern in Mantern’s Sammlung sehr ähnlich. Es ist wohl der 
grösste aller bisher bekannten Metacarpul-Knochen, viel grösser als die 
dureh Mantert bekannt gewordenen Metatarsal- und Metacarpal - Beine 
dieses Thieres, verhältnissmässig dicker und kürzer als bei irgend einer 
lebenden Eydechse, wie das dem schwerfälligeren Körper eines Herbi- 
voren angemessen ist. Der Vf. gibt die Abbildung (Tf. XLI, Fg. 1, 2) 
und die Gründe, warum er diesem Knochen die oben angedeutete Stelle 
am Skelette zuweiset, und theilt die Zeichnung von einem 13'' langen 
Metacarpal-Knochen des Megalosaurus und einem Metatarsalbeine 
des Krokodils aus dem Stonesfielder Schiefer mit um zu zeigen, wie 
viel schlanker diese Theile bei Karnivoren sind. Damit fanden sich 
einige Wirbel u. a. Knochen - Reste kleinerer Saurier vor, wie GERARD 
Smırr daselbst vor einigen Jahren auch ein grosses Knochenstück vom 
Babenschnabel oder vom Becken gefunden hatte (Oxford Museum). — 
2) Kürzlich hat James Vıne noch einige andere grosse Knochen, vorzüg- 
lich Wirbel, von Iguanodon im Kirchspiele Brook am S.W.- Ende 
der Eisensand - Formation auf Wiight (vorzüglich bei Brook Point) mit 
Baumstämmen entdeckt. Diese Wirbel sind grösser als vom Elephanten, 
kleiner als beim Wale, und von fast viereckiger Form, wie solche Man- 
rer als charakteristisch angibt. — — 3) Auf Purbeck hat BirtLEeTT zu 
Swanwich viele fossile Knochen gesammelt, welche bei der Zerstörung 
des dort als Hochgestade anstehenden , bis 500° mächtigen , zwischen 
Purbeck-Kalk *) und Grünsand gelagerten Eisensand-Gebildes durch Bran- 
dung in der Swanwich-Bai entblösst worden. Darunter sind auch viele 
Iguanodon- Wirbel, fast so gross wie die des Elephanten, aber fast 
rechteckig von den Seiten zusammengedrückt; — ferner mebrere Mittel- 
hand- und Klauen-Beine. Die Ablagerungs-Strecke der Iguanodon-Reste, 
die man als ein ehemaliges Gestade anzusehen geneigt ist, geht daher 
"vom Wald von Sussex durch Wight und Purbeck. 


B. Zusatz vom Mai 1835. Vielleicht jedoch ist Iguanodon 
als Omnivore anzusehen. Denn einige in Enyland unterhaltene Igua- 
nen (Il, tubereulata u.a.) konnten nur mit Pflanzen-Theilen genährt 
werden, während jene, welche die Insel Isabella im Golfe von Cali- 
fornien bewohnen ,. nach Bercner’s Versicherung sich mit Eyern vou 


#) Nach CoxyseAre und Masteız ein Äquivalent der Muscheln-führenden Kalkschich- 
ten von Asburnham und der oberen Süsswasserkalk - Schichten der. Purbeck- 
Reihe. 


-— 732 — 


Seevögelun , (jungen ?) Vögeln und Insekten nähren, auch sich gegen- 
seitig selbst angreifen und mit Hübner - Gedärmen gefüttert werden 
. können. | Pr 

C. Eine fernere Entdeckung von Iguanodon-Besten zu Yuver- 
land östlich von Sandown Fort auf Wight fand im Juli 1829 durch J. 
SmitH Statt, welche dem Oxford Museum i. J. 1834 einverleibt wurden. 
Darunter befinden sich ebenfalls mehrere Wirbel, ein, grosses Stück 
eines zerdrückten Femurs, ein schönes Unterende eines zweiten u. s. w.; 
jedoch auch viele Gebeine kleinerer Reptilien. — Auch hat Smırs kleine 
Zapfen von Zamia erassa (Limor. a. Humr. Fuss. Flor. pl. 136) mit 
Lignit in einem grauen Sandsteine an derselben Stelle aufgefunden. 

D. Dazu kommt endlich die. Entdeckung eines Iguanodon- 
'Skelettes zu Maidstone in Kent (Jahrb. 1834, S. 729), wodurch die 
früheren Deutungen über einzeln gefundene Knochen bestätigt werden. 
Es lag in einem Meereskalkstein der untern Grünsand-Formation, wohin 
es durch eine sekundäre Ablagerung aus der Wealden - Formation ge- 
langt seyn mag. 


Morton: Synopsis of the Organic Remains uf the Oretacous Group 

of the United States (88 pp. 89, with 19 plates, Philadelphia 1834). 
Dieses Werk ist eine Zusammenstellung der vom Verf. in dem 17., 18,, 
22., 23. und 24. Bande von Sıruıman’s Journal eingerückten Abhand- 
lungen mit Zusätzen und Verbesserungen im Texte und vollständigerer 
Ausführung der Abbildungen, deren Anzahl sich auf 160 beläuft. Con- 
raD hat auch einige neuere Beobachtungen über die ältere Kreide- 
Gruppe in Alabama mitgetheilt, wornach in den Grafschaften Pickens, _ 
Bibb, Greene, Perry, Dallas, Marengo, Wilcox, Lownes, Montgomery 
und in einem Theile von Clarke, Monroe und Conecuth der Boden fast 
ganz von dieser Formation zusammengesetzt wird; doch herrschen in 
Clarke die neueren Kreide - Gesteine vor. Das ältere Kreide - Gebirge 
bildet die lange senkrechte Felsmasse (bluf) zu Demopolis, wo es 
nach Bohryersuchen 500° mächtig ist. Auch der höhere Fels - Haufen. 
zu Erie besteht daraus, durch Peeten quinquecostatus und Exao- 
gyra costata wohl bezeichnet. Folgt man dem schwarzen Woarrior- 
Flusse, so hören die Kreide - Gesteine etwas nördlich von Erie auf und 
zu Tuscaloosa schneidet das Flussbette in rothen Sandstein und in bi- 
tuminöse Kohle ein. Der Tombeckbe und die meisten seiner Zuflüsse 
durchziehen die Kreide-Formation, obschon ihre Quellen in einem Kohlen- 
kalk - Gebirge im nordöstlichen Theile des Mississippi - Staates liegen 
mögen, Die Grafschaften der Chickasaws und Choktaws und der grösste 
Theil des ganzen Mississippi - Staates dürfte zu dieser Formation 
gehören. Alle Prairie'n von Atabama und Mississippi haben eine Un- 
 terlage von älterem Kreide-Gebirge ; das jüngere herrscht nur im nörd- 
lichen Alabama vor, und ist nicht weiter von Prairie-Boden bedeckt. — 


733 


Nummuliten-Kalkstein bildet die Berge um Saggstville, so wie mit 
. Unterbrechung von Claiborne bis Jackson am Tombeckbe, und bei 
. Bassetts creek hat einer dieser Berge 300° Höhe. Der Kalk ist porös 
und enthält kugelige Räume durch Zerstörung organischer Reste ent- 
standen: Myriaden von Nummulites Mantelli sind über die Ober- 


fläche dieses in Zersetzung begriffenen Gesteines gestreut. 


Seit dem’ ersten Abdrucke der Arbeiten M’s. im erwähnten Journale 
hat derselbe ‚noch folgende fossile Arten theils neu erhalten, theils 


näher bestimmt: 


Scolop-ax-Tibia, in zerreibli- 
chem grünem Mergel bei Arney- 
town, N.-J. 

Sepien- Schnäbel. 

Nautilus Alabamensis, bei 


© Claiborne in Alabama. 


Ammonites Conradi, äusser- 
lich einer Argonauta ähnlich; 
Prairie-bluff, Alabama. 


Am. syrtalis; Greene Co. Ala. | 


Am. vespertinus; Arkansaw. 
Baculites columna; Prairie 
Bluff: s 
Bac. carinatus, desgl. 

Bac. labyrinthicus, desgl. 
Hamites arculus; Greene Co. 
— . .. torquatus, desgl. 

—  trabeatus; Prairie 
bluff. | 

Bulla, gross, bauchig, Ala. 

Trochus leprosus; Pr. bl. 

Delphinula lapidosa; desgl. 

Turritella vertebroides; 
N.-J. und Ala. 


1 


Tur. encrinoides. . 


Sealaria Sillimani; Plairie 
bluff: 

Scal. annulata; Gloucester, 
New-Jersey. 

Rostellaria pennata; Pr. bl. 

Natica petrosa; ebendas. 

—_ abyssina; ebendas. 
‚Cirrus erotaloides; Erie, 
Ala. 

Conus gyratus; South Ca- 
rolina. 


Ostra cretacea; ebendas. 
und Erie. 
Pecten craticula; N.-J. 
_ Poulsoni; Claiborne. 
Plagiostoma dumosum; St. 
Stephens, Ala. 
Placuna scabra. 


Plicatula urticosa; N.-J. u. 
Ala. | 

Inoceramus Barabini; 
Greene Co. 


Inoc, alveatus. 

Avicula laripes, Delaware. 

Pinna, ähnlich P. tetragona. 

Pectunculus hamula, Pr. bl. 

_ australis; N.-J. 

Arca rostellata; Ala. 

Cucullaea antrosa. 

Trigonia thoracica; Pr. Bl. 

Crassatellavadosa; Ala, 
N.-J. 

Pholadomya occidentalis 
Chesapeake- und Deluware-Kanal. 

Clavagella armata; Pr. bl. 

TerebratulaFloridana; 
Prairie bl. 

Hamulus: röhrenförmig, regel- 
mässig gewunden , Windungen ge- 
trennt, Mundöffnung kreisrund. 

Ham. onyx; Lynch’s Creek in 


 S.-Carol. 


Astacus; Delaware. 
Cassidulus aequoreus; 
'Pairie bl. | 
ScutellaRogersi; Monroe 
Co. Ala. 


— 7314 — 


Ananchytes cinctus; N.-.J. Scaphites Cuvieri Morr. 
— fimbriatus. fällt mit Sc. hippoerepis pe Kay 
Flustra Sagena; N.-J. ı (die ältere Benennung) zusammen. 


- Esehara digitata. 
Alveolites cepularis. 
Vermetus rotula; N-J. 


An der Ost- und West-Küste des Atlantischen Ozeans kommen ge- 
meinsam vor: 
a) In der Kreide. 


Pecten quinquecostatus. 


b) In der eocenen Formation, Londonclay. 


Corbis lamellosa Lamk. Bulimus terebellatus Lan. 
Cardita planicosta Bamv. Solarium canaliculatum 
Fistularia elongata Desu. Lamk. | 


c) In der obern Meeres-, oder älteren pliocenen Formation. 


Lucina divaricata Lamn. Panopaea Faujasii. 
Ostrea Virginiana Gmer. Cerithium melanoides Sow. 
Pectunculus subovatus Bulla acuminata Sow. 

Say. | ?Venus rustica Sow. 

d) Noch lebend. 

Purpuralapillus, Modiola papuana, 
Naticacanrena, Mactra deaurata, 
Fusus Islandicus, Spirorbisnautiloides, 
CyprinalIsliandica, Thracia convexa, 
Saxicavarugosa, Solecurtus fragilis, 
Lueina divaricata, Glycimeris siliqua, 
Pholas crispata, Cardium Groenlandicum, 
Pholas costata, Cardium Islandicum, 
Solenensis, a Strigilla carnaria, 
Myaarenaria, Tellinpa puricea, 
Buceinum undatum, PectenlIslandicus, 
Mytilus edulis, Balanus ovularis. 


Woraus erhellet, dass die Anzahl identischer Arten an beiderlei 
Küsten des Atlantischen Ozeans, wenigstens absolut genommen, von 
der Kreide an bis daher zugenommen habe, (Was wir bezweifeln: denn 
auch Belemnites paxillosus, Ostrea resicularis u. a. kommen 
in der Kreide beider Kontinente vor. Bar.) 


Duvernoy: Note über ein Becken-Fragment, wahrschein- 
lich von Hippotherium (Vortrag bei der Strasburger Sozietät 1836, 
20. April > U’Institut 1836 , IV, 268—269). Zu Chätillon im Bezirke 
von Montbeliard unweit ‚dem Doubs - Thale sieht man eine Knochen- 
Breccie im Jurakalke, aus welcher der Verf. bereits einige Knochenreste 
von Höhlenbären herstammend an Cuvıer eingesendet hatte (oss. 
foss. t. V, Supplem. p. 515) zur Zeit, wo der Höhlenbär in Frankreich 
noch nicht gefunden worden, da die Grotte von Osselles im Doubs-Dept. 
durch BuckLanp, später durch Farceau (Ann. sc. nat. II, 236), und die 
Grotten an der obern Saone duroh Tuırrıa und Fırzor noch er un- 
tersucht worden waren. 

Jene Breccie ist sehr hart; die in ihr eingeschlossenen Knochen 
können nur zerbrochen aus ihr gesondert werden: sie sind etwas ver- 
steinert, und grösstentheils schon zertrümmert in die Breccie einge- 
schlossen worden, 

Daraus erhielt nun der Verf. im April 1835 einen etwas grössern 
und besser erhaltenen Knochen, ein Becken- Stück durch das Darmbein 
kenntlich, an welchem man den innern oder Spinal- Winkel und den 
äusseren Winkel wahrnimmt mit einem grossen Zwischenraum zwischen 
beiden. Nun sagt Cuvıer (iv, 20), am Becken der Wiederkäuer ist der 
innere oder Spinal-Winkel des Inselbeins breiter und weiter nach hinten, 
als der äussere, und an diesem ist die Abstumpfung schief und fast an 
den Vorderrand des Knochens angrenzend; während am Becken des 
Pferdes der Spinal-Winkel spitz, so weit vorn als der äussere befindlich 
und dieser rechtwinkelig abgeschnitten ist. An dem fossilen Becken 
aber ist der Spinal-Winkel etwas spitzer als der äussere, aber nicht so 
weit vorn, als am Pferde. Der vordere Lenden - Rand desselben oder 
der Zwischenraum zwischen den beiden Winkeln ist etwas konvex statt 
(beim Pferde) konkav. Der untere äussere Rand zwischen dem äussern 
Winkel und der Cotyloid-Höhle ist S-förmig statt (beim Pferde) elliptisch. 
Obschon sich daher dieses Beckenstück dem des Pferdes am meisten 
nähert, so weicht es doch in einigen wesentlichen Punkten davon ab, 
und es dürfte somit vielleicht zu Genus Hippotherium gehören, 
welches Kıup in den Akten der Leopoldiner Akademie XVII, 179 #. 
beschrieben hat. 


R. I. Murcnison: über die neuliche Entdeckung von Pa- 
laeoniscus catopterus im New.red Sandstone von Tyrone in 
Irland (Geol. Soc. 1835, 7. Nov. >> Lond. a. Edinb. philos. Magaz. 
1836, VIII, 72—73). Am Rhone Hill im Kirchspiele Killyman, 3 M. 
©. von Buliyuänoh umgibt dieser Sandstein, aus Antrim herübersetzend, 
ein kleines Kohlenfeld, ruhet grösstentheils auf Bergkalk und wird im 
Osten von Thon mit Ligniten bedeckt; die Schichten fallen im Bruche 
150 N.N.O., bestehen oben aus rothen und grünen Mergeln, tiefer aus 


— 736 — 


rothem kieseligem Sandstein, in welchen allein, in den untersten La- 
gen, die da zu Tage gehen, die Fische vorkommen, aber so häufig, 
dass man auf einer Platte von 2’ im Quadrat 250 Fische zählen konnte, 

Acıssız hat in England 400 deutliche Arten Fische untersucht, 
wovon 300 neu. 1) Das Silurische System bietet nur 5—6 Arten dar als 
erste Repräsentanten der Wirbelthiere; — 2) der Old red Sandstone 
mit den Schiefern von Caitkness und den Gebilden von Gamrie haben 
20 Arten geliefert; — 3) die Kohlen-Formation 54 und der Magnesian- 
kalk 16; — 4) die Oolith- Reihe von Lias bis zur Wealden - Formation 
einschliesslich 150 Arten; — 5) Grünsand und Kreide 505. — 6) der 
Londonthon 50, wird aber noch viel mehr liefern können ; — 7) der 
Crag 5--6 Arten aus Geschlechtern, die in den nördlichen Meeren nicht 
vorkommen. — Ausser dem merkwürdigen Squalo-raja von Lyme 
Regis hat man daselbst so wie zu Whitby Reste (Kiemenbogen, Wirbel, 
Flossenstacheln) eines Fisches gefunden, der wohl der grösste unter. 
allen bekannten seyn dürfte, des Gyrostris mirabilis Ac. 


G. Manzern: über das Vorkommen von Vögelknochen in 
den Schichten des Tilgate Forest in Sussex (Geolog. Soc. 1835, 
10. Juni > Lond. a. Edinb. philos. Magaz. 1835, VII, 518). M. 
hatte dergleichen Knochen schon frühe in der Wealden - Formation ge- 
funden, aber nach dem Bekanntwerden der Pterodactylus-Reste 
war ihre Ächtheit wieder bezweifelt worden, ungeachtet Cuvırr selbst 
sie für Vogelreste angesprochen. Neuerlich hat der Verf. mehr der- 
gleichen Reste entdeckt und Owen daraus einen Sumpf- und einen 
mehr mit Reptilien verwandten Vogel, als jetzt vorkommt, erkannt. Der 
Verf. beschreibt nun ausführlich diese Reste. Es sind 1) ein Theil des 
linken Tarsometatarsal- Beines mit der Gelenkfläche für die Hinterzehe, 
von einem Reiher-artigen Vogel; 2) eine ? Tibia; 3) ein Metatarsal- 
Bein ; 4) ein Humerus; 5) eine Ulna. 


L. v. Buch: explication de deux planches de Spirifer et d’Orthis 
(nicht im Buchhandel). Die zwei lithographirten Tafeln gehören zu 
der, vom Verf. bei der Berliner Akademie gelesenen Abhandlung (vgl. 
Jahrb. 1836 „ S. 174 f.). Der Text gibt eine Unterscheidung der Ge- 
schlechter Terebratula und Spirifer, eine Übersicht der Arten und 
eine Erläuterung der Abbildungen theils der inneren Beschaffenheit, 
theils minder bekannter Arten; — da die Abhandlung selbst in den 
Schriften der Akademie noch nicht sobald gedruckt erscheinen wird. 


— 1737 —. 


FREIESLEBEN: über das Vorkommen fossiler Knochen und 
Zähne von Säugethieren und Ampbibien in Sachsen Gin 
dessen „Magazin für die Oryktographie von Sachsen“, Freiberg, 80, vii, 
1836, S. 276—287)”). Alle nachstehend verzeichneten Reste scheinen aus 
Diluvial-Bildungen zu stammen. 

In Meissen: Gebeine und Hirnschädel (Auzın S. 172); — bei 
Schieritz 1753, bei Seilitz und anderwärts dgl., mit Narwal-Stangen 
(Schutze im Hamburger Magaz. 1753, Xlll, 300—302, und im Dres- 
dener Magaz. 1762, 11, 227); — bei Zschochau unweit Ostrau vor 
30— 40 Jahren Zäbne und Knochen, insbesondere einer der schönsten 
Rhinozeros-Zähue des Werner’schen. Museums; — bei Pasckkowitz, 
ausser Nuss-ähnlichen Früchten in Tuffstein , auch Zähne angeblich von 
Bären im Abraume über Flötzkalkstein. — Bei Leisting Knoehen, 
welche im Dresdener Kabinet liegen (Leipzig. Zeit. 1832, S. 234). — 
.Im Leipziger Stadtgraben eine fossile Rippe (Museum Linkian. 1786, 
II, 174); ebendaselbst am Hallischen Thore i. J. 1734—1735 eine Platte 
mit dem Stück einer versteinerten Schildkröte, in die churfürstl. Pe- 
trefakten - Sammlung in Dresden abgegeben (Schrör. Litholog. Lexikon 
VI, 220); in einem Flusse bei Leipzig ein Elephanten-Backenzahn 
(Mus. Link. I. c.) — (vgl. nach Schurtze in Tırıvs gemeinnütz. Ab- 
handl. I, 294, und Warcn’s Naturgesch. d. Verstein. 1773, I, 189). — 
Bei Lohmen Kuochen - Trümmer kolossaler Wallfisch - artiger Seetbiere 
durch Hofr, Peıcnensacn (Leipz. Zeit. 1835, 613). — Zu Zellendorf' bei 
Wittenberg i. J. 1809 Knochen und Zähne denen des Afrikanischen Ele- 
phanten ähnlich (Lanesurn und Niırzsch im Wittenb. Wochenbl. 
1809, Nro. 25, woraus in Cuv. oss. foss. I, 132; Baer in Mem. de 
V’Acad. de St. Petersb. 1830; v. Meyer Palueolog. 1832, 69, 139 bei 
Elephas priscus Goupr.). — Bei Jüterbogk Kinnladen mit Zähnen 
eines ungeheuren Thieres ( Wittenb. Wochenbl. 1780, 280; und ZEUNE 
in der National - Zeitung 1810, 637—641). — Bei Baruth ein Geweihe, 
wahrscheinlich von Cervus primordialis, in v. Born’s Samm- 
lung (Lithophyl. Born. 1772, 11, 1: Mus. Link. II, 176; Kuöpen Ver- 
stein. Brandenb. 1834, 79). — In der. Niederlausitz bei Pieskow in 
Torfmooren unzählige Reste von Hirsch - Geweihen sehr zersetzt 
(Krönen 1. ce. p. 79); auf den Jährischen Bergen und ‘den Feldern bei 
Luckau Stücke von Hirsch-Geweihen u. a. Knochen «v: Carosı Beitr. 
z. Naturgesch. d. Niederlausitz 1790, S. 31, 32); bei Cottbus ein 
Hirsch - Geweihe (Krön». 1. e. p. 80)5 — bei Sorau vor 150 Jahren die 
7‘ lange Rippe wahrscheinlich eines Megatherium; und neuerlich 


- *) Die Versteinerungen des Kupferschiefers werden S. 256—262 aufgezählt; die Fische 
nach BraısvisLe und Acassız, die Krustazeen nach GERMAR und v. SCHLOTHEIM, 
die Pflanzen nach v. STERNBERG. Da keine eigenen Untersuchungen und neue Be- 
schreibungen mit zuverlässigen Bestimmungen dabei vorkommen, so ist es unnö- 
thig, etwas daraus mitzutheilen. Ähnlich verhält es sich mit einem bei Wildeh- 
fels in einem Flötz gefundenen Stücke eines versteinerten Baunstammes (S. 
306—308). Übrigens ist die alte und älteste Literatur über die Versteinerungen 
der Kupferschiefer 5. 64—267 aufs Vollständigste zusammengetragen. D. R. 


in dortigen Kalkbrüchen zu Billendorf allerlei Knochen und das viel - 
besprochene Menschenbein (Kıreuner de petrefactis ete., und dessen 
Verstein. u. Fossil. bei Sorrw, 1834; Leipz. Zeit. 1835, Nr. 37; Nürn- 
BERGER im Morgenbl. 1835, 443; Haupr’s neues Lausitz. Magaz. 1835, 
XII, 53 — 61; Gutachten der Oberlausitzer Gesellsch, etc. 1835 > 
Jahrb. 1835, 497; Kırcaner dagegen im Lausitz. Magaz. XIII, 145 bis 
164). — In der Oberlausitz zu Bellermannsdorf in Torf fossile Schä- 
del und Geweihe des Elenn (Hoır Petrefaktenk. 1829, 46); — bei 
Oberrengesdorf, Kunersdorf u. s. w. Höhlenbär-Knochen (Tnorer 
in Naumann’s Neu. Lausitz. Magaz. 1822, I, 568 — 572). — Im Mans- 
feldischen zu Oberwiederstädt und Hettstädt Hirschgeweihe u. a. Zahn- 
und Schädel - Stücke grosser Vierfüsser (geognost. Arbeit. IV , 135); — 
zu Arnstedt grosse Knochen und 8° dicke und über 18° lange Hörner, 
wahrscheinlich von Ochsen ; bei Eisleben, Wimmelburg Knochen, Hör- 
ner, Backenzähne, insbesondere neuerlich ein Mammuth - Backenzahn,- 
in der Bergschule zu Eisleben (Bıerıngen’s histor. Beschreib. d. Mans- 
feld. Bergwerks 1734, 138; Horrmann Sendschreib, in Grunpıs’s neuen 
Versuchen 1749, VI, 482; Liesenkor# im Hamb. Magaz. 1750, V, 4203; 
ScHRörT. litholog. Lexikon VII, 350; Geognost, Arbeit. IV, 135); zu 
Obersdorf im Schlottenleimen 1818 ein Schädel wahrscheinlich von Cer- 
vus giganteus (Freıssı. in Isis XX, 434—437, Bürrn,. S. 105) und 
1825 ein 6‘ 8’ Rhein. langer Elephanten-Stosszahn, in der königl. 
Mineralien-Sammlung zu Berlin (Weiss in Karst. Arch. 1829, I, 395); 
bei Sangerhausen vor wenigen Jahren Bruchstücke von Elephanten- 
Zähnen und Kuochen; bei Wendelstein Elephanten-Knochen in Gyps- 
schlotten >> Bullet. scienc. nat. 1828, VI, 191. Dann bei Querfurth, 
Eichstädt und Umgegend seit langer Zeit viele Schädel, Hörner, Ske- 
Iette, angeblich von Elephanten, Meerpferden u. s. w. (BÜTTNER 
Zeichen u. Zeug. d. Sündfl. 1710, 219—223 und WaucH Naturgesch, d. 
Verstein. 1769 — 1771, II, ın, 169, 173, 198, 236, IlJ, 207, 208); — bei 
Landsberg grosse Thierknochen , wobei ein 2% Ell, langes Horn (Myrıt 
Mus. 1716, nro. 1459; LeachE oryctogr. Halens. 41); — zu Grana 
bei Zeitz einige Mammuth-Backenzähne (Leipz. Zeit. 1832, 234) und 
zu Böhlitz (bei Weissenfels?) Kinnladen und Zähne von Equus Ada- 
miticus und Rhinoceros antiquitatis (Hosz Petrefk, S, 43, 
55). — Zu Rossbach bei Dürrenberg in Sand über Braunkohlen viele 
kalzinirte Knochen und Backenzähne von ?Elephanten, ?Bären 
u. s. w.5 — im Abraume beim Stollen des Braunkohlen - Werkes zu 
Skortleben Geweihstücke von Hirschen und Eckzähne junger Ele- 
phanten, wovon einige in die Universitäts - Sammlung zu Halle ge- 
kommen seyn sollen, 


W. Wırzıamson jun.: über die Verbreitung organischer 
Restein der Lias-Reihe von Yorkshire, zu Erleichterung 


ER 


‚ihres Wiedererkennens aus dem Vorkommen der ersten 
(Lond. a. Edinb. philos. Mag. 1834, V, 222—223). Die mitgetheilten 
Beobachtungen sind entnommen aus dem Bezirke vom Peak Hill bei 
Robin Hoods Bay bis zum Flecken Saltöurn bei Redcar. Die bier ver- 
breiteten Lias-Gesteine sind von oben nach unten 

1) Alaunschiefer: a) weicher zerreiblicher Schiefer, 130° mäch- 
tig, @) zu oberst mit Ammonites striatulus, A. communis, A. 
erassus; Trigonia literata; f) in der Mitte, aus welcher der 
Alaun gewonnen wird, mit Am. Walcottii, A. heterophyllus, 
Nautilus astacoides; %) zu unterst mit Am. exaratus, A. ele- 
gans, Nucula ovum und Saurier-Resten. — b) Harter Schiefer, 
in grossen blättrigen Blöcken brechend,, im Ganzen 30° dick: mit Am, 
elegans; Belemnites compressus, B. tubularis, Inoceramus 
dubius. — c) Weicher sandiger Schiefer von 15’—20° Mächtigkeit: voll 
Am. annulatus. | 

2) Mergelstein, reich an Versteinerungen, als Am. Hawkeren- 
sis, A. Clevelandicus, A. Stockesii, Belemnites conicus, 
B. elongatus, Turbo undulatus, Dentalium giganteum, Iso- 
cardia lineata, Cardium multicostatum, C. truncatum; 
Corbula cardioides; Amphidesma recurvum; Mya V-scripta, 
M. literata; Plagiostoma laeviusculum; Pecten aequival- 
vis; P. sublaevis; Avicula inaequivalvis; A. eygnipes; Pli- 
eatula spinosa, Modiola scalprum, M. Hillana; Terebratula 
bidens, T. subrotunda, T. tetraedra, T. triplicata. 

3) Der untere Liasfels ist ausgezeichnet durch Ammonites pla- 
nicosta;5 Plicatula spinosa,; Hippopodium ponderosum; Lu- 
trarıia ambigua; Pinna folium; Gryphaea depressa, Gr. Mac- 
eullochii, Gr. ineurva; PentacrinitesBriareus und P, 
vulgaris, 

In diesem Verzeichnisse sind die ganz selten vorkommenden, so wie 
diejenigen Arten übergangen werden, deren Vorkommen der Verf. nicht 
selbst beobachtet hat. Das Vorkommen jeder Art in derselben Schichte 
scheint ihm sehr beständig zu seyn. 


Broperip: Beschreibung einiger fossilen Krustazeen und 
Radiarien (Geol. Soc. 1835, 10. Juni >> Lond. a. Edinb. phil. Mag. 
1835, VII, 517). Core und Eszrron haben voriges Jahr verschiedene 
Reste genannter Thiere zu Lyme Regis in Lias gesammelt, von wel- 
chen Broperir folgende für neu hält: 1) Vordertheil eines Macrouren 
aus einem Geschlechte zwischen Palinurus und der Garnelen-Familie 
stehend: Coleia antiqua. Das Genus ist in den Proceedings charak- 
terisirt. — 2) Ein Postabdomen eines Macrouren, eingekerbt wie bei 
Palinurus und so gross, wie beim Hummer; — dann zwei andere 
Theile, woran man die Eindrücke von vier grösseren und vier kleineren 


= WR — 


Kiemen in ihrem Verlaufe gegen das Herz gewahrt, zunächst wie bei . 
den Seyllarus-artigen beschaffen. 


3) Ophiura Egertonii, der noch lebenden 0. texturata 
nahe verwandt, und von ®. Milleri Pusuz. unter andern dadurch 
verschieden, dass bei letzterer der Körper lappig ist. Aufgefunden # 
Meil. westlich vom Haven Br idport, in Massen von glimmerigem Sand- 
stein, welche von der Höhe der Uferklippen herabgefalleu sind. — 

4) Cidaris Bechei. 


Paläontologische Notizen aus Normandie (UInstitut, 1836, 
IV, 313). Lvarp hat eine grosse Tibia, wahrscheinlich von einem 
Riesen-artigen Hirsche, 15 tief aus einem Kieslager zu Mondeville 
in Normandie erhalten. 


Ferner einige Knochen-Platten von unregelmässiger Rauten - Form, 
auf einer Seite zum Theil mit Schmelz bedeckt, welches wahrscheinlich 
Schlundknochen eines Fisches. sind, aus dem „Calcaire de Caen“ in 
Normandie. 


Nach Dr Caumont sind neuerlich viele fossile Knochen im Argile 
de Dives zu Pillers-sur-mer in Normandie gefunden worden. 


Nach Evp&s DesLonscHamp viele Teleos aurus-Reste beim Dorfe 
Allemagne daselbst. | 


Derselbe hat aus den Kalk-Platten , welche im Thon über Per obe- 
ren Lias in den Brüchen von La Quaine liegen, zwei Exemplare seines 
Teudopsis Agassizii bekommen, wovon eines die hornartige Schaale 
ganz erhalten hatte und mit einer dicken, weisslichen und nach verschie- 
dener Richtung faserigen Hülle versehen war, welche faserigen Theile 
nach ihrem gesanımten Verhalten weicher und muskulöser Art gewesen 
seyn müssen. Sie lassen die Form der Kalmars und die zwei nach 
hinten befindlichen Seitenflossen derselben wohl erkennen. 


—— u 


Huor: über Belemniten (vorgetr. b. d. Societe des science. 
nat. de France am 25. Juli 1834 > VlInstitut, 1835, UI, 261). Huor 
hat-in dem faserigen Belemniten-Seheiden: aus der Kreide a) noch ani- 
malische Materie gefunden und b) bei’ ihrer Durchsichtigkeit im deren 
Innerem kleine, nieht in Spath verwandelte Polypenstöcke entdeckt, 
woraus denn hervorzugehen scheint , dass a) die Struktur dieser Schei- 
den — gegen Bramvirte’s Ansicht, 'der sie erst in der Kreide in Spath 
verwandeln lässt, — schon im ‘Leben dieselbe war , wie jetzt in ihrem 
Fossil-Zustande; ‘dass sich solche aber b) lebend in einem weichen Zu- 
stande befunden, so dass die Po!ypen in sie eindringen konnten. [Sie 
könnten doeh auch -auf der Oberfläche 'angesessen und von der zuwach- 
senden Scheide umschlossen worden seyn]. Wären sie aber erst später 


— 711 — 


in Spath verwandelt worden, so hätten die von Natur kalkigen Polypen- 
stöcke es gewiss auch werden müssen, 


Fırınes: über einen fossilen Zahn von Bages (VInstitut, 
1834, II, 395). Dieser Zahn wurde 1831 bei einem Durchstiche für die 
Strasse zwischen Truillas und Bages, in einer 25 tiefen Thonschichte 
mit andern Fossil- Knochen gefunden, und von Cnarsar in Truillas an 
die Akademie von Perpignan eingesendet. Farınes beschreibt ihn nun 
hier ausführlich, glaubt darin einen Rhinoceros- eher, als einen 
Palaeotherium-Backenzahn zu erkennen, und bedauert, dass die 
übrigen Knochen verloren gegangen, welche zur näberen Bestimmung 
hätten dienen können, 


Desnayes: über Belemniten (Bull. geol. 1835, VII, 51—62). 
Der Verf. zeigt die Verwandschaft derselben mit Sepia durch sein 
fossiles Genus Beloptera, und macht einige andere Bemerkungen, 
welche mit demjenigen übereinstimmen, was Acassız, VoLtTz, Münster 
schon früher nachgewiesen, oder Vorrz etwa gleichzeitig mit ihm der 
Strasburger Gesellschaft vorgetragen hat. 


— 


Lı Jove: über einen Elephanten-Unterkiefer (Bull. geol. 
1834, IV, 428). La Jove legte der geologischen Gesellschaft zu Paris 
den Theil eines Unterkiefers eines Elephanten aus den jugendlichen 
Gebilden des Rhein-Ufers bei Mannheim vor, welcher sehr wohl erhal- 
ten ist, und nach seiner Kleinhbeit zu schliessen einer neuen Art nur 
von der Grösse des Rindes angehört haben musste ; denn, sagt L., das 
Thier war bereits ausgewachsen, da [?!] schon ein Ersatzzahn in die- 
sem Kieferstücke vorhanden ist, woruach C. Pr£vosr beifügt, dass er 
bei FaırmoLme mehrere auf der Küste von Norfolk gesammelte Reste 
gesehen, welche Elephanten nur von der Grösse des Büffels ange- 
hört, dergleichen in Indien noch jetzt (nach FurrsoLme), mit dichtem 
Haar bedeckt, vorkommen sollen (S. 429). 


Mineralien- Handel. 


Lehrreiche Suiten der Mineral-Produkte des merkwürdi- 
gen Kammerbühls bei Eger liefert, um billige Preise, 
Procksch, 
in Franzesbad *). 


F4 


*) Wir können, aus Erfahrung, diese Suiten den Freunden der Geologie recht drin- 
gend empfehlen; sie entsprechen, in jeder Hinsicht, dem damit verbundenen 
Zwecke, d. h. instruktive Belegstücke zu H. Corra’s Schrift „der Kammerbühl 
nach wiederholten Untersuchungen geschildert (1833)“ zu geben, und zu dem wich» 
tigen Berichte, welchen wir über die Nachgrabungen zu hoffen haben, die drei 
höchst achtbare Naturforscher (die Hrn. Gr. v.STERNBERG, Gr. v.HoLzexporr und 
Vberforstrath CorTTa) seit etlichen Jahren unternommen haben, und welche neuer- 
dings von dem Herrn Grafen von STERNBERG eifrigst fortgesetzt werden. Schon 
sieht man den Durchbruch basal?ischer Lava deutlich vor Augen gelegt. Zu den 
interessantesten Stücken unter den Suiten des Hrn. Procksca möchten wir 
die gefritteten und verglasten Glimmerschiefer und Quarze ‘zählen, so wie die 
Schlacken-Kugeln (Bomben) mit ihren Einschlüssen, und die Lapilli. Nun hören 
wir, nicht ohne Befremden , dass einige „Unglaubige“ sich einbilden, ‘die Vergla- 
sungen, welche am Kuammerbühl vorkommen — und die Jeder, der den merkwür- 
digen Hügel besucht, selbst leicht aufnehmen kann — würden von Hrn. ProckscH 
künstlich bereitet (!!), und die Lapilli seyen keine Lapilli u. s. w. In H. Corra’s 
oben angeführter Schrift S. 16 können die Zweifler lesen, wie und wo die mei- 
sten Verglasungen am Kummerbühl gefunden werden. Um-unter’zahllosen ähn- 

‚ lichen Erscheinungen, deren hier gedacht werden könnte, nur einiger zu‘’erwäh- 
nen, erinnern wir an die oberflächlich verglasten Grauwacken-Stücke 
vom Rodderberge auf dem linken Rhein-Ufer und vom Mosenberge in 
der Eifel. Wie am Kammerbühl der basaltische Durchbruch durch Glimmer- 
schiefer erfolgte, hatte er am Rodderberge und am Mosenberge durch Grauwacke 
Statt; an letzterer Stelle wurde Grauwacke verglast, an ersterer Glimmerschiefer. 
Lapilli trifft man in der Auvergne stellenweise in nicht geringerer Menge, als am 
Fesuv und am Ätna. D.R. 


x 


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——— nn 


Inhalt. 


I. Abhandlungen. 


‘ Seite 
C. Naumann: einige Bemerkungen zu Herrn T. E. GumPrEcHT’s 
Schrift „Beiträge zur geognostischen Kenntniss einiger Theile 
Sachsens und Böhmens“ . . . 3—13 
B. Corra: Aufforderung an das igaustiseht Publikum, die Er- 
MERCHunG der Alters-Beziehungen zwischen Granit und Kreide 
in Sachsen betreffend . » . - . 14—28 
B. Corra: über Lepidodendron ed RE 50—355 
W. Buckzanp: Bemerkungen über das Genus Belemuo- Sepia 
und über den fossilen Dintensack in dem vorderen Kegel der 
Belemniten . x a: i : ; ; i 36—40 
Fr. Tamsau jun.: über die geognostischen Verhältnisse der Ge- 
gend um Radau in Siebenbürgen . . . 41—49 
Baegırnaupr: über einen als Hüttenprodukt entäeektän Felsit 47—49 
Van DER Wyck: über die Rheinischen und Eifeler erloschenen Vul-. 
kane, vorzüglich in Beziehung auf Dr. Hırzerr’s Geschichte 


der ersteren . i . 4129-165 _ 
Voıser: weitere Nachrichten abe die Hessböher Thier fährten 165—174 
L. v. Bucu: über das Genus Delthyris . ; 175—1841° 
Vorrz: Betrachtungen über die Cephalopoden- - Shhanlen 185 —187 
Ezquerka Den Bayvo: das Becken des Dueroe . s 4188— 195 


v. Kııestein: Versuch einer geographisch- gööknodtiächen Einthei- 
lung des westlichen Deutschlands , nebst generellen Andeu- 
tungen zur geognostischen Konstitution der verschiedenen 
Gebirgs-Abtheilungen desselben . . . . . 255— 289 
v. Vorra: Beobachtungen über Kiesel-Gebilde im Allgemeinen und 
Silizifikation der organischen Reste insbesondere, gesammelt 
in den sekundären Gebirgs - Formationen des Regen - Kreises 
im Königreich Baiern . . , : . 290 —316 
Ancksr : Bemerkungen über einige Mielke der Krystall- 


Jahrgang 1836. 43 


IV 


Seite 
Formen durch Vergrösserung einzelner Flächen, und Hin- 

deutung auf ein Flächen-Krystall-System . \ ‚ 517—322 
Vorrz: über Onychoteuthis prisca v. Münster, eine Vor- 
lesuug bei der Strasburger naturhistorischen Gesellschaft am 

17. Nov. 1855 gehalten . i | 395—397 

B. Stuper: über das geologische Alter dei Kalkalpen von Uri 328-5358 
G. zu Münster: über einige neue Pflanzen in der Keuper-Forma- 


tion bei Bayreuth - . . Ä : 509— 517 
v. Voıt#: die Phosphate des Ver ge bei Ab . 518—557 
Vorrz: über das fossile Genus Nerinea . - - S 558—545 
Bronn: Übersicht und Abbildungen der bis jetzt bekannten Ne- 

rinea-Arten . . h : F 544—546 


Fr. Tamnau: Monographie des Chabasits . . . 4 655—658 
A. GressLyY: geognostische Bemerkungen über den Jura der nord- 

westlichen Schweitz, besonders des Kantons Solothurn und 

der Grenzpartie’n der Kantone Bern, Aargau und Basel 659—675 
v. Vort#: Nachtrag zu den Beobachtungen über Kiesel - Gebilde 

und Silizifikation der organischen Reste . ; - 676—685 
Römer: über Monotis decussata von Münster . s 684— 686 


II. Briefwechsel. 


I. Mittheilungen, an den Geh. Rath von LeoxnArD 
gerichtet, von den Herren: 


v. Gumpresserg: über die Rinner, besondere Erz-Lagerstätten 50—51 
B. Sıuver: Geognosie von Bündten und Veltelin; Kreide - Ver- 


steinerungen . ° e A 541—54 
C. Naumann: Porphyre bei Tharand; Schieb Auhaleh Basalt 54-55 
Russesser : Versebiebung kontemporärer Gänge in Rauris 4194—195 
P. Mersan: Rhein-Stand bei Basel . . “ | h 195 


Lorrter: Grundeis; Geschiebe in Nagelfluh mit Eindrücken 195—197 
Puscn: Kupfer- und Zinnerz-Bau am Laduga-See; Geognosie Finn- 

lands und von Petersburg . R > . ; . 197 —1499 
C. GemmeLLaro: Oolith-Gebilde von Tauromina im Sizilien : 200 
Kırp: Salmiak-Bildung durch Steinsalz unter Steinkohlen 200—201 
Lorrer : NE ANER in Lias; Pflanzen in Oolith bei 


Lyon . . 5 201 
Lorter: Nagelfluh war einst Kl: Braga bei Vienhs . 359 
SCHNEIDER: sekundäres Weissbleierz auf dem ‚Gang von Holz- 

appel . , : ö a 359 — 340 
Zeuschner: Krakauer Muschelkalk, ; seine Erzführung und Kno- 

cheureste ar ah - . . ; : . 540 —342 


Russesser : Reise von Wien nach Triest und Patras a 515—3547 


V 


Seite 
L. Pırra: geognostische Reise in Sizilien und Kalabrien; Em- 
porsteigen des Granites a 4 j e } . 547-548 
Pecuoux: Gang von körnigem Kalk in Gneiss im Cantal . 548 
Russesser : geognostische Erscheinungen an der Griechischen 
Küste . . . - . , h . . 548 —350 
WAnGer: neues Mineral in Niehivs Sammlung } a . 550 


v. Kriestein: Versteinerungen in Molasse und Grauwacke der 
Wetterau; Zinnobererz-Lagerung bei Gladenbach = 550 —551 
Hear: tiefes Bohrloch und Portlandstone in der Alp © . 8 551 
B. Corrı: Weitere Subskribenten zur Untersuchung der Auflage- 
rung von Granit auf Kreide in Sachsen - ; k 551-552 
B. Sruper’s und Escner’s geogn. Arbeiten; Wanger’s Tod  352—353 
ZEUSCHNER: geognostische Reise in den Karpathen; Fucoiden- 
Sandstein; Salzthon : Bergöl-Quellen . s { } 555—3559 


Troost: geognost. Beschäftigungen ; GoLpruss’ Übersetzung . 567 
v. Voır#: zur Geognosie von Karlsbad; Arragonit - Tropfstein 

in der Oberpfalz . i . \ - 567—570 
ScHNEIDER: Erzgänge im Schaalstein bei Holzäppei F . 570—571 


B. Corra: Untersuchungen über die Lagerung von Kreide, Jura- 

kalk und Granit in Sachsen; Subskribenten . . 571—572 
v. Kıuresteis: Dinotherium-Schädel bei Eypelsheim; Braunkohle 

im Maynzer Becken und bei Giesen  . q { ‘ 572—573 
Karr: über die Emporhebung Skandinaviens u. Spitzbergens 579-577 
B. Corra: weitere Forschungen über die Lagerung von Granit 

und Kreide . - s . . 577 
Lorter : geognostische Beteiligen. um Tai - : g 578—579 
NöGGERATH : Schwefelkies-Bildung in Moor-Erde bei Bonn F 580 


Russesger : geognostische Beschaffenheit um Kairo . .687—691 
DE St. Leser: chloritische Kreide um Rouen . : ; . 692 
v. STERNBERG! Eruption des Basaltes am Kammerbihl . ..= 692 
Lorter: geognostischer Ausflug von Lyon nach Villebois 692— 693 
v. Kriesreiın: Dinotherium- Schädel u. a. fossile Knochen bei 

'  _ Eppelsheim . : ; . . 695—694 


B. Stuper: Schweitzer Wei reiner Versahue in Solothurn; 
Sekundär - Gebirge in Bern und Bündten ; zu seiner Schrift 
über die westlichen Schweitzer - Alpen i , . 695—700 
‘ BovE: geognostische Ergebnisse in der Türkei . ö .-  700—703 


II. Mittheilungen, an den Prof. Bronx gerichtet, von 
den Herren: 


H. v. Meyer: fossile Sepien; Leptoteuthis; sechsstrahliger ' 
Galerit; Glypbea; Prosopon; lseerinites; fossile 
Wirbelthiere von Öningen, Hohenhöven; fossile Knochen im 
Torf von Enkheim bei Frankfurt . ; ‘ h 55—61 


VI 


Seite 
Vorrz: Nerineen; Mantellia eylindrica nicht in Muschel- 
kalk; Ophiura in Keuper . : : 61 
Fıscuer von WALDHEIM: „Oryctographie de Moscow“ : ß Oolithen- 
kalk am Moskwa; neues fossiles Schnecken - Genus Para- 
noma . & { 5 £ a 201— 202 
Römer: Werk über die tasmögen der Weser-Oolithe: Glie- 
derung der letztern; tertiäre Mollusken von Sternberg 202—205 
Ezquerra DEL Bayo: Erzreichthum in Spanien; Basalt der 
Mancha . . - . . . A 205 
v. ManperstoH: Terebrateln u. Portionen in der Alp . 204 
Vorrtz: Säugethier-Reste in Portlandstone von Solothurn . i 204 
Römer gibt neue Tafeln zu seinem Werke; Pollicipes im 
Oolith . - i : i ü ; ö na . 359 
L. v. Buc#: Duos fand alten Grobkalk mit Versteinerungen in 
der Ukraine . - i : r . i n 359 —3560 


Braun: Lieferungen von FEB ai Ar und Versteinerungen aus 
Bayreuth; Schneide-Zähne im Placodus-Kieferr . . : 360 


Göreerr: fossile Blüthen in Braunkohle der Wetterau . | 561 
HisinGer: „Lethaea Suecica“ ; Nıuson’s, Fries’ und WrıcHr’s 
Arbeiten n ä “ . . 561 


v. Münster: Capitosaurus in ER 5 Del ae 
lus longipes von Solenhofen; Gyrodus multidens in 
Jurakalk; Aellopus elongata daselbst; achte Belono- 
stomus-Art; Fische und Caulerpit zu Seefeld; Lebias 
und Cyprinus in Braunkohle im Fichtelgebirge ; vollstän- 
diger Placodus gigas; Lumbricarien; Verwechslung 
sekundärer und tertiärer Schichten zu Solenhofen; Loligo 
subsagittate; Onychoteuthis speciosa; neues See- 
stern - Geschlecht von Solenhofen (sonst Phalangites); 
Squilla antiqua vom Bolca; Insekten von Solenhofen 580—583 
Scumipr: Cyathoerinit in Kieselschiefer; Posidonia im Alaun- 


schiefer von Brilon . . . . . . 584° 
. B. Corra: über die Wealden - Schichten von Niederschöna 584—588 
MaATBER: geognostische Aufnahmen in New York . . . 588 


III. Neueste Literatur. 


A. Bücher (1830 — 1836). 


v. Manoersuon; L. Pır.a; — Ds ıı Becug; Ar. BERTRAND; V. 
Beust; Le Brisc et Water; Dreves u.. Wiccers; ELis DE 
Beaumont ; FouRset; Gras; GumrRecHt; JÄGER; LinDLey 
a. Hurton; pe MaAnRDELSLON; DE MonTLosier; Nyst; RömER; 
Rozet; — Hartmann . . . } r - . 62—65 


yı 


Seite 
Pısper; — Mawe; Patrin; SAUCEROTTE; Conversations; Freves- 
LEBEN; Kayser; Kayser; Kırcuner; v. KoseLL; MAnTELL; 
Moore; Morton; PerzoLp; Presı; Reich; Sıvı; WAcKEN- 
RODER; Younc a. Bırp; — Encrisn, id.; id.; id.; Le Branc 

et WALTER . i F . ; . ü f . 205—206 


v. Hısınser; — Bom; Durresoy; Gıvzı; Hocarp; Hvor; pe La- 
PLACE; LINDLEY a. Hutton ; Maravıcna; Morın; MULLINGER- 
Hıscıns; Murcnison; D’OmaLıus D’HarLoy; PuızLırs; ReBoUL; 
Rıvıere; Satacroux:; Savı: SHEPARD; Taomson; DE LA 
Becue; id.; A. Bour; Brose Karte des Harzes; Burkart; 
DE Byranpr Parstercamp; B. Cotta; Hartmann; v. Hum- 
BOLDT , EHRENBERG und Rose; Krücer ; Lyern; Mons; Nav- 
Mann; Nırsson; PuscH; SıauLL; v. Whökenacn: VAN DER 
Wrexk ; the fossil Fuel; Brons; Römer, 


Laurance; Rose; Ure; — BreitHaupt, Durrenoy et ELiE DE 
Beraumont; Hoc#sterTter; Kesster; Künn; Laurance; Le- 
BLANC e& WALTER; v. LEONHARD; PuırLirs; Rozet; SCHMER- 
LING; SILVERTOP; ÜNGER. 


Razzonı; Asıch; LıinpLey a. Hutton; Römer; Puscn. 


B. Zeitschriften. 


E, Cassora eL. Pır.a: lo Spettatore del Vesuvio e de’ Campi 
Flegrei (Napuli 80) Fuscic. I— III, 1832 — 1834 (vergl. 
1835, S. va) j . . u . . 64—65 
Karsten’s Archiv für ei Geognosie, id und Hüt- 
tenkunde (Berlin 80) VII, ı1, 1835 (vergl. S. 1855, S.vu) . 65 
Journal of the Geological Society of Dublin (Dublin 8°) I, ır, 
1834 (vgl. 1855, S. vın) h } i r r 66 
Bulletin de la Societe gevlogique de France (Paris, '80) vergl. 
1855, S. vıım). 
1835, 1V, V, 65—3520 2 I-IXI . . 4 i .  207—5309 
1836, VII, 1—112 . R i n . 265—266 
The London and Edinourgh Philosophical a and Journal 
uf Science contain. the Proceedings of the Geological Society 
of London (Lond. 8°), 
1855, VI, nro. 2—6; VII, nro, 1—3 (vgl. 1855 , S. vo) 209-214 
4835, VII, nro. 4—7 und Index, S. 1—60 . ö . 590— 592 
- 4856, VIII, nro. 1—4 . . N i i 592 — 593 
Hr Ensrisn: the (quarterly) Mining lie or Journal of Geo- 
loyy, Mineralogy and Metallurgy, London, Nro. 1— VII, 
1854—1855 « » 211 
Grocker: Mineralogische Jahreäbete Nürnb 80) Band I—Heft | 
ı—v, 18531—1835 - “ yet ; s 5 A . 211 


Vin 


Seite 
Transactions of the Geological Society of London (London 40) 
1V, ı, 1835 (vgl. 1855, S. vn) . h R ; 566 
«(De CırtE SoweErsgy) the London Geological Journal (Köhsen 80) 
4856, Nro. 14, 2 . ! ; ® 1 P . 595 


Transactions of the Geological Society of Pennsylvania (Philad. 
8°) ], ı, 1855 (vgl. 1855, S. vu) . s » . } 595 


IV. Auszüge. 
I. Mineralogie, Krystallographie, Mineral-Chemie. . 


Fuchs: Analyse der schwarzen Kreide ’ 5 . ü R 66 
Suerarn: der Microlith, eine neue Mineral-Gattung . a ’ 66 
O. Lıns£ Erpmann: Analyse des sog. Chloritspathes . . a 66 
Berzeuivs: über Kalkspath mit kohlensaurem Kupfer-Oxydul . 67 
Koblensaurer Strontian zu Shoharie in New-York . . . 67 
Bey: Analyse einer Porzellanerde bei Halle . . . . 67 
Fuc#s: über Triphyllin u. Triplit von Rabenstein . . . 67 
Forcuuammer: Zerlegung des Oerstedits von Arendal ; . 68 
Lurre: Analyse eines Asbestes von Koruk in Grönland . ’ 68 
GrEENouGH: Idokras auf dem Eilande Skye . . R . 69 
Durr£nox: über den Dreelit von Beaujeu . . . . . 212 
v. KoserrL: über den Nickelwismuthglanz von Sayn . a ER 
Grocker: Amiantb,‘ Bergkork u. Asbest bei Straschkan in Mähren 215 
Hermann: Analyse eines Dolomites aus der Gegend von Vereia 215 
Quensteor : Afterkrystalle des Serpentins von Snarum -. ei Fa 
MersıcH: chemische Zusammensetzung Sächsischer Kalksteine ° 215 
Kuternazzsch: Analyse des weissen Zinnsteins von Altenberg 245 
Kersten : Analyse der grünen Kobaltblüthe von Schneeberg . 216 
Mirter: Gestalten des geschwefelten Nickels u. a. Substanzen 216 
DurrenoyY: Analyse des Bleigummis von Beaujeu . . . 216 
GLocker: Magneteisen, Augit u. Granat bei Reschitz in Mähren 216 

* über das Steinmark von Lettowitz bei Brünn . . 217 
Bronenurrt: Metalle im oberen Sandsteine von Paris - . 217 
v. Bonsporrr: Analyse des Figuren-Labradors von Finnland . 218 
Brooke: mineralogische Notizen . . } \ . 218 
v. KoseuL: über Epidot- Gabbro bei PR. i - . : 567 
Laurent: Analyse des Spodumens aus der Arriege . ‘u 


Pr Zerlegung eines neuen Minerals „Wichtyn“ aus Finnland 568 
Trorır - Wacntmeister: blaues arseniksaures Kupfer-Oxyd aus 


Cornwall = . ” . > ” [} “ 568 
Mirscherrich: Untersuchung ne: je R . . 569 
TroLLE-WaAcHTMEISTER : Analyse weissen Granats aus Norwegen _ 369 


Fricr':’die chemische Zusammensetzung des Thonschiefers s 569 


” 


IX 


Seite 
Laurent und Horms: Labrador-Feldspath in Laven des Vesw’s 571 
GesHaRD:, mineralog. und geolog. Bemerkungen über Shoharie 371 
Dana: neues System krystallographischer Zeichen , . . st 
Suerirn: Uranglimmer in Chesterfield Ä : re 
Laurent und Horms: künstliches Magneteisen von Chätillon . 372 
Berzeusus: Ouro poudre aus Porpez in Süd-Amerika j . 594 
Svansere: Analyse eines für Osmium-Iridium ausgegebenen Mi- = 
nerals . . . . . . . . . 594 


Grocker: über Graphit er Allophan von Petrow in Mähren . 594 
Laurent und Horms: Albit von Chesterfield : . } . 595 


Coxseru: Zerlegung des Gadolinits . > : : . . 595 
FORCHHAMMER: Oerstedtin von Arendal . . j . . 595 
Suerarp: über den Mikrolith h x : . . . : 596 


KupvernsatscH: chemische Untersuchung einiger Abänderungen. des 
Augits und der Hornblende . . : . : . .., 5% 


Berzeuivs: Untersuchung der Meteorsteine ; h r . 599 
Könter: zur Naturgeschichte des Harmotoms . .  .  . 604 
Zıere: Analyse des Comptonits vom Seeberge . . " . 604 
Fucus: über Isomerismus und Amorphorismus . s j . 604 
„ über Graphit und verwandte Gegenstände . et 604 
KupernatscrH : über den Plagionit h “ : . . ß 605 
Weıss: über eine eigene Art von Krümmung an Bergkrystallen 605 
Koseıt: über Krystall-System und Krystall-Reihe . . . 606 
Kleine mineralogische Notizen aus Sırıımans Journal 5 : 606 
Rıcuıroson : Analyse des Wolframs . . ! . » 607 
Taomson und STEEL: Zusammensetzung des Gadolinits . . 607 
STEvENson: natürliches schwefels. Eisen von Behar bei Patna 607 
. natürliche schwefelsaure Alaunerde in Alaunschiefer 
bei Nepaul : . : . . . £ . 607 
Aurvaup: Gediegen Quecksilber im Granit de Haute-Vienne . 608 
Brooxe’s Thulit ist Strömit . . \ F = " . . 608 
Berzeustus:; über den Olivin . . : Par s . . 705 
SCHNELL? Analyse des Specksteins . . . . . 705 
CosserL: Analyse eines Minerals von den Fihserd RE RR 705 
“ Analyse des Levyn von Irland “ . = 2 . 706 
FRANKENHBEiM: chemische und krystallinische a oa." AE 
LycnseLt: Analyse des Specksteins und des Seifensteins . . 706 
de Analyse des Agalmatholithes i . u . 706 
KUDErnATzscH ’* über die chemische Zusammensetzung des Pen- 
nantits . r . j . . . 707 


Suckow: über den Bitterspath aus der DE von a j . 707 
Karsten; über die chemische Verbindung der Körper - s 707 


Ä 


Seite 
II. Geologie und Geognosie, 

Mvncnison : Klassifikation der Übergangsgesteine in Shropshire 
und Umgegend, und deren Störungen „ . . i ö 70 
Rore: Geologie der Gegend von Reading . . . . 5 72 
Tantscher: Kobalterze in den Kamsdorfer Revieren . ; 74 
Mirre: tertiäre Ablagerung zu Puointe-a-Petre auf Guadeloupe . 74 
BoussinsauLt: Versuch einer Ersteigung des Chimborazo , 1831 74 
Heine: über künstliche Feldspath-Bildung . Casio oo 76 
ReıcaeL: Analyse des Mineral-Wassers von Hohenstein =. . 79 
StockeEs! über kugelige Bildungen mineralischer Substanzen . 79 
Horner: über die Menge des im Rheine enthaltenen Schlammes 81 
ScHNEIDER:! geognost. Bemerkungen in Litthauen u. Volhynien 82 
Starınag: Beiträge zur Geologie des Königr. der Niederlande . 84 
v. Meyer: brennender Berg in Dazien se . . . 84 
Fourner: Zersetzung der Mineralien feurigen Ursprungs und | 
ihre Verwandlung in Kaolin . ; R ; N a . 85 

CaruLno: Supra alcune conchiglie fossili del calcare jurese nel 
. territorio di Belluno . . . . : . : : 88 
Pırtrıes: über unterirdische Temperatur . R z x a 88 
Arıco: über Quellen, Bohr- und Spring-Brunnen R ? . 90 
Vın Brepa: tertiäre thonige Formation bei Zutphen in Geldern 97 
Martsvcecı: über die Bildung von Schwefel- u. Gyps - Schichten 97 
Jameson: Ablagerungen von Konchylien noch lebender Arten . 98 
v. Raumer: über Basalt-Bildung . . . . . . . 219 
Cur. Kapr: Sterblichkeit der Erde 3 : . i en 220 
KnıcHt: Geologie von Erris in der Grafschaft Mayo . . 221 
Cur. Karp: über die Goodwin-Sands . . . - . 222 
Merian: über eine natürliche Eishöhle im Krieg Basel . x 222 


Cur. Kap: über die Bildung der Erde und Meteorsteine . . 225 
Laurens: Analyse des Wassers aus dem Mittelländischen Meere 224 


Beck: geognostische Bemerkungen über das Münsterland . . 224 
Burses: Geologie des Indus, Indischen Kaukasus und der Tar- | 

tarischen Ebenen . - . . . . 224 
Dovcras: über die Vulkane von Woahu in de nee 226 
Fourner: Bildung der Gänge von Pont Gibaud . : . . 227 
Murcuison: über das Silurische Felsarten-System . . ....229 
Puicrıps: geologische Veränderungen der Oberfläche und Tempera- 

tur der Erde . . - . ü . . : 250 
Dassen: Entstehen der losen Steine auf der Drente’ eh Heide 250 


DesLonecuamps geologische und paläontologische Bemerkungen 
über ein Kalkflötz auf Polypitenkalk im Calvados - . 251 
LirL vow LivıensacHn: Beschreibung des Beckens von G@allizien 
und Podolien . . k F . 25 
CHABLESWORTH: die Cru Hankenticn Ei MR Baker date 256 


XI 


Erıs pe Beaumont: zur Geschichte der Berge in Qisans 
NösseErATH: über das Vorkommen des Goldes iv der Eder 
Dreves: über den frühern Gold-Bergbau im Waldeckischen . 
BogLaye u. VirLet: Emporhebung d. Bergketten in Griechenland 
D’Orsıcny: geologische Notizen über Patagonien, Buenos-Ayres, 


Chili und Hoch-Peru . . ’ ; . { . 
Fıpran: über das Verhalten der Einneiien bei Salze . | 
Grecory: über das Petrol von Rangoon . . L h ’ 
Ausbruch des Vesuv’s, 1835 , x we 2 : i . 
Prınsep: Vorkommen des Platins in Ava . } s 
Preischt : Nachweisung von Kali u. Iod im Karibuase race 
Rose: über Grünstein und Grünstein-Porphyr . > 5 . 


Merian: über die in Basel wahrgenommenen Erdbeben 
Keırnau: geognostische Karte von Jemtland und Trondhjem 
Sinken des Meeres zu Montevideo 


Horman: Notiz über Isle de France und Bouanlie i Ä ; 
Sturmfluth zu Kiel i i . e . # ; i . 
Bergsturz in Graubündten zu besorgen . 


Kruc von Nippa: geognostische Darstellung der Fame Telant 
Hırısouse: artesischer Brunnen zu St. George bei Demerara . 


Bryce : über Diluvial-Wirkungen im nördlichen Irland * . 
Boussin@auLr: nachträgliche Notiz über seine Ersteigung des Chim- 
borazo 


FEATHERSTONEHAUGH: Geben ae Missouri und Red Hiper 
L. v. Bucn: über Erhebungs-Kratere und Vulkane 
Escher von Der Lint#: Beiträge z. Gebirgskunde in d. Schweitz 
VAN DER Wycx: die Rheinischen u. Eifeler erloschenen Vulkane 
Musrcnsson: über den Old red Sandstoue in Hereford, Breck- 
nock etc. . . 
Murc#ison: Überblick über die REN Aadchiine Reihe in dei 
Grafschaften Salop, Stafford, Worcester und Gloucester . 
Posters: über die Vulkane der Halbinsel Kamtschatka 


Bou£; Bericht über die Geognosie Hindostans . \ R ‚ 
Treveryan : Granaten in Millstonegrit von Newcastle ! . 
Murcnaison: Folge der obern Grauwacken-Reihe in England und 

Wales . $ , 
Hucı: vulkanische Umbildungen jı in Calabrien » ; . 
Tournar: über die vulkanischen Felsarten der Corbiöres 2 s 


DessEneEvEz: vulkanische Bildungen des Cantul, der Monts Dore ete. 

Bov£: über Beaumonr’s Theorie d. Emporhebung d. Gebirgsketten 

 Eıron: über geologische Äquivalente . . . . . . 

Resour: Abhandlung über die tertiären Ausfüllungs-Gebirge . 

Harpıe : Geologie des Oodipoor-Thales (Schluss) 

Fıncu: mineralogische und geognostische Nachrichten über die 
Grafschaft St. Laurence in New - York 


xlI 


Seite 
BurKART: geogn. Verhältnisse d. Silberbergwerke v. Veta grande 609 
De Vırreneuve: Ausgrabung des Marseiller Schiffls-Werftes . 610 
HErıcart oe Tuvry: Phänomene beim Bohren artesisch. Brunnen 610 
Steinkohlen in Russland. | 
Maı1ER: geogn. Beschreibung des Wouifsber ges im Pilsner-Kreise 615 


Berzis-Gresenouch: über ELıe pe Beaumonr’s Hebungs - Theorie 708 

Krızs: über den Zusammenhang zwischen den Erdbeben und vul- 
kanischen Ausbrüchen mit dem Zustand der Atmosphäre . 712 

Boussinsaußt : über die Erdbeben in den Anden A , . 712 


Frever: Emporhebung des Landes an der Westküste S.-Amerikas 713 
BeELcHer: ] | | 
Bower: über das Erdbeben zu Valparaiso 1822 . .  715—714 
Cuminc: | 


Erdbeben in Coguimbo . F . . . . 715 
Reır: Notiz über das Erdbeben zu Saba in Peru . i z 715 
Erdbeben in Süd-Amerika . 8 3 716 


Über das Erdbeben zu Pasto am 22. 2. RER, 1831 . . 716 
Woonsıne Pırısu:; über die Wirkung der Wogen bei den Erdbe- 

ben an den Küsten des stillen Ozeans . € . : 717 
Auıson : über des Erdbeben an der Chilesischen Küste ET 719 


II. Petrefaktenkunde. 


Harrın: in Nord- Amerika gefundene ee Überbleibsel, 


Wirbelthiere . R . Ä . s 3 r . 99 
La Jove: über den Portunus Höhicartii i - S . 110 
Evass: über die Koprolithen BuerLand’s . 0. 2.0.40 
WAGENErR: der Sonne Kinder, eine Hypothese „. . = 110 


Wiesmann: üb. d. Tbierfährten im Sandstein v. Hüdburghausen 414 
Conran: Fossil Shells of the tertiary formation of N.-Amerika 412 
Parrscn: die sg. versteinerten Ziegenklauen aus dem Plattensee 

in Ungarn, und das Muschelgeschlecht Congeria . j 118 
[v. Münster:] Verzeichniss der Versteinerungen zu Bayreuth . 421 
W. Nicor: Struktur fossiler Hölzer von Mull . . ; : 124, 
R. Harzan: fossile Knochen von Megalonyx . BarIR, t 123 
Roserton: Ornitho-Koprolithen bei Valognes -. “— 125 
Prinser: Elephanten- u. Büffel-Reste in Ostindien Eier 123 
Quenstept: Petrifikate des T’hüringischen und Englischen Zech- 


steines . - ü j 259 
Löw: Thierknochen mit unreänkten im "Eh des Kreuzber- 

ges bei Berlin . : . j ., 244 
CarurLo: conchiglie fossili del Enar Jurese di Belluno“ . . 215 
Nyst: Recherches sur les coquilles fussiles d’Anvers : . 246 
Nıcor: über die Struktur der horizontalen Äste der Koniferen . 249 


Mackay und Wnutra: fossile Equiseten in Irland . 249 


| 


x 


DesronscHamps: über die Teudopsiden, den Kalmars verwandt 

u fossile Arten des Muschel-Genus Münsteria . 
L. v. Buch: Note über die Austern, Gryphäen und Exogyren . 
W. Grecorx und R. Warrer: Koprolith-Analysen .  . . 


Cosnseru: zur Analyse der Thier-Reste von Burdiehouse . R 
Weester: über den Pech-See auf Trinidad F a 5 “ 
Untermeerischer Wald zu Dieppe . ? Ke . - 
Ch. Morren: Biber der TOrfmoore in Flandern mit Menschen- 
Resten . i i u } : 


GREEN: a monograph of the Tr Hlobites of Norh- Amerika. . 
GREEN: Beschreibung einiger neuen N.-Amerikan. Trilobiten . 
» Beschreibung einer neuen Trilobiten-Art von Nova Scotia 
Sırs: über einige neue oder unvollständig bekannte Trilobiten 
Hırcrkock: Fussspuren von Vögeln im New-red-Sandstone von 


Massachusetts : : ; 
Haussmann über R. Bunsens im Kalktuff von Göttingen AR LARE 
Kunstprodukte und Thierfährten . . : . 
Eupss Destonsenamrs: fossile Krustazeen . 2 . & 
GörrerT: Arbeit über fossile Pflanzen A . i 
Cortest:. sulla scoperta del scheletro di un ee colossale 
v. STERNBER&: über verschiedene Fucoiden } ; ! h 


STEININGER: über Halocrinites und Helix . 
DE SERRES: über die Skelette d. Hunds, d. Wolfs u. d. Kane 
Rırnze: fossile Knochen aus den Höhlen bei Smeinogoursk ' 
Fısc#Er von WarLpkeim: über die fossilen Knochen in Russland 
Farınes: Notiz über das Vorkommen von Lignit zu Paziols 
Hart: Betrachtungen über den fossilen Hirsch von Irland . 
GRANT: über einen Zahn im rothen Sandstein von Berwickshire 
Eıchwarp :: vorweltliche [Wirbel-] Thiere der Polnisch- Russischen 
Provinzen i r . - 3 s ; ! ; 
DE SERRES: Bemerkungen über die grossen Höhlenbär-Arten . 
Tuomesox: Lebensdauer der Kröten von festem Material ein- 


geschlossen . . . . . . . . . . 
STURGE: desgl. i i R . i 1 - . . 
Nopor : Säugethier-Knochen kei Semur ’ . . . > 

. über die Knochenhöhle bei Contard ‘ . . 
Larten: Knochen-Ablagerungen bei Auch, Gers - R - 
Coxsert: chemische Nätur fossiler Schuppen . . . - 
Quesstepr: Beiträge zur Petrefaktenkunde b . 

Morren: fossile Elephanten - Knochen in Belgien, TR 

macronychus , . i . b 
Buckuann’s Notiz über vier fossile Biihaehel Kane DR 
Grey Eserron: Struktur des Genickes des Ichthyosaurus . 
Crorzer: Entdeckung vieler Fossil-Reste zu Gergovia , 


Graf Razumowskı: über Moos-Achate . 


Seite 
249 
249 
250 


.. 251 


252 
253 
254 


254 


451 
461 
462 
165 


..467 


472 
76 
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477 
478 
478 
478 
479 

‚a1 
486 
487 
488 


188 
189 


494 
496 
619 
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622 
624 


626 
626 
626 
626 
627 


XIV 


v. Sterssere: Fossil-Reste des Prager Museums . R 
Grey E6krTon: die Knochenhöhlen am Harz und in Fr rc 
Vorrz: Beziehungen der Belemniten zu andern Cephalopoden 
Croızer: über die fossilen Reste der Auvergne . 


Zsorzewskı: mikroskopische Untersuchungen über einige seltene 


Fossil-Reste Podoliens und Volhyniens . _ . . 
GaittLarDorT Sohn: Fossil-Reste des Muschelkalkes der Lin aine 
Prırzirs: verschütteter Wald von Holderness : 

Cuirrt: drei Megatherien von Buenos Ayres 3 
BuckLannp: Iguanodon in Eisensand von Wight und Purbeik 
Morron : organic Remains of the cretaceous grup 

Duwvernoy: Becken von ?Hippotherium N er 
Muxrcuısson: Palaeoniscus catopterus in New red . . 
Manteır: Vögelknochen in der Wealden-Formätion . 

v. BucH: deux planches de Spirifer et d’Orthis 3 
FREIESLEBEN:! fossile Säugethiere und Reptilien in Sachsen 
Wiırziamson : organische Reste in der Lias-Reihe Yorkshires & 


Broperıp: fossile Krustazeen und Radiarien °. h 

Paläontologische Notizen aus der Normandie: Hirsch, Fische, 
Teleosaurus, Teudopsis } > 

Hvor: Belemniten . R . f s i E Fa 

Farınes: Palaeotherium- oder Rhinoceros- Zahn von 
Bages . \ - . E . - . . 

Desnayzs: über Wllaniten Ara: Zei r RR 


Lı Joy: Elephanten-Zahn vom Rhein, kleine Art u ; 


IV. Verschiedenes. 


Boussınsaust: Besteigung des Chimborazo am 16. Dez. 1851 . 


Erdbeben, 1854 und 1855 . \ . b i i ; 
G. BıscHorr: zur Kenntniss der Aachener Ther men . 5 . 
Baur: Analyse des Mineral-Wassers von Lavey . . - . 
Einführung von Fröschen und Schlangen in Irland . . . 
Farınes: Statistik der Bohrarbeiten in den Ost-Pyrenäien . . 
Mantert und Lyerr empfingen Medaillen . . ; 


ReıcHengacH: über den Meteorsteinfall zu Stannern bei Blansko 
. v. Houser: Analyse des Meteorsteins von Stannern, i. J. 1808 
| H zu Berzeuius Analyse des Meteoreisens von Bohumiliz 
v. SCHREIBERS: bei Magdeburg gefundene problemat. Metall-Mässe 


Merian: über die Gestalt der Hagel-Körner . » . \ 
Grosse Kälte zu Roeraas in Norwegen - h ’ 
Bertueror : über das Ungewitter auf Teneriffa im Nov. 1826 . 
Heer: über klimatische Veränderungen . “ 


Avız : Dehnbarkeit verschiedener Steinarten in der Wärme 
Mineralogische Verhandlungen in Dublin im August 1835 . 


Seite 


627 
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,, 


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741 


74 


125 
125 
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128° 
128 
128 
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501 
501 
502 


xV 


. N Seite 


Geologische Vorträge in Cornwall 1834 . : . ; . 506 
Mineralogische Verhandlung in Luzern im Juli 1834 . . . 507 


Mineralien-Handel { ? r k j 2 508 - 
Browne: über einen sonderbaren Findruck ; in nat i . 630 
MARCEL DE SERRES: artesische Brunnen in Süd-Frankreich . 651 
” „ F über die artes, Brunnen bei Roussillon . 651 
Herıcarr DE Tuury: artesische Brunnen zu Tours . 3 e 631 
Lavinı: Iod-Gehalt des Wassers von St. Genis . ; a 651 
Kenrick: über die Griechischen Überlieferungen von der Erdfluth 632 
Yırzes: Magnetismus zu Magnesia 5 . ; - N 634 
Mineralien-Handel ; { ; b 3 ; : i RE | \- 


Verbesserungen. 


_— 


Seite Zeile 


5, 11 v. u. statt „vom“ lies „von“, 

28, 15\, u. st. „Zusammkunft“ l. „Zusammenkunft“. 

51, 14 X 0. st. „im“ 1, „in“, | 

55, 15 „\o. st. „wahrscheinlich“ l. „unwahrscheinlich“, 
635, 2 „ N. st. „HARTmenn“ l. „HARTMANN“. 

67, 4 „U. st. „Albil“ 1. „Albit“, 

69, 9 „ o\st. vor „Jahrs-“ 1.31 Vr ®, 

82, 14 „ u.\st. „solieden“ l. „soliden“, 

85, 27 „ 0. &t. „quatärer“ l. „quartärer“. 

Rn ee „laevirostris“ l. „latirostris“ 
422, 6 „ % „Innen“ l. „innen“, 
125, 22 „ 0. st. \,Bulimea“ l. „Bulimen“, 
155, 16 „ u. st. l. „Brüchen“. 
140, 17 „ 0. st l. „S. 160. 
245, 1 „ u. st l. „verringert“. 
148, 16 „ 0. st l. „mehr Gewalt“, 

— 16 „ 0. st. 1. „er 
151, 10 v. 0. st ‘ 1. „Ovenstone Quaries“, 
157, 14 „ 0. st. l. „Ursprung aus einer voraus- 
gesetzten“. 
164, 4 „ u. st l. „Kessel im überschwemmten 
Zustande”. — 

R „ u. st. „belebt, überfliegt“ 1. „belegt gewesen“. 
229, 14: „ u. st. „1855, S. l. „1836, S. 70 und 414“, 
216, 16 „ u. st. „Anzahl“ l. „Anzahl von Arten“. 
— 42 „u, st. „mir“ we 
254, 8 „ u. st. „welchem“ l. „welchen“. 
332, 41 „ o. st. „Ariates“ l. „Arietes“. 
559, 5 „ o. st. „Nich“ l. „Nicht. 
344, 2 „ ist-„(Tf. V, Fig. b)“ zu \streichen. 
551, 10 und 18 st. „MANDELSLOHE“ l. „MANDELSLoR“. 
467, 16 „ u. st. „zıxvos“ l. „ixvos“. 
726, 13 „ u. nach „Kreidefläche“ „umgeben ist“. 


b und d an den Enden der aufrechten , — 
brochenen Horizontal - Linie, — d und c an 


und a an denen der ge- 
en Stellen derselben , wo 


an die Hebildeten Deutschlands! 


Einladung zur Subfeription 
auf das in €. "Schweizerbart’3 BVerlagshandlung in 
ru erfcheinende höchit intereffante Werk über: 


Geologie 


oder 


Waturgefchichte der Erde 


auf allgemein faßliche Deife abgehandelt | 
| von 


8. €. v. Leonhard, 


Seheimenrathe und Brofefjor an der IIniverfität zu Heidelberg. 


Mit Stahlstichen, -Lithogrephieen und Holzschnitten. 


PROSPECTUS, 


Die Befchaffenheit der Oberfläche unferer Erde bedingt nicht 
allein Dafeyn und Eriftenz der organifchen MWefen in phufifcher 
Beziehung, den Menfchen mit einbegriffen, fie bedingt aud) die 
geiftige Entwicdelung des einzelnen Menfchen, die politifche der 
Bölfer, und ihre ganze Gefchichte hängt zum größten Theile davon 
ab; das Studium der Geologie Eann fonacdh nur hödht wichtig 
und intereffant feyn. — Dem erften Blicke erfcheint zwar die Er: 
forfchung der lebenden Natur um Vieles anziehender, als dag 
Studium der unbelebten. Jedes lebende Wefen ift ein Bild man- 
nigfaltiger Kräfte, mit jedem gehen zahllofe Yenderungen vor; 
fein Zeitabfchnitt feines Dafenns, der nicht durd) eigene überras 
fhende Auftritte bezeichnet würde. Eine der unfrigen näher be- 


te 
| N 
freundete Bildung, ein glüdlicher Berband verfihiedenartiger Sin« 
nes-Werkzeuge, Natur=Kräfte, wunderfam durch vielfache Hülfgs 
quellen, erweden für die Thiere unfere ganze Wißbegierde. Das ans 
muthigite Naturgemälde, einen Anbli von feltener Schönheit, ges 
währt die ftille Welt der Pflanzen. Durch fie wird unfer Gefühl 
auf eigenthümliche Weife angefprochen; der bloße Gedanke eines 
Frühlings mit feinem Edeliten und Höcften, mit feinen Blu: 
men und Blüthen, reicht hin, um die Luft zur Pflanzenfunde 
mächtig anzuregen. — Nicht jo ift ed mit den Körpern, wo wir 
die Natur auf der niederiten Bildungsitufe glauben, mit Clemens» 
ten und Mineralien. Der Schauplat bleibt hier fcheinbar immer 
derfelbe. Kein Scenen:Wechfel, geeignet, die Aufmerkfamkeit der 
Zufchauer zu feifelm. Alles leblos und tod, nicht eine Spur der 
unermüdlichen BollEraft organifcher Gejchöpfe, der Thiere und 
der Pflanzen; die Mineralien nur rohe Maffen, ausichlieglicy bes 
fimmt, um verwendet zu werden zur Befriedigung unferer Bes 
dürfnilfe. Kaum vermag man dem Gedanfen Raum zu geben, 
daß diefe Körper Gegenftand einer befondern Wiffenfchaft werden 
Eönnen, daß der Nakurforfcher eine Stelle zu behaupten weiß zwi« 
fchen dem fürdernden Bergmann und dem arbeitenden Künftler. 
— Bermweilen wir aber nicht beim eriten flüchtigen Scheine, fires 
ben wir nad) näherer Kenntniß, fo wird bald eine beflere Ueber: 
zeugung erlangt. Man wird fehen, daß die gefammten Naturs 
Erfcheinungen in gleichem Grade Aufmerkfamkeit verdienen, daß, 
wie Göthe fagt, die Natur das einzige Buch tft, welches auf 
allen Blättern großen Gehalt bietet. .— — Das Studium der 
Geologie, aus wahren Gelichtspunkte erfaßt, wird die Erwars 
tungen Derer überbieten, welche fich ihm widmen. Es ift die 
Wiffenfchaft einem Gemälde zu vergleichen, das durch Gewohns 
heit des Sehens und des Forfchens gewinnt; wie denn, dem na- 
türlichen Hange gemäß, ein engere Band ung an jene Gegei- 
ftände feffelt, die mehr gewähren, ala der erfte flüchtige Bli ers 
warten ließ. Wäre die Wiffenfchaft nicht eine der neueiten, fo 


Ra NA 
müßte es befremdend feyn, daß die allgemeine Aufmerkjams 
Beit ihr nicht längft zugewendet worden. Aber noch lief ein. 
halbes Sahrhundert ab, feit man dad Ganze der Erde, deren 
Dberfläche die Menfchen bewohnen, nicht mehr als vohes Ge 
wirre, ald Chaos, betrachtet, fondern als ein nach beitimmten 
Gefeten Angeordnetes und Geregeltes, in deffen Iheilen eine ges 

wifte Altersfolge mit Sicherheit nachgewiefen werden kann. So 
Viele leben inmitten einer geologifc, reichen Natur; follten fie 
fich nicht begeiftert fühlen durd) die großartigen Erfcheinungen 
ihrer Umgebung, müßten fie nicht wünfchen, fich denfelben, was 
ihre Erklärung betrifft, näher gebracht, und fo manche Räthfel 
gelöst zu fehen, welche der fäglichen Betrachtung offen Liegen, 
und die, itrebt man nach einer vortrautern Bekanntfchaft, fid) 
nicht felten als ganz einfache Phanomene darftellen? DIaufende 
befuchen in jedem Sahre, ihres Vergnügens wegen, Orte, die fo 
fehr geeignet find, um lebhafte vielfeitige Theilnahme zu erweden 
für geologifche Erfcheinungen. Reifen in Stalien, in der Schweiz, 
in Tyrol, Salzburg, in den Rheingegenden müllen Neugierde und 
Snterefie der Wandernden mächtig anregen; es müffen fich ihnen 
zahllofe Ihatfachen von eindringlichitem Reize darbieten, und fole 
chen, denen geologifche Kenntniffe nicht fremd find, angenehme 
Unterhaltung und Iehrreiche Befchäftigung gewähren. — Auf geo: 
logifhe Wahrheiten, auf Dentmale von hoher Wichtigkeit, Die 
man in den Erdtiefen aufgrub und zu deuten lernte, ftüst fich 
einer der interefianteiten Theile der Gefchichte, jener, welcher die 
Lehre von der Entwicdelung unferes Planeten und feiner Bewoh: 
ner abhandelt. — Umnbefriedigend, fcehwanfend blieben alle Geogo- 
nien — die Lehren von der Erd-Entitehung — ehe man zu einer 
gewilfen Zahl gevlogifcher Erfahrungen gelangt war. Das Stu: 
dium der Geologie beitärkt den Menfchen in feinem Glauben an 
heilige Wahrheiten. Das Gemüth wird tief ergriffen werden, e8 
wird fi) Hingeriffen fühlen zur höchiten Bewunderung der Alls 
macht von zahllofen Ihatfachen, welche zeigen, wie durd) die wobl- 


a a, 
thätigiten Anordnungen die Abitchten der Vorfehung erfällt und 
die Erde — diefer dur) Größe und Herrlichkeit ausgezeichnete 
Wunderbau — zu einer für uns geeigneten Wohnftätte gemacht 
wurde. Für denfende Theologen muß es darum einen befon: 
dern Neiz haben, mit der natürlichen Gefchichte der Erde ver: 
rauf zu werden, über das Berhältnig zwifchen den Ausfagen der 
Schrift und den Annahmen der Geologie Aufklärung zu erhalten, 
und die Ueberzeugung zu erlangen, daß beide einander Feineswegg 
widerjtreiten. Wie viele Borurtheile vermögen Iheologen und 
Schulmäanner zu vertilgen, find fie nicht ganz unbewandert im 
Gebiete der Geologie, wie viele nüslihe Kenntniffe Eönnen durch 
fie verbreitet werden. — Hiltorifer und Geographen müffen, 
wollen tie ihrer MWillenfchaft vollfommen Meilter werden, fich die 
unferige befreunden; denn mit der Gefchichte, wie mit der Geo: 
graphie, zumal mit der reinen Erd:Befchreibung, mit der Dar: 
ftellung der Planeten : Oberfläche und ihrer Beicdyaffenheit, fteht 
die Geologie im engiten, natürlichiten VBerbande. Das geachtetite 
Merk unferer Zeit, Ritter’s Erdkunde, liefert den Beweis; phys 
fifche Geographie ohne Geologie, it ein Gebäude ohne Fundament. 
— Bon nicht minder großer Wichtiafeit ift eine genau? Kenntniß 
des Bodens für den Botanifer. — Archäologen müflen 
fich allgemeine Erfahrungen erwerben über die Zagerftätten, aus 
welchen, bei den verfchiedenen Bölkerfchaften in früheren und fpä= 
teren Zeiten, das Material zu Kunft:Dentmalen entnommen 
wurde. — Eignen fih LandfhaftsMaler einige geologifche 
Kenntniffe an, fo werden ihre Skizzen von Felfen : Partieen, von 
den vielartigen Geftalten und Umriffen der Hügel, der Berge, 
Gebirge und Thäler, dadurch bei weitem größern Werth evlans 
gen, daß fie foldhe Erfcheinungen, mit allen mannigfaltigen 
Einzelnheiten, vollfommen treu darzustellen vermögen; denn feis 
ner jener Züge ift bloßes Spiel des Zufalls, er hängt von phy 
fifchen Gefegen ab; der verfchiedenartige Bau der Felsmafien be- 
Dingt das Pitkoreste der Landfchaften. Was dem Hiftorien-Maler 


ER: ee 
das Studium der menfhlidhen Anatomie, das ift für den Lands 
fchafter die Lehre vom Felfenbau der Erde. — Selbit das chöne 
Gefchlecdt darf Eeineswegs ausgefhloffen werden von der Kennts 
niß der Geologie. Niemand ift im Zweifel darüber, dag man, 
um der höhern und forgfältigern Ausbildung willen, fidy in der Ges 
fchichte der Menfchen unterrichten müffe; warum wollte man uns 
wilfend bleiben in der Gefchichte der Erde? Wir fchmeicheln ung, 
daß diefe Andeutung nicht ohne Eindrud auf vorgefaßte Meis 
nungen bleiben werde, wünfchen jedoch zugleich, daß man fie nichs 

 irrig auslegen möge. 
ber diefes find nicht die einzigen LKichtfeiten des geologischen 
Studiums. Wird der Menfch von edlerem Sinne, nad) allgemeis 
ner Bildung ftrebend, fich ergriffen fühlen durch Erforfchung der 
Natur; wird die Kenntniß von den Eigenfchaften der Mineralien 
und von ihren Verhältniffen für den DBeritand fehr befriedigend 
feyn, fo bietet diefelbe zugleich, von einer anderen Seite, Mittel 
dar, um die erlangte Einficht in dem, was man als praftis 
fihes XKeben zu bezeichnen gewohnt ift, bei Gewerben und Küns | 
ten aller Art, anwenden zu Eönnen. Wir reden Feineswegs von 
Bergleuten allein, denen geologifche Kenntniffe unentbehrlic) 
find, um Ablagerungen von Erzen, von Kohlen, von Steinfalz 
aufzufuchen, und mit ihren unterirdifchen Bauen zu verfolgen. — 
Forftleute, Landwirthe, Gärtner dürfen nicht unerfahren 
feyn in der Geologie. Sie mülfen die Befchaffenheit des Bodens 
fennen, der von ihnen bepflanzt und bearbeitet wird; diefer oe 
den aber, die Früchte und Bäume tragende Erde, geht aus der 
allmäligen Ummwandelung fehr verfchiedener Felsarten hervor, fein 
Wejen muß daher nothwendig fo ungleich feyn, als die mannig- 
faltigen Gefteine. — Dem wiffenfhaftliben Arzte, wie dem 
Pharmaceuten, mache fid) die Geologie bedeutend wegen der 
Berhältniffe zwifchen Vegetation und Boden nicht nur, fondern 
vorzüglich aud, in medicinifchtopographifcher Beziehung. — Dem 
Soldaten darf unfere Wiflenfchaft um des Terrain-Studiume 


u a: 


willen, nicht fremd jenn. — Baumeister Eönnen nicht beitehen 
ohne Kenntnis von der Maffen : Befchaftenheit und vom Gefüge 
der Felsarten. Bald handelt e8 fich um Prüfung des Bodens, 
der beitimme it Gebäude zıf fragen, auf weldem Fundamente mit 
Sicherheit aufgeführt zu werden vermögen; bald ift die Rede von 
Huswahl des vorzüglichiten Baumateriale. Die Anlagen von 
Straßen und von Kanälen, das Bohren artelifcher Brunnen, der 
fünjtlichen Spring- Quellen, fest gewiffe geologifche Erwägungen 
voraus, während diefe in andern Fällen nothwendig find, um 
große Abgrabungen zu veranitalten, oder um dem Borfchreiten 
Gefahr drohender Bergitürze und Felfenbrüche vorzubeugen. 


Dieß find Aeußerungen des Herren Berfaffers über ein Un . 
ternehmen, das vielartige Zwecke vereinigen, und einem wahren 
Zeit-Bedürfniffe abhelfen fol. Wir find überzeugt, daß die Theils 
nahme des verehrten Bublifumg fehr lebhaft feyn werde, denn €8 
eignen jich Diefe | 

populären Borlefungen über Gepipngie 
für gebildete Lefer und Leferinnen jeden Standes und 
Alters. — Gefchäftsleute aller Art, Gewerbtreibende, 
welche der Geologie ihre Thätigkeit nicht befonders 
zuwenden Eönnen, die dem Studium nur wenig Zeit 
zu widmen vermögen, erhalten erwünfäte Gelegen: 
heit, Sic vollEommen genügend zu unterrichten. Xeb: 
rern und Lehrerinnen an höhern, wie an niederen 
Schulen, muß das Wert eine fehr erwünfdte Ericdei 
nung feyn. Der Jugend beider Gefhlehter empfehlen 
wir daffelbe niht nur zum Lernen, fondern als Lefe 
buch, in dem es fihb um eine Unterhaltung handelt, 
welche für die ganze Lebenszeit die nüblihite Belch 
rung gewährt. — — Die populäre Därftellung der 
Geologie foll, nicht fowohl um dem herrfdhenden Ge 
fhymacd zu buldigen, als vielmehr um diejelbe fchnel: 
ler und zu möglichir billigem Preife liefern zu Eön- 
nen, in Abtheilungen zu 6 Bogen erfcheinen, wovon 
in Swifchenräumen von 2 bis 5 Monaten eine ausge: 
geben wird, und deren vier einen Band bilden. — Zu 


MERK, .),, ROM 


jedem Hefte Eommen diejenigen Abbildungen, melde der Tert 
nothwendig macht. So erhält das verehrliche Publifum eine Zus 
gabe von ganz eigenthümlichem Sntereffe; denn der Herr DBerfafs 
fer, der feit mehreren Jahrzehenden, zum Behuf feiner gevlogis 
fdhen Vorträge, einen Atlas zufammenitellte, wählte aus Diejer 
reichen Quelle mit befonderer Sorgfalt. E83 kann unfere Abiicht 
nicht feyn, hier das höcht Mannigfaltige, weldyes die Tafeln ent: 
halten werden, aufzuzeichnen, wir bemerken nur im Allgemeinen, 
daß auf ihnen das Bedentendite und Denkwürdigite aus dem Bes 
reiche der Geologie bildlich dargefteilt werden fol: Struftur-Vers 
hältniffe der Geiteine, Lagerungs » und Schihtungs-Beziehungen 
der Felsmaflen, Phnfiognomie der Berge und Gebirge, Anfichten 
einzelner, befonders wichtiger Berge und Gebirgs- Partieen, Ihäs 
ler, Selfenthore, Grotten, veriteinerte organifche Leberreite, Ge: 
fahren, mit Neifen im Hochgebirge verbunden, Gletfcher und Eiss 
meere, Seen, Erzlageritätten, Phanomene der Ströme, bes Mees 
res, der Bulkane un. f.w. Auch Eolorirte Karten und Profile befon: 
ders wichtiger Gebirge und einzelner Landitriche follen das Werk 
- begleiten. — Den Preis für eine Abtheilung haben wir auf 
48 Sreuzer, 22 997, vöer 25 Spr. 

feitgefett. Bon Format, Bapier und Schrift dienen als Probe die ite 
u. 2te Ubtheilung, welche bereitserfchienen, und durd fammts 
liche Buchhandlungen zu beziehen find. Die denjelben beigefügten 
Stahlitiche, aus dem Bergmannsleben entnommene Darftellungen, 
beweifen, daß von uns auch in diefer Hinficht Alles aufgeboten 
worden. Um die Anfchaftung zu erleichtern, fo wie um die grüßt: 
möglichite Verbreitung des fo nüßlichen Werkes zu bezweden, -fchlas 
gen wir den Weg der Subfeription ein, welche mit Erfchet: 
nen des eriten Bandes aufhört; der nachherige Ladenpreis ift um 
ein Drittheil höher. | 

Für Liebhaber von Brachtausgaben haben wir eine Kleine An: 
zahl Eremplare auf dies Belins Papier druden laffen, und hie 
von den Preis auf fl. 4. 12 Er. oder 48 gar. feftgefezt. 

Die Stuhlitiche Liefert der rühbmlichit befaunte Kunft« 
verlag des Herin W. Ereuzbauer in Karlsruhe, und zwar 
in einer Vollfommenheit, welche diefer Anftalt neue Ehre bringt, 

DBeitellungen werden in allen Buchhandlungen Deutfchlande 
und der Schweiz angenommen. 


Stuttgart-im Suli 1856. 
E&. Schweizerbart's Verlagshandlung. 


- 


In derselben Verlagshandlung sind auch folgende Werke er- 
sehienen und durch jede gute Buchhandlung zu. beziehen: 


DIE BASALT-GEBILDE 


ın 
ihren Beziehungen 
zu 
normalen und abnormen Felsmassen 
von: 


KM. C. v. Leonhard. 


2 Theile, gr. 8. Velinpapier. Nebst einem Atlas mit Ansichten 
und kolorirten Durchschnitten in Quart. Preis fl. 14. 24 kr. 
oder Rthlr. 9, — Für die Abnehmer der populären Vorlesun- 
gen über Geologie. lassen wir bis A. Juli den ersten Subscrip- 
tionspreis von fl. 10. 48 kr. oder Rthlr. 6. 48 ggr. nochmals 
eintreten. | 


Neptunismus und Vulkanismus 


in Beziehung 


auf v. Leonhar g Ss Basalt-Gebilde 


Prof. Dr, Christian Kapp. 
44 Bogen gr. 8. Velinpapier. Preis fl. 2. oder Rhlr. 4. 6 ggr. 


Neues Jahrbuch 


ur 
Mineralogie, Geognosie, Geologie, und 
Petrefaktenkunde, 
herausgegeben 


Dr. KR. Ü. v. Leonhard und Dr. H. 6. Bronn, 


Professoren an der Universität zu Heidelberg, 


Nebst Tafeln mit Abbildungen. 


Jahrgang 1855. Preis fl. 6. oder Rthlr. 3. 16 ggr. 


+ 1834: = .D.6. sa 
ar 4135 m 20 — 
7 41836..7 R ir FERT rg 


Jeder Jahrgang ist 48 Bogen stark in gr. 8. auf Velinpapier. 


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Jahrbuch d_Aknerelogie 1880. 


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