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THE NEW YORK .
PUBLIC LIBRARY
AUTOR, LENOX AMD
TUDEN FOUNBA TIME,
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er.
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Neue B
“
. 1
othek
und
der freyen Kuͤnſte.
— — — — — —
Funfzehnten Bandes Erſtes Stuͤck.
Leipzig,
in der Dyckiſchen Buchhandlung.
17734
4
n
er
‘
—8
Inhalt.
L Ueber das Elfenbein der Alten und die daraus
verfertigren Bilder. Eine Vorlefung bon
Sn. Hofr. Heyne. | .$
II. Algemeine Theorie der ſchoͤnen Kuͤnſte, ec. Don
Koh. George Sulzer.
II. A Collection of Prints, engraved after
"the moft capital Paintings in England.
Publifhed by John Boydel, Volume
the fecond &c. 86
IV. Contes moraux & nouvelles Idylies Be
D... & Salomon Gefsner.
V. Das Scudium der Zeichenfunft und Malerey
für Anfänger, nebft dee Terminologie sc. x.
von Chriſtian Ludolph Reinhold. 112
VI. Elements of Painting with. Crayons
by Jobn Rufe. _ 119
VII. Unterfchied der freyen und mechanifchen Mas
| lerey praktiſch erflärt von Ernſt Ludwig
| Daniel Huth. 122
VI. Beurteilung der architeftonifchen Ausftels
Iung bey der Churfuͤrſtl. Saͤchſiſchen Kunſt⸗
akademie zn Dresden, vom Jahre 1771. 130
IX. Vermiſchte Nachrichten. 165
Aus Deutfchland.
Ä Leipzig, Neue Kupferſtiche. 168.
Darmſtadt. JournaldeLeäure. 162
Auszug eines Briefes an den Herausgeber." 163
* Einige
l
Inhalt.
Einige Nachrichten von der Litteratur Spaniens
an Hrn. v. Murt. | ‚164
Velazquez Schriften. " 165
Rafael und Pedro Rodriguez, Hikoria lit-
teraria de Efpana. 167
Parnafo Eſpañol, ebend.
Iriarte, Gramatica caftellana, ebend.
El Bufcador de Ingenio, ebend.
Viage de Eſpaña &c, Opera di D. Pie-
. tro Antonio de la Puehte. . 168
Aus Italien.
Mom. bPicturæ Etruſcorum in vaſculis &c.
a Joh. Bapt. Paſſerio, Vol. Il. 169
‚ Mifcellanea numifmatica &c. a Pesro Do-
minico Mognan, Tam. II. , 170
Gajparis Aloyfis Oderici .Diflertationes et
Adnotationes in alıquot ineditas vere-
, rum infcriptiones et numilmata, 17%
Boloana. Della Zecca ‚di Gubbio,,.e delle
Gefte de’ Conti e Duchi di Urbino
del Rinaldo Ripofatii, ebend. - .
Rom. Sacrarum Vaticanae Bafılicde Cry-
ptarum Monumenta &c. a Phil, Lau-
| rentio Dionyſio illuftrata cut. Angelo de
Gabriellis. 17%
Saggio dı ÖOflervazioni fopra un Baflore-
lievo della Villa dell’ Emo. Sgr. Card.
Aleflandro Albani, ebend.
necdota Litteraria, .173.
Modena.
Inhalt.
den. Storia della Letteratura Itxllana |
di Girolamo Tfröbofcht, Tom. J. II. &, 176
| Rom. Tiri Lisii Hiftoridrum Libri XCI.
Fragmentum arixdorov defcriptum et re-
cognitum a CC. VV. Vito M. Giove-
nazzio, Paullo ‘Facobo Bruns &c, 177
Clementi XHl. P.O.M. non ante edi-
tum Vernafiae Cinerarium Prunt. Eu-
gen. Guafeus D.L.D.. - ' 178
Bologna. De Pindari Odis conjedturae D,
ob. Aloyıfa Mirgarelli 79
Ancona. 11 fluido elettrico applicato a fpie-
gare i fenomeni della natura, ebend.
Florenz. Nachricht von einer Sammlung der
Poemi Eroico - Comicı Italiani. 182
Serie degli uomini i più illuftri nella Pit-
tura, Scultura e Architettura &c.
mo V.
cm. Vite de’ Pittori, Scultori e Archi
terti che hanno lavorato in Roma &c.
di Gi. Batiſta Paſſeri. 184
Ragionamento ſulla tragica e comica Poe-
ſia di Giovacchino Pizzi. 185
Florenz. Dell’ origine, unione e forza,
progrefli, feparazioni e corruzzioni
della Poefia e della Mufica, del Dot-
tor Gio. Brown tradotta &c. dal Dottor
Pietro Crocchi &c. 185
Venedig. Il primo Navigatore e Selim e
Selima, Poemi tradorti dal Tedefco
dal’ Abbate Giulio Perins. 186
ta Rom,
Inhalt.
Nom. Ragionamento di Orazio Orlandd
ſopra un’ ara Antica. . ©. 186
Ragionamento di D. Clemente Biagi ſopra
unda antica ſtatua fingolarillime.. “187
DPDiſſertazione fopra un antico Cammeo
j da Gsacchino Pızzi. _ 188
Baflano- Tragedie di Saverio Bertinelli&c,
eben |
Neapel. dr doſio il Grande, Tragedia di
Michele Sarcone. 189
Turin. Verſi ſciolti del Conte di J. Ra-
Faele. 190
Kom. ' Della Città di Aveja ne Veſtini &c.
. Differtazione di Vito MariaGiovenazzi, -
ebend.
Neapel. Dell’ Opera in Mufica trastato
del Cavaliere Antonio Planeli. 191
Iſtituzioni di Architertura Civile di Nico
Carletti, ebend. Ä
Eefena. La Coltivazione dell’ Anice di Ar-
nerio Lauriſſeo. | 192
—
t ‘
I. Uebe⸗
nn N
L.
Ueber das Elfenbein der Alten und die dom
aus verfertigten Bilder. Eine Vorle
fung in der koͤnigl. Gefellfchaft ver Wiſ⸗
fenfchaften zu Göttingen gehalten vom
Herrn Hofrath Heyne.
8 ). der Geſchmack verfchiedener Zeitafter ſich
‚nicht immer ähnlich iſt, fo darf man fich
nicht wundern, daß das Elfenbein, welches bey
uns ſo wenig geachtet wird, ehemals einen ſehr gro⸗
fen Werth gehabt hat. Man ſchnitzte daher die
berrlichiten Bilder der Gotcheiten aus Elfenbein.
Pinius *) fagt, da, wocr vom Elephanten handelt:
fine Zähne find ſehr koſtbar, und werden für
die prächtigfte Materie zu Bildern Der Gott
heiten gehalten. Wir wollen dieſen Geſchmack
der Alten näher betrachten, und die Urſachen des
bald geftiegenen bald gefallenen Werthes des Els
fenbeins auseinander fegen. Diefes wirb mir es
legenheit geben von der Kunſt der Alten in defs
fen Bearbeitung, fonderlic) bey größeren Fi⸗
guren, zu reden. . Ich werde zugleich einige die
natärliche Befchaffenheit, den Handel und die Aufs
bewahrung des Elfenbeins erläuternde Bemerkun⸗
gen einſtreuen. Jetzt will ich mich auf das, was
Az | ich
Plinius VII, 10. |
6 Ueber das Elfenbein der Alten.
ich zuerft erwaͤhnet habe, einfchränfen, und die
verſchiedenen Schickfale des Elfenbeins und die
Urfachen feines abwechfelnden Werthes erzaͤhlen.
Im Driente fcheint die Kunft gleich zu ihren
erſten Verfirhen foitbare Materien gewählt zu ha⸗
ben. Denn obgleich fhon früh aus Holz oder
Stein verfertigrer Statuen der Götter Erwähnung
Du 1
gefchieht; fo find Doch alle Werke von vorzüglicher -
Arbeit, welche man angeführt finder, in Gold ges
arbeitet gewefen.
Die vom Diovdor *) bey, den Aſſyriern und
Babyloniern geruͤhmten goldenen Koloſſe koͤnnte man
ganz ungezwungen den Erdichtungen von dem
Belus und der Semiramis beyzaͤhlen, welche die⸗
ſer Geſchichtſchreiber und Troqus aus dem Kte⸗
ſias entlehnet haben, wenn man ihnen nicht einige
Wahrſcheinlichkeit wegen des aͤhnlichen Beyſpiels
der guͤldnen Bildſaͤule des Nabuchodonoſer zuge⸗
ſtehen wollte; doch ſelbſt die Guͤltigkeit dieſer Stel⸗
le des Propheten Daniels iſt noch nicht ganz erwie⸗
ſen. Wenigſtens ſcheint dieſem ungeheuern gold⸗
nen Bildniſſe bey der angegebenen Hoͤhe von ſechzig
Ellen, und der Breite von ſechs, alles Verhaͤltniß
und Ebenmaaß zu fehlen; indem dieſe Hoͤhe eine
Breite von zwanzig Ellen erfoderte. Homer **)
der die Länge der leiden neum Drgyen, d.i. fieben
und zwanzig Ellen befragen läßt und ihnen eine
Breite von neunen giebt, hat die Regeln des Vers
bälnifjes beffer beobachtet. Hat aber Babylon
einen
”) Diodorus II. 9.
"R) Gay]. A. 310.
“._.
und die daraus verfertigten Bilder. %
einen ſolchen Koloß aus Golde aufzuweiſen gehabt,
fo müßte die Kunft bey diefem Volke [chen einen
ſehr hoben Grad erreicht haben. Doch vielleicht iſt
dieſes Werk mit dem Hammer getrieben geroefen,
and aus Fünftlich in einander gefügten und mie Nds
gen oder Heften verbundenen Gofpplatten zufams
mengeſetzt worden. Paufanias *) erzählt, daß
die Griechen ähnliche Werfe aus den Alteften Zeiten,
welche gleichfam Vorbereitungen zu einer größeren
Bollfommenpeit ver Kunſt waren, befeflen haben.
Es kann aber auch ganz aus Gold gewefen feyn, ders
oleihen Statue des Jupiter Xerxes aus dem
Tempel des Belus entwendet zu haben beſchuldiget
wird, und deren Diodor verfchiedene erwähnt. Die
erfie goldene Statue diefer Art, ohne alle inwen⸗
dige Hohlung, ift nad) des Plinius Zeugniß ”)
43 in
*) Paufan. TI. 17. von der Etatne des Jupiters
aus Erzt im Tempel (Chalcioeco) der Minerva
zu Sparta.‘ f, VIII. 14. p. 628. f. 629. Und
Strabo VIII. pP: 353 D. erwähnt eines golds
nen Jupiter apverAaros, welchen Cyofelus in eis
nen Tempel zu Diympia gefchenfet hatte. Denn
Daufanias V, 2. gedenfet wur des Goldeg,
und zwar mit wenig Worten.
) Plin. XXXIII. 26. In de Belus Tem⸗
pel befand ſich ardasas Svmdexu anxew, Xıusess,
ereeeos. wie Herod. J. 183. erzählt. Diod r.
aber Il. 9. berichtet daß daſelbſt ehemals drey
goldne Statuen oPverAzra (mit bem Hammer
getrieben) und eine goldne Tafel auch eurer
gewefen waͤren.
8 1 Ueber dad Eifenbein der Alten
in einem Tempel in der Landfchaft Anaitis
in Armenien aufgeftellet worden, ehe es noch
- eine aus Erzt von der Art, Die dAonpugarov von
den Öriechen genennee wird, gegeben habe. Auch
in diefem Salle muß man die Fühne Ausführung dee
Kunſt bewundern. Die Erwähnung des in ber
Naͤhe brennenden Ofens fcheint es wahrfcheinlich zu
‚ machen, daß diefes Bildniß aus einem Guß in Gol⸗
de geweſen ift, und fo wohl die Größe des Dfens
als die Heftigkeit des Feuers führen nothwendig auf
die Muthmaßung, daß er zum Schmeljen gebienet
habe. . Es ift auch nicht unwahrſcheinlich, daß diefe
Kunft Metalle zu gießen und flügig zu machen, bey
ihrer fehr alten Erfindung und den oft wiederhol⸗
“ con Berfuchen, nicht ſchon damals fo weit follte ges
\
fommen ſeyn. Doch vielleicht wundert man- jich,
daß nach der Kenntniß fo große Maffen von Solo
zu fhmelzen, die Kunſt bey den Babyloniern nicht
noch einen Schritt weiter gethan, und den Guß in
Erzt, das doch zur Bildung der Goͤtterbilder fo
soeih und gefchmeibig ift, erfunden habe. Man
benterfe aber, daß unter den Idolen, welchen
Nahonat, oder wie er gemeiniglich genennef wird
Balthaſar oder Beleafar, bey dem Gaftmaple
opfert, auch welche von Erzt erwaͤhnet werben, *)
und daß auch beym Herodotus und Diodor' in
Erzt gearbeitete Werke vorkommen.“) Außer
dem
*) Dan. V. 4.
4) Herodot. I. 130 von den Thoren der Stadt
Babylon und Diod, II. 9 von denThoren des unter
dem,
-
„r
und die daraus verfertigten Bilder. 9
dem aber, wenn auch überhaupt das Gold nice
leichter zu gießen iſt als das Erzt, fo kann body. die
größere Seltenheit des legteren in daſigen Gegens
den, und vor allem ber Fuͤrſten Liebe zur Pracht
den Geſchmack der Künftler auf die Bearbeitung
des Goldes und Silbers gelenker haben. Aber bey
eben dieſer entfchiedenen Hochachtung für Foftbare
Materien muß man fid) wundern, feine Spur elfens
beinerner Figuren, oder des geringften Geſchmacks
an bergleichen Werfen anzutreffen.
Die erſten Verſuche der griechifchen Kunſt fi nd
in einer ganz enfgegengefegten und geringen Mate⸗
sie, in Thon, Hol; und Stein gemacht worden.
Es war ber Mangel Eoftbarer Materien, der fig
hierzu ontrieb. Auch Hier fiche man daß die Mut⸗
ser des Scharffinnes, die Urmuch, den Seift auf
ſchickliche und gute Erfindungen,geleitet habe. Haͤt⸗
te die Kunſt nicht mit Bearbeitung diefer Materien
den Anfang gemacht, fo würde fie nie einige Voll⸗
Fommenbeit erreicht haben. Die Griechen wußten
wenigſtens vor dem trojanifchen Kriege von feiner
Inländifden Migterie ver Kunſt, als von Holz. Es
wird Feiner Figuren aus Stein oder Marmor ges
dacht, und Paufaniag *) ſagt ausdruͤcklich, daß fie
| Ag damals
dem Euphrat gefuͤhrten Kanals, erzaͤhlen, daß
man dieſe Werke für aus Erzt gearbeitet gehal⸗
ten babe, und Herod. ibid. berichtet, daß er
ſelbſt die chernen Thuͤren des Tempels des Be⸗
„me gefehen habe. |
> ©. die Hauptſtelle Pauſ. VIIL 14-,
—
— —
— —
10 | Lieber has Elfenbein der Alten
damals feine Statue aus Erzt gefannt haben. Es
ift wahrſcheinlich, wie Ich wenigftens aus der Ody⸗
See *) fliege, daß fie das Erzt, felbft. zu ihren
Waffen, aus andern Ländern, und zum Teil aus
Italien, moͤgen befommen haben; koſtbarere Was
ren Hingegen wurden ihnen meiftentheils durch die
Phoͤnicier zugeführer.
Vieleicht fälle hier jemanden ber Palaft des
Aeinons, Königs der Phäncer ein. In dieſem
waren golbene Jeuchter in Geſtalt von Juͤnglingen,
welche Fackeln in ihren Händen hielten **) und auf
Altären, ober wie ic) es erfläre, auf Sußgeitellen .
ruheten. Auch an den Thüren befanden fich in
Gold und Silber gearbeitete Hunde. Allein da
dieſe Inſel in dem ioniſchen Meere liegt und einen
ſehr vortheilhaften Handel in die weſtlichen Gegen⸗
den treibt, ſo hat ihnen der Poet, wie ich glaube,
alle Reichthuͤmer und Pracht beygelegt, die er auf
ſeinen Reiſen im Oriente angetroffen. Man ſollte
aus ſeiner Beſchreibung glanben, er rede von den
Phoͤniciern und Tyriern des Ezechiels. Er ſtellt
naͤmlich ein Volk vor, das durch die Schiffahrt aufs
ferordentlihe Macht und Neichthümer erworben
bat, und damit die Sache einem Wunder ähnlicher
‚würde, fo hat er felber die Lage: diefer Inſel nicht
genau beſtimmt, fondern die Leſer wegen berfelben
in Ungewißheit gelaffen. Aber indem er diefe Hun⸗
' de
2) v. e. Odyſ. A. 184 von Temela her in Unter⸗
italten.
“) Odyfl. H. 100
amd die daraus verfertigten Bilder. 11
für des Bulfanus Arbeit ausgiebt, und bie .
wunderbare Beſchreibung hinzufuͤgt, fie wären
enteeblich und dem Alter nicht unterworfen
‚gemein, *) fo zeigt er ſchon Hierburch das Neue
sd auferorbentlich Wunderbare der Sache zur
Gnäscan. Denn nur bey unbefannten Dingen. .
Mit fich das Wunderbare anbringen, und erdichten.-
Ser Poet fchreibt aber dem Vulkan auch noch ans -
dere Werke zu, in Denen eine fremde und den Grie⸗
den unbefannte Kunſt herrſchte. So war des
Achiles Schild von des Vulkanus Haͤnden gear⸗
‚beitet, ein Werk, welches Die griechiſche Kunſt, nad)
üter damaligen Beſchaffenheit, ſchwerlich Härte her⸗
verbringen koͤnnen, und Davon ber Begriff aus frems
‚den Laͤndern, vieleicht Aus Aſien, entlehnee war,
Die Wohnung felber des Vulkans iſt häufig mit
geldenen Arbeiten ausgeſchmuͤcket, **) man fieht
karınne wunderbare und befeelte Werke, Drenfüffe
ud Sklavinnen aus Gold, weil der Poot diefem
Gorte auch Hier dasjenige zufchreibt, was er bey
den fremden Nationen in Aften oft angetroffen.
Die übrigen wegen ber feinen Arbeit, ober der Fofts
baren Materie merkwuͤrdigen Werfe der Runft, wels
Ge beam Homer vorfommen, werben entweder als
Beweife der trojanifchen Pracht und ihres Liebers
‚faffes erwaͤhnt, oder find, wenn fie auch Griechen
befisen, gemeiniglich Geſchenke eines Königs. oder
As Gaſt⸗
Adavarove Mrac za) ayiews nuara wärıa ibid. v. +
lliad. £, 390 ſeqq.
12 | ‚Ueber das Eifenbein der Alten
Gaftfreundes aus Afien, Was ich bisher beuzerfug
babe, dienet nicht nur zur Erläuterung diefes Did
ters, fondern auch zur Betätigung feiner hiftorifcheg
Glaubwürdigkeit. Denn es giebt. feinen ander
- Dichter, und nur wenige Geſchichtſchreiber, welche
fich mit fo vieler Senauigfeit und Beurteilung im
ihren, Gemälden an die wahre Wefchaffenfeie den
Zeit-und der Mienfchen gehalten haben. So war
der buntfärbige aus verſchiedenen Metallen geſtickte
Danzer des. Agamemnon ihm von dem Cinyras
aus Cypern verehret worden. *) Der filberne
Pokal, weldien Achill in den bey feines Parros
klus Seichenbegängniffe angeftelleten Spielen zum
Preiſe ausgefegt, iſt ein Gefchenf welches die Si⸗
bonier dem Thoas König von Lemnus gemacht Gas
ben. *) Ein anderer Pokal, des Vulkaus Ars
beit, den Menelaus befaß, war ein Geſchenk
des Phadimus, eines ſidoniſchen Fuͤrſten. )
Der kuͤnſtlich geſtickte bunte Mantel, welchen He⸗
kuba der Pallas verehren wollte, war vom Paris
aus Sidon mitgebracht worden. **'*) '
Griechenland hat“ aljo vor dem erojanifchen
Kriege, des Homers Zeugniß zufolge, ben wir
Fein glaubwürdigeres entgegenfegen Fönnen, nur wes
nige Werke von vorzüglicher Kunit und Materie
beſeſſ en, und auch dieſe meiſtentheils aus Aſien er⸗
halten.
*) II. A. 20.
2) . V. 74t ſeq.
‚*®) Od. A. 615 fa. O. 115 q.
wer) 1.z 289 ſq.
und die daraus derfertigten Bilder. 13
ken. Man darf fich alfo nicye wundern, wenn
Eifenbein unter den riechen vor diefen Zeiten
St ſonderlich bekannt ımd im Gebrauche geweſen
Aber bey ihrer Ruͤckkehr von Troja bringen
ſo wohl unter der gemachten Beute, als unter
a ton ihren Gaſtfreunden in Aſien und beſon⸗
23 in Phoͤnicien erhaltenen Geſchenken, Elfenbein
it. In der ganzen. Iliade findet ſich, wenn ich
bt irre, nur ein einziger, deſſen Pferdezaum mit
in ausgelegt wäre, md dieſeg iſt ein Tro⸗
kart, *) Fein Grieche har daraus die mindefte Ziers
Aber in der Odyßee fieht man den Palaſt
svon feinen Meifen durch Aegypten und Phoͤni⸗
a zurück gefommenen Menelaus mit Gold, Sil⸗
x, Eleferum und Elfenbein ausgezieret. **) Wie
1 md ungewoͤhnlich aber damals dieſe Art der
sche gewefen fey, zeigt fhyon das angenehme Er⸗
aumen des Telemachs beym Poeten. Don dies
Zeit an finder man das Elfenbein Häufig zu
Eaffen, Gürteln, Wagen, Zäumen und Schmuck
Pferde, Degengtiffen, Stühlen, Betten und _
derem Geraͤthe gebraucht. Ja es war auch den
ren und Plectris der Dichter geweihet. Viel⸗
icht diente es auch zum Putz der Wände, welche
aan mit folchen Platten nach der Gewohnheit bes
der orientalifchen Völker uͤberzog. Wenig⸗
fens fann man den Ausdruck eburnea domus, .
beym Properz ) eburneum tcmplum,
R nicht
t a
u.E. 583.
”) Od. 4.73.
) Prop. L. IV, el.2,.5
14: Weber dası Elfenbein der Alten
nicht anders erflären als von ben häufig angebrad
ten Bersierungen aus diefer Materie, fo wie aud
aurea domus und äßnliche Nedensarten angenom
men werden muͤſſen.
Diejenigen, die, wie ich glaube, aus guten
Gründen den Heſiodus für einen fpäteren Schrift—
ſteller als den Homer Kalten, Fünnen ihr Urtheil
auch daraus beftätigen, daß des Achills Schild,
od er gleih ein Werk des Vulkans it, doch nur
in, Metall, nicht in Elfenbein gearbeitet war ; de
Gingegen Hefiodus in feinem Schilde des Herkules
nicht ermangele har, auch Eifenbein anzubringen, *)
welches doch unftreitig eine Erfindung fpäcerer
Kuͤnſtler, und überhaupt bey einem Schilde fchr
unſchicklich angewandte ift,
Wemn nun aber vor ber Eroberung der frojas
nifhen Schäße und dem Herumirren der griechi⸗
fhen Süriten, die Erwähnung und der Gebrauch
des Eifenbeins fo wohl als anderer prächtiger Mas
ferien fo felten ift, und alles Elfenbein, Gold und
Silber erft nach diefer Zeit fich in Griechenland eins
gefunden hat, wie wird es um bie von ben Gelehr⸗
ten, und befonders von Bochart, fo geruͤhmte Schifr
fahre und Handelfchafe ver Phönicier stehen, wel⸗
che gewiß bis auf diefe Zeiten auf den griechifchen
Kuͤſten fehr unbetraͤchtlich geweſen ſeyn muß, wenn
nur durch die trojaniſchen Schaͤtze das Elfenbein
und die daraus geſchnitzten Werke, fo wie die Ars
beiten in Steinen und Metallen, unter den Grie⸗
chen
*) Clyp. Here. 141.
und die Daraus verfertigten Bilder. ı5
aufgefommen find? Aber die Trojaner, wird
a jagen, haben doch diefe Sachen durch die Phoͤ⸗
rerhalten. ur! aber die lydiſchen und phry⸗
hen Reichthuͤmer find Durch die fabelhaften Schä-
des Midas und Kröjus befannt genug ; ob
h diefes in etwas fpärere Zeiten. fällt, Und
zit ich die phrygiſchen Kleider, Die fhon Homer
at, übergebe, ſo ſchreibt ebenderfelbe ven Faris
nund mäcnifchen Weibern die Kunſt das Eifen:
a zu färben zu.”) Alſo wartete man in diefen
enden nicht erſt auf die phönicifchen Schiffahrer,
been verfertigte dieſe Sachen durch einheimifche
inftler.. Vielleicht find dieſe aſiatiſchen Koſtbar:
ten durch Die Furz darauf erfolgte Wanderung der
mise nach Italien, (wenn dieſe anders gegrün:
k iſt,) und durch die Schiffahrt der Karier nad)
Ben Küften Italiens und Griechenlandes von Bier
4 verbreitet worden. Denn ic) glaube, daß die
chiffahrt unter den Völkern, vie die Kuͤſten Kleins
md bewohnten, nach und nach von einem-auf
PS andere gekommen und daß die Jonier und zwar
ders die Phocaͤenſer und Milefier, hierzu durch
e Denfpiele der Bewohner der Länder, in welchen
ſich als Kolonien feftgefeet harten, find anges
Beet worden; indem die Schiffahrt der Phoͤnicier
don lange in diefen Öegenden abgenommen, und
wid gar aufgehöret hat. Es iſt befannt, daß die
Mecienfer über Eorfica, Oallien, Iberien hinaus
Tartefjus' und von ba nach Brittanien gefes
. gelt
” U, 4, 141.
4
16 Ueber das Elfenbein der Alten
gele find; die Mileſier aber haben fehr viele Eofı
nien, und zwar alle vor des Cyrus Zeiten, aus
geſchicket. Und was follte die Tyrrhener, Dere
- Schiffahrt alle Theile des mitteländifchen Meere
offen ſtunden, verhindert haben, die afiatifdyen FM
ften mir eignen Schiffen zu befuchen, oder fih au:
Phoͤnicien und Aegypten Waren zu holen, ohne gt
erwarten, daß fie ihnen von andern zugefuͤhret wuͤr
ben? Daß aber auch ſchon vor dem trojanifchen
. Kriege, griechiſche Schiffe ſich Phönicien und Ye:
ggyypten genäbere haben, zeugen, ob es gleich ſchon
der Zufall oft hat fo fügen müflen, die Beyſpiele
des Ulyſſes, Menelaus und Teucers. Sa ich
finde fogar, daß Taphifche Seeräuber aus ben echis
nadifhen Inſeln des ionifchen Meeres eine Lan⸗
bung in Phbönicien gethan und ein dafelbft geraub⸗
te8 Srauenzimmer nad) Gyros, einer von ˖den
eyeladifchen Inſeln, verkauft haben.*) Man glau⸗
be nicht, daß ein fo großer Unterſchied fen, durch
Mäubereyen ein Meer unficher zu machen, und Sans
bel auf demſelben zu treiben; Thucydides meldet
ausdruͤcklich, daß die Schiffahrt der Griechen vor
Seeräubereyen ihren Anfang genommen habe. **)
Die Gefinnungen und Lebensart der damaligen Zei:
ten machten diefes Berfahren mie der Handlung fait
ungertrenrJich verbunden, und man hielt es nicht für
unerlaubte, Viehheerden und Menſchen zu rauben,
mit denen man in andern Ländern Verkehr crieb.
| So
) Odyſſ. O. 416. 424 lg.
**) Thueyd. 1. 5.
ö——— ————— „e0e0e„iæäpp e
und die daraus verfertigte Bilder. 17
So enrführeten die Tyrrhener mie Lift den Bac⸗
Aus, um ihn als Sklaven zu verfaufen, und bie
Phönicier felber begehen beym Homer in zwo Siel⸗
In eine ähnliche Ungerechtigkeit. ) .
Man macht ſich dieſemnach übertriebene und .
viel zu einfeitige Vorftellungen von ber Schiffahrt
der PhHönicier, wenn man allen Handel und Wan⸗
dei der alten Welt damuf einfchränfen will ; IL
wie man bie ganze Bevölkerung des füblichen Euro)
pens daher abzuleiten fuhrt. llebrigens bleibe die
Scheffahrt der Phoͤnicier an den Kuͤſten Griechen⸗
landes und Italiens in den fruͤhern Zeiten unbeſtrit⸗
ten, nur daß diejenigen Voͤlker, welche fie beſucht
haben, erwas eher mit diefer Kunſt, als man gemeis
niglich glaubt, feinen befannt gervefen zu ſeyn.
Daß die Sidonier zu Zeiten des trojanifchen Kries
ges das aͤgaͤrſche und ionifche Meer befchiffer haben,
zeigen die Stellen der Dbnffee, welche melden, daß
fie in Syros, einer der cyeladifchen Inſeln, geweſen,“)
daß eines ihrer Schiffe, welches Lllnfies beftieg,
fih in dem Hafen von Kreta aufgehalten Habe. *) |
Man fieht fee ferner ben eben diefem Dichter ders
gleichen Spielwerfe (a9veuara) wodurch jetzt bie
Europäer ſich das Erſtaunen der Neger und India⸗
ner zu Nutze machen, aus aͤhnlicher Abſicht nach
Syros fuͤhren, und daſelbſt ein goldenes mit Bern⸗
ſtein ausgelegtes Halsband feil bieten.) Daß
die
* Odyfi. E. 298 ſq. und O. 415 fq. 424 ſq. |
*) Od. O. 414 ſq.
"*) Od. N. 272 fq.
=") Od. O. 415. 459.
N.Bibl. XV. B. 1 St
18 Ueber das Elfenbein der Akten
die Sidonier mit dem Elfenbein einen Handel ges
trieben, fönnte man auch daraus ſchließen, Daß
Menelaus außer ven in Aegypten erfaltenen Ges
Schenken, die in feinen anderen als in Gold und Sil⸗
ber gearbeiteten Werfen beftanben, noch elfenbeinere
ne mitbrachte ; vonbricheinlicherweife muß er dieſe
von den Sidoniern befommen haben, bey welchen
er außer den Hegyptiern gewefen, *) und reichlich
befchenfe weggereifer war. Es mag alfo fern, daß
die Phönicier zuerit und noch vorher, ehe es durch
die trojanifche, Beute und die Ruͤckkehr der Gries
hen häufiger in Gebrauch gekommen ift, das Elfen⸗
bein in die Abendländer verführer haben. Aber
hierbey muß man fih nur Darüber wundern, daß
bey den Griechen bes Eifenbeins viel eher gedacht
wird, als bey den Tuben, bie doch, fo nahe
Nachbarn der Phönicier waren. Der trojanifche
Krieg ift faſt um 200 Jahr älter, als die Re
gierung Salomong, unter welcher in den göttlidyen
Büchern des Elfenbeins zum erfienmale gedacht
wird, Der heilige Seribent erwähnt des mit Golde
ausgelegren Throns des Königs **) als eines Wunder⸗
werke, und glaubt etwas Außerordentliches und Lin
glaubliches zu erzählen. Und Bieraus fann man
wahrſcheinlich fchließen, daß in Elfenbein gearbeis
tete Werfe den Tuben bisher unbefannt, und erſt
vor kurzem unter ihnen aufgefommen waren; wenn
nicht etvon ber Verfoſſer dieſer Erzählung, oder der⸗
jenige
") Od. A, 125 fe. ck. v. 84.
) 1 Reg. X. 18. 2. Paralip. IX, 15.
und die daraus verfertigten Bilder. ı 9
feige, welcher fie uns aus älteren Nachrichten aufe
behalten, zu folchen Zeiten gelebte. bar, in wels
den ihm, bey den unglücklichen Limftänden der Ju⸗
den und dem gänzlichen Mangel aller Koftbarfeis
tm, basjenige von bemunderungewiürbiger Kunſt
zu ſeyn fchien, ‚was ben uns fein Reicher von Ges
ſchmack vielleicht unter feinen Möbeln dulden würde,
Ich Habe gefagt, daß das Elfenbein erft zu Sa⸗
lomons Zeiten unter den Juden befannt geworben. -
Allein es wird deffen ſchon in dem 46ften Pſalm
in gten Derfe gedacht, welchen einige Gelehrte für
eine Arbeit der Davidiſchen Diufe halten; und. hiers
aus erhellete alfo der Altere Gebrauch des Elfenbeins
unter diefem Volke. Allein ich fürchte, daß eben
diefe Erwähnung des Elfenbeins ihrer Meynung
entgegen fen. Der Dichter gedenket in diefer Stelle
elfenbeinerner Daläfte, d. i. folcher die mit dergleis
Gen gefchnittenen Platten, womit befonders bie
Wände und Decken uͤberzogen wurben, ausgeſchmuͤ⸗
der find. Wenn aber fhon zu Davids Zeiten
‚ ber Gebraud) des Eifenbeins fo allgemein gewefen
wäre, daß es zum Puse der Haͤuſer der Meichen ges
dienet Bätte, wie hätte der elfenbeinerne Stuhl des
Salomons für ein fo erfiaunliches Wunderwerf
Fönnen gehalten werben ?
Ich habe gefagt, daß es wunderbar ſcheine, daß
das Elfenbein ſo ſpaͤt von den Phoͤniciern nach Ju⸗
Bin fen gebracht worden. Aber nach meiner Mey⸗
. zung baden es bie Jubden gar nicht von biefem
Bolfe bekommen, fondern durch die von Salomo
empor gebrachte Schiffahrt erhalten. Linter den
B 2 Waren
0
—
20 Ueber dad Eifenbein der Alten
Waren wenigitens, die aus Tarfus anlangten, wird
des Elfenbeins ausdrücklich mit erwähnt. Die Der
Zeit nach nächfte Erwähnung dieſer Materie beym
Dalaite des Ahab *) Fälle wieder in diejenigen
Zeiten, wo Joſaphat bie verfallene Schiffahrt
wieder hergefteller harte. Die Juden brauchten aber
nicht in entlegene Gegenden darnach zu fdhiffen, ins
dem ihren, wenn fie den perfifchen Meerbuſen hinun⸗
ter fuhren, das rechte Lifer ehemals von Elephan⸗
ten angefüllte Wälder darbot; wie denn Strabo.
in einer merfwürbigen Stelle **) erzählt, daß auf
diefer Küfte von Afrifa zu einer gewiflen Zeit haͤu⸗
fige Elephantenjagben wären gehulten worden.
Man follte daher glauben, daß fich die Juden in
Eurzer Zeit mit einer großeh Menge von Elfenbein
würden verfehen haben. Allein es gefchieht veffels
ben in den uns übrig gebliebenen jüdifchen Schrift«
felleen nur felten Meldung, den einzigen Amos
ausgenommen, welcher, zwar hundert Jahre nah
Ahabs Pegierung , elfenbeinerner Palaͤſte und
Bertitellen in den Häufern der Vornehmen ges
denkt. Bey den übrigen orientalifchen Voͤlkern
koͤmmt das Elfenbein eben fo felcen vor, wenigftens
in den vom Driente handelnden Schriftitellern,
deren Nachrichten auf unfere Zeiten gefommen find,
Bey
*) 1 Reg. XXII. 39. .
“*) Strabo lib. II. p. 133. A. Daß das Abdulifche
Elfenbein für das Beſte Ift gehalten worden, fies .
het man aus einigen Stellen des Arrian. Per.
Mar. Eryhr. Doc, hat dieß vielleicht auf den
Kandel gehen fönnen.
v.
und die daraus derfertigten Bilder. 21
Ben der außerorbentlichen Pracht des Nabonads,
und den. erwähnten ”) Bildniffen, findet fich doch
kein Elfenbein. | |
Man könnte aus den älteften Zeiten das in El⸗
fenbein gearbeitete Bild des Pygmalion zu Enprus
auführen, wenn diefes nicht eine Erdichtung fpätes
ver Dichter wäre. **)
Unter den inländifchen Waren der Karthaginens
ke, muß das Elfenbein mit eine der vortheilhafter
fen für den Syandel gewefen ſeyn, indem Afrika
befenders viel Elephanten hervorbringe. Von dies
in, oder welches wahricheinlicher ift, von ihren
Nachbarn, den Hetruskern, erhielten vie Roͤmer das
Elfenbein, bey welchen es anfangs in beſonderm
Berthe war, fo daß es nur zu Bildern der Gott⸗
beiten, Stuͤhlen der Könige und obrigfeitlicher ‘Pers
Imm, und den elfenbeinernen Zeptern derſelben ger
braucht wurde. In den nachfolgenden Zeiten aber
ward es fo gemein, daß es kaum mehr mit unter
die Zierrathen gerechnet wurde. Man ftehr, fage
Plinius, ***) welcher fo gern über feine Zeiten
fast, die Bilder der Gottheiten, durch deren
Reyfpiel man fich zus Pracht für berechtigt
‚sthalten, und die Füße der Tifche aus einer
ley Elfenbein gearbeitet. Seneca, der doch auf
Gebe zur Armuth fich viel wußte, befaß unter feis
| 3 nem
’) Benm Dan. V. 4 nn
”) Hievon hat gehandelt Meurr. de Cypro. lib. I.
16. aber er macht aus verſchiedenen Königen
dieſes Namens nur Einen. .
") Plie,XIL.2. °- | 2
22 Ueber das Elfenbein der Aiten
nem Geraͤthe 500 Stuͤck Dreyfoͤhe aus Elfen⸗
bein. *)
Die Urfachen dieſer Anhaͤufung und des Das
durch herunter geſetzten Werthes des Elfenbeins
waren die außgebreitete Schiffahrt und. Handlung,
ber Macedonier afiatifche Siege und Eroberungen,
dee Römer kurz darauf folgende Triumphe über den
Antiochus und andere aſiatiſche Könige, und derfels
ben im Driente erlangte Herrſchaft. ) Das El⸗
fenbein erhielt feinen vorigen Werth nicht eher wies
ber als am Gyzantinifchen Hofe, wegen der Nach⸗
barfchaft des Orients und der gänzlichen Bertilgung
alter Kunftwerfe. Won da kam es in die Tempel
der Ehriften und gefiel fonderlicdy in den zwar wenig
feinen Basrelief3, dergleichen viele in Diptychis fich
erhalten haben. Diefe und alles andere aus dem
Alterthume erhaltene Elfenbein, welches Europa
beſitzt,
*) Xiphil. in Dione Reim, ub. LAT. 10.
"*) Man muß fich wundern, wie man bey der gro⸗
fen Menge von Elfenbein und Elephanten hat
tönnen ungewiß fenn, ob dag Elfenbein für Bein
ober Horm zu halten wäre. Anatomiſche Gruͤn⸗
de mußten hier beu Ausſpruch thun, durch wels.
che auch vor kurzem Daubenton getwiefen hat,
daß die Zähne, welche das Elfenbein geben, aus
der obern Kinnlade, nicht aus der Hirnfchale ih⸗
ren uUrſprung nehmen. v. Hift, Nat. T.XXIT.
p. 162. Die Meynungen der Alten lieſt man
beym Paufanias IV. 12. und andere Stellen
bat Wefel. über den Diodor. II. 19. ange
führe; f auch Bochart. Hieroz, II. 24.
und die daraus verfertigten Bilder: 23
beißt, fcheint uns durch bie Schiffahrt ber Benes
tianer und anderer italiänifchen Städte nach Grie⸗
chenland zugeführt zu ſeyn.
Mit dem Geſchmacke am Elfenbein flieg und
fil auch die Kunſt, es zu bearbeiten; und bie bes
wunderungswuͤrdigen Figuren in Griechenland find
zu Derjenigen Zeit gearbeitet worden, ba baß Elfen⸗
bein in dem hoͤchſten Werthe war. Ich habe die
Stelle bes Plinius, wo er es die herrlichſte Dias.
terie zu Bildern der Gottheiten nennt, ſchon oben
angefuͤhret. Mit der Geringſchaͤtzung des Elfen⸗
beins war die Verachtung dee Kunſt verbunden,
* ſich bey deſſen Vernachlaͤßigung gaͤnzlich ver⸗
Eine Urſache dazu war vermuthlich, daß das
— ſelber Maͤngel hat, welche ihm ſeinen.
Werth benehmen koͤnnen. Es wird an der Luft
gelb, bekoͤmmt durch die Hitze haͤufige Riſſe, ſchwillt
durch eingeſogene Feuchtigkeiten auf, zerreibt ſich
endlich und wird zu Staub wenn es angefreſſen
wird, oder vertrodinet. Es hat daher andern Mas
terien auch im Driente weichen müflen, und man
darf fi alfo nicht wundern, wenn mar auch da
nicht findet, was man im Dribenee vergebens
fügt. |
Die Gefchicklichkeit ber aften Kinfle zeigte
ſich ſo wohl in Basreliefs, als auch i in Bildern und
Gtaruen der Gottheiten. Unter den erfteren war
der Kaſten des Enpfelus ohne Zweifel das aͤlteſte,
welchen man noch zu des Pauſanias Zeiten, das iſt
nad 700 unb mehr “fahren, in dem Tempel der
B 4 Zu Sun
24 Ueber bad Elfenbein der Alten
Juno zu Olympia faße. *) Aus. Elfenbein geare -,
heiteter Statuen war in Griechenland eine große
Menge, wie man aus dem Pauſanias erfich; >
die meiften befanben fih aber doch zu Olympia in
ben Tempeln des Jupiters und der Juno. Ich
Babe noch nicht bemerken koͤnnen, welche hierunter
für die ältefte gehalten wird. Wenn aber, wie
Plinius *") berichtet, Phidiad zuerft die Tos
revtik oder Schnigkunft erfunden und ihre
Regeln entwickelt, Polyklet aber diefe Kunſt
zur Boflfommenheit gebracht hat, fo muß mar“
von den Zeiten biefer Künftler wenigftens die vorzuͤgli⸗
chen elfenbeinernen Figuren herleiten. Es beftunden
aber die Statuen der Gottheiten ſelten allein aus
Elfenbein : fondern fie waren gemeiniglich mit eis
nem goldenen Gewande bekleidet. ) Dach unfes
rer
) Moch Älter wäre das Basrelief an dem Degen-
griffe des Hippolytus beym Seneca Hipp. 899.
Aber es iſt offenbar, daß fich der Dichter nicht
an bie Umſtaͤnde der Zeit gebunden hat-
+) Winkelm. Gefchichte d. K. erzählt einige ©. 14.
P) Plin. XXXIV. 19. $- 1. 2.
* S. mehrere Beyſpiele in einer Stelle beym
Pauſanias Y. 17. auch ift hiervon nachgufehen
Junius. p. 290. Ich weiß nicht ob bey an⸗
dern Statuen, aber wenigſtens bey der Minerva
des Phidias, war das goldene Sewand und der
Abrige Putz ſo angebracht, daß er wieder konnte
abgenommen werden. Dieſes zeigt bie Rede des
Pericles an die Athenienſer beym Thucyd. I. 13.
wo
unnd die daraus berfertigten Bilver. 25
er Empfindung zu urtheilen koͤmmt uns dieſes bes
ſonbers vor, und icheint von dem feinen Geſchmacke
des alten Griechenlandes abzuweichen. Aber eben
dieſes hat auch den Marmor bekleidet, und ba das
Efenbein durch die Laͤnge der Zeit gelb wird, ſo
wurde vielleicht, wenn ein Theil deſſelben vom Gol⸗
be verborgen ward, dieſer unangenehme Anblick im
etwas gemildert. Vielleicht aber noͤthigte fie hier⸗
in auch der außerordentliche Preis des zu ſolchen
Irbeiten erforderlichen Elfenbeins, wovon ich unten
werbe.. Auch dem Oriente gefiel biefe Mi⸗
ſcheng des Goldes und Elfenbeins. Der falomes
niſche Thron Heitund aus Elfenbein mir Golde durchs
mengt, wodurch, wie ich glaube,‘ nichts anders ans
gezeiget wird, als daß an mandıen Orten das Er
fenbein mit goldenen Zierrathen ausgelegt und bes
ſetzt geweſen. Einige nehmen an, das Eifenbein
wäre mit Gelb überzogen geweſen; aber. dieſe Er;
85 klaͤrung
wo er ſagt, man koͤnnte dieſes So jur Beſtrei⸗
tung ber Krlegstoren anwenden. G. Plutarch.
in Pericle p. 169.B. Wir werben, unten fe
ben, daß Leochares das Bold von diefer Statue
entwenbet habe. Nach dem Cicero de Nat,
Deor. III. 34 fonnte das golbne Gewand bes
olympifchen Jupitere in Elis gleichfalls abgenom⸗
men werben, welches auch der Tyrann Dienyfius
wirklich gethan haben fol. Aber die Gelehr⸗
ten haben biefen offenbaren Irthum des Cicero
ſchon widerlegt ,. da er dasjenige vom Pelopones
erzähle, toa® ſich in dem Tempel des olympifchen
Jupiter zu Syracus zugetragen hat.
26 | Ueber bad Elfenbein der Alten
klaͤrung iſt ungegruͤndet, und giebt auch keinen vers
ſtaͤndigen Sinn. Die ſiebenzig Dolmeifcher haben
es ganz richtig durch vagıyauso uberſetzt. Biswei-
len finder man auch, daß an Figuren von Holz El⸗
fenbein angefeget, ja manchmal nur die aͤußeren
Theile des Körpers daraus find verfertiget worden
So ſah Pauſanias zu Olympia. unter den aufbes
wahreten Gefchenken der Selinuntier einen Liber
Pater, deſſen Geficht, Hände und Füße aus
Elfenbein verferciget waren, *) und eben dafelbfk
befand ſich unter ben Sefchenfen der Metapontiner
ein Endymion, außer den Gewande, ganz vort
Eifenbein. Bon Rom findet man wenig Sta⸗
tuen aus Elfenbein, ſelbſt beym Plinius, erwähnt,
Die vorzäglichften waren ein Apollo aus Elfen⸗
bein, auf dem Foro Augufti, *) cin elfenbeis ”
nerner Jupiter des Paflteles, ***) und ein Bild
des Saturnus. +) Auf eben biefem Foro Au;
gufti war auch noch eine Minerva ganz aus Elfen⸗
bein vom Ayguft diefer Goͤttinn gewidmet, melde
von Tegea in ‚Arcadien nah Nom gefommen
war. +}), Quintilian meldet uns daß bey
einem Triumphe des Caͤſars in Elfenbein geſchnitzte
‚Städte find herum getragen worden, r) De
Kaifer
”) Panf, VI. 19.
”) Plin. VII. 53.9.5"
) id, XXXVI. 4 12." '
NH Plin. XV. 7.
1) ve Panf. VIII. 46. andere erwaͤhnt Juuitis in
| wi
tip) Inftie. Orar, VI. 3, 61.
und / die daraus derfertigten Bilder: 27
Kaiſer Titus ließ dem Britanieus in dem Pala⸗
tiumwo Statuen feßen, eine aus Golde, die andere
aus Elfenbein zu Pferde, welche noch zu des Sue⸗
tenius Zeiten bey dem cittenſiſchen Av berum⸗
getragen wurde. )
Doch unter allen Statuen if ber olympiſche
Jupiter, in dem fogenannten Hayne Altis bey Olym⸗
pis, dieſes Meiſterſtuͤck des Phidias, one Zweifel
die groͤßte und beruͤhmteſte. Weder Plinius, noch
Pauſanias, noch Strabo, Haben uns ihr. Maaß
huterlaſſen, indem fie es für eine aus fo vielen
Nachrichten allgemein befannte Sache hielten. Weil
aber Strabo bemerkt, daß biefer zwar ſitzend vors
geftellte Juditer Die Decke des Tempels beruͤbret,
ſo daß, wenn er ſich aufrichten wuͤrde, ſein Haupt
dieſelbe herabſtuͤrzen wuͤrde,“) und die Hoͤhe die⸗
ſer Dede vom Pauſanias 58 Fuß angegeben ***)
wird, fo ift Daher die gemeine Vieyming der Dieus
ern cutſtanden, diefe Statue fen eben ſo viel Tuß
hoch geweſen. In reiefern dieſes gegruͤndet fen, will
ich jetzt nicht unterſuchen, ob Bi o „voil
7 aus
T
*) Sner. Tit. 2.
“) Strabo VIII. p. 353. D.
”*) Pauf, V. 10.
19) Pauf, p. 399. fagt: ‚Be 38 Aydınarıe xarz nten
werovyusov urera vor nerey und Plin. XXXVI 4
ſcheint die Schönheit des olympifcheh Jupiters
umd ben Umfang der Minerva mit einander zu
dergleichen. |
3
28 NUeber das Elfenbein der Alten '
aus andren Gründen, ale wegen Ermangelung: eös
nes Zeugnifies eines Altern Schriftſtellers daram
jweifele. :Die Starue felbft war aus Eifenbeise
umb mit einem goldenen Gewande bekleidet. Dex
Gott faß auf einem goldenen Throne, der mir Edel⸗
feinen, Elfenbein und Ebenholz verzierer war, und
bielt:eine Eleine Siegesgoͤttinn, gleichfalls aus Gold
und Eifenbein, in feinee Hand, Plinius gedenfee
dieſer beruͤhmten Statue kaum mit ein paar Wors
ten, weil fie ebenfalls zu feiner Zeit allgemein bes
kannt wor. Pauſanias bleibt nur bey der Erklaͤ⸗
rung des Basreliefs an dem Throne ımd den Schus
ben fliehen: da uns vielmehr an: einer genauen
Beſchreibung der Majeſtaͤt und erhabenen Schoͤn⸗
heit dieſer Statue gelegen iſt, zumal da man glau⸗
ben ſollte, die Verſchiedenheit der Materie und ge⸗
ſuchte Menge von Zierathen habe ſchwerlich gefal⸗
fen konnen. “) Indeſſen unterſchreibe ich des
Strabo Urtheil, welcher ſagt, daß dieſes Wert
des Phidias an Oroͤße und Koſten die Figuren des
Dolnklets weit übertroffen babe, )
Das andere Bat des Phidias aus Eifens
bein, ***) welges fuͤr ein Wunder der Kunſt ge⸗
halten
So urtheilet auch der fo geſchichte Kenner, der
Graf Caylus in den Mem. de l’ Acad. des In-
fcript. Tom, XXV. p. 318. 344 .
: 2) Tlouriruar um usyedo; Serabe VIII. p. 372. B .
##v) v. Menrs. Cectopia c. XV,
und die daraus verfertigten Bilder. 29
halten wurde, war die Minerva, welche ſich in
dem Parthenon zu Athen befand. *) Plinius
giebt uns ihr Maaß genau an. Gie ift, fagt er,
26 cubitos od, und in Elfenbein und Gold ges
arbeitet. *") Der Gr. Caylus hat ſchon bemers
tet, daß dieſes 39 parifer Fuß beträgt. Sie wog
a4 Talente. "*) Plinius welcher auch hier. nur
dasjenige bemerfen will, was ben dieſem befannten
Werke von andern übergangen worden, erwähnt
nur etwas won der erbabenen Arbeıt des Schildes,
der Schuhe und der Baſe. Auch Paufanias
berührt alles nur kurz. 7)) Die Statue, fagt er,
ſteht aufrecht, das Unterkleid geht bis auf die Fuͤße,
der auf der Bruſt befindliche Kopf der Meduſa ift
in Elfenbein gearbeitet, die Siegesgoͤttinn ift 4 cu-
bitos hoch. Das Gewand, von dem Paufanias
redet, war von Gold, und zwar ein Linterfleib
xzror, Fein Mäntel, }}) als welcher über dem Pans
ger, auf dem fich Die Aegide aus Eifehbeine befand,
gejogen war. Die Siegsgoͤttinu war nicht auf
| Ä dem
9 Plm.XXXIV. 19. 1. Sie warb im Erfken abe
der LXXX V Ilten Olymp. in eben dem Jahre, in wel⸗
chem ſich der peleponefifche Krieg anfing, geſetzt.
"®) Plin. XXXVI. 4.
s“) Schol. Ariltoph, Pac. 604. Berg. Menss.1.c.
P) Pauf. 1. 24 |
+t) Diefes Gewand nebſt den übrigen goldenen Ziera⸗
then, nahm der. graufanıe Tyrann Leochares,
als Demetriug die Stade belagerte, (Olymp. CXX1. :
1.) ben feiner Flucht mir fih nach Bäotien. f.
P. anf. l. 25. j
8
© "Ueber das Elfenbein der Alten
dem Panzer angebracht, fonbern ſtund auf der San .
der Goͤttinn, wie man dies an dem olympiſchen
Jupiter und vielen andern Statuen wahrnimmt. )
Plinius fagt: die erhabene Arbeit auf der Ba⸗
fe hat. er Pandoras genefin genennet. Mar
fieht darauf 20 neugebohrne Goͤtter, die Sie⸗
gesgoͤttinn ift vorzüglich fchön. *) Mars
nimmt dieſes gemeiniglich fo an, als ob die Sieges⸗
göttinn auch wäre auf ber Bafe eingegraben gewe⸗
fen, da doch fchon die Stelle des Paufanias, fie
wäre 4 cubitos hoch gemwefen, biefe Meynung wis
verlegt. Aber auch die andern Goͤttern waren nicht
auf der Baſe eingegraben. Man darf nur die
ganz ähnliche Statue des olnmpifchen Jupiter, von
weicher Pauſanias eben diefes weitläuftig erzaͤhh⸗
let, ***) Hiermit vergleichen; fo wird man Teiche fins
den, daß biefe 20 Figuren der Götter von allen
Seiten aufder Bafe ſtunden. Wiefern dieß einen gus
ten Anblick hat machen und mit dem guten Geſchmack
überein Fommen können, getraue ich. mie nicht zu
entfcheiden. Es wäre vermwegen, mein Gefuͤhl
Bierinn dem Lircheil des alten Griechenlands entges
gen zu ftellen. Minius fegt Hinzu, „die Sieges⸗
goͤttinn iſt vorzüglich ſchoͤn, „ niche als ob fieauch
auf der Baſe geſtanden, ſondern um anzuzeigen,
daß fie an Schoͤnheit die andern ao Statuen ned
weit übertroffen Gabe. Die Minerva felbft hielt
in
2) G. bey dem Jau. Catal, Artif, p. 158.
”*) Plie. l.e. XXXVI. 44. or
0) Paaf. V. ir.
1
und die daraus verfertigten Bilder. 31
in ber andern, nämlich rechten Hanb, einen Spieß,
vielleicht auch aus Golde, bey welchem ein Drache
lag, zu ihren Fuͤßen aber ſah man einen Schild
Non bewunderungswuͤrdig erhabener Arbeit. *)
Es entiteht Hier die ſchwere Trage, wie man
aus Elfenbein Statuen von einer ſolchen Größe
habe verfertigen koͤnnen, deren Linterfuchung und
Deantwortung ich mir ef eine anbere Zeit vors
behalte.
-D, Allge⸗
*) Die übrigen befannten Merkwuͤrdigkeiten dies
fer Statuen, findet man beym Junius und
Caylus. Der Zufag des Plinius Periti mi-
rantur et ferpentemi ac ſub ipla cufpide aene-
am Sphingem, hat die Schwierigkeit, daß. Pawf,
ersählet, der Sphinx habe fih auf dem Helme
befinden. Die Muthmaßung des Harduin,
daß vielleicht zwey Sphinxe geweſen wären, hilft
bier nichts. Mrurs. in Cecrop. c. 15. lieft
ſuper ipfam caſſidem. Wenn nicht dem Pli⸗
nius diefed Hier von dem olympiſchen Jupiter
eingefallen iſt (ſ. Paw.V. 11. p. 401.) fo
koͤnute man mit wenigerm Zwange biefe Stelle
fo verbeffern: Serpentem fub ipfa cufpide er
aeneam Sphingem. Die alten Ausgaben wie
bie Roͤmiſche von 1470 haben. — Ibi dii funt
XX numero noscentes vi&loriam (diefe fehler,
bafte Leſart haben auch‘ die Aldinifchen) mira-
bili et praecipuo precio. Miramur et ferpen-
tem ec fub ipfa cufpide acream Sphingem.
.
32: 3 . G. Sulzers Theorie
II.
Allgemeine Theorie der ſchönen Kuͤnſte in ein⸗
zeln, nach alphabetiſcher Ordnung der
Kunſtwoͤrter auf einander folgenden,
Artikeln, abgehandelt, von oh. Bes
orge Sulzer, Mitglied der koͤnigl. Aka⸗
demie der Wiffenfchaften: in Berlin:
Eriter Teil, von A. bis J. 508 S. Leipzig
bey Weidmanns Erben und Rei, in go.
Wer man unfer einer Recenſion ſchlechterdings
AD einen Auszug aus einem Buche verſteht, fo
foll diefer Aufſatz über Herrn Sulzers Werk feine
Decenfion ſeyn. Eine Theorie in. alphabetiſcher
Ordnung iſt fein zufammenhängendes Ganzes; dad iſt
jeder Artikel fuͤr ſich. Um alſo die hin und her
zerſtreuten Abhandlungen zu uͤberſehen, und dem
Leſer vor Augen zu ſtellen, muͤßte man gleichſam
aus dem Regiſter ein Buch machen; und das iſt
ſchwerer und mühlamer, als über ein Buch ein
Megifter zu machen. Doch das fulzerifche Werk
bedarf feines anzeigenden Auszugs. Alle Kenner -
und Liebhaber werben es mwenigftens ftückweile les
fen, und fo den Inhalt deſſelben näher und ange
‚nehmer erfahren. |
Herr Sufger verglich, ehe er fein Werk anfieng,
die unabänverlichen und unleugbaren Maͤngel, wel⸗
che mit der alphabetiſchen Form einer Theorie ver⸗
bunden ſeyn muͤſſen, wit den Vortheilen dieſer
Form,
der fehönen Kuͤnſte. 33
Sorm, und bie Vorteile ſchienen ihm für feine
Abficht fo wichtig, daß er. fich für die alphaberifche
Ordnung beftimmte.: „Es.ift meine Abficht bey
„diefem Werke, fagt er,*) den Rünften mehr Kenner,
„mehr Liebhaber zu verichaffen. — Gebr wenig
„Leſer Haben die Geduld, ober die Gertigfeit ‚ bie
„Theorie der Künfte nach einer fuftematifchen Ord⸗
„nung zu lernen. Die meiften Dienfchen. wollen
„gleich beym erften Anfas, nad) den geringiten Be⸗
„mühungen, einiges Licht haben, (Diefe Schwie⸗
rigfeit wäre vielleicht Durch eine Vervielfältigung
der Abſchnitte, und ducch ein gutes Regiſter zu
heben gervefen.) „Wenn ich em Spitem geſchrie⸗
„pen hätte, fo haͤtte ich nothwendig bey den abſtrack⸗
„ieiten Unterſuchungen über die finnlichen Borftels
„lungen anfangen müfjen: ich haͤtte hernach zei⸗
„gen muͤſſen, wie die verſchiedenen Arten ſinnlicher
„Vorſtellungen die mancherley Arten der ſinnlichen
„Empfindungen hervorbraͤchten: wie überkaupt
„durch ein Werk der Kunſt dieſe verſchiedenen
„Borftellungen herborzubringen find. ,
Aber diefen Linterfuchungen war vielleicht nie
ein Philoſoph mehr gewachfen, als Herr Sulzer.
Der Liebhaber würde fie überfchlagen ; aber der Phi⸗
Iofopg, der doch an einer Theorie den größten Ans
theil fodern kann, mit Entzücken und mit Vortheil
für die Kunft und für das "menfchliche Geſchlecht
gelefen Haben. Zu gefchweigen, daß es mehr an
einem folchen Werke dem philoſophiſchen Leſer, als
an
In dem eänften Theile der Litteraturbriefe.
NBibl. XV. B.i. St. €
% A .
34 3. G. Sulzers Theorie
an einem gewiſſen Unterrichte dem Liebhaber zu fehlen
ſcheint. Licherdiefes waͤren auch die Schwierigkeiten
ben ver Ausarbeitung wirklich nicht fo groß geweſen.
Wenigſtens für einen fo großen Weltweifen, als Pr.
©. ift, waren fienicht unüberwindlich. Verſteht man
unter einer Encyclopedie ein Lehrgebaͤude, welches in
allen Hauptitüden fih auf einen gewiflen Grund;
faß bezieht; fo iſt eine Encyclopedie der ſchoͤnen
Wiſſenſchaften für den Verfaſſer und für den Lefer
mit großen Schwierigfeiten verbunden. Linddann
fheint, auf der einen Seite, die Freyheit alle Ge⸗
genitände einer Wiffenichaft ohne Nücficht auf ihre
Grundſaͤtze zu behandeln, ein großer Gewinn, und
auf der andern Seite, folche einzelne Abhandlungen
zu feiner Nachricht zu finden, eine große Bequemliche
keit zu ſeyn. Wollte man aber unter einer Ency⸗
clopedie der fhönen Künfte nur eine, in zufammene
hängenden Kapiteln vorgetragene, Erläuterung über
‚die wichtigften pſychologiſchen Erfahrungsfäte. der
Aeſthetik, eine raiſonnirte Einrheilung und Erflä-
rang der Gegenitänd? ver Kunſt verftehen, welche
überall mit Anmerfungen und Beyſpielen begleitet
wäre; fo wäre vielleicht der Vorteil der alphaberis
ſchen Ordnung, gehalten gegen die Vorzüge der lo⸗
gifchen, weder für den Verfaſſer nody für den Le⸗
fer fo groß als er fo zu ſeyn ſcheint. Hr. Sulzer
bat den vortrefflichen Grundfos, daß. die fchönen
Künfte zur ſittlichen Vollkommenheit des Menfchen
ſchlechterdings angewandt werden follen.. Wir. fes
ben zwar eın, daß dieſer Grundſatz nicht einer von
benen iſt, auf welche man. Syſteme bauet. Aber
| aͤtte
der ſchoͤnen Kuͤnſte. 35
hätte ihn Hr. Sulzer in einer Encyclopedie nicht in
ein weit belleres Licht ftellen, weit Fräftiger und haus
figer anwenden und fo weit nachbrüdlicher einſchaͤr⸗
fin koͤmen?
Redet aber Herr Sulzer nicht von der beſſern
Form ſeines Buchs, ſondern von der beſſern Art,
wie er es nach ſeinem Geſchmacke verſertigen, und
nach ſeinen Zeitumſtaͤnden vollenden konnte; ſo
muͤſſen wir ſagen, daß ein Mann wie Sulzer, für
fo viele der Philoſophie und den Kuͤnſten geleiftete
Dienite, von dem Publikum die gegenfeitige Erfenntr
lichkeit verlangen kann, daß es ben einem fo wia ti⸗
gen Sefchenfe nicht-auf die Form, fondern auf den
inneen Werth und auf die Abficht des Gebers ſehe.
ir Haben diefes überhaupt weniger um Seren
Sulzers, als um feiner beforglihen Nachahmer
willen gefagt. Denn voie leicht könnte das Bey⸗
ſpiel eines folhen Mannes, die unter uniern Nach⸗
barn herrfchende Diftiondrfucht, wodurch, wie ſich
ein geroiffer Schriftfteller ausdrückt, alle ihre Wifs
fenſchaften in Stücken zerhacket werden, auch u unter
uns ausbreiten.
Da wir bey ſo bewandten Umftänden keinen
Auszug liefern koͤnnen, fo begnügen wir uns einige
Ideen aufjufeßen, zu denen wir durch das Lefen
gewiſſer Artikel veranlaßt worben find,
Aehnlichkeit. Es fcheine uns eine Frage
son der größten Wichtigfeit zu ſeyn: woher das
Vergnuͤgen an der Achnlichfeit entſtehe? Ob aus
der bloßen Bemerkung der Aehnlichkeit, oder aus
der Bewundrung der Kung⸗ Hr: Sulzer erklaͤrt
2 ſich
,
36 4. G. Sulzers Theorie
ſich für die erfte Meynung, und unterſtuͤtzet ſeinen
Satz durch die Anfuͤhrung des Vergnuͤgens, wel⸗
ches uns die in der Natur erſcheinenden Aehnlich⸗
keiten verurſachen. Wie z. B. der Marmor, wel⸗
cher eine gemalte Landſchaft vorſtellt. Die Faͤlle
ſcheinen uns nicht ganz gleich zu ſeyn. Wenn wir
unferee Empfindung genauer nachfpüren ‘wollen, fo
werden wir finden, Daß 171 nicht die Achnlichfeie,
fondern vie Seltenheit ift, die wir in dem bemeldeten
Falle in der Matur bewundern. Man made den
. von der Matur bemalten Marmor gemeiner, fo
fälle das Vergnügen weg Man denfe fich die
gemeinite Nrt des Kalffteins als felten, fo ift ein
folder Stein der Segenftand des Vergnügens und -
der Bewundrung. Hier entſteht das Vergnügen
aus dem Anblicke einer eigenen einzigen Art, oder
aus der Bemerkung folcher Eigenfchaften, welche
andere Dinge von derfelben Gattung nicht haben,
und alfo aus der lnäßnlichfeit eines Dinges mit ans
dern feines Gleichen. Sollte aber auch hier das
Bergnügen aus der Bemerkung ber Aehnlichkeit
entſtehen, fo iſt es doch gewiß, daß ben den Durch
die Kunſt hervorgebrachten Achnlichkeiten, alles
Vergnuͤgen aus der Bewunderung der Kunſt ents
fpringt. Wo die Kunft entweder nicht geſehen oder
vor-dem Kenner vermißt wird, da fälle, bey der volls
fommenjten Aehnlichkeit, alles Vergnügen weg.
. Man zeige dem gefhmadlofen Liebhaber, die herr⸗
lichite rembrandifche Zeichnung. Sie vergnügt ihn
nicht, weil er die Kunft nicht fieht. Aber ein fla-
- cher alter Kopf, wo alle Härchen in dem ftaches
j lichten
— — — — — — —
der ſchöͤnen Kuͤnſte. 37
lichten Barte, alle kleine Runzeln und Narben der
Haut, auf das aͤngſtlichſte ausgedruͤckt ſind — der
wird ihn entzuͤcken. Der Kenner wuͤrdigt dieſen
kaum eines mitleidigen Blicks, und betrachtet mit
innigem und lang anhaltendem Vergnuͤgen die Zeich⸗
nung. Warum ? weiler in dieſer, bey weniger
Arhnlichfeit, viel Kunft finder, die er in dem alten
Kopfe bey vieler Aehnlichfein vermißt. Bey der
Bemerkung der Achnlichfeiten in der Natur Fann bie
Verwundrung, wie in verfchiedenen Subjekten aͤhn⸗
liche Wirkungen und Erſcheinungen hervorgebracht
worben find, Faum ſtatt haben. Warum follte -
ed der Natur ſchwerer fenn, auf der Oberfläche des
Marmors- eine Zandfchaft vorzuftellen, als andere
bunte Geſtalten darauf zu malen? Lind doch leiter Hr.
©. (ſehr richtig) das Vergnügen an der Aehnlich⸗
keit von dieſer Verwundrung her, Da wir von
der Natur weit größere Kunftitücke Eennen, weit
berborgenere und geheimnißvollere Wirfungen ges
wohne find, fo Fann der Anblick einer auf Marmor
genalten Landſchaft kein Gegenitand des Vergnuͤ⸗
gens feyn, als in wiefern er felten it. Ein gewiß
fer Vogel hat auf feinem Mücken einen gemalren Tods
tenfopf. Wer follte tie Natur um diefer hervorges
brachten Achnlichkeit voillen bewundern? Denn fann
nicht das bunte Gefieder eines Vogels eben fo wohl das
Bild eines Todtenkopfs, ale das Bild eines Grerns,
einer Krone, ober eines Streifen darſtellen? Aber der
Vogel vergnügt uns, weil Das Phänomen felten iſt.
Den den Aehnlichkeiten ber Kunft aber entſteht das
Bergnägen wirklich aus der Bermundrung, von vers
€ 3. ſchiedenen |
38 3. G. Sulzers Theorie
ſchiedenen Subjekten aͤhnliche Wirfungen, ähnliche
Erndruͤcke in unſerer Seele wahrzunehmen; auf
der flachen Leinwand Hoͤhen und Tiefen, in Sand⸗
ſtein Leben und Empfindung, ausgedruͤckt zu ſehen.
Auf die Verwundrung folgt die Bewundrung.
Jene iſt nichts anders als der erſte Eindruck des
Seltenen, Unerwarteten, Unbegreiflichen. Dieſe
iſt das Nachdenken über die Urſache oder Kraft,
welche die Aehnlichkeit hervorgebracht „hatte, und
die Empfindung, welche aus der Betrachtung diefer
Kraft entficht. Kunftwerfe, die mit gemeinen Tas
lenten hervorgebracht werden, fegen uns in Feine
Verwundrung, und alfo würdigen wir fie auch niche
und bey ihnen zu verweilen, und die Kräfte und
Sertigfeiten zu erwägen, die fie erfoberten. Folg⸗
lich fälle die Bewundrung und mit biefer das
Vergnuͤgen weg. Hat aber ein Werf der Kunft
einmal unfere Verwundrung auf ſich gesogen, fo -
find wir bemüht, die Kräfte, die es hervorbringen
Fonnten, zu ergründen. Und indem wir num die
Größe und Vorzuͤglichkeit derfelben, und befonder® bie
Leichtigkeit, mit der fie fich in dem vorhabenden Wers
fe äußern, aufmerffam betrathten, fo bewundern
soir den Künftler, nämlich fein Talent und feine
Sertigfeit.
Bild iſt ein fi nnlicher Segenftand, der in
‚ „der Rede entweder bloß genennt, oder ausführlich
„beſchrieben wird, .in fofern er durch feine Aehn⸗
„lichkeit mit einer andern Sache bedeutend wird. ‚,
Nachdem Hr. ©. biefe Erflärung feſtgeſetzt, und den
Shugen der Bilder in der Aufklärung und aͤſttheti⸗
ſchen
'
der ſchoͤnen Kuͤnſte. 39
ſchen Belebung kuͤrzlich gezeiget hat, ſo giebt er
kurze, aber ſehr beſtimmte und deutliche Erklaͤrun⸗
gen bon den verſchiedenen Arten ver Bilder. „Sind.
„fie bloß beſondere Faͤlle, an denen man das Allge⸗
„meine leicht erfennen kann, fo werben fie Bey⸗
„fpiele genennt; find fie. Dinge von einer andern,
„Art, die neben das Gegenbild geftellt werben, fo
„bekommen fie, nach Beſchaffenheit der Sache, den
„Namen der Bergleichung, oder des Gleichniffes.,,
¶Sleichniß nennt man fonft ein Bild, wo das Ge
genbild in voller Klarheit darneben geftelle wird.
Bergleichung aber, wenn man es nur obenhin an⸗
führt) „Setzt man das Bild ganz an die Stelle‘
„ber abgebildeten Sache, fo bekommt es insgemein
„den Namen Allegorie, und bisweilen der Babel,
nber Parabel, oder des aflegorifchen Bildes. Die: '
„jenigen Bilder die nur benläufig, ohne die Ver⸗
„gleichungsformel, und fo gebraudye werben, daß
„die Hauptfache ihren eigentlichen Damen behält,
nigre Eigenfchaften ober Wirkungen aber durch
„Bilder ausgebrüdt werben, Eefommen den Damen’
„der Metaphern, wie wenn man ſagt, die Jugend
„verbluͤht., Eigentlich iſt das nur ein meta⸗
phoriſcher Ausdruck, oder das was andere Figur
der Rede nennen. in deutlicheres Beyſpiel einer,
Metapher ift folgende aus dem Young: Sch er«
wache aus einem ungeflimen Meere von
Traͤumen, mo mein fcheiternder , verzwei⸗
flungevoller Geift von Wellen zu Wellen eis _
nes eingebilbeteten Elendes Herumgetrieben -
wurde, weil er das Steuerruder der Vernunft
C4 ver⸗
0 3.6. Sulzers Theorie
verloren hatte. Dieß ift eine Metapfer: Die
Jugend verblüßt, das wäre ein metaphoriſcher
Ausdruck.) |
Die äußere Form der Bilder ift nach dieſen
Muftern ſehr Teicht zu unterfcheiden; hatte aber Die
Bemerkung dieſes Unterſchieds weiter feinen Nu⸗
gen, als daß man wiſſe, tens Metapher, was
Gleichniß oder Allegorie heiſſet? So fiheint es, weil
die Theoriften der fehönen Künfte zwar immer den
Unterfchied anführen, ohne den Nutzen deffelben zıe ,
zeigen. Hr. Sulzer bar Bin und ivieder einen ſehr
praftifhen Gebrauch von der fürmlichen Verſchie⸗
denheic der Bilder gemacht. — Wir wollen von feis
nen Anmerkungen Anlaß nehmen, drey Dinge aus⸗
einander zu fegen. 1) Die Wahl der Bilder, nach
ber verfchiedenen Form der bildlihen Figur. 2)
Die vollfommnere oder unvollkommnere Aehnlich⸗
feit, welche in den verfchieveneh Arten der Bilder
verlangt wird, 3) Die Gemuͤthsfaſſung des Dich⸗
ters oder der redend eingefuͤhrten Perſonen, welche
zu jeder Art des Bildes, nach Beſchaffenheit ſeiner
Form, vorausgeſetzt wird.
An dem Artikel Allegorie macht Hr. S. bie
richtige Anmerfung, daß fie unter allen Bildern
die lebhafteſte Vorſtellung von dem abgebildeten
©ubjeft erwecket, und baß fie diefe Lebhaftigkeit
von der Kürze erhält, die aus der Weglaflung bes
Subjekts entſteht. Hr. S. folgert aus dieſer Bes
merkung eine andere.: daß nämlich die Allegorien
aus eben ber Urſache © viel von ihrem Werthe verlie⸗
ren,
der fchönen Kuͤnſte. 41
ren, wenn man fie in Gleichniſſe verwandelt. Er
fühet die Allegorie and dem Bodmer an.
— Mir ward der Becher sol Wermuth, -
Nur am Rande mit Honig beftrichen, zu trinken ge⸗
geben.
Es iſt ſehr wahr, daß dieſe Allegorie durch |
die Form des Sleichnifles ihren ganzen Werth vers
fiert. Aber wir zweifeln, Daß dieſes von der Ger
genuͤberftellung des Subjekts herruͤhrt. Wir wer⸗
den weiter unten Beyſpiele von Allegorien anfuͤh⸗
ren, welche durch die Gleichnißform vielmehr ge⸗
winnen. Der wahre Grund iſt unſeres Beduͤn⸗
kens dieſer: die Bilder in den Allegorien ſind mei⸗
ſtentheils von gemeinen an ſich unintereſſanten Din⸗
gen hergenommen. Ulnd wirklich wird auch hier
von dem Bilde nichts weiter erfodert, als daß es
wahr ſey, und dadurch dem Subjekt ein helleres
che und eine ſtaͤrkere aͤſthetiſche Kraft gebe. Als
les Diefes fann e3, ohne an fih und ohne Ruͤck⸗
ſicht auf die Aehnlichkeit insereffant zu feyn. In
dem Gleichniſſe aber wird das Bild ausfuͤhrlich be
ſchrieben, wie wir aus Hr. S. Erklärung geſehen
haben. Was ausfuͤhrlich beſchrieben werden ſoll,
muß intereſſant ſeyn. Folglich werden zu dem
Gleichniſſe Bilder erfodert, die an ſich, ohne Ruͤck⸗
ſicht auf die Aehnlichkeit, ohne Beziehung auf das
Subjekt, intereſſant ſind. Alſo ſcheinen uns nur
diejenigen Allegorien durch die Gleichnißform zu
verlieren, welche dieſe Eigenſchaft des Incereſſiren⸗
den nicht haben. Wir wollen dieſes auf das von
He. ©. angeführte Beyſpiel anwenden. Der
&s Aktus,
)
42% IJ. G. Sulzers Theorie
Aktus, einen mit Wermuth gefüllten Becher az -
Rande mit Honig gu beftreihen, ihn einem dar⸗
reichen , oder audy ihn ausleeren, bat nichts inter
eſſantes. Folglich ift er der Beſchreibung niche
‚wirdig, und darum zu dem Öleichniffe ein unge⸗
ſchicktes Bild. Aber zu einer Allegorie ift das Bild
gut. Denn hier fommt es mehr auf die Wahrheit
als auf die äftgerifche Kraft an. Das Vergnügen,
welches uns die Allegorien verurfachen,, entſteht we⸗
. niger aus der Äftherifchen Zebhaftigfeit des Bildes,
als, wenn ich fo fagen darf, aus feiner logifhen
Kraft, beſonders ben allgemeinen Sägen und wenn.
ſie durch Bilder anfchauend und unmiderfprechlich ges
macht werben. Diefe Arten der Allegorie dienen
mehr zum Unterrichte. Die aͤſthetiſche Kraft
der Allegorie, die man ihr Feinesweges abfprechen -
Kann, findet mehr bey allegorifchen Vorftellungen
menſchlicher Zuftände und Begebenheiten ſtatt.
Hier ſcheint das Vergnuͤgen nicht ſo wohl aus einer
Erleuchtung des Subjefts, als vielmehr aus der Bes
wundrung zu entftehen, in die wir verfegt werden
müffen, wenn wir eine Seele zu einer ſolchen Leiden⸗
ſchaft angefchwollen fehen, daß fie Begebenheiten
und Zuftände, die, fo wie fie fich zufragen oder empfins
den, ganz fimpel und ganzleicht erzähle und befchrie-
ben werden innen, nicht durch die eigentlichen
Worte, fondern durch Bilder ausdruͤckt, die nur
eine entfernte Aehnlichkeit haben, die nicht nur Be⸗
geifterung, ſondern, wenn wit fo ſagen duͤrfen, eine
ausnehmende Festigkeit in der Begeiſterung anzei⸗
gen, weil das Sup nicht erwähnt, und bad)
ganz.
»
der fchönen Kuͤnſte. 43
ganz mit allen feinen Wirkungen, Eigenſchaften,
Berhöltniffen, durch die Wirkungen, Eigenfchaften
und Verhältniffe des Bildes abgemalt, und gleichs ,
fam in einer fremden ungewohnten Sprache befchrie;
ben wird.
Henn wir fagen, daß das Bild zu dem Gleich⸗
niſſe (auch zu der Vergleichung) intereſſant ſeyn
wülle, fo verſtehen wir darunter dreyerley. Es
muß entweder, groß, erhaben, fürchterlich, ſchoͤn,
cdel, reizend, anmuthig, und durch feine Züge,
Schattirungen und mannichfaltige Abwechſelungen
unterhaltend ; ober durch ſich ſelbſt unterrichtend;
eder belachenswerth fen. Homer vergleiche die
verheerende Wuth des Hektors, der, mit dem un:
aufhaltſamen Schwerdt in ber Hand, noch an dem
Ufer des Meeres His. in die Schiffe hinein drohet,
mit einem Felſenſtuͤcke, welches, von der Wafferfluch
abgeſpuͤlt, von dem Gipfel des Felſens herabſtuͤrzt,
und noch in dem bebenden Thale von feinem Jaufe
erhitzt und gleichfam drohend da ſteht. Diefes Bild
iſt groß und durch die Groͤße wird es der Beſchrei⸗
bung wuͤrdig. Der Anblick einer ſorgfaͤltigen Mut⸗
ter, welche von ihrem ſchlafenden Kinde leiſe und
zaͤrtlich die Fliegen wegſcheucht, iſt etwas Schönes,
etwas Ruͤhrendes. Homer macht daraus ein vor⸗
treffliches Gleichniß, da er erzaͤhlt, wie die Goͤttinn
den vom Pandarus losgedruͤckten Pfeil von
der Bruſt des Menelaus abhaͤlt. Die Bea
ſchreibung eines erboßten Welfchenhahns beym Gel:
lert, die Befchreibung eines fteigenden Pulvers
ſhwarmers, der ſich in wirbelnden Sternchen her⸗
umdreht,
44 J. G. Sultzers Theorie
umdreht, und che man ſichs verfieht, durch einen Knall
in Dampf und Finſterniß verwandelt wird, ift an füch
unterhaltend. Daher thut jenes Bild in Gellerts
Widerſprecherinn und diefes in der ABilhelmine eine
doppelte Wirkung, eine durch ſich ſelbſt, und die andere
durch die Aehnlichkeit, und dadurch befonders das legs
tere. Denn die Anwendung auf diedurch einen Kopf⸗
ſtoß an das Bettbret geendigten Träume des Magis
ſters, iſt auf die allereneferntefte und witzigſte Aehn⸗
lichkeit gegruͤndet. Es giebt ferner Gleichniſſe, wel⸗
che durch das Bild an ſich mehr als durch Die Verglei⸗
chung, unterrichten und vergnuͤgen. Ich nehme das
ort, unterrichten, hier in einem ſehr weiten Ver⸗
ſtande, und verſtehe dadurch überhaupt bie Erzaͤh⸗
lung einer merkwuͤrdigen Begebenheit, oder die Be⸗
ſchreibung einer wiſſenswuͤrdigen Sache. 3. B.
wenn man dem Leſer ein Bild aus der Geſchichte,
oder aus der Mythologie, vormalt. Gleichniſſe
dieſer Art ſind bey den neuern Dichtern beſonders
ſehr haͤufig. Der Leſer erfaͤhrt durch das Bild its
gleich eine ihm unbefannte merfwürbige Bege⸗
benheit, und dadurch wird das Wild intereffant. So
werben bisweilen Wilder von unbefannten aber wiſ⸗
ſenswuͤrdigen Kunſtarbeiten, Gebraͤuchen, Feyer⸗
lichkeiten hergenommen. Wir werden weiter unten
die Urfache anzeigen, warum in Bildern dieſer Art
weniger Aehnlichkeit mit dem abgebildeten Subjekte
erfobert wird, als in andern.
VBelachenswerthe Bilder Fönnen es entweder
durch diejenige Vegebenheit ſeyn, die barinn vor⸗
geitelle wird, oder nur durch das lächerliche Subjekt,
| Wwas,
—— — — — — —— — — — —-
2
der ſchoͤnen Kuͤnſhe. 45
was, ſo zu ſagen, die Hauptfigur in der Gruppe macht.
Zachariaͤ vergleicht den Putzſchrank des Fraͤuleins
mit einem Raritaͤtenkaſten, den er vortrefflich ab⸗
malt. Das ganze Bild iſt laͤcherlich. Thuͤmmel
vergleicht die Kammerherren, die fi) und ihren
Fuͤrſten von einem Raͤuber befreyet hatten, und Das
für Zeitlebens eine fette Penfion genoffen, mit den
von den banfbaren Nömern gefiitterten Gänfen.
Hier find nur die Gaͤnſe das Yächerliche. Das Bild.
ift es fonft wenig oder gar nicht. Haͤtten Pferbe
die Anfunft der Gallier verratfen, fo würde das
Bild nur durch das wenige lnterhaltende und Merk⸗
würbige der Begebenheit interefjant werben, und
über dieſes durch die Aehnlichkeit vergnügen.
Iſt alfo das Bild in der Mllegorie auf irgend
eine Art an ſich felbit intereflant, fo wird es auh
allezeit in einem &leichniffe eine gute Wirkung
thun. Wenn Hr. S. übrigens ſagt, daß die Al
legorie vor den andern Bildern den Vorzug der Leb⸗
haftigkeit habe, (1. Allegorie) fo ift dieſer Vorzug,
wie man gefehen hat, nicht von der größern Kraft
des Bildes an fi) abhaͤngig, auch nicht von ber
Kürze, die aus der Weglafjung des Gegenbildes ent;
ſteht, (1. Ebendaſelbſt) fondern der Eindruck, den die
Allegorie auf uns macht, enriteht vornehmlich von
dem bewegten Gemuͤthszuſtande desjenigen, der die
Allegorie fagt, ober von der Verwundrung, einen
Satz in ein Bild eingefleider zu ſehen, und endlich
giebt die Allegorie dem Lefer mehr Beſchaͤffti⸗
gung; denn weil das Abgebildere nicht gegenwärtig
iſt, fo ſucht die Seele ſich dafjelde heimlich vor Aus
gen
⸗
IR.
46 J. G. Sulzers Theorie
gen zu malen, ſo daß das Bild des Subjekts das
Bild der Allegorie in dee Phantaſie immer begleis
tee. In dem Gleichniffe haben wir die Darſtel⸗
lung des Bildes nicht unferer eigenen Wirffamfeit
zu verbanfen, indem ber Dieter uns diefer Mühe
ganz überhebt. Das Vergnügen aus der bemerk⸗
ten Aehnlichkeit ift alfo größer „- weil: wir fie durch
unſere eigene Wirkſamkeit finden.
Wir merken in Anſehung der Wahl der Bil⸗
der ferner an, daß vornehmlich in der Metapher
das Vild von bekannten Dingen hergenommen ſeyn
muß. Hr. ©. giebt dieſe Regel ohne Unterſchied
für alle Formen. (ſ. Bild) In der Allegorie und in
dem Gleichniſſe ſcheint fie weniger weſentlich zu ſeyn,
„als in der Metapher. Denn hier iſt das Bild
mit dem Subjekt in einer beſtaͤndigen, wechſelſeiti⸗
gen Verbindung. Die Aufmerkſamkeit der Seele
iſt alſo zwiſchen beyden gecheilt. Iſt ihr alſo das
Bild nicht bekannt, ſo kann ſie es wegen der unter⸗
brochenen und getheilten Beſchaͤfftigung, in der ſie
hier beſtaͤndig erhalten wird, aus der ſtuͤckweiſen
Darſtellung nicht kennen lernen.
In der Allegorie aber und in dem Gleichniſſe
iſt es anders. In jener ſteht das Bild allein ohne
fein Subjekt da, und in dieſem, obgleich das Sub:
jeft darneben geftellt wird, har doch das Bild ſei⸗
nen Plag für ſich allein. Iſt uns alfo die Befchafs
fenheit. des Bildes noch nicht völlig befannt, fo
lernen wir fie aus dem Gemälde kennen. Lind die
if, beſonders bey Gleichniſſen, oft eine neue Lirfache
des Vergnuͤgens. Br aber muß das Bild alle:
zeit
der fchönen Kuͤnſte. 47
wit fen: d. h. es muß aus befannten Zügen zus
ſammengeſetzt feyn, die wir uns einzeln, und hernach
in ifren Verhaͤltniſſen als ein Ganzes, mit Leichs
tigfeie und ‚Klarheit vorftellen koͤnnen.
So wie aus der verfchiedenen Form der Wilder
gewiffe Regeln für die Wahl berfelben entſtehen, fo
fliegen aus eben diefem Linterfchiede, 2) Negeln für
die Aehnlichkeit. Die erfobeeten Grade find nach
der Form des Wildes verſchieden. Die genaue
Achnlichfeit ,. welche Hr. ©, von allen Bildern fos
dert, (ſ. Bild) Fann, unferer Mennung nad), nur
in der Metapher und dann in den unterrichtenden
erflärenden Allegorien, Sleichniffen und Fabeln erfos
dert werden: - in allen äfthetifchen Bildern aber,
befonders in den aͤſthetiſchen Gleichniſſen, ift eine
genaue Aehnlichkeit des Bildes mic dem Subjekte
nicht nur überflüßig, fondern fogar oft der Aftherifchen '
Hbfiche entgegen. Denn hier foll die Boritellung
bes Subjekts nicht deutlicher, ſondern lebhafter, kraͤf⸗
tiger, einbringender gemacht werden. In der Dies
tapber aber, fie fen nun für die Vorſtellung, ober
für die Empfindung, muß jede Eigenfchaft des Bil;
bes in dem Gubjefte ihr Gegenbild haben, weil das
Bild von dem Subjeft beſtaͤndig begleitet wird,
und man alfo im jedem Gage eine Eigenfchaft des
Bildes gegen eine Eigenſchaft des Subjekts hal⸗
ten muß.
Man fann daher aus der herrlichften Allegorie .
die elendefte Metapher, und umgekehrt, aus einer elens
‚den Metapher eine gute Allegorie und ein noch befs
feres Gleichniß machen, Was it abgeſchmackter
U als
as 3. ©. Sulzers Theorie‘
als jene Metapher, welche Hollberg dem Bra⸗
marbas in den Mund lege: Die Kanonen ihrer Aus
gen haben die Seitung meines Herzens u.f.f. Mare
mache eine Allegorie, oder noch befier, ein Gleich⸗)
ni daraus, fo wird man fehen, daß nicht das Bild,
fondern Die Form deffelben, unfchiflih war. Und
umgekehrt, jenes Bild beym Plato, welcher in eis
ner ſchoͤnen Allegorie die Leidenſchaften als vorge»
fpannte Pferde, und die Vernunft als den Kutſcher
vorftelle. (Hr. Sulzer führt fie indem Artifel Alles
gorie-an,) wie abgeſchmackt würde es nicht ausfals
len, wenn man es zu einer Metapher gebrau-
chen wollte; wenn man auch bie Deichfei und Die
Mäder nicht hineinbrächte, fo würde es dennoch laͤcher⸗
lich werden. Ob aber Hr. Sulzer gleich meynt,
daß dieſe Allegorie durch eine weitere Ausdehnung
des Bildes gänzlich. verdorbgn werden Fönnre, weil
weder die Deichfel Des Wagens, noch deſſen Mäder,
noch andere Theile des Bildes in dem Subjekt ein
Gegenbild haͤtten: fo zweifle ich doch, daß in ber
Allegorie eine ſolche Ausdehnung mißfallen würde.
Wir leugnen, daß bier alle Theile des Bildes dem
Gegenbilde entitchen muͤſſen. Sollte wohl in
jener fehönen allegorifchen Ode des Horaz, für.alle
heile und Bewegungen des Schiffes, die der Dichs
ter fo umftändlich Befchreibt, in dem roͤmiſchen Sr
ftaate ein Gegenbild zu finden ſeyn?
Noch zuläßiger wäre diefe Ausdehnung in eis
nem Gleichniſſe. Da Fönnte man, unferm Beduͤn⸗
ken nach, das ganze Bild eines Wagens, den Folles
zichte Pferde in eine Grube hineinſchleudern, oder,
nach⸗
der ſhönen Knfle- A
nachdem er ſchon Halb zerbrochen iſt / durch die Gaſſen
ſchleifen, ſehr ausführlich beſchreiben, um die Wuth
der Leidenſchaften vorzuſtellen, welche der Bernunift
den Zügel entriffen haben und nun die Seele in den
Abgrund flürzen. „Die Deichfel und die Raͤder
ldanten aber doch vielleicht anflößig werden? „ da
ruͤhrte aber alsdann nicht von ber zu weiten Aus⸗
tehnung,, fondern von ber Beſchaffenheit des Bits
des ber. Denn dieß wuͤrde, wenn man auch folche uns
beträchtliche Theile daraus weglaſſen wollte, an ſich
zu einem Gleichniſſe nicht intereſſant gnüug feyn. Zu
einem ſcherzhaften Gleichniſſe wuͤrde es ſich mit oflen
feinen Theilen ſehr wohl ſchicken. A
Was die Metupher betrifft, ſo fagten wir, bie
Bilder dazu müßten:von fehr befannten Dingen
Bergenommen feyn, und in allen vorgeftellten Theis
len des Subjekts ein Gegenbild haben. Diefe beys
den Saͤtze koͤnnten leicht falfch verftanden werbeit;:
Was den erften betrifft, fo muß zwar das Bild
befannt fegn, aber nicht bie Aehnlichkeit deſſelben
mit dem gegenwärtigen Subjekte. In unterrich⸗
tenden, erlaͤuternden Bildern, iſt dieſes wegen ber
daher entſtehenden Evidenz ein Verdienſt, aber
nicht in allen aͤſthetiſchen iſt es ein Fehler, ſondern
nur in der Metapher und bisweilen in der Alle⸗
gorie. Denn wenn auch, z. B. in einem aͤſthet iſchen
Gleichniſſe, der Dichter fein neues Bild malt, fi
kann Doch das. Bild in der ausgefährren Beſchrei⸗
buhg immer intereſſant ſeyn. Und wenn uns gleich
die Aehnlichkeit des Bildes mit dem vorhabenden
Subjekte bekannt, oder ſchon an ſich einleuchtend iſt,
NBibl. XV. B.i. St. D ſo
so J. G. Sulgerd Theorie u
‚fo Hören wit doch dem Dichter noch immer mit Ver⸗
muͤgen zu, weil hier das Vergnügen nicht allein aus
der Bemerkung der Aehnlichkeit, ſondern vornehm⸗
lich aus der Kunft des Gemaͤldes entſteht. — Die
Achnlichkeit eines verzweifelnden Menſchen mit ei=
nem der Schiffbruch leidet, ift befannt, gemein und
an fich einleuchtend. Lind deunoch wird buch Hülfe
einer malerifchen Einbildungsfraft unmer noch ein gu⸗
tes Gleichniß aus diefem Bilde koͤnnen gemacht werden.
Freylich haben Gleichniſſe Diefer Art eine Vollkom⸗
menheit weniger ; aber. fie. thun aus der angeführten
Urfache, doch immer nod) ihre Wirfung; weil wir-
wirklich in dem Sleichniffe ſchon mit der Kunſt des’
Bildes zufrieden find. Zu einer Metapher aber
: wäre die Aehnlichkeit zu einleuchtend. Es lohnte
ber Mühe nicht, daß der Leſer Bild und Subjekt
"immer ſtuͤckweiſe gegeneinander bielte, da er in einer
Allegorie Dad Subjekt ohne diefe Muͤhe finden, und
uͤberdieß das Bild mit ununterbrochener Aufmerks
ſamkeit uͤberſchauen fünnte. Es iſt auch dem Leſer uns:
angenehm, wenn man ihm gar nichts zu denken uͤbrig
laͤßt. Wo aber die Aehnlichkeit neu, unerwartet,
und weder aus den Nebenumſtaͤnden, noch aus dem
bekannten Gebrauche des Bildes einleuchtend iſt, da
wird dem Leſer die Muͤhe des Gegeneinanderhaltens
reichlich belohnt, und da behaͤlt er auch etwas zu
denken, indem er bie neue Aehnlichkeit vergleicht.
Auch zu Sfeichniffen, wenn fie nicht alles durch.
die Schönfeit des Gemaͤldes exfegen, ſchicken ſich
‚befannte, oder. leicht zu errachende Aehnlichkeiten
niche, Am allerbeften zu Allegorien.
| Wenn.
C, -
der fchönen Kuͤnſte. 51
Wenn wir ferner ſagen, daß in der Metapher
vie allergenaueſte Aehnlichkeit erfodert werde, ſo mey⸗
nen wir nicht daß die Aehnlichkeit nicht entfernt
ſeyn duͤrfe, und alſo das Bild aus einer dem Sub⸗
jefte ſehr nahen Gattung hergenommen ſeyn muͤſſe.
Wir ſagen nur, die Aehnlichkeit muß umſtaͤndlicher,
ausgedehnter und paſſender ſeyn, als in den andern
Figuren. Vielmehr wollen wir jetzt anmerken,
daß in der Metapher, wenn ſie eine aͤſthetiſche Wirkung
thun foll, die Aehnlichkeit ſehr entfernt ſeyn muß.
In der Allegorie wird das Bild durch die entfernte
Achnlichkeit zu einem Raͤthſel, es ſey denn daß man
das Subjekt ſchon kenne, oder aus den Nebenum⸗
ſtaͤnden erwarte. Wie viel man dem Gleichniſſe
blos ums der maleriſchen Schönheit willen verzehet,
haben wir mehrmalen gefagt. Aber in der Meras
pger entſteht das einzige Vergnügen von ber Bemer⸗
fung einer unerwarteten, ungemeinen, verborgenen
Aehnlichkeit. Sit alfo das Bild mit dem Subjekt
Babe verwandt, fo wird die Metapher langweilig.
Wir ziehen aus dem allen den Schluß, daß
unter allen aͤſthetiſchen Bilger die Metapher ans
fparfamiten gebraucht und am Fürzetien behandelt
werben muͤſſe. Geſetzt auch, diefe Figur waͤre der
Gemuͤthsfaſſung des Dichters, oder der handelnden
Perfonen immer angemeilen, fo würde man fie des⸗
wegen fparfam anbringen. mufjen, weil eine gute
Metapher nur bey. wenigen Subjeften möglid; ift,
und weil gar zu viel Eigenfchäften dazu erfodert
werden, die man nur felten in einem. Wilde beyſam⸗
wen. finden. kann. Am kuͤrzeſten aber muß fie
da deswe⸗
sa J. G. Sulzers Theorie
deswegen behandelt werden, weil überall Aehnlich⸗
Eeit um Achnlichfeit verlange voird und doch Dinge
bon entferntem Geſchlechte Feine fo ausführliche
Aehnlichkeit haben können. Und wenn fie fie auch
hätten, fo ift eine lange Metapher an ſich bes
ſchwerlich.
In denjenigen Allegorien oder Gleichniſſen, wel⸗
che wir zum Unterſchiede der andern, die mehr fuͤr
den Verſtand ſind, aͤſthetiſche genannt haben, wird
eine ſo genaue Aehnlichkeit des Bildes mit dem ab⸗
gebildeten Subjekte nicht erfodert. Es koͤnnen da
ſehr viele Zuͤge und Schattirungen in dem Bilde
befindlich ſeyn, welche in dem Subjekte kein Gegen⸗
bild haben. Hr. Sulzer merkt in dem Artikel
Gleichniß dieſen Umſtand ſehr richtig an. (&.486)
„Da es in dem Gleichniſſe, ſagt er, nicht auf Un⸗
„terricht, ſondern auf Ruͤhrung ankommt, fo iſt
„darinn alles gut, was die Art der Empfindung
„unterſtuͤtzt,
Maͤmlich die Art der Empfindung, von welcher
die - Vorftellung des Subjefts begleitet werben fol.
Wenn alſo Hr. Sulzer von den Foderungen ber
Aehnlichkeit in Abſicht auf die Borftellung etwas
nachläßt, fo thut er es nur ums zu zeigen, daß hier
alles. der Achnlichkeit der Empfindungen aufgeorfert
werben muͤſſe. Diefe flüchtige Anmerkung unfers
Verf. veranlaßt uns, eine Negel einzufchärfen wel⸗
che uns ſehr richtig zu ſeyn fcheint, ob fie gleich ſelbſt
Homer vielfältig übertreten hat: daß man näms .
lich in einem aͤſthetiſchen Gleichniſſe niemals Ems
pfindungen von entgegengefegter Art durch das Bild
und
der ſchoͤnen Kuͤrſte. 33
und durch das Subjekt erregen muͤſſe. In unter⸗
richtenden Bildern, fie mögen von einer Form ſeyn
von welcher fie wollen, ift diefes Fein Fehler; und
and) in Allegorien oder Dietapbern, welche äftherifch
find, kann man z. B. widrige Dinge mWangenehmen
vergleihen. Denn bier kann man das angenehme
Bild immer noch cher fo behandeln, daß das Anmu⸗
thige deſſelben nicht fo merklich wird. Ein Benfpiel
wird das Linfchickliche folcher Unaͤhnlichkeiten in
Gleichniffen, und daß Zuläffige derſelben in der Als
kesorie und Metapher deutlich machen. Was ift
3 D. anmuthiger, als das Bild eines weiten Korns
feldes, welches ämfige Schnitter an einem der fchöns
fen Sommertage niebermäßen, inbeß daß bie
muntern Dirnen nacharbeitend die goldenen Achren
in flammende Garben zufammen binden. Homer
malt dieſes Bild in feiner ganzen ländlichen, unfchufs
digen Anmut. Aber in welcher. Abſicht? Um
das gräßliche Miedermegeln eines Heeres damit zu
vergleichen. Hier werben duch das Bild und
durch daS Subjekt ganz verfchiedene Empfindungen
erregt ; und dieß ift offenbar ein Fehler. Man
lafle aber das Laͤndliche, das Linfchuldige aus dem
Gemälde weg, man ſtelle bloß die rüftigen Schnit⸗
ter, die gierigen Senfen, die baufenweis zu®doden -
fallenden Aehren der Phantafie dar, man bringe ſo
das Bild in eine flüchtige Bergleichung oder in eis
ne Metapher, ‚oder auch (wenn das hier aus ana
dern Urſachen ſchicklich wäre,) in eine Allegorie, fo
wird es die Wirfung nicht verfeßlen. Go fünnte
won 3 DB. in einer Vergleichung fagen: Mie
93 Reihen
34. . G. Sulzers Theorie
Meißen fielen vor feinem Schwerdte, wie die Ach=
ven vor der gierigen Senſe des Schnitte, „Er
maͤhet Reihen nieber,,, ift ein guter undoft gebrauch
ter figürlicher Musprud. — Houng vergleiche
bie frühen KEgen feines von den fchärfften Dornen
gerigten Gemuͤths, mit dem Morgengefange der Ler⸗
de. Diefes Gleichniß ift ebenfalls fehlerhaft.
Öleichniffe, die nicht unrerrichten, fondern beles
ben follen, thun eine defto größere Wirkung, wenn
durch das Bild niche nur eine ähnliche Vorſtellung,
fondern auch zugleich eine ähnliche Empfindung ers
regt wird. Go vergleicht Homer einen blühenden
Juͤngling, ber von einer Hauptwunde zur Erde ſinkt,
mit einem finfenden Mohne. 0
‚Aber kleine Bilder zu großen Subjekten?
erben biefenicht auch entgegengefetste Empfinduns
gen erregen? Diefer Umſtand verdient eine Unterſu⸗
hung. „Hr. Sulzer fage in den Artikel Bild:
bie. Gattung des Dinger, woraus das Bild genom⸗
„men ift, muß nichts an fich haben, was dem Cha⸗
„tafter des. Segenbildes entgegen ſey. — Ernft:
„hafte Vorſtellungen würden durch fomifche Wilder,
„hohe -Dinge durch niedrige. gan; verborben wers
„den., Doch nimmt Hr. Sulzer natürlichers
weile den fcherzhaften Vortrag von dieſer Regel
aus. Es iſt aus den Worten des Hrn. Berf. nicht
ganz Flar, wie weit er in ernfihaften Werfen dieſe
Regel ausgebehne wiffen will. „Hohe Dinge würs
„den durch niedrige ganz verborben werben. „ Wie -
bofften, Hr. S. würde dieſen Sag in dem Artikel
Gleichniß einſchraͤnken. Wir findenaber da mehr
| vor
der fihönen Künfe. 15
von ber Form und Eintheilung der Gleichniſſe und von
der Gemuͤthsfaſſung, bie fie borausfegen, als von den
Regeln, welche diefer Art des Bildes beſonders we⸗
fentlich find. |
| Große Dinge mit Fleinen, hohe mit niedrigen
vergleichen, macht in dem Gleichniſſe feinen widri⸗
gen Eindrud. Auch Home har feine Regel nicht
genug eingefchränft. Es koͤmmt alles darauf an,
68 große Subjekte mit kleinen, oder nur Eigens
Khaften großer Subjekte mit Eigenfchaften von Fleis
zen verglichen werden. In jenem Falle ift bie Mes
Al richtig, in dieſem leidet fie eine Ausnahme. 2.
D. einen Krieger, das Subjekt des Kriegers mit eid
ner Sliege zu vergleichen, würde ſehr fehlerhaft fern,
Aber es koͤnnen in dem Krieger Eigenfchaften oder
Zuftände ſeyn, die fich ſehr Fräftig mir Eigenſchaf⸗
ten und Zuſtaͤnden ber Fliege vergleichen laffen;
So vergleiche Homer einmal das tbfende Getuͤm⸗
md einer Schaar, welche fich lagert mit dem Sum⸗
men einer Wolfe von Fliegen, die in einem Bauer⸗
hauſe um die vollen Milchaͤſche herumſchwaͤrmen. Lins
krer Empfindung nach thut diefes Gleichniß feine -
witzige Wirkung, weil nicht Die Soldaten mit Flie⸗
gen, fondern, das Gerds der Soldaten mit dem
Summen der Fliegen verglichen wird. Auch das
don Home getabelte Gleichniß in dem Virgil wo
der Bau von Karthago, mit der Arbeit der Bie⸗
um, oder vielmehr der Fleiß der Bauleute mir dem
Sleiße der Bienen verglichen wird, kann aus biefem
Örunde gerechtfertigt werben. ° lu hätte es Vir⸗
gil bey dem Fleiße der Arbeiter beenden laſſen,
— Da und
56 J. G. Sulzers Theorie
und bie Geſetzgebung, die Stiftung der Obrigfeie
ten u. f. f. nicht in die Befchreibung bes Subjeft
Bineinbringen ſollen; denn die Nepublif der Bienen
iſt für die Republik eines Volks wirflih ein ernie=
drigendes Bild. Mit. der angezeigten Einfhräns
tung aber können große Dinge, mit Eleinen fee
wohl verglichen werden. Homer ift alſo wegen eis
nes Öleichniffes im Anfange des Dritten Buches Dee
Iliade ohne Grund getadelt worden, wo er ben
lauten Anmarfch der Trojaner, mit einem großen
fehreyenden Zuge von Krannichen vergleicht. Home,
welcher, wie wir oben gefagt haben, die Negel übers
treibt, rechtfertigt den Dichter bamit, Daß er viels
leicht den Tärmenben unordentlichen Zug der Trojas
ner, mit dem männlichen, Eriegsregelmäßigen Ans
marſche der Griechen, in einen. Gegenfag bringen -
voolle. Der Dichter bedarf dieſer Vertheidigung
nicht. Das Gleichniß iſt ohne die Abſicht eines
Gegenſatzes an fi) gut. So vergleicht er ein ans
dermal ein Heer, toelches erft in vollem Sluge mie
Inutem Kriegegefchren- anruͤckt, und ſich dann auf
dem Schlachtfelde nach und nach in Reihen ſchließt,
fpannten Fittigen und mut laufem Gekreiſche über
bie Hecker, halb fliegend dahin laufen und fich dann,
mit den Fittigen laut Flatfchend Dicht nebeneinander
nieberlaflen. Wir haben diefes Sleichniß niemals
ohne Bergnügen gelefen; und beydes das Gleichniß
und unfer Geſchmack, iſt durch obige Einſchraͤn⸗
kung der Sulzeriſchen Regel gerechtfertiget.
Wenn
der ſchoͤnen Rünfe. 7
Venn man die bisher erwägten Erfoderniſſe der
derſchiednen Bilder betrachtet, fo wird man daraus
lernen föunen, wo für. jede Art die Bilder herzuneh⸗
men find. In der Mietapher fol das Bild befannt,
aber vie Aehnlichkeit nicht an fich einleuchtend ſeyn.
Das Bild fol mie dem Gubjekte eine weit ents
fernte, verborgene und dennoch genaue Aehnlichkeit
ka. Wo wird man alfo zu den Metaphen
— ——— — — —
ſidlichere Bilder finden, als in der Natur?
Denn welche Segenftände find uns befannter , als
due Segenflände ber Natur? Und welche haben zus:
Yerh mit allem demjenigen, was wir gern in Metas
„ern entkleiden, mit unfern Zuftländen, Begeben⸗
keiten, mit unfern Empfindungen und Leidenſchaf⸗
ten, eine entferntere, verborgenere nnd boch ums
Rändlichere Aehnlichkeit, ald eben die Erfcheinungen
der Natur? (zu der wir auch die rvegellofe, eins
ode, natürliche Kunft mit rechnen.) - Der Felds
mb Gartenbau, die Tages: und Jahrszeiten, bie
mannichfaltigen Arten der Witterung und ihre Wir⸗
kungen, die Erfcheinungen des Himmels und ber.
Ge, die Stufen des menfchlichen Alters, die Ers
zeugung bee Gewaͤchſe und Thiere — wie viele vor⸗
treffliche Bilder zu Metaphern enthalten nicht alle
dieſe Dinge? Es ift wahr, die Werke ver menfchs
lichen Kunſt find auch nicht arm daran, aber die
daber genommenen Bilder find uns nicht fo faßlich,
nicht fo gewohnt, und über alles dieſes nicht fo ans
genehm. Man kann daher eine Matapher, deren
Bid aus der Natur entlehnt iſt, viel weiter auße .-
Dehnen, als wenn das Bild aus der menfchlichen
j D 5 Kunſt
58 . J. G. Suhjers Theorie
Kunſt hergenommen iſt. Die Metapher klingt
da weit gezwungener und faͤllt leichter ins Laͤcherli⸗
de. Z. B. das Bild eines Schiffes tft zur Mera⸗
pyher ſehr fchieflich. Aber man kann es bey weiten
nicht fo weit ausführen, als 3. B. Das Bild Der
Se. Maſtbaum, Anker, Seegel das find hoͤch⸗
ftens die Theile des Schiffes, die man zur Meta⸗
pber gebrauchen Fönnte, ‚Alle übrigen würden in
der Metapher anftößig ſeyn. Denn das Bild muß
in diefer Figur auch etwas an fich Anftändiges
ſeyn, welches in der Allegorie, und fo gar in dem
-Sleichniffe, weniger erfodert wird. Die Bes
oriffe der Menſchen von dem Anftändigen und
Edeln find hier mehr willführlih, als auf den ins
nern Werth der Dinge felbit gegruͤndet, 5. ®. ein -
Schiff iſt ein gutes‘ Bild zur Metapher, weil es
nach unferer herrſchenden Art zu empfinden etwas-
Anftändiges it. Eine Mühle, eine Kurfche, eine
Feſtung, ein Bergwerk, alle dieſe Dinge würben
zu Metaphern feine guten Bilder geben: Warum ?
Die Antwort giebt unfer Gefühl Die aus der
Natur entlehnten Bilder find uns aber nicht nur
faßlicher, fondern fie haben auch das zwente Erfo⸗
derniß der Metapher: ihre Aehnlichkeit mit denen⸗
jenigen Dingen, welche wir in Metapern einzufleis
ben geneigt find, iſt entfernter, ob fie gleich faßlis
der ilt.
Aus eben biefer. reichen Duelle werben auch bie
beften Bilder für die Allegorie gefchöpft werben
koͤnnen. Für das Gleichniß aber, ſtehet dem Dich⸗
ter ein weit größerer Schag offen. Denn interefs
fante
ber fchönen Kuͤnſte. 3
und durch das Subjekt erregen müffe. In unters
richtenden Bildern, fie mögen von einer Form ſeyn
von welcher fie wollen, ift diefes Fein Fehler; und
auch in Allegorien oder Metaphern, welche Aftherifch
find, kann man 3. B. wibrige Dinge ml angenehmen
vergleichen. Denn bier kann man das angenehme
Wild immer noch eher fo behandeln, daß das Anmus
thige deſſelben nicht fo merklich wird. Ein Benfpiel
wird das Unſchickliche folcher Linäßnlichkeiten in
Gleichniſſen, und daß Zuläflige derfelben in der Als
legorie und Metapher deutlich machen. Was ift
z. D. anmurfiger, als das Bild eines weiten Korns
feldes, welches ämfige Schnitter an einem der fchöns
fien Sommertage niebermäßen, inbeß daß bie
muntern Dirnen nacharbeitend die goldenen Achren
in flammende Garben zufammen binden. Homer
malt diefes Bild in feiner ganzen länblichen, unſchul⸗
digen Anmuth. Über in welcher Abfiche? Lim
das gräßliche Mievermegeln eines Heeres bamit zu
vergleihen, Hier werben buch das Bild und
durch das Subjekt ganz verfchiedene Empfindungen
erregt ; und bieß ift offenbar ein Fehler. Man
laſſe aber das Ländliche, dns Linfchuldige aus dem
Gemälde weg, man ſtelle bloß die ruͤſtigen Schnit⸗
ter, die gierigen Senfen, ‚vie baufenweis zu Boden
fallenden Aehren der Phantafie dar, man bringe fo
das Bild in eine flhchtige Vergleichung oder im eis
ne Metapher, oder auch (wenn das hier aus ana
dern Urſachen ſchicklich wäre,) in eine Allegorie, fo
wird es bie Wirkung nicht verfehlen. Go Fünnte
wan 3 DB. in einer Dergleihung fagen: Die
3 Reihen
63.6. Sulgers Theorie
zelner Ieblofer Dinge, z. B. ber Flüffe, Staͤdte
Himmelskoͤrper u. f. f.
| Die dichterifche Belebung , fest in dem beleb⸗
ten Individuo, ober perfonificirten allgemeinen Bes
‚ griffe, Eigenfchaften, Befchaffenheiten oder Präe
difate voraus, melche mit den Eigenſchaften und
Beſchaffenheiten lebendiger Weſen eine Achnlichkeie
haben. Die leidenfchaftliche Belebung: fragt Dars
nach weniger. Sie theilt willführlich allen Dingen,
befonders einzelnen, Augen und Ohren, und alle Ars
fen von teilnehmenden Empfindungen und. !eidens
ſchaften mit.
Die allegorifche, ober bichterifche Belebung
wird übertrieben, wenn die Achnlichfeit mangelt, Die
leidenſchaftliche nur dann, wann die Zeidenfchaft nicht
von der Art und nicht von der Groͤße iſt, um in der
Belegung lebloſer Dinge Befriedigung zu ſuchen.
Was erſtens die allegoriſche Belebung einzel⸗
ner Dinge betrifft, ſo finden wir in der gemeinen
undichteriſchen Sprache eine Menge ſolcher belebens
der figuͤrlicher Ausdruͤcke, welche das Beduͤrfniß
des Ausdrucks eingefuͤhrt hat. Die Gemeinheit
derſelben macht, daß ſie in einem Gedichte keine groͤ⸗
Gere Wirkung thun, als andere gewöhnliche Re⸗
densqrten. Der Dichter fucht daher Aehnlichkei⸗
ten, leblofer Dinge mit lebendigen Weſen, welche in
der gemeinen Sprache nicht ausgedruͤckt find, und
eben dadurch werden feine : Belebungen poetifch,
Aber bie Erfahrung hat gelehrt, wie leicht Hier der
Wis, befonders wenn er vom Enthuſiasmus bes.
rauſcht ift, verungläde, And verungluͤckter Witz
macht
der ſchoͤnen Kuͤnſte. J—
macht beym erſten Anblike feines Falles lachen. Aber
wirklich ſollte man uͤber die oft vorſaͤtzlichen Abwege
des Genies weinen. Im Shackſpear find ſehr viel
verungluͤckte Allegorien dieſer Art zu finden. Man
derzeihet fie-indeffen feinem Zeitalter und ſeiner Phan⸗
tafıe, Die fo viel Herrliches, fo viel für ven Menfchen
Intereſſantes hervorgebracht hat. ° Shackſpearn
wollen wie es verzeihen, wenn «er fagt: der junge
Tag tritt auf ben Zaͤhen hoch auf die Spitze ˖ des
Berges. Aber neue Dichter und- zwar. Dichter
som erften Range, nach deren Werfen einft die Was
kommenſchaft den Geſchmack unfers Jahrhunderts
beurtheilen wird, ſollten ihre Phantaſie durch Philo⸗
ſophie und Kritik beſſer zu baͤnbigen wiſſen. Wer
kann ohne ſchmerzendes Lachen einer Schlacht Haa⸗
re umd andere koͤrperliche Theile, ja fo gar eine
Schweſter zugetheilt ſehen? Wenn es noch allenfalls
der abſtrakte Begriff Schlacht wäre. Lind audy da _
wäre e8 übertrieben. Was iſt das für ein Bild?
ein ſtolzer Zahn. Wie koſtet der Fuß einen
Tanz, oder eine Kalle? — Exempla, funt
odiofa.
Aber find nicht dieſe eüßnen Figuren, Zeus
gniſſe eines großen Genies? Go ſagt man. Aber
unſerer Meynung nach fehr falſch. Ein großes
Geeie fuͤr ſich allein, ohne Beziehung auf den Men⸗
ſcchen, ben es unterrichtet und vergnügt, hat keinn
großen Werth. Es ift mie den Bollfommenheiten
bes Geiftes, nie mit ven Schönheiten der Körper. Sie
find außer der Seele, die fie genießt, an ſich nichts. _
Sie werben zu Schönheiten, wenn fie zu den dus
j Bern
62 J. G. Sulzers Theorie
ßern und innern Organen bes Vergnuͤgens, und zu
der Seele eines Menſchen von gelaͤutertem Geſchmaͤcke
ein Verhaͤltniß haben. Ohne dieſes Verbälrnig
giebt es keine Schoͤnheit, und eben ſo wenig eine
Vollkommenheit des Geiſtes Und geſetzt auch, es
gaͤbe eine Groͤße des dichteriſchen Genies, die ſich
weder durch intereſſante noch wahrhaftig ergoͤtzende
Werke aͤußerte. Soll wohl ein vernünftiger Wann
ein Gedicht ſchaͤtzen nur darum, weil es die Srucht eines
großen Genies it ? — Wir bitten dieſe Dichter, mie
Denen wir hier reden, daß fie der Ablicht, der beiten.
Abſicht des Gedichres ernithaft nachdenfen, eder
ſich diefeibe von Hr. Sulzern lehren lafien.
Bir kommen von dieſer Ausfchweifung zuruͤck.
. Die übertriebeniten Siguren diefer Are gründen ſich
insgemein-auf Bilder, dir wir. gefolgerte Achnlich⸗
feiten nennen möchten. Wenn ein leblofes Ding
mit einem lebendigen Weſen Aehnlichkeit har, fo iſt
bie Aehnlichkeit entweder in den koͤrperlichen Thei⸗
len ober in den geiſtigen Kigenfchaften oder Befchafs
fenheiten und Zuſtaͤnden des Ieblofen Dinges ges
gruͤndet. Aber e3 find nur gewiſſe körperliche Theis
le, nur gewiſſe guͤnſtige Eigenfchaften,, nur gemifie
Beſchaffenheiten, welche in. dem lehlofen Dinge ein
wahres Gegenbild haben. Theilt nun der Dichter
4. B. dee Morgenfonne deswegen, weil man ihr
figuͤrlich Jüße zuſchreiben kann, auch Fußzaͤhen mir;
giebt er dem Liede, welchem aflenfalls- diejenigen
Empfindungen und Leldenfchaften figurlich zuge⸗
fhriehen werden Eönnen, bie der Dichter darinn
ausdrückt, nun eine ganze Seele, einen Willen, z. B,
| Hains
ber ſchoͤnen Künfee 63
Halngeſang willſt du zur Ströphe werben? |
laͤßt er ver Erbe, (die ald der Woßnfig der Lebendi⸗
gen, weinend vorgeftellt werden kann,) wie Ovid in
fiem Phaeton, Die Aerme unterftügen und den Kopf
balten ; giebt er einer einzelnen Schlacht, Die nur
allenfalls durch eine flüchtige leidenſchaftliche Anrede
perfonificirt werden bürfte, weil fie nun-einmal eine
Perſon iſt, aud ein Haupt, blutige Haare, ſchwe⸗
bende Süße, Schweſtern und GSefpieliimen. — fo
. find das gefolgerte Nehnlichfeiten, und daraus wer⸗
den übertriebene Bilder.
Wenn wir lebloſen Dingen Wirfüngen Ten»
iger organifcher Theile bengelegt fehen, mit deren
eigenen Wirkungen und Eigenſchaften fie weber in der
Aruferung nody in dem Erfolge die geringfte wahre
Jehnlichkeit haben, fo fühlen wir das Lingereimte
mb Liebertriebene augenblicklich; wenn unfer Ges
fuͤhl nicht durch falfche Begriffe von ver Groͤße des
dichterifchen Genies, oder durch. die nachahınende
Ehrerbietung gegen ſolchen poetiſchen Linfinn fchon
fehr verdorben ift. Solche Belebungen aber, in wel⸗
hen leblofen Dingen geiftige Eigenfchaften, Ems
pfindungen, 2eibenfchaften, Gedanken zugefchrieben
worben, find für junge Dichter und ſchwachſinnige
Leſer mehr verführerifch als jene. Wir fünnen
von belebenden Bildern diefer Art mit Grunde ver:
bangen: entweder 1) daß das lebloſe Ding eine Wirs,
fung derjenigen Empfindung und Leidenfchaft ſey,
die ihm felbft zugefchrieben wird, wie z. B. Das ere
zärnte Schwerdt, die fröhliche Leyer, ober 2) daß es
in feinen. Förperlichen Eigenfchaften und Beſchaffen⸗
beiten, .
64 J. G. Superb’ Theorie
heiten, mit den koͤrperlichen Aeußerungen geiſtiger
Empfindungen und Eigenſchaften eine wahre Aehn⸗
lichkeit habe, wie z. B. die ſchamhafte Roſe, das
wuͤtende Meer, bie ftolze Tulipene.,: der drohende
Fels, Die keuſche Waſſerquelle, oder 3): daß es die Em⸗
pfindung oder Leibenfchaft, die man ihm zufchreibt,
in Icbendigen Weſen Gerborzubringen geſchicht ſey,
wie 3. DB. die fröhliche Wiefe, der melancholifche
Wald, oder 4) daß es der Aufenthalt und fo zu fagen .
das gegenwärtige Behaͤltniß lebendiger Wefen fen;
welche die dem Ieblofen Dinge fegärlich. zugefchrieber
nen Eigenfchaften oder Empfinbungen Außen, z. B.
das aͤchzende Schlachtfeld.
Noch eine eigene Art von Belebung entfleßt,
duch die Verbältniffe, in denen lebloſe Dinge mit.
lebendigen Wefen ſtehen. Sie befommen dadurch
ein Necht zur Belebung, welches fie one dieſes
nicht haben wuͤrden. Der gegenwärtige Zuſtand
bes lebendigen Weſens macht, Daß man das benach⸗
barte, verbundene leblofe Ding damit vergleicht, und
fo finder man in diefem oft Eigenſchaften, welche
man ihm. one das gegenwärtige Verhaͤltniß nicht
benlegen fönnte. Wer wollte z. B. einem Diamane
Ehrgeiz, oder einer Roſe Eiferfucht geradezu bey⸗
legen? Aber: der Diamant mit einem fchönen Aus
ge in Verhältniß, wird ehrgeizig und wetteifernbr
die Mofe, deren Schoͤnheit von ven Wangen der
Doris übertroffen wird, wird eiferfüchtig.
Lieber die poetifche Perfonifcation der allgemei⸗
nen Begriffe haben wir nichts beſonders anzumers
Een, was nicht el in Herrn Sulzers Schrife:
enthalten,
der ſchoͤnen Rünfe,. 6
macht beym erften Anblife feines Falles Iachen. Aber
wirflich follte man über die oft vorfäglichen Abwege
des Genies weinen. Im Shadfpear find fehr viel
verunglückte Allegorien diefer Art zu finden. Man
verzeihet ſie indeſſen feinem Zeitalter und feiner Phans
taſie, die fo viel Herrliches, fo viel fir ben Menfchen
Sintereflantes hervorgebracht hat. Shackſpearn
tollen wir es verzeihen, wenn er fagt: der junge
Taqg tritt auf ben Zähen hoch auf bie Spike des
Berge. Aber neue Dichter und. zwar Dichter
vom erften Range, nad) deren Werfen einft die Nach⸗
kommenſchaft der Geſchmack unfers Jahrhunderts
beurtheilen wird, ſollten ihre Phantaſie durch Philo⸗
ſophie und Kritik beſſer zu baͤndigen wiſſen. Wer
kann ohne ſchmerzendes Lachen einer Schlacht Haa⸗
ne und andere koͤrperliche Theile, ja fo gar eine
Schweſter zugeteilt fehen? Wenn es noch allenfalls
der abſtrakte Begriff Schlacht wäre. Und auch da _
wäre es übertrieben. Was ift das für ein Bild?
ein folder Zahn. Wie Foftet der Fuß einen
Tanz, ober eine Halle? — Exempla funt
odioſa.
Aber ſind nicht dieſe eüßnen Figuren, Zeus
gnifle eines großen Genies? Go fagt man. Aber
unſerer Miennung nad feßr falſch. Ein großes
Genie fuͤr ſich allein, ohrie Beziehung auf ben Mens '
ſchen, den es unterrichtet und vergnügt, bat feinen
großen Werth. Es ift mit den Bollfommenheiten
des Geiſtes, wie mit den Schönheiten der Körper. Sie
find außer ber Seele, bie fie genießt, an ſich nichts.
Sie werden zu Schonbeiten, wenn ſie zu den aͤu⸗
Beim
66 x 8. Suhzers Theorie
des, welches nicht aus willführlichen ober gemeinen
Zeichen hergenommen und doch nicht rächfelhaft wäre.
Don ven. allegörifchen Bildern find die allegori-
ſchen Vorſtellungen unterſchieden. „Jene Zellen
„nur bloß einen einzigen ungertrennbaren Gegens
„ſtand ver, ein unfichtbares Wefen, einen Begriff,
„eine Eitgenſchaft — dieſe verbinden beren meh⸗
„rere, um eine Handlung, eine geſchehene Sache,
„ober eine aus vielen Begriffen zuſammengeſetzte
„Vorſtellung auszudruͤcken,, (5.35) Herr Sul⸗
zer theilt die angefuͤhrten allegoriſchen Vorſtel⸗
lungen in Unfehung des Innhaltes in drey Gat⸗
‚tungen ein. In phyſiſche, in moraliſche und hiſto⸗
riſche. Eine phyſiſche Vorſtellung waͤre ein Gemaͤl⸗
de der. Macht, der Natur u. d. gl. im Ganzen bes
Srachtet. -— Die Vorftellungen müffen ausführlich
‚und aus mehrern Eigenfchaften und Wirkungen zu»
ſammengeſetzt, nicht einzelne Wilder feyn. Aber
» eben das iſt die Schwierigkeit. Wir hätten ges
wänfcht, deg Herr Sulzer von Allegorien dieſer
Art gute Muſter angeführt hätte. Soll dat Ges
maͤlde wirklich bedeutend fenn, fo muß der Kuͤnſtler
allegotiſche Bilder, d. h. perfonificirte allgemeine
Begriffe zu Huͤlfe nehmen. Sonft wird man ſehr
ſchwer unterfcheiden können, ob das Gemälde z. B.
don Morgen überhaupt, ober nur eine Morgens
landſchaft vorſtellen folle. Koͤmmt ihm aber das alles
gorifche Bild des Morgens zu flatten, fo-wirb ber
Begriff beſtimmt; aber dann rühre doch bie Deut:
lichfeit einzig und allein von bem allegorifchen Dis
de be.
| . Die
| — — —
“
der fchönen Kuͤnſte. 67
Die moraliſche Allegorie, welche Wahrbeiten
und Beobachtungen aus der fictlichen Welt vorftelle,
iſt dielleicht unter allen, wenn ber Maler feinen
Endzweck nicht vorfeglidh verfehlt, der größten
Deutlichfeis fähig. Die Tugenden, Laſter, Meis
gungen, ja. fo gar viele Zuftände und Aeußerungen
der Menſchen, find meiſtentheils mit befannten, will⸗
Füßrlichen oder mythologifhen Bildern verfehen,
wie z. B. Liebe, Mache, Zwietracht, Ruf, Schlaf,
Jugend u. f.f. Diefe befannten Bilder fommen
fogleich der Vorſtellung zu ſtatten. 3,B.Amor
bittet den Apollo fehr beweglich um feine.dener. Diefe
Allegorie beym Mariette druͤckt den Gag ziem⸗
lich deutlich aus, daß die Muſik die Liebe reizt. — Sol⸗
len alſo dergleichen allegoriſche Vorſtellungen faßlich
ſeyn, ſo muß der Kuͤnſtler ebenfalls die bekannten
allegoriſchen Bilder, zu Huͤlfe nehmen. Eine alle⸗
goriſche Vorſtellung aus neuen allegoriſchen Bildern
zuſammengeſetzt, iſt ein Raͤthſel. Und man weiß,
daß Raͤthſel, wenn wir auf keine Weiſe im Stande
ſind ſie aufzuloͤſen, Misvergnuͤgen und Langeweile
verurſachen. Sollen alſo die allegoriſchen Vorſtel⸗
lungen in der edlen Abſicht gebraucht werden, allge⸗
meine Wahrheiten anſchauend vorzuſtellen, und den
GSemuͤthern mit ſtaͤrkerer Kraft einzuprägen, fo muͤſ⸗
fen die Künftler diefer edeln Abſicht bey der Erfins
dung etwas vonihrem Ehrgeize aufopfern. Vielleicht
iſt diefer dic wahre Lirfache, daß dieallsgoriichen Bors
fiellungen immer fo bunfel und Fraftlos find. —
Bey den allegorifchen Vorftellungen der brits
ten Ark, bey ber hiſtoriſchen (J. Sulzer ©. 38
E2 i
u
_
⸗
68 J. ©. Sulzers Theorie
iſt dieſer Fehler noch weit ſchwerer zu vermei⸗
den, und oft wird er durch die von H. Sul⸗
zern mit Recht getadelte Vermiſchung des Erdich⸗
teten mit dem Wahren noch vergroͤßert. Wir ge⸗
ſtehen daher, daß wir dieſe Art der allegoriſchen Wor⸗
ſtellungen am allerwenigſten ſchaͤtzen. — Aber begrei⸗
fe ich auch ihren hiſtoriſchen Sinn nicht, fo bleibt
fie doch ein ſchoͤnes Gemälde Wohl! Aber haben
denn nun Kunft und Schönheit ohne alle Abfichr,
oßne alle Beziehung auf den Mienfchen, wirklich
einen fo großen Werth? Richtige Umriſſe, ſchoͤne
Farben und ſonſt nichts, iſt denn das des Fleißes eines
großen Meiſters und der Bewundrung eines ver⸗
nuͤnftigen Liebhabers ganz allein würdig ? Eine
Menge menfchlicher, und halbmenſchlicher Figuren
‚unter einander, Die mir weder in den Geſich⸗
tern noch in der Stellung, noch in den Verhaͤltniſ⸗
fen gegen einander das geringfte Beftimmte don is
rem gegenwärtigen Zuftande fagen, und ohne alle ofs
fenbare Urſache fo beyſammen zu ſeyn fcheinen, wie
fie benfammen find, wirklich das fann nur einen ſehr
“ Tüfternen Liebhaber der Kunft vergnügen. Es ift
mit folchen Gemälden, wie mit gewiffen Gedichten,
in denen man eine Menge zufammengelaufener Dies
taphern, Gleichniſſe, Allegorien beyſammen ſieht.
Und wozu nun dieſe großen Veranſtaltungen des Wi⸗
tzes und der Begeiſterung? Um intereſſante Saͤtze
oder Begebenheiten mit ſtaͤrkerer Lebhaftigkeit vor⸗
zuſtellen? Nein, alles um dem Leſer zu ſagen, daß
der Dichter Genie habe. Es kann wohl dem Dich⸗
tee
|
|
|
|
der fchönen Kuͤnſte. 69
ter baran gelegen ſeyn, daß wir dieſes erfahren.
Sagt er uns aber nichts als das, fo wird er uns
wenig intereflicen.
Handlungen und gefcheßene Sachen vorzuſtel⸗
len, dazu waͤre offenbar nichts geſchickter als das al⸗
legoriſche Ballet. Das allegoriſche Gemaͤlde kann
sur einen einzigen Augenblick der Handlung, das
Ballet aber die ganze Kolge 'derfelben ausdruͤcken.
Es kann fich zwar bey ber intereflanteften Sands
lung, die ber. Maler allein ausdruͤckt, vorzüglich
verweilen, aber eben biefe Handlung wird durch die
zorhergebenben beſtimmt und zugleich intereffant,
&ind aber in dem Ballet die einzelnen allegorifchen -
Dilder neu oder dunkel, fo erreicht es feine Abſi cht
fo wenig als das Gemälde.
Aus dem bisherigen ift zu erfehen, daß bie
Dentlichkeit der allegorifchen Vorſtellungen mei⸗
ſtentheils von der Deutlichteit der allegoriſchen Bil⸗
der abhaͤngig iſt.
Wir kommen wieder zu den Bildern der zeich—⸗
nenden LKuͤnſte zuruͤck, und da find uns noch 3) ei⸗
ige Anmerkungen über ven Gemuͤthszuſtand übrig,
den fie nach ber verfchiedenen Befchaffenheit ihrer
Form in dem Dichter, oder in ben handelnden Per⸗
fonen vorausfegen. Here Sulzer hat hier fo wenig
als andere Schriftfteller den Linterfchied der ‘Bilder
vor Augen gehabt. Ohne Beziehung aber auf dies
fen Unterſchied, bleiben alle Negeln, die man über
diefen Punkt gegeben hat, unbeftimmt und ſchwan⸗
fend. Daher fommt es, baß die Theoriften hierin⸗
nen bald zu viel bald zu wenig erlauben.
E3 Erſtens
70 IJ. G. Sulzers Theorie
Erſtens das Gleichniß und die Vergleichung.
Dieſe iſt gewiſſen Leidenſchaften nicht unnatuͤrlich,
jenes aber iſt nur für den Dichter und für die Gare
deinden Perfonen, nur da wo ber Dichter die Er⸗
laubniß hat durch fie zu reden.. Lind wo hat er die ?
Nur da, wo die Perfonen, ohne Widerſpruch der Si⸗
tuation und bes Charakters, ſich als Philoſophen
oder als witzige Koͤpfe aͤußern koͤnnen.
Bir wollen hier dreyerley Gleichniſſe unter⸗
ſcheiden: aͤſthetiſche, philoſophiſche, und witzige.
Die erſten find, unſerer Meynung nach, in dem Mun⸗
de der redend eingefuͤhrten Perſonen allezeit unſchick⸗
lich. Solche Gleichniſſe find allegeit Wirkungen einer
vorfeßlichen poetifhen Anftrengung der Phantaſie,
niemals natürliche Ausdruͤcke irgend einer Leidens
ſchaft, auch nicht der Bewundrung, der Beſtuͤrzung
oder der Freude; noch weniger koͤnnen fie in ei:
nem Menſchen entftehen, der gar nicht bewegt iſt.
Sie ſind alfo ganz allein für'die Perfon des Dichs
ters, und folglich in den bramarifchen Werfen
niemals zuläffig. Aber geben wir nicht in dem
* Drama den handelnden Perfonen eine dichterifche
Sdorache, welthe weit über die Sprache des wahr
ren menfchlichen Lebens iſt ? Diefe dichterifche-
Sprache, (über deren Zuläfligfeit wir und jetzt
nicht erklären wollen) erhöher nur bie natürlis
chen Grade der menfhlichen Empfindungen, aber fie
verändert nicht ihre Form. Und wenn fie dieß thut,
fo ift fie übertrieben, da fie es vielleicht ſchon bis⸗
weilen in jenem Kalle iſt. Die Natur, das We⸗
fen ber Seele darf der Dichter niemals verändern,
. Das
der fehönen Künfte: 69
ter daran gelegen feyn, daß wir dieſes erfahren.
Sagt er uns aber nichts als das, fo wird er uns
wenig interefiiren.
Sandlungen und geſchehene Sachen vorzuſtel⸗
len, dazu waͤre offenbar nichts geſchickter als das al⸗
legoriſche Ballet. Das allegoriſche Gemaͤlde kann
nur einen einzigen Augenblick der Handlung, das
Ballet aber die ganze Folge derſelben ausdruͤcken.
Es kann ſich zwar bey der intereſſanteſten Hand⸗
lung, die der Maler allein ausdruͤckt, vorzüglich
verweilen, ‘aber eben diefe Handlung wird durch die
vorhergehenden beſtimmt und zugleich intereflant.
Gind aber in dem Ballet die einzelnen allegorifchen -
Bilder neu oder dunkel, fo erreicht es feine Abſi cht
ſo wenig als das Gemaͤlde. |
Aus dem: bisherigen ift zu erfehen, baß die
Deutlichkeit der allegorifchen Worftellungen mei⸗
ſtentheils von ber Deutlichkeit ber allegorifchen Bil⸗
der abhängig ift. Ä
Wir kommen wieder zu den Bildern der eich⸗
nenden Kuͤnſte zuruͤck, und da find uns noch 3) eis .
nige Anmerkungen über den Gemuͤthszuſtand übrig,
den fie nach der verfchiedenen Befchaffenheit ihrer
Form in dem Dichter, oder in den handelnden Pers:
fonen vorausfegen. Herr Sulzer hat hier fo wenig
als andere Schriftfteller den Linterfchied der Bilder
‚vor Augen gehabt. Dfne Beziehung aber auf bies
fen Unterſchied, bleiben alle Regeln, die man über
diefen Punkt gegeben hat, unbeſtimmt und ſchwan⸗
end. Daher fommt es, daß die Theoriften hierin⸗
nen bald zu viel bald au wenig erlauben. - Ä
E 3 Erſtens
72, 3.8. Sulzers Theorie
—Philoſophiſche und witzige Bleichnifle find ie Dem’
epifchen Werfen 'nur da zulaͤſſig, wo der Dichrex
Die Suenitoihas, ‚durch den Mund der Handelndent
Perſotenczu untrorichten und zu raiſonniren, zu
ſcherzen,dore znufporten; -Und mo hat er Diefe:
Freyheit ? Nur da, wo Haifonnement,; over Schesz
und Witz, ohne Widerſpruch Ser Sxrationen usb:
der Thavaftare möglich iſt. nn
zu philoſvnhaſchen Sleirffen ird eine —*
—* von ntereſfanten Hamlungen and von aller
deidenſchaft freye, Gemuͤthsfaſſung, erfodert. Bere:
gleichungen vieſer Art ſind in ſolchen Leidenſchaf⸗
ten, welche zum Raiſonniren einladen, wie z.B. er-
bei gemäßigten Traurigkeit, und indensjenigen Zorne,
welcher moraliſche. Fehler und-nicht empfangene Be⸗
laidigungen jung Oegenſtande har, ſchr ſchicklichh.
Scherzhafte dwitzige Gleichmſſe, ſchließen fich-
ſelbſt von piaurigen oder beftigm Gemaͤchebewer
gungen aus.
Aber nicht nur die Situation; ordern audy der
Edharakter muß den handelnden Pedſonen die Gleich
uiſſe, Die det Dichter durch ihren Mund ſagt, natuͤr⸗
lich und zulaͤßig machen. And wider dieſe Negel
fehlen die vramatiſchen Dichter noch oͤfter als wis
der die vorige. Und in der That iſt es and
ſchwerer die Wahrheit der Sparaltere, als die Wehr⸗
heit der Situationen. zu behaupten." '
Philoſophiſche · Gleichniſſe ſind nur Perfonen
von einen lebhaften, aber gefbgten. Verſtande und
son feinen Befinnungen natoͤrlich Daher haben
fe bie meifte Kraft in dem Munde eines ſcharfſtur
|
L; nigen,
|
|
|
’
j o
der fchönen Kunfte. 23
nigen, ober wentgftens erfahrenen Mehnes Wie
manches ernſthafte Gleichniß wuͤrde eine ganz an⸗
dere Wirkung thun, wenn es nicht Johann oder
fette, ſondern der ehrwuͤrdige Ariſt ſagte. Einige
Dichter ſcheinen die⸗Sache dadurch gut machen zu
woller, Daß fie einfaͤltigen Leuten ihre ſcharfſinnigen
Bemerkfungen ( denn das ſind die philoſophiſchen
Gleichniſſe) auf eine natuͤrliche einfaͤltige Art ſa⸗
gen laſſen. Dieſes iſt nur bey ſolchen Bemerkun⸗
gen gut, welcht von allen vernünftigen Menſchen
gemacht werben; bie. aber in dem Philofophen nur eine
andere Form haben; ala in dem gemeinen Mlanne,
Raifonnements, die in einem philofophifchen Genie,
in feinen Einſichten und Kenkinifien, in Erfahrung
vder Cultur gegründet find, bleiben tn dem Munde
des gemeinen Mannes unnatuͤrlich,⸗ wenn fie auch
uch fo ſimpel gefagt werden. - Die. Bedienten in
fo vielen dramatiſchen Süden, Hleiben, ihrer einfäls
tigen Sprache ungeachtet, unferer Meynung nad),
immer. unwahrfcheinliche Charaktere.
Mon fann hieraus lernen, daB zu der Wahr⸗
heit der Charaktere. in dramatifhen Werfen nicht
allein im Ausdrucke ber Perfonen, fondern vornehm⸗
Uch im ihren Oedanken, Natur feyn müfle. —
Wir ſehen oft Rinder auf ber. Bühne erfcheitten,
weiche ‘von ihres Alter niches als Bas Aeußerliche
and hoͤchſtens ven kindiſchen Syntax in der Spra⸗
che Haben, uͤbrigens aber mit dieſer Findifchen Art
Suttenſpruͤche, ybiloſophiſche Sleichmiffe, oder große
MBefinnungers vorbringen, denen mar ben aller: afe
Ferien findifchen Einfalt dennoch anficht, daß fie
E5 richte
+.‘
74, I G. Sulzers Theocie
Fruͤchte einer langen Erfahrung und eines geuͤbten
Verſtandes ſind. Und unſerer Empfindung nach
macht es ben ſolchen Rollen einen ſehr unangenetz⸗
men Eindruck, wenn man es dem Dichter oder
dem Schauſpieler anſieht, wie viel er ſich Muͤhe
giebt, das, was ber einfaͤltige Mann ober dae Kind
nicht denken kann, auf eine recht einfaͤltige oder
kindiſche Art zu ſagen.
Witzige Gleichniſſe, beſonders die von der feinen
philoſophiſchen, oder ſcherzhaften Gattung ſchicken
ſich nur für Perſonen, welche ein lebhaftes Ges
nie, und dabey Kenmtniffe und Lebensatt haben.
Solcher Perſonen kann fi) der Autor bedienen um
feinen Witz bey dein Parterre anzubringen, — vor⸗
ausgeſetzt, daß es die Situation erlaubt. Die
franzoͤſi ſchen Schauſpieldichter ſchuͤtten ihren aller⸗
beiten Witz immer durch den Mund der Bedienten
und Kammermaͤdchen aus. Ihre uͤbrigen Cha⸗
raktere find ſelten witzig. Ein vernuͤnftiger, unters
richteter Franzos in ſeinem maͤnnlichen Alter, mit der
aͤßigten Lebhaftigkeit feiner Ration, iſt der ans
wgenehmſte witzigſte Geſellſchafter, ven man ſich den⸗
ken kann. So weit unſere Beleſenheit und Er⸗
fahrung reicht, fo finden wir diefen Charakter im
den franzoͤſiſchen Schauſpielen ſehr ſelten. Ihre
Charakter find entweder ſehr ernſthaft, ober ſehr
komiſch. Die Liſetten und die Frontine haben im⸗
‚mer den lebhafteſten Verſtand und den meiſten
Wis, und dieſe Rollen ſcheinen beftinme zu ſeyn,
das Anmuthigſte von dem ebaratter der Nation
auejudruͤcken. on
Indeſſen
der ſchoͤnen Kinfe. 23
nigen, ober wentgftens erfahrenen Mannes, Die
manches ernithafte Gleichniß würde eine danz ans
dere Wirkung thun, wenn es nicht Johann oder
Fi ſondern der ehrwuͤrdige Arift fagte. Einige
ter ſcheinen die Sache dadurch gut machen zu
wollen, daß fie einfältigen Leuten ihre fcharffinnigen
Bemerfungen (denn: das ind die philofophifchen
Gleichniſſe) auf eine natürliche einfältige Arc fas
"gen laſſen. Dieſes ift nur bey ſolchen Bemerkun⸗
gen gut, weltche von allen vernünftigen Menſchen
gemacht werben; bie aber in dem Philoſophen nur eine
andere Form haben; ala in dem gemeinen Marne,
Raifonnements, die in einem :philofophifchen Genie,
in feinen Einſichten und Kenlitniſſen, in Erfahrung
ter Cultur gegrüntes find, bleiben n dem Munde
des gemeinen Mannes unnatuͤrlich, wenn fie auch
noch fo fünpel gefagt werden. - Die Bedienten in
fo viesen dramatifchen Stuͤcken, bleiben, ihrer einfäls
tigen Sprache ungeachtet, unſerer Meynung nach,
immer. unwahrſcheinliche Charaktere.
Man kann hieraus lernen, daß zu der Wahr
heit der Charqktere in dramatifchen Werfen nicht
allein im Ausbrucke der Perfonen, fondern vornehm⸗
Uch im ihren Gedanken, Natur feyn müfle. —
Wir ſehen oft. Rinder auf ber. Bähne erſcheinen,
—— en nn
welche ‘von ihrem Alter niches als vas Aeußerliche
and hoͤchſtens ven kindiſchen Syntax in der Spra⸗
he haben, uͤbrigens aber mit biefer Findifchen Art
Sittenſpruͤche, vbiloſophiſche Gleichniſſe, ober große
Geſinnungen: vorbringen, denen man ben aller afs
fefristen findifchen Einfalt dennoch anficht, daß fie
E5 Fricchte
⸗
76 J. G. Sulzers Theorie
len Hr. Sulzern daruͤber hoͤren? „Er muß in ei⸗
„nem Gemuͤthszuſtande ſeyn, in welchem das Be⸗
„ſtreben, die vorkommenden Gegenſtaͤnde ausfuͤhr⸗
„lich mit Deutlichkeit oder Lebhaftigkeit zu faf⸗
„ſen, natuͤrlich iſt. Der Gegenſtand ſelbſt muß
„intereſſant oder wichtig ſern. — Das Ber
„ſtreben einer Vorſtellung auf zuhelfen, kann einen
„doppelten Grund haben: entweder entſteht es
„bloß aus der Begierde den Gegenſtand faßlis
„cher zu machen, — ober man will ihn gern
„lebhafter empfinden, um den Eindrud, den er auf
„uns macht, zu verftärfen, und ihn völlig zu genies
„ßen. Im eriten Fall entitehn die unterrichten⸗
„ben Stleihniffe. F
Im andern Falle entſteht das, was wir üfie
tiſche Sleichniffe nenuen.
Was bie lettere Yu betrifft, fo find x wir mie
Here Sulzern darinn nicht einig, daß die Luft zu
aͤſthetiſchen Sleichniffen aus der Begierde den Ges
genitand lebhafter zu empfinden entſtehe. Sollte
fie nicht vielmehr aus dem Beſtreben entſtehen, ihn
andere tebhafter empfinden zu laſſen. Auch in
handelnden Perfonen rührt, wie und duͤnkt, bie Luft
zur Bergleichung aus diefem Wunfche her, — wes
nigftens meiitentheils. Aber in dem Dichter‘ ges
wiß allezeit. Und von biefem muß Herr Sulzer
ohne Zweifel reden, ba er das Beyſpiel aus dem
Homer anfuͤhrt: Ueberdieß find ja auch die
Gleichniſſe nur allein für den Dichter. in
Ä ie
⸗
der ſchoͤnen Kuͤnſe. 77 u
Die fulzerifche Regel dermaßen eingefchränft,
bo hätte alfo der Dichten die Erlaubni zu aͤſtheti⸗
ſchen Gleichniſſen, (denn von diefen reden wir ) bey
intereffanten Gegenftänden,. deren Eindruck er den
Leſer gern mit der innigflen Kraft genießen laſſen
will, oder bie es überhaupt verdienen, Daß man ſſich
ben ihuen verweile
Aber auch mit biefer Einſchraͤnkung, duͤrfte |
vielleicht das Genie des Dichters diefe Megel zu
ſtrenge finden. Sollte wirklich das Gleichniß allezeit
um des Subjefts willen da ſeyn muͤſſen ? Könnte nicht
das Gleichniß, wenn es von einem interefjanten Bilde
bergenommen wäre, durch ſich felbit intersfliren ?
Bir pflegen in dem gemeinen Leben oft von den ges
meinten Theilen des Gefprächs Anlaß zu Erzaͤhlun⸗
gen zu nehmen, die wir meße um ihrer felbft wils
Ä
|
ion, als um ber Sache wilten, wovon die Rede iſt
einbringen. Sollte ver epifche Dichter nicht auf eine
änliche Weiſe zu erzäßlenden Sleichnifjen veranlafs
fet werden? Ohne Zweifel. And wir fehen nicht
em, warum er diefen Veranlafjungen widerftehen
müßte. Es verſteht ſich, daß fie nicht Häufig find,
Aber das pflegen fie in einem orbentlichen Kopfe
ohnedieß nicht zu ſeyn.
Beym Homer finden wir ſolche veranlaßte
Gleichniſſe in Menge, und im Milton und
Klopftock ſind ſie auch nicht ſelten. Wir rechnen
bier nicht das perfönliche Anſehen, ſondern nur unſere
Empfindung, nach welcher dieſe Gleichniſſe an ihrem
Drte ‚Feine falfche Wirkung thun. Sollte wohl
3. B. jenes „herrliche Gleichniß ih ber Meßiade um
bes
” -
\ ı
78 J. G. Sulzers Theorie
des Subjekts willen da ſeyn? Der Dichter be⸗
ſchreibt den von einem ſataniſchen Traume beunru⸗
higten Caiphas:
— — Wie tief in der Feldſchlacht
Eterbend ein Gottesleugner ſich waͤlzt, der kommende
Sieger
Und das baͤumende Roß, der rauſchenden Panzer
Getoͤſe |
Und das Geſchrey und die töbsende Wuth und der
donnernde Himmel
Stärmen auf ihn: er liegt und finft mit gefpalter
nem Haupte
Dumm und gedanfenlod unter bie Todten und
, - glaubt zu vergeben; '
Drauf erhebt er ſich wieder und iſt noch und denkt
noch und fluchet, |
Daß er noch ifl, und orig mit bleichenden ſterben⸗
den Haͤnden |
- Blut gen Himmel, Gott, flucht er und wollt ihn
gern noch leugnen.
allſo fprang Caiphas auf u. ſ. w.
Wir wollen gar nicht leugnen, daß in dieſem
Gleichniſſe die Aehnlichfeit des Bildes micdem Sub⸗
jekte zu nahe iſt. Aber einem ſolchen befhreibens
den Gleichniſſe verzeiht man Dieß eher als einem
andern. Go macht Milton im zweyten Bude
ein anmuthiges Gemälde von dem auf Schnee und
Regen erfolgenden Sonnenſcheine. Der Anlaß
dazu iſt der Ausgang einer Verſammlung der hoͤlli⸗
ſchen Geiſter. Unſerer Meynung nach wirkt Dies
fſes
= ö— ge — — —
ber ſchoͤnen Kuͤnſe. 79
ſes Gleichniß, fo wie: das vorige, wenig auf das
Gubjefr zuräd. Und dennoch thun benbe eine ſchoͤ⸗
ne Wirkung. Bon eben diefer Art ift in. der Wil⸗
helmine jene treffliche Beſchreibung eines reizenden
M
„ welcyes init weggewandtem verdeckten
Orficste iße letztes Gewand tor der Mebeſcele
entfaltet.
So gern wir dieſe veranlaßten Gleichniſſe
billigen, ſo wuͤnſchten wir doch nicht, daß ſie der
Dichter haͤufig anbraͤchte. In ſcherzhaften Wer⸗
ken ſcheinen fie noch zulaͤſſiger zu fenn, als in ernſt⸗
haften, weil dort der Gang der Ideen nicht ſo regel⸗
mäßig ſeyn muß. Ulnſerem Beduͤnken nach, iſt
es für ſolche Gleichniſſe vortheilhaft, wenn fie nach
dem Sub jekte geftelle werden. Am allerſchicklich⸗
ſten ſcheinen hierzu Bilder aus der Geſchichte und
Mythologie zu ſeyn, oder uͤberhaupt Bilder, die
weniger befannt find, und difo durch die Neuigkeit
und durch eine Art des Linterrichts interefjant wer⸗
den, wenn fie eö auch durch die Aehnlichkeit und
durch Die Belebung des Gubjefts weniger: find,
Die aus dem Milton und Klopſtock angeführten
Gleichniſſe haben diefe Eigenfchaft nicht.
Dem Sleichniffe, ift in Abficht auf bie voraus '
geletste Semüchsfaffung, die Allegorie gerade entges
gen geſetzt. (Bir ſchraͤnken uns auf die afthetis
ſche Allegorie ein.) Jenes ift dem Charafter
aller Leidenſchaften gerade entgegen, dieſe iſt einigen
Mſcaſten natuͤrlich. Das Gleichniß iſt Fr
\ e
5 so | J.G. Sulzers Theorie
für den Dichter.“ Die Allegorie iſt für Die Hank
delnden und bewegten Derfonen, und für den ide
ter nur da, mo er reibit bewegt ift.
Alſo noch einige Anmerkungen über die Ale
gorie in Abſicht auf die Gemüchsfaflung, welche
fie in dem Dichter und in den handelnden Perfonen
vorausfegt. Wir reden bier nicht von der unters
richtenden, philofophifchen, ſondern von ver aͤſt he⸗
tiſchen Allegorie. Dieſe Figur iſt eigentlich al
lezeit eine Wirkung der leidenſchaftlichen Begeiſte⸗
rung. Sie entſteht nicht, wie dns Oleichniß, aus
dem vorſetzlichen Beſtreben, einen Gegenſtand mie
größerer aͤſthetiſcher Kraft darzuſtellen, ſondern fie
wird ohne Anſtrengung durch die Leidenſchaft ſelbſt
hervorgebracht. So wie alſo das Gleichniß nur
für die Poefie, und niemals für die Leidenſchaft
ſchicklich war: fo ift hingegen biefe Art der Allego⸗
rie nur der Leidenfchaft natürlich, und der Poefie nur
alsdann, wenn der Dichter die einzige rebenbe hans
delnde Perſon feibft ift, und wenn fein vorhabender
Gegenſtand von einer ſolchen Beſchaffenheit iſt,
daß er ſehr lebhafte Empfindungen und ſelbſt lei⸗
denſchaftliche Bewegungen "in ihm hervorbringen
konnte. In dieſem Falle iſt der Dichter nur in
der lyriſchen Poefie ; da ift er felbft die bewegte Pers
fon. Sin dem epifchen Gedichte ift er gleihfam nur
Zufchauer fremder Handlungen und Leidenfchaften.
tun ift es zwar wahr, daß ein empfindfamer Zus
ſchauer durch den Anblick rührender Gegenflände,
bis zur Wegeifterung bewegt werben kann. Aber
. | bie
ber fihönen Kuͤnſte. 81.
Die Theilnehmung an der Situation iſt doch niche
bad, was die Situation felbit iſt.
Man koͤunte alfo bie Teidenfchafetiche Be⸗
geiſterung von der gemeinen dichteriſchen uns
kerſcheiden. Jene ift für die handelnden Per⸗
fonen, und für den Dichter nur in dee kyriſchen
Poeſte; dem fie entiteht unmittelbar aus den ber
wegenben Empfindungen ſelbſt. Die gemeine
dichterifche Begeiſterung wird durch die ima⸗
ginariſche Vorſtellung gewiſſer Empfindungen
und Leidenſchaften und ihrer Wirkungen hervor⸗
gebracht. Kin noch geringerer Grad berfelben
entſteht amd der Vorſtellung folder Gegenſtaͤnde,
welche zwar bis zur Empfindung, aber nicht bis
yur Leidenfhaft rühren koͤnnen. Dieſe beyden
Arten Ber Begeiſterung find alſo nur dem Grabe
Warum bringt aber nm ein hoͤherer Grab
ber Begeiſterung am häufigiten Allegorien, ſelt⸗
ner Metaphern und niemals Gleichniffe hervor?
Der Grund davon ift in ber angezeigten Ders
ſchiedenheit diefer Figuren, und in der menſchli⸗
chen Seele zu ſuchen. Die Allegorie iſt das
Bild alleine ohne Subjekt. Ihr koͤmmt bie
Vergleichung und bie kuͤrzere Metapher am näde
en. u dem Gkeihnige ift Bild und Cube
jekt neben einander. Grund genug, warum bie
Allegorie und die ihr verwandten Figuren ber feis
denfchaftlichen DBegeifterung am natuͤrlichſten find,
Bild und Subjekt gegen einander halten, von
N.Bibl. XV 31.86 F einem
82 3 G. Sutzers Theorie
einem auf: das andere zuruͤck ſehen, auf die Gras
de der Aehnlichkeit Acht haben, das ſetzt andere
Abfichten voraus, als allein die Erleichterung Der
Leidenſchaft, das erfodert Mühe und dichterifche
Anftrengung. Aber das Bild allein oder mit fluͤchti⸗
ger Andeutung des Subjefs malen, erfodert nichts
als die‘ Gegenwart des Bildes in der Phantafie und
Die Leichtigkeit im Ausdrucke ver Empfindung, Fuͤr
beydes ift durch die Zeidenfchaft geſorgt.
Berner, die Bilder entitehen oft aus dem Wun⸗
fche, einen Gegenftand andern mit größerer Kraft
darzuftellen. Dieſer Wunſch Fann in gewiflen Gras
den und bey gewiſſen Verhaͤltniſſen der Leidenſchaft
ſtatt finden. Und eine Vergleichung, wo das Bils
nur angedeutet wird, oder eine Allegorie, wo man
es aus den Umſtaͤnden erräch, befriediget dieſen
Wunſch hinlaͤnglich. Das Bemuͤhen aber durch dich⸗
teriſche Ausſchmuͤckung zu gefallen (aus welchem die
Neigung zu Gleichniſſen groͤßtentheils zu entſtehen
ſcheint) faͤllt gaͤnzlich weg, und dies iſt ein zweyter
Grund. Iſt die Leidenſchaft zu einem hohen Grade
der Begeiſterung geſtiegen, ſo hoͤren auch die Ver⸗
gleichungen und die kuͤrzeſten Metaphern auf na⸗
tuͤrlich zu ſeyn, und die Allegorie bleibt es unter al⸗
len Figuren allein. Wenn nämlich die Begeiſie⸗
rung den Grad erreicht hat, daß ſich die Seele
ganz alleine mic ihren eigenen Empfindungen bes
ſchaͤfftiget, daß fie ganz in fich ift und andere Pers
fonen faum mehr wahrnimmt, dann fälltaudy je
nes Beftreben das Subjekt zu beleben weg: denn
diefes Beſtreben ſetzt allezeit die Abficht voraus, an:
| > dern
— -
r
„ber fehönen Kuͤnſtfe. 83
Bern einen gewiſſen Gegenſtand Ichhafter empfins .
den zu laffen. Iſt Die Seele nun in der einfamen
umgefelligen Begeifterung von welcher wir bier reden,
fo bleibt ihr nichts von diefer Abficht übrig. Das
Subjekt ver Bilder, bie ſich der Seele durch die Aſ⸗
fsciation darſtellen, ift ihre leidenfchafrliche Empfin«
dung. Sie felbit iſt fich des Subjekts hinlaͤnglich
bewußt... And. andern zeige fie nichts davon an,
entweder weil fie ſchon fo in ſich ſelbſt vertieft ift,
baß fie die umſtehenden Perſonen nicht wahrnimmt
oder nicht achtet; oder weil ſie aus Eigenliebe glau⸗
bet, die Umſtehenden muͤſſen die Empfindungen die
fie gegenwärtig hat auch haben, und diefelbenan dem .
bloßen Bilde fo gleich erkennen, ohne daß ihnen die Em⸗
pfindungen der Gegenbilder mit angedeutet werben.
Daber die rärhfelbaften fehwärmerifchen Allegorien
bewegter Perfonen; die uns wirklich auf dem Thea⸗
ter Bergnägen machen, wenn fie an dem rechten:
Orte angebracht find. Cine Seele in großer Thdr
figfeit zu ſehen, iſt an fich ein Vergnügen; aber
Bier. voird das. Vergnaͤgen durch bie befondere Art
der Thätigfeit vermehrt, die wie in einer: ſolchen
Leldenſchaft wahrnehmen. u
Warum druͤckt nun aber in der Leidenſchaft
der Menſch ſeine Empfindungen lieber durch Bilder,
als durch eigentliche Worte ans? Weil die letztern
oft fehlen und die erftern duch die Afjociation in -
Menge dargeftellt werben. Aber der vornehmſte
Grund ift unferer Dieynung nad) diefer: In der
Degeifterung wird das Selbſtbewußtſeyn, d. 6.
da⸗ Bewußtſeyn unſeres wahren Zuftandes und
unferer .
54 | J. G. Sulgerd. Theorie
unſerer gegenwaͤrtigen Verhaͤltniſſe fehe leicht vera
faͤlſcht. Dem begeiſtertem Menſchen wird Biss:
ber wie dem Traͤumenden, jede Idee, bie ihm feise
Phantaſie darjtellt, eine Idee eines -Zuflandes oder
eines Berhältnifles feiner Perfon, zumal wenn bie
Idee mit feiner gegnwärtigen Empfindung eine
Achnlichfeit bat. Wo Diefes verfaͤlſchte Be⸗
wußtſeyn nicht flatt findet, do find auch gewifle Ars
ten der Allegorie nicht moͤglich. Wir wollen die
Sache durch ein Beyſpiel erläutern. Man denfe
ſich einen Betruͤbten und einen Verzweifelnden; dies
fer ift begeiſtert, jener niche, Wenden fälle bey.
der Empfindung ihres Zuſtandes ein fiheiterndes
Shiffein. Der Berrübte wird das Bild mic feis
nem Zuftande vergleichen, Der Bergweifelnde
wird feinen Zuftand durch das Bild allein, allego⸗
riſch ausdruͤcken. Warum? Die Ideen des Schiffs
hruchs, werden ſogleich Ideen ſeines eignen Zu⸗
ſtandes werden; er wird ſeines wahren Bewußt⸗
ſeyns beraubt, doch ſich ſelbſt einige Augenblicke
fuͤr den Ungluͤcklichen halten, welcher auf dem
Meere verunglinft, —
Die Einſchraͤnkung unferer Abſicht erlaubt es
nicht uns weiter auszubreiten, da wir ohnedieß die
gewoͤhnlichen Graͤnzen einer Necenfion uͤberſchritten
haben. Aber wir wiederholen es," unſer Aufſatz
ſoll feine Recenſion ſeyn. Wir waren durch die
Lektüre des fulzerifchen Werks zu einigen Gedanken
über die Bilder veranlagt worden. Dieſe haben
wir unfern Leſern mitgetheilt. Vielleicht werben
- wir
der ſchoͤnen Kanſte. 8383
wir von dem andern Theile einen aͤhnlichen Anlaß
zu einem kleinen Aufſatze nehmen.
Eine kleine vortreffliche Schrift uͤber die beſte
Anwendung ber ſchoͤnen Kuͤnſte, welche Hr. Sul:
zer oßnlängft heraus aachen bat, werden wir naͤch⸗
ſtens anzeigen.
Unſerer Empfehlung bedarf die ſulzeriſche Theorle
nicht. In Deutſchland haͤngt ohnedieß die Aufnahme
eines Buchs meiſtentheils von dem Namen ſeines
Verfaſſers ab, und es iſt wohl gewiß, daß in unſerer
Nation noch immer mehr bewundert und nachge⸗
ſprochen als anſchauend geurtheilet wird. Aber Hrn.
Sulzers Theorie iſt ein Beweis, daß ein
großer Philoſoph, da wo er die Abſicht hat Liebha⸗
ber zu unterrichten und gemeinnuͤtzige Kenntniſſe
auszubreiten, der Verſtaͤndlichkeit ſehr vieles von
ſeinem Tiefſinne und von der ſchriftſtelleriſchen Ei⸗
telfeit aufopfert, daß er nicht allezeit die Mares
rien aus dem tiefſten Grunde heraufholt und vor⸗
ſetzlich ſehr vieles zuruͤck behaͤlt, was er wirklich
wußte und was ein anderer, dem es mehr um den
Ruhm eines ſcharfſinnigen Weltweiſen, als um das
Verdienſt eines gemeinnuͤtzigen Schriftſtellers, oder
um die Erreichung der beſten Abſicht zu thun waͤre,
nicht zuruͤckhalten koͤnnte und würde,
39 IIL
86 A Colledion of Prints &c.
di
III.
— of Prints, engraved after che
moft capital Paintings in England.
Publifhed by John Boydell. Volume
the fecond, containing fixty "Prints.
With a Defcription of each Pidture in
Englifh and French. London: Prin-
ted for. the Editor, 1772. Im größs
tem Folio Format: der Preis 12 Guineen. |
ieß wichtige Werk iſt zwar unſern Leſern, ſo
TI wohl aus der vom erſten Theile deſſelben im
IX ande ber neuen Bibliorhef gegebenen Anzeige,
als auch Durch die von den mehreften einzelnen Blaͤt⸗
tern dieſes zweyten Theiles gleich bey ihrer Ausgabe
von uns mitgetheilten Nachrichten bereits fo weit
befannt gemacht worben, daß es überflüßig ſcheinen
moͤchte, fich daben noch ferner aufzußalten. Wir haben
aber noch einige Blätter nachzuholen, und infonders
beit von der Befchreibung zu reden; glauben auch,
daß es den Liehabern angenehm ſeyn werde, ben gans
zen Inhalt nunmehr an einem Orte überfehen zu
fönnen. Der Titel dieſes zweyten Theiles giebt
bie Anzahl der Kupferflihe nur auf 60 an, und
bie” Abfiche des Herausgebers war barauf einges
ſchraͤnket. Er hat aber noch drey Stuͤcke hinzuges
füget, und wenn man zu dieſen noch fein Bildniß,
das Titelfupfer und die auf dem gebrücten Titel
befindliche anfehnliche Vignette zähler, fo find es in
. r. der
.ı 8
ı & &
.
⸗
m ®
by John Boydell. Vol. I. 87
der That „u Städte, die in dieſem Bande geliefert
worden. Wir wollen davon zuförderft, wie bey
bem erfien Bande gefcheben, das Verzeichniß geben:
Zum Ditelkupfer: eineAfa-] gemalet geſt och en.
demie, morinn nach dem von von
Akte gezeichnet wird, IMortimer, Ravenet.
Zur Vignette: die Erfin⸗ |
dung ber Bildnißmaleren
nad) dem Schatten, e |Demfelben, Demſelben.
ı. Der Srühing, ⸗ Phil. Lauri, Vitalba.
3. Der Sommer, ⸗ Demſelben, Demſelben.
3. Jalkob mit dem Engel
ringend⸗ Ealv. Roſa, Earlom.
4 David und Goliath, Demſelben, Demſelben.
5. Rahel verbirgt Labans \
Siam, 4 e 16. Bouedon] Demfelben-
6. Venus und Adonis, IN. Poußin, Demſelben.
7. Ruͤcktehr vom Markte, Berghem, |Eanot.
3. Der Bund zwifchen Ja⸗Peter vom
fob und Laban, ⸗ Cortona, kigrt.
9. Phryne verſuchet den
Zenokrates, ⸗— Salvb. Roſa, Ravenet.
10. Der Tod Abels, A. Sacchi, Earlom.
II. Dieheil. Jungfrau unter,
richtet den Johannes ir
Ben, ⸗⸗ _a GGuercino, TDemfelben.
ı2. De Heiland erſcheinet Pet. v. Cors
der Maria im Garten./ tona, G. Waller.
13. Der Tod Joſephs, Velaſco, Bannezman.
14. Kupido in der Inſel Cy5
prus, 3 4 Guido Reni, C. Fauccli.
15. Heilige Samilie,_ ⸗Barocci, Miller.
16. Nembrants Bildniß, Rembrant, Earlom.
17. Tobias ſalbet die Augen _ u
feines Vatırd, ⸗ In. Carracci, Ravenet.
54 18. Tan⸗
88 A Colledlion of Prints &c.
gemalet lgeſtochen
von son
ı8. Tanzende Kinder, “= Le Nain, Bannennan⸗
19. Aeneas traͤgt ſeinen Va⸗
ter Anchiſes, ⸗ Bei, arlom.
20, Stephans Steinigung,Le Sueur, Aliamet.
21. Das Haupt Johannis j
wird der Tochter Hero⸗Laur. Paſt /·
dias gebracht, » nelli, Vitalba.
22. Der Blinde iſt bed Blin⸗
den Leiter, .e . ITintorettd, G. Smith.
23. Heilige Familie, ⸗Guercino, Earlom.
. 124. Die Liebe in Banden, GuidoReni, Demſelben.
25. Pyramus und Thisbe, L. Bramer, Canot.
26. Olympia wird vom Ro⸗Han. Ear]
land befreyet, ⸗ racci, artologgk:
87. DieKreusigung bei Beil.
Andreas, | C. Dolce, aucch.
a8. Geburt der Jungfrau fer. v. Cor-I /
Maria, . dona, Demſelben.
. 89. Die Anbetung der Hirten, Demfelben, |Demfelben.
30. Bachanal, Rubens, TDemfelben.
31. Die junge Zigermerinn, |Murillo, Ravenet.
32. Die jungen Vogelfaͤnger, Netſcher, G. Walfer-
33. DieAmme mit bemfinde,Schidone, Picot.
34. Ein Bauermaͤdchen, da
die Kuͤchlein füttert, |Amorofo, W. Walker
85. Ein Bauerjunge mit dem
Vogelneſte, ⸗ Demfelben, Demſelben.
36. Morgen, ⸗ "EL Lorrain,Peak.
37. Abend, ⸗ Demſelben, Byrne.
33. Spielende Löwen, ⸗ |Rubens, G. Walker.
39. Alexander bey dem Grabe |
bes Achilieg, DHL Lauri,IRavenet.
40. Golbaten, die beym Spie
le in Streit gerathen, IMalentin, Cap. Baillie.
. 41. Auf⸗
by John Boydell. Vol. I 89
gemalet ſgeſtochen
von von
\
41. Aufgang dee Sonne, |EI. Lorrain, Canot.
43. Untergang ber Sonne, |Demfelben, Maſon.
43. Pylades und Drefied, Mel, Baſire.
44. Jupiter und Europa, |&uido Reni, Bartologgl.
45. Zimon von Athen, Dance, _ [900
46. Philipp taufet der Koͤni⸗
ginn Eandaccd Kim] ' " ’
merer, . Both, Browne.
47. Eine Bauren Luſtbarkeit, Iſ. Oſtade, Canot.
48. Die Ruͤckkehr des verlor⸗
nen Sohnes, + Buereino, Ravenet.
49. Der Hofplag eines
Wirthshauſes, ⸗P.v. d. Laar, Canot.
50. Pyrrhus, als ein Kind,
dem König Glaucias zu-
geführet, » e Mef, Hal.
31. Benus und Adonid, Demſelben, 1 Demfelben.
32. Madonna mitdemKinde,E. Dolce, |Bartolosgk
33. Ban Dyck s Frau mit eie|
nem Rinde, ⸗Wan Dyk, |Demfelben.
| 34 Madonng, + C. Dolce, Demſelben.
55. Viehtraͤnke, ⸗ Rubens, Browne.
56. Der gute Samariter, Hogarth, Ravenet u.
Delatre.
57. Der Teich Bethesda, |Dem ſelben, Ravenet m
icot.
58. Ein alter Mann mit ſei⸗ wie
nen Soͤhnen, oder viel⸗
mehr Demofritus und
Protagorad, « Salv. Rofa,|Taylor-
59. Aeneas landet in Italien, Cl. Lorrain, Maſon.
60. Roͤmiſche Ruinen. ⸗Demſelben, Woollet.
61. Das Bildniß des Heraus⸗ Joſtas Bop⸗
gebers, Johann Voydell bel, 18. Green.
85 62. Ans
,
\
92 ACollection of Prints &e.
„aber hier um defto weniger an feinem Orte ſteht, da
„der Tadel des Gleichniſſes nicht auf den Hochmuth,
| „fondern auf die Unbarmberzigkeit gerichtet geht.
„Hogarths ganzes Talent bejtund in der Satyre
„und Laune, welche er ben feiner Gelegenheit zuruͤck
„halten konnte. Dieß führer uns auf eine Ans
„merkung von dem Unterfchiede des komiſchen und
„ernſthaften Styles in der Malern. Es erfo⸗
„dert allerdings ein ſcharfes Auge und vorzuͤgliches
„Genie, dasjenige, was man Auswuͤchſe des menſch⸗
„lichen Eharafters nennen möchte, aufjufaflen und
mtecht bemerflich zu machen. Allein große Hands
„lungen und Perfonen, die ber Menſchheit Ehre
„machen, mit Eindruck vorzuftellen und darinnen
Idas epifche der Kunſt zu erreichen, dazu gehoͤret
neine Kenntniß der ebelften, fchönften und richtige
„ten Formen, die man nicht immer vor Augen finder,
„fondern die mit Geſchmack und Urtheilskraft nur
„enter ausgefuchten vollkommenen Muftern gewaͤh⸗
let werden muͤſſen. Nichts darf in die Zufams
„imenfegung fommen, als was auf den Gegenftand
„eine unmittelbare Beziehung Hat und zu deſſen vol⸗
„Tem Ausdrucke gereichet. Witzige Gedanfen fins
„den fo wenig Platz, als niebere Fleine Umſtaͤnde,
„welche die Aufmerkfamfeit auf die Hauptſache uns
2 terbrechen und das Erhabene verdraͤngen.
N. 57. Der Teich Bethesda, auch von Hogarth;
in eben dem Krankenhauſe, durch Ravenet
und Picot geſtochen.
„Dieſer Gegenſtand hat ſchon oͤfters den n Pie
fel beſchaͤfftiget, und leidet nicht viel Veränderung.
„Hier
„by Johu Boydell, Vol. IL 93
! „ Dier ſcheint der Kuͤnſtler nur die Abſicht gehabt
|
„sr haben, die verfchiedenen Arten der Kranffeiten
„auf eine neue Weiſe zu charafterificen. Nur hätte
„er es mit mehr Anftande bewerkftelligen, und
„unter andern ben naften Körper eines jungen Frau⸗
„enzimmers mit feinen aelhalcen Schwaͤren unter⸗
„drücen ſollen.
MR. Der alte Mann mit feinen Säpnen,
nad) einem dem Grafen Orford zuſtaͤndigem
Gemälde bes Salvator Roſo, v von Taylor
geſtochen.
So war das Subjekt anfänglich, auch auf ber
Kupferplatte, betitelt, und für die. befannte Alles
gorie gendmmen, ba einige junge Leute fich vergebs
lüch bemühen ein Bündel Holzſtoͤcke zu zerbrechen,
der Vater aber ihnen zeiget, wie fie damit nicht
anderd, als zertheilet, zum Zwecke kommen koͤnnen.
Allein der Verfaſſer äußere am Ende der Belchrels
bungen eine andere gegründetere Deutung, und
meynt, daß es die vom Gellius erzählere Geſchichte
des Demokritus und Proragoras fey, da naͤm⸗
lich jener diefem jungen Holzeräger mit einem Buͤn⸗
del Staͤben begegnet, deren Fünitliche Zufammenles
gung bewundert, und, um zu erfahren, ob es ein
Werk des Zufalles oder feiner Lieberlegung fen, ihn -
auffodert, folches aus einander zu machen und
wieder aufzubinden, einfolglic) da felbiger es mie
gleicher Geſchicklichkeit verrichtet, ihm faget, daß
er zu größern Dingen, als Holz binden, fähig m
und ihn zum Schuͤler annimmt.
N. 59.
KEN Ä Colledion of Prints &c.
8.59. Aeneas Eandung in Italien, ber aflegos
rifhe Morgen des römifchen Reichs, nach
einem Gemälde in des Grafen Radnors
Sammlung von Elaude Lorrain durch
Maſon geſtochen.
„Der Morgen und Abend des natuͤtlichen Ta⸗
„ges, oder der Sonnen Auf: und Untergang, find
„die Lieblingsbefhäfftigung des claudifchen Pinfels
Reweſen. Wir kennen aber nur gegenwaͤrtiges
„und folgendes Nebenſtuͤck, darinnen er dieſen Se⸗
„genſtand durch Einwebung der Geſchichte zu alle⸗
„goriſiren und zu veredeln geſuchet hat. Die An⸗
„kunft des Aeneas in Italien war der Urſprung der
„ eSmnifchen Größe, deren Glanz ſich nachmals, wie
„bie Sonne über ven Erdboden verbreitete. Aeneas
„landee in dem Meerbufen von Neapel, um das
„Orakel in dem ibm vor Gefichte ſtehendem Tem⸗
„pel der. Sibylle, wegen feines künftigen Schickſa⸗
„les, zu befragen. Ein ſchoͤnes lebhaftes Bildniß
nder virgilianiſchen Beſchreibung (Aen. VI.) wel⸗
ne der Maler ohne Zweifel im Geiſte gehabt: ,
‚.e « Claflı immittit habenas,
Et tandem Euboicis Cumarum allabitur oris &c.
„Niemals bat Elaude die Natur treuer nachgeah⸗
„met. Die Sonne ſcheinet allmaͤhlig den Mor⸗
„genduft zu vertreiben, und, da fie ihre Wärme .
„über die Halbfugel ausflößer, den frommen Hel⸗
„den befonders auszuzeihnen. Die allgemeine
„Wirfung des Gemaͤldes ift groß, angenehm, und
„von bewundernswuͤrdiger Wöghrheit. ,, J
N. 60.
"by John Boydell. Vol. I; 5
R. 60. Römische Gebaͤude in Ruinen, ober
ver allegorifhe Abend des Meichs, aus eben
der Sammlung, von demſelben Male, durch
Woo llett geſtochen.
„Unter den vielen vortrefflichen Stůden, wer
„mit Claude die Schaͤtze ber Malerey bereichert
„hat, iſt vielleicht feines, darinnen man feine ganze
„Staͤrke und die Zauberkraft ſeines Pinſels mehr
„als in dieſem erkennet. Als ein Nebenbild des
„vorhergehenden wird ber Gegenſtand durch eine
„Anfpielung auf die roͤmiſche Größe erhößen Die
„Wunder ver Baufımfl, welche, wie das‘ Neid
ntelber,, eine ewige Dauer verfprachen, liegen in
„Muinen. Der Sonnen Untergang und ber Bere
„fall dieſer herrlichen Gebäude bezeichnen mit gleis
„iher Stärke das Ende des Tages und des Reiches.
„Kenner, welche die beruͤhmteſten Stuͤche des Mei⸗
vſters geſehen haben, geben dieſem den Vorzug vor
„allen; Eine allgemeine Wärme durchdringt die
ntuft, nicht von ber brennenden Sarbe, fondern
„son dem zarten Scheine der Tinten bewirket, die
„nur Elande in feiner Gewalt harte. (Eine ver⸗
„ſtaͤndige Harmonie von Licht und Schatten giebt
„der ganzen Landſchaft eine Ruhe und Heiterkeit,
„die inimer unnadaßmlic bleiben wird. ,,
Wir fegen hinzu, daß auch ber Kapferſtechet
ein Meifterftäd geliefert habe,
N. 61.
!
96 A Collection of Prints &c.
N. 6r. Bibdniß des Herausgebers, Johann Boy⸗
dell, in ſchwarzer Knnſt von Valentin
Green, nach Goſias Boydell; wird we⸗
gen ſeiner Aehnlichkeit geruͤhmet, und iſt auch
ein gutes Stuͤck.
Supplement. N. 62. Antiochus und Stra⸗
tonice. Das Gemaͤlde von Peter vor
Eortona aus dem Kabinet des ford Gros⸗
denors; der Stih von W. Ryland.
Seleucus Nikanor, König von Syrien, hen⸗
mrathete in ſeinem Alter die junge und ſchoͤne Stea«
„tonice. Gein Sohn, Antiochus, ward von einer
mheftigen Siebe gegen fie entzündet, und da er Feine -
» Hoffnung vor fih fah, mit einer ſchweren Krank⸗
„heit befallen. Eraſiſtratus, fein Arze, argwohnete
mdie Urſache, und ergründete fie, ald er ven Puls
„des Kranken in Gegenwart der Königin zu fuͤhe
mien Gelegenheit nahm. Der König Hatte mehrz
„malen Bezeuget, daß ihm die Erhaltung feines
„Sohnes über alles am Herzen liege, und bießfalls
niwagte es ber Arzt, ihm das Geheimniß zu entbes
„cken. Der gute Vater überließ feine Gemahlinu
„dem Sohre, und biefer ward barauf bald Berges
„ ſtellet
„Dan fiebt bier den fungen Prinzen‘ kraftlat
„und ſchmachtend im Bette aufgerichtet. Der
„Arzt, feinen Puls fuͤhlend, erklaͤret die Urſache der
„Krankheit. Stratonice vernimmt folde mit Er—
„rörhen, und fcheinet der Bitte des um bie Ges
vſundheit feines Sohnes fo ſehr bekuͤmmerten Koͤni⸗
ges
by John Boydell. Vol. I. 97
„ges nachangeben. Die Seene ift in einer prächtis
ngern Schlaffammer, der Aushruck ber Leidenſchaf⸗
„ten richtig, und die Zufammenfegung im eblen
„Style. n Ä
N. 63. Das Ungemwitter, nach einem Gemälde
des Simon de Vlieger, Mylord Clive
gehörig, von Canot geflogen.
„De Vlieger war ein Niederländer, und,
> „wie die mehreften feiner Landesleute, nicht durch
„Erhabenheit und richtige Zeichnung beruͤhmt. Die
„Gefchichtfchreiber der Kunſt haben uns daher nicht
„zu feinem Vortheile eingenommen. Indeſſen ift
„billig zu zweifeln, ob auch die geößeften Meifter
„der roͤmiſchen und bolognefifchen Schule den gegens | |
„wärtigen Gegenitand mit mehr Klarheit und
niebhafterm Ausdrucke möchten behandelt Haben,
„Es ift die Gefchichte des Sturmes aus dem Evans
„yeliiten Lukas VIII, 24. und der Zeitpunft, da
„die Jünger den Heiland mit den Worten aufwe⸗
„Een: Meifter, DMeifter, wir verderben. Die
„groͤßeſte Verwirrung , fo fih durchgängig vers -
„räch, das Schwanfen bes Schiffes, bie Heftige
„Bervegung des Meers, der Lingeilüm, die anger
„ſtrengten Kräfte, die Furcht und Verzweifelung der
„verfchiebenen Perſonen, Die ehrfurchtsvolle Stellung
„und der Eifer des heil. Petrus, fo vortrefflich mir der
„ruhigen heitern Miene des Heilandes kontraftirer,
„muͤſſen jeden, der das Gemälde betrachter, aufs
„flärfite rühren, ohne eines Ausdeuters vonnoͤthen
„u haben. |
N. Bibl. xXV. B. i. St. © N. 64.
=
e 98 A Colle&tion of Prints &c.
N. 64. Clytie, nad) einem Gemälde bes Hanni⸗
| bal Earracci, aus der Sammlung des
Herrn Johann Strange, von Bartolonzi
geſtochen.
„Clytie, in den Apollo verliebet, wurde, nach
„dem Ovidius, in eine Sonnenblume verwandelt.
„Hier ift fie vorgeftellee, wie fie ihre menfchliche
„Geſtalt wieder erhalten und den Gott der Liebe
„für. die ihr verurfachte Qualen mit Dornen zuͤch⸗
„tiget. Die Allegorie fol unftreifig die traurige
„Wirkung fträflicher Seidenfchaften und den, bey des
„ren Zerftreuung gemeiniglich folgenden Uebergang
„bon ber Liebe zum Haſſe vorftellen, „,
Eines der fhönften Stiche in Diefem Bande.
Man fieht aus diefem Werfe die Menge ber
Liebhaber in England, und die wichtigen Schäge der
Kunft, welche fie zuſammen gebracht haben, obwoßl
die erften Gallerien, als die Koͤnigliche, die Des
vonfhirifche, die Marlboroughifche, die Pens
Brofifche, die Derbpifche, die Defoodifche 2c.
faft ganz übergangen, und nur die weniger befannten
noch nie geftochenen Stüde darinnen aufgenommen
find. Der Herausgeber bat nicht nur für bie
Schoͤnheit, fondern auch für die Richtigkeit der Stis
che alle mögliche Sorge getragen und feine Koften
geſparet. Wir haben ſchon angeführet, daß er
verfchiedene Blätter, die feiner Abficht Fein Genüge
gethan, theild anders ausarbeiten laffen, theils
‚gänzlich umgetaufchee habe. Wir bemerfen dieſes
annoch befonders in Anſehung eines der er vorhalchfter
Stuͤcke
*
by.John Boydell, VoLH.. 99
Stuͤcke gegenwärtigen Bandes, nämlich beR Alers
anders bey dem Grabe Achilles nah Philipp
Eauti, N. s9. wo anfänglih Alexander ohne
Helm, in einer andern Stellung und verſchiedenem
Ausdrucke vorgeftellet war, auf dem gegenmärtis
gen Abdrucke aber mit dem Helme und ganz ums
geändert zu fehen iſt. Da aͤbrigens Boydell
außer ben Stüden diefr Sammlung eine Men⸗
“ge wichtiger Platten, theils felber ftechen faffen,
geld aus anderem Verlage an ſich gebracht, fo
hat er ans felbigen noch 67 Blaͤtter gewaͤhlet, und
miit einem Titel ald den dritten Band eingeriche
Tet, den er für 10 Guineen ungebunden verfaus
fer. - Diele aber hat feine Befchreibung, und
gehoͤret eigentlich nicht zu jenem Werke, weiches
wit dem zweyyten Theile geſchloſſen iſt. Es find
Fonft allerdings auch ſchoͤne Stücke, wiewohl meh⸗
rentheils von neuern Meiſtern datinnen, und, da
wir ſolche fait alle vorhin angezeiget haben, fo hal⸗
ven wir und dabey anjetzt Nicht weiter auf,
Contes moraux & nouvelles Idylies ded...
& Salomon Geſſner. à Zuric, chez
I’ auteur, MDecLxxın. 4to.
Ir" deutfchen Journale, fo hiel. und deren zu
Händen gefonmen, haben bie Oiderotiſchen
Erzeptungen nar angezeigt und gelobt, Nicht beur⸗
Weil, Von den fraudaſas haben enige fie fehf
unwuͤrr
88 A Colledlion of Prints &c.
gemaletlgeflohe
von von
18. Tanzende Kinder, ⸗ efahı, |Bsmemane
19. Aeneas trägt feinen Ba-
ter Anchifeg, ⸗ intoretto, Earlom.
20, Stephans Steinigung, Le Sueur, Aliamet.
21. Das Haupt Johannis
wird der Tochter Hero⸗Laur. Paſt⸗
dias gebracht, ⸗ nelli, Vitalba.
22. Der Blinde iſt bes Blin⸗
= ven Reiter, ⸗ Tintorettd, TS. Smith.
23. Heilige Familie, ⸗Guercine, Earlom.
„24. Die Liebe in Banden, GuidoReni, Demſelben.
25. Poramus und Thisbe, |. Bramer, |Eanot.
26. Diympia wird vom Ro⸗Han. Car] -
kand befreyet, ⸗ racci, artolozz
27. Die Kreuzigung des Beil.
Andreas, ©. Dolce, Fauccii.
28. Geburt ber Jungfrau Pet. v. Cor⸗
Maria, . bona, Demſelben.
. 29. Die Anbetung ber Hirten,| Demfelben, |Demfelben.
30. Bachanal, Rubens, Demſelben.
31. Die junge Zigennerinn, Murillo, Ravenet.
32. Die jungen Vogelfaͤnger, Netſcher, G. Walker.
33. DieAmme mit dem Kinde, Schidone, Picot.
34. Ein Bauermaͤdchen, da
die Kuͤchlein fuͤttert, Amoroſo, W. Maler:
35. Ein Bauerjunge wit dem
Vogeeſte, Demfelben, Demſelben.
36. Morgen, ⸗ IClI. Lorrain, Peak.
37. Abend, ⸗ Demfelben, Byrne.
38. Spielende Loͤwen, » ſRubens, G. Walker.
39. Alexander bey dem Grabe |
bes Achilleg, Phil. Lauri, Ravenet.
40. Soldaten, die beym Spie⸗
fe in Streit gerathen, Valentin, Cap. Baillie.
| 41. Auf⸗
N
by John Boydell. VoLI: 89
gemalet ſgeſtochen
von vom
ar. Aufgang ber Sonne, EI. Lorrain, Canot.
42. Unfergang der Sonne, |Demfelben, Maſon.
45. Polades und Drefied, Weſt, Bafire.
44 Jupiter und Europa, Guido Neni,/Bartofogil.
45. Timon von Athen, Dance, Hall.
45 Philipp taufet der Koni-] '
ginn Candaces Kim) " u
BIETET, . Both, Browne.
47. Eine Bauren Luſtbarkeit, Iſ. Oſtade, Canot.
45. Die Ruͤckkehr des verlor.
um Sohued, - Guercino, |Ravenet
4. Der Hofplaß eines
Wirthshauſes, » (PH. d. Laar, Canot.
50. Pyorrhus, als ein Kind,
denm Koͤnig Glaucias zu⸗
gefuͤhret, ⸗⸗Weſt, Hall.
51. Venus und Adonis, Demſelben, Demſelben.
32. Madonna mit dem Kinde, C. Dolce, |Bartolozgk.
33. Ban Dyck s Frau mit ei] |
nem Finde, ⸗ Van Dyk, Demſelben.
94. Madonna, ⸗ C. Dolce, Demſelben.
55. Viehtraͤnke, ⸗ Rubens, Browne.
56. Der gute Samariter, Hogarth, Ravenet u.
Delatre.
57. Der Teich Bethesda, Dem ſelben, Ravenet m.
Picot.
38. Ein alter Mann mit ſei⸗
nen Soͤhnen, oder viel⸗
mehr Demokritus und
Protagoras,⸗ Salv. Rofa,|Taylor:
59. Aeneas landet in Italien, Cl. Lorrain, Maſon.
60. Roͤmiſche Ruinen. - Demfelben, Woollet.
61. Das Bildniß des Herans.| Joſtas Boy
gebers, Johann Boydell, Dei, V. Green.
85 62. An⸗
[4
\
\
9a A Colledtion of Prints &c.
| gemalet g eſto ch e n
von 1 von
62. Antiochus und Etrato· Pet. v. Car /⸗/.
nice, tona, Ryland.
63. Das ungewitter auf d
Meere, oder der Hei⸗
land mit feinen Jungen, S. de Vlie
im Schiffe, a ger, Canot.
64..Cytie, a ⸗ . Carracci, Bartolozzii.
Lieber ven Werth dieſer Sammlung haben wir
bereits unfer Urtheil gefager. Das Verzeihnig
' ergiebt, daß in dem gegenmärtigem Bande lauter
Stüde von großen Meiftern aufgenommen, umb
dabeyn eine intereflante Mannichfaltigfeit beobachtet
worden. Der Herausgeber hatte zwar anfänglich,
zu DBerminderung der Koften, befchloffen, dasmal
‚nur radirte Blaͤtter zu liefern, und diesfalls find
einige ver erften Stuͤcke, ob er fie gleich nachmals
voeiter ausarbeiten laflen, denen im erfien Bande
nicht gleich zu ſchaͤtzen. Indeſſen ift man dieſerhalb
durch bie folgenden Stüde genugfam entfchädiget,
und wir möchten, Überhaupt gerechnet, dem Grab⸗
ftichel beynaße hier den Vorzug geben. Hierinn
gewinnet auch diefe Sammlung im Vergleiche mit
der ähnlichen des Crozat, wovon ber. legtere Band
gegen den erften gar zu merklich herunter gefallen
ift, vermuthlich weil ihm die Unterſtuͤtzung fehler, _
die hingegen dem Boydell bis an das Ende immer.
ſtaͤrker zugewachfen ift. Denn fonft würde er auch
bey einem Linfernehmen die Hände haben finfen
laſen muͤſſen , das in der That die Kraͤfte einer
| Privat⸗
—
|
|
|
‚by John Boydell, Vol. I. gr
Privatperfon uͤberſteiget, indem es, feiner Verſiche⸗
zung nach, über 13000 Pfund Sterling, das iſt an
bie 70000 Thaler, gekoſtet har.
Die in englifcher und franzöfifcher Sprache
vorgefegete Beſchreibung der Gemälde ift dießmal
von dem Herrn Eduard Penny, Profeffor ver
föniglichen Malerakademie und etwas fürzer,als bie
bey dem erften Theile, welche Benjamin Ralph -
derfertiget hat. Sie ift aber zu dem Endzwecke
hinreichend, und mit quter Einſi cht in die Kunſt
verfaſſet. Wir wollen davon bie letztern Stuͤcke
zur Probe geben, die wir in unſern Nachrichten
noch nicht angezeiget Haben, und und dadurch einer
doppelten Schuld entledigen.
N. 56. Der gute Samariter, nach dem Gemal⸗
de des Hogarths in dem St. Bartholomaͤus
Hoſpitale, von Ravenet und Delatre ger
flochen,
. » Der Samariter iſt nach dem Evangelio vor⸗
„geſtellet, "wie er Wein und Del in die Wunden des
„Juden gießt, und die Abficht diefes Gleichniſſes
„if, Die erhabene Lehre einer unbeſchraͤnkten allge⸗
„meinen Menſchenliebe und Mildthaͤtigkeit einzu⸗
„fchärfen. Der Maler aber bat ſich van der Ho⸗
„heit dieſes Gegenſtandes dadurch entfernet, daß
„er einen Hund bengefüget, der feine Wunden les .
„det und felbft zu heilen ſuchet. Der uͤbermuͤthi⸗
„ge folze Anftand des vorübergehenden Priefters
„gegen einen ibm zu Süßen fallenden Mann foll
„ein Vorwurf wider ben ganzen Orden ſeyn, be
a | 0 IL,
x
92 AColledtion of Prints &e,
„aber hier um defto weniger an feinem Orte ſteht, de
„der Tadel des Gleichniſſes nicht auf den Hochmuthz,
„ſondern auf die Unbarmherzigkeit gerichtet "gehe.
„Hogarths ganzes Talent beitund in der Satyre
'„und Laune, welche er ben Feiner Gelegenheit zurück
„balten konnte. Die führer uns auf eine Ans
a merfung von dem Unterſchiede des Fomifchen und
„ernſthaften Styles in der Malern. Es erfo⸗
„dert allerdings ein ſcharfes Auge und vorzuͤgliches
„Genie, dasjenige, was man Auswuͤchſe des menfch«
„lichen Charakters nennen möchte, aufzufaflen und
mtecht bemerflich zu machen. Allein große Hands
„lungen und Perfonen, die der Menfchheit Ehre
„machen, mit Eindruck vorzuftellen und darinnen
z;da8 epifche der Kunſt zu erreichen, dazu geböree
meine Kenntniß der ebelften, fchönften und richtige
„ten Formen, die man nicht immer vor Augen findet,
„fondern die mit Geſchmack und Lirtheilsfraft nur
. nenter ausgefuchten vollkommenen Muftern gemäßs
„let werden müffen. Nichts darf in die Zufams
„imenfegung fommen, als was auf ben Gegenſtand
„eine unmittelbare Beziehung hat und zu deſſen vols
„tem Ausdrucke gereichet. Witzige Gedanfen ſin⸗
„den ſo wenig Platz, als niedere kleine Umſtaͤnde,
„welche die Aufmerkſamkeit auf die Hauptſache uns
„terbrechen und das Erhabene verdraͤngen.
N.57. Der Teich Bethesda, auch von Hogarth,;
irn eben dem Kranfenhaufe, durch Ravenet
und Picot geſtochen.
„Dieſer Gegenſtand hat ſchon zfters den Pin⸗
vſel beſchaͤfftiget, und leidet nicht viel Veränderung.
„Hier
Ä
|
. by Johu Boydell, Vol. IL; 93
„Hier fcheint der Kuͤnſtler nur die Abficht gehabt
_ „iwhaben, die verfchiedenen Arten der Kranffeiten
auf eine neue Weiſe zu charafrerifiren. Nur haͤtte
„er es mie mehr Anftande bewerkſtelligen, und
' „unter andern ben naften Körper eines jungen raus
pengimmers mit feinen ekelhaften Schwären untere
„drücken follen.
Mr. Der alte Mann mit feinen Soͤhnen,
nach einem dem Grafen Orford zuſtaͤndigem
Gemaͤlde des Salvator Roſa, von Tayloe
geſtochen. |
So war das Subjekt anfänglich, auch aufber
Kupferplatte, betitelt, und für die bekannte Alle⸗
gorie genommen, da einige junge Leute ſich vergebs
lich bemühen ein Bündel Holzſtoͤcke zu zerbrechen,
der Vater aber ihnen zeiget, wie fie damit nicht
anbers, als zertheilet, zum Zwecke kommen Fönnen.
Allem der Verfaffer äußert am Ende der Veſchrel⸗
bungen eine andere gegruͤndetere Deutung, und
meynt, daß es die vom Gellius erzählere Geſchichte
des Demokritus und Protagoras fen, da naͤm⸗
lich jener dieſem jungen Holztraͤger mit einem Buͤn⸗
del Staͤben begegnet, deren kuͤnſtliche Zuſammenle⸗
gung bewundert, und, um zu erfahren, ob es ein
Werk des Zufalles oder feiner Lleberlegung ſey, ihn
. auffedert, ſolches aus einander zu machen und
wieber aufzubinden, einfolglich da felbiger es mit
gleicher Sefchicklichfeie verrichtet, ihm ſaget, daß
er zu geößern Dingen, als Holz binden, fähig fen
und ihn zum Schuͤler annimmt.
N. sg.
pa K Colledion of Prints &c.
R.9. Aeneas Eandung in Italien, ber allego⸗
riſche Morgen des römifchen Reichs, nach
einem Gemälde in des Grafen Radnors
Sammlung von Elaude E£orrain durch
Maſon geſtochen.
Der Morgen und Abend des natürlichen Tas
„ges, oder der Sonnen Auf: und Uutergang, find
„die Lieblingsbefhäfftigung des claubifchen Pinfels
„gervefen, Wir kennen aber nur gegehmwärtiges
„und folgendes Nebenſtuͤck, darinnen er diefen Ge⸗
„genftand durch Einwebung der Gefchichte zu aller
„gorifiren und zu verebeln gefucher hat. Die Ans
„funft des Aeneas in Italien war der Urſprung der
„ eSınifchen Größe, deren Glanz ſich nachmals, wie
„bie Sonne über ben Erdboden verbreitete. Aeneas
„Iandet in dem Meerbufen von Neapel, um das
»Drafel in dem ihm vor Gefichte ſtehendem Tem⸗
„pel der Sibylle, wegen feines Fünftigen Schickſa⸗
„les, zu befragen. Ein ſchoͤnes lebhaftes Bildniß
„der virgilianiſchen Beſchreibung (Aen. VI.) wel⸗
pe ber Dialer ohne Zweifel im Geiſte gehabt:
‚e « Clafli immittit habenas,
Et tandem Euboicis Cumaram allabitur oris &e.
Niemals hat Claude die Natur treuer nachgeah⸗
„mer Die Sonne ſcheinet allmaͤhlig den Mor⸗
„genduft zu vertreiben, und, da fie ihre Waͤrme
„über die Halbfugel ausflößer, ben frommen Hels
„den befonders auszuzeichnen. Die allgemeine
„Wirkung des Gemaͤldes ift groß, angenehm, und. ’
„don bewundernswürbiger Wahrheit.,
N. 60.
by John Boydeil, Vol, A 95
I. 60. Römische Gebäude in Ruinen, ober
ber allegorifche Abend des Meichs, aus chen
der Sammslung, von demfelben Dialer, durch
Woollett geſtochen.
„Unter den vielen vortrefflichen Stuͤden, wow
„mit Elaude die Schäge der Malerey bereichert
„bat, iſt vielleicht Feines, Darinnen man feine ganze .
„Stärke und die Zauberfraft feines Pinfels mehr
„als in diefem erfennet. Als. ein Nebenbild des
„vorhergehenden wird ber Gegenſtand durch eine
„ Anfpielung auf die eömifche Größe erhöhen Die
n Runder ber Baukunſt welche, wie das Reich
aſelber, eine ewige Dauer verſprachen, liegen in
- „Ruinen. Der Sonnen Untergang und der Ver⸗
„fall diefer herrlichen Gebäude bezeichnen mit gleis
„her Stärke das Ende des Tages und des Reiches.
„Kenner, welche die beruͤhmteſten Stuͤche des Mei⸗
vſters geſehen haben, geben dieſem beit Vorzug vor
„allen: Eine allgemeine Wärme durchdringt die
ntuft, nicht von der brennenden Farbe, ſondern
„von dem zarten Scheine der Tinten: bewirfer, die
„ame Claude in feinee Gewalt harte. Line vers
„flänbige Harmonie von Licht und Schatten giebt
„der ganzen Landſchaft eine Ruhe und Heiterkeit,
„die innmer unnachahmlich bleiben wird., '
Wir fegen hinzu, daß auch ber Karferſeqher |
ein fm Raſernha geliefert babe,
N. 6
96 A Colle&tion of Prints &c.
M. 61. Bildniß des Herausgebere, Johann Boy⸗
dell, in ſchwarzer Kant von Balentin
Green, nah Goſias Boydell; wird we⸗
gen feiner Aehnlichkeit gerühmet, und ift auch
ein gutes Stud.
Supplement. N. 62. Antiochus und Stra⸗
tonice. Das Gemälde von Peter von
Cortona aus dem Kabinet des Lord Gros⸗
denors; der Stich von W. Rpland.
„Selencus Nikanor, König von Syrien, heu⸗
mrathete in feinem Alter die junge und ſchoͤne Stras
„tonice. Sein Sohn, Antiochus, warb von einer
„heftigen Liebe gegen fie entzündet, und da er Feine -
» Hoffnung vor fich fah, mit einer fchweren Krank
„heit befallen, Erafiitratus, fein Arzt, argwohnete
„die Urſache, und ergründere fie, als er ben Puls
„des Kranken in Gegenwart ver Königin zu fühe
mien Gelegenheit nahm. Der König hatte mehr⸗
„malen Bezeuget, daß ihm die Erhaltung feines
„Sohnes über alles am Herzen liege, und bießfallg
„wagte es ber Arzt, ihm das Geheimniß zu entdes
„Een. Der gute Vater überließ feine Gemaplinn
„dem Sohne, und diefer ward Darauf bald herge⸗
n ſtellet.
„Dan fiehe hier den jungen Prinzen. Praftiog
„und ſchmachtend im Bette aufgerichtee. Dex
„Arzt, feinen Puls fuͤhlend, erklaͤret die Urſache der
„Krankheit. Stratonice vernimmt foldye mit Er⸗
„roͤthen, und ſcheinet der Bitte des um bie Ge⸗
„fundpeit feines Sohnes fo fehr befünmerten Koͤni⸗
» ges
by John Boydell. Vo... 97
„geb nachzugeben. Die Seene tft in einer praͤchti⸗
ngen Schlaffanımer, der Ausdruck der Leidenfchafs
„ten ridytig, unb die Zufommenfegung im edlen
„Style. n
R,63 Das Ungewitter ‚nach einem Gemaͤlde
des Simon de Vlieger, Mylord Clive
. gehörig, von Canot geſtochen. |
»De Blieger war ein Miederlänber, und,
“ „wie Die mehreften feiner Landesleute, nicht durch
„Erhabenheit und richtige Zeichnung berühmt. Die -
„Gefchichtfchreiber der Kunit haben uns daher nicht _
„zu feinem Vortheile eingenommen. Indeſſen ift
„billig zu zweifeln, ob auch die groͤßeſten Meiftel
„der roͤmiſchen und bolognefifchen Schule’ den gegens
„wöärtigen Gegenitand mit mehr Klarheit und
niebafterm Ausdrucke möchten behandelt haben,
„Es iſt die Sefchichte des Sturmes aus dem Evans
„geliften Lukas VHIL, 24. und der Zeitpunft, ba
„die Juͤnger den Heiland mit den Worten aufwe⸗
„Een: Meifter, Meifter, wir verderben. Die
„groͤßeſte Verwirrung , fo ſich durchgängig vers
„raͤth, das Schwanken bes Schiffes, die Heftige
„Bewegung des Meers, ber Lingeflüm, die anges
„ſtrengten Kräfte, die Furcht und Verzweifelung der
„verfehiebenen Derfonen, die ehrfurchtsvolle Stellung
„und ber Eifer des heil. Petrus, fo vortrefflich mit der
„ruhigen heitern Miene des Heilandes kontraſtiret,
| _ pwölen jeden, der das Gemälde betrachtet, aufs
„ftärfite rühren, obne eines Ausdeuters vonnoͤthen
3,30 haben. |
r1.BibLXV. 3.18. © 64.
98 A Colledion of Prints &c.
N. 64. Elptie, nach einem Gemälde des Hannt⸗
| bal Karracci, aus der Sammlung des
Seren Johann Strange, von Bartologpe
geſtochen.
„Clytie, in den Apollo verliebet, wurde, nach
„dem Ovidius, in eine Sonnenblume verwandelt.
„Hier ift fie vorgeftellee, wie fie ihre menſchliche
„Geſtalt wieder erhalten und den Gott der Liebe
„für die ihr verurfachte Qualen mit Dornen zuͤch⸗
„tiget. Die Allegorie fol unſtreitig die traurige
„» Wirkung fträflicher Seidenfchaften und den, bey des
„ren Zerftreuung gemeiniglich folgenden Uebergang
„von ber Liebe zum Haſſe vorftellen, „
Eines der fhönften Stiche in dieſem Bande.
Man ſieht aus diefem Werfe die Menge der
Liebhaber in England, und die wichtigen Gchäge der
Kunft, welche fie zufammen gebracht haben, obwohl
die erften Gallerien, als die Koͤnigliche, die ‘Des
vonfhirifche, die Marlboroughifche, die Pems
beofifche, die Derbpifche, die Defoodifche 20»
fait ganz übergangen, und nur bie weniger bekannten
noch nie geftochenen Stüde darinnen aufgenommen
find. Der Herausgeber Bat nicht nur für die
Schoͤnheit, fondern auch für die Richtigkeit der Sti⸗
che: alle mögliche Sorge getragen und feine Koften _
Hefparet. Wir baben ſchon angeführet, daß er
verfchiedene Blätter, die feiner Abſicht Fein Genuͤge
gethan, theild anders ausarbeiten laſſen, theils
gänzlich umgetauſchet habe. Wir bemerfen diefes
annoch befonders in Anſehung eines der vorzuͤglichſten |
Stuͤcke
by John Boydell, VoL I. 99
Stuͤcke gegenwärtigen Bandes, nämlich des Alegs
anders bey dem Grabe Achilles nah Philipp
Eauti, N. 39. wo anfänglich Alerander ohne
Selm, in einer andern Stellung und verſchiedenem
Ausdrucke vorgeftellet war, auf bem gegenwaͤrti⸗
gen Abbruce aber mit dem Helme utıb ganz ums
geändert zu fehen iſt. Da üuͤbrigens Boydell
außer den Stüden diefe Sammlung eine Mens
ge wichtigere Platten, theils felber ftechen faffen,
cheils aus anderem Verlage an ſich gebracht, fo
bat et ans felbigen noch 67 Blaͤtter gewaͤhlet, und
. wit einem Titel ale den brirten Band eingeriche
tet, den er für 10 Guineen ungebunden verfaus
fet. Dieſe aber hat feine Beſchreibung, und
vehoͤret eigentlich nicht zu jenem Werke, welches
wit dem zwetyyten Theile geſchloſſen iſt. Es find
ſonſt allerdings auch ſchoͤne Stuͤcke, wiewohl mehh⸗
rentheils von neuern Meiſtern datinnen, und, da
wir ſolche faſt alle vorhin angezeiget haben, fü Hals
Von wir and dabey anjetzt Nicht weiter auf,
| IV,
Contes möraux & nouvelles Idylles deD..,
& Salomon Geſſner. % Zuric, chez
_ V auteur, MDetıxxin. 4to.
If deutfchen Journale, fo diel uns deren zu
Händen gefonmen, haben bie.-Diberotifchen
Erzehlungen nur angezeigt und gelobt, Nicht beur⸗
teile, " Bon. den franzöfifchen haben enide fie fcht
I 84 unwüßs
100 Contes moraux & nouvelles Idylies
unwuͤrdig behandelt. Sie haben es Geßners
übergroßer Gefälligkeit zugefchrieben, daß er fo
mirtelmäßige Saͤchelchen ſeines Freundes in feine
Werke aufnehmen wollen. Bey uns hingegen wäre
mon lieber über die Ehre erſchtocken, die Dideroe
burch ihre Mirrheilung Geßnern erwieſen. So
gewiß. iſt es, daß ein Prophet nirgends weniger
sis ‚ als in feinem Barerlande.
Die wahre Urfache, warum ber Sranzofe diefe
Srjehlungen verachtet, und ber befcheidnere Deuts
ſche davon geſchwiegen hat, liegt vielleicht in der
Schwierigkeit ihrer Beurteilung. Daß fie gut
find, ift ausgemacht ; nicht eben, ‚weil fie von einem
Manne, wit Diderot, kommen; ſondern weil
man fie mit fo viel Theilnehmung fieft, weil man _
‚o unwillig wird, wenn fie aus find, Und. weil man
fie fo gern wieder anfängt, Wasaber die Schwie⸗
rigkeit macht, iſt bieß: fie find nicht auf die ges
woͤhnliche Weife gut. Wären fie bloß wigige
Spielwerfe, deren uns fonft die franzoͤſtſche Litte⸗
ratur fo viele gegeben hat; vder wären fie bloß
fade Liebesgeſchichtchen zum Zeitvertreibe fuͤrs Ras
napee; oder waͤre ihr ganzer Endzweck nur, eine
ungezweifelte moralifche Wahrheit, "die ſchon neun⸗
zigmal eingekleidet worden, zum ein und neunzig⸗
ſten male wieder umzukleiden: ſo wuͤrde ihre Beur⸗
theilung, wenigſtens nach dein gemeinen Schlage,
nicht ſchwer ſeyn. Man hielte nur das Werk gegen
bie Regeln, die fo manches Lehrbuch für dieſe Gat⸗
tung der Dichrfunft feftgefegt, und die Kritik waͤre
fertig, Aber Diderots Erjehlungen befichen aus
bins
deD... & Sedomon Geliner, : 191
Singeworfenen philoſophiſchen Ideen, die er ſelbſt
nur bis auf einen gewiflen Punkt entwickelt, über
Die er nieht ganz deutlich entſcheidet, und über die '
es in der That nicht leicht ift zu ensfcheiben. Wenn
man ihn beurtheile, fd fann man mit Ehren nicht
anders, als ſelbſt ein Wort über dieſe Ideen hinzu⸗
ſetzen, mit ihm gemeinfchaftlich an ihrer Entwide
kung arbeiten, und zur Entſcheidung ber vorkom⸗
wenden Schwierigfeiten, wo nicht den legten, doch
einen nähern Berfuch wagen, — Bey fü bewanbs
ten Unuaftänden. fhlichen auch wir vor dieſen Ergehe "
kungen fer gerne vorbey : aber unbedachtſamer
Weiſe Haben wir, ben Gelegenheit der geßneriſchen
Idyillen, ihre Beurtheilung bereits verſprochenz
und da wir uns nun einmal Ploß geben muͤſſen, iſt
es nicht einst, eb wir es guf: diefe oher auf jene Art
25 Unterrebung eines Voeers mit ſeinen Bi "
dern, die bey. unſerm Vertaſſer die. zweyte Erzeh⸗
lung ift, ift bey uns, wegen ihrer: fchönern "Tore
and ihres wichtigern Inhalts, die erſte. Sie bo
geifft die Frage: in wiefern es erlaubt. ſey, fich uͤber
Die Seſetze hinwegzuſetzen? — Verſchiedne Char
raktere und. verſchiedne Situationen, die uns Kb
berot ſchildert, geben eben ſo viele verfchiedene Ge
Achtepunfte an: dieſe wolle. wir ſawmeln, wollen
das Allgemeine von dem Beſendern der einzelnen
Faͤlle abuehn, und den Ideen unfers: Verfoffers,
durch Zwiſchenſtelumg der unfrigen,, mehr Ziuſam⸗
menhang, vialleicht auch hie und: da etwas mehr
Vabebeit geben Hoffentlich wird weiter nichts
© 3 erfo⸗
7
on
\ 102 Contes moraux & nouvelles Idylies
tifobert werben, um ſdie ganze Frage fo gut zu bes
antworten, als ffR fich beantworten läßt.
Altke menſchlichen Einrichtungen, auch) bie vor⸗
trefflichſten, haben ihre Unvollkommenheiten; un
die beiten find nur die, die bey dem meiſten Mutzen
auf der einen Seite, ben mindeften- Schaden auf
ber andern fliften. Dieß gile auch vorzuͤglich von den
Geſetzen. Wie tief und ansgebreiset auch die Rennes
niß der Welt und. des Menfchen ben Dem Geſetzge⸗
Ger feyn mag; wie forgfältig er auch bie eignen Vers
haleniſſe, die eigne charakteriſtiſche Denfungsart
des Volks, Für deſſen Gluͤckſeligkeit er arbeiter,
mag unterfuche haben; wie viel ihm auch der Faͤlle
vorſchweben mögen, wo fi die allgemeine Regel
entweder gar nicht, oder nur mit gewiſſen Ein⸗
ſchraͤnkungen auwenden laͤßt; wie. giel auch ſeine
Einbildungsfraft kuͤnftige mögliche Faͤlle aus ven
ſchon erfahrenen wirklichen Binzubichten mag ; fo
wird er doch von der unendlichen Mannichfaltigkeit
in den Berfnüpfungen der wirklichen Welt noch im⸗
mer einen großen, wo. nieht den größten: Theil uͤber⸗
ſehen; und was in zwey Fällen vecht iſt, wirb im
dritten nur Halb recht, im vierten gar unrecht wers
den. Lieberbem ; wenn auch ein ſo ausgebreitetes
dielbefaſſendes Genie ,. ein fo wahrfagender Geift in
zinem Geſetzgeber möglich wäre, der die ganze Bears
gangenheit gegenwaͤrtig hätte und bie ganze Zukunft
. vorausfähe: weiche ungeheure Menge von Gefeßs
tafeln wuͤrde entſtehen! und welch ein unendlicheß
Studium wuͤrde die Rechtshelehrſamtrite werden!
en | Gleich⸗
deD... & Salomon Geflner. 103
Gleichwohl wäre es nicht rarhfam, die Verwal⸗
fung der Gerechtigkeit den Eimſichten und der Bil⸗
ligkeitsliebe jedes einzelnen Richters fo blindlings
zu uͤberlaſſen. Schon, daß fie die unbeſtimmtern
allgemeinen Regeln zu deuten und anzuwenden has
ben, bringt im Der menſchlichen Sefellfchaft fo mans
. &e lUinordnung hervor: wie viel Linordnung würde
erſt dann entſtehen, wenn durchaus Feine Regeln
vorhanden waͤren? Geſchriebene Geſetze find alſo
nothwendig, um dem Mangel der Einſicht bey den
Richtern zu Huͤlfe zu kommen und ihrer Parthey⸗
lee Örenzen zu fegen.
Die aber, wenn ſich nun ein fo ſeltner, ſo be⸗
fendrer Fall eräuget, den der Gefeßgeber nicht hats
te vorherſehn, für den er alfo auch nichts Hatte bes
ſtimmen Finnen? Wie, wenn zuweilen ein Ungluͤck⸗
licher, im Falle der öffentlichen Unterſuchung das
Dpfer eines Gefeges werden müßte, das mehr aus
Gründen der Klugheit als der Gerechrigfeit fo all⸗
gemein war qegeben worden? Oder wie, wenn ein -
Geſetz zu anderer Zeit, bey andern Verhaͤltniſſen
billig war, und nun durch den Wechfel der Limftäns
de unbillig geworben, ohne daß ein andres an feine
Stelle getreten? Oder wie, wenn nun einmal die
Etimme des Geſetzgebers nicht. die Stimme Gortes
und der Vernunft war ? wenn Blödfinn-ober In⸗
terefie Regeln vorfchrieben, die offenbar Unveht in
Mehtverfehren?
Freylich follte fi die Geſetzgebende Gewalt im.
einem Staate nie fo ganz in eine bloß executive ver⸗
wandeln, Daß fie nieht die immer binzufommenven -
7*
4 Er⸗
J
104 Contes moraux Snouvelles Kylles
Erfahrungen zu fernerer Einſchraͤntung oder, Aus⸗
Dehnung oder gaͤnzlichen Umaͤnderung der erſten
VWorſchriften nuͤtzte. Freylich ſollte jedem leidenden
Buͤrger, auch dem niedrigſten und dem qaͤrmſten
bee Weg zum Thron unverſchloſſen ſeyn, und auf
jedem Throne nur Weisheit und Gerçchtigkeit herr⸗
fden: aber wie, wenn nun das nicht if? wenn
die abergläubifche Verehrung eines alten Herkoms
mens mehr, als alle Vernunft gilt? wenn bie Res
genten gegen das Wohl ihrer Linterthanen gleichgüfs
tig find, fobald es nicht mit ihrem eigenen Wohl,
mit ihrer eigenen Vergrößerung oder Bereicherung
in naͤherer ſichtbarer Verbindung ſteht? wenn ſie
ihre geſetzgebende Gewalt nur durch neue Einrich⸗
tungen ihres Finanzweſens, nur durch neue Bedruͤs
ckungen ihrer Untertanen beweiſen? Ober wie,
wenn man mit hoͤchſter Wabhrſcheinlichkeit voraus⸗
ſieht, daß im Fall eine Sache anhaͤngig würde, Die
Gegenparthey duch) Anfehn, Verbindungen, Neiche
thümer den Sieg baton tragen, oder der eigne Cha⸗
tafter, die eignen perfönlichen Vorurtheile des Rich⸗
ters das Mecht unterbrüden würden ?
Es kann Bälle geben, und es giebt ihrer wirk⸗
lich, wo es der einzelne Bürger in feiner Gewalt
‚ bat, die Stelle des Richters für fich ſelbſt oder fuͤr
andere zu vertreten; wo er die Sache, die entſchie⸗
den werben ſoll, den Blicken der Obrigkeit ohne Ger
fahr entziehen und fie vor dem Forum feines inuern
Richters entfcheiden kann. Soll er fich das erlaus
„ben?. Sol er ſich au Audkge, zum Verbeſſerer,
zum
mb Malerey für Anfänger: 113
Erklarung was Genie iſt. Allerbingd iſt en Un⸗
terſchied zwiſchen Genie haben, und ein Genie ſeyn.
Ohne Senie wird Feiner ein Maler, aber nur biejenigen,
die ed gu einem ſehr hoben Grade ber Vollkommen⸗
beit darinnen bringen, Mid Genies. Die Grund⸗
lage zum Genie iſt das matärliche Talent, welche⸗
durch Fleiß und Stadium ber Natur und groß
Meiſtet verfeinert werben niuß.
Der Unterfeieb zwiſchen ber Zeihenfunft und
Mahereh beſteht darinn, daß jene der Natur bio
durch Füge, dieſe aber durch Züge und Farbe zugleich
nachahmt. — Vom Einfluſſe ber Geometrie in die
Zeichenkunſt, bey welcher Gelegenheit einige Dinge,
welche die mathematiſchen Riſſe und deren Hand⸗
griffe betreffen, vorkommen. Da die Optik dem
Kuͤuſtler jo nüglich ift, fo giebt der Verf. einen kur⸗
pen Abriß davon, und erfläct die Beſchaffenheit des
Lichts, und das Verhältnis des Schattens. Er
beſchreibt Bas Ange, und zeige wie ſich entfernte
Körper vemfelben barftellen. Dieſes leiter zur Er⸗
flärang der Natur der Karben, und zur Perſpektiv,
beren Kemntniß allen Malern, vornehmlich aber den
Landſchaftern, ſo unentbehrlich iſt. Die Leidenſchaf⸗
ten werden kurz beſchtieben, und ehe ber Verf. auf j
ben menſchlichen Körper Fimmt, wird erſt etwas
von der Mechanik, von den Gefegen der Bewegung,
und den mechaniſchen Ruͤſtzeugen, oder Potenzen
poratı geſchickt. Das Verhaͤltniß ber menſchlichen
Körper wird nad 8 Kopflaͤngen beſtimmt. Dies
fee Abſchniet wird mır einer kurzen Nachricht von den
ſieben vornehmiten Antiken, nach welchen ein Kuͤnſt⸗
7.5101, XV. B. .St. H Ter
"106 Cöntes moraux & nouvelles dylles
‚ wÄrben verwirrt werben. Beſſer alfo, daß fie ein⸗
mal durch die Gefege Unrecht leiden, als daß fie
zehnmal gegen die Gefege Iinrecht thun. Zwar
würde man jenen Orundfag nicht ohne Einſchraͤn⸗
ungen lehren; man würde die gründlichfte Einſiche;
das Bewußtſeyn eines völlig lautern Herzens erfos
dern: aber zu gefchweigen, daß der Menſch fuͤr al⸗
Yes, was ihm vortheilhaft iſt, ein fo flarkes, und
. für alles, was es ihm nicht iſt, ein fo ſchwaches
Gedaͤchtniß Bar; fo ift der ſchon Halb weife, der feis
ne Einfalt erfenne, und der ſchon halb bulis, ‚dee
feine Partheylichkeit argwoͤhnt. | |
Doch frehlich iſt das Gefuͤhl der G· ſundheit et⸗
"9008 anders r ben dem wirklich Sefunder, als bey
dem Schreindfüchtigen ;_ das Vertrauen zu feiner
Einficht ‚etwas anders bey dem Weifen, als bey
dem Dummfopfe. Ind wenn nun ein Mann ſich
innerlich bewußt ift, Daß es ihm am Feiner der allges
meinen Einfichten fehle; wenn er alle Entſchei⸗
dungsgruͤnde für oder weiber, in einem gegebenen des
ſondern Falle aufgeſucht and durchdacht har; werw
ar ſich nach der ſtrengſten: Pruͤfung feines Herzens
ber: lauterſten Abſichten bewußt iſt; wenn er mie
Evidenz erkennt, daß das Geſetz unrecht habe, und
— welches wohl zu moͤrken iſt — daß durch Abs
weichung von dem Geſetze kein Aergerniß werde ge⸗
geben werden, deſſen Einfluß mehr Boͤſes, als die
Abweichung Gutes ſtifte: fol es ihm dann vos
wehrt ſeyn, feinen Einſichten zu folgen und nach
dem beſſetn Urtheilsſpruche ſuner Vermuft un ent⸗
ſheiden⸗ 2
I *
deD... & Salomon Gefner. 107
In der Thaf wird der Fall, mit aflen diefen
Euefhränfungen nur fo felten vorfommen Finnen;
daß die Linterfuchung faft eben fo mäßig und uns '
feaftifch feheinen möchte, ale viele andre, womit
ſich philoſophiſche und theologifche Kafuiften gemars
sert haben.
Koͤmumt es auf eigenes Privatintereffe an; (
wird der Mann, der vonhrhaftig edel denkt, und‘
dem das Bewußtſeyn feiner Nechtfchaffenbeit theu⸗
rer als alle Vortheile ift, einer fremden Entſchei⸗
dung fehr leicht entbehren Fönnen. Bey ber geringe
fen Dunkelheit eines Limftandes, den er zur voͤlli⸗
gen Einſicht der Sache Flärer wuͤnſchte; bey dem
geringften Gefühle von Unruhe, das in feinem Her⸗
zen nach allem Raſonnement roch zuruͤckbleibt, wird
er ſich eines Rechts bedienen, deſſen Beſitz ihm nie⸗
mand abſpricht — ſich freywillig ſeines Rechts zu
begeben. Koͤmmt es aber auf fremdes oder gemeins
ſchaftliches Intereſſe an, ſo wird die Entſcheidung, was
er thun oder laſſen fol, / ſchwerer. Wir nehmen an,
daß unſre Leſer den Sail mit dem Zeftamente, den
Diderot angiebt, im Gebächtniffe haben. Gefege
auch, wir wären an der Stelle feines Waters mit
der Afte zum Feuer geruͤckt — aber das wuͤrde ges
wiß fehe fpät, und erſt nach genauer Erwaͤgung
aller Umſtaͤnde geſchehn ſeyn — ſo haͤtten wir es
doch ficher nicht deswegen getan, weil es eine uns
Billige Afte war, die einem einzigen Reichen gab,
was fie beffer mehren Armen gegeben hätte; fond
bern weil es nach aller Wahrſcheinlichkeit eine un⸗
gültige Akte war, und weil wieder nach aller Wahr⸗
fcheinlichs
108 Contes moraux & nouvelles Idylles
Eheinliätei bie Richter fie für eilig wärben ere
kannt haben.
Es ſind Bier nämlich vor alfeh Dingen og
Hauptkautelen zu merfen. Die erfle: daß man
da nicht richten wolle, wo überfaupt- fein dritter,
weber Obrigkeit noch Privatperſen, richten foll;
die zwegte: Daß man da nicht eigenmaͤchtig richten
wolle, wo wahrſcheinlicher Weiſe Die Obrigkeit roh
wit Buꝛgteit wuͤrde Eeichet gaben, |
Dan hat heſteitten, 06. bie Teſtamente im
Rechte der Natur gegruͤndet wären ober nicht ? aber
dieß bey Seite geſetzt, ſo Hat nun einmal jeder Buͤx⸗
ger das Recht, ſeinen Erwerb nach feinen Tode zu
vermachen, eben ſo wohl, als ihn bey Lebzeiten zu vers
ſchenken. Die Menſchenliebe, ſagen wir, hätte den
Pfarrer zu Thivet vermögen ſollen, dei feinigen lieben
dem ärmern Zheile feiner Anverwandten, als dem reis
chern juguwenden: aber Pflichten der Menſchenliebe
werden freywillig geuͤbt; fie laſſen ſich durchaus auch
ſchon deswegen nicht vorſchreiben, weil fein Dritter im
jedem einzelnem Balle urrheilen kann, in wie ferne fie
Pflichten find. In unferm beftimmten Falle; wer
kann entſcheiden, ob nicht der Pfarrer vieleicht die
billigſten Bewegungsgruͤnde hatte, jene Bettler von
ſeiner Erbfchaft auszufchließen?: ob er nicht zum
Denfpiel aus der genauern Kenntniß ihres Charak⸗
ters den aͤrgſten Misbrauch feines Vermögens vors
berfah? oder ob er nicht gegen feine reichern Anver⸗
wandten. Verbindlichteiten hatte, die das vollfoms
men
'
deD... & Salomon Gefmer. 109 °
wen billig machten, was uns fo unbillig ſchien?
Benn alfo das Teſtament an feinem fo verdaͤchtigen
) Orte wäre gefunden worden, wenn c8 ber unges
gmweifelte legte Wille des Teftators genefen wäre: .
fo Därte es ohne alles Bedenken, fogleich müflen pu⸗
Bleirt werben: denn nur von dem Willen des Te⸗
Rators-fonnte Die Trage fern; nicht von dee Bil⸗
unteit oder Unbilligkeit diefes Willens,
Der Prior, den uns Diderot aufführt ; dieſer
gacherzige Ignorant, der ſich auf den Wein fo vor⸗
krefflich und auf Die Moral fo ſchlecht verſteht, zer⸗ |
weißt eigenmächtig eine Verfchreibung , bie frenlich,
wenn fie wäre bezahlt worden, einen armen Mehls
feier würbe zu Grunde gerichtet, und wenn fie
dann unter bie Menge der Öldubiger, die darauf
Anfprudy machten, waͤte dertheilt worden, jeden nur
um pwoͤlf Sons wuͤrde bereichert haben Der
gete Mann handelte untecht, und der alte Hammer⸗
fhmibt, der ohne einen fo gelehrten Titel mehr yes
ſande Vernunft hatte, fragte fehr recht: „Wie
„Herr Prior? Wenn Sie eigenmächtig Eine Bers
„fhreibung zerriffen: warum follcen Sit nicht zwey,
„drey, bier; warum nicht ſo viele zerreiffen, als es
„Duͤrftige gäbe, denen Sie auf fremde Linfoften
„helfen möchten ?- Diefe Regel des Mirleids koͤnnte
„uns ſehr weit führen, Herr Prior!,, — Frey⸗
Äh ſehr weit; denn*fie würde jenen philofophifchen
Straßenraͤuber vollfommen rechtfertigen, der den
Deichen nur deswegen ihren Lieberflug abnahm, das
| B mit
. 10 Contes moraux & nouvelles Ilylies
mit er in der Welt eine aladere Eintheilung var
Güter machte.
Ein anderer Auftritt in | unferm Diderot, —
"8 ift der mit dem Arzte — zeigt fehr deutlich die
gefährlichen Folgen, wozu uns eine misverflandne
Erlaubniß. felbit zu richten und felbft zu entſchei⸗
den, am Ente bringen könnte, Aber wie wollen
bier diefen Fall nur in ſoferne anfuͤhren, als er zur
Erläuterung unſrer zweyten Einſchraͤnkung diene z
daß man da nicht eigenmaͤchtig richten ſolle,
wo wahrſcheinlicher Weiſe die Obrigkeit ſelbſt mit
Gerechtigkeit richten wird. Die: Sache des diebi⸗
ſchen Intendanten, wovon im Diderot die Rebe
ift, wird bereits von ber Obrigkeit unterfucht; dieſe,
and nicht der Arzt, verſteht ſich auf bie Art und
Weiſe folder Uncerſuchungen; dieſe; und nicht der
Arzt, kann alle erfoderlichen Mittel dazu herbeyſchaf⸗
fen; dieſe, und nicht der Arzt, muß losſprechen
pder verurtheilen. Wenn alſo der letztere berufen
wird den kranken Verbrecher zu heilen, ſo thue er
das Seinige als Arzt, und laſſe die Obrigkeit, als
Nichterinn, »das Ihrige thun. Sobald fie von der
Wahrheit des Verbrechens überzeugt ift, wırd fie
ben Verbrecher ſchon ftrafen: und. wenn .fie ihn
firaft, fo wird das mit unendlich mehr Nutzen für
die Welt gefchehen, als wenn der voreilige Arzt ihn
eigenmächtig durch Entziehung feines Beyſtandes
ftrafen wollte. Ueberhaupt leifte ein jeder die Pflich⸗
ten feines Standes nur ganz, und laſſe andre die
Pflich⸗
"deD... & Salomon Gefiner: arı
Pfiten des Ihrigen Teiften : nur fo, und nicht
anders kann die Vollkommenheit, die Nube
und die Orbnung eines Staates erhalten werben.
Auch einem Cartouche, auch einem. Nivbet, auch
vom aͤrgſten Schandflede der Menſchheit fuche der
Irzt zu helfen; vielleicht, daß er ein Leben Frifter,
an deſſen laͤngern Bauer ber Obrigkeit und dem
GStaate unendlich gelegen ift. Zugleich aber zeige er
‚ ben Berbrecher au ımd ſey fo. aufmerkſam, als mögs
I, daß er der Obrigfeit.niche entwifchen könne. —
Man mößte in der Thar die allerfeltfamfte Hypo⸗
theſe, die allerwunderbarſte Verknüpfung von Lims
Händen erdichten, wenn man nur mit einigem
Scheine der Vernunft wollte fragen koͤnnen: ob ein
Int irgend einem Kranken feinen Beyſtand verſa⸗
gen oder nicht verſagen duͤrfe?
Bir uͤberlaſſen eine Menge Betrachtungen,
bie fih uns Hier noch anbieten, den Leſern, und eia
ken zu etwas anderm. fort, das für eine Bibliothek
ber ſchoͤnen Wiſſenſchaften fchicklicher iR als die -
bicherige Rafuiftif.
Die Sortfezung folgt kuͤnftig.
®
-
“
Das
se Dad Studium ber Zeicheakunſt
v. | . er gen
Das Studium der Zeichentunft und Malerey
fuͤr Anfänger nebft der Terminologie im
dieſen beyden Künften, einem Verzeich⸗
nuiſſe der beruͤhmteſten Maler, der ver⸗
ſchiedenen Schulen, der jetzigen Akade⸗
mien der Maler, Bildhauer und Baus
meifter in Europa, in alphabetifcher Ord⸗
nung, und ber einem Kuͤnſtler noͤthigen
. Bücher, von Chriftian Ludolph Rein⸗
hold, Lehrer der Mathematik und ſchoͤ⸗
nen Wiffenfchaften am Osnabruͤckiſchen
Gymnaſio. Oörtingen 1773 mit 45 Rus
pfertafeln, in Oetav. nn
ee Titel zeige den vornehmften Inhalt des ganzen
Buches an, welches ein kurzer Begriff alles
beſſen, was zur Kenntniß eines Malers gehört, ſeyn
> Pl... Die Abficht des Verf. iſt zugleich, Anfängern
eine Anweifung dazu in die Hände zu liefern, und
wenn man es ald ein Leſebuch, um es in Öffentlichen
Stunden durch einen mündlichen Vortrag weiter zu
erflären, betrachtet, fo möchte der Verf. feine Abs
ſicht ziemlich erreicht, und der Welt ein ganz nüßs
liches Buch geliefert haben; menigitens hat es uns
bisher an einem Buche von der Art gefehler.
Nach den, ſtatt einer Einleitung dienenden Ges
banfen über die Zeichenfunft und Malerey, mucht
Hr. Reinhold den Anfang feiner Schrift mit einer
u Erklaͤ⸗
—
"mb Malerey für Anfänger. | J13
Erklärung was Genie iſt. Nerbingb iſt ein Uns
terfchied zwiſchen Genie haben, und ein Genie ſeyn.
Ohne Senie wird Feiner ein Maler, aber nur biejenigen,
die eb zu einem ſehr hohen Grade der Vollkommen⸗
heit darinnen bringen, find Genies. Die Grunb⸗
lage zum Smie iſt das natuͤrliche Talent, welch⸗
durch Fleiß und Sradium ber Natur und geopt
Meiſtet verfeinert werben nuß.
Der Unterſchied zwiſchen der Zeichenkunſt und
Malerey beſteht darinn, daß jene der Natur bio
Durch DD aber durch Züge ımd Farbe zugleich
— Bom Einfluffe der Geometrie in.die
Bihenfunf, ben welcher Gelegenheit einige Dinge,
weiche bie mathematiſchen Riſſe und deren Hands
griffe betreffen, vorkommen. Da bie Optik vem
Kuͤuſtler fo nuͤtzlich iſt fo giebt der Verf. einen kur⸗
yon Abriß davon, und erflärt die Beſchaffenheit des
Lichts, und Das Verhaͤltniß des Schattens. Er
beſchreibt das Ange, und zeigt wie ſich entfernte
Körper demſelben barftellen. Dieſes leirer zur Er⸗
Flärung der Natur der Farben, und zur Perſpektiv,
beren Keımmiß allen Malern, vornehmlich aber den
Landſchaftern, fo unentbehrlich ift. Die Leidenſchaf⸗
ten werden kurz befehtieben, und che der Verf. auf
den menſchlichen Körper Kommt, wird erſt etwas
von der Mechanck, von den Geſetzen der Bewegung,
und den mechaniſchen Ruͤſtzeugen, oder Potenzen
voran geſchickt. Das Verhaͤltniß ber menſchlichen
Körper wird nach 8 Kopflaͤngen beſtimmt. Dies
fee Abſchnitt wird mt einer Burgen Nachricht von den
fieben vornehmiten Antiken, nach welchen ein Kuͤnſt⸗
NBibl. XV. B. .St. H ler
114 Das Studium der Zeichenfunft
fer vornehmlich ſtudiren foll, beſchloſſen. Dieſe
find: der Antinous, ber vatifanifche Apoll, Pie
mediceiſche Venus, ber borghefifche Rechter, ber
Schleifer, der Torfo oder verſtuͤmmelte Herkules,
und ber Laocoon.
Im folgenden Abfchnitte macht der Berf. bie
nfänger mit den verſchiedenen Arten der Zeichnungen
befannt. Sie werden entweder mit Stiften, mit
der Feder oder mie dem Pinfel ausgeführt. Zur
erftern Art gehören die Zeichnungen mit Bleyſtifte,
mit dreyerley Stiften, bie gewifchten Zeichnungen,
die geriefelten, und bie Paſtellmalerey. Die
Severzeichnungen,, meiftens fchraffirt, doch auch
zuweilen punftirt, Die mit dem Pinfel verfertigs
ten Zeichnungen, find meiſtend gewaſchene ober
lavirte mit eınerien Sarbe wie mit Tufche, Biſter ꝛc.
wohin auch die Malerey grau in grau, roth in rorß,
oder auch mit andern einzelnen Farben gehört, dies
find die Monochromata der Alten, und was die
Sranzofen Camayeux nennen. Es giebt aber
auch folorirte Zeichnungen mit mehrern Farbern.
Der Verfaſſer erflärt, was Ausdrock, was der
Ton in der Malerey, und was die Haltung ift, und
giebt. eine kurze Anweiſung zum abfopiren, vers
orößern und verjüngen. Ra der Lehrling bes
zeitd von den Materialien, womit das Zeich⸗
nen geichieht , unterrichtet ift, fo zeigt er ihm nun⸗
mehr, wie vielerley Klaffen von Zeichnungen es giebr;
und theilt fie in Studien, Entwürfe, Gedanken,
ausgeführte Zeichnungen, Akademien, und Kartons:
Du
|
— — — — — — -
und Malen für Anfänge.” x g
Bey der Manier eines Malers kann man fc
eben daS benfen, was man fich bey Schriftftelterg
unter dem Worte, Geſchmack vorftellet, So wie
man fagt, das Buch iſt im lohenſteiniſchen Geſchmacke
gefchriel@n, fo ſagt man Raphaels, Tizians Ma⸗
nier ꝛt. Jeder Maler hat ſeine eigne; und iſt ig.
ber Führung feines Pinſels von andern ſo verſchie⸗
den, ale ber Schreiber in Sührung ber Feder. Dies
fe Domier Außert ſich fo wohl im Zeichnen als im
Malen ſelbſt; doch erinnere Hr. R. Sehe richtis/
bag man wohl: unterfsheiben müffe, eine Manier
Haben, und manieren ober maniert ſeyn, welches
fü viel debentet, als eine gezwungne wider die Ratut
Ianfende Art zu malen annehenen. Su Beim
Unser ſich dir Manier, nachdem mar wellenfoͤrmige
ober eckige Umriſſe Iiche. - Und wer Femme nicht den
Unterſchied der Manier des Rubens, des Rem _
- Beand, des Tizian uf. im Kolorit? Den
Mationalgeſchmack: der Italiener, Niederlaͤnder,
Franzoſen ec. ſucht der Verfaſſer allgemein zu bes
- Püammen: wir glauben aber, daß das re eiele Sim
| fhräufungen kein.
. Die Cofntogg peirb. in Abſicht auf bie: Zaan
menſebeng in dee biſtoriſche, allegoriſche rnd myſti⸗
ſche getheilt. Das Koſtum iſt ein mothwendiges
EScück für den Kuͤnſtler: doch halten wir dafün
daß rinige neuere Lehrbuͤcher dabey gar zu ſehr ing
Kleine fallen, welches dem Kuͤnſtler die Haͤnde zu
ehr: bindet, und ihn aͤngſtlich in der Ausführung
macht, So uͤbertreibt dieſes bee ungenannte Verf
ſaſſer ber Sehle der (a (Sm Bibl. ia B.
ates
116 Das Studium ber. Zechenkunſt
stes Gbaͤck) bey vielen Gelegenheiten / wenn z3. E.
fagt, die Maler muͤſſen das Stroh nach dem: more
genlandiſchen Koſtum nicht zu lang bilden, weil man
es dort kurz abſchneibet, und was vergleichen mehu
3 Hier wird erwas von der Heraldik egeſchal⸗
tet, deren Kenncniß dem Maler in vielen Faͤllen ale
lerdings nuͤtzlich ſeyn kann. Wir mihflen bei bies
fee Gelegenheit erinnern, daß, da ‚bet Verf. s
mancherleh Dinge, bie man in ſeinem Buche nicht
ſuchen moͤchte, deygebracht har, ein kurzes Regifter,
der vorgedruckter Innhalt daſſelbe weit brauch⸗
barer wuͤrde gemacht haben, anſtatt daß man. jetzt
ber) fo dielen Durch, einander geworfnen Materien
nicht weiß, wo man fie ſuchen @IL -
Nachdem gezeigt worben, worinn die Kriti bes
Acker werden die verſchlednen Arten ber Gemaͤlbe,
als Landſchaften, Bluhmenfbinte is |. Yo. angezeigt,
und die Betrachtungen vym Kolotit, von ben. Ges
wandern, dom Guten, Schoͤnen und Reizenden, un
endlich vom Ruͤhrenden machen den Beſchluß. |
Oir darauf folgenden Terminologie, oder dem
kurzen DVergeichniffe der behm Zeichnen und Malen
vorkommenden Kunſtwoͤrter, fieht man es an, daß.
fie aus einen franzoͤſiſchen Woͤrter buche, vermuthlich
dem Pernetth, genommen iſt. Wie Kunſtwoͤrter
verrathen zu ſehr daß fie eden daher überfegt find,
als ind Mehlichte verfallen ( donner dans la
‚ farine) und andte Ausdrücke meh.
Das Verzeichniß der berabenzen Dialer it,
ber Betrachtung daß es Anfaͤngern dienen foll, weis
che mit den Ramen noch nicht ſehr bekanntſmb
durch
und Malerey file Anfänge. 117
durch die unzaͤhligen Druckfehler gaz und gar ums
Srauchbar geworben, gleich der dritte Maler Abano
fol Albani beißen. Vermuthlich iſt auch dieß vom
einem franzöfifchen Berzeichniffe abgefchrieben, ſonſt
duͤrfte die Auswahl der Meiſter vom erften Range,
welche mir einem + bezeichnet find, wohl ſchwerlich
unter vielen andern den Jakob Blanchard (nicht.
Blamchard) den Shomas Blanchet und die
fänmrlichen Boulogne, ſogar des Ludivigs Bow
logne beyde Töchter, die man außer Frankreich
kaum kennt, betroffen haben. Daß alle Seiten
doll Fehler in der Rechtſchreibung der Namen find,
davon wollen wir nur einige aus dem Buchſtaben B
onführen. Wer ift Balechon, etwa der Kupfer,
fischer Balechou, fonft kennen wir feinen, der in
einer Auswahl von Meiftern einen Platz verdient
hätte? Wer der Landſchaftemaler Beeh? Wer
Bernimi, ein guter Beichenmeifter, folles der
bekannte Bildhauer Bernini ſeyn, wir koͤmmt diefer
unter die beſten Maler ? Bey Benedetto ſollte
erinnert ſeyn, daß bie Franzoſen unter Benedette
ven Eaftiglione verfichen. Petet Bianchi ken⸗
vor] wir, aber feinen Biauchi, Wir exrathen
nuch wohl wer Karl le Brue, Breenaberg,
Bounarotti und aubre fegn ſollen; aber wie bilfe
füh der Anfänger ? Doch wir haben:uns ſchon zu
lange bey dieſem Verzeichniſſe aufgehalten, das in
einem deutſchen Vuche gar micht ftehen ſollte, weil
es alle hoͤchſtmittelmaͤßige Franzoſen unter die Auss
wahl von Meiſtern zaͤhlt. Sollten wir Deutſchen
nicht unſet Deurfchen ro. bineinfegen ? Bei
babe
u... tr 98°
118 Dad Studduni der Zeichenkuuſt ꝛc.
gaben Meiſter genug, die eher Bier einen Ding ver⸗
Bienen ald Freminet, la Foſſe, le Feore, Fou⸗
quieres, Fontenay, nad ein paar Dutzend am⸗
dre, die man gleich wes ſtreichen koͤnnte. J
Nach dieſem alphabeti ſchen Verzeichniſſe kommt
ein andres, wo die Kuͤnſtler nach ven Schulen ges
ordnet find, Es ift cu. an Druckfehlern reich
genug, und unter ‚allen Schulen iſt Die franzoͤſeſche
die zahlreichſte. Gegen 8 Deurfche findet man so
Sranzofen angezeigt. Darauf folgt eine kurze Lifte
der jegigen Malerafademier in Europe. Das
Berzeichniß ber Kupferſtecher ift ſehr Furz gerathen, |
Die Bücher, welche der Verf. dem Kuͤnſtler vor
lägt, machen enblich den Belchluß des ganzen
erks. Wir würden dies Verzeichniß in manchen
Stuͤcken anders eingerichtet, verſchiedene weggelaß⸗
fen, und on deren Stelle andre vorgefchlagen haden.
Bon ben Kupferftichen haͤtten unſerm Beduͤn⸗
fen nach viele wegbleiben koͤnnen, 4. E. die Stubien
‘von Landſchaften, von Pferden, u.fiw. zumal da fie
ſich durch die Schoͤnheit des Stiche nicht fehr em⸗
pfehlen. : Manche die doch Muſter unter ven Ans
«iken fern .follen, verdienten auch befler gezeichnet
. u ſeyn, wie dor daocoon und bie mediceiſche Venus,
anderit wicht bigedenken. SEE Pen
. ine
— — —— on
4.. * *
C. '.13
Elements
VI.
Elements of Painting with Crayons by John,
Ruffel,. London 1772 in 4. 46 Seiten.
> fehle zwar nicht an Anleitungen zur Paftells
maleren, gleichwohl wird diefe nicht überflüfs
fg ſeyn, da fie kurz und mit vorzüglicher Deutliche
feit abgefaßt iſt. Aus diefem Gefichtspunfte vers .
dient fie Lob, obgleich einer, ber die Kunſt fchon ers
lernet af, nichts neues darinn finden wird, wie ber
Verf. felbft in der Einleitung erinnert. Man fins
bet bier Die Art vorgetragen, wie der oßnlängft dere
ſtorbene Franz Cotes, der unter die größten Mei⸗
ſter unfers Jahrhunderts gehört, und der Roſalba
on die Seite gefeßt zu werden verdient, die Paftell:
malerey ausgeuͤbet und nach welcher er den Verfaß⸗
fer dieſer Anleitung unterwieſen hat.
Bon den 6 Abſchnitten derſelben betreffen Die,
beyden erften nit die Paſtellmalerey allein, fon
dern fie enthalten einige allgemeine Säge vom Ges
ſchmack und von ber Zeichnung. Die Grundſaͤtze
des Geſchmacks koͤnnen weber deutlich esflärt noch
beſtimmt werden, weil die Begriffe davon bey den
Menſchen fo verſchieden ſind. Man muß ihn mehr
durch Uebung und Erfahrung erwerben, als daß
man glauben ſollte, es ſey ein unmittelbares Ge⸗
ſchenk der Natur. Ben der Zeichnung wird inſon⸗
berheit der Vortheil gezeigt, ſich anfangs nach Zeich⸗
nungen vog guten Meiſtern zu uͤben, und nicht,
- 94 | gleich
“
'x24 Elements of Painting
Gleich nach der Matur zu ſtudiren, weil mar fi
dadurch an richtige Umriſſe, und eine gure Manier
in der Ausführung gewoͤhnet. Vornehmlich ſoll
fih der Paftellmaler gleich anfangs - gewöhnen, auf .
gefärbtem Papiere mic Kreide zu zeichnen, nicht nur
weil Dies eine qute Wirkung thut, fondern weil, man
dadurch auch zugleich eine Arc von Mitteltinte zug .
wege beingen lernt, Der wahre Eontur geht vor
ollen, und uit weit nörhiger ald ein kühner Ausdruck
oder eine gefällige Zeichnung ber Umriſſe. Hat der
Kuͤnſtler erft den in der Gewalt, fo faun er anfangen
nach dem Runden, und nach Figuren von Gyns zu zeiche
nen. Suchte einer gleich nach dem Leben zu zeichnen,
ohne zuvor die Antike zu ſtudiren, das wäre fü viel
als wollte jemand gleich die Flaflifchen Schriftſteller
leſen, ohne ſich vorher mit der Grammatik befanne
gemacht zu haben. Ben der Zeichnung nach dem
Leben ift vorzüglich auf eine gute Stellung der Fi⸗
guren Acht zugeben. Die Eintheilung der Figus
gen wirb nach za Kopflängen angenommen,
Im zten Abſchnitte koͤmmt der Berf, uäßer zu .
. feinem Zwecke, und handelt yon der Anwendung ber
Paſtellfarben. Je ſtaͤrker das blaue Papier ift,
deſto befler ift es, nur muß es nicht zu greb, und
voller Hügel fegn, die zuvor mit dem Jedermeſſer zu
ebnen find. Es wird fehr gerathen den Grund zum
Gemälde zu machen, ehe man es auf Leinwand Flebt,
und die Handgriffe dabey gezeigt, weil nachgehends
die Paftellfarben weit beffer varauf haften. Diefe
Methode erfand der berühmte Cotes von unges
faͤhr. Er brachte fo gar bey einer gewiſſen Gelee
Ä | genheit
wich Erayanı a0
genbeit ein Poaſtellbild der Roſalba auf eine anbir:
- geinwand ohne es im geringiten zu befchädigen. Zu⸗
erſt werden die Handgriffe beym wirflichen Malen
Überhaupt gezeigt, und vachgehends Vorſchriften
für einzelne Zeile des Geſichts gegeben,
Im ten Abſchnitte wird ton der Bekleidung
als einem der wichtigften Stuͤcke für einen- —*
maler gehandelt, und Unterricht gegeben, wie men,
die befondern Arten derfelben, fo wohl ald der Zeus
ge an und für fich bearbeiten fol, Da es ben her
Paſtellmalerey fehr viel auf die Bereitung guter
Farben anfommt, und es unmöglich ift ohne diefelben
etwas ſchoͤnes zu liefern, fo zeige der Verf, im sten ,
Abſchn. Die Zubereitung, Er geht alle Arten ſorg⸗
föltig durch und lehrt Die Handgriffe der Verfertis
gung und die nachherige Anwendung, “ Den Vor⸗
wurf, daß bie Paſtellmaleren gemeiniglich von
ſchlechter Dauer fen, und bald von der Luft ausge⸗
jogen werde, fchiebe R. meiſtens auf den Künftler,
und unterrichtet ihn, wie er feinen Barden eine meh⸗
rere Standhaftigfeit geben Fann. Die vornehm
Urſache liegt im unbedachtſamen Gebrauche, u
Verfertigung der weiſſen Farbe, und folglich —*
aller andern, welche mit weiß vermiſcht werden.
Dieſer Abſchnitt iſt der wichtigſte, und daher haͤle
ſich der Verf. auch am laͤngſten dabey auf. Im
Gten und letzten zeigt er endlich ganz kurz, wie die
zubkreiteten Tarben zu Stiften gerollt, und um
len fertig pemocht me werben,
95 Unter⸗
122 UUnterſchied der freyen
vu
Unterſchied ver freyen und mechanifchen Mas .
lerey praßtifch erfläret von Ernſt Lud⸗
wig Daniel Huch, der Bernunfticehre
und Beredfamkfeit Profefior zu Zerbſt.
Halle, 1773, 8. 184 Seiten.
er Verfaſſer hat gleichfam die ganze Logik und
Redekunſt in dieſes Werk hineingeflochten,
und verſpricht die uͤbrigen freyen Kuͤnſte als Bau⸗
Bildhauer⸗ Tanz⸗ Dicht⸗ und Tonkunſt auf aͤhnli⸗
che Art abzuhandeln. Unter dem Worte frey ver⸗
ſteht er alles was die Malerey zu einer Wiſſenſchaft
macht, und wozu Genie und Künft erfodert wird,
oder wodurch fie fich von dem bloßen Anftreichen und
Faͤrben unterſcheidet. Diefen Linterfehieb zu zeigen iſt
die Abſicht der ganzen Abhandlung Er äußert ſich, nach
dem Verf. durch den Ausdruck der Leidenfchaften,
durch das Genie, durch bie Erhebung ber alle
Grenzen, und dur die Erhebung zu einer
Wiſſenſchaft. Dex Ausdruck zeige fich entweder
ben einzelnen, ober zufammengefeßten Bildern,
das iſt Gemälden. Die eigenthiimlichen Mittel
des Ausdrucks, oder das was der Künftler mit
ber Hand dazu beytraͤgt, find Linien, Züge und
Farben. Andre Mittel des Ausdrucks hat ‚die
Malerey mit allen fchönen Wiffenfchaften ge
mein, und in diefer Betrachtung find die Ausdruͤ⸗
cke dreyerley, prächtig, Fühn und reigend.
| Praͤch⸗
vv... _
und mechanifchen Malerey. ı 23
Vraͤchtig werben die Ausdruͤcke, durch Dies
taphern, Spnecdochen, Metonymien, Iro⸗
nien; kuͤhn werben fie durch Katachrefen, Mer
talepfen, Hyperbeln, Allegorien ; reizend
werben fie endlich durch das Ungewoͤhnliche, Treue,
Ueberrafchende und Wunderbare.
In Gemälden ober zuſammengeſetzten Bile
bern zeigt fich der Ausdruck durch Sage, Schlüffe
and Nachdenken. Das legtere ift cheils lebhaft
theils feurig. Lebhaft ift es durch die Abwechſe⸗
lung maleriſcher Ausdruͤcke, durch Anlegung
eines Knoten, und durch den Kontraſt; feurig
durch die Kuͤrze, durch die Verdunkelung, durch
den wahren Gebrauch der verſchiedenen Mas
nieren is der Malerey, durch den Umriß, durch
die Naivetaͤt. |
Wir haben das ganze Sfelett diefer Abhandlung
dem Leſer vor Augen gelegt, weil er ſich aus einzel⸗
nen Theilen nicht leicht einen Begriff machen wuͤre
den, aus welchem Geſichtspunkte der. Berfaffer die -
Molerey betrachtet hat; es iſt etwas Neues, weil
noch feiner, wenn man fo fagen foll, von diefer Kunſt
fo aͤſthetiſch geſchrieben, (wir-häteen bald geſagt
pedantiſch:) Ans ift inzwiſchen bey dem Durchlefen
‚mehr als sinmal eingefallen, ob ber Künffler, dem
Diefe Abhandlung in die Hände, geräch, e8 nicht wig ı
Uzens Mädchen machen würde, das, nach der mes
sapbafifchen Liebeserflärung des Magifter Dung, .
3 3: Bob ins nahe Thal u
Aus dieſem Zaubertreife
Pi er a 3
Bon. zum
u Unterſchied der freyen
"au Dame der vom gleicher Qual, doch nach der
Schäfer Weiſe fang, - Sollte er-nicht unwillig wers «
den, wenn er erſt die 2ogif und Rhetorik Iernen muß, _
um mit allen den Wörtern bekannt zu werden, Die
ihm, wie man fagt, böhmifche Dörfer find? Wir
wollen dem Verf. indeſſen nicht abläugnen, daß
er feinen Gegenſtand ziemlich durchgedacht, und
bey Erklaͤrung feiner Eintheilungen auch, manche .
gute Gedanken eingeſtreuet habe, welche Liebhaber un
Ruͤnſtler für. die Arbeit des Durchleſens einiger⸗
maßen ſchadlos halten koͤnnten. Noch iſt zu be⸗
dauern, dat das Buch in ber Abweſenheit des Verf,
gedruckt it, und daß der Verleger einen ſehr nach⸗
laͤßigen Correftor gehabt. Man trifft faft auf jeder
Seite Druckfehler an, die oft den Verſtand verwir⸗
vn Z.E. S.5 heißt es Carl Marcelld (Mas.
ratti) Krau fen das Driginal zu vielen feiner Mas
donnn. &.7 kommt diefer Marcel] noch einmaf, .
©. 46 Domemio Hampieri ftart Domenico.
Zampieri, oder der bekannte Domeniching, ans
berer unzehliger Druckfehler nicht zu gebenfen.
Wir wollen einige feiner Gedanken den Leſern
vorlegen. Die Linien find entweder Zeichen des
Beritandes oder der Meigungen. In die erfte
Klaſſe gehören die Figuren des Feldmeſſens, die lee.
tern find für den Maler, welcher alle geraden und
Zirkellinien vermeidet, und durch die fehönen Ori⸗
ginale,. bie er zeichnet, gereist, im Affekte lauter
krumme Linien beſchreibt. Daher ift die Schoͤn⸗
heitslinie Hogarths eine Schlangenlinie Die Als
een hatten eine Öattung der Dialerep, welche die
u Maͤan⸗
umd mechaptſchen NRalereh. +43
DMaandriſche, nach den unzähligen Kruͤmmungen
bieſes Fluſſes hieß. Virgil beſchreibt ein Kleid
als ſehe ſchoͤn, welches mit maͤandriſchen, das iſt
ſchlang⸗ ineiſe geſetztem Purdur elngefaßt iſt, weil
nichts, ſagt der Verf. ohne Affekt ſchoͤn ſeyn koͤme⸗
Die Dichter nannten alles; was diele Kruͤmmungen
hatte, wäandrifh? vb man' aber eine befondee Ad
der Maleten Die.männdrifche genannt, Daran zweiz
fein wir. ſehr. Die krummen Linien find Wirkung
gen, und daher auch Kennjeichen der deidenſchaften.
Unmittelbar kann ber Maler, heißt ea weiter, Feng
Neigung ausdruͤcken, da dieſe ſich über durch Geber⸗
den äußern, ſo entwirft er ſie im gewiſſen Zuͤgen,
Weiche ein Inbegriff vieler Limien And ; die zuſantz
Iren genommen ben Zuſchauer ſchließen laſſen, was
fuͤr eine Neigung in der vorgeſtellten Figur die Ober⸗
hand Habt. — Nachdem aus den Junius und Quin⸗
tilian gezeigt worden, was einzelne Theile des Lei⸗
bes als die Augen und Hände zum Auedrucke einet
Leibenſchaft behteagen, wirb durch die Sammlung
der beruͤhmteſten jegigen Schauſpieler in Londen
welche die Herzoginn von Northumberland in merk⸗
würbigen thentralifchen Rollen und Stellungen Mas
len laffen, erwieſen, daß Maler und Bildhauer dies
fen Geberden und Stellungen nachahmen koͤnnen.
: &ab erhebt Hr, H. die Vorzüge des gute
Kolorits? uͤberall mochte er gern den Mater zum Phi⸗
loſophen machen. Gemaͤlde, heiße es, die nicht bioß
mach Art der Schoͤnfaͤrber mie glänzenden Karben;
fonderu nach Maßgabe des Affekts philoſophiſch ko⸗
lexirt find, floͤßen beſſer tugendhafte Neigungen
und
>
| t IT — " Unterfchteb der freyen
amd Abſcheu gegen laſterhafte Affeften. ein, als eine
vernunftkalte Sittenlehre; fie Ichren der Menſchen
Gemürber fennen, und zeigen deutlicher bie‘ Ver⸗
wandtichaft der Affekten als ſtreng bewiefne Ein
‚tenlehren.
AInm andern Theile bes arſten Buchs geht der
Verfaſſer nunmehr nach obiger: Einthedung die ver⸗
fchitdenen Arten der Ausdruͤcke durch, und giebt von
allen Wenfpide, was nämlich Metaphern; Kata⸗
chreſen, u ſ. w. ſind, welches um fü noͤthiger iſt, da
den meiſten Liebhabern der Knnſt;, dieſe aus Des
Mhetorik entlehnten Kunſtwoͤrter unbefannt feyn
moͤchten. Wenn S. 59 zum. Beweiſe, daß das
Neue eine Quelle des Reizes iſt, geſagt wird, dem
deutſchen Winkelmann gefielen nur, italieni⸗
ſche Formen, weil ihm dieſelben nen waren : fo moͤch⸗
Ken wir dieſes wohl niche einräumen, weil.man dem
guten Winkelmann fonft auch beylegen koͤnnte;
Daß er ben einer Meife nach Oftindien bie Eleinen ges
gerrten Augen der Chineſer, und bie aufgeworfnen
Lippen der Hortentotten fchön gefunden Haben wärs
be. Es war nicht das Nene, fordern die mehrere
Aehnlichkeit, welche Winkelmann zwifchen den rds
muſchen Geſichtern, und dem edlen Profile griechis
fcher Statuen, das ſich Durch einen uͤberaus gerins
ger; fanften Eindruck der Naſe ander Stirne zwi⸗
fchen ven Augen anszeichnet, zu: finden vermeinte
die dieſes Wohlgefallen bey ihm erweifte, wie Dee
NRecenſent aus deſſen Munde fehr oft gehörer hat:
„Daher koͤmmt es auch, . fährt der Verf, fort, daß
adeutſche Dialer gerade ſo in Mom, wie Italiener in
v Deutſch⸗
=
| t IV — Unterfchteb der freyen
und Abſcheu gegen laſterhafte Affekten ein, als eine
vernunftkalte Sitrenlehre; fie Ichren der Menſchen
Gemuͤther Fennen, und zeigen deutlicher die Bere
wandtſchaft der Affekten ale ſtreng bewieſne Sa⸗
kenlehten.
AInm andern Theile bes erſten Buchs geht ber
Verfaſſer nunmehr nach obiger Eintheung die ver⸗
ſchiedenen Arten der Ausdruͤcke Durch, und giebt von
allen Venfpide, "was naͤmlich Metaphern, Kata⸗
chreſen, u. f.w. ſind, welches um fo noͤthiger iſt, Da
den meiften: Liebhabern der Kunſt, dicke aus Den
Rheetorik entlehnten Kunſtwoͤrter unbefannt ſeyn
moͤchten. Wenn S. 59 zum. Beweiſe, Daß das
Neue eine Quelle des Reizes iſt, geſagt wird, dem
deutſchen Winkelmann gefielen nur, italieni⸗
ſche Formen, weil ihm dieſelben neu waren: fo moͤch⸗
Ken wir dieſes wohl nicht einraͤumen, weil man dem
guten Winkelmann fonft auch beylegen koͤunte;
daß er ben einer Meife nach Oſtindien bie kleinen ges
gerrten Augen der Chineſer, und bie aufgeworfnen
Lippen dee Hortentotten fchön gefunden Haben wuͤr⸗
be, Es war niche das Nene, ſondern die. mehrere
Aehnlichkeit, welche Winkelmann zwifchen den roͤ⸗
miſchen Geſichtern, und dem edien Profile griedhie :
ſcher Statuen, das fich burch einen uͤberaus gerin⸗
ger, fanften Eindruck der Mafe an:der Stirne zwi⸗
ſchen Den Augen unszeichner,, zu finden vermeintd,
die dieſes Wohlgefatien bey ihm erwerkte, wie Dee
Necenſent aus deſſen Munde ſehr oft gehöre hat:
„Daher foͤmmt es auch, Fähre der Verf. fort, daß
adeutſche Maler gerade fo in Mom, wie Italiener ie
v Deutſch⸗
— — — — ——— —
und mechaniſchen Malerey. 12
„Deutfehland ihr Gluͤck machen, Der Beweis
würde fo leicht nicht fallen. Warum macht Menge
kin id in Stalin? Weil er feinen Werfen ei⸗
wen Heiz bucch etwas Neues zu geben fucht? Mein,
ſondern weil er der größte jetzt lebende Zeichner iſt;
fine Bilder vortrefflich anordnet und meiſterhaft
kelorirt. Er malt große Hiftorifche Gemälde, die
fh vielmehr durch eine edle Simplicitaͤt, durch vera
könftig gewählte Gewaͤnder, und Mebenfachen anss
zeichnen. Liebten die Roͤmer bloß den Reiz des
Neuen, fo. muͤßten die getändelten Eonverfationsftäs
deder Franzoſen, oder die aus ber niedrigen Ratur
entlehnten Gegenſtaͤnde der Niederlaͤnder mehrer
Verfall finden; fo aber find große Zuſammenſetzun⸗
gen der herrſchende Geſchmack, daran fie fich durch
dns beftändige Anfchauen der Meiſterſtuͤcke des
Raphaels, Domenichino, Caracci und an⸗
dere gewoͤhnen, und jene verachten. Wann einer
and malte wie Teniers und Oſtade, oder wie
Greuze, und Watteau, fo würde man vielleicht,
kine Werke mir einigem Wohlgefallen, und einem
baren Blicke anſehen; ob der Meifter aber fein,
Gluͤck machen würbe, daran zweifeln wir fehr. Wars .
um aber ſehr viele Italiener in Deutſchland Bey—
fall finden,. daran ift fehr oft wohl nicht das Meue
ud noch viel weniger eine vorzügliche Geſchicklich⸗
fait, ale vielmehr der Deutſchen Vorurtheil ſchuld.
So wie manche gnädige Frau glaubt, daß der Fri-
eur nothwendig ein geborner Franzofe ſehn muͤſſe,
fo denken viele Große, daß einer unmpͤglich gut mas
Im könne, wenn fein Dame nicht anjeigt, baß er
jenfite
728 AUnterſchied der frehen
jenfeira ber Alpen geboren ſey, wenn "gleich, nad
dein Urtheile der Kenner, mehr als ein Deutſcher an
einem Orte lebt, der gleiche, wo nicht größere Ge⸗
ſoicklichkeit beſitzt. Wenigſtens haben wir, ohne
einmal Mengs zu nennen, in Deutſchland Mei⸗
ſter aufzuweiſen, bie in allen Arten den jetzigen Ita⸗
kienern ad bie Seike geſetzt werden koͤnnen.
Befy Gelegenheit der Linterfuchung, welche Korn
bey der Andrdnung bet Gemaͤlde die beſte ſeh, wird
die eigentliche Figur des Ouitennp der Alten, welche
manche für pyramibaliſch, andere für ein fd genann⸗
tes Andreas Kreuz oder X annehmen, eigentlich
aber von ber lehtern verſtanden werden auf, “für
bie befte erflärt. Inzwiſchen darf bie Sigue nicht
nothwendig zweyſpitzig zulaufende Piramyben ober
Triangel vorſtellen, ſondern es koͤnnen auch zwey ab⸗
geſtumpfte Triangel ſeyn, deren Spitze der Haͤlfte
der GOrundlinie gleich iſt. Jedoch ein Maler von Lis
nigem Genie wird ſchoͤn anordnen, oßne fa um rei
Quincunx zu bekuͤmmern.
Das Hauptſtuͤck vom maleriſchen Bent iſt und |
febe ſpeeulativiſch vörgefommen. Das wilde Feuer
entſteht nach dem Verf., wenn ber Maler beſon⸗
ders ſchoͤne, praͤchtige, kuͤhne vder reizende Linien,
Rüge und Farben anbringt, wo ber gereinigte Af⸗
fekt nur zierliche befiehlt. Wie wird man dem Kuͤnſt-
ler
) In dieſem Verſtande wird 28 auch in den fran⸗
zoͤſtſchen Büchern von der Gartenkunſt genom⸗
men; Baͤume en Quinconce gepflanzt, haben
dieſe Figur: *
y ,
und mechanifchen Malerey. 129
fer dieſen Risterferieb begreiffich machen, oder wie
wird man ihn ſelbſt genau beſtimmen koͤnnen? Wenn
man gleich nad) der hier befindlichen Vorſchrift Ho⸗
garths Zergliederung dee Schönheit zur Hand
wimmt, and 5. E. fagt „rwildes Feuer ſey, wenn man
von ven Wellenlinien deſſelben No.2.3.4. 3.6.7,
wäßle, wo der Affekt nur No. x. verlange, ſo moͤch⸗
ven wir erftlich fragen, wer denh dieß Kunſtg⸗
gegeben? und wenn es auch ein Geſetz wäre, ob dem
Koͤnſtler nicht alles Feuer ben der Zeichnung verges
hen daͤrfte, wenn er erſt unterſuchen ſoll, vb feine Wel⸗
Ienlinie unter Do. 1. oder Do. 5. zu rechnen ſey?
Sie Grenzen des matten Feuers find für Künftler
eben fo numerirt, damit fie ſich aber dafuͤt huͤten
mögen, fo swirb ihnen, was mattes Feuer heißt, auf
folgende Art deutlich. gemacht: „Es entftche
wenn die Gegenſtaͤnde Fleiner oder attifch vorge⸗
ſellt werden, ob wohl ber gereinigte Affekt einen
ſtatken oder aflatifchen Ausdruck verlange „ Um
dieſe Erklaͤrung praftifcher zu machen, wird fie ehen⸗
- falls mie Numern nach dem Hogarth duch den
Gegenſatz des wilden Feuers beftimmt. Mir wol
len es den Liebhabern der Kunit, und den Kuͤnſt⸗
lern ſelbſt überlafien diefe Beltimmungen zu beur⸗
teilen, wir halten unfre Meynung zuruͤck, damit
ber Verfaſſer uns und andre nicht, wie er hie &,
. 246 gar, für feichte Kunſtrichter erkläre,
N.Bibl.xv. B. St. 9 Bu Beur—
t
130 Beuttheilung der architekt. Ausſtell.
VIII.
Beurtheilung der architektoniſchen Ausſtel⸗
lung, bey der Churfuͤrſtl. Saͤchſiſchen
D Kunſtakademie zu Dresden, vom Jah⸗
ve 1771. |
aft alle Jahre bluͤht in Sachfen ein jumger Zweig
| F der neuen Pflanzſchule in der Baukunſt auf:
Dießmal entdeckte ſich, daß auch der Luſtgartenbau,
der billig unter die ſchoͤnen Kuͤnſte gerechnet wird,
nicht ohne Nutzen ſey gelehret worden. |
Der Reiz der Luſtgaͤrten hatte auch bie Römer
‚gefeflele: Halb Italien war mit den prächtigen
Gärten und Sandhänfern beſtreuet. Und fo bes
ſchreibt ver jüngere Plinius feine beyden Luſtgaͤr⸗
— ten zu Zaurentinum und Tufculum recht-wolläflig,
- aber doch regelmäßig fhön. Wie viele Baumeifter
haben fich nicht bisher bemuͤhet, die Luftgärten nach
der Natur zu bilden, und den alten Hollänbifchen
Geſchmack auszurotten. Ja fo gar gelehrte Eng⸗
länder beitreben ſich jetzt noch Negeln zu erfinden,
: wornadh fie ihre Gaͤrten in viele Scenen, gleich den
&inefifchen, zu Erweckung verfchiedener Leidenſchaf⸗
. ten eintbeilen wollen. Ich laſſe das Letztere an
ſeinem Ort geſtellet ſeyn. Nur begreife ich nicht,
warum die gute Meßkunſt alle den Scenen hinder⸗
lich ſeyn ſoll, da fie doch bey der Ton⸗ und Tanz⸗
kunſt nicht weniger Leidenſchaften erregen kann.
Sollte wohl nicht bey den mehreſten Scenen auch
bie mehreſte Einbildung Herrfchen ?
J HHoqme
bey der Churſaͤchſ. Kunſtakademie. 131
Home giebt im dritten Theile ſeiner Grundfaͤ⸗
de der Kritik, dennoch viel Gleichſeitiges, und- Abs
geneffenes um das Wohnhaus. herum zu, ob er
gleich auch Scenen verlange. Er will nur, daß
das Megelmäßige ſich nach und nad) ins natärkiche _
and ländliche Schöne verlieren ſoll; und barinnen
bin ich dollkommen feiner Meynung und uͤberlaſſe
die Scenen ven Dichten. Dahingegen ber Autor
bes kuͤrzlich überfegten Werkchens: Beurtheiluns
gen über das heutige Gartenweſen, ſchlech⸗
terdiags alle Geometrie, ald etwas Gezwungenes
derwirft, und nicht einmal drey Bäume in gerader
Linie, gleicher Write und Höfe, in einem Garten
duldet: Er verlanget ausdrücklich, daß das Gleich⸗
fritige ber Haͤuſer nicht bis in die Gärten reichen
foße.
So gieng es vor erliche dreyßig Jahren mit
ben Verzierungen in Frankreich? da follte das
SHeicyfeicige der Häufer auch nicht Bis an die Ziere
rathen fangen. And dieß aus eben der Lirfache, -
weil die Natur in ihrer Schönfeie nichts Gleiche
Pprmiges zeige. Nest wird der ungfeichfeitige Sen
ſchmack als eine Misgeburth uͤberall ausgerottet,
nachdem man ſich beſonnen, daß bie Natur die
ſchoͤnſten Menſchen und alle lebendige Geſchoͤpfe, ja
ſo gar die Bluhmen im vollkommenſten Ebenmaaße
gebildet habe.‘ Und fo wird es eben auch-mit ber
Zeit dem neuen englifchen Gartenbaue geben! Man
wird ber Geometrie und den guten Verhaͤlrniſſen
wieber Abbitte und Ehrenerflärung thun. Ich
verwerfe deswegen gar nicht das ungezwungene
J2 Sam
J
133 Beurtheilung der architekt. Auoſtell.
Schöne ver Matur. Ich liebe es vielmehr: und
welcher Menſch wird es nicht lieben? Allein ich ach⸗
|
te nur nicht eine ſchoͤne Gegend und bie ‚wilden .
Spaziergänge für einen Luſtgarten. Wollen bie
Engländer eine fhön angepflanzte- Landſchaft einen
Garten oder ein Paradies nennen, und ſich Damit --
begnügen? Gut. Mir ſcheint 46, ale ob die Dias
tur igrem Lande viel Schönes verſagt babe, das fie
durch neue Anlagen erfegen wollen: -Dahingegen
die gütige Natur fo viele Schoͤnheit in Italien und
Sachſen verſchwendet hat, dei wir bey weitet
nicht über alle Kleinigkeiten fo entzuͤckt ſind wie ſie.
Daher verlangt man auch hier zu Lande einen ſchoͤ⸗
nen Garten in einer fchönen Gegend zu fehen. Man
will Natur und Kunſt beyſammen Gaben. - Lind
unter diefer Bedingung find die mehreften unſerer
Jandgärten ſeit ſechzig Jahren her amgeleget wors
ben; darunter der gräflich Watzdorfiſche zu Lichtes
walde den Chenmitz im Gebürge, und ber neue gräfe
fich Bigthumifche zu Otterwiſch bey Leipzig den Vor⸗
zug haben. . hie follen denn aber die Schloß und
Sdtadrtgaͤrten angeleget werden ? Davon faget dee
Engländer gar nichts. Ich bleibe alfo auch hier⸗
inn, wie in der Baukunſt bey den einmal feſtge⸗
ſtellten guten Regeln, und laſſe mich weder von be⸗
ſagtem Werkchen anfechten, noch von dem Maſon
wid allen engliſchen Dichtern eimfingen.
Nach dieſen Grundfägen nun und den Vegrif
fen, dis ich mir auf meinen Reiſen erworben babe, .
will ich die Dießjährige Ausſtellung befchreiben, und
meine Gedanken darüber eröffnen. | i
‚ ı Die
bey der Churfächf. Eunſtatademie. 133
- Die Ausſtellung des Herrn Hofbaumeiſters
und Profeffors Krubſacius beftund aus einem für
den verfiorbenen Fuͤrſten Czartoryski, Kronjägers
weiter von Polen, erfundenen Garteñgrundriſſe,
der, wie ich erfahren habe, vor zihen Jahren,
auf einem feiner Güter in Litthaum, ganz neu Bat
ungeleget werben ſollen. Der Riß war zu mehrerer
Berftändtichfeit mic einem Regiſter verfehen; und
alfo Eonnte ich den beſtimmten Gebrauch eines jeglis
den Stuͤcks wiſſen, und mit dem airkel, obwohl
auf dem Glaſe nachmeſſen.
Der ganze Garten mit allen Gebaͤuden und
. Borhöfen war tauſend Toiſen ober Klaftern larıg,
forne zweyhundert und ſiebenzig, und. am Ente
über fetbehundert Klaftern breit, halb frey und halb
umſchloſſen. Seine Geſtalt läßt fich nicht befchreis
ben: denn fie war forne und rechter Hand winfel
echt .gerabe; linker Hand aber und Hinten waren
fo viele krumme Aus⸗ und Einbengungen und abges
fonderte Stuͤcke, die ſich befier ſehen, als befchreis
ben laſſen; es wäre denn daß man ‚bie Geſtalt halb
franzoͤſiſch und halb englifch nennen wollte: und fo
war meinem Erachten nah; der ganze Garten
nah Homes Grundfägen angegeben. Die
Hauptabſicht darbey war, eine fumpfige Wiefe, "die
mit etwas erhöhten Feldern, Buͤſchen, unb weiters
Gin, mit einem fleinen Walde begränzet, und von
rinem ſchmalen Bächelchen gewaͤſſert war, nutzbar
zu machen; das Schloß der Stadt mit dem nädr
Men Dorfe zu verbinden; fich dadurch eine beſſere
Ausficht zu verſchaffen, und überhaupt «ine Som⸗
3
‚ miete
28
1234 Beurtheilung der architekt. Ausſtell.
merwohnung zur Luſt und Jagd zu erbauen. Die⸗
ſes Unternehmen konnte nun nicht anders, als durch
Kanaͤle, und Waſſerſtuͤcke geſchehen, um die Wieſe
zu trocknen und zu erhoͤhen, und darauf war auch
- ber Entwurf gerichtet. Dieb fahe man deutlich
und das Liebrige fund auf dem Riſſe gefchrieben.
Das Vorzoͤglichſte bey der ganzen Anlage, welches
wir ſehr wohl gefiel, war ver Gedanke: baf um ben _
zweyten, beunabe ovalen, und hundert und funfjig
Ellen großen Borbof herum, fieben abgefonderte
Gebäude, auf einer Erhöhung mit Stufen kunden,
bie mit einem bedeckten GSäulengange zuſammen ges
hangen waren; davon das Mitrelfte, ala das Größe _
te, zur Wohnung des Fuͤrſten, Die übrigen aber zu
Wohnungen der Gäfte dienen follten; fo wie bie Eleis
nen Haͤuſer, um din großen Freyplatz zu Marly
herum, zu Wohnungen der Hofſtaat beſtimmet
Hd. Dieß iſt eine große Bequemlichkeit, für
Hausherren und Bäfte zugleich. Die Griechen
hatten das fchon gewußt; fie legten aber nur in ih⸗
sen voeitkäufigen Hänfern und Hoͤfen abgefonberte
Wohnzimmer an, und ließen die Säfte auf bes
Hausherren kinfoften unter fich effen umd trinken
was ihnen beliebte ; dadurch wurden beyde Theile
nicht in ihren Gefchäfften geftöret, und die Hausher⸗
sen Fonnten ihre Freunde alle Stunden fprechen,
wann fie wollten: dahingegen lebten bie Säfte, auch
> @ben fo bequem, als 06 fie zu Haufe wären. Hier
lag fo gar auch Hinter jeglichem Gebäubchen ein Fleis
ner verfchloffener Luſtgarten ‚ beynahe wie in
einen Eamalpulenfer Klofter , davon der kleinſte
hundert
Bey der Churſachſ. Kunftafademie. 135°
Sunbert und funfzig Ellen lang, und hundert Eilen
breit war, und biefe alle in ganz verfchiedenen Ges
falten, mit Fleinen Sufthäufern, Blumenſtuͤcken,
Waͤſſern, Bäumen und Heden, recht artig und
Inftig eingetheile. Vor diefem Hofe Ing ein noch
größerer , mit einer durchfichtigen herausgebogenen
Einfarth, von zweyhundert und zwanzig Eilen lang
und einhunderf und zwanzig Ellen breit, mit Vaͤu⸗
men imd einem Teiche verſehen, daran die Küchens
und Dienerwohnungen gebauet waren, bie Ginter
fid) noch befondere Hoͤfchen hatten; da vor der Eins
fahrt, gleich -anı Anfange des Dorfes, noch zwey
große Stallgebäude mit ifren Höfen, und andere
zur Hofſtaat gehörige Haͤuſer ſtunden. Linkerhand
beyder Schloßhoͤfe, und beſagter Gaſtgaͤrten, lagen
der Baum⸗ Kuͤchen⸗ und Spaliergarten, und ˖ weis -
terhin, der Pommeranzengarten, mit den Gewaͤchs⸗
und Treibhaͤuſern, recht gegen Mittag gefehrer.
Hinter dem Schloſſe aber fieng fich der große herr⸗
ſchaftliche Luſtgarten an, der nothwendig einen frey⸗
en Platz, hier, von dreyhundert Ellen lang und
aweyhundert und zwanzig Ellen breit, mit Luſtſtuͤ⸗
cken von Raſen belegt, und mit Baͤumen und He⸗
cken begraͤnzet, haben mußte. Ein großes rundes
Springbecken lag am Ende deſſelben; und auf bey⸗
den Seiten waren große Heckenkabinetter mit Bäus
men zu fehen. Hier theilte ein breiter Duergang,
-_auf den man unter hoßen und weiten Bogenlauben
hinweg, ins frene Feld ſehen Fonnte, den ganzen
Garten ab: der mittlere Hauptgang aber van achts
zig Ellen breit, mit vier Reihen Baͤumen und einem
J4 | Raſen⸗
\
U
\
136 Beurtheilung der architekt. Auoͤſtell.
Mafmteppich verſehen, lief noch dreyhuudert und
ſechzig Ellen, bis zum Anfange des Zuftwoldes fort z
wo felbit er an einen Kanal flieg ‚ der ich bis zu
Sa des Gartens in gerader Linie und einer Breite,
von fechzig Ellen fortzeg: Vom Anfange machte
er zweene Arme, daran ftunden zwey große Garten⸗
bäufer einander gegenuͤber, die ſich im Kansle fniex
gelten; aulegt aber enbigte fich der lange Hauptfas
nal, mit einem großen Waſſerſtuͤcke, und ferner mit
sufammengehangenen Zeichen, außerhalb im Selbe,
Im Mirtel befagten Hauptkanales lag ebenfalls ein
großes Waſſerſtuͤck mit einem Strudel; und er ſelbſt
theilte ich in die halbe Breite, umfchloß und Durchs
ſchnitt einen-großen runden Plag, darauf Bäume
reihenweiſe zur Durchficht gefeger waren. Ja er
theilte ſich nochmals oberwaͤrts, befchrieb ein fpigie
ges Dreyeck, das wieder wit einem Kreisſtuͤck durch
ſchyritten war, und dag auf feiner obern Grundlinie
noch einen Kanal im halben Kreife auf fich ſtehen
hatte, ver fi an das legte große Waſſerſtuͤck an⸗
ſchloß.
Waͤre nun dieſes bie einzige Ausſicht des neuen
Sohloſſes geweſen, ſo wuͤrde man ihrer bald muͤde
geworden ſeyn; ſo aber genoß man, aus dem mittlern
vorſpringenden Hausſaale eine fuͤnffache Auoſicht,
naͤmlich: links und rechts, auf ein altes, und ein neu
anzulegendes Vorwerk; hernach auf. vorerwaͤhnte
gzwey Gartenhaͤuſer am Querkanale, und in ber
. Mitte, über den größen Kanal und die Teiche hin⸗
wed, auf bie naße gelegene Stadt und das daran⸗
fehende alte fuͤrſtliche Schloß, Derleichen Aus⸗
| ſidten
‚Sen dee Churſachſ. Kunſtalademie. 137
(ehren geben, unter fo vielerley Winkeln, da, wg
fie einen ober. den andern Quergang durchfchneiden,
GSelegenheit, zu ſechs und mehrfachen Sternauss
Atem, vor⸗ und ruͤckwaͤrts ber ganzen Gegend;
wenn man nämlich einen angenehmen Gegenſtaud
trifft, oder einen dahin feger; fie beſtimmen ferner .
den Dirt, wo man einen Heckenſaal, win Kabinet,
eber ein Sartenfsiel am fuͤglichſten anlegen kann. |
Dem allen ungeachtet, muß fein ſolches Gare _
tenſtuͤck dem andern gleich und aͤhnlich ſeyn. And
fo habe ich auch wirflich in dieſem gezierten Garten
über bregßig Hauptitücke gezehler, die Alle ebenmaͤſ⸗
fig in ongenehmen Geſtalten, Schwuͤngen, und
Verhaͤltniſſen, mit Zirkel und Linial gemacht wa⸗
ven; und davon beungd) Feines dem andern aͤhnlich
war, zu geſchweigen der wilden Stuͤcke, da fo gar
fen Gang dem andern ähnlich ſahe. Da ich ver
wilden Stuͤcke gedenke, fo muß ic) nunmehr bon
dem arfadifchen Sefilde etwas fagen. Es ftieß lins
fer Hand bes Gartens gleich an das mittlere. große
Waſſerſtuͤck und den runden Kanal an, und war
über taufend Ellen lang und eben fo viel, jedoch une
gleichfeitig breit; die Ausficht gieng viele Dieilen im
einer großen Ebene fort, mit wahren Feldern, Dörs
fern, und Fluhren beitreuet ; und alfo war dieſes
Gefilde für den Vorgrund der legtern zu achten, fo
daß man die Gegend darzu rechnen fonnte, und-auch
nicht. Ich will es in der Kuͤrze befchreiben: dan
Baͤchelchen, das die Wieſe waͤſſerte, und allen Ka⸗
nalen Nahrung gab, war dahin geleitet; es durch⸗
wen bas Ochise ı und machte hier und da kleine
J5 Teiche,
I 98 Beurtheilung der architekt. Ausſtell.
Teiche, und Heger. Von ben ausgegrabenen Tei⸗
chen, und dem laufe des Baͤchelchen, waren ohne
Ordnung fleine Hügel angefchürter, und hohle Wege
und Dämme gemacht; auf ben Huͤgeln flund ent⸗
weder altes Gemaͤuer, eine Einſiedeley, ober fonft
ein anderes Häuschen zwifchen Bäumen und Straͤu⸗
“hen; bald fah man eine indianifche Kabane, nach
verfchiedenee Art mit Fleinen und wunderbaren
Gaͤrtchen, bald einen Stall zu ſeltnem Viehe; Hier
lagen Felder mit ausländifcher Saat; dort Luſt⸗
wieſen von fremden Klee und Graſe; Ueberall
wer die Gegend mit fhlänglicten Fußftegen durch⸗
fgnitten, um von einem Orte zu dem andern zuges
langen ; Lieberall ſtunden einzelne, doppefte, und
dreyfache Bäume, die ſich in Klumpen ſammelten,
und wieder auseinander zogen; bis daß fie auch oͤſ⸗
. ters Fleine. Gebuͤſche von allen Arten wilder Bäus
me, nach mancherley Geſtalt und Grün, vorſtell⸗
ten. Den alle dem aber war eine gerade Haupt⸗
ausficht nicht vergefien; die aus einem auf der ans .
dern Seite des Gartens und der Landfchaft gegen
überftehenden erhabenen Gartenhaufe, das zum Abs
ſtandspunkt der Landſchaft beſtimmt zu ſeyn fchien;
ſich anfing, daraus man dann uͤber die Baͤume
und Kanaͤle hinweg, die neu angelegte Landſchaft,
und darüber hinaus, die Natur felber ſehen konnte;
die man auch unten zwoifchen den Bäumen, obwohl
gertheilt erblickte. Endlich ag oberhalb der Land⸗
fchaft, die gewißlich von allen Standpunften,wenn
man in ihr, oder um fie herum hätte gehen follen,
| unendlid viele Abweqhſclungen wuͤrde gehabt haben,
wieder
wur
/ ..
bey ber Ehurfächf. Kunſtakademie. 139
wieder ein ganz runder Fafangarsen von ungefeße
ſechehundert Ellen im Durchſchnitte: Er beitund
aus einem Sterne von fechzehen Ausfichten ins
Stege, der, nach der meueften Arc, man mag das
teipziger Nofenchal ruͤhmen wie man will, entiegs _
lich garflig gelafien haben würde, mir aber um
deswillen gefiel, weil eines Theils fich alle Auss
ſichten, durch kleine Kandle endigten, die auf cinen
runden Kanal aufilunden, der den Kafangarten, in
die Haͤlfte theilte, bavon die innere Hälfte mit nie«
drigen Sträudyen zu Safanen Ständen, die dußere
aber mit hochſtaͤmmigen Bäumen befeßee war; und
alfo dieſe Waflerfpigen , fo zu fagen einen Stern '
mit Strahlen, des blinfernden Waſſers vorftelleten.
Anvderntheils aber auch, weil die Safanen wenn fie
auffliegen, aus dem Mirtelpunfte und fo vielen
Gängen, des Gartens hätten fönnen gefchoffen wers.
den ; mithin war diefer Safangarten, nicht nur fon,
fondern auch zur wahren Abficht angelegt, Ver
Wald war um ihn herum, über Hundert und funfs
sig Ellen lichte ; von dar gieng er linker Hand wei⸗
ser bis an das Ende des Riſſes. |
Der Garten war alfo überhaupt von ungleich
feitiger geraber und gekruͤmter Seftalt: es waren
gerade, und Frumme, breite und fchmale, dunkle
und lichte, von Hecken und Bäumen, Walde, Wafe-
fer und Nafen eingefaßte Gänge die Menge darz
innen, die nach allen Gegenden zuliefen. Er harte
von verfchiedenen Punften, befonbers aus den Ges
Bänden, Drey, fünf, und mehrfache Ausfichten, auf
angenehme Srgenftände oder ind Freye; und w
no
2740 Beurthellung der architekt. Ausſtell
voch lag er nicht entdeckt; ſondern feine Theile, Dans
aus er beſtund, fand man erſt im Spaziergehn ;
keines fah dem andern ähnlich, ja nicht einmal ſich
feloft, wenn man es von einer andern Seite bes
trachtete; und fo herrſchte überall, und in gueer
Abwechſelung, nichts als Natur, mit Kunfl, Orde
nung, Fleiß und Nutzen, vermiſcht; zum Beweiſe,
daß der bisherige Weg immer noch ber ſicherſte
und befte ift, der und jur ſchoͤnen Gartenhaukunſt
rau,
So fehr ich mich nun Über diefen Gartenrif
gefreuet babe; fo misvergnuͤgt Bin ich, daß er nicht
ift ausgeführet worden. Die Koften haben es niche
gehindert: denn in Pohlen bauet man. mit Zeibeiges
sen, mit Ziegeln, Holz, Bäumen, Sträuchern und
Erde, auf dem Lande ſehr wohlfeil; wohl aber der
jeßige Krieg und ber Tod des Fuͤrſten. Und da
er alfo wohl gar nicht angelegt werben bürfte; fe
bat der Hr. Hofbaumeiſter wohlgethan, Daß er ihn
aufs neue gezeichnet, und Öffentlich ausgefteller har,
Er war audy fo fauber mit der Feder recht fituas .
tionsmäßig gezeichnet, und mit Barben ganz blaß
übergangen, daß er Die Arbeif eines Kriegsbaumei⸗
ters zu feyn ſchien. Ich Habe mich zwar vor dem
Jahre über die Angftliche Muͤhe, in den Bauriſſen
‚ ein wenig aufgehalten; alein'ich feße nun wohl ein,
Daß wenn der Bauplatz fehr groß, und der Maaß⸗
Hab fehr Elein it, und alle Kleinigfeiten, in wenis '
gem Naume, ſo wie bier auf das genaueſte anges
deutet werden follen: fo wird der Riß von felber
kr mübfam ; und alfo muß ein geſchickter Baumer⸗
fter,
— —— — — — — — — —
bey per Churfaͤchſ. Kunſtakademie. 141
Per fo: wohl fauber als fluͤchtig, und dennoch kraͤf⸗
Hig-gichnen fönnen: - - '
Es waren noch mehrere Sartenriffe ber Schar -
leren dorhanden, die ich nachholen will; wenn ich
vorher zur Abwechslung die Ausfiellung des fehe
geſchickten Unterlehrers Herrn Hoͤlzers werde bes
ſchrieben Haben, Derſelbe hatte bie Gartenanſicht
eines großen koͤniglichen Schloſſes, von zweyhun⸗
dert und vier und zwanzig Ellen lang gegeben; eb.
iſt faſt unnoͤthig zu fagen, daß es auf einer Raſen⸗
erbotzung ſtund, bie ver dem Schloſſe vorbey lief
ww vrey große breite Freytreppen von neun gerar
ben Stufen hatte: denn ich habe noch feinen Riß
.ausgeſtellet gefunden, daran der Fehler des hieſigen
Churfuͤrſtl. Hauſes im großen Garten nicht wäre
vermieden worden. Diefer Fehler beſteht darinne;
daß Das Haus auf ebener Erbe, mitten im großen
Freydlatze des Gartens nach iralienifcher Art ift hin⸗
geſchet worden; daher auch das Erdgeſchyß fche feuch⸗
Be iſt, ungeachtet man um ſelbiges herum, time
Naſenvertiefung ausgeſtochen hat; die aber weder
das Auge betruͤgt, und das Haus erhebet, noch der
Feuchtigkeit wehret. Zum Gluͤck iſt es ein bloßes
Gartenhaus, unten mit ſteinernen Platten beleget:
wäre es aber em Wohnhaus, wie. das Schloß zu
Sansſouti; fo wuͤrde es eben fo ungefund zu bewohr
Ben ſeyn, wie jenes, und befkändig mit neuen Sußs
Safeln muͤſſen beleget werben. |
Die Hoͤhe des ausgeſtellten Schloffes, von der ,
Zocke an bis mit dem Dachſimſe, verhielt fich bey
nahe wie Eins ya Sieben. Es war alſo A feiner |
Ä oo Länge
142 Seirtheluingb der arte Aubfel.
Lange nicht zu niedrig ſonſt hätte ed das Anſehn
von Kafernen gehabt; feine Länge erfüderte auch,
daß es im Mittel und Eden Eräftig vorfpringen
mußte: es hatte alfo im Mittel einen runden Vor⸗
fprung von fünf großen DBogenfenitern und Thüren
mit fregftehenden gefuppeleen römifchen Säulen 5
und an ben Eden von drey Bogenfenſtern und
Tpüren, als ein halbes Sechseck geſtaltet, mit eins
fachen Säulen. Diele drey Vorſpruͤnge hingen
mit neun großen Fenſtern, alle mit geraden Ver⸗
dachungen, und mit einfachen Wandpfeilern zuſam⸗
inen: das war die Austheilung in der Laͤnge. In der
Hoͤhe aber ſtunden die zwey Geſchoß hohen Saͤulen
und Pfeiler auf einem Unterbaue von einem Geſchoſſe
hoch, der ganz glatt und ohne baͤueriſches Werk war, jes
Doch vorgerüchte Schäfte hatte, die nur bis unter dem
Burtfinms etwas verfröpft waren. Diefes hat mie
recht woßlgefallen: denn ber Gurtſimms mit feinem
Unterbaue, diente bey jeglicher Saͤulenweite, zu cis
nem Austritte, ber zroifchen ven Saͤulenzocken mit
einem ftiinernen Bruftgeländer verfehen war, da
mir fonit allemal die Austritte auf Tragfteinen fehe
gerbrechlich zu ſeyn fcheinen, ob ich fie ‘gleich nicht
ganz verwerfen will. Auch würde der verfröpfte
Gurtſimms, mit feinen weitvorſpringenden Schäfs
fen, einen gar zu hohen Saͤulenſtuhl vorgeftellet
haben und fünnte man wirklich mit Zaugier fagens
die Säulen giengen auf Steljen; wollte man aber
Diefe Schäfte gar weglaffen, fo fähe der Linterbau
viel zu glatt aus, wie an Louvre zu Paris. Auf
dem mitelern runden Borfprunge ftund eine fleinerne
Kuppel, auf ihrem Poſtamente, die durch große
Ä epfürs
Tender Churſaͤchſ. Kunſtakademie. 143
eyfoͤrmige Fenſter erleuchtet war: und auf derſel⸗
ben erhob ſich ein Prachtkegel wieder auf ſeinem Po⸗
ſtamente, der mit einem Gefaͤße gekroͤnet war. Die
beyden Eckvorſpruͤnge hingegen zeigten nur ein er⸗
babenes, und befonbers wohlgeſchweiftes Manſar⸗
dendach mit zwey ovalen Dachfenſtern, auch Po⸗
ſtamenten, darauf im Mittel ein wohlgezeichnetes
Schild ſtund. Die Dachpoſtamenter waren uͤber
dein ganzen Hauptgebaͤlke mit einem Dockengelaͤn⸗
der, und den gehörigen Bilderſtuͤhlen über jeglichen
Banbpfeiler zufammengebangen; Binter denen ein
Kupferdach mit Kappfenftern und Teuereflen zu fes .
ben war. An dem gauzen Standrifie waren weiter.
feine außerwefentliche Zierratben zu finden; als uns
sm am Misteleingange, zwo Gruppen Schnigbils -
der, auf der fortlaufenden Zoe, und an ven Ede
eingängen zwey Gefäße, nebſt einigen verzierten
Schlußſteinen. Oben hatten nur die Senfter, zu
Bemerkung der Mittel des Schloffes, verzierte
Schlußſteine und höchftens einen Medaillon, ober
ein Sorbeergebenfe ; ja es flunden bloß Aber den
Saͤulen Gruppen von Kindern oder Gefäßen, und
das mittelſte ovale Senfter der Kuppel, ſtellte gleiche
fam ein Durchbrochenes Feld eines großen wohlge⸗
zeichneten Schildes mit ein paar Kindern und Pals
men vor, basein artiger Gedanke war, zur Ers -
leuchtung der Kuppel diente, das Hauptmittel vors
zuͤglich bemerkte, und fich recht gut ausnahm. Alle
übrige Baukunſt daran war glatt, und durch ihre
weſentliche Theile mehr als zu reich verzierek,
Uebrigens war bie feine Ausarbeitung des Riſſes
recht
244 Beurthelling der architekt. Anoͤſiell.
recht gut, und es machte ſolche, befonders aber bie
Erfindung dem Herren Hölzer viel Ehre,
Here Johne, ber einer der älteften Scholaren
“tft, hat dießmal feinen großen Paläiten entfageh,
und ein wohleingerichtetes adeliches Eckhaus, in eis
ner großen Stadt, auf einem ſehr ungkichfeitigens
Platze erfunden und gezeichnet. Der. Srusbeiß
geigte drey innerliche, ziemlich große Höfe mit als
len berumliegenden Bequemlichkeiten, die auf zwo
Bamilien , in jeglihem Stockwerke eingerichter mas
ren. Die längfte Anſicht dieſes Eckhauſes war
achtzig Ellen; fie deſtund aus drey Stockwerken,
vhne Saͤulenordnung, jedoch mit hinaufgezogenen
glatten und erhabenen Streifen, die die hieſigen
Maͤuerer Leſeen nennen, und fie an alten Haͤuſern
ohne Unterſcheid anbringen. Eigentlich ſtellen die
Leſeen verſtuͤmmelte Wandpfeiler vor, baran die
Außgefinmfe und Knaͤufe fehlen, die aber oberes.
waͤrts mit einem Streifen zuſammenhangen, dee
den Fries vorftellen fol; und die clio ein vertief⸗
tes Feld ausmahen, darinne die Fenſtet ſtehen.
Wenn diefe Leſeen die Berhättnifje eines Waudpfei⸗
lers Haben, fo fehimeicheln fie dem Auge, wenn fie
aber zu ihmal, wie eim Bret ober eine Latte an
ven Fenſterſchaͤften binauflaufen, fo fehen fie nicht
gut aus. Hier harte fie Herr Johne, in guter
Verhaͤltniß angeordnet. Ich fehe alſo gar wohl
‚ein, daß derjenige, der die Lehrre der GSäulenords
nung inne bat, fü Teiche nichts Linverhaltendes an⸗
giebt. Das Haus frönte ein glarter Hauptfimms
über den ebenfalls eine glatte Zocke fortlief, auf De
ben der Churſaͤchſ. Kunſtakademie? rag
in der Micte und an Ecken haͤbſche Aufläge, von
Schildern und Gefäßen flımden Das unter:
GBeſchoß war mit baͤueriſchem Werke derſehen; dar⸗
un an Mittel: und Ecfvorfpringen,, Austritte auf
Kreagſteinen mit eifernen wohlgeſchlungenen Geld
dern raheten. le übrige außerweſentliche Zier⸗
athen waren ſparſam, und an rechtem Orte ange⸗
beacht |
Ein eben ſo haͤbſches Buͤrgerhaus hatte Herr
Lohſe, der ſeine Baukunſt der Akademie zu dan⸗
fen dat, und nunmehr Mauermeiſter in Dresden
geworden. ift, ausgeſtellet. Das Haus gieng auf
ip Gaſſen durch; es war fehr unfoͤrmlich in feinem
Belitle und Dennoch war es durch zweene große Dis
Ro wohl und bequem ausgetheiler, daß Fein eins
ins Zunmer unformlich, und Fein einziger Win⸗
Kl unnüe war Mir fchien es, als ob er fen
Manermeifberftüc öffentlich haͤtte zeigen wollen,
Denn im Vorbeygehen gefagt, fo befteht ein Mau⸗
ermeiſterſtuͤck in nichts anderm, als in einem Riſſe
ja einem bürgerlichen Stabthanfe auf einem gegebes
um ſchiefwinkelichen, und ungleichfeitigen Platze,
der mach den Regeln des Ebenmaaßes, in Gegen⸗
wart der Aelte ſten von der Innung entworfen wird.
Zu foeinens Meiſterſtuͤcke gelangen die jungen Schuͤ⸗
kt der Akademie ſchon im jwenren Jahre; darnach
Werben-fie zur hoͤhern Baukunſt angefuhret. Der
groͤßte Standriß Davon war ungefehr ſiebenzig El⸗
len: lanq, hatte dreh Vorlagen, und war hier Ge⸗
ſhes bach 3- alle Geſchoſſe waren mit durchlaufenden
Gurtſimmſen, am flatt der fo beliebigen Leſeen abs
PRBILKV.D SR. gergeilet}
146 Beurtheilung der architekt. Auoſtell.
getheilet; dieſe gaben Anlaß zu eben fo vielen übers
einanderſtehenden verfröpften Schäften, Die mit den
übrigen guten Vethaͤltniſſen ber Fenſter und ihrer
Zeile, ‚eine Schönheit hervorbrachten, die nicht alle
zugemein iſt. Der Hauptſimms war glatt und
ſchoͤn: Te trug im Mittel einen Giebel, auf dem ein
Magnſardendach mit wohlgezeichneten Kappfenſtern
ruhete. Sich muß dieſem Manne noch zum Ruhme
nachſagen: daß er ſein eigenes kleines nur drey Fen⸗
ſter breites Haus auf ber Kreuzgaſſe zu Oresden,
ſo wohl eingerichtet und erbauet hat, daß es gleich
von außen Kennern und. Linfennern gefaͤllt. Ich
gieng, als ich den Ruf davon hoͤrete dahin, und
fand ſelbſt, wie es ſich vor andern aucnahm, und
wie die Schoͤnheit bloß in guten Verhaͤltniſſen, und
keinesweges in einer gefünftelten Bauart, noch wes
niger aber in außerwefentlichen Zierrarhen beſtund.
Ich übergehe alfo Hier die außerwefentlihen Zier⸗
rathen, weil fie zur wahren Schönfeit nichts beytra⸗
gen, und fomme wieder zum Bartenbane ; darinne
hatte fh -
Herr Scheffel vecht wohl: gejeiger, Sein
Garten war fame dem Schlofle, und allen darzu
gehörigen Gebäuden ohngefaͤhr, ein tauſend Hundert
und funfzehen Ellen lang, und ſechshundert und zes
den Ellen breit; er lag auf einem gelinden Athange
eines Berges, darauf zu oberft das Schloß flund,
Hier mußte ber Abhang nothwendigerweiſe in große
Abfäge vertheilet werben; und fo war er auch.
. Denn hätte ifn der junge Baukuͤnſtler abhängig
oelafen, fo wäre man bee beftändigen Steigens bald
muͤde
— — — ———— — — — —
dey Der Churlacht Lunſtalademie —*—
Wade gewordenz auch idaͤre das lUntertheil ganze
Tage länger, als Das Odertheil naß geblieben, wenn
we. geregnet hätte, Auf diefen waagrechten Abſa⸗
hen nun, bie auf allen Gangen, Freytreppen obee
Anläufer hatten, lagen eine Menge Saͤle und Ka⸗
binetter, mit Luſthaͤuſern, Springs und Fallwaͤſ⸗
ſelung nach der neueſten Art angegeben. nichts war
ade vergeſſen, was zur Luſt und zum Mutzen dien
et, und alſo waren auch vorne bey dem. Schloffe,
Daumgatten, Kuͤchengaͤrten, Orangerie, un
"Weingärten in guten Geſtalten angeleget.
Hierbey Barte es Herr Scheffel nicht bewen⸗
den laſſen, ſondern er harte zugleich bie Anſicht bes
darzugehoͤrigen DSchloſſes, und zwar von Seiten
rd Gartens ausgeſtellet, das zweyhundert Eilen
Ieng. war. Es beſtund aus brey. hohen Geſchoſſen⸗
davon das Alntere, Baͤueriſcheswerk mit Schäften, .
die bern beybensaber joniſche Wandpfeiler, mit ih⸗
sem Grbälle Md Jahnſchnitten zeigten. - Ein fd
Innges Haus verdlente auch wohl reg · Worſpruͤnge,
davon der mittelſte aus fuͤnfen, die aber aus
been großen und hohen Bogenfenſtern beſtunden;
im Mittel ſah man Aber den Bogenfenſtern fünf
runde Fenſter auf nalieniſche Art, die vermuchlich
van durchgehenden Duale dienen ſollten, vor den
ein Austriti auf. Kragſteinen, mit einem eiſernen
Selander vorbenltef, da die Eckbogenfenſter nur
wir eifermen Gelaͤnderbr oͤſtungen nach franzoͤſiſcher
Art verſehen waren. Das Hauptmittel war mie
einem Soebel gedecdz in deſſen Felde man drey 3
Ka guren
1.48 Beurthuilung der anihitah.Hudhdil.
guten mit Waffen, beyderſeits nor: sus. Gruppen
und. auf beffen Gpitze tin Gefäß: fahe; da bie bey⸗
den Shen fich bloß durch die 57 beym mittelteh oba⸗
Jen Dachfenfter ſitzenden Kinder ausnabmens
übrigens lidf eine Zocke uͤber ben: Hauptſimms Hirt
weg, und das Dach darauf, wur manſardiſch.
Jugleichen hatte Here Panſe die Anſicht eines
Gartenhauſes ven hundert und fünf und ſiehenig
Euen lang ausgeſtellet, umb. dieſe zum Beweiſe, vaß
ein fo großes Haus auch ohne Saͤulenordnunug ſchau
ey koͤnne. Es iſt wahr, daß Saͤnlen, und
Wandpfeiler verurbge ihrer Gehalt einem Haufe ein
vraͤchtiges Anſehn geben: man erblickt an ihnen bie
Mothwendigkat ihres Daſeyns: ſu ſollen Den
Zaſammenthalten, und: das. Dach "unterflürgen; ale _
kein ihre größte. Schönheit beſteht dennoch in gu⸗
ten Verhaͤltuiſſen. Wann. man nun Diefe einem
ganzem Haufe mittheilet ,; und den Schein Der. Sea
fligkeit durch andere nöthige Dinge: anzudenten file
chet, ſo iſt es gar: wohl moͤglich, daſß es auch ohne
Saulenorduungen ſchoͤn, ja noch weit ſchoͤner all
mit verſtuͤmmelten Ordnungen ſcyn: koͤnne. - Die
uͤble Wirkung ſchiecht ausgetheilter Ordnungen erg
pfinden Kenner zum oͤftern an den koſtbareſten "Che
daͤuben, wenn andere ſie um des willan für ſchoͤn Hals
ven, weil ſie diel Geld gekoſtet habenn, von großen
Herren geflifcet und von glaͤtlichen Baumeiſtern
erbauet worden find, Manche dergleichen Gebuu⸗
de find in ſolchem Rufe, daß dich viele kleine Wa
meiſter Darauf beziehen , und ihnen nachahmen
Aber dieſes wird aufn, ſo bald abt die Micptigfeit
der
|
Wey ber hürfächf. Kuriftarkbenie, 145
ber Baukunſt nicht mehr aus Erempeln, ſondern
ans Orundfägen erwiefen wird.‘ Wer wollte ſich
heutiges Tages wogl auf den Oresdner Zwinger⸗
garten berufen?’ Ich will auch dieſes Haus, fo vie
es moͤglich ift, beſchreiben:
Es beſtund aus drey hohen Geſchoſſen, auf ei⸗
ner Raſenerboͤhung mit Freytreppen; daß untere Oe⸗
ſchoß hatte Baͤueriſcheswerk; dieß iſt ſchon „ein
Kennzeichen der Dauer wenn man unten mit grof⸗
fen, oben aber mit Fleinen Steinen bauer; das
Baͤueriſchewetk harte einen ununterbrochenen Gurt⸗
ſimms, um die Hoͤhe des Hauſes zu theilen, den
Unterbau zu ſchuͤtzen, und das Haus zufammen zis
alten :.das iſt wieder ein Zeichen der Nothwendig⸗
Feit. und Dauer! Die zwey ober: Gefchofle aber‘
Datten noch uͤber die Leſeen in den drey Vorſpringen,
flach erhabene Schaͤfte auf einer Zocke, an ſtatt der
Wandpfeiler, bie ſich bis unter die haͤngende Platte
des Haupfimmſes verkroͤpften und eine Verſtaͤrkung
der Fenſterſchaͤfte anzeigten; dahingegen in beyden
Ruͤcklagen, die Fenſter mit ihren Einfaſſungen,
Bruͤſtungen, und geraden Verdachungen etwas vor⸗
fprangen, und ebenfalls wie Streifen hinaufliefen,
"aber nicht. verkroͤpft waren. „Diele Abwechfelung
that eine’ fehr qufe Wirkung: und da ber Fänge,
des Ebenmaaßes und der Feſtigkeit halber, auch das
Hans fo wohl in’ Mittel, als‘ Ecken vorfpringen
Fingee; To war auch der abgerundere Vorfprung im
"Mittel, durch fünf große Senfter mit runden Bi⸗
gen, Davon ihrer dren in gerader Linie, die andern
bene aber *di’den runden Eckem ſtunden, vom ben
83 Haupt:
150 RPenrtheilung der architekt Ausſtall.
Hauptecken des Hauſes und den uͤhrigen des Gebäys
bes ganz unterſchieden; weil. diefe Edvorſpruͤng⸗
nur drey große Fenster, mit Stichboͤgen hatten,
‚und die übrigen Fenſter der Ruoͤcklagen vomfelceche
waren; befonders aber, da vor den drey mittgliten
Vogenfenftern ein Ausceitt auf Kragfleinen mie
‚einem eifernen Geländer vorbep,lief;- und befegtes
Mittel mit einem Giebel, die Ecken aber nur. mie
Auffägen, über einem wohlausgetheilten Hauptge⸗
baͤlke gekroͤnet waren.
Alle. übrige Verzierungen daran waren. zwar
an echtem Arte angebracht ;. aher fie waren es ges
wißlich nicht, die das Haus ſchoͤn machten: ſon⸗
dern bie Abwechſelung ber kenmmen und geraben
tinien, in Feuſtern und Thuͤren, die Vor⸗ und Ruͤck⸗
lagen in Schaͤften und Simmſen, die alle nothwen⸗
dig zu ſeyn ſchienen, beſonders aber die guten Ver⸗
bhaͤltniſſe der Theilg unter. ſich und zum Ganzen, fo
wohl nach der, Länge als nach der Möhe des Hauſes;
dieſe waren es, die den Augen fo ſehr gefielen.
Wie reichhaltig ift alle nicht Die ſchoͤne Bau⸗
kunſt! Ja fie iſt unerſchoͤpflich. : Aber es gehoͤren
nur Kenner darzu; ſonſt ſieht immer ein Haus
dem andern aͤhnlich; als welches Urtheil ich mo
vielen Zufchauern gehörer hake. .
Zum fernerm Verweiße,. daß Herr Panfe. auch
verdiente Mauermeiſter zu ſeyn, ‚hatte er noch ei⸗
nen Grund⸗ und Aufriß zu einem kleinen aber ſehr
ſchie fwinkelichen Buͤrgerhauſe ‚gegeben, das auf zwey
Gaſſen Eingänge harte. So flein und winkelicht
ehe Plag war, fo hatte r ihn dennoch ſo Pr
bey der Churſaͤchſ. Kunſtakademie. 15T.
feitig und gut einzutheilen, und alle Winfel fo zu nu⸗
gen gewußt, daß immer noch eine Fleine adeliche Jas
milie darinne ganz bequem hätte wohnen: Fönnen,
Die eine Anficht war fünf Fenſter, die andere aber
in
J
nur drey Fenſter breit; alles daran zeigte mehr Re⸗
‚gel als Pracht. Der beygefuͤgte Durchſchnitt
gieng durch zwene Hoͤfe, derer Anſichten ganz ein⸗
fach waren; jedoch ſah man die innern Abtheilun⸗
gen der Stuben, Treppen’ und Dachverbindung.
Zu wänfchen wäre es! daß fich die jungen Scholas
ren mehr befleißigren, die Megeln der Feſtigkeit
im Durchſchnitten zu zeigen.
- Heren Rittern war fein erſter Berfuch in Eins
theilung der Auftgärten recht gut gelungen. Der
Garten war über. fechshundert Ellen lang und drey⸗
hundert Ellen breit, und lag am gelinden Abhange
eines Berges, begnahe wie bes Plinius fein Tuſcu⸗
lum. Hier fah man am Ende des großen Freye .
plages einen fchön gezierten Waflerfall, beyder⸗
feits mit großen Freytreppen umgeben, und mit vors -
liegenden großen Waſſerſtucen und vielen. Spruͤn⸗
gen gezieret.
Auf Dem Hauptgange 105 ſich ein langer und.
breiter Kanal mit vielen Waflerfällen und Spruͤn⸗
gen in Die Hoͤhe, der. von zween Baumgängen und,
unterlegten Stufen begleitet war, Zur Ausficht,
fund ein praͤchtiger Gartenſaal; was für eine Auss
ſicht Fonnte man wohl bergan verlangen?. Dinter..
ſelbigen lag ein großer Waflerhälter, der Wafler,
die Fuͤlle geben konnte; das: uͤbrige des Gartens war
in vieler Abwechſelung zus Luſt und zum Nutzen ab⸗
vtheilet. Ka An
1
152 Beurtheilung der architekt. Auoſtell.
An ſtatt der Anſicht den Wohnhaufes hatte
Herr Ritter lieber den Standriß des Gewaͤchshau⸗
ſes erwaͤhlet; dieſes war zweyhundert Eilen lang;
es ſtund erhaben und hatte joniſche Wandſaͤulen und
Pfeiler. Das Vorzuͤglichſte daran war: daß auf⸗
fer den drey mittlern großen Bogenthuͤren, die übris
gen ſehr großen Fenſter lauter gerade Sturze hats
gen , als welche dem Gebaͤude ein antikes Auſehen
gaben. Ja, es wuͤrde noch antiker gelaſſen haben,
wenn anftart der Fenſterverdachungen viereckigte
Felder, wechfelsweife mit halberhabener Arbeit gee
ieret, geweſen wären: denn ba der Hauptſimms uns
weit daruͤberlag, und die Fenſter feine befondern
Derdachnngen brauchten; fo halte ich es uͤberhaupt
nicht für ſchoͤn, wenn zween Simmſe fo nahe übers.
einander liegen, B* |
Hert Langwagen zeigte auch diefimal hie Dofs
feite eines prächtigen Schloſſes, und zwar nad) fos
rinchifcher Ordnung mir Wandfäulen, die vermuthe
lich um das ganze Gebaͤude herumlaufen mußten,
Die Ordnung enthielt zwey Geſchoſſe, und ſtund
auf einem Unterbaue von Baͤueriſchenwerke. Aus
den breiten Schatten konnte ich wahrnehmen, daß
die Ecken Fluͤgelgebaͤude waren, die weit vortraten,
und zween Säle ober Gallerien in ſich faſſen mußs
ten: denn worzu hätten fonft die beuden Austritte:
- auf Kragfteinen mit eifernen Gelaͤndern, und die’
Fünf Bogenfenfter , davon das mittlere das größte
war, mit egförmigem Fenſter darüber dienen -folr
len ? Das Hauptmittel der Rinklage war auf.
eben die Art angegeben; und alfo harten dieſe Teile:
. sine
beh der Ehurſachſ Lunſtakabemie 113
aine gute Uebereinſtimmung zum ganzen Schloſſe;
da noch darzu bie drey Giebel ver Vorſpruͤnge unit
dem fortlaufenden Dockengelaͤnder das beutfde
Sach verſteckten und: ihm “ italzeniſches ap
Sen gaben,
Er Pleime Anfıht eines Haufes nach den Ger
ten zu, Hatte „Herr Verlohren erfunden und ges
zeichnet; e& (hund erhaben wie ſichs gehöret, wat
- wen große Sefchofle hoch, und hatte zwo Ordnun⸗
gen nämlich die Zofcanıfche unten, und die Doriſche
oben von gekuppelten Säulen im Mirtel. und Ecken,
und von Wandpfeilern in Ruͤcklagen. Wie Doris
ſche Ordnung war nah Goldmanns Arc in ihren
Srenfchligen und Zwiſchentiefen, fo gar über den
gekuppelten Säulen; regelmäfig eingetheilet: un
da das Mittel yon drey großen Bogenfenftern, die
Ecken aber nur von einem dergleichen vorſprangen,
fo waren auch die Vorſpruͤnge allein mir Dielenkös
pen verfeben, da der übrige Simmo glatt forlief,
Ich dachte aber, wenn die Dielenföpfe weſcntliche
Theile Deö ganzen doriſchen Gebaͤlkes vorſtellen follenz
fo ſollten fie auch überall ſeyn zu ſehen geweſen. So
geht es oft vielen Baumeiſtern, die dergleichen
Dinge in der Baukunſt fuͤr bloße Zierrathen hal⸗
een, und ſie entweder als unnuͤtze gar weglaſſen,
oder am unrechten Orte als eingebildete Verzierun⸗
gen anbringen. Zu noch mehrerm Vorzuge des
Hauptmittels, ſtund ein Giebel auf dem Kranze;
da anf den Ecken nur verzierte Schilder auf deu
hohen fortlaufenden ante fiunden „die das 9 Tim
ſardendach trug. | |
ss. *
154 Beurtheilung der architekt. Ausſtell.
Ich muß noch eines Gartens gedenken, den
Spere Kammſetzer von feiner Erſindung ausgeftel«
bet hatte; er war ganz und gar von vorbergefenden
unterfchieden ; weil der gelinde Abhang des Berges,
Darauf er lad feırhalb des Wohnhauſes, wie zu Lich
tewalde, een lief. So ſchwer nım fon Gaͤr⸗
ten auf einen fo abhängigen Boden zu erfinden find;
fo hatte er dieſen Fall bennoch recht gut abgehandelt.
Der ganze Garten war mit Haus und Hof elf
Bunvert Ellen lang und flebengundere Ellen breit;
das Schloß, die Küchen: und andere Seitengebaͤu⸗
be, die zur Wohnung gehörten, waren auf franzde
Nifche Art angegeben ; und in dem Garten Berrfchte
ſo wohl Hiefer, als der englifche Geſchmack: ein groſ⸗
fer Freyplatz, beyderſeits mit Bogengaͤngen be⸗
graͤnzt, und mit Luſtſtuͤcken, großen und kleinen
Springwaͤſſern gejieret, fließ an einen breiten, mie‘
vier Reihen Bäumen befegten Hauptgang, der dem
Saufe zur frenen Ausficht diene. Auf beyben.
Seiten lagen fehr viele Säle und Kabinetter, wit
und ohne Nafenvertiefungen, davon feines dem an⸗
dern aͤhnlich ſah, und die alle durch Heckengaͤnge zu⸗
ſammengehangen waren. Endlich verlief ſich der.
Garten, linker Hand in eine Wildniß, darinne
uͤberall ſchwankende Gaͤnge, Wieſen, Berge und
Felder ſich zeigten; nach dieſer folgte eine große
Wieſe, außerhalb des Gartens, die mit einigen Huͤt⸗
ten, und Klumpen von Baͤumen und Straͤuchern
beſetzet war; und die man kon oben, aus einem lan⸗
gen Daumgange, ſamt der ganzen benachbarten Ges
ns überfeben fonnee. Bey alle tem war das
95, ed Mouͤtz⸗
boeet der Eharhachſ. Rumfafabemie: 135
Muͤtzliche, als der Küchen: und Baumgarten nicht
wvergeſſen, ſondern es fand ſich noch ſo gar ein großer
Meinberg Af der andern Seite. Zu noch mehre⸗
zer Deutlichkeit hatte Herr Kammfeger zwo Perg
Wpettivifche Zichnungen einiger Hauptſtuͤcke beyges
füget und mie Figuren iebhaft gemacht, die gang
ertig und nacuͤrlich ausſahen, und ſeinen maleriſchen
Beift verriethen....
. Herr Fick ber bereits bie Baufunf in Goͤttin⸗ |
gen ſtudieret ‚hat, und felbige feit einem. Jahre bey
der hieſigen Akademie aufs neue gehoͤret, hatte den
allhier erlernten guten Geſchmack an einem Gewaͤchs⸗
kaufe gezeiget. Daſſelbe war achtzig Ellen lang
mit drey Vorlagen, woran die mittlere in einem
Balben Sechseck vorfprang: as ſtund erhaben und
war. im Mittel mit gekuppelten joniſchen Wandſaͤu⸗
len, an Ecken aber mit dergleichen einfachen aus⸗
getheiler, da Die Ruͤcklagen nur defren harten. Lehen '
dem Hauptwittel erhob ſich ein Fleinea Geſchoß mit
attiſchen Pfeilern, das: mis einer Zocke und darauf
geſetztem Schilde gekroͤnet war. Da nun die Vor⸗
lagen, bloß große Bogenthuren hatten, fo waren dig
übrigen Tenfter etwas kleiner und mit Stichboͤgen
geſchloſſen. Alle außerweſentliche Zierrathen was
ren ſo wie ſichs gebuͤhret: und am ganzen Sf
berrſchten gute Verhaͤltniſſe.
Herr Kopp, der ebenfalls bie Vaukunſt in
Gdetingen gehoͤret, und ſich voriges Jahr in Dress
den noch vollkommener gemacht, hatte zum erſtenmale
feine Geſchicklichkeit Durch ein praͤchtiges Gartens
haus von hundert Ellen lang Öffentlich gejeiger. Ei
hi Ä war
138 Beurthellunt ber architetl. vaeſtel.
War die ſhöne, odek Gartenſeite heſſelben; und -e
IR gar nicht unrecht / daß fie die Baumeẽeiſter ſchoͤner
uls die Hofſeite machen, weil fie den Garten mit
zieren Hilfe. Diele ſah man, wie gewoͤhalich, auf
einer Erhoͤhung mit Stufen. Das Haus beſtund
aus der einzigen korinthiſchen Orbnung Yon lautet
Wandſaͤulen, die auf einer Zocke ruheten und 5
Geſchoſſe in ſich faßten; es fprand i Mitteli
einem halben Sechseck, mit drey großen Bogenfen⸗
ſtern vor, deſſen Borderfeite gekuppelte Säulen und
einen daraufſtehenden Giebel harte, da bie andern
beyden Seiten: des Sechsecks mir Dockengelaͤndern,
Bilderſtuͤhlen md daraufſtehenden Kindern und
Gefäßen gezieret waren ; auch die Ecken hatten Vord
foränge, aber nur von einem großen Bogenfeniter,
ebenfalls mit gefuppelten Säulen, Alle übrige
Fenſter und Thuͤren waren in gutem Verhaͤltniſſe zu
erftern, au fich ſelbſt und zu ihren Schäften, daran
einfache Saͤulen ſtunden. Das Vorzuͤglichſte, was
ed an diefem Haufe wahrnahm, war dieſes, daß es
re zwey Geſchoß Hoͤbe hatte, und daß es von lauiz
ker Säulen auf einer-bloßen Zocke umgeben war,
ind alſo einem antiken Gebaͤude glich, da die Gries
en und Römer eine fo hoben Wohnhaͤuſer, wit
wir baueten, und es in Italien und Frankreich noch
gebräuchlich iſt, die ſchoͤnſten Garten: und Sands
Bäufer nur zwey, öfters auch nur ein Geſchoß bob⸗
auf eine Erhoͤhung zu ſetzen.
Hert Spahrmann hatte zwar auch ein Gare
tenhaus von feiner Erfindung angegeben, das ebens
fat nur zwey Geſchoß ” wars allem es harte
Das
bey ne Churfachſ Sunfahtemie, 337
das Anſehen des Vorhergehenden nicht: dem es des
ſtund aus kleinen. dariſchen Wanppfeilern ,. die auf
tinee llntergeſchoſſe von haͤueriſchern Werke ſtundem
In dem einzigen Mittelvorſprunge, der an ſtatg
des Giebels, mit einem Schilde, und mir Gehaͤnken
Snjieret war, Jah man drey große Bogenthuͤren,
und ehen ſo viele ‚große Bogenfenſter, mit Gelaͤn⸗
herdocken daruͤber. die übrigen Fenſter waren wohi⸗
berhaltend fleinen.
Endlich katze Herr Pitürlin, der ‚von, ver
Seipziger Akademie, hierher gekommen iſt, etwas von
ſeiner Erfindung ausgeſtellet; 28 war bet Stand; |
riß eines Stadthauſes, von drey Geſchoß hoch, und
ßebenzig Ellen lang, mit einem gegiehelten Vor or⸗
ſprunge, dreh —5— Bogenfenſtern, und einem
auf Kragſteinen enfenben Austritte: Die Verbäle
biffe der Schafte zum Fenſtern wären ganz gut,
ind auth ber Riß war gut gezeichnet.
Sch will auch nicht des jungen Tangermannd
Srfindung eiries Landhauſes vergeſſen, da ich in die
lem jungen Anfaͤnger ein gutes Genie erblicke. Geln
Dans hatte nur einen Mittelſprung von guter Bei.
haͤltniß. Es war zweh große Geſchoß hoch, unten
von baͤueriſchem Werke; oben von fünifchen Wand
pirlern auf beyden Seiten; und vor Saͤulen im
Mittel, , darauf. tin Giebel lag, und auf dem ein
Manſardendach ſtund, da das übrige Dach deuefch,
jedoch Binter einem Dockengelaͤnder verſteckt war
Die Anorvnung und guten Verhaͤltniſſe daran ers
festen Die Fehler der Zeichnung, Die fich mit der Zeit
wir ala ein verdee benet deſatas beſſern laſſemn
SH
858 Veurtheilung der archltekt. Ausſtell.
7
Agh uͤbergehe alle Abrige Riſſe der Anfänger,
Bämie ich nicht zu meirläufig werde, und will nur
berfenigen perſpektiviſchen Aueſtelungen oedenken⸗
Die es berdienen. |
Unter allen harte fih Here Klaß der Kinget;
der ein guter Dialer geworden ift, durch eine Anfiche
Jauter alter Bruchſtuͤcken von Tempeln, Sienesbb⸗
gen, Prachtfegc in, Waſſerbrunnen, und andern
umgefallenen Simms⸗ und Saͤnlenwerken, mit
Erde, Baͤumen und Straͤuchern vermenget hervor⸗
gethan. Die Zeichnung daran war, nicht nur res
geimäßig perfpeftivifch, fonderm auch malerifch gut:
denn fie war mit Wafferfarben bias angelegt, fo.
daß fie eine gute‘ Sorftellung auf der Schaitbuhn⸗
Übyeben konnte.
Nach dieſer folgten drey Vorflellungen berſchie
dener Gartenhaͤuſer, von den jungen Schellen⸗
Berg, Berggold und Chryſelius, die alle drey
zwar nur Anfänger find, aber dennod ben guten
Kincerricht des Herrn Hoͤlzers und ihre Faͤhigkele
Beige hatten. ,
Aus ber großen. Menge Handieichnungen , von
-andfdaften, Bruchſtuͤcken, Verzierungen, Köpfen
und Figuren von ganzer und halberhabener Arbeit,
Die theild mit dem Pinfel, theilo mit dee Feder ges
jeichnet waren, und Die alle den Wetteyfer der jun⸗
gen Kuͤnſtler zeigten, ſah ich, daß es auch nunmehe
beſſer mit der Handzeichnung fortgeht; dennoch
waren noch keine eigene Erfindungen varhanden.
Statt derer aber hatten ſich einige auf die Radier⸗
Ä " | kun
bey der Churfächf. Kunſtakademie. 259
kunſt geleget, und ihre eigenen Gedanfen recht gut
und fauber in Kupfer geäget: barunter war:
Herr Johne, der zween Grundriſſe und zwq
Anſichten zu einem Landhauſe, in drey kleinen Blaͤt⸗
tern ausgeſtellet hatte, ſehr zu loben.
Auch Kerr. Kamſetzer harte nicht nur zwey
Pr
Meine Gartenhaͤuſer, von zwey Stockwerken hoc, _
ohne. Säulenorbnung wit. ihren Grundriſſen, in
zwey Blättern, fondern auch zwo artige Vorſtel⸗
lungen, vieler Bruchſtuͤcke nad der Entfernung,
auf des Piranefi Art, groß in Kupfer geäget, bie
in der That recht gut ausfielen.
Nicht minder hatte ſich Herr Langwagen
durch zwo Anfichten von randhbauſern mit ihren Ord⸗
| nungen gezeiget; und
Herr. Dietrich ſich mit ber Anſicht eines
d Palaſtes hervorgethhan. Wenn dieſe junge
Baukuͤnſtler fo fort arbeiten, fo wird die Weir ihre
guten Erfindungen bald kennen lernen.
Aus Leipzig habe ich diebmal fehr wenig Archi⸗
tektur angetroffen, und auch von diefen wenigen,
werde ich nicht viel fagen koͤnnen.
Herr Runge zeigte ein Stadthaus auf einen
mförmlichen Plas gerichtet, im Grund⸗ und Stand⸗
riſſe. Die innere Eintheitung war kaufmaͤnniſch.
Der Standriß hatte einen Vorſprung von vier Fen⸗
fern, und in ber Mücklage waren beren nur zwey;
die vier Fenſter kamen daher, weil über dem Thors
wege ihrer zwey nach gorhifcher Art gefuppelt was
‚ven, und unter einer Verdachung ftunden; Aber
dem Zborwege ſah man einen Auserit, au drey
rag⸗
LEO Beurtheilung der architekt. Ausßtell.
Kenäfteinen, und aufidenden Seiten vdeſſelben bes
fanden fi ein paar Kramlaͤden. Die außerwe⸗
fentlichen Zierrathen beſtunden aus. Tuchgehänfen,
Ind Aus zwey Lleberfiußböruern im Giebelfelbe.
Wenn man darnach urtheilen wollfe; fo müßte. das
Haus für einen veichen Tochdandler fen engegeben
worben.
Außer vieſem Hauſe und einem Gartenberge
Bon vielen gleichlaufenden Abſaͤtzen mit Stufen,
und noch einem gedoppelten doriſchen Siegesbogen,
mit zween großen runden Thorwegen neben einan⸗
ber und einer Atticke daruͤber, der mir nicht gefallen
wollte, waren weiter Nichts als lauter Anfangss
gruͤnde, von Säulen, Gebaͤlken, Bogenſtellungen,
Knaͤufen, Schaftgeſimmſen, Saͤulenſtuͤhlen, ung
uͤndern zum Ordnungen gehörigen Stoͤcken, nebſt
einer Menge geometriſchen Ausmeſſungen zu ſehen,
die alle mit der Zeit etwas Gutes verfprechen.
Beſonders war ein Stuͤck lobenswerth, und
das hatte Here Tuͤrk gegeben. Es beſtund In ei⸗
nem Weberſtuhle mit allem darzugehoͤrigen Geraͤthe
er war in der Natur ausgemeſſen, in geomerkriſche
Riſſe gebracht, und daraus in die Perſpektive übers:
Befragen worden; das iſt in der That eine große
Arbeit! Der Künftier hatte ihn in einer Stube,
darinne er vielleicht geſtanden, vorgeftellet, und
alle Kleinigkeiten daran, ja fo gar die Fäden des
Atuges angegeben,
Jedermann lobte das. Stuͤck, und Renner Mn
kannten daran die Kunft ı fo viele fchienliegende
Glächen nach ihren gefundenen Accidentalpunkten,
in
bey der Churſaͤchſ. Kunftafademie, 161
iss einer jiemlichen Größe zu zeichnen: Dur fchabe!
daß die Schlagichatten der vielen Gegenſtaͤnde, nebſt
dem Hauptſchatten der ganzen Stube nicht eben
ſo regelmaͤßig nach der Haltung und den Wieder⸗
ſcheine vertheilet waren.
Ich habe uͤberhaupt dieſes Jahr bemerket, daß
ſich die jungen Schuͤler viel gebeſſert haben, und
daß dadurch mein Wunſch erfuͤllet worden; bes
ſonders habe ich eine Freude gehabt, daß das Kupfers
ägen fo gut von flatten geht.
Wenn daher meine jährliche Beurtheilung zur |
Aufmunterung lehrbegieriger Jugend, und zur Aus—
breitung des guten Geſchmackes in der Baukunſt
noch ferner dienen ſollte: ſo bin ich ſchon zufrie⸗
ben; und es ſoll mich nicht gereuen die Feder ers
griffen zu haben, da es fonft mein Amt nicht ift,
einen Schriftſteller abzugeben. Ich werde alfo
fortfahren meinem Baterlande auch auf dieſe Are
nuͤtzlich zu ſeyn.
IX.
Vermiſchte Nachrichten.
Lewris Herr Gottfried Winkler, der Beſitzer
Des vortrefflichen Gemaͤldekabinets, deſſen wie
ſchon oft Gelegenheit gehabt zu erwähnen, hat da&
Bildniß feines Herrn Vaters, von Graff gemalt,
durch Herrn Bauſe in Kupfer bringen laffen. Die
Verzierung des Kupferftichs hat Herr Prof. Defer
angeordnet, Naͤchſt dem Schubertſchen Bildniſſe iſt
Bibl. XV. B.i. St. 2 | es
—
"Bm mecheche.
es eines Der größten und auch der ſchduſten Blatter. |
bieſes vortrefflichen Kuͤnſtlers.
Ebenderſ. bat auch in der Folge der Bildniſſe
deutfiher Gelehrten, des Deren Prof. Sulzers Bild⸗
niß in Berlin,.nach einem Gemälde des Herrn Graff,
herausgegeben. Das Bildniß des Herrn von Haller
bon Freudenberger gemalt, dad nunmehr auch ers
fehienen ift, macht das Gegenbild aus. Beyde verbies
nen fo wohl der Kunſt, als ber Aehnlichkeit halber den
größten Deyfall.
Herr Mechau, der fih gegemärtig, wieber
bier aufhäle, hat zwölf kleine Candfchaften nad
feiner eignen Erfindung, ganz im Geifte von Weis
zotter, radirt. Befonders haben uns No. 2, 4, 7:
8, 9 und 11 gefallen. Diefe berechfigen uns zu
wuͤnſchen, etwas größere Ausfichten von feiner Na⸗
del in Kupfer geaͤtzt zu ſehen.
Herr Geyſer hat zwey angenehme Landſche f
ten, nach Zeichnungen von Hrn. Wille dem Bater;.
fauber. in Kupfer gebracht und fie ben Fiſcher und,
bie Fiicherinn benennt. Auf benden ſtehen oder
ſitzen drey Perfonen am Waſſer und angeln; nur
daß auf dem einen der Mann, und auf dem anbern
bie Fran einen Fiſch gefangen bat. _
Darmſtadt. Bon hier aus iſt bereit? im
April in einem lebhaft geſchriebenen Avertiſſement,
welches Fragment d’une lettre à Mr. ** betitelt
iſt, ein franzöfifches Journal de Lecture angefüns |
diget worden. Vous trouverez, beitzt es da⸗
ſelbſt, dans ce Journal des petites pieces cal-
culöes fur P’horizon des roilettes & des an-
| ticham-
⸗
Vermiſchte Nachrichten. 16
tichambres, des Contes, des petits Romart
des Anecdotes piquantes, des Dialogud
des Lettres, des Poëſies legeres, des Piec«
fugirives &c. Da dieß Journal der länge nm
bereitd von den meiften gelehrten Zeitungen eingerd
det worden, fo brauchen wir nichts weiter hinzuzuft
sen, als daß wir, nach Dem was uns bon dem Hrı
Verfaſſer befannt ift, den Lefern-eine angenehm
Unterhaltung baven verfprechen Dürfen. Jede
Band wird 12 Parthien, jede zu 8 Bogen, monat
lich vom Julius an gerechnet, enthalten.
Auszug eines Briefed an den Herausgeber dei
N. Bibl. der ſch. Wiſſ. die Briefe einiger
Gelehrten an Hrn. Klotz betrefl.
Ich Habe immer geglaubt, auch Sie, meir
Freund, wirben Ihr Miisvergnügen über die Ser:
ausgabe der Briefe einiger Gelehrten an den
verftorbenen Hrn. Klotz öffentlich fo zu erfenner
geben, wie Sie es in Ihren Privatbriefen an mid
gethan haben: aber Sie haben gefchwiegen. Id
kann freylich die Urſache davon erraten. Ver
muthlich wollten Sie nicht durch die Erinnerun—
in Ihrem Journale den Verdruß bey denjenigen
erneuern, die darunter gelitten haben: und bief
find gewiß alle, von deren vertrauten riefen maı
einen fo unvorfichtigen Gebrauch gemacht Bar. Id
würde hr Stillfehweigen gebilligee haben, wen
ich Sie nicht erſuchet Härte, namentlich auch mein
Unzufriedenheit über Die von mir eingedruckten paa
Deicfe an Hrn. Sog ju erfennen zu geben. Si
22 | fenne
—*
164 Vermiſchte Nachrichten.
kennen mein Herz, das keiner vorſetzlichen Beleidi⸗
guogen fähig if. Gleichwohl find mir, in einem
Fleinen Anfalle von Unwillen einige Ausbrüde ges
gen den Hrn. geheumden Sammerrarh von Heinecke
entwifcht, die ihm fo ſehr misfatien möchten, als
ich felbft damit unzufrieden bin. : Ungeachtet ich
alle Ausdchnungen und Auslegungen meiner. Worte
verbitte und der zweyte Brief von mir daſelbſt zur
Genuͤge beweift, wie fehr ich alle Feinpfeligfeit und
Bitterkeit verabfcheue; fo made ich es mir body
zur Pflicht, Bas fregmürhig zurück zu nefmen, was
anitößig und beleidigend darinnen ſeyn koͤnnte. Ich
ehte das große Geſetz der Menſchlichkeit zu ſehr, als
daß ich nicht andern das ſollte wiederfahren laſſen,
was ich felbft von ihnen erwarte. Irren und ſich
uͤbereilen iſt menſchlich: aber gewiß iſt es das nicht,
Briefe, die für zwey Augen gefchrieben find, ohne
Anfrage ven Augen aller Welt vorzulegen ꝛc.
von Hagedorn.
Einige Nachrichten von der £itteratur Spa⸗
niend. Aus einem fpanifchen Send;
ſchreiben Herrn Profefford Antonio
Eupdevila an Hrn. C. G. v. Murr.
Chinchilla, den 25 Jul. 1773.
— Don Enid Joſeph Velazquez iſt im vor
rigen Jahre geftorben ; ich habe an ven koͤniglichen
Nichter zu Grenada, Don Juan !opez Altamirano,
gefchrieben, mir den Tag feines Todes zu melden.
Er mar aus Malaga gebürtig. * Sein Vater war
. Herr
— >
Vermiſchte Nachrichten 165
Herr von Val de Flores. Er war ein großes Ge⸗
‚nie. Ich reiſete im Jahre 1737 mit ihm von Gra⸗
nada nach Antequera, und er erzeigte mir taufend .
Hoͤflichteiten. Der verfiorbene König Serdinand
‚ber 6te gab ihm eine jährliche Penfion von 2000 Kros
'nen, damit er die fpanifchen Alterthuͤmer befchteiben
‚möchte, and machte ifn zum Marquis. Er war
Mitglied ver Fönigl. Geſellſchaft der Gefchichte und
eaftilianifchen Sprache zu Madrid, wie auch der
Fönigl. franzöliichen ‚zu Paris, Allein er bediente
Ach feines Gluͤckes nicht. Als .er bey der
Austreibung der Jeſuiten ihnen_allzufegr anhieng,
einige Schriften zur Zeit des Tumults in Madrid
verfertigte, und dem Marquis de la Encenada ers
geben war, ſetzte man ihn auf das Schloß zu Alis
cante gefangen. Kr durftengeber Briefe Iefen noch
fhreiben, und Dero Brief ift ihm ganz gewiß niche
zugeftelle worden. Man brachte ihn Hierauf:
nach Melilla oder Peñon, fo Beftungen auf ber
afrikaniſchen Küste find. Hier ſtarb er, aus Trud .
rigkeit über feine Berfolgungen im vorigen Jahre
auf einem Meyerhofe. Seine Werfe find: .
. 1, Enfayo fobre los Alfabetos de las le-
tras desconocidas que fe encuentran
en las mas anfiguas medallas, i monu«
mentos antiguas de Efpana. Madrid,
’ 1752. 4. ma),
2. Origeäes de la Poglia Caftellana, Ma-
a 17 ———
2 2 wer 3. Ans
> Dieß iſ has Werk, das Herr Br Diese in Got·
tingen, 1769. 8. mit wichtigen Zufäßen deutfch
: herausgegeben, v. M.
166 Vermiſchte Nachrichten.
3. Anales de la hiftaria de la nacion Efpa-
nola des del tiempo mas remoto halta
la entrada de los Romanos, Malaga,
' 1759. 4
4. Conjeturas fobre las Medallas de los.
Reyes Godos, i Suevos de Efpaia.
Malaga, 1759. 4.
. Noticia del Viage de Elpada hecho de
orden del Rey, i de una nueva hifto-
Tia general facada de los efcritos, i
monumentes originales, i contempo-
raneos,con la coleccion general de los
mifmos efcritores. Madrid, 1766. 4.
- Diefes Wer rührer meiftens von einem juns
A
gen Menſchen aus Malaga her, weil es der
Marquis nicht ſelbſt ausführen konnte.
| Don Joſeph Segarra, aus Valencia, gab
bem Heren Blas Jover, Affeflor des hohen Racks
von Eaftilien, eine vollftändige Sammlung ven
Ritterbuͤchern. Alle Marguife von Villena wa⸗
ven fehr gelehrte Herren. Die Marquifinn von
Dropefa war die Tochter des letzten Herrn vom
Haufe der Markgrafen von Villena und der Here
zoge don Eſcalona, welches im Jahre 1768 an den - |
Marquis de Bedmar fil Die Frau Gräfinn
von Dropefa ſtarb den gten November, 1768, ohne
Zeftament. Sie hinterließ einen Reichthum von
etlichen Millionen an Gütern und Gelde, nebft eis
ner bortrefflichen Baͤcherſammluug, in welcher ſich
u
⸗
j
|
|
|
|
Vermiſchte Nꝛocheichten. a67
auch alle ſpaniſche Ritterboͤcher befanden, vermuth⸗
lich auch Dero beyde, ) welche ſehr rar find.
Die Väter Rafael und Pedro Rodriguez
geben heraus: Hiftoria kitteraria de Efpana,
En Madrid, 1767 - 1772. 44 Vol... Der
vierte Band enthaͤlt nie Schriftſteller von den Zeis
ten Auguflus; - Die eritern drey heſtehen aus
verfchiedenen Abhandlungen;
\
Die beften Srüde unfcer neueſten, Dichter fies |
ben im Parnafo Eſpañol. Madrid, 1768 11772,
% 6 Baͤnde. Ich faım Denenſelben mit einem
Verzeichniſſe unſter Dichter aufwarten, Die in vers
ſchiedenen Dialecten Spaniens geſchrieben haben.
Don Juan Iriarte hatte kurz dor ſeinem
Tode das Verzeichniß der griechiſchen Handſchrjften
im Eſcurial geſchloſſen und zu Ende gebracht. Er
fhrieb:: Gramatjca caſteilana, para aprender
la lengua Latina, Obra pofthuma del Sen-
Bor Iriaste, con fu vida i i retrato. Madrid,
»771: 8.
Gabi. Alier bat ein reicher Kaufmann eine
Seife, EI- Bufcador de Ingenio, der Aufſu⸗
run. 2}... he
* Ari ſchrieb Hrn. Eapheoila, daß ich gerne biefe
.2 Ritterromanen a andere brauchbavere Bus
cher vertaufchen. möchte. hiftoria de los Ca
ullẽroſs Don Criftzlian dei —** y de Pinfante
. Lzefcanio In Hermano &c, En Valladolid; 1545.
„fol. und La Coronica del Principe Don Florando
& Inglatierra, Hijo del noble y efforgado Prin-
7 eiße Paladiöno, en que fe cuentar las grandes
T: „garavillofss avenruras &c. En Lifbens, 1545.
En Haft Vielleicht. find dieſe zwey Bücher dem Hrn.
Geſchichte der Chevallerie unbekannt?
—X „m
— — __.- -_
L_ — — — — — .\
NN N
165 Vermiſchte Nachrichten.
cher des Witzes, herausgegeben. Dom Panur⸗
ge y Tragaviento, der. Held dieſer Geſchichte, ſuche
durch Wis ſich hervorzuthun, reiſet nah Madrid
mit zwey Vollendeten Trauerſpielen, einem ſchos
weit ausgearbeitecem Luſtſpiele, einem. Romane, ei⸗
nem Lehrgedichte, und drey Aufſaͤtzen in Proſa, die
noch keinen Titel Gatten, weil man den naͤchſten den
beften davor ſetzen Eonnte. Madden Panurge
alle witzige Geſellſchaften und Tribunale durchge⸗
gangen, ſieht er, daß man ſeine Schriften trocken,
und ohne alles Genie findet. Hierauf entſchließt
et fich, bloß einem homme de lettres (Letrado)
_ vorzuftellen, und zuletzt befindet er ſich am-beften
dabey, daß er nicht wigig zu ſeyn füchte, fondern fo
dachte, vote jedermann zu denken pflege z. - -
Madrit. Viage de Efpana &c. Meife
durch Spanien, oder Diachrichten von den merkwuͤr⸗
digſten Dingen in dieſem Reiche: "Opera di D,
Pierre Antonio de la Puente, vrr3. in s. De
Verf. bringe in acht Erzählungen viele - angenehme
und den Fremben, vielleicht ſelbſt den Einheimiſchen,
unbekannte Machrichten von Spanien und. befien
Merkwuͤrdigkeiten bey.“ Er präfet hin und wieder
die Briefe, die ein gewiſſer P. Norberto Caimo,
ein Geiſtlicher von der Congregazione Girolamina,
über Spanien, das er in den Jahren 1755 und 1756
- Yurchreifte, unter dem Titel Tertere d’un: vago
Icaliano ad un fuo amico.herausgab und wobon
vermurglich die Voyage d’ ne: fait en P
te .r
a? * des
—— gr —ñ— — gg — —ñ gg re —
«
Vermiſchte Rarhiichten r69
des. tableaux & autres peintures de Madrit,
de 1’ Escurial; de St. Ildephonſe en 2. parties
chez. J. P. Eoftard 1772. die vor kurum, in
Paris eiſchienen, eine Lleberfegung it. Wir fühe
seh des Firm. D. de la Puente Werk hauptſaͤch⸗
lich, wegen ber Kunſtſachen an, auf die er fein Aus -
genmerk vicheet. Bey Selegenheit derfelben wird
anfers Menge aufs ruͤhmlichſte erwaͤhnet. En -
verſpricht feine Neife in mehr Teilen fortjufegen,
und dieß wird uns vielleicht zu genauern Machriche
ten verhelfen, als die wir: bisher von diefem Sande
gehabt haben, da der Verf. fein blinder Verehrer
feines Baterlandes zu feyn und Kaͤnntniſſe mit Kris
tit zu verbinden ſcheint. |
Aus Jtalien. |
Rom. Pidture Etruscorum in-vasculis
nunc grimum in vnum colledtzExplicationn
bus & Differtationibus illuftratz a Job. Baptir
fa PaferioNob. Pifaur. &c. Vol. li. Tabulag
C. continens aere infenlptas. 1770. Ex-ty«
.pographio Job. Zempel SumptibusVenantisMo»
ualdini. gr. fol.©.84 Wir haben von dem ıten Theile
dieſes Herzlichen Werfes im ıten Stuͤcke des sotem
Bandes ver R. DB. der ſchoͤnen Wiflenfchaften und
fregen Kuͤnſte bereits hinlänglich Nechenfchaft gegen
ben. Der gegempärtige iſt dem erſten on Gaͤte
völlig gleich. Er enthaͤlt wieder 100 Platten von
Vorſtellungen gemalter Etruſeiſcher Gefäße nach ih⸗
ren eigenthuͤmlichen Farben. Von der Malereh
berfeben if bereits am augezegenen Orte Binlänge
25 li
170 Verhifchte Nachrichten
Lich geredet worden. Der gelehrte Verf.! hat wien
der zwey Tradtarus Preliminares nergefegt, wer
won der ıte de Arcana Erruscorum Philofo..
phia der zte de Mufica Etruscorum handele,
‚darauf: fülget dee Kommentar über die am. Ende
angehängten Platten. Die Kupfertafeln find nach
ihrem Innhalte wie im erften Bande uncer Klaſſen,
wie folget, gebracht: CI. VIII. Feſtiui appatatus
in Togae virilis adſumptione. Cl. IX. Sa-
era diverſa in traditione togæ. CIl. X. Ini-
tia Bacchi. Cl. XI. Sacra Deæ Liberæ. CL
XII, Cultus Bacchi. Cl. XII. Proceſſus, &
Pompz Bacchicz. Cl. XIV. Milicia Etrusco-
rum. Die Erläuterungen find kurz und gut und
nicht mie unnoͤthigen pralerifchen Ausfchweifungen
uͤberhaͤuft, wie fonft-oft der Italiener Mode ift.
Edbend. Miscellanea numismatica, in
quibus exhibentur populorum, inſigmum-
que virorum numismata omnia, in variis per
Europam numophylaciis accurate deſcripta,
nec non aliqua alia ex jam editis depromta,
& in fine plurimas in claſſes diſtributa a P..
Dominico Magnan Ordinis Minimorum &c,
Tom. Il. 1773. ap. Coſaletti & ap. Bouchard
& Gnavier in 8. : Die Bölfer, deren Muͤnzen
in diefem Bande vorfommten, find die Brertii, Car-
eieti, :Cauloniatz, Croroniat2, Hipponen-
fes, Locri- Zephytü,' Orraenfes, Pandofien-
fes, Petelini, Rhegini, Scyllatii, Terinaci,
& Thurii, vorlche alle zu bem alten Italien gehoͤr⸗
ten. Der ste Wand. if. bereits auch fchen unter
nn u \ der -
_
— — — — — — — — —
—
Vermiſchte Nachrichten. 17 1
der Preſſe. Die Muͤnzen ſind dabey ſehr genau
in Kupfer gebracht.
Ebend. Aus eben dieſem Verlage it, wies
wohl ſchon vor etlichen Jahren, eifchienen Gaspa-
ris Aloyfi Oderici Genuenfis e. $. J. Differta-
tiones & Adnotätiones in aliquot ineditas
veterum inscriptiones & numismata. Ac-
cedunt Inscriptiones & Monumentra, quæ
extant in Bibliotheca Mouschorum Camal-
: duensium S. Gregorii in Monte Coelio expli-
cationibus illuftrata, Romz 1765. Das Wert
befieht aus 8 Differtationen. ı) De Tralliano-
tum Numo, 2) De Anonymi Martyris Epi-
taphio. 3) Sopro un’ antica Iscrizione de
Palazzo Barberini. 4) Sulla medefima Iscri-
zione. 5) Sopra una antica iscrizione del
Museo Kircheriano. 6)Sopra la ftefla. 7)
Sopra una Moneta di Volterra.. 8) Sopra
un’antica Iscrizione nel Palazzo Barberine
nebit einer Sylloge veterum Inscriptionum mit
Anmerkungen. Am Enbe ift ein Brief über eine
ohnlaͤngſt gefundene alte Sonnenuhr angehängt.
Boloana. Della Zecca di Gubbio , e
delle Gefte de’ Conti, .e Duchi di Urbino:
Opera del Prevofto Rinaldo Repofatı Citta-
dino di Gubbio, Dottore deli’ una e dell’
altra Legge, e Protonotario Apoftolico,
Tom. I. In Bologna per Lelio della Volpe
3772 ın 4to. Mad; dem Wenfpiele des Hrn.
Giov. Brunacei, der die Münzen: von Pabua,
des Abbare Sul Ant. Pinzi, welcher die von Ra⸗
venna,
i72 Bermiſchte Nachrichten.
venna, Des Abbate Binz. Bellini, welcher br von
Ferrara und des Stefano Borgia, der die von Ber
nevento erläutert, nimmt der obgebachte Verf. die
Muͤnzgeſchichte ſeiner Vaterſtadt Gubbio vor, die
er von Zeiten der erſten Etrusciſchen an, bis aquf
unfere Zeiten durchgehen wird.
Ebend. Sacrarum Vaticanz Bafılicz Cry- Ä
ptarum Monumenta zreis Tabulis ineifa, &
a Philippo Lasrentio Dionyfio ejusdem Ba-
filice Beneficiario commentariis illuſtrata,
curante Angelo de Gabriellis Principe Pro
xæudi &c. Rome 1773. Typis & ſumpti-
bus Archangeli Cafaletti; ın fol. Dieß gros
Ge Werk enthält eine Nachricht von: den Alterthüs
mern der Kirche des Vatikan: aller daſelbſt befinds
lichen Monumente, die die Paͤbſte daſelbſt errichtee
baben an Bilpfäulen, Moſaiken, Basreliefs,
Sarcophagen, Kapellen, koſtbaren Marmorn, Inn⸗
ſchriften, u. ſ. w. mit hiſtoriſchen Erläuterungen,
and Borftellungen auf 83 Kupfertapfeln..
Ebendaſ. Saggio di Offervazioni fopra
un Baflörelievo della Villa dell’ Emo, Sgr.
Cardinale Aleflandro Albani. In Roma per
Generofo Salomoni 1773 in folio. Die aufs
feeorbentliche Schönheit des. bier erläuterten Base
telief3 verdiente eine Linterfuchung des Tinnhalts.
Es ftelle in einem Raume von fünf Palmen, von eis
ner Seite ein anfehnliches Srauenzimmer, mit der
Aegis der Pallas auf ihrer Bruſt. Sie hebt mit
"der linfen Hand das Kleid leicht in die Höhe und
Bl mit ber .auögeftveckten Rechten einen Zeuchter
mit
Bermifchte Nachrichten. 1738
wit zwey hängenden Vitten gezieret. Auf ber aus
Bern Seite ſieht man einen Tempel mit einer figens
den Gottheit, wor ber ein brennender Altar ſteht,
mit Aepfeln umgeben. Sie nimmt davon breye
in die Hand und erhebt mit ber andern die Schale
Anf dem Altare ftehen in einem fehr Fleinen Bas;
relief dren männliche Figuren mit einem pallio bes
deckt, bärtig, ein Diadem auf dem Kopf und in dee
Sand eine haftam puram faltend: an der Trom⸗
mel: des Tympanums fieht man den Herkules, Die
Dallas, den Merkur, und einen Greif, der fich in
&inen Fiſch endiger, eingegraben,. wie ſolches das am
Ende fichende Kupfer zeigt. Der Pater Stefa-
no Raffei, Verf. der Anmerkungen erläutert dieſe
Borftellungen, indem er in der Hauptfigur der Mis
. nerva das Bildniß der zwoten Berenice, Gemalin
Meolomäus des 3ten, Evergetes genannt, findet. —
In der Folge hat er noch Anmerkungen über ein
zweytes Basrelief hinzugerhan, das fich in derfelben
Billa befinder.
Ebend. Der Buchhändler Gregorio Set-
tari giebt bier ein Werf unter dem Tirel heraus:
Anecdota Litceraria, das Bandweiſe in 8. jeber
wenigftens zu 30 Bogen, geliefere wird. Es iſt dieſes
eine Sammlung verfchiedener Werfe aus den vors
nehmften Bibliochefen, hauprfächlich denen in Rom
befindlichen, und wird Merfwürbigfeiten aus der
Kirchen s und Weltgefchichte, . Diplomen, Briefe
berühmter Männer, Poefien, alte und neuerlich
entdeckte Aufſchriften und dergleichen enthalten: es
werben
m
176 Vermiſchte Nachrichten.
colla d Iscrizioni antiche inedite, Latine, e
Greche, gentili, e chriftiane, fra le quali
fingolare è una Onefta Miflione di Domi-
ziano Imperadore, ed alcuni frammena di
Legge Agragria.
Modena. Storia della Letterature Tcalia-
na dı Girolamo Tiraboschi delle Comp. di
Gesü Bibliotecario del Ser. Duca di Mode-
na. Tom. I. che comprende la Storia della
Letteratura degli Etruschi, de’ popoli della
Magna Grecia e dell’ antica Sicilia, e de' Ro-
mani fino alla morte di Augufto. Tom. II.,
dalla Morte d’ Augufto fino alla caduta dell’.
Impero Occidentale, Modena 177% preſſo Ja
Societa Tipografica. Der angezeigte Verf. une
ternimmt hier den Lirfprung und Fortgang der gan⸗
jen Litteratur d; i. aller Wiſſenſchaften und aller
Künfte, insbefondere auch der Malerey, Bildhauer⸗
und Baukunſt zufhreiben. Er bat fich hierbey dee
chronologifchen Ordnung bebienet: doch fegt er nach
Beſchaffenheit des Umfangs feiner Materie fie im
groͤßere oder kleine Epoken feſte, wo er jeder Wiſ⸗
ſenſchaft und Kunſt Fortgang nnd Schickſale ins⸗
beſondere beleuchtet. Er theilt den iten Theil in
8 Abſchnitte. Im erſten handelt er von ber hetruri⸗
ſchen Litteratur: im 2ten von der Litteratur Groß⸗
griechenlandes und des alten Siciliens, im zten vom
der roͤmiſchen: dieſe theilt er wieder in 3 Epoken.
Die erſte umfaßt die erſten 5 Jahrhunderte von
Rom: die zte den Zeitraum vom Ende des erſten
katchaginenſiſchen Krieges bis zur Zerſtoͤrung von
Kar⸗
Vermiſchte Nachrichten. 177
Karthago: die sre geht bis zum Tode bes Auguſtus:
jede hat wieder ihre befonbern Kapitel nach den Wiſ⸗
fenfchaften und Künften. Allen dieſem fügt der
Verf. ein Verzeichniß der beften Schriftſteller ben,
deren in diefem Bande gebacht wird. Den ten
Band, dem eine Einleitung über den Lirfprung
und Verfall der Künfte und Wiffenfchaften vorges
feet iſt, theile der Verf. wieder in 4 Bücher. Das
erite handelt von der Gefchichte der Litteratur der
Roͤmer, nach dem Tode des Auguſt bis zum Tode des
Hadrians in in Kapiteln. Das zre bis zum Anz
fange der Megiexung Konſtantins. Das zte ents
hält gleihfam Supplemente. Im ıten Kapirel von
den Künften und Wiſſenſchaften in den verfchiedes
nen Provinzen und im 2ten von ber Littecatur ber
Chriſten in dem drey erſten Jahrhunderten. Das
Atte Buch in 8 Kapiteln begreift die Zeit von Kon⸗
ſtantin dem Großen bis zum Untergange des occi⸗
dentalifchen Reichss. Man ſieht der Fortfegung
biefes Werfs, das zugleich in dem vortrefflichften
Sthl abgefaßt iſt, mit Verlangen entgegen.
Kom, Titi Liuii Hiftoriarum Libri XCI.
Fragmentum avixdoro, deſcriptum, & recogni-
tum a CC. VV. Vito M. Giovenazzio,
Paullo Facobo Bruns ex Schedis vetuflifime
Bibliochece Vaticanæ: Ejusdem Giove-
nazii in idem Fragmentum Scholis. Ex Of-
ficina Archangeli Caſaletti typographi, &
bibliopolæ ad D. Euſtachii 1773 in 4. Dieß
VNBibl. XV. B.i St. M iſt
N
178 Vermiſchte Nchrichten
iſt das Rragiment, das Hr. Brund aus uͤbeck ent⸗
deckte, da er fuͤr die Hrn. Kennikott in der vati⸗
kaniſchen Buͤcherſammlung die hebraͤiſchen Hand⸗
ſchriften verglich. Es enthaͤlt die Geſchichte des
Kriegs zwiſchen dem Pompejus und Sertorius, hat
große Luͤcken und iſt freylich nicht eben von der groͤß⸗
ten Wichtigkeit. Der Abbe Vito Maria Giovenaz⸗
zo, ein geweſener Jeſuit aus Neapel hat das Bruch⸗
ſtuͤck abgeſchrieben und mit recht feinen Noten erlaͤu⸗
tert, und ein andrer Abt Sigr. Cancellieri hat die Zus
eignungsſchrift an den Cardinal Rezzonico verfertiget,
und von der ganzen Entdeckung Rechenſchaft gege⸗
ben. Da Hr. Bruns daſſelbe bey uns in Deutfch«
Iand heraus gegeben, fo fönnen beyde Ausgaben
dieſes Fragments verglichen werben.
Ebend. Clementi XHI P.O.M. non
‚ ante editum Vernafiz Cinerarium Zranc. Es
gen. Guascus Alexandrinus Muf. Capitol.
Curat. perp. D.L.D. Rom& 1773 ap. Arcam
gel. Cafaletti; in fol. Jedermann bemüht fi
bem isigen Pabit durch Geſchenke von Antiken in
fein neues Mufaeum Vaticano - Clementinum |
- ‚gefällig zu fenn. Hr. Marchefe Guasco, der Fori⸗
ſetzer der Annali Muratoriani die in Lucca ges
druckt worden, uͤbergiebt hier dem Pabſt ein Vas
Cinerarium in Marmor mit obbenanntem Kom⸗
mentar. Es find 3 Kupfertafeln vorgeſetzt, bie
das Basrelief derſelben von allen Seiten vorſtellen,
welches in folgenden ſo wohl als die Aufſchrift er⸗
klaͤret wird. Dieſe iſt;:;:
D. M.
—R
_ __ on — — —
Vermiſchte Nachrichten. 179
D. M. B. M.
VERNASIax
DOMITIA. MATER
CVBICVLAR |
| EX
COLLE®
LAGRIMAN.
LAGR, B.
Bologna. - De Pindati Odis conjecuræ
D. foannis Aloyfi Mingarelli Abbatis S,Ma-
riz ad Rhenum, & Grec. Litterar. in Archi-
gymnafio Bononienfi Ledtoris publici &c.
1772. Typis Laelii @ Valpe, in 4. Kin news -
er italienifcher Ueberfeger der Pſalmen, bat eine
Vergleichung zwiſchen den bavifchen Pfalmen und
pinbarifchen Oben angeftellet und viel Aehnlichkeit
gefunden. Diefen widerlegt Hr. Mingarelli ins -
dem er ebenfalls eine Vergleichung anftelle. Ce
legt verſchiedene Verbeſſerungen und Anmerkungen
dor,. ſucht einige ſchwere Stellen zu erklaͤren, und
handelt von verfchiedenen an Pindar vorfommenden
Sylbenmaßen. Auf der 63 S— iſt die iate olhmpi⸗
ſche Ode, auf die er vorher ſchon hauptſaͤchlich ſeine
Betrachtungen angewendet, in Muſik gefeger. Am
Ende ift eine unedirte Epiftel des Petrarca, die vers
ſchiedenes hieher einfchlagendes enrhäfr, eingeruͤckte.
Ancona. I fluido elettrico applicato
a fpiegare i fenomeni della natura, In An-
2 cona
as0 VWermiſchte Nachrichten.
cona 1772. preflo glı Eredi della Stamperia
Bellelli, in 8. Dieß ift ein artiges Gedichtchen in
Seſtinen, wie man fie Italieniſch nennet, in welchen
der P. de Marco verſuchet Bat, gewifle fehr ſchwere
Erfcheinungen der Natur, dergleichen find, der Ur⸗
fprung der Quellen, die Ebbe. und Fluch des Meers,
das Wachsthum der Pflanzen u, f. w. vermittelft
eines Eleftrifchen Flüßigen zu erflären, und den Phi⸗
loſophen ein Feld zu eröffnen, daſſelbe auf alle andre
‚ Naturerfcheinungen anzumenden. Non potreb-:
be, fpricht der Verf. in der kurzen: Vorrede an den
Leſer, non potrebb' egli eſſere queſto uido
elettrico una creatura miniftra de’ .voleri Di-
vini nell’ ordine delle naturali cofe? Chi
ben riflette alle vicende aell’ univerfo, coy-
chiuder dee.di ficuro, che tutto accade per
via di moto. Or qual foggetto piü fpedito
al moto di fuoco? Quinon fi parla del fuo-
co volgare: fi parla del puro fuoco filofo-
fico, che dalle diverfe materie, in cui fer-
menta, diverfe acquifta denominazioni, e
produce effetti diveri._ Non potrebbe fta-
bilirü quefto fuoco come un principio aflo-
luto, attuofo, e muoventefi a pefo, nume- ,
ro e mifura, qual fi conviene al reggimen-
‚to di quefte tutto mondiale. Wie aber Dies
ſes eleftriiche, flüßige oder allgemeine Teuer, fich
in ber Welt ausgebreiter habe, das wollen wir von
dent Verf. felbft, poetiſch ausgedacht und audge
druͤckt, vernehmen:
Per»
N
Vermifchte Nachrichten. ' 181.
Perch? Il’ atra di Stige orribil onda
Giurato avea il condottier del giorno,
Mefto del Figlio il rio voler feconda,
E in man gli pone il fren del carro adorne,
: Lieto allor Faetonte a regger prefe
Per I? aereo fentier le ruote accefe.
Ma tofto fi penti del folle .ardire, |
E pallido alzö il guardo in ver le Reile;
Quand d’ Eto, e Piroo l’ impeto, e l’ ire
Vide farfi a’ fuoi voti alpre, e rubbelle.
In van- tira le briglie a ritta, a manca;
Non cede il bruto, e.pili fremendo arranca.
\
Lasciane i corridor I’ alto cammino
In giü piegando: e giä le ärdenti Zampe
Peftan P aere alla terra il pi& vicind. _ '
Fama quefta, e fi accende a si gran vampe. '
Bolle il mar, arde il bosco, e pafla denro
Velociffiimo il foco in fino al centro,
Ben Giove allor del giovanile errore
Col falmine fatal prendea vendena;
-Quindi a temprar cosi funefto ardore
A verfar,acqua del fuo Cjel s’ affrerta. _
:Függen V’-acqua le fiamme; mä divife
S appiattan dove il ponno in cento guife.
Qual dopo lungo difugual conflitto | rn
La rorta fchiera per timor fi‘ sbanda;
Pallido fugge, polveroso affitto
Chi qua, chi lä ciaſcun per la fua banda
En felva, in monte, in valle, od in caverna
Dove eclar fi puö; fi caccia, e- interna,
4,
M 3 | 10
192 Vermifchte Nachrichten. |
Ed allor &, che quanto all’ occhio appare
D’ invifibile foco il tutto & pieno,
‘Le nubi, l' aria, i monti, e l' erbe, e il mare
Di elettriche fiammelle han pregno il feno:
‚E: fe guardo mortal fiamma non vede,
Sperienza, e ragion ne fanno fede.
Dieb Gedicht ift mit pbiloſophiſchen Anmerkungen
begleitet.
Florenz. Der Buchhaͤndler Allegrini, hat
unter dem aten Jul. dieſes Jahres dem Publikum
fein Vorhaben, eine Sammlung der Poemi Eroi-
co-Comici Italiani, in meßrern Duodezbaͤnden
abdrucken zu laſſen, befannt gemacht. . Liebhaber,
die fi) bis zu Ende des Jahres darum melden, fols
fen ein Baͤndchen für 23 Paoli befommen. Das
erfte derfelben, fo ans Licht treten wird, fell lo
Scherno degli Dei, von Francesco Bracciolini,
einem berühmten Dichter. aus Piſtoja, enthalten,
In den folgenden follen la Gigantea, la Nanea,
das Fragment della Guerra dei Moftri von
£afca, il Torrachione defolato, von Bars
tholomeo Eorfini, il Malmantıle riacquiftato
von Lippi, la Prefa di S. Miniato von D.%pos . -
lito Neri, la Secchia rapita des Taffoni u. ſ. f.
ihre Stellen finden. Diejenigen, fo fich in dieſem
Jahre nicht unterzeichnen, follen ae Baͤnd⸗
chen um 4 Paoli erhalten.
‚ Ebend. Serie degli uomini i pid illuftri
nella pittura, (cultura, ® architettura, con i
| loro
Vermiſchte Nachrichten 183
loro elogi, e ritratti incili in rame dalla
prima riftaurazione delle nominate belle artı
fino ai tempi prefenti. Tomo V. Firenze
1772. alla. Stamperis di Domenico Marzi .
e Compagni. In gro ©. 218 ohne Titelblatt
Zueignungsfehrift und Regiſter. Die 25 Kuͤnſt⸗
fer, welche hierinnen vorkommen, lebten alle im:
Anfange des fechsgehneen Jahrhunderts. Giop.
Antonio Licinio, wit dem Beynamen Por:
denone ; Domenico Beccafumi, ein Maler;
Balerio Vicentino, ein Steinſchneider; Mis
chele San Michele, ein Arditeft; Sebaftins
no del Piombo, Morte da Feltre, Ben
denuto Garofalo, Ridolfo Ghirlandajo,
vier Maler; Baccio Bandinelli, ein Maler
und Bildhauer; Alfonſo Lombardo, ein Bild⸗
"Bauer; Giov. Francesco Penni, Polidoro di
Taravaggio, Antonio Allegri, genannt il Cor⸗
regio, Giulio Pipi, Bartolommeo da Ba⸗
gnacavallo, Giacomo da Pantormo, Lucas
von Leiden, lauter Maler, worunter Pipi zus
gleich ein Architekt war; Lorenzetto Lotti, ein
Bildpauer; Lorenzo Eotto, Domenico Riccio,
Properzia De Roſſi, Giovanni da Udine,
Roſſo dei Roſſo, fünf Maler, worunter bie Pros
perzia auch verſchiedene ſchaͤtzbare Stüde mit dem
Meifel gearbeiter hat; Simone Mosca, ein
Bildhauer, und Giulio Clovio, ein vortrefflicher
Miniaturmaler. a
RN m
184 WVermiſchte Nachrichten.
In dieſem Bande werden gelegentlich verſchie⸗
dene gute Anmerkungen eingeſtreuet; welche die Ge⸗
ſchichte der Kunſt bereichern. Hieher gehoͤret haupt⸗
ſaͤchlich dasjenige, was von ber Kunſt Edelgeſteine
und Cameen zu fehneiben angeführer- veird.
:. Rom. Vite.de’ Pittori, Scultori:ed Ar- .
chitetti, che hanno lavorato in Roma, morti
dal 1641. fino al 1673..di Gr. Batiffa Paflers
pittore e poeta. Prima ediziöne 1772.
Roma preflo Gregorio Letterati.. in %
Sieben und dreyßig, Leben berühmter Künfts
fer aus dem vorigen Jahrhunderte find in dieſer
. Schrift enshalten. Sie iſt aus einee Handſchrift
abgedruckt worden, welche dem beruͤhmten Maler,
Benedetto Luti zugehörte. Der eigentliche Verf.
derfelben, Gio. Batifta Pafferi, Harte fie zwar
nicht bis zur höchften Vollkommenheit bringen koͤn⸗
nen: allein was er gefchrieben, hat er. doch mit dee
größten Aufrichtigkeit, Ehrlichfeit und Gewißheit
vorgetragen, fo daß er felbft Umſtaͤnde mit einges
flochten, welche andre aus politifcgen Lirfachen wärs
den verfchwiegen haben. Er fchrieb ferner als ein
Künftler, und bediente ſich allemal der eigentlichften
Ausdruͤcke. inet größern Werth hat dem Werke
die Mühe gegeben, welche der Herausgeber bey
deimfelben angewendet hat, ingleichen die feinen Ans
merfüngen des Mionfig. Bottart,. wodurch vieles
in den Leben felbft erläutert wird. Es kommen auch
biiele intereffante Anekdoten darinnen vor. : Der
Verf. Pafferi, wurde 1610 zu Nom geboren,
| on und
Bermiſchte Nuchrichten. 185
und ſtarb 1679. Er hat nichenue viele ſchoͤne Ars
beiten feines Pinſels, ſondern auch artige Popfien
binterlaffen. j
"Esendaf. Ragionamento fulla tragica -
6 comicg ‚Ppelig di Giavacching Pizzi, - -Ro-
mans Pro-Cuſtode Generale g’ Arcadia,
Roma preflo i 1 Coſaletti i 1772. in 8. S. 32.
Durch diefe Vorleſung wollte der Hr. Verf.
Pizzi, ſeine randsleute anreitzen, ſich um die zu
Parma für bramatifche Arbeiten aufgefegten Preife
mit allem Ernſte zu bemühen, und ſich in dieſer
Gattung von Arbeiten eben ſo ſehr, als in den an⸗
bern ſchoͤnen Kuͤnſten hervorzuthun. Er ſchreibt
mit ungemeiner Lebhaftigkeit: und ſein angehaͤng⸗
tes Gedicht auf die neugeborne Prinjzeſſinn von
Neapel und Sicilien, Il Natale di Pallade betis
delt, ift ein Beweis feiner eigenen poetifcher Tolente,
Florenz. Dell’ origine, unione e forza, |
progrefli, feparaziöni e corsuzioni dellapoe:
fia e della mulica, didertazione del Dottor
Go, Brown, tradotta in lingua Itafiania dall*
originale Inglefe ed accrefciuta di note dal
Dostor Pietro Cı ‘occhi, Senefe, Accademico Fr
fiocritico, a cui fi aggiunge la cura diSaule,
ode facra dall ifteffe autore, tradotta’ fedel-
‚mente in poefia Italiana di metro irregolare
a confronto del teſto Inglefe da Oresbio gi
to P. A. '
‘
.o_ N ed
Rz Grata
19 Vermiſtchte Nachrichten.
ſo iſt doch fein Werk aͤußerſt trocken und ſchwer.
Es koͤmmt dazu, daß er ſich der mathematiſchen,
oder, wie er es nennt analytiſchen Methode bebies .
un und, der häufigen Anführungen ber fihon vorher
geſagten Dinge bey jeden Sage fein Ende wird. . .
- Eefera. La colüvazione dell’ Anice.di
Arneria Lauriffee, P. A. 7a ing Der
Vrerf. diefes georgiſchen Gedichte ft Sig. Luigi
Ranieri, ein‘ angefehener Innwohrkr von Mel⸗
dola, um deren Gegend ber Anies fer. gebauer
wird. Das Gedicht ift in 2 Büchern, in unges
xeimten aber fehr. zierlichen Verſen und voller anger
nehmen Bilder und Epifoben. |
Amerk. Zu ©. 172. bes 14ten B. ber N. B.
ber ſchoͤnen Wiffenf Neapel. Mit dem ˖von dorts
a, angefünbigten Sten Theile des herkulaniſchen
Werkes find wir, wie andere, auf einen Irrthuin
merleitet worden. Es iſt weirer nichts, als der vor
der Ausgabe des Hauptwerkes ſchon bekannt ge⸗
machte trockne Catalogus des Bayardi, der vor⸗
mals nicht vollendet werden; und nunmehr mit den
andern fünf Bänden verfaufer wird: doch melder
man uns, baß wir bald wieder einen Band zu ge
warten haben.
J
Wir muͤſſen noch aus dem XII B. der N. B. einen
Druckfehler nachholen, der fich felbft in dad Regiſter
‚ eingefchlihen hat: ©. 370. 3. 4. flieht Tenuy für
Teuiry.
Steue Bibliothet
der ſchoͤnen
ſenſchaften
und
Wi
der fteyen Kinfe.
| Reipgig, |
in der Dyckiſchen Buchhandlung -
u 1774
a.
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. %
”.
Inhalt.
I, Lieben das Elfenbein. ber Alten : zweyte Vor⸗
leſung von Herrn Hofrath Heyne, aus dem
Lateiniſchen, 193 '
I, Einige Anmerfungen Über bie muſtkaliſchen Arti⸗
kel in Sulzers algemeiner Tpeorie der ſchoͤ⸗
nen Künfte, 220
II. Anmerfungen über bie Landhaͤuſer und die Gar⸗
tenkunſt, von C. C. Hirſchfeld, 249
IV, Horazens Epiſteln an die Piſonen und an
ben Auguſtus. Mic Kommentar ıc. von R.
Hurd. Aus dem Engliſchen uͤberſetzt, und
mit eignen Anmerkungen begleitet, von Joh.
Joach. Eſchenburg, 262
v, Karl Wilhelm Ramlers, lzriſche Gedichte.
Vortſetzung, on 29
VI. Bermifchte Nachrichten.
Deutſchland.
Nachricht von einen Gemaͤlde Herrn Joh.
Seine, Tiſchbeins, Die Errichtung der
Trophaͤen Hermanns vorkellnd, sır
Meue Kupferfliche und Kunſtnachrichten, aus
Leipzig, 322. Wien, 3237.
Petersburg. Abſterben Herrn de Deriche
und Herrn Guglielmi; fortgefegtes Le⸗
ben des Letztern, 324
Leben Herrn Sophonias de Derich, 325
Berlin, 327
Kr BE 777
x;
Anhalt.
Engelland. |
Runftnachrichten; Gemälbenusftellung bey
der Kömigl. Akademie, ©. 228:
Neue Kupferktiche, 232324
Neue witzige Schriften.
The.dying Negro, a poetieal Epiſtle. 340
The Siege of Tamor, a Tragedy, by Gor-
ges Edmund Howard, 342
A nev Hilbory of London, by John: *
kouch.
The academie Sportsman, a Winter’s- Day, by
. the Rev. Fitzgerald,
| | 348
u The Jefait, an allegorical Poem, byMr. Ma-
rioft, N ebend.
Dialogues of Zueian, ebend.
She ſtoops to conquer, or the Miftakes of
a Night, Comedy by D. Goldfmith. ebenb.
The Origin of the Englifh Drama &c. by
Thomas Hawkin:,
344
"Of the ‚Origin and Progrels of Language.
ebenb,
The Monument in Aroadia, a dramatic Poem,
by George Keate, 346
‘The Love of Order, a poetical Eſſay, ebend.
Orlando Furiofo tranflated from the Italian
af Lad, Arioflo by John Hoole, 347
‚The Pati ions, pertonihy d inamiliar fabels, |
ebend.
The Adventures of Telemachus tranſlated
into Englifh verfe, ebend.
The Works of Eimund Waller, to which is
prefixed the Life of the Author, by Perci-
'val Stockdale, | 3”
| - Faldoni an Tereß, a PoembyMr. ening-
The antiquities of Herculanum, translated
Snpate
seleft Works of Mr. Abraham * *
Poems by Mils ihin, —
The Orkönaf dinVed, a Poem by D. kung
. korne, he so
The e Dach a Flay a perfarned wie”
Travele ough Siciy. and that Part aflaly,
formerly called Magen Grassie. .: ebend.
The Works in Archisefkure af Robert and i
Jene Adam, . Send.
The Antiquities of Eogland and Wales &c, '
by Franas Geofer - 352
Boems on various "Subjeßts, religions and
moral by Philis Wrraly, 353
The Poems of Mark Ackenfids, ebend.
‚Comedies of Plauuc tranſlated into fayniliar
Blank - Verfe, Vol, UII. IV. ‚ 354
355
„ from the Italian by Thomas Matiym and
” ob Leitice, _ ebend.
by feveräl’eminent Perfons deceafed;
including the Correfpondence of Juhn * |
‚ kes &c. wish Notes &c,
Confeience, an ethical Efay. by the Rer. 3
Brand,
Conkcienee, a poetical Ey, by W. an *
An agreable Companion for 2 few‘ —8
ebend.
*3 The
—V
Inbelt.
The Tryal of.dramatie Genku, S. 258
he Iliad of Homer, tranllated by Jamer
Mehr 259
“The Prince of Tunis, a Tragedy, ::'. ebenb,
An'Efay of Happinels, by John Duncan,
i u ebend
7.2 Difeourfe delivered to the Studema of the
Royal Academy, &c.bythe Profident, 360
The prefent ftate of Mafic in Germany, the
' Necherlands and united Provinces, &c. by -
Charles, Burrey, Ä 361
- he poetical Works of Sir John Dauiec,
a Be ebend.
An heroic Epiftle to Sir William Chambers
&e | " u ebend.
The Regiſter of Folly ce. 362
“ The Power of Fancy. a Poem. ebend.
The Works of Mr. Jonathan Richardſon cc.
correctod &c. by hisSon Mr. 7. Richard/on.
| | ebend.
Evelina, a Poem by John Huddefione Minus⸗
, v ebend.
The Macarony, a Comedy, - 363
TıhoPancheonites, a dramaric Entertainuent,
Alonto, 4 Tragedy, | 364
Alzuma, a Tragedy, eben.
Sir Harry Gaylove, or .Comedy in Embryo,
| ebend.
The fentimental Sailor, orSt. Preux toEloila,
un Elegy, ebend.
00, Fe
ap oo
The Search of Huppinehs, a —
byMiſs A. More, ©. 365
Illuitracions ofnatural Hiſtory dr MDrury,
366
Milcellaneous Pieces, in Prole by and A
L. Aitin, ebend.
4 Differtation of the Phaedon cf Pico, &0.
“73697
The Poet, a Poem. ebend.
A General Hiftory of Mufic &c. ‚by Charlıs
Burnrg, ebend.
Archaeologia, or mifeellanesus Trafe rer
ung to > Ansiquity VoL IL, 3868
Frankreich
Neue Kupferſtiche vom Jahre 1775. 3609
Neue franzoͤſiſche Buͤcher die Kuͤnſte betreffend. |
L’Art du Relieur doreur de Livres, par Mr. _»
Duding 377
Eſſais pratiques de Geometrie & Suite de
!’Art du Trait &. ebend,
Maniere d’enluminer l'eſtampe pofee fur toite,
3
Expofitiön au Salon du Louvre des peinrure
&e. de Mrs. del’Academie Royale, 379
Le Devidoir du Palais Royal, ebend.
Eloge des Tableauz, expofes &c. eben.
E Art de graver au Pinccau, par Mr. Stapart,
380 -
‘
K’Art
»Juheit. |
L’Ark du Fahriquant ’Buifies de Spie, par
AMcr. Paulst, ©. *
DB 1? pn .2
381
⸗ ——
e
| In Mond ei uk od u
lbo moderne, | 332
_ Ueber das Elfenbein der Alten: zweyte Br
Iefung von Hrn. Hofrat C. G. Heyne
in Göttingen; aus dem Lateiniſchen.
lesen: Ich habe Ihnen letzthin einige
Betrachtungen über die Kunſt der Alten,
in Berferfigung gyößerer Bilder aus Elfenbein vers
fprochen. Alm biefe gehörig anitellen zu koͤnnen,
muß ich den Spuren der Kunit das Elfenbein zu
bearbeiten von den älteften Zeiten an, nachgehen,
damit man fich einen deutlichen Begriff von ihrem
Anfange, Fortgange und der Vollkommenheit, wels
che fie erreicht hat, machen koͤnne. |
Die Griechen wußten ſchon früh das Elfenbein
ju fhneiden. Wenigftens koͤmmt wersos und —
Bias beym Homer”) etlichemal vor. Und warum
nennet es der Dichter veomcssos friſch geſchnitten?
Weil er Elfenbein von der reinen Weiße, welche dem
friſchen Elfenbeine eigen iſt, anzeigen will.
Die Kunſt das Elfenbein zu faͤrben, beſon⸗
ders mit Purpur, von welcher man bey uns auch
in den gemeinſten Lehrbuͤchern Unterricht finder, war
fehon zur Zeit des trojaniſchen Krieges bekannt, und
nicht nur bey den Eidoniern oder Phöniciern, fons
dern fogar auch bey den Kariern und Müoniern im
Gebrauche, deren Weiber, wie man aus einer merk⸗
| | wuͤrdi⸗
9 3. B. Odyſſ. ©, 404. |
N.Bibl.XV. B.a St. N
X
Ss ’ ‘
194 | Ueber das Elfenbein der Alten J
wuͤrdigen Stelle des Homers) ſieht, ſich damit
beſchaͤfftigten.
Elfenbein mit anderen Materien nicht nur vers
‚einigen, **) fondern auch einfaflen, d. i. andere Dias
terien damit auslegen, war eine Sache, an welcher
man in den aͤlteſten Zeiten, fo wenig fie auch viels
Teicht unfern Beyfall erhält, ſehr viel Geſchmack
‚fand. Eben fo pflegte man dazumal die verſchie⸗
denſten Metalle, deren Vereinigung dem Auge uns
möglich angenehm zu feyn ſcheinen follte, in eben⸗
demfelben Werke durch Löten zu verbinden. Die
Sache felber ift fhon aus ven virgilianifchen Vers
fen befannt,.Quale per artem inclufum buxo
aut Oricia terebinto Lucet ebur. **) Auf
eben diefe Arc fcheinen Tifche, Stühle, Betten und
ander Geraͤth, vielleicht auch Die Wände, ausgezieret
worden zu fegn.}) Ulnd diefe Gewobnheit haben
die Gelehrten wach dem Bochart +}) auch bey den
| Phoͤ⸗
/
",&,1,4, 14r.
) Beſonders mit Golde in ber Heldenzeit, daher iſt
in der Od. ®, 7. ein Schlüffel xarzun. way 3 Hase
Qayros vie, wo Euftathiug fehr wohl bemerfet, bie
alte Leſeart fen xeuesin getwefen.
”") Aen. X, 130, Wir jagen Hols mit Elfenbein
- eingelegt.
.. D Dergleichen Werfe bey und aus Platten geſchnit⸗
tener Schildkroͤte gemacht werben, ob fihon eben
ſolche auch in Rom, befonders zu Nero Zeiten, an«
getroffen werden, f. Plin. XVI, 84.
tt) Bochart, Hieroz. I. P. Lib. Il. c. 24 p. 252 £,
tranftra navium ex ebore in buxo’d, i. aus Buchs.
baumholz mit Elfenbein eingelegt,
F
- X
B y
und die daraus verfertigten Bilder. a 95
Phoͤniciern aus dem Ejechiel *) erwiefen, Es
war zu Homers Zeiten nichts Ungewoͤhnliches,
Elfenbein mit Gold oder Silber einzufaſſen, oder
Silber mit Elfenbein auszulegen. In dem Pas
laſte des Hilnfies war der Stuhl der Penelope, von. ”
welchen in der Folge noch wird geredet werden, aus
Eifendein und Silber gearbeitet, **) und das von
Ulyſſes Händen verfertigte Bette ***) mit Gold, _
Silber und Elfenbein verzieret. Macher hat man
auch, wie wir aus dem Plinius *"**) fehen, andere
Materien damit überzogen.
Wir finden alfo, daß man zu Homers Zeiten _
gewußt habe das Elfenbein zu ſchneiden, zu färben
und mit anderen Marerien einzufaffen. Wahrs ı
fheinlicher Weife find diefe Künfte von den Phoͤni⸗
ciern auf die Griechen gefomnten. Auch bey ben
alten Juden, einer Mation, welche vor Salomons
Zeiten von aller Pracht entfernet- war, werden unter
dieſes Koͤniges Regierung, zwar 200 Jahre nach den
trojanifhen Rriege, eben diefe Dinge erwähnt.
Salomons Thron war aus Elfenbein und Gold. })
Ra Lind
") Ezech. XXVII, 5. 6
**) Odyfl. T, 56. |
”*) Odyfl. W, 200.
*"*) Plin. XVI, 43. 6. 84. Coepere tingi anima-
Hum cornua, dentes fecari, lignum ebore diflingui
mox operiri,
$) 13.5. König. X, 18. welche Stelle (don oben ans
geführet worden: denn ich verſtehe fie nicht fo, daß
der Zhron aus Elfenbein wäre gemacht und mit
Gold überzogen worden, ob ich gleich nicht läugne,
daß das Hebräifche Wort in andern Stellen‘ biefe
Debrunung babe. Ä
. N
‚ 296 Ueber das Elfenbein der Alten
Und fchon oben, *) ift der mit elfendeineen Decken
und Wänden ausgeſchmuͤcketen Paläfte . gedacht
. worden, dergleichen des Ahabs und andererd Reichen
und Vornehmen Häufer zu Amos Zeiteit waren:
bierbey werden auch elfenbeinerne Betten erwaͤh⸗
met, deren man fich ben Tiſche bedienete. **) · Im
‚hohen Liede *"*) fümme Elfenbein mit Saphiren
ausgelegt vor, wel Hes nach unferm Geſchmacke felts
ſam feheinen muß; vielleicht find aber ſolche zu vers
fteßen, von denen Plinius fagt: die Sapphire mit
Purpurflefen werden am beiten in Medien gefun:
den: }) und alddann würde der Körper eines ſchoͤ⸗
nen Mienfchen nicht. unfbiklih mit Elfenbein feyn
verglichen worden, Das mit purpurfarbigen Eveb
fleınen verzieret und ausgelegt ift.
Die bisher erwähnten Werke haben afle mit
dem Grabeiſen können ausgearbeitet werden. Denn
zußerzierungen des Gerächs, der Waffen undWaͤnde,
wurden bald glatte, bald durch Sculpturarbeit erha⸗
bene Platten geſchnittenen und geglaͤtteten Elfen⸗
beins erfodert. }}) Auch in Anſehung ver Arm⸗
baͤnder,
In der erſten Vorleſung. |
**) Amos II, 15. VI, 4
#4) N. Ried. V, 14.
1) ‚Plin. XXXV, 9,8. 39.
t}) Dieſe Bearbeitung hat auch bey anderen Mate
rien muͤſſen Binreichend feyn. . Denn wenn 5.2.
- der Träume Thore von Horn ermähnel werden, ſo
ift dieſes zwar eine Erdichtung, aber fie muß doch
aus bem wirklichen, Gebrauche der damaligen Zei⸗
ten entlehnet feyn. Die Stelle ift in ber Odyſſ.
T, 562
;
und bie, daraus verfertigten Bilder. 1 97
Bänder, Siegelringe, Griffe an Degen und Schläfe
fein, kann man nicht zweifeln, daß nicht eine uner⸗
möbere, obgleich langſame und verdruͤßliche Arbeit
mit dem Grabeiſen, endlich auch dieſe habe zu Stan⸗
de bringen koͤnnen. Es iſt bekannt, daß ſelbſt die
Hottentoten Hals⸗ und Armbaͤnder aus Bein oder
Elfenbein mit Huͤlfe eines Meſſers verfertigen.
Doch ſcheint zu des Homers Zeiten der Gebrauch
der Drehbank nicht ganz unbekannt oder ungewoͤhn⸗
lich geweſen zu ſeyn, ob man gleich die Sache nicht
fo pollkommen erweiſen kann, daß nicht noch einige
Zweifel übrig bleiben follten. Denn daß in dems
felben die Kunftwörter roch und Inst; anges
troffen werden, beweiſet bier. nichts, indem fie in
M 3 der
T. 562 ſq. Ich will bey dieſer Gelegenheit, die
Beſchaffenheit und Bedeutung dieſer Thore nach
Anleitung der alten Dichter kurz erlaͤutern. Die
Tradition gab der Unterwelt Thore, beym Orph.
Arg. 1160.halten fich die Träume in den Thoren
der Hoͤlle; beym Homer aber Odyfl. V, 12 in den
Thorten der Sonne, nämlich der untergehenden auf,
wo der Uebergang in die Unterwelt bey den Dich.
tern iſt. Daß das eine Thor aus Elfenbein ift,
jielet vielleicht barauf, daß bag Elfenbein zwar ben
Schein des Lichtes hat, indem ed glänget, aber doch
nicht durchfichtig, und alfo bunfel und beträglich
ff. Das Thor aus Horn hingegen ift durchſichtig,
‚and zeigt deswegen an, daß die aus bemfelben
kommenden Träume deutlich und wahr find. Diefe
fheint unter den übrigen Erflärungen des Echo‘
liaften und des. Euftathlus die wahrſcheinlichnt
zu ſeyn.
198 Ueber dad Elfenbein der Alten -
ber Bedeutung nichts anders anzeigen als etwas im -
einen Kreyß herumzießen ; oder ein Ding abrunden
und ihm die Form eines Zirkels geben. *) Allem
es wird boch auch vieler Werke aus andern Mate:
rien, ale Porn und Bernſtein, gedacht, von welchen
man kaum glauben follte, daß fie in fo allgemeinen
Gebrauch hätten ſeyn können, wenn fie durch bie
berdrüßliche und langweilige Arbeit des Grabeiſens
| batten muͤſſen verfertiget werden.
Allein in den folgenden Zeiten, (dem zu des
Homers feinen finde ich feine Meldung elfenbeiners .
ner Bilder,) ſchritt die griechifche Kunft zur Vers
fertigung Fleinerer und größerer Figuren aus Elfen⸗
bein, wie auch der Werke in tiefer und erhobenen
Arbeit aus eben dieſer Materie, und diefe letzteren
fonnten theils durch Huͤlfe dee Drehbank theils des
Grabeiſens vollendet werden. Ich verſtehe aber
hier unter der Drehbank nicht die gemeine und ein⸗
fache, ſondern die feinere und zufainmengefegte, wels
che von den Kuͤnſtlern die figurirte genennet
wird,
*) Odyfl. E, 249. I. V, 255 und Od. T, 56. Katy
j dıvarı iMamrı xl keyven. Doch hier hindert uns
nichts einen auf der Drehbauk aus Elfenbein und
Gold gearbeiteten Stuhl zu verſtehen. Aber auch
Arat, Phaen. 401 ſagt: dnwror uiuaoı weeuyie und
449 Iwardv Jorge, 100 es zwar auch kann ge⸗
drechſelt heißen, ob man es gleich beſſer von der
Bewegung des Himmels verſteht, unter welcher es
auf und untergeht. f
und bie daraus derfertigten Bilder. 199
wird, *) und, auf welcher Die auf ber Oberfläche
der Miaterie. befindliche Figur bald hoͤher bald. tiefer
kann gebildet werben, indem nicht die zu bildende
Materie fondern das Eifen (Plinius nennt es
terebram) herum gedrehet wird. Ob, und von
welcher Zeit an fich die Alten diefer Arc der Drehs
bank bedienet haben , davon ift bier eigenclich die
Rede: denn was die von der erften Arc betrifft,
‚daran ift Fein Zweifel, wenigftens von der Heldenzeit
an zu rechnen. Meine Gründe, warum ich in An⸗
fehung der andern zweifele, find, daß man erftlich
bey den Alten Feine ausdrückliche Vieldung und Bes
fhreibung Hiervon, wie von andern Künften fins
det; und dann laͤßt fi) aus den vorfonmenden
Worten tornus, tornare, Tossa, TOLEUMG
rogeursan nichts Sicheres fchließen ; indem-die Schrifs
fteller fich verfelben oft uneigentlich und alfo am uns '
‚rechten Orte bedienen. *“) Plinius, der ſich doch am
erften die Genauigkeit im Ausdrude hätte ſollen ange⸗
4 legen
) Ein ſehr gelehrtes Werk in dieſem Fache, iſt des
Plumier art de tourner Leid. 1701. Hieher gehs⸗ |
ren auch die Abhandlungen bed Condamine unter
dem Titels Recherches fur le Tour, Mem. dei’ Ä
Acad. des Science, G. 216 fı. 295 fg.
J Euftah, p. 1715, 12 führt aus dem Oppianus an
dırarrov xußov. Wie uneigentlich!\Deym Hom. Od,
E,249 sdugec vunss Togvasıraa kung, 100 68 überhaupt
verfertigen heißt, fo daß die Gelehrten vergebens,
wegen des Unterſchiedes der Worte ragen und
rogysven, ober welches einerlen ift oem, . ſtreiten: ſ.
über Il Ecl, Virg. v. 38 Anmerlung.
'
200, .Ueber dad Elfenbein -ber ten
legen ſeyn laſſen, gebrauchet, wie ich. glaube
bemerkt zu haben, dieſes Wort ohne Unterſchied
von jedem Inſtrumente des Bildhauers zu Ausar⸗
beitung harter Materien. Die Törevtik nimmt er
bald fo, daß fie überhaupt die Kunſt einzugraben
und auszubauen in fich begreift, bald aber von ber
Bildhauerey unterfhicden wird und nur die Schnigs
kunſt anzeiget. Kann man dieſe Nachlaͤßigkeit dem
Plinius verzeihen, wie vielmehr iſt ſie nicht dem
Dichter erlaubt, wenn z. B. Horaz ſagen kann
male tornatos incudi reddere verfus, *) und
Virgil feinem Hirten einen Becher zufchreibt,
Lenta quibus torno facili fuperaddita vitis
Diffufos hedera veftit pallente -corymbos.
Denn wenn Virgil bey einem um die Drehkunſt
unbefümmerten Sirten dee Natur treu geweſen ift,
fo fan tornus in diefer Stelle nichts anders fepn
als ein Schnigmeffer, mit welchem bie Hirten auf
ihren Bechern aus Buchenholz die Figuren ausars
beiteten. Auch gebrauchen die Alten die Wörter
fculpere und fcalpere, welche, ob fie gleich von
vielen unterfchieden werden, nach meiner Einſicht
einerleg bedeuten, und nur, wie bey den Griechen
YAayen und yAdpıv, anders ausgeiprochen worden,
ohne Linterfchieb von allen Arbeiten fo wohl in hars
ten old weichen Materien. Auch der Ausdruck,
opus ebore fcalptum, **) ift fo unbeftimmt, daß
u 9F man
*) Horas. Art. 441. welche Stelle ſchon durch bie
Verbeſſerungen ber Gelehrten genugfam bekannt ift.
) Onid. Met, X, 247 Pygmalion niueum mira fe-
lieirer arte Sculpit opus, Bu
/
und, bie Daraus verfertigten Bilder, 201.
man fich Daraus. don ber Beſchaffenheit des Werfs
feinen genauen Begriff machen kann, Man würs
be leichter ein Urtheil über Die Drechſelkunſt ver
Alten fällen Eönnen, wenn uns ein Werk von dieſer
Art: aus dem Alterchume übrig geblieben wäre, -
Aber es iſt feine etrond große Figur aus Elfenbein
auf unfere Zeiten gefommen, kaum wird eines und
des anderen Eleinen Bildes aus Diefer Materie ges
dacht, *) von welchem man diefes vermuthet, wel⸗
ed aber auch, fo viel ich. mich erinnere, noch fein
enmer unterſuchet hat. Daß aber das Elfenbein
fo vergänglih und von kurzer Dauer gewefen iſt,
biefes muß feiner natürlichen Beſchaffenheit zuges
ſchrieben werden. Denn es pflegt durch die Luft
aufgeldjet zu werben, und in einen vermoderten und
leicht zu zerreibenden Staub hberzugeßen: **) doch 5
manchmal ift die‘ Beſchaffenheit des trockenen Bo⸗
dens, ober die Feuchtigkeit, wenn fie es mit einer
Rinde uͤberzieht, zu der Erhaltung des Elfenbeins
und uͤberhaupt allee Beine behälflih, wie tas in
den ſbiriſchen Ebenen gegrabene Elfenbein beweiſet.
Da ſich alſo von der Kunſt, und der mechani⸗
ſchen Bebandlung des Elfenbeins unter den Alten,
N
5 nirgends
9 dem pictorianifehen Muſeo follen fich einige
fleine Bilder und erhobene Arbeiten aus Elfenbein
befunden haben, aber meiſtens aus fpätern Zeiten
und von byzantinifcher Kunſt. Ob diefe nebft den
“übrigen Koftbarfeiten biefes Mufei in das Eapito-
lium gefommen find, kann ich nicht fagen.
y) d’ Aubenton Hift, nat, du Cabinet. t au Roi Tom.
XXL. p. 208. |
a e & x
\
202 Ueber das Eifenbein der Alten‘ :
nirgends eine glaubwürdige Nachricht finder, ſo muß
man, beionders in Anfehung der foloflifchen Wilder,
aus ber Beſchaffenheit und dem Zuftande der Runft,
und der elfenbeinernen Werke felbft, die Geſchick⸗
* lichkeit und Bearbeitung der Künftler beurteilen.
Man fieht von, feldft ein, daß die Foloffifchen Vils
ber nicht haben können aus einem einzigen Zahne
verfertiget werben. Denn 9b gleich unter diefen
das Alter und das Vaterland der Elephansen eine
“ große DVerfchiebenheit verurfacher, fo find fie doch
gemeiniglich 3 oder 4 Fuß lang; felten erreichen fie
6 oder 7, vergleichen fich, wie ich Höre, in dem koͤ⸗
niglichen Kabinete zu Koppenhagen befinden, *) wel⸗
che 165 Pfund wiegen und kaum den dritten Theil
hohl find. " Denn fonft berräge dieſe Hohlung oft
3 Theile, fo daß das fogenannte Bloͤckchen, welches
dee Künftlee brauchen Faiın, und gemeiniglich im
. Korm eines Würfels gefchnitten wird, kaum die
Länge eines Fußes hat. Denn erſtlich ift der Theil
des Zahnes, weicher in dem Behaͤltniſſe des Zahn⸗
fleifches verborgen wird, unbrauchbar, welches auch
Plinius anzeige, *) wenn er fagt er in his quo-
que (dentibus) qua corpus intexit (fc. den-
tem) vilitas oſſea. Ferner Bat ber inwendig
hohle Theil, wie ich ſchon erwaͤhnet babe, Feine Fe⸗
ſtigkeit.
N ch babe dieſe Erzählung von dem Hrn. Spenge
ler, einem Manne von vieler Einficht, in der Kunſt
und Naturgefchichte, welcher auch wegen feiner Ge⸗
ſchicklichkeit das Elfenbein zu drechſeln berühme iſt.
“*) Plin, VII, 4
—
-
und die daraus verfertigten Bilder. 203 |
ſtigkeit. Bloß alfo der vordere fpigig zulaufende |
Theil, welcher die gehörige Feſtigkeit befist, und
gemeinigli in Geftalt eines Wuͤrfels gefchnitten
den. Aus ſolchen Bildchen alfo muß eine Statue
von 26 Een wie die Minerva zu Athen war, zus
fanuiengefeget werben? Aber wie viele, und was
für eine fünftliche Zufammenfügung erfodert diefes!
Doch gefegt auch, die Statue der Goͤttinn Gabe
aus fo unzähligen Bloͤckgen zufammmengefegt werden. |
koͤnnen, fo ift doch der Glanz und die Weige der
Zähne nicht einerley, fondern einer iſt nad) dem vers
ſchiedenen Alter, Vaterland, Boden, Himmel und
andern Urſachen bald gelber und bleicher, bald
glaͤnzender und weißer als ber andere. Die Zähne
der Elephanten, welche fich in fumpfigen Gegenden
aufhalten, follen ins blaue fallen und knotigt und
ſchwammig ſeyn: bererjenigen ißre, - welche die Ebe⸗
nen bewohnen, werben für bie größten und weiße
ſten ausgegeben, fo wie derjenigen ihre, die fih auf
den Gipfeln der Berge befinden, für die kleinſten.
Das ceylonifche und achemſche Elfenbein hat wegen
feines Glanzes einen großen Vorzug, und man ſagt
auch, Daß es niemals gelb werde. Lieberhaupt wird
Das Elfenbein aus dem Dsiente, dem Elfenbeine
aus den weſtlichen Gegenden vorgezogen. Daß
Die Weiße ein Zeichen der Jugend des Elephanten
fen, ift fehon durch des Plinius *) Ausfpruch bes
kannt. Der Einfluß der Luft auf das ve Ciſenben
1 puin. VIII, 3 .
Sn
| ‚wird, kann zu dergleichen Werfen gebraucher wers
204 Ueber das Elfenbein der Alten '
iſt auch ſehr groß. Es ift daher ebenderfelbe Zahn,
wo er vom Jahnfleifche umgeben wird und wo er
über daſſelbe hervorſtehet, von verfchiedenem Glanz
und Weiße. Go ift auch ein Zahn, nachdem er
entroeber erſt vor kurzem von feinem Körper getrens
‚ Net worben oder einige Zeit ohne Mahrung der
Feuchtigkeit und Luft iſt ausgefeget geweien, bald
weißer, bald bleicher; zu gefchweigen, daß die Farbe
eben deſſelben Zghnes, wenn er gefchnitten worden
inwenbig an einam Orte ins Gelbe, an einem andern
ind Gruͤnliche fälle, und feine äußere Rinde, zumal
wenn, fie etwas dichte ift, oft weniger gelb wird. *)
* —*
*) Ich muß die mit meiner Abſicht zwar in keiner
Verbindung ftehende Frage , doch wenigfteng Fur
Berühren: ob nämlich auch die Alten fich der Beine
gewiſſer Thiere ſtatt des Elfenbeins bedienet ha⸗
ben, ſo wie unſere Kuͤnſtler derer, die ein gemeiner
Irthum Mammuts Zaͤhne nennt, und einem ge⸗
wiſſen Seefiſche zuſchreibt. Ich rede hier nicht
von der gemeinen Art von Beinen, welche ſich dem
Kuͤnſtler durch ihre Trockenheit und Haͤrte in der
Bearbeitung mit dem Meſſer gleich verrathen, ob
gleich die Alten ſie um nichts deſto weniger zu all⸗
täglichen Werfen gebraucht haben. Aber Plim,
Vor, 3. 5. 4 fagt: vor furgem hat man angefangen
auch die Kuochen in Platten gu fchneiden, weiches,
wie ich glaube, auf die Beine der Thiere zielt, bie
man auch mie das Elfenbein behandeln kann.
Paufan. VI, 46. erwähnt eine aus Precanneß
gekommene Statue der Magna Den, beren Geſicht, in
Ermangelung des Elfenbeins, aus dem Zahne eines
Seefiſches war. Solim. Polyb. c.22 p. 42, B.
eriaͤhlet,
N
und die daraus derfertigten Bilder, 205
Ja eben daſſelbe Elfenbein von etwas gruͤnlicher
Farbe, wenn es einer trocknen und warmen Luft
ausgeſetzet wird, bekoͤmmt einige Weiße; witd aber
bald Hierauf bleich, und endlich gar gelb: * Aber es
finden fi auch von Natur an dem Elfenbeine oft
häufige Fehler, indem es bald Flecken hat, bald eis
nige Fibern daran flärfer find, als die andern, wes⸗
balben es auch bisweilen die Künftler felber verwer⸗
fen.*) Da alſo ber Glanz und bie Weiße t des Ele
fenbeins fo verſchieden ijt, welchen Reiz kañn wohl.
«ine ſolche Statue gehabt haben, wenn ihre Ober:
fläche in Anſehung der Farbe und. Verbindung ber
Tpeile fo unaͤhnlich war? Es ift daher unfer vers
florbener Herr von Liffenbacdh, ein ehemaliges Mit⸗
glied diefer Gefellfihaft und um bie —— |
Univerficät fehr verdienter Gelehrte,‘ diefer fage ich,_
iſt durch die Menge der Schwürigfeiten bewogen
worden, alles was von elfenbeinern Statuen erzäßs
let wird, unter die Erdichtungen bed Alterthums zu
rechner. Das Lirtheil dieſes Gelehrten und in den
Küniten und Kunſtwerken einfichtsvollen Dlannes,
hat gemacht, daß ich nicht nur die Glaubwürdigkeit
der Zeugniſſe und die mechaniſche Behandlung des
Eifens
erzählet von ben Srittankern, baf diejenigen, wel⸗
che zum Putze geneigt waͤren, die Degengriffe mit
Zaͤhnen von Seethieren ausſchmuͤckten, deren Glanz
dem Elfenbeine gleich. Endlich erwähnet auch
Plin. XXXVI, 18. 6. 29 aus dem Theophraſtus
gegrabenes Elfenbein.
*) Dasbenton, ).c. p. 171.
206 -, Leber das Eifenbein der Alten -
‚Eifenbeins näher unterſuchet Gabe, fondern auch
mich hierinne des Linterrichts des oben erwähnten
Hrn. Spengler, welcher in dieſen Sachen eine,
außerordentliche Geſchicklichkeit befiget, bedienete.
Denn ich war nicht geneigt, die Glaubwuͤrdigkeit des
Alterthums, zumal in einer Sache, welche ein jeder
taͤglich vor Augen haben konnte, ohne entſcheidende
Gruͤnde in Zweifel zu ziehen.
Daß alſo erſtlich dieſe Bilder aus vielen
Bloͤckchen und Scheiben zuſammengeſetzet gewe⸗
ſen ſind, daran iſt nicht zu zweifeln. Pauſa⸗
nias) erzaͤhlet an einer gewiſſen Stelle, daß
Damophon, ein meſſeniſcher Bildhauer den olympi⸗
ſchen Jupiter, an dem die Zuſammenfuͤgungen des
Elfenbeins ſich aufgeloͤſet hatten, ſehr ſchicklich und
genau wieder zuſammengeſetzet habe. Dieſe Zu⸗
ſammenfuͤgungen beſtunden vermuthlich in Verbin⸗
dungen des Elfenbeins, welche Durch einen auch bey
uns nicht unbekannten Kuͤtt bewerkſtelliget wurden.
Soeton erzaͤhlt unter den, bey der Ermordung bes
Kaiſers Cajus vorgefallenen Wundern, dag die Stas
tue des olympiſchen Jupiters, die man hatte aus⸗
einander nehmen und nach Nom bringen mollen, eis
nen Laut von ſich gegeben habe. Ein ſolches Bild
‚muß alfo aus mehreren Platten ausgearbeiteten El⸗
fenbeins, beitanden haben. Der Kuͤnſtler muß
„ohne Zweifel eine außerordentliche Menge folder
Bloͤck⸗
5) Lib. K. 21. p. 357. U ul Toy An b Oavuxiꝶ,
Jiesunbreg nn Tu Ida aueneceen ie vi kuehite
vo, -
}
umd die daraus berfertigten Bilder. 207
Bloͤckchen und wuͤrfelfoͤrmiger Scheiben bey der
Hand gehabt haben; dieſes iſt wohl augenſcheinlich;
damit er unter ihnen aͤhnliche an Glanz und Weiße
ausſuchen konnte, welche ſich an einander fuͤgen und
verbinden ließen. Dieſe, zwar außerordentliche
Menge des Elfenbeins hat doch nichts unwahrſchein⸗
liches. Wenn gleich jetzt die afrifanifchen und ins
dianiſchen Wälder von Elephantenzähnen in etwas
erfchöpfet find, fo daß fie dem Kandel nur Kleinere -
- and [hiwächere liefern: fo har doch in den älteften
Zeiten eine anfehnlichere Menge der größten Zähne
vorhanden fern koͤnnen. Lind es iſt niche zu zweis
feln, daß man zu einem Werfe, welches mit der
Religion in Verbindung ftund, und zu einem Wuns
berwerfe der ganzen Welt beftimme war, *) wird
geſuchet haben, eine hinreichende Dienge von Fifens
bein anzufchaffen. Auch das Anfehen des Plinius
unterftüger diefe Gruͤnde. ) Die größten Zähne,
ſagt er, trifft man in den Tempeln an. Polybius ***)
fährt er fort, erzählt auf dem Bericht des Koͤniges
Gulußa, daß in den äußerften Gegenden von Afrife,
wo es an Aethiopien graͤnzet, man das Elfenbein in
| den
*) Die Worte des Phidias beym Valer. Max. I. ext,
7. de Athenienfium religione dienen bier zur Er⸗
laͤuterung. lidem Phidiam tulerunt, quamdiu is
marmore potins quam ebore Mineruam fieri de, .
bere dicebat, quod diutius nitor effet manfurus,
fed ut adjecit, et vilius, tacere juflerunt,
**) Plin. VII, 10. 6.10,
») Schon Barduin hat biefe Stelle angejeiget, ex
Exc. de Vixt. lib. 31. p. 3
208 Leber das Elfenbein der Alten
den Häufern ſtatt der Thuͤrpfoſten gebrauche, und
ebendaſelbſt ſtatt der Pfaͤhle zu den Viehſtaͤllen
und Zaͤunen Elephanten Zähne nehme. Eben dies
fer Schriftſteller ſagt an einem anderen Drte: *)
die großen Zaͤhne fangen fon an felten zu werden,
außer in Indien; -in ben übrigen Gegenben 1 des
Erdbodens hat unſre Lieppigfeit alles erfchöpfer. Fer⸗
ner in der Stelle, ba er von Afrika handelt, **)
ſpricht er: bie Schwelgeren zeige fich in ihrer gans
jen Thaͤtigkeit und Größe, wenn ganze Wälder
durchfuchee werden, um Elfenbein und Eitronens
holz zu finden. Die die Gegenden um den Berg
Myſa herum bewohnenden Aethiopier mußten, nach
dem Zeugniffe des Herodotus, ""*). dem Camby⸗
fe, der fie fich unterwarf, jährlich ſtatt eines Tri⸗
buts, außer einem beftimmten Gewichte von Golde :
und 200 Balfen von Ebenholz, auch 20 große
Elephanten Zäßne liefern. Die Elephanten wurs
- den alfo aud) zu einer Zeit mehr als zur andern
verfolget. Eben fo hatte auch, bey der Ankunft ber
Europäer an den Küften des weftlichen Afrika, Con⸗
90, eine wegen ber fich weit erſtkeckenden oͤden Waͤl⸗
ber rauhe Landſchaft, einen großen Lieberfluß an
Elfenbein, welches aber doch nach einigen. Jahren,
wegen der beftändigen und häufigen Ausfuhr, in
eben. diefen Gegenden anfıng außerordentlich felten
. re Ä zu
4) Plin. IL 3. 5. 4. ’ |
**) Lib. V, lc
t) Herod. III, 97. xo) —XR —XRXR
cf. Plin. XII, 4 6. 8.
\
|
und die daraus verfertigten Bilder. 200
zu'werden. :*) Dennoch aber Berichten einige Meuds
ve, Zähne von 9 und mehr Süßen gefehen zu baben, |
weiche 120 bis 200 Pfund wogen. *
Es konnte alſo durch die Zufammenfegui
_ mehrerer Tälfelchen die größte Statue gebildet wers
den. . Aber wiefonnte der Kuͤnſtler diefe, mit einer
Art von Kuͤtt verbundenen Platten nach dem Ber»
Hältniffe und der‘ Symmetrie bed‘ Körpers gehörig
zuſammenſetzen, und in derſelben bie weichen Bie⸗
gungen der Gliedmaßen, die Falten des Gewandes
und die aͤußeren Umriſſe des Körpers äusbrädten ? ?
Es wird wahrſcheinlich, daß der Künftler erftlich
aus Thon: oder Erbe ein Modell verfertiget,
und alsdann, nach dieſem Muſter aus Holz oder
einer weichen Materie, die bald hart ward; nach⸗
bem er ihr durch Afche, Pferdehaare oder Mift vie
gehörige Seftigfeit gegeben hatte, die Form der Sta;
tne felber gebildet habe ;- Diefe Form wurde, gleichfaikt
ols_ein Kern, an flatt einer, feine Oberfläche allents
halben umgebende Scale mit elfenbeinernen, zus‘
ſammengekuͤtteten Täfelchen ausgelegt und überzos
gen. Wenn dieſes gefchehen war, mußte die irdene,
Form entweder heraus genommen werden, welches
geſchehen konnte, wenn fie durch den Bohrer zers
ſtuͤcket, oder durch Feuchtigkeit und auf andere Art
erweichet und zerfchmelzer wurbe, oder fie Dienete det
Statue, wenn m ſi— wenigſtens au Theil dariune
blieb/
5 S. Pr ber Reifen V. B. p- 8.
.”) ©, Buffon. Hift. nat. T. xxil. p. 122 [gs
ELBE XV. B.2. St. 9
\
\
aio Ueber das Elfenbein ber Alten:
blieb, zur Stuͤtze, wodurch ſie auf dem Boden
feſt ſtund. Daß aber die elfenbeinern Statuen in⸗
wendig eine Hohlung gehabt haben, wird in ber
Folge durch fichere Gründe dargethan werden.
Da dieſe Täfelchen, aus welchen das Bild bes
| Rund, verfchiedene Schwuͤnge, Hohlungen, Falten,
Einbiegungen, Erhobenheiten und Vertiefungen ha⸗
ben mußten, ſo wird ſich der Kuͤnſtler vermuthlich
hierbey bald des Grabeiſens (worunter man jedes
Werkzeug zum Graben, es ſey ſpitzig oder krumm,
breit ober ſchmal, verſteht) bald der Drehbank
(der kuͤnſtlichen, verſteht es ſich) bedienet haben,
pach dem er etwas hat abrunden, oder hohlen ober
ausbohren wollen, welches fonberlich bey ben Haarlo⸗
en, Falten und Einbiegungen ver Achſeln und
anderer Gliedinaßen Bat gefchehen müflen. *) Der
Künftler fcheine alfo dad Modell feines Werfes vor
fih gehommen, und darnach feine : elfens
beinernen Täfelchen auf der Drehbank oder mic dem
. Grabeiſen fo bearbeitet, gebildet und sufammengefer
get zu haben, daß er von einem Theile des Körpers zu
Bildung des. andern fortgegangen. if. Es warb
alſo zu einem ſolchen Werke beybes Srakeifen und
Drebbanf erfodert. Winkelmann, *) glaubte -
arfaͤngliqh deß die Drehbank alleine hinreichend ge⸗
weſen
) Ich höre, daß ver Kath Raspe, an einer Abe -
handlung uͤber den‘ Gebrauch ber Drehbauk, auch
in Marmor, bey den Alten, arbeite. Man
vergl. Caylus Recueil To, l. p. 356
") Geſchichte d K. 252.
N
und die daraus Herfertigten Bilder. 211
weſen wäre: allein. eben derſelbe urtheilet nach ge⸗
nauerer Ueberlegung in eixer andern Gtelle *)
ſelbſt, daß ohne Grabeiſen dergleichen Statuen nicht
haͤtten koͤnnen verfertiget werden. Am geſchwinde⸗
ſten wird freylich dieſe Arbeit vollendet, wenn das
Grabeiſen an der ſo genannten kuͤr ſtlichen Drehbank
angebracht iſt. )
Wer uͤbrigens weiß, 3, wie zu unſern Zeiten Por⸗
traite und Bilderchen auf der Drehbanf verferti⸗
get werden, kann leicht darauf fallen, daß ſchon
den Alten eine ſolche Art mit der Drehbank zu ver⸗
fahren ſey bekannt geweſen, und muthmaßen, daß
ſie vielleicht quf dieſe Weiſe jene große Statuen ge⸗
arbeitet haͤtten. Aber Briefe des obenerwaͤhneten
Sn. Spengler haben mid) belehret, daß diek Er⸗
fimdung ne: und nicht über die Zeiten des Kaifers
Lopolds hinaus gehe, als woran annoch Hr. Pius
mier gezweifele hat. Der große Ezar Peter war
in diefee Arbeit vorzüglich geſchickt, und es befinden
fh zu Koppenhagen viele dergleichen Wufe von
9 Bent ber Anmerf. uͤber die SGd. K. p. xi.
Es ſcheint, daß er. die gemeine und bie figurirte
Drebbbant nicht genau genug unterſcheide.
w) Lucianus quomudo Hi. ſerib. &, 51, 5 28 (bie
Künftler) AMaarroy növov xad dag vv dakparız, nal
lErov, xal Iu6Armv,. ra) — EXXXC war Imyı9dıdev ra xeua
nö. Iſt dieſes fo zu verſtehen, daß bad Elfenbein
waͤre mit Gold uͤberzogen geweſen? Ich glaube es
nicht, ſondern er redet von der Art von ‚Bildern,
toelche theils aus Elfenbein theils aus übergolder
tem Holje waren, ch Iup. Trag, c. 8.
D2 ſeiner
= 212 Ueber das Elfenbein ber Alten 5
feiner Arbeit. Aus dem De Lalande aber und ſchon
‚vorher aus Keyßlers Re ſen babe ich erſehen, daß
Bologna eine Sammlung von ſolchen Werfen befis
Get, welche der Graf Miarfigli angefchaffee har. *)
Aber diefe Art die Drehbank einzurichten und Fünfts
lich zu verändern, dienet nur zur Berfertigung klei⸗
nerer Figuren, zu größern hingegen: langt fie niche .
zu. &s fälle alfo fchon Hierdurch Die Murhmas
ung, daß die Statuen der Alten vielleicht auf diefe
Weiſe wären gearbeitet worden, über den Haufen.
Ich komme jegt zu der Schwuͤrigkeit, daß ein _
aus mehreren Platten und Tafeln zuſammengeſetz⸗
tes Bild, von ganz verfchiedenem Glanz; und Weiße
müffe/gewefen fenn, und daher den Augen wenig
babe gefallen können.» Allein ich glaube, daß dieſe
Schwärigfeit denen, die mit Elfenbein zu thun ha⸗
ben, nicht fo gar groß. und wichtig ſcheinen wird,
_ Denn es ift befannt, daß man dein Elfenbein einer⸗
ley Slariz.und Weiße giebt, indem man cheils uns
‚ter bemfelben eine gewiſſe Wahl anitellet, wobey
man auch auf das Verhaͤltniß des Gewichtes, (denn
Das feuchtere iftetwas ſchwerer,) Achtung giebt, und
dasjenige, deſſen Faſern ftärfer find, von dein gläns
zendern und feinerem abfondert, theils ed trocknet
oder anfeuchter ; denn wenn das Elfenbein lange
trocken gehalten wird, nimmt es eine gelbe Farbe an
. und verliert die überflügige Weiße; durch nächtlis
chen Thau aber gewaͤſſert, oder durch die Sonnen⸗
ſtrahlen
") Etwas undeutlicher erzaͤhlt dieſes Quincy Vie da
Comte de Marfigli P, III. p, 118. Ä
— —— —— — 0, - — —
—
und die daraus derfertigten Bilder. 2 13
firahlen erwärnt (welches am beften unter einer
gläfernen Decke oder unter wiederhohlter Befprengung
mit Waſſer geſchehen kann *), ſaugt es gleichſam einen
friſchen Glanz ein. Diefer aber wird dadurch unverſehrt
erhalten werden, daß man das Elfenbein vor der ein:
dringenden Luft in Sicherheitbringet, indem man es
in Baumwolle gewickelt ih einem Kaſten verwahrt,
oder in einem gläfernem Gefäße aufbchäl. Was
hindert uns aber zu glauben, daß die Alten durch
lange Erfahrung eben diefe Entdeckungen gemacht
haben, fo daß ihre koloſſaliſchen Statyen dem Aus
ge nichts Unangenehnies, fohdern eine "durch das
Ganze gleich verbreitete Weiffe und Glan; werden
bargeboten. haben. Aber auch eine Verſchiedenheit
Bierinne würde durch die Höhe des Dres, an dem
man das Bild aufftellete,leicht Haben verborgen werden
koͤnnen. So follen die Zufammenfügungen des
Glaſes in Moſaiſcher Arbeit, in welcher man jegt in
Mom die Gemälde der größten Meifter nachahmet,
aus einiger Höhe gar nicht bemerket werden, Man
trifft auch öfters in Zimmern aus Schildkröte, oder
Bernſtein gearbeitete Zierrathen an, in welden
man gleichfalls, nur wenn man näher hinzutritt,
die Zufammenfügungen erfennen kann.
Man Fönnte auch die Frage aufwerfen, ob ei⸗
ne Statue von folcher Größe bey ihrem blendenden
Glanz und Weiffe, einen angenehmen Anblick habe
geben koͤnnen. Ich getraue mich nicht weder diefes
noch das Gegentheil zu ‚behaupten. Vielleicht iſt
die Sewohnheit den elfenbeinernen Bildern ein gol⸗
O 3 denes
2) Auch Aber einem Bu.
214 Ueber das Elfenbein der Alten
denes Gewand umzumerfen aus biefer Urfache her⸗
zuleiten, daß dadurch den Augen eine angenehmere
Empfindung verfchaffet würde.
Es hat aber diefe Schoͤnheit und Weiſſe des
Elfenbeins doc) nicht allzu lange unverändert koͤn⸗
nen erhalten werden. Denn es iſt yon Natur fo
befhaffen, daß es durch die Länge der Zeit gelb
* wird und feine Glaͤtte verliert. . Das Unangench-
‚me diefer gelben Farbe war vermuthlich ‚mit eine
von denen Urſachen, warum man das Elfenbein
färbete. Diefes beweiſet auch die Stelle des Ovid rs
aut quod ne longis flavefcere poſſit ab annis
Moeonisaflyrium feminatinxitebur. , Daß
aber die Weiffe der elfenbeingeen Figuren unbeftäns
dig geweſen fen, davon ift auch der Ausfpruch des
Phidias ein Zeugniß. . Die Athenienfer waren
ungewiß, welche Materie fie zu der Statue der .
‚Minerva wählen follten * 33 Phidias ſagte, ſie
muͤſſe in Marmor nicht in Elfenbein gearbeitet
werden, weil alsdann ihre Schoͤnheit von langerer
Dauer ſeyn werde. Eine noch größere und uns
angenehmere Unbequemlichkeit ift dieſe, daß es bald
bey ſcharfen Feuchtigkeiten in der Luft aufſchwillt,
bald bey trockenem Himmel ſich einzieht, und da⸗
her leicht Riſſe bekoͤmmt, ſich erweitert, rauch und
in feinen Zuſammenfuͤgungen aufgeloͤſet wird. Es
iſt daher ſehr zu verwundern, wie die Minerva
und der Jupiter des Phidias bis auf des Pau⸗
ſnias Zeiten, alſo uͤber 600 Jahr ſich haben er⸗
hal⸗
Ouid. II. Am. 5, 39. 40. . J
4) Val. Max. I, ext. 7.de Athen. religione.
—
|
und die bavans verfertigten Silber. 215
halten koͤnnen ¶ Ihch zweifle miche, daß der Glanz.
durch die Lange der Zeit werde ‚verloren gegangen’
ſeyn, aber ſchon biefes ift -aufferordenelih genug,-
wenn die dfenbeinernen Taͤfelchen fich fo viele Jahr⸗
hunderte hindurch in ihren Sufammenfügumgen ver⸗
bunden erhalten haben.
Bey einem genauern Machdenken thierüber
haben ſich mir folgende Bemerkungen angeboten:
Wielleicht haben ſich die Alten eines feſtern und
dauerhaftern Kuͤtts als der jetzt gewoͤhnlich iſt be⸗
dienet. Dat. findet daß aus den Eingeweiden
gewiſſer Fiſche, welche oxirynchi genannt, und
wie Aelianus *). meldet, in einer gewiſſen
Be am Tafpifchen Meere gefunden. werden, ein
Leim zubereitet worden, den man befonders zu
der Verbindung: des Elfenbeins brauchte. "Auch
hat die gelinde und immer gleiche. Luft des griech
ſchen Himmels das Elfenbein viel weniger angel
griffen, als von den fiharfen und falpeterifchen Mes
bein unferer Gegenden aefihehen würde. Auch
die Luft zu Tivoli fol fo gelinde feyn **), daß das
Elfenbein daſelbſt feinen Glanz und Waſſſe behaͤlt.
Auſſerdem befanden fi auch die Statuen allezeit |
an bedecken Orten. Es konunt nur das einzige
Benſpiel *9 des aAfenbeinernen Apollo vor, wel⸗
cher in dem Foro Augufti fund, aber vieleicht
D 4 war .
. IE eſes giſchleims gedenkt Aclian, Hil, Anim.
MVII, 32.
”*, Dela Lande Voyage en Italie T. V. p. 361. die
Stellen der Alten, hat geſammelt Jun. p. 290.
vr) Plin: VII, 53 54
b 0.
216: Ueber das Elfenbein der Lilten
war auch dieſer unter ein Dach oder eine anderd
Bedeckung geſtellet. Vielleicht wußten auch die
Alten den Veraͤnderungen der Luft zuvorzukommen
‚ode abzuhelfen "Die Sache felber. führer mich
auf diefe Muchmaßung. Plinius ) fagt vom
alten Oele, man hielte dafür, ‚daß. es dienlich fer
das Elfenkein:- vör. er Fäulung zu. bewahren, we⸗
nigfiens fen dad Bild des Saturnud zu Rom
inwendig Damit angefüllet. Eine anderemerf:
. wärdige Stelle findet man in dem Paufaniad *), -
"von: dem Tempel des Olympifchen Supiters: Der
Boden um. die Statute des Gottes herum iſt,
fage ec, mit einem ande eingefaflet, damit
nisht das Del abfließe, durch welches das
damit übergoffene Elfenbein vor den Aus—⸗
duͤnſtungen des feuchten Bodens bewahret
wird; denn der Altis ift einer der ſumpfig⸗
ften Derter um Dlympia. Im Gegentheife
faͤhrt er fort, zu Athen in dom Parthenon,
welches in der Oberſtadt liegt, nüget dem
Bilde der Minerva das Wafler mehr ald das
Del. Denn da es fich auf einem hohen und.
Daher trocknen Orte befindet, fo it es nöthig
daß es öfter mit Waſſer angefeuchtet were. |
we) Plin, XV, 7.
) Paufan. V, 11. ſab f. Hartuin Aber bes Plinius
nur angeführte Stelle bemerket, dag Kpiphan. U.
adv. Haeref, 64. eben diefeß erzähle, Die Stelle
iR im ı T. p. 542 nach des Petas Ausgabe.
"Ehen diefer Art der Erläutgeung brauchte Metho-
‘ dias de Refurret, v. Photius Cod. CCXZXIV, pr.
ai 21
und die daran) Defetigen Bilder. 217
: Eben dieſen Sdreiftſteller war von ‚den Prieſtern
‚ verfichert worden, daß zu Epidaurus der Thron
Des Aeskulap, auf welchem der Gott faß,
über einen Brunnen fen Heftellet worden ).
Eben fo verhielt es fih auch zu Pellena-***),; wo
ſich die andere Minerda des Phidiad befand, _
welche gleichfalls aus Elfenbein verferrigee war.
Daß aber aller dieſer Vorficht ohmgeachtert dag
Elfenbein diefer Statuen dennoch durch die Laͤnge
der Zeit ſchadhaft geworden fey, und der. Ausbefl«
zung nöthig gehabt habe, ficht man: aus der Er⸗
sählung des Pauſanias +), ‚von Damophen,
welcher die Starte des Olympifchen Jupiters,
deren Zufammenfügumgen ſich aufgelöfet harten,
wieder zufammen verband. Bisweilen mußte auch
Ä das Eifenbein ve von dem Schmutze greeiniger werden.
9895 Pau⸗ | . |
59 gunins, delſen Sorzfalt in Yofährung der Ede
len mir viele Dienſte geleitet hat, berichtet, p. 200,
aus dem Chryloftomus, daß man ſich des Schwer
feld Octs zur Verhaͤrtung! des Elfenbeins ber
dienet habe. Die Stelle iff Orat. XII. p. 208. C.
Aber die Leſeart iſt ohne Zweifel falſch und, es mug
nach / dem Cod. Par, heiſſen KURBPITTE TER Yvon,
nuehmlich des Atlantiſchen Cederbarms. Denn
Chryfoltomps glaubte, vo auch Doh| der era
becdygefuͤgt ſey. |
- 98) £. Pauf; VIE, 27. pr.
. e
D» In der oben angeführten Stelle IV; 31. Und
Damophon war in Anfehung der Zeit nicht weit von
Pbidias entferngt, fiehe Deutſche Sehriften der
Goͤtting. Soc. 1B.
8
F ⸗
218 .;; Ueber das Elfenbein der Mten-
MPauſanias⸗ berichtet +) ‚ es ſeyen die Nachkommen
des Phidias oͤffentlich dazu beſtellt worden, die
Statue des Jupiters vom Schmutze rein zu haften,
- und fie bekommen daher dern Namen Paudeurrap.
15
Plimius bemerkt im Vorbeygehen, daß der Re
tig zu Glaͤttung des Elfenbeins ſehr geſchicke
fey +44), wie auch die ſehr rauhe Haut eines Fi⸗
ſches, welchen er fquarina nenhe ).
Wenn man alles, was ich jetzt auseinander yo
feet habe, Aberlegt, fo wird man die Verfertigung
elfenbeinerner Statuen nicht für.fo unmoͤglich hal⸗
in, daß. man entweder die Glaubwuͤrdigkeit Ver
Alten verwerfen, oder zu einer ihnen eigen geweſenen
geheimen Kunft feine Zuflucht nehrꝛen ſollte Deng ,
es. giebt feute, „welche fagen, das Elfenbein, durch
. Sie in. Staub, verwandelt, ‚hierauf mit. Be
erweicht und wie das Dich! durchgearbeitet, nehme
alsdann die beliebige Bildung leicht an, und wer⸗
de durch Luft wieder getrocknet und verhaͤrtet. Ich
bin von der Wahrheit biefee Dieynung nicht genug
Übereugt, u und wenn ich es ware ſo bliebe mir
doch
TPY Pauf, v. 14. p. 412. Ehen biefe fe Sof er⸗
foderte auch der Marmor von Zeit zu Zeit. Ich
glaube bie Alten bedienten ſich hierzu des Wachſes
und der Leinewand. ©. Vitruy, VI. 9, Plin.
XXXI.7, 40. Daher bie lavacra, Aurga, · der
. Götter. . oo.
+ Plin. xix. 5. 6. Repkani ei ebora eertepöliant,
_ .titt) Idem IX, 12. 14. .
* |
— — — 1 — — — —— — — — — — — —
w
’ ®.
und die daraus Herfertigten Biltier. 219
voch immer der-Zweifel.äbrig, ob es die vorige
Blätte mit feinem Glanze wieder erhielt. Daß
das Elfenbein in fiedendem Waſſer biegfamer und ges
ſchmeidiger werde, kann wenigſtens von dünnern
Plaͤttchen nicht geläugnet werden. Denn in Anfe
hung eims ganzen Stüdes ift es, wie ich höre, |
jweifelbaft, ob es die Gewalt des Feuers zwingen
könne. Daß das Elfenbein überhaupt durch heiſſe
Feuchtigkeiten ertweichet werde, war auch den Alten .
nicht unbekaunt. (Es ‚beweifen diefes, aufer dem
Plutarchus, Stellen des Paufanias und Dios⸗
korides. Der erſte ) da da er zeigen will, das
"Elfenbein fen nicht für einen. Zahn, fondern für
en Horn des Elephanten zu halten, bedienet fih
unter andern dieſes Beweiles, daß es. der Gewalt
des Feuers leicht nachgaͤbe: Zähne aber thaͤten dies
ſes nicht, da hingegen Horn durch Feuer nach Wills
Führe konne gebogen und gebildet werden. Diosko⸗
rides ) fagt, daß die Alraunwurzeln hierzu fehr ge:
ſchickt fey. Denn diefe fagt er, feche Stunden
mit dem Elfenbein gekocht, foll es fo weich
machen, daß es alsdann ae som anuähme,
bie
») Pauf, V. 12, P. 408. Su Wil dm vun Ixus .
sv ds ddövssedVen. nseurm 52 ui Bomv non laspayrun
äuarie 7a In wuondeguc ud ds MNm ur) wugde Äyıras
KIKETE,
"*) Diofc, de Mater. Medica, Lib.IV.76.P: 274. marden
vun 38 nal drdarrn Myarıy Ä Ella ewobouim kurä
dm) Wong ik, ng Iirracı ilsda rue —XR cXu
ugueneuägn. |
220 Weber die muſikaliſchen Artikel
Bie man ihm geben wolle. Die Stelle des
Plutarchus.) zeigt, daß einige fich eines gewiß
fen Bieres hier zu bedienet haben. Aus dem Se
neca 7) ſieht man, daß man dem Demokeit
diefe Erfindung zugefebrieben. Allein ich befenne
aufrichtig, daß ich nicht einfehe, was die Kenntniß,
das Elfenbein weich zu machen,- bey der Ausarbei⸗
tung großer Figuren für einen Nuten haben koͤnne.
| u.
Einige Anmerkungen uͤber die muſtkaliſchen
Arrtikel in Sulzers allgemeiner Theorie
der ſchoͤnen Kuͤnſte sc. Erfter Theil ıc.
We haben ſchon im vorigen Stuͤcke von die⸗
? fern herrlichen Buche des beruͤhmten Hrn.
Prof. Sulzers geredet. Ein Werf, auf das ein
Mann von einer fo tiefen Einficht in Die Wehtweiss
. heit
ver, Die auch vom Junius erwähnte Stelle iſt p. 290%
in der Abh. daurägun q Rania wei uunedam, P- 499.
" Does vap u neöny TO drkovwglsı rigen zu) Ya Ihkeoxen
.‚yarbuerev, (nehmlich Bein mie Eßig und Aſche ber
feuchtet erweichet bat), xar var dasgarra ru Cds -
Ec Aaxdu yarbıısvev na) yarsyra naeruns Ka —XREʒ
. Que dam: 3 αννα.
“ ). Seneca Ep. XC. Demoeritum \inueniffe, guem-
admcdum ebur emolliretur.
eh
da Suhhers Theorie der Kuͤnſte. 221
kit, und in alle Theile der ſchoͤnen Kuͤnſte und
Wiſſenſchaften, einen großen Theil ſeines Lebens ver⸗
wandt hat, deſſen gepruͤfte Gelehrſamkeit und
Rechtſchaffenheit fo durchgängig bekannt iſt, brauche
keine weitere Anpreiſung. Wir haben ſchon erinnert,
daß einem Kunflrihter bey der Einrichtung eines
Waoͤrterbuchs nichts übrig bleibe, als ſich über eins
zelne Begriffe und Entwickelungen mit dem Leſer zus
unterhalten. Dies ift über ein paar aſthetiſche Ar⸗
tikel geſchehen. Einer unſerer Freunde, ein Kenner
der Muſik, hat dieſes auch in Anſehung einiger Ar⸗
tikel dieſe Kunſt betreffend gethan. Da dieſelben
einen betraͤchtlichen Theil dieſes Werks ausmachen,
und von einer ungemeinen Erfahrung bes IB. fo
wohl in der Theorie als‘ det Ausuͤbung jeigen ; fo
verdienen fie diefe Aufmerkſamkeit. Wir tragen
aber defto weniger Bedenken diefe kleinen Anmer⸗
Fungen mitzurheilen, da der. Hr. Prof. in ſeiner
Vorrede alle Freunde der ſchoͤnen Kuͤnſte und Wiſ⸗
ſenſchaften jur Pruͤfung auffodert, und bloß die
Liebe zur Wahrheit bey ihm und bey uns ſtatt fin⸗
det Wir find nicht Muſtkgelehrt genug, um zu
entfcheiden, in wiefern fie gegründet find: glauben
aber, da der zweyte Theil des Werks noch zuruͤcke
iſt, daß fie vieheiche dem Hru. Verf. zu ciner klei⸗
nen Erläuterung bey einem oder dem andern mufls
kaliſchen Artikel noch Anlaß geben können:
Zuvoͤrderſt nehmen wir ung die Freyheit, we
gen der Berdeutfchung einiger muſikaliſchen Kunſt⸗
woͤrter etwas zu erinnern. Uns bünft, daß
Kunftwörter, bie bereits in der Sprache, worinn
mar
222 Ueber die muſitetiſchen Artikel
man ſchreibt, das Buͤrgerrecht erhalten haben, gar
wohl unuͤberſetzt bleiben koͤnnen, wofern das deut⸗
.ſche Wort, womit man das alte Kunſtwort auszu⸗
druͤcken gedenket, unbeſtimmt, dunkel, zwey⸗
deutig, oder wohl gar falſch und alſo unrecht ge⸗
wäßle iz weil es die Sache, von der.die Rede iſt,
ungewiß machet, oder nicht gehörig bezeichnet,
Sollte dies nicht mit einigen Wörtern, die in dies
fen Werke vorfommen, der Fall ſeyn? Wir
finden z. B. an ſtatt Applicatur Anfegung. Dies
ſes Wort feheinet ung befler durch das ſchon befanrise
"und angenommene Fingerfegung; oder auch Fin⸗
gerordnnung, ausgebrüäckt zu werden. Statt Bis:
cinien zwenftimmig, da doch jenes ein Subſtanti⸗
vum oder Hauptwort, diefes aber nur ein Adjecti⸗
vum oder Veywort iſt. So wird nuch unter Bis
cinten insgemein etwas beftimmteres verftanden,
als ſchlechthin ein jedes zweyſtimmiges Stuͤck, oder
alles was zwenftimmig ift. Das Wort Caͤſur bes
deutet in der Muſik Durchichnitt, und nicht wohl.
Abſchnitt. Durch den Durchfchnitt. werden die
Taktarten, die diner Teilung fähig find, in zween
‚oder drey metrifche Füße getheiler., nad) dem fie
naͤmlich unter die geraden oder ungeraden Taftars
ten gehören. Daß aber Abichnitt-ctwas ganz
anderes fen, zeiget felbft die hier befindliche Erlaͤu⸗
terung diefes Wortes. Das Wort Saf für Coms
pofition kann ſchwerlich gebrauchet werden.” Com⸗
pofition hat zweyerley Bedeutung, Wenn ich fas-
ge: eine Compoſition, fo verftchet man dadurch.
ein mufifalifches Stuͤck; fage ich Seh Eoman
| Zu ĩti⸗
ſtoͤßig. Ein Wort, daß in Wiesen Bedeutung
in Sulzerd Theorie der Kuͤnſte. 223
ſition: fo verſtehe ich dadurch die Kunſt; ein mu⸗
ſilaliſches Stuͤck zu machen, oder kuͤrzer die Setz⸗
kunſt. Das Wort Sag würde alſo nicht hieher
‚ Paflen. ! Lieberdieß iſt dieſes Woͤrtchen (don auf on
eine andere Art in der Muſik gebräuchlich; denn
tin jedes muſikaliſches Stuͤck beſteht aus verſchie⸗
denen Saͤtzen, die aber eine Verbindung mit einan⸗
ber haben, und yon denen immer einer aus dem an⸗
dern fließet, eben fa wie eine ‚ganze Rede
ans verfchiedenn Theilen oder Saͤtzen bes
fichet. Das Wort Clauſel heißt unſeres Beduͤn⸗
kens eben fo wenig Cadenz oder Schluß. Es
bezeichnet ganz eine. andere Sade; auf welche ſich
im eigentlichen Verſtandẽ Cadenz oder Schluß gar
nicht wohl ſchicken. So find auch Eadenz und
Schluß ziweyeriey Dinge, ven denen jedes eine bes
fondere Erläuterung erfobers Den wahren Uns
terſchied dieſer drey verſchiedenen Dinge, Clauſel,
Cadenz, Schluß, wird der Hr. Verfaſſer in fol⸗
‚genden Theilen ohnfehlbar beſtimmen. Mod faͤllt
uns das Wort Declamation in die Augen; ein
Wort, welches in der Muſik von großer Wichtig⸗
tigkeit iſt. Wir ſehen aber daß es durch Vortrag
verdeutſchet wird; da wir aber finden, daß auch
Action und Geſtus duch Vortrag gegeben wers
den : Declamation hingegen von diefen beyden Woͤr⸗
tern doch ganz verfchieden ift, felbft auch eine ganz
andere Aufklärung erfodert, die mit dem Worte
Vortrag. am wenigften erſchoͤpft werden. kann: fo
ſcheint uns das Wort Vortrag allhier etwas Ln⸗
gi
224 Ueber die muſtalichen dirtitel
genommen werben kann, kann nicht die Ueberfer
Kung eines Kunftwortes ſeyn, welches nur eine ein:
jige Sache zu bezeichnen beftinime war. Hier fälle
uns noch dqs Wörtchen Zeiten ein, welches vom
Hm Verf. hin und wieder für Takttheile gebrauchet
wird, verinuthlich zur Nachahmung des lateini⸗
ſchen Ausdrucks: Tempora. Da uns aber‘ Dies
ſes Wort allzuunbeftimme, in usfrer Sprache in
bieſem Verſtande ganz fremde, der Sache aber. am _
wenigſten angemeſſen ſcheint, und folglich eine go
nauere Erläuterung erfodern würde fo inuͤſſen wir
es hier bloß bey der Anzeige laffen, und wuͤnſchen,
man haͤtte es bey dert bekanntern Ausdrucke Takt⸗
theile bewenden laſſen. — Doc wir kommeun
nunmehr auf die Artikel ſelbſt.
Abſchnitt in dee Melodie. Bielleicht hatee
hier nicht unangemerkt bleiben ſollen, daß die Ab⸗
ſchnitte in der Melodie maͤnulich und weiblich ſeyn
koͤnnen, und daß fie ineinfachen gerade Taktarten
auf den Anfang des Taktes, und in zuſammengeſetz⸗
fen auch.auf die andere Hälfte des Taktes, und ab
ſo jebesmal auf die Stellen, auf welche der Darch⸗
ſchnitt oder die Caͤſur faͤllt, fichen müffen. Eine
gleiche Beſchaffenheit hat es nach veränderten Lims
ſtaͤnden mit den ungeraven Taktarten. Sort iſt
in dieſent Artikel viel wahres und richtiges; inet ;
befondere gefällt 8 ung, wann es gegen das Ense
heiße: Die Abſchnitte in der Muſit koͤnnen durch
sdie Verſchiedenheit der Figuren, durch verſchiedene
„Modificationen der Stimmen, durch Nachdruck
nauf gewiflen einer durch Die * Veranderung det
„Har⸗
in Sulzer Weorie der Klinke: 225°
„Harmonie und andere Mittel bewirkt werden; ſie
8 bald weiter aus einander, bald enger in
„einander ſtehen, und. dadurch koͤnnen fie einen fehr vor)
ntheilfaften Einfluß in den Ausdruck befommen.,'
Accent in der. Mufif. Diefer Arrikel ift von |
vieler Wichtigkeit, und jeder ungehende Componit
ſollte ihn wohl mit Nachdenken burchſtudiren.
Bielleicht hätten wir noch eine bentfichere Erklärung
des Unterſchiedes der grammatiſchen, oratori⸗
ſchen und pathetiſchen Accente zu finden ges
waͤnſcht, zumal da es beynahe gewiß iſt, daß die
letztern fih auf die grammatiſchen gründen muͤſſen,
weil ſie mit dieſen auf einerley Takttheil zu ſtehen
kommen, obſchon die oratoriſchen und pathetiſchen
gewiſſermaßen als Ausdehnungen oder Erhoͤhungen
ber grammatiſchen anzuſehen ſind. Wir finden da⸗
her auch nicht, daß die Schwierigkelten ſo groß
wären, den Lauf des Geſanges und den Lauf der Mer
de mit dem Accente zu verbinden, zumal da er bey⸗
den ſehr natürlich iſft Dinn die Harmonie und der
Zaft ſchraͤnken den Lauf des Geſanges nur wenig
ein, fie verſchoͤnern ihn vielmehr, und dadurch‘
wird der Accent ſowohl dem Laufe des Gefanges, al’
bern Laufe der Rede defto wefentlicher und empfinds .
licher. Die Worte erhalten dadurch einen ihnen
angemeflenen Ton, und vermittelft der oratörifihen, |
und patheriſchen Accente, wenn der Componiſt die
wahre Arc des Ausdrucks verſtanden hat, werden
fie dem Zuhörer fichtbarer. Wie aber die Pauſen
der Singſtimme, indem die Inſtrumente die Pe⸗
rlode vollenden, Mörtel ſeyn fönnen, wodurch der - '
NM. Bibl. XV. B. 2. St. PCCom-
—
J
-936 Reber die mufitalifchen Artikel
Componiſt ſich aus den vorgegebenen Schwierigkei⸗
ten heraus helfen koͤnne, dieſes haͤtten wir noch ein
wenig mehr erlaͤutert gewuͤnſcht, weil es dem Anfaͤn⸗
ger in der Setzkkunſt ein Raͤthſel ſeyn moͤchte, das
ihn mehr verwirren als unterrichten koͤnnte, und
welches aufzulöfen er einen fo erfahrnen Lehrmeiſter
nöthig hätte Es ſcheint, der Herr Ders
fafler habe. hier die Materie von den Accenten vers
loffen, und in die Materie vom Ausdende überges
ben wollen. —
Accord. Dasjenige, was man gegen dieen
Artikel uͤberhaupt einwenden koͤnnte, iſt, daß ein
Anfänger in der Muſik ſchwerlich hinlaͤnglich dar⸗
aus lernen kann, was eigentlich unter dieſem Worte
zu verſtehen iſt. Es finden ſich hier, unſers Beduͤn⸗
kens, zweydentige Begriffe und Vorausſetzungen;3
eine Vermiſchung der Accorde und der Grundac⸗
corde, und endlich eine unnoͤthige Ausfuͤhrung des
Rameauiſchen Syſtems der Harmonie, welches un⸗
ter erfahrnen Tonkuͤnſtlern keinesweges einen fo alle.
‚gemeinen Beyfall gefunden hat, als die Anhänger
deſſelben fich einbilden. Doch wir wollen uns hier;
bey nicht aufhalten, fondern nur kuͤrzlich anmerken,
daß es nicht mit der Gefchichte der alten Muſik übers
einſtimmt, wenn vorgegeben wird, der einftimmis
ge Geſang habe feine Accorde zum Grunde Ob
fibon die alten Hebräer und Griechen, und nach
ihnen die alten Sateiner, unfern drenftimmigen con⸗
fonirenden Accord. noch nicht gehabt haben mögen,
welchen wir ihnen zwar nur einigermaßen abfpres
hen Fönnen, weil wir ihnen ein feines Gehoͤr eben
nn | fo
in, Suherd Theotie der Fünf, 297
b wenig als unfern Zeitgenoffen ſtreitig zu machen Ur⸗
ſache haben: fo hatten ſie doch ihre Octavengattungen
eben fo wohl als wir die unſrigen. Es waren
ihnen Daraus ferner die Octaven, die Quinten und
Quarten befannt. Sollten nun die vornehmſten
Töne diefer ihrer Octavengattungen fo gan; und
gar ohne die geringfle Begleitung tiefer Inſtrumen⸗
te, zumal in ihren Choͤren, vorüber geraufcht fern ?
Das ijt fchwerlich zu denken, wenn wir ihnen niche
allen Geſchmack oder alle Empfindung des. Schis
nen in diefer Kunſt abfprechen wollen. Selbſt vers
ſchiedene Stellen in den alten Schriftftellern fein
nen dieſes zu beftätigen, ‘ob fie ſchon nicht von die -
ner kuͤnſtlichen Harmonie, die den newern Zeiten
aufbehalten war, reden fonnten. Doc) diefe Mas
terie zu unterfuchen, würde hier zu weitläuftig feyn.
Wenn der Hr. Verf. ferner vorgiebt, man fände
bey den Tonlehrern eine große Verſchiedenheit der
Meynungen über die Anzahl, den Urſprung und
ben Gebrauch aller zur Muſik dienlichen Accorde;
und es ſchiene dieſe Materie überhaupt fo verwor⸗
ven, daß man denfen follte, es ſey unmöglich fit
methodiſch zu ordnen 5 fo wiffen wir nicht, wie des
Verfaſſer dieſes gemenner wiffen mil. Redet ee
überhaupt von allen Arten dee Accorbe? oder nur
von den fogenannten Srumdaccorden? In beyden
Zällen ſcheint er ſich nicht deutlich genug auszudrds
dm Die Materie von den Tönen und ihren cos
fonirenden und diffonirenden Accorden ift vielfältig,
und von vielen ohne Verwirrung, abgehandelt wor⸗
den. Man hat von. hubentlücpen Zeiten ber den
" harmo⸗
228 Ueber die mufifaliichen Artiket
harmonifchen Dreyflang, als den fogenanntencons.
fonirenden Grundaccord, gar wohl gefannt. Die
diſſonirenden Accorde find ebenfalls, obfchon nicht
fo umfaͤnglich als anitzt, bekannt gewefen; man ':
hat aber feinen derfelben für einen Grundaccerd-
ausgegeben; denn es war nicht nöthig, dem Se⸗
ptimenaccorde fo viel Vorzug einzuräumen, und ihn
als eine fruchtbare Mutter aller andern diſſoniren⸗
den Xccorde. anzupreifen. Mithin iſt der bes '
ſondere Wunfch faum nöthig, eine Methode zu ent⸗
deefen, durch welche man alle brauchbare Accorde
beftimmen fönnee Und da man in den Zeiten vor. -
der vermennten Entdefung des Rameau die Hars ⸗
monie bereite auf den höchften Gipfel der Volkom⸗
menheit gebracht hatte, und. der Geſchmack allein .
zu verbefleen war, (wiewohl man auch ſchon den
Grund. zur gegenwärtigen Verbefferung geleget hats
te: ) fo fehen wir nicht wohl ein, daß man über
die Verfchiedenheit der Meynungerfvon den Accors
den, über das Verworrene darinn, und über den
: Mangel einer Methode, fie ordentlich vorzutragen,
fich zu beflagen Lirfache habe. Und iſt Senn: die
Verwechslung der Harmonie, fowohl der confonirens
den als diffonirenden Accorde ein fo großes Geheim⸗
niß gewefen? Haben wir. nicht fihon vor dieſer
merfwürdigen Epoche Tonfehrer gehabt, die diefes
Geheimniß gekannt, und ſchon in Schriften," nur
mit weriger Veränderung, aufgedeckt baden? Wir -
wollen nur einen Gafparini in Italien, und einen
Heinichen in Deutfchland nennen. Und endlich,
iſt es wohl noͤthig, die ie Reuheit dieſer Erſindung zu
wider⸗
|.
in Sulzers Theorie der Kuͤnfte. 229
widerlegen, da wir nur die Arten des doppelten
Contrapuncts, des Canons und der Fuge nennen
dürfen, dic ſich insgeſammt auf die Verwechslung
der Harmanie, oder der confpnirenden. and diſſoni⸗
senden Accorde gründen? Muß fie nicht alfo
ſchon vor der Erfindung diefer Eünftlichen Gattun⸗
gen von Mufif befannt gerwefen feyn? Auch wäre
es leicht zu erweiſen, daß fie fogar ſchon den:
alten Griechen und nach.ihnen den Lateinern befannt
geweſen. — Wir glauben alfo, daß ber Hr.
Verfaſſer den größten Theil dieſes Artikels, worinn -
ber Proceß der Erfindung der heyden Rameauiſchen
Grundaccorde erzähle wird, weglaſſen fönnen,
zumal da es uns falſchſcheint, als hätten wir nur Eis
pen Biffonirenden Grundaccord, welches fih duch
Sründe und, Erfahrungen leicht genug. widerle⸗
‚gen ließe, wenn es hier der Raum zulaffen
wollte. .— |
Allabreve. . Hier hätte noch eine weſentliche
Eigenſchaft des Allabrevetakts hinzu geſetzt werden
koͤnnen, naͤmlich, daß er nur einen metriſchen Fuß
ausmacht, und folglich keinen Durchſchnitt ver⸗
traͤgt. Hiernaͤchſt mangelt die Beſchreibung des
großen Allabrevetakts, welcher aus zwo ganzen
Taktnoten beſtehet, keinesweges aber, wie. Hr.
Marpurg will, ein zuſammengeſetzter kleiner Alla
brevetakt iſt; denn er beſteht ebenfalls nur aus El⸗
. nem metrifchen Fuße, und verträgs. eben fo wenig,
wie diefer,, einen Durchſchnitt. Der große Alla⸗
brevetaft, den Hr. Marpurg beſchreibet, iſt michts
anders j als der Fleine hier heſchriebene, aber aus
0 \ D3 2... jweenen
230 Ueber die mufifalifchen Artikel -
zweenen Takten zuſammengeſttzte Allabrevetaft, der
keinen andern Grund hat, als die Bequemlichkeit
im Schreiben. Das Zeichen des großen Allabre⸗
vetakts iſt dieſes & und feine Bewegung iſt
etwas‘ ernfthafter und langſamer, als die
Bewegung des Meinen. Beyde Taktnoten machen
alfo nur einen Taft, oder, mie man. eigentlichen
vedet, cin Tempo aus. Der falſche Gebrauch
des Zeichens des Allabrevetafts hätte alſo wohl
nicht angeführt werden follen, weil er mehr aus ch .
ner vernachläfiigten Gewohnheit, als aus Abfichs
ten entftanden ift, und oft nur von der Unwiſſen⸗
heit der Abfchreiber herruͤhret.
Alt.“ Der Sprengel der Altſtimme iſt viele
leicht zu eingeſchraͤnkt befchrieben Man kann ſowohl
dem hohen als tiefen Alte in der Hoͤhe noch einen
ganzen Ton zuſetzen; dieſes ſtimmt auch mit der Er⸗
fahrung und mit dern Gebrauche der Altſtimmen im
den Ehören der beften Componiften überein. Hätte
aber nicht der Eonteralt eine befondere Beſchreibung
verdienet ? alsvon welchem etwas mehr als vom eis
gentlichen tiefen Alte zu fagen ifl..
Anfchlagende Noten. Die durchgehenden
Dioten haben zumeilen eben den Einfluß in die Hars
monie, den die anflhlagenden haben. Wo —*
fonft die ſogenannten Note cambiate, oder W
feinoten? Ob diefe Mosen eigentlich zwar Feinen Acı
cent haben: fo koͤnnen doch Fälle verkommen, in
weldhen fie den erſtern den Accent gkichlam zu
rauben ſcheinen. Erfahrne Componiſten werden
dieſes am beſten wiſſen.
Arie.
in Sufjers Theorie ber guͤnſte. 231
Arie. Es iſt ſchade, daß es dem Hin. Verf.
nicht gefallen har ‚ die andere und itzt fchr gebraͤuch⸗
liche Art der Arie ohne da Capo zu befchreiben.
Sie iſt gleichwol befannt genug, und da die Ein:
richtung von der fonft gewöhnlichen ganz: verfchie:
den, unfers Beduͤnkens aber der Natur und dem '
guten Geſchmacke gemäßer iſt: fo wäre einefritiche
Beſchreibung derfelben nicht Aberflüßig gewefen, zus
mal da wir finden, daß ſich angehende Componi⸗
fien in das Gebäude derfclben noch nicht recht zu fin:
den wiffen, fo natürlich und leicht es auch ifl. Es
iſt ſonſt befannt, daß der fel, Graun in der Oper
. Montezuma und Haffe in der Oper Dlimpiade _
ſchon vorlängft viele Arien ohne da Eapo, bie
aber von der ige mehr geroöhnlichen Art abweichen,
mit vielem Benfalle gemacht haben. — Ä
Auflöfung der Diffonanz. Wenn die Dif
fonanzen im Durchgange erfcbeinen, fo ift es na;
tuͤrlich, daß fie weder Vorbereitung noch Aufloͤ⸗
fung bedürfen. Daß aber die Regeln von der Auf -
„löfung der Diffonanzen von den ältern Tonſetzern
für die langſamen Ehoräle und für die nachdruͤckli⸗
he Alabrevebewegung erfunden worden, kann
“man ohne weitere Beweiſe fehwerlih glauben. —
Ob nur eine einzige Regel ben der Auflöfung der
Diffonanzen zu beobachten fey, diefes ift noch eine
große Frage; denn daß die Diffonanz bey der Auf-
löfung eine Stufe unter fi tritt, das macht «8
noch nicht aus. — Wie und auf was Art aber‘
auch alle Diffonanzen zuweilen ganz regelmäßig
aufwärts aufgeldfet werben koͤnnen, dieſes wird
allen guten Componiſten nicht unbekannt ſeyn.
D4 Aucdruc.
ur
232 Ueber die muſtkoliſchen Artikel
Ausdruck in der Muſik. Dieſer portreffli⸗
che Artikel iſt allen Componiſten anzupreiſen. Sie
werben daraus viel lernen koͤnnen; denn auch
die beften fehlen oft, wenn es auf den wahren
Ausdruck anfommt. Die wenigften verſtehen ihn,
welches man daraus ſieht, daß ſie nachdruͤckliche
Woͤrter auszudruͤcken verabfäumen, ober ihnen
auch einen falſchen Ausdruck geben. Man hat
wohl gar das Wort Schaffen (creare) mit einer
Menge bunter Schnoͤrkel und laufender Säge vers
brämer, und von feiner Würde, in ber es der
Dichter gebraucher hatte, herabgefeget. — Wer
dergleichen falſche und den Worten unangemeffene
Ausdruͤcke ftubieren will, darf ſich nur die heutigen
Italiener zu Muſtern nehmen; denn es kommt
manchem derſelben nicht darauf an, die Sylbe fon.
in io ſono oder auch das Woͤrtchen non oder la,
ingleichen eine Menge, dem Sylbenmaaße und der
Ausſprache nach kurzer Sylben mit weitlaͤuftigen
Coloraturen auszudehnen; da hingegen die feinere
Art des Ausdruckes, welche den Inhalt der gan⸗
zen Arie erheben ſoll, faſt gaͤnzlich vernachlaͤßiget +
wird. Denn darauf zu ſehen, wer wollte das thun?
Es ift eine Schande für und Deutſchen, daß ſich
unter uns Leute finden, die dergleichen Thorheiten
nicht genug gu ruͤhmen und nachzuahmen wiſſen. —
Ausweichung. Auch dieſer Artickel iſt ſehr
ſchoͤn gerathen. Nur wiſſen wir nicht, ob in Bars
tgen Tonarten die Art der Ankündigung der Aus⸗
weichung in bie Quarte durch die Fleine Quarte dies
‚fee Quarte, auf bie in diefem Artikel vorge |
bildete Art, brauchbar ſeyn moͤchte. Wir wollen
a fe.
m
theil dem Gefühle der Zuhörer überlaffen, den
in Sulzer Theorie der Kine. 233
fe weder leben noch tadeln, fondern das ‚Lig
ober ein fo fchleuniger Uebergang durch den Accord
der Fleinen Septime der Tonart in die Quarte nicht
ollzuangenem ſeyn möchte, weil der Quartenzirkel,
der der Grund von diefem Gange ift, nicht allezeit
dem beiten Liebergang verurfacher. Nicht viel beflep
fheint uns der durch das folgende Erempel vorge — .
bildete Ögng in die Sekunde. Der Grund davon iff
dieſer, daß begde Arten der Lebergänge durch
ſolche Accorde geſchehen, welche zuvor nicht gehörig
vorbereitet worden. — |
In dem Buchſtaben A vermiflen wir einige
vorzuͤgliche Wörter, nemlih Aufführung einer
Mufit, Anführer eines Orcheſter, Ausfuͤh⸗
rer und Ausführung. In Anſehung der beyden
letzten finden wir aber verſchiedenes in dem Artikel
Begleitung; allein die heyden erſten fehlen noch
zur Zeit gaͤnzlich, ungeachtet ſie uns eben von ſo
großer Wichtigkeit ſcheinen. |
Baß. So fehr die Hypotheſe von dem vers
meyntlichen Grundbaße in diefem Artikel aus eins
onder gefegi iſt, fo haben wir uns bach eben
baburd) von der Wichtigkeit und Gruͤndlichkeit ders
felben niche überzeugen fönnen. Die Endtdeckung
iſt nichts weniger, als neu, denn Die Alten haben
ſo lange, bis ver Gebrauch der Diſſonanzen zunahm,
und die verfchiebenen Figuren, Durchgaͤnge u. d. g.
den Baß ſingender machten, nichts anders ald Haupt⸗
noten im Baße ober in der Grundſtimme, und alfo,
mit den Ramenuiftenzu reden, nichts als Grund⸗
baͤße hören laſſin. Und als Bernhard der
Ps; Deutfche
-_ I: in
-_ 12
234 Lieber die muſikaliſchen Artikel
Deutfche ungefehr im Jahre 1470 in Venedig. .
das Pedalerfand, Fannte man ohne Zweifel feinen
andern Baß, als diefen num neuerfundenen Grunde
baß. Ob aber unfere Componiften und Tonleh⸗
rer, und durch fie die Harmonie überhaupt, von
diefer aufgewärmten Erfindung große Vortheile ges
winnen werden, daran zweifeln wir fehr. Denn,
wenn wir die Auflöfungen des fingenden oder. ges
meinen Baßes in dieſen vorgeblichen Grundbaß,
wie fie vor einigen jahren der gute. Tichelmann
ber. Welt ſo zuverſichtlich befannt gemacht hat,
aufmerffam betrachten, fo werben wir nichts anders,
als den Außerften Zwang und ein holprichtes Wen
fen gewahr, welches mehe zum Lachen reiget, als
daß es diefe Hypotheſe anpreifen follte. — llebri⸗
gens enthaͤlt dieſer Artikel verſchiedene ſchoͤne und
einem angehenden Componiſten ſehr nuͤtzliche An⸗
merkungen. Der Artikel Fundamentalbaß
gehoͤrt hieher, und iſt dieſem beynahe widerſpre⸗
chend, wie wir hernach fehen werben.
Begleitung. In dieſem Artikel findet ſich
verfchiebenes, was in ben benden mangelnden Ars
tikeln Ausfuͤhrer und Ausführung bitte vor⸗
Fommen ſollen; doch duͤnken uns diefe Materien
darinn noch nicht erfchöpft. ‚Liebrigens find alle
Bier vorfommende Anmerkungen völlig wahr, und
gute Ausführer haben Lirfache, fie mit Nachdenken
durchzulefen und anzuwenden. Auſſer den hier
angeführten beyden Werken der Herrn Quanz
und Bach haͤtte auch noch Mozarts Violinſchule
koͤnnen angefuͤhrt werden.
Beſetzung. Unter dieſem Artikel haͤtte man
| _ billig
wer
in Sulzers Theorie der Kuͤnſte. 235
billig das Verhaͤltniß, wie eine Muſik beſetzt wer
den ſoll, anzeigen ſollen. Nicht die Anzahl der
Perſonen, ſondern die proportionirliche Beſetzung
iſt es, was beſtimmt werden kann und muß, wenn
eine Muſik gut befegt ſeyn fol. Was Herr Quenz
im hier angeführten Bude Davon angemerkt hat,
ift zwar ſehr gut, aber noch nicht hinreichend , zu⸗
mal da darinnen einige Limftände vorfommen, ge .
gen welche noch etwas einzumenden wäre, oder bie _
vielleicht nicht überall und auf alle Arten von .
Mufifen paffen möchten. — .
Bezifferung. Wir muͤſſen aflerbinige gefter
den, daß die gewöhnliche Art der Beziſſerung einis
germaßen unvollfommen iſt. Allein wie foll man
ſich wegen einer vollfommnern vereinigen? und wie
follce diefe wohl befchaffen fun? Das &. 170 a.
vom Herrn Verfaſſer vorgefchlagene Mittel würde
allem Anfehen nach die Schwierigkeiten nicht heben,
fondern vielmehr neue erzeugen. Es ſcheinet übers
aus zweydeutig und ungewiß zu fenn, zumal ba es
fidy auf die Rameauiſchen Grundaccorde und ins
fonderheit auf Die Umwechslung des ihm ſo ſehr
beliebten Septimenaccords gruͤndet, ſo gar auch
aus Ziffern und Buchſtaben zuſammengeſetzt iſt;
eine Vermiſchung, die ein Generalbaßſchuͤler mit
weit groͤßerer Muͤhe durchzuſtudiren haͤtte, als er
bey ber gewoͤhnlichen Bezifferung noͤthig hat. Lies
berdieß ift gar fehr zu zweifeln, daß diefer Vor
ſchlag durchaus ins Werk zu fegen fern würde,
weil ſich vielerley Signaturen finden, vie fehwers
lich in die Rameauiſche Rangorbnung zu brins
gen ſeyn möchten. Und würden dadurch nicht weit
mehrere
ET <i|
236 Ueber die mufifalifchen rtikef
mehrere Zwegdeutigfeiten und Ungewißheiten «te
ſtehen, als diejenigen find, welchen man dadurch
abzuhelfen gedenket? Man folge in Anſehung der
Beʒifferung nur den Anmerkungen bes. Herrn
Bachs, die wir in feinem trefflichen Buche von
Accompagnement hin und wieder finden: fo werden -
fi die Unvollkommenheiten unferer Bezifferung
gar bald, wo nicht verlieren, doch wenigften® gar
Jeicht überfehen lernen.
Bindung Wenn es beym ‚Schluffe diefes
Artikels heißt: „Es iſt bey der Bindung der Diſſo⸗
„nanzen eine weſentliche Regel, wiewohl die Ton⸗
„lehrer ihrer ſelten erwähnen, daß ber Dauer der
„Diſſonanz nicht größer feg, ale ber Conſonanz,
„in welche fie ſich auflöfer;,, fo würden wir viels
mehr ſagen: Die Dauer der More, an welche die
Diffonanz gebunden wird, foll der. Größe ber
legten gleich ſeyn, d. i, es muß Feine größere
Note an eine Fleinere, wohl aber Eann eine Fleis
nere an eine größere gebunden werden. Die
Größe der Eonfonanz , in welche ſich die Diffonanz
auflöfet, bleibt unheftimmt ; denn der Componift fasın
ihr eine uneingefchränfte Dauer geben, d.i.ers kann
ſie größer oder Eleiner,als die Diffonanz war, machen.
Cadenz. Go gut auch diefer Artifel ausge⸗
‚ arbeiter ift, fo wenig Fönnen. wir dem Herrn V.
in allen Sägen, die er darinnen vorträgt, Beyfall
geben. 3. B. Es ift gar niche nörhig, daß der
Accord der Dominante, der vor-dem Schlußtone
vorbergebet, ein Geptimenaccord fern fol. Es
iſt ebenfalls Fein Geſetz, daß der Bag in dem
Sälußtone eine Duinte fallen muß; denn er kann
W eben
‘
in. Sailer Theorie der 8 inf. 277.
eben ſo gut in demfelben eine Quarte ſteigen. Es
me in dieſen Faͤllen auf den Gang ber oberſten
Stimme an ;' denn nach den Megeln der Bewegung .
fol ver Baß fallen, wenn die oberſte Stimme einem
großen halben Ton fleiget, umd ber Baß ſteigen,
wenn die oberfte Stimme einen ganzen Ton fällt.
Der Satz, wenn nach ben Serequintenaccorbe der
Daß eine Quinte ſteiget, oder eine Quarte fällt,
fo wie er ©. 185 b. vorgebildet wird, iſt unrichtig;
denn ber diſſonirende Sextquintenaccord wird nicht
gehörig aufgeloͤſe. Die deutſchen. Tonſetzer
thun recht daran, wenn ſie fi) von den Herrn Mar
mean und Dalembert feine ungegründeten Ges.
fehe von biefer Arc vorſchreiben laffen. Kann
wohl dus Anſehen der Perfon ungegründere Geſetze
geltend machen? — Ferner ift es nicht gut, daß
der Hert Berfaffer die Abſchnitte unter die Cuden⸗
zen jn rechten ſcheint, wie ſolches ©. 187 b. ge⸗
ſchehen iſt, wenn er von dem männlichen und weib⸗
fichen Abſchnitte redet. So ähnlich fie ſich auch
einander zu ſeyn feheinen, fo verfchieden find. fie
gleichwohl. Was aber zuletzt von der vor dem
Schluſſe einer mufifalifchen Periode über einer ans
gefchlägenen Baßnote angebrachten willkuͤhrlich
. außgegierten bunten Singe⸗ oder Gpielcaden; ges
faget wird, "das unterfehreiben wir ohne Bedenfen,
ESammermufif. Wir wollennicht unterſuchen,
ob die angegebene Lirfadse vom Llnterfchiede des Cam⸗
mertones und Chortones gegründet iſt; uns duͤnkt nur,
daß ſie dadurch groͤßtent heils wegfaͤllt; weil man ſich
ſo wohl in der Cammtr als in ver Kirche des Cam⸗
wertones gleich gut bedient, und. ber Organift Diess
falle
"238 Ueber die mufifalifchen Artikel
‚ Halle jebergeit feinen transpenirten Bag bekommen
muß. — Wäre es aber nicht nothwendig geweſen,
bey diefer Gelegenheit auch in einem befondern Ars
tichel den Chor » und Cammerton zu erklären ?
. Eanon. Es war hier in der großen Ausgabe ber
Sulz. Theorie ein fehlerhaftes Exempel: man har es
aber in ber legt erfchienen-Pleinerugeändert. Wir häts
‚ en gewänfcht, Bier die vorneßmiten Regeln, worauf
es bey dem Canon eigentlich ankoͤmmt, kuͤrzlich
entwickelt zu ſehen. Darinn geben wir ihm voll⸗
kommen recht, wenn er darauf dringt, daß einem
Componiſten die Kuͤnſte des canoniſchen Contra⸗
punktes bekant ſeyn muͤſſen, weil ſie ihm bey ver⸗
ſchiedenen Ausarbeitungen nuͤtzliche Dienſte thun
koͤnnen. Haͤndel, Telemann, Haſſe und Graun
wuͤrden ſich nicht einen ſo großen Ruhm erworben
haben, wenn ſie nicht in allem, was zur eigentli⸗
chen Kunſt gehoͤret, gleich ſtark geweſen waͤren.
Cantate. Es ſcheint, der Hr. Verfaſſer
. glaube nicht, daß die Opern oder Singeſpiele
nichts anders als fortgeſetzte Cantaten ſind, denn
ſonſt wuͤrde er ſchwerlich vorgegeben haben, die
Cantaten muͤßten nicht dramatiſch ſeyn. Was
find denn feine hiſtoriſchen Cantaten? Wenn fie
nicht dramatisch find, fo wiflen wir nicht, wo
Die Perfonen herkommen. Sind ferner die fo ges
nannten (Berenaten, die jederzeit dramatiſch ſeyn
muͤſſen, fie mögen nun aus allegorifchen oder ans
dern Perſonen beiteben, nicht ebenfalls Eantaten ?
Der verfiorbene Here Rranfe bar in feinem Buche
von der muſikaliſchen Poeſie folches fehr wohl beftimme
und hätte hier zu Mathe gezogen werden follen,
Capelle
in Sulzers Theorie ber Kuͤnſte. 239
Capelle. Warum foll eine gut beſetzte Ca⸗
‚pelle chen aus nicht weniger als aus hundert Pers
fonen befichen? Wenn zuweilen bey fegerlihen
Gelegenheiten Muſikſtuͤcke, mit gundere und auch
wohl mehr Perſonen beſetzt, aufgefuͤhret werden,
fo iſt es darum nicht noͤthig, “eine fo zahlreiche
Capelle zu unterhalten. Eine Capelle, die’ aus
26 bis 30 Perfonen, die aber alle in ihrer Art ſehr
gut ſeyn muͤſſen, beſteht, wird einem großen
Herrn Vergnügen genug machen ; ; und foll fie ja "
ſtark beſetzt fegn, fo werben einige 40 Perfonen
| binreichend genug ſeyn, auch bey feyerlichen Geles
genheiten mit anftändiger Pracht zu erfcheinen,
| und die beften Liebhaber und Kenner befriedigen zu
koͤnnen. Die große Anzahl der Perfonen macht,
‚ mfers Beduͤnkens, nicht allemal eine gute Capelle
aus, zumal biefe nicht leicht zu vereinigen find; z
‚ wenige geſchickte und vernünftige Leute werben
' eben das thun. Warum wird eben die Galzburs
giſche Eapelle als ein Mufter angefuͤhrt? Und
| warum ift man nice lieber in Berlin oder in
Dresden geblieben?
Chor der heutigen Mufif. Sind denn bie
Ehöre nur in graffen Oratorien und in Opern
brauchbar? warum nicht auch in Kirchencantaten
und in fegerlichen Sammermufifen, 5. B. in Sere⸗
garen? Der franzöfifche Tonlehrer, der ©,
203 angeführt wird, iſt vielleicht von dem Hr.
Berf. zu Narbe gezogen worden, und Hält vermuth⸗
ih von den Mittelſtimmen nur wenig. Uns rebet
der Hr. Verf. zu falcfinnig davon, indem er ber
‚ Dierfimme und Dem Vabe alles, den Mittelſtim⸗
men
.
r
340 . Ueber die muſikaliſchen Artikel‘
men aber wenig oder nichts mittheilen will; dar⸗
ans müffen in der That nicht die beiten Chöre ents :
fehen. — Wenn aber die Ehöre eines Haͤndels
and Grauns (man Härte auch die wenigſtens
eben fo beträchtlichen Chöre eines Bachs und Telet
manns hinzufegen fönnen) als der größten Meifter
Bierinn angeführet werden; fo moͤchte man wohl
fragen: ob dieſe großen Componiſten ihre Mittels
Mimmen auch fo gleichgältig abgefortiger haben?
Da es in den Choͤren auffer dem Ausdrucke und der
Reben, die Mirtelftimmen aber nicht einmal pro⸗
portionirlich beſetzt fenn follen? Die galante Schreibi
art kann bier kein Muſter ſeyn. Sie finder nicht
üuberall ſtatt, und kann nur in Operehören, ſonder⸗
lich in den komiſchen, und doch nur mie Diss
eretion, angemwenbee werben. Wo bleiben endlich
in Kirchenmuſiken und infonderheit in Meffen die
Melodie, zugleich auf eine volle Harmonie anföntme
fü möchte man abermals fragen: wo diefe herkom⸗
men foll, wenn die Chöre; nach bein gegeben Bilde,
Hleichfam nur aus der Melodie und dem Baſſe bes -
Hearbeiteten Ehöre, worinn gleichwohl die größte
Kunst und die'wahre Pracht und Stärke der Har⸗
monie herrſchen kann und muß?
Choral. Der Hr. Verf. hat im Anfarige |
Stefes Artikels den alten Choralgefang mit unſerm
vierftimmigen: Choral‘ verwechſelt. Jenen
Kennen die Italiener Canto fermo mb die
Franzoſen richtiger plein Chant, ımb diefem kann
man das cadenzirte, abgemefjene, rüythmifche Weſen,
v
doch nur einigermaßen, nicht aber unſern Chord⸗ Ä
len abfprechen, Uebrigens finden fich, unfere Ego
x räle
. 4
in Sulzers Theorie ber Kuͤnſſte. 241
räle betreffend, Gier ſehr geünbliche Anmerfungen,
bie ſich Die Kircheneomponiftn und Organiſten bils
bg. zu merken haben.
Conſonanz. Das bier anfangs beygebrachte
Schema der Conſonanzen nach ihrem Urſprunge
iſt eigentlich nichts anders, als der bekannte natürlis
‚de Sprengel der Trompete, woraus vermuthlich
Rameagau feine Erfahrung ‚von der Erzeugung
der Töne zuerſt mag genommen haben. Wir
wollen ſolches zwar nicht gänzlich behaupten, es
iſt aber Boch uns ſehr wahrfcheinlih. Das ganze
bier angeführte Syſtem von der Erzeugung der
Eonfonanzen, nebft der daraus bergeleiteten Theorie
ber Töne, umfänglich zu unterfuchen, würde hier zu -
weitläuftig fegn, und auch unfere Leſer zu wenig
insereffiren, zumal da e6 auf. Erfaßrungen beruhet, |
bey denen die Einbildung, durch vorgefaßte Mey⸗
nungen unterſtuͤtzt, die beſten Dienſte thut.
Contrapunkt. Dieſer Artikel verdienet bei
ſonders in Betrachtung gezogen zu werden. Er iſt
faſt durchaus vortrefflich und gruͤndlich ausgearbei⸗
tet; und ſtellt in einer angenehmen Kuͤrze das Wich⸗
tigſte vor, was von dieſer wichtigen Materie ge⸗
ſagt werden kann. Wir koͤnnten zwar gegen eini⸗
ge Stellen Einwuͤrfe machen, ſie dienen aber nicht
zur Hauptſache. Nur weni der Ouverturen eines
Haͤndels vorzuͤglich gedacht wird: fo koͤnnen wir
die Urſachen nicht einſehen, warum man die weit
betraͤchtlichern Duverturen eines Telemanns uͤber⸗
gangen hat, die doch jederzeit Originale oder vollkom⸗
mene Muſter in dieſer Art der Juſtrumentalmuſik
FLBLRV.3:8: DB... geisefei
242 Ueber die mufifalifchen reitet ,
gewefen find. Ulnd was die Chöre berrifft, ſo
koͤnnten bie Chöre des alten Bachs als weit erha⸗
benere Muſter angeführee werden, wann die Chöre
“es fel. Grauns, bey aller ihren Schoͤnheit und
Vollkommenheit, nur in den zweyten Rang zu ſe⸗
tzen ſind.
Diſſonanz. Dieſer Artikel iſt wieder mie
vielem Fleiße ausgearbeitet, nur iſt anzumerken,
daß der Hr. Verf. vielleicht aus Uebereilung den
fehlerhaften Septimengang, der fi) im erften Exem⸗
ı
pel ©. 266 befindet, wieder Bingefchrieben hat. Die
GSeptime kann hier nicht uͤber ſich in die Quinte des
folgenden Accorbo gehen, ſie ſollte in deſſen Terz
anter ſich fallen, und die unten ſtehende Quinte ſoll⸗
te, an ſtatt in die Terz aufwaͤrts, in die Detave abs
waͤrts gehen. Das feheint uns für einen guten.
Harmoniſten ein Hauptfehler, wenn ihn auch Mas
meau oder D’ Alembert felbft gemacht haͤtte.
Bon eben diefer fehlerhaften Beſchaffenheit it auch
das S. 269 .a befindliche zweyte Exempel, da eben⸗
falls die Septime ſteigt, anſtatt daß fie fallen ſoll⸗
se. Eben fo unrichtig iſt es, wenn der V. bey diefeus
und dem folgenden Efempel, von der in der oberften
Stimme ſtehenden größter oder übermäßigen: Ges
kunde fagt : fie würde als das Subſemitonium des
naͤchſten Grundtones gebraucht, und gienge des⸗
wegen über ſich. Doch zeiget das Exempel felbit
weit richtiger, daß biefe übermäßige Sekunde, gleich
. der kleinen bder großen Sekunde, mit ausweichendem
Baſſe und liegend in die Terz aufgeldfer wird, —
Hiernaͤchſt iſt es, wie hier vorgegeben wird, gar keine
Moth⸗
_
in Suhers-Theorieder Kuͤnſte. 243
Mothwendigkeit, ſich der Septime über der Dos
minate zu bedienen, wenn man in ben Grundton
gegen will, wie wir fchon oben angemerft haben,
Aber alle diefe Sonderbarkeiten, bie man vielleicht
wirkliche Linrichtigfeiten nennen’ fan’, find Folgen
rines unrichtigen Syſtems. Hieher gehören no
andere Stellen diefes Artikels, deren Unterſuchung
hier zu weillaͤuftig ſeyn wuͤrde. 3. B. daß bie
Heinfte dder verminberte Terz ihres eingebildeten
Verhaͤlcniſſes wegen- unbrauchbar wäre; daß die
kleinſte oder verminberte Sekunde gar nicht vor⸗
kommt; daß: der V. die wahre Eigenſchaft der übers
mäßigen, Duinttnicht Penner, fondern fie für die Linse
kehrung ber Fleinften oder verminderten Quarte an⸗
fießet. u. ſw. Alles Folgen eines mangelhaften
Rameauiſchen Syſtems ver Harmonie.
Dreyklang. "Huch dieſer Arrifetft, wie
man leicht denken kann, durchaus dem angenomme⸗
nen Syſtem gemaͤß ausgearbeitet, daher wir uns
Baden nicht aufhalten wollen:
: Einflang. Man follie faſt auf die Gedanken
gerathen, dieſer Artikel muͤßte einen andern Ver⸗
faſſer Haben, als den Verfaſſer ber ſchon angemerk.
ten Artikel, weil er ſonſt nicht gegen ſich ſelbſt und
Hameau fo nachdruͤckllich reden würde. Doch er
hat es Hier mir dem bekannten %: J. Roußeau zu
thun, aus deſſen muſikaliſchem Woͤrterbuche hier
eine merkwuͤrbige Stelle, die Erfindung der Harmo⸗
wie betreffend, angeführt wird. Weil fie gegen
ben Herrn Ramegau gerichtet zu ſeyn ſcheinet, und
die game. Harwonie eine gothiſche und barbariſche
2 Erfin⸗
244 Weber die mufitalichenWatfch
Erfindung genennet wird :; ſo ſchliefit der Hr. Ber.
pleſen Artikel, mit. folgenden den Anhaͤngern des
Rameou ſehr anſtoͤßigen Worten: „Es iſt aus
Aden — — Worten dieſes sten, verdruͤßlichen
„ Ausfalles gegen die Harmone deutlich zu Ehen
Idaß dieſer graße. Kenner ¶ Wuſſeau) hh hier
poor dem Verdruſſe uͤber die Peahlereyen des Ra⸗
„menu weiter habe hinreiſſen laſſen.nala ihn Fein
„Sefchmack wuͤrde gefuͤhrt habennMieeſes it: iher
„um fo mehr zu yerzeihen, ba,ed.jm bey That nice
„möglich iſt, bey ben ausfdjmeifeuben. Lobſpruͤchen
„einiger Franzoſen (und. auch einiger : Deut
„schen,) wenn fie von den vermeyncen hatmonifchen
Entdeckungen des. Rameau ſorechen, die fic ‚als
„die Epoche, der. wahren Mußt angeben; ben as
„tem Geblüte zu bleiben.» ‚Dach niefem Bekennt⸗
niſſe, moͤchte man wohl fragen: warum fo viele
Yerikel, voll von den harmoniſchen Entheckungen des
Mameau: firh Hier. befinden? Be Bas u» EL Dre
. Eng. Sollte wohl Enge heißen, : Wir wal⸗
len nicht entſcheiden, ob man aus dieſemm Woͤrt⸗
chen einen mußfahfchen Artikel niachen. ſollen. Uns
je Beduͤnkens gehört alles. das Gute, mas. biek
orfommt, in den Artikel. Harmonie, nicht: Dave
monik, wie. bier aus Verſchen ſteht, und dahdt,
wie man einen drey⸗ ober mehrſtimmigen Satz mas
chen ſoll. — Auch in dieſem Aerifel-finden wir das
Syſtem des Rameau vom ber. Erzeugung bee
Eine. — Daß hohe eoncertirende Stinimen oder
hohe Sotoftimmen, feinen tiefen Baß zur Veglei⸗
sung; haben koͤnncen, ift gar nicht gewiß. Infre
a ' rs
| — ——rͥ̃ — — — — — —— — — — — — — — u —
J
in Sulſers Theorie der Kuͤnſte. 245
Erfahrung lehret uns, daß auch das Gegentheil
keine unangenehme Wirkung thun: werde. Wir er⸗
innern uns, einem großen Soloſpieler eines hohen
Inſtruments, naͤmlich einer Violine, mehr als ein⸗
mal mit Vergnuͤgen zugehoͤrt zu haben, wenn er
ſich kin Solo-mit bem Flügel und dem Conterbaſſe
begleiten ließ.
Fantaſie. Als eine Ergänzung ‚der Nach⸗
nacht von dem holfeldiſchen Eompoſitionsin⸗
ſtrumente Härte die Beſchreibung und die Beur⸗
theilung derſelben, die ſich in Scheibens Abhand⸗
Iung vom Urſprunge und Alter der Muſik
©. 46 :.48 der Borrebe befindet, angeführt merben.
koͤnnen; weil fie aus einem eigenhändigen Briefe:
des ſel. Grauns genommen und daher völlig subere ‘
Ki find. |
-Zundameistalbaß. Wird auch Geundbaß
genennet, wie man in Marpurgs Ueberſetzung des
D’ Alembertſchen Syſtems der Harmonie fei
ben kann. Aber bis zur Haͤlfte möchte er wohl
von denjenigen Componiſten nicht geglaubet werden,
vie nicht aus D' Alemberts Schule find. Cs iſt
kein Wunder, wenn dor Grundbaß nicht zum Spie⸗
Im;. oder doch ſelten, in Deutſchland aber fait nie⸗
mals, geſchrieben wird. Die ganze Sache ift vom '
Feinem Mugen. Ein folder Grundbaß regieret die
Harmonie nur in der Einbildung, der’ orventliche
geſchriebene Baß aber wirflih, und biefer ift alfo
der eigentliche Generalbaß, der für die Orgel. oder
fuͤr den Flügel beziffert wird. Uns fcheint es fremd,
Inf man im zmenten Exempel ©. 411 a ſich bey.
23 dem
246 Uber die muſikaliſchen Artikel
dem über der Note © befindlichen Septimenacceorde
einen andern Grundton, nämlich E mit den Sept⸗
nonenaccorde einbilden fol. Als eb man aus dem G
mic der Septime nicht eben fo gut, ja weit beſſer, im
den darauf folgenden Accord A gehen könnte! Man
machet fich durch ſolche Mittel: die Erfernung bes
Harmonie nur [hwer Das vorzüglichfte in die⸗
fem Artikel iſt der ſehr gegründete Schluß deſſel⸗
ben; wo es ausdruͤcklich heißt: „Wer nur
„einigermaßen mit ben wahren Regeln der Harınaı
„nie befannt ift, hat felten nöchig, daß ihm dieſelbe
„erft durch einen Fundamentalbaß erläutert tere
den — Hierauf folge eine Erklärung, der wig
pillig Beyfall geben, weil fie völlig wahr und ges
‚gründet ift, und die vermeynte Erſinhung der wahr
ren Grundſaͤtze der: Harmonie, bie dem Rameau
don unwiſſenden Leuten ſehr dreiſte zugeſchrieben
wird, widerleget, dasjenige aber, was wir ſchon
im Artikel Accord davon angemerkt haben, heftäs
tiget, daß nämlich. die Erfindung derſelben fer ale
ift und ſich die Wiffenfchaft des doppelten Contra⸗
punkts darauf gründet. Wir wären dieſe Wahr
heiten und dieſes freye Bekaͤnntniß berfelben bier
am wenigſten vermuthend geweſen. Man ſehe auch
den Schluß des Artikels Einklang nach.
Glique. Die Beſchreibung biefes, exit zum
Tanzʒ erfundenen, hernach aber bloß zum Spielen
veränderten Tonſtuͤcks haͤtte billig vollkommener fegn
follen. Die Giquenartigen Säge find ige infonbers
heit dem Klavierſpieler fehr intereffane, web erfos
| \ bern
in Sulzers Thorie ber Kuͤnſte. 247
dern noch eine größere‘ Kenntniß ihrer Eigenfgf
ten, als ber vorgetragen. wird.
Harmonie. & wundert uns, daß, nach⸗
bem fchon in ben vorhergehenden beyden Artikeln,
nämlih Einklang und Fundamentalbaß, in Ans
fehung der Erfindung der Grundfäge der Harınonie _
dem Rameau diefe Ehre mit allem Rechte abges -
fprochen worben, man doch dem Schluſſe diefes Ars
tikels noch folgende Worte beygefuͤget: „Manmuß
„dem Rameau die Gerechtigkeit wieberfahren Tafs
„fen, daß er der erfte geweſen, ber biefe Wiffens -
„ſchaft methodiſch Horzutragen unternommen har,
» Wenn alfo gleich in feinem Syſtem über die Har⸗
„monie viel willführliches ift, und fein Gebäude
„noch viel ſchwache Theile bat, fo bleiber ihm den»
noch der Ruhm eines Erfinders., Aber ein Sy⸗
Gem, das auf ſchwachen und zum Theil auch auf
ganz falfchen und unerwiefenen Sägen ruhet, kann
man das wohl ein wahres Syſtem oder merhos
difch nennen ? Hoͤchſtens ift es bloß ein Mode:
foftem. | /
as diefen Artikel an fich ſelbſt betrifft: foermars
teten wir, bie wahren Örundfäße der reinen Harmonie
mit und ohne Diffonanzen darinn zu finden; allein
ed enthält größtentheils nichts alseine Unterſuchung
des Alters, der Nothwendigkeit oder Wichtigfeir,
und des Nutzens der Harmonie, wie auch der Fra⸗
ge: ob fie der Melodie, oder Diefe jener vorzuzie⸗
Ben fen? welde, unfers Beduͤnkens nach, mit
Da allem
248 Weber die muſtkaliſchen Artikel sc:
allem Mechte zum Vortheile der Melodie entfihieben - -
. pird. Da diefe Materie aber ſchon vielfälsg, und
meiſtentheils zum Vortheile der Melodie, abgehan⸗
delt⸗ worden; fo härren wir gewuͤnſcht, mehr bie
Orundfäge der Harmonie felbft, den Lehrbegierigen
zumlinterrichte und Nutzen, borgetragen und erläus
gert zu fehen.
Intervall. Hätte Biefer Ktitl nicht voll⸗
ſtaͤndiger ſeyn tonnen? Auch das hier angefuͤhrte
Intervallenſyſtem iſt mangelhaft. Es haͤtte ins
zwiſchen dem Hrn. Verf. nicht an Huͤlfemitteln ges
‘mangelt, diefe wichtige Materie vollfommener vor⸗
äutragen- Denn ohne das Telemanns und Schei⸗
beſche Intervallenſpſtem, das doch einige gruͤnd⸗
liche Mathematiker berechnet haben, zu erwähnen;
fo Härte Here Riedt in Berlin können zu Narbe
gezogen werden. -
Mir haben, wie man fieht, eine große Menge
von Artifeln übergangen ; weil fie theild von wenis
ger Erheblichkeit theils von der Beſchaffenheit waren,
daß wir nur wenig oder nichts Dagegen zu erinnern
fanden, theils auch alle Richtigkeit und Gruͤndlich⸗
Feit hatten, bie nur zu: verlangen ſtehtt. Wir
zweifeln nicht daran, baß bie. muſikaliſche Artikel
in der Fortſetzung biefes Frefflichen Werfes damit
übereinftimmen werdet. Wie fehr wünfchen wir
dem Hrn. Verf. dazu bie erfoderliche Geſundheit.
je nenne mn |
/
IH. Ans
"299
IT, ä
Anmerkungen über die Landhaͤuſer und die
Gartenfimft pon C. E. Hirfchteld,
Leipzig 1773, 173 Seiten in klein Octav.
m vorigen Bande dieſer Bœbliochef zeigten wir
J die Betrachtungen eines Englaͤnders über das
Sartenweſen an, und ˖ ſagten daß der Verfaſſer
gleichſam die Bahn gebrochen, um etwas ſyſtemati⸗
ſches über die Anlage der Gärten, oder Parks, wie
fie die Engländer nennen, zu liefern, ſeitdem man
angefangen die Natur mehr dabey zu Rathe zu zies
ben umd fich von ben gezwungenen Künfteleyen
Der Franzoſen zu entfernen. Jetzt tritt auch ein
Deutfcher auf, und macht einen Verfuch, diefe nas
7
\
tuͤrliche Art der Gärten feinen Landslenten zu em⸗ -
pfehlen. Es find einzelne Gedanken oder Anmers
Fungen, die Hr. Dirfchfeld in der ihm eignen und
ans den Landleben fihon bekannten . Schreibart
vortraͤgt. Sie betreffen, ‚wie er felbſt fagt, were
Bas Defonomifche noch Mechanifche des Onrtenbauet,
fondern bloß gewiſſe Seiten des Schönen, ohne einen
Anſpruch auf das Verdienſt einer vollſtaͤndigen Theo»
gie zu machen... Wir wollen einiges bavon aus⸗
zeichnen, ob wir gleich erfi im vorigen Bande unfre
Lefer von diefer Materie unterhalten haben Es iſt aber
vielleicht nicht Aberflüflig, da unfre Landsleute noch
gar fehr dem franzöfiichen Sefchmacke hangen.
5. Im Aten Abſchnitte liefert der Verf. eine
kurze Geſchichte der Landhaͤuſer der Roͤmer:
Q5
J | u
- 259 Anmerkungen über die Landhaͤuſer
In biefen herrſchte in den aͤlteſten Zeiten eine
Eunftlofe Einfale, ehe fie mie dem Lieberfluffe bes
kannter wurben, und da fie, wie es bier heißt, in ber
Villa ruftica noch nicht daran dachten, mas die
urbana feyn würde Mit der Leppigfeit nahm
. auch die Pracht der Zandhäufer zu, welche zulegt bis
zur größten Verſchwendung getrieben ward. Wer
nur ein wenig mit den. Alten bekannt ift, wird bie
Zandhäufer des Lukull, Nero, Hadrians
und andrer Eennen. Sie waren alles, was man in
biefer Art Herrliches ſehen konnte. Eine Menge
andrer waren aber auch ſo eingerichtet, wie es das
nicht überfläffige Vermoͤgen ihrer Beſitzer erfoderte.
Der ganze Umfang der beyden Meerbuſen von Baia
und Puzzuoli,die Gegend um Rom, wo heutiges Tages
Fraſecati, Albano, Paleſtrina, Tivoli (nicht Trivoli wie
ein paarmal verdruckt ift) ſtehen, war gleichſam damit
beſaͤet. Man zeigt von manchen noch Ruinen, wie⸗
wohl mit vieler Ungewißheit, daraus ſich wenigſtens
, fo viel abnehmen läßt, daß die Alten angenehme
Lagen wählten, wo die Kunſt der Natur nur etwas .
zu Hölfe Eommen durfte. Am beften fann man
ſich einen Begriff von der Einrichtung folcher Lands
fige aus dem Plinius machen, der uns von feines
benden eine Beſchreibung gegeben. Verſchiedne
haben verfucht folche in Riſſe zu bringen, unter bes
nen Hr. Rrubfacius den natuͤrlichſten und gluͤck⸗
kichften Plan entworfen hat. Alle diefe Herrliche
feiten giengen mit den Einfällen und Verwuͤſtungen
ber Barbaren größteneheils verloren, Av zugleich
auch der Geſchmack an der Natur und an dem Schöe
| nen.
ı
mo... |
5 amd die Gartenkunſt. ası
men. Alles war wild und kriegeriſch. Wenn Die
Vornehmen ja Häufer auf dem Lande anlegten, fo
‚waren es mehr Raubſchloͤſſer, oder gothiſche Stein
‚ Mumpen zu ihrer. Wercheidigung ; oder man bauete,
ſagt Hr. H ‚Klöiter und Kapellen zum Aufenthalte
wohlgemäfterer Muͤſſiggaͤnger. So fehr der legte
Auedruck heutiges Tages auf den allergrößten Hau⸗
fen paßt, und fo’ Aberfläflige Geſchoͤpfe fie meilten
. Heils in der⸗Welt find, fo leider dieſes Doch in jenen
Zeiten eine Einſchraͤnkung. Die Mönche waren
dielmehr bis zum zarten Jahrhunderte nügliche Glie⸗
ber des Staats; die Baſilianer und Benedictiner,
baueten wuͤſte und zum Theil ungeſunde Gegenden
an, und manche Städte haben ihnen ihren Urſprung
za danfen. Gie nährten ſich damals von der Ars
deit ihrer Hände, weldyes dem Zwecke ihrer Stifter
gemaͤß war, und-legeen fich erft auf die faule Seite,
nachdem fie durch Fleiß, Sparſamkeit und Ber
miachtniſſe anliengen reich zu werden. Doch dieſes
pxxkboͤrt nicht fuͤr unſre Bibliothek. “) VBey Wie⸗
= Ze derer:
*) Eine weltẽre gruͤndlichere Nachricht davon lefe
man: in des Denina Gtaatsveränderungen
don Italien, welche im vorigen Jahre über-
ſetzt erfchienen. Die hiſtoriſchen Verdienſte bie»
ſes Buchs bey Seite gefege, können wir es auch
in Abſicht auf diefe Bibliothek allen Freunden
ber Kuͤnſte und Wiffenfchaften empfehlen, weil
ber. VBerfaffer wach jeder Hauptperiode der Ge⸗
ſchichte allemal in beſondern Kapitel den Zuftand
den Kuͤuſte und. Wiffenfchaften befchreibt, " und
Hefe Nachrichten find um fo wichtiger, da befann-
| . tet
ur
293 Anmerkungen über die Eandhaͤnſer
bergerfteflung der Wiſſenſchaften, und fo’ wie · die
Menſchen ihreswohe Lebensart in eine geſittere ver⸗
wandelten, nahm auch die Neigung zu dandhaͤuſern
wieder zu, und die vom gothiſchen Geſchmack ges
reinigte Baukunſt zeigte ſich dabeh. Der beruͤhm⸗
te Palladio legte eine Menge derſelben bey Bicenze
en, und die reichen römifchen Samilien ſuchten e8
einander in foftbaren Villen zuvor zu thun. Ju⸗
fonderheit führte König Ludwig der Vierzehnte,. im
mprigen Jahrhunderte einen prächtigen Geſchmack
ein, Allein feine Schmeichler mögen es noch fe
fehr preifen, daß er die Natur gezwungen, fie muͤ⸗
gen bes Le Notre Geſchicklichkeit ‚bis in den Hind
mel erheben, wer Eeine Nationolvorurtheile hat,
muß bem Laugier in feinen Anmerkungen über die
Baukunft darinn recht geben, daß man eben dieſea
Zwang, das Abgezirkelte ber ewigen Hecken, Alleen
und Kabinetts überbräflig wird... Nenn der erfte
Eindruck der auffallenden Groͤße von dem göttlichen
Verſailles vorbey iſt, fo geht man ‚mit Ekel und
Sangertweile in ben Gängen, two alle Kräfte bes
Shenies angewandt find, um fie angenehm zu. mas
hen. Weniger koniglich aber weit reizender find
‚bie in dem jetzigen Geſchmacke angelegten ‚Parks
ober Sanbfige der Engländer, weil ‚fie der Einfalt
der Natur viel naͤher kommen. Im
termaßen Italien das Land iſt, wo jent zuerſt
aus der Barbaren und Finſterniß wieder heraus⸗
‚geriffen wurden. Was. wir von den Mönchen
geſagt haben, wird im ten Banbe ııteß Buch
7tes Kap. tweitläuftiger ausgeführt. n ſehe
auch bas 6te Rap. des 12ten Buchs ©. 38 241.
\
und bie Gartenkunſt. 2533
en andern Abſchnitte kommen allgkweeine Bar, |
ſchriften über die Anlage; Bauart und Wetſchoͤne⸗
mag der Landhaͤuſer vor. Nur ein gleichſam aus
dem Meere gewachſener Hollaͤnder kann ſagen:
Alle Landhaͤuſer nd Luſtgaͤrten, muͤſſen, um ange⸗
com zu ſeyn, mie Waſſergraͤben, Mauern, Pal⸗
Maden und dergleichen umgeben ſeyn.“) Mas era
fe iſt nicht einmal der Geſundheit zutraͤglich, und
ds letztere hemmt die Xunficht, einen jo weſentlichan
Hei der Landwohnungen. Als, was zinen. iel«
haften Eindruck macht, ſoll fo wiel möglich vermkes
deu werden.MWenn fich dieſet auch auf die: wirch⸗
ſhaftliche Gebaude xrſtrecket, ſo gehen. wir den
Vaf. bey Landſugen der. Großen völlig recht; allein
bey dem mitgern Adel, und bey mancthen, die ein
Vergnügen; an. teirtifbeftlihen Beſchaͤfftigungen
ben, duͤrfte eine zuweit getriekene Sorgfal im.
dieſem Punkte beynahe in einem Schler fallen. Im
geſchweigen/ daß ea auf der einen Sekte nuͤtzlich iſt,
| wenn der Befitfer asıch auf die: Verrichtungen dee.
Hofes: ein Auge haben kann, ſo geben ſelbß dieſp
Verrichtungen dem Aufenthalte ein gewiſſes Schau;
da bie reijendſte Ausſicht ohne Moſchen, ſo bald
man ſalche. beſtaͤndig hat, eine aödte langweilige
Stille wird Veydes kat ſuh verbinden.
.Mit KRecht werben nach des Dome Kritik die
geraden Zugänge getadelt. Der krumme abwech⸗
Kinde Zugang: tus: kords Cadegan in Reading
bat unendliche Vorzüge vor ber geprieſenen fo ges
i nann⸗
8) Das welandiſche Vuch von der Onrtentunß: Lei:
s: agremens de la Campagne. kLeyden, 1750: 4.
254 Anmesdangen über die Landhaͤuſer
nannten belle avenue von Verſailles, wo man
‚eine halbe Stunde in einer ſchnurgeraden breiten,
mie hohen Bäumer befenten Allee fährt, und bes
ſtandig das Schloß vor fi hat. Bey der fchnefls
ſten Fahrer wuͤnſcht man immer das Ende. u
"dem Gebäude felbft, im deflen innerlichen Einriche
tung, in der Dieublirung foll eine gaviffe Simple
eität herrſchen, die mit dem Zweck des ungekuͤnſtel⸗
gen Landlebens uͤbereinſtimmt. Der Engellaͤnder
füße feine Landwohnung mit koſtbaren Werken der
Romer und Griechen, mie den herrlichſten Gemälden
an, und ſchickt Tonnen Goldes dafir-nach Ita⸗
ben. Der Baf. meynt, das waͤre fo etwas
Bas man übertrieben neunt. Es ſtimmt freilich
nicht mit der ungefünfteltch: Einfalt des Lambe
lebens, wovon doch. der Aufenthale der Großen
ein Bild ſeyn fol, überein. Allein man milk
auch bey dieſem Aufenthalte eine Beſchaͤfftigung
haben, und Tann fie edler ſeyn, als täglich: eini⸗
ge Zeit auf die Betrachtung der. Werfe wenden,
die den Geſchmack bilden? Man taffe ihnen Int
mer dieſe Liebhaberey, welche zur Aufmunterung
der Kuͤnſtler dient. Der Engellaͤnder liebt die Mab
rwur, er beweiſt einen reinen Geſchmack, indem er iger
in feinem Park fo viel als moͤglich nachahmt, man⸗
erlaube ihm in feinen Zimmern bie ſchoͤnen Denk⸗
male der Kunſt aufzuftellen, ſollte es auch einia
getmaßen auıf Koften de Harmonie, eins Theils mie
dem Ganzen ſeyn.
Der dritte Abſchnitt enthaͤlt einige Anmerkun⸗
gm. Aber die ade de neuen Gartenkunſt.
| _ Die |
ae“
4
7 und die Gartenkunſt. 255
Die Ausſchweifungen unferer Zeiten werden mit
Recht getadelt. Da der Garten eine Lundſchaft im
Kleinen feyn fol, fo ift wohl nichts laͤcherlicher, als
wenn der Holländer fein Parterr mit allerley ausge
legten Figuren von Mufchehwerf, bunten Steinchen
und Porcellanfcherben ‚ziert; oder wenn man in '
den Gärten allerley groteske Statuen, und wohl
gar die Perfonen aus der Italieniſchen Komödie in
Ehllen großen Puppen erblid. Was fan aus
ſchweifender und abgeſchmackter ſeyn, als wenn ein
— — — — — —
Italiener einzelne Schnoͤrkel und barocke archi⸗
teltoniſche Zierrathen, in Stein gehauen, auf Poſte⸗
mente in feinen Garten hinſtellt.) Ueberhaupt
find Statuen in Gärten mie großer Behurſamkeit
und Sparſamken anzubringen. So wenig Ge⸗
ſchmack der Chineſer hat, fo iſt er doch, ber Schrmeie
ſter der Britten in dee Anlage der Gärten geweſen.
Er drachte fie zuerſt auf die Gedanken, die Natur zu
ſachen. Hr. H. ſagt ſehr wohl, das durch die
beſcheidene: Kunft verſchoͤnerte Natuͤrliche behält ak
kin das Vorrecht einen wahren angenehmen Eins
Weit zumachen, und felbft den Verſtand du ergo⸗
en Was nügen ale gezirkelte Blumenbeete,
große Wafferfünfte mit gar nicht dazu ſchicklichen
Seatuen, Srotten, Gitterwerf, geſchnitzter Arbeit
iind dergleichen ın den franzöfifchen Luſtſchloſſern?
urch ihren Pomp verſchwindet Die Datur, und
Srangofe, wenn er anders nicht verbiender if,
muß
. ten Ein Beyſpiel dieſes ueſuns ſteht man in Portiei
bey Neapel. ſ. Winkelmann und Volkmanns Nech⸗
tichten von Italien.
2356 Anmerkungen über die Landhaͤufer
muß dem vernuͤnftig Fritifirenden Home recht ges
ben, welcher fagt, man follte glauben, die Natur
wäre zu geringe gehalten worden, in den Werfen .
eines großen Monarchen nachgeahmt zu werden,
and daß man daher unnatuͤrlichen Dingen den
Borzug gegeben, die man vermuthlich für wunders
bar angefehen habe. Diefes Vourtheil ſteckte auch
die gar zu gern nachahmenden Deutſchen an. Die
weiften Luſtſchloͤſſer unſrer Fuͤrſten, und die vors
nehmſten Sandfige des Adels find nach din franzöflz
ſchen Muſtern angelegt:
Im aten Abſchnitte wird uns von ber Chineſi⸗
ſchen Gartenkunſt ein kurzer Begriff gemacht. Der
Chineſer giebt in feinen, Gaͤrten dreyerley Scenen
Platz, den lachenden, fuͤrchterlichen und ro⸗
mantifhen, und fucht ſolche geſchickt mit einander
in verbinden. Zum Beyſpiel ber letztern wird oft
in rauſchender Bach unter ber Erde.weggeleitet,
der ungeſehen das Gemuͤthe durch ſein Geraͤuſche
ergoͤtzt; ſeltne Thiere, Bäume und Pflanzen wer
den Hier unterhalten, Fuͤrchterlich fucht man dem
Anblick durch überhangende. Felſen, herabſtuͤrzende
Waſſerfaͤlle, vom Sturm niedergeworfene Bäume.
und vom Waſſer fortgeriffene Stämme zu machen,
und dieſe werden von angenegmen Auftritten, wo,
einen die Natur anlächelt, unterbrochen. Die Bäde
fuͤhrt man. in Schlangenlinien durch die Gaͤrten,
und auf den Zrifren Sieht man das Bach. Alle,
biefe natuͤrlichen Schönßeiten find ihm lieber als
Hecken und Parterre. Jedoch treibet er ben Hang
aum Wilden in der Natur auch oft zu weit, un
Wire
und die Gartenkunſt. 257
wird ſelbſt durch die Nachahmung gekuͤnſtelt „wenn
er z. B. von hohen Felſengipfeln herabhaͤngende
Baͤume vorſtellt, die in der Luft zu ſchweben ſchei⸗
nen. Sie koͤnnen als Werke bes Zufalls Bewun⸗
drung erregen, aber ſie ſind keine Gegenſtaͤnde des
Geſchmacks, und nicht mit Pedacht in Gaͤrten an⸗
zubringen.
Der zte Abſchnitt liefert einige Beyſpiele der |
englischen. Sartenfunit. Schon Addifon fieng im
Zuſchauer an, feiner Nation einen befferr und nas
tuͤrlichern Geſchmack zu zeigen, als der franzöfifche
war, Rent, ein Kuͤnſtler von vielem Geiſte, wag⸗
te es nach Anfange diefes Jahrhunderts die Pegel:
mäßigfeit und Einförmigfeit zu verlaffen, und ber
Gartenkunſt ihre Rechte zu geben; er ward dadurch
weit vorzüglicher ; als le Notre, wenn ’er gleich,
nicht wie legterer, durch ſo viel .beredre Zungen er⸗
beben worden. Das Natürliche und Große fagt
Hr. H., iſt der eigentliche Charakter ver britcifchen
Gaͤrten oder des Parks, welche ungefähr in eben dem
Verhaͤltniſſe gegen einander ſtehen, wie größere tands
ſchaftsgemaͤlde gegen Fleinere. Der Britte unters
ſucht die Kräfte, welche Wafler, Felſen, Gebäude,
Berge, Hügel, Waldungen, Baͤume und andre
Begenftände auf die Seele beweifen, und. uͤberlegt
alsdann, wie den Wirkungen diefer Kräfte mehr
Richtung, Stärfe und befönders eine gluͤckliche
Harmonie Durch die Kunſt gegeben ‚werben koͤnne.
‚Er merkt, wie der Landſchaftmaler, auf das ganze
Gemiſch der Wirfungen, welche bie Sage, die Größe, .
die Entfernung, die Abwechfelungen des Lichts und
NBibl.xXV. B.. St. R Schat⸗
*
% } 13 J
4
| 258 Anmerkungen über bie Lanbhaͤuſer
Schattens hervorbringen, und ſelbſt die kleinen Vor⸗
iheile, die ſich in das Ganze mit Vortheil einflechten
laſſen, entgehen ſeiner Aufmerkſamkeit nicht. Die⸗
ſes erlaͤutert der Verf. mit ein paar Muſtern eng⸗
liſcher Gaͤrten, deren Beſchreibung aus den von
uns im letzten Stuͤck deß vorigen Bandes angezeigten
Reiſen des Youngs Ind den Betrachtungen über
das Sartenwefen eingeruͤckt find. |
Der ote Abſchnitt giebt einige Grundſaͤtze an
die Hand, wie Gärten anzulegen find. Sie müfs
fen in ver Verbindung gelefen werben und find nicht
wohl eines Auszugs fähig, Das Vornehmſte bes
ruhet darauf, daß der Gartenkuͤnſtler feine Anlage
den Srundfägen des Natürlichen, Schidlichen, Dans
nichfaleigen und Lieblichen unterwerfe. Zu dem
Ende muß er die Natur fo wie der Lanbfehaftmaler
fleißig ſtudiren, und fich alle abwechfelnde, reizende
und melankolifche, gefällige und fürchterliche Sce⸗
nen befannt machen, um fie bey feinen Anlagen zu
Fopiren, jedoch allezeit auf das Verhaͤltniß der Theile
zu dem augzuführenden Ganzen fehen, um nichts
MWiderfinniges zu liefern. Die Natur, fest der
Verf. Hinzu, ſtellt das Große, das Melankolifche,
das Sanfte, das Einfame, das Lachende in tau⸗
fend Auftritten vor ; jede Art der Gegenſtaͤnde
‚ macht nach ihrer Zange, Größe, Geftalt und Farbe
einen unendlich ſich abändernden Eindrud. Alles
davon fo zu orbnen, daß die daher entipringenden
Bewegungen fich nisht wiberfprechen, vielmehr un⸗
fee einander barmonifch vereinigt fich verftärken,
und immer anziehend und unterhaltend bleiben; dies
ſcheint
“und die Gartenkunſt. J 259
ſcheint fuͤr den Gartenkuͤnſtler die boͤchſte Anſtren⸗
gung ſeines Genies zu ſeyn.
Freyheit und Mannichfaltigkeit ſind wefentlice E
Theile eines Gartens. Wider jene flreitet es, wenn
die Ausfichten gehenimt find,’ fie follen noch über”
ben Garten hinaus gehen, und fich in, duch ben
Wald gehauene Durchfichten verlieren: und diefe
fodern, daß man einen fhönen Garten nie in einer
einförmigen Ebne anlege. Der Pla muß Ans
böben, Abfäge und Vertiefungen haben, welche bie
Gegenftände aus verfchiedenen Gefichtspunften jeis
gen. Aus der Mannichfaltigfeit fliege die Lieblichs
feit. Hier muß der Sartenfünftler dem Landſchaft⸗
maler am nädften zu Fommen fuhr. Er
wähle die Stellung, die Arten der Bäume, der
Sträucher, der Blumen und Gewächfe, gebe auf
ihre Schattirung Acht, und verfchaffe dadurch dem
Ganzen Harmonie und doch auch zugleich Abwechſe⸗
lung. Was das Wafler und den Gebrauch ver
Bruͤcken in den Gärten betrifft, fo beziehen wie
uns auf die Betrachtungen über das Gartenweſen
im vorigen Bande.
Ben den Anmerkungen über einzelne Theile in
ven Särten erinnern wir nur, daß der DVerfafler
den englifchen Geſchmack in Anfehung der Obſt⸗
baͤume mit Hecht übertrieben nennt. : Warum will:
man fie ganz aus. den großen Gärten verbannen:
da fie doch, ben Mugen niche einmal gerechnet,
Abwechſelung genug in ber Sarbe ver Blürhe, in
der Figur und in dem Anblicke, wenn fie voll von
Fruͤchten find, darfiellen? Warum müflen alle
| 2 - Bäume
360 Anmerkungen über die Landhaͤuſer
Baͤume wild ſeyn? Sollte ſich ein mit ſchoͤnen Kirfchs
baͤumen beſetzter Raſenplatz am rechten Orte ange⸗
bracht nicht eben fo gut ausnehmen, als wenn man ihn
mit allerley amerifanifchen Baͤumen befeßt, wovon
die meiſten nur ein Spielwerk find? .
Im legten Abſchnitte rheile uns der Verf. feine
Gedanken über die Verzierungen der Gärten mir.
"Man fann leicht denfen, daß die bereits ertwehnten
Mufcheln und Steinchen in den Parterren, bie
Vexirwaſſer, die Waflerfünfte, welche bald den
"Schall einer Trompete oder. Pofaune, Bald einer.
Rackete nachahmen, ale Kinderegen verworfen wer:
den. Grotten find fehr felten, und in ber äußers
ſten Simplieität anzubringen, fonft find fie ber
Naktur nicht gemäß. Statuen fünnen bey einer |
klugen Wahl oft von großer Wirfung fon :
‘werben aber viele Fehler daben begangen. " Iſt ee
nicht widerfinnig , den Meptun ir einer Allee, ober
den Vulkan beym Waffer zu fehen? Eine Flora,
Pomona, Bacchus sc. ſchicken ſich für Die Gärten.
Die Engländer haben angefangen, die Statuen ißs
ter großen Männer in den Gaͤrten aufzuitellen, diel⸗
Teicht gehören biefe beffer auf, offene Pläge in den
Städten: allenfalls Fönnte man den Dichtern einen
Platz in den laͤndlichen Scenen, bie fie beſungen,
. gönnen. Obeliske und Triumpäbögen find aflers
dings nicht für Gärten, ob fie der Engländer gleich
anbringt? aber ganz wider das Schickliche und wis
ber das Koſtum läuft e8, wenn man in einem eu⸗
ropäifchen Garten, chineſiſche Tempel oder türfifche
Moſcheen gewahr wird. Man liebt in England
ſehr
un und bie Sartenfunft 261.
Kb kleine Tiel in gewiſſen Theilen anzubringen,
ob ſie gleich auch von dem Vorwurfe nicht frey ſind,
daß ſie mit unſern Sitten und unſrer Religion nicht
‚ übereinflimmend find. Will man ſich aber dar⸗
uͤber hinwegſetzen, ſo muß wenigſtens zwiſchen der
Gottheit, der er gewidmet iſt, und dem Plage, wo er
fießt, eine Verbindung feyu. Venus, Pan, bie
Mufen, Bacchus sc. haben nach der Mythologie
einigen Anfpruch Hier Tempel zu finden. Künftlis
de Ruinen find ſchwer fo anzulegen, baß fi die
Taͤuſchung nicht bald verlieren folte, wie der Vers
faſſer der Betrachtungen vom Gartenweſen ebens
- falls fchon erinnert hat. Bey der Anlage der Waf-
ſerwerke, wirb ſehr Häufig wider die Wahrheit unk
- ven reinen Geſchmack geſuͤndigt; Die ſymmetriſchen
Kaßkaden der koͤnigl. franzoͤſiſchen Gärten flreiten
wider die Natur, und bie Sontänen dee Latona,
der Ceres, des Apollo, find wahrer Unſinn. Die-
noch in vielen deutſchen Gaͤrten beybehaltene Diode
Yin und wieder an Bäumen, in Labyrinthen, an,
Portalen und Lauben Iateinifche ober beutiche Ge⸗
denkſpruͤchelchen anzukleben, verbienet allerdings eis:
nen Tadel, wenn es bloß trockne Moralen find, bie
ſich gar nicht fuͤr den Ort ſchicken, und nur da ſte⸗
ben, fo wie fie gleichſam aus dem Gluͤckstopfe ges
griffen find. |
262 Horazens Epifteln an die Pifonen,
Iv.
| Horazens Epiſteln an die Piſonen und an
den Auguſtus. Mit Kommentar und
Anmerkungen nebſt einigen kritiſchen
Abhandlungen von R. Hurd. Aus
dem Engliſchen uͤberſetzt, und mit eignen
Anmerkungen begleitet von Joh. Joa⸗
him Eſchenburg. Leipzig 1772 bey.
Schwickert, gr. 8. LB.486. 2B.
321 ©.
Hr Hurd glaubt von Horaʒ;ens Epifteln an
bie Pifonen die wahre Abſicht entdeckt zu Bas’
ben, welche von allen Erflärern iſt verfehlt worden;
nicht die grichifchen Kunftrichter in einen Auszug
zu bringen, ober einen Lehrbegriff der Dichrkunit
zu entwerfen, fondern bloß: das römifche Drama
zu beurcheilen, Er hält feine Entdeckung für ſehr
wichtig, weil fo viel Gelehrte, aus Viangel dieſer
Einſicht, in Irrthuͤmer verfallen ſind. J
Der Text Horazens befindet ſich hier abge⸗
druckt, mit einem darunter beſtaͤndig fortgehenden
Kommentat. Den Plan zur Epiſtel giebt der An⸗
fang dieſes Kommentars folgender Geſtalt. Das
erſte Stuͤck, 1 bis 89 V. beſteht aus einer Vorbe⸗
reitung zu dem eigentlichen Innhalte, und enthaͤlt
einige allgemeine Regeln und Betrachtungen uͤber
die Poeſie, aber vornehmlich in Ruͤckſicht auf die
folgenden Theile. So giebt dieſe Einleitung, die zum
Zwecke
— — — — — —— — — — — — —
— 1 — — — — — — >
und an den Auguſtus. | 263
Zwecke des Dichters fuͤhrt, dem Anfange bie Miene
der Leichtigkeit und Nachlaͤſſigkeit, welche ‘der
Schreibart in Briefen eigenthuͤmlich iſt. Das
zweyte 89 bis 295 V., des Briefes eigentlicher Haupt⸗
theil, enthält Regeln fuͤr die römifche Schaubuͤhne
uͤberhaupt, vornehmlich aber fuͤr das Trauerſpiel,
nicht nur weil dieß die hoͤhere Gattung des Schau⸗
ſpiels iſt, ſondern auch weil es, dem Anſehn nach, bis
dahin weniger bearbeitet und verſtanden war. Der
letzte Theil 201 V. bis zum Ende giebt Erinnerun⸗
gen uͤber die Korrektheit im Schreiben, aber immer
vorzuͤglich in Ruͤckſicht auf die dramatiſche Gattun⸗
gen und beſchaͤfftiget ſich theils mit Wegraͤumung
der Hinderniſſe, theils mit den Mitteln zur Befoͤr⸗
derung. Dieſen Entwurf fuͤhrt Hr. H. im Kom⸗
mentare ſo aus, daß er jede Stelle des Textes auf
ſeinen angendmmenen Satz zieht und darnach er⸗
klaͤrt. Dieſem folgen Anmerkungen über ein⸗
zelne Stellen. Der Text iſt nach Bentleys Aus⸗
gabe abgedruckt, nur wenige Stellen ausgenommen,
⸗
die in den Anmerkungen mit angezeigt werden. Die
Anmerkungen ſind eben nicht alle ſo unerhoͤrt, als Hrn.
H. Entdeckung von der Epiſtel Abſicht, z. E. daß
pictoribus atque poetis zc. Einwurf nicht Nies
vel iſt. Neuere Veyſpiele zu Horazens Gedan⸗
ken werden aus engliſchen Dichtern angefuͤhrt, be⸗
ſonders aus dem Shakeſpear. Die Worte no-
tum ffcallidaverbum reddiderit iundtura no-
wum, verurſachen eine ziemlich lange Widerlegung
acierd und Sanadons, welche unter iundtu-
Ta nur die Bildung zufammengefegter Woͤrter ver;
Na ſtehen.
264 Horazens Epiſteln an die Piſonen,
I
— — ——
ſtehen. Hr. H. ſetzt ihnen die Stelle wo dieſes
Wort noch eintnal vorkoͤmmt entgegen: tantum
ſeries iundturaque pollet, v. 242 da iſt offen:
bar bie Rede von der Anordnung. Auch Perſius,
Horazens Nachahmer oder vielmehr Dollmetſcher,
(ſo nennt ihn Hr. H., einen Dichter, der mehr als
irgend ein anderer Dolimetſchern zu ſchaffen gemacht
bat, und ſich alſo ſehr ſchlecht zum Dollmetſcher eis
nes ſo deutlichen Schriftſtellers als Horaz in den
Satiren iſt, ſchickt) dieſer Perfius ſagt:
Verbs togae lequeris iundwra callidus acri.
Sat, V. 14
d.i. Wörter von gemeiner Art dergeſtalt ange⸗
bracht, daß ſie die Staͤrke, den Geiſt und den Nach⸗
druck des ſatiriſchen Ausdrucks bekommen. — Alſo
will nach Hr. H. Horaz ſagen: anſtatt neue
Woͤrter zu ſchaffen, empfehle ich lieber irgend eine
Art einer geſchickten Behandlung, durch welche man
alten Wörten eine neue Miene und Wendung zu ges
Ben im Stande ift. Diefes erläutert er durch unters
ſchiedene Venfpiele aus. ven Shafelpear. Dee
Hr. Ueberfeser bat biefelbe mit deurfchen vertaufchr,
aber doch die englifchen darunter geſetzt. Das erfte
Denfpiel einer folhen Behandlung follen, wäre es
auch nur aus Gefaͤlligkeit gegen die vorhin denann⸗
ten Ausleger
s) Zufammengefeßte Beywoͤrter ſeyn.
„eichthelle Züge des ewigen Bildes.
2) Zuſammengeſetzte Zeitwoͤrter.
und an den Auguſtus. 265
Bar ide nicht ſelbſt ber in dir den Gebanken, bie
Betichemiten
Weguwurgen erſchuf? 2.
Meſſ. I, 518.
3). Subftantiva in Verba verwandelt, ober Verba
in Subſtantiva.
Wie in luftige Duͤnſte gewebt, die der Abendſtrahl
xroͤthet.
| vm, 429.
4) Active Verba wie Neutra, und umgekehrt.
— — Wie der Ocean drängte
Da er von m drey Welten dich, fernes Amerika, losriß.
»Il, sa I.
5) Yojeita in Subſtantiva
AUnter dem Liebe das nach dem Dreymalbeilig die.
Himmel
Mezeit ſingen. |
2 æ3
6) Participia ſubſtantiviſch.
Laß uns zu dem Geopferten beten.
IX, 298.
9) Oder abberbialiſch.
Sanftere Fluͤſſe die täufchend die Sehen; iur Ruh
| einluden.
V, ‚481.
$) Foinlche Ausdruͤcke, das heißt ſolche die zwar
im eigentlichen Verſtande gebraͤuchlich, aber in
der figuͤtlichen Anwendung ungewoͤhnlich find,
Es aittern in ihrem verborgenſten Leben die Welten.
%, 29.
R5 9) Woͤrter
Bun)
266 Horazend Epiſteln an die Pifonen,
6) Wörter die in der fighrlichen Bedeutung ges
wöhnlih, aber im bußftäbligen Verſtande
ungebraͤuchlich ſind.
— Dort unten wo ſich Die traurigen Graͤber
Deffnen und ſich ſinkend mit ‚des Delberge Fuſſe ver⸗
10) Verſetzungen der Woͤrter, noch nicht eingefuͤhrter
Gebrauch der Ausdruͤcke, ungramatiſche Wortfuͤ⸗
gung. Beyſpiele dazu ſind nicht ſchwer zu finden.
22) Sremde Idiomen.
— Du bift Eein Sünder geboren..
. V, 428.
Hr. H: erinnert, daß es leicht wäre biefe Kom der
callidae iundurae noch zu vermehren. Liebers
haupt aber erhelle, daß fie fo viel heiße, als Abweis
dung von ber gewöhnlichen und einfachern Art bes
Ausdrucks, ohne Die Anmuth ber Jeichtigfeit und
Deutlichkeit gar zu fehe zu vernachläfligen. Sha⸗
keſpear, dem es hierinnen meift gelungen ift, wird
doch zuweilen eben auch dadurch ſchwer, dunkel und
unnatärlih. Andere haben fo viel Geſchicklichkeit
ober fo viel Glück, als er, nicht gehabt; um bie Mit⸗
te des vorigen Jahrhunderts war es in England
gemein, die Beywoͤrter bis ins Unendliche zu); haͤu⸗
fen, worüber eine fatirifhe Scene aus. Shirleys
Chances or Lqve in a Maze angeführt wird.
Daß bey folgenden Stellen Horazens Hr. H. viel
Gelegenheit hat, fiber griechifche und ebmifche Traus
erfpiele und auch bramarifche Werfe Betrachtungen
anzuſtellen, ift leicht zu erachten. Das Gefallen an
Späfesgebichten leitet er daher, weil ſie drey herr⸗
ſchenden
und an den Auguſtus. 267
ſchenden Trieben der menſchlichen Natur gemaͤß ſind,
ber Liebe zur Ruße, ber Liebe zur Schönfeit und
dem moralifchen Gefühle. So angenehm aber
dieſe Vorfteflungen für fich find, fo findet doch der
gute Geſchmack Feinen Wohlgefallen daran, wenn
fie nicht in der Dratur und Wahrheit einigermaßen
gegründet find, und wenn fie nicht Iehereich find, -
oder das Herz interefliren, machen fie fhwachen
Eindruck. Dieſes Hat ihre unterfchiedene Kors
men veranlaßt. Theofrit gab feinen Gemälden
Realitaͤt oft mit rauhen Pinfelftrichen, Virgils
Schäfer find anftändiger, und er macht feine Bob
flellungen zu Vehikeln des hiftorifchen, felbft des
philoſophiſchen UUnterrichts. Spenſer verband mit
der kunſtloſen und gar zu natuͤrlichen Zeichnung des
Griechen, des Lateiners verſtellte allegoriſche Abſicht;
aber dieſe raͤthſelhafte Wendung und Verfeinerung
vertrug ſich nicht mit der Einfolt des laͤndlichen
Charakters und raubte einen großen Theil des Vers
gnügens, welches dieſe malerifchen Gedichte gewaͤh⸗
ren follten. Taſſo machte Bas Schaͤfergedicht
zum Schauſpiele, und Shafefpear gab im Engli⸗
ſchen die erften Muſter einer Sartung; die der Schäs
ferpoefie ähnlich waren, im Wintermährchen, Wie
es euch gefällt, u.a. d. Fletſcher nahm fich im
Ernſte vor den Italiaͤner nachzuahmen , doch mit
Ruͤckſicht auf den Engländer, in ſeiner treuen Schoͤ⸗
ferinn: er uͤbertrifft den erſten an Mannichfaltigkeit
der Gemälde und Schönheit der Scene, und ſteht
nur unter dem lesten in der Wahrheit der Sitten
dung,
⸗
und einer gewiſſen originalen Anmuth der Erfin⸗
a6 Horazens Epiſteln an die Pifonen,
dung, welche durch Teine Nachahmung erreicht wer⸗
den kann. Ben Johnſon uͤbertraf ſich ſelbſt in
dem Fragmente ſeines traurigen Schaͤfers; Mil
son ſchloß den Zug mir feinem Comus, der in feir
nen laͤndlichen Gemälden beynahe die. Natur und
Simplicität des Shakeſpeqr und Fletſcher er⸗
reichte, und in ber Neinigfeit und Schoͤnheit des _
Ausdrucks den. Taſſo übertraf. Shakeſpears
Geſchmack, oder vielmehr ſein gluͤckliches Genie war
bewundernswuͤrdig. Statt der tiefen tragiſchen
Miene des Taſſo die.man überall nachahmte, und
geiner bis zum Aleberdruffe fortgefegten Durchfuͤh⸗
zung des Schäfertons durch fünf Afte, brauchte er
dieſe lachenden Bilder nur bloß ſeine komiſchen
Scenen zu bereichern. Er ſah vermuthlich ein, daß
der Innhalt der Schäferpoefje Feine tragiſche Ein⸗
kleidung vertruͤge, und machte ſich das Syſtem · der
Feenmaͤhrchen zu Nutze, welches bie Stelle ber al⸗
‚son Waldgoͤeterlehre auf eine fo natuͤrliche Art ey
fest. Wenn alfo Tafjo.bie Ehre hatte das eigens
lich fo genannte Schäferfpiel gu .erfinden, fo hat
Shakeſpear bie gehörige Anwendung der Schäfers
moeſte gezeigt... So ſchmeichelnd fir auch für bie.
Kinbildungsfrafe ift, fo wird fie doch der gute Ge⸗
ſchmack ſchwerlich dulden koͤnnen, außer in einem
rurzen Dialog oder in einigen dramatiſchen Scenen,
and in diefen bloß in fo fern ald fie dazu dient, die
- „Charaktere zu entwickeln unb die Ausführung des
Hauptinnhalts zu befördern. Wem diefes Urtheil
‚Aber die Schäferpoefie zu ftrenge vorkoͤmmt, den ers
innert Hr. H. an bie Art, wie Cervantes fein -
F Buch
m— — — — — r— — — — — — — — — — — — — — — — —— — — — —
Tg m —— —— 7
n
-
uͤnd an den Auguſtus. 269
Bud endiget: mit dem Entwürfe des Rieters und
des Stallmeiſters, Schaͤfer zu werden, welches ein
offenbarer Spott uͤber den Hang dei damaligen
Zeiten zu Schäfergebichten ift, welche auf die-Rits
terbuͤcher folgten. Von ven Franzoſen ſagt Hr. H.:
Wenn dieſe Nation nicht von allen europaͤiſchen Voͤl⸗
fern am meiften unpoetiſch ift, fo iſt ſie doch we⸗
nigſtens, wenn ich fo reden darf am meiſten unpa⸗
. ftoralifch. (Was werben zu dieſem Ausfpruchd
die franzfifchen Marquis, und die deutſchen Cha⸗
peaur fagen?) Fontenellens Abhandlung von der
Schaͤferpoeſie ift nach feinen Gedanken nur immer
noch leidlicher als feine Schäferporfien.
Nach den -Anmerfungen über Horazens
Dichtkunſt, folge‘ die Epiftel an den Auguſtus, auch
mit Kommentar und Anmerfungen. Diefes Wert -
Horaʒjens if eine Bertheidigung der Dichter ſeiner
JZeit, gegen den verderbten Geſchmack ihres Feitals
tets. Den vierten Vers, Si longo fermone
m. fi. hat man als eine Mechtfertigung roegen def
Kuͤrze viefer Epiftel angefehn, und doch iſt fie eine
von Horazens laͤngſten. Daß- Horaz biermit
fagen wollte, wie Dacier meyne: Er Habe ſie noch
viel länger machen koͤnnen; waͤre eine Vertraulich⸗
keit, die ſich gegen den Auguſt wohl eben nicht
ſchickte. Hr. H. verfteht alfo unter Sermone
nicht das - Ganze der Epiftel, fordern nur die Eins
leitung, und fo wäre Horazens Meynung, den
Kaifer nicht mit einer langen Vorrede aufzuhalten,
fonvern gleich zur Sache zu fommen. Das. Ganze
son der Sache ſelbſt konnte als eine oͤffentliche An⸗
gelegen⸗
270 Horazens Epifteln an die Pifonen,
gelegenheit der Länge nach auf bed Kaifers Aufmer®
famfeit Anſpruch machen ; das Ceremoniel des Eins
ganges abzukuͤrzen erfoderte das gemeine Beſte.
(Alfo entfchuldigte nah Hr. H. Gedanken Horaz
fi) mic des römifchen Reichs dringender Nothdurft,
Daß er in einem poetiſchen Briefe den Auguſt
nicht pleniffimis titulis anredet: Allerdurchlauche
tigfter, Großmaͤchtigſter, Unuͤberwindlichſter Kai⸗
ſer, Allergnaͤdigſter Herr; Ew. Kaiſ. Maj. geru⸗
ben in allerhoͤchſten Gnaden ſich unterthaͤnigſt vor⸗
tragen zu laſſen, welchergeſtalt Dero treugehorſam⸗
ſte Unterthanen, die Poeten, in Ew. Kaiſ. Maj.
Reſidenz Rom und mehrern dem H. R. R. ine
corporirten Provinzen,/ u. ſ. f. Daß übrigens nach
Sen. H. Ausſpruche der Roͤmer Geringſchaͤtzung
ihrer Dichter eine Öffentliche Angelegenheit geweſen,
für die Horaz des Kaifers Aufmerkſamkeit der ganz
zen Länge nach erwarten koͤnnen, möchte zwar mans
hen unferer Dichter, nach der Wichtigkeit die fie if
ron Werfen zufchreiben, nicht unglaublich feyn; aber
Horaz dachte ſchwerlich fo, wenigftens von feinen
eignen Werfen, die er bem Kaifer nur wollte vorge⸗
legt haben:
Si validus, fi laetus erit, fi denique poſcet.
Alfo ift nicht vermutlich, daß er den fehlechten Ser
cſchmack der Nömer für ein Neichsgebrechen wird
angeſehen haben, bem ber Kaiſer vermoͤge allerhoͤch⸗
ſter Gewalt abhelfliche Maaße leiſten muͤſſe.)
Nach Hr. Hurds Anmerkungen uͤber dieſe
Epiſtel folgen des Hrn. Lieberfegers feine, uͤber bey⸗
de Epiſteln. Sie zeigen nicht nur von Hrn. Prof.
Efchens
—
| und.an den Auguſtus. 271
Eſchenburgs ſchon befannten kritiſchen Einfichten,
ſondern auch von vieler Beleſenheit in Horazens
Erklaͤrern und andern zu gegenwaͤrtiger Abſicht ge⸗
börigen Schriftſtellern. Daß von der Epiſtel an
die Pifonen der größte Theil die Schaubuͤhne bes
treffe, und wenn man will, die römifche, in fo fern
berfelben Berbeflerung allerdings tem Dichter ange⸗
legen feyn mußte, gefteht Hr. Prof. E. dem Enge
länder zu, mit ber Erinnerung, daß ſolches die meis
ften Ausleger ſchon eingerdume Bären. Aber daß
alle Regeln, welche offenbar andere Dichtungsarten
betreffen, bloße Erläuterungen und Beyſpiele zur
dramatiſchen feyn follten, das läuft wider ven Aus
genſchein. Zu Hr. Hurds Unterfuhung von dem
| Bergnügen, das uns fchmerzhafte Empfindungen
beym Trauerfpiele geben, fügt Hr. E. noch viel lehr⸗
reiches Hinzu. Sim 185 V. hat man coram populo
Burchgängig von den Zufchauern verftanden; wahr⸗
ſcheinlicher geht e8 auf den Chor. Es war noch
den Augen biefes verfammleten Volkes vorgehen zu
laſſen, das.an der Handlung Theil nahm, und bey
folchen Borfällen unmöglich einen müßigen Zufchaus
er hätte abgeben Fönnen. Ein merfwürbiges Bey⸗
fpiel von diefer Sorgfalt der alten Dichter in Abs
ſicht auf den Chor giebt des Sophofles Ajar Mar
ſtigophorus. Ein Vote unterrichtet den Chor von
dem Ausfpruche des Kalchas, daß Ajar den Tod zu
erwarten babe, warn er diefen Tag aus feiner Zeile
gehe. Er iſt fon ausgegangen, dieß bejammert
ber Ehor und cheilt ſeine Beſorgniß der Tekmeſſa
mit,
weit unnatuͤrlicher dergleichen Grauſamkeiten vor
272 Horazens Epifteln an die Piſonen, |
mit; die darüber in aͤußerſte inruße geräch, ben’ |
Chor um Huͤlfe bittet, und ihn theilweiſe an unter
ſchiedene Derter gehen Heißt, mit ihr den Ajar aufjus
ſuchen. Der Chor gehorcht ihr, und wird auf dieſe
Art von der Bühne entfernt, wo Ajar 'erfcheint,
und fein Selbſtgeſpraͤch und die pathetifchen Apo⸗
ftrophen, welche er in der Unterwelt fortfegen will,
vurch den Selbſtmord unterbricht. Erſt nach dies
ſem Vorfalle koͤmmt der Chor theilweiſe zuruͤck und
beklagt nach erhaltner Rachricht von dieſem Tode,
enter andern auch den Umſtand, daß er bey feiner
Ermordung allein und ohne alle Freunde geweſen iſt,
die ihn ‚Härten retten koͤnnen. Alſo ift es ohne
Grund, wenn man, wie bie meiſten franzoͤſiſchen
Runfteichter, die Ermordungen auf ber Bühne, mit
dem Verfahren ver alten Dichter und gegenwärs
tiger horaziſchen Worfchrift beftreitet. Der Grund
der letztern Tag, fo wie bey ben meiften mechanifchen
Regeln des alten Theaters, in deffelben Einrichtung,
und findet ben der veränderten Beſchaffenheit unfes
ver heutigen Bühne nicht mehr ſtatt. Dieſer
Anmerkung, fhließt Hr. E., wird es noch mehr Ges -
wicht geben, wenn ith hinzufege: daß es Hr. Leſ⸗
fing ift, welcher mich zuerſt auf Diefelbe aufmerk⸗
ſam gemacht hat. Die Vorfcheift: nec quarta
|
⸗
loqui perſona laboret, verſteht Hr. Prof. E.
fo: man ſoll nicht vier Perſonen, die an der Hands
lung alle gleich ftarfen Ancheil haben, in einer Sce⸗
ne zugleich reden laffen. Der Antheil an ber Lins
terredung wird dadurch zu fehr vertheilt, es koſtet
ſchon Mühe das Geſpraͤch unter drehen fo abwech⸗
| | fein
uund an den Auguſtus. 273
ſeln zu laſſen, daß feine muͤßig bleibt. Dieſe An⸗
merkung hat auch der Verfaſſer der Miß Sara
Samſon und ver Emilia Galotti bey feinen Aus⸗
arbeitungen in der Natur gegründet gefunden, Die
Gründe die Hr. Hurd und ber Abbeꝰ Vatry ans
fuͤhren, daß man den Chor wieder in unſre Trauer⸗
ſpiele aufbringen ſollte, entkraͤftet Hr. E. Die At,
wie Hr. H. den Eingang der Epiſtel an den Au⸗
guſt erklaͤrt, nennt Hr. E. fein und ſinnreich,
glaubt aber, es finde noch eine andere vielleicht na⸗
türlichere ſtatt. In dem Leben des Horaz, das
man indgemein dem Sueton zufchreibt, wird ans
geführt, Auguft habe es dem Horaz verwiefen,
daß der Dichter Feines feiner Werke an ihn richte,
Alfo fönnte der erwaͤhnnte Eingang wohl eine Ent⸗
ſchuldigung ſeyn, daß er keinen feiner Sermonen
er Laͤnge wegen an den Kaiſer richte.
Zweyter Band.
Dieſer enthaͤlt vier Abhandlungen des Englaͤn⸗
ders. Lieber den Begriff von der Poeſie überhaupt,
bie verfchiebenen- ‚Gebiete der Dramatifchen Poeſie,
bie poetiſche Nachahmung, und die Kennzeichen ber
Nachahmung. Ihnen folgen auch Anmerfungen
des Lieberfegerd. Unter der Poefie, als eine Kunſt
betrachtet, verftcht Hr. H. diejenige Art oder Mes
thode ein Subject zu behandeln, welche uns bas
meifte Vergnuͤgen und Wohlgefallen gewährt. Bey
allen übrigen Gattungen der Schreibarr und Com⸗
poficion, iſt das Vergnügen dem Mugen unterges
orbnet; nur bey der Poefie ie allein, iſt das Vergnuͤ⸗
IT. Bibl.X XV. B. St. S gen
274 Horazens Epifteln an die Pifonen,
gen der Endzweck, dem fi ch der Nutzen ſelbſt, wern
er gleich aus gewiſſen Urſachen allemal zum Bor
. wande gebraucht wird, unterwerfen muß,
Herr Efchenburg 'gefteht‘ den angegebenen
Zweck zu, nenne aber mit Nechte die bengebrachte
. Erklärung böchft mangelhaft und unbeſtimmt.
Wen fallen nicht gleich die Tragen ein: Wie bes
Handelt die Poefie ein Subject? Was für eine
Art des Vergnuͤgens har fie zum Zwecke? denn
Dergnügen zum Zwecke zu haben, iſt ihr mir allen
Schönen Künften gemein. Hr. E. fest daher ſtatt
Diefer Erklärung Hr. Sulzers feine, die Poeſie fey
die Kunſt, den WBorftellungen. welche unter den
Ausdruck der Rede fallen, nach Beſchaffenheit ber
Abſicht, ven hoͤchſten Grad der ſinnlichen Kraft zu
geben. Zu den weſentlichen Eigenſchaften der Pots
fie rcchnet Hr. Hurd Sylbenmaaß und Neim,
und äußert: ſich ſehr weitläuftig über ben letzten.
Er ſchreibt feinen Urſprung weder den Moͤnchen,
noch den Gothen oder Arabern zu, ſondern haͤlt ihn
fuͤr eine Eingebung der Natur, oder wie man fagen
kann, eine Appellation an das Ohr, in allen Spra⸗
chen, die auch gewiſſer maßen, in allen gefaͤllt; nur
kommen dieſe Zuſammenſtimmungen in einigen
Sprachen ſo oft von ſich ſelbſt vor, daß ſie eher
Ekel als Vergnuͤgen erwecken, und daher von guten
Schriftſtellern nicht geſucht, ſondern ſorgfaͤltig ver⸗
mieden werden. In andern Sprachen hingegen
wie in alle den neuern, wo dieſe Zuſammenſtimmun⸗
gen nicht ſo haͤufig ſind, und die Quantitaͤt der
Sylben nicht fo deutlich bemerkt wird, daß daraus
. von
und an ben Auguſtus. 275
von ſelbſt ein harmoniſches Sylbenmaaß und eine
muſikaliſche Mannichfaltigkeit entſtuͤnde, war es
nothwendig, daß die Dichter ihre Zuflucht zum Rei⸗
me nehmen mußten, oder irgend einem aͤhnlichen
Huͤlfsmittel z. E. der Alliteration. Daher kann
die franzoͤſiſche Poeſie nicht ohne Reim beſtehen; ſo
wie bie italiänifche und englifche, welchen der Ueber⸗
ſetzer Die Deutfche beyfügt, burd) den Reim nur vers
ſchoͤnert wird. Diefe Sprachen fagt Hr. H. ſind
von Natur wohlklingender und harmoniſcher als
die franzoͤſiſche, und koͤnnen daher alle Melodien des
Schalls, welche man in gewiſſen Dichtungsarten
erwartet, ſchon durch die Abwechslung der Ruhe⸗
punkte und die Quantitaͤt der Sylben verſchaffen;
da es hingegen in andern Dichtungsarten, die ſich
mehr dem Ohre zu gefallen beſtreben, und bey denen
dieſes Beſtreben, wenn der Leſer oder Zuhoͤrer es ge⸗
wahr wird, nicht beleidiget, dienlich ſeyn kann, oder
vielmehr in dieſen Sprachen ein Geſetz wird, ſich
des Reimes zu bedienen. So werden im Engli⸗
ſchen, die Trauterſpiele gewöhnlich in reimloſen Ver⸗
ſen geſchrieben; epiſche und lyriſche Gedichte hinge⸗
gen gefallen am meiſten, wenn ſie gereimt ſind.
Milton ſcheint hier eine Einwendung zu machen.
‚ Aber, wenn man einige gelehrte Leſer ausnimmt,
bie fich gar zu bald, durch ihre Bewunderung der
griechifchen und lateinifchen Sprache, und vielleicht -
noch mehr durch das gemeine Borurrheil vom Lirs
fprunge der Reime aus den gothifchen oder Moͤnchs⸗
zeiten haben einnehmen laſſen; ſo wuͤrden, nad) Hrn.
I. Diregnung,[alle übrigen, an biefem Dichter weit
©. mehr
\
276 Hotazend Epifteln an bie Pifonen,
mehr Vergnügen finden, wenn er außer feiner Ab⸗
wechslung des Nuhepunftes, -und der abgerneffenen
‚Quantität, feinen poetiſchen Mumerus mit dem
Reime bereichert hätte. Die englifche Komödie wirb -
freylich meiftens in Profe gefchrieben, aber mehr
aus Trägheit oder fchlechtem Gefchmade der Dich
ter, als auß irgend einer andern erheblichen Lirfache.
Ein leichter und freher Jambe, würde ſich für fie
ſchicken, in welchen bie englifche Sprache von Nas
tur ſchon im Geſpraͤche des Umgangs zu verfallen
pflege, wovon er auch verfchiebene Venipiele in ben
- alten und beften englifchen Dichter für die komi⸗
fche Wühne giebt. Hr. Efchenburg fat in dieſen
Gedanken unterſchiedenes zu berichtigen. Er haͤlt
die Abſtammung des Reims aus dem Arabiſchen,
und den erſten haͤufigen Gebrauch deſſelben in den
Zeiten ber wiſſenſchaftlichen Barbarey für ausge:
macht, und ſucht den Grund, warum ſich die Alten
des NMeims nicht bedienten, nicht in der oftmaligen
Wiederkehr der Zufammenftimmungen, fondern in
dem beſtimmten Spibenmaaße, bey dem ein ander
Befoͤrderungsmittel des Wohlklanges entbehrlich
war. Der franzoͤſiſchen Sprache iſt der Reim
noͤthig, weil ihr die Inverſion, und ein zulänglis
cher Unterſchied des profaifhen und poetifchen Aus⸗
Drucks mangelt. In allen neuern Sprachen ift
der Meim eine Annehmlichkeit für Das Ohr; wo⸗
durch manche, beſonders Pleinere Dichtungsarten
ihren Reiz ungemein erhöhen fönnen. Aber in
manchen poetifchen Gattungen, der epifchen und dra⸗
matiſchen vornehmlich, wuͤrde dieſer Reiz dem durch
\ andre |
| ‚, und an den Augnſtus. 277
anbre Gegenftände fortgeriſſenem Geiſte , und ſelbſt
dem Gehöre, das dem Geiſte in feinem Fluge folgt,
kaum merklich, oder gar ſtoͤrend und hinderlich ſeyn.
In der dramatifchen Gattung koͤmmt noch dazu,
daß ſchon das Sylbenmaaß, geſchweige denn der
Reim, mit einem leichten und natuͤrlichen Tone des
Dialogs nicht wohl beſtehen kann.
Die zweyte Abhandlung, zaͤhlt folgende Oat⸗
tungen der dramatiſchen Poeſie: Tragoͤdie, Komoͤ⸗
die, Poſſenſpiel. Tragoͤdie ſoll Leidenſchaften des
Mitleids und der Furcht erregen, Komoͤdie das Ges
fuͤhl des Vergnuͤgens, welches aus einem Anſchauen
der Wahrheit der Charaktere entſteht, und vornehm⸗
lich ihrer ſpecifiſchen Verſchiedenheiten; das Poſſen⸗
ſpiel hat zum einzigen Zwecke Gelaͤchter zu erregen.
Daraus leitet Hr. H. her; daß bey ber Traqgoͤdie,
Handlungen, nicht Charaktere, der vornehmſte Ge⸗
genſtand ſind; dieſe Handlungen erheblich, und die
Perſonen von vorzuͤglichem Range ſeyn muͤſſen. Das
Segentheil dieſes Alles gilt von der Komoͤdie. Die
uaͤbertriebenen Verwickelungen ſpaniſcher Komoͤdien,
welche auch ſonſt von Franzoſen und Englaͤndern
ſind nachgeahmt worden, hindern den eigentlichen
Zweck der Komoͤdien, ziehen durch ihre uͤberraſchen⸗
den Wendungen von den Charakteren gaͤnzlich ab und
benehmen ſelbſt alle Gelegenheit dieſe Charaktere ins
Licht zu ſetzen und zu entwickeln. Denn die Schau⸗
ſpiele von allerley Charakteren befinden ſich in gleich⸗
gluͤcklichen Umſtaͤnden, und in gleicher Verlegen⸗
heit, wenn die Werkzeuge zu Ausführung ihrer Abs.
rare bloß unfichre Zimmer, finftre Eingänge,
3 vers
278 Horazens Epiſteln an die Piſonen,
verſtellte Kleider, und Strickleitern ſind. Die ko⸗
miſche Verwickelung, muß freylich durch Betrug
bewerkſtelligt werden. Die ſpaniſche Schaubuͤhne
thut es dadurch, daß ſie den Zuſchauer durch ſeine
eigne Sinne betruͤgt, Terenz und Moliere taͤuſchen
ihn durch ſeine Leidenſchaften und Gemuͤthsbewe⸗
gung. Dieß iſt die rechte Methode; denn durch
die erſte Art des Betrugs wird der Charakter nicht
ins Licht geſett / bey ber zweyten bingegen thut ber |
Charakter alles.
In der dritten Abhandlung werben folgende
beyde Fragen unterfucht: 1) Ob diejenige Gleiche
förmigfeie in: Gedanken oder Ausdruͤcken zwiſchen
zwey Schriftftellen aus verfchiedenen Zeiten, welche
wir Nachahmung nennen, fich nicht meiftentheils,
mit ziemlicher Wahrfcheinlichkeit, aus allgemeinen
. Urfachen erklären laffe, die ihren Grund: in unferer
gemeinfchaftlichen Natur Baben, das heißt: aus
ber Ausübung unferer natürlichen Fähigkeit an ſolchen
Gegenſtaͤnden, die allen Beobachtern gemeinfchafts
lich vor Augen liegen. 2) Ob fih in dem Falle,
_ wenn die Nachahmung offenbar iſt, irgend ein ges
wiſſer und nothwendiger Schluß zum Diachrheile des
natürlichen Genies des Nachahmers machen laſſe.
Der erfte Abſchnitt der Beantwortung diefer Fra⸗
gen fängt mit der Erinnerung an, daß die ganze
Poefie eigentlich Nachahmung if. (Nachah⸗
mung der Natur, niche eines Schriftſtellers.
Daß Herr Yurd Hier von einem Base, der das |
Wort in der erften Bedeutung ninmt, aus⸗
hohlt, eine Frage zu beantworten, bey welcher Die
| andere
274 Horazens Epifteln an die Pifonen,
gen der Endzweck, dem ſich der Nutzen felbft, wenn
er gleich aus gewiſſen Urſachen allemal zum Vor⸗
wande gebraucht wird, unterwerfen muß.
Herr Efchenburg geſteht den angegebenen
Zweck zu, nenne aber mie Rechte die beygebrachte
. Erklärung hoͤchſt mangelhaft und unbeftimmt.
en fallen nicht gleich Die Fragen ein: Wie be⸗
handelt die Poefie ein Subject ? Was für eine
Art des Vergnuͤgens har fie zum Zwecke? denn
Dergnügen zum Zwecke zu haben, ift ihr mit allen
ſchoͤnen Künften gemein. Hr. E. fest daher ftadt
diefer Erklärung Hr. Sulzers feine, die Poefie fey
die Kunft, den Vorſtellungen welche ımrer den
Ausdruck der Rede fallen, nach Beſchaffenheit der
Abſicht, den hoͤchſten Grad der ſinnlichen Kraft zu
geben. Zu den weſentlichen Eigenſchaften der Poes
fie rehnee Hr. Hurd Sylbenmaaß und Reim,
und äußert: ſich ſehr weitläuftig über den letzten.
Er ſchreibt ſeinen Urſprung weder den Moͤnchen,
noch den Gothen oder Arabern zu, ſondern haͤlt ihn
fuͤr eine Eingebung der Natur, oder wie man fagen
kann, cine Appellation an das Ohr, in allen Spra⸗
chen, die auch gemwiffer maßen, in allen gefällt; nur.
„kommen dieſe Zufammenftimmungen in einigen
Spraden fo oft von fich ſelbſt vor, baß fie eher
Efel als Vergnuͤgen erwecken, und daher von guten
Schriftſtellern nicht gefucht, ſondern forgfältig vers
mieben werben. In andern Gprachen hingegen
wie in alle den neuern, wo diefe Zufammenftimmuns
gen nicht fo Häufig find, und die Quantität der
Sylben nicht fo deutlich bemerkt wird, daß daraus
’ ' gr von
-
und an den Auguſtus. 275
von ſelbſt ein harmoniſches Shylbenmaaß und eine
muſikaliſche Mannichfaltigkeit entſtuͤnde, war es
nothwendig, daß die Dichter ihre Zuflucht zum Rei⸗
me nehmen mußten oder irgend einem Ähnlichen.
Hilfsmittel z. E. der Alliteration. Daher kann
die franzöfifche Poefie nicht ohne Reim beftehen; fo
wie die iraliänifche und englifche, welchen der Lieber ,
ſetzer Die Deutſche beyfügt, burch den Heim nur vers
fchönert wird. Diefe Sprachen fage Hr. H. find
von Natur wohlflingender und barmonifcher als
die franzöfifche, und Fönnen daher alle Melodien des
Schalls, welche man in gewiſſen Dichtungsarten
‘erwartet, fehon durch die Abwechslung der Ruhe⸗
punfte und die Quantität der Sylben verfchaffen ;
da es hingegen in andern Dichtungsarten, die ſich
mehr dem Ohre zu gefallen beftreben, und bey denen
diefes Beftreben, wenn der Leſer oder Zuhörer es ges
wahr wird, nicht beleibiget, dienlich ſeyn fann, oder
vielmehr in diefen Sprachen ein Gefes wird, ſich
bes Neimes zu bedienen. Go werben im Engli⸗
fehen, die Tratierfpiele gewöhnlich in reimlofen Vers
fen geſchrieben; epifche und Iyrifche Gedichte hinge⸗
gen ‚gefallen am meiften, wenn fie gereimt find.
Milton fcheint Hier eine Cinwendung zu machen.
‚ Aber, wenn man einige gelehrte Leſer ausnimmt,
die ſich gar zu bald, durch ihre Vewunderung der
griechiſchen und lateiniſchen Sprache, und vielleicht
noch mehr durch. das gemeine Vorurtheil vom Ur⸗
fprunge der Reime aus den gothiſchen oder Moͤnchs⸗
zeiten haben einnehmen laſſen; fo würden, nad) Hrn.
H. M Tegmung,[alle übrigen, an ef Dichter weic
©. mehr
276 Hotazend Epifteln an die Pifonen,
mehr Vergnügen finden, wenn er außer feiner Abs
wechslung des Nuhepunftes, -und der abgemeflenen
Quantität, feinen poetiſchen Mumerus mit bem
Reime bereichert hätte. Die englifche Komoͤdie wird
freylich meiſtens in Profe gefchrieben, aber mehr.
aus Trägheit oder fhlechtem Geſchmacke der Dich⸗
ter, ald aus irgend einer andern erheblichen Lirfache.
Ein leichter und freger SJambe, würde ſich für fie
ſchicken, in welchen bie englifche Sprache von Na:
tur ſchon im Geſpraͤche des Umgangs zu verfallen
pflege, wovon er auch verſchiedene Beyſpiele in den
- alten und beften englifchen Dichter für die fomis
ſche Bühne giebt. Hr. Efchenburg fat in dieſen
Gedanken unterfchiedenes zu berichtigen. Er haͤlt
die Abſtammung des Reims ans dem Arabifchen,
und den erften haͤufigen Gebrauch dejlelben in den
Zeiten der wiflenfchaftlichen Barbarey für ausges
macht, und fucht den Grund, warum fich die Alten
des Reims nicht bedienten, nicht in der oftmaligen
Wiederkehr der Zufammenitimmungen, fondern in
den beftimmren Sylbenmaaße, bey dem ein ander
Befoͤrderungsmittel des Wohlklanges entbehrlich
war. Der franzoͤſiſchen Sprache iſt der Reim
noͤthig, weil ihr die Inverſion, und ein zulänglis
- her Unterſchied des profaifchen und poetifchen Aus⸗
drucks mangelt. In allen neuern Sprachen iſt
der Meim eine Annehmlichfeit für das Ohr, wos
durch manche, beſonders Fleinere Dichtungsarten
ihren Reiz ungemein erbößen fünnen. Aber in
manchen poetiſchen Gattungen, der epifchen und dras
matifchen vornehmlich, wuͤrde dieſer Reiz dem durch
\ andre
— —
| ., und an den Auguftus. — 277
andre Gegenſtaͤnde fortgeriſſenem Geiſte, und ſelbſt
dem Gehoͤre, das dem Geiſte in feinem Fluge folgt,
kaum merklich, oder gar ſtoͤrend und hinderlich ſeyn.
In der dramatiſchen Gattung koͤmmt noch dazu,
daß ſchon das Sylbenmaaß, geſchweige denn der
Reim, mit einem leichten und natuͤrlichen Tone des
Dialogs nicht wohl beſtehen kann.
Die zweyte Abhandlung, zähle folgende Gas
tungen der dramatiſchen Poeſie: Tragödie, Komoͤ⸗
die, Poffenfpiel. Tragödie foll Leidenfchaften des
Mitleids und der Rurcht erregen, ! Komoͤdie das Ges
fühl des Vergnuͤgens, welches aus einem Anſchauen
der Wahrheit der Charaktere entſteht, und vornehm⸗
lich ihrer fpecififchen Verfchiedenheiten; das Poſſen⸗
fpiel hat zum einzigen Zwecke Gelächter zu erregen.
Daraus leitet Hr. H. ber; daß bey der Tragödie,
Handlungen, nicht Charaktere, der vornehmſte Ges
genſtand find; dieſe Handlungen erheblich, und Die
Perfonen von vorzüglichem Nange feyn muͤſſen. Das
Segentheil diefes Alles gilt von der Komödie. Die
übertriebenen Verwickelungen fpanifcher Komöbien,
welche auch fonft von Franzoſen und Englaͤndern
find nachgeahmt worden, Kindern ben eigentlichen
Zweck der Komödien, ziehen durch ihre uͤberraſchen⸗ |
den Wendungen von den Charakteren gänzlich ab, und -
benchmen felbit alle Gelegenheit dieſe Charaftere ind
dicht zu fegen und zu entwickeln. Denn bie Schaus
fpiele von alerley Charakteren befinden fich ingleihe
glaͤcklichen Umſtaͤnden, und in gleicher Verlegen⸗
heit, wenn bie Werkzeuge zu Ausführung ihrer Abs.
fihten bloß unfichre Zimmer, finftre Eingänge,
S 3 vers
278 Horazens Epifteln an die Pilonen,
verſtellte Kleider, und Strickleitern find. Die fos
miſche Verwickelung, "muß freylich durch Betrug
bemwerkftellige werden. Die fpanifche Schaubühne
thut es dadurch, daß fie den Zufchauer durch feine |
eigne Sinne beträgt, Terenz und Moliere täufchen
ihn durch feine Leidenſchaften und Gemuͤthsbewe⸗
gung. Dieß iſt die rechte Methode; denn durch
die erſte Art des Betrugs wird der Charakter nicht
ins LLicht gefege, bey der zweyten hingegen thut der
Charakter alles.
In der dritten Abhandlung werden folgende
beyde Fragen unterſucht: 1) Ob diejenige Gleich⸗
foͤrmigkeit in ⸗Gedanken oder Ausdrücken zwiſchen
zwey Schriftſtellen aus verſchiedenen Zeiten, welche
wir Nachahmung nennen, ſich nicht meiſtentheils,
mit ziemlicher Wahrſcheinlichkeit, aus allgemeinen
Urſachen erklaͤren laſſe, die ihren Grund in unferer
4
gemeinſchaftlichen Natur haben, das heißt: aus
ber Ausübung unferer natürlichen Fähigkeit an folchen
Gegenſtaͤnden, die allen Beobachtern gemeinfchafts
lich vor Augen liegen. 2) Ob fih in vem Kalle,
wenn die Nachahmung offenbar ift, irgend ein ges
wiſſer und nothwendiger Schluß zum Nachteile deb
natürlichen Genies des Nachahmers machen laſſe.
Der erſte Abſchnitt der Beantwortung dieſer Fra⸗
gen faͤngt mit der Erinnerung an, daß die ganze
Poeſie eigentlich Nachahmung if. (Nachah⸗
mung der Natur, nicht eines Schriftſtellers.
Daß Herr Hurd hier von einem Satze, der das
Wort in der erſten Bedeutung nimmt, auss
hohlt, eine Frage zu beantworten, bey welcher Die
| andere
und an den Auguſtus. 279
anbere Bedeutung ſtatt findet, giebt fuͤr feine lo?
giſche Scharfſinnigkeit eben Fein großes Vorur⸗
heil. Dalu iſt die Poefie oft nice Nachahmung‘ '
fondern Ausdruck eigner Empfindung bes Dich⸗
. 16.) Dun theilt Hr. H. die Nachahmungen in
Originale und Fopirte ein, und halt beyde zu unters
fiheiden fuͤr ſchwer. Denn 1) außer dem angenom⸗
menen Driginal (einem andern Schrifiſteller) ift der
Gegenſtand felbft dem Dichter vor Augen, und er
kann von demfelben eben das Feuer und die Lebhaf⸗
tigfeic entlehnen, und in das Stuͤck bringen, wos
durch Die erfte Kopie belebt wurde. 2) Erfann
ferner Limftände hineinbringen, die man vorher bey
dieſem gemeinfchaftlichen Gegenſtande vorben gelafs '
fen ober überfehen Hatte, und fo feiner Nachahmung
neue Vorzüge geben. 3) Er fann ein flärferes und
mehr fehöpferifches Genie befigen, und daher im
Stande feyn, mit: mehr Stärke bes Ausdrucks,
ſelbſt diejenigen Limflände zu fchildern, welche er
offenbar nachgeahmt Hat. (Wenn dieſe Erinneruns
gen ſtatt finden, fo wird der Dichter fein bloßer
Kopift eines Ändern fen, fondern nur von dem Ans
dern als feinem Lehrmeiſter lernen, bie Natur ſelbſt
zu fchildern. Sole Nachahmer find vermurhlich
alle Dichter gewefen, felbft die, bie jetzo, weil wir
ihre Vorbilder nicht mehr haben, für uns Originale
find, wie Young in feiner Schrift von den Drigie
nnalwerfen bemerkt hat. Nach dieſer Erlaͤuterung
aber ſcheint die Frage uͤber den Werth der Nachah⸗
mungen und der Nachahmier nicht fo ſchwer zu ſeyn,
als Hr. Hurd fie macht.) Herr Hurd zeigt nun⸗
S 4 mehr,
— — —— — — —
280 Horazens Epifteln an bie Pifonen,
meht, durch unterfchiedene Benfpiele, wie einerley
Gegenftand von mehr Dichtern kann gefchildere
werben, wie fich felbit einer des andern Arbeit zu
Nitzze machen kann, ohne dag deewegen einer den
andern abſchreibt.
Die vierte Abhandlung, von den Kennzeichen
ber Nachahmung, enchält meiſtens Stellen englifcher
Dichter , befonders Shakeſpears, Miltong und
Popes, "bey deren Beranlaffung Hr. H. zeigt,
wie man bie Nachahmung entvecten koͤnne. 3.€.
, wenn die Griechen und Lateiner, auch nad ihnen
. bie Provenzaldichter, die mılde Anınuch des Fruͤhe
fings erheben, feinen befruchtenden Thau, und kine
ernährenden Lüfte, fo fagen fi fie nichts anders als
was mit ihrer. eignen Erfahrung und Empfindung
übereinftimm. Wenn wir num aber eben diefe
Frage von den nördlichen, und vornehmlich von den
englifhen Dichtern hören, die vielleicht zu eben ber
Zeit von der Falten Luft des Nordoſtwindes ſchau⸗
been, wenn fie ihre Einbildungsfraft mic Diefen
-Boritellungen zu erwärmen fuchen, fo weiß man _
geroiß, daß dieſes Feine Folge der Erfahrung ſon⸗
‚dern bloß einer belebten Phantaſie ſeyn koͤnne, wel⸗
che von der angebornen Lieblichkeit dieſer auslaͤndi⸗
ſchen Bilder, und durch den geheimen unſichtbaren
Trieb der Nachahmung ‚bezaubert wird. Shake⸗
ſpear, der feinen diefer klaſſiſchen oder Provenzals
dichter in Gedanken haben Eonnte, ſchildert feinen
griechifchen, italienifchen oder provenzaliichen Fruͤh⸗
ling, fondern einen englifchen, wobey wie viele nicht
eben angenehme Charaktere antreffen, unter andern,
ſtatt
—
— ——
und an den Auguſtus. a81
hatt des Zephyrs oder Fabonius, den bleichen
Nordoſtwind, der die aufbluͤhenden Kinder des
Fruͤhlings verſehrt. Gegentheils am Schluſſe
Heinrichs des achten, laͤßt er Cranmern, in einer
prophetiſchen Rede von der Koͤniginn Eliſabeth und
Koͤnig Jakob, Ausdruͤcke aus den Pſalmen vom
Weinſtocke und der Ceder brauchen. Dieß war,
da ein Erzbiſchof redete, nicht unſchicklich, aber es
beweiſt, daß ihm die Bilder nicht eigen gehoͤrten,
daß ihm nicht die eigne Beobachtung der Ratur
ſpiche an die Hand gegeben hatte; eben wie wen
ein engliſcher Landſchaftmaler ſeine Scene mit einer
italieniſchen Luft verzieren wollte, die er vom Ti⸗
tian, nicht von der Natur kopirt hätte.’ Alſo ent⸗
deckt hiedurch Hr. H. ein ficheres Kennzeichen ber
Nachahmung, wenn die Eigenthimfichfeiten
des einen Dimmelsftriche einem andern bey .
gelegt werden. (Dieſes Kennzeichen ift ſchon
lange in einem befonbern Falle von. Leuten bemerkt
worben, von denen freylich die jegigen Kunſtrichter
ver ſchoͤnen Wiſſenſchaften, nichts zu lernen wiſſen:
von den Aſtronomen. Die roͤmiſchen Dichter bes
fchreiben den Auf» und Lintergang der Sterne in
Abſicht auf die Jahrszeiten, nach bem griechifchen
Horizonte.)
Aus den angefuͤhrten Proben wirb man feßen,
daß in dieſem Buche von Hrn. Hurd fehr viel Wah⸗
res ud Brauchbares geſagt wirb, befonders von
Hrn. H. vornehmftem Segenftande ‚, dem Schaus:
ſpiele. Indeſſen muß doch der Necenfent befens
nen, daß Bu Verbeſſer ungen von Lesarten, hiſto⸗
S
5 riſchen
\
282 Horagens Epifieln an die Pifonen, .
sifchen Umſtaͤnden, oder Hr. Hurds noch ziem⸗
lich unſichere Entdeckungen uͤber die Abſicht von
Horazens Briefen und den Anfang des Briefs
an den Kaiſer u. d. g. ausgenommen, in dem was
zur Kunſt ſelbſt gehört, nichts Neues von beſonde⸗
rer Wichtigkeit vorgekommen iſt, wie er doch deſto
eher hätte erwarten koͤnnen, weil bie Kritik Der ſchoͤ⸗
nen Künfte, nie.fein Hauprgefchäfft, und viel Jah⸗
ve her nicht ein Geſchaͤffte, nur Erpoßlung, für ign
geweſen iſt. |
Ob der Recenſent richtig empfindet, wenn ihm
Des Buchs Schreibart trocken und’ langweilig vors
koͤmmt? Ob ſich nicht, was Hr. Hurd mit drey⸗
ßig Worten ſagt, mit funfzehn, eben fo deutlich,
und unterhaltender fagen ließe ? davon wirb man
aus vielen in dieſer Abſicht faft woͤrtlich abgefchries
benen Stellen urtheilen koͤnnen. Ein fpeculativee
Philoſoph würde vieleicht ohne Tadel fo fchreiben ;
ein Kunſtrichter der ſchoͤnen Wiffenfchaften, follce
aber doch auch in feinen eignen Auffägen einige Fun⸗
Zen von benen zeigen, mit benen er fich befchäfftige,
fonft erinnert er einen muthwilligen Leſer an die Leh⸗
ver der Beredtſamkeit, von denen Eicero ſagt:
Man Eönnte bey ihnen verftummen lernen. |
Herr Prof. Eſchenburgs eigne- Anmerkungen
haben ven großen Fehler, daß ihrer zu wenig find.
Man fieht leicht, daß er im Stande gewefen wäre,
ein eben fo gutes, wo nicht befleres Buch zu
fchreiben, als er überfege bar. Indeſſen ift bas
Buch bas er uͤberſetzt har, immer lehrreich genug
für Anfänger. - Für ſolche die nicht webe Anfaͤn⸗
ger
— —- oo,
‚und an den Auguſtus. 283
ger find, für Ausländer die fich Meiſter duͤnken,
haben wir Deuefche, ſchon einen Eefling.
⁊
V
Karl Wilhelm Ramlers Lyriſche Gedichte.
Berlin, bey C. F. Voß, 1772.
(Zur Fortfegung.)
De Leſer erraͤth ſchon von ſelbſt, dag wir und
nicht vorgeſetzt haben, den ganzen Charakter
unſers Dichters, ſondern nur von dieſem Charakter
einen einzigen Zug zu ſchildern. Wenn wir Ram⸗
lern als Odendichter, und beſonders als Horaziſchen
Mendichter betrachteten; wenn wir zeigten, wie er
finee Sprache einen ganz neuen Ton gegeben‘, und
fe zu der ganzen Gedrungenheit, zu dem ganzen
entzuͤckenden Wohllaute der alten römifchen erhoben;
wenn wir fagten, daß er bie Feile der Kritik mie .
einer meiſterhaften Geſchicklichkeit zu führen, unb
die Eleinften Linebenheiten, ver männlichen Gtärfe
des Ausdrucks unbefegaber, hinwegzunehmen ges
wußt; kurz, wenn wir uns auf den ganzen fpeciels
In Charakter unfers Dichters einliegen, fo würden
wir nur die Lobſpruͤche wiederholen, die ihm fchon
langſt alle Renmer, wie aus Einem Munde, geges
ben haben, Wenn wie aber befonbers fein philofos
Yhifches Verdienſt bemerken, feinen tief in die Ge⸗
284 Karl Wilhelm Ramlers
genftände eindringenden Blick, feine immer wahren,
immer gruͤndlich gedachten Ideen; ſo vollenden wir
in dem Gemaͤlde ſeines Geiſtes einen der glaͤnzend⸗
ſten Züge, und machen zugleich feine Nachahmer
und Mebenbußler auf die hoͤchſte Schoͤnheit feiner
Werke aufmerkfam, die fie bey den ihrigen ineges |
mein zu vergeflen pflegen.
Dasß Ramler fich vorteefliche Gegenftände ge
wäßle, und über dieſe Gegenſtaͤnde vortreflid ges
dacht Habe; das iſt, glauben wir, bey dem erfien
Anblicke feiner Werke ſichtbar. Nur daran moͤch⸗
ten einige zweifeln wollen, ob biefer benfende Geift
auch -originaler Geift , ober welches wohl ziems
lich einerley fagt, ob er Genie ſey? Er iſt,
önnte man fagen, von ber höchften Klaſſe der
Fe und, wenn man voll, von allen
Nachahmern, die je geweſen find, ber erſte.
Serine Ideen fallen fo natuͤrlich aus den Gegenſtaͤn⸗
den ‚hervor, find fo innig zufammen: verbunden,
find wit fo großer Vollkommenheit ausgedrückt, daß
man glauben follte, fie wären aus dieſen fpecieflen
Gegenſtaͤnden zuerſt hervorgezogen worden, fie haͤt⸗
‚ten in dieſem ganzen genauen Zuſammenhange num
von einem und eben Demfelben Kopfegebacht werben
Tonnen, fie wären von ihrem lebendigen Ausorude
ungertrennlich, und in jede andere Sprache unäbens
feslih; lauter Beftimmungen, die fonft den Oris
ginalfcgriftfteller von dem Nachahmer zu.unterfcheis
den pflegen. Aher.gleichwohl-find fo viele dieſer
Ideen ganz fihtbar aus bem Horaz heruͤbergetra⸗
gen; gieichwohl gehoͤrt auch in denjenigen Stuͤcken,
worinn die ganje Materie Namlers ift, doch die
Form
.
.
.Eyriſche Gedichte. 285°.
Form des Vortrags ohne allen Widerſpruch dem
Horaz; es iſt Horazens Art, die Gegenſtaͤnde zu
faſſen, Horazens Weiſe, die Ideen zuſammenzuord⸗
nen, Horazens Manier, ſeine Ideen auszudruͤcken.
Wir wollen dieſes einen — * ſo ganz,
wie es verſtanden wird, gelten laßen, und wollen
dann nur fragen: Was feine Leſer dabey verlieren?
Gleich zu ber erften Ode. har Ramler Hauptgedans
fen und Wendung aus dem Horaz entlehnt; aber
‚es fürcchtete ſich fo wenig vor ber Vergleichung, daß
er die nachgeahmte Ode ©. 186. felbft überfegte.
Was findet man nun, wenn-man Original und
Kopie zuſammenhaͤlt? Nicht allein den Hauptge⸗
danfen, wie ſchon ein andrer vortreflicher Kunſt⸗
richter bemerkt hat, berichtige und weiter geführt, .
fondern auch alle die einzelnen Tdeen, wodurch er
ausgebildet wird, neu, alle innigft,in feinen beſon⸗
‚ ben Segenfland bineingedacht , alle mit Horazi⸗
ſchem und faſt mehr als Horazifchem Feuer vorgetraz
gen. Man findet, obgleich alles vortreflich ift,
‚dennoch einige beſonders hervorragende Stellen, bey
denen Die Aufmerkſamkeit mit der meiften Bewun⸗
derung ſtehen bleibt, und dieſe gehörten ?”— Ganz und
gar unſerm Ramler! Alſo ift auch für denjenigen
Leſer, der Horazens Ode auswendig weiß, die Ram⸗
leriſche vom Anfange bis zu Ende neu; er verliert
durch die Nachahmund fo wenig, daß er vielmehr
gewinnt; denn er ſieht mit Erflaunen den Nömer
erreicht, den. er in allen neuern Sprachen unnach⸗
abınfidy geglaubt Hatte. — Eben fo verliert nicht
der Leſer ſondern gewinnt ‚in allen ben Oden, bie
buche
‘
| 286 ‚Karl Wilhelm Ramlers u
|
durchaus bis auf die allgemeine Form und Dianier, |
Ramlers find. Er giebt: ihm die beften Gedam |
£en, in der beſten Form, nach dem beiten Mufter.
Aber wenn biebey der Leſer an feinen Vergnuͤ⸗
gen nichts verliert, fo koͤnnte boch der Dichter an
feiner Ehre verlieren. Einmal ſchreyt nun alles
um uns ber nach Originalen; original ift der
hoͤchſte Lobſpruch, ben unſre Eritifchen Draberten nur
austheilen können; ja fie erlauben es den Schrifts
ftelern ſogar abfcheulich zu ſeyn, wenn fie nur mitten
in ihrer Abſcheulichkeit original find. Bloß um dies
fer Herren willen müffen wir die Anmerkung mas
chen: daß es doch um gewiffe Nachahmer eine ganz
eigene Sache ſey. Es giebt unter ihnen einige wes
nige, die völlig eben fo einzig find, als die Driginas
fe, denen fie nachahmen. So war Dora; unter
den Römern, und fo iſt Ramler unter den Deutjchen.
Seit der Wiederherftellung ber Wiſſenſchaften has
ben fich fo viele beeyfert, ihn im feiner eigenen und
in den neuern Sprachen zu erreichen; unter biefen
Männer, die ihn gewiß verfiunden, -gewiß feine
Schoͤnheiten fühlten, , gewiß fehr große eigne
Zalente zur Dichrfunft hatten. Auch unter uns
Deutſchen Gaben es ‚viele der größten Dichter vers
ſucht: aber wem unter allen iſt es fo gelungen,
wie ihm? Wenn jene nur Horazens Schatfen find,
ſo ift ex dagegen ber wieberaufgelebte Horaz. Dies
fes laͤßt fich ſchlechterdings nicht erflären, wo man
nicht in beyden Köpfen einerley natürliche Grunde
. anlage annimmt, und ſich Ramlers Genie wit deng
Genie des Roͤmers gleichartig. denkt; we man nicht
| feſtſetzt,
ELyriſche Gedichte, 287
| feet, daß Ramler auch ohne dieſes Mufter,
zwar nicht ganz der, der er jetzt iſt, aber doch ge⸗
wiß etwas ſehr aͤhnliches geworden waͤre. Wie
viel er nun von ſeinem Vorgaͤnger noch angenom⸗
men; ob er ohne ihn zu ſeiner ganzen jetzigen Voll⸗
kommenheit wuͤrde gediehen ſeyn, oder wie fruͤh und
wie ſpaͤt er dazu würde gediehen ſeyn; das kaun
t freylich weder Er, noch ein anderer wiſſen.
Aber ohne jene Gleichartigkeit des Genies — wir
ſagen es noch einmal — waͤre es in der That un⸗
moͤglich, daß er Horazen ſo ganz erreicht, und ei⸗
ner Sprache, die dazu gar nicht gemacht ſchien, den
ganzen originellen Ton des Roͤmers ſollte gegeben
baden, Mimme man hingegen diefe Gleichartigkeit
an, die wir freglich nicht weiter erflären koͤnnen;
nimmt man an, daß fehon Ideen und Töne in
Ramlers Seele fehliefen, die durch die Leſung feines
Horaz nur erweckt wurden; fo begreift man, mars
um er von ben Schönheiten dieſes Dichters fo tief
gerüßre vourde, warum er ſich fo innig in ihn hin⸗
‚einfeiste, warum er fid) von feiner ganzen Art und
Manier ein fo lebendiges Bild eindruͤckte, daß er
aun in feiner Sprache den ganzen Ton und Gang
des Roͤmers wieder berausbringen konnte. Dan
begreift, warum ihm Die Form deffelben fo gerecht
iſt, und er fie fo gänzlich ausfällt, als ob er fie
felbft, durch eigne freye Bewegung feines Geiftes,
ſich ausgebildet hätte. Weit gefehlt alfo, daß man
ibn unter die Klaffe ber Nachamer verftoßen follt,
erdebe man ihn vielmehr zum Range ber beiten Dris
Sinale; man mweife ihm im Tempel der Genies ‚feinen
Plag
2388. Karl Wilhelm Ramlers
Pag unmittelbar neben dem Römer an, und laffe
ihn mit diefem alle Ehre und alle Bewunderung
theilen. —
In der That kann man durch nichts, als bloß
durch Ramlers Aehnlichkeit mit Horagen , verfuche
werben, ‚ihm das größte eigene Genie zur lyriſchen
Dichtkunſt abjufprechen. Seine Werfe. sragen
ſonſt alle die unterſcheidenden Merkmale eines aͤchten
Genies an ſich, wovon das weſentlichſte der an⸗
ſchauende Blick iſt, mit dem er feine Gegenſtaͤnde
durch und durch ſieht. Man nehme, welche Ode
man wolle, und faſſe nur recht ihren eigentlichen
Geyenſtand, ſo wird man dieſe Bemerkung uͤberall
wahr finden. Wir haben unfere Urſache, warum
wir zum Beweiſe, gerade die an Delien waͤhlen.
Es iſt in einem andern Journale geſagt worden,
daß ſich dieſe Ode durch die darinn angebrachten.
Beſchreibungen ausnaͤhme; aber Ramler, deucht
uns, iſt der Mann nicht, der nur durch angebrach⸗
te Beſchreibungen zu glänzen fürchte; er, erſchoͤpft
vor allen Dingen feine Hauptidee, und eben barian,
nicht in den zufälligen Aussweichungen, liegt jedes⸗
mal die hoͤchſte Schoͤnheit feiner Werke. In uns
- free vorhabenden Ode will er Delien warnen, daß
fie ihrem geliebten Gemahle nicht untreu werbe.
Wenn er fie warnt, fo muß er ihre Tugend in Ges
fahr glauben; und diefe Gefahr muß fich aus ihrer
Gituation und aus ifren Handlungen erfennen
laſſen. Der Beſchreibung ihrer Situation find
die vier erften Strophen gewidmet:
Schöne‘ |
* Schönfte Pellat geld nusbig, ein täbtended
: Erz zu Wannen, und gleich fertig ein welſches eich
Zur Theorhe zu fingen:
Fe Du betrauerſt den Athamas,
dDer am Tajo nur dich unter den trohigen
Kriegesſchaaren, nur dich in dem gefährlichen |
gigfel ſchmachtender Jungfraun
; Und. liebfojender Frauen denkt.
he die Stirn, gürteft ein Jagdſchwerdt ku
Lenkſt mit purpurnem Zuͤgel
Den blauſcheckigen Tartargaul.
Dich begleitet Nearch von dem gefaͤllten Reh
Oder Damhirſch zuruͤck zu den Eefriſchungen
Unger fühle Plantanen,
In fein feideneg Tafeljelt.
Diefe Situation iſts, woraus der Dichten im Role -
genden die Gefahr ihrer Tugend entwicelt. Aber
ehe man weiter lieſt, bemerfe man, -wie genau al⸗
les zum Zwecke gehörig, mie fein und glücklich. bie
- Wendung fey, womit fich det Dichter Gehör zu
ſchaffen fucht. Er fängt mit dem Lobe von Delis
ens Schönheit und Geſchicklichkeit an; dann rühme
er auf eine Aufferftichmeichelnde Art, die aber. zus
Hleich der folgenden Warnung das ftärfite Gewicht
giebt, die bewährre Treue des Achamas, ben dem
die Hloße Erinnerung feiner abweſenden Gattinn
Atärfer, als alle gegenwärtigen Reize fchmachtender
Jungfrauen und liebfofender Frauen wirkt. Er
Mße nicht weniger der aufrichtigen Zderlichkeit. Des
——— St. T Gens
58yriſche Gedichte. 289
Dir den Bram zu jerftreun, deckſt bu mit mit |
14
290° Karl Wiühelm Ramlers
liens ihr volles Recht wiederfahren; fie betrauert
ben. Athamas; ſie wuͤrde vielleicht mir ihrem
Freunde nicht auf die Jagd gehn, wenn es nieht ges
fchäe, um fi) den Sram zu zerſtreun: aber
eben diefe Handlung, bie fie doch: aus Bewegungs⸗
gruͤnden treuer Liebe unternimmt, Bann ihrer Tugend
gefährlich werden. Welche wichtige Lehre liegt in
diefer bloßen Wendung verbergen! und’ wie tief
muß nicht bey der fo zärtlich vorbereiteten Delie der
Eindruck der nun folgenden Strophen dringen
Weib des treuen Gemahls, ſcheue die Dämmerung !
And das wallende Blut nach der vertrauten Jagdl
Und des Meeres und Landes
Mark und Würze dir aufgetifcht!
ind den tüdifchen Wein, det. wie das Auge des
Rebhuns röthelt, vom Blut Amors erhiget ift,
Offt die Wächter der Ungchuld .
Von der Seite der Nymphe ſchreckt:
Den verftändigen Ernſt, und die beforgte Schant,
Und den muthigen Stolz, fich gu empdren raſch,
Und die wachfame Klugheit,
Deren Aug’ indie Zukunft ſieht!
Duͤrfen wirs tinfern Leſern noch fügen, wie innlg
und wefentlich feber Zug fey? Wie der Dichter alle
Gefahr, die Deliens Tugend drohte, in ihrer Sie
tuation bemerkt und erfchöpft fabe? ie begleiter
den Nearch, nach geendigter Jagd, in fein Tafel⸗
zelt, und bleibt da in der Dämmerung Wen
vollem Lichte, wo jebe ſchwache Bewegung der Leis
denfchafe in Miene und Farbe weis eher bemerkt wird,
/
wo
2 un —
m nn
Ekyriſche Gedichte. 298.
wd jedes fogleich in des andern Auge und auf feinen
terörhenden Wangen das Bewußtſeyn einer. ftrafs
baren Wohlluft ausgedruͤckt ſieht; da empört ſich
bie weibliche Scham weit ſchneller gegen jede zu ver⸗
Trauliche Liebkoſung: aber in der Dämmerung,
und noch mehr in der Dunkelheit, verſchwindet diefe
auſſerſte Zärtlichkeit der Scham; man hat mehe
Muth zu den erften Eleinen Verwaͤgenheiten, bie
dann immer weiter und weiter gehn, bis fie endlich
ir Aufferfted Ziel erreichen. Noch bebenklicher ift
der Umſtand, daß durch bie Bewegung der Jagd
bas Blut erhitzt und alſo ſchon zu allen ungeſtuͤmen
und regellofen Bewegungen det Leidenſchaft vorbe⸗
reitet iſt. Der größte und triftigfte Sinn aber
liegt in dem einzigen Behworte: nach der vertrau⸗
ten Jagd! Nichts iſt Für die Tugend eines Frauem
zimmers gefaͤhrlicher, als wenn es ſich mit einem
liebenswuͤrdigen Juͤnglinge ſchon mehrmalen in ſol⸗
‚Sen lebhaften Situationen. befunden hat, worinn
man der ſtrengern Vorſchriften des Wohlſtandes
dergißt und weder auf feine Reden noch auf fine
Handlungen bie genaueite Aufmerſamkeit hat. Ges
rade fö eine Sikuation ift die Jagd; denn hier wirkt
das gemeinſchaftliche Intereſſe, feinen Raub nicht
zu verfehlen, viel zu lebhaft, als daß man lange
an Zuruͤckhaltung und Hoͤflichkeit denken ſollte. Da⸗
durch wird nun der ganze nachherige Umgang auf ei⸗
nen vertraulichern Ton geſtimmt, und beyde Perſo⸗
nen werden der Liebe immer näher gebracht, die
wirklich nichts, als der hoͤchſte Grad der Vertrau⸗
lichfeit iſt. Von ben benden lezten Zeilen dieſer
T 2 Stro⸗
292 Karl Wilhelm Kamlers
Strophe: Und des Meeres und Landes Marf
und Würze dir aufgetifcht, dürfen wie weiter
nichts ſagen, ba’ jeder leicht ihre Beziehung auf Des
liend Keufchheit erfennt. Nur auf ben gewählten
Ausdrud: Mark und Würze, und auf den Um⸗
fand, daß Nearch an Deliens Bewirthuüng das
Koftdarfte und Wohlſchmeckendſte wendet, was
ihm Land und Meer nur verfchaffen koͤnnen, Bitten
wir aufmerffam zu ſeyn. Wir ftehen hier ſtille,
weil wir fein Ende finden würden, wenn wir auf
eleiche Art auch die folgenden, befonders bie dritte
Strophe, die in jedem Worte einen ſo triftigen
Sinn enthält, durchgehen wollten. Aber follte
mans glauben, daß eben die Zeilen, die wir fo vor⸗
treflich gefunden, in einem freylich ſehr elenden
Journale mit der bitterften Verachtung getadelt und
- befonders die dritte Zeile, nach dem eigenen hoͤfli⸗
hen Ausdrucke des Recenſenten, unausftehlich
kahl gefunden worden? Was muß doch wohl ein
Mann, wie Ramler, denfen, wenn er fo unges
hirnte Lircheile lieſt? Muß er nicht über die Eins
falt feiner Tadler lächeln oder mitleidig bie Achfeln
zuͤcken, wenn er gleich eben fo befcyeiden ſchweigt,
als fein Sraun,
warſr⸗ baͤuriſchen Ton verhoͤhnte, noch Urtheil
und Ohren
Der ungeftitnmten Midasentel? — u"
Wir erinnern uns hier zu rechter:Zeit der bors
ref ichen Ode an Roden, als worinn dieſer Midas⸗
enkel
— — — — — — — — — — —
Lvyriſche Gedichte. 293
enkel eben erwaͤhnt wird. Dir Gegenſtand iſt hier
die Beſcheidenheit dieſes großen Kuͤnſtlers: und
wie tief iſt nicht wieder Ramler in dieſen wuͤrdigen
Gegenſtand eĩngedrungen! Andere Dichter haͤtten
uns, ſtatt aller der ſimplen und auserleſenen Ideen,
die wir bier finden, nichts.als hochtrabende allges
meine Veſchreibungen des Stolzes, oder unfchiklichs
prächtige Deklamationen über die herrliche Tugend
der Veſcheidenheit geliefert; ja vielleicht ‚harten
- fie gar’ ihre Einbildungsfraft in Unfoften gefegt,
und, Die Beſcheidenheit in fichtbarer Geſtalt vom
Olymp herabſteigen laſſen, ‚hätten dem kluͤgern Diaz
ler ihre ganze Bildung mit allen fie umflatrernden .
Grazien vorgefchildert, Hätten fie ald unzertrennlich
vom Verdienſte gezeigt, wie fie es immer Armin Arm
geſchlungen begleitete, und hätten uns dann. am
Ende eben fo Flug enrlaffen,; als wir gleich Anfangs
gekommen. waren. Ramler braucht alles diefes uns
bedeutenden Geſchwaͤtzes nicht , um feine Unwiſſenheit
u verbetgen; er kennt die Tugend der Veſcheiden⸗
beit ach ihrem innerſten Weſen, kennt ihre Quelle
beym Menſchen uͤberhaupt, und beym Kuͤnſtler be⸗
ſonders; kennt den Urſprung bes ihr. entgegengeſen
ten Kuͤnſtlerſtolzes, den er und in allen feinen feins
ſten Neufferungen bemerfen lehrt. Femme bie ſchwer
ſten und prüfendften Situafionen, woriun Die Des
ſcheidenheit eines ſich fühlenden Künftlers nur ims
mer geſezt werden kann. Kurz, wenn es jeniunden
einfiele, über ven Kuͤnſtlerſtolz ein eigenes Buch zu
fehreiben,, fo fände er in dieſer einzigen Fleinen Ode
alle wwefentliche Ideen dazu angegeben, obgleich un⸗
) 213 ent⸗
394 Karl Wilhelm Ramlers
entwickelt, und tie ed den Dichter gejiemt, ohne
Methode durch einander geworfen. Er faͤnde ſie,
ſagen wir, eben ſo gut, als er in Shakeſpears
Othello alle Data zu einer yhiloſophiſchen Schrift
über die Eyfegfucht finden würde. Da es hier ber
Ort nicht iſt, ſo ein Buch zu ſchreiben, ſo
wollen wir nur denkende Leſer mit wenigem auf die
Hauptzuͤge, und in eben ver Ordnung, wie ſie bey dem
Dichter vorkommen, aufmerkſam machen. Der
Eingang zeigt uns Roden zuerſt als Maler Melpo⸗
menens, und alſo als von ver erſten Klaſſe der hi⸗
ſtoriſchen Maler, bie wiederum unter ben übrigen
Malern die erſten find,’
Der du dem biusenden kaſat beym Dolche des grau
' bes in Purpur
, Das Antliz huͤlleſt, das dem Moͤrder lichreich
aft;
Pbilippo Sohn zu des fände sefefhten Königed
Voll Wehnrurh binfihehn © —* laut aͤchenden
Vriepet mit Drachen amwinden o Node, Reha
wenens Maler?
Er zeigt *— uns Arne als einen Künftler von ſehr
fruchtbarer Einbildungskraft ; denn welche Menge
angefangener Gemaͤlde, von denen er ſeine Aufe
merkſamkeit abwenden fol!
Werlaß bie kenſche Großmuth beined Sie,
‚ Deines Koriolang Gefahrenvollen Gehorſawm,
WVerlaß ber Brennusfuͤrſten folge Reihe jest,
BVon dem Fahneneroberer pi „Achill bis zu Wile
8
|
wir ? Wenn er r fleißig an ve größeiten Meiſter und
Erfabnen Garten, Bilhelnd, der kurd) Sans
buch Eis,
‚ Wie der Seyumwind fein Heer auf. die flächtige j
Serfe des Feindes
Und feinen felgen Nacken ſtuͤrzt — u
Erſt nach dieſem Eingange, der uns Roden als
ein ſo edles und ſo reiches Genie zeigt, kann die
folgende Frage ihre ganze Wirkung thun. Verlaß
dieſe Reihe deiner Gemaͤlde
—
Welche Gottheit bir * zu deinen Schöpfungen
eingoß,
Und dieſe kalte Sanftmurk; vitfen Aberwitz
Geill zu bulden, ben Neid mit keinem Gemälde zu
ſtrafen,
Den Hohn mit keinem Blik? katlasen du dem
Gei
Der Apelle, der Bonarotti Ko biseinn? verkennſt
Den uͤberwundnen ſteilen Sußpfad hinter die,
Ganz auf den ſtralenden dry —* Kunſt das
Dick lezten Zeilen gaben ben Linfprung von bem
Stolze und von der Beſcheidenheit eines Kuͤnſtlers
an. . Woher entſtehet fein Stolz? : Wenn er fh:
der unfäglichen Schwierigkeiten erinnert, bie ex in
feiner. Kunſt zu überwinden Hatte, ehe er groß
barinn wurde; wenn er fich mie der Menge derex ver⸗
gleicht, ‚die unger ihm find, und die ign niemals ers
rei "werben, Woher entficht feine Beſcheiden⸗
befons
236 Marl. Withelmm Kanikers
befundirs an das merreichbaer⸗ Abeal denkt, das in
feiner Einbildungskraft ſchwebt und das ihn auch
mit feinen beiten Produktionen. nach‘ unzufrieden
laͤßt. — Fir
Und. ſchweigſt pe Demi, wenn bir Keiche
x renamt
and der alwiſende Ya A in —8*
elter
Durch Reben theure Sitberfäe, ‚Lehren giebt?
ie bedeutend find die hier hingefegren bloßen Ab⸗
ſtrakta: Reichthuin und Ehrenamt! Denn weiter
hat der Reiche und Betitelte nichts, was ihn zur
Beurtheilung des. Kuͤnſtlers autoriſiren könnte, als
hloß die Dumme Zuverſicht, die:ihn fein Vermögen
oder fein Rang giebt. Und vollends der allwiffens
ve üngling! — or es nitbr’,. als ob wir uns
in die Seele des Künftlers ‚erboßten, daß der e&
wagen fell, ihm Fehler zu zeigen,‘ ober ihm- zur
Berbeflerung-feines Merkes Narhfchläge zu geben 2.
Doch fo prüfend auch ſchon diefe Situation für eis
nen Kuͤnſtler iſt, der fich fühle; fo ift Die andre doch
‚ noch prüfender, wenn Nichtkenner oder Halbfenner
grade über fein : höchites Verdienſt Hinwegfehn,
über den Geiſt und Ausdruck in feinen Figuren, über :
die Klugheit und Bedeutung in feiner Rompofition,
oder. wenn fie wohl gar feiner. ganzen Kunſt einen
veraͤchtlichen Blik geben. unb- ihr eine andre unente
lich ‚geringere vorziehn:
Geometer und Krieger re und |
Nehe denet Bildes Kern nn
odtes
———- —
Lyriſche Gedichte. 298
VMydtes Ganduer: voraiche und lee Rinder
. Zoll Tauben ud die, 1 Tange. Bettler
um
Ein ſehr feiner Kunfigeif des Oichters, daß er
ſelbſt, bey der lebhaften Vorſteliung des Ungerech⸗
ten und Abgeſchmackten in dieſem Urtheile, hitzig
und bitter wird! Aber wie macht es denn der Kuͤnſt⸗
Mr, daß der in Faſſung bleibe? Was in aller Welt
An in hindern, daß er nicht in laute Spoͤttereyen
aber die Einfalt feiner Tadler ausbreche, oder durch
Targrifche Gemälde feines Pinfels an ibnen Made
uͤbe? Eben das hindert ihn, was überhaupt den bee
fheionen Mann mächt, der edle Grundſatz: daß
%3 noch Andre Achtungswuͤrdige Talente und Ein⸗
ſichten gebe, als die wir beſitzen, und daß ein Mann
auch ohne alle vorzuͤgliche Geiſteskraͤfte dennoch grof⸗
fe Tugenden haben koͤnne, die fir feine Sonate =
ten Verzeihung fordern: J I
: BR be. ber -gige — se feinem Mike e
Bernie Männer nie in deiner Wiſſen i
geuͤbter Shine; u nit Hügichen ©.
Di bie verſagt ſud um * hr
4
Ser Dichter fahrt in diefem Tome fort zu feagen
und koͤmmt auf das · Betragen: des. Kuͤnſtlers gegen
fine eignen, Kunftgenoflen: - dh
Ro - Du
'
298 Kari Wilhelm Ramlers
Du der beſondere Mann, der in den mitbuhlenden
Der Zeitverwandten Rute föne Schoͤnheit |
Zehentauſenden überläßt, ve &ehler ww ſpaͤen? J
u Kaufferft bedeutend ſind hier wieder die Bewörters |
in den mitbuhlenden Werken der Zejtverwand:
ten Meifter, Denn frage man z. B. einen Dich:
ter, ob niche Pindar und Horaz vortrefliche M
ser waren? und er wird ohne Dedenfen in die uͤ |
mäßigften Lobſpruͤche ausſtroͤmen. Aber nun frage
man weiter: oh nicht auch Ramler grof ſen? und
wie langfam.wirb er, wenn er.auch fein Baͤndchen
Oden geſchrieben hat, mit einem bedaͤchtigen Ja,
und nach dem Ja, mit wie manchem Aber wird er
hervorruͤcken! Eben fo gelten ein Raphael oder Cow
reggio bey allen Kuͤnſtlern fuͤr geofe Maler; aber
auch ein Heſer? ein Dietrih? auch die Zeitvers
wandten Meifter, deren Werke mit um den Preig
buhlen? — Wir fliehen auch Hier wieder ftille, da
& und genug ift, ‘die defer anf Ramlers hoͤchſte
Schoͤnheiten aufmerffam gemacht zu haben. Gie
werben fie überall in jebem: feiner Gedichte wie⸗
berfinden, fobald fie nur einige. Mühe anwenden
wollen, fie zu fuchen, .
* Diefen-fparfen nurchdringenden Dilf , der fr
. gleich anf das Wefentliche und Beſondere geht, obs
ne fich erft lange ben dem Zufälligen und Allgemeis
nen aufzuhnlren; dieſen Haben wir, in unfern ‚Ho8s
ängefchieften allgenteinen Pieflerionen , zum eigens
‚thümlicgen Eharafter bes wahren Begeiſtrung ge⸗
macht.
LU
* kyriſche Gedichte, 299
macht. Indeſſen wuͤrden wir und, nach den jetzt⸗ |
m m — — — —— — — ——
1
herrſchenben Begriffen der Kritik, nicht wundern,
wenn man eben da, wo wir in Ramlern lauter Feu⸗
er und Leben fein, wenig mehr ald Mühe und
Arbeis fände. Freylich, wenn man unter Genie
eine rauhe zuͤgelloſe Wildheit verſteht, wenn man die
Ausdrücke; worinn zuweilen die Dichter von ihrer eis
genen Begeiſterung geſprochen haben, -nach dem
Wortverſtande nimmt, fo daß der Begeiſterte im
ganzen Ernſte Wuth und Taumel und Raſerey und
Trunkenheit zeigen ſoll: fo. iſt Ramler nichts we
niger als Genie; er iſt bey aller ſeiner Phantaſie
‚und Hitze ein viel zu nuͤchterner, viel zu vernuͤnf⸗
tiger Dichter. Soll aber Serie dem Geſchmacke
sicht entgegengeſezt ſeyn, ſoll es nur das Vermögen
bezeichnen, feinen Ideen den hoͤchſten Grad von
Klarheit und Lebhaftigkeit zu geben, und foll Bes
geifterung nur die jedesmalige befondere Anwendung
biefes allgemeinen Vermoͤgens heiſſen; fo find Ram⸗
lers Werke, Werke des ſchoͤnſten Genies, feine
todten Geburten des Falten muͤhſamen Fleiſſes.
Denn nach einer allgemein beſtaͤtigten Erfahrung ges-
lingt es dem bloßen Feiſſe, bey ſeinem geringen
Srade von Geſchwindigkeit nie, daß ex bie aͤußre
Schale der Gegenſtaͤnde durchbraͤche, und noch wei
niger, daß er einen Gegenſtand in einer gamen De
- Be äufferft lebhaften Ideen erfhbnftee.
AHo die Erfindung der Gedanken ſelbſt gehhre
imläugbar: dem Genie des Dichters, und geſchah
mit Feuer und Schnefligfeit; nur bey der Wahlund
Bufammenorbnung und: "Auobildung derſelben "5 3
ei
309 Karl Milhelm Ramlers
Fleiß angewandt. Dieſer Fleiß aber kann ihm fg,
wenig zum Vorwurf gereichen, daß ihm vielmehr
‚alle, denen die Ehre der, deusfchen Litteratur am
Herzen hiegt, den eifrigſten Dank dafür fagenmüfs
fen. Man unterſcheide nur den kleinen ängftlichen
Fleiß, der fogleıch in Steifigfeit und gezwungenem
Weſen fichebar ift, von dem großen geſchmackvol⸗
len Steiße, der aus der hoͤchſten Schönheit und Volks.
kommenheit der Werke hintennach erſt geſchloſſen
wird. Jener iſt der Fehler unfruchtbarer und ein⸗
geſchraͤukter Koͤpfe, die ſo gerne gefallen moͤgten, und
die doch nicht durch eine edle Einfalt, das heißt,
durch die ſimple Vorſtellung des Weſentlichen, das
in einem intereſſanten Gegenſtande enthalten iſt, zu
‚gefallen wiſſen. Sie bleihen auf jedem wenig oder
nichts bedeutenden Limfkande liegen „. malen. jebeg
Heine. Mebenideechen aus, ſchnitzeln nnd. fünfteln
an. jedem Ausdrucke, bis ex alle Klarheit und. Ener⸗
gie verloren hat, wollen keinen einzigen ihrer zuſam⸗
mengerafcen Gedanken ſaufopfern und hängen dar⸗
Üben top Theile, durch lauter gezwungene Wendun⸗
ger md: Klebergänge, ſo locker an einander, daß
man im und. Zuge / allegtbelben gewahr, wich, Von
dieſer Urs des Fleiſſen iſt in Ramlers Werken das
völlige Gegentheil an ſinden. Er ſeit die weſentli⸗/
chen Ideen, wit Abſonderung aller weniger weſent⸗
lichen, kuͤhn hinter einander hin, lenkt; von. feinen
wanigen Ausfchweifungen, deren bad Feine ohne be⸗
deucuingavoile Beziehung aufs -Ganze,ift, ſogleich
wieder ijn ſeinen Weg, bringe die Theile, Die ala
laute m und weſentliche, iht Onnish gleichſam
von
ur \ Lyriſche Gedichte. 80t
von ſelbſt machen, in eine natuͤrliche, aber ausge⸗
ſuchtſchoͤne Verbindung, worin jeder feine meiſte
Wirkung thun kann, und uͤber das alles giebt er
feinen. :Sebanfen den ſimpelſten, edelſten, praͤ⸗
eiſeſten Ausdruck, der nur zu finden iſt. Hier ſe⸗
hen wir nun keinen Fleiß, aber wir ſchließen ihn;
denn Bir wiſſen aus allgemeiner Erfahrung, daß
auch das größte Genie, nicht gleich auf den erften
Augenblick, ein ganz vollkommnes Werk hervor
bringt. Die Natur liefert Fein. Korn ohne Spreu
und untermengtes Unkraut; und mo wir alfo jenes
ganz rein und untadelhaft finden, da folgern wir, daß
es länger und Öfter fen gefichtet worden. Auf ein
gar zu langes und mühfomes Sichten aber koͤnnen
num Diejenigen fchließen, deren eigener Boden mehr
Spreu als Korn, und mehr Unkraut als Fruͤchte
liefert.
Genug von dem Scharffinne, womit Ramler
in feine eigenehümlichen Gegenflände eingedrungen
iſt! Jezt noch ein Wort von der Vortreflichfeit un
Richtigkeit Der ganzen Philofophie, die in feinen
Gedichten herrſcht. Wenn er einmal ausdruͤcklich
Philoſoph it, fo find ſeine Ideen und Grundſaͤtze
eben die, Die von ben. edeliten und -aufges
Plärceften Weifen befannt werben. Man lefe z. B.
feine Ode auf den Tod des Preuſſiſchen Prinzen
Heinrichs. Sie enthält die ganze Summe der rich⸗
tigſten und erhabenften Politik, und zugleich ift-fie
fo dichterifchfehön, fü ftarf und fo vollfommen im
Ausdruck, Baß wir von diefer Arc nichts Aehnliches
in unſrer ganzen Litteratur fennen. .. . 1 «
W Sey
—
302 Rarl Bin Kamierd
— — — ep deines dich liebenbden
Vaterlandes allwaltender |
Schuzgeiſt! Treibe den Keil feindlicher Donner von '
Seinen Feldherrn im Streit zuruͤck! Ä
GSitze naͤchtiich am Haupt junger Gekroͤneten:
| Zeige diefem den goldenen
Sanfei, den ihm ein Sklav eines Benadberin
Koniges legte; nimm jenemben i
Nebel von dem Geficht, daß er bie redlichen
ı Weiſen ſehe, don denen er
gerne Bundniffe Hug ſchlieken und unverruͤckt
Halten, Schaͤtze des Staates und
Seiner Buͤrger zugleich mehren, den Ueberflug
IIu die prächtig erweiterten
Staͤdte we und Recht, Freyheit und Sicherheit
In das Bölferbefuchte Land.
Ruf es allen im on ernſter Drafel zu:
Nie von Gitt und Gefege ſich
Loßzuſprechen, noch hochmüthig in gleicher Way .
Ihr Vergnügen zu wägen und nz
Eines Sterblichen Weh. Lehre fie, jüngerer -
Halbgott! daR fie den Namen des
Biederfürften noch mehr, als des Eroberers)
Achten, daß fie den höchften Ruhm
Im des Baterlands Ruhm fuchend, einteäges Volk
Zu Dem erſten der Weit erhöhn!
, Wir erinnern uns noch, als wir zuerſt biefe
Seilen laſen, welche freudige Erſchuͤtterung wie
empfanden, und welche tiefe Hochachtung gegen
den aufgeflärten Mienfchenfreund, ber ım Stande
war fie zu ſchreiben Jetzt haben wir fie hieher
geſetzt, ohne nur einen Blick in das Buch zu thun,
und body find wir ſehr ficher, vo fein Wort dar⸗
inn falſch ſey.
Eyriſche Gedichte. 303
Bolcher Stellen giebt es indeſſen nur wenig
im Ramler, worinn er Wahrheiten und Grund⸗
ſtte der Philoſophie geradezu lehrte. Kr
WB immer, als Dichter, von ſeinen partiku⸗
laren Gegenſtaͤnden zu voll, - um ſich lange
bey ollgemieinen Vegriffen gu verweilen. Gleich⸗
wohl liegen uͤberall Begriffe zum Grunde, und
dieſe laſſen ſich aus der Art und. Weiſe, wie er jes
den Gegenſtand faßt, uͤber jeden denkt, von jedem
geruͤhrt wird, eben ſo leicht errathen, als ſich die
Philoſophie eines Stoikers oder Epifurders aus ſei⸗
ven befonbern Urtheilen und Handlungen errachen
läßt, ohne daß er die allgemeinen Lehrſaͤtze ſeines
GSyſtems, nad) welchen er jedesmal ‚denke oder
handelt, aus druͤcklich hinzuſetzen dürfte. Ram⸗
ler mag von Gott oder von Menſchen, von Koͤ⸗
"ng oder won Unterthan reden; er mag Kuͤnſtler
der Dichter, mag Helden ober mag Staatemaͤnner
— — —
verherrlichen; er mag loben oder mag tadeln,
mag feurig oder mag gleichguͤltig ſeyn, mag wuͤn⸗
ſchen oder mag Abſcheu bezeugen; fo verraͤth er uns
—— -----0 -
allenthalben etwas von feinen Begriffen und Grund⸗
ſaten: und dieſe Begriffe und Grundſaͤtz,/ behaup⸗
ten wir, ſind allemal wahr und eines denkenden
Philoſophen wuͤrdig. So gefund, als feine Begriffe
der Staatskunſt, in ber ‚angeführten Ode auf
Ian Prinzen Heinrich find, eben fo gefund iſt feine
Poetik, die ſich aus der Ode an Lycidas, aus Dem
Abfehiede von den Helden, aus ber Ode an Philis
bert berleiten ließe, eben fo gefund feine Moral,
nach
304 Karl Wühelm. Ramlers
wach welcher er jedesmalLob ober Tabel austheilt, Wad
er Größe nennt, das ift wahre Größe; was er Guͤte
nennt, das iſt wahre Güre, mas er Heldenmath
Kennt, das iſt watzrer Heldenmuth. Kein::Wort
in ſeinen Oden, worinn er. uns: falfche Tugend. für
üchte verkaufte! Keines, woburch er den Nech
ten dee Menſchheit zu nahe traͤre! Keines, das
die Tyranney oder den Verfolgungsgeiſt, oder
einen unvernuͤnftigen Patriotiſmus oder einen
ſchaͤdlichen Aberglauben beyimftigtel : Wales
beit, Güte der Seele, edle und maͤnnliche Dem
kungsart uͤberall! Sollte man aus diefen Geſichts⸗
punkten die Werke mancher anderer Dichter. prüfert,
was für Begriffe, glauben wohl die Leſer, daß
man berausbringen würde? Xen einigen viel⸗
leichte Nur falfhe und unzuſammenhaͤngende,
bey andern aber auch folche, vor denen die Ver⸗
nunft erſchtecken, und die Menſchenliebe erzit⸗
tern muͤßte.
Daß wir alle dieſe Behauptungen einzeln be⸗
weiſen ſollten, das kann niemand verlangen oder
erwarten; aber wir berufen uns deswegen ganz ge⸗
troſt auf die Lieberzeugung jedes Kenners, ber
Ramlern in biefer Abficht geprüft hat ober ihn
kuͤnftig noch prüfen will. Dur von Einem Vor⸗
wurfe, den man ihm unter allen vielleicht am ers
ften machen Eönnte, wollen wir noch befonders res
den, von dem Vorwurfe der Schmeicheley.
Es laͤßt fih nur auf zweyerley Art ſchmeicheln,
entweder, indem man die Begriffe von Tugend
und Verdienſten verkehrt und d Vebler zu preiß⸗
wuͤrdi⸗
— ——— —
Eyriſche Gedichte. 305.
wuͤrdigen Eigenſchaften macht, ober indem man
zwar die richtigen Begriffe beybehaͤlt, aber ſie auf
die unrechten Gegenſtaͤnde anıdender. Wir dus
gen fchlechterdings,. daß Ramler jemals das Eine
oder das Andere gethan habe. Dicht die Begriffe
verkehrt, denn das thun nur die größften und nieders
traͤchtigſten Schmeichler, denen alle feinere Empfin⸗
zung fehlt; aber auch nicht die Begriffe unrecht
angewandt; denn fein Leb iſt nie-allgemein, fons
dern immer auf welrbefannte Gefchichte und Fakta
gegruͤndet. Daß er Fehler koͤnne verſchwiegen ha⸗
ben, das laͤugnen wir nicht; aber wer hatte ihm
denn auch das Amt eines öffentlichen Sittenrichterß
gegeben? Genug, wo er lobt, da lobt er alle⸗
mal etwas unlaͤugbar Wahres und etwas eben ſo
unlaͤugbar Lobenswuͤrbiges. Dieß laͤßt ſich nicht
beſſer zeigen, als aus der Rede an dem ſechzigſten
Geburtstage ſeines Koͤnigs, den er doch unter al⸗
len am meiſten geprieſen hat, und von dem er in
ſeinen uͤbrigen Oden faſt nichts geſagt, was nicht
in dieſer Rede zuſammengedraͤngt waͤre. Man leſe
fie, und dann verſuche man, gegen irgend ein Lob
einen Einwurf zu.machen, den er nicht mit den _
Jahrbuͤchern feiner Regierung in der Hand wider⸗
legen könnte. Zum Beweiſe ſtehe hier nur eine
Stelle, die, gleich den übrigen allen, nichts als
Fakta enthaͤlt:
Siehe! noch ſttzen im Tempel der Gottinn: Wahr
. Beit und tiefe
Wiſſenſchaft, unermuͤdet Fleiß u- Liebe der Menſchen
Führen die Wage noch, und entfernte Voͤller begehren
N.Bibl. xv. B.a St. u— Hier
206 Rail Wilgelm mins
Her gewogen zu ſeyn. Noch ſuchen Sermaniens
Aerzte
Eeiner Aerite Beyſtand. Noch zuͤnden im Heilig⸗
thum Gottes
Seine Lehrer die Fackel der halb erloſchnen Ver⸗
nunft an
Und erleuchten die Welt und die Nachwelt. Noch
find die Feldherren,
Inter ihm gebildet, ber Fuͤrſten Eiferfucht ; noch ind
Seine Heere das Muſter am Rhodan und Iſter
und Oby.
Was iſt in dieſer ganzen Stelle, das nicht buch⸗
ſtaͤblich wahr wäre?! Man müßte denn etwa nicht
glauben, daß fo erleuchtete Gottesgelehrten wie ein
Epalding, der Religion unendliche Dienfte leiften,
ten, oder nicht wiflen, daß der berühmte Zimmers
Mann aus Hannover, ein eben fo groffer Arzt als.
Schriftſteller, feine Geſundheit in Berlin wieber
gefucht ‚habe. Ueberhaupt sft Ramlers Gewiflene
baftigfeit, womie er der Wahrheit treu bleibt, an
einem Dichter, und befonders an.einen fo feuris -
gen, ganz bewunbernswürbig. : "Wir find ſehr
ſicher, daß in der Ode an Hoden kein Gemälde ges
nannt fen, welshes nicht in. feinem eigenen ober in
fremden Bilderſaͤlen dahienge, und eben fo ſicher,
daß fich in feinem ganzen Lobe fein Zug finde, der
nicht feinem, wirklichen Charafter entſpraͤche. Ein
Gleiches getrauen wir uns, von allen adrigen Ram⸗
leriſchen Loboden zu behaupten.
"Eben deswegen nun, weil Ramler ein fo
gruͤndlichdenkender Philoſoph und ein eben fo edel⸗
denkender Menſch ift, durften wir auch bey feinem .
- 4
\
Lyrlſche Gedichte 307
Yobe feine Wendungen fuchen; wir burften uns
nicht hinter zweydeutige Grundſaͤtze verftecken, dur⸗
ften nicht fagen, daß man fich freylich erft in Die
ganze’ Seele eines - Dichters hineindenfen - und
alle. feine Empfindungen fich zu eigen machen müßte,
um an feinen Werfen Geſchmack zu finden Wenn
wir einen Dichter leſen, fo laſſen wir in freylich
mit uns machen,” was ibm gut duͤnkt; er mag uns
wit ſich nehmen, wohin er will, mag uns verfegen,
in welche Zeiten und in welche Sitten er will, mag
im launigten oder im ernfthaften, im edlen ober
Im niedrigen Tone ſchreiben: wir ftehn ihm eins
mal wie das andere zu Dienften. Mur das fordern
wir, daß er uns allemal etwas zu denken gebe, und
dann, Daß er gerwiffe Vegriffe und Grunpfäge,
bie unfrer gefunden Vernunft zu theuer find, gewiſſe
alzuzärtliche Empfindungen unfers Herzens unges
kraͤnkt laſſe. Nach jener uneingefchränften Forde⸗
rung koͤnnte ein Dichter ſo ungeheuer, ſo aberglaͤu⸗
biſch, ſo voller Irrthuͤmer und Vorurtheile ſeyn,
als er wollte; er koͤnnte die unedelſte, boͤsartigſte,
ſchwaͤrmeriſchſte Seele verrathen: er bliebe im⸗
mer bewundernswerth. Finde ich ein Zinzendor⸗
ſiſches Lied abſcheulich? Ich werde ſehr unrecht
haben; denn der Schwaͤrmer wird feine Augen ans
daͤchtig gen "Himmel drehen, und wird mic) anres
den: Werbe erſt das, was ih ein! Nimm erft -
meine Seele, meine Denfungsart, meine Empfin⸗
dungen an: Dann wirft bu in dem, was dir jege
Unſinn feheint, hohe Be finden; dann wirft.
du
Pr
⸗
308 Karl Wilhelm Ramlers
8
du da, wo du jetzt lachſt ober gaͤhnſt, im füße
Thraͤnen zerſchmelzen. Was werde ih aber,
‚fo lange ich meine gefunde Vernunft behalte,
zue Antwort geben? Bleibe bu der‘, Der du
bift, und laß mid) den bleiben, der ich bin!- Deine -
Seele iſt eine verfinſterte, abergläubifche, gemißbile
dete Seele; ich mag mich in fie nice hineindenkenz
ich mag mich nicht fo verfchlechtern, daß ich ıhre
Ideen und Empfindungen nur einen Augenblick zu
den meinigen machte. Ja, wenn ich auch wollte,
fo zweifle ich noch fehr, ob ich koͤnnte. Meine
Seele hat gewiſſe Grundſaͤtze fo durchdacht und
ſich ſo innig mit ihnen vereinigt, daß es ihr unmoͤg⸗
lich) iſt, fie fahren zu laſſen, und daß fie alles,
was ihnen entgegenftcht, mit dem lebhafteiten Ver⸗
drug zuruͤckſtoͤßt. Diefe muͤßte ich exit verldus
onen, wenn ich, wie bu, werben wollte, und das
kann ich eben fo wenig, als id) es. will oder darf.
Ueberdem habe ich mich gewoͤhnt, wo ich Worte
höre, auch Gedanfen zu fuchen, und du verlangfl,
ich foll mich durch füßtönende Worte ohne Sinn,
bie du mir mit heiligen Zuckungen vormurmelſt,
Binzeiffen laſſen? Lachen will ich, und laden
muß ich, mein Sreund, oder wenn ich‘ weine, fü
kann ich nur aus Mitleiden mit deinem Linfinne
weinen. Diefes und das Intereſſe des Beobach⸗
ters ift alles was. ich an dir finden kann; denn fans
ich nicht mit dir, fo kann id) Doch über dich denken;
ich fann in dir, als Zufchauer, die Sonberbarfeis
ten des wmenfchlidyen Geiftes, die Verirrungen ſei⸗
ner Natur fludirn, — Man fieht, weld ein
| elender
Lyriſche Gedichte, -
elenber Behelf jener erbettelte Grundſatz iſt,
mit doch manche Kunſtrichter, wie mir einem
Yel ver Liebe, alle Fehler und Gebrechen ihrer
ter zu bedecken ſuchen. Ramlern zu empfe
Braucht es foldyer Wendnngen nicht. Er bi
für den beften und aufgeflärteften Theil der Si
fßen, bie alfe, fo wie Er, empfinden und ven
die wohlbewachte Scham, die juͤngſte der Chari
nen, iſt ſeine Fuͤhrerinn; die Pfeile, die
aus feinem Köcher zieht, ſollen nur ven Weiſe
ein füßer Klang ſeyn; dem Ohre des blöden V
mögen fie immer unmerflich bleiben. Er darf
zu dem denkenden und ebelempfindenden Ma
nicht erft fagen: Verlaß deine Ideen und ni
die meinigen an!. Mein, er finder. Seelen
Herzen der Weifen fchön ganz fo vor, wie ci
braucht; er ift einer aus ihrem Mittel, der
vom Himmel bie beneidenswärdige Gabe emp!
‚gen hat, jeder Idee mehr Licht und Leben zu
ben und jede edle Empfindung zu erhoͤhn uni
flärfen. Sie brauchen niche den mindeften Zwi
am ſich in ihn hineinzuſetzen; fie denfen fchon ı
wie Er, und rufen ihm doll Ungeduld zu, da|
nur anfangen ſoll.
Noch Ein Wort, FR wir ſchleßen! A
lee hat feit einiger Zeit ſehr viel Nachahmer
funden. Dieſe machen «8, wie die Nachah
alte; fie fuchen nur feine äußern Vollkommen
ten zu erreichen, die ſich mir Fleiß und Arbeit al
falls noch erreichen laflen; aber feine wahre inı
Vortreflichkeit laſſen fie, als das ſchwerſte im |
0 | 3
310 Karl Wilhelm Ramles —7
ſetz, dahinten. Ramler braucht viel wiythologi⸗
ſche Bilder; ſle auch: Ramler bedient ſich frem⸗
der oder veralteter Woͤrter; ſie auch: Ramler
ſetzt neue Wörter zuſammen, und reimt auf Bey⸗
woͤrter; ſie auch: Ramler verſchlingt zuweilen
eine Strophe in die andere; fie auch: Ramler iſt
ein ſehr wohlflingender und Jüffer Dichter; fie,
wenn Gott will, finds auch. Freylich erräch man
fon, daß das, was bey Ramlern Schönheit ift,
bey biefen Herren nicht felten zum Fehler werbe;
daß ihre Mychologie oft bloße nackte Mythologie
ohne geheime Bedeutung fey; daß fie durch ihre
fremden Wörter nicht felten Foftbar und durch ihre
veralteten plate werben; daß fie neue Wörter zu⸗
fammenfegen, ohne neug Begriffe damit zu bilden,
ohne mit der möglichften Kürze befondere Beltuns -
mungen und Verhältniffe dadurch auszudrüden, am
benen Bier alles gelegen war; daß fie oft auf müßige
Beywoͤrter reimen, denen bey einer richtigen Des
klamation nicht ber mindefte Nachdruck zufäme;
u. ſ. w. Aber dieß alles bey Seite geſetzt, ja in
allen viefen Betrachtungen die Nachahmer dem
Vorbilde gleich gemacht: wo ift denn das Wichtigſte
geblieben? Ramlers Gedanken; Ramlers
Philoſophie: And wann uns bie fehlen: was
machen wir und ba aus altem euern mythologifchen
Pompe? was gebt uns da aller euer Wohlklang, ae
Pracht und Herrlichkeit eurer Diftionan ? Habt erft
fo lebendig, wie Er, eure Gegenflände vor Augen;
dringt erit fo tief, wie Er, in ihr innerfied Mark
ein; habt erft euren Geiſt, wie Er, mit allen den
beſſen
- + ro — — —
F 9 \ .
Lyriſche Gedichte. gi
beſten Ideen der aufgeklaͤrteſten Seelen eurer Zeit
angefuͤllt; gebt erſt euren moraliſchen Grundſaͤtzen
fo viel Wahrheit, eurem Gefuͤhl fo viel Feinheit
und Erhabenheit, als wie Er: und dann, wenh
ihr wolle — dichter in keinem bon feinen Syiben⸗
maßen! redet von nordiſchen Gottheiten, oder
wolle ihr recht original ſeym, von amerikaniſchen,
wo er von griechiſchen ſpricht! laßt eure Gedan⸗
ken aus ſeyn, wo eure Strophen aus find! Kabk
von feinem Wohlklange nichts, habt von ſeiner
Suͤßigkeit nichts! und ſeyd verſichert, ihr habt
ihn beſſer erreicht, als ihr in, mit allen’ euren
jetzigen Suräftungen, jemals erreichen werdet!
von
⁊
—WR
u
VE
Vermiſchte Nochticheen. L.
Nachricht von einem Gemälse Herrn Joh. De,
Zifehbeing in Saffel, die Errichtungen der
Lrophaen Hermanns vorſtelend·
enn mancher ausländifcher: Känftier durch bei
für Auslander immer fo vorzüglich gefaͤlli⸗
gen Deutſchen einm Namen erhalten-hat, ven
—
zehn einheimiſche Kuͤnſtler neben ihm eben ſo woll
verdienten: ſorſey es einem Deutſchen erlaubt feinen
Landeleuten das Werk eines deutſchen Kuͤnſtlers
- sehr bekannt zu machen, den auch Auslaͤnder uns
ser unite vorruslihen Nuſte zu zaͤhlen gewohmt
la And; ;
n ‚312 Erricht, der Trophäen Hermanns,
find; ein Werf, das ganz Nationalſtuͤck, ein
wahres deutſches Gemaͤlde if.
Herr Profeſſor og. Heinrich Tiſchbein in Caſſel.
entbrannt von den ruͤhmlichen, Gedauken mit eini⸗
gen unſerer großen Dichter zu wetteifern, und auch
mit dem Pinſel ein Mationelfäjet, einen, deut⸗
fhen Gegenſtand zu befanden, fand den Ders
mann, den berühmteften ber alten beutfchen Hel⸗
den, zu feiner Abficht am gefchickteften. Noch ges
denkt er die Geſchichte dieſes Beſchuͤtzers ber deuts
ſchen Freiheit in mehreren Gemaͤlden fortzuſetzen.
Vorjetzt hat er den ſiegreichen Aufzug oder eigent⸗
lich die Errichtung der Trophaͤen Hermanns
geendiget, ein großes Gemaͤlde, 16 Fuß breit und
2 Fuß hoch; die vorderſten Figuren find in Lebens
Größe. Dieß Stuͤck ift nunmehr an Se. Durchl.
ben Fürften von Walde gefommen. |
Der Here Prof. hatte zuerft Schlegels Trauers
fiel, den Hermann gelefen, ohne Stof genug
zu einem Gemälde zu finden: des Herrn Barons
von Schönaih Hermann gab ihm noch weniger
an bie Hand. Hermannd » Schlacht mar damals
noch nicht erfchienen« Allerdings war es auch bier
das Beſte, auf die Quellen zuruͤckzugehen. Gr.
Ins den Tacitus nach a), wo ſechs Jahre nach dee
Miederlage des Varus, Germanikus in die Gegen:
den ben dem Teutsberger Wale koͤmmt, die Wahl⸗
ſtadt jenes Treffens beſieht, und bie unbegrabenen
Gebei⸗
+ “
: 8) Tacit Annsl. 1, 61. -
— — — — —— *
—
‚ein. Gemaͤlbe Herrn Tiſchbeins. 33
Gebeine der gebliebenen Roͤmer zur Erde beſtattet.
Auf einem Felde mitten zwiſchen zwey Laͤgern,
einem groͤßern und einem kleinern, mit halb nieder⸗
geriffenen Walde und niebrigen Gräben, wohin
ſich die Geſchlagenen nach ifrem Verluſte gezogen
hatten, „lagen weiſſe Knochen zerſtreuet ober im
„Saufen, nachdem die Fluͤchtigen gewichen waren
„oder ſich geſetzet hatten: darneben Stuͤcke Geweht
„und Gerippe von Pferden; zugleich Menſchem
„koͤpfe an den Baͤumen aufgeſteckt. In den
„rauhen Waldungen ſtunden Altaͤre nach
„Art der Barbaren gebauet, bey welchen fit
„die Tribunen und die vornehmften Eenturb
„onen gefchlachtet hatten. Einige Lieberblies
„bene. von jener Miederlage, bie dem Treffen ober
„ber Gefangenschaft entflogen waren, befchrieben
„alles : wie Gier bie Legaten fielen, dort die Adler
„verloren giengen, wo Varus die erfie Wunde em⸗
„pfieng, wo er fich felbft mit unglüdlicher Fauſt
„und.eigenem Stoße den Tod anthat; 100 Her⸗
„mann von einer- Anhöhe b) die Deutſchen
„angeredet hatte, two die Gefangenen aufges
„hängt, oder in Graben geworfen worden,
„vie er fein Geſpotte mit den Zahnen und
„Adlern getrieben hatte.
- Aus diefee Stelle har fich der Herr Prof. ſeinen
Enrwuf gemacht aber mit ber Freyheit, welche
U; die
bb Quo tribunali eoncionatus Arminioss; vermuth⸗
lich eine Heine Erhöhung, bie Lacitus einen °
Bühne vergleicht.
N
314 Erricht. ber Trophaͤen Hermanns,
hie Gefege der Erfindung in der Malerey, einem
Makr von Geſchmack und Einſicht erlauben.
Die Gegend ift rauf und wild, beym Eingange
eines Eichengayns, Auf der andern Seite eut⸗
fernte waldichte Berge, zwiſchen welchen ſich Thaͤ⸗
ler in der Ebene des Schlachtfelbes verlieren.
Schon dieſe Scene giebt dem Ganzen ein gewiſ⸗
ſes orıginelles Anfehn,- das in einer biſtoriſchen
—— ungemein auffaͤlt.
Mitten auf dem Gemaͤlde im Vordergrunde er⸗
8* ſich auf einer Anhoͤhe eine chrwuͤrdige, hoch⸗
flämmige, ſchoͤne, friſchbelaubte Eiche, auf welche
die roͤmiſchen Trophaͤen aufgehängt werben ſollen,
und vor welcher Hermann ſteht; vermuchlich al
in der Anrede on feine fiegreichen Landes
leute begriffen, mit dem Blicke vorwaͤrts ger
kehrt, zeige er mit dee Hand nach den Trophäen;
welche in römifchen Waffen beſtehn, bie ein Deuts
ſcher Krieger auf-einer Pife in die, Hoͤhe, und eir
nem andern auf Dem Baume zureicht, welcher
Die Waffen pinaufjieht, um fie an einem abges
Bendenen Alte zu befeſtigen. Unterwaͤrts an der
Erde vor dem Eichenſtamme befchäftiger fich ein
dritter, feinen muffelreichen Mücken zufehrender
Deuticher roͤmiſche Faſces mit andern Waffen, auf
baren. einen Theile er kniet, zuſammen zu faſſen
und fie aufzuheben.
Hermann ſelbſt tritt mit dem einen Suße
hohnfprechend auf einige hingeworfene Ads
ler und romiſhht Fahnen. Hinter ihm ſtehen
einige
‚ein Gemalde Herrn Cıfbeind.; 215
einige vornehme Haͤupter der Deutſchen, und zu⸗
naͤchſt bey ihm, ſein Waffentraͤger.
Zur linken Seite ſieht man in einer lichtern Ent—
fernung das non den Deusfchen erſtiegene römifche Las
ger; ein Zug deutfcher Krjeger koͤmmt vom Schlacht
Felde her niit den eroberten Waffen und den. Gefan⸗
genen: er näßert fich-vurch verfchiebene tiefe Wege .
aus dem. Thale herauf, ber, Anhöhe, auf, welcher
Hermann flieht. Zwey raue Deutfche geben vors
aus, einer mit erbeuteten- Waffen auf einen Pife,
der andere mit einem-eroberfen. Adler, ben ex nach
- Anmeifung eines hinter, Hermann ſtehenden An⸗
Führers zu den Süßen Hermanns bey den andern
Adlern hinzuwerfen im Begriſſe ift.
Mitten in diefer Eolonne deutſcher Sieger und
gefangener Roͤmer ragt Thusnelde nebit einem
Begleiter hervor, beyde zu Pferde: fie zeigt mit
ber Hand nach dem jungen fiegreichen Helden: ige
beiterer freudiger Blick fpricht die frohlockende
Empfindung. ihres Herzens: und biefer Sieger
iſt mein Hermann!
Noch entfernter im Hintergrunde ſieht man in
tiefen Wegen mehrere Kolonnen, die ſich in der
Gerne verlieren, von. Deutfchen mit Öefangenen
Dach dem Hanne zuziehen. Auf einem der Huͤgel,
non welchem man bad ganze Thal und Herr übers
ſehen kann, ftehen die Barden und blafen auf krum⸗
men Hoͤrnern den Giegesgefang hinunter in das
Thal: ein großer feierlicher Gedanke, der dem Kung.
ler ee mad ,
\ .. . . R [2 Sog
-
w
2 .
‚316 Eiricht. ber Trophäen Hermanne, -
Im Innern des Hayns, rechter Hanb von
Hermann uud der Eiche , fieht man in einer Ent⸗
fernung den Doferaltarʒ zur Seite einige Druden;z
| Ber fih nähernde Zug der Gefangenen läßt erras
then, daß hier die Tribumen und Centurio⸗
nen follen geopfert werden. Schon brennt
das Seuer auf dem Altare und der Rauch windet
ſich durch die dickbelaubten Bäume hindurch, auf
in die Luft.
Endlich zieht zur echten vorwärts ganz im
Borgrunde ein an einem Baume fisender Deuts
ſcher Fürft das Auge auf fih. Mir dem Arme
auf einen Stamm geflüßet, mit der Hand aufeine
—
Streitaxt geſtaͤmmt, ſchauet er mit einem gezwun⸗
genfrohen mit haͤmiſchem Neide erfuͤlten Blicke
nach dem in der Anrede begriffenen Hermann. Mau
erraͤth bald, daß dieß der auf des jungen Siegers
Rubin eiferſuͤchtige Segeſt, Hermanns Schwieger⸗
dater, iſt. Hinter ihm ſteht ein Deutſcher als
fein Waffenträger an-den Baum gelehnet, au befr
fen Stocke Segeft figer, und weiter hin werben feine
oder Hermanns Pferbe von einem Knechte gehalten.
So wenig das Eoftume in Anfehung ber Roͤmer
unbekannt ober ftreitig iſt To ſehr mußte der Kuͤnſt⸗
ler verlegen fenn, wie er ſeine Deutfchen vor⸗
’ Bärkung getban haben. Soon damals waren
ſtellen follte, da wir von der eigenchhmlichen Tracht
der Deutfchen diefer Zeit fo wenig umflänbliches
wiſſen. Nicht jede Bekleidung fonnte er auch ſo
gleich mit Bortheil gebrauchen. Ganz nakte oder
blos mit Sellen bekleidete Körper wuͤrden feine gute
die
ein Bemälde Herrn Tiſchbeins. 317
die Deutſchen ſeit langer Zeit mit den Römern bes
kannt: es läßt ſich vermuthen daß durch Mandel,
Beute und andre Wege manch Kleidungsſtuͤcke mie
andern Bequemlichkeiten an de Deutſchen gekom⸗
men iſt. Ein Kuͤnſtler kann und muß endlich hier
weiter gehen als der froſtige Antiqua. |
Die nervichten, fleifchigten, aber raufen Koͤr⸗
per ber Deutfchen contraftiren ſchoͤn mit den fein⸗
— — — — m m — — — — — — m — — — —*
gebildeten, ausgearbeiteten und doch maͤnnlichen
Körpern ver Römer, fo wie die Geſichter von jenen,
Grimm, barbarifcher Liebermuch und wilde Tapfer⸗
keit auszeichnet, Die Bekleidung bes groͤßern
Haufens der Deutfchen find Tpierfelle c), kurze
Nöde d), ober auch nur umgeworfene grobe ſtrei⸗
ſigte Peden e). Einige baden bie Haare auf den
— — Schei⸗
) Edfar vom Gall. Kriege IV. I. von den Syeven:
ſie haben ſich ſo gewoͤhnt, daß ſie ſelbſt in
den kaͤlteſten Gegenden, keine Kleidung ale.
Thierfelle (pellus) tragen, und da dieſe nicht
weit reichen, fo iſt ein groſſer Theil des Rdr-
pers entbloͤſet. - j
d) Tacitus von den Eitten der deutſchen K. VI.
Die gemeine Tracht iſt ein kurzer. Rod (fagum)
. mit einem Baft, oder ın deſſen Ermanglung
mit einem Dorne zufammen gehalten: fonit find
fie am ganzen Leibe nadt, und bringen ganze
Tage am Beerde und Seuer zu.
e)- Edfar "vom Gall. Kriege VI, 19. & pellibus aut
pasvis rbenonumm tegumentis ufuntur Magna corpo-
sis parte nuda. Ä
gıg Erricht, der Trophäen Hermanns,
Scheitel gebunden,’ andre Thierhautkoͤpfe auf dem
Haupte. Den Bornehmern hat der Herr Prof.
billig eine etwas anſehnlichere Kleidung gegeben.
Lieber einen Furzen Unterrock hat Hermann ein Pans
jerhembe gezogen, den ein breiter Gürtel befeſti⸗
get, an welchem das lange deutſche Schlachtſchwerde
hängt, auf das fich feine linfe Hand flüge. Im
Gürtel ſteckt noch ein Dolch. Unterwaͤrts iſt er
nach Zandesart mit Beinkleidern f) und mit Bein⸗
ſtiefeln aus Thierfellen verfehen, ine gefürteree -
Tigerhaut g) über die Bruft gefnüpfe, fälle über
feinen Ruͤcken als ein Oberrock. Ein Helm auch
mit Thierfellen gefüctere, mit einem Roßſchweife
gezieret, bedeckt dad jugendliche blonde Haupt. Daß
die Dentichen .blond waren, wer, weiß das nicht?
Kerr Tiſchbein hat daher feinen Helden blond und
blaudugig gemacht: wenn auch der furchtbare Fries
gerifche Blick in einem braunen Gefichte fonft mehr
Ausdruck haben kann.
Segeſt
D Braceae.
g) Tacitus an der angef. Stelle. Die Reichen
tragen auch Thierhaͤute, und fe tiefer fie in
Das Kand hinein wohnen, deſto mehr vers
wenden fie darauf. Sie wählen das Rauch⸗
werk ans, fie verſetzen es auch mit Sellen
von verfchiedner Farbe und mit Bäuten, die
weis hber die See herkommen,
. ein Gemälde Herrn Tiſchbeins. 319
Segeſt iſt in einen knapp anliegenden Rock ge⸗
kleidet, h)) über welchen gleichfalls eine gefuͤtterter
Fuchspelz geworfen iſt, ber über den Baumſtock,
worauf er fißt, verbreitet und mit feiner linfen
Hand in der Mitte des Leibes angezogen if: fein °
Helm ift mit einem Bunde eingefaßt,
Thusnelde hat über ihr anliegendes Linterfleid -
mit Aermelin einen fliegenden, auf der Bruſt befeftig«
ten, ſtreifigten Mantel 1). Eine folche ftreifigte Decke
und ein. ftreifigtes Sagum k) ſieht man noch an
. zwey andern Deurfchen. Streitfolben und Aexte,
die großen Schlachtfehwerbrer, die langen Schil⸗
der, alles ift in der deutfchen Art: die verfchiednen
Arten von Speeren und Pifen fonnten ohne Ge⸗
fahr beygebracht werden. Die Kleivungen und
Waffen find, wie man mid) unterrichtet hat, von
Trajans Senden zu Rom entlehut: freylich
alſo
bh) Tacitus ebendaſ. Die reichſten unterſcheiden
ſich durch die Kleidung, die aber kein weit
und fliegend Gewand iſt, ſondern knapp an
dem Leibe anliegt, ſo daß man elle lies
ver Duscchfiebt,
. 3) Man vergleiche den Tacitus Im anshführtenfap am
Ende und Cluvers Germanien 1. 18. woman alle
die obigen Stellen und mehrere (auch viel frem⸗
bed eingemiſchtes) findet.
K) Der Geſchmak der mordifchen Wölter für die,
noch umter: den Bergfchotten übliche, buntge⸗
ſtreifte Zeuge iſt bekannt. Cluver daf. S. 112.4.7:
920 Erricht. der Trophaͤen Hermanns,
alfo aus fpätern Zeicen, aber doch immer ben Deuts
ſchen gemäß, die in ber Zwifchenzeit gewiß noch
keine neuen Moden angenommen haben werben,
daß der Kuͤnſtler gar wohl Gebrauch davon machen
Eonnte. Fahnen, Adler und Waffen find alles
vorfreflid im römifchen Coſtume. Die Trophäen,
weiche aufgehängee werben, beftehen in einem
Panzer mit dem Paludamentum, alfo den Waffens
ro des Seldgeren: und folglich find es die Wafs
fen des Barus felbft. Die Violesfarbe des Pur⸗
urs fheint durch die Lillafarbe angedeutet zu ſeyn.
—* iſt ein Bogen und Koͤcher mit Pfeilen
beygefuͤgt.
Hermann ſteht natuͤrlicher Weiſe im Vordergrun⸗
de und im hellſten Lichte, ſelbſt die lichten und
muntern Farben ſeiner Bekleidung ziehen das
Auge auf ihn. Die mit den Trophaͤen beſchaͤftig⸗
ten Krieger machen mit ihm eine lichte Harptmaſſe
eus, inderen Mitte der ſchoͤne Eichenftamm einen,
Vereinigungspunft abgiebt,, Mit Vergnügen ver⸗
weilt das Auge an dem Stamme, woran die aͤußere,
und an einem entbloͤſten Theile die innre Rinde, das
Baſt, der Mooß, ausgedruͤckt iſt. Das Licht er⸗
boͤhen fa wohl die ſtark im Schatten hinter Her⸗
mann geſtelten Kriegshaͤupter, als rechter Hand
hin die weit dunklere Gruppe des Segeſts. Die
Kolonne, welche zur linken herbeykoͤmmt, verbin⸗
det ſich mit der mittlern Gruppe durch die beyden
vorangehenden Figuren mit dem Adler und den
Waffen auf der Pike, welche aufwaͤrts gegen den
Hermann ſteigen. Die Kolonne ſelbſt koͤmmt aus
dem
— — — — — — —
ein Gemalde Here Tiſchbeins. 321
dem tiefern Grunde gegen die Hoͤhe, wo Hermann
Gebt, und iſt alſo in den Schatten geſtellt. Die
weitere Entfernung iſt durch verſchiedene Tinten weit
in die Tiefe hinaus angedeutet. Die Tageszeit der
Handlung ift kurz dor untergebender Sonne. Die
fanfte Heiterkeit des Horizonts wird alſo durch Wol⸗
fen unterbrochen, und vom Staube des Heers, das
im Aufzuge begriffen iſt, wird das Helle der Luft
noch mehr gebrochen. Tin eben diefen Staubwol⸗
Een verlieren ſich die aufziehenden Kolonnen.
Die dritte Hauptgruppe rechter Hand ift ganz
in das Dunkle geſtellt, Segeſt figt tief unten am
Fuße eines Baums; über ihn zieht fich der Wald
in verſchiedenen Schattirungen bie Ferne hinauf.
Das auf dem Altare des Hains flammende Opfer
feuer- macht ben innern Limfang des Hains mit
den Druiden, die das Opfer zubereiten, fichrbar,
und der aufiteigende Rauch unterbricht das Eins
fürmige der Stämme.
Alle diefe drey Gruppen find fo geflell und vers.
bunden, daß das Auge von einer auf Die arfbre ges
leitet wird. Vor Segeſt bin erhebt fich die Ans
böhe, auf welcher der eine Krieger die Waffen aufs
left, ber andre die Trophäen aufrichter: und
zwiſchen ihnen ſteht hinterwärts im Schatten, hie. .
tee dem Hicgel, der Knecht (unfer Zeitalter würde
ihn Stallmeifter nennen) mit den beyben Pferden.
Die Gruppen haben alle ihre Rundungen: Licht,
Schlagſchatten, Abſtand, Uebergang, alles findet
ſich, bey dem Nachdenken, mit Einſicht beobach
fer nnd verfheilt. Man gedenke ſich, dag die Hand⸗
Y7.BibLXV 23.2.9. X lung
322 Mermifhte Nachrichten. \
fung eigentlic) in die Zeit vor Uintergange ber Sonne
fälle und alfo fich das Licht von Hinten her verbreitet.
Der Here Prof. Tifchbein hat fih nach dem
Domenichino hauptſaͤchlich gebildet : man kennt auch
bereits feine richtige Zeichnung, ben der Natur ges
treuen Ausdruck, feinen Tieblichen Pinfel und lebe
haftes Eolorit. Die Gewaͤnder haben auch hier
muntre Farben, fo wie fie die Deurfchen liebe
ten. Die Tpierfelle haben einen gefälligen Wurf,
fo wie auch der Feldherrnrock an den Trophäen,
| Das Nackte an den Beyden, die fich mit den Tros
phäen befchäfftigen, und an dem einen, welcher
linfer Hand den Adler bringt, ift dem Ideal von
den fiarfen fleifchigten Körpern der alten Deutfchen
. gemäß. Der Ausdruck an den legtern, ber im
Begriff ift, den Adler hinzuwerfen, ift auffaflend;
fo wie ver haͤmiſche Grimm am Segeft, und das Ruhi⸗
ge und Sanfte eines bionden Juͤnglings im Kopfe .
Hermanns. Daß fich Pie Roͤmer von ben beutr
ſchen Körpern merklich unterſcheiden, Habe ich ſchon
vorher erinnert. An zween gefangenen Roͤmern ift der
Ausdruck von Scham, Kummer, Schmerz vortreflich.
Doch ich habe bloß beſchreiben und erzaͤhlen wol⸗
len ohne zu loben, und ohne mich jeden Schritt
durch eine Ausrufung zu unterbrechen. Go bes
hauptete ich wenigftens dad Zutrauen ber Wahr⸗
heit und der Treue.
Leipzig. Herr Geyſer hat das Bildniß bes vor⸗
trefflichen Tonkuͤnſtlers, Herrn Hillers, nad
einer ſehr aͤhnlichen Zeichnung von Füger in feiner
Befannten angene{men Manier eadirt. Der Kopf
iſt
Vermiſchte Nachrichten. 323
id Profik, und das Blaͤtt von der Groͤße wie
pie Proſilbildniſſe der franzöfifhen Akaderhiften:
Wien. Here Rath Riedel Bar in einer Nach⸗
richt an das Publikum eine ganz neu audgenrbeitete
Geſchichte ver Kunft von dem feligen Winfelmanit,
nebſt verſchiedenen kleinen Auffägen und Briefen,
aus deſſen hinterlaſſenen Handſchriften auf Unter⸗
zeichnung, doch ohne vorhergehende Bezahlung,
angekuͤndiget. Das Werk wird in. aroß Quart,
mit Winfelmanns Biloniffe, von Schmutzer ges
fiodgen, verziert, nebit einer Lebensbefchreibung
- and Vorrede von Herrn Niebel erfcheinen. Nach
der festen Machricht wird es auf 4 bis 5 Dufas
ten zu fteben kommen, und nach dem Verhaͤltniſſe, toie
fich die Linterzeichnungen vermebren, noch weniger.
Ein anderer Gubferiptionäplan, betrifft eis
wen großen Grundriß und perfpeftivifchen Auf⸗
gug von Wien’ füme den Vorſtaͤdten; ein Wert
von 24 Realbogen, welches bisher auf der Kuſerl.
Bibliethek aufbewahret wurde. Es wird foldjes
in Kupfer geſtochen werben, uhb die erfte Hälfte
im Fänftigen Sabre, die zweyte, welches"die Vor⸗
fränte enthält, zu Eude 1775 ausgegeben werben:
Man nimme bis im December i6 Gulden Pränus
meration an, nach der Zeit gilt das Exemplar 24 Gut,
Hier ſind vor kurzem Abdruͤcke von 238 ſchoͤnen
Holzſchnitten in Hein Jolio, aus det Zeit und viel⸗
keicht ‚auch größtenrgeils von Dee Hand Albrecht
Dürers, zur Geſchichte Kaiſer Maximilian des
erſten erſchienen, wovon die Platten, wir wiſſen
rin nicht durch n was fuͤr einen Aufen, ih Ver⸗
Xx.2 bokte
324 Bermifhte Nachrichten.
borgenen gelegen. Man fogt, ed werbe auf Rats
ſerl. Befehl eine Geſchichte des befagten Kaiſers das
zu von einer geſchickten Hand verfertiget.
Sechs kleine wohlradirte dandſchaften von
Herrn Wolfgang Koͤpp K. K., auch akademiſchem
Maler, laſſen bey Unternehmung größerer Blatꝛer
noch meht von dieſem Kuͤnſtler hoffen.
Herr Schmutzer bat nach einem 6
maͤlde von J. Steiner das Bildniß des Fuͤrſten
von Kaunitz, ein Knieſtoͤck, geſtochen. Der
meiſterhafte Grabſtichel des erſtern Kuͤnſtlers ik
aus Dietrichs Bildniſſe bekannt; wenn man in
dem vor uns liegenden, Haltung und Gradation
ber ‚Tinten vermißt, fo iſt dieſes vermuthlich die
Schuld des Originals, gegen das ſich in Abſicht
auf Zeichnung und Stellung, zufolge der geſtochenen
Kopie, noch manche Erinnerungen) machen ließen.
Petersburg. Den. ıten Februar 1778 ſinh
hier zwey wöürbige Kuͤnſtler Herr de Derichd
und Here Öuglielmi in einem Tage; und den
. Diorgen darauf des erften Frau, alle dreye au eis
nem bösartigen Sieber geftorben. Wir haben bes
reits im ıoten Bande der DT. Vibl. des Herrn
Guglielmi Lebensbeſchreibung eingeruͤckt, und wol⸗
len den Faden dart aufnehmen und vollends bis aut
Ende fuͤhren.
Inm Jahre 1766 tam.Herr Guglielmi nach Kai
fpurg, wo er.in. dem Daufe des Herrn Benedift
Adam von Liebert, angeſehenen Banquiers, das
Deckenſtuͤck des großen Saals und. die beyden Treps _
pen in Fresco malte, KurzeZeit darauf verfertigte er
@
— in
Vermiſchte Nachrichten. 325°.
in Warſchau ebenfalls verſchiedene Deckenſtuͤcke und
ein großes Gemälde für den ruſſiſchen Hof, den Sieg
ver Ruſſen ber die Tuͤrken bey Chozim und bie
Verbrennung dee ruſſiſchen Fiocte. Er wurde
bierauf nach Petersburg als Hofmaler mit einem
ſahrlichen Gehalte von 3000: Rubeln berufen!
r771 gieng er wiebet nad Italien, feine Familie
zu beſuchen. In Livorno wartete er dem rufe
ſchen Admiral Grafen von Orlow auf, Dieſer
ließ ein Schiff in Brand ſtecken, um ihm einen Ben
griff von einer Dache zu geben, Die er in feine
Kunft nuͤtzen koͤnnte. 1792 im Monat Junins
gieng er nach Deutſchland zuruͤcke, wo er in Ge⸗
ſellfchaft feines Freundes, des Herrn de Derichs
wind deſſen Frau nach Petersbing gieng. ie ka⸗
men daſelbſt im Monat Scpteinber an. und enbigs
ten, wie oben gemeldet, ihr segaidsf: Ä
Lebens Nachrichten Herrn Sopfenias
de Derichs
Herr Sophonias de Derichs — aus einer
alten Graͤftichen Familie in Holland, welche in
ven Neligionsunckfen an verſchiedne Orte jet:
ſtreuet worden, fo daß bie Naqhkommen ſich in ben
Handelsſtand begeben haben.
: &r wurde 1712 den yeen May in Stockholm
geboren. Sein Bater, Johann de Deriche, aus
Aachen gebuͤrtig, ſtudierte anfangs die Arzney⸗
funft, hernach Lie ‚Theologie, und wurde von der
nen Generalſtaaten als reformirter Geſandtſchaft⸗
X 3 prediger
326 Bermißhte Nachrichten.
prediger nach Stockholm geſandt. Diefer be⸗
ſtimmte den jungen Sophonias zur Handlung;
aber ſeine Neigung gieng auf die Malerey
und Zeichenkunſt; fie ſchickten ihn alſo zu
einem Bildhauer in die Schule 1727 ver⸗
Karb fein Vater, und. da. fich deſſen Schwe⸗
ſter an einen Weinhaͤndler don Amflerbam verheu⸗
rathete, ſd lag dieſer ſeiner Schwiegertnutter
en, ben jungen de Derichs biefen Handel bey
ihm erlernen zu laſſen, wie auch 1729 geſchah.
Zeichnen war inbeffen fein liebfter Zeitvertreib. Er
begab fich alfo 7735 zu dem Herrn von Meptend, eis
nern Anverwandten von ihm, und begleitete ihn, ala
‚ Viefee von. Schweben zurüde kam, nah Wien.
Hier legte er fich mit ſolchem Eifer auf die Malerey,
daß er in kurzer Zeit zweymal ben Preiß bey der
Akademie ergielt. Er hatte fih die, Manier feis
nes Meifters fo eigen gemacht, daß er ihn 30 Jahr
lang is feinen Arbeiten unterflügte und deſſen gan⸗
jes Vertrauen gewann. Hauptſaͤchlich überließ Herr
bon Meytens ihnm bey feinen Werfen, die Sticke⸗
ven, Spitzen und Oewaͤnder.
170 verheurathete er ſich mis Aungfer Kuna
Jobaune Magdal ene de la Haye, eines Öalanteries
arbeiters Tochter in Wien yon englifchen Eltern
76x begleitete Biek Paare den Gregori
Guglielmi, mit dam fie eine vertraute Jreundfchaft
arrichtet, mac Stutgardt, wa ſie rs Jar blie⸗
ben, von da giengen fie nach Bruͤſſel und dann
nach wein) von fie fich 23 Sehe 4 raue
une
Bermifchte Nachrichten. 327
1766 famen fie nach Ausfpurg, wo er, ſo wie in
andern Städten, viel fehöne Bildniffe verfertjgte,
darunter 2 große Kaiferl, an den Bifchöflichen Hof
ſich befanden. Die genaue Freundſchaft dieſer bey⸗
den Maͤnuer, ſowohl als das Beſtreben nach einem
groͤßern Gluͤcke; bewog fie zuſammen eine Reiſe nach
Petersburg zu unternehmen. Im May 1772
giengen alfo Herr de Derichs mit feiner Frau von .
Augfpurgab: fle erwarteten ihren Sreund Guglielmi
. in Münden, der wie ſchon gemeldet worden. 1771
nad Italien gegangen war, und feßten ihre Reiſe
dann über Berlin nach Petersburg fort.
Herr de Derichs vereinigte mit ven Eigenſchaf⸗
ten eines reblichen Dianns und wahren Freundesden
Charafter eines gelehrten (denn er wußte viel,
und ſprach fait alle neuere Sprachen) und braven
Kuͤnſtlers. Ungeachtet er verfchichene Sielegenheis |
ten gehabt, an Höfen ein bauerhaftes Gluͤck zu.
sahen, fo zog er doch allezeit die Freyheit vor,
Sein Biloniß hat vor kurzem Herr Kilianin ſchwar⸗
zer Kunſt geflochen,
Berlin. Von dem Hiftorienmaler, Herrn |
Bernhard Mode, find zwey radirre Blätter her⸗
ausgekommen, nad) eigenen in Lebensgroͤße verfer⸗
tigten Gemaͤlden. Das eine, welches dem Heren
Doktor Moͤhſen in Verlin zugeeignet iſt, ſtellt
Die drey Parzen vor: Klotho haͤlt die Spindel,
Lacheſit ſpinnt, und Atropos will eben den Faden
abſchneiden; aber der Genius. der Arzneykunſt, der
an feinem Sclangenftabe zu Fennen iſt, ziehe ihr
den Arm zuruͤck. Das andere ſtellt die Hagar vor,
X 4 die
—
328 Vermiſchte Nachrichten.
die ſich mit aͤußerſter Bekuͤmmerniß von ihrem ver⸗
ſchmachtenden Gohn Iſmael wegwendet, der den
leeren Waſſerkrug in den Armen haͤlt. Beyde
Blaͤtter ſind, wie alle Arbeiten dieſes Kuͤnſtlers,
von vortreflichem Ausdruck.
Engelland
Kunſtnachrichten.
- Lofldan, Die Koͤnigl. Akademie ber bildens
den Künfte, hat von ihren neuen Arbeiten im Aprils
monate biefes Jahres die fünfte öffentliche Auss
fiellung gerhan. Der Reichthum derſelben vers
bieter uns eine umſtaͤndliche Anzeige: und eine
gruͤndliche Beurtheilung kann nur von größern Kens.
nern erwartet werden, welche Zeit und Gelegen⸗
heit haben, jedes Stuͤck mit einem ſichern Blicke
zu betrachten, und die Ausfuͤhrung dadon mit den
—. — —— Pe am.
befonbern Verhältniffen eines jeden Meifters abzu
waͤgen. Linfere Abficht muß ſich darauf einfchräns.
fen, den Fortgang der Kunft bemerflicy zu machen,
vie hoffnungsvollen neuen Lehrlinge auszuzeichnen,
und Das weitere Studium der fehon zu einem Ma⸗
men gediehenen Kuͤnſtler auch unfern Mirbärgern
und äßnlihen Akademien zur Aufnunterung und
Folge vorzuftellen. Wir übergehen daher Zeich⸗
nungen, Modelle und Bildhauerſtuͤcke, und koͤn⸗
nen auch von den Gemälden nur ben wenigften
Teil anzeigen, welcher vorzuͤglichen Beyfall ges
funden hat. Wir wollen bierbey nach alphaberis
ſcher Oidnung der Neiſter verfahren, da dieſe in
| | mancher
Bermiſchte Nachrichten. 329
mancher Betrachtung für umfere gefer bie bequem:
fie fcheinet. |
G. Barrett, Hat verſchiedene dLandſchaften ge⸗
liefert, woran nichts, als die einem verdickten Rau⸗
che aͤhnliche Luft getadelt worden.
Von Jakob Barehy: Jupiter und uno auf
dem Berge Ida, nach dem 14. Buche der Iliade,
da naͤmlich Juno die Partheylichkeit des Gottes für
die Trojaner Durch den Zaubergärtel der Venus
and ben Beytritt des Morpheus zu überwinden
ſucht. Ein ſchoͤner Gedanke, der mit aller Mlaffis
ſchen Richtigkeit ausgeführer, und befonders in der
Farbenmiſchung meiſterlich behandelt iſt.
Bon Joſias Boydell: der Adſchied des Corio⸗
lanus von feiner Familie. Voller Ausdruck fü
wohl der ſtolzen, harten, anwilligen Hauptfigur, ald
auch der Mutter, des Kindes mit ber Amme, md
uͤbrigen Mebenperfonen,
Richard Coſway: das Biſdniß einer Mur⸗
ter mit ihrem Sohne, ale die ſiegende Venus und
Kuvidd dorgeſtellet. Dem ſittſamen Anſchauer
bat das Gewand der Muttet faſt zu leicht gefchies
nen, welches doch wohl eben fein Sehler des Pinfels
iſt, der Hingegen in den Nebenwerken, und befons
ders den Tauben, weniger Märte haben follte.
Bon Downman: ver Tod der Zufrezie, und des
Brutus Schwur eroiger Feindſchaft gegen ben Tar⸗
quinius. in vortreffliches Gemaͤlde, dem mic
‚ein hoͤherer Ausdruck Roͤmiſcher Wire zu
wuͤnſchen ſeyn moͤchte.
5. Eeward
r
\
330 Vermiſchte Nachrichten.
Edward Edwards: Zwo Landſchaften mit
ber Geſchichte des Bacchus und der Ariadne aus⸗
ſtaffiret, wovon die Figuren eine richtige Zeich
nung und ſchoͤne Farben haben.
Steffan Elwer von Farnham bat verſchie⸗
hene Stücke mit todtem Wildoret geliefert, darinn
eine große Leichtigkeit und Wahrheit herrſchet, die
aber durch eine beſſere Farbenmiſchung und Harmo⸗
. nie des Helldunkeln noch vollkommener fegn könnten,
WVon Mademoiſelle Iſaacs: Hannibal, wie er
bedh dem. Altare Jupiters den Römern eine ewige
Feindſchaft ſchwoͤret. Ein oft behandelter Gegen⸗
ſtand, der jedoch Gier wohl vorgeſtellet iſt—
Angelika Kaufmann, ein anderes uns mehr
hekanntes Frauenzimmer, har ihren großen Ruhm
umd ausnehmende Fertigkeit durch verſchiedene Stuͤcke
beſtaͤrkt; vorzüglich muß man bie gluͤckliche Wahl
ber Gegenftände, die edle Stellung und gute Zeiche
nung.darinnen bewimbern x) Telemach wird am ‚Hofe
zu Sparta durch den Schmer, entdecket, welchen
er dep der Erzählung yon dem Ungluͤcke ſeines Va⸗
ters nicht zuruͤckhalten kann. Odyſſee B. 4. Schre⸗
fen und Kummer koͤnnen nicht ſtaͤrker ausgedruͤcket
werben, als ſolches in den, Sefichtern und Stelluns
gen des · Telemachs, Menelaus und her Helene bier
geſchehen iſt. 2) Trenmor und Imbaca, in bem
Zeitpunkte, da dieſe ſich jenem entdecket, aus dem
Oßian. Stiller, aber Barum nicht geringer im
Hustrude, als das vorhergehende Es enthaͤlt
nichts, als die beyden benannten Figuren. Trens
maor hat feinen Spieß, und Imbaca ihren Vogen
fallen
— — — — ——
“ Vermiſchte Nachrichten. 337
fallen laſſen. Sie haͤlt ihm den entbloͤßten Buſen
dor, und verlange, daß er feinen Wurfpfeil dace
anf abſchicken Sole. Allein die Pfeile, welche fie
aus ihren Augen auf ihn ſchießt, find. fchäcfen,
and: er wirh von ihren Meizen überwunden, 3). Ein
geiechifches Trauenzimmer bey ihrer Arbeit. 4) Eine
Beilige Familie, . 4) Das Bildniß einer Dome nrtg
ihrer Tochter. Sin ‚allen ift, bie Zeichnung und
Grellung richtig, Und von vielen Geſchmace. Bloß
| ein gewifies graues Kalorit giebt den Figuren eina
Kälte, welche dieſe Kuͤnſtlerinn leicht heben, uam
ihre‘ Werke dadurch zu noch größen Bellen
beit bringen koͤnnte. .
Franciſco Melle, ein afiäner; hat eines der
beſten Gemaͤlde von, ber ganzen Austellung gelig⸗
fert. Es enchäls die Gefchichte der Boadicea,
perwittweten ‚Röniginn der Icenler, und die. an
ige von dem Roͤmiſchen Stabthalter Cajus Decia⸗
aus veruͤbte EOrauſamkeit. Der Zeitpamntt iſt gleich
nach der ihr wiederfahrgen oͤffentlichen Geiſſelung,
Sie lieget von Verzweiflung uͤberwaͤltiget zu Bow
en, woſelbſt fie von einem Manne gehalten wird,
damit fie fich nicht felbſt deid zufuͤge. Einer ihrer
| Dfficier zeiget ‚fie ninem andern, ung. ihr Elend zu
Herzen zu nehmen, Ihre bendey Toͤchter gher lichen,
von Sram und. Wuch ergriffen, neben ihr, und
‚ werben gleichfalls ‚jede von einem Manne gehalten,
sei wobon ba das eine die a bes Chiron und Achil⸗
C. Moore, ein junger Kuͤnſtlex, hat ſich zum,
seftenmale durch zwey Stiche fohr vortheilhaft gezeis
I
L
351 Wermifchte Nachrichten.
RS, das andere bie vom Dedalus und Iarus
vorſtellet. |
Bon der Maria Moſer ſind zwey Fön?
—** zu ſehen gewefen.
Der Präfident, Ritter Joſna Reynolds,
kat die befannte GSeſchichte des Ugolino aus bei
Dante abgebildet. Ugolino ift dad wahre Bilde
Kiß der Verzweiflung; einer feiner Soͤhne Tiegee
füpen todt bey ihm zur Erder ein andrer bemuͤh
fich kraftlos den Körper in die Hohe zu bringen,
- Und die übrigen noch lebenden haben ıhrem gierigen
ſchmerzhaften Blick auf ihren Bater geheftet. Sin
vortreffliches Stud und neuer Beweis ber fonderbas
ven pfuchologifchen Bemerkung, daß wir in ber
Kunft oder Beichreibung auch fölche Segenſtaͤnde,
‚wenn fie meifterlich behandelt find, mit Vergnuͤgen
ſehen, von deren Anblie in der Ratur wir und weg⸗
wenden, oder mit Schauer würden erfuͤllet tverben.
Vom Turner it Muſtdota, aus Thomſons
Jahreszeiten, audgeſtellet geweſen. ine einzelne
Figur, in dem Augenblicke, da fie ihre Entvefung
merket, ſehr ſchoͤn ausgefuͤhret
Benjamin Wert bedarf keines neuen Lobes.
Er hatte den Saal diesmäal mit folgenden
vorjzuͤglichen Stuͤcken geſchmuͤcket. r:) Agtippina
von ihren Rindern umgeben, weinet uͤber der Acht
bes Germanicus. Ein mehrmalen behandelter &ei
genſtand, deſſen gegenwaͤrtige Vorſtellung aber kei⸗
ner andern nachſteht, und durch die hinzugefuͤgten
ſechs Kinder, welche ausnehmend ſchoͤn gerathen
find, eine Neuigkeit erhalten hat. 2.) Der ſter⸗
bende
\
Vermiſchte Nachrichten. 933 J
dbende Epaminondas. Eine ſehr detereſſante Hand⸗
lung, welcher durch die Meiſterzuͤge des Malers
die ruͤhrendeſte Kraft ertheiles iſt. Die ruhige
Großheit des Epaminondat und die ausnehmende
Bekuͤmmerniß der antergeardneten Perſonen np
vortreflich ausgäbrüder. 3) der ſterbende Ritter
Bayard, in dem Zeitpunkte, da ber Herzog von
Bourbon in, nach dem Feinde das Geſicht gerich,
tet, auf der Erde liegend entdeckt. Zum Mebens
ſtuͤcke bes vorhergehenden, und nicht minder fchön,
woben das Coſtume fehr wohl beobachtet iſt. 4 ) Die
erſte Untetredung bed Telemachs mit der Calypſo.
Voller eigent huͤmlichen Züge des Meifters, und bes
fonders in ber Vorftellung des Geeflurms, 5) Chry⸗
ſes, des Apollo: Priefter, rufet feinen Sort um Ra⸗
he gegen den Agamemnon an. Nur Eine Figur,
aber vielleicht Die ſchoͤnſte, fo iemals von ter Des
muth, Beierlichkeit und dem Ernſte, womit Gebete
zum Himmel geſchicket werden ſollen, gegeben iſt.
6) Die Hoͤle der Verzweifelung, nachdem Spen⸗
fer, in dem Stile des Ligolino, und würde: noch
von ſchrecklicherem Eindrucke ſeyn, wenn man fig
nicht hier der Erdichtung und dorten der Wapsbeis .
des —— Trab wäre; -
Bir laflen es bey Diefem Auszuge der Nadnich⸗
ten genug ſeyn, und werden vielleicht ben Wehen
nes ober bes andern Stuͤckes naͤher beſtimmen koͤnnen,
wenn ſolches, wie richt. zu. zweifeln iſt, Durch den
Ruyfertiic bekannt gemachet wird.
Bon neuen Kupferſtichen find uns daher
folgen, ber Anzeige würdige zugefommen:
The
2
rei:
334 Vermiſchte Nachtichten.
Ne Nebob of Arcot, nach dem Leben Yon
J Ward gemalet, und durch Diron in ſchwarzet
Kunſt gegtaben. Defer Indiſche Mabob, Moha⸗
wed Aly, ein treuer Bundesgenoſſe der Engellaͤn⸗
der, ſtehet in feiner Tracht gunz aus, nebem'einens
rauhen Felſen, mic der Rechten ven Saͤbel zur Er⸗
be niebergekehret haltend. Tim Hiutergrunde zei⸗
get ſich eine Pagode. Eine ſchoͤne Figur und ein
vortrefflicher Stich, 225 Zoll in ber Höhe und 1a Zoll
in der Breite, deßen Preis eine halbe Guinte iſt.
- Ifaac bleſſing Jacob, und |
Jocob watering Rachels Flocks, —*
Stuͤcke gleicher Groͤße, nemlich zu 13 Sol Hoͤtze
und 9; Zoll Breite, beyde nach Gemälden des
Treviſani, aus der Devonshirifchen — u
und von Wilh. Walker in Kupfer geftochen. Die
Zufammenfegung weicher eben nicht von dem Gewoͤhn⸗
lichen dieſer Geſchichte ab. Der Stich ift überaus
fleißig, aber nicht don befonderer Kraft: Boydel
Kat fie verleger und mit. N. 38. 39. bejeichnet, ſo
Daß fie wohl zu einem neuen Bande einer Samlung
beſtimmet feyn werben. Sie Foften das Gt x e
Schillinge
Zwo Landſchaften nach $. Succatelli, wel⸗
che Madame Knatchbull beſitzet, die eine von
Tho. Vivarez, und die andere von J. Mafongen '
ſtochen. Angenehme mit Dienfchen, Vieh und Ge⸗
buuden ſtaffirete Gegenden, die: fehr gut ausgefüße
ver find. Sie koſten das Stuͤck 6 Schlinge, une.
halten jebe etwa 14 Zoll in ber: Hobe zu 18 in der
Eine
ggg ggg
l
Bermifchte Nachrichten. 235 ‚
"Eine Folge von kleinern angenehmen Land⸗
ſchaften, auch biblifchen Hiftorien, als Tobias mit
dem Eugel eine Heilige Familie oder Flucht in
Eoppten, ſo ·Pye nach verfchiedenen Meiftern,
nämlich Moucheron und Berahem, Kuyp, Duͤ
Sarbin, Poͤlenburg und Watteau geftochen
hat. Noch zur Zeit 5Stuͤcke, zu welchen vielleicht
mehrere Binzufommen werde, etwa 6 Zoll bo.
und 7 3. breit, das Blatt zu einem Schilling
im Preife.
Der junge Heiland umarmet ben kleinen oa '
hannes, beyde nackend und ſtehend, nach van Dyk,
buch T. Burke in ſchwarzer Kunſt. Der Ma⸗
ler hat dies Suͤjet mehrmalen, wiewohl mit eini⸗
gen geringen Veraͤnderungen, ausgefertiget, und
wir haben davon unter andern einen ſchoͤnen Stich
von Arn de Jode, den er 1666, nach einem Ge⸗
maͤlde, das ber Ritter P. Bein befaß, geliefert
hat. Der gegenwärtige aber ift im vieler Bebrach
— ——
tung, und beſonders in der Ruͤndung und Weichtzeit
des SSleifches, von großen Vorzuͤgen. Er hält 18
Zooll in der Hoͤhe zu 13 Zoll in der Breite und koſtet
7. Schillinge.
Johann, Herzog von Richmond/ nach einem
Gemälde des van Dyk in des Herrn Paul Mes
ihnen Sammlung, durch arlom in ſchwatzer
Kunft, 18: Zoll Hoch und 13 3. breit, Er' ſteht
"ganz aus, neben einem großen Hunde, dem er die
eine Sand auf dem Kopfe hält. Der Stich iftuns
verbeflerfich, und koſtet im Probedrucke eine halte
Buinee.
Weiss
nu,
[3
"336 Vermiſchte Nageichtar
Venus attired by-theGraces, Venusfer-
vie par les Graces, nad einem Gemaͤlde des
Altern Patel in der Samlung des Heren Gerard
van der Sucht. ‚Die Landſchaft, fo das Haupt
merk ausmachet, iſt veigend und mit allen ſchoͤnen
Mannichfaltigfeiten der Natur angefuͤllet. Bey
einem im Vorgrunde unter einer ſteinernen Bogen
Brücke durchgehenden Fluße, unter einem hehen
Baume ſitzt die Goͤttinn der Liebe, und ſicht im
Spiegel, wie die Grazien iht Haar ſchmuͤken. En
Kupido ſtehet daneben, und eine Nymphe langer
“aus einem Kaͤſtgen noch Geſchmeide hervor. Zwey
hinter dem Baume lauſchende Sacyren ſehen begie⸗
rig zus und etwas entferne fpielt eine Gruppe Zi
besgdtter. Der Stich if von zween beruͤtzmten Mei
fleen, nemlich die Landſchaft von F. Vivarez und |
die Figuren vom Bartolozzi, bie beide ihre Kung
bier nicht verläugner gaben. Die Maaße hält 18
Zoll in der Höhe und 2133. in ber Breite, ber Preis
aber ift. eine halbe Guinee.
Ahard Gale. Gros tems.
[4
A Squall. Le Coup de Vent. ZIweg
Geeſtuͤcke nach Bernet vor R. Laurie in ſchwar⸗
zer Kunſt, zu x7 Zoll hoch und zz Zoll breit. Sie
find zwar ſchon in Frankreich geſtochen, und were
muthlich nur Ropeien; nehmen fich aber in der woßle
gerarhenen ſchwarzen Kunſt fehr gut aus, und ko⸗
ften beide 15 Schlinge.
The Mifer and his Miſtreſs, nach Hand |
Holbein, von Philip Dawe in ſchwarzer Kunft,
183 Zoll in ber Hoͤhe und 13 Z. in der Breite. Ein
. | alter
208
Wermifchte Nocheichten. - 337
‚alter Beighals figet beym Tiſche mit einem ſchweren
Beutel in den Hunden. Sein Mädchen, das ihn
von Hinten uͤberfaͤlt, will ihm denſelben entreifjen,
ie yaufen fi) darum mit verfchiebenen Affeften,
er amgſtlich ſchreiend, fie boshaft lachend. Es giebt
chen Feine reitzende Vorſtellung, aber der Ausdruck
iſt raͤftig und im Sticht, der 7 Sailing 6 Vence |
koſtet, wohl dargeleget. |
' Nyinphes au Bein, in einem breiten Obale,
06.17 Doll, und 1a} Zeil in der Hoͤbe, nach eine
(üben Zeichnung, die ber Herr Joh. Smith zu
Gdadling befiget, und wovon J. Barrolett die
Landſchaft, Cipriani aber bie Figuren gezeichnet
ber, auch von zwei Meiltern, nemlich jene von
V. M. Picot, und dieſe von Bartolo;zi geſtochen
worden, eine Vereinigung der Kuͤnſtler, ſo uͤberaus
glaͤcklich iſt. In der Landſchaft fieht man die ſchoͤnſte
Matur, nicht überladen. Bey dem im Borgrunde '
fließenden Wache zeigen fich am Ufer undiin Waffe .
acht allerliebfte junge Nymphen in verſchiedenen Bas
debeſchaͤfftigungen, und Hier hat Bartolozzi ven hoͤch⸗
ſten Reitz ausgebrucket. Der Preis iſt 6 Schikinge.
Mylord Ancram, in Huſarenkleidung zu
Pferde, einen Trupp Huſaten durch eine tauhe Ey⸗
gend führend, Er machet eigentlich den Hauptge⸗
genſtand des Städes, und in feiner ——
As in Deus fortſchreitenden Hengſte, den et reutet,
iſt Adel und Wahrheit. Die Huſaren folgen ihm
als Bezwerk Gilpin hat die Pferbe, und MR.
Coſway das Bildniß gemalet. Det Stich aber
iſt nieiſierlich vom P. Dixron in ſchwatzet Kunſt,
£T. Bibl XxV.B. 2 St. 3 zu
338 VBermiſchte Rachrichten.
zu 19 Zoll in der Hoͤhe und ar" 2. in den Breite
und Foftet eine halbe Guinee.
- Kady Broushton, von Neynolds gemas.
let, und von J. Watſon in ſchwarzer Kunft ges
graben. Sie ſteht ganz:aus in einem gebluͤhmten
Kleide, neben einer Vaſe, in der einen Hand einen
Eranon, und in der andern, bie fich auf ein Pos
ſtament ftüget, ein Zeichenbuch haltend, daneben Ku⸗
pfer, Zeichnungen und Bücher liegen, auch eine ans
tike Buͤſte ſteht. Ein herrliches Stuͤck, az} Boll
‚Roh und. 14 Zoll breit; koſtet eine balde
Guinee.
Die Graͤfinn von Carlisle, auch nach
Reynolds, von J. Watſon in ſchwarzer Kunſt;
28; Zoll in der Hoͤhe und 13 3. in der Breite. Ein
Knieſtuͤck in griechiſcher Tracht, unter einem hohen
Baume ſtehend, uͤber einen trockenen Aſt deſſelben
ſie den rechten Arm geſchlagen hat und in der Hand
eine Roſe haͤlt. Schoͤn ausgefuͤhret uud ju 73
Schillinge im Preife. -
Paͤtus und Arria, nah B. Melt, aus der
Sammlung bed Ritters Georg Eolebroofe, von
Robert Dunkarton in ſchwarzer Kunft. . Arria
tut ſich eben den toͤdtlichen Stoß beygebracht, und
reichet dem hinter ihr ſtehenden, ſie umfoßenbens
Ehemann den Dolch mit ruhiger Mine.dar, aus
deßen Gefichte Erftaunen und Bekuͤmmerniß her⸗
vordringef. Die Stellungen find ebel, Patus aber
nicht ſtark genug charakteriſtret. Es koſtet 74 Schil⸗
linge und hat 17 Zoll in der Höhe, zu 13 3. Breite.
Das Bildriß der een Kaiferin von Ruß⸗
land,
% \ 0
Wehe Nachrichten, 339
fand, nad einem Gemälte, baB der Dortor
Dimsdale beſitzet, von. Wild: Dickinſon in
ſchwarzer Kunſt. Ein ſehr ſchoͤnes Bruſtſtuͤck, in
einer Pelzkleidung, über 15 Zoll hoch zu 12 3. reis
. te; koſtet 8 Schilling.
NRachſtehende Stuͤcke find zwar fon vor einis -
ger Zeit‘ erfehienen, verdienen aber allerdings
oh bemerket zu werben,
Thalia, von der Angelika Kaufmann ge⸗
malet, und buch P. Spilsbury in ſchwarzer
Kunſt gegraben. Ein Bruſtſtuͤck, in leichtem
Gewande, halb entbloͤßet, mit der einen Hand das
Gewand zuruͤckſchlagend und uͤber das bekraͤnzte
Haupt die Maſke haltend. Es koſtet 5 Schilling
and bat 24 Zoll 3 2. in der Hoͤbe iu zo 3. 3%
Breite.
Her Majefty Queen Charlotte raiſmg
the Genius of the fine Arts, gleichfalls nach
Ang. Saufmann, durch Tho. Burfe, in
ſchwarzer Kunſt. Ein glücklicher Gedanfe. Die
Königinn ſteht in edler, leichter Tracht, haͤlt in
der einen Hand einen Lorbeerkranz, und wecket mit
ber andern den Genius, ber mit dem Haupte auf.
‚ einem Tifche ruhet, bey welchem man die Sinnbils
der der fchönen Künfte, ımb in dem Hintergrunde
einen Tempel bemerfet. Dieß fchöne Stuͤck hat 173
Zoll in der Höhe und 14 3. in der Breite, und ko⸗
ſtet 2 Schillinge. Es ift mit N. 1. bezeichnet,
ohn Zweifel weil der Kupferftecher es vor eine Sols
ge beſtimmet hat. .
The Horfe and theLion,
Y)2a_° Te
x
2 *27 *2 “=
— — — — — — ——
340. Wermifchte Nachrichten.
The Liou and ehe Stag. Ein paar vd
treffliche Blaͤtter, nach dem berühmmen Thier⸗
maler G. Gtubbs, durch J. Stubbs den jäns
gern in ſchwarzer Kunſt ausgefertiget. Beyde Hanb⸗
lungen, da nemlich im erſtern ein Pferd gegen einen
anbrüllenden Loͤwen ſich zur Wehre ſtellet, unb im
andern dis Loͤwinn einem hberwunbenen Hirſch ze
reiſſet, find zwar wohl eben nice in her Marur be⸗
merket worden, und wir koͤnnen alſo die Wahrheit
der Vorftellungen nicht beurtheilen: Der Ausdruck
wilder Wuth ſcheint aber den hoͤchſten Grad zu
erreichen, und jede Muſkel iſt in konnulſiviſcher Bewe⸗
gung, auch ber Stich vollkommen. Jedes Sch
haͤlt 16 Zoll in der Höhe und 205 3. in ber Breite,
nad fofter Guinee. | |
| Lebrigend müffen wir noch einen JIrrthum bee
richtigen, der uns mit einem im 13 Bande ©. 170.
als nah Duſart angezeigten Blatte begegnet iſt.
Es ift ſolches vielmehr nach. einem Gemälde ed
Joh. Steen, in dem Beſitze bes Darm 3 Biel |
wood und foll eine Konverfation vor ſtellen, baren
| i4 der Mahler felbft abgebildet har.
‚Neue Schriften.
"The Dying Negro, a Poetical Epifile,
{uppofed to be written by a Black, ( who
fhot himself on board a Veflel in che River:
Thames;) to his intended Wife, 2 W.
Flexney. Zu biefer vortrefflichen Heroide Kat eine
Heine Geſchichte in der Zondener Zeitung Anlaß ges
. geben. „ Ein Neger, der einige Tage vorher ſeinem
Seren entlaufen war, nahm die chriſtliche Religion an,
| und
VDercaiſchte Naqhrichten. 108 ©
ud mar Wiens, eine Weiße, feine Oefährtind
tn Dienfte zu Geuratten. Is man iha aber wieder
eogriff, und anf des Rapitains Ediff auf der
Themſe brachte, erſch er die Gelegenheit nad erſchoß
ſich. Die lebhafteſte Zaͤrtlichkeit und die verzweis
fungsvolle Entſchloſſenheit, die den Charakter eines
Neger fo ſtark bezeichnen, mit dem Gefühle der
menſchlichen Freyheit ſind ungemein gut ausgedtuckt.
Wir wollen eine kurze Stelle gegen das Ende, zur
robe anführen. „ Warum verzögert meme
iachtende Exele ihre Flucht? Komm liebens⸗
würbiges Madchen und erleichtre it dem fuͤrchter
lichen Weg? ſtuͤrze dich ungeſtuͤm in deinen Vers
nachlaͤßigten eisen herbey und frhließe deinen bluten⸗
‚ben Liebhaber in deine Arme, druͤtke ihm ſeine trauß
rigen Augen zu, empfange feinen ausgehenden Ober
und ſchmeichle ihn finfend in die Schatten bes To⸗
des! Dfomm! Deine Öpgemvart kann meine
Anoft säufhen, und den umerbitelien Tyrannen
lächeln heiſſen; Eutzuͤckt will ich auf deinen Buſen
ſchmachten and teunfen vor Freuden zur ewigen Ruhe
hinuͤber fhlunmmeen: dem Haſſe der Menſchen, der
Graufamfeit des Schickſals vergeben, meine Leiden
dergeſſen, mb muntam meiſten za leben wuͤnſchen
Aber nein fliege vielmehr, damit nicht einiger Zweifel
von fürdktetlihen Berfag, ber in meiner Seele au⸗
Weiter, muterbeuche. Thraͤnen muͤſſen weich nicht beie _
gan, nicht veine Schdaheit micy deweges. Dicke
Vernde maß ich über Gauckſal und Liebe triumphiren.
„ BVicecder beat mein Buſen vom einer zehn⸗
fein Made and der ge Drurm meinet Seele
Y3 _ beginnt
342 . Vermiſchte Naht _ -
beginnt vor weuem ;© eine. ungeftünse Warh. zerreäge
‚wein zerruͤttetes Sehirn ‚umd' deu: Tod: breiter feine
ſchuͤtzesden Arie :mwfenft' ans: denn ich falle uns
gerächt - und. ſterbe unbebauert md. 'nägre mit neh
‚am Blute des Stolges unerſaͤttliches Auge! O ba
ber Ehriften.Eott, vor dem ich kuͤrzlich erft meine
Knie bog, dem meine Seele ihre ganze Zremifchwur ;
wenn DBerbrechen, wie dieſe, deine beleidigte Maje⸗
ſtaͤt ſchaͤnden, o Gott der Natur!. wirſt du dann
vergebens angerufen? ꝛcc.
The Siege of Tamor. A Tragedy by Ger-
ges Edmund Howard, Eſq. gd. Edit. 8. Re
binfon. Die Trauerſpiel gruͤndet fi auf eind
Sefhichte in. den Irrlaͤndiſchen Jahrbuͤchern aus
dem gten Jahrhunderte und verdiene. umter. den
meuen dramatiſchen Werken der Nation eine rükıme
liche Stelle... u u tl
A neu Hskory of London ; including Wells
. auinfter and-Sounhwark. To which.is added
a genesal-Survey ofche Whole; deferibing
the public Buildings, laxe Improvaments &c.
— — — — — —
Iluftrated. wich‘ Copper-plates.... By John :
Noortbouck. 4. Baldwin, 1373. Dan bat
ſchon verſchiedene Beſchreibungen von London und
Weſt muͤnſter gehabt, unter denen Stowe's, Steyr
pe's und Maitland’Sdierichtigßen ind: aber feine
ſo vollftändig als dieſe. ie beſteht in einem
hiſtoriſchen und befchreißenden Theile, uud
‚man teifft eine Menge wichtiger unb-angenchurn
Dinge, auch in Abſicht auf Die Kunſt, an;. fie ift
mit einer ziemlichen Anzahl guter Kupferfticge: ger
. , jiert,
/
—X Nechrichten. 22 343
‚glert, bie’ aber auch dus Det ziemlich koſtber |
machen.
v. he Academick Sporceman; or, a Win-
. wersDay: A Poem: By che Rev. Fürzgerald.
sro. Johnßon. Das Gedicht beſchreibt haupr⸗
ſaͤchlich die Jagd, iſt ader mit angenehmen und
ſchicklichen Epiſoden durchflochten.
The Jeſuit. An Allegorical Poem. With
Aiti and Choruises, as :rehearfed after the
example of ancient Bards and Minftrels, by .
Mr’ ’Mariott. gro, Lasroft, Die Gebicht bes
Mehr aus 7 Theilen. 1) Die Geburthonacht, vol⸗
HdSschenieund fuͤrchterlicher Erſcheinungen. 2) Die
Peoeeſſion· des Ehrgeizes, der Verraͤtherey· des
Aberglanbens, der Heucheley und andrer ſolcher
Kalte im Gefolge: 3) Die Geburt: 4) Was
bey dieſer Gelegenheit kn Himmel und auf Erden
vorgegangen. 5) Die Taufe. 6) Die Oelung.
7) Der Abfchied, oder die Verwandlung der Je⸗
ſuitenkleiwung in eihe: Legion derſelben Bruͤder⸗
fchaft. So ungeheuer lädyerlich und atisfchrweifend
nuch des Werfaſſers Vorſtellumgen bisweilen find,
fo verraͤthh doch das Gedicht eine auſſerordenthch
fruchtbure Einbildungekraft und unterhaͤlt die ter
air Jehr niebhaften Veſchreibungen.
PDialogues of Lacim. From the Gresch. 8.
Flexncy. Diefe Heberfegung eitiger Dialogen, _
(e6 And ihrer 'zehne) laͤßt fd ungemein gut leſen:
ſie ift vom Hetrn Carr.’
Abe Itoopę 10 Conquer; "or „be: ‚Mifakes
| Y a. Nigbe; a Comedy. . Written by Dac-
Y4 tor
—
344 Vermiſchte Nachrichten.
ver Goldsmich. 8. Wie Babel beſtehe aus die"
ner Reihe von Sperchümern, wo Immer einer ums
wahrſcheinlicher ald der andere iſt. Inzwiſchen ED
viel Komifches in dem Stuͤcke, inbens die Situati⸗ .
wen, fo unnatuͤrlich fie auch find, immier Iuftig aud
Hari genug find, mnd durch einen lebhaſten
ialog unterſtuͤtzet Es iſt bereite ia6
Deutſche überfeget.
"The origin of the Englifb Drems, ha
Rrated. ig its various Species, v2. Myfkery,
Morality, Tragedy, and Comedy, by Speak
mens from our earlieft Writers: wich ex-
planarory Notes by 71 bomas Haukiss, M,
A. 3. Vals.:8. Lasrofe.. Des Verf, Ahle
it Durch Die Herausgabe biefer alten beamarifdien-
Gräfe, den Zuftanb ber Engliſchen Kamd⸗
bie wor dem Ghafefpeare zu zeigen, eine Oeſchichte
ber englifchen Gerade und Poeſie zu lisfern, eins
. Menge guter alter abgeitorbener Worte wieder
zu beleben und dadurch über den Shakelvear ſelbſt
mehr Licht auszuhreiten. Der erſte Band enthaͤlt
G folder alser Stuͤcke. Der zwete tiere, fo wie
auch der dritte. Die Wahl ift mir Verſtande ger
macht, uub feine Beobachtungen, die er Bauptfädee
lich in der Mortede angebeatht, find richtig und gut.
Er hat ſich dazu der erſten und richtigſten Aubgas -
ben bedienet, unb war willens biefe Sammlung forts_
zufegen: aber ber To nahm den Deren Hawkins im
Oktober des vorigen Jahres in feinem 44. Jahet weg:
Ofthe-Origin and Progrefs of Language,
8, Vol le Cadılh Der. Vefaſſer ſacht, im
dieſem
—
Verunſchte Nachrichten. Ya5
dielem rfit Zheihe über den Ucfprung und Bone
gang “der Sprache, zu beweiſen, daß bie Sprache -
weder il: Abfiche der Materie nach der Form
dem Menſchen natürlich, fondern eine, durch bie
volitiihe Befſellſchaft etlangte Fertigkeit . fey.
Des Wink, wie der B. in ter VBorrede aufn
Diget, wird aus drey Theilen beſtehen. „Des
erfbe wird Yon dem Urſprunge ber. Sprache und
der. Defshieffenbeit der erſten Sprachen Banden
ober, wie. man es noch eigentlicher ausdruͤcken fand,
bie rohen Verſuche zu ſprechen, ehe noch die Run
erfunden ward. Die zweyrce die Beſchaffenheit vie /
fee Kunſt, werinnen fie hauptſaͤchlich beſtehe, und
wie fie von den erfien ungelehrten Verſuchen gü
ſorechen, ſech umserfcheiter. Ich will Hier Rechen⸗
haft, ſagt er, von denjentgen Dheilen der Sprache ges
ben, die wie die kuͤnſtlichſten unbam ſchwerſten zu er⸗
finden ſcheinen. Ich will alfo hier vom Styl ober
ber Zuſammienſetzung der Woͤrter reden, im fo fern
fie die Kunftebetreffen: es wird dahet zu meiner As
ber Poeſie md Rhetorck ſuge, dates Kaͤnfte
fen, zu denen bie Sprache die Materialien Kein
giebt. : Der Inhalt des dritten und letzten Theils
fol von dev Verderbung der Sprache ſeyn. Ich
will Gier die Liefachen und den Fortgang Sapon ans
wigeben füchen, u. ſ. w. Mach dieſer Abtheilung
beben wir alſo noch zwey Theile von dieſeni Buch⸗
gu erwarſen, das immer wichtig bleibt, wenn au
niche alle Lofer mie des W. Mernungen einſtimmig
95
wäre
346 Bermiſchte 9 zachricht?
wer... Der V. Fol 01. Jowes Vurvey sin
Monboddo ſeyn.
rn TheMonumeat in Arcadia: * Deimatie
Poem, in a Vols,;:By.Grerge Keäre, . Eſq.
aid. :Dodsley. Man keunt das: Semulbe dec
Pouſſin, wo.einige Schäfer und Schäftrikuematf
u, Grabmale die Innſcheift leſen: Et in Ars
"erdimiegg.. Mad) dieſem Plane hat Herr K. fein
Sean: verfertiget.. Doraſt, ein reicher Hir in
Arbadien, bat eine einige Tochter, Eupchemia, bie
Uach Sparta gefangen gefuͤhret wird. Mach vies
lem vergebenen: Verſuchen haͤlt er ſie fuͤr todt, fans
ihr ein: Manumentzdag sr oft mit. Ylumen’ be⸗
kraͤnztbio ſie: endlich nach i5 Jahren wieder er⸗
ſchatu,⸗Das Stuͤck hat viel rüßornbesiunb, ide |
earpfinpfatgen Anfern gefallen
„Ihe: Lovenofi Order; R Postica Eiay.
In-.chie® Gortos 4. Dedrley. Dir Dichter
Beh chic Die Liebe zur Sppıyang: qla mas Haupt⸗
Prinsipinm ben Tugenp. fhesjehen Nuftti: des Lebeno
yon schlngenehretiind Sebi an der Einſaͤrmigkeit
des ubjekts Theil hinnmt, ſo iſt es doch Bundy [che
angenehme BilderOioi zurx Erlaͤatex vig gebraucht
werden aufgeflüst. Im erften Gefaugt: wird bie
diebe zus Orbaung alt sin Prjneipiuin der Tugent
vorgſtellt, das in jedem Theile der Schoͤpfung in je⸗
der Stelle des Lebens ſichtbar iſt. Im zweyten
Geſangq⸗ein nuͤtzlicher Wirk: gegen hie aͤbertrieben⸗
Liebe der Irregularitaͤt im: Sartenbaun. - Im
"sten Sefange: "Die Abne hurg von der Otd⸗
nung
Du
4 -
Vidanthteꝰ Nochrichtct Nur
Amsdutch Betr Trance
” Orlando Furiofo, tranllared:ffum che Ivan .
. dtan SE Illvukdo Arsoflo, 1uBy 'Wht Hoble ;
awich.explamaeorkp Notes! V.oloT:gl- Berbunff
2773. : Man. fatvfdon: zwey ehglächedteberiegiend '
yon .diefes Bebahrs's: aber ſie· werden. nicht ileicht
ainen deferibaftiedi gen: Die gegentaidüige lioſt ach,
dar Ganzen gnommen, ungenneiniguter aber frit
Urhetann us nicht:bey einem fu langenECedichto fehn
den. daß lejnſinel Stellen ſhhwch wid her dem
Originala ſinoa ie ine Befeſſungbouͤrften: dee
Aleberſetzer hati ich Rogue det; Meint bebienet,wal⸗
u erobern fendakriden. 1:17
24 The. Priaphs,9 perloniff'dy:; in: famikiar
Kables. gu.hiſtoii 17m: Wer allegosfeh)
Borftelliingen „abe! em werbem Diefe. Gabeln, HR
übrigens.anf reise Lichto/ finnrtiche nupenchme und
lebhafte Weiſe upäple find ‚licht mrißfalten: ne
Mic inböffen "nie: dloß perfanıifickind deidenſchafti
ſondenn bie. MNogheit / Gerecheigkeit / die view Jahres
geiten, bie Boch und Maleren ſytelen auch Rokeu
Der Fabeinſinta an ber’ Bat merm jene |
ſauberes Rupfer: beygefuͤgt ift.:
.. The Adoentives: —— an. Epie
Poem. :Tranflared, in:to! Esigkiihr'Verfe ua
da Two WalumesBook ı-qtor Hewes, Curie
wudürllns: Det Herr Lieberfeger, ver in dieſem ei
Ben Buche eitje Probe liefert, ſagt N daß er ſie für did
zenigen geſlwieben habe, hie nicht vbiepoetiſche Profe
| dieben: i geoifehn aber vo ob er groſſe Ei
mn % W rie muncerung
wutirtung jur Bortiepung fünben werke, fo gute
— gerachen HE |
The Works of Edmund Weller, Elq. ih
Verfe and Profe. Ta which is prefixed the
' Life of the Author, by Percival Stockdels.
9. Deviss. Wir eigen diefe mewe Ausgabe ber
Warte des obbenannten Dichters wegen ber fehlen
Unbentbefiheeibung von Waller, die Herr Extodbäle
borgefept hat. Cie wird auch einzeln Verkauft.
An Poetical Epiftie eo Chriftopher' Ans
Neimen, fig fein 2 Beige m. 6 har
die eiſerne Kette, .bie die Hand eines rauen or
Shen geſchmiedet, bie ſchoͤnſte Super in dem Fi
ge) der Muſe Erämpfe und fie jur Erde zieht. Soll
Ber ſchnelle Gedanke, der von Welt zu Welt ſchießt,
und die Reiche der Zeit und bes. Naums mit unge
bdundener Einkilbungskraft durchſtreichet, in feine
fehnellen Fluge aufgehalten, dem Rufe eines Barba
. win geborchen, der vom Klange-gefeffele und taub für
- sion männlichen Wohlflang, gebeut: Nice wi '
ae falift du gehen? —- Merfchlefien in feinen Keſſch
(it vor eimgeberferte Abler und ſchlaͤgt fee Gira °
"Ian: fein Auge ſchaut nach dem Himmel. Ks
gleich under. Mond ihn ſchon in ber traurigen
Sefangenſchaft ſchunchten geſehen, ſo ſehnt er ſich
body den Dlig der Race zu des Doanerers Türone
zu
nn}
"vr
VDermiſther Nacht ichtan. ap
ya tungen: .unb hädflet, "Bine * JZodern ie
die Queſle badkichts gu tauchen. — Der Dichter >
Ssuhe hhrigend ben Mein im Ur, in der Ele
gie, Gatyre und den kleinern Oedichten.
pe: Works ofMr. Abrebam Cowiey:
wih a Prefice and Notes by the Editor. &;
Gadel 73. Der Heiausgeber Doctor Dur,
fogt in feiner kurzen Vorrede; „6 wuͤrde einegrofie
Ungerechtigkeit gegen die meiſten Schriftſteller fegm,
wenn man ſo frey mit ihnen umgeben wolle, wie
% es mit dem Cowley gerhan Gabe. un
geſchrieben, iſt entweber fo ſchlecht, ober ‘fd om;
daß eine Abſonderung gemacht werben mußte, wenn.
das erſte nicht Das legte erſticken ſollte.“ Aus bie
ſem Grunde liefert er. hier nur Das was ihn das
Beſte von dieſem Dichter gefchienen.
Poems By Mi/s Aikin. 4. Johnfen 177.
Das Verdienſt Diefer weiblichen Muſe machet (e
des groͤßten Beyfalls würdig. So verſchieden di
hier vorkommenden Gedichte in Abſicht der Dich⸗
tungsart find, fo find fie doch faft alle in ihrer Art
get, und bie Michtigkeit bes Gedanken und bie
Rbhaftigkeit der Einbildungskraft ift niche unter
: des fanften und harmoniſchen Ausdrucke. Bas
erfte Gedicht Eorfica voller guten Wünfihe für
dieſe Inſulaner athmet das lebhaftefte Gerägl der
VFreyheit. Einladung an DIEB — : ſchildert
Die Schoͤnheiten des Landes banprfächlicdh im Fruͤh⸗
Ange mit annehmlichen Zügen. Die Seufzer des
rö: eine Art von Burleske; voll feiner
"Iaume. Der Vorzug des Fruͤh ings im Jahre
1771.
‚esse Vermiſchte "Regen.
2778. ein reizendes fFleines Gebichte, for: wie daß
folgende: Verſe geſchrieben in einer Laübet:
Der Maus Bittſchrift, dem D. Priſtley puge⸗
eignet: moraliſch nnd. fehr pottiſch gegen die Na⸗
curkuͤndiger die auf Koſten der kleinen Thierchen,
die ihnen in Weg. kommen, Verſuche auſtellen.
Gedichte an Miſtriß P. bey ueberſendung eini⸗
ger Zeichnungen von Voͤgeln und Gemaͤlden
verrathen, eine feine Kenntniß in der natuͤrlichen Ges
ſchichte ohne philoſophiſche Pralerey. Die Charak⸗
gere: feine. Schilderungen. Ein Lobgeſang auf
die Zufriedenheit: ein von Dichtern fo fehe
abgehanveltes Subjekt, mit neuem Reize entworfen:
Der Urſprung des Liedes iſt eine anmuthige
Einfeitung. voller Einbildungekraft zu feche arti⸗
den Sefängen. Delin .eine kleine empfindungs /
volle Elegie.. Die Berfe an eine Lady mit
einigen gemalten Blumen. Eine Ode auf den
Fruͤhling, Verfe auf die Frau Rome, ins
gleichen an Miß B — auf thre forgfältige Wars
"ung ihrer kranken Mutter, endlich auf den
Tod der Mrs. Jenning zeigen eben fo fehr von
dem fanften Herzen, als dem fchönen Geifte der
Dichterinn. Den Beſchluß machen geiftliche Hym⸗
nen voller Poeſie und Wuͤrde.
The Origin of the Veil. A Poem. By
Dr. Langhorne, 4to Becker. 1773. Dieß Fleine
Gedichte auf die weibliche Schambaftigfeie ft in
‚ die befannte "Erzählung des Paufanias eingefleis
vet. Als nämlich der Penelope Die Freyheit geges
ben
\
!
Vermiſchee Nmeſhriheen 386
ben wurde bey ihrem Vater zu bleiben, oder Irene
Vebhaber wu folgen, zog fie ihren Schieyer übe
das Geficht ihre Möche zu verbergen, und fagt
Daburd) alles was ihr die Schamhaftigkeit zu fügen
vxerbot. Die Verſification iſt fo fchön als die Moral.
Fbe. Duel. A Plan, as performed at the
Theatre Royal ın. Drury: Lane. 8. Davis
1772. Dieß ift ver Bhilofophe faris le Kcavoir,
Alngeachtet der Beränberung, die Heren Obrien; dee
Verfaſſer, mit dieſem Stücke vorgenommen, hat
23 * nicht auf dem engliſchen Theacer gefallen
7 Fravels through ‚Siciby and that Pare: of |
Isaly formeijy called Magna Graecia.: And a
Tour. through Zgyps. Tranflared from’the
German, by J. R. Foßer. 8. Dilly. Wie jeis
gen biefe Ueberſetzung ber Riedeſeliſchen Reife, vous
von wir einen: Auszug geliefert haben, wegen der
guten Anmerkungen, an, die ber englifche. Leber:
feger hinzugefuͤget har. Ä
The Works ın Architedure of Robert and
James Adam, Efq: No. 1. containing Pare of
ihe Defigns of Sion-Aoufe, a magnificent
Seat ef his Grace the Duke of Northum-
berland, in the County. of‘Middlefex. Folio.
Becker. Der große Ruhm, den die beyden
‚Seren Adams in der Architektur erhalten haben,
wird den Freunden der Künfte dieß Werk fehr ans
genehm machen. Die verſchiedenen ˖Gebaͤude, die
fi ie unter ihren Landsleuten aufgeführet haben, wers
den für die ſchoͤnſten und oeſchmackvolleſten daſelbfi
gehalten.
|
352 Vermißhte Nachtichten
gehalten. Man ſagt, daß vorzuͤglich darinnen eine
eble Groͤße und zierliche Simplieitaͤt herrſche. Die
arten des im Titel angezeigten prächtigen Land⸗
hauſes des Herzogs von Northumberland, ſtellen
ben Plan und Die Elevation des Thorwegs und bie
Pförtuer Wohnungen defielben vor: Pian und
Elevation der Bruͤcke ber einen Arm ber Themfe:
Perſpektive befielbigen: Plan bes Hauptſtock⸗
werks: bie Abtheilungen ber ˖ beyden Enden des
Saals: die Treppen nach dem Vorzimmer und
die zufällige Bekleidung: die einzelnen Theile Des
großen Saals und vermiſchte Zeichnungen der vers
ſchie denen Seuͤcke von den innern Einrichtungen.
Die BVeſchreibungen find engliſch und franzöftfe.
Bey Lünftiger Muße fcheinen die Verfaſſer einige
Hoffnung ju einer Geſchichte der Baufunft in En⸗
aelland zu machen.
The Antiquities of England and Wales:
being a Collediion of Views of the moft
‚ semarquables Ruins and antient buildings,
sccurately drewn on the Sport. To each
View is added an hiftorical Account of its
Situation, when and by whom built ,. with
every Circumftance relating thereto. „By _
Francis Grofe, Eſq. Vol. I. gro. Hooper.
Die Werk iſt hauptſaͤchlich wegen ber noch in Uns
gelland befindlichen alten Gebäude wichtig. Der
Herr Verfaſſer giebt in einer intereffanten Won
rede von dem Innhalte beffelbigen Nachricht. Er
redet erftlich von den atteu Schlöffern: dann von
den verfchiebenen Werkzeugen bep den Belagerun⸗
gen
Vermiſchte Nachrichten 253
gen der Bamaligen Zeit: Bann von ben Kloͤſtern:
endlich von der alten Architektur, und deren wichs
tigften Lieberbleibfeln. Das Werk ift mit Kupfer
und reichen Anmerkungen.
Poems on various Subjecis, Religious
and Moral; by Phillis Wheatley, Negro Ser-
vant to Mr. John Wbeatley of hoſton, in New
England. 8. A. Bell. Phillis Wheatley, eine
Necgerinn, iſt die Verfaſſerinn dieſer Gedichte, und
mithin ein litterariſches Phaͤnomen. Sie wurde
im Jahr 1761 von Afrika nach Amerika in ihrem
ızten Jahre gebracht: Binnen 16 Monaten wußte
fie one weitere Linterweifung, als was fie in ihres
Herrn Haufe gehoͤret hatte, fo viel Englifch, daß fie
es ſprach und die Bibel vollfommen las. Sie fieng
Bierauf an bey muͤßigen Stunden ſich in ber Dichts
Eunft zu berfuchen, und wenn ihre Gedichte auch feine
vorſtehende/ Schönheit haben, ‚fo find fie doch
nice unwerth geleferi zu werben. Verſchiedne
—
glaubwuͤrdige Maͤnner in Boſton haben Zeughiſe
ihrer Avthenticitaͤt daben gegeben.
The Poems of Mark Ahenſide, M. D.
4to. Dodsiey. 1772. Dieſe prächtige Ausgabe
der Akenſidiſchen Gedichte iſt die vollſtaͤndigſte, die
noch erſchienen iſt, und von einem Freunde des
Dichters, welcher letztere im Jahre 1770 verſtor⸗
ben, beforget worden. Akenſide's vorzuͤglichſtes
Gedichte iſt, wie bekannt, das ſchoͤne Lehrgedichte
die Freuden der. Einbildungskraft. Mi ſo
vielen Beyfalle auch daſſelbe, sticht nut in Engels
land, ſondern durch ganz Europa aufgenominen
VSiblxv.B. ꝛ.St. 3 worden /
a‘
— —
354 VBermifchte Nachrichten:
worden, fo glaubte doch der Verfaffer, daß es großer
Verbeſſerungen bebürfe; er arbeitete viele Jahre
an demfelben, fah aber dieſe Arbeit fo angewachfen,
daß er es für beſſer hielt, es lieber ganz nadh einem
verſchiedenen und erweiterten Plane umzuarbeiten.
Man weiß nicht, in wie viel Wüchern er es aus⸗
führen wollte, da er darüber flarb. Vey feinem
Tode hatteer das erfte und zweyte Buch ganz, einen ans
fehnlichen Theil des zten und den Eingang zu dem
‚Testen fertig. Die Veränderungen find fo groß;
daß es an, vielen Stellen gar nicht verglichen wer⸗
den Pann, hauptſaͤchlich ift das zweyte Buch gang
umgeihmoljen: wo aber eine Bergleihung ſtatt
finder, ſieht man wohl, daß der Verfaffer im
der legten weit richtiger, correfter und edler in
feinem Ausdruck ift: aber jene ift reicher an Wig
and blühender Einbildungsfraft, Man findet in
Diefer Ausgabe beyde Gedichte, das, nad ber
erften Ausgabe und nach den veränderten Entwuͤr⸗
fen, zwey Bücher Oben, die Hymnen an die Nas
yaden, die in Dodsley Mifcellanies fteßen, und
‚einige Aufſchriften.
Comedies of Plantus, "Tranflated into’ fa»
“ miliar blank Verfe &c. Vol. II. and IV.gvo:
Becker and de Hondt. Herr Thornton gab
3767 fieben Komdbien des Plautus in fünffüßi:
gen ungereimten Jamben heraus, bie-alle Kenner
mit Beyfall aufnahmen, und verfprach die übrigen 14
ebenfalls zu liefern; allein der Tod übereilte biefeiz
geſchickten Ueberſetzer. Zu gutem Gluͤcke hat bie
| Sortfegung Here Warner übernommen, und fie
iſt
Vermiſchte Nachrichten 355
iſt ungemein gut ausgefallen. - Daß Gin umb wie⸗
ber ber klaſſiſche Ausdruck und die Laune fehler, die
ſehr oft im Plautus in bloßen Worten-liege, wird
ihm wohl niemand zum Fehler anrechnen: in wel⸗
cher Sprache wuͤrden dieſe allezeit erreichet werben
Eönnen? Unter dem Terte ſind kleine Anmerkung
gen heile mus dem. Taubmann, Lambinus
Fa „Maẽxelle, Guedeville, Limiers und
andern theils vom ihm ſelbſt und feinen Freum
den geſammlet.
Faldoni and Tereſa. A. Poem. By Mr.
Berningbam. 4to. Robinfon. Kin junges ver
liebtes Paar zu Lyon, wich an feiner Vereinigung
durch die Härte ber Verwandten von Geiten des
Mngen Mädchens gehindert. One weitere Hoffs
rung faflen fie den Entſchluß emander zu gleicher
Zeit zu töbeen, errichten heimlich eine Art des Als
tard, Enien davor und vollziehen ihren Entſchluß.
— Die entbufinftifche Leidenſchaft dieſer Liebhaber
iſt umgemein gut gefchildere und ein empfinblis
— Gen: wirb es nicht ober Thraͤnen leſen
-T Antiquities of Hercalanım ‚ Trank.
lated from the Italian, by Thomas Matıyn
and Fobn Lettice, . Barchelors of. Divinity,
and Fellows of Sydney College, Cam-
bridge, Vol. LContaining the Pictures. 4t0.
Royal Paper. Printed for the Tranflators
and fold hy Bercroft, Davis &c. 1773. Das
Driginal iſt zur Genuͤge bekannt. Wie viel -die
Meberfeger gewagt ein . Werk zu unterneßmen,
‚ wird
ı
A...
— — ——
356 Vermiſchte Nachrichten
| wird: man-leige begreifen, wenn man bie Koſten
denkt, mit denen es verbunden iſt. Auch wollten
Ne es auf Subſeription drucken laſſen; ſie fanden aber
nicht hinlaͤngliche Unterſtuͤtung. Eine neue Hinde⸗
rung fand fi, indem ſich ber Koͤnig beyder Siei⸗
lien wideiſetzte, dermuthlich damit ein Werk von
fo vielen ˖ Koſten ein bloß Koͤnigl. Geſchenke blei⸗
ben moͤchter Ungeachtet dieſer Schwierigkeiten lie⸗
fern ſie doch, von der Freygebigkeit einiger Freunde
unterſtuͤtzet, dieſen erſten Band.Er enthält al⸗
es, pwas in dem Originale befindlich.iff, auſſer et⸗
lichen Vignetten. Was die Kupfer anbetrifft, ſo
Zommen fie freylich nicht den italiaͤniſchen durchgaͤn⸗
dig bey, ungeachtet fie. nicht ſchlecht ſind. Sie gas
ben eine Vorrede vorgeſetzt, wo fie alles
bracht haben, mas Graf Caylus, Winkelmann,
Venuti und andere über das Herkulunum gefchrier
ben, und ihre eignen Anmerkungen in einen Ans
Bang gebracht. Am Ente der Vorrebe geben fie
Rechenſchaft von den verſch edenen Kritiken, bie
über die gefundenen Statuen und Gemaͤlde gemache
worden, und theilen dem Lefer eine Nachricht von ben
zu Pompeji neuerlich gemachten Entdeckungen mit,
. die ihnen ein veifender Engellaͤnder, der daſelbſt
geweſen, zugeſchickt hat. — Vermuchlich wird die
Fortſetzung von der Aufnagme, bie das Werk fin⸗
den wird, abhängen: denn ſie ſelbſt geben feine
Gewißheit.
. Letters by feverel 'eminentPerfons deces-
ſed. : Including ‚the Correſpondence of
Jobn Flugbes Eſq. (Author. of the Siege of
Dana"
|
um einem wichtigern und intereſſantern Zwecke, in⸗
— — — — — — ——— nn
Daomaſcus) and feveral of his Friends, publi-
fhed from the Originals: with Notes Ex-
planatory and Hiftorical. 2 Vols. 8. Fobn-
fon. ‚Die Briefe, die diefe Sammlung enthält,
Bermiſchte chrichten. er | 357 S
find von den beruͤhmteſten Schriftftellermißeer Zeit,
einem Pope, Swift, Addiſon, R. Steele,
Lordkanzler Cowper, Biſchoff Hoadly, Erz⸗
biſchoff Herring, Lord Orrery, Miſtriß Ro⸗
we, Duncombe, D. Rundle, D. Watts,
Dyer, Richardſon und andern mehr, Saft die
Haͤlfte des erſten Tells nehmen Herrn Hughes
Briefe ein, der ſich Durch feine Ausgabe des Spen⸗
cers, und profaifche Verſuche und Gedichte, befannt ges-
macht, unter denen fein Trauerfpiel, der Sieg von Das
waſcus, einen bergäglichen Beyfall erhalten. Der:
Herausgeber Herr J. Duncombe cchließt feine
Vorrede mit folgenden Worten. „Man wirbdiefe,
Briefe hoffentlich Für Feinen unfchicklichen Benytrag |
zu den Briefen des Swift und Pope halten. da fie
auf die Lirteraturgefchichte der damaligen Seit und
ben Charakter verfchiebener Gelehrten Fein gerins
ges Licht werfen. Zu gleicher Zeit dienen fie noch
Dem fie die Leſer jedes Standes aus den fehlgeſchla⸗
genen Hoffnungen der einigen, aus den Förperlichen.
.„’
Schwachheiten anderer, aus dem Tode aller ber:
ren, im voraus zu beitimmen und zu realifiren,
mes wahrſcheinlich und gewiß ihr eisen Schickſal
ſeyn wird: in den Perieben ihres vergangenen les
bens zu fen und hen beften Denn v vom ben bors
ir
L .. u . 33 J uber:
8Wermiſchte Nachrichten.
uͤbergehenden Augenblicken zu machen, , die niemals
koͤnnen wiederrufen werben.
Conſcience: An Ethical Eflay. By che
rev. 7. Brand. sro. Becket. Dre Dichter,
ber feinen Gegenftand philofophifch gepräft, Hat ihn
durch den ſehr poetifhen Schmuck intereſſant
gemacht; doch faͤllt er auch bisweilen ins Schwuͤlſtige.
Confcience; a Poetical Eſſay. By W. Gib
fon, M. A. 4to. Dodsley ı772. Ein Gedichte
des vorigen Innhalts: voller empfindfamen ımb
ruͤhrenden Stellen. - Der Dichter fchildert den
Rortgang der Sünde im Gegenfage mit dem Ge
wiſſen von dem Falle Adam an, bisaufjeßige Zeiten.
An agre&able Companion for a few
Hours. 4to. Newberry. Die flüchtigen Städte,
die diefe Sammlung enthält, und bie ſich durch eine
ungemeine Simplicitaͤt und Zärtlichfeie unterfheiben,
werben gefchmackvollen Leſern nicht gleichgültig ſeyn:
fie ſtellen hauptſaͤchlich Scenen aus dem laͤndlichen
Leben vor.
The Tryal of Dramatic Genius, 8. Gold.
_ fmich, In dem erften diefer Gedichte iscApoflo
auf dem Parnaß und. die Mufen um in Ger.
Er läße durch den Ruf, feinen Herold, feine Soͤhne,
die Geifter des Shakefpear, Dryden, Otway,
und Gay fodern: fie erſcheinen und fingen ihm |
ein Loblieb. Apollo ‚giebt ihnen auf, daß fie die
itzt lebenden dramatiſchen Schriftfteller nach ihrem
Range auf den Gefilden des Parnaſſes ſtellen und un⸗
partheyiſch ihren Werth beſtimmen ſollen. Sie gehen
alſo die Muſterung durch. Es iſt viel Gutes
in
J
Vermiſchte Nachrichten. 359
in dieſem Gedichte; ; aber auch viel Partheyůichteit |
- in den Urtheilen.
The Hiad of Homer. Tranllated by James
Machherfon;) Eſq. 2 Vols. 4to. Becker and
de Hondi. Der Ueberfeger fagt, daß er fi
in feiner Lieberfegung weder des Sylbenmaaßes bes
heroiſchen Verſes, nach der ‚bloßen Profe bebienet
Babe, das iſt, er hat den Homer in poetiſcher Proſe
uͤberſetzt, und hat ſich, nach feiner Verſicherung, fo
viel. als möglich, ſelbſt an die Worte des Dichters
aufs genaueite gehalten. |
Tbe Prince of Tunis: a T ragedy: gvo.
Cadell 17735. Wenn Emfindfamfeit und Wohl⸗
wollen in den Sefinnungen bey eiher ‚feinen poetis
ſchen Einkleidung zureihend wären, ein gutes bras
watiſches Stück hervor zu bringen, fowürde der Bers
fafler nicht ohne Beyfall gearbeitet haben: aber
da dieß fein Binlänglicher Erfa für das ift, was
man fonft von einem Trauerfpiele fobert und hiex
feblet; ſa gehöret es nur zu den mittelmäßigen.
Beſonders ift die Fabel von einer Menge Unwahrs
ſcheinlichkeiten zufammen geſetzt.
An Fſſay on Happineſs. In 4. Books, by
John Duncan &c. TheadEd. revifed andmuch
enlarged. 8vo. Cadell 1773. Dieß Gedicht iſt
Kon dem, das der Derfafler im Jahr 1762 unter
. hemfelben Titel Beraus gab, durch. die Veränderuns -
gen und Vermehrungen fo verfchieden, daß man
es als ein neues anfehen kann. Es beiteht aus
a Geſaͤngen. Sim eriten zeigt er die Güte Gottes
in feinem Werken und ſeine Abſicht in Anſehung der
Ba WMWeanſchen,
3606. Bermifchte Nachrichten: \
Menſchen, wo ihre ‚Stückfeligfeit in ihren erften
Zuſtande gefchildere wird. Im zweyten machet
‚der Dichter die Selbſtliebe zur Quelle des llebels,
bie den Fall des Mienfchen nach fich zog, woraus alle
moraliſche und phyſiſche Liebel entſtunden. Das
dritte Buch zeige, wie Gott das Gute aus dem
Boͤfen zu ziehen wiſſe, und beſchreibt die ſchoͤne
Seite des menſchlichen Lebens, Burch Güte und
Wohlwollen und andere gefellige Tugenden. Das
ate preift die Wirkungen ber Vernunft und Tus
gend in Beförderung der Gluͤckſeligkeit, welche die
Religion in der Liebe Gottes vollfommen machet.
Durch das ganze Gedichte ſtroͤhmet ein Geiſt der
Frömmigkeit und der liebenswürbigiten Tugenden :
es enehäle viel ſchoͤne poetiſche Stellen, obgleich
im Ganzen etwas Schwerfätliges und in den Aus⸗
druͤcken oft ein aͤngſtlich gefuchter Pomp ift.
A Difcourfe delivered to the Studend of
che Royal Academy on the Diftribution of
‚the prizes, December ı0, 1772. By the Pre-
fidens. Davies. 1773. Der kunſtgelehrte Praͤſi⸗
dent Her Reynolds faͤhrt nach dem Plane des
Unterrichts, den er bey der vorigen Vertheilung
der Preife zum Grunde, geleget, fort feine Schuͤler
immer auf dem Wege weiter su führen, ber fie
jur hoͤchſten Vollkommenheit in ihrer Kunſt leiten
ſoll. Da wir die ſaͤmmtlichen bey dieſer Gelegen⸗
‚heit van dem Herrn Reynolds gehaltenen Reden,
nach und nach in der Lieberfegung zu liefern gebens
Ten, fa überhebt uns dieß, vor der Hand etwas meh⸗
rers von dem Junhalte der gegewärtigen zuyedenken.
The
|
)
|
Vermiſchte Nach richten. 361
- The prefent ſtate of Mufie in Germany,
the Netherlands, and United Provinces: er,
the Journal of a Tour through thofe Coun-
tries, undertaken to colledt Materials for -
a General Hiftory of Mufic. By Charles
Burney, Muf. D. 2 Vols. 8vo. Becket 1773.
Da uns ein mufiffundiger und geſchickter Mann
in Hamburg biefes wichtige und Höchflangenehme
Buch bereits Überfegte, und mit Anmerkungen ber .
gleitet, geliefert Bat: fo Kalten wir es für uͤber⸗
fläßig, außer ber bloßen Anzeige, etwas davon zw
fagen
The poetical, Works of Sır Jahn Davies; _
sonfifting of his Poem on the Immortality of
sbeSoul; the Hymmsof Aſtrea; and Archeflra,
a Poem on Dancing &c. 12mo. Davies 1773.
Sir John Davies, ein Zeitgenoffe des Shafes
ſpear, war einer der beiten philoſophiſchen Dich⸗
ter feiner Zeit, wie fein Gedichte von der Unſterb⸗
lichkeit der Seele zeiget: , Schade iſts, daß fein
Gedichte über ven Tanz ein blofies Fragment iſt.
An Heroic Fpiſtle to Sir Wiliem Cham-
bers, Knighe Comptroler General ef his
Majefty’s Works, and Author ofalateDiffer-
sation on Oriental Gardening. 4to. Almon. -
Diefe feine Satyre ift gegen bes Herrn Chambers
lezte Abhandlung über nen Geſchwack der orientali⸗
fchen, befonders chineſiſchen Gärten gerichtet. Des
ſatyriſchen Dichters Nachahmungen und Anfpieluns
gen werben burch unteefichente Mieten erläutert.
35. The
2352 Vermifchte Nachrichten:
The Regifter ‘of Folly; or Charadters
and Incidents at Bach and the Hor-Wells m |
a Series,of poetical Epiftles, by an Invalid. 8.
F. Newbery. Die Charaktere und Vorfaͤlle au
obbenannten zwey Orten, wo bie galante Welt if»
ven Turmmelplag hält, geben dem Adunigen Ver⸗
faſſer zu vielen lebhaften und untergaltenden Be
fchreibungen Anlaß.
The Power of Fancy. A. Poem. 4to. Rie
vington. Ungeachtet der junge Dichter eine
noch nicht ganz fichere Hand verrärh: fo find doch
die Auftritte, Die er fchildert, von einer fehr angenehr
. men Zarbe, die von ben tugenbhaften Empfindun⸗
gen , die das Ganze durchſtroͤhmen ungemein
erhoͤhet wird.
The Works of Mr. Jonathan Richardfon. _
Confifting of I. The Theory of Painting,
II. Effay on the Art of Criticifim; fo far as
Bu
it relates to Painting. III. The fcience ofa
Connoifleur. All corredted andprepared for
the Prefs by his Son. Mr. 5. Ricbard/on. 8vo.
T. Davies. Bon diefem zur Vialeren fo .nüslis
Ken Buche und deflen Innhalte behalten wir uns
vor, gelegentlich weitläuftiger zu reden,
, Evelina: a Poem. By John Huddeflone
Mynne gto. Riley. Die Helvinn diefes Gedichts
iſt die Tochter Caradocs, eines hrittiſchen Fürften,
die als ihr Vater den Roͤmern in bie Hände fiel,
gleich vor Entſetzen über das Schickſal ihres Haus
ſes und Vaterlands ihren Geift aufgab. Die Drui⸗
den werben bier vorgeſtelet, wie ſie ihre Gebeine in
einem
Vermiſchte Nethtichten 963
einem: &iefen Thal⸗ nahe am Fuße des Snowdon
zur Ruhe bringen, wo, wie der Verfaſſer erzäßle,
ein Srabmal mit den ungeflalteren Charaftern des
Namens Evelina gefunden worden. Dieß har zis
den Gedichte Anlaß gegeben. Die Klagen der
Druiben haben viel Elegiſche Schoͤnheit, und machen
einen Murig angenehmen Eindruck auf die Ei
bildungskraft. Doch dieß ift der Fleinfte Theil
des Gedichts. An der Folge führer der Dichter
Befchreibungen der merkwuͤrdigſten Theile von Cim⸗
brien oder Wallis ein, mit einer prophetifchen Auss
ſicht auf die der Zeit der Evelina folgendem Bege⸗
benfeiten in Britannien.
The Macaroni: a Comedy, As it is per-
formed ar the Theatre Royal in York. gvo.
Unter dem Titel eines Macaroni, der ige in Engels
Fand ſehr gewoͤhnlich ift, wird hier eine Perfon von
übertriebenee Selbſtliebe und weibiſchem Weſen
haͤcherlich gemacht. Der Eharukxer iſt nicht übel
gezeichnet.
The Pantheonites. A Dramatic Entertain-
ment. As performed at the Thheatre-Royal
in che Hay- Market. 8vo. Bell. Der Haupts
charakter in dieſem Stuͤcke ift Drudger ein Tas
bakshaͤndler mic feiner Frau. Sie erhalten Nach⸗
richt, daß ein Lods, das fie in ber Lotterie haben,
20000 Pfund gewonnen, und fangen fogleich an
die Sitten der großen Welt nach zu Affen und fich
in jede Modethorheit zu. ſtuͤrzen. Auf die lezt
wird entdeckt, daß der Eimehurt den der Lotterie
einen
364 Verwmiſthte Nachrichten.
einen Irrthum begangen und daß das Loos nicht
ihnen zugehoͤret. |
Alonzo, a Tragedy, in five Ades. gvo.
‚Beckes, 1773. Der Verfaſſer, Herr Home bar
ſich ſchon durch feinen Dauglas befannt gemacht.
Das Stuͤck hat von Seiten der Poeſie viel Öutes:
im Ganzen aber ift es fehr fehlerhaft. Die Fabel ift
äußert unwahrfeheinlich, und felten, ober nirgends
ſpricht die wahre Leidenſchaft, fondern Kälte und weite
laͤuftige Deklamationen müffen ihre Stelle vertreten.
Alzuma ; a Tragefy. ævo. Lawndes. 1773.
Here Murphy, dem das igige Theater in London
fo viel Verbindlichkeit har, nimmt mit diefem
Stüde Abſchied von der tragifchen Mufe. . Unges
achtet «8 nicht fehlerfrey ift, fo hat es doch große Very
vienfte. Der Innhalt ift intereffant, die Situa⸗
tionen lebhaft, und die Sprache vieleicht‘ oft nur
m voetiſch.
, SirHarryGaylgve : or Comedy in Embryo.
In 5 Adtes. By the Author of Clerinda Cath-
curt and Alicia Montague. gvo.Cadell. Nach⸗
dem diefes Stück auf beyben Theatern in London niche
sur Borftellung angenommen worben ;.fo hat ſich body
nach dem Drude, dem fie ed, auf den Beyfall deg
Lord Cheſterfield und Lord Littleton, überlaffen, auss
pereiefen, daß es dieß Schickſal nicht verdiente,
und fa viel Gutes enthält, als irgend ein ander
neuere Stuͤck.
- The Sentimental Sailor: Or St. Preux to
Eloiſa. An Elegy, In two Parts. Wich No-
ses, Dilly. Der Innhalt dieſes rüßrenden Ges
Ä dichtes
— — 3
Vermiſchte Nachrichten. 365
vichts iſt aus der neuen Heloiſe geborgt, wo der
verliebte Gt. Preux auf einer Reiſe mit dem Lord |
Anſon vorgeſtellet wird, um ſeinen niedergeſchlage⸗
uen Geiſt durch den Anblick der großen Gegen⸗
ſtaͤnde der Natur ein wenig aufzurichten. Eine
brennende, unausloͤſchliche Leidenſchaft gluͤhet durch
das ganze Gedicht und erhebt es nicht ſelten uͤber |
den Klageton, der fonft nur der Elegie eigen iſt.
The Search of Happinefs; a Paftoral Dra-
ma. By .Mils A. More. $vo. :Cadell. 1773.
Ein fehönes Gedicht, von Miß More in ihrem,
18ten Jahre verfertiget. Staͤrke ber Gedanken,
Reinigkeit bed Ausdrucks, edle Empfindung, und
Harmonie bes Verſes beſeelen es. Die junge Maͤd⸗
chen machen ſich auf, bey Uranien, einer Tugend⸗
haften und erfahrnen Matrone, über die wirkſam⸗
ſten Mittel zur Gluͤckſeligkeit ſich Hochs zu erholen.
Die ſchoͤnen Reiſenden erzaͤhlen ihre gegenſeitigen
Charaktere, ohne ihre Schwachheiten zu verbergen,
und bie alte Uranie theilet ihnen bie ſchoͤnſten Les.
zen in den ſuͤßeſten Verſen mit. Sin und wieber
find auch einige Fleine Gefänge eingeftreuer, wovon
wir als eine Probe ben an die Einſamkeit herfegen
- wollen. .„Süße Einfamfeit, du liebreiche Koͤ⸗
niginn der beſcheidenen Miene und der heitern Stirne,
ba Gift es, die des Dichters Lieber befeelet, in fanfte
fchroärmerifche Träume gehuͤllt. Mutter ver
Tugend, Amme des Gebanfen, von bir wurben
Speilige und Patriarchen gelehrt: Weisheit zogen
fie ans deinen Schägen, und in deinem Schooße
wuchs bie reizende Wiſſenſchaft auf: Was nur
| erhebt,
366 VWVermiſchte Nachrichten.
- erhebt, verfeinert und entzuͤckt, zum: Gedanken
einladet, zur Tugend erwärmt: was nur vollkom⸗
men, ſchoͤn und gut ift, verbanfen wir dir, —*
Einſamkeit. In dieſen ſeligen Schatten bes
haupteſt du dein friedenvolles unbelaͤſtigtes Reich:
keine ſtuͤrmiſchen Begierden verdraͤngen deine Ruhe,
ſuͤße Einſamkeit. Bey dir dauert der Peir des
Lebens, auch wann feine Roſenbluͤte vorüber iſt,
und die langſam ſchreitende Zeit: ihre filbernen
Bluͤten über mein Haupt ausſchuͤttet. Niche
sehr von dieſer eitlen Welt beftärme, wirft du mich
auf die naͤchſte Horbereiten. Die Federn des Le
bens werden fanft aufhören und En! den Weg
zur Ruhe zeigen. „
. Wluftrations of Natural Hiftory. By R.
Druny Vol. II. gro. White. 1773. Wir has
ben im ııten Band der. B. auf der 365 &. den
erften Theil dieſes Buches hauptſaͤchlich wegen der
» Kupferftiche angezeiget. Es find Hier wieder auf
so Platten 200 auslaͤndiſche Inſekten, Yon denen
wenige noch bekannt geweſen, vorgeftellt, and mie
dem‘ Außerften Fleiſſe nach dem leben gemalt, mit
Beſchreibungen und Anmerkungen.
Mifcellaneous Pieces, in Profe, by J.
and. A L. Aikın. gvo. Johnfon. Dieſer Band
enthaͤlt 10 Verſuche. Lieber das Gebiete ber Kos
mödie. Der Hügel der Wiflenfhaft, eine Ers
f&einung. Lieber die Nomanen, eine Nachah⸗
mung in Dr, Johnſons Styl. Selama, eine
Nachahmung des Oßian. Wider die Ungewiß⸗
keit unferer Erwartungen. Der Kanal und ber
| Bad
Bernie Nachtichten 467 “
Bach eine Scfeinung, Lieber bie Stiftungen
der Klöfter, Lieber das Vergnügen, has aus Ges
genſtaͤnden bes Schreckens entfteht, mit der Ges
ſchichte Sir Bertraudd, ein Sragment. Lieber
‚Bas heroifche Gedicht Gondibert, von Sir Wils
liam Davenant. ine Linterfuchung derjeni⸗
Arten von Kummer die angenehme Empfindungen
Beranlafien. Tin allen diefen Fleinen Auffägen vers
raͤth der Verfaſſer Geſchmack und feine Beurthel⸗
limgekraft.
Kvdiſſertation of the Phaedon ‚of Plato s |
or Dialogue of the Immortality of the
Soul. With fome general Obfervations upon
the Writings of that Philofopher., 8. Zvans.
Der Berfaffer fucht nichts weniger zu beweifen, .al&
Daß diefes berühmte Geſpraͤch des Plato a mon:
firuous tiflue of vanity, intenfiftency, and
foner, 3 pitiful declaimer, a frothy ranter,
4 rhapſodiſt, a trifler, a wretch, a fool und.an:
old woman ift; und was mag denn der Verfaſſer
feyn, der den Einfichten beynahe aller Weiſen ſo
vieler Jahrhunderte zu wiederſprechen wagt?
The Poet. A Poem. 4to. Flexney. Außer’
den bielen fehönen Stellen, vie dieß Gedichte des:
Herrn Stockdale enchäle, kann man bie
perfönliche Bitterkeit, die er oft anßert, und ſei⸗
nen Ausfall auf die ganze fehortifche Nation nicht
billigen.
A General Hiftory ofMufic from the ear-
lieft Ages co the prefent Period. By Char-
des.
N .
P
368° Bermifgke Nachrichten.
es Burney. Muſ. D. Nachdem Here Burmen.
feine mufikalifche Reiſe, vollendet, ſchreitet er nun⸗
mehrro zu dem großen Werke, wegen welches jene
unternommau war. Er kuͤndiget ſolches durch Sub⸗
ſcription an. Das Werk ſoll in zwey Quartbaͤnden
gedruckt, mit Beyſpielen von Nationalmuſik und
Arbeiten verfchjedener Zeitalter und Gattungen ſo
wohl, als mit Abbildungen alter und neuer muſikali⸗
ſcher Inſtrumente, von den beſten Kuͤnſtlern geftos
* erlaͤutert werden. Die Praͤnuͤmeration iſt
"eine. Suinee vorher; und eben fo viel Nachſchuß:
der ite Band foll Fünftiges Jahr erſcheinen.
Archaeolsgia; Or Mifcellaneous Tracis
velating to Antiquity. Publifhed by the
Society of Antiquaries of London. Vol. IL
Die londener Gefellichaft von.Liebhabern dee Alters.
ehümern liefert Gier wieder einen Band voll angeneh⸗
mer und zum Theil wichtiger Unterfuchungen ber
Alterthuͤmer in 42 Abfchnitten. Sie betreffen ſo⸗
wohl fremde alseinheimifche. Alles wird mit Rupfers
ſtichen erläutert. und ihrer find 23 an der Zahl.
Auf den Arioſt, der aus der prächfigen Druckerey
bes Baskerville in Birmingham, in 4. groß 8.
Baͤnben mit 46Rupfern von dengrößten franzoͤſiſchen
und englifhen Mieiftern, und dem Bilde des Diche
ters von Fiquet in Paris geftochen, erfcheinet, wer⸗
den 3 Guineen Subpſcription bey Auslieferung
ber ıften Haͤlfte bezahlet; und.chen fo viel bey der
aweyten: | Fr
( | Frankreich⸗
—n- J
— —
Vrernmiſchte Nachrichten. 369
| Frankreich.
Neue Kupferſtiche vom Jahre 1773.
—Aſpril. Le jour & la muic: zwey Kupfers
89 flihe nach Zeichnungen von Jak. Deſove
von M. T. Rouſſel geſtochen. Der Tag iſt unter
dem Ginnbilde ber Klitie vorgeſtellet, die Yon ber
Sonne verlaffen wied, und die Macht unter. dee Diane,
die den Eindpmion auf dem Berge Ladmus aufſuchet.
Vue des reftes du pont, qui conduit à
la Maifon de Mécénas & Tivolis _ —
Vaue d’une Caſcade für les bords du Ti-
bre, pres de Re.
Zwey Blaͤtter, als Gegenbilder von EI. Diis
hflos geſtochen nach Gemälden desiitern Barbier.
“0 Le Reveil d’apres le Tableau deMr. Bog-
cher geftothen von Leveque⸗ |
„Portrait du Roi, Zowis le Bien -aime in
Mebaillenforme, nah Vanloo, von Gaucher.
‚Le Porttait de Mr. Obaries Antoine la Roche
Aimon, Cardinal, Archev&que, Duc de
‚Rheims, nah Roslin. Le Portrait de Henri .
Losis Lekxqin, Comedien, in der Rolle des Gen.
giskan in Medaillenkormen. Diele Biloniffe
‚find bey Bligny dem Kupferhaͤndlet zu haben,
“May. La Peche au fanal, & vieux Fort
Plcalie: zwey Blätter nah Vernet von P.
3. Duͤret. Diefe weis Seeſtuͤcke, die duch
ne Dienge Gruppen von Figuren belebt And, ınas
hen ein paar um fo viel angenehmere Gegenbilder
aus, da das erſte die Wirkungen des Mondenlich⸗
tes und einer Seeleuchte zeiget; das andere Die Lich⸗
NBibl xV. B. St. da er
J /
370 . Bermifpte Nachrichten.
ter einer untergehenden Sonne in Dünfte des Hori⸗
zontes gehuͤllt. Es ift viel Fleiß iu dem Grab⸗
ftichel.
Deux Vues des environs de laRochelle;
Ebenfalls zwey Seeſtuͤcken, von E’Allemand ges
malt, und von J. A. Patour geflohen. Das eine
ſtellt eine Seeſtille, da6 andere einen Sturm vor.
- La jeune Ecoliere,. nad unferm Schös
nau von Duͤchesne geftochen, in junges figens
des Mädchen hält in ihren Händen, - mit einer
ziemlich zerftreuten Miene, ein Bud.
Portrait d’Alexis Piron, geboren zu Dijon |
den ten ul, 1689, geftorben zu Paris den zıreg
Jaͤnner 1773, in Profil und in einem Mebaillon
eingefchloffen, nach einer Zeichnung von Cochin,
geftochen ‚von de Saint: Aubin.
Portrait de Mr. Louis Joſcph de Bourbon,
Prince de Conde. Dach einem Gemälde von
£enoir durch £. 3. Catbelin. .
Portrait deF. A. M. de Raucourt, Actri-
ce de la Comedie francoife. Diefe junge Ak⸗
trice ift von Freudenberger gezeichnet. Er hat den
Augenblick gewaͤhlet, wo fie in der Rolle der Mo⸗
nime in der 2 &c. des sten Aftes im Mithridates
die Worte faget: Donnez, Die Mebenverzies
rungen find von Moreau dem füngern: undber
Stich von Linge'e.
Le Paſſage du bac. Ein Blatt nach Ber⸗
chem von P. Laurent. Der Pendant iſt le Re-
pos du Berger nad) Loutherbourg von demſel⸗
ben Kümjtier geftochen.
| | Ä u
Vermiſchte Tachrichten . 37
Fun. Das Grabmal des Marſchall von Sach⸗
fen in Marmor von Pigafle verfertiger, rabiret
son Cochin und mit dem Grabſtichel ausgeführee
burch den verftorbenen Düpuis. Der Marfchail
von Sachſen wird ſtehend vorgeſtellt. Er fteige in
das Grab, Frankreich will ihn mit einer Hand
zuruͤckhalten, und mit der andern ſtoͤßt fie den Tod
zuruͤcke, ber fein Opfer erwartet. in Herkules
flüge fich traurig auf feine Keule: anf einer’ Seite
des Grabes weint'ein Genius, auf der andern ſieht
man die Thiere, die das Sinnbild derer von dieſem
Feldherrn befämpften Voͤlker find, Armaturen, -
eine Pyramide, das Wappen und andere Dinge
verzieren das Maufoldum. Dieß Blatt fofter
a2 tiv. und iſt ao Zoll hoch und 17 breit.
Sufanne au Bain, nach einem ‚Gemälde des
J. DB. Santerre 'von Porporati geſtochen.
Suſanne iſt mit allen Reizen einer intereffanten
Schoͤnheit in dem Augenblicke vorgefteller, da fie
im Babe ſitzt. Die beyden Alten fehen fie von weis
tem. Das Ganze ift von einer fanften und malepis
ſchen Wirfung, und der Stich ift ſehr fein. |
Le Temple des Amours.& la Tourde |
deux Amans. Zwo Landſchaften als Gegenbilder
nad Eantara, von Godefroy.
Jul. Le Pont ruine 'und le petit Rocher,
Zwey Gegenbilder, ſtellen zwo angenehme Landſchaß⸗
gen nach Zeichnungen von unſerm Zingg vor und ſind
nd. Decret geſtochen.
Les Prefens du Berger und les Sermens
-, du Berger, (Ebenfalls zwey Gegenbilder von eis
J Aa 2 ner
972 Wermifchte Nachrichten,
ner angenehmen und galanten Zufammenfeßung‘; das
eine von Boucher, das zweyte von Pierre, mit
vieler Präcifion und Feinheit in Kupfer geſtochen
won C’Ompersur.
‚ - Portrait de J. B. Poquelin de Mofiöre,
MRoliereungefäße in feinem zoſten Jahre, wo er fuͤr
das Theater an zu arbeiten fieng, ſtudiret in ſeinen
MRabinet: ein ſchoͤnes Wild von dem berüßmten
Sebaſtian Bonbon, welches feit lager Zeit
im Rabinet des Abt Allary befinblich geweſen und.
nach deſſen Tode von den frauzdfischen Komddian⸗
‚ten erkaufet worden, um das neu zu erbauende
Komoͤdienhaus damit: zu’zieren. ‘Es Mt von Beau⸗
-varlet mit ausnehmendem Fleiſſe geftothen. 19 |
Zoll hoch und 23 breit, und Foftet 6 Liv.
Les bons Amis ein Dlatt von 3. ©. Wille
au Zoll hoch und 13 breit, ‚nach einem Gemälde ves
Oſtade. Zwehy ehrliche Holländer rauchen bey
‚einer Kanne Vier, die darneben auf einem Seſſel
ſteht, ein Pfeifchen Tabak. Man kenntden fei⸗
nen und glaͤnzenden Grabſtichel unſers tanbsınauns
&
IN
. Y
zu gut, als daß wir zu feinem Ruhzme etwas zu
ſagen brauchen. "Das Stuͤck iſt dem Veifaſſer
der Wilhelmine, Kern Geheimenrath von Thuͤm⸗
mel zugeeignet. |
La’Cruche caffee, noch einem Gemälde
von Greuze, in Kupfer geſtochen von Maflard,
19 Zoll doch, 14 breit. Kin reizendes Maͤdchen
hält einen zerbrochenen Krug unter dem Arme umb
ſcheint dem lUngluͤcke nachzubenfen, das ihr beges
i gnet ift. De Kupferſtecher hat die Naivetaͤt des
Gemaͤl⸗
f
Vermiſchte Nachrichten 373
Gemaͤldet ungemein meh ausgedruͤckt. "Kofler:
6. Kores. | .
Augquſt. La Rille confuſe; sin Blatt nach
einem Gemaͤlde von Greuze, 12 Zoll hoch, za breit, _
..won Ingouf geägt uud von deffen Bruder mit
dem Grabſtichel ausgefuͤhhret. ine Mutter übers
*
fälle ihre Tochter, deren Halstuch in. Unordnung,
iſt. Sie fheint mehr damit beſchaͤfftiget, als mit
der Milchſchaale, die anf der Kohlpfanne ſteht und
überlduft. Die Mutter ſchilt fie aus, und die Toch⸗
ger fucht ihre Berwirrung. im Geſichte mit der Hand
zu verbergen, Ebenfalls ein ſehr naifes Stuͤck.
Wir hoben fchon zu feiner Zeit vom vorigen
Jahre eine Sammlung von Blaͤttern auf Tufche
art von einem Liebhaber geflohen, angezeiget,
velche die fchönfken Gemälde, die in den Palaͤſten
und Kirchen in Sstallen zu finden find, vorftellen.
Die erfte dage von der Stadt Rom enthält 16 Blatt,
Die gegenwärtige Suite begreift die fehönften Ges
mälde von Bologna: im nächften Jahre hat mau
bie von Neapel zu erwarten u. ſ. w. Diefe an
fehnliche Sammlung ift meiſtens nach Zeicmungen
von Fragonard.
: Tom Jones: gen Ingouf geſtochen, nach ei⸗
wer Zeichnung bes jungen Wille. Der Inhalt
it Tom ones, der im erften. Akte ber Oper diefes
—
Mamens in der, dritten Ge. ſagt: D'un Cerf dix
cors jai conmgiflänce.
Demarcenay hat: zu ſeiner Suite beruͤhm⸗
ter Maͤnner, das Bildniß des Prinzen Eugen,
wach einem Modelle son Wachs des berühmten Rus
, Aa 3 pezki
374 RBermifhte Nachrichten.
pezki binzugethan, welches ihm von Wien aus
zugeſchickt worden. Es iſt Die 42ſte Nummer ſei⸗
nes Werks: unter Nummer 43 und 44, hat er
wen kleine Lanpfchaften, und unter Nummer 45 .
und 46 zwey Charakterföpfe eines Mannes und-eis
ner rau geliefert. Das erfte ftelle das Schreien,
Bas zweyte die Verwunderung vor. |
Galerie univerfelle. Von dieſen kolorir⸗
ten und in Folio abgedruckten Portraͤten veruͤhm⸗
ter jetztlebender Perſonen der beyden Dagoty, Vaters
aund aͤlteſten Sohnes, mit hiſtoriſchen Nachrichten
find nunmehro zwo Lagen heraus, Die erſte ent⸗
haͤlt: das Bildniß 1) Ludewigs des 15ten: 2) des
KKoͤnigs von Preuſſen! 3)des Herrn le Chancelier:
a) des Herrn von Voltaire: die zweite Lage, das
Portrait: 1) der Korferinn Königinn Maria The⸗
reſia: 2) des Königes von Sardinien: 3) des. Her⸗
309% von la Vrilliere: 4) des Dalembert. Die
Subſeription einer Lage koſtet 12 Livr. ohne weis
tern Nachſchuß.
“ . September. La fecondité & les Sabots,
“weg Kupferblätter nach Gemälden von Franz
Boucher, geflohen von R. Gaillard. Ein pas
artige Schaͤferſtuͤckchen. Auf dem erſten ſieht man
eine junge Schaͤferinn, die neben ſich eine brütende
Henne hat. Sie haͤlt in ihrer Hand ein Ey, das
fie ihr genommen, welches ein kleiner Amor, den
fie auf dem Schooße hat, mit feinem Pfeile zer⸗
flicht, um einem Hühnchen, das herausbricht, Luft
zu machen: Das zweyte iſt eine Schäferinn , die ihe
rem Schäfer Kirfchen zu effen giebt. Auf dem
oo | Vorder⸗
Vermiſchte Nachrichten. 2375
Bordergrunde liegen ein paar höfgerne She, eine
Faſche und andere ſolche Dinge. £
LAaA Patre amoureux. Ein Blatt nah Ber⸗
chem unter ber Aufſicht von Duͤret geſtochen. Ein
Kuhhirte mitten unter feiner Heerde ſcheint ein paar
jungen Diedinnen nachzuſpuͤren.
La Nymphe Erigone, von %. €. Mile
fer, Penfiswair. Des Herzogs von Wuͤrtemberg, nach '
einem Gemälde von N. R. Jollain. Man fieht ..
bie Erigone nur mic halben Leibe, den- Kopf unter: ,..
einen Weinſtock gebeugt. Gie nähert vem Munde: .
. bie Weintraube, die Bacchus zur Verwandlung: ges...
waͤhlt, um die Nymphe zu uͤberfallen. '
. Eafraiche Matin£e, und£.’Orph&e ruftique. '
Ein paar bandfihaften nach "Gemälden vum Caſa⸗
nova, von Godefroy geſtochen.
La jußice divine & la juftice humaine.
Zwey allegorifche Blätter, wovon das erfte ſchlecht,
das feste aber in, Übficht der Zeichnung, Kompoſi⸗
sion und Ausführung weit befier gerachen ift. -
Portrait de Boerhave, gezeichnet und ges
ſtochen von Noel Pruͤneau: in gleichem Format, das
Diefer Künfkler von Ban Swieten 1771 geflohen.
Oftober. Amufemens du jeune Age,
Nach einer Zeichnung. des jüngern Wille von‘
Ehevillet. in: junges Mädchen ſchmeichelt eis
nem DBogel. j | Ä
. Portrait de Jofeph IL. Empereur & Roi
des Romains. Das Bild ift in Medaillenform,
von Dücreup in Wien gemalt und von Cathelin
seiloden,
Aa 4 L’Appa-
376 ° Vermiſchte Nachrichten,
‚L’Apparition .des Anges aux Ber-
gers. Auf Zeichnungsart nad Boucher von.
Bonner, Schäfer, bie bay ihrer. Heerde fchlafen,
‘werben durch die Engel erwecket, bie bie Geburt
bes Meſſias ankündigen, ein Oval. (Eben derſelbe
auf diefelbe Att nach Boucher, ein kleines Schäfern
ſtuͤck. Eine junge Schaferinn fig bey einem Kins
be, das eine Taube häls, Ingleichen eine Nayade
auf ſchwarze Zeichnungsart, auf blau Papier mit
weit erhoͤhet, von Bonnet nach Natoire. Fer⸗
‚mer nach Eagrene'e dem Aeltern, einen Kopf im
Paſtelart.
Le Refus inutile. Ein junges Marchen
wehret ſich gegen einen ‚jungen Menfcen, ber fie
Füßen will: halbe Figuren in Dval von F. Fli⸗
part nad) einem Gemaͤlde von Gh, Careme.
Bildniß des Mr. Helpetius nah Vanloo
in a. von ©. Aubin geflohen: daſſelbe in za,
November. Eolberts unb Boſſuͤets Bilb-
niffe in Medaillenform von Savart. ie machen.
die Suite von den Fleinen Mignatuͤren aus, bie
Fiqvet und Sapart mit fo unendlichen Fleiße gez
liefert haben.
Das Bilpniß der ruffſthen Raiferiamvon Dar ·
vid geftochen, nach einem: Gemälde von Mabdemoi⸗
ſelle Rameau.
Lebas hat fein Werk wieder durch halgende |
Kupferſtiche vermehrte, Eine Landſchaft nach
Pinaker und eine andere nach Ruisdal beyde aus
dem Kabınet des Herzogs von Praslin.
Le
Vermiſchte Nachrichten: : 377
Le point du jour ımb une feptieme fire.
Flamande, beyde aus dem Kabinet des; Duͤe de
Eojle. Vier Landſchaften nach Werne ‚Le.
. Chafleur Hollandois um Meg, von David.
geſtochen. Le taureau, nad Potter aus dem:
Kabinet bes. Prinzen von Oranien.
Coftume des anciens peuples, par Mr.
d’Andre Bardon. Die ıste Yage in 4. Sie
beſteht wis die vorigen aus 12 Blatt mit Erlaͤu⸗
terungen. Man findet Bier Katapulten, Baliften,
Sichelwagen, fahrende Thärme und andere der⸗
gleichen. Kriegsmafchinen, deren fich die Alten bey
Angriffen und Verrfeibigungen fefter Plaͤtze ber.
Dienet. |
* Huit Sujets de paftorale, auf Zeichnunge⸗ J
art, ſchwarz/ nach Boucher.
Neune franzoͤſiſche Bılder, die
| Künfte betreffend.
Lart du Relieur doreur de livres, per.
M. Duden, à Paris chez Sailiunt, in Fol,
Die Wert macht die Fortfegung von ber Samm⸗
Jung ber Kuͤnſte aus, bie Die Koͤnigl. Franzöfifche Aka⸗
bessie. veranftaltet. Ber Verfaſſer bar alles ges
.ſarumlet, was zu biefer Kunſt gehöret, und in 16
Kapiteln beſchrieben. Vielleicht wäre eine kleine
Geſchichte bey den Alten bier nicht unan⸗
genchtn geweſen |
. Efläis pratiques. de Geomerrie & Suite:
de FPArt du Traie. On y traite du devei
Joppement. des Cönes, de la meſure des ſu-
as perũcies
A
378 RBermilchte Nachrichten.
perficies coneaves & convexes, de la poli-
. fetion des angles, de la diviſion des cer-
cles en parties pairement & impairement im-
paires, comme auffi en raifon donnee &c.
Le tout.par une formule graphigne, approu-
v&e par Mrs. de l’Academie de Rouen. On:
Y joint de courtes op£rations pour trouver
plufieurs moy&nnes ‚proportionelles entre
deux lignes donnees; une reflexionfurl'in-
ftrument deM. Defcartes &c. Ouvrage utile -
‚ & neceflaire & toutes perfonnes qui fontuſa-
ge de la regle & du compas, comme Fac-
'teurs d’inftrumens de Mathématique, Ma-
.. * chiniftes, Ebeniftes, Jaugeurs, Marbriers,
Arpenteurs, Tailleurs-de pierre, Charpen-
“tiers, Menuifiers, Serruriers &c. avec 108.
pag. in Fol & 45 grandes- planches en tail-
e douze, Paris chez Tilliard. M. Four⸗
neau, ber bereits die Kunſt des Zimmerwerks und
bauptfächlih des Schnitte in Holz und Steinen
in 3 Banden geliefert, giebt in vorſtehendem Buche
den geometrifchen Zeil feiner Kunft und zugleich
die Mechode, wie tr babey zu Werke geht, sımb
worinnen ex.fih von andern unterfcheibe. Es ſoll
nvoch ein zweyter Theil: nebſt noch einem Theile für
Die Urchitekturfchäler folgen, wie fie in Zimmers
werfen bey fehr großen Gebäuden verfabren follen.
Maniére d’enluminer l’eftampe pofee für
roile, A Paris chez d’Howry. Eine kleine inters
‚effante Schrift für bie Liebhaber der illuminirten
Malerey. Die bier angegebene Methode einen
Ä en Kupfers
”
| Vermiſchte Nachrichten.
Kupferſtich: zu illuminiren iſt ungefaͤhr folge
Man macht die Kupferblaͤtter feuchte, um ſie
glatt auf den Tiſch zu breiten. Moch feuchte
“on fie auf einen wohl eingepaßten Rahm, fo |
man das ganze Kupfer in dieſem Vierecke ficht ı
ſchlaͤgt ben weiffen Rand über den mit Leim
fheichenen Rahm. ' Wenn alles tracken ift, uͤb
geht man beyde Seiten des Blattes mit einem I
miß, der es klar, fauber und durchſcheinend mach
Man trägt hinter dem Kupferftich die Barben fa
ber auf. Dann nimmt man einen zweyten Nat
. zit einer glatt aufgefpannten Leinewand, bief
ſchiebt man in jenen Rahm, in ben er wohl hini
. paflen muß. Um den Ton der Farben recht gla
gend zu machen, fo kann man fie auf der Seiten
fie aufgetingen Ant, etliche mal mit Firniß uͤb
Expof icon au Salon du Louvre des pei
cures, ſculptures & gravures deM.M.del’Ac
demie royale, 1773. Das Verzeichniß d
jenigen Gemaͤlde, Bildhauerarbeiten, Zeichnung
und Kuferfliche, die biefes Jahr im Louvre aus
flellet worden.
‘Le Devidoir du Palais Royal, inftrume
uſſez utile aux Peintres du Salon de 177
in 12. Ridendo dicere verum.-
Vifion du Juif Ben Efron, Als de Seph
marchand de'täableaux, in $. Ä
Eloge des 'Tableaux expofes au Lour
}e 26. Aout 1773. Suivi de Pentretien d’
Lord avec M. PAbbe ArN Paris 17°
oO
j 380 Beemiſchte Nacheichta⸗
Dieſe drey Schriften find dern Kritiken Über bdit
ig der Expoſition angezeigte Gemälte,, bie biefeß-
Jahr im Louvre ausgeftellet gewefen. - >
L’Art de græuer au Pinceau. Nouvelle
methode plus prompte qu’aucune de celles:
qui font en ufage, qu'on peut. exocuter fa-:
cilement fans avoir Phabitude du burin ny
de la pointe; mife au jauf par Mr. Stapart.
in 12. à Paris, chez Aumont. Wir können:
von dieſer neuen Methode Kupfer zu ſtechen nichts
fügen, da wir das Buch nur dem Titel nach kennen.
Man rüßme fie aber als Teiche und gefchwind..
Die. Dandgriffe follen darinnen wohl und dentlich
auseinander gefegt ſeyn.
: LArs du Fabriquant DEroffes de Soic.
1. & a; Seöign, contenent le devidage,
de foies teintes & Pourdiflages des chalneg,, |
par M. Pouler, Deflinateur-& Kehtiqusnz en
etoffes de foie de la Ville de Nimes, & Paris,,
ehez Defzins & Sasllantı 1773..230 pages
ın Fol. avec. 50 d'introduction & 26 granr
des planches en taille dauce. Dieß iſt Die:
Gote Lage von den Beſchreibungen der Kuͤnſte, die
bie Akademie der Wiſſenſchaften bekannt machet,
und eine der wichtigſten. Man weiß, daß bie
Kunſt der ſeidnen Stoffe eine der beruͤhmteſten Kuͤnſte
für Frankreich geweſen. Auch haben ſich die Sabris
kanten, denen an der Geheimhaltung ihrer ande
griffe gelegen war, nicht wenig widerſetzet; aber
bie Afabemie, welche weiß, wie viel die Bekannt⸗:
ma chung der Künfte Beyechge, fie volllommen zu
machen,
\f
J
VBermiſchte Nachrichten. 28:
machen, hat fich nicht daran gekehret. Am Ende
dieſes er wird noch eine Menge von Kuͤnſten
angezeiget, die zum Drucke theils fertig liegen,
acheils unter der Preſſe ſind. Auch findet ſich hier das
Verzeichniß ber. bereits abgedruckten Beſchreibun⸗
gen der Kuͤnſte mit ihren Preißen: fie ſteigen ſaͤmmt⸗
lic auf 804 Uv., und machen ungefehr ro. Baͤn⸗
dein Folio aus. Wann das Projekt der Akademie
sesfüllet ſeyn wird, werben ihrer ungefaͤhr noch ein⸗
mal ſo viel ſeyn.
Diclionnæaire vaiſonné univerſel des: Arıs
«5 Metiers, contenant PHiſtoire, la.Defcrip-
sion, la Police des Fabriques & Manufsdtu-
‚zes deFrance & despays etrangers: nouvelle
‚edition, 5 Vol. in 8. Dieſes nüsliche Wörters
buch der Künfte und Handwerke erſchien anfaͤnglich
An zwey Bänden, Man hat es jetzt um bie Mälfte
vermehret, eine große Menge Artikel hinzugethan,
und bie vorigen berichtiget. Der Abbe’ Jaubert
Kat die Muͤhe davon unternommen; Der ste Theil
“enthält eine Nomenklatur der Kunftwörter aller
Werkjeuge und Maſchinen nebft Erflärungen:
Die Subferibenten bezahlen dafür 20 Liv,
L’Art du Peintre doreur -verniffeur in
8. 3 Parties par le Sr. Warın. Wir haben die.
erſte Ausgabe diefes Buchs angezeigt, Jetzt ers
ſcheint es ben der zweyten vermehtet: zugleich wird
daſſelbe Buch auf Subfceiprion in Folio mit Kupfers
ſtichen angefündiget, damit 28 jur Suite der Kuͤn⸗
fie dienen kann, die die Akademie der Wiſſenſchaften
Kerausgiebt. Die Subſcription davon berrägt 18 ze
ee / x . @
«
N
382 Vermifchte Nachrichten:
Le Monde‘ primicif analyfe & compank
avec le moderne, in 4. Bon biefem Buche,
das in allen Zeitungen auf Subfeription angefündis
get worben, ift nun der erſte Band erſchienen. Er
enthält den Sauptentwurf bes ganzen Werks, eine
Abhandlung über den allegorifcyen Geiſt der Alten,
und die Erflärung ber Geſchichte des Cronus,
oder des Saturn, Merkur, und Herkules, nebfk
feinen 12 Arbeiten, in einem allegorifchen Sinne
"Betrachtet, als Beziehungen auf den- Ackerbau,
"ven Kalender und bie barinnen vorfommende Folge
der ländlichen Arbeiten, nebſt den dazu gehörigen
Kupfern. Die zwey neuen Vaͤnde, Die unter der
Preſſe find, werben, der eine die allgemeine Sprache
lehre, in fich ſelbſt betrachter,und in ihrer Beziehung,
"nebft der Grammatik der hauptſaͤchlichſten Sprar
hen, ingleichen bie Prineipien über ben Urfprung
der Sprache und des Schreibens, enthalten. Die
Subfeription ſteht noch offen, und ift 6 Livers vor⸗
ber und eben fo viel bey Ablieferung jedes Bandes,
Die neuen witzigen Schriften mäffen toie wegen Man⸗
: gel ded Raums aufs nächfte mal verfparen.
Druckfehler im ı4ten Bande
der A. B. |
©. 321. 3. 2, Anflatt einer ganz guten Art lles:
einem ganz guten Akt.
Ebend. Note 3- 1. Parlov I. Vanloo.
©. 333. 3. 2. von feinem Geburthsorte, Camenz
lies Groß⸗Schoͤnqu, ohnweit Zittau.
" Mpend. 2, 11. Schiffer lies Schiffner.
\ Stegifler |
a —— — — —
Regiſter.
Br;
fehnitt, in der Melodie. | ©, 24
—— in der. Muſtik. 225
in der Muſik: ob der einſtimmige Geſang
dergleichen zum Grunde. babe 206. feine Einthe
227
= Mark. Poems, 353 |
Adam, Robert, and Farnes, the Worksin Archite&ture, 35T .
Hebnlichkeit, woher das Vergnuͤgen an berfelßen 35.
ff. entficht aus der Verwunderung 36. f. in welchen
Bildern fie vornemlich flatt hat, 47. was für eine
Aehnlichkeit darinnen erfordert werde, 52
— gefolgerte, | 62
Agico, Urejbio, f. Brews,
Aikin, Mils, Poems, 349
Aikin, F. and A. L., mifcellaneous Pieces in Profe, 366
Allebreverakt, hat nur einen metrifchen Fuß: mag Bir
roße Allabrevetakt
gorie, verliert, wenn fie in Gleichniß vertwandet,
ihren Werth, und warum, 40. ff. woher ſieihte
eeöpafeigkeit bat, 45. aus einer guten kann eire
elende Metapher werden, 47. f. woher für fie die
Bilder zu nehmen, 58. in dem zeichnenden Kuͤnſten.
von den allegorifchen Bildern, 65. über den Gemuͤths⸗
uftand, den fie vorausfeßen, 64. f. allegorifchen Bors .
elungen, 66. ber moralifchen Allegorie, 67. ber bigerr
7. f.
— fibetifcbe, \ " go f.
Alt, beffen Sprengel, 230
Anecdota litteraris, 173. Inhalt bed erften Theils, 174
Anſchlagende Voten, 230
— nicht Anfegung, beſſer Fingerſetzung, 223
Archacolegia, or milcellaneous Tracts selating to Anti-
quity. Vol. IL 37
"Arie, obne da Capo,
Arioflo, Ludovie, f. Hole prächtige Ausgabe von Bade
ferville in Birmingham, 368 :
Aufloͤſung der Diffonang, - . 3:
Ausdrud ın der Muſ.k. >
18
a
Beurtheilung der architeftonifchen bey b
— ſaͤchſiſchen Kunſtakademie zu Dresden,
im Jahre 1771. ©. 190
Ausweichung, 232°
+
Ballen, allegorifches; 69
Bardou d’ Andre, Coſtame des anciens peuples, 13te
Page 327
Barey, Jupiter und Juno auf bem Berge Ida, 329
Barrett, einige Landſchaͤften von ihm, 329
Bartoloszi Elytie, nach Hannibal Carvacci, 98. (u
a avarey| Picot.
Daß,
Bank. Gildnß Herrn Banumeiſter Gottfried Wintlers
nach Graff, 169. Here Profeffor Sulzers nach Graff,
und Seren don Haller nach Sreudenberger. 1632
Seanvarlet, Poritait de J. B. Poquelin de Moliere
nach Sebafl. Bourdon.
Begiſterung· Unterfchieb "der leidenſch
f aftlichen und
‚gemeinen dichteriſchen. en warum ein höherer Grad
berfelben Allegorien, feltner Metaphern, ‚niemals
„ri —* | u f
Be 05 die Alten ſtatt des Elfenbeind gebraucht 204 8*
‚Belebung, allegoriſche, tie ie fe von der leibenfchaftlis
dien unterfehieben, 59. 60. wie vielerley Weſen fie
bringe: 59: f. Deiebung einzeler Dinge und wie
übertrieben wird, 60. 62
Serggol d, ein Gartenhaus von ihm . 158
7
a. Soverio. Tragedie con la traduzione 26
Roma ſalvata di M. Voltaire, &e. 138
Bewundrung, von Verwundrung unterfchlebep, 38
. DBesifferung, über deren Unvollkommenheit, 235
. "Biagi, D. Clemente, Ragionamento fopra una antica ſta-
ua fingolarilfima &c, —2 —
Bicinien, nicht gut burch zweyſtimmig uͤberſetzt, 222
Bild, aͤſthetiſches, was eg fey, und verichiedne Arten der⸗
felben,‘ 39. f. im Gleichniffe f. Gleichniſt. Wahl: ber
Röllber 46. wiefern fleine gu großen Subfekten
raucht werben koͤnnen, 54. fi
ee wie vielerley,
Bilder, goldne, 6. deren Veſchaffenbeit und Kun, 2 I:
‘
\ Regiſter.
am Eolofjalifche, aus Elfenbein 201. ff. v. Uffenbach geleu⸗
gnet, "205. *
ſammengeſetzt, 206. wie fie verfertiget worden, 209.
e Haben ſich dazu des Grabeiſens und ber Dreh⸗
bank bebienet, 210. wie man ihnen einerley Glanz und
Weiſſe geben können, 212. ob bergleichen Bilder anges
nehm ſeyn Finnen, 213. f. wie fie erhalten worden.
214. 215.
Bindung, eine Megel baven, 0.236
Bonnet, Pspparition des anges aux Bergers, nach Bous
cher, 376. eine Napade, nach VNatoire, und ein Kopf
nach bem alten Lagreene ebend. ' —
Bottari, "fe Pajeri
Boydeli, Jobn, A Colledion of Prints, engraved aher
the moft capital Paintings in England, Vol, the
86. Berzeichniß aller darinnen enthaltenen Kupfer, 87,
Die Befchreibung der Gemälde tft von Eduard Pen
ny, 91. Sammiung unter dem Titel bes IIL Bandes, 99
Boydell, Joſias, der Abfchieb des Eoriolanus von ſei.
ner Samilie,
329.
Bracciolini, Seancefco, lo Schermo degli Dei, 180
Brand, J. Conlcience, an Ethical Eſſay, 338
Brown, Giv. Diſſ. dell’origine, unione e forza, progreifi,
feparazioni e corruzioni della poefia e della mulica,
tradotta — dal D, Piesre Crocchi, a cui fi aggiunge
la cura di Saule tradotra &c. da Oresbie Agico, 135
Bruns, Paull. Jacob., ſ. Lisiws,
Burke, T., der kleine Heyland umarme den Johannes,
‚nadend und fichend, nach, van Dyk, 335; er Majefty,
Queen Charlotte raifıng the Genius of the fine Arts,
nach Angel. Kaufmann, . Ä 339
DI Bufcader de PlIngenio. | 167.
Barney, Charles, the preſent ftate of Muficin Germany,
the Netherlands and United Provinces &c. 361. a
- general Hiftory of Mufic fromthe earlicſt agestothe -
prefent Period, c 367
Ladens, einige Erinnerungen über dieſen Artikel in Sul⸗
zers Thesrie, 236
Caͤſur, nicht Abſchnitt, ſondern Durchſchnitt, 222
Caimo, P. VNorberto, lettre d’un yago Italiano ad un
fuo amico, ift vieleicht die Voyage d’Elpagne faiten
V’annde 1755. &c. 0168
V. Bibl, XV. B. 2. St. Bb. Cams
aus vielen Blättchen und Scheiben,
“
Reciſer.
——— — 239
Canon; Bortheile "aus Leuntniß deſſelben fuͤr einen
Komponiften, 238
Eanot, das Ungewitter, nach Simon de Vlieger, 97
Cantate, ob fie nicht dramatiſch fen Fann, 3
En poenda, Antonio. Auszug aus einem Schreiben von
ihm,
Capelle, welches eine gut beſetzte,
Capelli, Oratio Antonio, della Legge di Natura, —*
Carlietsi, Nieolo, Mtituzioni di Architettura civile, 191
(Care) Dialogues of Lucian, from the Greek 43
Eatbelin, &. 3.PortraitdeMr, L. Fof.de Bourbos Prince
de Conde nach Kenoir, 370, Yortrait de Jofeph I.
* Empereur des Romains, nach Däcreug, 375
Charakter, bie Wahrheit der Charaktere in den brama-
sifhen Werken, erfodert nicht nur in Ausdruͤcken,
ſondern auch in den Gedanken, Natur, 73 ff,
Ebevillet, Amufemens du jeune Age, nad einer *
nung bes juͤngern Wille,
Chor, ob Choͤre nur in großen Oratorien und —*
ae zuchber: 239. Mittelſtimmen barinnen, 38
— das — bes tarfhalis von Sehens bon
igalle, rabirt, und von Düpsis au 1
—5 — ein Sartenhaug von ihm, error, 37
glaufeh, bedeutet weder Caden; noch Schluß, HH
ipanios, an agreable for a, few Hours,
Eompofision, wird durch Sag. nicht wohl —
Compofitionsinftuumens, holfeldiſches. wo eine Fr
fhreißung und Beurtheilung bavon zu finden, 245
Eonfonans, 241
Gontes moraux & manvelles Idylies de D*** & Sals-
mon Geljher, 39. warum fie der Srangofe verachtet,
der Deutfche davon m gefchtoiegen, 15 160, über die Unter⸗
redung eines Vaters mit feinen Kindern, 101, 8
Aff. über hen Auftritt mit dem Argteı
Eontzanunkt,
Coſway, Richard, bie fliegende Venus und Kupide,
Bildniß⸗ eine Mutter mit ihrem Soßne, e 329
wich
i
Regiſter |
Coole, Abraham, Select Works, with aprefsceand Non
340°
Crocthi, D. Pietre, f. Brown,
D- (Dideros) f. Contes morauz, | n
— Sammlung von kolorirten Vortraien, wo ·La⸗
37
Di Bildniß der ruflifchen Kaiferim, nad) we
dem. Ramene', 376. le chaileur hollandois nad)
tiere, le taureau, nach Potter, 27
Davies, Jobu, poetical Works,
Dame, poklip. the Mifer and his Miftrefs, nach Sons
336
“ ana kann nicht durch Vortrag uͤberſetzt were \
p. F le Pont ruine, und le petit Rocher nad
—— nm von Zingg, 371
Delatre, ſ. Ravenet.
Demarcenay, Bildniß des Prinzen von Eugen, nach eis
nem Modell in Wachs von Kupezki, 973 fi
Denina, Gtaatsveränderungen von Itallen ſind
Freunden der Kuͤnſte und Wiſſenſchaften beſenver
zu empfehlen, und warum —
De Derichs, Sophonias. deſſen Abſterben, 324. Le ns
nachrichten von ihm,
Dichter. ſich in bie Seele des Dichters Gineindenfeny.
und feine Empfindungen fich zu eigen machen, wie⸗
ferne dieß, um an feinen Werten Geſchmack zu fin
nöthig, .
— wild, ‘die jeßige Kaiſeriun von Rußland j/
ſchwarzer Kun
331 fi _
— —* aniverſel des Artı & Metier 381
Dietrich. Anficht eines ſchoͤnen Palaſts, geägt 159
Dienyfi, P „ Laurent., facrarum Vatieanz Bafılicz
— monumenta &cı cur, Angelo de ——
77
Diſſonanz. einige Erinnerungen über biefeh titel 4
ulzers Theorie, 243
Diton, the Nabob of Aktcot, nach Ward, 334. Mylorb
Ancrami in Hufarenkleidung mit einem Trupp Hufaren
nach Gilpin uiid Eofway, 337
Downman, ber Tob ber Lukrezie, 229
Drebbant, die figurirte, > wenn fich die Alten Die
r
1
Kesifter.
fer zu Bedieuen angefangen, 199. die Art, das Grab⸗
eiſen dabey anzubringen, iſt neu, 211. Sammlung
damit gefertigter Werke, 212
Dreyklang, 243
Drary, R. Illuftrations ef narural Hiftory, 366
Duchesne, la jenne Ecoliere, nach Schönau, - . 370
-Dudin, l’art.du Relieur doreur de livres,. 377
'Mbflos, Li. Vue des reltes da Pont, qui condait & la
mailon de Mèêeénas à Tivoli, und une Cafcade fur
les bords du Tibre pres de Rome, nach dem ditern -
Marbier, \ in 369
Därer, Mbredht, 238. ſchoͤne Holzſchnitte, in Flein Folio
zur Gefchichte Kaiſer Maximilian der erfien, 323
Dacan, John, an Efisi of Happinels, 359
Duncombe, J. f. Letters. ,
Dunkarton, Robert, Paͤtus und Arria, nach 8. YOcH, “
33
Döpnie, f. Cochin.
‘@öcet, 3. La Peche au fanal, ımb vieux Fort d’Italie, nach
VWVernet, 369. le patre amoureux nach Berchem, 375
Duſart, fe Job. Steen. æ. I
Earlom, Johann Herzog von Richmond, nach van Dyk.
335
Edwards, Edward, zwo Landſchaften, mit der Ge⸗
ſchichte des Bacchus und ber Ariadne 330
Einklang eine Anmerkung bep Gelegenheit dieſes Arti⸗
feld in Sulsers Theorie, 243
Elfenbein. über bag Elfenbein der Alten, und bie dar .
aus verfertigten Bilder, 5. 193. iſt erſt nach dem tro⸗
janifchen Kriege in Griechenland bekannt geworden,
12. ob die Sthonier dantit Handlung getrieben, 18.
beffen gefchiebt ben den Juden fpdter Erwähnung,
ale ben den Griechen, und warum, 18. f. und felten
ben ben ortentalifchen Völkern, ac. woher es zu den
Roͤmern gelommen, und nachherige. Menge, 21. die
Kunft es zu bearbeiten ſtieg und fiel mit dem Sefchmadh,
23. in Statuen 24. deren goldue Bekleidung, f.
‚ ter der Kunft das Elfenbein zu fchneiben und ni
- ben, 193. mit andern Materien zu vereinigen, 194. find
„son den Phoniciren auf die Griechen gelommen, 195 -
Bearbeitung mit bem Srabeifen, 196. burch bie Dreb, |
\
—
Wwecgifter.
Bbank, 198.2 ergänglichfeit des Eifenbeins aor. wie die
koloſſaliſchen Bilder daraus nerfertiget werden, 202. ff.
f. Bilder. verfchiebene Befchaffenheit und Sehler, der
Zähne: Vorzug ber cenlonifchen und achentfchen, 203. .
ff. tote die Weiffe deſſelben zu erhalten, 212. f. wie es
vom Schmuß gereiniget, 217. f. ob, durch Deu in in
Staub verwandeltes, mit Waſſer
Bildern. gebraucht werden EN 28. deffen —E |
Kung durch Feuer und heiffed W 2
Selen von PR Steffan. todtes e2 oildpret 330
Eng. was unter Diefem Artikel beym Sulyer uortömmt,
gehört zur Harmonie, 244
An beroic Epiflle to Sir William Chamber, 361
A peetical Epiflle io Chriftopher —— ı 348
Eſchenburg/ ob. Joachim, f. Zoraʒ
Brpefition au Salon da Louore 1773. nebſt 3 Kritifen |
1 Bemäldenusftellung.
The Power if Fancy, ö 363
Seuer. eine Theorie vom maleriſchen, 128 f.
Sid, ein baus von ihm,
Ka ‚, the academic Sportsman : or a a Winerk,
a, $ ., le Refus inutile, nach PP. Careme, —
The Regifter of. Folly, 362
Fofler, J. R. Travels through Sicily and the Part of
Italy formerly called’ megna Greecis &c, 351
(Sourneau) Eflays pratiques de Geometrie & Suite de
PArt da Trait &c,
‚Senbamensalbeß, oder Grundbaß; deſſen Unnäei-
⸗
245 _
G.
Do Gabriellis, Angelo, ſ. Diony
Saillard, R. la Feeondite und es KSabon, nach Seans |
Boucher,. 874
‚ggleri univerfelle, ſ. Dagoty
rten. Etwas über been Anlegung unb Verzierung,
"Ei ſ. auch Birſchfeld. wider die unnarürlichen ge⸗
Relten Verzierungen, 255. Grundlage, wie Perg
fen anzulegen, 258. von ben Verzierungen der⸗
ſelben, 260. einige Sartengrundriffe, 133. 146.
154. und Gartenausfäten, 145. 147. 148. 1593.
b3 Gartens
Regiſtet.
Gartenkunſt. Anmerkungen über bie Schickſale der
— 254. ff. kurzer Begriff von der Chineſiſchen,
dreyerley Scenen in den Gaͤrten, ebend. an
256.
Bi *3 bei liſchen,
u Roi Louis, te Bien- ame, 35
Genen, 369
Germälpernsfiellang, bey ber Rönigl. Akademie in Fon
bon 325
— im Couvre. Expafition da Salon du Louvre des
ı peintures &tc. 1773, 379. le evidoir du Palais ro-
yal; Vifhön du Juif, Ben Efron; Elogedes Tableaux,
pol au Louvre le 26. Aout 1773. ebend.
e. a. wiefern es erlaubt ſey, füch über bie Geſetze
IoI
—5— ſſner, es alsmon, f. Contesmoranx , Perini,. a)
Geiſer, F er und bie Fiſcherinn, zwo Landſchaf⸗
ten na —* dem Vater, 162. Bildniß Herrn
Hillers, nach 322
Gibfon, W. E a poetical Elfay, 358
Giovenazsi, Vi, M. ſ. Linins: della ZRia di Aveja ne
Veftini ed altri luoghi di antica merhoria, 190
246
Stque
\ Gleichnif. wie von der Allegorie unterfchieden, 41a
das Bild Barinnen muß intereffant feyn, und wie das
zu verftehen, 43. baburch müffen feine Empfindun⸗
en entgegengefeßter Art erregt werben, 52. f. mie
Großes mit Kleinem und umgefchet verglichen wer⸗
ben kann, 55. woher bie Bilder zu nehinen, 58. f-
son Dergleichungen unterfehieben, 70. von ben aͤſthe⸗
tifchen, 70. f. woher fie entſtehen, 76. den philo⸗
fophffchen und wißigen, 72. ff. ob dem Dichter were
ri ie vet, Gleichniſſe erlaubt, 75. f. veraniafie
eichwiffe,
teen, Valentin, Bildniß Johann Bopbelfg, AT
Goſtas Boydell,
riechen, machten bie erfieBerfuche der Kunſt i in geritte
en Mäterien, 9. wie die ihnen bepgelegten koſtbaren
—* zu erkl ren, 10. über ihre erſten Shi Ta
5 f«
Bodafooy, le Temple de PAmour unb la Tour de deux
Amans, nach Aantara, 371. la fraiche Matinée Pi
POrphee rußtique, nach Caſanova, R 375
. ⸗
Segifter.
Gold, Tate She Roops, to conguer, or the Miftakes'
Night, a Comedy f.
VBGrabeiſen. beflen Gebrauch ben Ausarbeitung vs eL
fenbeins, 196. and) anderer Materin, 197
Grofe, Francis, the Antigaites of England and Vi
“etc,
Grundbaß, ob er ſo wichtig ? ſeine —2
nicht neu, 33 f. 246
| Guafeus, France. Eugen. non ente editum Vernahe an
' rariam .
Ä lielmi. geſerten und Veſchluß feiner Behensie
| X reibung, | 324
Barmonie. urthel über dag Rameaniſche Syſtem derſel⸗
ben/ 226.247. Mangelhaftigkeit bed Sulzerifcben Arti⸗
kels hiervon, 247. die Verwechslung derſelben iſt
lange wor ihm, ſogar ben Griechen und Lateinern,
befannt geweſen, 223 5
Sr Fldrry GBylove, or Comedie in Emb |
Hodkkins, Tbomas, the orgin ufrhe Engli Drama, - Ir
Berkulanum, ber angekuͤndigte 6te Sand iſt nichts, als
der Catalogus des Bayardi ꝛc.
The — uines pf Hereulanum, translated from Le
Iahatı by Thomas Mettyn and Jobe Lestice, Vol. 1.
Zermann. bie "Errichtung der Trophäen Hermennd,
ein Gemaͤlbe von Herrn Tiſchbein, z138
sefiodtis, ein ſpaͤterer Schriftſteller als Homer, 14
eyne, Chr. ©., f. Elfenbein.
re & Anmerkungen über die Laudhaͤuſer
und die Sartenkunft, 259
Hiftoria eine de Efpane, von p. Rafael, une
edro Rod
wWöbzer, eine Gartermusßicht eines großen Königl. er |
(Bone), Alonso, a Tragedy, 264
Homer. Etwas von denen von ihm angeführten koſt⸗
baren Bildern, 11. deffen hiftorifche Glaubwürdigkeit,
12. über eines ſeiner fehlerhaften Gleichniffe, 53. f
wird wegen eines andern vertheidiget, 36, ſ. auch
Miecpkerjon
Heel,
-»
-- Begifker.
Heols, Jobo, Orlando Furiole, twanfjated from che
Italian of Lodovice Ariofle, Vol: I
. an die Piſonen — an bon:
oimmentar und —— —
ES bhandlungen von R
en ubert ſetzt, und mit eignen —æ—
. Joach. Eſchenburg, 262. Beur⸗
— —* Schriftfieller, 251. 282,
Plan der Epifteln an bie Piſonen, nach Deren Hurd’s.
—— Pr bie an ben Auguftug foll —e —
ſchter feiner Zeit ſeyn. 269.
— ben —* —
en Herrn —— W über beyde 270. 4
zn Ging 1 vn ya. 9
Howerd, Gorges ‚ the Siege of Tamor, a Tra-
gedy, | 342
Hegber, " Gobn, f. Lessers.
Hurd, R., f. Horas.
uch, Ernſt Ludw. Dauiêl, luterfchieb ber freven
mechanifchen Malerey, praktiſch erlläre, a2
- Saubert, Abt, f. Dißionnuire aniverfel (Ic.
Jeraiugbam, Ealdoni and Tereſa, aPoeu, 3
en Maniere d’enlamnier VEſtampe 2
ur toile
Ingouf, la File confule nach Gera, Bi; 3, Tom *
nes, nach einer Zeichnun Bon m jungen
Intervall. biefer Artitel iſt ulzer ung
De Jode, Arn. ber Kleine 33 der ——
umarmt, nach van Dyk,
Johne, ein von ihm inventirtes Eckhaus auf ein einem übe
ungleichen Plage, 144. zween Grunbriffe uud-a An⸗
chten gu einem Landhaufe, geaͤtzt 1359.
— Lecture, * 163
Juärte, Juan, Gramatica Cattellana &c. 167.
An men. ‚Hannibal ſchwoͤrt den Roͤmern ige
in
Juden. warn bey ihnen der Gebrauch bed Eifenbeins
aufgefonsmen, 18. woher fie «8 erhalten, 19 fi-
lundura,
Regiſter.
‚Inntlare, sslide. Ertlaͤrung dieſes Worts in Zorazens
Epiſtel an die Pifonen, 263 f.
BR.
Kammſetzer, ein Garten auf einem abhängigen Boben,
von Bruchſtuͤcken, geäßt,
. 159
Kaufmann, Angelika. Telemach am Hofe zu Sparte.
erkarat; Trenmor und Imbaca, 330. ein griechifches
Branenzinmer bey ihrer Arbeit; eine beil'ge Familie;
dag Bildniß einer Dame mit ihrer Tochter, 331
Keste, George, the Monument in Arcadia, a dramatie
Poem. : 345
RKlaß, derjängere, eine Anſicht alter Bruchftücken, 158
RKoͤpp, Wolfgang, ſechs Heine rabirte Landfchaften, 324
Ropp, ein prächtiges Bartenhans von feiner Erfindung,
15
Krubfacius, ein don ihm erfundner großer arten,
133
Kunſtwoͤrter, wenn deren Ueberfegung nicht nöchig,
220. f. muſtkaliſche: über bie Ueberfehung einiger in
Sulzers Theorie, 222
Bunze, Grund⸗ und Stanbriß eines Stadthauſes auf
einem unfdrmlichen Plaße, 159
Kupferftiche, f. auch Illuminiren. 1860
— re 322
— — engliſche, 95. 33%
— — franzöffche, | 369
Landhaͤuſer. kurze Geſchichte ber roͤmiſchen, 249. f.
deraͤnderter Geſchmack, 251. 252. ob der von Lud⸗
wig dem XIV. eingeführte, fo dorzuͤglich, 252. allge⸗
meine Borfchriften über die Anlage, Baufunft und
VWVerſchonerung derfelben, 253. etwas von der Ausſicht
ebend. die geraden Zugänge 253. f. die Yuszierung
. mit koſtharen Antifen, Gemälden, ꝛc. 254
Langborne, the Origin of'che Veil,
350
Language, of the Origin and Progreſs of Language,
S.angwagen, bie Hofſeite eines prächtigen She
152. zwo Anfichten von Landhaͤuſern, geist, 159
B-.aurent, P. le paflage du Bac, nach Berchem, und ie
Repos du Berger, nach Koutherburg,
370
Xaurie, R.yabard Gale, und a Squall nach Vernet, 336
Ge Lebae
154. gen kleine Sartenhäufer und zwo Vorſtellungen
D
—
Regiſter.
Aebas, vier Lanbſchaft nach Pinaker und eine pe
Ruisd
—— warum der Menſch die Leidenſchaft licher
durch Bilder, als Worte a usdruͤckt, 823f.
Lekain, Henri Louis, beſſen Vortrait in der Rolle des
Gengiskan, 369
AEmpereur, le Prefent du Berger, nach Boucher,
und les Sermens du Berger nach Pierre, 371f.
Letsers by feveral eminent Perfons deceafed, includin
ihe Correlpondence of Jobn Hugber; &c. 356, 3
;uncombe hat fie herausgegeben, .
Lettice, John. |. Herkulanum.
P.eocgue, Le Reveil, nad) Bouch 7
Ping een, Portiaitde F. A,M. en Rancenri, Adtrice, M
der. Rolle der Moyime, nad) einer Zeichnung san
Sreudenberg)
Kisseratur, fpanifche. einige Nathrichten babon, 164 *
Lisii, Titi, Hiſtoriarum Libri XCI. Fragmentum a.
. erw defcriprum &recognitum a Vito M. Giodenegzio,
Paullo Yacobo Bruns. &c. ace. ejasd. Giovenoxæii —
lia,
Lohſe, ein von ihn angegebenes auf zwo Gaſſen —
gehendes 2 Haus auf einem unförmlichen Bezirke, 148
B.ucian, ſ. Care’ . |
The Macaroni, a Comedy. 363
Matpberfon, James, the Iliad of Homer wanfieted, 359
Magnan, Dominico, Mifcellanea numilmatica, &c,
Tom, il,
| 170
Manier, der. Maler mit dem Geſchmacke derglichen, 115
(de Marco, P.) il fluido elettrico applicato a ſpiegare
i fenoMeni della narara, 179
Mariott, The Jefuit, an alldgoricat Poem, ‚343
Mormor, ift Don Zeit zu Zeit vom Schmuß zu Br
218°
Martyn, Thomas, |. BSerkulanum.
Maſon, Aeneas Landung in Stalin, oder ber alle.
gorifche Morgen des rdmifchen Reichs, nach Elaude
Lorrain, 94. eine Landſchaft nad 3 Juccarelli, 334
- Maſſard, la Trucbe raſſec, nach Greuze,
Mauermeiſterſtuͤck, worinnen es eigentlich beſteben fo fl
mechau. awolf Hleige radirte Landſchaften Bon de
Erfin⸗
— — — — —
’
f
}
%
Negiſter.
’
” 168°
rl Franciſco, Gefchichte ber Boadicea, 331
Mierapber, was fie für ein Bild erfordere, 46. weitere
Erklärung darüber, 49. aus einer elenden kann eine
gute Allegorie und noch beſſeres Gleichniß gemacht
werben, 47. f. was fie für eine Aehnlichkeit erfodere,
gl fol am fparfamften gebraucht und am kuͤrzeſten
handelt werden, 51. f. mo die Bilder herzunehmeu, 57
Mingarelli, Jon. Aloyfi, de Pindari Odis coniecturae, 179
Le Monde primisif analyl& & compared avec le oe
raoderne, ıtee Band,
Moͤnche, waren big zum XIL Jahrhunderte gar ie Ä
‚liche Glieder des Staatg, 251
Moore C., Ehiron und Achilles, 331. Daͤdalus und
Ikarus, 332
Mo, Miß) the Search of Happinefs, 355 °
Mofer, Moria, given ſchone Blumenſtuͤcke,
rolle % 3. €. la Nymphe Erigone, nach V. R ‚Sole
in, 375
(Mlarpby) , Alzuma, a Trageäy, 364
VNachabmung. Zurd's Abhandlung über bie poetiſche
278. und die —ãA derſelben, 280. wiefern die
ganze Poeſie Nachahmung, 278. originale und fopir-
En . 279
über Kamlers Nachahmer, 309
Nachrichten, vermiſchte, | 161. 3t2
Negro, the dying, a pvetical Epiftle, 340
Noertbouck, Jahs, a new Hiflory of London, 342
Note cambiste, Bu | 230
(®brien) the Duel. 351
Oderici , Gaſpar. Aloyfi, Diflertationes & Annetationes
in alfquot ineditas veterum inferiptiones, & Pi
ſmate,
Gel, wie ſich die Alten deſſen zu Erhaltung der fen
beinernen Bilder bedient,
Order, the Love of Order, a noetical Eſſay, 1
Orlandi, Orazio, Ragionamento fopra un? araantica, 186
Oxiryncbi, ein aus den Eingerweiden dicfer Fiſche ge-
fertigter Leim iſt zu Verbindung des Elfenbeins ge-
braucht worden. | 215
p.
The Panthionites, ru dramatic Entertainment, 363
€ ca Parnaſo
J
Regiſter.
= Barsafb. FEſpauuol, eine Sammlung ſpaniſcher Dichter,
1
6
Pallerius, Jo. Bapß. Picturæ Eırufcorum in vafculis Vol..
U. 169. vite,de’ pittori, Scultori ed Architetti, cbe
hanno lavorato in Roma &tc, 384, die Anmerkungen
And von Bottari, ebend.
‚ The Paßons, perlonify’din familiar Fables, 347
Daftellmalerey, f. Rufel,
huit Sujers de Paflorale, nach Boucher, 377
Patour, J.A., deux voes des environs delaRochelle,
. nach CAllemand, 370
Paulet, Part du Fabriguant d’Etoffes de Soie, 380
Paufe, Anficht eines Gartenhauſes, 148. Grund» und
Aufriß zu einem fleinen ſehr fchiefwicklichten Haufe,
das auf imo Gaffen Eingänge hat, 150
Penny, Eduard, f. Boydell..
Perini, Gislie, il primo Navigatore, Selim Selima.
Poemi tradattı dal Tedefco, 1386
Perfons. Nec quarta loqui perfona laboret, wie es beym
Soraxz gu verſtehen. 272
a Differtation of the Phaedem of Plate. 367
Ondoerra:, warum die Nachkommen bed Phiblas (6
genennet, 218
Picot, ſ. Ravenet. Nymphes au Bain, nach einer Zeich⸗
inung 3. Barrolett, und Cipriani. Die Figuren find
von Bartolozʒi, 337
Pindarus, ſ. Mingarelli.
Bitreelin, Standriß eines Stadthaufeg, 257
izzi, Giovscchise. Ragionsmento fulla tragica e comi-
- ca Poelia, 185. Dißertazione fopra un antico Cameo,
etc. 128
Plaselli, Autonio, delPOpera in Mufica, 19x
dr f. Phaedos eines Engländers ſeltſames Urtheil bon
m . 307
Plausus, ſ. Warner.
Poemi Eroico-Lomiei Isaliemi. 180
Poeſie. Hurd’s —* uͤber den Begriff von der
poeſt uͤberhauyt, 273. —B Anmerkungen
aruͤber, | 274
— dramatiſche beren Gattungen und Eigenfthaften, 277 .
eoram, Popule beym »Hora3, gebt auf bas Chor, 27T
Porporgti, Sulanne au Bain, nad) I. B. Santerre,
j a1
| \ | sbe.
⸗
Regiſter.
she Prince of Tunis, a Tragedy, 020039
Prüneau, Voel, Portrait de Boerhave, nach elgner Zeich⸗
nun 37
de la Puente, Pietro Antonio, Viage de Efpanna, 168
Pye, Heine Landichaften, nach verfchiedenen Meiftern,
un 333
Rafael, f. Hiforia Ietteraria, ,
di S. Rbafael, Conte, Verſi Sciolti, „ago
(Raffsi, Stefano) Saggio di oflervazioni fopra un Bafio-
hirievo erc. “ 7
173
Ramler, Karl Wilh. Lyriſche Gedichte. Fortfeßung, 283.
"aber fein philofophifches Genie, 283. ff. ob er origi-
nal und ein Genie fey, 284. wie er ben Horaz genutzt,
285. iſt der wicberaufgelebte Horaz, 286. wie das zu⸗
gehe, 287. Merkmale eines aͤchten Genies; aus der
Ode an Delien, 288. f. über die Situation, 289. je⸗
ber Zug darinnen iſt innig und welentlich, 290. über
- die Dde an Roden, 292. fie enthält alle wefentiiche
Ideen vom Künftlerftolge, 293. f. von ber Bortreflic
keit und Richtigkeit feiner Philoſophie, 301. 303. uͤ⸗
ber die Ode auf den Tod des Prinzen Heinrichs von
Hreuffen, 301. f. Er iſt fein Schmeichler, ſondern
lobt nur, was lobenswuͤrdig: Beweis aus der Rede an
dem 60, Geburtstage des Koͤnigs, 304. 305. ff. üben
feine Rachahmer, 4 309
Ranieri, Luigi, la coltivazione dell'Anieo di Arnerio
Laariffeo. | oo. 192
Ravenet (und Delatre) der gute Samariter; nach Bo⸗
gertb, 91. (und Picot) ber Teich Bethesda nad)
demfelben, . 93
Reim, ob er ein wefentliches Stück ber Poeſte? Herrn
urd’s Gedanken davon, 274. Erinnerungen Deren
. Efchenburgs, - 276
Reinbold, Chriſt. Ludwig, das Studium ber Zeichen⸗
kunſt und Malerey fuͤr die Anfaͤnger, nebſt der Ter⸗
minologie, rc. 112. Fehler im Verzeichniſſe ber Ma⸗
ler, | | 116 $.
Repoſati, Rinaldo, della Zecca di Gubbio e delleGefte
de’ Conti e Duchi di Urbino Tom. 1. 171
Rettig, ſoll zur Glaͤttung des Elfenbeins geſchickt ſeyn, 218
Reynolda, Joſua, Geſchichte bed Ugolino, 332. a Dif- .
courſe delivered to the Students of.the Royal Aca
3 _ demie,
x
' Regiſter.
demie, etc, Dec. 77
Richardfon, — Works by his Son Mr. J. *
chardſon,
Riedel, will Winkelmanns Geſchichte der Kunft, pe
ausgearbeitet, nebft Kleinen Auffägen und Briefen her⸗
. ausgeben, 323
Ritter, ein Garten am einem gelinden Abhange, 151
Ritterbuͤcher, ſpaniſche. Nachricht von einigen Sams
lungen, und raren Stücken, 67”)
de la Roche Aimman, Charles Antoine, Cardinal F beiten
Portrait, nach Rosliu, 3
Rode, die drey Par zyen und. Hagar in der Wüften, n
- eigenen in Leben
Rodeigues, f. Hiforia listeraria,
Roufiel, M. T. le Jour und Ja Nuit, nach Zeichnun⸗
gen von Jac. Deſove, 369
Ruffel, Jobn, Elements ofPainting with Crayons, 119
Ayland, W. Antiochus und Stratonice, nach Peter von
Cortona, 96
&..
che (entimental Sailer, or St. Preux to Eloife, 364
Seine-Aubin, Pa d’Alcxis Piron, nach einer
Zeichnung von Cochin, 370. Bildnif dee elvetius
nach Vanloo, £ 37G
Sammlung von Aupfern auf Tuſchart, von einem
Kiebbaber, erfte und zweyte Lage, >73
Sarcone, Michele, Theodofio il Graside, Tragedia, 189
Savart, Colbergs uud Boſſuets Bildnis, 376
Schäfergedichte. woher dad Gefallen an benfelben 2 pi
re, 266. Veränderungen, bie es gelitten, ..
Scheel. Ein Sarten, nebft Schloffe und dazu scher
gen Gebäuden, 146. und der Gartenausfiht, 147
Schellenberg, ein Sartenhaus von ihm, 158
Schifabtt, der Phonisier und Griechen. 14 ff. 17
Schmugen, Bildniß des Fürften von Kaunitz, ein ai |
ſtuͤck, nad) J. Steiner,
* und Scalpere. Gebrauch biefer Worte bey den
. Alten
Seeraͤuberey. ihre ehemalige Verbindung mit der. Hand»
16
.- lung,
Serie degli Uomini i pin iltafiri ‚nella Pittara, -Scultora
6 Architetturg etc... Iomo. J 182
Spabrmann, ein Gartenhaus 1136
75 ve. Spilse
groͤße gefertigten Gemaͤlden, 327 u
Regiſtet.
Spilsbury, P., Thalia, nach Angel. Kaufmann, 239
Sprache. bag Berhälniß verſchiedner Sprach sim
eim,
tina, die Haut dieſes Fiſches ſoll sur Slättung ve
Elfenbeins dienlich feyn, 33
Stapart, ’Art de graver au Pincem,
Statuen. von deren Erfindinig, 24. f. von Elfen 8
4 26. des olhmpiſchen Jupitets in dem Hayne Ale
j8, 37.7. der Minerva in dem Parthenvn zu Auf
then, 28. f. vonder erhabnen Arbeit aufderBafe, 30
Stren, Job. hat eine dem Dufart im XII. Bande,
&. 170. zugefchriebene Converſation gemalt
Ssockdale, — f. Waller. ge 34
Stubbs, J.the Horſe and. che Lion, undthe Lion and
- the Stag, nad) G. Sembba, ,:
CE
Buber, Job. Beörge, allgemeine Theorie ber. thimen
Künfte. Erfter Theil, 32. warum er bie alphabetifche
. Dromung gewählt, 32. ff. Anmerkungen über einige
. äftbesifche ttikel. 35. ff. dergleichen aͤber die muſikali⸗
en, 220. ff. einige in dem Buchſtaben A. ausge⸗
aſſend | 233
T.
ermnann, Erfindung eines vdandhaufes, 157
| 5* ber alte Mann mit feinen Soͤhnen, nach Sal⸗
vator Rofa, 93. fol vielmehr Demetriug und Protas
goras fenn, ebend.
* lemoches, the aurentures of, tranllared in to pP
: Hfh Verfe etc, Book],
Chore der Traͤume. warum das eine von Elfenbein,
- dag andre von Horn, 196. 197: *)
Thron, über Salomons elfenbeinernen, 19.25 fi 195
“ Tirabo[chi, Girolamo, Storia deila Letteratura [al
T. Le
Tiſchbein, Joh. Beinr. die Errichtung der Ertl
Hermanns,
Tornus, Tornare. Gebrauch dieſes Worts bey den le
ten, 199
The Tryal of dramatic Genius,
358
- Türk, ein Weberfiuhl nebft allem Seräthe in einem gen»
" metrifchen Riſſe,
Turner, Muſidora, aus Thomſons Jahrsgeiten, 332
U. V.
Regiſter.
nn uvm. — *
Velazqueʒ, Luis Joſeph, einige Nachrichten von beffen
Leben, 164. Abfterben und Schriften, 165
Verlohren, Anficht eines Hauſes nad) bem Sarten, 253
Verwundrung, f. Aehnlichkeit. darauf foigt die Be⸗
wundrung, 38
Vivares, Ebho. eine Landſchaft, nad) .$. Juccarelli,
334. Venus attired by the Graces, nach dem aͤltern
paiel, hat die Landſchaft geſtochen, bie Figuren find
von Bartolozʒi. 336
Velsaire, ſ. Bettinelli,
‘ .
Walker, Wilbelm, Ilaac blefling Jacob und Jacob wa
. rering, Rachel’s Flocks, nad Trevifani, .- 334
Waller, Edmund, ıhe,Works. To which is prefixed the
Life of ıhe Author, by Percival Stockdale,
arner) 'Comedies of Plautus, tranllared in to fa-
miliar Blank Verfe. Vol. II. IV. 354
Watſon, I. Lady Broughton und die Gräfin von
Garlidle nad) Reynolds, — . 338
Wechſelnoten, 230
Weſt, Benjamin, Agrippina, von ihren Kindern umge⸗
ben; der fterbende Epaminondas, 332 f. berfterbende
Ritter Bayard; die erfle Unterrebung Telemachs
mit der Calypſo; Chryſes, Priefter des Apollo; die -
. Hole der Verzweiflung, 333
“ Wheatley, Pbitlis, Poerms on various Subjedis, religious
and wmoral. 353
Wien. Subferipfion auf einen großen Grundriß und
perfbeftinifchen Aufzug von Wien, ſammt bein Vor⸗
fädten, ‚ 323
Wille, J ©. lebons Amis, nach Oſtade, 373
Winkelmann, f. Riedel.
Woollet, römifche Gebäude in. Ruinen, oder der alle⸗
goriſche Abend des römiſchen Reichs, nad) Elaude
P.örrain, | Ä 98
Worte, alte, wie-ihnen eine neue Miene und Wendung
su geben, DE 264
Wyıne Jobn Huddeflone, Evelina, a Poem, 263
3
Beichenkunft, wie fie von der Malerey unterſchieden,
113, verſchiedne Arten derſelben,
| 114
- Seiten, dieſes Wort kann nicht für Takttheile gebraucht
— 224
werden,
23
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Chedswicchı dei.
Wiſſenſchaften
Neue Bibliothek
der ſchoͤnen
der frehen Kunſte.
+” — — —— — —
Sechehnten Bandes Erftes Stck.
Leipzig,
in der Dyckiſchen Suqhandluns.
1774
et \
1*
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rs
”.
©
PR}
I. Rebe bes Hen. Raynolds, Praſidentens der En⸗ |
glifchen Königl. Malerafademie, an die Schuͤ⸗
- ler derfelben bey Ausgpeilung der Dreiße im.
I. 1770 den 14 December. u.
II. Anmerfungen über die Necenfion der * ge-
nerale im ı3ten Bande ber neuen Vibliothek
der S. W. 24
II. Bon ber Uebereinftimmung ber Werke ber
| Dichter mit den Werfen der Künftler , nad)
dem Englifhen des Hrn, Spence bon Jo⸗
ſeph Burkard. 43
IV. . Profen und Gedichte über die Bildenden Kuͤn⸗
ſte, von den Hoͤrern der ſchoͤnen Wiſſen⸗
ſchaften im Thereſiano Öffentlich abgeleſen, sı
V. Burkes philoſophiſche Unterſuchung über den
Lefprung unfrer Begriffe vom Erhabenen
‚und Schönen. _ | 53
"VI. Joh. Geo. Zimmermann, über die Ein,
ſamkeit. 69
| VII. Pindari Carmina cur. Chrsf}. Gottlob
Heyne. 88
VI. Die Werke bes Horaz, aus dem ateini⸗
3 ſchen uͤberſetzt: Erſter Theil, welcher die
Oden enthaͤlt. | - 8
| 1X, Vite .
=
Inhalt.
IX. Vite de? Pittgri, Scultori ed Architetti
x.
ren. 229
Haid, Portraits. 130
Andere neue Kunſtwerke aus Wien, Drop Ber⸗
lin. 131
Dresden. Studium Inuentutis C. Xlen-
gek 132
Boetius: vergnügte Geſellſchaft augsburgi⸗
ſcher Künftter. 132 f.
_ Abiterben Herrn Dietrichs. | 133
Lapzig Gelierts Monument in Wendlers
Garten. 133 f.
Desgleichen in der Jofannisiche 136
l
Sc, da Giambarifla Paſſeri. S. 102
Schreiben über die Ausſtellung der. Afademie
der bildenden Künfte u Dresden, bei g
März 1772. u2
| "XL Vermiſchte Nachrichten.
Deutfihland.
Erlangen. Walthers ẽherxſihe
und II, Lage.
Augsburg. Kidingers sung: von —*
Copenhagen. D, Eramers Bildniß. 137
Litterariſche Nachrichten aus Italien.
Rom. Oſſervazioni ſopra alcune pittu-
re in vetro &c. da Monſ. Maria Guar-
Yacch. 138 '
‘ Hortus
N
An tn
_ Hortus Romanus, fecundum Syfterna I.
P. Toirneforen a Nico Martellio,
©. 138
Palermo. Torremuzza IV, ‚ Aggiupra alla
Sicilra Numifmatica. | 139
Modena. Storia della Letteraturs Icalia-
‚na di Görolamo Tirabofchi, T. TI. ebend.
Rom. Dell’ Edifizip di Pozzuolo volgar-
mente detto il Templo di Serapide, 140
Perugia. Delle città d’ Italia e füe Mole
adjacenti &c, da Casfare Orlandi, ebend.
“Parma. 11 Prigimiero, Comedia del
“ Sgr. Marchefe Francifie. Albergati. Co-
' pacelli &c. La Marcia, Comedia del
Ser Abate Francejeo Merruchi, &c,
141
Rom. Bruttia Nuimfmatica &c, a P.Do-
minico Magnan. ebend.
- Raccolta di Lettere fulla Pittura, Seultura
ed Architertura, Tomo VII, 142
Offervazioni di varia erudizione, ſopra
un Cameo antico rapprefentante il Ser-
pente di bronzo efpofta da Orazm .
. Orlandi, 0.270.143
Florenz. Lettere medite di Vomint illux
ſtri, ebend.
| Bologna, Favole ſettanta Efopiane con, |
un difcorfo, 144
Inhalt.
Per la ſolenna diftribuzione de’ Premj
agli Studiofi di Pittura, Scultura e Ar-
chitettura deli’ Academia Clementina,
Orazione recitata nell’ Iftiruro delle.
Scienze dı Bologna, ebend.
England.
Neue Kupferftiche, 145
Reue Schriften:
The Plays of William Shakefpeare in X
Vols. &c. by Sam. Johnfon and George
Steevens. | ©. 153-
Poems by Mr. Jefferfon, | 154
Didtionarium Saxonico et Gothico Lati-
num. Audt. Zdwardo Lye. &c. ed. &c:
Owen Manning. ebend-
The Fair Quaker: or the Humours of
Navy cc. Ä 155
A Tranflation from thee Greek inta En-
glifch Blank Verfe of the Tragedies of
Euripides; v. D. Edw. Haarwood.
ebend, -
Sala, a poetical Romance, 156
Thee School for Wives, a Comedy, ı 57
Henry the Second: or the Fall of Rafamend
a Iragedy, ebend. ’
An Epiftle from Obeira, Queen of Ota-
heite to Jofeph Banks 158
“ u The
Inhalt. |
Thnhe practical Builder, or Wörkmän’s
| General - Alſiſtant "by Wwilliom Zr ’
ebend.
The Carpenter’ s Treafüre &c. ehgraved.
— from she original Drawnings of
21 N. Wallis. «bend.-
:
'
.Setbona: 4 Tragedy, ebend. u u,
:: Foimeipbstical Works 6f .che:lare W7llkem
”-i Dunkn, Volk - S. 159
The Minof Bafınefs, a Gomeiy, by&or-
x ge.Colman; ebend.
Nupeial Elegies, =: F 1260
" Codrus, a Tragedy, ebend. —
Shalceſpeare's Plays, as they are nat. ger er-
formed ar the Theatres Royal Int
don &c: ebend.
Poems by Dr. Roberis of Eton Coliege.
161
Plays and Pooms by William Whischpad
a Vols, ebend.
The Hiftory of Agathon by Mr. C. ‚M.
Wieland. 'Tranflated from the German
Original 162
Saint, Thomas’s Mount , a Poem. Writ- _
ten by a Gentleman in India, 163
Faith, a Poem, ebend.
*23 Richard
Inhalt.
Richard Plantagener, & legendary Tale,
by Mr. Hul. | eben,
“" Lyric Poems, devotional and moral, by
‚Tb. Scoft. 164
— md.
an, Frankreich. en
Neue Rupferfiche et 164
Neue wigige Schriften. Ä
ı- L’Inoculation, 'Boeime en EV, Chants par
..ı Mr. PAbbe Roma. _. - 167
-,.Vie. du Dente,) :avec une Notite de fes
ouvrages, par Mr. de Cbabanen. 168
c\ Ode⸗ d’ Horace, traduites en Vers fun-
gois &c. par Mr. de Chabanon de Mau-
gri is. ebend.
Hiftoire naturelle de Pline ,. waduite en
“ Frangois &c. TomeVL._ . 169
ri des Tableaux, expofes au Louvre
‚de 26. Aout 1773. Tuivi de l' Entretien
“ un Lord avec Mr. P Abbe A. . ebend.
Bibliotheque grammaticale ‚abregte &c,
„par Mr. :Changeux. ebend.
art du Plombier-Fontainier. 170
Supplement à l’Art du Peintre, Dar,
‚‚Verniffeur du Sr. Watin.
'
; Masrrog zur Anzeige von Dietrichs ode Ä
S. 133. 171
I. -
- I. Rede
€
u
Rede des Herrn Reynolds Praͤſidenten der
Engliſchen Koͤnigl. Maler Akademie,
am die Schuͤler derſelbigen bey Aus—⸗
theilung der Preiſe, im Jahre 1770.
den 1 ten December:
Meine Herten,
iſt nicht Teiche, zu fg vielen Schülern, die
an Alter und Stufen des Tortganges i inder
Kunft fo verfchieden find, auf eine einem jeden ans
gemeſſene Weife zu fprechen. Die Seele verlangt
eine ihrem Wachschume gemäße Nahrung, und
was ihre frühern Kräfte befördern Eönnte, hindert
fie vielleicht, wenn’ fie fich der Vollkommenheit zu
naͤhern anfaͤngt.
Die erſten Bemuͤhungen eines jungen Mas
lers, wie ich in einer vorigen Rede erinnert habe,
muͤſſen auf die Erlangung einer mechaniſchen Fertig⸗
keit gerichtet ſeyn, und ſich auf die bloße Nachah⸗
mung des vor ſich habenden Gegenſtandes einſchraͤn⸗
ken. Denjenigen, die ſchon uͤber die Anfangs⸗
gruͤnde hinaus ſind, iſt es vielleicht vortheilhaft,
über den Rath nachzudenken, den ich ihnen eben⸗
falls gegeben habe, als ich ihnen empfahl, die
Werke unſerer großen Vorgaͤnger fleißig zu ſtudi⸗
ren: aber zu gleicher Zeit warnete ich fie vor einer
N. BibLXVLB3.1.8S. 42 blin⸗
72.
6 Bon der zu genauen Nachahmung
Blinden Linterwerfung in Abſicht auf das Anfehen
eines einzigen Meifters, To vortrefflich er auch ſeyn
mag, oder vor der zu fflavıfchen Nachahmung feis
ner Manier, Tisch fege ige noch Hinzu, daß bil
Natur ſelbſt nicht zu genau nachgeahmet werden
darf. Es giebt Vortrefflichkeiten in der Malereh,
die noch uͤber das hinaus gehn, was man gemeinig⸗
lich die Nachahmung der Natur nennt, und dieſe
großen Schönheiten wuͤnſchte ich ihnen auszuzeich⸗
nen. Die Lehrlinge, die ſchon die Anfangsuͤbun⸗
gen zuruͤcke gelegt haben, ſind in der Kunſt ſchon
weiter, und dieſen, die ſchon ſicher in der Hanb,
ihre Verſtandeskraͤfte auußern koͤnnen, muß ich itzt
ſagen, daß ein bloßer Kopiſt der Natur niemals
etwas Großes hervorbringen, niemals die Bes
geiffe des Belchauers.erheben und erweitern, noch
fein Herz erwärmen wird. |
Der Wunſch des Achten Malers muß ſich weis
ter erſtrecken. Statt der Bemühung, die Wiens
fchen durch die forgfältigfte Auspinfelung aller Kleis
nigfeiten und die Sauberfeit feiner Nachahmungen
zu beluſtigen, muß er fiedurch die Groͤße feiner Ge⸗
danken zu erheben fuchen: ſtatt ber Begierbe, durch
De Taͤuſchung der bloß aͤußern Sinne der Bes
fhauer, Lob zu erwerben, muß er nach dem Ruhme
kaͤmpfen, daß er fi der Einbildungskraft zu bes
mächtigen weiß.
Dieſer Grundſatz, daß die Vollkommenheit
dieſer Kunſt nicht in der bloßen Nachahmung der
Natur beſtehe, iſt weder neu noch ſonderbar. Er
wird durch die allgemeine Behauptung des erleuch⸗
teten
=- — — mr 0 — -
. der Natur. 17
teten Theils der Menſchen unterſtuͤtzt. Die Dich⸗
ter, Redner und Redkuͤnſtler des Alterthums drin⸗
gen beſtaͤndig darauf, daß alle Kuͤmſte ihre Voll⸗
konimenheit von einer idealen Schoͤnheit erhalten,
die über das hinausgeht, was man, einzeln in der
Natur findet. Sie beziehen fih immer auf bie
Werke der Natur und Bildhauer ihrer Zeit, bes
fonders auf: den Phidias, den Liebling des Alters
thums, um ihre Soderungen zu beweifen. "Da fie
ihre Bewunderung über ihr Genie, durch das was "
fie wußten, nicht genug ausdruͤcken fonnten, fo,
nahmen fie ihre Zuflucht zum poetifchen Enthuſias⸗
mus. Gie nennen e8 eine Eingebung, ein Ges
fchenfe des Himmels: fie ſtellen fih vor, als ob
der Künftler in fene Gebiete hinaufgeftiegen, um
feine Seele mit einem vollfommmen Begriffe von:
der Schönheit zu erfüllen. „Er,“ fagt Proflus,
„der zu feinem Muſter folche Sormen nimmt, als
„die Natur dargeftellt, und ſich auf eine bloß ges.
„naue Nachahmung derſelhen einfchränfet, wird nie⸗
„mals das vollfommene Schöne erreichen. Denn.
„die Werfe der Natur find voller Ungleichheiten,
„und find weit unter dem wahren Mufter der Schön,
Iheit. Als daher Ppidias feinen Jupiter bildete,
„ſo Fopirte er nicht erwa einen Gegenſtand, ber.
„fich feinen Augen darbot: fondern er betrachtete
„bloß das Bild, das er fi) aus Homers Wefchreis
„bung in feiner Seele abaejogen hatte. )“ Und
A 3 Eicero
*) Li. 2, in Timseum Platonis, tie ihn Junius in
Buche de Fißra veterum anführen.
a
3 Bon der zu genauen Nachahmung
Eicero fagt, wenn er von eben vielen Künftfee
ſpricht: „dieſer Kuͤnſtler, als er das Bild des Ju⸗
piter oder der’ Minerva verferfigte, nahm nit
eine menfchliche Geftale, als ein Muſter vor fich,
Das er Eopirte: fondern, da er ſich eine vollfommene
Idee von Schoͤnheit in feiner Se le feft gebildet, fe
betrachtete er diefe unabläfig, und richtete feine
ganze Kunft und Arbeit bloß auf vie Nachabmuns
derſelbigen.“
Die Neuern aber find nicht weniger als bie
Alten von biefer hoͤhern Mache in der Kunſt, für
wohl als von ihren Wirfungen überzeugt. Jede
Sprache hat Ausdruͤcke angenommen, diefe Vor⸗
rrefflichfeit anzudeuten. Der Gufto grande der
Italiaͤner, dag Beau Ideal ver Tranzofen und ver
groſſe Styl, das Genie und der Gefchmack
(the great ftyle, genius, tafte) der Engels
länder find bloß verfchiedene Benennungen berfdls
ben Sache. Es iſt dieſe geiftige Wuͤrde, fagen
ſie, die des Malers Kunſt veredelt, die die Graͤnz⸗
linie zwiſchen ihm und dem bloßen mechaniſchen Hand⸗
werker zieht, und in einem Augenblicke die groͤßten
Wirkungen hervorbringt, welche Beredſamkeit und
Poeſie, durch langſamere und wiederholte Kraͤfte
zu erreichen ſuchen.
Mit ſolcher Waͤrme reden alle Alte und Neuere
von dieſer goͤttlichen Kunſt: doch, wie ich ſchon
vormals bemerkt, bringt enthuſiaſtiſche Bewunde⸗
rung ſelten Kenntniß hervor. Ob gleich die Auf⸗
merffamfeit eines Lehrlings durch ſolche Lobſpruͤche
erhoben, und ein Veriangen rege gemacht wird,
auf
der Natur. 9
auf dieſer großen Bahne zu laufen: ſo iſt es doch
eben fo möglich, daß ihn eben das was man jur
feiner Aufmunterung ſagt, abſchrecken könnte. Er -
pruͤfet feine eigne Seele, und finder nichrs von der
örtlichen Eingebung, von der man ihm erzaͤhlet/
daß ſo viele andere damit beguͤnſtiget worden. Nie⸗
mals reiſete er gen Himmel, um nene Ideen zu
ſammeln, und er findet in ſich Feine andere Faͤhig⸗
keiten, als bie ihm der gemeine und gejunde
Menſchenverſtand anbeut. Mithin verfinftert fich
ſein Gemuͤthe mitten in dem Glanze ſolcher feyer⸗
lichen redneriſchen Lobſpruͤche, und er wird muth⸗
los einen Gegenſtand zu verfolgen, der ihm außer
dem Bezirke des menſchlichen Fleiſſes zu liegen
ſcheint. |
Do bier müffen wir, wie bey vielen andern
Gelegenheiten unterscheiden, was wir dem Enthuſias⸗
mus, was der Vernunft, zufchreiben. Wir
müffen diejenige Stärfe eines lebhaften Auedruckes
in Rechnung bringen und empfehlen, die nörhig iſt,
in ihrer ganzen Kraft den höchften Sinn der aller⸗
vollfommenften Wirkung der Kunſt zu verſchaffen,
und zu gleicher Zeit Sorge tragen, daß wir nicht
in Ausdruͤcken einer weitſchweifigen Bewunderung
die Gruͤndlichkeit und Wahrheit des Principiums
verlieren, das uns alleine zum vernuͤftigen Madys
benfen, und zur richtigen Ausuͤbung gefchickt machet
Es iſt nicht Teiche zu befchräben, wmorinnen
ver groſſe Styl beftehr, noch die eigenshümlichen
Mittel zur Erreihung deſſelbigen in Worten vor
äu zeichnen, wenn auch der Lehrling dieſelbe zu er⸗
A 4 reichen
l
4
20 Bon der zu genauen Nachahmung
reichen fähig wäre. Könnten wir Geſchmack unh
Genie nach Regeln lehren, fo wuͤrden fie nicht laͤn⸗
ger Geſchmack und Genie ſeyn. Doch obgleich
Beine beſtimmte unveränberliche Regeln für bie
Uebung over Erlangung diefer großen Eigenfehafs
ten find, noch ſeyn Finnen: fo koͤnnen wir body
behaupten, daß fie allezeit im Verhaͤltniſſe mit uns
ferer. Aufmerkſamkeit bey Beobachtung der Werte
ber Natur, im Verhaͤltniſſe mit unferer Geſchicklich⸗
keit bey der Wahl, und mit unferer Sorgfalt unfern
Beobachtungen nachzudenken, fie.in Ordnung zu
bringen, und zu vergleichen, wirkfam find. Es
Siebe mancherley Schönheiten der Kunft, bie ans
fänglich außer dem Gebiete der Vorſchrift zu fies
gen fcheinen, und doch fehr leicht auf praktiſche
Srundfäge können gebracht werden. Die Erfah⸗
zung ift alles in allem: aber nicht jeber machef
ſech Diefelbe zu Nutze: und die meiſten fehlen, vicht
ſowohl aus Mangel der. Faͤhigkeit, den Gegenſtand
aufzufinden, als vielmehr aus Unwiſſenheit, mas
für einen Gegenitand fie auffuchen follen. . Diefe
große ibeale Vollkommenheit und Schoͤnheit darf
nit um Himmel, fondern auf der Erbe gefuchef
werden. . Sie iſt um und, und auf jeder Seite von
und. . Über das Dermögen zu entbedien, was im
ber Natur mißgeftalter iſt, ober mit aubern Wor⸗
ten, was befonders und nicht gemein iſt, wirh
bloß durch Die Erfahrung erlangt: und bie ganze
Schönheit und Größe der Kunft beſteht, meiner
Meynung nah, in der Faͤhigkeit, ſich über alle
einjine Formen, belie Gewohnheiten, Beſon⸗
derheiten
ber Natur. Zi:
erkeiten und Fleine Yuseinandesfegungen von jeben
Art hinweg zu feßen.
Alle Gegenſtaͤnde, die die Natur unfern Yun
gen darſtellt, haben bey einer fehr genauen Prüs
fung ihre Sieden und Fehler. Die allerfchönften
haben etwas an fih, als Schwachheit, Kleinheit
oder Unvoſlkommenheit. Aber nicht jedes Auge
bemerft diefe Mängel: es gehört dazu eines,
das zur Betrachtung und Bergleichung dieſer
Formen gewohnt iſt, und das burchgine lange
Sertigfeit von Beobachtung desjenigen, was
irgend. eine Gattung von Gegenſtaͤnden derfelbigen
Art gemein haben, das Vermögen zu unterfcheis
ben erlangt bat, was jebem ins befondere und eins
zeln fehle. Diele Iangfame mühfame Verglei⸗
hung follte die erfte Arbeit des Malers feyn, deu
wach dem größten Styl ſtreht. Dadurch erlangs
er eine richtige Idee ſchoͤrer Formen: er verbeffert
bie Natur durch fie ſelbſt, ihren unvollkommenen
Zußand durch ihren vollfommenen. ein Auge,
fähig, die zufälligen Mängel, Auswuͤchſe und
Häßinhfeiten der Dinge von ihren ganzen Figuren
zu unterſcheiden, zieht ſich eine Idee von ihrem
Seftalten ab, ie weit volllocumner iſt, als- fie
ſich in irgend einem Originale finden kann: und,
(welches parabor gu fenn fcheint,) er lerne natuͤr⸗
lich zeichnen, indem ex feine Figuren keinem einzis
gen Gegenſtande ähnlich abzeirhnet. . Dieſe Civee.
des - vollfommenen Zuſtandes der Natur, welches
der Künftler Die idenle Schönheit nennet, ift ber
won pe errbenb Dean nach welchem Were
des
"A u
12 Don ber zu genauen Nachahmung
des Genies herborgebracht werden. Durch dieſe
erlangte Phidias ſeinen Ruhm. Er bauete auf
einen fo vernuͤnftigen Grund, was ſo ſehr die Welt in
Enthuſtasmus verſetzte: und auf dieſem Wege koͤn⸗
net Ihr, die Ihr Muth genug habt, eben denfel⸗
Ken Pfad zu betreten, gleichen Ruhm erlangen,
Dieß ift die Idee, die den Beynahmen des
Goͤttlichen erhalten Hat, und ihn mit Rechte zu
haben fheint, weil man fagen kann, daß fie, wie
ein böhfter Richter, allen Werfen der Kunft vors
ſteht, und ven Willen und die Abfihe des Schdr
pfers zu haben ſcheint, in fo weit als fie fich über
bie äußere Form lebender Weſen erſtrecken koͤnnen.
Beſitzt ein Kuͤnſtler einmal dieſe Idee in ihrer
ganzen Vollkommenheit, ſo iſt keine Gefahr: er
“wird ſchon durch fie ſelbſt erwaͤrmet werden, und
im Stande ſeyn, auch jedermann zu erwaͤrmen
und zu entzuͤcken.
EGs iſt alſo eine wiederholte Erfahrung, und eine
genaue Vergleichung der Gegenftände in der Natur,
tinter einander durch dieein Kuͤnſtler zu der "bee Dies
fer centralen Form, wenn ich fo fagen darf, gelangte,
von welcher jede Abweichung eine Mäßlichkeit iſt.
Aber dieſe Form ausfündig zu machen, ift ſchwer,
das gebe ich zu, und ich kenne nur ein Mittel, wos
durch man ſich den Weg abkürzen kann: dieß iſt
ein forgfälciges Studium der Werke der alten Bild
bauer, bie, unermuͤdet in der Schule der Natur,
uns Muſter diefer volltommenen Sorm Hinterlaffen
baben, weldye ein Künfkler, der auch fein ganzes Le⸗
ben in dieſen einzelnen Betrachtungen zugebracht
4
der Natur. 13
Gar, als im hoͤchſten Grade fchön vorziehen wird,
Wenn ſie aber ein unermuͤdeter Fleiß fo weir ges
fuͤhret, follten Sie, m. H., niche von einer
Hleichen Arbeit einen gleichen Lohn hoffen koͤnnen?
Uns ift diefelbe Schule geöffnet, die für fie offen
Rund: denn die Maturverfagt feinem ihren Unter⸗
richt, wenn man mur das ernfihafte Verlangen
"Bat, ihr Schhler zu werden. -
Gegen ven Grundfak, den ich feſtgeſetzt, daß
bie Idee der Schönheit in feber Gattung der Wer
fen unveränderlih Eine ift' ; kann man vielleicht‘
einwenben,' baß- es in jeber Gattung mancherlen
eentrale Formen gebe, die von einander abgefons
dert und verfchieden , und doch unlaͤugbar ſchoͤn
find: daß in der menſchlichen Figur z.B. die
Schoͤnheit des Herkules eine, bie Shöifei des
Fechters, eine andere, die Schönheit des Apollo
wieder eine anbere fen, die eben fo viel verſchiedene
Ideen von Schoͤnheit ausmachen.
In der That ſind dieſe Figuren jede in ihrer
Art ſchoͤn, ob ſie gleich verſchiedene Charaktere
und Verhaͤltniſſe haben; doch keine davon iſt die
Vorſtellung einer individuellen Schoͤnheit, ſondern
ſie find von Einer Klaſſe. Denn fo wie nur eine
allgemeine Form iſt, die, vie ich gefagt habe,
dem menfchlichen Geſchlechte im Ganzen zukoͤmmt,
fo ift in jeber dieſer Klaſſen nur Eine allgemeine
Idee und centrale Form, die aus den verfähledenen
einzelnen Sormen, tie zu dieſer Klafle gehören,
abaezogen iſt. Mithin, ob gleich die Formen der
Kindheit und des Alters Außerft von einander vers
. ſchieden
r4 Bon der ju genauen Nachahmung
ſchieden find: fo giebt es doch eine allgemeine Forma,
in der Kindheit nm eine allgemeine io. Alter, bie
deſto voll kommener ift, jemehr fie fich von allen Bes
fonverheiten entfernet. Ferner muß ich noch hinzu
fegen, daß obgleich die vollfommenfien Formen von
” jeder der allgemeinen Abrheilungen der menfchlichen
Geſtalt, ideal und über irgend eine individuelle Norm
diefer Klaffe erhaben find: fo ift doch die hoͤch⸗
fe Vollkommenheit der menfchlihen Geſtalt
nicht in irgend Einer allein von ihnen zu
finden: fie ift nice in dem Herkules, nicht in |
dem Fechter, nicht in dem Apollo: fondern in der,
Form, die von ihnen allen zufammengefegt iſt, und
die auf gleiche Art. an der Thaͤtigkeit bes Fechters,
an der Zärtlichfeit des Apollo, und an der muſ kel⸗
- zeichen Stärke des Herkules Theil nimmt. Denn
bie vollfommne Schönpeit in irgend einer Gattung
muß alle bie Charaftere vereinigen, die in dieſen
Gattungen fhön find. Sie kann in feiner in
gen befonders, mit Ausfchließung der übrigen bes -
ftehen: feine einzige muß alſo bie herrſchende fen.
Damit feine fehlerhaft fenn möge. ,
Die Kenntniß diefer verfchjedenen Charaktere,
und das Vermoͤgen ſie abzuſondern, und zu unter⸗
ſcheiden, iſt alſo ungezweifelt dem Maler nöchig,
der ſeine Zuſammenſetzungen mit Figuren von ver⸗
ſchiedenen Formen und Verhaͤltniſſen abaͤndern muß,
ob er gleich niemals die allgemeine Idee der Vollkom⸗
menheit in jeder Art aus dem Geſichte perlieren darf.
Gleicherweiſe giebt es eine Art von Ebenmaß
oder Verhaͤltniß, von der man eigenthuͤmlich ſa⸗
gen kann, daß fie zur Haͤßlichkeit gehoͤre. Eine
magere
J der Natur. 13
nragere oder dickleibige, eine lange ober kurze Figur,
‘ob fie gleich von der Schönhejr abweichet, kann im⸗
mer noch eine Bereinigung und Liebereinfimmung
der verfchiedenen Theile haben, die fie zu einem niche
ungefaͤlligen Ganzen machet. |
n Wenn der Kuͤnſtler durch eine genaue Aufr
merkſamkeit ſich eine klare und deutliche Idee von
Schoͤnheit und Ebenmaß verſchafft hat: wenn ee
bie verſchiedenen Abaͤnderungen der Natur aufeinen
abftraften Begriff gebracht hat: fo wird feine
nächte Arbeit dahin gehen, fich mit ben wahren
eigenthuͤmlichen Eigenſchaften dk Natur bekannt
zu rtachen, in fo fern fie von denen verſchieden find, .
die Gewohnheit und Mode erzeugt haben, Denn
fo wie er, auf eben bie Art, und nach eben den -
Grundſaͤtzen, eine Kenntniß von de, wahren For⸗
men der Natur erlangt, in fo ferne fie von einer
zufälligen Häßlichfeit verfchieden find: eben fomuß
er fich bemühen, die fimple unverftellce Natur von
den zufälligen, von den angenommenen und ges
zwungenen Geberden, Mienen oder Handlungen
abzufondern, mit denen fie eine neuere Erziehung
beladen hat: | |
Vielleicht fann ieh meine Meynung nicht befs
fer erflären, als wenn ich Sie an das erinnere,
was und ber Lehrer der Zergliederungsfunft in Abs
‚Sicht auf die natärlihe Sgellung und Bewegung
des Fußes gelehrer hat. Er bemerkte, daß es.
Der Abfiche der Natur entgegen fey, fie auswärts
au kehren, wie man aus ber mechanifchen Einrich:
tung der Beine und der Schwachheit fehen Rönnte,
die aus dieſer Arc zu ſtehen herkaͤme. Hierzu
Pa koͤnnen
— — —
‚15 Bon der zu genauen Nachahmung
Eönnen mie noch die erhobene Stellung des Haup⸗
tes, bie berporgebogene Bruſt, das Gehen mie
geftreckten Knien und mancherley folde Handluns
gen fegen , bie eine bloße Folge der Mode find:
was aber der Matur nicht gemäß ift, das hat
man ung ficher in unferer Kindheit gelehrer.
ch habe nur wenig ſolcher Beyſpiele erwaͤh⸗
niet, in denen die Eitelkeit ober der Eigenſinn bie
Urſache geweſen, daß man die menfchliche Natur
verdreht oder entftelle hat. Ihr eignes Gedaͤcht⸗
niß wird Sie an hunderterley foldhe übel verflans
dene Methoden erinnern, bie von unfern Tanz⸗
meiſtern, Haarkuͤnſtlern und Schneidern in ihren
verfchiebenen Schulen der Häßlichkeit *) angewandt
werden, die Natur zu verftellen. |
So fehr übrigens die mechanifchen und ber-
gierenden Künfte der Mode huldigen mögen, fo
müfjen fie Doch ganz von der Malerey ausgefchloffen
werden. Niemals muß der Maler diefe Afters
geburth des Eigenſumns für das wahre Kind Ber
Natur halten. Er muß fi allen. Borurtheilen
Teines Zeitalters, und feines Landes enteeiffen: er
muß alle vergängliche Zierrathen bes Orts umd ice
*) Diejenigen, ſagt Anintilian, die fich nur bag
Aeußere der Dinge blenden lafien, glauben,
mehr Schönheite® in Perfonen zu finden, bie
recht gepußt, gefräufele und gemalt find, ale
ihnen Die unverderbte Natur gewaͤhret: gerabe
als ob die Schönheit bloß eine Wirkung verdom
bener Sitten wäre.
nr
ve
.
der Natur. Ä 17
| N
Zeit nicht anfehen , ſondern bloß bie allgemeinen
Eigenſchaften, die an allen Orten und zu allen. Zei⸗
- gen immer eben biefelben find, zum, Augenmerke
machen. Er arbeitet für alle Völker, für afle °
Zeitalter. Er ruft die ganze Nachwelt zu An
ſchauern auf, und ſagt mit dem Zeurxis In acter-
nitatem pingo, ’
Die Bernachläßigung, neuere Moben bon din
wahren Eigenfchaften wer Natur abzufondern, verz
leitete einige Maler, zu der lächerlichen Vorikels
Jung griedifchen Helden die Mienen und Das ga⸗
lante Weſen zu geben, die an dem Hofe Ludwigs
des 1gten berrfchten: eine Albernheit, die eben ſo
groß iſt, als wenn ſie ſie nach der Mode dieſes Hofes
bekleidet haͤtten.
Dieſen Fehler aber zu vermeiden und ber
wahren Einfalt der Natur getreuer zu bleiben, iſt
eine ſchwerere Arbeit, als es anfänglich ſcheint.
Die Vorurtheile für die Moden und das Liebliche,
an das wir gewohnt find, und das man mir Recht
eine zwote Natur nennt, machen es oft nur zu
ſchwer, das Natuͤrliche von dem zu unterſcheiden,
was eine bloße Folge der Erziehung iſt: fie foͤßen
uns oft eine vorzuͤgliche Neigung fuͤr die kuͤnſtliche
Mode ein, und faſt jeder iſt in Gefahr, durch dieſe
oͤrtlichen Vorurtheile verfuͤhret zu werden, wenn
ſeine Seele nicht rein genug erhalten, und der Un⸗
beſtand ſeiner Neigungen nicht durch die ewige un⸗
veraͤnderliche Idee der Natur berichtiget und be⸗
feſtiget worden.
Bibl xvI B. 188. BAuch
18 Bon der sn genauen Nachehmung
Auch hier muͤſſen wir, wie vorher, unſere
Zuflucht zu den Alten, als unſern Lehrern nehmen.
Nur ein ſorgfaͤltiges Studium ihrer Werke wird
Sie in Stand ſetzen „die wahre Einfalt der
Natur zu erreichen: fie werben Ihnen zu mancher⸗
fen Beobachtungen Gelegeneit geben, die Ihnen
“ wahrfcheinlicher Weife entgehen würden, wenn fie
ihre Aufmerkfamfeic bloß auf die Natur einfchräns
. Een wollten. Ulnd in dee That vermuche ich, daß
es den Alten Hierinnen leichter, als den Neuern
wurde Sie hatten wahrfcheinlicher Weife wenig
ober nichts zu erlernen, da ihre Sitten fi mehr .
‚biefer gewuͤnſchten Eimplicitäe näherten: ins
befien daß det neue Künftler, ehe er die Wahrheit
der Dinge einfehen Fann, einen Schleyer wegſchaf⸗
. fen muß, mit dem die Diode der Zeiten fie zu be⸗
decken für dienlich erachtet.
Wenn ihnun, nachdem wir in unferer Prüfung
be3 großen Stils in der Malerey fo weitgefommen,
annehme, daß der Künftler fich eine wahre Idee der
Schoͤnheit gebildet, die ihn in Stand feget, feinem
. Werfe eine richtige und vollfommene Zeichnung zus
geben: ferner,baß er eine Erfänntniß von den ächten
unverftelten Befchaffenheiten der Natur, die ihn
zue Simplicirät.leitet, erlangt habe: To wirb ihm
feine übrige Arbeit weit leichter werden, als man
gemeitiglich glaub. Schoͤnheit und Einfalt
haben einen fo großen Ancheil an ber Zufammens
fegung eines großen Stils, daß, wer fie erlangt,
wenig mehr zu lernen hat. Zwar muß man niche.
vergeffen, daß es einen gewiſſen Adel der Vor⸗
flellung
der Natur, 19
Relung giebt, die über alles in ber Auefäßrung,
feloft der vollfommnen Form geht: es giebt naͤm⸗
lich eine Kunft, die Figuren mit einer geiftigen Größe
zu beſeelen, und zu einer gewiffen Würde zu ers _
heben, indem man ihnen das Anfehen der philofos
phiſchen Weisheit, oder der heroifchen Tugend eins
druͤckt. Dieß kann bloß von dem erhalten wers
“den, ber den Bezirk feines Verſtandes durch eine
mannichfaltige Erfänntniß erweitert, und feine
Einbildungsfeaft mit den vortrefichiten Werfen
der alten und neuerm Poefie erwärmr bar, °
Eine fo geübte Hand, und ein fo unterrichtes
ter Berftand wird die Kunſt zu einer fohohen Stufe _
der Vortreflichkeit erheben, als bisher noch von
niemand ın diefem Sande erreicher worden. Ein .
ſolcher Schuler wird die niedrigen Pfade der Mas
lerey hinter fich laſſen, die, fo nu&bar fie auch in
Adficht auf den Serwinnft feyn mögen, doch ihm
niemals einen dauerhaften Ruhm verſchaffen koͤn⸗
nen. Er wird dem niedrigen Kuͤnſtler den hand⸗
werksmaͤßigen Gedanken uͤberlaſſen, daß das die
beiten Bilder find, von denen die meiſten Yen
ſchauer am leichteften geräufcher werben. Er wird
es dem niedrigen Maler erlauben, wie ein Blue
miſt oder Muſchelſammler, alle Fleinen Unterſchiede
forgfältig vorzuftellen, die ben Segenftand Einer und
derfelben Garrung von dem andern unterfcheiden: da
Er, wie ber Philoſoph die Natur im Ganzen abgezos
gen betrachte, und in jeglicher feiner Figuren den
Charakter feiner Gattung vorſtelſet.
B 2 Wenn |
*
⸗
20 Von der zu genauen Nachahmung
| Wenn bie Taͤuſchung des Auges Das einzige
Geſchaͤffte der Fu wäre: fo würde in ber That
der Eleinfüchtige Dialer einen groͤßern Fortgang zu .
machen fähig feyn: aber es iſt nicht das Auge, es
ift die Seele, zu der der Maler vom. Genie zu ver
den wünfcht, und er pirb nicht gern einen Augen⸗
blick mit den Fleinern Gegenitänden verlieren wols
len, welche bloß dienen, den Sinn aufzuhafchen, die
Aufmerffamfeit zu theilen, und feiner großen Abs u
ſicht, mit dem Herzen zu reden, entgegen zu arbeiten,
Dieb ift der Ehrgeiz, den ich gern in Ihrer
Seele rege zu wachen wuͤnſchte, dieß die Abſicht,
auf die ih Sie durch diefe Rede aufmerffam mar
en wollte, dieſe einzige große Idee der Kunſt,
- bie ihr ihre wahre Wuͤrde giebt, fie zu dem Na⸗
men einer freyen Runfk’ berechtiget, und fie mic
dee Dichtkunſt verfchrifterr.
Es giebt vielleicht viele junge Leute, deren
Fleiß zureichend geweſen wäre, alle dieſe Schwürigs
Feiten zu überwinden, beren Geelen Die weit ausge
breiteften Ausſichten hätten umfaflen fünnen, die
aber durch eine ſchlechte Richtung, die man ifnen
gleich im Anfange gegeben, ihr Leben in den niebris
‚gern Gängen der Malerkunft jugebracht, ohne zu
viſſen, daß es höhere gegeben. Albrecht Dürer,
wie Bafari mit Recht bemerfot, würde unſtrei⸗
tig einer ber. größten Maler feiner Zeit geworben
ſeyn, und er lebte in einer Epofe, bie fruchtbar gn
großen Rünftlern war, wenn er zu jenen erhabe⸗
nen Örundfägen ber Kunft wäre eingeweiht worden,
die ſeine Zeitgenofen in Italien fo gut fannten
-und
. der Natur. . - 23T
umd fo wohl ausuͤbten. Aber da er zum Ungluͤcke
- niemals Etwas von einer andern Manier gefeßen oder
gehört hatte, fo fah er ohne Zweifel die Seinige für |
volkommen an.
7 Was-die verſchiebenen Klaſſen der Kunſt ans
Betrifft, die Feine fo’ hohe Foverungen vorausfegen,
fi giebt es davon verfehfedene, Keine ift ohne Ver⸗
dienſt, obgleich Feine auf biefe große allgemein herr⸗
ſchende Idee der Kunſt, Anſpruch machen darf.
Die Maler, die insbeſondere ſich auf niedrige und
gemeine Charaktere gelegt haben, und die verſchie⸗
Senen Ausdruͤcke der Leidenſchaften, wie fie ſich bey
gemeinen Seelen äußern, mit Richtigkeit vorſtel⸗
len, (fo wie wir in ben Werken des Hogarth ſehen,)
verdienen großes Lob: doch ba ihr Genie fich bloß
. shit niedrigen und kleinen Gegenſtaͤnden befchäfftis
get: fo muß auch unfer Lob eben fo eingefchränfe
"al ihr Gegenftand ſeyn. Die Schwaͤnke over .
Zänfereyen ber Bauern bes Tenters, und andere
Werke diefer Gattung von einem Brouwer oder
Oſtade find in ifree Art vortrefflich. Eben fo
bie franzoͤſiſchen Salanterien eines Watteau. Die
Landfhafften eines Claude Korrain: die Seeſtuͤ⸗
cken eines Vandenvelde; die Schlachten "des:
Bonrgognone und die Ausſichten eines Canna⸗
letti.
Alle dieſe Maler haben aberhaußt wlewohl
in verſchiedenon Graden eben fo den Anſpruch auf
den Namen eines Malers, als ein Satyrenſchrei⸗
„bir, ein Verfertiger von Sinngedichten und Sons
. netten, ein- Hirtendichter, oder Dev „befiteibende
Pbete auf den Damen eines Dichters hat.
B3 In
4
2 Don der zu genauen Nachahmung
In eben die Klaffe, obgleich vielleicht von
minderm Verdienſte, gehoͤrt der kalte Bildnißma⸗
ler: obgleich deſſen genaue und richtige Nachahmung.
. feines Gegenſtandes ihren Werch hat. Selbit der
Maler des ftillen Lebens, deſſen höchfter Ehrgeitz
eine kleine Vorſtellung jedes Theils derjenigen niedri⸗
genGegenſtaͤnde iſt, die er ſich vornimmt, verdient nach
dem Maaße, wie er der Abſicht ein Genuͤge tut,
ſein Lob, da kein Theil dieſer vortreflichen Kunſt,
bie in dem feinern, ausgebildetern Leben fo viel
Zierde verichafft, ohne Werth und Mugen iſt.
Uebrigens find dieſes auf Feine. Weife, die Auss
fihten, wohin: man die Seele des Lehrlinge ans
fänglich richten muß. Wenn er, unter dem Bes
fireben nach edlern Dingen , aus einer vorzüglis:
chen Neigung, oder durch ben Geſchmack ber Zeit
und des Orts, wo er lebt, gezwungen iſt, fich tie⸗
fer herab zu lafien: fo wird er felbit in die niebre
Sphäre der Kunſt, eine gewiſſe Größe der Zus
fanmenfegung und bes Charakters bringen, bie
feine Werfe über ihren natuͤrlichen Rang erheben
und veredeln.
Ein Mann iſt deswegen nicht (wach, wenn,
er gleich die Keule des Herkules nicht zu führen,
weiß: auch iſt nicht jeder im Stande, ſich mit dem
zu befchäfftigen , was er für das Beſte haͤlt: ſon⸗
bern er thut das, was er unter ben gegenwärtigen
Umftänden am beften thun kann. Bey mäßiger,
Ausfichten Öffnen ſich dem Kuͤnſtler mancherley
Gaͤnge. Doch da, die Idee der Schönheit notha
wendig nur Eine feyn kann, ſo ann es auch nur
“ | eine
der Natur. 23
‚eine. große Art au malen ‚ geben: von dieſer habe |
ich das leitende Principium zu erflärenfgefucht.
Es follte mit inzwiſchen feid hun, wenn man
das was ich hier empfohlen habe, fo auslegen wollte,
baß ich dadurch eine forglofe und unbeftimmte Mas
nier in der Malerey begünftigte: denn obgleich der
‘ Maler die zufälligen Fleinen Unterſchiede in der
Natur überfehen muß: fo muß er dody deutlich
und mit der genauften Nichtigkeit bie allgemeinen
Formen der Dinge ausdruͤcken. Kin fefter und
richtiger Umriß ift eine Der charafteriftifchen Eigen»
fchaften des großen Styls in ver Malern: und
laſſen Sie mich noch Hinzu feßen, daß berjenige,
ber die Kenntniß einer genauen Form befist, die jeder
Theil der Natur haben muß, diefe Kenntniß auch
mit der firengfien Genauigkeit und Richtigkeit in
allen feinen Werken auszudruͤcken, fich beftreben wird.
,Enplich Habe ich mich bemüht, die Idee der
Schönßeit auf allgemeine Srundfäge zurück zu führe
zen; und es ift mir ein Vergnügen gewefen, zu bes
merken, baß der Profeffor der Malerey aufeben dem
‚Wege gegangen, als er ihnen zeigte, daß die Kunſt
Des Kontrafts nur auf einem einzigen Grundſatze
beruhe. So viel bin ich überzeugt, daß dieß das
‚ einzige Mittel ift, die Wiffenfchaft zu beförbern
und die Seele von einem verwirrten Haufen wibers
forechender Bemerfungen zu reinigen, die den Schü:
Ver bloß verwirren, und in Verlegenheit fegen, wenn
et fie untereinander vergleichen will, oder ihn irre
führen, wenn er fich ihrem Anſehen überläge.
Bringt man fie aber unter ein allgemeines Haupt, °
4 ° . ®#.
-
Sn
-
24 Ueber die Recenſion
. fa werden fie einer forfchenden Seele Ruhe uns
⸗
Vergnügen gewähren.
[4
Anmerkungen über die Recenſion der Idee
generale im 13. Bande der neuen Dis
bliotheck der S. W. )
RG babe mehr als einmal bemerket, daß einer vera
„) jenigen Mitarbeiter an der neuen Bibliothek,
rnelcher Die Säge von Kuͤnſtler und Kunftfachen vers
fertiget, Öfters zu geſchwinde über die Sachen forte _
geht: denn ob er in felbigen fartfame Kenntniß habe,
ſoiches will ich eben.nicht unterfuchen,
Aum beſten werde ich es zeigen Einnen, wenn ich
die Mecenfion meiner Idee generale, die genannter
Blibliothek einverleibet iſt, unterſuche.
SH beklage mich im mindeſten nicht über diefe
Critik; fie iſt beſcheiden, und ich habe ſie deswegen
nicht ſo gruͤndlich vermuthet, weil ich weis, wie
wg Menſchen entweder Gelegenheit oder Nei⸗
gung haben, ſich in der Kenntniß deſſen, was zu den
bildenden Kuͤnſten gehoͤret, feſte zu ſetzen, welche
| x nr — Kennt⸗
) Da wir ung bey unſerer Bibliothek die ſtreng⸗
RE uUnpartheylichkeit zum Grundgeſetze unſerer
Urtheile gemacht haben: fo theilen wie obige ung
zugeſchickte Erinnerungen des Hrn. Verfaſſers
oder Idee generale gegen unfere Recenfton um (6 -
viel lieber mit, da ſie verſchiedene nuͤtzliche anmer⸗
kungen und Zuſaͤtze zu jenem Werke enthalten.
s
der Idee generale. Er:
Kenntniß nur durch eine vielfältige Eefaßeimg, durch
eine lange Uebung und durch eine beſondere Siebe
erlanget werben kann. |
Wenn ich meine Anmerkungen dechalben hier
zu Papiere bringe, fo geſchieht es bloß, um die Bits
arbeiter an dieſem Jolirnale, das wirklich alle any
bere deutſche Journale übertrifft, aufzumuntern/
daß fie in den Artikeln, fo die bildenden Kuͤnſte bes
freffen, genauer ſeyn moͤgen, als bisher gefchehen,
ſonderlich, daß fie die Bücher in dieſem Rache, fe .
fiereeenfiren, mis Bedacht durchleſen. Könnte
ich zugleich bewirken „ daß fie fo gut alsandere Na⸗
tionen unfere ‚Miutterfprache von den unnöchigen ,
fremden Wörtern, fonderlich von den franzöfiichen.
fäubern wollten, fo würde ich meinem Vaterlan⸗
de einen wichtigen Dienſt erweiſen.
Die: Sranzofen haben eine Menge Wörter; Be
Bie eine beftimmre Bedeutung haben, und durch
welche der Zefer niemals einen fichern Begriff von
. dem erlangen kann, was man ihm vorfagen will, -
| Dergleichen find nuanco, genie, naif, brace,
und viel andere.
Ich bin uͤberzeugt, wenn jeber unſerer geſchicten
Verfaſſer, (und es giebt gewiß deren unter den Mitar⸗
beitern an der Bibliothek,)nur allemal uͤberlegen woll⸗
te, was er eigentlich denket, fo wuͤrde er gewiß ein zu⸗
richendes deutſches Wort zu feinen Gedanken finden,
Jedoch Ih will bloß von der Recenſion memer
Idee genéèrale allhier reden.
Der Recenſent ſagt gleich anfangs: der 6
senftand meines Bude ſey, :den Kebhabern eine -
Ä Ds; Anwei⸗
D
1
2 Leber die Necenfion
Anweifung zu geben, eine Kupferſtichſammlung
anzurichten. Er hat alfo niche nachgefehen, daß
‚bey meinem Entwurf, wie eine bollfommene
Sammlung von Rupferftichen befchaffen ſeyn müffe,
ich ausdruͤcklich Hinzu geſetzt, wasmaßen es nur eis
ned Monarchen und großen Fuͤrſtens Werk fey,
‚ bergleichen Sammlung anzulegen. Und wenn ich
gleich im Anfange meiner Vorrede gefagt Babe, daß
ich mir vorgenommen, ben Liebhabern einen allgemeis
nen Begriff beyzubringen, wie eine vollfommene Ku⸗
pferſtichſammlung anzulegen fen; fo Habe ich bas
durch nicht jedem Liebhaber Anleitung geben wollen,
eine dergleichen. Sammlung anzjurichtn. Deine
Abſicht iſt, durch den Begriff, wie eine vollkomm⸗
ne. Kupferſtichſammlung ausfehen muß, wenn
fie vollkommen feyn foll, den Liebhabern zugleich eine
Beſchreibung von der Anlage ve Drebbnifchen Kurs
pferftichfanls mitzurßeilen. Liebhaber, die niche
ſolche Kraͤfte haben, koͤnnen wenigſtens die Nah⸗
men derjenigen Kuͤnſtler, von denen man Samm⸗
lungen machen kann, und wohin ſie gehoͤren, ken⸗
nen lernen.
Ich weiß fehr wohl, zumal ich eine unbeſchreib⸗
liche Menge von Sammlungen geſehen und durch⸗
blaͤttert, Daß die Art Kupferſtiche zu ſammlen, nad
Art der Liebhaber, ſehr unterſchieden iſt. Einige
ſammlen nichts als Portraite, es ſey nun uͤberhaupt,
oder von einer gewiſſen Art: andere bloße hiſto⸗
riſche, oder Stuͤcke von einem beſondern Sache,
Einige ſuchen nur die rareſten Blaͤtter von allen
Meiſtern zuſammen, oder faulen bloß die ſchoͤn⸗
ſten
ber. Idee generale -— 27
Ken Arbeiten von einem jeden Kuͤnſtler, und dieß
iſt die heutige Mode in Paris. Noch andere haben
ſich etliche Meiſter, als Lieblinge, ausgeſucht, und
bringen alles, was nur von dieſem Kuͤnſtler ver⸗
fertiget worden, es fen ſchlecht oder gut, mit vielen
Koften zufammen. Endlich finpee man einige, ‚aber
wenige, bie von allen Meiſtern, was ſie befoms
men Fönnen, fo weit als ihre Kraͤfte reichen, kaufen
und aufſuchen.
Ich muß auch noch des Unterſchiedo ben. den
Liebhabern ermehnen, daß einige ihre Sammlun⸗
gen nach den Mahlern, andere aber nach ven Rus
pferfkechern einrichten. Ich felbft bemuͤhe mich,
feit einiger Zeit, von jebem Meifter, von dem wir
Kupferftiche. haben, es mögen ſolche von ihm felbft-
verfertiget, ober nach ihm gemacht feyn, nur eim
einziges und wo möglich) das befte zu bekommen.
Man follte kaum glauben, daß vergleichen Sammı
Yung fü ſtark anwachſen koͤnnte, als fie bey mir bea
reits wuͤrklich iſt. Und wenn ich die Arbeiten ber
Kuͤnſtler, nach der Zeitrechnung und den Sjahren, |
da fie e gelebt, in jede Schulelege, fo habe ich das Vers
gnügen ju bemerken, wie bie Kunſt in jebem arde
ab⸗ und zugenommen.
Von allen dieſen beſondern Arten zu ſeintnlen,
habe in meiner Idee generale weder geredet, noch
reden koͤmen, weil ſolches eigentlich in die Vorrede
eines allgemeinen Kupferſtich Verjzeichniſſes gehoͤret,
in welchem fo wohl die geſammten, als auch bie
raren und fehönen Exhete eines jeben Meiſtere an⸗
mer ßehcn. Re, &
— 4 4! ,
28 | Ueber die Necenfion
&.239. flellet der Recenſent die Frage über eis.
nen gewißen Satz an: ob die Meiſter nach dem Ort
ihrer Geburth, oder der Lehre, oder nach ihrem be⸗
ſtaͤndigen Aufenthalte, aufzufteflen find?
Er giebt zu, daß man hierinn einem jeden feine
Freyheit laffen muͤſſe, er begehret aber, und zwar
ganz billig, daß man in feinem einmal angenom⸗
menen Syſtem nicht ſchwankend fen muͤſſe.
Ich habe zum Grunde gelegt, daß jeder Mei⸗
ſter in den bildenden Kuͤnſten zu derjenigen Schule
muͤſſe gerechnet werden, worinn er entweder ſeine
Kunſt erlernet, oder doch ſich gebilhet Kar.
Erſtlich halte ich den Ort der Gehurth fuͤr et⸗
was zufaͤlliges, und glaube, daß der Boden, wo
ner gebohren, keinen Einfluß auf des Kuͤnſtlers Ge⸗
ſchicklichkeit habe. Sa, ich finde nichts abgeſchmack⸗
ters, als werm ein Franzoſe beshalben fich ſelbſt
einen Ruhm beylegen, oder von andern bengelege
wiffen will, weil ex in Frankreich gebohren wor
ben.
Hiernächft würbe ich fo viel Ciaſſen machen
muͤſſen, als wir Laͤnder in ber Welr haben, Wie
leicht kann jemand in Eonftantinopel, in’ Smirna,
in Cairo zc. geboßren feyn, ber hiernaͤchſt Geſchick⸗
lichkeit genng Hat, fih in den bildenden Kuanſten |
bervorzutgum?.
Ich füge mie Blei @faffen und nicht Suiten;
weil es laͤcherlich wäre, an ſolchen Orten die Er⸗
eichtung einer Kuͤnſtlerſchule nur zu vermuthen. Ich
behaupte aber, wenn wir feſtſetzen wollen, : daß
die Künftle nach dem Lande, wo- fe geboßren,
‘ Elaßs
‘
—-
der Idee genärde, 29
Naſſificitet werben möffen., wir fobanır wenigſtens
eine Porfugififhe, Spanifche, Ungarifche, Pohl⸗
niſche ac, Claſſe anzulegen noͤthig haben wuͤrden.
- Die Schulen Hingegen, fo von den Bildenden
Künften in etlichen Ländern errichtet und-nunmehro
durch einen allgemeinen Beyfall befläriget worden,
haben fo etwas eigenes wefentlich an ſich, daß ein
Kenner, hundert gegen zehen gerechnet, wenn ee -
die Arbeit eines Kuͤnſtlers achrfam betrachtet, die
Schule nicht leichte mißfennen wird, worinn fich
ber Künftler gebildet hat,
Wenn ich alſo Cafpar Dughet, fonft Pouffin
genant, in die Franzoͤſiſche Schule gefegt Habe,
ob er gleich in feinem Leben nie aus Italien gefoms
‚men war; ſo iſt v6 gefchehen, weil er mitten in Rom,
‚von feinem Schwager Nicolas Pouflin lediglich
unterrichfet worden, und weil jeder Kenner in Eas
ſpars Landſchaften allemal den Franzoſen, fo wie
in Marhes und Paul Brils Arbeit, den Nieder⸗
länder entdecken wird. - Ä
Eben fo ift es mie Schönau und mit Zinken,
.,
wenn fie gleich nicht in Frankreich geboßren find, fo -
haben fie doch ihre Kunſt der. franzoͤſiſchen Schule
gänzlich zu danken, und arbeiten bis diefe Stunde
dergeſtalt in dem Geſchmack dieſer Schule, fo wie
Weyrotter, fo lange er gelebt, ebenfallä gearbeitet -
Bat, daß man ſie unter den beſten franzoͤſiſchen Kuͤnſt⸗ | |
« Jern verlichren wird.
Es iſt wahr, es giebt verſchiedene Kuͤnſtler,
die, ob fie wohl in Italien und Frankreich geweſen
{ind , und fish vieles zu Muse gemacht, bennoch ihre
Din
Eis, | Weber bie Hecenfion:
Manier, fo fie zu Haufe angenommen, beybehal⸗
ten haben. Ya, es giebt noch andere, die von dem
franzöfifhen Geſchmack, nach ihrer Zuruͤckkunft,
gaͤnzlich abgegangen ſind, ſich eine eigene Art er⸗
funden, und es in dieſer Art nicht weniger weit ge⸗
bracht haben, fo, daß man fie alsdann fuͤglich zur
deutſchen Schule wieder rechnen kann. Und dahin
gehöret ver Künftler Hainzelmann, welchen ver Res
cenſent anführee. Ich kann ibm aber, als ein
befonderes Beyſpiel, annoch unſern fuͤrtrefflichen
Dietrich nennen, welcher in Italien und Holland
geweſen, und ber bein ohngeachtet als einer unferer
beften deurfchen Mahler, ohne Streit, angeſehen
wird,
Ich bin alfo völlig mit dem Necenfenten einig:
Wenn ein wahrer Deutſcher die Anfangsgründe
in Deütfchland erlernet, und nur auf eine Zeitlang.
Paris beſucht Kar, hernach feine Kunft in feinem
Vaterlande wieder treibt, daß er ſodann —
zur deutſchen Schule gerechnet werden muͤſſe. Wenn
er aber, während feines Aufenthalts i in Paris, die
Manier feiner Anfangsgrände gänzlich verläßt, und
ſich die franzöfifche bergeftale zu eigen macht, daß
jeder, woelcher jeine Arbeit fieht, ohne den Ndamen
zu formen, gleich fager: das iſt im franzöfiichen
Geſchmack; fo rechne ich ihn zur franzöfifchen Schu⸗
le fo lange, als er diefe Manier beybehält, und nicht
verändert.
Ich muß gefteben, daß ich dergleichen Abäns
derung, fürnehmlich ben Kupferftechern , öfters
bemerket habe. Ihre Manier und ihre Arbeit if
nicht
1
4
der Idee générala. 31
nicht mehr eben dieſelbe, als fie in Paris war. Es |
ift auch Fein Eleiner Vortheil, wenn man mit hun ⸗
‚dert Kuͤnſtlern freundſchafthch umgehen, ihre Ar⸗
beit beftändig betrachten, ihre Handgriffe fidy bes
kannt und ihre Anmerfungen über. jeden Theil feis
. ner Arbeit fi zu Muse machen kann, als wenn
man hernach ſich ſelbſt überlaffen iſt, Feine Kuͤuſt⸗
fer um ſich fiehe, ımd vielleicht noch daruͤber dem
Heide und der Mißgunſt ausgefege ift.
Uebrigens gehört die Entdeckung der Schulen
nur für-wirfliche Renner und es giebt deren in ber
That wenige. Einem wahren Kenner wird es alfo
gleichgäftig fegn , in welche Schule er dergleichen °
. Meiter, die ihre Manier geändert, eingefchaltee
findet; ihre Arbeit felbft wird ihm am beften zeis
gen, wohin fie eigentlich gehören.
Eben dieß ift auch die Lirfache geweſen, warum,
in der Dreßdniſchen Kupferftihfammlung, einige
. Schüler mit ihren Lchrmeiftern in einem Bande
gebunden worden. Wozu annoch hauptfächlich eine
Art von Sparfamfeit Anlaß gegeben, weil man
nicht fo viele Heine Baͤnde binden laflen wollen,
Und die Liebhaber fönnen wenigftens den Vorteil
aus meiner Idee fchöpfen, daß fie fehen, was für
Meifter man zufammenbinben laſſen kann. Ein
alphaberifched Regifter zeiget dabey gar bald, wo
ein jeder Kuͤnſtler gefucht werden muß. Sonſt
iſt es allerdings beſſer, daß, nach vorgängiger Abs
theilung ver Schulen, ohne Ruͤckſicht auf die Schuͤ⸗
ler, die Meiſter in einer- großen Sammlung nad
alphabetiſcher Ordnung gelegt werben, Allein, ihre
i M | Ar⸗
)
⸗
32 Ueber die Recenſion
Arbeit in großen Umſchlaͤgen von ſtarken Papier,
oder in Pappendeckeln aufzubehalten, iſt bey großen
ECEabinetten, bie Öffentlich beſucht werden, gar nicht
anzurathen. Ich fage dieß aus Erfahrung, und
weis, was für Verwirrung in Verlegung der Blaͤt⸗
ger entfteher, wenn man die Werfe, ungebunden, .
fo vielen Liebhabern und neubegierigen Fremden
vorlegen muß, der Gefahr nicht zu gedenken. Wie⸗
wohl ich nicht läugne, daß die großen Kupferſtiche,
wenn fie beym Einbinden zufammnegelegt werben
miuͤſſen, beym Öftern Öebraud Schaden leiden können.
Do gibt es dergleichen” wenig, und bat mon im
Dreßdniſchen Salon die ganz großen nicht mit in bie
Werke binden, fondern befonders hinlegen lafjen.
Nichts ift in dergleichen Samlungen befler, als
wenn die Werke gebunden und Platz gelaſſen wors
den, daß man immer noch etwas einſchalten Fann.
Die ſchlechten Abdruͤcke aber, fo man mit ber Zeit
auszuwechſeln gedenft, dürfen nur an ein paar Ecken
Angeheftet werden. |
Bey dem Verzeichniſſe des Cabinet du Roi de
France habe zuerinnern, daß folches nicht lediglich)
nach bes Abb& Bignon gedrudtem Catalogo,
fondern aus verfchiebenen, feit langen Jahren von
mir geſammleten Nachrichten, und aus dem mut
Sen. Marierten beftändig geführten Briefwechfel,
genommen iſt, und baß don ben befondern Um⸗
ſtaͤnden nichts im genonnten Catalogo, noch fonft
an einem andern Orte, etwas flehet, fo gar, daß
ſothane Machrichten dem jegigen Bewahrer der Koͤ⸗
niglichen Kupferſtiche und Platten Dyn, Joly meis
ftens
N
.
Sur idee generale‘. . 33
ſtens umbefannt geweſen ; und " mir viele Dans
fasung dafür abgeſtattet hat.
. Die Föres fur. le mariage. du. Dauphin &
de Dom Philippe, desgleichen für.la Lonvales-
cence du Roi; für la paix — — gehoͤren
keinesweges zumm Cabinet du’Roi. ‚Nicht ein
einnges davon iſt auf Koften des Koͤnigs heraus
gegeben, auch nicht von demſelden ausgethejlet
warden.
Wiewohl bie Gouverneurs der Staͤbte bie
weilen mut dieſen Werfen Geſchenke geinacht haben;
fo ‚gehören fie doch nirgends anders hin, als in bie
—* ber: Ceremonien und Feſtivitaͤten.
. Bon. den ‚eftampes fur ‚differens evene:
inens; arrıves dans la Famille Royale, wozu
der. König bie Koften Hergegeben, befiten wir jetzo
16. Sktuͤcke. In meiner Idee find nur ii. ange
üeiget werben,
Bey der Lauch: und Manntſchen Sammlung u
von der Wiener Gallerie habe ich Das z2ſte Stuͤck
anführen vergeſſen. Es iſt ein großes Black
in: die Laͤnge, und ſtellet Eſthet und Ahnſoerus
ver, nach Paul-Veromefe. Ä |
“Der Hr. Mexenſent hätte auch anmerken koͤn⸗
ven; daß ber Sr.ıman Teattner in Wien ficy vor⸗
genommene babe; gleichfalls. eine Folge und der
Warer Gallerie heraus zu geben; Er iſt aber bei}
bet: aten: Blatte ſtehen geblieben , wenigſtens kens
ne ich nicht ehe.
jBey der Gallerie von Florenz iſt eine Auͤmek⸗
kung von dem Naoeuſenten beygebracht, welche biel/
N Bibl.xV 2 iSt. € tree
34 Aeber bie, Recenfion
mehr zum deutlichen Beweiſe meines ehemals an⸗
gefuͤhrten, von ihm aber beſtrittenen Gages, dienet,
nehmlich: daß, wenn ber Kupferſtecher gleich ge⸗
genwärtig if, und von der Zauberen ber Farben,
und von dem-unzäplig Seinen in der Weleuchtung,:
begeiftert werden Fann, er bennod nicht allemal
ein gutes Blatt verfertiget, und daß, etwas Gutes »
zw liefern, bey bergleichen.. Unternehmen fein ans
ber Mittel ſey, als die Gemälde nach einer ‚gutem:
Zeichnung, von allen auswärtigen geſchickten Mei⸗
ftern, fo viel man deren befommen kann, flechen
zu laflen; wieich bieß ſattſam, mit allen Um⸗
Händen, an einem anbern. Orte ausgefähret Babe,
AIch will nach hinzuſetzen, daß oft der beſte
Zeichner einem noch geſchicktern Kupferſtecher mie:
feiner Zeichnung Feine Genuͤge thut; wie ich dieß
mit dem Blatte der Semiramis nach Guide Reni,
welches Hr. Preißler in Copenhagen geflochen,
beweiſen kann. Dieſer Kuͤnſtler hat mir meße
Pr einmal gefiprieben, daß feine Arbeit weit defe.
fer auefallen würde, wenn er bas Gemälde vor
Augen hätte. War es aber wohl möglich, Hrn,
Preißler nach Dreßden Fommen zu laffen, oder
das Original nach Copenhagen zu fenden? Bey alle
- dem nun, iſt dieß Blatt bes Den. Preißlers 100.
mal ſchoͤner ausgefallen, als es feyn wuͤrde, wenn
es einer dee Dreßdnifchen gegenwaͤrtigen Kupferſte⸗
her, nad dem Gemälde geſtochen huͤtte. W
es nun wohl offenbar, daß der Pater Lorenzini, .
Theodor Vercruys, C. Mogalli - u. ff.
elle in Slorenz gegenwärtig geweſen, unb body .
| 1
ber Idke gendrale, J J 35
ſchlechte. Fupferſtiche nach den florentiniſchen Ge⸗
waͤhllden geliefert haben, fo meynet doch der Herr
Recenſent, daß. ſolches daher entſtanden, weil fie.
nach einer Zeichnung und nicht nach den Gemaͤla
ben gearbeiter hätten. W
Petructi iſt gewiß ein geſchickter Zeichner. Wir
baben ſchoͤne Zeichnungen von ihm, fo wie au
feine Kupferſtiche nach feinen Zeichnungen gemacht;
worden. Es iſt aber befanne, daß er für die Rus
pferflecher der Slorentinifchen Gallerie bloß einen
richtigen Contour, ber Größe halber gezeichnet.
hat. Seine viele übrige Arbeit, da er alleine war,
ließ ihm nicht zu, völlig ausgearbeitere Zeichnung .
gen von fo vielen großen Gemälden zu machen.
Die Rupferftecher mußten alfo und konnten auch
foͤglich nah den Gemaͤlden felbft arbeiten, und,
das iſt, eines Erachtens, die Lirfache, warum
die Kupferftiche fo fchlecht ausgefallen. Denn die
genannten Kupferſtecher befaßen keinesweges bie
gehörige Geſchicklichkeit zu dergleichen Unterneh⸗
| Ihre Einförmigfeic kommt nicht von der
—* ſondern daher, daß fie aus einer und eben⸗
derſelben Schule waren. Ich bin uͤberzeugt, wie
wuͤrden ein weit fuͤrtrefflicher Werk von den florens,
uiniſchen Gallerie haben, wenn Petrucci und an
dere Zeichner völlig ausgearbeitete Zeichnungen ;
nach den dortigen Gemaͤhlden gefertiget, und ſol⸗
. de hernach in Nom, in Venebig, in Paris, in
Holland, in Deutſchland — — von geſchickten
Meiſtern waͤren. geſtochen wirben.
| | In
36... * Ueber die Recenſion
In bee neuen Nuflage bed Buchs Aedes Bar
| berina ſtehet des Titels ungeachtet, nit das
geringfie mehr, als in ver erſten. ©
Desgleichen find umter denen, nad der Mas
leren im Hötel de Chareler geftochenen Kupfer
ſtichen, wirklich Blätter nach le Brun geſtochen.
Ä Ich fehe alfo, daß ver Here Pterenfent fen
vollkommnes Fremplar hat: Es muß eigentlich
enthalten: Erſtlich die Beſchreibung; darn das
Bild unter der Treppe, fo einen Fluß vorſtellet; fer⸗
ter das Cabinet de !’amour in 8 Märtem; die
benden Cabinetter des Mufes et des: ‚beins- m
» ws Blättern.
Dann fommt die Gallerie de Papocheciie
d Hercüule von le Brum gemalt, in 17 Blattern
mit Titel iind Zueignung.
Endlich 6 Blätter, fo die Elevation, Pecade,
Couppe und 3 Plans biefes Hörels vorſtellen.
Das Gabiner de Crozat geböret allerdings:
nieht unter die Sammlungen ber Gemälde, ſo fich ats
verſchiedenen Orten befinden, als unter die Cabitrets,
weil dad wenigſte barinn aus dem Erozatſchen Cabinet⸗
re iſt. Da man es aber nicht anders, als unker dem
Namen ·des Etozatſchen Cabinets kennet, fo habe ich
es aus ſolcher Liefache hieher geſetzet. Indeſſen wird‘
der Here Recenſent meine Nachtichten von bie
ſem Werke, fonft nirgends als bier finden. "
Von dem Cabinette de Mr. Boyer habe ich
nirgends geſagt, daß die in8 Blaͤtter, woraus dieß
Cabinet beſtehet, alle vor Coelemann geſtochen
worden, ſondern ich habe nur, als eine beſondere
| Nach⸗
ber Idde ‚genäe ° 37
Aachricht, beygebracht, daß wem a2 Stuͤck, fo
von Seb: Barras geſt ochen, and welche in ver ere
fien Auflage waren, “in ber äwegten weggelaflen
habe, und daß man eben dieſe 22 Stuͤck von Coe⸗
Lemmnuonen ſtechen laſſen. Daraus folger aber
nicht, daß nicht noch a Stuͤck von Seb. Barras in. .
der neuen Auflage ſeyn Finnen, nur die 2a Blaͤt⸗
ter fehlen. Wie denn anch noch 3 Stuͤck,“ von
Mr. Boxer ſelbſt veſtochen, in der neuen Auflage
ſich Gefinden.
Das Cabinet de Vence kam jeder Samm⸗
lung zu einer beſondern Zierde dienen, Dasjenige
KEremplar fo ich vor mir babe, beſtehet aus ge
Blattern. Und wenn folche gleich einzeln verkauft
werden, fo haben das Erozatiche Cabinet, und vers
Ichiedene andere, eben das Schickſal.
MDas Eabinet Pe beſtehet wirflich aus
34 Blaͤttern, ich habe wegen der doppelten Ma-
donna nad Raphael mich geirrer. _
Es And anjetzo noch einige Blaͤtter nach der |
Vichtenſteiniſchen Gallerie herausgefommen, welche _
ber Wecenfent wohl annierfen koͤnnen, da ſie ihm
gewiß nicht. unbekannt find.
| Des Bartolozzi Sammlung, nach ven eich:
. sungen des Guercin da Gento, gehörer nicht zu
den Sammlungen verfchievener Meifter, fonbern
zu dem Werke des Guercin. Sich habe dieß gleich
Anfongs ©. 10. in meiner Idee angemerfer.
Aber Eduard Kirkalls feine Sammlung noch
Handzeichnungen, - beögleichen oh, Conr. Kruͤ—
gers und Daniel Laurentz Sammlungen, gehören
e 3 | Bicher
\
38 Ueber die Herenfion
Gießer. WBeykäufig erinnere, daß Die Ickteen itch
wicht allemal richtige Vorbilder ausgefucht baben
Es ſind noch nachzuholen:
a. Das Cabinet du Duc de Choifenl, .
3. Das Cabinet du Duc de Praslin, bavenla
Bas einige feine Blätter zafammengebracht hat.
3. Die Sammlung von Wagner in Venedig, nach
‚ „ben beften Altarbläctern,
4 J. Trabalefli Sammlung von eben dee Art.
5. Gavin Hamiltons Sammlung von 40 Blaͤt⸗
teen, nad den beiten Sehilderegen, ſo in
Italien find, und davon man noch feine Ku⸗
pferftiche Hat. Dieſe erſte Folge ift von ber
florentiniſchen Schule, und Hamilton verſpricht,
mit den übrigen, Schulen fortzufahren.
Die Ausfichten von Städten und Dertern finb
keinesweges von mir unter bie Sandfchaften mir ges
bracht worden. Sie find und gehören in die Elufle
ber. Architectur und machen fait allein ein Cabinet
aus. S. 53. in meiner Idee, wird man ſelbiae
angewmerkt finden.
Die Wues de Venife ton Canale und bie
son Canalerta habe zwar unter bietanbfehaftna:
ker geſetzt, weil es befannte Maler, die, aufier den
mialerhaften Ausfichten, auch zandſcheften gemalt
und geriſſen haben.
Aber die Sammlung von Yusfäten, die ger
meiniglich ne nach Zeichnungen geſtochen wer⸗
den, iſt in die’ angezeigte Claſſe gelege, und ba
es eine ungemein ſtarke Sammlung, nicht nach
‚ven Malern ober Kupferſtechern, ſondern, wie
fh
L)
der Idee ginn 9
"8 gebüßrer, nach den Ländern cigeritet
worden.
Wenn wan dergleichen malerhafte Ausſichten,
. als die von Canale ıma Canaletto, desgleichen
bon andern doppelt Kat, denn öfters find von den
Landſchaftmalern und Zeichnen auch Ausfichten in
ihren Landſchaften angebracht morben, wovon Ste-
. fano della Bella, Calot, Perelle, IiraelSilve-
ſtre — — zum Epempel dienen können, fo lege
.. zuan folche zu den Ländern, wohin diefe Ausführen
- gehören. Sind ſie nicht boppele vorhanden, fo
Bilfe man ſich mit dem allgemeinen Verzeichniffe
sind verweiſet den Liebhaber zu den. Werfen ber
Ruͤnſtler, worein ſich dieſe Ausſichten, neben ihre
andern Arbeit, mit befinden, uyd zu der Clafle,
worinn ſie liegen.
Wem gleich erſt 1771. meine Idce in Leipʒig
gedruckt worden, fo ift der Stoff dazu doch ſchon
feie vielen Jahren ausgezeichnet, die völlige Aus⸗
arbeitung aber, wie fie jetzt vorhanden, 1769. von
mir in Paris vollbracht geweſen. Bor ver Zeit,
war noch Feine englifche Academie: doch fagte ich
ſchon damals, daß bie bildende Künfte aller. Wahr⸗
ſcheinlichkeit nach, zu ſolcher Vollkommenheit bey
"ben Engelländern gelangen wuͤrden, als fie vielleicht
nirgends geweſen.
Indeſſen konnte ich doch die von 1769. in En⸗
gelland, meift von Ausländern herausgefommene
- Merle, vicht ala Probuete einer englifchen
Schule angeben, ba man erſt 1769 fie zu er:
richten anfieng
Ea Ich
j %
40 neber die Necenſton
Ich zweifle auch gar nicht, daß die Engellaͤn⸗
der zu einer beſonders berühmten Schule helangen
werden: denn bie Menge der Liebhaber in einem.
fo reichen Sande, wird mehr als alle Academien
ausrichten.
In ven Nachrichten von den erſten Büchern
mit Holgſchnitten, finder man allerdings basjenıge,
was ich bereite in meinen beutfchen Nachrichten von
Kaͤnſtlern und Kupferitechern gefagt ‚abe, franzoͤ⸗
fifch‘ wiederholet; allein, wenigſtens iſt bier ein
Drittheil mehr als Dort bengebracht, Hingegen habe
alles, was insbefondere und, eigenglidy zur Buch⸗
druckerkunſt gehoͤret, in dieſem Werke weggelaffen.
Id hätte auch die Vermeheung ſochaner Abbond⸗
lung in einem dritten Theile von Nachrichten deutſch
herausgeben koͤnnen, zumal niemand mehr von feis
nem Baterlande eingenommen feyn kann, als ich,
Die Lieberlegung aber, daB bie: Liebhaber ber bil⸗
benden Kuͤnſte in Deutichland faſt alle franzbſiſch
fönnen, ferner, daß bey uns ungemein wenig Lieb⸗
haber find, und daß dagegen in Franfreich 100.
wo nicht 1000. mal mehr gefunden werben, bavon
der 10. "Theil kaum deutfch verſteht, endlich, daß
meine Freunde in Italien und Frankreich mich ge⸗
beten und noch taͤglich bitten, in dieſer Sprache zu
ſchreiben, dieſe Ueberleguug hat mich bewogen fran⸗
zoͤſiſch zu ſchreiben, ohngeachtet ich bekenne, daß ich
eben kein Meiſter in dieſer Sprache bin.
Noch muß ich anführen, daß der Mecenfent
irret, wenn er ſagt, der Orr Mecheln ſtuͤnbe auf
Feiner Zandeharte. Meine Sammlung iſt eben niche
die
"per Idbe generale: : ar
die größte , indeß kann ich doch behaupten, baß anf
per Eharte des Herzogthums Kleve von Samſon,
ingleichen.bey Jaillot der. Name Mecheln zwifchen
-Bocholt und Emmerick deutlich zu leſen iſt. Auf
ber Eharte dieſes Herzogthums bey Coeyeur und
ıMortier, wird ee Megeleu genannt, und. auf.der .
Homannſchen Charte Yon Tülich und Berg, Me⸗
hhein. m Don meulichft abe guͤtigſt kHrifruch
miitgerheilten fernen Anmetkungen vermuthet ber
Hr. Recenfent, es gehöre dieſes Mecheln zu ber
Grafſchafft Zuͤtphen. Ich glaube aber, dafern
der Fluß Pſſel die Grenze vom Zuͤtphen haͤlt: fo I
liegt Mecheln in der Grafſchaft Berg oder Heren⸗
berg, dem Fuͤrſtl. Hauſe Hohenzollern Sicumingen,
wie Buͤſching ſagt, gehoͤrig. Wenigſtens liegt
es im Gelbderlande, und nicht in Zuͤtphen, wie man
ſolches in Joachim Ottens und in Jaillot Eharte von
Geldern, Zuͤtphen und Eleve am beſten ſehen kann.
Nachdem ich auch die Charten des Peter Schenck
‚son Weſtphalen und von Geldern, desgleichen
Micolas VBiſchers und verſchiedener andern on
RZuͤtphen nachgeſchlagen, fo finde. allenthalben den
- Or? Mecheln angemerket, und ich glaube, daß er
noch auf · verſchiedenen audem ‚Ehasten fefet,die ich
‚nicht befite.
Anholt iſt olerbings die naͤchſte Seade en
Medeln; ich aber .bin von Bocholt aus über: Me⸗
Kein, nad Emerick gereifet, und es hat wir
geſchienen, als ob Mecheln Ber Halbe Weg war.
In Bocholt oder Boeckholt habe verfchiedene alte
Gemälde auf Holz in der Hauptkirche von Iſrael
€
5 von
42 Ueber die Recenſion der Idee ete.
von Mecheln gefunden, die mehreſten aber ſtunden
‚beider auf. ver Erbe in den Capellen, oder an
‚den Pfeilern, ſehr beſchaͤdiget. Ein alter Moͤnch
"in einem Kloſter, der noch ein Liebhaber von Küns
"en zu ſeyn fchien , konnte mir weiter nichts berich⸗
‚ten, als. baß zwey Iſtaels von Meckenen, benz
- fo nenme man dort Mecheln, in Bocholt gewohnt,
"einer ein Goldſchmbt und der andere ein Maler,
"welcher Iegtere vieles daſelbſt, noch mehr aber in
Muͤnſter gemalc habe, Ä
ı Schließe mır der Anmerfung, daß des Sin.
Mecenfenten Muthmaßung, als ob mir Die neue
. Gefchichte der Kunft überhaupt weniger merkwuͤr⸗
‚ dig oden unbelannt zu ſeyn ſchiene, ein wenig übers
elle iſt. Nicht, daß ich mir ein Verdienſt mit meis
ner weitläuftigen Eorrefpondenzmachen wollte, Ich
weis und befenne, bag ich Durch dieß mein Stecken⸗
. pferd , wenn ich es gleich gerne reife, dem gemteis
nen Weſen wenig ober gar Eeinen Mugen fchaffe,
und noch überbieß komme mir dieſe Luft ‚bey ges
: genwärtigen Zeiten feuer zu ſtehen, denn Die Meu⸗
** in dieſem Fache ſind koſtbar, und das Porto.
woßlfeil.
Ich wuͤrde eben fo fehr irren, wenn ich bes
haupten wollte, die neue Geſchichte der Kunſt,
- wäre ben Mitarheitern ber Bibliothek unbefaunt,
weil ich bey ihnen verfchiebene neue Weite, die ich
- Gefige, nicht angeführt finde,
Altdoͤben den 23. December 1773.
Ä v
no
a
IE.
| Bon ber Uebereinſtimmung der Werke der
Dichter.mit dem Werfen der Künftler
nach dem Englifchen des Hrn. Spence
von Joſeph Burfard, Lehrer der ſchoͤnen
+ Miffenfchaft und Kuͤnſte am Tperefias
. no ı. Theil, von den 12 großen himmli⸗
ſchen Gottheiten. Wien 177 3- 382:
Seiten.
ir frenen uns ben Geſchmack und die Rünfte
5 in folhen Gegenden Deutichlands immer
‚unche * mehr ausgebreitet zu ſehen, wo man vor
nao0 bis 30 Jahren noch ſehr eingeſchraͤnkte Begrif⸗
;£e und Kenntniſſe davon hatte. Wir wuͤnſchen dem
Lande Gluͤck, wo wuͤrdige Maͤnner ſich bemuͤhen,
Bas Reich derſelben zu erweitern, und ihre Mit⸗
PBoͤrger immer befannter damit zu machen. Dies
‚fer Beyctrag iſt fr Die Deutſchen in verſchiedenen
Abſßehten veichtig, da ihnen dadurch ein Englaͤn⸗
Diſcher Schriftfteller, ber durch bie vielen Vers
beſſerungen als ein deutſches Original’ anzufehen iſt,
und da fie dadurch auf Die ſchoͤnen Quellen ber Al⸗
uken geführt werben, der Alten, deren Leſung ſo viel
zur Bildung des wahren Geſchmacks beytraͤgt und
—— beytragen wird, wenu gleich viele den auf
BSBie fogenanten humaniora gewandten Fleiß fir
ö —* anſehen; die Quelle dieſes Vorurtheils
ang nun Bequemlichkeit, oder uͤbertriebene Nee
arog für die Pfrlofnfie fen.
| W Spence
44 Uebereinſtimmung der Werke
Spence hatte feinen: Landoleuten die Heben
einſtimmung der Werke der Kuͤnſtler init den Wer⸗
ken der Dichter gezeigt, und vornehmlich auf die
Alten, ſehr ſelten auf die ſchoͤnſten Stellen ver En:
glifchen Dichter gefehen. Hr. Burkard Gar ihe
gleichfam nur zum’ Führer gewählt. Er weicht oft
von ihm ab, mache bald Erweiterungen und Zus
füge, bald ſchraͤnkt er ihn ein, und folge ihm meis
ſtens nur in der Ordnung. Ber Engländer wollte
alle Kunftwerfe aus Stellen den Dichter erflären,
er übergieng daher ſolche, darauf er in den Römis
ſchen Dichtern nichts paflenbes fand. . Dadurch
wurden an manchem Orten die Stellen ber‘ Alten
su gehäuft ; ‚von anbern.liefet man hingegen nichts,
und ber unlateiniſche Künftier ſah ſich -auffer
Stand geſetzt, die Dechteriſchen Gemälde zu
nutzen.
Der Verf. hat bie Scbwhrigkeiten eingeſehen,
bie ſchoͤnen Stellen der Dichter nie der Staͤrke ab
Anmuth bes Originals in unſer Sprache zu über
tragen. Er hat daher nicht alle, fonbern nur bie
merkwuͤrbigſten aus dem Spence beybehalten, ſolche
‚Nicht oͤberſetzt, aber ſtatt deſſen unfve doucſchen Dich⸗
ter mit Seſchmack geleſen, und eine Auswahl ſcho⸗
"ner Schilderungen ſeinem Werke einverleiket. Ein
"geoßes Verdienft um bie Kunſt iſt es auch. daß
der Verf. fich nicht auf bie wenigen Kunſtwerke
einſchraͤnkt, die Spence nur gewaͤhlt, weil alles
mit Stellen per Alcen verglichen werben: ſollte,
ſondern auch andere und zumal aus ben Schriften
des um die Kunſt (9 verdienten Winkelmans, mit⸗
tbeilt/
⸗
> eier ſoi mit rn Diqtern derolercht. "Das
x
v
Dusch) werben die Gegenſtande fuͤr den Kuͤnſtlar als
lerdings feße vermeßet; "und der Liebhaber ſieht,
ad die Einbildungsktaft den Dichter unb den‘.
Kaͤuſtler oft auf einerley Ausdruck ‚geleitet‘, ohne
daß der Eine dem andern Stoff dazu gegeben huͤrte.
dir PAPER nd —X ! ode
an diefen merfwärdigen Zuſaͤtzen gehoͤrt m Benz’
ſpiel, alles was Hr. Burfarb vom Hymen ſagt, weichen
Spence ganz uͤbergangen hatte. In der Geſchichte
des Amovrs und feiner Bruͤder, ſagt der Verf; breit: |
ich mich berechtigen ſo ümniſtaͤndlich zu’ ſeyn, als es
ohlne Beleidigung des Wohlſtandes geſchehen konnke,
demit ich dem Kuͤnſtler durch das Beyſpiel unferer
groͤßten Vichter und feiner: Kunſtgenoſſen ven’ Weg
zeigte im Kleinen groß zu werben, uud manchen en⸗
‚gen Raum· durch gefälige und artige Vorfleihms
gen auszufüllen. Auß! ven ofen Denkumalen/ e&
mögen geſchnittene Steine, Basreliefs oder Gemaͤl⸗
de’ ſeyn/ſeht man einen eumzaͤtzligen Vorrailvon
Erfinsingen in Anſehumng des Liebesgottes, und⸗
wir ſtuden! die beſten daron aus dem. fldrentiniſchen
Muͤſeum, aus dem Geofchiſchen Kabinet unv aus‘
der Bpperriſchen Dactgliothek angefähte‘ "- ' |
Die Nupferftiche ſind gärtzlich weggeblieben,
und wir billigen · es.Die Wenigen, bie Spenee!
hat fit zum Theil ·ohnehin ſchon fo‘ dekanmnt,
und imeiner Menge atideret Bücher zus finden ; zft-
: eiljfähn einer, der in der Kunſt nicht ganz unet⸗
fahken iſt, fie leicht hinzudenken. Die vielen neu⸗
en Gemälde womit der Verf. feinen Spence be⸗
reichert hat, alle ſtechen zu laſſen, das twuͤr de das
Bud
40. Uebereinſtlumuug der Werke
Machdem ber Verf. bie merkwuͤrbigſten Ges
nike aus unſern Mationaldichtern angefuͤhrt,
beingt ee: auf der 182. und vielen: folgenberi Seiten
eine grüße Menge von allerley Arten Vorſtellungen
des Lriebesgottes auf alten Monxmenten bey, dar⸗
unter die meiſten aus den geſchliffenen Steinen des
Florentiniſchein Muſeum nud Lipperss Dactylio⸗
thet genommen ſind. Dach dem allen führe ver
Beruf. such die Gemälde der größten neuen Kuͤnſt⸗
lertan, darumter wie vornehmlich nur der vielen ſiun⸗
reichen Vorſteilungen gebenfen, Die Raphael in den
fogemmnten Fleinen farneſtſchen Pallaſte zu Rom bey
dee Geſchichte vvn der Vermaͤhlung der Phe
"angebracht hat.
Den Dyarın at Spence ganz Äbengangen, be
er doch gleichwohl feßt:. oft der Gegenſtaud der Dichter
und Naͤnſtler iſt: und er konnce ihn. auch mb
wohl erwähnen, weil ue bey ben Akten wirklich eine
ſlaene Erfheimung if; Umſenſt hat Hr. B. ige:
. issher Bhorencinifchen. Sammlung, bey Noffi ,
und im Stefchifdien Kabinet geſucht. Ein paar
Steine in der. Arundeliſchen Sammlung und Lip⸗
persischen Dartyliothek, in Sarg in Winkelmanas
Monumenten, ein puar Denkmals beym Monk _
faucon find alles was op Sue Aafoecuieten on
nme. -
Sg Ablchuiti⸗ vom Apoll Kto die Diufen &
viel möglih "ans tifandergefest , und: beurlich- bar
ſchrieben, weiches ven. Kuͤnſtlern deſto nüslicyen if;
je leichter fie mit ihren Artributen: verwechſelt ˖ r⸗
den. Merkwuͤrdig it das alte Monument ˖ zu
"m. Aran-
A a,
s \
‚der Dichter und. Höfe: 49 |
Aranjuei in Spanien, wo Apollo mit acht Muſen dor⸗
geſtellt iſt. Die gte fehle, und ben Apollo hat bie
Einigin Chriſ ina dazur verfertigen und ihm ihren
VKopf geben laſſen Man trift dieſe Bildſaͤulen auch
in des Roſſi Sammlung geſtochen an, und fie find
merkwuͤrdig, weil man bie Muſen bier durch ipre Ace
teibuten gezeichnet bis auf Eine beyfammen findet,
D
1
j
k
Den Gelegenheit des Apolls unter den Mufen wird
der Täcperlichg Irrthum des Wrighe in feinen
Meifen angekuhrt,* welcher den Raphael, der den
Apollo mir einer neuen Violine abgebildet hat, da⸗
durch vertheidigen will, daß man eine Antife Sta⸗
tue in der Billa Negroni mit dergleichen in der
Sand finder. Tr mußte nicht, daß Ders
nini 130 Fahre nad) Raphaels Tode erſt viefen
Arm mit der widerfinnigen und unfthieffichen Vio⸗
line angelegt bat, und daß Raphael feinen Irr⸗
um felbit eingeiehen, und dem Apollo in einer
derbeſſerten Zeichnung biefes berühmten Gemaͤldes,
Dash welcher Mare Antonio geſtochen, eine Leyer
fast der Violine in die Hand gegeben. Bey Gele⸗
genheit der Muſen wird auch Defers fchöne Alles
goriſche Dede zu dem neuen Theater in Leipzjig
beſchrieden
In Anſehung des oft von den Kanſtlern ges
wählten Borwurfs vom: Apollo mir dem Marſyas,
wihten wie Klotzen in feiner Schrift vom Mugen
dee gefchliffenen Steine, ben. Hr. Burkard nn
fuͤhrt, germe bey. Der Künftlek verfpare feine ana»
tomiſche Kenneniß auf eine andre Gelegenheit, und
| zeige. und den Marſyas nie in der ſcheußlichen Ge⸗
: Fr Biol XVI.B. ISt. D fiel
!
⸗
\
go urdennſimmung der Werke
ur oßne Sant. * Einer mie feinem Gefchmack be⸗
gabten Seele wird nie.ein Ausdruck gefallen, bey
dem die Menſchlichkeit leider. Lieber laſſe uns ber
Kuͤuſtler nie feine Geſchicklichkeit im Ausdrucke der
Muffeln fehen, als aufeine ekle Art, wobey ſich
das Herz empört. Er folge den weißen Künfllern
des. Alterthums, die den Zeitpunfe diefer traurigen
Geſchichte wählten, wodurch die Empfindung im
geringften nicht beleibiget wurde, . So fieht man
28. ven Marfyas auf einem Herkülaniſchen Ges
mälde, und auf vielen geſchnittenen Steinen beum
Lippert und andern an einen Baum gebunden, aber -
die Strafe ift noch nicht vollzogen, ſondern ſoll
erft ausgeführt werben. Auf dem erften Monu⸗
mente bittet Olympus, welchen Marſyas die Floͤte
blafen ‚gelehrt hat, den Gore fußfällig um Gnade
für feinen Lehrmeiſter. Soll die fürchterliche Hands
fung aber ja vorgeftelle werden, fo mache ver Kuͤnſt⸗
tet, nicht felbft zum Henker, wie einige gethan,
fondern laſſe die graufame That durch einen ans
bern verrichten. Bey der Miobe und ihren Kindern
haͤlt ich der Verf. etwas lange anf, und ſie vers _
dienen ed, als die erhabenfte Schoͤnheit, die uns
aus dem Altereiunne Abrig geblieben. Welch win
Verluſt für Nom; daß biefe große Gruppe feit ein
paar fahren aus ber Mediceiſchen Villa nach
Florenz gebrachte worden Doch wir brechen ab,
ba der Leſer ſich aus dieſen wenigen Stellen einen
Begriff von dem Buche ſelbſt machen Fam. Wir
wünfchen, daß er es felbft in Die Hand nehme, und
- EEE SEE führen
\
ler den Gort, gegen deſſen Wuͤrde es fo fehr flreis
der, Dichter und Kuͤnſtler. 51
fohren deswegen nichts mehr daraus an. Der |
"Liebhaber der Kunſt, der Kuͤnſtler, der Dichter,
alle werben eine lehrreiche Unterhaltung, Mugen
ind Vergnuͤgen dariım finden, und der Kortfegung
bes Werks mie Verlangen entgegen fehen, *)
pm =. 00. mn mann a m 1m mem pm nme u > Bun m de nn 1
”
IV,
Proſe und Gedichte über die bildenden
Kuͤnſte von dem Hörern der ſchoͤnen
Wiſſenſchaften im Thereſiano oͤffentlich
abgeleſen. Wien, 1773. 59. Sei⸗
‚ten, | oo. ER
te gedenken dieſer wenigen Blätter nur des
> wegen, weil fie ein Beweis find, mie viel
der Linterricht eines Mannes wie Hr Burfard,
.
deſſen Schrift wir eben angezeigt haben, zur Bil⸗
dung bee Jugend beytraͤgt. Wir fehen hier zehn
Beine Verſuche in deutſcher, Inteinifcher,. franzoͤ⸗
ſiſcher ‚und italienifcher Sprache, auch deutſche
und lateiniſche Verſe, von verſchiedenen Grafen
und andern Perſonen vom Stande, welche zwae
nichts Neues enthalten, aber doch als Arbeiten hoff/
nungswoller Juͤnglinge, von deren Geſchmack ſich
das Vaterland in Zukunft etwas zu verſprechen hat,
Er op
of OD ihren
9) ie ſehr muͤſſen wir es beklagen, daß unſere
Hoffnung vereitelt worden, indem dieſer wuͤrdi⸗
ge und verdienſtvolle Mann den 16. Dec. 1773
- mit Tode abgegangen. i
id
j \
2. Proſen und Gedichte
een Werth haben. Die Bier befindlichen Stach
find. 1) Rede vom Zuſtande det bildenden Kuͤnfte
in Wien. 2) Poetiſche Erzaͤhlung aus der Bio⸗
graphie der Könftter. 3) Betrachtung über den
Borzug der Alten in der Kunft, 4) Der begeifterte
Kenner vor dem Vatikaniſchen Apoll, ein Gedicht,
5) Rede in einer Verſammlung kleiner Geiſter
über bi? leichteſten Mittel ſich den Namen eines
Kenners det Kuͤnſte zu erwerben. 6) Entretien
{ur la maniere de voyager utilement pa?
tappoit aux beaux arts. 7) Lettera per inca-
minare un Giovane alla cognizione delle
artierdelleloropere, 9) Pidturae et ſculptu-
tae ortus et progreffus, Carmen allegori-
cum» 9) De literarum humaniorum cum
‘ ingennis artibus neceſſitudine. 10) De
diferimine inter Poefin et Pictüram
diſſertatio. |
Here Burkard dat, umdie Geſchicklichkeit feiner
Schuͤler zueigen, indiefem Jahre 1773. ebenfalls eis
sen Entwurf einer öffentlichen Prüfung aus
der Geſchichte der Kunſt, welcher ſich die Adelichen
Hörer aus den Vorleſungen ihres Lehrers unterwor⸗
fen, auf einigen Blättern drucken laſſen. Es find Fra⸗
gen über ven Lrfdrung, Wachsthum und Ver⸗
fall der Künfte, vornehmlich der Bildhauerey und
Malerey, ſowohl bey ben Alten als Neuern, bie
wenn fie alle gehörig deantwortet werden ſollen,
wirklich eine fehr gute Kenntniß vorausfegen, Dies
fem Entwurf ift eine Rede eines Herrn vom,
Zenker angehaͤngt: von der Kenntniß der
| bilden⸗
u UU
“über bie Bildenden Künfie, 53
Bildenden Kaͤnſte in Anſehung des Adels
und iſt zum Eingarge der obgefachten Moe
Prüfung obgrlefen worden.
V
Burkes Philoſophiſche Unterſuchung, uͤber
den Urſprung unſerer Begriffe von Er⸗
habenen und Schönen. Nach der
fuͤnften Engliſchen Ausgabe. Rtga
bey Hartknoch. 1773. 392. Seiten.
Man. findet von biefem, befanten Werke einem
weifläuftigen raifonnixten Auszug in dem
dritten. Bande der alten, Bibliothek. Haͤtte fi
der V. diefer Recenſion ehe auf dieſen Umſtand be⸗
ſonnen, ſo wuͤrde er ſie gewiß nicht aufgeſetzt ha⸗
Ken. Indeſſen hat er nun, da fie einmal fertig
und fchon. in den, Händen des Setzers war, alles
| Mögliche gethan, um fie neben jener nicht ganz übers
fuͤßig zu machen. Er Bat den auszießenben Theil
groͤßtentheils weggeſtrichen, und nur einige Fragen
ind Raiſonnements über gewiſſe wichtige Punkte
ffehen laſſen. Beſonders aber bat er ſich bey ben,
diefer fünften Ausgabe vorgefegten Sinlerung Pe
was länger aufgehalten,
Burkes ſucht darinn zu zeigen, daß das wie
inan Geſchmack nennt, nicht in einer befondern Faͤ⸗
Bigfeit der Seele, fondern in ber Urtheilskraft
gegründet fey. Der Wortertlärung unferd Verf.
Da. zufol⸗
58 Borked, über den Krfprung dee Begriffe
Gäßigfeit ser Seele verſteht man hier doch niches
anders, als eine beſondere Art, wie ſich bie, Kraft
der Seele hier äußert. Dieſe Faͤhigkeit der Seele
. als etwas von der. Imagination verfchiebeues ane
ſehn (S. 33) heißt doch. nicht, fie davon unabhängig
mache. Denn wer mollte den Einfluß der Ima⸗
gination, oder vielmehr der Phantafie, bey irgend
einem Gefchäfte der Seele läugnen? — Und
Juſtinkt — verſteht mon dadurch hier, ein durch
Die verborgene hewußtloſe Wirkung dunkler Bors
flellungen und Empfindungen hervorgebrachtes Les
sheil, eine initinftmäßige, urtheilartige Empfin⸗
Bung, fo erfenut man die Wirkungen ber Sinnen, der
Phautaſie, und nenne das, was unfer Autor Urtheil
nennt, Jnſtinkt oder Gefühl. —
: Wenn uns dieſe Vereiniguneſucht verleitet
hat, die Meynung unſeres Schriftſtellers und an⸗
berer Philoſophen in einem falſchen Lichte darzuſtellen,
fo wollen wir doc) wenigſtens nufere Meynung klar
za machen fuchen, .
Der Geſchmack ift dasjenige in dem Menſchen,
(in feiner Seele und in ben dazu gehörigen Organen)
woraus ber Eindruck der Kunſtwerke auf Sinnen
und Einbildungsfraft erflärlich iſt — nämlich Die
Art und der. Grad des Eindrucks. Und was iſt
nun 808? Unſerer Meynung nach, bie ganze Seele
des Menfchen und. die Summe aller ihr zugehörigen
Ideen, Empfindungen, Kenntnifle, Fertigkeiten
MW f. w. oder bie Seele unb das ganze Syſtem der
Phantaſio. Wir wollen uns naͤher erklaͤren.
Wir
—
co Ethabenen und Echönen 9
Bir unterfheiben i in den Gegenſt ͤnden bes Ge
ſchmacks zwegerlen: etwas für Die Vorſtellung,
erwas für die Empfindung. Dieſe Farbe iff
apfelgruͤn, das ift für die Vorftellung. Diefe Far⸗
be ift ſchoͤn, das iſt für die Empfindung, Durch
. Die DVorftellung beurtheilen wir die finnlichen Eigen:
fhaften der Objekte an fih, durch die Empfins
bung bemerfen wir das Verhaͤltniß diefer. Objekte ..
und ihrer Eigenfchaften zu unferer Natur d. h. zu
unſerm ganzen Ideen⸗ und Empfindungsſyſtem.
In den Vorſtellungsurtheilen find die Dienfchen
immer einig, in ihren Empfindungsurtheilen nicht,
In jenen irren fie felten, in diefen ſehr leicht,
Der. Grund jener Liebereinflimmung ber Sinne
und disfee Verſchiedenheit des Geſchmacks unter den
Menſchen iſt dieſer. Der Bau der finnlihen Merk
zeuge ift in allen Dienfchen (wenige hieher nicht ges
börige Kölle ausgenommun), derſelbige. Und zu den
Vorſtellungen der ſiunlichen Eigenſchaften an ſich
wird außer dem Dienſte der Organen nichts wei⸗
ter erfodert. Aber Wohlgefallen und Mißfallen —
das haͤngt von dem Verhaͤltniſſe dieſer Objekte und
ihrer Eigenſchaften zu unſerm ganzen Ideen⸗
und Empfindungsſyſtem, zu unſerm ganzen Ich ab.
Jeder Menſch nun iſt ein anderes Ich, hat ein
anderes Syſtem von Ideen und Empfindungen,
dahdheaer die Verſchiedenheit des Geſchmacks. Die Be⸗
ſchaffenheit dieſes Spflems num iſt dennoch ebenfalls
yon Kenntniß, Erfahrung, Sitten, Fertigkeiten,
Meigungen u. ſ. f. abhängig. Tin allen diefen
koͤnnen Menſchen von einerler Temperament und
IJ t Kultur,
N &
E09 Burkes, über den Urſprung der Begriffe
Kultur ſehr leicht eine vollkommene Aehnlichkeit
haben (denn kleine Verſchiedenheiten find hier un⸗
merklich) — und daher die Liebereinftimmung und
Einfoͤrmigkeit des Geſchmacks in. verſchiedenen ge⸗
ſitteten, unterrichteten, geuͤbten Menſchen. Jede
Idee, die wir empfangen, jeder Sinneseindruck
det uns ruͤhrt, wirkt in unfer ganzes. Ich — ſeyt
unſere ganze Phantaſie in Bewegung. Dieß ließe
ſich aus ſehr vernuͤnftigen Gruͤnden erweiſen. Iſt
nun dieſe Wirkung in unſerm Ideenſyſtem unmerk⸗
lich , fo find wir in dem Zuſtande ber Sleichguͤl⸗
tigkeit; iſt es merklich, fo erfolge, nad dem num
das Ganze ift, was aus der Zufammenfunft der
vorhabenden Idee und ber meiftentheils dunklen
Imaginationswirkungen reſultirt, Woßlgefallen
oder Mißfallen, Luſt oder Schmer. Doch ge⸗
nug hiervon.
Dieſer Einleitung von dem Geſchmacke folget
eine zwote Einleitung, naͤmlich eine kurze Erklaͤrung
einiger Leidenſchaften und Empfindungen, woruͤ⸗
ber wir manches zu ſagen hätten, wenn es uns
fere gegenwärtige Abſicht verſtattete: Wir vers
weifen die deſer Hier auf die erſte Necenfion. *)
S.. 83. iff der eigentlichen Anfang der Linfers
fuchung unferer Begriffe vom Schönen und Erha⸗
benen. Wie muͤſſen hier unfern Leſer zuvoͤrderſt
benachrihrigen, daß Burkes unter Groß,
tarf und Erhaben feinen Unterſchied mache,
Sollte biefer, von fo vielen ſcharffi innigen Welts
weifen
„ Im III. 2. ber alten 1 Biblische,
dom Erhabenen und Eqhdoen. 3
fen erkannte Unterſchied etwan nur MGeinbat
"ai glauben ed nicht, und wenn wir für jeh?
Auch keinen andern Grund anführten, als den uns
| leugbaren Unterſchied unftrer . Gefihtsempfinbuns
gen von Groͤße, Stärke und Erhabenheit, und
Die Analogie unſerer tmaginatifhen Geſichtsem⸗
pfindungen mit den Empfindungen des Gefühle,
Dennoch haben alle dieſe drey Arten der Ems
pfindungen ohnſtteitig etwas Semeinſames .
dieſes nämlich, daß fie die Seele in «eine
ſtarke Bewegung fegen. Aber in jeder der drey an⸗
gezeigten Empfindungen, iſt die Bewegung der
Seele, ſo wie die Vorſteluns ſelbſt, won einer an⸗
dern Art.
Burkes muſtert aun zubörberft bie ſinnlichen
und imaginarifchen Ideen, welche mit ber Empfins
— des Erhabenen oder des Schönen verknuͤpft
find, um aus dieſem Verzeichniſſe einzelner Sälle die
igenſchaft des Erhabenen und Schönen in Auſſen⸗
Dingen und Ideen zu abſtrahiren. Wen biefer
Muſterung nun finder er, daß erhabene Gegen /
ſtaͤnde in ihree Dimenfion groß, ſchoͤne vergleb -
chungsweiſe Mein find; daß das Schöne glatt und
poliert, das Erhabene ober Große rauf und nach⸗
Käfig if; daß die Schoͤnheit die gerade Linie
vermeidet, oder durch unmerkliche Stufen davon
abweichet, das Große Hingegen die gerade Linie
liebe, und in feinen Abweichungen ploͤtzlich und ſtark
if. Das. Schöne darf nicht dunkel, das Erha⸗
bene muß zuweilen duͤſter ſeyn. Das Schöne fin
det
62 Burke, uͤber den Urſprung der Begriffe
det er leicht, behend und zart, dad : Öroßie feſt/
ſtandbaft und maſſiv.
Daraus folgert nun Burked, erſtlich: Schoͤn,
und Erhaben ober Groß, find entgegengeſetzte Em⸗
pfindungen, —— — Ueſachen;
zweytens, die Empfindilfig des Erhabenen iſt eine
ſchreckhafte, oder doch ſchreckartige Empfindung
Die Empfindung des Schönen ift von der Empfin⸗
bung bes Erhabenen wicht nur verfchieden, fordern
ihr entgegengeſetzt. Gie iſt von allem, was Furcht
und Schmerz heißen kann, gänzlich entferne. Sie
iſt eine Empfindung, welche eine Art von Liebe ges
nannt werben kann, ba hingegen die Eimpfindumg
des Schönen eine Art der Furcht und des Schmer⸗
zes it. — Das objektive Schöne ift weder in
Lebereinftimmung noch in Vollkommenheit und
Schicklichkeit, ſondern allein in Eigenſchaften ge⸗
gruͤndet, welche den Eigenſchaften des Großen und
Erhabenen entgegengeſetzt ſind. — Daß die
‚Empfindungen des Erhabenen, ungeachret fie
dem Grundſatze zufolge allezeit der Furcht und dem
Schmerze verwandt find, dennoch angenehme Eau
pfindungen bleiben, erflärt unfer V. aus bee
größern Thaͤtigkeit, in welche unfere Seele dadurch
verfegt wird, und welche (nach befannten Grund⸗
ſaͤtzen) eine Lirfache des Vergnuͤgens iſt, wenn Die
Thaͤtigkeit unter dem Grade der Ermattung bleibe,
—So ungefähr raifonire unfer Schriftfteller.
. „Wider diefe zween Grundbegriffe, ben einen
von der. Matur der Smpfindung des Erbabenen,
den andern die fubjeftive Livfache des Schönen, haͤt⸗
\ ten
|
, vom Erhabenen and Schöne, 63
ren wir mancherlen zu erinnern. Wir muͤſſen uns: _
"auf einige Anmerfungen einfchränfen. |
2 Die Ratur der Empfindung des Er⸗
habenen und Großen fest unfr V. in eine
furcht⸗ und: fehrecfartige Empfindung. Und was
uns bereifft, fo fehlt nicht viel, daß wir ſie niche
gerabe in das Gegentheil jeßen, in ein ftoljes Seloſt⸗
gefühl ımferer eigenen Größe, in eine Empfindung,
die mehr ber Kuͤhnheit lg der Furcht aͤhnlich if
“mehr aus dem mutheinfloͤßenden Bewußtſeyn unſe⸗
rer erhoͤhten Kraͤfte, als aus einem furchtartigen
BGefuͤhl unſerer relativen Einſchraͤnkung und Min⸗
derkeit entſtehet.
Wir wollen indeffeh noch - feinen allgemeinen
Grundſatz machen, ſondern nur einige Erfahrun⸗
‚gen aus ber menſchlichen Seele anzeigen, welche
fuͤr jet wenigftens fo viel erweiſen, baß einige erha⸗
Gene Empfindungen nicht aus der, von unferm V.
angegebenen Urſache, fonderh vielmehr aus der ent⸗
gegengeſetzten entſtehen. — Was find denn die
Empfindungen unſerer eigenen ſittlichen Vollkom⸗
menheit, die uns uͤber andere unſeres gleichen er⸗
heben? Was ſind die Empfindungen des Edel⸗
niuths, der Vaterlandsliebe, der Tapferkeit und
SGroßmuthhy Was find die großen Empfmdungen
einer dichterifchen Begeiſterung? Wird unfer B,
. Ieugnen Finnen, daß diefes erhabene Empfindungen |
find? Lind ıft hier die Seele eingefchränft, oder
- erweitert? niedergedruͤckt, oder emporgehoben ?
Iſt Hier auch die geringſte Spur von einer furdhta
artigen Empfindung zu merten? Iſt · nicht te
me
⸗
54 Burked, über den Urſprung der Begriffe
mehr die Grele hier eines größeren Maaßes ihrer
Kräfte ſich bewußt? Ragt die Seele hier nicht
vielmeht über andere Weſen empor, anſtatt, daß um
ſerm V. zufolge, alle erhadene Empfindungen die
Seele under andere Weſen erniedrigen? Sollten
die Empfindungen eines ſterbenden Sokrates, deſſen
begeiſterte Seele von den Geſtirnen herab auf bie
Unterwelt ſchauet, nicht erhaben ſeyn? Und iſt
bey der Verachtung des Todes noch Furcht möglich ?
Ich voill ein noch finulicheres Benfpiel geben.
Man ſtelle fich Die Seele eines ſtolzen Kriegers vor,
Der jest, wit allem Friegerifchen Pomp umgeben, in
bie eroberte Stadt einzieher. Gefühl der Leibesſtaͤr⸗
ie, Bewußtſeyn der vollkommenſten Geftalt, Andens
Sen an große vollbeachte Thaten, Vorherempfin⸗
dung des Nachruhms, der Anblick eines auf feinen
Wink gehocchenden Herres, ber Schalldes Krieges⸗
geſchreyes, ja fo gar fein hohes baͤumendes Moß,
von dem er auf die Taufende ihn umgebender Ein⸗
wohne: und. nachfolgender Krieger hoch herabſie⸗
Bet; — alles dieſes muß nothwendig große, erha⸗
bene Empfindungen in ihm hervorbringen. Und
wo iſt hier Furcht oder Schrecken?
Aus dieſen Beyſpielen iſt wenigſtens ſo viel klar,
das es erhabene Empfindungen giebt, welche von
Furcht und Schrecken gan; entfernt find, und daß
alfo biefe Diebenempfindungen nicht zu den weſent⸗
Jüchen Beftimmungen des Begriffes ſelbſt gehören |
In den angeführten Venfpielen fieht man aus |
|
|
ter erabene Empfindungen, welche. aus ben Gefühl
unferer eigenen Größe entſtehen. Wemnad folgt
“
.,
Vvonm Erhabenen und Schönen . 65
für jegt aus dem Obigen nur fo viel: diejen gen
erhabenen Empfindungen, welche aus dem
Gefuͤhl unſerer eigenen Größe entitehen, find
von aller Furcht entfernt und vielmehr mie
Muth und Geiſtesſtaͤrke begleitet. | |
Wir baren alfo vorläufig zwo Arten erbabener
Empfindungen: — einige entſtehen aus der Wahr⸗
nehmung fremder, andere aus dem Gefühl unferee
eigenen Größe:
Soollten aber nicht vielleicht alle erhabene Em⸗
pfindungen aus dem Gefühle unferer eigenen Größe.
entſtehen? Wäre diefer Sag, den wir vielleicht an
‚einem andern Dre ausführlicher erweifen, fchon ers
wiefen, fö wäre bie Empfindung des Erhabenen ein
Sufland der Ausdehnung, der Erhöhung unferer
Seele. (Wir rechnen dieſes unfern Leſern für
Feine Definition an) Es iſt wahr, nicht alle erha⸗
bene Empfindungen ſind unmittelbare Empfindun⸗
gen unſerer eigenen Realitaͤte. Nur in den
Empfindungen bes dichterifchen Enthuſiasmus, des
Triegerifchen Muths, oder ber eigenen Großmuth
iſt die Seele ſelbſt ihr Gegenſtand. Ich uͤberſchaue
den geſtirnten Himmel, ich leſe Hallers Ewigkeit,
ich bewundre die große Seele eines Grandiſons: —
Lauter erhabene Empfindungen, deren Gegenſtaͤnde
nicht in mir ſelbſt, in meinen Kräften, inden, mei⸗
nem Ich zugehörigen Ideen, fondern in andern '
Dingen auffer mir find. Wird aber nicht die Geele
durch den Anblick des geftirneen Himmels, . durch
die Halleriſche Phantafie, durch den Örandifonifchen
Edelmuth mit empor gehoben? Lind ijt nicht
N. Bibl. XVI. B. St. id
65 Burkes, uͤber den Urſpeung der Begriffe
vielleicht dieſes Gefuͤhl der Miterhebung die wahre
eigentliche Empfindung des Erhabenen? Welcher
Leſer wird zum Beyſpiel ben dent !efen des Young
die erhabenſten Empfindungen haben? Nicht wape
derjenige , deſſen Seele fähig iſt, ſich mit dem
Dichter empor zu ſchwingen? Eben fo glaube ich,
daß wenn wir eine hohe Säule anfehen, die Em⸗
pfindung bes Erhabenen nicht aus dem Gefühle un«
ferer relativen Einſchraͤnkung, nicht aus einer Are
von Furcht, fondern aus einem Gefühle eigener
Vollkommenheiten entiteher, vermöge deren Die Seele
fähig ift, fich in der Tidee der hoben Säule fo hoch
u erheben. Lind fo erfläre ich mir die Empfin⸗
dung, die uns die Bewunderung einer großmürhigen
Handlung einfloͤßet. Die rechte Empfindung ift
hier, wo ich nicht irre, das Gefühl eins Vermögens
in ans, felbit fo handeln zu können. Wer dieſes
Dermögen nicht har oder nicht in ſich empfindet,
defien Seele wird bey dem Anblicke ber größten
Thaten feine erhabene Empfindungen haben.
Iſt aber zum Beyſpiel Hallers Ewigkeit nicht
groß, und iſt fie nicht auch fürchterlich? Iſt
nicht die bekannte Beſchreibung des Gewitters beym
Milton groß, und iſt ſie nicht auch fuͤrchterlich?
Dieſes geſtehen wir gern von noch viel mehreren
Faͤllen zu. Was folge aber daraus? Diefes, Daß
einige große oder erhabene Gegenftdnde Ur⸗
fachen von fihreefartigen Empfindungen wer»
den koͤnnen. Nicht aber, daß ſchreckartige
Empfindungen erhabene Empfindungen twd»
ren. Ein ſchoͤner Gegenſtand kann, unter. ges
wiſſen
vom Erfabenen und Schoͤnen. 67
wiſſen Bedingungen, "Bewegungen bes Meibes er⸗
regen. Iſt aber darum die Empfindung bes Schoͤ⸗
nen ber Vewegung des Meides aͤhnlich? Denn
wir haben ja dargethan, daß nicht alle erhabene
Empfindungen mit furchtartigen Bewegungen bes
gleitet find... Was ift z. B. in dem Gedanken eis
nes Patrioten furchtartiges? Lind erregt ber Ges
Danke an einen Codrus nicht große Empfindungen
in unſerer Seele?
Demnach, wenn wir alles zufammen nehmen;
fo fcheine unſer Verf. mit einigen andern Weltweis
fen ſich durch einen falfchen Schluß zu Gintergehen.
Alle große, erhabene Gegenſtaͤnde ſind ihrer Natur
nach faͤhig, Furcht, oder furchtartige Empfindun⸗
gen zu erregen: — allſo iſt die Empfindung des
Erhabenen, eine Empfindung der Furcht. Und
Darauf antworten wir nun: Die Eigenſchaft des
Furchtbaren und Demuͤthigenden iſt zwar allen grofs
fen Gegenftänden der. Aulage nach eigen; aber
nicht alle empfindende Weſen müflen darım durch
Die Vorftellung eines erhabenen Gegenftands, in eine
- Art von Furcht verſetzt, oder gebemüthiger werden.
Dieß ift, wenn wir uns fchulmäßig ausdruͤcken duͤr⸗
fen, nur die Möglichkeit einer zufälligen Beſchaf⸗
fenheit in dem Erhabenen. Wer durch das Erha⸗
bene gedemuͤthigt, feiner Einfchränfung erinnert,
und in eine Art von Furcht verfegt wird, der hat
von vera erhabenen Gegenſtande zwar eine Vorſtel⸗
Jung, ‚aber nicht die Empfindung ded Erha⸗
benen. Ein Held iſt ein grofier Gegenſtand. Den
Feigen fehläge fein Aublick nieber, und den Tapfern
E ai = erhebt
[4
63 Burkes von Erhabenen und Schoͤnen.
—
erhebt er. Beyde haben die Idee des Helden:
aber nur’ der Tapfere bat dabey die Empfindung.
Nur die Seele des Tapfern ift dabey .erhaben.
Wirkungen des Großen empfinden, und große Em ⸗
pfindungen haben, iſt unſers Erachtens ſehr verſchie⸗
den. Die Tugend z. B. beſchaͤmt oft. Dieß iſt
eine ihrer moͤglichen Wirkungen, die der Boͤſe oft
erfährt. Die Schaam ift alſo die Empfindung
einer Wirkung ver Tugend, aber nicht die Empfin⸗
dung der Tugend ſelbſt. Mer dad Tugenphafte in
einer Handlung empfindet, ift, unferm Begriffe
nach, in demſelben Augenblicke eben fo tugenhaft,
als der, der fie ausübt, Lind wer das Erhabene
eines Gegenftandes (eb fey num eines - finnlichen,
oder intefleftuellen) empfindet, deſſen Seele ift, uns
ferer Meynung nad, in bem Augenblicke ber Em⸗
pfindung eben foerhaben, als der Gegenſtand ſelbſt.
a. Was unfres Verf. Begriffe von den Ems
pfindungen des Schönen betrifft, fo harten wir und
ſchon vorgefeßt, etwas für Die Wieynung dererjeni:
gen zu fagen, die fie dus der Bemerkung ber Voll⸗
|
|
kommenheit herleiten. Aber wir verzögern dieſe |
Unterſuchung bis auf eine. andere Veranlaſſung.
Burkes ſcheint feine Begriffe vom Schönen fat
ganz von Eleinen, Artigen, und niedlichen Gegen
ftänden abgezogen zu haben.
Was die Lieberfegung betrifft, fo wollen wir
zu deren Lobe und Empfehlung wenigffens anzeigen,
daß fie-von Hrn. Garve iſt. Wie Schade, daß
ihm feine fchroächliche Geſundheit gegenwärtig nicht
erlaubt, mie es feine Abſicht war, feine eignen Bes
merkungen binzuzuthun!
| VI.
*
—
VI.
Zohann Georg‘ Zimmermann, über die Eins
ſamkeit. Leipzig bey Weidmanns Er⸗
ww „ben, und Reih. 1773, |
D Abhandlung ft für uns, und wir olans
ben für alle denkende Leſer, aus mehr als ei⸗
ner Abſicht ſehr intereffant gewefen. Die Philo⸗
ſophie uͤber den Dienfchen ift am fich von fo ausge
breifetem Diugen und der gegenwärtigen Verfaflung-
Mer gefirteren Voͤlker fo angemeflen, daß alles, was
"dahin einfchlägt, unfere Aufmerkſamkeit vorzüglich
-reigen muß: befonders, da fie an den Geſichtskreis
felbft fchwächerer Geiſter fo nahe gränzet, daß wie -
noch kein fo ſchlechtes Buch uͤber dahin einfihlagens
dve Gegenſtaͤnde geleſen haben, in welchem wir nicht
eine und die anbere nügliche Bemerkung gefunden
hätten. Hrn. 3. Abhandlung unterfcheidet ſich von
Ber größeren Menge theils durch die Wichtigkeit
Des Gegenſtandes, cheild Durch die vorzägliche Guͤte
ber Bearbeitung. * In der Einfamkeit find bey⸗
nahe alle wichtigen Werke, die der menſchliche Geiſt
jemals hervorgebracht, entflanben, fie ift die Mut⸗
ter aller unſrer beſten Kenntniſſe, fie hat den wich⸗
tigſten Einfluß auf unſre Denkungsart, Geſinnun⸗
gen, Sitten und Handlungen. Wie fruchtbar
mußte alſo die Unterſuchung derſelben werden, weun
fie von einem Manne angoſtellet wurde, der mil
dem Scharffinne . eines Weltweifen, und mie.
- — E3 | der
⸗
70 Johann Georg Zimmermann,
der Naturkenntniß eines Arztes, auch diejenigen
Einſichten in die Geſchichte ver Menſchheit verbin⸗
det, ohne welche ſich Gegeuſtaͤnde von dieſer Natur
nie recht gruͤndlich behandeln laſſen. Zum Ungluͤcke
war Hr. Zimmermann fo mit gerſtreuenden Ge⸗
ſchaͤfften überhäuft, daß er feine Materie nicht ganz
erfchöpfen, ſondern nur einzelne und zerſtreute Be⸗
merkungen daruͤher ſammlen, und auf dieſe und jene
Unterſuchung mehr hinweiſen, als fie ſelbſt vollen⸗
den. konnte. Wie viel demunerachtet dieſe Ab⸗
handkung Merkwuͤrdiges enthalten urkffe, mag ber
Leſer ans folgendem Yuszuge beurcheilen.
Es .giebt, jagt Hr. Zimmermann, zioegerleg
Arten von Einſamkeit. Die eine beſteht in der
ftändig gegenwärtig hat, bie andere iſt die Entfers
nung von ber Geſellſchaft der Menſchen. Die
Abweſenheit ſolcher Ideen, die unfere Seelegern bes .
letztere iſt der eigentliche Gegenſtand feiner Abhands
lung; bach mußte ben Delegenheit auch etwas von
der eufteren gefagt werben. Haupfſaͤchlich ſucht er
die Bewegungsgruͤnde auf, Die ben Trieb zur Eins
ſamkeit Bervorbringen, und da diefer Trieb nicht fo
gemein ift, als der zum geſellſchaftlichen Leben, fo haͤlt
es Hr. H. für nöthig, zuerſt die befannten Bewegunge⸗
gruͤnde des letztern aufzuſuchen, um aus dieſen
jene finden zu koͤnnen. Nicht nur unfee Veduͤrſ⸗
niffe, fagt er, fonbern. such der natuͤrliche und ans
geborne Trieb der Kreatur, mit ähnlichen Kreatu⸗
ven zu leben, haben die Bande der Gefellfchaft ges
knuͤpft. Was iſt aber eigenclich in dem Umgange
mic ahdnlichen Kreaturen Angenehmes fuͤr uns? Die
gegenſeitige
"über bie Einfamfeit. Eu zı
gegenſeitige Mittheilung unſerer Gedanken und Em⸗
pfindungen, die Freundſchaft, der unwiderſtehliche
Reitz der Sinnlichkeit, die Liebe. Hierzu koͤmmt
noch der beberdruß, den die Beſchaͤfftigung mit ſich
ſelbſt bey‘ denen herborbringt, die ihre Geele in eine |
lebhafte und beſtimmte Thaͤtigkeit zu fegen in
ſich ſelbſt nicht Stoff. genug finden. Dieſe Ems
pfindung des Lieberdruffes nennt Sir. Zimmermann
Die Langeweile, - und finder ihren Urfprang in ber
Abweſenheit angenehmer Ideen. ie treibt rhätige
Seelen in die Einſamkeit und gemeinere Köpfe in
Die Geſellſchaft. Die Langeweile ift ein Zuftand
ber Unwirkſamkeit unſrer Seele, deren ganze Gluͤck⸗
ſeligkeit in der Thaͤtigkeit beſtehet. Die ſinnlichen
Einbruͤcke, die einen gemeinen Kopf allein in Thaͤ⸗
tizkeit zu feßen vermoͤgend find, verhindern bie eis
gentliche hoͤhere Thaͤtigkeit eines denkenden Mena’
ſchen. Aus Langerweile fliehen alfo gemeine Köpfe
Ae Einſamkeit und fuchen ie Geſellſchaft, in der ihre‘
Zufriedenheit wieberhergefiehlet wird. Aber auch
gute und lebhafte Köpfe finden oft Geſchmack an
van geſellſchaftlichen Bergnügungen: denn ihnen, die
für alle Eindruͤcke gleich reigbar find, giebt der Um⸗
garig mit andern immer Stoff genug zum Denfen
und zum Lachen. : Im Vorbengeben fagt Hr. Zim⸗
merinann etwas von denjenigen Linglücklichen, deren
Armuth des Geiftes und uͤble Beſchaffenheit des
Körpers, fie eben ſo untuͤchtig macht, in der Gefell⸗
ſchaft als in der Einſainkeit Vergnuͤgen zu finden.
Eu - 7.
72 Johan Georg Zimmerart,
Nech kommen bey einigen Menſchen antenne
Bewegungsgruͤnde hinzu, die die ihnen eingepflanzte,
Neigung zum gefellfchaftlichen Seben verftärfen. Dies
fe find die Gefahren der Ruͤckſicht auf uns felbft, die,
Erinnerung eined. vergangenen, ober Die Borftellung,
eines Fünftigen Ungluͤcks, das Vorurtheil welches.
vielen beygebracht wird, und welches befonbers die:
feinere Welt beherrſchet, daß die Einſamkeit an ſich
etwas Trauriges fen und bie gefeligen. Neigungen
im Menſchen erſticke.
Der Trieb zur Einſamkeit ſcheint, ſo ſagt Hr.
Zimmermann, in feine erften Begriffe aufgelöfers
allemal ein Trieb zur Ruhe. Later der Ruhe ver⸗
ſteht Hr. Z., die Entfernung von allem, was uns
von unſerm antgenehmften Denken abhaͤlt. (Uns:
tet dieſem allen find ohne Zweifel aͤuſſere Verhaͤlt⸗
niſſe, und nicht innere Beſtimmungen der,
GSeele zu verſtehen.) In ihren. Schooß wirft:
ſich, Niebengebrücft von ber. Laſt ermuͤdender
Geſchaͤffte und Arheiten, ber Held, ber Tageloͤh⸗
ner, der Regent, der Staatsmann, um die Kräfte,
wieder zu ſammlen, die er durch Die Anſtrengung
verloren hatte. Hier vergiße er ſeiner Sorgen,
ſeiner Encwuͤrfe ‚ und den Blicken richtender Zus.
ſchauer entzogen, vergnuͤgt er ſich an der Erinne⸗
rung des Vergangenen, ober erſetzt ben Verluſt
ſeiner Guͤter und Hoffnungen durch die ſtillen Ver⸗
gnuͤgungen des Geiſtes. Dieſe Vergnuͤgungen
ſucht in der Einſamkeit der Ungluͤckliche, weil fuͤr
ihn die Welt keinen Reitz mehr hat, der Freund
der Wahrheit und der Tugend, teils aus Mißver⸗
anugen
re die Einf 2.7
— und Std: vor der Welt, theils aus
Begfetde, feinen Geift und. fein Herz immer mehr . .
zur Erkenntuiß und, zum. Sepühle. des Wahren und
Guten zu erheben. . Sein Wkel vor der Weltwirb
durch das Eitsgegengefegte in den Sefinnungen und
durch den daraus ent ſtehenden Haß von beyden Sei⸗
ten verurſacht, und durch das Verlangen unabhaͤn⸗
gig zu leben vermehrt. Die Begierde nach Bofkt
kommenhait des; Geiſtes treibt in die. Einſamkeit.,
well da der Geiſt dem Zwange entriſſen ungehemut
an fein, Bervollfommupg- arbeiten, und die
Seele ſich / Adiejenige Energie ber: Gedanken und
„Geſinnungenerwerben kann, mit der man ſich nach⸗
„her im Umgange der Welt ihrer Unvernunft und
»igren Laſtern encgegenſetzet, wie ein feſter Damm
„dem ungeftümen leer. Die Begierde nach Berk?
Beyfalle anfgefährter Maͤnner iſt hierbey nicht uns
wirkſam. De Chriſt ſucht ſech in der Einſamkeit⸗
in eine Unabhaͤngigkeit vom Irrdiſchen zu verfetzen,
das ihm in dem erhabenen Nachdenken uͤber feine!
Beſtimmung, und in der. Vorbereitung zu derfelben,;
hinderlich ſeun wuͤrde. Den Schwoaͤrmer verbirgt ſich⸗
in ihr, a0 Furcht, durch Umgend wirandern. Men⸗⸗
ſchen, — Beſchaͤfftigungan und Vergnuͤgen ben;
Welt, fen hailiges Ich zu enturnhen: Dex Mau
ſtheufeind, us das Gift ungeſtraft auſsgießen gu Eins‘
nen, das in ihm zubereitet wied um ſeine Miman
fin ten
- „Seite neh Stande erwecken. oft bie Einfoms.
Brit mit der Geſellſchaft aus keiner andern Lirfache,:
als 1a aus Sie zat — die es beſublt, iu: Somu.
mer
„x Johann Deorg Zimmerinann,
mer auf dem Lande zu fee. Andete ſuchen dieſelbe aus
Ehrſucht, denn diejenigen, die / ſich freywillig den
Vortheilen des geſellſchaftlichen Ledens ent,iehen,
haben zu allen Zeiten einer allgemeinen Hochachtung
genofien. Noch andere aus Heuchtley, um die
aͤuſſorlichen Merkmahle der Heiligkeit, untet denen
die. Abſonderung von der Welt das hervorſtechendſte
iſ, an ſich zu tragen. Aus Begierdeale Suͤnden
zu buͤßen, waͤhlten fie die Menſchen oft in den Zei⸗
ten; da der Aberglaube das Vorurcheil ausgebreitet
hatte, daß ein einſcnnes: Leben verbimmfflichftg ; und
aus Begierde neue zu begehen, ſieht man noch jege
eine Menge Boſewaheer in Japan die Einfoms
keit eilen. a
Nunmehr Ebene Sr. 2. auf bie. tdeyerlichen
Urfadhen des Triches zur Einſamukeit. Dis Klıma
ſcheint ihm unter dieſen die merkwuͤrdigſte su ſeyn.
Er zeiget, daß Das. Einſiedlerleben uncer.beh -orientas
lifchen Völkern’ zu allen Zeiten die miehreiten Liebs
Baber gefunden habe, aus ber Geſchichte ber gans
zen uns befannten Zeitfolge.. - Er macht uns mit dei
Eſſenern und Tgerapenten, niit ben Moͤnchen unter
ben Juden, mie veu Aſeeten Leer den Ehrifien,
und unter dan. Heben enit ben Brachmanen, GOym⸗
neſophiſten mb dem neuirn Einfiedlern der‘
Indianer und Perſet belannt. ( Im Borbengehen
So nmothwendig uns vieſe Kenntniſſe ſcheinen, um
von dem folgenden Theile der Abhandlung überzeugt
zu werden, fo warde und doch Hr. Zumermann
bier mit wenigen Worten, bie und an dats, was er
aße demmgraͤßten Theile Feiner deſer bekanne: voraus⸗
— eo fegen
uͤber die Einſamkeit. "rs
ſetzen konnte, erinnert Hätten, vollkemmen befricbis
get haben, wenn er ums bafür durch Tine weitere
Ausführung der Linterfuchungen, zu benenigentie
Chatſachen Gelegenheit gaben, entſchaͤdiget härte.)
Mas dat. Hierzu das Klima beygetragen? Die
auſſerordentliche Hitze in dieſen Sändern ſtuͤrzt ben
Geiſt in eine Traͤgheit, die ihn zum Umgange eben
fo untuͤchtig macht, als ſie ihhn an die Sitten und
Gebraͤuche der Vorfahren feſſelt. Das Meligionss
- foftem.des. Foe und das Temperament der Mor⸗
genlaͤnder ſind ebenfalls Lirfachen des Triebeo zur
Einſamkeit und des Geiſtes der Schwaͤrmerey, ber
fie zum Einſiedlerleben beſtimmte. Alles dieſes hat
Hr. Zinmermaun, wech unſerm Bevduͤnken, der pſye
dologiſchen und hiſtoriſchen Erfahrung ſehr gemäß
behandelt; und durch Die noͤchigen Beyſpiele beſt̃
tiget, Endlich Rinne. udch Die Regierungsverfaſt
ſung Hinzu, der Defpotifums, (ein wichtiger Punkt)
Berbiejenigen, bie fee zu denken gewohnt find, oder
in denen wenigſtens eine Borempfindung von beni
Erhabenen und Edlen dieſer Wolluſt des Geiſtes, eine
unausloͤſchlich brennende Begierde darnach erregt
hat, in wuͤſte Eindden treibt, wo ſie allein dieſes Gut
fütden,, das ihnen ſchaͤtzbar genug ift, um es inte dem
Berka aller andern zu. erkaufen.
Wir habennunmahr die gefrigen Barker
tungen gemacht, die Abhandlung ws Hr. 3. im
Sanjen zu uͤberſehen. Wir wollen ihre einzelnen
Zeile in derjenigen Ordnung vortragen, - worin
ie’ fi) unſrer Seele am leichteſten darſtellen; unb
wir olauben von ihrer Feuqheharleit ——
eweis
‘
76 Sohaiin Georg Zimmermann, |
| Beweis geben zu koͤnnen, als wenn wir unfern Ic
fern die Sedanken tmittpeiben, die ſ eben ans Dream
laſſet hat.
Das geſellſchaftliche eben und Bas vonder eu
fellfehaft abgefonderte, ſcheinen una beyde von zweyer⸗
ley Gattung zu ſeyn. Oft verfichen wir.unter bee
Wefelifchaft diejenigen Verbindungen, welche Dir
Wefriedigung gewiſſer "körperlicher Webürfniffe,
Wohlſtand, Bequemlichkeit, Sicherheit zum letz⸗
on Zwecke haben; oft einen ſolchen Umgang wit uns
vern Menſchen, zu dem uns bie Beduͤrfniſſe unſres
Geiſtes veranlaſſen. Die Entfernung von.ber ers
ſtern iſt das Einſiedlerleben, vonder andern aber,
Einſamkeit. So wie nun jene etwas Beſtaͤndiges
a, ſo iſt auch der ihr entgegengeſetzte Zuſtand,
das Einfiehlerieben, etwas ununterbrochen Fortdau⸗
rendes; wie aber dieſes etwas abwechſelndes iſt, ſo
iſt es auch die Einſamkeit. |
Dieſe zwey entgegengeſetzten Dinge, gefells
ſchaftliches und abgeſondertes Leben, wer ſollte wohl
glauben, daß ſie ihren Grund in eben derſelben Be⸗
ſtimmung unſrer Seelen haben könnten? Wirfind
zu dieſem Gedanken durch Hr. Z. ſelbſt veranlaſſet
worden. Unſete Bebürfniffe, wenigſtens bie Be⸗
duͤrfniſſe unſers Koͤrpers, koͤnnen Veranlaſſungen,
aber nicht Urſachen der geſellſchaftlichen Verbindung
unter den Menſchen ſeyn, dieſes, glaube ich, iſt dutch
pie Streitigkeiten, die zwiſchen Roußeau und feinen
Gegnern porgefallen find, auf einen gewiſſen Grab
‚ber Wahrſcheinlichkeit gebracht, der ben ung in dieſen
Dingen eben ſo ſtark als die Gewißheit wirkt. Das
I was
—X
6
Hr die Einfamkeit. 72
was Hr. 3. eitien angebornen Trieb zum Umgange
mit aͤhnlichen Geſchoͤpfen nennet, iſt ſelbſt nach de
nen Erfahrungen, die er angiebt, nichts anders, als
das Beſtreben unſrer Seele ihrer Wirkſamkeit
Nahrung und ihrer Thaͤtigkeit eine beſtimmte Rich⸗
tung zu geben, das Beſtreben nach Vollkommen⸗
beit. Ulnd iſt nicht auch eben dieß die Quelle ders
jenigen Neigung, um deren willen wir uns in die
Einſamkeit aus der Geſellſchaft zuruͤckziehen? Wir
wollen für jetzt das annehmen, was Hr. 3. ſagt,
der Trieb zur Einſamkeit fey, in feine erſten Begriffe
- aufgeldfer, ein Trieb zur Ruhe. Allein was heiße
ein Teich zur Ruhe? Scheint es nicht eine Para» j
dofre zu feyn, wenn man der Seele einen Trieb zur
Thaͤtigkeit zufchreibt, der.und bewegt die Sefellfchaft,
und einen Trieb zur Ruhe, der uns noͤthiget, die Eins
ſamkeit zu fuchen? Allein diefer Trieb zur Ruhe
iſt in der That nichts anders als der Trieb zur Thaͤ⸗
rigkeit, nur voneiner andern Gattung als diejenige,
zu der wir indem Umgange mit andern veranlaflet .
werben. Die Ruhe iſt der Zuftand, in welchem
wir uns ungeſtoͤrt, ununterbrochen, unfern anges
nehmſten Ideen überlaffen koͤnnen: und beruße
alſo nicht derfelbe, eben fo mohl als dad was ung zum
geſellſchaftlichen Umgange veranlaßte, auf dem
Deftreden unfrer Seele nach Vollk ommenheit ?
Wie aus dieſem Triebe die beyden Arten der Geſell⸗
ſchaft entſtehen, von denen wir geredet Gaben, das
von har uns Hr. 3. fo viel gefagt, daB wir nurein
wenig eignes Nachdenken anzuwenden brauchen,
um e6 auf alle.die Faͤlle anzuwenden/ die wir uns
dieß⸗
so Johanun Geei Zunmetnann,
die Triebfeder aller Handjungen iſt, . werben
‚Eroberer, die-aber, bey denen ein hoher Grab
von Empfindſamkeit, ohne der Größe ihrer übris
gen Eigenfchaften etwas zuentziehen, ein allgemeis
nes Wohlwollen gegen das menſchliche Gefchlcche
hervorgebracht hat, werden Wohblthaͤter deſſelben
im allgemeinſten Verſtande. Und dieſe letzte⸗
ren allein, glaube ich, ſind unter gewiſſen Verhaͤlt⸗
niſſen, ich meyne wenn ſich ihren menſchen⸗
freundlichen Abſichten unuͤberwindliche Hinderniſſe
entgegen ſetzen, wenn Undank und Bogheit dem
Erfolg ihrer Bemuͤhungen entgegen ſtreben, faͤhig
das utinam una ceruix über das ganze menſchliche
Geſchlecht auszurufen. Danke es, Welt, deinem
Regierer, daß ihre Macht ihrem Vermoͤgen nicht
gleich koͤmmt; mir ihnen verglichen wuͤrden Die Nero⸗
ne weniger Ungeheuer fcheinen! Vey diefem Mans
gel der Macht ift die völlige Entfernung von aller
Berbindung mit den Menſchen, find Läfterungen
wie Timons, das Einzige was fie thun koͤnnen, um
der an ihnen zehrenden Leidenschaft einigen Schatten
von Befriedigung zu verfchaffen. Diefe Elenden
verdienen mehr bebauret als gehaflet zu werden;
‚unter einem glücklichern Geſtirne geboren, wuͤr⸗
ben fie eine Menge Menſchen in das golbne Zeital⸗
ter verſetzt haben.
Eine lebhafte Einbildungekraft, ein ſchwarzes
Gebluͤt und verdorbene Saͤfte, bringen, wenn ſie
zuſammen kommen, einen mißtrauiſchen Tharakter
hervor. Aber fie muͤſſen im hoͤchſten €: abe wirk⸗
ſam ſeyn, fie muͤſſen ſich in einem Menſchen aͤuſ⸗
ſern,
über die Einfamkeit. " Er
fen, der.einen hohen Grad der geiftigen Vollkom⸗
menheit befige, wenn das Mißtrauen allgemein,
und feine Wirkung ſtark genung ſeyn ſoll, die Kette
zu zerreißen, durch die wir an die menfihliche Ges
fellfchaft gefeffelt find. Beyſpiele von Menſchen, die
Diefes Mißtrauen in Einöden getrieben, muͤſſen
noch weit feltener feyn, als vonfolchen, ben denen eg -
der vorhinungeführte Bewegungsgrund gethan hat.
Denn uns feheinet das Mißtrauen unter allen uns
angenehmen Bewegungen die wenigften angenchs -
men Ideen in dee Seele übrig zu laffen, ohne der
Beſchaffenheit des Körpers daben zu gedenfen, und
es kann alfo, befonders indiefem Grade, in denmeis
ſten Faͤllen nichts anders als Raſerey oder Verzwei⸗
felung hervorbringen. |
Denken und Empfinden, oder die Werfzeuge zu
beyden, der- Berftand und das, was wir dag Herz
- zu nennen pflegen, haben zwar von Natur eine
genaue wechfelfeitige Bezichung auf einander, und
machen, wenn wir uns bemühen, bende auf gleiche
Weiſe auszubilden,den vollfommenen Menfchen aus:
allein wenn wir über der Ausbildung des einen das
andre vernachläßigen, fo nimmt die Bollfommens
heit deſſelben in eben dem Grade ab, in welchem die
Vollkommenheit des andern fteiget; eben fo wie
bey denen, die ihre Lirtheilsfraft mehr als das Ge⸗
daͤchtniß gebraucht haben, das letztere ſchwach und
endlich ganz unvermögend wird. Lind fo geht es
auch bey der Spekulation. Lleberlaffen wir uns
derfelben ganz, fo werden wir von der wirklichen
Welt fo abgezogen, daß wir endlich unfere Menſch⸗
Y7.3ib[.XV1.23.1.9r- 38 heit
82 Johann Georg Zimmermann,
heit daben vergefien. Ale Gegenſtaͤnde, die ſich in
der Gefellfchaft darbieten, find alsdunn für uns von
gleicher Erheblichkeit, nemlich alles hat nur in fo
feen einen gewiſſen Werth, als cs zur Nahrung
unferer Leidenſchaft diene. Wir empfinden nicht
mit andern Dienfchen, wir empfinden nur das Vers
‚gnügen, in ihren Empfindungen, eder in der Bew
anlaffung derfelben entweder neue Quellen des Nach⸗
denkens zu entdecken, oder unfen Reichthum von
Betrachtungen zur Beftätigung unferer Spfteme
vermehrt zu ſehen. Was ift aber die Geſellſchaft
für einen Menfchen, ohne die Sympathie, die uns
eben am meiften mit andern Menſchen verbindet,
anders als eine Eindde? Lind gewiß ift fie die unanges
nehmſte unter allen, wenn feine Spefulation nicht
von der Art ift, daß fie ihm Gegenflände derfelben
zufuͤhret. Jetzt iſt er vielleicht mit der Entwicke⸗
lung des Begriffs Bewegung, Luſt, Vollkom⸗
menheit oder ſo etwas beſchaͤfftiget, und was braucht
er hierzu die Geſellſchaft der Menſchen? Was iſt
in derſelben, das ſeine Seele von der ihr eigenthuͤm⸗
lichen Beſchaͤſſtigung auf eine angenehme Weiſe zu⸗
ruͤckziehen koͤnnte, ſie, die kaum noch der unwider⸗
ſtehliche Reitz des Beduͤrfniſſes in die Welt zuruͤck⸗
zuziehen vermag?
Bey dem Schwaͤrmer ſcheinen alle die jet an⸗
gegebenen Urſachen zuſammen zu wirken, um ihn
zum vollkommenen Einſiedler zu machen. Seine
Begriffe von Heiligkeit bringen in ihm Haß oder
doch Verachtung der Menſchen hervor, welchein
diſemn dalk einerley Wirkung baben nemlich die
| Ent:
über die Einfamteit. 33
Entfernung von ihnen. Die mit feiner, lebhaften
oder feurigen Einbildungskraft verbundene üble Lei⸗
besbeſchaffenheit macht ihn mißtrauiſch und Furchta
ſam, und bie ungezaͤhmte Wirkſamkeit der erſteren
macht ihn gegen alles unempfindlich, was mit der⸗
ſelhen nicht uͤbereinſtimmt. Das Schreckliche der
Exwoͤden, in denen eine beſtaͤndige Dunkelheit herrſchet,
E denan nichts als das fuͤrchterliche Geſchrey der
wilden, Thiere gehert wird, find Mafrungsmisseh
fuͤr feinen verwöhnten Geiſt bey denen er ſich eben
fo wahl befindet, als ein Geſunder bey dem Ans
ſchauen eines: ſeelenvollen Gemaldes oder bey dem
Anhoͤren einer meiſterhaften und mit dem gehoͤrigen
Ausdrucke abgeſpielten Muſik. Dieſer Einſiedler
bat es nun in der Welt, beſonders in den Gegenden
deren Hr. Zimmermann erwähnt, zu allen Zeiten
fehr. viel gegeben, . Die Lirfachen hiervon, bie
Inden Klima der Laͤnder und in dem Temperament?
der Völker zu ſuchen find, wollen wir, da fie Hr
Zimm. bereits angegeben hat, nicht ‚wiederholen
Allein. es’ fen ums laubt denenjenigen noch weirer
nachzuforſchen, die Hr. 3. wegeh der Hinderniffe,: fo
u der Ausführung feiner Abbandlung entgegen ſtunden,
nur bloß berüßren fonnte
Lebhafte Köpfe, das ift folche, deren Einbildungs⸗
fraft fehr wirkſam und feurig ift, haben alle einen
gewiſſen Enthuſtasmus, ber fie zur Hervorbringung
geroiffer Veränderungen im Staate oder im Reiche
der Wiſſenſchaften tuͤchtig machen würde, wenn ihre
Kenntniſſe nicht ſo eingeſchraͤnkt, die Wege zu meh⸗
sen zu gelangen nicht fo geſperrt, und durch den
| 2
Deſpo⸗ |
—
!
84. hohann Georg Zimmirmann,
Deſpotiemue ihrer Wirkſameit nicht ſo enge
Schranken vorgeſchrieben waͤren. Sie zu —8*
brechen, wuͤrde eine Staͤrke des Seiſtes und einen
Much erfodern, der ihnen ganz und-gar gebricht.
Denn das iſt es eigentlich, worin die Traͤgheit der
Morgenlaͤnder beſteht; nicht der Mangel der Leb⸗
haftigkeit des Geiſtes, ſondern eine ſchlaffe Seele,
deren Thaͤtigkeit bey jedem Widerſtande ihre Richtung
veraͤndert, pder die Furchtſamkeit. Der einzige
Gegenſtand, an dem ihr Geiſt feine Wirkſamkeit
auſſern fan, iſt die Religlon. Ehre Religion, die
durch das BVildliche, in welches fie gehuͤllt iſt, durch
das Uebertriebene in ihren Foderungen an den Mens
ſchen, der Schwaͤrmerey zu ihren ſonderbarſten Aeuſ⸗
ſerungen die geſchickteſten Mittel an die Hand giebt.
Dieſe Schwaͤrmeren iſt alſo unter den angefuͤhrten
Unmnſtaͤnden das Hoͤchſte, worzu ſich der menſchliche
Geiſt erheben kann, und erregt die Bewunderuͤn
ſolcher Mationen, die wegen ihrer Natur und
Staatsverfaſſung zu nichts Erhabenen faͤhig ſind
Diejenigen, die ſich durch ſie zur gaͤnzlichen Abſon⸗
derung von din Menſchen verleiten ließen, finden
Nachahmer, und auf. diefe Art ſcheint uns das
Mönchsleben entfianden zu ſeyn. Die meiften diefer
Nachahmer wurden vom Ehrgeiz getrichen. Das
Verdienſtliche und die Farbe von Heiligkeit, -
Die dieſer Stand. in den Augen des Volks hat,
- Das-Anfehen in welchen er ſteht, können zu dieſen
Mrfachen noch diejenigen hinzu hun, deren Hr. 3
swähnet, die Scheinhaligkeit, das Verlangen
* ‘ ” l .
un . über die Einfamfeit,
alte Sunden au bůßen oder neue ungeſtraft begehen
u. fünnen. |
Die Bedirfniffe unfere Geiſtes koͤnnen nicht
vleß in dem Umgange mit aͤhnlichen Se |
‚ fanden auch auſſer demfelben durch Leſen, Be
trachtung der Natur u. |. w. befriedigeg werden. Ge⸗
zoohnheit, Temperament, Nothwendigkeit, und
ich weis ſelbſt nicht, was für Umſtaͤnde mehr, koͤn⸗
nen ung beflimmen, eines von diefen beyden Mit⸗
teln Ideen zu erhalten, dem andern vorzuziehen.
Die Verfchiedenheit der Neigungen der Menfchen
zur Einfamfeit-und zum gefellfchaftlichen Leben aus
dieſem Geſichtspunkte betrachtet, Fann ung zwar
die verſchiedenen Wirfungsfreife und Plane der‘
Menſchen, aber nicht die Berfchiedenheit der Größe
Des Geiſtes und der Stärke der Seele entdecken.
Allein dieſes wollen wir auch jet noch nicht wiſſen.
Wir wollen bloß unterſuchen, und was wir finden
als eine Beute betrachten, die uns vielleicht mehr
ein gluͤckliches Ungefehr als unſre vorzuͤgliche Ge⸗
ſchicklichkeit in die Haͤnde geſpielet hat. | \
: Die Neigung zur Einſamkeit kann alfo aus
gweyerley Lirfachen entfichen. Theile daher, weil dies
. jenigen Begriffe, Vorſtellungen und Empfindun:
gen, die uns in der Geſellſchaft zugeführt werden, .
‚fremd für uns find, das heißt, auf unfer eignes
. Suftem von Gedanken Beine Beziehung haben, theils
‚aus dem Beftrcben, unſre gefaßten Ideen in die Ver⸗
bindungen zu bringen, in welchen wir ſie am lieb⸗
fen betrachten. Wir wollen uns durch ein Bey⸗
oil verſtanduch in _ ſuchen. Wir fehen bey
4
BE Johann Georg Zinmermann,
einem alten verfallenen Gebaͤude beftändig eine ger
wiſſe Anzahl Arbeitsleute ab⸗ und zugehen, und eben
ſo ſehen wir an einem aͤhnlichen Orte beſtaͤndig Kraͤ⸗
den und Stoͤrche und dergleichen Voͤgel hin nub
ber fliegen. Wir fagen von den letztern, daß fr
ſich gern an wuͤſten verfallenen Oertern aufhalten,
. weil wir fie beſtaͤndig da fehen, und fie wuͤrden viel⸗
kicht eben diefes aus denfelbigen Gründen. von
uns fagen. Und doch find die Bewegungsgruͤnde,
die diefe Menfchen von denen, die dieſe Vögel dahin
giehen, ganz verfchieden. Die erfteren kommen of
dbahin, weil fie dafelbft die Materialivn zu ihren
Wohnungen antreffen, die letztern, weil ſie ihre Woh⸗
nungen bafelbft ungeftört aufbauen koͤnnen.
Wenn erhabene Männer in jeder Art, wenn
große Megenten, ober Helden, oder Weltweiſe, oder
Dichter fih bißweilen indie Einſamkeit wuͤnſchen,
fo ift eg gewiß nicht die Einfamteit felbft, oder etwas
in derfelben, das fie ſuchen, fondern gewiß dieſes
letztere, die Bequemlichfeit, ungehindert für ſich den⸗
fen zu Finnen. Die Einſamkeit, die fie wuͤnſchen,
iſt alsdann gegen die Geſellſchaft oder die Zerſtreuun⸗
gen, die fie in derfelben umgeben, wie das Jero gegen
eine gewiſſe Zahl. Und eben diefe Urfacheifl es auch,
warum der Linglückliche, der Chrifk, der Schwäctner,
und jeder Menfch, deffen Seeleeiner eigenchuͤmlichen
Thaͤtigkeit fähig iſt, fich in die Einſamkeit begiebt.
Allein wenn alle Ai von denenich jetzo geredet habe,
eine beſtaͤndige Meigung zur Einſamkeit haben ſol⸗
ten; fo muͤſſen fle entweder aus Nothwendigkeit,
oder aus Gewohntzeit, oder ans Antrieb des Tem⸗
peramente
+
> über die Einfaimkeit. 87
peraments die erftere Neigung. mit diefer verbinden,
nemlich die, die Materialien ihres Denkens lieber
auffer, als in der Geſellſchaft der Menſchen zu ſu⸗
ven. Denn was würde wohl der theatraliſche Dich
ter, was der. Moralift, der Staatsmann, was
würden alle diefe fagen, wenn man fie ganz aus der
Geſellſchaft der Menſchen verbannen, wenn man
die Quelle verftopfen wollte, aus welcher ihre Ge
danken, Ausdräde, Beobachtungen und felbft ihre
Syſteme gefloffen find?
Die Urfachen aber, warum viele auffe der Ge⸗
ſellſchaft der Menfchen diejenigen Ideen fuchen, die
ihnen noͤthig find um felbft denfen zu koͤnnen, find,
wie wir fchon oben angeführt haben, theils im Tem⸗
petamente, theils in der Gewohnheit, fheils in der
MNothwendigkeit zu fuchen. Im Temperamente, bey
allzureigbaren Naturen, deren Empfindfamfeit für
den Umgang mit der Welt zu zärtlich iſt, oder die '
durch die Schönheiten der Natur am meiſten gerührt
« werden: In der Gewohnheit bey folchen, die von
Jugend auf in der Entfernung von allem Umgange
mie Menſchen erhalten, cin Wefen angenommen
haben, das fie zur Gefelifihaft anderer und andere
zu ihrer Geſellſchaft gänzlich ungüchtig macht. In
der Morhwendigfeit, ben ſolchen, die durch) den
Endzweck, den fie ſich in der Welt zu erreichen vor:
geſetzt haben, auf gewiffe Dinge, die in einer von
der Geſellſchaft der Menfchen entfernten Gegend
“ biegen, hingezogen werden, oder die durch die Ber:
fbiedenheit der Gefinnungen und Neigungen ſich
, “54 von
88 Pindari Carmina, |
von dem gemeinern Hauffen der Dienfchen ‚zu ent
fernen genöthiget find. |
Dieſes iſt ein Theil der Gedanken , die Hrn.
Bimm. Abhandfung bey uns veranlaßt hat, und
einige davon hätten wir gewuͤnſcht, durch Hrn. 2.
ſelbſt bearbeitet zu fehen. Befonders winfchten wir,
daß er ſich über die Einflüffe der Einſamkeit auf die
noch unbeftimmten Charafter der. Kinder mehr ers
klaͤrt haͤtte. Wir glauben, wenn er als Arzt ımd
Weltweiſer zugleih, die fhädlichen Folgen der
bey Aeltern nicht ungewöhnlichen Denfungsart, da
fie ihre Kinder häufig der Einſamkeit überlafken,
ober fie wohl gar vor der Verführung dadurch zu
beivahren glauben, entwickelt hätte; fo würde das
‚ bey manchen von, fehr guter Wirkung geivefen fegn.
Und wie viel hätte niche hierzu diejenige Beredſam⸗
keit betragen Fönnen, die ihn felbft bey den ſcharf⸗
finnigften Unterfuchungen nie zu verlaffen pflege, ob
fie gleich zuweilen der anfchauenden Deutlichfeit
‚mehr entgegen ift, als fie befördert! RR.
7 |
Pindari Carmina cum ledtionis varietate.
Curauit Chriftian Gottlob Heyne,
Goettingae 1773. 8.
er Mangel an einer bequemen Hanbausgabe
des Pindar, iſt die Urſache der gegenwaͤrti⸗
gen geweſen; und hiemit ſagen wir zugleich, von
welcher
I
& 1
eur. ©. G. Heyne, 8
welcher: Eike man fie betrachten ſoll. Keine mie
. Anmerkungen überhäufte Ausgabe foll fie feyn; fie
fol den Tert liefern, und inder Verſchiedenheit der
Lesarten zugleich die Geſchichte deſſelben, und Mit⸗
tel, ihn zu berichtigen, und uͤberall das Beſte zu
wählen. Die Opforder Ausgabe, die Hr. Heyne
zum Grunde legen wollte, thatihm nicht Genuͤge;
unvermerkt fand er fi) aljo genoͤthiget, ſelbſt zu
unterfuchen, ' wie der jegige Tept in den Ausgaben
des Pindar nach und nad) entfianden wäre. Die
Boͤttingiſche Bibliothek fegte ihn in den Stand,
von allen Ausgaben, die einen kritiſchen Nutzen
haben, Gebrauch) zu machen. Wir nehmen vor
allen Dingen die Gelegenheit mit, von den vers
ſchiednen Ausgaben dies Dichters aus Hr. H.
Vorrede eine kurze Machricht zu liefern, von wel⸗
her gewiffermaßen das Lirtheil über den Werth der
gegenwärtigen abhaͤnget.
VUeberhaupt iſt die Grundlage des Pindariſchen
Teftes die Roͤmiſche Ausgabe, die beym Zacharias
Kalliergus herausgekommen, und noch genauer als
die Aldiniſche iſt. Die folgenden vom Cratander,
Brubach und Morell ſind der Roͤmiſchen gefolget,
und wie uns duͤncket, kann man wohl davon ſagen,
nomerus ſunt. Stephanus hat, wie gewoͤhn⸗
lich, aus allen vorigen einen Text zuſammengeſetzt.
Für Deutfchland war es eine Ehre, daß Erasmus
Schmid, unerachtet er dem Aldus und Kalliergus
folgte, dennoch vom neuen den Anfang machte,
Handſchriften zu vergleichen, und. dem Pindar eis
en wahren Dienft zu thun. Die Orforder Auss
85 gabe
S
J L
un. C. G. Heyne. 91
= nen, wenn man bedenkt, wie bie Uebergänge des
u Dichters befchaffen find, und wie gerne er einzu⸗
ſchalten pflegt.
B
s» Es würde wider die Abſicht Defer Mecenſion
s laufen, wenn wir ein Verzeihniß von bier bemerk⸗
‚ı ten Lesarten machen wollten, wir müffen uns begnuͤ⸗
‚' gen, die Art, wie fie geſammlet find, anzuzeigen,
cı Miche leicht Haben wir eine auch nur wenig beträches
s Lche Lesart gefunden, von welcher Hr. H. nicht feine
s Gedanken kurz geäuffert haͤtte. Die haͤufige Ders
. muthungen des bekannten Dam find faft durchgaͤn⸗
« gig angeführet, und wie leicht zu erachten, ſehr oft
„ gemißbilliget, - unerachtet wir nicht laͤugnen, daß
bdergleichen Bermuthungen dem Ausleger fehr oft
."guf die vechie Spur helfen; und in diefer Betrach⸗
zung find fie uns immer willklommen, da zuweilen
: der Irrthum, neben die Wahrheit geſtellet, die
letztere Eenntlicher macht, und Waffen zu ihre Vers
theidigung an die Hand giebt. Bisweilen werden
, Anmerkungen über den Dorifchen Dialefe, ober
die Geſchichte eingeſtreuet, und nicht felten find die
Scholien mit verglichen, Oefter, als man nad
—
Der Abſicht und dem Werſprechen des SH. Hofrathes
erwarten konnte, find kurze Erklaͤrungen angebracht,
die durch ihre Manichfaltigkeit und Guͤte denjenigen
ſchadlos halten koͤnnen, dem an den Lesarten nicht
ſo viel gelegen ſeyn moͤchte, als dem eigentlichen
Ausleger. And von dieſer Gattung der Anmer⸗
kungen? wollen wir einige Ven ſpiele geben.
. Vom
990 Pindari Carmina,
gabe hat ſich nach der Schmidiſchen gerichtet; aber
die Handſchriften, die man bey der Hand hatte, nicht
ſorgfaͤltig genug gebraucht.
Das iſt der Vorrath, ben Hr. H.genüßerhat,
‚und wir haben gefunden, daß die Sammlung der
verfehichnen $esarten, aufs forgfältigfte gemacht iſt
Sie erſtreckte fich im Anfang fo gar bis auf offene
bare Druckfehler, und augenſcheinliche Vernach⸗
läffigunigen des Dorifcyen Dialektes; doch da H. H.
in der Folgte merkte, daß der Nuten bievon uns
möglich groß fey, und man diefe Art von einer hoͤchſt
gezwungenen Vollſtaͤndigkeit leicht entbehren Fönnte,
fo ſchraͤnkte er ſich in diefem Städe ein. Sehe
wenige werden unfers Erachtens diefe Eleine Lins
gleichheit mißbilligen, da fie nichts weiter, als eine
glückliche Verachtung des Wahnes ift, daß mas
alles mögliche in diefer Act bemerfen muͤſſe, wenn
man, auf Koften der Zeit und des wahren Nutzens,
recht genau ſeyn wolle.
Die Handſchriften, die man bisher. verglichen
Bat, find nah Hr. H. Bemerkung alle neu: vet⸗
muthlich hat er es aus dem Werthe ihrer $esarten ges
ſchloſſen; die man freylih am beften ‚beurcheilen
fann, wenn man’ Herausgeber ift.
Die Ausgabe felbft ift fo eingerichter, daß un⸗
ter dem Terte die verfchiedenen $esarten in fortlauf:
fender Reihe ſtehen. Beydes ift überaus ſchoͤn ges
druckt, und macht dem DBerleger Ehre. Eigentlid
hat Hr. H. Feine neue Recenſion liefern wollen; die
Unterfeheidungszeichen aber hater nach feiner Einficht
geändert, Dieß wird man mit vielem Danke erken⸗
nen,
v L
‚ar. €. G. Heyne. og
nen, wenn man bedenkt, wie bie Uchergänge des
Dichters beſchaffen find, und wie gerne er einzu⸗
ſchalten pflegt
Es würde wider bie Abſicht dieſer Wecenſlon
laufen, wenn wir ein Verzeichniß von hier bemerk⸗
sen Lesarten machen wollten, wir muͤſſen uns begnuͤ⸗
gen, die Art, wie fle geſammlet find, anzuzeigen,
Micht leicht haben wir eine auch nur wenig betraͤcht⸗
Uche Lesart gefunden, von welcher Hr. H. nicht feine
Gedanken kurz geaͤuſſert haͤtte. Die haͤufige Ver⸗
muthungen des bekannten Paw ſind faſt durchgaͤn⸗
gig angefuͤhret, und wie leicht zu erachten, ſehr oft
gemißbilliget, unerachtet wir nicht laͤugnen, daß
dergleichen Wermuthungen dem Ausleger ſehr oft
‚auf die rech:e Spur helfen; und in dieſer Betrach⸗
tung find fie uns immer willfommen, da zuweilen
der Irrchum, neben die Wahrheit geftellet, die
Ichtere kenntlicher macht, und Waffen zu ihre Vers
theidigung an die Hand giebt. Bisweilen werden
Anmerfungen über den Dorifhen Dialeft, ober
‚die Geſchichte eingeſtreuet, und nicht ſelten find die
Scholien mit verglichen. Defter, als man nach
der Abficht und dem Verſprechen des H. Hofrathe
erwarten fonnte, find kurze Erklärungen angebracht,
Die durch ihre Manichfaltigfeitund Guͤte denjenigen
ſchadlos Halten Fönnen, dem an den Sesarten nicht
fo viel gelegen feyn möchte, als dem eigentlichen
Ausleger. And von diefer Gattung der Anmer⸗
kungen wollen wir einige Benfpiele geben.
: Vom .
90 Pindari Carmina;
gabe hat ſich nach der Schmidiſchen gerichtet; aber
bdie Handſchriften, die man bey der Hand hatte, nicht
. forgfältig genug gebraucht.
Das ift der Vorrath, den Hr. H. genuͤtzet hat,
‚und wir haben gefunden, daß die Sammlung ber
verfehichnen $esarten, aufs forgfältigfte gemacht iſt
Sie erſtreckte ſich im Anfang fo gar bis auf offene
bare Drudfehler, und augenf&einliche Vernach⸗
läffigungen des Doriſchen Dialeftes; doch da H. H.
in der Folgte merfte, daß der Pugen hievon ums
möglich groß fey, und man diefe Art von einer hoͤchſt
gezwungenen Vollftändigkeit leicht entbehren Fönnte,
fo ſchraͤnkte er ſich in diefem Städe ein. Sehe
wenige werden unfers Erachtens diefe Fleine Lins
gleichheit mißbiligen, da fie nichts weiter, als eine
gluͤckliche Verachtung des Wahnes ift, —— man
alles mögliche in diefer Art bemerken müffe,
man, auf Koften der Zeit und des ofen Ruten,
recht genau feyn wolle.
Die Handfehriften, die man bisher verglichen
hat, find nach Hr. H. Bemerkung alle neu: vers
muthlich hat er es aus dem Werthe ihrer Lesarten ge
ſchloſſen; die man freyli am beften beurtheilen
kann, wenn man’ Herausgeber ifl.
Die Ausgabe felbft ift fo eingerichtet, daß un⸗
ter dem Terte die verfchiedenen Lesarten in fortlauf⸗
fender Reihe ſtehen. Beydes iſt überaus ſchoͤn ger
druckt, und macht dem Verleger Ehre. Eigentlich
hat Hr. H. Feine neue Mecenfion liefern wollen; die
Unterfcheidungszeichen aber hater nach feiner Einfiche
geändert. Dieß wird man mit vielem Danke erfens
\ nen,
| v
‚u. C.G. Heyne. I gr
nen, wenn man bedenft, wie bie Uchergänge des
Dichters befchaffen find, . und wie gerne er einzu⸗
ſchalten pflege .
Es weiche wider die Abſicht Bieker Mecenſion
laufen, wenn wir ein Verzeichniß von bier bemerk⸗
sen Les arten machen wollten, wir müffen uns begnüs -
gen, die Art, wie fie geſammlet find, anzuzeigen,
Dicht leicht haben wir eine auch nur wenig beträchts
liche Lesart gefunden, von welcher Hr. H.niche feine
Gedanken kurz geäuffert Härte. Diehäufige Ders .
muthangen des befannten Dam find faft durchgaͤn⸗
gig angeführet, und wie leicht zu erachten, ſehr oft
gemißbilliger, unerachtet wir nicht Iäugnen, daß
bdergleichen Vermuthungen dem Ausleger fehe oft
auf die rech:e Spur helfen; und in diefer Betrach⸗
zung find fie uns immer willfonmen, da zuweilen
der Jrrihum, neben die Wahrheit geſtellet, Die
letztere kenntlicher macht, und Waffen zu ihre Vers
theidigung an die Hand giebt. Bisweilen werden
Anmerfungen über den Dorifchen Dialekt, oder
die Gefchichte eingeſtreuet, und nicht felten find die
Scholien mit verglichen, Oefter, als man nad
Der Abficht und dem Werſprechen des H. Hofrathe
. erwarten fonnte, find kurze Erflärungen angebracht,
Die durch ihre Manichfaltigkeitund Guͤte denjenigen
ſchadlos Halten koͤnnen, dem an den desarten nicht '
ſo viel gelegen ſeyn möchte, als dem eigentlichen
Ausleger. And von diefer Gattung der Anmers
Fungen ı wollen wir einige Veyſpiele gben.
—2
Voem
90 Pindari Carmins,
gabe hat fih nach dee Schmidiſchen gerichtet 5 aber
die Handfhriften, die man bey der Hand hatte, nicht
. forgfältig genug gebraucht.
Das iſt der Vorrath, den Hr. H.genüßer hat,
‚und wir haben gefunden, daß die Sammlung ber
verſchiednen $esarten, aufs forgfältigfte gemacht iſt
Sie erſtreckte fich im Anfang fo gar bis auf offen
bare Druckfehler, und augenfcheinliche Vernach⸗
läffigungen des Dorifchen Dialektes; doch da H. H
in der Folgte merfte, daß der Pugen bievon uns
möglich groß fen, und man diefe Art von einer hoͤchſt
gezwungenen Volftändigkeit leicht entbehren koͤnnte,
fo ſchraͤnkte er fi in dieſem Städe ein. Sehe
‚wenige werden unfers Erachtens diefe Fleine Linse
gleichheit mißbilligen, da fie nichts weiter, als eine
glückliche Beratung des Wahnes ift, daß men
alles mögliche in diefer Art bemerken muͤſſe,
man, auf Koften der Zeit und ———
recht genau ſeyn wolle.
Die Handſchriften, die man bisher verglichen
Bat, find nach Hr. H. Bemerkung alle neu: vers
muthlich hat er es aus dem Werthe ihrer Lesarten ge
ſchloſſen; die man freyli am beften beurtheilen
fann, wenn man’ Herausgeber ift.
Die Ausgabe felbft ift fo eingerichtet, daß un⸗
ter dem Terte die verfchiedenen Lesarten in fortlaufs
fender Reihe ſtehen. Beydes iſt überaus fhön ger
druckt, und mache dem Verleger Ehre. Eigentlich
hat Hr. H. Feine neue Recenſion liefern wollen; die
Unterfeheldungszeichen aber hater nach feiner Einficht
geändert, Dieß wird man mit vielem Danke erken⸗
\ nen,
— —— —
Y%
‚cur. C. G. Heyne. og
nen, wenn man bedenkt, wie bie Liebergänge des
Dichters befchaffen find, . und wie gerne er einzu⸗
ſchalten pflegt |
Es würde | wider die Abſicht dieſer Wecenſion
laufen, wenn wir ein Verzeichniß von hier bemerk⸗
sen esarten machen wolten, wir muͤſſen uns begnuͤ⸗
gen, die Art, wie fie geſammlet find, anzuzeigen,
Micht Teiche haben wir eine auch nur wenig betraͤche⸗
liche Lesart gefunden, von welcher Hr. H. nicht feine
Gedanken kurz geäuflert Härte. Die häufige Ders .
muthungen des. befannten Paw find faft durchgaͤn⸗
gig angeführet, und wie leicht zu erachten, ſehr oft
gemißbilliget, - unerachtet wir nicht laͤugnen, daß
dergleichen Bermurhungen dem Ausleger fehe oft
auf ‚die rech:e Spur helfen; und in dieſer Betrach⸗
sung find fie uns immer willlommen, da zuweilen
der Irrchum, neben die Wahrheit geftellet, die
letztere kenntlicher macht, und Waffen zu ihre Vers
theidigung an die Hand giebt. Bisweilen werden
Anmerkungen über den Dorifchen Dialekt, ober
die Geſchichte eingeſtreuet, und nicht felten find die
Sbcholien mit verglichen, Oefter, als man nad
der Abſicht und dem Werſprechen des H. Hofraths
erwarten konnte, find kurze Erklaͤrungen angebracht,
die durch ihre Manichfaltigkeit und Guͤte denjenigen
ſchadlos Halten koͤnnen, dem an den Lesarten nicht
ſo viel gelegen ſeyn moͤchte, als dem eigentlichen
Ausleger. Und von dieſer Gattung der Anmer⸗
Fangen ı wollen wir einige Veyſpiele geben.
Vom
so bindari Carmins;
gabe hat ſich nach der Schmidifiben gerichtet; abe
die Handſchriften, die man bey der Hand hatte, nicht
: _ forgfältig genug gebraucht.
Das ift der Vorrarh, den Hr. H. genuͤtzet hat,
‚und wir haben gefunden, daß die Sammlung de
- verfehiednen $esarten, aufs forgfältigfte gemacht iſt
Sie erſtreckte fich im Anfang fo gar bis auf offen
bare Druckfehler, und augenſcheinliche Vernach⸗
laͤſſigungen des Doriſchen Dialektes; doch da H. H
in der Folgte merkte, daß der Nutzen hievon ums |
moͤglich groß fen, und man diefe Art von einer hoͤchſt
gezwungenen Bollftändigkeit leicht entbehren Fönnte,
fo fehränfte er fi in dieſem Städe cin. Sche
‚wenige werden unfers Erachtens diefe Eleine Lins
gleichheit mißbilligen, da fie nichts weiter, als eine
glückliche Beratung des Wahnes ift, daß men Ä
alles mögliche in diefer Art bemerken muͤſſe,
man, auf Koften der Zeit und des wahren Nuten,
recht genau fen wolle
Die Handſchriften, die man bisher verglichen
bat, find nah Hr. H. Bemerkung alle neu: vers
muthlich hat er cs aus dem Werche ihrer Lesarten ge
u ſchloſſen; die man freylich am beften ‚beurtheilen
fann, wenn man’ Herausgeber ift.
Die Ausgabe felbft ift fo eingerichtet, daß un-
ter dem Terte die verfchiedenen $esarten in fortlaufs
fender Reihe ſtehen. Beydes iſt überaus fchön ger
druckt, und macht dem Verleger Ehre. Eigentlich
hat Hr. H. Feine neue Recenſion liefern wollen; die
Unterfeheidungszeichen aber hater nach feiner Einſicht
geändert. Dieß wird man mit vielem Danke erfens
\ nen,
WB
em. €. G. Heyne. gr
nen, wenn man bedenkt, wie bie Uebergange des
Dichters beſchaffen find, und wie gerne er einzu⸗
ſchalten pflege
Es würde wider bie Abſicht Biefer Decanfion
. Saufen, wenn wir ein Verzeichniß von hier bemerk⸗
ten Sesarten machen wollten, wir müffen uns begnuͤ⸗
gen, die Art, wie fie geſammlet find, anzuzeigen.
Micht leicht haben wir eine auch nur wenig betraͤcht⸗
Ache Lesart gefunden, von welcher Hr. H. nicht feine
Gedanken kurz geäuffert hätte. Die haͤufige Ders .
muthungen des befannten Paw find faft burchgäns
gig angeführet, und wie leicht zu erachten, ſehr oft
gemißbilliget, - unerachtet wir nicht Iäugnen, daß
dergleichen Vermuthungen dem Ausleger fehr oft
‚auf die rech:e Spur helfen; und in diefer Betrach⸗
zung find fie uns immer willkommen, da zuweilen
der Serum, neben bie Wahrheit geftellet, die
letztere kenntlicher macht, und Waffen zu ihre Vers
theidigung an die Hand giebt. Bisweilen werden
Anmerfungen über den Dorifchen Dialeft, ober
die Geſchichte eingeſtreuet, und nicht ſelten find die
Scholien mit verglichen, Defter ‚ ls man nah
der Abſicht und dem Verſprechen des H. Hofrathe
erwarten konnte, find kurze Erklaͤrungen angebracht,
die durch ihre Manichfaltigkeit und Guͤte denjenigen
ſchadlos halten koͤnnen, dem an den Lesarten nicht
ſo viel gelegen ſeyn moͤchte, als dem eigentlichen
Ausleger. Lind von dieſer Gattung der Aumers
Fungen wollen wir einige Beyſpiele geben.
: om .
/
8 vohann —* Zinmterntann,
Deſpotismus ihrer Wirk ſamkeit nicht ſo enge
Schranken vorgeſchrieben waͤren. Sie zu durch⸗
brechen, wurde eine Staͤrke des Geiſtes und einen
Much erfodern, der ihnen ganz und-gar gebricht.
Denn das ift es eigentlich, worinn die Traͤgheit der
Morgenlaͤnder beſteht; nicht: der Mangel der Leb⸗
haftigkeit des Geiſtes, ſondern eine ſchlaffe Secke,
deren Thaͤtigkeit bey jedem Widerſtande ihre Richtung
veraͤndert, oder die Furchtſamkeit. Der einzige
GSegenſtand, an dem ihr Geiſt feine Wirkſamkeit
auſſern kann, iſt die ReliglonEine Religion, die
durch das Vildliche, in welches fie gehuͤllt iſt, durch
das Uebertriebene in ihren Foderungen an den
ſchen, der Schwaͤrmerey zu ihren ſonderbarſten Aeuſ⸗
ſerungen die geſchickteſten Mittel an die Hand giebt.
Dieſe Schwaͤrmeren iſt alſo unter den angefuͤhrten
Umſtaͤnden das Hoͤchſte, worzu ſich der menſchliche
Geiſt erheben kann, und erregt die Bewunderuͤnt
ſolcher Mationen, die wegen ihrer Natur und
Staatsverfaſſung zu nichts Erhabenen fähig find.
Diejenigen, die ſich durch ſte zur gänzlichen Abſon⸗
derung von den Menſchen verleiten ließen, finden
Nachahmer, und auf. die Art feheine uns das
Moͤnchsleben entflanden zu ſeyn. ‘Die meiften diefer
Nachahmer wurden vom Ehrgeiz getrieben. Das
Verdienſtliche und die Farbe von Heiligkeit; -
bie dieſer Stand-in den Augen ds Volks hat,
- Das-Anfchen in welchen er ſteht, Fönnen zu dieſen
Urfachen noch diejenigen Hinzu thun, deren Hr. 3
arwaͤhnet, die Scheinheiligkeit, das Verlangen
— — — — — — — —— —
über die Einſamkeit. | „
alte Suͤnden zu bäßen oder neue ungeftraft begehen
zu koͤnnen. | |
Die Bedirfniffe unfers Geifier koͤnnen nicht
Sf: in dem Limgange mit ähnlichen ——
ſondern auch auſſer demſelben durch Leſen, Bes
trachtung der Natur u. ſ. w. befriediget werden. Ger
wohnheit, Temperament, Nothwendigkeit, und
ich weis ſelbſt nicht, was fuͤr Umſtaͤnde mehr, koͤn⸗
nen uns beſtimmen, eines von dieſen beyden Mit⸗
teln Ideen zu erhalten, dem andern vorzuziehen.
Die Verſchiedenheit der Neigungen der Menſchen
zur Einſamkeit und zum geſellſchaftlichen Leben aus
dieſem Geſichtspunkte betrachtet, kann uns zwar
die verſchiedenen Wirkungskreiſe und Plane der
Menſchen, aber nicht die Verſchiedenheit der Groͤße
Des Geiſtes und der Staͤrke der Secle entdecken.
Allein dieſes wollen wir auch jetzt noch nicht wiſſen.
Bir wollen bloß unterſuchen, und was wir finden
als eine Beute betrachten, die uns. vielleicht mehr
ein gluͤckliches Lingefehr als unfre vorzägliche Ge⸗
ſchicklichkeit in die Hände gefpielet hat.
Die Neigung zur Einſamkeit kann alfo aus
gweyerley Urſachen entfichen. Theils daher, weil die⸗
jenigen Vegriffe, Vorſtellungen und Empfindun⸗
gen, die uns in der Geſellſchaft zugefuͤhrt werden,
fremd fuͤr uns ſind, das heißt, auf unſer eignes
Syſtem von Gedanken keine Beziehung haben, theils
aus dem Beſtreben, unſre gefaßten Ideen in die Ver⸗
bindungen zu bringen, in welchen wir ſie am lieb⸗
ſten betrachten. Bir wollen uns durch ein Bey⸗
ſpiel veſtandlih zu * ſuchen Bir ſehen bey
einem
J
86 Johann Georg Zimnermann,
einem alten verfallenen Gebaͤude beſtaͤndig eine ge⸗
wiſſe Anzahl Arbeitsleute ab⸗ und zugehen, und eben
ſo ſehen wir an einem ähnlichen Orte beſtaͤndig Kraͤ⸗
den und Stoͤrche und dergleichen Vögel bin uub
ber fliegen. Wir fagen von den Iektern, daß: fr
ſich gern an wüften verfallenen Dertern aufhalten,
. weil wir fie beftändig"'da fehen, und ſie würden viel⸗
leicht eben dieſes aus denfelbigen Gründen von
uns fagen. Und doch find die Bervegungsgrändg
die dieſe Menſchen von denen, die dieſe Vögel dahin
ziehen, ganz verfehieden. Die erfteren kommien oft
dbahin, weil fie dafelbft die Materialien zu ihren
Wohnungen antreffen, die leßtern, weil fieihre Wohh⸗
nungen dafelbft ungeftört aufbauen fönnen.
Wenn erhabene Männer in jeder Art, went
große Megenten, ober Helden, oder Weltweile, oder
Dichter ſich bißweilen indie Einfamfeitwünfihen,
(0 ift es gewiß nicht die Einfamfeit felbft, oder etwas
in derfelben, - das fie ſuchen, fondern gewiß diefes
letztere, die BequemlichFeit, ungehindert fir ſich den⸗
fen zu koͤnnen. Die Einſamkeit, die fie wuͤnſchen,
iſt alsdann gegen die Geſellſchaft oder die Zerſtreuun⸗
gen, die fie in derfelben umgeben, wie das Zero gegen
eine gewiſſe Zahl. Und eben diefe Urſache iſt es auch,
warum der Ungluͤckliche, der Chriſt, der Schwaͤrmer,
und jeder Menſch, deffen Seele einer eigenthuͤmlichen
Thaͤtigkeit fähig iſt, ſich in die Einſamkeit begiebt.
Allein wenn alle die, von denen ich jetzo geredet habe,
eine beſtaͤndige Neigung zur Einſamkeit haben ſol⸗
len; ſo muͤſſen ſie entweder aus Nothwendigkeit,
oder aus Gewohnheit, oder ans Antrieb des Tom
peraments
> über die Einfomfeit, 87
peraments die erftere Neigung ‚mit diefer verbinden,
nemlich die, die Materialien ihres Denkens lieber
auſſer, als in der Geſellſchaft der Menſchen zu fu:
den. Dam was würde wohl der.theatralifche Dich⸗
ter, was der. Moralift, der Staatsmann, was
würden alle diefe fagen, wenn man fie ganz aus der
Geſellſchaft der Menſchen verbannen, wenn man
die Quelle verfiopfen wollte, aus welcher ihre Ge
danken, Ausdruͤcke, Beobachtungen und felbft ihre
Syſteme geflofien fi ind?
Die Urfachen aber, warum viele auffe der Ges
ſellſchaft der Menfchen diejenigen Ideen fuchen, die
ihnen noͤthig find um felbft denfen zu Fönnen, find,
wie wir fchon oben angeführt haben, theils im Tem⸗
peramente, theils in der Gewohnheit, theils in der
Nothwendigkeit zu fuchen. Im Temperamente, bey -
allzureigbaren Naturen, deren Empfindfamfeit für
den Umgang mit der Welt zu zärtlich ift, oder die
durch die Schönheiten der Natur am meiſten gerührt
. werden: In der Gewohnheit bey folchen, dievon
Jugend auf in der Entfernung von allem Umgange
mie Menfchen erhalten, ein Wefen angenommen
Haben, das fie zur Gefellfchaft anderer und andere
zu ihrer Geſellſchaft gänzlich untuͤchtig macht. In
der Nothwendigkeit, bey ſolchen, die durch den
Endzweck, den fie ſich in der Welt zu erreichen vor:
ggeſetzt haben, auf gewifle Dinge, die in einer von -
der Geſellſchaft der Menſchen entfernten Gegend
= liegen, hingezogen werden, oder die durch die Ver⸗
ſciedenhet der Geſi innungen und Neigungen ſich
54 von
= mis Cams,
zum Sur gumrmure Syaniere Der Menſchen zu end
zu mr ur me
ne Eifel anf
Sm Sminz umuufıit hätte; fo werde das
zr EICHE u ii guter Darfung geweien fen.
%x une Semee, due her ſelbſt bey den ſcharf⸗
were Derwtungen nie zu verlaffen pflegt, ob
® zii ammeirm der emfcheuenden Deutlichfet
ze acer, als fer befördert! xX.
VIL
Fundar Comm cm lectionis varietate.
Cirz=r COhriftisn Gottlob Heyne,
Gaetirr2e 1773. 8.
er Mrmzi am einer bequemen Handausgabe
—- us Tiuder, iſt Vie Urfache der —
ym yyuein; mb hicwit fagen wir zugleich, vor
| eur, C. G. Heyne. 89
u welcher Seite man fie betrachten ſoll. Keine mie
Anmerkungen überhäufte Ausgabe foll fie feyn; fie
:: fol den Tert liefern, und inder Verſchiedenheit der
x: $esarten zugleich die Geſchichte deffelben , und Mit⸗
= gel, ihn zu berichtigen, und überall das Befte zu
3 wählen. Die Opforder Ausgabe, die Hr. Heyne
= jum Grunde legen wollte, thatihm nicht Genuͤge;
z amnvermerke fand er ſich aljo genoͤthiget, ſelbſt zu
5 unterſuchen, wie ber jeige Tert In den Ausgaben
ı bes Pindar nach und nach entfianden wäre. Die
nl „ Görtingifhe Bibliothek ſetzte ihn in den Stand).
‚, von allen Ausgaben, die einen kritiſchen Mugen
u haben, Gebrauch zu machen. Wir nehmen vor
;, allen Dingen die Gelegenheit mit, von den vers
„ ſchiednen Ausgaben dies Dichters aus Hr. H.
i Vorrede eine kurze Nachricht zu liefern, von wel⸗
cher gewiſſermaßen das Urtheil über den Werth der
gegenwaͤrtigen abhaͤnget.
» Meberhaupt iſt die Grundlage des Pindariſchen
Teytes die Roͤmiſche Ausgabe, die beym Zacharias
Ralliergus herausgefommen, und noch genauer als
„Die Aldinifche iſt. Die folgenden vom Eratander,
? Brubach und More find der Roͤmiſchen gefolget,
und wie uns bindet, kann man wohl davon ſagen,
numerus ſunt. Stephanus hat, wie gewähns
: Lich, aus allen vorigen einen Tert zufammengefegt,
FZuͤr Deutfhland war es eine Ehre, daß Erasmus
Schmid, unerachtet er dem Aldus und Kalliergus
folgte, dennoch vom neuen den Anfang machte,
Harpndbdſchriften zu vergleichen, und. dem Pindar eis
nen wahren Dienft zu hun. Die Orforder Auss
55 | gabe
S
4
88 Pindari Carmına,
von dein gemeinern Hauffen der Menſchen zu eut⸗
fernen genöthiget find.
Dieſes iſt ein Theil der Gedanken, die Ben.
Zimm. Abhandlung bey uns veranlaßt hat, und
einige davon hätten wir gewuͤnſcht, durch Hra. 2.
ſelbſt Bearbeitet zu fehen. Beſonders wuͤnſchten wir,
daß er fich über die Einflüffe der Einſamkeit anf die
noch unbeftimmten Charakter der Kinder mehr’ ers
‚ klaͤrt haͤtte. Wir glauben, wenn er als Arzt und
Weltweiler zugleiih, die fehädlichen Folgen der
bey Aeltern nicht ungewöhnlichen Denfungsart, da
fie ihre Kinder häufig der Einfamfeit überlaffen,
ober fie wohl gar vor ber Verführung dadurch zu
bewahren glauben, entwickelt hätte; fo würde das
‚ bey manchen von, fehr guter Wirkung geweſen ſeyn.
Und wie viel hätte niche hierzu diejenige Beredfams
keit beytragen Fönnen, die ihn felbft bey den fcharfs
finnigften Unterfuchungen nie zu verlaffen pflegt, ob
fie gleich zumeilen der anfchauenden Deutlichfeie
mehr entgegen ift, als fie befördert! x.
VII.
Pindari Carmina cum lectionis varietate.
Curauit Chriftian Gottlob Heyne,
Goettingae 1773. 8.
ee Mangel an einer bequemen Handausgabe
des Pindar, iſt die Urſache der gegenwärtis
gen geweſen; und hiemit fagen wir zugleich, von
| welcher
I
x 1
| eur, C. G. Heyne, 89
welcher Seite man fie betrachten ſoll. Keine mie
.. Anmerkungen überhäufte Ausgabe fol fie ſeyn; fie
fol den Text liefern, und inder Verſchiedenheit der
Lesarten zugleich die Geſchichte deſſelben, und Mit⸗
tel, ihn zu berichtigen, und uͤberall das Beſte zu
wählen. Die Opforder Ausgabe, die Hr. Heyne
zum Grunde legen wollte, thatihm nicht Genuͤge;
unvermerkt fand er ſich alſo genöthiget, ſelbſt zu
unterfuchen, wie der jetzige Text In den Ausgaben
des Pindar nach und nach entſtanden waͤre. Die
Goͤttingiſche Bibliothek ſetzte ihn in den Stand,
von allen Ausgaben, die einen kritiſchen Nutzen
haben, Gebrauch zu machen. Wir nehmen vor
allen Dingen die Gelegenheit mit, von den ver⸗
ſchiednen Ausgaben dieſes Dichters aus Hr. H
Vorrede eine Furze Nachricht zu liefern, von wel⸗
cher gewiſſermaßen das Lietheil über den Werch der
gegenwärtigen abhänget.
WVUeberhaupt ift die Grundlage des Pindariſchen
Teptes die Roͤmiſche Ausgabe, die beym Zacharias
Kalliergus berausgelommen, und noch genauer als
Die Aldinifche if. Die folgenden vom Eratander,
Brubach und More find der Roͤmiſchen gefolger,
und wie uns bindet, Fann man mohlbavonfagen,
numerus funt, Stephanus hat, wie gewoͤhn⸗
lich, aus allen vorigen einen Tert zufammengefegt,
Fuͤr Deutſchland war es eine Ehre, daß Erasmus
Schmid, unerachtet er dem Aldus und Kalliergus
folgte, dennoch vom neuen den Anfang machte,
Handſchriften zu vergleihen, und. dem Pindar eis
en wahren Dienft zu an Die Orforder Auss
5 gabe
S
8 ° Pindai Carmina,
von dem gemeinern Hauffen der Menſchen zu ent⸗
fernen genöthiget find. |
Diefes iſt ein Theil der Gedanken, die Hrn.
Zimm. Abhandfung bey uns veranlaßt hat, und
einige davon hätten wir gewuͤnſcht, duch Hrn. 2.
ſelbſt bearbeitet zu fehen. Befonders wuͤnſchten wir,
daß er fich uͤber die Einfluͤſſe der Einſamkeit auf die
noch unbeftimmten Charakter der-Kinder mehr ers
klaͤrt haͤtte. Wir glauben, wenn er als Arzt und
Weltweiler zugleih, die fhädlichen Folgen der
bey Aeltern nicht ungewöhnlichen Denfungsart, da
fie ihre Kinder häufig der Einfamfeit überlaffen,
ober fie wohl gar vor der Verführung dadurch zu
bewahren glauben, entwickelt hätte; fo würde das
‚ bey manchen von, fehr guter Wirkung geweſen ſeyn.
Und wie viel hätte nicht hierzu diejenige Beredfams
keit beytragen Fönnen, die ihn felbft bey den ſcharf⸗
finnigften Unterfuchungen nie zu verlaffen pflegt, ob
fie gleich zuweilen ber anfchauenden Deutlichfeie
mehr entgegen iſt, als fie befördert! R
VII.
Pindari Carmina cum lectionis varietate.
_Curauit Chriftisn Gottlob Heyne,
Goettingae 1773. 8.
ee Mangel an einer bequemen Handausgabe
bes Pindar, iſt die Urfache der gegenwärtis
gen geweſen; und hiemit fogen wir zugleich, von
welcher
!
Rx ‘
. C. G. Heyne, 89
welcher Sie man fie betrachten ſoll. Keine mie
. Anmerkungen überhäufte Ausgabe fol fie feyn; fie
fol den Tept liefern, und in der Verſchiedenheit der
$esarten zugleich die Geſchichte deffelben , und Mit⸗
sel, ihn zu berichtigen, und überall das Befte zu
wählen. Die Orforder Ausgabe, die Hr. Henne
zum runde legen wollte, thatihm nicht Genuͤge;
unvermerkt fand er ſich alfo genöthigee, ſelbſt zu
unterfuchen, wie der jegige Text in den Ausgaben
des Pindar nach und nach entflanden wäre. Die
Goͤttingiſche Bibliothek ſetzte ihn in den Stand,
von allen Ausgaben, die einen kritiſchen Mugen
haben, Gebrauch) zu machen. Wir nehmen vor
allen Dingen die Gelegenheit mie, von den ver»
ſchiednen Ausgaben dieſes Dichters aus Hr. H.
Vorrede eine kurze Nachricht zus liefern, von wel⸗
cher gewiſſermaßen das Urtheil uͤber den Werth der
gegenwaͤrtigen abhaͤnget.
VUeberhaupt iſt die Grundlage des Pindariſchen
Tertes die Roͤmiſche Ausgabe, die beym Zacharias
Kalliergus herausgefommen, und noch genauer als
Die Aldinifche if. Die folgenden vom Cratander,
Brubach und Morell find der Roͤmiſchen gefolger,
und wie uns duͤncket, kann man wohl davon ſagen,
numerus ſunt. Stephanus hat, wie gewoͤhn⸗
Uch, aus allen vorigen einen Tert zufammengefegt,
Fuͤr Deutfchland war es eine Ehre, daß Erasmus
Schmid, unerachtet er dem Aldus und Kalliergus
folgte, dennoch vom neuen den Anfang machte,
Handſchriften zu vergleichen, und. dem Pindar eis
en wahren Dienft zu thun. Die Orforder Aus⸗
55 gabe
S
88 Pindari Carmina,
von dem gemeinern Hauffen der Mienfchen zu ent⸗
fernen genöthiget find. |
Dieſes iſt ein Theil der Gedanken, die Hrn.
Bimm. Abhandfung bey uns veranlaßt hat, und
einige davon hätten wir gewuͤnſcht, durch Hrn- 3.
ſlbſt Bearbeitet zufehen. Befonders winfihten wir,
daß er fich uber die Einfluͤſſe der Einfamkeit auf die
noch) unbeſtimmten Charakter der Kinder mehr ers
klaͤrt haͤtte. Wir glauben, wenn er als Arzt und
Weltweiſer zugleih, die f&hädlichen Folgen der
bey Aeltern nicht ungewöhnlichen Denfungsart, da
fie ihre Kinder häufig der Einfamfeit überlaffen,
oder fie wohl gar vor der Verführung dadurch zu
bewahren glauben, entwickelt hätte; fo würde das
‚ bey manchen von, fehr guter Wirfung gewefen feyn.
Und wie viel hätte nicht Bierzu diejenige Beredfams
keit beytragen Fönnen, die ihn felbft bey den fcharfs
finnigften Unterfuchungen nie zu verlaffen pflegt, ob
fie gleich zuweilen der anſchauenden Deutlichfeie
mehr entgegen iſt, als fie befördert! N.
vi
Pindari Carmina cum ledtionis varietate.
Curauit Chriftian Gottlob Heyne,
Goettingae 1773. 8.
N er Mangel an einer bequemen Handausgabe
des Pindar, iſt die Urfache der gegenwärtis
gen gewefen; und hiemit fagen wir zugleih, von
| welcher
!
x J
eu. C. 6. Heyne 89.
welcher Seite man fie betrachten ſoll. Reine mie
- Anmerkungen überhäufte Ausgabe ſoll fie ſeyn; fie
fol den Text liefern, und in der Verſchiedenheit der
Sesarten zugleich die Geſchichte deſſelben, und Mit⸗
zel, ihn zu berichtigen, und überall das Beſte zu
wählen. Die Opforder Ausgabe, bie Hr. Heyne
zum Grunde legen wollte, thatihm nicht Genuͤge;
anvermerkt fand er ſich aljo genoͤthiget, ſelbſt zu
unterfuchen, ‘ wie ber jegige Tept in den Ausgaben
des Pindar nad) und nad) entfianden wäre. Die
Goͤttingiſche Bibliothek fette ihn in den Stand,
von allen Ausgaben, die einen kritiſchen Nutzen
haben, Gebrauch zu machen. Wir nehmen vor
allen Dingen die Gelegenheit mit, von den ver⸗
ſchiednen Ausgaben dieſes Dichters aus Hr. H.
Vorrede eine kurze Nachricht zu liefern, von wel⸗
cher gewiſſermaßen das Urtheil uͤber den Werth der
gegenwaͤrtigen abhaͤnget.
VUeberhaupt iſt die Grundlage des Pindariſchen
Tertes die Roͤmiſche Ausgabe, die beym Zacharias
Kalliergus herausgekommen, undnoch genauer als’
die Aldiniſche iſt. Die folgenden vom Eratander,
Brubach und Morell find der Roͤmiſchen gefolger,
und wie uns bindet, kann man mohldavonfagen,
numerus ſunt. Stephanus hat, wie gewoͤhn⸗
lich, aus allen vorigen einen Tert zufammengefegt,
FJuͤr Deutſchland war es eine Ehre, daß Erasmus
Schmid, unerachtet er dem Aldus und Kalliergus
folgte, dennoch vom neuen den Anfang machte,
Handſchriften zu vergleichen, und. dem Pindar eis
nen wahren Dienft zu thun. Die Orforder Auss
Ss gabe
S
so Johann Sesig Zimnmerwrann;
die Triebfeder aller Handjungen iff, . werden
‚Eroberer, die aber, bey denen ein hoher Grab
von Ewmpfindſamkeit, ohne der Groͤße ihrer uͤbri⸗
gen Eigenſchaften etwas zu entziehen, ein allgemei⸗
ed Wohlwollen gegen das menſchliche Geſchlecht
hervorgebracht hat, werden Wohlthaͤter deſſelben
im allgemeiniten Verſtande. Und dieſe letzte⸗
ven allein, glaube ich, find unter gewiſſen Verhaͤlt⸗
niſſen, ich meyne wenn ſich ihren menſchen⸗
freundlichen Abſichten unuͤberwindliche Hinderniſſe
entgegen ſetzen, wenn Undank und Bogheit dem
Erfolg ihrer Bemuͤhungen entgegen ſtreben, fähig,
das utingm una ceruix über das ganze menſchliche
Geſchlecht auszurufen. Danke ed, Welt, deinem
Megierer, daß ihre Mache ihrem Vermögen nicht
gleich koͤmmt; mir ihnen verglichen würden Die Nero⸗
ne wenigee Ungeheuer fcheinen! Wen diefen Mans
gel der Mache ift tie völlige Entfernung von: aller
DBerbindung mit den Menfchen, find Läfterungen
wie Timons, das Einzige was fie hunfönnen, um
der an ihnen zehrenden Leidenſchaft einigen Schatten
von Befriedigung zu verfchaffen. Diefe Elenden
verdienen mehr bedauret als gehaflet zu werben;
‚ unter einem glücklichern Geſtirne geboren, würs
ben fie eine Menge Menſchen in das goldne Zeitel⸗
ter verſetzt haben.
Eine lebhafte Einbildungekraft, ein ſchwarzes
Gebluͤt und verdorbene Saͤfte, bringen, wenn ſie
zuſammen kommen, einen mißtrauiſchen Tharakter
hervor. Aber ſie muͤſſen im hoͤchſten C ade wirk⸗
m ſeyn, ſe muͤſſen ſich in einem Menſchen aͤuſ⸗
ſern,
üder die Einſamleit. "St
fern, der einen hohen Grad der: geiftigen Vollkom⸗
menheit befige, wenn das Mißtrauen allgemein,
und feine Wirkung ſtark genung ſeyn fol, die Kette
zu gerreißen, durch die wir an die menfihliche Ge⸗
ſellſchaft gefeffelt find. Beyſpiele von Menſchen, die -
Dies Mißtrauen in Eindden getrieben, rhüffen -
noch weit feltener feyn, als vonfolchen, ben denen es -
der vorbinungeführte Bewegungsgrund gethan hat.
Denn ung fheinet das Mißtrauen unter allen uns
angenehmen Bewegungen die wenigfien angenchs
men Ideen in der Seele übrig zu laffen, ohne dee
VBeſchaffenheit des Körpers dabey zu gedenfen, und
es Bann alfo, befonders In diefem Grade, in den meis
fien Faͤllen nichts anders als Raſerey oder Verzwei⸗
felung Hervorbringen. |
Denken und Empfinden , oder die Werfzeuge zu
beyden, der Verſtand und das, was wir das Herz
- zu nennen pflegen, haben zwar von Natur eine
genaue rocchfelfeitige Bezichung auf einander, und
machen, wenn wir uns bemühen, beyde auf gleiche
Weile auszubilden,den vollfommenen Menfchen aus:
allein wenn wir über der Ausbildung dcs einen das
andre vernachläßigen, fo nimme die Bollfoımmens .
beit deffelben in eben dem Grade ab, in welchem die
Vollkommenheit des andern fteiget; eben fo wie
bey denen, die ihre Lircheilsfraft mehr als das Ge⸗
daͤchtniß gebraucht Haben, das letztere ſchwach und
endlich ganz unvermögend wird. Lind fo geht es
auch bey der Spefulation. Ueberlaſſen wir uns
derfelben ganz, fo werden wir von der wirklichen
Welt fo abgezogen, daß wir endlich umfere Menſch⸗
N.Bibl.xvi.B.i.St F heit
82 Johanu Georg Zimmermann,
heit daben vergeffen. Alle Gegenſtaͤnde, die ſich in
der Gefellichaft darbieten, find alsdann fär ung von“
gleicher Erheblichkeit, nemlich alles har nur in fo
feen einen gewiſſen Werth, als es zur Nahrung
unſerer Seidenfchaft diene. Wie empfinden nicht
mit andern Dienfchen, wir empfinden nur das Ders
‚gnügen, in ihren Empfindungen, oder in der Bew
anlaffung derfelben entweder neue Quellen des Nach⸗
denkens zu entdecken, oder unfeen Reichthum von
Betrachtungen zur Beftätigung unſerer Syſteme
vermehrt zu fehen. Was ift aber die Geſellſchaft
für einen Menfchen, ohne die Sympathie, die uns
eben am meiften mit andern Menſchen verbindet,
anders als eine Eindde ? Lind gewiß ift fie die unange⸗
nehmſte unter allen, wenn feine Spekulation nicht
von der Art ift, daß fie ihm Gegenflände derfelben
zuführee. Jetzt iſt er vielleicht mic der Entwicke⸗
lung des Begeiffs Bewegung, Luſt, Vollkom⸗
menheit oder ſo etwas befchäfftiget,, und was braucht
er hierzu die Gefelfchaft der Menfchen? Bas ift
in derfelben, das feine Seele von der ihr eigenthuͤm⸗
lichen Befchäfltigung auf eine angenehme Weife zus
ruͤckziehen Fönnte, fie, die kaum noch der unwider⸗
fiehliche Reitz des Beduͤrfniſſes in die Welt zurück
zuzichen vermag?
Bey dem Schwärmer ſcheinen ale die jetzt an⸗
gegebenen Urſachen zuſammen zu wirken, um ihn
zum vollkommenen Einſiedler zu machen. Seine
Begriffe von Heiligkeit bringen in ihm Haß oder
doch Verachtung der Menſchen hervor, welchein
dieſem all einerlen Wirkung haben, nemlich die
| . En
über die Einſamteit. 33
Ensfernung von ihnen. Die mit feiner. lebhaften
oder fagzrigen Einbildungskraft verbundene üble Lei⸗
besbeſchaffenheit macht ihn mißtrauiſch und furchte
ſam, und bie ungezaͤhmte Wirkſamkeit der erſteren
mache ihn gegen alles unempfindlich, was mit ders
felgen nicht uͤbereinſtimmt. Das. Sceedkliche ver -
Ewoͤden, in denen eine beftändige Dunkelheit herrſchet,
denen nichts als das fuͤrchterliche Geſchrey der .
wilden, Thiere schört wird, find Nahrungsmittel
für feinen verwoͤhnten Geiſt, bey denen er ſich eben
fo wahl befindet, als ein Gefunden bey dem An⸗
ſchauen eines ſeelenvollen / Gemaͤldes oder bey dem
Anhören einer meifterhaften und mit deu gehörigen
Auspsude abgefpielten Muſik. Diefer Einſiedler
bat es nun in der Welt, befonders in den Gegenden
‚deren Hr Zunmermann erwaͤhnt, zu allen Zeiten
hehe. viel gegeben, . Die Urſachen Hiervon, bie
danden Klima der Sänder und in dem Temperamente
ber Völker zu fuchen find, wollen wir, da fie Hr
Zimm. bereits angegeben hat, nicht wiederholen
Allen. es fen ums erlaubt denenjenigen noch weiter
nachzuforſchen, die Hr. 3. wegen der Hinderniſſe, fo
der Ausfuͤhrung feiner Abhandlung entgegen flunden,
nur bloß berüßren konnte.
Lebhafte Köpfe, das ift folche, deren Einbildungs»
fraft ſehr wirffam und feurig ift, haben alle einen
geriffen Enthuſtasmus, der fie zur Hervorbringung
gerviffer Veränderungen im Staute oder im Reiche
der Wiſſenſchaften tuͤchtig machen wiirde, wenn ihre:
Kenntniſſe nicht ſo eingeſchraͤnkt, die Wege zu meh⸗
reren zu gelangen nicht R geſperrt, und durch den
. Defpor |
—
/
RL _- a. —
Ba. Johann Georg Zimmermann,
Defpotisimus. Ihrer Wirkſamkeit nicht fo enge
Schranken vorgefihrieben wären. Sie zu durche
brechen, wuͤrde eine Stärke des Seiſtes und einen
Much erfodern, der ihnen ganz und-gar gebricht.
Denn das iſt es eigentlich, worinn die Trägheitder:
Morgenländer beficht; nicht der Mangel der Leb⸗
haftigkeit des Geiſtes, ſondern eine fhlaffe Secke,
deren Thaͤtigkeit bey jedem Widerſtande ihre Richtung
veraͤndert, pder die Furchtſamkeit. Der einzige
Gegenftand, an dem ihre Geiſt fine Wirkſamkeit
Auffern kaun, iſt die Religion. -- Ehre Religion, die
durch das Btldfiche, in welches fie gehuͤllt iſt, durch
bas Uebertriebene in ihren Foderungen an den Men⸗
ſchen, der Schwaͤrmerey zu ihren fonderbatften Aeuſ⸗
, ferungen die geſchickteſten Mittel an die Hand giebt:
Dieſe Schwärmeren ift alfo unter den angeführten
Umſtaͤnden das Hoͤchſte, worzu fich der menſchliche
Geiſt erheben kann, und erregt die Bewunderun
ſolcher NRationen, die wegen ihrer Natur und
Staatsverfaffung zu nichts Erhabenen fähig find:
Diejenigen, die ſich durch ſie zur gänzlichen Abſon⸗
derung von din Menſchen verleiten ließen, findet:
Machahmer, und auf. diefe Art ſcheint uns das
Mönchsleben entfianden zu ſeyn. Die meiften diefer
Nachahmer wurden vom Ehrgeiz getrieben. Das
Berdienftliche und die Farbe don Heiligkeit, -
die dieſer Stand.in den Augen des Volks hat,
- Das Anfehen in welchen er ſteht, koͤnnen zu diefen
Mrfachen noch diejenigen hinzu thun, deren Sr. 3.
wwähnet, die Scheinheiligkeit, das Verlangen
- über die Einfamfeit. 85
alte Suͤnden zu bäßen oder neue ungeſtraft begehen
un koͤnnen.
Die Beduͤrfnifſe unfers Geiſtes koͤnnen nicht
Sof: in dem Limgange mit ähnlichen Gefchöpfen,
‚ fandern auch auffer demfelben durch Leſen, Bes
trachtung der Natur u. ſ. w. befriediget werden. Ger
wohnheit, Temperament, Nothwendigkeit, und
ich weis ſelbſt nicht, was fuͤr Umſtaͤnde mehr, koͤn⸗
nen uns beſtimmen, eines von dieſen beyden Mit⸗
teln Ideen zu erhalten, dem andern vorzuziehen.
Die Verſchiedenheit der Neigungen der Menſchen
zur Einſamkeit und zum geſellſchaftlichen Leben aus
dieſem Geſichtspunkte betrachtet, kann uns zwar
die verfchiedenen Wirkungskreiſe und Plane der
Menfchen, aber nicht die Berfchiedenheie der Größe
Des Geiſtes und der Stärke der Seele entdecken.
Allein diefes wollen wir aych jet noch nicht wiſſen.
Wir wollen bloß unterſuchen, und was wie finden.
als eine Beute betrachten, die uns. vielleicht mehr
ein glädliches Ungefehr als unſre vorzägliche Ge⸗
ſchicklichkeit in die. Hände gefpielet hat.
Die Neigung zur Einſamkeit kann alfo aus
gweyerley Lirfachen entfichen. Theile daher, weil dies.
. genigen Vegriffe, Vorſtellungen und Empfindunr
gen, die uns in der Geſellſchaft zugeführt werden,
fremd für uns find, das heißt, auf unfer eignes
. Softem von Gedanken Feine Beziehung haben, theils
‚aus dem Beſtreben, unſre gefaßten Ideen in die Ver⸗
bindungen zu bringen, in welchen wir fie am lieb⸗
ften betrachten. Wir wollen uns durch ein Bey⸗
ſpiel verſtanduich zu machen fun. Wir ſchen bey
83 einem
86 Johann Georg Zimmermann,
einem alten verfallenen Gebaͤude beffändig eine ges
wiſſe Anzahl Arbeitsleute abs und zugehen, und eben
To fehen wir an einem ähnlichen Orte beftändig Kraͤ⸗
den und Stoͤrche und dergleichen Voͤgel kin um.
ber fliegen. Wir fagen von den letztern, daß ft
ſich gern an wüften verfallenen Dertern aufhalten,
- weil wir fie beftändig"'da fehen, undfie würden wich
leicht eben dieſes aus denfelbigen Gründen. von
uns fagen. Und doch find die Bewegungsgruͤnde,
die diefe Menſchen von denen, die diefe Vögel dahin
ziehen, ganz verfihieden. Die erſteren kommen oft
bahin, weil fie dafelbft die Materialivn zu ihren
Wohnungen antreffen, dielettern, weil ſie ihre Woh⸗
nungen dafelbft ungeftört aufbauen Fönnen,
Wenn erhabene Männer in jeder Art, wenn
große Megenten, oder Helden, oder Weltweiſe, ode
Dichter fih bißweilen indie Einſamkeit wuͤnſchen,
fo ift es gewiß nicht die Einſamkeit felbft, oder etwas
in derfelben, - dag fie ſuchen, fondern gewiß diefes
letztere, die Bequemlichfeit, ungehindert für ſich den⸗
fen zu Fönnen. Die Einſamkeit, die fie wuͤuſchen,
iſt alsdann gegen die Geſellſchaft oder die Zerſtreuun⸗
gen, die fle in derfelben umgeben, wie dag Zero gegen
eine gewiſſe Zahl. Und eben diefe Urſache iſt es auch,
warum der Linglückliche, der Chriſt, der Schwärier,
und jeder Menſch, deffen Seele einer eigenthuͤmlichen
Thaͤtigkeit fähig iſt, ſich in die Einſamkeit begiebt.
Allein wenn alle die, von denen ich jetzo geredet habe,
eine beſtaͤndige Neigung zur Einſamkeit haben ſol⸗
len; fo muͤſſen fie entweder aus Nothwendigkeit,
oder aus Gewohnheit, oder aus Antrieb des Toms
4
peraments
®
über die Einfomteit. 8
peraments die erſtere Neigung mit diefer verbinden,
nemlich die, die Materialien ihres Denkens lieber
‚auffer, als in der Geſellſchaft der Menſchen zu fur
en. Denn was würde wohlder.theatralifche Dich⸗
ter, was der, Moralift, der Staatsmann, was
wuͤrden alle diefe fagen, wenn man fie ganz aus der
Geſellſchaft der Menſchen verbannen, wenn man
die Quelle verftopfen wollte, aus welcher ihre Ge⸗
Danfen, Ausdrüre, Beobachtungen und ſelbſt ihre
Syſteme gefloſſen find?
Die Urſachen aber, warum viel⸗ auffe ber Ge⸗
ſellſchaft der Menſchen diejenigen Ideen fuchen, die
ihnen noͤthig ſind um ſelbſt denken zu koͤnnen, ſind,
wie wir ſchon oben angefuͤhrt haben, theils im Tem⸗
peramente, theils in der Gewohnheit, theils in der
Nothwendigkeit zus ſuchen. Im Temperamente, bey
allzureitzbaren Naturen, deren Empfindſamkeit fuͤr
den Umgang mit der Welt zu zaͤrtlich iſt, oder die
durch die Schoͤnheiten der Natur am meiſten geruͤhrt
. werden: In der Gewohnheit bey ſolchen, die von
Jugend auf in der Entfernung von allem Umgange
mit Menſchen erhalten, ein Weſen angenommen
Haben, das fie zur Geſellſchaft anderer und andere
zu ihrer Geſellſchaft gänzlich ungüchtig macht. Su
der Nothwendigkeit, bey ſolchen, die durch den
Endzweck, den fie fich in der Welt zu erreichen vor:
geſetzt haben, auf gewifle Dinge, die in einer von -
der Gefelfchaft der Menſchen entfernten Gegend
liegen, hingezogen werden, oder die durch die Ver⸗
ſchicenhet der Geſi innungen und Neigungen ſich
54 von
1.
88 PBindari Carmina,
von dem gemeinen Hauffen der Dienfchen zu ent⸗
fernen genöthiget find. |
Dieſes if ein Theil der Gedanken, die Hrn.
Bimm. Abhandfung bey uns veranlaßt dat, und
einige davon hätten wir gewuͤnſcht, duch Hrn. 3.
felbft bearbeitet zu ſehen. Befonders wünfchten wir,
daß er fich über die Einfläffe der Einſamkeit auf die
noch unbeftimmten Charafter der Kinder mehr ers
‚ Köärct haͤtte. Wir glauben, wenn er als Arzt und
Weltweiler zugleih, die fehädlichen Folgen der
bey Aeltern nicht ungewöhnlichen Denfungsart, da
fie ihre Kinder häufig der Einſamkeit überlaffen,
oder fie wohl gar vor ber Verführung dadurch zus
bewahren glauben, entwickelt hätte; fo würde das
Und wie viel hätte niche Hierzu diejenige Beredſam⸗
keit beytragen Fönnen, die ihn felbft bey den ſcharf⸗
finnigften Unterfuchungen nie zu verlaflen pflege, ob
fie gleich zuweilen der anſchauenden Deutlichfeit
mehr entgegen iſt, als ſie befördert! R.
VII.
Pindari Carmina cum lectionis varietate.
Curauit Chriſtian Gottlob Heyne,
Goettingae 1773. 8.
ee Mangel an einer bequemen Handausgabe
bes Pindar, iſt die Urfache der gegenwaͤrt⸗
gen geweſen; und hiemit fagen wir zugleich, von
welcher
I
]
‚ bey manchen von, fehr guter Wirfung geweſen fegn. .
‚eur, ©. G. Heyne. 89.
welcher Seite man fie betrachten ſoll. Keine mie
. Anmerkungen überhäufte Ausgabe fol fie feyn; fie
Ss 0
1 Zn en, > SEE = Size Zn Ze -
=
FR
N
. numerus fünt, Stephanus hat, wie gewöhns
fol den Text liefern, und in der Verſchiedenheit der
Lesarten zugleich die Geſchichte deffelben, und Mit⸗
el, ihn zu berichtigen, und überall das Beſte zu
wählen. Die Orforder Xusgabe, die Hr. Heyne
zum Grunde legen wollte, thatihm nicht Genuͤge;
aanvermerft fand er fi) alfo genöthiget, ſelbſt zu
unterſuchen, wie bee jegige Test in den Ausgaben
des Pindar nad) und nach entitanden wäre. Die
Goͤttingiſche Bibliothek ſetzte ihm in den Stand,
von allen Ausgaben, bie einen Feitifhen Nutzen
Haben, Gebrauch zu machen. Wir nehmen vor
allen Dingen die Gelegenheit mic, von den vers
ſchiednen Ausgaben diefes Dichters aus Hr. H.
Vorrede eine kurze Nachricht zu liefern, von wel⸗
cher gewiſſermaßen das Lirtheil über den Werth ber
gegenwärtigen abhaͤnget.
VUeberhaupt ift die Grundlage des Pindarifchen
Textes die Roͤmiſche Ausgabe, die beym Zacharias
Kalliergus herausgekommen, undnoch genauer als‘
Die Aldinifche iſt. Die folgenden vom Cratander,
Brubach und Morell find der Roͤmiſchen gefolger,
und wie uns duͤncket, kann manmwohldavonfagen,
lich, aus allen vorigen einen Tert zufammengefegt,
Fuͤr Deutſchland war es eine Ehre, daß Erasmus
- Schmid, unerachtet er dem Aldus und Kalliergus
folgte, dennoc von neuen den Anfang machte,
Handſchriften zu vergleichen, und. dem Pindar eis
en wahren Dienſt zu thun. Die Orforder Auss
Ss gabe
*
90 Pindari Carmins ;
gabe Hat ſich nach der Schmidiſchen gerichtet ; aber
die Handföhriften, die man bey der Hand hatte, nicht
forgfältig genug gebraucht.
Das ift der Vorrath, den Hr. H. genuͤtzet hat,
‚und wir haben gefunden, daß die Sammlung der
verſchiednen $esarten, aufs forgfältigfte gemacht iſt
Sie erſtreckte ſich im Anfang fo gar bis auf offene
bare Druckfehler, und augenſcheinliche Vernach⸗
laͤſſigungen des Doriſchen Dialektes; doch da H. H.
in der Folgte merkte, daß der Pugen hievon uns
möglich groß fen, und man diefe Art von einer hoͤchſt
gezwungenen Vollſtaͤndigkeit leicht entbehren Fönnte,
fo ſchraͤnkte er ſich in diefem Stüde ein. Gehe
wenige werden unfers Erachtens diefe Fleine Lins
gleichheit mißbilligen, da fie nichts weiter, als eine
glückliche Verachtung des Wahnes ift, u man
alles mögliche in diefer Art bemerfen müffe ,
man, auf Koften der Zeit umd des wahren Nutens,
recht genau feyn wolle.
Die Handfehriften, die man bisher. verglichen
hat, find nah Hr. H. Bemerkung alle neu: vers
muthlich hat er es aus dem Werthe ihrer Lesarten ge
ſchloſſen; die man freylich am beften beurtheilen
kann, wenn man’ Herausgeber ifl.
Die Ausgabe felbft ift fo eingerichtet, daß un
ter dem Terte die verfchiedenen Lesarten in fortlaufs
fender Reihe ſtehen. Beydes ift überaus fchön ge
druckt, und macht dem Verleger Ehre. Eigentlich
hat Hr. H. Feine neue Recenſion liefern wollen; die
Unterfeheidungszeichen aber hat er nach feiner Einficht
geändert, Dieß wird man mit vielem Danfe erfens
\ un,
d
‚eur. C. G. Heyne. 91
nen, wenn man bedenkt, wie bie Liebergänge des
Dichters befhaffen find, und wie gerne er einzu⸗
ſchalten pflege.
Es würde wider die Abſicht dieſer Recenſion
. Saufen, wenn wir ein Verzeichniß von hier bemerk⸗
sen Les arten machen wollten, wir müffen uns begnuͤ⸗
gen, die Art, wie fie geſammlet find, anzuzeigen,
Dicht leicht haben wir eine auch nur wenig beträchts
liche Lesart gefunden, von welcher Hr. H. nicht feine
Gedanken kurz geäuffert hätte. Die häufige Vers .
muthungen des befannten Paw find faft durchgaͤn⸗
gig angeführet, und wie leicht zus erachten, ſehr oft
genißbilliget, - unerachtet wir nicht laͤugnen, daß
Sergleihen Bermuthungen dem Ausleger fehr oft
‚uf die rech:e Spur helfen; und in diefer Betrach⸗
zung find fie uns immer wilfommen, da zuweilen
Der Irrchum, neben die Wahrheit geſtellet, die
letztere Eennrlicher macht, und Waffen zu ihre Ver⸗
theidigung an die Hand giebt. Bisweilen werden
Anmerkungen über den Dorifchen Dialekt, ober
Die Geſchichte eingeſtreuet, und nicht felten find die _
Scholien mit verglichen. Oefter, als man nach
der Abſicht und dem Werfprechen des H. Hofrarhs -
erwarten fonnte, find kurze Erflärungen angebracht,
Die durch ihre Manichfaltigfeitund Guͤte denjenigen
ſchadlos Halten Fönnen, dem an den Lesarten nicht
ſo viel gelegen feyn möchte, als dem eigentlichen
Ausleger. Und von diefer Gattung der Anmer⸗
kungen wollen wir einige Benfpiele geben. |
: om.
92 | Pindarı Carmins,
Wom Tantalus heißt es (Ol.ı.v. 97.) ex litte
unaufhösliche Strafen, zumsdöuegder ax
awövor, era rein vragror. Man hat ſich Muhe gege⸗
ben, das drey und viere eigentlich zu erklaͤren, und
man hat feine Zuflucht bald zur Geſchichte, bald zur
Venealogie genommen. Uns fiel immer das ter-
que quaterque, und das Homeriſche rar Ia zul
‚sereaxde (Yliad. 3, 363) dabey ein. Hr. H
‚geht eben ben Weg, und erklärt die Stelle ohne
alle Selehrfamfeit, continuus fine vlla inter-
‘miffione labor, Solche Ausdruͤcke mögen den
Morten nad) verändert werden, wieder Schrift⸗
ſteller will, (der lyriſche Dichter aber verändert den
Ausdruck bis zum Unerwarteten) fo bleibt doch der
- Begriff immer derfelbe, unendlich, unausſprechlich,
mmaufhoͤrlich, u. f. f. und am Ende heißt es nichts,
als ehr viel. Aber wie viel Selbfiverläugnung
wird erfodert, der Gelchrfamfeit zu entſagen, und
fih an den gefunden Verſtand zu halten! Unb
Dennoch iſt dieſes oft der ficherfle Weg. Dunkel iſt
der Ausdruck, (DL G. v. 140.) dofas ud dnorac
9x0 im) yAncca, He. H. verſteht durch dafe eine
alte Meynung oder Sage, und dofar dnövas tes
Eldrt er, Inyscav, ofursoar, quae acuit et ſti-
mulat ad canendum. So ift der Sinn der gam
gen Stelle: Eine alte Begeifteende Sage, ſchwebt
mir auf der Zunge. Und nun erklärt es der
Dichter felbft auf eben diefe Art: & m sI4Aorre
weorsAus (ober vielmehr, nach einer beffeen Lesart,
weockers) wvoas, die jich meiner durch einen
angenehmen Enthufiadmusbemächtiget. Hier.
| und
— — — — — — — 22.2.
Io. Ä '
"" eur C. G. Heyne. 793
and in viden gudern Stellen. wird bemerfet, daß;
die Dichter die Sprache. des Umganges, welche
fh nach der natuͤrlichen Arc zu denfen rich⸗
set, in einen befondern, und, wenn wir aufrich⸗
tig reden wollen, widernatürlichen Ausdruck veraͤn⸗
dert haben, in.einen Ausdruck, um deſſentwillen
Antonius beym Cicero ſagt, er laͤſe nicht gerne
Dichter, weil fie zuweilen fo fehrieben, als wenn
fie niche wollten verftanden werden. Aſien heiße
aöeoxoeos (DI. 7,33.) wie Mykaleſſus ir Homer.
(I 2, 498.) Man glaubt insgemein, daß es
für weuxweos fiche; wenigſtens muß biefes ber
Sinn ſeyn; und um diefes zu glauben, faget mar,
der kurze Vokal fey mit dem langen vertauſcht.
Hr. 5) hingegen erinnert, daß xoeos auch der Ort
fey, wo Taͤnze aufgeführtmerden, und führt Odyß,
8, 264. an. . Was wäre alfo sueigoeos?... Mast
müßte num .twieber fagen, Baß:xoaos überhaupt ders
Drt, den Platz bedeuter, und hier das guaße Aſien
verſtanden werde. In eben dieſer Stelle erklaͤrt er
8 eßorcı oder srußarov von Peraͤa, welches Rho⸗
dus gegen über liegt, quae in cuneumfergexit.
Statt einer Erflärung ift es, das Hr. H. zuweilen
die vermorfenen Wortein ihre natürliche Ordnung
bringet.: Und wo ift diefes nöthiger, als im Pins-
dar? Oder wo darf man ſich dieſer Kleinigkeit
weniger fchämen ?
Wenn die hiftorifche Nachrie des Scholiaften
von dem Sieger, ber in der zehnten Pythiſchen
Ode befungen wird, zuverläflig ift, fo bemerft Hr. H.
daß diefes eine der erften Fruͤchte des Pindarifchen
Genies
94 Pindari Carmins, eur. C,G.Heyne,
Genies geweſen ſey, und berechnet, daß er fie in
ſelnem zwey und zwanzigften Jahre muͤſſe geſchrie⸗
ben haben. Ueberhaupt, um dieſes hier gelegent⸗
ich anzuführen, wird erinnert, daß bie lettern
zwey Buͤcher Oden von den Gelehrten nicht ſo, wie
die Olympiſchen und Pythiſchen rnerehhet ſind.
Vitima frigent. |
Ein zweyter Theil dieſer Ausgabe wird die la⸗
teiniſche Ueberſetzung und ein Regiſter enthalten,
welche gedoppeite Arbeit ein junger Gelehrter in
Goͤttingen, Herr Koppe, in ſo ferne uͤbernommen
hat, daß er die Ueberſetzung verbeſſert, und das
Regiſter ganz mat verfertiget. Eben dieſer Theil
wird auch Anmerfungen von. Ar. H- und andern
enthalten, befonders die, welche hie nad da in Ob⸗
ſervationsbuͤchern zerfireuet find. Man weiß «6
ſchon, was man von einem Dianne erwartenfann,
Ser durch feine Kenntniß der Sprachen, der Ge
ſchichte, und des dichteriſchen Ausdruckes fo viel vor⸗
erefliches über den Birgil und Tibull gefagt hat, und
‚ Iogifepen Gelehrſamkeit, zur Erklaͤrung eines Dich
sers nöthig har, wenn man ihn nicht bloß von «is
ner Seite betrachten will, von der die Bildung
des Geſchmackes und Baden eben niche das
, meifte zu hoffen haben. |
|
der chen das verficher, was man, aufler der philo⸗
VII.
9
oo. VII,
Die Werke des Horaz, aus dern Lateini⸗
ſchen uͤberſetzt: Erſter Theil, welcher
die Oden enthaͤlt. Anſpach 1773.
Ko— Dichter des Alterthums iſt wohl in irgend
IL einer neuern Sprache fd oft, und auch zum
Theil ſo gut, nachgeahmer und überfert worden, ale
Horaz. Die Urfache liegt, auffer feiner Vortreff⸗
Eichfeit, wohl darinnen, weiler unter den Roͤmern,
fo wie Anafreon unter den Griechen, derjenige iſt,
der ſich mit dem Geſchmacke und den Sitten unſe⸗
ver Zeiten am beften zu vertragen ſcheint. Freylich
gewinnt ein. Dichter felten durch Ueberfegungen, und
es giebt leider zu wenig Männer von eignen großen
Talenten, zu wenig Ramler und Pope, die fi
damit abgeben mögen. Auch ift es insgemein cine
fehe undanfbare Arbeit Den vortrefflichiten Ue⸗
berfetzungen, die ſich wie Originale leſen laſſen, ſieht
man es gerade am wenigſten an, wie viel Schweiß
fie dem Ueberſetzer gekoſtet Haben, und der ganze Lohn
feiner Arbeie ift oft der, daß muthwillige oder eitle
. KRunftrichter über Eleine Fehlerchen und Abweichun⸗
gen, die fie forgfältig aufjuchen, ein großes Ge⸗
fihrey erheben, und weil ihnen einzelne Stellen nicht
gefallen, einen unbilligen Richterftab über das Ganze
brechen. Wir wollen nicht fo undanfbhar gegen die
vor ung habende profaifdhe Ueberfegung des Horaz
feyn. Sie wird in der Abſicht geliefert, Leſer, die
. der
*
m
90 Die Werke des Doras.
der Sprache des Originale nicht kundig find,gamg
mit dem Genie, den Wendungen, dem Ausdrude
des Horaz befannt zu machen, und ihn ohne ae
Veränderung gan fo zu zeigen, wie er iſt; in fo
weit nemlich diefes ohne Harmonie des Verſes ges
ſchehen kann. Eine foldheieberfegung erfodert nım
vor allen Dingen die forgfältigfte Treue. Da ins
zwifchen das Edle des Ausdrucks nicht bloß von
der Hauptidee, die er bezeichnet, fondern auch von '
den mitverbundnen Ütebenideen abhängt, die faſt
in jeder Sprache verfohieden find; da der häufige
Gebrauch int gemeinen Leben ein Wort von feinen
unfprünglichen Werthe herabſetzt, und diefes bloß
auf das Ungefehr des Sprachgebrauchs anfömmt,
fo wird ein Ueberſetzer deswegen nicht gleich der Un⸗
ereue ſchuldig, wenn er nicht allenthalben mit den eis
gentlichſten Woͤrtern und Redensarten, oder wenn
er den im Original kurzen, aber in der woͤrtlichen
Ueberſetzung gedehnten Ausdruck, mit einem andern
kuͤrzern vertauſchet. Man weiß, daß treu uͤber⸗
ſetzen von Rechtswegen nichts anders heißt, als
elnes Verfaſſers Ideen ſo in ſeiner Schrache aus⸗
druͤcken, wie er ſie ſelbſt wuͤrde aubgedruͤckt haben,
wenn er in dieſer Sprache geſchrieben haͤtte. Dieſe
Treue aber glauben wir hier gefunden zu haben; und
noch immer kennen wie in Profa feine beffere
Ueberfeßung vom ganzen Horaz, die -wir diefer
vorziehen möchten. Wir behaupten deswegen nicht,
daß mancher Ausdruf, madches Wort, manche
Medensart nicht noch genauer, noch gewählter haͤt⸗
en ſeyn Pönnen, daß fih mande Ode, manche
| | Gtelle
Erfter heil, 97
Stelle nicht noch beffer Härte überfeßen laffens aber
im Ganzen genommen, fehen wir diefe Ueberſetzung
immer als ein fehägbares Geſchenk für das deutſche
Publitum an; und wer will den Grad beftimnten,
von dem, was in diefer Ars nicht noch Beffer feyn _
inne. | Ä \
Wir haben fie durch und durch gelefen, und es
würde ein Leichtes gewefen feyn, fo gut als andere,
die lieber tadeln als loben, ein Berzeichniß von
Wörtern Heraus zu martern, wo wir den Ausdruck
einer Verbefferung für fähig gehalten haͤten. Wie
wollen nur etliche ſolcher Kleinigkeiten herfesten, tig
fie uns in die Augen fallen. Gleich in der erften
Ode heißt es: |
Sunt quos curriculo puluerem olysıpieum
Collegifie juuat etc. J U
-Hune, fi mobiliam turba Quiritum ete.
Manche haben ihre Frude daran,
im Wettrennen mit Olympichen Staube
hedeckt zu werden:c. Diefer hat feine Freu⸗
de daran, menn Noms wanfelmüthige
Bürger ꝛc. Wir würden es lieber kuͤrzer und
nachdrucksvoller gegeben haben: Diefen freutes,
im Wettrennen uf. w.jenen, wann Roms u. ſ. w.
Sm ı B. Ode 9. iſt Grarus puellae rifüs
ab angulo gegeben“ ‘Durd) bas Lachen, da:
durch ſich ein Mädchen aus einer tiefen Ecke
verraͤth: Veſſer daͤtte für Ecke, Winkel ge
ſtanden.
VN. Biblxvi. Ba.St. 6 In
-98 Die Werke des Hara.
| In der ısten Ode des rften Buche;
Paftor cum traherer per frera nauibus
Idaeis Helenam perfidas hoſpitem,
‘“ Ingrato celeres obruit otio -
Ventos vt caneret fera
x
ı Nereus fara.
Als auf Idaͤiſchen Schiffen ber treuloſe
Hirt des Haftfreundes Gattin, Helenen durch
die Meere dahin führete: hat Nereus uf w.
Hier ſcheint uns der Uebergang vom Imperfecto
ins Perfectum ein wenig hart, und es würde beys
des richtiger und wohlflingenderfiyn, wenn die Er⸗
zählung im Imperfecto fortgienge, als welches im
Deutſchen das eigentliche Tempus für die Erzeh⸗
dung ifl. |
B.1.3 ’
Nauis quae tibi creditum .
Dgbes Virgilium, finibus Attieis
. Reddas incolumem,
Gieb den Ur anvertrauten Birgil unders
ſehrt wieder heraus, anden Attifchen Graͤn⸗
en’. vielleicht bloß gieb ihn — den Attiſchen
raͤnzen zuruͤck. 9J—
B. 1. 4. Soluitur acris hyemas grata vice
veris et Fauoni etc. Den ſtrengen Winter loͤſen
itzt Zephyr und Fruͤhlim ab, mit angenehmen
Wechſel. Wir würden mehrden Worten des Originals
gefolget ſeyn: weil darinnen ein Bild von der Wir⸗
kung der waͤrmern Luft auf das erſtarrte Erdreich
enthalten. Sy
Neque
Erſter Theil, 9
Neque j jam ftabulis gaudet pecus erc,
Schon will das Vieh nicht mehr in Staͤllen blei⸗
ben: das Wort gauder iſt poetiſcher.
_ lam Cytherea choros ducit | Venus imminente
lunctaeque Nymphis Gratlae decentes
Alterna tertam quatiunt pedeere .
Schonführt Entherens Göttin Heihen an -
im Gefichte des Mondes und die holden Gras
zien ftampfen mit den Nymphen zur Erde mir
wechfelnden Züffen: Uns würde es beffer ſchein vi
n Schon führt die Sycherifche Venus beym Sitte des
Monden die Reihen; und die befcheiden.n Grazien,
vereint mit den Nymphen, ftampfen nit wechſelndem
Fuße die Erde, Ueberhaupt moͤche diefe Ode aufs
fer den legten vier Verſen einer kleinen Berbefferung,
auch in Abficht des Wohlklangs be⸗urfen.
1. Ode 8. lam liuida geſt⸗ armis
Brachia. Er zeigt von Wafs
| fen braune Arme, der Msdrud ift ein wenig,
iweydeutig und man erräch richt gleich, daß es
Arme find, die die Waffen braun gedrückt, oder
tole man ſagt. die Aonen.ms‘ Blut unferlaufenfind
pieheiche Hätte ſich für geftat ein poetifcher Wort,
‚ als Er zeigt, finden laffen.
Li. Ode 13. |
Cum ta, Lydia, Telephi
Ceruicem rofeam, cerea Telephi
Laudas brachia etc,
Wenn du, Lydia, des Telephes weiſſen Hals,
des Telephus runde Arme lobſt: Sollte nicht
cerea durch weiche Arme beſſer ausgedruͤckt werden ?
| Er A br
In. Dear
/
100 Die Werke des oral
Quo bearas
“ Vulnere, qua pereat fagitta,
Welche Wunde, welche Pfeil ihm fürfe Schmers
jen machen. Das Pereat iſt weit rührender.
Bon welcher füllen Wunde, von welchem Pfal
— er ſtirbt.
Quanta laborabss Charybdi.
—In was fuͤr eine Charybdis biſt du ger
raͤ.hen. Das Laborare ſich zerarbeiten, ſich
Marte..., iſt ebenfalls im Original weit maleriſcher.
Einzelne Wörter und Yusdrücde würden mir
uns vielleichthonuͤht haben, einige poetifcher, kürzer
nder genauer zugeben: alsB.1. Ode 24. Robur et
aes triplex circa pectus, ein Felſenherz.
Charum Capu lieber Freund: oder zu Ende
diefer Ode: Qundquid corrigere eft nefas.
Was nicht zu Ahdern iſt: oder B. 3. Ode 26:
“ Vixi puellis nuper idoneus. Noch juͤngſt
taugte ich für dodchen: oder B. 3. Ode 2.
Tenacem propofitt virum dern, der ſtandhaft
auf feinen Vorſatz haͤlt, wo.
Abernuns Sind alle Side Kleinigkeiten, or
innen nicht etwan der Sinn verfehlt iſt, werth, ine Ue⸗
berfenung zu yertwerfen, die im Ganzen fo getreu und
gut iſt, und ganze Stellen eben fo ſchoͤn uͤberſetzt lies
fer? Man Iefe ganze lange und ſchwere Oden hin⸗
durch, und man urtheile, ob die Ucberfeger nicht Maͤn⸗
ner find, bie ihren Horaz verftchen und ihre- eigene
Sprache in der Gewalt haben? Man bedenfe, da
120
Erſter Theil, 107
120 Dden zu Überfehen waren, und dag es beys
nahe eine unbillige Foderung ift,. fie alle gleich ſchoͤn
und ohne ae Pleine Flecken zu verlangen. Dieſe
Me und mad) zu vertilgen, fodert viel Zeit, viel
Machdenfen, viel Mühe Unſer Geiſt ift nicht ime
mer in der Verfaſſung, daß er gerade das eigents
lichſte, angemeſſenſte Wort, das pen ganzen Sinu
des Driginals erfhöpft, finden kann; oft haben
‚ wir feines in der Sprache, das ihn völlig aus -
druͤckte, und oft bringt uns nach wieberhoflten de
gen ein bloßes Lingefähr drauf. Unſer Ramler,
in dem füh fo viel. Geift und kritiſche Muͤhſambeit
Yereiniget finder, ift ein Beweis, wie.oft er fich
mit jeder Aus gabe ſelbſt beſſert. Wir wünfchen den,
Ueberſetzern wiederholtere Ausgaben, und find uͤbher⸗
jengt, daß fie aus ihrer guten profaifchen. Ueherſe⸗
gung mit der Zeit, noch eine beſſere, eine vollkom⸗
mien gute maachen werben. Wir ſehen dahero auch
Dem zwensen Theil ihrer Ueberſetzung mis Vergnuͤ⸗
gen entgegen. Hätten wir etwas gewuͤnſcht, fü.
wären es Eine Anmerkungen und. Erläuterungen
Ber häufigen Anfpielungen auf die Götter und Heb, -
Bengefchichte geweſen, die die Abficht einer foldhen
für Ungelehrte, oder auch für nicht hinlänglih-Ge
lehrte, die durch fie das’ Driginal heffer wollen
verftchen lernen, heſtimmten aeg beynahe
amentbehrlich mache,
Vite de’ Pittori, Scultori ed Architerti che
arino lavoraro in Roma, morti dal
641. fino al 1673. da Giambattiſtæ
Pajfleri Pittore e Poeta Roma 1772.
über 2 und ein halb Alphabeth.
Dt gleich Die in biefem Werke vorkommen⸗
I ven Künftler ven Kennern bereits fchom
ziemlich bekannt find, fo enthält es doch manche
‚Anefooten und Berichtigungen gewiſſer bisher un-
gewiſſen und unbeflimmten Nachrichten, die ums
befto glaubwuͤrdiger find, da fie von einem Künfte
ler felbft aufgefegt worden, und lauter Männer bee
sreffen, die er perfönfich gefannt, oder die zu feiner
Zeit gelebt Gaben. Wir müflen zuerft ben Ver⸗
faflee und die Gelegenheit feines Buchs aus dem
Vorberichte des Herausgebers näßer kennen lernen,
Paſſeri war, fo viel ſich aus dem Buche ſchlieſ⸗
fen läßt, am das J. 1610 geboren, man weiß aber
nicht wo; nur fo viel iſt befannt, Daß feine Familie
aus Siena ſtammte. In der Jugend trieb er bie
ſchoͤnen Wiffenfchaften und legte ſich erſt fpät auf
die Malerey. Sein Lehrmeifter iſt unbekannt.
Er arbeitete ungefehr im 25ften Jahre. zu Fraſcati
beg Rom, als der berühmte Domenichino von feis
ner Flucht aus Neapel dofelbft anfam, von dem
er nach feinem eignen Geftändnifle viel lernete, Zur
Zeit, da Domenichino im J. 1641 ein moltan
de
- Vite de’ Pireori, Seukori &. 103
Ende zu Neapel nahm, war Paſſeri Vorſteher ber
Akademie von St. Zuca zu Nom, und hielt ſeinem
Freunde ein deichen begaͤngniß. Algardi, der einen
Ruf nad Paris Hatte,” wollte ihn im J. 1648 :
mitnehmen: die Reiſe gesiech aber ine Stecken,
und Pafleri blieb in Rom, |
Die Neigung zur Poefie war bey dem Paſſeri
Härter ı ald die zur Kunft. eine Verſe waren
.. Aber nach dem Geſchmacke damaliger Zeiten ſchwuͤl⸗
ſtig und, voll von gezwungenem Wige, gleichwohl
waren. fie die Lirfache feines Gluͤcks. Denn- als
ex einft ein mirtelmäfliges Sonnett nach feiner Art
bey einer Öffentlichen Verſaumlung, wo der Kar⸗
diual · Altieri zugegen war, ablas, fand ſolches bey
dem Kardinale großen Beyfall, ob es gleich nur eine
elende Anfpielung auf ſeinen Namen, der einen Sper⸗
Ting bedeutet, enthielt... Paſſeri bekam durch feinen
neuen Patron eine Stelle bey der Kirche Maria in
via Lata, ward Prieſter, und las Meſſen. Da
er fein Anskommen nunmehr hatte, fü ließ er die
- Ruf liegen, und brachte fein Leben in Muffe zu,
ſetzte jeboch gegenwärtige Dachrichten auf, die meis
ſtens dasjenige. enthielten, wodon er ſelbſt Augen⸗
zeuge gaweſen war. Paſſeri ſtarb im J. 1679,
und hinterließ einen Bruderſohn Joſeph Paſſeri,
der ein guter Maler und Schüler des Carl Marat⸗
fi war, und 1714 in ziemlichem Alter zu Rom flach.
Dieſe debensobeſchreibungen find von vielen Lieb⸗
habern wegen ihres ſchaͤtzbaren Inhalts bisher im
Manuſcript aufbehalten worden ; dasjenige, welches
bey der Ausgabe gedient, Sefaß ehemals der bes
G 4 Ffannte >
1064 ° Giambatt. Pafferi
kannte Maler Benediet Lutti. Der Herausgeber
hat das Verdienſt, daß er nur das Weſentliche bey⸗
behalten, aber viele unnuͤtze Weitlaͤuftigkeiten, und
inſonderheit den geſpielten Witz ſeiner Zeit, der dem
Dichter zu ſehr anklebte, weggeſtrichen. Hingegen
find feine Urtheile über die Meiſter und ihre Werke
beybehalten, und dieſen kann man deſto mehr trau⸗
‘en, da Paſſeri Theorie und Ausübung mit einan⸗
der verband, Eben diefe freyen Lireheile find viel⸗
heicht Urſache, daß dieſe Lebensbeſchreibungen miche
eher an ben Tag gekommen, bis alle die Perfonen,
wovon barinn gerebet wirb, lange seflorben umb
gleichſam vergeflen find.
Paſſeri war inzwiſchen ein Menſch und nidge
ohne Vorurtheile. Er lebte zu einer Zeit, da Ber⸗
nini einen gfoßen Anhang, aber auch viele Feinde
hatte. Rom war gleichfam in zwey Parteyen ges
theilt; Pafleri gehörte aus uns unbekannten Urſa⸗
hen zu den Gegnern, daher er keine Gelegenhrit
vorben laͤßt den Bernini zu tabeln.: Wir
erinnern mir noch, daß Malvaſia in der Felſina
Pirtrice, hey Gelegenheit ber obgedachten Leichen⸗
rede, Pie Pafleri auf den Domenichino hielt, ben
Mamen unrichtig angiebt und ihn Palferine
nennt. -
Ein gutes Vorurtheil für dieſe Machrichten
erweckt auch der Brief am Ende der Morrede, zuelı
chen der durch bie neue Ausgabe der Malers eben |
des Vaſeri, und andre zum Kunſt gehörige Bücher
berühmte Praͤlat Johann Bottari an den Heraus⸗ |
geber geichrieben, worinn er ihnen ein großes Lob
Ä bey
Vite de’ Pittori, Scultori &c; 10%
Genlege und urtheilt, daß fie zur naͤhern Kennt⸗
wiß der Meifter viel beytragen werden. : :
\ Die Anzahl der Kuͤnſtler, von denen in- bieferh
Buche gehandelt wird, beläuft fich auf 36. Wir
wollen ſolche herſetzen, damit. unfre Leſer wiſſen,
wen fie hier zu ſuchen haben, und zugleich das Tücks
liſche Kuͤnſtler⸗Lexicon daraus verbeſſern koͤnnen.
Der Kuͤrze wegen wollen wir nur bey denen, bie keine
Maler gewefen, anzeigen, welche Kunſt fie getrieben. '
ı) Domenichino.
3) Baceio Ciarpi. Flleßlt faher einen Könft: |
Ser dieſes Namens Barcholomaeus an, Baccio
war auch aus Slorenz gebütfig, und vielleicht aus eben
Dem Geſchlechte. Er war 1578 geboren, lernte anfangs
In feiner Vaterſtadt, gieng darauf nach Rom, wo ex
ih haupkſaͤchlich dem Linterrichte andrer wibmete,
und unter andern ben nachmals fo berühmten Peter
von Cortona unter feine Schhler zehlte. Er war ein
ſehr chriftlicher und reblicher Mann, ber 1642 ic
Gaften Jahre ſtarb, und verſchiedene ruͤhmliche Anden⸗
Genfeines Pinſels in den roͤmiſchen Kirchen hinterlieff.
'"9) Perer- de Laar inegemein Bamboccio
—* *)
5 4) Gui-
” Ein Beweis, wie nachlaͤſſig die Mellͤner in den
Nachrichten von Anslänbern find. Er wird in
dem Buche Befänbig Pietro Wander oder Bam-
boocio genannt. Der Artifelfelbft iſt kurz, aber
voller Unrichtigfelt, unter andern heißt eg, Bam-
boccio fey 1642 geftorben, dba er bach viel Alten
ward und nah Weyermann erſt 1673 oder 74
and ber Welt gieng. Er führte den Ramen
R \ M-
1066 Giambatt. Palleri
A) Guido Reni.
5) Franz Fiamingo (der Dilehauer Ques-
oy.)
% Auguftin Taſſi war zu Perugia im 1566
geboren, und hieß eigentlich -Buonamici,. weil ber
Marcheſe Fala fich feiner aber befonbers anmahm,ald .
er nach Nom kam, fo gab man ihm deſſen Namen,
den erauch behielt. Bey feiner Geſchicklichkeit war
er lebenslang ein unruhiger luͤderlicher. Mann, wete
wegen ber Großherzog von Florenz ihn eine Zeit⸗
lang auf die Galeeren ſchickte, jedoch nicht ala Ekla⸗
ven zum Arbeiten. Bey dieſer Gelegenheit übe -
er fich im Abzeichnen ber Schiffe ‚und Seepro⸗
fpefte, Nach erlangter Freyheit hielt er fich eimr
Zeitlang in Livorno auf, und zeichnete bie fremder
türfifchen, perſianiſchen und andre Trachten ah
Alles diefes pflege er nachgehends gerne -in feinen -
Gemaͤlden anzubringen. Er hatte ein trefilich Se⸗
nie, und malte viele Frielen und Decken zu Row
mit große Beyfalle. Verſchiedene feiner hiſtori⸗
ſchen Gemälde werben beſchrieben. Ex Eos. ig
Mom abermals ind Gefaͤngniß, weil man ihn be
ſchuldigt, daß er die befannte Dial ArterBir
ſia Gentilefchi verführt :habe. eine luͤderli⸗
chen Streiche brachten ihn oftmals in zebensgefahr.
Ss“ Alter. mußte er viel vom Podagra feinen „ und
verieth
Bamboccio wegen feiner Figur. Es Bet:
Fu di figura ridicola roſſo di toſta con ur na-
fo beftialifimo, ma facet>, amico delk re-
ereazione et buon compagnone.
Vite de! Pittori, Scultori &e, 1077 ==
aerieth in ſo buͤrftige , Umſtaͤnde, daß er im J.
3644 kaum zur Erde beſtattet werden konnte,
7) Franz Mochi ein Bildhauer. |
‚8) Johann Lanfranco,
9) Andreas Camaflei,
30) Giembattifta Calandra ein Rünfter i in
Moſaik, der 1648 ſtarb: im Fuͤeßli wird. fein To⸗
besjoht um. vier Jahr cher angegeben.
iz) Vincent Armanno. Ein wenig bes
kannter Maler, daher wir deſſen Namen auch
nicht recht angeben koͤnnen. Paſſeri ſagt, er fey
ein Flamlaͤnder (Fiamingo) geweſen, und ſchon als
ein guter Landſchaftsmaler nach Rom gekommen
Seine Manier wird gelobt, und für wahr und na⸗
ehrlich ausgegeben. Er flaffirte feine Landſchaften
‚mit artigen wohl proportionirten. Kiguren aus, und
malte viele. Zimmer in Nom auf naffen Kal. Je⸗
doch hat man aud) Staffeleygemälde von verfihiedy
ner Groͤße in Delfarben von ihm. Weiler an
Faſttagen Fleifch gegeffen harte, fo mußte er ſich
vor dem Inquiſitionsgerichte ſtellen. Man verurs
theilte ihn auf eine Zeitlang im Dominikaner Klo⸗
Stier Alla Minerva im Arreſt zu leben, während der
Zeit malte er verfchiebenes daſelbſt, vornehmlich im
. zer Sankriſtey. Nachdem er wieder auf freyen
Luß geftelle worden, wollte ex auch nicht länger in
Rom bleiben, fondern wieder in fein Vaterland zus
ruͤdkehren. Es befiel ihn aber zu Venedig ein
Fieber, woran er auch im J. * ungefehr im
goſten Jahre ſtarb.
12) Alexander Turco, .
/
13) Dex
we
v8 Giambatt. Pafferi
13) Petrus Tefta.
14) Angelus Carofelli.
ı5) Alexander Algardi, ver Bildhauer.
16) Hieron. Rainaldi ein Architekt.
17) Johann Miel (ober wie er hier genannt
wird Miele) if ein befannter Dtioeslinder,, ber
feine meiſte Lebenszeit in Italien zubrachte,
auch in Dieuſten es Herzogs von Sadenen —8
Die hollaͤndiſchen Malerbuͤcher reden genug von
ihm und fagen, er ſey aus Verdruß, weil der Her⸗
g09 ihn nicht wieber nach Rom laſſen wollen, im J
1664 geſtorben. Davon wird hier nichts erwehnt,
ſondern nur geſagt, daß er nach einer kurzen Krane
heit, darinn ber Herzog ſich feiner ſehr angenom⸗
men, ungefehr im soften Jahre und zwar 1656,
folglich acht Jahre eher geſtorben, als man insge⸗
mein dafuͤr haͤlt. Wir glauben aber, daß Paſſeri
ſich in der Jahrzahl geirret habe.
18) Martin Lunghi, ein Architeckt, welcher
im J. 16566 ſtarb.
19) Guido Ubaldo Aharini, ein Maler ber
ſich auch durch Arbeiten in Moſaik hervorthat, war
im J. 1600 geboren und flarb 1656 in Mom vor
Schrecken, weil er feine Geliebte an ver Dei ven
foren hatte.
ao) Ludwig Gentile, eigentlich Primo, war
aus Bruͤſſel gebuͤrtig, Gielte fich faft zo Jahre in
Rom auf, und malte verfchiedene größe Suchen is
ben bafigen Kirchen, che er wieder in fein Water⸗
Kand zuruͤckkehrte. Er that von dort aus eim Reif
nach Frankreich. Fuͤßli füge: er babe noch 1660
gelebt,
Vite de’ Pircorl, Scultori &c. 109
gelehe , Gier wird das J. 1657 als kin Todesjoge
angegeben.
aı) Julian Finelli ein Blldhauer.
22) Auguſtin Mitelli.
23) Franz Albani.
24) Michael Angelo Cerquozzi.
25) Catharina Ginnafi, war von vorneh⸗
sven Aeltern geboren ; Harte aber eine folche Nei⸗
gung zur Maleren, daß ihr Oheim der Kardinal
Ginnaſi ie den Celio zum Lehrmeiſter gab, wier
wohl fie nachgehends die Manier des Lanfranco
vor509. : Als der Kardinal die Kirche der Heil. Lu⸗
cia aufführen ließ, trug er ihr auf, verfchiedene Als
tarbilder zu malen, welche fie auch mit yielem Beye |
falle ausführre. Als er flarb, verwandelte er feis
nen dabey liegenden Palajt in ein Dionnenflofter,
und beſtellte fie zur Auffeherinn deſſelben. Weil
fie von Jugend auf eine fromme Perſon geweſen,
ſo gieng ſte bey zunehmenden Jahren ſelbſt in die⸗
ſes Kloſter, wo ſie auch 1660 in einem Alter von
70 Jahren verſtarb. Sie ward bey ihrer Mut⸗
ter und gedachten Oheim, denen ſie ein ſchoͤnes
Monument errichten laſſen, begraben. |
26) Andreas Sacchi.
27) Johann Franz Romanellii Ä
a8) Jofeph Peroni, ein aus Mom gebärtis
ger Bildhauer; er lernte ben Algardi der ihn an⸗
fangs ſehr liebte, aber wegen ſeiner Luͤderlichkeit
nachgehends nicht mehr achtete. Er war ein un⸗
ruhiger Kopf, und unternahm aufs Gerathewohl
eine Reiſe nach Some wo die ie Königinn Chris
fine
410 Giambatt.. Paſſeri
Kina damals regierte, Fam aber baly wieder
weil ihm das Klima nicht gefiel, Er verhe
fi), ward abes beiwegen doch nicht ordenrlicher
und dieß war auch vielleicht Lirfache, Daß er im J
1663 ftarb, und fein eben nicht hoͤher als auf
Jahre brachte. |
29) Nicolaus Pouſſin.
30) Franz Barratta, ein Bilbgauer and
Maſſa, und Schüler des Bernini. Es wird ihm
vieles Lob beygelegt und nur bedauert, daß er fa
unordentlich lebte. Er brachte daher fein Leben
auch nicht Koch, ſondern farb im (5, 1666. |
31) Joh. Angelus Canini.
32) Johann Franz Barbieri in
Gzuercino genannt.
33) Franz Boromini. Es wird von ifes
gefagt, daß er in feinen Werfen qualche irrego-
larita capriceiofa md fempre ingegnofa verra⸗
then haͤtte. Das Urtheil ift zu gelinde, weil er
durch feine gefünftelceen und gezwungenen Einfälle
wirklich viel zum Berderben des Geſchmacks in der
Baukunſt beygetragen, und ein boͤſes Beyſpiel ge⸗
geben hat, welches nach der Zeit immer mehrere
bewogen, bie edle reine Simplicität der’ Griechen
zu verlaffen : ein Fehler, ber den meiften italienis
ſchen Baumeiftern, den vor ein paar fahren vers
ftorbenen Banvitelli ausgenommen, bis auf ben
beutigen Tag anklebt. Daß er fih aus Mein und
Mißgunſt gegen den Bernini erftochen, wie einige
wollen, davon wird hier nichts gefagt. Es heit, -
er ſey in ein hitziges Fieber gefallen, in einem Anfalle
von
Vite de’ Pittori, Seultori &c. trr
von Raſerry aus dem Bette geſprungen, Gabe, weil
man nicht Acht auf ihn gegeben, einen Degen ergrif⸗
fen und ſich ſo gefaͤhrlich damit verwundet, daß er
nach einigen Tagen an der Wunde den Geiſt auf⸗
gen müffen. Dies geſchah im J. 1667. Dieſe
achricht iſt glaubwaͤrdig, da Paſſeri bamald in
Mom lebte, und als ein Zeitgenoffe yon ihm ſchtieb.
34) Peter Franz Mola.
35) Peter Berettini von Cortona. Dieſes |
Leben Hat einige Luͤcken und gehe auch nicht bis auf
den Tod des Kuͤnſtlers, welches um fo vief mehr zu-- -
bebauern ift, da wir von dieſem Künftler noch Feine.
recht vollitändige Nachrichten gaben, die Paſſeri
am erften im Stande geweſen wäre zu geben. Er
ſtarb aber ehe er die legte Hand an das Werk gelegt
hatte, und daher muͤſſen wir feiner übrigen Nach⸗
richten von Berettini entbehren.
36) Salvator Roſa. Dieſes Leben ſteht
ſchon in der neapolitaniſchen Ausgabe der Lebens⸗
beſchreibungen des Baglioni, wohin es doch eigent⸗
lich nicht gehoͤrt. Wer ſolches mit dem gegenwaͤr⸗
tigen vergleicht, der kann daraus abnehmen, wie
viel der Herausgeber zu deſſen Verbeſſernng beyge⸗
tragen, und wie viel die Ausgabe des Paſſeri uͤher⸗
haupt dabey gewonnen, daß fie in deſſen Hände ges
rathen iſt. Es iſt eines der ausfuͤhrlichſten. Den
Beſchluß des ganzen Werks macht ein anſtani—
de Desiier .
x. Schrei
1123 Ueber die Gemaldeausſtellung
Schreiben über die Austellung der Mfader
mie der Bildenden Künfte, zu Dresden
den sten Maͤrz 1772.
Ku vermuthe, daß Sie den Fortgang unſrer juns
V gen Kuͤnſtler vorzuͤglich zu wiſſen begehren;
und will daher bey meiner Beſchreibung von ben
Lehrlingen zu den Mitgliebern und Lehrern ber Aka⸗
demien zu Dresben und Jeipzig hinaufſteigen. Es
gereicht den erſtern zur Ehre, daß fie dießmal miee
HDriginale, und weniger Kopien, geliefert. Die
meifte Hoffnung unter unfern jungen Malern ges
- ben: Fuͤger, Klengel, Mechau, Lenz, De
fer der Sohn, Bach und die beyden Klaße.
Herr Fuͤger iſt kurz nach dieſer Ausflellung nadh
KHeilbron in Schwaben, feiner Vaterſtabe, zuruͤckge⸗
kehrt; Doch denken wir nicht, ihn baburch auf immer
verloren zu haben. Lines feiner Miniaturgemälbe
von ziemlicher Größe ſtellte Die beyden Kleinen Toch⸗
- tee des Herrn Baufe in Seipzig vor, ie haben
es gefeßen, und werben baber mit mir einſtimmig
fen, daß dieſer junge Kuͤnſtler Hoyers leichte
Behandlung und Ton der Farbe ſich zum Muſter
gewaͤhlt zu haben ſcheint; ſo wie auch darinn, daß er
nur noch wenige Schritte zu thun ‚bat, um ſich
den größten Miniaturmalern an bie Geite ftellen
zu können,
Beweiſe,
a
"nDnfte dom Jahr 1772. 113 |
Bexweife, daß er auch zu weitlaͤuftigen Zeſam⸗
menſebungen Talente befist, gaben zwo große
Zeichnungen 1) Salomo, der, von feinen Wei⸗
bern umgeben, ben heibnifchen Sägen opfert. Das
Einzige könnte man vielleicht bey Diefer, fonft gang
im geiechifchen Stil ausgearbeiteten Zeichnung ers
Innern‘, daß Salome mit einem roͤmiſchen Pons
tifey zu verwechfeln ſey. 2) Die Feyerlichkeit der
Iſraeliten bey dem guͤldnen Kalbe, die um daflelbe
tanzend vorgeflchle waren, im. Geſchmacke des Car⸗ |
pioni gezeichnet,
Herr Klengel, ber, wie Sie wiſſen, ng
ichon bey der vorjaͤhrigen Ausſtellung als ein wuͤr⸗
diger Schuͤler unſer Dietrichs gezeigt hatte, hinter⸗
gieng dieſes Jahr nicht unſre Erwartung durch
jween Originalgemaͤlde in Oel, einer Morgenland⸗
ſchaft, die von ſeiner Geſchicklichkeit im Baum⸗
ſchlage zeigte; und einem Sonnenaufgang, nach
der Natur, in einer gebuͤrgigten Gegend bey Keſ⸗
ſelsdorf, entworfen. Der aufſteigende Nebel ließ
den am Fluſſe des Gebuͤrges laufenden Strom
noch da errathen, wo Huͤgel im Mittelgrunde, ei⸗ |
nen Theil deſſelben verſteckten. Eine um bie Ecke
hervorgetriebne Heerde Kühe empfieng die Beleuch⸗
«ung bes niebern Sonnenlichts , dem einige wenige -
Bäume, bie über niedrigeres Gebuͤſche hervorrag⸗
sen, zur Beſchattung des Vorgrundes, entgegen
geftellet waren. Herr Klengel Hat diefe Gegend,
auch radiert, Dreyzehn andre von ihm radierte
Blätter, theils Landſchaften, theils Bauerngelage
im Oſtadiſchen Geſchmacke (wir wuͤnſchen nicht, daß
r. Di XVl. a 1 St, H er
—
114 Ueber die Gemaldeaudſtellimg
er ſich dieſen allein eigen zu machen ſuche) und bed
Kuͤnſtlers Großmutter, zeigten von einer leichten
Nadel. Seine radierten Blaͤtret belaufen fi
ſchon auf 30 dis 40 Stuͤck, und verdienen bie
Aufmerkſamkeit der Liebdaber. — Roch muß ich
von ihm eine, mit ſchwarzer Kreide ſebr gut audi
geführte Zeichnung bemerken.
Herr Mechau ) Karte eine Ruhe mrfers Dei |
landes auf der Flucht nach Aegypten in Del gemalt,
Ca ift Morgen. Joſeph ermintert Märien bie
Reiſe Fortzufegen , aber fie zeigt ihm das fehlafende
Kind, und bittet ihn, noch einige Augenbliee za
warten,
Hr Ben, ver beſte Schuler des Hrn. VDe
Dutin, komponirt mit Leichtigkeit und vielem Fener.
‚Außer einen nach Battoni kopirten großen Ges
mälde, St. Johannes in der Wäftt, ſah man den
Evangelift Matthaͤus, ein Originalgemälde, und
das golden? Kalb der Iſraeliten, eine Zeichnung,
von ibn
Der junge Oeſer will und, Wie es feine,
den Verluſt Wagners erſetzen. Geint Land⸗
fchaften mie Waſſerfarben gemalt, mehrencheild
Kopien nach Dietrich, eine aber nach der Natur
entworfen, erhielten allgemeinen Behfall
Jehann Samuel Bach, ein Sohn bes
beruͤhmten Bachs in Hamburg, hat bey dem
Kupferſtecher Krüger in Potsvam zuerſt
geletnr,
*) geb. zu Leipzig 1748, lernte bey Bernhard Rode
in Berlin, nüßte abee zugleich den Unterricht des
daſigen akademiedireliors le Sueur. |
er |
zu Dreßden vom Jahr 1772. 115
gelernt, und fich nur erſt feit zwey jahren, unter
des Herrn Dir. Oeſers Anweifung gu Leipzig, zu
„ bilden angefangen. . Einige mit Tufche ausgeführs |
te Bacchanalien zeigten von feiner Anlage zur Zus
fammenfesungy und einige waldigte Landſchaften,
gleichfalls Zeichnungen, verfprachen gleichſam die
dortrefflichen Blaͤtter, die ich Ihnen bey der fol⸗
genden Austellung von dieſem Rünftler anzuzeigen
Babe. . Er iſt gegenwärtig in Dreßden, um feine
Geſchmack, ven Oeſer für Das Edle gebildet hat,
darch das Studium ber Antife und ber beſten Ges
mälde vollends ficher zu machen.
Der ältere Here Klaß hat völlig bie fleißige
N Musfäeumg feineß Lehrers, bes Herrn Caſanova, in
Zeichnungen angenommen; unb befonders find feis
ne Kopien nach Antiken und feine nach dem Leben
gezeichneten Akte fchägbar. — Sein Bruder hatte
eine große Landſchaft nach Salvator Rofa, und
zwo Eleine Sanbichaften, eigener Erfindung, ges
malt; die, fo wie eine getuſchte Zeichnung viel
Anlage verriethen.
Herr Pechwel und Seydelmann hatten beybe
den David, mir dem Haupte Goliaths, in
großen Delgemaͤlden vorgeftelle. Won dem Exftern
war auch eine Zeichnung, Loth mit feinen Töchtern:
Herr Goͤbel Harte dem Bildnifle des Herrn
Aceisſekretaͤrs Zimmers, mit beyden Händen, eine
gute Stellung gegeben: Hr, Naumann, roelcher ſich
jest in Rom aufhaͤlt, eine Madonna mir dem
Kinde nach C Marattifopirt: Hr. Tiebel eine Lands
ſheft mit Die erfunden. und mit Wafferfarben ge⸗
| H 2 malt.
116 Ace die Gemalldeausſtellung
malt. Von' Hrn. Thiel waren. zwo Landſchaften
nach von Goyer in Oel.
Aus der Schoͤnauſchen Schule find zu bemerken:
won Hrn. Bergold, eine gut gerachne Kopie nach
feinem Ichrer, Selima aus dem Gedichte Joſeph; von
Hen. Schiffner, die häusliche Andacht, eine alte
Frau, welche fich die Nägel abſchneidet, und verfchiebne
Lleinre Entwürfe gleichfalls nach feinem lehrer; vom
Hrn Renner , die vier Tageszeiten nach Berghem, mit
der Feder gezeichnet; von Hrn. Vogel, einem jungen
Knaben von zwoͤlf Jahren, zwey Koͤpfe nach Ra⸗
phael, feines Vaters Bildniß in Paſtel, und ein
andres in-Miniatur, '
: Die Mademoifelle Fridrichinn fährt fort ſich
in der Vlichmenmalerey hervorzuthun: Srüchte,
Zitronen, Schmetterlinge 2c. weiß fie mit fo viel
Wahrkeit zu Schildern, daß fie mit der Natur zu
wetteifern ſcheinen. Sie hatte dießmal fünf
Stücke ausgeftelle, worunter das fchönfte, Bluh⸗
wen in einem Waſſerglaße darſtellte.
Einer ihrer Brüder übe fih in Viehſtuͤcken,
‚ ber andere in der Niftorienmalerey. Leßterer hatte
Die Anbetung der Weiſen in einem Nachtſtuͤcke daͤr⸗
geſtellt, und das Licht von unferm Heilande abges
leitet. — Die zwo Hirtenftüce des jüngern Frie⸗
drichs ſtellten: 1) den Hirten und eine Heerde
Kuͤhe, durch den Anfall eines Wolfs zerſtreut;
2) eine Heerde Kühe und Schaafe ver, von
Welpen verfolgt, beren Reſt in einer alten
- Weide zerftöre worden: der Hirte bedeckt fich das
Geſicht mit feinen Wams. Außerdem Hatte er
noch
su Dreßden vom Jabe.ı772. 117. E
neoch eine Wolbung ‚mit einer Parforcejagd, tiger
mer Erfindung, gemale.
Madewoiſelle Dinglingerinn hatte, aber⸗
mals nach Nogari, eine Lautenſchlaͤgerinn, und eis
... nen Knaben mit einer Katze fpielend, von einem
großen Gemälde in Miniatur übergetragen.
Eine andre Miniaturmalerinn, die Frau
Sauptmanninn Frankinn, eine geberne von Lan⸗
gen, hatte einige Bildniſſe ausgeſtellt.
Vom ältern Hrn. Walther muß ich Ihnen ein
ſehr huͤbſches Frauenzimmerportrait in- Mis
niatur anzeigen, darinnen er ſich Die Behandlung
des Herrn Fuͤger eigen zu machen geſucht.
Sein jüngerer Bruder hatte die Flucht nach Aegh⸗
pten, ein Nachtſtuͤck von Dieterich, fehe gluͤcklich
in Del Eopire.
Auch zeigte. der jüngere Lenz eine. gute Anlage
"zum Miniaturmaler in einigen Bildniflen.
Bon Fechhekm war das Bildniß des Sterns
kundigen Jandmanns Baliſch, der eine Thierpflan⸗
#, Apocinum androfsemt folium, Einnaes,
eine Bluhme, die in deu Malerey faft wie eine weiße
Hyacinthe, im der Natur aber tie eine Maybluhh⸗
mie geſtaltet ift, in der Hand hielt.
Herr Mietſch Harte ein Bruftbild in Paſtel
nad) der Natur; die Auferweckung Lazari in einer
Zeichmung; und bie vorjährig ausgeſtellte Zeichs
nung, hie Orablegung Chriſti, radirt, ausge
re
83 Auch
E18 , Ueber bie Semälteausfeliung
Auch darf ich eine Kapucinerproceſion von
Theil, und deſſen Proſpekt des zerſtoͤrten Belve⸗
dere in dem Graͤfl. Bruͤhliſchen Garten an der Fe⸗
ſtung, beyde mit Wafferfarben gemalt, fo wenig
vergeffen, als, im $eipziger Zimmer , einige gute
Kopien von Gottlob und Fabricius in Oel
Zwo Gemaͤlde auf Glas von der Frau Weyd⸗
mul erinn, davon z)das Bildniß der verwittweten
Churfuͤrſtin K. H., 2) ein Bouquet von mancherkey
Bluhmen vorſtellte, wurden von den biebhabern mit
Vergnuͤgen betrachtet.
Von Herrn Dir. Huͤtin ſah man ein fer. gu⸗
tes Oelgemaͤlde von mittler Größe: den Promes
theus an einen Felſen gefeffele. War ihm figet der
Kaubvogel, der an feinem Eingeweide hadt. Furcht
und Schrecken herrſcht in der Gegend umher, und .
eine Urne deutet das Verbrechen an, welches ihm
eine fo ſchreckliche Strafe zuzeg. In dem Reichs
nungszimmer waren von ihm viele treffliche Zeichs
aumgen ausgehängt, die größtentheils Gegenſtaͤnde
aus dem gemeinen Leben vorſtellten; als; eine Bau⸗
ernhochzeit; einen Mann und cine junge Frau, die
Obſt Fauften; einen Knaben und ein Maͤgdchen, wers
muthlich des Kaͤnſtlers Kinder; dreye, den vorigen
Winter nach dem Leben gezeichnete Akte, drey Ent
wuͤrfe zu Grabmaͤhlern des verſtorbnen Gellerts,
und eben ſo viel zu Brunnen.
Bon Hrn. Die, Oeſer ſahen wir dießmal fein
Oelgemaͤlde. Diefe Stelle vertrat eine Folorirte
Zeichnung von einer originellen Behandlung, wors
innen ein durch Zufaͤlle der zeit ſchadhaft geworde . |
nee
in Dreßden vom Jahr 1772. 119
nes ſchoͤnes Rembrandiſches Gemaͤlde, bie Kreuzi⸗
gung Chriſti vorſtellend, das in dem Winckleriſchen
- Kabinette zu Leipzig befindlich, non einem Kuͤnſtler,
deſſem Auge keine Schönheit des Driginalg verbor⸗
gen blieb, wenigſtens vermittelft der meiſterhaften
Nachahmung gleichſam erneuert worden.
Das Gemälde des Hrn. Caſanova ſtellte
den Achilbes vor, der den Philoktet um die
Pfeile des Herkules bittet, ohne welche er ſi ch,
CTroja zu erobern nicht getraut. Man muß dies
fen ſchaͤtzbaren und durch, feinen Unterricht und
Gelehrſamkeit der. Akademie ſo nützlichen. Künfte
ler, glauhe ich, nicht nach feinen Gemälden allein,
deren ex des Jahres nur Eines, zur jährlichen Auss
flellung zu verfertigen ſcheint, ſendern vorzüglich nach
‚ feinen Zeichnungen beuccheilen. Welche Genauigkeit
und welcher Fleiß. herrſchte nicht in dem Kopfe deg
pothifchen Apolfo, von eben dieſer Meifterhand
“gezeichnet! Eine Zeichnung, die, wiedie Akte, welche
dieſer Kuͤnſtler noch in Mom. nach dem Leben gezeich⸗
net has und zum Ülnterrichte auf der Drefdner
Akademie ausgeſtellt find, eines: Mengs nie
unwuͤrdig · waͤren.
Unſer leider: alternde Dietrich hatte zen
fon vor einigen Jahren gemalte Stüde, die Ge
burt unfers Heilands und derfelben Verkündigung
an die Hirten, ausgebängt. Vorzüglich hatte der -
Kuͤnſtler in dem letztern feine Wiſſenſchaft in der
Barbengebung, durch den Kontcaft der Macht mit
den von dem himmliſchen Boten ausftrömenden
biendenden Lichte, zeigen fünnen
94 Die
v
Banden u, „ Pi . -
mn an er *
1230 Leber die Gemaͤldeausſtellung
Die meifte Aufmerkſamkeit ber Kenne, unß
aller patriotifchen Sachſen, zog ohne Zweifel das
Gemälde des Hrn. Schönau, die Wiedergene
fung Ihrer Königl Hoheiten der verwittweten Chur⸗
fürfürftin vorftellend, fowohl des Gegenſtandes
als der Ausführung wegen auf fih. Diefe Fürs
ftin, welche das Gemälde ſelbſt von dem Kuͤnſtler
verlangt hatte, fügt in einem Thronſtuhle, hinter
welchem ein Thronbette in einer Mifche ſteht, in ei⸗
ner fanft geſchwungenen anmuthigen Stellung. Auf
ihrem Geſichte iſt die Freude ihrer Geneſung, mie
noch etwas Kränklichkeie und zärdlicher Huld vers
miſcht ausgedrückt, ohne die Aehnlichkeit zu vers
Binden. Ihr Durchlauchtigſter Sohn fiche
nebft feiner Gemahlin, in einer veizenden und ihr
eignen anmuthigen Stellung zu ihrer Mechten,
welche ihre gegenfitigen Ruͤhrungen, durch Küffe
und Drüdung der Hände beyeigen In der erha⸗
benen Mutter Schooße und Armen ift die juͤngſte
Prinzeßin Mariane, in ihrer unſchuldsvollen
Schoͤnheit, welche ihr den Rußiſchen Orden anlegen
will: hinter ihr ſteht die Prinzeßin Amalia, die
ſich auf den Stuhl ihrer Frau Mutter lehnt, ſich
mit ihrem jüngften Bruder, Prinz Mayen, uns -
umfaſſet, und fich ihre einmürbigliche Freude. mit⸗
sheilen. Neben ihnen, ein wenig rückwärts, ſteht
Ihre König. Hoheit die Prinzeßin Eliſabech,
welche die Augen der Zufchauer auf cin allegoriſches
- Bild führer, welches der Maler , zur ——
des Zeitpunkts, auf eine Stafteln geſtellt at. Es
iſt folgenden Sal: ee 5
| Bor
] v IJ
zu Drefden vom Jahr 1772. 122
Vor einem auf zwo Stuffen erhabenen Altare,
"sserauf die Winfche aller Kerzen der. Unterthanen
ſich in eineeinzige Flamme fchließen, kniet Sachſen,
unter der Figur einer ſchoͤnen blonden Frauensper⸗
fon. . Sie fleht das Schickſal um die Geneſung
‚der Ehurfürftin Frau Mutter an. Die dren Parcen
ſpinnen den Lebensfaden derfelben. Schon ift Atro⸗
pos im Begriffe, einen Faden mitihrer fürchterlis
den Scheere zu faffen ; aber das Schieffal, durch
der Sachſen Ziehen gerührt, hält fie zurück, und
gebietet ihr, denfelben von Gold und Seide vers
miſcht fort zu fpinnen. Das Schickſal haͤlt zugleich
in feinen Armen die Urne, worinnen die unmit⸗
eelbaren Berhängniffe der Sterblichen aufbehalten
werden: bie ſchwarzen Wolken fenfen ſich zurück,
und ein neues Licht Elärt ihre Llmriffe auf, wo
man deutlich die Bildfäule des Aeſtulap gewahr
wird. Unter diefer Statue wird die Zeit von der
Liebe des Mächften und der guten Regierung gefeffelt:
neben ihr ſteht der patriotifche Eifer, in der Fi⸗
gur eines. würdigen Greißes, welcher die Genfe
zerbricht. Die Genien der Dichtkunſt, Malerey
und Mufif entwenden einmuͤthiglich der Zeit den
Seiger, und flichen voller Liebe und Freude über
die Geneſung ihrer Beſchuͤtzerinn hinter die Bild⸗
ſaͤule des Gottes der Arzeneykunſt in Sicherheit,
die der Genius der Dankbarkeit mit Bluhmen⸗
kraͤnzen ziert. In der Entfernung iſt der Tempel des
Gedaͤchtniſſes und des Ruhms; an dem Altare
der Name Antonia Amalia, in einem Zirkel, dem
Wilde der Ewigkeit, von Bildhauer Arbeit erhaben.
95 Auf
122 Ueber die Gemaͤldeausſtellung
Auf der andern Seite fit Seine Hoheit, der
Prinz Karl, auf einem Stuhle ſehr natürlich, in
der ihm eignen Stellung, und ſcheint wechſelsweiſe
feine Blicke voll Freude auf die erhabene Dintser
und bie übrigen Teilnehmenden zu werfen. Auf
dem Bordergrunde tritt Gr. K. H. der Herzog vom
Eurland nebft den Prinz Anton herbey, und dies
nen zur Zurücdrufung des Lichts und Verhindung
der Hauptgruppen. Dieſer Fuͤrſt ſcheint großen
Antheil zu nehmen, indem er, in einer edlen feurigen
Gtellung, mit dem Peinzen Anton, welche in eie
nem jugendlichen Schwunge beſteht, über den gluͤck⸗
lichen Zeiptpunkt, die Vorteile der Eienefung zu
erläutern kheinet. Das Bild iſt im drey Gruppen
getheilet, welche ſich in eine einzige zufammen rer⸗
binden, In der Hintern Gruppe, ſtehen verſchie⸗
dene, der vornehmſten Herren und Damen des
Chur fuͤrſtl. Gefolges, alle nach dem Leben geſchildert.
Der Grund iſt eine Architeftur von korinthi⸗
ſchen Drbnung, und neben dem Thronbette ftehe
bie Goͤttinn der Borficht und Weispeit,. Zwiſchen
den Pilaftern ift durch Basresliefs Lieoe, Freund⸗
(haft und Gerechtigkeit, die einander kuͤſſen und
kroͤnen, vorgeſtellt. (*)
(*) Ich füge Ihnen hier das verſprochene Verzeich⸗
niß der Kupferſtiche nach den Gemälden und Zeich⸗
nungen von Hrn. Schönau bey: Durch Littret
ı) Fontaine de jouvence,frontispice de joualleriee
3) Portrait niltorique & Allegorique du Dauphin«
.3) Porızast
!
—
Sowohl
— — _
zu Dreßden vom Jahr 1772. : ı12y
Ä |
Sowohl die Achnlichkeit der Portraite, als bie
Aberaus ſchwere Verbinduug ſo vieler Lichter und
gl
g'
ängender Farben durch ‚glüdliche Llebergänge,
> und,
3. Portrait de Mad. de Pompadour. . 4. Portrait.
de Madile. Olairon, 5) L’Amour diftzibue fes dons,
6. L’Amoui en Quinze-vingt. 7) le petit Mangeur
de Soupe, ou l'artente au jcua 8) ia Souppe au
Lait, mal faite de erainte, die beyden Lesern find
pon Romaner geendiget worden , fie werden von
Bligni uud Yulder verkauft. Von Baillard. 9)La
Meditation fur les Saintes Loix de la Bible,
10) La Filenfe ır) La Faifeufe de denitelle.
12) l’Eeureuiteongent, 13) L’heureux Serin, ou
la Joueufe de Serinette. Ron Romane
“ 14) la Blanchifleufe, 15) la Repafleufe. 16)1a
Cuifiniere fürveillante, Won Wſll. Gaillard
24) g.petites Planches quireprefentent le petit Mai-
. „treetlapetite Maitreſſe fous differentstitres, Yon
Ouveier. 25) L'Origine de la Peinture onles Por» . -
traitsä mode. 26) laLanterne magigue. 27a Piffe-
en-Lit, oules defauts corrig&s par l’aflront, 29) le
petit Glouton. 8. Planches d'après des deſſins,
qui reprefentent les Carefours et le petit March6 ..
de Paris, avec des jeux de petit Paliflons.36. Bon
Düpuis. 37) le Camoufflet ou le Reveil mal adroir
38) A maiätoi, PElperance auhazard, 39);Le
petit Vifeur, fous fa direcion. Bon Zenriques
40) P Enfant jardinier. 41) Amulement Rufle
ou la Credulite au Sorte Mon A. Martrinet
42) le petit Vieleux, 43) la Chanteufe Champe-
noife. Bon Wille, 44) 1a petiteEcoliere Lufa- ‘
cienne. Bon bemfelben wird noch erſcheinen.
45) la Surpeife de la multiplicie, 46) le
grand nourrit er le petit mange, Bon Che⸗
pille. 47) la bonne Amitik, ou le miſtè-
ze €clairci. 48) le Miroir cafle, 49) l’Image
de la beautd. 50) Legon de Botanique; de Vice
& de Vertu: & il paroitra encor. 51) l’Orfeline
protegde par une Dame de condition, 352) fon
Edu-
U-
124 Meder bie Gemäldeauöftellung
und, was das Bornehmfte ift, bie vorrheilhafte Stel⸗
fung der Gruppen, daß keine bie andre verbeder,
und dad bie Suite des Hofs nur in dem zweyten
| Hinter⸗
Edueation de Vertu morale. Bon Louis Salæ-
bau. 53) la Muficienne des Alpes. 54) le por«
trait Pen Chanoine. 55) la Batreufe de cartes, ou
la Sorciere. 56) l’intrigue amoureufe, 5) les
Sabots-caffes. 53) l’Esclavage affranchi. Mom
Varin. 59) les Connoifleurs modernes. 60) les
jeux de Vache à Colas. 61) laBrauetterenverf-
fte. 62) les Chariotsrenverfes; d’apres des def-
feins. 63) enmaniere decrayon rouge:une t&e,
64) Jes Curiofites de l’optique. 65) les gefticu-
Iations de Polichinelle. 66) les jeux äla courte
paille pour monter dansle chariot. 67)lesPatineuss
dleganıs de petit Maitre, fous l’Arche du pont
'neuf à Paris, wird verkauft von Mad. Chherean,
68. La Marchande.d’Hannetons. 69) Les Pigihrs
de la jeunefle. Diefe beyde Zeichnungen find ven
Darin, auf rothe Zeichnungsart geſtochen.
Voyes dem jüngern 65) le Car&me prenant: favoir
les trois bonnes fetes de France, peintes pour un
Amateur, Le Car&me prenant, le jour des Roi et ia
St. Martin. pieces qui deyoient &tre grardes
69) La Brüleufe de Lettre: ou la mere fevere.
on Mesnil. 70) le Chatiment du Larcin. le mi»
ftere devoile da Serin. Bon Yalm. 7r) un
Enierement d’amourette pour faire pendant avec
la Brüleufe de lettre. Bon Vidal. 72) Le dldom-
magement de l’abfcence. 73)l’heureux Retour de
YEpouxcheri, Bon Schwabe in Wien, 74) Mo-
letrina fallax. 73) L’Atırape de laboiıe. 76) le
jen à la main chaude. 77) les jeux au Cheral
fondu. Bon Cruſtus 78) L’Amour er L’Amitie
pour etrennes, vignette, 79) L’Amaur conduit
par Ia folie. on Zoltzmann. 80) Madele-
ne gravee dansle goüt du deflin. gı) le tendre
Pere, fe recrerant avec ſes Enfars. Won Yingg-
2.88,
Y
au Dreßden vom Jahr 1772: 123
Hintergrunde erſcheint: das find die Verdienſte
dieſes vortreflichen Stuͤcks, die unſere Bewunde⸗
rung deſtomehr verdienen, daſo viele Schwierigkei⸗
ten zu beftreiten waren,
Bon eben demfelben bewunderte man noch
‚sin Kleines Bild auf Holz, in Merfchers Geſchmack,
welches den Liebergang ber Muſik zur Mlaleren
vorſtellte, und fhonim XIV. B. Ihrer Bibl. ©,
‚ 933. befchrieben ſteht. wm
‚ Hr. Graff, dieſer vortreflihe Portraitmaler,
deſſen Gemälde der Kenner wegen bes marfigten
Pinſels und der glüdlichen Stellungen: der Nicht⸗
kenner aber wenigſtens wegen ber faſt rebenden .
Aehnlichkeit der Perſonen ſchaͤtzt, Hatte biefesmal -
den ehrwürbigen Kopf des ohnlaͤngſt in einem hohen
Alter verſtorbenen Hrn. geh. Kaͤmmerier Leger,
und die Bildniſſe des Hrn. Grafen von Hoymb
und des Hrn. Hauptmanns Verdion, beyde auf
Einem Stuͤcke, ausgehaͤngt. |
Hr. Pr. Knoͤfler Hatte den Apollo vom Bel⸗
vedere in Thon ſchoͤn modelliret. Von feinem beften
Schüler, Hrn. Schäfer, fand man ——
’
82. titre et vignete da programe des francs Ma-
son, peur la foufcripion en Tfaveur des
pauvrres. Von Schultze. 84) l’Econome ver
tueux, 85) La Veuve fecourue 86), Io & Jupi-
ter. 87) le Muficien devenu Peintre. Auch
Dr. Schönau vice Zeichnungen für die Encyklo⸗
. pädie verfertiget: die Kupferſtecher verfelben,
- find ihm felbft unbefannt. Prevoſt hatte darüber
die Aufſicht, und Falconet von London fie Hru.
Schoͤnau zeichnen. j
X
\ »
226 Urber bie Gemaͤldeausſte llung |
Stuͤcke, unter denen ſich befonbers eine Gruppe
eigner Erfindung, Venus, bie den Pfeilen bei
" Kupibo das Ziel anıeifet, auszeichnete.
Der jüngere Wermuch Harre feined Vaters
Bidniß, in einem Medaillon, in Wachs wobellirt.
Unter den Dreßdner jungen Kupferſtechern tham
ſich beſonders Hr. Stoͤlzel and Hr. Schulze *)
hbervor: und Hr. Kutter zu Leipzig, der den m
titphylicien nad) Wille fehr gut kopirt hatte , laͤßt
giel Hoffen, wenn er den Lintereihhe eines‘ Bauſe
nicht vernachläßiget,, und fich fleißiger im Grabfis
chel uͤbt, als Vignetten fuͤr Buchhaͤndler arbeitet.
Stoͤlzel hatte nach dem Gemaͤlde von Holbein
einen alcen Mauskopf; nach Beßlern, den Sen
Buͤrgermeiſter Bormann; und nach Dietrich, das
"Segenbild zu feinem vorjaͤhrigen ausgeſtellten Tram
enzimmer, das Sartenfrüchte meinem Tuche haͤlt,
geliefert. Schulze aber, eine Schnitteriun nad
dem Gemälde des Karl- Loth, und zwen Blätter
nad) Zeichhungen von Schoͤnau, vadiert and mit
dem Grabſtichel ausgeführt: 1) einen alten Mann,
der. Geld vor ſich liegen hat und an den Fingern za
zaͤhlen ſcheint, mit dee Unterſchrift, Die übers |
rechnende MWohlthätigkeit; und dem Zufage:
„Was Fan ich wohl Hiervon der armen Alten ge
„ben?“ 2) Diefe Alte an ihrem Tide mir of⸗
u |
*) Der letztere ift im Sept. dee Yaßıs 1773, in Se⸗ |
ſellſchaft des Portraitsmalers Roͤbr, auf drep |
Jahr nach Paris gegangen. Beide genichen einen
Ehurfürfli, Schalt. -
zu Dreßden vom Jahr 1772. 127
nn und leeren Schubladen; die Unterſchrift iſt y
Die ruhende Sorge, unddarunter-fieht: „Ein
wuͤrdger Greis erleichtertmir das Jeben! — .
-" De. Weife hatte einen Zigeunerzug bey Monden⸗
fehein, nach den Bemaͤlde von Auguſt Querfurt
geftochen. Berner auf drey Wlättern einen Por⸗
tellanauffä, ven er auch jelbft gezeichnet, Hr. Leiche
fenring, eine Bauerngeſellſchaft nach A. Bvth, unð
ein Koͤpfchen nach Greuze. Hr Roͤſeel, eine Baus
erngeſellſchaft nach Teniers, und einen Kopf nach
Grebler: Weinert aber, an Bluhmenſtuͤck nach
Pillemont kopirt.
Das ſchoͤne Portrait des Hrn. Hofrath Schu⸗
barths, nach Deſer von Bauſe, finde ich in Jh⸗
rer Bibl. ſchon angezeigt. So fennen fie auch die
Vignetten und Kupferblaͤtter des Hrn. Genfer, ineh⸗
rentheils nach Erfindungen von Mechan, für bie
Verlagsbuͤcher der beiten Buchhandlungen m
Leipzig. pr
Bon Herrn Zingg hatten wir, auſſer einigen:
vortreflichen Zeichnungen nach der Matur, vier ges’
Mochene Landſchaften, zwo nach Zeichnungen von
Dietrich, und zwo nach Zeichnungen von Geß⸗
ner, aufzaweiſen, und fie lockten mir den Wunſch
ab, daß ſie allgemein bekannt gemacht werden
moͤchten. |
Hr. Sanale hatte ein Frauenzimmer m Thre
Eifcher Tracht nach Dietrich verfertige. Das
°
Driginal befigt der Herzog Albrecht von Eachfen
e
Teſchen.
Von
—
128 Wermifite Nocheichten.
Von Boetius war bie Anbetung ber Web
fen, in der gut nachgeahmten Manier ber Originals
zeichnung, mit der Feder und getufcht, von Poelen⸗
burg; ingleichen das Bildniß des Hrn. Dir Huͤtin,
- in Profil, nach deſſen eigner Zeichnung, auf Art
der ſchwarzen Kreide, mit Weiß erhoͤht, u.ſ. w.
XL
Vermiſchte Nachrichten.
Aus Deutichland.
langen. Walther allhier hat nun den Anfang
| mit der Thiergefehichte gemacht, und zwar
zuerſt der ſaͤugenden, bieer angefündigee hat, eim
Werk, daß in feiner Art ſo wichtig ift, und den Verle⸗
ger zu fo viel Ehre gereichet. Da der Entwurf bereits
durch alle Zeitung bekannt gemacht worden: fo koͤn⸗
nen wir ums der Mühe übergeben, weirläuftig davon
zu reden. Die Ausführung ift dem Verſprechen volls
kommen gemäß. Die erſten beyden Lagen, bie
wir vor uns haben, welche der. Saͤugthiere erſte
Abtheilung in ſich begreift, enthalten die Vorſtel⸗
lungen ber verfchiebenen Arten von Affen, an der
Zahl 16 Blatt. Sie find gut geſtochen, fein
iHumipire, und, wie es fcheint, der Natur getren
nachgeahmet, und man kann ſich verfpredhen, daß
Diejenigen, die ſich mit der Ausmalung befchäfftis
gen, durch die Llebung noch zu einer gröffern Fertigkeit
gelangen, und uns immer vollkommenere Abbil⸗
dungen
- .
— Beniige Rage. 49
digen liefern werden. Die erſte Abhandlung des
Sn. Prof: Schrebers, über den Menfchen if; -
wie man es van ihm erwarten Fann /mit großer
Einſicht in die natürliche Gefchichte ,. die durch die
Keften Zeugniffe der erfahrenfien Naturforſcher
Bemähret wird, ſchoͤn und bündig geſchrieben, und
auch Leine der allerneuften Erfahrungen übergangen.
Be Fehr: wuͤnſchen ibir einem fo wichtigen Werke;
zu ſeiner Befdrderung viel Theilnehmer. Wir vers
marhen ſolches um ſo. viel cher, da es den Käufern
datch monatliche Ablieferungen, um einen fo billi
gen Preis ungemein erleichtert, und allezeit
monuillch ein Heft von 8 Platten nebſt 4 Vogen
Jert, ohne Alumination 12 gr.; ein ſauber illumi⸗
igirtis: Exempiar aber, um rAThlt. Bär. ausgegs⸗
Ben wirb
Augsburg. Der berühmte Hr. Johann Elias
heira r, Director der. daſi igen Malerakademie,
war bey ſeinm schen. Willens, uns einen Beptrag
zur Thiergeſchichte, in einer Sammlung von Zeich
künger und Ausbildungen nach der Natur, in der
zhenen eignen Seellimg, und mit Farben nach dent -
Sehen vorgeſtellt zu liefern. Er harte zii dem Ende
eine große Saumlung/ hauptſaͤchlich von Eures
paiſchen Thieren zufammen gebracht, fie ſelbſt nach
der Natur gezeichnet, und fie auch mit auslaͤnbu
ſchen Thleren vermehrt. Hier war ihm die ſchoͤne
Sammlung des Hrn: Klein, fo wohl in Abficht
trchtiger Zeichnungen, als wirklicher Originale zu flat?
sen gekommen, die diefer aus der Erbfchaft des Hrit:
Subolph.anfich gebracht hatte. Des Anfang ſollte niit
M. Dibl. xVi. 2 1 S 8 vlet
130: VBermiſchte Nachrichten,
Ü
vierfuͤßigen Thieren gemacht werden. . Er wollse,
eine kurze Beſchreibung von dee. Natur und den
Eigenſchaften hinzuthun, wrd fie nach ihren Gas⸗
tungen, Arten und Abaͤnderungen nach dem Klein
und Linnaͤus ordnen, diejenigen vorzuͤglich ausfuchen,.
die von, der Natur auf eine befondere Art bezeichnet
wären, und die auswärtigen Thiere, deren fich.bie
Menſchen zum Gebrauche bedienen, . mit ihren
Schmuck und Geſchirre, zum Vergnuͤgen für-die
Augen der Liebhaber vorſtellen, und jaͤhrlich davon
12. Blatt auf Subſcription ausgeben; aber der
Tod unterbrach ihn, denssten April 1767. Da ber
‚ganze Vorrath inzwiſchen an feine Söhne, Martin
Elias, und Johann Jakob Ridinger gefommen,
fo haben diefe mit dem. Werke nunmehro ben Anfang
gemacht. Wer die große Stärfe des feligen Ridingers
im Zeichnung der Thiere, ſowohl in Abfihe auf
ihre Nichtigkeit, als den Ausdruck ihrer Charaktere
kennt, wird willen, was er 1 davon veefperen |
kann.
Ebend. Der fleißige FR Haid bar. fit —*
zem verſchiedene gute Familienportraͤte in ſchwarzee
Kunſt, alle nach unſerm Graff, geſtochen. Wow
zuͤglich zeichnet fi) der Maler Kupezky, nach ihm
felöft, groß, und im Fleinen Hr. Fuͤesly, der, Bere
fafler des Künftierkpicons aus. . Wie wir hören,
wird er eine ganze Folge von Gelehrten auf dieſt
Kst den tichhabern liefern: gegenwärtig hat “Im
Lavater unter den Händen, = '
Bin
Vermiſchte Nachrichten 131
Bien. Bon Fanota,deffen vortrefliches Blatt
la$t.Cacherine de Siene, von Allori, Bron-
‚Zino genannt, wir zu feinew Zeit ermähnet, haben
| wir noch ein ſchoͤnes Blatt von 1772. Portrait d’un
jeun homme, nah Rembrandt, ebenfalls, wie
jenes, aus der Lichtenſteiniſchen Sammlung nachzu⸗
holen. Er hat ige das Bildniß des Königes von
Sardinien und die Krenztragung Chriſti: cin
Bruſtſtuͤck nach Leonard da Vinci unter dem
Grabſtichel; und dieſer Kuͤnſtler verdienet unter
- Diejenigen gezaͤhlet zu werden, die Deutſchland vore
zuͤglich Ehre machen.
Ebend. Die letzthin von uns angezeigten
Holzfchnitte, zum Leben Kayſer Marimillen, am
der Zahl 234. (nicht 258. wie wir. aus Berfchen |
geſchrieben hatten,) find niche von X. Dürer, fons
dern von Dans Burgmaper, deſſen Schüler.
Prag. Einjunger Kuͤnſtler Salzer, hat etliche
nicht uͤbel gerathene Verſuche, auf Zeichnungsart
mie Roͤthelſtift, eine Madonna mit Joſeph und
dem Kinde, und etliche Köpfe geliefert, und beſchaͤf⸗
tiget ſich jetzt mit Bildniſſen zu dem zweyten Theile
ber Boͤhmiſchen Gelehrten, wovon wir den erſten
Theil. gehörigen Orte angezeiget haben. Durch
Steig und Liebung kann er es weit bringen.
Berlin. Bon dem ‚würdigen B. Mode, |
haben wir wieder 6. radirte Blätter von ihm ſelbſt,
nach feinen eignen Gemälden in Händen. ı) Noah
fesläft, er wird von Sem und Japhet zugedeckt.
= Sam ſteht mis mmusgiitigen Geberden in ber Nähe,
32 2) Ehre
132 Verwiſchte Nachrichten.
re Chriſtus bricht äioten‘ Juͤngern das Brode.
3, Petrus geht hinaus und weine 4) Ein "Sei
male aus dee Sündfhrh. 5) Alerander bedeckt
zes Darius Leichnam ‚mit feinem Mantel. 6)
Abvollo und der Schuſter. Dan weiß ſchon, was
"nun von dieſes Kuͤnſtlers eblen dmodſitwnen zu
erwarten hat.
Dresden. Scydium . usenturis 21.C
Klengel 1771. Sumtibus C.F.Boetũ. Dieß
ind 43 Landſchaften und Bauerdelage, auf 30
Blott abgedrudt, Die wir frhen bey Gelegenheit
der jährlichen Ausftellung der Kunfmerke zu Dress
pen groͤßtentheils ‚angezeigt und geruͤhmt haben,
Dieſer junge Kuͤnſtler hat ſich die: Manıer feines
gehrers, unſets großen Dietricht, ſo zu eigen ge⸗
mare, daß man ſowohl feine Gemälde, als feine
radierten Blaͤtter, ben Liebhabern fuͤr Arbeiten
yon Dietrich in die Hand geben kann. Go viel
Ruhm dieß für ihn iſt, ſo wuͤnſchten wir doch, daß
er, außer feinen “Lehrer, auch die hollaͤndiſchen
Lindſchafter und bie Natur felbft ſtudieren möchte,
um sich eine eigne Manier zu erwerben. Sieht
man die Natur nur gleichfam Durch fremde Augen,
ſo entdecke man in ihr auch nichts Neues: und der
Kenner glaubt alles. das fchon irgendwo gefehn zu
haben, was im ein folher Künftler vorbildet.
Auch ift es wirflich in’ den: Werken ſeines Meiſters,
zerſtreut, vorhanden.
Herr Boet ius Hat it ſeiner bekannten gehaͤm⸗
merten oder der ſogenannten Puntzenarbeit eine fe
die Geſchichte der Kumft merkwuͤrdige Zeichnung
— des
Bermiſchte ·Nachtichten. 133
des Jakoh Beyer, in Kupfer gebracht. Sie
bat zur Aufſchrift: bie vergnuͤgte Geſellſchaft Aug⸗
ſpurgiſcher Kuͤnſtler und ihrer Freunde; dieſe ſind:
George Peham, Hans Kellerihaler, Kaſper Rau⸗
cher, Geyrge Hebenſtreit, Daniel Kellerthaler,
Chriſtoph Kellerthaler und die Frau Hellerinn, de
ihnen zu trinken einfchenft. —
Ebend. Den asften April dieſes Jahres iſt
aus Herr Dietsich, im baſten Jafre feines Mirerd,
entriſſen worden. Er war 1712: g5born. Schop
ſeit vier Jahren hot er. wegen eines heftigen Oli -
derkrampfes wenig und faſt gar, nichts arbeiten
koͤnnen. Sein Name war indeſſen der Afapenic
immer noch nuͤtzlich. Haͤtte ey Daher auch die Wuͤn
VE ER SEE Ze SE
erhalten, Naͤchſt Menge, war er unfreitia deu
denige lebexde deutſche Küntler, den die Auslaͤnder
am mieiſten ſchaͤzten, und deflen Werke fo theuer
vejahlt wurden, als ſonſt nur bie Arbeiten groper
laͤngſt verſtor bener Kuͤnſtler. Er hat feinen Freny—
den einen großen Schatz an Zeichnungen von ſeiner
Hand hinterlaſſen, der um deſto beseöchrlidier id,
da er dey ſemem Leben wenige weggegeben.
L
Leipzig. Gellerts Monument in der Dy
- difdyen Handlung 1774, 8. Dieſe kleine Schrift ft -
eine Hiftorifche und kritiſche Beſchreibung des ver
srefflihen Monuments, Das ter Direeter unſrer
Akad. Hr. Pr. Oeſer verfertiget, und im Garten
x 3 .. des
—
134, Vermiſchte Nachrichten,
des Hrn. Wendfers ersichtet Kat, wodurch er,
‚F
als ehemaliger Verleger der erften Gellertſchen Wer⸗
Te, einen öffentlichen Beweis der Achtung für den
Autor geben wollte, dem er einen Teil feiner Hädits
guͤter verdanket. — ' Diefe neue Zierde unfrer-
Stadt macht, wegen ber Neuheit ihrer Erfindung,
der paſſenden Allegorie, der edlen Simplicitaͤt und
der (hönen Ausfuͤhrung einen faft allgemeinen Ein⸗
druck auf die Kenner und Nichtkenner, und wird
felbft won denen beroundert, Die, auch ohne Gefühl
für die ſchoͤnen Künfte, durch die Meubegierbe zur
Betrachtung angeloce werben. Dieſes Monu⸗
ment iſt don ſachſiſchem weißen Marmor, der alle
Eigenfchaften Hat, die zur Behandlung und Aus
führung‘ folder Werke der Kunſt erfodert wer⸗
den. *) Das Moniment'fteht mitten im Garten,
und kann aus jedem Geſichtspunkte betrachtet wers
‚den. „Hier ſteht es, heiſt es in der Machricht,
„völlig ſchicklich für den Ort; denn es iſt ein Traus
zerdenkmaal, aber es verderbt Feinen Augenblick
„tie Seöhligkeie des Sartens.„n Here Defer bat
den ſchriftſtelleriſchen Eharakrer bes Mannes, den
er verewigen wollte, richtig gefaßt, usb ihn der
Nachwelt ald Dichter gezeigt, ber ber deutſchen
Sitteratur den Charakter der Grazie gab. „Gel⸗
niert war der Vater ber beurfchen Grazien; aber
„®
2) Wir haben die Gleichheit diefes nuͤtzlichen Lan⸗
bedprobuftd mit dem griechiſchen ſchon oͤfters,
und beſonders im 13ten Bande mefrer Yiblie:
thek, in Eriunerung gebracht: —°
\
|
Birmiffte Nocheichen. 135
(„ee ſtarb ihnen ab, da fie noch Kinder waren, und
„hinterliefi ihre völlige Ausbildung andern Haͤn⸗
„den... Es ift woßl unläugbar, daß dieſe gluͤck
liche Idee, die ein ſo wahres und ein fo gemäßige
des Lob auf Gellerten enrhält, der Kritik des Herrn |
Deſer die größte Ehre macht! „Sie fage von Och
„ierten das, was ihm auch feine ſtrengſten Beur⸗
„theiler laſſen muͤſſen; und iſt für ein Denkmaah,
„bs ſonſt die VPerdienſte ber Berftorbenen immer
fo fehe zus über.reiben pflegt, auf eine ganz une
„roartete Art befchelben.,. Und fo bat Herr Des
fer ſeine Idee ausgedruͤckt. „Er verfammiet um
„Gellerts Urne bie drey Grazien; aber fie find noch
Kinder, Sie betrauern ihren Vater und ehren
„fein Andenfen. Zwo der Meinen Goͤttinnen ha⸗
„ben fich wehmuͤthig über feine offene birne Ginger
worfen, bie auf einer unvollendeten Säule tee:
z lnter ihnen bengt fich. die dritte, am Fuße der
„ Urne kniend, zu feinem mebaitlenfürmigen Bilde
yniſſe nieder, das, in Lorbeerlaube angeknuͤpft, at
Z der Säile herab haͤngt, und giebt ihm durch ihe
JAttribut, die Roſe, feine legte Zierde, An der,
„dem Bildhiffe entgegengefegten Seite Heft man,
„auf einer ihm an Größe, Form und Verzierung
» gleichen: Tafık, daß: diefes Monument Gellerts
Andenken heilig if. Die Figuren find etwat
„uͤber Schendgröße, und ber ganze Ban ız duß
Sbech.
Herr Oeſer, dieſer Meiſter in alten bildenden |
Kuͤnſten, hat hiermit, von der Groͤße ſeines *
Sa
5
mn
derwiſchee Nochrichten.
nich ‚ einer ausgebreiteten Fahigkeit uns - auch
von feiner patriorifchen Gefinnung, neue Beweiſe
gegeben. Der Reſt der. Fleinen Schrift, die für
olle deutſchdenkende Liebhaber ver Künfte insereffant
ift, und uns auch die ſchoͤne Erfindung befanng
macht, die Here Defer in einem Monumente aus⸗
führen wollte, das er für eing Kirche beſtimmte,
zeigt, daß ſich Diefer verdignitvolle Känftler um nichts
mehr als den Fortgung der ihm anvertrauten Aka⸗
bemie beeifert; und wie fehe er fich der guäbigft
erhaltenen Unterſtuͤtzung wuͤtnig gemacht bat, Die
ihm, zu Vollendung dieſes Werkes, ſelbſt von o
ſter Hand nöthig war.
Her Defer der Sohn bat. diefes. Monu⸗
ment , in ber befannten getufchten Manier des le
Prince, in Kupfer gebracht; ein Blatt, das für
als Kenner ſehr ſchaͤtzbar ſeyn muß.
Ebend. Dem Andenken unſers verewigten
Gellerts, iſt ferner von <uıgen feinee Gönner
and Freunde ein qnder Monument in ber St. Jo⸗
Banmtökicche zu leipzig, von ſchwarzem und weißens
Alabaſter errichtet worden, wovon bie Erfindung
vollkommen ber Abſicht gemaͤß iſt. Die Religion, mit
dem Attribute des Kreuzes bezeichnet, uͤberreicht des
edlen Dichters Bildniß in Bronje. das ein Lorbeer
vaıfchlingt, der Tugend, welche einen Kranz in der
Mechren hält, und mit der Linken das Bildniß ere
greift. ine Wolke hebt ſich hinter der Tugene
empor und überfchartet das Bild. An dem Knie
der Meligion liege ein aufgeichlagen Buch ; darun⸗
ter iſt unter einem Enprefenftraudh folgende Auf⸗
rift*
ruf Ä Fhriffian
%.
_ Bermifgte Muchrichten wm...
Chriſtian Fuͤrchtegott Gellents. .. -
Dieſem Bohrer und Benfpiele
„ Der Tugend und Keligip ".
| Widmete diefes Dentmaal “
Eine Geſellſchaft
7 Beiner Freunde und Zeitgenoſfen,
Welche von feinen Verdienſten
Augenzengen waren.
Das ganze Monument ſteht in einer Niſche. Hr,
Friedrich Samuel Schlegel, Bildhauer ben hieſi⸗
ger Akademie der bildenden Kuͤnſtr, hat daſſelbe
nach feiner Erfindung mit alle dem ihm eignen
Fleiße geprbeitet. Es iſt bereits van Herrn Gey⸗
fer ſauber in Kupfer geſtochen. Dieſer Kupfer⸗
ſtich, welcher auf einen halben Bogen abgedruckt
if, und auf einen gegen überftehenben halben Bo⸗
gen die Damen derjenigen enthält, bie dem feligen
Gellert dieſes Denkmaal geftifcet Haben, wird z
der Lebensbeſchreibung, die wir von dem Hertn D.
Eramer naͤchſtens aus der Weidmanns Erben und
Reichiſchen Handlung erwarten, ausgegeben werben,
Kopenhagen. Herr Preisler hat das Bilde u |
| niß des Heren DO. Joh. Audr. Eranter, dieſeq
ſchichtſchreiber Deutſchlands Ehre iſt, nach einer von.
Herrn Proisler ſelbſt verfertigten Zeichnung in Rus
pfer gebracht, Da mir dieſen vortzefflichen Mann
Gluͤck gehabt, fo Können
erſt kuͤrzlich zu ſprechen bas
UWB wie
18 - Weimifhte Nacheichten.
wir um beffo zuverſichtlicher verſichern, daß das Bit
niß die hoͤchſte Aehnlichkeit habe; der Grabſtichel hat
des Herrn Preislers eigne Klarheit und Schoͤnheit
Koſtet in der Dyckiſchen Buchhandlung, 16 gl.
Litterariſche Nachrichten aus Italien.
| Rom, Offervazioni' fopra alcune pit-
ture in vetro antichiffime regalate al Regnan-
te Pontefice Clemente XIV. da Monfg.
Maria Guarnacci. Herr Guarnacci bat mit
einigen Stuͤcken des älteften, ſehr zierlich gemalten
Ölafes, welche man in den etruſciſchen Hopogaͤen von
Volterra gefunden, das von dem igigen Pabſte
errichtete Mufaeum Clementinum befchenfe.
Sie find ſchon von Marchefe Maffei im sten Ban⸗
be feiner OflervazioniLetterarie, und von Gori
5 im Muſaeo Etrusco T. III. beſchrieben. Weder
der Drt, 100 fie gefunden worden, noch) die uͤbri⸗
gen Umſtaͤnde i in ber Malerey laſſen zweifeln, def
fie nicht von dem höchften Alterthume fenn ſollten.
Es ift in Bacchanal und eine Eybele mit ihren Artris
buten darauf fihrbar. Sie find weir vollfommes
her als diejenigen, die in folgenden Zeiten in chriftfis
chen Kirchen gefunben werben, und über die wie
bas feht gute Bud i Verri antichi erovati nei -
imeterj di Roma von Quonarotti fen.
Ebend. Hortus Romanus fecundum Sy-
ftema I. P. Taurnefortii a Nicob 'Martellie
Aquilano Medico Doctore Linnaeänis cha-
radteribus expofitus, adjedis fingularium
plantarum analyfı ac viribus: Speeies fuppe-
ditabat
Bermiſchte Nachrichten. 139
ditabat ac defcribebät Liberesus Subbati Ms-
vanios ejusdem Hor: cuftos & Chirurgise
‚Profeflor : accedunt Tabulae centum go
um⸗
‚prüs coloribus expreflae. Tom. I, II,
pübus Bouchard & Gravier. 1774 in fol,
Ungeachtet dieſes Werk eigentlich bloß die Kraͤuter⸗
kenner angeht: fo führen wir es doch,
der nach dem Leben mit Farben vorgeſtellten — 8*—
fer und ber typographiſchen Pracht, an. Die
Freunde ber natuͤrlichen Geſchichte mauͤſſen über bie
Richtigkeit derfelben urtheilen.
Palermo. Der Fuͤrſt von Torremuz, fat
un die vierte Aggiunta alla Sicilia Numisma-
tiea pubblicata da Sgeberto Avercampio ans
Münzen erläutert. Sie beziehen ſich auf die Staͤb⸗
‚se: Abicene, Agira, Agrigento, Alefe, Alun⸗
zio, Eomarima, Catania, Tefalebi, Cen⸗
oripe, Enna, Ibla, Imera, Eeontint, Me
Fine, Naſſo, Palermo, Segeſta, Selmunte,
Siraeuſa, Tauromenio, Termini. : Diefe
Zuſatze werden demjenigen unentbehrlich, welcher
die Havercampiſche Ausgabe von 1 tes Paruta Sich-
Ha Numismatica se
Modena. Storia della Letteratura Ita.
Eu Lcht geſtellet und darinnen 56 bisher unbekannte
Hana di Girolamo Tiraboſibi Bibliotecario
del Summo Duca di Modena. Tomo Hl, de
H rovina dell’ Impero Oceidentale fino al
Anno mcıxxxun. 1773 im 4, Der ste Bund
Diefes wichtigen Buchs beſteht aus 4 Vuͤchern, wo⸗
von
ip Verwiſchte Nachrichten, k
won jedes wieder in vetſchiedene Kapitel nach ben um;
| Höierenen nf küsfien und Kuanſtenabgecheilet iſ.
Kom. Dell Edifizio di Pozzuolo vof-
garmente detto il Templo diSerapide, Opd-
ra di un Membro dell’ Acaderhia Reale delle
Iscrizione e belle letrere di Purigi, e dei”
Academia Etrusca di Cortona. MH Rom |
1773 prello Gr. Serrari in 8. FIwey Kupfer⸗ |
tafeln, Deren eine bie fchönen Ruinen bes Terıpes
zu Pozzuoli, die zweyte daffelbe Gebdude vorftellei,
zieren dieſe kleine Schrift. Der ungenannte Verf.
iſt der Graf Ottapiano Gugeoo, Kan⸗merns der
Kathedral⸗ Kirche zu Tournay, der di hm n. Tepapel
1 754 auf feiner Reiſe nach. Reapel befuchte. Er
jeige in drey Kapiteln, daß derfelbe deli ©e
zanis gewiedmet geweſen, aus der Statue Diefas |
Gottes, die unter den Ruinen gelunben worden
und ige zu Portici ſteht, und unerſuicht die Ab⸗
ſccht der Verehrung dieſes Gottes, oben. ‚Dep
ſcheedent dahin zielende Aufſchriften erklaͤree ‚voerdeg.
Perugia. Delle Ci. @- Icalla, o fıre
* Isole’adjacenti compendiofe Notizie.facre
e profane compilate da Crfare Orlandi Nd-
bile Patrizio di Ferme &c. 1773 in ge,:4
TI I. Dieß üfreigendlich sin, Woͤrterhuch von .
hen Städten Itgltens, vop unter jedem Artikel. die
alte und neue Geſchichte ber;gngejeigten Stade und
ihres Beiirks kurz ergäßler wird, bie Öffentlichen
Gebaͤude befchrieben und. die vörpehmiten. Familien,
und heribat tan Leute. in jedem Fache angefuͤhret
5 werben.
Vermiſchte Rachrichten.
write. Man rann leicht glauben, daß bie *
kei an Guͤte nich dinander gleich ſud.
Parma U Prigiomiero, Coinedin dich
Marchefe.'Francesco Albergati Capacelli, &es
ehe ha riportata ↄala prima corona ne} co- '
corſo dell:a0. .1773 ‚dalle Reale: Academyen .
Pepiitazione di Parma. inın.. La. Matches
"Gommodia: del Sigl, Abare Frameste Mu-
sarehl di.Milano, che Ka riportare Je: feroAn
da corons. nel :concarfa dell’ anno 17%;
dalla Reale. Academica. Reputazione di Par-
ma, in,d. Der Verf. des:enften Grüds, der
den Preis in Marma erhalten, - hat ſich ſchan durch
verſchiedene thetitraliſche Arbeiten‘ tuͤhmlich befanns
dmacht. . Das nngejeigte, Stuͤck iſt ernhaft.
Roberto/ ein junger Cavalter, ſitzt anf Befchl ſekuk
Vaters, wegen Einem Vebesverſtaͤndniß mit der
aliee gefangen, die alle herrliche Eigenſcheften
beſcht, nur daß fie won geringerer Geburth if. Ihre
Tugend uͤberwdinder endlich. Die Oekenomie bei
Stuͤcks iſt gut angelegt, vie Charaktere gut gezeich
net, unddie Leidenſchaften xigen ſich in lebhaf⸗
ten Sitnatienen. Das. Stuck iſt in Werſen
Das are. Sr iſt ein bleßker Bewäs, vol
noch ſchiecherre lum Preiſe můſſen cevcutricrt
habe
‚Rom. Bruttia Numismatica, £ Beut- |
dee hodie Calabriae populorum Nuntismatz
amnia, in variis Europae numophiylaciis ac-
curate defcripta, rec non aliqua alia ex:
Jam editis depsompee a P, Dominico Ma-
gran, -
143: Verwiſchte Nachrichten.
guen, Ordinis Minorum presbytero, Phi-
lofophiae, Theologiaeque Leötore emeri-
so &c. Apud Archeng. Cafalaıı Typogr.
.& Venuntium Monaldisi Bibliopol. 1773 ın
fol. Dieb Wert ftelle eine allgemeine Samm⸗
Jung von alten Münzen Beuttiens, heute zu Tage
ı Ealabriens, einer der größten Provinzen des König’
reiche Nenpolis, dar. Es finder ſich hier nähe nun, .
was Pelterin, Beger, Arigoni, Golzius, Muſelli,
Froͤhlich; Harduin von Muͤnzen aus dieſem Theis
le Großgriechenlands geſammelt Gaben: ſondern
noch eine Menge anderer noch unangezeigter. Der
P. Giovanni Fiore in feinem Celabris illuftra-
ta und Marco Mayero in feinem Regno di Ne-
poli e di Calabria haben zwar auch eine-Dlenge
inſtechen laſſen: aber one alle Kritik und richtis
ger Beſtimmung berfeldigen. Das gegenwärti |
Merk enchält 124 Kupfertafeln und iſt fehe *
eig gedruckt. Mac) der Anzeige des Druckers hat
mian von demſelben Verf. nähftens Lucanıa nu-
mismatica zu erwarten.
Ebend. Raccolta di Lettere fülla Pittu-
- ” ya, Scultura- ed Architertur,, Tomo-VII.
1773. Per Marco Pagliatini; in B. grande.
- Der Herr Bottari gab 1754 Lettere pittori-
che fcritte da celebri Profeflori, o diletran-.
ti anachi e moderni feraus, bie er bis zum Gten
Bande fortfegte, die beynahe 820 dergleichen Brie⸗
fe enthielten. Er Hat aufs neue gefammele und
war erwartete bon ihm eine Fortſetzung. Statt
deſſen erſcheint itzt ein 7er Teil dom Deren Kar
J nonicus
Vermiſchte Nachrichten· 223
gwowiena Creſpi, von Bologna, der ſich Sur: den.
3sen Teil der Felfina Pittrice und ber Certoſa
defcritta nelle fu@ Pisture, befanne geniacht.
Man weiß, daß Here Bottari daran feinen Theü
gehabt. Er enthaͤlt auch ſtatt anderer Briefe üben.
Die angezeigten Gegenſtaͤnde 14 von ihm, dem Sen.
Creſpi feldft, und nur 2 von andern: Werdieß
awey andere Schriften von ihm, wovon bie erſte
ein Dialog, welcher bereits vorher gedrucke gewes
fen; und diefe, beyden nehmen Aber die e Hufte bes
Buches ein.
Ebend. "Offervazioni di varia erudi⸗ u
zione fopra un Cameo antico rapprefentan-
te il Serpente di brotizo .efpofte da Orazio
Orlandi Romano, In Roma. ..1773: ‚Per
A. Cafalesti in 4. Der hier erflärte Stein ift
vor ˖ kurzem vom isigen Pabſte in fein Muſaeum
Chriſtiano · Vaticanum erkauft worden. Er
enthaͤlt die ganze Geſchichte vom Moſes Errichtung
der ehernen Schlange in 15 Figuren, die nach der Per⸗
ſpektiv in 4 Felder abgetheilet find, mit der Ebraͤi-
ſchen Aufſchrift aus dem 8 V. des 21. K. des 4 Buch
Moſes, und iſt mit ſehr vielem Fleiße und ſauber
geſchnitten. An dem Kommentar werben vers
ſchiedene andere Monumente erläutert und in 16
Abſchnitten viele Gelchrfamfeit, ausgeframet.
Florenz. Lettere inedici di Uomini il
luftri. 1773 in 8. Diefe Sammlung enchäle
einen wichtigen Theil des Briefmechfels des beruͤhm⸗
ten. Kardinals Leopoldo de: Medici, mit den.
| Gelehrten
244 Dermiſchee Nachrichten.
7 en fe Ze wi vn De Ba
Vabrolu Gerausgegebin.
Bologna. Favale: ſattanta Eſopiane
. gon un. difcorfo. 1773 n 12. Unter der
Menge itcllaniſcher Dichter find doch wenige, Die
fi in dieſem Felde verfüge Baden... Der Verf.
der aupäzcigten, dee ſich ſchon durch verſchiedene
Schriften heevorgethan iſt Sig. Abate Marchefe
Raberti. Er hat hauptfaͤchlich ven Nhaͤdrus nach⸗
nuiahamnen eſucht? feine Erſindungen ſend weiſtent
gut; die Erzaͤhlung fimpel und ber Aucdruck mu
tuͤrlich und edel. Hier iſt zur Probe eine kleine
Gabel von ihm:
UA DGatto, ed Formaggiv.
Col telo dreechio it timido gaſtaldo
ıNell’.unta fus diſpeuſa un ramor ode,
: E #’secorge che un forcio ingordo e baldes
Da un buco eütratg con fecreta frode
Der efercizio del ſao dente ſaldo,
Un marſolin pinguiſſimo fi tode:
Chiude entto il Gatto; e il Gatto prode eSaggie
Ueciſe it toro © poi mangid it Formaggio.
Pa er
"Un avido Alleato talof noce
Dil 'che il nimico torbido e ferock,
Ser Derf. hat eine Vorrede vorgeſetzt, worinnen
ex fich ſelbſt Befcheiden Beurrheilet,, den Werth fer
uer Vorganger beſtimmt, und die Negein.cer Tas
bel feſtzuſetzen fühl.
Ebend. Per la folerina diftribuzione
de’ Prem) gli Studioſi di Pircurd, Scultura,
e Ar-
| Vermiſchte Nachrichten. 145
e Architettura dell’ Academia Clementingg
Orazione recitata nell’ Iftituto delle fcience -
di Bologna. 1773 in 4, Der Verf. Diefer Re⸗
be ten Austheilung der Preife an die Lehrlinge der
Malerey, Bildhauer: und Baufunft der Bolognes
fifchen Afademie ift Sig. Senatore Albergari
Copaceli. Er rühmt darinnen. die Vorzüge ber
italiänischen Schulen in vorgenannten Kuͤnſten; füs
cher. aber zu behgtipten, daß in Abficht auf Die Zeiche
nung die bolognefifhe Schule allen übrigen dor⸗
gehe: und ergießt fich dann in Lobfprüchen über Dies
fen Theil der Kunft in Beziehung auf die drey Kuͤuſte.
Dreßden. Walther har Hier eine ungemein
faubere Ausgabe der Gedichte des Petrarca: La
Rime del Pesrarca, abdrucken laſſen.
England.
Neue Kupferſtiche.
London. Unter einer Menge von neuen Kunſt⸗
fachen, Die wir noch, nicht angezeiget haben, verdienen
es folgende Kupferſtiche, Die uns zugefommen ſind.
Eine Landſchaft mit einem Bauerhaufe und
derſchiedenen Figuren, nach Hobbema, von Johann
Bromwne, unter ver Aufſchrift: The Cottage,
aus der Sammlung bes Herrn ThomasChappelle.
Eine dergleichen, mit Hornvieh und dem Hir⸗
ten, betitelt: The Herdsman, nach einem in der
Sammlung des Herrn Wilhelm Baillie befinds
lichen Gemälde von Moucheron, worin Adrian
van der Belde die Figuren gemacht, durch Ja⸗
kob Mafon geftochen. . Wende Stüde find im
N.Bibl.xvi 3.19 8 ‚breiten
4
136 Vermiſchte Nachrichten,
deiten Ovale, etwa zu ra gegen 3 Zell, von der
angenehmiſten Zuſammenſetzung und Ausführung.
Ein jedes koſtet 5 Schillinge. |
- 4A Fire-Light, nady einem Gemälde Rem:
Brants, welches Herr Henrich Moare beſitzet,
Und von der Größe des Kupferſtichs, nämlich m}
Zoll im der Hoͤhe und 17 Zoll 3 2. in der Breite,
iſt, von J. Wood geflohen. Der wahre Geiſt
des Meiſters fo wohl im Helldunfeln, als in den
Figuren. Eine Baurenfamilie ruhet unter einem
bewachſenem Berge im Walde, ‚bey einem angezüns
detem Feuer, wozu auch die Sirten das Vieh treis
den, welches fih zum Theil fehon gelagert Kat,
Det Preis ift 3 Schillinge.
Vier nach der größeften Wahrheit ausgearbeis
tete und fauber geftochene Seeſtuͤcke, nämlih. 1.
AGae 2,ACalm 3. A Frefh Gale.
4. A Ligt Ait of Wind. Die Gemälde find
von Wilhelm van der Welde, dieerften beyden im
Befige des Herrn Thomas Pratt, und letztere
bey dem Herzog von Montagu; der Stich von
allen aber durch Canot. Sie halten 7 Zoll in
ber Hoͤhe, zu 9 Zoll 3 L. Breite, und koſten jw
ſammen 8 Scillinge.
Telemachus am Hofe zu Sparta, durch
feinen Schmerz ben Erzählung der Ceiden fer
nes Vaters entderfet, aus dee Dönfee B. 4
In der einem Ecke ſitzet Dienelaus, dem die beyden
angefonımenen unbefannten Sremblinge, Telemas
chus und Piſiſtratus, vorgeftellee worden. Er hat
eben feine, mitten im Genuſſe des Gluͤcks fortdau
/ . | |
Vermiſchte Nachrichten. 147
rende Bekuͤmmerniß über das harte Schickſal feiner
Freunde, und befonders des Ulyſſes, zu Tage geles
get. Telemachus, bey ber Erwehnung ſeines Va⸗
ters vom Schmerze uͤberwaͤltiget, kehret ſich um,
und bemuͤhet ſich ſein thraͤnendes Antlitz zu verhuͤl⸗ u
fen. Menelaus merfet den Grund, und biein
dieſern Augenblicke auf der andern Seite mit ihrem
Gefolge hereintretende Selena vollendet die Entde⸗
ung. Das Gemälde iſt von der fchon mehrmals
geruͤhmten Angelifa Kauffmann, und beftätiget
ihre großen Talente in der edlen Anordnung, dem.
wichtigen Koftume und dem Fräftigften Ausdrude
Thomas Burke hat'es, wie die mebreften ihrer
Stuͤcke, wovon er ein ganzes Werk liefern zu wol -
len ſcheinet, in ſchwatzer Kunſt meifterlich gegras
ben. Der Preis von den Probedrucken iſt zu 19
fonſt aber zu 18 Schillingen, und die Maaße hält
17 Zoll 8 2. in der Höhe zu 22 3.8 2. Breite. ' -
Soyphonisbe, Königinn von Karthago, und
Phoeniſſe, ihre Freundinn, zwo Stücke einzelner
Biguren Halb aus, von eben dieſer Kauffmann
Buch’ Yonathan Spilsbury in Rörkelart. Aug |
Diele Kupferart, die gleichwohl immer der fhwars
zen nachſtehen wird, ſteiget in England zu einer
groͤßern Sauberkeit und Kraft. Der Ausdrud
aſt in beyden Stücken: unverbefierlih. - Es find
Dale zu 93. 88. Höhe und 8 Zoll Wreite, der
Preis aber von beyden ift 8 Schiflinge.
Inibaca und Trenmoe, aus dem Gren Bus
che bes Fingal, gleichfalls von der Kauffmann,
vurch Thomas Burke in ſchwatzer Kunſt. Wie
K 2 | baben
. 248 Vermiſchte Nachrichten.
haben des Gemaͤldes felbft ſchon in ter Biblio
thek erwaͤhnet, und bebürfen es alfo nicht weiter zu
Sefhreiben. Der Stich iſt fhön, zu 17 Zoll: in
der Höhe und 13 3. Vreite ; foftet im Probebrus
‚Se z Öyinee,
The Royal Academy. Der große Saal der
Königlichen Afademie, worauf nach dem Akte ges
zeichnet wird. Von zwo wohlgebildeten Mannk
perfonen, die Dazu dienen follen, entkleidet fich bie -.
eine, und die andere wird in ihre Stellung geſetzet.
Außer den Lehrern und Schülern der Afademie iſt
Ber Saal wit einer Menge Fremden angefüllet,
und mit Kunftwerfen ausgegieret. Der Figures
find in allem 36, und jede ift ein wahres Portrait, |
das leicht zu erfennen ift.. Zoffani hat das Süd
gemaler-und Earlom in ſchwarzer Kunſt ganz vors
srefflid) gegraben. Es Hält 18 Zou in ver Hoͤte
und 25 Zoll 3.8, in der Breite. Der Preis iſt
Billig nach der erffaunlichen Arbeit abgemeſſen, umb
unſer Probedruck foftet 2 Quinen, _
Tbe Storm. La Tempete. Nach einer
Zeihnung zweger Dialer, auch von zween Ku⸗
pferſtechern. Die Landſchaft nämlich nah J.
Barralet von V. M. Picot, und die Figuren
nach Cipriani von Bartolozzi: Namen bie fchon .
den Werth des Stuͤckes anzeigen. Sim Vorgrunde
wird eine gefcheiterte Barke zu retten gefuchet, wo⸗
von die am Ufer befindlichen Weibesperfonen und
Kinder den Erfolg ängftlih erwarten. Im Dins
tergruube zeige fi) munter andern ein Bergſchloß,
worauf ein Wecterſtrahl faͤhrt. Es iſt ein Re
I | \ benſtuͤc
Vermiſchte Nachrichten ray
Genftü der von uns angeführten Nymphen im
Babe, eben diefer: Mleifter, im breitem Ovale,
‚gleicher Größe, etwa 122 Zoll zu dr Zou, und fos
ſtet 6 Schillinge. - ',
Acht ſehr romanfifche Ausfichten in England;
nach der Natur von Wilhelm Bellers gemaler,
und bon verfchiedenen Meiftern, als Chatelin,
Ravenet, Grignion, Maſon, Canot und
Müller geſtochen. Sie halten 123% Zoll in der
She zu 19 3. Breite, und Foften eine Guinee.
Mr. Moody and Mr. Packer , in tbe Farce
of the Regiſter Olfice, nady einem Semälbe des
B. van der Butcht, im Beſitze Bes Grafen von
Besborough, durh J. Saunders in ſchwarzer
Ranſt. - Stark. und natüchd, ze.ıst Zoll Hoͤte
and 165 Zoll Breite 5 Tofter s Schillinge.
© Zwey Mönde im Studierzimmer, bey einemt
wohlgedeckten Tiſche und Punſch Wort, bie der
eine mit feinem, Erucifixe umruͤthret, unkerſchrieben:
monathum' non facit cucullus. Ein ſeltſa⸗
wier Gedanke, ſtark ausgedruͤckt, von Nathanael
Mone gemalet und ſelbſt im ſchroarzer Kunſt gegra⸗
Ben: 13 Zoll in der Höhe, und 16 Zoll y !. indes.
Breite, zu einer halben Guinee im Preiſe. nn.
Hannibal, wie er vor dem Altare Jupiters
ben Roͤmern ewige Feindſchaft ſchwoͤret; nach B.
Weſt, von V. Green in ſchwarzer Kunfl. Ein n
Mebenbild des von uns angezeigten Reguhus, und
unſtreitig mit diefem das vorzuͤglichſte Stuͤck, wech
ches die engliſche Schule bisher geliefert hat. Dee
Meiſter zeiget auch hier feine Kenntniſſe in der Ges
& 3 ſchichte
a30 BVerwiſchte Nachtichten
ſchichte und Kunſt aufs vorcheilhafteſte. Die gam
ze Anordnung, das Koſtume, die Gruppirung,
Stellungen und Ausdruͤcke, alles iſt im edelſten,
reicheſtem Geſchmacke. Der Altar des Gottes iff
in der Mitte des. mir Bilbſaulen und zöndfchen
Eiegeszeichen ausgefchmücten Temple, Die
Prieſter umgehen ihn, und eier führe den jump
gen Hannibal, , auf einen roͤmiſchen Schild und Abe
ler tretend, hinzu, zeiget ihn auf das am Ende er⸗
haben aufgefichete Bildniß des Jupiters, welchen
er ſein Geluͤbde mit aufgelegten Haͤnden, auf das
‘über den Altar geſtueckte bekraͤnzte Opferthier abs
ſtattet. An der einen Seite figer Hamilfar,, vog
Soldaten, Frauensperſonen und-Rinbein umgeben
an ber andern finden ſich dergleichen Gruppein,r: afle
in größeßger. Aufmerkſaurkeit und Bewunderung,
Der König-befiget das Gemaͤlde, gmd der fchöne
Stcich, worien beſanders Licht uns Schatten mei⸗
fterlich behandelt worden, at. a3: Zell 3 Linien in
Der Herz 2, Z0l:6 2. Breite. Man erachtet
kisht, daß ber der Meichhaltigeit und Größe des
Stuͤchs⸗ ia einer Platte ſolches nicht wohlfeil fer
Unne. Ein gemeinen Abdruck koſtet = Gumeen
der Prohehruch aher, den wir vor und haben, und
der ben der ſchwarien Kunſt beaſendere khdgbar iſt,
s Suinen, - -
ı Ser Tod des Eyaminondas, und Dep
Tod des Ritters Bapard; zwey Mezzpeintoftäs
de, von eben vorgedachten Meiſtern, aus der Für
wiglihen Sammlung : fehr- wohl zu Mebenbildern
eroäßlet und vortrefflich ausgefuͤhret. In dem
' erfieren
Vermiſchte Nachrichten. 151
erſteren ſitzet der toͤdtlich verwundete Sieger bey:
Mantinea entkleidet unter einem Zelte, und läßt
. fi den Pfeil aus ‚der. Wunde ziehen, den anfteis
genden Tod ruhig erwartend. Die Soldaten, Of
ficiere und Prieſter, fo ihn umgeben ‚. legen ihre
Wehmuth und Bewunderung auf verſchiedene Wei⸗
fe an ven Tag, und erflehen vom Himmel feine Er⸗
haltung. Der Ritter Bayatd,, gleichfalls toͤdtlich
verwundet, Fliege in. voller Ruͤſtung "unter eingus
hoben Baume, mit dem Nuͤcken daran gelehnet,
ben umgekehrten Degen aufrecht in dyr einen Hand
boltend und fein ſterbendes Augpfiche gegen. den
Feind gerichtet, Um ihn ber. fleben verſchiedene Jeis.
ner Mitftreiter, von Kummer und. Beyleid erfüls
let. Der Sonyeftable von. Bourbon, dem ex wei⸗
chen muͤſſen, hält neben ihm zu Pferde, und mehrer
bem andringenden Haufen. Die Hoͤhe eines jes
den Stuͤcks ift 23 Zoll 3 2. und die Preite 19 z0llg
Des Hreis aber von ven erſten Abdruͤcken eine Gui⸗
su, Tonft 15 Schillinge, .
Das Pildniß von dem, D. Johann Santa
worth, nad dem Ritter Reynolds, durch Ja⸗
kob Watſon in ſchwarzer Kunſt. Er ſteht in
feinem Studierzimmer vor einem Tiſche und ſchreibt.
in ſehr gutes Portrait, in. Soliagröße „koſtet. s
Schillinge.
Die jetzige Herzoginn von Cumberland |
und Mary Lady. Bopnton, ein paar ſchoͤne Par⸗
traite von J. Watſon in ſchwarzer Kunſt, erftes
res ohne Namen des Malers, und letzteres nach
F. Cotes; in ganzer Laͤnge. Das Stuͤck koſtet
Ka 15 Shi
152 Vermiſchte Nachrichten.
15 Schillinge, und Hält ungefaͤhr 23 Zoll in ber
Hoͤhe zu 14 Zoll Breite.
Der Kupferftecher Johann Boydell beſchaͤff⸗
tiget ſich wieder mit der Ausgabe eines wichtigen
Werks. Es beſitzet naͤmlich der Herzog von De⸗
vonſhire eine überaus ſchaͤtzbare Sammlung vos
Originalzeichnungen des Claude Korrain, und
dieſe laͤßt Boydell durch Earlom voͤllig in der
Manier der Zeichnungen ſelber und nach ihrer Groͤſ⸗
fe, zu 7: Zoll hoch und gi Zoll breit franzöfifcher
Maaße, flechen. Sie werden eftweife, jedes zu
20 Stuͤck, herausgegeben, und es follen ihrer ro
Hefte, mithin 200 Stuͤck, erſcheinen. Man wird
fie in zwey Bände theilen, wovon ber Preis übers
haupt 10 Quineen beträget. Wir haben die erfte
- Ausgabe vor uns, und finden darinn nicht nur ben
wahren Geift des Malers, fondern auch bie wohl⸗
bekannte Kraft und Anmuth des Kupferſtechers.
Es find lauter Ausfichten und Landſchaften der reis
zendften ıtaliänifchen Gegenden, bie guten cheils
zur Örundlage ber herrlichen Gemaͤlde diefes erften
Landſchaftmalers gedienet haben. Ä
Ebend. Zween gefhickte Kuͤnſtler Wedgwood
‚und Beptley haben gemeinſchaftlich eine Manufak⸗
— —— — — — —
tur errichtet, darinnen man bie ſchaͤtzbarſten Ueber⸗ |
bleibſel des Alterthumsgan; vortrefflich nachgemacht,
um ein geringes kaufen kann. Die Materie, ſo
ſie dazu brauchen, iſt von dreyerley Art: eine Ter⸗
ra cotta, wodurch ſie alle feine Steine nachahmen:
eine ſchwarze Kompofition, wie Baſalt, und eine
feine weiße Ente wie das ſchoͤnſte Porcellan. Wir
haben
. Wermifchte Nachrichten. 153 -
haben davon einigem Kameen und Gefäße gefchen, |
die in der That ſchoͤn umd befonders die legten, von -
allerliebſten Formen find. Ya, auf den nachgeahmten Ä
Etrusciſchen Gefäßen, hat die Malerey noch vor
der alten Vorzüge, da ſie nicht bloͤß in den Um⸗
riſſen beftche, fondern auch die verſchiedenen Tinten,
mithin Schatten und Licht, darfteller. Die wichtig:
fien Stüde, fo man machet,, find große Buͤſten
und Basreliefs über Kamine, zu welchen letztern
man die Herkulanifchen Gemälde gewählet har.
Der Geſchmack an diefen Dingen ift allgemein, und
wird auch auf andere Manufacturen feinen Einfluß
haben. Man ficht fhon hier faft überall ih den
Saufen die Möbeln und das Gefchirr nach |
Griechiſcher amd Etrusciſcher Art, bier und da
Abertrieben , iedoch Pr in wenden
Dormen. |
Neue Säriften.
The Plays of William Shakefpeare; In
«wo Vols. Withthe Corrections andllluftra-
tions of various Commentators: 'to which
are added Notes by Sam. 'Johnfon, and Ge-
örge Steevens. With an’Appendix, g8vo Bas-.
hburß. Dr. Johnſon hat zu den Anmerkungen
feiner vorigen Ausgabe noch einige wichtige hinzu⸗
gethan. Auſſerdem ſcheint Hr. Steevens denvors
zuͤglichſten Antheil an dieſer neuen Ausgabe ya
haben. Er hat mit vieler Sorgfalt, den Tert ſo
wieder her zu ſtellen geſucht, wie ihn der Verfaſſer,
oder vielmehr die Kr Peransgeher geliefert hats
ten/
154 Vermiſchte Nqchrichten.
ten, und nur im aͤuſſerſten Mathfalle, Verbeſſerun⸗
gen angebracht. Er har alles aufgefucht, mas zur
Erläuterung gewiſſer dunkler Stellen nöthig war,
and dadurch) viele alte Gewohnheiten und veraltete
Medensarten aufgekläret, und der Vergeſſenheit
onteiffen; - und da er aller feiner Vorgänger Ber
‚ merfungen und Unterfuhungsnfleifig genutzt, fo if
dieſe Ausgabe unfkreitig die allervorzuͤglichſte.
Encyclopaedia Britannica; or a Dicti-
onary of Arts, compiled upon a new Plan.
In which the different Sciences and Artsare
digefted into diftindt Treatifes for Syſtems:
and the varıous technioal Terms arg ex
plained, as they occur in the Order af |
the Alphabet. Illuftrated with 160 Cop-
F Plates. By a Socjety of Geptlemen 3 in
cotland. 3. Vols. 4to. Dilly. Ber Titel ʒei⸗
get, worinnen ſich dieß Wörterhuch der ſchoͤnen
Künfte und Wiſſenſchaften, hauptſachlich in Abſicht
der Einrichtung von andeyn dieſer Art unterſchei⸗
det. Die verſchiedenen Artikel ſind, wie leicht zu
permuthen, nach Beſchaffenheit der Verfaſſer, peu
mehr oder weniger Guͤte.
Poems by Mi. Jefferſon. gvo. Griſſen.
Diefe Sammlung beftcht aus leichten Oden, und
ein pogr Elegien. Sie unterſcheiden ſich durch einen
wohlflingenden Vers, und einefanfte Empfindung.
Dictionarium Saronica et Gothico Latinum.
Audtore Eduardo Lye, A. M. Accedunt Frag-
menta verfionis Vlphilanae, nec nan Opu-
{cula quaedam Anglo-Saxınica Edidit,non
aullis
Huſtrauit, ‚er Grammatjcam vtriusque lin·
guae praemiſie, Owen Mamning. 8: T.B;
2. Vols. Fol, Mite, Da bie Kenntniſſe dee
Altſaͤchſiſchen Syrache, ar Sennrniß aller Dior
diſchen Sprachen, und alſo nuch-der Unfrigen, haupte
ſachlich gehoͤret, und die Unterſuchung derfefhigen
ſo ſehr unſere neuern Philofophen und Ltteratoren
beſchaßgiget: ſo zeigen wir dieß große Werk billig
bier an. Der Verf. He. Epe Rector zu Parley⸗
Haſtings in: Northamptenſhire, flarb 767, ba
| Ä 1577
nullis vocabulis a auxit, phueimi exemplis
dreyßig Bogen davon abgedruckt waren. Eriihers
gab diefe Kem Hrn. Wauring, der. es vermehrte
und nach Ainem- geößern Plane. ausarbeitte. - .
The Fair Queker: or the Humours of
Navy. . As it is performed at che Thearre-
Royal in Drury- Lane, 8v0, Becker. Dieſes
der lebhaften Befchreibung der darinnen Lorkonu
menden Sechiſfecharaktere beiibänt worden, und ers ·
ſcheint nun, modernifiees, und mit einew neuen Cha⸗
wakter Deumehret, der, mernn er auch nicht zut Mer
wirflung sehörer, doch das Genze ſehr lchhaft mar
et Man hat es wit vieem Veyfell aufge
MOBIRten. on
wood, DD. angelündiger: A Translation,
from the Greek into Englifh Blank Verle
of the Tragedies of Euripides, wieh Notes _
Critical and Explansory. Das Werk wird
5 aus wen Quartkänden. beſtehen, wovon der erſte.
den
altse Stuck von Karl Shadwell, iſt immer wegen |
Huf Sabfeription hat: Sr. Edward Date .
136. Verwmiſchte Nachrichten:
bin nachſten Herbſt abgeliefert wird. "Man be .
zahlt eine Guinee bey dem erſten, und eben fo viel
bey-dem ten Bande. ‘Dem erſten Bande werben
" Folgende Differtationen vorgefeit werden. - 1) Lieber
das griechiſche Trauerfpiel 2) Lieber bie griechi⸗
(de Schaubühne. 3) Ueber den Urſprung, Fort
gang, und das Steigen und Sallen der Dramatis |
ſchen Kompoſition unter den Griechen. 4) Bon
den drey ‚griechifchen Trögddiendichtern, den Ae⸗
ſchylus, Sophofles und Earipides. 5) Don dem
Jambiſchen Verſe und feiner vorzäglichen Schick⸗
lichkeit zur Dramatifchen Erzählung. 6) Von den
Choͤren. 7) Bon der Stropfe, Anti
Epode. :8) Beweis, daß die Tranerfpide der Gries
chen Opern mit muſtkaliſcher Begkitung waren.
Yy) Das Leben des Euripides, und eine Vergleichung
äwifchen ihm und dem Sophofles. 10) Don ben
Ausgaben, Kommentatoren und Licberfekern des
Eurifisee: - .
Sala, a Poetical Romance gro. Ro-
binfon. Ein ganzer Roman in poetiſchen Sende
ſchreiben, iſt etwas nenes. Vielleicht hat daher dev
Berfi'geglaubt, von der Verbindlichkelt, auch eine
neue Fabel zu erfindar, frey zu feyn:i. denn er ik
größtentheils der Geſchichte der neuen Heloiſe des
Hrn. Rouſſeau gefolget, da diefer ——
einer poetiſchen Ausbildung faͤbig giſchienen.· Doc)
hat er ſich mit Recht, weder ganz an den Sans
halt, noch an den Ausdruck gebunden. Hier if
eine Pleine Stell zur Probe,
Pals-
Vermiſchte Nachrichten. 357
: Puisfances du ciel! Javöis une ameppur
Ja douleur,. donnez m’en une pour la felici-
te; amour, vie de l’ame,. viens ſoutenir
la mienne, pröte a defaillir. - Ronfeaw.
Celeftial beings! Ipoflefis a heart
Thar could fuftain sfllidion’s poilon’d dart,
O grant me one felicity to bear! —
Immortal love! my fainting Spirit chear, —
Great fource of foul? anew infpire my breaft
For lo, Ifiak, — with ecftacy oppreft! —
The School for Wives. A Comedy.
As it is:performed at the Theatre-Royal
in Drury-Lane. gvo. Becker. Dieß Original⸗
ſtuͤck, das mit der molierifhen Weiberfehule nur
den Titel gemein hat, iſt ungemein unterhaltend,
and vereiniget dag Empfindfame mit dem Jufligen.
Die meifte Laune liegt in einem gewiffen Charakter
eines Irrlaͤnders, und in dem Mißverftändniffe, mo
ein alter General Savage glaubt, Miß Walfinghans
mi in ihn verliebt, da es doch feinem Sohne gile.
Der Hauptendzweck des Stuͤcks iſt, wie indesMr.
Moifly nouvelle ecoledes femmes, den großen
Einfluß zu zeigen, den eine Fluge Frau auf eines \
luͤderlichen Mannes Beſſerung hat
Henry the Second: or the Fall of Rofa-
mond: ATradgedy. As it isperformed at
the Theatre-Royalin Covent-Garden, Writ-
sen by Thomas Hull, gvo. Bell, Die Fabel ift
intereſſant und gut ausgeführt. Die Meueder Ro⸗
ſemunde, die vom ‘Pfade der Tugend gewichen, iſt
nn lebbaft
158 Vermiſchte weheihin
bhaft, und bereitet den Zuſchauer wohl zu der
Kataſtrophe zu, die ihr fuͤr fiegum Mitleid bewegt
An Epiftle from Oberra, Queen of Ota-
heite, to Fofepb Banks, Esq. 4to. Alımom:
Ein poetiſcher Heldenbrief der Königin don Otahiti,
die man aus Hawkesworths neuen Reiſen kennen
lernet. In dem Eingange und den Anmerkungen
verraͤth det Verf. ungemein viel Laune.
“The Practical Builder; Or Workman’s
“ General Afliftant. By William Pain, Archi-
tet and Joiner. to, Taylor. Dieſes Werk,
enthält die vorzüglich gebilligten und Teichteften Me⸗
shoden, fo wohl große Gebäude jeder Art, als die
einzelne Theile derſelben zu entwerfen und zır bauen,
und ift mit 83. fauber geſtochenen Kupferplatten
erläutert.
The Carpenter’s Treafure: a Collection
. "af Deligns for Temples, with their Plans,
‚Gates, Doors, Rails and Bridges, in che
Gothic Tafte, with the Centers at large, for
ftriking Gothic Curves and Mouldings, and
fome Specimens of Rails in the Chinefe
Tafte: forming a complete Syftem for
Rural Decorations. Neatly engraved'on
Sixteen Plates from the Original Drawings
ofN, Wallis, Architedt. gvo. Taylor. De
Titel diefer kleinen Schrift kuͤndiget bereits dei
ganzen Innhalt an.
Setbona. A Tragedy. As it is perfor-
- med at che "Theatre - Royal in Drary- Lane,
8vo. Becker, Dieſes Stuͤck, das nach dem Be⸗
richte
—
|
J Vermiſchte Nachrichten. 159
richte des Herausgebers, von dem Verf. des Obri
ſten Dow, bey ſeiner Abreiſe nach Indien/ dem
berühmten Garrick hinterlaſſen worden, haͤtte frey⸗
lich in keine beſſere Haͤnde kommen koͤnnen, weil er
bey der Vorſtellung nichts, ſo wohl an Pracht des
Theaters, als an guter Beſetzung der Rollen geſpa⸗
ret, was es intereſſant machen, und der Mittel
maͤßidkeit deffelben aufhelfen Fonnte Auſſer jener
Taͤuſchung hat ınan es beym keſen aͤuſſerſt fehlerhaft
und kalt gefunden.
The Poetical Works of the late illi-
am Dunkin, D: D.to which are added his
Epiftles, etc. to the late Lord Chefßerfeld. 2. -
Vols. 4to. Becket. Der Verf. diefer Gedichte,
wurde ſchon in feiner Jugend fehr von D. Swift
“ geliebt, der aus feinen frühzeitigen Verſuchen der
Welt einen großen Dichter anfündigte, und Lord
Cheſterfield ließ ihm ‘feinen vorzuͤglichen Schuß
angedeyen. Aus der anfehnlichen. Sammlung
großer und Eleiner, griechifcher, lateiniſcher und
englifcher Gedichte, ſieht man auch eine ungemein
veiche Einbildungsfraft, viel Genie und faune, und
eine leichte harmoniſche Verfification.
The Man of Bufinefs, aComedy. As it
is adted at the T’heatre- Royal, in Covent-
Garden. By George Colman. gvo. Becket.
Ein ungemein reigendes Stuͤck, worinnen haupt
ſaͤchlich Scenen des kaufmaͤnniſchen Lebens vorge⸗
ſtellet, und die Bitten der Zeit in Abſicht auf die
Zerſtreuungen, Thorheit und Verſchwendung, mit
vieler t kbomiſchen Laune geſchildert werden. Die
Charak⸗
I 2 Vermiſchte Nachrichten.
Charaktere find wohl gezeichnet, und finden eben
fo gut gegen einander ab.
Nuptial Elegies. gto. Kearsty. Obgleich
diefe Gedichte gerade nicht den Titel als Elegien
behaupten möchten, ba mehr freubige als ſchmerz⸗
hafte Empfindungen darinnen ausgedrädt werden,
fo verdienen fie doch allen Beyfall. Die erſte Ele⸗
gie, der Genuß betitele, feyert die Gluͤckſeligkeit
des Eheflandes: die ziwote, oder die betrogene Lei⸗
denſchaft, beweinet die Sorgen, die aus traurigen
Umftänden des chelichen Lebens entfichen: in der
dritten, der Sieg der Vernunft, flellet der Dich⸗
ter cine Vergleichung zwiſchen den ehelichen Scenden,
und der firafbaren Welluſt eines ungebundenen
Wüftlings an: und in der vierten, ber Winter der
Liebe betitele, fehildert er das reine Vergnügen
gluͤcklicher Aeltern in wohlgesogenen Kinden.
Codrus, a Tragedy. 8vo. Johnfon. Um
geachtet der Verf. nicht mir den Regeln des Drama
bekannt zu feyn ſcheint, und mithin viel an feinene
Stuͤcke auszufegen iſt: fo enthält es doch viel edle
Gefinnungen heroifher und patriotifcher Tugend,
die wohl eingefleidet find.
Shakefpeare’s Plays, as they are now
performed at the Theatres Royal in Lon-
don: regulated from the Prompt Books
of each Houfe, by Permiflion. With Notes
criticaland illuftrative. Byde Authors of sbe
Dramatic Cenfor.8vo. g. Vols. Sell. 1774. Selbſt
die enthuſiaſtiſchſten Bewunderer des Shafefpeare
geben zu, vo auch in feinen vegelmäßigften Stuͤcken,
und
. Vermifchte Nachrichten. 1601
Scenen und Stellen vorkommen, die theils zu dunkel,
theils ganz fremd und unanftändig find: dahek -
Nefelben bey ihrer Vorstellung mit Berbefferungen,
Weglaſſungen und Veränderungen erfcheinen muͤſſen.
Med dieſen find die gegenwärtigen abgedruckt wor⸗
den Da inzwiſchen auch gute Stellen auf dem Theater
megbleiben muͤſſen, die ige Verdienſt beym Leſen
haben, fo ſind. dieſe in die Noten geruͤckt Auch
iſt eing Erklärung der dunfelften Wörter beyge⸗
kget. Auſſerdem iſt dieſe Ausgabe, dernochmehs
rere Bände folgen werden, mit ſaubern und feinen
Kupferſtichen verzierrit.
Poems by Dr. Roberts of Eton College,
40. Wilkie. Deſe Gedichte enthalten den poe⸗
Iſchen Verſuch, aͤber das Dafeyn Gottes, feine
Eigenſchaften und Vorſehung in 3. Theilen ‚be
‚wir (don zu feiner - Zeit angeseiget haben. Ein
poetiſches Sendſchreiben an Chrißoph Anſtey, uͤber
die engliſchen Dichter. Des armen Mannes Ge
bet, eine Elegſe. Arimant und Kamira ein⸗
Orientaliſche Erzaͤhlung und zwey poetiſche Sent
ſchreiben: durchgängig finder man eine angenehmt
Poeſie und viel Empfindung.
23. oo. 2. |
- Playsand Poems, by Wiltam Whirehend
Bsq. 2. Vols. gvo, Dodsley. St. Whiteheady
ein. perbienflvoller und ongenehmer Dichter, dag
feine cheatralifchen Stuͤcke, und andere zerſtreute
Gedichte Hier zufammen drucken laffen. Der erſte
Band enchält die beyden Trauerfpieles der römifche
N. Dibl.xVI.B.i.St. WVater
\ “
68 Veriniſchte Nachrichten
Vater, und Kreuſa, Koͤniginn von Athen nebſtdem
Luſtſpiele, die Schule der Licbhaber: det zweyte
eine kurze Raͤſe nach Schottlaud und eine
Menge anderer Gedichte, unter denen beſonders
Die Gefahr Verfe zu ſchreiben, Atys und Adra⸗
fius, «ine Erzählung, Anne von Boulen an
Heinrich den Seen, und verſchiedene Senofpreiben
| and Elegien ſich vorzuͤglich ausuehmen.
The Hiftory of Agasbon, by Mr. C.
Wieland. Tranſlated from the German Ori-
ginal 4Vols. ı2mo. Cadell, Wir freuen ans,
daß man in Engelland endlich mit der Ueberfes
gung auf ein Bud ‚gefallen iſt, das wegen feiner
griginellen Schoͤnheiten, uns von ‚dem nachrkeilie
gen Begriffe, den diefe Nariön mit dem German
Wit zu verbinden gewohnt war ‚reiten kann. Ju
ber That ift es gerade das, was wir einem Auslan⸗
der zur Empfehlung des deutſchen Geſchmackes und
Witzes am erſten vorſchlagen würden. So viel
Originalitaͤt in ver Erfindung, ſo viel poetiſche
Einbildungekraft in der Ausfuͤhrung, ſo eine man⸗
| wichfaltige Kenntwiß i in der alten -und neuern Littera⸗
tur , in eine fo glaͤckliche Verbindung verſchmolzen,
muß an jedem Orte und in jeder Sprache gefallen.
Der Ueberſetzer ſcheint auch ſein Original gut ven vo
fanden, und den Werth defien eingefehen, und
richtig beſtimmt zu haben, ob er gleich einige kleine
Erinnerungen in der Vorrede beybringt.
Saint
Vermiſchte Rochrichten 163
- Saint Thomas’s Mount, A Poem. Write
ten by a Gentleman in India. 4to. India, Der
hier befungene Berg liegt-auf der Küfte von Coro⸗
mandel, : Die meue Ausſicht, bie er einem. Euro⸗
paͤer anbeut, macht den Innhalt einer poetiſchen
Veſchreibung nicht — und die Fusfit
tung de: Dipter Een. - |
Faich, a Poem. 4t0. Becker. So *
Mb die Versart zu dem feyerlichen Innhalte ſchi⸗
cket, (denn es iſt in kurzen trochaiſchen Verſen ge⸗
ſchrieben:) ſo muß man doch geſtehen, daß es ihnen
weit an Kraft, noch Harmonie fehlet, und bey
Dem Verfaſſer eine ausnehmende Leichtigkeit zus vers
fificisen verrath. Es iſt darinnen die görtliche Al⸗
wiſſenheit, die Oekonomie des Ganzen, der Urs
forung des phyſiſchen und moraliſchen Uebels, das
GShick ber Tugend, der freye Wille des Menſchen,
bit natuͤrliche Religion, bie Unzulanglichleit vet |
ii u. ſ. w. abgepandeit
“ Richard. Plantagenet A Legendary Tale,
by Mr. Hub. Bell, Richard Plantagenet ſol
‚un Sohn Königs Richard des dritten gewefen ſeyn
Man erzähle, daß er viele Jahre ein Mäurer bey
Eir Thomas Moyle in der Braffdaft Kent gewe⸗
fen, der ihm ein Stacchen Sand gab, wo er ſich
ein Haus: bauete. Er wird hier als ein Beyſpiel der
leidenden Tapferkeit und Ergebung in den goͤttlichen
Willen vorgeſtellt. Das Gedicht iſt voller Enpfin⸗
a. dung
264 Bermifchte Nachrichten⸗
zung. Es ſteht ein ſchoͤner Kupferflich vor, we Ni⸗
chard dem jungen Platagenet feine Geburt entdecket.
Lyric Poems, devotional ‚Ad moral.
By Th. Scort. 9v6. Buckland, 1793.: Ein
moraliſches und theologiſches Sufleis, in 104.
kleinen Gedichten, oder Uedern, Die nicht ohne
Verdienſt find.
Franereich.
7 Neue Kupferſtiche, 1773.
December. La Dame de charitô. 16 308
50%, 12300 beit, nach einer Origincheihnung
von Karl Eifen, durch Voyez den. Altern im
Kupfer gegraben. Eine mildehaͤtige Dame beſucht
einen armen alten Greis, der auf feinen Wette liegt
und von finer Familie umgeben iſt .Miefe heine
mit Anfmerkfamfeit auf. den troͤſtlichen Zuſpruch
der Dame zu hören. Kinder am Fuße des Vettes
verrathen die Zerſtreuungen ihres Alters, und ſind vor⸗
zuͤglich beſchaͤfftiget, das ſchoͤne Kleid der Dame gu bes
trachten. Eine angenehme and reiche Zuſammenſe⸗
tzung , die durch den Stich gut ausgodrutkt iſt: koſtet
fuͤnf Livres
Portrait de Madame Marie Theréſe,
‚Comteffe d’Artois. Dieß Bildniß iſt in narin
licher Groͤße, in ein Oval eingeſchloſſen, auf rothe
Zeichnungsart von Bonnet. Auf eben dieſe Art
har er ein Studium eines Frauenziumer Kopfs,
nach dem Altern Lagrenee geſtochen.
Por-
Vermiſchte Nachrichten. 165
. Portrait en mödaillon du Comte d’Ar-
tois von. Cathelin, nah einem Gemälde von
Sredon, geſtochen. \
Porrrait de M. Pichaut de h Martinitre,
‚premier Chirurgien du Roi, in Pleiner Medailb⸗
len Form, von Düchene geftochen.
Vue dela bibliotheque de St.Genevieve,
"gezeichnet imd geſtochen, von P. C. de la Gardette.
Januar, 1774. : Couftumes des an-
ciens Peuples ‚ par. M. D Andre Barden
14 &-isine Cahier in 40. -Diefe beyden Sagen
- "anthalten Modelle von zwey und dreyruderichten
Schiffen,” Pilder yon Trophaͤen und Triumph⸗
wagen der Alten, und machen den erſten Theil aus,
So viel auch firenge Kenner der Alterthuͤmer, über
manche Vorſtellung einwenden moͤchten, ſo koͤnnen
ſie doch Kuͤnſtlern in Abſicht des Ueblichen brauchbar
genug ſeyn.
hqjeune femme donnant de la bouillie
Ton erſant, in ſchwarzer Zeihnungsart, weiß ers
Höfer - anf. Blaues Papier von’ Bonnet nad
Boucher. Auf eben dieſe Art hat Bonnet
im Rothen, einen gefrenzigten Chriſtus nach einer
Zeichnung.des Altern Lagrenee geliefert, |
Archimede , nah Le Prince von I.
Gaillard geftochen. Archimedes hält sinen Kom⸗
pas, und vor ihm liegen Papiere mit geometriſchen
Figuren.
Tableau de Zemire & Azor.i Bon
Touze zuſammen geſetzt und Voyez dem Altern
u "Die Achnlichkeie der im dieſer Scene
g 3 ſpelen—
166 Bermifchte Nachrichten.
ſpielenden Acteurs und Aktrizen iſt ungemein gut
ausgedruͤckt. Das Blatt koſtet 6. Livres
Portrait de Marie- Therefe, . Imperstri-
ce douairiere, Reine de Hongrie & de Bo-
heme, in Medaillon nad) Dücreug von Eathelin
geftschen,
Bey din Kupferhaͤndler Blignn And folgende
nme Bildniſſe zu haben. Le Partrais du Prince
Conde; celui deM. Vernet, peintre du
Roi; celuj de M. Geliotze, beruhater Schaye
fpieler in der Oper.
0 La frsiche matinee, nach Karl Daharde—
von Lebas.
Zween Gegenbilder von demſelbigen nach
Brakenburg Le plaiſit de la danfe & le re-
fultar du jeux.
Le Violan hollendois & le. Vieillard
joyeux, nah Oſtade, zwey Grgenklider, das
_ tefteunten der Aufficht Lebas, das zwerae von Das
vid geftochen.
“La onzieme & dauzieme vue d’Italie
nach Vernet von Weisbrod geſtochen.
May. Exemple d'humanité donnö par
Madame la Dauphine, Die Zufammenfegung,
die eine Eleine Anekdote, welche dem Herzen dieſer
Prinzeſſinn Ehre machte, zum Gegenſtande hat, Hi
ſinnveich und non Godefroy fauber geftochen : drum
er Reben die Verſe vom Hrn, Maumontel.. |
Von
Mermifpte Nachrichten. 107
Vons n’oubliez pas qui neus fommes, .
Princefle, & lLinfortune eft fucrde à vos yeum,
Confervezce reſpect; il vons elf glorieux,
Ceſt en s’abaiflapt jusqu* aux.-hompes, .
Que les. Rois s’approchent des dieux.
La Pöche au Crocodile von Moles nach
Boucher geftochen, Ein großes Krofodill wird.
xon ‚einem Haufen gewaffnster Amerikaner: unp:
Hunde angegriffen. "Der Hintergrund. ſtellt eine
agyptiſche Landſchaft mit einer warmen und neblich⸗
sen Luft vor. Die Kompoſition iſt reich und der
SEtich maleriſch.
Anthiope, Reine des, Amszones, nach
einem Gemälde von Bennevault, durch P. Maleu⸗
vre geſtochen. Sie ſeht in einer kriegeriſchen Kleidung,
‚und einer Sturmhanhe, und eine von der Ange
ninnen, die ſie begleiten, überreicht ihr den Koͤcher.
Jupiter & Danae, . Venus aux Colom-
bes, beyde nad), Boucher und. Une tere de
femme nah Bien von Bonnet, die eriten auf Pa⸗
„Kelart, das legte auf rothe Zeichnungsart geſtochen.
Neue witzige Schriften.
L Inoculation, po&me en, q4.' chants, Par
M. Abbe Roman. A Paris, chez acombe.
1774, Ge unfeushrbar der Innhalt von Eins |
‚Impfung dee Blattern für die Poefie zu fegn ſcheint,
So gluͤcklich hat ihn der Verfaſſer zu. einem
Lehrgedichte zu bearbeiten, und bey ſeinem Unter⸗
richte die Einbildungskraft durch epiſodiſche Gemaͤl⸗
de zu beſchaͤfftigen und das Herz durch die Empfin⸗
14 . dung
25
168 MWermifhte Nachricheen.
dung zu ruͤhren wiſſen. Das Leben unb ter Tob,
Die Schönheit und die Haͤßlichkeit, alles hat ihm
Bilder dazuan die, Hand gegeben , fo daß dieß Ge:
Dichte den beften franzoͤſiſchen didaktiſchen Gedichten
an die Seite gefetst zu werben berbient, _ Der
Verf. iſt der Abbe Roman.
Vie du Dante, avec une notice de ſes
ouvrages, par M. ae Chabanon, in Svo.
AParis. Dieſes Leben des Dante empfiehlt ſich
hauptſaͤchlich durch die geſchmackvollen Anmerkun⸗
gen die der Verf, über das Genie des Dante und
die vorzuͤglichſten Poefien deſſelben beygefüger hat.
Obdes d’Horace, traduites en vers fran-
gois, avec des Notes „ per M. de Chabanon
de Maugris: livre 3&me. Vol. in 12. A
Paris chez Ja Combe. Der lleberſetzer Hat
ſich bey der Lieberfesung die Freyheit genommen,
Die jedem, der in einer von dem Originale fo vers
ſchiedenen Sprache poetifch überfegen will, erlaubt
feyn muß, nämlich nicht woͤrtlich zu überfegen, ſon⸗
dern den Sinn des Verfaſſers nady dem eignen Ges
nie feiner Sprache, auszubrädten, und bie poetifche
Schoͤnheit des Driginals, die er nıcht auszudruͤcken
bermag, durch eine gleichgeltende zu erfegen. Der
Verf. hat in ben Anmerkungen allejeit angezeiget,
wo er abgegangen. Die Lieberfegung lieft fi
groͤßtentheils fehe gut. Hier ift der Anfang von
der befannten Ode: Donec gratus eram tibi &Kc.
Horsce
Vermiſchta Machtichten. 169
. Horse. Öuend ta m’zimaois, quandta beaufs Herden E
. D’anautre amantrejettoitles transportz, .
Des Souverains que la Perfe revire
Je dedaignois la gloire & les'trefors,
'.
Lydie. Quand ta brülois poor moi, quand ton ante
>. attiddie
N’avoit point à Chloę facrifid‘ Lydie,
. Cent fois je me difais, fiere_d’yn sel lien:
- Le grand nom d’Ilia n’eft. nojut ogal au wien &e.
Hiſtoire Naturelle de Pline, 'traduite en
Francois avec le textelatin, retabli d apres
les meilleures lecons inanufcrites &c. "To-
meVI. A Paris chez Dejaint. 1773; Wir
zeigen bier bie Fortſetzung biefer wichtigen Ausgabe
von dem Plinius an, um bie ſich Herr Siory
durch feine gelehrten Anmerfungen und neuern
Entdeckungen in der Geſchichte der Natur ſo ver⸗
dient machet.
Eloge des’ tableaux expofßs au Louvre,
le 26 Aoüc 1773 fuivi de Pentretien d’un
Lord avec M. PAbbe A.... A Paris,
chez Coßad. Der Innhalt feine dem Ticel
zu wiberfprechen; denn es ift mehr Tadel als Lob
in diefer Kritik über die legte Gemaͤldeaueſtellung,
Indeſſen verrachen dieſe Kritifen einen Renner.
Die Strenge, mit ber man die Künftler bey biefer
Gelegenheit in Paris behandelt, Bar verhindert,
Daß viele ver beſten unter ihnen, z. E.ein Greuze, gar
nicht ihre Gemaͤlde zur Ausſtellung gegeben haben.
Bibliotheque grammaticale abregee, ou
Nouveaux M£moites fur la parole & für Pe-
criture &c. ParM. Changeus 3 Paris, chez
26 La
70 Bernifhte Nochrichten
Eoeömbe. 1773. Da wan igt uͤberall philoſo⸗
phiſche Unterfuchungen über die Sprache anſtellet,
ſo duͤrfen wir dieſe nicht ‚mit Stillſchweigen uͤber⸗
in. Das Buch enthaͤlt 7 Aufſaͤtze, die wieder
verſchiedene Abſchnitte enthalten. Hier ſind die
Auffchriften dieſer Memmoteent, bie den Janhalt ans
igen. : 1) Une theorie des grammaires per-
ticulieres &cde la grammaire generale d’apres
un feul principe» 2) Les premiers Elömens
de la philologie, deduits de la grammaire.
3). Des. obfervations ‘fur la langue philofo-
‚hique & differentes vues pour y parvenir.
4) Lärt de fupplöer à la langue philoföphi-
que avec quelques firatag&mes, par les woy-
ens desquels on peut fe Yervir de toutes les
Jangues etrangeres, anciennes ou modernes,
fans fe donner la’ peine de les apprendre.
5) Une methode pour apprendre avec fac-
lite &c-machinalement toutes fortes de lan-
gues. 6) Un Precis de la Philofophte gram-
maticale. 7) Un Efſay fur la logomancie,
ou Part de connoitre les hommes par leur
difcourd & les nations par leurs idiömes
8) Des 'conjedtures fur la Brofodie.
L’ Art du Plombier- Pontainter: A:Paris, |
chez Defains & Saillant. 1766. ‘206 pag. in
fol. & planches in taille douce. Diefe Ve
ſchreibung ber Kunft das Bley zu bearbeiten gehört
nit in die Deſcrĩption generale des Arts, di
die Akademie heraus giebt, Wer Verf. hat ſich
nicht genannt, —
| 220.50
— —
Vermiſchte Nachrichten. IJ 178
"Süppl&ment à PArt du Peintre, Doreur,
Vernifleur du Sr. Worin. Iſt eine Wivberle⸗
gung der Kritik eines gewiſſen Mariclerc-üter des
erftern Buch, doc fir noch einige nuͤtzliche Ark
merfungen, die als ein’ Supplement deſſelben die⸗
nen innen. In der Ernfiußifchen Buchhands
tung aflhier wirb eine Lieberfegung vor des Hrn. -
Watin Werke veranftalter, die wir allen Kunſtlern
und Handwerkern empfehlen wollen, welche mit Far⸗
ben und Firniſſen umgeben, und zu ren Abſichten
eine Kenntniß von einer guten Zubereitung und
Behandlung nörhig haben, i
Nachtrag zur Unpie von Dietrich⸗ Tode
| ©. 133. |
Chriſtian Wilhelm Ernft Dietrich, oe ges
boren ven zoften Oetobr. 1712 zu Weimar, geftorben
1774 in der Nacht zwifchen dem 23ſten und 24ſten
April in Dreßden, hätte die Gabe, faft allen Mei
ſtern nachzuahmen, welche er nur wollte. Diejeni⸗
gen, wo er am glücklichften geweſen ift, find Rem⸗
Brandt, Mondenfceine von Ban der Neer, [bie
fen ahmte ee mit einer Art von Prävilefrion nad)
Moelembourg, Salvator Rofa und Berchem,
auch. zuweilen Laireffe und Lancret. Man ficht
ebenfalls Deckenſtuͤcke und Altarblaͤtter mit hiſto⸗
riſchen
* Seine Stüde unterzeichnete er meiſtens durch
C.W.E. Dietricg. Von diefer Heinen Eitelkeit.
(denn diefe war es doch vermuthlich,) ift bey
anderer Gelegenpeit in unferer Bibltothek gere
det werben, |
172 Vermiſchte Nachrichten.
viſchen Borftellungen auf Mauer in und uͤber
AVbenogroͤße, von feiner Hand meiſterhaft gemalc,
und man kann mit Recht yon ihm als einem ſich aus⸗
atichnenden Liniverfalgenie ſprechen. — In feinem
agten Sabre: wurde er vom Könige Auguſt II. ‚bes
ſucht. Da dieſer junge Kuͤnſtler, nach Angabe deſſelben,
ein Dianenpad yon neun Figuren in Gegenwart feis
Der und Des. ganzen Gefolges wäßrend zwey Stums
‚ben im erften Entwurfe gerfertigte; fo erwarb ihn
dieſe Fertigkeit eine Beſoldung. Er war anfängs
lich ein Schüler feines Vaters, hernach aber murs
be er dem berühmten Alexquper Thielen zur
Ausbildung aͤberlaſſen. Sein feuriges Genie hieß |
ihn einen andern Weg nehmen, auf welchem er
fi) zum Originale erfob:;. und unter dem großen
Kenner und Beſchuͤtzer der Künfte, Auguſt HI,
wurde ‚er, von Belohnung und ‚Ehre uncerfhägt,
Sachſens Zierde und Stolj - Seine beften Werke
Bat er von ben, “Jahren 1730 bis 1760 verfertiget
Nach dieſer Zeit ‚geriegh er. nach dem laufe der
. Matur ineine, obgleich allemal von Meifterfpurem
becgleitete Abnahme. In feinen Bildern berrfcht durch⸗
gängig ein geiftvoller Pinfel, eine unverbefierliche
Behandlung ber Sarben und Sarbengebung. Groß
fe Wirkung und Anmuth waren ihm beſonders es
gen: das Heildunkle und deſſen Abnahme und Bre⸗
hung ber Farben, befonders ber Reichthum ber
Tinten, find bewundernswerth, und wenn die Liche
ter manchmal zu hart und glänzend fheinen, fo
. find fie mit ‚vielem Bedacht und zu mehrerer
Dauer fr die Zeit, welche alle Bilder m etad
Wexrmiſchte Nachrichten. 17
vechunkelt, gemacht. Er bildete ſich nach großes
Meiſtern mehr, als durch eine ſtrenge Gegenein⸗
anderhaltung der Matur, welches ihm mauch—⸗
mal zu Meinen Fehlern in-- ver: Beichgımg: vers
heitete. : Seine Zerchnungen find . wicht :: gemein,
weil er nur Die guten - aufgehoben‘, . melde
fine Witrwe beſitzt, I und die vᷣollkommen ·das/ wiber
ihn gefaßte Vorutsheil winerligen die aͤbtigen hatet
in Menge den Flanken uufgropfert. Eucdar Mit⸗
led der Bologneſiſchen und Dänifchen Aademie,
welcher letztern ervorzuſtehen mic Ann: großen
Gehakte berufen war. : Allein am Hofe einem
habenen Ehrifttan- und- defien Gemahlinn, biefet
Boſchuherinn und KRennerinn aller Künſte und Wiß
ſenſcheften zu beben,: Aleßen ihm nicht nur dieſe,
fonberh auch alle wachgearn-geichehetie: Aucraͤge. aus⸗
ſcaagen. Frirdräch Auguſt, ein Aen ao großer
Kenner als huldreicher Befoͤrderer aller Kuͤnſte und
Wiſſenſchaften, belohnte ſeine Verdienſte am mei⸗
ſten, und machte ihn zum Profeſſor ſeiner Akade⸗
mie in Dreßden und Directot der Malerey bey
der Peorcellainfabrif in Meiſſen, welche Stelle
ihm wegen feines nah dabey gelegenen Weinberge
fehr bequem, und wuͤnſchenswerth war. An
ber Verwaltung ber legtern, hinderten ihn bald
Krankheiten und andere Limftände, ben erfterer
aber bewieß er bie Treme feines Amts gnugſam
buch einen Klengel. Sein Hauptcharacter
war freygebig und überaus arbeitfam, welches bie
große Mienge feiner Werke beweiſen. Die ſittlichen
Fehler, welche man ihm vorwirft, hiengenvon
viel
174 WVermiſchte Nachrichten.
wiel ſchnell auf einander folgenden Ideen, bh
hpochondriſchen Umſtaͤnden mehr, als von einem
Freunde zeigen Können, . Wir wollen unter biefen
nur einen Bippert, Schönen, Zingg und Graf
nennen. Mehrere Nachrichten van dieſem großem
Maler und ‚feinen Werken, findet man, 1) in
den Eclaitciſſewens hiſtoriques pag. 300.
=) Syn: zei Betrochtuugen über die Malerey ©
598... 3) In Herrn Deftreigs Veſchreibung dei
Eimbkiſchen Kabinets, S. H03 und a) in des. Ders
von: Heinsste Nachrichten von Künftlern um
Kunftfogen, JTheil ©. 127. Cs würde einen
Gigfeiten lebhaft zu ſchildern: fie kegen aber her ger
zecheen Machwelt vor Augen, und der Neid feihfl
Rene Bihler
der fhönen
Biken
und
ber freyen Kuͤnſte.
‘
» B 2 —
“
1)
Sch cum Bar Zweyte Stüc,
Leipzig,
in der Dyckiſchen Buchhandlung.
1774 |
a
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* IV.
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N . ’ , Br)
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2
* ⁊ * von .. ,
..
— m.
ital. .
1 be demdiemn Shirkh 66; Ending Ein
u, Oreftrio von den drey Kuͤnſten der m
"mit eitiens Anhang von der Art und Weiße,
Abdruͤcke in Schwefel; Gyps und Glas zu
verfertigen, auch in Edelgeſteine zu graben,
herausgegeben von Franz Chriſtoph von
: Scheib nebſt einer Vorrede von Friede,
Juſt, Riedel, 256
MM. Contes moraux & niouvelles Idylles de‘
" D. Bi & Salomon ‚Geffner ; R) zur sr j
hung.
VWV. Briefe eines Italiaͤners über eine im Fr
71755 “angeftellte Meife nach Spanien, |
aus ber franzoͤſiſchen Nbafaung des
J Lion. © 39%
V. Vermiſchte Nachrichten,
"Aus Deutſchland. | & 307 |
Aus Engelland, nn
Neue Kupferſtiche.
Neue Schriften, die ſchoͤnen uf
hexeffend
A philofopbical Analyfis and Nuſtratidn 6f
+ fome:of Shakejpear s remarkable Chara-
dters, 3 1 “
Theatrical. Porcraits &c, ebend.
The Works of. Architedlure öf Robert and
James Adam) 317
Infancy;- a Pdem &c. by Hugh Dounman,
ebend. |
a
\
⸗
| Andiquities of Bad, Wales. &c. by
Francis Grofe, N 318
A new fyftem, or an Analyfis s of ancient
Mythologie &e. 2 Vols. by Jacob Br,yans,
ebend. .
Obfervat, onthe Difcourfes delivered. of ‚he
Royal Academie &c, 319
Retaliation, a Poemby Dr. Goldfmith.i — **
Sketches of the Hiftory of Man. 2, Vol.
320
The Country Juftice, a Poem. 321
Comedies of Plontus, tranflated &c. Vol,
che fifth and laſt. ebend.
Poeſeos Aſiaticae Commentariorum „a
‚ ſex dc. auct. Gugl. Jones. .
Aedes Pembrochianae &c, p. Mr. Richerdfon
ebend.
Corin and Olinda, alegendary Tale br wm
cbarad Teede.
The Hiftory of Englith Poetry Sc. "by
Thomas Warten. ebend.
‚Poemsby ‘N. Porter. "922
The Matron, an Elegy. , 326
The Regal and Ecclefiaflical antiquities of
England, by Fofeph Strutt. ebend.
A complete view of the Manners, Cuftoms,
Arts, Habits &c. of the inhabitants of
ed &e. Vol. I. ebend,
e ınflexible captive, a Tra
Mifs Hannah More. ’ sy 3 7
Letters written by the late Right Honours»
ble Philip Dormer Stanhspe, Earl of Ches
Ber
2 ferfield &ck; ‚Publiihöd.by Mrs. Eigenie
. Stänhops. 2: Vools, | :327
A Specimen of Perfian Poetry; or. Odesof
Hafez &c. by Jobn —— m |
- Poems, by Mr. Ferningbam.. .: .-
"The.Progseis of. Gallunıry :.a Postical "BR
Bay. ebend.
Sophronia & Hilario. an Elepy; by Cherler
Grauford. ebend.
Aus Italien.
Kom. Dell’ origine e.delle regole della Mu-
fica Opera de D, Antonio Eximeno. | 339
Epiſcoparium univerfale:chriftianum & all
. &tore partim p. editore Dominico Magnon. |
ebend. .
Parma. Viro cel. LA. Ernefü &c. S.P. D. |
. Ans. Jof. Corn. a Turre Rezzomico md 3
Mr. de la Lande &c. 335
Verſi fciolti e rimati di Dorilo Dafneji. .333
Anecdota Litteraria ex MIT, Codicibus oru-
- 1. Vol. II. ur 333
Storia della Litteratura Italiana di Girolamo
Tirabofcht, Tom I, &TV. . :335
Diccionario numismatico, opera iD; Tom:
, majos Andres di Gufeme. ebend.
Padua. zwey Gedichte von Hrn. Elemente Si
bilato an Hrn. Geßner. 336
Aus s Frantreich. |
Neue Schriften.
3:37
- NouvellesOeuvres de Mr. de la Borgne.ebend,
Mexinval, Drame par Mr. Darnaud ebend.
22 Ra-c
- —
Raton aux Bnfees. "ati Like on wert
de Murwer in der Hoalle, de Mr.. —
rie &c. par M
Memoire dancernank TEcole Hopalegratuie
de Deffein, ebend.
Hiftoriereef ou Nauzalles on Vers: par MG
Imbert. . 39
Fables: paf Mr. Donar. ebend.
L’Agriculture, Poeme. ebend.
Collection de Tableaux, peintures 3 gous-
‘che, migiaturen fs. de Mi, ———
Principede ———— ——*
333. 241
Guillaume en 1 0 Chanıs pet M. Bitæsb«.
ebend.
LesBrincipes de ebai mvu i Ge
gniere.
Le Defhnisteur pour los‘ Febriques —*
d’or, dargent & de ſoye ote. par M.fow:
bert "de PHiberderie: edbend.:.* ..
Le Necrologe des 'kommes oder .de
France; ebend.:
L’Homme du Mondeschir&per Ios Arts pe
M. Biondel &c. puhlié par Baffide. 343
Obſervations für !’ Art. du Comedien & d’au-
tres objedts &c. par le Sr. D; *** 4bend.
Memoire fur une decouverte für PArt debs-
‚ar; faite par le Sr: Loriot, 344
Neue franzoͤſiſche Kupferftiche, ebend.
Neue dramatiſche Stuͤcke. 348
1. Ueber
— — — —
u ii .
Ueber Handlung, Geſpraͤch und Erzehlung.
Sulzer ficht, in feiner Theorie der Küns
I ſte,) die Eintheilung der Dichtungsarten
für etwas ſehr Ueberfluͤſſiges, oder doch ziemlich
Entbehrliches an Gleichwohi ſcheint cs; daß wie.
eher feine wahre Poetif haben, werden, als
his diefe Einrheilung gemacht if: Nur muͤßte
inan fie freyfich aus wahren umd wefenitlichen, nicht
aus falſchen oder zufäligen Gründen machen.
"Die Poetif; f6 wie wit fie jetzt haben, iſt zu
ſehr mit dem Befondern befchäfftiget; und vernach⸗
Jäßigt daruͤber das Allgemeine. Sie geht, in is
zen weitläuftigen Hauptſtuͤcken nur diejenigen Dich⸗
tungsarten duch, für die fie Namen finder, denkt
. Fi unter jedem Namen fehon immer ein Werk,
wie
HG, Artik. Bedicht gegen das Ende. „Man
2.2 „batverfchicdentlich verfucht, die mancherlen Gat⸗
„tungen und Arten ber Gedichte in ihre Klaſſen
„und Abtheilungen zu Bringen, fich aber big das
hin noch nicht über den Grundfaß vereinigen
‚ „fönuen, der-die Abzeichen jeder Art beftimmen
„fol: Von großer Wichtigfeit möchte auch die
. beſte Eintheilung der Dichtungsarten nicht feyn;
„wiewohl man ihr auch ihren Nutzen nicht ganj '
3 abſprechen kann.“ — Und nachher: „Es vers
“ „lohnt fich vieleicht der Mühe nicht, dergleichen
„ Eintheilung gu ſuchen.“
rt. Bibl. XVi B.2. St. M
a
14 ueber Handlung
geben, uns von einem zum andern weis meief
Schrittweiſe führen mäffen, wenn wir hätten eins
fehen foßen, wie der eine Zuftand aus dem andern
hervorgekommen wäre. Demnach giebt cs eine zwiefa⸗
“x. de Art der Befchreibung, die auch Herr Sulzer,
ſehr richtig umd dem Sprachgebraud) fehr gemäß,
unterſchieden hat. „ Die eine druͤckt die Beſchaffen⸗
n heit einer auf einmal vorhandenen Sache aus, als cha
„ner Gegend, die andre die Beſchaffenheit einer
„fich nach und nach Auffernden Sache, als eine
„egebenheit. «„“)
So wie die aͤuſſern Veränderungen der koͤrper⸗
lichen Natur, chen fo. fönnen aud) die innern Bere
änderungen der Seele bloß befchrieben werden;
obgfeich hier der Sprachgebrauch diefen Ausdruck
weniger zu rechtfertigen ſcheint. - Ein Geſchicht⸗
fehreiber der Weltweisheit lege uns die mancherley
Schrfäge eines philoſophiſchen Syſtems einzeln vor
Augen; er loͤſe uns, nach ber befammeen
Bruckerfchen Methode, bie für den Schriftſtel⸗
ler (0 bequem und für den Leſer ſo wenig unterrich⸗
{end ift, die Metaphyſik oder Moral eines Philoſo⸗
phen in eine Weihe einzelner Saͤtze und Maximen
auf; oder er gehe mit ung die verſchiednen Abs
Anderimgen duch ; bielein gewiffes Syſtem,
eine gewiſſe Lchrart, in dem Kopfe des Erfinders
felbft oder in den Köpfen feiner Schüler erlitten;
er fage ung z. B., in was für Punften die ältere
Akademie anders, als die mittlere, bie mittlere ans
— nn
*) Am angef. D. Artif. Befchreibung.
n
!
cin und Erpehmg. : 184
ders alsldie neuere gedacht: Und es iſt wiebac.kg
beiden Faͤllen chen das, was es ohen hey dem Mies
turfündiger war; der Geſchichtſchreiher hat die
verſchiednen Erſcheinungen in der Geiſterwelt, wis
jener die Erſcheinungen in der Koͤrperwelt, vorgetras
gen; er hat Handlungen in bloße Begebenheiten
verwandelt. Wahre Erzehlung wäre fein Werl,
nur dann, wann er uns yon einer Idez
auf die andre, von einer Veraͤnderung des. Sys
ſtems auf die andre, durch alle darwiſchenliegende
mittlere Ideen, hindarchgeführt haͤtte.
Die aͤußern Veränderungen des menſchlichen
Zuftandes, auch wann fie von der freyen Wirke
ſamkeit der Seele abhangen, laffen fi) nach ben
dieſer Methode behandeln. Ein unpragmatifchere
Geſchichtſchreiber wird uns den berüchtigten Crom⸗
well in allen verfchiedenen Auftritten feinen Lebens
zeigen, wie er aus einem bloßen Privatınann erſt
Officier hey der Armee, dann oberfter Befehlshaber dere
felben, dann gebietender Herr des Parlemants,
dann Progektor von England geworden; er wird
uns von der Gewalt, der Regierungsart, den
Siegen, den mancherley Verbindungen dieſes Pro⸗
tektors eine Menge einzeiner Machrichten geben:
aber wie denn nun elgentlich der unbedeutende
Edelmann zu einer fo großen Herrſchaft gediehen
fen; das werden wir immer aus feinen Nachrich⸗
sen nicht einfehen; hölpftens werden wir eine ohn⸗
gefaͤhre ſchwankende Bermutkung haben, wie et⸗
wa die Sache zugehen Binnen. Der Geſchichtſchrei⸗
| SM bee
$
— ,
i86 _ . Weber Handlung,
Ber’ Hat nehmlich feine Pflicht niche gethan; er Kat
Die ganze zufammenhängende Reihe innerer md
Aufferer Zuftände, welche die Urſache dieſer fo auf
ferorbentlichen Erhebung Cromwells enthielten,
An eine magre, abgeriffene Folge bloßer Begeben
heiten verwandelt;_er Hat uns die Ötaatsperände
rung nur gezeigt, wie fie geſchehen, nice wie- fr Ä
geworden, wie fie zu Stande gekommen.
| Coexiſtenʒ und Succeſſion alſo, die Ichte als
bloße Succeffion betrachtet, machen feinen weſent⸗
lichen Unterfihied aus. Will man fagen, daß
gleichwohl nur das Eoeriftente eigentlich beſchrie⸗
ben , das Succeffive erzehlt ‚werde, beſonders
- wenn von freyen Beränderungen des menfühlichen
Zaſtandes die Dede ift; fo muß man gleichwohl
zugeben, daß hier die Ergehlung die ganze Natur
der Beſchreibung habe, da ſie uns die Sachen bloß
fo vorſtellt, wie fie find und gefchehen, nicht fo,
wie fie werden, mie fie fi aus vorhergehenden
Zuftänden entwickeln. Zum Unterſchiede alfo non
der eigentlichen Erzehlung, Fönnte man biefe die
Befchreibende, oder, wenn man lieber will, die
unpragmatiſche neunen.
un aber wollen wir die drey obigen Faͤlle
perändern: wir wellen ſetzen, ein philofophifcher
Naturkuͤndiger gehe von einem erſten Zuſtande der
Pflanze oder des Inſekts mit uns aus; er mache
uns von dieſem Zuſtande und alfo aud von dem
-Verhaͤltniſſen, worinn fie mit den einwirfenden
Urſachen ſtehen, einen hinlaͤnglich klaren Begriff,
Zu und
"Befund Sachumg. Tr
und führe uns dann’ durch eine aneinander hangen⸗
„de Folge von Veraͤnderungen, deren jede wir and
ihrer vorhergehenden ſchon kommen ſahen, bis zu '
der endlichen Erſcheinung der aufgefchloffenen Blu⸗
me oder des gefluͤgelten Schmetterlinges hindurch:
So waͤrenein auf einmal die Beſchreibung zur Erzeh⸗
lung geworden; wir haͤtten nun dieſe Naturerſchei⸗
nungen werden ſehen und koͤnnten Rechenſchaft von
ihrem Entſtehen gebeh. .
| Eben alfo mit den benden ‚übrigen Faͤllen
Ein Geſchichtſchreiber der Weltweisheit zeige uns -
Neuton in feinem Garten ſitzend, wie fein’ Geiſt,
der chen mir Betrachtungen über den Druck dee Mions
Des erfuͤllt iſt, durch einen herabfallenden Apfel
auf die gluͤckliche Idee von der allgemeinen Schwer
re der Welrförper gefuͤhrt wird, wie er von dieſer Idee
immer mehr und mehr Anwendungen entdeckt, immer
mehr und mehr Schwuͤrigkeiten dadurch geloͤſt, iumer
mehr und mehr Einfoͤrmigkeit in die Wirkungen den
‚Matur dadurch gebracht ſieht; oder er zeige uns die
Seele des großendeibnitz wieſich darinn zu einem ſchon
vorhanduen Fond von Ideen immer andre und andre
geſellen, wie er dieſe Ideen bald trennt, bald verknuͤpft,
bald feine Grundſaͤtze einſchraͤnkt, bald fie erweitert)
Zweifel und Einwuͤrfe bald wiederlegt,bald zu fernerer
Berichtigung der Wahrheiten anwendet; er laſſe ans
gleichſam ſein Syſtem Yon der vorherbeſtimmten Har⸗
monie, oder die erſten Gruͤnde zur Rechnung des Unend⸗
Küchen noch einmal erfinden: So haben wir nun keine
todte Beſchreibung, wir haben eine wahre praktiſche
Geſchichte dieſer Gufteme; wir. haben hie. zur
m - Ueber Handlung,
ſammenhangende Folge von ben. innern Veraͤnde⸗
xungen dieſer großen Seelen vor uns, und koͤnnen
yon ihren philoſophiſchen Lehrgebaͤuden eine völlige
NRechenſchaft geben. - |
Der politifche Geſchichtſchreiber werde prag-
matiſch, und decke die geheimen Triebfedern auf;
er mache uns auf der einen Seiteden ganzen ſchwaͤr⸗
meriſchen, chrfüchtigen, tapfern, arglifligen Cha⸗
rakter Cromwells, auf der andern die ganze
damalige Lage der Sachen in England befannt;
ge entwickle uns aus diefen Gründen die ganze Be
Fichte feines Lebens, und laffe uns einfehen, wie
ihn, unter dem fortwährenden guͤnſtigen Einfluſſe der
gußern Umſtaͤnde, immer die eine Abſicht auf die
andre, der eine günftige Erfolg zum andern ge
fuͤhrt, big er ſich endlich der oberſten Gewalt in feinem
Vaterlande bemächtige:Lind es ift auch hier wieder aus
der Beſchreibung eine wahre Seſchichte geworden; wir
peoben die Staats veraͤnderung werden ſehen, wir koͤn⸗
„yon Rechenſchaft davon geben.
Man ſieht, daß hier gleichfalls Coerifteng und
Succeſſion iſt; aber ganz anders beſtinnnt, wie
oben: und eben diefe ganz andre Beſtimmung
macht den wefentlichen Unterſchied aus. Das. Cor
xiſtente jcdes augenblicklichen Zuflandes wird uns
bier niche bloß einzeln gezeigt, wie es neben oder in
einander iſt, fondern wie es zu einerley nachfol⸗
genden Veränderung conſpirirt; es iſt die Coexi⸗
dien; mehrerer zuſammenwirkender Urfachen in der
Matur , mehrerer zufammentreffender Ideen,
*
Geſpraͤch und Eczehlung. 183
mehrerer vereinigter VBoͤrſtellumgen Abſi chten
und Neigungen in einem oder in verſchiedenen frei
‚on Weſen, die inter dem gemeinfamen Cinfluffe
mehrerer aͤußerlicher Umftände, der Zeit, des
Orts, wi ſ. fi wirken. Das Succeſſibe iſt hier
keine abgeriſſene Folge von weit getrennten, unent⸗
wickelten Phaͤnomenen; es iſt eine naͤher zuſam⸗
mengebrachte Reihe von Veraͤndernngen/ wo ung
immer die eine ſchrittweiſe zur andern fuͤhrt; es iſt
eine Kette mehrerer von einander abhangender,
aus einander ſich entwickelnder Glieber wovon
das letzte ohne alle vorhetgehenden, ind jedes in
der Reihe ohne feine vorhergehenden, enetrveder gar
nicht ſeyn wuͤrde, ‘ober doch nicht fü, wid es jetzt
iſt. Vieles muß freylich auch der beſto Geſchicht⸗
ſchreiber in dieſer Reihe unentwickelt laſſen, woe
von ſich vielleicht die Perſoner ſelbſt· Feine Rechen⸗
ſchaft würden geben koͤnnen; auch kommen gang |
unvorgefehene Urſachen von auffen hinzu, die er
als bloße Begebenheiten einführen muß, weiß cd
' bald art fich, bald Bedingt unmöglich iſt, auch dies
ſe gu erflären und vorzubereiten; aber. ſobald bier
fes geſchieht, fü uinterbriche Der Geſchichtſchreiber
den Gang feiner Handlung, und fert ihn dann
nachdem fich diefe äußere Mrfache an die Reihe mit
angeſchloſſen, ununterbrochen wieder fort, bis von
neuem eine ſolche aͤußere Urſache hinzukommt, ſich
wieder an die Reihe anſchmiegt, und zu dem Job
genden mitwirkt.
Ich
I sen Hoctlom, —
Ich babe von — von Da
euverknäpfungen „ von Veränderungen des äußern
BVerhaͤltniſſes geſprochen. Alles (äuft auf den Uns
terſchied zwiſchen trperlihen und geiſtigen Wirkun⸗
gen hinaus.
Nun iſt aber der Menſch in der Rörpertackt;
ſo gut er.fie auch zu kennen glaubt, nur cin Fremde
ling ; erift nirgends, . ale in der Geiſterwelt, einhei⸗
miſch. Von fi ſelbſt hat die Seele eine weit unmis |
telbarere, weit anſchauen dere Erkenntniß, fie iſt mit jee
dem ihrer Zuſtaͤnde weit genauer und völliger bekannt,
weiß den Gang ihrer Veraͤnderungen in einem weit
bundigern, innigern, nähern Zuſammenhange. In
ber Koͤrperwelt keunt ſie, ſtatt dee beſtimmten ins
nen Verfaſſungen, * die groͤbſten aͤußerlichen
Erſchelnungen, ſtatt des ganzen Zuſammenhange
von Veraͤnderungen, nur was von Zeit zu Zeit
davon ſichtbar, hoͤrbar, fuͤhlbar wird. Von koͤr⸗
perlichen Dingen alſo kaun das Werden, das Ent⸗
ſtehen uns nicht gezeigt werden; Thomſon kann
uns kein Gewitter erzehlen, er kann es nur beſchrei⸗
ben, nur malen. Was uns als werdend geeigf
werden kann, ſchraͤnkt fih daher bloß auf das cin,
was in der Seele ader was durch die Seele wird,
und zwar, wenn fie im Zuſtande klarer Vorſtel⸗
lungen ift, ober wenn man aus dem befannten
Gange ihrer Flaren Vorſtellungen nachfinden kann,
wie es bey den dunklen in ihr zugegangen. —
Daß es ein ganz anders ſey, wenn uns ein Philo⸗
ſoph diefes Werden zeigt, und wenn es ein Dich⸗
ter
=
ei und Erst. 191
Ä su that, darf ih wohl. kaum erinnern. Der eu
ne ſucht Deutlichkeit, der andre nur Klarheit in
der Erkenntniß; der eine will daß wir bie Rich⸗
tigkeit des Zuſammenhangs begreifen, der andre
nur, daß wir fie empfinden ſollen. Auch iſt ie -
ner in ſeiner Bemuͤhung nie ſo gluͤcklich, als dieſer;
denn der Menſch iſt mehr zum Empfins
. den, ale zum Begreifen geſchaffen. Wie Wirs
kung an Kraft hange, das iſt ihm von jeher ein
heimniß geweſen, und wirds ihm auch bleiben.
Worinn beſteht denn nun aber das, was man in
einer Epopee, oder in einen. Trauerfpiele Hands
fung nennt? Ich glaube diefes Wort nicht richti⸗
ger und fruchtburer erflären zu Fännen, als wenn ic) |
fage ; daß in einem Gedichtenur dann und nur in ſo⸗
ferne Handlung fey, als wir darinn eine Ders
Anderung durch die Thätigkeit eines We⸗ J
ſens werden ſehn, das mit Abſichten wirkt.
Ale äußern Umflände der Zeit und des Orts, ſo
wie alle äußern Begebenheiten, gehören. zwar mit
zum Werden des Dinges, aber fie find feine Theis .
le der Handlung, fie modificiren fie nur, fließen
auf fie ein, find ihr zumider ober begünftigen fi fie.
Was überhaupt dazu gehört, daß wir eine -
Beränderung werden fehen; das gehört mithin
auch nothiwendig zur Handlung. Von einem er⸗
ften beftimmten Zuftarfde des einen oder der meh⸗
rern wirkenden Weſen, die zu der Handlung cona
curriren, geht der Schriftſteller aus, und zwar
von "einem ſolchen Zuſtande, der bekannt möglich
und mithin jedem Leſer oder Zuſchauer begteiflich
" is
, —
| 1993 ° * Ueber Hand fund, 4
it; Biefen Zuſtand zeigt er ums vornehmltch inf
, ferne, als darinn der Saame der kaͤnftigen Bas
Änderungen liege, und führt uns dann durch eime
Folge von glücklichen ober unglücklichen Schritten;
vuͤnſtigen oder unguͤnſtigen Revolutionen bis zu eh
ner letzten Hauptveränderung hindurch, wo die
ganze bisherige Thätigfeit aufhört, und alle wäßs
rend der Handlung gefhäfftige Kräfte und Leidens
fbaften zur Ruhe kommen: Die handelnden Pers
fonen fireben zu geröiffen Zwecken hin, und bieten
‚jur Erreichung derſelben alle Mittel auf, die fie in
ihrer Gewalt haben 5 fie fehen in der Berne dei
Schimmer einer Wahrheit, die fie gerne in vollen
Lichte erblicken möchten, und zu der fie bald auf dieſen,
bald anf jenem Wege, der eine ſcheinbare Michtung
dahin nimmt, zu gelairgen fireben; oder ſie werden
in der Zukunft ein Gluͤck gewahr, das ihren Bes
gierden ſchmeichelt, ein Ungluͤck, das ihren Wuͤn⸗
ſchen entgegenſteht; ſio ſetzen alle erfoderlichen Mas
ſchinen an, um ſich des erſtern zu verſichern, und
dem letztern zuvorzukommen; es eraͤugen ſich
dort; wie hier,‘ bald groͤßere, bald geringen
Schwierigkeiten; Ungewißheiten und Zweifel, die
geloͤſt ſeyn, entgegenftehende Abfichten anderer; die
vereitelt feyn wollen! auf dem erſten Wege iſt die
Wahrheit unzugänglih; der Geift muß andere
verſuchen: die erften Mafchinen find zu ſchwach
oder werden entdeckt; die Leidenſchaft muß zu arts
Bern greifen: bald bleiben die anfänglich gehegten
Abſichten; bald entſtehen waͤhrend des Verlaufs
de
Geſpraͤch und Erzehlung. 193
‚der Handlung ganz entgrgengefekte und neues. und
ſo geht endlich die Handlung. bald nad) einem länz
gern, bald nad) einem Fürzern Wege, bald mit
mehrern, bald mit wenigern Krümmungen, auf
eine legte Kataftrophe hinaus, wo alle bisher ges
hegten Abfichten der Handelnden, alle bisherigen
Thaͤtigkeiten und Leidenſchaften, entweder fo oder
anders, ihr Ende finden. Bald ift die Veraͤnde⸗
rung fo, wie fie der eine, bald, wie fie ber andere
wuͤnſchte; bald iſt fie dem Wunfche ganz, bald
nur halb gemäß ; bald ift fie fo , wie fie feiner ge
fucht, Feiner gehofft oder erwartet hatte.
Der fo oft getadelte und doc fo brauchbare
Batteux erklärt die Handlung durch eine Un⸗
ternehmung, die mit Wahl und Abficht ges
BR *) Da der fbarffinnigfte Kunftrichter,
den ich Eenne, Herr Leſſing **), unter einer Ein
fchränkung, die hier in Feine ‘Betrachtung koͤmmt,
dieſer Erklaͤrung zugeſteht, daß ſie mit dem Sprach⸗
gebrauch uͤbereinſtimme, und kurz, daß ſie richtig
ſey; ſo muß ich um deſto eher die Urſachen ange⸗
ken, warum ich hier von ihr abgehe.
Eigentlich bin ich nicht von ihr abgegangen,
fondern habe fie nur anders gewandt. Man weiß,
wie viel oft zur Richtigkeit und Sruchtbarfeit eines
Eedanfens auf die Seite anfömmt, von der man
rn 3
*) Einleit, in die Sch. Wiſſenſch. Th. 1. ©. 252,
der Ramlerifchen Ueberſ.
”*) Vom Wefen der Fabel. &, 156.
YY, Bibl. XVI. B. 3 St. N
194 - Ueber Handlung,
ihn faßt: und diejenige, die ih bey Erflärung
der Handlung vorfehre, feheine mir weit unterrich⸗
tender und an Folgen weit ergiebiger, als die an⸗
dre, die Batteux vorkehrt. Man fiche, deucht
‘mir, beffer, wie eine Handlung Yon dem Dichter .
muͤſſe bearbeitet werden, wann wir fie in feinem
Werke wiederfinden follen ;auch ergiebt ſich nun deut
‘licher, worinn die Einheit: und worinn die Belle
ftändigfeit der Handlung liege. Ä
Nach der Erflärung des Batteux wird man
die Einheit der Handlung in die Einheit der Abe |
ſicht foren; man wird mit Herrn Leſſing fagen,
daß der Dichter in die Handlung felbft Abſichten
legen, und diefe Abficheen unter Eine Hauptabficht
muͤſſe zu bringen wiften *). Aber «8 laffen ſich
Stüde denken, worinn ſich die anfänglidy geheg⸗
ten Abfichten der Derfonen, während daß fie ſolche
zu erreichen ſtreben, in die gerade entgegengefegten,
und dieſe wieder in andre verwandeln, und wo
man dieſe Verwandlung zwar aus Einem Charakter
wird erklaͤren, aber nicht unter Eine Hauptabſicht
wird bringen koͤnnen. Ich ſetze nehmlich voraus,
daß man dieſe Hauptabſicht nicht in einer abſtrak⸗
ten Idee ſuche, noch die Abſichten der Perſonen
mit der Abſicht des Dichters verwechsle. Nach
unſrer Erklaͤrung faͤllt diſſe Schwuͤrigkeit weg;
denn nun liegt die Einheit der Handlung in der
Einheit der hervorgebrachten Veränderung, und
‘ wenn
*) Am angef. Orte. S. 154.
SGeſpraͤch und Erzehlung. 1959
wenn mie von dieſer rückwärts ausgehen, um nach
den Urſachen zu fragen, die ſie uns, ſo ganz wie fie
ift, erklären koͤnnen; ſo gehört alles, was ung da
geantwortet wird., zu diefer Einen Handlung, bis
wir zuletzt auf gewiſſe erſte Lirfachen hinausfoms :
men, wo wie nicht wiche fragen. Die Vollſtaͤn⸗
digkeit der Handlung wird man nach dem Batteux
darinn feen, daß die Abſicht der Unternehmung
entweder ganz erreicht oder ganz verfehlt fey: aber
die erfte Abſicht der Handelnden kann völlig vers
fehle, und nun eben die Handlung am unruhigs
fin, das Schickſal der Perfonen am zweifelhafte⸗
fin, und die Erwartung des $efers am größten
werden. . Eher alfo ift eine Handlung nicht voll⸗
ftändig, als bis auch die letzte Abficht der Perfor
nen, die fi) aus den vorherigen entwickelte, ent⸗
weder ‚erreicht, ober. verfchle ift; und diefe letzte Ab⸗
ſicht ift eben die, die zu der legten Veränderung
führt, ben welcher alle bisher chätigen Kräfte und
Seidenfhaften zur Ruhe Formen. Ich denfe alfo,
es ift in aller Abſicht vortheilhafter, bey Erflärung
der Handlung den Begriff der letzten Veränderung,
als den Begriff der anfänglich gehegten Abfichten
vorzufchren.
Eine andre Urfache, warum ich die Erklärung
des Batteux verlaſſe, iſt die, weil cr fie jelbft an
einem andern Orte *), wo er fie zuerft wiederholt,
und dann ein Beyſpiel hinzufege, das uns feine
Meynung erläutern fol, völlig unwichtig macht. -
2) Einleif. Th. 2. ©. 22.
196 : Ueber Handlung,
Er will nehmlich an diefem Orte den Unterſchich
zwifchen einer Sertigfeit, einer Leidenſchaft und eis
ner Handlung beflimmen, und diefes thut er. auf
folgende Art. „Der ältefte unter den Horaziern,
„ſagt er, liebe die Ehre Noms; das ift bey im .
„eine Fertigkei. Kamille, feine Schweſier,
„vergießt TIhränen über den Sieg, der. zur Ehre
» Noms gereicht; er wird darüber zornig: das if
„bey ihm eine aufwallende Leidenſchaft. Ertöde .
„tet fie im Zorne; das iſt eine Handlung.
„— Die Fertigkeit iſt ein entferntes Principie
„ums; der Gegenfland der die Seele rührt, ber
„lebt dieſes Principium ; das beichte Principium
„neigt fich zu einer Handlung mit mehr oder
„ weniger febhaftigfeit, nachdem cs mchr oder mins ;
„ der lebhaft gerühre. worden iſt. — Man
fieht hier offenbar, daß ſich Batteur durch Die
Zwendeutigfeit des Sprachgebrauchs verführen
läßt, und die Handlung, ſo wie fie in der Kunſt⸗
fprache genommen wird, mie der That verwech⸗
ſelt; daß er fich ordenelih Mühe giebt, alles was
infhierhalb der Seele vergeht, von dem Begriffe
derſelben auszuſchließen. Zwar, was die Fertige
keit betrift, hat er Recht; fie wird bey der Hands
lung nur vorausgeſetzt, ohne felbf ein Theil dere
felben zu feyn: aber wann er nun aud) die Wir⸗
fung, die eine beſtimmte Urfache auf die Seele
thut, wann er die empörte Leidenſchaft der Seele,
das ganze Hinneigen zur Befriedigung derſelben
von der Handlung abſondert; fo widerſpricht er
das
Geſoraͤch und Erzehlung. 197
Damit dem Sprachgebrauche aller Kunſtrichter und
ſelbſt feinem eigenen. Denn gleich in dem zwey⸗
gen Perioden des folgenden Abfchnittes redet er von.
zwey Handlungen, die sufanımen fortgehen, und
voerſteht alfo unter diefem Worte eine Reihe von
Veraͤnderungen, die doch wohl unmöglich. eine
Reihe von laurer folben Thaten feyn kann, wie
der Mord der Ramilla iſt?
‚Meberhaupt haben ſich die Kunftrichter in die
-oben bemerkte Zwendeutigfeit des Sprachgebraud)s
nicht zu finden gewußt, und fi) nur felten von
- ber Handlung einen recht beftimmten Begriff ges
macht. „Es giebt ihrer, fagt Herr Eefling *),
3) die einen fo materiellen Begriff damit verbinden,
„ daß fie nirgends Handlung fehn, als wo die Koͤr⸗
'„, per fo chätig find, daß fie eine gewiſſe Veraͤnde⸗
„ rung des Raums erfordern. ie finden in kei⸗
„nem Trauerfpiele Handlung, als wo der Liebha⸗
ber zu Füffen fallt, die Prinzeßinn ohnmachs
„tig wird, die Helden fich balgen; und in kei⸗
„ ner Fabel, als wo der Fuchs fpringt, der Wolf
„zerreißt, und der Froſch die Maus fid) an das
„Bein bindet: Es hat ihnen nie beyfallen wol⸗
„ten, daß auch jeder innere Kampf von Leiden⸗
5, ſchaften, jede Folge won verfchiedenen Gedanken,
„wo eine die andere aufhebt, Handlung fen; viel⸗
3, leicht, weil fie viel zu mechanifch denfen und füh-
„len, als daß fie ſich irgend einer Tätigkeit dabey
3, bewußt wären.
N. 36
j ”) Am angef. Otte. S. 146. fig,
198 .. Leber Handling,
Ich freue mid, daß ich eine fo wichtige Ans
merfung mit den Worten eines fo vortreflichen
Schriftſtellers habe fagen können. Aber ich muß
noch eine andre mit meineneigenen fagen, wodurch
ih die Handlung von dem, was ih bloße Yes
megung (mouvement, hufinefs.) nenne, unters
ſcheide. Es giebt nehmlih ganze Reihen von
Wirkungen, dig zwar mit zur Handlung gehören,
aber in fich felbft weiter Feine Handlung enthalten;
Scenen auf der Bühne, wie im Kriege des Goldo⸗
ni, und Gemälde in der Epoper, wie in Ho:
mers Iliade, wo Hände und Füfle in der Auffers
ſten Gefchäftigfeit find, aber alles zufammen nur
‚ein einziges Glied der Kette ausmacht.
Wo Handlung ſeyn fol, da müffen allemal
mehrere Glieder ſeyn, gefeßt auch, daß es nur zweye
wären; ein einziges Glied, aus der Reihe heraus
genommen, ift ein einziger Zufland, in dem wir
nichts weiter werden fehen. Zugleich aber gehört
zu dem Begriff der Handlung eine ſolche Verknuͤ⸗
pfung der Zuftände, da der eine auf den andern
einfließt, ih erweckt, ihn veranlaßt. Wo alfe
in einer Folge von Veränderungen diefer Zuſam⸗
menhang fehle, da fehle auch die Handlung; da
iſt alfo nichts als Bewegung, Indeſſen kann
das Ganze zur Handlung gehören; aber es macht
nicht viele; es macht nur ein einziges Glied
der Kette. — Das befte Beyſpiel wird ung der
erſte Schiffer des Herrn Geßners geben; die
fee vortrefliche Eleine Stuͤck, das uns die beyden
intereffanteften Gemälde, der Entwicfelung einer
. Se
Geſpraͤch und Erzehlung. 7199 °
Idee im Verftande, und der Entwickelung einer $eiz
denfhaft im Herzen zugleich vorſtellt. Derzärie
che Juͤngling, von feiner gelichten Melida durchs
Mẽer getrennt, voll heiffer Sehnſucht, zu ihr hin
überzufommen,, und doch in der Unmoͤglichkeit,
die zu weit entfernte Snfel durch Schwimmen zu
erreihen, muß nothivendig, wenn die Handlung
zu dem abgezwecften Ende hinaus fol, ein Fahr:
zeug haben. Aber die Kunft, über Meer zu ſchit
fen, ift eine noch unentdeckte Kunſt; der Juͤng⸗
ling fängt alfo an, Lieberlegungen zu machen; es
bieten fi ihm günftige Umſtaͤnde dar, die er fleif?
fig beobachtet; nun verfnäpft er die eine Beobach⸗
cung mit der andern, gelangt zu der erſten Idee
eines Fahrzeuges, fängt an zu arbeiten, verſucht,
wird verfhiedene Unvollkommenheiten inne, hilft
ihnen ab, und gelangt zus feiner Geliebten. Hier
iſt nach dem Begriff, den ich oben gegeben’ habe,
Feine bloße Bewegung, fondern wirkliche Hand-
kung. Aus dem erſten Zuftande, worinn uns der
Juͤngling erſcheint, entwickelt ſich allıs andre ;
aus ſeiner Leidenſchaft begreifen wir, wie er auf die
Abſicht geraͤth, über Meer zu ſchiffen; aus dieſer
Abſicht die Aufmerkſamkeit, womit er jeden ſich dar⸗
bietenden guͤnſtigen Umſtand beobachtet; aus der
Verbindung dieſer Beobachtungen die erſte dee:
aus dieſer der erſten Verſuch; aus dem Verſuche
die Entdeckung der Unvollkommenheiten ſeiner Er⸗
findung; aus dieſer feine neue Aufmerkſamkeit im
Beobachten ı 8 ſ w. Geſetzt aber, dieſer erſte
| N 4 Schif⸗
202 _ Ueber Handlung, 2
Beugung des Organs, wodurch er Wörter unb
Sylben ausſpricht, die Handlung um einen Schritt
weiter ruͤcke. Aber nur dann rückt fie hier weiter,
wenn während dem Reden in der Seele neue Ide⸗
en, neue Bewegungen bervorfommen, bie auf die
nachherigen Zujiände Einfluß haben; als wen.
3. jemand ſich felbft in Hitze ſpricht, oder ſich
durch) das Reden verfühlt, und dann in der Folge
die Sache anders läuft, als ohne diefe Hitze, oder
“ohne diefe Verfühlung würde geſchehn ſeyn. ch
werde weiter unten Gelegenheit haben, mich etwas
deutlicher zu erflären.
Die wichtigſte Eintheilung der Handlung er
giebt ſich aus der Verſchiedenheit der legten Haupt
veränderung, auf welche fie zugeht. Dieſe iſt ent
weder bloß eine Veränderung des innern, dder zu⸗
gleich des’ äußern Zuftandes; es ſey nun unſrer
felbft oder eines andern: entweder nur cine Veraͤn⸗
derung in dem Syſtem unfrer Gedanken und Nei⸗
gungen, ober in den reellen. und beſtimmten Ver⸗
hältniffen,, worinn wir mit gewiffen Dingen und
Perfonen außer uns fiehen. Wir wollen in uns
frer, oder in eines andern Erfenntniß eine gewiſſe
Idee entwickeln, eine gewiffe Wahrheit entweder
finden, oder beftätigen, oder aufflären; einem gewife
fen Irrthum ans &icht zichen und wiberlegen; dis
nen gewiffen Zweifel, der fich der. Wahrheit entge⸗
genftellt, ausehnanderfegen und heben; wir wollen
in unferm, oder in eines andern Willen eine gewiſſe
allgemeine Neigung oder Abneigung, einen gewiß
| fen
. “ a [3
21 1
Geſpraͤch und Erzehlung. 203
fen ‚bleibenden Vorſatz bewirken, oder umaͤndern:
eine Abſicht, die fich wieder nicht anders, als durch
- veränderte Einficht des Guten oder Schädlichen,
vermittelſt des Raͤſonnements, erreichen läßt. Alle
dieſe Veränderungen gehören bloß zu dem innern
Zuftande der Seele; fie zielen auf die Vollkommen⸗
heit der Erkenntniß, auf die Verbefferung des Char
taftersab: und ob fiegleich nachher auf den äußern.
Zuftand den wichtigften Einfluß Haben koͤnnen, fo
fehen wir doch hier Feine beſtimmte individuche An:
- wendung von ihnen. In andern Faͤllen wollen wir
unſre beflimmten äußern Verhaͤltniſſe ändern; wir
greten als Menſchen von den und den jekigen Be
dürfniffen, in den und den acktuellen gefellfchaftli-
hen Verbindungen auf, als Väter, als ‘Brüder,
als Freunde, als Gatten, als Liebhaber, als Kin:
der, als Herren, als Unterthanen u. f.f. Dort
Eonnte die Handlung geſchehen, auch wenn wir
ganz allein, mit dem gefammelsen Vorrathe unfrer
Ideen, und den hinlänglic) geübten Kräften unfrer
Seele, auf die Bühne traten ; hier werden immer
außer uns felbft noch äußere Gegenftände, mehrere
fpielende Perfonen erfordert, deren Intereſſe mit
- dem unfrigen, bald fo bald anders, verwickelt iſt:
dort, wenn wie mit andern zu thun hatten, inte
reßirten uns diefe andern nur als Denker, als
Menſchen von dem und jenem allgemeinen Charak⸗
ser; hier als Menſchen von gemwiffen beſtimmten
Abfichten, die den unfrigen guͤnſtig oder unguͤnſtig
find, von gewiffen individuellen Neigungen und
204 Ueber Handlung,
Leidenſchaften, die mit den unfrigen uͤbereinſtim⸗
men , oder in Streit gerathen: dort als Freund
oder Feind der Wahrheit und Tugend; hier als
Freund oder Feind unfrer felbfl. Jene Handlung gehe
dornchmlich den Verſtand; diefe vornehmlich das
Herz an: jene, wenn fie in einem Werfe vorgeſtellt
wird, fol vornehmlich unſre obern, dieſe vornehm⸗
Rh) unfre unten Seelenfräfte vervollfommen. Die
eine will ich die philofophilche, die andre die dra⸗
matische *) Handlungnennen.
Nimmt matt zu biefem Unterſchiede der Hands
lung noch den Unterfehied der Form; fo giebt ung
nun das eine vollftändige Eintheilung der Werke,
Die uns etwas als werdend zeigen. Ob übrigens
diefe Werke zur Dichtkunſt gehören oder nicht, das
wird auf die Entfcheidung der Frage ankommen:
ob fie eine dichterifche Behandlung vertragen, oder
"nich vertragen Fönnen. ch unterſuche vors erſte
‚ ihre Natur nur im allgemeinen, und will danu
ſchon von dem Schriftſteller überhaupt auf den
Dichter zuruͤckkommen. — ft die Veränderung
des aͤußern Zuftandes bereitd getworden, und
ectheile ung ein Zeuge Bericht, wie und durch was
für Urſachen folche geworden ; fo giebt uns das
die eigentlich ſogenannte Erzehlung, die epifche,
die
2) Mach dem Staliger (Poet. p. 13.) würde ihr die»
fe Benennung um defto eher zukommen, weil fie
mehr, als die philofophifche, der Aufführung und
des Geberdenfpield fähig if; ob gleich worden |
die griechifche Jugend, nach dem Zeugniffe Pl . |
tarchs, auch die platönifchen Dialogen auswen |
dig gelernt und bergefagt bat. |
— |
Geſpraͤch und Erzehlung. 205
die Geſchichtserzehlung, wie man ſich ausdruͤ⸗
cken will: denn ich moͤchte ſie gerne von derjenigen
unterſcheiden, die nur einzelne Reden, nur einen -
Zufammenhang yon. ungefähren Veränderungen
wiederſagt, welche ohne beftimmre Abfichten :
erfolgt find und nicht als weſentliche Mittelurſa⸗
chen zu einer letzten Veränderung concurrirt haben. .
Wird die Veränderung erſt jegt in dem gegen
wärtigen Augenblide; fo haben wir das Dramas
tifche Geſpraͤch; denn die Dichtkunſt hat Fein
anderes Mittel, als die Mede, und was fie ung
Daher als jeßt werdend zeigen fol, das muß eben
durch den Gebrauch diefes Mittels, durch Rede
werden. Das Drama feldft ift eine Vermifchung
‚von zwa Kuͤnſten, von Dichrkunft und Pantomis
me. Wenn ich Dramatifches Gefpräch fage, fo
will ich es dadurch nicht bloß vom philofephifchen,
fondern auch) von demjenigen unterfcheiden, dag
bloß Diſcurs, bloß Charaftergemälde ohne eigents
fihe Handlung, wirflide Erzehlung unter der
Form des Geſpraͤchs enthaͤlt. — Iſt die Ver⸗
aͤnderung des innern Zuſtandes berejts gewor⸗
den, und ein Zeuge unterrichtet uns, wie ſie ge⸗
worden, fo-giebt uns das ein Stuͤck ächter philo⸗
fophifcher oder Litterars Sefchichte: wird fie
erſt jetzt in dem gegenwärtigen Augenblicke, fo has
ben wir entweder Selbftgefpräch oder den philoſophi⸗
ſchen, Dialogen, nad Art der Sokratiker und.
vor allen andern des Plato.
00 Mar—
nn
206 | Ueber Handlung,
| Marmontel, der, wie überhaupt die Schrift:
fleller feiner Nation, zu fehr auf den Ausdruck
fieht, und darüber oft die Sachen vernach⸗
laͤſſigt, macht zwiſchen dem philofophifchen und
dem dramatifchen Gefpräche folgenden Unterſchied:
Jenes, fagter, hat eine Wahrheit, dieſes
bat eine Handlung zum Gegenftande 9.
Dies ift freglich fehr furz und fehr artig gefagt;
aber nad) allem, was ich bisher entwickelt habe,
in jedem Ausdrucke falſch. Zuerft: "was heißt
das, eine Handlung zum Gegenſtande has
ben? Der Kunftrichter feheint unter Handlung
das letzte Ziel zu verfichn, wo die Perſonen hinfire
ben, die letzte Veränderung ihres Zuftandes, auf
deren Bewirkung fle.arbeiten, oder auf die fie wi⸗
der Willen Ginausfommen. Aber nicht bloß das
legte Glied einer Reihe; die ganze zufammenhan:
"gende Reihe, 'wie ih ſchon gegen den Batteur
gezeigt babe, macht die Handlung aus. Und
wenn das ift, fohat nur der Erzehler, derin feiner
eigenen Perfon fpricht, fo Hat nur der räfonnitende
oder moralifirende Philofoph eine ſolche Handlung
zum Gegenftande; der Dialogift liefert uns die
ganze Handlung felbit, oder doc wenigftens fo
viel davon, als durch den Ausdruck der Ideen und
Empfindungen vermittelft der Nede Wird, oder
als werdend von ung erfannt wird. So wie fih
Marmontel ausdruͤckt, Fönnte man fagen, daß
der Eutyphron des Plato ein dramatiſcher Dia⸗
log
5) Boet. frangę. T. II. p. 34
—— — —— — — — om --
Geſpraͤch und Ersehlung. “ 307
log ſey; denn dieſer hat die Handlung, die Euty⸗
phron gegen feinen Vater vorhat, zum Gegenſtan⸗
de; er prüft und widerlegt die Gründe, die der.
abergläubifche und aus lauter Gottſeligkeit gottlo⸗
ſe Dann für die Rechtmaͤßigkeit derſelben anfuͤhrt.
Ferner: welcher Unterſchied, den Marmontel zwi⸗
ſchen Wahrheit und Handlung macht! Das philo⸗
ſophiſche Geſpraͤch liefert ung ja nicht bloß, wie der
Paragraph eines Kompendiums, das endliche Re⸗
Jultat der Unterſuchung, ſondern die ganze Unter⸗
Juchung ſelbſt; nicht bloß die gefundene Wahrheit,
ſondern auch alle die Schritte, die man uͤm fie zu
finden gethan hat, alle die Bemühungen, ſich
"Durch die entgegenftchenden Zweifel und Einwürfe
hindurchzuarbeiten. Es enthält alfo eben ſowohl
Handlung, als das dramatiſche Sefpräh, nur
freylich Handlung von einer andern Natur, und”
zinem andern enblichen Ausgange.
Einer der wichtigften Unterſchiede zwiſchen phiz
Tofophifcher und dramatiſcher Handlung iſt ders
Daß die letztere, weil fie auf eine Veränderung der
Außern Berhältniffe abzweckt, nicht ohne Mitwirs
Yung oder Hinzufunft äußerer Gegenflände, und
im Drama befonders nicht ohne Einführung ande⸗
ver Perfonen, zu Stande kommen Fann; da hingen
gen die erftere, die philofophifche Handlung, in
manchen Fällen, nichts als die Wirkſamkeit einer
einzigen nachdenfenden Geele fordert. Dicfer Fall
‚aber ift dann, wann die abgeswechte Veränderung
än dem philofophirenden Kopfe felbft liegt, wann
n ’ er
208- lieber Handlung,
ernicht andere, ſondern ſich unterrichten, nicht für
anderer, fondern für feinen eigenen Gebrauch ei⸗
nen Gedanken berichtigen, weiter führen, widerle⸗
. gen, beftätigen will. Diefes giebt eine neue, fo
wohl von philofophifcher Geſchichte, als philoſophi⸗
fhen Dialogen , unterfchicdene Art von Werfen,
die gleichwohl einigermaßen die Natur des legtern
annimmt, indem nehmlich ber Philofoph fich gleich
fam felbft. in mehrere Perfonen theilt, bald feine ei⸗
gene, bald die Rolle der andern fpielt, und fich, fo
ju reden, aus der Seele des andern Einwuͤrfe
macht, die er dann aus feiner eigenen beantwortet.
Um defto eher will ich Diefe ganze Art von Werken
mit dem Namen philoſophiſcher Selbſtgeſpraͤche be⸗
legen. Sefind von einer hoͤhern und edlern Natur,
als die Abhandlungen; indeffen erſcheinen fie insges
mein unter der Geſtalt derfelben; fo wie auch oft
bloße Abhandlungen die Geſtalt von Selbſtgeſpraͤ
chen annehmen. In der Abhandlung, die ums
nur die endlichen Mefultate mie dem allerweſentlich⸗
fin aus der Gefchichte der Unterfuchung liefert, fes
hen wir ſchon immer mehr. das vollendete Gebaͤu⸗
de; nicht die erſte Anlage mit ihren nachherigen
Aenderungen und den Urfachen derfelben, nicht bie
Zurichtung der noch rohen Materialien, nicht das
zum Baue nöthige Gerüfte, nicht die Kunftgriffe
bey Handhabung der Werkzeuge, nicht die ganze
Art der Zufammenfegung und‘ Aufführung des
Baues. Diefes alles aber fehen mir mehr oder
weniger in dem, was ich philoſophiſthes Se
u pra
kenniniß davon zu hoffen hat ”)- Fuͤrs zwehte
N. Bibl.xvi.B.. St. o
4
Geſpraͤch und Erzehlung. 209
ſpraͤch nenne: der Schriftſteller thut, ad ob er
son feinen Zuhörern wüßte, und bey fich- felbft
noch nicht ausgemacht hätte, was er vortragen will;
er ſchließt ſich gleichfam in fin Kabinett ein, und
fängt laut an zu denken, indeſſen wir Leſer unvers
merft an feine Thuͤre ſchleichen und horchen. Dicke
Art des Vortrags hat ihre ausnehmenden Bors
theile, wenn fie gefchicht behandelt und bey Mares
rien von Wichtigkeit gebraucht wird. - Sie unters
richtet uns fürs erſte beſſer und gründlicher von dem
Gegenſtande der Unterfuchung ſelbſt; fie der⸗
pflanzt, um mich mit dem Kanzler Baco auszu⸗
dräden, Die Wahrheit fo in die Seele des Le⸗
ſers, wie fie in des Schriftffellers eigenen
Seele gewachſen iſt; fie giebt ihm nicht bloß
den abgehauenen unfruchtdaren Stamm,
ſondern die ganze Pflanze, mit ihrer Wur⸗
zei und ein wenig Daranhangender Erde: fo
daß num der Leſer felbft, wenn er fie wartet
und pflegt, die Ichönften Früchte der Er.
floͤßt
9 De Augment. Scient. L. V. c. 2. p. 152. wo er
uuͤberhaupt von feiner Methodo initiatiua, im &e,
genfaße ber magiftralis, viele® ſagt, bag bier
ganz eigentlich anwendbar ift. DieStelle gefällt mir
su fehr, als daß ich fie nicht herfegen foUte. „Altern
„go; altera (initiatiua) tamquam filiis ſeientia-
‘ „rum tradit: altera pro fine habet ſeientiatum,
„quales iam ſunt, vfum; altera earumdem con-
.* tinuationem et vlteriorem progreſſum. —5
po @-
N
„(magißralis mesbodus) ſeientias difcentium vul-,
ı
*
210 Ueber Handlung,
fiößt diefe Merhode uns felbft den Geiſt der Unter⸗
ſuchung ein; fie giebt unſerm Kopfe deu Anftof
| | zum
poſterior via videtur deferta er interciufa. Ice
„enim adhuc feientiae tradi confueyerynt, quafi
„ex pafto tam docens quam diſcens errores ad»
„fcifcere cupiant Etenim gi docet, ed docet
„mode, quo maxime dictis ſuis fides adftruatur,
„.non quo illa commodiflime examini fabiician-
„tur: et qui dilcit, fibi exemplo fieri, non legi«
»timam difquifitionem praeftolari expetir; ve
„magis fit ei cordi, non dubitare, quam noner-
‚rare. Ita vret magiſter, amore gloriae, infr-,
„mitatem fcientiae [uae prodere caueat, er dr
„fkipulus, laboris odio, vires propfiai experiri
„nolit. Scientia vero, quae alıis tamquam tela
„ pertexenda traditur, eadem methodo (fi fieri
‚ »poflit) animo alterius eft infinuanda, qua !prı»
“ ymitus inuenta eſt. Atque hoc ipfüm fieri fane
„poteft’in fcientia per indußionem acquifita,
„Sed in anticipata ifta et praematura fcientia
» (qua vtimur)non facile-dicar quis, quo itinere
„ad eam, quam nactus eſt, [cientiam peruenerit.
„ Attämen ſane fecundum maius er minus poſſit
» quis Icientiam propfiam reuilere et veltigia fu
„ae chgnitionit fimul er confenfus remetiri, ar
» que hpc pach fcientiam fc transplantare in .
„nimum alienum, ficut creuit in fuo. Artibus
„enim idem vfu venit, quod plantis: Si plans
„aliqua vti in animo habeas, de radice quid fiar
„nil refert: fi vero transferre cupias in aliud fo
„lum, tutius eft radicibus vti, quam furculis,
„Sie traditio (guae nunc in vfu eft) exhiber pis-
„ne tamquam truncos, (puleros illos quidem)
„feientiarum, fed tamen absqueradicibus, fabre
. „lignario certe commodos at plantatori inurifes,
‘„Quodfi difeiplinae vr crelcant tibi cordi fit, de,
„truncis minus fis follicttus; ad id curam adh-
„be, vr radices illaefae, etiam tum aljquanrule
„terrae adhaerentis, extzähantur, “ =
\
\ Geſorach and Erzehlung 914 |
gan Denten, ‚und bildet ihn zu der Geſchicklich⸗
Tea, auch in ‚andern Materien ſo gluͤcklich, wie der
Schriftfteller in der ſeinigen, zu arbeiten Diefer
große Vortheil, den die Selbfigefpräche mit den
Achten philoſophiſchen Dialogen gemein haben,
Wucht: die Werke der Sofratiler zu: fo unſchaͤtz⸗
baten Denkmalern des Alterthums, ob ſich gleich
Meynumgen und Grundſaͤtze ſeit ihter Zeit fo uns
dedlich verändert haben; ‚und haͤrten ſie anch ſonſt
Ein Werdienſt, ſo wuͤrde fie fehem dieſer Charak⸗
wver jeder Nachwelt uͤberliefern, und ſie beffer, ale.
—— vor der Vergaͤnglichkeit ſchuͤtzen.
Eben ein ſolches Recht zur Unſterblichkeit har
Dr am eben: dieſes Charakters willen die Schrifa
Kr unſers Leſſings, ‚aus denen man fich mehr, als
vus/ jeden anbıru, einen Begriff, von dem bilden _
Kann, was ie unter philoſophiſchem Selbfigefprän -
che verſtehe. In feinen Laok oon haben alseinfichren -
vollen: Kunſtrichter dieſen Charakter auf den erſten
Anblick erkannt. „Leſſings Schreibarg, fagtde
ziert von ihnen**), iſt der Seyl eines Poeten,
„das, heißt, eines Schriftſtellers, nicht der ger:
„macht hat, ſondern der da machet, wicht. der gen
„dacht haben will; ſondern ung vordenket; wir fer -
Hhen fein Werk werdend, wie das Schild Achil⸗
„les hey Homer. Er ſcheint uns die Veranlaſ⸗
‚fung jeder Reflexion gleichſam vor Augen zu fuͤh⸗
a ren, ſtuͤckweiſt zu vr zuſammenzuſetzen;
n nun
5 Der Verf, der. kritiſch· währe. ©. ie.
N
sta Ueber Handlung,
„nun ſpringt Sie Triebfeder, das Rad lauft; ein
„Gedanke, ein Schluß giebt den andern, der
„Folgeſatz fommt näher; da iſt das Produkt
y der Betrachtung! Jeder Abſchnitt ein Ausgedach⸗
„tes, Das Terayusvor eines vollendeten Gedan⸗
„kens: fein Buch ein fortlaufendes Poem, weit
+ Einfprüngen and Epifoden, aber immer unfläse,
„ immer in Arbeit, im Fortſchritt, im Werden. —
„Selbſt in der Philoſephie feiner Schriften iſt
„ Eefling ein munterer Geſellſchafter; fein. Buch
„ein unterhaltender Dialog für unfern Geil. * —
Der Kunftrichter hat hier den Charakter der Lefſtu⸗
giſchen Methode vortreflich gefaßt; über den Mu⸗
gen hat einanderer, mit allem ihm eigenen Schaf
finne, Bemerkungen gemacht, die ih noch ieber
anführen wirde, wenn die Stelle nicht zu weis⸗
lauftig wäre. *) — Aber noch einmal: Kleinig⸗
keiten, oder naar Armfeligfeiten, Die wieder mit
nichts als lauter andern Armfeligfeiten zuſammen⸗
hängen, muß.man nicht fo behandeln wollen. Die
Mechode führe innmer unausbleiblich ins Weite:
und wenn nun die Materien alle geringfügig, alle
nichts ale Spiäfindigfeit find; .fo hat am Enke:
fie allein nicht Intereſſe genug; den Leſer in Athem
zu erhalten. Wir gehen gerne mit. dem Schrift⸗
ſteller einen weitläuftigen Umweg, um mit dem
$ande beſſer bekannt, und im Gehen geuͤbter zu
werden ; aber ſo wich fodern wir doch, daß er ung:
*) Allgem. deutfche Bibl. IX. 1. &. 329, fig.
Geſprach und Erzehlung. ars .
nicht in einem fort über duͤrre Heiden, ſondern
duch blühende und fruchtbare Gegenden führe. :
Was ich hier vom. Selbfigefpräche geſagt has
be, kann uns die eigene Natur mancher philofophis
ſchen Dialogen erklären. Nicht in allen, oder
Vielmehr in den wenigften, wirken die Perfonen fo
zuſammen, wie in dramatifchen Werfen; die ges
füchte Wahrheit wird insgemein nur durch die Ge⸗
ſchicklichkeit und Bemuͤhung der Hauptperfon ges
- funden: und: diefe Hauprperfon iſt beym Plato
und Aeſchines allemal Sokrates felbfl.. Der '-
zweyte Untercebner thut wenig mehr, als daß er
fragt, beftätige, zweifelt, um weitere Erklärung
anhält . Gleichwohl ift das Geſpraͤch voll wahr
rer, jeßiger Handlung; .die Hauptperfon docirt
sicht, was fie ſchon längft ben ſich ausgemucht
hat; fie fpinnt erſt jet den Faden der Unterſu⸗
bung an, fie bringe erft jetzt, in diefem Augen:
bid, das Gewebe zu Stande. Zu diefer Entwi⸗
«felung auf der Stelle, die. ſo fehr in den Dialos
gen dee meiften Neuern fehle, ‚weil bie Herren
ı faft immer Dogmarifer find, dieihr feſtgeſetztes Sy⸗
ſtem haben; zu diefer Entwickelung, fage ih, iſt
fein Charakter ſo ſchicklich, als eben dir, den So⸗
krates hatte; ein Mann, der nie uͤber Etwas ent⸗
ſchieden, und daher immer nach neuen Gruͤnden
der Eutſcheidung begierig war, der immer zweifelr
&e, Immer füchte, immer. felbft die Wahrheiten, die
er vortrug, erft lernen wollte Eben daher fom:
men auch die mancherley Wiederholungen, die man
.. . 1%) 3 dann
214 - Meder Handling;
dann weniger nöchig Bat, wenn man fine Unter
fuhungen an. bereits ausgemachte Lehrſatze eines
Syftems knüpft ; befönders kommen daher die Fleinen
Widerfpeüche, die St. Mard *) den Dialogen des
Plato nicht haͤtte zum Vorwurf machen ſollen, da
fle fo natuͤrlich mit dem ſteptiſchen Charakter des
Sokrates zufammenhängen, — Sehr oft alfe
iſt der philoſophiſche Dialog nichts, als eine Art
von Selbfigefpräch, unter ber Form des Dialot
gen. Indeſſen ift die zweyte Perfon darinn nichts:
weniger als uͤberfluͤſſig; fie giebt die Veranlaſſung
daß gerade dieſe Paterie unterſucht wird, und be
ſtimmt nicht allein die erften Ideen, wovon: dir
Unterfudung ausgeht, fündern auch den ganzen
Gang berfelben, indem dee: Hauptunterreöner auf
‚ ihre befondern Meynungen und Sefinnungen das
bey Ruͤckſicht nimmt.
Eine andere Art von Dialogen iſt wirklich |
nichts als Abhandlung unter der zufälligen Form |
des Geſpraͤchs. Dieſes ift, zum DBenfpiele, der
Fall an Hiero des Eenophon. Gimonides
will wiffen, ab. der Diegent oder der Privammanıı
gluͤckucher lebe; eine Frage, bie ihre niemand bee
fer als eben der Ryraun von Syrakus muß beant
worten Fönnen, weil diefer Privammann wer, eig
ee Tyrann ward, und alfo über beide Stände zu
urtheilen weiß. Hiero zeige ſich gefällig, und
un de Simonides von dem m Vorzuge des *
5. St. Mard Oeuvres, T. . Difours für. te dialo-
zus
m.
gg = wa wm “0.
an
nn
*
gr
pi:
nn
‚ji
Geſpraͤch und Enehlung. | 215 .
vatftandes zu uͤberzeugen, geht er Punkt vor Punkt
das Elend der Tyrannen durch, indem er immer
die Gluͤckſeligkeit des bloßen Buͤrgers dagegen
haͤlt. Von den Vergnuͤgungen der Sinne fängt
er an, geht von diefen au den moralifchen über, res
det von mannigfalfigen Unterfchieden ihres beider: '
feitigen Zuftandes, und: beweift durch diefe Art .
von Induction was er gleich anfangs als wahr
und ausgemacht behauptet hatte. Er entwickelt
alfo nichs erſt jet auf der Stelle, fondern wieder⸗
holt nur Gedanken, über die er ſchon fonft ben fich
einig geworden; er fpricht von dem, was (yon
durch ehemalige Lieberlegungen, durch ehemalige
Handlungen feiner Seele herausgebracht worden,
Es ift ſchon allıs fo in feinem Kopfe fertig, wie
Die ganze Moral auf der. Tafel des Cebes; er
geht gleihfam nur mit erhobenem Finger.
von einem Theile des Gemaͤldes zum andern
fort, und fucht es dem Simonides zu aflir
; ren — Das Werk if in feiner Are ſchoͤn, fo
“ yoilale vom Zenophon; aber doch nur innmer in
feiner Art: denn wel) ein Unterfchied, wenn ,
man fa manche Stücke der Sokratiſchen Denk⸗
woaͤrdigkeuen, md beſonders die Dialogen des
Plato dagegenhält! Man nehme des legtern ers
fen Alcibiades oder Menon, oder irgend'einen
ändern feiner unterfuchenden und widerlegenden
47 Dialogen zur Sand: und welch eine weit größere
v Thatigkeit wird man nicht in ſeiner eigenen See⸗
.k figten: Welch ein weit lebendiger Intereſſe wird
‚D4 - man
216. Ueber Hanblung,. -
man nicht an dem Fortgange der Unterſuchung neh⸗
men! Mit welcher weit größern Lingeduld wird man
nicht ihrem glücklichen oder ungluͤcklichen Ausgange
entgegenfehen !
„Dem Cicero, fage einer unſrer berühmte
» fien Kunſtrichter *), iſt die Methode dee Sokra⸗
n tes nicht fonderlich gelungen. « Das Urs
eheil iſt richtig ; aber noch licher würde ich fagen,
daß fir in feinen Dialogen faft gar nicht zu
finden wäre. Hieran iſt rheils fein’ eigener Fhrifts
ſtelleriſcher Charakter, da er mehr Redner als Phi⸗
loſoph war, theils die Beſchaffenheit, und der zu
große Umfang ſeiner Materien Urſache. Seine
Dialogen vom Redner müßten ein ungeheures
Dub feyn, wenn er diefe Sofratifche Vlanier
darinn hätte anwenden wollen. Aber fie iſt, wie
(don Sigonius *) von dieſem und andern feiner
J Dia⸗
2 Berl. Litteraturbr. Th. VI. ©. 25.
De dialogo. Venet. 1562. Fol. 51-53. Bon
ben partitionibus oratoriis ſagt et: — „quaedo-
‚ „@rina deinceps Ame villa eoncertations traditur.
‘„Etenim patris eiusdemque magiftri Ciceronis
„auttoritas et res ipia, quae diulfionem quam»
, dam continet praeceptorum, longiorem aut ob-
„[curiorem adhiberi orationem non patirur. “ —
. Von dem erfien und zweyten Buche de orat:
„perpetsa Antonius ‚ Caelar et Craflus oratione
„eamdem dilpurationem, le&äifimorum adole-
sfcentum voluntare commoti, conficiant, Aue
„ dllo argumentorum es rationum, quibus ea cam
„Armatur, infrudfe; aut enim, quae dicunt,
“ „Graecerum Rhetorum, vnde ea mutnati funt
„audtoritate defendunt, aur et. — Itaqueom-
„nis illa actio consentiumis et altercationis eſt ex-
npers, cumnemo fit exiis, quibus ea tradunruz,
vo. et,
- Dialogen. bemerkt hat, durchaus nicht Darin ip
finden; man lieft, ſtatt des immer in Arbeit und
Unterfuchung begriffenen Sokratiſchen Gefpräche
ganz ruhig ausgeführte Abhandlungen, und fieht of⸗
fenbar, daß ſich Cicero ſchon vorher einen foͤrmlichen
Entwurf zu ſeinem Vortrage gemacht, den er nun
Punkt vor Punkt bald durch den Mund des An⸗
tonius, bald durch den Mund des Craſſus aus⸗
fuͤhrt, indem die uͤbrigen nur ziemlich ekle Com⸗
plimente dazwiſchen werfen; ewige Bitten um Un⸗
rerricht, oder ewige Lobſpruͤche, die gar nicht im
dem launigten Geſchmacke derer find, welche So⸗
krates den Sophiften machte, Seine Perfonen find
ihrer Meynung, noch ehe fie den Mund öffnen,
ſchon völlig gewiß; denn gleich das erſte, womit fir
anfangen, iſt der Satz, den ſie behaupten wollen,
und dann ſuchen ſie ihn durch lange ununterbrochene
Reden zu erläutern, zu beweiſen, auszuſchmuͤcken,
gegen Zweifel und Einwürfe zu fihern Der er⸗
fie: Punkt ift abgehandelt; alfo folget der zwend
te; die Linterredner koͤnnten auseinander gehn,
wenn fie wollten, und das übrige ruhig auf mors '
gen. oder Übermorgen verfchieben. . In. den beften
Dialogen des Sokrates iſt immer nichts aus, ale
Ä O5 bis
qui aut ab eorum anftoritate velit diſeedere, |
„aut ea, quae praecipiuutur, audeat improbas
„re. == KEadem vero rasione legum in libris v-
„fus eſt ete Er geht auf eben dieſe Art noch
andre dialogiſche Schriften des Eicero durch, und
es ergiebt ſich allenthalben, daß fie von der Eon’
kratiſchen Manier unendlich entfernt find.
Gelhyrach und Erzehlang. 217: .
- 218 Weber Handlung,
bis alles aus ift: wir Haben immer nur Cine Meißp
von Ideen, gehen aus auf Wegen, von denen wie
nicht wiffen, wie fie ung zum Ziel führen werden,
ie kommen durch ale ihre Kruͤmmungen
— hindurch, und das Geſpraͤch iſt zu Ende.
r werden immer in Einem Intereſfe, in Einer Exa
wartung erhalten, weil nur eine Haupthandlung da
iſt. Auch der Ausdruck hat im Cicero durchgaͤngig
eine gewiſſe Fuͤlle, einen gewiſſen oratoriſchen
Schmuck und Numerus, den wir in Abhandlun⸗
‚gen, wenn ſie gleich dialogirt find, noch vertragen
koͤnnen, aber in einem aͤchten Sokratiſchen Ges
ſpraͤche nur ſehr unſchmackhaft finden wuͤrden
Man weiß, was für Vorwuͤrfe dem Plato, wer
gen fa mancher. rednerifcher oder vielmehr hichteris
{her Auswuͤchſe, und gewiß nicht ohne Unrecht, |
emacht warden find. Ueberdem findet fich beym
Elkero immer fa viel Belefenheis , immer fo viel
philofophifche Geſchichte und Widerlegung fremder.
: Meynungen, daß der Dialog erft vollends dag
Ä ganze Anſehn einer Abhandlung darüber ans
nimmt. —
Andeffen möchte ih nicht gerne, daß man dies
ſes alles für Tadel des Cicero naͤhme. Einem
Alten zu tadeln, auch wenn man es zum Vortheil
eines andern Alten thäte, iſt zu gefährlich! Seine
Abhandlungen, wenn fie ſchon feine Pfatomiichen
Dialogen find, Fönnen noch immer vorteefliche Ab⸗
Gandlungen feyn, und find es: Auch kann ihnen
wo immer die zufällige Form des Dialogs aus⸗
| BE .
—
Geoeſpraͤch und Crehtung. sis
uchmeride Schoͤnhelten geben / und giebt fle ihnen.
Ohne einmal auf das Charabkteriſtiſche, und auf fa
viele kleine Züge zu fehen, womit fle die
Mede belebt: wen würde nur die bloßen Eingänge;
ja wer nur den einzigen Eingang zum dritten Buche
vom Redner rhiffen wollen, die eben der Gebrauch
dieſer Form Gerbengefüger hat.
So wie man bloße Abhandhingen umter dee ,
Geſtalt von Dialogen machen kann; eben fo kann man
auch bloße Erzehlungen unter der Geſtalt von Sce⸗
nen machen. Beyſpiele darf ich wohl nicht erſt
ſuchen, da das ganze franzoͤfiſche Theater von ſol⸗
chen Scenen voll iſt, beſondeis in den erſten, und
wenn es Trauerſpiele ſind, auch in den fuͤnften Ak⸗
sen ihrer Stuͤcke. Nicht, als wenn Erzehlung
kein nothwendiger Theil der Handlung waͤre, und
nicht oft die lebendigſten Scenen gäbe; denn ich
‚dürfte mich ja nur der Erjehlungen im Dedip
: and fo mancher beym Shakeſpear erinnern; fon
Dein, weil dieſe Erzehlungen nicht ale wahre |
heile der Handlung erſcheinen; weil fie bloß zum °
—— des gaͤhnenden Zuſchauers dafind; weil
der zweyte Unterredner nur ſein Ach md O
fein Wie? und Warum? dazwiſchen wirft, ohne
weiter zu irgend einiger Thaͤtigkeit belebt zu wer⸗
den; weil and) dieſe Erzehlungen nicht den ſimpelm,
forteilenden, dramatiſchen Ton, ſondern gan, der
vollen, ausbildenden, epiſchen haben. — Jede
Dichtungbart wird etwas anders, nach dem fie ſich
mit dieſer oder jener andern veriſcht die dem
Werla
20 Ueber Handlung,
Werke feinen Haupton giebt. Micht nur die Er⸗
whlung im Drama ift etwas anders, als diem
der Epopee; auch das Dramatiſche in der Epopet
iſt etwas anders, als das im Drama ſelbſt: und
ein Trauer ſpicldichter wilrde fich wegen einer zu ununs
herbrochnen, oder zu periodiſchen Rede nur ſehr ſchlecht
entſchuldigen, wenn er ſich auf Homer oder Mile
ton beriefe. Der epiſche Dichten, der ein zu weit
Luftiges Feld vor. fih bat, um es ſchrittweiſe
durchzuwandern, und der auch. einen Theil ſei⸗
nes Plans nicht zuweit entwickeln darf, un. wicht
alle Proportion zu zerftören, bleibt gemeiniglich
auch da, wo er ſeine Perſonen ſelbſtredend ein⸗
kuͤhrt, noch epiſcher Dichter; bey ihm iſt das Ges
ſpraͤch ſchon aus, und er weiß ſchon alles, was
vorgefallen; er macht alſo von den Reden ſeiner
Perſonen eine Art von Auszug, und dieſen legt er,
um des dindringendern. und befeeltern Vortrags
willen, ihnen felbft in den Mund; nicht, als ob fie
wirklich alles, mit diefer Fuͤlle, in dieſer Verbin⸗
dung ſelbſt geſagt Hätten, ſondern weil es ohnge⸗
fähr das weſentlichſte von allem , was fie wirklich
geiagt haben, ausmacht.
Den Unterfehied zwiſchen einer wirklich Dramas
— —— — — — —
tiſchen Erzehlung, und einer ſolchen, die es nice
iſt, kann ich nicht beffer als durch ein Beyſpiel aus
dem Moliere erläutern. Man hatte feiner Wei⸗
Berfchufe den Vorwurf gemacht, daß fie leer an
Handlung wäre, und nichts als. Erzehlung enthiel⸗
4 Moliere antwortete hierauf in einem andern
klei⸗
— — — —.
|
Seſpraͤch und Erzehlung. 213
nicht in einem fort uͤber duͤrre Heiden, ſondern
durch bluͤhende und fruchtbare Gegenden fuͤhre.
Was ich hier vom Selbſtgeſpraͤche geſagt ha⸗
be, kann uns die eigene Natur mancher philoſophi⸗
ſchen Dialogen erklären. : Nicht in allen, oder
vielmehr in den wenigften, wirfer die Perfonen fo
sufommen, wie in dramatiſchen Werken; die ger
ſuchte Wahrheit wird insgemein nur durch die Ger
ſchicklichkeit und Bemuͤhung der Hauptperfon ger
- funden: und dieſe Hauptperſon iſt beym Plato
und Aeſchines allemal Sokrates felbfi.. Der -
zweyte Unterredner thut wenig mehr, als daß er
fragt, beftätige, zweifelt, um weisere Erklaͤrung
anhält . Gleichwohl ift das Geſpraͤch voll wahr
zer, jeßiger Handlung; die Hauptperfon docirt
nicht, was fie ſchon längft bey fi ausgemacht
hat; fie fpinne erſt jetzt den Faden der Unserfur
ung an, fie bringt erſt jet, in dieſem Augen⸗
Bblick, das Gewebe zu Stande Zu diefer Entwi⸗
ckelung auf der Stelle, die. fo fehr in den Dialos
gen der meiften Neuern fehle, ‚weil die Herren
ı faft immer Dogmatiker find, die ihr feſtgeſetztes Sys .
ſtem haben; zu diefer Entwickelung, fage ih, iſt
£ein Charakter fo ſchicklich, als chen der, den So⸗
krates hatte; ein Mann, der nie über Etwas ent⸗
ſchieden, und daher immer nach neuen Gründen
der Entſcheidung begierig war, der.immer zweifel/
8, Immer ſuchte, immer felbft die Wahrheiten, die
er vortrug, erft lernen wollte Eben daher kom⸗
men auch die mancherley Wiederholungen, die man
2; dann
23%. Beben ßanblung;.n
wWnD, das, was. er vorgehen läßt, Mnfüchätees
„ zeblen laſſen, Der Verdruß, den Aruolph an
pfindet; der. Zwang, den er fi. anthut, dic
Verdruß zu verbergen; der haͤniſche Ton, dene
„annimmt, wenn er dem weitern Progreſſe des,
„Horaz nun vorgebaut zu haben glaubt; Das
„ Exflaunen, 'die flille Wuch, in der wir ihn fe
„hen, wenn er vernimmt, daß Horaz demohner
„ achset.fein Ziel gluͤclich verfolget das find. Hanu
vlungen, und weit komiſchere Handlyugeny “als ab
„es, was aufer' der Scene vorgeht. Gel‘
„in der Erzehlung der Agneſe, "von ihres. mit dag
Horaʒ gemachten Bekanntſchaft, iſt mehr Haud⸗
„lung, als wir finden würden, wenn wir dieſt
„Bekanntſchaft auf der Bühne wirklich machen
„fügen. — Alſo, an flate von der Frauenſchu
„le (mit dem Herrn D» Voltaͤre) zu fagen y daß
„alles darinn Handlung ſcheine, ob gleich. alles.
„nur Erzehlung ſey, glaubte ich. mit mehrerm
„Rechte ſagen zu. koͤnnen: daß alles Handlung
Adarinnen ſey, obgleich alles nur Erzehlung ſchei⸗
„net — — Dieſer Ausſpruch ſeibſt iſt rich
tig, und Herr v. Voltaire hat offenbar Unrecht;
ob aber Here Leſſing ihm fein Unrecht bie. zut
völligen Befriedigung gezeigt habe, daran moͤchtt
ich zweifeln. (Er bat ihm, deucht mir, nicht wid
mehr bemiefen, als daß die. Erschlung komiſche
ſey, als die Handlung ſeyn würde; eine Sache,
die Herr v. Voltaͤre nicht läugnen wird: abe
er haͤtte ihm beweifen follen,. Die komiſchere Erzchlung
. I
| . Gefpräg und Erzehlung. 223
wirklich mehr Handlung, als die erzehlte Hands
ing ſelbſt. Und daß dieſes ſey, moͤchte ſich weit
eher aus dem ergeben, mas Moliere noch hinzu⸗
ſetzt: Arnoiph nehmlich nimmt bey jeder Zeitung,
Die er hoͤrt, alle nur moͤgliche Maaßtegeln, um.
bdas Ungluͤck, das ihm droht, von fich abzuwen⸗
den. Aber dieſe Maaßregeln find nicht nur uns
nuͤtze; fie dienen fogar,. die Liebe im Herzen der
Agnes erſt völlig zu entwickeln, und den Horaz
— Zweck auf einmal naͤher zu bringen Eben
—
Kette der Benchenheite find. Wäre es weis
cer nicht, als daß Arnolph von dem Vorgegan⸗
genen fo oder anders gerührt wuͤrde; fo koͤnnte man
ſich nicht beffer ausdrücken, ale es Herr d. Bob
taͤre gehen batz die Erzehlungen nehmlich ſchie⸗
nen Handlung; eswürden Seidenfpaften empoͤrt,
Die ein Beftreben, eine Tendenz zur Wirkfamfeie
enthielten; wir erwarteten alle Augenblicke, daß fie
ausbrechen und die wichtigſten Veränderungen
bervorbringen wuͤrden; aber Die Wirkſamkeit
felbft bliebe aus; bie Leidenſchaften hielten ſich in
Arnolphs Sede verſchloſſen, und die Sache gien⸗
ge chen den Gang, den fie auch ohne fie würde ges
gangen feyn; karz, die ſcheinbare Handlung .
wäre Erzehlung. Mat. denfe ſich nur
den Arnolph in ein Gefaͤngniß eingefperrt, ohne
das mindefte Vermögen, den Entwürfen des Ho⸗
ra migegenpuarbeien, von feinem als nur von
Am
\
3274 Weber KBandlung, - - '
Ahr beſucht, umd mit jenen luſtigen Erzchlangen,
die ihn’ fo’ wehe thun, unterhalten; man nehme
an, daß die Scenen unverändert blieben, wie fie
jezt find: fo würden fie num immer noch komiſch, |
immet noch febendig und unterhaltend feyn, aber
. an Handlung wärg wohl nicht mehr zu denken —
Ich weiß fehr wohl, daß man das efenrfiche
des Luſtſpiels nicht in die Reihe der Begebenheiten,
fondern. in dir Entwickelung des Charakters fehr;
aber beide Dinge bleiben dem unerachtet verſchie
den, und nicht alles, was den Charakter zu ent⸗ |
wickeln dient, ift darum auch Handlung. |
Außer der zufälligen Vermiſchung derormen,
von der ich bisher geredet habe, giebt es noch eine
andre, der Handlungen felbfl. Die Veränderung
des innern Zuftandes iſt zugleich unmittelbar eis
ne Veränderung des aͤußern, und umgekehrt, die
Beränderung des äußern, zugleich unmittelbar de
ne Beränderung des innernZufländes. Diefes bringt,
befonders in den philoſophiſchen Gefpräden einen
Unterſchied hervor, den jedermann muß bemerkt ha⸗
ben. Syn einigen derfelben herrſcht bloß das phi⸗
lofophiſche Intereſſe, und das Raͤſonnement ift
weiter nichts, als eine Situation für den Geiſt;
in andern herrſcht außer dem philoſophiſchen noch
ein perſoͤnliches Intereſſe, und das Raͤſonnement
iſt zugleich Situation fuͤr den Menſchen.
| Ueberhaupt möchte man in dicfer Abſicht,
dreyerley philoſophiſche Geſpraͤche unterſcheiden koͤn⸗
nen. Einige derſelben ſind durchaus und rein
philoſophiſch; es iſt darinn den Perſonen um nichts,
um
m
Gefpräch und Erzehlung. 225
um die Erkenntniß irgend einer Wahrheit suchung.
fie treten bloß unter einem allgemeinen Charakter
ihres. Verftandes auf, als von dem und dem Gra⸗
de der Fähigkeiten, mit den und den vorläufigen
Begriffen, aus der und der philofophifchen Schule,
In andern hänge der philoſophiſche Charakter. der
Perfonen, mit ihrem allgemeinen firtlichen zuſam⸗
men; die Örundfäge ihres Kopfes find mit den
Neigungen und $eidenfchaften ihres Herzens fo vers .
wickelt, daß wir immer von einem. den Grund i in
den andern finden; ihr ganzes Verfahren, ihe
ganzer Ton im Philofophiren lehrt uns das In⸗
Nerſte ihres Charafters Fennen. Diefe zweyte Art,
wenn alles Uebrige gleich ift, hat ſchon unendlich
mehr Intereſſe. Indeſſen find beide, nach dem
Begriffe, den ich oben bey Eimtheilung der Hands
lungen gegeben habe, noch unvermiſcht philoſophiſch.
Endlich iſt in noch andern das dramatifche Inte⸗
reſſe mit dem philofophifchen aufs genaufte vers
knuͤpft; es ift an dem Ausgange des Räfonnements
dem Ehrgeise, dem Eigennuge der Perfonen geles
on; es koͤmmt auf Demüthigung ihres
Stolzes, auf Entlarvung ihrer Heucheley, anf
Beſchaͤmung ihrer Wolluft , ihres Geizes, ihres _-
Betruges, ihrer Ungefchicklichkeit an; .fie haben,
wenn fie gewinnen, Ehre, wenn fie verlieren,
nichts als Schimpf und Schande, und oft noch
. den Verluft anderer wichtigen Vortheile zu erwar⸗
ten. Daher mifchen fih nun in diefen Dialogen
fo mancherley Leidenſchaften mit ins Spiel,; die fonft
N. Bibl. XVI. B.2. St. P nur
226. lieber Handlung,
nur auf der Bühne erfcheinen ; auch iſt mit dem
Suterefle der Perfonen zugleich das Intereſſe des
Zuſchauers doppelt; er erwärmt ſich nicht allein für
oder wider die Sache; auch für oder wider Die Pers
fon, die fie führt: niche bloß die Entdeckung de
Wahrheit macht ihm Vergnügen; auch der gede⸗
muͤthigte Stolz, audy die entlarvte Heucheley,
auch die beſchaͤmte Wolluſt, auch der bloßgeſtellte
niedertraͤchtige Eigennutz. So ſind zum Theil die
Geſpraͤche des Sokrates mit den Sophiſten be⸗
ſchaffen. Es iſt ein wahres Feſt für den Geiſt,
wenn diefer eben fo vortrefliche Mann, als Denfer
einen aufgeblasnen Sophiften in Gegenwart der
Athenienſer faßt, daß er Stand halten muß, und
dann die beſcheidne Weisheit, über die prahlende Thors
Bei, die uneigennuͤtzige Wahrheitsliebe über den
lohnſuͤchtigen Berrug ihren glorreichen Sieg erhaͤlt.
Man koͤnnte diefe Gattung philofophifcher Dialo⸗
gen, zum Unterfepiede, die dramatiſch⸗ philofos
phiſche, fo wie eine gewiſſe Gattung von Theaters
ſtuͤcken die philofophifch-dramatifche nennen,
Eine andre Vermiſchung der Handlungen if
die, wo die eine als ein einzelner Theil in der am
dern enthalten iſt. So Fann ein dramatifches Go
fpräch das erfte Glied oder ein Mittelglied des phi⸗
loſophiſchen feyn, und das philofophifhe Geſpraͤch
kann ein Xheil des dramatifchen werden. Mat
führe nehmlich Perfonen ein,’ die nicht immer nur
hingehn, wohin fie Leidenſchaft und jegiger Eins
druck treiben, fondern die nad Grundſaͤtzen hans
| | deln,
Geſpraͤch und Erzehlung.· 227
veln, oder denen dieſe Grundſaͤtze nur eindringend
genug duͤrfen vorgeſtellt werden, damit ſie anders
handeln; man mache ſie uͤber die Wahrheit oder
Allgemeinheit dieſer Grundfäge zweifelhaft, es ſey
aus wirklichen Gruͤnden der Vernunft, oder aus
bloßen Scheingruͤnden einer Leidenſchaft, die gerne
die Vernunft in ihr Intereſſe zoͤge: ſo hat man nun
philoſophiſche Geſpraͤche im Drama, wo um eines
beſondern individuellen Falls willen eine allgemeine
Wahrheit eroͤrtert wird. Selbſtgeſpraͤche ſind es,
wenn die Perſon ſich durch ihre bloß eigne Einſicht
zu uͤberzeugen ſucht; Scenen, wenn die Ueberzeu⸗
gung durch Huͤlfe der Einſichten eines andern ent⸗
ſtehht. Von jener Art Auftritte iſt der fo ſehr und
mit ſo großem Rechte bewunderte Monolog des
Hamlets uͤber den Selbſtmord; dem man in der
komiſchen Gattung einen andern uͤber die Ehre,
welden Fallſtaff hält, entgegenſetzen koͤnnte.
Dergleichen Scenen, wenn ſie mit Shakeſpear⸗
ſchem Geiſte bearbeitet werden, haben immer eis
nen ausnehmenden Werth; theils, wegen des les
bendigen Intereſſe, das die Derfon an der Wahr:
heit nimmt, theils wegen des hellen Lichts, worinn
oft die Wahrheit durch das Eigenthuͤmliche der
Situationen geftellt wird. — Aber auch hier
gile wieder die Anmerfung: daß philoſophiſches
Geſpraͤch im Drama ganz etwas anders ift, als
das im wirklichen philofophifchen Dialogen. Es
wird alles mehr auf den wirflichen vorhabenden
dall gerichtet; der Ton A wegen des erhöhten In⸗
2 89
/
228 Leber Handlung, \
tersiie feuriger , forteilender, ſtaͤrker: und was
Quintilian *) der Redner ſagt, daß fie nicht fo
fpigfindig , wie die Dialeftifer, diſputiren ſollen,
das hat fich, der dramatifhe Schriftſteller vor ab
In andernzu merken. — Her Suljer**) war
auf dem Wege, über alle diefe Punkte viel Gutes
‚zu fagen,. und es iſt zw bedauren, daß e
feine Ideen fo gar wenig darüber entwickeln wol⸗
Ien. |
Man erlaube mir bey diefer Gelegenheit eines
Vorwurfs zu erwähnen, den man zuweilen den
Monologen viel zu allgemein gemacht hat, als
‚wenn fie die Handlung aufhielten. Freylich, ‚wenn
fie zu weiter nichts dienen, als in einem übel vers
bundenen Plan die leeren Zroifhenräume zu füllen;
wenn fie gleihfam nur die Brüden find, die dem
Schriftſteller von der einen Scene zur andern bins
überhelfen ; fo ift diefer Vorwurf fehr richtig. Aber es
giebt ja Beyfpiele genug von beffern Monologen,
- die in den Gemüchszuftande der Handelnden, und
eben dadurch in der ganzen Handlung felbft, eine
wichtige Veränderung bewirfen. Unſer philoſophi⸗
ſcher und überhaupt jeder räfonnirender Monolog
kann beides feyn, bloße Verbindungs⸗ oder wirffis
che, zum Erfolge mitwirkende Scene. Wird das
Raſonnement bloß bey Gelegenheit des vorker:
ı "gehenden Auftritees von der. zurückbleibenden muͤſ⸗
figen Peron geſuͤhrt, ſo iſt der Donobg Epifode;.
ob,
n Inft. Orat. L.V. c
79 ©. aligem. Th. ber vi K. Artikel Geherach
Geſpraͤch und Erzehlung. 229
eb eine zuläffige? dad hänge von Beantwortung
der Fragen ab, ob wirklich die Perfon felbft, und
dann, ob der intereffirte Zufchauer jest die Schuld
und die Zeit haben, jene, das Raͤſonnement zu
führen, diefer, es anzuhören? Iſt aber. der Pers '
fon an dem Ausſchlage dis Näfonnements um der
‚ Solge willen gelegen ; find Ihre nachherigen Schrits
se nun wirklich von denen verſchieden, die fie ohne
den Monolog wilrde gechan haben, oder geſchehen
fie wenigſtens, wegen der veraͤnderten Faſſung der
Seele, auf eine ganz andre Art, und iſt diefe an⸗
dre Art von wirklichem Einfluß: fo ift als⸗
dann der Monolog ein nothwendiges untrennbareg
Glied in der Kette, ohne das fein Zufammens
bang wäre, und das alfo nicht bloß einem andernGlier
de als Zierrath neben angehenft worden.
Eben diefe Anmerkung laͤßt fi auch auf
. die mehr pathertfchen Monologen anwenden, wor⸗
inn eine Perfon nur ihrem Herzen Luft ju mar’
‚hen, und alle die Empfindungen auszuftrömen
ſucht, die durch Veranlaſſung der vorhergehenden
Situationen in ihr rege geworden.‘ Wenn weiter
nichts babey herauskoͤmmt, als daß fie das Herz
erledigen, fo find freylich diefe affektvolle Auftritte
wieder nichts als epifodifche Auswüchfe, die indefs
fen an ihrer rechten Stelle fehr gut, und wenn
nur die Imagination darinn nicht zu wild, zu dif⸗
fus, zu prächtig wird, nicht zus Inrifch von der jer
gigen wirklichen Situation abſchweift, fehr ſchoͤn
ſeyn koͤnnen. Geſetzt aber, daß der Grad der ki
P 3 den⸗
30 ‚ Ueber Handlung, - |
denſchaft durch dieſe Art von Befriedigung - abe |
nimmt; gefetst, daß er durch die nähere Betrach⸗
tung ihres Gegeriftandes während dem Reden ans
fhwillt ; gefee, daß irgend fonft eine Berände |
sung dadurch zu Stande kommt, die andre Eptı Ä
ſchluͤſſe, eine audre Art des Verfahrens zur Folge |
Kat: fo gehört wicderum der Monolog als ein we
ſentliches Glicd in die Reihe. Alles dieſes ergiebt
ſich aus unferm obigen Begriff von der Hands
lung, — Die am meiften epifodifchen Monolos
gen find zugleich) die unnatärlichften und uninterek
fanteften ; die, wo’ die Perfon füch felbft cine Ers
zchlung oder eine Befchreibung vorfagt; bloß aus
Gefaͤlligkeit gegen den zu ungefchichten oder zu bes
quemen Dichter, dem fie die Mühe einer beſſern
Erpofition dadurch erfparen will. .
„Es wäre ber Mühe wohl werth, fagt Herr
» Sulzer *), daßiemand den eigentlichen Charak⸗
„ier des Geſpraͤchs, den ſich dazu vorziglich ſchi⸗
„ckenden Inhalt, und dann den beften Vortrag
„ deffelben befonders unterfuchte. Ich wuͤnſchte,
Herr Sulzer hätte dieſe Arbeit ſelbſt übernommen,
da er ihr ohne Zweifel weit beſſer, als ich, gewach⸗
ſen war: indeſſen will ich hier im Allgemeinen
einen kleinen Verſuch wagen, und wenn es mir da⸗
mit nicht gluͤcken ſollte, wie Charmides beym
Plato*) denken: ch habe wenigſtens meine
Kraͤfte geuͤbt, ich habe gerungen, und das iſt mir
genug! Die
Annie Befor. am angef. Orte
w°) Plat. in Theage.
S
Geſpraͤch und Erzehlung. 231
Die Entwickelung der Eigenſchaften des Ge⸗
ſpraͤchs wird zugleich die Entwickelung der Eigen:
ſchaften der Erzehlung geben ; denn man erkennt
die Natur der Dinge nicht anders, als durch Vers
gleihung mit entgegengefegten Dingen. Ich erz
innre nur: Daß ich hier unter Geſpraͤch nicht ein
Werk, worinn der Hauptton Geſpraͤch iſt, oder
das die zufaͤllige Form des Geſpraͤchs hat, ſondern
Geſpraͤch im ſtrengſten Verſtande, und eben ſo un⸗
ter Erzehlung nicht ein Werk, worinn der Haupt⸗
ton erzehlend iſt, und das Übrigens manche drama⸗
tiſche Theile enthaͤlt, ſondern wiederum Erzehlung
un ſtxengſten Verſtande meyne. Auch ſondre ich,
wenn ich Geſpraͤch ſage, alle die Pantomime da⸗
veon ab, die nicht gleich durch das Geſpraͤch ſchon
mit angegeben nnd beſtimmt wird. Sch will alſo
nicht unterfuchen, was Drama iſt, ‚oder was alles
dramatiſch behandelt werden Tann; denn foie ſchon
oben erinnert worden , das Drama iſt eine Ders
miſchung von zwey Künften,. der Pantorgime und
ber Dichtkunſt: und wer jene Fragen beantworr
sen wollte, der. müßtezugleich auch die Natur der
Pantomime unterfuchen, und ausmachen, was
durch Bereinigung derfelben mit dem Geſpraͤche
Gerausfomme und möglich fen? |
Me Eigenshümlichfeiren des Geſpraͤchs und
der Erzehlung ergeben ſich aus dem oben feftgefeke
ten wefentlichen Unterſchiede derfelben. In der
Erzehlung ift die Handlung bereits gefchehen;
in dem Geſpraͤche gefchieht fie eben jegt im ger
| PA ge
272. Ueber Handlung, _
genwärtigem Augenblicke: dort giebt uns da
Zeuge Machriche davon, der alfo auf feine Zuhoͤ⸗
ver Ruͤckſicht nimmt, und einen gewiffen Zweck
bat, zu dem er erzehlt; hier formen wir gleichfam
nur zufälliger Weife Binzu, und die redenden Pers
fonen wiſſen durchaus von feinen andern Zengen,
als von fich felbft, durchaus von feinen andern Abs
ſichten, als die fie felbft untereinander durchſetzen
wollen. - i
Die Spuren der Vergangenheit laffen fich in dei
Erzehlung durchaus nicht vertilgen; felbft ‚nicht
da, wo der Erzehler von ſich ſelbſt, und im
der gegenwärtigen Zeit ſpricht; wielmeniger wo er
in der vergangenen Zeit, oder von einer dritten
Perfon redet. Er muß doch immer, auch in je
nem Falle, von den übrigen, mis denen er zu thun
bat, in der dritten fpredyen; er muß doch immer
ihre Reden, fo lange ee aus dem Ton des Erzeh⸗
lers nicht herausgeht, an feine eigenen hans
gen. Führe er fie ſelbſtredend ein; ja führt er fels
ne eigne Derfon fo ein, indem er ſich aus der gegens
waͤrtigen Zeit in die vergangne zuruckfene: fo iſt
er nicht mehr Erzehler; er wird auf dieſen Augen⸗
blick dramatiſcher Schriftſtelſer. Der Erzehler
kann alſo zwar der Gegenwart durch verſchiedene
Stufen naͤher ruͤcken; er kann der Imagination,
durch Verwechſclung der Zeirfälle, in ihrem Be⸗
ſtreben nach Gegenwart und Anfchauen zu Hülfe
fommen ; aber fo ganz kann er fie doch nie in die
Wirklichleit hinsinfegen , als der Dialogift, bey
| weis
Geſpraͤch und Erzehlung. 233
welchen alles Gegenwart, alles jegiger Augenblick
iſt. Zu gefchweigen, daß der Erzehler, um vers
flanden zu werden, fo vieles in feiner eigenen Ä
ſon hinzuſagen muß, was ber Dialogift ſchlechter
vings dem Aublick ſelbſt überlät. Zu
Aus dieſem erften Hauptunterſchiede ergiebt fich
fogleih ein zweyter, der von allen der wichtige
ſte iſ. Die Erzehlung nehmlich Fann von
dem jedesmaligen Zuftande einer handelnden
Seele; fie kann auch von dem ganzen genaue
en Zufammenhange - affer in ihr vorgehen:
den Beranderungen nie eine fo fpecielle, ber
flimmte, volltändige Idee geben, ald dag
Geſpraͤch · |
Es iſt unglaublich, wie fehr ſich die Seele den
Morten einzudruͤcken, wie fie die Rede gleich-
fam zu ihrem Spiegel zu machen weiß, worinn
fih ihre jedesmalige ganze Geftalt bis auf die
feinften und delifateften Züge darſtellt. Dee
logiſche Sat, oder der bloße allgemeine Sinn,
aus den Worten herausgesogen, ift immer das .
Wenigſte; die ganze Bildung des Ausdruds, die
uns genau die beftimmte Faſſung der Seele bey
dem Gedanken zu erkennen giebs, ift alles. Dieſe Bils
dung enthält zuweilen eine ſolche Menge von Neben⸗
ideen, daB man fie einzeln mit aller Muͤhe niche
anzugeben, und auseinander zu fegen weiß: es giebt
Meden im Euripides und im Shakeſpear, die
der Erzehler in ganze Bogen; Scenen, die er in.
95 ganze
234 ‚Ueber Handlung,
ganze Bucher verwandeln müßte, wenn von üben
Inhalte, von allen den feinften Ideen, Die fie aus.
drücken, nichts verloren gehen ſollte: und doch
würden uns alle diefe Buͤcher noch immer nicht das lie⸗
fern, was uns bie einzige kleine Scene liefert;
denn es würden Schattieungen, es würden ‚Ge
heinmiffe der Verbindung zuruͤckbleiben, die fih
ſchlechterdings von keinem Beſchreiber faſſen ließen
Die feine Auswahl der Worte, die zwiſchen fr
eingeftreuten Partifeln, die oft in den Geſinnugen
der Seele fo unendlich) viel beffimmen, die Inver⸗
fionen der Rde, das was gefagt, und das was
verſchwiegen wird, die Berbindungen, die gemacht,
und die nicht gemacht werden, das plögliche Ab⸗
brecyen eines Gedankens, der mannichfaltige rich⸗
tige Gebrauch der Figuten, der Fall, der Klang,
her ganze Zuſammenbau der Periode: — «fies
diefes giebt erſt dem Gedanken feine individurlle
Beſtimmung, fein Leben: die ſchlechthin gefagre
Idee zeigt. uns Faum den Schattenriß, kaum die
äußerten Linien von dem Zuſtande der Steele; bie
fo beſtimmt ausgedruͤckte Idee ift das eusgefühes
se, lebendige, colorirte Gemälde felbf. Aber dies
fes alles iſt noch wenig gegen ben neuen Reichthum
von Mebenideen, den uns ein dialogiſches Werk
in ganzen weitläuftigen Scenen von dem Zuſtande
einer Seele giebt. Das Eigne des Ganges, den
bie Gedanken nchmen, ‚der beftimmte Ort, wo ein
jeder hintritt, die Punfte, wo bie Seele einhält,
und wo fie forteile, bald mit diefer, bald mit jener
| | Ge⸗
|
|
|
|
r
14
Seſpraͤch und Erzehlumg. 235.
Geſchwindigkeit forteilt; der mannichfaltige Wech⸗
ſel von Leidenſchaften und Toͤnen; das gefliſſentli⸗
he Vermeiden der einen der, und das Öftre Zu. '
ruͤckkommen auf eine andre; die große Mengevonm..
hergehender Eindrüde, deren ganze Kraft fich oft
in einer einzigen Dede zufammendrängt: und über
Bas alles noch der Ton der Stimme, der Blick,
das ganze Gebardenſpiel, das durch die Worte i in
einer feinen und ſchnellen Imagination ſchon mit
beſtimmt wird: wie weit muß in allen dieſen ſo
großen Vortheilen die Erzehlung zuruͤckbleiben! —
Bay irgend eine Nation diefen Unterſchied
| recht bhaft empfinden kann, ſo muß es die unſri⸗
ge ſeyn. Denn in der That hat unſre Sprache
wegen. ihrer großen Freyheit im Conſtruiren, bes
fonders wegen ihrer Snverfionen and ihrer
Dartifeln, in deren Menge und Feinheit fie viel⸗
leicht nur der gricchifchen nachſteht, die fehönfte
Anlage zum.Eräftigften und feelenvollften Dialog;
doch mache auch freylich eben dic den guten Diaa
log in ige ſchwerer; umd ich fürchte, wir werden
in diefer Gattung immer weniger Gutes haben, als
Die übrigen Nationen. In einer Sprache nehm
lich, die einer mehren. Beftimmung der Ideen fäs
Big if, verlange man auch diefe mehrere Beſtim⸗
. mung; das will fagen, man verlangt von dent
Schriftſteller cine beſeeltere, wärmere Einbildungs⸗
kraft, die ſich ihren Gegenftänd nad) feinen fein⸗
Ken Muͤancen gegenwärtig zu machen wiffe. Um es ber
fonders aufs Drama anzuwenden, man verlange
‘ ein
[
236. Ueber Handlung,
ein groͤßer Genie ‚ das in die ganze eigenthämlice
Faſſung der Seelen hineindringe, die es uns an
feinen Derfonen ſchildern wi. — —
Aber, wird man mir einwenden, ſteht denn
nicht dem Ersehler die Sprache mit allem ihrem -
Reichthume, und allen ihren mannichfaltigen
Kräften eben fo gut, als feinen handelnden Perſo⸗
nen, zu Dienften? Ja fie ſteht ihm zu Dienflen;
aber, fo lange er Erzehler bleibt, nur zu feinem ei/
genen Gebrauche, nur um die Schanfen und Ems
pfindungen feiner eigenen Seele damit auszudruͤ⸗
den. Wenn es ihm alfo auf Beſchreibung der
Wirfungen ankoͤmmt, ‚welche die Betrachtung feis
nes Segenftandes bey ihm felbft hervorbringt; fo
kann er die freylich mit fo viel Reichtum, und fo
viel chen machen, als er nur will: aber er wird
dann aufhören, Erzehler zu ſeyn, und Redner oder
Inrifcher Dichter werden. Er felbft wird in feinem
Werke die Hauptperfon fpielen, feine Handlung
verdunfeln, und uns flatt der Seelen der darin
verwicelten Perfonen, von deren Zuflande doch
einzig die Frage war, feine eigene Fennen Ichren,
Will er diefes nicht, fo muß er entweder feine
Perſonen ſelbſtredend einführen; und dann ift er
nicht mehr Erzehlert oder er muß die Meden der
Derfonen durch Verbindungspartifeln an feine eiges
nen bangen; aber das zieht unausbleiblich die Eins
förmigfeie der Conftruction nach ſich, mit deren
Mannigfaltigkeit und Freyheit die meiften der
oben angeführten Vorteile verloren gehen Er
giebt
Geſpraͤch und Erzehlung. 237
giebt uns alſo immer nur die allgemeine Idee von
dem jedesmaligen Zuſtande der Seele, entkleidet
von allen fie umhuͤllenden und verſtaͤrkenden Ne⸗
benideen: und will er auch dieſe uns mitgeben, ſo
muß er uns das, was wir dort in einem einzigen
Gedanken zuſammendachten, hintereinander in ei⸗
ner Reihe einzelner Begriffe zuzaͤhlen; das heißt,
er muß aus dem lebendigen Gemaͤlde der Seele ei⸗
ne kalte, todte Beſchreibung machen. Aber fürs
erſte koͤmmt hier doch nie der volle Gedanke heraus,
wie alles Einzelne im Ganzen beſtimmt und vers
bunden ſey, und fürs zweyte geht über der Weits
läuftigkeit der Befchreibung die ganze große Wirs
Fung, bie ſich nun in ihre Elemente zerftücke, vers
loren.
Es ift mie der Beſchreibung der Seele völlig
fo, wie mit der Beſchreibung Förperlicher Gegen
ftände beſchaffen. Der Anblid unterrichtet uns
immer unendlich vollftändiger, gefchtwinder, und
um beider Lirfachen willen, auch) unendlich lebhaf⸗
ser, von der Beſchaffenheit eines Gegenftandes,
als die ausführlichfte und fchönfte Beſchreibung.
ie ein hohes lebendiges Eolorit der Dichter auch
‚mag gewählt, wie tief er fich auch ins Befondre
mag eingelaflen haben; fo Fann er doch immer nur
gewiffe Seiten des Gegenflands faffen, immer nur
in allgemeinen Ausdrücken von ihnen reden, immer
nur eine Smagination, die diefe Gegenftände, we:
nigſtens theilweiie, ſchon fonft gedacht. hat an fie
blog erinnern, ohne ſelbſt die neue noch nie gehabte
Idee
238 Leber Handlung,
Ider in ihr hervorzubringen. Will er weiter, fe
wird er nur allzubald das Unvermoͤgen bes Dit
tels fühlen, auf deſſen Gebrauch ſeine Kunſt ihn
einfihränft; er wird inne werden, daß die Spra⸗
che aus lauter Zeichen allgemeiner Begriffe beftcht,
und daß er dieſe allgemeinen Begriffe nur verge
bens zuſammenhaͤuft, weil doch immer das Judi⸗
viduelle noch etwas anders, als eine Summe als
gemeiner abftrafter Eigenfchaften if. Er müßte
alfo norhwendig feines Endzweckes verfehlen, und
was noch das Schlimmſte wäre, fo müßte,
wenn er fich der eigentlichen Wörter bediente, cime
Menge trockner abſtrakter Begriffe häufen , die
den Leſer ermüden würden, oder wenn er in Me
taphern und Gleichniſſen fpräche, eine Menge Bil
der zufammentragen, beren Achnlichfeiten mit dene
Gegenftande, eben weil fie wicder allgemeine “Ydecn
wären, ben Zweck nicht erreichen, und deren bey:
gemiſchte DVerfchiedenheiten die Einbildungsfraft
- vollends erdruͤcken würden. — Eben fo duͤrftig
aber, und eben fo unvolſkommen, wie hier, iſt die
Sprache auch in Abfiche der Veränderungen der
Seele, wenn fie ſolche nicht unmittelbar durch
die Rede ausdruͤckt, ſondern zum Gegenſtan⸗
de ihrer Beſchreibung macht. Sie hat nur
Woͤrter für die oberfien Gattungen und Arten den .
ſelben, und muß eine unendliche Dienge feine
— —
Nuͤancen und Mebenbeſtimmungen unangegeben
zuruͤcklaſſen.
Ans
|
Gefpräch und Erzehlung. 239 -
Aus eben den. Gründen alſo, aus welchen -
man die beſchreibende Poeſie (defcriptivePoetry)
verwirft, und mit eben den Einſchraͤnkungen, muß
man auch die Beſchreibungen der Seele verwer⸗
fen. Dort faͤllt der Dichter dem Maler; hier
faͤllt der Erzehler dem Dialogiſten ins Amt;
und was man nicht recht machen kann, das bleibt
beſſer ganz und gar ungemacht. Der Erzehler ge
he ulfo, nach der Vorſchrift des Ariftoteles und
dem Benfpiele Homers, fobald es auf Schilde:
zung der Seele ankoͤmmt, ins Dramatiſche über;
. oder will er das nicht, fo faffe er ſich immer nur
unbeflimmter, es wird ihm zu feinem Vorwurfe
gereichen. Er gebe ung immer nur von jer
dem Zuffande der Seele eine allgemeine J⸗
dee: „der König erſchrak; “ —' „der Vater
„ ward innig gerührt, * — ‚„der Held gerieth in
"zo die Außerfie Wuth.“ — Er foffeimmernur
‘eine ganze Meihe von Zuftanden und Vers
Änderungen in einem einzigen Zuge zufam«
men. „Sie verföhneen ſich wicher, und wurs
„den Freunde — 5 Nach tauſend vergeblis
„chen Bemühungen gelang es endlich.“ —
„Alle fein Zureden war umfonft “ u. ſ w. — —
Ein genaueres Detail, das im ©efpräche fo gut
hut, wird in der Erschlung efelhaft und langwei⸗
fig, weil es hier mit der individuellen Beſtim⸗
mung der Ideen alle Wärme und alles schen ver⸗
Gert. Man fann diefes nicht deutlicher als an
- ausgezogenen Entwürfen dramatiſcher Stuͤcke ſehen,
Ä die
24990 Neber Handlung,
die, wie ſchoͤn auch an ſich ſilbſt das Stuͤck, umb
wie wohl auch der Auszug gerathen feyn mag, doch
immer nur eine unangenehme $eftüre geben.
Diefer Erlaubniß zu generalificen wiffen ſich
denn die Erzehler auch fehr wohl, und oft nur al⸗
zuwohl zu bedienen. Sie find felten die großmuͤthi⸗
‚ gen Nichardfong , die fih zu unferm Vortheile
ihrer Freyheit begeben, und fobald nur die Hands
lung intereffant genug wird, den Vorhang aufs
ziehn: fie brauchen mur gar zu gerne die Flügel,
die ihre Zorm ihnen auſetzt, und raufchen in einem
Augenblicke über die dornigften Gegenden hin,
wenn der Dialogift, derimmer Schritt vor Schritt
auf dem Boden fortgehe, fih mit taufend Muͤhe
und Arbeit hindurchwinden muß. — Diderot*)
. Hat bereits diefen Vortheil der Erzehlung bemerkt;
nur redet er bloß von dem Romandichter, da ſich
doch fein Ausfpruch auf jeden Verfaſſer erzehlender
Werke anwenden läßt. „Es ift feine Schwuͤrig⸗
„keit zu finden, fagt er, ber ein Nomanfchreiber
„nicht ausreichen koͤnnte. Cr ſpricht, E:
931 Auf die ſchweren Augenlicder, durch den ermats
„„teten Körper eines Wanderers, fließt füffer
„„ nicht dee Balſam des Schlafs, als die ſchmei⸗
„„chelnden Worte der Goͤttin floſſen; doch immer
„„ widerſtand ihr eine geheime Macht, und verei⸗
sn Lelte ihre Reize — "Aber Mentor, in feinen
„7 weiſen Vorſchlaͤgen unveränderlich, ließ verge
1727 bens
2) Von ber bramafifchen Dichtfunft ins 2ten Theil
- > f Sheaters. ©. 299, der deutfch. Lcherf
J Geſoraͤch und. Erzehlung. 248
gu, beng in fich dringen; zwar manchmal lich er fe
„„dhoffen, als fegten ihm ihre Frage in Verlegen⸗
au heit; doch, wenn fienum eben ihre Neugier zu
„ befriedigen glaubten, verfhwand ihre Hofnung
„„wieder auf einmal. . Mas fie feft zu halten
nn glaubte, war ihr entwifcht, und eine kurze Ant⸗
„„dwort ſtuͤrzte fie in ihre erſte Ungewißheit zu⸗
ꝓ„„ruͤck. Ct „Und damit hat ſich der Ro⸗
„manſchreiber gluͤcklich aus dem Handel gezogen.
So ſchwer aber ein dergleichen Geſpraͤch auszu⸗
„fuͤhren iſt, ſo muß dennoch der dramatiſche Dich⸗
„ter entweder feinen ganzen Plan verändern, odex
„ die Schwuͤrigkeit überwinden. Welch ein Us -
„terſchied zwiſchen, eine Wirkung beſchreiben, und
„ſte hervorbringen! |
Je teochener meine Materie ift, um deſto cr
wird man mir eine kleine Ausſchweifung erlauben,
Was will alfo Diderot damit fagen: der dramas
tifche Dichter müffe feinen ganzen Plan ändern, oder.
Die Schwürigfeit überwinden?. Er kann nur zweij⸗
erley meynen: entweder, daß er die ganze Hands
Jung verändern mäfle, fo daß die ſchwuͤrige Scene
darinn durchaus nicht vorfomme; oder Daß cr Die
Handlung in die verfhiedenen Afte anders vertheilen
müffe, fo daß die ſchwuͤrige Scene von ihnen auss .
gefchloffen bliebe, umd hinter Die Sem, oder in
den Zwiſchenakt falle.
Jenes erſten Mittels ſich zu bedienen, ſteht
jedem dramatiſchen “Dichter frey, ſobald ers nur
uͤbers Herz bringen kann, feine Arbeit freywillig
LH Bibl, XVI. B. 2. St. Q zu
- : eher Handiung,
zu verſchlechtern, und fich fetbft ein Befenntniß vom
der Schwäche feines Genies, oder von feiner Traͤg⸗
heit abzulegen. Das letztere Mittel hingegen
ſteht feinem frey, als bloß dem regelmäßigen; ber
fih genau an die Einheiten der Zeit und des Orts
haͤlt. Wenn wir biefem über eine ausgelaflene
porteefliche "Situation einen Borwurf machen, fo
wird er ſchlau genug fen zu antworten: Wan
kann nicht alles auf. einmal Die Scene wäre
freylich vortreflich,, und ich Härte fie auch fo germe
in meine Plan gezogen, aber es war nicht zw
machen. So manche andere Scenen hätten dar⸗
‚ Über wegfallen; ich haͤtte meine Auftritte ſo ſchleche
verbinden; härte fo offenbare Fehler wider die
Wahrfcheinlichfeit begehen muͤſſen, daß am Ente
biefe einzige Situation es nicht wert war. Seyd
alfo zufrieden, daß ich euch nicht jeden Augenblick
aus eurer Illuſion reiffe, nicht Scene vor Scene
einen neuen Borhang aufflattern laffe, und euch,
wie auf Fauſtens Miantel, aus Deutfchland nach
Franfreih, aus Frankreich nah Dentfchland vers
fege ; ſeyd zufrieden, daß ich euch’ In der natürliche
fen Verbindung nur noch fo viel Gutes geliefert,
nur noch fo wenig MWerbindungsauftritte umd
matte Erzehlungen gemacht, als ihr in meinem
Stüce finden werdet. Es iftja fein Vortheil ia
der Welt, den man nicht mit einigem Verluſte er⸗
kaufen müßte. — uf diefe Art wicd er ſich aus
dem Handel wickeln, und was wird man ibm ants
worten Fönnen ? Man wird ihm die großen Bor
theile
—
— — —
Gefpräch und Erzehlung 243 |
eheile der Einheiten läugnen muͤſſen, die doch fo
manche Argumente für fih haben: oder man wird
ihm auch einen andern eben fo regelmäßigen, und
eben fo natürlichen Plan vorzeichnen muͤſſen, wo
die ausgelaſſene Scene hineingehe; und dann,
wenn er hartnaͤckig iſt, wird er noch immer den Be⸗
weis fordern, daß dieſer Plan wirklich vollkommner,
und Die gewonnene Situation beſſer, als die nun weg⸗
bleibenden, ſey: kurz, man ſieht, der Proceß, den
man dieſem regelmaͤßigen Dichter macht, fuͤtzrt gar
fehr ins Weite, und möchte wohl Jahre lang
hängen bleiben.
Mit dem unregelmaͤßigen Dichter hingegen,
der uns immer wie auf der Schaufel herumwirft,
and von Feinem Arifloteled oder D’Aubignäc
hören will, ift man in einem Augenblick fertig.
Keine einzige der ſchweren Situationen, diein feiner
Handlung liegen, will man ausgelaffen willen;
denn eben die ſchwerſten find auch immer die (dön«
ſten, "wenn ein Genie fie bearbeite. Was fie
ſchwer macht, ift janur eben dieß: weil fie einen fo
wiefen Blick in das Innerſte des Charafters, in '
Die verborgenften Winkel des Herzens erfodern;
weil der Dichter, der ihnen genug thun will, eine
fo feine Temperatur der Leidenſchaften, eine fo deli⸗
Fate Auswahl der Reden treffen, fich mir einem fo ' .
Hohen Grade von Begeiſterung hineindenken muß:
sand wodurch ſonſt iſt eine Theaterſcene vortreflich?
Wenn ich alſo den Kaufmann von London ſehe;
fo wis ichs Lillo Dank, dag er mir einen neuen
N % 5 Wors
244 . Ueber Handlung,
Vorhang aufzicht, wa der Oheim ermordet wird,
einen neuen, wo Barnwell zur Milmood zu
ruͤckkoͤmmt: aber wieviel VBortrefliches er mir auch
geben mag; ich bin noch immer unzufrieden, ‚oder
er muß mir erft alles geben. Es licgt- ganz offen⸗
bar noch mehr Gutes in feinem Stoffe; und was
kann ihn denn hindern, es auszuführen? Ich ſetze
Mißtrauen in fein Genie, wenn er ſich zwey Be⸗
dienten einander erzehlen läßt, was gewiß, wenz
ich es felbft. fähe, die größte Scene des Stuͤcks
"werden müßte, aber auch. freylich die ſchwerſte.
Barnwell, bey allem feinem Abſcheue vor einer fo
ſchwarzen That, als der Dieuchelmord feines Wohl
thäfers, feines Oheims, feines zwenten Vaters if,
fo vol Wuch über fich felbft, indem ſchon feine See⸗
le den mörderifihen Entſchluß faßt; welch ein Ge⸗
mälde müßte das geben! Weldh-ein Gemälde der
beyden Seelen, der feikigen und der Sede Mil:
woods! Mit welchen Wendungen, mit welchen
Kuͤnſten der Buhlerinn, mit welcher ſcheinbaren
Verzweiflung mag die entſetzliche Milmood es |
angehen, den unglücklichen Juͤngling fo. weit zu
bringen? Wie mag fie, noch felbft bey der ſchwaͤr⸗
zeſten Aeußerung ihres Charafters, die ganze Abs
ſcheulichkeit ihrer Seelezu verbergen wiſſen? Wel⸗
ches mögen die Augenblicke feyn, wo fiefih zuruͤck⸗
äuzichen, alles aufzugeben, licher fterben als etwas
fodern zu wollen ſcheint, was ihrem geliebten
Barnwell fo fehwer wird? Und welches die ans
dern Augenblicke, wo fie wieder wit verdoppelter
i %
. D
Geſptaͤch und Erzehlung. 245 |
Gewalt auf ihn eindringt, ihm mit Siebe, mie
Wuth, mit den bitterfien Vorwürfen zufest? Lind
welche Ebbe und Fluch von Leidenſchaften, welche
Stuͤrme der entgegenſetzteſten und gewaltfamften Ber ..
wegungen mögen nicht Barnwells Herz zerreiffen?
Wie mag endlich, troß feines Ahfcheues vor diefer
That, der mörderifhe Entſchluß fo feft in ihm wur⸗
zeln, daß Fein Nachdenken, Feine Reue ihn auf
halbem Wege wieder zurückführen. kann? — Alle
diefe fo intereffanten und fo fehweren Probleme
‚muß der Dichter uns auflöfen; er hat fih, durch
Keine ungebundene Freyheit, die Pflicht dazu aufer⸗
legt: und erfuͤllt er ſie nicht, ſo mag ers ſich ſelbſt
beymeſſen, wenn wir von ſeinen Talenten eine ver⸗
aͤchtliche Idee faſſen. — Daß man alſo ja nicht
glaube, die unregelmaͤßige Shakeſpearſche Ma⸗
nier ſey die leichtre Manier! In ihrer ganzen‘ Voll⸗
kommenheit iſt ſie ſicher die ſchwerſte, und alſo
eben die, worinn ſich der Stuͤmper und der Pfu⸗
ſcher am allererſten verrathen koͤnnen. — Da
man jetzt in Deutſchland an unregelmaͤßigen
Schauſpielen Geſchmack gewinnt, ſo wird vielleicht
dieſe Anmerkung um: fo weniger unnuͤtze ſchei⸗
nen. —
Aus dem oben feſtgeſetzten zweyten Unter⸗
ſchiede der Formen; daß die Erzehlung von dem .
‚sdesmaligen Zuftande einer handelnden Seele,
und von dem ganzen genauen Zufammenhange ala
ker in ihr vorgehender Veränderungen, Feine fo fpecis
elle und volftändige Idee geben kann, als das Ge⸗
u Q3 praͤch
245 Ueber Handlung,
ſpraͤch, folge unmittelbar der nur anders ausge
drückte Unterfehied: daß alfo in einem Geſpraͤ⸗
che weit mehr Handlung möglich fey, als in
einer Ergehlung. Zwar, in Abſicht der Men⸗
ge deffen, was geſchieht, Fönnen die erzehlenden
‚ Werke unendlich mehr befaffen: aber in Abſicht deß
fen, daß wir im Gefpräche mehr das Werden
der Veränderungen begreifen, ift mehr Handlung .
in dialogivenden Werfen. Denn worauf Fam «6
fonft bey der Handlung an, als zuerſt anf eine
volftändigere Kenntniß von jedem Zuftande der Sees
4? und dann auf den nähern und innigern Zus
ſammenhang ihrer Veränderungen ?
Es folge -us dieſem Unterſchiede zwehteus:
daß die dialogifche Form zur Schilderung
von Charakteren unendlich fähiger, ald die
erzehlende fey. Da die letztere immier.von dem
Buftande einer Seele nur einen allgemeinen Be
grif giebt, fo kaun fie auch nicht vielmehr, ale eine
Allgemeine Klafe von Charakteren angeben, wo
‚ ber Charakter der handelnden Perfonen hineinge⸗
hört; hingegen die erftere kann ung diefen Charafs
ter in feiner ganzen feinen Miſchung, mit allen
ſeinen eignen Schattirungen weit mehr ins Beſondre,
und wenn fie will, als Porträt ſchildern.
——_ .
Es folge aus dieſem Unterſchiede drittens: !
daß ein dramatifcher Dichter noch immer
Erfinder Bleibe, wenn er gleich feinen Plan |
aus einen erzehlenden borgt. Auch wenn e
ihn von einem andern dramatifchen Dichter borgt;
Geſpraͤch und Erzehlung. 247
ſobald er nur Veraͤnderungen in die Charaktere,
und Begebenheiten bringt: denn nun wird auf einmal
‚ alles anders, und feine Einbildungsfraft muß je
‚den Augenblick etwas Neues ſchaffen. Alſo nur
ein Sie Tremendous *), oder ein Verfaſſer der
Briefe über den Werth einiger deutfchen Dichter
mache dem dramatifchen Schriftfteller feine Raͤube⸗
reyen an den Alten, und feine Freybeutereyen an
den Neuern zum Vorwurfe. — Andere Folgen,
Die das Intereſſe der Gattungen, und das Genie
‚der Dichter betreffen, . will ich unten berühren,
Ein dritter Hauptunterſchied der beyden For⸗
men if diefer: die Erzehlung hat nicht. bloß -die
TFreyheit, eine ganze Reihe von Veränderungen in
Einem allgemeinen Zug zu befaffen; fie bat auch
die Freyheit, bald größere, bald kleinere
Sprünge zuthun, mehrere Momente, und
oft ganze Reihen derfelben, Tage, Monate,
Jahre zu überhüpfen; ſobald nehmlich in dies
fen Momenten nichts Wichtiges, nichts weſentlich
„zur Handlung Gchöriges vorgeht. In allen dies
fen Fällen iſt der Erzehler vällig Herr über feine
Materie, und kann mit ihr machen was cr will;
eben weil er die Handlung als ſchon vergangen bes
geachtet. „ Man fertigt Baten ab und er. fömmt. “
1» Sie geriethen aneinander, und der Feind ward ge
„ſchlagen. * „ch Fam, ich fahe, ich fiegte. “
und die Erzehlung ift fertig. Alles, was zwifchen
dem Abfertigen und dem Anlangen, zwiſchen dem
Qa | erfien
7 ©. ben Hypochondriſten. 2 Th. ©, 585.
vr
37383 Ueber Handling,
erſtan Angriff und dem endlichen Siege , zwiſchen
dem Kommen und dem Ueberwinden vorgeht,
wenn es nicht zur Abficht gehörig oder unwichtig
. fl, verſchlingt die Erzehlung. Und fo überhaupt
-reißt fie. den Faden an ‚hundert Orten ab, und
knuͤpft ihn oft weit von dem Abgeriffenen Eude
-wicder an, : fobald er nur gleich und eben genug if,
einen fetten Knoten zu ſchuͤrzen. Die Wirkung
Fann um eine ganze Reitze Mittelglieder von der as
ften Urfache entfernt ſeyn: fobald nur dieſe Mittel⸗
glieder die gewöhnlichern find, und ſich der £efer
‚aur.eine Allgemeine dee machen fand, wie die
Wirkung aus der Urfache hervorkomme; fo über:
«hüpft..die Erzehlung ale. Zwiſchenmomente, und
bängt fie unmittelbar aneinander. Sie iſt gleich,
fam um din Auszug, aber wenn fie gus gemacht
ift, ein .mohlzufenunenhangender Auszug Der
‚Handlung. Das Gefpräch, das die gegammärtige
Handlung ſelbſt enthält, Hat diefe Freyheit des Ue⸗
berhuͤpfens nicht, ſonderin nmıß, fo lange es forts
‚dauert, Punfe vor Bunfe, Moment vor Mes
ment, ununterbrochen durchgehn. Zwar giebt es
Kunftgriffe, ‚die Reihe. diefer Momente, wenn fir
zu wenig interefliren würde, abzufürzen, fo wie
"andre , dieſe Reihe, wenn fie intereffant bleiben
kann, zu verlängern; und vielleicht hat fich der er⸗
ſtern niemand beffet, als Shakeſpear, der andern
niemand befier als Moliere zu bedienen gewußt:
aber der Gebrauch diefer Kunftgriffe hat Graͤnzen;
und fobald, ein Dichter zu engezufammenzicht, oder
Bo
V Sehtah und Errehlung 249
In u weickaufrig ausſpinnt, witd ihm der Mann von
feinern Geſchmack augenblicklich zurufen: Zu ſchneſl!
oder: zu langſam! Dort haft du dir die Kunſt
nicht zugetraut, mir mehrere Momente intereffant
zu machen, oder haft aud) die zu feinen Niiancen
dieſer Moniente nicht zu finden gewußt; hier haft
Du die Raum zu noch ein’ paar Einfällen, die du
auf deinem Herzen Hatteft, zu noch ein Paar toͤ⸗
nenden Deklamatiönen verfhaffen wollen. Aber‘
Die Wahrheit der Matur ift das hoͤchſte Verdienſt
deiner Kunſt, und das ſollteſt du nie deinen kleinen
Mebenabfichten aufopfern.
Fo dieſem dritten Unterſchiede ſleht man nun
einen neuen Grund, warum die Erzehlung eine
ſo große Menge von Thatſachen umſpannen Fann; dag
Geſpraͤch Hingegen eine einzige Seite epifchen Ge:
Dichtes oft zu einem ganzen Werfe erweitert.
Die beyden zuerſt angeführten Vortheile der
Erzehlung zichen einen vierten nach fi, und der
iſt dieſer: Der Erzehler kann mehr, ald der
Dialogiſt, auf einen beftimmten Geſichts⸗
‚punkt, auf eine gewiſſe feſtgeſetzte Abficht ar-
‚seiten. Ein und eben dirfelbige Stoff hat .oft
mancherley Seiten, von denen er gefaßt werden
kann; von der einen. ift er rührend, von der an⸗
dern beluftigend, von der dritten befehrend. - Man
nmehme an, daß eine Handlung von dren verfchieds
nen Schriftſtellern, aber ohne Veränderung der
Begebenheiten, aus diefen drey verfhieduen Ge:
ſichtspunkten behandelt werde; und es wird bey⸗
| 25 nahe
—
250 - Uee Handlung/
nahe ſeyn, als ob man drey verſchiedene Geſchich
ten hoͤrte. Was nehmlich der eine mitnahm, das
hat der andere uͤberhuͤpft; was der eine in allge
. meine Züge zufanımenfaßte, das Kat der andre mit
- befondern Umfländen erweiter. — Jeder ber
oben angegebenen Geſichtspunkte leidet . reicher vers
ſchiedene Abänderungen ; denn wenn 3. SB. ber Er⸗
jehler Ichren will, fo kann er feinen Stoff beib
mehr vonder moralifchen, bald mehr von der po⸗
litiſchen, bald mehr von der eigentlich philofephe
ſchen Seite anſehn; ja er kann zuweilen. fein -Ans
genmerf auf eine ganz. fpecielle einzelne Wahrheit
richten, für die er aus einer gegebenen Handlung
ein befonderes Licht, oder eine neue Beſtaͤtigung
vorherſieht. Dieſes beſtimmt alsdann Die ganze
Einrichtung ſeines Plans, die Scenen, die er
nur fluͤchtig beruͤhren, und die er weitlaͤuftiger
ausfuͤhren, die Zuͤge, die er hervorheben, und die
er zuruͤcktreiben, die Zwiſchenfaͤlle, die er als bloße
VBegebenheit einführen, und die er als Handlung
entwickeln will. — . Auch der Dialogiſt kann,
durch Anordnung ſeiner Scenen, und durch ge⸗
ſchickte Vertheilung des Lichts und Schattens,
mehr auf den einen als auf den andern Geſichts⸗
punkt arbeiten; aber ſo ganz und ſo ausſchließend
kann ers nie, als der Erzehler. Seine Form
verpflichtet ihn, ſich weit tiefer ins Individuelle ein⸗
zulaſſen, und in jeder Scene, die er uns einmal
vors Geſicht bringt, ſeine Handlung Schritt vor
Schritt durch alle ihre Momente zu verfolgen. Er
Geſpraͤchund Erzehlung. 52
darf alſo nicht bloß einen Theil der Reden anfuͤh⸗
ren; er muß ſie in ihrem ganzen vollen Zuſammen⸗
Kange geben: erdarf in einer Scene, die natuͤrli⸗
er Weile noch weiter fpielen müßte, nicht in der
Miete abbrechen, er muß fie ganz bis ang Ende .
Hinausfpielen: er kann alfo auf Feine Arc nur eine _
gewiſſe Seite des Charafters zeigen; er muß ihn
ſo ganz, wie er ift, unsvor Augen ſtellen. Auch
berimmt ihm feine Form die Freyheit, dem $efer
oder Zuſchauer von bem Gefichtspunfte, worin
er ihn gerne möchte treten laflen, in feiner eignen
Perſon einen Winf zu geben. Indem alfo ber
Erschler dem Weſen feiner Form getreu bleibe,
und ein fehr gutes Werk macht, müßte der Dialos
gift, wenn er fo ganz, wie jener, auf einen bes
ſtimmten Gefihtspunfe arbeisen wollte, dem Ber
fen der feinigen zuwider handeln, "und folglich noth⸗
wendig ein ſchlechtes machen.
„Als Favart, ſagt Herr Leſſing *), die Er⸗
„zehlung des Marmontel (von der Roxelane)
3) auf das Theater bringen wollte, fo empfander
„bald, daß durch die dramatiſche Form die
„Intuition des moralifchen Satzes größten
„Theile verloren gehe, und daß, wenn fie auch
„vollkommen erhalten werden Fönne, das daraus
„erwachſende Vergnügen doch nicht fo groß und
„ſlebhaft ſey, daß man dabey ein andres, welches
„ dem Theater wefentlicher iſt, entbehren koͤn⸗
„ne.“ — In der Ausführung dieſer Behaup⸗
⁊
4
{u
. 9 Hamb. Dramat. ı Th. Eid xxxv.
252 Ueber Hanblung,
tung geht Herr Leſſing mehr auf den. letztern als
auf den erſtern Punkt; und auch dieſen faßt er,
wie es fein Endzweck ˖ mit fi brachte, mehr von
der moralifhen als von der poctifihen Seite ; e
‚zeigt uns mehr, wie die unveränderte Handlung
des Marmontel unfer firtliches Gefühl beleidigen,
als wie- ein ſchlechtes Drama dadurch entſtehen
würde. Jener erſte Punkt: daß nehmlich durch
die Form des Geſpraͤchs — und zwar auch ohne
noch hinzukommende Pantomime — die Intuition
dus moraliſchen "Gates verfehrwinden würde, iſt
aus dem Öbigen klar. Sollte diefe Intnition ers
halten werden; fo müßte in der Ausführung bes
Beſpraͤchs zu viel von demjenigen wegfallen, was
fie nicht befördert, und alfo nothwendig hin⸗
dert. Der Dichter muͤßte ganze zur Handlung
gehörige Scenen in bloße Erzehlungen zuſammen⸗
raffen, oder nur ſehr unvollfommen errathen Lafs
ſen; er muͤßte in denjenigen Scenen, die er ‚uns
wirklich vors Auge brachte, den Charafteren zu
vieles von ihrem Detail, und folglich von ihrer
Wahrheit, von ihrem Schen nehmen. Das heißt,
er müßte in aller Abſicht ein fehr mittelmäßiges und
berftümmeltes Drama machen, wenn allentalben
feine Eine Wahrheit, oder feine Eine Lehre hin⸗
durchſchimmern, wenn uns alles auf fie hinweiſen
ſollte. — Uber, Fönnte man fagen, hat nicht
jede Zabel die Intuition einer beftimmten morals
Then Wahrheit zur Abſicht? und hat uns nicht
Willamov dialogifhe Fabeln gegeben, deren einis
| | ge
Geſpraͤch und Erzehlung. 253
ge ohne Tadel ſind? Oder haben nicht auch die
Verfaſſer moraliſcher Erzehlungen, als z. B.
Marmontel ſelbſt, ihre Hauptſcenen dialogirt?
Beydes iſt richtig; allein es iſt auch hier nur von
der Ausfuͤhrung groͤßerer Handlungen, und in ei⸗
nem ganz dialogirten Werke, die Rede. Zu ge⸗
ſchweigen , daß in den meiſten Fabeln das, was
man ihre Handlung nennt, wie Herr Leſſing fa
gründlich gejeigt hat, etwas ganz anders ift, als
die eigentlich von uns fo genannte Handlung.
Sch berühre nur noch fluͤchtig einige andere
Unterſchiede der beyden Formen, die ſich aus dem
Umſtande ergeben, daß der Erzehler in ſeiner eignen
Perſon ſpricht, und Ruͤckſicht auf ſeinen Zuhoͤrer
nimmt... Da er feiner ganzen Materie Here iſt,
weil ex die Handlung. als fdyon vergangen betrach⸗
tet; fo giebt er um fo leichter feinem Vortrage dies.
jenige Ordnung, die ihm zur Einficht des Zufams
menbangs der Begebenheiten die ſchicklichſte duͤnkt.
Er holt aus der Vergangenheit Umftände zuruͤck,
die auf den jetzigen Punkt der Handlung ein Licht
weifen koͤnnen; er bringt die eine Handlung, bie
auf einen gewiffen Punkt, wo eine andre gleichlau⸗
fende anfängt, Einfluß auf fie zu haben; er giebt.
alſo jene, oft ganze Sxiten lang auf; geht mit
uns ganze Jahre hinterwärts, und vollendet erſt
die Erzehlung diefer ziweyten Handlung bis auf den
Punkt, wo fie ſich mit den fpielenden Urſachen jr.
ger erftern vereinigt. Eben fo blickt er zumeilen
in die entferntefte Sutünf hinein, wenn er dem jes
‚Bigen
/
254 Ueber Handlung, |
|
Kigen eine Erflärung davon verfpreihen, oder eine |
Meflerion, die ihm eben hier an ihrer Stelle dünft,
Dadurch beftätigen Fann. — Dem Dialogifken,
wie man fo gleidy gewahr wird, iſt diefe Freyheit
durchaus benommen ; denn bey ihm iſt die Hands
lung allererſt im Werden begriffen, und die I
kunft ift für ihn noch wirfliche Zufunft, mit allem
ihrem trüben und ungewiſſen Nebel umgeben,
. Di Zurückblichen in die Vergangenheit ſteht ihm
nur in fo ferne frey , als es von ſeinen Perſonen
felbft, auf eine: ihren wirklichen Beduͤrfniffen, und
ihren eigenen Abfichten gemäße Art gefchehen Fan,
Hat er zwey gleichlaufende Handlungen in feinem
Dane; fo muß er ſich fo zu helfen willen, daß er
fie auch wirklich gleichlaufend vorkelle; eben weil
woir ihm nicht erlauben, ins Vergangne zurickzus
gehn, oderdas Künftige zu anticipiren. — Fer
ner mifche der Erzehler Befchreibungen ein, wo
die Einficht der Handlung von der $age oder dem
Stande der Perfonen, ‚oder überhaupt von der Bes
ſchaffenheit der Scene abhängt; er fagt die Pass
tomime, wo fie eine nothwendige oder erflärende
Beziehung auf die Handlung hat, ausdrücklich hin⸗
zu: hingegen der Gefprächfchreiber, bey dem alles
Gegenwart ift, und der yon einen Zuhörern weiß,
überläßt diefes alles dem Anblid > er kann nur fo
viel davon zu verfichen geben, ale die Perfonen oh⸗ |
ne Zwang, und ohne wider die Natur zu verſtoſ⸗
fen, in ihre Reden davon ausdruͤcklich mit einflick
fen, oder durch ihre‘ Beziehung darauf errathen
. N, laß⸗
. Geſpraͤch und Erzehlung. 255
laſſen. — Bey dem Erzehler iſt oft manches in
ber Vergangenheit ungewiß; das giebt Unterſu⸗
ungen: manches hängt von kleinen Umfländen ab,
Die in der Entwicelungs der Haupturſachen nicht
worbereitet wurden; das giebt. Erläuterungen:
muanches gehört auf eine ganz vorzügliche Are, zu
der befondern Abſicht des Erzehlers; das giebt
- Mäfonnements und Bemerkungen. Bey dem Dias
lbogiſten iftales gewiß; weil alles chen jetzt geſchieht;
nichts bedarf einer Erläuterung, weil die ganze
Handlung mit ihren Eleinften Umftänden da ft,
und weil er von Feinem Zuhörer. weiß; nichts vers
anlaffet eigene Raͤſonnements, weiler felbft nie
“auf der Bühne erſcheint, und alfo alles Raͤſonni⸗
ven über feine Fakta dem Zuſchauer überlaffen .
muß. — Diefes alles gehört zu dem fünfte
Unterſchiede ver beyden Formen: Der Erzehler
nimmt jeden Augenblick offenbare Ruͤckſicht
auf ſeinen Zuhoͤrer; der Dialogiſt ſieht
auf keinen Zuhoͤrer und weiß nur immer
von ſeinen Perſonen.
All wichtigern und allgemeinern Bergleihungs:
punkte der beyden Formen moͤchten alſo folgende
ſeyn: Jetziger Augenblick; vergangene Zeit: All⸗
J —— Individualitaͤt: Sprung; Moment
vor
fichtspunkte: Abſichten des Erzehlers; alleinige
Abfichten der Handelnden. Aus dieſem bier vor⸗
bereiteten Gruͤnden ergiebt ſich nun im Allgemel⸗
nen, was fuͤr Gegenſtaͤnde ſchicklicher fuͤr die eine
oo, und
oment: Ein Geſichtspunkt; alle Ge
256 Von den drey Kuͤnſten der Zeichnung xc. |
und für die andre Form find; welche von beiden
Formen, und bey welchen Gegenfländen ſie die
vollkommenere und intereſſantere ſey; welches cis
gne Genie zum Erzehler, und zum Dialogiſten *
hoͤre; endlich, was fuͤr Regeln im Geſpraͤch, und
was fuͤr andere in der Erzehlung muͤſſen beobach⸗
tet werden; Ich habe den mir vergoͤnnten Raum,
den ich bey mehrerer Muſſe beſſer geſchont haben würde,
bie und da ſchon zu ſehr verſchwendet, als daß id
auch dieſen intereſſanteren Theil meiner Mat rie
noch vollenden koͤnnte. Ich verſpare ihn alſo aufs
Kuͤnftige, und verſpreche mir weniger fuͤr die Un⸗
terſuchung ſelbſt, als dafuͤr, daß ich ſie nur bie
noch abbreche, den Dank meiner Leſe.
nn
U.
Oreſtrio von den drey Kuͤnſten der Zeich⸗
nung, mit einem Anhang von der Art
und Weiſe, Abdruͤcke in Schwefel, Gyps
und Glas zu verfertigen, auch in Edel⸗
ſteine zu graben, herausgegeben von
Franz Ehriftoph von Scheib, nebft einer
Vorrede von Friede. Juſt. Riedel. Wien
1774 2 Theile, in 8
iefes Buch. ift gleichfam als eine Fortſetzung
oder Erläuterung des Koͤremons anzufe
0 "der Zeichnung ° . 257,
: den, von dem wir zu feiner Zeit in unfrer Biblio⸗
thek geredet haben. Beide haben nicht nur die
nach der Diode des vorigen Jahrhunderts gewähls
ten fonderbaren Namen, fondern auch die Meits
f&hweifigfeit gemein, worüber wir fehon damals
unſte Gedanken eröffnee haben. Daffelbe Urtheil
muͤſſen wir, ungeachtet der Riedelſchen Abfertis
gung an die Kunftrichter am Ende der Vorrede,
wiederhalen, uud vermuthlid werden uns die Pas
sriarchen der Kunft, Hagedorn, Henne, Lips
pert und Defer, worauf am Ende der Vorrede
provociet wird, hierinn beypflichten. Inzwiſchen
iſt in dem ganzen Buche ungemein viel Nutzbares
und Praftifches eingeftreut, und man ſieht allents .
halben ig dem Verfaſſer einen Mann, der vice
Jahre mit den Kuͤnſten bekannt ift, fi lange an
der Quelle aufgehalten, und aus dem Umgange
mit den Kuͤnſtlern nicht gemeine Kenntniffe erlangt
Hat. Inſonderheit müffen wir den Eifer für die
deutſchen Künftler, denen das Buch gewidmet ift,
ruͤhmen, indem er ihnen nicht nur das billige Lob
beylegt, fondern fie auch für die Sucht mancher
KHöfe, und auch felbft unfeer Künftler, warner, als .
les was franzoͤſiſch iſt zu loben, und für vortref⸗
lich zu halten: Das ganze Buch iſt gewiffermafs
fen als eine Widerlegung der franzöfifchen Schrifts
ſteller anzufehen, die voll von blindem Nationale
ſtolz die Italiaͤner, und wohl gar die Antifen, vers
kleinern, ihre Kuͤnſtler hingegen für die einzigen
Befiker des wahren Geſchuacks halten. Dahin
NM. Bibl. XVI.B.2. St. R ge⸗
258°. Bonden drey Rünfen
- gehören Perrault in ſeiner Parallele *) der Alten‘ |
/
und Neuern, de Pilegin feiner Waage der Kuͤnſt⸗
‘ler, die ums gleichfalls jederzeit eben fo hartheniſch,
als unnuͤtz gefehienen, der feichte Marquis d' Ar⸗
gene in kinem Examen critique, welcher vol _
Stolz von feiner Nation, und ungegründesen dis
statorifchen Augfprüchen ift, fo wie das Gewaͤſche
des Falconets über die Statue des Mark⸗Aurel
u.fw. Wie wenig auf die Urtheile djefer Tram
zofen zu bauch ift, zeigt der Verfaſſer an unzähle
gen Stellen, und meiftens mit Grunde.
Die Vorrede des Herrn Riedels enthaͤlt vor
nemlich $ebensumftände des Herrn! von; Scheiß, |
die ung uuterrichten, wie fehr folcher feinen ſechs⸗
jährigen Aufenthalt in Nom genugt hat.
‚hatte einen genauen Limgang mit dem Maler Pes
— —
ter Bianchi, und dem beruͤhmten Kupferſtecher
Frey; er ergrif ſelbſt die Pallette, und zeichnete
in den Akademien. Dieſe Ausuͤbung ſetzte ihn im
den Stand deſto richtiger uͤber die drey Kuͤnſte der
Zeichnung der Malerey, Bildhauerey und Bau⸗
kunſt zu urtheilen. Eben fo nuͤtzlich wandte er
auch ſeine Zeit auf den uͤbrigen Reiſen durch die
Niederlande und Frankreich an. In des Herrn
von Scheib Vorrede iſt ein Prief aus Rom von
1772. welcher verſchiedene arelge Nachrichten von
dem Zuftande der Künfte dafelbft enthäle.
Zus
) Nicht in feinem Paracello, wie es in der Zufchrift
verındge eines lächerlichen Druckfeblers —*
Ebendaſelbſt zw l
de 8 Mi Biles dien. bernach ſol es anfark
der Zahung 259 J
Zuerſt ſucht der Verfaſſer die Begriffe von dem
Wort Akademie zu beſtimmen, und redet von dem
Alterthume der Dealer: Bildhauer; und Kupferſte⸗
cherkunſt. Unter der letzten wird hier das foges
nannte cifeliren, nicht aber die gravure zum Abs
druck auf Papier, welche wir heutiges Tages ins⸗
gemein darunfer mennen verſtanden. Das,
Ideal ift allerdings vollfommner als die Natur,
weil es das zuſammengeſetzte Bild alle einzelnen
ſchoͤnen Theile eines ſchoͤnen Menſchen iſt, .die der
Künftler an vielen Driginalen in der Natur einzeln \
gefehen, und wovon er fih einen abfiraften Begrif
gebildet hat. Kin folches Ideal ift unſtreitig der
berühmte Erzengel des Guido bey den Kapuzinern
in Kom. Der Verfaffer ift mie Winkelmann
niche einerlen Meinung , daß es fehönere Juͤng⸗
linge gäbe. Es ift wahr, ber Erzengel
iſt eines - der herrlichſten Ideale; der Mes '
cenſent erinnert ſich deffen fehr Ichhaft, fo wie ihm
auch Winkelmann einen‘ jungen Menſchen in
Rom mehrmalengejeigthat, den cr für fhäner ale _
Diefes Ideal hielt, Allein es Fönnen z. E. dreyers
ley Ideale von jedermann für fehön gehalten wer:
den ; demungeachtet wird der Ein? das Eine um eis
nes gewiſſen Zuges, der Andre Bas Zweyte um eis
nes befondern ihm gefälligern Ausdrucks wählen,
er Dritte aber das Dritte vorzichen. Es koͤmmt
er auf den befondern .Gefchmad eines jeden an,
povon ſich ſchwerlich beflimmte Regeln geben lafs
Senf Künftler und Kenner find hier nicht
R 2 voll⸗
N
S
r3 = er}
_ ua _ . „mn fan _
—
madcht hat.
260. Von den drey Luͤnſten
vollkommen einig, und wie wird man die Begriffe
von der höchften Schönheit auf eine mathematiſche
Gewißheit bringen koͤnnen? Es iſt genug uͤber
die Schoͤnheit geſchrieben, und der Verfaſſer han⸗
delt im vierten Abſchnitt mehr als zu weitlaͤuftig
davon : fie bleibt aber allemal ſchwer zu beſtimmen.
Mengs hat in ſeinem kleinen Werke von der
Schoͤnheit und dem Geſchmacke mehr nuͤtzliches und
praktiſches fuͤr die Kuͤnſtler daruͤber geſagt, als an⸗
dre und manche Philoſophen in ganzen Bänden.
Orreſtrio druͤckt fi) darüber fo aus: „Was Ra⸗
„phael, Eorregio und Tizian befonders haben,
„das alles zufammen macht die Schoͤnheit aus,
„welche man wahrnimmt, fühltunderfennen lernt:
» Raphaeln gefiel das Bedeutende, Corregio
„, liebte das Holdſelige und Angenehne, Tizi⸗
„an nur die Wahrheit der ſichtbaren Sachen.“
Zuletzt ſchließt er mit der Hauptregel: Male der
Natur nach, ſo wirſt du die Schoͤnheit treffen;
gefaͤllt dir dieſe nicht, ſo bilde dir eine ſchoͤnere ein,
ſo kommſt du zur ſchonſten wie Raphael es gu
‚©. 97. wird Michael Angelo gegen die
Befihuldigung des Leonhard da Vinci und Arı
menini, als wenn folder bey feinen berühmten
jüngften Gerichte ein einziges Model vor ſich ge
habt, und nad deffen Stellung alle Figuren ge
zeichnet hätte, widerkat, Diefer große Künfiker
übertrifft faft alle damalige und ‚nachfolgende in der
Kenntniß der Anatomie; ee kennt den um
0. be Zeichnung. a6
xerſchied des Alters und Geſchlechts viel zu gut,
um in einen folchen Fehler zufalen Wer die wies
Ien 100 Figuren des Gcmäldes genau beficht, der
wird ſich davon am beften überzeugen.
Im Abfehnittenon der Beurtheilung warnet der.
Verfaſſer vor dem voreiligen Tadeln großer Kunſt⸗
werke. Eino gefaͤhrliche Klippe, daran manche
ſcheitern! Winkelmann konnte ſich uͤber nichts
mehr aͤrgern, als wenn junge Kuͤnſtler, die kaum
in Rom warm geworden, bey Erblickung bes Lao⸗
koon oder Apollo, oder Raphaels Werke im
Vatikan, auch ſchon tadelten. Man unterfuche
doch lieber die Schönheiten, und mache fi) damit
bekannt. Gluͤcklich wären diefe Tadler, wenn fie
nur dergleichen Werke mit allen ihren Fehlern lie:
fern Fönnten; fie würden ihnen wegen der übrigen
vieſen Schoͤnheiten gerne verziehen werden, Die
"von ihrer Schule und Vorurtheilen aufgeblafenen
Frangoſen fehlen hierinn, am meiiſten.
In dieſe Klaſſe gehoͤren Falconet, der Marquis
D'Argens, und ſehr oft auch Cochin. Alle
dieſe Kunſtrichter wuͤrden mehr Nutzen ſtiften,
wenn ſie bey dem Schoͤnen ſtehen blieben, ſolches
"anzupreifen und recht zu erklaͤren ſuchten. Wenn
ein Künfkler nach Erreichung folder Schönheiten
ſtrebt, fo werden die Fehler größtentheils von ſelbſt
wegfallen, ohne daß er ſich ängftlich bemühen darf
„fie zu vermeiden.
Die Bedanfen ber die Malerey ber alten
Deren ’ entfalten das bekannte Sendſchreiben
R 3 | des
260. Bon den drey Küuften
vollkommen einig, und wie wird man die Begriffe
von der hoͤchſten Schönheit auf eine mathenratiſche
Gewißheit bringen koͤnnen? Es ift genug über
dic Schönheit geſchrieben, und der Verfaſſer han;
delt im vierten Abfehnire mehr als zu weirläuftig.
davon: fie bleibt aber.allemal ſchwer zu beftimmen.
Mengs hat in fiinem Fleinen Werfe von der
Schönheit und dem Geſchmacke mehr nügliches und
praftifches file die Kuͤnſtler darüber gefagt, als ans
dre und manche Philofophen in ganzen Bänden.
Oreſtrio druͤckt ſich darüber fo aus: „Was Ra⸗
„phael, Corregio und Tizian befonders Haben,
„das alles zufammen macht die Schönheit aus,
„welche man wahrnimmt, fühltunderfennen lernt;
„Raphaeln gefiel das Bedeutende, Eorregio
„, liebte das Moldfelige und Angenehme, Tizi⸗
„an nur die Wahrheit der ſichtbaren Sachen.“
Zuletzt ſchließt er mit der Hauptregel: Male der
Natur nach, ſo wirſt du die Schoͤnheit treffen;
gefaͤllt dir dieſe nicht, ſo bilde dir eine ſchoͤnere ein,
ſo kommſt du zur ſchoͤnſten, wie Raphael es ge⸗
macht hat.
S. 97. wird Michael Angelo gegen die
Beſchuldigung des Leonhard da Winci und Ar⸗
menint, «als wenn ſolcher bey feinen berühmten
jüngften Gerichte ein einziges Model vor ſich ges
“Habt, und nad deſſen Stellung alle Figuren ges
zeichnet häfte, widerlegt. Diefer große Künftkr
übertrifft faft alle damalige und nachfolgende in der
Kenntniß der Anatomie; er kennt dm Un—
oo tet⸗
N der Zeichnung. 261
xerſcdieb des Alters und Geſchlechts viel zu gut,
um in einen ſolchen Fehler zufallen Wer die vies
len 100 Figuren des Gcmäldes genau beficht, der
‚wird ſich davon am beften überzeugen.
Im Abſchnitte von der Beurtheilung warnet der
Verfaſſer vor dem voreiligen Tadeln großer Kunſt⸗
werke. Eino gefaͤhrliche Klippe, daran manche
ſcheitern! Winkelmann konnte ſich uͤber nichts
mehr aͤrgern, als wenn junge Kuͤnſtler, die kaum
In Rom warm geworden, ben Erblickung des Lao⸗
koon oder Apollo, oder. Raphaels Werke im
Vatikan, auch ſchon tadelten. Wlan unterfuche
Doch lieber die Schönheiten, und mache ſich damit
befannt. Glücklich wären diefe Tadler, wenn fie
nur dergleichen Werke mit allen ihren Fehlern lie:
fern Fönnten: fie würden ihnen wegen der übrigen
vieſen Schoͤnheiten gerne verziehen werden, Die
von ihrer Schule und Vorurtheilen aufgeblafenen
Sranzofen fehlen bierinn, am meeiſten.
In dieſe Klaffe gehören Falconet, der Marquis
"D’Argens, und fehr oft auch Eochin. Ale
dieſe Kunfteichter würden mehr Nuten fliften,
wenn fie bey dem Schönen ſtehen blieben, ſolches
"anzupreifen und recht zu erklären fuchten,. Wenn
‚ein Künftler nach Erreichung ſolcher Schönheiten
ſtrebt, fo werden die Fehler größtentheils von Telb
wegfallen, ohne daß er ſich Angftlich bemühen darf
„fie zu vermeiden.
Die Bedanfen ber die Malerey der alten
Dauföe ‚ enthalten das’ befannte Sendfihreiben
DM 3 des
. 262 Bon den drey Kuͤnſten
\
bes Herrn Mille in Paris, an Herrn Fuͤesli ze
Zuͤrch. Herr v. Scheib macht ein paar beſcheidene,
aber, gegruͤndete Anmerkungen. darüber. Herr
Wille ſagt: „Schade daß Raphael die wahre Farbe,
und die zauberiſche Wirfung des Lichts und Schats
tens mißfannte, wodurch Rubens in Erſtaunen
ſetzt“ Dagegen erinnert Herr von Scheib, daß
dieſes nach dem franzoͤſeſchen Geſchmacke geurtheilt
ſey, und daß Herr Wille anders ſchreiben wuͤrde,
wenn er Raphaelu in Mom geſehen haͤtte. Bey
einer andern Stelle, wo es heißt: Raphael thue
es dem Deutſchen allerdings im Zeichnen, aber
nicht im Kolorit zuvor, weil er ſolches nicht von
den Antifen lernen konnte, wird hinzugeſetzt: daß
Raphael mit Farben malte, wie er fie nur in der
Matur ſelbſt fand, Dig er fo zu fagen jederzeit übers
traf. Kein Maler, Rubens gar nicht, Fam
der natürlichen Farbe fo nahe ale Raphael. Oh⸗
ne Rubens, der unftreitig oft wicht ganz Natur
iſt, vertheidigen zu wollen, verräry’diefer Aus⸗
ſpruch faſt einen gar zu großen —* Ra⸗
phaels.
In einem beſondern Kapitel wird von der ber
redet; wir flimmen dem DBerfaffer gerne bey, daß
Die Kunft fo wenig als der Künftler etwas dabey
ſchaͤdliche Vorurtheile gebauer if. .
Wir halten des Verfaffers Anmerkung von der
Allegorit für gegruͤndet, daß Raphael und Ri
Ä | cha
- reits erwähnte Waageder Maler von de Piles ge '
gewinnt; beide verlieren vielmehr, weil folde auf
1
der deichnung. u 263
chael Angelo ſich ihrer ſo viel moͤglich enthielten, |
weil fie merften, daß allegorifche Figuren wenig
Eindrud machen; junge Künftler wählen fie defto
licher, weil es leichter iſt die Merkmale für eine al⸗
legoriſche Perfon zu finden, als eine wahre $eidens
ſqaft gluͤcklich auszudräcen. Inzwiſchen iſt die
Allegorie nicht allemal zu vermeiden, und thut zus
weilen eine gute Wirfung; man muß fie aber nicht
. allenthalben anbringen wollen, wie ebrün und
Rubens thaten, fonft wird fie froftig, und ſehr
oft hoͤchſt undeutlich. In wahren hiſtoriſchen Ge⸗
maͤlden ſind allegoriſche Figuren allerdings zu ta⸗
deln, weil ſie Anlaß geben, an der Wahrheit des
Ganzen zu zweifeln, dahin gehoͤren die Tritonen
und Nereiden, wann Rubens die Landung der
Maria von Medicis in Frankreich ſchildert.
Der Verfaſſer weicht S. 190. von.der Mey⸗
nung der meiſten ab, daß die Alten ihre Draperien
nach naſſen Gewaͤndern gearbeitet, weil ſolche ſo
platt an den Leib liegen, und ſehr enge Falten ge⸗
ben. Er glaubt vielmehr daß ſie ſich eines feinen
duͤnnen, ſchweren, und uns unbekannten Stoffs
dazu bedient haben. Es iſt dieſe Meynung nicht
Anwahtſcheinüch, wenn man zumal bedeſtkt, daß
die Maler mit großen Gewaͤnden ſchickt ſich die
Antwort des Apelles ſehr ſchoͤn, der zu ſeinem
Schuͤler, als er eine Helena ganz mit Gold uͤberzo⸗
gen, und fehr gegiert harte, fagte: du konnteſt fie
N 4 nicht
‚ein naffes Gewand fich zu fehr anlegt, und gar zu
glatte und ſcharfbruͤchige Falten bekoͤmmt. Für
Ä 264 Don den drey Rinfen
nicht ſchon malen, ſo machteſt du fie reich. Was
würde aber mancher Meifter, der fich nicht fehr um
die Zeihhung nad den Antifen befümmert hat,
anfangen, wenn er keine große Gewaͤnder malen
dürfie? -
Bey dem Kapitel von der Landſchaftmalerey
hätten wir gewuͤnſcht, daß des Herrn von Hage⸗
dorns Betrachtungen darüber zu Kath wären ge
zogen worden, wo die Charaktere der tandfchafter
fo meiſterhaft geſchildert fin. Wir übergehen der
Kürze wegen die Kapitel vom Colorit, von dee
| Erfindung. und Anordnung der Figuren, wo hin
und wieder gute Bemerfungen geſammlet find.
Dem malerifchen Raube ift eine befondre Abhand⸗
lung gewiedmet. Wer dergleichen mit Behutſamkeit
und Geſchmack begeht, dürfte wohl nicht fo ſehr
zu tadeln fern: aber nicht alle befigen Penſſin⸗
Zahigkeit— der in ſeinem Gemaͤlde vom Moſes, der
das Waſſer aus dem Felſen ſchlaͤgt, in der Ferne
den Borgheſiſchen Seneca, in der Mitte den Fech⸗
ter, und im Vorgrunde die mediceiſche Kleopatra
‚angebracht hat. Es heißt bier, Pouſſin fey gluͤck⸗
lich geweſen, als er er dieſen Raub begieng. Wär
re es aber nicht beffer, wenn der große Meifker hier
fich nicht fo aͤngſtlich daran gebunden haͤtte? Ei:
ne etwas veränderte Stellung hätte ihm vom Tas
del befrenet, der jedem benfallen wird, wenn er die
fen Raub merfe.
Einige der folgenden Kapitel find mehrencheils
eine Widerlcgung des Perraults, und vornen-
Ä lich
ber er Zeichnung. er 1 7 Zus
lich des Marquis d Argens. Sie verdienen kei⸗
ne fo weitlaͤuftige Widerlegung, weil fie gar zu
ſehr den partheyiſchen Hang für ihre Nation ver
rathenẽ inzwiſchen wäre cs zu wuͤnſchen, daß dies
jenigen unter ung dadurch bekehrt würden, die gar
zu franzöfifch gefinnet, glauben, das Artige, Schöne,
und Geſchmackvolle koͤnne nur aus Frankreich kom⸗
men, und die alles was ein galliſcher Kopf ſagt
fuͤr Qrakelſpruͤche annehmen.
Nachdem der Berfaffer im 3 3ten Kapitel eine
kurze Geſchichte der Malerey nach ihrer Wiederhers
ſtellung geliefert, und von den merfwürdigften Wie⸗
‚berherftellern, vornentlid von Maphael und Mi
chael Angelo eine kurze Schensbefchreibung geger
ben, wiedmet er dem jüngften Gerichte des, letztern,
eine befondere Fleine Abhandlung. Es wundert
uns, daß ber Berfaffer, der mit den Kunſtwerken
in Mom fo befannt ift, und fo viel von Michael
Angelo und feinen jüngften Gerichte nicht bloß
. Hier, fondern an mehrern Orten des Buchs redet,
doch den Dre eines Kunſtwerkes, das cin jeder
Kunftliebhaber genug fennt, und wovon alle Rei⸗
febefchreibungen handeln, falfch angibt. Er fagt
dieß Gemälde fey nicht im Vatikan, fondern mit⸗
gen im Rom im päbftlichen Palaſte auf dem fo
"genannten Monte Cavallo in der Capella Sifti-
na, Gleichwohl ift ednicht im Vatikan, und
die Capella Siftina liegt in diefem Palafte ; fie
iſt eben diejenige, wo man bey den Pabſtwahlen
Das Scrutinium, sder die Sammlungen ber
Di 5 Stim⸗
266 Bon ben drey Kuͤnſten
Stimmen hält, wie man weitlaͤuftiger in Wolke’
manns Nachrichten von Stalien. 2. | I ©. 101
nachleſen kann.
Das erſte Kapitel des zweyten Bandes, web
dies aber weil fie in einem fortlaufen, das 3 7ſte iſt,
‚handelt von den in Deurfihlend neuen Wort
Nuͤanze. Der Berfaffer will, man fol ſtatt deſſen
Schattirung ſagen. Wir haben nichts dagegen,
ſo bald man mit dieſem Worte eben den Begrif
verbinde. Da aber jenes bereits das Buͤr⸗
gerreiht erlangt hat, und wenigfiens unfern Gebans
fen nad), noch etwas anders. und mehr zugleich -
ausdrückt, fo kann man es auch benbehalten, ob
wir gleich dadurch gewiffen neuern wigigen Schrifts
ſtellern nicht das Wort reden wollen, die erwas
dariun ſuchen, fogar In Romanen und Erzähluns
. gen bald ein Halb griehifihes, bald ein franzöfts
ſches, oder wohl gar engliſches Wort einfließen zu
laſſen.
Im folgenden Kapitel geht der e Verfaffer des
dus Fresnoy Gedanken über die Italieniſchen
- Maler durch, zeige das Seichte und Falſche feiner
Urtheile, und fege noch Nachrichten von andern,
die jener nicht gefannt, hinzu. Bon den befanns
- gen Wiener Maler Meytens fommen Bier vers |
fchiedene Anekdoten vor, bie für die Malergeſchich⸗
te einen wichtigen Beytrag geben. Dem Anton
Raphael Mengs ift ein befondres Kapitel gewied⸗
me. Wir freuen u uns ve fo viele Nachrichten
von
de Zichnung. 267 .
von 1 diefem großen Meiſter zu finden, dem erſten
unter allen jetztlebenden in Europa, und auch ei⸗
nem der beſten von allen die bisher gelebt haben.
Die Nachwelt wird ihn erſt recht ſchaͤtzen. Wie
angenehni muͤſſen nicht dieſe Nachrichten allen
Freunden der Kunſt ſeyn! ©: sı. ſcheint der, Ver⸗
faſſer den Herrn von Hagedorn mit Winkel⸗
mann unter die Todten zu ſetzen, da er doch noch
zum großen Vortheil der Kuͤnſte in Sachſen le⸗
bet. Die Himmelfahrt Chriſti, wovon eine weit⸗
laͤuftige Beſchreibung in unſrer N. Bibl. B. III. S.
232. ſteht, iſt nicht für die Gallerie, ſondern fuͤr
die katholiſche Kirche in Dresden gemalt. An⸗
ton Maron iſt der Schwager und Schuͤler des
Mengs, und ahmt ſeinen Lehrer glücklich nad).
Der Verfaſſer koͤmmt wieder auf Raphael von
Yrbino und feine Schüler. Beſſer wäre es, man
laͤſe alles von einem Meifter hintereinander. Eben
fo wird &. 1 15. noch einmal von Leonhard da
Vinci, undvon feinen Handfchriften in Mayland
geredet, obgleich ſchon oben S. 26.und 32. daſſelbe
bey Gelegenheit dervon du Fresnoy übergangnen
Meifter gefagt war: dadurch hätte. das Buch um
ein Drittel abgekürzt werden koͤnnen. Bey den
Nachrichten von Tizian find ein paar Briefe des
berüchtigten Aretind an diefen Meifter angehängt,
dergleichen noch dry, einer an den Julius Roma⸗
nus, und zwey am ben Richael Angelo, vor⸗
Sommen.
Es
268 Bon den drey Kuͤnſten
Es folgen Kapitel so. wiederum drey Site
von Sandfchaftsgemälden; warum find folche von
oberwehnten Kapitel abgeriffen? Kapitel sr. cime
Vertheidigung .der' Beſchreibung des beruͤhmten
Blatts von Maſſon, die Juͤnger zu Emaus nach |
Tizian, weldye im Koͤremon ſteht *), gegen des
Fuesli raifonnirendes Verzeichniß der vornehmſten
Kupferſtecher. Es folgen Nachrichten von der Le
bensart, und den Sitten alter Künftle. Im Ras
pitel von der Nabdographie, eder Kunft gefchwind
zu malen, werden verfehiedene Arten angezeigt, Die
aber alle der Malerey fehr nachrheilig find. In⸗
zwiſchen nörhigen unfte Zeiten, und unfer Ge
ſchmack die Kuͤnſtler oft zu ſolchen Huͤlfsmitteln za
greifen. Mancher Meicyer wid nur feine Wand
geſchwind bemalc fehen, ob es gut wird, äft fein
geringſter Kummer, ein andrer will die Arbeit am
wohlfeilften haben; er freut fih, und ruͤhmt ſich
wohl gar, wis wohlfeil er fie verdungen, ohne ſich
darum zu befümmern, ob der Kuͤnſtler im Stande
ſey, nur etwas mittelmäfiges in dem beſtimmten
Zeitraume zu liefern. Er wähle mit Fleis einen
Stuͤmper, weil der ehrlich geſchickte Känftler, der
zu viel Ehrgeitz hat, um ſchlecht zu arbeiten, wicht
um den elenden Sohn arbeiten kann, und dabey ver
hungern ntüßre.
| Im 55. Kapitel wird der Plan mitgetheilt,
welchen Hannibal Caro dem Zucchero aſtgab, um
‚ein Schlafzimmer bu Captarola auejamalen. Es
folgt
e. unfre neue Bibl. B. XII ©. 126.
. einer nicht von Vorurcheilen blind if. Wir har
pr .
nico Roſſi nicht (Reggio) herausgekommen ifl.
0, Der Zeichnung. \ 269.
folgt eine Vergleichung zwiſchen Rom und Paris,
in Anſehung der Kunſt, welche natuͤrlicher Weiſe
ſehr zum Nachtheil von Paris ausfallen muß, wenn
ben jetzt in Deutſchland Malerakademien und ge⸗
ſchickte Meiſter, die auch bilden koͤnnen. Wer
weiter gehen will, reiſe nach dem Mittelpunkte der
Antiken nach Rom. Sonſt bleibe er zu Hauſe.
Wir getrauen uns zu behaupten, daß die herrliche
Gallerie in Dresden, und die Antiken beſſer bilden
als alles in Paris, wenn der nachäffende Deutſche
nicht glaubt, der manierte Franzoſe koͤnne ihn beß
fern. Die Antiken find zu Berfailles in geringer
ver Anzahl Die Jtalienifhen Gemälde in Ver⸗
ſailles, in der Gallerie des Herzogs von Orleans
sind anderer Orten zerſtreut. Der Zuteite hält
ſchwer: wo ift eine Gallerie fo öffentlich, und dee
Zutritt fo leicht als in Dresden? Welche Gallerie
in der Welt hat fo viel von allerley Meiftern aufs
zuweifen? Den Eorregio fieht man nirgends fo
ſchoͤn: Wer aber den Raphael und Michael
Angelo ftudiren will, muß Rom befuchen. as
lien behält allemal den Vorzug, wenn einer der.
Kunft wegen reifet. Aber ein Deutfcher, der umein .
Dialer zu werden nach Paris geht, if Auslachens
und tadelnswuͤrdig.
©. 236. wird von der ſchoͤnen Sammlung
von Statuen geredet, wozu Maffei die Erfiärung
gemacht hat, welche aber im Verlage des Domes
Der
270 Von den drey Kuͤnſten
Der Verfaſſer koͤmmt nunmehr im z8. Kapitel
auf die Architektur, und beſchreibt die Art, wie man
vermuthlich nach und nach die Baukunſt erfunden,
indem man anfangs nur Schug wider wilde Thie⸗
re und das Wetter fuchte, und hoͤchſt einfach das
bey verfuhr. Dergleihen Erflärungen vom Ur⸗
fprung der Baufunft findet man in viekn architek⸗
tonifchen Büchern: das Vornehmſte in diefem Ka
pitel ift die Nachricht von dem Stephansthurm m |
Wien, welcher bey allım feinen gothiſchen Anfehen .
doch allemal ein hoͤchſt merkwuͤrdiges, fleißig und
. Fühn ausgeführtes Stüd der Architektur bleibe.
Bey den Verzierungen fo wohl in der Archi⸗
tektur als in den übrigen Künften der Zeichnung
hält ſich der Verfaffer ziemlich weitläuftig auf-
Die Kunft gu zu verzieren hat allerdings einen
Einfluß aufeinengroßen, ja faft den größten Theil
der Handwerfer und der Fabrikanten. Sowohl
der Schlöffer,-und Tiſcher als ale, die Zeuge,
Stoffe, Damafte und dergleichen verfcrtigen, has
ben mie Verzierungen zu thun. Wer ſieht nicht,
wie weitläuftig dieß Feld iſt? Hier kann eine Aka⸗
demie großen Nutzen fliften, einen guten reinen
und wahren Geſchmack einführen, oder den bisher
rigen verbeffern. Es koͤmmt nicht allemal darauf
an, große Maler und Bildhauer zu ziehen, ſo ans
genehm dieſe Künfte auch find; der Vortheil für
das Land ift viel allgemeiner, wenn der Handwer:
Eer zur Richtigkeit, und zum Geſchmack in der
Zeichnung angeführt wird. Haben die Fabriken
| | gute
der Zeichnung. 271 |
‚gute Zeichrier von Geſchmack, fo werden’ die Waa⸗
ren gefucht, und der Abſatz wird dadurd) ungemein,
befördert. Nicht alles was von Paris koͤmmt, ift
ſchoͤn, wenn uns das Vorurtheil nicht blendet. Es
iſt nicht genug, daß man fhreyet, es muͤſſe alles im
Gout baroc ober 4 la Grecque feyn; es fragt
ſich, ob nit Linfinn herauskoͤmmt, dergleichen der
Gout baroc oft hervorgebradht hat. Der Vers
faffer bringt hierüber viele gute Anmerfungen ber,
und fegt als einen Grundſatz feſt: daß ale Künfts
ler und Handwerker zur Verzierung nichts anneh⸗
men follen, als was der Sache und der Natur -
gemäß ift, dergsftalt, daß erzu fügen wiſſe, was
es eigentlich vorſtellt, zugleich aber auch) jeder Vers
zierer aus vernünftigen Gründen darthun Fönne,
warum er es licher fo als anders gemacht habe.
Es wäre allerdings zu wuͤnſchen, wenn man‘
fich, in den meiften Faͤllen wenigſtens, darnach richs
tete: wir glauben aber doch auch auf der andern '
Seite, : daß man hier nicht zu ängitlich feyn muͤſſe.
Berzierungen dürfen nur mäßig angebracht wers
den, fehr oft macht bloß der Meberfluß, und das -
gar zu Gehäufte fie wiberfinnig, da fie einzeln und
fparfam des Verfaſſers Regeln vollfommen gemäß
geweſen wären.
In einem befondern Abſchnitte zeigt der Ver:
faſſer, in wie ferne das Publifum dem Maler nuͤtzt.
Es fommt hier vieles vom Mengs vor, welcher
gleichfam im ganzen Werke der Held des Verfaß
fers iſt, und alenchalben ſein ver dientes Lob
on
wi |
-
272 Won den drey Kuͤnſten
Bon Bernini wird hier viel geſagt: und wir laf
ſen diefem Künftler ebenfalls Gerechtigkeit wiederfah⸗
. ren, ob es gleich nicht zus laͤugnen iſt, daß er ſchon
“30 viel nach feiner Ydce gearbeitet, und durch Ver⸗
laffung der Antifen maniert gemorden. Sim
großen Gewänder find allenfalls noch zu dulden,
er gab aber doch feinen Schulern ein gefährlich
Beyſpiel, und fie fielen darüber i ins übertriebene
Bernini genoß zwar viel Ehre in Paris, man
folgte ihm aber nicht, und es hätte hier gefagt wers
den follen, daß alle feine Plane zum Louvre ver
worfen wurden. Daß Bernini die vier Hauptpfei⸗
ler, welche die ungeheure Kuppel der Petersfirhe
tragen, dadurch fehr geſchwaͤcht habe, daß er in der
unteriedifchen Kirche, in jedem einen Altar hincin
hauen ließ, iſt wohl nicht zu laͤugnen, und bleibe
für einen Architekten allemal ein Fchler, ob man
gleich Hier ihn davon loszujprechen ſucht. Ein es
gnes Kapitel; Triumph der Ignoranz, vertheidig =
den berühmten Moſes, und den Bachus des Mis
chael Angelo gegen das Gewäfche des Falconete.
Der Anhang des Buchs ift für Liebhaber feße
brauchbar, und lehrt die Kunſt in Edelfteine zu |
graben, und davon Abdruͤcke oder Abgüffein Glas
und rothen Schwefel zu machen. Es wird die
Art beſchrieben, wie Natter, vielleicht der größte
ımter den neuern Steinſchneidern, gearbeitet Kat,
Er grub vermittelft eiferner Nagel, die er felbft zus
feilte, und ihnen vorne ander Spitze ein kleines rums
des Knoͤpfgen ließ, das nicht größer wir ein Punkt
! mal:
=
-— oo. .
v der Zeichung. 273
war. Dieſer Nagel ward geſchwind gedrehet, und
der zu grabende Karneol, oder ein andrer Stein,
welcher an ein kurzes Holz zum Feſthalten angekuͤt⸗
tet war, mit der Hand dagegen gehalten. Er
grub alſo nicht mit der Demantſpitze, tie einige
Meuere irrig behaupten wollen. Es iſt dar⸗
uͤber zu unſern Zeiten eine Art von gelehrtem
Streit entſtanden, der ſehr unnoͤthig war, weil
man nur in die Werkſtaͤte großer Kuͤnſtler gehen
duͤrfte, um ſich zu uͤberzeugen, daß nicht mit einer
Demantſpitze, man mag die Stelle des Plinius
ſo viel anfuͤhren, und erklaͤren als man will, wohl
aber bey feiner Arbeit mit Demantpulyer ſtatt
Des Schmergels gearbeitet wird. Letzterer Umſtand
iſt wichtig, und der Verfaſſer haͤtte ihn allerdings
berühren ſollen, anſtatt daß er nur. allgemein ſagt,
der Spindel den Schmergel zu geben. Kein gu⸗
ter Steinfchneider nimme zu einer ſchoͤnen Arbeit
Schmergel, fondern allemal Demantpulver,
Wir finden hier eine merkwirdige Anekdote,
wenn Natters Bericht an den Verfaſſer anders,
zuverläffig if. ein Lehrmeiſter Ox (oder Och⸗
fe), welcher fih 173 3. zu London aufhielt, ſoll den
berühmten Ming des Michael Angelo ”) inHans
den gehabt, und daran gearbeitet haben. Dieſem Dr
ſoll dieß Petſchaft feyn anvertraut worden, und er es
| | aus
#) Le cachet de Michel-Ange, melcher fiir einen b
ſchoͤnſten Antifen des Konigl. franzößſchen K
binetts gehalten wird.
NM. Bibl. XVI. B. 2. St. ©
\
(4
274 Contes moraux
Aus einer angefangenen unausgeführten Antika
arbeit,, zu der jetzigen Vollkommenheit gebracht he
ben. Matter zeigte dem Verfaſſer einen Abdruck
dieſes Steine, welcher vor der Ausarbeitung von
Bd Ox gemacht worden. Die Figuren hattn
darian zwar ihren Umriß, alles war aber wenig
bedl, oder vertieft und unvollfommen. Unfer Bas
fafſer ſagt ſelbſt, daß er nicht den Zweifel erwecken
met, ob Ox nicht einen Abdruck vom Original geo
'
Segteres ſcheint glaublicy, fo lange nicht erwieſca
wird, daß dem .Künftler das Original aus dem
Königl. Kabinett in diefer Abſicht anvertrane wor⸗
den. Die Handgriffe, wie die Abdruͤcke in Gype,
Schwefel und Glas zu machen, muͤſſen die Liebha⸗
ber ſelbſt leſen. Sie ſind hier deutlich, und, ſo viel
wir wiſſen, nirgend ſo umſtaͤndlich vorgetragen.
II.
Contes moraux & nouvelles Idylles de
D..., & Salomen Gefiner, : a Zuric, chez
Kauteur. I 773
(Zur Fortſetzung.) | |
Marn wird ſich in einiger Verlegenheit uͤber die
ag — Zu der man diefes Stuͤck
N gen
und ihn im Karneol nachgemacht habe, |
& nouvellesIdylles deD... &c. 275
ügentlich zählen fol. Ein bloßes ſatyriſches oder.
moraliſches Charaftergemälde kann cs nicht ſeyn:
und ein Drama noch weniger. Es if allzumerk⸗
Kch, daß das Schickſal der Perfonen darinnen we -
iger intereffiret,. als die aufgeworfene Frage, und
daß auch der Verfafler feinen ganzen Plan nur auf
dieſe Frage hingerichtet. Hat. Alle die Scenen, bie
er zufammenbringe, machen nur in fo ferne ein
Ganzes, als in allen diefelbige Schwierigkeit wie⸗
derkoͤmmt; unter ſich ſelbſt ſtehen ſie in gar keiner
Verbindung. Auch werden wir wegen des Schick⸗
fals der meiſten Perfonen in völliger Ungewißheit
gelaſſen. Wir erfahren weder, wie es mit der
Sache des Hutmachers, noch wie esmit dem Pros
oeſſe des Intendanten, noch wie es mit einen oder
mit feinem abläuft. | -
Alfo gehöret ja wohl dus She ohne Zwefel
zur Gattung der philoſophiſchen Dialogen? Das
.. gewiß; denn das meiſte Intereſſe fällt, wie ger
fagt, auf eine philoſophiſche Streitfrage. Aber
nun halte man es gegen die Dialogen eines Plato,
eines Aeſchines, eines Cicero, oder gegen die
Arbeiten neuerer Philoſophen, eines Berkley,
Shaftesburg, Mendeldfohn; fo wird man
wieder einen ſehr weſentlichen Unterfchicd benierfen.
Jene Hat Quintilian fehr richtig fo charakteri⸗
firt: illi homines dodti, et inter dodtos ve-
- yum quaerentes, minutius et ſcrupuloſius
$cerutantur omnia, et ad liquidum confef.-
ſumque perducunt: vt qui fibi et invenien-
©. 7 Ge di
—
276 Contes moraux
di et iudicandi vindicene partes”) Abe
nichts von dem allen findet fich in diefer Dideroti⸗
ſchen Unterredung. Wir haben darinnen nur eis
nen einzigen hominem dodum; ber ift Here
Divderot felbft? und diefer ſcheint von feiner Ges
Ichrfamfeit keinen großen Gebrauch zu machen;
auch kann ee wirklich nicht wohl, ohne den Pedans
ten zu fpielen. Die übrigen Perſonen find — ein
alter Hammerſchmidt, von viel gefunder Vernunft,
aber darum noch lange Fein Philoſoph; ein gutes
ehrliches Mädgen, dag für Recht und Unrecht Ger
fühl hat, aber Feine Vernunftſchluͤſſe, ihr Gefuͤhl
zu vercheidigen; ein gewiflenhafter, aber noch
mehr eigennuͤtziger Hutmacher ; ein Arzt, der ſein
philofopgifhes Collegium, wenn er je eins gehört,
ſchon längft ſcheint vergeffen zu haben; ein Mache
matiker, der an nichts, als Zahlen und Dreyedfe
denkt; und endlih — was in Abficht auf Philo⸗
fophie noch weit weniger fagen will, — ein froms
mer Abb’e, und ein wohlgemäfteter Prior. An
ſcharfſinnige, und felbft fpinfindige Unterfuchung
der Wahrheit ift gar. nicht zu denken. ı Keiner von
allen, außer Diderot, der Sohn, wäre.derfelben
fähig; aber ber eine Theil der Anweſenden wuͤrde
ihn nicht verftchen, der andere nicht aushoͤren wols
len, und fo ehut er ganz echt, daß er nur Gruͤn⸗
de im Ganzen anführe, ohne feine Meynung
durch tieffinnige Schlüffe aus den erſten Begriffen
herauszuholen. Daher giebt denn auch Feinet von
| allen
*) Inftit. L.V.c. 14.27. Ed. Geſſn. p. 261.
2
[3
& nouvellesIdylles de D, R &c. 277
allen nach; jeder Bleibt, wie faſt immer bey folchen
Streitigkeiten, auf feiner Mennung; und der Le⸗
fer muß am Ende die Entſcheidung felbft uͤberneh⸗
men, wenn ihm an der Frage gelegen if. -
Folglich? koͤnnte man fagen, folglich ift das
Werk ein Zwittergeſchoͤpf, das zu gar Feiner Gat⸗
tung gehört? Ein Unding, ohne Zweck indes Ans
lage, und ohne Geſchmack in der Ausführung?
Das wäre nun frenlich die leichteſte Art, damit
fertig zu: werden, wenn es nur fo gewiß wäre, daß
in der bisherigen Klaffıfifation der Werke alle
Gattungen ganz erfihöpft wären Aber wenn
der Naturkenner eine Pflanze oder ein Inſekt
findet, das noch von feinem Finndus, oder Reau⸗
mir befihrieben worden: fol er darum ‚gleich
ausrufen: diefe Pflanze iſt ein Mißgefiböpf?
Diefes Inſekt ift ein Unding? Jene hat ihre Wur⸗
zel, und ihre Blaͤtter und ihren Saamen ; diefeg
Bat feine Organifation, feine Bewegung, fein Le⸗
ben; und wenn fie alfo noch Eeinen Namen haben,
was folge daraus ? Nichts, als daß fie eis
r
x
nen befommen muͤſſen. Eben fo, wenn ein Werk
des Geſchmacks erfcheint, das man unter feine der
ſchon bekannten Klaſſen zu bringen weiß: follman es
darum verwerfen? Esrührt aber, gefällt, unterrich;
tet, befriediget; und fo hat esja alles, was cs haben
muß, um fein geſchmackloſes Unding zu feyn!
Man unterfuche feine Natur, und gebe ihm dann
feinen Damen, oder wenn man das nicht weill, fo
© ; ſpro⸗
arg Contes moraux
fpreche man ihm nur wenigſtens ſein Weſen, ſeine
ihm eigene Vollkommenheit und Güte nicht ab —
Daß andere Gattungen: beſſer find, weil ſie
höhere Endzwecke erreichen, kann ſeyn; aber auch
bie Produfte der Natur find an Vollkommenheit
unendlich verfihieden, und doch iſt jedes gut. und
vollfommen, wenn jedes nur alles das © was es
gerade als fo ein Ding ſeyn ſoll.
"Den eigenen Charakter unſers Dideretifchen
Dialogen möchte man wohl ſchwerlich beffer beſtim⸗
men Eönnen, als wenn man ibn mit den Theaters
ſtuͤcken vergliche, die bey den Franzofen pieces &
tiroir heiſſen. „Dieſe Stüde beſtehen aus lau⸗
„ter epiſodiſchen Auftritten, die unter ſich feine
» Verbindung haben, oder nur aufs hoͤchſte vers
„ möge einer Kleinen Intrigue, die ſich durch fie
„ſchlinget, zufammenhängen. “ *) Dergleihen
Stuͤcke haben ihren Zweck, der fehr gut if, ums
einen Charakter in verfchicdenen Situationen, von
ſeinen verfchicdenen Seiten zu zeigen: und wenn
fie diefem Zwecke Gnuͤge thun, wenn bie Fleinen
Handlungen, ' die darinnen zu Einem Gemälde
verbunden werden, wirklich alle zu dieſem Zwecke
arbeiten, und aus ihrer aller Verbindung nun das
vollſtaͤndige und Helle Bild eines merkwuͤrdigen
Charakters wirklich hervortritt, fo haben fie ale
die Voltommendbet und KHuͤte, deren fie faͤhig find-
Viel⸗
Theater des Herrn Diderot, 2 26 ©. 237. der
beutfchen Ueberfegung- .
f oo.
& nouvellss Idylles deD... &c. 275
VBielleicht find fie unendlich geringer, als andre
Sktuͤcke, aber in ihrer Art cben fo vortreflih, als
das befte eiet vortreflichern Gattung in- der ſeini⸗
gen if. Und wie, wenn nundas Diderotiſche
Geſpraͤch ein ſolches Städf in der Gattung der
pyhiloſophiſchen Dialogen wäre? wie, wenn es we
gen eigenthümlicher -Befchaffenheit der Hauptgat⸗
tung, von der es Unterart iſt, noch etwas mehr
zu bedeuten härte, als jene Stuͤcke auf dem Thea⸗
- ser bedeuten? Ich will mich näher erklären.
Was in der einem Art Werfe der Charafter
iſt, das ift in der andern die philoſophiſche Streit-
frage , Dort werden Situationen aufgefucht, in
welchen fich der Charafter anders und anders ent⸗
wickelt; hier partifuläre Falle, die in die Srage ans
dre und andre Beflimmungen bringen. Dort ges
Hören alle verfchiedene Seiten zur Einficht des gans
gen Charakters ;. hier ale verſchiedene Beftimmun?
gen zur Einfiht und Entſcheidung dee ganzen
Frage. Dort ſchlingt fich durch die Scenen eine
kleine Intrigue; Hier ein unausgeführter philoſophi⸗
fiber Difcurs , in welchem Gründe file und wider a
angegeben, aber nichts bis zur völligen Deutlichkeit
‚entwidelt, nichts bis zur voͤlligen Befriedigung
durchgeſetzt wird. Die Regeln beider Arten von
Werken liegen ſchon ſelbſt in ihrem - ‘Bes
griffe. Ein bedeutender Charakter; eine.
bedeutende Frage Jede neue, Scene zur Ent
wickelung des Charakters gehörig; jede neue Bes
ſtimmung zur Entſcheidung der Frage gehörig.
E 84 Er⸗
. 280 . Contes moruX -
Sſchipfens der wichtigſten Züge des Charakters ⸗
Erſchoͤpfung der wichtigſten Entſcheidungsgruͤnde
der Frage. Jede Situation ſo intereſſant und be⸗
lebt als moͤglich; jeder partikulaͤre Fall ſo einleuch⸗
nd und treffend als möglich. Keine zwo Scenen,
die den Charakter nur von einerley Seite zeigen;
Feine zwey Fälle, die nur einerley Gefihtspunft
enthielten. — Je mehr ein Werk diefen Sorderungen
Gnuͤge thut, defto volfommmer wird es ſeyn; je
‚ Weniger, deſto unvollkommner.
Ohne noch fürs erſte auf das Benfpiel zu fe
ben, das uns Diderot von diefer Gattung geges
ben hat, wollen wir die dee derftlben ein wenig
überhaupt betrachten. Sie gefällt uns gar fehr,
und wir wünfchten darinn der Werke eben fo viel,
als wir der ähnlichen auf dem Theater wenige
wuͤnſchten.
Dreer Philoſoph, wenn er in ber Gegend ber
abſtrakten Begriffe glücklich) fortlommen will, muß
allemal vom Individuellen ausgehn, und fich nie
tiefer ins Labyrinth begeben, als der Saden ver.
Erfahrung reiche, den er am Eingang befeſtiget
hatte. Thut er dich nicht, fo wird es ihm gehen,
wie den Scholaftifern; er wird ewig in den res
gängen der Spifulation umherirren, ohne einen
Ausgang zu finden. Fakta find die Grundlage
alles wahren und gründlichen Raifonnemenss ;. dar⸗
um fol der Philofoph nicht cher von Welt, und
Gore und Vorſehung reden, bis er die Natur
kennt; niche cher von Gefeggebung und ‘Politik,
| bis
ur
"&nowvellesldylies daD... &c. 20r
bis er in der Geſchichte bewandert iſt; nicht chen:
von der Seele und ihren Kräften, bis er Erfah⸗
gungen über fie geſammlet, biser den Menſchen im
Kabinert und den Menſchen in der Geſellſchaft
ſtudirt hat. Wer ſich in feinem oͤden Zimmer, vom
Matur und von Menſchen abgeſondert, bey ein
Paar trocknen Metaphyſikern einſperrt, der müßte
ſehr gluͤcklich ſeyn, wenn er einmal eine brauchbare
Wahrheit ertappte; Irrthuͤmer, Ungereimtheiten,
unnuͤtze Wortkraͤmerey wird er uns geben, aber
keine: wahre brauchbare Philoſophie — Wenn
elfo alles auf Facta, auf Erfahrungen anfinmız
fo kann es unmöglich gleichgültig ſeyn, von web
chen Factis die Unterfuhung ausgeht, oder wie
die Erkenntniß des Philofophen davon beſchaffen
if? Die eine Erfahrung enthält unendlich mehr
als die andere; enthält dicke Mehrere unendlich
deutlicher N lebhafter N beftimmter, als die andere
Das mwohlgefaßte, in vollen Lichte erkannte Gar
ctum bringtauch mehr Licht, mehr Beſtimmung
ins Raifonnement; das fsbiefgcfaßte, dunkel und
halb erfannte macht auch das Raiſonnement ungen '
wiß, dunkel und ſchwankend. Die ungluͤcklichen
Stunden des philoſophiſchen Genies find dic, wa
das Gedaͤchtniß nur Mörter, die Imagination
keine Bilder hat, oder nicht die rechten, lebhafteren
Bilder; die gluͤcklichen die, wo die willige Imagi⸗
nation alles das Beſte aus ihrem Vorrathe her⸗
giebt, was die Vernunft ihr nur abfodert. Dem
Philoſophen iſt daher unendlich an gewählten, auss
S5
fuͤhr⸗
272 Bon ben drey Kuͤnſten
Bon Bernini wird hier viel geſagt: und wir lak |
ſen diefem Künftler ebenfalls Screchrigfeit wiederfa
- ven, ob es gleich nicht zu Iäugnen iſt, daß erfchon
zus viel nach feiner Ydee gearbeitet, und durch Vers
laffung ver Antifen maniert gemorden. Seine
großen Gewänder find allenfalls noch zu dulden,
er gab aber doch feinen Schülern ein gefährlich
Beyſpiel, und fie fielen darüber i ing übertriebene
Bernini genoß zwar viel Ehre in Paris, man
folgte ihm aber nicht, und es hätte hier geſagt wer⸗
den follen, daß alle feine Plane zum Loupre vor
worfen wurden. Daß Bernini die vier Hauptpfes
fer, welche die ungeheure Kuppel der Peterskirche
tragen, dadurch fehr gefhwächt habe, daß er in der
unteriedifchen Kirche, in jedem einen Altar hinciz
hauen ließ, ift wohl nicht zu laͤugnen, und bleibt
für einen Architekten allemal ein Fchler, ob man
gleich Hier ihn davon loszuſprechen ſucht. Ein es
gnes Kapitel; Triumph der Ignoranz, vertheidigt
den berühmten Mofes, und den Bachus des Mis
chael Angelo gegen das Gewaͤſche des Balconete-
Der Anhang des Buchs ift für Liebhaber fehe
brauchbar, und lehrt die Kunft in Edelſteine zu
graben, und davon Abdrüde oder Abguͤſſe in Glas
und rothen Schwefel zu machen. (Es wird die
Art beſchrieben, wie Matter , vielleicht der größte
umter den neuern Steinſchneidern, gearbeitet hat.
- Er grub vermittelft eiferner Nagel, die er felbft zes
feilte, und ihnen vorne ander Spitze ein Fleines runs
des Knoͤpfsen ließ, das nicht groͤßer wie ein Punkt
mal:
-
m
war. Diefer Nagel ward geſchwind gedrehet, und
der zu grabende Karneol, oder ein andrer Stein,
welcher an ein kurzes Holz zum Feſthalten angekuͤt⸗
tet war, mit der Hand dagegen gehalten. Er
grub alſo nicht mit der Demantſpitze, wie einige
Meuere irrig behaupten wollen. Es iſt dar
uͤber zu unſern Zeiten eine Art von gelehrtem
Streit entſtanden, der ſehr unnoͤthig war, weil
man nur in die Werkſtaͤte großer Kuͤnſtler gehen
duͤrfte, um ſich zu uͤberzeugen, daß nicht mit einer
Demantſpitze, man mag die Stelle des Plinius
ſo viel anfuͤhren, und erklaͤren als man will, wohl
aber bey feiner Arbeit mit Demantpulyer ſtatt
des Schmergels gearbeitet wird. Letzterer Umſtand
üůſt wichtig, und der Verfaſſer hätte ihn allerdings
berühren follen, anflatt daß er mur allgemein ſagt,
der Spindel den Schmergel zu geben. Kein gu⸗
ter Steinfchneider nimmt zu einer fchönen Arbeie
Schmergel, fondern allemal Demantpulver,
Mir finden hier eine merfwärdige Anekdote,
wenn Natterd Bericht an den Verfaſſer anders
zuverläffig iſt. Sein Lehrmeiſter Ox (oder Och⸗
fe), welcher ſich 173 3. zu London aufhielt, ſoll den
berühmten Ring des Michael Angelo ”) in Han⸗
den gehabt, und daran gearbeitet haben. Dieſem Op
fol dieß Petſchaft feyn anvertraut worden, unberes
aus
*) Le cachet de Michel-Ange, telcher fiir einen Öi
ſchoͤnſten Antifen des Königl. franzößſchen *
| binetts gehalten wird.
N . Bibl.xVI.BS.2. 8S5t. 6
der Zeichnung. 273
264. Contes moraux
fammelt, und, To gut wir Fonnten, verbunden
haben, Indeſſen verwerfe man nur nicht gleich
mitt dem erſten Verſuche die ganze Gattung. Kerr
ODiderot bat, wie wir wiffen, noch mehr dergleb
chen Erzehlungen im Pulte, und vielleicht finden
fi unter dieſen andere vollkommnere Muſter.
So erſchien uns dieſe Gattung, indem wir
fle nach ihrer Brauchbarkeit für den denkenden Phi⸗
loſophen betrachteten: aber es giebt noch einen an⸗
dern nicht weniger intereſſanten Geſichtspunkt;
and wie erſcheint fie in dieſem? Wie wird fie
dem Leſer von Geſchmack gefallen? dem Maunne,
der ſich nicht mag unterrichten laſſen, ohne zugleich
vergnuͤgt zu werden? —
Beſſer, ſollten wir meynen, als die Satwn⸗
der eigentlich philoſophiſchen Geſpraͤche;:
dieſe hier iſt weit dichteriſcher · In jenen muß die Me
Serie und der ganze Gang der Klnterfuchung, mäffen
Argumente und Charaktere ſchon mit großer Seins
heit gewählt feyn, wenn das Werf nicht in feinen
meiften Theilen das poetiſche Intereſſe verlie⸗
ven, und nur das philoſophiſche behalten Koll.
In Plato giebt es dergleichen, die aud den
wolluͤſtigſten Lefer feffeln koͤnnen; uncer den Neu⸗
een wird es deren ſehr wenige geben. Das Mai
ſonnement ift hier metaphyſiſcher, fpifindiger ;, wo
ſich Sofrates mit Analogien behalf, da holen bie
Meuern ihre Schlüffe gern aus den erften Begrif⸗
fen. heraus. - Aber erfle Begriffe find trocken; fie
haben Feine Shönket sein Leben mehr; an
nourelles Idylles de D.. &c. a5
ungert ſich nun die Kette der Sclůuͤſſe: die methodiſche
Ordnung, worinn fie ſich am leichteſten ͤberſehen
ließen, wird durch die Form des Dialogs jerftörtz-
man hat die größte Aufmerkſamkeit noͤthig, um
nur deu Faden nicht zuverlieren: und biefe Aufmerk⸗
famfeit — wer iftigrer fofähig, oder wer wird fie
fo gerne anwenden wollen,: als der Philoſoph vom
Handwerk, der eben im Denfen und Raiſonniren
feing hoͤchſte Wolluſt finder? Hier hingegen find
es Erfahrungen, Facta, wirkliche individuelle Fal⸗
le, dieman uns vorlegt; es iſt mehr Mannichfal⸗
tigkeit, mehr Leben in Sachen und Ausdruck moͤg⸗
lich; das Herz wird zugleich mit dem Verſtande
beſchaͤftigt: wir ſind uns bey unſerer Aufmerkſam⸗
keit keiner Anſtrengung bewußt; wir werden durch
die Anmuth der Lektuͤre mir fortgeriffen. Der
Unterricht, den man uns giebt, geſchieht weniger
durch Vernunftſchluͤſſe, als durch Anblick und
Eindruck, durch das helle Licht, worinn der
Schriftſteller feine Facta gefetzt dat. So ein
Lehrgedicht, ſollten wir meynen, wäre mehr Gedicht,
als die meiſten der poetiſchen Abhandlungen oder
Diarimenfamminngen, die man uns unter dieſem
Namen gegeben hat.
In dieſer Vetrachcung num würden
wir von einem folden Werfe folgendes fo⸗
dern: Einen allgemein. intereffanten Innhalt;
Wahrheiten aus der Phllofophie des Sehens, üben
Die für jeden der Unterricht wichtig, und das zwis
ſchen die Facta eingewebte Raiſonnement faßlich ift;
Wadrheiten, die den großen Vortheil haben, daß ſie
durch |
286 Contes moraux
durch die mancherley Charafterfchilderungen, die ſe
herbey führen, unfere Kenntniß des Menfchen vos
mehren, ‚befonders in Abſicht der geheimen Ber:
indung, die zwifchen dem Verſtande und .dem
Herzen flatt finder, und deren Erkenntmiß allemal
ſo intereffane, fo lehrreich, fo beffernd if. Ferner
müßte der Schriftfteller uns zu täufchen wiſſen;
er muͤßte bie Kunſt verfichen, alle die einzelnen Fu
cta, an denen zur völligen Einficht.der Wahrhcit
gelegen ift, fo in einen Plan zufammen zu ordnen,
daß ihrer aller Verbindung nicht nur möglich, daß
ſie auch wahrfcheinlich wäre. In diefem Geſichte⸗
punkte betrachtet, iſt Diderot unverbeſſerlich
ſchoͤn. Die Erzehlung des alten ſchon ſchwachen
Vaters, der mit feinen Kindern bes Abends am
Kamine ſitzt, und gerne mit ihnen plaudern voll,
koͤnmt fonatürlich herbey: zu dem alten ſchwa⸗
chen Wanne koͤmmt fein Arzt — denn wer Fönnte
wohl eher kommen? — und das führt auf ein
anderes Factum, woven es ganz natürlich die Res
de giebt: Nachdem der Arzt weg iſt, unterbricht
der Hutmacher das Geſpraͤch, der ſich in feinem
Anliegen wohl bey Feinan andern, als einem fo
klugen und erfahrnen Manne, wie der ale Diderot,
Raths erholen Fann, und zum Gluͤcke ift fein
Anliegen wieder zur Streitfrage gehörig. Ein we⸗
nig wunderbar! wird man ſagen, aber doch wirk⸗
lich nichts wunderbarer, als man ſichs ungefähr
von jebem Plane muß gefallen laſſen, und auch
gerne gefallen laͤßt. Endlich das Factum, das
De vr
—
— 22⸗
& nouvellesidylles de D. . .&c 287
per leichtſinnige Prior ergehle : wie natürlich- wird
see darauf durch die vorhabende Unterredung ges
"bracht! Und wer wirds denn auch dem Verfaſſer
werdenken, daf er ihn zuletzt noch mit einer jungen
lebhaften Fran in Gefelfchaft bringt, deren Ges
ſchichte mit dem vorhingeführten Streite in einer
‚neuen, obgleich feinern Verbindung ſteht? — So
die Zufommenordnung der verfchiedenen Fälle zu
einerley Plan: die Wahl der Unterredner, Die nun
über diefe Faͤlle ihr Urtheil fprechen, ift eben. fo
gluͤcklich. Alle find verſchieden geſtimmt; bey als
⸗
Ken ſehen wir, wie die Gründe ihrer Entſcheidung
mehr noch in ihnen felbft, als in der Materie lie
gen; wir fehen, wie ihre Grundfäre ans ihrem Cha⸗
: zafter, ihrem Stande, ihrer eigenthümlichen Si»
cuation herausfommen; und fo wird es uns leicht
208 Falſche vom Wahren zu fondern, indem wir
od überhaupt die Klugheit lernen, dem Raiſonne⸗
ment der Menfchen im Innerſten ihrer Herzen nach⸗
zufpüren, und uns vor Irrthum und Verführung
gu hüten.
Mas uns in diefer Abficht an dem Didero⸗
tifchen Werke mißfälle, iſt dieß: es befriediget
nicht; es hat Anfang und Mittel, aber kein Ende. -
Kon allın Meynungen nimmt fich Feine fo durch
Billigkeit und Mäßigung heraus, daß wir fie al
len übrigen ohne vicks Bedenfen vorzoͤgen; Feis
ne der Perfonen ift fo ruhig, fo von Borurcheilen
uneingenommen, daß wir ein volles Vertrauen zu
ihr gerönnen. Hat Diderot, der Vater, Recht,
ſo
v
288 Contes moraux.
ſo hat Pater Bouin Recht, und das kann ſchwerkich
feyn: hat Diderot, der Sohn, Recht, ſo kann ers dod
auch nicht ohne Einſchraͤnkung haben: deun er trebt
die Sache viel zu weit, zeigt ſich viel zu ſehr als Enthr⸗
ſlaſten. Wir wiſſen alſo nad) geendigter £efrürenict,
woran wir ſind; wir befinden uns in der peinlichen
Sage jenes Tonfünftlers, dem feine leichtfertige dran
mitten in der Melodie davon lief, und der ben ak
km feinem podagriſchen Schmerz. vom Erufk
mußte, um fie auszufpieen. Das kat
Wort, das der Alte dem Sohn beym Wkagıha
ins Ohr fagt: „ Es würde mich nicht verdruͤſen,
„ wenn in der Stadt zwey oder drey dergleichen
» Bürger roären, wie du; aber ich moͤchte nicht
„ darinnen wohnen, wenn fie alle fo daͤchten: *
diefes Wort feheint die Entfheidung angeben I
foßen, und es möchte ungefähr eben die ſeyn, die
auch wir daruͤber gegeben haben: aber ſie iſt za
dunkel darinn enthalten; man bleibt zu ungewiß,
ob man den rechten Sinn getroffen; ihre Richtig⸗
keit iſt aus dem Vorhergehenden uiht einleuchtend
genug.
Zwar, wenn Herr Diderot bloß für den Pho
loſophen fehrieb , fo wuͤrde diefer Vorwurf nidt
viel zu fagen haben. Mein Werk, könnte er fpre
ben, gehört zur Gattung der bloß verſuchenden
— . —— — ——— e eeee e —— — —— — — — — — ———— ——— e —
— —
Dialogen (Tegasınav) worinn man die Meteo
tion nur anfängt , die Wahrheiten nur gleichſam
fondirt; es ift mir ſchon vecht, wenn der Denler
in
“
i
'
& nouvelles Idylles deD... &c. 289
In jene halbpeinliche, halbangenchme Unbehaͤglich⸗
keit geräth, die ihn felbft an das Inſtrument zieht,
Das ich chen deswegen verlaffen hatte. Schrieb
aber Herr Diderot für die Welt, — und er muß
te vorausferen, daß die Welt einen fo intereflans
sen Aufſatz nicht würde ungelefen laffen, — fo
hatte er aus einem doppelten Grunde Linrecht: zus
erſt, weil ohne Vollendung Feine Befriedigung if,
und nicht jeder das Inſtrument verfichen möchte,
von dem er fortläuft; zweytens, weil er die Leſer
über eine Materie in Ungewißheit ſtuͤrzt, die fo na⸗
be mit Rechtſchaffenheit und Tugend verwandt iſt.
In andern Materien mag es gut feyn, die Men:
ſchen zu Sfeptifern zu machen, aber ſchwerlich in
diefer. . Er hätte alſo ben ſich felbft zur Gewißheit
kommen, und dann eine feiner Perfonen durch phi⸗
loſophiſche Kaltbluͤtigkeit und uͤberwiegende Ein⸗
ficht fo vor den übrigen auszeichnen, ihren Gruͤn⸗
den und Entfcheidungen fo viel auffallende Wahrs
beit, ihrem Zone ſo viel Sicherheit und Staͤrke
geben follen, ‘daß der Leſer wegen ber Parchen, Ä
die er Bu ergreifen part, nicht langer ungewiß
bliebe.
Dan wird ung. verzehen, wenn wir vielleicht
zu weitläuftig geworden. Auch wir haben nur
einige fluͤchtige Ideen hicher werfen wollen, deren
weitere Unterſuchung und Verichtigung wir dem
Leſer überlaffen.
Die beyden Freunde von Bourbonne
Wind, wie wir ganz avthentiſch willen, bloß ges
- 77. Bibl. XVI. B. 2. St. 7 ſchrio⸗
290 Contes morsux
ſchrieben worden, um den Brief vom D. Papin,
bey guter Gelegenheit an den Dann zu bringen.
Neu ift nun freylich die Satyre über die Den
kungsart diefes Geiftlichen eben nicht, aber. fo fans
ge das Liebel noch fortdauert, müflen auch die Mit⸗
tel dagegen fortdauern: und welches Mittel if
wohl gegen moralifche Uebel Eräftiger, als die Sa
tyre? Juch wird dieſe hier nicht bloß in Paris ih⸗
ren Nutzen haben: die katholiſchen Papins haben
unter den proteſtantiſchen ihre Bruͤder, und es
giebt der Madame de... au) unter uns, die ſich
von ihnen cinnchmen laffen.
Die Erzehlung hat ihre Schönheiten; ſtark
gezeichnete Charaktere, wohlgewählse fchr lebhafte
Situationen , eine zwar [ehr veredelte, aber doch
noch wahre Natur , und den feurigen Diderotis
fehen Ton, den man nirgends verfennen Tann.
Was uns mißfälle, ift die Einfleidung, die uns
in der That bey der erften Lektuͤre ein wenig vers
wirrt hat. Die Erzchlung fingt, wiedie gewöhns
lichen an, die man geradezu ans Publikum richtet;
man hat fon einen ganzen Abſatz gelefen, che
man aus einer hingeroorfenen Anrede ficht, daß es
sin Brief iſt; die Erzehlung geht fort bis auf ei⸗
nen gewiſſen Punkt, wo fie abbricht, und ein news
er Brief eingelegt wird, in welchem wieder ein drits
ter liege, auf welchen ein vierter die Antwort ents
hält; dann beſchließt endlich wieder der Verfaſſer
in feinem erften Tone, vergißt feinen “Bruder, an
den er eigentlich) fehreibt, und redet wieder wie ein
ordmk
x
i
\ . .
\ - t
& nouvelles Idylies deD...&c. 293
ardentlicher Erzehler mit dem Publikum. Diefe
Nachlaͤßigkeit fol vermuthlich Natur ſeyn; aber
dann iſt es Herrn Diderot, wie manchen andern,
ergangen, die weit eher die Natur wuͤrden gefun⸗
den haben, wenn ſie weniger muͤhſam darnach ge⸗
ſucht haͤtten. Doch dieſe und andere kleine Erin⸗
nerungen vergißt man beicht über dem guten Ends
zweck des Werfs. Wir zweifeln, ob ein Schrifts
ſteller leicht etwas beſſers thun Fünne, als daß er ung
Die Guͤte des menfchlichen Herzens felbft da entdecken
laſſe, wo die aͤußerlichen Handlungen tadelhaft
und flrafbar find. Er vernichre mit unferer
Kenntniß des Menſchen zugleich die höchfte unſerer
Tugenden, die Liebe dis Menſchen.
Herr Diderot ſelbſt hat uns für dieſe Erzehs
fung zwey . andere Gef chtspunkte angewieſen.
Der erſte iſt kritiſch, und da die Stelle in unſere
Bibliothek gehoͤrt, ſo wollen wir ihr den wenigen
Platz, den fie darinn einnehmen kann, nicht miß⸗
gönnen.
„Es giebt alfo dreyerley Arten Erzehluns
gn? — Es giebt ihrer wohl mehr, werdet ihr
wir fagen. Ich bin es zufrieden. "Aber ich uns
rerſcheide fürs erfle die Erzehlung nad) der Weiſe
Homers, Birgils und Taſſos; und nenne fie
‚Die wunderbare Erzehlung. In dieſer wird die
Datur vergrößert; die Wahrheit ift- hypothetiſch:
amd wenn der Erzehler das einmal gewaͤhlte Maaß
durchaus beobachtet; wenn fo wohl in der Hands
Jung, als in dem Ausdrucke alles dieſem Maaße
T 2* ent⸗
29% Contes moraux
entfpricht, fo hat er die Stufe der Vollkommen
heit erreiche, welche die Art feiner Arbeit zuläßt,
und ihe koͤnnet nichts mehr von ihm fordern. Se:
bald ihr in fein Gedicht eingeht, fest ihr den Fuß
in ein unbefanntes$and, worinn nichts fo zugeht,
wie in demjenigen, vwod ihr wohnet, fondern we
alles im Großen gefebicht,, wie hingegen um euch
her im Kleinen. Darnach giebt es cine ſcherzhaß⸗
te Erjehlung, nach Arc der la Fontaine, Ver⸗
giers, Arioſte, Hamiltons, wo der Etzehke
vocder die Nachahmung det Natur, noch bie
Wahrheit, noch die Täufhung zum Zwecke Katz
er ſchwingt ſich in ganz eingebildere Sphären em⸗
por. Sagt biefem: Sey aufgeweckt, finnreih,
abwechſelnd, origmal, und fo gar ausſchweifend,
ich bins zufrieden: Aber taͤuſche mich durch die
Schilderen der Umſtaͤnde. Das Bejanbernde der
Form verberge mir immer die Unwahrſcheinlich⸗
keit des Grundſtoffs · Und wenn dieſer Erzehler
das leiſtet, was ihr hier von ihm fordert, ſo hat
er alles gethan. Endlich giebt es noch die hiſtori⸗
ſche Erzehlung, wie die Novellen des Scarron,
Eervantes und dergleichen ſind. — Weg mit
den hiftorifchen Erzehlungen und mit dem Erzeh⸗
ler! Er iſt ein matter, froſtiger Sügner. — Ak
ferdings, wenn er fein Handwerk nicht verficht
Er ſetzt ſichs vor, euch zu betruͤgen; er figt im
Winkel eures Teuerheerds, und hat die fürenge
Wahrheit zum Gegenftande: Er will, daß man
ibm glaube, will interefliren, rühren, bins
u reiffen,
& nouvellesIdylles deD... &c. 293
zeiffen, erfebüttern, die Haut fehauern, und Thräs
nen flieffen machen: Wirkungen, die man ohne,
Beredfamfeit und Poefie nicht hervorbringt.
Aber die Beredſamkeit ift eine Art, von Lügen,
und nichts hindert die Illuſion mehr, als die Poe⸗
fie... Beide vergrößern, erweitern, übertreiben,
erwecken Mißtrauen. Wie wird-es diefer Erzeh⸗
ler angreifen, euch zu betrügen? So: Er wird
in feine Erzehlung Pleine Umftände, die genau mit
der Sache verbunden find; fo einfältige, fo na⸗
tüclihe, und dabey doch fo ſchwer zu erfindende
Züge ſtreuen, daß ihr euch genöthiget finden wer⸗
det, bey euch felbft zu fagen: Meiner Treu! das
iſt wahre! Dergleichen Dinge erfindet man nicht:
Auf diefe Art wird er die Uebertreibunz;en der Be:
sedfamfeit und Poeſie wieder gut machen; die.
Wahrheit der Natur wird das Blendwerk der
Kunft verbergen, er wird twiderfprechendfcheis
nende Foderungen erfüllen; zugleich ein Geſchicht⸗
fhreiber und ein Poet, wahrhaft und doch eim
Luͤgner fen. Ein Benfpiel, von einer andern
Kunſt entlehnt, wird vieleicht beffer begreiflich
machen, was ich fagen will. Ein Künftler mahle
einen Kopf auf feine Leinewand; alle Formen find
flarf, groß und regelmäßig; es ift das vollkom⸗
menſte auserlefenfte Ganze. Wenn ich es betrach⸗
ce, fo fühle ich Ehrfurcht, Bewunderung, Schre⸗
fen. Ich fische das Modell dazu in der Natur;
und ic) finde es nicht. In Wergleichung dagegen
iſt alles ſchwach, klein, nichtsbedeutend: dieſes if
| T 3 ein
294 Contes moraux
ein Idealkopf, fühle ich bey mir felber. Aber der
Künftler laffe mid nur eine Elcine Narbe an der
Stirne diefes Kopfes, oder eine Warze am Schla⸗
fe, eine unmerfliche Naht an der Unterlippe wahr;
nehmen, — und der Kopf, der mir cin deal
war, wird augenbliklid ein Portrait. Pocken⸗
gruben am Augenminfel, oder neben der Naſe, —
und dieſes Weibergefiche iſt nicht mehr das Geſicht
der Venus; es iſt das Geficht einer Nachbarinn.
Ich würde alſo unfern Hiftorifchen Erzehlern fagen:
Eure Figuren find ſchoͤn, wenn ihr wolle; aber
die Warze am Schlaf, die Naht an der Lippe,
die Pockengruben neben der Naſe, welche fie zu
wahrhaften Figuren machen würden, mangeln ih⸗
nen. ind, wie mein Sreund Cailleau fagte:
Ein wenig Staub auf meine Schuße, und ich
Eonıme nicht aus meiner Kammer; ich komme vom
gande.“
„ „ Atque ita mentitur, fic veris falla
'remifcet,
Primo ne medium, medio ne difcrepet
imum.
Horaꝛ Dichrfunft. “
In dieſer kleinen Theorie iſt Wahres und Gutes;
aber auch manches, das wir näher beſtimmt
wünfchtn. Dur ein Wort von der legten Art
von Erzcehlungen zu fagen: was ift das für eine
Beredſamkeit und Poefie, die fo ganz ihres Zwecks
verfehlt, daß fie uns aus eben der Illuſion her⸗
aushebt, in die ſie uns hineinſetzen ſollte? Es
not
‚ & nouvellesIdylles de.D,..&c. 29 5
othmwendig die falſche Wenn von Erfindung
der Sachen die Rede iſt; fo iſts wahr, man ers
zehlt nicht gernedas Alltaͤgliche, das Gemeine; lies
ber das Neue, das ˖Außerordentliche: aber nie
geht der wahre Port damit ins Unglaubliche und
Unnatuͤrliche über ; er beobachtet in feinen Cha⸗
zafteren das Maaß der Menfchheir, ohne fie zu
Koloſſen zu bilden, und findet zu feinen auerors
denslichfien Wirkungen wahrfcheinliche Urfachenim, .
gewöhnlichen Laufe der Natur. Macht er es an⸗
ders, fo kann ers durch Feinz hinzugedichteten Um⸗
ftände fo leicht wieder gut machen; und macht er.
es wirklich ſo, fo hat er ja nichts wieder gut zu
machen. Die Fleinen Umftände dienen zu ganz
etwas anderm, als zum Erfag der poetifhen Her
berträbung,,. fie dienen zur Vollendung der poetis
ſchen Illuſion. Es find die individuellen Züge,
ohne die Feine Wirklichkeit, mithin auch Feine Täus
fung, feine Rührung, feine Erfchätterung if.
Aber allemial find fie ſchlecht, wenn fie weiter
nichts, als natürlich, wenn fie bloß unbedeutende
Mebenumſtaͤnde, bloß Tcheinbare Fehler der Nach⸗
laͤßigkeit find. Zwar in dramatifchen Werken,
wo wir glauben füllen, daß alks wor unfern Aus
gen gefchehe, iſt das ein wenig anders ; aber nicht
in eugchlenden, wo wir fhon eine feinere Auswahl
Der Umftände fodern. Denn da der Erzehler un⸗
möglich alles vorbringen fann, was das Drama
vorſtellt; ‚da er auch nicht alles muß. vorbringen
wollen: fo müflen es fon die bedeutendften, ins
za tem
—
296 Contes moraux
tereffanteften Fleinen Umſtaͤnde ſeyn, die er mit
nimmt, feine Charakterzuͤge, innige Züge der Lei⸗
denſchaft, Eleine viel erklaͤrende Bemerkungen, die
uns mit der ganzen Lage der Sachen beſſer bekannt
machen. llnd fo find auch wirklich die kleinen
Umſtaͤnde und Zuͤge, die Herr Diderot ſelbſt ſei⸗
ner Erzehlung eingewebt hat. Wenn z. B. Oli⸗
vier — des Nachts — von der Seite ſeiner
Frau — ohne ihr ein Wort zu ſagen — aufficht:
wer fühle nicht die Wichtigkeit dicker Umſtaͤnde?
Wer erkennt nicht im Dltoier den wahren enthu⸗
fiaftifchen Freund, der vor dem Ungluͤcke feines Fe⸗
lie nicht ruhen kann? der ſich heimlich von feie
nem Weibe wegftichle, um nicht durch ihre Vor⸗
ſtellungen und Thränen in feinem gefahrvollen Ent
fehluffe wanfend zu werden? Wer würde nicht mit
diefen Fleinen Umſtaͤnden etwas ſehr wefentliches
aus der Geſchichte zu entbehren glauben ?
Redet Here Diderot nicht von der Erſta⸗
dung der Sachen, fondern von der Pocfie des
Styls, von der Veredfamkeit der Sprache; fo
muß es wieder die falfche Poeſie und Beredſamkeit
fegn, die duch Vergrößerung und Lichertreibung,
Mistrauen erweckt. Und auch hier wird fich dem
Schaden, den diefe durch ihren Schwulft, ihren
überfpannten Affekt, ihre hoch daherfahrenden
Bilder gethan hat, durch Feine kleinen Nachlaͤßig⸗
feiten fo leicht wieder abhelfen laſſen. Vielmehr
würden biefe mit dem Schwälftigen und Praͤchti⸗
gen des ganzen Tone zur nen fehr unangeneh⸗
men
& nouvelles IdyliesdeD... &c. ‚294
men Kontraft machen. . Aber es giebt ja eine Ber
redſamkeit des Herzens, die feinem Dinge zu viel
thut; die ihten Ton genau nach dem Gegenftande,
den Grad des Affekts genau nach den Urfachen ab:
miße, die in ihrem Schmucke fparfam, in ihrer .
Erhabenheit einfältig, in ihrem Pathos natuͤrlich,
immer ganz in ihren Stoff vertieft ift, immer nur.
an richtige Börftelung der Sachen denkt, immer
“=
felbft getäufcht und gerührt, das Täufchende und
Ruͤhrende trift, ohne es aͤngſtlich zu ſuchen, im;
mer ſelbſt erwaͤrmt — und voll Theilnehmung, mit
nachdruͤcklicher Kuͤrze von einem zum andern forteilt.
Dieſe Beredſamkeit — und es iſt die einzige, die
ihres Namens werth iſt — kann unmoͤglich Miß⸗
trauen erwecken, kann unmoͤglich etwas verderben,
das durch eingeſtreute gemeine Zuͤge wieder erſetzt
werden muͤßte. Was von ſolchen Zuͤgen wuͤrklich
zur Taͤuſchung und Ruͤhrung gehoͤrt, daß hat ſie
ſelbſt, vermoͤge ihrer eigenen Taͤuſchung und Ruͤh⸗
rung, ſchon mitgenommen.
Der zweyte moraliſche Geſichtspunkt, den
Herr Diderot fuͤr ſeine Erzehlung angiebt, iſt
dieſer: „Felix war ein Bettler, der nichts harte.
" Diivier war ein anderer Bettler der auch nichts.
hatte. Sagt das Gleiche vom Kohlenbrenner,
von der Kohlenbrennerinn, und von den übrigen
Perſonen diefer Erzehlung: und zicht daraus übers
‚ haupt diefen Schluß: daß es felten eine vollkom⸗
men wahre Freundſchaft geben kann, als zwifchen
Menſchen, die nichts haben. - Alsdann macht ein
| T
5. Menſch
298 Contes moraux
Menfch das ganze Glück feines Freundes, und der
Freund das ganze Glück diefes Menfchen aus.
Daher die Erfahrungswahrkeit:. daß das Ungläd
ale Bande fefter knuͤpft; und der Stoff zu einem
kleinen Paragraphen mehr für bie erſte Aus gabe
des Buchs de Eſprit. “
Richtiger wäre diefer Satz vielleicht, wenn
man ihn umfehrte, und das zur Folge machte,
was Herr Diderot zur Urfache macht. Es if
wahr; das Ungluͤck knuͤpft alle Bande fefler; aber.
warum ? Weil es. in Armuth ſtuͤezt? Das chur
ja wohl das wenigfle Unglüf. fe , weil
fi der Ungluͤckliche ſthwach fühle, weil es ihm um
Rath, um Troſt, um Beyſtand zu thun iſt. Mun
iſt aber auch Armuth ein Ungluͤck; auch Armuth
fühle ſich ſchwach und huͤlfsbeduͤrftig, und fo
siehe fie die Bande der Freundſchaft, ganz natüichs
her Weife , fhärfer an, und Enüpft fie fefter und
enger. Daher auch die erftaunlichen Beweiſe von
Freundſchaft, die man uns von rohen und toilden
Völkern erzehlt; denn das Intereſſe der Freunds
(haft iſt hier unauflöslich mis dem flärffien Iris |
be, mit dem Triebe zur Selbſtechaltung verbun⸗
den.
| Daß man nun aber ja nicht die zu voreiligen
Schluͤſſe ziehe: Folglich iſt ver aͤrmſte Menſch;
folglich der am wenigſten aufgeklaͤrte, am wenigſten
gefittete Menſch, der beſte Menſch! Folglich iſt
nicmand beſſer als der Aermſte von allen, der Wil⸗
de! Din, antworten wir; Der gute Fultivirte
Menſch
& nouvelles Idylies deD...&c, 299°
Menſch ift ficher unendlich beffer, als der gute ums
Euftivirte. ine Anmerkung, die wir um der ges
ruͤmpften Naſen geroiffer Kunftrichter willen, eben
nicht unterdrüden wollen; denn was liegt ung
doch an dem Benfalle oder Tadel der Herren, des
nen diefe Naſen zugehören? Die Kultur ſchwaͤcht,
es iſt wahr; aber nur den einen Theil des morali⸗
ſchen Menſchen, und was ſie dieſem an Staͤrke
nimmt ‚\ das giebt fie dafuͤr dem andern,. Indem
fie die Herrſchaft der Leidenſchaften einſchraͤnkt, fo,
erweitert fie die der Vernunft; und dann fann
nun freylich der Freund, über Erfüllung der Ei
nen Pflicht, nicht mehr fo ganz aller andern vergefs
fen ; dann macht ihn freylich die Freundſchaft ges
gen Einen Menfhen nicht mehr zum Feinde von
taufend andern; dann opfert er freylich nicht mehr
Rechtſchaffenheit und Gewiſſen einer Tugend auf,
die wie alle andere Tugenden nur in ſo ferne Tu⸗
gend iſt, als fie Maaß hält. Don der wahrer,
achten Freundfchaft, die das Aeußerſte hut, was
fie darf, Haben auch die Fultivirten Nationen ihre
großen rühmlichen Benfpiele: und hätte nur Mene⸗
- fipp beym Lucian feine Sache verftanden, fo haͤtte
er den Toraris mit feinem dritten DBeyfpiele von
ſcythiſcher Freundſchaft gar fehr in die Enge treis
ben koͤnnen; denn fo groß und ſtark diefes Bey⸗
fpiel ift, eben fo ſchaͤndlich und nichtewürdig ift ee.
Stärke ift vortreflih , wann fie ſich mit Güte ver:
bindet; aber auch nur dann, wann fie ſich mit Guͤ⸗
se verbindet. So ift Saune vortreflich, wenn fie
der
300 Contes moraux
der gefunden Vernunft zur Seite geht; aber auch
nnausſtehlich albern und kindiſch, wenn fie allein :
ihren gelehrten Zeitungsartikel fchreibt, ohree die
s.:funde Vernunft daran Theil nehmen zu laſſen.
Wir müfkn noch ein paar Worte über die
Verzierungen der großen Ausgabe fagen, bie eben
fo merkwürdig durch ihre eigene Schönfeit, als
durch den Umftand find, daß Herr Geßner mit
dem Herrn von Hagedorn der einzige ausuͤbende
Kunftfenner unter unfern Gelehrten if. — Man
weiß, daß fi) Geßners radirte Blätter, eben
wie die Werfe eines von Hagedorn, Waterloo,
Mode, Meil und anderer felbfidenfender. Zeichner,
durch eine zivanglofe Manier, - und einen eigen
thümlichen Originalcharafter von den fleißig aus⸗
geführten Werfen der beften Madirnadeln und
“ Grabftichel unterfeheiden, die nur anderer Erfin-
dung Fopiren, und den Charafter eines fremden
Originals treulich auszudrücken ſuchen. Geßner
weiß das mannichfaltige Schoͤne, das er aus der
Natur geſammelt, vortreflich in Ein Ganzes zu ord⸗
nen ; und beſonders bemerken wir eine ſehr kluge
Anwendung feiner Staffirungen. Man ſieht,
wenn man dieſe ſeine letzten Blaͤtter mit denen ver⸗
gleicht, die ee vor einigen Jahren zuerſt bekannt
. machte, mit welchem Eyfer er feitdem das Stu⸗
dium der Antike in Abfiche feiner Figuren fortges
fest haben muß. Zum Beweiſe führen wir
die dritte bis ficbene, und dann die
neunte und zehnte Platte an. Die neunte befons
ders
’
—
& nouvelles Idylles deD...&c. 301
ders zeigt, wie unvergleichlich cr zu gruppiren weiß.
In weiblichen Figuren iſt cr ſtaͤrker, als in maͤnn⸗
lichen, und das ſitzende Weibchen in der fünften
Platte ift nach unferm Urtheile fein ſchoͤnſtes⸗
Auf eine vorzügliche Art ift cs ihm gelungen, die
unfchuldigen Spiele der Kinder zu fhildern ; denn
bier hat er ganz die licbenswürdige Einfalt der Na⸗
eur getroffen, und fi in Charafterifirung derſel⸗
ben an die Muſtei der beften Borgänger gehalten,
Wenn er ſich der Kunft früher und ganz allein ge⸗
wiedmer hätte, fo würde er durch anhaltende Ues
bung die Hand folgfamer gemacht, und es dann
mit jedem antifen Styliften aufgenommen haben.
Auch feine Vignetten find Beweiſe feines richrigen
und edlen Geſchmacks, der fo gar in den feinften
Werzierungen ſichtbar ift; denn fie find nie bloß
zufällig angebracht, um nurdas Auge zu ergößen,
fondern haben alle, oder doch faft alle, ihre gehörige
Beziehung auf den Gegenfland. Durchaus ficht
man, wie lebhaft und richtig er fich feine Wilder
denkt, und daß es ihm gleichviel ift, ob er fie mie
der Kadirnadel auf die Platte zeichnet, oder mie:
der Sprache beſchreibt; wenigſtens har der Zeich⸗
ner bey ihm den Ausdruck feiner Ideen eben ſo ſehr
in der Gewalt, als der Dichter. Da er fo vielen
Stoff zu reigenden Gemälden in alle feine Idyllen
gelegt, und nirgends fein maleriſches Genie vers
läugnet hat, fo findet der Künftler bey ihm Ideen
zu Bildern, wie erfie, felbft unter den fchönften in
den Werken anderer Dichter, vergebens ſucht. —
Es
⸗
302 Briefe eines Italieners
Es kann Herrn Geßner nicht anders als ange⸗
nehm zu erfahren ſeyn, daB wir dieſes Urtheil be
ſonders auf den Vorzug gruͤnden, den ihm ein ſo
großer Kuͤnſtler, wie unſer Oeſer, giebt. Herr
ODeſer hat nicht nur einige der intereſſanteſten
Ideen aus dem Tode Abels gemalt, er hat auch
verſchiedene Idyllen, und wie man leicht er
‚rathen kann, ganz vortreflich entworfen. Wir
wollen nur wuͤnſchen, daß er ſie alle vollendet, und
alle eben ſo ſchoͤn, als die Zephyre, die er jetzt zum
zweytennꝛale fo reizend ausführt, daß wir den aus⸗
nicht das erſte Original in den Händen einer Hief
gen Freundinn der ſchoͤnen Künfte bliebe.
need
IV.
Briefe eines’ Italieners über eine im Jahr
1755. angejtellten Reife nach Spanien.
Nebſt einem VBerzeichniß der vornehmften
auf diefer Meife angetroffenen Gemälde. .
Aus der franzöfiichen Ueberſetzung Des P.
Livoy. Leipziig, 177%
ir wuͤrden dieſe wenig erhebliche Briefe gar
nicht anzeigen, wenn es nicht wegen der
Gemaͤlde waͤre. Sie enthalten uͤber die Spani⸗
ſchen Sitten und Litteratur nichts neues, als was
wir laͤngſt aus des Clarke und Baretti Briefen,
— N
N
waͤrtigen Befizer darum beneiden würden, wenn
\
über eine deeſſ nach Spanten. 303
and andern wiſſen; die Urtheile über die Werke den
Malern, Bildhauerey und Baukunſt, verrathen -
auch Feinen großen Kenner. Aus Ermangelung
des Originals koͤnnen wir nicht beurtheilen, obes ein
Fehler des Originals, oder derlleberſetzung ift, wenn es
im drittenSBricfe beftändig heißt, Montferato- Die
Maria von Monſerrat ift fehr berühmt, undift
ihr felbft in Nom-eine Kirche Madonna di Mon-
ſerrato gewiedmet. Was der Verſaſſer ©. 63,
‚um ſich her flattern fehen, Können wir, nicht erras
then, denn es ift Kaum gelaffen worden, vermuth⸗
lich ans Eikjertigfeit des Drucks, um ein Wort
hinzuzuſetzen. Don der Barbarey in den Wiſſen⸗
haften, vonder einfältigen Ariftotelifchen Art zu
difputiren, von dem Verfall deriatinität, vondem -
Falſchen, und in Wortfpielen beftchenden Wig auf
den fpanifchen Univerfitäten fommen hin und wie
der luſtige Beweife vor. Zu Siguenza wohnte
der VWerfaſſer einer öffentlichen mebdicinifhen Dis .
fputation ben, darinn man fid) darüber firiet, ob
es dem, Menfchen nünlich oder ſchaͤdlich ſeyn wuͤr⸗
de, wenn er einen Singer mehr, oder weniger haͤtte.
Im 7ten Briefe fangen die Nachrichten von
Madrit an. Zuerſt von Buenretiro, wo ein '
Gcmälde von Epriftus im Delgarten dem Raphas
el beygelegt wid, da la Martinierg und andre
es dem Michel Angelo zufchreiben, und in ben
Palaſt zu Madrit fegn Die Manier dieſer
beiden, großen Meifter iſt gleichwohl fo verfchieden,
daß dergleichen Irrthum nicht wohl mes if.
as
— | | —
304 Briefe eines Italieners
Das Hofthearer iſt nicht groß aber koͤniglich. Die
Beſchreibung des Stiergefechts koͤmmt mit der in
andern Büchern überein. Der ite Brief befchreibt |
des Effurial. Es ift befannt, daß ſolches einen
Schatz von Gemälden der größten italieniſchen
Meiſter enthaͤlt, welche, wenn ſie an einem Orte
beyſammen hiengen, der anſehnlichſten Gallerie in
Europa nichts nachgeben wuͤrden. Es werden hier
1620. Gemaͤlde in Del angegeben, ohne die vielen
Freskomalereyen zu rechnen.
Das Verzjeichniß der vornehmfien darunter
haben wir ehemals aus des oben angeführtes
Elarfe Briefen*) mitgerheilt, und wollen alfo die
Liebhaber dahin verweilen. Der Verfaſſer geht
fie durch: fonderbar iſt es.aber, daß in dem am
Ende angehängten Verzeichniffe von denen in den
Briefen vorfommenden Gemälden, alle noch eins
mal vorfommen. Das legte fol eigentlich ein fe
genannter Catalogue raifonne fiyn; allein zw
geſchweigen, daß die Lirthelle oft feinen genauen
Kenner, der in die Geheimniſſe der Kunft einbringt,
verrathen, fo entſteht dadurch eine efelhafte Wie⸗
derholung, da oft das, was in den Briefen ſteht,
Bier nur mit andern Worten wiederholt iſt. Bey
manchen fteht fyon in den Briefen eine Beurthei⸗
lung, und fie fehle im Verzeichniſſe. Entweder
Hätte man die Gemälde in den Briefen übergeben,
und alles bis zuletzt verfparen, ober alles in Ge
ſtalt der Veieſe vortragen ſollen, ſo hatte m man nee
*) Siblither. B.X. ©. go.
— .
übereine Reife nach Epanien. 305
den Verdruß gehabt, einerlen Sache zweymal zu
leſen. Inzwiſchen hat.das Verzeichniß doc) das -
Verdienſt, daß man einige Beurtheilung darinn
‚findet, und nicht bloß magere Anzeige des Mei⸗
ſters und des Gegenſtandes lieſet. Die herrlichen
Denkmale, welche Mengsi in den Königl. Pallaͤſten
hinterlaſſen, koͤnnen hier noch nicht angefuͤhrt ſeyn,
weil fie neuer find. Seite 256: ſollte es Segen
und nicht Seher, Seite 265. Lavinia nit La-
rinia heiffen: dergleichen Druckfehler komnien Fin
und wieder vor, und find nicht gut, weil fie leicht
zu Irrthuͤmern in der Kuͤnſtlergeſchichte Anlaß ges
ben fönnen.. So wie men au bey einer
Meberfegung nicht die franzoͤſiſchen Taufnahmen,
zumal bey Meiftern, die nicht einmal Franzoſen
find, beybehalten, und z. E. (Seite 103.) Bars
thelemi Cordenas drucken follte. Falſch ift es
auch, wenn der Ucberfeger den Caracei allemal
Earaccio nennt, ob ihn gleih manche fo ſchrei⸗
ben.
=
Bon S. Aldefonfo wird nur überhaupt ger
fagt, daß es daſelbſt viele ſchoͤne Gemälde gäbe,
es werden aber nur einige Stüde von Raphael,
Tizian, Guercino und Guido angeführt, und
Hinten im Verzeichniß ſteht auch nichts weiter.
Die dafelbft befindlichen antifen Statuen, werden
kurz berührt. Der fogenannte Ponte di Se:
govia ift eine merfwürdige Wafferleitung, welche
ı die Fabel dem Herfules, andre dem Kayſer
Traian zuſchreiben, welches eben fo ungewiß iſt,
N. Bibl. xXVI. B. 2. St. U da
u . u
306 Briefe eines Italieners über eine Reife sc.
da die alten Schriftfteller nichts davon-melden, und
der Kanfer, deſſen Namen man auf der Bruͤcke
von Alcantara in fechs verfchiedenen Inſchriften lies
fet, würde vermuthlich nicht ermangelt haben,
auch hier feines Namens Gedaͤchtniß zu fliften.
Seite 2074. werden einige Werfedes Alphon⸗
ſus Berruguetta angeführe, welchen Fuͤesli nach
dem Velaſco, Berrugniete nennet. Es iſt cin
auswärts nicht ſehr bekannter Meiſter, und gleich⸗
wohl der Spaniſche Michel Angelo, welchen
Namen ihm wenigſtens ſeine Landsleute beylegen,
weil er ſich als Maler, Bildhauer und Baumeiſter
hervorthat. Ein Mufter eines abgeſchmackten
Gemaͤldes ift das von Boſeo (&. 269.) über die
orte: Alles Fleiſch ift wie Hm, Jeſ. K. 40
Ein großer Wagen voll Heu, worauf verfechledene
feltfanie, die Bergnügungen der Sinne vorſtellende
Figuren figen, wird von 7. wilden Thieren geze⸗
gen, welche Bilder der 7. Todfünden find; ihn
umgeben eine Menge Leute von verſchiedenen Cha:
raktern, die lächerlihe Stellungen, und allerley
Inſtrumente haben, welche der Erfindung des
Malers gemäß find. Die Ausführung fol übrs
gens geiſtreich, vol Harmonie, und von guter
Sarbengebung feyn. Konnte der Maler feine Talent
nicht beffer anwendenk
37
° . \
Vermiſchte Rachrichten.
Aus Deuuſchland. |
ran, by Wolfgang Walthers Herr Hofe
rath Schreber fährt In feiner herrlichen Na
turgeſchichte niit dem unermüdeten Fleiße fort, wos
mit er angefangen. Wir haben wieder den fünf
ten und fechften Heft der Saͤugthiere, oder den
Monat May und Junius in Händen, wovon
der erſte immer noch das fo weitläuftige Ge⸗
ſchlecht der Affen ſortſetzt: der bte Meerkatzen
und Fledermaͤuſe enthaͤlt. Mit wie vieler
Genauigkeit und Sorgfalt man bey Abzeichnung
nd Ausmalung verfaͤhret, kann dieß zu einer
Probe dienen, daß die fünfte Platte noch einmal
in dem fünften Hefte erfheint, weil man durd den
Hm. D. Herrmann, Prof. der Naturhiſtorie in
Straßburg.eine richtigere Abbildung desSimialnuus
Linn. erhalten, als jene aus dem Buͤffon war.
Det Echreberifche Tert gehe nun bie auf den
: Bogen M.und ber Kupferplattenfind 46. Wir
wuͤnſchen, daß der Eifer der Subferibenten
den Eifer des Verlegers fo erhalten möge, daß
Das Werk richt unterbrochen werde.
£erpzig. Herr Bauſe har die Bildniffe des
Seren Pr. Ramlers zu Berlin, und des gch. Lega⸗
tionsrathes Hrn. von Hagedorn zu Dresten, beide
sach Gemälden von Ant. Graff, in Kupfer geſto⸗
hen. Welcher Freund der Mufen und der Kuͤnſte
wird nicht die Bilpniffe zweener ſolcher Männer,
von einem Bauſe geſtochen, in finem Zimmer
aufhängen?
12 En⸗
|
308 | Vermiſchte Nachrichten.
| Engelland.
Neue Kupferſtiche.
London. Von hieraus koͤnnen wir folgende
neue Kupferſtiche nicht unangezeigt laſſe.
Der auferſtandne Heiland erfcheinet fer
ner Mutter, mit einer lateiniſchen und engliſchen
Inſchrift, nad) dem Gemälde des ÖGnercino a
der Kirche il nome di Dio zu Cento, feiner
Vaterſtadt.
Die Geliebte des Parmegiano, Parme-
giani Amica, nach einem Gemaͤlde dieſes, eigent⸗
Ub Franceſco Mazzuoli genannten, Meiſters,
welches der Koͤnig von Neapel beſitzet. Beide
Staͤcke find in gewöhnlicher Größe von Robert
Strange , nach feinen eignen Abzeichnungen ge
ſtochen, und dieß ift wohl zu ihrem Ruhme genug
geſagt. Sie haben in allen Theilen noch die vos
Kraft und Annehmlichkeit des Griffels, der längfl
an dieſem großen Meifter , bewundert wird,
und die Gemaͤlde ſelber muͤſſen den Liebhabern auch
nicht undekannt ſeyn. Im erften- iſt die edelße
Stellung und der goͤttliche Friede des Heilands ſo
wohl, als das ſtille Entzuͤcken der vor ihm. knien
den Mutter, aufs volfommenfte ausgebrüdt
Im Testen ficht man das. Srauenzimmer, halb aus,
von hinten, mit ihrem feitwerts gedrehten Ange
fihte, das auf ein in den Armen haltendes geradt
geſtelltes Kind gerichtet iſt. Jenes koſtet 7. und,
und diefes 6 Shilinge , ein. Preis, der nis
mand gereuen wird. Moch
\
Vermiſchte Nachrichten. 309
Noch zwey Stuͤcke vom R. Strange, die er
auch in Italien von ſchaͤtzbaren Originalen abge⸗
zeichnet hat. Eines iſt die beruͤhmte Magdalene
von Guido Reni, im Palaſte Barberini zu
Mom die wir nicht zur beſchreiben brauchen: das andere
ein Kupido, nah Schidone aus der Sammlung
des Königs von Neapel Er ruht in einer Land⸗
ſchaft tiefdenfend , und auf einen Arm- geftügt,
wovon er den einen Finger an den Mund gelegt
hat. Beide find vortreflich auseckührt: das erſte⸗
re aber ift von mehrerer Kunft, auch etwas größer,
und koſtet daher eine halbe Guinee, letzters nur 6.
Schillinge. 9
Ein paar angenehme Landſchaften nach €.
Poelendurg, vor P. S. Lamborn geſtochen.
Die eine aus der Sammlung deg Herzogs von De
vonſhire, iſt mit anfchnlichen Ruinen erfuͤllet, zwi⸗
ſchen denen verſchiedenes Vich weidet; im Voder⸗
grunde aber ſieht man, eine Ruhe Joſephs im Ae⸗
gypten. Das andere, ſo Herr Lombe beſitzet,
enthaͤlt ein Nymphenbad. Sie find von einer
Groͤße, zu 10 und einem halben Zoll Hoͤhe, und
| U3 u 15
"), Ben diefen neuen Blättern’ des Strange müffen
" wir noch bemerfen, daß auch der Kupferdrucker
Bocquet feinen Rahmen darunter geſetzet habe-
Der Umſtand fcheint vieleicht manchen unbedenu⸗
tend. Wir fönnen aber bey diefer Gelegenheit den
Wunſch nicht zuräckhalten, daß mehrere deutſche
Künftler in dem Kupferdrucken, und dazu geboͤri⸗
gen Werkzeugen noch von den Auslaͤndern Iernen
möchten , um ihren Arbeiten ein beſſer Anſehen zu
geben.
316 Vermiſchte Nachrichten.
15:3. Breite, j und koſten zuſammen eine halbe
Guinte.
Ein gar vortreſllches Stuͤck von Carlom in
ſchwarzer Kunſt, nach Zoffany, The Porter
and Hare betitelt. Ein Landmann, als Bote,
bringt zween vor ihm ſtehenden Knaben, einen Ha⸗
ſen. Die Handlung iſt ſehr einfach, aber wohl
ausgedrudt , und vermurhlich nach dena Leben.
Die Höhe iſt 20 undı halben Zoll, zu faſt 16 2.
Dreite, und der Preis ı2 Schillinge.
Ein angenehmes Frauenzimmer, Mrs. Crew,
vom Ritter Reynolds gemalet, und von Tho,
War on in ſchwarzer Kunft gegraben. Sie fiel
unter einem Felſen, zwifchen einge Heerde Schaft,
einen Eleinen Hund zu den Züffen, in einer Scftüre
begriffen, und das Haupt geſtuͤtzt. Dieſer reisen
de Gedanke ift aufs ſchoͤnſte ausgeführt, und hat
im Kupferblatte 19 Zoll Breite, zu faſt ı8 Zol
Höhe Die erften Abdruͤcke koften eine Guinee.
The Honaurable Mrs. Parker, von eben
gedachten beiden Meiltern, in fehtwarzer Kunfl.
Sie ſteht ganz aus in cinem Gehölze, an ein er⸗
habnes Mauerwerk gelehnet, weldes mit einem
praͤchtigem Gefäße gezieret iſt. Ein überaus ſchoͤ⸗
nes Blatt, zu faſt 23 Zoll Höhe, und 14 Zol
Breite; koſtet 15 Schillinge.
The Right Honourable Selina Countefs
Dowager of Huntingdon. Diet befannte
ftomme Dame, eine große Anhängerinn der Mo
thodiſten, iſt hier im Schleger ımd langer Track -
Ä vor⸗
— — —
. Bermifchte Nachrichten. | 311
vorgeſtellt. Sie ſteht ineinem Walde, ihre gräflis
che Krone mie Fuͤſſen fretend, und einen Dor⸗
nenkranz in der Hand haltend. Das Gemaͤlde ift
von J. Ruſſet; der Kupferſtecher aber har ſich
nicht genannt, ob er ſich gleich des Mezzotinto
nicht ſchaͤmen darf. Dig Maſſe beträgt 17 Zoll
Hoͤhe zu 13 Zoll Breite, und der Preig iſt eine
Halbe Suinee.
Der bekannte Waſſerfall zu Niagara in
Mordamerifg, mit umliegender Gegend. Eine‘
prächtige Ausſicht, von Richard Wilſon nah |
der Natur gemalet , und von Wilhelm Byrne
wohl geflohen. Hat 15 3.38 Höhe, zu 19 3.3,
"L Breite, und koſtet eine halbe Guinee.
Das Bildniß des letzt verſtorbnen beruͤhmten
Lord Epttelton, im Bruſtſtuͤcke, von B. Weſt
gemalet, durch R. Dunkarton in ſchwarzer
Kunſt. Ein ſchoͤnes Blatt, von aͤußerſter Aehn⸗
lichkeitt in großem Folioformat, zu 5 Schilling im
Preiſe.
Auch haben wir von den ſchon angezeigten
Zeichnungen des Claude Lorrain, die zwote Aus⸗
gabe von N. 21 —40. erhalten, die in allem Be
trachte der erften ähnlich ift.
Die aljährigen Gemäldeausftellungen,
find auch diegmal im Aprilmonat hier ges:
ſchehen. Da für den Eingang zu felbigen bezah⸗
Jet wird, fo find vieleicht dadurch drey befondere
Geſellſchaften veranlaflet worden, von ihren Wer⸗
Ten einigen Vortheil zu ziehen: 1. Die Koͤnigliche
Ua Aka⸗
Tr
312 VWVermicſchte Nachrichten.
Alademie. a. The Society of Artifts of Greät
Britain , Geſellſchaft der Künftler in Groß
Britannien. 3. The Society of Artifts affoci-
ated for the Relief of their diftrefsed Bre-
thren, their Widows and Children, die zut
Unterſtuͤtzung ihrer bedrückten Mitbräder, und. de
‚ ren Wittwen und Kinder vereinigte Kuͤnſtlerge
ſellſchaft. Wir wollen von einer jeden, die *
mehreſten Beyfall erhaltenen Stuͤcke anzeigen,
ſolches allemal zur Geſchichte der Kunſt nuͤtzlich 7
J. Die Koͤnigliche Akademie. Angelika
Kaufmann ſteht billig oben an, und hat ſolgen⸗
de Werke geliefere« Kalypſo ruft Himmel und
. Erde zu Zeugen ihrer aufrichtigen Reigung
gegen denUlyſſes an, deſſen ibreife ſie nicht hins
dern kann. Odyſſe B. 5. Stellung und Auss
druck find in beiden Figuren aͤußerſt bedcutend,
Die linke Band der Kalupfo ruhet in des Ulhſ⸗
ſes feiner, und mit der rechten zeiget fie gen Himmel.
Penelope erbitter den Beyſtand der
Minerva für die qluͤckliche Ruͤckkehr des Te
lemachus. Odyſſee B. 4. Die Goͤttinn ficht auf
- einem Fußgeſtelle. Penelope, in der reizendſten
Figur, erhebt ihre rechte Hand gegen diefelbe, und
hält die linke mit der Erde parallel. Ein Gefolge
‚weiblicher Bediente bringt die Opfer herbey.
Kupido bindet die fchlafende Aglaja an eis
nen Eorbeerbaum. Der Schelm ficht dem Liebes⸗
gotte aus den Augen, und von der Aglaja iſt das
ide Gewand unverbeſſerlich geworfen.
Ari⸗
Ariadne vom Thefeus verfaffen. Nureinceins
zelne Figur, dieaber mehr, als manche reiche Zufanıs
menſetzung gerührt hat. Der Sram und die Ver⸗
zweiflung ift in der ruͤckwaͤrts gelehnten Ariadne
vorteiflih ausgedrüdt.
Paris und Helena verlangen
vom Kupido, ihrer beider Herzen
mit Liebe zu erfüllen. Kupido hat feinen Bos
gen auf die Helena gerichtet. Sie jeiget ihm aber,
daß er auf den Paris zielen folle; da hingegen
WVermiſchte Nachrichten. 313
Sn
dieſer wiederum auf fie weiſet, und zu ſagen ſchei⸗
net, daß er genug verwundert ſey. ‚Ein gutes Bild der.
Eiferfucht, welche die heftige Liebe zu begleiten pfleger.
Koͤnig Lear und feine Tochter Kors
delia, nah dem Shakeſpeare, von Jakob
Barry. - Ein flarfes Stuͤck. Kordelia liege
todt an der Erde, aus dem Gefängniffe, darinn fie
erdroffelt worden, hervorgesogen. Der Alte fine mie
feinen zerftreueten. grauen Haar neben ihr, in äußerfter
Verzweiflung, dielinfe Hand an die Stirn gedruckt,
und mit der echten feine erblaffere Tochter umfaffend.
Antiochus und Stratonice, ven
demſelben. Antiochus iſt hier in dem
Zeitpunkte vorgeſtellet, da er eben bey der Ankunft
ſeiner Mutter in Ohnmacht ſinkt, und dieſe den
Schleyer zuruͤck ſchlaͤgt. Ihr folgen drey Maͤd⸗
chen: Der Vater haͤlt den Sohn, und der Arzt
fuͤhlt ihm an den Puls. Dieß Gemaͤlde giebt dem er⸗
ſten im Ausdrucke nichts nach, und hat von ſeinem
Gegenſtande den Vorzug der Annehmlichkeit.
Us; Dioges
\
t
314 Bermifchte Nachrichten.
Diogenes mit der Laterne, von? 9. Bimk
Er ift von eine Haufen Menfchen verfihiedenm
Alters umgeben, dieihre Bewunderung auf han
cherley Art augdrüden. Der Philoſoph aber hat
- „ein mitleidiges, mildes Anfehen.
Perieus befreyet die Andromebda don dem
Selten, durh J.B. Cipriani. Er loͤſet die Ketten ah,
Vertumnus und Pomona, von demſelben. In
beiden zeige ſich Überall die Hand eines großen Meiſters
Orpheus beweinet ſeine Eurpdice,
von Nath. Dance. Vielleicht das vorzuͤglich⸗
ſte Stuͤck in der ganzen Sammlung, ſo wohl was
Zeichnung als Ansführung betrift.
Verſchiedene hiſtoriſche Bildniffe vom Ritter Jo⸗
ſua Reynolds, als a)die Herzoginn von®locgiier
mit ihrer Tochter, bey welcher drey Fraueuzimmer dag
Bild des Hymens ſchmuͤcken; h) eine Dame, im Cha⸗
rakter der Miranda, aus dem Shakeſpeariſchen
Sturm; 0) Der Sieg der Wahrheit mie einem
Portrait vom Dr. Beattie, fo auf feine Abhandlung
son der Wahrheit zieler.
Die Hirten im Felde bey der Geburt
des Heylands, und Mofes die GSeſetz⸗
tofein empfangend. Zwo Stuͤcke von
Beni. Welt, jenes zum Altarblatee, und
Diefes für die Paulsfirche beftimme. Beide von der
Meiſterzuͤgen dieſes großen Malers’ belebt.
Il. Society of Artifts ef Great Britain,
Palemon und Lavinia, aus Thomſons Jahess
zeiten, von Greenwood. Die Figuren find zu
| | | klein
Bermifchte Nachrichten 318
klein, um den Fräftigften Ausdruck anzunchmen.
Doch iſt, was immer möglich geleifter worden.
EajusMariusaufdenRuinen von Kartha⸗
90, duch Mortimer. Hier iſt die größefte
Kraft in Stellung und Ausdrude, fo gar bis zu
„den untergeordneten Figuren. Die Stärke diefes
Meiſters beftche überhaupt im Fuͤrchterlichen.
Der Fortgang des Laſters, von ebendemfelben,
in vier Gemälden, nach dem Plane des Hogarths,
nur weniger Gewuͤhl, und mehr Ernſt, ohne alle
Laune und Satire.
Venus entwaffnet den Kupido, von Taf
faert. Ein reizendes Stuͤd.
Der Barde, aus Gray's Dde, von Jones.
„Die Zufammenkunft des Oreſtes und der
Elektra, von Paxton. |
II, Society for the Relief of cheir di-
ftrelsed Brechren &c,
Das Urtheil Paris, von Blondel— kraͤftig
im Ausdruck.
Die Scene der Hexen im Wocbeth, von
Dawes. Stark.
Suſanne mit den Aelteſten, und
Loth mit feinen Töchtern, zwey Stüde, von
Hagarty; wohl ausgeführt.
Der Tod Lukreziens, von Melle.
Die Sturmſcene im König Lear, von Ri⸗
chards. Beides gute Stuͤcke.
Unter den vielen Bildniſſen, die auch bier, wie in
den andern Ausftelungen erfienen, find vorzüg .
lich die von Morland, wegen ihrer fleigigen Ause
führung gerühmet worden. _ Neue
316 Vermiſchte Nachrichten.
Neue engliſche Schriften,
die ſchoͤnen Wiſſenſchaften Betreffend.
A Philofophical Analyfıs and IHuftracion
of fome of Shake/peare’s remarkable' Chara-
‚&ters. gvo. Murray. Shakeſpear ift unftreitig
einer der größten Meifter in der Kenntniß des
menſchlichen Herzens. Seine Charaftere find. aus der
Natur felbjt gehoben. Ueberall finden wir bey
ihm die Leidenſchaften in ihren geheimfien Win⸗
keln entdeckt: wir fehen die Gegenflände, durch die
fie gereizt, oder unterdruͤckt werden, ihre Verbin⸗
dungen, ihren Kampf, und ihren Fortgang von
dem erften Anbruche an bis zu ihrer äußerften Hi
ge: ihn zu ſtudiren, heiße die Natur ſelbſt ſtudi⸗
ren. Der Verfaffer gegenwärtiger Schrift zeiget
diefes in den Beyſpielen einiger Hauptcharakter,
die in Shakeſpear's dramatifihen Stuͤcken aufge
Führe soerden. Es find diefes Macheth, Ham⸗
let, der melanfolifhe Jacques in dem Stüde As
you like it und in Imogen. Durchgaͤngig zei⸗
get der Berfaffer (Hr. Richardfon,) einen unge
meinen philoſophiſchen Scharffinn mit dem feinften
Geſchmacke verbunden, und indem er die geheims
ften Seidenfchaften bis zu ihrer Quelle verfolget,
wird er nicht nur fruchtbar. an guten moralifchen
Srundfägen, fondern auch Ichrreich für den dra⸗
matifchen Dichter.
Theatrical Portraits. Epigrammatical-
ly delineated: wherein the Merit and De-
merit
Vermifchte Nachrichten. 317
merit ofmoft our Stage-Heros and Heroi-
‚nes are excellently painted by fome of
the beft Mafters. Infcribed to the Perfor-
mers of both Thearres. gto. Bew. Sobald
Portraite in der Abſicht gezeichnet werden, Witz
und Laune zu zeigen, ſo ſteht nicht zu vermuthen,
daß der Maler der Wahrheit allezeit getreu bleibe; -
und dieß ift auch der Fall bey den gegenwärtigen,
fo.fehr man fie auch in Anfehung des epigramma⸗
tiſchen Witzes empfehlen kann. |
‘ The Works in Architeeture of Robert
and James Adam, Esgs. of the Adelphi;
Containing Deſigns invented and executed -
by them in Great Britain and Ireland. Sold
by Becker &c. Wir haben die erften Bogen
Diefes Werfs, das die beiden Hrn. Adams von
den Gebäuden, die fie in Engelland und Irrland
aufgefuͤhret haben, herausgeben, bereitsiangezeige. Die
gegenwärtige Mum. II. enthalten die Zeichnungen von
des Lord Mansfields Landhauſe zu Kenwood in
ber Grafſchaft Middleſer, fauber geſtochen, mit
den Beſchreibungen der Platten, franzöfifch und
englifch; jede Sage Fofter ı Guinee. Bon der hier
angezeigten find auch Eremplarien zu. haben, wo
Das Deckenſtuͤck des großen Zimmers nach der
Ausführung illuminirt iſt: dieß koſtet 4 Schillin⸗
ge mehr.
Infancy; a Poem. Book the firt. By
Huch Downman. M. D. Hearsly. 1774.
Dieß Eleine Gedicht ift der Wartung der Kinder
9%
318 Vermiſchte Nachelchten.
gewiedmet und der Verfaſſer zeiget ſich darinnen
als ein vernuͤnftiger Arzt, als ein guter Dichter,
und als ein vortreflicher Sittenlehrer.
Asitiquities of England .and Wales:
‚being a Colledtion of Views of the moft
rerharkable Ruins and antient Buildings, ac»
cyrateiy drawn on the Spot. To
each View is added an hiftorical Account
of its Situation, when and by whom built,
' with every interefäing Circumftance rela-
ting thereto. Colledted from ehe bear au-
thorities. By Francis Grofe, Vol.
I. 4to. Hooper. Wir haben hen den erſten
Theil von dieſem koſtbaren und intereſſanten Wer⸗
ke angezeiget, welches eine getreue und umſtaͤndli⸗
che Beſchreibung der ſuͤdlich brittiſchen Alterthuͤ⸗
ner enthält. - Die bier beſchriebenen alten Schlöf
fer, Klöfter, Thuͤrme, Kirchen un! andere Ge
bäude find in ſchoͤnen Kupferſtichen beygefüget,
und der. Kommentar beut demLeſer ungemein unterhalb
ende Nachrichten und Erzählungen an. Dielinterfids
zung , die dem Werfaſſer bey diefen beiden Bänden gelchs
ſtet worden, und die Auffoderungen zu künftigen, laß
fen uns noch mehrern Bänden entgegen ſehen: aber
wie koſtbar wird es nicht, da ſchon diefe beiden an
die 30. Thlr. hinaufſteigen.
A A New Syftem, or, an Analylıs of an«
‚tient Mythology: Wherein an Attempt is
made to diveft tradition of Fable: and to
seduce the Truth to its original Purity.
⸗ By
Vermiſchte Nachrichten _ 319
By Jacob Bryant. 2 Vols. gro. Der Verfap
fer bemuͤht ſich in diefem ſehr gelehrten Werke den
Schleyer.der aflegorifchen Erdichtung dem alten
mythelogiſchen Syſtem zu entreiffen, den Göttern '
and Helden ihren poetifchen Schmud abzunehmen, -
den Quellen des Irrthums nachzufpüren, und al .
les auf die lautere hiſtoriſche Wahrheit zuruͤckzufuͤh⸗
ren. In dieſer Abſicht geht er zu der Kindheit der
erſten Weltalter zuruͤck, unterſucht die großen Be⸗
gebenheiten, vergleicht die heilige und Profange⸗
ſchichte, und zeigt den Urſprung aller Gebraͤuche
und Geheimuiſſe ber heydniſchen Voͤlker. Wie
viel bey einem ſolchen Werke bloßer Muthmaſſun⸗
gen vorkommen, die ſich nicht ſelten auf die ſo be⸗
truͤglichen Etymologien gründen, iſt leicht zu erra⸗
then: indeſſen verdienet das Werk eine naͤhere Be⸗
leuchtung der Gelehrten.
Obfervations on the Discourſes deli-
vered atthe Royal Academy, addreffed to -
the Prefident. 4to, Almon. 1774 Wirhe
ben ſchon einige Reden des Präfidenten Reynolds
bey Austheilung der Preife der Malerafademie um
fern Leſern vorgelegt, und werden die übrigen auch
von Zeit zu Zeit Kiefern. Diefe Anmerkungen eines
feinen Gegner geben hauptſaͤchlich dahin, fich der Bes
nezianiſchen Schule wieder ihn anzunehmen, da er
fich mehr fuͤr die Bologneſiſche erfläret.
Retaliation, a Poem. By Dr, Goldfunieh:
including Epitaphs on the moſt diftinguif-
| hed wiss of Metropolis, gro. Kear sy 1774.
Dr
320 , Vermiſchte Nachrichten.
„Dr. Goldſmith ſagt der Herausgeber, war in
einer Club witziger Koͤpfe, wo oft der Witz auf Ko⸗
ſten des Herzens ſchimmerte. Man ſchlug vor
Grabſchriften auf dieſen Dichter zu machen, und
ſein Vaterland, Dialekt und ſeine Perſon gaben
zu mancherley witzigen Einfaͤllen Anlaß. Herr G.
wurde zu einer Wiedervergeltung aufgefodert, und
bey der naͤchſten Zuſammenkunft brachte er folgen⸗
des Gedichte zum Vorſchein. Es enthält Grab⸗
ſchriften auf viele der bekannteſten ſchoͤnen Geiſter
in Engelland: ſie ſind voller Witz und Laune, und
charakteriſiren, ohne boshaft zu ſeyn, die Perſonen
auf das richtigſte.
Sketches of the Hiſtory of Man 4to.
2 Vol. 1774. Ein wichtiges Buch von dena
Lord Raimes, dem wir die von unſerm Meins
hard. überfegten Elements of Criticifm zu
danfen haben, fm gegenwärtigen Werfe geht er
‚ dem Menſchen mit einer ſehr tiefen Einficht in feine
Natur, von feinem erfien wilden Zuftande bis zu
den Außerften Stufen der Verfeinerung, und Kul⸗
tur nady, und liefert uns nach ihren verſchiedenen
Abänderungen gelehrte und herrliche Zeichnungen.
- Das Werk ift in 3 Bücher, Kapitel und Sfigen
abgetheilt. So wenig diefe in Verbindung zu ſte⸗
hen fcheinen, fo entdeckt doch ein philoſophiſches
Auge bald den Faden, durch den fie zuſammenhaͤn⸗
gen. Sn der erften Skize finden wir eine Unter⸗
ſuchung der Frage, ob es verfchiedene Geſchlechter
von n Menſchen gegeben, oder os alle Dienfchen von
Ä Einem
⸗ ®
Vermiſchte Nachrichten. _ 321
rinem Geſchlechte entſproſſen find, außer dem bloſ⸗
ſen Unterſchiede, der von der Himmelsgegend, der
Nahrung, oder andern zufaͤlligen Umſtaͤnden zu
entſtehen pfleget. In der zweyten handelt er von
dem Fortgange der Menſchen, in Abſicht auf
Nahrung und Bevoͤlkerung, und in der dritten in
⸗
Abſicht auf das Eigenthum. In der vierten von
dem: Urſprunge und Fortgange der Handlung.
Das fünfte Kapitel iſt im zwey Abſchnitte getheis
let: wovon der Inhalt des erſten, der Urſprung
und Fortgang der rüslichen Kuͤnſte, des zweyten
‚ der Urfprung und Fortgang des Gefhmads, und.
der fogenannten fehönen Künfte iſt. |
The Country Juftice A Poem. By o-
ne of his Majeſty's Juſtices of Peace for the.
County of Somerſet. Part the Firſt. 4to.
Becker. Nachdem der Dichter den Urfprung der
Friedensrichter in Engelland nebft den Urſachen ih:
rer Einführung erzähler; fo zeiget er den Charaks
ter eines würdigen Sriedensrichters: allgemeine Yes
. wegungsgründe zur Gelindigfeit in Ausuͤbung die:
fes Amts : eine Apvlogie für-die wandernden Bert:
ler, wovon erdoch die Zigeuner auenimmt. Durch⸗
gängig findet man die ſchoͤnſte poetiſche Malerey in
die angenehmſten Verſe gekleidet, und mit den
edelſten Empfindungen der Gerechtigkeit und Men⸗
ſchenliebe durchwebt.
Comedies of Pluutus tranſlated in to
familiar Blank Verſe. Vol. the Fifth and
laft. gvo. Becker. 1774. Dieß ift der legte
N. Bibl XVI. B. 2. St. Tel
322 | Vermiſchte Nachrichten.
Theil der von uns zu anderer Zeit angepriefenen
engliſchen Ueberfegung dieſes alten komiſchen Dich:
ters, und verbienet Hrn. Colmanns Teren; an bie Ä
Seite gefeget zu werden.
Poefeos Afiaticae Commentarierum Ii-
bri fex, cum Appendice; Subjicitur Limon,
S, Mifcellaneorum Liber: Audtore Gagliel-
oma Jones A. M. &c. 8vo. Cadell. 1774.
In dieſem Buche findet man angenehme Nachrich-
ten von der orientaliſchen Poeſie. Im erſten
Theile unterſuchet der Verfaſſer den großen Hang
der aſiatiſchen Völker zur Pocfle, und die Urſa⸗
hen. Die Völfer werden vorgeführee, die fie
hauptfächlich Fultivirce haben, und hierbey die
. Indianer, Ehincfer, Tartarn, Syrer, Armenia
ner, und felbft die Nethiopier nicht vergeflen: be
fonders aber Anmerfungen überdic arabiſche, perfifche |
und, türfifche Poeſte nebft Proben beygebracht.
aftatifchen Dichter: von dem arabifchen und perfis
schen Sylbenmaße, deren fih hauptfächlich die Tuͤr⸗
fen bedienen: auch etwas von dem hebraͤiſchen,
von dem er nicht glaubt, daß es gänzlich verloren
ſey. Ueberall werden die beften Gedichte jeder
. , Der zweyte Theil handelt von den Versarten der
Art angezeiget, oft glücklich überfegt, und mans
che angenehme Mertiwärdigfeit beygebracht.
Aedes Pembrochianae: Or, a critical
Account of the Statues, Buftos, Relievos,
Paintings, Medals, and other Antiquities
and Curiofities of Wilton Houfe, formed
Ä on
Vermiſchte Nachrichten. 323
on the plan of Spence’s Polyimetis; che
ancient Poers and Artifts being made mu-
tually to explain and illuftrate each 'other.
To which is prefixed an Extradt ofthe Ru- ,
“les to judge of the Goodnefs of a Picture, .
and the Science of a Connoifleur in Pain- . -
ting. By Mr. Richardfon. gvo.- Baldwin.
, 1774. Der Titel kuͤndiget ziemlich den Inhalt
an. Als eine Einleitung find die Kapitel vorgeſetzt.
Regeln uͤber die Guͤte eines Gemaͤldes zu urtheilen,
die Wiſſenſchaft des Kenners in der Malerey,
und eine Abhandlung über den Lirfprung, Forts
gang und Verfall der Bildhauerfunft unter den
Griechen und Roͤmern, die meiftens Winkel mannt»
ſche Ideen und Bemerkungen enthaͤlt. Das kri⸗
tiſche Verzeichniß der Kunſt⸗ und Alterthuͤmerſamm⸗
lung zu Wilton⸗Hauſe iſt gut gemacht, und ver⸗
beſſert viele Fehler des gewoͤhnlichen Verzeichniſſes.
Corin and Olinda: a Legendary Tale. In
three Parts. By Richard Teede. 4to. Bew.
Die Tugend im Ungluͤcke in einer rührenden und
fimpeln Erzählung.
‘ The Hiftory of Englifh Poetry, from
the Clofe of the Eleventh to the Commen- |
cement of the Eighteenth Century. To
which are prefixed, Two Differtations; I.
On the Origin of Romantic Fidtion in Eu-
sopa. II. Onthe Introdustion of Learning,
into England, Vol. I. II. By Thomas War-
zon, B. D. 4to. Dodskey. Schon ſeit vielen
| X 2
Jab⸗
324 Vermifchte Nachrichten.
Jahren hatte Pope einen Entwurf zu einer Ge⸗
ſchichte der engliſchen Poeſie verfertiget, und die
Dichter nach den verſchiedenen Schulen geordnet.
Der verftorbene Gray hatte nach diefem Entwurfe
es anfehnlich erweitert: aber Herr Warton hat er
nen andern Weg betreten, und die chronologiſche
Drdnung gewählee. Die beiden vorgefegten Diſ⸗
fertationen follen dienen, allgenteine Grundfäge zu
erläutern, worauf. fi) der DBerfafler in der Ge
ſchichte oft besicht. In der erften Abhandlung
wird vom Uefprunge der Romantifcherg Erdich⸗
tung in (Europa geredet und bewiefen, daß fie aus
Arabien im achten Jahrhunderte gefommen , als
diefes Volk Spanien angriff. In der zweyten
handelt er von der Einführung der Gelchrfamfeit
in Engelland. Er zeigt darinnen,. daß die Gorhen,
die Italien uͤberſchwemmten, und ihre Heerführer
nicht fölche Barbaren waren, als man gemeinigs
fi glaubt. Die Gedichte felbft heile der Vers
faffer in Abſchnitte, wo er die verfühiedenen Ber:
änderungen Im ortgange ber englifhen Poeſie ans
zeige, und mit der Bemerkung anfängt, daß die
ſaͤchſiſche Sprache in Engelland ſich durch drey vers
ſchiedene Epofen unterſcheidet, in denen «ine vers
fehiedene Mundart herrſchte: die erfte von dieſen,
fagt er, if die, deren fi) die Sachfen beym Ein;
tritte diefer Inſel bis zum Einfalle der Dänen,
ungefähr 330. Jahr lang bedienen. Dich hat
man das Brittifhfächflfche genannt, und es ift
kein Denkmal davon übrig, außir ein kleines me⸗
Bermifchte Nachrichten. - 325.
triſches Fragment des ächten Taedmon ‚in Al⸗
Freds Ueberſetzung der Kirchengeſchichte des Beda.
Das zweyte iſt das Daͤniſchſaͤchſiſche, von den Daͤ⸗
nen bis zum Einfalle der Normaͤnner, und van der
ſem find viel. wichtige Proben, fo wohl in Verſen
als Proſe vorhanden: hauptſaͤchlich zwo buchſtaͤb⸗
liche Ueberſetzungen der vier Evangelien, und des un⸗
aͤchten Caedmons ſchoͤne, poetiſche Paraphrafe
des erſten Buch Moſes, und des Propheten Das
nicls. Das dritte kann eigentlich das Normaͤnniſch⸗
fächfifche genannt werden, und geht vondem Norman⸗
niſchen Zuwachſe an bis auf die Negierung Heinrich
des II. In aller Betrachtung ein fehr wichtiges Buch.
Poems by Mr. Poster, gvo. ı Wulkie.
Diefe Sammlung enthält folgende Stuͤcke: Ein
. Geburtstagsgedanfe. Cynthia. - An eben dieſel⸗
be mit einem Gefchenfe von Krahenfedern. Ent⸗
fernung von der Welt, Sendſchreiben an D.
Hurd. Ein Fragment. Verſe an den Maler
über das Gemälde eines Frauenzimmers. Ode an
Phtiloclea. An eben dieſelbe. Zwey Gedichte .
in. der Schreibart des Spencer. - Holkham,
dem Grafen von Leiceſter zugreignet: Kymber
an den Sir Woodhoufe: und ein Chor aus der
Hekuba des Euripides. . Die Sprach: in allen
diefen ift flarf, und vol Ausdruck, und die Verſi⸗
fication fanft und harmoniſch. Holkham und
Kymber find Nachahmungen von Pope's Winde
ferlorefi den er uͤberhaupt fleißig ftudirer hat. Am
Ende iſt eine volftändige Ueberſetzung des Euripiz
des angefünbiger X3 T he
326 Bermilchte, Nachrichten.
The Matron. An Elegy. Johnfon. Be
blühmte Felder und angenehme Gegenftände d«3
- Ländlichen Lebens hat der Dichter glüflih zu nuͤ⸗
Ben gewußt, das Herz zu rühren, und die ſchoͤnſten
Gemälde der Einbildungsfraft vorzuftellen.
- The Regal and Ecelchaftical Antiquities
. of England &c. By lofeph Strure. 4to.
Thane. Dieſes Bud) enchält in ciner volljtäns |
. digen Reihe die Abbildung aller englifchen Monar⸗
hen von Eduard dem Befenner bis auf Heinrich
den VIII. nebft andern großen Perfonen, die fi)
unter den verfchiedenen Negierungen hervorgethan.
Die Figuren werden hauptſaͤchlich nebſt den wiche
tigften Stellen der Geſchichte nach alten Originak
Zeichnungen beygebracht, die die Kleidung und Ges
wohnheiten der Zeit ausdruͤcken, auf welche ſich je
des Stuͤck beziehet. Das Ganze iſt mit der aͤuſ⸗
ſerſten Sorgfalt aus alten illuminirten Hand⸗
ſchriften genommen. |
- Eben diefer Verfaſſer hat auch cin anderes
Werk geliefert: A Complete View of the
Manners, Cuftoms, Arts, Habits &c. of |
the Inhabitants of England, from the Arri-
val of the Saxons, tilltheReign of Henry -
the Eighr, wich a fhort Account of the
Britons, during the Government of the
Roman. Vol. I. Thane 1774. In dieſem
Werke werden die Gebraͤuche Waffen und Kies
, dungen von Ankunft der Sachfen in Engeland bis
auf die Kegierung Heinrichs des VIII. vorgeſtellct.
0 eben⸗
—— —
n
Vermſſchte Nachrichten. 327
‚ebenfalls aus alten Zeichnungen. Die Kupfer fuͤl⸗
‚In 67. Quartbläfter aus, und die Erflärungen
104 Seiten Der Berfaffer hat hauprfächlich die
Geſchichte und den Fortgang der Kunft zur Abſicht
und zugleich den Kuͤnſtlern dadurch Buͤcher in die
Haͤnde zu liefern, woraus die Kuͤnſtler ſeines Lan⸗
des bey Abbildungen der Geſchichte alter Zeiten das
Lichliche richtiger als bisher ſchildern koͤnnen. Der
Geſchmack wird frenlich nicht fo viel daben gewins
nen, alsdie Neugier, für die das Werk fehr unterhal⸗
tend iſt.
The Inflexible Captive; ; a Tragedy.
By Mifs Hannah More. gvo. Cadell. 1774.
. Dieß Trauerfpiel ift auf den Plan des Attilius
Megulus des Metaftafio gebauet, und es macht
der Verfafferinn viel Ehre. Die Charakter find .
“würdig gefhildert, und die edeln Gefinnungen eben
ſo edel ausgedruͤckt.
Letters written by the late Right Ho-
nourable Philip Dormer Stanhope, Earl of
Cheflerfeld, to his Son Philipp Stanhope
Esq. &c. Together wich feveral other
Pieces on various Subjects. Publifhedby
Mrs. Zugenia Stanhope from the Originals
now in her Pofleflion. 4to. 2 Vols. Dods-
ley. 1774. Die großen Talente des Mylord
Cheſterfield find fehon durch Die einzelnen Schrifs
ten, die man ihm bey feinem Leben beygelegt, ob
fie gleich alkezeig ohne feinen Namen erfchienen,
mehr ale zu befannt. Er hatte einen natürlichen
x 4 u Sohn;
u 328 Bermifchte Nachrichten.
Sohn: diefen liebte er außerordentlich f und feine
Erziehung war viele Jahre lang fein vornehmſtes
Geſchaͤfte. Nachdem er ihn mit der alten und
neuern Litteratur bifannt gemacht, that er die
Känntnig des Menſchen und anderer wichtigen
Dinge hinzu, die er felbft durch Fleiß, Genie und
eine lange Erfahrung kannte. Dieß ift die Abs
fiht dieſer vortreflihen Briefe. Er fänge mit dem
Mnterrichte. des Anabın an, geht zum Alter des
unvorfichtigen Juͤnglings über, und fuchr ihn ends
lich zum Manne zu bilden, dig als ein vollkom⸗
mener Hofmann, als ein Redner im Senat, und
als ein Minifter au fremden Höfen erfiheinen fol.
. Der tefer kann leicht errathen, wie reichhaltig der
Innhalt iſt. Eine Ueberfegung haben wir aus
„der Weldmannifchen Handlung zu erwarten.
A Specimen of Perlian Poetry; or O-
. des of Flafez, wich an Englifh Trantlation
and Paraphrafe. Chiefly from the Specimen
Poejeos Perficae ofBaron Reviz£y, wich Hi-
. ftorical and (srammatical Jlluftrations, and
a acomplete Analyfis, for the Aflıftance of
thofe who wish to ftudy the Perfian langua-
ge. By John Richardfon. 4to. Richardjon.
Die hier befindlichen Oden wurden von Hr. Ri⸗
chardfon zur Uebung ben Erlernung der perfiſchen
Sprache überfege. Sie find urfprünglich von
Mahomed Shemſeddin, gemeiniglich Hafez
genannt, der in der vierzehnten Centurie lebte.
Außer den in drignel abgdruckten Oden liefert
Herr
- Bermifchte Nachrichten. 329
Hert Richardfon. erft eine wörtliche Ueberſetzung,
fo weit es die .englifche Sprache verſtattet, dann
eine poetiſche Paraphrafe, die fi ungemein gut les
fen läßt,‘ weil er die gewöhnlichen einzelnen, abges
broshenen Säge des Originals in eine gluͤckliche
Verbindung bringt. Drunter ſteht eine wörtliche
Zergliederung jedes Worts, die denjenigen, die die
perfifche Sprache erlernen wollen, fehr nuͤtzlich feyn
kann: endlich wird das "Ganze durch Anmerfungen
über die Sitten des Volks zu beflerm Verſtande
der dunfeln Stellen in diefen Oden erläutert. Die
lateiniſche Ueberfegung des Baron Revizky, der
ihm hierinnen vorgegangen, nebft deſſen Noten hat
es ihm leicht gemacht.
Poems, by Mr. Jerningham. gvo. Rohfon.
Die Hauptgedichte, die dieſe Sammlung enthaͤlt,
find groͤßtentheils einzeln, wie ſie herausgekommen,
von uns angezeiget worden. Sie erſcheinen hier
mit Verbeſſerungen und ein paar Vermehrungen,
und verdienen den Beyfall aller Muſenfreunde.
The Progreſs of Gallantry: a Poetical
Eſſay. In three Cantos. 4to. Dodsiey.
Dieß Gedicht ſchildert die Zuneigung des maͤnnli⸗
chen Geſchlechts für das weibliche durch die drey
. Alter des menfchlichen Lebens, in angenehmen und
fanften Berfen.
Sophronia and Hilario: an Klegy. By
Charles Crawford. Esq. 4to. Becker, Der
erſte Theil ſchildert die Gluͤckſeligkeit des ehelichen
Standes der auf dem Titel angezeigten Perfonen,
‚ "x; in
330 Vermifchte Nachrichten. °
in den Iebhafteften Farben. Der Auftriff ändert
ſich, Hilario wird feiner Sophronia durch eis
nen unglücklichen Zufall entriffen, die darüber un⸗
troͤſtlich iſ. Diefe Elegie ift mehr fhildernd, als
einpfindſam, doch ift das Ganze auf einen füßen
Klageton geſtimnit.
Aus Stalien.
‚Rom. Dell’Origine, e delle regoledei-
la Mufica, Opera di D. Antonio Eximeno
1774. 410. Der Berfaffer will in diefem Bus
che die verſchiedenen Syſtemen, oder Theorien die
fer Kunft, die ein Galilei, Rameau, ZTartini,
und d’Alembert entworfen , zernichten, und
dafür ein neues aufführen, wo er die Grund:
füge der Muſik aus ben Sprachen herjuleiten, und
die Mufif auf eine Art wahrer Profodie zuruͤckzufuͤh⸗
ven ſucht. Aber alles, was er darüber, nicht obs
ne Wit faget, ift bey einer. genauen Prüfung,
fhwanfend und unbeſtimmt, und haͤlt nice
Stich.
Ebendaſelbſt. Hier hat der Buchhaͤndler
Salomoni ein großes und wichtiges Werk, naͤm⸗
lich «ein Episcoparium angekuͤndiget, und ob
ſolches gleich hauptſaͤchlich die Kirchengeſchichte zu
betreffen ſcheint, fo zelge doch das Avertiſſement,
daß auch die Geſchichte der Künfte etwas dadurch
. gewinnen fann. Der Titel des ganzen Werkes if
folgender: Epifcoparıum univerfale Chriftia-
"num, continens res geftas Summorum Pon-
| uf-
Vermiſchte Nochrichten. 0931
tficum, S. R. E. Cardinalium, Parriarcha-
rum, Primatum, Archiepifcoporum, Epi-
fcoporumque omnium a B. Petro, Apofto-
lorum Principe, ad hanc noftram aetatem,;
nec non eorundem effigies, infignia, epi-
'taphia, fepulcra, ſtatnas, numismara, alia-
que monumenta, cum cujuslibet dioecefis
chorographia. Audtore partim, partim e-
ditore P. Dominsco Magnan, Ordinis Mini-
morum ‚Presbytero &c. Opus divifum in
XV, Tomos in Fol. magno.
Huiusce operis, novi, ac eruditione
referti, priora editurus fum volumina anno
proximefururo 1775. modo tamen, ob
nimia expenfa, 250. focios, ſ. ſubſcriptio-
nes prius obtinuerim: qui nomen dare, ſ.
ſubſcribere voluerint, nihil omnino ſoluent
nifi quando per feipfos aut per procurato-
reın ipfa accıpient volumina. Tomos au-
. tem fingulos recipientes folvent duo fcuta
Romana cum dimidio, ratione 400. pagina- . :
zum typis impreflarum; tria vero fcuta cum
dimidio pro fingulis Iconarii tomis ; conti-
nentibus 200. tabulas aeneas, latas novem
unciis, altas vero fere feptem, ac in charta
Regia eleganter impreflas &c. Romae 15.
. Marti 1774.
Parma. Dalla Reale Stamperia 1774-
in 4. Viro cel. Io, Aug. Ernefti Th. ac E-
Joqu. in Lipf. Ac. Profeilori Ant. Jof.Com,
| a
4
332 PVermifchte Nachrichten,
a Turre Rezzonica 5. P. D. Serne A Mon-
fieur de Ja Lande Ledteur Royal en Mathe-
matique, .Cenfeur Royal, de l’Academie
Royale des Sciences. &c, Dieß find zwey
Briefe an die obgedachten Gelehrton, denen bald
andere Werfe, von dem Grafen Rezzonico fob
gen follen, der fih durch feine ſchoͤnen Dis quiſi-
tiones ‚Plinianas bekannt gemacht. Im erſten
vertheidiget er verfihiedene Lesarten des Plinius,
gegen den franzöftfchen Lieberfeker und Herausge⸗
ber deſſelbigen, Mr. Poinfinet de Sivri: im
zweyten franzöflfhen Briefe, antwortete er. dem
Hrn. de la Lande auf verſchiedene Erinnerungen,
die diefer in das Journal des Sgavans einrüden
laſſen. u
Ebend. Verfi fciolti, e rimati di Dorilo
‚Dafnejo P. A. . Operofa parvus Carmina
fingo. Hor. li. 4. Od. 2. ing. 1774, De
Dichter diefer angenehmen Sammlung ift der jüns
ger Here Graf Rezzonico, des vorhergehenden
Son. Sie enthält 15 Sonette, fieben Canzoni,
und vier große Gedichte. Unter den zweyten iſt
eine angenehme Nachahmung unfers Geßners,
laferınarifoluzione: ferner eine ſchoͤne Nachah⸗
mung des Hymne dıs'apeodıryv, die dem Homer
zugefihrieben wird , le Nozze di Venere e di
Anchife, Won den vier Gedichten iſt das erfle .
ben Gelegenheit des Programma, das gewiſſe
Preife auf das befte Trauer: und $uftfpiel be
ſtimmt, geſchrieben: das. zweyte auf den Tod eins
oo. . , ger
)
Vermiſchte Nachrichten, 3 333
geroiffen Gelehrten ; das dritte eine Ueberſetzung J
des Penſeroſo von Milton: das ate fuͤhrt die
Aufſchrift: il Siſtema de’ Cieli a Tamariſeo
Alagonio, $. 1. an den DMarchefe Profpero
Manoro, der fi durch eine ſchoͤne Lieberfegung
von des Virgil Gedichte vom Landbaue, die in
Parma 1766. erſchienen iſt, befannt gemacht. Er
beſchreibt darinnen die verſchiedenen Syſteme der‘
Welt mit allem poetifhen Schmucke, deren diefe
‚Materie nur fähig ſeyn Fann.
- Nom. Anecdota Lirteraria ex ME Cor
dicibus eruta. Vol. II, 1774. ingr.8. Wir
haben den erften Band diefes Werks, nebſt dem
Innhalte angezeiget. Der gegenwärtige enhäft
“Folgende Artikel. 1) Frammento Greco d’un?
Orazione di Libanio colla verfione latina e
'note,.‘2) Giambi Greci d’incerto Autore
ſopra alcuni antichi Scrittori Afceti Greci,
colla verlione enote. 3) Lettera latina di
S. Paolino Vefcovo di Nola fcritta ad Ale-
tio, 4) Tre Omilıe latine del Ven. Beda.
5) Orazione funebre lat. di Benedetto d’A-
—
—
nagni in morte di Alto de' Conti. 6) O-
raz. lat. di Tommafo Inghirami di Volterra,
föpranominato il Fedra, recitata a Giulio
III. in lode di Filippo II. Re di Spagna
per lefpugnazione del Regno di Bugia, 7)
Or. lat. di Blofio Palladio Romano, chere-.
citaſfi a Leone X. per Pobedienza preftara-
gli dal nuovo Gran Maeftro dei Cavalieridi
Rodi.
332 Vermiſchte Nachrichten:
Rodi. 8) Dialogo lar. di Franc. Aligeri ſi-
glio di Dante III. fopra le antichitä della
nobil. Famiglia Valenü di Trevi. 9)
Trattato lat. di Aldo Manuzio figlio diPao-
lo fopra le Statue antiche e loro ufo, 10)
Collezio di Lertere lat. di alcuni ıllufli
Scrittori, cio& di Fr. Perrarca, di Niccolö
Marchefe d’Efte, di Balınio Parmenfe, di
Lionardo d’Arezzo, di Antonio Agoſtini &c.
11) Collezior. di Lettere Italiane di alcuni _
Scrittori del Secolp XVI. ı2) Collezione |
di Poelie latine, cioè un’Epigramma inedito
di Marziale, Verfi dı S. Damafo Papa, e di
Valeria Proba Valconia com molte varianti
Jezioni. 13) Lertera lat. in verſi di Paſinio
da Parma a Sigism. Pandolfo Malatefta di
Rimino in lode della lingua Greca, e con-
tre ıl Porcellio. ı4) Difefa delle Donne |
Bolognelficontro il divieto degli ornati, Ca-
pitolo in verfi italiani del Senator Franc.
Bolognetti all’Conte Nicolo Ludoviſi. 15)
Frammento d’un Papiro del V. o VI. Seco-
lo, riguardante una donazione fatta alla
Chiefa di Ravenna 16) Calendarıo d’una
Chiefa Venetadel Sec. XI. ı7) Raccolta di
LXI. antiche Ifcrizioni Latine e Greche, _
Gentili e Criftiane con note lapidarie, che
le illuftrano. Ueberall iſt zugleich angegeben,
aus welcher Bihliochet dieſe Handſchriften genom⸗
men ſind.
Sto-
Vermifchte Nachrichten. 335
Storia della Litterarura Icaliana di Giro-
lamo Tiraboſchi Bibliothecario del Ser. Du-
ca di Modena della Rovina dell’ Impero Oc-
cıdentale fino all’ anno ncıxxxım Tomo III.
1773.e TomoIV,dall’anno mcıxxxun. fino .
all’ Anno mccc.in 4. 1300. Wir haben ſchon/
die Einrichtung der erſten Theile diefes gelchrten
“ MWerfes angezeigt, das alles umfaßt, was in die
italiaͤniſche Litteratur und Kunftgefchichte einſchlaͤgt,
and worinn der WVerfaſſer hier mit gleichem Fleiſ⸗
fe die verſchiedenen Epofen durchgeht.
Madrit. Diccionario Numismätico, O-
perr iD. 7 ommafos Andres di Gufleme.
Tom, I. A—B. 1773.in 4. Der erſte Theil
Dickes Woͤrterbuchs, das eine allgemeine Erlaͤute⸗
rung alter Muͤnzen enthalten ſoll, iſt dem Herzog
von Aecos zugeeignet. In einer gelehrten und
beſcheidenen Vorrede zeiget der Verfaſſer, daß ſol⸗
ches fuͤr Spanien hauptſaͤchlich noͤthig ſey, weil
man alle Tage daſelbſt neue Schaͤtze alter Muͤnzen
entdecke, und die auswaͤrtigen numismatiſchen
Werke wenig bekannt wuͤrden. Er zeiget bey je⸗
dem Artikel mit vieler Gelehrſamkeit erſt die Ge⸗
ſchichte der vorgeſtellten Sache, oder des Helden
und Koͤnigs auf den ſie geſchlagen worden, geht
die über denſelben Gegenſtand vorhandenen Miüns
zen durch, erklaͤret die Bilder und Aufſchriften,
amd fügt dann nach Erforderniß andere Anmerkungen
über einſchlagende Materien bey. Der iſte Band
enthaͤlt nur die zwey erſten Buchſtaben des Alpha⸗
bets. | Pa⸗
—X
336 Vermiſchte Nachrichten.
Padua. Hier find folgende Gedichtchen an
nunſern Hrn. Geßner, von Hrn. Elemente Si⸗
bilato, Profeffor der griechifchen und lateiniſchen
Utteratur zu Padua, erfchienin.
N
Ad
SALOMONEM GESSNERVM,
Poetam atque Pıdterem egreginm.
Difcidium pertaefae Piftura atque Poefis,
Quas alit unus amor qualis decet efle fororum,
Unicum habere-fimul cupidae tetumque laremque,
O, GESSNERE, tuo fixere in pectore fedem,
ALLO STESSO:
Si ben tu parli alli occhj ed al penfiero
Cogli aurei carmi, e con le pinte carte
Che al finto omai.cede i fuoi dritti il rero,
Ne piü lite han tra lor Natura, ed Arte;
E fede acquifti al Mantovano Omero
Che piü d’un alma ad Erilo *) comparte; ,
Mentre in la tua, GESSNER, felice falma
D’Apelle, e di Bione alberghi Palma.
*8 Aeneid. VIll. 564.
Clemente Sibiliato, P. P. diGreche & Latine Lettere
(nella Unirverfita di Padove ”
\
-
-
.
u " ” Au 8
0
Vermiſchte Nachrichten. 337
Aus Frankreich.
Nouvelles Oeuvres deM. de Ja Fargne;
Vol. in gvo. de 87. pag. Orne de gravures.
a Paris. Diefer neue Band des Hrn. de la F.
“enthält poetiſche Sendſchreiben, flüchtige Doe
fien, ein Gedicht über die Schiffahrt, und über
die Annehmlichkeiten des Landlebens: fie ſind leicht;
aber ohne viel Wärme.
Merinval, DrameparM. Darnaud, Vol, .
in gvo.‘ & Paris, chez/eFay. ı Im Tone des
Eomminged, ſchrecklich, zu ſchrecklich. Merin⸗
val ein Edelmann, der den Dienſt veerlaſſen, lebt
mit einer liebenswuͤrdigen Gattin, und einem
Freunde ſtill und zufrieden: feinen aͤlteſten Sohn
harter nach Paris geſchickt. Indeſſen kommen
Briefe von unbefannter Hand, die die Enferfucht
gegen vorgedachte Perſon erwecken. Er ftöße feis
nem Freunde den Dolch ins Herz, und giebt ſei⸗
ner fhwangern Frau Gift zu trinfen, die bis in
den Tod ihre Unſchuld berheuree. Von Gewifs
fensbiffen gequält, fucht er Ruhe bey feinem Soh⸗
ne, den er von Paris zuruͤckkommen läßt. In dem
erhält er einen Brief von einem jungen Menſchen
Seligni, der ipm meldet, daß alle die unbefanns
ten Briefe falfhe Befchuldigungen enthalten, daß
er es aus Mache gethan, weil Merinval ihm. bey
feiner Siebe mit einer jungen Perfon zuwider gewes
fen. Merinval zeigt feinem Sohne fein Verbre⸗
fhen an , und zugleich die Verraͤtherey des Seli⸗
N. Bibl.XVI.B.2. SIt. 90.. 906
338 Vermiſchte Nachrichten.
gni. Der Sohn ſucht ihn auf, erſticht ihn, und
faͤllt dadurch den weltlichen Gerichten in die Haͤnde.
Er will ſeinen Namen und die Urſache des Zwey⸗
kampfs nicht geſtehen, um ſeinen Vater nicht zu
verrathen. Der Vater, ſeinen Sohn zu retten,
will ſich ſelbſt angeben: dieſer aber bringt es durch fein
Flehen ſo weit, daß er zu ſchweigen verſpricht. In⸗
dem der Sohn aufs Schaffot gehen ſoll, bittet er
den Vater um die Gewogenheit, ihm Gift zu ge⸗
ben, und ihn dadurch der Schande zu entreiſſen. Der
Vater verſprichts, geht, holt Gift, nimmt aber
zuvor ſelbſt welches zu ſich, um mit ſeinem Sohne
wenigſtens zu ſterben. Indem er aber zuruͤck⸗
koͤmmt, thut der Gift bey dem Vater zu früh ſei⸗
ne Wirkung, und ſeine zitternde Hand' laͤßt das
Buͤchschen, daß er ſeinem Sohne geben wollte, fal⸗
len. Mittlerweile koͤmmt Eugenie, die Gattin des
jungen Merinval mit Gnade vom Fuͤrſten, weil
Seligni ſein Verbrechen felbft noch fierbend bekannt.
Raton aux Enjers, imitation libre & en
vers du Murner in der Boelle de M. Zacha-
riae. Suivie de la traduction litterale dece
poeme allemiand, par M.*** aParis, chez
Dabois. Die Meberfegung fo wohl als die poctis
fhe Nabahmung des M. Mentelle, diefes bes
Fannten Gedichts ift ganz gut gerathen.
| Memoire concernant L’Ecole royale
gratuite de Deſſin. Vol. in 4to. de 40. pag.
ä Paris, chez M. Bachelier, Peintre du Roi |
& Directeur de PEcole. Man zeiget.indiefene
Zn 2 \ Auf⸗
oo. » ‚ De
Vermiſchte Nachrichten 339
Aufſatze den Nutzen der freyen Zeichenſchulen, und
die Einrichtung der Königl. in Paris an, und übers
haupt alles, was darauf eine Beziehung har. .. . .
Hiſtoriettes, ou Nouvelles envers.. Par
M. Imbert, In yo. de 182. pag. avee figu-
Les. 1774, . Der Innhalt, der hier vorfoms
menden Erzählungen ift von andern erborgt;
Jacobi, Gellert, das. Recueil des: Fa-
bliaux, die taufend und eine Macht, der englifche
Zuſchauer haben die Erfitidungen hergegeben; fie
find übrigens gut und lelcht erzähfer.
fables par M. Dorar, in gvo. a Paris,
chez Monory. Wir zeigen diefe Ausgabe der
. Babeln des Hrn. Dorat, die bereits zur. Genuͤge
bekannt ſind, wegen der großen Menge kleiner ſau⸗
berer Kupfer an, mit denen ſie verzieret ſind. Ein
junger Kuͤnſtler Marillier hat fie durchgängig ge
zeichnet, und die Auffiht darüber gehabt... Es
find vieleRupferftecher, die daran gearbeitet haben: be:
ſonders aber unterſcheidet ſich der ſaubere und glaͤn⸗
zende Griffel des le Gouaz, de. Ghent, Don
ce, Ne'e und Mes quelier. =
‚ L’Agriculture, po&me & Paris, chez
Montard. Wenn man in diefem großen Gedich⸗
se des Hrn. Roſſet von dem Ackerbaue auch Kris
nen Virgil finder, fo iſt es doch nicht ohne Ber:
dienft, und hat gute Stellen. Der DVerfaffer
ſcheint fid) alles verſagt zu haben, wodurch in der:
gleichen Gedichte Intereſſe und Leben zu bringen
find , angenehme Epifoden , Fleine Erzählungen,
2 : mo⸗
vr
340° Wermifchte Nachrichten:
moralifhe Schilderung u. f. w. Nothwendig
muß ex Dadurch fehr trocken werden. Der Anfang |
des Gedichtes Fündiget den Inhaltan.
Je chanre les ttavaux regles per les Sar-
ons,
LArt qui force la terre à donner les
moiflons,
Qei rend la Vigne; lArbre , & les Pres
"plus fertiles,
Et qui nous alfervit tant d’animaux uti-
les &c.
Die Aerndte iſt der Gegenſtand des erſten Ges
fangıs : Der Weinbau der zweyte Geſang: Baͤu⸗
me, Wald und Buſch der dritter die Wiefen der
viertes die Thiere und alles Hausvich nebft ihren
- Dienfien und Nutzungen der fünfte: die ländlis
den Hausgeſchaͤfte der fechfte. Jeder Geſang if
mit einer ſchoͤnen Landſchaft nach Zeichnungen von
Loutherburg, dieden Sunhaltanzeiget, und mit
einer Bignette,diedaraufeine Beziehung hat,gefhmdis
cket, und dem Ganzen ein Difcours fur la Poe- -
fie Georgique vorgefegt, ber eine Geſchichte ders
felbigen nebft vielen gusen Anmerkungen über diefe
Dichtungsart enthält. |
Collection de Tableaux, peintures 3
gouache, mignatures, deflins, eftampes,
Medailles,. fculprures, bronzes, “iveires,
porcelaines &c. du. Cabinet de M. ven Sche-
yel, Seigneur de Wilrick, ancien Bourgue-
maitxe de la ville d’Anvers. 3 Anvers, chez
Gran-
—
Vermiſchte ‚Nachrichten. 341
Grange & à Paris, .chez Mufßer. Dieß Ver⸗
zeichniß iſt vorzuͤglich an Gemälden, Zeichnungen
und Kupferſtichen aus der Hlamändifhen Schule
%
reich, und machet einen 8. Band von 427, Sch
fen aus. Die Gemälde an der Zahl 202. und
vornehmſten Zeichnungen find ziemlich umſtaͤndlich
beſchrieben, und deswegen für die $iebhaber wichs
fig. Unter der großen Menge Kupferfliche von
niederlaͤndiſchen Meiſtern finder ſich vorzuͤglich ein
Ser von Rubens, von 3200 Stuͤck, worin⸗
nen viele Abdruͤcke find, die Rubens ſelbſt retou⸗
chiret, und eine große Menge anderer, worauf
ſich Verſchiedenheiten finden, die dieſe Blaͤtter von
den gewoͤhnlichen unterſcheiden. Auch iſt noch ein
zweytes Werk von Rubens dabey, dns aus 700.
Blaͤttern beſteht, und eine Auswahl der ſchoͤnſten
Abdruͤcke enthaͤlt den 7. Junius find fie an die
Meiſtbietenden zu Anvers verfauft worden.
Principes de PArt du Tapiflier par M.
Bimont. Vol. in ı2. à Paris. Dieß ift eine
neue, vermehrte, verbefferte und mit Kupferſtichen
verzierte Auflage des Manuel des Tapiſſiers.
- Guillaume en 10. chants. par M. Bi-
saube.. In gvo. de 342. pag. avec des Vi:
- gnettes. Amfterdam, chez Magerus 1773.
Die große profaifibe Gedichte, in dem Hrn. Bis
taube den Prinzen Wilhelm befingt, der den
Grund zur Republik der vereinigeen Niederlande
gelegt, hat nach des Berfaffers Angeben den Gang
der Epopee. : Der Innhalt iſt hiſtoriſch, fo weit
E Y3 .e
342 Vermiſchte Nachrichten.
ee es ſeyn koͤnnen, ohne die Lebhaftigkeit dr Era
kung zu ſchwaͤchen: nur um bie Einheit der Hand⸗
lung zu erhalten, hat er manche. Thatfachen, Zeit
und Ort verlegt. Mer poetiſche Gemaͤl⸗
der liebt, wird hier einen großen Reichthum
ſinden: vielleicht iſt das Gedicht davon nur zu uͤber⸗
laden, ein gewöhnlicher Zehler der poetiſheꝛ
Proſe
Les Principes de Phyfigue. Par. M.
Joachim Gagniere, Dodteur en Medecine.
. A Avignon, chez Charkbeau 1773.: Je
Tühner des Verfaffers Unternehmen ift, die Grund
ſaͤtze der Naturlehre in einer Schrgedichte zu erörs
seen, deſtomehr verdienter Beyfall, da er in ber
Ausführung nicht unglücklich geiwefen If. Es
enthält wiel ſchoͤne pockifche Stellen, und fehlt auch
nicht an Preciſion: doch find auch matte und nach⸗
läßige darunter, die eine Bearbeitung verbienen. -
Le Deflinateur pour les fabriques. d’etof-
fes d’or, d’argent & de foie: avec la tradu-
ction de fix tables raifonnees , "tirees de
PAbecedario pittorico &c. par N. Joubert ı
de P’Hiberderie. In gvo. de 218. pag. aPa-
ris chez Duchesne. 1774. Wir zeigen dieſe
neue Ausgabe, eines fehr. nüßlichen Buchs für
Stoffzeihner und Fabrifanten an, weil fie in wies
len Stellen verbeffert und berüchtiget iſt.
: Le Necrologe des hommes celebres de
France. Par unefociere des gens delettre.
4 Parıs chez, G. Desprez, 1774. . Dicker
Band
.
- - u
. Bermifchte Nachrichten. 343
Band ‘ver Sammlung von’ schensbefchreibungen
beruͤhmter Berftorbenen in Frankreich des vorher
gehenden Jahres, die nun feit 1766. fortgeſe⸗
et worden, enthält die Herrn de Chamouſſet,
de Solignac, Veron, Gravelot, Piron,
Desforges: Maillard, de la Beaumelle, Lau⸗
‚rent, d'Aquin, de Sreminville ‚ DMorand
und Le arpentier.
L’Homme du Monde &chaire par les
Arts, par M. Rlondel, architedte du Roi
publig par M. Baflide. 2 Vol. in gvo. à Pa-
ris. Ein Mann von Stande, der mit einer Da⸗
me durd) die Siebe für die (hören Kuͤnſte verbun⸗
Ben iſt, ſucht ihren Geſchmack in Abſicht auf die
Zeichnung zu verbeſſern. Er theilt ihr alſo ver⸗
ſchiedene nuͤtzliche Anmerkungen uͤber Malerey,
Bau: und Bildhauerkunſt mit: fie find freylich
nicht fehr tief geholt; dieß iſt aber auch nicht die
Abficht: indeſſen kommen viel. gute kritiſche Bes
vbachtungen uͤber verſchiedene in Paris neue Kunſt⸗
werke und Gebaͤude vor.
Obſervations für l'Art du Comedien &
fur d’autres objets concernant cette pröfes:
fon en general, avec quelques extraits de
differens auteurs & des remarques analogues
au m&@me ſujet. Par le Sr. D*** ancien
Diredteur des Spectacles de la Cour deBru:
xelles. 2de Ed. & Paris chez Duchesne.
Man findet hier das Vollſtaͤndigſte, was über die
Kun des Komoͤdianten gefchrieben worden. "Det
) 4 Rem
rer
344 Vermiſchte Nachrichten.
Verfaſſer Hat das Beſte aus den Werken des He
mond de St. Albin und Riccoboni über ben
felben Gegenftand hinein verſchmolzen, und feing
Anmerkungen durch eine Menge Fleiner Auckdoten
von Komoͤdianten aufzumuntern geſucht.
Memoire fur une Decouverte dans PArr
de batir, faite par le Sr. Zorios ; dans le
quel Pon rend publique, par Ordre de ſa
Majeſteé, la mechode de compofer un ci-
Mment OU Mortier propre à une infinit& d’ou-
Yrages, tant pour laconftrudtion, quepour
a decoration, Paris, chez. Zamberr. 1774
53. pag. in 8v0, Mian glaubt aus den Reften
ber alten römifchen Gebäude betveifen zu fönnen,
daß ihr Mörtel fehr ſchnell von feiner Feuchtigkeit
zur Haͤrte uͤbergieng, und durch die Zeit faſt zu
Stein geworden. Herr Loriot hat dießfalls viele
Verſuche angeſtellt, und glaubt das Geheimniß in einer
gewiſſen Proportion von pulveriſirten und ungeloͤſch⸗
ten Kalk, die er angiebt, gefunden zu haben, den
man mit allen Arten Mörtel und Kuͤtt vermiſchen
koͤnne. Er zeige die großen Vortheile zu verſchie⸗
denen Abſichten an.
Franzoͤſiſche Kupferſtiche.
April. Portrait en Medailion de M. de
la Condamine, nach einer ſehr aͤhnlichen Zeich⸗
nung von Cochin.
Les Approches de Guinguette & les A-
muſemens Eſpagnols. Ein paar kleine Blaͤt⸗
ker von Marchand gezeichnet und geſtochen. c
a-
[
—
® ı
— Vermiſchte Nachrichten. 345
“ Coftumes des anciensPeuples, par M.
nn
Dandrt Bardon. Seconde partie in 4to. . |
‚a Paris chez Famberr. Nachdem Hr. D. 2.
im erflen Theile dieſes Werks Vorſtellungen von
‚den BGebraͤuchen der Griechen und Roͤmer gegeben,
fo wird er im zweyten und folgenden Theilen die got
tesdienftlihen Gebräuche, Landesgewohnheiten,
Kleidungen und eigenthümliche Waffen der übrigen,
auch wilden Völker vornehmen. . In der gegen:
waͤrtigen Lage, die die iſte des zweyten Theile, und
die ı6te von der ganzen Folge ausmachet, liefert
er in 12 Platten die gottesdienſtlichen Gebraͤuche
der Iſraeliten.
May. La-Soiree des Tuileries, nach ei⸗
nem Gemaͤlde von Baudouin, in Kupfer ge⸗
bracht von Simonet: gehoͤrt in die Suite der
Kompoſttionen dieſes Malers, die von Choffard,
Delaunay u.a. geſtochen ſind.
Joueuſe de Ciſte, ein angenehmes Blatt,
und von-einem feinen Stiche nach einem Gemälde
des juͤngern Wille, geſtochen von J. G. Miller.
Les moeurs du Tems von Ingouf dem
Aeltern nach einer Zeichnung von Freudenberg.
Der Innhalt wird durch die Worte ausgedruͤckt.
On epoufe une femme, on vit avec une au-
>“ re & l’on n’aime que ſoi.
An. Portraits de Louis xvi. & de Ma-
rie Antoinette d’Autriche, Roi & Reine de
France. Beide Bilder in Medaillenform 14.
zer Kunſt von Broofeham: er. har dieſelben
Y5 Bild-
Zoll hoc, und 12 und einhalbes breit, in ſchwar⸗
346. Vermiſchte Nacheichteit,
Bildniſſe auf gleiche Art um die Halfte ſo groß ge⸗
ſtochen.
Voyageur Allemand & Chaffe-maree al-
lemande, zwey Blätter nach Originalgemaͤlden
von Woudvdermaͤn: das erſte iſt von Baquoi,
das zweyte von Patas unter Martinets Auffiche
geſtochen: 16 Zoll breit, 14 Zoll hoch.
Les Bergers Ruſſes, 20 Zoll hoch, 14 Zol
breit, nach einem Gemälde von Leprince, von.
W. Tilliard in Kupfer gebracht. Man ſieht anf
einer angenehmen Sandfchaft ein junges liebens⸗
würdiges Mädchen, die einer Muſik von einem ab
ten und jungen Hirten zuhoͤret. N
Eben diefer Kuͤnſtler giebt die zweyte Lage der
Kupferftihe zum Telemaf aus, bie er nebſt Dow
net unternommen hat. -
Le Repos de Venus, nad Boucher; mub
le Toucher & le Gout, die beiden legten
als Gegenbilder, nach Ch. Eifen, von Bonnet auf
Zeichnungsart geſtochen.
Lebas verkauft in’ feiner Suite Le Marche
A faire, nah Tenierd aus dem Kabinette des
M. Lebrün. Attaque de Troupe legere,
nah Wouvermans, aus dem Kabinette des M.
Baudouin: Premiere & feconde vue de Les
rida; Premiere &feconde vue de la Sicile;
Premiere & feconde vue du GolfedeVenife,
allevon David nad) Originälgemälden von Vernet
ſtochen, aus dem Kabinette des. Herzogs von Praslin. J
Julius. La belle Matinée 17 Zoll hoch,
13 breit, nach einem, Driginalgemälde Ver⸗
netẽ,
Dermifchte Nachrichten 347
nets, von P. Benazech geftochen, es machet
das Gegenbild von den Plaiſirs de PEté, ein
Blatt das 1772. erſchienen.
Premiere & deuxieme vue de Pirna en
Saxe. Diele beiden Kupferftiche 8 Zoll hoch 10.
breit, ſind nach ein paar Driginallandfchaften in.
Waſſerfarbe von unferm verftorbenen jungen Wa⸗
gner durch R.Daudet ſauber geflohen,
Les Plaiſirs de, PHiver: la Récolte de
PAuromne; les'Travaux de l’Ete; les Deli-
ces du Printems. Diefe.4 Jahreszeiten, von
Fruͤſſotte nach Zeichnungen von Queverdot ges
ſtochen, haben eine angenehme Zuſammenſetzung.
Coſtume des aneiens Peuples, von Dans
dreꝰ Bardon iſt die 18. und a9te Lage, jebeauf 7i »
Blatt in 4. von der ſchon oft angezeigten Folge,
und enthält die Fortſetzung gottes dienſtlichen, buͤrger⸗
lichenr und haͤuslichen Gebraͤuche der Hebraͤet
Albert v. Haller von Pruͤneau. Rortrait
de Louis XVI. Roi de France, und Portrait
de Marie Antoinette, Reine de France von |
le Beau geſtochen, in Medaillenform.
ODemiarteau hat auf Zeichnungsart haupiſach-
m. Für junge Zeichnungsſchuͤler einch anatomifchen
Curſus in 42. Platten, in 7. verſchiedenen Sagen,
wonon. jede 6 Blätter enthaͤlt, nah Monnet ge⸗
flochen : die Erflärungen ftchen an der Seite.
Auguſt. LaMelsncolie. Eine im trauris
gen Machdenken figende Frau, nad) einer Zeich⸗
nung von Grenze, auf Zeichnungsart von Bf
ſard geſtochen.
KR
348 Vermiſchte Nachrichten.
leanne d'Arc, ein Portrait von le Mire
nach einem alten Gemaͤlde, welches ſich auf dem
Rathhauſe zu Orleans befinden, 4 Zoll hoch 3. breit.
Marie Thereſe, Imperatrice Dousirière
und Marie Leczinsca, Princeſſe de Pologne,
Epoufe de Louis XV. Beide Portraite in Medail⸗
lenform.
Vue de l'exploſion dumagafın à poudre
d’Abberille, le 2. Nov. 1772. Ein unge
mein gut gerathener Stich von Macret nach einem
Gemälde von Choquet. Ä
2 Jene deamatifche Stuͤcke.
Den 15. Januar wurde zum erſtenmale bes
Mairet Sophonisbe, das erſte Stuͤck, das für‘
die franzöfifche Schaubuͤhne nach Wegen bearbeis
tet worden, von Hrn. v. Voltaire verbeffert, auf
den franzöfifchen Theater aufgefuͤhret 2.
Den 28. Febr. wurde von den itafiänifchen Kos
möbdlanten, eine neue Rofiere de Salency, in 4-
Akten in Werfen, und mit untermiſchten Arien,
‚von M. M. de P. mit Beyfall vorgeſtellet: die
Muſik war von M. Gresry.
Dan a. Jul. wurde auf dem feanzöfifchen Theas
- ger din nenes Stuͤck le Vindicatif , in 5: Akten
in Berfen von M. Dübeler aufgefügre: Es iſt
im Tone der englifhen Schaufpiele, und der Verf.
verräth Talente. -
Den 25. Yun. auf dem-italiänifchen Theater
eine komiſche Oper Perrin & Lucette, in 2 As
ten von Davesne; die Muſik von Cifolelli. Man
bat darinnen Handlung vermißt. 0%
. e⸗
Regiſter.
bari, Guido Ubaldo, ein Maler, \ 108.
Adam, Robert and James, ıhe Works in Ürchiteeienen
Acdes Barberinat, bie neue Ausgabe iſt nicht. sehr,
the Hiftory of Agatbon, by Mr. Wieland, tramflared |
from the German Original, 162
Allegorie, in Gemälden, 252
Analyfis, a pbilofophical , and moſtration of ſome of
Sbakefpear'sremarkable Charatters, 316
Anecdora listeraria ex Mfl, Codicibus er Vol. a
Angelo, Michel, ob er bey feinem jüngften Seriche
ein einiges Modell vor fich gehabt, 260, mo folche®
in Rom befindlich, 265
Antiken von Wedgwood und Bentley errichtete Ma«
Aufaltur, morinnen ſi ie vortrefflich nachgemacht were
152
Apollo, mit einer Violine, 49. wie er mit dem Mars
ſias vorzuſtellen, 49.
Armanno, Viocen: , einige Nachricht von Ihm, 107
d’Arnaud, Merinval, Drame,
Ausfichten, wohin fie in Kupferflichfammlungen geh
ren, und gebracht werden fonnen, 38. f.
— acht romantifche von Wilhelm Bellers gemalt,
und von verfchiedenen Meiftern geflohen, - 149
Ausftellung der Akademie der bildenden Künfte in Dres⸗
den, 1772. Schreiben darüber, ‚ 12
Baccio Ciarpi, 105
Bach, Job. Sam., feine kehrer, 114. einige zeid⸗
nungen von ihm,
Bachelier, Menwire soncernant PEcole royale grataice
de Deflin, ' 338
Bamboceio, f. de Haar.
Bayuoi, Voyageur.Allemand, nah Wouverman,
6
Barbieri, lobann Franz, in&gemein Guercino, - 110
' Bar-
Regiſter.
zione, per la ſolenna diftribuzione de' premi agli
Studiofi di Pittara &c. dell’ Academia Clementina,
1
she Carpenter’ 5 Tresfare &c, neatiy enge
. ftom the originals Drawings of N. Wallis, 1358
dafanovs, Achilles, ber um die Pfeile des Herkules
ittet, I
Cathelin, Portrait en Medaillon du Comte Arton
nach Sredon, 165. de Marie Therele, Imperatri
ce &c. nad) Däcreux, 166
Canot, a Gäle; a Calm; a Frefh Gale; a Light Air
of Wind, nach) Wilb. vanden Delde, 146
de Cbabenos, Vie du Danse, avec une notice de [es
ouvrages, 168
de Chabanon de Maugris, Odes d’Horase, traduites en
vers frangois &c. 168
Changeux , Bibliotheque grammsticale ahregée &c,
169
Cheferfield, Pbilip Dormer Staubope, Eu] of, Leiters,
. 37
Cicero. über deffen Dialogen,
Cipriani, I. B., Verfeus und Andromebe, Ingl.Were
tumnus und Pomona, 214
Codrus, a Tragedy, 160
Colledion de Tableaux, Peintures &c. du Cabiner de
Mr. ven Schorel, 349
Colman, George, the man of Boſineſs, a Comedy, 159
de la Cendamine, fein Portrait, nach einer Zeichnung
von Cochin, 34
Contes moraux & nouvelles Idylles de D.. . & Salo-
mon Geſſuer, 274. ju waß für einer Art von Dia-
logen feine Unterredung. gehöre, 275. f. ſ. Dialog.
Anmerkung über den Schluß, 237. über die beiden
Kreunds von Bourbonne, 289. 296. ff von den
- Verzierungen und den Geßneriſchen Kupfer, 30
the Country Juflice, a Poem, 321
‚Crawford, Charles, Sophronia and Hilärio, an Elegy,
329
D, * ** f. Obfervations.
Dafnejo, Dorilo, verfi feiolti e rimati,
332
wand Nath., Orpheus beweint Euribice, 314
Dans
Rediſter.
Pante, J., de Cbabanon. u
Daudẽt, U. & H. Vue de Pirna en Saxe, nach wa⸗
—8 he Vieillard j jöoyenx, nach Oſtade, 166. Fr
miere& & feconde voe de Lerıda, de 1a Sicile, 2.6
Golfe de Venife, nad Dernet,
Dawes, die Scene ber Hexen in Macbeth, 2%
Demarttau, ein anaromifcher Eurfus, nach. mopnen
347
Dialog/ pbiloföpbifbet , 205. 208. eigentliche Na⸗
tur einiger derſelben, 213. ff. wie der Dialogiſt auf
einen Geſichtspunkt arbeiten konne, 249. f.
Kom Diderotiſchen, 275. Vergleichung mit den Thea⸗
terſtuͤcken. 278. eigentliche Idee diefer Art, 280. fr
ihr Verhältnig zum Geſchmack, 234. was dazu er-
foberf werde. 285. dramatiſcher, wiebarinu die In Au⸗
fehung der Handlung vorfallendeu Schwierigkeiten
zu übertoinden, 24L
Dichter, f. Burkard.
Dichtungsarten. ob deren Teintheitung uͤberfluͤßig,
177. Beurtheilung einiger, 178. f. ihre Vermiſchung,
1831
Diflionerium Saxenico et Gotbico-Latinsmi, Audtore
Eduardo Leye &e. edid. — Owen Manning. 154
Diderot , f. Contes moranx. |
Dietrich, bie Geburt Ehrifki, und deren Verkuͤndi⸗
gung, 119. deſſen Ableben, 133. Nachricht don feis
nem Leben, 171
‚ BDinglingerinn, zwo Minfaturgemälde von ihr, 117
“ Dorat, tables, 339
Downman, Hucb, Infancy, a Poeni, - 317
Drama, was es (ep, 26%
Draperien, obfie die@ilten nach naffen Gewaͤnden ger
arbeitet, 263
Dächene, Portrait de Mr. de la Martiniere,
Duntsrten, Lord Lyttleton, nach B. Well, si
Duakin, Wihiom, poetical Works, 159
E.
Earlom, ths Royal Academy, nach Joffani, r48.
the —R and Haro, nach demſelben, 209. ſ. au
Boyde
X. BIBLXVL.2..88 3 FR
Regiſter
Eeole Beole gratuise de Defkn, f. Bacheliw,
Dungsfraft, lebbafte, wenn fie ‚ein Trieb u
— abgeſonderten Leben werden koͤnne, 80.f.
Einſamkeit, zweyerley Arten, 70. und Bewe gunge⸗
gruͤnde dazu, 70 f. Trieb zur Einſamkeit, * *
fen förperliche Urſachen, 74 mober derjenige , ale
mentchliche Geſellſchaft zu fliehen, 78. f. 80. fr Jı:
82. wober die Neigung sur Einfanlar, 85
Nuptial Elegies. 160
Eloge des Tableaux ‚espoles au Louvre le 26. gr
1773. Se.
empfindung, erbabene, woraus fie entfichen, 63.. 1b
alle aus dem Gefühle eignee Are 4
Encyclopaedis Britannica &c. by a Spciety of Gen
men in Scotland,
an Epiflle from Obeira, Qusen of Otabeite to join
Banks,
Erbabenea, f. Burfes. ob es mit Start unb Fe
einerleg, 60. worin Natur befiche, 63. f.
Erʒeblung, ( Sandlung. "Gefehreibende, oder unprag
‚matifche, 186. eigentlich fogenannte, 204: f. nr
von der dramatifchen unterfchieden, 219. 220. wie
vom Geſpraͤch unterfchieben, 231. 233. 247. 249
253. ſ. auch Sprache. Pflichten des Erzehlers, 239.
Vortheile, vor dem Dialogiften, 240. 249.
— verfchiedene Arten der Erzeblung : die munberbare,
291. fcherzhafte und hiſtoriſche, 292. wie Iütene & un
. tereffant gu machen,
. Efampes fur differens evenemens ‚ arrivés dans la =
mille royale, davon find 16 Städe beraus, 33
Euripides, ſ. SBarwood.
Eximeno, Anten. dell’ Origine e delle Regole dellz
Moufica, 8 350
Sabroni Angelo, ſ. Lettere imediti,
Faith, aPoem, 163
* de la.Fargue, nouvelles Oeuvres, 337
- Favole jettanta Efopiana ſ. Roberti.
Sechbelm , Bildniß des ſternkundigen Landmanns
Baliſch, | | 117
‚Fiamingo, Franz "106
Frankinn, einige Bild niſſe in Miniatur, 117
|
i
Dregife,
Seidel, die Aubetang der Weiſen, ein Nechtuue
triedrich wo Hietenſtuͤcke 116, eine Waldung u. r m
‚Yo. 0.17
Siedtichinn, einige Blumenſtuͤcke, J 116
Süger ‚ ein Miniaturgemälde, Hen. Baufens beide
kine Tochter, 172. Salomo opfert, das gälone.
Kalb, zwo Zeichnungen, ’ . 113
Lurcht, ob die Empfindung bes Erhabenen eine Em⸗
pfindang der Furcht und des Schreckens, 63. f. 67
‚ Shffotse, — Jabrẽjeiten nad Guroeoon 347 |
Gögniere, Joacbim, Nes Principes de Phifigue, 342
Baltlitd, R., Arehimede: nach Le Prince, 7 165.
Sellerie, ber dresden nichen Reichthum und Vorgiger
265
2 eine" Aimerfung über die belannt gemachte von
33% f.
Zr Wichrönfleinifche, A 37
— Wienerifche, 33. vou Tratmern anternommene,
der nicht fortgeh eöfe Unbgabe , ebend.
—2 A | Pa 329
Bla Gardette, P. C., Vue de Ir Bibtiorbegue de
o St. Genevieve, 165
Gegenſtand, auf toie.viel Art er abgehandelt wer⸗
. den koͤnne, 182. f. erfle Art ' 183. impte , ‘186. |
olgen daraus, 183
rts Mloumenr', das von Geſer im Wendleri⸗
ſtchen Garten errichtete, 133. daß in ber Johannis⸗
« fire don Schlegeln, | 136
GimtHe,-Ledwig, eigentlich Primo, -- 108°
ichte * Bunfl, f Burkard,
bifebe, “908
' en, Burks Befchreibung deſſelben, 53. f. 06
es Baden auf die Sinnen, 54. 56. und Jmaginatie -
von anlemme, S6. ob es eine befondre Fähigkeit,
‘ oder Art bed. Inſtinkts, 57. was Seren fr
Geſpeach ſ. Vandlung, ingl. Dialog. Dramatik
205. wie ed. Marmontel vom pbilofoppifchen unters
fſcheide 206. dreherler a. deſſelben, 24
Ei⸗
| enfihaften bed Geſpraͤchs, 231. wie “ van der Er⸗
Eocufisa unterfchicden, ebend, f Ferseblang.
Berner, ſ. Comtes wOrBun,
©evfer,
. 127
Ginnaf. Catbarina, eine Malerin, 109
Glasmalerey⸗ ſ. Vſervarioni.
Göbel, Bildniß des Accisſecr. Zinmets, 115
Golqdſiith, Retaliation, aPoem, 319
Graff, einige Bildniffe won. ihm, 125
Green, V⸗, Hannibal ſchwoͤrt ben Romeen ewige
Feindſchaft, nach B. Weſt, 0: der Tod des Epa⸗
i
minondas, und der zod' des itters Bahard nach |
ebendemfelben, 150°
Grenwood, Valemon und Lavinia, 314
Grofe, Francis „ Antiquities of England and wu
31
Groß, f. echabenes. wann bie Sröße der Seele eine
Urfache des abgefonderten Lebens werden koͤnne, ga
Buasco, Ottaviano, Graf, dell’ Edikcio di Pozzunlo,
, volgarimento detto il Templo di Serszpide 146
Guercina,, ſ. Barbieri.
Budo, etwas über deſſen Ergengel, . 259
d Gufferne, D. Tommafos Andres, biccioaxio Namis
“ metico, Tom, 1.
| .33$
Guflo grande, &
*_..
Hafez ſ. Ricberdfim on
KHagarıy, wen Gemälde von ihm, ": 38
Yaid, Bamilienzortraite „nach. Draff,
über Bandlung, Geſpraͤch und lung, iyz fi
was Handlung in einem Gedichte fen, 19T. Bat⸗
teur ErNärung: Eriunerungen daruͤber, 193. fand
. bazu erfodert werde, 198. Fortgang ber- ri
201, Eintheilung derfelben, 202. Unterfchi
FSorm, und was für Arten en von Abhandluugen dere
. aus entfliehen, 204 f. Unterſchied zwiſchen drama⸗
. tifcher und philoſophiſcher Handlung , aa —
ſchung der Handlungen,
vBarwood, Edward, a Eranllauen from he 6 5*
in to Englifh Blank-Verfe of the Tragediea of Eu
ripides, 155
1] . n J von
Beate , )
en Seindte, 4 Idge generale &e. warum er an
, ‚fiich gefchrichen,,
Beyer Chr. Gottlob, f. Pindar. -
be —25 — in Eugland, 59%}
Bols ſchnitte umgehen K. Maximilians, find“ nicht |
7Tvonã. — 48*— Zans Burgmayer, 131
Vome, VNathangel, Roͤnche im Studierzimmer,
. nach eignem Gem * 149
woras ; Werte, vns · dem Lateiniſchen aͤberſetzt, erſter
«El, 96. wird —* 95. f. einige Erinnerungen,
97⸗ ſ. auch de. 6
Bütin, Prometheus sn an fine Beffen gefeffelt, 118
Hull. Thomas, Henry the Second, or the Fall of Ro-
- famond,:2 .Tragedy , 156. Richard Blamugenn a
— Jegendary Tale, 163°
Janoia ‚. Portrait ‚d’un jenne befime nach Rem⸗
brandt, und einige, andre. &t.F 13!
Ideal, beas, 3. ift votltommner als "pie Natur, 259
Jdee generale d’une Colle&ios complette d’Eflampes,
x Anmertungen über die Mecenfion derfelben, im Al
3; 24 Gagenftand des Que, 25.
foßerfen, Poenns, Bu 154
uagham, Paemt,.. .. 329
— Gedimad. was fie fen, 55
Hforienes on Nouvelles en Vert, 339
“Zugauf , der ältere, „les Moeurs du tems, nad) einer
N Reichnung von Seaudenber; 345
Gohn[on, Sam. {..Shakejpear *
the Matron, an biter· 3426
Jenas, ber Barde. 315
Fones, Gugliehmus, Boeleos Afısticae Geimmentario-
zum libei - Vl. &o 329
Jorberide PHiberderie, * Definarbis pour les Fabri-
. quea Ü’etofles. d.pr- | 342
Julia, ‚apostical- Romance, u 156
1
. B.
Ä (Beinen, ji 'Sketches of the maery of Man,
320
A aufmann/ Angelika, einige neue Semdlde von F
912
33 ieh, |
Regiſter.
af, der ältere, Zeichnungen von Im, 115
— der jüngere, einige Landſchaften, —VF
Blengel, eine Morgenlandſchaft, und ein Somuen⸗
aufgang, zwey Driginafgemäfbe, 1 23. einigerabirie
Blärter, 113. f. Studium iuvemutis, 30 Blatt, 135
Anöfler, ein Apollo in Thon, ', 125
Kuͤnſte ſ. Burkard.
u bildende, f. pr roſe.
Kuttner, le petit phyficien, nach Wille, 16
Bupferftiche. Unbequemlichfeit der Pappendeckel ben
"großen Sammlungen, 31. f. ob ſie nach —
tigen Gemälden allemal am beften gu bearbeiten,
_ nee deutſche, 0 156, 128, %07
— — a —8 zo
— — franzoͤſiſche
—————————— unterſchieb derſeben *7
dabey zu beobachtende Drug
a
de AMar, Peter, inſgemein Bamboceio;
Ä N
Samborn, P. &., jwen, Landfchaften , wach € Poc |
lenburg,
&cbas, la fraiche Matinee, wach Duͤjardin, ingl.
Plaiſir de la Dance, und le ſteſaltat da jeu, ua
Brakenburg , 166. le Violon hollandois, nad ©x
(lade, ebend. le Marche à faire,
attaque de Troupe legére. nach Wonvermann, 346
Cebean, Portraits da Roi & dele Reine de. France, 347
Leben, geſellſchaftliches und abgefonderted, 76. ha⸗
Den ihren Grund in eben der Bellinnmmg. wufter
eele, 76. fe
1 ei 8 4 ’
ang an Bag ua abe
Lenʒ, Johannes in. der Wuͤſten RLoirt nach Baron
Matthäus, ein Driginalgemäfke, das goldne Kalb,
eine Zeichnung, 114
Kefling, Charakter feiner Methode, . 209. f.
Letters inediti di Uamini illufri, 143. ber. Haansge
ber ift Heer Angelo Fabroni, 144 5;
\
| Aiterargefbicke, — 205
Le
MNegtſter.
—* Memoire fur une Dsoouverte dns Part de ba.
3446
Acta Eimps, u. VEnrmn feinen Zehhnungen,
311
bi, Martin, ein Architect, Fe io
ade &Diiönsriam, . ıdıı. ‘
(Mesa Brand erben minder .
Hoslle de Mr. Zaccberian, „
Macret/ Macis Tireroley: ꝓevanies Sa milk
. Leczinfca R. de France, nach Chaquei, 343
Me sguen,. Dominicns, Brurtianumilmatica, 14 Epileo-
parium univerfale cheiffiaäum,
Ds — Se 448
£ auch —*— Riscr
Weite unb die — Macht in der Kuuſt beſte⸗
ben, 8. von ihr muͤſſen Die Moden ausgekhleffenfenn,
: 96, von der 19. wiedrigere Klaſſen der
Kunſt,
—2 — p:,' Aubiope, Reine des Ämazones, mu
Bennevault, 167
Meusing, Owes, f. Diffinnarland,. '
nd , les Approches de Gningnene ‚ und lea
Amufemens s Eipagnels, nad, eigner Zeichnung, 344
Mſſto/ ia Melsncolie, wach: Greize, 347
Martellins , Nice Hortus Romanus ſec. Syftema I. P.
Tourhdforsii re. 4. Species tappeditabe & deferibe-
- bar, .Libohlaius Sabbars MMobamias, "23%
Morucchi, Frascefen ( ſ. I} Prigiosiero.
| Maſon, Jakob, he Heislunan, nach mochæ⸗
Mecan, eine Rube de Heylandes auf ber Binde, m
- Del, 114: ſeme Lehrer u
—* — / auf Landkarten, deffen Bar er f. .
‚oder Menkemen,
Rie der Tod Lukretiens,
Mengs, Anton Rapbach Nachtichten von ib pl
Oveſtrio,
266
srieyıens, von ihm Rebn im Greſtrio derſchiedene hr
iR
Mit), Fobamn, einige Radar von, ibm 16868
34 Mieiſch
Roten
Re |
Bavon aux Enfers, 938
Nenmer, Bie.g Tage geiten mit Dee Feder, 116
Reynolds, Rede —* Austheilung der Preiſe, im.
1770 3. wene Gemaͤlde von ihin, 314 ſo auch Ob
: fürvations.
Ricasd, die Gturmfeene im K. bear, 315
„ Aedes Pembrochianae, 322
—— 458 ge Specimen of Perfian —8 or
Hafes
Klinger, "Job. Elias, beffen Sammlung von hier
een von feinen ——ã— ———— 129.f.
Riedel Fried e. Juſt, ſ.
Ring des Michel —28 ob vr daran gearbeitet,
273%.
Reberti, Abate Marchefe, Firole formen Elopians,
con un difcorfo, 144
Roberts Dr., Poems, 168
“Rode, ſechs neue radirte Blätter von Dt - 131
Raͤhr, Portraitmaler, reifet wach Paris, 126°}
nö, eine Sanerngefeäiipaft nach Teniees eunben
opf Breb 108
Roman, Abbe, Ynoculatioi, Poeme a IV, Chastı
ee
Rofz, Salvstor, a
Roßert de-Satency, De wmir-- 448
(Roſſet) lAgricditure, Poeme, -
002
Rube. Trieb zur Ruhe. mas er fen, 77. wie er Ä
felben,, die ihnen entgegengefißten
ſonderten Lebens entſtehen, Bf
Ruſfftt⸗ J..the Right hongudsble Slina —— De
‚wagen of Huntingdon, as ſchwartet Kunſt, o
Sabbari Mevaniaı, Liberams, {- Merniine J
Salzer, eine Madonna und andre Stuͤcke auf Zeir
nungsart mit Roͤthelſtift, 181
Saunders, J., Mr. Moody and Mr. Packer, ir the
Farce of che Regilter OÖflice, nah B. van de
—— Venus, die den Pfeilen des Serie, Nas 3u
anweiſt, 105. f.
Schattirung, ſ. Nuance, |
oT. vos
— — — —— —
| Spence, f. Burkard. |
FIBLXVIB2SE Ma rl
— — — [or oe
Pr’ .
von Scheib, Stanz Chrpb. f Brefkin Fu
Schiffner, die häusliche Andadıt, und einige andre
Gemälde, a 116
Schlegel, Friedr. Sam. f. Gellerts Monument.
Schoͤnau. Wiedergeneſung, der verw. Churfuͤrſtin,
120. Verzeichniß der Kupferſtiche nach feinen Ger
mälden und Zeichnungen, ‚122 *)
Schönes, ſ. Burkes.
Schoͤbneit, ideale, und Vollkommenheit, wie zu ſu⸗
chen und zu erlangen, 10. iſt in jeder Gattung der,
Weſen nur Eine, 12.f. eine Kegel von der Schön»
Heil, 260
$be School for Wives, a Comedy, 157
‚ van Schorel, f. Colledion,
Schreber, Natusgefchichte, V. und VI. Heft. 307
Schulze, die Schnitterinn, nach Karl Lob, und
ein Alter, ingl. eine Alte, nach Zeichnungen von
Schs
Bau, 1
28
| Schwärmer , Tann ein vollkommner Einfiedler wer⸗
den, | ’ 2. $4
Scott, Tb., Iyric Poems, devotienal and moral, 164
Selbfigefpräch, 205. philofopbüchee, — . - 2oR
Setbona, a Tragedy, Ä 158
Seydelmann, Dadip mit dem Haupte Goliath, in
DR.» 1 on 11$
(Shadmell ‚ Zatlr) the Fair Quaker, ‚orthe Hu-
mourss of Navy,
| 155
Shakeſpeare, ſ. auch Anehyfis. the Plays of William
- Er in 10 Vols. &c, with Notes by. Sam,
Johnfon and George Steevens,
153
Shake/pear's Plays, as they are now performed at che
Theatres Royal in Londres &c, . $60
Sibilato, Elemente, zwey Gedichtchen an Geßnern,
236
Sicilia numiſmatico, ſ. Torremuʒʒa. *
Simonesti, la Soirée des Tuileries, nach Baudouin,
Ä — | Ä 345
Spekulation , wie fie ein Trieb zur Einfamfeit wird,
gI
|
Regiſter · |
Spilsbury, Jonathan, Sophonisbe, ing. pbön
nach Angelika Kaufmayn,
Sprache, Gebrauch derſelben in Geſpraͤchen und —*
zehlungen/ 233. 236. Bortheile: der Deutſchen, 235
Stark, f. Erhabenes. "
Steevens, George, {. Shakefheare,
Steinſchneiden. womit Ylatter baben 9 gearbeitet, 272
ie
daben wırd Demantpulver , nicht Demantfpik,
gebraucht, 273
Stoͤlʒel, ein Mannskopf nach Bolbein, und ein paar
andre Kupfer, 126
the Storm; la Tempete, bie gandfchaft von V. MT.
Picot, nach I. Beauvarlet, bie Figuren von Bart:
loszsi, nach Cipriani,
Strange, Robert, der auferflandne Hepland erfihrei
net feiner Murter, nad) Buercine, Parmegiarnı A-
mica, nach biefem Meifter, 308. bie Magdalene,
nadı Buido Rent, und ein Kupido, nach Schido⸗
309
Smurt, Fofepb, the Regal and Eeclefiaflical Antigui-
ven, of England, 326
Styl, der große in der Malerey, $. worinnen er ber
ehe, und mag er erfodre, 9. fr deutliche Idee
von Schoͤnheit und Ebenmaß, 10. Kenntniß der eigen-
thuͤwlichen Eigenſchaften der Natur, 15. Adel der
Vorftellung, 18. 6
| T.
Tadel, großer Kunſtwerke zu meiben, 261
Taͤuſchuug, In ber Malerey, 19. f.
Tafizert, Venus enrwaffnet den Kupibo, . 318
'Tafh, Auguftin, eigentlich Buonæmici, etwas von deſ⸗
ſen Leben, 106
Teede, Richard, Corin and Oligda, a legendary Ta-
le, 323
il Templo di Serapide, ſ. Guasco.
Theil, eine —e—— und ein Proſpekt, 113
Thiel, zwo Randfchaften in D
Thiergeſchichte, von althern, 34 unbate Lage, 120.
k and) Klinger,
Lise
| Regiſter |
, Birbet, eine Landſchaft mit Vieh, in Wafferfarbenk
11
Tilliard, I. ., les Bergers Ruſſes nach Ceprinc
346. zweyte Enge ber Kupfer zum Telemaf, ebend.
irabefebi, Girolanso, Storia della Lerteratura, Iraliana,
Tom. III. 139. Tom. HI. & IV. 335
Torremusʒa, IV. adgiunta aila Sicilia numifmatica &c.
baue, \ |
9— 4439
e Furre Rexzonice, Ant. Iof: Com; ad Io. Aug. Erne-
Pi, und à M. de la Lande, 331. 33%
u. | |
Verzierungen. einige Anmerkungen darılder, 270. f.
View, 4 complete, ot the Manners, Cuſtoms &c. of the
inhabitants of England &e. | 326
de Vindisstif,.ein neues Schauſpieh 348
* Vogel, einige Gemälde von ihm, 116
Voyez, der Ältere, la Dame de Charite , nad) einer
Zeichnung von Karl Kifen, 164. Tableau de Ze-
-mire & ‚Azur, nah Tousg . . 165°
x. un .
Wallis, ſ. ebe Carpenter’s Treafare,
Walther, der ältere, ein Frauenzimmerportrait, im
Miniatur, 117°’.
— or jüngere, bie Flucht nach Aegypten, ein Nacht⸗
11
uͤ 7
Werton ‚ Tbom, the Hiftory ‘of Englifh Poetry Sch
323
Wotin, Supplement a !’Art du Peintre, Doreur, Verı
niffeur, 171. veranflaltete deutſche Ueberſetzung,
ebend.
Watſon, Jakob, Bildniß D. Johann Sawkesworth/ nach
Reynolds, 151. bie Herzoginn von Cumberland/, und
Mary Lady Boynlan, letztere nach 5. Cotes, ebend.
rs. Crews, und the honourable Mrs, Barker,
nach Reynolds, 310,
Wedgwood, f. Antiken.
Weinert, ein Blumenſtuͤck, nach Pillemont, 327.
Weisbrod, Y-onzitme & douzieme Vue d’italie, ir ,
Verne, | 166
- .Ya2 Weiſe-
u’
Weiſe, ein Zigeunerzug bey Mondenfcheim, nach Aug.
Querfurt, und ein Porcellainauffag, 127
Mermush, Bildniß feines Vaters in Wache, 126
Weſt, Beni., zwey neue Gemälde von ihm, 314
Weydmallerinn, Bildniß der verw. Epurfürkinn,
und ein Bouquet auf Glas, | 113
Whitebead, Willien, Plais and Poems, 161
Wieland, ſ. Agatbon.
Wood, Job.,.a Fire-Light, nach Bembrand, 146
u. .
Jacharia, ſ. Ratom.
Seichnung, ſ. Oreſtrio. Corrain.
Jimmermann, Job. Geo., über bie Cinſamkeit, 69
Singg, vier Landſchaften nach Zeichnungen, imo von
Dietrich, unb zwo bon Geßner, 177
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