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Full text of "Neue bibliothek der schönen wissenschaften und der freyen künste"

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THE NEW YORK . 
PUBLIC LIBRARY 


AUTOR, LENOX AMD 
TUDEN FOUNBA TIME, 








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und 


der freyen Kuͤnſte. 





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Funfzehnten Bandes Erſtes Stuͤck. 


Leipzig, 
in der Dyckiſchen Buchhandlung. 


17734 


4 


n 


er 


‘ 


—8 


Inhalt. 


L Ueber das Elfenbein der Alten und die daraus 
verfertigren Bilder. Eine Vorlefung bon 
Sn. Hofr. Heyne. | .$ 

II. Algemeine Theorie der ſchoͤnen Kuͤnſte, ec. Don 
Koh. George Sulzer. 

II. A Collection of Prints, engraved after 

"the moft capital Paintings in England. 
Publifhed by John Boydel, Volume 
the fecond &c. 86 

IV. Contes moraux & nouvelles Idylies Be 
D... & Salomon Gefsner. 

V. Das Scudium der Zeichenfunft und Malerey 
für Anfänger, nebft dee Terminologie sc. x. 
von Chriſtian Ludolph Reinhold. 112 

VI. Elements of Painting with. Crayons 
by Jobn Rufe.  _ 119 

VII. Unterfchied der freyen und mechanifchen Mas 

| lerey praktiſch erflärt von Ernſt Ludwig 

| Daniel Huth. 122 

VI. Beurteilung der architeftonifchen Ausftels 
Iung bey der Churfuͤrſtl. Saͤchſiſchen Kunſt⸗ 
akademie zn Dresden, vom Jahre 1771. 130 


IX. Vermiſchte Nachrichten. 165 
Aus Deutfchland. 


Ä Leipzig, Neue Kupferſtiche. 168. 
Darmſtadt. JournaldeLeäure. 162 

Auszug eines Briefes an den Herausgeber." 163 
* Einige 


l 


Inhalt. 


Einige Nachrichten von der Litteratur Spaniens 


an Hrn. v. Murt. | ‚164 

Velazquez Schriften. " 165 
Rafael und Pedro Rodriguez, Hikoria lit- 
teraria de Efpana. 167 


Parnafo Eſpañol, ebend. 
Iriarte, Gramatica caftellana, ebend. 
El Bufcador de Ingenio, ebend. 
Viage de Eſpaña &c, Opera di D. Pie- 
. tro Antonio de la Puehte. . 168 


Aus Italien. 

Mom. bPicturæ Etruſcorum in vaſculis &c. 
a Joh. Bapt. Paſſerio, Vol. Il. 169 
‚ Mifcellanea numifmatica &c. a Pesro Do- 
minico Mognan, Tam. II. , 170 
Gajparis Aloyfis Oderici .Diflertationes et 
Adnotationes in alıquot ineditas vere- 
, rum infcriptiones et numilmata, 17% 
Boloana. Della Zecca ‚di Gubbio,,.e delle 
Gefte de’ Conti e Duchi di Urbino 
del Rinaldo Ripofatii, ebend. - . 
Rom. Sacrarum Vaticanae Bafılicde Cry- 
ptarum Monumenta &c. a Phil, Lau- 
| rentio Dionyſio illuftrata cut. Angelo de 
Gabriellis. 17% 
Saggio dı ÖOflervazioni fopra un Baflore- 
lievo della Villa dell’ Emo. Sgr. Card. 

Aleflandro Albani, ebend. 
necdota Litteraria, .173. 


Modena. 


Inhalt. 
den. Storia della Letteratura Itxllana | 
di Girolamo Tfröbofcht, Tom. J. II. &, 176 


| Rom. Tiri Lisii Hiftoridrum Libri XCI. 


Fragmentum arixdorov defcriptum et re- 
cognitum a CC. VV. Vito M. Giove- 
nazzio, Paullo ‘Facobo Bruns &c, 177 
Clementi XHl. P.O.M. non ante edi- 
tum Vernafiae Cinerarium Prunt. Eu- 


gen. Guafeus D.L.D.. - ' 178 
Bologna. De Pindari Odis conjedturae D, 
ob. Aloyıfa Mirgarelli 79 


Ancona. 11 fluido elettrico applicato a fpie- 
gare i fenomeni della natura, ebend. 


Florenz. Nachricht von einer Sammlung der 


Poemi Eroico - Comicı Italiani. 182 
Serie degli uomini i più illuftri nella Pit- 
tura, Scultura e Architettura &c. 

mo V. 

cm. Vite de’ Pittori, Scultori e Archi 
terti che hanno lavorato in Roma &c. 


di Gi. Batiſta Paſſeri. 184 
Ragionamento ſulla tragica e comica Poe- 
ſia di Giovacchino Pizzi. 185 


Florenz. Dell’ origine, unione e forza, 
progrefli, feparazioni e corruzzioni 
della Poefia e della Mufica, del Dot- 
tor Gio. Brown tradotta &c. dal Dottor 
Pietro Crocchi &c. 185 

Venedig. Il primo Navigatore e Selim e 
Selima, Poemi tradorti dal Tedefco 
dal’ Abbate Giulio Perins. 186 
ta Rom, 


Inhalt. 


Nom. Ragionamento di Orazio Orlandd 
ſopra un’ ara Antica. . ©. 186 
Ragionamento di D. Clemente Biagi ſopra 
unda antica ſtatua fingolarillime.. “187 
DPDiſſertazione fopra un antico Cammeo 
j da Gsacchino Pızzi. _ 188 
Baflano- Tragedie di Saverio Bertinelli&c, 
eben | 
Neapel. dr doſio il Grande, Tragedia di 
Michele Sarcone. 189 
Turin. Verſi ſciolti del Conte di J. Ra- 
Faele. 190 
Kom. ' Della Città di Aveja ne Veſtini &c. 
.  Differtazione di Vito MariaGiovenazzi, - 


ebend. 
Neapel. Dell’ Opera in Mufica trastato 
del Cavaliere Antonio Planeli. 191 
Iſtituzioni di Architertura Civile di Nico 
Carletti, ebend. Ä 
Eefena. La Coltivazione dell’ Anice di Ar- 
nerio Lauriſſeo. | 192 


— 


t ‘ 


I. Uebe⸗ 


nn N 


L. 


Ueber das Elfenbein der Alten und die dom 
aus verfertigten Bilder. Eine Vorle 
fung in der koͤnigl. Gefellfchaft ver Wiſ⸗ 
fenfchaften zu Göttingen gehalten vom 
Herrn Hofrath Heyne. 


8 ). der Geſchmack verfchiedener Zeitafter ſich 
‚nicht immer ähnlich iſt, fo darf man fich 
nicht wundern, daß das Elfenbein, welches bey 
uns ſo wenig geachtet wird, ehemals einen ſehr gro⸗ 
fen Werth gehabt hat. Man ſchnitzte daher die 
berrlichiten Bilder der Gotcheiten aus Elfenbein. 
Pinius *) fagt, da, wocr vom Elephanten handelt: 
fine Zähne find ſehr koſtbar, und werden für 
die prächtigfte Materie zu Bildern Der Gott 
heiten gehalten. Wir wollen dieſen Geſchmack 
der Alten näher betrachten, und die Urſachen des 
bald geftiegenen bald gefallenen Werthes des Els 
fenbeins auseinander fegen. Diefes wirb mir es 
legenheit geben von der Kunſt der Alten in defs 
fen Bearbeitung, fonderlic) bey größeren Fi⸗ 
guren, zu reden. . Ich werde zugleich einige die 
natärliche Befchaffenheit, den Handel und die Aufs 
bewahrung des Elfenbeins erläuternde Bemerkun⸗ 
gen einſtreuen. Jetzt will ich mich auf das, was 
Az | ich 
Plinius VII, 10. | 


6 Ueber das Elfenbein der Alten. 


ich zuerft erwaͤhnet habe, einfchränfen, und die 
verſchiedenen Schickfale des Elfenbeins und die 
Urfachen feines abwechfelnden Werthes erzaͤhlen. 
Im Driente fcheint die Kunft gleich zu ihren 
erſten Verfirhen foitbare Materien gewählt zu ha⸗ 
ben. Denn obgleich fhon früh aus Holz oder 
Stein verfertigrer Statuen der Götter Erwähnung 


Du 1 


gefchieht; fo find Doch alle Werke von vorzüglicher - 


Arbeit, welche man angeführt finder, in Gold ges 
arbeitet gewefen. 

Die vom Diovdor *) bey, den Aſſyriern und 
Babyloniern geruͤhmten goldenen Koloſſe koͤnnte man 
ganz ungezwungen den Erdichtungen von dem 
Belus und der Semiramis beyzaͤhlen, welche die⸗ 
ſer Geſchichtſchreiber und Troqus aus dem Kte⸗ 
ſias entlehnet haben, wenn man ihnen nicht einige 
Wahrſcheinlichkeit wegen des aͤhnlichen Beyſpiels 


der guͤldnen Bildſaͤule des Nabuchodonoſer zuge⸗ 


ſtehen wollte; doch ſelbſt die Guͤltigkeit dieſer Stel⸗ 
le des Propheten Daniels iſt noch nicht ganz erwie⸗ 
ſen. Wenigſtens ſcheint dieſem ungeheuern gold⸗ 
nen Bildniſſe bey der angegebenen Hoͤhe von ſechzig 
Ellen, und der Breite von ſechs, alles Verhaͤltniß 
und Ebenmaaß zu fehlen; indem dieſe Hoͤhe eine 
Breite von zwanzig Ellen erfoderte. Homer **) 
der die Länge der leiden neum Drgyen, d.i. fieben 
und zwanzig Ellen befragen läßt und ihnen eine 
Breite von neunen giebt, hat die Regeln des Vers 
bälnifjes beffer beobachtet. Hat aber Babylon 

einen 


”) Diodorus II. 9. 
"R) Gay]. A. 310. 


“._. 


und die daraus verfertigten Bilder. % 


einen ſolchen Koloß aus Golde aufzuweiſen gehabt, 
fo müßte die Kunft bey diefem Volke [chen einen 
ſehr hoben Grad erreicht haben. Doch vielleicht iſt 
dieſes Werk mit dem Hammer getrieben geroefen, 
and aus Fünftlich in einander gefügten und mie Nds 
gen oder Heften verbundenen Gofpplatten zufams 
mengeſetzt worden. Paufanias *) erzählt, daß 
die Griechen ähnliche Werfe aus den Alteften Zeiten, 
welche gleichfam Vorbereitungen zu einer größeren 
Bollfommenpeit ver Kunſt waren, befeflen haben. 
Es kann aber auch ganz aus Gold gewefen feyn, ders 
oleihen Statue des Jupiter Xerxes aus dem 
Tempel des Belus entwendet zu haben beſchuldiget 
wird, und deren Diodor verfchiedene erwähnt. Die 
erfie goldene Statue diefer Art, ohne alle inwen⸗ 
dige Hohlung, ift nad) des Plinius Zeugniß ”) 

43 in 

*) Paufan. TI. 17. von der Etatne des Jupiters 
aus Erzt im Tempel (Chalcioeco) der Minerva 
zu Sparta.‘ f, VIII. 14. p. 628. f. 629. Und 
Strabo VIII. pP: 353 D. erwähnt eines golds 
nen Jupiter apverAaros, welchen Cyofelus in eis 
nen Tempel zu Diympia gefchenfet hatte. Denn 
Daufanias V, 2. gedenfet wur des Goldeg, 
und zwar mit wenig Worten. 

) Plin. XXXIII. 26. In de Belus Tem⸗ 
pel befand ſich ardasas Svmdexu anxew, Xıusess, 
ereeeos. wie Herod. J. 183. erzählt. Diod r. 
aber Il. 9. berichtet daß daſelbſt ehemals drey 
goldne Statuen oPverAzra (mit bem Hammer 
getrieben) und eine goldne Tafel auch eurer 
gewefen waͤren. 


8 1 Ueber dad Eifenbein der Alten 


in einem Tempel in der Landfchaft Anaitis 


in Armenien aufgeftellet worden, ehe es noch 


- eine aus Erzt von der Art, Die dAonpugarov von 


den Öriechen genennee wird, gegeben habe. Auch 
in diefem Salle muß man die Fühne Ausführung dee 


Kunſt bewundern. Die Erwähnung des in ber 


Naͤhe brennenden Ofens fcheint es wahrfcheinlich zu 


‚ machen, daß diefes Bildniß aus einem Guß in Gol⸗ 


de geweſen ift, und fo wohl die Größe des Dfens 
als die Heftigkeit des Feuers führen nothwendig auf 
die Muthmaßung, daß er zum Schmeljen gebienet 
habe. . Es ift auch nicht unwahrſcheinlich, daß diefe 
Kunft Metalle zu gießen und flügig zu machen, bey 
ihrer fehr alten Erfindung und den oft wiederhol⸗ 


“ con Berfuchen, nicht ſchon damals fo weit follte ges 


\ 


fommen ſeyn. Doch vielleicht wundert man- jich, 
daß nach der Kenntniß fo große Maffen von Solo 
zu fhmelzen, die Kunſt bey den Babyloniern nicht 
noch einen Schritt weiter gethan, und den Guß in 
Erzt, das doch zur Bildung der Goͤtterbilder fo 
soeih und gefchmeibig ift, erfunden habe. Man 
benterfe aber, daß unter den Idolen, welchen 
Nahonat, oder wie er gemeiniglich genennef wird 


Balthaſar oder Beleafar, bey dem Gaftmaple 
opfert, auch welche von Erzt erwaͤhnet werben, *) 


und daß auch beym Herodotus und Diodor' in 
Erzt gearbeitete Werke vorkommen.“) Außer 


dem 
*) Dan. V. 4. 
4) Herodot. I. 130 von den Thoren der Stadt 


Babylon und Diod, II. 9 von denThoren des unter 


dem, 


- 
„r 


und die daraus verfertigten Bilder. 9 


dem aber, wenn auch überhaupt das Gold nice 
leichter zu gießen iſt als das Erzt, fo kann body. die 
größere Seltenheit des legteren in daſigen Gegens 
den, und vor allem ber Fuͤrſten Liebe zur Pracht 


den Geſchmack der Künftler auf die Bearbeitung 


des Goldes und Silbers gelenker haben. Aber bey 
eben dieſer entfchiedenen Hochachtung für Foftbare 
Materien muß man fid) wundern, feine Spur elfens 
beinerner Figuren, oder des geringften Geſchmacks 
an bergleichen Werfen anzutreffen. 


Die erſten Verſuche der griechifchen Kunſt fi nd 


in einer ganz enfgegengefegten und geringen Mate⸗ 
sie, in Thon, Hol; und Stein gemacht worden. 
Es war ber Mangel Eoftbarer Materien, der fig 
hierzu ontrieb. Auch Hier fiche man daß die Mut⸗ 
ser des Scharffinnes, die Urmuch, den Seift auf 
ſchickliche und gute Erfindungen,geleitet habe. Haͤt⸗ 
te die Kunſt nicht mit Bearbeitung diefer Materien 
den Anfang gemacht, fo würde fie nie einige Voll⸗ 


Fommenbeit erreicht haben. Die Griechen wußten 


wenigſtens vor dem trojanifchen Kriege von feiner 
Inländifden Migterie ver Kunſt, als von Holz. Es 
wird Feiner Figuren aus Stein oder Marmor ges 
dacht, und Paufaniag *) ſagt ausdruͤcklich, daß fie 
| Ag damals 


dem Euphrat gefuͤhrten Kanals, erzaͤhlen, daß 


man dieſe Werke für aus Erzt gearbeitet gehal⸗ 


ten babe, und Herod. ibid. berichtet, daß er 
ſelbſt die chernen Thuͤren des Tempels des Be⸗ 
„me gefehen habe. | 

> ©. die Hauptſtelle Pauſ. VIIL 14-, 


— 





— — 


— — 


10 | Lieber has Elfenbein der Alten 


damals feine Statue aus Erzt gefannt haben. Es 
ift wahrſcheinlich, wie Ich wenigftens aus der Ody⸗ 
See *) fliege, daß fie das Erzt, felbft. zu ihren 
Waffen, aus andern Ländern, und zum Teil aus 
Italien, moͤgen befommen haben; koſtbarere Was 
ren Hingegen wurden ihnen meiftentheils durch die 
Phoͤnicier zugeführer. 

Vieleicht fälle hier jemanden ber Palaft des 
Aeinons, Königs der Phäncer ein. In dieſem 
waren golbene Jeuchter in Geſtalt von Juͤnglingen, 
welche Fackeln in ihren Händen hielten **) und auf 
Altären, ober wie ic) es erfläre, auf Sußgeitellen . 
ruheten. Auch an den Thüren befanden fich in 
Gold und Silber gearbeitete Hunde. Allein da 
dieſe Inſel in dem ioniſchen Meere liegt und einen 
ſehr vortheilhaften Handel in die weſtlichen Gegen⸗ 
den treibt, ſo hat ihnen der Poet, wie ich glaube, 
alle Reichthuͤmer und Pracht beygelegt, die er auf 
ſeinen Reiſen im Oriente angetroffen. Man ſollte 
aus ſeiner Beſchreibung glanben, er rede von den 
Phoͤniciern und Tyriern des Ezechiels. Er ſtellt 
naͤmlich ein Volk vor, das durch die Schiffahrt aufs 
ferordentlihe Macht und Neichthümer erworben 
bat, und damit die Sache einem Wunder ähnlicher 
‚würde, fo hat er felber die Lage: diefer Inſel nicht 
genau beſtimmt, fondern die Leſer wegen berfelben 
in Ungewißheit gelaffen. Aber indem er diefe Hun⸗ 
' de 


2) v. e. Odyſ. A. 184 von Temela her in Unter⸗ 
italten. 
“) Odyfl. H. 100 


amd die daraus verfertigten Bilder. 11 


für des Bulfanus Arbeit ausgiebt, und bie . 
wunderbare Beſchreibung hinzufuͤgt, fie wären 
enteeblich und dem Alter nicht unterworfen 
‚gemein, *) fo zeigt er ſchon Hierburch das Neue 
sd auferorbentlich Wunderbare der Sache zur 
Gnäscan. Denn nur bey unbefannten Dingen. . 
Mit fich das Wunderbare anbringen, und erdichten.- 
Ser Poet fchreibt aber dem Vulkan auch noch ans - 
dere Werke zu, in Denen eine fremde und den Grie⸗ 
den unbefannte Kunſt herrſchte. So war des 
Achiles Schild von des Vulkanus Haͤnden gear⸗ 
‚beitet, ein Werk, welches Die griechiſche Kunſt, nad) 
üter damaligen Beſchaffenheit, ſchwerlich Härte her⸗ 
verbringen koͤnnen, und Davon ber Begriff aus frems 
‚den Laͤndern, vieleicht Aus Aſien, entlehnee war, 
Die Wohnung felber des Vulkans iſt häufig mit 
geldenen Arbeiten ausgeſchmuͤcket, **) man fieht 
karınne wunderbare und befeelte Werke, Drenfüffe 
ud Sklavinnen aus Gold, weil der Poot diefem 
Gorte auch Hier dasjenige zufchreibt, was er bey 
den fremden Nationen in Aften oft angetroffen. 
Die übrigen wegen ber feinen Arbeit, ober der Fofts 
baren Materie merkwuͤrdigen Werfe der Runft, wels 
Ge beam Homer vorfommen, werben entweder als 
Beweife der trojanifchen Pracht und ihres Liebers 
‚faffes erwaͤhnt, oder find, wenn fie auch Griechen 
befisen, gemeiniglich Geſchenke eines Königs. oder 

As Gaſt⸗ 


Adavarove Mrac za) ayiews nuara wärıa ibid. v. + 
lliad. £, 390 ſeqq. 


12 | ‚Ueber das Eifenbein der Alten 


Gaftfreundes aus Afien, Was ich bisher beuzerfug 
babe, dienet nicht nur zur Erläuterung diefes Did 
ters, fondern auch zur Betätigung feiner hiftorifcheg 
Glaubwürdigkeit. Denn es giebt. feinen ander 
- Dichter, und nur wenige Geſchichtſchreiber, welche 
fich mit fo vieler Senauigfeit und Beurteilung im 
ihren, Gemälden an die wahre Wefchaffenfeie den 
Zeit-und der Mienfchen gehalten haben. So war 
der buntfärbige aus verſchiedenen Metallen geſtickte 
Danzer des. Agamemnon ihm von dem Cinyras 
aus Cypern verehret worden. *) Der filberne 
Pokal, weldien Achill in den bey feines Parros 
klus Seichenbegängniffe angeftelleten Spielen zum 
Preiſe ausgefegt, iſt ein Gefchenf welches die Si⸗ 
bonier dem Thoas König von Lemnus gemacht Gas 
ben. *) Ein anderer Pokal, des Vulkaus Ars 
beit, den Menelaus befaß, war ein Geſchenk 
des Phadimus, eines ſidoniſchen Fuͤrſten. ) 
Der kuͤnſtlich geſtickte bunte Mantel, welchen He⸗ 
kuba der Pallas verehren wollte, war vom Paris 
aus Sidon mitgebracht worden. **'*) ' 
Griechenland hat“ aljo vor dem erojanifchen 

Kriege, des Homers Zeugniß zufolge, ben wir 
Fein glaubwürdigeres entgegenfegen Fönnen, nur wes 
nige Werke von vorzüglicher Kunit und Materie 
beſeſſ en, und auch dieſe meiſtentheils aus Aſien er⸗ 

halten. 


*) II. A. 20. 

2) . V. 74t ſeq. 

‚*®) Od. A. 615 fa. O. 115 q. 
wer) 1.z 289 ſq. 










und die daraus derfertigten Bilder. 13 


ken. Man darf fich alfo nicye wundern, wenn 
Eifenbein unter den riechen vor diefen Zeiten 
St ſonderlich bekannt ımd im Gebrauche geweſen 
Aber bey ihrer Ruͤckkehr von Troja bringen 
ſo wohl unter der gemachten Beute, als unter 
a ton ihren Gaſtfreunden in Aſien und beſon⸗ 
23 in Phoͤnicien erhaltenen Geſchenken, Elfenbein 
it. In der ganzen. Iliade findet ſich, wenn ich 
bt irre, nur ein einziger, deſſen Pferdezaum mit 
in ausgelegt wäre, md dieſeg iſt ein Tro⸗ 
kart, *) Fein Grieche har daraus die mindefte Ziers 
Aber in der Odyßee fieht man den Palaſt 
svon feinen Meifen durch Aegypten und Phoͤni⸗ 
a zurück gefommenen Menelaus mit Gold, Sil⸗ 
x, Eleferum und Elfenbein ausgezieret. **) Wie 
1 md ungewoͤhnlich aber damals dieſe Art der 
sche gewefen fey, zeigt fhyon das angenehme Er⸗ 
aumen des Telemachs beym Poeten. Don dies 
Zeit an finder man das Elfenbein Häufig zu 
Eaffen, Gürteln, Wagen, Zäumen und Schmuck 
Pferde, Degengtiffen, Stühlen, Betten und _ 
derem Geraͤthe gebraucht. Ja es war auch den 
ren und Plectris der Dichter geweihet. Viel⸗ 
icht diente es auch zum Putz der Wände, welche 
aan mit folchen Platten nach der Gewohnheit bes 
der orientalifchen Völker uͤberzog. Wenig⸗ 
fens fann man den Ausdruck eburnea domus, . 
beym Properz ) eburneum tcmplum, 
R nicht 


t a 













u.E. 583. 
”) Od. 4.73. 
) Prop. L. IV, el.2,.5 


14: Weber dası Elfenbein der Alten 


nicht anders erflären als von ben häufig angebrad 
ten Bersierungen aus diefer Materie, fo wie aud 
aurea domus und äßnliche Nedensarten angenom 
men werden muͤſſen. 

Diejenigen, die, wie ich glaube, aus guten 
Gründen den Heſiodus für einen fpäteren Schrift— 
ſteller als den Homer Kalten, Fünnen ihr Urtheil 
auch daraus beftätigen, daß des Achills Schild, 
od er gleih ein Werk des Vulkans it, doch nur 
in, Metall, nicht in Elfenbein gearbeitet war ; de 
Gingegen Hefiodus in feinem Schilde des Herkules 
nicht ermangele har, auch Eifenbein anzubringen, *) 
welches doch unftreitig eine Erfindung fpäcerer 
Kuͤnſtler, und überhaupt bey einem Schilde fchr 
unſchicklich angewandte ift, 

Wemn nun aber vor ber Eroberung der frojas 
nifhen Schäße und dem Herumirren der griechi⸗ 
fhen Süriten, die Erwähnung und der Gebrauch 
des Eifenbeins fo wohl als anderer prächtiger Mas 
ferien fo felten ift, und alles Elfenbein, Gold und 
Silber erft nach diefer Zeit fich in Griechenland eins 
gefunden hat, wie wird es um bie von ben Gelehr⸗ 
ten, und befonders von Bochart, fo geruͤhmte Schifr 
fahre und Handelfchafe ver Phönicier stehen, wel⸗ 
che gewiß bis auf diefe Zeiten auf den griechifchen 
Kuͤſten fehr unbetraͤchtlich geweſen ſeyn muß, wenn 
nur durch die trojaniſchen Schaͤtze das Elfenbein 
und die daraus geſchnitzten Werke, fo wie die Ars 
beiten in Steinen und Metallen, unter den Grie⸗ 


chen 
*) Clyp. Here. 141. 


und die Daraus verfertigten Bilder. ı5 


aufgefommen find? Aber die Trojaner, wird 
a jagen, haben doch diefe Sachen durch die Phoͤ⸗ 
rerhalten. ur! aber die lydiſchen und phry⸗ 
hen Reichthuͤmer find Durch die fabelhaften Schä- 
des Midas und Kröjus befannt genug ; ob 
h diefes in etwas fpärere Zeiten. fällt, Und 
zit ich die phrygiſchen Kleider, Die fhon Homer 
at, übergebe, ſo ſchreibt ebenderfelbe ven Faris 
nund mäcnifchen Weibern die Kunſt das Eifen: 
a zu färben zu.”) Alſo wartete man in diefen 
enden nicht erſt auf die phönicifchen Schiffahrer, 
been verfertigte dieſe Sachen durch einheimifche 
inftler.. Vielleicht find dieſe aſiatiſchen Koſtbar: 
ten durch Die Furz darauf erfolgte Wanderung der 
mise nach Italien, (wenn dieſe anders gegrün: 
k iſt,) und durch die Schiffahrt der Karier nad) 
Ben Küften Italiens und Griechenlandes von Bier 
4 verbreitet worden. Denn ic) glaube, daß die 
chiffahrt unter den Völkern, vie die Kuͤſten Kleins 
md bewohnten, nach und nach von einem-auf 
PS andere gekommen und daß die Jonier und zwar 
ders die Phocaͤenſer und Milefier, hierzu durch 
e Denfpiele der Bewohner der Länder, in welchen 
ſich als Kolonien feftgefeet harten, find anges 
Beet worden; indem die Schiffahrt der Phoͤnicier 
don lange in diefen Öegenden abgenommen, und 
wid gar aufgehöret hat. Es iſt befannt, daß die 
Mecienfer über Eorfica, Oallien, Iberien hinaus 
 Tartefjus' und von ba nach Brittanien gefes 


. gelt 













” U, 4, 141. 


4 


16 Ueber das Elfenbein der Alten 


gele find; die Mileſier aber haben fehr viele Eofı 
nien, und zwar alle vor des Cyrus Zeiten, aus 
geſchicket. Und was follte die Tyrrhener, Dere 
- Schiffahrt alle Theile des mitteländifchen Meere 
offen ſtunden, verhindert haben, die afiatifdyen FM 
ften mir eignen Schiffen zu befuchen, oder fih au: 
Phoͤnicien und Aegypten Waren zu holen, ohne gt 
erwarten, daß fie ihnen von andern zugefuͤhret wuͤr 
ben? Daß aber auch ſchon vor dem trojanifchen 

. Kriege, griechiſche Schiffe ſich Phönicien und Ye: 
ggyypten genäbere haben, zeugen, ob es gleich ſchon 
der Zufall oft hat fo fügen müflen, die Beyſpiele 
des Ulyſſes, Menelaus und Teucers. Sa ich 
finde fogar, daß Taphifche Seeräuber aus ben echis 
nadifhen Inſeln des ionifchen Meeres eine Lan⸗ 
bung in Phbönicien gethan und ein dafelbft geraub⸗ 
te8 Srauenzimmer nad) Gyros, einer von ˖den 
eyeladifchen Inſeln, verkauft haben.*) Man glau⸗ 
be nicht, daß ein fo großer Unterſchied fen, durch 
Mäubereyen ein Meer unficher zu machen, und Sans 
bel auf demſelben zu treiben; Thucydides meldet 
ausdruͤcklich, daß die Schiffahrt der Griechen vor 
Seeräubereyen ihren Anfang genommen habe. **) 
Die Gefinnungen und Lebensart der damaligen Zei: 
ten machten diefes Berfahren mie der Handlung fait 
ungertrenrJich verbunden, und man hielt es nicht für 
unerlaubte, Viehheerden und Menſchen zu rauben, 


mit denen man in andern Ländern Verkehr crieb. 
| So 


) Odyſſ. O. 416. 424 lg. 
**) Thueyd. 1. 5. 


ö——— ————— „e0e0e„iæäpp e 


und die daraus verfertigte Bilder. 17 


So enrführeten die Tyrrhener mie Lift den Bac⸗ 
Aus, um ihn als Sklaven zu verfaufen, und bie 
Phönicier felber begehen beym Homer in zwo Siel⸗ 
In eine ähnliche Ungerechtigkeit. ) . 
Man macht ſich dieſemnach übertriebene und . 
viel zu einfeitige Vorftellungen von ber Schiffahrt 
der PhHönicier, wenn man allen Handel und Wan⸗ 
dei der alten Welt damuf einfchränfen will ; IL 
wie man bie ganze Bevölkerung des füblichen Euro) 
pens daher abzuleiten fuhrt. llebrigens bleibe die 
Scheffahrt der Phoͤnicier an den Kuͤſten Griechen⸗ 
landes und Italiens in den fruͤhern Zeiten unbeſtrit⸗ 
ten, nur daß diejenigen Voͤlker, welche fie beſucht 
haben, erwas eher mit diefer Kunſt, als man gemeis 
niglich glaubt, feinen befannt gervefen zu ſeyn. 
Daß die Sidonier zu Zeiten des trojanifchen Kries 
ges das aͤgaͤrſche und ionifche Meer befchiffer haben, 
zeigen die Stellen der Dbnffee, welche melden, daß 
fie in Syros, einer der cyeladifchen Inſeln, geweſen,“) 
daß eines ihrer Schiffe, welches Lllnfies beftieg, 


fih in dem Hafen von Kreta aufgehalten Habe. *) | 


Man fieht fee ferner ben eben diefem Dichter ders 
gleichen Spielwerfe (a9veuara) wodurch jetzt bie 
Europäer ſich das Erſtaunen der Neger und India⸗ 
ner zu Nutze machen, aus aͤhnlicher Abſicht nach 
Syros fuͤhren, und daſelbſt ein goldenes mit Bern⸗ 
ſtein ausgelegtes Halsband feil bieten.) Daß 
die 

* Odyfi. E. 298 ſq. und O. 415 fq. 424 ſq. | 

*) Od. O. 414 ſq. 

"*) Od. N. 272 fq. 

=") Od. O. 415. 459. 


N.Bibl. XV. B. 1 St 


18 Ueber das Elfenbein der Akten 


die Sidonier mit dem Elfenbein einen Handel ges 
trieben, fönnte man auch daraus ſchließen, Daß 
Menelaus außer ven in Aegypten erfaltenen Ges 
Schenken, die in feinen anderen als in Gold und Sil⸗ 
ber gearbeiteten Werfen beftanben, noch elfenbeinere 
ne mitbrachte ; vonbricheinlicherweife muß er dieſe 
von den Sidoniern befommen haben, bey welchen 
er außer den Hegyptiern gewefen, *) und reichlich 
befchenfe weggereifer war. Es mag alfo fern, daß 
die Phönicier zuerit und noch vorher, ehe es durch 
die trojanifche, Beute und die Ruͤckkehr der Gries 
hen häufiger in Gebrauch gekommen ift, das Elfen⸗ 
bein in die Abendländer verführer haben. Aber 
hierbey muß man fih nur Darüber wundern, daß 
bey den Griechen bes Eifenbeins viel eher gedacht 
wird, als bey den Tuben, bie doch, fo nahe 
Nachbarn der Phönicier waren. Der trojanifche 
Krieg ift faſt um 200 Jahr älter, als die Re 
gierung Salomong, unter welcher in den göttlidyen 
Büchern des Elfenbeins zum erfienmale gedacht 
wird, Der heilige Seribent erwähnt des mit Golde 
ausgelegren Throns des Königs **) als eines Wunder⸗ 
werke, und glaubt etwas Außerordentliches und Lin 
glaubliches zu erzählen. Und Bieraus fann man 
wahrſcheinlich fchließen, daß in Elfenbein gearbeis 

tete Werfe den Tuben bisher unbefannt, und erſt 
vor kurzem unter ihnen aufgefommen waren; wenn 
nicht etvon ber Verfoſſer dieſer Erzählung, oder der⸗ 
jenige 

") Od. A, 125 fe. ck. v. 84. 

) 1 Reg. X. 18. 2. Paralip. IX, 15. 


und die daraus verfertigten Bilder. ı 9 


feige, welcher fie uns aus älteren Nachrichten aufe 
behalten, zu folchen Zeiten gelebte. bar, in wels 
den ihm, bey den unglücklichen Limftänden der Ju⸗ 
den und dem gänzlichen Mangel aller Koftbarfeis 
tm, basjenige von bemunderungewiürbiger Kunſt 
zu ſeyn fchien, ‚was ben uns fein Reicher von Ges 
ſchmack vielleicht unter feinen Möbeln dulden würde, 

Ich Habe gefagt, daß das Elfenbein erft zu Sa⸗ 
lomons Zeiten unter den Juden befannt geworben. - 
Allein es wird deffen ſchon in dem 46ften Pſalm 
in gten Derfe gedacht, welchen einige Gelehrte für 
eine Arbeit der Davidiſchen Diufe halten; und. hiers 
aus erhellete alfo der Altere Gebrauch des Elfenbeins 
unter diefem Volke. Allein ich fürchte, daß eben 
diefe Erwähnung des Elfenbeins ihrer Meynung 
entgegen fen. Der Dichter gedenket in diefer Stelle 
elfenbeinerner Daläfte, d. i. folcher die mit dergleis 
Gen gefchnittenen Platten, womit befonders bie 
Wände und Decken uͤberzogen wurben, ausgeſchmuͤ⸗ 
der find. Wenn aber fhon zu Davids Zeiten 
‚ ber Gebraud) des Eifenbeins fo allgemein gewefen 
wäre, daß es zum Puse der Haͤuſer der Meichen ges 
dienet Bätte, wie hätte der elfenbeinerne Stuhl des 
Salomons für ein fo erfiaunliches Wunderwerf 
Fönnen gehalten werben ? 

Ich habe gefagt, daß es wunderbar ſcheine, daß 
das Elfenbein ſo ſpaͤt von den Phoͤniciern nach Ju⸗ 
Bin fen gebracht worden. Aber nach meiner Mey⸗ 

. zung baden es bie Jubden gar nicht von biefem 
Bolfe bekommen, fondern durch die von Salomo 
empor gebrachte Schiffahrt erhalten. Linter den 

B 2 Waren 


0 


— 


20 Ueber dad Eifenbein der Alten 
Waren wenigitens, die aus Tarfus anlangten, wird 


des Elfenbeins ausdrücklich mit erwähnt. Die Der 


Zeit nach nächfte Erwähnung dieſer Materie beym 
Dalaite des Ahab *) Fälle wieder in diejenigen 


Zeiten, wo Joſaphat bie verfallene Schiffahrt 


wieder hergefteller harte. Die Juden brauchten aber 
nicht in entlegene Gegenden darnach zu fdhiffen, ins 
dem ihren, wenn fie den perfifchen Meerbuſen hinun⸗ 


ter fuhren, das rechte Lifer ehemals von Elephan⸗ 


ten angefüllte Wälder darbot; wie denn Strabo. 


in einer merfwürbigen Stelle **) erzählt, daß auf 


diefer Küfte von Afrifa zu einer gewiflen Zeit haͤu⸗ 
fige Elephantenjagben wären gehulten worden. 
Man follte daher glauben, daß fich die Juden in 
Eurzer Zeit mit einer großeh Menge von Elfenbein 
würden verfehen haben. Allein es gefchieht veffels 
ben in den uns übrig gebliebenen jüdifchen Schrift« 
felleen nur felten Meldung, den einzigen Amos 
ausgenommen, welcher, zwar hundert Jahre nah 
Ahabs Pegierung , elfenbeinerner Palaͤſte und 
Bertitellen in den Häufern der Vornehmen ges 
denkt. Bey den übrigen orientalifchen Voͤlkern 

koͤmmt das Elfenbein eben fo felcen vor, wenigftens 
in den vom Driente handelnden Schriftitellern, 


deren Nachrichten auf unfere Zeiten gefommen find, 


Bey 

*) 1 Reg. XXII. 39. . 

“*) Strabo lib. II. p. 133. A. Daß das Abdulifche 
Elfenbein für das Beſte Ift gehalten worden, fies . 
het man aus einigen Stellen des Arrian. Per. 
Mar. Eryhr. Doc, hat dieß vielleicht auf den 
Kandel gehen fönnen. 


v. 


und die daraus derfertigten Bilder. 21 


Ben der außerorbentlichen Pracht des Nabonads, 
und den. erwähnten ”) Bildniffen, findet fich doch 
kein Elfenbein. | | 

Man könnte aus den älteften Zeiten das in El⸗ 
fenbein gearbeitete Bild des Pygmalion zu Enprus 
auführen, wenn diefes nicht eine Erdichtung fpätes 
ver Dichter wäre. **) 

Unter den inländifchen Waren der Karthaginens 
ke, muß das Elfenbein mit eine der vortheilhafter 
fen für den Syandel gewefen ſeyn, indem Afrika 
befenders viel Elephanten hervorbringe. Von dies 
in, oder welches wahricheinlicher ift, von ihren 
Nachbarn, den Hetruskern, erhielten vie Roͤmer das 
Elfenbein, bey welchen es anfangs in beſonderm 
Berthe war, fo daß es nur zu Bildern der Gott⸗ 
beiten, Stuͤhlen der Könige und obrigfeitlicher ‘Pers 
Imm, und den elfenbeinernen Zeptern derſelben ger 
braucht wurde. In den nachfolgenden Zeiten aber 
ward es fo gemein, daß es kaum mehr mit unter 
die Zierrathen gerechnet wurde. Man ftehr, fage 
Plinius, ***) welcher fo gern über feine Zeiten 
fast, die Bilder der Gottheiten, durch deren 
Reyfpiel man fich zus Pracht für berechtigt 
‚sthalten, und die Füße der Tifche aus einer 
ley Elfenbein gearbeitet. Seneca, der doch auf 
Gebe zur Armuth fich viel wußte, befaß unter feis 

| 3 nem 
’) Benm Dan. V. 4 nn 
”) Hievon hat gehandelt Meurr. de Cypro. lib. I. 
16. aber er macht aus verſchiedenen Königen 
dieſes Namens nur Einen. . 
") Plie,XIL.2. °- | 2 








22 Ueber das Elfenbein der Aiten 


nem Geraͤthe 500 Stuͤck Dreyfoͤhe aus Elfen⸗ 
bein. *) 

Die Urfachen dieſer Anhaͤufung und des Das 
durch herunter geſetzten Werthes des Elfenbeins 
waren die außgebreitete Schiffahrt und. Handlung, 
ber Macedonier afiatifche Siege und Eroberungen, 
dee Römer kurz darauf folgende Triumphe über den 
Antiochus und andere aſiatiſche Könige, und derfels 
ben im Driente erlangte Herrſchaft. ) Das El⸗ 
fenbein erhielt feinen vorigen Werth nicht eher wies 
ber als am Gyzantinifchen Hofe, wegen der Nach⸗ 
barfchaft des Orients und der gänzlichen Bertilgung 
alter Kunftwerfe. Won da kam es in die Tempel 
der Ehriften und gefiel fonderlicdy in den zwar wenig 
feinen Basrelief3, dergleichen viele in Diptychis fich 
erhalten haben. Diefe und alles andere aus dem 
Alterthume erhaltene Elfenbein, welches Europa 

beſitzt, 


*) Xiphil. in Dione Reim, ub. LAT. 10. 

"*) Man muß fich wundern, wie man bey der gro⸗ 
fen Menge von Elfenbein und Elephanten hat 
tönnen ungewiß fenn, ob dag Elfenbein für Bein 
ober Horm zu halten wäre. Anatomiſche Gruͤn⸗ 
de mußten hier beu Ausſpruch thun, durch wels. 
che auch vor kurzem Daubenton getwiefen hat, 

daß die Zähne, welche das Elfenbein geben, aus 

der obern Kinnlade, nicht aus der Hirnfchale ih⸗ 

ren uUrſprung nehmen. v. Hift, Nat. T.XXIT. 

p. 162. Die Meynungen der Alten lieſt man 

beym Paufanias IV. 12. und andere Stellen 

bat Wefel. über den Diodor. II. 19. ange 
führe; f auch Bochart. Hieroz, II. 24. 


und die daraus verfertigten Bilder: 23 
beißt, fcheint uns durch bie Schiffahrt ber Benes 
tianer und anderer italiänifchen Städte nach Grie⸗ 
chenland zugeführt zu ſeyn. 


Mit dem Geſchmacke am Elfenbein flieg und 
fil auch die Kunſt, es zu bearbeiten; und bie bes 
wunderungswuͤrdigen Figuren in Griechenland find 
zu Derjenigen Zeit gearbeitet worden, ba baß Elfen⸗ 
bein in dem hoͤchſten Werthe war. Ich habe die 
Stelle bes Plinius, wo er es die herrlichſte Dias. 
terie zu Bildern der Gottheiten nennt, ſchon oben 
angefuͤhret. Mit der Geringſchaͤtzung des Elfen⸗ 
beins war die Verachtung dee Kunſt verbunden, 
* ſich bey deſſen Vernachlaͤßigung gaͤnzlich ver⸗ 

Eine Urſache dazu war vermuthlich, daß das 
— ſelber Maͤngel hat, welche ihm ſeinen. 
Werth benehmen koͤnnen. Es wird an der Luft 
gelb, bekoͤmmt durch die Hitze haͤufige Riſſe, ſchwillt 
durch eingeſogene Feuchtigkeiten auf, zerreibt ſich 
endlich und wird zu Staub wenn es angefreſſen 
wird, oder vertrodinet. Es hat daher andern Mas 
terien auch im Driente weichen müflen, und man 
darf fi alfo nicht wundern, wenn mar auch da 
nicht findet, was man im Dribenee vergebens 
fügt. | 

Die Gefchicklichkeit ber aften Kinfle zeigte 
ſich ſo wohl in Basreliefs, als auch i in Bildern und 
Gtaruen der Gottheiten. Unter den erfteren war 
der Kaſten des Enpfelus ohne Zweifel das aͤlteſte, 
welchen man noch zu des Pauſanias Zeiten, das iſt 
nad 700 unb mehr “fahren, in dem Tempel der 

B 4 Zu Sun 


24 Ueber bad Elfenbein der Alten 


Juno zu Olympia faße. *) Aus. Elfenbein geare -, 
heiteter Statuen war in Griechenland eine große 
Menge, wie man aus dem Pauſanias erfich; > 
die meiften befanben fih aber doch zu Olympia in 
ben Tempeln des Jupiters und der Juno. Ich 
Babe noch nicht bemerken koͤnnen, welche hierunter 
für die ältefte gehalten wird. Wenn aber, wie 
Plinius *") berichtet, Phidiad zuerft die Tos 
revtik oder Schnigkunft erfunden und ihre 
Regeln entwickelt, Polyklet aber diefe Kunſt 
zur Boflfommenheit gebracht hat, fo muß mar“ 
von den Zeiten biefer Künftler wenigftens die vorzuͤgli⸗ 
chen elfenbeinernen Figuren herleiten. Es beftunden 
aber die Statuen der Gottheiten ſelten allein aus 
Elfenbein : fondern fie waren gemeiniglich mit eis 
nem goldenen Gewande bekleidet. ) Dach unfes 


rer 


) Moch Älter wäre das Basrelief an dem Degen- 
griffe des Hippolytus beym Seneca Hipp. 899. 
Aber es iſt offenbar, daß fich der Dichter nicht 
an bie Umſtaͤnde der Zeit gebunden hat- 


+) Winkelm. Gefchichte d. K. erzählt einige ©. 14. 
P) Plin. XXXIV. 19. $- 1. 2. 


* S. mehrere Beyſpiele in einer Stelle beym 
Pauſanias Y. 17. auch ift hiervon nachgufehen 
Junius. p. 290. Ich weiß nicht ob bey an⸗ 
dern Statuen, aber wenigſtens bey der Minerva 
des Phidias, war das goldene Sewand und der 
Abrige Putz ſo angebracht, daß er wieder konnte 
abgenommen werden. Dieſes zeigt bie Rede des 
Pericles an die Athenienſer beym Thucyd. I. 13. 
wo 


unnd die daraus berfertigten Bilver. 25 


er Empfindung zu urtheilen koͤmmt uns dieſes bes 
ſonbers vor, und icheint von dem feinen Geſchmacke 
des alten Griechenlandes abzuweichen. Aber eben 
dieſes hat auch den Marmor bekleidet, und ba das 
Efenbein durch die Laͤnge der Zeit gelb wird, ſo 
wurde vielleicht, wenn ein Theil deſſelben vom Gol⸗ 
be verborgen ward, dieſer unangenehme Anblick im 
etwas gemildert. Vielleicht aber noͤthigte fie hier⸗ 
in auch der außerordentliche Preis des zu ſolchen 
Irbeiten erforderlichen Elfenbeins, wovon ich unten 
werbe.. Auch dem Oriente gefiel biefe Mi⸗ 
ſcheng des Goldes und Elfenbeins. Der falomes 
niſche Thron Heitund aus Elfenbein mir Golde durchs 
mengt, wodurch, wie ich glaube,‘ nichts anders ans 
gezeiget wird, als daß an mandıen Orten das Er 
fenbein mit goldenen Zierrathen ausgelegt und bes 
ſetzt geweſen. Einige nehmen an, das Eifenbein 
wäre mit Gelb überzogen geweſen; aber. dieſe Er; 
85 klaͤrung 


wo er ſagt, man koͤnnte dieſes So jur Beſtrei⸗ 
tung ber Krlegstoren anwenden. G. Plutarch. 
in Pericle p. 169.B. Wir werben, unten fe 
ben, daß Leochares das Bold von diefer Statue 
entwenbet habe. Nach dem Cicero de Nat, 
Deor. III. 34 fonnte das golbne Gewand bes 
olympifchen Jupitere in Elis gleichfalls abgenom⸗ 
men werben, welches auch der Tyrann Dienyfius 
wirklich gethan haben fol. Aber die Gelehr⸗ 
ten haben biefen offenbaren Irthum des Cicero 
ſchon widerlegt ,. da er dasjenige vom Pelopones 
erzähle, toa® ſich in dem Tempel des olympifchen 
Jupiter zu Syracus zugetragen hat. 


26 | Ueber bad Elfenbein der Alten 


klaͤrung iſt ungegruͤndet, und giebt auch keinen vers 
ſtaͤndigen Sinn. Die ſiebenzig Dolmeifcher haben 
es ganz richtig durch vagıyauso uberſetzt. Biswei- 
len finder man auch, daß an Figuren von Holz El⸗ 
fenbein angefeget, ja manchmal nur die aͤußeren 
Theile des Körpers daraus find verfertiget worden 
So ſah Pauſanias zu Olympia. unter den aufbes 
wahreten Gefchenken der Selinuntier einen Liber 
Pater, deſſen Geficht, Hände und Füße aus 
Elfenbein verferciget waren, *) und eben dafelbfk 
befand ſich unter ben Sefchenfen der Metapontiner 
ein Endymion, außer den Gewande, ganz vort 
Eifenbein. Bon Rom findet man wenig Sta⸗ 
tuen aus Elfenbein, ſelbſt beym Plinius, erwähnt, 
Die vorzäglichften waren ein Apollo aus Elfen⸗ 
bein, auf dem Foro Augufti, *) cin elfenbeis ” 
nerner Jupiter des Paflteles, ***) und ein Bild 
des Saturnus. +) Auf eben biefem Foro Au; 
gufti war auch noch eine Minerva ganz aus Elfen⸗ 
bein vom Ayguft diefer Goͤttinn gewidmet, melde 
von Tegea in ‚Arcadien nah Nom gefommen 
war. +}), Quintilian meldet uns daß bey 
einem Triumphe des Caͤſars in Elfenbein geſchnitzte 
‚Städte find herum getragen worden, r) De 


Kaifer 
”) Panf, VI. 19. 
”) Plin. VII. 53.9.5" 
) id, XXXVI. 4 12." ' 
NH Plin. XV. 7. 
1) ve Panf. VIII. 46. andere erwaͤhnt Juuitis in 
| wi 


tip) Inftie. Orar, VI. 3, 61. 


und / die daraus derfertigten Bilder: 27 


Kaiſer Titus ließ dem Britanieus in dem Pala⸗ 
tiumwo Statuen feßen, eine aus Golde, die andere 
aus Elfenbein zu Pferde, welche noch zu des Sue⸗ 
tenius Zeiten bey dem cittenſiſchen Av berum⸗ 
getragen wurde. ) 


Doch unter allen Statuen if ber olympiſche 
Jupiter, in dem fogenannten Hayne Altis bey Olym⸗ 
pis, dieſes Meiſterſtuͤck des Phidias, one Zweifel 
die groͤßte und beruͤhmteſte. Weder Plinius, noch 
Pauſanias, noch Strabo, Haben uns ihr. Maaß 


huterlaſſen, indem fie es für eine aus fo vielen 


Nachrichten allgemein befannte Sache hielten. Weil 
aber Strabo bemerkt, daß biefer zwar ſitzend vors 
geftellte Juditer Die Decke des Tempels beruͤbret, 
ſo daß, wenn er ſich aufrichten wuͤrde, ſein Haupt 
dieſelbe herabſtuͤrzen wuͤrde,“) und die Hoͤhe die⸗ 
ſer Dede vom Pauſanias 58 Fuß angegeben ***) 
wird, fo ift Daher die gemeine Vieyming der Dieus 
ern cutſtanden, diefe Statue fen eben ſo viel Tuß 
hoch geweſen. In reiefern dieſes gegruͤndet fen, will 
ich jetzt nicht unterſuchen, ob Bi o „voil 

7 aus 


T 
*) Sner. Tit. 2. 


“) Strabo VIII. p. 353. D. 
”*) Pauf, V. 10. 


19) Pauf, p. 399. fagt: ‚Be 38 Aydınarıe xarz nten 
werovyusov urera vor nerey und Plin. XXXVI 4 
ſcheint die Schönheit des olympifcheh Jupiters 
umd ben Umfang der Minerva mit einander zu 
dergleichen. | 


3 


28 NUeber das Elfenbein der Alten ' 


aus andren Gründen, ale wegen Ermangelung: eös 
nes Zeugnifies eines Altern Schriftſtellers daram 
jweifele. :Die Starue felbft war aus Eifenbeise 
umb mit einem goldenen Gewande bekleidet. Dex 
Gott faß auf einem goldenen Throne, der mir Edel⸗ 
feinen, Elfenbein und Ebenholz verzierer war, und 
bielt:eine Eleine Siegesgoͤttinn, gleichfalls aus Gold 
und Eifenbein, in feinee Hand, Plinius gedenfee 
dieſer beruͤhmten Statue kaum mit ein paar Wors 
ten, weil fie ebenfalls zu feiner Zeit allgemein bes 
kannt wor. Pauſanias bleibt nur bey der Erklaͤ⸗ 
rung des Basreliefs an dem Throne ımd den Schus 
ben fliehen: da uns vielmehr an: einer genauen 
Beſchreibung der Majeſtaͤt und erhabenen Schoͤn⸗ 
heit dieſer Statue gelegen iſt, zumal da man glau⸗ 
ben ſollte, die Verſchiedenheit der Materie und ge⸗ 
ſuchte Menge von Zierathen habe ſchwerlich gefal⸗ 
fen konnen. “) Indeſſen unterſchreibe ich des 
Strabo Urtheil, welcher ſagt, daß dieſes Wert 
des Phidias an Oroͤße und Koſten die Figuren des 
Dolnklets weit übertroffen babe, ) 


Das andere Bat des Phidias aus Eifens 
bein, ***) welges fuͤr ein Wunder der Kunſt ge⸗ 
halten 


So urtheilet auch der fo geſchichte Kenner, der 
Graf Caylus in den Mem. de l’ Acad. des In- 


fcript. Tom, XXV. p. 318. 344 . 
: 2) Tlouriruar um usyedo; Serabe VIII. p. 372. B . 
##v) v. Menrs. Cectopia c. XV, 


und die daraus verfertigten Bilder. 29 


halten wurde, war die Minerva, welche ſich in 
dem Parthenon zu Athen befand. *) Plinius 
giebt uns ihr Maaß genau an. Gie ift, fagt er, 
26 cubitos od, und in Elfenbein und Gold ges 
arbeitet. *") Der Gr. Caylus hat ſchon bemers 
tet, daß dieſes 39 parifer Fuß beträgt. Sie wog 
a4 Talente. "*) Plinius welcher auch hier. nur 
dasjenige bemerfen will, was ben dieſem befannten 
Werke von andern übergangen worden, erwähnt 
nur etwas won der erbabenen Arbeıt des Schildes, 
der Schuhe und der Baſe. Auch Paufanias 
berührt alles nur kurz. 7)) Die Statue, fagt er, 
ſteht aufrecht, das Unterkleid geht bis auf die Fuͤße, 
der auf der Bruſt befindliche Kopf der Meduſa ift 
in Elfenbein gearbeitet, die Siegesgoͤttinn ift 4 cu- 
bitos hoch. Das Gewand, von dem Paufanias 
redet, war von Gold, und zwar ein Linterfleib 
xzror, Fein Mäntel, }}) als welcher über dem Pans 
ger, auf dem fich Die Aegide aus Eifehbeine befand, 
gejogen war. Die Siegsgoͤttinu war nicht auf 

| Ä dem 


9 Plm.XXXIV. 19. 1. Sie warb im Erfken abe 
der LXXX V Ilten Olymp. in eben dem Jahre, in wel⸗ 
chem ſich der peleponefifche Krieg anfing, geſetzt. 

"®) Plin. XXXVI. 4. 

s“) Schol. Ariltoph, Pac. 604. Berg. Menss.1.c. 

P) Pauf. 1. 24 | 

+t) Diefes Gewand nebſt den übrigen goldenen Ziera⸗ 
then, nahm der. graufanıe Tyrann Leochares, 
als Demetriug die Stade belagerte, (Olymp. CXX1. : 
1.) ben feiner Flucht mir fih nach Bäotien. f. 
P. anf. l. 25. j 


8 


© "Ueber das Elfenbein der Alten 


dem Panzer angebracht, fonbern ſtund auf der San . 
der Goͤttinn, wie man dies an dem olympiſchen 
Jupiter und vielen andern Statuen wahrnimmt. ) 
Plinius fagt: die erhabene Arbeit auf der Ba⸗ 
fe hat. er Pandoras genefin genennet. Mar 
fieht darauf 20 neugebohrne Goͤtter, die Sie⸗ 
gesgoͤttinn ift vorzüglich fchön. *) Mars 
nimmt dieſes gemeiniglich fo an, als ob die Sieges⸗ 
göttinn auch wäre auf ber Bafe eingegraben gewe⸗ 
fen, da doch fchon die Stelle des Paufanias, fie 
wäre 4 cubitos hoch gemwefen, biefe Meynung wis 
verlegt. Aber auch die andern Goͤttern waren nicht 
auf der Baſe eingegraben. Man darf nur die 
ganz ähnliche Statue des olnmpifchen Jupiter, von 
weicher Pauſanias eben diefes weitläuftig erzaͤhh⸗ 
let, ***) Hiermit vergleichen; fo wird man Teiche fins 
den, daß biefe 20 Figuren der Götter von allen 
Seiten aufder Bafe ſtunden. Wiefern dieß einen gus 
ten Anblick hat machen und mit dem guten Geſchmack 
überein Fommen können, getraue ich. mie nicht zu 
entfcheiden. Es wäre vermwegen, mein Gefuͤhl 
Bierinn dem Lircheil des alten Griechenlands entges 
gen zu ftellen. Minius fegt Hinzu, „die Sieges⸗ 
goͤttinn iſt vorzüglich ſchoͤn, „ niche als ob fieauch 
auf der Baſe geſtanden, ſondern um anzuzeigen, 
daß fie an Schoͤnheit die andern ao Statuen ned 
weit übertroffen Gabe. Die Minerva felbft hielt 

in 


2) G. bey dem Jau. Catal, Artif, p. 158. 
”*) Plie. l.e. XXXVI. 44. or 
0) Paaf. V. ir. 


1 


und die daraus verfertigten Bilder. 31 


in ber andern, nämlich rechten Hanb, einen Spieß, 
vielleicht auch aus Golde, bey welchem ein Drache 
lag, zu ihren Fuͤßen aber ſah man einen Schild 
Non bewunderungswuͤrdig erhabener Arbeit. *) 


Es entiteht Hier die ſchwere Trage, wie man 
aus Elfenbein Statuen von einer ſolchen Größe 
habe verfertigen koͤnnen, deren Linterfuchung und 
Deantwortung ich mir ef eine anbere Zeit vors 
behalte. 


-D, Allge⸗ 


*) Die übrigen befannten Merkwuͤrdigkeiten dies 
fer Statuen, findet man beym Junius und 
Caylus. Der Zufag des Plinius Periti mi- 
rantur et ferpentemi ac ſub ipla cufpide aene- 
am Sphingem, hat die Schwierigkeit, daß. Pawf, 
ersählet, der Sphinx habe fih auf dem Helme 
befinden. Die Muthmaßung des Harduin, 
daß vielleicht zwey Sphinxe geweſen wären, hilft 
bier nichts. Mrurs. in Cecrop. c. 15. lieft 
ſuper ipfam caſſidem. Wenn nicht dem Pli⸗ 
nius diefed Hier von dem olympiſchen Jupiter 
eingefallen iſt (ſ. Paw.V. 11. p. 401.) fo 
koͤnute man mit wenigerm Zwange biefe Stelle 
fo verbeffern: Serpentem fub ipfa cufpide er 
aeneam Sphingem. Die alten Ausgaben wie 
bie Roͤmiſche von 1470 haben. — Ibi dii funt 
XX numero noscentes vi&loriam (diefe fehler, 
bafte Leſart haben auch‘ die Aldinifchen) mira- 
bili et praecipuo precio. Miramur et ferpen- 

tem ec fub ipfa cufpide acream Sphingem. 


. 


32: 3 . G. Sulzers Theorie 


II. 


Allgemeine Theorie der ſchönen Kuͤnſte in ein⸗ 
zeln, nach alphabetiſcher Ordnung der 
Kunſtwoͤrter auf einander folgenden, 
Artikeln, abgehandelt, von oh. Bes 
orge Sulzer, Mitglied der koͤnigl. Aka⸗ 

demie der Wiffenfchaften: in Berlin: 
Eriter Teil, von A. bis J. 508 S. Leipzig 
bey Weidmanns Erben und Rei, in go. 


Wer man unfer einer Recenſion ſchlechterdings 
AD einen Auszug aus einem Buche verſteht, fo 
foll diefer Aufſatz über Herrn Sulzers Werk feine 
Decenfion ſeyn. Eine Theorie in. alphabetiſcher 
Ordnung iſt fein zufammenhängendes Ganzes; dad iſt 
jeder Artikel fuͤr ſich. Um alſo die hin und her 
zerſtreuten Abhandlungen zu uͤberſehen, und dem 
Leſer vor Augen zu ſtellen, muͤßte man gleichſam 
aus dem Regiſter ein Buch machen; und das iſt 
ſchwerer und mühlamer, als über ein Buch ein 
Megifter zu machen. Doch das fulzerifche Werk 
bedarf feines anzeigenden Auszugs. Alle Kenner - 
und Liebhaber werben es mwenigftens ftückweile les 
fen, und fo den Inhalt deſſelben näher und ange 
‚nehmer erfahren. | 
Herr Sufger verglich, ehe er fein Werk anfieng, 
die unabänverlichen und unleugbaren Maͤngel, wel⸗ 
che mit der alphabetiſchen Form einer Theorie ver⸗ 


bunden ſeyn muͤſſen, wit den Vortheilen dieſer 
Form, 


der fehönen Kuͤnſte. 33 


Sorm, und bie Vorteile ſchienen ihm für feine 
Abficht fo wichtig, daß er. fich für die alphaberifche 
Ordnung beftimmte.: „Es.ift meine Abficht bey 
„diefem Werke, fagt er,*) den Rünften mehr Kenner, 
„mehr Liebhaber zu verichaffen. — Gebr wenig 
„Leſer Haben die Geduld, ober die Gertigfeit ‚ bie 
„Theorie der Künfte nach einer fuftematifchen Ord⸗ 
„nung zu lernen. Die meiften Dienfchen. wollen 
„gleich beym erften Anfas, nad) den geringiten Be⸗ 
„mühungen, einiges Licht haben, (Diefe Schwie⸗ 
rigfeit wäre vielleicht Durch eine Vervielfältigung 
der Abſchnitte, und ducch ein gutes Regiſter zu 
heben gervefen.) „Wenn ich em Spitem geſchrie⸗ 
„pen hätte, fo haͤtte ich nothwendig bey den abſtrack⸗ 
„ieiten Unterſuchungen über die finnlichen Borftels 
„lungen anfangen müfjen: ich haͤtte hernach zei⸗ 
„gen muͤſſen, wie die verſchiedenen Arten ſinnlicher 
„Vorſtellungen die mancherley Arten der ſinnlichen 
„Empfindungen hervorbraͤchten: wie überkaupt 
„durch ein Werk der Kunſt dieſe verſchiedenen 
„Borftellungen herborzubringen find. , 

Aber diefen Linterfuchungen war vielleicht nie 
ein Philoſoph mehr gewachfen, als Herr Sulzer. 
Der Liebhaber würde fie überfchlagen ; aber der Phi⸗ 
Iofopg, der doch an einer Theorie den größten Ans 
theil fodern kann, mit Entzücken und mit Vortheil 
für die Kunft und für das "menfchliche Geſchlecht 
gelefen Haben. Zu gefchweigen, daß es mehr an 
einem folchen Werke dem philoſophiſchen Leſer, als 

an 
In dem eänften Theile der Litteraturbriefe. 
NBibl. XV. B.i. St. € 


% A . 
34 3. G. Sulzers Theorie 


an einem gewiſſen Unterrichte dem Liebhaber zu fehlen 
ſcheint. Licherdiefes waͤren auch die Schwierigkeiten 
ben ver Ausarbeitung wirklich nicht fo groß geweſen. 
Wenigſtens für einen fo großen Weltweifen, als Pr. 
©. ift, waren fienicht unüberwindlich. Verſteht man 
unter einer Encyclopedie ein Lehrgebaͤude, welches in 
allen Hauptitüden fih auf einen gewiflen Grund; 
faß bezieht; fo iſt eine Encyclopedie der ſchoͤnen 
Wiſſenſchaften für den Verfaſſer und für den Lefer 
mit großen Schwierigfeiten verbunden. Linddann 
fheint, auf der einen Seite, die Freyheit alle Ge⸗ 
genitände einer Wiffenichaft ohne Nücficht auf ihre 
Grundſaͤtze zu behandeln, ein großer Gewinn, und 
auf der andern Seite, folche einzelne Abhandlungen 
zu feiner Nachricht zu finden, eine große Bequemliche 
keit zu ſeyn. Wollte man aber unter einer Ency⸗ 
clopedie der fhönen Künfte nur eine, in zufammene 
hängenden Kapiteln vorgetragene, Erläuterung über 
‚die wichtigften pſychologiſchen Erfahrungsfäte. der 
Aeſthetik, eine raiſonnirte Einrheilung und Erflä- 
rang der Gegenitänd? ver Kunſt verftehen, welche 
überall mit Anmerfungen und Beyſpielen begleitet 
wäre; fo wäre vielleicht der Vorteil der alphaberis 
ſchen Ordnung, gehalten gegen die Vorzüge der lo⸗ 
gifchen, weder für den Verfaſſer nody für den Le⸗ 
fer fo groß als er fo zu ſeyn ſcheint. Hr. Sulzer 
bat den vortrefflichen Grundfos, daß. die fchönen 
Künfte zur ſittlichen Vollkommenheit des Menfchen 
ſchlechterdings angewandt werden follen.. Wir. fes 
ben zwar eın, daß dieſer Grundſatz nicht einer von 


benen iſt, auf welche man. Syſteme bauet. Aber 
| aͤtte 


der ſchoͤnen Kuͤnſte. 35 


hätte ihn Hr. Sulzer in einer Encyclopedie nicht in 
ein weit belleres Licht ftellen, weit Fräftiger und haus 
figer anwenden und fo weit nachbrüdlicher einſchaͤr⸗ 
fin koͤmen? 

Redet aber Herr Sulzer nicht von der beſſern 
Form ſeines Buchs, ſondern von der beſſern Art, 
wie er es nach ſeinem Geſchmacke verſertigen, und 
nach ſeinen Zeitumſtaͤnden vollenden konnte; ſo 
muͤſſen wir ſagen, daß ein Mann wie Sulzer, für 
fo viele der Philoſophie und den Kuͤnſten geleiftete 
Dienite, von dem Publikum die gegenfeitige Erfenntr 
lichkeit verlangen kann, daß es ben einem fo wia ti⸗ 
gen Sefchenfe nicht-auf die Form, fondern auf den 
inneen Werth und auf die Abficht des Gebers ſehe. 

ir Haben diefes überhaupt weniger um Seren 
Sulzers, als um feiner beforglihen Nachahmer 
willen gefagt. Denn voie leicht könnte das Bey⸗ 


ſpiel eines folhen Mannes, die unter uniern Nach⸗ 


barn herrfchende Diftiondrfucht, wodurch, wie ſich 
ein geroiffer Schriftfteller ausdrückt, alle ihre Wifs 


fenſchaften in Stücken zerhacket werden, auch u unter 


uns ausbreiten. 

Da wir bey ſo bewandten Umftänden keinen 
Auszug liefern koͤnnen, fo begnügen wir uns einige 
Ideen aufjufeßen, zu denen wir durch das Lefen 
gewiſſer Artikel veranlaßt worben find, 

Aehnlichkeit. Es fcheine uns eine Frage 
son der größten Wichtigfeit zu ſeyn: woher das 
Vergnuͤgen an der Achnlichfeit entſtehe? Ob aus 


der bloßen Bemerkung der Aehnlichkeit, oder aus 


der Bewundrung der Kung⸗ Hr: Sulzer erklaͤrt 
2 ſich 


, 


36 4. G. Sulzers Theorie 


ſich für die erfte Meynung, und unterſtuͤtzet ſeinen 
Satz durch die Anfuͤhrung des Vergnuͤgens, wel⸗ 
ches uns die in der Natur erſcheinenden Aehnlich⸗ 
keiten verurſachen. Wie z. B. der Marmor, wel⸗ 
cher eine gemalte Landſchaft vorſtellt. Die Faͤlle 
ſcheinen uns nicht ganz gleich zu ſeyn. Wenn wir 
unferee Empfindung genauer nachfpüren ‘wollen, fo 
werden wir finden, Daß 171 nicht die Achnlichfeie, 
fondern vie Seltenheit ift, die wir in dem bemeldeten 
Falle in der Matur bewundern. Man made den 
. von der Matur bemalten Marmor gemeiner, fo 
fälle das Vergnügen weg Man denfe fich die 
gemeinite Nrt des Kalffteins als felten, fo ift ein 
folder Stein der Segenftand des Vergnügens und - 
der Bewundrung. Hier entſteht das Vergnügen 
aus dem Anblicke einer eigenen einzigen Art, oder 
aus der Bemerkung folcher Eigenfchaften, welche 
andere Dinge von derfelben Gattung nicht haben, 
und alfo aus der lnäßnlichfeit eines Dinges mit ans 
dern feines Gleichen. Sollte aber auch hier das 
Bergnügen aus der Bemerkung ber Aehnlichkeit 
entſtehen, fo iſt es doch gewiß, daß ben den Durch 
die Kunſt hervorgebrachten Achnlichkeiten, alles 
Vergnuͤgen aus der Bewunderung der Kunſt ents 
fpringt. Wo die Kunft entweder nicht geſehen oder 
vor-dem Kenner vermißt wird, da fälle, bey der volls 
fommenjten Aehnlichkeit, alles Vergnügen weg. 
. Man zeige dem gefhmadlofen Liebhaber, die herr⸗ 
lichite rembrandifche Zeichnung. Sie vergnügt ihn 
nicht, weil er die Kunft nicht fieht. Aber ein fla- 
- cher alter Kopf, wo alle Härchen in dem ftaches 

j lichten 


— — — — — — — 


der ſchöͤnen Kuͤnſte. 37 


lichten Barte, alle kleine Runzeln und Narben der 
Haut, auf das aͤngſtlichſte ausgedruͤckt ſind — der 
wird ihn entzuͤcken. Der Kenner wuͤrdigt dieſen 
kaum eines mitleidigen Blicks, und betrachtet mit 
innigem und lang anhaltendem Vergnuͤgen die Zeich⸗ 
nung. Warum ? weiler in dieſer, bey weniger 
Arhnlichfeit, viel Kunft finder, die er in dem alten 
Kopfe bey vieler Aehnlichfein vermißt. Bey der 
Bemerkung der Achnlichfeiten in der Natur Fann bie 
Verwundrung, wie in verfchiedenen Subjekten aͤhn⸗ 
liche Wirkungen und Erſcheinungen hervorgebracht 
worben find, Faum ſtatt haben. Warum follte - 
ed der Natur ſchwerer fenn, auf der Oberfläche des 
Marmors- eine Zandfchaft vorzuftellen, als andere 
bunte Geſtalten darauf zu malen? Lind doch leiter Hr. 
©. (ſehr richtig) das Vergnügen an der Aehnlich⸗ 
keit von dieſer Verwundrung her, Da wir von 
der Natur weit größere Kunftitücke Eennen, weit 
berborgenere und geheimnißvollere Wirfungen ges 
wohne find, fo Fann der Anblick einer auf Marmor 
genalten Landſchaft kein Gegenitand des Vergnuͤ⸗ 
gens feyn, als in wiefern er felten it. Ein gewiß 
fer Vogel hat auf feinem Mücken einen gemalren Tods 
tenfopf. Wer follte tie Natur um diefer hervorges 
brachten Achnlichkeit voillen bewundern? Denn fann 
nicht das bunte Gefieder eines Vogels eben fo wohl das 
Bild eines Todtenkopfs, ale das Bild eines Grerns, 
einer Krone, ober eines Streifen darſtellen? Aber der 
Vogel vergnügt uns, weil Das Phänomen felten iſt. 
Den den Aehnlichkeiten ber Kunft aber entſteht das 
Bergnägen wirklich aus der Bermundrung, von vers 

€ 3. ſchiedenen | 


38 3. G. Sulzers Theorie 


ſchiedenen Subjekten aͤhnliche Wirfungen, ähnliche 
Erndruͤcke in unſerer Seele wahrzunehmen; auf 
der flachen Leinwand Hoͤhen und Tiefen, in Sand⸗ 
ſtein Leben und Empfindung, ausgedruͤckt zu ſehen. 
Auf die Verwundrung folgt die Bewundrung. 
Jene iſt nichts anders als der erſte Eindruck des 
Seltenen, Unerwarteten, Unbegreiflichen. Dieſe 
iſt das Nachdenken über die Urſache oder Kraft, 
welche die Aehnlichkeit hervorgebracht „hatte, und 
die Empfindung, welche aus der Betrachtung diefer 
Kraft entficht. Kunftwerfe, die mit gemeinen Tas 
lenten hervorgebracht werden, fegen uns in Feine 
Verwundrung, und alfo würdigen wir fie auch niche 
und bey ihnen zu verweilen, und die Kräfte und 
Sertigfeiten zu erwägen, die fie erfoberten. Folg⸗ 
lich fälle die Bewundrung und mit biefer das 
Vergnuͤgen weg. Hat aber ein Werf der Kunft 
einmal unfere Verwundrung auf ſich gesogen, fo - 
find wir bemüht, die Kräfte, die es hervorbringen 
Fonnten, zu ergründen. Und indem wir num die 
Größe und Vorzuͤglichkeit derfelben, und befonder® bie 
Leichtigkeit, mit der fie fich in dem vorhabenden Wers 
fe äußern, aufmerffam betrathten, fo bewundern 
soir den Künftler, nämlich fein Talent und feine 
Sertigfeit. 

Bild iſt ein fi nnlicher Segenftand, der in 
‚ „der Rede entweder bloß genennt, oder ausführlich 
„beſchrieben wird, .in fofern er durch feine Aehn⸗ 
„lichkeit mit einer andern Sache bedeutend wird. ‚, 
Nachdem Hr. ©. biefe Erflärung feſtgeſetzt, und den 
Shugen der Bilder in der Aufklärung und aͤſttheti⸗ 


ſchen 


' 


der ſchoͤnen Kuͤnſte. 39 


ſchen Belebung kuͤrzlich gezeiget hat, ſo giebt er 
kurze, aber ſehr beſtimmte und deutliche Erklaͤrun⸗ 
gen bon den verſchiedenen Arten ver Bilder. „Sind. 
„fie bloß beſondere Faͤlle, an denen man das Allge⸗ 
„meine leicht erfennen kann, fo werben fie Bey⸗ 
„fpiele genennt; find fie. Dinge von einer andern, 
„Art, die neben das Gegenbild geftellt werben, fo 
„bekommen fie, nach Beſchaffenheit der Sache, den 
„Namen der Bergleichung, oder des Gleichniffes.,, 
¶Sleichniß nennt man fonft ein Bild, wo das Ge 
genbild in voller Klarheit darneben geftelle wird. 
Bergleichung aber, wenn man es nur obenhin an⸗ 
führt) „Setzt man das Bild ganz an die Stelle‘ 
„ber abgebildeten Sache, fo bekommt es insgemein 
„den Namen Allegorie, und bisweilen der Babel, 
nber Parabel, oder des aflegorifchen Bildes. Die: ' 
„jenigen Bilder die nur benläufig, ohne die Ver⸗ 
„gleichungsformel, und fo gebraudye werben, daß 
„die Hauptfache ihren eigentlichen Damen behält, 
nigre Eigenfchaften ober Wirkungen aber durch 
„Bilder ausgebrüdt werben, Eefommen den Damen’ 
„der Metaphern, wie wenn man ſagt, die Jugend 
„verbluͤht., Eigentlich iſt das nur ein meta⸗ 
phoriſcher Ausdruck, oder das was andere Figur 
der Rede nennen. in deutlicheres Beyſpiel einer, 
Metapher ift folgende aus dem Young: Sch er« 
wache aus einem ungeflimen Meere von 
Traͤumen, mo mein fcheiternder , verzwei⸗ 
flungevoller Geift von Wellen zu Wellen eis _ 
nes eingebilbeteten Elendes Herumgetrieben - 


wurde, weil er das Steuerruder der Vernunft 
C4 ver⸗ 


0 3.6. Sulzers Theorie 


verloren hatte. Dieß ift eine Metapfer: Die 
Jugend verblüßt, das wäre ein metaphoriſcher 
Ausdruck.) | 


Die äußere Form der Bilder ift nach dieſen 
Muftern ſehr Teicht zu unterfcheiden; hatte aber Die 
Bemerkung dieſes Unterſchieds weiter feinen Nu⸗ 
gen, als daß man wiſſe, tens Metapher, was 
Gleichniß oder Allegorie heiſſet? So fiheint es, weil 
die Theoriften der fehönen Künfte zwar immer den 
Unterfchied anführen, ohne den Nutzen deffelben zıe , 
zeigen. Hr. Sulzer bar Bin und ivieder einen ſehr 
praftifhen Gebrauch von der fürmlichen Verſchie⸗ 
denheic der Bilder gemacht. — Wir wollen von feis 
nen Anmerkungen Anlaß nehmen, drey Dinge aus⸗ 
einander zu fegen. 1) Die Wahl der Bilder, nach 
ber verfchiedenen Form der bildlihen Figur. 2) 
Die vollfommnere oder unvollkommnere Aehnlich⸗ 
feit, welche in den verfchieveneh Arten der Bilder 
verlangt wird, 3) Die Gemuͤthsfaſſung des Dich⸗ 
ters oder der redend eingefuͤhrten Perſonen, welche 
zu jeder Art des Bildes, nach Beſchaffenheit ſeiner 
Form, vorausgeſetzt wird. 


An dem Artikel Allegorie macht Hr. S. bie 
richtige Anmerfung, daß fie unter allen Bildern 
die lebhafteſte Vorſtellung von dem abgebildeten 
©ubjeft erwecket, und baß fie diefe Lebhaftigkeit 
von der Kürze erhält, die aus der Weglaflung bes 
Subjekts entſteht. Hr. S. folgert aus dieſer Bes 
merkung eine andere.: daß nämlich die Allegorien 
aus eben ber Urſache © viel von ihrem Werthe verlie⸗ 

ren, 


der fchönen Kuͤnſte. 41 


ren, wenn man fie in Gleichniſſe verwandelt. Er 
fühet die Allegorie and dem Bodmer an. 


— Mir ward der Becher sol Wermuth, - 
Nur am Rande mit Honig beftrichen, zu trinken ge⸗ 
geben. 

Es iſt ſehr wahr, daß dieſe Allegorie durch | 
die Form des Sleichnifles ihren ganzen Werth vers 
fiert. Aber wir zweifeln, Daß dieſes von der Ger 
genuͤberftellung des Subjekts herruͤhrt. Wir wer⸗ 
den weiter unten Beyſpiele von Allegorien anfuͤh⸗ 
ren, welche durch die Gleichnißform vielmehr ge⸗ 
winnen. Der wahre Grund iſt unſeres Beduͤn⸗ 
kens dieſer: die Bilder in den Allegorien ſind mei⸗ 
ſtentheils von gemeinen an ſich unintereſſanten Din⸗ 
gen hergenommen. Ulnd wirklich wird auch hier 
von dem Bilde nichts weiter erfodert, als daß es 
wahr ſey, und dadurch dem Subjekt ein helleres 
che und eine ſtaͤrkere aͤſthetiſche Kraft gebe. Als 
les Diefes fann e3, ohne an fih und ohne Ruͤck⸗ 
ſicht auf die Aehnlichkeit insereffant zu feyn. In 
dem Gleichniſſe aber wird das Bild ausfuͤhrlich be 
ſchrieben, wie wir aus Hr. S. Erklärung geſehen 
haben. Was ausfuͤhrlich beſchrieben werden ſoll, 
muß intereſſant ſeyn. Folglich werden zu dem 
Gleichniſſe Bilder erfodert, die an ſich, ohne Ruͤck⸗ 
ſicht auf die Aehnlichkeit, ohne Beziehung auf das 
Subjekt, intereſſant ſind. Alſo ſcheinen uns nur 
diejenigen Allegorien durch die Gleichnißform zu 
verlieren, welche dieſe Eigenſchaft des Incereſſiren⸗ 
den nicht haben. Wir wollen dieſes auf das von 
He. ©. angeführte Beyſpiel anwenden. Der 

 &s Aktus, 


) 


42% IJ. G. Sulzers Theorie 


Aktus, einen mit Wermuth gefüllten Becher az - 
Rande mit Honig gu beftreihen, ihn einem dar⸗ 
reichen , oder audy ihn ausleeren, bat nichts inter 
eſſantes. Folglich ift er der Beſchreibung niche 
‚wirdig, und darum zu dem Öleichniffe ein unge⸗ 
ſchicktes Bild. Aber zu einer Allegorie ift das Bild 
gut. Denn hier fommt es mehr auf die Wahrheit 
als auf die äftgerifche Kraft an. Das Vergnügen, 
welches uns die Allegorien verurfachen,, entſteht we⸗ 

. niger aus der Äftherifchen Zebhaftigfeit des Bildes, 
als, wenn ich fo fagen darf, aus feiner logifhen 
Kraft, beſonders ben allgemeinen Sägen und wenn. 
ſie durch Bilder anfchauend und unmiderfprechlich ges 
macht werben. Diefe Arten der Allegorie dienen 
mehr zum Unterrichte. Die aͤſthetiſche Kraft 
der Allegorie, die man ihr Feinesweges abfprechen - 
Kann, findet mehr bey allegorifchen Vorftellungen 
menſchlicher Zuftände und Begebenheiten ſtatt. 
Hier ſcheint das Vergnuͤgen nicht ſo wohl aus einer 
Erleuchtung des Subjefts, als vielmehr aus der Bes 
wundrung zu entftehen, in die wir verfegt werden 
müffen, wenn wir eine Seele zu einer ſolchen Leiden⸗ 
ſchaft angefchwollen fehen, daß fie Begebenheiten 
und Zuftände, die, fo wie fie fich zufragen oder empfins 
den, ganz fimpel und ganzleicht erzähle und befchrie- 
ben werden innen, nicht durch die eigentlichen 
Worte, fondern durch Bilder ausdruͤckt, die nur 
eine entfernte Aehnlichkeit haben, die nicht nur Be⸗ 
geifterung, ſondern, wenn wit fo ſagen duͤrfen, eine 
ausnehmende Festigkeit in der Begeiſterung anzei⸗ 
gen, weil das Sup nicht erwähnt, und bad) 
ganz. 


» 


der fchönen Kuͤnſte. 43 


ganz mit allen feinen Wirkungen, Eigenſchaften, 
Berhöltniffen, durch die Wirkungen, Eigenfchaften 
und Verhältniffe des Bildes abgemalt, und gleichs , 
fam in einer fremden ungewohnten Sprache befchrie; 
ben wird. 

Henn wir fagen, daß das Bild zu dem Gleich⸗ 
niſſe (auch zu der Vergleichung) intereſſant ſeyn 
wülle, fo verſtehen wir darunter dreyerley. Es 
muß entweder, groß, erhaben, fürchterlich, ſchoͤn, 
cdel, reizend, anmuthig, und durch feine Züge, 
Schattirungen und mannichfaltige Abwechſelungen 
unterhaltend ; ober durch ſich ſelbſt unterrichtend; 
eder belachenswerth fen. Homer vergleiche die 
verheerende Wuth des Hektors, der, mit dem un: 
aufhaltſamen Schwerdt in ber Hand, noch an dem 
Ufer des Meeres His. in die Schiffe hinein drohet, 
mit einem Felſenſtuͤcke, welches, von der Wafferfluch 
abgeſpuͤlt, von dem Gipfel des Felſens herabſtuͤrzt, 
und noch in dem bebenden Thale von feinem Jaufe 
erhitzt und gleichfam drohend da ſteht. Diefes Bild 
iſt groß und durch die Groͤße wird es der Beſchrei⸗ 
bung wuͤrdig. Der Anblick einer ſorgfaͤltigen Mut⸗ 
ter, welche von ihrem ſchlafenden Kinde leiſe und 
zaͤrtlich die Fliegen wegſcheucht, iſt etwas Schönes, 
etwas Ruͤhrendes. Homer macht daraus ein vor⸗ 
treffliches Gleichniß, da er erzaͤhlt, wie die Goͤttinn 
den vom Pandarus losgedruͤckten Pfeil von 
der Bruſt des Menelaus abhaͤlt. Die Bea 


ſchreibung eines erboßten Welfchenhahns beym Gel: 


lert, die Befchreibung eines fteigenden Pulvers 
ſhwarmers, der ſich in wirbelnden Sternchen her⸗ 
umdreht, 


44 J. G. Sultzers Theorie 


umdreht, und che man ſichs verfieht, durch einen Knall 
in Dampf und Finſterniß verwandelt wird, ift an füch 
unterhaltend. Daher thut jenes Bild in Gellerts 
Widerſprecherinn und diefes in der ABilhelmine eine 
doppelte Wirkung, eine durch ſich ſelbſt, und die andere 
durch die Aehnlichkeit, und dadurch befonders das legs 
tere. Denn die Anwendung auf diedurch einen Kopf⸗ 
ſtoß an das Bettbret geendigten Träume des Magis 
ſters, iſt auf die allereneferntefte und witzigſte Aehn⸗ 
lichkeit gegruͤndet. Es giebt ferner Gleichniſſe, wel⸗ 

che durch das Bild an ſich mehr als durch Die Verglei⸗ 

chung, unterrichten und vergnuͤgen. Ich nehme das 
ort, unterrichten, hier in einem ſehr weiten Ver⸗ 

ſtande, und verſtehe dadurch überhaupt bie Erzaͤh⸗ 

lung einer merkwuͤrdigen Begebenheit, oder die Be⸗ 

ſchreibung einer wiſſenswuͤrdigen Sache. 3. B. 

wenn man dem Leſer ein Bild aus der Geſchichte, 

oder aus der Mythologie, vormalt. Gleichniſſe 

dieſer Art ſind bey den neuern Dichtern beſonders 

ſehr haͤufig. Der Leſer erfaͤhrt durch das Bild its 
gleich eine ihm unbefannte merfwürbige Bege⸗ 

benheit, und dadurch wird das Wild intereffant. So 

werben bisweilen Wilder von unbefannten aber wiſ⸗ 
ſenswuͤrdigen Kunſtarbeiten, Gebraͤuchen, Feyer⸗ 

lichkeiten hergenommen. Wir werden weiter unten 

die Urfache anzeigen, warum in Bildern dieſer Art 

weniger Aehnlichkeit mit dem abgebildeten Subjekte 

erfobert wird, als in andern. 

VBelachenswerthe Bilder Fönnen es entweder 
durch diejenige Vegebenheit ſeyn, die barinn vor⸗ 
geitelle wird, oder nur durch das lächerliche Subjekt, 

| Wwas, 


—— — — — — —— — — — —- 
2 


der ſchoͤnen Kuͤnſhe. 45 


was, ſo zu ſagen, die Hauptfigur in der Gruppe macht. 
Zachariaͤ vergleicht den Putzſchrank des Fraͤuleins 
mit einem Raritaͤtenkaſten, den er vortrefflich ab⸗ 
malt. Das ganze Bild iſt laͤcherlich. Thuͤmmel 
vergleicht die Kammerherren, die fi) und ihren 
Fuͤrſten von einem Raͤuber befreyet hatten, und Das 
für Zeitlebens eine fette Penfion genoffen, mit den 
von den banfbaren Nömern gefiitterten Gänfen. 
Hier find nur die Gaͤnſe das Yächerliche. Das Bild. 
ift es fonft wenig oder gar nicht. Haͤtten Pferbe 
die Anfunft der Gallier verratfen, fo würde das 
Bild nur durch das wenige lnterhaltende und Merk⸗ 
würbige der Begebenheit interefjant werben, und 
über dieſes durch die Aehnlichkeit vergnügen. 

Iſt alfo das Bild in der Mllegorie auf irgend 
eine Art an ſich felbit intereflant, fo wird es auh 
allezeit in einem &leichniffe eine gute Wirkung 
thun. Wenn Hr. S. übrigens ſagt, daß die Al 
legorie vor den andern Bildern den Vorzug der Leb⸗ 
haftigkeit habe, (1. Allegorie) fo ift dieſer Vorzug, 
wie man gefehen hat, nicht von der größern Kraft 
des Bildes an fi) abhaͤngig, auch nicht von ber 
Kürze, die aus der Weglafjung des Gegenbildes ent; 
ſteht, (1. Ebendaſelbſt) fondern der Eindruck, den die 
Allegorie auf uns macht, enriteht vornehmlich von 
dem bewegten Gemuͤthszuſtande desjenigen, der die 
Allegorie fagt, ober von der Verwundrung, einen 
Satz in ein Bild eingefleider zu ſehen, und endlich 
giebt die Allegorie dem Lefer mehr Beſchaͤffti⸗ 
gung; denn weil das Abgebildere nicht gegenwärtig 
iſt, fo ſucht die Seele ſich dafjelde heimlich vor Aus 


gen 


⸗ 


IR. 


46 J. G. Sulzers Theorie 


gen zu malen, ſo daß das Bild des Subjekts das 
Bild der Allegorie in dee Phantaſie immer begleis 
tee. In dem Gleichniffe haben wir die Darſtel⸗ 
lung des Bildes nicht unferer eigenen Wirffamfeit 
zu verbanfen, indem ber Dieter uns diefer Mühe 
ganz überhebt. Das Vergnügen aus der bemerk⸗ 
ten Aehnlichkeit ift alfo größer „- weil: wir fie durch 
unſere eigene Wirkſamkeit finden. 

Wir merken in Anſehung der Wahl der Bil⸗ 
der ferner an, daß vornehmlich in der Metapher 
das Vild von bekannten Dingen hergenommen ſeyn 
muß. Hr. ©. giebt dieſe Regel ohne Unterſchied 
für alle Formen. (ſ. Bild) In der Allegorie und in 
dem Gleichniſſe ſcheint fie weniger weſentlich zu ſeyn, 


„als in der Metapher. Denn hier iſt das Bild 


mit dem Subjekt in einer beſtaͤndigen, wechſelſeiti⸗ 
gen Verbindung. Die Aufmerkſamkeit der Seele 


iſt alſo zwiſchen beyden gecheilt. Iſt ihr alſo das 


Bild nicht bekannt, ſo kann ſie es wegen der unter⸗ 


brochenen und getheilten Beſchaͤfftigung, in der ſie 


hier beſtaͤndig erhalten wird, aus der ſtuͤckweiſen 
Darſtellung nicht kennen lernen. 

In der Allegorie aber und in dem Gleichniſſe 
iſt es anders. In jener ſteht das Bild allein ohne 
fein Subjekt da, und in dieſem, obgleich das Sub: 
jeft darneben geftellt wird, har doch das Bild ſei⸗ 
nen Plag für ſich allein. Iſt uns alfo die Befchafs 
fenheit. des Bildes noch nicht völlig befannt, fo 
lernen wir fie aus dem Gemälde kennen. Lind die 
if, beſonders bey Gleichniſſen, oft eine neue Lirfache 
des Vergnuͤgens. Br aber muß das Bild alle: 

zeit 


der fchönen Kuͤnſte. 47 
wit fen: d. h. es muß aus befannten Zügen zus 
ſammengeſetzt feyn, die wir uns einzeln, und hernach 
in ifren Verhaͤltniſſen als ein Ganzes, mit Leichs 
tigfeie und ‚Klarheit vorftellen koͤnnen. 

So wie aus der verfchiedenen Form der Wilder 
gewiffe Regeln für die Wahl berfelben entſtehen, fo 
fliegen aus eben diefem Linterfchiede, 2) Negeln für 
die Aehnlichkeit. Die erfobeeten Grade find nach 
der Form des Wildes verſchieden. Die genaue 
Achnlichfeit ,. welche Hr. ©, von allen Bildern fos 
dert, (ſ. Bild) Fann, unferer Mennung nad), nur 
in der Metapher und dann in den unterrichtenden 
erflärenden Allegorien, Sleichniffen und Fabeln erfos 
dert werden: - in allen äfthetifchen Bildern aber, 
befonders in den aͤſthetiſchen Gleichniſſen, ift eine 
genaue Aehnlichkeit des Bildes mic dem Subjekte 
nicht nur überflüßig, fondern fogar oft der Aftherifchen ' 
Hbfiche entgegen. Denn hier foll die Boritellung 
bes Subjekts nicht deutlicher, ſondern lebhafter, kraͤf⸗ 
tiger, einbringender gemacht werden. In der Dies 
tapber aber, fie fen nun für die Vorſtellung, ober 
für die Empfindung, muß jede Eigenfchaft des Bil; 
bes in dem Gubjefte ihr Gegenbild haben, weil das 
Bild von dem Subjeft beſtaͤndig begleitet wird, 
und man alfo im jedem Gage eine Eigenfchaft des 
Bildes gegen eine Eigenſchaft des Subjekts hal⸗ 
ten muß. 

Man fann daher aus der herrlichften Allegorie . 
die elendefte Metapher, und umgekehrt, aus einer elens 


‚den Metapher eine gute Allegorie und ein noch befs 


feres Gleichniß machen, Was it abgeſchmackter 
U als 


as 3. ©. Sulzers Theorie‘ 


als jene Metapher, welche Hollberg dem Bra⸗ 
marbas in den Mund lege: Die Kanonen ihrer Aus 
gen haben die Seitung meines Herzens u.f.f. Mare 
mache eine Allegorie, oder noch befier, ein Gleich⸗) 
ni daraus, fo wird man fehen, daß nicht das Bild, 
fondern Die Form deffelben, unfchiflih war. Und 
umgekehrt, jenes Bild beym Plato, welcher in eis 
ner ſchoͤnen Allegorie die Leidenſchaften als vorge» 
fpannte Pferde, und die Vernunft als den Kutſcher 
vorftelle. (Hr. Sulzer führt fie indem Artifel Alles 
gorie-an,) wie abgeſchmackt würde es nicht ausfals 
len, wenn man es zu einer Metapher gebrau- 
chen wollte; wenn man auch bie Deichfei und Die 
Mäder nicht hineinbrächte, fo würde es dennoch laͤcher⸗ 
lich werden. Ob aber Hr. Sulzer gleich meynt, 
daß dieſe Allegorie durch eine weitere Ausdehnung 
des Bildes gänzlich. verdorbgn werden Fönnre, weil 
weder die Deichfel Des Wagens, noch deſſen Mäder, 
noch andere Theile des Bildes in dem Subjekt ein 
Gegenbild haͤtten: fo zweifle ich doch, daß in ber 
Allegorie eine ſolche Ausdehnung mißfallen würde. 
Wir leugnen, daß bier alle Theile des Bildes dem 
Gegenbilde entitchen muͤſſen. Sollte wohl in 
jener fehönen allegorifchen Ode des Horaz, für.alle 
heile und Bewegungen des Schiffes, die der Dichs 
ter fo umftändlich Befchreibt, in dem roͤmiſchen Sr 
ftaate ein Gegenbild zu finden ſeyn? 

Noch zuläßiger wäre diefe Ausdehnung in eis 
nem Gleichniſſe. Da Fönnte man, unferm Beduͤn⸗ 
ken nach, das ganze Bild eines Wagens, den Folles 
zichte Pferde in eine Grube hineinſchleudern, oder, 


nach⸗ 


der ſhönen Knfle- A 


nachdem er ſchon Halb zerbrochen iſt / durch die Gaſſen 
ſchleifen, ſehr ausführlich beſchreiben, um die Wuth 
der Leidenſchaften vorzuſtellen, welche der Bernunift 
den Zügel entriffen haben und nun die Seele in den 
Abgrund flürzen. „Die Deichfel und die Raͤder 
ldanten aber doch vielleicht anflößig werden? „ da 
ruͤhrte aber alsdann nicht von ber zu weiten Aus⸗ 
tehnung,, fondern von ber Beſchaffenheit des Bits 
des ber. Denn dieß wuͤrde, wenn man auch folche uns 
beträchtliche Theile daraus weglaſſen wollte, an ſich 
zu einem Gleichniſſe nicht intereſſant gnüug feyn. Zu 
einem ſcherzhaften Gleichniſſe wuͤrde es ſich mit oflen 
feinen Theilen ſehr wohl ſchicken. A 

Was die Metupher betrifft, ſo fagten wir, bie 
Bilder dazu müßten:von fehr befannten Dingen 
Bergenommen feyn, und in allen vorgeftellten Theis 
len des Subjekts ein Gegenbild haben. Diefe beys 
den Saͤtze koͤnnten leicht falfch verftanden werbeit;: 
Was den erften betrifft, fo muß zwar das Bild 
befannt fegn, aber nicht bie Aehnlichkeit deſſelben 
mit dem gegenwärtigen Subjekte. In unterrich⸗ 
tenden, erlaͤuternden Bildern, iſt dieſes wegen ber 
daher entſtehenden Evidenz ein Verdienſt, aber 


nicht in allen aͤſthetiſchen iſt es ein Fehler, ſondern 


nur in der Metapher und bisweilen in der Alle⸗ 
gorie. Denn wenn auch, z. B. in einem aͤſthet iſchen 
Gleichniſſe, der Dichter fein neues Bild malt, fi 
kann Doch das. Bild in der ausgefährren Beſchrei⸗ 
buhg immer intereſſant ſeyn. Und wenn uns gleich 
die Aehnlichkeit des Bildes mit dem vorhabenden 
Subjekte bekannt, oder ſchon an ſich einleuchtend iſt, 
NBibl. XV. B.i. St. D ſo 


so J. G. Sulgerd Theorie u 


‚fo Hören wit doch dem Dichter noch immer mit Ver⸗ 
muͤgen zu, weil hier das Vergnügen nicht allein aus 
der Bemerkung der Aehnlichkeit, ſondern vornehm⸗ 
lich aus der Kunft des Gemaͤldes entſteht. — Die 
Achnlichkeit eines verzweifelnden Menſchen mit ei= 
nem der Schiffbruch leidet, ift befannt, gemein und 
an fich einleuchtend. Lind deunoch wird buch Hülfe 
einer malerifchen Einbildungsfraft unmer noch ein gu⸗ 
tes Gleichniß aus diefem Bilde koͤnnen gemacht werden. 
Freylich haben Gleichniſſe Diefer Art eine Vollkom⸗ 
menheit weniger ; aber. fie. thun aus der angeführten 
Urfache, doch immer nod) ihre Wirfung; weil wir- 
wirklich in dem Sleichniffe ſchon mit der Kunſt des’ 
Bildes zufrieden find. Zu einer Metapher aber 

: wäre die Aehnlichkeit zu einleuchtend. Es lohnte 
ber Mühe nicht, daß der Leſer Bild und Subjekt 

"immer ſtuͤckweiſe gegeneinander bielte, da er in einer 
Allegorie Dad Subjekt ohne diefe Muͤhe finden, und 
uͤberdieß das Bild mit ununterbrochener Aufmerks 
ſamkeit uͤberſchauen fünnte. Es iſt auch dem Leſer uns: 
angenehm, wenn man ihm gar nichts zu denken uͤbrig 
laͤßt. Wo aber die Aehnlichkeit neu, unerwartet, 
und weder aus den Nebenumſtaͤnden, noch aus dem 
bekannten Gebrauche des Bildes einleuchtend iſt, da 
wird dem Leſer die Muͤhe des Gegeneinanderhaltens 

reichlich belohnt, und da behaͤlt er auch etwas zu 

denken, indem er bie neue Aehnlichkeit vergleicht. 
Auch zu Sfeichniffen, wenn fie nicht alles durch. 
die Schönfeit des Gemaͤldes exfegen, ſchicken ſich 

‚befannte, oder. leicht zu errachende Aehnlichkeiten 
niche, Am allerbeften zu Allegorien. 

| Wenn. 


C, - 


der fchönen Kuͤnſte. 51 


Wenn wir ferner ſagen, daß in der Metapher 
vie allergenaueſte Aehnlichkeit erfodert werde, ſo mey⸗ 
nen wir nicht daß die Aehnlichkeit nicht entfernt 
ſeyn duͤrfe, und alſo das Bild aus einer dem Sub⸗ 
jefte ſehr nahen Gattung hergenommen ſeyn muͤſſe. 
Wir ſagen nur, die Aehnlichkeit muß umſtaͤndlicher, 
ausgedehnter und paſſender ſeyn, als in den andern 
Figuren. Vielmehr wollen wir jetzt anmerken, 
daß in der Metapher, wenn ſie eine aͤſthetiſche Wirkung 
thun foll, die Aehnlichkeit ſehr entfernt ſeyn muß. 
In der Allegorie wird das Bild durch die entfernte 
Achnlichkeit zu einem Raͤthſel, es ſey denn daß man 
das Subjekt ſchon kenne, oder aus den Nebenum⸗ 
ſtaͤnden erwarte. Wie viel man dem Gleichniſſe 
blos ums der maleriſchen Schönheit willen verzehet, 
haben wir mehrmalen gefagt. Aber in der Meras 
pger entſteht das einzige Vergnügen von ber Bemer⸗ 
fung einer unerwarteten, ungemeinen, verborgenen 
Aehnlichkeit. Sit alfo das Bild mit dem Subjekt 
Babe verwandt, fo wird die Metapher langweilig. 

Wir ziehen aus dem allen den Schluß, daß 
unter allen aͤſthetiſchen Bilger die Metapher ans 
fparfamiten gebraucht und am Fürzetien behandelt 
werben muͤſſe. Geſetzt auch, diefe Figur waͤre der 
Gemuͤthsfaſſung des Dichters, oder der handelnden 
Perfonen immer angemeilen, fo würde man fie des⸗ 
wegen fparfam anbringen. mufjen, weil eine gute 
Metapher nur bey. wenigen Subjeften möglid; ift, 
und weil gar zu viel Eigenfchäften dazu erfodert 
werden, die man nur felten in einem. Wilde beyſam⸗ 
wen. finden. kann. Am kuͤrzeſten aber muß fie 

da deswe⸗ 


sa J. G. Sulzers Theorie 


deswegen behandelt werden, weil überall Aehnlich⸗ 
Eeit um Achnlichfeit verlange voird und doch Dinge 
bon entferntem Geſchlechte Feine fo ausführliche 
Aehnlichkeit haben können. Und wenn fie fie auch 
hätten, fo ift eine lange Metapher an ſich bes 
ſchwerlich. 

In denjenigen Allegorien oder Gleichniſſen, wel⸗ 
che wir zum Unterſchiede der andern, die mehr fuͤr 
den Verſtand ſind, aͤſthetiſche genannt haben, wird 
eine ſo genaue Aehnlichkeit des Bildes mit dem ab⸗ 
gebildeten Subjekte nicht erfodert. Es koͤnnen da 
ſehr viele Zuͤge und Schattirungen in dem Bilde 
befindlich ſeyn, welche in dem Subjekte kein Gegen⸗ 
bild haben. Hr. Sulzer merkt in dem Artikel 
Gleichniß dieſen Umſtand ſehr richtig an. (&.486) 
„Da es in dem Gleichniſſe, ſagt er, nicht auf Un⸗ 
„terricht, ſondern auf Ruͤhrung ankommt, fo iſt 
„darinn alles gut, was die Art der Empfindung 
„unterſtuͤtzt, 

Maͤmlich die Art der Empfindung, von welcher 
die - Vorftellung des Subjefts begleitet werben fol. 
Wenn alſo Hr. Sulzer von den Foderungen ber 

Aehnlichkeit in Abſicht auf die Borftellung etwas 
nachläßt, fo thut er es nur ums zu zeigen, daß hier 
alles. der Achnlichkeit der Empfindungen aufgeorfert 
werben muͤſſe. Diefe flüchtige Anmerkung unfers 
Verf. veranlaßt uns, eine Negel einzufchärfen wel⸗ 
che uns ſehr richtig zu ſeyn fcheint, ob fie gleich ſelbſt 
Homer vielfältig übertreten hat: daß man näms . 
lich in einem aͤſthetiſchen Gleichniſſe niemals Ems 

pfindungen von entgegengefegter Art durch das Bild 
und 


der ſchoͤnen Kuͤrſte. 33 


und durch das Subjekt erregen muͤſſe. In unter⸗ 
richtenden Bildern, fie mögen von einer Form ſeyn 


von welcher fie wollen, ift diefes Fein Fehler; und 


and) in Allegorien oder Dietapbern, welche äftherifch 
find, kann man z. B. widrige Dinge mWangenehmen 
vergleihen. Denn bier kann man das angenehme 
Bild immer noch cher fo behandeln, daß das Anmu⸗ 
thige deſſelben nicht fo merklich wird. Ein Benfpiel 
wird das Linfchickliche folcher Unaͤhnlichkeiten in 
Gleichniffen, und daß Zuläffige derſelben in der Als 
kesorie und Metapher deutlich machen. Was ift 
3 D. anmuthiger, als das Bild eines weiten Korns 
feldes, welches ämfige Schnitter an einem der fchöns 
fen Sommertage niebermäßen, inbeß daß bie 
muntern Dirnen nacharbeitend die goldenen Achren 
in flammende Garben zufammen binden. Homer 
malt dieſes Bild in feiner ganzen ländlichen, unfchufs 
digen Anmut. Aber in welcher. Abſicht? Um 
das gräßliche Miedermegeln eines Heeres damit zu 
vergleichen. Hier werben duch das Bild und 
durch daS Subjekt ganz verfchiedene Empfindungen 
erregt ; und dieß ift offenbar ein Fehler. Man 
lafle aber das Laͤndliche, das Linfchuldige aus dem 
Gemälde weg, man ſtelle bloß die rüftigen Schnit⸗ 
ter, die gierigen Senfen, die baufenweis zu®doden - 
fallenden Aehren der Phantafie dar, man bringe ſo 
das Bild in eine flüchtige Bergleichung oder in eis 
ne Metapher, ‚oder auch (wenn das hier aus ana 
dern Urſachen ſchicklich wäre,) in eine Allegorie, fo 
wird es die Wirfung nicht verfeßlen. Go fünnte 
won 3 DB. in einer Vergleichung fagen: Mie 
93 Reihen 


34. . G. Sulzers Theorie 

Meißen fielen vor feinem Schwerdte, wie die Ach= 
ven vor der gierigen Senſe des Schnitte, „Er 
maͤhet Reihen nieber,,, ift ein guter undoft gebrauch 
ter figürlicher Musprud. — Houng vergleiche 
bie frühen KEgen feines von den fchärfften Dornen 
gerigten Gemuͤths, mit dem Morgengefange der Ler⸗ 

de. Diefes Gleichniß ift ebenfalls fehlerhaft. 
Öleichniffe, die nicht unrerrichten, fondern beles 
ben follen, thun eine defto größere Wirkung, wenn 
durch das Bild niche nur eine ähnliche Vorſtellung, 
fondern auch zugleich eine ähnliche Empfindung ers 
regt wird. Go vergleicht Homer einen blühenden 
Juͤngling, ber von einer Hauptwunde zur Erde ſinkt, 

mit einem finfenden Mohne. 0 
‚Aber kleine Bilder zu großen Subjekten? 
erben biefenicht auch entgegengefetste Empfinduns 
gen erregen? Diefer Umſtand verdient eine Unterſu⸗ 
hung. „Hr. Sulzer fage in den Artikel Bild: 
bie. Gattung des Dinger, woraus das Bild genom⸗ 
„men ift, muß nichts an fich haben, was dem Cha⸗ 
„tafter des. Segenbildes entgegen ſey. — Ernft: 
„hafte Vorſtellungen würden durch fomifche Wilder, 
„hohe -Dinge durch niedrige. gan; verborben wers 
„den., Doch nimmt Hr. Sulzer natürlichers 
weile den fcherzhaften Vortrag von dieſer Regel 
aus. Es iſt aus den Worten des Hrn. Berf. nicht 
ganz Flar, wie weit er in ernfihaften Werfen dieſe 
Regel ausgebehne wiffen will. „Hohe Dinge würs 
„den durch niedrige ganz verborben werben. „ Wie - 
bofften, Hr. S. würde dieſen Sag in dem Artikel 
Gleichniß einſchraͤnken. Wir findenaber da mehr 
| vor 


der fihönen Künfe. 15 


von ber Form und Eintheilung der Gleichniſſe und von 
der Gemuͤthsfaſſung, bie fie borausfegen, als von den 
Regeln, welche diefer Art des Bildes beſonders we⸗ 
fentlich find. | 
| Große Dinge mit Fleinen, hohe mit niedrigen 
vergleichen, macht in dem Gleichniſſe feinen widri⸗ 
gen Eindrud. Auch Home har feine Regel nicht 
genug eingefchränft. Es koͤmmt alles darauf an, 
68 große Subjekte mit kleinen, oder nur Eigens 
Khaften großer Subjekte mit Eigenfchaften von Fleis 
zen verglichen werden. In jenem Falle ift bie Mes 
Al richtig, in dieſem leidet fie eine Ausnahme. 2. 
D. einen Krieger, das Subjekt des Kriegers mit eid 
ner Sliege zu vergleichen, würde ſehr fehlerhaft fern, 
Aber es koͤnnen in dem Krieger Eigenfchaften oder 
Zuftände ſeyn, die fich ſehr Fräftig mir Eigenſchaf⸗ 
ten und Zuſtaͤnden ber Fliege vergleichen laffen; 
So vergleiche Homer einmal das tbfende Getuͤm⸗ 
md einer Schaar, welche fich lagert mit dem Sum⸗ 
men einer Wolfe von Fliegen, die in einem Bauer⸗ 
hauſe um die vollen Milchaͤſche herumſchwaͤrmen. Lins 
krer Empfindung nach thut diefes Gleichniß feine - 
witzige Wirkung, weil nicht Die Soldaten mit Flie⸗ 
gen, fondern, das Gerds der Soldaten mit dem 
Summen der Fliegen verglichen wird. Auch das 
don Home getabelte Gleichniß in dem Virgil wo 
der Bau von Karthago, mit der Arbeit der Bie⸗ 
um, oder vielmehr der Fleiß der Bauleute mir dem 
Sleiße der Bienen verglichen wird, kann aus biefem 
Örunde gerechtfertigt werben. ° lu hätte es Vir⸗ 
gil bey dem Fleiße der Arbeiter beenden laſſen, 
— Da und 


56 J. G. Sulzers Theorie 


und bie Geſetzgebung, die Stiftung der Obrigfeie 
ten u. f. f. nicht in die Befchreibung bes Subjeft 
Bineinbringen ſollen; denn die Nepublif der Bienen 
iſt für die Republik eines Volks wirflih ein ernie= 
drigendes Bild. Mit. der angezeigten Einfhräns 
tung aber können große Dinge, mit Eleinen fee 
wohl verglichen werden. Homer ift alſo wegen eis 
nes Öleichniffes im Anfange des Dritten Buches Dee 
Iliade ohne Grund getadelt worden, wo er ben 
lauten Anmarfch der Trojaner, mit einem großen 
fehreyenden Zuge von Krannichen vergleicht. Home, 
welcher, wie wir oben gefagt haben, die Negel übers 
treibt, rechtfertigt den Dichter bamit, Daß er viels 
leicht den Tärmenben unordentlichen Zug der Trojas 
ner, mit dem männlichen, Eriegsregelmäßigen Ans 
marſche der Griechen, in einen. Gegenfag bringen - 
voolle. Der Dichter bedarf dieſer Vertheidigung 
nicht. Das Gleichniß iſt ohne die Abſicht eines 
Gegenſatzes an fi) gut. So vergleicht er ein ans 
dermal ein Heer, toelches erft in vollem Sluge mie 
Inutem Kriegegefchren- anruͤckt, und ſich dann auf 
dem Schlachtfelde nach und nach in Reihen ſchließt, 


fpannten Fittigen und mut laufem Gekreiſche über 
bie Hecker, halb fliegend dahin laufen und fich dann, 
mit den Fittigen laut Flatfchend Dicht nebeneinander 
nieberlaflen. Wir haben diefes Sleichniß niemals 
ohne Bergnügen gelefen; und beydes das Gleichniß 
und unfer Geſchmack, iſt durch obige Einſchraͤn⸗ 
kung der Sulzeriſchen Regel gerechtfertiget. 


Wenn 


der ſchoͤnen Rünfe. 7 


Venn man die bisher erwägten Erfoderniſſe der 
derſchiednen Bilder betrachtet, fo wird man daraus 
lernen föunen, wo für. jede Art die Bilder herzuneh⸗ 
men find. In der Mietapher fol das Bild befannt, 


aber vie Aehnlichkeit nicht an fich einleuchtend ſeyn. 


Das Bild fol mie dem Gubjekte eine weit ents 
fernte, verborgene und dennoch genaue Aehnlichkeit 


ka. Wo wird man alfo zu den Metaphen 


— ——— — — — 


ſidlichere Bilder finden, als in der Natur? 
Denn welche Segenftände find uns befannter , als 
due Segenflände ber Natur? Und welche haben zus: 
Yerh mit allem demjenigen, was wir gern in Metas 
„ern entkleiden, mit unfern Zuftländen, Begeben⸗ 
keiten, mit unfern Empfindungen und Leidenſchaf⸗ 
ten, eine entferntere, verborgenere nnd boch ums 
Rändlichere Aehnlichkeit, ald eben die Erfcheinungen 
der Natur? (zu der wir auch die rvegellofe, eins 
ode, natürliche Kunft mit rechnen.) - Der Felds 
mb Gartenbau, die Tages: und Jahrszeiten, bie 
mannichfaltigen Arten der Witterung und ihre Wir⸗ 


kungen, die Erfcheinungen des Himmels und ber. 


Ge, die Stufen des menfchlichen Alters, die Ers 
zeugung bee Gewaͤchſe und Thiere — wie viele vor⸗ 
treffliche Bilder zu Metaphern enthalten nicht alle 


dieſe Dinge? Es ift wahr, die Werke ver menfchs 


lichen Kunſt find auch nicht arm daran, aber die 
daber genommenen Bilder find uns nicht fo faßlich, 
nicht fo gewohnt, und über alles dieſes nicht fo ans 
genehm. Man kann daher eine Matapher, deren 
Bid aus der Natur entlehnt iſt, viel weiter auße .- 
Dehnen, als wenn das Bild aus der menfchlichen 

j D 5 Kunſt 


58 . J. G. Suhjers Theorie 


Kunſt hergenommen iſt. Die Metapher klingt 
da weit gezwungener und faͤllt leichter ins Laͤcherli⸗ 
de. Z. B. das Bild eines Schiffes tft zur Mera⸗ 
pyher ſehr fchieflich. Aber man kann es bey weiten 
nicht fo weit ausführen, als 3. B. Das Bild Der 
Se. Maſtbaum, Anker, Seegel das find hoͤch⸗ 
ftens die Theile des Schiffes, die man zur Meta⸗ 
pber gebrauchen Fönnte, ‚Alle übrigen würden in 
der Metapher anftößig ſeyn. Denn das Bild muß 
in diefer Figur auch etwas an fich Anftändiges 
ſeyn, welches in der Allegorie, und fo gar in dem 
-Sleichniffe, weniger erfodert wird. Die Bes 
oriffe der Menſchen von dem Anftändigen und 
Edeln find hier mehr willführlih, als auf den ins 
nern Werth der Dinge felbit gegruͤndet, 5. ®. ein - 
Schiff iſt ein gutes‘ Bild zur Metapher, weil es 
nach unferer herrſchenden Art zu empfinden etwas- 
Anftändiges it. Eine Mühle, eine Kurfche, eine 
Feſtung, ein Bergwerk, alle dieſe Dinge würben 
zu Metaphern feine guten Bilder geben: Warum ? 
Die Antwort giebt unfer Gefühl Die aus der 
Natur entlehnten Bilder find uns aber nicht nur 
faßlicher, fondern fie haben auch das zwente Erfo⸗ 
derniß der Metapher: ihre Aehnlichkeit mit denen⸗ 
jenigen Dingen, welche wir in Metapern einzufleis 
ben geneigt find, iſt entfernter, ob fie gleich faßlis 
der ilt. 

Aus eben biefer. reichen Duelle werben auch bie 
beften Bilder für die Allegorie gefchöpft werben 
koͤnnen. Für das Gleichniß aber, ſtehet dem Dich⸗ 


ter ein weit größerer Schag offen. Denn interefs 
fante 


ber fchönen Kuͤnſte. 3 


und durch das Subjekt erregen müffe. In unters 
richtenden Bildern, fie mögen von einer Form ſeyn 
von welcher fie wollen, ift diefes Fein Fehler; und 
auch in Allegorien oder Metaphern, welche Aftherifch 
find, kann man 3. B. wibrige Dinge ml angenehmen 
vergleichen. Denn bier kann man das angenehme 
Wild immer noch eher fo behandeln, daß das Anmus 
thige deſſelben nicht fo merklich wird. Ein Benfpiel 
wird das Unſchickliche folcher Linäßnlichkeiten in 
Gleichniſſen, und daß Zuläflige derfelben in der Als 
legorie und Metapher deutlich machen. Was ift 
z. D. anmurfiger, als das Bild eines weiten Korns 
feldes, welches ämfige Schnitter an einem der fchöns 
fien Sommertage niebermäßen, inbeß daß bie 
muntern Dirnen nacharbeitend die goldenen Achren 
in flammende Garben zufammen binden. Homer 
malt diefes Bild in feiner ganzen länblichen, unſchul⸗ 
digen Anmuth. Über in welcher Abfiche? Lim 
das gräßliche Mievermegeln eines Heeres bamit zu 
vergleihen, Hier werben buch das Bild und 
durch das Subjekt ganz verfchiedene Empfindungen 
erregt ; und bieß ift offenbar ein Fehler. Man 
laſſe aber das Ländliche, dns Linfchuldige aus dem 
Gemälde weg, man ſtelle bloß die ruͤſtigen Schnit⸗ 
ter, die gierigen Senfen, ‚vie baufenweis zu Boden 
fallenden Aehren der Phantafie dar, man bringe fo 
das Bild in eine flhchtige Vergleichung oder im eis 
ne Metapher, oder auch (wenn das hier aus ana 
dern Urſachen ſchicklich wäre,) in eine Allegorie, fo 
wird es bie Wirkung nicht verfehlen. Go Fünnte 
wan 3 DB. in einer Dergleihung fagen: Die 
3 Reihen 


63.6. Sulgers Theorie 


zelner Ieblofer Dinge, z. B. ber Flüffe, Staͤdte 
Himmelskoͤrper u. f. f. 
| Die dichterifche Belebung , fest in dem beleb⸗ 
ten Individuo, ober perfonificirten allgemeinen Bes 
‚ griffe, Eigenfchaften, Befchaffenheiten oder Präe 
difate voraus, melche mit den Eigenſchaften und 
Beſchaffenheiten lebendiger Weſen eine Achnlichkeie 
haben. Die leidenfchaftliche Belebung: fragt Dars 
nach weniger. Sie theilt willführlich allen Dingen, 
befonders einzelnen, Augen und Ohren, und alle Ars 
fen von teilnehmenden Empfindungen und. !eidens 
ſchaften mit. 

Die allegorifche, ober bichterifche Belebung 
wird übertrieben, wenn die Achnlichfeit mangelt, Die 
leidenſchaftliche nur dann, wann die Zeidenfchaft nicht 
von der Art und nicht von der Groͤße iſt, um in der 
Belegung lebloſer Dinge Befriedigung zu ſuchen. 

Was erſtens die allegoriſche Belebung einzel⸗ 
ner Dinge betrifft, ſo finden wir in der gemeinen 
undichteriſchen Sprache eine Menge ſolcher belebens 
der figuͤrlicher Ausdruͤcke, welche das Beduͤrfniß 
des Ausdrucks eingefuͤhrt hat. Die Gemeinheit 
derſelben macht, daß ſie in einem Gedichte keine groͤ⸗ 
Gere Wirkung thun, als andere gewöhnliche Re⸗ 

densqrten. Der Dichter fucht daher Aehnlichkei⸗ 
ten, leblofer Dinge mit lebendigen Weſen, welche in 
der gemeinen Sprache nicht ausgedruͤckt find, und 
eben dadurch werden feine : Belebungen poetifch, 
Aber bie Erfahrung hat gelehrt, wie leicht Hier der 
Wis, befonders wenn er vom Enthuſiasmus bes. 
rauſcht ift, verungläde, And verungluͤckter Witz 
macht 


der ſchoͤnen Kuͤnſte. J— 


macht beym erſten Anblike feines Falles lachen. Aber 
wirklich ſollte man uͤber die oft vorſaͤtzlichen Abwege 
des Genies weinen. Im Shackſpear find ſehr viel 
verungluͤckte Allegorien dieſer Art zu finden. Man 
derzeihet fie-indeffen feinem Zeitalter und ſeiner Phan⸗ 


tafıe, Die fo viel Herrliches, fo viel für ven Menfchen 


Intereſſantes hervorgebracht hat. ° Shackſpearn 
wollen wie es verzeihen, wenn «er fagt: der junge 
Tag tritt auf ben Zaͤhen hoch auf die Spitze ˖ des 
Berges. Aber neue Dichter und- zwar. Dichter 
som erften Range, nach deren Werfen einft die Was 
kommenſchaft den Geſchmack unfers Jahrhunderts 
beurtheilen wird, ſollten ihre Phantaſie durch Philo⸗ 
ſophie und Kritik beſſer zu baͤnbigen wiſſen. Wer 
kann ohne ſchmerzendes Lachen einer Schlacht Haa⸗ 
re umd andere koͤrperliche Theile, ja fo gar eine 
Schweſter zugetheilt ſehen? Wenn es noch allenfalls 
der abſtrakte Begriff Schlacht wäre. Lind audy da _ 
wäre e8 übertrieben. Was iſt das für ein Bild? 
ein ſtolzer Zahn. Wie koſtet der Fuß einen 
Tanz, oder eine Kalle? — Exempla, funt 
odiofa. 
Aber find nicht dieſe eüßnen Figuren, Zeus 
gniſſe eines großen Genies? Go ſagt man. Aber 
unſerer Meynung nach fehr falſch. Ein großes 
Geeie fuͤr ſich allein, ohne Beziehung auf den Men⸗ 
ſcchen, ben es unterrichtet und vergnügt, hat keinn 
großen Werth. Es ift mie den Bollfommenheiten 
bes Geiftes, nie mit ven Schönheiten der Körper. Sie 
find außer der Seele, die fie genießt, an ſich nichts. _ 
Sie werben zu Schönheiten, wenn fie zu den dus 

j Bern 


62 J. G. Sulzers Theorie 


ßern und innern Organen bes Vergnuͤgens, und zu 
der Seele eines Menſchen von gelaͤutertem Geſchmaͤcke 
ein Verhaͤltniß haben. Ohne dieſes Verbälrnig 
giebt es keine Schoͤnheit, und eben ſo wenig eine 
Vollkommenheit des Geiſtes Und geſetzt auch, es 
gaͤbe eine Groͤße des dichteriſchen Genies, die ſich 
weder durch intereſſante noch wahrhaftig ergoͤtzende 
Werke aͤußerte. Soll wohl ein vernünftiger Wann 
ein Gedicht ſchaͤtzen nur darum, weil es die Srucht eines 
großen Genies it ? — Wir bitten dieſe Dichter, mie 
Denen wir hier reden, daß fie der Ablicht, der beiten. 
Abſicht des Gedichres ernithaft nachdenfen, eder 
ſich diefeibe von Hr. Sulzern lehren lafien. 
Bir kommen von dieſer Ausfchweifung zuruͤck. 
. Die übertriebeniten Siguren diefer Are gründen ſich 
insgemein-auf Bilder, dir wir. gefolgerte Achnlich⸗ 
feiten nennen möchten. Wenn ein leblofes Ding 
mit einem lebendigen Weſen Aehnlichkeit har, fo iſt 
bie Aehnlichkeit entweder in den koͤrperlichen Thei⸗ 
len ober in den geiſtigen Kigenfchaften oder Befchafs 
fenheiten und Zuſtaͤnden des Ieblofen Dinges ges 
gruͤndet. Aber e3 find nur gewiſſe körperliche Theis 
le, nur gewiſſe guͤnſtige Eigenfchaften,, nur gemifie 
Beſchaffenheiten, welche in. dem lehlofen Dinge ein 
wahres Gegenbild haben. Theilt nun der Dichter 
4. B. dee Morgenfonne deswegen, weil man ihr 
figuͤrlich Jüße zuſchreiben kann, auch Fußzaͤhen mir; 
giebt er dem Liede, welchem aflenfalls- diejenigen 
Empfindungen und Leldenfchaften figurlich zuge⸗ 
fhriehen werden Eönnen, bie der Dichter darinn 
ausdrückt, nun eine ganze Seele, einen Willen, z. B, 
| Hains 


ber ſchoͤnen Künfee 63 
Halngeſang willſt du zur Ströphe werben? | 

laͤßt er ver Erbe, (die ald der Woßnfig der Lebendi⸗ 
gen, weinend vorgeftellt werden kann,) wie Ovid in 
fiem Phaeton, Die Aerme unterftügen und den Kopf 
balten ; giebt er einer einzelnen Schlacht, Die nur 
allenfalls durch eine flüchtige leidenſchaftliche Anrede 
perfonificirt werden bürfte, weil fie nun-einmal eine 
Perſon iſt, aud ein Haupt, blutige Haare, ſchwe⸗ 
bende Süße, Schweſtern und GSefpieliimen. — fo 


. find das gefolgerte Nehnlichfeiten, und daraus wer⸗ 


den übertriebene Bilder. 

Wenn wir lebloſen Dingen Wirfüngen Ten» 
iger organifcher Theile bengelegt fehen, mit deren 
eigenen Wirkungen und Eigenſchaften fie weber in der 
Aruferung nody in dem Erfolge die geringfte wahre 
Jehnlichkeit haben, fo fühlen wir das Lingereimte 
mb Liebertriebene augenblicklich; wenn unfer Ges 
fuͤhl nicht durch falfche Begriffe von ver Groͤße des 
dichterifchen Genies, oder durch. die nachahınende 
Ehrerbietung gegen ſolchen poetiſchen Linfinn fchon 
fehr verdorben ift. Solche Belebungen aber, in wel⸗ 
hen leblofen Dingen geiftige Eigenfchaften, Ems 
pfindungen, 2eibenfchaften, Gedanken zugefchrieben 
worben, find für junge Dichter und ſchwachſinnige 
Leſer mehr verführerifch als jene. Wir fünnen 
von belebenden Bildern diefer Art mit Grunde ver: 
bangen: entweder 1) daß das lebloſe Ding eine Wirs, 
fung derjenigen Empfindung und Leidenfchaft ſey, 
die ihm felbft zugefchrieben wird, wie z. B. Das ere 
zärnte Schwerdt, die fröhliche Leyer, ober 2) daß es 
in feinen. Förperlichen Eigenfchaften und Beſchaffen⸗ 


beiten, . 


64 J. G. Superb’ Theorie 
heiten, mit den koͤrperlichen Aeußerungen geiſtiger 
Empfindungen und Eigenſchaften eine wahre Aehn⸗ 
lichkeit habe, wie z. B. die ſchamhafte Roſe, das 
wuͤtende Meer, bie ftolze Tulipene.,: der drohende 
Fels, Die keuſche Waſſerquelle, oder 3): daß es die Em⸗ 
pfindung oder Leibenfchaft, die man ihm zufchreibt, 
in Icbendigen Weſen Gerborzubringen geſchicht ſey, 
wie 3. DB. die fröhliche Wiefe, der melancholifche 
Wald, oder 4) daß es der Aufenthalt und fo zu fagen . 
das gegenwärtige Behaͤltniß lebendiger Wefen fen; 
welche die dem Ieblofen Dinge fegärlich. zugefchrieber 
nen Eigenfchaften oder Empfinbungen Außen, z. B. 

das aͤchzende Schlachtfeld. 
Noch eine eigene Art von Belebung entfleßt, 
duch die Verbältniffe, in denen lebloſe Dinge mit. 
lebendigen Wefen ſtehen. Sie befommen dadurch 
ein Necht zur Belebung, welches fie one dieſes 
nicht haben wuͤrden. Der gegenwärtige Zuſtand 
bes lebendigen Weſens macht, Daß man das benach⸗ 
barte, verbundene leblofe Ding damit vergleicht, und 
fo finder man in diefem oft Eigenſchaften, welche 
man ihm. one das gegenwärtige Verhaͤltniß nicht 
benlegen fönnte. Wer wollte z. B. einem Diamane 
Ehrgeiz, oder einer Roſe Eiferfucht geradezu bey⸗ 
legen? Aber: der Diamant mit einem fchönen Aus 
ge in Verhältniß, wird ehrgeizig und wetteifernbr 
die Mofe, deren Schoͤnheit von ven Wangen der 
Doris übertroffen wird, wird eiferfüchtig. 

Lieber die poetifche Perfonifcation der allgemei⸗ 

nen Begriffe haben wir nichts beſonders anzumers 


Een, was nicht el in Herrn Sulzers Schrife: 
enthalten, 


der ſchoͤnen Rünfe,. 6 


macht beym erften Anblife feines Falles Iachen. Aber 
wirflich follte man über die oft vorfäglichen Abwege 
des Genies weinen. Im Shadfpear find fehr viel 
verunglückte Allegorien diefer Art zu finden. Man 
verzeihet ſie indeſſen feinem Zeitalter und feiner Phans 
taſie, die fo viel Herrliches, fo viel fir ben Menfchen 
Sintereflantes hervorgebracht hat. Shackſpearn 
tollen wir es verzeihen, wenn er fagt: der junge 
Taqg tritt auf ben Zähen hoch auf bie Spike des 
Berge. Aber neue Dichter und. zwar Dichter 
vom erften Range, nad) deren Werfen einft die Nach⸗ 
kommenſchaft der Geſchmack unfers Jahrhunderts 
beurtheilen wird, ſollten ihre Phantaſie durch Philo⸗ 
ſophie und Kritik beſſer zu baͤndigen wiſſen. Wer 
kann ohne ſchmerzendes Lachen einer Schlacht Haa⸗ 
ne und andere koͤrperliche Theile, ja fo gar eine 
Schweſter zugeteilt fehen? Wenn es noch allenfalls 
der abſtrakte Begriff Schlacht wäre. Und auch da _ 
wäre es übertrieben. Was ift das für ein Bild? 
ein folder Zahn. Wie Foftet der Fuß einen 
Tanz, ober eine Halle? — Exempla funt 


odioſa. 


Aber ſind nicht dieſe eüßnen Figuren, Zeus 
gnifle eines großen Genies? Go fagt man. Aber 
unſerer Miennung nad feßr falſch. Ein großes 
Genie fuͤr ſich allein, ohrie Beziehung auf ben Mens ' 
ſchen, den es unterrichtet und vergnügt, bat feinen 
großen Werth. Es ift mit den Bollfommenheiten 
des Geiſtes, wie mit den Schönheiten der Körper. Sie 
find außer ber Seele, bie fie genießt, an ſich nichts. 
Sie werden zu Schonbeiten, wenn ſie zu den aͤu⸗ 
Beim 


66 x 8. Suhzers Theorie 
des, welches nicht aus willführlichen ober gemeinen 
Zeichen hergenommen und doch nicht rächfelhaft wäre. 
Don ven. allegörifchen Bildern find die allegori- 
ſchen Vorſtellungen unterſchieden. „Jene Zellen 
„nur bloß einen einzigen ungertrennbaren Gegens 
„ſtand ver, ein unfichtbares Wefen, einen Begriff, 
„eine Eitgenſchaft — dieſe verbinden beren meh⸗ 
„rere, um eine Handlung, eine geſchehene Sache, 
„ober eine aus vielen Begriffen zuſammengeſetzte 
„Vorſtellung auszudruͤcken,, (5.35) Herr Sul⸗ 
zer theilt die angefuͤhrten allegoriſchen Vorſtel⸗ 
lungen in Unfehung des Innhaltes in drey Gat⸗ 
‚tungen ein. In phyſiſche, in moraliſche und hiſto⸗ 
riſche. Eine phyſiſche Vorſtellung waͤre ein Gemaͤl⸗ 
de der. Macht, der Natur u. d. gl. im Ganzen bes 
Srachtet. -— Die Vorftellungen müffen ausführlich 
‚und aus mehrern Eigenfchaften und Wirkungen zu» 
ſammengeſetzt, nicht einzelne Wilder feyn. Aber 
» eben das iſt die Schwierigkeit. Wir hätten ges 
wänfcht, deg Herr Sulzer von Allegorien dieſer 
Art gute Muſter angeführt hätte. Soll dat Ges 
maͤlde wirklich bedeutend fenn, fo muß der Kuͤnſtler 
allegotiſche Bilder, d. h. perfonificirte allgemeine 
Begriffe zu Huͤlfe nehmen. Sonft wird man ſehr 
ſchwer unterfcheiden können, ob das Gemälde z. B. 
don Morgen überhaupt, ober nur eine Morgens 
landſchaft vorſtellen folle. Koͤmmt ihm aber das alles 
gorifche Bild des Morgens zu flatten, fo-wirb ber 
Begriff beſtimmt; aber dann rühre doch bie Deut: 
lichfeit einzig und allein von bem allegorifchen Dis 
de be. 
| . Die 


| — — — 
“ 


der fchönen Kuͤnſte. 67 
Die moraliſche Allegorie, welche Wahrbeiten 
und Beobachtungen aus der fictlichen Welt vorftelle, 
iſt dielleicht unter allen, wenn ber Maler feinen 
Endzweck nicht vorfeglidh verfehlt, der größten 
Deutlichfeis fähig. Die Tugenden, Laſter, Meis 
gungen, ja. fo gar viele Zuftände und Aeußerungen 
der Menſchen, find meiſtentheils mit befannten, will⸗ 
Füßrlichen oder mythologifhen Bildern verfehen, 
wie z. B. Liebe, Mache, Zwietracht, Ruf, Schlaf, 
Jugend u. f.f. Diefe befannten Bilder fommen 
fogleich der Vorſtellung zu ſtatten. 3,B.Amor 
bittet den Apollo fehr beweglich um feine.dener. Diefe 
Allegorie beym Mariette druͤckt den Gag ziem⸗ 
lich deutlich aus, daß die Muſik die Liebe reizt. — Sol⸗ 
len alſo dergleichen allegoriſche Vorſtellungen faßlich 
ſeyn, ſo muß der Kuͤnſtler ebenfalls die bekannten 
allegoriſchen Bilder, zu Huͤlfe nehmen. Eine alle⸗ 
goriſche Vorſtellung aus neuen allegoriſchen Bildern 
zuſammengeſetzt, iſt ein Raͤthſel. Und man weiß, 
daß Raͤthſel, wenn wir auf keine Weiſe im Stande 
ſind ſie aufzuloͤſen, Misvergnuͤgen und Langeweile 
verurſachen. Sollen alſo die allegoriſchen Vorſtel⸗ 
lungen in der edlen Abſicht gebraucht werden, allge⸗ 
meine Wahrheiten anſchauend vorzuſtellen, und den 
GSemuͤthern mit ſtaͤrkerer Kraft einzuprägen, fo muͤſ⸗ 
fen die Künftler diefer edeln Abſicht bey der Erfins 
dung etwas vonihrem Ehrgeize aufopfern. Vielleicht 
iſt diefer dic wahre Lirfache, daß dieallsgoriichen Bors 
fiellungen immer fo bunfel und Fraftlos find. — 
Bey den allegorifchen Vorftellungen der brits 
ten Ark, bey ber hiſtoriſchen (J. Sulzer ©. 38 
E2 i 


u 


_ 





⸗ 


68 J. ©. Sulzers Theorie 


iſt dieſer Fehler noch weit ſchwerer zu vermei⸗ 
den, und oft wird er durch die von H. Sul⸗ 
zern mit Recht getadelte Vermiſchung des Erdich⸗ 
teten mit dem Wahren noch vergroͤßert. Wir ge⸗ 
ſtehen daher, daß wir dieſe Art der allegoriſchen Wor⸗ 
ſtellungen am allerwenigſten ſchaͤtzen. — Aber begrei⸗ 


fe ich auch ihren hiſtoriſchen Sinn nicht, fo bleibt 


fie doch ein ſchoͤnes Gemälde Wohl! Aber haben 
denn nun Kunft und Schönheit ohne alle Abfichr, 
oßne alle Beziehung auf den Mienfchen, wirklich 
einen fo großen Werth? Richtige Umriſſe, ſchoͤne 
Farben und ſonſt nichts, iſt denn das des Fleißes eines 
großen Meiſters und der Bewundrung eines ver⸗ 
nuͤnftigen Liebhabers ganz allein würdig ? Eine 
Menge menfchlicher, und halbmenſchlicher Figuren 
‚unter einander, Die mir weder in den Geſich⸗ 
tern noch in der Stellung, noch in den Verhaͤltniſ⸗ 
fen gegen einander das geringfte Beftimmte don is 
rem gegenwärtigen Zuftande fagen, und ohne alle ofs 
fenbare Urſache fo beyſammen zu ſeyn fcheinen, wie 
fie benfammen find, wirklich das fann nur einen ſehr 
“ Tüfternen Liebhaber der Kunft vergnügen. Es ift 
mit folchen Gemälden, wie mit gewiffen Gedichten, 
in denen man eine Menge zufammengelaufener Dies 
taphern, Gleichniſſe, Allegorien beyſammen ſieht. 
Und wozu nun dieſe großen Veranſtaltungen des Wi⸗ 
tzes und der Begeiſterung? Um intereſſante Saͤtze 
oder Begebenheiten mit ſtaͤrkerer Lebhaftigkeit vor⸗ 
zuſtellen? Nein, alles um dem Leſer zu ſagen, daß 
der Dichter Genie habe. Es kann wohl dem Dich⸗ 
tee 


| 
| 
| 


| 


der fchönen Kuͤnſte. 69 


ter baran gelegen ſeyn, daß wir dieſes erfahren. 
Sagt er uns aber nichts als das, fo wird er uns 
wenig intereflicen. 

Handlungen und gefcheßene Sachen vorzuſtel⸗ 
len, dazu waͤre offenbar nichts geſchickter als das al⸗ 
legoriſche Ballet. Das allegoriſche Gemaͤlde kann 
sur einen einzigen Augenblick der Handlung, das 
Ballet aber die ganze Kolge 'derfelben ausdruͤcken. 
Es kann fich zwar bey ber intereflanteften Sands 
lung, die ber. Maler allein ausdruͤckt, vorzüglich 
verweilen, aber eben biefe Handlung wird durch die 
zorhergebenben beſtimmt und zugleich intereffant, 
&ind aber in dem Ballet die einzelnen allegorifchen - 
Dilder neu oder dunkel, fo erreicht es feine Abſi cht 
fo wenig als das Gemälde. 

Aus dem bisherigen ift zu erfehen, daß bie 
Dentlichkeit der allegorifchen Vorſtellungen mei⸗ 
ſtentheils von der Deutlichteit der allegoriſchen Bil⸗ 
der abhaͤngig iſt. 

Wir kommen wieder zu den Bildern der zeich—⸗ 
nenden LKuͤnſte zuruͤck, und da find uns noch 3) ei⸗ 
ige Anmerkungen über ven Gemuͤthszuſtand übrig, 
den fie nach ber verfchiedenen Befchaffenheit ihrer 
Form in dem Dichter, oder in ben handelnden Per⸗ 
fonen vorausfegen. Here Sulzer hat hier fo wenig 
als andere Schriftfteller den Linterfchied der ‘Bilder 
vor Augen gehabt. Ohne Beziehung aber auf dies 
fen Unterſchied, bleiben alle Negeln, die man über 
diefen Punkt gegeben hat, unbeftimmt und ſchwan⸗ 
fend. Daher fommt es, baß die Theoriften hierin⸗ 
nen bald zu viel bald zu wenig erlauben. 

E3 Erſtens 


70 IJ. G. Sulzers Theorie 


Erſtens das Gleichniß und die Vergleichung. 
Dieſe iſt gewiſſen Leidenſchaften nicht unnatuͤrlich, 
jenes aber iſt nur für den Dichter und für die Gare 
deinden Perfonen, nur da wo ber Dichter die Er⸗ 
laubniß hat durch fie zu reden.. Lind wo hat er die ? 
Nur da, wo die Perfonen, ohne Widerſpruch der Si⸗ 
tuation und bes Charakters, ſich als Philoſophen 
oder als witzige Koͤpfe aͤußern koͤnnen. 

Bir wollen hier dreyerley Gleichniſſe unter⸗ 
ſcheiden: aͤſthetiſche, philoſophiſche, und witzige. 
Die erſten find, unſerer Meynung nach, in dem Mun⸗ 
de der redend eingefuͤhrten Perſonen allezeit unſchick⸗ 
lich. Solche Gleichniſſe find allegeit Wirkungen einer 
vorfeßlichen poetifhen Anftrengung der Phantaſie, 
niemals natürliche Ausdruͤcke irgend einer Leidens 
ſchaft, auch nicht der Bewundrung, der Beſtuͤrzung 
oder der Freude; noch weniger koͤnnen fie in ei: 
nem Menſchen entftehen, der gar nicht bewegt iſt. 
Sie ſind alfo ganz allein für'die Perfon des Dichs 
ters, und folglich in den bramarifchen Werfen 
niemals zuläffig. Aber geben wir nicht in dem 
* Drama den handelnden Perfonen eine dichterifche 
Sdorache, welthe weit über die Sprache des wahr 
ren menfchlichen Lebens iſt ? Diefe dichterifche- 
Sprache, (über deren Zuläfligfeit wir und jetzt 
nicht erklären wollen) erhöher nur bie natürlis 
chen Grade der menfhlichen Empfindungen, aber fie 
verändert nicht ihre Form. Und wenn fie dieß thut, 
fo ift fie übertrieben, da fie es vielleicht ſchon bis⸗ 
weilen in jenem Kalle iſt. Die Natur, das We⸗ 
fen ber Seele darf der Dichter niemals verändern, 

. Das 


der fehönen Künfte: 69 


ter daran gelegen feyn, daß wir dieſes erfahren. 
Sagt er uns aber nichts als das, fo wird er uns 
wenig interefiiren. 

Sandlungen und geſchehene Sachen vorzuſtel⸗ 
len, dazu waͤre offenbar nichts geſchickter als das al⸗ 
legoriſche Ballet. Das allegoriſche Gemaͤlde kann 
nur einen einzigen Augenblick der Handlung, das 
Ballet aber die ganze Folge derſelben ausdruͤcken. 
Es kann ſich zwar bey der intereſſanteſten Hand⸗ 
lung, die der Maler allein ausdruͤckt, vorzüglich 
verweilen, ‘aber eben diefe Handlung wird durch die 
vorhergehenden beſtimmt und zugleich intereflant. 
Gind aber in dem Ballet die einzelnen allegorifchen - 
Bilder neu oder dunkel, fo erreicht es feine Abſi cht 
ſo wenig als das Gemaͤlde. | 

Aus dem: bisherigen ift zu erfehen, baß die 
Deutlichkeit der allegorifchen Worftellungen mei⸗ 
ſtentheils von ber Deutlichkeit ber allegorifchen Bil⸗ 
der abhängig ift. Ä 

Wir kommen wieder zu den Bildern der eich⸗ 
nenden Kuͤnſte zuruͤck, und da find uns noch 3) eis . 
nige Anmerkungen über den Gemuͤthszuſtand übrig, 
den fie nach der verfchiedenen Befchaffenheit ihrer 
Form in dem Dichter, oder in den handelnden Pers: 
fonen vorausfegen. Herr Sulzer hat hier fo wenig 
als andere Schriftfteller den Linterfchied der Bilder 


‚vor Augen gehabt. Dfne Beziehung aber auf bies 


fen Unterſchied, bleiben alle Regeln, die man über 
diefen Punkt gegeben hat, unbeſtimmt und ſchwan⸗ 
end. Daher fommt es, daß die Theoriften hierin⸗ 


nen bald zu viel bald au wenig erlauben. - Ä 
E 3 Erſtens 


72, 3.8. Sulzers Theorie 
—Philoſophiſche und witzige Bleichnifle find ie Dem’ 
epifchen Werfen 'nur da zulaͤſſig, wo der Dichrex 
Die Suenitoihas, ‚durch den Mund der Handelndent 
Perſotenczu untrorichten und zu raiſonniren, zu 
ſcherzen,dore znufporten; -Und mo hat er Diefe: 
Freyheit ? Nur da, wo Haifonnement,; over Schesz 
und Witz, ohne Widerſpruch Ser Sxrationen usb: 
der Thavaftare möglich iſt. nn 
zu philoſvnhaſchen Sleirffen ird eine —* 


—* von ntereſfanten Hamlungen and von aller 


deidenſchaft freye, Gemuͤthsfaſſung, erfodert. Bere: 
gleichungen vieſer Art ſind in ſolchen Leidenſchaf⸗ 
ten, welche zum Raiſonniren einladen, wie z.B. er- 
bei gemäßigten Traurigkeit, und indensjenigen Zorne, 
welcher moraliſche. Fehler und-nicht empfangene Be⸗ 
laidigungen jung Oegenſtande har, ſchr ſchicklichh. 

Scherzhafte dwitzige Gleichmſſe, ſchließen fich- 
ſelbſt von piaurigen oder beftigm Gemaͤchebewer 
gungen aus. 

Aber nicht nur die Situation; ordern audy der 
Edharakter muß den handelnden Pedſonen die Gleich 
uiſſe, Die det Dichter durch ihren Mund ſagt, natuͤr⸗ 
lich und zulaͤßig machen. And wider dieſe Negel 
fehlen die vramatiſchen Dichter noch oͤfter als wis 
der die vorige. Und in der That iſt es and 
ſchwerer die Wahrheit der Sparaltere, als die Wehr⸗ 
heit der Situationen. zu behaupten." ' 

Philoſophiſche · Gleichniſſe ſind nur Perfonen 
von einen lebhaften, aber gefbgten. Verſtande und 
son feinen Befinnungen natoͤrlich Daher haben 
fe bie meifte Kraft in dem Munde eines ſcharfſtur 


| 
L; nigen, 


| 
| 
| 


’ 
j o 


der fchönen Kunfte. 23 


nigen, ober wentgftens erfahrenen Mehnes Wie 
manches ernſthafte Gleichniß wuͤrde eine ganz an⸗ 
dere Wirkung thun, wenn es nicht Johann oder 
fette, ſondern der ehrwuͤrdige Ariſt ſagte. Einige 
Dichter ſcheinen die⸗Sache dadurch gut machen zu 
woller, Daß fie einfaͤltigen Leuten ihre ſcharfſinnigen 
Bemerkfungen ( denn das ſind die philoſophiſchen 
Gleichniſſe) auf eine natuͤrliche einfaͤltige Art ſa⸗ 
gen laſſen. Dieſes iſt nur bey ſolchen Bemerkun⸗ 
gen gut, welcht von allen vernünftigen Menſchen 
gemacht werben; bie. aber in dem Philofophen nur eine 
andere Form haben; ala in dem gemeinen Mlanne, 
Raifonnements, die in einem philofophifchen Genie, 
in feinen Einſichten und Kenkinifien, in Erfahrung 
vder Cultur gegründet find, bleiben tn dem Munde 


des gemeinen Mannes unnatuͤrlich,⸗ wenn fie auch 


uch fo ſimpel gefagt werden. - Die. Bedienten in 
fo vielen dramatiſchen Süden, Hleiben, ihrer einfäls 
tigen Sprache ungeachtet, unferer Meynung nad), 
immer. unwahrfcheinliche Charaktere. 

Mon fann hieraus lernen, daB zu der Wahr⸗ 
heit der Charaktere. in dramatifhen Werfen nicht 
allein im Ausdrucke ber Perfonen, fondern vornehm⸗ 
Uch im ihren Oedanken, Natur feyn müfle. — 
Wir ſehen oft Rinder auf ber. Bühne erfcheitten, 
weiche ‘von ihres Alter niches als Bas Aeußerliche 


and hoͤchſtens ven kindiſchen Syntax in der Spra⸗ 


che Haben, uͤbrigens aber mit dieſer Findifchen Art 
Suttenſpruͤche, ybiloſophiſche Sleichmiffe, oder große 
MBefinnungers vorbringen, denen mar ben aller: afe 
Ferien findifchen Einfalt dennoch anficht, daß fie 
E5 richte 


+.‘ 


74, I G. Sulzers Theocie 


Fruͤchte einer langen Erfahrung und eines geuͤbten 
Verſtandes ſind. Und unſerer Empfindung nach 
macht es ben ſolchen Rollen einen ſehr unangenetz⸗ 
men Eindruck, wenn man es dem Dichter oder 
dem Schauſpieler anſieht, wie viel er ſich Muͤhe 
giebt, das, was ber einfaͤltige Mann ober dae Kind 
nicht denken kann, auf eine recht einfaͤltige oder 
kindiſche Art zu ſagen. 

Witzige Gleichniſſe, beſonders die von der feinen 
philoſophiſchen, oder ſcherzhaften Gattung ſchicken 
ſich nur für Perſonen, welche ein lebhaftes Ges 
nie, und dabey Kenmtniffe und Lebensatt haben. 
Solcher Perſonen kann fi) der Autor bedienen um 
feinen Witz bey dein Parterre anzubringen, — vor⸗ 
ausgeſetzt, daß es die Situation erlaubt. Die 
franzoͤſi ſchen Schauſpieldichter ſchuͤtten ihren aller⸗ 
beiten Witz immer durch den Mund der Bedienten 
und Kammermaͤdchen aus. Ihre uͤbrigen Cha⸗ 
raktere find ſelten witzig. Ein vernuͤnftiger, unters 
richteter Franzos in ſeinem maͤnnlichen Alter, mit der 

aͤßigten Lebhaftigkeit feiner Ration, iſt der ans 
wgenehmſte witzigſte Geſellſchafter, ven man ſich den⸗ 
ken kann. So weit unſere Beleſenheit und Er⸗ 
fahrung reicht, fo finden wir diefen Charakter im 

den franzoͤſiſchen Schauſpielen ſehr ſelten. Ihre 
Charakter find entweder ſehr ernſthaft, ober ſehr 
komiſch. Die Liſetten und die Frontine haben im⸗ 
‚mer den lebhafteſten Verſtand und den meiſten 
Wis, und dieſe Rollen ſcheinen beftinme zu ſeyn, 
das Anmuthigſte von dem ebaratter der Nation 
auejudruͤcken. on 
Indeſſen 


der ſchoͤnen Kinfe. 23 


nigen, ober wentgftens erfahrenen Mannes, Die 
manches ernithafte Gleichniß würde eine danz ans 
dere Wirkung thun, wenn es nicht Johann oder 
Fi ſondern der ehrwuͤrdige Arift fagte. Einige 

ter ſcheinen die Sache dadurch gut machen zu 
wollen, daß fie einfältigen Leuten ihre fcharffinnigen 
Bemerfungen (denn: das ind die philofophifchen 
Gleichniſſe) auf eine natürliche einfältige Arc fas 


"gen laſſen. Dieſes ift nur bey ſolchen Bemerkun⸗ 


gen gut, weltche von allen vernünftigen Menſchen 
gemacht werben; bie aber in dem Philoſophen nur eine 
andere Form haben; ala in dem gemeinen Marne, 
Raifonnements, die in einem :philofophifchen Genie, 
in feinen Einſichten und Kenlitniſſen, in Erfahrung 
ter Cultur gegrüntes find, bleiben n dem Munde 
des gemeinen Mannes unnatuͤrlich, wenn fie auch 
noch fo fünpel gefagt werden. - Die Bedienten in 
fo viesen dramatifchen Stuͤcken, bleiben, ihrer einfäls 
tigen Sprache ungeachtet, unſerer Meynung nach, 
immer. unwahrſcheinliche Charaktere. 

Man kann hieraus lernen, daß zu der Wahr 
heit der Charqktere in dramatifchen Werfen nicht 
allein im Ausbrucke der Perfonen, fondern vornehm⸗ 
Uch im ihren Gedanken, Natur feyn müfle. — 


Wir ſehen oft. Rinder auf ber. Bähne erſcheinen, 


—— en nn 


welche ‘von ihrem Alter niches als vas Aeußerliche 
and hoͤchſtens ven kindiſchen Syntax in der Spra⸗ 
he haben, uͤbrigens aber mit biefer Findifchen Art 
Sittenſpruͤche, vbiloſophiſche Gleichniſſe, ober große 
Geſinnungen: vorbringen, denen man ben aller afs 
fefristen findifchen Einfalt dennoch anficht, daß fie 
E5 Fricchte 


⸗ 


76 J. G. Sulzers Theorie 


len Hr. Sulzern daruͤber hoͤren? „Er muß in ei⸗ 
„nem Gemuͤthszuſtande ſeyn, in welchem das Be⸗ 


„ſtreben, die vorkommenden Gegenſtaͤnde ausfuͤhr⸗ 


„lich mit Deutlichkeit oder Lebhaftigkeit zu faf⸗ 
„ſen, natuͤrlich iſt. Der Gegenſtand ſelbſt muß 
„intereſſant oder wichtig ſern. — Das Ber 
„ſtreben einer Vorſtellung auf zuhelfen, kann einen 
„doppelten Grund haben: entweder entſteht es 
„bloß aus der Begierde den Gegenſtand faßlis 
„cher zu machen, — ober man will ihn gern 
„lebhafter empfinden, um den Eindrud, den er auf 
„uns macht, zu verftärfen, und ihn völlig zu genies 

„ßen. Im eriten Fall entitehn die unterrichten⸗ 
„ben Stleihniffe. F 


Im andern Falle entſteht das, was wir üfie 
tiſche Sleichniffe nenuen. 


Was bie lettere Yu betrifft, fo find x wir mie 
Here Sulzern darinn nicht einig, daß die Luft zu 


aͤſthetiſchen Sleichniffen aus der Begierde den Ges 
genitand lebhafter zu empfinden entſtehe. Sollte 


fie nicht vielmehr aus dem Beſtreben entſtehen, ihn 
andere tebhafter empfinden zu laſſen. Auch in 
handelnden Perfonen rührt, wie und duͤnkt, bie Luft 
zur Bergleichung aus diefem Wunfche her, — wes 
nigftens meiitentheils. Aber in dem Dichter‘ ges 
wiß allezeit. Und von biefem muß Herr Sulzer 
ohne Zweifel reden, ba er das Beyſpiel aus dem 
Homer anfuͤhrt: Ueberdieß find ja auch die 
Gleichniſſe nur allein für den Dichter. in 

Ä ie 


⸗ 


der ſchoͤnen Kuͤnſe. 77 u 


Die fulzerifche Regel dermaßen eingefchränft, 


bo hätte alfo der Dichten die Erlaubni zu aͤſtheti⸗ 


ſchen Gleichniſſen, (denn von diefen reden wir ) bey 
intereffanten Gegenftänden,. deren Eindruck er den 


Leſer gern mit der innigflen Kraft genießen laſſen 


will, oder bie es überhaupt verdienen, Daß man ſſich 
ben ihuen verweile 


Aber auch mit biefer Einſchraͤnkung, duͤrfte | 


vielleicht das Genie des Dichters diefe Megel zu 
ſtrenge finden. Sollte wirklich das Gleichniß allezeit 


um des Subjefts willen da ſeyn muͤſſen ? Könnte nicht 
das Gleichniß, wenn es von einem interefjanten Bilde 
bergenommen wäre, durch ſich felbit intersfliren ? 
Bir pflegen in dem gemeinen Leben oft von den ges 
meinten Theilen des Gefprächs Anlaß zu Erzaͤhlun⸗ 


gen zu nehmen, die wir meße um ihrer felbft wils 


Ä 
| 


ion, als um ber Sache wilten, wovon die Rede iſt 
einbringen. Sollte ver epifche Dichter nicht auf eine 
 änliche Weiſe zu erzäßlenden Sleichnifjen veranlafs 
fet werden? Ohne Zweifel. And wir fehen nicht 
em, warum er diefen Veranlafjungen widerftehen 
müßte. Es verſteht ſich, daß fie nicht Häufig find, 


Aber das pflegen fie in einem orbentlichen Kopfe 


ohnedieß nicht zu ſeyn. 


Beym Homer finden wir ſolche veranlaßte 
Gleichniſſe in Menge, und im Milton und 


Klopftock ſind ſie auch nicht ſelten. Wir rechnen 
bier nicht das perfönliche Anſehen, ſondern nur unſere 
Empfindung, nach welcher dieſe Gleichniſſe an ihrem 
Drte ‚Feine falfche Wirkung thun. Sollte wohl 
3. B. jenes „herrliche Gleichniß ih ber Meßiade um 

bes 


” - 





\ ı 


78 J. G. Sulzers Theorie 

des Subjekts willen da ſeyn? Der Dichter be⸗ 
ſchreibt den von einem ſataniſchen Traume beunru⸗ 
higten Caiphas: 


— — Wie tief in der Feldſchlacht 
Eterbend ein Gottesleugner ſich waͤlzt, der kommende 
Sieger 
Und das baͤumende Roß, der rauſchenden Panzer 
Getoͤſe | 
Und das Geſchrey und die töbsende Wuth und der 
donnernde Himmel 
Stärmen auf ihn: er liegt und finft mit gefpalter 
nem Haupte 
Dumm und gedanfenlod unter bie Todten und 
, - glaubt zu vergeben; ' 
Drauf erhebt er ſich wieder und iſt noch und denkt 
noch und fluchet, | 
Daß er noch ifl, und orig mit bleichenden ſterben⸗ 
den Haͤnden | 
- Blut gen Himmel, Gott, flucht er und wollt ihn 
gern noch leugnen. 


allſo fprang Caiphas auf u. ſ. w. 


Wir wollen gar nicht leugnen, daß in dieſem 
Gleichniſſe die Aehnlichfeit des Bildes micdem Sub⸗ 
jekte zu nahe iſt. Aber einem ſolchen befhreibens 
den Gleichniſſe verzeiht man Dieß eher als einem 
andern. Go macht Milton im zweyten Bude 
ein anmuthiges Gemälde von dem auf Schnee und 
Regen erfolgenden Sonnenſcheine. Der Anlaß 
dazu iſt der Ausgang einer Verſammlung der hoͤlli⸗ 
ſchen Geiſter. Unſerer Meynung nach wirkt Dies 
fſes 


= ö— ge — — — 


ber ſchoͤnen Kuͤnſe. 79 
ſes Gleichniß, fo wie: das vorige, wenig auf das 
Gubjefr zuräd. Und dennoch thun benbe eine ſchoͤ⸗ 
ne Wirkung. Bon eben diefer Art ift in. der Wil⸗ 


helmine jene treffliche Beſchreibung eines reizenden 
M 


„ welcyes init weggewandtem verdeckten 
Orficste iße letztes Gewand tor der Mebeſcele 
entfaltet. 


So gern wir dieſe veranlaßten Gleichniſſe 
billigen, ſo wuͤnſchten wir doch nicht, daß ſie der 
Dichter haͤufig anbraͤchte. In ſcherzhaften Wer⸗ 
ken ſcheinen fie noch zulaͤſſiger zu fenn, als in ernſt⸗ 
haften, weil dort der Gang der Ideen nicht ſo regel⸗ 
mäßig ſeyn muß. Ulnſerem Beduͤnken nach, iſt 
es für ſolche Gleichniſſe vortheilhaft, wenn fie nach 
dem Sub jekte geftelle werden. Am allerſchicklich⸗ 
ſten ſcheinen hierzu Bilder aus der Geſchichte und 
Mythologie zu ſeyn, oder uͤberhaupt Bilder, die 
weniger befannt find, und difo durch die Neuigkeit 
und durch eine Art des Linterrichts interefjant wer⸗ 
den, wenn fie eö auch durch die Aehnlichkeit und 
durch Die Belebung des Gubjefts weniger: find, 
Die aus dem Milton und Klopſtock angeführten 
Gleichniſſe haben diefe Eigenfchaft nicht. 


Dem Sleichniffe, ift in Abficht auf bie voraus ' 
geletste Semüchsfaffung, die Allegorie gerade entges 
gen geſetzt. (Bir ſchraͤnken uns auf die afthetis 
ſche Allegorie ein.) Jenes ift dem Charafter 
aller Leidenſchaften gerade entgegen, dieſe iſt einigen 
Mſcaſten natuͤrlich. Das Gleichniß iſt Fr 

\ e 


5 so | J.G. Sulzers Theorie 


für den Dichter.“ Die Allegorie iſt für Die Hank 
delnden und bewegten Derfonen, und für den ide 
ter nur da, mo er reibit bewegt ift. 


Alſo noch einige Anmerkungen über die Ale 
gorie in Abſicht auf die Gemüchsfaflung, welche 
fie in dem Dichter und in den handelnden Perfonen 
vorausfegt. Wir reden bier nicht von der unters 
richtenden, philofophifchen, ſondern von ver aͤſt he⸗ 
tiſchen Allegorie. Dieſe Figur iſt eigentlich al 
lezeit eine Wirkung der leidenſchaftlichen Begeiſte⸗ 
rung. Sie entſteht nicht, wie dns Oleichniß, aus 
dem vorſetzlichen Beſtreben, einen Gegenſtand mie 
größerer aͤſthetiſcher Kraft darzuſtellen, ſondern fie 
wird ohne Anſtrengung durch die Leidenſchaft ſelbſt 
hervorgebracht. So wie alſo das Gleichniß nur 
für die Poefie, und niemals für die Leidenſchaft 
ſchicklich war: fo ift hingegen biefe Art der Allego⸗ 
rie nur der Leidenfchaft natürlich, und der Poefie nur 
alsdann, wenn der Dichter die einzige rebenbe hans 
delnde Perſon feibft ift, und wenn fein vorhabender 
Gegenſtand von einer ſolchen Beſchaffenheit iſt, 
daß er ſehr lebhafte Empfindungen und ſelbſt lei⸗ 
denſchaftliche Bewegungen "in ihm hervorbringen 
konnte. In dieſem Falle iſt der Dichter nur in 
der lyriſchen Poefie ; da ift er felbft die bewegte Pers 
fon. Sin dem epifchen Gedichte ift er gleihfam nur 
Zufchauer fremder Handlungen und Leidenfchaften. 

tun ift es zwar wahr, daß ein empfindfamer Zus 
ſchauer durch den Anblick rührender Gegenflände, 
bis zur Wegeifterung bewegt werben kann. Aber 
. | bie 


ber fihönen Kuͤnſte. 81. 
Die Theilnehmung an der Situation iſt doch niche 
bad, was die Situation felbit iſt. 

Man koͤunte alfo bie Teidenfchafetiche Be⸗ 
geiſterung von der gemeinen dichteriſchen uns 
kerſcheiden. Jene ift für die handelnden Per⸗ 
fonen, und für den Dichter nur in dee kyriſchen 
Poeſte; dem fie entiteht unmittelbar aus den ber 
wegenben Empfindungen ſelbſt. Die gemeine 
dichterifche Begeiſterung wird durch die ima⸗ 
ginariſche Vorſtellung gewiſſer Empfindungen 
und Leidenſchaften und ihrer Wirkungen hervor⸗ 
gebracht. Kin noch geringerer Grad berfelben 
entſteht amd der Vorſtellung folder Gegenſtaͤnde, 
welche zwar bis zur Empfindung, aber nicht bis 
yur Leidenfhaft rühren koͤnnen. Dieſe beyden 
Arten Ber Begeiſterung find alſo nur dem Grabe 


Warum bringt aber nm ein hoͤherer Grab 
ber Begeiſterung am häufigiten Allegorien, ſelt⸗ 
ner Metaphern und niemals Gleichniffe hervor? 
Der Grund davon ift in ber angezeigten Ders 
ſchiedenheit diefer Figuren, und in der menſchli⸗ 
chen Seele zu ſuchen. Die Allegorie iſt das 
Bild alleine ohne Subjekt. Ihr koͤmmt bie 
Vergleichung und bie kuͤrzere Metapher am näde 
en. u dem Gkeihnige ift Bild und Cube 
jekt neben einander. Grund genug, warum bie 
Allegorie und die ihr verwandten Figuren ber feis 
denfchaftlichen DBegeifterung am natuͤrlichſten find, 
Bild und Subjekt gegen einander halten, von 
N.Bibl. XV 31.86 F einem 


82 3 G. Sutzers Theorie 


einem auf: das andere zuruͤck ſehen, auf die Gras 
de der Aehnlichkeit Acht haben, das ſetzt andere 
Abfichten voraus, als allein die Erleichterung Der 


Leidenſchaft, das erfodert Mühe und dichterifche 


Anftrengung. Aber das Bild allein oder mit fluͤchti⸗ 
ger Andeutung des Subjefs malen, erfodert nichts 
als die‘ Gegenwart des Bildes in der Phantafie und 
Die Leichtigkeit im Ausdrucke ver Empfindung, Fuͤr 
beydes ift durch die Zeidenfchaft geſorgt. 

Berner, die Bilder entitehen oft aus dem Wun⸗ 
fche, einen Gegenftand andern mit größerer Kraft 
darzuftellen. Dieſer Wunſch Fann in gewiflen Gras 
den und bey gewiſſen Verhaͤltniſſen der Leidenſchaft 
ſtatt finden. Und eine Vergleichung, wo das Bils 


nur angedeutet wird, oder eine Allegorie, wo man 


es aus den Umſtaͤnden erräch, befriediget dieſen 
Wunſch hinlaͤnglich. Das Bemuͤhen aber durch dich⸗ 
teriſche Ausſchmuͤckung zu gefallen (aus welchem die 
Neigung zu Gleichniſſen groͤßtentheils zu entſtehen 
ſcheint) faͤllt gaͤnzlich weg, und dies iſt ein zweyter 
Grund. Iſt die Leidenſchaft zu einem hohen Grade 
der Begeiſterung geſtiegen, ſo hoͤren auch die Ver⸗ 


gleichungen und die kuͤrzeſten Metaphern auf na⸗ 


tuͤrlich zu ſeyn, und die Allegorie bleibt es unter al⸗ 


len Figuren allein. Wenn nämlich die Begeiſie⸗ 


rung den Grad erreicht hat, daß ſich die Seele 
ganz alleine mic ihren eigenen Empfindungen bes 
ſchaͤfftiget, daß fie ganz in fich ift und andere Pers 
fonen faum mehr wahrnimmt, dann fälltaudy je 


nes Beftreben das Subjekt zu beleben weg: denn 


diefes Beſtreben ſetzt allezeit die Abficht voraus, an: 
| > dern 


— - 





r 


„ber fehönen Kuͤnſtfe. 83 


Bern einen gewiſſen Gegenſtand Ichhafter empfins . 
den zu laffen. Iſt Die Seele nun in der einfamen 
umgefelligen Begeifterung von welcher wir bier reden, 
fo bleibt ihr nichts von diefer Abficht übrig. Das 
Subjekt ver Bilder, bie ſich der Seele durch die Aſ⸗ 
fsciation darſtellen, ift ihre leidenfchafrliche Empfin« 
dung. Sie felbit iſt fich des Subjekts hinlaͤnglich 
bewußt... And. andern zeige fie nichts davon an, 
entweder weil fie ſchon fo in ſich ſelbſt vertieft ift, 
baß fie die umſtehenden Perſonen nicht wahrnimmt 
oder nicht achtet; oder weil ſie aus Eigenliebe glau⸗ 


bet, die Umſtehenden muͤſſen die Empfindungen die 


fie gegenwärtig hat auch haben, und diefelbenan dem . 
bloßen Bilde fo gleich erkennen, ohne daß ihnen die Em⸗ 
pfindungen der Gegenbilder mit angedeutet werben. 
Daber die rärhfelbaften fehwärmerifchen Allegorien 
bewegter Perfonen; die uns wirklich auf dem Thea⸗ 
ter Bergnägen machen, wenn fie an dem rechten: 
Orte angebracht find. Cine Seele in großer Thdr 
figfeit zu ſehen, iſt an fich ein Vergnügen; aber 
Bier. voird das. Vergnaͤgen durch bie befondere Art 
der Thätigfeit vermehrt, die wie in einer: ſolchen 
Leldenſchaft wahrnehmen. u 
Warum druͤckt nun aber in der Leidenſchaft 
der Menſch ſeine Empfindungen lieber durch Bilder, 
als durch eigentliche Worte ans? Weil die letztern 
oft fehlen und die erftern duch die Afjociation in - 
Menge dargeftellt werben. Aber der vornehmſte 
Grund ift unferer Dieynung nad) diefer: In der 
Degeifterung wird das Selbſtbewußtſeyn, d. 6. 
da⸗ Bewußtſeyn unſeres wahren Zuftandes und 
unferer . 


54 | J. G. Sulgerd. Theorie 


unſerer gegenwaͤrtigen Verhaͤltniſſe fehe leicht vera 
faͤlſcht. Dem begeiſtertem Menſchen wird Biss: 
ber wie dem Traͤumenden, jede Idee, bie ihm feise 
Phantaſie darjtellt, eine Idee eines -Zuflandes oder 
eines Berhältnifles feiner Perfon, zumal wenn bie 

Idee mit feiner gegnwärtigen Empfindung eine 
Achnlichfeit bat. Wo Diefes verfaͤlſchte Be⸗ 

wußtſeyn nicht flatt findet, do find auch gewifle Ars 
ten der Allegorie nicht moͤglich. Wir wollen die 

Sache durch ein Beyſpiel erläutern. Man denfe 

ſich einen Betruͤbten und einen Verzweifelnden; dies 

fer ift begeiſtert, jener niche, Wenden fälle bey. 

der Empfindung ihres Zuſtandes ein fiheiterndes 

Shiffein. Der Berrübte wird das Bild mic feis 

nem Zuftande vergleichen, Der Bergweifelnde 
wird feinen Zuftand durch das Bild allein, allego⸗ 
riſch ausdruͤcken. Warum? Die Ideen des Schiffs 
hruchs, werden ſogleich Ideen ſeines eignen Zu⸗ 
ſtandes werden; er wird ſeines wahren Bewußt⸗ 
ſeyns beraubt, doch ſich ſelbſt einige Augenblicke 
fuͤr den Ungluͤcklichen halten, welcher auf dem 
Meere verunglinft, — 


Die Einſchraͤnkung unferer Abſicht erlaubt es 
nicht uns weiter auszubreiten, da wir ohnedieß die 
gewoͤhnlichen Graͤnzen einer Necenfion uͤberſchritten 
haben. Aber wir wiederholen es," unſer Aufſatz 
ſoll feine Recenſion ſeyn. Wir waren durch die 
Lektüre des fulzerifchen Werks zu einigen Gedanken 
über die Bilder veranlagt worden. Dieſe haben 

wir unfern Leſern mitgetheilt. Vielleicht werben 
- wir 


der ſchoͤnen Kanſte. 8383 


wir von dem andern Theile einen aͤhnlichen Anlaß 
zu einem kleinen Aufſatze nehmen. 


Eine kleine vortreffliche Schrift uͤber die beſte 
Anwendung ber ſchoͤnen Kuͤnſte, welche Hr. Sul: 
zer oßnlängft heraus aachen bat, werden wir naͤch⸗ 
ſtens anzeigen. 


Unſerer Empfehlung bedarf die ſulzeriſche Theorle 
nicht. In Deutſchland haͤngt ohnedieß die Aufnahme 
eines Buchs meiſtentheils von dem Namen ſeines 
Verfaſſers ab, und es iſt wohl gewiß, daß in unſerer 
Nation noch immer mehr bewundert und nachge⸗ 
ſprochen als anſchauend geurtheilet wird. Aber Hrn. 
Sulzers Theorie iſt ein Beweis, daß ein 
großer Philoſoph, da wo er die Abſicht hat Liebha⸗ 
ber zu unterrichten und gemeinnuͤtzige Kenntniſſe 
auszubreiten, der Verſtaͤndlichkeit ſehr vieles von 
ſeinem Tiefſinne und von der ſchriftſtelleriſchen Ei⸗ 
telfeit aufopfert, daß er nicht allezeit die Mares 
rien aus dem tiefſten Grunde heraufholt und vor⸗ 
ſetzlich ſehr vieles zuruͤck behaͤlt, was er wirklich 
wußte und was ein anderer, dem es mehr um den 
Ruhm eines ſcharfſinnigen Weltweiſen, als um das 
Verdienſt eines gemeinnuͤtzigen Schriftſtellers, oder 
um die Erreichung der beſten Abſicht zu thun waͤre, 
nicht zuruͤckhalten koͤnnte und würde, 


39 IIL 


86 A Colledion of Prints &c. 





di 


III. 

— of Prints, engraved after che 
moft capital Paintings in England. 
Publifhed by John Boydell. Volume 
the fecond, containing fixty "Prints. 
With a Defcription of each Pidture in 
Englifh and French. London: Prin- 
ted for. the Editor, 1772. Im größs 
tem Folio Format: der Preis 12 Guineen. | 


ieß wichtige Werk iſt zwar unſern Leſern, ſo 
TI wohl aus der vom erſten Theile deſſelben im 
IX ande ber neuen Bibliorhef gegebenen Anzeige, 
als auch Durch die von den mehreften einzelnen Blaͤt⸗ 
tern dieſes zweyten Theiles gleich bey ihrer Ausgabe 
von uns mitgetheilten Nachrichten bereits fo weit 
befannt gemacht worben, daß es überflüßig ſcheinen 
moͤchte, fich daben noch ferner aufzußalten. Wir haben 
aber noch einige Blätter nachzuholen, und infonders 
beit von der Befchreibung zu reden; glauben auch, 
daß es den Liehabern angenehm ſeyn werde, ben gans 
zen Inhalt nunmehr an einem Orte überfehen zu 
fönnen. Der Titel dieſes zweyten Theiles giebt 
bie Anzahl der Kupferflihe nur auf 60 an, und 
bie” Abfiche des Herausgebers war barauf einges 
ſchraͤnket. Er hat aber noch drey Stuͤcke hinzuges 
füget, und wenn man zu dieſen noch fein Bildniß, 
das Titelfupfer und die auf dem gebrücten Titel 
befindliche anfehnliche Vignette zähler, fo find es in 
. r. der 


.ı 8 
ı & & 


. 
⸗ 
m ® 


by John Boydell. Vol. I. 87 


der That „u Städte, die in dieſem Bande geliefert 
worden. Wir wollen davon zuförderft, wie bey 
bem erfien Bande gefcheben, das Verzeichniß geben: 


Zum Ditelkupfer: eineAfa-] gemalet geſt och en. 
demie, morinn nach dem von von 
Akte gezeichnet wird, IMortimer, Ravenet. 

Zur Vignette: die Erfin⸗ | 
dung ber Bildnißmaleren 
nad) dem Schatten, e |Demfelben, Demſelben. 
ı. Der Srühing, ⸗ Phil. Lauri, Vitalba. 

3. Der Sommer, ⸗ Demſelben, Demſelben. 
3. Jalkob mit dem Engel 


ringend⸗ Ealv. Roſa, Earlom. 
4 David und Goliath, Demſelben, Demſelben. 
5. Rahel verbirgt Labans \ 


Siam, 4 e 16. Bouedon] Demfelben- 
6. Venus und Adonis, IN. Poußin, Demſelben. 
7. Ruͤcktehr vom Markte, Berghem, |Eanot. 
3. Der Bund zwifchen Ja⸗Peter vom 
fob und Laban, ⸗ Cortona, kigrt. 
9. Phryne verſuchet den 
Zenokrates, ⸗— Salvb. Roſa, Ravenet. 
10. Der Tod Abels, A. Sacchi, Earlom. 
II. Dieheil. Jungfrau unter, 
richtet den Johannes ir 
Ben, ⸗⸗  _a GGuercino, TDemfelben. 
ı2. De Heiland erſcheinet Pet. v. Cors 
der Maria im Garten./ tona, G. Waller. 
13. Der Tod Joſephs, Velaſco, Bannezman. 
14. Kupido in der Inſel Cy5 
prus, 3 4 Guido Reni, C. Fauccli. 
15. Heilige Samilie,_ ⸗Barocci, Miller. 
16. Nembrants Bildniß, Rembrant, Earlom. 
17. Tobias ſalbet die Augen _ u 
feines Vatırd, ⸗ In. Carracci, Ravenet. 
54 18. Tan⸗ 


88 A Colledlion of Prints &c. 


gemalet lgeſtochen 
von son 
ı8. Tanzende Kinder, “= Le Nain, Bannennan⸗ 
19. Aeneas traͤgt ſeinen Va⸗ 
ter Anchiſes, ⸗ Bei, arlom. 
20, Stephans Steinigung,Le Sueur, Aliamet. 
21. Das Haupt Johannis j 
wird der Tochter Hero⸗Laur. Paſt /· 
dias gebracht, » nelli, Vitalba. 
22. Der Blinde iſt bed Blin⸗ 
den Leiter, .e .  ITintorettd, G. Smith. 
23. Heilige Familie, ⸗Guercino, Earlom. 
. 124. Die Liebe in Banden, GuidoReni, Demſelben. 
25. Pyramus und Thisbe, L. Bramer, Canot. 
26. Olympia wird vom Ro⸗Han. Ear] 


land befreyet, ⸗ racci, artologgk: 
87. DieKreusigung bei Beil. 
Andreas, | C. Dolce, aucch. 
a8. Geburt der Jungfrau fer. v. Cor-I / 
Maria, . dona, Demſelben. 
. 89. Die Anbetung der Hirten, Demfelben, |Demfelben. 
30. Bachanal, Rubens, TDemfelben. 


31. Die junge Zigermerinn, |Murillo, Ravenet. 
32. Die jungen Vogelfaͤnger, Netſcher, G. Walfer- 
33. DieAmme mit bemfinde,Schidone, Picot. 
34. Ein Bauermaͤdchen, da 
die Kuͤchlein füttert, |Amorofo, W. Walker 
85. Ein Bauerjunge mit dem 
Vogelneſte, ⸗ Demfelben, Demſelben. 
36. Morgen, ⸗ "EL Lorrain,Peak. 
37. Abend, ⸗ Demſelben, Byrne. 
33. Spielende Löwen, ⸗ |Rubens, G. Walker. 
39. Alexander bey dem Grabe | 
bes Achilieg, DHL Lauri,IRavenet. 
40. Golbaten, die beym Spie 
le in Streit gerathen, IMalentin, Cap. Baillie. 
. 41. Auf⸗ 


by John Boydell. Vol. I 89 


gemalet ſgeſtochen 
von von 


\ 


41. Aufgang dee Sonne, |EI. Lorrain, Canot. 


43. Untergang ber Sonne, |Demfelben, Maſon. 
43. Pylades und Drefied, Mel, Baſire. 
44. Jupiter und Europa, |&uido Reni, Bartologgl. 
45. Zimon von Athen, Dance, _ [900 
46. Philipp taufet der Koͤni⸗ 
ginn Eandaccd Kim] ' " ’ 
merer, . Both, Browne. 
47. Eine Bauren Luſtbarkeit, Iſ. Oſtade, Canot. 
48. Die Ruͤckkehr des verlor⸗ 
nen Sohnes, + Buereino, Ravenet. 
49. Der Hofplag eines 
Wirthshauſes, ⸗P.v. d. Laar, Canot. 
50. Pyrrhus, als ein Kind, 
dem König Glaucias zu- 
geführet, »  e Mef, Hal. 
31. Benus und Adonid, Demſelben, 1 Demfelben. 
32. Madonna mitdemKinde,E. Dolce, |Bartolosgk 
33. Ban Dyck s Frau mit eie| 
nem Rinde, ⸗Wan Dyk, |Demfelben. 


| 34 Madonng, + C. Dolce, Demſelben. 


55. Viehtraͤnke, ⸗ Rubens, Browne. 
56. Der gute Samariter, Hogarth, Ravenet u. 
Delatre. 

57. Der Teich Bethesda, |Dem ſelben, Ravenet m 
icot. 
58. Ein alter Mann mit ſei⸗ wie 

nen Soͤhnen, oder viel⸗ 

mehr Demofritus und 

Protagorad, « Salv. Rofa,|Taylor- 
59. Aeneas landet in Italien, Cl. Lorrain, Maſon. 
60. Roͤmiſche Ruinen. ⸗Demſelben, Woollet. 
61. Das Bildniß des Heraus⸗ Joſtas Bop⸗ 

gebers, Johann Voydell bel, 18. Green. 


85 62. Ans 


, 


\ 


92 ACollection of Prints &e. 


„aber hier um defto weniger an feinem Orte ſteht, da 
„der Tadel des Gleichniſſes nicht auf den Hochmuth, 


| „fondern auf die Unbarmberzigkeit gerichtet geht. 


„Hogarths ganzes Talent bejtund in der Satyre 


„und Laune, welche er ben feiner Gelegenheit zuruͤck 


„halten konnte. Dieß führer uns auf eine Ans 
„merkung von dem Unterfchiede des komiſchen und 
„ernſthaften Styles in der Malern. Es erfo⸗ 
„dert allerdings ein ſcharfes Auge und vorzuͤgliches 
„Genie, dasjenige, was man Auswuͤchſe des menſch⸗ 


„lichen Eharafters nennen möchte, aufjufaflen und 


mtecht bemerflich zu machen. Allein große Hands 
„lungen und Perfonen, die ber Menſchheit Ehre 
„machen, mit Eindruck vorzuftellen und darinnen 
Idas epifche der Kunſt zu erreichen, dazu gehoͤret 
neine Kenntniß der ebelften, fchönften und richtige 
„ten Formen, die man nicht immer vor Augen finder, 
„fondern die mit Geſchmack und Urtheilskraft nur 
„enter ausgefuchten vollkommenen Muftern gewaͤh⸗ 
let werden muͤſſen. Nichts darf in die Zufams 
„imenfegung fommen, als was auf den Gegenftand 
„eine unmittelbare Beziehung Hat und zu deſſen vol⸗ 
„Tem Ausdrucke gereichet. Witzige Gedanfen fins 
„den fo wenig Platz, als niebere Fleine Umſtaͤnde, 
„welche die Aufmerkfamfeit auf die Hauptſache uns 
2 terbrechen und das Erhabene verdraͤngen. 


N. 57. Der Teich Bethesda, auch von Hogarth; 
in eben dem Krankenhauſe, durch Ravenet 


und Picot geſtochen. 
„Dieſer Gegenſtand hat ſchon oͤfters den n Pie 


fel beſchaͤfftiget, und leidet nicht viel Veränderung. 
„Hier 





„by Johu Boydell, Vol. IL 93 


! „ Dier ſcheint der Kuͤnſtler nur die Abſicht gehabt 


| 


„sr haben, die verfchiedenen Arten der Kranffeiten 
„auf eine neue Weiſe zu charafterificen. Nur hätte 
„er es mit mehr Anftande bewerkftelligen, und 
„unter andern ben naften Körper eines jungen Frau⸗ 
„enzimmers mit feinen aelhalcen Schwaͤren unter⸗ 
„drücen ſollen. 


MR. Der alte Mann mit feinen Säpnen, 
nad) einem dem Grafen Orford zuſtaͤndigem 
Gemälde bes Salvator Roſo, v von Taylor 
geſtochen. 

So war das Subjekt anfänglich, auch auf ber 

Kupferplatte, betitelt, und für die. befannte Alles 

gorie gendmmen, ba einige junge Leute fich vergebs 


lüch bemühen ein Bündel Holzſtoͤcke zu zerbrechen, 


der Vater aber ihnen zeiget, wie fie damit nicht 
anderd, als zertheilet, zum Zwecke kommen koͤnnen. 
Allein der Verfaſſer äußere am Ende der Belchrels 
bungen eine andere gegründetere Deutung, und 
meynt, daß es die vom Gellius erzählere Geſchichte 
des Demokritus und Proragoras fey, da naͤm⸗ 
lich jener diefem jungen Holzeräger mit einem Buͤn⸗ 
del Staͤben begegnet, deren Fünitliche Zufammenles 
gung bewundert, und, um zu erfahren, ob es ein 
Werk des Zufalles oder feiner Lieberlegung fen, ihn - 
auffodert, folches aus einander zu machen und 
wieder aufzubinden, einfolglic) da felbiger es mie 
gleicher Geſchicklichkeit verrichtet, ihm faget, daß 
er zu größern Dingen, als Holz binden, fähig m 
und ihn zum Schuͤler annimmt. 

N. 59. 


KEN Ä Colledion of Prints &c. 


8.59. Aeneas Eandung in Italien, ber aflegos 
rifhe Morgen des römifchen Reichs, nach 
einem Gemälde in des Grafen Radnors 
Sammlung von Elaude Lorrain durch 
Maſon geſtochen. 

„Der Morgen und Abend des natuͤtlichen Ta⸗ 

„ges, oder der Sonnen Auf: und Untergang, find 

„die Lieblingsbefhäfftigung des claudifchen Pinfels 

Reweſen. Wir kennen aber nur gegenwaͤrtiges 

„und folgendes Nebenſtuͤck, darinnen er dieſen Se⸗ 

„genſtand durch Einwebung der Geſchichte zu alle⸗ 

„goriſiren und zu veredeln geſuchet hat. Die An⸗ 

„kunft des Aeneas in Italien war der Urſprung der 
„ eSmnifchen Größe, deren Glanz ſich nachmals, wie 
„bie Sonne über ven Erdboden verbreitete. Aeneas 
„landee in dem Meerbufen von Neapel, um das 
„Orakel in dem ibm vor Gefichte ſtehendem Tem⸗ 
„pel der. Sibylle, wegen feines künftigen Schickſa⸗ 
„les, zu befragen. Ein ſchoͤnes lebhaftes Bildniß 
nder virgilianiſchen Beſchreibung (Aen. VI.) wel⸗ 
ne der Maler ohne Zweifel im Geiſte gehabt: , 

‚.e « Claflı immittit habenas, 

Et tandem Euboicis Cumarum allabitur oris &c. 
„Niemals bat Elaude die Natur treuer nachgeah⸗ 
„met. Die Sonne ſcheinet allmaͤhlig den Mor⸗ 
„genduft zu vertreiben, und, da fie ihre Wärme . 
„über die Halbfugel ausflößer, den frommen Hel⸗ 
„den befonders auszuzeihnen. Die allgemeine 

„Wirfung des Gemaͤldes ift groß, angenehm, und 

„von bewundernswuͤrdiger Wöghrheit. ,, J 


N. 60. 


"by John Boydell. Vol. I; 5 


R. 60. Römische Gebaͤude in Ruinen, ober 

ver allegorifhe Abend des Meichs, aus eben 

der Sammlung, von demſelben Male, durch 
Woo llett geſtochen. 


„Unter den vielen vortrefflichen Stůden, wer 
„mit Claude die Schaͤtze ber Malerey bereichert 
„hat, iſt vielleicht feines, darinnen man feine ganze 
„Staͤrke und die Zauberkraft ſeines Pinſels mehr 
„als in dieſem erkennet. Als ein Nebenbild des 
„vorhergehenden wird ber Gegenſtand durch eine 
„Anfpielung auf die roͤmiſche Größe erhößen Die 
„Wunder ver Baufımfl, welche, wie das‘ Neid 
ntelber,, eine ewige Dauer verfprachen, liegen in 


„Muinen. Der Sonnen Untergang und ber Bere 


„fall dieſer herrlichen Gebäude bezeichnen mit gleis 
„iher Stärke das Ende des Tages und des Reiches. 


„Kenner, welche die beruͤhmteſten Stuͤche des Mei⸗ 


vſters geſehen haben, geben dieſem den Vorzug vor 
„allen; Eine allgemeine Wärme durchdringt die 
ntuft, nicht von ber brennenden Sarbe, fondern 
„son dem zarten Scheine der Tinten bewirket, die 
„nur Elande in feiner Gewalt harte. (Eine ver⸗ 
„ſtaͤndige Harmonie von Licht und Schatten giebt 
„der ganzen Landſchaft eine Ruhe und Heiterkeit, 
„die inimer unnadaßmlic bleiben wird. ,, 


Wir fegen hinzu, daß auch ber Kapferſtechet 
ein Meifterftäd geliefert habe, 


N. 61. 


! 


96 A Collection of Prints &c. 


N. 6r. Bibdniß des Herausgebers, Johann Boy⸗ 


dell, in ſchwarzer Knnſt von Valentin 
Green, nach Goſias Boydell; wird we⸗ 

gen ſeiner Aehnlichkeit geruͤhmet, und iſt auch 
ein gutes Stuͤck. 


Supplement. N. 62. Antiochus und Stra⸗ 

tonice. Das Gemaͤlde von Peter vor 
Eortona aus dem Kabinet des ford Gros⸗ 
denors; der Stih von W. Ryland. 


Seleucus Nikanor, König von Syrien, hen⸗ 
mrathete in ſeinem Alter die junge und ſchoͤne Stea« 
„tonice. Gein Sohn, Antiochus, ward von einer 


mheftigen Siebe gegen fie entzündet, und da er Feine - 


» Hoffnung vor fih fah, mit einer ſchweren Krank⸗ 
„heit befallen. Eraſiſtratus, fein Arze, argwohnete 
mdie Urſache, und ergründete fie, ald er ven Puls 
„des Kranken in Gegenwart der Königin zu fuͤhe 
mien Gelegenheit nahm. Der König Hatte mehrz 
„malen Bezeuget, daß ihm die Erhaltung feines 
„Sohnes über alles am Herzen liege, und bießfalls 
niwagte es ber Arzt, ihm das Geheimniß zu entbes 
„cken. Der gute Vater überließ feine Gemahlinu 
„dem Sohre, und biefer ward barauf bald Berges 


„ ſtellet 

„Dan fiebt bier den fungen Prinzen‘ kraftlat 
„und ſchmachtend im Bette aufgerichtet. Der 
„Arzt, feinen Puls fuͤhlend, erklaͤret die Urſache der 
„Krankheit. Stratonice vernimmt folde mit Er— 
„rörhen, und fcheinet der Bitte des um bie Ges 
vſundheit feines Sohnes fo ſehr bekuͤmmerten Koͤni⸗ 
ges 


by John Boydell. Vol. I. 97 


„ges nachangeben. Die Seene ift in einer prächtis 
ngern Schlaffammer, der Aushruck ber Leidenſchaf⸗ 
„ten richtig, und die Zufammenfegung im eblen 
„Style. n Ä 


N. 63. Das Ungemwitter, nach einem Gemälde 
des Simon de Vlieger, Mylord Clive 
gehörig, von Canot geflogen. 


„De Vlieger war ein Niederländer, und, 


> „wie die mehreften feiner Landesleute, nicht durch 


„Erhabenheit und richtige Zeichnung beruͤhmt. Die 
„Gefchichtfchreiber der Kunſt haben uns daher nicht 
„zu feinem Vortheile eingenommen. Indeſſen ift 
„billig zu zweifeln, ob auch die geößeften Meifter 


„der roͤmiſchen und bolognefifchen Schule den gegens | | 


„wärtigen Gegenitand mit mehr Klarheit und 
niebhafterm Ausdrucke möchten behandelt Haben, 
„Es ift die Gefchichte des Sturmes aus dem Evans 
„yeliiten Lukas VIII, 24. und der Zeitpunft, da 
„die Jünger den Heiland mit den Worten aufwe⸗ 
„Een: Meifter, DMeifter, wir verderben. Die 
„groͤßeſte Verwirrung , fo fih durchgängig vers - 
„räch, das Schwanfen bes Schiffes, bie Heftige 
„Bervegung des Meers, der Lingeilüm, die anger 
„ſtrengten Kräfte, die Furcht und Verzweifelung der 
„verfchiebenen Perſonen, Die ehrfurchtsvolle Stellung 
„und der Eifer des heil. Petrus, fo vortrefflich mir der 


„ruhigen heitern Miene des Heilandes kontraftirer, 


„muͤſſen jeden, der das Gemälde betrachter, aufs 
„flärfite rühren, ohne eines Ausdeuters vonnoͤthen 
„u haben. | 
N. Bibl. xXV. B. i. St. © N. 64. 


= 


e 98 A Colle&tion of Prints &c. 


N. 64. Clytie, nad) einem Gemälde bes Hanni⸗ 
| bal Earracci, aus der Sammlung des 
Herrn Johann Strange, von Bartolonzi 
geſtochen. 


„Clytie, in den Apollo verliebet, wurde, nach 
„dem Ovidius, in eine Sonnenblume verwandelt. 
„Hier ift fie vorgeftellee, wie fie ihre menfchliche 
„Geſtalt wieder erhalten und den Gott der Liebe 
„für. die ihr verurfachte Qualen mit Dornen zuͤch⸗ 
„tiget. Die Allegorie fol unftreifig die traurige 
„Wirkung fträflicher Seidenfchaften und den, bey des 
„ren Zerftreuung gemeiniglich folgenden Uebergang 
„bon ber Liebe zum Haſſe vorftellen, „, 


Eines der fhönften Stiche in Diefem Bande. 


Man fieht aus diefem Werfe die Menge ber 
Liebhaber in England, und die wichtigen Schäge der 
Kunft, welche fie zuſammen gebracht haben, obwoßl 
die erften Gallerien, als die Koͤnigliche, die Des 
vonfhirifche, die Marlboroughifche, die Pens 
Brofifche, die Derbpifche, die Defoodifche 2c. 
faft ganz übergangen, und nur die weniger befannten 
noch nie geftochenen Stüde darinnen aufgenommen 
find. Der Herausgeber bat nicht nur für bie 
Schoͤnheit, fondern auch für die Richtigkeit der Stis 
che alle mögliche Sorge getragen und feine Koften 
geſparet. Wir haben ſchon angeführet, daß er 
verfchiedene Blätter, die feiner Abficht Fein Genüge 
gethan, theild anders ausarbeiten laffen, theils 
‚gänzlich umgetaufchee habe. Wir bemerfen dieſes 
annoch befonders in Anſehung eines der er vorhalchfter 

Stuͤcke 


* 


by.John Boydell, VoLH.. 99 


Stuͤcke gegenwärtigen Bandes, nämlich beR Alers 
anders bey dem Grabe Achilles nah Philipp 
Eauti, N. s9. wo anfänglih Alexander ohne 
Helm, in einer andern Stellung und verſchiedenem 
Ausdrucke vorgeftellet war, auf dem gegenmärtis 
gen Abdrucke aber mit dem Helme und ganz ums 
geändert zu fehen iſt. Da aͤbrigens Boydell 
außer ben Stüden diefr Sammlung eine Men⸗ 
“ge wichtiger Platten, theils felber ftechen faffen, 
geld aus anderem Verlage an ſich gebracht, fo 
hat er ans felbigen noch 67 Blaͤtter gewaͤhlet, und 
miit einem Titel ald den dritten Band eingeriche 
Tet, den er für 10 Guineen ungebunden verfaus 
fer. - Diele aber hat feine Befchreibung, und 
gehoͤret eigentlich nicht zu jenem Werke, weiches 
wit dem zweyyten Theile geſchloſſen iſt. Es find 
Fonft allerdings auch ſchoͤne Stücke, wiewohl meh⸗ 
rentheils von neuern Meiſtern datinnen, und, da 
wir ſolche fait alle vorhin angezeiget haben, fo hal⸗ 
ven wir und dabey anjetzt Nicht weiter auf, 





Contes moraux & nouvelles Idylies ded... 
& Salomon Geſſner. à Zuric, chez 

I’ auteur, MDecLxxın. 4to. 
Ir" deutfchen Journale, fo hiel. und deren zu 
Händen gefonmen, haben bie Oiderotiſchen 
Erzeptungen nar angezeigt und gelobt, Nicht beur⸗ 
Weil, Von den fraudaſas haben enige fie fehf 


unwuͤrr 


88 A Colledlion of Prints &c. 


gemaletlgeflohe 
von von 
18. Tanzende Kinder, ⸗ efahı, |Bsmemane 
19. Aeneas trägt feinen Ba- 
ter Anchifeg, ⸗ intoretto, Earlom. 
20, Stephans Steinigung, Le Sueur, Aliamet. 
21. Das Haupt Johannis 
wird der Tochter Hero⸗Laur. Paſt⸗ 
dias gebracht, ⸗ nelli, Vitalba. 
22. Der Blinde iſt bes Blin⸗ 
= ven Reiter, ⸗ Tintorettd, TS. Smith. 
23. Heilige Familie, ⸗Guercine, Earlom. 
„24. Die Liebe in Banden, GuidoReni, Demſelben. 
25. Poramus und Thisbe, |. Bramer, |Eanot. 
26. Diympia wird vom Ro⸗Han. Car] - 


kand befreyet, ⸗ racci, artolozz 
27. Die Kreuzigung des Beil. 
Andreas, ©. Dolce, Fauccii. 
28. Geburt ber Jungfrau Pet. v. Cor⸗ 
Maria, . bona, Demſelben. 
. 29. Die Anbetung ber Hirten,| Demfelben, |Demfelben. 
30. Bachanal, Rubens, Demſelben. 


31. Die junge Zigennerinn, Murillo, Ravenet. 
32. Die jungen Vogelfaͤnger, Netſcher, G. Walker. 
33. DieAmme mit dem Kinde, Schidone, Picot. 
34. Ein Bauermaͤdchen, da 

die Kuͤchlein fuͤttert, Amoroſo, W. Maler: 
35. Ein Bauerjunge wit dem 


Vogeeſte, Demfelben, Demſelben. 
36. Morgen, ⸗ IClI. Lorrain, Peak. 
37. Abend, ⸗ Demfelben, Byrne. 


38. Spielende Loͤwen, » ſRubens, G. Walker. 
39. Alexander bey dem Grabe | 
bes Achilleg, Phil. Lauri, Ravenet. 
40. Soldaten, die beym Spie⸗ 
fe in Streit gerathen, Valentin, Cap. Baillie. 
| 41. Auf⸗ 


N 


by John Boydell. VoLI: 89 


gemalet ſgeſtochen 
von vom 
ar. Aufgang ber Sonne, EI. Lorrain, Canot. 
42. Unfergang der Sonne, |Demfelben, Maſon. 
45. Polades und Drefied, Weſt, Bafire. 
44 Jupiter und Europa, Guido Neni,/Bartofogil. 


45. Timon von Athen, Dance, Hall. 

45 Philipp taufet der Koni-] ' 
ginn Candaces Kim)  " u 
BIETET, . Both, Browne. 


47. Eine Bauren Luſtbarkeit, Iſ. Oſtade, Canot. 
45. Die Ruͤckkehr des verlor. 

um Sohued, - Guercino, |Ravenet 
4. Der Hofplaß eines 

Wirthshauſes, » (PH. d. Laar, Canot. 
50. Pyorrhus, als ein Kind, 
denm Koͤnig Glaucias zu⸗ 

gefuͤhret, ⸗⸗Weſt, Hall. 
51. Venus und Adonis, Demſelben, Demſelben. 
32. Madonna mit dem Kinde, C. Dolce, |Bartolozgk. 
33. Ban Dyck s Frau mit ei] | 

nem Finde, ⸗ Van Dyk, Demſelben. 
94. Madonna, ⸗ C. Dolce, Demſelben. 
55. Viehtraͤnke, ⸗ Rubens, Browne. 
56. Der gute Samariter, Hogarth, Ravenet u. 

Delatre. 

57. Der Teich Bethesda, Dem ſelben, Ravenet m. 


Picot. 
38. Ein alter Mann mit ſei⸗ 
nen Soͤhnen, oder viel⸗ 
mehr Demokritus und 
Protagoras,⸗ Salv. Rofa,|Taylor: 
59. Aeneas landet in Italien, Cl. Lorrain, Maſon. 
60. Roͤmiſche Ruinen. - Demfelben, Woollet. 
61. Das Bildniß des Herans.| Joſtas Boy 
gebers, Johann Boydell, Dei, V. Green. 


85 62. An⸗ 


[4 


\ 


\ 


9a A Colledtion of Prints &c. 
| gemalet g eſto ch e n 


von 1 von 
62. Antiochus und Etrato· Pet. v. Car /⸗/. 
nice, tona, Ryland. 


63. Das ungewitter auf d 

Meere, oder der Hei⸗ 

land mit feinen Jungen, S. de Vlie 

im Schiffe, a ger, Canot. 
64..Cytie, a ⸗ . Carracci, Bartolozzii. 


Lieber ven Werth dieſer Sammlung haben wir 
bereits unfer Urtheil gefager. Das Verzeihnig 
' ergiebt, daß in dem gegenmärtigem Bande lauter 
Stüde von großen Meiftern aufgenommen, umb 


dabeyn eine intereflante Mannichfaltigfeit beobachtet 


worden. Der Herausgeber hatte zwar anfänglich, 
zu DBerminderung der Koften, befchloffen, dasmal 
‚nur radirte Blaͤtter zu liefern, und diesfalls find 
einige ver erften Stuͤcke, ob er fie gleich nachmals 
voeiter ausarbeiten laflen, denen im erfien Bande 
nicht gleich zu ſchaͤtzen. Indeſſen ift man dieſerhalb 
durch bie folgenden Stüde genugfam entfchädiget, 
und wir möchten, Überhaupt gerechnet, dem Grab⸗ 
ftichel beynaße hier den Vorzug geben. Hierinn 
gewinnet auch diefe Sammlung im Vergleiche mit 
der ähnlichen des Crozat, wovon ber. legtere Band 
gegen den erften gar zu merklich herunter gefallen 
ift, vermuthlich weil ihm die Unterſtuͤtzung fehler, _ 
die hingegen dem Boydell bis an das Ende immer. 
ſtaͤrker zugewachfen ift. Denn fonft würde er auch 
bey einem Linfernehmen die Hände haben finfen 
laſen muͤſſen , das in der That die Kraͤfte einer 

| Privat⸗ 


— 


| 
| 


| 


‚by John Boydell, Vol. I. gr 


Privatperfon uͤberſteiget, indem es, feiner Verſiche⸗ 
zung nach, über 13000 Pfund Sterling, das iſt an 
bie 70000 Thaler, gekoſtet har. 

Die in englifcher und franzöfifcher Sprache 
vorgefegete Beſchreibung der Gemälde ift dießmal 
von dem Herrn Eduard Penny, Profeffor ver 
föniglichen Malerakademie und etwas fürzer,als bie 
bey dem erften Theile, welche Benjamin Ralph - 
derfertiget hat. Sie ift aber zu dem Endzwecke 
hinreichend, und mit quter Einſi cht in die Kunſt 
verfaſſet. Wir wollen davon bie letztern Stuͤcke 


zur Probe geben, die wir in unſern Nachrichten 


noch nicht angezeiget Haben, und und dadurch einer 
doppelten Schuld entledigen. 


N. 56. Der gute Samariter, nach dem Gemal⸗ 
de des Hogarths in dem St. Bartholomaͤus 
Hoſpitale, von Ravenet und Delatre ger 
flochen, 

. » Der Samariter iſt nach dem Evangelio vor⸗ 
„geſtellet, "wie er Wein und Del in die Wunden des 
„Juden gießt, und die Abficht diefes Gleichniſſes 

„if, Die erhabene Lehre einer unbeſchraͤnkten allge⸗ 

„meinen Menſchenliebe und Mildthaͤtigkeit einzu⸗ 

„fchärfen. Der Maler aber bat ſich van der Ho⸗ 
„heit dieſes Gegenſtandes dadurch entfernet, daß 

„er einen Hund bengefüget, der feine Wunden les . 

„det und felbft zu heilen ſuchet. Der uͤbermuͤthi⸗ 

„ge folze Anftand des vorübergehenden Priefters 

„gegen einen ibm zu Süßen fallenden Mann foll 

„ein Vorwurf wider ben ganzen Orden ſeyn, be 

a | 0 IL, 





x 


92 AColledtion of Prints &e, 
„aber hier um defto weniger an feinem Orte ſteht, de 
„der Tadel des Gleichniſſes nicht auf den Hochmuthz, 
„ſondern auf die Unbarmherzigkeit gerichtet "gehe. 
„Hogarths ganzes Talent beitund in der Satyre 


'„und Laune, welche er ben Feiner Gelegenheit zurück 


„balten konnte. Die führer uns auf eine Ans 
a merfung von dem Unterſchiede des Fomifchen und 
„ernſthaften Styles in der Malern. Es erfo⸗ 
„dert allerdings ein ſcharfes Auge und vorzuͤgliches 
„Genie, dasjenige, was man Auswuͤchſe des menfch« 
„lichen Charakters nennen möchte, aufzufaflen und 
mtecht bemerflich zu machen. Allein große Hands 
„lungen und Perfonen, die der Menfchheit Ehre 
„machen, mit Eindruck vorzuftellen und darinnen 
z;da8 epifche der Kunſt zu erreichen, dazu geböree 
meine Kenntniß der ebelften, fchönften und richtige 
„ten Formen, die man nicht immer vor Augen findet, 
„fondern die mit Geſchmack und Lirtheilsfraft nur 


. nenter ausgefuchten vollkommenen Muftern gemäßs 


„let werden müffen. Nichts darf in die Zufams 
„imenfegung fommen, als was auf ben Gegenſtand 
„eine unmittelbare Beziehung hat und zu deſſen vols 
„tem Ausdrucke gereichet. Witzige Gedanfen ſin⸗ 
„den ſo wenig Platz, als niedere kleine Umſtaͤnde, 
„welche die Aufmerkſamkeit auf die Hauptſache uns 
„terbrechen und das Erhabene verdraͤngen. 


N.57. Der Teich Bethesda, auch von Hogarth,; 
irn eben dem Kranfenhaufe, durch Ravenet 

und Picot geſtochen. 
„Dieſer Gegenſtand hat ſchon zfters den Pin⸗ 
vſel beſchaͤfftiget, und leidet nicht viel Veränderung. 
„Hier 


Ä 


| 


. by Johu Boydell, Vol. IL; 93 
„Hier fcheint der Kuͤnſtler nur die Abficht gehabt 


_ „iwhaben, die verfchiedenen Arten der Kranffeiten 


auf eine neue Weiſe zu charafrerifiren. Nur haͤtte 
„er es mie mehr Anftande bewerkſtelligen, und 


' „unter andern ben naften Körper eines jungen raus 
pengimmers mit feinen ekelhaften Schwären untere 


„drücken follen. 


Mr. Der alte Mann mit feinen Soͤhnen, 
nach einem dem Grafen Orford zuſtaͤndigem 
Gemaͤlde des Salvator Roſa, von Tayloe 
geſtochen. | 

So war das Subjekt anfänglich, auch aufber 

Kupferplatte, betitelt, und für die bekannte Alle⸗ 

gorie genommen, da einige junge Leute ſich vergebs 


lich bemühen ein Bündel Holzſtoͤcke zu zerbrechen, 


der Vater aber ihnen zeiget, wie fie damit nicht 


anbers, als zertheilet, zum Zwecke kommen Fönnen. 


Allem der Verfaffer äußert am Ende der Veſchrel⸗ 
bungen eine andere gegruͤndetere Deutung, und 
meynt, daß es die vom Gellius erzählere Geſchichte 
des Demokritus und Protagoras fen, da naͤm⸗ 
lich jener dieſem jungen Holztraͤger mit einem Buͤn⸗ 
del Staͤben begegnet, deren kuͤnſtliche Zuſammenle⸗ 
gung bewundert, und, um zu erfahren, ob es ein 
Werk des Zufalles oder feiner Lleberlegung ſey, ihn 


. auffedert, ſolches aus einander zu machen und 


wieber aufzubinden, einfolglich da felbiger es mit 
gleicher Sefchicklichfeie verrichtet, ihm ſaget, daß 
er zu geößern Dingen, als Holz binden, fähig fen 
und ihn zum Schuͤler annimmt. 

N. sg. 


pa K Colledion of Prints &c. 


R.9. Aeneas Eandung in Italien, ber allego⸗ 
riſche Morgen des römifchen Reichs, nach 
einem Gemälde in des Grafen Radnors 
Sammlung von Elaude E£orrain durch 
Maſon geſtochen. 
Der Morgen und Abend des natürlichen Tas 
„ges, oder der Sonnen Auf: und Uutergang, find 
„die Lieblingsbefhäfftigung des claubifchen Pinfels 
„gervefen, Wir kennen aber nur gegehmwärtiges 
„und folgendes Nebenſtuͤck, darinnen er diefen Ge⸗ 
„genftand durch Einwebung der Gefchichte zu aller 
„gorifiren und zu verebeln gefucher hat. Die Ans 
„funft des Aeneas in Italien war der Urſprung der 
„ eSınifchen Größe, deren Glanz ſich nachmals, wie 
„bie Sonne über ben Erdboden verbreitete. Aeneas 
„Iandet in dem Meerbufen von Neapel, um das 
»Drafel in dem ihm vor Gefichte ſtehendem Tem⸗ 
„pel der Sibylle, wegen feines Fünftigen Schickſa⸗ 
„les, zu befragen. Ein ſchoͤnes lebhaftes Bildniß 
„der virgilianiſchen Beſchreibung (Aen. VI.) wel⸗ 
pe ber Dialer ohne Zweifel im Geiſte gehabt: 
‚e « Clafli immittit habenas, 

Et tandem Euboicis Cumaram allabitur oris &e. 
Niemals hat Claude die Natur treuer nachgeah⸗ 
„mer Die Sonne ſcheinet allmaͤhlig den Mor⸗ 
„genduft zu vertreiben, und, da fie ihre Waͤrme 
„über die Halbfugel ausflößer, ben frommen Hels 
„den befonders auszuzeichnen. Die allgemeine 
„Wirkung des Gemaͤldes ift groß, angenehm, und. ’ 
„don bewundernswürbiger Wahrheit., 

N. 60. 





by John Boydeil, Vol, A 95 


I. 60. Römische Gebäude in Ruinen, ober 


ber allegorifche Abend des Meichs, aus chen 
der Sammslung, von demfelben Dialer, durch 
Woollett geſtochen. 


„Unter den vielen vortrefflichen Stuͤden, wow 
„mit Elaude die Schäge der Malerey bereichert 


„bat, iſt vielleicht Feines, Darinnen man feine ganze . 


„Stärke und die Zauberfraft feines Pinfels mehr 
„als in diefem erfennet. Als. ein Nebenbild des 
„vorhergehenden wird ber Gegenſtand durch eine 
„ Anfpielung auf die eömifche Größe erhöhen Die 
n Runder ber Baukunſt welche, wie das Reich 
aſelber, eine ewige Dauer verſprachen, liegen in 


- „Ruinen. Der Sonnen Untergang und der Ver⸗ 


„fall diefer herrlichen Gebäude bezeichnen mit gleis 
„her Stärke das Ende des Tages und des Reiches. 


„Kenner, welche die beruͤhmteſten Stuͤche des Mei⸗ 


vſters geſehen haben, geben dieſem beit Vorzug vor 
„allen: Eine allgemeine Wärme durchdringt die 
ntuft, nicht von der brennenden Farbe, ſondern 
„von dem zarten Scheine der Tinten: bewirfer, die 
„ame Claude in feinee Gewalt harte. Line vers 
„flänbige Harmonie von Licht und Schatten giebt 
„der ganzen Landſchaft eine Ruhe und Heiterkeit, 
„die innmer unnachahmlich bleiben wird., ' 


Wir fegen hinzu, daß auch ber Karferſeqher | 


ein fm Raſernha geliefert babe, 


N. 6 


96 A Colle&tion of Prints &c. 


M. 61. Bildniß des Herausgebere, Johann Boy⸗ 
dell, in ſchwarzer Kant von Balentin 
Green, nah Goſias Boydell; wird we⸗ 
gen feiner Aehnlichkeit gerühmet, und ift auch 
ein gutes Stud. 


Supplement. N. 62. Antiochus und Stra⸗ 

tonice. Das Gemälde von Peter von 
Cortona aus dem Kabinet des Lord Gros⸗ 
denors; der Stich von W. Rpland. 


„Selencus Nikanor, König von Syrien, heu⸗ 
mrathete in feinem Alter die junge und ſchoͤne Stras 
„tonice. Sein Sohn, Antiochus, warb von einer 
„heftigen Liebe gegen fie entzündet, und da er Feine - 
» Hoffnung vor fich fah, mit einer fchweren Krank 
„heit befallen, Erafiitratus, fein Arzt, argwohnete 
„die Urſache, und ergründere fie, als er ben Puls 
„des Kranken in Gegenwart ver Königin zu fühe 
mien Gelegenheit nahm. Der König hatte mehr⸗ 
„malen Bezeuget, daß ihm die Erhaltung feines 
„Sohnes über alles am Herzen liege, und bießfallg 
„wagte es ber Arzt, ihm das Geheimniß zu entdes 
„Een. Der gute Vater überließ feine Gemaplinn 
„dem Sohne, und diefer ward Darauf bald herge⸗ 


n ſtellet. 

„Dan fiehe hier den jungen Prinzen. Praftiog 
„und ſchmachtend im Bette aufgerichtee. Dex 
„Arzt, feinen Puls fuͤhlend, erklaͤret die Urſache der 
„Krankheit. Stratonice vernimmt foldye mit Er⸗ 
„roͤthen, und ſcheinet der Bitte des um bie Ge⸗ 
„fundpeit feines Sohnes fo fehr befünmerten Koͤni⸗ 

» ges 


by John Boydell. Vo... 97 
„geb nachzugeben. Die Seene tft in einer praͤchti⸗ 
ngen Schlaffanımer, der Ausdruck der Leidenfchafs 


„ten ridytig, unb die Zufommenfegung im edlen 
„Style. n 


R,63 Das Ungewitter ‚nach einem Gemaͤlde 
des Simon de Vlieger, Mylord Clive 
. gehörig, von Canot geſtochen. | 


»De Blieger war ein Miederlänber, und, 
“ „wie Die mehreften feiner Landesleute, nicht durch 
„Erhabenheit und richtige Zeichnung berühmt. Die - 
„Gefchichtfchreiber der Kunit haben uns daher nicht _ 
„zu feinem Vortheile eingenommen. Indeſſen ift 
„billig zu zweifeln, ob auch die groͤßeſten Meiftel 
„der roͤmiſchen und bolognefifchen Schule’ den gegens 
„wöärtigen Gegenitand mit mehr Klarheit und 
niebafterm Ausdrucke möchten behandelt haben, 
„Es iſt die Sefchichte des Sturmes aus dem Evans 
„geliften Lukas VHIL, 24. und der Zeitpunft, ba 
„die Juͤnger den Heiland mit den Worten aufwe⸗ 
„Een: Meifter, Meifter, wir verderben. Die 
„groͤßeſte Verwirrung , fo ſich durchgängig vers 
„raͤth, das Schwanken bes Schiffes, die Heftige 
„Bewegung des Meers, ber Lingeflüm, die anges 
„ſtrengten Kräfte, die Furcht und Verzweifelung der 
„verfehiebenen Derfonen, die ehrfurchtsvolle Stellung 
„und ber Eifer des heil. Petrus, fo vortrefflich mit der 
„ruhigen heitern Miene des Heilandes kontraſtiret, 


| _ pwölen jeden, der das Gemälde betrachtet, aufs 


„ftärfite rühren, obne eines Ausdeuters vonnoͤthen 
3,30 haben. | 
r1.BibLXV. 3.18. © 64. 


98 A Colledion of Prints &c. 


N. 64. Elptie, nach einem Gemälde des Hannt⸗ 
| bal Karracci, aus der Sammlung des 
Seren Johann Strange, von Bartologpe 
geſtochen. 


„Clytie, in den Apollo verliebet, wurde, nach 
„dem Ovidius, in eine Sonnenblume verwandelt. 
„Hier ift fie vorgeftellee, wie fie ihre menſchliche 
„Geſtalt wieder erhalten und den Gott der Liebe 
„für die ihr verurfachte Qualen mit Dornen zuͤch⸗ 
„tiget. Die Allegorie fol unſtreitig die traurige 
„» Wirkung fträflicher Seidenfchaften und den, bey des 
„ren Zerftreuung gemeiniglich folgenden Uebergang 
„von ber Liebe zum Haſſe vorftellen, „ 


Eines der fhönften Stiche in dieſem Bande. 


Man ſieht aus diefem Werfe die Menge der 
Liebhaber in England, und die wichtigen Gchäge der 
Kunft, welche fie zufammen gebracht haben, obwohl 
die erften Gallerien, als die Koͤnigliche, die ‘Des 
vonfhirifche, die Marlboroughifche, die Pems 
beofifche, die Derbpifche, die Defoodifche 20» 
fait ganz übergangen, und nur bie weniger bekannten 
noch nie geftochenen Stüde darinnen aufgenommen 
find. Der Herausgeber Bat nicht nur für die 
Schoͤnheit, fondern auch für die Richtigkeit der Sti⸗ 
che: alle mögliche Sorge getragen und feine Koften _ 
Hefparet. Wir baben ſchon angeführet, daß er 
verfchiedene Blätter, die feiner Abſicht Fein Genuͤge 
gethan, theild anders ausarbeiten laſſen, theils 
gänzlich umgetauſchet habe. Wir bemerfen diefes 
annoch befonders in Anſehung eines der vorzuͤglichſten | 

Stuͤcke 


by John Boydell, VoL I. 99 


Stuͤcke gegenwärtigen Bandes, nämlich des Alegs 
anders bey dem Grabe Achilles nah Philipp 
Eauti, N. 39. wo anfänglich Alerander ohne 
Selm, in einer andern Stellung und verſchiedenem 
Ausdrucke vorgeftellet war, auf bem gegenwaͤrti⸗ 
gen Abbruce aber mit dem Helme utıb ganz ums 
geändert zu fehen iſt. Da üuͤbrigens Boydell 
außer den Stüden diefe Sammlung eine Mens 


ge wichtigere Platten, theils felber ftechen faffen, 


cheils aus anderem Verlage an ſich gebracht, fo 
bat et ans felbigen noch 67 Blaͤtter gewaͤhlet, und 


. wit einem Titel ale den brirten Band eingeriche 


tet, den er für 10 Guineen ungebunden verfaus 
fet. Dieſe aber hat feine Beſchreibung, und 


vehoͤret eigentlich nicht zu jenem Werke, welches 


wit dem zwetyyten Theile geſchloſſen iſt. Es find 
ſonſt allerdings auch ſchoͤne Stuͤcke, wiewohl mehh⸗ 
rentheils von neuern Meiſtern datinnen, und, da 
wir ſolche faſt alle vorhin angezeiget haben, fü Hals 
Von wir and dabey anjetzt Nicht weiter auf, 





| IV, 
Contes möraux & nouvelles Idylles deD.., 
& Salomon Geſſner. % Zuric, chez 

_ V auteur, MDetıxxin. 4to. 
If deutfchen Journale, fo diel uns deren zu 
Händen gefonmen, haben bie.-Diberotifchen 
Erzehlungen nur angezeigt und gelobt, Nicht beur⸗ 
teile, " Bon. den franzöfifchen haben enide fie fcht 
I 84 unwüßs 


100 Contes moraux & nouvelles Idylies 


unwuͤrdig behandelt. Sie haben es Geßners 
übergroßer Gefälligkeit zugefchrieben, daß er fo 
mirtelmäßige Saͤchelchen ſeines Freundes in feine 
Werke aufnehmen wollen. Bey uns hingegen wäre 
mon lieber über die Ehre erſchtocken, die Dideroe 
burch ihre Mirrheilung Geßnern erwieſen. So 
gewiß. iſt es, daß ein Prophet nirgends weniger 
sis ‚ als in feinem Barerlande. 

Die wahre Urfache, warum ber Sranzofe diefe 
Srjehlungen verachtet, und ber befcheidnere Deuts 
ſche davon geſchwiegen hat, liegt vielleicht in der 
Schwierigkeit ihrer Beurteilung. Daß fie gut 
find, ift ausgemacht ; nicht eben, ‚weil fie von einem 
Manne, wit Diderot, kommen; ſondern weil 

man fie mit fo viel Theilnehmung fieft, weil man _ 
‚o unwillig wird, wenn fie aus find, Und. weil man 
fie fo gern wieder anfängt, Wasaber die Schwie⸗ 
rigkeit macht, iſt bieß: fie find nicht auf die ges 
woͤhnliche Weife gut. Wären fie bloß wigige 
Spielwerfe, deren uns fonft die franzoͤſtſche Litte⸗ 
ratur fo viele gegeben hat; vder wären fie bloß 
fade Liebesgeſchichtchen zum Zeitvertreibe fuͤrs Ras 
napee; oder waͤre ihr ganzer Endzweck nur, eine 
ungezweifelte moralifche Wahrheit, "die ſchon neun⸗ 
zigmal eingekleidet worden, zum ein und neunzig⸗ 
ſten male wieder umzukleiden: ſo wuͤrde ihre Beur⸗ 
theilung, wenigſtens nach dein gemeinen Schlage, 
nicht ſchwer ſeyn. Man hielte nur das Werk gegen 
bie Regeln, die fo manches Lehrbuch für dieſe Gat⸗ 
tung der Dichrfunft feftgefegt, und die Kritik waͤre 
fertig, Aber Diderots Erjehlungen befichen aus 


bins 





deD... & Sedomon Geliner, : 191 


Singeworfenen philoſophiſchen Ideen, die er ſelbſt 
nur bis auf einen gewiflen Punkt entwickelt, über 
Die er nieht ganz deutlich entſcheidet, und über die ' 
es in der That nicht leicht ift zu ensfcheiben. Wenn 
man ihn beurtheile, fd fann man mit Ehren nicht 
anders, als ſelbſt ein Wort über dieſe Ideen hinzu⸗ 
ſetzen, mit ihm gemeinfchaftlich an ihrer Entwide 
kung arbeiten, und zur Entſcheidung ber vorkom⸗ 
wenden Schwierigfeiten, wo nicht den legten, doch 
einen nähern Berfuch wagen, — Bey fü bewanbs 
ten Unuaftänden. fhlichen auch wir vor dieſen Ergehe " 
kungen fer gerne vorbey : aber unbedachtſamer 
Weiſe Haben wir, ben Gelegenheit der geßneriſchen 
Idyillen, ihre Beurtheilung bereits verſprochenz 
und da wir uns nun einmal Ploß geben muͤſſen, iſt 
es nicht einst, eb wir es guf: diefe oher auf jene Art 


25 Unterrebung eines Voeers mit ſeinen Bi " 
dern, die bey. unſerm Vertaſſer die. zweyte Erzeh⸗ 
lung ift, ift bey uns, wegen ihrer: fchönern "Tore 
and ihres wichtigern Inhalts, die erſte. Sie bo 
geifft die Frage: in wiefern es erlaubt. ſey, fich uͤber 
Die Seſetze hinwegzuſetzen? — Verſchiedne Char 
raktere und. verſchiedne Situationen, die uns Kb 
berot ſchildert, geben eben ſo viele verfchiedene Ge 
Achtepunfte an: dieſe wolle. wir ſawmeln, wollen 
das Allgemeine von dem Beſendern der einzelnen 
Faͤlle abuehn, und den Ideen unfers: Verfoffers, 
durch Zwiſchenſtelumg der unfrigen,, mehr Ziuſam⸗ 
menhang, vialleicht auch hie und: da etwas mehr 
Vabebeit geben Hoffentlich wird weiter nichts 

© 3 erfo⸗ 


7 


on 


\ 102 Contes moraux & nouvelles Idylies 


tifobert werben, um ſdie ganze Frage fo gut zu bes 
antworten, als ffR fich beantworten läßt. 
Altke menſchlichen Einrichtungen, auch) bie vor⸗ 
trefflichſten, haben ihre Unvollkommenheiten; un 
die beiten find nur die, die bey dem meiſten Mutzen 
auf der einen Seite, ben mindeften- Schaden auf 
ber andern fliften. Dieß gile auch vorzuͤglich von den 
Geſetzen. Wie tief und ansgebreiset auch die Rennes 
niß der Welt und. des Menfchen ben Dem Geſetzge⸗ 
Ger feyn mag; wie forgfältig er auch bie eignen Vers 
haleniſſe, die eigne charakteriſtiſche Denfungsart 
des Volks, Für deſſen Gluͤckſeligkeit er arbeiter, 
mag unterfuche haben; wie viel ihm auch der Faͤlle 
vorſchweben mögen, wo fi die allgemeine Regel 
entweder gar nicht, oder nur mit gewiſſen Ein⸗ 
ſchraͤnkungen auwenden laͤßt; wie. giel auch ſeine 
Einbildungsfraft kuͤnftige mögliche Faͤlle aus ven 
ſchon erfahrenen wirklichen Binzubichten mag ; fo 
wird er doch von der unendlichen Mannichfaltigkeit 
in den Berfnüpfungen der wirklichen Welt noch im⸗ 
mer einen großen, wo. nieht den größten: Theil uͤber⸗ 
ſehen; und was in zwey Fällen vecht iſt, wirb im 
dritten nur Halb recht, im vierten gar unrecht wers 
den. Lieberbem ; wenn auch ein ſo ausgebreitetes 
dielbefaſſendes Genie ,. ein fo wahrfagender Geift in 
zinem Geſetzgeber möglich wäre, der die ganze Bears 
gangenheit gegenwaͤrtig hätte und bie ganze Zukunft 


. vorausfähe: weiche ungeheure Menge von Gefeßs 


tafeln wuͤrde entſtehen! und welch ein unendlicheß 
Studium wuͤrde die Rechtshelehrſamtrite werden! 


en | Gleich⸗ 


deD... & Salomon Geflner. 103 


Gleichwohl wäre es nicht rarhfam, die Verwal⸗ 
fung der Gerechtigkeit den Eimſichten und der Bil⸗ 
ligkeitsliebe jedes einzelnen Richters fo blindlings 
zu uͤberlaſſen. Schon, daß fie die unbeſtimmtern 
allgemeinen Regeln zu deuten und anzuwenden has 
ben, bringt im Der menſchlichen Sefellfchaft fo mans 


. &e lUinordnung hervor: wie viel Linordnung würde 


erſt dann entſtehen, wenn durchaus Feine Regeln 
vorhanden waͤren? Geſchriebene Geſetze find alſo 
nothwendig, um dem Mangel der Einſicht bey den 
Richtern zu Huͤlfe zu kommen und ihrer Parthey⸗ 
lee Örenzen zu fegen. 


Die aber, wenn ſich nun ein fo ſeltner, ſo be⸗ 


fendrer Fall eräuget, den der Gefeßgeber nicht hats 
te vorherſehn, für den er alfo auch nichts Hatte bes 
ſtimmen Finnen? Wie, wenn zuweilen ein Ungluͤck⸗ 
licher, im Falle der öffentlichen Unterſuchung das 
Dpfer eines Gefeges werden müßte, das mehr aus 
Gründen der Klugheit als der Gerechrigfeit fo all⸗ 


gemein war qegeben worden? Oder wie, wenn ein - 


Geſetz zu anderer Zeit, bey andern Verhaͤltniſſen 
billig war, und nun durch den Wechfel der Limftäns 
de unbillig geworben, ohne daß ein andres an feine 
Stelle getreten? Oder wie, wenn nun einmal die 
Etimme des Geſetzgebers nicht. die Stimme Gortes 
und der Vernunft war ? wenn Blödfinn-ober In⸗ 
terefie Regeln vorfchrieben, die offenbar Unveht in 
Mehtverfehren? 


Freylich follte fi die Geſetzgebende Gewalt im. 
einem Staate nie fo ganz in eine bloß executive ver⸗ 
wandeln, Daß fie nieht die immer binzufommenven - 

7* 


4 Er⸗ 


J 


104 Contes moraux Snouvelles Kylles 


Erfahrungen zu fernerer Einſchraͤntung oder, Aus⸗ 
Dehnung oder gaͤnzlichen Umaͤnderung der erſten 
VWorſchriften nuͤtzte. Freylich ſollte jedem leidenden 
Buͤrger, auch dem niedrigſten und dem qaͤrmſten 
bee Weg zum Thron unverſchloſſen ſeyn, und auf 
jedem Throne nur Weisheit und Gerçchtigkeit herr⸗ 
fden: aber wie, wenn nun das nicht if? wenn 
die abergläubifche Verehrung eines alten Herkoms 
mens mehr, als alle Vernunft gilt? wenn bie Res 
genten gegen das Wohl ihrer Linterthanen gleichgüfs 
tig find, fobald es nicht mit ihrem eigenen Wohl, 
mit ihrer eigenen Vergrößerung oder Bereicherung 
in naͤherer ſichtbarer Verbindung ſteht? wenn ſie 
ihre geſetzgebende Gewalt nur durch neue Einrich⸗ 
tungen ihres Finanzweſens, nur durch neue Bedruͤs 
ckungen ihrer Untertanen beweiſen? Ober wie, 
wenn man mit hoͤchſter Wabhrſcheinlichkeit voraus⸗ 
ſieht, daß im Fall eine Sache anhaͤngig würde, Die 
Gegenparthey duch) Anfehn, Verbindungen, Neiche 
thümer den Sieg baton tragen, oder der eigne Cha⸗ 
tafter, die eignen perfönlichen Vorurtheile des Rich⸗ 
ters das Mecht unterbrüden würden ? 


Es kann Bälle geben, und es giebt ihrer wirk⸗ 

lich, wo es der einzelne Bürger in feiner Gewalt 
‚ bat, die Stelle des Richters für fich ſelbſt oder fuͤr 
andere zu vertreten; wo er die Sache, die entſchie⸗ 
den werben ſoll, den Blicken der Obrigkeit ohne Ger 
fahr entziehen und fie vor dem Forum feines inuern 
Richters entfcheiden kann. Soll er fich das erlaus 
„ben?. Sol er ſich au Audkge, zum Verbeſſerer, 
zum 


mb Malerey für Anfänger: 113 
Erklarung was Genie iſt. Allerbingd iſt en Un⸗ 


terſchied zwiſchen Genie haben, und ein Genie ſeyn. 
Ohne Senie wird Feiner ein Maler, aber nur biejenigen, 


die ed gu einem ſehr hoben Grade ber Vollkommen⸗ 


beit darinnen bringen, Mid Genies. Die Grund⸗ 
lage zum Genie iſt das matärliche Talent, welche⸗ 
durch Fleiß und Stadium ber Natur und groß 
Meiſtet verfeinert werben niuß. 

Der Unterfeieb zwiſchen ber Zeihenfunft und 
Mahereh beſteht darinn, daß jene der Natur bio 
durch Füge, dieſe aber durch Züge und Farbe zugleich 
nachahmt. — Vom Einfluſſe ber Geometrie in die 
Zeichenkunſt, bey welcher Gelegenheit einige Dinge, 
welche die mathematiſchen Riſſe und deren Hand⸗ 
griffe betreffen, vorkommen. Da die Optik dem 
Kuͤuſtler jo nüglich ift, fo giebt der Verf. einen kur⸗ 
pen Abriß davon, und erfläct die Beſchaffenheit des 
Lichts, und das Verhältnis des Schattens. Er 
beſchreibt Bas Ange, und zeige wie ſich entfernte 
Körper vemfelben barftellen. Dieſes leiter zur Er⸗ 
flärang der Natur der Karben, und zur Perſpektiv, 
beren Kemntniß allen Malern, vornehmlich aber den 
Landſchaftern, ſo unentbehrlich iſt. Die Leidenſchaf⸗ 


ten werden kurz beſchtieben, und ehe ber Verf. auf j 


ben menſchlichen Körper Fimmt, wird erſt etwas 
von der Mechanik, von den Gefegen der Bewegung, 
und den mechaniſchen Ruͤſtzeugen, oder Potenzen 
poratı geſchickt. Das Verhaͤltniß ber menſchlichen 
Körper wird nad 8 Kopflaͤngen beſtimmt. Dies 
fee Abſchniet wird mır einer kurzen Nachricht von den 
ſieben vornehmiten Antiken, nach welchen ein Kuͤnſt⸗ 
7.5101, XV. B. .St. H Ter 


"106 Cöntes moraux & nouvelles dylles 


‚ wÄrben verwirrt werben. Beſſer alfo, daß fie ein⸗ 
mal durch die Gefege Unrecht leiden, als daß fie 
zehnmal gegen die Gefege Iinrecht thun. Zwar 
würde man jenen Orundfag nicht ohne Einſchraͤn⸗ 
ungen lehren; man würde die gründlichfte Einſiche; 
das Bewußtſeyn eines völlig lautern Herzens erfos 
dern: aber zu gefchweigen, daß der Menſch fuͤr al⸗ 
Yes, was ihm vortheilhaft iſt, ein fo flarkes, und 
. für alles, was es ihm nicht iſt, ein fo ſchwaches 
Gedaͤchtniß Bar; fo ift der ſchon Halb weife, der feis 

ne Einfalt erfenne, und der ſchon halb bulis, ‚dee 
feine Partheylichkeit argwoͤhnt. | | 
Doch frehlich iſt das Gefuͤhl der G· ſundheit et⸗ 
"9008 anders r ben dem wirklich Sefunder, als bey 
dem Schreindfüchtigen ;_ das Vertrauen zu feiner 
Einficht ‚etwas anders bey dem Weifen, als bey 
dem Dummfopfe. Ind wenn nun ein Mann ſich 
innerlich bewußt ift, Daß es ihm am Feiner der allges 
meinen Einfichten fehle; wenn er alle Entſchei⸗ 
dungsgruͤnde für oder weiber, in einem gegebenen des 
ſondern Falle aufgeſucht and durchdacht har; werw 
ar ſich nach der ſtrengſten: Pruͤfung feines Herzens 
ber: lauterſten Abſichten bewußt iſt; wenn er mie 
Evidenz erkennt, daß das Geſetz unrecht habe, und 
— welches wohl zu moͤrken iſt — daß durch Abs 
weichung von dem Geſetze kein Aergerniß werde ge⸗ 
geben werden, deſſen Einfluß mehr Boͤſes, als die 
Abweichung Gutes ſtifte: fol es ihm dann vos 
wehrt ſeyn, feinen Einſichten zu folgen und nach 
dem beſſetn Urtheilsſpruche ſuner Vermuft un ent⸗ 
ſheiden⸗ 2 
I * 


deD... & Salomon Gefner. 107 


In der Thaf wird der Fall, mit aflen diefen 
Euefhränfungen nur fo felten vorfommen Finnen; 
daß die Linterfuchung faft eben fo mäßig und uns ' 
feaftifch feheinen möchte, ale viele andre, womit 
ſich philoſophiſche und theologifche Kafuiften gemars 
sert haben. 

Koͤmumt es auf eigenes Privatintereffe an; ( 
wird der Mann, der vonhrhaftig edel denkt, und‘ 
dem das Bewußtſeyn feiner Nechtfchaffenbeit theu⸗ 
rer als alle Vortheile ift, einer fremden Entſchei⸗ 
dung fehr leicht entbehren Fönnen. Bey ber geringe 
fen Dunkelheit eines Limftandes, den er zur voͤlli⸗ 
gen Einſicht der Sache Flärer wuͤnſchte; bey dem 
geringften Gefühle von Unruhe, das in feinem Her⸗ 
zen nach allem Raſonnement roch zuruͤckbleibt, wird 
er ſich eines Rechts bedienen, deſſen Beſitz ihm nie⸗ 
mand abſpricht — ſich freywillig ſeines Rechts zu 
begeben. Koͤmmt es aber auf fremdes oder gemeins 
ſchaftliches Intereſſe an, ſo wird die Entſcheidung, was 
er thun oder laſſen fol, / ſchwerer. Wir nehmen an, 
daß unſre Leſer den Sail mit dem Zeftamente, den 
Diderot angiebt, im Gebächtniffe haben. Gefege 
auch, wir wären an der Stelle feines Waters mit 
der Afte zum Feuer geruͤckt — aber das wuͤrde ges 
wiß fehe fpät, und erſt nach genauer Erwaͤgung 
aller Umſtaͤnde geſchehn ſeyn — ſo haͤtten wir es 


doch ficher nicht deswegen getan, weil es eine uns 


Billige Afte war, die einem einzigen Reichen gab, 
was fie beffer mehren Armen gegeben hätte; fond 

bern weil es nach aller Wahrſcheinlichkeit eine un⸗ 
gültige Akte war, und weil wieder nach aller Wahr⸗ 


fcheinlichs 





108 Contes moraux & nouvelles Idylles 


Eheinliätei bie Richter fie für eilig wärben ere 
kannt haben. 


Es ſind Bier nämlich vor alfeh Dingen og 
Hauptkautelen zu merfen. Die erfle: daß man 
da nicht richten wolle, wo überfaupt- fein dritter, 
weber Obrigkeit noch Privatperſen, richten foll; 
die zwegte: Daß man da nicht eigenmaͤchtig richten 
wolle, wo wahrſcheinlicher Weiſe Die Obrigkeit roh 
wit Buꝛgteit wuͤrde Eeichet gaben, | 


Dan hat heſteitten, 06. bie Teſtamente im 
Rechte der Natur gegruͤndet wären ober nicht ? aber 
dieß bey Seite geſetzt, ſo Hat nun einmal jeder Buͤx⸗ 
ger das Recht, ſeinen Erwerb nach feinen Tode zu 
vermachen, eben ſo wohl, als ihn bey Lebzeiten zu vers 
ſchenken. Die Menſchenliebe, ſagen wir, hätte den 
Pfarrer zu Thivet vermögen ſollen, dei feinigen lieben 
dem ärmern Zheile feiner Anverwandten, als dem reis 
chern juguwenden: aber Pflichten der Menſchenliebe 
werden freywillig geuͤbt; fie laſſen ſich durchaus auch 
ſchon deswegen nicht vorſchreiben, weil fein Dritter im 
jedem einzelnem Balle urrheilen kann, in wie ferne fie 
Pflichten find. In unferm beftimmten Falle; wer 
kann entſcheiden, ob nicht der Pfarrer vieleicht die 
billigſten Bewegungsgruͤnde hatte, jene Bettler von 
ſeiner Erbfchaft auszufchließen?: ob er nicht zum 
Denfpiel aus der genauern Kenntniß ihres Charak⸗ 
ters den aͤrgſten Misbrauch feines Vermögens vors 
berfah? oder ob er nicht gegen feine reichern Anver⸗ 


wandten. Verbindlichteiten hatte, die das vollfoms 
men 


' 


deD... & Salomon Gefmer. 109 ° 


wen billig machten, was uns fo unbillig ſchien? 
Benn alfo das Teſtament an feinem fo verdaͤchtigen 


) Orte wäre gefunden worden, wenn c8 ber unges 


gmweifelte legte Wille des Teftators genefen wäre: . 
fo Därte es ohne alles Bedenken, fogleich müflen pu⸗ 
Bleirt werben: denn nur von dem Willen des Te⸗ 


 Rators-fonnte Die Trage fern; nicht von dee Bil⸗ 


unteit oder Unbilligkeit diefes Willens, 


Der Prior, den uns Diderot aufführt ; dieſer 
gacherzige Ignorant, der ſich auf den Wein fo vor⸗ 
krefflich und auf Die Moral fo ſchlecht verſteht, zer⸗ | 
weißt eigenmächtig eine Verfchreibung , bie frenlich, 
wenn fie wäre bezahlt worden, einen armen Mehls 
feier würbe zu Grunde gerichtet, und wenn fie 
dann unter bie Menge der Öldubiger, die darauf 
Anfprudy machten, waͤte dertheilt worden, jeden nur 
um pwoͤlf Sons wuͤrde bereichert haben Der 
gete Mann handelte untecht, und der alte Hammer⸗ 
fhmibt, der ohne einen fo gelehrten Titel mehr yes 


ſande Vernunft hatte, fragte fehr recht: „Wie 


„Herr Prior? Wenn Sie eigenmächtig Eine Bers 
„fhreibung zerriffen: warum follcen Sit nicht zwey, 
„drey, bier; warum nicht ſo viele zerreiffen, als es 
„Duͤrftige gäbe, denen Sie auf fremde Linfoften 
„helfen möchten ?- Diefe Regel des Mirleids koͤnnte 
„uns ſehr weit führen, Herr Prior!,, — Frey⸗ 


Äh ſehr weit; denn*fie würde jenen philofophifchen 


Straßenraͤuber vollfommen rechtfertigen, der den 
Deichen nur deswegen ihren Lieberflug abnahm, das 
| B mit 


. 10 Contes moraux & nouvelles Ilylies 


mit er in der Welt eine aladere Eintheilung var 
Güter machte. 


Ein anderer Auftritt in | unferm Diderot, — 
"8 ift der mit dem Arzte — zeigt fehr deutlich die 
gefährlichen Folgen, wozu uns eine misverflandne 
Erlaubniß. felbit zu richten und felbft zu entſchei⸗ 
den, am Ente bringen könnte, Aber wie wollen 
bier diefen Fall nur in ſoferne anfuͤhren, als er zur 
Erläuterung unſrer zweyten Einſchraͤnkung diene z 
daß man da nicht eigenmaͤchtig richten ſolle, 
wo wahrſcheinlicher Weiſe die Obrigkeit ſelbſt mit 
Gerechtigkeit richten wird. Die: Sache des diebi⸗ 
ſchen Intendanten, wovon im Diderot die Rebe 
ift, wird bereits von ber Obrigkeit unterfucht; dieſe, 
and nicht der Arzt, verſteht ſich auf bie Art und 
Weiſe folder Uncerſuchungen; dieſe; und nicht der 
Arzt, kann alle erfoderlichen Mittel dazu herbeyſchaf⸗ 
fen; dieſe, und nicht der Arzt, muß losſprechen 
pder verurtheilen. Wenn alſo der letztere berufen 
wird den kranken Verbrecher zu heilen, ſo thue er 
das Seinige als Arzt, und laſſe die Obrigkeit, als 
Nichterinn, »das Ihrige thun. Sobald fie von der 

Wahrheit des Verbrechens überzeugt ift, wırd fie 
ben Verbrecher ſchon ftrafen: und. wenn .fie ihn 
firaft, fo wird das mit unendlich mehr Nutzen für 
die Welt gefchehen, als wenn der voreilige Arzt ihn 
eigenmächtig durch Entziehung feines Beyſtandes 
ftrafen wollte. Ueberhaupt leifte ein jeder die Pflich⸗ 
ten feines Standes nur ganz, und laſſe andre die 


Pflich⸗ 


"deD... & Salomon Gefiner:  arı 


Pfiten des Ihrigen Teiften : nur fo, und nicht 
anders kann die Vollkommenheit, die Nube 
und die Orbnung eines Staates erhalten werben. 
Auch einem Cartouche, auch einem. Nivbet, auch 
vom aͤrgſten Schandflede der Menſchheit fuche der 
Irzt zu helfen; vielleicht, daß er ein Leben Frifter, 
an deſſen laͤngern Bauer ber Obrigkeit und dem 
GStaate unendlich gelegen ift. Zugleich aber zeige er 
‚ ben Berbrecher au ımd ſey fo. aufmerkſam, als mögs 
I, daß er der Obrigfeit.niche entwifchen könne. — 
Man mößte in der Thar die allerfeltfamfte Hypo⸗ 
theſe, die allerwunderbarſte Verknüpfung von Lims 
Händen erdichten, wenn man nur mit einigem 
Scheine der Vernunft wollte fragen koͤnnen: ob ein 
Int irgend einem Kranken feinen Beyſtand verſa⸗ 
gen oder nicht verſagen duͤrfe? 


Bir uͤberlaſſen eine Menge Betrachtungen, 
bie fih uns Hier noch anbieten, den Leſern, und eia 
ken zu etwas anderm. fort, das für eine Bibliothek 
ber ſchoͤnen Wiſſenſchaften fchicklicher iR als die - 
bicherige Rafuiftif. 

Die Sortfezung folgt kuͤnftig. 


® 
- 
“ 


Das 


se Dad Studium ber Zeicheakunſt 
v. | . er gen 


Das Studium der Zeichentunft und Malerey 
fuͤr Anfänger nebft der Terminologie im 
dieſen beyden Künften, einem Verzeich⸗ 
nuiſſe der beruͤhmteſten Maler, der ver⸗ 
ſchiedenen Schulen, der jetzigen Akade⸗ 
mien der Maler, Bildhauer und Baus 
meifter in Europa, in alphabetifcher Ord⸗ 
nung, und ber einem Kuͤnſtler noͤthigen 

. Bücher, von Chriftian Ludolph Rein⸗ 
hold, Lehrer der Mathematik und ſchoͤ⸗ 

nen Wiffenfchaften am Osnabruͤckiſchen 
Gymnaſio. Oörtingen 1773 mit 45 Rus 
pfertafeln, in Oetav. nn 


ee Titel zeige den vornehmften Inhalt des ganzen 
Buches an, welches ein kurzer Begriff alles 
beſſen, was zur Kenntniß eines Malers gehört, ſeyn 
> Pl... Die Abficht des Verf. iſt zugleich, Anfängern 
eine Anweifung dazu in die Hände zu liefern, und 
wenn man es ald ein Leſebuch, um es in Öffentlichen 
Stunden durch einen mündlichen Vortrag weiter zu 
erflären, betrachtet, fo möchte der Verf. feine Abs 
ſicht ziemlich erreicht, und der Welt ein ganz nüßs 
liches Buch geliefert haben; menigitens hat es uns 
bisher an einem Buche von der Art gefehler. 


Nach den, ſtatt einer Einleitung dienenden Ges 
banfen über die Zeichenfunft und Malerey, mucht 
Hr. Reinhold den Anfang feiner Schrift mit einer 

u Erklaͤ⸗ 


— 


"mb Malerey für Anfänger. | J13 


Erklärung was Genie iſt. Nerbingb iſt ein Uns 
terfchied zwiſchen Genie haben, und ein Genie ſeyn. 
Ohne Senie wird Feiner ein Maler, aber nur biejenigen, 


die eb zu einem ſehr hohen Grade der Vollkommen⸗ 


heit darinnen bringen, find Genies. Die Grunb⸗ 
lage zum Smie iſt das natuͤrliche Talent, welch⸗ 


durch Fleiß und Sradium ber Natur und geopt 


Meiſtet verfeinert werben nuß. 

Der Unterſchied zwiſchen der Zeichenkunſt und 
Malerey beſteht darinn, daß jene der Natur bio 
Durch DD aber durch Züge ımd Farbe zugleich 

— Bom Einfluffe der Geometrie in.die 
Bihenfunf, ben welcher Gelegenheit einige Dinge, 
weiche bie mathematiſchen Riſſe und deren Hands 
griffe betreffen, vorkommen. Da bie Optik vem 
Kuͤuſtler fo nuͤtzlich iſt fo giebt der Verf. einen kur⸗ 
yon Abriß davon, und erflärt die Beſchaffenheit des 
Lichts, und Das Verhaͤltniß des Schattens. Er 
beſchreibt das Ange, und zeigt wie ſich entfernte 
Körper demſelben barftellen. Dieſes leirer zur Er⸗ 
Flärung der Natur der Farben, und zur Perſpektiv, 
beren Keımmiß allen Malern, vornehmlich aber den 
Landſchaftern, fo unentbehrlich ift. Die Leidenſchaf⸗ 


ten werden kurz befehtieben, und che der Verf. auf 


den menſchlichen Körper Kommt, wird erſt etwas 
von der Mechanck, von den Geſetzen der Bewegung, 
und den mechaniſchen Ruͤſtzeugen, oder Potenzen 
voran geſchickt. Das Verhaͤltniß ber menſchlichen 
Körper wird nach 8 Kopflaͤngen beſtimmt. Dies 
fee Abſchnitt wird mt einer Burgen Nachricht von den 
fieben vornehmiten Antiken, nach welchen ein Kuͤnſt⸗ 
NBibl. XV. B. .St. H ler 


114 Das Studium der Zeichenfunft 


fer vornehmlich ſtudiren foll, beſchloſſen. Dieſe 
find: der Antinous, ber vatifanifche Apoll, Pie 
mediceiſche Venus, ber borghefifche Rechter, ber 
Schleifer, der Torfo oder verſtuͤmmelte Herkules, 
und ber Laocoon. 

Im folgenden Abfchnitte macht der Berf. bie 
nfänger mit den verſchiedenen Arten der Zeichnungen 
befannt. Sie werden entweder mit Stiften, mit 
der Feder oder mie dem Pinfel ausgeführt. Zur 
erftern Art gehören die Zeichnungen mit Bleyſtifte, 
mit dreyerley Stiften, bie gewifchten Zeichnungen, 
die geriefelten, und bie Paſtellmalerey. Die 
Severzeichnungen,, meiftens fchraffirt, doch auch 
zuweilen punftirt, Die mit dem Pinfel verfertigs 
ten Zeichnungen, find meiſtend gewaſchene ober 
lavirte mit eınerien Sarbe wie mit Tufche, Biſter ꝛc. 
wohin auch die Malerey grau in grau, roth in rorß, 
oder auch mit andern einzelnen Farben gehört, dies 
find die Monochromata der Alten, und was die 
Sranzofen Camayeux nennen. Es giebt aber 
auch folorirte Zeichnungen mit mehrern Farbern. 

Der Verfaſſer erflärt, was Ausdrock, was der 
Ton in der Malerey, und was die Haltung ift, und 
giebt. eine kurze Anweiſung zum abfopiren, vers 
orößern und verjüngen. Ra der Lehrling bes 
zeitd von den Materialien, womit das Zeich⸗ 
nen geichieht , unterrichtet ift, fo zeigt er ihm nun⸗ 
mehr, wie vielerley Klaffen von Zeichnungen es giebr; 
und theilt fie in Studien, Entwürfe, Gedanken, 
ausgeführte Zeichnungen, Akademien, und Kartons: 


Du 


| 


— — — — — — - 


und Malen für Anfänge.” x g 
Bey der Manier eines Malers kann man fc 


eben daS benfen, was man fich bey Schriftftelterg 


unter dem Worte, Geſchmack vorftellet, So wie 
man fagt, das Buch iſt im lohenſteiniſchen Geſchmacke 
gefchriel@n, fo ſagt man Raphaels, Tizians Ma⸗ 
nier ꝛt. Jeder Maler hat ſeine eigne; und iſt ig. 
ber Führung feines Pinſels von andern ſo verſchie⸗ 
den, ale ber Schreiber in Sührung ber Feder. Dies 
fe Domier Außert ſich fo wohl im Zeichnen als im 
Malen ſelbſt; doch erinnere Hr. R. Sehe richtis/ 
bag man wohl: unterfsheiben müffe, eine Manier 
Haben, und manieren ober maniert ſeyn, welches 
fü viel debentet, als eine gezwungne wider die Ratut 
Ianfende Art zu malen annehenen. Su Beim 
Unser ſich dir Manier, nachdem mar wellenfoͤrmige 
ober eckige Umriſſe Iiche. - Und wer Femme nicht den 
Unterſchied der Manier des Rubens, des Rem _ 


- Beand, des Tizian uf. im Kolorit? Den 


Mationalgeſchmack: der Italiener, Niederlaͤnder, 
Franzoſen ec. ſucht der Verfaſſer allgemein zu bes 


- Püammen: wir glauben aber, daß das re eiele Sim 
| fhräufungen kein. 


. Die Cofntogg peirb. in Abſicht auf bie: Zaan 


menſebeng in dee biſtoriſche, allegoriſche rnd myſti⸗ 


ſche getheilt. Das Koſtum iſt ein mothwendiges 


EScück für den Kuͤnſtler: doch halten wir dafün 


daß rinige neuere Lehrbuͤcher dabey gar zu ſehr ing 
Kleine fallen, welches dem Kuͤnſtler die Haͤnde zu 
ehr: bindet, und ihn aͤngſtlich in der Ausführung 
macht, So uͤbertreibt dieſes bee ungenannte Verf 
ſaſſer ber Sehle der (a (Sm Bibl. ia B. 
ates 


116 Das Studium ber. Zechenkunſt 


stes Gbaͤck) bey vielen Gelegenheiten / wenn z3. E. 
fagt, die Maler muͤſſen das Stroh nach dem: more 
genlandiſchen Koſtum nicht zu lang bilden, weil man 

es dort kurz abſchneibet, und was vergleichen mehu 
3 Hier wird erwas von der Heraldik egeſchal⸗ 
tet, deren Kenncniß dem Maler in vielen Faͤllen ale 
lerdings nuͤtzlich ſeyn kann. Wir mihflen bei bies 
fee Gelegenheit erinnern, daß, da ‚bet Verf. s 
mancherleh Dinge, bie man in ſeinem Buche nicht 
ſuchen moͤchte, deygebracht har, ein kurzes Regifter, 
der vorgedruckter Innhalt daſſelbe weit brauch⸗ 
barer wuͤrde gemacht haben, anſtatt daß man. jetzt 
ber) fo dielen Durch, einander geworfnen Materien 
nicht weiß, wo man fie ſuchen @IL - 

Nachdem gezeigt worben, worinn die Kriti bes 
Acker werden die verſchlednen Arten ber Gemaͤlbe, 
als Landſchaften, Bluhmenfbinte is |. Yo. angezeigt, 
und die Betrachtungen vym Kolotit, von ben. Ges 
wandern, dom Guten, Schoͤnen und Reizenden, un 
endlich vom Ruͤhrenden machen den Beſchluß. | 

Oir darauf folgenden Terminologie, oder dem 
kurzen DVergeichniffe der behm Zeichnen und Malen 
vorkommenden Kunſtwoͤrter, fieht man es an, daß. 
fie aus einen franzoͤſiſchen Woͤrter buche, vermuthlich 
dem Pernetth, genommen iſt. Wie Kunſtwoͤrter 


verrathen zu ſehr daß fie eden daher überfegt find, 


als ind Mehlichte verfallen ( donner dans la 

‚ farine) und andte Ausdrücke meh. 

Das Verzeichniß der berabenzen Dialer it, 

ber Betrachtung daß es Anfaͤngern dienen foll, weis 

che mit den Ramen noch nicht ſehr bekanntſmb 
durch 


und Malerey file Anfänge. 117 
durch die unzaͤhligen Druckfehler gaz und gar ums 
Srauchbar geworben, gleich der dritte Maler Abano 
fol Albani beißen. Vermuthlich iſt auch dieß vom 
einem franzöfifchen Berzeichniffe abgefchrieben, ſonſt 
duͤrfte die Auswahl der Meiſter vom erften Range, 
welche mir einem + bezeichnet find, wohl ſchwerlich 
unter vielen andern den Jakob Blanchard (nicht. 
Blamchard) den Shomas Blanchet und die 
fänmrlichen Boulogne, ſogar des Ludivigs Bow 
logne beyde Töchter, die man außer Frankreich 
kaum kennt, betroffen haben. Daß alle Seiten 
doll Fehler in der Rechtſchreibung der Namen find, 
davon wollen wir nur einige aus dem Buchſtaben B 
onführen. Wer ift Balechon, etwa der Kupfer, 
fischer Balechou, fonft kennen wir feinen, der in 
einer Auswahl von Meiftern einen Platz verdient 
hätte? Wer der Landſchaftemaler Beeh? Wer 
Bernimi, ein guter Beichenmeifter, folles der 
bekannte Bildhauer Bernini ſeyn, wir koͤmmt diefer 
unter die beſten Maler ? Bey Benedetto ſollte 
erinnert ſeyn, daß bie Franzoſen unter Benedette 
ven Eaftiglione verfichen. Petet Bianchi ken⸗ 
vor] wir, aber feinen Biauchi, Wir exrathen 
nuch wohl wer Karl le Brue, Breenaberg, 


Bounarotti und aubre fegn ſollen; aber wie bilfe 


füh der Anfänger ? Doch wir haben:uns ſchon zu 
lange bey dieſem Verzeichniſſe aufgehalten, das in 
einem deutſchen Vuche gar micht ftehen ſollte, weil 


es alle hoͤchſtmittelmaͤßige Franzoſen unter die Auss 


wahl von Meiſtern zaͤhlt. Sollten wir Deutſchen 
nicht unſet Deurfchen ro. bineinfegen ? Bei 
babe 


u... tr 98° 


118 Dad Studduni der Zeichenkuuſt ꝛc. 


gaben Meiſter genug, die eher Bier einen Ding ver⸗ 
Bienen ald Freminet, la Foſſe, le Feore, Fou⸗ 
quieres, Fontenay, nad ein paar Dutzend am⸗ 
dre, die man gleich wes ſtreichen koͤnnte. J 


Nach dieſem alphabeti ſchen Verzeichniſſe kommt 
ein andres, wo die Kuͤnſtler nach ven Schulen ges 
ordnet find, Es ift cu. an Druckfehlern reich 
genug, und unter ‚allen Schulen iſt Die franzoͤſeſche 
die zahlreichſte. Gegen 8 Deurfche findet man so 
Sranzofen angezeigt. Darauf folgt eine kurze Lifte 
der jegigen Malerafademier in Europe. Das 
Berzeichniß ber Kupferſtecher ift ſehr Furz gerathen, | 
Die Bücher, welche der Verf. dem Kuͤnſtler vor 

lägt, machen enblich den Belchluß des ganzen 
erks. Wir würden dies Verzeichniß in manchen 
Stuͤcken anders eingerichtet, verſchiedene weggelaß⸗ 
fen, und on deren Stelle andre vorgefchlagen haden. 


Bon ben Kupferftichen haͤtten unſerm Beduͤn⸗ 
fen nach viele wegbleiben koͤnnen, 4. E. die Stubien 
‘von Landſchaften, von Pferden, u.fiw. zumal da fie 
ſich durch die Schoͤnheit des Stiche nicht fehr em⸗ 
pfehlen. : Manche die doch Muſter unter ven Ans 
«iken fern .follen, verdienten auch befler gezeichnet 
. u ſeyn, wie dor daocoon und bie mediceiſche Venus, 

anderit wicht bigedenken. SEE Pen 
. ine 
— — —— on 


4.. * * 


C. '.13 
Elements 





VI. 


Elements of Painting with Crayons by John, 
Ruffel,. London 1772 in 4. 46 Seiten. 


> fehle zwar nicht an Anleitungen zur Paftells 

maleren, gleichwohl wird diefe nicht überflüfs 
fg ſeyn, da fie kurz und mit vorzüglicher Deutliche 
feit abgefaßt iſt. Aus diefem Gefichtspunfte vers . 
dient fie Lob, obgleich einer, ber die Kunſt fchon ers 
lernet af, nichts neues darinn finden wird, wie ber 
Verf. felbft in der Einleitung erinnert. Man fins 
bet bier Die Art vorgetragen, wie der oßnlängft dere 
ſtorbene Franz Cotes, der unter die größten Mei⸗ 
ſter unfers Jahrhunderts gehört, und der Roſalba 
on die Seite gefeßt zu werden verdient, die Paftell: 
malerey ausgeuͤbet und nach welcher er den Verfaß⸗ 
fer dieſer Anleitung unterwieſen hat. 


Bon den 6 Abſchnitten derſelben betreffen Die, 
beyden erften nit die Paſtellmalerey allein, fon 
dern fie enthalten einige allgemeine Säge vom Ges 
ſchmack und von ber Zeichnung. Die Grundſaͤtze 
des Geſchmacks koͤnnen weber deutlich esflärt noch 
beſtimmt werden, weil die Begriffe davon bey den 
Menſchen fo verſchieden ſind. Man muß ihn mehr 
durch Uebung und Erfahrung erwerben, als daß 
man glauben ſollte, es ſey ein unmittelbares Ge⸗ 
ſchenk der Natur. Ben der Zeichnung wird inſon⸗ 
berheit der Vortheil gezeigt, ſich anfangs nach Zeich⸗ 
nungen vog guten Meiſtern zu uͤben, und nicht, 

- 94 | gleich 


“ 


'x24 Elements of Painting 


Gleich nach der Matur zu ſtudiren, weil mar fi 
dadurch an richtige Umriſſe, und eine gure Manier 
in der Ausführung gewoͤhnet. Vornehmlich ſoll 
fih der Paftellmaler gleich anfangs - gewöhnen, auf . 
gefärbtem Papiere mic Kreide zu zeichnen, nicht nur 


weil Dies eine qute Wirkung thut, fondern weil, man 


dadurch auch zugleich eine Arc von Mitteltinte zug . 
wege beingen lernt, Der wahre Eontur geht vor 
ollen, und uit weit nörhiger ald ein kühner Ausdruck 
oder eine gefällige Zeichnung ber Umriſſe. Hat der 
Kuͤnſtler erft den in der Gewalt, fo faun er anfangen 
nach dem Runden, und nach Figuren von Gyns zu zeiche 
nen. Suchte einer gleich nach dem Leben zu zeichnen, 
ohne zuvor die Antike zu ſtudiren, das wäre fü viel 
als wollte jemand gleich die Flaflifchen Schriftſteller 
leſen, ohne ſich vorher mit der Grammatik befanne 
gemacht zu haben. Ben der Zeichnung nach dem 
Leben ift vorzüglich auf eine gute Stellung der Fi⸗ 
guren Acht zugeben. Die Eintheilung der Figus 
gen wirb nach za Kopflängen angenommen, 
Im zten Abſchnitte koͤmmt der Berf, uäßer zu . 
. feinem Zwecke, und handelt yon der Anwendung ber 
Paſtellfarben. Je ſtaͤrker das blaue Papier ift, 
deſto befler ift es, nur muß es nicht zu greb, und 
voller Hügel fegn, die zuvor mit dem Jedermeſſer zu 
ebnen find. Es wird fehr gerathen den Grund zum 
Gemälde zu machen, ehe man es auf Leinwand Flebt, 
und die Handgriffe dabey gezeigt, weil nachgehends 
die Paftellfarben weit beffer varauf haften. Diefe 
Methode erfand der berühmte Cotes von unges 
faͤhr. Er brachte fo gar bey einer gewiſſen Gelee 
Ä | genheit 





wich Erayanı a0 
genbeit ein Poaſtellbild der Roſalba auf eine anbir: 


- geinwand ohne es im geringiten zu befchädigen. Zu⸗ 


erſt werden die Handgriffe beym wirflichen Malen 
Überhaupt gezeigt, und vachgehends Vorſchriften 
für einzelne Zeile des Geſichts gegeben, 

Im ten Abſchnitte wird ton der Bekleidung 
als einem der wichtigften Stuͤcke für einen- —* 
maler gehandelt, und Unterricht gegeben, wie men, 


die befondern Arten derfelben, fo wohl ald der Zeus 


ge an und für fich bearbeiten fol, Da es ben her 
Paſtellmalerey fehr viel auf die Bereitung guter 
Farben anfommt, und es unmöglich ift ohne diefelben 
etwas ſchoͤnes zu liefern, fo zeige der Verf, im sten , 
Abſchn. Die Zubereitung, Er geht alle Arten ſorg⸗ 
föltig durch und lehrt Die Handgriffe der Verfertis 
gung und die nachherige Anwendung, “ Den Vor⸗ 
wurf, daß bie Paſtellmaleren gemeiniglich von 
ſchlechter Dauer fen, und bald von der Luft ausge⸗ 
jogen werde, fchiebe R. meiſtens auf den Künftler, 
und unterrichtet ihn, wie er feinen Barden eine meh⸗ 
rere Standhaftigfeit geben Fann. Die vornehm 

Urſache liegt im unbedachtſamen Gebrauche, u 

Verfertigung der weiſſen Farbe, und folglich —* 
aller andern, welche mit weiß vermiſcht werden. 
Dieſer Abſchnitt iſt der wichtigſte, und daher haͤle 
ſich der Verf. auch am laͤngſten dabey auf. Im 
Gten und letzten zeigt er endlich ganz kurz, wie die 


zubkreiteten Tarben zu Stiften gerollt, und um 
len fertig pemocht me werben, 





95 Unter⸗ 


122 UUnterſchied der freyen 
vu 


Unterſchied ver freyen und mechanifchen Mas . 
lerey praßtifch erfläret von Ernſt Lud⸗ 
wig Daniel Huch, der Bernunfticehre 
und Beredfamkfeit Profefior zu Zerbſt. 
Halle, 1773, 8. 184 Seiten. 


er Verfaſſer hat gleichfam die ganze Logik und 
Redekunſt in dieſes Werk hineingeflochten, 

und verſpricht die uͤbrigen freyen Kuͤnſte als Bau⸗ 
Bildhauer⸗ Tanz⸗ Dicht⸗ und Tonkunſt auf aͤhnli⸗ 
che Art abzuhandeln. Unter dem Worte frey ver⸗ 
ſteht er alles was die Malerey zu einer Wiſſenſchaft 
macht, und wozu Genie und Künft erfodert wird, 
oder wodurch fie fich von dem bloßen Anftreichen und 
Faͤrben unterſcheidet. Diefen Linterfehieb zu zeigen iſt 
die Abſicht der ganzen Abhandlung Er äußert ſich, nach 
dem Verf. durch den Ausdruck der Leidenfchaften, 
durch das Genie, durch bie Erhebung ber alle 
Grenzen, und dur die Erhebung zu einer 
Wiſſenſchaft. Dex Ausdruck zeige fich entweder 
ben einzelnen, ober zufammengefeßten Bildern, 
das iſt Gemälden. Die eigenthiimlichen Mittel 
des Ausdrucks, oder das was der Künftler mit 
ber Hand dazu beytraͤgt, find Linien, Züge und 
Farben. Andre Mittel des Ausdrucks hat ‚die 
Malerey mit allen fchönen Wiffenfchaften ge 
mein, und in diefer Betrachtung find die Ausdruͤ⸗ 
cke dreyerley, prächtig, Fühn und reigend. 
| Praͤch⸗ 

vv... _ 


und mechanifchen Malerey. ı 23 


Vraͤchtig werben die Ausdruͤcke, durch Dies 
taphern, Spnecdochen, Metonymien, Iro⸗ 
nien; kuͤhn werben fie durch Katachrefen, Mer 
talepfen, Hyperbeln, Allegorien ; reizend 
werben fie endlich durch das Ungewoͤhnliche, Treue, 
Ueberrafchende und Wunderbare. 
In Gemälden ober zuſammengeſetzten Bile 
bern zeigt fich der Ausdruck durch Sage, Schlüffe 
and Nachdenken. Das legtere ift cheils lebhaft 
theils feurig. Lebhaft ift es durch die Abwechſe⸗ 
lung maleriſcher Ausdruͤcke, durch Anlegung 
eines Knoten, und durch den Kontraſt; feurig 


durch die Kuͤrze, durch die Verdunkelung, durch 


den wahren Gebrauch der verſchiedenen Mas 


nieren is der Malerey, durch den Umriß, durch 


die Naivetaͤt. | 
Wir haben das ganze Sfelett diefer Abhandlung 
dem Leſer vor Augen gelegt, weil er ſich aus einzel⸗ 
nen Theilen nicht leicht einen Begriff machen wuͤre 
den, aus welchem Geſichtspunkte der. Berfaffer die - 
Molerey betrachtet hat; es iſt etwas Neues, weil 
noch feiner, wenn man fo fagen foll, von diefer Kunſt 
fo aͤſthetiſch geſchrieben, (wir-häteen bald geſagt 
pedantiſch:) Ans ift inzwiſchen bey dem Durchlefen 
‚mehr als sinmal eingefallen, ob ber Künffler, dem 
Diefe Abhandlung in die Hände, geräch, e8 nicht wig ı 
Uzens Mädchen machen würde, das, nach der mes 
sapbafifchen Liebeserflärung des Magifter Dung, . 
3 3: Bob ins nahe Thal u 
Aus dieſem Zaubertreife 
Pi er a 3 


Bon. zum 


u Unterſchied der freyen 


"au Dame der vom gleicher Qual, doch nach der 
Schäfer Weiſe fang, - Sollte er-nicht unwillig wers « 
den, wenn er erſt die 2ogif und Rhetorik Iernen muß, _ 
um mit allen den Wörtern bekannt zu werden, Die 
ihm, wie man fagt, böhmifche Dörfer find? Wir 
wollen dem Verf. indeſſen nicht abläugnen, daß 
er feinen Gegenſtand ziemlich durchgedacht, und 
bey Erklaͤrung feiner Eintheilungen auch, manche . 
gute Gedanken eingeſtreuet habe, welche Liebhaber un 
Ruͤnſtler für. die Arbeit des Durchleſens einiger⸗ 
maßen ſchadlos halten koͤnnten. Noch iſt zu be⸗ 
dauern, dat das Buch in ber Abweſenheit des Verf, 
gedruckt it, und daß der Verleger einen ſehr nach⸗ 
laͤßigen Correftor gehabt. Man trifft faft auf jeder 
Seite Druckfehler an, die oft den Verſtand verwir⸗ 
vn Z.E. S.5 heißt es Carl Marcelld (Mas. 
ratti) Krau fen das Driginal zu vielen feiner Mas 
donnn. &.7 kommt diefer Marcel] noch einmaf, . 
©. 46 Domemio Hampieri ftart Domenico. 
Zampieri, oder der bekannte Domeniching, ans 
berer unzehliger Druckfehler nicht zu gebenfen. 
Wir wollen einige feiner Gedanken den Leſern 
vorlegen. Die Linien find entweder Zeichen des 
Beritandes oder der Meigungen. In die erfte 
Klaſſe gehören die Figuren des Feldmeſſens, die lee. 
tern find für den Maler, welcher alle geraden und 
Zirkellinien vermeidet, und durch die fehönen Ori⸗ 
ginale,. bie er zeichnet, gereist, im Affekte lauter 
krumme Linien beſchreibt. Daher ift die Schoͤn⸗ 
heitslinie Hogarths eine Schlangenlinie Die Als 
een hatten eine Öattung der Dialerep, welche die 
u Maͤan⸗ 


umd mechaptſchen NRalereh. +43 


DMaandriſche, nach den unzähligen Kruͤmmungen 
bieſes Fluſſes hieß. Virgil beſchreibt ein Kleid 
als ſehe ſchoͤn, welches mit maͤandriſchen, das iſt 
ſchlang⸗ ineiſe geſetztem Purdur elngefaßt iſt, weil 
nichts, ſagt der Verf. ohne Affekt ſchoͤn ſeyn koͤme⸗ 
Die Dichter nannten alles; was diele Kruͤmmungen 


hatte, wäandrifh? vb man' aber eine befondee Ad 


der Maleten Die.männdrifche genannt, Daran zweiz 
fein wir. ſehr. Die krummen Linien find Wirkung 
gen, und daher auch Kennjeichen der deidenſchaften. 
Unmittelbar kann ber Maler, heißt ea weiter, Feng 
Neigung ausdruͤcken, da dieſe ſich über durch Geber⸗ 
den äußern, ſo entwirft er ſie im gewiſſen Zuͤgen, 
Weiche ein Inbegriff vieler Limien And ; die zuſantz 
Iren genommen ben Zuſchauer ſchließen laſſen, was 
fuͤr eine Neigung in der vorgeſtellten Figur die Ober⸗ 
hand Habt. — Nachdem aus den Junius und Quin⸗ 
tilian gezeigt worden, was einzelne Theile des Lei⸗ 
bes als die Augen und Hände zum Auedrucke einet 
Leibenſchaft behteagen, wirb durch die Sammlung 
der beruͤhmteſten jegigen Schauſpieler in Londen 
welche die Herzoginn von Northumberland in merk⸗ 
würbigen thentralifchen Rollen und Stellungen Mas 
len laffen, erwieſen, daß Maler und Bildhauer dies 
fen Geberden und Stellungen nachahmen koͤnnen. 
: &ab erhebt Hr, H. die Vorzüge des gute 
Kolorits? uͤberall mochte er gern den Mater zum Phi⸗ 
loſophen machen. Gemaͤlde, heiße es, die nicht bioß 
mach Art der Schoͤnfaͤrber mie glänzenden Karben; 
fonderu nach Maßgabe des Affekts philoſophiſch ko⸗ 
lexirt find, floͤßen beſſer tugendhafte Neigungen 
und 


> 


| t IT — " Unterfchteb der freyen 


amd Abſcheu gegen laſterhafte Affeften. ein, als eine 
vernunftkalte Sittenlehre; fie Ichren der Menſchen 
Gemürber fennen, und zeigen deutlicher bie‘ Ver⸗ 
wandtichaft der Affekten als ſtreng bewiefne Ein 


‚tenlehren. 


AInm andern Theile bes arſten Buchs geht der 
Verfaſſer nunmehr nach obiger: Einthedung die ver⸗ 
fchitdenen Arten der Ausdruͤcke durch, und giebt von 
allen Wenfpide, was nämlich Metaphern; Kata⸗ 
chreſen, u ſ. w. ſind, welches um fü noͤthiger iſt, da 
den meiſten Liebhabern der Knnſt;, dieſe aus Des 
Mhetorik entlehnten Kunſtwoͤrter unbefannt feyn 
moͤchten. Wenn S. 59 zum. Beweiſe, daß das 
Neue eine Quelle des Reizes iſt, geſagt wird, dem 
deutſchen Winkelmann gefielen nur, italieni⸗ 
ſche Formen, weil ihm dieſelben nen waren : fo moͤch⸗ 
Ken wir dieſes wohl niche einräumen, weil.man dem 
guten Winkelmann fonft auch beylegen koͤnnte; 
Daß er ben einer Meife nach Oftindien bie Eleinen ges 
gerrten Augen der Chineſer, und bie aufgeworfnen 
Lippen der Hortentotten fchön gefunden Haben wärs 
be. Es war nicht das Nene, fordern die mehrere 
Aehnlichkeit, welche Winkelmann zwifchen den rds 


muſchen Geſichtern, und dem edlen Profile griechis 


fcher Statuen, das ſich Durch einen uͤberaus gerins 
ger; fanften Eindruck der Naſe ander Stirne zwi⸗ 
fchen ven Augen anszeichnet, zu: finden vermeinte 
die dieſes Wohlgefallen bey ihm erweifte, wie Dee 
NRecenſent aus deſſen Munde fehr oft gehörer hat: 
„Daher koͤmmt es auch, . fährt der Verf, fort, daß 
adeutſche Dialer gerade ſo in Mom, wie Italiener in 

v Deutſch⸗ 


= 


| t IV — Unterfchteb der freyen 


und Abſcheu gegen laſterhafte Affekten ein, als eine 
vernunftkalte Sitrenlehre; fie Ichren der Menſchen 
Gemuͤther Fennen, und zeigen deutlicher die Bere 
wandtſchaft der Affekten ale ſtreng bewieſne Sa⸗ 
kenlehten. 

AInm andern Theile bes erſten Buchs geht ber 
Verfaſſer nunmehr nach obiger Eintheung die ver⸗ 
ſchiedenen Arten der Ausdruͤcke Durch, und giebt von 
allen Venfpide, "was naͤmlich Metaphern, Kata⸗ 
chreſen, u. f.w. ſind, welches um fo noͤthiger iſt, Da 
den meiften: Liebhabern der Kunſt, dicke aus Den 
Rheetorik entlehnten Kunſtwoͤrter unbefannt ſeyn 
moͤchten. Wenn S. 59 zum. Beweiſe, Daß das 
Neue eine Quelle des Reizes iſt, geſagt wird, dem 
deutſchen Winkelmann gefielen nur, italieni⸗ 
ſche Formen, weil ihm dieſelben neu waren: fo moͤch⸗ 
Ken wir dieſes wohl nicht einraͤumen, weil man dem 
guten Winkelmann fonft auch beylegen koͤunte; 
daß er ben einer Meife nach Oſtindien bie kleinen ges 
gerrten Augen der Chineſer, und bie aufgeworfnen 
Lippen dee Hortentotten fchön gefunden Haben wuͤr⸗ 
be, Es war niche das Nene, ſondern die. mehrere 
Aehnlichkeit, welche Winkelmann zwifchen den roͤ⸗ 


miſchen Geſichtern, und dem edien Profile griedhie : 


ſcher Statuen, das fich burch einen uͤberaus gerin⸗ 
ger, fanften Eindruck der Mafe an:der Stirne zwi⸗ 
ſchen Den Augen unszeichner,, zu finden vermeintd, 
die dieſes Wohlgefatien bey ihm erwerkte, wie Dee 
Necenſent aus deſſen Munde ſehr oft gehöre hat: 
„Daher foͤmmt es auch, Fähre der Verf. fort, daß 
adeutſche Maler gerade fo in Mom, wie Italiener ie 
v Deutſch⸗ 


— — — — ——— — 


und mechaniſchen Malerey. 12 
„Deutfehland ihr Gluͤck machen, Der Beweis 
würde fo leicht nicht fallen. Warum macht Menge 
kin id in Stalin? Weil er feinen Werfen ei⸗ 
wen Heiz bucch etwas Neues zu geben fucht? Mein, 


ſondern weil er der größte jetzt lebende Zeichner iſt; 


fine Bilder vortrefflich anordnet und meiſterhaft 
kelorirt. Er malt große Hiftorifche Gemälde, die 
fh vielmehr durch eine edle Simplicitaͤt, durch vera 
könftig gewählte Gewaͤnder, und Mebenfachen anss 
zeichnen. Liebten die Roͤmer bloß den Reiz des 
Neuen, fo. muͤßten die getändelten Eonverfationsftäs 
deder Franzoſen, oder die aus ber niedrigen Ratur 
entlehnten Gegenſtaͤnde der Niederlaͤnder mehrer 
Verfall finden; fo aber find große Zuſammenſetzun⸗ 
gen der herrſchende Geſchmack, daran fie fich durch 
dns beftändige Anfchauen der Meiſterſtuͤcke des 
Raphaels, Domenichino, Caracci und an⸗ 


dere gewoͤhnen, und jene verachten. Wann einer 


and malte wie Teniers und Oſtade, oder wie 


Greuze, und Watteau, fo würde man vielleicht, 


kine Werke mir einigem Wohlgefallen, und einem 


baren Blicke anſehen; ob der Meifter aber fein, 


Gluͤck machen würbe, daran zweifeln wir fehr. Wars . 
um aber ſehr viele Italiener in Deutſchland Bey— 
fall finden,. daran ift fehr oft wohl nicht das Meue 


ud noch viel weniger eine vorzügliche Geſchicklich⸗ 
fait, ale vielmehr der Deutſchen Vorurtheil ſchuld. 
So wie manche gnädige Frau glaubt, daß der Fri- 
eur nothwendig ein geborner Franzofe ſehn muͤſſe, 


fo denken viele Große, daß einer unmpͤglich gut mas 


Im könne, wenn fein Dame nicht anjeigt, baß er 


jenfite 


728 AUnterſchied der frehen 

jenfeira ber Alpen geboren ſey, wenn "gleich, nad 
dein Urtheile der Kenner, mehr als ein Deutſcher an 
einem Orte lebt, der gleiche, wo nicht größere Ge⸗ 
ſoicklichkeit beſitzt. Wenigſtens haben wir, ohne 
einmal Mengs zu nennen, in Deutſchland Mei⸗ 
ſter aufzuweiſen, bie in allen Arten den jetzigen Ita⸗ 
kienern ad bie Seike geſetzt werden koͤnnen. 
Befy Gelegenheit der Linterfuchung, welche Korn 
bey der Andrdnung bet Gemaͤlde die beſte ſeh, wird 
die eigentliche Figur des Ouitennp der Alten, welche 
manche für pyramibaliſch, andere für ein fd genann⸗ 
tes Andreas Kreuz oder X annehmen, eigentlich 

aber von ber lehtern verſtanden werden auf, “für 
bie befte erflärt. Inzwiſchen darf bie Sigue nicht 
nothwendig zweyſpitzig zulaufende Piramyben ober 
Triangel vorſtellen, ſondern es koͤnnen auch zwey ab⸗ 
geſtumpfte Triangel ſeyn, deren Spitze der Haͤlfte 
der GOrundlinie gleich iſt. Jedoch ein Maler von Lis 
nigem Genie wird ſchoͤn anordnen, oßne fa um rei 
Quincunx zu bekuͤmmern. 

Das Hauptſtuͤck vom maleriſchen Bent iſt und | 
febe ſpeeulativiſch vörgefommen. Das wilde Feuer 
entſteht nach dem Verf., wenn ber Maler beſon⸗ 
ders ſchoͤne, praͤchtige, kuͤhne vder reizende Linien, 
Rüge und Farben anbringt, wo ber gereinigte Af⸗ 
fekt nur zierliche befiehlt. Wie wird man dem Kuͤnſt- 

ler 


) In dieſem Verſtande wird 28 auch in den fran⸗ 
zoͤſtſchen Büchern von der Gartenkunſt genom⸗ 
men; Baͤume en Quinconce gepflanzt, haben 
dieſe Figur: * 


y , 


und mechanifchen Malerey. 129 
fer dieſen Risterferieb begreiffich machen, oder wie 
wird man ihn ſelbſt genau beſtimmen koͤnnen? Wenn 
man gleich nad) der hier befindlichen Vorſchrift Ho⸗ 
garths Zergliederung dee Schönheit zur Hand 
wimmt, and 5. E. fagt „rwildes Feuer ſey, wenn man 
von ven Wellenlinien deſſelben No.2.3.4. 3.6.7, 


wäßle, wo der Affekt nur No. x. verlange, ſo moͤch⸗ 


ven wir erftlich fragen, wer denh dieß Kunſtg⸗ 
gegeben? und wenn es auch ein Geſetz wäre, ob dem 
Koͤnſtler nicht alles Feuer ben der Zeichnung verges 
hen daͤrfte, wenn er erſt unterſuchen ſoll, vb feine Wel⸗ 
Ienlinie unter Do. 1. oder Do. 5. zu rechnen ſey? 
Sie Grenzen des matten Feuers find für Künftler 
eben fo numerirt, damit fie ſich aber dafuͤt huͤten 
mögen, fo swirb ihnen, was mattes Feuer heißt, auf 
folgende Art deutlich. gemacht: „Es entftche 
wenn die Gegenſtaͤnde Fleiner oder attifch vorge⸗ 
ſellt werden, ob wohl ber gereinigte Affekt einen 
ſtatken oder aflatifchen Ausdruck verlange „ Um 
dieſe Erklaͤrung praftifcher zu machen, wird fie ehen⸗ 


- falls mie Numern nach dem Hogarth duch den 


Gegenſatz des wilden Feuers beftimmt. Mir wol 
len es den Liebhabern der Kunit, und den Kuͤnſt⸗ 
lern ſelbſt überlafien diefe Beltimmungen zu beur⸗ 
teilen, wir halten unfre Meynung zuruͤck, damit 


ber Verfaſſer uns und andre nicht, wie er hie &, 
. 246 gar, für feichte Kunſtrichter erkläre, 





N.Bibl.xv. B. St. 9 Bu Beur— 


t 


130 Beuttheilung der architekt. Ausſtell. 


VIII. 


Beurtheilung der architektoniſchen Ausſtel⸗ 
lung, bey der Churfuͤrſtl. Saͤchſiſchen 
D Kunſtakademie zu Dresden, vom Jah⸗ 
ve 1771. | 
aft alle Jahre bluͤht in Sachfen ein jumger Zweig 
| F der neuen Pflanzſchule in der Baukunſt auf: 
Dießmal entdeckte ſich, daß auch der Luſtgartenbau, 
der billig unter die ſchoͤnen Kuͤnſte gerechnet wird, 
nicht ohne Nutzen ſey gelehret worden. | 
Der Reiz der Luſtgaͤrten hatte auch bie Römer 
‚gefeflele: Halb Italien war mit den prächtigen 
Gärten und Sandhänfern beſtreuet. Und fo bes 
ſchreibt ver jüngere Plinius feine beyden Luſtgaͤr⸗ 
— ten zu Zaurentinum und Tufculum recht-wolläflig, 
- aber doch regelmäßig fhön. Wie viele Baumeifter 
haben fich nicht bisher bemuͤhet, die Luftgärten nach 
der Natur zu bilden, und den alten Hollänbifchen 
Geſchmack auszurotten. Ja fo gar gelehrte Eng⸗ 
länder beitreben ſich jetzt noch Negeln zu erfinden, 
: wornadh fie ihre Gaͤrten in viele Scenen, gleich den 
&inefifchen, zu Erweckung verfchiedener Leidenſchaf⸗ 
. ten eintbeilen wollen. Ich laſſe das Letztere an 
ſeinem Ort geſtellet ſeyn. Nur begreife ich nicht, 
warum die gute Meßkunſt alle den Scenen hinder⸗ 
lich ſeyn ſoll, da fie doch bey der Ton⸗ und Tanz⸗ 
kunſt nicht weniger Leidenſchaften erregen kann. 
Sollte wohl nicht bey den mehreſten Scenen auch 
bie mehreſte Einbildung Herrfchen ? 
J HHoqme 





bey der Churſaͤchſ. Kunſtakademie. 131 


Home giebt im dritten Theile ſeiner Grundfaͤ⸗ 
de der Kritik, dennoch viel Gleichſeitiges, und- Abs 
geneffenes um das Wohnhaus. herum zu, ob er 
gleich auch Scenen verlange. Er will nur, daß 
das Megelmäßige ſich nach und nad) ins natärkiche _ 
and ländliche Schöne verlieren ſoll; und barinnen 
bin ich dollkommen feiner Meynung und uͤberlaſſe 
die Scenen ven Dichten. Dahingegen ber Autor 
bes kuͤrzlich überfegten Werkchens: Beurtheiluns 
gen über das heutige Gartenweſen, ſchlech⸗ 
terdiags alle Geometrie, ald etwas Gezwungenes 
derwirft, und nicht einmal drey Bäume in gerader 
Linie, gleicher Write und Höfe, in einem Garten 
duldet: Er verlanget ausdrücklich, daß das Gleich⸗ 
fritige ber Haͤuſer nicht bis in die Gärten reichen 
foße. 


So gieng es vor erliche dreyßig Jahren mit 
ben Verzierungen in Frankreich? da follte das 
SHeicyfeicige der Häufer auch nicht Bis an die Ziere 
rathen fangen. And dieß aus eben der Lirfache, - 
weil die Natur in ihrer Schönfeie nichts Gleiche 
Pprmiges zeige. Nest wird der ungfeichfeitige Sen 
ſchmack als eine Misgeburth uͤberall ausgerottet, 
nachdem man ſich beſonnen, daß bie Natur die 
ſchoͤnſten Menſchen und alle lebendige Geſchoͤpfe, ja 
ſo gar die Bluhmen im vollkommenſten Ebenmaaße 
gebildet habe.‘ Und fo wird es eben auch-mit ber 


Zeit dem neuen englifchen Gartenbaue geben! Man 


wird ber Geometrie und den guten Verhaͤlrniſſen 
wieber Abbitte und Ehrenerflärung thun. Ich 
verwerfe deswegen gar nicht das ungezwungene 

J2 Sam 


J 


133 Beurtheilung der architekt. Auoſtell. 


Schöne ver Matur. Ich liebe es vielmehr: und 
welcher Menſch wird es nicht lieben? Allein ich ach⸗ 


| 


te nur nicht eine ſchoͤne Gegend und bie ‚wilden . 


Spaziergänge für einen Luſtgarten. Wollen bie 
Engländer eine fhön angepflanzte- Landſchaft einen 


Garten oder ein Paradies nennen, und ſich Damit -- 


begnügen? Gut. Mir ſcheint 46, ale ob die Dias 
tur igrem Lande viel Schönes verſagt babe, das fie 
durch neue Anlagen erfegen wollen: -Dahingegen 
die gütige Natur fo viele Schoͤnheit in Italien und 
Sachſen verſchwendet hat, dei wir bey weitet 
nicht über alle Kleinigkeiten fo entzuͤckt ſind wie ſie. 
Daher verlangt man auch hier zu Lande einen ſchoͤ⸗ 
nen Garten in einer fchönen Gegend zu fehen. Man 
will Natur und Kunſt beyſammen Gaben. - Lind 
unter diefer Bedingung find die mehreften unſerer 


Jandgärten ſeit ſechzig Jahren her amgeleget wors 


ben; darunter der gräflich Watzdorfiſche zu Lichtes 
walde den Chenmitz im Gebürge, und ber neue gräfe 
fich Bigthumifche zu Otterwiſch bey Leipzig den Vor⸗ 

zug haben. . hie follen denn aber die Schloß und 
Sdtadrtgaͤrten angeleget werden ? Davon faget dee 
Engländer gar nichts. Ich bleibe alfo auch hier⸗ 
inn, wie in der Baukunſt bey den einmal feſtge⸗ 
ſtellten guten Regeln, und laſſe mich weder von be⸗ 


ſagtem Werkchen anfechten, noch von dem Maſon 


wid allen engliſchen Dichtern eimfingen. 
Nach dieſen Grundfägen nun und den Vegrif 


fen, dis ich mir auf meinen Reiſen erworben babe, . 


will ich die Dießjährige Ausſtellung befchreiben, und 
meine Gedanken darüber eröffnen. | i 


‚ ı Die 


bey der Churfächf. Eunſtatademie. 133 


- Die Ausſtellung des Herrn Hofbaumeiſters 
und Profeffors Krubſacius beftund aus einem für 
den verfiorbenen Fuͤrſten Czartoryski, Kronjägers 
weiter von Polen, erfundenen Garteñgrundriſſe, 
der, wie ich erfahren habe, vor zihen Jahren, 
auf einem feiner Güter in Litthaum, ganz neu Bat 
ungeleget werben ſollen. Der Riß war zu mehrerer 
Berftändtichfeit mic einem Regiſter verfehen; und 
alfo Eonnte ich den beſtimmten Gebrauch eines jeglis 
den Stuͤcks wiſſen, und mit dem airkel, obwohl 
auf dem Glaſe nachmeſſen. 
Der ganze Garten mit allen Gebaͤuden und 

. Borhöfen war tauſend Toiſen ober Klaftern larıg, 
forne zweyhundert und ſiebenzig, und. am Ente 
über fetbehundert Klaftern breit, halb frey und halb 
umſchloſſen. Seine Geſtalt läßt fich nicht befchreis 
ben: denn fie war forne und rechter Hand winfel 
echt .gerabe; linker Hand aber und Hinten waren 
fo viele krumme Aus⸗ und Einbengungen und abges 
fonderte Stuͤcke, die ſich befier ſehen, als befchreis 
ben laſſen; es wäre denn daß man ‚bie Geſtalt halb 
franzoͤſiſch und halb englifch nennen wollte: und fo 
war meinem Erachten nah; der ganze Garten 
nah Homes Grundfägen angegeben. Die 
Hauptabſicht darbey war, eine fumpfige Wiefe, "die 
mit etwas erhöhten Feldern, Buͤſchen, unb weiters 
Gin, mit einem fleinen Walde begränzet, und von 
rinem ſchmalen Bächelchen gewaͤſſert war, nutzbar 
zu machen; das Schloß der Stadt mit dem nädr 


Men Dorfe zu verbinden; fich dadurch eine beſſere 


Ausficht zu verſchaffen, und überhaupt «ine Som⸗ 
3 


‚ miete 


28 


1234 Beurtheilung der architekt. Ausſtell. 


merwohnung zur Luſt und Jagd zu erbauen. Die⸗ 
ſes Unternehmen konnte nun nicht anders, als durch 
Kanaͤle, und Waſſerſtuͤcke geſchehen, um die Wieſe 
zu trocknen und zu erhoͤhen, und darauf war auch 
- ber Entwurf gerichtet. Dieb fahe man deutlich 
und das Liebrige fund auf dem Riſſe gefchrieben. 
Das Vorzoͤglichſte bey der ganzen Anlage, welches 
wir ſehr wohl gefiel, war ver Gedanke: baf um ben _ 
zweyten, beunabe ovalen, und hundert und funfjig 
Ellen großen Borbof herum, fieben abgefonderte 
Gebäude, auf einer Erhöhung mit Stufen kunden, 
bie mit einem bedeckten GSäulengange zuſammen ges 


hangen waren; davon das Mitrelfte, ala das Größe _ 


te, zur Wohnung des Fuͤrſten, Die übrigen aber zu 
Wohnungen der Gäfte dienen follten; fo wie bie Eleis 
nen Haͤuſer, um din großen Freyplatz zu Marly 
herum, zu Wohnungen der Hofſtaat beſtimmet 
Hd. Dieß iſt eine große Bequemlichkeit, für 
Hausherren und Bäfte zugleich. Die Griechen 
hatten das fchon gewußt; fie legten aber nur in ih⸗ 
sen voeitkäufigen Hänfern und Hoͤfen abgefonberte 
Wohnzimmer an, und ließen die Säfte auf bes 
Hausherren kinfoften unter fich effen umd trinken 
was ihnen beliebte ; dadurch wurden beyde Theile 
nicht in ihren Gefchäfften geftöret, und die Hausher⸗ 
sen Fonnten ihre Freunde alle Stunden fprechen, 
wann fie wollten: dahingegen lebten bie Säfte, auch 
> @ben fo bequem, als 06 fie zu Haufe wären. Hier 
lag fo gar auch Hinter jeglichem Gebäubchen ein Fleis 
ner verfchloffener Luſtgarten ‚ beynahe wie in 
einen Eamalpulenfer Klofter , davon der kleinſte 

hundert 


Bey der Churſachſ. Kunftafademie. 135° 
Sunbert und funfzig Ellen lang, und hundert Eilen 


breit war, und biefe alle in ganz verfchiedenen Ges 


falten, mit Fleinen Sufthäufern, Blumenſtuͤcken, 


Waͤſſern, Bäumen und Heden, recht artig und 


Inftig eingetheile. Vor diefem Hofe Ing ein noch 


größerer , mit einer durchfichtigen herausgebogenen 
Einfarth, von zweyhundert und zwanzig Eilen lang 
und einhunderf und zwanzig Ellen breit, mit Vaͤu⸗ 
men imd einem Teiche verſehen, daran die Küchens 
und Dienerwohnungen gebauet waren, bie Ginter 


fid) noch befondere Hoͤfchen hatten; da vor der Eins 


fahrt, gleich -anı Anfange des Dorfes, noch zwey 


große Stallgebäude mit ifren Höfen, und andere 


zur Hofſtaat gehörige Haͤuſer ſtunden. Linkerhand 
beyder Schloßhoͤfe, und beſagter Gaſtgaͤrten, lagen 


der Baum⸗ Kuͤchen⸗ und Spaliergarten, und ˖ weis - 


terhin, der Pommeranzengarten, mit den Gewaͤchs⸗ 
und Treibhaͤuſern, recht gegen Mittag gefehrer. 
Hinter dem Schloſſe aber fieng fich der große herr⸗ 
ſchaftliche Luſtgarten an, der nothwendig einen frey⸗ 
en Platz, hier, von dreyhundert Ellen lang und 
aweyhundert und zwanzig Ellen breit, mit Luſtſtuͤ⸗ 
cken von Raſen belegt, und mit Baͤumen und He⸗ 
cken begraͤnzet, haben mußte. Ein großes rundes 
Springbecken lag am Ende deſſelben; und auf bey⸗ 
den Seiten waren große Heckenkabinetter mit Bäus 


men zu fehen. Hier theilte ein breiter Duergang, 


-_auf den man unter hoßen und weiten Bogenlauben 
hinweg, ins frene Feld ſehen Fonnte, den ganzen 
Garten ab: der mittlere Hauptgang aber van achts 


zig Ellen breit, mit vier Reihen Baͤumen und einem 


J4 | Raſen⸗ 


\ 


U 


\ 


136 Beurtheilung der architekt. Auoͤſtell. 


Mafmteppich verſehen, lief noch dreyhuudert und 
ſechzig Ellen, bis zum Anfange des Zuftwoldes fort z 
wo felbit er an einen Kanal flieg ‚ der ich bis zu 
Sa des Gartens in gerader Linie und einer Breite, 
von fechzig Ellen fortzeg: Vom Anfange machte 
er zweene Arme, daran ftunden zwey große Garten⸗ 
bäufer einander gegenuͤber, die ſich im Kansle fniex 
gelten; aulegt aber enbigte fich der lange Hauptfas 
nal, mit einem großen Waſſerſtuͤcke, und ferner mit 
sufammengehangenen Zeichen, außerhalb im Selbe, 
Im Mirtel befagten Hauptkanales lag ebenfalls ein 
großes Waſſerſtuͤck mit einem Strudel; und er ſelbſt 
theilte ich in die halbe Breite, umfchloß und Durchs 
ſchnitt einen-großen runden Plag, darauf Bäume 
reihenweiſe zur Durchficht gefeger waren. Ja er 
theilte ſich nochmals oberwaͤrts, befchrieb ein fpigie 
ges Dreyeck, das wieder wit einem Kreisſtuͤck durch 
ſchyritten war, und dag auf feiner obern Grundlinie 
noch einen Kanal im halben Kreife auf fich ſtehen 
hatte, ver fi an das legte große Waſſerſtuͤck an⸗ 
ſchloß. 

Waͤre nun dieſes bie einzige Ausſicht des neuen 
Sohloſſes geweſen, ſo wuͤrde man ihrer bald muͤde 
geworden ſeyn; ſo aber genoß man, aus dem mittlern 
vorſpringenden Hausſaale eine fuͤnffache Auoſicht, 
naͤmlich: links und rechts, auf ein altes, und ein neu 
anzulegendes Vorwerk; hernach auf. vorerwaͤhnte 
gzwey Gartenhaͤuſer am Querkanale, und in ber 
. Mitte, über den größen Kanal und die Teiche hin⸗ 
wed, auf bie naße gelegene Stadt und das daran⸗ 
fehende alte fuͤrſtliche Schloß, Derleichen Aus⸗ 
| ſidten 


‚Sen dee Churſachſ. Kunſtalademie. 137 
(ehren geben, unter fo vielerley Winkeln, da, wg 
fie einen ober. den andern Quergang durchfchneiden, 
GSelegenheit, zu ſechs und mehrfachen Sternauss 
Atem, vor⸗ und ruͤckwaͤrts ber ganzen Gegend; 
wenn man nämlich einen angenehmen Gegenſtaud 
trifft, oder einen dahin feger; fie beſtimmen ferner . 
den Dirt, wo man einen Heckenſaal, win Kabinet, 


eber ein Sartenfsiel am fuͤglichſten anlegen kann. | 
Dem allen ungeachtet, muß fein ſolches Gare _ 


tenſtuͤck dem andern gleich und aͤhnlich ſeyn. And 
fo habe ich auch wirflich in dieſem gezierten Garten 
über bregßig Hauptitücke gezehler, die Alle ebenmaͤſ⸗ 
fig in ongenehmen Geſtalten, Schwuͤngen, und 
Verhaͤltniſſen, mit Zirkel und Linial gemacht wa⸗ 
ven; und davon beungd) Feines dem andern aͤhnlich 
war, zu geſchweigen der wilden Stuͤcke, da fo gar 
fen Gang dem andern ähnlich ſahe. Da ich ver 
wilden Stuͤcke gedenke, fo muß ic) nunmehr bon 
dem arfadifchen Sefilde etwas fagen. Es ftieß lins 
fer Hand bes Gartens gleich an das mittlere. große 
Waſſerſtuͤck und den runden Kanal an, und war 
über taufend Ellen lang und eben fo viel, jedoch une 
gleichfeitig breit; die Ausficht gieng viele Dieilen im 
einer großen Ebene fort, mit wahren Feldern, Dörs 
fern, und Fluhren beitreuet ; und alfo war dieſes 
Gefilde für den Vorgrund der legtern zu achten, fo 
daß man die Gegend darzu rechnen fonnte, und-auch 
nicht. Ich will es in der Kuͤrze befchreiben: dan 
Baͤchelchen, das die Wieſe waͤſſerte, und allen Ka⸗ 
nalen Nahrung gab, war dahin geleitet; es durch⸗ 
wen bas Ochise ı und machte hier und da kleine 
J5 Teiche, 


I 98 Beurtheilung der architekt. Ausſtell. 


Teiche, und Heger. Von ben ausgegrabenen Tei⸗ 
chen, und dem laufe des Baͤchelchen, waren ohne 
Ordnung fleine Hügel angefchürter, und hohle Wege 
und Dämme gemacht; auf ben Huͤgeln flund ent⸗ 
weder altes Gemaͤuer, eine Einſiedeley, ober fonft 
ein anderes Häuschen zwifchen Bäumen und Straͤu⸗ 
“hen; bald fah man eine indianifche Kabane, nach 
verfchiedenee Art mit Fleinen und wunderbaren 
Gaͤrtchen, bald einen Stall zu ſeltnem Viehe; Hier 
lagen Felder mit ausländifcher Saat; dort Luſt⸗ 
wieſen von fremden Klee und Graſe; Ueberall 


wer die Gegend mit fhlänglicten Fußftegen durch⸗ 


fgnitten, um von einem Orte zu dem andern zuges 
langen ; Lieberall ſtunden einzelne, doppefte, und 
dreyfache Bäume, die ſich in Klumpen ſammelten, 
und wieder auseinander zogen; bis daß fie auch oͤſ⸗ 


. ters Fleine. Gebuͤſche von allen Arten wilder Bäus 
me, nach mancherley Geſtalt und Grün, vorſtell⸗ 


ten. Den alle dem aber war eine gerade Haupt⸗ 
ausficht nicht vergefien; die aus einem auf der ans . 
dern Seite des Gartens und der Landfchaft gegen 
überftehenden erhabenen Gartenhaufe, das zum Abs 
ſtandspunkt der Landſchaft beſtimmt zu ſeyn fchien; 
ſich anfing, daraus man dann uͤber die Baͤume 
und Kanaͤle hinweg, die neu angelegte Landſchaft, 
und darüber hinaus, die Natur felber ſehen konnte; 


die man auch unten zwoifchen den Bäumen, obwohl 


gertheilt erblickte. Endlich ag oberhalb der Land⸗ 
fchaft, die gewißlich von allen Standpunften,wenn 
man in ihr, oder um fie herum hätte gehen follen, 


| unendlid viele Abweqhſclungen wuͤrde gehabt haben, 


wieder 


wur 


/ .. 

bey ber Ehurfächf. Kunſtakademie. 139 
wieder ein ganz runder Fafangarsen von ungefeße 
ſechehundert Ellen im Durchſchnitte: Er beitund 
aus einem Sterne von fechzehen Ausfichten ins 
Stege, der, nach der meueften Arc, man mag das 
teipziger Nofenchal ruͤhmen wie man will, entiegs _ 
lich garflig gelafien haben würde, mir aber um 
deswillen gefiel, weil eines Theils fich alle Auss 
ſichten, durch kleine Kandle endigten, die auf cinen 
runden Kanal aufilunden, der den Kafangarten, in 
die Haͤlfte theilte, bavon die innere Hälfte mit nie« 
drigen Sträudyen zu Safanen Ständen, die dußere 
aber mit hochſtaͤmmigen Bäumen befeßee war; und 
alfo dieſe Waflerfpigen , fo zu fagen einen Stern ' 
mit Strahlen, des blinfernden Waſſers vorftelleten. 
Anvderntheils aber auch, weil die Safanen wenn fie 
auffliegen, aus dem Mirtelpunfte und fo vielen 
Gängen, des Gartens hätten fönnen gefchoffen wers. 
den ; mithin war diefer Safangarten, nicht nur fon, 
fondern auch zur wahren Abficht angelegt, Ver 
Wald war um ihn herum, über Hundert und funfs 
sig Ellen lichte ; von dar gieng er linker Hand wei⸗ 
ser bis an das Ende des Riſſes. | 

Der Garten war alfo überhaupt von ungleich 
feitiger geraber und gekruͤmter Seftalt: es waren 
gerade, und Frumme, breite und fchmale, dunkle 
und lichte, von Hecken und Bäumen, Walde, Wafe- 
fer und Nafen eingefaßte Gänge die Menge darz 
innen, die nach allen Gegenden zuliefen. Er harte 
von verfchiedenen Punften, befonbers aus den Ges 
Bänden, Drey, fünf, und mehrfache Ausfichten, auf 
angenehme Srgenftände oder ind Freye; und w 

no 


2740 Beurthellung der architekt. Ausſtell 


voch lag er nicht entdeckt; ſondern feine Theile, Dans 
aus er beſtund, fand man erſt im Spaziergehn ; 
keines fah dem andern ähnlich, ja nicht einmal ſich 
feloft, wenn man es von einer andern Seite bes 
trachtete; und fo herrſchte überall, und in gueer 
Abwechſelung, nichts als Natur, mit Kunfl, Orde 
nung, Fleiß und Nutzen, vermiſcht; zum Beweiſe, 
daß der bisherige Weg immer noch ber ſicherſte 
und befte ift, der und jur ſchoͤnen Gartenhaukunſt 
rau, 

So fehr ich mich nun Über diefen Gartenrif 
gefreuet babe; fo misvergnuͤgt Bin ich, daß er nicht 
ift ausgeführet worden. Die Koften haben es niche 
gehindert: denn in Pohlen bauet man. mit Zeibeiges 
sen, mit Ziegeln, Holz, Bäumen, Sträuchern und 
Erde, auf dem Lande ſehr wohlfeil; wohl aber der 
jeßige Krieg und ber Tod des Fuͤrſten. Und da 
er alfo wohl gar nicht angelegt werben bürfte; fe 
bat der Hr. Hofbaumeiſter wohlgethan, Daß er ihn 
aufs neue gezeichnet, und Öffentlich ausgefteller har, 
Er war audy fo fauber mit der Feder recht fituas . 
tionsmäßig gezeichnet, und mit Barben ganz blaß 
übergangen, daß er Die Arbeif eines Kriegsbaumei⸗ 
ters zu feyn ſchien. Ich Habe mich zwar vor dem 
Jahre über die Angftliche Muͤhe, in den Bauriſſen 
‚ ein wenig aufgehalten; alein'ich feße nun wohl ein, 
Daß wenn der Bauplatz fehr groß, und der Maaß⸗ 
Hab fehr Elein it, und alle Kleinigfeiten, in wenis ' 
gem Naume, ſo wie bier auf das genaueſte anges 
deutet werden follen: fo wird der Riß von felber 
kr mübfam ; und alfo muß ein geſchickter Baumer⸗ 

fter, 


— —— — — — — — — — 


bey per Churfaͤchſ. Kunſtakademie. 141 


Per fo: wohl fauber als fluͤchtig, und dennoch kraͤf⸗ 
Hig-gichnen fönnen: - - ' 

Es waren noch mehrere Sartenriffe ber Schar - 
leren dorhanden, die ich nachholen will; wenn ich 
vorher zur Abwechslung die Ausfiellung des fehe 
geſchickten Unterlehrers Herrn Hoͤlzers werde bes 
ſchrieben Haben, Derſelbe hatte bie Gartenanſicht 
eines großen koͤniglichen Schloſſes, von zweyhun⸗ 
dert und vier und zwanzig Ellen lang gegeben; eb. 
iſt faſt unnoͤthig zu fagen, daß es auf einer Raſen⸗ 
erbotzung ſtund, bie ver dem Schloſſe vorbey lief 
ww vrey große breite Freytreppen von neun gerar 
ben Stufen hatte: denn ich habe noch feinen Riß 


.ausgeſtellet gefunden, daran der Fehler des hieſigen 


Churfuͤrſtl. Hauſes im großen Garten nicht wäre 
vermieden worden. Diefer Fehler beſteht darinne; 
daß Das Haus auf ebener Erbe, mitten im großen 
Freydlatze des Gartens nach iralienifcher Art ift hin⸗ 
geſchet worden; daher auch das Erdgeſchyß fche feuch⸗ 
Be iſt, ungeachtet man um ſelbiges herum, time 
Naſenvertiefung ausgeſtochen hat; die aber weder 
das Auge betruͤgt, und das Haus erhebet, noch der 
Feuchtigkeit wehret. Zum Gluͤck iſt es ein bloßes 
Gartenhaus, unten mit ſteinernen Platten beleget: 
wäre es aber em Wohnhaus, wie. das Schloß zu 
Sansſouti; fo wuͤrde es eben fo ungefund zu bewohr 
Ben ſeyn, wie jenes, und befkändig mit neuen Sußs 
Safeln muͤſſen beleget werben. | 
Die Hoͤhe des ausgeſtellten Schloffes, von der , 
Zocke an bis mit dem Dachſimſe, verhielt fich bey 
nahe wie Eins ya Sieben. Es war alſo A feiner | 
Ä oo Länge 


142 Seirtheluingb der arte Aubfel. 


Lange nicht zu niedrig ſonſt hätte ed das Anſehn 
von Kafernen gehabt; feine Länge erfüderte auch, 
daß es im Mittel und Eden Eräftig vorfpringen 
mußte: es hatte alfo im Mittel einen runden Vor⸗ 
fprung von fünf großen DBogenfenitern und Thüren 
mit fregftehenden gefuppeleen römifchen Säulen 5 
und an ben Eden von drey Bogenfenſtern und 
Tpüren, als ein halbes Sechseck geſtaltet, mit eins 
fachen Säulen. Diele drey Vorſpruͤnge hingen 
mit neun großen Fenſtern, alle mit geraden Ver⸗ 
dachungen, und mit einfachen Wandpfeilern zuſam⸗ 
inen: das war die Austheilung in der Laͤnge. In der 
Hoͤhe aber ſtunden die zwey Geſchoß hohen Saͤulen 
und Pfeiler auf einem Unterbaue von einem Geſchoſſe 
hoch, der ganz glatt und ohne baͤueriſches Werk war, jes 
Doch vorgerüchte Schäfte hatte, die nur bis unter dem 

Burtfinms etwas verfröpft waren. Diefes hat mie 
recht woßlgefallen: denn ber Gurtſimms mit feinem 
Unterbaue, diente bey jeglicher Saͤulenweite, zu cis 
nem Austritte, ber zroifchen ven Saͤulenzocken mit 
einem ftiinernen Bruftgeländer verfehen war, da 
mir fonit allemal die Austritte auf Tragfteinen fehe 
gerbrechlich zu ſeyn fcheinen, ob ich fie ‘gleich nicht 

ganz verwerfen will. Auch würde der verfröpfte 
Gurtſimms, mit feinen weitvorſpringenden Schäfs 

fen, einen gar zu hohen Saͤulenſtuhl vorgeftellet 
haben und fünnte man wirklich mit Zaugier fagens 
die Säulen giengen auf Steljen; wollte man aber 
Diefe Schäfte gar weglaffen, fo fähe der Linterbau 
viel zu glatt aus, wie an Louvre zu Paris. Auf 
dem mitelern runden Borfprunge ftund eine fleinerne 
Kuppel, auf ihrem Poſtamente, die durch große 
Ä epfürs 


Tender Churſaͤchſ. Kunſtakademie. 143 


eyfoͤrmige Fenſter erleuchtet war: und auf derſel⸗ 
ben erhob ſich ein Prachtkegel wieder auf ſeinem Po⸗ 
ſtamente, der mit einem Gefaͤße gekroͤnet war. Die 
beyden Eckvorſpruͤnge hingegen zeigten nur ein er⸗ 
babenes, und befonbers wohlgeſchweiftes Manſar⸗ 
dendach mit zwey ovalen Dachfenſtern, auch Po⸗ 
ſtamenten, darauf im Mittel ein wohlgezeichnetes 
Schild ſtund. Die Dachpoſtamenter waren uͤber 
dein ganzen Hauptgebaͤlke mit einem Dockengelaͤn⸗ 
der, und den gehörigen Bilderſtuͤhlen über jeglichen 
Banbpfeiler zufammengebangen; Binter denen ein 
Kupferdach mit Kappfenftern und Teuereflen zu fes . 
ben war. An dem gauzen Standrifie waren weiter. 
feine außerwefentliche Zierratben zu finden; als uns 
sm am Misteleingange, zwo Gruppen Schnigbils - 
der, auf der fortlaufenden Zoe, und an ven Ede 
eingängen zwey Gefäße, nebſt einigen verzierten 
Schlußſteinen. Oben hatten nur die Senfter, zu 
Bemerkung der Mittel des Schloffes, verzierte 
Schlußſteine und höchftens einen Medaillon, ober 
ein Sorbeergebenfe ; ja es flunden bloß Aber den 
Saͤulen Gruppen von Kindern oder Gefäßen, und 
das mittelſte ovale Senfter der Kuppel, ſtellte gleiche 
fam ein Durchbrochenes Feld eines großen wohlge⸗ 
zeichneten Schildes mit ein paar Kindern und Pals 
men vor, basein artiger Gedanke war, zur Ers - 
leuchtung der Kuppel diente, das Hauptmittel vors 
zuͤglich bemerkte, und fich recht gut ausnahm. Alle 
übrige Baukunſt daran war glatt, und durch ihre 


weſentliche Theile mehr als zu reich verzierek, 
Uebrigens war bie feine Ausarbeitung des Riſſes 


recht 


244 Beurthelling der architekt. Anoͤſiell. 
recht gut, und es machte ſolche, befonders aber bie 
Erfindung dem Herren Hölzer viel Ehre, 

Here Johne, ber einer der älteften Scholaren 
“tft, hat dießmal feinen großen Paläiten entfageh, 
und ein wohleingerichtetes adeliches Eckhaus, in eis 
ner großen Stadt, auf einem ſehr ungkichfeitigens 
Platze erfunden und gezeichnet. Der. Srusbeiß 
geigte drey innerliche, ziemlich große Höfe mit als 
len berumliegenden Bequemlichkeiten, die auf zwo 
Bamilien , in jeglihem Stockwerke eingerichter mas 
ren. Die längfte Anſicht dieſes Eckhauſes war 
achtzig Ellen; fie deſtund aus drey Stockwerken, 
vhne Saͤulenordnung, jedoch mit hinaufgezogenen 
glatten und erhabenen Streifen, die die hieſigen 
Maͤuerer Leſeen nennen, und fie an alten Haͤuſern 
ohne Unterſcheid anbringen. Eigentlich ſtellen die 
Leſeen verſtuͤmmelte Wandpfeiler vor, baran die 
Außgefinmfe und Knaͤufe fehlen, die aber oberes. 
waͤrts mit einem Streifen zuſammenhangen, dee 
den Fries vorftellen fol; und die clio ein vertief⸗ 
tes Feld ausmahen, darinne die Fenſtet ſtehen. 
Wenn diefe Leſeen die Berhättnifje eines Waudpfei⸗ 
lers Haben, fo fehimeicheln fie dem Auge, wenn fie 
aber zu ihmal, wie eim Bret ober eine Latte an 
ven Fenſterſchaͤften binauflaufen, fo fehen fie nicht 
gut aus. Hier harte fie Herr Johne, in guter 
Verhaͤltniß angeordnet. Ich fehe alſo gar wohl 
‚ein, daß derjenige, der die Lehrre der GSäulenords 
nung inne bat, fü Teiche nichts Linverhaltendes an⸗ 
giebt. Das Haus frönte ein glarter Hauptfimms 
über den ebenfalls eine glatte Zocke fortlief, auf De 


ben der Churſaͤchſ. Kunſtakademie? rag 


in der Micte und an Ecken haͤbſche Aufläge, von 


Schildern und Gefäßen flımden Das unter: 


GBeſchoß war mit baͤueriſchem Werke derſehen; dar⸗ 


un an Mittel: und Ecfvorfpringen,, Austritte auf 


Kreagſteinen mit eifernen wohlgeſchlungenen Geld 

dern raheten. le übrige außerweſentliche Zier⸗ 

athen waren ſparſam, und an rechtem Orte ange⸗ 
beacht | 


Ein eben ſo haͤbſches Buͤrgerhaus hatte Herr 
Lohſe, der ſeine Baukunſt der Akademie zu dan⸗ 
fen dat, und nunmehr Mauermeiſter in Dresden 
geworden. ift, ausgeſtellet. Das Haus gieng auf 


ip Gaſſen durch; es war fehr unfoͤrmlich in feinem 
Belitle und Dennoch war es durch zweene große Dis 
Ro wohl und bequem ausgetheiler, daß Fein eins 


ins Zunmer unformlich, und Fein einziger Win⸗ 
Kl unnüe war Mir fchien es, als ob er fen 
Manermeifberftüc öffentlich haͤtte zeigen wollen, 


Denn im Vorbeygehen gefagt, fo befteht ein Mau⸗ 


ermeiſterſtuͤck in nichts anderm, als in einem Riſſe 
ja einem bürgerlichen Stabthanfe auf einem gegebes 
um ſchiefwinkelichen, und ungleichfeitigen Platze, 
der mach den Regeln des Ebenmaaßes, in Gegen⸗ 
wart der Aelte ſten von der Innung entworfen wird. 
Zu foeinens Meiſterſtuͤcke gelangen die jungen Schuͤ⸗ 
kt der Akademie ſchon im jwenren Jahre; darnach 
Werben-fie zur hoͤhern Baukunſt angefuhret. Der 
groͤßte Standriß Davon war ungefehr ſiebenzig El⸗ 


len: lanq, hatte dreh Vorlagen, und war hier Ge⸗ 


ſhes bach 3- alle Geſchoſſe waren mit durchlaufenden 
Gurtſimmſen, am flatt der fo beliebigen Leſeen abs 
PRBILKV.D SR. gergeilet} 


146 Beurtheilung der architekt. Auoſtell. 


getheilet; dieſe gaben Anlaß zu eben fo vielen übers 
einanderſtehenden verfröpften Schäften, Die mit den 
übrigen guten Vethaͤltniſſen ber Fenſter und ihrer 
Zeile, ‚eine Schönheit hervorbrachten, die nicht alle 
zugemein iſt. Der Hauptſimms war glatt und 
ſchoͤn: Te trug im Mittel einen Giebel, auf dem ein 
Magnſardendach mit wohlgezeichneten Kappfenſtern 
ruhete. Sich muß dieſem Manne noch zum Ruhme 
nachſagen: daß er ſein eigenes kleines nur drey Fen⸗ 
ſter breites Haus auf ber Kreuzgaſſe zu Oresden, 
ſo wohl eingerichtet und erbauet hat, daß es gleich 
von außen Kennern und. Linfennern gefaͤllt. Ich 
gieng, als ich den Ruf davon hoͤrete dahin, und 
fand ſelbſt, wie es ſich vor andern aucnahm, und 
wie die Schoͤnheit bloß in guten Verhaͤltniſſen, und 
keinesweges in einer gefünftelten Bauart, noch wes 
niger aber in außerwefentlichen Zierrarhen beſtund. 
Ich übergehe alfo Hier die außerwefentlihen Zier⸗ 
rathen, weil fie zur wahren Schönfeit nichts beytra⸗ 
gen, und fomme wieder zum Bartenbane ; darinne 
hatte fh - 
Herr Scheffel vecht wohl: gejeiger, Sein 

Garten war fame dem Schlofle, und allen darzu 
gehörigen Gebäuden ohngefaͤhr, ein tauſend Hundert 
und funfzehen Ellen lang, und ſechshundert und zes 
den Ellen breit; er lag auf einem gelinden Athange 
eines Berges, darauf zu oberft das Schloß flund, 
Hier mußte ber Abhang nothwendigerweiſe in große 
Abfäge vertheilet werben; und fo war er auch. 
. Denn hätte ifn der junge Baukuͤnſtler abhängig 
oelafen, fo wäre man bee beftändigen Steigens bald 

muͤde 


— — — ———— — — — — 


dey Der Churlacht Lunſtalademie —*— 


Wade gewordenz auch idaͤre das lUntertheil ganze 
Tage länger, als Das Odertheil naß geblieben, wenn 
we. geregnet hätte, Auf diefen waagrechten Abſa⸗ 
hen nun, bie auf allen Gangen, Freytreppen obee 
Anläufer hatten, lagen eine Menge Saͤle und Ka⸗ 
binetter, mit Luſthaͤuſern, Springs und Fallwaͤſ⸗ 
ſelung nach der neueſten Art angegeben. nichts war 
ade vergeſſen, was zur Luſt und zum Mutzen dien 
et, und alſo waren auch vorne bey dem. Schloffe, 
Daumgatten, Kuͤchengaͤrten, Orangerie, un 


"Weingärten in guten Geſtalten angeleget. 


Hierbey Barte es Herr Scheffel nicht bewen⸗ 
den laſſen, ſondern er harte zugleich bie Anſicht bes 
darzugehoͤrigen DSchloſſes, und zwar von Seiten 
rd Gartens ausgeſtellet, das zweyhundert Eilen 
Ieng. war. Es beſtund aus brey. hohen Geſchoſſen⸗ 
davon das Alntere, Baͤueriſcheswerk mit Schäften, . 
die bern beybensaber joniſche Wandpfeiler, mit ih⸗ 
sem Grbälle Md Jahnſchnitten zeigten. - Ein fd 
Innges Haus verdlente auch wohl reg · Worſpruͤnge, 


davon der mittelſte aus fuͤnfen, die aber aus 


been großen und hohen Bogenfenſtern beſtunden; 
im Mittel ſah man Aber den Bogenfenſtern fünf 
runde Fenſter auf nalieniſche Art, die vermuchlich 
van durchgehenden Duale dienen ſollten, vor den 


ein Austriti auf. Kragſteinen, mit einem eiſernen 


Selander vorbenltef, da die Eckbogenfenſter nur 
wir eifermen Gelaͤnderbr oͤſtungen nach franzoͤſiſcher 
Art verſehen waren. Das Hauptmittel war mie 


einem Soebel gedecdz in deſſen Felde man drey 3 


Ka guren 


1.48 Beurthuilung der anihitah.Hudhdil. 


guten mit Waffen, beyderſeits nor: sus. Gruppen 
und. auf beffen Gpitze tin Gefäß: fahe; da bie bey⸗ 
den Shen fich bloß durch die 57 beym mittelteh oba⸗ 
Jen Dachfenfter ſitzenden Kinder ausnabmens 
übrigens lidf eine Zocke uͤber ben: Hauptſimms Hirt 
weg, und das Dach darauf, wur manſardiſch. 
Jugleichen hatte Here Panſe die Anſicht eines 
Gartenhauſes ven hundert und fünf und ſiehenig 
Euen lang ausgeſtellet, umb. dieſe zum Beweiſe, vaß 
ein fo großes Haus auch ohne Saͤulenordnunug ſchau 
ey koͤnne. Es iſt wahr, daß Saͤnlen, und 
Wandpfeiler verurbge ihrer Gehalt einem Haufe ein 
vraͤchtiges Anſehn geben: man erblickt an ihnen bie 
Mothwendigkat ihres Daſeyns: ſu ſollen Den 
Zaſammenthalten, und: das. Dach "unterflürgen; ale _ 

kein ihre größte. Schönheit beſteht dennoch in gu⸗ 
ten Verhaͤltuiſſen. Wann. man nun Diefe einem 
ganzem Haufe mittheilet ,; und den Schein Der. Sea 
fligkeit durch andere nöthige Dinge: anzudenten file 
chet, ſo iſt es gar: wohl moͤglich, daſß es auch ohne 
Saulenorduungen ſchoͤn, ja noch weit ſchoͤner all 
mit verſtuͤmmelten Ordnungen ſcyn: koͤnne. - Die 
uͤble Wirkung ſchiecht ausgetheilter Ordnungen erg 
pfinden Kenner zum oͤftern an den koſtbareſten "Che 
daͤuben, wenn andere ſie um des willan für ſchoͤn Hals 
ven, weil ſie diel Geld gekoſtet habenn, von großen 
Herren geflifcet und von glaͤtlichen Baumeiſtern 
erbauet worden find, Manche dergleichen Gebuu⸗ 
de find in ſolchem Rufe, daß dich viele kleine Wa 
meiſter Darauf beziehen , und ihnen nachahmen 
Aber dieſes wird aufn, ſo bald abt die Micptigfeit 
der 


| 


Wey ber hürfächf. Kuriftarkbenie, 145 
ber Baukunſt nicht mehr aus Erempeln, ſondern 


ans Orundfägen erwiefen wird.‘ Wer wollte ſich 
heutiges Tages wogl auf den Oresdner Zwinger⸗ 


garten berufen?’ Ich will auch dieſes Haus, fo vie 
es moͤglich ift, beſchreiben: 


Es beſtund aus drey hohen Geſchoſſen, auf ei⸗ 
ner Raſenerboͤhung mit Freytreppen; daß untere Oe⸗ 
ſchoß hatte Baͤueriſcheswerk; dieß iſt ſchon „ein 


Kennzeichen der Dauer wenn man unten mit grof⸗ 


fen, oben aber mit Fleinen Steinen bauer; das 
Baͤueriſchewetk harte einen ununterbrochenen Gurt⸗ 
ſimms, um die Hoͤhe des Hauſes zu theilen, den 
Unterbau zu ſchuͤtzen, und das Haus zufammen zis 
alten :.das iſt wieder ein Zeichen der Nothwendig⸗ 
Feit. und Dauer! Die zwey ober: Gefchofle aber‘ 
Datten noch uͤber die Leſeen in den drey Vorſpringen, 
flach erhabene Schaͤfte auf einer Zocke, an ſtatt der 
Wandpfeiler, bie ſich bis unter die haͤngende Platte 
des Haupfimmſes verkroͤpften und eine Verſtaͤrkung 
der Fenſterſchaͤfte anzeigten; dahingegen in beyden 
Ruͤcklagen, die Fenſter mit ihren Einfaſſungen, 
Bruͤſtungen, und geraden Verdachungen etwas vor⸗ 
fprangen, und ebenfalls wie Streifen hinaufliefen, 
"aber nicht. verkroͤpft waren. „Diele Abwechfelung 
that eine’ fehr qufe Wirkung: und da ber Fänge, 
des Ebenmaaßes und der Feſtigkeit halber, auch das 
Hans fo wohl in’ Mittel, als‘ Ecken vorfpringen 


Fingee; To war auch der abgerundere Vorfprung im 
"Mittel, durch fünf große Senfter mit runden Bi⸗ 
gen, Davon ihrer dren in gerader Linie, die andern 


bene aber *di’den runden Eckem ſtunden, vom ben 
83 Haupt: 


150 RPenrtheilung der architekt Ausſtall. 


Hauptecken des Hauſes und den uͤhrigen des Gebäys 
bes ganz unterſchieden; weil. diefe Edvorſpruͤng⸗ 
nur drey große Fenster, mit Stichboͤgen hatten, 
‚und die übrigen Fenſter der Ruoͤcklagen vomfelceche 
waren; befonders aber, da vor den drey mittgliten 
Vogenfenftern ein Ausceitt auf Kragfleinen mie 
‚einem eifernen Geländer vorbep,lief;- und befegtes 
Mittel mit einem Giebel, die Ecken aber nur. mie 
Auffägen, über einem wohlausgetheilten Hauptge⸗ 
baͤlke gekroͤnet waren. 

Alle. übrige Verzierungen daran waren. zwar 
an echtem Arte angebracht ;. aher fie waren es ges 
wißlich nicht, die das Haus ſchoͤn machten: ſon⸗ 
dern bie Abwechſelung ber kenmmen und geraben 
tinien, in Feuſtern und Thuͤren, die Vor⸗ und Ruͤck⸗ 
lagen in Schaͤften und Simmſen, die alle nothwen⸗ 
dig zu ſeyn ſchienen, beſonders aber die guten Ver⸗ 
bhaͤltniſſe der Theilg unter. ſich und zum Ganzen, fo 
wohl nach der, Länge als nach der Möhe des Hauſes; 
dieſe waren es, die den Augen fo ſehr gefielen. 
Wie reichhaltig ift alle nicht Die ſchoͤne Bau⸗ 

kunſt! Ja fie iſt unerſchoͤpflich. : Aber es gehoͤren 
nur Kenner darzu; ſonſt ſieht immer ein Haus 
dem andern aͤhnlich; als welches Urtheil ich mo 
vielen Zufchauern gehörer hake. . 

Zum fernerm Verweiße,. daß Herr Panfe. auch 
verdiente Mauermeiſter zu ſeyn, ‚hatte er noch ei⸗ 
nen Grund⸗ und Aufriß zu einem kleinen aber ſehr 
ſchie fwinkelichen Buͤrgerhauſe ‚gegeben, das auf zwey 
Gaſſen Eingänge harte. So flein und winkelicht 
ehe Plag war, fo hatte r ihn dennoch ſo Pr 





bey der Churſaͤchſ. Kunſtakademie. 15T. 


feitig und gut einzutheilen, und alle Winfel fo zu nu⸗ 


gen gewußt, daß immer noch eine Fleine adeliche Jas 


milie darinne ganz bequem hätte wohnen: Fönnen, 
Die eine Anficht war fünf Fenſter, die andere aber 


in 
J 


nur drey Fenſter breit; alles daran zeigte mehr Re⸗ 


‚gel als Pracht. Der beygefuͤgte Durchſchnitt 
gieng durch zwene Hoͤfe, derer Anſichten ganz ein⸗ 
fach waren; jedoch ſah man die innern Abtheilun⸗ 


gen der Stuben, Treppen’ und Dachverbindung. 


Zu wänfchen wäre es! daß fich die jungen Scholas 
ren mehr befleißigren, die Megeln der Feſtigkeit 


im Durchſchnitten zu zeigen. 
- Heren Rittern war fein erſter Berfuch in Eins 
theilung der Auftgärten recht gut gelungen. Der 


Garten war über. fechshundert Ellen lang und drey⸗ 
hundert Ellen breit, und lag am gelinden Abhange 


eines Berges, begnahe wie bes Plinius fein Tuſcu⸗ 


lum. Hier fah man am Ende des großen Freye . 


plages einen fchön gezierten Waflerfall, beyder⸗ 


feits mit großen Freytreppen umgeben, und mit vors - 
liegenden großen Waſſerſtucen und vielen. Spruͤn⸗ 


gen gezieret. 
Auf Dem Hauptgange 105 ſich ein langer und. 


breiter Kanal mit vielen Waflerfällen und Spruͤn⸗ 
gen in Die Hoͤhe, der. von zween Baumgängen und, 


unterlegten Stufen begleitet war, Zur Ausficht, 


fund ein praͤchtiger Gartenſaal; was für eine Auss 
ſicht Fonnte man wohl bergan verlangen?. Dinter.. 
ſelbigen lag ein großer Waflerhälter, der Wafler, 


die Fuͤlle geben konnte; das: uͤbrige des Gartens war 
in vieler Abwechſelung zus Luſt und zum Nutzen ab⸗ 
vtheilet. Ka An 


1 


152 Beurtheilung der architekt. Auoſtell. 
An ſtatt der Anſicht den Wohnhaufes hatte 


Herr Ritter lieber den Standriß des Gewaͤchshau⸗ 


ſes erwaͤhlet; dieſes war zweyhundert Eilen lang; 
es ſtund erhaben und hatte joniſche Wandſaͤulen und 
Pfeiler. Das Vorzuͤglichſte daran war: daß auf⸗ 
fer den drey mittlern großen Bogenthuͤren, die übris 


gen ſehr großen Fenſter lauter gerade Sturze hats 


gen , als welche dem Gebaͤude ein antikes Auſehen 
gaben. Ja, es wuͤrde noch antiker gelaſſen haben, 
wenn anftart der Fenſterverdachungen viereckigte 


Felder, wechfelsweife mit halberhabener Arbeit gee 
ieret, geweſen wären: denn ba der Hauptſimms uns 


weit daruͤberlag, und die Fenſter feine befondern 
Derdachnngen brauchten; fo halte ich es uͤberhaupt 
nicht für ſchoͤn, wenn zween Simmſe fo nahe übers. 
einander liegen, B* | 
Hert Langwagen zeigte auch diefimal hie Dofs 
feite eines prächtigen Schloſſes, und zwar nad) fos 
rinchifcher Ordnung mir Wandfäulen, die vermuthe 
lich um das ganze Gebaͤude herumlaufen mußten, 
Die Ordnung enthielt zwey Geſchoſſe, und ſtund 
auf einem Unterbaue von Baͤueriſchenwerke. Aus 


den breiten Schatten konnte ich wahrnehmen, daß 


die Ecken Fluͤgelgebaͤude waren, die weit vortraten, 
und zween Säle ober Gallerien in ſich faſſen mußs 
ten: denn worzu hätten fonft die beuden Austritte: 


- auf Kragfteinen mit eifernen Gelaͤndern, und die’ 


Fünf Bogenfenfter , davon das mittlere das größte 
war, mit egförmigem Fenſter darüber dienen -folr 
len ? Das Hauptmittel der Rinklage war auf. 
eben die Art angegeben; und alfo harten dieſe Teile: 

. sine 


beh der Ehurſachſ Lunſtakabemie 113 
aine gute Uebereinſtimmung zum ganzen Schloſſe; 
da noch darzu bie drey Giebel ver Vorſpruͤnge unit 
dem fortlaufenden Dockengelaͤnder das beutfde 
Sach verſteckten und: ihm “ italzeniſches ap 


Sen gaben, 


Er Pleime Anfıht eines Haufes nach den Ger 
ten zu, Hatte „Herr Verlohren erfunden und ges 
zeichnet; e& (hund erhaben wie ſichs gehöret, wat 


- wen große Sefchofle hoch, und hatte zwo Ordnun⸗ 


gen nämlich die Zofcanıfche unten, und die Doriſche 
oben von gekuppelten Säulen im Mirtel. und Ecken, 
und von Wandpfeilern in Ruͤcklagen. Wie Doris 
ſche Ordnung war nah Goldmanns Arc in ihren 
Srenfchligen und Zwiſchentiefen, fo gar über den 


gekuppelten Säulen; regelmäfig eingetheilet: un 


da das Mittel yon drey großen Bogenfenftern, die 
Ecken aber nur von einem dergleichen vorſprangen, 
fo waren auch die Vorſpruͤnge allein mir Dielenkös 
pen verfeben, da der übrige Simmo glatt forlief, 
Ich dachte aber, wenn die Dielenföpfe weſcntliche 
Theile Deö ganzen doriſchen Gebaͤlkes vorſtellen follenz 
fo ſollten fie auch überall ſeyn zu ſehen geweſen. So 
geht es oft vielen Baumeiſtern, die dergleichen 
Dinge in der Baukunſt fuͤr bloße Zierrathen hal⸗ 
een, und ſie entweder als unnuͤtze gar weglaſſen, 
oder am unrechten Orte als eingebildete Verzierun⸗ 
gen anbringen. Zu noch mehrerm Vorzuge des 
Hauptmittels, ſtund ein Giebel auf dem Kranze; 
da anf den Ecken nur verzierte Schilder auf deu 
hohen fortlaufenden ante fiunden „die das 9 Tim 
ſardendach trug. | | 
ss. * 


154 Beurtheilung der architekt. Ausſtell. 


Ich muß noch eines Gartens gedenken, den 
Spere Kammſetzer von feiner Erſindung ausgeftel« 
bet hatte; er war ganz und gar von vorbergefenden 
unterfchieden ; weil der gelinde Abhang des Berges, 
Darauf er lad feırhalb des Wohnhauſes, wie zu Lich 
tewalde, een lief. So ſchwer nım fon Gaͤr⸗ 
ten auf einen fo abhängigen Boden zu erfinden find; 
fo hatte er dieſen Fall bennoch recht gut abgehandelt. 
Der ganze Garten war mit Haus und Hof elf 
Bunvert Ellen lang und flebengundere Ellen breit; 
das Schloß, die Küchen: und andere Seitengebaͤu⸗ 
be, die zur Wohnung gehörten, waren auf franzde 
Nifche Art angegeben ; und in dem Garten Berrfchte 
ſo wohl Hiefer, als der englifche Geſchmack: ein groſ⸗ 
fer Freyplatz, beyderſeits mit Bogengaͤngen be⸗ 
graͤnzt, und mit Luſtſtuͤcken, großen und kleinen 
Springwaͤſſern gejieret, fließ an einen breiten, mie‘ 
vier Reihen Bäumen befegten Hauptgang, der dem 
Saufe zur frenen Ausficht diene. Auf beyben. 
Seiten lagen fehr viele Säle und Kabinetter, wit 
und ohne Nafenvertiefungen, davon feines dem an⸗ 
dern aͤhnlich ſah, und die alle durch Heckengaͤnge zu⸗ 
ſammengehangen waren. Endlich verlief ſich der. 
Garten, linker Hand in eine Wildniß, darinne 
uͤberall ſchwankende Gaͤnge, Wieſen, Berge und 
Felder ſich zeigten; nach dieſer folgte eine große 
Wieſe, außerhalb des Gartens, die mit einigen Huͤt⸗ 
ten, und Klumpen von Baͤumen und Straͤuchern 
beſetzet war; und die man kon oben, aus einem lan⸗ 
gen Daumgange, ſamt der ganzen benachbarten Ges 
ns überfeben fonnee. Bey alle tem war das 
95, ed Mouͤtz⸗ 


boeet der Eharhachſ. Rumfafabemie: 135 
Muͤtzliche, als der Küchen: und Baumgarten nicht 
wvergeſſen, ſondern es fand ſich noch ſo gar ein großer 
Meinberg Af der andern Seite. Zu noch mehre⸗ 
zer Deutlichkeit hatte Herr Kammfeger zwo Perg 
Wpettivifche Zichnungen einiger Hauptſtuͤcke beyges 
füget und mie Figuren iebhaft gemacht, die gang 
ertig und nacuͤrlich ausſahen, und ſeinen maleriſchen 
Beift verriethen.... 

. Herr Fick ber bereits bie Baufunf in Goͤttin⸗ | 
gen ſtudieret ‚hat, und felbige feit einem. Jahre bey 
der hieſigen Akademie aufs neue gehoͤret, hatte den 
allhier erlernten guten Geſchmack an einem Gewaͤchs⸗ 
kaufe gezeiget. Daſſelbe war achtzig Ellen lang 

mit drey Vorlagen, woran die mittlere in einem 
Balben Sechseck vorfprang: as ſtund erhaben und 
war. im Mittel mit gekuppelten joniſchen Wandſaͤu⸗ 
len, an Ecken aber mit dergleichen einfachen aus⸗ 
getheiler, da Die Ruͤcklagen nur defren harten. Lehen ' 
dem Hauptwittel erhob ſich ein Fleinea Geſchoß mit 
attiſchen Pfeilern, das: mis einer Zocke und darauf 
geſetztem Schilde gekroͤnet war. Da nun die Vor⸗ 
lagen, bloß große Bogenthuren hatten, fo waren dig 
übrigen Tenfter etwas kleiner und mit Stichboͤgen 
geſchloſſen. Alle außerweſentliche Zierrathen was 
ren ſo wie ſichs gebuͤhret: und am ganzen Sf 
berrſchten gute Verhaͤltniſſe. 

Herr Kopp, der ebenfalls bie Vaukunſt in 
Gdetingen gehoͤret, und ſich voriges Jahr in Dress 
den noch vollkommener gemacht, hatte zum erſtenmale 
feine Geſchicklichkeit Durch ein praͤchtiges Gartens 
haus von hundert Ellen lang Öffentlich gejeiger. Ei 

hi Ä war 


138 Beurthellunt ber architetl. vaeſtel. 


War die ſhöne, odek Gartenſeite heſſelben; und -e 
IR gar nicht unrecht / daß fie die Baumeẽeiſter ſchoͤner 
uls die Hofſeite machen, weil fie den Garten mit 
zieren Hilfe. Diele ſah man, wie gewoͤhalich, auf 
einer Erhoͤhung mit Stufen. Das Haus beſtund 
aus der einzigen korinthiſchen Orbnung Yon lautet 
Wandſaͤulen, die auf einer Zocke ruheten und 5 
Geſchoſſe in ſich faßten; es fprand i Mitteli 
einem halben Sechseck, mit drey großen Bogenfen⸗ 
ſtern vor, deſſen Borderfeite gekuppelte Säulen und 
einen daraufſtehenden Giebel harte, da bie andern 
beyden Seiten: des Sechsecks mir Dockengelaͤndern, 
Bilderſtuͤhlen md daraufſtehenden Kindern und 
Gefäßen gezieret waren ; auch die Ecken hatten Vord 
foränge, aber nur von einem großen Bogenfeniter, 
ebenfalls mit gefuppelten Säulen, Alle übrige 
Fenſter und Thuͤren waren in gutem Verhaͤltniſſe zu 
erftern, au fich ſelbſt und zu ihren Schäften, daran 
einfache Saͤulen ſtunden. Das Vorzuͤglichſte, was 
ed an diefem Haufe wahrnahm, war dieſes, daß es 
re zwey Geſchoß Hoͤbe hatte, und daß es von lauiz 
ker Säulen auf einer-bloßen Zocke umgeben war, 
ind alſo einem antiken Gebaͤude glich, da die Gries 
en und Römer eine fo hoben Wohnhaͤuſer, wit 
wir baueten, und es in Italien und Frankreich noch 
gebräuchlich iſt, die ſchoͤnſten Garten: und Sands 
Bäufer nur zwey, öfters auch nur ein Geſchoß bob⸗ 
auf eine Erhoͤhung zu ſetzen. 
Hert Spahrmann hatte zwar auch ein Gare 
tenhaus von feiner Erfindung angegeben, das ebens 


fat nur zwey Geſchoß ” wars allem es harte 
Das 


bey ne Churfachſ Sunfahtemie, 337 


das Anſehen des Vorhergehenden nicht: dem es des 
ſtund aus kleinen. dariſchen Wanppfeilern ,. die auf 
tinee llntergeſchoſſe von haͤueriſchern Werke ſtundem 
In dem einzigen Mittelvorſprunge, der an ſtatg 
des Giebels, mit einem Schilde, und mir Gehaͤnken 
Snjieret war, Jah man drey große Bogenthuͤren, 
und ehen ſo viele ‚große Bogenfenſter, mit Gelaͤn⸗ 
herdocken daruͤber. die übrigen Fenſter waren wohi⸗ 
berhaltend fleinen. 

Endlich katze Herr Pitürlin, der ‚von, ver 
Seipziger Akademie, hierher gekommen iſt, etwas von 
ſeiner Erfindung ausgeſtellet; 28 war bet Stand; | 
riß eines Stadthauſes, von drey Geſchoß hoch, und 
ßebenzig Ellen lang, mit einem gegiehelten Vor or⸗ 
ſprunge, dreh —5— Bogenfenſtern, und einem 
auf Kragſteinen enfenben Austritte: Die Verbäle 
biffe der Schafte zum Fenſtern wären ganz gut, 
ind auth ber Riß war gut gezeichnet. 

Sch will auch nicht des jungen Tangermannd 
Srfindung eiries Landhauſes vergeſſen, da ich in die 
lem jungen Anfaͤnger ein gutes Genie erblicke. Geln 
Dans hatte nur einen Mittelſprung von guter Bei. 
haͤltniß. Es war zweh große Geſchoß hoch, unten 
von baͤueriſchem Werke; oben von fünifchen Wand 
pirlern auf beyden Seiten; und vor Saͤulen im 
Mittel, , darauf. tin Giebel lag, und auf dem ein 
Manſardendach ſtund, da das übrige Dach deuefch, 
jedoch Binter einem Dockengelaͤnder verſteckt war 
Die Anorvnung und guten Verhaͤltniſſe daran ers 
festen Die Fehler der Zeichnung, Die fich mit der Zeit 
wir ala ein verdee benet deſatas beſſern laſſemn 

SH 


858 Veurtheilung der archltekt. Ausſtell. 


7 





Agh uͤbergehe alle Abrige Riſſe der Anfänger, 
Bämie ich nicht zu meirläufig werde, und will nur 
berfenigen perſpektiviſchen Aueſtelungen oedenken⸗ 
Die es berdienen. | 

Unter allen harte fih Here Klaß der Kinget; 
der ein guter Dialer geworden ift, durch eine Anfiche 
Jauter alter Bruchſtuͤcken von Tempeln, Sienesbb⸗ 
gen, Prachtfegc in, Waſſerbrunnen, und andern 
umgefallenen Simms⸗ und Saͤnlenwerken, mit 
Erde, Baͤumen und Straͤuchern vermenget hervor⸗ 
gethan. Die Zeichnung daran war, nicht nur res 
geimäßig perfpeftivifch, fonderm auch malerifch gut: 
denn fie war mit Wafferfarben bias angelegt, fo. 


daß fie eine gute‘ Sorftellung auf der Schaitbuhn⸗ 


Übyeben konnte. 


Nach dieſer folgten drey Vorflellungen berſchie 
dener Gartenhaͤuſer, von den jungen Schellen⸗ 
Berg, Berggold und Chryſelius, die alle drey 
zwar nur Anfänger find, aber dennod ben guten 
Kincerricht des Herrn Hoͤlzers und ihre Faͤhigkele 
Beige hatten. , 


Aus ber großen. Menge Handieichnungen , von 


-andfdaften, Bruchſtuͤcken, Verzierungen, Köpfen 


und Figuren von ganzer und halberhabener Arbeit, 
Die theild mit dem Pinfel, theilo mit dee Feder ges 
jeichnet waren, und Die alle den Wetteyfer der jun⸗ 
gen Kuͤnſtler zeigten, ſah ich, daß es auch nunmehe 
beſſer mit der Handzeichnung fortgeht; dennoch 
waren noch keine eigene Erfindungen varhanden. 
Statt derer aber hatten ſich einige auf die Radier⸗ 
Ä " | kun 


bey der Churfächf. Kunſtakademie. 259 
kunſt geleget, und ihre eigenen Gedanfen recht gut 


und fauber in Kupfer geäget: barunter war: 
Herr Johne, der zween Grundriſſe und zwq 
Anſichten zu einem Landhauſe, in drey kleinen Blaͤt⸗ 
tern ausgeſtellet hatte, ſehr zu loben. 
Auch Kerr. Kamſetzer harte nicht nur zwey 


Pr 


Meine Gartenhaͤuſer, von zwey Stockwerken hoc, _ 


ohne. Säulenorbnung wit. ihren Grundriſſen, in 
zwey Blättern, fondern auch zwo artige Vorſtel⸗ 


lungen, vieler Bruchſtuͤcke nad der Entfernung, 


auf des Piranefi Art, groß in Kupfer geäget, bie 
in der That recht gut ausfielen. 


Nicht minder hatte ſich Herr Langwagen 


durch zwo Anfichten von randhbauſern mit ihren Ord⸗ 


| nungen gezeiget; und 


Herr. Dietrich ſich mit ber Anſicht eines 
d Palaſtes hervorgethhan. Wenn dieſe junge 
Baukuͤnſtler fo fort arbeiten, fo wird die Weir ihre 
guten Erfindungen bald kennen lernen. 

Aus Leipzig habe ich diebmal fehr wenig Archi⸗ 
tektur angetroffen, und auch von diefen wenigen, 
werde ich nicht viel fagen koͤnnen. 

Herr Runge zeigte ein Stadthaus auf einen 
mförmlichen Plas gerichtet, im Grund⸗ und Stand⸗ 


riſſe. Die innere Eintheitung war kaufmaͤnniſch. 
Der Standriß hatte einen Vorſprung von vier Fen⸗ 


fern, und in ber Mücklage waren beren nur zwey; 
die vier Fenſter kamen daher, weil über dem Thors 
wege ihrer zwey nach gorhifcher Art gefuppelt was 
‚ven, und unter einer Verdachung ftunden; Aber 
dem Zborwege ſah man einen Auserit, au drey 

rag⸗ 


LEO Beurtheilung der architekt. Ausßtell. 


Kenäfteinen, und aufidenden Seiten vdeſſelben bes 
fanden fi ein paar Kramlaͤden. Die außerwe⸗ 
fentlichen Zierrathen beſtunden aus. Tuchgehänfen, 
Ind Aus zwey Lleberfiußböruern im Giebelfelbe. 
Wenn man darnach urtheilen wollfe; fo müßte. das 
Haus für einen veichen Tochdandler fen engegeben 
worben. 

Außer vieſem Hauſe und einem Gartenberge 
Bon vielen gleichlaufenden Abſaͤtzen mit Stufen, 
und noch einem gedoppelten doriſchen Siegesbogen, 
mit zween großen runden Thorwegen neben einan⸗ 
ber und einer Atticke daruͤber, der mir nicht gefallen 
wollte, waren weiter Nichts als lauter Anfangss 
gruͤnde, von Säulen, Gebaͤlken, Bogenſtellungen, 
Knaͤufen, Schaftgeſimmſen, Saͤulenſtuͤhlen, ung 
uͤndern zum Ordnungen gehörigen Stoͤcken, nebſt 
einer Menge geometriſchen Ausmeſſungen zu ſehen, 
die alle mit der Zeit etwas Gutes verfprechen. 

Beſonders war ein Stuͤck lobenswerth, und 
das hatte Here Tuͤrk gegeben. Es beſtund In ei⸗ 
nem Weberſtuhle mit allem darzugehoͤrigen Geraͤthe 
er war in der Natur ausgemeſſen, in geomerkriſche 
Riſſe gebracht, und daraus in die Perſpektive übers: 
Befragen worden; das iſt in der That eine große 
Arbeit! Der Künftier hatte ihn in einer Stube, 
darinne er vielleicht geſtanden, vorgeftellet, und 
alle Kleinigkeiten daran, ja fo gar die Fäden des 
Atuges angegeben, 

Jedermann lobte das. Stuͤck, und Renner Mn 
kannten daran die Kunft ı fo viele fchienliegende 
Glächen nach ihren gefundenen Accidentalpunkten, 

in 


bey der Churſaͤchſ. Kunftafademie, 161 


iss einer jiemlichen Größe zu zeichnen: Dur fchabe! 
daß die Schlagichatten der vielen Gegenſtaͤnde, nebſt 
dem Hauptſchatten der ganzen Stube nicht eben 
ſo regelmaͤßig nach der Haltung und den Wieder⸗ 
ſcheine vertheilet waren. 

Ich habe uͤberhaupt dieſes Jahr bemerket, daß 
ſich die jungen Schuͤler viel gebeſſert haben, und 
daß dadurch mein Wunſch erfuͤllet worden; bes 
ſonders habe ich eine Freude gehabt, daß das Kupfers 
ägen fo gut von flatten geht. 

Wenn daher meine jährliche Beurtheilung zur | 
Aufmunterung lehrbegieriger Jugend, und zur Aus— 
breitung des guten Geſchmackes in der Baukunſt 
noch ferner dienen ſollte: ſo bin ich ſchon zufrie⸗ 
ben; und es ſoll mich nicht gereuen die Feder ers 
griffen zu haben, da es fonft mein Amt nicht ift, 
einen Schriftſteller abzugeben. Ich werde alfo 
fortfahren meinem Baterlande auch auf dieſe Are 
nuͤtzlich zu ſeyn. 


IX. 
Vermiſchte Nachrichten. 


Lewris Herr Gottfried Winkler, der Beſitzer 
Des vortrefflichen Gemaͤldekabinets, deſſen wie 
ſchon oft Gelegenheit gehabt zu erwähnen, hat da& 
Bildniß feines Herrn Vaters, von Graff gemalt, 
durch Herrn Bauſe in Kupfer bringen laffen. Die 
Verzierung des Kupferftichs hat Herr Prof. Defer 
angeordnet, Naͤchſt dem Schubertſchen Bildniſſe iſt 
Bibl. XV. B.i. St. 2 | es 








— 


"Bm mecheche. 


es eines Der größten und auch der ſchduſten Blatter. | 


bieſes vortrefflichen Kuͤnſtlers. 
Ebenderſ. bat auch in der Folge der Bildniſſe 


deutfiher Gelehrten, des Deren Prof. Sulzers Bild⸗ 


niß in Berlin,.nach einem Gemälde des Herrn Graff, 
herausgegeben. Das Bildniß des Herrn von Haller 
bon Freudenberger gemalt, dad nunmehr auch ers 


fehienen ift, macht das Gegenbild aus. Beyde verbies 


nen fo wohl der Kunſt, als ber Aehnlichkeit halber den 
größten Deyfall. 

Herr Mechau, der fih gegemärtig, wieber 
bier aufhäle, hat zwölf kleine Candfchaften nad 
feiner eignen Erfindung, ganz im Geifte von Weis 
zotter, radirt. Befonders haben uns No. 2, 4, 7: 
8, 9 und 11 gefallen. Diefe berechfigen uns zu 
wuͤnſchen, etwas größere Ausfichten von feiner Na⸗ 
del in Kupfer geaͤtzt zu ſehen. 

Herr Geyſer hat zwey angenehme Landſche f 


ten, nach Zeichnungen von Hrn. Wille dem Bater;. 


fauber. in Kupfer gebracht und fie ben Fiſcher und, 


bie Fiicherinn benennt. Auf benden ſtehen oder 
ſitzen drey Perfonen am Waſſer und angeln; nur 


daß auf dem einen der Mann, und auf dem anbern 
bie Fran einen Fiſch gefangen bat. _ 
Darmſtadt. Bon hier aus iſt bereit? im 
April in einem lebhaft geſchriebenen Avertiſſement, 
welches Fragment d’une lettre à Mr. ** betitelt 


iſt, ein franzöfifches Journal de Lecture angefüns | 


diget worden. Vous trouverez, beitzt es da⸗ 


ſelbſt, dans ce Journal des petites pieces cal- 


culöes fur P’horizon des roilettes & des an- 
| ticham- 


⸗ 


Vermiſchte Nachrichten. 16 


tichambres, des Contes, des petits Romart 
des Anecdotes piquantes, des Dialogud 
des Lettres, des Poëſies legeres, des Piec« 
fugirives &c. Da dieß Journal der länge nm 
bereitd von den meiften gelehrten Zeitungen eingerd 
det worden, fo brauchen wir nichts weiter hinzuzuft 
sen, als daß wir, nach Dem was uns bon dem Hrı 
Verfaſſer befannt ift, den Lefern-eine angenehm 
Unterhaltung baven verfprechen Dürfen. Jede 
Band wird 12 Parthien, jede zu 8 Bogen, monat 
lich vom Julius an gerechnet, enthalten. 


Auszug eines Briefed an den Herausgeber dei 
N. Bibl. der ſch. Wiſſ. die Briefe einiger 
Gelehrten an Hrn. Klotz betrefl. 


Ich Habe immer geglaubt, auch Sie, meir 
Freund, wirben Ihr Miisvergnügen über die Ser: 
ausgabe der Briefe einiger Gelehrten an den 
verftorbenen Hrn. Klotz öffentlich fo zu erfenner 
geben, wie Sie es in Ihren Privatbriefen an mid 
gethan haben: aber Sie haben gefchwiegen. Id 
kann freylich die Urſache davon erraten. Ver 
muthlich wollten Sie nicht durch die Erinnerun— 
in Ihrem Journale den Verdruß bey denjenigen 
erneuern, die darunter gelitten haben: und bief 
find gewiß alle, von deren vertrauten riefen maı 
einen fo unvorfichtigen Gebrauch gemacht Bar. Id 
würde hr Stillfehweigen gebilligee haben, wen 
ich Sie nicht erſuchet Härte, namentlich auch mein 
Unzufriedenheit über Die von mir eingedruckten paa 
Deicfe an Hrn. Sog ju erfennen zu geben. Si 

22 | fenne 


—* 


164 Vermiſchte Nachrichten. 


kennen mein Herz, das keiner vorſetzlichen Beleidi⸗ 
guogen fähig if. Gleichwohl find mir, in einem 
Fleinen Anfalle von Unwillen einige Ausbrüde ges 
gen den Hrn. geheumden Sammerrarh von Heinecke 
entwifcht, die ihm fo ſehr misfatien möchten, als 
ich felbft damit unzufrieden bin. : Ungeachtet ich 
alle Ausdchnungen und Auslegungen meiner. Worte 
verbitte und der zweyte Brief von mir daſelbſt zur 


Genuͤge beweift, wie fehr ich alle Feinpfeligfeit und 


Bitterkeit verabfcheue; fo made ich es mir body 
zur Pflicht, Bas fregmürhig zurück zu nefmen, was 
anitößig und beleidigend darinnen ſeyn koͤnnte. Ich 
ehte das große Geſetz der Menſchlichkeit zu ſehr, als 
daß ich nicht andern das ſollte wiederfahren laſſen, 


was ich felbft von ihnen erwarte. Irren und ſich 


uͤbereilen iſt menſchlich: aber gewiß iſt es das nicht, 
Briefe, die für zwey Augen gefchrieben find, ohne 
Anfrage ven Augen aller Welt vorzulegen ꝛc. 


von Hagedorn. 


Einige Nachrichten von der £itteratur Spa⸗ 
niend. Aus einem fpanifchen Send; 
ſchreiben Herrn Profefford Antonio 
Eupdevila an Hrn. C. G. v. Murr. 

Chinchilla, den 25 Jul. 1773. 
— Don Enid Joſeph Velazquez iſt im vor 
rigen Jahre geftorben ; ich habe an ven koͤniglichen 

Nichter zu Grenada, Don Juan !opez Altamirano, 

gefchrieben, mir den Tag feines Todes zu melden. 

Er mar aus Malaga gebürtig. * Sein Vater war 
. Herr 


— > 


Vermiſchte Nachrichten 165 


Herr von Val de Flores. Er war ein großes Ge⸗ 
‚nie. Ich reiſete im Jahre 1737 mit ihm von Gra⸗ 
nada nach Antequera, und er erzeigte mir taufend . 
Hoͤflichteiten. Der verfiorbene König Serdinand 
‚ber 6te gab ihm eine jährliche Penfion von 2000 Kros 


'nen, damit er die fpanifchen Alterthuͤmer befchteiben 


‚möchte, and machte ifn zum Marquis. Er war 
Mitglied ver Fönigl. Geſellſchaft der Gefchichte und 
eaftilianifchen Sprache zu Madrid, wie auch der 
Fönigl. franzöliichen ‚zu Paris, Allein er bediente 
Ach feines Gluͤckes nicht. Als .er bey der 
Austreibung der Jeſuiten ihnen_allzufegr anhieng, 
einige Schriften zur Zeit des Tumults in Madrid 
verfertigte, und dem Marquis de la Encenada ers 
geben war, ſetzte man ihn auf das Schloß zu Alis 
cante gefangen. Kr durftengeber Briefe Iefen noch 
fhreiben, und Dero Brief ift ihm ganz gewiß niche 
zugeftelle worden. Man brachte ihn Hierauf: 
nach Melilla oder Peñon, fo Beftungen auf ber 
afrikaniſchen Küste find. Hier ſtarb er, aus Trud . 
rigkeit über feine Berfolgungen im vorigen Jahre 
auf einem Meyerhofe. Seine Werfe find: . 
. 1, Enfayo fobre los Alfabetos de las le- 
tras desconocidas que fe encuentran 
en las mas anfiguas medallas, i monu« 
mentos antiguas de Efpana. Madrid, 
’ 1752. 4. ma), 
2. Origeäes de la Poglia Caftellana, Ma- 
a 17 ——— 
2 2 wer 3. Ans 
> Dieß iſ has Werk, das Herr Br Diese in Got· 


tingen, 1769. 8. mit wichtigen Zufäßen deutfch 
: herausgegeben, v. M. 


166 Vermiſchte Nachrichten. 
3. Anales de la hiftaria de la nacion Efpa- 


nola des del tiempo mas remoto halta 
la entrada de los Romanos, Malaga, 


' 1759. 4 


4. Conjeturas fobre las Medallas de los. 


Reyes Godos, i Suevos de Efpaia. 
Malaga, 1759. 4. 


. Noticia del Viage de Elpada hecho de 
orden del Rey, i de una nueva hifto- 
Tia general facada de los efcritos, i 
monumentes originales, i contempo- 
raneos,con la coleccion general de los 
mifmos efcritores. Madrid, 1766. 4. 

- Diefes Wer rührer meiftens von einem juns 


A 


gen Menſchen aus Malaga her, weil es der 


Marquis nicht ſelbſt ausführen konnte. 


| Don Joſeph Segarra, aus Valencia, gab 
bem Heren Blas Jover, Affeflor des hohen Racks 
von Eaftilien, eine vollftändige Sammlung ven 
Ritterbuͤchern. Alle Marguife von Villena wa⸗ 
ven fehr gelehrte Herren. Die Marquifinn von 
Dropefa war die Tochter des letzten Herrn vom 
Haufe der Markgrafen von Villena und der Here 


zoge don Eſcalona, welches im Jahre 1768 an den - | 


Marquis de Bedmar fil Die Frau Gräfinn 
von Dropefa ſtarb den gten November, 1768, ohne 
Zeftament. Sie hinterließ einen Reichthum von 
etlichen Millionen an Gütern und Gelde, nebft eis 
ner bortrefflichen Baͤcherſammluug, in welcher ſich 

u 


⸗ 


j 
| 
| 
| 
| 





Vermiſchte Nꝛocheichten. a67 


auch alle ſpaniſche Ritterboͤcher befanden, vermuth⸗ 
lich auch Dero beyde, ) welche ſehr rar find. 
Die Väter Rafael und Pedro Rodriguez 
geben heraus: Hiftoria kitteraria de Efpana, 
En Madrid, 1767 - 1772. 44 Vol... Der 
vierte Band enthaͤlt nie Schriftſteller von den Zeis 
ten Auguflus; - Die eritern drey heſtehen aus 
verfchiedenen Abhandlungen; 


\ 


Die beften Srüde unfcer neueſten, Dichter fies | 


ben im Parnafo Eſpañol. Madrid, 1768 11772, 
% 6 Baͤnde. Ich faım Denenſelben mit einem 
Verzeichniſſe unſter Dichter aufwarten, Die in vers 
ſchiedenen Dialecten Spaniens geſchrieben haben. 
Don Juan Iriarte hatte kurz dor ſeinem 
Tode das Verzeichniß der griechiſchen Handſchrjften 
im Eſcurial geſchloſſen und zu Ende gebracht. Er 
fhrieb:: Gramatjca caſteilana, para aprender 
la lengua Latina, Obra pofthuma del Sen- 
Bor Iriaste, con fu vida i i retrato. Madrid, 


»771: 8. 
Gabi. Alier bat ein reicher Kaufmann eine 


Seife, EI- Bufcador de Ingenio, der Aufſu⸗ 
run. 2}... he 


* Ari ſchrieb Hrn. Eapheoila, daß ich gerne biefe 
.2 Ritterromanen a andere brauchbavere Bus 
cher vertaufchen. möchte. hiftoria de los Ca 
ullẽroſs Don Criftzlian dei —** y de Pinfante 

. Lzefcanio In Hermano &c, En Valladolid; 1545. 
„fol. und La Coronica del Principe Don Florando 

& Inglatierra, Hijo del noble y efforgado Prin- 

7 eiße Paladiöno, en que fe cuentar las grandes 
T: „garavillofss avenruras &c. En Lifbens, 1545. 
En Haft Vielleicht. find dieſe zwey Bücher dem Hrn. 
Geſchichte der Chevallerie unbekannt? 


—X „m 


— — __.- -_ 


L_ — — — — — .\ 





NN N 
165 Vermiſchte Nachrichten. 
cher des Witzes, herausgegeben. Dom Panur⸗ 
ge y Tragaviento, der. Held dieſer Geſchichte, ſuche 
durch Wis ſich hervorzuthun, reiſet nah Madrid 
mit zwey Vollendeten Trauerſpielen, einem ſchos 
weit ausgearbeitecem Luſtſpiele, einem. Romane, ei⸗ 
nem Lehrgedichte, und drey Aufſaͤtzen in Proſa, die 
noch keinen Titel Gatten, weil man den naͤchſten den 
beften davor ſetzen Eonnte. Madden Panurge 
alle witzige Geſellſchaften und Tribunale durchge⸗ 
gangen, ſieht er, daß man ſeine Schriften trocken, 
und ohne alles Genie findet. Hierauf entſchließt 
et fich, bloß einem homme de lettres (Letrado) 
_ vorzuftellen, und zuletzt befindet er ſich am-beften 
dabey, daß er nicht wigig zu ſeyn füchte, fondern fo 
dachte, vote jedermann zu denken pflege z. - - 
Madrit. Viage de Efpana &c. Meife 
durch Spanien, oder Diachrichten von den merkwuͤr⸗ 
digſten Dingen in dieſem Reiche: "Opera di D, 
Pierre Antonio de la Puente, vrr3. in s. De 
Verf. bringe in acht Erzählungen viele - angenehme 
und den Fremben, vielleicht ſelbſt den Einheimiſchen, 
unbekannte Machrichten von Spanien und. befien 
Merkwuͤrdigkeiten bey.“ Er präfet hin und wieder 
die Briefe, die ein gewiſſer P. Norberto Caimo, 
ein Geiſtlicher von der Congregazione Girolamina, 
über Spanien, das er in den Jahren 1755 und 1756 
- Yurchreifte, unter dem Titel Tertere d’un: vago 
Icaliano ad un fuo amico.herausgab und wobon 
vermurglich die Voyage d’ ne: fait en P 


te .r 


a? * des 


—— gr —ñ— — gg — —ñ gg re — 
« 


Vermiſchte Rarhiichten r69 
des. tableaux & autres peintures de Madrit, 
de 1’ Escurial; de St. Ildephonſe en 2. parties 
chez. J. P. Eoftard 1772. die vor kurum, in 
Paris eiſchienen, eine Lleberfegung it. Wir fühe 
seh des Firm. D. de la Puente Werk hauptſaͤch⸗ 
lich, wegen ber Kunſtſachen an, auf die er fein Aus - 


genmerk vicheet. Bey Selegenheit derfelben wird 


anfers Menge aufs ruͤhmlichſte erwaͤhnet. En - 


verſpricht feine Neife in mehr Teilen fortjufegen, 


und dieß wird uns vielleicht zu genauern Machriche 
ten verhelfen, als die wir: bisher von diefem Sande 
gehabt haben, da der Verf. fein blinder Verehrer 
feines Baterlandes zu feyn und Kaͤnntniſſe mit Kris 
tit zu verbinden ſcheint. | 


Aus Jtalien. | 

Rom. Pidture Etruscorum in-vasculis 
nunc grimum in vnum colledtzExplicationn 
bus & Differtationibus illuftratz a Job. Baptir 
fa PaferioNob. Pifaur. &c. Vol. li. Tabulag 
C. continens aere infenlptas. 1770. Ex-ty« 


.pographio Job. Zempel SumptibusVenantisMo» 


ualdini. gr. fol.©.84 Wir haben von dem ıten Theile 
dieſes Herzlichen Werfes im ıten Stuͤcke des sotem 
Bandes ver R. DB. der ſchoͤnen Wiflenfchaften und 
fregen Kuͤnſte bereits hinlänglich Nechenfchaft gegen 
ben. Der gegempärtige iſt dem erſten on Gaͤte 
völlig gleich. Er enthaͤlt wieder 100 Platten von 
Vorſtellungen gemalter Etruſeiſcher Gefäße nach ih⸗ 
ren eigenthuͤmlichen Farben. Von der Malereh 
berfeben if bereits am augezegenen Orte Binlänge 

25 li 


170 Verhifchte Nachrichten 


Lich geredet worden. Der gelehrte Verf.! hat wien 
der zwey Tradtarus Preliminares nergefegt, wer 
won der ıte de Arcana Erruscorum Philofo.. 
phia der zte de Mufica Etruscorum handele, 
‚darauf: fülget dee Kommentar über die am. Ende 
angehängten Platten. Die Kupfertafeln find nach 
ihrem Innhalte wie im erften Bande uncer Klaſſen, 
wie folget, gebracht: CI. VIII. Feſtiui appatatus 
in Togae virilis adſumptione. Cl. IX. Sa- 
era diverſa in traditione togæ. CIl. X. Ini- 
tia Bacchi. Cl. XI. Sacra Deæ Liberæ. CL 
XII, Cultus Bacchi. Cl. XII. Proceſſus, & 
Pompz Bacchicz. Cl. XIV. Milicia Etrusco- 
rum. Die Erläuterungen find kurz und gut und 
nicht mie unnoͤthigen pralerifchen Ausfchweifungen 
uͤberhaͤuft, wie fonft-oft der Italiener Mode ift. 
Edbend. Miscellanea numismatica, in 
quibus exhibentur populorum, inſigmum- 
que virorum numismata omnia, in variis per 
Europam numophylaciis accurate deſcripta, 
nec non aliqua alia ex jam editis depromta, 
& in fine plurimas in claſſes diſtributa a P.. 
Dominico Magnan Ordinis Minimorum &c, 
Tom. Il. 1773. ap. Coſaletti & ap. Bouchard 
& Gnavier in 8. : Die Bölfer, deren Muͤnzen 
in diefem Bande vorfommten, find die Brertii, Car- 
eieti, :Cauloniatz, Croroniat2, Hipponen- 
fes, Locri- Zephytü,' Orraenfes, Pandofien- 
fes, Petelini, Rhegini, Scyllatii, Terinaci, 
& Thurii, vorlche alle zu bem alten Italien gehoͤr⸗ 
ten. Der ste Wand. if. bereits auch fchen unter 
nn u \ der - 


_ 


— — — — — —  — — — 


— 


Vermiſchte Nachrichten. 17 1 


der Preſſe. Die Muͤnzen ſind dabey ſehr genau 
in Kupfer gebracht. 

Ebend. Aus eben dieſem Verlage it, wies 
wohl ſchon vor etlichen Jahren, eifchienen Gaspa- 
ris Aloyfi Oderici Genuenfis e. $. J. Differta- 
tiones & Adnotätiones in aliquot ineditas 
veterum inscriptiones & numismata.  Ac- 
cedunt Inscriptiones & Monumentra, quæ 
extant in Bibliotheca Mouschorum Camal- 


: duensium S. Gregorii in Monte Coelio expli- 


cationibus illuftrata, Romz 1765. Das Wert 
befieht aus 8 Differtationen. ı) De Tralliano- 
tum Numo, 2) De Anonymi Martyris Epi- 
taphio. 3) Sopro un’ antica Iscrizione de 
Palazzo Barberini. 4) Sulla medefima Iscri- 
zione. 5) Sopra una antica iscrizione del 
Museo Kircheriano. 6)Sopra la ftefla. 7) 
Sopra una Moneta di Volterra.. 8) Sopra 
un’antica Iscrizione nel Palazzo Barberine 
nebit einer Sylloge veterum Inscriptionum mit 
Anmerkungen. Am Enbe ift ein Brief über eine 

ohnlaͤngſt gefundene alte Sonnenuhr angehängt. 
Boloana. Della Zecca di Gubbio , e 
delle Gefte de’ Conti, .e Duchi di Urbino: 
Opera del Prevofto Rinaldo Repofatı Citta- 
dino di Gubbio, Dottore deli’ una e dell’ 
altra Legge, e Protonotario Apoftolico, 
Tom. I. In Bologna per Lelio della Volpe 
3772 ın 4to. Mad; dem Wenfpiele des Hrn. 
Giov. Brunacei, der die Münzen: von Pabua, 
des Abbare Sul Ant. Pinzi, welcher die von Ra⸗ 
venna, 


i72 Bermiſchte Nachrichten. 
venna, Des Abbate Binz. Bellini, welcher br von 
Ferrara und des Stefano Borgia, der die von Ber 
nevento erläutert, nimmt der obgebachte Verf. die 
Muͤnzgeſchichte ſeiner Vaterſtadt Gubbio vor, die 
er von Zeiten der erſten Etrusciſchen an, bis aquf 
unfere Zeiten durchgehen wird. 
Ebend. Sacrarum Vaticanz Bafılicz Cry- Ä 
ptarum Monumenta zreis Tabulis ineifa, & 
a Philippo Lasrentio Dionyfio ejusdem Ba- 
filice Beneficiario commentariis illuſtrata, 
curante Angelo de Gabriellis Principe Pro 
xæudi &c. Rome 1773. Typis & ſumpti- 
bus Archangeli Cafaletti; ın fol. Dieß gros 
Ge Werk enthält eine Nachricht von: den Alterthüs 
mern der Kirche des Vatikan: aller daſelbſt befinds 
lichen Monumente, die die Paͤbſte daſelbſt errichtee 
baben an Bilpfäulen, Moſaiken, Basreliefs, 
Sarcophagen, Kapellen, koſtbaren Marmorn, Inn⸗ 
ſchriften, u. ſ. w. mit hiſtoriſchen Erläuterungen, 
and Borftellungen auf 83 Kupfertapfeln.. 
Ebendaſ. Saggio di Offervazioni fopra 
un Baflörelievo della Villa dell’ Emo, Sgr. 
Cardinale Aleflandro Albani. In Roma per 
Generofo Salomoni 1773 in folio. Die aufs 
feeorbentliche Schönheit des. bier erläuterten Base 
telief3 verdiente eine Linterfuchung des Tinnhalts. 
Es ftelle in einem Raume von fünf Palmen, von eis 
ner Seite ein anfehnliches Srauenzimmer, mit der 
Aegis der Pallas auf ihrer Bruſt. Sie hebt mit 
"der linfen Hand das Kleid leicht in die Höhe und 
Bl mit ber .auögeftveckten Rechten einen Zeuchter 
mit 


Bermifchte Nachrichten. 1738 


wit zwey hängenden Vitten gezieret. Auf ber aus 
Bern Seite ſieht man einen Tempel mit einer figens 
den Gottheit, wor ber ein brennender Altar ſteht, 


mit Aepfeln umgeben. Sie nimmt davon breye 


in die Hand und erhebt mit ber andern die Schale 
Anf dem Altare ftehen in einem fehr Fleinen Bas; 
relief dren männliche Figuren mit einem pallio bes 
deckt, bärtig, ein Diadem auf dem Kopf und in dee 
Sand eine haftam puram faltend: an der Trom⸗ 
mel: des Tympanums fieht man den Herkules, Die 
Dallas, den Merkur, und einen Greif, der fich in 
&inen Fiſch endiger, eingegraben,. wie ſolches das am 
Ende fichende Kupfer zeigt. Der Pater Stefa- 
no Raffei, Verf. der Anmerkungen erläutert dieſe 
Borftellungen, indem er in der Hauptfigur der Mis 
. nerva das Bildniß der zwoten Berenice, Gemalin 
Meolomäus des 3ten, Evergetes genannt, findet. — 
In der Folge hat er noch Anmerkungen über ein 
zweytes Basrelief hinzugerhan, das fich in derfelben 
Billa befinder. 


Ebend. Der Buchhändler Gregorio Set- 
tari giebt bier ein Werf unter dem Tirel heraus: 


Anecdota Litceraria, das Bandweiſe in 8. jeber 


wenigftens zu 30 Bogen, geliefere wird. Es iſt dieſes 
eine Sammlung verfchiedener Werfe aus den vors 
nehmften Bibliochefen, hauprfächlich denen in Rom 
befindlichen, und wird Merfwürbigfeiten aus der 
Kirchen s und Weltgefchichte, . Diplomen, Briefe 
berühmter Männer, Poefien, alte und neuerlich 
entdeckte Aufſchriften und dergleichen enthalten: es 
werben 


m 


176 Vermiſchte Nachrichten. 


colla d Iscrizioni antiche inedite, Latine, e 
Greche, gentili, e chriftiane, fra le quali 
fingolare è una Onefta Miflione di Domi- 
ziano Imperadore, ed alcuni frammena di 
Legge Agragria. 
Modena. Storia della Letterature Tcalia- 
na dı Girolamo Tiraboschi delle Comp. di 
Gesü Bibliotecario del Ser. Duca di Mode- 
na. Tom. I. che comprende la Storia della 
Letteratura degli Etruschi, de’ popoli della 
Magna Grecia e dell’ antica Sicilia, e de' Ro- 
mani fino alla morte di Augufto. Tom. II., 
dalla Morte d’ Augufto fino alla caduta dell’. 
Impero Occidentale, Modena 177% preſſo Ja 
Societa Tipografica. Der angezeigte Verf. une 
ternimmt hier den Lirfprung und Fortgang der gan⸗ 
jen Litteratur d; i. aller Wiſſenſchaften und aller 
Künfte, insbefondere auch der Malerey, Bildhauer⸗ 
und Baukunſt zufhreiben. Er bat fich hierbey dee 
chronologifchen Ordnung bebienet: doch fegt er nach 
Beſchaffenheit des Umfangs feiner Materie fie im 
groͤßere oder kleine Epoken feſte, wo er jeder Wiſ⸗ 
ſenſchaft und Kunſt Fortgang nnd Schickſale ins⸗ 
beſondere beleuchtet. Er theilt den iten Theil in 
8 Abſchnitte. Im erſten handelt er von ber hetruri⸗ 
ſchen Litteratur: im 2ten von der Litteratur Groß⸗ 
griechenlandes und des alten Siciliens, im zten vom 
der roͤmiſchen: dieſe theilt er wieder in 3 Epoken. 
Die erſte umfaßt die erſten 5 Jahrhunderte von 
Rom: die zte den Zeitraum vom Ende des erſten 
katchaginenſiſchen Krieges bis zur Zerſtoͤrung von 
Kar⸗ 


Vermiſchte Nachrichten. 177 


Karthago: die sre geht bis zum Tode bes Auguſtus: 
jede hat wieder ihre befonbern Kapitel nach den Wiſ⸗ 
fenfchaften und Künften. Allen dieſem fügt der 
Verf. ein Verzeichniß der beften Schriftſteller ben, 
deren in diefem Bande gebacht wird. Den ten 
Band, dem eine Einleitung über den Lirfprung 
und Verfall der Künfte und Wiffenfchaften vorges 
feet iſt, theile der Verf. wieder in 4 Bücher. Das 
erite handelt von der Gefchichte der Litteratur der 
Roͤmer, nach dem Tode des Auguſt bis zum Tode des 
Hadrians in in Kapiteln. Das zre bis zum Anz 
fange der Megiexung Konſtantins. Das zte ents 
hält gleihfam Supplemente. Im ıten Kapirel von 
den Künften und Wiſſenſchaften in den verfchiedes 
nen Provinzen und im 2ten von ber Littecatur ber 

Chriſten in dem drey erſten Jahrhunderten. Das 


Atte Buch in 8 Kapiteln begreift die Zeit von Kon⸗ 


ſtantin dem Großen bis zum Untergange des occi⸗ 
dentalifchen Reichss. Man ſieht der Fortfegung 
biefes Werfs, das zugleich in dem vortrefflichften 


Sthl abgefaßt iſt, mit Verlangen entgegen. 


Kom, Titi Liuii Hiftoriarum Libri XCI. 
Fragmentum avixdoro, deſcriptum, & recogni- 
tum a CC. VV. Vito M. Giovenazzio, 
Paullo Facobo Bruns ex Schedis vetuflifime 
Bibliochece Vaticanæ: Ejusdem Giove- 
nazii in idem Fragmentum Scholis. Ex Of- 
ficina Archangeli Caſaletti typographi, & 
bibliopolæ ad D. Euſtachii 1773 in 4. Dieß 
VNBibl. XV. B.i St. M iſt 


N 


178 Vermiſchte Nchrichten 


iſt das Rragiment, das Hr. Brund aus uͤbeck ent⸗ 
deckte, da er fuͤr die Hrn. Kennikott in der vati⸗ 
kaniſchen Buͤcherſammlung die hebraͤiſchen Hand⸗ 
ſchriften verglich. Es enthaͤlt die Geſchichte des 
Kriegs zwiſchen dem Pompejus und Sertorius, hat 
große Luͤcken und iſt freylich nicht eben von der groͤß⸗ 
ten Wichtigkeit. Der Abbe Vito Maria Giovenaz⸗ 
zo, ein geweſener Jeſuit aus Neapel hat das Bruch⸗ 
ſtuͤck abgeſchrieben und mit recht feinen Noten erlaͤu⸗ 
tert, und ein andrer Abt Sigr. Cancellieri hat die Zus 
eignungsſchrift an den Cardinal Rezzonico verfertiget, 
und von der ganzen Entdeckung Rechenſchaft gege⸗ 
ben. Da Hr. Bruns daſſelbe bey uns in Deutfch« 
Iand heraus gegeben, fo fönnen beyde Ausgaben 
dieſes Fragments verglichen werben. 
Ebend. Clementi XHI P.O.M. non 
‚ ante editum Vernafiz Cinerarium Zranc. Es 
gen. Guascus Alexandrinus Muf. Capitol. 
Curat. perp. D.L.D. Rom& 1773 ap. Arcam 
gel. Cafaletti; in fol. Jedermann bemüht fi 
bem isigen Pabit durch Geſchenke von Antiken in 
fein neues Mufaeum Vaticano - Clementinum | 


- ‚gefällig zu fenn. Hr. Marchefe Guasco, der Fori⸗ 


ſetzer der Annali Muratoriani die in Lucca ges 
druckt worden, uͤbergiebt hier dem Pabſt ein Vas 
Cinerarium in Marmor mit obbenanntem Kom⸗ 
mentar. Es find 3 Kupfertafeln vorgeſetzt, bie 
das Basrelief derſelben von allen Seiten vorſtellen, 
welches in folgenden ſo wohl als die Aufſchrift er⸗ 
klaͤret wird. Dieſe iſt;:;: 
D. M. 


—R 


_ __ on — — — 


Vermiſchte Nachrichten. 179 
D. M. B. M. 
VERNASIax 

DOMITIA. MATER 
CVBICVLAR | 

| EX 
COLLE® 
LAGRIMAN. 
LAGR, B. 


Bologna. - De Pindati Odis conjecuræ 
D. foannis Aloyfi Mingarelli Abbatis S,Ma- 
riz ad Rhenum, & Grec. Litterar. in Archi- 
gymnafio Bononienfi Ledtoris publici &c. 
1772. Typis Laelii @ Valpe, in 4. Kin news - 
er italienifcher Ueberfeger der Pſalmen, bat eine 
Vergleichung zwiſchen den bavifchen Pfalmen und 
pinbarifchen Oben angeftellet und viel Aehnlichkeit 
gefunden. Diefen widerlegt Hr. Mingarelli ins - 
dem er ebenfalls eine Vergleichung anftelle. Ce 
legt verſchiedene Verbeſſerungen und Anmerkungen 
dor,. ſucht einige ſchwere Stellen zu erklaͤren, und 
handelt von verfchiedenen an Pindar vorfommenden 
Sylbenmaßen. Auf der 63 S— iſt die iate olhmpi⸗ 


ſche Ode, auf die er vorher ſchon hauptſaͤchlich ſeine 


Betrachtungen angewendet, in Muſik gefeger. Am 
Ende ift eine unedirte Epiftel des Petrarca, die vers 
ſchiedenes hieher einfchlagendes enrhäfr, eingeruͤckte. 
Ancona. I fluido elettrico applicato 

a fpiegare i fenomeni della natura, In An- 
2 cona 





as0 VWermiſchte Nachrichten. 


cona 1772. preflo glı Eredi della Stamperia 
Bellelli, in 8. Dieß ift ein artiges Gedichtchen in 
Seſtinen, wie man fie Italieniſch nennet, in welchen 
der P. de Marco verſuchet Bat, gewifle fehr ſchwere 
Erfcheinungen der Natur, dergleichen find, der Ur⸗ 
fprung der Quellen, die Ebbe. und Fluch des Meers, 
das Wachsthum der Pflanzen u, f. w. vermittelft 
eines Eleftrifchen Flüßigen zu erflären, und den Phi⸗ 
loſophen ein Feld zu eröffnen, daſſelbe auf alle andre 
‚ Naturerfcheinungen anzumenden. Non potreb-: 
be, fpricht der Verf. in der kurzen: Vorrede an den 
Leſer, non potrebb' egli eſſere queſto uido 
elettrico una creatura miniftra de’ .voleri Di- 


vini nell’ ordine delle naturali cofe? Chi 


ben riflette alle vicende aell’ univerfo, coy- 
chiuder dee.di ficuro, che tutto accade per 
via di moto. Or qual foggetto piü fpedito 


al moto di fuoco? Quinon fi parla del fuo- 


co volgare: fi parla del puro fuoco filofo- 


fico, che dalle diverfe materie, in cui fer- 


menta, diverfe acquifta denominazioni, e 
produce effetti diveri._ Non potrebbe fta- 
bilirü quefto fuoco come un principio aflo- 
luto, attuofo, e muoventefi a pefo, nume- , 
ro e mifura, qual fi conviene al reggimen- 


‚to di quefte tutto mondiale. Wie aber Dies 


ſes eleftriiche, flüßige oder allgemeine Teuer, fich 
in ber Welt ausgebreiter habe, das wollen wir von 
dent Verf. felbft, poetiſch ausgedacht und audge 
druͤckt, vernehmen: 


Per» 


N 


Vermifchte Nachrichten. ' 181. 


Perch? Il’ atra di Stige orribil onda 
Giurato avea il condottier del giorno, 
Mefto del Figlio il rio voler feconda, 
E in man gli pone il fren del carro adorne, 
: Lieto allor Faetonte a regger prefe 
Per I? aereo fentier le ruote accefe. 


Ma tofto fi penti del folle .ardire, | 
E pallido alzö il guardo in ver le Reile; 
Quand d’ Eto, e Piroo l’ impeto, e l’ ire 
Vide farfi a’ fuoi voti alpre, e rubbelle. 
In van- tira le briglie a ritta, a manca; 
Non cede il bruto, e.pili fremendo arranca. 


\ 


Lasciane i corridor I’ alto cammino 
In giü piegando: e giä le ärdenti Zampe 
Peftan P aere alla terra il pi& vicind. _ ' 
Fama quefta, e fi accende a si gran vampe. ' 
Bolle il mar, arde il bosco, e pafla denro 
Velociffiimo il foco in fino al centro, 


Ben Giove allor del giovanile errore 


Col falmine fatal prendea vendena; 
-Quindi a temprar cosi funefto ardore 
A verfar,acqua del fuo Cjel s’ affrerta. _ 


:Függen V’-acqua le fiamme; mä divife 


S appiattan dove il ponno in cento guife. 


Qual dopo lungo difugual conflitto | rn 
La rorta fchiera per timor fi‘ sbanda; 
Pallido fugge, polveroso affitto 
Chi qua, chi lä ciaſcun per la fua banda 
En felva, in monte, in valle, od in caverna 
Dove eclar fi puö; fi caccia, e- interna, 


4, 


M 3 | 10 


192 Vermifchte Nachrichten. | 


Ed allor &, che quanto all’ occhio appare 
D’ invifibile foco il tutto & pieno, 

‘Le nubi, l' aria, i monti, e l' erbe, e il mare 
Di elettriche fiammelle han pregno il feno: 
‚E: fe guardo mortal fiamma non vede, 
Sperienza, e ragion ne fanno fede. 


Dieb Gedicht ift mit pbiloſophiſchen Anmerkungen 
begleitet. 


Florenz. Der Buchhaͤndler Allegrini, hat 
unter dem aten Jul. dieſes Jahres dem Publikum 
fein Vorhaben, eine Sammlung der Poemi Eroi- 
co-Comici Italiani, in meßrern Duodezbaͤnden 
abdrucken zu laſſen, befannt gemacht. . Liebhaber, 
die fi) bis zu Ende des Jahres darum melden, fols 
fen ein Baͤndchen für 23 Paoli befommen. Das 
erfte derfelben, fo ans Licht treten wird, fell lo 
Scherno degli Dei, von Francesco Bracciolini, 
einem berühmten Dichter. aus Piſtoja, enthalten, 
In den folgenden follen la Gigantea, la Nanea, 
das Fragment della Guerra dei Moftri von 
£afca, il Torrachione defolato, von Bars 
tholomeo Eorfini, il Malmantıle riacquiftato 


von Lippi, la Prefa di S. Miniato von D.%pos . - 


lito Neri, la Secchia rapita des Taffoni u. ſ. f. 
ihre Stellen finden. Diejenigen, fo fich in dieſem 
Jahre nicht unterzeichnen, follen ae Baͤnd⸗ 
chen um 4 Paoli erhalten. 


‚ Ebend. Serie degli uomini i pid illuftri 
nella pittura, (cultura, ® architettura, con i 
| loro 


Vermiſchte Nachrichten 183 


loro elogi, e ritratti incili in rame dalla 
prima riftaurazione delle nominate belle artı 
fino ai tempi prefenti. Tomo V. Firenze 
1772. alla. Stamperis di Domenico Marzi . 
e Compagni. In gro ©. 218 ohne Titelblatt 
Zueignungsfehrift und Regiſter. Die 25 Kuͤnſt⸗ 
fer, welche hierinnen vorkommen, lebten alle im: 
Anfange des fechsgehneen Jahrhunderts. Giop. 
Antonio Licinio, wit dem Beynamen Por: 
denone ; Domenico Beccafumi, ein Maler; 
Balerio Vicentino, ein Steinſchneider; Mis 
chele San Michele, ein Arditeft; Sebaftins 
no del Piombo, Morte da Feltre, Ben 
denuto Garofalo, Ridolfo Ghirlandajo, 
vier Maler; Baccio Bandinelli, ein Maler 
und Bildhauer; Alfonſo Lombardo, ein Bild⸗ 
"Bauer; Giov. Francesco Penni, Polidoro di 
Taravaggio, Antonio Allegri, genannt il Cor⸗ 
regio, Giulio Pipi, Bartolommeo da Ba⸗ 
gnacavallo, Giacomo da Pantormo, Lucas 
von Leiden, lauter Maler, worunter Pipi zus 
gleich ein Architekt war; Lorenzetto Lotti, ein 
Bildpauer; Lorenzo Eotto, Domenico Riccio, 
Properzia De Roſſi, Giovanni da Udine, 
Roſſo dei Roſſo, fünf Maler, worunter bie Pros 
perzia auch verſchiedene ſchaͤtzbare Stüde mit dem 
Meifel gearbeiter hat; Simone Mosca, ein 
Bildhauer, und Giulio Clovio, ein vortrefflicher 
Miniaturmaler. a 


RN m 


184 WVermiſchte Nachrichten. 

In dieſem Bande werden gelegentlich verſchie⸗ 
dene gute Anmerkungen eingeſtreuet; welche die Ge⸗ 
ſchichte der Kunſt bereichern. Hieher gehoͤret haupt⸗ 
ſaͤchlich dasjenige, was von ber Kunſt Edelgeſteine 
und Cameen zu fehneiben angeführer- veird. 

:. Rom. Vite.de’ Pittori, Scultori:ed Ar- . 
chitetti, che hanno lavorato in Roma, morti 
dal 1641. fino al 1673..di Gr. Batiffa Paflers 
pittore e poeta. Prima ediziöne 1772. 
Roma preflo Gregorio Letterati.. in % 
Sieben und dreyßig, Leben berühmter Künfts 
fer aus dem vorigen Jahrhunderte find in dieſer 
. Schrift enshalten. Sie iſt aus einee Handſchrift 
abgedruckt worden, welche dem beruͤhmten Maler, 
Benedetto Luti zugehörte. Der eigentliche Verf. 
derfelben, Gio. Batifta Pafferi, Harte fie zwar 
nicht bis zur höchften Vollkommenheit bringen koͤn⸗ 
nen: allein was er gefchrieben, hat er. doch mit dee 
größten Aufrichtigkeit, Ehrlichfeit und Gewißheit 
vorgetragen, fo daß er felbft Umſtaͤnde mit einges 
flochten, welche andre aus politifcgen Lirfachen wärs 
den verfchwiegen haben. Er fchrieb ferner als ein 
Künftler, und bediente ſich allemal der eigentlichften 
Ausdruͤcke. inet größern Werth hat dem Werke 
die Mühe gegeben, welche der Herausgeber bey 
deimfelben angewendet hat, ingleichen die feinen Ans 
merfüngen des Mionfig. Bottart,. wodurch vieles 
in den Leben felbft erläutert wird. Es kommen auch 
biiele intereffante Anekdoten darinnen vor. : Der 
Verf. Pafferi, wurde 1610 zu Nom geboren, 

| on und 


Bermiſchte Nuchrichten. 185 


und ſtarb 1679. Er hat nichenue viele ſchoͤne Ars 


beiten feines Pinſels, ſondern auch artige Popfien 
binterlaffen. j 


"Esendaf. Ragionamento fulla tragica - 
6 comicg ‚Ppelig di Giavacching Pizzi, - -Ro- 
mans Pro-Cuſtode Generale g’ Arcadia, 
Roma preflo i 1 Coſaletti i 1772. in 8. S. 32. 
Durch diefe Vorleſung wollte der Hr. Verf. 
Pizzi, ſeine randsleute anreitzen, ſich um die zu 
Parma für bramatifche Arbeiten aufgefegten Preife 
mit allem Ernſte zu bemühen, und ſich in dieſer 
Gattung von Arbeiten eben ſo ſehr, als in den an⸗ 
bern ſchoͤnen Kuͤnſten hervorzuthun. Er ſchreibt 
mit ungemeiner Lebhaftigkeit: und ſein angehaͤng⸗ 
tes Gedicht auf die neugeborne Prinjzeſſinn von 
Neapel und Sicilien, Il Natale di Pallade betis 
delt, ift ein Beweis feiner eigenen poetifcher Tolente, 


Florenz. Dell’ origine, unione e forza, | 
progrefli, feparaziöni e corsuzioni dellapoe: 
fia e della mulica, didertazione del Dottor 
Go, Brown, tradotta in lingua Itafiania dall* 
originale Inglefe ed accrefciuta di note dal 
Dostor Pietro Cı ‘occhi, Senefe, Accademico Fr 
fiocritico, a cui fi aggiunge la cura diSaule, 
ode facra dall ifteffe autore, tradotta’ fedel- 


‚mente in poefia Italiana di metro irregolare 


a confronto del teſto Inglefe da Oresbio gi 
to P. A. ' 


‘ 
.o_ N ed 


Rz Grata 


19 Vermiſtchte Nachrichten. 


ſo iſt doch fein Werk aͤußerſt trocken und ſchwer. 
Es koͤmmt dazu, daß er ſich der mathematiſchen, 
oder, wie er es nennt analytiſchen Methode bebies . 
un und, der häufigen Anführungen ber fihon vorher 
geſagten Dinge bey jeden Sage fein Ende wird. . . 

- Eefera. La colüvazione dell’ Anice.di 
Arneria Lauriffee, P. A. 7a ing Der 
Vrerf. diefes georgiſchen Gedichte ft Sig. Luigi 

Ranieri, ein‘ angefehener Innwohrkr von Mel⸗ 
dola, um deren Gegend ber Anies fer. gebauer 
wird. Das Gedicht ift in 2 Büchern, in unges 
xeimten aber fehr. zierlichen Verſen und voller anger 
nehmen Bilder und Epifoben. | 
Amerk. Zu ©. 172. bes 14ten B. ber N. B. 
ber ſchoͤnen Wiffenf Neapel. Mit dem ˖von dorts 
a, angefünbigten Sten Theile des herkulaniſchen 
Werkes find wir, wie andere, auf einen Irrthuin 
merleitet worden. Es iſt weirer nichts, als der vor 
der Ausgabe des Hauptwerkes ſchon bekannt ge⸗ 
machte trockne Catalogus des Bayardi, der vor⸗ 
mals nicht vollendet werden; und nunmehr mit den 
andern fünf Bänden verfaufer wird: doch melder 
man uns, baß wir bald wieder einen Band zu ge 
warten haben. 


J 





Wir muͤſſen noch aus dem XII B. der N. B. einen 
Druckfehler nachholen, der fich felbft in dad Regiſter 
‚ eingefchlihen hat: ©. 370. 3. 4. flieht Tenuy für 


Teuiry. 





Steue Bibliothet 


der ſchoͤnen 


ſenſchaften 


und 


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der fteyen Kinfe. 





| Reipgig, | 
in der Dyckiſchen Buchhandlung - 


u 1774 


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”. 


Inhalt. 


I, Lieben das Elfenbein. ber Alten : zweyte Vor⸗ 


leſung von Herrn Hofrath Heyne, aus dem 
Lateiniſchen, 193 ' 
I, Einige Anmerfungen Über bie muſtkaliſchen Arti⸗ 
kel in Sulzers algemeiner Tpeorie der ſchoͤ⸗ 
nen Künfte, 220 
II. Anmerfungen über bie Landhaͤuſer und die Gar⸗ 
tenkunſt, von C. C. Hirſchfeld, 249 
IV, Horazens Epiſteln an die Piſonen und an 
ben Auguſtus. Mic Kommentar ıc. von R. 
Hurd. Aus dem Engliſchen uͤberſetzt, und 
mit eignen Anmerkungen begleitet, von Joh. 


Joach. Eſchenburg, 262 
v, Karl Wilhelm Ramlers, lzriſche Gedichte. 
Vortſetzung, on 29 
VI. Bermifchte Nachrichten. 
Deutſchland. 


Nachricht von einen Gemaͤlde Herrn Joh. 
Seine, Tiſchbeins, Die Errichtung der 
Trophaͤen Hermanns vorkellnd, sır 

Meue Kupferfliche und Kunſtnachrichten, aus 
Leipzig, 322. Wien, 3237. 

Petersburg. Abſterben Herrn de Deriche 
und Herrn Guglielmi; fortgefegtes Le⸗ 
ben des Letztern, 324 

Leben Herrn Sophonias de Derich, 325 

Berlin, 327 


Kr BE 777 


x; 


Anhalt. 


Engelland. | 


Runftnachrichten; Gemälbenusftellung bey 
der Kömigl. Akademie, ©. 228: 
Neue Kupferktiche, 232324 


Neue witzige Schriften. 

The.dying Negro, a poetieal Epiſtle. 340 

The Siege of Tamor, a Tragedy, by Gor- 

ges Edmund Howard, 342 

A nev Hilbory of London, by John: * 
kouch. 

The academie Sportsman, a Winter’s- Day, by 
. the Rev. Fitzgerald, 


| | 348 
u The Jefait, an allegorical Poem, byMr. Ma- 


rioft, N ebend. 
Dialogues of Zueian, ebend. 
She ſtoops to conquer, or the Miftakes of 
a Night, Comedy by D. Goldfmith. ebenb. 


The Origin of the Englifh Drama &c. by 
Thomas Hawkin:, 


344 
"Of the ‚Origin and Progrels of Language. 


ebenb, 
The Monument in Aroadia, a dramatic Poem, 
by George Keate, 346 


‘The Love of Order, a poetical Eſſay, ebend. 
Orlando Furiofo tranflated from the Italian 

af Lad, Arioflo by John Hoole, 347 
‚The Pati ions, pertonihy d inamiliar fabels, | 


ebend. 
The Adventures of Telemachus tranſlated 
into Englifh verfe, ebend. 


The Works of Eimund Waller, to which is 
prefixed the Life of the Author, by Perci- 
'val Stockdale, | 3” 


| - Faldoni an Tereß, a PoembyMr. ening- 
The antiquities of Herculanum, translated 


Snpate 


seleft Works of Mr. Abraham * * 


Poems by Mils ihin, — 
The Orkönaf dinVed, a Poem by D. kung 


. korne, he so 
The e Dach a Flay a perfarned wie” 


Travele ough Siciy. and that Part aflaly, 





formerly called Magen Grassie. .: ebend. 


The Works in Archisefkure af Robert and i 


Jene Adam, . Send. 
The Antiquities of Eogland and Wales &c, ' 
by Franas Geofer - 352 
Boems on various "Subjeßts, religions and 


moral by Philis Wrraly, 353 
The Poems of Mark Ackenfids, ebend. 


‚Comedies of Plauuc tranſlated into fayniliar 


Blank - Verfe, Vol, UII. IV. ‚ 354 


355 
„ from the Italian by Thomas Matiym and 


” ob Leitice, _ ebend. 


by feveräl’eminent Perfons deceafed; 


including the Correfpondence of Juhn * | 


‚ kes &c. wish Notes &c, 

Confeience, an ethical Efay. by the Rer. 3 
Brand, 

Conkcienee, a poetical Ey, by W. an * 


An agreable Companion for 2 few‘ —8 
ebend. 
*3 The 


—V 


Inbelt. 
The Tryal of.dramatie Genku, S. 258 

he Iliad of Homer, tranllated by Jamer 
Mehr 259 

“The Prince of Tunis, a Tragedy, ::'. ebenb, 
An'Efay of Happinels, by John Duncan, 
i u ebend 


7.2 Difeourfe delivered to the Studema of the 
Royal Academy, &c.bythe Profident, 360 
The prefent ftate of Mafic in Germany, the 

' Necherlands and united Provinces, &c. by - 


Charles, Burrey, Ä 361 
- he poetical Works of Sir John Dauiec, 
a Be ebend. 
An heroic Epiftle to Sir William Chambers 
 &e | " u ebend. 
The Regiſter of Folly ce. 362 
“ The Power of Fancy. a Poem. ebend. 


The Works of Mr. Jonathan Richardſon cc. 
correctod &c. by hisSon Mr. 7. Richard/on. 


| | ebend. 
Evelina, a Poem by John Huddefione Minus⸗ 
, v ebend. 
The Macarony, a Comedy, - 363 
TıhoPancheonites, a dramaric Entertainuent, 
Alonto, 4 Tragedy, | 364 
Alzuma, a Tragedy, eben. 
Sir Harry Gaylove, or .Comedy in Embryo, 
| ebend. 
The fentimental Sailor, orSt. Preux toEloila, 


un Elegy, ebend. 
00, Fe 


ap oo 
The Search of Huppinehs, a — 
byMiſs A. More, ©. 365 
Illuitracions ofnatural Hiſtory dr MDrury, 


366 
Milcellaneous Pieces, in Prole by and A 


L. Aitin, ebend. 
4 Differtation of the Phaedon cf Pico, &0. 
“73697 
The Poet, a Poem. ebend. 
A General Hiftory of Mufic &c. ‚by Charlıs 
Burnrg, ebend. 
Archaeologia, or mifeellanesus Trafe rer 
ung to > Ansiquity VoL IL, 3868 
Frankreich 


Neue Kupferſtiche vom Jahre 1775. 3609 


Neue franzoͤſiſche Buͤcher die Kuͤnſte betreffend. | 


L’Art du Relieur doreur de Livres, par Mr. _» 


Duding 377 
Eſſais pratiques de Geometrie & Suite de 
!’Art du Trait &. ebend, 
Maniere d’enluminer l'eſtampe pofee fur toite, 
3 
Expofitiön au Salon du Louvre des peinrure 
&e. de Mrs. del’Academie Royale, 379 
Le Devidoir du Palais Royal, ebend. 
Eloge des Tableauz, expofes &c. eben. 
E Art de graver au Pinccau, par Mr. Stapart, 





380 - 
‘ 


K’Art 


»Juheit. | 
L’Ark du Fahriquant ’Buifies de Spie, par 
AMcr. Paulst, ©. * 
DB 1? pn .2 


381 
⸗ —— 
e 


| In Mond ei uk od u 
lbo moderne, | 332 


_ Ueber das Elfenbein der Alten: zweyte Br 
Iefung von Hrn. Hofrat C. G. Heyne 
in Göttingen; aus dem Lateiniſchen. 


lesen: Ich habe Ihnen letzthin einige 

Betrachtungen über die Kunſt der Alten, 
in Berferfigung gyößerer Bilder aus Elfenbein vers 
fprochen. Alm biefe gehörig anitellen zu koͤnnen, 
muß ich den Spuren der Kunit das Elfenbein zu 
bearbeiten von den älteften Zeiten an, nachgehen, 
damit man fich einen deutlichen Begriff von ihrem 
Anfange, Fortgange und der Vollkommenheit, wels 
che fie erreicht hat, machen koͤnne. | 


Die Griechen wußten ſchon früh das Elfenbein 
ju fhneiden. Wenigftens koͤmmt wersos und — 
Bias beym Homer”) etlichemal vor. Und warum 
nennet es der Dichter veomcssos friſch geſchnitten? 
Weil er Elfenbein von der reinen Weiße, welche dem 
friſchen Elfenbeine eigen iſt, anzeigen will. 


Die Kunſt das Elfenbein zu faͤrben, beſon⸗ 
ders mit Purpur, von welcher man bey uns auch 
in den gemeinſten Lehrbuͤchern Unterricht finder, war 
fehon zur Zeit des trojaniſchen Krieges bekannt, und 
nicht nur bey den Eidoniern oder Phöniciern, fons 
dern fogar auch bey den Kariern und Müoniern im 
Gebrauche, deren Weiber, wie man aus einer merk⸗ 
| | wuͤrdi⸗ 





9 3. B. Odyſſ. ©, 404. | 
N.Bibl.XV. B.a St. N 


X 
Ss ’ ‘ 


194 | Ueber das Elfenbein der Alten J 


wuͤrdigen Stelle des Homers) ſieht, ſich damit 

beſchaͤfftigten. 
Elfenbein mit anderen Materien nicht nur vers 
‚einigen, **) fondern auch einfaflen, d. i. andere Dias 
terien damit auslegen, war eine Sache, an welcher 
man in den aͤlteſten Zeiten, fo wenig fie auch viels 
Teicht unfern Beyfall erhält, ſehr viel Geſchmack 
‚fand. Eben fo pflegte man dazumal die verſchie⸗ 
denſten Metalle, deren Vereinigung dem Auge uns 
möglich angenehm zu feyn ſcheinen follte, in eben⸗ 
demfelben Werke durch Löten zu verbinden. Die 
Sache felber ift fhon aus ven virgilianifchen Vers 
fen befannt,.Quale per artem inclufum buxo 
aut Oricia terebinto Lucet ebur. **) Auf 
eben diefe Arc fcheinen Tifche, Stühle, Betten und 
ander Geraͤth, vielleicht auch Die Wände, ausgezieret 
worden zu fegn.}) Ulnd diefe Gewobnheit haben 
die Gelehrten wach dem Bochart +}) auch bey den 
| Phoͤ⸗ 


/ 
",&,1,4, 14r. 
) Beſonders mit Golde in ber Heldenzeit, daher iſt 
in der Od. ®, 7. ein Schlüffel xarzun. way 3 Hase 
Qayros vie, wo Euftathiug fehr wohl bemerfet, bie 
alte Leſeart fen xeuesin getwefen. 

”") Aen. X, 130, Wir jagen Hols mit Elfenbein 

- eingelegt. 

.. D Dergleichen Werfe bey und aus Platten geſchnit⸗ 
tener Schildkroͤte gemacht werben, ob fihon eben 
ſolche auch in Rom, befonders zu Nero Zeiten, an« 
getroffen werden, f. Plin. XVI, 84. 

tt) Bochart, Hieroz. I. P. Lib. Il. c. 24 p. 252 £, 
tranftra navium ex ebore in buxo’d, i. aus Buchs. 
baumholz mit Elfenbein eingelegt, 


F 


- X 
B y 


und die daraus verfertigten Bilder. a 95 
Phoͤniciern aus dem Ejechiel *) erwiefen, Es 


war zu Homers Zeiten nichts Ungewoͤhnliches, 


Elfenbein mit Gold oder Silber einzufaſſen, oder 
Silber mit Elfenbein auszulegen. In dem Pas 


laſte des Hilnfies war der Stuhl der Penelope, von. ” 


welchen in der Folge noch wird geredet werden, aus 
Eifendein und Silber gearbeitet, **) und das von 


Ulyſſes Händen verfertigte Bette ***) mit Gold, _ 


Silber und Elfenbein verzieret. Macher hat man 


auch, wie wir aus dem Plinius *"**) fehen, andere 
Materien damit überzogen. 


Wir finden alfo, daß man zu Homers Zeiten _ 


gewußt habe das Elfenbein zu ſchneiden, zu färben 


und mit anderen Marerien einzufaffen. Wahrs ı 


fheinlicher Weife find diefe Künfte von den Phoͤni⸗ 
ciern auf die Griechen gefomnten. Auch bey ben 
alten Juden, einer Mation, welche vor Salomons 
Zeiten von aller Pracht entfernet- war, werden unter 
dieſes Koͤniges Regierung, zwar 200 Jahre nach den 
trojanifhen Rriege, eben diefe Dinge erwähnt. 
Salomons Thron war aus Elfenbein und Gold. }) 
Ra Lind 

") Ezech. XXVII, 5. 6 

**) Odyfl. T, 56. | 

”*) Odyfl. W, 200. 

*"*) Plin. XVI, 43. 6. 84. Coepere tingi anima- 


Hum cornua, dentes fecari, lignum ebore diflingui 
mox operiri, 


$) 13.5. König. X, 18. welche Stelle (don oben ans 
geführet worden: denn ich verſtehe fie nicht fo, daß 
der Zhron aus Elfenbein wäre gemacht und mit 


Gold überzogen worden, ob ich gleich nicht läugne, 


daß das Hebräifche Wort in andern Stellen‘ biefe 
Debrunung babe. Ä 


. N 


‚ 296 Ueber das Elfenbein der Alten 


Und fchon oben, *) ift der mit elfendeineen Decken 

und Wänden ausgeſchmuͤcketen Paläfte . gedacht 
. worden, dergleichen des Ahabs und andererd Reichen 
und Vornehmen Häufer zu Amos Zeiteit waren: 
bierbey werden auch elfenbeinerne Betten erwaͤh⸗ 
met, deren man fich ben Tiſche bedienete. **) · Im 
‚hohen Liede *"*) fümme Elfenbein mit Saphiren 
ausgelegt vor, wel Hes nach unferm Geſchmacke felts 
ſam feheinen muß; vielleicht find aber ſolche zu vers 
fteßen, von denen Plinius fagt: die Sapphire mit 
Purpurflefen werden am beiten in Medien gefun: 
den: }) und alddann würde der Körper eines ſchoͤ⸗ 
nen Mienfchen nicht. unfbiklih mit Elfenbein feyn 
verglichen worden, Das mit purpurfarbigen Eveb 
fleınen verzieret und ausgelegt ift. 

Die bisher erwähnten Werke haben afle mit 
dem Grabeiſen können ausgearbeitet werden. Denn 
zußerzierungen des Gerächs, der Waffen undWaͤnde, 

wurden bald glatte, bald durch Sculpturarbeit erha⸗ 
bene Platten geſchnittenen und geglaͤtteten Elfen⸗ 
beins erfodert. }}) Auch in Anſehung ver Arm⸗ 
baͤnder, 
In der erſten Vorleſung. | 
**) Amos II, 15. VI, 4 
#4) N. Ried. V, 14. 
1) ‚Plin. XXXV, 9,8. 39. 


t}) Dieſe Bearbeitung hat auch bey anderen Mate 
rien muͤſſen Binreichend feyn. . Denn wenn 5.2. 

- der Träume Thore von Horn ermähnel werden, ſo 
ift dieſes zwar eine Erdichtung, aber fie muß doch 
aus bem wirklichen, Gebrauche der damaligen Zei⸗ 
ten entlehnet feyn. Die Stelle ift in ber Odyſſ. 

T, 562 


; 


und bie, daraus verfertigten Bilder. 1 97 


Bänder, Siegelringe, Griffe an Degen und Schläfe 
fein, kann man nicht zweifeln, daß nicht eine uner⸗ 
möbere, obgleich langſame und verdruͤßliche Arbeit 


mit dem Grabeiſen, endlich auch dieſe habe zu Stan⸗ 


de bringen koͤnnen. Es iſt bekannt, daß ſelbſt die 
Hottentoten Hals⸗ und Armbaͤnder aus Bein oder 
Elfenbein mit Huͤlfe eines Meſſers verfertigen. 
Doch ſcheint zu des Homers Zeiten der Gebrauch 
der Drehbank nicht ganz unbekannt oder ungewoͤhn⸗ 
lich geweſen zu ſeyn, ob man gleich die Sache nicht 
fo pollkommen erweiſen kann, daß nicht noch einige 
Zweifel übrig bleiben follten. Denn daß in dems 
felben die Kunftwörter roch und Inst; anges 
troffen werden, beweiſet bier. nichts, indem fie in 

M 3 der 


T. 562 ſq. Ich will bey dieſer Gelegenheit, die 
Beſchaffenheit und Bedeutung dieſer Thore nach 
Anleitung der alten Dichter kurz erlaͤutern. Die 
Tradition gab der Unterwelt Thore, beym Orph. 
Arg. 1160.halten fich die Träume in den Thoren 
der Hoͤlle; beym Homer aber Odyfl. V, 12 in den 
Thorten der Sonne, nämlich der untergehenden auf, 
wo der Uebergang in die Unterwelt bey den Dich. 
tern iſt. Daß das eine Thor aus Elfenbein ift, 
jielet vielleicht barauf, daß bag Elfenbein zwar ben 
Schein des Lichtes hat, indem ed glänget, aber doch 
nicht durchfichtig, und alfo bunfel und beträglich 
ff. Das Thor aus Horn hingegen ift durchſichtig, 
‚and zeigt deswegen an, daß die aus bemfelben 
kommenden Träume deutlich und wahr find. Diefe 
fheint unter den übrigen Erflärungen des Echo‘ 
liaften und des. Euftathlus die wahrſcheinlichnt 


zu ſeyn. 


198 Ueber dad Elfenbein der Alten - 


ber Bedeutung nichts anders anzeigen als etwas im - 
einen Kreyß herumzießen ; oder ein Ding abrunden 
und ihm die Form eines Zirkels geben. *) Allem 
es wird boch auch vieler Werke aus andern Mate: 
rien, ale Porn und Bernſtein, gedacht, von welchen 
man kaum glauben follte, daß fie in fo allgemeinen 
Gebrauch hätten ſeyn können, wenn fie durch bie 
berdrüßliche und langweilige Arbeit des Grabeiſens 
| batten muͤſſen verfertiget werden. 


Allein in den folgenden Zeiten, (dem zu des 
Homers feinen finde ich feine Meldung elfenbeiners . 
ner Bilder,) ſchritt die griechifche Kunft zur Vers 
fertigung Fleinerer und größerer Figuren aus Elfen⸗ 
bein, wie auch der Werke in tiefer und erhobenen 
Arbeit aus eben dieſer Materie, und diefe letzteren 
fonnten theils durch Huͤlfe dee Drehbank theils des 
Grabeiſens vollendet werden. Ich verſtehe aber 
hier unter der Drehbank nicht die gemeine und ein⸗ 
fache, ſondern die feinere und zufainmengefegte, wels 
che von den Kuͤnſtlern die figurirte genennet 

wird, 


*) Odyfl. E, 249. I. V, 255 und Od. T, 56. Katy 
j dıvarı iMamrı xl keyven. Doch hier hindert uns 
nichts einen auf der Drehbauk aus Elfenbein und 
Gold gearbeiteten Stuhl zu verſtehen. Aber auch 
Arat, Phaen. 401 ſagt: dnwror uiuaoı weeuyie und 
449 Iwardv Jorge, 100 es zwar auch kann ge⸗ 
drechſelt heißen, ob man es gleich beſſer von der 
Bewegung des Himmels verſteht, unter welcher es 

auf und untergeht. f 


und bie daraus derfertigten Bilder. 199 


wird, *) und, auf welcher Die auf ber Oberfläche 
der Miaterie. befindliche Figur bald hoͤher bald. tiefer 
kann gebildet werben, indem nicht die zu bildende 
Materie fondern das Eifen (Plinius nennt es 
terebram) herum gedrehet wird. Ob, und von 
welcher Zeit an fich die Alten diefer Arc der Drehs 
bank bedienet haben , davon ift bier eigenclich die 
Rede: denn was die von der erften Arc betrifft, 
‚daran ift Fein Zweifel, wenigftens von der Heldenzeit 
an zu rechnen. Meine Gründe, warum ich in An⸗ 
fehung der andern zweifele, find, daß man erftlich 
bey den Alten Feine ausdrückliche Vieldung und Bes 
fhreibung Hiervon, wie von andern Künften fins 
det; und dann laͤßt fi) aus den vorfonmenden 
Worten tornus, tornare, Tossa, TOLEUMG 
rogeursan nichts Sicheres fchließen ; indem-die Schrifs 
fteller fich verfelben oft uneigentlich und alfo am uns ' 
‚rechten Orte bedienen. *“) Plinius, der ſich doch am 
erften die Genauigkeit im Ausdrude hätte ſollen ange⸗ 
4 legen 


) Ein ſehr gelehrtes Werk in dieſem Fache, iſt des 
Plumier art de tourner Leid. 1701. Hieher gehs⸗ | 
ren auch die Abhandlungen bed Condamine unter 
dem Titels Recherches fur le Tour, Mem. dei’ Ä 
Acad. des Science, G. 216 fı. 295 fg. 


J Euftah, p. 1715, 12 führt aus dem Oppianus an 
dırarrov xußov. Wie uneigentlich!\Deym Hom. Od, 
E,249 sdugec vunss Togvasıraa kung, 100 68 überhaupt 
verfertigen heißt, fo daß die Gelehrten vergebens, 
wegen des Unterſchiedes der Worte ragen und 
rogysven, ober welches einerlen ift oem, . ſtreiten: ſ. 
über Il Ecl, Virg. v. 38 Anmerlung. 


' 


200, .Ueber dad Elfenbein -ber ten 


legen ſeyn laſſen, gebrauchet, wie ich. glaube 
bemerkt zu haben, dieſes Wort ohne Unterſchied 
von jedem Inſtrumente des Bildhauers zu Ausar⸗ 
beitung harter Materien. Die Törevtik nimmt er 
bald fo, daß fie überhaupt die Kunſt einzugraben 
und auszubauen in fich begreift, bald aber von ber 
Bildhauerey unterfhicden wird und nur die Schnigs 
kunſt anzeiget. Kann man dieſe Nachlaͤßigkeit dem 
Plinius verzeihen, wie vielmehr iſt ſie nicht dem 
Dichter erlaubt, wenn z. B. Horaz ſagen kann 
male tornatos incudi reddere verfus, *) und 
Virgil feinem Hirten einen Becher zufchreibt, 
Lenta quibus torno facili fuperaddita vitis 
Diffufos hedera veftit pallente -corymbos. 
Denn wenn Virgil bey einem um die Drehkunſt 
unbefümmerten Sirten dee Natur treu geweſen ift, 
fo fan tornus in diefer Stelle nichts anders fepn 
als ein Schnigmeffer, mit welchem bie Hirten auf 
ihren Bechern aus Buchenholz die Figuren ausars 
beiteten. Auch gebrauchen die Alten die Wörter 
fculpere und fcalpere, welche, ob fie gleich von 
vielen unterfchieden werden, nach meiner Einſicht 
einerleg bedeuten, und nur, wie bey den Griechen 
YAayen und yAdpıv, anders ausgeiprochen worden, 
ohne Linterfchieb von allen Arbeiten fo wohl in hars 
ten old weichen Materien. Auch der Ausdruck, 
opus ebore fcalptum, **) ift fo unbeftimmt, daß 
u 9F man 
*) Horas. Art. 441. welche Stelle ſchon durch bie 
Verbeſſerungen ber Gelehrten genugfam bekannt ift. 
) Onid. Met, X, 247 Pygmalion niueum mira fe- 
lieirer arte Sculpit opus, Bu 


/ 


und, bie Daraus verfertigten Bilder, 201. 


man fich Daraus. don ber Beſchaffenheit des Werfs 
feinen genauen Begriff machen kann, Man würs 
be leichter ein Urtheil über Die Drechſelkunſt ver 
Alten fällen Eönnen, wenn uns ein Werk von dieſer 
Art: aus dem Alterchume übrig geblieben wäre, - 
Aber es iſt feine etrond große Figur aus Elfenbein 
auf unfere Zeiten gefommen, kaum wird eines und 
des anderen Eleinen Bildes aus Diefer Materie ges 
dacht, *) von welchem man diefes vermuthet, wel⸗ 
ed aber auch, fo viel ich. mich erinnere, noch fein 
enmer unterſuchet hat. Daß aber das Elfenbein 
fo vergänglih und von kurzer Dauer gewefen iſt, 
biefes muß feiner natürlichen Beſchaffenheit zuges 
ſchrieben werden. Denn es pflegt durch die Luft 
aufgeldjet zu werben, und in einen vermoderten und 


leicht zu zerreibenden Staub hberzugeßen: **) doch 5 


manchmal ift die‘ Beſchaffenheit des trockenen Bo⸗ 
dens, ober die Feuchtigkeit, wenn fie es mit einer 
Rinde uͤberzieht, zu der Erhaltung des Elfenbeins 
und uͤberhaupt allee Beine behälflih, wie tas in 
den ſbiriſchen Ebenen gegrabene Elfenbein beweiſet. 

Da ſich alſo von der Kunſt, und der mechani⸗ 


ſchen Bebandlung des Elfenbeins unter den Alten, 
N 


5 nirgends 


9 dem pictorianifehen Muſeo follen fich einige 
fleine Bilder und erhobene Arbeiten aus Elfenbein 
befunden haben, aber meiſtens aus fpätern Zeiten 
und von byzantinifcher Kunſt. Ob diefe nebft den 
“übrigen Koftbarfeiten biefes Mufei in das Eapito- 
lium gefommen find, kann ich nicht fagen. 

y) d’ Aubenton Hift, nat, du Cabinet. t au Roi Tom. 
XXL. p. 208. | 


a e & x 


\ 


202 Ueber das Eifenbein der Alten‘ : 


nirgends eine glaubwürdige Nachricht finder, ſo muß 

man, beionders in Anfehung der foloflifchen Wilder, 
aus ber Beſchaffenheit und dem Zuftande der Runft, 
und der elfenbeinernen Werke felbft, die Geſchick⸗ 


* lichkeit und Bearbeitung der Künftler beurteilen. 


Man fieht von, feldft ein, daß die Foloffifchen Vils 
ber nicht haben können aus einem einzigen Zahne 
verfertiget werben. Denn 9b gleich unter diefen 
das Alter und das Vaterland der Elephansen eine 


“ große DVerfchiebenheit verurfacher, fo find fie doch 


gemeiniglich 3 oder 4 Fuß lang; felten erreichen fie 
6 oder 7, vergleichen fich, wie ich Höre, in dem koͤ⸗ 
niglichen Kabinete zu Koppenhagen befinden, *) wel⸗ 
che 165 Pfund wiegen und kaum den dritten Theil 
hohl find. " Denn fonft berräge dieſe Hohlung oft 
3 Theile, fo daß das fogenannte Bloͤckchen, welches 
dee Künftlee brauchen Faiın, und gemeiniglich im 


. Korm eines Würfels gefchnitten wird, kaum die 


Länge eines Fußes hat. Denn erſtlich ift der Theil 
des Zahnes, weicher in dem Behaͤltniſſe des Zahn⸗ 
fleifches verborgen wird, unbrauchbar, welches auch 
Plinius anzeige, *) wenn er fagt er in his quo- 
que (dentibus) qua corpus intexit (fc. den- 
tem) vilitas oſſea. Ferner Bat ber inwendig 
hohle Theil, wie ich ſchon erwaͤhnet babe, Feine Fe⸗ 
ſtigkeit. 
N ch babe dieſe Erzählung von dem Hrn. Spenge 
ler, einem Manne von vieler Einficht, in der Kunſt 

und Naturgefchichte, welcher auch wegen feiner Ge⸗ 
ſchicklichkeit das Elfenbein zu drechſeln berühme iſt. 
“*) Plin, VII, 4 


— 


- 


und die daraus verfertigten Bilder. 203 | 
ſtigkeit. Bloß alfo der vordere fpigig zulaufende | 


Theil, welcher die gehörige Feſtigkeit befist, und 
gemeinigli in Geftalt eines Wuͤrfels gefchnitten 


den. Aus ſolchen Bildchen alfo muß eine Statue 


von 26 Een wie die Minerva zu Athen war, zus 


fanuiengefeget werben? Aber wie viele, und was 


für eine fünftliche Zufammenfügung erfodert diefes! 


Doch gefegt auch, die Statue der Goͤttinn Gabe 


aus fo unzähligen Bloͤckgen zufammmengefegt werden. | 


koͤnnen, fo ift doch der Glanz und die Weige der 
Zähne nicht einerley, fondern einer iſt nad) dem vers 
ſchiedenen Alter, Vaterland, Boden, Himmel und 
andern Urſachen bald gelber und bleicher, bald 
glaͤnzender und weißer als ber andere. Die Zähne 
der Elephanten, welche fich in fumpfigen Gegenden 
aufhalten, follen ins blaue fallen und knotigt und 
ſchwammig ſeyn: bererjenigen ißre, - welche die Ebe⸗ 
nen bewohnen, werben für bie größten und weiße 


ſten ausgegeben, fo wie derjenigen ihre, die fih auf 
den Gipfeln der Berge befinden, für die kleinſten. 


Das ceylonifche und achemſche Elfenbein hat wegen 


feines Glanzes einen großen Vorzug, und man ſagt 


auch, Daß es niemals gelb werde. Lieberhaupt wird 

Das Elfenbein aus dem Dsiente, dem Elfenbeine 

aus den weſtlichen Gegenden vorgezogen. Daß 

Die Weiße ein Zeichen der Jugend des Elephanten 

fen, ift fehon durch des Plinius *) Ausfpruch bes 

kannt. Der Einfluß der Luft auf das ve Ciſenben 
1 puin. VIII, 3 . 


Sn 


| ‚wird, kann zu dergleichen Werfen gebraucher wers 


204 Ueber das Elfenbein der Alten ' 
iſt auch ſehr groß. Es ift daher ebenderfelbe Zahn, 


wo er vom Jahnfleifche umgeben wird und wo er 
über daſſelbe hervorſtehet, von verfchiedenem Glanz 
und Weiße. Go ift auch ein Zahn, nachdem er 
entroeber erſt vor kurzem von feinem Körper getrens 
‚ Net worben oder einige Zeit ohne Mahrung der 
Feuchtigkeit und Luft iſt ausgefeget geweien, bald 
weißer, bald bleicher; zu gefchweigen, daß die Farbe 
eben deſſelben Zghnes, wenn er gefchnitten worden 
inwenbig an einam Orte ins Gelbe, an einem andern 
ind Gruͤnliche fälle, und feine äußere Rinde, zumal 
wenn, fie etwas dichte ift, oft weniger gelb wird. *) 
* —* 


*) Ich muß die mit meiner Abſicht zwar in keiner 
Verbindung ftehende Frage , doch wenigfteng Fur 
Berühren: ob nämlich auch die Alten fich der Beine 
gewiſſer Thiere ſtatt des Elfenbeins bedienet ha⸗ 
ben, ſo wie unſere Kuͤnſtler derer, die ein gemeiner 
Irthum Mammuts Zaͤhne nennt, und einem ge⸗ 
wiſſen Seefiſche zuſchreibt. Ich rede hier nicht 
von der gemeinen Art von Beinen, welche ſich dem 
Kuͤnſtler durch ihre Trockenheit und Haͤrte in der 

Bearbeitung mit dem Meſſer gleich verrathen, ob 
gleich die Alten ſie um nichts deſto weniger zu all⸗ 
täglichen Werfen gebraucht haben. Aber Plim, 
Vor, 3. 5. 4 fagt: vor furgem hat man angefangen 
auch die Kuochen in Platten gu fchneiden, weiches, 
wie ich glaube, auf die Beine der Thiere zielt, bie 
man auch mie das Elfenbein behandeln kann. 
Paufan. VI, 46. erwähnt eine aus Precanneß 

gekommene Statue der Magna Den, beren Geſicht, in 

Ermangelung des Elfenbeins, aus dem Zahne eines 
Seefiſches war. Solim. Polyb. c.22 p. 42, B. 

eriaͤhlet, 


N 


und die daraus derfertigten Bilder, 205 


Ja eben daſſelbe Elfenbein von etwas gruͤnlicher 
Farbe, wenn es einer trocknen und warmen Luft 
ausgeſetzet wird, bekoͤmmt einige Weiße; witd aber 
bald Hierauf bleich, und endlich gar gelb: * Aber es 
finden fi auch von Natur an dem Elfenbeine oft 
häufige Fehler, indem es bald Flecken hat, bald eis 
nige Fibern daran flärfer find, als die andern, wes⸗ 
balben es auch bisweilen die Künftler felber verwer⸗ 
fen.*) Da alſo ber Glanz und bie Weiße t des Ele 
fenbeins fo verſchieden ijt, welchen Reiz kañn wohl. 
«ine ſolche Statue gehabt haben, wenn ihre Ober: 
fläche in Anſehung der Farbe und. Verbindung ber 
Tpeile fo unaͤhnlich war? Es ift daher unfer vers 
florbener Herr von Liffenbacdh, ein ehemaliges Mit⸗ 
glied diefer Gefellfihaft und um bie —— | 
Univerficät fehr verdienter Gelehrte,‘ diefer fage ich,_ 
iſt durch die Menge der Schwürigfeiten bewogen 
worden, alles was von elfenbeinern Statuen erzäßs 
let wird, unter die Erdichtungen bed Alterthums zu 
rechner. Das Lirtheil dieſes Gelehrten und in den 
Küniten und Kunſtwerken einfichtsvollen Dlannes, 
hat gemacht, daß ich nicht nur die Glaubwürdigkeit 
der Zeugniſſe und die mechaniſche Behandlung des 
Eifens 


erzählet von ben Srittankern, baf diejenigen, wel⸗ 
che zum Putze geneigt waͤren, die Degengriffe mit 
Zaͤhnen von Seethieren ausſchmuͤckten, deren Glanz 
dem Elfenbeine gleich. Endlich erwähnet auch 
Plin. XXXVI, 18. 6. 29 aus dem Theophraſtus 
gegrabenes Elfenbein. 

*) Dasbenton, ).c. p. 171. 


206 -, Leber das Eifenbein der Alten - 


‚Eifenbeins näher unterſuchet Gabe, fondern auch 
mich hierinne des Linterrichts des oben erwähnten 
Hrn. Spengler, welcher in dieſen Sachen eine, 
außerordentliche Geſchicklichkeit befiget, bedienete. 
Denn ich war nicht geneigt, die Glaubwuͤrdigkeit des 
Alterthums, zumal in einer Sache, welche ein jeder 
taͤglich vor Augen haben konnte, ohne entſcheidende 
Gruͤnde in Zweifel zu ziehen. 

Daß alſo erſtlich dieſe Bilder aus vielen 
Bloͤckchen und Scheiben zuſammengeſetzet gewe⸗ 
ſen ſind, daran iſt nicht zu zweifeln. Pauſa⸗ 
nias) erzaͤhlet an einer gewiſſen Stelle, daß 
Damophon, ein meſſeniſcher Bildhauer den olympi⸗ 
ſchen Jupiter, an dem die Zuſammenfuͤgungen des 
Elfenbeins ſich aufgeloͤſet hatten, ſehr ſchicklich und 
genau wieder zuſammengeſetzet habe. Dieſe Zu⸗ 
ſammenfuͤgungen beſtunden vermuthlich in Verbin⸗ 
dungen des Elfenbeins, welche Durch einen auch bey 
uns nicht unbekannten Kuͤtt bewerkſtelliget wurden. 
Soeton erzaͤhlt unter den, bey der Ermordung bes 
Kaiſers Cajus vorgefallenen Wundern, dag die Stas 
tue des olympiſchen Jupiters, die man hatte aus⸗ 
einander nehmen und nach Nom bringen mollen, eis 
nen Laut von ſich gegeben habe. Ein ſolches Bild 
‚muß alfo aus mehreren Platten ausgearbeiteten El⸗ 
fenbeins, beitanden haben. Der Kuͤnſtler muß 
„ohne Zweifel eine außerordentliche Menge folder 

Bloͤck⸗ 


5) Lib. K. 21. p. 357. U ul Toy An b Oavuxiꝶ, 
Jiesunbreg nn Tu Ida aueneceen ie vi kuehite 
vo, - 








} 


umd die daraus berfertigten Bilder. 207 


Bloͤckchen und wuͤrfelfoͤrmiger Scheiben bey der 
Hand gehabt haben; dieſes iſt wohl augenſcheinlich; 
damit er unter ihnen aͤhnliche an Glanz und Weiße 
ausſuchen konnte, welche ſich an einander fuͤgen und 
verbinden ließen. Dieſe, zwar außerordentliche 
Menge des Elfenbeins hat doch nichts unwahrſchein⸗ 
liches. Wenn gleich jetzt die afrifanifchen und ins 
dianiſchen Wälder von Elephantenzähnen in etwas 
erfchöpfet find, fo daß fie dem Kandel nur Kleinere - 
- and [hiwächere liefern: fo har doch in den älteften 
Zeiten eine anfehnlichere Menge der größten Zähne 
vorhanden fern koͤnnen. Lind es iſt niche zu zweis 
feln, daß man zu einem Werfe, welches mit der 
Religion in Verbindung ftund, und zu einem Wuns 
berwerfe der ganzen Welt beftimme war, *) wird 
geſuchet haben, eine hinreichende Dienge von Fifens 
bein anzufchaffen. Auch das Anfehen des Plinius 
unterftüger diefe Gruͤnde. ) Die größten Zähne, 
ſagt er, trifft man in den Tempeln an. Polybius ***) 
fährt er fort, erzählt auf dem Bericht des Koͤniges 
Gulußa, daß in den äußerften Gegenden von Afrife, 
wo es an Aethiopien graͤnzet, man das Elfenbein in 
| den 
*) Die Worte des Phidias beym Valer. Max. I. ext, 
7. de Athenienfium religione dienen bier zur Er⸗ 
laͤuterung. lidem Phidiam tulerunt, quamdiu is 
marmore potins quam ebore Mineruam fieri de, . 
bere dicebat, quod diutius nitor effet manfurus, 

fed ut adjecit, et vilius, tacere juflerunt, 

**) Plin. VII, 10. 6.10, 


») Schon Barduin hat biefe Stelle angejeiget, ex 
Exc. de Vixt. lib. 31. p. 3 


208 Leber das Elfenbein der Alten 
den Häufern ſtatt der Thuͤrpfoſten gebrauche, und 
ebendaſelbſt ſtatt der Pfaͤhle zu den Viehſtaͤllen 
und Zaͤunen Elephanten Zähne nehme. Eben dies 
fer Schriftſteller ſagt an einem anderen Drte: *) 
die großen Zaͤhne fangen fon an felten zu werden, 
außer in Indien; -in ben übrigen Gegenben 1 des 
Erdbodens hat unſre Lieppigfeit alles erfchöpfer. Fer⸗ 
ner in der Stelle, ba er von Afrika handelt, **) 
ſpricht er: bie Schwelgeren zeige fich in ihrer gans 
jen Thaͤtigkeit und Größe, wenn ganze Wälder 
durchfuchee werden, um Elfenbein und Eitronens 
holz zu finden. Die die Gegenden um den Berg 
Myſa herum bewohnenden Aethiopier mußten, nach 
dem Zeugniffe des Herodotus, ""*). dem Camby⸗ 
fe, der fie fich unterwarf, jährlich ſtatt eines Tri⸗ 
buts, außer einem beftimmten Gewichte von Golde : 
und 200 Balfen von Ebenholz, auch 20 große 
Elephanten Zäßne liefern. Die Elephanten wurs 
- den alfo aud) zu einer Zeit mehr als zur andern 
verfolget. Eben fo hatte auch, bey der Ankunft ber 
Europäer an den Küften des weftlichen Afrika, Con⸗ 
90, eine wegen ber fich weit erſtkeckenden oͤden Waͤl⸗ 
ber rauhe Landſchaft, einen großen Lieberfluß an 
Elfenbein, welches aber doch nach einigen. Jahren, 
wegen der beftändigen und häufigen Ausfuhr, in 
eben. diefen Gegenden anfıng außerordentlich felten 
. re Ä zu 
4) Plin. IL 3. 5. 4. ’ | 
**) Lib. V, lc 


t) Herod. III, 97. xo) —XR —XRXR 
cf. Plin. XII, 4 6. 8. 


\ 





| 


und die daraus verfertigten Bilder. 200 


zu'werden. :*) Dennoch aber Berichten einige Meuds 


ve, Zähne von 9 und mehr Süßen gefehen zu baben, | 


weiche 120 bis 200 Pfund wogen. * 
Es konnte alſo durch die Zufammenfegui 


_ mehrerer Tälfelchen die größte Statue gebildet wers 
den. . Aber wiefonnte der Kuͤnſtler diefe, mit einer 


Art von Kuͤtt verbundenen Platten nach dem Ber» 


Hältniffe und der‘ Symmetrie bed‘ Körpers gehörig 
zuſammenſetzen, und in derſelben bie weichen Bie⸗ 
gungen der Gliedmaßen, die Falten des Gewandes 


und die aͤußeren Umriſſe des Körpers äusbrädten ? ? 
Es wird wahrſcheinlich, daß der Künftler erftlich 
aus Thon: oder Erbe ein Modell verfertiget, 


und alsdann, nach dieſem Muſter aus Holz oder 


einer weichen Materie, die bald hart ward; nach⸗ 
bem er ihr durch Afche, Pferdehaare oder Mift vie 
gehörige Seftigfeit gegeben hatte, die Form der Sta; 
tne felber gebildet habe ;- Diefe Form wurde, gleichfaikt 
ols_ein Kern, an flatt einer, feine Oberfläche allents 


halben umgebende Scale mit elfenbeinernen, zus‘ 
ſammengekuͤtteten Täfelchen ausgelegt und überzos 


gen. Wenn dieſes gefchehen war, mußte die irdene, 
Form entweder heraus genommen werden, welches 
geſchehen konnte, wenn fie durch den Bohrer zers 


ſtuͤcket, oder durch Feuchtigkeit und auf andere Art 


erweichet und zerfchmelzer wurbe, oder fie Dienete det 
Statue, wenn m ſi— wenigſtens au Theil dariune 
blieb/ 


5 S. Pr ber Reifen V. B. p- 8. 
.”) ©, Buffon. Hift. nat. T. xxil. p. 122 [gs 


ELBE XV. B.2. St. 9 


\ 


\ 


aio Ueber das Elfenbein ber Alten: 


blieb, zur Stuͤtze, wodurch ſie auf dem Boden 


feſt ſtund. Daß aber die elfenbeinern Statuen in⸗ 


wendig eine Hohlung gehabt haben, wird in ber 
Folge durch fichere Gründe dargethan werden. 
Da dieſe Täfelchen, aus welchen das Bild bes 


| Rund, verfchiedene Schwuͤnge, Hohlungen, Falten, 


Einbiegungen, Erhobenheiten und Vertiefungen ha⸗ 
ben mußten, ſo wird ſich der Kuͤnſtler vermuthlich 
hierbey bald des Grabeiſens (worunter man jedes 
Werkzeug zum Graben, es ſey ſpitzig oder krumm, 
breit ober ſchmal, verſteht) bald der Drehbank 
(der kuͤnſtlichen, verſteht es ſich) bedienet haben, 


pach dem er etwas hat abrunden, oder hohlen ober 


ausbohren wollen, welches fonberlich bey ben Haarlo⸗ 
en, Falten und Einbiegungen ver Achſeln und 
anderer Gliedinaßen Bat gefchehen müflen. *) Der 
Künftler fcheine alfo dad Modell feines Werfes vor 
fih gehommen, und darnach feine : elfens 
beinernen Täfelchen auf der Drehbank oder mic dem 


. Grabeiſen fo bearbeitet, gebildet und sufammengefer 


get zu haben, daß er von einem Theile des Körpers zu 
Bildung des. andern fortgegangen. if. Es warb 
alſo zu einem ſolchen Werke beybes Srakeifen und 


Drebbanf erfodert. Winkelmann, *) glaubte - 


arfaͤngliqh deß die Drehbank alleine hinreichend ge⸗ 
weſen 


) Ich höre, daß ver Kath Raspe, an einer Abe - 
handlung uͤber den‘ Gebrauch ber Drehbauk, auch 
in Marmor, bey den Alten, arbeite. Man 
vergl. Caylus Recueil To, l. p. 356 
") Geſchichte d K. 252. 


N 


und die daraus Herfertigten Bilder. 211 


weſen wäre: allein. eben derſelbe urtheilet nach ge⸗ 


nauerer Ueberlegung in eixer andern Gtelle *) 


ſelbſt, daß ohne Grabeiſen dergleichen Statuen nicht 


haͤtten koͤnnen verfertiget werden. Am geſchwinde⸗ 
ſten wird freylich dieſe Arbeit vollendet, wenn das 
Grabeiſen an der ſo genannten kuͤr ſtlichen Drehbank 
angebracht iſt. ) 

Wer uͤbrigens weiß, 3, wie zu unſern Zeiten Por⸗ 


traite und Bilderchen auf der Drehbanf verferti⸗ 


get werden, kann leicht darauf fallen, daß ſchon 


den Alten eine ſolche Art mit der Drehbank zu ver⸗ 


fahren ſey bekannt geweſen, und muthmaßen, daß 


ſie vielleicht quf dieſe Weiſe jene große Statuen ge⸗ 
arbeitet haͤtten. Aber Briefe des obenerwaͤhneten 


Sn. Spengler haben mid) belehret, daß diek Er⸗ 
fimdung ne: und nicht über die Zeiten des Kaifers 
Lopolds hinaus gehe, als woran annoch Hr. Pius 
mier gezweifele hat. Der große Ezar Peter war 


in diefee Arbeit vorzüglich geſchickt, und es befinden 


fh zu Koppenhagen viele dergleichen Wufe von 


9 Bent ber Anmerf. uͤber die SGd. K. p. xi. 
Es ſcheint, daß er. die gemeine und bie figurirte 


Drebbbant nicht genau genug unterſcheide. 

w) Lucianus quomudo Hi. ſerib. &, 51, 5 28 (bie 
Künftler) AMaarroy növov xad dag vv dakparız, nal 
lErov, xal Iu6Armv,. ra) — EXXXC war Imyı9dıdev ra xeua 

nö. Iſt dieſes fo zu verſtehen, daß bad Elfenbein 
waͤre mit Gold uͤberzogen geweſen? Ich glaube es 
nicht, ſondern er redet von der Art von ‚Bildern, 


toelche theils aus Elfenbein theils aus übergolder 


tem Holje waren, ch Iup. Trag, c. 8. 


D2 ſeiner 


= 212 Ueber das Elfenbein ber Alten 5 


feiner Arbeit. Aus dem De Lalande aber und ſchon 
‚vorher aus Keyßlers Re ſen babe ich erſehen, daß 
Bologna eine Sammlung von ſolchen Werfen befis 
Get, welche der Graf Miarfigli angefchaffee har. *) 
Aber diefe Art die Drehbank einzurichten und Fünfts 
lich zu verändern, dienet nur zur Berfertigung klei⸗ 
nerer Figuren, zu größern hingegen: langt fie niche . 
zu. &s fälle alfo fchon Hierdurch Die Murhmas 
ung, daß die Statuen der Alten vielleicht auf diefe 
Weiſe wären gearbeitet worden, über den Haufen. 
Ich komme jegt zu der Schwuͤrigkeit, daß ein _ 
aus mehreren Platten und Tafeln zuſammengeſetz⸗ 
tes Bild, von ganz verfchiedenem Glanz; und Weiße 
müffe/gewefen fenn, und daher den Augen wenig 
babe gefallen können.» Allein ich glaube, daß dieſe 
Schwärigfeit denen, die mit Elfenbein zu thun ha⸗ 
ben, nicht fo gar groß. und wichtig ſcheinen wird, 
_ Denn es ift befannt, daß man dein Elfenbein einer⸗ 
ley Slariz.und Weiße giebt, indem man cheils uns 
‚ter bemfelben eine gewiſſe Wahl anitellet, wobey 
man auch auf das Verhaͤltniß des Gewichtes, (denn 
Das feuchtere iftetwas ſchwerer,) Achtung giebt, und 
dasjenige, deſſen Faſern ftärfer find, von dein gläns 
zendern und feinerem abfondert, theils ed trocknet 
oder anfeuchter ; denn wenn das Elfenbein lange 
trocken gehalten wird, nimmt es eine gelbe Farbe an 
. und verliert die überflügige Weiße; durch nächtlis 
chen Thau aber gewaͤſſert, oder durch die Sonnen⸗ 
ſtrahlen 


") Etwas undeutlicher erzaͤhlt dieſes Quincy Vie da 
Comte de Marfigli P, III. p, 118. Ä 


— —— —— — 0, - — — 
— 


und die daraus derfertigten Bilder. 2 13 


firahlen erwärnt (welches am beften unter einer 
gläfernen Decke oder unter wiederhohlter Befprengung 
mit Waſſer geſchehen kann *), ſaugt es gleichſam einen 
friſchen Glanz ein. Diefer aber wird dadurch unverſehrt 
erhalten werden, daß man das Elfenbein vor der ein: 
dringenden Luft in Sicherheitbringet, indem man es 
in Baumwolle gewickelt ih einem Kaſten verwahrt, 
oder in einem gläfernem Gefäße aufbchäl. Was 
hindert uns aber zu glauben, daß die Alten durch 
lange Erfahrung eben diefe Entdeckungen gemacht 
haben, fo daß ihre koloſſaliſchen Statyen dem Aus 
ge nichts Unangenehnies, fohdern eine "durch das 
Ganze gleich verbreitete Weiffe und Glan; werden 
bargeboten. haben. Aber auch eine Verſchiedenheit 
Bierinne würde durch die Höhe des Dres, an dem 
man das Bild aufftellete,leicht Haben verborgen werden 
koͤnnen. So follen die Zufammenfügungen des 
Glaſes in Moſaiſcher Arbeit, in welcher man jegt in 
Mom die Gemälde der größten Meifter nachahmet, 
aus einiger Höhe gar nicht bemerket werden, Man 
trifft auch öfters in Zimmern aus Schildkröte, oder 
Bernſtein gearbeitete Zierrathen an, in welden 
man gleichfalls, nur wenn man näher hinzutritt, 
die Zufammenfügungen erfennen kann. 

Man Fönnte auch die Frage aufwerfen, ob ei⸗ 
ne Statue von folcher Größe bey ihrem blendenden 
Glanz und Weiffe, einen angenehmen Anblick habe 
geben koͤnnen. Ich getraue mich nicht weder diefes 
noch das Gegentheil zu ‚behaupten. Vielleicht iſt 
die Sewohnheit den elfenbeinernen Bildern ein gol⸗ 

O 3 denes 


2) Auch Aber einem Bu. 


214 Ueber das Elfenbein der Alten 

denes Gewand umzumerfen aus biefer Urfache her⸗ 
zuleiten, daß dadurch den Augen eine angenehmere 
Empfindung verfchaffet würde. 

Es hat aber diefe Schoͤnheit und Weiſſe des 
Elfenbeins doc) nicht allzu lange unverändert koͤn⸗ 
nen erhalten werden. Denn es iſt yon Natur fo 
befhaffen, daß es durch die Länge der Zeit gelb 
* wird und feine Glaͤtte verliert. . Das Unangench- 
‚me diefer gelben Farbe war vermuthlich ‚mit eine 
von denen Urſachen, warum man das Elfenbein 
färbete. Diefes beweiſet auch die Stelle des Ovid rs 
aut quod ne longis flavefcere poſſit ab annis 
Moeonisaflyrium feminatinxitebur. , Daß 
aber die Weiffe der elfenbeingeen Figuren unbeftäns 
dig geweſen fen, davon ift auch der Ausfpruch des 
Phidias ein Zeugniß. . Die Athenienfer waren 
ungewiß, welche Materie fie zu der Statue der . 
‚Minerva wählen follten * 33 Phidias ſagte, ſie 
muͤſſe in Marmor nicht in Elfenbein gearbeitet 


werden, weil alsdann ihre Schoͤnheit von langerer 


Dauer ſeyn werde. Eine noch größere und uns 
angenehmere Unbequemlichkeit ift dieſe, daß es bald 
bey ſcharfen Feuchtigkeiten in der Luft aufſchwillt, 
bald bey trockenem Himmel ſich einzieht, und da⸗ 
her leicht Riſſe bekoͤmmt, ſich erweitert, rauch und 
in feinen Zuſammenfuͤgungen aufgeloͤſet wird. Es 
iſt daher ſehr zu verwundern, wie die Minerva 
und der Jupiter des Phidias bis auf des Pau⸗ 
ſnias Zeiten, alſo uͤber 600 Jahr ſich haben er⸗ 

hal⸗ 


Ouid. II. Am. 5, 39. 40. . J 
4) Val. Max. I, ext. 7.de Athen. religione. 


— 


| 





und die bavans verfertigten Silber. 215 


halten koͤnnen ¶ Ihch zweifle miche, daß der Glanz. 


durch die Lange der Zeit werde ‚verloren gegangen’ 


ſeyn, aber ſchon biefes ift -aufferordenelih genug,- 


wenn die dfenbeinernen Taͤfelchen fich fo viele Jahr⸗ 


hunderte hindurch in ihren Sufammenfügumgen ver⸗ 


bunden erhalten haben. 

Bey einem genauern Machdenken thierüber 
haben ſich mir folgende Bemerkungen angeboten: 
Wielleicht haben ſich die Alten eines feſtern und 


dauerhaftern Kuͤtts als der jetzt gewoͤhnlich iſt be⸗ 
dienet. Dat. findet daß aus den Eingeweiden 


gewiſſer Fiſche, welche oxirynchi genannt, und 
wie Aelianus *). meldet, in einer gewiſſen 
Be am Tafpifchen Meere gefunden. werden, ein 


Leim zubereitet worden, den man befonders zu 


der Verbindung: des Elfenbeins brauchte. "Auch 


hat die gelinde und immer gleiche. Luft des griech 


ſchen Himmels das Elfenbein viel weniger angel 
griffen, als von den fiharfen und falpeterifchen Mes 
bein unferer Gegenden aefihehen würde. Auch 
die Luft zu Tivoli fol fo gelinde feyn **), daß das 


Elfenbein daſelbſt feinen Glanz und Waſſſe behaͤlt. 
Auſſerdem befanden fi auch die Statuen allezeit | 
an bedecken Orten. Es konunt nur das einzige 


Benſpiel *9 des aAfenbeinernen Apollo vor, wel⸗ 
cher in dem  Foro Augufti fund, aber vieleicht 


D 4 war . 


. IE eſes giſchleims gedenkt Aclian, Hil, Anim. 
MVII, 32. 


”*, Dela Lande Voyage en Italie T. V. p. 361. die 


Stellen der Alten, hat geſammelt Jun. p. 290. 
vr) Plin: VII, 53 54 


b 0. 


216: Ueber das Elfenbein der Lilten 


war auch dieſer unter ein Dach oder eine anderd 
Bedeckung geſtellet. Vielleicht wußten auch die 
Alten den Veraͤnderungen der Luft zuvorzukommen 

‚ode abzuhelfen "Die Sache felber. führer mich 
auf diefe Muchmaßung. Plinius ) fagt vom 
alten Oele, man hielte dafür, ‚daß. es dienlich fer 
das Elfenkein:- vör. er Fäulung zu. bewahren, we⸗ 
nigfiens fen dad Bild des Saturnud zu Rom 
inwendig Damit angefüllet. Eine anderemerf: 
. wärdige Stelle findet man in dem Paufaniad *), - 
"von: dem Tempel des Olympifchen Supiters: Der 
Boden um. die Statute des Gottes herum iſt, 
fage ec, mit einem ande eingefaflet, damit 
nisht das Del abfließe, durch welches das 
damit übergoffene Elfenbein vor den Aus—⸗ 
duͤnſtungen des feuchten Bodens bewahret 
wird; denn der Altis ift einer der ſumpfig⸗ 
ften Derter um Dlympia. Im Gegentheife 
faͤhrt er fort, zu Athen in dom Parthenon, 
welches in der Oberſtadt liegt, nüget dem 
Bilde der Minerva das Wafler mehr ald das 
Del. Denn da es fich auf einem hohen und. 
Daher trocknen Orte befindet, fo it es nöthig 
daß es öfter mit Waſſer angefeuchtet were. | 


we) Plin, XV, 7. 

) Paufan. V, 11. ſab f. Hartuin Aber bes Plinius 
nur angeführte Stelle bemerket, dag Kpiphan. U. 
adv. Haeref, 64. eben diefeß erzähle, Die Stelle 
iR im ı T. p. 542 nach des Petas Ausgabe. 

"Ehen diefer Art der Erläutgeung brauchte Metho- 

‘ dias de Refurret, v. Photius Cod. CCXZXIV, pr. 


ai 21 


und die daran) Defetigen Bilder. 217 


: Eben dieſen Sdreiftſteller war von ‚den Prieſtern 
‚ verfichert worden, daß zu Epidaurus der Thron 
Des Aeskulap, auf welchem der Gott faß, 


über einen Brunnen fen Heftellet worden ). 


Eben fo verhielt es fih auch zu Pellena-***),; wo 


ſich die andere Minerda des Phidiad befand, _ 


welche gleichfalls aus Elfenbein verferrigee war. 

Daß aber aller dieſer Vorficht ohmgeachtert dag 
Elfenbein diefer Statuen dennoch durch die Laͤnge 
der Zeit ſchadhaft geworden fey, und der. Ausbefl« 
zung nöthig gehabt habe, ficht man: aus der Er⸗ 
sählung des Pauſanias +), ‚von Damophen, 
welcher die Starte des Olympifchen Jupiters, 
deren Zufammenfügumgen ſich aufgelöfet harten, 


wieder zufammen verband. Bisweilen mußte auch 
Ä das Eifenbein ve von dem Schmutze greeiniger werden. 


9895 Pau⸗ | . | 


59 gunins, delſen Sorzfalt in Yofährung der Ede 
len mir viele Dienſte geleitet hat, berichtet, p. 200, 
aus dem Chryloftomus, daß man ſich des Schwer 
feld Octs zur Verhaͤrtung! des Elfenbeins ber 


dienet habe. Die Stelle iff Orat. XII. p. 208. C. 
Aber die Leſeart iſt ohne Zweifel falſch und, es mug 


nach / dem Cod. Par, heiſſen KURBPITTE TER Yvon, 
nuehmlich des Atlantiſchen Cederbarms. Denn 


Chryfoltomps glaubte, vo auch Doh| der era 


becdygefuͤgt ſey. | 
- 98) £. Pauf; VIE, 27. pr. 


. e 


D» In der oben angeführten Stelle IV; 31. Und 


Damophon war in Anfehung der Zeit nicht weit von 
Pbidias entferngt, fiehe Deutſche Sehriften der 
Goͤtting. Soc. 1B. 


8 





F ⸗ 


218 .;; Ueber das Elfenbein der Mten- 


MPauſanias⸗ berichtet +) ‚ es ſeyen die Nachkommen 


des Phidias oͤffentlich dazu beſtellt worden, die 


Statue des Jupiters vom Schmutze rein zu haften, 


- und fie bekommen daher dern Namen Paudeurrap. 


15 


Plimius bemerkt im Vorbeygehen, daß der Re 
tig zu Glaͤttung des Elfenbeins ſehr geſchicke 
fey +44), wie auch die ſehr rauhe Haut eines Fi⸗ 


ſches, welchen er fquarina nenhe ). 


Wenn man alles, was ich jetzt auseinander yo 


feet habe, Aberlegt, fo wird man die Verfertigung 


elfenbeinerner Statuen nicht für.fo unmoͤglich hal⸗ 
in, daß. man entweder die Glaubwuͤrdigkeit Ver 


Alten verwerfen, oder zu einer ihnen eigen geweſenen 


geheimen Kunft feine Zuflucht nehrꝛen ſollte Deng , 
es. giebt feute, „welche fagen, das Elfenbein, durch 

. Sie in. Staub, verwandelt, ‚hierauf mit. Be 
erweicht und wie das Dich! durchgearbeitet, nehme 
alsdann die beliebige Bildung leicht an, und wer⸗ 
de durch Luft wieder getrocknet und verhaͤrtet. Ich 
bin von der Wahrheit biefee Dieynung nicht genug 
Übereugt, u und wenn ich es ware ſo bliebe mir 
doch 


TPY Pauf, v. 14. p. 412. Ehen biefe fe Sof er⸗ 
foderte auch der Marmor von Zeit zu Zeit. Ich 
glaube bie Alten bedienten ſich hierzu des Wachſes 
und der Leinewand. ©. Vitruy, VI. 9, Plin. 
XXXI.7, 40. Daher bie lavacra, Aurga, · der 
. Götter. . oo. 


+ Plin. xix. 5. 6. Repkani ei ebora eertepöliant, 


_ .titt) Idem IX, 12. 14. . 


* | 


— — — 1 — — — —— — — — — — — — 
w 
’ ®. 


und die daraus Herfertigten Biltier. 219 


voch immer der-Zweifel.äbrig, ob es die vorige 


Blätte mit feinem Glanze wieder erhielt. Daß 
das Elfenbein in fiedendem Waſſer biegfamer und ges 
ſchmeidiger werde, kann wenigſtens von dünnern 
Plaͤttchen nicht geläugnet werden. Denn in Anfe 


hung eims ganzen Stüdes ift es, wie ich höre, | 


jweifelbaft, ob es die Gewalt des Feuers zwingen 
könne. Daß das Elfenbein überhaupt durch heiſſe 
Feuchtigkeiten ertweichet werde, war auch den Alten . 
nicht unbekaunt. (Es ‚beweifen diefes, aufer dem 
Plutarchus, Stellen des Paufanias und Dios⸗ 
korides. Der erſte ) da da er zeigen will, das 


"Elfenbein fen nicht für einen. Zahn, fondern für 


en Horn des Elephanten zu halten, bedienet fih 
unter andern dieſes Beweiles, daß es. der Gewalt 


des Feuers leicht nachgaͤbe: Zähne aber thaͤten dies 


ſes nicht, da hingegen Horn durch Feuer nach Wills 
Führe konne gebogen und gebildet werden. Diosko⸗ 
rides ) fagt, daß die Alraunwurzeln hierzu fehr ge: 
ſchickt fey. Denn diefe fagt er, feche Stunden 
mit dem Elfenbein gekocht, foll es fo weich 
machen, daß es alsdann ae som anuähme, 

bie 


») Pauf, V. 12, P. 408. Su Wil dm vun Ixus . 
sv ds ddövssedVen. nseurm 52 ui Bomv non laspayrun 
äuarie 7a In wuondeguc ud ds MNm ur) wugde Äyıras 
KIKETE, 

"*) Diofc, de Mater. Medica, Lib.IV.76.P: 274. marden 
vun 38 nal drdarrn Myarıy Ä Ella ewobouim kurä 
dm) Wong ik, ng Iirracı ilsda rue —XR cXu 
ugueneuägn. | 


220 Weber die muſikaliſchen Artikel 

Bie man ihm geben wolle. Die Stelle des 
Plutarchus.) zeigt, daß einige fich eines gewiß 
fen Bieres hier zu bedienet haben. Aus dem Se 
neca 7) ſieht man, daß man dem Demokeit 
diefe Erfindung zugefebrieben. Allein ich befenne 
aufrichtig, daß ich nicht einfehe, was die Kenntniß, 
das Elfenbein weich zu machen,- bey der Ausarbei⸗ 
tung großer Figuren für einen Nuten haben koͤnne. 








| u. 
Einige Anmerkungen uͤber die muſtkaliſchen 
Arrtikel in Sulzers allgemeiner Theorie 

der ſchoͤnen Kuͤnſte sc. Erfter Theil ıc. 


We haben ſchon im vorigen Stuͤcke von die⸗ 
? fern herrlichen Buche des beruͤhmten Hrn. 
Prof. Sulzers geredet. Ein Werf, auf das ein 
Mann von einer fo tiefen Einficht in Die Wehtweiss 
. heit 


ver, Die auch vom Junius erwähnte Stelle iſt p. 290% 
in der Abh. daurägun q Rania wei uunedam, P- 499. 
" Does vap u neöny TO drkovwglsı rigen zu) Ya Ihkeoxen 
 .‚yarbuerev, (nehmlich Bein mie Eßig und Aſche ber 

feuchtet erweichet bat), xar var dasgarra ru Cds - 
Ec Aaxdu yarbıısvev na) yarsyra naeruns Ka —XREʒ 
. Que dam: 3 αννα. 
“ ). Seneca Ep. XC. Demoeritum \inueniffe, guem- 
admcdum ebur emolliretur. 


eh 


da Suhhers Theorie der Kuͤnſte. 221 


kit, und in alle Theile der ſchoͤnen Kuͤnſte und 
Wiſſenſchaften, einen großen Theil ſeines Lebens ver⸗ 
wandt hat, deſſen gepruͤfte Gelehrſamkeit und 
Rechtſchaffenheit fo durchgängig bekannt iſt, brauche 
keine weitere Anpreiſung. Wir haben ſchon erinnert, 
daß einem Kunflrihter bey der Einrichtung eines 
Waoͤrterbuchs nichts übrig bleibe, als ſich über eins 
zelne Begriffe und Entwickelungen mit dem Leſer zus 
unterhalten. Dies ift über ein paar aſthetiſche Ar⸗ 
tikel geſchehen. Einer unſerer Freunde, ein Kenner 
der Muſik, hat dieſes auch in Anſehung einiger Ar⸗ 
tikel dieſe Kunſt betreffend gethan. Da dieſelben 
einen betraͤchtlichen Theil dieſes Werks ausmachen, 
und von einer ungemeinen Erfahrung bes IB. fo 
wohl in der Theorie als‘ det Ausuͤbung jeigen ; fo 
verdienen fie diefe Aufmerkſamkeit. Wir tragen 
aber defto weniger Bedenken diefe kleinen Anmer⸗ 
Fungen mitzurheilen, da der. Hr. Prof. in ſeiner 
Vorrede alle Freunde der ſchoͤnen Kuͤnſte und Wiſ⸗ 


ſenſchaften jur Pruͤfung auffodert, und bloß die 


Liebe zur Wahrheit bey ihm und bey uns ſtatt fin⸗ 
det Wir find nicht Muſtkgelehrt genug, um zu 
entfcheiden, in wiefern fie gegründet find: glauben 
aber, da der zweyte Theil des Werks noch zuruͤcke 
iſt, daß fie vieheiche dem Hru. Verf. zu ciner klei⸗ 
nen Erläuterung bey einem oder dem andern mufls 
kaliſchen Artikel noch Anlaß geben können: 
Zuvoͤrderſt nehmen wir ung die Freyheit, we 


gen der Berdeutfchung einiger muſikaliſchen Kunſt⸗ 


woͤrter etwas zu erinnern. Uns bünft, daß 
Kunftwörter, bie bereits in der Sprache, worinn 


mar 


222 Ueber die muſitetiſchen Artikel 


man ſchreibt, das Buͤrgerrecht erhalten haben, gar 
wohl unuͤberſetzt bleiben koͤnnen, wofern das deut⸗ 
.ſche Wort, womit man das alte Kunſtwort auszu⸗ 
druͤcken gedenket, unbeſtimmt, dunkel, zwey⸗ 
deutig, oder wohl gar falſch und alſo unrecht ge⸗ 
wäßle iz weil es die Sache, von der.die Rede iſt, 
ungewiß machet, oder nicht gehörig bezeichnet, 
Sollte dies nicht mit einigen Wörtern, die in dies 
fen Werke vorfommen, der Fall ſeyn? Wir 
finden z. B. an ſtatt Applicatur Anfegung. Dies 
ſes Wort feheinet ung befler durch das ſchon befanrise 
"und angenommene Fingerfegung; oder auch Fin⸗ 
gerordnnung, ausgebrüäckt zu werden. Statt Bis: 
cinien zwenftimmig, da doch jenes ein Subſtanti⸗ 
vum oder Hauptwort, diefes aber nur ein Adjecti⸗ 
vum oder Veywort iſt. So wird nuch unter Bis 
cinten insgemein etwas beftimmteres verftanden, 
als ſchlechthin ein jedes zweyſtimmiges Stuͤck, oder 
alles was zwenftimmig ift. Das Wort Caͤſur bes 
deutet in der Muſik Durchichnitt, und nicht wohl. 
Abſchnitt. Durch den Durchfchnitt. werden die 
Taktarten, die diner Teilung fähig find, in zween 
‚oder drey metrifche Füße getheiler., nad) dem fie 
naͤmlich unter die geraden oder ungeraden Taftars 
ten gehören. Daß aber Abichnitt-ctwas ganz 
anderes fen, zeiget felbft die hier befindliche Erlaͤu⸗ 
terung diefes Wortes. Das Wort Saf für Coms 
pofition kann ſchwerlich gebrauchet werden.” Com⸗ 
pofition hat zweyerley Bedeutung, Wenn ich fas- 
ge: eine Compoſition, fo verftchet man dadurch. 
ein mufifalifches Stuͤck; fage ich Seh Eoman 
| Zu ĩti⸗ 


ſtoͤßig. Ein Wort, daß in Wiesen Bedeutung 


in Sulzerd Theorie der Kuͤnſte. 223 
ſition: fo verſtehe ich dadurch die Kunſt; ein mu⸗ 


ſilaliſches Stuͤck zu machen, oder kuͤrzer die Setz⸗ 
kunſt. Das Wort Sag würde alſo nicht hieher 


‚ Paflen. ! Lieberdieß iſt dieſes Woͤrtchen (don auf on 


eine andere Art in der Muſik gebräuchlich; denn 


tin jedes muſikaliſches Stuͤck beſteht aus verſchie⸗ 


denen Saͤtzen, die aber eine Verbindung mit einan⸗ 
ber haben, und yon denen immer einer aus dem an⸗ 
dern fließet, eben fa wie eine ‚ganze Rede 
ans verfchiedenn Theilen oder Saͤtzen bes 
fichet. Das Wort Clauſel heißt unſeres Beduͤn⸗ 
kens eben fo wenig Cadenz oder Schluß. Es 
bezeichnet ganz eine. andere Sade; auf welche ſich 
im eigentlichen Verſtandẽ Cadenz oder Schluß gar 
nicht wohl ſchicken. So find auch Eadenz und 
Schluß ziweyeriey Dinge, ven denen jedes eine bes 
fondere Erläuterung erfobers Den wahren Uns 
terſchied dieſer drey verſchiedenen Dinge, Clauſel, 
Cadenz, Schluß, wird der Hr. Verfaſſer in fol⸗ 


‚genden Theilen ohnfehlbar beſtimmen. Mod faͤllt 


uns das Wort Declamation in die Augen; ein 
Wort, welches in der Muſik von großer Wichtig⸗ 
tigkeit iſt. Wir ſehen aber daß es durch Vortrag 
verdeutſchet wird; da wir aber finden, daß auch 
Action und Geſtus duch Vortrag gegeben wers 
den : Declamation hingegen von diefen beyden Woͤr⸗ 
tern doch ganz verfchieden ift, felbft auch eine ganz 
andere Aufklärung erfodert, die mit dem Worte 
Vortrag. am wenigften erſchoͤpft werden. kann: fo 
ſcheint uns das Wort Vortrag allhier etwas Ln⸗ 


gi 


224 Ueber die muſtalichen dirtitel 


genommen werben kann, kann nicht die Ueberfer 
Kung eines Kunftwortes ſeyn, welches nur eine ein: 
jige Sache zu bezeichnen beftinime war. Hier fälle 
uns noch dqs Wörtchen Zeiten ein, welches vom 
Hm Verf. hin und wieder für Takttheile gebrauchet 
wird, verinuthlich zur Nachahmung des lateini⸗ 
ſchen Ausdrucks: Tempora. Da uns aber‘ Dies 
ſes Wort allzuunbeftimme, in usfrer Sprache in 
bieſem Verſtande ganz fremde, der Sache aber. am _ 
wenigſten angemeſſen ſcheint, und folglich eine go 
nauere Erläuterung erfodern würde fo inuͤſſen wir 
es hier bloß bey der Anzeige laffen, und wuͤnſchen, 


man haͤtte es bey dert bekanntern Ausdrucke Takt⸗ 


theile bewenden laſſen. — Doc wir kommeun 
nunmehr auf die Artikel ſelbſt. 

Abſchnitt in dee Melodie. Bielleicht hatee 
hier nicht unangemerkt bleiben ſollen, daß die Ab⸗ 
ſchnitte in der Melodie maͤnulich und weiblich ſeyn 
koͤnnen, und daß fie ineinfachen gerade Taktarten 
auf den Anfang des Taktes, und in zuſammengeſetz⸗ 
fen auch.auf die andere Hälfte des Taktes, und ab 
ſo jebesmal auf die Stellen, auf welche der Darch⸗ 
ſchnitt oder die Caͤſur faͤllt, fichen müffen. Eine 
gleiche Beſchaffenheit hat es nach veränderten Lims 
ſtaͤnden mit den ungeraven Taktarten. Sort iſt 
in dieſent Artikel viel wahres und richtiges; inet ; 
befondere gefällt 8 ung, wann es gegen das Ense 
heiße: Die Abſchnitte in der Muſit koͤnnen durch 
sdie Verſchiedenheit der Figuren, durch verſchiedene 
„Modificationen der Stimmen, durch Nachdruck 
nauf gewiflen einer durch Die * Veranderung det 

„Har⸗ 


in Sulzer Weorie der Klinke: 225° 
„Harmonie und andere Mittel bewirkt werden; ſie 
8 bald weiter aus einander, bald enger in 
„einander ſtehen, und. dadurch koͤnnen fie einen fehr vor) 
ntheilfaften Einfluß in den Ausdruck befommen.,' 
Accent in der. Mufif. Diefer Arrikel ift von | 
vieler Wichtigkeit, und jeder ungehende Componit 
ſollte ihn wohl mit Nachdenken burchſtudiren. 
Bielleicht hätten wir noch eine bentfichere Erklärung 
des Unterſchiedes der grammatiſchen, oratori⸗ 
ſchen und pathetiſchen Accente zu finden ges 
waͤnſcht, zumal da es beynahe gewiß iſt, daß die 
letztern fih auf die grammatiſchen gründen muͤſſen, 
weil ſie mit dieſen auf einerley Takttheil zu ſtehen 
kommen, obſchon die oratoriſchen und pathetiſchen 
gewiſſermaßen als Ausdehnungen oder Erhoͤhungen 
ber grammatiſchen anzuſehen ſind. Wir finden da⸗ 
her auch nicht, daß die Schwierigkelten ſo groß 
wären, den Lauf des Geſanges und den Lauf der Mer 
de mit dem Accente zu verbinden, zumal da er bey⸗ 
den ſehr natürlich iſft Dinn die Harmonie und der 
Zaft ſchraͤnken den Lauf des Geſanges nur wenig 
ein, fie verſchoͤnern ihn vielmehr, und dadurch‘ 
wird der Accent ſowohl dem Laufe des Gefanges, al’ 
bern Laufe der Rede defto wefentlicher und empfinds . 
licher. Die Worte erhalten dadurch einen ihnen 
angemeflenen Ton, und vermittelft der oratörifihen, | 
und patheriſchen Accente, wenn der Componiſt die 
wahre Arc des Ausdrucks verſtanden hat, werden 
fie dem Zuhörer fichtbarer. Wie aber die Pauſen 
der Singſtimme, indem die Inſtrumente die Pe⸗ 
rlode vollenden, Mörtel ſeyn fönnen, wodurch der - ' 
NM. Bibl. XV. B. 2. St. PCCom- 


— 


J 








-936 Reber die mufitalifchen Artikel 


Componiſt ſich aus den vorgegebenen Schwierigkei⸗ 
ten heraus helfen koͤnne, dieſes haͤtten wir noch ein 
wenig mehr erlaͤutert gewuͤnſcht, weil es dem Anfaͤn⸗ 


ger in der Setzkkunſt ein Raͤthſel ſeyn moͤchte, das 


ihn mehr verwirren als unterrichten koͤnnte, und 
welches aufzulöfen er einen fo erfahrnen Lehrmeiſter 
nöthig hätte Es ſcheint, der Herr Ders 
fafler habe. hier die Materie von den Accenten vers 
loffen, und in die Materie vom Ausdende überges 
ben wollen. — 

Accord. Dasjenige, was man gegen dieen 
Artikel uͤberhaupt einwenden koͤnnte, iſt, daß ein 
Anfänger in der Muſik ſchwerlich hinlaͤnglich dar⸗ 
aus lernen kann, was eigentlich unter dieſem Worte 
zu verſtehen iſt. Es finden ſich hier, unſers Beduͤn⸗ 
kens, zweydentige Begriffe und Vorausſetzungen;3 
eine Vermiſchung der Accorde und der Grundac⸗ 
corde, und endlich eine unnoͤthige Ausfuͤhrung des 
Rameauiſchen Syſtems der Harmonie, welches un⸗ 


ter erfahrnen Tonkuͤnſtlern keinesweges einen fo alle. 


‚gemeinen Beyfall gefunden hat, als die Anhänger 
deſſelben fich einbilden. Doch wir wollen uns hier; 
bey nicht aufhalten, fondern nur kuͤrzlich anmerken, 
daß es nicht mit der Gefchichte der alten Muſik übers 


einſtimmt, wenn vorgegeben wird, der einftimmis 


ge Geſang habe feine Accorde zum Grunde Ob 


fibon die alten Hebräer und Griechen, und nach 
ihnen die alten Sateiner, unfern drenftimmigen con⸗ 


fonirenden Accord. noch nicht gehabt haben mögen, 
welchen wir ihnen zwar nur einigermaßen abfpres 
hen Fönnen, weil wir ihnen ein feines Gehoͤr eben 

nn | fo 


in, Suherd Theotie der Fünf, 297 


b wenig als unfern Zeitgenoffen ſtreitig zu machen Ur⸗ 
ſache haben: fo hatten ſie doch ihre Octavengattungen 
eben fo wohl als wir die unſrigen. Es waren 
ihnen Daraus ferner die Octaven, die Quinten und 


Quarten befannt. Sollten nun die vornehmſten 


Töne diefer ihrer Octavengattungen fo gan; und 
gar ohne die geringfle Begleitung tiefer Inſtrumen⸗ 
te, zumal in ihren Choͤren, vorüber geraufcht fern ? 
Das ijt fchwerlich zu denken, wenn wir ihnen niche 


allen Geſchmack oder alle Empfindung des. Schis 


nen in diefer Kunſt abfprechen wollen. Selbſt vers 


ſchiedene Stellen in den alten Schriftftellern fein 
nen dieſes zu beftätigen, ‘ob fie ſchon nicht von die - 


ner kuͤnſtlichen Harmonie, die den newern Zeiten 
aufbehalten war, reden fonnten. Doc) diefe Mas 


terie zu unterfuchen, würde hier zu weitläuftig feyn. 


Wenn der Hr. Verf. ferner vorgiebt, man fände 
bey den Tonlehrern eine große Verſchiedenheit der 
Meynungen über die Anzahl, den Urſprung und 
ben Gebrauch aller zur Muſik dienlichen Accorde; 
und es ſchiene dieſe Materie überhaupt fo verwor⸗ 
ven, daß man denfen follte, es ſey unmöglich fit 
methodiſch zu ordnen 5 fo wiffen wir nicht, wie des 


Verfaſſer dieſes gemenner wiffen mil. Redet ee 


überhaupt von allen Arten dee Accorbe? oder nur 
von den fogenannten Srumdaccorden? In beyden 


Zällen ſcheint er ſich nicht deutlich genug auszudrds 


dm Die Materie von den Tönen und ihren cos 
fonirenden und diffonirenden Accorden ift vielfältig, 
und von vielen ohne Verwirrung, abgehandelt wor⸗ 
den. Man hat von. hubentlücpen Zeiten ber den 
" harmo⸗ 


228 Ueber die mufifaliichen Artiket 


harmonifchen Dreyflang, als den fogenanntencons. 
fonirenden Grundaccord, gar wohl gefannt. Die 

diſſonirenden Accorde find ebenfalls, obfchon nicht 
fo umfaͤnglich als anitzt, bekannt gewefen; man ': 
hat aber feinen derfelben für einen Grundaccerd- 
ausgegeben; denn es war nicht nöthig, dem Se⸗ 
ptimenaccorde fo viel Vorzug einzuräumen, und ihn 
als eine fruchtbare Mutter aller andern diſſoniren⸗ 
den Xccorde. anzupreifen. Mithin iſt der bes ' 
ſondere Wunfch faum nöthig, eine Methode zu ent⸗ 
deefen, durch welche man alle brauchbare Accorde 
beftimmen fönnee Und da man in den Zeiten vor. - 
der vermennten Entdefung des Rameau die Hars ⸗ 
monie bereite auf den höchften Gipfel der Volkom⸗ 
menheit gebracht hatte, und. der Geſchmack allein . 
zu verbefleen war, (wiewohl man auch ſchon den 
Grund. zur gegenwärtigen Verbefferung geleget hats 
te: ) fo fehen wir nicht wohl ein, daß man über 
die Verfchiedenheit der Meynungerfvon den Accors 
den, über das Verworrene darinn, und über den 
: Mangel einer Methode, fie ordentlich vorzutragen, 
fich zu beflagen Lirfache habe. Und iſt Senn: die 
Verwechslung der Harmonie, fowohl der confonirens 
den als diffonirenden Accorde ein fo großes Geheim⸗ 
niß gewefen? Haben wir. nicht fihon vor dieſer 
merfwürdigen Epoche Tonfehrer gehabt, die diefes 
Geheimniß gekannt, und ſchon in Schriften," nur 
mit weriger Veränderung, aufgedeckt baden? Wir - 
wollen nur einen Gafparini in Italien, und einen 
Heinichen in Deutfchland nennen. Und endlich, 
iſt es wohl noͤthig, die ie Reuheit dieſer Erſindung zu 
wider⸗ 


|. 


in Sulzers Theorie der Kuͤnfte. 229 


widerlegen, da wir nur die Arten des doppelten 
Contrapuncts, des Canons und der Fuge nennen 
dürfen, dic ſich insgeſammt auf die Verwechslung 
der Harmanie, oder der confpnirenden. and diſſoni⸗ 
senden Accorde gründen? Muß fie nicht alfo 
ſchon vor der Erfindung diefer Eünftlichen Gattun⸗ 
gen von Mufif befannt gerwefen feyn? Auch wäre 
es leicht zu erweiſen, daß fie fogar ſchon den: 


alten Griechen und nach.ihnen den Lateinern befannt 


geweſen. — Wir glauben alfo, daß ber Hr. 
Verfaſſer den größten Theil dieſes Artikels, worinn - 
ber Proceß der Erfindung der heyden Rameauiſchen 

Grundaccorde erzähle wird, weglaſſen fönnen, 
zumal da es uns falſchſcheint, als hätten wir nur Eis 
pen Biffonirenden Grundaccord, welches fih duch 
Sründe und, Erfahrungen leicht genug. widerle⸗ 


‚gen ließe, wenn es hier der Raum zulaffen 


wollte. .— | 

Allabreve. . Hier hätte noch eine weſentliche 
Eigenſchaft des Allabrevetakts hinzu geſetzt werden 
koͤnnen, naͤmlich, daß er nur einen metriſchen Fuß 
ausmacht, und folglich keinen Durchſchnitt ver⸗ 
traͤgt. Hiernaͤchſt mangelt die Beſchreibung des 
großen Allabrevetakts, welcher aus zwo ganzen 
Taktnoten beſtehet, keinesweges aber, wie. Hr. 
Marpurg will, ein zuſammengeſetzter kleiner Alla 


brevetakt iſt; denn er beſteht ebenfalls nur aus El⸗ 
. nem metrifchen Fuße, und verträgs. eben fo wenig, 


wie diefer,, einen Durchſchnitt. Der große Alla⸗ 

brevetaft, den Hr. Marpurg beſchreibet, iſt michts 

anders j als der Fleine hier heſchriebene, aber aus 
0 \ D3 2... jweenen 


230 Ueber die mufifalifchen Artikel - 


zweenen Takten zuſammengeſttzte Allabrevetaft, der 
keinen andern Grund hat, als die Bequemlichkeit 
im Schreiben. Das Zeichen des großen Allabre⸗ 
vetakts iſt dieſes & und feine Bewegung iſt 
etwas‘ ernfthafter und langſamer, als die 
Bewegung des Meinen. Beyde Taktnoten machen 
alfo nur einen Taft, oder, mie man. eigentlichen 
vedet, cin Tempo aus. Der falſche Gebrauch 
des Zeichens des Allabrevetafts hätte alſo wohl 
nicht angeführt werden follen, weil er mehr aus ch . 
ner vernachläfiigten Gewohnheit, als aus Abfichs 
ten entftanden ift, und oft nur von der Unwiſſen⸗ 
heit der Abfchreiber herruͤhret. 

Alt.“ Der Sprengel der Altſtimme iſt viele 
leicht zu eingeſchraͤnkt befchrieben Man kann ſowohl 
dem hohen als tiefen Alte in der Hoͤhe noch einen 
ganzen Ton zuſetzen; dieſes ſtimmt auch mit der Er⸗ 
fahrung und mit dern Gebrauche der Altſtimmen im 
den Ehören der beften Componiften überein. Hätte 
aber nicht der Eonteralt eine befondere Beſchreibung 
verdienet ? alsvon welchem etwas mehr als vom eis 
gentlichen tiefen Alte zu fagen ifl.. 

Anfchlagende Noten. Die durchgehenden 
Dioten haben zumeilen eben den Einfluß in die Hars 
monie, den die anflhlagenden haben. Wo —* 
fonft die ſogenannten Note cambiate, oder W 
feinoten? Ob diefe Mosen eigentlich zwar Feinen Acı 
cent haben: fo koͤnnen doch Fälle verkommen, in 
weldhen fie den erſtern den Accent gkichlam zu 
rauben ſcheinen. Erfahrne Componiſten werden 
dieſes am beſten wiſſen. 

Arie. 


in Sufjers Theorie ber guͤnſte. 231 
Arie. Es iſt ſchade, daß es dem Hin. Verf. 


nicht gefallen har ‚ die andere und itzt fchr gebraͤuch⸗ 


liche Art der Arie ohne da Capo zu befchreiben. 
Sie iſt gleichwol befannt genug, und da die Ein: 
richtung von der fonft gewöhnlichen ganz: verfchie: 
den, unfers Beduͤnkens aber der Natur und dem ' 

guten Geſchmacke gemäßer iſt: fo wäre einefritiche 

Beſchreibung derfelben nicht Aberflüßig gewefen, zus 
mal da wir finden, daß ſich angehende Componi⸗ 
fien in das Gebäude derfclben noch nicht recht zu fin: 
den wiffen, fo natürlich und leicht es auch ifl. Es 
iſt ſonſt befannt, daß der fel, Graun in der Oper 


. Montezuma und Haffe in der Oper Dlimpiade _ 


ſchon vorlängft viele Arien ohne da Eapo, bie 
aber von der ige mehr geroöhnlichen Art abweichen, 
mit vielem Benfalle gemacht haben. — Ä 
Auflöfung der Diffonanz. Wenn die Dif 
fonanzen im Durchgange erfcbeinen, fo ift es na; 
tuͤrlich, daß fie weder Vorbereitung noch Aufloͤ⸗ 
fung bedürfen. Daß aber die Regeln von der Auf - 


„löfung der Diffonanzen von den ältern Tonſetzern 


für die langſamen Ehoräle und für die nachdruͤckli⸗ 
he Alabrevebewegung erfunden worden, kann 


“man ohne weitere Beweiſe fehwerlih glauben. — 


Ob nur eine einzige Regel ben der Auflöfung der 
Diffonanzen zu beobachten fey, diefes ift noch eine 
große Frage; denn daß die Diffonanz bey der Auf- 
löfung eine Stufe unter fi tritt, das macht «8 
noch nicht aus. — Wie und auf was Art aber‘ 
auch alle Diffonanzen zuweilen ganz regelmäßig 
aufwärts aufgeldfet werben koͤnnen, dieſes wird 


allen guten Componiſten nicht unbekannt ſeyn. 


D4 Aucdruc. 


ur 


232 Ueber die muſtkoliſchen Artikel 


Ausdruck in der Muſik. Dieſer portreffli⸗ 
che Artikel iſt allen Componiſten anzupreiſen. Sie 
werben daraus viel lernen koͤnnen; denn auch 
die beften fehlen oft, wenn es auf den wahren 
Ausdruck anfommt. Die wenigften verſtehen ihn, 
welches man daraus ſieht, daß ſie nachdruͤckliche 
Woͤrter auszudruͤcken verabfäumen, ober ihnen 
auch einen falſchen Ausdruck geben. Man hat 
wohl gar das Wort Schaffen (creare) mit einer 
Menge bunter Schnoͤrkel und laufender Säge vers 
brämer, und von feiner Würde, in ber es der 
Dichter gebraucher hatte, herabgefeget. — Wer 
dergleichen falſche und den Worten unangemeffene 
Ausdruͤcke ftubieren will, darf ſich nur die heutigen 
Italiener zu Muſtern nehmen; denn es kommt 
manchem derſelben nicht darauf an, die Sylbe fon. 
in io ſono oder auch das Woͤrtchen non oder la, 
ingleichen eine Menge, dem Sylbenmaaße und der 
Ausſprache nach kurzer Sylben mit weitlaͤuftigen 
Coloraturen auszudehnen; da hingegen die feinere 
Art des Ausdruckes, welche den Inhalt der gan⸗ 
zen Arie erheben ſoll, faſt gaͤnzlich vernachlaͤßiget + 
wird. Denn darauf zu ſehen, wer wollte das thun? 
Es ift eine Schande für und Deutſchen, daß ſich 
unter uns Leute finden, die dergleichen Thorheiten 
nicht genug gu ruͤhmen und nachzuahmen wiſſen. — 
Ausweichung. Auch dieſer Artickel iſt ſehr 
ſchoͤn gerathen. Nur wiſſen wir nicht, ob in Bars 
tgen Tonarten die Art der Ankündigung der Aus⸗ 
weichung in bie Quarte durch die Fleine Quarte dies 
‚fee Quarte, auf bie in diefem Artikel vorge | 
bildete Art, brauchbar ſeyn moͤchte. Wir wollen 
a fe. 


m 


theil dem Gefühle der Zuhörer überlaffen, den 


in Sulzer Theorie der Kine. 233 


fe weder leben noch tadeln, fondern das ‚Lig 


ober ein fo fchleuniger Uebergang durch den Accord 


der Fleinen Septime der Tonart in die Quarte nicht 


ollzuangenem ſeyn möchte, weil der Quartenzirkel, 


der der Grund von diefem Gange ift, nicht allezeit 
dem beiten Liebergang verurfacher. Nicht viel beflep 
fheint uns der durch das folgende Erempel vorge — . 


bildete Ögng in die Sekunde. Der Grund davon iff 


dieſer, daß begde Arten der Lebergänge durch 


ſolche Accorde geſchehen, welche zuvor nicht gehörig 
vorbereitet worden. — | 

In dem Buchſtaben A vermiflen wir einige 
vorzuͤgliche Wörter, nemlih Aufführung einer 
Mufit, Anführer eines Orcheſter, Ausfuͤh⸗ 


rer und Ausführung. In Anſehung der beyden 


letzten finden wir aber verſchiedenes in dem Artikel 
Begleitung; allein die heyden erſten fehlen noch 


zur Zeit gaͤnzlich, ungeachtet ſie uns eben von ſo 


großer Wichtigkeit ſcheinen. | 

Baß. So fehr die Hypotheſe von dem vers 
meyntlichen Grundbaße in diefem Artikel aus eins 
onder gefegi iſt, fo haben wir uns bach eben 
baburd) von der Wichtigkeit und Gruͤndlichkeit ders 
felben niche überzeugen fönnen. Die Endtdeckung 
iſt nichts weniger, als neu, denn Die Alten haben 


ſo lange, bis ver Gebrauch der Diſſonanzen zunahm, 


und die verfchiebenen Figuren, Durchgaͤnge u. d. g. 
den Baß ſingender machten, nichts anders ald Haupt⸗ 
noten im Baße ober in der Grundſtimme, und alfo, 
mit den Ramenuiftenzu reden, nichts als Grund⸗ 


baͤße hören laſſin. Und als Bernhard der 


Ps; Deutfche 


-_ I: in 


-_ 12 


234 Lieber die muſikaliſchen Artikel 
Deutfche ungefehr im Jahre 1470 in Venedig. . 
das Pedalerfand, Fannte man ohne Zweifel feinen 
andern Baß, als diefen num neuerfundenen Grunde 
baß. Ob aber unfere Componiften und Tonleh⸗ 
rer, und durch fie die Harmonie überhaupt, von 
diefer aufgewärmten Erfindung große Vortheile ges 
winnen werden, daran zweifeln wir fehr. Denn, 
wenn wir die Auflöfungen des fingenden oder. ges 
meinen Baßes in dieſen vorgeblichen Grundbaß, 
wie fie vor einigen jahren der gute. Tichelmann 
ber. Welt ſo zuverſichtlich befannt gemacht hat, 
aufmerffam betrachten, fo werben wir nichts anders, 
als den Außerften Zwang und ein holprichtes Wen 
fen gewahr, welches mehe zum Lachen reiget, als 
daß es diefe Hypotheſe anpreifen follte. — llebri⸗ 
gens enthaͤlt dieſer Artikel verſchiedene ſchoͤne und 
einem angehenden Componiſten ſehr nuͤtzliche An⸗ 
merkungen. Der Artikel Fundamentalbaß 
gehoͤrt hieher, und iſt dieſem beynahe widerſpre⸗ 
chend, wie wir hernach fehen werben. 

Begleitung. In dieſem Artikel findet ſich 
verfchiebenes, was in ben benden mangelnden Ars 
tikeln Ausfuͤhrer und Ausführung bitte vor⸗ 
Fommen ſollen; doch duͤnken uns diefe Materien 
darinn noch nicht erfchöpft. ‚Liebrigens find alle 
Bier vorfommende Anmerkungen völlig wahr, und 
gute Ausführer haben Lirfache, fie mit Nachdenken 
durchzulefen und anzuwenden. Auſſer den hier 
angeführten beyden Werken der Herrn Quanz 
und Bach haͤtte auch noch Mozarts Violinſchule 
koͤnnen angefuͤhrt werden. 


Beſetzung. Unter dieſem Artikel haͤtte man 
| _ billig 


wer 


in Sulzers Theorie der Kuͤnſte. 235 


billig das Verhaͤltniß, wie eine Muſik beſetzt wer 


den ſoll, anzeigen ſollen. Nicht die Anzahl der 
Perſonen, ſondern die proportionirliche Beſetzung 


iſt es, was beſtimmt werden kann und muß, wenn 


eine Muſik gut befegt ſeyn fol. Was Herr Quenz 
im hier angeführten Bude Davon angemerkt hat, 
ift zwar ſehr gut, aber noch nicht hinreichend , zu⸗ 


mal da darinnen einige Limftände vorfommen, ge . 
gen welche noch etwas einzumenden wäre, oder bie _ 
vielleicht nicht überall und auf alle Arten von . 


Mufifen paffen möchten. — . 

Bezifferung. Wir muͤſſen aflerbinige gefter 
den, daß die gewöhnliche Art der Beziſſerung einis 
germaßen unvollfommen iſt. Allein wie foll man 
ſich wegen einer vollfommnern vereinigen? und wie 
follce diefe wohl befchaffen fun? Das &. 170 a. 
vom Herrn Verfaſſer vorgefchlagene Mittel würde 
allem Anfehen nach die Schwierigkeiten nicht heben, 
fondern vielmehr neue erzeugen. Es ſcheinet übers 
aus zweydeutig und ungewiß zu fenn, zumal ba es 
fidy auf die Rameauiſchen Grundaccorde und ins 
fonderheit auf Die Umwechslung des ihm ſo ſehr 
beliebten Septimenaccords gruͤndet, ſo gar auch 


aus Ziffern und Buchſtaben zuſammengeſetzt iſt; 


eine Vermiſchung, die ein Generalbaßſchuͤler mit 
weit groͤßerer Muͤhe durchzuſtudiren haͤtte, als er 
bey ber gewoͤhnlichen Bezifferung noͤthig hat. Lies 


berdieß ift gar fehr zu zweifeln, daß diefer Vor 


ſchlag durchaus ins Werk zu fegen fern würde, 
weil ſich vielerley Signaturen finden, vie fehwers 
lich in die Rameauiſche Rangorbnung zu brins 
gen ſeyn möchten. Und würden dadurch nicht weit 


mehrere 


ET <i| 


236 Ueber die mufifalifchen rtikef 


mehrere Zwegdeutigfeiten und Ungewißheiten «te 
ſtehen, als diejenigen find, welchen man dadurch 
abzuhelfen gedenket? Man folge in Anſehung der 
Beʒifferung nur den Anmerkungen bes. Herrn 
Bachs, die wir in feinem trefflichen Buche von 


Accompagnement hin und wieder finden: fo werden - 


fi die Unvollkommenheiten unferer Bezifferung 
gar bald, wo nicht verlieren, doch wenigften® gar 
Jeicht überfehen lernen. 

Bindung Wenn es beym ‚Schluffe diefes 
Artikels heißt: „Es iſt bey der Bindung der Diſſo⸗ 
„nanzen eine weſentliche Regel, wiewohl die Ton⸗ 
„lehrer ihrer ſelten erwähnen, daß ber Dauer der 
„Diſſonanz nicht größer feg, ale ber Conſonanz, 


„in welche fie ſich auflöfer;,, fo würden wir viels 


mehr ſagen: Die Dauer der More, an welche die 
Diffonanz gebunden wird, foll der. Größe ber 
legten gleich ſeyn, d. i, es muß Feine größere 
Note an eine Fleinere, wohl aber Eann eine Fleis 
nere an eine größere gebunden werden. Die 
Größe der Eonfonanz , in welche ſich die Diffonanz 
auflöfet, bleibt unheftimmt ; denn der Componift fasın 
ihr eine uneingefchränfte Dauer geben, d.i.ers kann 


ſie größer oder Eleiner,als die Diffonanz war, machen. 


Cadenz. Go gut auch diefer Artifel ausge⸗ 
‚ arbeiter ift, fo wenig Fönnen. wir dem Herrn V. 
in allen Sägen, die er darinnen vorträgt, Beyfall 
geben. 3. B. Es ift gar niche nörhig, daß der 


Accord der Dominante, der vor-dem Schlußtone 


vorbergebet, ein Geptimenaccord fern fol. Es 
iſt ebenfalls Fein Geſetz, daß der Bag in dem 
Sälußtone eine Duinte fallen muß; denn er kann 

W eben 


‘ 





in. Sailer Theorie der 8 inf. 277. 


eben ſo gut in demfelben eine Quarte ſteigen. Es 
me in dieſen Faͤllen auf den Gang ber oberſten 
Stimme an ;' denn nach den Megeln der Bewegung . 
fol ver Baß fallen, wenn die oberſte Stimme einem 
großen halben Ton fleiget, umd ber Baß ſteigen, 

wenn die oberfte Stimme einen ganzen Ton fällt. 

Der Satz, wenn nach ben Serequintenaccorbe der 
Daß eine Quinte ſteiget, oder eine Quarte fällt, 
fo wie er ©. 185 b. vorgebildet wird, iſt unrichtig; 

denn ber diſſonirende Sextquintenaccord wird nicht 
gehörig aufgeloͤſe. Die deutſchen. Tonſetzer 
thun recht daran, wenn ſie fi) von den Herrn Mar 
mean und Dalembert feine ungegründeten Ges. 
fehe von biefer Arc vorſchreiben laffen. Kann 

wohl dus Anſehen der Perfon ungegründere Geſetze 

geltend machen? — Ferner ift es nicht gut, daß 
der Hert Berfaffer die Abſchnitte unter die Cuden⸗ 
zen jn rechten ſcheint, wie ſolches ©. 187 b. ge⸗ 
ſchehen iſt, wenn er von dem männlichen und weib⸗ 
fichen Abſchnitte redet. So ähnlich fie ſich auch 
einander zu ſeyn feheinen, fo verfchieden find. fie 
gleichwohl. Was aber zuletzt von der vor dem 
Schluſſe einer mufifalifchen Periode über einer ans 
gefchlägenen Baßnote angebrachten willkuͤhrlich 


. außgegierten bunten Singe⸗ oder Gpielcaden; ges 


faget wird, "das unterfehreiben wir ohne Bedenfen, 

ESammermufif. Wir wollennicht unterſuchen, 
ob die angegebene Lirfadse vom Llnterfchiede des Cam⸗ 
mertones und Chortones gegründet iſt; uns duͤnkt nur, 


daß ſie dadurch groͤßtent heils wegfaͤllt; weil man ſich 


ſo wohl in der Cammtr als in ver Kirche des Cam⸗ 


wertones gleich gut bedient, und. ber Organift Diess 
falle 


"238 Ueber die mufifalifchen Artikel 


‚ Halle jebergeit feinen transpenirten Bag bekommen 
muß. — Wäre es aber nicht nothwendig geweſen, 
bey diefer Gelegenheit auch in einem befondern Ars 
tichel den Chor » und Cammerton zu erklären ? 
. Eanon. Es war hier in der großen Ausgabe ber 
Sulz. Theorie ein fehlerhaftes Exempel: man har es 
aber in ber legt erfchienen-Pleinerugeändert. Wir häts 
‚ en gewänfcht, Bier die vorneßmiten Regeln, worauf 
es bey dem Canon eigentlich ankoͤmmt, kuͤrzlich 
entwickelt zu ſehen. Darinn geben wir ihm voll⸗ 
kommen recht, wenn er darauf dringt, daß einem 
Componiſten die Kuͤnſte des canoniſchen Contra⸗ 
punktes bekant ſeyn muͤſſen, weil ſie ihm bey ver⸗ 
ſchiedenen Ausarbeitungen nuͤtzliche Dienſte thun 
koͤnnen. Haͤndel, Telemann, Haſſe und Graun 
wuͤrden ſich nicht einen ſo großen Ruhm erworben 
haben, wenn ſie nicht in allem, was zur eigentli⸗ 
chen Kunſt gehoͤret, gleich ſtark geweſen waͤren. 
Cantate. Es ſcheint, der Hr. Verfaſſer 
. glaube nicht, daß die Opern oder Singeſpiele 
nichts anders als fortgeſetzte Cantaten ſind, denn 
ſonſt wuͤrde er ſchwerlich vorgegeben haben, die 
Cantaten muͤßten nicht dramatiſch ſeyn. Was 
find denn feine hiſtoriſchen Cantaten? Wenn fie 
nicht dramatisch find, fo wiflen wir nicht, wo 
Die Perfonen herkommen. Sind ferner die fo ges 
nannten (Berenaten, die jederzeit dramatiſch ſeyn 
muͤſſen, fie mögen nun aus allegorifchen oder ans 
dern Perſonen beiteben, nicht ebenfalls Eantaten ? 
Der verfiorbene Here Rranfe bar in feinem Buche 
von der muſikaliſchen Poeſie folches fehr wohl beftimme 
und hätte hier zu Mathe gezogen werden follen, 
Capelle 


in Sulzers Theorie ber Kuͤnſte. 239 


Capelle. Warum foll eine gut beſetzte Ca⸗ 
‚pelle chen aus nicht weniger als aus hundert Pers 
fonen befichen? Wenn zuweilen bey fegerlihen 
Gelegenheiten Muſikſtuͤcke, mit gundere und auch 
wohl mehr Perſonen beſetzt, aufgefuͤhret werden, 
fo iſt es darum nicht noͤthig, “eine fo zahlreiche 
Capelle zu unterhalten. Eine Capelle, die’ aus 
26 bis 30 Perfonen, die aber alle in ihrer Art ſehr 
gut ſeyn muͤſſen, beſteht, wird einem großen 
Herrn Vergnügen genug machen ; ; und foll fie ja " 
ſtark beſetzt fegn, fo werben einige 40 Perfonen 
| binreichend genug ſeyn, auch bey feyerlichen Geles 
genheiten mit anftändiger Pracht zu erfcheinen, 
| und die beften Liebhaber und Kenner befriedigen zu 
koͤnnen. Die große Anzahl der Perfonen macht, 
‚ mfers Beduͤnkens, nicht allemal eine gute Capelle 
aus, zumal biefe nicht leicht zu vereinigen find; z 
‚ wenige geſchickte und vernünftige Leute werben 
' eben das thun. Warum wird eben die Galzburs 
giſche Eapelle als ein Mufter angefuͤhrt? Und 
| warum ift man nice lieber in Berlin oder in 

Dresden geblieben? 
Chor der heutigen Mufif. Sind denn bie 
 Ehöre nur in graffen Oratorien und in Opern 
brauchbar? warum nicht auch in Kirchencantaten 
und in fegerlichen Sammermufifen, 5. B. in Sere⸗ 
garen? Der franzöfifche Tonlehrer, der ©, 
203 angeführt wird, iſt vielleicht von dem Hr. 
Berf. zu Narbe gezogen worden, und Hält vermuth⸗ 
ih von den Mittelſtimmen nur wenig. Uns rebet 
der Hr. Verf. zu falcfinnig davon, indem er ber 
‚ Dierfimme und Dem Vabe alles, den Mittelſtim⸗ 
men 


. 


r 


340 . Ueber die muſikaliſchen Artikel‘ 
men aber wenig oder nichts mittheilen will; dar⸗ 


ans müffen in der That nicht die beiten Chöre ents : 


fehen. — Wenn aber die Ehöre eines Haͤndels 
and Grauns (man Härte auch die wenigſtens 


eben fo beträchtlichen Chöre eines Bachs und Telet 


manns hinzufegen fönnen) als der größten Meifter 
Bierinn angeführet werden; fo moͤchte man wohl 
fragen: ob dieſe großen Componiſten ihre Mittels 


Mimmen auch fo gleichgältig abgefortiger haben? 


Da es in den Choͤren auffer dem Ausdrucke und der 


Reben, die Mirtelftimmen aber nicht einmal pro⸗ 
portionirlich beſetzt fenn follen? Die galante Schreibi 


art kann bier kein Muſter ſeyn. Sie finder nicht 


üuberall ſtatt, und kann nur in Operehören, ſonder⸗ 


lich in den komiſchen, und doch nur mie Diss 


eretion, angemwenbee werben. Wo bleiben endlich 
in Kirchenmuſiken und infonderheit in Meffen die 


Melodie, zugleich auf eine volle Harmonie anföntme 
fü möchte man abermals fragen: wo diefe herkom⸗ 
men foll, wenn die Chöre; nach bein gegeben Bilde, 
Hleichfam nur aus der Melodie und dem Baſſe bes - 


Hearbeiteten Ehöre, worinn gleichwohl die größte 


Kunst und die'wahre Pracht und Stärke der Har⸗ 
monie herrſchen kann und muß? 


Choral. Der Hr. Verf. hat im Anfarige | 


Stefes Artikels den alten Choralgefang mit unſerm 
vierftimmigen: Choral‘ verwechſelt. Jenen 


Kennen die Italiener Canto fermo mb die 


Franzoſen richtiger plein Chant, ımb diefem kann 


man das cadenzirte, abgemefjene, rüythmifche Weſen, 


v 


doch nur einigermaßen, nicht aber unſern Chord⸗ Ä 
len abfprechen, Uebrigens finden fich, unfere Ego 
x räle 


. 4 


in Sulzers Theorie ber Kuͤnſſte. 241 
räle betreffend, Gier ſehr geünbliche Anmerfungen, 
bie ſich Die Kircheneomponiftn und Organiſten bils 


bg. zu merken haben. 


Conſonanz. Das bier anfangs beygebrachte 


Schema der Conſonanzen nach ihrem Urſprunge 


iſt eigentlich nichts anders, als der bekannte natürlis 
‚de Sprengel der Trompete, woraus vermuthlich 
Rameagau feine Erfahrung ‚von der Erzeugung 
der Töne zuerſt mag genommen haben. Wir 


wollen ſolches zwar nicht gänzlich behaupten, es 
iſt aber Boch uns ſehr wahrfcheinlih. Das ganze 
bier angeführte Syſtem von der Erzeugung der 


Eonfonanzen, nebft der daraus bergeleiteten Theorie 
ber Töne, umfänglich zu unterfuchen, würde hier zu - 


weitläuftig fegn, und auch unfere Leſer zu wenig 


insereffiren, zumal da e6 auf. Erfaßrungen beruhet, | 
bey denen die Einbildung, durch vorgefaßte Mey⸗ 


nungen unterſtuͤtzt, die beſten Dienſte thut. 
Contrapunkt. Dieſer Artikel verdienet bei 


ſonders in Betrachtung gezogen zu werden. Er iſt 
faſt durchaus vortrefflich und gruͤndlich ausgearbei⸗ 
tet; und ſtellt in einer angenehmen Kuͤrze das Wich⸗ 


tigſte vor, was von dieſer wichtigen Materie ge⸗ 
ſagt werden kann. Wir koͤnnten zwar gegen eini⸗ 
ge Stellen Einwuͤrfe machen, ſie dienen aber nicht 


zur Hauptſache. Nur weni der Ouverturen eines 


Haͤndels vorzuͤglich gedacht wird: fo koͤnnen wir 
die Urſachen nicht einſehen, warum man die weit 
betraͤchtlichern Duverturen eines Telemanns uͤber⸗ 
gangen hat, die doch jederzeit Originale oder vollkom⸗ 
mene Muſter in dieſer Art der Juſtrumentalmuſik 
FLBLRV.3:8: DB...  geisefei 


242 Ueber die mufifalifchen reitet , 


gewefen find. Ulnd was die Chöre berrifft, ſo 
koͤnnten bie Chöre des alten Bachs als weit erha⸗ 
benere Muſter angeführee werden, wann die Chöre 


“es fel. Grauns, bey aller ihren Schoͤnheit und 


Vollkommenheit, nur in den zweyten Rang zu ſe⸗ 
tzen ſind. 

Diſſonanz. Dieſer Artikel iſt wieder mie 
vielem Fleiße ausgearbeitet, nur iſt anzumerken, 
daß der Hr. Verf. vielleicht aus Uebereilung den 


fehlerhaften Septimengang, der fi) im erften Exem⸗ 


ı 


pel ©. 266 befindet, wieder Bingefchrieben hat. Die 


GSeptime kann hier nicht uͤber ſich in die Quinte des 


folgenden Accorbo gehen, ſie ſollte in deſſen Terz 
anter ſich fallen, und die unten ſtehende Quinte ſoll⸗ 
te, an ſtatt in die Terz aufwaͤrts, in die Detave abs 
waͤrts gehen. Das feheint uns für einen guten. 
Harmoniſten ein Hauptfehler, wenn ihn auch Mas 
meau oder D’ Alembert felbft gemacht haͤtte. 
Bon eben diefer fehlerhaften Beſchaffenheit it auch 
das S. 269 .a befindliche zweyte Exempel, da eben⸗ 
falls die Septime ſteigt, anſtatt daß fie fallen ſoll⸗ 
se. Eben fo unrichtig iſt es, wenn der V. bey diefeus 
und dem folgenden Efempel, von der in der oberften 
Stimme ſtehenden größter oder übermäßigen: Ges 
kunde fagt : fie würde als das Subſemitonium des 
naͤchſten Grundtones gebraucht, und gienge des⸗ 
wegen über ſich. Doch zeiget das Exempel felbit 
weit richtiger, daß biefe übermäßige Sekunde, gleich 


. der kleinen bder großen Sekunde, mit ausweichendem 
Baſſe und liegend in die Terz aufgeldfer wird, — 


Hiernaͤchſt iſt es, wie hier vorgegeben wird, gar keine 
Moth⸗ 


_ 


in Suhers-Theorieder Kuͤnſte. 243 


Mothwendigkeit, ſich der Septime über der Dos 
minate zu bedienen, wenn man in ben Grundton 
gegen will, wie wir fchon oben angemerft haben, 


Aber alle diefe Sonderbarkeiten, bie man vielleicht 


wirkliche Linrichtigfeiten nennen’ fan’, find Folgen 
rines unrichtigen Syſtems. Hieher gehören no 
andere Stellen diefes Artikels, deren Unterſuchung 
hier zu weillaͤuftig ſeyn wuͤrde. 3. B. daß bie 
Heinfte dder verminberte Terz ihres eingebildeten 
Verhaͤlcniſſes wegen- unbrauchbar wäre; daß die 
kleinſte oder verminberte Sekunde gar nicht vor⸗ 
kommt; daß: der V. die wahre Eigenſchaft der übers 
mäßigen, Duinttnicht Penner, fondern fie für die Linse 
kehrung ber Fleinften oder verminderten Quarte an⸗ 
fießet. u. ſw. Alles Folgen eines mangelhaften 


Rameauiſchen Syſtems ver Harmonie. 


Dreyklang. "Huch dieſer Arrifetft, wie 
man leicht denken kann, durchaus dem angenomme⸗ 


nen Syſtem gemaͤß ausgearbeitet, daher wir uns 


Baden nicht aufhalten wollen: 

: Einflang. Man follie faſt auf die Gedanken 
gerathen, dieſer Artikel muͤßte einen andern Ver⸗ 
faſſer Haben, als den Verfaſſer ber ſchon angemerk. 
ten Artikel, weil er ſonſt nicht gegen ſich ſelbſt und 
Hameau fo nachdruͤckllich reden würde. Doch er 


hat es Hier mir dem bekannten %: J. Roußeau zu 
thun, aus deſſen muſikaliſchem Woͤrterbuche hier 


eine merkwuͤrbige Stelle, die Erfindung der Harmo⸗ 
wie betreffend, angeführt wird. Weil fie gegen 
ben Herrn Ramegau gerichtet zu ſeyn ſcheinet, und 
die game. Harwonie eine gothiſche und barbariſche 

2 Erfin⸗ 


244 Weber die mufitalichenWatfch 


Erfindung genennet wird :; ſo ſchliefit der Hr. Ber. 
pleſen Artikel, mit. folgenden den Anhaͤngern des 
Rameou ſehr anſtoͤßigen Worten: „Es iſt aus 
Aden — — Worten dieſes sten, verdruͤßlichen 
„ Ausfalles gegen die Harmone deutlich zu Ehen 
Idaß dieſer graße. Kenner ¶ Wuſſeau) hh hier 
poor dem Verdruſſe uͤber die Peahlereyen des Ra⸗ 
„menu weiter habe hinreiſſen laſſen.nala ihn Fein 
„Sefchmack wuͤrde gefuͤhrt habennMieeſes it: iher 
„um fo mehr zu yerzeihen, ba,ed.jm bey That nice 
„möglich iſt, bey ben ausfdjmeifeuben. Lobſpruͤchen 
„einiger Franzoſen (und. auch einiger : Deut 
„schen,) wenn fie von den vermeyncen hatmonifchen 
Entdeckungen des. Rameau ſorechen, die fic ‚als 
„die Epoche, der. wahren Mußt angeben; ben as 
„tem Geblüte zu bleiben.» ‚Dach niefem Bekennt⸗ 
niſſe, moͤchte man wohl fragen: warum fo viele 
Yerikel, voll von den harmoniſchen Entheckungen des 
Mameau: firh Hier. befinden? Be Bas u» EL Dre 
. Eng. Sollte wohl Enge heißen, : Wir wal⸗ 
len nicht entſcheiden, ob man aus dieſemm Woͤrt⸗ 
chen einen mußfahfchen Artikel niachen. ſollen. Uns 
je Beduͤnkens gehört alles. das Gute, mas. biek 
orfommt, in den Artikel. Harmonie, nicht: Dave 
monik, wie. bier aus Verſchen ſteht, und dahdt, 
wie man einen drey⸗ ober mehrſtimmigen Satz mas 
chen ſoll. — Auch in dieſem Aerifel-finden wir das 
Syſtem des Rameau vom ber. Erzeugung bee 
Eine. — Daß hohe eoncertirende Stinimen oder 
hohe Sotoftimmen, feinen tiefen Baß zur Veglei⸗ 
sung; haben koͤnncen, ift gar nicht gewiß. Infre 
a ' rs 


| — ——rͥ̃ — — — — — —— — — — — — — — u — 
J 


in Sulſers Theorie der Kuͤnſte. 245 
Erfahrung lehret uns, daß auch das Gegentheil 
keine unangenehme Wirkung thun: werde. Wir er⸗ 
innern uns, einem großen Soloſpieler eines hohen 
Inſtruments, naͤmlich einer Violine, mehr als ein⸗ 
mal mit Vergnuͤgen zugehoͤrt zu haben, wenn er 
ſich kin Solo-mit bem Flügel und dem Conterbaſſe 
begleiten ließ. 

Fantaſie. Als eine Ergänzung ‚der Nach⸗ 
nacht von dem holfeldiſchen Eompoſitionsin⸗ 
ſtrumente Härte die Beſchreibung und die Beur⸗ 
theilung derſelben, die ſich in Scheibens Abhand⸗ 
Iung vom Urſprunge und Alter der Muſik 
©. 46 :.48 der Borrebe befindet, angeführt merben. 
koͤnnen; weil fie aus einem eigenhändigen Briefe: 
des ſel. Grauns genommen und daher völlig subere ‘ 
Ki find. | 

-Zundameistalbaß. Wird auch Geundbaß 
genennet, wie man in Marpurgs Ueberſetzung des 
D’ Alembertſchen Syſtems der Harmonie fei 
ben kann. Aber bis zur Haͤlfte möchte er wohl 
von denjenigen Componiſten nicht geglaubet werden, 
vie nicht aus D' Alemberts Schule find. Cs iſt 
kein Wunder, wenn dor Grundbaß nicht zum Spie⸗ 
Im;. oder doch ſelten, in Deutſchland aber fait nie⸗ 
mals, geſchrieben wird. Die ganze Sache ift vom ' 
Feinem Mugen. Ein folder Grundbaß regieret die 
Harmonie nur in der Einbildung, der’ orventliche 
geſchriebene Baß aber wirflih, und biefer ift alfo 
der eigentliche Generalbaß, der für die Orgel. oder 
fuͤr den Flügel beziffert wird. Uns fcheint es fremd, 
Inf man im zmenten Exempel ©. 411 a ſich bey. 

23 dem 


246 Uber die muſikaliſchen Artikel 


dem über der Note © befindlichen Septimenacceorde 


einen andern Grundton, nämlich E mit den Sept⸗ 
nonenaccorde einbilden fol. Als eb man aus dem G 
mic der Septime nicht eben fo gut, ja weit beſſer, im 
den darauf folgenden Accord A gehen könnte! Man 
machet fich durch ſolche Mittel: die Erfernung bes 
Harmonie nur [hwer Das vorzüglichfte in die⸗ 
fem Artikel iſt der ſehr gegründete Schluß deſſel⸗ 
ben; wo es ausdruͤcklich heißt: „Wer nur 
„einigermaßen mit ben wahren Regeln der Harınaı 
„nie befannt ift, hat felten nöchig, daß ihm dieſelbe 

„erft durch einen Fundamentalbaß erläutert tere 
den — Hierauf folge eine Erklärung, der wig 
pillig Beyfall geben, weil fie völlig wahr und ges 
‚gründet ift, und die vermeynte Erſinhung der wahr 
ren Grundſaͤtze der: Harmonie, bie dem Rameau 
don unwiſſenden Leuten ſehr dreiſte zugeſchrieben 
wird, widerleget, dasjenige aber, was wir ſchon 
im Artikel Accord davon angemerkt haben, heftäs 
tiget, daß nämlich. die Erfindung derſelben fer ale 
ift und ſich die Wiffenfchaft des doppelten Contra⸗ 
punkts darauf gründet. Wir wären dieſe Wahr 
heiten und dieſes freye Bekaͤnntniß berfelben bier 
am wenigſten vermuthend geweſen. Man ſehe auch 
den Schluß des Artikels Einklang nach. 


Glique. Die Beſchreibung biefes, exit zum 

Tanzʒ erfundenen, hernach aber bloß zum Spielen 
veränderten Tonſtuͤcks haͤtte billig vollkommener fegn 
follen. Die Giquenartigen Säge find ige infonbers 
heit dem Klavierſpieler fehr intereffane, web erfos 
| \ bern 





in Sulzers Thorie ber Kuͤnſte. 247 


dern noch eine größere‘ Kenntniß ihrer Eigenfgf 
ten, als ber vorgetragen. wird. 


Harmonie. & wundert uns, daß, nach⸗ 
bem fchon in ben vorhergehenden beyden Artikeln, 
nämlih Einklang und Fundamentalbaß, in Ans 
fehung der Erfindung der Grundfäge der Harınonie _ 
dem Rameau diefe Ehre mit allem Rechte abges - 
fprochen worben, man doch dem Schluſſe diefes Ars 
tikels noch folgende Worte beygefuͤget: „Manmuß 
„dem Rameau die Gerechtigkeit wieberfahren Tafs 
„fen, daß er der erfte geweſen, ber biefe Wiffens - 
„ſchaft methodiſch Horzutragen unternommen har, 
» Wenn alfo gleich in feinem Syſtem über die Har⸗ 
„monie viel willführliches ift, und fein Gebäude 
„noch viel ſchwache Theile bat, fo bleiber ihm den» 
noch der Ruhm eines Erfinders., Aber ein Sy⸗ 
Gem, das auf ſchwachen und zum Theil auch auf 
ganz falfchen und unerwiefenen Sägen ruhet, kann 
man das wohl ein wahres Syſtem oder merhos 
difch nennen ? Hoͤchſtens ift es bloß ein Mode: 
foftem. | / 


as diefen Artikel an fich ſelbſt betrifft: foermars 
teten wir, bie wahren Örundfäße der reinen Harmonie 
mit und ohne Diffonanzen darinn zu finden; allein 
ed enthält größtentheils nichts alseine Unterſuchung 
des Alters, der Nothwendigkeit oder Wichtigfeir, 
und des Nutzens der Harmonie, wie auch der Fra⸗ 
ge: ob fie der Melodie, oder Diefe jener vorzuzie⸗ 
Ben fen? welde, unfers Beduͤnkens nach, mit 

Da allem 





248 Weber die muſtkaliſchen Artikel sc: 
allem Mechte zum Vortheile der Melodie entfihieben - - 
. pird. Da diefe Materie aber ſchon vielfälsg, und 
meiſtentheils zum Vortheile der Melodie, abgehan⸗ 
delt⸗ worden; fo härren wir gewuͤnſcht, mehr bie 
Orundfäge der Harmonie felbft, den Lehrbegierigen 
zumlinterrichte und Nutzen, borgetragen und erläus 
gert zu fehen. 


Intervall. Hätte Biefer Ktitl nicht voll⸗ 
ſtaͤndiger ſeyn tonnen? Auch das hier angefuͤhrte 
Intervallenſyſtem iſt mangelhaft. Es haͤtte ins 
zwiſchen dem Hrn. Verf. nicht an Huͤlfemitteln ges 
‘mangelt, diefe wichtige Materie vollfommener vor⸗ 
äutragen- Denn ohne das Telemanns und Schei⸗ 
beſche Intervallenſpſtem, das doch einige gruͤnd⸗ 
liche Mathematiker berechnet haben, zu erwähnen; 
fo Härte Here Riedt in Berlin können zu Narbe 
gezogen werden. - 


Mir haben, wie man fieht, eine große Menge 
von Artifeln übergangen ; weil fie theild von wenis 
ger Erheblichkeit theils von der Beſchaffenheit waren, 
daß wir nur wenig oder nichts Dagegen zu erinnern 
fanden, theils auch alle Richtigkeit und Gruͤndlich⸗ 
Feit hatten, bie nur zu: verlangen ſtehtt. Wir 
zweifeln nicht daran, baß bie. muſikaliſche Artikel 
in der Fortſetzung biefes Frefflichen Werfes damit 
übereinftimmen werdet. Wie fehr wünfchen wir 
dem Hrn. Verf. dazu bie erfoderliche Geſundheit. 


je nenne mn | 
/ 


IH. Ans 





"299 
IT, ä 
Anmerkungen über die Landhaͤuſer und die 


Gartenfimft pon C. E. Hirfchteld, 
Leipzig 1773, 173 Seiten in klein Octav. 


m vorigen Bande dieſer Bœbliochef zeigten wir 
J die Betrachtungen eines Englaͤnders über das 
Sartenweſen an, und ˖ ſagten daß der Verfaſſer 
gleichſam die Bahn gebrochen, um etwas ſyſtemati⸗ 
ſches über die Anlage der Gärten, oder Parks, wie 
fie die Engländer nennen, zu liefern, ſeitdem man 
angefangen die Natur mehr dabey zu Rathe zu zies 
ben umd fich von ben gezwungenen Künfteleyen 
Der Franzoſen zu entfernen. Jetzt tritt auch ein 
Deutfcher auf, und macht einen Verfuch, diefe nas 


7 


\ 


tuͤrliche Art der Gärten feinen Landslenten zu em⸗ - 


pfehlen. Es find einzelne Gedanken oder Anmers 
Fungen, die Hr. Dirfchfeld in der ihm eignen und 
ans den Landleben fihon bekannten . Schreibart 


vortraͤgt. Sie betreffen, ‚wie er felbſt fagt, were 


Bas Defonomifche noch Mechanifche des Onrtenbauet, 
fondern bloß gewiſſe Seiten des Schönen, ohne einen 
Anſpruch auf das Verdienſt einer vollſtaͤndigen Theo» 
gie zu machen... Wir wollen einiges bavon aus⸗ 
zeichnen, ob wir gleich erfi im vorigen Bande unfre 
Lefer von diefer Materie unterhalten haben Es iſt aber 
vielleicht nicht Aberflüflig, da unfre Landsleute noch 
gar fehr dem franzöfiichen Sefchmacke hangen. 
5. Im Aten Abſchnitte liefert der Verf. eine 
kurze Geſchichte der Landhaͤuſer der Roͤmer: 
Q5 


J | u 
- 259 Anmerkungen über die Landhaͤuſer 


In biefen herrſchte in den aͤlteſten Zeiten eine 
Eunftlofe Einfale, ehe fie mie dem Lieberfluffe bes 
kannter wurben, und da fie, wie es bier heißt, in ber 
Villa ruftica noch nicht daran dachten, mas die 
urbana feyn würde Mit der Leppigfeit nahm 
. auch die Pracht der Zandhäufer zu, welche zulegt bis 
zur größten Verſchwendung getrieben ward. Wer 
nur ein wenig mit den. Alten bekannt ift, wird bie 
Zandhäufer des Lukull, Nero, Hadrians 
und andrer Eennen. Sie waren alles, was man in 
biefer Art Herrliches ſehen konnte. Eine Menge 
andrer waren aber auch ſo eingerichtet, wie es das 
nicht überfläffige Vermoͤgen ihrer Beſitzer erfoderte. 
Der ganze Umfang der beyden Meerbuſen von Baia 
und Puzzuoli,die Gegend um Rom, wo heutiges Tages 
Fraſecati, Albano, Paleſtrina, Tivoli (nicht Trivoli wie 
ein paarmal verdruckt ift) ſtehen, war gleichſam damit 
beſaͤet. Man zeigt von manchen noch Ruinen, wie⸗ 
wohl mit vieler Ungewißheit, daraus ſich wenigſtens 
, fo viel abnehmen läßt, daß die Alten angenehme 
Lagen wählten, wo die Kunſt der Natur nur etwas . 
zu Hölfe Eommen durfte. Am beften fann man 
ſich einen Begriff von der Einrichtung folcher Lands 
fige aus dem Plinius machen, der uns von feines 
benden eine Beſchreibung gegeben. Verſchiedne 
haben verfucht folche in Riſſe zu bringen, unter bes 
nen Hr. Rrubfacius den natuͤrlichſten und gluͤck⸗ 
kichften Plan entworfen hat. Alle diefe Herrliche 
feiten giengen mit den Einfällen und Verwuͤſtungen 
ber Barbaren größteneheils verloren, Av zugleich 
auch der Geſchmack an der Natur und an dem Schöe 
| nen. 


ı 


mo... | 
5 amd die Gartenkunſt. ası 
men. Alles war wild und kriegeriſch. Wenn Die 
Vornehmen ja Häufer auf dem Lande anlegten, fo 
‚waren es mehr Raubſchloͤſſer, oder gothiſche Stein 
‚ Mumpen zu ihrer. Wercheidigung ; oder man bauete, 
ſagt Hr. H ‚Klöiter und Kapellen zum Aufenthalte 
wohlgemäfterer Muͤſſiggaͤnger. So fehr der legte 
Auedruck heutiges Tages auf den allergrößten Hau⸗ 
fen paßt, und fo’ Aberfläflige Geſchoͤpfe fie meilten 
. Heils in der⸗Welt find, fo leider dieſes Doch in jenen 
Zeiten eine Einſchraͤnkung. Die Mönche waren 
dielmehr bis zum zarten Jahrhunderte nügliche Glie⸗ 
ber des Staats; die Baſilianer und Benedictiner, 
baueten wuͤſte und zum Theil ungeſunde Gegenden 
an, und manche Städte haben ihnen ihren Urſprung 
za danfen. Gie nährten ſich damals von der Ars 
deit ihrer Hände, weldyes dem Zwecke ihrer Stifter 
gemaͤß war, und-legeen fich erft auf die faule Seite, 
nachdem fie durch Fleiß, Sparſamkeit und Ber 
miachtniſſe anliengen reich zu werden. Doch dieſes 
pxxkboͤrt nicht fuͤr unſre Bibliothek. “) VBey Wie⸗ 
= Ze derer: 
*) Eine weltẽre gruͤndlichere Nachricht davon lefe 
man: in des Denina Gtaatsveränderungen 
don Italien, welche im vorigen Jahre über- 
ſetzt erfchienen. Die hiſtoriſchen Verdienſte bie» 
ſes Buchs bey Seite gefege, können wir es auch 
in Abſicht auf diefe Bibliothek allen Freunden 
ber Kuͤnſte und Wiffenfchaften empfehlen, weil 
ber. VBerfaffer wach jeder Hauptperiode der Ge⸗ 
ſchichte allemal in beſondern Kapitel den Zuftand 
den Kuͤuſte und. Wiffenfchaften befchreibt, " und 
Hefe Nachrichten find um fo wichtiger, da befann- 
| . tet 


ur 


293 Anmerkungen über die Eandhaͤnſer 


bergerfteflung der Wiſſenſchaften, und fo’ wie · die 
Menſchen ihreswohe Lebensart in eine geſittere ver⸗ 
wandelten, nahm auch die Neigung zu dandhaͤuſern 
wieder zu, und die vom gothiſchen Geſchmack ges 
reinigte Baukunſt zeigte ſich dabeh. Der beruͤhm⸗ 
te Palladio legte eine Menge derſelben bey Bicenze 
en, und die reichen römifchen Samilien ſuchten e8 
einander in foftbaren Villen zuvor zu thun. Ju⸗ 
fonderheit führte König Ludwig der Vierzehnte,. im 
mprigen Jahrhunderte einen prächtigen Geſchmack 
ein, Allein feine Schmeichler mögen es noch fe 
fehr preifen, daß er die Natur gezwungen, fie muͤ⸗ 
gen bes Le Notre Geſchicklichkeit ‚bis in den Hind 
mel erheben, wer Eeine Nationolvorurtheile hat, 
muß bem Laugier in feinen Anmerkungen über die 
Baukunft darinn recht geben, daß man eben dieſea 
Zwang, das Abgezirkelte ber ewigen Hecken, Alleen 
und Kabinetts überbräflig wird... Nenn der erfte 
Eindruck der auffallenden Groͤße von dem göttlichen 
Verſailles vorbey iſt, fo geht man ‚mit Ekel und 
Sangertweile in ben Gängen, two alle Kräfte bes 
Shenies angewandt find, um fie angenehm zu. mas 
hen. Weniger koniglich aber weit reizender find 
‚bie in dem jetzigen Geſchmacke angelegten ‚Parks 
ober Sanbfige der Engländer, weil ‚fie der Einfalt 
der Natur viel naͤher kommen. Im 


termaßen Italien das Land iſt, wo jent zuerſt 
aus der Barbaren und Finſterniß wieder heraus⸗ 
‚geriffen wurden. Was. wir von den Mönchen 
geſagt haben, wird im ten Banbe ııteß Buch 
7tes Kap. tweitläuftiger ausgeführt. n ſehe 
auch bas 6te Rap. des 12ten Buchs ©. 38 241. 





\ 
und bie Gartenkunſt. 2533 


en andern Abſchnitte kommen allgkweeine Bar, | 
ſchriften über die Anlage; Bauart und Wetſchoͤne⸗ 
mag der Landhaͤuſer vor. Nur ein gleichſam aus 


dem Meere gewachſener Hollaͤnder kann ſagen: 


Alle Landhaͤuſer nd Luſtgaͤrten, muͤſſen, um ange⸗ 


com zu ſeyn, mie Waſſergraͤben, Mauern, Pal⸗ 


Maden und dergleichen umgeben ſeyn.“) Mas era 
fe iſt nicht einmal der Geſundheit zutraͤglich, und 


ds letztere hemmt die Xunficht, einen jo weſentlichan 


Hei der Landwohnungen. Als, was zinen. iel« 
haften Eindruck macht, ſoll fo wiel möglich vermkes 
deu werden.MWenn fich dieſet auch auf die: wirch⸗ 
ſhaftliche Gebaude xrſtrecket, ſo gehen. wir den 
Vaf. bey Landſugen der. Großen völlig recht; allein 
bey dem mitgern Adel, und bey mancthen, die ein 
Vergnügen; an. teirtifbeftlihen Beſchaͤfftigungen 


ben, duͤrfte eine zuweit getriekene Sorgfal im. 


dieſem Punkte beynahe in einem Schler fallen. Im 
geſchweigen/ daß ea auf der einen Sekte nuͤtzlich iſt, 


| wenn der Befitfer asıch auf die: Verrichtungen dee. 


Hofes: ein Auge haben kann, ſo geben ſelbß dieſp 
Verrichtungen dem Aufenthalte ein gewiſſes Schau; 
da bie reijendſte Ausſicht ohne Moſchen, ſo bald 
man ſalche. beſtaͤndig hat, eine aödte langweilige 
Stille wird Veydes kat ſuh verbinden. 


.Mit KRecht werben nach des Dome Kritik die 
geraden Zugänge getadelt. Der krumme abwech⸗ 


Kinde Zugang: tus: kords Cadegan in Reading 
bat unendliche Vorzüge vor ber geprieſenen fo ges 
i nann⸗ 


8) Das welandiſche Vuch von der Onrtentunß: Lei: 
s: agremens de la Campagne. kLeyden, 1750: 4. 


254 Anmesdangen über die Landhaͤuſer 


nannten belle avenue von Verſailles, wo man 
‚eine halbe Stunde in einer ſchnurgeraden breiten, 
mie hohen Bäumer befenten Allee fährt, und bes 
ſtandig das Schloß vor fi hat. Bey der fchnefls 
ſten Fahrer wuͤnſcht man immer das Ende. u 
"dem Gebäude felbft, im deflen innerlichen Einriche 
tung, in der Dieublirung foll eine gaviffe Simple 
eität herrſchen, die mit dem Zweck des ungekuͤnſtel⸗ 
gen Landlebens uͤbereinſtimmt. Der Engellaͤnder 
füße feine Landwohnung mit koſtbaren Werken der 
Romer und Griechen, mie den herrlichſten Gemälden 
an, und ſchickt Tonnen Goldes dafir-nach Ita⸗ 
ben. Der Baf. meynt, das waͤre fo etwas 
Bas man übertrieben neunt. Es ſtimmt freilich 
nicht mit der ungefünfteltch: Einfalt des Lambe 
lebens, wovon doch. der Aufenthale der Großen 
ein Bild ſeyn fol, überein. Allein man milk 
auch bey dieſem Aufenthalte eine Beſchaͤfftigung 
haben, und Tann fie edler ſeyn, als täglich: eini⸗ 
ge Zeit auf die Betrachtung der. Werfe wenden, 
die den Geſchmack bilden? Man taffe ihnen Int 
mer dieſe Liebhaberey, welche zur Aufmunterung 
der Kuͤnſtler dient. Der Engellaͤnder liebt die Mab 
rwur, er beweiſt einen reinen Geſchmack, indem er iger 
in feinem Park fo viel als moͤglich nachahmt, man⸗ 
erlaube ihm in feinen Zimmern bie ſchoͤnen Denk⸗ 
male der Kunſt aufzuftellen, ſollte es auch einia 
getmaßen auıf Koften de Harmonie, eins Theils mie 
dem Ganzen ſeyn. 

Der dritte Abſchnitt enthaͤlt einige Anmerkun⸗ 
gm. Aber die ade de neuen Gartenkunſt. 


| _ Die | 


ae“ 


4 


7 und die Gartenkunſt. 255 


Die Ausſchweifungen unferer Zeiten werden mit 


Recht getadelt. Da der Garten eine Lundſchaft im 

Kleinen feyn fol, fo ift wohl nichts laͤcherlicher, als 
wenn der Holländer fein Parterr mit allerley ausge 
legten Figuren von Mufchehwerf, bunten Steinchen 
und Porcellanfcherben ‚ziert; oder wenn man in ' 
den Gärten allerley groteske Statuen, und wohl 
gar die Perfonen aus der Italieniſchen Komödie in 


Ehllen großen Puppen erblid. Was fan aus 


ſchweifender und abgeſchmackter ſeyn, als wenn ein 


— — — — — — 


Italiener einzelne Schnoͤrkel und barocke archi⸗ 
teltoniſche Zierrathen, in Stein gehauen, auf Poſte⸗ 

mente in feinen Garten hinſtellt.) Ueberhaupt 
find Statuen in Gärten mie großer Behurſamkeit 
und Sparſamken anzubringen. So wenig Ge⸗ 
ſchmack der Chineſer hat, fo iſt er doch, ber Schrmeie 
ſter der Britten in dee Anlage der Gärten geweſen. 
Er drachte fie zuerſt auf die Gedanken, die Natur zu 


ſachen. Hr. H. ſagt ſehr wohl, das durch die 
beſcheidene: Kunft verſchoͤnerte Natuͤrliche behält ak 


kin das Vorrecht einen wahren angenehmen Eins 


Weit zumachen, und felbft den Verſtand du ergo⸗ 
en Was nügen ale gezirkelte Blumenbeete, 







große Wafferfünfte mit gar nicht dazu ſchicklichen 
Seatuen, Srotten, Gitterwerf, geſchnitzter Arbeit 
iind dergleichen ın den franzöfifchen Luſtſchloſſern? 
urch ihren Pomp verſchwindet Die Datur, und 
Srangofe, wenn er anders nicht verbiender if, 
muß 

. ten Ein Beyſpiel dieſes ueſuns ſteht man in Portiei 
bey Neapel. ſ. Winkelmann und Volkmanns Nech⸗ 
tichten von Italien. 


2356 Anmerkungen über die Landhaͤufer 


muß dem vernuͤnftig Fritifirenden Home recht ges 
ben, welcher fagt, man follte glauben, die Natur 
wäre zu geringe gehalten worden, in den Werfen . 
eines großen Monarchen nachgeahmt zu werden, 
and daß man daher unnatuͤrlichen Dingen den 
Borzug gegeben, die man vermuthlich für wunders 
bar angefehen habe. Diefes Vourtheil ſteckte auch 
die gar zu gern nachahmenden Deutſchen an. Die 
weiften Luſtſchloͤſſer unſrer Fuͤrſten, und die vors 
nehmſten Sandfige des Adels find nach din franzöflz 
ſchen Muſtern angelegt: 

Im aten Abſchnitte wird uns von ber Chineſi⸗ 
ſchen Gartenkunſt ein kurzer Begriff gemacht. Der 
Chineſer giebt in feinen, Gaͤrten dreyerley Scenen 
Platz, den lachenden, fuͤrchterlichen und ro⸗ 
mantifhen, und fucht ſolche geſchickt mit einander 

in verbinden. Zum Beyſpiel ber letztern wird oft 
in rauſchender Bach unter ber Erde.weggeleitet, 
der ungeſehen das Gemuͤthe durch ſein Geraͤuſche 
ergoͤtzt; ſeltne Thiere, Bäume und Pflanzen wer 
den Hier unterhalten, Fuͤrchterlich fucht man dem 
Anblick durch überhangende. Felſen, herabſtuͤrzende 

Waſſerfaͤlle, vom Sturm niedergeworfene Bäume. 
und vom Waſſer fortgeriffene Stämme zu machen, 
und dieſe werden von angenegmen Auftritten, wo, 
einen die Natur anlächelt, unterbrochen. Die Bäde 

fuͤhrt man. in Schlangenlinien durch die Gaͤrten, 
und auf den Zrifren Sieht man das Bach. Alle, 
biefe natuͤrlichen Schönßeiten find ihm lieber als 
Hecken und Parterre. Jedoch treibet er ben Hang 
aum Wilden in der Natur auch oft zu weit, un 

Wire 


und die Gartenkunſt. 257 
wird ſelbſt durch die Nachahmung gekuͤnſtelt „wenn 
er z. B. von hohen Felſengipfeln herabhaͤngende 
Baͤume vorſtellt, die in der Luft zu ſchweben ſchei⸗ 
nen. Sie koͤnnen als Werke bes Zufalls Bewun⸗ 
drung erregen, aber ſie ſind keine Gegenſtaͤnde des 
Geſchmacks, und nicht mit Pedacht in Gaͤrten an⸗ 
zubringen. 
Der zte Abſchnitt liefert einige Beyſpiele der | 
englischen. Sartenfunit. Schon Addifon fieng im 
Zuſchauer an, feiner Nation einen befferr und nas 
tuͤrlichern Geſchmack zu zeigen, als der franzöfifche 
war, Rent, ein Kuͤnſtler von vielem Geiſte, wag⸗ 
te es nach Anfange diefes Jahrhunderts die Pegel: 
mäßigfeit und Einförmigfeit zu verlaffen, und ber 
Gartenkunſt ihre Rechte zu geben; er ward dadurch 
weit vorzüglicher ; als le Notre, wenn ’er gleich, 
nicht wie legterer, durch ſo viel .beredre Zungen er⸗ 
beben worden. Das Natürliche und Große fagt 
Hr. H., iſt der eigentliche Charakter ver britcifchen 
Gaͤrten oder des Parks, welche ungefähr in eben dem 
Verhaͤltniſſe gegen einander ſtehen, wie größere tands 
ſchaftsgemaͤlde gegen Fleinere. Der Britte unters 
ſucht die Kräfte, welche Wafler, Felſen, Gebäude, 
Berge, Hügel, Waldungen, Baͤume und andre 
Begenftände auf die Seele beweifen, und. uͤberlegt 
alsdann, wie den Wirkungen diefer Kräfte mehr 
Richtung, Stärfe und befönders eine gluͤckliche 
Harmonie Durch die Kunſt gegeben ‚werben koͤnne. 
‚Er merkt, wie der Landſchaftmaler, auf das ganze 
Gemiſch der Wirfungen, welche bie Sage, die Größe, . 
die Entfernung, die Abwechfelungen des Lichts und 
NBibl.xXV. B.. St. R Schat⸗ 


* 


% } 13 J 
4 


| 258 Anmerkungen über bie Lanbhaͤuſer 


Schattens hervorbringen, und ſelbſt die kleinen Vor⸗ 
iheile, die ſich in das Ganze mit Vortheil einflechten 
laſſen, entgehen ſeiner Aufmerkſamkeit nicht. Die⸗ 
ſes erlaͤutert der Verf. mit ein paar Muſtern eng⸗ 
liſcher Gaͤrten, deren Beſchreibung aus den von 
uns im letzten Stuͤck deß vorigen Bandes angezeigten 
Reiſen des Youngs Ind den Betrachtungen über 
das Sartenwefen eingeruͤckt find. | 

Der ote Abſchnitt giebt einige Grundſaͤtze an 
die Hand, wie Gärten anzulegen find. Sie müfs 
fen in ver Verbindung gelefen werben und find nicht 
wohl eines Auszugs fähig, Das Vornehmſte bes 
ruhet darauf, daß der Gartenkuͤnſtler feine Anlage 
den Srundfägen des Natürlichen, Schidlichen, Dans 
nichfaleigen und Lieblichen unterwerfe. Zu dem 
Ende muß er die Natur fo wie der Lanbfehaftmaler 
fleißig ſtudiren, und fich alle abwechfelnde, reizende 
und melankolifche, gefällige und fürchterliche Sce⸗ 
nen befannt machen, um fie bey feinen Anlagen zu 
Fopiren, jedoch allezeit auf das Verhaͤltniß der Theile 
zu dem augzuführenden Ganzen fehen, um nichts 
MWiderfinniges zu liefern. Die Natur, fest der 
Verf. Hinzu, ſtellt das Große, das Melankolifche, 
das Sanfte, das Einfame, das Lachende in tau⸗ 
fend Auftritten vor ; jede Art der Gegenſtaͤnde 
‚ macht nach ihrer Zange, Größe, Geftalt und Farbe 
einen unendlich ſich abändernden Eindrud. Alles 
davon fo zu orbnen, daß die daher entipringenden 
Bewegungen fich nisht wiberfprechen, vielmehr un⸗ 
fee einander barmonifch vereinigt fich verftärken, 
und immer anziehend und unterhaltend bleiben; dies 


ſcheint 





“und die Gartenkunſt. J 259 


ſcheint fuͤr den Gartenkuͤnſtler die boͤchſte Anſtren⸗ 
gung ſeines Genies zu ſeyn. 

Freyheit und Mannichfaltigkeit ſind wefentlice E 
Theile eines Gartens. Wider jene flreitet es, wenn 
die Ausfichten gehenimt find,’ fie follen noch über” 
ben Garten hinaus gehen, und fich in, duch ben 
Wald gehauene Durchfichten verlieren: und diefe 
fodern, daß man einen fhönen Garten nie in einer 
einförmigen Ebne anlege. Der Pla muß Ans 
böben, Abfäge und Vertiefungen haben, welche bie 
Gegenftände aus verfchiedenen Gefichtspunften jeis 
gen. Aus der Mannichfaltigfeit fliege die Lieblichs 
feit. Hier muß der Sartenfünftler dem Landſchaft⸗ 
maler am nädften zu Fommen fuhr. Er 
wähle die Stellung, die Arten der Bäume, der 
Sträucher, der Blumen und Gewächfe, gebe auf 
ihre Schattirung Acht, und verfchaffe dadurch dem 
Ganzen Harmonie und doch auch zugleich Abwechſe⸗ 
lung. Was das Wafler und den Gebrauch ver 
Bruͤcken in den Gärten betrifft, fo beziehen wie 
uns auf die Betrachtungen über das Gartenweſen 
im vorigen Bande. 

Ben den Anmerkungen über einzelne Theile in 
ven Särten erinnern wir nur, daß der DVerfafler 
den englifchen Geſchmack in Anfehung der Obſt⸗ 
baͤume mit Hecht übertrieben nennt. : Warum will: 
man fie ganz aus. den großen Gärten verbannen: 
da fie doch, ben Mugen niche einmal gerechnet, 
Abwechſelung genug in ber Sarbe ver Blürhe, in 
der Figur und in dem Anblicke, wenn fie voll von 
Fruͤchten find, darfiellen? Warum müflen alle 
| 2 - Bäume 


360 Anmerkungen über die Landhaͤuſer 
Baͤume wild ſeyn? Sollte ſich ein mit ſchoͤnen Kirfchs 
baͤumen beſetzter Raſenplatz am rechten Orte ange⸗ 
bracht nicht eben fo gut ausnehmen, als wenn man ihn 
mit allerley amerifanifchen Baͤumen befeßt, wovon 
die meiſten nur ein Spielwerk find? . 

Im legten Abſchnitte rheile uns der Verf. feine 
Gedanken über die Verzierungen der Gärten mir. 
"Man fann leicht denfen, daß die bereits ertwehnten 
Mufcheln und Steinchen in den Parterren, bie 
Vexirwaſſer, die Waflerfünfte, welche bald den 
"Schall einer Trompete oder. Pofaune, Bald einer. 
Rackete nachahmen, ale Kinderegen verworfen wer: 
den. Grotten find fehr felten, und in ber äußers 
ſten Simplieität anzubringen, fonft find fie ber 
Naktur nicht gemäß. Statuen fünnen bey einer | 
klugen Wahl oft von großer Wirfung fon : 
‘werben aber viele Fehler daben begangen. " Iſt ee 
nicht widerfinnig , den Meptun ir einer Allee, ober 
den Vulkan beym Waffer zu fehen? Eine Flora, 
Pomona, Bacchus sc. ſchicken ſich für Die Gärten. 
Die Engländer haben angefangen, die Statuen ißs 
ter großen Männer in den Gaͤrten aufzuitellen, diel⸗ 
Teicht gehören biefe beffer auf, offene Pläge in den 
Städten: allenfalls Fönnte man den Dichtern einen 
Platz in den laͤndlichen Scenen, bie fie beſungen, 
. gönnen. Obeliske und Triumpäbögen find aflers 
dings nicht für Gärten, ob fie der Engländer gleich 
anbringt? aber ganz wider das Schickliche und wis 
ber das Koſtum läuft e8, wenn man in einem eu⸗ 
ropäifchen Garten, chineſiſche Tempel oder türfifche 
Moſcheen gewahr wird. Man liebt in England 
ſehr 


un und bie Sartenfunft 261. 


Kb kleine Tiel in gewiſſen Theilen anzubringen, 
ob ſie gleich auch von dem Vorwurfe nicht frey ſind, 
daß ſie mit unſern Sitten und unſrer Religion nicht 
‚ übereinflimmend find. Will man ſich aber dar⸗ 
uͤber hinwegſetzen, ſo muß wenigſtens zwiſchen der 
Gottheit, der er gewidmet iſt, und dem Plage, wo er 
fießt, eine Verbindung feyu. Venus, Pan, bie 
Mufen, Bacchus sc. haben nach der Mythologie 
einigen Anfpruch Hier Tempel zu finden. Künftlis 


de Ruinen find ſchwer fo anzulegen, baß fi die 


Taͤuſchung nicht bald verlieren folte, wie der Vers 
faſſer der Betrachtungen vom Gartenweſen ebens 
- falls fchon erinnert hat. Bey der Anlage der Waf- 
ſerwerke, wirb ſehr Häufig wider die Wahrheit unk 
- ven reinen Geſchmack geſuͤndigt; Die ſymmetriſchen 
Kaßkaden der koͤnigl. franzoͤſiſchen Gärten flreiten 
wider die Natur, und bie Sontänen dee Latona, 
der Ceres, des Apollo, find wahrer Unſinn. Die- 
noch in vielen deutſchen Gaͤrten beybehaltene Diode 
Yin und wieder an Bäumen, in Labyrinthen, an, 
Portalen und Lauben Iateinifche ober beutiche Ge⸗ 
denkſpruͤchelchen anzukleben, verbienet allerdings eis: 
nen Tadel, wenn es bloß trockne Moralen find, bie 
ſich gar nicht fuͤr den Ort ſchicken, und nur da ſte⸗ 
ben, fo wie fie gleichſam aus dem Gluͤckstopfe ges 
griffen find. | 


262 Horazens Epifteln an die Pifonen, 
Iv. 


| Horazens Epiſteln an die Piſonen und an 
den Auguſtus. Mit Kommentar und 
Anmerkungen nebſt einigen kritiſchen 

Abhandlungen von R. Hurd. Aus 
dem Engliſchen uͤberſetzt, und mit eignen 
Anmerkungen begleitet von Joh. Joa⸗ 
him Eſchenburg. Leipzig 1772 bey. 
Schwickert, gr. 8. LB.486. 2B. 
321 ©. 


Hr Hurd glaubt von Horaʒ;ens Epifteln an 
bie Pifonen die wahre Abſicht entdeckt zu Bas’ 
ben, welche von allen Erflärern iſt verfehlt worden; 
nicht die grichifchen Kunftrichter in einen Auszug 
zu bringen, ober einen Lehrbegriff der Dichrkunit 
zu entwerfen, fondern bloß: das römifche Drama 
zu beurcheilen, Er hält feine Entdeckung für ſehr 
wichtig, weil fo viel Gelehrte, aus Viangel dieſer 

Einſicht, in Irrthuͤmer verfallen ſind. J 


Der Text Horazens befindet ſich hier abge⸗ 
druckt, mit einem darunter beſtaͤndig fortgehenden 
Kommentat. Den Plan zur Epiſtel giebt der An⸗ 
fang dieſes Kommentars folgender Geſtalt. Das 
erſte Stuͤck, 1 bis 89 V. beſteht aus einer Vorbe⸗ 
reitung zu dem eigentlichen Innhalte, und enthaͤlt 
einige allgemeine Regeln und Betrachtungen uͤber 
die Poeſie, aber vornehmlich in Ruͤckſicht auf die 

folgenden Theile. So giebt dieſe Einleitung, die zum 
Zwecke 





— — — — — —— — — — — — — 


— 1 — — — — — — > 


und an den Auguſtus. | 263 


Zwecke des Dichters fuͤhrt, dem Anfange bie Miene 
der Leichtigkeit und Nachlaͤſſigkeit, welche ‘der 
Schreibart in Briefen eigenthuͤmlich iſt. Das 
zweyte 89 bis 295 V., des Briefes eigentlicher Haupt⸗ 
theil, enthält Regeln fuͤr die römifche Schaubuͤhne 
uͤberhaupt, vornehmlich aber fuͤr das Trauerſpiel, 
nicht nur weil dieß die hoͤhere Gattung des Schau⸗ 
ſpiels iſt, ſondern auch weil es, dem Anſehn nach, bis 
dahin weniger bearbeitet und verſtanden war. Der 
letzte Theil 201 V. bis zum Ende giebt Erinnerun⸗ 
gen uͤber die Korrektheit im Schreiben, aber immer 
vorzuͤglich in Ruͤckſicht auf die dramatiſche Gattun⸗ 
gen und beſchaͤfftiget ſich theils mit Wegraͤumung 
der Hinderniſſe, theils mit den Mitteln zur Befoͤr⸗ 
derung. Dieſen Entwurf fuͤhrt Hr. H. im Kom⸗ 
mentare ſo aus, daß er jede Stelle des Textes auf 


ſeinen angendmmenen Satz zieht und darnach er⸗ 
klaͤrt. Dieſem folgen Anmerkungen über ein⸗ 
zelne Stellen. Der Text iſt nach Bentleys Aus⸗ 
gabe abgedruckt, nur wenige Stellen ausgenommen, 


⸗ 


die in den Anmerkungen mit angezeigt werden. Die 
Anmerkungen ſind eben nicht alle ſo unerhoͤrt, als Hrn. 
H. Entdeckung von der Epiſtel Abſicht, z. E. daß 


pictoribus atque poetis zc. Einwurf nicht Nies 
vel iſt. Neuere Veyſpiele zu Horazens Gedan⸗ 


ken werden aus engliſchen Dichtern angefuͤhrt, be⸗ 
ſonders aus dem Shakeſpear. Die Worte no- 


tum ffcallidaverbum reddiderit iundtura no- 


wum, verurſachen eine ziemlich lange Widerlegung 
acierd und Sanadons, welche unter iundtu- 
Ta nur die Bildung zufammengefegter Woͤrter ver; 


Na ſtehen. 


264 Horazens Epiſteln an die Piſonen, 


I 
— — —— 


ſtehen. Hr. H. ſetzt ihnen die Stelle wo dieſes 


Wort noch eintnal vorkoͤmmt entgegen: tantum 
ſeries iundturaque pollet, v. 242 da iſt offen: 
bar bie Rede von der Anordnung. Auch Perſius, 
Horazens Nachahmer oder vielmehr Dollmetſcher, 
(ſo nennt ihn Hr. H., einen Dichter, der mehr als 
irgend ein anderer Dolimetſchern zu ſchaffen gemacht 
bat, und ſich alſo ſehr ſchlecht zum Dollmetſcher eis 


nes ſo deutlichen Schriftſtellers als Horaz in den 


Satiren iſt, ſchickt) dieſer Perfius ſagt: 
Verbs togae lequeris iundwra callidus acri. 
Sat, V. 14 

d.i. Wörter von gemeiner Art dergeſtalt ange⸗ 
bracht, daß ſie die Staͤrke, den Geiſt und den Nach⸗ 
druck des ſatiriſchen Ausdrucks bekommen. — Alſo 
will nach Hr. H. Horaz ſagen: anſtatt neue 
Woͤrter zu ſchaffen, empfehle ich lieber irgend eine 


Art einer geſchickten Behandlung, durch welche man 


alten Wörten eine neue Miene und Wendung zu ges 
Ben im Stande ift. Diefes erläutert er durch unters 
ſchiedene Venfpiele aus. ven Shafelpear. Dee 
Hr. Ueberfeser bat biefelbe mit deurfchen vertaufchr, 


aber doch die englifchen darunter geſetzt. Das erfte 


Denfpiel einer folhen Behandlung follen, wäre es 


auch nur aus Gefaͤlligkeit gegen die vorhin denann⸗ 


ten Ausleger 


s) Zufammengefeßte Beywoͤrter ſeyn. 
„eichthelle Züge des ewigen Bildes. 
2) Zuſammengeſetzte Zeitwoͤrter. 


und an den Auguſtus. 265 
Bar ide nicht ſelbſt ber in dir den Gebanken, bie 


Betichemiten 
Weguwurgen erſchuf? 2. 


Meſſ. I, 518. 
3). Subftantiva in Verba verwandelt, ober Verba 
in Subſtantiva. 


Wie in luftige Duͤnſte gewebt, die der Abendſtrahl 
xroͤthet. 
| vm, 429. 
4) Active Verba wie Neutra, und umgekehrt. 
— — Wie der Ocean drängte 
Da er von m drey Welten dich, fernes Amerika, losriß. 
»Il, sa I. 
5) Yojeita in Subſtantiva 
AUnter dem Liebe das nach dem Dreymalbeilig die. 


Himmel 
Mezeit ſingen. | 
2 æ3 
6) Participia ſubſtantiviſch. 
Laß uns zu dem Geopferten beten. 
IX, 298. 


9) Oder abberbialiſch. 


Sanftere Fluͤſſe die täufchend die Sehen; iur Ruh 
| einluden. 
V, ‚481. 
$) Foinlche Ausdruͤcke, das heißt ſolche die zwar 
im eigentlichen Verſtande gebraͤuchlich, aber in 
der figuͤtlichen Anwendung ungewoͤhnlich find, 
Es aittern in ihrem verborgenſten Leben die Welten. 
%, 29. 


R5 9) Woͤrter 





Bun) 


266 Horazend Epiſteln an die Pifonen, 


6) Wörter die in der fighrlichen Bedeutung ges 
wöhnlih, aber im bußftäbligen Verſtande 
ungebraͤuchlich ſind. 

— Dort unten wo ſich Die traurigen Graͤber 
Deffnen und ſich ſinkend mit ‚des Delberge Fuſſe ver⸗ 

10) Verſetzungen der Woͤrter, noch nicht eingefuͤhrter 
Gebrauch der Ausdruͤcke, ungramatiſche Wortfuͤ⸗ 
gung. Beyſpiele dazu ſind nicht ſchwer zu finden. 

22) Sremde Idiomen. 
— Du bift Eein Sünder geboren.. 

. V, 428. 

Hr. H: erinnert, daß es leicht wäre biefe Kom der 

callidae iundurae noch zu vermehren. Liebers 

haupt aber erhelle, daß fie fo viel heiße, als Abweis 
dung von ber gewöhnlichen und einfachern Art bes 

Ausdrucks, ohne Die Anmuth ber Jeichtigfeit und 

Deutlichkeit gar zu fehe zu vernachläfligen. Sha⸗ 

keſpear, dem es hierinnen meift gelungen ift, wird 

doch zuweilen eben auch dadurch ſchwer, dunkel und 
unnatärlih. Andere haben fo viel Geſchicklichkeit 
ober fo viel Glück, als er, nicht gehabt; um bie Mit⸗ 
te des vorigen Jahrhunderts war es in England 
gemein, die Beywoͤrter bis ins Unendliche zu); haͤu⸗ 
fen, worüber eine fatirifhe Scene aus. Shirleys 

Chances or Lqve in a Maze angeführt wird. 

Daß bey folgenden Stellen Horazens Hr. H. viel 

Gelegenheit hat, fiber griechifche und ebmifche Traus 

erfpiele und auch bramarifche Werfe Betrachtungen 

anzuſtellen, ift leicht zu erachten. Das Gefallen an 
Späfesgebichten leitet er daher, weil ſie drey herr⸗ 
ſchenden 


und an den Auguſtus. 267 
ſchenden Trieben der menſchlichen Natur gemaͤß ſind, 
ber Liebe zur Ruße, ber Liebe zur Schönfeit und 
dem moralifchen Gefühle. So angenehm aber 
dieſe Vorfteflungen für fich find, fo findet doch der 
gute Geſchmack Feinen Wohlgefallen daran, wenn 
fie nicht in der Dratur und Wahrheit einigermaßen 


gegründet find, und wenn fie nicht Iehereich find, - 
oder das Herz interefliren, machen fie fhwachen 


Eindruck. Dieſes Hat ihre unterfchiedene Kors 
men veranlaßt. Theofrit gab feinen Gemälden 
Realitaͤt oft mit rauhen Pinfelftrichen, Virgils 


Schäfer find anftändiger, und er macht feine Bob 


flellungen zu Vehikeln des hiftorifchen, felbft des 
philoſophiſchen UUnterrichts. Spenſer verband mit 


der kunſtloſen und gar zu natuͤrlichen Zeichnung des 


Griechen, des Lateiners verſtellte allegoriſche Abſicht; 
aber dieſe raͤthſelhafte Wendung und Verfeinerung 
vertrug ſich nicht mit der Einfolt des laͤndlichen 
Charakters und raubte einen großen Theil des Vers 
gnügens, welches dieſe malerifchen Gedichte gewaͤh⸗ 
ren follten. Taſſo machte Bas Schaͤfergedicht 
zum Schauſpiele, und Shafefpear gab im Engli⸗ 
ſchen die erften Muſter einer Sartung; die der Schäs 
ferpoefie ähnlich waren, im Wintermährchen, Wie 


es euch gefällt, u.a. d. Fletſcher nahm fich im 


Ernſte vor den Italiaͤner nachzuahmen , doch mit 
Ruͤckſicht auf den Engländer, in ſeiner treuen Schoͤ⸗ 
ferinn: er uͤbertrifft den erſten an Mannichfaltigkeit 
der Gemälde und Schönheit der Scene, und ſteht 
nur unter dem lesten in der Wahrheit der Sitten 


dung, 


⸗ 


und einer gewiſſen originalen Anmuth der Erfin⸗ 


a6 Horazens Epiſteln an die Pifonen, 


dung, welche durch Teine Nachahmung erreicht wer⸗ 
den kann. Ben Johnſon uͤbertraf ſich ſelbſt in 
dem Fragmente ſeines traurigen Schaͤfers; Mil 
son ſchloß den Zug mir feinem Comus, der in feir 
nen laͤndlichen Gemälden beynahe die. Natur und 
Simplicität des Shakeſpeqr und Fletſcher er⸗ 
reichte, und in ber Neinigfeit und Schoͤnheit des _ 
Ausdrucks den. Taſſo übertraf. Shakeſpears 
Geſchmack, oder vielmehr ſein gluͤckliches Genie war 
bewundernswuͤrdig. Statt der tiefen tragiſchen 
Miene des Taſſo die.man überall nachahmte, und 
geiner bis zum Aleberdruffe fortgefegten Durchfuͤh⸗ 
zung des Schäfertons durch fünf Afte, brauchte er 
dieſe lachenden Bilder nur bloß ſeine komiſchen 
Scenen zu bereichern. Er ſah vermuthlich ein, daß 
der Innhalt der Schäferpoefje Feine tragiſche Ein⸗ 
kleidung vertruͤge, und machte ſich das Syſtem · der 
Feenmaͤhrchen zu Nutze, welches bie Stelle ber al⸗ 
‚son Waldgoͤeterlehre auf eine fo natuͤrliche Art ey 
fest. Wenn alfo Tafjo.bie Ehre hatte das eigens 
lich fo genannte Schäferfpiel gu .erfinden, fo hat 
Shakeſpear bie gehörige Anwendung der Schäfers 
moeſte gezeigt... So ſchmeichelnd fir auch für bie. 
Kinbildungsfrafe ift, fo wird fie doch der gute Ge⸗ 
ſchmack ſchwerlich dulden koͤnnen, außer in einem 
rurzen Dialog oder in einigen dramatiſchen Scenen, 
and in diefen bloß in fo fern ald fie dazu dient, die 
- „Charaktere zu entwickeln unb die Ausführung des 

Hauptinnhalts zu befördern. Wem diefes Urtheil 
‚Aber die Schäferpoefie zu ftrenge vorkoͤmmt, den ers 
innert Hr. H. an bie Art, wie Cervantes fein - 


F Buch 


m— — — — — r— — — — — — — — — — — — — — — — —— — — — — 
Tg m —— —— 7 
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- 


uͤnd an den Auguſtus. 269 


Bud endiget: mit dem Entwürfe des Rieters und 
des Stallmeiſters, Schaͤfer zu werden, welches ein 
offenbarer Spott uͤber den Hang dei damaligen 
Zeiten zu Schäfergebichten ift, welche auf die-Rits 
terbuͤcher folgten. Von ven Franzoſen ſagt Hr. H.: 
Wenn dieſe Nation nicht von allen europaͤiſchen Voͤl⸗ 
fern am meiften unpoetiſch ift, fo iſt ſie doch we⸗ 
nigſtens, wenn ich fo reden darf am meiſten unpa⸗ 


. ftoralifch. (Was werben zu dieſem Ausfpruchd 


die franzfifchen Marquis, und die deutſchen Cha⸗ 
peaur fagen?) Fontenellens Abhandlung von der 
Schaͤferpoeſie ift nach feinen Gedanken nur immer 
noch leidlicher als feine Schäferporfien. 

Nach den -Anmerfungen über Horazens 
Dichtkunſt, folge‘ die Epiftel an den Auguſtus, auch 
mit Kommentar und Anmerfungen. Diefes Wert - 
Horaʒjens if eine Bertheidigung der Dichter ſeiner 
JZeit, gegen den verderbten Geſchmack ihres Feitals 
tets. Den vierten Vers, Si longo fermone 


m. fi. hat man als eine Mechtfertigung roegen def 


Kuͤrze viefer Epiftel angefehn, und doch iſt fie eine 
von Horazens laͤngſten. Daß- Horaz biermit 
fagen wollte, wie Dacier meyne: Er Habe ſie noch 
viel länger machen koͤnnen; waͤre eine Vertraulich⸗ 
keit, die ſich gegen den Auguſt wohl eben nicht 
ſchickte. Hr. H. verfteht alfo unter Sermone 
nicht das - Ganze der Epiftel, fordern nur die Eins 
leitung, und fo wäre Horazens Meynung, den 
Kaifer nicht mit einer langen Vorrede aufzuhalten, 
fonvern gleich zur Sache zu fommen. Das. Ganze 
son der Sache ſelbſt konnte als eine oͤffentliche An⸗ 
gelegen⸗ 


270 Horazens Epifteln an die Pifonen, 


gelegenheit der Länge nach auf bed Kaifers Aufmer® 
famfeit Anſpruch machen ; das Ceremoniel des Eins 
ganges abzukuͤrzen erfoderte das gemeine Beſte. 
(Alfo entfchuldigte nah Hr. H. Gedanken Horaz 
fi) mic des römifchen Reichs dringender Nothdurft, 
Daß er in einem poetiſchen Briefe den Auguſt 
nicht pleniffimis titulis anredet: Allerdurchlauche 
tigfter, Großmaͤchtigſter, Unuͤberwindlichſter Kai⸗ 
ſer, Allergnaͤdigſter Herr; Ew. Kaiſ. Maj. geru⸗ 
ben in allerhoͤchſten Gnaden ſich unterthaͤnigſt vor⸗ 
tragen zu laſſen, welchergeſtalt Dero treugehorſam⸗ 
ſte Unterthanen, die Poeten, in Ew. Kaiſ. Maj. 
Reſidenz Rom und mehrern dem H. R. R. ine 
corporirten Provinzen,/ u. ſ. f. Daß übrigens nach 
Sen. H. Ausſpruche der Roͤmer Geringſchaͤtzung 
ihrer Dichter eine Öffentliche Angelegenheit geweſen, 
für die Horaz des Kaifers Aufmerkſamkeit der ganz 
zen Länge nach erwarten koͤnnen, möchte zwar mans 
hen unferer Dichter, nach der Wichtigkeit die fie if 
ron Werfen zufchreiben, nicht unglaublich feyn; aber 
Horaz dachte ſchwerlich fo, wenigftens von feinen 
eignen Werfen, die er bem Kaifer nur wollte vorge⸗ 
legt haben: 
Si validus, fi laetus erit, fi denique poſcet. 


Alfo ift nicht vermutlich, daß er den fehlechten Ser 


cſchmack der Nömer für ein Neichsgebrechen wird 


angeſehen haben, bem ber Kaiſer vermoͤge allerhoͤch⸗ 

ſter Gewalt abhelfliche Maaße leiſten muͤſſe.) 
Nach Hr. Hurds Anmerkungen uͤber dieſe 
Epiſtel folgen des Hrn. Lieberfegers feine, uͤber bey⸗ 
de Epiſteln. Sie zeigen nicht nur von Hrn. Prof. 
Efchens 


— 


| und.an den Auguſtus. 271 


Eſchenburgs ſchon befannten kritiſchen Einfichten, 
ſondern auch von vieler Beleſenheit in Horazens 
Erklaͤrern und andern zu gegenwaͤrtiger Abſicht ge⸗ 
börigen Schriftſtellern. Daß von der Epiſtel an 
die Pifonen der größte Theil die Schaubuͤhne bes 
treffe, und wenn man will, die römifche, in fo fern 
berfelben Berbeflerung allerdings tem Dichter ange⸗ 
legen feyn mußte, gefteht Hr. Prof. E. dem Enge 
länder zu, mit ber Erinnerung, daß ſolches die meis 
ften Ausleger ſchon eingerdume Bären. Aber daß 
alle Regeln, welche offenbar andere Dichtungsarten 
betreffen, bloße Erläuterungen und Beyſpiele zur 
dramatiſchen feyn follten, das läuft wider ven Aus 
genſchein. Zu Hr. Hurds Unterfuhung von dem 
| Bergnügen, das uns fchmerzhafte Empfindungen 
beym Trauerfpiele geben, fügt Hr. E. noch viel lehr⸗ 
reiches Hinzu. Sim 185 V. hat man coram populo 
Burchgängig von den Zufchauern verftanden; wahr⸗ 
ſcheinlicher geht e8 auf den Chor. Es war noch 


den Augen biefes verfammleten Volkes vorgehen zu 
laſſen, das.an der Handlung Theil nahm, und bey 
folchen Borfällen unmöglich einen müßigen Zufchaus 

er hätte abgeben Fönnen. Ein merfwürbiges Bey⸗ 
fpiel von diefer Sorgfalt der alten Dichter in Abs 
ſicht auf den Chor giebt des Sophofles Ajar Mar 
ſtigophorus. Ein Vote unterrichtet den Chor von 
dem Ausfpruche des Kalchas, daß Ajar den Tod zu 
erwarten babe, warn er diefen Tag aus feiner Zeile 
gehe. Er iſt fon ausgegangen, dieß bejammert 
ber Ehor und cheilt ſeine Beſorgniß der Tekmeſſa 
mit, 


weit unnatuͤrlicher dergleichen Grauſamkeiten vor 


272 Horazens Epifteln an die Piſonen, | 


mit; die darüber in aͤußerſte inruße geräch, ben’ | 


Chor um Huͤlfe bittet, und ihn theilweiſe an unter 
ſchiedene Derter gehen Heißt, mit ihr den Ajar aufjus 
ſuchen. Der Chor gehorcht ihr, und wird auf dieſe 
Art von der Bühne entfernt, wo Ajar 'erfcheint, 


und fein Selbſtgeſpraͤch und die pathetifchen Apo⸗ 


ftrophen, welche er in der Unterwelt fortfegen will, 
vurch den Selbſtmord unterbricht. Erſt nach dies 
ſem Vorfalle koͤmmt der Chor theilweiſe zuruͤck und 
beklagt nach erhaltner Rachricht von dieſem Tode, 


enter andern auch den Umſtand, daß er bey feiner 


Ermordung allein und ohne alle Freunde geweſen iſt, 
die ihn ‚Härten retten koͤnnen. Alſo ift es ohne 


Grund, wenn man, wie bie meiſten franzoͤſiſchen 


Runfteichter, die Ermordungen auf ber Bühne, mit 
dem Verfahren ver alten Dichter und gegenwärs 
tiger horaziſchen Worfchrift beftreitet. Der Grund 
der letztern Tag, fo wie bey ben meiften mechanifchen 
Regeln des alten Theaters, in deffelben Einrichtung, 


und findet ben der veränderten Beſchaffenheit unfes 


ver heutigen Bühne nicht mehr ſtatt. Dieſer 


Anmerkung, fhließt Hr. E., wird es noch mehr Ges - 
wicht geben, wenn ith hinzufege: daß es Hr. Leſ⸗ 


fing ift, welcher mich zuerſt auf Diefelbe aufmerk⸗ 
ſam gemacht hat. Die Vorfcheift: nec quarta 


| 


⸗ 


loqui perſona laboret, verſteht Hr. Prof. E. 


fo: man ſoll nicht vier Perſonen, die an der Hands 
lung alle gleich ftarfen Ancheil haben, in einer Sce⸗ 
ne zugleich reden laffen. Der Antheil an ber Lins 
terredung wird dadurch zu fehr vertheilt, es koſtet 
ſchon Mühe das Geſpraͤch unter drehen fo abwech⸗ 
| | fein 


uund an den Auguſtus. 273 


ſeln zu laſſen, daß feine muͤßig bleibt. Dieſe An⸗ 
merkung hat auch der Verfaſſer der Miß Sara 
Samſon und ver Emilia Galotti bey feinen Aus⸗ 
arbeitungen in der Natur gegründet gefunden, Die 
Gründe die Hr. Hurd und ber Abbeꝰ Vatry ans 
fuͤhren, daß man den Chor wieder in unſre Trauer⸗ 
ſpiele aufbringen ſollte, entkraͤftet Hr. E. Die At, 
wie Hr. H. den Eingang der Epiſtel an den Au⸗ 
guſt erklaͤrt, nennt Hr. E. fein und ſinnreich, 
glaubt aber, es finde noch eine andere vielleicht na⸗ 
türlichere ſtatt. In dem Leben des Horaz, das 
man indgemein dem Sueton zufchreibt, wird ans 
geführt, Auguft habe es dem Horaz verwiefen, 
daß der Dichter Feines feiner Werke an ihn richte, 
Alfo fönnte der erwaͤhnnte Eingang wohl eine Ent⸗ 
ſchuldigung ſeyn, daß er keinen feiner Sermonen 
er Laͤnge wegen an den Kaiſer richte. 


Zweyter Band. 


Dieſer enthaͤlt vier Abhandlungen des Englaͤn⸗ 
ders. Lieber den Begriff von der Poeſie überhaupt, 
bie verfchiebenen- ‚Gebiete der Dramatifchen Poeſie, 
bie poetiſche Nachahmung, und die Kennzeichen ber 
Nachahmung. Ihnen folgen auch Anmerfungen 


des Lieberfegerd. Unter der Poefie, als eine Kunſt 


betrachtet, verftcht Hr. H. diejenige Art oder Mes 
thode ein Subject zu behandeln, welche uns bas 
meifte Vergnuͤgen und Wohlgefallen gewährt. Bey 
allen übrigen Gattungen der Schreibarr und Com⸗ 
poficion, iſt das Vergnügen dem Mugen unterges 
orbnet; nur bey der Poefie ie allein, iſt das Vergnuͤ⸗ 
IT. Bibl.X XV. B. St. S gen 


274 Horazens Epifteln an die Pifonen, 

gen der Endzweck, dem fi ch der Nutzen ſelbſt, wern 
er gleich aus gewiſſen Urſachen allemal zum Bor 
. wande gebraucht wird, unterwerfen muß, 

Herr Efchenburg 'gefteht‘ den angegebenen 
Zweck zu, nenne aber mit Nechte die bengebrachte 

. Erklärung böchft mangelhaft und unbeſtimmt. 
Wen fallen nicht gleich die Tragen ein: Wie bes 
Handelt die Poefie ein Subject? Was für eine 
Art des Vergnuͤgens har fie zum Zwecke? denn 
Dergnügen zum Zwecke zu haben, iſt ihr mir allen 
Schönen Künften gemein. Hr. E. fest daher ſtatt 
Diefer Erklärung Hr. Sulzers feine, die Poeſie fey 
die Kunſt, den WBorftellungen. welche unter den 
Ausdruck der Rede fallen, nach Beſchaffenheit ber 
Abſicht, ven hoͤchſten Grad der ſinnlichen Kraft zu 
geben. Zu den weſentlichen Eigenſchaften der Pots 
fie rcchnet Hr. Hurd Sylbenmaaß und Neim, 
und äußert: ſich ſehr weitläuftig über ben letzten. 

Er ſchreibt feinen Urſprung weder den Moͤnchen, 
noch den Gothen oder Arabern zu, ſondern haͤlt ihn 
fuͤr eine Eingebung der Natur, oder wie man fagen 

kann, eine Appellation an das Ohr, in allen Spra⸗ 
chen, die auch gewiſſer maßen, in allen gefaͤllt; nur 
kommen dieſe Zuſammenſtimmungen in einigen 
Sprachen ſo oft von ſich ſelbſt vor, daß ſie eher 
Ekel als Vergnuͤgen erwecken, und daher von guten 
Schriftſtellern nicht geſucht, ſondern ſorgfaͤltig ver⸗ 
mieden werden. In andern Sprachen hingegen 
wie in alle den neuern, wo dieſe Zuſammenſtimmun⸗ 
gen nicht ſo haͤufig ſind, und die Quantitaͤt der 
Sylben nicht fo deutlich bemerkt wird, daß daraus 
. von 


und an ben Auguſtus. 275 
von ſelbſt ein harmoniſches Sylbenmaaß und eine 


muſikaliſche Mannichfaltigkeit entſtuͤnde, war es 


nothwendig, daß die Dichter ihre Zuflucht zum Rei⸗ 
me nehmen mußten, oder irgend einem aͤhnlichen 
Huͤlfsmittel z. E. der Alliteration. Daher kann 
die franzoͤſiſche Poeſie nicht ohne Reim beſtehen; ſo 


wie bie italiänifche und englifche, welchen der Ueber⸗ 


ſetzer Die Deutfche beyfügt, burd) den Reim nur vers 
ſchoͤnert wird. Diefe Sprachen fagt Hr. H. ſind 
von Natur wohlklingender und harmoniſcher als 
die franzoͤſiſche, und koͤnnen daher alle Melodien des 
Schalls, welche man in gewiſſen Dichtungsarten 


erwartet, ſchon durch die Abwechslung der Ruhe⸗ 


punkte und die Quantitaͤt der Sylben verſchaffen; 


da es hingegen in andern Dichtungsarten, die ſich 


mehr dem Ohre zu gefallen beſtreben, und bey denen 
dieſes Beſtreben, wenn der Leſer oder Zuhoͤrer es ge⸗ 


wahr wird, nicht beleidiget, dienlich ſeyn kann, oder 
vielmehr in dieſen Sprachen ein Geſetz wird, ſich 


des Reimes zu bedienen. So werden im Engli⸗ 
ſchen, die Trauterſpiele gewöhnlich in reimloſen Ver⸗ 


ſen geſchrieben; epiſche und lyriſche Gedichte hinge⸗ 


gen gefallen am meiſten, wenn ſie gereimt ſind. 
Milton ſcheint hier eine Einwendung zu machen. 


‚ Aber, wenn man einige gelehrte Leſer ausnimmt, 


bie fich gar zu bald, durch ihre Bewunderung der 
griechifchen und lateinifchen Sprache, und vielleicht - 
noch mehr durch das gemeine Borurrheil vom Lirs 
fprunge der Reime aus den gothifchen oder Moͤnchs⸗ 
zeiten haben einnehmen laſſen; ſo wuͤrden, nad) Hrn. 
I. Diregnung,[alle übrigen, an biefem Dichter weit 
©. mehr 


\ 


276 Hotazend Epifteln an bie Pifonen, 

mehr Vergnügen finden, wenn er außer feiner Ab⸗ 
wechslung des Nuhepunftes, -und der abgerneffenen 
‚Quantität, feinen poetiſchen Mumerus mit dem 
Reime bereichert hätte. Die englifche Komödie wirb - 
freylich meiftens in Profe gefchrieben, aber mehr 
aus Trägheit oder fchlechtem Gefchmade der Dich 


ter, als auß irgend einer andern erheblichen Lirfache. 


Ein leichter und freher Jambe, würde ſich für fie 
ſchicken, in welchen bie englifche Sprache von Nas 
tur ſchon im Geſpraͤche des Umgangs zu verfallen 
pflege, wovon er auch verfchiebene Venipiele in ben 
- alten und beften englifchen Dichter für die komi⸗ 
fche Wühne giebt. Hr. Efchenburg fat in dieſen 
Gedanken unterſchiedenes zu berichtigen. Er haͤlt 
die Abſtammung des Reims aus dem Arabiſchen, 
und den erſten haͤufigen Gebrauch deſſelben in den 
Zeiten ber wiſſenſchaftlichen Barbarey für ausge: 
macht, und ſucht den Grund, warum ſich die Alten 
des NMeims nicht bedienten, nicht in der oftmaligen 
Wiederkehr der Zufammenftimmungen, fondern in 
dem beſtimmten Spibenmaaße, bey dem ein ander 
Befoͤrderungsmittel des Wohlklanges entbehrlich 
war. Der franzoͤſiſchen Sprache iſt der Reim 
noͤthig, weil ihr die Inverſion, und ein zulänglis 
cher Unterſchied des profaifhen und poetifchen Aus⸗ 
Drucks mangelt. In allen neuern Sprachen ift 
der Meim eine Annehmlichkeit für Das Ohr; wo⸗ 
durch manche, beſonders Pleinere Dichtungsarten 
ihren Reiz ungemein erhöhen fönnen. Aber in 
manchen poetifchen Gattungen, der epifchen und dra⸗ 
matiſchen vornehmlich, wuͤrde dieſer Reiz dem durch 


\ andre | 


| ‚, und an den Augnſtus. 277 


anbre Gegenftände fortgeriſſenem Geiſte , und ſelbſt 
dem Gehöre, das dem Geiſte in feinem Fluge folgt, 
kaum merklich, oder gar ſtoͤrend und hinderlich ſeyn. 


In der dramatifchen Gattung koͤmmt noch dazu, 


daß ſchon das Sylbenmaaß, geſchweige denn der 
Reim, mit einem leichten und natuͤrlichen Tone des 
Dialogs nicht wohl beſtehen kann. 

Die zweyte Abhandlung, zaͤhlt folgende Oat⸗ 
tungen der dramatiſchen Poeſie: Tragoͤdie, Komoͤ⸗ 
die, Poſſenſpiel. Tragoͤdie ſoll Leidenſchaften des 
Mitleids und der Furcht erregen, Komoͤdie das Ges 
fuͤhl des Vergnuͤgens, welches aus einem Anſchauen 
der Wahrheit der Charaktere entſteht, und vornehm⸗ 
lich ihrer ſpecifiſchen Verſchiedenheiten; das Poſſen⸗ 

ſpiel hat zum einzigen Zwecke Gelaͤchter zu erregen. 
Daraus leitet Hr. H. her; daß bey ber Traqgoͤdie, 
Handlungen, nicht Charaktere, der vornehmſte Ge⸗ 


genſtand ſind; dieſe Handlungen erheblich, und die 


Perſonen von vorzuͤglichem Range ſeyn muͤſſen. Das 
Segentheil dieſes Alles gilt von der Komoͤdie. Die 
uaͤbertriebenen Verwickelungen ſpaniſcher Komoͤdien, 
welche auch ſonſt von Franzoſen und Englaͤndern 
ſind nachgeahmt worden, hindern den eigentlichen 
Zweck der Komoͤdien, ziehen durch ihre uͤberraſchen⸗ 
den Wendungen von den Charakteren gaͤnzlich ab und 
benehmen ſelbſt alle Gelegenheit dieſe Charaktere ins 
Licht zu ſetzen und zu entwickeln. Denn die Schau⸗ 
ſpiele von allerley Charakteren befinden ſich in gleich⸗ 
gluͤcklichen Umſtaͤnden, und in gleicher Verlegen⸗ 
heit, wenn die Werkzeuge zu Ausführung ihrer Abs. 


rare bloß unfichre Zimmer, finftre Eingänge, 
3 vers 


278 Horazens Epiſteln an die Piſonen, 


verſtellte Kleider, und Strickleitern ſind. Die ko⸗ 
miſche Verwickelung, muß freylich durch Betrug 
bewerkſtelligt werden. Die ſpaniſche Schaubuͤhne 
thut es dadurch, daß ſie den Zuſchauer durch ſeine 
eigne Sinne betruͤgt, Terenz und Moliere taͤuſchen 
ihn durch ſeine Leidenſchaften und Gemuͤthsbewe⸗ 
gung. Dieß iſt die rechte Methode; denn durch 
die erſte Art des Betrugs wird der Charakter nicht 
ins Licht geſett / bey ber zweyten bingegen thut ber | 
Charakter alles. 

In der dritten Abhandlung werben folgende 
beyde Fragen unterfucht: 1) Ob diejenige Gleiche 
förmigfeie in: Gedanken oder Ausdruͤcken zwiſchen 
zwey Schriftftellen aus verfchiedenen Zeiten, welche 
wir Nachahmung nennen, fich nicht meiftentheils, 
mit ziemlicher Wahrfcheinlichkeit, aus allgemeinen 
. Urfachen erklären laffe, die ihren Grund: in unferer 

gemeinfchaftlichen Natur Baben, das heißt: aus 
ber Ausübung unferer natürlichen Fähigkeit an ſolchen 
Gegenſtaͤnden, die allen Beobachtern gemeinfchafts 
lich vor Augen liegen. 2) Ob fih in dem Falle, 
_ wenn die Nachahmung offenbar iſt, irgend ein ges 
wiſſer und nothwendiger Schluß zum Diachrheile des 
natürlichen Genies des Nachahmers machen laſſe. 
Der erfte Abſchnitt der Beantwortung diefer Fra⸗ 
gen fängt mit der Erinnerung an, daß die ganze 
Poefie eigentlich Nachahmung if. (Nachah⸗ 
mung der Natur, niche eines Schriftſtellers. 
Daß Herr Yurd Hier von einem Base, der das | 
Wort in der erften Bedeutung ninmt, aus⸗ 
hohlt, eine Frage zu beantworten, bey welcher Die 
| andere 


274 Horazens Epifteln an die Pifonen, 


gen der Endzweck, dem ſich der Nutzen felbft, wenn 
er gleich aus gewiſſen Urſachen allemal zum Vor⸗ 
wande gebraucht wird, unterwerfen muß. 
Herr Efchenburg geſteht den angegebenen 
Zweck zu, nenne aber mie Rechte die beygebrachte 
. Erklärung hoͤchſt mangelhaft und unbeftimmt. 
en fallen nicht gleich Die Fragen ein: Wie be⸗ 
handelt die Poefie ein Subject ? Was für eine 
Art des Vergnuͤgens har fie zum Zwecke? denn 
Dergnügen zum Zwecke zu haben, ift ihr mit allen 
ſchoͤnen Künften gemein. Hr. E. fest daher ftadt 
diefer Erklärung Hr. Sulzers feine, die Poefie fey 
die Kunft, den Vorſtellungen welche ımrer den 
Ausdruck der Rede fallen, nach Beſchaffenheit der 
Abſicht, den hoͤchſten Grad der ſinnlichen Kraft zu 
geben. Zu den weſentlichen Eigenſchaften der Poes 
fie rehnee Hr. Hurd Sylbenmaaß und Reim, 
und äußert: ſich ſehr weitläuftig über den letzten. 
Er ſchreibt ſeinen Urſprung weder den Moͤnchen, 
noch den Gothen oder Arabern zu, ſondern haͤlt ihn 
fuͤr eine Eingebung der Natur, oder wie man fagen 
kann, cine Appellation an das Ohr, in allen Spra⸗ 
chen, die auch gemwiffer maßen, in allen gefällt; nur. 
„kommen dieſe Zufammenftimmungen in einigen 
Spraden fo oft von fich ſelbſt vor, baß fie eher 
Efel als Vergnuͤgen erwecken, und daher von guten 
Schriftſtellern nicht gefucht, ſondern forgfältig vers 
mieben werben. In andern Gprachen hingegen 
wie in alle den neuern, wo diefe Zufammenftimmuns 
gen nicht fo Häufig find, und die Quantität der 
Sylben nicht fo deutlich bemerkt wird, daß daraus 
’ ' gr von 


- 


und an den Auguſtus. 275 
von ſelbſt ein harmoniſches Shylbenmaaß und eine 


muſikaliſche Mannichfaltigkeit entſtuͤnde, war es 


nothwendig, daß die Dichter ihre Zuflucht zum Rei⸗ 
me nehmen mußten oder irgend einem Ähnlichen. 
Hilfsmittel z. E. der Alliteration. Daher kann 
die franzöfifche Poefie nicht ohne Reim beftehen; fo 


wie die iraliänifche und englifche, welchen der Lieber , 


ſetzer Die Deutſche beyfügt, burch den Heim nur vers 
fchönert wird. Diefe Sprachen fage Hr. H. find 
von Natur wohlflingender und barmonifcher als 
die franzöfifche, und Fönnen daher alle Melodien des 
Schalls, welche man in gewiſſen Dichtungsarten 


‘erwartet, fehon durch die Abwechslung der Ruhe⸗ 


punfte und die Quantität der Sylben verfchaffen ; 
da es hingegen in andern Dichtungsarten, die ſich 
mehr dem Ohre zu gefallen beftreben, und bey denen 
diefes Beftreben, wenn der Leſer oder Zuhörer es ges 
wahr wird, nicht beleibiget, dienlich ſeyn fann, oder 
vielmehr in diefen Sprachen ein Gefes wird, ſich 
bes Neimes zu bedienen. Go werben im Engli⸗ 
fehen, die Tratierfpiele gewöhnlich in reimlofen Vers 
fen geſchrieben; epifche und Iyrifche Gedichte hinge⸗ 

gen ‚gefallen am meiften, wenn fie gereimt find. 
Milton fcheint Hier eine Cinwendung zu machen. 


‚ Aber, wenn man einige gelehrte Leſer ausnimmt, 


die ſich gar zu bald, durch ihre Vewunderung der 
griechiſchen und lateiniſchen Sprache, und vielleicht 
noch mehr durch. das gemeine Vorurtheil vom Ur⸗ 
fprunge der Reime aus den gothiſchen oder Moͤnchs⸗ 
zeiten haben einnehmen laſſen; fo würden, nad) Hrn. 
H. M Tegmung,[alle übrigen, an ef Dichter weic 

©. mehr 


276 Hotazend Epifteln an die Pifonen, 
mehr Vergnügen finden, wenn er außer feiner Abs 
wechslung des Nuhepunftes, -und der abgemeflenen 
Quantität, feinen poetiſchen Mumerus mit bem 
Reime bereichert hätte. Die englifche Komoͤdie wird 
freylich meiſtens in Profe gefchrieben, aber mehr. 
aus Trägheit oder fhlechtem Geſchmacke der Dich⸗ 
ter, ald aus irgend einer andern erheblichen Lirfache. 
Ein leichter und freger SJambe, würde ſich für fie 
ſchicken, in welchen bie englifche Sprache von Na: 
tur ſchon im Geſpraͤche des Umgangs zu verfallen 
pflege, wovon er auch verſchiedene Beyſpiele in den 
- alten und beften englifchen Dichter für die fomis 
ſche Bühne giebt. Hr. Efchenburg fat in dieſen 
Gedanken unterfchiedenes zu berichtigen. Er haͤlt 
die Abſtammung des Reims ans dem Arabifchen, 
und den erften haͤufigen Gebrauch dejlelben in den 
Zeiten der wiflenfchaftlichen Barbarey für ausges 
macht, und fucht den Grund, warum fich die Alten 
des Reims nicht bedienten, nicht in der oftmaligen 
Wiederkehr der Zufammenitimmungen, fondern in 
den beftimmren Sylbenmaaße, bey dem ein ander 
Befoͤrderungsmittel des Wohlklanges entbehrlich 
war. Der franzoͤſiſchen Sprache iſt der Reim 
noͤthig, weil ihr die Inverſion, und ein zulänglis 
- her Unterſchied des profaifchen und poetifchen Aus⸗ 
drucks mangelt. In allen neuern Sprachen iſt 
der Meim eine Annehmlichfeit für das Ohr, wos 
durch manche, beſonders Fleinere Dichtungsarten 
ihren Reiz ungemein erbößen fünnen. Aber in 
manchen poetiſchen Gattungen, der epifchen und dras 
matifchen vornehmlich, wuͤrde dieſer Reiz dem durch 


\ andre 


— — 


| ., und an den Auguftus. — 277 
andre Gegenſtaͤnde fortgeriſſenem Geiſte, und ſelbſt 


dem Gehoͤre, das dem Geiſte in feinem Fluge folgt, 
kaum merklich, oder gar ſtoͤrend und hinderlich ſeyn. 


In der dramatiſchen Gattung koͤmmt noch dazu, 


daß ſchon das Sylbenmaaß, geſchweige denn der 
Reim, mit einem leichten und natuͤrlichen Tone des 
Dialogs nicht wohl beſtehen kann. 

Die zweyte Abhandlung, zähle folgende Gas 
tungen der dramatiſchen Poeſie: Tragödie, Komoͤ⸗ 
die, Poffenfpiel. Tragödie foll Leidenfchaften des 
Mitleids und der Rurcht erregen, ! Komoͤdie das Ges 
fühl des Vergnuͤgens, welches aus einem Anſchauen 
der Wahrheit der Charaktere entſteht, und vornehm⸗ 
lich ihrer fpecififchen Verfchiedenheiten; das Poſſen⸗ 
fpiel hat zum einzigen Zwecke Gelächter zu erregen. 
Daraus leitet Hr. H. ber; daß bey der Tragödie, 
Handlungen, nicht Charaktere, der vornehmſte Ges 


genſtand find; dieſe Handlungen erheblich, und Die 


Perfonen von vorzüglichem Nange feyn muͤſſen. Das 
Segentheil diefes Alles gilt von der Komödie. Die 
übertriebenen Verwickelungen fpanifcher Komöbien, 
welche auch fonft von Franzoſen und Englaͤndern 
find nachgeahmt worden, Kindern ben eigentlichen 


Zweck der Komödien, ziehen durch ihre uͤberraſchen⸗ | 


den Wendungen von den Charakteren gänzlich ab, und - 
benchmen felbit alle Gelegenheit dieſe Charaftere ind 
dicht zu fegen und zu entwickeln. Denn bie Schaus 


fpiele von alerley Charakteren befinden fich ingleihe 


glaͤcklichen Umſtaͤnden, und in gleicher Verlegen⸗ 


heit, wenn bie Werkzeuge zu Ausführung ihrer Abs. 
fihten bloß unfichre Zimmer, finftre Eingänge, 


S 3 vers 


278 Horazens Epifteln an die Pilonen, 

verſtellte Kleider, und Strickleitern find. Die fos 
miſche Verwickelung, "muß freylich durch Betrug 
bemwerkftellige werden. Die fpanifche Schaubühne 
thut es dadurch, daß fie den Zufchauer durch feine | 
eigne Sinne beträgt, Terenz und Moliere täufchen 
ihn durch feine Leidenſchaften und Gemuͤthsbewe⸗ 


gung. Dieß iſt die rechte Methode; denn durch 
die erſte Art des Betrugs wird der Charakter nicht 
ins LLicht gefege, bey der zweyten hingegen thut der 


Charakter alles. 
In der dritten Abhandlung werden folgende 
beyde Fragen unterſucht: 1) Ob diejenige Gleich⸗ 


foͤrmigkeit in ⸗Gedanken oder Ausdrücken zwiſchen 


zwey Schriftſtellen aus verſchiedenen Zeiten, welche 
wir Nachahmung nennen, ſich nicht meiſtentheils, 
mit ziemlicher Wahrſcheinlichkeit, aus allgemeinen 


Urſachen erklaͤren laſſe, die ihren Grund in unferer 


4 


gemeinſchaftlichen Natur haben, das heißt: aus 


ber Ausübung unferer natürlichen Fähigkeit an folchen 
Gegenſtaͤnden, die allen Beobachtern gemeinfchafts 
lich vor Augen liegen. 2) Ob fih in vem Kalle, 
wenn die Nachahmung offenbar ift, irgend ein ges 
wiſſer und nothwendiger Schluß zum Nachteile deb 
natürlichen Genies des Nachahmers machen laſſe. 
Der erſte Abſchnitt der Beantwortung dieſer Fra⸗ 
gen faͤngt mit der Erinnerung an, daß die ganze 
Poeſie eigentlich Nachahmung if. (Nachah⸗ 


mung der Natur, nicht eines Schriftſtellers. 


Daß Herr Hurd hier von einem Satze, der das 
Wort in der erſten Bedeutung nimmt, auss 
hohlt, eine Frage zu beantworten, bey welcher Die 
| andere 





und an den Auguſtus. 279 


anbere Bedeutung ſtatt findet, giebt fuͤr feine lo? 
giſche Scharfſinnigkeit eben Fein großes Vorur⸗ 


heil. Dalu iſt die Poefie oft nice Nachahmung‘ ' 


fondern Ausdruck eigner Empfindung bes Dich⸗ 
. 16.) Dun theilt Hr. H. die Nachahmungen in 
Originale und Fopirte ein, und halt beyde zu unters 
fiheiden fuͤr ſchwer. Denn 1) außer dem angenom⸗ 
menen Driginal (einem andern Schrifiſteller) ift der 
Gegenſtand felbft dem Dichter vor Augen, und er 
kann von demfelben eben das Feuer und die Lebhaf⸗ 
tigfeic entlehnen, und in das Stuͤck bringen, wos 


durch Die erfte Kopie belebt wurde. 2) Erfann 


ferner Limftände hineinbringen, die man vorher bey 


dieſem gemeinfchaftlichen Gegenſtande vorben gelafs ' 


fen ober überfehen Hatte, und fo feiner Nachahmung 
neue Vorzüge geben. 3) Er fann ein flärferes und 
mehr fehöpferifches Genie befigen, und daher im 
Stande feyn, mit: mehr Stärke bes Ausdrucks, 
ſelbſt diejenigen Limflände zu fchildern, welche er 
offenbar nachgeahmt Hat. (Wenn dieſe Erinneruns 
gen ſtatt finden, fo wird der Dichter fein bloßer 
Kopift eines Ändern fen, fondern nur von dem Ans 
dern als feinem Lehrmeiſter lernen, bie Natur ſelbſt 
zu fchildern. Sole Nachahmer find vermurhlich 
alle Dichter gewefen, felbft die, bie jetzo, weil wir 
ihre Vorbilder nicht mehr haben, für uns Originale 
find, wie Young in feiner Schrift von den Drigie 


nnalwerfen bemerkt hat. Nach dieſer Erlaͤuterung 


aber ſcheint die Frage uͤber den Werth der Nachah⸗ 

mungen und der Nachahmier nicht fo ſchwer zu ſeyn, 
als Hr. Hurd fie macht.) Herr Hurd zeigt nun⸗ 
S 4 mehr, 


— — —— — — — 


280 Horazens Epifteln an bie Pifonen, 


meht, durch unterfchiedene Benfpiele, wie einerley 
Gegenftand von mehr Dichtern kann gefchildere 
werben, wie fich felbit einer des andern Arbeit zu 


Nitzze machen kann, ohne dag deewegen einer den 


andern abſchreibt. 

Die vierte Abhandlung, von den Kennzeichen 
ber Nachahmung, enchält meiſtens Stellen englifcher 

Dichter , befonders Shakeſpears, Miltong und 

Popes, "bey deren Beranlaffung Hr. H. zeigt, 

wie man bie Nachahmung entvecten koͤnne. 3.€. 

, wenn die Griechen und Lateiner, auch nad ihnen 


. bie Provenzaldichter, die mılde Anınuch des Fruͤhe 


fings erheben, feinen befruchtenden Thau, und kine 
ernährenden Lüfte, fo fagen fi fie nichts anders als 
was mit ihrer. eignen Erfahrung und Empfindung 
übereinftimm. Wenn wir num aber eben diefe 
Frage von den nördlichen, und vornehmlich von den 
englifhen Dichtern hören, die vielleicht zu eben ber 
Zeit von der Falten Luft des Nordoſtwindes ſchau⸗ 
been, wenn fie ihre Einbildungsfraft mic Diefen 


-Boritellungen zu erwärmen fuchen, fo weiß man _ 


geroiß, daß dieſes Feine Folge der Erfahrung ſon⸗ 
‚dern bloß einer belebten Phantaſie ſeyn koͤnne, wel⸗ 
che von der angebornen Lieblichkeit dieſer auslaͤndi⸗ 
ſchen Bilder, und durch den geheimen unſichtbaren 
Trieb der Nachahmung ‚bezaubert wird. Shake⸗ 
ſpear, der feinen diefer klaſſiſchen oder Provenzals 
dichter in Gedanken haben Eonnte, ſchildert feinen 
griechifchen, italienifchen oder provenzaliichen Fruͤh⸗ 
ling, fondern einen englifchen, wobey wie viele nicht 
eben angenehme Charaktere antreffen, unter andern, 
ſtatt 


— 


— —— 


und an den Auguſtus. a81 


hatt des Zephyrs oder Fabonius, den bleichen 
Nordoſtwind, der die aufbluͤhenden Kinder des 
Fruͤhlings verſehrt. Gegentheils am Schluſſe 
Heinrichs des achten, laͤßt er Cranmern, in einer 


prophetiſchen Rede von der Koͤniginn Eliſabeth und 


Koͤnig Jakob, Ausdruͤcke aus den Pſalmen vom 
Weinſtocke und der Ceder brauchen. Dieß war, 
da ein Erzbiſchof redete, nicht unſchicklich, aber es 
beweiſt, daß ihm die Bilder nicht eigen gehoͤrten, 
daß ihm nicht die eigne Beobachtung der Ratur 


ſpiche an die Hand gegeben hatte; eben wie wen 


ein engliſcher Landſchaftmaler ſeine Scene mit einer 


italieniſchen Luft verzieren wollte, die er vom Ti⸗ 


tian, nicht von der Natur kopirt hätte.’ Alſo ent⸗ 
deckt hiedurch Hr. H. ein ficheres Kennzeichen ber 
Nachahmung, wenn die Eigenthimfichfeiten 
des einen Dimmelsftriche einem andern bey . 
gelegt werden. (Dieſes Kennzeichen ift ſchon 


lange in einem befonbern Falle von. Leuten bemerkt 


worben, von denen freylich die jegigen Kunſtrichter 
ver ſchoͤnen Wiſſenſchaften, nichts zu lernen wiſſen: 
von den Aſtronomen. Die roͤmiſchen Dichter bes 
fchreiben den Auf» und Lintergang der Sterne in 
Abſicht auf die Jahrszeiten, nach bem griechifchen 
Horizonte.) 

Aus den angefuͤhrten Proben wirb man feßen, 
daß in dieſem Buche von Hrn. Hurd fehr viel Wah⸗ 


res ud Brauchbares geſagt wirb, befonders von 


Hrn. H. vornehmftem Segenftande ‚, dem Schaus: 
ſpiele. Indeſſen muß doch der Necenfent befens 


nen, daß Bu Verbeſſer ungen von Lesarten, hiſto⸗ 
S 


5 riſchen 


\ 





282 Horagens Epifieln an die Pifonen, . 


sifchen Umſtaͤnden, oder Hr. Hurds noch ziem⸗ 
lich unſichere Entdeckungen uͤber die Abſicht von 
Horazens Briefen und den Anfang des Briefs 
an den Kaiſer u. d. g. ausgenommen, in dem was 
zur Kunſt ſelbſt gehört, nichts Neues von beſonde⸗ 
rer Wichtigkeit vorgekommen iſt, wie er doch deſto 
eher hätte erwarten koͤnnen, weil bie Kritik Der ſchoͤ⸗ 
nen Künfte, nie.fein Hauprgefchäfft, und viel Jah⸗ 
ve her nicht ein Geſchaͤffte, nur Erpoßlung, für ign 
geweſen iſt. | 

Ob der Recenſent richtig empfindet, wenn ihm 
Des Buchs Schreibart trocken und’ langweilig vors 
koͤmmt? Ob ſich nicht, was Hr. Hurd mit drey⸗ 
ßig Worten ſagt, mit funfzehn, eben fo deutlich, 
und unterhaltender fagen ließe ? davon wirb man 
aus vielen in dieſer Abſicht faft woͤrtlich abgefchries 
benen Stellen urtheilen koͤnnen. Ein fpeculativee 
Philoſoph würde vieleicht ohne Tadel fo fchreiben ; 
ein Kunſtrichter der ſchoͤnen Wiffenfchaften, follce 
aber doch auch in feinen eignen Auffägen einige Fun⸗ 
Zen von benen zeigen, mit benen er fich befchäfftige, 
fonft erinnert er einen muthwilligen Leſer an die Leh⸗ 
ver der Beredtſamkeit, von denen Eicero ſagt: 
Man Eönnte bey ihnen verftummen lernen. | 

Herr Prof. Eſchenburgs eigne- Anmerkungen 
haben ven großen Fehler, daß ihrer zu wenig find. 
Man fieht leicht, daß er im Stande gewefen wäre, 
ein eben fo gutes, wo nicht befleres Buch zu 
fchreiben, als er überfege bar. Indeſſen ift bas 
Buch bas er uͤberſetzt har, immer lehrreich genug 
für Anfänger. - Für ſolche die nicht webe Anfaͤn⸗ 


ger 


— —- oo, 





‚und an den Auguſtus. 283 


ger find, für Ausländer die fich Meiſter duͤnken, 
haben wir Deuefche, ſchon einen Eefling. 





⁊ 


V 


Karl Wilhelm Ramlers Lyriſche Gedichte. 


Berlin, bey C. F. Voß, 1772. 
(Zur Fortfegung.) 


De Leſer erraͤth ſchon von ſelbſt, dag wir und 
nicht vorgeſetzt haben, den ganzen Charakter 
unſers Dichters, ſondern nur von dieſem Charakter 
einen einzigen Zug zu ſchildern. Wenn wir Ram⸗ 
lern als Odendichter, und beſonders als Horaziſchen 
Mendichter betrachteten; wenn wir zeigten, wie er 
finee Sprache einen ganz neuen Ton gegeben‘, und 
fe zu der ganzen Gedrungenheit, zu dem ganzen 
entzuͤckenden Wohllaute der alten römifchen erhoben; 
wenn wir fagten, daß er bie Feile der Kritik mie . 
einer meiſterhaften Geſchicklichkeit zu führen, unb 
die Eleinften Linebenheiten, ver männlichen Gtärfe 
des Ausdrucks unbefegaber, hinwegzunehmen ges 
wußt; kurz, wenn wir uns auf den ganzen fpeciels 
In Charakter unfers Dichters einliegen, fo würden 
wir nur die Lobſpruͤche wiederholen, die ihm fchon 


langſt alle Renmer, wie aus Einem Munde, geges 


ben haben, Wenn wie aber befonbers fein philofos 
Yhifches Verdienſt bemerken, feinen tief in die Ge⸗ 


284 Karl Wilhelm Ramlers 


genftände eindringenden Blick, feine immer wahren, 
immer gruͤndlich gedachten Ideen; ſo vollenden wir 
in dem Gemaͤlde ſeines Geiſtes einen der glaͤnzend⸗ 
ſten Züge, und machen zugleich feine Nachahmer 
und Mebenbußler auf die hoͤchſte Schoͤnheit feiner 
Werke aufmerkfam, die fie bey den ihrigen ineges | 
mein zu vergeflen pflegen. 
Dasß Ramler fich vorteefliche Gegenftände ge 
wäßle, und über dieſe Gegenſtaͤnde vortreflid ges 
dacht Habe; das iſt, glauben wir, bey dem erfien 
Anblicke feiner Werke ſichtbar. Nur daran moͤch⸗ 
ten einige zweifeln wollen, ob biefer benfende Geift 
auch -originaler Geift , ober welches wohl ziems 
lich einerley fagt, ob er Genie ſey? Er iſt, 
önnte man fagen, von ber höchften Klaſſe der 
Fe und, wenn man voll, von allen 
Nachahmern, die je geweſen find, ber erſte. 
Serine Ideen fallen fo natuͤrlich aus den Gegenſtaͤn⸗ 
den ‚hervor, find fo innig zufammen: verbunden, 
find wit fo großer Vollkommenheit ausgedrückt, daß 
man glauben follte, fie wären aus dieſen fpecieflen 
Gegenſtaͤnden zuerſt hervorgezogen worden, fie haͤt⸗ 
‚ten in dieſem ganzen genauen Zuſammenhange num 
von einem und eben Demfelben Kopfegebacht werben 
Tonnen, fie wären von ihrem lebendigen Ausorude 
ungertrennlich, und in jede andere Sprache unäbens 
feslih; lauter Beftimmungen, die fonft den Oris 
ginalfcgriftfteller von dem Nachahmer zu.unterfcheis 
den pflegen. Aher.gleichwohl-find fo viele dieſer 
Ideen ganz fihtbar aus bem Horaz heruͤbergetra⸗ 
gen; gieichwohl gehoͤrt auch in denjenigen Stuͤcken, 
worinn die ganje Materie Namlers ift, doch die 
Form 


. 
. 


.Eyriſche Gedichte. 285°. 
Form des Vortrags ohne allen Widerſpruch dem 
Horaz; es iſt Horazens Art, die Gegenſtaͤnde zu 
faſſen, Horazens Weiſe, die Ideen zuſammenzuord⸗ 
nen, Horazens Manier, ſeine Ideen auszudruͤcken. 

Wir wollen dieſes einen — * ſo ganz, 
wie es verſtanden wird, gelten laßen, und wollen 
dann nur fragen: Was feine Leſer dabey verlieren? 
Gleich zu ber erften Ode. har Ramler Hauptgedans 
fen und Wendung aus dem Horaz entlehnt; aber 


‚es fürcchtete ſich fo wenig vor ber Vergleichung, daß 


er die nachgeahmte Ode ©. 186. felbft überfegte. 
Was findet man nun, wenn-man Original und 
Kopie zuſammenhaͤlt? Nicht allein den Hauptge⸗ 
danfen, wie ſchon ein andrer vortreflicher Kunſt⸗ 
richter bemerkt hat, berichtige und weiter geführt, . 
fondern auch alle die einzelnen Tdeen, wodurch er 


ausgebildet wird, neu, alle innigft,in feinen beſon⸗ 


‚ ben Segenfland bineingedacht , alle mit Horazi⸗ 


ſchem und faſt mehr als Horazifchem Feuer vorgetraz 
gen. Man findet, obgleich alles vortreflich ift, 


‚dennoch einige beſonders hervorragende Stellen, bey 


denen Die Aufmerkſamkeit mit der meiften Bewun⸗ 
derung ſtehen bleibt, und dieſe gehörten ?”— Ganz und 
gar unſerm Ramler! Alſo ift auch für denjenigen 


Leſer, der Horazens Ode auswendig weiß, die Ram⸗ 


leriſche vom Anfange bis zu Ende neu; er verliert 
durch die Nachahmund fo wenig, daß er vielmehr 
gewinnt; denn er ſieht mit Erflaunen den Nömer 


erreicht, den. er in allen neuern Sprachen unnach⸗ 


abınfidy geglaubt Hatte. — Eben fo verliert nicht 
der Leſer ſondern gewinnt ‚in allen ben Oden, bie 
buche 


‘ 


| 286 ‚Karl Wilhelm Ramlers u 


| 


durchaus bis auf die allgemeine Form und Dianier, | 
Ramlers find. Er giebt: ihm die beften Gedam | 
£en, in der beſten Form, nach dem beiten Mufter. 


Aber wenn biebey der Leſer an feinen Vergnuͤ⸗ 
gen nichts verliert, fo koͤnnte boch der Dichter an 
feiner Ehre verlieren. Einmal ſchreyt nun alles 
um uns ber nach Originalen; original ift der 
hoͤchſte Lobſpruch, ben unſre Eritifchen Draberten nur 
austheilen können; ja fie erlauben es den Schrifts 
ftelern ſogar abfcheulich zu ſeyn, wenn fie nur mitten 
in ihrer Abſcheulichkeit original find. Bloß um dies 
fer Herren willen müffen wir die Anmerkung mas 
chen: daß es doch um gewiffe Nachahmer eine ganz 
eigene Sache ſey. Es giebt unter ihnen einige wes 


nige, die völlig eben fo einzig find, als die Driginas 


fe, denen fie nachahmen. So war Dora; unter 
den Römern, und fo iſt Ramler unter den Deutjchen. 
Seit der Wiederherftellung ber Wiſſenſchaften has 
ben fich fo viele beeyfert, ihn im feiner eigenen und 
in den neuern Sprachen zu erreichen; unter biefen 
Männer, die ihn gewiß verfiunden, -gewiß feine 
Schoͤnheiten fühlten, , gewiß fehr große eigne 
Zalente zur Dichrfunft hatten. Auch unter uns 
Deutſchen Gaben es ‚viele der größten Dichter vers 
ſucht: aber wem unter allen iſt es fo gelungen, 
wie ihm? Wenn jene nur Horazens Schatfen find, 
ſo ift ex dagegen ber wieberaufgelebte Horaz. Dies 
fes laͤßt fich ſchlechterdings nicht erflären, wo man 


nicht in beyden Köpfen einerley natürliche Grunde 


. anlage annimmt, und ſich Ramlers Genie wit deng 
Genie des Roͤmers gleichartig. denkt; we man nicht 


| feſtſetzt, 


ELyriſche Gedichte, 287 


| feet, daß Ramler auch ohne dieſes Mufter, 


zwar nicht ganz der, der er jetzt iſt, aber doch ge⸗ 
wiß etwas ſehr aͤhnliches geworden waͤre. Wie 
viel er nun von ſeinem Vorgaͤnger noch angenom⸗ 
men; ob er ohne ihn zu ſeiner ganzen jetzigen Voll⸗ 
kommenheit wuͤrde gediehen ſeyn, oder wie fruͤh und 
wie ſpaͤt er dazu würde gediehen ſeyn; das kaun 

t freylich weder Er, noch ein anderer wiſſen. 
Aber ohne jene Gleichartigkeit des Genies — wir 
ſagen es noch einmal — waͤre es in der That un⸗ 
moͤglich, daß er Horazen ſo ganz erreicht, und ei⸗ 
ner Sprache, die dazu gar nicht gemacht ſchien, den 
ganzen originellen Ton des Roͤmers ſollte gegeben 
baden, Mimme man hingegen diefe Gleichartigkeit 
an, die wir freglich nicht weiter erflären koͤnnen; 
nimmt man an, daß fehon Ideen und Töne in 
Ramlers Seele fehliefen, die durch die Leſung feines 
Horaz nur erweckt wurden; fo begreift man, mars 
um er von ben Schönheiten dieſes Dichters fo tief 
gerüßre vourde, warum er ſich fo innig in ihn hin⸗ 


‚einfeiste, warum er fid) von feiner ganzen Art und 


Manier ein fo lebendiges Bild eindruͤckte, daß er 
aun in feiner Sprache den ganzen Ton und Gang 
des Roͤmers wieder berausbringen konnte. Dan 
begreift, warum ihm Die Form deffelben fo gerecht 
iſt, und er fie fo gänzlich ausfällt, als ob er fie 
felbft, durch eigne freye Bewegung feines Geiftes, 
ſich ausgebildet hätte. Weit gefehlt alfo, daß man 
ibn unter die Klaffe ber Nachamer verftoßen follt, 
erdebe man ihn vielmehr zum Range ber beiten Dris 
Sinale; man mweife ihm im Tempel der Genies ‚feinen 

Plag 





2388. Karl Wilhelm Ramlers 


Pag unmittelbar neben dem Römer an, und laffe 
ihn mit diefem alle Ehre und alle Bewunderung 
theilen. — 
In der That kann man durch nichts, als bloß 
durch Ramlers Aehnlichkeit mit Horagen , verfuche 
werben, ‚ihm das größte eigene Genie zur lyriſchen 
Dichtkunſt abjufprechen. Seine Werfe. sragen 
ſonſt alle die unterſcheidenden Merkmale eines aͤchten 
Genies an ſich, wovon das weſentlichſte der an⸗ 
ſchauende Blick iſt, mit dem er feine Gegenſtaͤnde 
durch und durch ſieht. Man nehme, welche Ode 
man wolle, und faſſe nur recht ihren eigentlichen 
Geyenſtand, ſo wird man dieſe Bemerkung uͤberall 
wahr finden. Wir haben unfere Urſache, warum 
wir zum Beweiſe, gerade die an Delien waͤhlen. 
Es iſt in einem andern Journale geſagt worden, 
daß ſich dieſe Ode durch die darinn angebrachten. 
Beſchreibungen ausnaͤhme; aber Ramler, deucht 
uns, iſt der Mann nicht, der nur durch angebrach⸗ 
te Beſchreibungen zu glänzen fürchte; er, erſchoͤpft 
vor allen Dingen feine Hauptidee, und eben barian, 
nicht in den zufälligen Aussweichungen, liegt jedes⸗ 
mal die hoͤchſte Schoͤnheit feiner Werke. In uns 
- free vorhabenden Ode will er Delien warnen, daß 
fie ihrem geliebten Gemahle nicht untreu werbe. 
Wenn er fie warnt, fo muß er ihre Tugend in Ges 
fahr glauben; und diefe Gefahr muß fich aus ihrer 
Gituation und aus ifren Handlungen erfennen 
laſſen. Der Beſchreibung ihrer Situation find 
die vier erften Strophen gewidmet: 


Schöne‘ | 


* Schönfte Pellat geld nusbig, ein täbtended 
: Erz zu Wannen, und gleich fertig ein welſches eich 
Zur Theorhe zu fingen: 
Fe Du betrauerſt den Athamas, 


dDer am Tajo nur dich unter den trohigen 
Kriegesſchaaren, nur dich in dem gefährlichen | 
 gigfel ſchmachtender Jungfraun 

; Und. liebfojender Frauen denkt. 


he die Stirn, gürteft ein Jagdſchwerdt ku 
Lenkſt mit purpurnem Zuͤgel 
Den blauſcheckigen Tartargaul. 


Dich begleitet Nearch von dem gefaͤllten Reh 
Oder Damhirſch zuruͤck zu den Eefriſchungen 
Unger fühle Plantanen, 

In fein feideneg Tafeljelt. 


Diefe Situation iſts, woraus der Dichten im Role - 
genden die Gefahr ihrer Tugend entwicelt. Aber 


ehe man weiter lieſt, bemerfe man, -wie genau al⸗ 


les zum Zwecke gehörig, mie fein und glücklich. bie 


- Wendung fey, womit fich det Dichter Gehör zu 


ſchaffen fucht. Er fängt mit dem Lobe von Delis 
ens Schönheit und Geſchicklichkeit an; dann rühme 
er auf eine Aufferftichmeichelnde Art, die aber. zus 
Hleich der folgenden Warnung das ftärfite Gewicht 
giebt, die bewährre Treue des Achamas, ben dem 
die Hloße Erinnerung feiner abweſenden Gattinn 
Atärfer, als alle gegenwärtigen Reize fchmachtender 
Jungfrauen und liebfofender Frauen wirkt. Er 
Mße nicht weniger der aufrichtigen Zderlichkeit. Des 
——— St. T Gens 


58yriſche Gedichte. 289 


Dir den Bram zu jerftreun, deckſt bu mit mit | 


14 


290° Karl Wiühelm Ramlers 


liens ihr volles Recht wiederfahren; fie betrauert 


ben. Athamas; ſie wuͤrde vielleicht mir ihrem 
Freunde nicht auf die Jagd gehn, wenn es nieht ges 
fchäe, um fi) den Sram zu zerſtreun: aber 
eben diefe Handlung, bie fie doch: aus Bewegungs⸗ 
gruͤnden treuer Liebe unternimmt, Bann ihrer Tugend 
gefährlich werden. Welche wichtige Lehre liegt in 
diefer bloßen Wendung verbergen! und’ wie tief 
muß nicht bey der fo zärtlich vorbereiteten Delie der 
Eindruck der nun folgenden Strophen dringen 


Weib des treuen Gemahls, ſcheue die Dämmerung ! 
And das wallende Blut nach der vertrauten Jagdl 
Und des Meeres und Landes 
Mark und Würze dir aufgetifcht! 


ind den tüdifchen Wein, det. wie das Auge des 
Rebhuns röthelt, vom Blut Amors erhiget ift, 
Offt die Wächter der Ungchuld . 
Von der Seite der Nymphe ſchreckt: 


Den verftändigen Ernſt, und die beforgte Schant, 
Und den muthigen Stolz, fich gu empdren raſch, 
Und die wachfame Klugheit, 
Deren Aug’ indie Zukunft ſieht! 


Duͤrfen wirs tinfern Leſern noch fügen, wie innlg 


und wefentlich feber Zug fey? Wie der Dichter alle 
Gefahr, die Deliens Tugend drohte, in ihrer Sie 
tuation bemerkt und erfchöpft fabe? ie begleiter 
den Nearch, nach geendigter Jagd, in fein Tafel⸗ 
zelt, und bleibt da in der Dämmerung Wen 
vollem Lichte, wo jebe ſchwache Bewegung der Leis 
denfchafe in Miene und Farbe weis eher bemerkt wird, 


/ 


wo 


2 un — 


m nn 


Ekyriſche Gedichte. 298. 


wd jedes fogleich in des andern Auge und auf feinen 
terörhenden Wangen das Bewußtſeyn einer. ftrafs 
baren Wohlluft ausgedruͤckt ſieht; da empört ſich 
bie weibliche Scham weit ſchneller gegen jede zu ver⸗ 
Trauliche Liebkoſung: aber in der Dämmerung, 
und noch mehr in der Dunkelheit, verſchwindet diefe 
auſſerſte Zärtlichkeit der Scham; man hat mehe 
Muth zu den erften Eleinen Verwaͤgenheiten, bie 


dann immer weiter und weiter gehn, bis fie endlich 


ir Aufferfted Ziel erreichen. Noch bebenklicher ift 
der Umſtand, daß durch bie Bewegung der Jagd 
bas Blut erhitzt und alſo ſchon zu allen ungeſtuͤmen 
und regellofen Bewegungen det Leidenſchaft vorbe⸗ 
reitet iſt. Der größte und triftigfte Sinn aber 
liegt in dem einzigen Behworte: nach der vertrau⸗ 
ten Jagd! Nichts iſt Für die Tugend eines Frauem 
zimmers gefaͤhrlicher, als wenn es ſich mit einem 
liebenswuͤrdigen Juͤnglinge ſchon mehrmalen in ſol⸗ 


‚Sen lebhaften Situationen. befunden hat, worinn 


man der ſtrengern Vorſchriften des Wohlſtandes 


dergißt und weder auf feine Reden noch auf fine 


Handlungen bie genaueite Aufmerſamkeit hat. Ges 

rade fö eine Sikuation ift die Jagd; denn hier wirkt 
das gemeinſchaftliche Intereſſe, feinen Raub nicht 
zu verfehlen, viel zu lebhaft, als daß man lange 
an Zuruͤckhaltung und Hoͤflichkeit denken ſollte. Da⸗ 
durch wird nun der ganze nachherige Umgang auf ei⸗ 
nen vertraulichern Ton geſtimmt, und beyde Perſo⸗ 


nen werden der Liebe immer näher gebracht, die 
wirklich nichts, als der hoͤchſte Grad der Vertrau⸗ 


lichfeit iſt. Von ben benden lezten Zeilen dieſer 
T 2 Stro⸗ 


292 Karl Wilhelm Kamlers 


Strophe: Und des Meeres und Landes Marf 
und Würze dir aufgetifcht, dürfen wie weiter 
nichts ſagen, ba’ jeder leicht ihre Beziehung auf Des 
liend Keufchheit erfennt. Nur auf ben gewählten 
Ausdrud: Mark und Würze, und auf den Um⸗ 
fand, daß Nearch an Deliens Bewirthuüng das 
Koftdarfte und Wohlſchmeckendſte wendet, was 
ihm Land und Meer nur verfchaffen koͤnnen, Bitten 
wir aufmerffam zu ſeyn. Wir ftehen hier ſtille, 
weil wir fein Ende finden würden, wenn wir auf 
eleiche Art auch die folgenden, befonders bie dritte 
Strophe, die in jedem Worte einen ſo triftigen 
Sinn enthält, durchgehen wollten. Aber follte 
mans glauben, daß eben die Zeilen, die wir fo vor⸗ 
treflich gefunden, in einem freylich ſehr elenden 
Journale mit der bitterften Verachtung getadelt und 


-  befonders die dritte Zeile, nach dem eigenen hoͤfli⸗ 


hen Ausdrucke des Recenſenten, unausftehlich 
kahl gefunden worden? Was muß doch wohl ein 
Mann, wie Ramler, denfen, wenn er fo unges 
hirnte Lircheile lieſt? Muß er nicht über die Eins 
falt feiner Tadler lächeln oder mitleidig bie Achfeln 
zuͤcken, wenn er gleich eben fo befcyeiden ſchweigt, 
als fein Sraun, 


warſr⸗ baͤuriſchen Ton verhoͤhnte, noch Urtheil 
und Ohren 
Der ungeftitnmten Midasentel? — u" 


Wir erinnern uns hier zu rechter:Zeit der bors 
ref ichen Ode an Roden, als worinn dieſer Midas⸗ 
enkel 


— — — — — — — — — — — 


Lvyriſche Gedichte. 293 


enkel eben erwaͤhnt wird. Dir Gegenſtand iſt hier 
die Beſcheidenheit dieſes großen Kuͤnſtlers: und 


wie tief iſt nicht wieder Ramler in dieſen wuͤrdigen 
Gegenſtand eĩngedrungen! Andere Dichter haͤtten 


uns, ſtatt aller der ſimplen und auserleſenen Ideen, 
die wir bier finden, nichts.als hochtrabende allges 
meine Veſchreibungen des Stolzes, oder unfchiklichs 
prächtige Deklamationen über die herrliche Tugend 
der Veſcheidenheit geliefert; ja vielleicht ‚harten 


- fie gar’ ihre Einbildungsfraft in Unfoften gefegt, 


und, Die Beſcheidenheit in fichtbarer Geſtalt vom 
Olymp herabſteigen laſſen, ‚hätten dem kluͤgern Diaz 


ler ihre ganze Bildung mit allen fie umflatrernden . 


Grazien vorgefchildert, Hätten fie ald unzertrennlich 
vom Verdienſte gezeigt, wie fie es immer Armin Arm 
geſchlungen begleitete, und hätten uns dann. am 
Ende eben fo Flug enrlaffen,; als wir gleich Anfangs 
gekommen. waren. Ramler braucht alles diefes uns 
bedeutenden Geſchwaͤtzes nicht , um feine Unwiſſenheit 
u verbetgen; er kennt die Tugend der Veſcheiden⸗ 


beit ach ihrem innerſten Weſen, kennt ihre Quelle 


beym Menſchen uͤberhaupt, und beym Kuͤnſtler be⸗ 
ſonders; kennt den Urſprung bes ihr. entgegengeſen 
ten Kuͤnſtlerſtolzes, den er und in allen feinen feins 
ſten Neufferungen bemerfen lehrt. Femme bie ſchwer 
ſten und prüfendften Situafionen, woriun Die Des 
ſcheidenheit eines ſich fühlenden Künftlers nur ims 
mer geſezt werden kann. Kurz, wenn es jeniunden 
einfiele, über ven Kuͤnſtlerſtolz ein eigenes Buch zu 
fehreiben,, fo fände er in dieſer einzigen Fleinen Ode 
alle wwefentliche Ideen dazu angegeben, obgleich un⸗ 

) 213 ent⸗ 


394 Karl Wilhelm Ramlers 


entwickelt, und tie ed den Dichter gejiemt, ohne 
Methode durch einander geworfen. Er faͤnde ſie, 
ſagen wir, eben ſo gut, als er in Shakeſpears 
Othello alle Data zu einer yhiloſophiſchen Schrift 
über die Eyfegfucht finden würde. Da es hier ber 
Ort nicht iſt, ſo ein Buch zu ſchreiben, ſo 
wollen wir nur denkende Leſer mit wenigem auf die 
Hauptzuͤge, und in eben ver Ordnung, wie ſie bey dem 
Dichter vorkommen, aufmerkſam machen. Der 
Eingang zeigt uns Roden zuerſt als Maler Melpo⸗ 
menens, und alſo als von ver erſten Klaſſe der hi⸗ 
ſtoriſchen Maler, bie wiederum unter ben übrigen 
Malern die erſten find,’ 


Der du dem biusenden kaſat beym Dolche des grau 
' bes in Purpur 
, Das Antliz huͤlleſt, das dem Moͤrder lichreich 


aft; 
Pbilippo Sohn zu des fände sefefhten Königed 


Voll Wehnrurh binfihehn © —* laut aͤchenden 
 Vriepet mit Drachen amwinden o Node, Reha 
wenens Maler? 


Er zeigt *— uns Arne als einen Künftler von ſehr 
fruchtbarer Einbildungskraft ; denn welche Menge 
angefangener Gemaͤlde, von denen er ſeine Aufe 
merkſamkeit abwenden fol! 


Werlaß bie kenſche Großmuth beined Sie, 

‚ Deines Koriolang Gefahrenvollen Gehorſawm, 

WVerlaß ber Brennusfuͤrſten folge Reihe jest, 

BVon dem Fahneneroberer pi „Achill bis zu Wile 
8 


| 


wir ? Wenn er r fleißig an ve größeiten Meiſter und 


Erfabnen Garten, Bilhelnd, der kurd) Sans 
buch Eis, 


‚ Wie der Seyumwind fein Heer auf. die flächtige j 


Serfe des Feindes 
Und feinen felgen Nacken ſtuͤrzt — u 


Erſt nach dieſem Eingange, der uns Roden als 
ein ſo edles und ſo reiches Genie zeigt, kann die 
folgende Frage ihre ganze Wirkung thun. Verlaß 
dieſe Reihe deiner Gemaͤlde 


— 


Welche Gottheit bir * zu deinen Schöpfungen 


eingoß, 
Und dieſe kalte Sanftmurk; vitfen Aberwitz 
Geill zu bulden, ben Neid mit keinem Gemälde zu 


ſtrafen, 
Den Hohn mit keinem Blik? katlasen du dem 
Gei 


Der Apelle, der Bonarotti Ko biseinn? verkennſt 


Den uͤberwundnen ſteilen Sußpfad hinter die, 
Ganz auf den ſtralenden dry —* Kunſt das 


Dick lezten Zeilen gaben ben Linfprung von bem 
Stolze und von der Beſcheidenheit eines Kuͤnſtlers 
an. . Woher entſtehet fein Stolz? : Wenn er fh: 
der unfäglichen Schwierigkeiten erinnert, bie ex in 
feiner. Kunſt zu überwinden Hatte, ehe er groß 
barinn wurde; wenn er fich mie der Menge derex ver⸗ 


gleicht, ‚die unger ihm find, und die ign niemals ers 


rei "werben, Woher entficht feine Beſcheiden⸗ 


befons 


236 Marl. Withelmm Kanikers 


befundirs an das merreichbaer⸗ Abeal denkt, das in 
feiner Einbildungskraft ſchwebt und das ihn auch 
mit feinen beiten Produktionen. nach‘ unzufrieden 
laͤßt. — Fir 
Und. ſchweigſt pe Demi, wenn bir Keiche 

x renamt 

and der alwiſende Ya A in —8* 

elter 

Durch Reben theure Sitberfäe, ‚Lehren giebt? 

ie bedeutend find die hier hingefegren bloßen Ab⸗ 
ſtrakta: Reichthuin und Ehrenamt! Denn weiter 
hat der Reiche und Betitelte nichts, was ihn zur 
Beurtheilung des. Kuͤnſtlers autoriſiren könnte, als 
hloß die Dumme Zuverſicht, die:ihn fein Vermögen 
oder fein Rang giebt. Und vollends der allwiffens 
ve üngling! — or es nitbr’,. als ob wir uns 
in die Seele des Künftlers ‚erboßten, daß der e& 
wagen fell, ihm Fehler zu zeigen,‘ ober ihm- zur 
Berbeflerung-feines Merkes Narhfchläge zu geben 2. 
Doch fo prüfend auch ſchon diefe Situation für eis 
nen Kuͤnſtler iſt, der fich fühle; fo ift Die andre doch 
‚ noch prüfender, wenn Nichtkenner oder Halbfenner 
grade über fein : höchites Verdienſt Hinwegfehn, 
über den Geiſt und Ausdruck in feinen Figuren, über : 
die Klugheit und Bedeutung in feiner Rompofition, 
oder. wenn fie wohl gar feiner. ganzen Kunſt einen 
veraͤchtlichen Blik geben. unb- ihr eine andre unente 
lich ‚geringere vorziehn: 


Geometer und Krieger re und | 
Nehe denet Bildes Kern nn 
odtes 


———- — 


Lyriſche Gedichte. 298 
VMydtes Ganduer: voraiche und lee Rinder 


. Zoll Tauben ud die, 1 Tange. Bettler 
um 


Ein ſehr feiner Kunfigeif des Oichters, daß er 
ſelbſt, bey der lebhaften Vorſteliung des Ungerech⸗ 
ten und Abgeſchmackten in dieſem Urtheile, hitzig 
und bitter wird! Aber wie macht es denn der Kuͤnſt⸗ 
Mr, daß der in Faſſung bleibe? Was in aller Welt 

An in hindern, daß er nicht in laute Spoͤttereyen 
aber die Einfalt feiner Tadler ausbreche, oder durch 
Targrifche Gemälde feines Pinfels an ibnen Made 
uͤbe? Eben das hindert ihn, was überhaupt den bee 
fheionen Mann mächt, der edle Grundſatz: daß 
%3 noch Andre Achtungswuͤrdige Talente und Ein⸗ 
ſichten gebe, als die wir beſitzen, und daß ein Mann 
auch ohne alle vorzuͤgliche Geiſteskraͤfte dennoch grof⸗ 
fe Tugenden haben koͤnne, die fir feine Sonate = 
ten Verzeihung fordern: J I 


: BR be. ber -gige — se feinem Mike e 
Bernie Männer nie in deiner Wiſſen i 
geuͤbter Shine; u nit Hügichen ©. 
Di bie verſagt ſud um * hr 


4 


Ser Dichter fahrt in diefem Tome fort zu feagen 

und koͤmmt auf das · Betragen: des. Kuͤnſtlers gegen 

fine eignen, Kunftgenoflen: - dh 
Ro - Du 


' 


298 Kari Wilhelm Ramlers 
Du der beſondere Mann, der in den mitbuhlenden 
Der Zeitverwandten Rute föne Schoͤnheit | 
Zehentauſenden überläßt, ve &ehler ww ſpaͤen? J 


u Kaufferft bedeutend ſind hier wieder die Bewörters | 
in den mitbuhlenden Werken der Zejtverwand: 
ten Meifter, Denn frage man z. B. einen Dich: 
ter, ob niche Pindar und Horaz vortrefliche M 
ser waren? und er wird ohne Dedenfen in die uͤ | 
mäßigften Lobſpruͤche ausſtroͤmen. Aber nun frage 
man weiter: oh nicht auch Ramler grof ſen? und 
wie langfam.wirb er, wenn er.auch fein Baͤndchen 
Oden geſchrieben hat, mit einem bedaͤchtigen Ja, 
und nach dem Ja, mit wie manchem Aber wird er 
hervorruͤcken! Eben fo gelten ein Raphael oder Cow 
reggio bey allen Kuͤnſtlern fuͤr geofe Maler; aber 
auch ein Heſer? ein Dietrih? auch die Zeitvers 
wandten Meifter, deren Werke mit um den Preig 
buhlen? — Wir fliehen auch Hier wieder ftille, da 
& und genug ift, ‘die defer anf Ramlers hoͤchſte 
Schoͤnheiten aufmerffam gemacht zu haben. Gie 
werben fie überall in jebem: feiner Gedichte wie⸗ 
berfinden, fobald fie nur einige. Mühe anwenden 
wollen, fie zu fuchen, . 
*  Diefen-fparfen nurchdringenden Dilf , der fr 
. gleich anf das Wefentliche und Beſondere geht, obs 
ne fich erft lange ben dem Zufälligen und Allgemeis 
nen aufzuhnlren; dieſen Haben wir, in unfern ‚Ho8s 
ängefchieften allgenteinen Pieflerionen , zum eigens 
‚thümlicgen Eharafter bes wahren Begeiſtrung ge⸗ 
macht. 


LU 


* kyriſche Gedichte, 299 


macht. Indeſſen wuͤrden wir und, nach den jetzt⸗ | 


m m — — — —— — — —— 
1 


herrſchenben Begriffen der Kritik, nicht wundern, 


wenn man eben da, wo wir in Ramlern lauter Feu⸗ 
er und Leben fein, wenig mehr ald Mühe und 
Arbeis fände. Freylich, wenn man unter Genie 
eine rauhe zuͤgelloſe Wildheit verſteht, wenn man die 
Ausdrücke; worinn zuweilen die Dichter von ihrer eis 


genen Begeiſterung geſprochen haben, -nach dem 


Wortverſtande nimmt, fo daß der Begeiſterte im 
ganzen Ernſte Wuth und Taumel und Raſerey und 
Trunkenheit zeigen ſoll: fo. iſt Ramler nichts we 
niger als Genie; er iſt bey aller ſeiner Phantaſie 


‚und Hitze ein viel zu nuͤchterner, viel zu vernuͤnf⸗ 


tiger Dichter. Soll aber Serie dem Geſchmacke 

sicht entgegengeſezt ſeyn, ſoll es nur das Vermögen 
bezeichnen, feinen Ideen den hoͤchſten Grad von 
Klarheit und Lebhaftigkeit zu geben, und foll Bes 
geifterung nur die jedesmalige befondere Anwendung 
biefes allgemeinen Vermoͤgens heiſſen; fo find Ram⸗ 


lers Werke, Werke des ſchoͤnſten Genies, feine 


todten Geburten des Falten muͤhſamen Fleiſſes. 
Denn nach einer allgemein beſtaͤtigten Erfahrung ges- 
lingt es dem bloßen Feiſſe, bey ſeinem geringen 
Srade von Geſchwindigkeit nie, daß ex bie aͤußre 
Schale der Gegenſtaͤnde durchbraͤche, und noch wei 
niger, daß er einen Gegenſtand in einer gamen De 
- Be äufferft lebhaften Ideen erfhbnftee. 
AHo die Erfindung der Gedanken ſelbſt gehhre 
imläugbar: dem Genie des Dichters, und geſchah 
mit Feuer und Schnefligfeit; nur bey der Wahlund 
Bufammenorbnung und: "Auobildung derſelben "5 3 
ei 


309 Karl Milhelm Ramlers 


Fleiß angewandt. Dieſer Fleiß aber kann ihm fg, 
wenig zum Vorwurf gereichen, daß ihm vielmehr 
‚alle, denen die Ehre der, deusfchen Litteratur am 
Herzen hiegt, den eifrigſten Dank dafür fagenmüfs 
fen. Man unterſcheide nur den kleinen ängftlichen 
Fleiß, der fogleıch in Steifigfeit und gezwungenem 
Weſen fichebar ift, von dem großen geſchmackvol⸗ 
len Steiße, der aus der hoͤchſten Schönheit und Volks. 
kommenheit der Werke hintennach erſt geſchloſſen 
wird. Jener iſt der Fehler unfruchtbarer und ein⸗ 
geſchraͤukter Koͤpfe, die ſo gerne gefallen moͤgten, und 
die doch nicht durch eine edle Einfalt, das heißt, 
durch die ſimple Vorſtellung des Weſentlichen, das 
in einem intereſſanten Gegenſtande enthalten iſt, zu 
‚gefallen wiſſen. Sie bleihen auf jedem wenig oder 
nichts bedeutenden Limfkande liegen „. malen. jebeg 
Heine. Mebenideechen aus, ſchnitzeln nnd. fünfteln 
an. jedem Ausdrucke, bis ex alle Klarheit und. Ener⸗ 
gie verloren hat, wollen keinen einzigen ihrer zuſam⸗ 
mengerafcen Gedanken ſaufopfern und hängen dar⸗ 
Üben top Theile, durch lauter gezwungene Wendun⸗ 
ger md: Klebergänge, ſo locker an einander, daß 
man im und. Zuge / allegtbelben gewahr, wich, Von 
dieſer Urs des Fleiſſen iſt in Ramlers Werken das 
völlige Gegentheil an ſinden. Er ſeit die weſentli⸗/ 
chen Ideen, wit Abſonderung aller weniger weſent⸗ 
lichen, kuͤhn hinter einander hin, lenkt; von. feinen 
wanigen Ausfchweifungen, deren bad Feine ohne be⸗ 
deucuingavoile Beziehung aufs -Ganze,ift, ſogleich 
wieder ijn ſeinen Weg, bringe die Theile, Die ala 


laute m und weſentliche, iht Onnish gleichſam 
von 


ur \ Lyriſche Gedichte. 80t 


von ſelbſt machen, in eine natuͤrliche, aber ausge⸗ 
ſuchtſchoͤne Verbindung, worin jeder feine meiſte 


Wirkung thun kann, und uͤber das alles giebt er 
feinen. :Sebanfen den ſimpelſten, edelſten, praͤ⸗ 


eiſeſten Ausdruck, der nur zu finden iſt. Hier ſe⸗ 


hen wir nun keinen Fleiß, aber wir ſchließen ihn; 
denn Bir wiſſen aus allgemeiner Erfahrung, daß 
auch das größte Genie, nicht gleich auf den erften 


Augenblick, ein ganz vollkommnes Werk hervor 


bringt. Die Natur liefert Fein. Korn ohne Spreu 
und untermengtes Unkraut; und mo wir alfo jenes 
ganz rein und untadelhaft finden, da folgern wir, daß 
es länger und Öfter fen gefichtet worden. Auf ein 
gar zu langes und mühfomes Sichten aber koͤnnen 
num Diejenigen fchließen, deren eigener Boden mehr 


Spreu als Korn, und mehr Unkraut als Fruͤchte 


liefert. 

Genug von dem Scharffinne, womit Ramler 
in feine eigenehümlichen Gegenflände eingedrungen 
iſt! Jezt noch ein Wort von der Vortreflichfeit un 
Richtigkeit Der ganzen Philofophie, die in feinen 
Gedichten herrſcht. Wenn er einmal ausdruͤcklich 
Philoſoph it, fo find ſeine Ideen und Grundſaͤtze 
eben die, Die von ben. edeliten und -aufges 
Plärceften Weifen befannt werben. Man lefe z. B. 
feine Ode auf den Tod des Preuſſiſchen Prinzen 


Heinrichs. Sie enthält die ganze Summe der rich⸗ 


tigſten und erhabenften Politik, und zugleich ift-fie 
fo dichterifchfehön, fü ftarf und fo vollfommen im 
Ausdruck, Baß wir von diefer Arc nichts Aehnliches 
in unſrer ganzen Litteratur fennen. .. . 1 « 
W Sey 


— 


302 Rarl Bin Kamierd 


— — — ep deines dich liebenbden 
Vaterlandes allwaltender | 
Schuzgeiſt! Treibe den Keil feindlicher Donner von ' 
Seinen Feldherrn im Streit zuruͤck! Ä 
GSitze naͤchtiich am Haupt junger Gekroͤneten: 
| Zeige diefem den goldenen 
Sanfei, den ihm ein Sklav eines Benadberin 
Koniges legte; nimm jenemben i 
Nebel von dem Geficht, daß er bie redlichen 
ı Weiſen ſehe, don denen er 
gerne Bundniffe Hug ſchlieken und unverruͤckt 
Halten, Schaͤtze des Staates und 
Seiner Buͤrger zugleich mehren, den Ueberflug 
IIu die prächtig erweiterten 
Staͤdte we und Recht, Freyheit und Sicherheit 
In das Bölferbefuchte Land. 
Ruf es allen im on ernſter Drafel zu: 
Nie von Gitt und Gefege ſich 
Loßzuſprechen, noch hochmüthig in gleicher Way . 
Ihr Vergnügen zu wägen und nz 
Eines Sterblichen Weh. Lehre fie, jüngerer - 
Halbgott! daR fie den Namen des 
Biederfürften noch mehr, als des Eroberers) 
Achten, daß fie den höchften Ruhm 
Im des Baterlands Ruhm fuchend, einteäges Volk 
Zu Dem erſten der Weit erhöhn! 
, Wir erinnern uns noch, als wir zuerſt biefe 
Seilen laſen, welche freudige Erſchuͤtterung wie 
empfanden, und welche tiefe Hochachtung gegen 
den aufgeflärten Mienfchenfreund, ber ım Stande 
war fie zu ſchreiben Jetzt haben wir fie hieher 
geſetzt, ohne nur einen Blick in das Buch zu thun, 
und body find wir ſehr ficher, vo fein Wort dar⸗ 


inn falſch ſey. 


Eyriſche Gedichte. 303 
Bolcher Stellen giebt es indeſſen nur wenig 
im Ramler, worinn er Wahrheiten und Grund⸗ 
ſtte der Philoſophie geradezu lehrte. Kr 
WB immer, als Dichter, von ſeinen partiku⸗ 
laren Gegenſtaͤnden zu voll, - um ſich lange 


bey ollgemieinen Vegriffen gu verweilen. Gleich⸗ 


wohl liegen uͤberall Begriffe zum Grunde, und 
dieſe laſſen ſich aus der Art und. Weiſe, wie er jes 
den Gegenſtand faßt, uͤber jeden denkt, von jedem 


geruͤhrt wird, eben ſo leicht errathen, als ſich die 


Philoſophie eines Stoikers oder Epifurders aus ſei⸗ 
ven befonbern Urtheilen und Handlungen errachen 
läßt, ohne daß er die allgemeinen Lehrſaͤtze ſeines 
GSyſtems, nad) welchen er jedesmal ‚denke oder 
handelt, aus druͤcklich hinzuſetzen dürfte. Ram⸗ 
ler mag von Gott oder von Menſchen, von Koͤ⸗ 


"ng oder won Unterthan reden; er mag Kuͤnſtler 


der Dichter, mag Helden ober mag Staatemaͤnner 


— — — 


verherrlichen; er mag loben oder mag tadeln, 
mag feurig oder mag gleichguͤltig ſeyn, mag wuͤn⸗ 


ſchen oder mag Abſcheu bezeugen; fo verraͤth er uns 


—— -----0 - 


allenthalben etwas von feinen Begriffen und Grund⸗ 
ſaten: und dieſe Begriffe und Grundſaͤtz,/ behaup⸗ 
ten wir, ſind allemal wahr und eines denkenden 


Philoſophen wuͤrdig. So gefund, als feine Begriffe 


der Staatskunſt, in ber ‚angeführten Ode auf 


Ian Prinzen Heinrich find, eben fo gefund iſt feine 


Poetik, die ſich aus der Ode an Lycidas, aus Dem 
Abfehiede von den Helden, aus ber Ode an Philis 


bert berleiten ließe, eben fo gefund feine Moral, 


nach 


304 Karl Wühelm. Ramlers 
wach welcher er jedesmalLob ober Tabel austheilt, Wad 
er Größe nennt, das ift wahre Größe; was er Guͤte 
nennt, das iſt wahre Güre, mas er Heldenmath 
Kennt, das iſt watzrer Heldenmuth. Kein::Wort 
in ſeinen Oden, worinn er. uns: falfche Tugend. für 
üchte verkaufte! Keines, woburch er den Nech 
ten dee Menſchheit zu nahe traͤre! Keines, das 
die Tyranney oder den Verfolgungsgeiſt, oder 

einen unvernuͤnftigen Patriotiſmus oder einen 
ſchaͤdlichen Aberglauben beyimftigtel : Wales 
beit, Güte der Seele, edle und maͤnnliche Dem 
kungsart uͤberall! Sollte man aus diefen Geſichts⸗ 
punkten die Werke mancher anderer Dichter. prüfert, 
was für Begriffe, glauben wohl die Leſer, daß 
man berausbringen würde? Xen einigen viel⸗ 
leichte Nur falfhe und unzuſammenhaͤngende, 
bey andern aber auch folche, vor denen die Ver⸗ 
nunft erſchtecken, und die Menſchenliebe erzit⸗ 
tern muͤßte. 

Daß wir alle dieſe Behauptungen einzeln be⸗ 
weiſen ſollten, das kann niemand verlangen oder 
erwarten; aber wir berufen uns deswegen ganz ge⸗ 
troſt auf die Lieberzeugung jedes Kenners, ber 
Ramlern in biefer Abficht geprüft hat ober ihn 
kuͤnftig noch prüfen will. Dur von Einem Vor⸗ 
wurfe, den man ihm unter allen vielleicht am ers 
ften machen Eönnte, wollen wir noch befonders res 
den, von dem Vorwurfe der Schmeicheley. 
Es laͤßt fih nur auf zweyerley Art ſchmeicheln, 
entweder, indem man die Begriffe von Tugend 
und Verdienſten verkehrt und d Vebler zu preiß⸗ 

wuͤrdi⸗ 


— ——— — 


Eyriſche Gedichte. 305. 
wuͤrdigen Eigenſchaften macht, ober indem man 
zwar die richtigen Begriffe beybehaͤlt, aber ſie auf 
die unrechten Gegenſtaͤnde anıdender. Wir dus 
gen fchlechterdings,. daß Ramler jemals das Eine 
oder das Andere gethan habe. Dicht die Begriffe 
verkehrt, denn das thun nur die größften und nieders 
traͤchtigſten Schmeichler, denen alle feinere Empfin⸗ 
zung fehlt; aber auch nicht die Begriffe unrecht 
angewandt; denn fein Leb iſt nie-allgemein, fons 
dern immer auf welrbefannte Gefchichte und Fakta 
gegruͤndet. Daß er Fehler koͤnne verſchwiegen ha⸗ 
ben, das laͤugnen wir nicht; aber wer hatte ihm 
denn auch das Amt eines öffentlichen Sittenrichterß 
gegeben? Genug, wo er lobt, da lobt er alle⸗ 


mal etwas unlaͤugbar Wahres und etwas eben ſo 


unlaͤugbar Lobenswuͤrbiges. Dieß laͤßt ſich nicht 
beſſer zeigen, als aus der Rede an dem ſechzigſten 
Geburtstage ſeines Koͤnigs, den er doch unter al⸗ 
len am meiſten geprieſen hat, und von dem er in 
ſeinen uͤbrigen Oden faſt nichts geſagt, was nicht 
in dieſer Rede zuſammengedraͤngt waͤre. Man leſe 
fie, und dann verſuche man, gegen irgend ein Lob 
einen Einwurf zu.machen, den er nicht mit den _ 
Jahrbuͤchern feiner Regierung in der Hand wider⸗ 
legen könnte. Zum Beweiſe ſtehe hier nur eine 


Stelle, die, gleich den übrigen allen, nichts als 
Fakta enthaͤlt: 


Siehe! noch ſttzen im Tempel der Gottinn: Wahr 

. Beit und tiefe 

Wiſſenſchaft, unermuͤdet Fleiß u- Liebe der Menſchen 
Führen die Wage noch, und entfernte Voͤller begehren 
N.Bibl. xv. B.a St. u— Hier 


206 Rail Wilgelm mins 


Her gewogen zu ſeyn. Noch ſuchen Sermaniens 
Aerzte 
Eeiner Aerite Beyſtand. Noch zuͤnden im Heilig⸗ 
thum Gottes 
Seine Lehrer die Fackel der halb erloſchnen Ver⸗ 
nunft an 
Und erleuchten die Welt und die Nachwelt. Noch 
find die Feldherren, 
Inter ihm gebildet, ber Fuͤrſten Eiferfucht ; noch ind 
Seine Heere das Muſter am Rhodan und Iſter 
und Oby. 


Was iſt in dieſer ganzen Stelle, das nicht buch⸗ 

ſtaͤblich wahr wäre?! Man müßte denn etwa nicht 
glauben, daß fo erleuchtete Gottesgelehrten wie ein 
Epalding, der Religion unendliche Dienfte leiften, 
ten, oder nicht wiflen, daß der berühmte Zimmers 
Mann aus Hannover, ein eben fo groffer Arzt als. 
Schriftſteller, feine Geſundheit in Berlin wieber 
gefucht ‚habe. Ueberhaupt sft Ramlers Gewiflene 
baftigfeit, womie er der Wahrheit treu bleibt, an 
einem Dichter, und befonders an.einen fo feuris - 
gen, ganz bewunbernswürbig. : "Wir find ſehr 
ſicher, daß in der Ode an Hoden kein Gemälde ges 
nannt fen, welshes nicht in. feinem eigenen ober in 
fremden Bilderſaͤlen dahienge, und eben fo ſicher, 
daß fich in feinem ganzen Lobe fein Zug finde, der 
nicht feinem, wirklichen Charafter entſpraͤche. Ein 
Gleiches getrauen wir uns, von allen adrigen Ram⸗ 
leriſchen Loboden zu behaupten. 

"Eben deswegen nun, weil Ramler ein fo 

gruͤndlichdenkender Philoſoph und ein eben fo edel⸗ 
denkender Menſch ift, durften wir auch bey feinem . 


- 4 


\ 


Lyrlſche Gedichte 307 


Yobe feine Wendungen fuchen; wir burften uns 


nicht hinter zweydeutige Grundſaͤtze verftecken, dur⸗ 
ften nicht fagen, daß man fich freylich erft in Die 
ganze’ Seele eines - Dichters hineindenfen - und 
alle. feine Empfindungen fich zu eigen machen müßte, 
um an feinen Werfen Geſchmack zu finden Wenn 


wir einen Dichter leſen, fo laſſen wir in freylich 


mit uns machen,” was ibm gut duͤnkt; er mag uns 


wit ſich nehmen, wohin er will, mag uns verfegen, 


in welche Zeiten und in welche Sitten er will, mag 


im launigten oder im ernfthaften, im edlen ober 


Im niedrigen Tone ſchreiben: wir ftehn ihm eins 
mal wie das andere zu Dienften. Mur das fordern 
wir, daß er uns allemal etwas zu denken gebe, und 
dann, Daß er gerwiffe Vegriffe und Grunpfäge, 
bie unfrer gefunden Vernunft zu theuer find, gewiſſe 
alzuzärtliche Empfindungen unfers Herzens unges 
kraͤnkt laſſe. Nach jener uneingefchränften Forde⸗ 
rung koͤnnte ein Dichter ſo ungeheuer, ſo aberglaͤu⸗ 
biſch, ſo voller Irrthuͤmer und Vorurtheile ſeyn, 


als er wollte; er koͤnnte die unedelſte, boͤsartigſte, 


ſchwaͤrmeriſchſte Seele verrathen: er bliebe im⸗ 
mer bewundernswerth. Finde ich ein Zinzendor⸗ 


ſiſches Lied abſcheulich? Ich werde ſehr unrecht 


haben; denn der Schwaͤrmer wird feine Augen ans 
daͤchtig gen "Himmel drehen, und wird mic) anres 


den: Werbe erſt das, was ih ein! Nimm erft - 


meine Seele, meine Denfungsart, meine Empfin⸗ 
dungen an: Dann wirft bu in dem, was dir jege 


Unſinn feheint, hohe Be finden; dann wirft. 


du 


Pr 


⸗ 


308 Karl Wilhelm Ramlers 


8 


du da, wo du jetzt lachſt ober gaͤhnſt, im füße 


Thraͤnen zerſchmelzen. Was werde ih aber, 
‚fo lange ich meine gefunde Vernunft behalte, 


zue Antwort geben? Bleibe bu der‘, Der du 
bift, und laß mid) den bleiben, der ich bin!- Deine - 
Seele iſt eine verfinſterte, abergläubifche, gemißbile 

dete Seele; ich mag mich in fie nice hineindenkenz 
ich mag mich nicht fo verfchlechtern, daß ich ıhre 
Ideen und Empfindungen nur einen Augenblick zu 
den meinigen machte. Ja, wenn ich auch wollte, 
fo zweifle ich noch fehr, ob ich koͤnnte. Meine 
Seele hat gewiſſe Grundſaͤtze fo durchdacht und 
ſich ſo innig mit ihnen vereinigt, daß es ihr unmoͤg⸗ 


lich) iſt, fie fahren zu laſſen, und daß fie alles, 


was ihnen entgegenftcht, mit dem lebhafteiten Ver⸗ 
drug zuruͤckſtoͤßt. Diefe muͤßte ich exit verldus 
onen, wenn ich, wie bu, werben wollte, und das 
kann ich eben fo wenig, als id) es. will oder darf. 
Ueberdem habe ich mich gewoͤhnt, wo ich Worte 
höre, auch Gedanfen zu fuchen, und du verlangfl, 
ich foll mich durch füßtönende Worte ohne Sinn, 
bie du mir mit heiligen Zuckungen vormurmelſt, 
Binzeiffen laſſen? Lachen will ich, und laden 
muß ich, mein Sreund, oder wenn ich‘ weine, fü 
kann ich nur aus Mitleiden mit deinem Linfinne 
weinen. Diefes und das Intereſſe des Beobach⸗ 
ters ift alles was. ich an dir finden kann; denn fans 


ich nicht mit dir, fo kann id) Doch über dich denken; 


ich fann in dir, als Zufchauer, die Sonberbarfeis 
ten des wmenfchlidyen Geiftes, die Verirrungen ſei⸗ 
ner Natur fludirn, — Man fieht, weld ein 
| elender 


Lyriſche Gedichte, - 
elenber Behelf jener erbettelte Grundſatz iſt, 
mit doch manche Kunſtrichter, wie mir einem 
Yel ver Liebe, alle Fehler und Gebrechen ihrer 
ter zu bedecken ſuchen. Ramlern zu empfe 
Braucht es foldyer Wendnngen nicht. Er bi 
für den beften und aufgeflärteften Theil der Si 
fßen, bie alfe, fo wie Er, empfinden und ven 
die wohlbewachte Scham, die juͤngſte der Chari 
nen, iſt ſeine Fuͤhrerinn; die Pfeile, die 
aus feinem Köcher zieht, ſollen nur ven Weiſe 
ein füßer Klang ſeyn; dem Ohre des blöden V 
mögen fie immer unmerflich bleiben. Er darf 
zu dem denkenden und ebelempfindenden Ma 
nicht erft fagen: Verlaß deine Ideen und ni 
die meinigen an!. Mein, er finder. Seelen 


Herzen der Weifen fchön ganz fo vor, wie ci 


braucht; er ift einer aus ihrem Mittel, der 
vom Himmel bie beneidenswärdige Gabe emp! 
‚gen hat, jeder Idee mehr Licht und Leben zu 
ben und jede edle Empfindung zu erhoͤhn uni 
flärfen. Sie brauchen niche den mindeften Zwi 
am ſich in ihn hineinzuſetzen; fie denfen fchon ı 
wie Er, und rufen ihm doll Ungeduld zu, da| 
nur anfangen ſoll. 

Noch Ein Wort, FR wir ſchleßen! A 
lee hat feit einiger Zeit ſehr viel Nachahmer 
funden. Dieſe machen «8, wie die Nachah 


alte; fie fuchen nur feine äußern Vollkommen 


ten zu erreichen, die ſich mir Fleiß und Arbeit al 
falls noch erreichen laflen; aber feine wahre inı 
Vortreflichkeit laſſen fie, als das ſchwerſte im | 
0 | 3 


310 Karl Wilhelm Ramles —7 


ſetz, dahinten. Ramler braucht viel wiythologi⸗ 
ſche Bilder; ſle auch: Ramler bedient ſich frem⸗ 
der oder veralteter Woͤrter; ſie auch: Ramler 
ſetzt neue Wörter zuſammen, und reimt auf Bey⸗ 
woͤrter; ſie auch: Ramler verſchlingt zuweilen 
eine Strophe in die andere; fie auch: Ramler iſt 
ein ſehr wohlflingender und Jüffer Dichter; fie, 
wenn Gott will, finds auch. Freylich erräch man 
fon, daß das, was bey Ramlern Schönheit ift, 
bey biefen Herren nicht felten zum Fehler werbe; 
daß ihre Mychologie oft bloße nackte Mythologie 
ohne geheime Bedeutung fey; daß fie durch ihre 
fremden Wörter nicht felten Foftbar und durch ihre 
veralteten plate werben; daß fie neue Wörter zu⸗ 
fammenfegen, ohne neug Begriffe damit zu bilden, 
ohne mit der möglichften Kürze befondere Beltuns - 
mungen und Verhältniffe dadurch auszudrüden, am 
benen Bier alles gelegen war; daß fie oft auf müßige 
Beywoͤrter reimen, denen bey einer richtigen Des 
klamation nicht ber mindefte Nachdruck zufäme; 
u. ſ. w. Aber dieß alles bey Seite geſetzt, ja in 
allen viefen Betrachtungen die Nachahmer dem 
Vorbilde gleich gemacht: wo ift denn das Wichtigſte 
geblieben? Ramlers Gedanken; Ramlers 
Philoſophie: And wann uns bie fehlen: was 
machen wir und ba aus altem euern mythologifchen 
Pompe? was gebt uns da aller euer Wohlklang, ae 
Pracht und Herrlichkeit eurer Diftionan ? Habt erft 
fo lebendig, wie Er, eure Gegenflände vor Augen; 
dringt erit fo tief, wie Er, in ihr innerfied Mark 
ein; habt erft euren Geiſt, wie Er, mit allen den 
beſſen 


- + ro — — — 


F 9 \ . 
Lyriſche Gedichte. gi 
beſten Ideen der aufgeklaͤrteſten Seelen eurer Zeit 
angefuͤllt; gebt erſt euren moraliſchen Grundſaͤtzen 
fo viel Wahrheit, eurem Gefuͤhl fo viel Feinheit 
und Erhabenheit, als wie Er: und dann, wenh 
ihr wolle — dichter in keinem bon feinen Syiben⸗ 
maßen! redet von nordiſchen Gottheiten, oder 
wolle ihr recht original ſeym, von amerikaniſchen, 
wo er von griechiſchen ſpricht! laßt eure Gedan⸗ 
ken aus ſeyn, wo eure Strophen aus find! Kabk 
von feinem Wohlklange nichts, habt von ſeiner 
Suͤßigkeit nichts! und ſeyd verſichert, ihr habt 
ihn beſſer erreicht, als ihr in, mit allen’ euren 
jetzigen Suräftungen, jemals erreichen werdet! 


von 


⁊ 
—WR 

















u 





VE 
Vermiſchte Nochticheen. L. 
Nachricht von einem Gemälse Herrn Joh. De, 
Zifehbeing in Saffel, die Errichtungen der 
Lrophaen Hermanns vorſtelend· 
enn mancher ausländifcher: Känftier durch bei 


für Auslander immer fo vorzüglich gefaͤlli⸗ 
gen Deutſchen einm Namen erhalten-hat, ven 


— 


zehn einheimiſche Kuͤnſtler neben ihm eben ſo woll 


verdienten: ſorſey es einem Deutſchen erlaubt feinen 
Landeleuten das Werk eines deutſchen Kuͤnſtlers 


- sehr bekannt zu machen, den auch Auslaͤnder uns 


ser unite vorruslihen Nuſte zu zaͤhlen gewohmt 
la And; ; 


n ‚312 Erricht, der Trophäen Hermanns, 


find; ein Werf, das ganz Nationalſtuͤck, ein 
wahres deutſches Gemaͤlde if. 
Herr Profeſſor og. Heinrich Tiſchbein in Caſſel. 
entbrannt von den ruͤhmlichen, Gedauken mit eini⸗ 
gen unſerer großen Dichter zu wetteifern, und auch 
mit dem Pinſel ein Mationelfäjet, einen, deut⸗ 
fhen Gegenſtand zu befanden, fand den Ders 
mann, den berühmteften ber alten beutfchen Hel⸗ 
den, zu feiner Abficht am gefchickteften. Noch ges 
denkt er die Geſchichte dieſes Beſchuͤtzers ber deuts 
ſchen Freiheit in mehreren Gemaͤlden fortzuſetzen. 


Vorjetzt hat er den ſiegreichen Aufzug oder eigent⸗ 


lich die Errichtung der Trophaͤen Hermanns 
geendiget, ein großes Gemaͤlde, 16 Fuß breit und 
2 Fuß hoch; die vorderſten Figuren find in Lebens 
Größe. Dieß Stuͤck ift nunmehr an Se. Durchl. 
ben Fürften von Walde gefommen. | 
Der Here Prof. hatte zuerft Schlegels Trauers 
fiel, den Hermann gelefen, ohne Stof genug 
zu einem Gemälde zu finden: des Herrn Barons 
von Schönaih Hermann gab ihm noch weniger 
an bie Hand. Hermannd » Schlacht mar damals 
noch nicht erfchienen« Allerdings war es auch bier 
das Beſte, auf die Quellen zuruͤckzugehen. Gr. 
Ins den Tacitus nach a), wo ſechs Jahre nach dee 
Miederlage des Varus, Germanikus in die Gegen: 
den ben dem Teutsberger Wale koͤmmt, die Wahl⸗ 
ſtadt jenes Treffens beſieht, und bie unbegrabenen 


Gebei⸗ 


+ “ 


: 8) Tacit Annsl. 1, 61. - 


— — — — —— * 


— 


‚ein. Gemaͤlbe Herrn Tiſchbeins. 33 


Gebeine der gebliebenen Roͤmer zur Erde beſtattet. 


Auf einem Felde mitten zwiſchen zwey Laͤgern, 
einem groͤßern und einem kleinern, mit halb nieder⸗ 
geriffenen Walde und niebrigen Gräben, wohin 
ſich die Geſchlagenen nach ifrem Verluſte gezogen 
hatten, „lagen weiſſe Knochen zerſtreuet ober im 

„Saufen, nachdem die Fluͤchtigen gewichen waren 
„oder ſich geſetzet hatten: darneben Stuͤcke Geweht 
„und Gerippe von Pferden; zugleich Menſchem 
„koͤpfe an den Baͤumen aufgeſteckt. In den 
„rauhen Waldungen ſtunden Altaͤre nach 
„Art der Barbaren gebauet, bey welchen fit 
„die Tribunen und die vornehmften Eenturb 
„onen gefchlachtet hatten. Einige Lieberblies 
„bene. von jener Miederlage, bie dem Treffen ober 
„ber Gefangenschaft entflogen waren, befchrieben 
„alles : wie Gier bie Legaten fielen, dort die Adler 
„verloren giengen, wo Varus die erfie Wunde em⸗ 
„pfieng, wo er fich felbft mit unglüdlicher Fauſt 
„und.eigenem Stoße den Tod anthat; 100 Her⸗ 
„mann von einer- Anhöhe b) die Deutſchen 
„angeredet hatte, two die Gefangenen aufges 
„hängt, oder in Graben geworfen worden, 
„vie er fein Geſpotte mit den Zahnen und 


„Adlern getrieben hatte. 


- Aus diefee Stelle har fich der Herr Prof. ſeinen 
Enrwuf gemacht aber mit ber Freyheit, welche 
U; die 

bb Quo tribunali eoncionatus Arminioss; vermuth⸗ 
lich eine Heine Erhöhung, bie Lacitus einen ° 
Bühne vergleicht. 


N 


314 Erricht. ber Trophaͤen Hermanns, 


hie Gefege der Erfindung in der Malerey, einem 
Makr von Geſchmack und Einſicht erlauben. 
Die Gegend ift rauf und wild, beym Eingange 

eines Eichengayns, Auf der andern Seite eut⸗ 
fernte waldichte Berge, zwiſchen welchen ſich Thaͤ⸗ 
ler in der Ebene des Schlachtfelbes verlieren. 
Schon dieſe Scene giebt dem Ganzen ein gewiſ⸗ 
ſes orıginelles Anfehn,- das in einer biſtoriſchen 
—— ungemein auffaͤlt. 
Mitten auf dem Gemaͤlde im Vordergrunde er⸗ 
8* ſich auf einer Anhoͤhe eine chrwuͤrdige, hoch⸗ 
flämmige, ſchoͤne, friſchbelaubte Eiche, auf welche 
die roͤmiſchen Trophaͤen aufgehängt werben ſollen, 
und vor welcher Hermann ſteht; vermuchlich al 
in der Anrede on feine fiegreichen Landes 
leute begriffen, mit dem Blicke vorwaͤrts ger 
kehrt, zeige er mit dee Hand nach den Trophäen; 
welche in römifchen Waffen beſtehn, bie ein Deuts 
ſcher Krieger auf-einer Pife in die, Hoͤhe, und eir 
nem andern auf Dem Baume zureicht, welcher 

Die Waffen pinaufjieht, um fie an einem abges 

Bendenen Alte zu befeſtigen. Unterwaͤrts an der 
Erde vor dem Eichenſtamme befchäftiger fich ein 
dritter, feinen muffelreichen Mücken zufehrender 
Deuticher roͤmiſche Faſces mit andern Waffen, auf 
baren. einen Theile er kniet, zuſammen zu faſſen 
und fie aufzuheben. 

Hermann ſelbſt tritt mit dem einen Suße 
hohnfprechend auf einige hingeworfene Ads 


ler und romiſhht Fahnen. Hinter ihm ſtehen 
einige 


‚ein Gemalde Herrn Cıfbeind.; 215 


einige vornehme Haͤupter der Deutſchen, und zu⸗ 
naͤchſt bey ihm, ſein Waffentraͤger. 

Zur linken Seite ſieht man in einer lichtern Ent— 
fernung das non den Deusfchen erſtiegene römifche Las 
ger; ein Zug deutfcher Krjeger koͤmmt vom Schlacht 
Felde her niit den eroberten Waffen und den. Gefan⸗ 


genen: er näßert fich-vurch verfchiebene tiefe Wege . 


aus dem. Thale herauf, ber, Anhöhe, auf, welcher 


Hermann flieht. Zwey raue Deutfche geben vors 


aus, einer mit erbeuteten- Waffen auf einen Pife, 
der andere mit einem-eroberfen. Adler, ben ex nach 


- Anmeifung eines hinter, Hermann ſtehenden An⸗ 


Führers zu den Süßen Hermanns bey den andern 
Adlern hinzuwerfen im Begriſſe ift. 
Mitten in diefer Eolonne deutſcher Sieger und 
gefangener Roͤmer ragt Thusnelde nebit einem 
Begleiter hervor, beyde zu Pferde: fie zeigt mit 


ber Hand nach dem jungen fiegreichen Helden: ige 


beiterer freudiger Blick fpricht die frohlockende 
Empfindung. ihres Herzens: und biefer Sieger 
iſt mein Hermann! 

Noch entfernter im Hintergrunde ſieht man in 
tiefen Wegen mehrere Kolonnen, die ſich in der 
Gerne verlieren, von. Deutfchen mit Öefangenen 
Dach dem Hanne zuziehen. Auf einem der Huͤgel, 
non welchem man bad ganze Thal und Herr übers 


ſehen kann, ftehen die Barden und blafen auf krum⸗ 


men Hoͤrnern den Giegesgefang hinunter in das 
Thal: ein großer feierlicher Gedanke, der dem Kung. 
ler ee mad , 


\ .. . . R [2 Sog 


- 


w 


2 . 


‚316 Eiricht. ber Trophäen Hermanne, - 


Im Innern des Hayns, rechter Hanb von 
Hermann uud der Eiche , fieht man in einer Ent⸗ 
fernung den Doferaltarʒ zur Seite einige Druden;z 


| Ber fih nähernde Zug der Gefangenen läßt erras 


then, daß hier die Tribumen und Centurio⸗ 
nen follen geopfert werden. Schon brennt 


das Seuer auf dem Altare und der Rauch windet 


ſich durch die dickbelaubten Bäume hindurch, auf 
in die Luft. 

Endlich zieht zur echten vorwärts ganz im 
Borgrunde ein an einem Baume fisender Deuts 
ſcher Fürft das Auge auf fih. Mir dem Arme 


auf einen Stamm geflüßet, mit der Hand aufeine 


— 


Streitaxt geſtaͤmmt, ſchauet er mit einem gezwun⸗ 


genfrohen mit haͤmiſchem Neide erfuͤlten Blicke 
nach dem in der Anrede begriffenen Hermann. Mau 
erraͤth bald, daß dieß der auf des jungen Siegers 
Rubin eiferſuͤchtige Segeſt, Hermanns Schwieger⸗ 
dater, iſt. Hinter ihm ſteht ein Deutſcher als 
fein Waffenträger an-den Baum gelehnet, au befr 
fen Stocke Segeft figer, und weiter hin werben feine 
oder Hermanns Pferbe von einem Knechte gehalten. 

So wenig das Eoftume in Anfehung ber Roͤmer 
unbekannt ober ftreitig iſt To ſehr mußte der Kuͤnſt⸗ 


ler verlegen fenn, wie er ſeine Deutfchen vor⸗ 


’ Bärkung getban haben. Soon damals waren 


ſtellen follte, da wir von der eigenchhmlichen Tracht 
der Deutfchen diefer Zeit fo wenig umflänbliches 
wiſſen. Nicht jede Bekleidung fonnte er auch ſo 
gleich mit Bortheil gebrauchen. Ganz nakte oder 
blos mit Sellen bekleidete Körper wuͤrden feine gute 


die 


ein Bemälde Herrn Tiſchbeins. 317 
die Deutſchen ſeit langer Zeit mit den Römern bes 
kannt: es läßt ſich vermuthen daß durch Mandel, 
Beute und andre Wege manch Kleidungsſtuͤcke mie 
andern Bequemlichkeiten an de Deutſchen gekom⸗ 
men iſt. Ein Kuͤnſtler kann und muß endlich hier 
weiter gehen als der froſtige Antiqua. | 

Die nervichten, fleifchigten, aber raufen Koͤr⸗ 


per ber Deutfchen contraftiren ſchoͤn mit den fein⸗ 


— — — — m m — — — — — — m — — — —* 


gebildeten, ausgearbeiteten und doch maͤnnlichen 
Körpern ver Römer, fo wie die Geſichter von jenen, 
Grimm, barbarifcher Liebermuch und wilde Tapfer⸗ 


keit auszeichnet, Die Bekleidung bes groͤßern 


Haufens der Deutfchen find Tpierfelle c), kurze 
Nöde d), ober auch nur umgeworfene grobe ſtrei⸗ 
ſigte Peden e). Einige baden bie Haare auf den 
— — Schei⸗ 


) Edfar vom Gall. Kriege IV. I. von den Syeven: 


ſie haben ſich ſo gewoͤhnt, daß ſie ſelbſt in 
den kaͤlteſten Gegenden, keine Kleidung ale. 
Thierfelle (pellus) tragen, und da dieſe nicht 
weit reichen, fo iſt ein groſſer Theil des Rdr- 
pers entbloͤſet. - j 


d) Tacitus von den Eitten der deutſchen K. VI. 
Die gemeine Tracht iſt ein kurzer. Rod (fagum) 
. mit einem Baft, oder ın deſſen Ermanglung 
mit einem Dorne zufammen gehalten: fonit find 
fie am ganzen Leibe nadt, und bringen ganze 
Tage am Beerde und Seuer zu. 


e)- Edfar "vom Gall. Kriege VI, 19. & pellibus aut 
pasvis rbenonumm tegumentis ufuntur Magna corpo- 
sis parte nuda. Ä 





gıg Erricht, der Trophäen Hermanns, 


Scheitel gebunden,’ andre Thierhautkoͤpfe auf dem 
Haupte. Den Bornehmern hat der Herr Prof. 
billig eine etwas anſehnlichere Kleidung gegeben. 
Lieber einen Furzen Unterrock hat Hermann ein Pans 
jerhembe gezogen, den ein breiter Gürtel befeſti⸗ 
get, an welchem das lange deutſche Schlachtſchwerde 
hängt, auf das fich feine linfe Hand flüge. Im 
Gürtel ſteckt noch ein Dolch. Unterwaͤrts iſt er 
nach Zandesart mit Beinkleidern f) und mit Bein⸗ 
ſtiefeln aus Thierfellen verfehen, ine gefürteree - 
Tigerhaut g) über die Bruft gefnüpfe, fälle über 
feinen Ruͤcken als ein Oberrock. Ein Helm auch 
mit Thierfellen gefüctere, mit einem Roßſchweife 
gezieret, bedeckt dad jugendliche blonde Haupt. Daß 
die Dentichen .blond waren, wer, weiß das nicht? 
Kerr Tiſchbein hat daher feinen Helden blond und 
blaudugig gemacht: wenn auch der furchtbare Fries 
gerifche Blick in einem braunen Gefichte fonft mehr 
Ausdruck haben kann. 

Segeſt 


D Braceae. 

g) Tacitus an der angef. Stelle. Die Reichen 

tragen auch Thierhaͤute, und fe tiefer fie in 
Das Kand hinein wohnen, deſto mehr vers 
wenden fie darauf. Sie wählen das Rauch⸗ 
werk ans, fie verſetzen es auch mit Sellen 
von verfchiedner Farbe und mit Bäuten, die 
weis hber die See herkommen, 


. ein Gemälde Herrn Tiſchbeins. 319 


Segeſt iſt in einen knapp anliegenden Rock ge⸗ 
kleidet, h)) über welchen gleichfalls eine gefuͤtterter 
Fuchspelz geworfen iſt, ber über den Baumſtock, 
worauf er fißt, verbreitet und mit feiner linfen 
Hand in der Mitte des Leibes angezogen if: fein ° 
Helm ift mit einem Bunde eingefaßt, 

Thusnelde hat über ihr anliegendes Linterfleid - 
mit Aermelin einen fliegenden, auf der Bruſt befeftig« 
ten, ſtreifigten Mantel 1). Eine folche ftreifigte Decke 
und ein. ftreifigtes Sagum k) ſieht man noch an 


. zwey andern Deurfchen. Streitfolben und Aexte, 


die großen Schlachtfehwerbrer, die langen Schil⸗ 
der, alles ift in der deutfchen Art: die verfchiednen 
Arten von Speeren und Pifen fonnten ohne Ge⸗ 
fahr beygebracht werden. Die Kleivungen und 
Waffen find, wie man mid) unterrichtet hat, von 
Trajans Senden zu Rom entlehut: freylich 

alſo 


bh) Tacitus ebendaſ. Die reichſten unterſcheiden 
ſich durch die Kleidung, die aber kein weit 
und fliegend Gewand iſt, ſondern knapp an 
dem Leibe anliegt, ſo daß man elle lies 
ver Duscchfiebt, 


. 3) Man vergleiche den Tacitus Im anshführtenfap am 
Ende und Cluvers Germanien 1. 18. woman alle 


die obigen Stellen und mehrere (auch viel frem⸗ 
bed eingemiſchtes) findet. 


K) Der Geſchmak der mordifchen Wölter für die, 
noch umter: den Bergfchotten übliche, buntge⸗ 
ſtreifte Zeuge iſt bekannt. Cluver daf. S. 112.4.7: 





920 Erricht. der Trophaͤen Hermanns, 


alfo aus fpätern Zeicen, aber doch immer ben Deuts 
ſchen gemäß, die in ber Zwifchenzeit gewiß noch 
keine neuen Moden angenommen haben werben, 
daß der Kuͤnſtler gar wohl Gebrauch davon machen 
Eonnte. Fahnen, Adler und Waffen find alles 
vorfreflid im römifchen Coſtume. Die Trophäen, 
weiche aufgehängee werben, beftehen in einem 
Panzer mit dem Paludamentum, alfo den Waffens 
ro des Seldgeren: und folglich find es die Wafs 
fen des Barus felbft. Die Violesfarbe des Pur⸗ 
urs fheint durch die Lillafarbe angedeutet zu ſeyn. 
—* iſt ein Bogen und Koͤcher mit Pfeilen 
beygefuͤgt. 
Hermann ſteht natuͤrlicher Weiſe im Vordergrun⸗ 
de und im hellſten Lichte, ſelbſt die lichten und 
muntern Farben ſeiner Bekleidung ziehen das 
Auge auf ihn. Die mit den Trophaͤen beſchaͤftig⸗ 
ten Krieger machen mit ihm eine lichte Harptmaſſe 
eus, inderen Mitte der ſchoͤne Eichenftamm einen, 
Vereinigungspunft abgiebt,, Mit Vergnügen ver⸗ 
weilt das Auge an dem Stamme, woran die aͤußere, 
und an einem entbloͤſten Theile die innre Rinde, das 
Baſt, der Mooß, ausgedruͤckt iſt. Das Licht er⸗ 
boͤhen fa wohl die ſtark im Schatten hinter Her⸗ 
mann geſtelten Kriegshaͤupter, als rechter Hand 
hin die weit dunklere Gruppe des Segeſts. Die 
Kolonne, welche zur linken herbeykoͤmmt, verbin⸗ 
det ſich mit der mittlern Gruppe durch die beyden 
vorangehenden Figuren mit dem Adler und den 
Waffen auf der Pike, welche aufwaͤrts gegen den 
Hermann ſteigen. Die Kolonne ſelbſt koͤmmt aus 
dem 


— — — — — — — 


ein Gemalde Here Tiſchbeins. 321 


dem tiefern Grunde gegen die Hoͤhe, wo Hermann 
Gebt, und iſt alſo in den Schatten geſtellt. Die 
weitere Entfernung iſt durch verſchiedene Tinten weit 
in die Tiefe hinaus angedeutet. Die Tageszeit der 
Handlung ift kurz dor untergebender Sonne. Die 
fanfte Heiterkeit des Horizonts wird alſo durch Wol⸗ 
fen unterbrochen, und vom Staube des Heers, das 
im Aufzuge begriffen iſt, wird das Helle der Luft 
noch mehr gebrochen. Tin eben diefen Staubwol⸗ 
Een verlieren ſich die aufziehenden Kolonnen. 

Die dritte Hauptgruppe rechter Hand ift ganz 
in das Dunkle geſtellt, Segeſt figt tief unten am 


Fuße eines Baums; über ihn zieht fich der Wald 


in verſchiedenen Schattirungen bie Ferne hinauf. 
Das auf dem Altare des Hains flammende Opfer 
feuer- macht ben innern Limfang des Hains mit 
den Druiden, die das Opfer zubereiten, fichrbar, 
und der aufiteigende Rauch unterbricht das Eins 
fürmige der Stämme. 

Alle diefe drey Gruppen find fo geflell und vers. 
bunden, daß das Auge von einer auf Die arfbre ges 
leitet wird. Vor Segeſt bin erhebt fich die Ans 
böhe, auf welcher der eine Krieger die Waffen aufs 
left, ber andre die Trophäen aufrichter: und 


zwiſchen ihnen ſteht hinterwärts im Schatten, hie. . 


tee dem Hicgel, der Knecht (unfer Zeitalter würde 
ihn Stallmeifter nennen) mit den beyben Pferden. 
Die Gruppen haben alle ihre Rundungen: Licht, 
Schlagſchatten, Abſtand, Uebergang, alles findet 
ſich, bey dem Nachdenken, mit Einſicht beobach 
fer nnd verfheilt. Man gedenke ſich, dag die Hand⸗ 

Y7.BibLXV 23.2.9. X lung 


322  Mermifhte Nachrichten. \ 
fung eigentlic) in die Zeit vor Uintergange ber Sonne 
fälle und alfo fich das Licht von Hinten her verbreitet. 
Der Here Prof. Tifchbein hat fih nach dem 
Domenichino hauptſaͤchlich gebildet : man kennt auch 
bereits feine richtige Zeichnung, ben der Natur ges 
treuen Ausdruck, feinen Tieblichen Pinfel und lebe 
haftes Eolorit. Die Gewaͤnder haben auch hier 
muntre Farben, fo wie fie die Deurfchen liebe 
ten. Die Tpierfelle haben einen gefälligen Wurf, 
fo wie auch der Feldherrnrock an den Trophäen, 


| Das Nackte an den Beyden, die fich mit den Tros 


phäen befchäfftigen, und an dem einen, welcher 
linfer Hand den Adler bringt, ift dem Ideal von 
den fiarfen fleifchigten Körpern der alten Deutfchen 
. gemäß. Der Ausdruck an den legtern, ber im 
Begriff ift, den Adler hinzuwerfen, ift auffaflend; 
fo wie ver haͤmiſche Grimm am Segeft, und das Ruhi⸗ 
ge und Sanfte eines bionden Juͤnglings im Kopfe . 
Hermanns. Daß fich Pie Roͤmer von ben beutr 
ſchen Körpern merklich unterſcheiden, Habe ich ſchon 
vorher erinnert. An zween gefangenen Roͤmern ift der 
Ausdruck von Scham, Kummer, Schmerz vortreflich. 
Doch ich habe bloß beſchreiben und erzaͤhlen wol⸗ 
len ohne zu loben, und ohne mich jeden Schritt 
durch eine Ausrufung zu unterbrechen. Go bes 
hauptete ich wenigftens dad Zutrauen ber Wahr⸗ 
heit und der Treue. 
Leipzig. Herr Geyſer hat das Bildniß bes vor⸗ 
trefflichen Tonkuͤnſtlers, Herrn Hillers, nad 
einer ſehr aͤhnlichen Zeichnung von Füger in feiner 
Befannten angene{men Manier eadirt. Der Kopf 


iſt 


Vermiſchte Nachrichten. 323 

id Profik, und das Blaͤtt von der Groͤße wie 

pie Proſilbildniſſe der franzöfifhen Akaderhiften: 
Wien. Here Rath Riedel Bar in einer Nach⸗ 

richt an das Publikum eine ganz neu audgenrbeitete 


Geſchichte ver Kunft von dem feligen Winfelmanit, 


nebſt verſchiedenen kleinen Auffägen und Briefen, 
aus deſſen hinterlaſſenen Handſchriften auf Unter⸗ 
zeichnung, doch ohne vorhergehende Bezahlung, 
angekuͤndiget. Das Werk wird in. aroß Quart, 
mit Winfelmanns Biloniffe, von Schmutzer ges 
fiodgen, verziert, nebit einer Lebensbefchreibung 


- and Vorrede von Herrn Niebel erfcheinen. Nach 


der festen Machricht wird es auf 4 bis 5 Dufas 
ten zu fteben kommen, und nach dem Verhaͤltniſſe, toie 
fich die Linterzeichnungen vermebren, noch weniger. 

Ein anderer Gubferiptionäplan, betrifft eis 
wen großen Grundriß und perfpeftivifchen Auf⸗ 
gug von Wien’ füme den Vorſtaͤdten; ein Wert 
von 24 Realbogen, welches bisher auf der Kuſerl. 
Bibliethek aufbewahret wurde. Es wird foldjes 
in Kupfer geſtochen werben, uhb die erfte Hälfte 
im Fänftigen Sabre, die zweyte, welches"die Vor⸗ 
fränte enthält, zu Eude 1775 ausgegeben werben: 
Man nimme bis im December i6 Gulden Pränus 
meration an, nach der Zeit gilt das Exemplar 24 Gut, 

Hier ſind vor kurzem Abdruͤcke von 238 ſchoͤnen 


Holzſchnitten in Hein Jolio, aus det Zeit und viel⸗ 


keicht ‚auch größtenrgeils von Dee Hand Albrecht 
Dürers, zur Geſchichte Kaiſer Maximilian des 
erſten erſchienen, wovon die Platten, wir wiſſen 
rin nicht durch n was fuͤr einen Aufen, ih Ver⸗ 
Xx.2 bokte 


324 Bermifhte Nachrichten. 
borgenen gelegen. Man fogt, ed werbe auf Rats 
ſerl. Befehl eine Geſchichte des befagten Kaiſers das 
zu von einer geſchickten Hand verfertiget. 

Sechs kleine wohlradirte dandſchaften von 
Herrn Wolfgang Koͤpp K. K., auch akademiſchem 
Maler, laſſen bey Unternehmung größerer Blatꝛer 
noch meht von dieſem Kuͤnſtler hoffen. 

Herr Schmutzer bat nach einem 6 
maͤlde von J. Steiner das Bildniß des Fuͤrſten 
von Kaunitz, ein Knieſtoͤck, geſtochen. Der 
meiſterhafte Grabſtichel des erſtern Kuͤnſtlers ik 
aus Dietrichs Bildniſſe bekannt; wenn man in 
dem vor uns liegenden, Haltung und Gradation 
ber ‚Tinten vermißt, fo iſt dieſes vermuthlich die 
Schuld des Originals, gegen das ſich in Abſicht 
auf Zeichnung und Stellung, zufolge der geſtochenen 
Kopie, noch manche Erinnerungen) machen ließen. 

Petersburg. Den. ıten Februar 1778 ſinh 
hier zwey wöürbige Kuͤnſtler Herr de Derichd 
und Here Öuglielmi in einem Tage; und den 
. Diorgen darauf des erften Frau, alle dreye au eis 
nem bösartigen Sieber geftorben. Wir haben bes 
reits im ıoten Bande der DT. Vibl. des Herrn 
Guglielmi Lebensbeſchreibung eingeruͤckt, und wol⸗ 
len den Faden dart aufnehmen und vollends bis aut 
Ende fuͤhren. 

Inm Jahre 1766 tam.Herr Guglielmi nach Kai 
fpurg, wo er.in. dem Daufe des Herrn Benedift 
Adam von Liebert, angeſehenen Banquiers, das 
Deckenſtuͤck des großen Saals und. die beyden Treps _ 
pen in Fresco malte, KurzeZeit darauf verfertigte er 


@ 


— in 


Vermiſchte Nachrichten. 325°. 


in Warſchau ebenfalls verſchiedene Deckenſtuͤcke und 
ein großes Gemälde für den ruſſiſchen Hof, den Sieg 


ver Ruſſen ber die Tuͤrken bey Chozim und bie 


Verbrennung dee ruſſiſchen Fiocte. Er wurde 
bierauf nach Petersburg als Hofmaler mit einem 
ſahrlichen Gehalte von 3000: Rubeln berufen! 
r771 gieng er wiebet nad Italien, feine Familie 
zu beſuchen. In Livorno wartete er dem rufe 
ſchen Admiral Grafen von Orlow auf, Dieſer 


ließ ein Schiff in Brand ſtecken, um ihm einen Ben 
griff von einer Dache zu geben, Die er in feine 


Kunft nuͤtzen koͤnnte. 1792 im Monat Junins 
gieng er nach Deutſchland zuruͤcke, wo er in Ge⸗ 
ſellfchaft feines Freundes, des Herrn de Derichs 
wind deſſen Frau nach Petersbing gieng. ie ka⸗ 
men daſelbſt im Monat Scpteinber an. und enbigs 
ten, wie oben gemeldet, ihr segaidsf: Ä 


Lebens Nachrichten Herrn Sopfenias 
de Derichs 


Herr Sophonias de Derichs — aus einer 
alten Graͤftichen Familie in Holland, welche in 
ven Neligionsunckfen an verſchiedne Orte jet: 


ſtreuet worden, fo daß bie Naqhkommen ſich in ben 


Handelsſtand begeben haben. 

: &r wurde 1712 den yeen May in Stockholm 

geboren. Sein Bater, Johann de Deriche, aus 

Aachen gebuͤrtig, ſtudierte anfangs die Arzney⸗ 

funft, hernach Lie ‚Theologie, und wurde von der 

nen Generalſtaaten als reformirter Geſandtſchaft⸗ 
X 3 prediger 


326 Bermißhte Nachrichten. 


prediger nach Stockholm geſandt. Diefer be⸗ 
ſtimmte den jungen Sophonias zur Handlung; 
aber ſeine Neigung gieng auf die Malerey 
und Zeichenkunſt; fie ſchickten ihn alſo zu 
einem Bildhauer in die Schule 1727 ver⸗ 
Karb fein Vater, und. da. fich deſſen Schwe⸗ 
ſter an einen Weinhaͤndler don Amflerbam verheu⸗ 
rathete, ſd lag dieſer ſeiner Schwiegertnutter 
en, ben jungen de Derichs biefen Handel bey 
ihm erlernen zu laſſen, wie auch 1729 geſchah. 
Zeichnen war inbeffen fein liebfter Zeitvertreib. Er 
begab fich alfo 7735 zu dem Herrn von Meptend, eis 
nern Anverwandten von ihm, und begleitete ihn, ala 
‚ Viefee von. Schweben zurüde kam, nah Wien. 
Hier legte er fich mit ſolchem Eifer auf die Malerey, 
daß er in kurzer Zeit zweymal ben Preiß bey der 
Akademie ergielt. Er hatte fih die, Manier feis 
nes Meifters fo eigen gemacht, daß er ihn 30 Jahr 
lang is feinen Arbeiten unterflügte und deſſen gan⸗ 
jes Vertrauen gewann. Hauptſaͤchlich überließ Herr 
bon Meytens ihnm bey feinen Werfen, die Sticke⸗ 
ven, Spitzen und Oewaͤnder. 
170 verheurathete er ſich mis Aungfer Kuna 
Jobaune Magdal ene de la Haye, eines Öalanteries 
arbeiters Tochter in Wien yon englifchen Eltern 
76x begleitete Biek Paare den Gregori 
Guglielmi, mit dam fie eine vertraute Jreundfchaft 
arrichtet, mac Stutgardt, wa ſie rs Jar blie⸗ 
ben, von da giengen fie nach Bruͤſſel und dann 
nach wein) von fie fich 23 Sehe 4 raue 
une 


Bermifchte Nachrichten. 327 


1766 famen fie nach Ausfpurg, wo er, ſo wie in 
andern Städten, viel fehöne Bildniffe verfertjgte, 
darunter 2 große Kaiferl, an den Bifchöflichen Hof 
ſich befanden. Die genaue Freundſchaft dieſer bey⸗ 
den Maͤnuer, ſowohl als das Beſtreben nach einem 
groͤßern Gluͤcke; bewog fie zuſammen eine Reiſe nach 
Petersburg zu unternehmen. Im May 1772 


giengen alfo Herr de Derichs mit feiner Frau von . 


Augfpurgab: fle erwarteten ihren Sreund Guglielmi 


. in Münden, der wie ſchon gemeldet worden. 1771 


nad Italien gegangen war, und feßten ihre Reiſe 
dann über Berlin nach Petersburg fort. 

Herr de Derichs vereinigte mit ven Eigenſchaf⸗ 
ten eines reblichen Dianns und wahren Freundesden 
Charafter eines gelehrten (denn er wußte viel, 
und ſprach fait alle neuere Sprachen) und braven 


Kuͤnſtlers. Ungeachtet er verfchichene Sielegenheis | 


ten gehabt, an Höfen ein bauerhaftes Gluͤck zu. 
sahen, fo zog er doch allezeit die Freyheit vor, 
Sein Biloniß hat vor kurzem Herr Kilianin ſchwar⸗ 
zer Kunſt geflochen, 


Berlin. Von dem Hiftorienmaler, Herrn | 


Bernhard Mode, find zwey radirre Blätter her⸗ 


ausgekommen, nad) eigenen in Lebensgroͤße verfer⸗ 
tigten Gemaͤlden. Das eine, welches dem Heren 


Doktor Moͤhſen in Verlin zugeeignet iſt, ſtellt 


Die drey Parzen vor: Klotho haͤlt die Spindel, 


Lacheſit ſpinnt, und Atropos will eben den Faden 
abſchneiden; aber der Genius. der Arzneykunſt, der 


an feinem Sclangenftabe zu Fennen iſt, ziehe ihr 


den Arm zuruͤck. Das andere ſtellt die Hagar vor, 
X 4 die 


— 


328 Vermiſchte Nachrichten. 


die ſich mit aͤußerſter Bekuͤmmerniß von ihrem ver⸗ 
ſchmachtenden Gohn Iſmael wegwendet, der den 
leeren Waſſerkrug in den Armen haͤlt. Beyde 


Blaͤtter ſind, wie alle Arbeiten dieſes Kuͤnſtlers, 


von vortreflichem Ausdruck. 


Engelland 
Kunſtnachrichten. 
- Lofldan, Die Koͤnigl. Akademie ber bildens 
den Künfte, hat von ihren neuen Arbeiten im Aprils 


monate biefes Jahres die fünfte öffentliche Auss 
fiellung gerhan. Der Reichthum derſelben vers 


bieter uns eine umſtaͤndliche Anzeige: und eine 
gruͤndliche Beurtheilung kann nur von größern Kens. 


nern erwartet werden, welche Zeit und Gelegen⸗ 
heit haben, jedes Stuͤck mit einem ſichern Blicke 
zu betrachten, und die Ausfuͤhrung dadon mit den 


—. — —— Pe am. 


befonbern Verhältniffen eines jeden Meifters abzu 


waͤgen. Linfere Abficht muß ſich darauf einfchräns. 


fen, den Fortgang der Kunft bemerflicy zu machen, 
vie hoffnungsvollen neuen Lehrlinge auszuzeichnen, 


und Das weitere Studium der fehon zu einem Ma⸗ 


men gediehenen Kuͤnſtler auch unfern Mirbärgern 
und äßnlihen Akademien zur Aufnunterung und 
Folge vorzuftellen. Wir übergehen daher Zeich⸗ 
nungen, Modelle und Bildhauerſtuͤcke, und koͤn⸗ 
nen auch von den Gemälden nur ben wenigften 
Teil anzeigen, welcher vorzuͤglichen Beyfall ges 
funden hat. Wir wollen bierbey nach alphaberis 
ſcher Oidnung der Neiſter verfahren, da dieſe in 

| | mancher 


Bermiſchte Nachrichten. 329 
mancher Betrachtung für umfere gefer bie bequem: 
fie fcheinet. | 

G. Barrett, Hat verſchiedene dLandſchaften ge⸗ 
liefert, woran nichts, als die einem verdickten Rau⸗ 
che aͤhnliche Luft getadelt worden. 
Von Jakob Barehy: Jupiter und uno auf 
dem Berge Ida, nach dem 14. Buche der Iliade, 


da naͤmlich Juno die Partheylichkeit des Gottes für 


die Trojaner Durch den Zaubergärtel der Venus 
and ben Beytritt des Morpheus zu überwinden 
ſucht. Ein ſchoͤner Gedanke, der mit aller Mlaffis 


ſchen Richtigkeit ausgeführer, und befonders in der 


Farbenmiſchung meiſterlich behandelt iſt. 
Bon Joſias Boydell: der Adſchied des Corio⸗ 


lanus von feiner Familie. Voller Ausdruck fü 


wohl der ſtolzen, harten, anwilligen Hauptfigur, ald 
auch der Mutter, des Kindes mit ber Amme, md 
uͤbrigen Mebenperfonen, 

Richard Coſway: das Biſdniß einer Mur⸗ 


ter mit ihrem Sohne, ale die ſiegende Venus und 


Kuvidd dorgeſtellet. Dem ſittſamen Anſchauer 
bat das Gewand der Muttet faſt zu leicht gefchies 
nen, welches doch wohl eben fein Sehler des Pinfels 
iſt, der Hingegen in den Nebenwerken, und befons 
ders den Tauben, weniger Märte haben follte. 

Bon Downman: ver Tod der Zufrezie, und des 
Brutus Schwur eroiger Feindſchaft gegen ben Tar⸗ 
quinius. in vortreffliches Gemaͤlde, dem mic 
‚ein hoͤherer Ausdruck Roͤmiſcher Wire zu 
wuͤnſchen ſeyn moͤchte. 

5. Eeward 


r 


\ 


330 Vermiſchte Nachrichten. 


Edward Edwards: Zwo Landſchaften mit 
ber Geſchichte des Bacchus und der Ariadne aus⸗ 
ſtaffiret, wovon die Figuren eine richtige Zeich 
nung und ſchoͤne Farben haben. 

Steffan Elwer von Farnham bat verſchie⸗ 
hene Stücke mit todtem Wildoret geliefert, darinn 
eine große Leichtigkeit und Wahrheit herrſchet, die 
aber durch eine beſſere Farbenmiſchung und Harmo⸗ 





. nie des Helldunkeln noch vollkommener fegn könnten, 


WVon Mademoiſelle Iſaacs: Hannibal, wie er 

bedh dem. Altare Jupiters den Römern eine ewige 
Feindſchaft ſchwoͤret. Ein oft behandelter Gegen⸗ 

ſtand, der jedoch Gier wohl vorgeſtellet iſt— 
Angelika Kaufmann, ein anderes uns mehr 


hekanntes Frauenzimmer, har ihren großen Ruhm 


umd ausnehmende Fertigkeit durch verſchiedene Stuͤcke 
beſtaͤrkt; vorzüglich muß man bie gluͤckliche Wahl 
ber Gegenftände, die edle Stellung und gute Zeiche 
nung.darinnen bewimbern x) Telemach wird am ‚Hofe 
zu Sparta durch den Schmer, entdecket, welchen 
er dep der Erzählung yon dem Ungluͤcke ſeines Va⸗ 
ters nicht zuruͤckhalten kann. Odyſſee B. 4. Schre⸗ 
fen und Kummer koͤnnen nicht ſtaͤrker ausgedruͤcket 
werben, als ſolches in den, Sefichtern und Stelluns 
gen des · Telemachs, Menelaus und her Helene bier 
geſchehen iſt. 2) Trenmor und Imbaca, in bem 
Zeitpunkte, da dieſe ſich jenem entdecket, aus dem 
Oßian. Stiller, aber Barum nicht geringer im 
Hustrude, als das vorhergehende Es enthaͤlt 
nichts, als die beyden benannten Figuren. Trens 
maor hat feinen Spieß, und Imbaca ihren Vogen 
fallen 


— — — — —— 


“ Vermiſchte Nachrichten. 337 
fallen laſſen. Sie haͤlt ihm den entbloͤßten Buſen 
dor, und verlange, daß er feinen Wurfpfeil dace 
anf abſchicken Sole. Allein die Pfeile, welche fie 


aus ihren Augen auf ihn ſchießt, find. fchäcfen, 


and: er wirh von ihren Meizen überwunden, 3). Ein 
geiechifches Trauenzimmer bey ihrer Arbeit. 4) Eine 
Beilige Familie, . 4) Das Bildniß einer Dome nrtg 
ihrer Tochter. Sin ‚allen ift, bie Zeichnung und 
Grellung richtig, Und von vielen Geſchmace. Bloß 


| ein gewifies graues Kalorit giebt den Figuren eina 


Kälte, welche dieſe Kuͤnſtlerinn leicht heben, uam 
ihre‘ Werke dadurch zu noch größen Bellen 
beit bringen koͤnnte. . 

Franciſco Melle, ein afiäner; hat eines der 
beſten Gemaͤlde von, ber ganzen Austellung gelig⸗ 
fert. Es enchäls die Gefchichte der Boadicea, 
perwittweten ‚Röniginn der Icenler, und die. an 
ige von dem Roͤmiſchen Stabthalter Cajus Decia⸗ 
aus veruͤbte EOrauſamkeit. Der Zeitpamntt iſt gleich 
nach der ihr wiederfahrgen oͤffentlichen Geiſſelung, 
Sie lieget von Verzweiflung uͤberwaͤltiget zu Bow 


en, woſelbſt fie von einem Manne gehalten wird, 


damit fie fich nicht felbſt deid zufuͤge. Einer ihrer 


| Dfficier zeiget ‚fie ninem andern, ung. ihr Elend zu 


Herzen zu nehmen, Ihre bendey Toͤchter gher lichen, 
von Sram und. Wuch ergriffen, neben ihr, und 


‚ werben gleichfalls ‚jede von einem Manne gehalten, 


sei wobon ba das eine die a bes Chiron und Achil⸗ 


C. Moore, ein junger Kuͤnſtlex, hat ſich zum, 
seftenmale durch zwey Stiche fohr vortheilhaft gezeis 


I 


L 


351 Wermifchte Nachrichten. 
RS, das andere bie vom Dedalus und Iarus 
vorſtellet. | 
Bon der Maria Moſer ſind zwey Fön? 
—** zu ſehen gewefen. 
Der Präfident, Ritter Joſna Reynolds, 
kat die befannte GSeſchichte des Ugolino aus bei 
Dante abgebildet. Ugolino ift dad wahre Bilde 
Kiß der Verzweiflung; einer feiner Soͤhne Tiegee 
füpen todt bey ihm zur Erder ein andrer bemuͤh 
fich kraftlos den Körper in die Hohe zu bringen, 


- Und die übrigen noch lebenden haben ıhrem gierigen 


ſchmerzhaften Blick auf ihren Bater geheftet. Sin 


vortreffliches Stud und neuer Beweis ber fonderbas 


ven pfuchologifchen Bemerkung, daß wir in ber 
Kunft oder Beichreibung auch fölche Segenſtaͤnde, 


‚wenn fie meifterlich behandelt find, mit Vergnuͤgen 


ſehen, von deren Anblie in der Ratur wir und weg⸗ 
wenden, oder mit Schauer würden erfuͤllet tverben. 
Vom Turner it Muſtdota, aus Thomſons 
Jahreszeiten, audgeſtellet geweſen. ine einzelne 
Figur, in dem Augenblicke, da fie ihre Entvefung 
merket, ſehr ſchoͤn ausgefuͤhret 
Benjamin Wert bedarf keines neuen Lobes. 
Er hatte den Saal diesmäal mit folgenden 
vorjzuͤglichen Stuͤcken geſchmuͤcket. r:) Agtippina 
von ihren Rindern umgeben, weinet uͤber der Acht 
bes Germanicus. Ein mehrmalen behandelter &ei 
genſtand, deſſen gegenwaͤrtige Vorſtellung aber kei⸗ 
ner andern nachſteht, und durch die hinzugefuͤgten 
ſechs Kinder, welche ausnehmend ſchoͤn gerathen 
find, eine Neuigkeit erhalten hat. 2.) Der ſter⸗ 
bende 


\ 


Vermiſchte Nachrichten. 933 J 


dbende Epaminondas. Eine ſehr detereſſante Hand⸗ 

lung, welcher durch die Meiſterzuͤge des Malers 
die ruͤhrendeſte Kraft ertheiles iſt. Die ruhige 
Großheit des Epaminondat und die ausnehmende 


Bekuͤmmerniß der antergeardneten Perſonen np 
vortreflich ausgäbrüder. 3) der ſterbende Ritter 


Bayard, in dem Zeitpunkte, da ber Herzog von 


Bourbon in, nach dem Feinde das Geſicht gerich, 


tet, auf der Erde liegend entdeckt. Zum Mebens 
ſtuͤcke bes vorhergehenden, und nicht minder fchön, 
woben das Coſtume fehr wohl beobachtet iſt. 4 ) Die 
erſte Untetredung bed Telemachs mit der Calypſo. 
Voller eigent huͤmlichen Züge des Meifters, und bes 
fonders in ber Vorftellung des Geeflurms, 5) Chry⸗ 
ſes, des Apollo: Priefter, rufet feinen Sort um Ra⸗ 
he gegen den Agamemnon an. Nur Eine Figur, 
aber vielleicht Die ſchoͤnſte, fo iemals von ter Des 


muth, Beierlichkeit und dem Ernſte, womit Gebete 


zum Himmel geſchicket werden ſollen, gegeben iſt. 
6) Die Hoͤle der Verzweifelung, nachdem Spen⸗ 
fer, in dem Stile des Ligolino, und würde: noch 
von ſchrecklicherem Eindrucke ſeyn, wenn man fig 


nicht hier der Erdichtung und dorten der Wapsbeis . 


des —— Trab wäre; - 

Bir laflen es bey Diefem Auszuge der Nadnich⸗ 
ten genug ſeyn, und werden vielleicht ben Wehen 
nes ober bes andern Stuͤckes naͤher beſtimmen koͤnnen, 
wenn ſolches, wie richt. zu. zweifeln iſt, Durch den 
Ruyfertiic bekannt gemachet wird. 

Bon neuen Kupferſtichen find uns daher 
folgen, ber Anzeige würdige zugefommen: 

The 


2 


rei: 


334 Vermiſchte Nachtichten. 


Ne Nebob of Arcot, nach dem Leben Yon 


J Ward gemalet, und durch Diron in ſchwarzet 


Kunſt gegtaben. Defer Indiſche Mabob, Moha⸗ 
wed Aly, ein treuer Bundesgenoſſe der Engellaͤn⸗ 
der, ſtehet in feiner Tracht gunz aus, nebem'einens 
rauhen Felſen, mic der Rechten ven Saͤbel zur Er⸗ 
be niebergekehret haltend. Tim Hiutergrunde zei⸗ 
get ſich eine Pagode. Eine ſchoͤne Figur und ein 
vortrefflicher Stich, 225 Zoll in ber Höhe und 1a Zoll 

in der Breite, deßen Preis eine halbe Guinte iſt. 

- Ifaac bleſſing Jacob, und | 

Jocob watering Rachels Flocks, —* 
Stuͤcke gleicher Groͤße, nemlich zu 13 Sol Hoͤtze 
und 9; Zoll Breite, beyde nach Gemälden des 


Treviſani, aus der Devonshirifchen — u 


und von Wilh. Walker in Kupfer geftochen. Die 
Zufammenfegung weicher eben nicht von dem Gewoͤhn⸗ 
lichen dieſer Geſchichte ab. Der Stich ift überaus 
fleißig, aber nicht don befonderer Kraft: Boydel 
Kat fie verleger und mit. N. 38. 39. bejeichnet, ſo 
Daß fie wohl zu einem neuen Bande einer Samlung 
beſtimmet feyn werben. Sie Foften das Gt x e 
Schillinge 

Zwo Landſchaften nach $. Succatelli, wel⸗ 
che Madame Knatchbull beſitzet, die eine von 
Tho. Vivarez, und die andere von J. Mafongen ' 
ſtochen. Angenehme mit Dienfchen, Vieh und Ge⸗ 
buuden ſtaffirete Gegenden, die: fehr gut ausgefüße 
ver find. Sie koſten das Stuͤck 6 Schlinge, une. 
halten jebe etwa 14 Zoll in ber: Hobe zu 18 in der 


Eine 


ggg ggg 
l 


Bermifchte Nachrichten. 235 ‚ 


"Eine Folge von kleinern angenehmen Land⸗ 
ſchaften, auch biblifchen Hiftorien, als Tobias mit 
dem Eugel eine Heilige Familie oder Flucht in 
Eoppten, ſo ·Pye nach verfchiedenen Meiftern, 
nämlich Moucheron und Berahem, Kuyp, Duͤ 
Sarbin, Poͤlenburg und Watteau geftochen 
hat. Noch zur Zeit 5Stuͤcke, zu welchen vielleicht 


mehrere Binzufommen werde, etwa 6 Zoll bo. 


und 7 3. breit, das Blatt zu einem Schilling 


im Preife. 
Der junge Heiland umarmet ben kleinen oa ' 


hannes, beyde nackend und ſtehend, nach van Dyk, 
buch T. Burke in ſchwarzer Kunſt. Der Ma⸗ 
ler hat dies Suͤjet mehrmalen, wiewohl mit eini⸗ 
gen geringen Veraͤnderungen, ausgefertiget, und 
wir haben davon unter andern einen ſchoͤnen Stich 


von Arn de Jode, den er 1666, nach einem Ge⸗ 


maͤlde, das ber Ritter P. Bein befaß, geliefert 
hat. Der gegenwärtige aber ift im vieler Bebrach 


— —— 


tung, und beſonders in der Ruͤndung und Weichtzeit 
des SSleifches, von großen Vorzuͤgen. Er hält 18 


Zooll in der Hoͤhe zu 13 Zoll in der Breite und koſtet 


7. Schillinge. 


Johann, Herzog von Richmond/ nach einem 


Gemälde des van Dyk in des Herrn Paul Mes 
ihnen Sammlung, durch arlom in ſchwatzer 
Kunft, 18: Zoll Hoch und 13 3. breit, Er' ſteht 


"ganz aus, neben einem großen Hunde, dem er die 


eine Sand auf dem Kopfe hält. Der Stich iftuns 


verbeflerfich, und koſtet im Probedrucke eine halte 


Buinee. 


Weiss 


nu, 
[3 


"336 Vermiſchte Nageichtar 


Venus attired by-theGraces, Venusfer- 
vie par les Graces, nad einem Gemaͤlde des 
Altern Patel in der Samlung des Heren Gerard 


van der Sucht. ‚Die Landſchaft, fo das Haupt 
merk ausmachet, iſt veigend und mit allen ſchoͤnen 
Mannichfaltigfeiten der Natur angefuͤllet. Bey 


einem im Vorgrunde unter einer ſteinernen Bogen 


Brücke durchgehenden Fluße, unter einem hehen 
Baume ſitzt die Goͤttinn der Liebe, und ſicht im 


Spiegel, wie die Grazien iht Haar ſchmuͤken. En 


Kupido ſtehet daneben, und eine Nymphe langer 
“aus einem Kaͤſtgen noch Geſchmeide hervor. Zwey 
hinter dem Baume lauſchende Sacyren ſehen begie⸗ 


rig zus und etwas entferne fpielt eine Gruppe Zi 
besgdtter. Der Stich if von zween beruͤtzmten Mei 
fleen, nemlich die Landſchaft von F. Vivarez und | 


die Figuren vom Bartolozzi, bie beide ihre Kung 


bier nicht verläugner gaben. Die Maaße hält 18 
Zoll in der Höhe und 2133. in ber Breite, ber Preis 


aber ift. eine halbe Guinee. 
Ahard Gale. Gros tems. 


[4 


A Squall. Le Coup de Vent. ZIweg 


Geeſtuͤcke nach Bernet vor R. Laurie in ſchwar⸗ 
zer Kunſt, zu x7 Zoll hoch und zz Zoll breit. Sie 


find zwar ſchon in Frankreich geſtochen, und were 
muthlich nur Ropeien; nehmen fich aber in der woßle 


gerarhenen ſchwarzen Kunſt fehr gut aus, und ko⸗ 
ften beide 15 Schlinge. 


The Mifer and his Miſtreſs, nach Hand | 


Holbein, von Philip Dawe in ſchwarzer Kunft, 
183 Zoll in ber Hoͤhe und 13 Z. in der Breite. Ein 
. | alter 


208 


Wermifchte Nocheichten. - 337 
‚alter Beighals figet beym Tiſche mit einem ſchweren 
Beutel in den Hunden. Sein Mädchen, das ihn 
von Hinten uͤberfaͤlt, will ihm denſelben entreifjen, 


ie yaufen fi) darum mit verfchiebenen Affeften, 


er amgſtlich ſchreiend, fie boshaft lachend. Es giebt 
chen Feine reitzende Vorſtellung, aber der Ausdruck 


iſt raͤftig und im Sticht, der 7 Sailing 6 Vence | 


koſtet, wohl dargeleget. | 
'  Nyinphes au Bein, in einem breiten Obale, 


06.17 Doll, und 1a} Zeil in der Hoͤbe, nach eine 


(üben Zeichnung, die ber Herr Joh. Smith zu 


Gdadling befiget, und wovon J. Barrolett die 


Landſchaft, Cipriani aber bie Figuren gezeichnet 
ber, auch von zwei Meiltern, nemlich jene von 
V. M. Picot, und dieſe von Bartolo;zi geſtochen 
worden, eine Vereinigung der Kuͤnſtler, ſo uͤberaus 


glaͤcklich iſt. In der Landſchaft fieht man die ſchoͤnſte 


Matur, nicht überladen. Bey dem im Borgrunde ' 


fließenden Wache zeigen fich am Ufer undiin Waffe . 


acht allerliebfte junge Nymphen in verſchiedenen Bas 
debeſchaͤfftigungen, und Hier hat Bartolozzi ven hoͤch⸗ 


ſten Reitz ausgebrucket. Der Preis iſt 6 Schikinge. 


Mylord Ancram, in Huſarenkleidung zu 
Pferde, einen Trupp Huſaten durch eine tauhe Ey⸗ 
gend führend, Er machet eigentlich den Hauptge⸗ 
genſtand des Städes, und in feiner —— 


As in Deus fortſchreitenden Hengſte, den et reutet, 


iſt Adel und Wahrheit. Die Huſaren folgen ihm 
als Bezwerk Gilpin hat die Pferbe, und MR. 
Coſway das Bildniß gemalet. Det Stich aber 
iſt nieiſierlich vom P. Dixron in ſchwatzet Kunſt, 
£T. Bibl XxV.B. 2 St. 3 zu 





338 VBermiſchte Rachrichten. 

zu 19 Zoll in der Hoͤhe und ar" 2. in den Breite 
und Foftet eine halbe Guinee. 

-  Kady Broushton, von Neynolds gemas. 
let, und von J. Watſon in ſchwarzer Kunft ges 
graben. Sie ſteht ganz:aus in einem gebluͤhmten 
Kleide, neben einer Vaſe, in der einen Hand einen 
Eranon, und in der andern, bie fich auf ein Pos 
ſtament ftüget, ein Zeichenbuch haltend, daneben Ku⸗ 
pfer, Zeichnungen und Bücher liegen, auch eine ans 
tike Buͤſte ſteht. Ein herrliches Stuͤck, az} Boll 
‚Roh und. 14 Zoll breit; koſtet eine balde 
Guinee. 

Die Graͤfinn von Carlisle, auch nach 
Reynolds, von J. Watſon in ſchwarzer Kunſt; 
28; Zoll in der Hoͤhe und 13 3. in der Breite. Ein 
Knieſtuͤck in griechiſcher Tracht, unter einem hohen 
Baume ſtehend, uͤber einen trockenen Aſt deſſelben 
ſie den rechten Arm geſchlagen hat und in der Hand 
eine Roſe haͤlt. Schoͤn ausgefuͤhret uud ju 73 
Schillinge im Preife. - 

Paͤtus und Arria, nah B. Melt, aus der 
Sammlung bed Ritters Georg Eolebroofe, von 
Robert Dunkarton in ſchwarzer Kunft. . Arria 
tut ſich eben den toͤdtlichen Stoß beygebracht, und 
reichet dem hinter ihr ſtehenden, ſie umfoßenbens 
Ehemann den Dolch mit ruhiger Mine.dar, aus 
deßen Gefichte Erftaunen und Bekuͤmmerniß her⸗ 
vordringef. Die Stellungen find ebel, Patus aber 
nicht ſtark genug charakteriſtret. Es koſtet 74 Schil⸗ 
linge und hat 17 Zoll in der Höhe, zu 13 3. Breite. 
Das Bildriß der een Kaiferin von Ruß⸗ 

land, 


% \ 0 


Wehe Nachrichten, 339 


fand, nad einem Gemälte, baB der Dortor 


Dimsdale beſitzet, von. Wild: Dickinſon in 


ſchwarzer Kunſt. Ein ſehr ſchoͤnes Bruſtſtuͤck, in 
einer Pelzkleidung, über 15 Zoll hoch zu 12 3. reis 
. te; koſtet 8 Schilling. 

NRachſtehende Stuͤcke find zwar fon vor einis - 


ger Zeit‘ erfehienen, verdienen aber allerdings 
oh bemerket zu werben, 

Thalia, von der Angelika Kaufmann ge⸗ 
malet, und buch P. Spilsbury in ſchwarzer 
Kunſt gegraben. Ein Bruſtſtuͤck, in leichtem 
Gewande, halb entbloͤßet, mit der einen Hand das 
Gewand zuruͤckſchlagend und uͤber das bekraͤnzte 


Haupt die Maſke haltend. Es koſtet 5 Schilling 
and bat 24 Zoll 3 2. in der Hoͤbe iu zo 3. 3% 
Breite. 


Her Majefty Queen Charlotte raiſmg 


the Genius of the fine Arts, gleichfalls nach 


Ang. Saufmann, durch Tho. Burfe, in 
ſchwarzer Kunſt. Ein glücklicher Gedanfe. Die 
Königinn ſteht in edler, leichter Tracht, haͤlt in 


der einen Hand einen Lorbeerkranz, und wecket mit 
ber andern den Genius, ber mit dem Haupte auf. 
‚ einem Tifche ruhet, bey welchem man die Sinnbils 


der der fchönen Künfte, ımb in dem Hintergrunde 
einen Tempel bemerfet. Dieß fchöne Stuͤck hat 173 
Zoll in der Höhe und 14 3. in der Breite, und ko⸗ 
ſtet 2 Schillinge. Es ift mit N. 1. bezeichnet, 
ohn Zweifel weil der Kupferftecher es vor eine Sols 
ge beſtimmet hat. . 

The Horfe and theLion, 


Y)2a_° Te 


x 
2 *27 *2 “= 
— — — — — — —— 


340. Wermifchte Nachrichten. 


The Liou and ehe Stag. Ein paar vd 
treffliche Blaͤtter, nach dem berühmmen Thier⸗ 
maler G. Gtubbs, durch J. Stubbs den jäns 
gern in ſchwarzer Kunſt ausgefertiget. Beyde Hanb⸗ 
lungen, da nemlich im erſtern ein Pferd gegen einen 


anbrüllenden Loͤwen ſich zur Wehre ſtellet, unb im 


andern dis Loͤwinn einem hberwunbenen Hirſch ze 
reiſſet, find zwar wohl eben nice in her Marur be⸗ 
merket worden, und wir koͤnnen alſo die Wahrheit 
der Vorftellungen nicht beurtheilen: Der Ausdruck 
wilder Wuth ſcheint aber den hoͤchſten Grad zu 
erreichen, und jede Muſkel iſt in konnulſiviſcher Bewe⸗ 
gung, auch ber Stich vollkommen. Jedes Sch 
haͤlt 16 Zoll in der Höhe und 205 3. in ber Breite, 
nad fofter Guinee. | | 
| Lebrigend müffen wir noch einen JIrrthum bee 
richtigen, der uns mit einem im 13 Bande ©. 170. 
als nah Duſart angezeigten Blatte begegnet iſt. 
Es ift ſolches vielmehr nach. einem Gemälde ed 
Joh. Steen, in dem Beſitze bes Darm 3 Biel | 
wood und foll eine Konverfation vor ſtellen, baren 
| i4 der Mahler felbft abgebildet har. 

‚Neue Schriften. 

"The Dying Negro, a Poetical Epifile, 
{uppofed to be written by a Black, ( who 
fhot himself on board a Veflel in che River: 
Thames;) to his intended Wife, 2 W. 
Flexney. Zu biefer vortrefflichen Heroide Kat eine 
Heine Geſchichte in der Zondener Zeitung Anlaß ges 


. geben. „ Ein Neger, der einige Tage vorher ſeinem 


Seren entlaufen war, nahm die chriſtliche Religion an, 
| und 


VDercaiſchte Naqhrichten. 108 © 
ud mar Wiens, eine Weiße, feine Oefährtind 
tn Dienfte zu Geuratten. Is man iha aber wieder 
eogriff, und anf des Rapitains Ediff auf der 
Themſe brachte, erſch er die Gelegenheit nad erſchoß 
ſich. Die lebhafteſte Zaͤrtlichkeit und die verzweis 
fungsvolle Entſchloſſenheit, die den Charakter eines 
Neger fo ſtark bezeichnen, mit dem Gefühle der 





menſchlichen Freyheit ſind ungemein gut ausgedtuckt. 


Wir wollen eine kurze Stelle gegen das Ende, zur 
robe anführen. „ Warum verzögert meme 
iachtende Exele ihre Flucht? Komm liebens⸗ 
würbiges Madchen und erleichtre it dem fuͤrchter 
lichen Weg? ſtuͤrze dich ungeſtuͤm in deinen Vers 
nachlaͤßigten eisen herbey und frhließe deinen bluten⸗ 


‚ben Liebhaber in deine Arme, druͤtke ihm ſeine trauß 


rigen Augen zu, empfange feinen ausgehenden Ober 
und ſchmeichle ihn finfend in die Schatten bes To⸗ 
des! Dfomm! Deine Öpgemvart kann meine 
Anoft säufhen, und den umerbitelien Tyrannen 
lächeln heiſſen; Eutzuͤckt will ich auf deinen Buſen 
ſchmachten and teunfen vor Freuden zur ewigen Ruhe 
hinuͤber fhlunmmeen: dem Haſſe der Menſchen, der 


Graufamfeit des Schickſals vergeben, meine Leiden 
dergeſſen, mb muntam meiſten za leben wuͤnſchen 


Aber nein fliege vielmehr, damit nicht einiger Zweifel 


von fürdktetlihen Berfag, ber in meiner Seele au⸗ 


Weiter, muterbeuche. Thraͤnen muͤſſen weich nicht beie _ 
gan, nicht veine Schdaheit micy deweges. Dicke 
Vernde maß ich über Gauckſal und Liebe triumphiren. 
„ BVicecder beat mein Buſen vom einer zehn⸗ 
fein Made and der ge Drurm meinet Seele 
Y3 _ beginnt 


342 . Vermiſchte Naht _ - 
beginnt vor weuem ;© eine. ungeftünse Warh. zerreäge 
‚wein zerruͤttetes Sehirn ‚umd' deu: Tod: breiter feine 
ſchuͤtzesden Arie :mwfenft' ans: denn ich falle uns 
gerächt - und. ſterbe unbebauert md. 'nägre mit neh 
‚am Blute des Stolges unerſaͤttliches Auge! O ba 
ber Ehriften.Eott, vor dem ich kuͤrzlich erft meine 
Knie bog, dem meine Seele ihre ganze Zremifchwur ; 
wenn DBerbrechen, wie dieſe, deine beleidigte Maje⸗ 
ſtaͤt ſchaͤnden, o Gott der Natur!. wirſt du dann 
vergebens angerufen? ꝛcc. 
The Siege of Tamor. A Tragedy by Ger- 
ges Edmund Howard, Eſq. gd. Edit. 8. Re 
binfon. Die Trauerſpiel gruͤndet fi auf eind 
Sefhichte in. den Irrlaͤndiſchen Jahrbuͤchern aus 
dem gten Jahrhunderte und verdiene. umter. den 
meuen dramatiſchen Werken der Nation eine rükıme 
liche Stelle... u u tl 
A neu Hskory of London ; including Wells 
. auinfter and-Sounhwark. To which.is added 
a genesal-Survey ofche Whole; deferibing 
the public Buildings, laxe Improvaments &c. 


— — — — — — 


Iluftrated. wich‘ Copper-plates.... By John : 


Noortbouck. 4. Baldwin, 1373. Dan bat 


ſchon verſchiedene Beſchreibungen von London und 
Weſt muͤnſter gehabt, unter denen Stowe's, Steyr 
pe's und Maitland’Sdierichtigßen ind: aber feine 
ſo vollftändig als dieſe. ie beſteht in einem 
hiſtoriſchen und befchreißenden Theile, uud 
‚man teifft eine Menge wichtiger unb-angenchurn 
Dinge, auch in Abſicht auf Die Kunſt, an;. fie ift 
mit einer ziemlichen Anzahl guter Kupferfticge: ger 

. , jiert, 


/ 


—X Nechrichten. 22 343 


‚glert, bie’ aber auch dus Det ziemlich koſtber | 


machen. 
v. he Academick Sporceman; or, a Win- 


. wersDay: A Poem: By che Rev. Fürzgerald. 


sro. Johnßon. Das Gedicht beſchreibt haupr⸗ 
ſaͤchlich die Jagd, iſt ader mit angenehmen und 
ſchicklichen Epiſoden durchflochten. 

The Jeſuit. An Allegorical Poem. With 


Aiti and Choruises, as :rehearfed after the 


example of ancient Bards and Minftrels, by . 
Mr’ ’Mariott. gro, Lasroft, Die Gebicht bes 
Mehr aus 7 Theilen. 1) Die Geburthonacht, vol⸗ 
HdSschenieund fuͤrchterlicher Erſcheinungen. 2) Die 
Peoeeſſion· des Ehrgeizes, der Verraͤtherey· des 


Aberglanbens, der Heucheley und andrer ſolcher 


Kalte im Gefolge: 3) Die Geburt: 4) Was 
bey dieſer Gelegenheit kn Himmel und auf Erden 
vorgegangen. 5) Die Taufe. 6) Die Oelung. 
7) Der Abfchied, oder die Verwandlung der Je⸗ 
ſuitenkleiwung in eihe: Legion derſelben Bruͤder⸗ 
fchaft. So ungeheuer lädyerlich und atisfchrweifend 
nuch des Werfaſſers Vorſtellumgen bisweilen find, 


fo verraͤthh doch das Gedicht eine auſſerordenthch 
fruchtbure Einbildungekraft und unterhaͤlt die ter 


air Jehr niebhaften Veſchreibungen. 
PDialogues of Lacim. From the Gresch. 8. 

Flexncy. Diefe Heberfegung eitiger Dialogen, _ 

(e6 And ihrer 'zehne) laͤßt fd ungemein gut leſen: 


ſie ift vom Hetrn Carr.’ 


Abe Itoopę 10 Conquer; "or „be: ‚Mifakes 


| Y a. Nigbe; a Comedy. . Written by Dac- 


Y4 tor 


— 


344 Vermiſchte Nachrichten. 


ver Goldsmich. 8. Wie Babel beſtehe aus die" 
ner Reihe von Sperchümern, wo Immer einer ums 
wahrſcheinlicher ald der andere iſt. Inzwiſchen ED 
viel Komifches in dem Stuͤcke, inbens die Situati⸗ . 
wen, fo unnatuͤrlich fie auch find, immier Iuftig aud 
Hari genug find, mnd durch einen lebhaſten 

ialog unterſtuͤtzet Es iſt bereite ia6 
Deutſche überfeget. 

"The origin of the Englifb Drems, ha 
Rrated. ig its various Species, v2. Myfkery, 
Morality, Tragedy, and Comedy, by Speak 
mens from our earlieft Writers: wich ex- 
planarory Notes by 71 bomas Haukiss, M, 
A. 3. Vals.:8. Lasrofe.. Des Verf, Ahle 
it Durch Die Herausgabe biefer alten beamarifdien- 
Gräfe, den Zuftanb ber Engliſchen Kamd⸗ 
bie wor dem Ghafefpeare zu zeigen, eine Oeſchichte 
ber englifchen Gerade und Poeſie zu lisfern, eins 
. Menge guter alter abgeitorbener Worte wieder 
zu beleben und dadurch über den Shakelvear ſelbſt 
mehr Licht auszuhreiten. Der erſte Band enthaͤlt 
G folder alser Stuͤcke. Der zwete tiere, fo wie 
auch der dritte. Die Wahl ift mir Verſtande ger 
macht, uub feine Beobachtungen, die er Bauptfädee 
lich in der Mortede angebeatht, find richtig und gut. 
Er hat ſich dazu der erſten und richtigſten Aubgas - 
ben bedienet, unb war willens biefe Sammlung forts_ 
zufegen: aber ber To nahm den Deren Hawkins im 
Oktober des vorigen Jahres in feinem 44. Jahet weg: 

Ofthe-Origin and Progrefs of Language, 
8, Vol le Cadılh Der. Vefaſſer ſacht, im 

dieſem 









— 


Verunſchte Nachrichten. Ya5 
dielem rfit Zheihe über den Ucfprung und Bone 
gang “der Sprache, zu beweiſen, daß bie Sprache - 
weder il: Abfiche der Materie nach der Form 
dem Menſchen natürlich, fondern eine, durch bie 
volitiihe Befſellſchaft etlangte Fertigkeit . fey. 
Des Wink, wie der B. in ter VBorrede aufn 
Diget, wird aus drey Theilen beſtehen. „Des 
erfbe wird Yon dem Urſprunge ber. Sprache und 
der. Defshieffenbeit der erſten Sprachen Banden 
ober, wie. man es noch eigentlicher ausdruͤcken fand, 
bie rohen Verſuche zu ſprechen, ehe noch die Run 
erfunden ward. Die zweyrce die Beſchaffenheit vie / 
fee Kunſt, werinnen fie hauptſaͤchlich beſtehe, und 
wie fie von den erfien ungelehrten Verſuchen gü 
ſorechen, ſech umserfcheiter. Ich will Hier Rechen⸗ 
haft, ſagt er, von denjentgen Dheilen der Sprache ges 


ben, die wie die kuͤnſtlichſten unbam ſchwerſten zu er⸗ 


finden ſcheinen. Ich will alfo hier vom Styl ober 
ber Zuſammienſetzung der Woͤrter reden, im fo fern 
fie die Kunftebetreffen: es wird dahet zu meiner As 
ber Poeſie md Rhetorck ſuge, dates Kaͤnfte 
fen, zu denen bie Sprache die Materialien Kein 
giebt. : Der Inhalt des dritten und letzten Theils 
fol von dev Verderbung der Sprache ſeyn. Ich 
will Gier die Liefachen und den Fortgang Sapon ans 
wigeben füchen, u. ſ. w. Mach dieſer Abtheilung 


beben wir alſo noch zwey Theile von dieſeni Buch⸗ 


gu erwarſen, das immer wichtig bleibt, wenn au 


niche alle Lofer mie des W. Mernungen einſtimmig 
95 


wäre 


346 Bermiſchte 9 zachricht? 


wer... Der V. Fol 01. Jowes Vurvey sin 
Monboddo ſeyn. 

rn TheMonumeat in Arcadia: * Deimatie 
Poem, in a Vols,;:By.Grerge Keäre, . Eſq. 
aid. :Dodsley. Man keunt das: Semulbe dec 
Pouſſin, wo.einige Schäfer und Schäftrikuematf 
u, Grabmale die Innſcheift leſen: Et in Ars 
"erdimiegg.. Mad) dieſem Plane hat Herr K. fein 
Sean: verfertiget.. Doraſt, ein reicher Hir in 
Arbadien, bat eine einige Tochter, Eupchemia, bie 
Uach Sparta gefangen gefuͤhret wird. Mach vies 
lem vergebenen: Verſuchen haͤlt er ſie fuͤr todt, fans 
ihr ein: Manumentzdag sr oft mit. Ylumen’ be⸗ 
kraͤnztbio ſie: endlich nach i5 Jahren wieder er⸗ 
ſchatu,⸗Das Stuͤck hat viel rüßornbesiunb, ide | 
earpfinpfatgen Anfern gefallen 

„Ihe: Lovenofi Order; R Postica Eiay. 
In-.chie® Gortos 4. Dedrley. Dir Dichter 
Beh chic Die Liebe zur Sppıyang: qla mas Haupt⸗ 
 Prinsipinm ben Tugenp. fhesjehen Nuftti: des Lebeno 


yon schlngenehretiind Sebi an der Einſaͤrmigkeit 


des ubjekts Theil hinnmt, ſo iſt es doch Bundy [che 
angenehme BilderOioi zurx Erlaͤatex vig gebraucht 
werden aufgeflüst. Im erften Gefaugt: wird bie 
diebe zus Orbaung alt sin Prjneipiuin der Tugent 
vorgſtellt, das in jedem Theile der Schoͤpfung in je⸗ 

der Stelle des Lebens ſichtbar iſt. Im zweyten 
Geſangq⸗ein nuͤtzlicher Wirk: gegen hie aͤbertrieben⸗ 
Liebe der Irregularitaͤt im: Sartenbaun. - Im 
"sten Sefange: "Die Abne hurg von der Otd⸗ 
nung 


Du 
4 - 


Vidanthteꝰ Nochrichtct Nur 


Amsdutch Betr Trance 


” Orlando Furiofo, tranllared:ffum che Ivan . 


. dtan SE Illvukdo Arsoflo, 1uBy 'Wht Hoble ; 


awich.explamaeorkp Notes! V.oloT:gl- Berbunff 
2773. : Man. fatvfdon: zwey ehglächedteberiegiend ' 
yon .diefes Bebahrs's: aber ſie· werden. nicht ileicht 
ainen deferibaftiedi gen: Die gegentaidüige lioſt ach, 
dar Ganzen gnommen, ungenneiniguter aber frit 
Urhetann us nicht:bey einem fu langenECedichto fehn 
den. daß lejnſinel Stellen ſhhwch wid her dem 
Originala ſinoa ie ine Befeſſungbouͤrften: dee 
Aleberſetzer hati ich Rogue det; Meint bebienet,wal⸗ 
u erobern fendakriden. 1:17 
24 The. Priaphs,9 perloniff'dy:; in: famikiar 
Kables. gu.hiſtoii 17m: Wer allegosfeh) 
Borftelliingen „abe! em werbem Diefe. Gabeln, HR 
übrigens.anf reise Lichto/ finnrtiche nupenchme und 
lebhafte Weiſe upäple find ‚licht mrißfalten: ne 
Mic inböffen "nie: dloß perfanıifickind deidenſchafti 
ſondenn bie. MNogheit / Gerecheigkeit / die view Jahres 
geiten, bie Boch und Maleren ſytelen auch Rokeu 


Der Fabeinſinta an ber’ Bat merm jene | 


ſauberes Rupfer: beygefuͤgt ift.: 
.. The Adoentives: —— an. Epie 
Poem. :Tranflared, in:to! Esigkiihr'Verfe ua 
da Two WalumesBook ı-qtor Hewes, Curie 


 wudürllns: Det Herr Lieberfeger, ver in dieſem ei 


Ben Buche eitje Probe liefert, ſagt N daß er ſie für did 
zenigen geſlwieben habe, hie nicht vbiepoetiſche Profe 


| dieben: i geoifehn aber vo ob er groſſe Ei 


mn % W rie muncerung 





wutirtung jur Bortiepung fünben werke, fo gute 
— gerachen HE | 


The Works of Edmund Weller, Elq. ih 
Verfe and Profe. Ta which is prefixed the 
' Life of the Author, by Percival Stockdels. 
9. Deviss. Wir eigen diefe mewe Ausgabe ber 
Warte des obbenannten Dichters wegen ber fehlen 
Unbentbefiheeibung von Waller, die Herr Extodbäle 
borgefept hat. Cie wird auch einzeln Verkauft. 
An Poetical Epiftie eo Chriftopher' Ans 





Neimen, fig fein 2 Beige m. 6 har 
die eiſerne Kette, .bie die Hand eines rauen or 
Shen geſchmiedet, bie ſchoͤnſte Super in dem Fi 
ge) der Muſe Erämpfe und fie jur Erde zieht. Soll 
Ber ſchnelle Gedanke, der von Welt zu Welt ſchießt, 
und die Reiche der Zeit und bes. Naums mit unge 
bdundener Einkilbungskraft durchſtreichet, in feine 
fehnellen Fluge aufgehalten, dem Rufe eines Barba 
. win geborchen, der vom Klange-gefeffele und taub für 
- sion männlichen Wohlflang, gebeut: Nice wi ' 
ae falift du gehen? —- Merfchlefien in feinen Keſſch 
(it vor eimgeberferte Abler und ſchlaͤgt fee Gira ° 
"Ian: fein Auge ſchaut nach dem Himmel. Ks 
gleich under. Mond ihn ſchon in ber traurigen 
Sefangenſchaft ſchunchten geſehen, ſo ſehnt er ſich 
body den Dlig der Race zu des Doanerers Türone 

zu 


nn} 


"vr 


VDermiſther Nacht ichtan. ap 


ya tungen: .unb hädflet, "Bine * JZodern ie 


die Queſle badkichts gu tauchen. — Der Dichter > 
Ssuhe hhrigend ben Mein im Ur, in der Ele 
gie, Gatyre und den kleinern Oedichten. 
pe: Works ofMr. Abrebam Cowiey: 
wih a Prefice and Notes by the Editor. &; 
Gadel 73. Der Heiausgeber Doctor Dur, 
fogt in feiner kurzen Vorrede; „6 wuͤrde einegrofie 
Ungerechtigkeit gegen die meiſten Schriftſteller fegm, 
wenn man ſo frey mit ihnen umgeben wolle, wie 
% es mit dem Cowley gerhan Gabe. un 
geſchrieben, iſt entweber fo ſchlecht, ober ‘fd om; 
daß eine Abſonderung gemacht werben mußte, wenn. 
das erſte nicht Das legte erſticken ſollte.“ Aus bie 








ſem Grunde liefert er. hier nur Das was ihn das 


Beſte von dieſem Dichter gefchienen. 

Poems By Mi/s Aikin. 4. Johnfen 177. 
Das Verdienſt Diefer weiblichen Muſe machet (e 
des groͤßten Beyfalls würdig. So verſchieden di 
hier vorkommenden Gedichte in Abſicht der Dich⸗ 
tungsart find, fo find fie doch faft alle in ihrer Art 
get, und bie Michtigkeit bes Gedanken und bie 
Rbhaftigkeit der Einbildungskraft ift niche unter 


: des fanften und harmoniſchen Ausdrucke. Bas 


erfte Gedicht Eorfica voller guten Wünfihe für 
dieſe Inſulaner athmet das lebhaftefte Gerägl der 
VFreyheit. Einladung an DIEB — : ſchildert 
Die Schoͤnheiten des Landes banprfächlicdh im Fruͤh⸗ 
Ange mit annehmlichen Zügen. Die Seufzer des 

rö: eine Art von Burleske; voll feiner 


"Iaume. Der Vorzug des Fruͤh ings im Jahre 


1771. 


‚esse Vermiſchte "Regen. 


2778. ein reizendes fFleines Gebichte, for: wie daß 
folgende: Verſe geſchrieben in einer Laübet: 


Der Maus Bittſchrift, dem D. Priſtley puge⸗ 


eignet: moraliſch nnd. fehr pottiſch gegen die Na⸗ 
curkuͤndiger die auf Koſten der kleinen Thierchen, 
die ihnen in Weg. kommen, Verſuche auſtellen. 
Gedichte an Miſtriß P. bey ueberſendung eini⸗ 
ger Zeichnungen von Voͤgeln und Gemaͤlden 
verrathen, eine feine Kenntniß in der natuͤrlichen Ges 
ſchichte ohne philoſophiſche Pralerey. Die Charak⸗ 


gere: feine. Schilderungen. Ein Lobgeſang auf 


die Zufriedenheit: ein von Dichtern fo fehe 
abgehanveltes Subjekt, mit neuem Reize entworfen: 
Der Urſprung des Liedes iſt eine anmuthige 
Einfeitung. voller Einbildungekraft zu feche arti⸗ 
den Sefängen. Delin .eine kleine empfindungs / 
volle Elegie.. Die Berfe an eine Lady mit 
einigen gemalten Blumen. Eine Ode auf den 
Fruͤhling, Verfe auf die Frau Rome, ins 
gleichen an Miß B — auf thre forgfältige Wars 


"ung ihrer kranken Mutter, endlich auf den 


Tod der Mrs. Jenning zeigen eben fo fehr von 


dem fanften Herzen, als dem fchönen Geifte der 


Dichterinn. Den Beſchluß machen geiftliche Hym⸗ 
nen voller Poeſie und Wuͤrde. 
The Origin of the Veil. A Poem. By 


Dr. Langhorne, 4to Becker. 1773. Dieß Fleine 


Gedichte auf die weibliche Schambaftigfeie ft in 
‚ die befannte "Erzählung des Paufanias eingefleis 


vet. Als nämlich der Penelope Die Freyheit geges 
ben 


\ 











! 


Vermiſchee Nmeſhriheen 386 


ben wurde bey ihrem Vater zu bleiben, oder Irene 
Vebhaber wu folgen, zog fie ihren Schieyer übe 
das Geficht ihre Möche zu verbergen, und fagt 
Daburd) alles was ihr die Schamhaftigkeit zu fügen 
vxerbot. Die Verſification iſt fo fchön als die Moral. 

Fbe. Duel. A Plan, as performed at the 


Theatre Royal ın. Drury: Lane. 8. Davis 


1772. Dieß ift ver Bhilofophe faris le Kcavoir, 


Alngeachtet der Beränberung, die Heren Obrien; dee 
Verfaſſer, mit dieſem Stücke vorgenommen, hat 


23 * nicht auf dem engliſchen Theacer gefallen 


7 Fravels through ‚Siciby and that Pare: of | 


Isaly formeijy called Magna Graecia.: And a 


Tour. through Zgyps. Tranflared from’the 


German, by J. R. Foßer. 8. Dilly. Wie jeis 
gen biefe Ueberſetzung ber Riedeſeliſchen Reife, vous 
von wir einen: Auszug geliefert haben, wegen der 
guten Anmerkungen, an, die ber englifche. Leber: 
feger hinzugefuͤget har. Ä 

The Works ın Architedure of Robert and 
James Adam, Efq: No. 1. containing Pare of 
ihe Defigns of Sion-Aoufe, a magnificent 
Seat ef his Grace the Duke of Northum- 


berland, in the County. of‘Middlefex. Folio. 


Becker. Der große Ruhm, den die beyden 
‚Seren Adams in der Architektur erhalten haben, 
wird den Freunden der Künfte dieß Werk fehr ans 


genehm machen. Die verſchiedenen ˖Gebaͤude, die 
fi ie unter ihren Landsleuten aufgeführet haben, wers 


den für die ſchoͤnſten und oeſchmackvolleſten daſelbfi 
gehalten. 


| 


352 Vermißhte Nachtichten 


gehalten. Man ſagt, daß vorzuͤglich darinnen eine 


eble Groͤße und zierliche Simplieitaͤt herrſche. Die 
arten des im Titel angezeigten prächtigen Land⸗ 
hauſes des Herzogs von Northumberland, ſtellen 
ben Plan und Die Elevation des Thorwegs und bie 
Pförtuer Wohnungen defielben vor: Pian und 
Elevation der Bruͤcke ber einen Arm ber Themfe: 
Perſpektive befielbigen: Plan bes Hauptſtock⸗ 
werks: bie Abtheilungen ber ˖ beyden Enden des 
Saals: die Treppen nach dem Vorzimmer und 
die zufällige Bekleidung: die einzelnen Theile Des 
großen Saals und vermiſchte Zeichnungen der vers 
ſchie denen Seuͤcke von den innern Einrichtungen. 
Die BVeſchreibungen find engliſch und franzöftfe. 
Bey Lünftiger Muße fcheinen die Verfaſſer einige 
Hoffnung ju einer Geſchichte der Baufunft in En⸗ 
aelland zu machen. 

The Antiquities of England and Wales: 
being a Collediion of Views of the moft 
‚ semarquables Ruins and antient buildings, 
sccurately drewn on the Sport. To each 
View is added an hiftorical Account of its 
Situation, when and by whom built ,. with 
every Circumftance relating thereto. „By _ 
Francis Grofe, Eſq. Vol. I. gro. Hooper. 
Die Werk iſt hauptſaͤchlich wegen ber noch in Uns 
gelland befindlichen alten Gebäude wichtig. Der 
Herr Verfaſſer giebt in einer intereffanten Won 
rede von dem Innhalte beffelbigen Nachricht. Er 
redet erftlich von den atteu Schlöffern: dann von 
den verfchiebenen Werkzeugen bep den Belagerun⸗ 

gen 


Vermiſchte Nachrichten 253 


gen der Bamaligen Zeit: Bann von ben Kloͤſtern: 
endlich von der alten Architektur, und deren wichs 
tigften Lieberbleibfeln. Das Werk ift mit Kupfer 
und reichen Anmerkungen. 

Poems on various Subjecis, Religious 
and Moral; by Phillis Wheatley, Negro Ser- 
vant to Mr. John Wbeatley of hoſton, in New 
England. 8. A. Bell. Phillis Wheatley, eine 


Necgerinn, iſt die Verfaſſerinn dieſer Gedichte, und 


mithin ein litterariſches Phaͤnomen. Sie wurde 
im Jahr 1761 von Afrika nach Amerika in ihrem 
ızten Jahre gebracht: Binnen 16 Monaten wußte 
fie one weitere Linterweifung, als was fie in ihres 
Herrn Haufe gehoͤret hatte, fo viel Englifch, daß fie 
es ſprach und die Bibel vollfommen las. Sie fieng 
Bierauf an bey muͤßigen Stunden ſich in ber Dichts 
Eunft zu berfuchen, und wenn ihre Gedichte auch feine 


vorſtehende/ Schönheit haben, ‚fo find fie doch 


nice unwerth geleferi zu werben. Verſchiedne 


— 


glaubwuͤrdige Maͤnner in Boſton haben Zeughiſe 


ihrer Avthenticitaͤt daben gegeben. 
The Poems of Mark Ahenſide, M. D. 
4to. Dodsiey. 1772. Dieſe prächtige Ausgabe 


der Akenſidiſchen Gedichte iſt die vollſtaͤndigſte, die 
noch erſchienen iſt, und von einem Freunde des 


Dichters, welcher letztere im Jahre 1770 verſtor⸗ 


ben, beforget worden. Akenſide's vorzuͤglichſtes 
Gedichte iſt, wie bekannt, das ſchoͤne Lehrgedichte 


die Freuden der. Einbildungskraft. Mi ſo 


vielen Beyfalle auch daſſelbe, sticht nut in Engels 
land, ſondern durch ganz Europa aufgenominen 
VSiblxv.B. ꝛ.St. 3 worden / 


a‘ 


— — 


354 VBermifchte Nachrichten: 


worden, fo glaubte doch der Verfaffer, daß es großer 
Verbeſſerungen bebürfe; er arbeitete viele Jahre 
an demfelben, fah aber dieſe Arbeit fo angewachfen, 
daß er es für beſſer hielt, es lieber ganz nadh einem 
verſchiedenen und erweiterten Plane umzuarbeiten. 
Man weiß nicht, in wie viel Wüchern er es aus⸗ 
führen wollte, da er darüber flarb. Vey feinem 
Tode hatteer das erfte und zweyte Buch ganz, einen ans 
fehnlichen Theil des zten und den Eingang zu dem 
‚Testen fertig. Die Veränderungen find fo groß; 
daß es an, vielen Stellen gar nicht verglichen wer⸗ 
den Pann, hauptſaͤchlich ift das zweyte Buch gang 
umgeihmoljen: wo aber eine Bergleihung ſtatt 
finder, ſieht man wohl, daß der Verfaffer im 
der legten weit richtiger, correfter und edler in 
feinem Ausdruck ift: aber jene ift reicher an Wig 
and blühender Einbildungsfraft, Man findet in 
Diefer Ausgabe beyde Gedichte, das, nad ber 
erften Ausgabe und nach den veränderten Entwuͤr⸗ 
fen, zwey Bücher Oben, die Hymnen an die Nas 
yaden, die in Dodsley Mifcellanies fteßen, und 
‚einige Aufſchriften. 
Comedies of Plantus, "Tranflated into’ fa» 


“ miliar blank Verfe &c. Vol. II. and IV.gvo: 


Becker and de Hondt. Herr Thornton gab 
3767 fieben Komdbien des Plautus in fünffüßi: 
gen ungereimten Jamben heraus, bie-alle Kenner 
mit Beyfall aufnahmen, und verfprach die übrigen 14 
ebenfalls zu liefern; allein der Tod übereilte biefeiz 
geſchickten Ueberſetzer. Zu gutem Gluͤcke hat bie 


| Sortfegung Here Warner übernommen, und fie 


iſt 


Vermiſchte Nachrichten 355 


iſt ungemein gut ausgefallen. - Daß Gin umb wie⸗ 
ber ber klaſſiſche Ausdruck und die Laune fehler, die 
ſehr oft im Plautus in bloßen Worten-liege, wird 


ihm wohl niemand zum Fehler anrechnen: in wel⸗ 


cher Sprache wuͤrden dieſe allezeit erreichet werben 
Eönnen? Unter dem Terte ſind kleine Anmerkung 


gen heile mus dem. Taubmann, Lambinus 


Fa „Maẽxelle, Guedeville, Limiers und 


andern theils vom ihm ſelbſt und feinen Freum 


den geſammlet. 

Faldoni and Tereſa. A. Poem. By Mr. 
Berningbam. 4to. Robinfon. Kin junges ver 
liebtes Paar zu Lyon, wich an feiner Vereinigung 
durch die Härte ber Verwandten von Geiten des 
Mngen Mädchens gehindert. One weitere Hoffs 
rung faflen fie den Entſchluß emander zu gleicher 
Zeit zu töbeen, errichten heimlich eine Art des Als 
tard, Enien davor und vollziehen ihren Entſchluß. 
— Die entbufinftifche Leidenſchaft dieſer Liebhaber 
iſt umgemein gut gefchildere und ein empfinblis 
— Gen: wirb es nicht ober Thraͤnen leſen 


-T Antiquities of Hercalanım ‚ Trank. 
lated from the Italian, by Thomas Matıyn 
and Fobn Lettice, . Barchelors of. Divinity, 
and Fellows of Sydney College, Cam- 


bridge, Vol. LContaining the Pictures. 4t0. 


Royal Paper. Printed for the Tranflators 
and fold hy Bercroft, Davis &c. 1773. Das 
Driginal iſt zur Genuͤge bekannt. Wie viel -die 
Meberfeger gewagt ein . Werk zu unterneßmen, 

‚ wird 


ı 
A... 


— — —— 


356 Vermiſchte Nachrichten 
| wird: man-leige begreifen, wenn man bie Koſten 
denkt, mit denen es verbunden iſt. Auch wollten 
Ne es auf Subſeription drucken laſſen; ſie fanden aber 
nicht hinlaͤngliche Unterſtuͤtung. Eine neue Hinde⸗ 


rung fand fi, indem ſich ber Koͤnig beyder Siei⸗ 


lien wideiſetzte, dermuthlich damit ein Werk von 
fo vielen ˖ Koſten ein bloß Koͤnigl. Geſchenke blei⸗ 


ben moͤchter Ungeachtet dieſer Schwierigkeiten lie⸗ 


fern ſie doch, von der Freygebigkeit einiger Freunde 
unterſtuͤtzet, dieſen erſten Band.Er enthält al⸗ 
es, pwas in dem Originale befindlich.iff, auſſer et⸗ 
lichen Vignetten. Was die Kupfer anbetrifft, ſo 
Zommen fie freylich nicht den italiaͤniſchen durchgaͤn⸗ 
dig bey, ungeachtet fie. nicht ſchlecht ſind. Sie gas 
ben eine Vorrede vorgeſetzt, wo fie alles 
bracht haben, mas Graf Caylus, Winkelmann, 
Venuti und andere über das Herkulunum gefchrier 
ben, und ihre eignen Anmerkungen in einen Ans 
Bang gebracht. Am Ente der Vorrebe geben fie 
Rechenſchaft von den verſch edenen Kritiken, bie 
über die gefundenen Statuen und Gemaͤlde gemache 
worden, und theilen dem Lefer eine Nachricht von ben 
zu Pompeji neuerlich gemachten Entdeckungen mit, 
. die ihnen ein veifender Engellaͤnder, der daſelbſt 
geweſen, zugeſchickt hat. — Vermuchlich wird die 
Fortſetzung von der Aufnagme, bie das Werk fin⸗ 
den wird, abhängen: denn ſie ſelbſt geben feine 
Gewißheit. 

. Letters by feverel 'eminentPerfons deces- 
ſed. : Including ‚the Correſpondence of 
Jobn Flugbes Eſq. (Author. of the Siege of 

Dana" 


| 


um einem wichtigern und intereſſantern Zwecke, in⸗ 


— — — — — — ——— nn 


Daomaſcus) and feveral of his Friends, publi- 
fhed from the Originals: with Notes Ex- 
planatory and Hiftorical. 2 Vols. 8. Fobn- 
fon. ‚Die Briefe, die diefe Sammlung enthält, 


Bermiſchte chrichten. er | 357 S 


find von den beruͤhmteſten Schriftftellermißeer Zeit, 


einem Pope, Swift, Addiſon, R. Steele, 


Lordkanzler Cowper, Biſchoff Hoadly, Erz⸗ 
biſchoff Herring, Lord Orrery, Miſtriß Ro⸗ 


we, Duncombe, D. Rundle, D. Watts, 


Dyer, Richardſon und andern mehr, Saft die 
Haͤlfte des erſten Tells nehmen Herrn Hughes 
Briefe ein, der ſich Durch feine Ausgabe des Spen⸗ 
cers, und profaifche Verſuche und Gedichte, befannt ges- 
macht, unter denen fein Trauerfpiel, der Sieg von Das 


waſcus, einen bergäglichen Beyfall erhalten. Der: 
Herausgeber Herr J. Duncombe cchließt feine 


Vorrede mit folgenden Worten. „Man wirbdiefe, 


Briefe hoffentlich Für Feinen unfchicklichen Benytrag | 


zu den Briefen des Swift und Pope halten. da fie 
auf die Lirteraturgefchichte der damaligen Seit und 


ben Charakter verfchiebener Gelehrten Fein gerins 


ges Licht werfen. Zu gleicher Zeit dienen fie noch 


Dem fie die Leſer jedes Standes aus den fehlgeſchla⸗ 


genen Hoffnungen der einigen, aus den Förperlichen. 


.„’ 


Schwachheiten anderer, aus dem Tode aller ber: 


ren, im voraus zu beitimmen und zu realifiren, 
mes wahrſcheinlich und gewiß ihr eisen Schickſal 


ſeyn wird: in den Perieben ihres vergangenen les 


bens zu fen und hen beften Denn v vom ben bors 


ir 


L .. u . 33 J uber: 


8Wermiſchte Nachrichten. 
uͤbergehenden Augenblicken zu machen, , die niemals 
koͤnnen wiederrufen werben. 

Conſcience: An Ethical Eflay. By che 
rev. 7. Brand. sro. Becket. Dre Dichter, 
ber feinen Gegenftand philofophifch gepräft, Hat ihn 
durch den ſehr poetifhen Schmuck intereſſant 
gemacht; doch faͤllt er auch bisweilen ins Schwuͤlſtige. 

Confcience; a Poetical Eſſay. By W. Gib 
fon, M. A. 4to. Dodsley ı772. Ein Gedichte 
des vorigen Innhalts: voller empfindfamen ımb 
ruͤhrenden Stellen. - Der Dichter fchildert den 
Rortgang der Sünde im Gegenfage mit dem Ge 
wiſſen von dem Falle Adam an, bisaufjeßige Zeiten. 

An agre&able Companion for a few 
Hours. 4to. Newberry. Die flüchtigen Städte, 
die diefe Sammlung enthält, und bie ſich durch eine 
ungemeine Simplicitaͤt und Zärtlichfeie unterfheiben, 
werben gefchmackvollen Leſern nicht gleichgültig ſeyn: 
fie ſtellen hauptſaͤchlich Scenen aus dem laͤndlichen 
Leben vor. 

The Tryal of Dramatic Genius, 8. Gold. 
_ fmich, In dem erften diefer Gedichte iscApoflo 
auf dem Parnaß und. die Mufen um in Ger. 
Er läße durch den Ruf, feinen Herold, feine Soͤhne, 
die Geifter des Shakefpear, Dryden, Otway, 
und Gay fodern: fie erſcheinen und fingen ihm | 
ein Loblieb. Apollo ‚giebt ihnen auf, daß fie die 
itzt lebenden dramatiſchen Schriftfteller nach ihrem 
Range auf den Gefilden des Parnaſſes ſtellen und un⸗ 
partheyiſch ihren Werth beſtimmen ſollen. Sie gehen 
alſo die Muſterung durch. Es iſt viel Gutes 

in 


J 


Vermiſchte Nachrichten. 359 


in dieſem Gedichte; ; aber auch viel Partheyůichteit | 
- in den Urtheilen. 
The Hiad of Homer. Tranllated by James 
Machherfon;) Eſq. 2 Vols. 4to. Becker and 
de Hondi. Der Ueberfeger fagt, daß er fi 
in feiner Lieberfegung weder des Sylbenmaaßes bes 
heroiſchen Verſes, nach der ‚bloßen Profe bebienet 
Babe, das iſt, er hat den Homer in poetiſcher Proſe 
uͤberſetzt, und hat ſich, nach feiner Verſicherung, fo 
viel. als möglich, ſelbſt an die Worte des Dichters 
aufs genaueite gehalten. | 
Tbe Prince of Tunis: a T ragedy: gvo. 
Cadell 17735. Wenn Emfindfamfeit und Wohl⸗ 
wollen in den Sefinnungen bey eiher ‚feinen poetis 
ſchen Einkleidung zureihend wären, ein gutes bras 
watiſches Stück hervor zu bringen, fowürde der Bers 
fafler nicht ohne Beyfall gearbeitet haben: aber 
da dieß fein Binlänglicher Erfa für das ift, was 
man fonft von einem Trauerfpiele fobert und hiex 
feblet; ſa gehöret es nur zu den mittelmäßigen. 
Beſonders ift die Fabel von einer Menge Unwahrs 
ſcheinlichkeiten zufammen geſetzt. 
An Fſſay on Happineſs. In 4. Books, by 
John Duncan &c. TheadEd. revifed andmuch 
enlarged. 8vo. Cadell 1773. Dieß Gedicht iſt 
Kon dem, das der Derfafler im Jahr 1762 unter 
. hemfelben Titel Beraus gab, durch. die Veränderuns - 
gen und Vermehrungen fo verfchieden, daß man 
es als ein neues anfehen kann. Es beiteht aus 
a Geſaͤngen. Sim eriten zeigt er die Güte Gottes 
in feinem Werken und ſeine Abſicht in Anſehung der 
Ba WMWeanſchen, 





3606. Bermifchte Nachrichten: \ 
Menſchen, wo ihre ‚Stückfeligfeit in ihren erften 


Zuſtande gefchildere wird. Im zweyten machet 


‚der Dichter die Selbſtliebe zur Quelle des llebels, 
bie den Fall des Mienfchen nach fich zog, woraus alle 
moraliſche und phyſiſche Liebel entſtunden. Das 
dritte Buch zeige, wie Gott das Gute aus dem 
Boͤfen zu ziehen wiſſe, und beſchreibt die ſchoͤne 
Seite des menſchlichen Lebens, Burch Güte und 
Wohlwollen und andere gefellige Tugenden. Das 
ate preift die Wirkungen ber Vernunft und Tus 
gend in Beförderung der Gluͤckſeligkeit, welche die 
Religion in der Liebe Gottes vollfommen machet. 
Durch das ganze Gedichte ſtroͤhmet ein Geiſt der 
Frömmigkeit und der liebenswürbigiten Tugenden : 
es enehäle viel ſchoͤne poetiſche Stellen, obgleich 
im Ganzen etwas Schwerfätliges und in den Aus⸗ 
druͤcken oft ein aͤngſtlich gefuchter Pomp ift. 
A Difcourfe delivered to the Studend of 
che Royal Academy on the Diftribution of 
‚the prizes, December ı0, 1772. By the Pre- 
fidens. Davies. 1773. Der kunſtgelehrte Praͤſi⸗ 
dent Her Reynolds faͤhrt nach dem Plane des 
Unterrichts, den er bey der vorigen Vertheilung 
der Preife zum Grunde, geleget, fort feine Schuͤler 
immer auf dem Wege weiter su führen, ber fie 
jur hoͤchſten Vollkommenheit in ihrer Kunſt leiten 
ſoll. Da wir die ſaͤmmtlichen bey dieſer Gelegen⸗ 
‚heit van dem Herrn Reynolds gehaltenen Reden, 
nach und nach in der Lieberfegung zu liefern gebens 
Ten, fa überhebt uns dieß, vor der Hand etwas meh⸗ 
rers von dem Junhalte der gegewärtigen zuyedenken. 
The 


| 


) 





| 


Vermiſchte Nach richten. 361 


- The prefent ſtate of Mufie in Germany, 
the Netherlands, and United Provinces: er, 
the Journal of a Tour through thofe Coun- 
tries, undertaken to colledt Materials for - 
a General Hiftory of Mufic. By Charles 
Burney, Muf. D. 2 Vols. 8vo. Becket 1773. 
Da uns ein mufiffundiger und geſchickter Mann 
in Hamburg biefes wichtige und Höchflangenehme 
Buch bereits Überfegte, und mit Anmerkungen ber . 
gleitet, geliefert Bat: fo Kalten wir es für uͤber⸗ 
fläßig, außer ber bloßen Anzeige, etwas davon zw 


fagen 

The poetical, Works of Sır Jahn Davies; _ 
sonfifting of his Poem on the Immortality of 
sbeSoul; the Hymmsof Aſtrea; and Archeflra, 
a Poem on Dancing &c. 12mo. Davies 1773. 
Sir John Davies, ein Zeitgenoffe des Shafes 
ſpear, war einer der beiten philoſophiſchen Dich⸗ 
ter feiner Zeit, wie fein Gedichte von der Unſterb⸗ 
lichkeit der Seele zeiget: , Schade iſts, daß fein 
Gedichte über ven Tanz ein blofies Fragment iſt. 

An Heroic Fpiſtle to Sir Wiliem Cham- 


bers, Knighe Comptroler General ef his 


Majefty’s Works, and Author ofalateDiffer- 
sation on Oriental Gardening. 4to. Almon. - 
Diefe feine Satyre ift gegen bes Herrn Chambers 

lezte Abhandlung über nen Geſchwack der orientali⸗ 
fchen, befonders chineſiſchen Gärten gerichtet. Des 
ſatyriſchen Dichters Nachahmungen und Anfpieluns 


gen werben burch unteefichente Mieten erläutert. 


35. The 


2352  Vermifchte Nachrichten: 
The Regifter ‘of Folly; or Charadters 


and Incidents at Bach and the Hor-Wells m | 


a Series,of poetical Epiftles, by an Invalid. 8. 
F. Newbery. Die Charaktere und Vorfaͤlle au 
obbenannten zwey Orten, wo bie galante Welt if» 
ven Turmmelplag hält, geben dem Adunigen Ver⸗ 
faſſer zu vielen lebhaften und untergaltenden Be 
fchreibungen Anlaß. 

The Power of Fancy. A. Poem. 4to. Rie 
vington. Ungeachtet der junge Dichter eine 
noch nicht ganz fichere Hand verrärh: fo find doch 
die Auftritte, Die er fchildert, von einer fehr angenehr 
. men Zarbe, die von ben tugenbhaften Empfindun⸗ 
gen , die das Ganze durchſtroͤhmen ungemein 
erhoͤhet wird. 

The Works of Mr. Jonathan Richardfon. _ 

Confifting of I. The Theory of Painting, 
II. Effay on the Art of Criticifim; fo far as 


Bu 


it relates to Painting. III. The fcience ofa 


Connoifleur. All corredted andprepared for 
the Prefs by his Son. Mr. 5. Ricbard/on. 8vo. 
T. Davies. Bon diefem zur Vialeren fo .nüslis 
Ken Buche und deflen Innhalte behalten wir uns 
vor, gelegentlich weitläuftiger zu reden, 
, Evelina: a Poem. By John Huddeflone 
Mynne gto. Riley. Die Helvinn diefes Gedichts 
iſt die Tochter Caradocs, eines hrittiſchen Fürften, 
die als ihr Vater den Roͤmern in bie Hände fiel, 
gleich vor Entſetzen über das Schickſal ihres Haus 


ſes und Vaterlands ihren Geift aufgab. Die Drui⸗ 


den werben bier vorgeſtelet, wie ſie ihre Gebeine in 
einem 


Vermiſchte Nethtichten 963 


einem: &iefen Thal⸗ nahe am Fuße des Snowdon 
zur Ruhe bringen, wo, wie der Verfaſſer erzäßle, 
ein Srabmal mit den ungeflalteren Charaftern des 
Namens Evelina gefunden worden. Dieß har zis 
den Gedichte Anlaß gegeben. Die Klagen der 
Druiben haben viel Elegiſche Schoͤnheit, und machen 
einen Murig angenehmen Eindruck auf die Ei 
bildungskraft. Doch dieß ift der Fleinfte Theil 
des Gedichts. An der Folge führer der Dichter 
Befchreibungen der merkwuͤrdigſten Theile von Cim⸗ 
brien oder Wallis ein, mit einer prophetifchen Auss 
ſicht auf die der Zeit der Evelina folgendem Bege⸗ 
benfeiten in Britannien. 

The Macaroni: a Comedy, As it is per- 
formed ar the Theatre Royal in York. gvo. 
Unter dem Titel eines Macaroni, der ige in Engels 
Fand ſehr gewoͤhnlich ift, wird hier eine Perfon von 
übertriebenee Selbſtliebe und weibiſchem Weſen 
haͤcherlich gemacht. Der Eharukxer iſt nicht übel 
gezeichnet. 

The Pantheonites. A Dramatic Entertain- 
ment. As performed at the Thheatre-Royal 
in che Hay- Market. 8vo. Bell. Der Haupts 
charakter in dieſem Stuͤcke ift Drudger ein Tas 
bakshaͤndler mic feiner Frau. Sie erhalten Nach⸗ 
richt, daß ein Lods, das fie in ber Lotterie haben, 
20000 Pfund gewonnen, und fangen fogleich an 


die Sitten der großen Welt nach zu Affen und fich 


in jede Modethorheit zu. ſtuͤrzen. Auf die lezt 
wird entdeckt, daß der Eimehurt den der Lotterie 
einen 


364 Verwmiſthte Nachrichten. 
einen Irrthum begangen und daß das Loos nicht 
ihnen zugehoͤret. | 

Alonzo, a Tragedy, in five Ades. gvo. 
‚Beckes, 1773. Der Verfaſſer, Herr Home bar 
ſich ſchon durch feinen Dauglas befannt gemacht. 
Das Stuͤck hat von Seiten der Poeſie viel Öutes: 
im Ganzen aber ift es fehr fehlerhaft. Die Fabel ift 
äußert unwahrfeheinlich, und felten, ober nirgends 
ſpricht die wahre Leidenſchaft, fondern Kälte und weite 
laͤuftige Deklamationen müffen ihre Stelle vertreten. 

Alzuma ; a Tragefy. ævo. Lawndes. 1773. 
Here Murphy, dem das igige Theater in London 
fo viel Verbindlichkeit har, nimmt mit diefem 
Stüde Abſchied von der tragifchen Mufe. . Unges 
achtet «8 nicht fehlerfrey ift, fo hat es doch große Very 
vienfte. Der Innhalt ift intereffant, die Situa⸗ 
tionen lebhaft, und die Sprache vieleicht‘ oft nur 
m voetiſch. 
, SirHarryGaylgve : or Comedy in Embryo. 
In 5 Adtes. By the Author of Clerinda Cath- 
curt and Alicia Montague. gvo.Cadell. Nach⸗ 
dem diefes Stück auf beyben Theatern in London niche 
sur Borftellung angenommen worben ;.fo hat ſich body 
nach dem Drude, dem fie ed, auf den Beyfall deg 
Lord Cheſterfield und Lord Littleton, überlaffen, auss 
pereiefen, daß es dieß Schickſal nicht verdiente, 
und fa viel Gutes enthält, als irgend ein ander 
neuere Stuͤck. 
- The Sentimental Sailor: Or St. Preux to 
Eloiſa. An Elegy, In two Parts. Wich No- 
ses, Dilly. Der Innhalt dieſes rüßrenden Ges 

Ä dichtes 


— — 3 





Vermiſchte Nachrichten. 365 


vichts iſt aus der neuen Heloiſe geborgt, wo der 


verliebte Gt. Preux auf einer Reiſe mit dem Lord | 
Anſon vorgeſtellet wird, um ſeinen niedergeſchlage⸗ 


uen Geiſt durch den Anblick der großen Gegen⸗ 


ſtaͤnde der Natur ein wenig aufzurichten. Eine 
brennende, unausloͤſchliche Leidenſchaft gluͤhet durch 


das ganze Gedicht und erhebt es nicht ſelten uͤber | 


den Klageton, der fonft nur der Elegie eigen iſt. 
The Search of Happinefs; a Paftoral Dra- 
ma. By .Mils A. More. $vo. :Cadell. 1773. 
Ein fehönes Gedicht, von Miß More in ihrem, 
18ten Jahre verfertiget. Staͤrke ber Gedanken, 
Reinigkeit bed Ausdrucks, edle Empfindung, und 
Harmonie bes Verſes beſeelen es. Die junge Maͤd⸗ 
chen machen ſich auf, bey Uranien, einer Tugend⸗ 


haften und erfahrnen Matrone, über die wirkſam⸗ 


ſten Mittel zur Gluͤckſeligkeit ſich Hochs zu erholen. 
Die ſchoͤnen Reiſenden erzaͤhlen ihre gegenſeitigen 
Charaktere, ohne ihre Schwachheiten zu verbergen, 
und bie alte Uranie theilet ihnen bie ſchoͤnſten Les. 
zen in den ſuͤßeſten Verſen mit. Sin und wieber 
find auch einige Fleine Gefänge eingeftreuer, wovon 
wir als eine Probe ben an die Einſamkeit herfegen 


- wollen. .„Süße Einfamfeit, du liebreiche Koͤ⸗ 


niginn der beſcheidenen Miene und der heitern Stirne, 
ba Gift es, die des Dichters Lieber befeelet, in fanfte 
fchroärmerifche Träume gehuͤllt. Mutter ver 
Tugend, Amme des Gebanfen, von bir wurben 
Speilige und Patriarchen gelehrt: Weisheit zogen 
fie ans deinen Schägen, und in deinem Schooße 
wuchs bie reizende Wiſſenſchaft auf: Was nur 
| erhebt, 


366 VWVermiſchte Nachrichten. 

- erhebt, verfeinert und entzuͤckt, zum: Gedanken 
einladet, zur Tugend erwärmt: was nur vollkom⸗ 
men, ſchoͤn und gut ift, verbanfen wir dir, —* 
Einſamkeit. In dieſen ſeligen Schatten bes 
haupteſt du dein friedenvolles unbelaͤſtigtes Reich: 
keine ſtuͤrmiſchen Begierden verdraͤngen deine Ruhe, 
ſuͤße Einſamkeit. Bey dir dauert der Peir des 
Lebens, auch wann feine Roſenbluͤte vorüber iſt, 
und die langſam ſchreitende Zeit: ihre filbernen 
Bluͤten über mein Haupt ausſchuͤttet. Niche 
sehr von dieſer eitlen Welt beftärme, wirft du mich 
auf die naͤchſte Horbereiten. Die Federn des Le 
bens werden fanft aufhören und En! den Weg 
zur Ruhe zeigen. „ 

. Wluftrations of Natural Hiftory. By R. 
Druny Vol. II. gro. White. 1773. Wir has 
ben im ııten Band der. B. auf der 365 &. den 
erften Theil dieſes Buches hauptſaͤchlich wegen der 
» Kupferftiche angezeiget. Es find Hier wieder auf 
so Platten 200 auslaͤndiſche Inſekten, Yon denen 
wenige noch bekannt geweſen, vorgeftellt, and mie 
dem‘ Außerften Fleiſſe nach dem leben gemalt, mit 
Beſchreibungen und Anmerkungen. 

Mifcellaneous Pieces, in Profe, by J. 
and. A L. Aikın. gvo. Johnfon. Dieſer Band 
enthaͤlt 10 Verſuche. Lieber das Gebiete ber Kos 
mödie. Der Hügel der Wiflenfhaft, eine Ers 
f&einung. Lieber die Nomanen, eine Nachah⸗ 
mung in Dr, Johnſons Styl. Selama, eine 
Nachahmung des Oßian. Wider die Ungewiß⸗ 
keit unferer Erwartungen. Der Kanal und ber 

| Bad 


Bernie Nachtichten 467 “ 


Bach eine Scfeinung, Lieber bie Stiftungen 
der Klöfter, Lieber das Vergnügen, has aus Ges 
genſtaͤnden bes Schreckens entfteht, mit der Ges 
ſchichte Sir Bertraudd, ein Sragment. Lieber 

‚Bas heroifche Gedicht Gondibert, von Sir Wils 
liam Davenant. ine Linterfuchung derjeni⸗ 
Arten von Kummer die angenehme Empfindungen 
Beranlafien. Tin allen diefen Fleinen Auffägen vers 
raͤth der Verfaſſer Geſchmack und feine Beurthel⸗ 
limgekraft. 


Kvdiſſertation of the Phaedon ‚of Plato s | 


or Dialogue of the Immortality of the 
Soul. With fome general Obfervations upon 
the Writings of that Philofopher., 8. Zvans. 
Der Berfaffer fucht nichts weniger zu beweifen, .al& 
Daß diefes berühmte Geſpraͤch des Plato a mon: 
firuous tiflue of vanity, intenfiftency, and 
foner, 3 pitiful declaimer, a frothy ranter, 
4 rhapſodiſt, a trifler, a wretch, a fool und.an: 
old woman ift; und was mag denn der Verfaſſer 


feyn, der den Einfichten beynahe aller Weiſen ſo 


vieler Jahrhunderte zu wiederſprechen wagt? 
The Poet. A Poem. 4to. Flexney. Außer’ 
den bielen fehönen Stellen, vie dieß Gedichte des: 
Herrn Stockdale enchäle, kann man bie 
perfönliche Bitterkeit, die er oft anßert, und ſei⸗ 
nen Ausfall auf die ganze fehortifche Nation nicht 
billigen. 
A General Hiftory ofMufic from the ear- 
lieft Ages co the prefent Period. By Char- 


des. 


N . 


P 


368° Bermifgke Nachrichten. 
es Burney. Muſ. D. Nachdem Here Burmen. 


feine mufikalifche Reiſe, vollendet, ſchreitet er nun⸗ 
mehrro zu dem großen Werke, wegen welches jene 


unternommau war. Er kuͤndiget ſolches durch Sub⸗ 


ſcription an. Das Werk ſoll in zwey Quartbaͤnden 
gedruckt, mit Beyſpielen von Nationalmuſik und 
Arbeiten verfchjedener Zeitalter und Gattungen ſo 
wohl, als mit Abbildungen alter und neuer muſikali⸗ 
ſcher Inſtrumente, von den beſten Kuͤnſtlern geftos 
* erlaͤutert werden. Die Praͤnuͤmeration iſt 
"eine. Suinee vorher; und eben fo viel Nachſchuß: 
der ite Band foll Fünftiges Jahr erſcheinen. 
Archaeolsgia; Or Mifcellaneous Tracis 
velating to Antiquity. Publifhed by the 
Society of Antiquaries of London. Vol. IL 
Die londener Gefellichaft von.Liebhabern dee Alters. 
ehümern liefert Gier wieder einen Band voll angeneh⸗ 
mer und zum Theil wichtiger Unterfuchungen ber 
Alterthuͤmer in 42 Abfchnitten. Sie betreffen ſo⸗ 
wohl fremde alseinheimifche. Alles wird mit Rupfers 
ſtichen erläutert. und ihrer find 23 an der Zahl. 
Auf den Arioſt, der aus der prächfigen Druckerey 
bes Baskerville in Birmingham, in 4. groß 8. 
Baͤnben mit 46Rupfern von dengrößten franzoͤſiſchen 
und englifhen Mieiftern, und dem Bilde des Diche 
ters von Fiquet in Paris geftochen, erfcheinet, wer⸗ 
den 3 Guineen Subpſcription bey Auslieferung 
ber ıften Haͤlfte bezahlet; und.chen fo viel bey der 


aweyten: | Fr 


( | Frankreich⸗ 


—n- J 


— — 


Vrernmiſchte Nachrichten. 369 


| Frankreich. 
Neue Kupferſtiche vom Jahre 1773. 


—Aſpril. Le jour & la muic: zwey Kupfers 
89 flihe nach Zeichnungen von Jak. Deſove 
von M. T. Rouſſel geſtochen. Der Tag iſt unter 
dem Ginnbilde ber Klitie vorgeſtellet, die Yon ber 
Sonne verlaffen wied, und die Macht unter. dee Diane, 
die den Eindpmion auf dem Berge Ladmus aufſuchet. 

Vue des reftes du pont, qui conduit à 
la Maifon de Mécénas & Tivolis _ — 
Vaue d’une Caſcade für les bords du Ti- 
bre, pres de Re. 

Zwey Blaͤtter, als Gegenbilder von EI. Diis 
hflos geſtochen nach Gemälden desiitern Barbier. 
“0 Le Reveil d’apres le Tableau deMr. Bog- 
cher geftothen von Leveque⸗ | 

„Portrait du Roi, Zowis le Bien -aime in 
Mebaillenforme, nah Vanloo, von Gaucher. 
‚Le Porttait de Mr. Obaries Antoine la Roche 
Aimon, Cardinal, Archev&que, Duc de 
‚Rheims, nah Roslin. Le Portrait de Henri . 
Losis Lekxqin, Comedien, in der Rolle des Gen. 
giskan in Medaillenkormen. Diele Biloniffe 
‚find bey Bligny dem Kupferhaͤndlet zu haben, 
“May. La Peche au fanal, & vieux Fort 
Plcalie: zwey Blätter nah Vernet von P. 
3. Duͤret. Diefe weis Seeſtuͤcke, die duch 
ne Dienge Gruppen von Figuren belebt And, ınas 
hen ein paar um fo viel angenehmere Gegenbilder 
aus, da das erſte die Wirkungen des Mondenlich⸗ 
tes und einer Seeleuchte zeiget; das andere Die Lich⸗ 

NBibl xV. B. St. da er 


J / 


370 . Bermifpte Nachrichten. 
ter einer untergehenden Sonne in Dünfte des Hori⸗ 
zontes gehuͤllt. Es ift viel Fleiß iu dem Grab⸗ 
ftichel. 

Deux Vues des environs de laRochelle; 
Ebenfalls zwey Seeſtuͤcken, von E’Allemand ges 
malt, und von J. A. Patour geflohen. Das eine 
ſtellt eine Seeſtille, da6 andere einen Sturm vor. 
- La jeune Ecoliere,. nad unferm Schös 
nau von Duͤchesne geftochen, in junges figens 
des Mädchen hält in ihren Händen, - mit einer 

ziemlich zerftreuten Miene, ein Bud. 

Portrait d’Alexis Piron, geboren zu Dijon | 
den ten ul, 1689, geftorben zu Paris den zıreg 
Jaͤnner 1773, in Profil und in einem Mebaillon 
eingefchloffen, nach einer Zeichnung von Cochin, 
geftochen ‚von de Saint: Aubin. 

Portrait de Mr. Louis Joſcph de Bourbon, 
Prince de Conde. Dach einem Gemälde von 
£enoir durch £. 3. Catbelin. . 

Portrait deF. A. M. de Raucourt, Actri- 
ce de la Comedie francoife. Diefe junge Ak⸗ 
trice ift von Freudenberger gezeichnet. Er hat den 
Augenblick gewaͤhlet, wo fie in der Rolle der Mo⸗ 
nime in der 2 &c. des sten Aftes im Mithridates 
die Worte faget: Donnez, Die Mebenverzies 
rungen find von Moreau dem füngern: undber 
Stich von Linge'e. 

Le Paſſage du bac. Ein Blatt nach Ber⸗ 
chem von P. Laurent. Der Pendant iſt le Re- 
pos du Berger nad) Loutherbourg von demſel⸗ 
ben Kümjtier geftochen. 


| | Ä u 
Vermiſchte Tachrichten . 37 
Fun. Das Grabmal des Marſchall von Sach⸗ 
fen in Marmor von Pigafle verfertiger, rabiret 
son Cochin und mit dem Grabſtichel ausgeführee 
burch den verftorbenen Düpuis. Der Marfchail 
von Sachſen wird ſtehend vorgeſtellt. Er fteige in 
das Grab, Frankreich will ihn mit einer Hand 
zuruͤckhalten, und mit der andern ſtoͤßt fie den Tod 
zuruͤcke, ber fein Opfer erwartet. in Herkules 
flüge fich traurig auf feine Keule: anf einer’ Seite 
des Grabes weint'ein Genius, auf der andern ſieht 
man die Thiere, die das Sinnbild derer von dieſem 
Feldherrn befämpften Voͤlker find, Armaturen, - 
eine Pyramide, das Wappen und andere Dinge 
verzieren das Maufoldum. Dieß Blatt fofter 
a2 tiv. und iſt ao Zoll hoch und 17 breit. 
Sufanne au Bain, nach einem ‚Gemälde des 
J. DB. Santerre 'von Porporati geſtochen. 
Suſanne iſt mit allen Reizen einer intereffanten 
Schoͤnheit in dem Augenblicke vorgefteller, da fie 
im Babe ſitzt. Die beyden Alten fehen fie von weis 
tem. Das Ganze ift von einer fanften und malepis 
ſchen Wirfung, und der Stich ift ſehr fein. | 


Le Temple des Amours.& la Tourde | 


deux Amans. Zwo Landſchaften als Gegenbilder 
nad Eantara, von Godefroy. 
Jul. Le Pont ruine 'und le petit Rocher, 
Zwey Gegenbilder, ſtellen zwo angenehme Landſchaß⸗ 
gen nach Zeichnungen von unſerm Zingg vor und ſind 


nd. Decret geſtochen. 


Les Prefens du Berger und les Sermens 


-, du Berger, (Ebenfalls zwey Gegenbilder von eis 


J Aa 2 ner 


972 Wermifchte Nachrichten, 


ner angenehmen und galanten Zufammenfeßung‘; das 
eine von Boucher, das zweyte von Pierre, mit 
vieler Präcifion und Feinheit in Kupfer geſtochen 


won C’Ompersur. 
‚ - Portrait de J. B. Poquelin de Mofiöre, 


MRoliereungefäße in feinem zoſten Jahre, wo er fuͤr 
das Theater an zu arbeiten fieng, ſtudiret in ſeinen 


 MRabinet: ein ſchoͤnes Wild von dem berüßmten 


Sebaſtian Bonbon, welches feit lager Zeit 


im Rabinet des Abt Allary befinblich geweſen und. 
nach deſſen Tode von den frauzdfischen Komddian⸗ 
‚ten erkaufet worden, um das neu zu erbauende 
Komoͤdienhaus damit: zu’zieren. ‘Es Mt von Beau⸗ 


-varlet mit ausnehmendem Fleiſſe geftothen. 19 | 


Zoll hoch und 23 breit, und Foftet 6 Liv. 


Les bons Amis ein Dlatt von 3. ©. Wille 


au Zoll hoch und 13 breit, ‚nach einem Gemälde ves 
Oſtade. Zwehy ehrliche Holländer rauchen bey 
‚einer Kanne Vier, die darneben auf einem Seſſel 
ſteht, ein Pfeifchen Tabak. Man kenntden fei⸗ 


nen und glaͤnzenden Grabſtichel unſers tanbsınauns 


& 
IN 
. Y 


zu gut, als daß wir zu feinem Ruhzme etwas zu 
ſagen brauchen. "Das Stuͤck iſt dem Veifaſſer 


der Wilhelmine, Kern Geheimenrath von Thuͤm⸗ 
mel zugeeignet. | 

La’Cruche caffee, noch einem Gemälde 
von Greuze, in Kupfer geſtochen von Maflard, 
19 Zoll doch, 14 breit. Kin reizendes Maͤdchen 
hält einen zerbrochenen Krug unter dem Arme umb 
ſcheint dem lUngluͤcke nachzubenfen, das ihr beges 


i gnet ift. De Kupferſtecher hat die Naivetaͤt des 


Gemaͤl⸗ 


f 


Vermiſchte Nachrichten 373 
Gemaͤldet ungemein meh ausgedruͤckt. "Kofler: 
6. Kores. | . 
Augquſt. La Rille confuſe; sin Blatt nach 
einem Gemaͤlde von Greuze, 12 Zoll hoch, za breit, _ 
..won Ingouf geägt uud von deffen Bruder mit 


dem Grabſtichel ausgefuͤhhret. ine Mutter übers 


* 


fälle ihre Tochter, deren Halstuch in. Unordnung, 
iſt. Sie fheint mehr damit beſchaͤfftiget, als mit 
der Milchſchaale, die anf der Kohlpfanne ſteht und 


überlduft. Die Mutter ſchilt fie aus, und die Toch⸗ 


ger fucht ihre Berwirrung. im Geſichte mit der Hand 
zu verbergen, Ebenfalls ein ſehr naifes Stuͤck. 

Wir hoben fchon zu feiner Zeit vom vorigen 
Jahre eine Sammlung von Blaͤttern auf Tufche 
art von einem Liebhaber geflohen, angezeiget, 


velche die fchönfken Gemälde, die in den Palaͤſten 


und Kirchen in Sstallen zu finden find, vorftellen. 
Die erfte dage von der Stadt Rom enthält 16 Blatt, 
Die gegenwärtige Suite begreift die fehönften Ges 
mälde von Bologna: im nächften Jahre hat mau 
bie von Neapel zu erwarten u. ſ. w. Diefe an 
fehnliche Sammlung ift meiſtens nach Zeicmungen 
von Fragonard. 

: Tom Jones: gen Ingouf geſtochen, nach ei⸗ 
wer Zeichnung bes jungen Wille. Der Inhalt 


it Tom ones, der im erften. Akte ber Oper diefes 


— 


Mamens in der, dritten Ge. ſagt: D'un Cerf dix 


cors jai conmgiflänce. 

Demarcenay hat: zu ſeiner Suite beruͤhm⸗ 
ter Maͤnner, das Bildniß des Prinzen Eugen, 
wach einem Modelle son Wachs des berühmten Rus 
, Aa 3 pezki 


374 RBermifhte Nachrichten. 
pezki binzugethan, welches ihm von Wien aus 
zugeſchickt worden. Es iſt Die 42ſte Nummer ſei⸗ 
nes Werks: unter Nummer 43 und 44, hat er 
wen kleine Lanpfchaften, und unter Nummer 45 . 
und 46 zwey Charakterföpfe eines Mannes und-eis 
ner rau geliefert. Das erfte ftelle das Schreien, 
Bas zweyte die Verwunderung vor. | 
Galerie univerfelle. Von dieſen kolorir⸗ 
ten und in Folio abgedruckten Portraͤten veruͤhm⸗ 
ter jetztlebender Perſonen der beyden Dagoty, Vaters 
aund aͤlteſten Sohnes, mit hiſtoriſchen Nachrichten 
find nunmehro zwo Lagen heraus, Die erſte ent⸗ 
haͤlt: das Bildniß 1) Ludewigs des 15ten: 2) des 
KKoͤnigs von Preuſſen! 3)des Herrn le Chancelier: 
a) des Herrn von Voltaire: die zweite Lage, das 
Portrait: 1) der Korferinn Königinn Maria The⸗ 
reſia: 2) des Königes von Sardinien: 3) des. Her⸗ 
309% von la Vrilliere: 4) des Dalembert. Die 
Subſeription einer Lage koſtet 12 Livr. ohne weis 
tern Nachſchuß. 
“ . September. La fecondité & les Sabots, 
“weg Kupferblätter nach Gemälden von Franz 
Boucher, geflohen von R. Gaillard. Ein pas 
artige Schaͤferſtuͤckchen. Auf dem erſten ſieht man 
eine junge Schaͤferinn, die neben ſich eine brütende 
Henne hat. Sie haͤlt in ihrer Hand ein Ey, das 
fie ihr genommen, welches ein kleiner Amor, den 
fie auf dem Schooße hat, mit feinem Pfeile zer⸗ 
flicht, um einem Hühnchen, das herausbricht, Luft 
zu machen: Das zweyte iſt eine Schäferinn , die ihe 
rem Schäfer Kirfchen zu effen giebt. Auf dem 
oo | Vorder⸗ 


Vermiſchte Nachrichten. 2375 


Bordergrunde liegen ein paar höfgerne She, eine 

Faſche und andere ſolche Dinge. £ 
LAaA Patre amoureux. Ein Blatt nah Ber⸗ 

chem unter ber Aufſicht von Duͤret geſtochen. Ein 
Kuhhirte mitten unter feiner Heerde ſcheint ein paar 
jungen Diedinnen nachzuſpuͤren. 

La Nymphe Erigone, von %. €. Mile 
fer, Penfiswair. Des Herzogs von Wuͤrtemberg, nach ' 
einem Gemälde von N. R. Jollain. Man fieht .. 

bie Erigone nur mic halben Leibe, den- Kopf unter: ,.. 
einen Weinſtock gebeugt. Gie nähert vem Munde: . 
. bie Weintraube, die Bacchus zur Verwandlung: ges... 
waͤhlt, um die Nymphe zu uͤberfallen. ' 
. Eafraiche Matin£e, und£.’Orph&e ruftique. ' 
Ein paar bandfihaften nach "Gemälden vum Caſa⸗ 
nova, von Godefroy geſtochen. 

La jußice divine & la juftice humaine. 
Zwey allegorifche Blätter, wovon das erfte ſchlecht, 
das feste aber in, Übficht der Zeichnung, Kompoſi⸗ 
sion und Ausführung weit befier gerachen ift. - 

Portrait de Boerhave, gezeichnet und ges 
ſtochen von Noel Pruͤneau: in gleichem Format, das 
Diefer Künfkler von Ban Swieten 1771 geflohen. 

Oftober. Amufemens du jeune Age, 
Nach einer Zeichnung. des jüngern Wille von‘ 
Ehevillet. in: junges Mädchen ſchmeichelt eis 
nem DBogel. j | Ä 

. Portrait de Jofeph IL. Empereur & Roi 
des Romains. Das Bild ift in Medaillenform, 
von Dücreup in Wien gemalt und von Cathelin 


seiloden, 
Aa 4 L’Appa- 


376 ° Vermiſchte Nachrichten, 
‚L’Apparition .des Anges aux Ber- 

gers. Auf Zeichnungsart nad Boucher von. 
Bonner, Schäfer, bie bay ihrer. Heerde fchlafen, 
‘werben durch die Engel erwecket, bie bie Geburt 
bes Meſſias ankündigen, ein Oval. (Eben derſelbe 
auf diefelbe Att nach Boucher, ein kleines Schäfern 
ſtuͤck. Eine junge Schaferinn fig bey einem Kins 
be, das eine Taube häls, Ingleichen eine Nayade 
auf ſchwarze Zeichnungsart, auf blau Papier mit 
weit erhoͤhet, von Bonnet nach Natoire. Fer⸗ 
‚mer nach Eagrene'e dem Aeltern, einen Kopf im 
Paſtelart. 

Le Refus inutile. Ein junges Marchen 
wehret ſich gegen einen ‚jungen Menfcen, ber fie 
Füßen will: halbe Figuren in Dval von F. Fli⸗ 
part nad) einem Gemaͤlde von Gh, Careme. 

Bildniß des Mr. Helpetius nah Vanloo 
in a. von ©. Aubin geflohen: daſſelbe in za, 

November. Eolberts unb Boſſuͤets Bilb- 
niffe in Medaillenform von Savart. ie machen. 
die Suite von den Fleinen Mignatuͤren aus, bie 
Fiqvet und Sapart mit fo unendlichen Fleiße gez 
liefert haben. 





Das Bilpniß der ruffſthen Raiferiamvon Dar · 


vid geftochen, nach einem: Gemälde von Mabdemoi⸗ 
ſelle Rameau. 

Lebas hat fein Werk wieder durch halgende | 
Kupferſtiche vermehrte, Eine Landſchaft nach 
Pinaker und eine andere nach Ruisdal beyde aus 
dem Kabınet des Herzogs von Praslin. 


Le 


Vermiſchte Nachrichten: : 377 

Le point du jour ımb une feptieme fire. 
Flamande, beyde aus dem Kabinet des; Duͤe de 
Eojle. Vier Landſchaften nach Werne ‚Le. 


.  Chafleur Hollandois um Meg, von David. 


geſtochen. Le taureau, nad Potter aus dem: 
Kabinet bes. Prinzen von Oranien. 
Coftume des anciens peuples, par Mr. 
d’Andre Bardon. Die ıste Yage in 4. Sie 
beſteht wis die vorigen aus 12 Blatt mit Erlaͤu⸗ 
terungen. Man findet Bier Katapulten, Baliften, 
Sichelwagen, fahrende Thärme und andere der⸗ 
gleichen. Kriegsmafchinen, deren fich die Alten bey 
Angriffen und Verrfeibigungen fefter Plaͤtze ber. 
Dienet. | 
* Huit Sujets de paftorale, auf Zeichnunge⸗ J 
art, ſchwarz/ nach Boucher. 


Neune franzoͤſiſche Bılder, die 
| Künfte betreffend. 
Lart du Relieur doreur de livres, per. 
M. Duden, à Paris chez Sailiunt, in Fol, 
Die Wert macht die Fortfegung von ber Samm⸗ 
Jung ber Kuͤnſte aus, bie Die Koͤnigl. Franzöfifche Aka⸗ 
bessie. veranftaltet. Ber Verfaſſer bar alles ges 
.ſarumlet, was zu biefer Kunſt gehöret, und in 16 
Kapiteln beſchrieben. Vielleicht wäre eine kleine 
Geſchichte bey den Alten bier nicht unan⸗ 
genchtn geweſen | 
. Efläis pratiques. de Geomerrie & Suite: 
de FPArt du Traie. On y traite du devei 
Joppement. des Cönes, de la meſure des ſu- 
as perũcies 


A 


378 RBermilchte Nachrichten. 


perficies coneaves & convexes, de la poli- 


. fetion des angles, de la diviſion des cer- 


cles en parties pairement & impairement im- 
paires, comme auffi en raifon donnee &c. 
Le tout.par une formule graphigne, approu- 


v&e par Mrs. de l’Academie de Rouen. On: 


Y joint de courtes op£rations pour trouver 


plufieurs moy&nnes ‚proportionelles entre 
deux lignes donnees; une reflexionfurl'in- 


ftrument deM. Defcartes &c. Ouvrage utile - 
‚ & neceflaire & toutes perfonnes qui fontuſa- 


ge de la regle & du compas, comme Fac- 
'teurs d’inftrumens de Mathématique, Ma- 


.. * chiniftes, Ebeniftes, Jaugeurs, Marbriers, 


Arpenteurs, Tailleurs-de pierre, Charpen- 
“tiers, Menuifiers, Serruriers &c. avec 108. 
pag. in Fol & 45 grandes- planches en tail- 

e douze, Paris chez Tilliard. M. Four⸗ 
neau, ber bereits die Kunſt des Zimmerwerks und 
bauptfächlih des Schnitte in Holz und Steinen 
in 3 Banden geliefert, giebt in vorſtehendem Buche 
den geometrifchen Zeil feiner Kunft und zugleich 
die Mechode, wie tr babey zu Werke geht, sımb 
worinnen ex.fih von andern unterfcheibe. Es ſoll 


nvoch ein zweyter Theil: nebſt noch einem Theile für 


Die Urchitekturfchäler folgen, wie fie in Zimmers 
werfen bey fehr großen Gebäuden verfabren follen. 
Maniére d’enluminer l’eftampe pofee für 
roile, A Paris chez d’Howry. Eine kleine inters 
‚effante Schrift für bie Liebhaber der illuminirten 
Malerey. Die bier angegebene Methode einen 
Ä en Kupfers 


” 


| Vermiſchte Nachrichten. 
Kupferſtich: zu illuminiren iſt ungefaͤhr folge 
Man macht die Kupferblaͤtter feuchte, um ſie 
glatt auf den Tiſch zu breiten. Moch feuchte 
“on fie auf einen wohl eingepaßten Rahm, fo | 
man das ganze Kupfer in dieſem Vierecke ficht ı 
ſchlaͤgt ben weiffen Rand über den mit Leim 
fheichenen Rahm. ' Wenn alles tracken ift, uͤb 
geht man beyde Seiten des Blattes mit einem I 
miß, der es klar, fauber und durchſcheinend mach 


Man trägt hinter dem Kupferftich die Barben fa 


ber auf. Dann nimmt man einen zweyten Nat 
. zit einer glatt aufgefpannten Leinewand, bief 
ſchiebt man in jenen Rahm, in ben er wohl hini 

. paflen muß. Um den Ton der Farben recht gla 
gend zu machen, fo kann man fie auf der Seiten 
fie aufgetingen Ant, etliche mal mit Firniß uͤb 


Expof icon au Salon du Louvre des pei 


cures, ſculptures & gravures deM.M.del’Ac 


demie royale, 1773. Das Verzeichniß d 
jenigen Gemaͤlde, Bildhauerarbeiten, Zeichnung 
und Kuferfliche, die biefes Jahr im Louvre aus 
flellet worden. 

‘Le Devidoir du Palais Royal, inftrume 
uſſez utile aux Peintres du Salon de 177 
in 12. Ridendo dicere verum.- 

Vifion du Juif Ben Efron, Als de Seph 
marchand de'täableaux, in $. Ä 

Eloge des 'Tableaux expofes au Lour 
}e 26. Aout 1773. Suivi de Pentretien d’ 
Lord avec M. PAbbe ArN Paris 17° 


oO 


j 380 Beemiſchte Nacheichta⸗ 


Dieſe drey Schriften find dern Kritiken Über bdit 
ig der Expoſition angezeigte Gemälte,, bie biefeß- 
Jahr im Louvre ausgeftellet gewefen.  - > 

L’Art de græuer au Pinceau. Nouvelle 
methode plus prompte qu’aucune de celles: 
qui font en ufage, qu'on peut. exocuter fa-: 


cilement fans avoir Phabitude du burin ny 


de la pointe; mife au jauf par Mr. Stapart. 
in 12. à Paris, chez Aumont. Wir können: 
von dieſer neuen Methode Kupfer zu ſtechen nichts 
fügen, da wir das Buch nur dem Titel nach kennen. 
Man rüßme fie aber als Teiche und gefchwind.. 
Die. Dandgriffe follen darinnen wohl und dentlich 
auseinander gefegt ſeyn. 

: LArs du Fabriquant DEroffes de Soic. 
1. & a; Seöign, contenent le devidage, 


de foies teintes & Pourdiflages des chalneg,, | 


par M. Pouler, Deflinateur-& Kehtiqusnz en 
etoffes de foie de la Ville de Nimes, & Paris,, 
ehez Defzins & Sasllantı 1773..230 pages 
ın Fol. avec. 50 d'introduction & 26 granr 
des planches en taille dauce. Dieß iſt Die: 
Gote Lage von den Beſchreibungen der Kuͤnſte, die 
bie Akademie der Wiſſenſchaften bekannt machet, 
und eine der wichtigſten. Man weiß, daß bie 
Kunſt der ſeidnen Stoffe eine der beruͤhmteſten Kuͤnſte 
für Frankreich geweſen. Auch haben ſich die Sabris 
kanten, denen an der Geheimhaltung ihrer ande 
griffe gelegen war, nicht wenig widerſetzet; aber 
bie Afabemie, welche weiß, wie viel die Bekannt⸗: 
ma chung der Künfte Beyechge, fie volllommen zu 
machen, 


\f 


J 


VBermiſchte Nachrichten. 28: 


machen, hat fich nicht daran gekehret. Am Ende 


dieſes er wird noch eine Menge von Kuͤnſten 


angezeiget, die zum Drucke theils fertig liegen, 


acheils unter der Preſſe ſind. Auch findet ſich hier das 
Verzeichniß ber. bereits abgedruckten Beſchreibun⸗ 


gen der Kuͤnſte mit ihren Preißen: fie ſteigen ſaͤmmt⸗ 


lic auf 804 Uv., und machen ungefehr ro. Baͤn⸗ 
dein Folio aus. Wann das Projekt der Akademie 
sesfüllet ſeyn wird, werben ihrer ungefaͤhr noch ein⸗ 
mal ſo viel ſeyn. 

Diclionnæaire vaiſonné univerſel des: Arıs 
«5 Metiers, contenant PHiſtoire, la.Defcrip- 
sion, la Police des Fabriques & Manufsdtu- 
‚zes deFrance & despays etrangers: nouvelle 
‚edition, 5 Vol. in 8. Dieſes nüsliche Wörters 
buch der Künfte und Handwerke erſchien anfaͤnglich 


An zwey Bänden, Man hat es jetzt um bie Mälfte 


vermehret, eine große Menge Artikel hinzugethan, 


und bie vorigen berichtiget. Der Abbe’ Jaubert 


Kat die Muͤhe davon unternommen; Der ste Theil 
“enthält eine Nomenklatur der Kunftwörter aller 
Werkjeuge und Maſchinen nebft Erflärungen: 
Die Subferibenten bezahlen dafür 20 Liv, 

L’Art du Peintre doreur -verniffeur in 


8. 3 Parties par le Sr. Warın. Wir haben die. 


erſte Ausgabe diefes Buchs angezeigt, Jetzt ers 
ſcheint es ben der zweyten vermehtet: zugleich wird 
daſſelbe Buch auf Subfceiprion in Folio mit Kupfers 
ſtichen angefündiget, damit 28 jur Suite der Kuͤn⸗ 
fie dienen kann, die die Akademie der Wiſſenſchaften 
 Kerausgiebt. Die Subſcription davon berrägt 18 ze 

ee  / x . @ 


« 
N 


382 Vermifchte Nachrichten: 


Le Monde‘ primicif analyfe & compank 
avec le moderne, in 4. Bon biefem Buche, 
das in allen Zeitungen auf Subfeription angefündis 
get worben, ift nun der erſte Band erſchienen. Er 
enthält den Sauptentwurf bes ganzen Werks, eine 
Abhandlung über den allegorifcyen Geiſt der Alten, 


und die Erflärung ber Geſchichte des Cronus, 


oder des Saturn, Merkur, und Herkules, nebfk 
feinen 12 Arbeiten, in einem allegorifchen Sinne 
"Betrachtet, als Beziehungen auf den- Ackerbau, 


"ven Kalender und bie barinnen vorfommende Folge 


der ländlichen Arbeiten, nebſt den dazu gehörigen 
Kupfern. Die zwey neuen Vaͤnde, Die unter der 
Preſſe find, werben, der eine die allgemeine Sprache 
lehre, in fich ſelbſt betrachter,und in ihrer Beziehung, 
"nebft der Grammatik der hauptſaͤchlichſten Sprar 
hen, ingleichen bie Prineipien über ben Urfprung 
der Sprache und des Schreibens, enthalten. Die 
Subfeription ſteht noch offen, und ift 6 Livers vor⸗ 
ber und eben fo viel bey Ablieferung jedes Bandes, 


Die neuen witzigen Schriften mäffen toie wegen Man⸗ 


: gel ded Raums aufs nächfte mal verfparen. 


Druckfehler im ı4ten Bande 
der A. B. | 
©. 321. 3. 2, Anflatt einer ganz guten Art lles: 
einem ganz guten Akt. 
Ebend. Note 3- 1. Parlov I. Vanloo. 
©. 333. 3. 2. von feinem Geburthsorte, Camenz 
lies Groß⸗Schoͤnqu, ohnweit Zittau. 
" Mpend. 2, 11. Schiffer lies Schiffner. 


\ Stegifler | 


a —— — — — 


Regiſter. 
Br; 


fehnitt, in der Melodie. | ©, 24 

—— in der. Muſtik. 225 
in der Muſik: ob der einſtimmige Geſang 

dergleichen zum Grunde. babe 206. feine Einthe 


227 
= Mark. Poems, 353 | 
Adam, Robert, and Farnes, the Worksin Archite&ture, 35T . 
Hebnlichkeit, woher das Vergnuͤgen an berfelßen 35. 

ff. entficht aus der Verwunderung 36. f. in welchen 
Bildern fie vornemlich flatt hat, 47. was für eine 
Aehnlichkeit darinnen erfordert werde, 52 
— gefolgerte, | 62 
Agico, Urejbio, f. Brews, 
Aikin, Mils, Poems, 349 
Aikin, F. and A. L., mifcellaneous Pieces in Profe, 366 
Allebreverakt, hat nur einen metrifchen Fuß: mag Bir 
roße Allabrevetakt 
gorie, verliert, wenn fie in Gleichniß vertwandet, 
ihren Werth, und warum, 40. ff. woher ſieihte 
eeöpafeigkeit bat, 45. aus einer guten kann eire 
elende Metapher werden, 47. f. woher für fie die 
Bilder zu nehmen, 58. in dem zeichnenden Kuͤnſten. 
von den allegorifchen Bildern, 65. über den Gemuͤths⸗ 
uftand, den fie vorausfeßen, 64. f. allegorifchen Bors . 
elungen, 66. ber moralifchen Allegorie, 67. ber bigerr 
7. f. 
— fibetifcbe, \ " go f. 
Alt, beffen Sprengel, 230 
Anecdota litteraris, 173. Inhalt bed erften Theils, 174 
Anſchlagende Voten, 230 
— nicht Anfegung, beſſer Fingerſetzung, 223 
Archacolegia, or milcellaneous Tracts selating to Anti- 
quity. Vol. IL 37 
"Arie, obne da Capo, 
Arioflo, Ludovie, f. Hole prächtige Ausgabe von Bade 
ferville in Birmingham, 368 : 
Aufloͤſung der Diffonang, - . 3: 
Ausdrud ın der Muſ.k. > 
18 


a 


Beurtheilung der architeftonifchen bey b 
— ſaͤchſiſchen Kunſtakademie zu Dresden, 
im Jahre 1771. ©. 190 


Ausweichung, 232° 


+ 


Ballen, allegorifches; 69 
Bardou d’ Andre, Coſtame des anciens peuples, 13te 


Page 327 
Barey, Jupiter und Juno auf bem Berge Ida, 329 
Barrett, einige Landſchaͤften von ihm, 329 
Bartoloszi Elytie, nach Hannibal Carvacci, 98. (u 

a avarey| Picot. 


Daß, 

Bank. Gildnß Herrn Banumeiſter Gottfried Wintlers 
nach Graff, 169. Here Profeffor Sulzers nach Graff, 
und Seren don Haller nach Sreudenberger. 1632 

Seanvarlet, Poritait de J. B. Poquelin de Moliere 
nach Sebafl. Bourdon. 

Begiſterung· Unterfchieb "der leidenſch 


f aftlichen und 
‚gemeinen dichteriſchen. en warum ein höherer Grad 


berfelben Allegorien, feltner Metaphern, ‚niemals 
„ri —* | u f 


Be 05 die Alten ſtatt des Elfenbeind gebraucht 204 8* 
‚Belebung, allegoriſche, tie ie fe von der leibenfchaftlis 
dien unterfehieben, 59. 60. wie vielerley Weſen fie 
bringe: 59: f. Deiebung einzeler Dinge und wie 
übertrieben wird, 60. 62 


Serggol d, ein Gartenhaus von ihm . 158 


7 
a. Soverio. Tragedie con la traduzione 26 
Roma ſalvata di M. Voltaire, &e. 138 
Bewundrung, von Verwundrung unterfchlebep, 38 
. DBesifferung, über deren Unvollkommenheit, 235 
.  "Biagi, D. Clemente, Ragionamento fopra una antica ſta- 
ua fingolarilfima &c, —2 — 
Bicinien, nicht gut burch zweyſtimmig uͤberſetzt, 222 
Bild, aͤſthetiſches, was eg fey, und verichiedne Arten der⸗ 
felben,‘ 39. f. im Gleichniffe f. Gleichniſt. Wahl: ber 
Röllber 46. wiefern fleine gu großen Subfekten 
raucht werben koͤnnen, 54. fi 

ee wie vielerley, 

Bilder, goldne, 6. deren Veſchaffenbeit und Kun, 2 I: 


‘ 


\ Regiſter. 
am Eolofjalifche, aus Elfenbein 201. ff. v. Uffenbach geleu⸗ 
gnet, "205. * 
ſammengeſetzt, 206. wie fie verfertiget worden, 209. 
e Haben ſich dazu des Grabeiſens und ber Dreh⸗ 
bank bebienet, 210. wie man ihnen einerley Glanz und 
Weiſſe geben können, 212. ob bergleichen Bilder anges 


nehm ſeyn Finnen, 213. f. wie fie erhalten worden. 


214. 215. 
Bindung, eine Megel baven, 0.236 
Bonnet, Pspparition des anges aux Bergers, nach Bous 

cher, 376. eine Napade, nach VNatoire, und ein Kopf 
nach bem alten Lagreene ebend. ' — 
Bottari, "fe Pajeri 


Boydeli, Jobn, A Colledion of Prints, engraved aher 


the moft capital Paintings in England, Vol, the 

86. Berzeichniß aller darinnen enthaltenen Kupfer, 87, 
Die Befchreibung der Gemälde tft von Eduard Pen 
ny, 91. Sammiung unter dem Titel bes IIL Bandes, 99 


Boydell, Joſias, der Abfchieb des Eoriolanus von ſei. 


ner Samilie, 


329. 
Bracciolini, Seancefco, lo Schermo degli Dei, 180 


Brand, J. Conlcience, an Ethical Eſſay, 338 
Brown, Giv. Diſſ. dell’origine, unione e forza, progreifi, 
feparazioni e corruzioni della poefia e della mulica, 
tradotta — dal D, Piesre Crocchi, a cui fi aggiunge 
la cura di Saule tradotra &c. da Oresbie Agico, 135 
Bruns, Paull. Jacob., ſ. Lisiws, 
Burke, T., der kleine Heyland umarme den Johannes, 
‚nadend und fichend, nach, van Dyk, 335; er Majefty, 
Queen Charlotte raifıng the Genius of the fine Arts, 
nach Angel. Kaufmann, . Ä 339 

DI Bufcader de PlIngenio. | 167. 
Barney, Charles, the preſent ftate of Muficin Germany, 


the Netherlands and United Provinces &c. 361. a 
- general Hiftory of Mufic fromthe earlicſt agestothe - 


prefent Period, c 367 
Ladens, einige Erinnerungen über dieſen Artikel in Sul⸗ 
zers Thesrie, 236 


Caͤſur, nicht Abſchnitt, ſondern Durchſchnitt, 222 
Caimo, P. VNorberto, lettre d’un yago Italiano ad un 
fuo amico, ift vieleicht die Voyage d’Elpagne faiten 
V’annde 1755. &c. 0168 
V. Bibl, XV. B. 2. St. Bb. Cams 


aus vielen Blättchen und Scheiben, 


“ 


Reciſer. 


——— — 239 
Canon; Bortheile "aus Leuntniß deſſelben fuͤr einen 
Komponiften, 238 
Eanot, das Ungewitter, nach Simon de Vlieger, 97 
Cantate, ob fie nicht dramatiſch fen Fann, 3 
En poenda, Antonio. Auszug aus einem Schreiben von 
ihm, 
Capelle, welches eine gut beſetzte, 
Capelli, Oratio Antonio, della Legge di Natura, —* 


Carlietsi, Nieolo, Mtituzioni di Architettura civile, 191 

(Care) Dialogues of Lucian, from the Greek 43 

Eatbelin, &. 3.PortraitdeMr, L. Fof.de Bourbos Prince 
de Conde nach Kenoir, 370, Yortrait de Jofeph I. 
* Empereur des Romains, nach Däcreug, 375 

Charakter, bie Wahrheit der Charaktere in den brama- 
sifhen Werken, erfodert nicht nur in Ausdruͤcken, 
ſondern auch in den Gedanken, Natur, 73 ff, 

Ebevillet, Amufemens du jeune Age, nad einer * 
nung bes juͤngern Wille, 

Chor, ob Choͤre nur in großen Oratorien und —* 
ae zuchber: 239. Mittelſtimmen barinnen, 38 


— das — bes tarfhalis von Sehens bon 
igalle, rabirt, und von Düpsis au 1 
—5 — ein Sartenhaug von ihm, error, 37 


glaufeh, bedeutet weder Caden; noch Schluß, HH 


ipanios, an agreable for a, few Hours, 


Eompofision, wird durch Sag. nicht wohl — 
Compofitionsinftuumens, holfeldiſches. wo eine Fr 


fhreißung und Beurtheilung bavon zu finden, 245 


Eonfonans, 241 
Gontes moraux & manvelles Idylies de D*** & Sals- 
mon Geljher, 39. warum fie der Srangofe verachtet, 
der Deutfche davon m gefchtoiegen, 15 160, über die Unter⸗ 
redung eines Vaters mit feinen Kindern, 101, 8 
Aff. über hen Auftritt mit dem Argteı 
Eontzanunkt, 
Coſway, Richard, bie fliegende Venus und Kupide, 
Bildniß⸗ eine Mutter mit ihrem Soßne, e 329 


wich 


i 


Regiſter | 


Coole, Abraham, Select Works, with aprefsceand Non 
340° 


Crocthi, D. Pietre, f. Brown, 
D- (Dideros) f. Contes morauz, | n 
— Sammlung von kolorirten Vortraien, wo ·La⸗ 


37 
Di Bildniß der ruflifchen Kaiferim, nad) we 


dem. Ramene', 376. le chaileur hollandois nad) 
tiere, le taureau, nach Potter, 27 

Davies, Jobu, poetical Works, 
Dame, poklip. the Mifer and his Miftrefs, nach Sons 
336 


“ ana kann nicht durch Vortrag uͤberſetzt were \ 


p. F le Pont ruine, und le petit Rocher nad 

—— nm von Zingg, 371 
Delatre, ſ. Ravenet. 

Demarcenay, Bildniß des Prinzen von Eugen, nach eis 

nem Modell in Wachs von Kupezki, 973 fi 

Denina, Gtaatsveränderungen von Itallen ſind 


Freunden der Kuͤnſte und Wiſſenſchaften beſenver 


zu empfehlen, und warum — 
De Derichs, Sophonias. deſſen Abſterben, 324. Le ns 
nachrichten von ihm, 


Dichter. ſich in bie Seele des Dichters Gineindenfeny. 


und feine Empfindungen fich zu eigen machen, wie⸗ 
ferne dieß, um an feinen Werten Geſchmack zu fin 


nöthig, . 
— wild, ‘die jeßige Kaiſeriun von Rußland j/ 


ſchwarzer Kun 


331 fi _ 
— —* aniverſel des Artı & Metier 381 


Dietrich. Anficht eines ſchoͤnen Palaſts, geägt 159 
Dienyfi, P „ Laurent., facrarum Vatieanz Bafılicz 
— monumenta &cı cur, Angelo de —— 


77 
Diſſonanz. einige Erinnerungen über biefeh titel 4 


ulzers Theorie, 243 
Diton, the Nabob of Aktcot, nach Ward, 334. Mylorb 
Ancrami in Hufarenkleidung mit einem Trupp Hufaren 
nach Gilpin uiid Eofway, 337 
Downman, ber Tob ber Lukrezie, 229 
Drebbant, die figurirte, > wenn fich die Alten Die 
r 


1 


Kesifter. 
fer zu Bedieuen angefangen, 199. die Art, das Grab⸗ 
eiſen dabey anzubringen, iſt neu, 211. Sammlung 


damit gefertigter Werke, 212 
Dreyklang, 243 
Drary, R. Illuftrations ef narural Hiftory, 366 


Duchesne, la jenne Ecoliere, nach Schönau, - . 370 
-Dudin, l’art.du Relieur doreur de livres,. 377 
'Mbflos, Li. Vue des reltes da Pont, qui condait & la 

mailon de Mèêeénas à Tivoli, und une Cafcade fur 
les bords du Tibre pres de Rome, nach dem ditern - 
Marbier, \ in 369 
Därer, Mbredht, 238. ſchoͤne Holzſchnitte, in Flein Folio 
zur Gefchichte Kaiſer Maximilian der erfien, 323 
Dacan, John, an Efisi of Happinels, 359 
Duncombe, J. f. Letters. , 
Dunkarton, Robert, Paͤtus und Arria, nach 8. YOcH, “ 
33 


Döpnie, f. Cochin. 
‘@öcet, 3. La Peche au fanal, ımb vieux Fort d’Italie, nach 
VWVernet, 369. le patre amoureux nach Berchem, 375 
Duſart, fe Job. Steen. æ. I 


Earlom, Johann Herzog von Richmond, nach van Dyk. 


335 

Edwards, Edward, zwo Landſchaften, mit der Ge⸗ 
ſchichte des Bacchus und ber Ariadne 330 
Einklang eine Anmerkung bep Gelegenheit dieſes Arti⸗ 
feld in Sulsers Theorie, 243 
Elfenbein. über bag Elfenbein der Alten, und bie dar . 

aus verfertigten Bilder, 5. 193. iſt erſt nach dem tro⸗ 
janifchen Kriege in Griechenland bekannt geworden, 

12. ob die Sthonier dantit Handlung getrieben, 18. 
beffen gefchiebt ben den Juden fpdter Erwähnung, 

ale ben den Griechen, und warum, 18. f. und felten 

ben ben ortentalifchen Völkern, ac. woher es zu den 
Roͤmern gelommen, und nachherige. Menge, 21. die 
Kunft es zu bearbeiten ſtieg und fiel mit dem Sefchmadh, 

23. in Statuen 24. deren goldue Bekleidung, f. 

‚ ter der Kunft das Elfenbein zu fchneiben und ni 
- ben, 193. mit andern Materien zu vereinigen, 194. find 
„son den Phoniciren auf die Griechen gelommen, 195 - 
Bearbeitung mit bem Srabeifen, 196. burch bie Dreb, | 


\ 


— 


Wwecgifter. 


Bbank, 198.2 ergänglichfeit des Eifenbeins aor. wie die 


koloſſaliſchen Bilder daraus nerfertiget werden, 202. ff. 


f. Bilder. verfchiebene Befchaffenheit und Sehler, der 
Zähne: Vorzug ber cenlonifchen und achentfchen, 203. . 


ff. tote die Weiffe deſſelben zu erhalten, 212. f. wie es 
vom Schmuß gereiniget, 217. f. ob, durch Deu in in 
Staub verwandeltes, mit Waſſer 


Bildern. gebraucht werden EN 28. deffen —E | 


Kung durch Feuer und heiffed W 2 
Selen von PR Steffan. todtes e2 oildpret 330 


Eng. was unter Diefem Artikel beym Sulyer uortömmt, 


gehört zur Harmonie, 244 
An beroic Epiflle to Sir William Chamber, 361 
A peetical Epiflle io Chriftopher —— ı 348 
Eſchenburg/ ob. Joachim, f. Zoraʒ 
Brpefition au Salon da Louore 1773. nebſt 3 Kritifen | 

1 Bemäldenusftellung. 

The Power if Fancy, ö 363 
Seuer. eine Theorie vom maleriſchen, 128 f. 
Sid, ein baus von ihm, 


Ka ‚, the academic Sportsman : or a a Winerk, 


a, $ ., le Refus inutile, nach PP. Careme, — 

The Regifter of. Folly, 362 

Fofler, J. R. Travels through Sicily and the Part of 
Italy formerly called’ megna Greecis &c, 351 

(Sourneau) Eflays pratiques de Geometrie & Suite de 
PArt da Trait &c, 

‚Senbamensalbeß, oder Grundbaß; deſſen Unnäei- 


⸗ 


245 _ 


G. 
Do Gabriellis, Angelo, ſ. Diony 


Saillard, R. la Feeondite und es KSabon, nach Seans | 


Boucher,. 874 
‚ggleri univerfelle, ſ. Dagoty 

rten. Etwas über been Anlegung unb Verzierung, 

"Ei ſ. auch Birſchfeld. wider die unnarürlichen ge⸗ 

Relten Verzierungen, 255. Grundlage, wie Perg 

fen anzulegen, 258. von ben Verzierungen der⸗ 

ſelben, 260. einige Sartengrundriffe, 133. 146. 


154. und Gartenausfäten, 145. 147. 148. 1593. 
b3 Gartens 





Regiſtet. 
Gartenkunſt. Anmerkungen über bie Schickſale der 
— 254. ff. kurzer Begriff von der Chineſiſchen, 
dreyerley Scenen in den Gaͤrten, ebend. an 


256. 
Bi *3 bei liſchen, 
u Roi Louis, te Bien- ame, 35 


Genen, 369 
Germälpernsfiellang, bey ber Rönigl. Akademie in Fon 
bon 325 
— im Couvre. Expafition da Salon du Louvre des 
ı peintures &tc. 1773, 379. le evidoir du Palais ro- 
yal; Vifhön du Juif, Ben Efron; Elogedes Tableaux, 
pol au Louvre le 26. Aout 1773. ebend. 


e. a. wiefern es erlaubt ſey, füch über bie Geſetze 


IoI 

—5— ſſner, es alsmon, f. Contesmoranx , Perini,. a) 
Geiſer, F er und bie Fiſcherinn, zwo Landſchaf⸗ 
ten na —* dem Vater, 162. Bildniß Herrn 
Hillers, nach 322 
Gibfon, W. E a poetical Elfay, 358 
Giovenazsi, Vi, M. ſ. Linins: della ZRia di Aveja ne 
Veftini ed altri luoghi di antica merhoria, 190 
246 


Stque 
\ Gleichnif. wie von der Allegorie unterfchieden, 41a 


das Bild Barinnen muß intereffant feyn, und wie das 
zu verftehen, 43. baburch müffen feine Empfindun⸗ 
en entgegengefeßter Art erregt werben, 52. f. mie 
Großes mit Kleinem und umgefchet verglichen wer⸗ 
ben kann, 55. woher bie Bilder zu nehinen, 58. f- 
son Dergleichungen unterfehieben, 70. von ben aͤſthe⸗ 
tifchen, 70. f. woher fie entſtehen, 76. den philo⸗ 
fophffchen und wißigen, 72. ff. ob dem Dichter were 
ri ie vet, Gleichniſſe erlaubt, 75. f. veraniafie 
eichwiffe, 
teen, Valentin, Bildniß Johann Bopbelfg, AT 
Goſtas Boydell, 
riechen, machten bie erfieBerfuche der Kunſt i in geritte 
en Mäterien, 9. wie die ihnen bepgelegten koſtbaren 
—* zu erkl ren, 10. über ihre erſten Shi Ta 


5 f« 
Bodafooy, le Temple de PAmour unb la Tour de deux 
Amans, nach Aantara, 371. la fraiche Matinée Pi 
POrphee rußtique, nach Caſanova, R 375 

. ⸗ 


Segifter. 


Gold, Tate She Roops, to conguer, or the Miftakes' 
Night, a Comedy f. 
VBGrabeiſen. beflen Gebrauch ben Ausarbeitung vs eL 
fenbeins, 196. and) anderer Materin, 197 
Grofe, Francis, the Antigaites of England and Vi 
“etc, 
Grundbaß, ob er ſo wichtig ? ſeine —2 
nicht neu, 33 f. 246 
| Guafeus, France. Eugen. non ente editum Vernahe an 
' rariam . 
Ä lielmi. geſerten und Veſchluß feiner Behensie 
| X reibung, | 324 


Barmonie. urthel über dag Rameaniſche Syſtem derſel⸗ 
ben/ 226.247. Mangelhaftigkeit bed Sulzerifcben Arti⸗ 
kels hiervon, 247. die Verwechslung derſelben iſt 
lange wor ihm, ſogar ben Griechen und Lateinern, 
befannt geweſen, 223 5 

Sr Fldrry GBylove, or Comedie in Emb | 

Hodkkins, Tbomas, the orgin ufrhe Engli Drama, - Ir 

Berkulanum, ber angekuͤndigte 6te Sand iſt nichts, als 

der Catalogus des Bayardi ꝛc. 

The — uines pf Hereulanum, translated from Le 
Iahatı by Thomas Mettyn and Jobe Lestice, Vol. 1. 


Zermann. bie "Errichtung der Trophäen Hermennd, 
ein Gemaͤlbe von Herrn Tiſchbein, z138 
sefiodtis, ein ſpaͤterer Schriftſteller als Homer, 14 
eyne, Chr. ©., f. Elfenbein. 
re & Anmerkungen über die Laudhaͤuſer 
und die Sartenkunft, 259 
Hiftoria eine de Efpane, von p. Rafael, une 


edro Rod 
wWöbzer, eine Gartermusßicht eines großen Königl. er | 
(Bone), Alonso, a Tragedy, 264 


Homer. Etwas von denen von ihm angeführten koſt⸗ 
baren Bildern, 11. deffen hiftorifche Glaubwürdigkeit, 
12. über eines ſeiner fehlerhaften Gleichniffe, 53. f 

wird wegen eines andern vertheidiget, 36, ſ. auch 
Miecpkerjon 

Heel, 


-» 





-- Begifker. 
Heols, Jobo, Orlando Furiole, twanfjated from che 
Italian of Lodovice Ariofle, Vol: I 
. an die Piſonen — an bon: 
oimmentar und —— — 
ES bhandlungen von R 
en ubert ſetzt, und mit eignen —æ— 
. Joach. Eſchenburg, 262. Beur⸗ 
— —* Schriftfieller, 251. 282, 
Plan der Epifteln an bie Piſonen, nach Deren Hurd’s. 
—— Pr bie an ben Auguftug foll —e — 


ſchter feiner Zeit ſeyn. 269. 
— ben —* — 
en Herrn —— W über beyde 270. 4 
zn Ging 1 vn ya. 9 
Howerd, Gorges ‚ the Siege of Tamor, a Tra- 
gedy, | 342 
Hegber, " Gobn, f. Lessers. 
Hurd, R., f. Horas. 


uch, Ernſt Ludw. Dauiêl, luterfchieb ber freven 
mechanifchen Malerey, praktiſch erlläre, a2 


- Saubert, Abt, f. Dißionnuire aniverfel (Ic. 
Jeraiugbam, Ealdoni and Tereſa, aPoeu, 3 
en Maniere d’enlamnier VEſtampe 2 
ur toile 
Ingouf, la File confule nach Gera, Bi; 3, Tom * 
nes, nach einer Zeichnun Bon m jungen 
Intervall. biefer Artitel iſt ulzer ung 


De Jode, Arn. ber Kleine 33 der —— 
umarmt, nach van Dyk, 

Johne, ein von ihm inventirtes Eckhaus auf ein einem übe 
ungleichen Plage, 144. zween Grunbriffe uud-a An⸗ 


chten gu einem Landhaufe, geaͤtzt 1359. 

— Lecture, * 163 

Juärte, Juan, Gramatica Cattellana &c. 167. 

An men. ‚Hannibal ſchwoͤrt den Roͤmern ige 
in 


Juden. warn bey ihnen der Gebrauch bed Eifenbeins 
aufgefonsmen, 18. woher fie «8 erhalten, 19 fi- 


lundura, 


Regiſter. 


‚Inntlare, sslide. Ertlaͤrung dieſes Worts in Zorazens 
Epiſtel an die Pifonen, 263 f. 


BR. 
Kammſetzer, ein Garten auf einem abhängigen Boben, 


von Bruchſtuͤcken, geäßt, 


. 159 
Kaufmann, Angelika. Telemach am Hofe zu Sparte. 
erkarat; Trenmor und Imbaca, 330. ein griechifches 


Branenzinmer bey ihrer Arbeit; eine beil'ge Familie; 
dag Bildniß einer Dame mit ihrer Tochter, 331 
Keste, George, the Monument in Arcadia, a dramatie 


Poem. : 345 
RKlaß, derjängere, eine Anſicht alter Bruchftücken, 158 
RKoͤpp, Wolfgang, ſechs Heine rabirte Landfchaften, 324 
Ropp, ein prächtiges Bartenhans von feiner Erfindung, 


15 
Krubfacius, ein don ihm erfundner großer arten, 


133 

Kunſtwoͤrter, wenn deren Ueberfegung nicht nöchig, 
220. f. muſtkaliſche: über bie Ueberfehung einiger in 
Sulzers Theorie, 222 
Bunze, Grund⸗ und Stanbriß eines Stadthauſes auf 


einem unfdrmlichen Plaße, 159 
Kupferftiche, f. auch Illuminiren. 1860 
— re 322 

— — engliſche, 95. 33% 
— — franzöffche, | 369 


Landhaͤuſer. kurze Geſchichte ber roͤmiſchen, 249. f. 
deraͤnderter Geſchmack, 251. 252. ob der von Lud⸗ 
wig dem XIV. eingeführte, fo dorzuͤglich, 252. allge⸗ 
meine Borfchriften über die Anlage, Baufunft und 
VWVerſchonerung derfelben, 253. etwas von der Ausſicht 


ebend. die geraden Zugänge 253. f. die Yuszierung 


. mit koſtharen Antifen, Gemälden, ꝛc. 254 
Langborne, the Origin of'che Veil, 


350 
Language, of the Origin and Progreſs of Language, 


S.angwagen, bie Hofſeite eines prächtigen She 
152. zwo Anfichten von Landhaͤuſern, geist, 159 

B-.aurent, P. le paflage du Bac, nach Berchem, und ie 
Repos du Berger, nach Koutherburg, 


370 
Xaurie, R.yabard Gale, und a Squall nach Vernet, 336 
Ge Lebae 


154. gen kleine Sartenhäufer und zwo Vorſtellungen 


D 
— 


Regiſter. 


Aebas, vier Lanbſchaft nach Pinaker und eine pe 
Ruisd 

—— warum der Menſch die Leidenſchaft licher 
durch Bilder, als Worte a usdruͤckt, 823f. 

Lekain, Henri Louis, beſſen Vortrait in der Rolle des 
Gengiskan, 369 

AEmpereur, le Prefent du Berger, nach Boucher, 
und les Sermens du Berger nach Pierre, 371f. 

Letsers by feveral eminent Perfons deceafed, includin 
ihe Correlpondence of Jobn Hugber; &c. 356, 3 
;uncombe hat fie herausgegeben, . 

Lettice, John. |. Herkulanum. 

P.eocgue, Le Reveil, nad) Bouch 7 

Ping een, Portiaitde F. A,M. en Rancenri, Adtrice, M 
der. Rolle der Moyime, nad) einer Zeichnung san 
Sreudenberg) 

Kisseratur, fpanifche. einige Nathrichten babon, 164 * 

Lisii, Titi, Hiſtoriarum Libri XCI. Fragmentum a. 

. erw defcriprum &recognitum a Vito M. Giodenegzio, 

Paullo Yacobo Bruns. &c. ace. ejasd. Giovenoxæii — 
lia, 


Lohſe, ein von ihn angegebenes auf zwo Gaſſen — 


gehendes 2 Haus auf einem unförmlichen Bezirke, 148 

B.ucian, ſ. Care’ . | 

The Macaroni, a Comedy. 363 

Matpberfon, James, the Iliad of Homer wanfieted, 359 

Magnan, Dominico, Mifcellanea numilmatica, &c, 
Tom, il, 


| 170 
Manier, der. Maler mit dem Geſchmacke derglichen, 115 


(de Marco, P.) il fluido elettrico applicato a ſpiegare 


i fenoMeni della narara, 179 
Mariott, The Jefuit, an alldgoricat Poem, ‚343 
Mormor, ift Don Zeit zu Zeit vom Schmuß zu Br 

218° 


Martyn, Thomas, |. BSerkulanum. 


Maſon, Aeneas Landung in Stalin, oder ber alle. 


gorifche Morgen des rdmifchen Reichs, nach Elaude 
Lorrain, 94. eine Landſchaft nad 3 Juccarelli, 334 


- Maſſard, la Trucbe raſſec, nach Greuze, 


Mauermeiſterſtuͤck, worinnen es eigentlich beſteben fo fl 


mechau. awolf Hleige radirte Landſchaften Bon de 
Erfin⸗ 


— — — — — 


’ 
f 
} 


% 


Negiſter. 


’ 
” 168° 
rl Franciſco, Gefchichte ber Boadicea, 331 
Mierapber, was fie für ein Bild erfordere, 46. weitere 
Erklärung darüber, 49. aus einer elenden kann eine 
gute Allegorie und noch beſſeres Gleichniß gemacht 
werben, 47. f. was fie für eine Aehnlichkeit erfodere, 
gl fol am fparfamften gebraucht und am kuͤrzeſten 
handelt werden, 51. f. mo die Bilder herzunehmeu, 57 
Mingarelli, Jon. Aloyfi, de Pindari Odis coniecturae, 179 
Le Monde primisif analyl& & compared avec le oe 
raoderne, ıtee Band, 

Moͤnche, waren big zum XIL Jahrhunderte gar ie Ä 
‚liche Glieder des Staatg, 251 
Moore C., Ehiron und Achilles, 331. Daͤdalus und 
Ikarus, 332 
Mo, Miß) the Search of Happinefs, 355 ° 

Mofer, Moria, given ſchone Blumenſtuͤcke, 
rolle % 3. €. la Nymphe Erigone, nach V. R ‚Sole 
in, 375 


(Mlarpby) , Alzuma, a Trageäy, 364 


VNachabmung. Zurd's Abhandlung über bie poetiſche 
278. und die —ãA derſelben, 280. wiefern die 


ganze Poeſie Nachahmung, 278. originale und fopir- 
En . 279 
über Kamlers Nachahmer, 309 
Nachrichten, vermiſchte, | 161. 3t2 


Negro, the dying, a pvetical Epiftle, 340 

Noertbouck, Jahs, a new Hiflory of London, 342 

Note cambiste, Bu | 230 

(®brien) the Duel. 351 

Oderici , Gaſpar. Aloyfi, Diflertationes & Annetationes 
in alfquot ineditas veterum inferiptiones, & Pi 
ſmate, 

Gel, wie ſich die Alten deſſen zu Erhaltung der fen 
beinernen Bilder bedient, 

Order, the Love of Order, a noetical Eſſay, 1 

Orlandi, Orazio, Ragionamento fopra un? araantica, 186 

Oxiryncbi, ein aus den Eingerweiden dicfer Fiſche ge- 
fertigter Leim iſt zu Verbindung des Elfenbeins ge- 
braucht worden. | 215 


p. 
The Panthionites, ru dramatic Entertainment, 363 
€ ca Parnaſo 


J 


Regiſter. 


= Barsafb. FEſpauuol, eine Sammlung ſpaniſcher Dichter, 
1 


6 
Pallerius, Jo. Bapß. Picturæ Eırufcorum in vafculis Vol.. 
U. 169. vite,de’ pittori, Scultori ed Architetti, cbe 


hanno lavorato in Roma &tc, 384, die Anmerkungen 
And von Bottari, ebend. 


‚ The Paßons, perlonify’din familiar Fables, 347 
Daftellmalerey, f. Rufel, 
huit Sujers de Paflorale, nach Boucher, 377 
Patour, J.A., deux voes des environs delaRochelle, 
. nach CAllemand, 370 
Paulet, Part du Fabriguant d’Etoffes de Soie, 380 
Paufe, Anficht eines Gartenhauſes, 148. Grund» und 
Aufriß zu einem fleinen ſehr fchiefwicklichten Haufe, 


das auf imo Gaffen Eingänge hat, 150 
Penny, Eduard, f. Boydell.. 
Perini, Gislie, il primo Navigatore, Selim Selima. 
Poemi tradattı dal Tedefco, 1386 
Perfons. Nec quarta loqui perfona laboret, wie es beym 
Soraxz gu verſtehen. 272 


a Differtation of the Phaedem of Plate. 367 
Ondoerra:, warum die Nachkommen bed Phiblas (6 
genennet, 218 
Picot, ſ. Ravenet. Nymphes au Bain, nach einer Zeich⸗ 
inung 3. Barrolett, und Cipriani. Die Figuren find 


von Bartolozʒi, 337 
Pindarus, ſ. Mingarelli. 
Bitreelin, Standriß eines Stadthaufeg, 257 
izzi, Giovscchise. Ragionsmento fulla tragica e comi- 
- ca Poelia, 185. Dißertazione fopra un antico Cameo, 
etc. 128 
Plaselli, Autonio, delPOpera in Mufica, 19x 
dr f. Phaedos eines Engländers ſeltſames Urtheil bon 
m . 307 
Plausus, ſ. Warner. 


Poemi Eroico-Lomiei Isaliemi. 180 
Poeſie. Hurd’s —* uͤber den Begriff von der 
poeſt uͤberhauyt, 273. —B Anmerkungen 
aruͤber, | 274 
— dramatiſche beren Gattungen und Eigenfthaften, 277 . 
eoram, Popule beym »Hora3, gebt auf bas Chor, 27T 
Porporgti, Sulanne au Bain, nad) I. B. Santerre, 
j a1 
| \ | sbe. 


⸗ 


Regiſter. 
she Prince of Tunis, a Tragedy, 020039 
Prüneau, Voel, Portrait de Boerhave, nach elgner Zeich⸗ 
nun 37 
de la Puente, Pietro Antonio, Viage de Efpanna, 168 
Pye, Heine Landichaften, nach verfchiedenen Meiftern, 


un 333 
Rafael, f. Hiforia Ietteraria, , 
di S. Rbafael, Conte, Verſi Sciolti, „ago 
(Raffsi, Stefano) Saggio di oflervazioni fopra un Bafio- 
hirievo erc. “ 7 


173 
Ramler, Karl Wilh. Lyriſche Gedichte. Fortfeßung, 283. 
"aber fein philofophifches Genie, 283. ff. ob er origi- 
nal und ein Genie fey, 284. wie er ben Horaz genutzt, 
285. iſt der wicberaufgelebte Horaz, 286. wie das zu⸗ 
gehe, 287. Merkmale eines aͤchten Genies; aus der 
Ode an Delien, 288. f. über die Situation, 289. je⸗ 
ber Zug darinnen iſt innig und welentlich, 290. über 
- die Dde an Roden, 292. fie enthält alle wefentiiche 
Ideen vom Künftlerftolge, 293. f. von ber Bortreflic 
keit und Richtigkeit feiner Philoſophie, 301. 303. uͤ⸗ 
ber die Ode auf den Tod des Prinzen Heinrichs von 
Hreuffen, 301. f. Er iſt fein Schmeichler, ſondern 
lobt nur, was lobenswuͤrdig: Beweis aus der Rede an 
dem 60, Geburtstage des Koͤnigs, 304. 305. ff. üben 
feine Rachahmer, 4 309 
Ranieri, Luigi, la coltivazione dell'Anieo di Arnerio 
Laariffeo. | oo. 192 
Ravenet (und Delatre) der gute Samariter; nach Bo⸗ 
gertb, 91. (und Picot) ber Teich Bethesda nad) 
demfelben, . 93 
Reim, ob er ein wefentliches Stück ber Poeſte? Herrn 
urd’s Gedanken davon, 274. Erinnerungen Deren 
. Efchenburgs, - 276 
Reinbold, Chriſt. Ludwig, das Studium ber Zeichen⸗ 
kunſt und Malerey fuͤr die Anfaͤnger, nebſt der Ter⸗ 
minologie, rc. 112. Fehler im Verzeichniſſe ber Ma⸗ 


ler, | | 116 $. 
Repoſati, Rinaldo, della Zecca di Gubbio e delleGefte 
de’ Conti e Duchi di Urbino Tom. 1. 171 
Rettig, ſoll zur Glaͤttung des Elfenbeins geſchickt ſeyn, 218 

Reynolda, Joſua, Geſchichte bed Ugolino, 332. a Dif- . 
courſe delivered to the Students of.the Royal Aca 
3 _ demie, 


x 


' Regiſter. 
demie, etc, Dec. 77 
Richardfon, — Works by his Son Mr. J. * 
chardſon, 
Riedel, will Winkelmanns Geſchichte der Kunft, pe 
ausgearbeitet, nebft Kleinen Auffägen und Briefen her⸗ 
. ausgeben, 323 
Ritter, ein Garten am einem gelinden Abhange, 151 


Ritterbuͤcher, ſpaniſche. Nachricht von einigen Sams 


lungen, und raren Stücken, 67”) 
de la Roche Aimman, Charles Antoine, Cardinal F beiten 
Portrait, nach Rosliu, 3 

Rode, die drey Par zyen und. Hagar in der Wüften, n 

- eigenen in Leben 

Rodeigues, f. Hiforia listeraria, 

Roufiel, M. T. le Jour und Ja Nuit, nach Zeichnun⸗ 
gen von Jac. Deſove, 369 

Ruffel, Jobn, Elements ofPainting with Crayons, 119 

Ayland, W. Antiochus und Stratonice, nach Peter von 
Cortona, 96 


&.. 
che (entimental Sailer, or St. Preux to Eloife, 364 
Seine-Aubin, Pa d’Alcxis Piron, nach einer 
Zeichnung von Cochin, 370. Bildnif dee elvetius 
nach Vanloo, £ 37G 
Sammlung von Aupfern auf Tuſchart, von einem 
Kiebbaber, erfte und zweyte Lage, >73 
Sarcone, Michele, Theodofio il Graside, Tragedia, 189 
Savart, Colbergs uud Boſſuets Bildnis, 376 
Schäfergedichte. woher dad Gefallen an benfelben 2 pi 
re, 266. Veränderungen, bie es gelitten, .. 
Scheel. Ein Sarten, nebft Schloffe und dazu scher 
gen Gebäuden, 146. und der Gartenausfiht, 147 
Schellenberg, ein Sartenhaus von ihm, 158 
Schifabtt, der Phonisier und Griechen. 14 ff. 17 


Schmugen, Bildniß des Fürften von Kaunitz, ein ai | 


ſtuͤck, nad) J. Steiner, 

* und Scalpere. Gebrauch biefer Worte bey den 

. Alten 

Seeraͤuberey. ihre ehemalige Verbindung mit der. Hand» 
16 


.- lung, 


Serie degli Uomini i pin iltafiri ‚nella Pittara, -Scultora 
6 Architetturg etc... Iomo. J 182 
Spabrmann, ein Gartenhaus 1136 

75 ve. Spilse 


groͤße gefertigten Gemaͤlden, 327 u 


Regiſtet. 
Spilsbury, P., Thalia, nach Angel. Kaufmann, 239 
Sprache. bag Berhälniß verſchiedner Sprach sim 
eim, 

tina, die Haut dieſes Fiſches ſoll sur Slättung ve 
Elfenbeins dienlich feyn, 33 

Stapart, ’Art de graver au Pincem, 
Statuen. von deren Erfindinig, 24. f. von Elfen 8 
4 26. des olhmpiſchen Jupitets in dem Hayne Ale 


j8, 37.7. der Minerva in dem Parthenvn zu Auf 


then, 28. f. vonder erhabnen Arbeit aufderBafe, 30 


Stren, Job. hat eine dem Dufart im XII. Bande, 


&. 170. zugefchriebene Converſation gemalt 
Ssockdale, — f. Waller. ge 34 
Stubbs, J.the Horſe and. che Lion, undthe Lion and 
- the Stag, nad) G. Sembba, ,: 


CE 
Buber, Job. Beörge, allgemeine Theorie ber. thimen 


Künfte. Erfter Theil, 32. warum er bie alphabetifche 
. Dromung gewählt, 32. ff. Anmerkungen über einige 
. äftbesifche ttikel. 35. ff. dergleichen aͤber die muſikali⸗ 
en, 220. ff. einige in dem Buchſtaben A. ausge⸗ 
aſſend | 233 


T. 
ermnann, Erfindung eines vdandhaufes, 157 


| 5* ber alte Mann mit feinen Soͤhnen, nach Sal⸗ 


vator Rofa, 93. fol vielmehr Demetriug und Protas 
goras fenn, ebend. 

* lemoches, the aurentures of, tranllared in to pP 

: Hfh Verfe etc, Book], 

Chore der Traͤume. warum das eine von Elfenbein, 

- dag andre von Horn, 196. 197: *) 

Thron, über Salomons elfenbeinernen, 19.25 fi 195 


“ Tirabo[chi, Girolamo, Storia deila Letteratura [al 


T. Le 
Tiſchbein, Joh. Beinr. die Errichtung der Ertl 
Hermanns, 
Tornus, Tornare. Gebrauch dieſes Worts bey den le 


ten, 199 
The Tryal of dramatic Genius, 


358 
- Türk, ein Weberfiuhl nebft allem Seräthe in einem gen» 


" metrifchen Riſſe, 
Turner, Muſidora, aus Thomſons Jahrsgeiten, 332 


U. V. 


Regiſter. 


nn uvm. — * 
Velazqueʒ, Luis Joſeph, einige Nachrichten von beffen 
Leben, 164. Abfterben und Schriften, 165 
Verlohren, Anficht eines Hauſes nad) bem Sarten, 253 
Verwundrung, f. Aehnlichkeit. darauf foigt die Be⸗ 
wundrung, 38 
Vivares, Ebho. eine Landſchaft, nad) .$. Juccarelli, 
334. Venus attired by the Graces, nach dem aͤltern 
paiel, hat die Landſchaft geſtochen, bie Figuren find 
von Bartolozʒi. 336 
Velsaire, ſ. Bettinelli, 


‘ . 

Walker, Wilbelm, Ilaac blefling Jacob und Jacob wa 
. rering, Rachel’s Flocks, nad Trevifani, .- 334 
Waller, Edmund, ıhe,Works. To which is prefixed the 

Life of ıhe Author, by Percival Stockdale, 

arner) 'Comedies of Plautus, tranllared in to fa- 

miliar Blank Verfe. Vol. II. IV. 354 
Watſon, I. Lady Broughton und die Gräfin von 

Garlidle nad) Reynolds, — . 338 
Wechſelnoten, 230 
Weſt, Benjamin, Agrippina, von ihren Kindern umge⸗ 

ben; der fterbende Epaminondas, 332 f. berfterbende 

Ritter Bayard; die erfle Unterrebung Telemachs 


mit der Calypſo; Chryſes, Priefter des Apollo; die - 


. Hole der Verzweiflung, 333 
“ Wheatley, Pbitlis, Poerms on various Subjedis, religious 
and wmoral. 353 
Wien. Subferipfion auf einen großen Grundriß und 
perfbeftinifchen Aufzug von Wien, ſammt bein Vor⸗ 
fädten, ‚ 323 
Wille, J ©. lebons Amis, nach Oſtade, 373 
Winkelmann, f. Riedel. 


Woollet, römifche Gebäude in. Ruinen, oder der alle⸗ 


goriſche Abend des römiſchen Reichs, nad) Elaude 

P.örrain, | Ä 98 

Worte, alte, wie-ihnen eine neue Miene und Wendung 

su geben, DE 264 

Wyıne Jobn Huddeflone, Evelina, a Poem, 263 
3 


Beichenkunft, wie fie von der Malerey unterſchieden, 
113, verſchiedne Arten derſelben, 


| 114 
- Seiten, dieſes Wort kann nicht für Takttheile gebraucht 
— 224 


werden, 


23 


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Chedswicchı dei. 





Wiſſenſchaften 


Neue Bibliothek 


der ſchoͤnen 





der frehen Kunſte. 


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Sechehnten Bandes Erftes Stck. 


Leipzig, 
in der Dyckiſchen Suqhandluns. 
1774 


et \ 
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”. 


© 


PR} 


I. Rebe bes Hen. Raynolds, Praſidentens der En⸗ | 
glifchen Königl. Malerafademie, an die Schuͤ⸗ 


- ler derfelben bey Ausgpeilung der Dreiße im. 
I. 1770 den 14 December. u. 


II. Anmerfungen über die Necenfion der * ge- 
nerale im ı3ten Bande ber neuen Vibliothek 
der S. W. 24 


II. Bon ber Uebereinftimmung ber Werke ber 
| Dichter mit den Werfen der Künftler , nad) 


dem Englifhen des Hrn, Spence bon Jo⸗ 
ſeph Burkard. 43 


IV. . Profen und Gedichte über die Bildenden Kuͤn⸗ 
ſte, von den Hoͤrern der ſchoͤnen Wiſſen⸗ 
ſchaften im Thereſiano Öffentlich abgeleſen, sı 


V. Burkes philoſophiſche Unterſuchung über den 
Lefprung unfrer Begriffe vom Erhabenen 


‚und Schönen. _ | 53 
"VI. Joh. Geo. Zimmermann, über die Ein, 
ſamkeit. 69 


| VII. Pindari Carmina cur. Chrsf}. Gottlob 
Heyne. 88 


VI. Die Werke bes Horaz, aus dem ateini⸗ 
3 ſchen uͤberſetzt: Erſter Theil, welcher die 
Oden enthaͤlt. | - 8 


| 1X, Vite . 


= 


Inhalt. 


IX. Vite de? Pittgri, Scultori ed Architetti 


x. 


ren. 229 
Haid, Portraits. 130 
Andere neue Kunſtwerke aus Wien, Drop Ber⸗ 

lin. 131 
Dresden. Studium Inuentutis C. Xlen- 

gek 132 
Boetius: vergnügte Geſellſchaft augsburgi⸗ 

ſcher Künftter. 132 f. 

_ Abiterben Herrn Dietrichs. | 133 
Lapzig Gelierts Monument in Wendlers 

Garten. 133 f. 
Desgleichen in der  Jofannisiche 136 


l 


Sc, da Giambarifla Paſſeri. S. 102 


Schreiben über die Ausſtellung der. Afademie 
der bildenden Künfte u Dresden, bei g 
März 1772. u2 


| "XL Vermiſchte Nachrichten. 


Deutfihland. 


Erlangen. Walthers ẽherxſihe 
und II, Lage. 
Augsburg. Kidingers sung: von —* 


Copenhagen. D, Eramers Bildniß. 137 


Litterariſche Nachrichten aus Italien. 
Rom. Oſſervazioni ſopra alcune pittu- 
re in vetro &c. da Monſ. Maria Guar- 


Yacch. 138 ' 


‘ Hortus 


N 


An tn 


_ Hortus Romanus, fecundum Syfterna I. 


P. Toirneforen a Nico Martellio, 


©. 138 
Palermo. Torremuzza IV, ‚ Aggiupra alla 
Sicilra Numifmatica. | 139 


Modena. Storia della Letteraturs Icalia- 
‚na di Görolamo Tirabofchi, T. TI. ebend. 


Rom. Dell’ Edifizip di Pozzuolo volgar- 
mente detto il Templo di Serapide, 140 


Perugia. Delle città d’ Italia e füe Mole 
adjacenti &c, da Casfare Orlandi, ebend. 


“Parma. 11 Prigimiero, Comedia del 


“ Sgr. Marchefe Francifie. Albergati. Co- 
' pacelli &c. La Marcia, Comedia del 
Ser Abate Francejeo Merruchi, &c, 

141 

Rom. Bruttia Nuimfmatica &c, a P.Do- 

minico Magnan. ebend. 


- Raccolta di Lettere fulla Pittura, Seultura 


ed Architertura, Tomo VII, 142 
Offervazioni di varia erudizione, ſopra 
un Cameo antico rapprefentante il Ser- 


pente di bronzo efpofta da Orazm  . 


. Orlandi, 0.270.143 


Florenz. Lettere medite di Vomint illux 
ſtri, ebend. 


| Bologna, Favole ſettanta Efopiane con, | 


un difcorfo, 144 


Inhalt. 


Per la ſolenna diftribuzione de’ Premj 
agli Studiofi di Pittura, Scultura e Ar- 
chitettura deli’ Academia Clementina, 
Orazione recitata nell’ Iftiruro delle. 
Scienze dı Bologna, ebend. 


England. 

Neue Kupferftiche, 145 

Reue Schriften: 

The Plays of William Shakefpeare in X 
Vols. &c. by Sam. Johnfon and George 
Steevens. | ©. 153- 

Poems by Mr. Jefferfon, | 154 


Didtionarium Saxonico et Gothico Lati- 
num. Audt. Zdwardo Lye. &c. ed. &c: 


Owen Manning. ebend- 
The Fair Quaker: or the Humours of 
Navy cc. Ä 155 


A Tranflation from thee Greek inta En- 
glifch Blank Verfe of the Tragedies of 
Euripides; v. D. Edw. Haarwood. 
ebend, - 

Sala, a poetical Romance, 156 

Thee School for Wives, a Comedy, ı 57 


Henry the Second: or the Fall of Rafamend 

a Iragedy, ebend. ’ 
An Epiftle from Obeira, Queen of Ota- 
heite to Jofeph Banks 158 
“ u The 


Inhalt. | 
Thnhe practical Builder, or Wörkmän’s 
| General - Alſiſtant "by Wwilliom Zr ’ 
ebend. 
The Carpenter’ s Treafüre &c. ehgraved. 
— from she original Drawnings of 
21 N. Wallis. «bend.- 


: 
' 


.Setbona: 4 Tragedy, ebend. u u, 
:: Foimeipbstical Works 6f .che:lare W7llkem 
”-i Dunkn, Volk - S. 159 


The Minof Bafınefs, a Gomeiy, by&or- 
x ge.Colman; ebend. 
Nupeial Elegies, =: F 1260 

" Codrus, a Tragedy, ebend. — 


Shalceſpeare's Plays, as they are nat. ger er- 
formed ar the Theatres Royal Int 
don &c: ebend. 

Poems by Dr. Roberis of Eton Coliege. 

161 

Plays and Pooms by William Whischpad 
a Vols, ebend. 

The Hiftory of Agathon by Mr. C. ‚M. 
Wieland. 'Tranflated from the German 
Original 162 

Saint, Thomas’s Mount , a Poem. Writ- _ 
ten by a Gentleman in India, 163 


Faith, a Poem, ebend. 
*23 Richard 


Inhalt. 
Richard Plantagener, & legendary Tale, 


by Mr. Hul. | eben, 

“" Lyric Poems, devotional and moral, by 

‚Tb. Scoft. 164 

— md. 

an, Frankreich. en 

Neue Rupferfiche et 164 
Neue wigige Schriften. Ä 

ı- L’Inoculation, 'Boeime en EV, Chants par 

..ı Mr. PAbbe Roma. _. - 167 


-,.Vie. du Dente,) :avec une Notite de fes 


ouvrages, par Mr. de Cbabanen. 168 


c\ Ode⸗ d’ Horace, traduites en Vers fun- 
gois &c. par Mr. de Chabanon de Mau- 


gri is. ebend. 
 Hiftoire naturelle de Pline ,. waduite en 
“ Frangois &c. TomeVL._ . 169 


ri des Tableaux, expofes au Louvre 
‚de 26. Aout 1773. Tuivi de l' Entretien 
“ un Lord avec Mr. P Abbe A. . ebend. 


Bibliotheque grammaticale ‚abregte &c, 
„par Mr. :Changeux. ebend. 
art du Plombier-Fontainier. 170 
Supplement à l’Art du Peintre, Dar, 
‚‚Verniffeur du Sr. Watin. 


' 


; Masrrog zur Anzeige von Dietrichs ode Ä 


S. 133. 171 
I. - 


- I. Rede 


€ 


u 
Rede des Herrn Reynolds Praͤſidenten der 


Engliſchen Koͤnigl. Maler Akademie, 


am die Schuͤler derſelbigen bey Aus—⸗ 
theilung der Preiſe, im Jahre 1770. 
den 1 ten December: 


Meine Herten, 


iſt nicht Teiche, zu fg vielen Schülern, die 

an Alter und Stufen des Tortganges i inder 
Kunft fo verfchieden find, auf eine einem jeden ans 
gemeſſene Weife zu fprechen. Die Seele verlangt 
eine ihrem Wachschume gemäße Nahrung, und 
was ihre frühern Kräfte befördern Eönnte, hindert 
fie vielleicht, wenn’ fie fich der Vollkommenheit zu 
naͤhern anfaͤngt. 





Die erſten Bemuͤhungen eines jungen Mas 


lers, wie ich in einer vorigen Rede erinnert habe, 
muͤſſen auf die Erlangung einer mechaniſchen Fertig⸗ 


keit gerichtet ſeyn, und ſich auf die bloße Nachah⸗ 


mung des vor ſich habenden Gegenſtandes einſchraͤn⸗ 
ken. Denjenigen, die ſchon uͤber die Anfangs⸗ 
gruͤnde hinaus ſind, iſt es vielleicht vortheilhaft, 
über den Rath nachzudenken, den ich ihnen eben⸗ 
falls gegeben habe, als ich ihnen empfahl, die 
Werke unſerer großen Vorgaͤnger fleißig zu ſtudi⸗ 
ren: aber zu gleicher Zeit warnete ich fie vor einer 

N. BibLXVLB3.1.8S. 42 blin⸗ 


72. 


6 Bon der zu genauen Nachahmung 


Blinden Linterwerfung in Abſicht auf das Anfehen 
eines einzigen Meifters, To vortrefflich er auch ſeyn 
mag, oder vor der zu fflavıfchen Nachahmung feis 
ner Manier, Tisch fege ige noch Hinzu, daß bil 


Natur ſelbſt nicht zu genau nachgeahmet werden 


darf. Es giebt Vortrefflichkeiten in der Malereh, 


die noch uͤber das hinaus gehn, was man gemeinig⸗ 


lich die Nachahmung der Natur nennt, und dieſe 
großen Schönheiten wuͤnſchte ich ihnen auszuzeich⸗ 


nen. Die Lehrlinge, die ſchon die Anfangsuͤbun⸗ 


gen zuruͤcke gelegt haben, ſind in der Kunſt ſchon 
weiter, und dieſen, die ſchon ſicher in der Hanb, 
ihre Verſtandeskraͤfte auußern koͤnnen, muß ich itzt 
ſagen, daß ein bloßer Kopiſt der Natur niemals 


etwas Großes hervorbringen, niemals die Bes 


geiffe des Belchauers.erheben und erweitern, noch 
fein Herz erwärmen wird. | 
Der Wunſch des Achten Malers muß ſich weis 
ter erſtrecken. Statt der Bemühung, die Wiens 
fchen durch die forgfältigfte Auspinfelung aller Kleis 
nigfeiten und die Sauberfeit feiner Nachahmungen 
zu beluſtigen, muß er fiedurch die Groͤße feiner Ge⸗ 


danken zu erheben fuchen: ſtatt ber Begierbe, durch 


De Taͤuſchung der bloß aͤußern Sinne der Bes 
fhauer, Lob zu erwerben, muß er nach dem Ruhme 


kaͤmpfen, daß er fi der Einbildungskraft zu bes 
mächtigen weiß. 


Dieſer Grundſatz, daß die Vollkommenheit 
dieſer Kunſt nicht in der bloßen Nachahmung der 


Natur beſtehe, iſt weder neu noch ſonderbar. Er 


wird durch die allgemeine Behauptung des erleuch⸗ 
teten 


=- — — mr 0 — - 


. der Natur. 17 


teten Theils der Menſchen unterſtuͤtzt. Die Dich⸗ 
ter, Redner und Redkuͤnſtler des Alterthums drin⸗ 
gen beſtaͤndig darauf, daß alle Kuͤmſte ihre Voll⸗ 
konimenheit von einer idealen Schoͤnheit erhalten, 
die über das hinausgeht, was man, einzeln in der 
Natur findet. Sie beziehen fih immer auf bie 
Werke der Natur und Bildhauer ihrer Zeit, bes 
fonders auf: den Phidias, den Liebling des Alters 
thums, um ihre Soderungen zu beweifen. "Da fie 
ihre Bewunderung über ihr Genie, durch das was " 
fie wußten, nicht genug ausdruͤcken fonnten, fo, 
nahmen fie ihre Zuflucht zum poetifchen Enthuſias⸗ 
mus. Gie nennen e8 eine Eingebung, ein Ges 
fchenfe des Himmels: fie ſtellen fih vor, als ob 
der Künftler in fene Gebiete hinaufgeftiegen, um 
feine Seele mit einem vollfommmen Begriffe von: 
der Schönheit zu erfüllen. „Er,“ fagt Proflus, 
„der zu feinem Muſter folche Sormen nimmt, als 
„die Natur dargeftellt, und ſich auf eine bloß ges. 
„naue Nachahmung derſelhen einfchränfet, wird nie⸗ 
„mals das vollfommene Schöne erreichen. Denn. 
„die Werfe der Natur find voller Ungleichheiten, 
„und find weit unter dem wahren Mufter der Schön, 
Iheit. Als daher Ppidias feinen Jupiter bildete, 
„ſo Fopirte er nicht erwa einen Gegenſtand, ber. 
„fich feinen Augen darbot: fondern er betrachtete 
„bloß das Bild, das er fi) aus Homers Wefchreis 
„bung in feiner Seele abaejogen hatte. )“ Und 
A 3 Eicero 


*) Li. 2, in Timseum Platonis, tie ihn Junius in 
Buche de Fißra veterum anführen. 


a 


3 Bon der zu genauen Nachahmung 


Eicero fagt, wenn er von eben vielen Künftfee 
ſpricht: „dieſer Kuͤnſtler, als er das Bild des Ju⸗ 
piter oder der’ Minerva verferfigte, nahm nit 
eine menfchliche Geftale, als ein Muſter vor fich, 
Das er Eopirte: fondern, da er ſich eine vollfommene 
Idee von Schoͤnheit in feiner Se le feft gebildet, fe 
betrachtete er diefe unabläfig, und richtete feine 
ganze Kunft und Arbeit bloß auf vie Nachabmuns 
derſelbigen.“ 

Die Neuern aber find nicht weniger als bie 
Alten von biefer hoͤhern Mache in der Kunſt, für 
wohl als von ihren Wirfungen überzeugt. Jede 
Sprache hat Ausdruͤcke angenommen, diefe Vor⸗ 
rrefflichfeit anzudeuten. Der Gufto grande der 
Italiaͤner, dag Beau Ideal ver Tranzofen und ver 
groſſe Styl, das Genie und der Gefchmack 
(the great ftyle, genius, tafte) der Engels 
länder find bloß verfchiedene Benennungen berfdls 
ben Sache. Es iſt dieſe geiftige Wuͤrde, fagen 
ſie, die des Malers Kunſt veredelt, die die Graͤnz⸗ 
linie zwiſchen ihm und dem bloßen mechaniſchen Hand⸗ 
werker zieht, und in einem Augenblicke die groͤßten 
Wirkungen hervorbringt, welche Beredſamkeit und 
Poeſie, durch langſamere und wiederholte Kraͤfte 
zu erreichen ſuchen. 

Mit ſolcher Waͤrme reden alle Alte und Neuere 
von dieſer goͤttlichen Kunſt: doch, wie ich ſchon 
vormals bemerkt, bringt enthuſiaſtiſche Bewunde⸗ 
rung ſelten Kenntniß hervor. Ob gleich die Auf⸗ 
merffamfeit eines Lehrlings durch ſolche Lobſpruͤche 
erhoben, und ein Veriangen rege gemacht wird, 
auf 


der Natur. 9 


auf dieſer großen Bahne zu laufen: ſo iſt es doch 
eben fo möglich, daß ihn eben das was man jur 


feiner Aufmunterung ſagt, abſchrecken könnte. Er - 
pruͤfet feine eigne Seele, und finder nichrs von der 


örtlichen Eingebung, von der man ihm erzaͤhlet/ 
daß ſo viele andere damit beguͤnſtiget worden. Nie⸗ 
mals reiſete er gen Himmel, um nene Ideen zu 


ſammeln, und er findet in ſich Feine andere Faͤhig⸗ 


keiten, als bie ihm der gemeine und gejunde 
Menſchenverſtand anbeut. Mithin verfinftert fich 
ſein Gemuͤthe mitten in dem Glanze ſolcher feyer⸗ 
lichen redneriſchen Lobſpruͤche, und er wird muth⸗ 
los einen Gegenſtand zu verfolgen, der ihm außer 
dem Bezirke des menſchlichen Fleiſſes zu liegen 
ſcheint. | 
Do bier müffen wir, wie bey vielen andern 
Gelegenheiten unterscheiden, was wir dem Enthuſias⸗ 
mus, was der Vernunft, zufchreiben. Wir 
müffen diejenige Stärfe eines lebhaften Auedruckes 
in Rechnung bringen und empfehlen, die nörhig iſt, 
in ihrer ganzen Kraft den höchften Sinn der aller⸗ 
vollfommenften Wirkung der Kunſt zu verſchaffen, 
und zu gleicher Zeit Sorge tragen, daß wir nicht 
in Ausdruͤcken einer weitſchweifigen Bewunderung 
die Gruͤndlichkeit und Wahrheit des Principiums 
verlieren, das uns alleine zum vernuͤftigen Madys 
benfen, und zur richtigen Ausuͤbung gefchickt machet 
Es iſt nicht Teiche zu befchräben, wmorinnen 
ver groſſe Styl beftehr, noch die eigenshümlichen 
Mittel zur Erreihung deſſelbigen in Worten vor 
äu zeichnen, wenn auch der Lehrling dieſelbe zu er⸗ 


A 4 reichen 


l 
4 


20 Bon der zu genauen Nachahmung 


reichen fähig wäre. Könnten wir Geſchmack unh 
Genie nach Regeln lehren, fo wuͤrden fie nicht laͤn⸗ 
ger Geſchmack und Genie ſeyn. Doch obgleich 
Beine beſtimmte unveränberliche Regeln für bie 
Uebung over Erlangung diefer großen Eigenfehafs 
ten find, noch ſeyn Finnen: fo koͤnnen wir body 
behaupten, daß fie allezeit im Verhaͤltniſſe mit uns 
ferer. Aufmerkſamkeit bey Beobachtung der Werte 
ber Natur, im Verhaͤltniſſe mit unferer Geſchicklich⸗ 
keit bey der Wahl, und mit unferer Sorgfalt unfern 


Beobachtungen nachzudenken, fie.in Ordnung zu 


bringen, und zu vergleichen, wirkfam find. Es 
Siebe mancherley Schönheiten der Kunft, bie ans 
fänglich außer dem Gebiete der Vorſchrift zu fies 
gen fcheinen, und doch fehr leicht auf praktiſche 
Srundfäge können gebracht werden. Die Erfah⸗ 
zung ift alles in allem: aber nicht jeber machef 
ſech Diefelbe zu Nutze: und die meiſten fehlen, vicht 
ſowohl aus Mangel der. Faͤhigkeit, den Gegenſtand 
aufzufinden, als vielmehr aus Unwiſſenheit, mas 
für einen Gegenitand fie auffuchen follen. . Diefe 
große ibeale Vollkommenheit und Schoͤnheit darf 
nit um Himmel, fondern auf der Erbe gefuchef 
werden. . Sie iſt um und, und auf jeder Seite von 
und. . Über das Dermögen zu entbedien, was im 
ber Natur mißgeftalter iſt, ober mit aubern Wor⸗ 
ten, was befonders und nicht gemein iſt, wirh 
bloß durch Die Erfahrung erlangt: und bie ganze 
Schönheit und Größe der Kunft beſteht, meiner 
Meynung nah, in der Faͤhigkeit, ſich über alle 
einjine Formen, belie Gewohnheiten, Beſon⸗ 

derheiten 


ber Natur. Zi: 


erkeiten und Fleine Yuseinandesfegungen von jeben 
Art hinweg zu feßen. 
Alle Gegenſtaͤnde, die die Natur unfern Yun 


gen darſtellt, haben bey einer fehr genauen Prüs 


fung ihre Sieden und Fehler. Die allerfchönften 
haben etwas an fih, als Schwachheit, Kleinheit 
oder Unvoſlkommenheit. Aber nicht jedes Auge 
bemerft diefe Mängel: es gehört dazu eines, 
das zur Betrachtung und Bergleichung dieſer 
Formen gewohnt iſt, und das burchgine lange 
Sertigfeit von Beobachtung desjenigen, was 
irgend. eine Gattung von Gegenſtaͤnden derfelbigen 
Art gemein haben, das Vermögen zu unterfcheis 
ben erlangt bat, was jebem ins befondere und eins 
zeln fehle. Diele Iangfame mühfame Verglei⸗ 
hung follte die erfte Arbeit des Malers feyn, deu 
wach dem größten Styl ſtreht. Dadurch erlangs 
er eine richtige Idee ſchoͤrer Formen: er verbeffert 

bie Natur durch fie ſelbſt, ihren unvollkommenen 
Zußand durch ihren vollfommenen. ein Auge, 
fähig, die zufälligen Mängel, Auswuͤchſe und 
Häßinhfeiten der Dinge von ihren ganzen Figuren 
zu unterſcheiden, zieht ſich eine Idee von ihrem 
Seftalten ab, ie weit volllocumner iſt, als- fie 


ſich in irgend einem Originale finden kann: und, 


(welches parabor gu fenn fcheint,) er lerne natuͤr⸗ 
lich zeichnen, indem ex feine Figuren keinem einzis 
gen Gegenſtande ähnlich abzeirhnet. . Dieſe Civee. 
des - vollfommenen Zuſtandes der Natur, welches 
der Künftler Die idenle Schönheit nennet, ift ber 
won pe errbenb Dean nach welchem Were 

des 


"A u 


12 Don ber zu genauen Nachahmung 


des Genies herborgebracht werden. Durch dieſe 
erlangte Phidias ſeinen Ruhm. Er bauete auf 
einen fo vernuͤnftigen Grund, was ſo ſehr die Welt in 
Enthuſtasmus verſetzte: und auf dieſem Wege koͤn⸗ 
net Ihr, die Ihr Muth genug habt, eben denfel⸗ 
Ken Pfad zu betreten, gleichen Ruhm erlangen, 
Dieß ift die Idee, die den Beynahmen des 
Goͤttlichen erhalten Hat, und ihn mit Rechte zu 
haben fheint, weil man fagen kann, daß fie, wie 
ein böhfter Richter, allen Werfen der Kunft vors 
ſteht, und ven Willen und die Abfihe des Schdr 
pfers zu haben ſcheint, in fo weit als fie fich über 
bie äußere Form lebender Weſen erſtrecken koͤnnen. 
Beſitzt ein Kuͤnſtler einmal dieſe Idee in ihrer 
ganzen Vollkommenheit, ſo iſt keine Gefahr: er 
“wird ſchon durch fie ſelbſt erwaͤrmet werden, und 
im Stande ſeyn, auch jedermann zu erwaͤrmen 
und zu entzuͤcken. 
EGs iſt alſo eine wiederholte Erfahrung, und eine 
genaue Vergleichung der Gegenftände in der Natur, 
tinter einander durch dieein Kuͤnſtler zu der "bee Dies 
fer centralen Form, wenn ich fo fagen darf, gelangte, 
von welcher jede Abweichung eine Mäßlichkeit iſt. 
Aber dieſe Form ausfündig zu machen, ift ſchwer, 
das gebe ich zu, und ich kenne nur ein Mittel, wos 
durch man ſich den Weg abkürzen kann: dieß iſt 
ein forgfälciges Studium der Werke der alten Bild 
bauer, bie, unermuͤdet in der Schule der Natur, 
uns Muſter diefer volltommenen Sorm Hinterlaffen 
baben, weldye ein Künfkler, der auch fein ganzes Le⸗ 
ben in dieſen einzelnen Betrachtungen zugebracht 


4 


der Natur. 13 
Gar, als im hoͤchſten Grade fchön vorziehen wird, 
Wenn ſie aber ein unermuͤdeter Fleiß fo weir ges 
fuͤhret, follten Sie, m. H., niche von einer 
Hleichen Arbeit einen gleichen Lohn hoffen koͤnnen? 
Uns ift diefelbe Schule geöffnet, die für fie offen 
Rund: denn die Maturverfagt feinem ihren Unter⸗ 
richt, wenn man mur das ernfihafte Verlangen 
"Bat, ihr Schhler zu werden. - 

Gegen ven Grundfak, den ich feſtgeſetzt, daß 
bie Idee der Schönheit in feber Gattung der Wer 
fen unveränderlih Eine ift' ; kann man vielleicht‘ 
einwenben,' baß- es in jeber Gattung mancherlen 
eentrale Formen gebe, die von einander abgefons 
dert und verfchieden , und doch unlaͤugbar ſchoͤn 
find: daß in der menſchlichen Figur z.B. die 
Schoͤnheit des Herkules eine, bie Shöifei des 
Fechters, eine andere, die Schönheit des Apollo 
wieder eine anbere fen, die eben fo viel verſchiedene 
Ideen von Schoͤnheit ausmachen. 

In der That ſind dieſe Figuren jede in ihrer 
Art ſchoͤn, ob ſie gleich verſchiedene Charaktere 
und Verhaͤltniſſe haben; doch keine davon iſt die 
Vorſtellung einer individuellen Schoͤnheit, ſondern 

ſie find von Einer Klaſſe. Denn fo wie nur eine 
allgemeine Form iſt, die, vie ich gefagt habe, 
dem menfchlichen Geſchlechte im Ganzen zukoͤmmt, 
fo ift in jeber dieſer Klaſſen nur Eine allgemeine 
Idee und centrale Form, die aus den verfähledenen 
einzelnen Sormen, tie zu dieſer Klafle gehören, 
abaezogen iſt. Mithin, ob gleich die Formen der 
Kindheit und des Alters Außerft von einander vers 

. ſchieden 


r4 Bon der ju genauen Nachahmung 


ſchieden find: fo giebt es doch eine allgemeine Forma, 


in der Kindheit nm eine allgemeine io. Alter, bie 
deſto voll kommener ift, jemehr fie fich von allen Bes 
fonverheiten entfernet. Ferner muß ich noch hinzu 
fegen, daß obgleich die vollfommenfien Formen von 


” jeder der allgemeinen Abrheilungen der menfchlichen 


Geſtalt, ideal und über irgend eine individuelle Norm 
diefer Klaffe erhaben find: fo ift doch die hoͤch⸗ 
fe Vollkommenheit der menfchlihen Geſtalt 
nicht in irgend Einer allein von ihnen zu 


finden: fie ift nice in dem Herkules, nicht in | 


dem Fechter, nicht in dem Apollo: fondern in der, 
Form, die von ihnen allen zufammengefegt iſt, und 
die auf gleiche Art. an der Thaͤtigkeit bes Fechters, 
an der Zärtlichfeit des Apollo, und an der muſ kel⸗ 


- zeichen Stärke des Herkules Theil nimmt. Denn 


bie vollfommne Schönpeit in irgend einer Gattung 
muß alle bie Charaftere vereinigen, die in dieſen 
Gattungen fhön find. Sie kann in feiner in 

gen befonders, mit Ausfchließung der übrigen bes - 
ftehen: feine einzige muß alſo bie herrſchende fen. 
Damit feine fehlerhaft fenn möge. , 
Die Kenntniß diefer verfchjedenen Charaktere, 
und das Vermoͤgen ſie abzuſondern, und zu unter⸗ 
ſcheiden, iſt alſo ungezweifelt dem Maler nöchig, 
der ſeine Zuſammenſetzungen mit Figuren von ver⸗ 
ſchiedenen Formen und Verhaͤltniſſen abaͤndern muß, 
ob er gleich niemals die allgemeine Idee der Vollkom⸗ 
menheit in jeder Art aus dem Geſichte perlieren darf. 
Gleicherweiſe giebt es eine Art von Ebenmaß 
oder Verhaͤltniß, von der man eigenthuͤmlich ſa⸗ 
gen kann, daß fie zur Haͤßlichkeit gehoͤre. Eine 
magere 


J der Natur. 13 
nragere oder dickleibige, eine lange ober kurze Figur, 
‘ob fie gleich von der Schönhejr abweichet, kann im⸗ 
mer noch eine Bereinigung und Liebereinfimmung 
der verfchiedenen Theile haben, die fie zu einem niche 
ungefaͤlligen Ganzen machet. | 
n Wenn der Kuͤnſtler durch eine genaue Aufr 
merkſamkeit ſich eine klare und deutliche Idee von 


Schoͤnheit und Ebenmaß verſchafft hat: wenn ee 


bie verſchiedenen Abaͤnderungen der Natur aufeinen 
abftraften Begriff gebracht hat: fo wird feine 
nächte Arbeit dahin gehen, fich mit ben wahren 
eigenthuͤmlichen Eigenſchaften dk Natur bekannt 


zu rtachen, in fo fern fie von denen verſchieden find, . 


die Gewohnheit und Mode erzeugt haben, Denn 


fo wie er, auf eben bie Art, und nach eben den - 


Grundſaͤtzen, eine Kenntniß von de, wahren For⸗ 
men der Natur erlangt, in fo ferne fie von einer 
zufälligen Häßlichfeit verfchieden find: eben fomuß 
er fich bemühen, die fimple unverftellce Natur von 
den zufälligen, von den angenommenen und ges 
zwungenen Geberden, Mienen oder Handlungen 
abzufondern, mit denen fie eine neuere Erziehung 
beladen hat: | | 


Vielleicht fann ieh meine Meynung nicht befs 


fer erflären, als wenn ich Sie an das erinnere, 
was und ber Lehrer der Zergliederungsfunft in Abs 


‚Sicht auf die natärlihe Sgellung und Bewegung 
des Fußes gelehrer hat. Er bemerkte, daß es. 


Der Abfiche der Natur entgegen fey, fie auswärts 
au kehren, wie man aus ber mechanifchen Einrich: 
tung der Beine und der Schwachheit fehen Rönnte, 
die aus dieſer Arc zu ſtehen herkaͤme. Hierzu 

Pa koͤnnen 


— — — 


‚15 Bon der zu genauen Nachahmung 


Eönnen mie noch die erhobene Stellung des Haup⸗ 
tes, bie berporgebogene Bruſt, das Gehen mie 
geftreckten Knien und mancherley folde Handluns 
gen fegen , bie eine bloße Folge der Mode find: 
was aber der Matur nicht gemäß ift, das hat 
man ung ficher in unferer Kindheit gelehrer. 
ch habe nur wenig ſolcher Beyſpiele erwaͤh⸗ 
niet, in denen die Eitelkeit ober der Eigenſinn bie 
Urſache geweſen, daß man die menfchliche Natur 
verdreht oder entftelle hat. Ihr eignes Gedaͤcht⸗ 
niß wird Sie an hunderterley foldhe übel verflans 
dene Methoden erinnern, bie von unfern Tanz⸗ 
meiſtern, Haarkuͤnſtlern und Schneidern in ihren 
verfchiebenen Schulen der Häßlichkeit *) angewandt 
werden, die Natur zu verftellen. | 
So fehr übrigens die mechanifchen und ber- 
gierenden Künfte der Mode huldigen mögen, fo 
müfjen fie Doch ganz von der Malerey ausgefchloffen 
werden. Niemals muß der Maler diefe Afters 
geburth des Eigenſumns für das wahre Kind Ber 
Natur halten. Er muß fi allen. Borurtheilen 
Teines Zeitalters, und feines Landes enteeiffen: er 
muß alle vergängliche Zierrathen bes Orts umd ice 


*) Diejenigen, ſagt Anintilian, die fich nur bag 

Aeußere der Dinge blenden lafien, glauben, 
mehr Schönheite® in Perfonen zu finden, bie 
recht gepußt, gefräufele und gemalt find, ale 
ihnen Die unverderbte Natur gewaͤhret: gerabe 
als ob die Schönheit bloß eine Wirkung verdom 
bener Sitten wäre. 








nr 
ve 
. 


der Natur. Ä 17 


| N 

Zeit nicht anfehen , ſondern bloß bie allgemeinen 
Eigenſchaften, die an allen Orten und zu allen. Zei⸗ 
- gen immer eben biefelben find, zum, Augenmerke 
machen. Er arbeitet für alle Völker, für afle ° 
Zeitalter. Er ruft die ganze Nachwelt zu An 
ſchauern auf, und ſagt mit dem Zeurxis In acter- 
nitatem pingo, ’ 

Die Bernachläßigung, neuere Moben bon din 
wahren Eigenfchaften wer Natur abzufondern, verz 
leitete einige Maler, zu der lächerlichen Vorikels 
Jung griedifchen Helden die Mienen und Das ga⸗ 
lante Weſen zu geben, die an dem Hofe Ludwigs 
des 1gten berrfchten: eine Albernheit, die eben ſo 
groß iſt, als wenn ſie ſie nach der Mode dieſes Hofes 
bekleidet haͤtten. 

Dieſen Fehler aber zu vermeiden und ber 


wahren Einfalt der Natur getreuer zu bleiben, iſt 
eine ſchwerere Arbeit, als es anfänglich ſcheint. 


Die Vorurtheile für die Moden und das Liebliche, 
an das wir gewohnt find, und das man mir Recht 
eine zwote Natur nennt, machen es oft nur zu 
ſchwer, das Natuͤrliche von dem zu unterſcheiden, 
was eine bloße Folge der Erziehung iſt: fie foͤßen 
uns oft eine vorzuͤgliche Neigung fuͤr die kuͤnſtliche 
Mode ein, und faſt jeder iſt in Gefahr, durch dieſe 
oͤrtlichen Vorurtheile verfuͤhret zu werden, wenn 
ſeine Seele nicht rein genug erhalten, und der Un⸗ 
beſtand ſeiner Neigungen nicht durch die ewige un⸗ 
veraͤnderliche Idee der Natur berichtiget und be⸗ 


feſtiget worden. 


Bibl xvI B. 188. BAuch 


18 Bon der sn genauen Nachehmung 


Auch hier muͤſſen wir, wie vorher, unſere 
Zuflucht zu den Alten, als unſern Lehrern nehmen. 
Nur ein ſorgfaͤltiges Studium ihrer Werke wird 
Sie in Stand ſetzen „die wahre Einfalt der 
Natur zu erreichen: fie werben Ihnen zu mancher⸗ 
fen Beobachtungen Gelegeneit geben, die Ihnen 
“ wahrfcheinlicher Weife entgehen würden, wenn fie 
ihre Aufmerkfamfeic bloß auf die Natur einfchräns 
. Een wollten. Ulnd in dee That vermuche ich, daß 

es den Alten Hierinnen leichter, als den Neuern 
wurde Sie hatten wahrfcheinlicher Weife wenig 
ober nichts zu erlernen, da ihre Sitten fi mehr . 
‚biefer gewuͤnſchten Eimplicitäe näherten: ins 
befien daß det neue Künftler, ehe er die Wahrheit 
der Dinge einfehen Fann, einen Schleyer wegſchaf⸗ 
. fen muß, mit dem die Diode der Zeiten fie zu be⸗ 
decken für dienlich erachtet. 

Wenn ihnun, nachdem wir in unferer Prüfung 
be3 großen Stils in der Malerey fo weitgefommen, 
annehme, daß der Künftler fich eine wahre Idee der 
Schoͤnheit gebildet, die ihn in Stand feget, feinem 
.  Werfe eine richtige und vollfommene Zeichnung zus 
geben: ferner,baß er eine Erfänntniß von den ächten 
unverftelten Befchaffenheiten der Natur, die ihn 

zue Simplicirät.leitet, erlangt habe: To wirb ihm 
feine übrige Arbeit weit leichter werden, als man 
gemeitiglich glaub. Schoͤnheit und Einfalt 
haben einen fo großen Ancheil an ber Zufammens 
fegung eines großen Stils, daß, wer fie erlangt, 
wenig mehr zu lernen hat. Zwar muß man niche. 
vergeffen, daß es einen gewiſſen Adel der Vor⸗ 

 flellung 


der Natur, 19 


Relung giebt, die über alles in ber Auefäßrung, 
feloft der vollfommnen Form geht: es giebt naͤm⸗ 
lich eine Kunft, die Figuren mit einer geiftigen Größe 


zu beſeelen, und zu einer gewiffen Würde zu ers _ 


heben, indem man ihnen das Anfehen der philofos 
phiſchen Weisheit, oder der heroifchen Tugend eins 
druͤckt. Dieß kann bloß von dem erhalten wers 
“den, ber den Bezirk feines Verſtandes durch eine 
mannichfaltige Erfänntniß erweitert, und feine 
Einbildungsfeaft mit den vortrefichiten Werfen 
der alten und neuerm Poefie erwärmr bar, ° 
Eine fo geübte Hand, und ein fo unterrichtes 


ter Berftand wird die Kunſt zu einer fohohen Stufe _ 


der Vortreflichkeit erheben, als bisher noch von 


niemand ın diefem Sande erreicher worden. Ein . 


ſolcher Schuler wird die niedrigen Pfade der Mas 
lerey hinter fich laſſen, die, fo nu&bar fie auch in 
Adficht auf den Serwinnft feyn mögen, doch ihm 
niemals einen dauerhaften Ruhm verſchaffen koͤn⸗ 
nen. Er wird dem niedrigen Kuͤnſtler den hand⸗ 
werksmaͤßigen Gedanken uͤberlaſſen, daß das die 
beiten Bilder find, von denen die meiſten Yen 
ſchauer am leichteften geräufcher werben. Er wird 
es dem niedrigen Maler erlauben, wie ein Blue 
miſt oder Muſchelſammler, alle Fleinen Unterſchiede 
forgfältig vorzuftellen, die ben Segenftand Einer und 


derfelben Garrung von dem andern unterfcheiden: da 


Er, wie ber Philoſoph die Natur im Ganzen abgezos 
gen betrachte, und in jeglicher feiner Figuren den 
Charakter feiner Gattung vorſtelſet. 


B 2 Wenn | 


* 


⸗ 


20 Von der zu genauen Nachahmung 


| Wenn bie Taͤuſchung des Auges Das einzige 
Geſchaͤffte der Fu wäre: fo würde in ber That 


der Eleinfüchtige Dialer einen groͤßern Fortgang zu . 


machen fähig feyn: aber es iſt nicht das Auge, es 
ift die Seele, zu der der Maler vom. Genie zu ver 
den wünfcht, und er pirb nicht gern einen Augen⸗ 
blick mit den Fleinern Gegenitänden verlieren wols 
len, welche bloß dienen, den Sinn aufzuhafchen, die 


Aufmerffamfeit zu theilen, und feiner großen Abs u 


ſicht, mit dem Herzen zu reden, entgegen zu arbeiten, 
Dieb ift der Ehrgeiz, den ich gern in Ihrer 


Seele rege zu wachen wuͤnſchte, dieß die Abſicht, 


auf die ih Sie durch diefe Rede aufmerffam mar 


en wollte, dieſe einzige große Idee der Kunſt, 


- bie ihr ihre wahre Wuͤrde giebt, fie zu dem Na⸗ 
men einer freyen Runfk’ berechtiget, und fie mic 
dee Dichtkunſt verfchrifterr. 

Es giebt vielleicht viele junge Leute, deren 
Fleiß zureichend geweſen wäre, alle dieſe Schwürigs 
Feiten zu überwinden, beren Geelen Die weit ausge 
breiteften Ausſichten hätten umfaflen fünnen, die 
aber durch eine ſchlechte Richtung, die man ifnen 
gleich im Anfange gegeben, ihr Leben in den niebris 
‚gern Gängen der Malerkunft jugebracht, ohne zu 
viſſen, daß es höhere gegeben. Albrecht Dürer, 
wie Bafari mit Recht bemerfot, würde unſtrei⸗ 
tig einer ber. größten Maler feiner Zeit geworben 
ſeyn, und er lebte in einer Epofe, bie fruchtbar gn 


großen Rünftlern war, wenn er zu jenen erhabe⸗ 


nen Örundfägen ber Kunft wäre eingeweiht worden, 
die ſeine Zeitgenofen in Italien fo gut fannten 
-und 


. der Natur. . - 23T 
umd fo wohl ausuͤbten. Aber da er zum Ungluͤcke 
- niemals Etwas von einer andern Manier gefeßen oder 
gehört hatte, fo fah er ohne Zweifel die Seinige für | 
volkommen an. 
7 Was-die verſchiebenen Klaſſen der Kunſt ans 
Betrifft, die Feine fo’ hohe Foverungen vorausfegen, 
fi giebt es davon verfehfedene, Keine ift ohne Ver⸗ 
dienſt, obgleich Feine auf biefe große allgemein herr⸗ 
ſchende Idee der Kunſt, Anſpruch machen darf. 
Die Maler, die insbeſondere ſich auf niedrige und 
gemeine Charaktere gelegt haben, und die verſchie⸗ 
Senen Ausdruͤcke der Leidenſchaften, wie fie ſich bey 
gemeinen Seelen äußern, mit Richtigkeit vorſtel⸗ 
len, (fo wie wir in ben Werken des Hogarth ſehen,) 
verdienen großes Lob: doch ba ihr Genie fich bloß 
. shit niedrigen und kleinen Gegenſtaͤnden befchäfftis 
get: fo muß auch unfer Lob eben fo eingefchränfe 
"al ihr Gegenftand ſeyn. Die Schwaͤnke over . 
Zänfereyen ber Bauern bes Tenters, und andere 
Werke diefer Gattung von einem Brouwer oder 
Oſtade find in ifree Art vortrefflich. Eben fo 
bie franzoͤſiſchen Salanterien eines Watteau. Die 
Landfhafften eines Claude Korrain: die Seeſtuͤ⸗ 
cken eines Vandenvelde; die Schlachten "des: 
Bonrgognone und die Ausſichten eines Canna⸗ 
letti. 

Alle dieſe Maler haben aberhaußt wlewohl 
in verſchiedenon Graden eben fo den Anſpruch auf 
den Namen eines Malers, als ein Satyrenſchrei⸗ 
„bir, ein Verfertiger von Sinngedichten und Sons 

. netten, ein- Hirtendichter, oder Dev „befiteibende 
Pbete auf den Damen eines Dichters hat. 
B3 In 


4 


2 Don der zu genauen Nachahmung 


In eben die Klaffe, obgleich vielleicht von 
minderm Verdienſte, gehoͤrt der kalte Bildnißma⸗ 
ler: obgleich deſſen genaue und richtige Nachahmung. 
. feines Gegenſtandes ihren Werch hat. Selbit der 
Maler des ftillen Lebens, deſſen höchfter Ehrgeitz 

eine kleine Vorſtellung jedes Theils derjenigen niedri⸗ 

genGegenſtaͤnde iſt, die er ſich vornimmt, verdient nach 
dem Maaße, wie er der Abſicht ein Genuͤge tut, 
ſein Lob, da kein Theil dieſer vortreflichen Kunſt, 
bie in dem feinern, ausgebildetern Leben fo viel 
Zierde verichafft, ohne Werth und Mugen iſt. 
Uebrigens find dieſes auf Feine. Weife, die Auss 
fihten, wohin: man die Seele des Lehrlinge ans 
fänglich richten muß. Wenn er, unter dem Bes 
fireben nach edlern Dingen , aus einer vorzüglis: 
chen Neigung, oder durch ben Geſchmack ber Zeit 
und des Orts, wo er lebt, gezwungen iſt, fich tie⸗ 
fer herab zu lafien: fo wird er felbit in die niebre 
Sphäre der Kunſt, eine gewiſſe Größe der Zus 
fanmenfegung und bes Charakters bringen, bie 
feine Werfe über ihren natuͤrlichen Rang erheben 
und veredeln. 

Ein Mann iſt deswegen nicht (wach, wenn, 
er gleich die Keule des Herkules nicht zu führen, 
weiß: auch iſt nicht jeder im Stande, ſich mit dem 
zu befchäfftigen , was er für das Beſte haͤlt: ſon⸗ 
bern er thut das, was er unter ben gegenwärtigen 
Umftänden am beften thun kann. Bey mäßiger, 
Ausfichten Öffnen ſich dem Kuͤnſtler mancherley 
Gaͤnge. Doch da, die Idee der Schönheit notha 
wendig nur Eine feyn kann, ſo ann es auch nur 

“ | eine 





der Natur. 23 


‚eine. große Art au malen ‚ geben: von dieſer habe | 
ich das leitende Principium zu erflärenfgefucht. 

Es follte mit inzwiſchen feid hun, wenn man 
das was ich hier empfohlen habe, fo auslegen wollte, 
baß ich dadurch eine forglofe und unbeftimmte Mas 
nier in der Malerey begünftigte: denn obgleich der 
‘ Maler die zufälligen Fleinen Unterſchiede in der 
Natur überfehen muß: fo muß er dody deutlich 
und mit der genauften Nichtigkeit bie allgemeinen 
Formen der Dinge ausdruͤcken. Kin fefter und 
richtiger Umriß ift eine Der charafteriftifchen Eigen» 
fchaften des großen Styls in ver Malern: und 
laſſen Sie mich noch Hinzu feßen, daß berjenige, 
ber die Kenntniß einer genauen Form befist, die jeder 
Theil der Natur haben muß, diefe Kenntniß auch 
mit der firengfien Genauigkeit und Richtigkeit in 
allen feinen Werken auszudruͤcken, fich beftreben wird. 

,Enplich Habe ich mich bemüht, die Idee der 
Schönßeit auf allgemeine Srundfäge zurück zu führe 
zen; und es ift mir ein Vergnügen gewefen, zu bes 
merken, baß der Profeffor der Malerey aufeben dem 
‚Wege gegangen, als er ihnen zeigte, daß die Kunſt 
Des Kontrafts nur auf einem einzigen Grundſatze 
beruhe. So viel bin ich überzeugt, daß dieß das 
‚ einzige Mittel ift, die Wiffenfchaft zu beförbern 
und die Seele von einem verwirrten Haufen wibers 
forechender Bemerfungen zu reinigen, die den Schü: 
Ver bloß verwirren, und in Verlegenheit fegen, wenn 
et fie untereinander vergleichen will, oder ihn irre 
führen, wenn er fich ihrem Anſehen überläge. 
Bringt man fie aber unter ein allgemeines Haupt, ° 
4 ° . ®#. 





- 


Sn 
- 


24 Ueber die Recenſion 
. fa werden fie einer forfchenden Seele Ruhe uns 


⸗ 


Vergnügen gewähren. 


[4 


Anmerkungen über die Recenſion der Idee 
generale im 13. Bande der neuen Dis 
bliotheck der S. W. ) 

RG babe mehr als einmal bemerket, daß einer vera 

„) jenigen Mitarbeiter an der neuen Bibliothek, 

rnelcher Die Säge von Kuͤnſtler und Kunftfachen vers 

fertiget, Öfters zu geſchwinde über die Sachen forte _ 
geht: denn ob er in felbigen fartfame Kenntniß habe, 

ſoiches will ich eben.nicht unterfuchen, 
Aum beſten werde ich es zeigen Einnen, wenn ich 


die Mecenfion meiner Idee generale, die genannter 


Blibliothek einverleibet iſt, unterſuche. 
SH beklage mich im mindeſten nicht über diefe 
Critik; fie iſt beſcheiden, und ich habe ſie deswegen 
nicht ſo gruͤndlich vermuthet, weil ich weis, wie 
wg Menſchen entweder Gelegenheit oder Nei⸗ 
gung haben, ſich in der Kenntniß deſſen, was zu den 
bildenden Kuͤnſten gehoͤret, feſte zu ſetzen, welche 
| x nr — Kennt⸗ 
) Da wir ung bey unſerer Bibliothek die ſtreng⸗ 
RE uUnpartheylichkeit zum Grundgeſetze unſerer 
Urtheile gemacht haben: fo theilen wie obige ung 
zugeſchickte Erinnerungen des Hrn. Verfaſſers 
oder Idee generale gegen unfere Recenfton um (6 - 
viel lieber mit, da ſie verſchiedene nuͤtzliche anmer⸗ 
kungen und Zuſaͤtze zu jenem Werke enthalten. 


s 


der Idee generale. Er: 


Kenntniß nur durch eine vielfältige Eefaßeimg, durch 
eine lange Uebung und durch eine beſondere Siebe 

erlanget werben kann. | 
Wenn ich meine Anmerkungen dechalben hier 
zu Papiere bringe, fo geſchieht es bloß, um die Bits 
arbeiter an dieſem Jolirnale, das wirklich alle any 
bere deutſche Journale übertrifft, aufzumuntern/ 
daß fie in den Artikeln, fo die bildenden Kuͤnſte bes 
freffen, genauer ſeyn moͤgen, als bisher gefchehen, 
ſonderlich, daß fie die Bücher in dieſem Rache, fe . 
fiereeenfiren, mis Bedacht durchleſen. Könnte 
ich zugleich bewirken „ daß fie fo gut alsandere Na⸗ 


tionen unfere ‚Miutterfprache von den unnöchigen , 


fremden Wörtern, fonderlich von den franzöfiichen. 
fäubern wollten, fo würde ich meinem Vaterlan⸗ 
de einen wichtigen Dienſt erweiſen. 


Die: Sranzofen haben eine Menge Wörter; Be 


Bie eine beftimmre Bedeutung haben, und durch 
welche der Zefer niemals einen fichern Begriff von 
. dem erlangen kann, was man ihm vorfagen will, - 
| Dergleichen find nuanco, genie, naif, brace, 
und viel andere. 
Ich bin uͤberzeugt, wenn jeber unſerer geſchicten 
Verfaſſer, (und es giebt gewiß deren unter den Mitar⸗ 
beitern an der Bibliothek,)nur allemal uͤberlegen woll⸗ 
te, was er eigentlich denket, fo wuͤrde er gewiß ein zu⸗ 
richendes deutſches Wort zu feinen Gedanken finden, 
Jedoch Ih will bloß von der Recenſion memer 
Idee genéèrale allhier reden. 
Der Recenſent ſagt gleich anfangs: der 6 
senftand meines Bude ſey, :den Kebhabern eine - 
Ä Ds; Anwei⸗ 


D 
1 


2 Leber die Necenfion 


Anweifung zu geben, eine Kupferſtichſammlung 
anzurichten. Er hat alfo niche nachgefehen, daß 
‚bey meinem Entwurf, wie eine bollfommene 
Sammlung von Rupferftichen befchaffen ſeyn müffe, 
ich ausdruͤcklich Hinzu geſetzt, wasmaßen es nur eis 


ned Monarchen und großen Fuͤrſtens Werk fey, 


‚ bergleichen Sammlung anzulegen. Und wenn ich 
gleich im Anfange meiner Vorrede gefagt Babe, daß 
ich mir vorgenommen, ben Liebhabern einen allgemeis 
nen Begriff beyzubringen, wie eine vollfommene Ku⸗ 
pferſtichſammlung anzulegen fen; fo Habe ich bas 
durch nicht jedem Liebhaber Anleitung geben wollen, 


eine dergleichen. Sammlung anzjurichtn. Deine 


Abſicht iſt, durch den Begriff, wie eine vollkomm⸗ 
ne. Kupferſtichſammlung ausfehen muß, wenn 
fie vollkommen feyn foll, den Liebhabern zugleich eine 
Beſchreibung von der Anlage ve Drebbnifchen Kurs 
pferftichfanls mitzurßeilen. Liebhaber, die niche 
ſolche Kraͤfte haben, koͤnnen wenigſtens die Nah⸗ 
men derjenigen Kuͤnſtler, von denen man Samm⸗ 
lungen machen kann, und wohin ſie gehoͤren, ken⸗ 
nen lernen. 

Ich weiß fehr wohl, zumal ich eine unbeſchreib⸗ 
liche Menge von Sammlungen geſehen und durch⸗ 
blaͤttert, Daß die Art Kupferſtiche zu ſammlen, nad 
Art der Liebhaber, ſehr unterſchieden iſt. Einige 
ſammlen nichts als Portraite, es ſey nun uͤberhaupt, 
oder von einer gewiſſen Art: andere bloße hiſto⸗ 
riſche, oder Stuͤcke von einem beſondern Sache, 
Einige ſuchen nur die rareſten Blaͤtter von allen 
Meiſtern zuſammen, oder faulen bloß die ſchoͤn⸗ 

ſten 





ber. Idee generale -— 27 


Ken Arbeiten von einem jeden Kuͤnſtler, und dieß 
iſt die heutige Mode in Paris. Noch andere haben 
ſich etliche Meiſter, als Lieblinge, ausgeſucht, und 
bringen alles, was nur von dieſem Kuͤnſtler ver⸗ 
fertiget worden, es fen ſchlecht oder gut, mit vielen 
Koften zufammen. Endlich finpee man einige, ‚aber 
wenige, bie von allen Meiſtern, was ſie befoms 
men Fönnen, fo weit als ihre Kraͤfte reichen, kaufen 
und aufſuchen. 

Ich muß auch noch des Unterſchiedo ben. den 
Liebhabern ermehnen, daß einige ihre Sammlun⸗ 
gen nach den Mahlern, andere aber nach ven Rus 
pferfkechern einrichten. Ich felbft bemuͤhe mich, 
feit einiger Zeit, von jebem Meifter, von dem wir 
Kupferftiche. haben, es mögen ſolche von ihm felbft- 
verfertiget, ober nach ihm gemacht feyn, nur eim 
einziges und wo möglich) das befte zu bekommen. 
Man follte kaum glauben, daß vergleichen Sammı 
Yung fü ſtark anwachſen koͤnnte, als fie bey mir bea 
reits wuͤrklich iſt. Und wenn ich die Arbeiten ber 


Kuͤnſtler, nach der Zeitrechnung und den Sjahren, | 


da fie e gelebt, in jede Schulelege, fo habe ich das Vers 
gnügen ju bemerken, wie bie Kunſt in jebem arde 
ab⸗ und zugenommen. 

Von allen dieſen beſondern Arten zu ſeintnlen, 
habe in meiner Idee generale weder geredet, noch 
reden koͤmen, weil ſolches eigentlich in die Vorrede 
eines allgemeinen Kupferſtich Verjzeichniſſes gehoͤret, 
in welchem fo wohl die geſammten, als auch bie 

raren und fehönen Exhete eines jeben Meiſtere an⸗ 
mer ßehcn. Re, & 


— 4 4! , 


28 | Ueber die Necenfion 


&.239. flellet der Recenſent die Frage über eis. 
nen gewißen Satz an: ob die Meiſter nach dem Ort 
ihrer Geburth, oder der Lehre, oder nach ihrem be⸗ 
ſtaͤndigen Aufenthalte, aufzufteflen find? 

Er giebt zu, daß man hierinn einem jeden feine 
Freyheit laffen muͤſſe, er begehret aber, und zwar 
ganz billig, daß man in feinem einmal angenom⸗ 
menen Syſtem nicht ſchwankend fen muͤſſe. 

Ich habe zum Grunde gelegt, daß jeder Mei⸗ 
ſter in den bildenden Kuͤnſten zu derjenigen Schule 
muͤſſe gerechnet werden, worinn er entweder ſeine 


Kunſt erlernet, oder doch ſich gebilhet Kar. 


Erſtlich halte ich den Ort der Gehurth fuͤr et⸗ 
was zufaͤlliges, und glaube, daß der Boden, wo 
ner gebohren, keinen Einfluß auf des Kuͤnſtlers Ge⸗ 
ſchicklichkeit habe. Sa, ich finde nichts abgeſchmack⸗ 
ters, als werm ein Franzoſe beshalben fich ſelbſt 
einen Ruhm beylegen, oder von andern bengelege 
wiffen will, weil ex in Frankreich gebohren wor 


ben. 

Hiernächft würbe ich fo viel Ciaſſen machen 
muͤſſen, als wir Laͤnder in ber Welr haben, Wie 
leicht kann jemand in Eonftantinopel, in’ Smirna, 
in Cairo zc. geboßren feyn, ber hiernaͤchſt Geſchick⸗ 


lichkeit genng Hat, fih in den bildenden Kuanſten | 


bervorzutgum?. 
Ich füge mie Blei @faffen und nicht Suiten; 


weil es laͤcherlich wäre, an ſolchen Orten die Er⸗ 


eichtung einer Kuͤnſtlerſchule nur zu vermuthen. Ich 
behaupte aber, wenn wir feſtſetzen wollen, : daß 
die Künftle nach dem Lande, wo- fe geboßren, 

‘  Elaßs 


‘ 


—- 


der Idee genärde, 29 


Naſſificitet werben möffen., wir fobanır wenigſtens 
eine Porfugififhe, Spanifche, Ungarifche, Pohl⸗ 


niſche ac, Claſſe anzulegen noͤthig haben wuͤrden. 
- Die Schulen Hingegen, fo von den Bildenden 
Künften in etlichen Ländern errichtet und-nunmehro 
durch einen allgemeinen Beyfall befläriget worden, 
haben fo etwas eigenes wefentlich an ſich, daß ein 


Kenner, hundert gegen zehen gerechnet, wenn ee - 
die Arbeit eines Kuͤnſtlers achrfam betrachtet, die 


Schule nicht leichte mißfennen wird, worinn fich 
ber Künftler gebildet hat, 


Wenn ich alſo Cafpar Dughet, fonft Pouffin 


genant, in die Franzoͤſiſche Schule gefegt Habe, 


ob er gleich in feinem Leben nie aus Italien gefoms 


‚men war; ſo iſt v6 gefchehen, weil er mitten in Rom, 
‚von feinem Schwager Nicolas Pouflin lediglich 


unterrichfet worden, und weil jeder Kenner in Eas 


ſpars Landſchaften allemal den Franzoſen, fo wie 
in Marhes und Paul Brils Arbeit, den Nieder⸗ 
länder entdecken wird. - Ä 


Eben fo ift es mie Schönau und mit Zinken, 


., 


wenn fie gleich nicht in Frankreich geboßren find, fo - 


haben fie doch ihre Kunſt der. franzoͤſiſchen Schule 


gänzlich zu danken, und arbeiten bis diefe Stunde 


dergeſtalt in dem Geſchmack dieſer Schule, fo wie 


Weyrotter, fo lange er gelebt, ebenfallä gearbeitet - 


Bat, daß man ſie unter den beſten franzoͤſiſchen Kuͤnſt⸗ | | 


« Jern verlichren wird. 
Es iſt wahr, es giebt verſchiedene Kuͤnſtler, 


die, ob fie wohl in Italien und Frankreich geweſen 


{ind , und fish vieles zu Muse gemacht, bennoch ihre 


Din 


Eis, | Weber bie Hecenfion: 


Manier, fo fie zu Haufe angenommen, beybehal⸗ 
ten haben. Ya, es giebt noch andere, die von dem 
franzöfifhen Geſchmack, nach ihrer Zuruͤckkunft, 
gaͤnzlich abgegangen ſind, ſich eine eigene Art er⸗ 
funden, und es in dieſer Art nicht weniger weit ge⸗ 
bracht haben, fo, daß man fie alsdann fuͤglich zur 
deutſchen Schule wieder rechnen kann. Und dahin 
gehöret ver Künftler Hainzelmann, welchen ver Res 
cenſent anführee. Ich kann ibm aber, als ein 
befonderes Beyſpiel, annoch unſern fuͤrtrefflichen 
Dietrich nennen, welcher in Italien und Holland 
geweſen, und ber bein ohngeachtet als einer unferer 
beften deurfchen Mahler, ohne Streit, angeſehen 
wird, 

Ich bin alfo völlig mit dem Necenfenten einig: 
Wenn ein wahrer Deutſcher die Anfangsgründe 
in Deütfchland erlernet, und nur auf eine Zeitlang. 
Paris beſucht Kar, hernach feine Kunft in feinem 
Vaterlande wieder treibt, daß er ſodann — 
zur deutſchen Schule gerechnet werden muͤſſe. Wenn 
er aber, während feines Aufenthalts i in Paris, die 
Manier feiner Anfangsgrände gänzlich verläßt, und 
ſich die franzöfifche bergeftale zu eigen macht, daß 
jeder, woelcher jeine Arbeit fieht, ohne den Ndamen 
zu formen, gleich fager: das iſt im franzöfiichen 
Geſchmack; fo rechne ich ihn zur franzöfifchen Schu⸗ 
le fo lange, als er diefe Manier beybehält, und nicht 
verändert. 

Ich muß gefteben, daß ich dergleichen Abäns 
derung, fürnehmlich ben Kupferftechern , öfters 
bemerket habe. Ihre Manier und ihre Arbeit if 
nicht 


1 
4 


der Idee générala. 31 


nicht mehr eben dieſelbe, als fie in Paris war. Es | 


ift auch Fein Eleiner Vortheil, wenn man mit hun ⸗ 
‚dert Kuͤnſtlern freundſchafthch umgehen, ihre Ar⸗ 
beit beftändig betrachten, ihre Handgriffe fidy bes 
kannt und ihre Anmerfungen über. jeden Theil feis 
. ner Arbeit fi zu Muse machen kann, als wenn 
man hernach ſich ſelbſt überlaffen iſt, Feine Kuͤuſt⸗ 
fer um ſich fiehe, ımd vielleicht noch daruͤber dem 
Heide und der Mißgunſt ausgefege ift. 
Uebrigens gehört die Entdeckung der Schulen 
nur für-wirfliche Renner und es giebt deren in ber 
That wenige. Einem wahren Kenner wird es alfo 
gleichgäftig fegn , in welche Schule er dergleichen ° 
. Meiter, die ihre Manier geändert, eingefchaltee 
findet; ihre Arbeit felbft wird ihm am beften zeis 
gen, wohin fie eigentlich gehören. 
Eben dieß ift auch die Lirfache geweſen, warum, 
in der Dreßdniſchen Kupferftihfammlung, einige 
. Schüler mit ihren Lchrmeiftern in einem Bande 
gebunden worden. Wozu annoch hauptfächlich eine 
Art von Sparfamfeit Anlaß gegeben, weil man 
nicht fo viele Heine Baͤnde binden laflen wollen, 
Und die Liebhaber fönnen wenigftens den Vorteil 
aus meiner Idee fchöpfen, daß fie fehen, was für 
Meifter man zufammenbinben laſſen kann. Ein 
alphaberifched Regifter zeiget dabey gar bald, wo 
ein jeder Kuͤnſtler gefucht werden muß. Sonſt 
iſt es allerdings beſſer, daß, nach vorgängiger Abs 
theilung ver Schulen, ohne Ruͤckſicht auf die Schuͤ⸗ 
ler, die Meiſter in einer- großen Sammlung nad 
alphabetiſcher Ordnung gelegt werben, Allein, ihre 
i M | Ar⸗ 


 ) 


⸗ 


32 Ueber die Recenſion 


Arbeit in großen Umſchlaͤgen von ſtarken Papier, 


oder in Pappendeckeln aufzubehalten, iſt bey großen 


ECEabinetten, bie Öffentlich beſucht werden, gar nicht 


anzurathen. Ich fage dieß aus Erfahrung, und 


weis, was für Verwirrung in Verlegung der Blaͤt⸗ 


ger entfteher, wenn man die Werfe, ungebunden, . 
fo vielen Liebhabern und neubegierigen Fremden 
vorlegen muß, der Gefahr nicht zu gedenken. Wie⸗ 
wohl ich nicht läugne, daß die großen Kupferſtiche, 


wenn fie beym Einbinden zufammnegelegt werben 


miuͤſſen, beym Öftern Öebraud Schaden leiden können. 


Do gibt es dergleichen” wenig, und bat mon im 
Dreßdniſchen Salon die ganz großen nicht mit in bie 


Werke binden, fondern befonders hinlegen lafjen. 


Nichts ift in dergleichen Samlungen befler, als 
wenn die Werke gebunden und Platz gelaſſen wors 


den, daß man immer noch etwas einſchalten Fann. 


Die ſchlechten Abdruͤcke aber, fo man mit ber Zeit 


auszuwechſeln gedenft, dürfen nur an ein paar Ecken 
Angeheftet werden. | 
Bey dem Verzeichniſſe des Cabinet du Roi de 
France habe zuerinnern, daß folches nicht lediglich) 
nach bes Abb& Bignon gedrudtem Catalogo, 
fondern aus verfchiebenen, feit langen Jahren von 
mir geſammleten Nachrichten, und aus dem mut 
Sen. Marierten beftändig geführten Briefwechfel, 
genommen iſt, und baß don ben befondern Um⸗ 
ſtaͤnden nichts im genonnten Catalogo, noch fonft 
an einem andern Orte, etwas flehet, fo gar, daß 


ſothane Machrichten dem jegigen Bewahrer der Koͤ⸗ 
niglichen Kupferſtiche und Platten Dyn, Joly meis 


ftens 


N 
. 





Sur idee generale‘. . 33 
ſtens umbefannt geweſen ; und " mir viele Dans 
fasung dafür abgeſtattet hat. 

. Die Föres fur. le mariage. du. Dauphin & 

de Dom Philippe, desgleichen für.la Lonvales- 
cence du Roi; für la paix — — gehoͤren 
keinesweges zumm Cabinet du’Roi. ‚Nicht ein 
einnges davon iſt auf Koften des Koͤnigs heraus 
gegeben, auch nicht von demſelden ausgethejlet 
warden. 
Wiewohl bie Gouverneurs der Staͤbte bie 
weilen mut dieſen Werfen Geſchenke geinacht haben; 
fo ‚gehören fie doch nirgends anders hin, als in bie 
—* ber: Ceremonien und Feſtivitaͤten. 

. Bon. den ‚eftampes fur ‚differens evene: 
inens; arrıves dans la Famille Royale, wozu 
der. König bie Koften Hergegeben, befiten wir jetzo 
16. Sktuͤcke. In meiner Idee find nur ii. ange 
üeiget werben, 


Bey der Lauch: und Manntſchen Sammlung u 


von der Wiener Gallerie habe ich Das z2ſte Stuͤck 
anführen vergeſſen. Es iſt ein großes Black 
in: die Laͤnge, und ſtellet Eſthet und Ahnſoerus 
ver, nach Paul-Veromefe. Ä | 

“Der Hr. Mexenſent hätte auch anmerken koͤn⸗ 
ven; daß ber Sr.ıman Teattner in Wien ficy vor⸗ 
genommene babe; gleichfalls. eine Folge und der 
Warer Gallerie heraus zu geben; Er iſt aber bei} 
bet: aten: Blatte ſtehen geblieben , wenigſtens kens 
ne ich nicht ehe. 

jBey der Gallerie von Florenz iſt eine Auͤmek⸗ 


kung von dem Naoeuſenten beygebracht, welche biel/ 


N Bibl.xV 2 iSt. € tree 


34 Aeber bie, Recenfion 


mehr zum deutlichen Beweiſe meines ehemals an⸗ 
gefuͤhrten, von ihm aber beſtrittenen Gages, dienet, 
nehmlich: daß, wenn ber Kupferſtecher gleich ge⸗ 
genwärtig if, und von der Zauberen ber Farben, 
und von dem-unzäplig Seinen in der Weleuchtung,: 
begeiftert werden Fann, er bennod nicht allemal 
ein gutes Blatt verfertiget, und daß, etwas Gutes » 
zw liefern, bey bergleichen.. Unternehmen fein ans 
ber Mittel ſey, als die Gemälde nach einer ‚gutem: 
Zeichnung, von allen auswärtigen geſchickten Mei⸗ 
ftern, fo viel man deren befommen kann, flechen 
zu laflen; wieich bieß ſattſam, mit allen Um⸗ 
Händen, an einem anbern. Orte ausgefähret Babe, 
AIch will nach hinzuſetzen, daß oft der beſte 
Zeichner einem noch geſchicktern Kupferſtecher mie: 
feiner Zeichnung Feine Genuͤge thut; wie ich dieß 
mit dem Blatte der Semiramis nach Guide Reni, 
welches Hr. Preißler in Copenhagen geflochen, 
beweiſen kann. Dieſer Kuͤnſtler hat mir meße 
Pr einmal gefiprieben, daß feine Arbeit weit defe. 
fer auefallen würde, wenn er bas Gemälde vor 
Augen hätte. War es aber wohl möglich, Hrn, 
Preißler nach Dreßden Fommen zu laffen, oder 
das Original nach Copenhagen zu fenden? Bey alle 
- dem nun, iſt dieß Blatt bes Den. Preißlers 100. 
mal ſchoͤner ausgefallen, als es feyn wuͤrde, wenn 
es einer dee Dreßdnifchen gegenwaͤrtigen Kupferſte⸗ 


her, nad dem Gemälde geſtochen huͤtte. W 


es nun wohl offenbar, daß der Pater Lorenzini, . 

Theodor Vercruys, C. Mogalli - u. ff. 

elle in Slorenz gegenwärtig geweſen, unb body . 
| 1 


ber Idke gendrale, J J 35 


ſchlechte. Fupferſtiche nach den florentiniſchen Ge⸗ 
waͤhllden geliefert haben, fo meynet doch der Herr 
Recenſent, daß. ſolches daher entſtanden, weil fie. 
nach einer Zeichnung und nicht nach den Gemaͤla 
ben gearbeiter hätten. W 
Petructi iſt gewiß ein geſchickter Zeichner. Wir 


baben ſchoͤne Zeichnungen von ihm, fo wie au 


feine Kupferſtiche nach feinen Zeichnungen gemacht; 
worden. Es iſt aber befanne, daß er für die Rus 
pferflecher der Slorentinifchen Gallerie bloß einen 
richtigen Contour, ber Größe halber gezeichnet. 
hat. Seine viele übrige Arbeit, da er alleine war, 
ließ ihm nicht zu, völlig ausgearbeitere Zeichnung . 
gen von fo vielen großen Gemälden zu machen. 
Die Rupferftecher mußten alfo und konnten auch 
foͤglich nah den Gemaͤlden felbft arbeiten, und, 
das iſt, eines Erachtens, die Lirfache, warum 
die Kupferftiche fo fchlecht ausgefallen. Denn die 
genannten Kupferſtecher befaßen keinesweges bie 
gehörige Geſchicklichkeit zu dergleichen Unterneh⸗ 
| Ihre Einförmigfeic kommt nicht von der 
—* ſondern daher, daß fie aus einer und eben⸗ 
derſelben Schule waren. Ich bin uͤberzeugt, wie 
wuͤrden ein weit fuͤrtrefflicher Werk von den florens, 
uiniſchen Gallerie haben, wenn Petrucci und an 
dere Zeichner völlig ausgearbeitete Zeichnungen ; 
nach den dortigen Gemaͤhlden gefertiget, und ſol⸗ 
. de hernach in Nom, in Venebig, in Paris, in 
Holland, in Deutſchland — — von geſchickten 
Meiſtern waͤren. geſtochen wirben. 


| | In 


36... * Ueber die Recenſion 
In bee neuen Nuflage bed Buchs Aedes Bar 
| berina ſtehet des Titels ungeachtet, nit das 


geringfie mehr, als in ver erſten. © 
Desgleichen find umter denen, nad der Mas 


leren im Hötel de Chareler geftochenen Kupfer 


ſtichen, wirklich Blätter nach le Brun geſtochen. 

Ä Ich fehe alfo, daß ver Here Pterenfent fen 
vollkommnes Fremplar hat: Es muß eigentlich 
enthalten: Erſtlich die Beſchreibung; darn das 
Bild unter der Treppe, fo einen Fluß vorſtellet; fer⸗ 
ter das Cabinet de !’amour in 8 Märtem; die 
benden Cabinetter des Mufes et des: ‚beins- m 
» ws Blättern. 

Dann fommt die Gallerie de Papocheciie 
d Hercüule von le Brum gemalt, in 17 Blattern 
mit Titel iind Zueignung. 

Endlich 6 Blätter, fo die Elevation, Pecade, 

Couppe und 3 Plans biefes Hörels vorſtellen. 
Das Gabiner de Crozat geböret allerdings: 
nieht unter die Sammlungen ber Gemälde, ſo fich ats 
verſchiedenen Orten befinden, als unter die Cabitrets, 
weil dad wenigſte barinn aus dem Erozatſchen Cabinet⸗ 
re iſt. Da man es aber nicht anders, als unker dem 
Namen ·des Etozatſchen Cabinets kennet, fo habe ich 
es aus ſolcher Liefache hieher geſetzet. Indeſſen wird‘ 
der Here Recenſent meine Nachtichten von bie 
ſem Werke, fonft nirgends als bier finden. " 

Von dem Cabinette de Mr. Boyer habe ich 
nirgends geſagt, daß die in8 Blaͤtter, woraus dieß 
Cabinet beſtehet, alle vor Coelemann geſtochen 
worden, ſondern ich habe nur, als eine beſondere 
| Nach⸗ 





ber Idde ‚genäe ° 37 


Aachricht, beygebracht, daß wem a2 Stuͤck, fo 
von Seb: Barras geſt ochen, and welche in ver ere 
fien Auflage waren, “in ber äwegten weggelaflen 
habe, und daß man eben dieſe 22 Stuͤck von Coe⸗ 
Lemmnuonen ſtechen laſſen. Daraus folger aber 
nicht, daß nicht noch a Stuͤck von Seb. Barras in. . 
der neuen Auflage ſeyn Finnen, nur die 2a Blaͤt⸗ 
ter fehlen. Wie denn anch noch 3 Stuͤck,“ von 
Mr. Boxer ſelbſt veſtochen, in der neuen Auflage 
ſich Gefinden. 
Das Cabinet de Vence kam jeder Samm⸗ 
lung zu einer beſondern Zierde dienen, Dasjenige 
KEremplar fo ich vor mir babe, beſtehet aus ge 
Blattern. Und wenn folche gleich einzeln verkauft 
werden, fo haben das Erozatiche Cabinet, und vers 
Ichiedene andere, eben das Schickſal. 


MDas Eabinet Pe beſtehet wirflich aus 


34 Blaͤttern, ich habe wegen der doppelten Ma- 
donna nad Raphael mich geirrer. _ 
Es And anjetzo noch einige Blaͤtter nach der | 
Vichtenſteiniſchen Gallerie herausgefommen, welche _ 
ber Wecenfent wohl annierfen koͤnnen, da ſie ihm 
gewiß nicht. unbekannt find. 
| Des Bartolozzi Sammlung, nach ven eich: 
. sungen des Guercin da Gento, gehörer nicht zu 
den Sammlungen verfchievener Meifter, fonbern 
zu dem Werke des Guercin. Sich habe dieß gleich 
Anfongs ©. 10. in meiner Idee angemerfer. 
Aber Eduard Kirkalls feine Sammlung noch 
Handzeichnungen, - beögleichen oh, Conr. Kruͤ— 
gers und Daniel Laurentz Sammlungen, gehören 
e 3 | Bicher 


\ 


38 Ueber die Herenfion 
Gießer. WBeykäufig erinnere, daß Die Ickteen itch 


wicht allemal richtige Vorbilder ausgefucht baben 


Es ſind noch nachzuholen: 
a. Das Cabinet du Duc de Choifenl, . 


3. Das Cabinet du Duc de Praslin, bavenla 


Bas einige feine Blätter zafammengebracht hat. 
3. Die Sammlung von Wagner in Venedig, nach 
‚ „ben beften Altarbläctern, 
4 J. Trabalefli Sammlung von eben dee Art. 
5. Gavin Hamiltons Sammlung von 40 Blaͤt⸗ 
teen, nad den beiten Sehilderegen, ſo in 
Italien find, und davon man noch feine Ku⸗ 
pferftiche Hat. Dieſe erſte Folge ift von ber 
florentiniſchen Schule, und Hamilton verſpricht, 
mit den übrigen, Schulen fortzufahren. 
Die Ausfichten von Städten und Dertern finb 
keinesweges von mir unter bie Sandfchaften mir ges 


bracht worden. Sie find und gehören in die Elufle 


ber. Architectur und machen fait allein ein Cabinet 
aus. S. 53. in meiner Idee, wird man ſelbiae 
angewmerkt finden. 

Die Wues de Venife ton Canale und bie 
son Canalerta habe zwar unter bietanbfehaftna: 
ker geſetzt, weil es befannte Maler, die, aufier den 
mialerhaften Ausfichten, auch zandſcheften gemalt 
und geriſſen haben. 

Aber die Sammlung von Yusfäten, die ger 
meiniglich ne nach Zeichnungen geſtochen wer⸗ 
den, iſt in die’ angezeigte Claſſe gelege, und ba 
es eine ungemein ſtarke Sammlung, nicht nach 

‚ven Malern ober Kupferſtechern, ſondern, wie 
fh 


L) 
der Idee ginn 9 


"8 gebüßrer, nach den Ländern cigeritet 

worden. 

Wenn wan dergleichen malerhafte Ausſichten, 
. als die von Canale ıma Canaletto, desgleichen 
bon andern doppelt Kat, denn öfters find von den 
Landſchaftmalern und Zeichnen auch Ausfichten in 
ihren Landſchaften angebracht morben, wovon Ste- 


. fano della Bella, Calot, Perelle, IiraelSilve- 


ſtre — — zum Epempel dienen können, fo lege 

.. zuan folche zu den Ländern, wohin diefe Ausführen 

- gehören. Sind ſie nicht boppele vorhanden, fo 
Bilfe man ſich mit dem allgemeinen Verzeichniffe 
sind verweiſet den Liebhaber zu den. Werfen ber 
Ruͤnſtler, worein ſich dieſe Ausſichten, neben ihre 
andern Arbeit, mit befinden, uyd zu der Clafle, 
worinn ſie liegen. 

Wem gleich erſt 1771. meine Idce in Leipʒig 
gedruckt worden, fo ift der Stoff dazu doch ſchon 
feie vielen Jahren ausgezeichnet, die völlige Aus⸗ 
arbeitung aber, wie fie jetzt vorhanden, 1769. von 
mir in Paris vollbracht geweſen. Bor ver Zeit, 
war noch Feine englifche Academie: doch fagte ich 
ſchon damals, daß bie bildende Künfte aller. Wahr⸗ 
ſcheinlichkeit nach, zu ſolcher Vollkommenheit bey 
"ben Engelländern gelangen wuͤrden, als fie vielleicht 
nirgends geweſen. 

Indeſſen konnte ich doch die von 1769. in En⸗ 
gelland, meift von Ausländern herausgefommene 
- Merle, vicht ala Probuete einer englifchen 
Schule angeben, ba man erſt 1769 fie zu er: 
richten anfieng 

Ea Ich 


j % 


40 neber die Necenſton 


Ich zweifle auch gar nicht, daß die Engellaͤn⸗ 
der zu einer beſonders berühmten Schule helangen 
werden: denn bie Menge der Liebhaber in einem. 
fo reichen Sande, wird mehr als alle Academien 
ausrichten. 

In ven Nachrichten von den erſten Büchern 
mit Holgſchnitten, finder man allerdings basjenıge, 
was ich bereite in meinen beutfchen Nachrichten von 
Kaͤnſtlern und Kupferitechern gefagt ‚abe, franzoͤ⸗ 
fifch‘ wiederholet; allein, wenigſtens iſt bier ein 
Drittheil mehr als Dort bengebracht, Hingegen habe 
alles, was insbefondere und, eigenglidy zur Buch⸗ 
druckerkunſt gehoͤret, in dieſem Werke weggelaffen. 
Id hätte auch die Vermeheung ſochaner Abbond⸗ 
lung in einem dritten Theile von Nachrichten deutſch 
herausgeben koͤnnen, zumal niemand mehr von feis 
nem Baterlande eingenommen feyn kann, als ich, 
Die Lieberlegung aber, daB bie: Liebhaber ber bil⸗ 
benden Kuͤnſte in Deutichland faſt alle franzbſiſch 
fönnen, ferner, daß bey uns ungemein wenig Lieb⸗ 
haber find, und daß dagegen in Franfreich 100. 
wo nicht 1000. mal mehr gefunden werben, bavon 
der 10. "Theil kaum deutfch verſteht, endlich, daß 
meine Freunde in Italien und Frankreich mich ge⸗ 
beten und noch taͤglich bitten, in dieſer Sprache zu 
ſchreiben, dieſe Ueberleguug hat mich bewogen fran⸗ 
zoͤſiſch zu ſchreiben, ohngeachtet ich bekenne, daß ich 
eben kein Meiſter in dieſer Sprache bin. 

Noch muß ich anführen, daß der Mecenfent 
irret, wenn er ſagt, der Orr Mecheln ſtuͤnbe auf 
Feiner Zandeharte. Meine Sammlung iſt eben niche 


die 


"per Idbe generale: : ar 


die größte , indeß kann ich doch behaupten, baß anf 
per Eharte des Herzogthums Kleve von Samſon, 
ingleichen.bey Jaillot der. Name Mecheln zwifchen 
-Bocholt und Emmerick deutlich zu leſen iſt. Auf 
ber Eharte dieſes Herzogthums bey Coeyeur und 
ıMortier, wird ee Megeleu genannt, und. auf.der . 
Homannſchen Charte Yon Tülich und Berg, Me⸗ 
hhein. m Don meulichft abe guͤtigſt kHrifruch 
miitgerheilten fernen Anmetkungen vermuthet ber 
Hr. Recenfent, es gehöre dieſes Mecheln zu ber 
Grafſchafft Zuͤtphen. Ich glaube aber, dafern 


der Fluß Pſſel die Grenze vom Zuͤtphen haͤlt: fo I 


liegt Mecheln in der Grafſchaft Berg oder Heren⸗ 
berg, dem Fuͤrſtl. Hauſe Hohenzollern Sicumingen, 

wie Buͤſching ſagt, gehoͤrig. Wenigſtens liegt 
es im Gelbderlande, und nicht in Zuͤtphen, wie man 
ſolches in Joachim Ottens und in Jaillot Eharte von 
Geldern, Zuͤtphen und Eleve am beſten ſehen kann. 
Nachdem ich auch die Charten des Peter Schenck 
‚son Weſtphalen und von Geldern, desgleichen 
Micolas VBiſchers und verſchiedener andern on 
RZuͤtphen nachgeſchlagen, fo finde. allenthalben den 
- Or? Mecheln angemerket, und ich glaube, daß er 
noch auf · verſchiedenen audem ‚Ehasten fefet,die ich 
‚nicht befite. 

Anholt iſt olerbings die naͤchſte Seade en 
Medeln; ich aber .bin von Bocholt aus über: Me⸗ 
Kein, nad Emerick gereifet, und es hat wir 
geſchienen, als ob Mecheln Ber Halbe Weg war. 
In Bocholt oder Boeckholt habe verfchiedene alte 
Gemälde auf Holz in der Hauptkirche von Iſrael 

€ 


5 von 


42 Ueber die Recenſion der Idee ete. 


von Mecheln gefunden, die mehreſten aber ſtunden 
‚beider auf. ver Erbe in den Capellen, oder an 
‚den Pfeilern, ſehr beſchaͤdiget. Ein alter Moͤnch 
"in einem Kloſter, der noch ein Liebhaber von Küns 
"en zu ſeyn fchien , konnte mir weiter nichts berich⸗ 
‚ten, als. baß zwey Iſtaels von Meckenen, benz 

- fo nenme man dort Mecheln, in Bocholt gewohnt, 
"einer ein Goldſchmbt und der andere ein Maler, 

"welcher Iegtere vieles daſelbſt, noch mehr aber in 
Muͤnſter gemalc habe, Ä 
ı Schließe mır der Anmerfung, daß des Sin. 
 Mecenfenten Muthmaßung, als ob mir Die neue 
. Gefchichte der Kunft überhaupt weniger merkwuͤr⸗ 
‚ dig oden unbelannt zu ſeyn ſchiene, ein wenig übers 
elle iſt. Nicht, daß ich mir ein Verdienſt mit meis 
ner weitläuftigen Eorrefpondenzmachen wollte, Ich 
weis und befenne, bag ich Durch dieß mein Stecken⸗ 
. pferd , wenn ich es gleich gerne reife, dem gemteis 
nen Weſen wenig ober gar Eeinen Mugen fchaffe, 
und noch überbieß komme mir dieſe Luft ‚bey ges 
: genwärtigen Zeiten feuer zu ſtehen, denn Die Meu⸗ 

** in dieſem Fache ſind koſtbar, und das Porto. 

woßlfeil. 

Ich wuͤrde eben fo fehr irren, wenn ich bes 
haupten wollte, die neue Geſchichte der Kunſt, 
- wäre ben Mitarheitern ber Bibliothek unbefaunt, 
weil ich bey ihnen verfchiebene neue Weite, die ich 

- Gefige, nicht angeführt finde, 
Altdoͤben den 23. December 1773. 
Ä v 


no 


a 


IE. 

| Bon ber Uebereinſtimmung der Werke der 
Dichter.mit dem Werfen der Künftler 

nach dem Englifchen des Hrn. Spence 


von Joſeph Burfard, Lehrer der ſchoͤnen 


+ Miffenfchaft und Kuͤnſte am Tperefias 
. no ı. Theil, von den 12 großen himmli⸗ 
ſchen Gottheiten. Wien 177 3- 382: 
Seiten. 
ir frenen uns ben Geſchmack und die Rünfte 
5 in folhen Gegenden Deutichlands immer 
‚unche * mehr ausgebreitet zu ſehen, wo man vor 
nao0 bis 30 Jahren noch ſehr eingeſchraͤnkte Begrif⸗ 
;£e und Kenntniſſe davon hatte. Wir wuͤnſchen dem 
Lande Gluͤck, wo wuͤrdige Maͤnner ſich bemuͤhen, 
Bas Reich derſelben zu erweitern, und ihre Mit⸗ 
PBoͤrger immer befannter damit zu machen. Dies 
‚fer Beyctrag iſt fr Die Deutſchen in verſchiedenen 


Abſßehten veichtig, da ihnen dadurch ein Englaͤn⸗ 


Diſcher Schriftfteller, ber durch bie vielen Vers 
beſſerungen als ein deutſches Original’ anzufehen iſt, 
und da fie dadurch auf Die ſchoͤnen Quellen ber Al⸗ 
uken geführt werben, der Alten, deren Leſung ſo viel 
zur Bildung des wahren Geſchmacks beytraͤgt und 
—— beytragen wird, wenu gleich viele den auf 
BSBie fogenanten humaniora gewandten Fleiß fir 

ö —* anſehen; die Quelle dieſes Vorurtheils 


ang nun Bequemlichkeit, oder uͤbertriebene Nee 


arog für die Pfrlofnfie fen. 
| W Spence 


44 Uebereinſtimmung der Werke 


Spence hatte feinen: Landoleuten die Heben 
einſtimmung der Werke der Kuͤnſtler init den Wer⸗ 
ken der Dichter gezeigt, und vornehmlich auf die 
Alten, ſehr ſelten auf die ſchoͤnſten Stellen ver En: 


glifchen Dichter gefehen. Hr. Burkard Gar ihe 
gleichfam nur zum’ Führer gewählt. Er weicht oft 
von ihm ab, mache bald Erweiterungen und Zus 


füge, bald ſchraͤnkt er ihn ein, und folge ihm meis 
ſtens nur in der Ordnung. Ber Engländer wollte 
alle Kunftwerfe aus Stellen den Dichter erflären, 
er übergieng daher ſolche, darauf er in den Römis 
ſchen Dichtern nichts paflenbes fand. . Dadurch 
wurden an manchem Orten die Stellen ber‘ Alten 
su gehäuft ; ‚von anbern.liefet man hingegen nichts, 
und ber unlateiniſche Künftier ſah ſich -auffer 

Stand geſetzt, die Dechteriſchen Gemälde zu 


nutzen. 
Der Verf. hat bie Scbwhrigkeiten eingeſehen, 
bie ſchoͤnen Stellen der Dichter nie der Staͤrke ab 
Anmuth bes Originals in unſer Sprache zu über 
tragen. Er hat daher nicht alle, fonbern nur bie 
merkwuͤrbigſten aus dem Spence beybehalten, ſolche 
‚Nicht oͤberſetzt, aber ſtatt deſſen unfve doucſchen Dich⸗ 
ter mit Seſchmack geleſen, und eine Auswahl ſcho⸗ 
"ner Schilderungen ſeinem Werke einverleiket. Ein 
"geoßes Verdienft um bie Kunſt iſt es auch. daß 
der Verf. fich nicht auf bie wenigen Kunſtwerke 
einſchraͤnkt, die Spence nur gewaͤhlt, weil alles 
mit Stellen per Alcen verglichen werben: ſollte, 
ſondern auch andere und zumal aus ben Schriften 
des um die Kunſt (9 verdienten Winkelmans, mit⸗ 
tbeilt/ 


⸗ 


> eier ſoi mit rn Diqtern derolercht. "Das 


x 


v 


Dusch) werben die Gegenſtande fuͤr den Kuͤnſtlar als 


lerdings feße vermeßet; "und der Liebhaber ſieht, 
ad die Einbildungsktaft den Dichter unb den‘. 


Kaͤuſtler oft auf einerley Ausdruck ‚geleitet‘, ohne 
daß der Eine dem andern Stoff dazu gegeben huͤrte. 


dir PAPER nd —X ! ode 


an diefen merfwärdigen Zuſaͤtzen gehoͤrt m Benz’ 


ſpiel, alles was Hr. Burfarb vom Hymen ſagt, weichen 


Spence ganz uͤbergangen hatte. In der Geſchichte 
des Amovrs und feiner Bruͤder, ſagt der Verf; breit: | 


ich mich berechtigen ſo ümniſtaͤndlich zu’ ſeyn, als es 


ohlne Beleidigung des Wohlſtandes geſchehen konnke, 


demit ich dem Kuͤnſtler durch das Beyſpiel unferer 
groͤßten Vichter und feiner: Kunſtgenoſſen ven’ Weg 
zeigte im Kleinen groß zu werben, uud manchen en⸗ 


‚gen Raum· durch gefälige und artige Vorfleihms 


gen auszufüllen. Auß! ven ofen Denkumalen/ e& 
mögen geſchnittene Steine, Basreliefs oder Gemaͤl⸗ 
de’ ſeyn/ſeht man einen eumzaͤtzligen Vorrailvon 
Erfinsingen in Anſehumng des Liebesgottes, und⸗ 
wir ſtuden! die beſten daron aus dem. fldrentiniſchen 
Muͤſeum, aus dem Geofchiſchen Kabinet unv aus‘ 
der Bpperriſchen Dactgliothek angefähte‘ "- ' | 
Die Nupferftiche ſind gärtzlich weggeblieben, 


und wir billigen · es.Die Wenigen, bie Spenee! 


hat fit zum Theil ·ohnehin ſchon fo‘ dekanmnt, 


und imeiner Menge atideret Bücher zus finden ; zft- 
: eiljfähn einer, der in der Kunſt nicht ganz unet⸗ 
fahken iſt, fie leicht hinzudenken. Die vielen neu⸗ 
en Gemälde womit der Verf. feinen Spence be⸗ 


reichert hat, alle ſtechen zu laſſen, das twuͤr de das 


Bud 


40. Uebereinſtlumuug der Werke 
Machdem ber Verf. bie merkwuͤrbigſten Ges 
nike aus unſern Mationaldichtern angefuͤhrt, 
beingt ee: auf der 182. und vielen: folgenberi Seiten 
eine grüße Menge von allerley Arten Vorſtellungen 
des Lriebesgottes auf alten Monxmenten bey, dar⸗ 


unter die meiſten aus den geſchliffenen Steinen des 


Florentiniſchein Muſeum nud Lipperss Dactylio⸗ 
thet genommen ſind. Dach dem allen führe ver 
Beruf. such die Gemälde der größten neuen Kuͤnſt⸗ 
lertan, darumter wie vornehmlich nur der vielen ſiun⸗ 
reichen Vorſteilungen gebenfen, Die Raphael in den 
fogemmnten Fleinen farneſtſchen Pallaſte zu Rom bey 
dee Geſchichte vvn der Vermaͤhlung der Phe 
"angebracht hat. 
Den Dyarın at Spence ganz Äbengangen, be 
er doch gleichwohl feßt:. oft der Gegenſtaud der Dichter 
und Naͤnſtler iſt: und er konnce ihn. auch mb 
wohl erwähnen, weil ue bey ben Akten wirklich eine 
ſlaene Erfheimung if; Umſenſt hat Hr. B. ige: 


. issher Bhorencinifchen. Sammlung, bey Noffi , 


und im Stefchifdien Kabinet geſucht. Ein paar 
Steine in der. Arundeliſchen Sammlung und Lip⸗ 
persischen Dartyliothek, in Sarg in Winkelmanas 


Monumenten, ein puar Denkmals beym Monk _ 


faucon find alles was op Sue Aafoecuieten on 
nme. - 

Sg Ablchuiti⸗ vom Apoll Kto die Diufen & 
viel möglih "ans tifandergefest , und: beurlich- bar 
ſchrieben, weiches ven. Kuͤnſtlern deſto nüslicyen if; 
je leichter fie mit ihren Artributen: verwechſelt ˖ r⸗ 
den. Merkwuͤrdig it das alte Monument ˖ zu 
"m. Aran- 


A a, 
s \ 


‚der Dichter und. Höfe: 49 | 
Aranjuei in Spanien, wo Apollo mit acht Muſen dor⸗ 


geſtellt iſt. Die gte fehle, und ben Apollo hat bie 
Einigin Chriſ ina dazur verfertigen und ihm ihren 


VKopf geben laſſen Man trift dieſe Bildſaͤulen auch 


in des Roſſi Sammlung geſtochen an, und fie find 
merkwuͤrdig, weil man bie Muſen bier durch ipre Ace 


teibuten gezeichnet bis auf Eine beyfammen findet, 


D 
1 
j 
k 


Den Gelegenheit des Apolls unter den Mufen wird 
der Täcperlichg Irrthum des Wrighe in feinen 
Meifen angekuhrt,* welcher den Raphael, der den 
Apollo mir einer neuen Violine abgebildet hat, da⸗ 

durch vertheidigen will, daß man eine Antife Sta⸗ 
tue in der Billa Negroni mit dergleichen in der 
Sand finder. Tr mußte nicht, daß Ders 
nini 130 Fahre nad) Raphaels Tode erſt viefen 
Arm mit der widerfinnigen und unfthieffichen Vio⸗ 
line angelegt bat, und daß Raphael feinen Irr⸗ 


um felbit eingeiehen, und dem Apollo in einer 


derbeſſerten Zeichnung biefes berühmten Gemaͤldes, 
Dash welcher Mare Antonio geſtochen, eine Leyer 
fast der Violine in die Hand gegeben. Bey Gele⸗ 

genheit der Muſen wird auch Defers fchöne Alles 


goriſche Dede zu dem neuen Theater in Leipzjig 


beſchrieden 
In Anſehung des oft von den Kanſtlern ges 


wählten Borwurfs vom: Apollo mir dem Marſyas, 


wihten wie Klotzen in feiner Schrift vom Mugen 
dee gefchliffenen Steine, ben. Hr. Burkard nn 


fuͤhrt, germe bey. Der Künftlek verfpare feine ana» 


tomiſche Kenneniß auf eine andre Gelegenheit, und 
| zeige. und den Marſyas nie in der ſcheußlichen Ge⸗ 
: Fr Biol XVI.B. ISt. D fiel 


! 


⸗ 


\ 


go urdennſimmung der Werke 


ur oßne Sant. * Einer mie feinem Gefchmack be⸗ 


gabten Seele wird nie.ein Ausdruck gefallen, bey 
dem die Menſchlichkeit leider. Lieber laſſe uns ber 
Kuͤuſtler nie feine Geſchicklichkeit im Ausdrucke der 
Muffeln fehen, als aufeine ekle Art, wobey ſich 


das Herz empört. Er folge den weißen Künfllern 


des. Alterthums, die den Zeitpunfe diefer traurigen 


Geſchichte wählten, wodurch die Empfindung im 


geringften nicht beleibiget wurde, . So fieht man 


28. ven Marfyas auf einem Herkülaniſchen Ges 
mälde, und auf vielen geſchnittenen Steinen beum 
Lippert und andern an einen Baum gebunden, aber - 


die Strafe ift noch nicht vollzogen, ſondern ſoll 
erft ausgeführt werben. Auf dem erften Monu⸗ 
mente bittet Olympus, welchen Marſyas die Floͤte 
blafen ‚gelehrt hat, den Gore fußfällig um Gnade 


für feinen Lehrmeiſter. Soll die fürchterliche Hands 


fung aber ja vorgeftelle werden, fo mache ver Kuͤnſt⸗ 


tet, nicht felbft zum Henker, wie einige gethan, 
fondern laſſe die graufame That durch einen ans 
bern verrichten. Bey der Miobe und ihren Kindern 


haͤlt ich der Verf. etwas lange anf, und ſie vers _ 


dienen ed, als die erhabenfte Schoͤnheit, die uns 
aus dem Altereiunne Abrig geblieben. Welch win 
Verluſt für Nom; daß biefe große Gruppe feit ein 
paar fahren aus ber Mediceiſchen Villa nach 
Florenz gebrachte worden Doch wir brechen ab, 


ba der Leſer ſich aus dieſen wenigen Stellen einen 
Begriff von dem Buche ſelbſt machen Fam. Wir 


wünfchen, daß er es felbft in Die Hand nehme, und 
- EEE SEE führen 


\ 


ler den Gort, gegen deſſen Wuͤrde es fo fehr flreis 


der, Dichter und Kuͤnſtler. 51 


fohren deswegen nichts mehr daraus an. Der | 


"Liebhaber der Kunſt, der Kuͤnſtler, der Dichter, 


alle werben eine lehrreiche Unterhaltung, Mugen 
ind Vergnuͤgen dariım finden, und der Kortfegung 


bes Werks mie Verlangen entgegen fehen, *) 


pm =. 00. mn mann a m 1m mem pm nme u > Bun m de nn 1 
” 


IV, 


Proſe und Gedichte über die bildenden 


Kuͤnſte von dem Hörern der ſchoͤnen 


Wiſſenſchaften im Thereſiano oͤffentlich 


abgeleſen. Wien, 1773. 59. Sei⸗ 
‚ten, | oo. ER 
te gedenken dieſer wenigen Blätter nur des 

> wegen, weil fie ein Beweis find, mie viel 
der Linterricht eines Mannes wie Hr Burfard, 


. 


deſſen Schrift wir eben angezeigt haben, zur Bil⸗ 


dung bee Jugend beytraͤgt. Wir fehen hier zehn 
Beine Verſuche in deutſcher, Inteinifcher,. franzoͤ⸗ 


ſiſcher ‚und italienifcher Sprache, auch deutſche 


und lateiniſche Verſe, von verſchiedenen Grafen 


und andern Perſonen vom Stande, welche zwae 
nichts Neues enthalten, aber doch als Arbeiten hoff/ 


nungswoller Juͤnglinge, von deren Geſchmack ſich 


das Vaterland in Zukunft etwas zu verſprechen hat, 
Er op 


of OD ihren 


9) ie ſehr muͤſſen wir es beklagen, daß unſere 
Hoffnung vereitelt worden, indem dieſer wuͤrdi⸗ 


ge und verdienſtvolle Mann den 16. Dec. 1773 


- mit Tode abgegangen. i 


id 


j \ 


2. Proſen und Gedichte 
een Werth haben. Die Bier befindlichen Stach 


find. 1) Rede vom Zuſtande det bildenden Kuͤnfte 
in Wien. 2) Poetiſche Erzaͤhlung aus der Bio⸗ 
graphie der Könftter. 3) Betrachtung über den 
Borzug der Alten in der Kunft, 4) Der begeifterte 
Kenner vor dem Vatikaniſchen Apoll, ein Gedicht, 
5) Rede in einer Verſammlung kleiner Geiſter 
über bi? leichteſten Mittel ſich den Namen eines 
Kenners det Kuͤnſte zu erwerben. 6) Entretien 
{ur la maniere de voyager utilement pa? 
tappoit aux beaux arts. 7) Lettera per inca- 
minare un Giovane alla cognizione delle 
artierdelleloropere, 9) Pidturae et ſculptu- 
tae ortus et progreffus, Carmen allegori- 
cum» 9) De literarum humaniorum cum 


‘ ingennis artibus neceſſitudine. 10) De 


diferimine inter Poefin et Pictüram 
diſſertatio. | 

Here Burkard dat, umdie Geſchicklichkeit feiner 
Schuͤler zueigen, indiefem Jahre 1773. ebenfalls eis 
sen Entwurf einer öffentlichen Prüfung aus 
der Geſchichte der Kunſt, welcher ſich die Adelichen 
Hörer aus den Vorleſungen ihres Lehrers unterwor⸗ 
fen, auf einigen Blättern drucken laſſen. Es find Fra⸗ 
gen über ven Lrfdrung, Wachsthum und Ver⸗ 
fall der Künfte, vornehmlich der Bildhauerey und 
Malerey, ſowohl bey ben Alten als Neuern, bie 
wenn fie alle gehörig deantwortet werden ſollen, 
wirklich eine fehr gute Kenntniß vorausfegen, Dies 


fem Entwurf ift eine Rede eines Herrn vom, 
Zenker angehaͤngt: von der Kenntniß der 
| bilden⸗ 


u UU 
“über bie Bildenden Künfie, 53 
Bildenden Kaͤnſte in Anſehung des Adels 


und iſt zum Eingarge der obgefachten Moe 
Prüfung obgrlefen worden. 


V 


Burkes Philoſophiſche Unterſuchung, uͤber 
den Urſprung unſerer Begriffe von Er⸗ 
habenen und Schönen. Nach der 
fuͤnften Engliſchen Ausgabe. Rtga 
bey Hartknoch. 1773. 392. Seiten. 


Man. findet von biefem, befanten Werke einem 
weifläuftigen raifonnixten Auszug in dem 
dritten. Bande der alten, Bibliothek. Haͤtte fi 
der V. diefer Recenſion ehe auf dieſen Umſtand be⸗ 
ſonnen, ſo wuͤrde er ſie gewiß nicht aufgeſetzt ha⸗ 
Ken. Indeſſen hat er nun, da fie einmal fertig 
und fchon. in den, Händen des Setzers war, alles 





| Mögliche gethan, um fie neben jener nicht ganz übers 


fuͤßig zu machen. Er Bat den auszießenben Theil 
groͤßtentheils weggeſtrichen, und nur einige Fragen 
ind Raiſonnements über gewiſſe wichtige Punkte 
ffehen laſſen. Beſonders aber bat er ſich bey ben, 


diefer fünften Ausgabe vorgefegten Sinlerung Pe 


was länger aufgehalten, 

Burkes ſucht darinn zu zeigen, daß das wie 
inan Geſchmack nennt, nicht in einer befondern Faͤ⸗ 
Bigfeit der Seele, fondern in ber Urtheilskraft 


gegründet fey. Der Wortertlärung unferd Verf. 
Da. zufol⸗ 


58 Borked, über den Krfprung dee Begriffe 


Gäßigfeit ser Seele verſteht man hier doch niches 
anders, als eine beſondere Art, wie ſich bie, Kraft 
der Seele hier äußert. Dieſe Faͤhigkeit der Seele 


. als etwas von der. Imagination verfchiebeues ane 


ſehn (S. 33) heißt doch. nicht, fie davon unabhängig 
mache. Denn wer mollte den Einfluß der Ima⸗ 
gination, oder vielmehr der Phantafie, bey irgend 
einem Gefchäfte der Seele läugnen? — Und 


Juſtinkt — verſteht mon dadurch hier, ein durch 


Die verborgene hewußtloſe Wirkung dunkler Bors 
flellungen und Empfindungen hervorgebrachtes Les 
sheil, eine initinftmäßige, urtheilartige Empfin⸗ 
Bung, fo erfenut man die Wirkungen ber Sinnen, der 
Phautaſie, und nenne das, was unfer Autor Urtheil 
nennt, Jnſtinkt oder Gefühl. — 
: Wenn uns dieſe Vereiniguneſucht verleitet 
hat, die Meynung unſeres Schriftſtellers und an⸗ 
berer Philoſophen in einem falſchen Lichte darzuſtellen, 
fo wollen wir doc) wenigſtens nufere Meynung klar 
za machen fuchen, . 

Der Geſchmack ift dasjenige in dem Menſchen, 
(in feiner Seele und in ben dazu gehörigen Organen) 
woraus ber Eindruck der Kunſtwerke auf Sinnen 
und Einbildungsfraft erflärlich iſt — nämlich Die 
Art und der. Grad des Eindrucks. Und was iſt 
nun 808? Unſerer Meynung nach, bie ganze Seele 
des Menfchen und. die Summe aller ihr zugehörigen 
Ideen, Empfindungen, Kenntnifle, Fertigkeiten 
MW f. w. oder bie Seele unb das ganze Syſtem der 

Phantaſio. Wir wollen uns naͤher erklaͤren. 


Wir 





— 


co Ethabenen und Echönen 9 


Bir unterfheiben i in den Gegenſt ͤnden bes Ge 
ſchmacks zwegerlen: etwas für Die Vorſtellung, 
erwas für die Empfindung. Dieſe Farbe iff 
apfelgruͤn, das ift für die Vorftellung. Diefe Far⸗ 
be ift ſchoͤn, das iſt für die Empfindung, Durch 
. Die DVorftellung beurtheilen wir die finnlichen Eigen: 
fhaften der Objekte an fih, durch die Empfins 
bung bemerfen wir das Verhaͤltniß diefer. Objekte .. 
und ihrer Eigenfchaften zu unferer Natur d. h. zu 
unſerm ganzen Ideen⸗ und Empfindungsſyſtem. 
In den Vorſtellungsurtheilen find die Dienfchen 
immer einig, in ihren Empfindungsurtheilen nicht, 
In jenen irren fie felten, in diefen ſehr leicht, 
Der. Grund jener Liebereinflimmung ber Sinne 
und disfee Verſchiedenheit des Geſchmacks unter den 
Menſchen iſt dieſer. Der Bau der finnlihen Merk 
zeuge ift in allen Dienfchen (wenige hieher nicht ges 
börige Kölle ausgenommun), derſelbige. Und zu den 
Vorſtellungen der ſiunlichen Eigenſchaften an ſich 
wird außer dem Dienſte der Organen nichts wei⸗ 
ter erfodert. Aber Wohlgefallen und Mißfallen — 
das haͤngt von dem Verhaͤltniſſe dieſer Objekte und 
ihrer Eigenſchaften zu unſerm ganzen Ideen⸗ 
und Empfindungsſyſtem, zu unſerm ganzen Ich ab. 
Jeder Menſch nun iſt ein anderes Ich, hat ein 
anderes Syſtem von Ideen und Empfindungen, 


dahdheaer die Verſchiedenheit des Geſchmacks. Die Be⸗ 


ſchaffenheit dieſes Spflems num iſt dennoch ebenfalls 
yon Kenntniß, Erfahrung, Sitten, Fertigkeiten, 


Meigungen u. ſ. f. abhängig. Tin allen diefen 


koͤnnen Menſchen von einerler Temperament und 
IJ t Kultur, 


N & 





E09 Burkes, über den Urſprung der Begriffe 
Kultur ſehr leicht eine vollkommene Aehnlichkeit 
haben (denn kleine Verſchiedenheiten find hier un⸗ 
merklich) — und daher die Liebereinftimmung und 
Einfoͤrmigkeit des Geſchmacks in. verſchiedenen ge⸗ 
ſitteten, unterrichteten, geuͤbten Menſchen. Jede 
Idee, die wir empfangen, jeder Sinneseindruck 
det uns ruͤhrt, wirkt in unfer ganzes. Ich — ſeyt 
unſere ganze Phantaſie in Bewegung. Dieß ließe 
ſich aus ſehr vernuͤnftigen Gruͤnden erweiſen. Iſt 
nun dieſe Wirkung in unſerm Ideenſyſtem unmerk⸗ 
lich , fo find wir in dem Zuſtande ber Sleichguͤl⸗ 
tigkeit; iſt es merklich, fo erfolge, nad dem num 
das Ganze ift, was aus der Zufammenfunft der 
vorhabenden Idee und ber meiftentheils dunklen 
Imaginationswirkungen reſultirt, Woßlgefallen 
oder Mißfallen, Luſt oder Schmer. Doch ge⸗ 
nug hiervon. 

Dieſer Einleitung von dem Geſchmacke folget 
eine zwote Einleitung, naͤmlich eine kurze Erklaͤrung 
einiger Leidenſchaften und Empfindungen, woruͤ⸗ 
ber wir manches zu ſagen hätten, wenn es uns 
fere gegenwärtige Abſicht verſtattete: Wir vers 
weifen die deſer Hier auf die erſte Necenfion. *) 
S.. 83. iff der eigentlichen Anfang der Linfers 
fuchung unferer Begriffe vom Schönen und Erha⸗ 
benen. Wie muͤſſen hier unfern Leſer zuvoͤrderſt 
benachrihrigen, daß Burkes unter Groß, 

tarf und Erhaben feinen Unterſchied mache, 
Sollte biefer, von fo vielen ſcharffi innigen Welts 

weifen 


„ Im III. 2. ber alten 1 Biblische, 


dom Erhabenen und Eqhdoen. 3 
fen erkannte Unterſchied etwan nur MGeinbat 


"ai glauben ed nicht, und wenn wir für jeh? 

Auch keinen andern Grund anführten, als den uns 
| leugbaren Unterſchied unftrer . Gefihtsempfinbuns 

gen von Groͤße, Stärke und Erhabenheit, und 

Die Analogie unſerer tmaginatifhen Geſichtsem⸗ 
pfindungen mit den Empfindungen des Gefühle, 
Dennoch haben alle dieſe drey Arten der Ems 
pfindungen ohnſtteitig etwas Semeinſames . 
dieſes nämlich, daß fie die Seele in «eine 
ſtarke Bewegung fegen. Aber in jeder der drey an⸗ 
gezeigten Empfindungen, iſt die Bewegung der 
Seele, ſo wie die Vorſteluns ſelbſt, won einer an⸗ 
dern Art. 

Burkes muſtert aun zubörberft bie ſinnlichen 
und imaginarifchen Ideen, welche mit ber Empfins 
— des Erhabenen oder des Schönen verknuͤpft 

find, um aus dieſem Verzeichniſſe einzelner Sälle die 

igenſchaft des Erhabenen und Schönen in Auſſen⸗ 
Dingen und Ideen zu abſtrahiren. Wen biefer 
Muſterung nun finder er, daß erhabene Gegen / 





ſtaͤnde in ihree Dimenfion groß, ſchoͤne vergleb - 


chungsweiſe Mein find; daß das Schöne glatt und 
poliert, das Erhabene ober Große rauf und nach⸗ 
Käfig if; daß die Schoͤnheit die gerade Linie 


vermeidet, oder durch unmerkliche Stufen davon 


abweichet, das Große Hingegen die gerade Linie 
liebe, und in feinen Abweichungen ploͤtzlich und ſtark 
if. Das. Schöne darf nicht dunkel, das Erha⸗ 
bene muß zuweilen duͤſter ſeyn. Das Schöne fin 

det 


62 Burke, uͤber den Urſprung der Begriffe 


det er leicht, behend und zart, dad : Öroßie feſt/ 


ſtandbaft und maſſiv. 

Daraus folgert nun Burked, erſtlich: Schoͤn, 
und Erhaben ober Groß, find entgegengeſetzte Em⸗ 
pfindungen, —— — Ueſachen; 
zweytens, die Empfindilfig des Erhabenen iſt eine 
ſchreckhafte, oder doch ſchreckartige Empfindung 
Die Empfindung des Schönen ift von der Empfin⸗ 
bung bes Erhabenen wicht nur verfchieden, fordern 
ihr entgegengeſetzt. Gie iſt von allem, was Furcht 

und Schmerz heißen kann, gänzlich entferne. Sie 
iſt eine Empfindung, welche eine Art von Liebe ges 
nannt werben kann, ba hingegen die Eimpfindumg 
des Schönen eine Art der Furcht und des Schmer⸗ 
zes it. — Das objektive Schöne ift weder in 
Lebereinftimmung noch in Vollkommenheit und 

Schicklichkeit, ſondern allein in Eigenſchaften ge⸗ 
gruͤndet, welche den Eigenſchaften des Großen und 
Erhabenen entgegengeſetzt ſind. — Daß die 
‚Empfindungen des Erhabenen, ungeachret fie 
dem Grundſatze zufolge allezeit der Furcht und dem 


Schmerze verwandt find, dennoch angenehme Eau 


pfindungen bleiben, erflärt unfer V. aus bee 
größern Thaͤtigkeit, in welche unfere Seele dadurch 
verfegt wird, und welche (nach befannten Grund⸗ 
ſaͤtzen) eine Lirfache des Vergnuͤgens iſt, wenn Die 


Thaͤtigkeit unter dem Grade der Ermattung bleibe, 


—So ungefähr raifonire unfer Schriftfteller. 


. „Wider diefe zween Grundbegriffe, ben einen 


von der. Matur der Smpfindung des Erbabenen, 
den andern die fubjeftive Livfache des Schönen, haͤt⸗ 
\ ten 


| 


, vom Erhabenen and Schöne, 63 
ren wir mancherlen zu erinnern. Wir muͤſſen uns: _ 
"auf einige Anmerfungen einfchränfen. | 
2 Die Ratur der Empfindung des Er⸗ 
habenen und Großen fest unfr V. in eine 
furcht⸗ und: fehrecfartige Empfindung. Und was 
uns bereifft, fo fehlt nicht viel, daß wir ſie niche 
gerabe in das Gegentheil jeßen, in ein ftoljes Seloſt⸗ 
gefühl ımferer eigenen Größe, in eine Empfindung, 
die mehr ber Kuͤhnheit lg der Furcht aͤhnlich if 
“mehr aus dem mutheinfloͤßenden Bewußtſeyn unſe⸗ 
rer erhoͤhten Kraͤfte, als aus einem furchtartigen 
BGefuͤhl unſerer relativen Einſchraͤnkung und Min⸗ 
derkeit entſtehet. 

Wir wollen indeffeh noch - feinen allgemeinen 
Grundſatz machen, ſondern nur einige Erfahrun⸗ 
‚gen aus ber menſchlichen Seele anzeigen, welche 

fuͤr jet wenigftens fo viel erweiſen, baß einige erha⸗ 
Gene Empfindungen nicht aus der, von unferm V. 
angegebenen Urſache, fonderh vielmehr aus der ent⸗ 
gegengeſetzten entſtehen. — Was find denn die 
Empfindungen unſerer eigenen ſittlichen Vollkom⸗ 
menheit, die uns uͤber andere unſeres gleichen er⸗ 
heben? Was ſind die Empfindungen des Edel⸗ 
niuths, der Vaterlandsliebe, der Tapferkeit und 
SGroßmuthhy Was find die großen Empfmdungen 
einer dichterifchen Begeiſterung? Wird unfer B, 
. Ieugnen Finnen, daß diefes erhabene Empfindungen | 
find? Lind ıft hier die Seele eingefchränft, oder 
- erweitert? niedergedruͤckt, oder emporgehoben ? 
Iſt Hier auch die geringſte Spur von einer furdhta 
artigen Empfindung zu merten? Iſt · nicht te 
me 


⸗ 


54 Burked, über den Urſprung der Begriffe 


mehr die Grele hier eines größeren Maaßes ihrer 
Kräfte ſich bewußt? Ragt die Seele hier nicht 
vielmeht über andere Weſen empor, anſtatt, daß um 
ſerm V. zufolge, alle erhadene Empfindungen die 
Seele under andere Weſen erniedrigen? Sollten 
die Empfindungen eines ſterbenden Sokrates, deſſen 
begeiſterte Seele von den Geſtirnen herab auf bie 
Unterwelt ſchauet, nicht erhaben ſeyn? Und iſt 
bey der Verachtung des Todes noch Furcht möglich ? 

Ich voill ein noch finulicheres Benfpiel geben. 
Man ſtelle fich Die Seele eines ſtolzen Kriegers vor, 
Der jest, wit allem Friegerifchen Pomp umgeben, in 
bie eroberte Stadt einzieher. Gefühl der Leibesſtaͤr⸗ 
ie, Bewußtſeyn der vollkommenſten Geftalt, Andens 
Sen an große vollbeachte Thaten, Vorherempfin⸗ 
dung des Nachruhms, der Anblick eines auf feinen 
Wink gehocchenden Herres, ber Schalldes Krieges⸗ 
geſchreyes, ja fo gar fein hohes baͤumendes Moß, 
von dem er auf die Taufende ihn umgebender Ein⸗ 
wohne: und. nachfolgender Krieger hoch herabſie⸗ 
Bet; — alles dieſes muß nothwendig große, erha⸗ 
bene Empfindungen in ihm hervorbringen. Und 
wo iſt hier Furcht oder Schrecken? 

Aus dieſen Beyſpielen iſt wenigſtens ſo viel klar, 
das es erhabene Empfindungen giebt, welche von 
Furcht und Schrecken gan; entfernt find, und daß 
alfo biefe Diebenempfindungen nicht zu den weſent⸗ 
Jüchen Beftimmungen des Begriffes ſelbſt gehören | 

In den angeführten Venfpielen fieht man aus | 

| 
| 








ter erabene Empfindungen, welche. aus ben Gefühl 
unferer eigenen Größe entſtehen. Wemnad folgt 


“ 


., 


Vvonm Erhabenen und Schönen . 65 
für jegt aus dem Obigen nur fo viel: diejen gen 
erhabenen Empfindungen, welche aus dem 
Gefuͤhl unſerer eigenen Größe entitehen, find 
von aller Furcht entfernt und vielmehr mie 
Muth und Geiſtesſtaͤrke begleitet. | | 
Wir baren alfo vorläufig zwo Arten erbabener 
Empfindungen: — einige entſtehen aus der Wahr⸗ 
nehmung fremder, andere aus dem Gefühl unferee 
eigenen Größe: 
Soollten aber nicht vielleicht alle erhabene Em⸗ 
pfindungen aus dem Gefühle unferer eigenen Größe. 


entſtehen? Wäre diefer Sag, den wir vielleicht an 


‚einem andern Dre ausführlicher erweifen, fchon ers 


wiefen, fö wäre bie Empfindung des Erhabenen ein 


Sufland der Ausdehnung, der Erhöhung unferer 
Seele. (Wir rechnen dieſes unfern Leſern für 
Feine Definition an) Es iſt wahr, nicht alle erha⸗ 


bene Empfindungen ſind unmittelbare Empfindun⸗ 


gen unſerer eigenen Realitaͤte. Nur in den 


Empfindungen bes dichterifchen Enthuſiasmus, des 


Triegerifchen Muths, oder ber eigenen Großmuth 
iſt die Seele ſelbſt ihr Gegenſtand. Ich uͤberſchaue 
den geſtirnten Himmel, ich leſe Hallers Ewigkeit, 
ich bewundre die große Seele eines Grandiſons: — 
Lauter erhabene Empfindungen, deren Gegenſtaͤnde 

nicht in mir ſelbſt, in meinen Kräften, inden, mei⸗ 
nem Ich zugehörigen Ideen, fondern in andern ' 


Dingen auffer mir find. Wird aber nicht die Geele 


durch den Anblick des geftirneen Himmels, . durch 
die Halleriſche Phantafie, durch den Örandifonifchen 
Edelmuth mit empor gehoben? Lind ijt nicht 
N. Bibl. XVI. B. St. id 


65 Burkes, uͤber den Urſpeung der Begriffe 


vielleicht dieſes Gefuͤhl der Miterhebung die wahre 
eigentliche Empfindung des Erhabenen? Welcher 
Leſer wird zum Beyſpiel ben dent !efen des Young 
die erhabenſten Empfindungen haben? Nicht wape 


derjenige , deſſen Seele fähig iſt, ſich mit dem 


Dichter empor zu ſchwingen? Eben fo glaube ich, 
daß wenn wir eine hohe Säule anfehen, die Em⸗ 
pfindung bes Erhabenen nicht aus dem Gefühle un« 
ferer relativen Einſchraͤnkung, nicht aus einer Are 
von Furcht, fondern aus einem Gefühle eigener 
Vollkommenheiten entiteher, vermöge deren Die Seele 
fähig ift, fich in der Tidee der hoben Säule fo hoch 
u erheben. Lind fo erfläre ich mir die Empfin⸗ 


dung, die uns die Bewunderung einer großmürhigen 


Handlung einfloͤßet. Die rechte Empfindung ift 
hier, wo ich nicht irre, das Gefühl eins Vermögens 
in ans, felbit fo handeln zu können. Wer dieſes 
Dermögen nicht har oder nicht in ſich empfindet, 


defien Seele wird bey dem Anblicke ber größten 


Thaten feine erhabene Empfindungen haben. 


Iſt aber zum Beyſpiel Hallers Ewigkeit nicht 
groß, und iſt fie nicht auch fürchterlich? Iſt 
nicht die bekannte Beſchreibung des Gewitters beym 


Milton groß, und iſt ſie nicht auch fuͤrchterlich? 
Dieſes geſtehen wir gern von noch viel mehreren 
Faͤllen zu. Was folge aber daraus? Diefes, Daß 
einige große oder erhabene Gegenftdnde Ur⸗ 
fachen von fihreefartigen Empfindungen wer» 
den koͤnnen. Nicht aber, daß ſchreckartige 


Empfindungen erhabene Empfindungen twd» 


ren. Ein ſchoͤner Gegenſtand kann, unter. ges 
wiſſen 


vom Erfabenen und Schoͤnen. 67 


wiſſen Bedingungen, "Bewegungen bes Meibes er⸗ 

regen. Iſt aber darum die Empfindung bes Schoͤ⸗ 
nen ber Vewegung des Meides aͤhnlich? Denn 
wir haben ja dargethan, daß nicht alle erhabene 
Empfindungen mit furchtartigen Bewegungen bes 
gleitet find... Was ift z. B. in dem Gedanken eis 
nes Patrioten furchtartiges? Lind erregt ber Ges 
Danke an einen Codrus nicht große Empfindungen 
in unſerer Seele? 

Demnach, wenn wir alles zufammen nehmen; 
fo fcheine unſer Verf. mit einigen andern Weltweis 
fen ſich durch einen falfchen Schluß zu Gintergehen. 
Alle große, erhabene Gegenſtaͤnde ſind ihrer Natur 
nach faͤhig, Furcht, oder furchtartige Empfindun⸗ 
gen zu erregen: — allſo iſt die Empfindung des 
Erhabenen, eine Empfindung der Furcht. Und 
Darauf antworten wir nun: Die Eigenſchaft des 
Furchtbaren und Demuͤthigenden iſt zwar allen grofs 
fen Gegenftänden der. Aulage nach eigen; aber 
nicht alle empfindende Weſen müflen darım durch 
Die Vorftellung eines erhabenen Gegenftands, in eine 
- Art von Furcht verſetzt, oder gebemüthiger werden. 
Dieß ift, wenn wir uns fchulmäßig ausdruͤcken duͤr⸗ 
fen, nur die Möglichkeit einer zufälligen Beſchaf⸗ 
fenheit in dem Erhabenen. Wer durch das Erha⸗ 
bene gedemuͤthigt, feiner Einfchränfung erinnert, 
und in eine Art von Furcht verfegt wird, der hat 
von vera erhabenen Gegenſtande zwar eine Vorſtel⸗ 
Jung, ‚aber nicht die Empfindung ded Erha⸗ 
benen. Ein Held iſt ein grofier Gegenſtand. Den 
Feigen fehläge fein Aublick nieber, und den Tapfern 


E ai = erhebt 








[4 


63 Burkes von Erhabenen und Schoͤnen. 


— 


erhebt er. Beyde haben die Idee des Helden: 
aber nur’ der Tapfere bat dabey die Empfindung. 
Nur die Seele des Tapfern ift dabey .erhaben. 


Wirkungen des Großen empfinden, und große Em ⸗ 


pfindungen haben, iſt unſers Erachtens ſehr verſchie⸗ 


den. Die Tugend z. B. beſchaͤmt oft. Dieß iſt 


eine ihrer moͤglichen Wirkungen, die der Boͤſe oft 


erfährt. Die Schaam ift alſo die Empfindung 


einer Wirkung ver Tugend, aber nicht die Empfin⸗ 
dung der Tugend ſelbſt. Mer dad Tugenphafte in 
einer Handlung empfindet, ift, unferm Begriffe 
nach, in demſelben Augenblicke eben fo tugenhaft, 
als der, der fie ausübt, Lind wer das Erhabene 
eines Gegenftandes (eb fey num eines - finnlichen, 
oder intefleftuellen) empfindet, deſſen Seele ift, uns 
ferer Meynung nad, in bem Augenblicke ber Em⸗ 
pfindung eben foerhaben, als der Gegenſtand ſelbſt. 
a. Was unfres Verf. Begriffe von den Ems 
pfindungen des Schönen betrifft, fo harten wir und 
ſchon vorgefeßt, etwas für Die Wieynung dererjeni: 
gen zu fagen, die fie dus der Bemerkung ber Voll⸗ 


| 
| 


kommenheit herleiten. Aber wir verzögern dieſe | 


Unterſuchung bis auf eine. andere Veranlaſſung. 
Burkes ſcheint feine Begriffe vom Schönen fat 
ganz von Eleinen, Artigen, und niedlichen Gegen 
ftänden abgezogen zu haben. 

Was die Lieberfegung betrifft, fo wollen wir 
zu deren Lobe und Empfehlung wenigffens anzeigen, 
daß fie-von Hrn. Garve iſt. Wie Schade, daß 
ihm feine fchroächliche Geſundheit gegenwärtig nicht 
erlaubt, mie es feine Abſicht war, feine eignen Bes 
merkungen binzuzuthun! 

| VI. 


* 


— 





VI. 


Zohann Georg‘ Zimmermann, über die Eins 
ſamkeit. Leipzig bey Weidmanns Er⸗ 
ww „ben, und Reih. 1773, | 


D Abhandlung ft für uns, und wir olans 
ben für alle denkende Leſer, aus mehr als ei⸗ 
ner Abſicht ſehr intereffant gewefen. Die Philo⸗ 
ſophie uͤber den Dienfchen ift am fich von fo ausge 
breifetem Diugen und der gegenwärtigen Verfaflung- 

Mer gefirteren Voͤlker fo angemeflen, daß alles, was 
"dahin einfchlägt, unfere Aufmerkſamkeit vorzüglich 
-reigen muß: befonders, da fie an den Geſichtskreis 
felbft fchwächerer Geiſter fo nahe gränzet, daß wie - 
noch kein fo ſchlechtes Buch uͤber dahin einfihlagens 


dve Gegenſtaͤnde geleſen haben, in welchem wir nicht 


eine und die anbere nügliche Bemerkung gefunden 
hätten. Hrn. 3. Abhandlung unterfcheidet ſich von 
Ber größeren Menge theils durch die Wichtigkeit 
Des Gegenſtandes, cheild Durch die vorzägliche Guͤte 
ber Bearbeitung. * In der Einfamkeit find bey⸗ 
nahe alle wichtigen Werke, die der menſchliche Geiſt 
jemals hervorgebracht, entflanben, fie ift die Mut⸗ 

ter aller unſrer beſten Kenntniſſe, fie hat den wich⸗ 
tigſten Einfluß auf unſre Denkungsart, Geſinnun⸗ 
gen, Sitten und Handlungen. Wie fruchtbar 
mußte alſo die Unterſuchung derſelben werden, weun 
fie von einem Manne angoſtellet wurde, der mil 
dem Scharffinne . eines Weltweifen, und mie. 
- — E3 | der 


⸗ 


70 Johann Georg Zimmermann, 


der Naturkenntniß eines Arztes, auch diejenigen 
Einſichten in die Geſchichte ver Menſchheit verbin⸗ 
det, ohne welche ſich Gegeuſtaͤnde von dieſer Natur 
nie recht gruͤndlich behandeln laſſen. Zum Ungluͤcke 
war Hr. Zimmermann fo mit gerſtreuenden Ge⸗ 
ſchaͤfften überhäuft, daß er feine Materie nicht ganz 


erfchöpfen, ſondern nur einzelne und zerſtreute Be⸗ 
merkungen daruͤher ſammlen, und auf dieſe und jene 


Unterſuchung mehr hinweiſen, als fie ſelbſt vollen⸗ 
den. konnte. Wie viel demunerachtet dieſe Ab⸗ 
handkung Merkwuͤrdiges enthalten urkffe, mag ber 


Leſer ans folgendem Yuszuge beurcheilen. 


Es .giebt, jagt Hr. Zimmermann, zioegerleg 
Arten von Einſamkeit. Die eine beſteht in der 


ftändig gegenwärtig hat, bie andere iſt die Entfers 
nung von ber Geſellſchaft der Menſchen. Die 


Abweſenheit ſolcher Ideen, die unfere Seelegern bes . 


letztere iſt der eigentliche Gegenſtand feiner Abhands 


lung; bach mußte ben Delegenheit auch etwas von 


der eufteren gefagt werben. Haupfſaͤchlich ſucht er 


die Bewegungsgruͤnde auf, Die ben Trieb zur Eins 
ſamkeit Bervorbringen, und da diefer Trieb nicht fo 
gemein ift, als der zum geſellſchaftlichen Leben, fo haͤlt 
es Hr. H. für nöthig, zuerſt die befannten Bewegunge⸗ 
gruͤnde des letztern aufzuſuchen, um aus dieſen 
jene finden zu koͤnnen. Nicht nur unfee Veduͤrſ⸗ 
niffe, fagt er, fonbern. such der natuͤrliche und ans 


geborne Trieb der Kreatur, mit ähnlichen Kreatu⸗ 


ven zu leben, haben die Bande der Gefellfchaft ges 
knuͤpft. Was iſt aber eigenclich in dem Umgange 
mic ahdnlichen Kreaturen Angenehmes fuͤr uns? Die 

gegenſeitige 


"über bie Einfamfeit. Eu zı 


gegenſeitige Mittheilung unſerer Gedanken und Em⸗ 
pfindungen, die Freundſchaft, der unwiderſtehliche 
Reitz der Sinnlichkeit, die Liebe. Hierzu koͤmmt 
noch der beberdruß, den die Beſchaͤfftigung mit ſich 


ſelbſt bey‘ denen herborbringt, die ihre Geele in eine | 


lebhafte und beſtimmte Thaͤtigkeit zu fegen in 
ſich ſelbſt nicht Stoff. genug finden. Dieſe Ems 
pfindung des Lieberdruffes nennt Sir. Zimmermann 
Die Langeweile, - und finder ihren Urfprang in ber 
Abweſenheit angenehmer Ideen. ie treibt rhätige 
Seelen in die Einſamkeit und gemeinere Köpfe in 
Die Geſellſchaft. Die Langeweile ift ein Zuftand 
ber Unwirkſamkeit unſrer Seele, deren ganze Gluͤck⸗ 
ſeligkeit in der Thaͤtigkeit beſtehet. Die ſinnlichen 
Einbruͤcke, die einen gemeinen Kopf allein in Thaͤ⸗ 
tizkeit zu feßen vermoͤgend find, verhindern bie eis 
gentliche hoͤhere Thaͤtigkeit eines denkenden Mena’ 
ſchen. Aus Langerweile fliehen alfo gemeine Köpfe 
Ae Einſamkeit und fuchen ie Geſellſchaft, in der ihre‘ 
Zufriedenheit wieberhergefiehlet wird. Aber auch 
gute und lebhafte Köpfe finden oft Geſchmack an 
van geſellſchaftlichen Bergnügungen: denn ihnen, die 
für alle Eindruͤcke gleich reigbar find, giebt der Um⸗ 
garig mit andern immer Stoff genug zum Denfen 
und zum Lachen. : Im Vorbengeben fagt Hr. Zim⸗ 
merinann etwas von denjenigen Linglücklichen, deren 
Armuth des Geiftes und uͤble Beſchaffenheit des 
Körpers, fie eben ſo untuͤchtig macht, in der Gefell⸗ 
ſchaft als in der Einſainkeit Vergnuͤgen zu finden. 


Eu - 7. 





72 Johan Georg Zimmerart, 


Nech kommen bey einigen Menſchen antenne 
Bewegungsgruͤnde hinzu, die die ihnen eingepflanzte, 
Neigung zum gefellfchaftlichen Seben verftärfen. Dies 
fe find die Gefahren der Ruͤckſicht auf uns felbft, die, 
Erinnerung eined. vergangenen, ober Die Borftellung, 
eines Fünftigen Ungluͤcks, das Vorurtheil welches. 
vielen beygebracht wird, und welches befonbers die: 
feinere Welt beherrſchet, daß die Einſamkeit an ſich 
etwas Trauriges fen und bie gefeligen. Neigungen 
im Menſchen erſticke. 

Der Trieb zur Einſamkeit ſcheint, ſo ſagt Hr. 
Zimmermann, in feine erften Begriffe aufgelöfers 
allemal ein Trieb zur Ruhe. Later der Ruhe ver⸗ 
ſteht Hr. Z., die Entfernung von allem, was uns 
von unſerm antgenehmften Denken abhaͤlt. (Uns: 
tet dieſem allen find ohne Zweifel aͤuſſere Verhaͤlt⸗ 
niſſe, und nicht innere Beſtimmungen der, 
GSeele zu verſtehen.) In ihren. Schooß wirft: 
ſich, Niebengebrücft von ber. Laſt ermuͤdender 
Geſchaͤffte und Arheiten, ber Held, ber Tageloͤh⸗ 
ner, der Regent, der Staatsmann, um die Kräfte, 
wieder zu ſammlen, die er durch Die Anſtrengung 
verloren hatte. Hier vergiße er ſeiner Sorgen, 
ſeiner Encwuͤrfe ‚ und den Blicken richtender Zus. 
ſchauer entzogen, vergnuͤgt er ſich an der Erinne⸗ 
rung des Vergangenen, ober erſetzt ben Verluſt 
ſeiner Guͤter und Hoffnungen durch die ſtillen Ver⸗ 
gnuͤgungen des Geiſtes. Dieſe Vergnuͤgungen 
ſucht in der Einſamkeit der Ungluͤckliche, weil fuͤr 
ihn die Welt keinen Reitz mehr hat, der Freund 
der Wahrheit und der Tugend, teils aus Mißver⸗ 


anugen 


re die Einf 2.7 
— und Std: vor der Welt, theils aus 


Begfetde, feinen Geift und. fein Herz immer mehr . . 


zur Erkenntuiß und, zum. Sepühle. des Wahren und 


Guten zu erheben. . Sein Wkel vor der Weltwirb 


durch das Eitsgegengefegte in den Sefinnungen und 
durch den daraus ent ſtehenden Haß von beyden Sei⸗ 
ten verurſacht, und durch das Verlangen unabhaͤn⸗ 
gig zu leben vermehrt. Die Begierde nach Bofkt 
kommenhait des; Geiſtes treibt in die. Einſamkeit., 
well da der Geiſt dem Zwange entriſſen ungehemut 
an fein, Bervollfommupg- arbeiten, und die 
Seele ſich / Adiejenige Energie ber: Gedanken und 
„Geſinnungenerwerben kann, mit der man ſich nach⸗ 
„her im Umgange der Welt ihrer Unvernunft und 
»igren Laſtern encgegenſetzet, wie ein feſter Damm 


„dem ungeftümen leer. Die Begierde nach Berk? 


Beyfalle anfgefährter Maͤnner iſt hierbey nicht uns 
wirkſam. De Chriſt ſucht ſech in der Einſamkeit⸗ 
in eine Unabhaͤngigkeit vom Irrdiſchen zu verfetzen, 


das ihm in dem erhabenen Nachdenken uͤber feine! 


Beſtimmung, und in der. Vorbereitung zu derfelben,; 
hinderlich ſeun wuͤrde. Den Schwoaͤrmer verbirgt ſich⸗ 


in ihr, a0 Furcht, durch Umgend wirandern. Men⸗⸗ 


ſchen, — Beſchaͤfftigungan und Vergnuͤgen ben; 
Welt, fen hailiges Ich zu enturnhen: Dex Mau 
ſtheufeind, us das Gift ungeſtraft auſsgießen gu Eins‘ 
nen, das in ihm zubereitet wied um ſeine Miman 
fin ten 

- „Seite neh Stande erwecken. oft bie Einfoms. 
Brit mit der Geſellſchaft aus keiner andern Lirfache,: 


als 1a aus Sie zat — die es beſublt, iu: Somu. 


mer 


„x Johann Deorg Zimmerinann, 

mer auf dem Lande zu fee. Andete ſuchen dieſelbe aus 
Ehrſucht, denn diejenigen, die / ſich freywillig den 
Vortheilen des geſellſchaftlichen Ledens ent,iehen, 
haben zu allen Zeiten einer allgemeinen Hochachtung 
genofien. Noch andere aus Heuchtley, um die 
aͤuſſorlichen Merkmahle der Heiligkeit, untet denen 
die. Abſonderung von der Welt das hervorſtechendſte 
iſ, an ſich zu tragen. Aus Begierdeale Suͤnden 

zu buͤßen, waͤhlten fie die Menſchen oft in den Zei⸗ 
ten; da der Aberglaube das Vorurcheil ausgebreitet 


hatte, daß ein einſcnnes: Leben verbimmfflichftg ; und 


aus Begierde neue zu begehen, ſieht man noch jege 
eine Menge Boſewaheer in Japan die Einfoms 
keit eilen. a 
Nunmehr Ebene Sr. 2. auf bie. tdeyerlichen 
Urfadhen des Triches zur Einſamukeit. Dis Klıma 
ſcheint ihm unter dieſen die merkwuͤrdigſte su ſeyn. 
Er zeiget, daß Das. Einſiedlerleben uncer.beh -orientas 
lifchen Völkern’ zu allen Zeiten die miehreiten Liebs 
Baber gefunden habe, aus ber Geſchichte ber gans 
zen uns befannten Zeitfolge.. - Er macht uns mit dei 
Eſſenern und Tgerapenten, niit ben Moͤnchen unter 
ben Juden, mie veu Aſeeten Leer den Ehrifien, 
und unter dan. Heben enit ben Brachmanen, GOym⸗ 
neſophiſten mb dem neuirn Einfiedlern der‘ 
Indianer und Perſet belannt. ( Im Borbengehen 
So nmothwendig uns vieſe Kenntniſſe ſcheinen, um 
von dem folgenden Theile der Abhandlung überzeugt 
zu werden, fo warde und doch Hr. Zumermann 
bier mit wenigen Worten, bie und an dats, was er 
aße demmgraͤßten Theile Feiner deſer bekanne: voraus⸗ 
— eo fegen 


uͤber die Einſamkeit. "rs 
ſetzen konnte, erinnert Hätten, vollkemmen befricbis 
get haben, wenn er ums bafür durch Tine weitere 
Ausführung der Linterfuchungen, zu benenigentie 
Chatſachen Gelegenheit gaben, entſchaͤdiget härte.) 
Mas dat. Hierzu das Klima beygetragen? Die 
auſſerordentliche Hitze in dieſen Sändern ſtuͤrzt ben 
Geiſt in eine Traͤgheit, die ihn zum Umgange eben 
fo untuͤchtig macht, als ſie ihhn an die Sitten und 
Gebraͤuche der Vorfahren feſſelt. Das Meligionss 
- foftem.des. Foe und das Temperament der Mor⸗ 
genlaͤnder ſind ebenfalls Lirfachen des Triebeo zur 
Einſamkeit und des Geiſtes der Schwaͤrmerey, ber 
fie zum Einſiedlerleben beſtimmte. Alles dieſes hat 
Hr. Zinmermaun, wech unſerm Bevduͤnken, der pſye 
dologiſchen und hiſtoriſchen Erfahrung ſehr gemäß 
behandelt; und durch Die noͤchigen Beyſpiele beſt̃ 
tiget, Endlich Rinne. udch Die Regierungsverfaſt 
ſung Hinzu, der Defpotifums, (ein wichtiger Punkt) 
Berbiejenigen, bie fee zu denken gewohnt find, oder 
in denen wenigſtens eine Borempfindung von beni 
Erhabenen und Edlen dieſer Wolluſt des Geiſtes, eine 
unausloͤſchlich brennende Begierde darnach erregt 
hat, in wuͤſte Eindden treibt, wo ſie allein dieſes Gut 
fütden,, das ihnen ſchaͤtzbar genug ift, um es inte dem 
Berka aller andern zu. erkaufen. 

Wir habennunmahr die gefrigen Barker 
tungen gemacht, die Abhandlung ws Hr. 3. im 
Sanjen zu uͤberſehen. Wir wollen ihre einzelnen 
Zeile in derjenigen Ordnung vortragen, - worin 
ie’ fi) unſrer Seele am leichteſten darſtellen; unb 
wir olauben von ihrer Feuqheharleit —— 
eweis 


‘ 


76 Sohaiin Georg Zimmermann, | 


| Beweis geben zu koͤnnen, als wenn wir unfern Ic 


fern die Sedanken tmittpeiben, die ſ eben ans Dream 
laſſet hat. 


Das geſellſchaftliche eben und Bas vonder eu 


fellfehaft abgefonderte, ſcheinen una beyde von zweyer⸗ 
ley Gattung zu ſeyn. Oft verfichen wir.unter bee 
Wefelifchaft diejenigen Verbindungen, welche Dir 
Wefriedigung gewiſſer "körperlicher Webürfniffe, 
Wohlſtand, Bequemlichkeit, Sicherheit zum letz⸗ 
on Zwecke haben; oft einen ſolchen Umgang wit uns 
vern Menſchen, zu dem uns bie Beduͤrfniſſe unſres 
Geiſtes veranlaſſen. Die Entfernung von.ber ers 
ſtern iſt das Einſiedlerleben, vonder andern aber, 
Einſamkeit. So wie nun jene etwas Beſtaͤndiges 
a, ſo iſt auch der ihr entgegengeſetzte Zuſtand, 
das Einfiehlerieben, etwas ununterbrochen Fortdau⸗ 
rendes; wie aber dieſes etwas abwechſelndes iſt, ſo 
iſt es auch die Einſamkeit. | 
Dieſe zwey entgegengeſetzten Dinge, gefells 
ſchaftliches und abgeſondertes Leben, wer ſollte wohl 
glauben, daß ſie ihren Grund in eben derſelben Be⸗ 
ſtimmung unſrer Seelen haben könnten? Wirfind 


zu dieſem Gedanken durch Hr. Z. ſelbſt veranlaſſet 


worden. Unſete Bebürfniffe, wenigſtens bie Be⸗ 

duͤrfniſſe unſers Koͤrpers, koͤnnen Veranlaſſungen, 

aber nicht Urſachen der geſellſchaftlichen Verbindung 

unter den Menſchen ſeyn, dieſes, glaube ich, iſt dutch 

pie Streitigkeiten, die zwiſchen Roußeau und feinen 

Gegnern porgefallen find, auf einen gewiſſen Grab 

‚ber Wahrſcheinlichkeit gebracht, der ben ung in dieſen 
Dingen eben ſo ſtark als die Gewißheit wirkt. Das 
I was 


—X 
6 


Hr die Einfamkeit. 72 
was Hr. 3. eitien angebornen Trieb zum Umgange 


mit aͤhnlichen Geſchoͤpfen nennet, iſt ſelbſt nach de 


nen Erfahrungen, die er angiebt, nichts anders, als 
das Beſtreben unſrer Seele ihrer Wirkſamkeit 
Nahrung und ihrer Thaͤtigkeit eine beſtimmte Rich⸗ 
tung zu geben, das Beſtreben nach Vollkommen⸗ 


beit. Ulnd iſt nicht auch eben dieß die Quelle ders 


jenigen Neigung, um deren willen wir uns in die 
Einſamkeit aus der Geſellſchaft zuruͤckziehen? Wir 
wollen für jetzt das annehmen, was Hr. 3. ſagt, 
der Trieb zur Einſamkeit fey, in feine erſten Begriffe 
- aufgeldfer, ein Trieb zur Ruhe. Allein was heiße 
ein Teich zur Ruhe? Scheint es nicht eine Para» j 
dofre zu feyn, wenn man der Seele einen Trieb zur 
Thaͤtigkeit zufchreibt, der.und bewegt die Sefellfchaft, 
und einen Trieb zur Ruhe, der uns noͤthiget, die Eins 
ſamkeit zu fuchen? Allein diefer Trieb zur Ruhe 
iſt in der That nichts anders als der Trieb zur Thaͤ⸗ 
rigkeit, nur voneiner andern Gattung als diejenige, 
zu der wir indem Umgange mit andern veranlaflet . 
werben. Die Ruhe iſt der Zuftand, in welchem 
wir uns ungeſtoͤrt, ununterbrochen, unfern anges 
nehmſten Ideen überlaffen koͤnnen: und beruße 
alſo nicht derfelbe, eben fo mohl als dad was ung zum 
geſellſchaftlichen Umgange veranlaßte, auf dem 
Deftreden unfrer Seele nach Vollk ommenheit ? 
Wie aus dieſem Triebe die beyden Arten der Geſell⸗ 
ſchaft entſtehen, von denen wir geredet Gaben, das 
von har uns Hr. 3. fo viel gefagt, daB wir nurein 
wenig eignes Nachdenken anzuwenden brauchen, 
um e6 auf alle.die Faͤlle anzuwenden/ die wir uns 
dieß⸗ 


so Johanun Geei Zunmetnann, 


die Triebfeder aller Handjungen iſt, . werben 
‚Eroberer, die-aber, bey denen ein hoher Grab 


von Empfindſamkeit, ohne der Größe ihrer übris 


gen Eigenfchaften etwas zuentziehen, ein allgemeis 
nes Wohlwollen gegen das menſchliche Gefchlcche 
hervorgebracht hat, werden Wohblthaͤter deſſelben 
im allgemeinſten Verſtande. Und dieſe letzte⸗ 
ren allein, glaube ich, ſind unter gewiſſen Verhaͤlt⸗ 
niſſen, ich meyne wenn ſich ihren menſchen⸗ 
freundlichen Abſichten unuͤberwindliche Hinderniſſe 
entgegen ſetzen, wenn Undank und Bogheit dem 
Erfolg ihrer Bemuͤhungen entgegen ſtreben, faͤhig 
das utinam una ceruix über das ganze menſchliche 
Geſchlecht auszurufen. Danke es, Welt, deinem 
Regierer, daß ihre Macht ihrem Vermoͤgen nicht 
gleich koͤmmt; mir ihnen verglichen wuͤrden Die Nero⸗ 
ne weniger Ungeheuer fcheinen! Vey diefem Mans 
gel der Macht ift die völlige Entfernung von aller 
Berbindung mit den Menſchen, find Läfterungen 
wie Timons, das Einzige was fie thun koͤnnen, um 
der an ihnen zehrenden Leidenschaft einigen Schatten 
von Befriedigung zu verfchaffen. Diefe Elenden 
verdienen mehr bebauret als gehaflet zu werden; 
‚unter einem glücklichern Geſtirne geboren, wuͤr⸗ 
ben fie eine Menge Menſchen in das golbne Zeital⸗ 
ter verſetzt haben. 

Eine lebhafte Einbildungekraft, ein ſchwarzes 
Gebluͤt und verdorbene Saͤfte, bringen, wenn ſie 
zuſammen kommen, einen mißtrauiſchen Tharakter 


hervor. Aber fie muͤſſen im hoͤchſten €: abe wirk⸗ 


ſam ſeyn, fie muͤſſen ſich in einem Menſchen aͤuſ⸗ 
ſern, 


über die Einfamkeit. " Er 


fen, der.einen hohen Grad der geiftigen Vollkom⸗ 
menheit befige, wenn das Mißtrauen allgemein, 
und feine Wirkung ſtark genung ſeyn ſoll, die Kette 
zu zerreißen, durch die wir an die menfihliche Ges 
fellfchaft gefeffelt find. Beyſpiele von Menſchen, die 
Diefes Mißtrauen in Einöden getrieben, muͤſſen 
noch weit feltener feyn, als vonfolchen, ben denen eg - 
der vorhinungeführte Bewegungsgrund gethan hat. 
Denn uns feheinet das Mißtrauen unter allen uns 
angenehmen Bewegungen die wenigften angenchs - 
men Ideen in dee Seele übrig zu laffen, ohne der 
Beſchaffenheit des Körpers daben zu gedenfen, und 


es kann alfo, befonders indiefem Grade, in denmeis 


ſten Faͤllen nichts anders als Raſerey oder Verzwei⸗ 
felung hervorbringen. | 

Denken und Empfinden, oder die Werfzeuge zu 
beyden, der- Berftand und das, was wir dag Herz 
- zu nennen pflegen, haben zwar von Natur eine 
genaue wechfelfeitige Bezichung auf einander, und 
machen, wenn wir uns bemühen, bende auf gleiche 
Weiſe auszubilden,den vollfommenen Menfchen aus: 
allein wenn wir über der Ausbildung des einen das 
andre vernachläßigen, fo nimmt die Bollfommens 
heit deſſelben in eben dem Grade ab, in welchem die 
Vollkommenheit des andern fteiget; eben fo wie 
bey denen, die ihre Lirtheilsfraft mehr als das Ge⸗ 
daͤchtniß gebraucht haben, das letztere ſchwach und 
endlich ganz unvermögend wird. Lind fo geht es 
auch bey der Spekulation. Lleberlaffen wir uns 
derfelben ganz, fo werden wir von der wirklichen 
Welt fo abgezogen, daß wir endlich unfere Menſch⸗ 
Y7.3ib[.XV1.23.1.9r- 38 heit 


82 Johann Georg Zimmermann, 


heit daben vergefien. Ale Gegenſtaͤnde, die ſich in 
der Gefellfchaft darbieten, find alsdunn für uns von 
gleicher Erheblichkeit, nemlich alles hat nur in fo 
feen einen gewiſſen Werth, als cs zur Nahrung 
unferer Leidenſchaft diene. Wir empfinden nicht 
mit andern Dienfchen, wir empfinden nur das Vers 
‚gnügen, in ihren Empfindungen, eder in der Bew 
anlaffung derfelben entweder neue Quellen des Nach⸗ 
denkens zu entdecken, oder unfen Reichthum von 
Betrachtungen zur Beftätigung unferer Spfteme 
vermehrt zu ſehen. Was ift aber die Geſellſchaft 
für einen Menfchen, ohne die Sympathie, die uns 
eben am meiften mit andern Menſchen verbindet, 
anders als eine Eindde? Lind gewiß ift fie die unanges 

nehmſte unter allen, wenn feine Spefulation nicht 
von der Art ift, daß fie ihm Gegenflände derfelben 
zufuͤhret. Jetzt iſt er vielleicht mit der Entwicke⸗ 
lung des Begriffs Bewegung, Luſt, Vollkom⸗ 
menheit oder ſo etwas beſchaͤfftiget, und was braucht 
er hierzu die Geſellſchaft der Menſchen? Was iſt 
in derſelben, das ſeine Seele von der ihr eigenthuͤm⸗ 

lichen Beſchaͤſſtigung auf eine angenehme Weiſe zu⸗ 
ruͤckziehen koͤnnte, ſie, die kaum noch der unwider⸗ 
ſtehliche Reitz des Beduͤrfniſſes in die Welt zuruͤck⸗ 

zuziehen vermag? 

Bey dem Schwaͤrmer ſcheinen alle die jet an⸗ 
gegebenen Urſachen zuſammen zu wirken, um ihn 
zum vollkommenen Einſiedler zu machen. Seine 
Begriffe von Heiligkeit bringen in ihm Haß oder 
doch Verachtung der Menſchen hervor, welchein 
diſemn dalk einerley Wirkung baben nemlich die 
| Ent: 


über die Einfamteit. 33 


Entfernung von ihnen. Die mit feiner, lebhaften 
oder feurigen Einbildungskraft verbundene üble Lei⸗ 


besbeſchaffenheit macht ihn mißtrauiſch und Furchta 
ſam, und bie ungezaͤhmte Wirkſamkeit der erſteren 


macht ihn gegen alles unempfindlich, was mit der⸗ 


ſelhen nicht uͤbereinſtimmt. Das Schreckliche der 
Exwoͤden, in denen eine beſtaͤndige Dunkelheit herrſchet, 


E denan nichts als das fuͤrchterliche Geſchrey der 


wilden, Thiere gehert wird, find Mafrungsmisseh 
fuͤr feinen verwöhnten Geiſt bey denen er ſich eben 


fo wahl befindet, als ein Geſunder bey dem Ans 
ſchauen eines: ſeelenvollen Gemaldes oder bey dem 
Anhoͤren einer meiſterhaften und mit dem gehoͤrigen 
Ausdrucke abgeſpielten Muſik. Dieſer Einſiedler 
bat es nun in der Welt, beſonders in den Gegenden 
deren Hr. Zimmermann erwähnt, zu allen Zeiten 
fehr. viel gegeben, . Die Lirfachen hiervon, bie 
Inden Klima der Laͤnder und in dem Temperament? 
der Völker zu ſuchen find, wollen wir, da fie Hr 
Zimm. bereits angegeben hat, nicht ‚wiederholen 


Allein. es’ fen ums laubt denenjenigen noch weirer 


nachzuforſchen, die Hr. 3. wegeh der Hinderniffe,: fo 


u der Ausführung feiner Abbandlung entgegen ſtunden, 


nur bloß berüßren fonnte 
Lebhafte Köpfe, das ift folche, deren Einbildungs⸗ 
fraft fehr wirkſam und feurig ift, haben alle einen 


gewiſſen Enthuſtasmus, ber fie zur Hervorbringung 


geroiffer Veränderungen im Staate oder im Reiche 


der Wiſſenſchaften tuͤchtig machen würde, wenn ihre 


Kenntniſſe nicht ſo eingeſchraͤnkt, die Wege zu meh⸗ 
sen zu gelangen nicht fo geſperrt, und durch den 
| 2 


Deſpo⸗ | 


— 








! 


84. hohann Georg Zimmirmann, 


Deſpotiemue ihrer Wirkſameit nicht ſo enge 
Schranken vorgeſchrieben waͤren. Sie zu —8* 


brechen, wuͤrde eine Staͤrke des Seiſtes und einen 


Much erfodern, der ihnen ganz und-gar gebricht. 
Denn das iſt es eigentlich, worin die Traͤgheit der 
Morgenlaͤnder beſteht; nicht der Mangel der Leb⸗ 
haftigkeit des Geiſtes, ſondern eine ſchlaffe Seele, 
deren Thaͤtigkeit bey jedem Widerſtande ihre Richtung 
veraͤndert, pder die Furchtſamkeit. Der einzige 
Gegenſtand, an dem ihr Geiſt feine Wirkſamkeit 
auſſern fan, iſt die Religlon. Ehre Religion, die 

durch das BVildliche, in welches fie gehuͤllt iſt, durch 
das Uebertriebene in ihren Foderungen an den Mens 
ſchen, der Schwaͤrmerey zu ihren ſonderbarſten Aeuſ⸗ 
ſerungen die geſchickteſten Mittel an die Hand giebt. 
Dieſe Schwaͤrmeren iſt alſo unter den angefuͤhrten 
Unmnſtaͤnden das Hoͤchſte, worzu ſich der menſchliche 
Geiſt erheben kann, und erregt die Bewunderuͤn 
ſolcher Mationen, die wegen ihrer Natur und 
Staatsverfaſſung zu nichts Erhabenen faͤhig ſind 
Diejenigen, die ſich durch ſie zur gaͤnzlichen Abſon⸗ 
derung von din Menſchen verleiten ließen, finden 
Nachahmer, und auf. diefe Art ſcheint uns das 
Mönchsleben entfianden zu ſeyn. Die meiften diefer 
Nachahmer wurden vom Ehrgeiz getrichen. Das 


Verdienſtliche und die Farbe von Heiligkeit, - 


Die dieſer Stand. in den Augen des Volks hat, 
- Das-Anfehen in welchen er ſteht, können zu dieſen 
Mrfachen noch diejenigen hinzu hun, deren Hr. 3 


swähnet, die Scheinhaligkeit, das Verlangen 


* ‘ ” l . 


un . über die Einfamfeit, 


alte Sunden au bůßen oder neue ungeſtraft begehen 
u. fünnen. | 
Die Bedirfniffe unfere Geiſtes koͤnnen nicht 
vleß in dem Umgange mit aͤhnlichen Se | 
‚ fanden auch auſſer demfelben durch Leſen, Be 
trachtung der Natur u. |. w. befriedigeg werden. Ge⸗ 
zoohnheit, Temperament, Nothwendigkeit, und 
ich weis ſelbſt nicht, was für Umſtaͤnde mehr, koͤn⸗ 
nen ung beflimmen, eines von diefen beyden Mit⸗ 
teln Ideen zu erhalten, dem andern vorzuziehen. 
Die Verfchiedenheit der Neigungen der Menfchen 
zur Einfamfeit-und zum gefellfchaftlichen Leben aus 
dieſem Geſichtspunkte betrachtet, Fann ung zwar 
die verſchiedenen Wirfungsfreife und Plane der‘ 
Menſchen, aber nicht die Berfchiedenheit der Größe 
Des Geiſtes und der Stärke der Seele entdecken. 
Allein dieſes wollen wir auch jet noch nicht wiſſen. 
Wir wollen bloß unterſuchen, und was wir finden 
als eine Beute betrachten, die uns vielleicht mehr 
ein gluͤckliches Ungefehr als unſre vorzuͤgliche Ge⸗ 
ſchicklichkeit in die Haͤnde geſpielet hat. | \ 
: Die Neigung zur Einſamkeit kann alfo aus 
gweyerley Lirfachen entfichen. Theile daher, weil dies 
. jenigen Begriffe, Vorſtellungen und Empfindun: 
gen, die uns in der Geſellſchaft zugeführt werden, . 
‚fremd für uns find, das heißt, auf unfer eignes 
. Suftem von Gedanken Beine Beziehung haben, theils 
‚aus dem Beftrcben, unſre gefaßten Ideen in die Ver⸗ 
bindungen zu bringen, in welchen wir ſie am lieb⸗ 
fen betrachten. Wir wollen uns durch ein Bey⸗ 
oil verſtanduch in _ ſuchen. Wir fehen bey 


4 


BE Johann Georg Zinmermann, 


einem alten verfallenen Gebaͤude beftändig eine ger 
wiſſe Anzahl Arbeitsleute ab⸗ und zugehen, und eben 
ſo ſehen wir an einem aͤhnlichen Orte beſtaͤndig Kraͤ⸗ 


den und Stoͤrche und dergleichen Voͤgel hin nub 


ber fliegen. Wir fagen von den letztern, daß fr 
ſich gern an wuͤſten verfallenen Oertern aufhalten, 
. weil wir fie beſtaͤndig da fehen, und fie wuͤrden viel⸗ 
kicht eben diefes aus denfelbigen Gründen. von 
uns fagen. Und doch find die Bewegungsgruͤnde, 
die diefe Menfchen von denen, die dieſe Vögel dahin 
giehen, ganz verfchieden. Die erfteren kommen of 
dbahin, weil fie dafelbft die Materialivn zu ihren 
Wohnungen antreffen, die letztern, weil ſie ihre Woh⸗ 
nungen bafelbft ungeftört aufbauen koͤnnen. 
Wenn erhabene Männer in jeder Art, wenn 
große Megenten, ober Helden, oder Weltweiſe, oder 


Dichter fih bißweilen indie Einſamkeit wuͤnſchen, 


fo ift eg gewiß nicht die Einfamteit felbft, oder etwas 
in derfelben, das fie ſuchen, fondern gewiß dieſes 
letztere, die Bequemlichfeit, ungehindert für ſich den⸗ 
fen zu Finnen. Die Einſamkeit, die fie wuͤnſchen, 
iſt alsdann gegen die Geſellſchaft oder die Zerſtreuun⸗ 
gen, die fie in derfelben umgeben, wie das Jero gegen 
eine gewiſſe Zahl. Und eben diefe Urfacheifl es auch, 
warum der Linglückliche, der Chrifk, der Schwäctner, 
und jeder Menfch, deffen Seeleeiner eigenchuͤmlichen 
Thaͤtigkeit fähig iſt, fich in die Einſamkeit begiebt. 
Allein wenn alle Ai von denenich jetzo geredet habe, 
eine beſtaͤndige Meigung zur Einſamkeit haben ſol⸗ 
ten; fo muͤſſen fle entweder aus Nothwendigkeit, 
oder aus Gewohntzeit, oder ans Antrieb des Tem⸗ 

peramente 





+ 


> über die Einfaimkeit. 87 


peraments die erftere Neigung. mit diefer verbinden, 


nemlich die, die Materialien ihres Denkens lieber 
auffer, als in der Geſellſchaft der Menſchen zu ſu⸗ 
ven. Denn was würde wohl der theatraliſche Dich 
ter, was der. Moralift, der Staatsmann, was 
würden alle diefe fagen, wenn man fie ganz aus der 
Geſellſchaft der Menſchen verbannen, wenn man 
die Quelle verftopfen wollte, aus welcher ihre Ge 
danken, Ausdräde, Beobachtungen und felbft ihre 


Syſteme gefloffen find? 


Die Urfachen aber, warum viele auffe der Ge⸗ 
ſellſchaft der Menfchen diejenigen Ideen fuchen, die 
ihnen noͤthig find um felbft denfen zu koͤnnen, find, 


wie wir fchon oben angeführt haben, theils im Tem⸗ 


petamente, theils in der Gewohnheit, fheils in der 
MNothwendigkeit zu fuchen. Im Temperamente, bey 
allzureigbaren Naturen, deren Empfindfamfeit für 


den Umgang mit der Welt zu zärtlich iſt, oder die ' 


durch die Schönheiten der Natur am meiſten gerührt 


« werden: In der Gewohnheit bey folchen, die von 


Jugend auf in der Entfernung von allem Umgange 
mie Menſchen erhalten, cin Wefen angenommen 
haben, das fie zur Gefelifihaft anderer und andere 


zu ihrer Geſellſchaft gänzlich ungüchtig macht. In 


der Morhwendigfeit, ben ſolchen, die durch) den 
Endzweck, den fie ſich in der Welt zu erreichen vor: 


geſetzt haben, auf gewiffe Dinge, die in einer von 


der Geſellſchaft der Menfchen entfernten Gegend 


“ biegen, hingezogen werden, oder die durch die Ber: 


fbiedenheit der Gefinnungen und Neigungen ſich 
, “54 von 





88 Pindari Carmina, | 
von dem gemeinern Hauffen der Dienfchen ‚zu ent 
fernen genöthiget find. | 

Dieſes iſt ein Theil der Gedanken , die Hrn. 
Bimm. Abhandfung bey uns veranlaßt hat, und 
einige davon hätten wir gewuͤnſcht, durch Hrn. 2. 


ſelbſt bearbeitet zu fehen. Befonders winfchten wir, 


daß er ſich über die Einflüffe der Einſamkeit auf die 
noch unbeftimmten Charafter der. Kinder mehr ers 
klaͤrt haͤtte. Wir glauben, wenn er als Arzt ımd 
Weltweiſer zugleih, die fhädlichen Folgen der 
bey Aeltern nicht ungewöhnlichen Denfungsart, da 
fie ihre Kinder häufig der Einſamkeit überlafken, 
ober fie wohl gar vor der Verführung dadurch zu 
beivahren glauben, entwickelt hätte; fo würde das 
‚ bey manchen von, fehr guter Wirkung geivefen fegn. 
Und wie viel hätte niche hierzu diejenige Beredſam⸗ 
keit betragen Fönnen, die ihn felbft bey den ſcharf⸗ 
finnigften Unterfuchungen nie zu verlaffen pflege, ob 
fie gleich zuweilen der anfchauenden Deutlichfeit 
‚mehr entgegen ift, als fie befördert! RR. 





7 | 


Pindari Carmina cum ledtionis varietate. 
Curauit Chriftian Gottlob Heyne, 
Goettingae 1773. 8. 

er Mangel an einer bequemen Hanbausgabe 

des Pindar, iſt die Urſache der gegenwaͤrti⸗ 

gen geweſen; und hiemit ſagen wir zugleich, von 
welcher 


I 


& 1 


eur. ©. G. Heyne, 8 


welcher: Eike man fie betrachten ſoll. Keine mie 


. Anmerkungen überhäufte Ausgabe foll fie feyn; fie 


fol den Tert liefern, und inder Verſchiedenheit der 


Lesarten zugleich die Geſchichte deſſelben, und Mit⸗ 


tel, ihn zu berichtigen, und uͤberall das Beſte zu 
wählen. Die Opforder Ausgabe, die Hr. Heyne 
zum Grunde legen wollte, thatihm nicht Genuͤge; 
unvermerkt fand er fi) aljo genoͤthiget, ſelbſt zu 
unterfuchen, ' wie der jegige Tept in den Ausgaben 
des Pindar nach und nad) entfianden wäre. Die 


Boͤttingiſche Bibliothek fegte ihn in den Stand, 


von allen Ausgaben, die einen kritiſchen Nutzen 
haben, Gebrauch) zu machen. Wir nehmen vor 
allen Dingen die Gelegenheit mit, von den vers 
ſchiednen Ausgaben dies Dichters aus Hr. H. 
Vorrede eine kurze Machricht zu liefern, von wel⸗ 
her gewiffermaßen das Lirtheil über den Werth der 
gegenwärtigen abhaͤnget. 

VUeberhaupt iſt die Grundlage des Pindariſchen 


Teftes die Roͤmiſche Ausgabe, die beym Zacharias 


Kalliergus herausgekommen, und noch genauer als 


die Aldiniſche iſt. Die folgenden vom Cratander, 


Brubach und Morell ſind der Roͤmiſchen gefolget, 


und wie uns duͤncket, kann man wohl davon ſagen, 
nomerus ſunt. Stephanus hat, wie gewoͤhn⸗ 


lich, aus allen vorigen einen Text zuſammengeſetzt. 


Für Deutfchland war es eine Ehre, daß Erasmus 
Schmid, unerachtet er dem Aldus und Kalliergus 
folgte, dennoch vom neuen den Anfang machte, 
Handſchriften zu vergleichen, und. dem Pindar eis 
en wahren Dienft zu thun. Die Orforder Auss 


85 gabe 


S 





J L 
un. C. G. Heyne. 91 


= nen, wenn man bedenkt, wie bie Uebergänge des 
u Dichters befchaffen find, und wie gerne er einzu⸗ 
ſchalten pflegt. 


B 
s» Es würde wider die Abſicht Defer Mecenſion 
s laufen, wenn wir ein Verzeihniß von bier bemerk⸗ 
‚ı ten Lesarten machen wollten, wir müffen uns begnuͤ⸗ 
‚' gen, die Art, wie fie geſammlet find, anzuzeigen, 
cı Miche leicht Haben wir eine auch nur wenig beträches 
s Lche Lesart gefunden, von welcher Hr. H. nicht feine 
s Gedanken kurz geäuffert haͤtte. Die haͤufige Ders 
. muthungen des bekannten Dam find faft durchgaͤn⸗ 
« gig angeführet, und wie leicht zu erachten, ſehr oft 
„ gemißbilliget, - unerachtet wir nicht laͤugnen, daß 
bdergleichen Bermuthungen dem Ausleger fehr oft 
."guf die vechie Spur helfen; und in diefer Betrach⸗ 
zung find fie uns immer willklommen, da zuweilen 
: der Irrthum, neben die Wahrheit geſtellet, die 
letztere Eenntlicher macht, und Waffen zu ihre Vers 
theidigung an die Hand giebt. Bisweilen werden 
, Anmerkungen über den Dorifchen Dialefe, ober 
die Geſchichte eingeſtreuet, und nicht felten find die 
Scholien mit verglichen, Oefter, als man nad 


— 


Der Abſicht und dem Werſprechen des SH. Hofrathes 


erwarten konnte, find kurze Erklaͤrungen angebracht, 
die durch ihre Manichfaltigkeit und Guͤte denjenigen 
ſchadlos halten koͤnnen, dem an den Lesarten nicht 
ſo viel gelegen ſeyn moͤchte, als dem eigentlichen 
Ausleger. And von dieſer Gattung der Anmer⸗ 
kungen? wollen wir einige Ven ſpiele geben. 


. Vom 


990 Pindari Carmina, 


gabe hat ſich nach der Schmidiſchen gerichtet; aber 

die Handſchriften, die man bey der Hand hatte, nicht 
ſorgfaͤltig genug gebraucht. 

Das iſt der Vorrath, ben Hr. H.genüßerhat, 
‚und wir haben gefunden, daß die Sammlung der 
verfehichnen $esarten, aufs forgfältigfte gemacht iſt 
Sie erſtreckte fich im Anfang fo gar bis auf offene 
bare Druckfehler, und augenſcheinliche Vernach⸗ 
läffigunigen des Dorifcyen Dialektes; doch da H. H. 
in der Folgte merkte, daß der Nuten bievon uns 
möglich groß fey, und man diefe Art von einer hoͤchſt 
gezwungenen Vollſtaͤndigkeit leicht entbehren Fönnte, 
fo ſchraͤnkte er ſich in diefem Städe ein. Sehe 
wenige werden unfers Erachtens diefe Eleine Lins 
gleichheit mißbilligen, da fie nichts weiter, als eine 
glückliche Verachtung des Wahnes ift, daß mas 
alles mögliche in diefer Act bemerfen muͤſſe, wenn 
man, auf Koften der Zeit und des wahren Nutzens, 
recht genau ſeyn wolle. 

Die Handſchriften, die man bisher. verglichen 
Bat, find nah Hr. H. Bemerkung alle neu: vet⸗ 
muthlich hat er es aus dem Werthe ihrer $esarten ges 
ſchloſſen; die man freylih am beften ‚beurcheilen 
fann, wenn man’ Herausgeber ift. 

Die Ausgabe felbft ift fo eingerichter, daß un⸗ 
ter dem Terte die verfchiedenen $esarten in fortlauf: 
fender Reihe ſtehen. Beydes ift überaus ſchoͤn ges 
druckt, und macht dem DBerleger Ehre. Eigentlid 
hat Hr. H. Feine neue Recenſion liefern wollen; die 
Unterfeheidungszeichen aber hater nach feiner Einficht 
geändert, Dieß wird man mit vielem Danke erken⸗ 

nen, 


v L 
‚ar. €. G. Heyne. og 


nen, wenn man bedenkt, wie bie Uchergänge des 
Dichters beſchaffen find, und wie gerne er einzu⸗ 
ſchalten pflegt 


Es würde wider bie Abſicht dieſer Wecenſlon 
laufen, wenn wir ein Verzeichniß von hier bemerk⸗ 
sen Lesarten machen wollten, wir muͤſſen uns begnuͤ⸗ 
gen, die Art, wie fle geſammlet find, anzuzeigen, 
Micht leicht haben wir eine auch nur wenig betraͤcht⸗ 
Uche Lesart gefunden, von welcher Hr. H. nicht feine 
Gedanken kurz geaͤuſſert haͤtte. Die haͤufige Ver⸗ 
muthungen des bekannten Paw ſind faſt durchgaͤn⸗ 
gig angefuͤhret, und wie leicht zu erachten, ſehr oft 
gemißbilliget, unerachtet wir nicht laͤugnen, daß 
dergleichen Wermuthungen dem Ausleger ſehr oft 
‚auf die rech:e Spur helfen; und in dieſer Betrach⸗ 
tung find fie uns immer willfommen, da zuweilen 
der Irrchum, neben die Wahrheit geftellet, die 
Ichtere kenntlicher macht, und Waffen zu ihre Vers 
theidigung an die Hand giebt. Bisweilen werden 
Anmerfungen über den Dorifhen Dialeft, ober 
‚die Geſchichte eingeſtreuet, und nicht ſelten find die 
Scholien mit verglichen. Defter, als man nach 
der Abficht und dem Verſprechen des H. Hofrathe 
erwarten fonnte, find kurze Erklärungen angebracht, 
Die durch ihre Manichfaltigfeitund Guͤte denjenigen 
ſchadlos Halten Fönnen, dem an den Sesarten nicht 
fo viel gelegen feyn möchte, als dem eigentlichen 
Ausleger. And von diefer Gattung der Anmer⸗ 
kungen wollen wir einige Benfpiele geben. 


: Vom . 


90 Pindari Carmina; 


gabe hat ſich nach der Schmidiſchen gerichtet; aber 
bdie Handſchriften, die man bey der Hand hatte, nicht 
. forgfältig genug gebraucht. 
Das ift der Vorrath, den Hr. H. genuͤtzet hat, 
‚und wir haben gefunden, daß die Sammlung ber 
verfehichnen $esarten, aufs forgfältigfte gemacht iſt 


Sie erſtreckte ſich im Anfang fo gar bis auf offene 


bare Drudfehler, und augenf&einliche Vernach⸗ 
läffigungen des Doriſchen Dialeftes; doch da H. H. 
in der Folgte merfte, daß der Pugen hievon ums 
möglich groß fey, und man diefe Art von einer hoͤchſt 
gezwungenen Vollftändigkeit leicht entbehren Fönnte, 
fo ſchraͤnkte er ſich in diefem Städe ein. Sehe 
wenige werden unfers Erachtens diefe Fleine Lins 
gleichheit mißbiligen, da fie nichts weiter, als eine 
gluͤckliche Verachtung des Wahnes ift, —— man 
alles mögliche in diefer Art bemerken müffe, 

man, auf Koften der Zeit und des ofen Ruten, 
recht genau feyn wolle. 

Die Handfehriften, die man bisher verglichen 
hat, find nach Hr. H. Bemerkung alle neu: vers 
muthlich hat er es aus dem Werthe ihrer Lesarten ge 
ſchloſſen; die man freyli am beften beurtheilen 
kann, wenn man’ Herausgeber ifl. 

Die Ausgabe felbft ift fo eingerichtet, daß un⸗ 
ter dem Terte die verfchiedenen Lesarten in fortlauf⸗ 
fender Reihe ſtehen. Beydes iſt überaus ſchoͤn ger 


druckt, und macht dem Verleger Ehre. Eigentlich 


hat Hr. H. Feine neue Mecenfion liefern wollen; die 
Unterfcheidungszeichen aber hater nach feiner Einfiche 
geändert. Dieß wird man mit vielem Danke erfens 

\ nen, 


| v 
‚u. C.G. Heyne. I gr 


nen, wenn man bedenft, wie bie Uchergänge des 
Dichters befchaffen find, . und wie gerne er einzu⸗ 
ſchalten pflege . 


Es weiche wider die Abſicht Bieker Mecenſion 
laufen, wenn wir ein Verzeichniß von bier bemerk⸗ 


sen Les arten machen wollten, wir müffen uns begnüs - 


gen, die Art, wie fie geſammlet find, anzuzeigen, 
Dicht leicht haben wir eine auch nur wenig beträchts 
liche Lesart gefunden, von welcher Hr. H.niche feine 


Gedanken kurz geäuffert Härte.  Diehäufige Ders . 
muthangen des befannten Dam find faft durchgaͤn⸗ 


gig angeführet, und wie leicht zu erachten, ſehr oft 
gemißbilliger, unerachtet wir nicht Iäugnen, daß 
bdergleichen Vermuthungen dem Ausleger fehe oft 
auf die rech:e Spur helfen; und in diefer Betrach⸗ 
zung find fie uns immer willfonmen, da zuweilen 
der Jrrihum, neben die Wahrheit geſtellet, Die 
letztere kenntlicher macht, und Waffen zu ihre Vers 
theidigung an die Hand giebt. Bisweilen werden 
Anmerfungen über den Dorifchen Dialekt, oder 


die Gefchichte eingeſtreuet, und nicht felten find die 


Scholien mit verglichen, Oefter, als man nad 


Der Abficht und dem Werſprechen des H. Hofrathe 


. erwarten fonnte, find kurze Erflärungen angebracht, 
Die durch ihre Manichfaltigkeitund Guͤte denjenigen 


ſchadlos Halten koͤnnen, dem an den desarten nicht ' 


ſo viel gelegen ſeyn möchte, als dem eigentlichen 
Ausleger. And von diefer Gattung der Anmers 
Fungen ı wollen wir einige Veyſpiele gben. 


—2 


Voem 


90 Pindari Carmins, 


gabe hat fih nach dee Schmidiſchen gerichtet 5 aber 

die Handfhriften, die man bey der Hand hatte, nicht 

. forgfältig genug gebraucht. 

Das iſt der Vorrath, den Hr. H.genüßer hat, 
‚und wir haben gefunden, daß die Sammlung ber 

verſchiednen $esarten, aufs forgfältigfte gemacht iſt 


Sie erſtreckte fich im Anfang fo gar bis auf offen 


bare Druckfehler, und augenfcheinliche Vernach⸗ 
läffigungen des Dorifchen Dialektes; doch da H. H 
in der Folgte merfte, daß der Pugen bievon uns 
möglich groß fen, und man diefe Art von einer hoͤchſt 
gezwungenen Volftändigkeit leicht entbehren koͤnnte, 
fo ſchraͤnkte er fi in dieſem Städe ein. Sehe 


‚wenige werden unfers Erachtens diefe Fleine Linse 


gleichheit mißbilligen, da fie nichts weiter, als eine 
glückliche Beratung des Wahnes ift, daß men 
alles mögliche in diefer Art bemerken muͤſſe, 

man, auf Koften der Zeit und ——— 
recht genau ſeyn wolle. 

Die Handſchriften, die man bisher verglichen 
Bat, find nach Hr. H. Bemerkung alle neu: vers 
muthlich hat er es aus dem Werthe ihrer Lesarten ge 
ſchloſſen; die man freyli am beften beurtheilen 
fann, wenn man’ Herausgeber ift. 

Die Ausgabe felbft ift fo eingerichtet, daß un⸗ 
ter dem Terte die verfchiedenen Lesarten in fortlaufs 
fender Reihe ſtehen. Beydes iſt überaus fhön ger 
druckt, und mache dem Verleger Ehre. Eigentlich 
hat Hr. H. Feine neue Recenſion liefern wollen; die 
Unterfeheldungszeichen aber hater nach feiner Einficht 
geändert, Dieß wird man mit vielem Danke erken⸗ 

\ nen, 





— —— — 


Y% 
‚cur. C. G. Heyne. og 
nen, wenn man bedenkt, wie bie Liebergänge des 


Dichters befchaffen find, . und wie gerne er einzu⸗ 
ſchalten pflegt | 


Es würde | wider die Abſicht dieſer Wecenſion 
laufen, wenn wir ein Verzeichniß von hier bemerk⸗ 
sen esarten machen wolten, wir muͤſſen uns begnuͤ⸗ 
gen, die Art, wie fie geſammlet find, anzuzeigen, 
Micht Teiche haben wir eine auch nur wenig betraͤche⸗ 
liche Lesart gefunden, von welcher Hr. H. nicht feine 
Gedanken kurz geäuflert Härte. Die häufige Ders . 
muthungen des. befannten Paw find faft durchgaͤn⸗ 
gig angeführet, und wie leicht zu erachten, ſehr oft 
gemißbilliget, - unerachtet wir nicht laͤugnen, daß 
dergleichen Bermurhungen dem Ausleger fehe oft 
auf ‚die rech:e Spur helfen; und in dieſer Betrach⸗ 
sung find fie uns immer willlommen, da zuweilen 
der Irrchum, neben die Wahrheit geftellet, die 
letztere kenntlicher macht, und Waffen zu ihre Vers 
theidigung an die Hand giebt. Bisweilen werden 
Anmerkungen über den Dorifchen Dialekt, ober 
die Geſchichte eingeſtreuet, und nicht felten find die 
Sbcholien mit verglichen, Oefter, als man nad 
der Abſicht und dem Werſprechen des H. Hofraths 
erwarten konnte, find kurze Erklaͤrungen angebracht, 
die durch ihre Manichfaltigkeit und Guͤte denjenigen 
ſchadlos Halten koͤnnen, dem an den Lesarten nicht 
ſo viel gelegen ſeyn moͤchte, als dem eigentlichen 
Ausleger. Und von dieſer Gattung der Anmer⸗ 
Fangen ı wollen wir einige Veyſpiele geben. 


Vom 


so bindari Carmins; 
gabe hat ſich nach der Schmidifiben gerichtet; abe 
die Handſchriften, die man bey der Hand hatte, nicht 
: _ forgfältig genug gebraucht. 
Das ift der Vorrarh, den Hr. H. genuͤtzet hat, 


‚und wir haben gefunden, daß die Sammlung de 
-  verfehiednen $esarten, aufs forgfältigfte gemacht iſt 


Sie erſtreckte fich im Anfang fo gar bis auf offen 


bare Druckfehler, und augenſcheinliche Vernach⸗ 


laͤſſigungen des Doriſchen Dialektes; doch da H. H 
in der Folgte merkte, daß der Nutzen hievon ums | 
moͤglich groß fen, und man diefe Art von einer hoͤchſt 


gezwungenen Bollftändigkeit leicht entbehren Fönnte, 
fo fehränfte er fi in dieſem Städe cin. Sche 
‚wenige werden unfers Erachtens diefe Eleine Lins 
gleichheit mißbilligen, da fie nichts weiter, als eine 


glückliche Beratung des Wahnes ift, daß men Ä 


alles mögliche in diefer Art bemerken muͤſſe, 
man, auf Koften der Zeit und des wahren Nuten, 
recht genau fen wolle 

Die Handſchriften, die man bisher verglichen 
bat, find nah Hr. H. Bemerkung alle neu: vers 
muthlich hat er cs aus dem Werche ihrer Lesarten ge 


u ſchloſſen; die man freylich am beften ‚beurtheilen 


fann, wenn man’ Herausgeber ift. 

Die Ausgabe felbft ift fo eingerichtet, daß un- 
ter dem Terte die verfchiedenen $esarten in fortlaufs 
fender Reihe ſtehen. Beydes iſt überaus fchön ger 
druckt, und macht dem Verleger Ehre. Eigentlich 
hat Hr. H. Feine neue Recenſion liefern wollen; die 
Unterfeheidungszeichen aber hater nach feiner Einſicht 
geändert. Dieß wird man mit vielem Danke erfens 

\ nen, 





WB 
em. €. G. Heyne. gr 


nen, wenn man bedenkt, wie bie Uebergange des 
Dichters beſchaffen find, und wie gerne er einzu⸗ 
ſchalten pflege 


Es würde wider bie Abſicht Biefer Decanfion 
. Saufen, wenn wir ein Verzeichniß von hier bemerk⸗ 
ten Sesarten machen wollten, wir müffen uns begnuͤ⸗ 
gen, die Art, wie fie geſammlet find, anzuzeigen. 
Micht leicht haben wir eine auch nur wenig betraͤcht⸗ 
Ache Lesart gefunden, von welcher Hr. H. nicht feine 
Gedanken kurz geäuffert hätte. Die haͤufige Ders . 
muthungen des befannten Paw find faft burchgäns 
gig angeführet, und wie leicht zu erachten, ſehr oft 
gemißbilliget, - unerachtet wir nicht Iäugnen, daß 
dergleichen Vermuthungen dem Ausleger fehr oft 
‚auf die rech:e Spur helfen; und in diefer Betrach⸗ 
zung find fie uns immer willkommen, da zuweilen 
der Serum, neben bie Wahrheit geftellet, die 
letztere kenntlicher macht, und Waffen zu ihre Vers 
theidigung an die Hand giebt. Bisweilen werden 
Anmerfungen über den Dorifchen Dialeft, ober 
die Geſchichte eingeſtreuet, und nicht ſelten find die 
Scholien mit verglichen, Defter ‚ ls man nah 


der Abſicht und dem Verſprechen des H. Hofrathe 


erwarten konnte, find kurze Erklaͤrungen angebracht, 
die durch ihre Manichfaltigkeit und Guͤte denjenigen 
ſchadlos halten koͤnnen, dem an den Lesarten nicht 
ſo viel gelegen ſeyn moͤchte, als dem eigentlichen 
Ausleger. Lind von dieſer Gattung der Aumers 
Fungen wollen wir einige Beyſpiele geben. 


: om . 


/ 


8 vohann —* Zinmterntann, 


Deſpotismus ihrer Wirk ſamkeit nicht ſo enge 
Schranken vorgeſchrieben waͤren. Sie zu durch⸗ 


brechen, wurde eine Staͤrke des Geiſtes und einen 


Much erfodern, der ihnen ganz und-gar gebricht. 
Denn das ift es eigentlich, worinn die Traͤgheit der 
Morgenlaͤnder beſteht; nicht: der Mangel der Leb⸗ 
haftigkeit des Geiſtes, ſondern eine ſchlaffe Secke, 
deren Thaͤtigkeit bey jedem Widerſtande ihre Richtung 
veraͤndert, oder die Furchtſamkeit. Der einzige 
GSegenſtand, an dem ihr Geiſt feine Wirkſamkeit 
auſſern kann, iſt die ReliglonEine Religion, die 
durch das Vildliche, in welches fie gehuͤllt iſt, durch 
das Uebertriebene in ihren Foderungen an den 

ſchen, der Schwaͤrmerey zu ihren ſonderbarſten Aeuſ⸗ 
ſerungen die geſchickteſten Mittel an die Hand giebt. 


Dieſe Schwaͤrmeren iſt alſo unter den angefuͤhrten 


Umſtaͤnden das Hoͤchſte, worzu ſich der menſchliche 
Geiſt erheben kann, und erregt die Bewunderuͤnt 
ſolcher Mationen, die wegen ihrer Natur und 
Staatsverfaſſung zu nichts Erhabenen fähig find. 
Diejenigen, die ſich durch ſte zur gänzlichen Abſon⸗ 
derung von den Menſchen verleiten ließen, finden 
Nachahmer, und auf. die Art feheine uns das 
Moͤnchsleben entflanden zu ſeyn. ‘Die meiften diefer 
Nachahmer wurden vom Ehrgeiz getrieben. Das 


Verdienſtliche und die Farbe von Heiligkeit; - 


bie dieſer Stand-in den Augen ds Volks hat, 
- Das-Anfchen in welchen er ſteht, Fönnen zu dieſen 
Urfachen noch diejenigen Hinzu thun, deren Hr. 3 
arwaͤhnet, die Scheinheiligkeit, das Verlangen 


— — — — — — — —— — 


über die Einſamkeit. | „ 


alte Suͤnden zu bäßen oder neue ungeftraft begehen 
zu koͤnnen. | | 
Die Bedirfniffe unfers Geifier koͤnnen nicht 
Sf: in dem Limgange mit ähnlichen —— 
ſondern auch auſſer demſelben durch Leſen, Bes 
trachtung der Natur u. ſ. w. befriediget werden. Ger 
wohnheit, Temperament, Nothwendigkeit, und 
ich weis ſelbſt nicht, was fuͤr Umſtaͤnde mehr, koͤn⸗ 
nen uns beſtimmen, eines von dieſen beyden Mit⸗ 
teln Ideen zu erhalten, dem andern vorzuziehen. 
Die Verſchiedenheit der Neigungen der Menſchen 
zur Einſamkeit und zum geſellſchaftlichen Leben aus 
dieſem Geſichtspunkte betrachtet, kann uns zwar 
die verſchiedenen Wirkungskreiſe und Plane der 
Menſchen, aber nicht die Verſchiedenheit der Groͤße 
Des Geiſtes und der Staͤrke der Secle entdecken. 
Allein dieſes wollen wir auch jetzt noch nicht wiſſen. 
Bir wollen bloß unterſuchen, und was wir finden 
als eine Beute betrachten, die uns. vielleicht mehr 
ein gluͤckliches Lingefehr als unfre vorzägliche Ge⸗ 
ſchicklichkeit in die Hände gefpielet hat. 
Die Neigung zur Einſamkeit kann alfo aus 
gweyerley Urſachen entfichen. Theils daher, weil die⸗ 
jenigen Vegriffe, Vorſtellungen und Empfindun⸗ 
gen, die uns in der Geſellſchaft zugefuͤhrt werden, 
fremd fuͤr uns ſind, das heißt, auf unſer eignes 
Syſtem von Gedanken keine Beziehung haben, theils 
aus dem Beſtreben, unſre gefaßten Ideen in die Ver⸗ 
bindungen zu bringen, in welchen wir ſie am lieb⸗ 
ſten betrachten. Bir wollen uns durch ein Bey⸗ 
ſpiel veſtandlih zu * ſuchen Bir ſehen bey 
einem 


J 


86 Johann Georg Zimnermann, 


einem alten verfallenen Gebaͤude beſtaͤndig eine ge⸗ 
wiſſe Anzahl Arbeitsleute ab⸗ und zugehen, und eben 
ſo ſehen wir an einem ähnlichen Orte beſtaͤndig Kraͤ⸗ 
den und Stoͤrche und dergleichen Vögel bin uub 
ber fliegen. Wir fagen von den Iektern, daß: fr 
ſich gern an wüften verfallenen Dertern aufhalten, 
. weil wir fie beftändig"'da fehen, und ſie würden viel⸗ 
leicht eben dieſes aus denfelbigen Gründen von 
uns fagen. Und doch find die Bervegungsgrändg 
die dieſe Menſchen von denen, die dieſe Vögel dahin 
ziehen, ganz verfehieden. Die erfteren kommien oft 
dbahin, weil fie dafelbft die Materialien zu ihren 
Wohnungen antreffen, die leßtern, weil fieihre Wohh⸗ 

nungen dafelbft ungeftört aufbauen fönnen. 
Wenn erhabene Männer in jeder Art, went 

große Megenten, ober Helden, oder Weltweile, oder 
Dichter ſich bißweilen indie Einfamfeitwünfihen, 
(0 ift es gewiß nicht die Einfamfeit felbft, oder etwas 
in derfelben, - das fie ſuchen, fondern gewiß diefes 
letztere, die BequemlichFeit, ungehindert fir ſich den⸗ 
fen zu koͤnnen. Die Einſamkeit, die fie wuͤnſchen, 
iſt alsdann gegen die Geſellſchaft oder die Zerſtreuun⸗ 
gen, die fie in derfelben umgeben, wie das Zero gegen 
eine gewiſſe Zahl. Und eben diefe Urſache iſt es auch, 
warum der Ungluͤckliche, der Chriſt, der Schwaͤrmer, 
und jeder Menſch, deffen Seele einer eigenthuͤmlichen 
Thaͤtigkeit fähig iſt, ſich in die Einſamkeit begiebt. 
Allein wenn alle die, von denen ich jetzo geredet habe, 
eine beſtaͤndige Neigung zur Einſamkeit haben ſol⸗ 
len; ſo muͤſſen ſie entweder aus Nothwendigkeit, 
oder aus Gewohnheit, oder ans Antrieb des Tom 
peraments 


> über die Einfomfeit, 87 
peraments die erftere Neigung ‚mit diefer verbinden, 
nemlich die, die Materialien ihres Denkens lieber 
auſſer, als in der Geſellſchaft der Menſchen zu fu: 
den. Dam was würde wohl der.theatralifche Dich⸗ 
ter, was der. Moralift, der Staatsmann, was 
würden alle diefe fagen, wenn man fie ganz aus der 
Geſellſchaft der Menſchen verbannen, wenn man 
die Quelle verfiopfen wollte, aus welcher ihre Ge 
danken, Ausdruͤcke, Beobachtungen und felbft ihre 


Syſteme geflofien fi ind? 


Die Urfachen aber, warum viele auffe der Ges 
ſellſchaft der Menfchen diejenigen Ideen fuchen, die 
ihnen noͤthig find um felbft denfen zu Fönnen, find, 
wie wir fchon oben angeführt haben, theils im Tem⸗ 
peramente, theils in der Gewohnheit, theils in der 
Nothwendigkeit zu fuchen. Im Temperamente, bey - 
allzureigbaren Naturen, deren Empfindfamfeit für 
den Umgang mit der Welt zu zärtlich ift, oder die 
durch die Schönheiten der Natur am meiſten gerührt 
. werden: In der Gewohnheit bey folchen, dievon 
Jugend auf in der Entfernung von allem Umgange 
mie Menfchen erhalten, ein Wefen angenommen 
Haben, das fie zur Gefellfchaft anderer und andere 
zu ihrer Geſellſchaft gänzlich untuͤchtig macht. In 

der Nothwendigkeit, bey ſolchen, die durch den 
Endzweck, den fie ſich in der Welt zu erreichen vor: 
ggeſetzt haben, auf gewifle Dinge, die in einer von - 
der Geſellſchaft der Menſchen entfernten Gegend 

= liegen, hingezogen werden, oder die durch die Ver⸗ 
ſciedenhet der Geſi innungen und Neigungen ſich 
54 von 


= mis Cams, 
zum Sur gumrmure Syaniere Der Menſchen zu end 


zu mr ur me 


ne Eifel anf 





Sm Sminz umuufıit hätte; fo werde das 
zr EICHE u ii guter Darfung geweien fen. 
%x une Semee, due her ſelbſt bey den ſcharf⸗ 





were Derwtungen nie zu verlaffen pflegt, ob 

® zii ammeirm der emfcheuenden Deutlichfet 

ze acer, als fer befördert! xX. 
VIL 


Fundar Comm cm lectionis varietate. 
Cirz=r COhriftisn Gottlob Heyne, 
Gaetirr2e 1773. 8. 

er Mrmzi am einer bequemen Handausgabe 

—- us Tiuder, iſt Vie Urfache der — 

ym yyuein; mb hicwit fagen wir zugleich, vor 


| eur, C. G. Heyne. 89 


u welcher Seite man fie betrachten ſoll. Keine mie 
Anmerkungen überhäufte Ausgabe foll fie feyn; fie 


:: fol den Tert liefern, und inder Verſchiedenheit der 
x: $esarten zugleich die Geſchichte deffelben , und Mit⸗ 


= gel, ihn zu berichtigen, und überall das Befte zu 
3 wählen. Die Opforder Ausgabe, die Hr. Heyne 
= jum Grunde legen wollte, thatihm nicht Genuͤge; 
z amnvermerke fand er ſich aljo genoͤthiget, ſelbſt zu 
5 unterſuchen, wie ber jeige Tert In den Ausgaben 

ı bes Pindar nach und nach entfianden wäre. Die 


nl „ Görtingifhe Bibliothek ſetzte ihn in den Stand). 


‚, von allen Ausgaben, die einen kritiſchen Mugen 
u haben, Gebrauch zu machen. Wir nehmen vor 
;, allen Dingen die Gelegenheit mit, von den vers 
„ ſchiednen Ausgaben dies Dichters aus Hr. H. 
i Vorrede eine kurze Nachricht zu liefern, von wel⸗ 
cher gewiſſermaßen das Urtheil über den Werth der 
gegenwaͤrtigen abhaͤnget. 
» Meberhaupt iſt die Grundlage des Pindariſchen 
Teytes die Roͤmiſche Ausgabe, die beym Zacharias 


Ralliergus herausgefommen, und noch genauer als 


„Die Aldinifche iſt. Die folgenden vom Eratander, 
? Brubach und More find der Roͤmiſchen gefolget, 
und wie uns bindet, kann man wohl davon ſagen, 
numerus ſunt. Stephanus hat, wie gewähns 
: Lich, aus allen vorigen einen Tert zufammengefegt, 
FZuͤr Deutfhland war es eine Ehre, daß Erasmus 
Schmid, unerachtet er dem Aldus und Kalliergus 
folgte, dennoch vom neuen den Anfang machte, 
Harpndbdſchriften zu vergleichen, und. dem Pindar eis 
nen wahren Dienft zu hun. Die Orforder Auss 


55 | gabe 


S 


4 


88 Pindari Carmına, 


von dein gemeinern Hauffen der Menſchen zu eut⸗ 
fernen genöthiget find. 

Dieſes iſt ein Theil der Gedanken, die Ben. 
Zimm. Abhandlung bey uns veranlaßt hat, und 
einige davon hätten wir gewuͤnſcht, durch Hra. 2. 
ſelbſt Bearbeitet zu fehen. Beſonders wuͤnſchten wir, 
daß er fich über die Einflüffe der Einſamkeit anf die 
noch unbeftimmten Charakter der Kinder mehr’ ers 


‚ klaͤrt haͤtte. Wir glauben, wenn er als Arzt und 


Weltweiler zugleiih, die fehädlichen Folgen der 
bey Aeltern nicht ungewöhnlichen Denfungsart, da 
fie ihre Kinder häufig der Einfamfeit überlaffen, 
ober fie wohl gar vor ber Verführung dadurch zu 
bewahren glauben, entwickelt hätte; fo würde das 


‚ bey manchen von, fehr guter Wirkung geweſen ſeyn. 


Und wie viel hätte niche hierzu diejenige Beredfams 
keit beytragen Fönnen, die ihn felbft bey den fcharfs 
finnigften Unterfuchungen nie zu verlaffen pflegt, ob 
fie gleich zumeilen der anfchauenden Deutlichfeie 
mehr entgegen ift, als fie befördert! x. 





VII. 


Pindari Carmina cum lectionis varietate. 
Curauit Chriftian Gottlob Heyne, 
Goettingae 1773. 8. 

ee Mangel an einer bequemen Handausgabe 

des Pindar, iſt die Urſache der gegenwärtis 

gen geweſen; und hiemit fagen wir zugleich, von 
| welcher 


I 


x 1 


| eur, C. G. Heyne, 89 


welcher Seite man fie betrachten ſoll. Keine mie 


.. Anmerkungen überhäufte Ausgabe fol fie ſeyn; fie 


fol den Text liefern, und inder Verſchiedenheit der 


Lesarten zugleich die Geſchichte deſſelben, und Mit⸗ 


tel, ihn zu berichtigen, und uͤberall das Beſte zu 
wählen. Die Opforder Ausgabe, die Hr. Heyne 
zum Grunde legen wollte, thatihm nicht Genuͤge; 
unvermerkt fand er ſich alſo genöthiget, ſelbſt zu 
unterfuchen, wie der jetzige Text In den Ausgaben 
des Pindar nach und nach entſtanden waͤre. Die 


Goͤttingiſche Bibliothek ſetzte ihn in den Stand, 


von allen Ausgaben, die einen kritiſchen Nutzen 
haben, Gebrauch zu machen. Wir nehmen vor 
allen Dingen die Gelegenheit mit, von den ver⸗ 
ſchiednen Ausgaben dieſes Dichters aus Hr. H 
Vorrede eine Furze Nachricht zu liefern, von wel⸗ 
cher gewiſſermaßen das Lietheil über den Werch der 
gegenwärtigen abhänget. 

WVUeberhaupt ift die Grundlage des Pindariſchen 
Teptes die Roͤmiſche Ausgabe, die beym Zacharias 


Kalliergus berausgelommen, und noch genauer als 


Die Aldinifche if. Die folgenden vom Eratander, 
Brubach und More find der Roͤmiſchen gefolger, 
und wie uns bindet, Fann man mohlbavonfagen, 
numerus funt, Stephanus hat, wie gewoͤhn⸗ 


lich, aus allen vorigen einen Tert zufammengefegt, 


Fuͤr Deutſchland war es eine Ehre, daß Erasmus 


Schmid, unerachtet er dem Aldus und Kalliergus 
folgte, dennoch vom neuen den Anfang machte, 
Handſchriften zu vergleihen, und. dem Pindar eis 
en wahren Dienft zu an Die Orforder Auss 


5 gabe 


S 


8 °  Pindai Carmina, 


von dem gemeinern Hauffen der Menſchen zu ent⸗ 
fernen genöthiget find. | 
Diefes iſt ein Theil der Gedanken, die Hrn. 
Zimm. Abhandfung bey uns veranlaßt hat, und 
einige davon hätten wir gewuͤnſcht, duch Hrn. 2. 
ſelbſt bearbeitet zu fehen. Befonders wuͤnſchten wir, 
daß er fich uͤber die Einfluͤſſe der Einſamkeit auf die 
noch unbeftimmten Charakter der-Kinder mehr ers 
klaͤrt haͤtte. Wir glauben, wenn er als Arzt und 
Weltweiler zugleih, die fhädlichen Folgen der 
bey Aeltern nicht ungewöhnlichen Denfungsart, da 
fie ihre Kinder häufig der Einfamfeit überlaffen, 
ober fie wohl gar vor der Verführung dadurch zu 
bewahren glauben, entwickelt hätte; fo würde das 
‚ bey manchen von, fehr guter Wirkung geweſen ſeyn. 
Und wie viel hätte nicht hierzu diejenige Beredfams 
keit beytragen Fönnen, die ihn felbft bey den ſcharf⸗ 
finnigften Unterfuchungen nie zu verlaffen pflegt, ob 
fie gleich zuweilen ber anfchauenden Deutlichfeie 
mehr entgegen iſt, als fie befördert! R 





VII. 


Pindari Carmina cum lectionis varietate. 

_Curauit Chriftisn Gottlob Heyne, 
Goettingae 1773. 8. 

ee Mangel an einer bequemen Handausgabe 

bes Pindar, iſt die Urfache der gegenwärtis 

gen geweſen; und hiemit fogen wir zugleich, von 

welcher 


! 


Rx ‘ 


. C. G. Heyne, 89 


welcher Sie man fie betrachten ſoll. Keine mie 


. Anmerkungen überhäufte Ausgabe fol fie feyn; fie 


fol den Tept liefern, und in der Verſchiedenheit der 


$esarten zugleich die Geſchichte deffelben , und Mit⸗ 


sel, ihn zu berichtigen, und überall das Befte zu 
wählen. Die Orforder Ausgabe, die Hr. Henne 
zum runde legen wollte, thatihm nicht Genuͤge; 
unvermerkt fand er ſich alfo genöthigee, ſelbſt zu 
unterfuchen, wie der jegige Text in den Ausgaben 
des Pindar nach und nach entflanden wäre. Die 


Goͤttingiſche Bibliothek ſetzte ihn in den Stand, 


von allen Ausgaben, die einen kritiſchen Mugen 
haben, Gebrauch) zu machen. Wir nehmen vor 
allen Dingen die Gelegenheit mie, von den ver» 
ſchiednen Ausgaben dieſes Dichters aus Hr. H. 
Vorrede eine kurze Nachricht zus liefern, von wel⸗ 
cher gewiſſermaßen das Urtheil uͤber den Werth der 
gegenwaͤrtigen abhaͤnget. 

VUeberhaupt iſt die Grundlage des Pindariſchen 
Tertes die Roͤmiſche Ausgabe, die beym Zacharias 


Kalliergus herausgefommen, und noch genauer als 


Die Aldinifche if. Die folgenden vom Cratander, 
Brubach und Morell find der Roͤmiſchen gefolger, 
und wie uns duͤncket, kann man wohl davon ſagen, 
numerus ſunt. Stephanus hat, wie gewoͤhn⸗ 


Uch, aus allen vorigen einen Tert zufammengefegt, 


Fuͤr Deutfchland war es eine Ehre, daß Erasmus 


Schmid, unerachtet er dem Aldus und Kalliergus 
folgte, dennoch vom neuen den Anfang machte, 
Handſchriften zu vergleichen, und. dem Pindar eis 
en wahren Dienft zu thun. Die Orforder Aus⸗ 


55 gabe 


S 


88 Pindari Carmina, 
von dem gemeinern Hauffen der Mienfchen zu ent⸗ 
fernen genöthiget find. | 

Dieſes iſt ein Theil der Gedanken, die Hrn. 
Bimm. Abhandfung bey uns veranlaßt hat, und 
einige davon hätten wir gewuͤnſcht, durch Hrn- 3. 


ſlbſt Bearbeitet zufehen. Befonders winfihten wir, 


daß er fich uber die Einfluͤſſe der Einfamkeit auf die 
noch) unbeſtimmten Charakter der Kinder mehr ers 
klaͤrt haͤtte. Wir glauben, wenn er als Arzt und 
Weltweiſer zugleih, die f&hädlichen Folgen der 
bey Aeltern nicht ungewöhnlichen Denfungsart, da 
fie ihre Kinder häufig der Einfamfeit überlaffen, 
oder fie wohl gar vor der Verführung dadurch zu 
bewahren glauben, entwickelt hätte; fo würde das 
‚ bey manchen von, fehr guter Wirfung gewefen feyn. 
Und wie viel hätte nicht Bierzu diejenige Beredfams 
keit beytragen Fönnen, die ihn felbft bey den fcharfs 
finnigften Unterfuchungen nie zu verlaffen pflegt, ob 
fie gleich zuweilen der anſchauenden Deutlichfeie 
mehr entgegen iſt, als fie befördert! N. 





vi 


Pindari Carmina cum ledtionis varietate. 
Curauit Chriftian Gottlob Heyne, 
Goettingae 1773. 8. 

N er Mangel an einer bequemen Handausgabe 
des Pindar, iſt die Urfache der gegenwärtis 

gen gewefen; und hiemit fagen wir zugleih, von 
| welcher 


! 


x J 


eu. C. 6. Heyne 89. 


welcher Seite man fie betrachten ſoll. Reine mie 


- Anmerkungen überhäufte Ausgabe ſoll fie ſeyn; fie 


fol den Text liefern, und in der Verſchiedenheit der 


Sesarten zugleich die Geſchichte deſſelben, und Mit⸗ 


zel, ihn zu berichtigen, und überall das Beſte zu 
wählen. Die Opforder Ausgabe, bie Hr. Heyne 
zum Grunde legen wollte, thatihm nicht Genuͤge; 
anvermerkt fand er ſich aljo genoͤthiget, ſelbſt zu 
unterfuchen, ‘ wie ber jegige Tept in den Ausgaben 
des Pindar nad) und nad) entfianden wäre. Die 


Goͤttingiſche Bibliothek fette ihn in den Stand, 


von allen Ausgaben, die einen kritiſchen Nutzen 
haben, Gebrauch zu machen. Wir nehmen vor 
allen Dingen die Gelegenheit mit, von den ver⸗ 
ſchiednen Ausgaben dieſes Dichters aus Hr. H. 
Vorrede eine kurze Nachricht zu liefern, von wel⸗ 
cher gewiſſermaßen das Urtheil uͤber den Werth der 
gegenwaͤrtigen abhaͤnget. 

VUeberhaupt iſt die Grundlage des Pindariſchen 
Tertes die Roͤmiſche Ausgabe, die beym Zacharias 


Kalliergus herausgekommen, undnoch genauer als’ 


die Aldiniſche iſt. Die folgenden vom Eratander, 
Brubach und Morell find der Roͤmiſchen gefolger, 
und wie uns bindet, kann man mohldavonfagen, 
numerus ſunt. Stephanus hat, wie gewoͤhn⸗ 


lich, aus allen vorigen einen Tert zufammengefegt, 
FJuͤr Deutſchland war es eine Ehre, daß Erasmus 


Schmid, unerachtet er dem Aldus und Kalliergus 
folgte, dennoch vom neuen den Anfang machte, 
Handſchriften zu vergleichen, und. dem Pindar eis 
nen wahren Dienft zu thun. Die Orforder Auss 


Ss gabe 


S 


so Johann Sesig Zimnmerwrann; 


die Triebfeder aller Handjungen iff, . werden 
‚Eroberer, die aber, bey denen ein hoher Grab 


von Ewmpfindſamkeit, ohne der Groͤße ihrer uͤbri⸗ 


gen Eigenſchaften etwas zu entziehen, ein allgemei⸗ 
ed Wohlwollen gegen das menſchliche Geſchlecht 
hervorgebracht hat, werden Wohlthaͤter deſſelben 
im allgemeiniten Verſtande. Und dieſe letzte⸗ 
ven allein, glaube ich, find unter gewiſſen Verhaͤlt⸗ 
niſſen, ich meyne wenn ſich ihren menſchen⸗ 
freundlichen Abſichten unuͤberwindliche Hinderniſſe 
entgegen ſetzen, wenn Undank und Bogheit dem 
Erfolg ihrer Bemuͤhungen entgegen ſtreben, fähig, 
das utingm una ceruix über das ganze menſchliche 
Geſchlecht auszurufen. Danke ed, Welt, deinem 
Megierer, daß ihre Mache ihrem Vermögen nicht 
gleich koͤmmt; mir ihnen verglichen würden Die Nero⸗ 
ne wenigee Ungeheuer fcheinen! Wen diefen Mans 
gel der Mache ift tie völlige Entfernung von: aller 
DBerbindung mit den Menfchen, find Läfterungen 
wie Timons, das Einzige was fie hunfönnen, um 
der an ihnen zehrenden Leidenſchaft einigen Schatten 
von Befriedigung zu verfchaffen. Diefe Elenden 
verdienen mehr bedauret als gehaflet zu werben; 
‚ unter einem glücklichern Geſtirne geboren, würs 


ben fie eine Menge Menſchen in das goldne Zeitel⸗ 


ter verſetzt haben. 

Eine lebhafte Einbildungekraft, ein ſchwarzes 
Gebluͤt und verdorbene Saͤfte, bringen, wenn ſie 
zuſammen kommen, einen mißtrauiſchen Tharakter 
hervor. Aber ſie muͤſſen im hoͤchſten C ade wirk⸗ 
m ſeyn, ſe muͤſſen ſich in einem Menſchen aͤuſ⸗ 

ſern, 


üder die Einſamleit. "St 


fern, der einen hohen Grad der: geiftigen Vollkom⸗ 
menheit befige, wenn das Mißtrauen allgemein, 
und feine Wirkung ſtark genung ſeyn fol, die Kette 
zu gerreißen, durch die wir an die menfihliche Ge⸗ 
ſellſchaft gefeffelt find. Beyſpiele von Menſchen, die - 
Dies Mißtrauen in Eindden getrieben, rhüffen - 
noch weit feltener feyn, als vonfolchen, ben denen es - 
der vorbinungeführte Bewegungsgrund gethan hat. 
Denn ung fheinet das Mißtrauen unter allen uns 
angenehmen Bewegungen die wenigfien angenchs 
men Ideen in der Seele übrig zu laffen, ohne dee 
VBeſchaffenheit des Körpers dabey zu gedenfen, und 
es Bann alfo, befonders In diefem Grade, in den meis 
fien Faͤllen nichts anders als Raſerey oder Verzwei⸗ 
felung Hervorbringen. | 

Denken und Empfinden , oder die Werfzeuge zu 
beyden, der Verſtand und das, was wir das Herz 
- zu nennen pflegen, haben zwar von Natur eine 
genaue rocchfelfeitige Bezichung auf einander, und 
machen, wenn wir uns bemühen, beyde auf gleiche 
Weile auszubilden,den vollfommenen Menfchen aus: 
allein wenn wir über der Ausbildung dcs einen das 


andre vernachläßigen, fo nimme die Bollfoımmens . 


beit deffelben in eben dem Grade ab, in welchem die 
Vollkommenheit des andern fteiget; eben fo wie 
bey denen, die ihre Lircheilsfraft mehr als das Ge⸗ 
daͤchtniß gebraucht Haben, das letztere ſchwach und 
endlich ganz unvermögend wird. Lind fo geht es 
auch bey der Spefulation. Ueberlaſſen wir uns 
derfelben ganz, fo werden wir von der wirklichen 
Welt fo abgezogen, daß wir endlich umfere Menſch⸗ 
N.Bibl.xvi.B.i.St F heit 


82 Johanu Georg Zimmermann, 


heit daben vergeffen. Alle Gegenſtaͤnde, die ſich in 
der Gefellichaft darbieten, find alsdann fär ung von“ 
gleicher Erheblichkeit, nemlich alles har nur in fo 

feen einen gewiſſen Werth, als es zur Nahrung 

unſerer Seidenfchaft diene. Wie empfinden nicht 

mit andern Dienfchen, wir empfinden nur das Ders 

‚gnügen, in ihren Empfindungen, oder in der Bew 

anlaffung derfelben entweder neue Quellen des Nach⸗ 
denkens zu entdecken, oder unfeen Reichthum von 

Betrachtungen zur Beftätigung unſerer Syſteme 

vermehrt zu fehen. Was ift aber die Geſellſchaft 
für einen Menfchen, ohne die Sympathie, die uns 

eben am meiften mit andern Menſchen verbindet, 

anders als eine Eindde ? Lind gewiß ift fie die unange⸗ 
nehmſte unter allen, wenn feine Spekulation nicht 
von der Art ift, daß fie ihm Gegenflände derfelben 
zuführee. Jetzt iſt er vielleicht mic der Entwicke⸗ 
lung des Begeiffs Bewegung, Luſt, Vollkom⸗ 
menheit oder ſo etwas befchäfftiget,, und was braucht 

er hierzu die Gefelfchaft der Menfchen? Bas ift 
in derfelben, das feine Seele von der ihr eigenthuͤm⸗ 
lichen Befchäfltigung auf eine angenehme Weife zus 
ruͤckziehen Fönnte, fie, die kaum noch der unwider⸗ 

fiehliche Reitz des Beduͤrfniſſes in die Welt zurück 

zuzichen vermag? 

Bey dem Schwärmer ſcheinen ale die jetzt an⸗ 
gegebenen Urſachen zuſammen zu wirken, um ihn 
zum vollkommenen Einſiedler zu machen. Seine 
Begriffe von Heiligkeit bringen in ihm Haß oder 
doch Verachtung der Menſchen hervor, welchein 
dieſem all einerlen Wirkung haben, nemlich die 
| . En 


über die Einſamteit. 33 


Ensfernung von ihnen. Die mit feiner. lebhaften 
oder fagzrigen Einbildungskraft verbundene üble Lei⸗ 


besbeſchaffenheit macht ihn mißtrauiſch und furchte 


ſam, und bie ungezaͤhmte Wirkſamkeit der erſteren 


mache ihn gegen alles unempfindlich, was mit ders 


felgen nicht uͤbereinſtimmt. Das. Sceedkliche ver - 


Ewoͤden, in denen eine beftändige Dunkelheit herrſchet, 


denen nichts als das fuͤrchterliche Geſchrey der . 


wilden, Thiere schört wird, find Nahrungsmittel 


für feinen verwoͤhnten Geiſt, bey denen er ſich eben 


fo wahl befindet, als ein Gefunden bey dem An⸗ 
ſchauen eines ſeelenvollen / Gemaͤldes oder bey dem 
Anhören einer meifterhaften und mit deu gehörigen 
Auspsude abgefpielten Muſik. Diefer Einſiedler 
bat es nun in der Welt, befonders in den Gegenden 
‚deren Hr Zunmermann erwaͤhnt, zu allen Zeiten 
hehe. viel gegeben, . Die Urſachen Hiervon, bie 
danden Klima der Sänder und in dem Temperamente 
ber Völker zu fuchen find, wollen wir, da fie Hr 


Zimm. bereits angegeben hat, nicht wiederholen 


Allen. es fen ums erlaubt denenjenigen noch weiter 
nachzuforſchen, die Hr. 3. wegen der Hinderniſſe, fo 
der Ausfuͤhrung feiner Abhandlung entgegen flunden, 
nur bloß berüßren konnte. 

Lebhafte Köpfe, das ift folche, deren Einbildungs» 
fraft ſehr wirffam und feurig ift, haben alle einen 
geriffen Enthuſtasmus, der fie zur Hervorbringung 


gerviffer Veränderungen im Staute oder im Reiche 
der Wiſſenſchaften tuͤchtig machen wiirde, wenn ihre: 


Kenntniſſe nicht ſo eingeſchraͤnkt, die Wege zu meh⸗ 
reren zu gelangen nicht R geſperrt, und durch den 


. Defpor | 


— 


/ 
RL _- a. — 





Ba. Johann Georg Zimmermann, 
Defpotisimus. Ihrer Wirkſamkeit nicht fo enge 
Schranken vorgefihrieben wären. Sie zu durche 
brechen, wuͤrde eine Stärke des Seiſtes und einen 
Much erfodern, der ihnen ganz und-gar gebricht. 
Denn das iſt es eigentlich, worinn die Trägheitder: 
Morgenländer beficht; nicht der Mangel der Leb⸗ 
haftigkeit des Geiſtes, ſondern eine fhlaffe Secke, 
deren Thaͤtigkeit bey jedem Widerſtande ihre Richtung 

veraͤndert, pder die Furchtſamkeit. Der einzige 
Gegenftand, an dem ihre Geiſt fine Wirkſamkeit 
Auffern kaun, iſt die Religion. -- Ehre Religion, die 
durch das Btldfiche, in welches fie gehuͤllt iſt, durch 
bas Uebertriebene in ihren Foderungen an den Men⸗ 
ſchen, der Schwaͤrmerey zu ihren fonderbatften Aeuſ⸗ 

, ferungen die geſchickteſten Mittel an die Hand giebt: 

Dieſe Schwärmeren ift alfo unter den angeführten 

Umſtaͤnden das Hoͤchſte, worzu fich der menſchliche 
Geiſt erheben kann, und erregt die Bewunderun 
ſolcher NRationen, die wegen ihrer Natur und 
Staatsverfaffung zu nichts Erhabenen fähig find: 
Diejenigen, die ſich durch ſie zur gänzlichen Abſon⸗ 
derung von din Menſchen verleiten ließen, findet: 
Machahmer, und auf. diefe Art ſcheint uns das 
Mönchsleben entfianden zu ſeyn. Die meiften diefer 
Nachahmer wurden vom Ehrgeiz getrieben. Das 
Berdienftliche und die Farbe don Heiligkeit, - 
die dieſer Stand.in den Augen des Volks hat, 

- Das Anfehen in welchen er ſteht, koͤnnen zu diefen 
Mrfachen noch diejenigen hinzu thun, deren Sr. 3. 
wwähnet, die Scheinheiligkeit, das Verlangen 


- über die Einfamfeit. 85 


alte Suͤnden zu bäßen oder neue ungeſtraft begehen 
un koͤnnen. 

Die Beduͤrfnifſe unfers Geiſtes koͤnnen nicht 
Sof: in dem Limgange mit ähnlichen Gefchöpfen, 
‚ fandern auch auffer demfelben durch Leſen, Bes 
trachtung der Natur u. ſ. w. befriediget werden. Ger 
wohnheit, Temperament, Nothwendigkeit, und 
ich weis ſelbſt nicht, was fuͤr Umſtaͤnde mehr, koͤn⸗ 
nen uns beſtimmen, eines von dieſen beyden Mit⸗ 
teln Ideen zu erhalten, dem andern vorzuziehen. 
Die Verſchiedenheit der Neigungen der Menſchen 
zur Einſamkeit und zum geſellſchaftlichen Leben aus 
dieſem Geſichtspunkte betrachtet, kann uns zwar 
die verfchiedenen Wirkungskreiſe und Plane der 
Menfchen, aber nicht die Berfchiedenheie der Größe 
Des Geiſtes und der Stärke der Seele entdecken. 
Allein diefes wollen wir aych jet noch nicht wiſſen. 
Wir wollen bloß unterſuchen, und was wie finden. 
als eine Beute betrachten, die uns. vielleicht mehr 
ein glädliches Ungefehr als unſre vorzägliche Ge⸗ 
ſchicklichkeit in die. Hände gefpielet hat. 

Die Neigung zur Einſamkeit kann alfo aus 
gweyerley Lirfachen entfichen. Theile daher, weil dies. 
. genigen Vegriffe, Vorſtellungen und Empfindunr 
gen, die uns in der Geſellſchaft zugeführt werden, 
fremd für uns find, das heißt, auf unfer eignes 
. Softem von Gedanken Feine Beziehung haben, theils 
‚aus dem Beſtreben, unſre gefaßten Ideen in die Ver⸗ 
bindungen zu bringen, in welchen wir fie am lieb⸗ 
ften betrachten. Wir wollen uns durch ein Bey⸗ 
ſpiel verſtanduich zu machen fun. Wir ſchen bey 

83 einem 


86 Johann Georg Zimmermann, 
einem alten verfallenen Gebaͤude beffändig eine ges 


wiſſe Anzahl Arbeitsleute abs und zugehen, und eben 
To fehen wir an einem ähnlichen Orte beftändig Kraͤ⸗ 


den und Stoͤrche und dergleichen Voͤgel kin um. 


ber fliegen. Wir fagen von den letztern, daß ft 
ſich gern an wüften verfallenen Dertern aufhalten, 
- weil wir fie beftändig"'da fehen, undfie würden wich 
leicht eben dieſes aus denfelbigen Gründen. von 
uns fagen. Und doch find die Bewegungsgruͤnde, 
die diefe Menſchen von denen, die diefe Vögel dahin 
ziehen, ganz verfihieden. Die erſteren kommen oft 
bahin, weil fie dafelbft die Materialivn zu ihren 
Wohnungen antreffen, dielettern, weil ſie ihre Woh⸗ 
nungen dafelbft ungeftört aufbauen Fönnen, 
Wenn erhabene Männer in jeder Art, wenn 
große Megenten, oder Helden, oder Weltweiſe, ode 
Dichter fih bißweilen indie Einſamkeit wuͤnſchen, 
fo ift es gewiß nicht die Einſamkeit felbft, oder etwas 
in derfelben, - dag fie ſuchen, fondern gewiß diefes 
letztere, die Bequemlichfeit, ungehindert für ſich den⸗ 
fen zu Fönnen. Die Einſamkeit, die fie wuͤuſchen, 
iſt alsdann gegen die Geſellſchaft oder die Zerſtreuun⸗ 
gen, die fle in derfelben umgeben, wie dag Zero gegen 
eine gewiſſe Zahl. Und eben diefe Urſache iſt es auch, 
warum der Linglückliche, der Chriſt, der Schwärier, 
und jeder Menſch, deffen Seele einer eigenthuͤmlichen 
Thaͤtigkeit fähig iſt, ſich in die Einſamkeit begiebt. 
Allein wenn alle die, von denen ich jetzo geredet habe, 
eine beſtaͤndige Neigung zur Einſamkeit haben ſol⸗ 
len; fo muͤſſen fie entweder aus Nothwendigkeit, 
oder aus Gewohnheit, oder aus Antrieb des Toms 





4 


peraments 


® 


über die Einfomteit. 8 


peraments die erſtere Neigung mit diefer verbinden, 


nemlich die, die Materialien ihres Denkens lieber 


‚auffer, als in der Geſellſchaft der Menſchen zu fur 


en. Denn was würde wohlder.theatralifche Dich⸗ 
ter, was der, Moralift, der Staatsmann, was 
wuͤrden alle diefe fagen, wenn man fie ganz aus der 
Geſellſchaft der Menſchen verbannen, wenn man 
die Quelle verftopfen wollte, aus welcher ihre Ge⸗ 
Danfen, Ausdrüre, Beobachtungen und ſelbſt ihre 


Syſteme gefloſſen find? 


Die Urſachen aber, warum viel⸗ auffe ber Ge⸗ 
ſellſchaft der Menſchen diejenigen Ideen fuchen, die 
ihnen noͤthig ſind um ſelbſt denken zu koͤnnen, ſind, 
wie wir ſchon oben angefuͤhrt haben, theils im Tem⸗ 
peramente, theils in der Gewohnheit, theils in der 
Nothwendigkeit zus ſuchen. Im Temperamente, bey 
allzureitzbaren Naturen, deren Empfindſamkeit fuͤr 
den Umgang mit der Welt zu zaͤrtlich iſt, oder die 
durch die Schoͤnheiten der Natur am meiſten geruͤhrt 


. werden: In der Gewohnheit bey ſolchen, die von 


Jugend auf in der Entfernung von allem Umgange 
mit Menſchen erhalten, ein Weſen angenommen 
Haben, das fie zur Geſellſchaft anderer und andere 

zu ihrer Geſellſchaft gänzlich ungüchtig macht. Su 
der Nothwendigkeit, bey ſolchen, die durch den 


Endzweck, den fie fich in der Welt zu erreichen vor: 


geſetzt haben, auf gewifle Dinge, die in einer von - 
der Gefelfchaft der Menſchen entfernten Gegend 
liegen, hingezogen werden, oder die durch die Ver⸗ 


ſchicenhet der Geſi innungen und Neigungen ſich 
54 von 


1. 


88 PBindari Carmina, 


von dem gemeinen Hauffen der Dienfchen zu ent⸗ 
fernen genöthiget find. | 

Dieſes if ein Theil der Gedanken, die Hrn. 
Bimm. Abhandfung bey uns veranlaßt dat, und 


einige davon hätten wir gewuͤnſcht, duch Hrn. 3. 


felbft bearbeitet zu ſehen. Befonders wünfchten wir, 
daß er fich über die Einfläffe der Einſamkeit auf die 
noch unbeftimmten Charafter der Kinder mehr ers 


‚ Köärct haͤtte. Wir glauben, wenn er als Arzt und 


Weltweiler zugleih, die fehädlichen Folgen der 
bey Aeltern nicht ungewöhnlichen Denfungsart, da 
fie ihre Kinder häufig der Einſamkeit überlaffen, 
oder fie wohl gar vor ber Verführung dadurch zus 
bewahren glauben, entwickelt hätte; fo würde das 


Und wie viel hätte niche Hierzu diejenige Beredſam⸗ 
keit beytragen Fönnen, die ihn felbft bey den ſcharf⸗ 
finnigften Unterfuchungen nie zu verlaflen pflege, ob 
fie gleich zuweilen der anſchauenden Deutlichfeit 
mehr entgegen iſt, als ſie befördert! R. 





VII. 


Pindari Carmina cum lectionis varietate. 


Curauit Chriſtian Gottlob Heyne, 
Goettingae 1773. 8. 

ee Mangel an einer bequemen Handausgabe 

bes Pindar, iſt die Urfache der gegenwaͤrt⸗ 

gen geweſen; und hiemit fagen wir zugleich, von 

welcher 


I 


] 


‚ bey manchen von, fehr guter Wirfung geweſen fegn. . 


‚eur, ©. G. Heyne. 89. 


welcher Seite man fie betrachten ſoll. Keine mie 


. Anmerkungen überhäufte Ausgabe fol fie feyn; fie 


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. numerus fünt, Stephanus hat, wie gewöhns 


fol den Text liefern, und in der Verſchiedenheit der 


Lesarten zugleich die Geſchichte deffelben, und Mit⸗ 


el, ihn zu berichtigen, und überall das Beſte zu 
wählen. Die Orforder Xusgabe, die Hr. Heyne 
zum Grunde legen wollte, thatihm nicht Genuͤge; 
aanvermerft fand er fi) alfo genöthiget, ſelbſt zu 
unterſuchen, wie bee jegige Test in den Ausgaben 
des Pindar nad) und nach entitanden wäre. Die 


Goͤttingiſche Bibliothek ſetzte ihm in den Stand, 


von allen Ausgaben, bie einen Feitifhen Nutzen 
Haben, Gebrauch zu machen. Wir nehmen vor 
allen Dingen die Gelegenheit mic, von den vers 
ſchiednen Ausgaben diefes Dichters aus Hr. H. 
Vorrede eine kurze Nachricht zu liefern, von wel⸗ 
cher gewiſſermaßen das Lirtheil über den Werth ber 
gegenwärtigen abhaͤnget. 

VUeberhaupt ift die Grundlage des Pindarifchen 


Textes die Roͤmiſche Ausgabe, die beym Zacharias 
Kalliergus herausgekommen, undnoch genauer als‘ 


Die Aldinifche iſt. Die folgenden vom Cratander, 
Brubach und Morell find der Roͤmiſchen gefolger, 
und wie uns duͤncket, kann manmwohldavonfagen, 


lich, aus allen vorigen einen Tert zufammengefegt, 


Fuͤr Deutſchland war es eine Ehre, daß Erasmus 
- Schmid, unerachtet er dem Aldus und Kalliergus 


folgte, dennoc von neuen den Anfang machte, 
Handſchriften zu vergleichen, und. dem Pindar eis 
en wahren Dienſt zu thun. Die Orforder Auss 


Ss gabe 


* 


90 Pindari Carmins ; 


gabe Hat ſich nach der Schmidiſchen gerichtet ; aber 
die Handföhriften, die man bey der Hand hatte, nicht 
 forgfältig genug gebraucht. 
Das ift der Vorrath, den Hr. H. genuͤtzet hat, 
‚und wir haben gefunden, daß die Sammlung der 
verſchiednen $esarten, aufs forgfältigfte gemacht iſt 
Sie erſtreckte ſich im Anfang fo gar bis auf offene 
bare Druckfehler, und augenſcheinliche Vernach⸗ 
laͤſſigungen des Doriſchen Dialektes; doch da H. H. 
in der Folgte merkte, daß der Pugen hievon uns 
möglich groß fen, und man diefe Art von einer hoͤchſt 
gezwungenen Vollſtaͤndigkeit leicht entbehren Fönnte, 
fo ſchraͤnkte er ſich in diefem Stüde ein. Gehe 
wenige werden unfers Erachtens diefe Fleine Lins 
gleichheit mißbilligen, da fie nichts weiter, als eine 
glückliche Verachtung des Wahnes ift, u man 
alles mögliche in diefer Art bemerfen müffe , 
man, auf Koften der Zeit umd des wahren Nutens, 
recht genau feyn wolle. 

Die Handfehriften, die man bisher. verglichen 
hat, find nah Hr. H. Bemerkung alle neu: vers 
muthlich hat er es aus dem Werthe ihrer Lesarten ge 
ſchloſſen; die man freylich am beften beurtheilen 
kann, wenn man’ Herausgeber ifl. 

Die Ausgabe felbft ift fo eingerichtet, daß un 
ter dem Terte die verfchiedenen Lesarten in fortlaufs 
fender Reihe ſtehen. Beydes ift überaus fchön ge 
druckt, und macht dem Verleger Ehre. Eigentlich 
hat Hr. H. Feine neue Recenſion liefern wollen; die 
Unterfeheidungszeichen aber hat er nach feiner Einficht 
geändert, Dieß wird man mit vielem Danfe erfens 

\ un, 


d 
‚eur. C. G. Heyne. 91 
nen, wenn man bedenkt, wie bie Liebergänge des 


Dichters befhaffen find, und wie gerne er einzu⸗ 
ſchalten pflege. 


Es würde wider die Abſicht dieſer Recenſion 
. Saufen, wenn wir ein Verzeichniß von hier bemerk⸗ 
sen Les arten machen wollten, wir müffen uns begnuͤ⸗ 
gen, die Art, wie fie geſammlet find, anzuzeigen, 
Dicht leicht haben wir eine auch nur wenig beträchts 
liche Lesart gefunden, von welcher Hr. H. nicht feine 
Gedanken kurz geäuffert hätte. Die häufige Vers . 
muthungen des befannten Paw find faft durchgaͤn⸗ 
gig angeführet, und wie leicht zus erachten, ſehr oft 
genißbilliget, - unerachtet wir nicht laͤugnen, daß 
Sergleihen Bermuthungen dem Ausleger fehr oft 
‚uf die rech:e Spur helfen; und in diefer Betrach⸗ 
zung find fie uns immer wilfommen, da zuweilen 
Der Irrchum, neben die Wahrheit geſtellet, die 
letztere Eennrlicher macht, und Waffen zu ihre Ver⸗ 
theidigung an die Hand giebt. Bisweilen werden 
Anmerkungen über den Dorifchen Dialekt, ober 
Die Geſchichte eingeſtreuet, und nicht felten find die _ 
Scholien mit verglichen. Oefter, als man nach 
der Abſicht und dem Werfprechen des H. Hofrarhs - 
erwarten fonnte, find kurze Erflärungen angebracht, 
Die durch ihre Manichfaltigfeitund Guͤte denjenigen 
ſchadlos Halten Fönnen, dem an den Lesarten nicht 
ſo viel gelegen feyn möchte, als dem eigentlichen 
Ausleger. Und von diefer Gattung der Anmer⸗ 
kungen wollen wir einige Benfpiele geben. | 


: om. 


92 | Pindarı Carmins, 


Wom Tantalus heißt es (Ol.ı.v. 97.) ex litte 
unaufhösliche Strafen, zumsdöuegder ax 
awövor, era rein vragror. Man hat ſich Muhe gege⸗ 


ben, das drey und viere eigentlich zu erklaͤren, und 


man hat feine Zuflucht bald zur Geſchichte, bald zur 
Venealogie genommen. Uns fiel immer das ter- 


que quaterque, und das Homeriſche rar Ia zul 
‚sereaxde (Yliad. 3, 363) dabey ein. Hr. H 


‚geht eben ben Weg, und erklärt die Stelle ohne 
alle Selehrfamfeit, continuus fine vlla inter- 
‘miffione labor, Solche Ausdruͤcke mögen den 
Morten nad) verändert werden, wieder Schrift⸗ 
ſteller will, (der lyriſche Dichter aber verändert den 
Ausdruck bis zum Unerwarteten) fo bleibt doch der 


- Begriff immer derfelbe, unendlich, unausſprechlich, 


mmaufhoͤrlich, u. f. f. und am Ende heißt es nichts, 
als ehr viel. Aber wie viel Selbfiverläugnung 
wird erfodert, der Gelchrfamfeit zu entſagen, und 
fih an den gefunden Verſtand zu halten! Unb 
Dennoch iſt dieſes oft der ficherfle Weg. Dunkel iſt 
der Ausdruck, (DL G. v. 140.) dofas ud dnorac 
9x0 im) yAncca, He. H. verſteht durch dafe eine 
alte Meynung oder Sage, und dofar dnövas tes 
Eldrt er, Inyscav, ofursoar, quae acuit et ſti- 
mulat ad canendum. So ift der Sinn der gam 


gen Stelle: Eine alte Begeifteende Sage, ſchwebt 


mir auf der Zunge. Und nun erklärt es der 
Dichter felbft auf eben diefe Art: & m sI4Aorre 
weorsAus (ober vielmehr, nach einer beffeen Lesart, 
weockers) wvoas, die jich meiner durch einen 


angenehmen Enthufiadmusbemächtiget. Hier. 
| und 


— — — — — — — 22.2. 


Io. Ä ' 

"" eur C. G. Heyne. 793 
and in viden gudern Stellen. wird bemerfet, daß; 
die Dichter die Sprache. des Umganges, welche 
fh nach der natuͤrlichen Arc zu denfen rich⸗ 
set, in einen befondern, und, wenn wir aufrich⸗ 
tig reden wollen, widernatürlichen Ausdruck veraͤn⸗ 
dert haben, in.einen Ausdruck, um deſſentwillen 
Antonius beym Cicero ſagt, er laͤſe nicht gerne 
Dichter, weil fie zuweilen fo fehrieben, als wenn 
fie niche wollten verftanden werden. Aſien heiße 
aöeoxoeos (DI. 7,33.) wie Mykaleſſus ir Homer. 
(I 2, 498.) Man glaubt insgemein, daß es 
für weuxweos fiche; wenigſtens muß biefes ber 
Sinn ſeyn; und um diefes zu glauben, faget mar, 
der kurze Vokal fey mit dem langen vertauſcht. 
Hr. 5) hingegen erinnert, daß xoeos auch der Ort 
fey, wo Taͤnze aufgeführtmerden, und führt Odyß, 
8, 264. an. . Was wäre alfo sueigoeos?... Mast 
müßte num .twieber fagen, Baß:xoaos überhaupt ders 
Drt, den Platz bedeuter, und hier das guaße Aſien 
verſtanden werde. In eben dieſer Stelle erklaͤrt er 
8 eßorcı oder srußarov von Peraͤa, welches Rho⸗ 
dus gegen über liegt, quae in cuneumfergexit. 
Statt einer Erflärung ift es, das Hr. H. zuweilen 
die vermorfenen Wortein ihre natürliche Ordnung 
bringet.: Und wo ift diefes nöthiger, als im Pins- 
dar? Oder wo darf man ſich dieſer Kleinigkeit 
weniger fchämen ? 

Wenn die hiftorifche Nachrie des Scholiaften 
von dem Sieger, ber in der zehnten Pythiſchen 
Ode befungen wird, zuverläflig ift, fo bemerft Hr. H. 
daß diefes eine der erften Fruͤchte des Pindarifchen 
Genies 


94 Pindari Carmins, eur. C,G.Heyne, 


Genies geweſen ſey, und berechnet, daß er fie in 
ſelnem zwey und zwanzigften Jahre muͤſſe geſchrie⸗ 


ben haben. Ueberhaupt, um dieſes hier gelegent⸗ 


ich anzuführen, wird erinnert, daß bie lettern 
zwey Buͤcher Oden von den Gelehrten nicht ſo, wie 

die Olympiſchen und Pythiſchen rnerehhet ſind. 
Vitima frigent. | 


Ein zweyter Theil dieſer Ausgabe wird die la⸗ 
teiniſche Ueberſetzung und ein Regiſter enthalten, 
welche gedoppeite Arbeit ein junger Gelehrter in 
Goͤttingen, Herr Koppe, in ſo ferne uͤbernommen 
hat, daß er die Ueberſetzung verbeſſert, und das 
Regiſter ganz mat verfertiget. Eben dieſer Theil 
wird auch Anmerfungen von. Ar. H- und andern 
enthalten, befonders die, welche hie nad da in Ob⸗ 


ſervationsbuͤchern zerfireuet find. Man weiß «6 


ſchon, was man von einem Dianne erwartenfann, 
Ser durch feine Kenntniß der Sprachen, der Ge 
ſchichte, und des dichteriſchen Ausdruckes fo viel vor⸗ 
erefliches über den Birgil und Tibull gefagt hat, und 


‚  Iogifepen Gelehrſamkeit, zur Erklaͤrung eines Dich 


sers nöthig har, wenn man ihn nicht bloß von «is 

ner Seite betrachten will, von der die Bildung 

des Geſchmackes und Baden eben niche das 
, meifte zu hoffen haben. | 





| 
der chen das verficher, was man, aufler der philo⸗ 
VII. 


9 





oo. VII, 


Die Werke des Horaz, aus dern Lateini⸗ 
ſchen uͤberſetzt: Erſter Theil, welcher 
die Oden enthaͤlt. Anſpach 1773. 


Ko— Dichter des Alterthums iſt wohl in irgend 
IL einer neuern Sprache fd oft, und auch zum 
Theil ſo gut, nachgeahmer und überfert worden, ale 


Horaz. Die Urfache liegt, auffer feiner Vortreff⸗ 


Eichfeit, wohl darinnen, weiler unter den Roͤmern, 
fo wie Anafreon unter den Griechen, derjenige iſt, 
der ſich mit dem Geſchmacke und den Sitten unſe⸗ 
ver Zeiten am beften zu vertragen ſcheint. Freylich 


gewinnt ein. Dichter felten durch Ueberfegungen, und 


es giebt leider zu wenig Männer von eignen großen 
Talenten, zu wenig Ramler und Pope, die fi 


damit abgeben mögen. Auch ift es insgemein cine 


fehe undanfbare Arbeit Den vortrefflichiten Ue⸗ 
berfetzungen, die ſich wie Originale leſen laſſen, ſieht 
man es gerade am wenigſten an, wie viel Schweiß 
fie dem Ueberſetzer gekoſtet Haben, und der ganze Lohn 
feiner Arbeie ift oft der, daß muthwillige oder eitle 
. KRunftrichter über Eleine Fehlerchen und Abweichun⸗ 
gen, die fie forgfältig aufjuchen, ein großes Ge⸗ 
fihrey erheben, und weil ihnen einzelne Stellen nicht 
gefallen, einen unbilligen Richterftab über das Ganze 
brechen. Wir wollen nicht fo undanfbhar gegen die 
vor ung habende profaifdhe Ueberfegung des Horaz 


feyn. Sie wird in der Abſicht geliefert, Leſer, die 
. der 


* 


m 


90 Die Werke des Doras. 


der Sprache des Originale nicht kundig find,gamg 
mit dem Genie, den Wendungen, dem Ausdrude 


des Horaz befannt zu machen, und ihn ohne ae 


Veränderung gan fo zu zeigen, wie er iſt; in fo 
weit nemlich diefes ohne Harmonie des Verſes ges 
ſchehen kann. Eine foldheieberfegung erfodert nım 
vor allen Dingen die forgfältigfte Treue. Da ins 
zwifchen das Edle des Ausdrucks nicht bloß von 


der Hauptidee, die er bezeichnet, fondern auch von ' 


den mitverbundnen Ütebenideen abhängt, die faſt 


in jeder Sprache verfohieden find; da der häufige 


Gebrauch int gemeinen Leben ein Wort von feinen 
unfprünglichen Werthe herabſetzt, und diefes bloß 
auf das Ungefehr des Sprachgebrauchs anfömmt, 
fo wird ein Ueberſetzer deswegen nicht gleich der Un⸗ 


ereue ſchuldig, wenn er nicht allenthalben mit den eis 


gentlichſten Woͤrtern und Redensarten, oder wenn 
er den im Original kurzen, aber in der woͤrtlichen 
Ueberſetzung gedehnten Ausdruck, mit einem andern 
kuͤrzern vertauſchet. Man weiß, daß treu uͤber⸗ 
ſetzen von Rechtswegen nichts anders heißt, als 
elnes Verfaſſers Ideen ſo in ſeiner Schrache aus⸗ 
druͤcken, wie er ſie ſelbſt wuͤrde aubgedruͤckt haben, 
wenn er in dieſer Sprache geſchrieben haͤtte. Dieſe 


Treue aber glauben wir hier gefunden zu haben; und 


noch immer kennen wie in Profa feine beffere 
Ueberfeßung vom ganzen Horaz, die -wir diefer 
vorziehen möchten. Wir behaupten deswegen nicht, 
daß mancher Ausdruf, madches Wort, manche 
Medensart nicht noch genauer, noch gewählter haͤt⸗ 
en ſeyn Pönnen, daß fih mande Ode, manche 
| | Gtelle 


Erfter heil, 97 


Stelle nicht noch beffer Härte überfeßen laffens aber 


im Ganzen genommen, fehen wir diefe Ueberſetzung 

immer als ein fehägbares Geſchenk für das deutſche 
Publitum an; und wer will den Grad beftimnten, 
von dem, was in diefer Ars nicht noch Beffer feyn _ 
inne. | Ä \ 
Wir haben fie durch und durch gelefen, und es 
würde ein Leichtes gewefen feyn, fo gut als andere, 
die lieber tadeln als loben, ein Berzeichniß von 
Wörtern Heraus zu martern, wo wir den Ausdruck 
einer Verbefferung für fähig gehalten haͤten. Wie 
wollen nur etliche ſolcher Kleinigkeiten herfesten, tig 
fie uns in die Augen fallen. Gleich in der erften 
Ode heißt es: | 


Sunt quos curriculo puluerem olysıpieum 
Collegifie juuat etc. J U 
-Hune, fi mobiliam turba Quiritum ete. 


Manche haben ihre Frude daran, 
im Wettrennen mit Olympichen Staube 
hedeckt zu werden:c. Diefer hat feine Freu⸗ 
de daran, menn Noms wanfelmüthige 
Bürger ꝛc. Wir würden es lieber kuͤrzer und 
nachdrucksvoller gegeben haben: Diefen freutes, 
im Wettrennen uf. w.jenen, wann Roms u. ſ. w. 

Sm ı B. Ode 9. iſt Grarus puellae rifüs 
ab angulo gegeben“ ‘Durd) bas Lachen, da: 
durch ſich ein Mädchen aus einer tiefen Ecke 
verraͤth: Veſſer daͤtte für Ecke, Winkel ge 
ſtanden. 


VN. Biblxvi. Ba.St. 6 In 


-98 Die Werke des Hara. 
| In der ısten Ode des rften Buche; 


Paftor cum traherer per frera nauibus 
Idaeis Helenam perfidas hoſpitem, 

‘“ Ingrato celeres obruit otio - 

Ventos vt caneret fera 


x 


ı Nereus fara. 
Als auf Idaͤiſchen Schiffen ber treuloſe 
Hirt des Haftfreundes Gattin, Helenen durch 
die Meere dahin führete: hat Nereus uf w. 
Hier ſcheint uns der Uebergang vom Imperfecto 
ins Perfectum ein wenig hart, und es würde beys 
des richtiger und wohlflingenderfiyn, wenn die Er⸗ 
zählung im Imperfecto fortgienge, als welches im 
Deutſchen das eigentliche Tempus für die Erzeh⸗ 
dung ifl. | 
B.1.3 ’ 
Nauis quae tibi creditum . 
Dgbes Virgilium, finibus Attieis 
. Reddas incolumem, 

Gieb den Ur anvertrauten Birgil unders 
ſehrt wieder heraus, anden Attifchen Graͤn⸗ 
en’. vielleicht bloß gieb ihn — den Attiſchen 
raͤnzen zuruͤck. 9J— 
B. 1. 4. Soluitur acris hyemas grata vice 
veris et Fauoni etc. Den ſtrengen Winter loͤſen 
itzt Zephyr und Fruͤhlim ab, mit angenehmen 
Wechſel. Wir würden mehrden Worten des Originals 
gefolget ſeyn: weil darinnen ein Bild von der Wir⸗ 
kung der waͤrmern Luft auf das erſtarrte Erdreich 

enthalten. Sy 


Neque 


Erſter Theil, 9 
Neque j jam ftabulis gaudet pecus erc, 


Schon will das Vieh nicht mehr in Staͤllen blei⸗ 
ben: das Wort gauder iſt poetiſcher. 


_ lam Cytherea choros ducit | Venus imminente 


lunctaeque Nymphis Gratlae decentes 
Alterna tertam quatiunt pedeere . 


Schonführt Entherens Göttin Heihen an - 

im Gefichte des Mondes und die holden Gras 
zien ftampfen mit den Nymphen zur Erde mir 
wechfelnden Züffen: Uns würde es beffer ſchein vi 
n Schon führt die Sycherifche Venus beym Sitte des 
Monden die Reihen; und die befcheiden.n Grazien, 
vereint mit den Nymphen, ftampfen nit wechſelndem 
Fuße die Erde, Ueberhaupt moͤche diefe Ode aufs 
fer den legten vier Verſen einer kleinen Berbefferung, 

auch in Abficht des Wohlklangs be⸗urfen. 

1. Ode 8. lam liuida geſt⸗ armis 

Brachia. Er zeigt von Wafs 
| fen braune Arme, der Msdrud ift ein wenig, 
iweydeutig und man erräch richt gleich, daß es 
Arme find, die die Waffen braun gedrückt, oder 
tole man ſagt. die Aonen.ms‘ Blut unferlaufenfind 
pieheiche Hätte ſich für geftat ein poetifcher Wort, 
‚ als Er zeigt, finden laffen. 
Li. Ode 13. | 
Cum ta, Lydia, Telephi 


Ceruicem rofeam, cerea Telephi 
Laudas brachia etc, 


Wenn du, Lydia, des Telephes weiſſen Hals, 
des Telephus runde Arme lobſt: Sollte nicht 
cerea durch weiche Arme beſſer ausgedruͤckt werden ? 

| Er A br 


In. Dear 


/ 


100 Die Werke des oral 


Quo bearas 

“ Vulnere, qua pereat fagitta, 
Welche Wunde, welche Pfeil ihm fürfe Schmers 
jen machen. Das Pereat iſt weit rührender. 
Bon welcher füllen Wunde, von welchem Pfal 


— er ſtirbt. 


Quanta laborabss Charybdi. 


—In was fuͤr eine Charybdis biſt du ger 
raͤ.hen. Das Laborare ſich zerarbeiten, ſich 
Marte..., iſt ebenfalls im Original weit maleriſcher. 


Einzelne Wörter und Yusdrücde würden mir 
uns vielleichthonuͤht haben, einige poetifcher, kürzer 
nder genauer zugeben: alsB.1. Ode 24. Robur et 
aes triplex circa pectus, ein Felſenherz. 
Charum Capu lieber Freund: oder zu Ende 
diefer Ode: Qundquid corrigere eft nefas. 
Was nicht zu Ahdern iſt: oder B. 3. Ode 26: 


“ Vixi puellis nuper idoneus. Noch juͤngſt 
taugte ich für dodchen: oder B. 3. Ode 2. 


Tenacem propofitt virum dern, der ſtandhaft 
auf feinen Vorſatz haͤlt, wo. 

Abernuns Sind alle Side Kleinigkeiten, or 
innen nicht etwan der Sinn verfehlt iſt, werth, ine Ue⸗ 
berfenung zu yertwerfen, die im Ganzen fo getreu und 
gut iſt, und ganze Stellen eben fo ſchoͤn uͤberſetzt lies 
fer? Man Iefe ganze lange und ſchwere Oden hin⸗ 
durch, und man urtheile, ob die Ucberfeger nicht Maͤn⸗ 


ner find, bie ihren Horaz verftchen und ihre- eigene 


Sprache in der Gewalt haben? Man bedenfe, da 
120 


Erſter Theil, 107 
120 Dden zu Überfehen waren, und dag es beys 
nahe eine unbillige Foderung ift,. fie alle gleich ſchoͤn 
und ohne ae Pleine Flecken zu verlangen. Dieſe 
Me und mad) zu vertilgen, fodert viel Zeit, viel 
Machdenfen, viel Mühe Unſer Geiſt ift nicht ime 
mer in der Verfaſſung, daß er gerade das eigents 
lichſte, angemeſſenſte Wort, das pen ganzen Sinu 
des Driginals erfhöpft, finden kann; oft haben 
‚ wir feines in der Sprache, das ihn völlig aus  - 

druͤckte, und oft bringt uns nach wieberhoflten de 

gen ein bloßes Lingefähr drauf. Unſer Ramler, 
in dem füh fo viel. Geift und kritiſche Muͤhſambeit 
Yereiniget finder, ift ein Beweis, wie.oft er fich 
mit jeder Aus gabe ſelbſt beſſert. Wir wünfchen den, 
Ueberſetzern wiederholtere Ausgaben, und find uͤbher⸗ 
jengt, daß fie aus ihrer guten profaifchen. Ueherſe⸗ 
gung mit der Zeit, noch eine beſſere, eine vollkom⸗ 
mien gute maachen werben. Wir ſehen dahero auch 
Dem zwensen Theil ihrer Ueberſetzung mis Vergnuͤ⸗ 
gen entgegen. Hätten wir etwas gewuͤnſcht, fü. 
wären es Eine Anmerkungen und. Erläuterungen 
Ber häufigen Anfpielungen auf die Götter und Heb, - 
Bengefchichte geweſen, die die Abficht einer foldhen 
für Ungelehrte, oder auch für nicht hinlänglih-Ge 
lehrte, die durch fie das’ Driginal heffer wollen 
verftchen lernen, heſtimmten aeg beynahe 
amentbehrlich mache, 


Vite de’ Pittori, Scultori ed Architerti che 
arino lavoraro in Roma, morti dal 
641. fino al 1673. da Giambattiſtæ 
Pajfleri Pittore e Poeta Roma 1772. 
über 2 und ein halb Alphabeth. 


Dt gleich Die in biefem Werke vorkommen⸗ 
I ven Künftler ven Kennern bereits fchom 
ziemlich bekannt find, fo enthält es doch manche 
‚Anefooten und Berichtigungen gewiſſer bisher un- 
gewiſſen und unbeflimmten Nachrichten, die ums 
befto glaubwuͤrdiger find, da fie von einem Künfte 
ler felbft aufgefegt worden, und lauter Männer bee 
sreffen, die er perfönfich gefannt, oder die zu feiner 
Zeit gelebt Gaben. Wir müflen zuerft ben Ver⸗ 
faflee und die Gelegenheit feines Buchs aus dem 
Vorberichte des Herausgebers näßer kennen lernen, 
Paſſeri war, fo viel ſich aus dem Buche ſchlieſ⸗ 
fen läßt, am das J. 1610 geboren, man weiß aber 
nicht wo; nur fo viel iſt befannt, Daß feine Familie 
aus Siena ſtammte. In der Jugend trieb er bie 
ſchoͤnen Wiffenfchaften und legte ſich erſt fpät auf 
die Malerey. Sein Lehrmeifter iſt unbekannt. 
Er arbeitete ungefehr im 25ften Jahre. zu Fraſcati 
beg Rom, als der berühmte Domenichino von feis 
ner Flucht aus Neapel dofelbft anfam, von dem 
er nach feinem eignen Geftändnifle viel lernete, Zur 

Zeit, da Domenichino im J. 1641 ein moltan 
de 


- Vite de’ Pireori, Seukori &. 103 


Ende zu Neapel nahm, war Paſſeri Vorſteher ber 
Akademie von St. Zuca zu Nom, und hielt ſeinem 
Freunde ein deichen begaͤngniß. Algardi, der einen 
Ruf nad Paris Hatte,” wollte ihn im J. 1648 : 
mitnehmen: die Reiſe gesiech aber ine Stecken, 
und Pafleri blieb in Rom, | 
Die Neigung zur Poefie war bey dem Paſſeri 
Härter ı ald die zur Kunft. eine Verſe waren 
.. Aber nach dem Geſchmacke damaliger Zeiten ſchwuͤl⸗ 
ſtig und, voll von gezwungenem Wige, gleichwohl 
waren. fie die Lirfache feines Gluͤcks. Denn- als 
ex einft ein mirtelmäfliges Sonnett nach feiner Art 
bey einer Öffentlichen Verſaumlung, wo der Kar⸗ 
diual · Altieri zugegen war, ablas, fand ſolches bey 
dem Kardinale großen Beyfall, ob es gleich nur eine 
elende Anfpielung auf ſeinen Namen, der einen Sper⸗ 
Ting bedeutet, enthielt... Paſſeri bekam durch feinen 
neuen Patron eine Stelle bey der Kirche Maria in 
via Lata, ward Prieſter, und las Meſſen. Da 
er fein Anskommen nunmehr hatte, fü ließ er die 


- Ruf liegen, und brachte fein Leben in Muffe zu, 


ſetzte jeboch gegenwärtige Dachrichten auf, die meis 
ſtens dasjenige. enthielten, wodon er ſelbſt Augen⸗ 
zeuge gaweſen war. Paſſeri ſtarb im J. 1679, 
und hinterließ einen Bruderſohn Joſeph Paſſeri, 
der ein guter Maler und Schüler des Carl Marat⸗ 
fi war, und 1714 in ziemlichem Alter zu Rom flach. 
Dieſe debensobeſchreibungen find von vielen Lieb⸗ 
habern wegen ihres ſchaͤtzbaren Inhalts bisher im 
Manuſcript aufbehalten worden ; dasjenige, welches 
bey der Ausgabe gedient, Sefaß ehemals der bes 
G 4 Ffannte > 


1064 °  Giambatt. Pafferi 


kannte Maler Benediet Lutti. Der Herausgeber 
hat das Verdienſt, daß er nur das Weſentliche bey⸗ 
behalten, aber viele unnuͤtze Weitlaͤuftigkeiten, und 
inſonderheit den geſpielten Witz ſeiner Zeit, der dem 
Dichter zu ſehr anklebte, weggeſtrichen. Hingegen 
find feine Urtheile über die Meiſter und ihre Werke 
beybehalten, und dieſen kann man deſto mehr trau⸗ 
‘en, da Paſſeri Theorie und Ausübung mit einan⸗ 
der verband, Eben diefe freyen Lireheile find viel⸗ 
heicht Urſache, daß dieſe Lebensbeſchreibungen miche 
eher an ben Tag gekommen, bis alle die Perfonen, 
wovon barinn gerebet wirb, lange seflorben umb 
gleichſam vergeflen find. 

Paſſeri war inzwiſchen ein Menſch und nidge 
ohne Vorurtheile. Er lebte zu einer Zeit, da Ber⸗ 
nini einen gfoßen Anhang, aber auch viele Feinde 
hatte. Rom war gleichfam in zwey Parteyen ges 
theilt; Pafleri gehörte aus uns unbekannten Urſa⸗ 
hen zu den Gegnern, daher er keine Gelegenhrit 
vorben laͤßt den Bernini zu tabeln.: Wir 
erinnern mir noch, daß Malvaſia in der Felſina 
Pirtrice, hey Gelegenheit ber obgedachten Leichen⸗ 
rede, Pie Pafleri auf den Domenichino hielt, ben 
Mamen unrichtig angiebt und ihn Palferine 
nennt. - 

Ein gutes Vorurtheil für dieſe Machrichten 
erweckt auch der Brief am Ende der Morrede, zuelı 
chen der durch bie neue Ausgabe der Malers eben | 
des Vaſeri, und andre zum Kunſt gehörige Bücher 
berühmte Praͤlat Johann Bottari an den Heraus⸗ | 
geber geichrieben, worinn er ihnen ein großes Lob 

Ä bey 


Vite de’ Pittori, Scultori &c; 10% 


Genlege und urtheilt, daß fie zur naͤhern Kennt⸗ 
wiß der Meifter viel beytragen werden. : : 
\ Die Anzahl der Kuͤnſtler, von denen in- bieferh 
Buche gehandelt wird, beläuft fich auf 36. Wir 
wollen ſolche herſetzen, damit. unfre Leſer wiſſen, 
wen fie hier zu ſuchen haben, und zugleich das Tücks 
liſche Kuͤnſtler⸗Lexicon daraus verbeſſern koͤnnen. 
Der Kuͤrze wegen wollen wir nur bey denen, bie keine 
Maler gewefen, anzeigen, welche Kunſt fie getrieben. ' 
ı) Domenichino. 
3) Baceio Ciarpi. Flleßlt faher einen Könft: | 
Ser dieſes Namens Barcholomaeus an, Baccio 
war auch aus Slorenz gebütfig, und vielleicht aus eben 
Dem Geſchlechte. Er war 1578 geboren, lernte anfangs 
In feiner Vaterſtadt, gieng darauf nach Rom, wo ex 
ih haupkſaͤchlich dem Linterrichte andrer wibmete, 
und unter andern ben nachmals fo berühmten Peter 
von Cortona unter feine Schhler zehlte. Er war ein 
ſehr chriftlicher und reblicher Mann, ber 1642 ic 
Gaften Jahre ſtarb, und verſchiedene ruͤhmliche Anden⸗ 
Genfeines Pinſels in den roͤmiſchen Kirchen hinterlieff. 
'"9) Perer- de Laar inegemein Bamboccio 
—* *) 
5 4) Gui- 


” Ein Beweis, wie nachlaͤſſig die Mellͤner in den 
Nachrichten von Anslänbern find. Er wird in 
dem Buche Befänbig Pietro Wander oder Bam- 
boocio genannt. Der Artifelfelbft iſt kurz, aber 
voller Unrichtigfelt, unter andern heißt eg, Bam- 
boccio fey 1642 geftorben, dba er bach viel Alten 
ward und nah Weyermann erſt 1673 oder 74 

and ber Welt gieng. Er führte den Ramen 
R \ M- 


1066 Giambatt. Palleri 
A) Guido Reni. 


5) Franz Fiamingo (der Dilehauer Ques- 


oy.) 
% Auguftin Taſſi war zu Perugia im 1566 
geboren, und hieß eigentlich -Buonamici,. weil ber 


Marcheſe Fala fich feiner aber befonbers anmahm,ald . 


er nach Nom kam, fo gab man ihm deſſen Namen, 
den erauch behielt. Bey feiner Geſchicklichkeit war 
er lebenslang ein unruhiger luͤderlicher. Mann, wete 
wegen ber Großherzog von Florenz ihn eine Zeit⸗ 
lang auf die Galeeren ſchickte, jedoch nicht ala Ekla⸗ 


ven zum Arbeiten. Bey dieſer Gelegenheit übe - 


er fich im Abzeichnen ber Schiffe ‚und Seepro⸗ 
fpefte, Nach erlangter Freyheit hielt er fich eimr 
Zeitlang in Livorno auf, und zeichnete bie fremder 


türfifchen, perſianiſchen und andre Trachten ah 
Alles diefes pflege er nachgehends gerne -in feinen - 


Gemaͤlden anzubringen. Er hatte ein trefilich Se⸗ 
nie, und malte viele Frielen und Decken zu Row 
mit große Beyfalle. Verſchiedene feiner hiſtori⸗ 
ſchen Gemälde werben beſchrieben. Ex Eos. ig 
Mom abermals ind Gefaͤngniß, weil man ihn be 


ſchuldigt, daß er die befannte Dial ArterBir 


ſia Gentilefchi verführt :habe. eine luͤderli⸗ 

chen Streiche brachten ihn oftmals in zebensgefahr. 

Ss“ Alter. mußte er viel vom Podagra feinen „ und 
verieth 


Bamboccio wegen feiner Figur. Es Bet: 
Fu di figura ridicola roſſo di toſta con ur na- 
fo beftialifimo, ma facet>, amico delk re- 
ereazione et buon compagnone. 


Vite de! Pittori, Scultori &e, 1077 == 


aerieth in ſo buͤrftige , Umſtaͤnde, daß er im J. 

3644 kaum zur Erde beſtattet werden konnte, 
7) Franz Mochi ein Bildhauer. | 

‚8) Johann Lanfranco, 

9) Andreas Camaflei, 


30) Giembattifta Calandra ein Rünfter i in 


Moſaik, der 1648 ſtarb: im Fuͤeßli wird. fein To⸗ 
besjoht um. vier Jahr cher angegeben. 


iz) Vincent Armanno. Ein wenig bes 


kannter Maler, daher wir deſſen Namen auch 
nicht recht angeben koͤnnen. Paſſeri ſagt, er fey 


ein Flamlaͤnder (Fiamingo) geweſen, und ſchon als 


ein guter Landſchaftsmaler nach Rom gekommen 
Seine Manier wird gelobt, und für wahr und na⸗ 
ehrlich ausgegeben. Er flaffirte feine Landſchaften 
‚mit artigen wohl proportionirten. Kiguren aus, und 


malte viele. Zimmer in Nom auf naffen Kal. Je⸗ 


doch hat man aud) Staffeleygemälde von verfihiedy 
ner Groͤße in Delfarben von ihm. Weiler an 
Faſttagen Fleifch gegeffen harte, fo mußte er ſich 
vor dem Inquiſitionsgerichte ſtellen. Man verurs 
theilte ihn auf eine Zeitlang im Dominikaner Klo⸗ 
Stier Alla Minerva im Arreſt zu leben, während der 
Zeit malte er verfchiebenes daſelbſt, vornehmlich im 
. zer Sankriſtey. Nachdem er wieder auf freyen 


Luß geftelle worden, wollte ex auch nicht länger in 


Rom bleiben, fondern wieder in fein Vaterland zus 


ruͤdkehren. Es befiel ihn aber zu Venedig ein 


Fieber, woran er auch im J. * ungefehr im 
goſten Jahre ſtarb. 
12) Alexander Turco, . 


/ 


13) Dex 


we 


v8  Giambatt. Pafferi 


13) Petrus Tefta. 

14) Angelus Carofelli. 

ı5) Alexander Algardi, ver Bildhauer. 

16) Hieron. Rainaldi ein Architekt. 

17) Johann Miel (ober wie er hier genannt 
wird Miele) if ein befannter Dtioeslinder,, ber 
feine meiſte Lebenszeit in Italien zubrachte, 
auch in Dieuſten es Herzogs von Sadenen —8 
Die hollaͤndiſchen Malerbuͤcher reden genug von 
ihm und fagen, er ſey aus Verdruß, weil der Her⸗ 
g09 ihn nicht wieber nach Rom laſſen wollen, im J 


1664 geſtorben. Davon wird hier nichts erwehnt, 


ſondern nur geſagt, daß er nach einer kurzen Krane 
heit, darinn ber Herzog ſich feiner ſehr angenom⸗ 
men, ungefehr im soften Jahre und zwar 1656, 
folglich acht Jahre eher geſtorben, als man insge⸗ 
mein dafuͤr haͤlt. Wir glauben aber, daß Paſſeri 
ſich in der Jahrzahl geirret habe. 

18) Martin Lunghi, ein Architeckt, welcher 
im J. 16566 ſtarb. 

19) Guido Ubaldo Aharini, ein Maler ber 
ſich auch durch Arbeiten in Moſaik hervorthat, war 
im J. 1600 geboren und flarb 1656 in Mom vor 


Schrecken, weil er feine Geliebte an ver Dei ven 


foren hatte. 


ao) Ludwig Gentile, eigentlich Primo, war 


aus Bruͤſſel gebuͤrtig, Gielte fich faft zo Jahre in 
Rom auf, und malte verfchiedene größe Suchen is 
ben bafigen Kirchen, che er wieder in fein Water⸗ 
Kand zuruͤckkehrte. Er that von dort aus eim Reif 


nach Frankreich. Fuͤßli füge: er babe noch 1660 
gelebt, 





Vite de’ Pircorl, Scultori &c. 109 


gelehe , Gier wird das J. 1657 als kin Todesjoge 
angegeben. 

aı) Julian Finelli ein Blldhauer. 

22) Auguſtin Mitelli. 

23) Franz Albani. 

24) Michael Angelo Cerquozzi. 
25) Catharina Ginnafi, war von vorneh⸗ 
sven Aeltern geboren ; Harte aber eine folche Nei⸗ 
gung zur Maleren, daß ihr Oheim der Kardinal 
Ginnaſi ie den Celio zum Lehrmeiſter gab, wier 
wohl fie nachgehends die Manier des Lanfranco 
vor509. : Als der Kardinal die Kirche der Heil. Lu⸗ 
cia aufführen ließ, trug er ihr auf, verfchiedene Als 
tarbilder zu malen, welche fie auch mit yielem Beye | 
falle ausführre. Als er flarb, verwandelte er feis 
nen dabey liegenden Palajt in ein Dionnenflofter, 
und beſtellte fie zur Auffeherinn deſſelben. Weil 
fie von Jugend auf eine fromme Perſon geweſen, 
ſo gieng ſte bey zunehmenden Jahren ſelbſt in die⸗ 
ſes Kloſter, wo ſie auch 1660 in einem Alter von 
70 Jahren verſtarb. Sie ward bey ihrer Mut⸗ 
ter und gedachten Oheim, denen ſie ein ſchoͤnes 
Monument errichten laſſen, begraben. | 

26) Andreas Sacchi. 

27) Johann Franz Romanellii Ä 

a8) Jofeph Peroni, ein aus Mom gebärtis 
ger Bildhauer; er lernte ben Algardi der ihn an⸗ 
fangs ſehr liebte, aber wegen ſeiner Luͤderlichkeit 
nachgehends nicht mehr achtete. Er war ein un⸗ 
ruhiger Kopf, und unternahm aufs Gerathewohl 
eine Reiſe nach Some wo die ie Königinn Chris 


fine 


410 Giambatt.. Paſſeri 












Kina damals regierte, Fam aber baly wieder 
weil ihm das Klima nicht gefiel, Er verhe 
fi), ward abes beiwegen doch nicht ordenrlicher 
und dieß war auch vielleicht Lirfache, Daß er im J 
1663 ftarb, und fein eben nicht hoͤher als auf 

Jahre brachte. | 

29) Nicolaus Pouſſin. 

30) Franz Barratta, ein Bilbgauer and 
Maſſa, und Schüler des Bernini. Es wird ihm 
vieles Lob beygelegt und nur bedauert, daß er fa 
unordentlich lebte. Er brachte daher fein Leben 
auch nicht Koch, ſondern farb im (5, 1666. | 

31) Joh. Angelus Canini. 

32) Johann Franz Barbieri in 
Gzuercino genannt. 

33) Franz Boromini. Es wird von ifes 
gefagt, daß er in feinen Werfen qualche irrego- 
larita capriceiofa md fempre ingegnofa verra⸗ 
then haͤtte. Das Urtheil ift zu gelinde, weil er 
durch feine gefünftelceen und gezwungenen Einfälle 
wirklich viel zum Berderben des Geſchmacks in der 
Baukunſt beygetragen, und ein boͤſes Beyſpiel ge⸗ 
geben hat, welches nach der Zeit immer mehrere 
bewogen, bie edle reine Simplicität der’ Griechen 
zu verlaffen : ein Fehler, ber den meiften italienis 
ſchen Baumeiftern, den vor ein paar fahren vers 
ftorbenen Banvitelli ausgenommen, bis auf ben 
beutigen Tag anklebt. Daß er fih aus Mein und 
Mißgunſt gegen den Bernini erftochen, wie einige 
wollen, davon wird hier nichts gefagt. Es heit, - 
er ſey in ein hitziges Fieber gefallen, in einem Anfalle 

von 


Vite de’ Pittori, Seultori &c. trr 


von Raſerry aus dem Bette geſprungen, Gabe, weil 
man nicht Acht auf ihn gegeben, einen Degen ergrif⸗ 


fen und ſich ſo gefaͤhrlich damit verwundet, daß er 
nach einigen Tagen an der Wunde den Geiſt auf⸗ 
gen müffen. Dies geſchah im J. 1667. Dieſe 

achricht iſt glaubwaͤrdig, da Paſſeri bamald in 


Mom lebte, und als ein Zeitgenoffe yon ihm ſchtieb. 


34) Peter Franz Mola. 


35) Peter Berettini von Cortona. Dieſes | 


Leben Hat einige Luͤcken und gehe auch nicht bis auf 


den Tod des Kuͤnſtlers, welches um fo vief mehr zu-- - 


bebauern ift, da wir von dieſem Künftler noch Feine. 


recht vollitändige Nachrichten gaben, die Paſſeri 


am erften im Stande geweſen wäre zu geben. Er 
ſtarb aber ehe er die legte Hand an das Werk gelegt 


hatte, und daher muͤſſen wir feiner übrigen Nach⸗ 
richten von Berettini entbehren. 


36) Salvator Roſa. Dieſes Leben ſteht 


ſchon in der neapolitaniſchen Ausgabe der Lebens⸗ 
beſchreibungen des Baglioni, wohin es doch eigent⸗ 
lich nicht gehoͤrt. Wer ſolches mit dem gegenwaͤr⸗ 
tigen vergleicht, der kann daraus abnehmen, wie 
viel der Herausgeber zu deſſen Verbeſſernng beyge⸗ 
tragen, und wie viel die Ausgabe des Paſſeri uͤher⸗ 


haupt dabey gewonnen, daß fie in deſſen Hände ges 


rathen iſt. Es iſt eines der ausfuͤhrlichſten. Den 
Beſchluß des ganzen Werks macht ein anſtani— 
de Desiier . 


x. Schrei 


1123 Ueber die Gemaldeausſtellung 
Schreiben über die Austellung der Mfader 


mie der Bildenden Künfte, zu Dresden 
den sten Maͤrz 1772. 


Ku vermuthe, daß Sie den Fortgang unſrer juns 
V gen Kuͤnſtler vorzuͤglich zu wiſſen begehren; 
und will daher bey meiner Beſchreibung von ben 
Lehrlingen zu den Mitgliebern und Lehrern ber Aka⸗ 
demien zu Dresben und Jeipzig hinaufſteigen. Es 
gereicht den erſtern zur Ehre, daß fie dießmal miee 
HDriginale, und weniger Kopien, geliefert. Die 
meifte Hoffnung unter unfern jungen Malern ges 
- ben: Fuͤger, Klengel, Mechau, Lenz, De 
fer der Sohn, Bach und die beyden Klaße. 
Herr Fuͤger iſt kurz nach dieſer Ausflellung nadh 
KHeilbron in Schwaben, feiner Vaterſtabe, zuruͤckge⸗ 
kehrt; Doch denken wir nicht, ihn baburch auf immer 
verloren zu haben. Lines feiner Miniaturgemälbe 
von ziemlicher Größe ſtellte Die beyden Kleinen Toch⸗ 
- tee des Herrn Baufe in Seipzig vor, ie haben 
es gefeßen, und werben baber mit mir einſtimmig 
fen, daß dieſer junge Kuͤnſtler Hoyers leichte 
Behandlung und Ton der Farbe ſich zum Muſter 
gewaͤhlt zu haben ſcheint; ſo wie auch darinn, daß er 
nur noch wenige Schritte zu thun ‚bat, um ſich 
den größten Miniaturmalern an bie Geite ftellen 
zu können, 


Beweiſe, 


a 


"nDnfte dom Jahr 1772. 113 | 


Bexweife, daß er auch zu weitlaͤuftigen Zeſam⸗ 
menſebungen Talente befist, gaben zwo große 
Zeichnungen 1) Salomo, der, von feinen Wei⸗ 


bern umgeben, ben heibnifchen Sägen opfert. Das 


Einzige könnte man vielleicht bey Diefer, fonft gang 


im geiechifchen Stil ausgearbeiteten Zeichnung ers 
Innern‘, daß Salome mit einem roͤmiſchen Pons 

tifey zu verwechfeln ſey. 2) Die Feyerlichkeit der 
Iſraeliten bey dem guͤldnen Kalbe, die um daflelbe 


tanzend vorgeflchle waren, im. Geſchmacke des Car⸗ | 


pioni gezeichnet, 
Herr Klengel, ber, wie Sie wiſſen, ng 
ichon bey der vorjaͤhrigen Ausſtellung als ein wuͤr⸗ 
diger Schuͤler unſer Dietrichs gezeigt hatte, hinter⸗ 


gieng dieſes Jahr nicht unſre Erwartung durch 


jween Originalgemaͤlde in Oel, einer Morgenland⸗ 
ſchaft, die von ſeiner Geſchicklichkeit im Baum⸗ 
ſchlage zeigte; und einem Sonnenaufgang, nach 


der Natur, in einer gebuͤrgigten Gegend bey Keſ⸗ 
ſelsdorf, entworfen. Der aufſteigende Nebel ließ 


den am Fluſſe des Gebuͤrges laufenden Strom 


noch da errathen, wo Huͤgel im Mittelgrunde, ei⸗ | 


nen Theil deſſelben verſteckten. Eine um bie Ecke 
hervorgetriebne Heerde Kühe empfieng die Beleuch⸗ 


«ung bes niebern Sonnenlichts , dem einige wenige - 


Bäume, bie über niedrigeres Gebuͤſche hervorrag⸗ 
sen, zur Beſchattung des Vorgrundes, entgegen 
geftellet waren. Herr Klengel Hat diefe Gegend, 
auch radiert, Dreyzehn andre von ihm radierte 
Blätter, theils Landſchaften, theils Bauerngelage 
im Oſtadiſchen Geſchmacke (wir wuͤnſchen nicht, daß 
r. Di XVl. a 1 St, H er 


— 


114 Ueber die Gemaldeaudſtellimg 
er ſich dieſen allein eigen zu machen ſuche) und bed 


Kuͤnſtlers Großmutter, zeigten von einer leichten 


Nadel. Seine radierten Blaͤtret belaufen fi 

ſchon auf 30 dis 40 Stuͤck, und verdienen bie 

Aufmerkſamkeit der Liebdaber. — Roch muß ich 

von ihm eine, mit ſchwarzer Kreide ſebr gut audi 
geführte Zeichnung bemerken. 


Herr Mechau ) Karte eine Ruhe mrfers Dei | 


landes auf der Flucht nach Aegypten in Del gemalt, 
Ca ift Morgen. Joſeph ermintert Märien bie 
Reiſe Fortzufegen , aber fie zeigt ihm das fehlafende 
Kind, und bittet ihn, noch einige Augenbliee za 
warten, 

Hr Ben, ver beſte Schuler des Hrn. VDe 
Dutin, komponirt mit Leichtigkeit und vielem Fener. 
‚Außer einen nach Battoni kopirten großen Ges 
mälde, St. Johannes in der Wäftt, ſah man den 
Evangelift Matthaͤus, ein Originalgemälde, und 
das golden? Kalb der Iſraeliten, eine Zeichnung, 
von ibn 

Der junge Oeſer will und, Wie es feine, 
den Verluſt Wagners erſetzen. Geint Land⸗ 


fchaften mie Waſſerfarben gemalt, mehrencheild 


Kopien nach Dietrich, eine aber nach der Natur 
entworfen, erhielten allgemeinen Behfall 
Jehann Samuel Bach, ein Sohn bes 
beruͤhmten Bachs in Hamburg, hat bey dem 
Kupferſtecher Krüger in Potsvam zuerſt 
geletnr, 
*) geb. zu Leipzig 1748, lernte bey Bernhard Rode 
in Berlin, nüßte abee zugleich den Unterricht des 
daſigen akademiedireliors le Sueur. | 


er | 


zu Dreßden vom Jahr 1772. 115 


gelernt, und fich nur erſt feit zwey jahren, unter 
des Herrn Dir. Oeſers Anweifung gu Leipzig, zu 
„ bilden angefangen. . Einige mit Tufche ausgeführs | 
te Bacchanalien zeigten von feiner Anlage zur Zus 
fammenfesungy und einige waldigte Landſchaften, 
gleichfalls Zeichnungen, verfprachen gleichſam die 
dortrefflichen Blaͤtter, die ich Ihnen bey der fol⸗ 
genden Austellung von dieſem Rünftler anzuzeigen 
Babe. . Er iſt gegenwärtig in Dreßden, um feine 
Geſchmack, ven Oeſer für Das Edle gebildet hat, 
darch das Studium ber Antife und ber beſten Ges 
mälde vollends ficher zu machen. 
Der ältere Here Klaß hat völlig bie fleißige 
N Musfäeumg feineß Lehrers, bes Herrn Caſanova, in 
Zeichnungen angenommen; unb befonders find feis 
ne Kopien nach Antiken und feine nach dem Leben 
gezeichneten Akte fchägbar. — Sein Bruder hatte 
eine große Landſchaft nach Salvator Rofa, und 
zwo Eleine Sanbichaften, eigener Erfindung, ges 
malt; die, fo wie eine getuſchte Zeichnung viel 
Anlage verriethen. 
Herr Pechwel und Seydelmann hatten beybe 
den David, mir dem Haupte Goliaths, in 
großen Delgemaͤlden vorgeftelle. Won dem Exftern 
war auch eine Zeichnung, Loth mit feinen Töchtern: 
Herr Goͤbel Harte dem Bildnifle des Herrn 
Aceisſekretaͤrs Zimmers, mit beyden Händen, eine 
gute Stellung gegeben: Hr, Naumann, roelcher ſich 
jest in Rom aufhaͤlt, eine Madonna mir dem 
Kinde nach C Marattifopirt: Hr. Tiebel eine Lands 
ſheft mit Die erfunden. und mit Wafferfarben ge⸗ 
| H 2 malt. 


116 Ace die Gemalldeausſtellung 


malt. Von' Hrn. Thiel waren. zwo Landſchaften 
nach von Goyer in Oel. 

Aus der Schoͤnauſchen Schule find zu bemerken: 
won Hrn. Bergold, eine gut gerachne Kopie nach 
feinem Ichrer, Selima aus dem Gedichte Joſeph; von 
Hen. Schiffner, die häusliche Andacht, eine alte 
Frau, welche fich die Nägel abſchneidet, und verfchiebne 
Lleinre Entwürfe gleichfalls nach feinem lehrer; vom 
Hrn Renner , die vier Tageszeiten nach Berghem, mit 
der Feder gezeichnet; von Hrn. Vogel, einem jungen 
Knaben von zwoͤlf Jahren, zwey Koͤpfe nach Ra⸗ 
phael, feines Vaters Bildniß in Paſtel, und ein 
andres in-Miniatur, ' 
: Die Mademoifelle Fridrichinn fährt fort ſich 
in der Vlichmenmalerey hervorzuthun: Srüchte, 
Zitronen, Schmetterlinge 2c. weiß fie mit fo viel 
Wahrkeit zu Schildern, daß fie mit der Natur zu 
wetteifern ſcheinen. Sie hatte dießmal fünf 
Stücke ausgeftelle, worunter das fchönfte, Bluh⸗ 
wen in einem Waſſerglaße darſtellte. 

Einer ihrer Brüder übe fih in Viehſtuͤcken, 
‚ ber andere in der Niftorienmalerey. Leßterer hatte 
Die Anbetung der Weiſen in einem Nachtſtuͤcke daͤr⸗ 
geſtellt, und das Licht von unferm Heilande abges 
leitet. — Die zwo Hirtenftüce des jüngern Frie⸗ 
drichs ſtellten: 1) den Hirten und eine Heerde 
Kuͤhe, durch den Anfall eines Wolfs zerſtreut; 
2) eine Heerde Kühe und Schaafe ver, von 
Welpen verfolgt, beren Reſt in einer alten 


- Weide zerftöre worden: der Hirte bedeckt fich das 


Geſicht mit feinen Wams. Außerdem Hatte er 
noch 


su Dreßden vom Jabe.ı772. 117. E 
neoch eine Wolbung ‚mit einer Parforcejagd, tiger 
mer Erfindung, gemale. 


Madewoiſelle Dinglingerinn hatte, aber⸗ 
mals nach Nogari, eine Lautenſchlaͤgerinn, und eis 


... nen Knaben mit einer Katze fpielend, von einem 


großen Gemälde in Miniatur übergetragen. 

Eine andre Miniaturmalerinn, die Frau 
Sauptmanninn Frankinn, eine geberne von Lan⸗ 
gen, hatte einige Bildniſſe ausgeſtellt. 


Vom ältern Hrn. Walther muß ich Ihnen ein 
ſehr huͤbſches Frauenzimmerportrait in- Mis 
niatur anzeigen, darinnen er ſich Die Behandlung 
des Herrn Fuͤger eigen zu machen geſucht. 
Sein jüngerer Bruder hatte die Flucht nach Aegh⸗ 
pten, ein Nachtſtuͤck von Dieterich, fehe gluͤcklich 
in Del Eopire. 

Auch zeigte. der jüngere Lenz eine. gute Anlage 
"zum Miniaturmaler in einigen Bildniflen. 

Bon Fechhekm war das Bildniß des Sterns 
kundigen Jandmanns Baliſch, der eine Thierpflan⸗ 
#, Apocinum androfsemt folium, Einnaes, 
eine Bluhme, die in deu Malerey faft wie eine weiße 
Hyacinthe, im der Natur aber tie eine Maybluhh⸗ 

mie geſtaltet ift, in der Hand hielt. 

Herr Mietſch Harte ein Bruftbild in Paſtel 


nad) der Natur; die Auferweckung Lazari in einer 


Zeichmung; und bie vorjährig ausgeſtellte Zeichs 
nung, hie Orablegung Chriſti, radirt, ausge 
re 


83 Auch 


E18 , Ueber bie Semälteausfeliung 


Auch darf ich eine Kapucinerproceſion von 
Theil, und deſſen Proſpekt des zerſtoͤrten Belve⸗ 
dere in dem Graͤfl. Bruͤhliſchen Garten an der Fe⸗ 
ſtung, beyde mit Wafferfarben gemalt, fo wenig 
vergeffen, als, im $eipziger Zimmer , einige gute 
Kopien von Gottlob und Fabricius in Oel 

Zwo Gemaͤlde auf Glas von der Frau Weyd⸗ 
mul erinn, davon z)das Bildniß der verwittweten 
Churfuͤrſtin K. H., 2) ein Bouquet von mancherkey 
Bluhmen vorſtellte, wurden von den biebhabern mit 
Vergnuͤgen betrachtet. 

Von Herrn Dir. Huͤtin ſah man ein fer. gu⸗ 
tes Oelgemaͤlde von mittler Größe: den Promes 
theus an einen Felſen gefeffele. War ihm figet der 
Kaubvogel, der an feinem Eingeweide hadt. Furcht 
und Schrecken herrſcht in der Gegend umher, und . 
eine Urne deutet das Verbrechen an, welches ihm 
eine fo ſchreckliche Strafe zuzeg. In dem Reichs 
nungszimmer waren von ihm viele treffliche Zeichs 
 aumgen ausgehängt, die größtentheils Gegenſtaͤnde 
aus dem gemeinen Leben vorſtellten; als; eine Bau⸗ 
ernhochzeit; einen Mann und cine junge Frau, die 
Obſt Fauften; einen Knaben und ein Maͤgdchen, wers 
muthlich des Kaͤnſtlers Kinder; dreye, den vorigen 
Winter nach dem Leben gezeichnete Akte, drey Ent 
wuͤrfe zu Grabmaͤhlern des verſtorbnen Gellerts, 
und eben ſo viel zu Brunnen. 

Bon Hrn. Die, Oeſer ſahen wir dießmal fein 
Oelgemaͤlde. Diefe Stelle vertrat eine Folorirte 
Zeichnung von einer originellen Behandlung, wors 


innen ein durch Zufaͤlle der zeit ſchadhaft geworde . | 


nee 


in Dreßden vom Jahr 1772. 119 


nes ſchoͤnes Rembrandiſches Gemaͤlde, bie Kreuzi⸗ 


gung Chriſti vorſtellend, das in dem Winckleriſchen 


- Kabinette zu Leipzig befindlich, non einem Kuͤnſtler, 
deſſem Auge keine Schönheit des Driginalg verbor⸗ 
gen blieb, wenigſtens vermittelft der meiſterhaften 
Nachahmung gleichſam erneuert worden. 

Das Gemälde des Hrn. Caſanova ſtellte 
den Achilbes vor, der den Philoktet um die 
Pfeile des Herkules bittet, ohne welche er ſi ch, 
CTroja zu erobern nicht getraut. Man muß dies 
fen ſchaͤtzbaren und durch, feinen Unterricht und 
Gelehrſamkeit der. Akademie ſo nützlichen. Künfte 
ler, glauhe ich, nicht nach feinen Gemälden allein, 
deren ex des Jahres nur Eines, zur jährlichen Auss 
flellung zu verfertigen ſcheint, ſendern vorzüglich nach 


‚ feinen Zeichnungen beuccheilen. Welche Genauigkeit 


und welcher Fleiß. herrſchte nicht in dem Kopfe deg 
pothifchen Apolfo, von eben dieſer Meifterhand 
“gezeichnet! Eine Zeichnung, die, wiedie Akte, welche 
dieſer Kuͤnſtler noch in Mom. nach dem Leben gezeich⸗ 


net has und zum Ülnterrichte auf der Drefdner 
Akademie ausgeſtellt find, eines: Mengs nie 


unwuͤrdig · waͤren. 
Unſer leider: alternde Dietrich hatte zen 


fon vor einigen Jahren gemalte Stüde, die Ge 
burt unfers Heilands und derfelben Verkündigung 


an die Hirten, ausgebängt. Vorzüglich hatte der - 


Kuͤnſtler in dem letztern feine Wiſſenſchaft in der 
Barbengebung, durch den Kontcaft der Macht mit 
den von dem himmliſchen Boten ausftrömenden 


biendenden Lichte, zeigen fünnen 
94 Die 


v 
Banden u, „ Pi . - 
mn an er * 


1230 Leber die Gemaͤldeausſtellung 


Die meifte Aufmerkſamkeit ber Kenne, unß 
aller patriotifchen Sachſen, zog ohne Zweifel das 
Gemälde des Hrn. Schönau, die Wiedergene 
fung Ihrer Königl Hoheiten der verwittweten Chur⸗ 
fürfürftin vorftellend, fowohl des Gegenſtandes 
als der Ausführung wegen auf fih. Diefe Fürs 
ftin, welche das Gemälde ſelbſt von dem Kuͤnſtler 
verlangt hatte, fügt in einem Thronſtuhle, hinter 
welchem ein Thronbette in einer Mifche ſteht, in ei⸗ 
ner fanft geſchwungenen anmuthigen Stellung. Auf 
ihrem Geſichte iſt die Freude ihrer Geneſung, mie 
noch etwas Kränklichkeie und zärdlicher Huld vers 
miſcht ausgedrückt, ohne die Aehnlichkeit zu vers 
Binden. Ihr Durchlauchtigſter Sohn fiche 
nebft feiner Gemahlin, in einer veizenden und ihr 
eignen anmuthigen Stellung zu ihrer Mechten, 
welche ihre gegenfitigen Ruͤhrungen, durch Küffe 
und Drüdung der Hände beyeigen In der erha⸗ 
benen Mutter Schooße und Armen ift die juͤngſte 
Prinzeßin Mariane, in ihrer unſchuldsvollen 
Schoͤnheit, welche ihr den Rußiſchen Orden anlegen 
will: hinter ihr ſteht die Prinzeßin Amalia, die 
ſich auf den Stuhl ihrer Frau Mutter lehnt, ſich 
mit ihrem jüngften Bruder, Prinz Mayen, uns - 
umfaſſet, und fich ihre einmürbigliche Freude. mit⸗ 
sheilen. Neben ihnen, ein wenig rückwärts, ſteht 
Ihre König. Hoheit die Prinzeßin Eliſabech, 
welche die Augen der Zufchauer auf cin allegoriſches 


- Bild führer, welches der Maler , zur —— 


des Zeitpunkts, auf eine Stafteln geſtellt at. Es 


iſt folgenden Sal: ee 5 
| Bor 


] v IJ 

zu Drefden vom Jahr 1772. 122 
Vor einem auf zwo Stuffen erhabenen Altare, 
"sserauf die Winfche aller Kerzen der. Unterthanen 
ſich in eineeinzige Flamme fchließen, kniet Sachſen, 
unter der Figur einer ſchoͤnen blonden Frauensper⸗ 
fon. . Sie fleht das Schickſal um die Geneſung 
‚der Ehurfürftin Frau Mutter an. Die dren Parcen 
ſpinnen den Lebensfaden derfelben. Schon ift Atro⸗ 
pos im Begriffe, einen Faden mitihrer fürchterlis 
den Scheere zu faffen ; aber das Schieffal, durch 
der Sachſen Ziehen gerührt, hält fie zurück, und 
gebietet ihr, denfelben von Gold und Seide vers 
miſcht fort zu fpinnen. Das Schickſal haͤlt zugleich 
in feinen Armen die Urne, worinnen die unmit⸗ 
eelbaren Berhängniffe der Sterblichen aufbehalten 
werden: bie ſchwarzen Wolken fenfen ſich zurück, 
und ein neues Licht Elärt ihre Llmriffe auf, wo 
man deutlich die Bildfäule des Aeſtulap gewahr 
wird. Unter diefer Statue wird die Zeit von der 
Liebe des Mächften und der guten Regierung gefeffelt: 
neben ihr ſteht der patriotifche Eifer, in der Fi⸗ 
gur eines. würdigen Greißes, welcher die Genfe 
zerbricht. Die Genien der Dichtkunſt, Malerey 
und Mufif entwenden einmuͤthiglich der Zeit den 
Seiger, und flichen voller Liebe und Freude über 
die Geneſung ihrer Beſchuͤtzerinn hinter die Bild⸗ 
ſaͤule des Gottes der Arzeneykunſt in Sicherheit, 
die der Genius der Dankbarkeit mit Bluhmen⸗ 
kraͤnzen ziert. In der Entfernung iſt der Tempel des 

Gedaͤchtniſſes und des Ruhms; an dem Altare 
der Name Antonia Amalia, in einem Zirkel, dem 
Wilde der Ewigkeit, von Bildhauer Arbeit erhaben. 
95 Auf 





122 Ueber die Gemaͤldeausſtellung 


Auf der andern Seite fit Seine Hoheit, der 


Prinz Karl, auf einem Stuhle ſehr natürlich, in 
der ihm eignen Stellung, und ſcheint wechſelsweiſe 
feine Blicke voll Freude auf die erhabene Dintser 
und bie übrigen Teilnehmenden zu werfen. Auf 
dem Bordergrunde tritt Gr. K. H. der Herzog vom 
Eurland nebft den Prinz Anton herbey, und dies 
nen zur Zurücdrufung des Lichts und Verhindung 
der Hauptgruppen. Dieſer Fuͤrſt ſcheint großen 
Antheil zu nehmen, indem er, in einer edlen feurigen 
Gtellung, mit dem Peinzen Anton, welche in eie 
nem jugendlichen Schwunge beſteht, über den gluͤck⸗ 
lichen Zeiptpunkt, die Vorteile der Eienefung zu 
erläutern kheinet. Das Bild iſt im drey Gruppen 
getheilet, welche ſich in eine einzige zufammen rer⸗ 
binden, In der Hintern Gruppe, ſtehen verſchie⸗ 
dene, der vornehmſten Herren und Damen des 
Chur fuͤrſtl. Gefolges, alle nach dem Leben geſchildert. 
Der Grund iſt eine Architeftur von korinthi⸗ 
ſchen Drbnung, und neben dem Thronbette ftehe 
bie Goͤttinn der Borficht und Weispeit,. Zwiſchen 
den Pilaftern ift durch Basresliefs Lieoe, Freund⸗ 


(haft und Gerechtigkeit, die einander kuͤſſen und 


kroͤnen, vorgeſtellt. (*) 


(*) Ich füge Ihnen hier das verſprochene Verzeich⸗ 
niß der Kupferſtiche nach den Gemälden und Zeich⸗ 
nungen von Hrn. Schönau bey: Durch Littret 

ı) Fontaine de jouvence,frontispice de joualleriee 

3) Portrait niltorique & Allegorique du Dauphin« 
.3) Porızast 


! 


— 


Sowohl 


— — _ 


zu Dreßden vom Jahr 1772. : ı12y 
Ä | 
Sowohl die Achnlichkeit der Portraite, als bie 


Aberaus ſchwere Verbinduug ſo vieler Lichter und 


gl 


g' 


ängender Farben durch ‚glüdliche Llebergänge, 


> und, 


3. Portrait de Mad. de Pompadour. . 4. Portrait. 
de Madile. Olairon, 5) L’Amour diftzibue fes dons, 
6. L’Amoui en Quinze-vingt. 7) le petit Mangeur 
de Soupe, ou l'artente au jcua 8) ia Souppe au 
Lait, mal faite de erainte, die beyden Lesern find 
pon Romaner geendiget worden , fie werden von 


Bligni uud Yulder verkauft. Von Baillard. 9)La 


Meditation fur les Saintes Loix de la Bible, 
10) La Filenfe ır) La Faifeufe de denitelle. 
12) l’Eeureuiteongent, 13) L’heureux Serin, ou 
la Joueufe de Serinette. Ron Romane 


“ 14) la Blanchifleufe, 15) la Repafleufe. 16)1a 


Cuifiniere fürveillante, Won Wſll. Gaillard 


24) g.petites Planches quireprefentent le petit Mai- 
. „treetlapetite Maitreſſe fous differentstitres, Yon 
Ouveier. 25) L'Origine de la Peinture onles Por» . - 


traitsä mode. 26) laLanterne magigue. 27a Piffe- 
en-Lit, oules defauts corrig&s par l’aflront, 29) le 
petit Glouton. 8. Planches d'après des deſſins, 


qui reprefentent les Carefours et le petit March6 .. 


de Paris, avec des jeux de petit Paliflons.36. Bon 
Düpuis. 37) le Camoufflet ou le Reveil mal adroir 
38) A maiätoi, PElperance auhazard, 39);Le 
petit Vifeur, fous fa direcion. Bon Zenriques 
40) P Enfant jardinier. 41) Amulement Rufle 
ou la Credulite au Sorte Mon A. Martrinet 


42) le petit Vieleux, 43) la Chanteufe Champe- 
noife. Bon Wille, 44) 1a petiteEcoliere Lufa- ‘ 


cienne. Bon bemfelben wird noch erſcheinen. 
45) la Surpeife de la multiplicie, 46) le 
grand nourrit er le petit mange, Bon Che⸗ 
pille. 47) la bonne Amitik, ou le miſtè- 
ze €clairci. 48) le Miroir cafle, 49) l’Image 
de la beautd. 50) Legon de Botanique; de Vice 
& de Vertu: & il paroitra encor. 51) l’Orfeline 
protegde par une Dame de condition, 352) fon 


Edu- 


U- 


124 Meder bie Gemäldeauöftellung 


und, was das Bornehmfte ift, bie vorrheilhafte Stel⸗ 
fung der Gruppen, daß keine bie andre verbeder, 
und dad bie Suite des Hofs nur in dem zweyten 

| Hinter⸗ 


Edueation de Vertu morale. Bon Louis Salæ- 

bau. 53) la Muficienne des Alpes. 54) le por« 
trait Pen Chanoine. 55) la Batreufe de cartes, ou 
la Sorciere. 56) l’intrigue amoureufe, 5) les 
Sabots-caffes. 53) l’Esclavage affranchi. Mom 
Varin. 59) les Connoifleurs modernes. 60) les 
jeux de Vache à Colas. 61) laBrauetterenverf- 
fte. 62) les Chariotsrenverfes; d’apres des def- 
feins. 63) enmaniere decrayon rouge:une t&e, 
64) Jes Curiofites de l’optique. 65) les gefticu- 
Iations de Polichinelle. 66) les jeux äla courte 
paille pour monter dansle chariot. 67)lesPatineuss 

dleganıs de petit Maitre, fous l’Arche du pont 
'neuf à Paris, wird verkauft von Mad. Chherean, 
68. La Marchande.d’Hannetons. 69) Les Pigihrs 
de la jeunefle. Diefe beyde Zeichnungen find ven 

Darin, auf rothe Zeichnungsart geſtochen. 

Voyes dem jüngern 65) le Car&me prenant: favoir 
les trois bonnes fetes de France, peintes pour un 
Amateur, Le Car&me prenant, le jour des Roi et ia 
St. Martin. pieces qui deyoient &tre grardes 
69) La Brüleufe de Lettre: ou la mere fevere. 
on Mesnil. 70) le Chatiment du Larcin. le mi» 
ftere devoile da Serin. Bon Yalm. 7r) un 
Enierement d’amourette pour faire pendant avec 
la Brüleufe de lettre. Bon Vidal. 72) Le dldom- 
magement de l’abfcence. 73)l’heureux Retour de 
YEpouxcheri, Bon Schwabe in Wien, 74) Mo- 
letrina fallax. 73) L’Atırape de laboiıe. 76) le 
jen à la main chaude. 77) les jeux au Cheral 
fondu. Bon Cruſtus 78) L’Amour er L’Amitie 
pour etrennes, vignette, 79) L’Amaur conduit 
par Ia folie. on Zoltzmann. 80) Madele- 
ne gravee dansle goüt du deflin. gı) le tendre 
Pere, fe recrerant avec ſes Enfars. Won Yingg- 
2.88, 


Y 


au Dreßden vom Jahr 1772: 123 


Hintergrunde erſcheint: das find die Verdienſte 
dieſes vortreflichen Stuͤcks, die unſere Bewunde⸗ 
rung deſtomehr verdienen, daſo viele Schwierigkei⸗ 
ten zu beftreiten waren, 
Bon eben demfelben bewunderte man noch 
‚sin Kleines Bild auf Holz, in Merfchers Geſchmack, 
welches den Liebergang ber Muſik zur Mlaleren 
vorſtellte, und fhonim XIV. B. Ihrer Bibl. ©, 
‚ 933. befchrieben ſteht. wm 
‚ Hr. Graff, dieſer vortreflihe Portraitmaler, 
deſſen Gemälde der Kenner wegen bes marfigten 
Pinſels und der glüdlichen Stellungen: der Nicht⸗ 
kenner aber wenigſtens wegen ber faſt rebenden . 
Aehnlichkeit der Perſonen ſchaͤtzt, Hatte biefesmal - 
den ehrwürbigen Kopf des ohnlaͤngſt in einem hohen 
Alter verſtorbenen Hrn. geh. Kaͤmmerier Leger, 
und die Bildniſſe des Hrn. Grafen von Hoymb 
und des Hrn. Hauptmanns Verdion, beyde auf 
Einem Stuͤcke, ausgehaͤngt. | 
Hr. Pr. Knoͤfler Hatte den Apollo vom Bel⸗ 
vedere in Thon ſchoͤn modelliret. Von feinem beften 
Schüler, Hrn. Schäfer, fand man —— 


’ 


82. titre et vignete da programe des francs Ma- 
son, peur la foufcripion en Tfaveur des 
pauvrres. Von Schultze. 84) l’Econome ver 
tueux, 85) La Veuve fecourue 86), Io & Jupi- 
ter. 87) le Muficien devenu Peintre. Auch 
Dr. Schönau vice Zeichnungen für die Encyklo⸗ 
. pädie verfertiget: die Kupferſtecher verfelben, 
- find ihm felbft unbefannt. Prevoſt hatte darüber 
die Aufſicht, und Falconet von London fie Hru. 
Schoͤnau zeichnen. j 


X 


\ » 


226 Urber bie Gemaͤldeausſte llung | 


Stuͤcke, unter denen ſich befonbers eine Gruppe 
eigner Erfindung, Venus, bie den Pfeilen bei 
" Kupibo das Ziel anıeifet, auszeichnete. 
Der jüngere Wermuch Harre feined Vaters 
Bidniß, in einem Medaillon, in Wachs wobellirt. 
Unter den Dreßdner jungen Kupferſtechern tham 
ſich beſonders Hr. Stoͤlzel and Hr. Schulze *) 
hbervor: und Hr. Kutter zu Leipzig, der den m 
titphylicien nad) Wille fehr gut kopirt hatte , laͤßt 
giel Hoffen, wenn er den Lintereihhe eines‘ Bauſe 
nicht vernachläßiget,, und fich fleißiger im Grabfis 
chel uͤbt, als Vignetten fuͤr Buchhaͤndler arbeitet. 
Stoͤlzel hatte nach dem Gemaͤlde von Holbein 
einen alcen Mauskopf; nach Beßlern, den Sen 
Buͤrgermeiſter Bormann; und nach Dietrich, das 
"Segenbild zu feinem vorjaͤhrigen ausgeſtellten Tram 
enzimmer, das Sartenfrüchte meinem Tuche haͤlt, 
geliefert. Schulze aber, eine Schnitteriun nad 
dem Gemälde des Karl- Loth, und zwen Blätter 
nad) Zeichhungen von Schoͤnau, vadiert and mit 
dem Grabſtichel ausgeführt: 1) einen alten Mann, 
der. Geld vor ſich liegen hat und an den Fingern za 
zaͤhlen ſcheint, mit dee Unterſchrift, Die übers | 
rechnende MWohlthätigkeit; und dem Zufage: 
„Was Fan ich wohl Hiervon der armen Alten ge 
„ben?“ 2) Diefe Alte an ihrem Tide mir of⸗ 


u | 


*) Der letztere ift im Sept. dee Yaßıs 1773, in Se⸗ | 
ſellſchaft des Portraitsmalers Roͤbr, auf drep | 
Jahr nach Paris gegangen. Beide genichen einen 
Ehurfürfli, Schalt. - 


zu Dreßden vom Jahr 1772. 127 


nn und leeren Schubladen; die Unterſchrift iſt y 
Die ruhende Sorge, unddarunter-fieht: „Ein 
wuͤrdger Greis erleichtertmir das Jeben! — . 


-" De. Weife hatte einen Zigeunerzug bey Monden⸗ 


fehein, nach den Bemaͤlde von Auguſt Querfurt 
geftochen. Berner auf drey Wlättern einen Por⸗ 
tellanauffä, ven er auch jelbft gezeichnet, Hr. Leiche 
fenring, eine Bauerngeſellſchaft nach A. Bvth, unð 
ein Koͤpfchen nach Greuze. Hr Roͤſeel, eine Baus 
erngeſellſchaft nach Teniers, und einen Kopf nach 
Grebler: Weinert aber, an Bluhmenſtuͤck nach 
Pillemont kopirt. 


Das ſchoͤne Portrait des Hrn. Hofrath Schu⸗ 


barths, nach Deſer von Bauſe, finde ich in Jh⸗ 
rer Bibl. ſchon angezeigt. So fennen fie auch die 
Vignetten und Kupferblaͤtter des Hrn. Genfer, ineh⸗ 
rentheils nach Erfindungen von Mechan, für bie 


Verlagsbuͤcher der beiten Buchhandlungen m 


Leipzig. pr 


Bon Herrn Zingg hatten wir, auſſer einigen: 


vortreflichen Zeichnungen nach der Matur, vier ges’ 
Mochene Landſchaften, zwo nach Zeichnungen von 


Dietrich, und zwo nach Zeichnungen von Geß⸗ 


ner, aufzaweiſen, und fie lockten mir den Wunſch 
ab, daß ſie allgemein bekannt gemacht werden 
moͤchten. | 
Hr. Sanale hatte ein Frauenzimmer m Thre 
Eifcher Tracht nach Dietrich verfertige. Das 


° 


Driginal befigt der Herzog Albrecht von Eachfen 


e 


Teſchen. 


Von 


— 


128 Wermifite Nocheichten. 


Von Boetius war bie Anbetung ber Web 
fen, in der gut nachgeahmten Manier ber Originals 
zeichnung, mit der Feder und getufcht, von Poelen⸗ 
burg; ingleichen das Bildniß des Hrn. Dir Huͤtin, 

- in Profil, nach deſſen eigner Zeichnung, auf Art 
der ſchwarzen Kreide, mit Weiß erhoͤht, u.ſ. w. 





XL 
Vermiſchte Nachrichten. 


Aus Deutichland. 


langen. Walther allhier hat nun den Anfang 
| mit der Thiergefehichte gemacht, und zwar 
zuerſt der ſaͤugenden, bieer angefündigee hat, eim 
Werk, daß in feiner Art ſo wichtig ift, und den Verle⸗ 
ger zu fo viel Ehre gereichet. Da der Entwurf bereits 
durch alle Zeitung bekannt gemacht worden: fo koͤn⸗ 
nen wir ums der Mühe übergeben, weirläuftig davon 
zu reden. Die Ausführung ift dem Verſprechen volls 
kommen gemäß. Die erſten beyden Lagen, bie 
wir vor uns haben, welche der. Saͤugthiere erſte 
Abtheilung in ſich begreift, enthalten die Vorſtel⸗ 
lungen ber verfchiebenen Arten von Affen, an der 
Zahl 16 Blatt. Sie find gut geſtochen, fein 
iHumipire, und, wie es fcheint, der Natur getren 
nachgeahmet, und man kann ſich verfpredhen, daß 
Diejenigen, die ſich mit der Ausmalung befchäfftis 
gen, durch die Llebung noch zu einer gröffern Fertigkeit 
gelangen, und uns immer vollkommenere Abbil⸗ 
dungen 





- . 

— Beniige Rage. 49 
digen liefern werden. Die erſte Abhandlung des 
Sn. Prof: Schrebers, über den Menfchen if; - 
wie man es van ihm erwarten Fann /mit großer 
Einſicht in die natürliche Gefchichte ,. die durch die 
Keften Zeugniffe der erfahrenfien Naturforſcher 
Bemähret wird, ſchoͤn und bündig geſchrieben, und 
auch Leine der allerneuften Erfahrungen übergangen. 


Be Fehr: wuͤnſchen ibir einem fo wichtigen Werke; 


zu ſeiner Befdrderung viel Theilnehmer. Wir vers 
marhen ſolches um ſo. viel cher, da es den Käufern 
datch monatliche Ablieferungen, um einen fo billi 
gen Preis ungemein erleichtert, und allezeit 
monuillch ein Heft von 8 Platten nebſt 4 Vogen 
Jert, ohne Alumination 12 gr.; ein ſauber illumi⸗ 
igirtis: Exempiar aber, um rAThlt. Bär. ausgegs⸗ 


Ben wirb 


Augsburg. Der berühmte Hr. Johann Elias 
heira r, Director der. daſi igen Malerakademie, 
war bey ſeinm schen. Willens, uns einen Beptrag 
zur Thiergeſchichte, in einer Sammlung von Zeich 
künger und Ausbildungen nach der Natur, in der 
zhenen eignen Seellimg, und mit Farben nach dent - 
Sehen vorgeſtellt zu liefern. Er harte zii dem Ende 
eine große Saumlung/ hauptſaͤchlich von Eures 
paiſchen Thieren zufammen gebracht, fie ſelbſt nach 
der Natur gezeichnet, und fie auch mit auslaͤnbu 
ſchen Thleren vermehrt. Hier war ihm die ſchoͤne 
Sammlung des Hrn: Klein, fo wohl in Abficht 
trchtiger Zeichnungen, als wirklicher Originale zu flat? 
sen gekommen, die diefer aus der Erbfchaft des Hrit: 
Subolph.anfich gebracht hatte. Des Anfang ſollte niit 
M. Dibl. xVi. 2 1 S 8 vlet 


130: VBermiſchte Nachrichten, 


Ü 
vierfuͤßigen Thieren gemacht werden. . Er wollse, 
eine kurze Beſchreibung von dee. Natur und den 
Eigenſchaften hinzuthun, wrd fie nach ihren Gas⸗ 
tungen, Arten und Abaͤnderungen nach dem Klein 
und Linnaͤus ordnen, diejenigen vorzuͤglich ausfuchen,. 
die von, der Natur auf eine befondere Art bezeichnet 
wären, und die auswärtigen Thiere, deren fich.bie 
Menſchen zum Gebrauche bedienen, . mit ihren 
Schmuck und Geſchirre, zum Vergnuͤgen für-die 
Augen der Liebhaber vorſtellen, und jaͤhrlich davon 
12. Blatt auf Subſcription ausgeben; aber der 
Tod unterbrach ihn, denssten April 1767. Da ber 
‚ganze Vorrath inzwiſchen an feine Söhne, Martin 
Elias, und Johann Jakob Ridinger gefommen, 
fo haben diefe mit dem. Werke nunmehro ben Anfang 
gemacht. Wer die große Stärfe des feligen Ridingers 
im Zeichnung der Thiere, ſowohl in Abfihe auf 
ihre Nichtigkeit, als den Ausdruck ihrer Charaktere 
kennt, wird willen, was er 1 davon veefperen | 


kann. 


Ebend. Der fleißige FR Haid bar. fit —* 
zem verſchiedene gute Familienportraͤte in ſchwarzee 
Kunſt, alle nach unſerm Graff, geſtochen. Wow 
zuͤglich zeichnet fi) der Maler Kupezky, nach ihm 
felöft, groß, und im Fleinen Hr. Fuͤesly, der, Bere 
fafler des Künftierkpicons aus. . Wie wir hören, 
wird er eine ganze Folge von Gelehrten auf dieſt 
Kst den tichhabern liefern: gegenwärtig hat “Im 

Lavater unter den Händen, = ' 


Bin 


Vermiſchte Nachrichten 131 
Bien. Bon Fanota,deffen vortrefliches Blatt 
la$t.Cacherine de Siene, von Allori, Bron- 
‚Zino genannt, wir zu feinew Zeit ermähnet, haben 
| wir noch ein ſchoͤnes Blatt von 1772. Portrait d’un 
jeun homme, nah Rembrandt, ebenfalls, wie 
jenes, aus der Lichtenſteiniſchen Sammlung nachzu⸗ 
holen. Er hat ige das Bildniß des Königes von 
Sardinien und die Krenztragung Chriſti: cin 
Bruſtſtuͤck nach Leonard da Vinci unter dem 
Grabſtichel; und dieſer Kuͤnſtler verdienet unter 
- Diejenigen gezaͤhlet zu werden, die Deutſchland vore 
zuͤglich Ehre machen. 
Ebend. Die letzthin von uns angezeigten 
Holzfchnitte, zum Leben Kayſer Marimillen, am 
der Zahl 234. (nicht 258. wie wir. aus Berfchen | 
geſchrieben hatten,) find niche von X. Dürer, fons 
dern von Dans Burgmaper, deſſen Schüler. 
Prag. Einjunger Kuͤnſtler Salzer, hat etliche 
nicht uͤbel gerathene Verſuche, auf Zeichnungsart 
mie Roͤthelſtift, eine Madonna mit Joſeph und 
dem Kinde, und etliche Köpfe geliefert, und beſchaͤf⸗ 
tiget ſich jetzt mit Bildniſſen zu dem zweyten Theile 
ber Boͤhmiſchen Gelehrten, wovon wir den erſten 
Theil. gehörigen Orte angezeiget haben. Durch 
Steig und Liebung kann er es weit bringen. 


Berlin. Bon dem ‚würdigen B. Mode, | 
haben wir wieder 6. radirte Blätter von ihm ſelbſt, 
nach feinen eignen Gemälden in Händen. ı) Noah 
fesläft, er wird von Sem und Japhet zugedeckt. 
= Sam ſteht mis mmusgiitigen Geberden in ber Nähe, 
32 2) Ehre 





132 Verwiſchte Nachrichten. 


re Chriſtus bricht äioten‘ Juͤngern das Brode. 
3, Petrus geht hinaus und weine 4) Ein "Sei 
male aus dee Sündfhrh. 5) Alerander bedeckt 
zes Darius Leichnam ‚mit feinem Mantel. 6) 
Abvollo und der Schuſter. Dan weiß ſchon, was 
"nun von dieſes Kuͤnſtlers eblen dmodſitwnen zu 
erwarten hat. 

Dresden. Scydium . usenturis 21.C 
Klengel 1771. Sumtibus C.F.Boetũ. Dieß 
ind 43 Landſchaften und Bauerdelage, auf 30 
Blott abgedrudt, Die wir frhen bey Gelegenheit 
der jährlichen Ausftellung der Kunfmerke zu Dress 
pen groͤßtentheils ‚angezeigt und geruͤhmt haben, 
Dieſer junge Kuͤnſtler hat ſich die: Manıer feines 
gehrers, unſets großen Dietricht, ſo zu eigen ge⸗ 
mare, daß man ſowohl feine Gemälde, als feine 

radierten Blaͤtter, ben Liebhabern fuͤr Arbeiten 
yon Dietrich in die Hand geben kann. Go viel 
Ruhm dieß für ihn iſt, ſo wuͤnſchten wir doch, daß 
er, außer feinen “Lehrer, auch die hollaͤndiſchen 
Lindſchafter und bie Natur felbft ſtudieren möchte, 
um sich eine eigne Manier zu erwerben. Sieht 
man die Natur nur gleichfam Durch fremde Augen, 
ſo entdecke man in ihr auch nichts Neues: und der 
Kenner glaubt alles. das fchon irgendwo gefehn zu 
haben, was im ein folher Künftler vorbildet. 
Auch ift es wirflich in’ den: Werken ſeines Meiſters, 
zerſtreut, vorhanden. 

Herr Boet ius Hat it ſeiner bekannten gehaͤm⸗ 
merten oder der ſogenannten Puntzenarbeit eine fe 
die Geſchichte der Kumft merkwuͤrdige Zeichnung 

— des 





Bermiſchte ·Nachtichten. 133 


des Jakoh Beyer, in Kupfer gebracht. Sie 
bat zur Aufſchrift: bie vergnuͤgte Geſellſchaft Aug⸗ 


ſpurgiſcher Kuͤnſtler und ihrer Freunde; dieſe ſind: 


George Peham, Hans Kellerihaler, Kaſper Rau⸗ 


cher, Geyrge Hebenſtreit, Daniel Kellerthaler, 
Chriſtoph Kellerthaler und die Frau Hellerinn, de 


ihnen zu trinken einfchenft. — 
Ebend. Den asften April dieſes Jahres iſt 
aus Herr Dietsich, im baſten Jafre feines Mirerd, 
entriſſen worden. Er war 1712: g5born. Schop 


ſeit vier Jahren hot er. wegen eines heftigen Oli - 


derkrampfes wenig und faſt gar, nichts arbeiten 
koͤnnen. Sein Name war indeſſen der Afapenic 
immer noch nuͤtzlich. Haͤtte ey Daher auch die Wuͤn 


VE ER SEE Ze SE 


erhalten, Naͤchſt Menge, war er unfreitia deu 
denige lebexde deutſche Küntler, den die Auslaͤnder 
am mieiſten ſchaͤzten, und deflen Werke fo theuer 


vejahlt wurden, als ſonſt nur bie Arbeiten groper 


laͤngſt verſtor bener Kuͤnſtler. Er hat feinen Freny— 
den einen großen Schatz an Zeichnungen von ſeiner 
Hand hinterlaſſen, der um deſto beseöchrlidier id, 
da er dey ſemem Leben wenige weggegeben. 


L 
Leipzig. Gellerts Monument in der Dy 


- difdyen Handlung 1774, 8. Dieſe kleine Schrift ft  - 


eine Hiftorifche und kritiſche Beſchreibung des ver 
srefflihen Monuments, Das ter Direeter unſrer 
Akad. Hr. Pr. Oeſer verfertiget, und im Garten 
x 3 .. des 


— 


134, Vermiſchte Nachrichten, 
des Hrn. Wendfers ersichtet Kat, wodurch er, 


‚F 


als ehemaliger Verleger der erften Gellertſchen Wer⸗ 
Te, einen öffentlichen Beweis der Achtung für den 
Autor geben wollte, dem er einen Teil feiner Hädits 


guͤter verdanket. — ' Diefe neue Zierde unfrer- 


Stadt macht, wegen ber Neuheit ihrer Erfindung, 


der paſſenden Allegorie, der edlen Simplicitaͤt und 


der (hönen Ausfuͤhrung einen faft allgemeinen Ein⸗ 
druck auf die Kenner und Nichtkenner, und wird 


felbft won denen beroundert, Die, auch ohne Gefühl 


für die ſchoͤnen Künfte, durch die Meubegierbe zur 
Betrachtung angeloce werben. Dieſes Monu⸗ 
ment iſt don ſachſiſchem weißen Marmor, der alle 
Eigenfchaften Hat, die zur Behandlung und Aus 
führung‘ folder Werke der Kunſt erfodert wer⸗ 
den. *) Das Moniment'fteht mitten im Garten, 
und kann aus jedem Geſichtspunkte betrachtet wers 
‚den. „Hier ſteht es, heiſt es in der Machricht, 
„völlig ſchicklich für den Ort; denn es iſt ein Traus 
zerdenkmaal, aber es verderbt Feinen Augenblick 
„tie Seöhligkeie des Sartens.„n Here Defer bat 
den ſchriftſtelleriſchen Eharakrer bes Mannes, den 
er verewigen wollte, richtig gefaßt, usb ihn der 
Nachwelt ald Dichter gezeigt, ber ber deutſchen 
Sitteratur den Charakter der Grazie gab. „Gel⸗ 
niert war der Vater ber beurfchen Grazien; aber 

„® 


2) Wir haben die Gleichheit diefes nuͤtzlichen Lan⸗ 
bedprobuftd mit dem griechiſchen ſchon oͤfters, 
und beſonders im 13ten Bande mefrer Yiblie: 
thek, in Eriunerung gebracht: —° 

\ 


| 





Birmiffte Nocheichen. 135 


(„ee ſtarb ihnen ab, da fie noch Kinder waren, und 
„hinterliefi ihre völlige Ausbildung andern Haͤn⸗ 
„den... Es ift woßl unläugbar, daß dieſe gluͤck 
liche Idee, die ein ſo wahres und ein fo gemäßige 


des Lob auf Gellerten enrhält, der Kritik des Herrn | 
Deſer die größte Ehre macht! „Sie fage von Och 


„ierten das, was ihm auch feine ſtrengſten Beur⸗ 
„theiler laſſen muͤſſen; und iſt für ein Denkmaah, 
„bs ſonſt die VPerdienſte ber Berftorbenen immer 


fo fehe zus über.reiben pflegt, auf eine ganz une 


„roartete Art befchelben.,. Und fo bat Herr Des 
fer ſeine Idee ausgedruͤckt. „Er verfammiet um 
„Gellerts Urne bie drey Grazien; aber fie find noch 
Kinder, Sie betrauern ihren Vater und ehren 
„fein Andenfen. Zwo der Meinen Goͤttinnen ha⸗ 


„ben fich wehmuͤthig über feine offene birne Ginger 


worfen, bie auf einer unvollendeten Säule tee: 
z lnter ihnen bengt fich. die dritte, am Fuße der 


„ Urne kniend, zu feinem mebaitlenfürmigen Bilde 


yniſſe nieder, das, in Lorbeerlaube angeknuͤpft, at 


Z der Säile herab haͤngt, und giebt ihm durch ihe 
JAttribut, die Roſe, feine legte Zierde, An der, 
„dem Bildhiffe entgegengefegten Seite Heft man, 
„auf einer ihm an Größe, Form und Verzierung 
» gleichen: Tafık, daß: diefes Monument Gellerts 
Andenken heilig if. Die Figuren find etwat 

„uͤber Schendgröße, und ber ganze Ban ız duß 


Sbech. 


Herr Oeſer, dieſer Meiſter in alten bildenden | 


Kuͤnſten, hat hiermit, von der Groͤße ſeines * 
Sa 


5 


mn 





derwiſchee Nochrichten. 


nich ‚ einer ausgebreiteten Fahigkeit uns - auch 
von feiner patriorifchen Gefinnung, neue Beweiſe 
gegeben. Der Reſt der. Fleinen Schrift, die für 
olle deutſchdenkende Liebhaber ver Künfte insereffant 
ift, und uns auch die ſchoͤne Erfindung befanng 
macht, die Here Defer in einem Monumente aus⸗ 
führen wollte, das er für eing Kirche beſtimmte, 
zeigt, daß ſich Diefer verdignitvolle Känftler um nichts 
mehr als den Fortgung der ihm anvertrauten Aka⸗ 
bemie beeifert; und wie fehe er fich der guäbigft 
erhaltenen Unterſtuͤtzung wuͤtnig gemacht bat, Die 
ihm, zu Vollendung dieſes Werkes, ſelbſt von o 
ſter Hand nöthig war. 

Her Defer der Sohn bat. diefes. Monu⸗ 
ment , in ber befannten getufchten Manier des le 
Prince, in Kupfer gebracht; ein Blatt, das für 
als Kenner ſehr ſchaͤtzbar ſeyn muß. 

Ebend. Dem Andenken unſers verewigten 
Gellerts, iſt ferner von <uıgen feinee Gönner 
and Freunde ein qnder Monument in ber St. Jo⸗ 
Banmtökicche zu leipzig, von ſchwarzem und weißens 
Alabaſter errichtet worden, wovon bie Erfindung 
vollkommen ber Abſicht gemaͤß iſt. Die Religion, mit 
dem Attribute des Kreuzes bezeichnet, uͤberreicht des 
edlen Dichters Bildniß in Bronje. das ein Lorbeer 
vaıfchlingt, der Tugend, welche einen Kranz in der 
Mechren hält, und mit der Linken das Bildniß ere 
greift. ine Wolke hebt ſich hinter der Tugene 
empor und überfchartet das Bild. An dem Knie 
der Meligion liege ein aufgeichlagen Buch ; darun⸗ 
ter iſt unter einem Enprefenftraudh folgende Auf⸗ 


rift* 
ruf Ä Fhriffian 


%. 


_ Bermifgte Muchrichten wm... 
Chriſtian Fuͤrchtegott Gellents. .. - 


Dieſem Bohrer und Benfpiele 


„ Der Tugend und Keligip  ". 


| Widmete diefes Dentmaal “ 
Eine Geſellſchaft 


7 Beiner Freunde und Zeitgenoſfen, 


Welche von feinen Verdienſten 
Augenzengen waren. 


Das ganze Monument ſteht in einer Niſche. Hr, 


Friedrich Samuel Schlegel, Bildhauer ben hieſi⸗ 
ger Akademie der bildenden Kuͤnſtr, hat daſſelbe 
nach feiner Erfindung mit alle dem ihm eignen 


Fleiße geprbeitet. Es iſt bereits van Herrn Gey⸗ 


fer ſauber in Kupfer geſtochen. Dieſer Kupfer⸗ 
ſtich, welcher auf einen halben Bogen abgedruckt 
if, und auf einen gegen überftehenben halben Bo⸗ 
gen die Damen derjenigen enthält, bie dem feligen 
Gellert dieſes Denkmaal geftifcet Haben, wird z 


der Lebensbeſchreibung, die wir von dem Hertn D. 


Eramer naͤchſtens aus der Weidmanns Erben und 
Reichiſchen Handlung erwarten, ausgegeben werben, 


Kopenhagen. Herr Preisler hat das Bilde u | 


| niß des Heren DO. Joh. Audr. Eranter, dieſeq 


ſchichtſchreiber Deutſchlands Ehre iſt, nach einer von. 


Herrn Proisler ſelbſt verfertigten Zeichnung in Rus 


pfer gebracht, Da mir dieſen vortzefflichen Mann 


Gluͤck gehabt, fo Können 


erſt kuͤrzlich zu ſprechen bas 
UWB wie 


18 - Weimifhte Nacheichten. 
wir um beffo zuverſichtlicher verſichern, daß das Bit 
niß die hoͤchſte Aehnlichkeit habe; der Grabſtichel hat 
des Herrn Preislers eigne Klarheit und Schoͤnheit 
Koſtet in der Dyckiſchen Buchhandlung, 16 gl. 


Litterariſche Nachrichten aus Italien. 
| Rom, Offervazioni' fopra alcune pit- 
ture in vetro antichiffime regalate al Regnan- 
te Pontefice Clemente XIV. da Monfg. 
Maria Guarnacci. Herr Guarnacci bat mit 
einigen Stuͤcken des älteften, ſehr zierlich gemalten 
Ölafes, welche man in den etruſciſchen Hopogaͤen von 
Volterra gefunden, das von dem igigen Pabſte 
errichtete Mufaeum Clementinum befchenfe. 
Sie find ſchon von Marchefe Maffei im sten Ban⸗ 
be feiner OflervazioniLetterarie, und von Gori 


5 im Muſaeo Etrusco T. III. beſchrieben. Weder 


der Drt, 100 fie gefunden worden, noch) die uͤbri⸗ 
gen Umſtaͤnde i in ber Malerey laſſen zweifeln, def 
fie nicht von dem höchften Alterthume fenn ſollten. 
Es ift in Bacchanal und eine Eybele mit ihren Artris 
buten darauf fihrbar. Sie find weir vollfommes 
her als diejenigen, die in folgenden Zeiten in chriftfis 
chen Kirchen gefunben werben, und über die wie 
bas feht gute Bud i Verri antichi erovati nei - 
imeterj di Roma von Quonarotti fen. 
Ebend. Hortus Romanus fecundum Sy- 
ftema I. P. Taurnefortii a Nicob 'Martellie 
Aquilano Medico Doctore Linnaeänis cha- 
radteribus expofitus, adjedis fingularium 
plantarum analyfı ac viribus: Speeies fuppe- 
ditabat 


Bermiſchte Nachrichten. 139 
ditabat ac defcribebät Liberesus Subbati Ms- 
vanios ejusdem Hor: cuftos & Chirurgise 
‚Profeflor : accedunt Tabulae centum go 

um⸗ 


‚prüs coloribus expreflae. Tom. I, II, 
pübus Bouchard & Gravier. 1774 in fol, 


Ungeachtet dieſes Werk eigentlich bloß die Kraͤuter⸗ 


kenner angeht: fo führen wir es doch, 
der nach dem Leben mit Farben vorgeſtellten — 8*— 
fer und ber typographiſchen Pracht, an. Die 


Freunde ber natuͤrlichen Geſchichte mauͤſſen über bie 


Richtigkeit derfelben urtheilen. 


Palermo. Der Fuͤrſt von Torremuz, fat 


un die vierte Aggiunta alla Sicilia Numisma- 
tiea pubblicata da Sgeberto Avercampio ans 


Münzen erläutert. Sie beziehen ſich auf die Staͤb⸗ 
‚se: Abicene, Agira, Agrigento, Alefe, Alun⸗ 
zio, Eomarima, Catania, Tefalebi, Cen⸗ 


oripe, Enna, Ibla, Imera, Eeontint, Me 
Fine, Naſſo, Palermo, Segeſta, Selmunte, 


Siraeuſa, Tauromenio, Termini. : Diefe 


Zuſatze werden demjenigen unentbehrlich, welcher 


die Havercampiſche Ausgabe von 1 tes Paruta Sich- 
Ha Numismatica se 


Modena. Storia della Letteratura Ita. 


Eu Lcht geſtellet und darinnen 56 bisher unbekannte 


Hana di Girolamo Tiraboſibi Bibliotecario 


del Summo Duca di Modena. Tomo Hl, de 


H rovina dell’ Impero Oceidentale fino al 


Anno mcıxxxun. 1773 im 4, Der ste Bund 


Diefes wichtigen Buchs beſteht aus 4 Vuͤchern, wo⸗ 


von 


ip Verwiſchte Nachrichten, k 
won jedes wieder in vetſchiedene Kapitel nach ben um; 
| Höierenen nf küsfien und Kuanſtenabgecheilet iſ. 
Kom. Dell Edifizio di Pozzuolo vof- 
garmente detto il Templo diSerapide, Opd- 
ra di un Membro dell’ Acaderhia Reale delle 
Iscrizione e belle letrere di Purigi, e dei” 
Academia Etrusca di Cortona. MH Rom | 
1773 prello Gr. Serrari in 8. FIwey Kupfer⸗ | 
tafeln, Deren eine bie fchönen Ruinen bes Terıpes 
zu Pozzuoli, die zweyte daffelbe Gebdude vorftellei, 
zieren dieſe kleine Schrift. Der ungenannte Verf. 
iſt der Graf Ottapiano Gugeoo, Kan⸗merns der 
Kathedral⸗ Kirche zu Tournay, der di hm n. Tepapel 
1 754 auf feiner Reiſe nach. Reapel befuchte. Er 
jeige in drey Kapiteln, daß derfelbe deli ©e 
zanis gewiedmet geweſen, aus der Statue Diefas | 
Gottes, die unter den Ruinen gelunben worden 
und ige zu Portici ſteht, und unerſuicht die Ab⸗ 
ſccht der Verehrung dieſes Gottes, oben. ‚Dep 
ſcheedent dahin zielende Aufſchriften erklaͤree ‚voerdeg. 


Perugia. Delle Ci. @- Icalla, o fıre 
* Isole’adjacenti compendiofe Notizie.facre 
e profane compilate da Crfare Orlandi Nd- 
bile Patrizio di Ferme &c. 1773 in ge,:4 
TI I. Dieß üfreigendlich sin, Woͤrterhuch von . 
hen Städten Itgltens, vop unter jedem Artikel. die 
alte und neue Geſchichte ber;gngejeigten Stade und 
ihres Beiirks kurz ergäßler wird, bie Öffentlichen 
Gebaͤude befchrieben und. die vörpehmiten. Familien, 
und heribat tan Leute. in jedem Fache angefuͤhret 
5 werben. 


Vermiſchte Rachrichten. 


write. Man rann leicht glauben, daß bie * 
kei an Guͤte nich dinander gleich ſud. 
Parma U Prigiomiero, Coinedin dich 
Marchefe.'Francesco Albergati Capacelli, &es 
ehe ha riportata ↄala prima corona ne} co- ' 
corſo dell:a0. .1773 ‚dalle Reale: Academyen . 
Pepiitazione di Parma. inın.. La. Matches 
"Gommodia: del Sigl, Abare Frameste Mu- 
sarehl di.Milano, che Ka riportare Je: feroAn 
da corons. nel :concarfa dell’ anno 17%; 
dalla Reale. Academica. Reputazione di Par- 
ma, in,d. Der Verf. des:enften Grüds, der 
den Preis in Marma erhalten, - hat ſich ſchan durch 
verſchiedene thetitraliſche Arbeiten‘ tuͤhmlich befanns 
dmacht. . Das nngejeigte, Stuͤck iſt ernhaft. 
Roberto/ ein junger Cavalter, ſitzt anf Befchl ſekuk 
Vaters, wegen Einem Vebesverſtaͤndniß mit der 

aliee gefangen, die alle herrliche Eigenſcheften 
beſcht, nur daß fie won geringerer Geburth if. Ihre 
Tugend uͤberwdinder endlich. Die Oekenomie bei 
Stuͤcks iſt gut angelegt, vie Charaktere gut gezeich 
net, unddie Leidenſchaften xigen ſich in lebhaf⸗ 
ten Sitnatienen. Das. Stuck iſt in Werſen 
Das are. Sr iſt ein bleßker Bewäs, vol 

noch ſchiecherre lum Preiſe můſſen cevcutricrt 

habe 


‚Rom. Bruttia Numismatica, £ Beut- | 


dee hodie Calabriae populorum Nuntismatz 
amnia, in variis Europae numophiylaciis ac- 
curate defcripta, rec non aliqua alia ex: 
Jam editis depsompee a P, Dominico Ma- 

gran, - 


143: Verwiſchte Nachrichten. 
guen, Ordinis Minorum presbytero, Phi- 
lofophiae, Theologiaeque Leötore emeri- 
so &c. Apud Archeng. Cafalaıı Typogr. 
.& Venuntium Monaldisi Bibliopol. 1773 ın 
fol. Dieb Wert ftelle eine allgemeine Samm⸗ 
Jung von alten Münzen Beuttiens, heute zu Tage 
ı Ealabriens, einer der größten Provinzen des König’ 
reiche Nenpolis, dar. Es finder ſich hier nähe nun, . 
was Pelterin, Beger, Arigoni, Golzius, Muſelli, 
Froͤhlich; Harduin von Muͤnzen aus dieſem Theis 
le Großgriechenlands geſammelt Gaben: ſondern 
noch eine Menge anderer noch unangezeigter. Der 
P. Giovanni Fiore in feinem Celabris illuftra- 
ta und Marco Mayero in feinem Regno di Ne- 
poli e di Calabria haben zwar auch eine-Dlenge 
inſtechen laſſen: aber one alle Kritik und richtis 
ger Beſtimmung berfeldigen. Das gegenwärti | 
Merk enchält 124 Kupfertafeln und iſt fehe * 
eig gedruckt. Mac) der Anzeige des Druckers hat 
mian von demſelben Verf. nähftens Lucanıa nu- 
mismatica zu erwarten. 
Ebend. Raccolta di Lettere fülla Pittu- 
- ” ya, Scultura- ed Architertur,, Tomo-VII. 
1773. Per Marco Pagliatini; in B. grande. 
- Der Herr Bottari gab 1754 Lettere pittori- 
che fcritte da celebri Profeflori, o diletran-. 
ti anachi e moderni feraus, bie er bis zum Gten 
Bande fortfegte, die beynahe 820 dergleichen Brie⸗ 
fe enthielten. Er Hat aufs neue gefammele und 
war erwartete bon ihm eine Fortſetzung. Statt 
deſſen erſcheint itzt ein 7er Teil dom Deren Kar 


J nonicus 







Vermiſchte Nachrichten· 223 
gwowiena Creſpi, von Bologna, der ſich Sur: den. 
3sen Teil der Felfina Pittrice und ber Certoſa 


defcritta nelle fu@ Pisture, befanne geniacht. 
Man weiß, daß Here Bottari daran feinen Theü 


gehabt. Er enthaͤlt auch ſtatt anderer Briefe üben. 


Die angezeigten Gegenſtaͤnde 14 von ihm, dem Sen. 
Creſpi feldft, und nur 2 von andern: Werdieß 
awey andere Schriften von ihm, wovon bie erſte 
ein Dialog, welcher bereits vorher gedrucke gewes 
fen; und diefe, beyden nehmen Aber die e Hufte bes 
Buches ein. 


Ebend. "Offervazioni di varia erudi⸗ u 
zione fopra un Cameo antico rapprefentan- 
te il Serpente di brotizo .efpofte da Orazio 
Orlandi Romano, In Roma. ..1773: ‚Per 
A. Cafalesti in 4. Der hier erflärte Stein ift 
vor ˖ kurzem vom isigen Pabſte in fein Muſaeum 
Chriſtiano · Vaticanum erkauft worden. Er 
enthaͤlt die ganze Geſchichte vom Moſes Errichtung 
der ehernen Schlange in 15 Figuren, die nach der Per⸗ 
ſpektiv in 4 Felder abgetheilet find, mit der Ebraͤi- 
ſchen Aufſchrift aus dem 8 V. des 21. K. des 4 Buch 
Moſes, und iſt mit ſehr vielem Fleiße und ſauber 
geſchnitten. An dem Kommentar werben vers 
ſchiedene andere Monumente erläutert und in 16 
Abſchnitten viele Gelchrfamfeit, ausgeframet. 


Florenz. Lettere inedici di Uomini il 
luftri. 1773 in 8. Diefe Sammlung enchäle 
einen wichtigen Theil des Briefmechfels des beruͤhm⸗ 
ten. Kardinals Leopoldo de: Medici, mit den. 

| Gelehrten 








244 Dermiſchee Nachrichten. 


7 en fe Ze wi vn De Ba 


Vabrolu Gerausgegebin. 
Bologna. Favale: ſattanta Eſopiane 


. gon un. difcorfo. 1773 n 12. Unter der 


Menge itcllaniſcher Dichter find doch wenige, Die 


fi in dieſem Felde verfüge Baden... Der Verf. 


der aupäzcigten, dee ſich ſchon durch verſchiedene 
Schriften heevorgethan iſt Sig. Abate Marchefe 


Raberti. Er hat hauptfaͤchlich ven Nhaͤdrus nach⸗ 
nuiahamnen eſucht? feine Erſindungen ſend weiſtent 
gut; die Erzaͤhlung fimpel und ber Aucdruck mu 
tuͤrlich und edel. Hier iſt zur Probe eine kleine 
Gabel von ihm: 


UA DGatto, ed Formaggiv. 


Col telo dreechio it timido gaſtaldo 

ıNell’.unta fus diſpeuſa un ramor ode, 
: E #’secorge che un forcio ingordo e baldes 

Da un buco eütratg con fecreta frode 

Der efercizio del ſao dente ſaldo, 

Un marſolin pinguiſſimo fi tode: 

Chiude entto il Gatto; e il Gatto prode eSaggie 

Ueciſe it toro © poi mangid it Formaggio. 

Pa er 

"Un avido Alleato talof noce 
Dil 'che il nimico torbido e ferock, 


Ser Derf. hat eine Vorrede vorgeſetzt, worinnen 
ex fich ſelbſt Befcheiden Beurrheilet,, den Werth fer 


uer Vorganger beſtimmt, und die Negein.cer Tas 

bel feſtzuſetzen fühl. 

Ebend. Per la folerina diftribuzione 
de’ Prem) gli Studioſi di Pircurd, Scultura, 

e Ar- 


| Vermiſchte Nachrichten. 145 
e Architettura dell’ Academia Clementingg 
Orazione recitata nell’ Iftituto delle fcience - 
di Bologna. 1773 in 4, Der Verf. Diefer Re⸗ 
be ten Austheilung der Preife an die Lehrlinge der 
Malerey, Bildhauer: und Baufunft der Bolognes 
fifchen Afademie ift Sig. Senatore Albergari 
Copaceli. Er rühmt darinnen. die Vorzüge ber 
italiänischen Schulen in vorgenannten Kuͤnſten; füs 
cher. aber zu behgtipten, daß in Abficht auf Die Zeiche 
nung die bolognefifhe Schule allen übrigen dor⸗ 
gehe: und ergießt fich dann in Lobfprüchen über Dies 
fen Theil der Kunft in Beziehung auf die drey Kuͤuſte. 

Dreßden. Walther har Hier eine ungemein 
faubere Ausgabe der Gedichte des Petrarca: La 
Rime del Pesrarca, abdrucken laſſen. 


England. 
Neue Kupferſtiche. 


London. Unter einer Menge von neuen Kunſt⸗ 
fachen, Die wir noch, nicht angezeiget haben, verdienen 





es folgende Kupferſtiche, Die uns zugefommen ſind. 


Eine Landſchaft mit einem Bauerhaufe und 
derſchiedenen Figuren, nach Hobbema, von Johann 
Bromwne, unter ver Aufſchrift: The Cottage, 
aus der Sammlung bes Herrn ThomasChappelle. 

Eine dergleichen, mit Hornvieh und dem Hir⸗ 
ten, betitelt: The Herdsman, nach einem in der 
Sammlung des Herrn Wilhelm Baillie befinds 
lichen Gemälde von Moucheron, worin Adrian 
van der Belde die Figuren gemacht, durch Ja⸗ 
kob Mafon geftochen. . Wende Stüde find im 
N.Bibl.xvi 3.19 8 ‚breiten 


4 
136 Vermiſchte Nachrichten, 
deiten Ovale, etwa zu ra gegen 3 Zell, von der 
angenehmiſten Zuſammenſetzung und Ausführung. 
Ein jedes koſtet 5 Schillinge. | 
- 4A Fire-Light, nady einem Gemälde Rem: 
Brants, welches Herr Henrich Moare beſitzet, 
Und von der Größe des Kupferſtichs, nämlich m} 
Zoll im der Hoͤhe und 17 Zoll 3 2. in der Breite, 
iſt, von J. Wood geflohen. Der wahre Geiſt 
des Meiſters fo wohl im Helldunfeln, als in den 
Figuren. Eine Baurenfamilie ruhet unter einem 
bewachſenem Berge im Walde, ‚bey einem angezüns 
detem Feuer, wozu auch die Sirten das Vieh treis 
den, welches fih zum Theil fehon gelagert Kat, 
Det Preis ift 3 Schillinge. 

Vier nach der größeften Wahrheit ausgearbeis 
tete und fauber geftochene Seeſtuͤcke, nämlih. 1. 
AGae 2,ACalm 3. A Frefh Gale. 
4. A Ligt Ait of Wind. Die Gemälde find 
von Wilhelm van der Welde, dieerften beyden im 
Befige des Herrn Thomas Pratt, und letztere 
bey dem Herzog von Montagu; der Stich von 
allen aber durch Canot. Sie halten 7 Zoll in 
ber Hoͤhe, zu 9 Zoll 3 L. Breite, und koſten jw 
ſammen 8 Scillinge. 

Telemachus am Hofe zu Sparta, durch 
feinen Schmerz ben Erzählung der Ceiden fer 
nes Vaters entderfet, aus dee Dönfee B. 4 
In der einem Ecke ſitzet Dienelaus, dem die beyden 
angefonımenen unbefannten Sremblinge, Telemas 
chus und Piſiſtratus, vorgeftellee worden. Er hat 
eben feine, mitten im Genuſſe des Gluͤcks fortdau 


/ . | | 
Vermiſchte Nachrichten. 147 


rende Bekuͤmmerniß über das harte Schickſal feiner 
Freunde, und befonders des Ulyſſes, zu Tage geles 


get. Telemachus, bey ber Erwehnung ſeines Va⸗ 
ters vom Schmerze uͤberwaͤltiget, kehret ſich um, 
und bemuͤhet ſich ſein thraͤnendes Antlitz zu verhuͤl⸗ u 

fen. Menelaus merfet den Grund, und biein 
dieſern Augenblicke auf der andern Seite mit ihrem 
Gefolge hereintretende Selena vollendet die Entde⸗ 
ung. Das Gemälde iſt von der fchon mehrmals 


geruͤhmten Angelifa Kauffmann, und beftätiget 


ihre großen Talente in der edlen Anordnung, dem. 
wichtigen Koftume und dem Fräftigften Ausdrude 
Thomas Burke hat'es, wie die mebreften ihrer 


Stuͤcke, wovon er ein ganzes Werk liefern zu wol - 


len ſcheinet, in ſchwatzer Kunſt meifterlich gegras 


ben. Der Preis von den Probedrucken iſt zu 19 


fonſt aber zu 18 Schillingen, und die Maaße hält 


17 Zoll 8 2. in der Höhe zu 22 3.8 2. Breite. ' - 


Soyphonisbe, Königinn von Karthago, und 
Phoeniſſe, ihre Freundinn, zwo Stücke einzelner 
Biguren Halb aus, von eben dieſer Kauffmann 
Buch’ Yonathan Spilsbury in Rörkelart. Aug | 
Diele Kupferart, die gleichwohl immer der fhwars 


zen nachſtehen wird, ſteiget in England zu einer 


groͤßern Sauberkeit und Kraft. Der Ausdrud 
aſt in beyden Stücken: unverbefierlih. - Es find 


Dale zu 93. 88. Höhe und 8 Zoll Wreite, der 
Preis aber von beyden ift 8 Schiflinge. 


Inibaca und Trenmoe, aus dem Gren Bus 
che bes Fingal, gleichfalls von der Kauffmann, 
vurch Thomas Burke in ſchwatzer Kunſt. Wie 

K 2 | baben 


. 248 Vermiſchte Nachrichten. 


haben des Gemaͤldes felbft ſchon in ter Biblio 
thek erwaͤhnet, und bebürfen es alfo nicht weiter zu 
 Sefhreiben. Der Stich iſt fhön, zu 17 Zoll: in 
der Höhe und 13 3. Vreite ; foftet im Probebrus 
‚Se z Öyinee, 

The Royal Academy. Der große Saal der 
Königlichen Afademie, worauf nach dem Akte ges 
zeichnet wird. Von zwo wohlgebildeten Mannk 


perfonen, die Dazu dienen follen, entkleidet fich bie -. 


eine, und die andere wird in ihre Stellung geſetzet. 


Außer den Lehrern und Schülern der Afademie iſt 


Ber Saal wit einer Menge Fremden angefüllet, 
und mit Kunftwerfen ausgegieret. Der Figures 


find in allem 36, und jede ift ein wahres Portrait, | 
das leicht zu erfennen ift.. Zoffani hat das Süd 


gemaler-und Earlom in ſchwarzer Kunſt ganz vors 
srefflid) gegraben. Es Hält 18 Zou in ver Hoͤte 
und 25 Zoll 3.8, in der Breite. Der Preis iſt 
Billig nach der erffaunlichen Arbeit abgemeſſen, umb 
unſer Probedruck foftet 2 Quinen, _ 

Tbe Storm. La Tempete. Nach einer 
Zeihnung zweger Dialer, auch von zween Ku⸗ 
pferſtechern. Die Landſchaft nämlich nah J. 


Barralet von V. M. Picot, und die Figuren 
nach Cipriani von Bartolozzi: Namen bie fchon . 


den Werth des Stuͤckes anzeigen. Sim Vorgrunde 


wird eine gefcheiterte Barke zu retten gefuchet, wo⸗ 
von die am Ufer befindlichen Weibesperfonen und 


Kinder den Erfolg ängftlih erwarten. Im Dins 


tergruube zeige fi) munter andern ein Bergſchloß, 


worauf ein Wecterſtrahl faͤhrt. Es iſt ein Re 
I | \ benſtuͤc 


Vermiſchte Nachrichten ray 

Genftü der von uns angeführten Nymphen im 
Babe, eben diefer: Mleifter, im breitem Ovale, 
‚gleicher Größe, etwa 122 Zoll zu dr Zou, und fos 
ſtet 6 Schillinge. - ', 
Acht ſehr romanfifche Ausfichten in England; 
nach der Natur von Wilhelm Bellers gemaler, 
und bon verfchiedenen Meiftern, als Chatelin, 
Ravenet, Grignion, Maſon, Canot und 
Müller geſtochen. Sie halten 123% Zoll in der 
She zu 19 3. Breite, und Foften eine Guinee. 
Mr. Moody and Mr. Packer , in tbe Farce 
of the Regiſter Olfice, nady einem Semälbe des 
B. van der Butcht, im Beſitze Bes Grafen von 
Besborough, durh J. Saunders in ſchwarzer 
Ranſt. - Stark. und natüchd, ze.ıst Zoll Hoͤte 
and 165 Zoll Breite 5 Tofter s Schillinge. 
© Zwey Mönde im Studierzimmer, bey einemt 
wohlgedeckten Tiſche und Punſch Wort, bie der 
eine mit feinem, Erucifixe umruͤthret, unkerſchrieben: 
monathum' non facit cucullus. Ein ſeltſa⸗ 
wier Gedanke, ſtark ausgedruͤckt, von Nathanael 
Mone gemalet und ſelbſt im ſchroarzer Kunſt gegra⸗ 
Ben: 13 Zoll in der Höhe, und 16 Zoll y !. indes. 
Breite, zu einer halben Guinee im Preiſe. nn. 

Hannibal, wie er vor dem Altare Jupiters 
ben Roͤmern ewige Feindſchaft ſchwoͤret; nach B. 


Weſt, von V. Green in ſchwarzer Kunfl. Ein n 


Mebenbild des von uns angezeigten Reguhus, und 
unſtreitig mit diefem das vorzuͤglichſte Stuͤck, wech 
ches die engliſche Schule bisher geliefert hat. Dee 
Meiſter zeiget auch hier feine Kenntniſſe in der Ges 
& 3 ſchichte 


a30 BVerwiſchte Nachtichten 


ſchichte und Kunſt aufs vorcheilhafteſte. Die gam 
ze Anordnung, das Koſtume, die Gruppirung, 
Stellungen und Ausdruͤcke, alles iſt im edelſten, 
reicheſtem Geſchmacke. Der Altar des Gottes iff 
in der Mitte des. mir Bilbſaulen und zöndfchen 
Eiegeszeichen ausgefchmücten Temple, Die 
Prieſter umgehen ihn, und eier führe den jump 
gen Hannibal, , auf einen roͤmiſchen Schild und Abe 
ler tretend, hinzu, zeiget ihn auf das am Ende er⸗ 
haben aufgefichete Bildniß des Jupiters, welchen 
er ſein Geluͤbde mit aufgelegten Haͤnden, auf das 
‘über den Altar geſtueckte bekraͤnzte Opferthier abs 
ſtattet. An der einen Seite figer Hamilfar,, vog 
Soldaten, Frauensperſonen und-Rinbein umgeben 
an ber andern finden ſich dergleichen Gruppein,r: afle 
in größeßger. Aufmerkſaurkeit und Bewunderung, 
Der König-befiget das Gemaͤlde, gmd der fchöne 
Stcich, worien beſanders Licht uns Schatten mei⸗ 
fterlich behandelt worden, at. a3: Zell 3 Linien in 
Der Herz 2, Z0l:6 2. Breite. Man erachtet 
kisht, daß ber der Meichhaltigeit und Größe des 
Stuͤchs⸗ ia einer Platte ſolches nicht wohlfeil fer 
Unne. Ein gemeinen Abdruck koſtet = Gumeen 
der Prohehruch aher, den wir vor und haben, und 
der ben der ſchwarien Kunſt beaſendere khdgbar iſt, 

s Suinen,  - - 
ı Ser Tod des Eyaminondas, und Dep 
Tod des Ritters Bapard; zwey Mezzpeintoftäs 
de, von eben vorgedachten Meiſtern, aus der Für 
wiglihen Sammlung : fehr- wohl zu Mebenbildern 
eroäßlet und vortrefflich ausgefuͤhret. In dem 
' erfieren 


Vermiſchte Nachrichten. 151 
erſteren ſitzet der toͤdtlich verwundete Sieger bey: 
Mantinea entkleidet unter einem Zelte, und läßt 
. fi den Pfeil aus ‚der. Wunde ziehen, den anfteis 
genden Tod ruhig erwartend. Die Soldaten, Of 
ficiere und Prieſter, fo ihn umgeben ‚. legen ihre 
Wehmuth und Bewunderung auf verſchiedene Wei⸗ 
fe an ven Tag, und erflehen vom Himmel feine Er⸗ 
haltung. Der Ritter Bayatd,, gleichfalls toͤdtlich 
verwundet, Fliege in. voller Ruͤſtung "unter eingus 
hoben Baume, mit dem Nuͤcken daran gelehnet, 
ben umgekehrten Degen aufrecht in dyr einen Hand 
boltend und fein ſterbendes Augpfiche gegen. den 
Feind gerichtet, Um ihn ber. fleben verſchiedene Jeis. 
ner Mitftreiter, von Kummer und. Beyleid erfüls 
let. Der Sonyeftable von. Bourbon, dem ex wei⸗ 
chen muͤſſen, hält neben ihm zu Pferde, und mehrer 
bem andringenden Haufen. Die Hoͤhe eines jes 
den Stuͤcks ift 23 Zoll 3 2. und die Preite 19 z0llg 
Des Hreis aber von ven erſten Abdruͤcken eine Gui⸗ 
su, Tonft 15 Schillinge, . 

Das Pildniß von dem, D. Johann Santa 
worth, nad dem Ritter Reynolds, durch Ja⸗ 
kob Watſon in ſchwarzer Kunſt. Er ſteht in 
feinem Studierzimmer vor einem Tiſche und ſchreibt. 
in ſehr gutes Portrait, in. Soliagröße „koſtet. s 
Schillinge. 

Die jetzige Herzoginn von Cumberland | 
und Mary Lady. Bopnton, ein paar ſchoͤne Par⸗ 
traite von J. Watſon in ſchwarzer Kunſt, erftes 
res ohne Namen des Malers, und letzteres nach 
F. Cotes; in ganzer Laͤnge. Das Stuͤck koſtet 

Ka 15 Shi 


152 Vermiſchte Nachrichten. 


15 Schillinge, und Hält ungefaͤhr 23 Zoll in ber 
Hoͤhe zu 14 Zoll Breite. 

Der Kupferftecher Johann Boydell beſchaͤff⸗ 
tiget ſich wieder mit der Ausgabe eines wichtigen 
Werks. Es beſitzet naͤmlich der Herzog von De⸗ 
vonſhire eine überaus ſchaͤtzbare Sammlung vos 
Originalzeichnungen des Claude Korrain, und 
dieſe laͤßt Boydell durch Earlom voͤllig in der 
Manier der Zeichnungen ſelber und nach ihrer Groͤſ⸗ 
fe, zu 7: Zoll hoch und gi Zoll breit franzöfifcher 
Maaße, flechen. Sie werden eftweife, jedes zu 
20 Stuͤck, herausgegeben, und es follen ihrer ro 
Hefte, mithin 200 Stuͤck, erſcheinen. Man wird 
fie in zwey Bände theilen, wovon ber Preis übers 
haupt 10 Quineen beträget. Wir haben die erfte 
- Ausgabe vor uns, und finden darinn nicht nur ben 
wahren Geift des Malers, fondern auch bie wohl⸗ 
bekannte Kraft und Anmuth des Kupferſtechers. 
Es find lauter Ausfichten und Landſchaften der reis 
zendften ıtaliänifchen Gegenden, bie guten cheils 


zur Örundlage ber herrlichen Gemaͤlde diefes erften 


Landſchaftmalers gedienet haben. Ä 
Ebend. Zween gefhickte Kuͤnſtler Wedgwood 
‚und Beptley haben gemeinſchaftlich eine Manufak⸗ 


— —— — — — — 


tur errichtet, darinnen man bie ſchaͤtzbarſten Ueber⸗ | 


bleibſel des Alterthumsgan; vortrefflich nachgemacht, 
um ein geringes kaufen kann. Die Materie, ſo 
ſie dazu brauchen, iſt von dreyerley Art: eine Ter⸗ 
ra cotta, wodurch ſie alle feine Steine nachahmen: 
eine ſchwarze Kompofition, wie Baſalt, und eine 
feine weiße Ente wie das ſchoͤnſte Porcellan. Wir 


haben 


.  Wermifchte Nachrichten. 153 - 
haben davon einigem Kameen und Gefäße gefchen, | 
die in der That ſchoͤn umd befonders die legten, von - 
allerliebſten Formen find. Ya, auf den nachgeahmten Ä 
Etrusciſchen Gefäßen, hat die Malerey noch vor 
der alten Vorzüge, da ſie nicht bloͤß in den Um⸗ 

riſſen beftche, fondern auch die verſchiedenen Tinten, 
mithin Schatten und Licht, darfteller. Die wichtig: 
fien Stüde, fo man machet,, find große Buͤſten 
und Basreliefs über Kamine, zu welchen letztern 
man die Herkulanifchen Gemälde gewählet har. 
Der Geſchmack an diefen Dingen ift allgemein, und 
wird auch auf andere Manufacturen feinen Einfluß 
haben. Man ficht fhon hier faft überall ih den 
Saufen die Möbeln und das Gefchirr nach | 
Griechiſcher amd Etrusciſcher Art, bier und da 


Abertrieben , iedoch Pr in wenden 
Dormen. | 


Neue Säriften. 


The Plays of William Shakefpeare; In 
«wo Vols. Withthe Corrections andllluftra- 
tions of various Commentators: 'to which 
are added Notes by Sam. 'Johnfon, and Ge- 
örge Steevens. With an’Appendix, g8vo Bas-. 
hburß. Dr. Johnſon hat zu den Anmerkungen 
feiner vorigen Ausgabe noch einige wichtige hinzu⸗ 
gethan. Auſſerdem ſcheint Hr. Steevens denvors 
zuͤglichſten Antheil an dieſer neuen Ausgabe ya 
haben. Er hat mit vieler Sorgfalt, den Tert ſo 
wieder her zu ſtellen geſucht, wie ihn der Verfaſſer, 
oder vielmehr die Kr Peransgeher geliefert hats 
ten/ 


154 Vermiſchte Nqchrichten. 
ten, und nur im aͤuſſerſten Mathfalle, Verbeſſerun⸗ 
gen angebracht. Er har alles aufgefucht, mas zur 
Erläuterung gewiſſer dunkler Stellen nöthig war, 
and dadurch) viele alte Gewohnheiten und veraltete 
Medensarten aufgekläret, und der Vergeſſenheit 
onteiffen; - und da er aller feiner Vorgänger Ber 
‚ merfungen und Unterfuhungsnfleifig genutzt, fo if 
dieſe Ausgabe unfkreitig die allervorzuͤglichſte. 
Encyclopaedia Britannica; or a Dicti- 
onary of Arts, compiled upon a new Plan. 
In which the different Sciences and Artsare 
digefted into diftindt Treatifes for Syſtems: 


and the varıous technioal Terms arg ex 


plained, as they occur in the Order af | 


the Alphabet. Illuftrated with 160 Cop- 
F Plates. By a Socjety of Geptlemen 3 in 

cotland. 3. Vols. 4to. Dilly. Ber Titel ʒei⸗ 
get, worinnen ſich dieß Wörterhuch der ſchoͤnen 
Künfte und Wiſſenſchaften, hauptſachlich in Abſicht 
der Einrichtung von andeyn dieſer Art unterſchei⸗ 
det. Die verſchiedenen Artikel ſind, wie leicht zu 
permuthen, nach Beſchaffenheit der Verfaſſer, peu 
mehr oder weniger Guͤte. 


Poems by Mi. Jefferſon. gvo. Griſſen. 


Diefe Sammlung beftcht aus leichten Oden, und 
ein pogr Elegien. Sie unterſcheiden ſich durch einen 
wohlflingenden Vers, und einefanfte Empfindung. 
Dictionarium Saronica et Gothico Latinum. 
Audtore Eduardo Lye, A. M. Accedunt Frag- 
menta verfionis Vlphilanae, nec nan Opu- 
{cula quaedam Anglo-Saxınica Edidit,non 
aullis 





Huſtrauit, ‚er Grammatjcam vtriusque lin· 


guae praemiſie, Owen Mamning. 8: T.B; 


2. Vols. Fol, Mite, Da bie Kenntniſſe dee 


Altſaͤchſiſchen Syrache, ar Sennrniß aller Dior 


diſchen Sprachen, und alſo nuch-der Unfrigen, haupte 
ſachlich gehoͤret, und die Unterſuchung derfefhigen 
ſo ſehr unſere neuern Philofophen und Ltteratoren 
beſchaßgiget: ſo zeigen wir dieß große Werk billig 
bier an. Der Verf. He. Epe Rector zu Parley⸗ 
Haſtings in: Northamptenſhire, flarb 767, ba 


| Ä 1577 
nullis vocabulis a auxit, phueimi exemplis 


dreyßig Bogen davon abgedruckt waren.  Eriihers 


gab diefe Kem Hrn. Wauring, der. es vermehrte 


und nach Ainem- geößern Plane. ausarbeitte. -  . 
The Fair Queker: or the Humours of 
Navy. . As it is performed at che Thearre- 
Royal in Drury- Lane, 8v0, Becker. Dieſes 


der lebhaften Befchreibung der darinnen Lorkonu 


menden Sechiſfecharaktere beiibänt worden, und ers · 


ſcheint nun, modernifiees, und mit einew neuen Cha⸗ 
wakter Deumehret, der, mernn er auch nicht zut Mer 
wirflung sehörer, doch das Genze ſehr lchhaft mar 
et Man hat es wit vieem Veyfell aufge 
MOBIRten. on 


wood, DD. angelündiger: A Translation, 
from the Greek into Englifh Blank Verle 


of the Tragedies of Euripides, wieh Notes _ 


Critical and Explansory. Das Werk wird 
5 aus wen Quartkänden. beſtehen, wovon der erſte. 


den 


altse Stuck von Karl Shadwell, iſt immer wegen | 


Huf Sabfeription hat: Sr. Edward Date . 


136. Verwmiſchte Nachrichten: 


bin nachſten Herbſt abgeliefert wird. "Man be . 
zahlt eine Guinee bey dem erſten, und eben fo viel 


bey-dem ten Bande. ‘Dem erſten Bande werben 
" Folgende Differtationen vorgefeit werden. - 1) Lieber 
das griechiſche Trauerfpiel 2) Lieber bie griechi⸗ 
(de Schaubühne. 3) Ueber den Urſprung, Fort 


gang, und das Steigen und Sallen der Dramatis | 


ſchen Kompoſition unter den Griechen. 4) Bon 


den drey ‚griechifchen Trögddiendichtern, den Ae⸗ 


ſchylus, Sophofles und Earipides. 5) Don dem 
Jambiſchen Verſe und feiner vorzäglichen Schick⸗ 
lichkeit zur Dramatifchen Erzählung. 6) Von den 
Choͤren. 7) Bon der Stropfe, Anti 
Epode. :8) Beweis, daß die Tranerfpide der Gries 
chen Opern mit muſtkaliſcher Begkitung waren. 
Yy) Das Leben des Euripides, und eine Vergleichung 
äwifchen ihm und dem Sophofles. 10) Don ben 
Ausgaben, Kommentatoren und Licberfekern des 
Eurifisee: - . 
Sala, a Poetical Romance gro. Ro- 
binfon. Ein ganzer Roman in poetiſchen Sende 
ſchreiben, iſt etwas nenes. Vielleicht hat daher dev 
Berfi'geglaubt, von der Verbindlichkelt, auch eine 
neue Fabel zu erfindar, frey zu feyn:i. denn er ik 
größtentheils der Geſchichte der neuen Heloiſe des 
Hrn. Rouſſeau gefolget, da diefer —— 
einer poetiſchen Ausbildung faͤbig giſchienen.· Doc) 
hat er ſich mit Recht, weder ganz an den Sans 
halt, noch an den Ausdruck gebunden. Hier if 
eine Pleine Stell zur Probe, 


Pals- 





Vermiſchte Nachrichten. 357 


: Puisfances du ciel! Javöis une ameppur 
Ja douleur,. donnez m’en une pour la felici- 


te; amour, vie de l’ame,. viens ſoutenir 


la mienne, pröte a defaillir. - Ronfeaw. 
Celeftial beings! Ipoflefis a heart 
Thar could fuftain sfllidion’s poilon’d dart, 
O grant me one felicity to bear! — 
Immortal love! my fainting Spirit chear, — 
Great fource of foul? anew infpire my breaft 
For lo, Ifiak, — with ecftacy oppreft! — 
The School for Wives. A Comedy. 
As it is:performed at the Theatre-Royal 
in Drury-Lane. gvo. Becker. Dieß Original⸗ 
ſtuͤck, das mit der molierifhen Weiberfehule nur 
den Titel gemein hat, iſt ungemein unterhaltend, 
and vereiniget dag Empfindfame mit dem Jufligen. 
Die meifte Laune liegt in einem gewiffen Charakter 
eines Irrlaͤnders, und in dem Mißverftändniffe, mo 
ein alter General Savage glaubt, Miß Walfinghans 
mi in ihn verliebt, da es doch feinem Sohne gile. 
Der Hauptendzweck des Stuͤcks iſt, wie indesMr. 
Moifly nouvelle ecoledes femmes, den großen 


Einfluß zu zeigen, den eine Fluge Frau auf eines \ 


luͤderlichen Mannes Beſſerung hat 


Henry the Second: or the Fall of Rofa- 
mond: ATradgedy. As it isperformed at 
the Theatre-Royalin Covent-Garden, Writ- 
sen by Thomas Hull, gvo. Bell, Die Fabel ift 
intereſſant und gut ausgeführt. Die Meueder Ro⸗ 


ſemunde, die vom ‘Pfade der Tugend gewichen, iſt 
nn lebbaft 





158 Vermiſchte weheihin 


bhaft, und bereitet den Zuſchauer wohl zu der 


Kataſtrophe zu, die ihr fuͤr fiegum Mitleid bewegt 

An Epiftle from Oberra, Queen of Ota- 
heite, to Fofepb Banks, Esq. 4to. Alımom: 
Ein poetiſcher Heldenbrief der Königin don Otahiti, 


die man aus Hawkesworths neuen Reiſen kennen 


lernet. In dem Eingange und den Anmerkungen 
verraͤth det Verf. ungemein viel Laune. 
“The Practical Builder; Or Workman’s 


“ General Afliftant. By William Pain, Archi- 


tet and Joiner. to, Taylor. Dieſes Werk, 
enthält die vorzüglich gebilligten und Teichteften Me⸗ 
shoden, fo wohl große Gebäude jeder Art, als die 
einzelne Theile derſelben zu entwerfen und zır bauen, 
und ift mit 83. fauber geſtochenen Kupferplatten 
erläutert. 

The Carpenter’s Treafure: a Collection 


. "af Deligns for Temples, with their Plans, 
‚Gates, Doors, Rails and Bridges, in che 


Gothic Tafte, with the Centers at large, for 
ftriking Gothic Curves and Mouldings, and 
fome Specimens of Rails in the Chinefe 
Tafte: forming a complete Syftem for 


Rural Decorations. Neatly engraved'on 


Sixteen Plates from the Original Drawings 
ofN, Wallis, Architedt. gvo. Taylor. De 
Titel diefer kleinen Schrift kuͤndiget bereits dei 


ganzen Innhalt an. 
Setbona. A Tragedy. As it is perfor- 


- med at che "Theatre - Royal in Drary- Lane, 


8vo. Becker, Dieſes Stuͤck, das nach dem Be⸗ 
richte 


— 


| 


J Vermiſchte Nachrichten. 159 
richte des Herausgebers, von dem Verf. des Obri 
ſten Dow, bey ſeiner Abreiſe nach Indien/ dem 
berühmten Garrick hinterlaſſen worden, haͤtte frey⸗ 
lich in keine beſſere Haͤnde kommen koͤnnen, weil er 
bey der Vorſtellung nichts, ſo wohl an Pracht des 
Theaters, als an guter Beſetzung der Rollen geſpa⸗ 
ret, was es intereſſant machen, und der Mittel 
maͤßidkeit deffelben aufhelfen Fonnte Auſſer jener 
Taͤuſchung hat ınan es beym keſen aͤuſſerſt fehlerhaft 
und kalt gefunden. 

The Poetical Works of the late illi- 
am Dunkin, D: D.to which are added his 
Epiftles, etc. to the late Lord Chefßerfeld. 2. - 
Vols. 4to. Becket. Der Verf. diefer Gedichte, 
wurde ſchon in feiner Jugend fehr von D. Swift 
“ geliebt, der aus feinen frühzeitigen Verſuchen der 
Welt einen großen Dichter anfündigte, und Lord 
Cheſterfield ließ ihm ‘feinen vorzuͤglichen Schuß 
angedeyen. Aus der anfehnlichen. Sammlung 
großer und Eleiner, griechifcher, lateiniſcher und 
englifcher Gedichte, ſieht man auch eine ungemein 
veiche Einbildungsfraft, viel Genie und faune, und 
eine leichte harmoniſche Verfification. 

The Man of Bufinefs, aComedy. As it 
is adted at the T’heatre- Royal, in Covent- 
Garden. By George Colman. gvo. Becket. 
Ein ungemein reigendes Stuͤck, worinnen haupt 
ſaͤchlich Scenen des kaufmaͤnniſchen Lebens vorge⸗ 

ſtellet, und die Bitten der Zeit in Abſicht auf die 
Zerſtreuungen, Thorheit und Verſchwendung, mit 
vieler t kbomiſchen Laune geſchildert werden. Die 

Charak⸗ 


I 2 Vermiſchte Nachrichten. 
Charaktere find wohl gezeichnet, und finden eben 


fo gut gegen einander ab. 

Nuptial Elegies. gto. Kearsty. Obgleich 
diefe Gedichte gerade nicht den Titel als Elegien 
behaupten möchten, ba mehr freubige als ſchmerz⸗ 
hafte Empfindungen darinnen ausgedrädt werden, 
fo verdienen fie doch allen Beyfall. Die erſte Ele⸗ 
gie, der Genuß betitele, feyert die Gluͤckſeligkeit 
des Eheflandes: die ziwote, oder die betrogene Lei⸗ 
denſchaft, beweinet die Sorgen, die aus traurigen 
Umftänden des chelichen Lebens entfichen: in der 


dritten, der Sieg der Vernunft, flellet der Dich⸗ 


ter cine Vergleichung zwiſchen den ehelichen Scenden, 
und der firafbaren Welluſt eines ungebundenen 
Wüftlings an: und in der vierten, ber Winter der 
Liebe betitele, fehildert er das reine Vergnügen 
gluͤcklicher Aeltern in wohlgesogenen Kinden. 

Codrus, a Tragedy. 8vo. Johnfon. Um 
geachtet der Verf. nicht mir den Regeln des Drama 
bekannt zu feyn ſcheint, und mithin viel an feinene 
Stuͤcke auszufegen iſt: fo enthält es doch viel edle 
Gefinnungen heroifher und patriotifcher Tugend, 
die wohl eingefleidet find. 

Shakefpeare’s Plays, as they are now 
performed at the Theatres Royal in Lon- 
don: regulated from the Prompt Books 
of each Houfe, by Permiflion. With Notes 
criticaland illuftrative. Byde Authors of sbe 
Dramatic Cenfor.8vo. g. Vols. Sell. 1774. Selbſt 
die enthuſiaſtiſchſten Bewunderer des Shafefpeare 
geben zu, vo auch in feinen vegelmäßigften Stuͤcken, 

und 


. Vermifchte Nachrichten. 1601 

Scenen und Stellen vorkommen, die theils zu dunkel, 
theils ganz fremd und unanftändig find: dahek - 
Nefelben bey ihrer Vorstellung mit Berbefferungen, 
Weglaſſungen und Veränderungen erfcheinen muͤſſen. 
Med dieſen find die gegenwärtigen abgedruckt wor⸗ 
den Da inzwiſchen auch gute Stellen auf dem Theater 
megbleiben muͤſſen, die ige Verdienſt beym Leſen 
haben, fo ſind. dieſe in die Noten geruͤckt Auch 
iſt eing Erklärung der dunfelften Wörter beyge⸗ 
kget. Auſſerdem iſt dieſe Ausgabe, dernochmehs 
rere Bände folgen werden, mit ſaubern und feinen 
Kupferſtichen verzierrit. 
Poems by Dr. Roberts of Eton College, 
40. Wilkie. Deſe Gedichte enthalten den poe⸗ 
Iſchen Verſuch, aͤber das Dafeyn Gottes, feine 


Eigenſchaften und Vorſehung in 3. Theilen ‚be 


‚wir (don zu feiner - Zeit angeseiget haben. Ein 
poetiſches Sendſchreiben an Chrißoph Anſtey, uͤber 
die engliſchen Dichter. Des armen Mannes Ge 
bet, eine Elegſe. Arimant und Kamira ein⸗ 
Orientaliſche Erzaͤhlung und zwey poetiſche Sent 
ſchreiben: durchgängig finder man eine angenehmt 
Poeſie und viel Empfindung. 
23. oo. 2. | 

- Playsand Poems, by Wiltam Whirehend 
Bsq. 2. Vols. gvo, Dodsley. St. Whiteheady 
ein. perbienflvoller und ongenehmer Dichter, dag 
feine cheatralifchen Stuͤcke, und andere zerſtreute 
Gedichte Hier zufammen drucken laffen. Der erſte 
Band enchält die beyden Trauerfpieles der römifche 
N. Dibl.xVI.B.i.St. WVater 


\ “ 


68 Veriniſchte Nachrichten 


Vater, und Kreuſa, Koͤniginn von Athen nebſtdem 

Luſtſpiele, die Schule der Licbhaber: det zweyte 
eine kurze Raͤſe nach Schottlaud und eine 
Menge anderer Gedichte, unter denen beſonders 
Die Gefahr Verfe zu ſchreiben, Atys und Adra⸗ 
fius, «ine Erzählung, Anne von Boulen an 
Heinrich den Seen, und verſchiedene Senofpreiben 
| and Elegien ſich vorzuͤglich ausuehmen. 


The Hiftory of Agasbon, by Mr. C. 
Wieland. Tranſlated from the German Ori- 
ginal 4Vols. ı2mo. Cadell, Wir freuen ans, 
daß man in Engelland endlich mit der Ueberfes 
gung auf ein Bud ‚gefallen iſt, das wegen feiner 
griginellen Schoͤnheiten, uns von ‚dem nachrkeilie 
gen Begriffe, den diefe Nariön mit dem German 
Wit zu verbinden gewohnt war ‚reiten kann. Ju 
ber That ift es gerade das, was wir einem Auslan⸗ 
der zur Empfehlung des deutſchen Geſchmackes und 
Witzes am erſten vorſchlagen würden. So viel 
Originalitaͤt in ver Erfindung, ſo viel poetiſche 
Einbildungekraft in der Ausfuͤhrung, ſo eine man⸗ 
| wichfaltige Kenntwiß i in der alten -und neuern Littera⸗ 
tur , in eine fo glaͤckliche Verbindung verſchmolzen, 
muß an jedem Orte und in jeder Sprache gefallen. 
Der Ueberſetzer ſcheint auch ſein Original gut ven vo 
fanden, und den Werth defien eingefehen, und 
richtig beſtimmt zu haben, ob er gleich einige kleine 
Erinnerungen in der Vorrede beybringt. 


Saint 


Vermiſchte Rochrichten 163 
- Saint Thomas’s Mount, A Poem. Write 
ten by a Gentleman in India. 4to. India, Der 
hier befungene Berg liegt-auf der Küfte von Coro⸗ 
mandel, : Die meue Ausſicht, bie er einem. Euro⸗ 
paͤer anbeut, macht den Innhalt einer poetiſchen 
Veſchreibung nicht — und die Fusfit 
tung de: Dipter Een. - | 


Faich, a Poem. 4t0. Becker. So * 
Mb die Versart zu dem feyerlichen Innhalte ſchi⸗ 
cket, (denn es iſt in kurzen trochaiſchen Verſen ge⸗ 
ſchrieben:) ſo muß man doch geſtehen, daß es ihnen 
weit an Kraft, noch Harmonie fehlet, und bey 
Dem Verfaſſer eine ausnehmende Leichtigkeit zus vers 
fificisen verrath. Es iſt darinnen die görtliche Al⸗ 
wiſſenheit, die Oekonomie des Ganzen, der Urs 
forung des phyſiſchen und moraliſchen Uebels, das 
GShick ber Tugend, der freye Wille des Menſchen, 
bit natuͤrliche Religion, bie Unzulanglichleit vet | 
ii u. ſ. w. abgepandeit 


“ Richard. Plantagenet A Legendary Tale, 
by Mr. Hub. Bell, Richard Plantagenet ſol 
‚un Sohn Königs Richard des dritten gewefen ſeyn 
Man erzähle, daß er viele Jahre ein Mäurer bey 
Eir Thomas Moyle in der Braffdaft Kent gewe⸗ 
fen, der ihm ein Stacchen Sand gab, wo er ſich 
ein Haus: bauete. Er wird hier als ein Beyſpiel der 
leidenden Tapferkeit und Ergebung in den goͤttlichen 

Willen vorgeſtellt. Das Gedicht iſt voller Enpfin⸗ 
a. dung 


264 Bermifchte Nachrichten⸗ 
zung. Es ſteht ein ſchoͤner Kupferflich vor, we Ni⸗ 


chard dem jungen Platagenet feine Geburt entdecket. 


Lyric Poems, devotional ‚Ad moral. 
By Th. Scort. 9v6. Buckland, 1793.: Ein 
moraliſches und theologiſches Sufleis, in 104. 
kleinen Gedichten, oder Uedern, Die nicht ohne 
Verdienſt find. 
Franereich. 
7 Neue Kupferſtiche, 1773. 

December. La Dame de charitô. 16 308 
50%, 12300 beit, nach einer Origincheihnung 
von Karl Eifen, durch Voyez den. Altern im 
Kupfer gegraben. Eine mildehaͤtige Dame beſucht 
einen armen alten Greis, der auf feinen Wette liegt 
und von finer Familie umgeben iſt .Miefe heine 


mit Anfmerkfamfeit auf. den troͤſtlichen Zuſpruch 
der Dame zu hören. Kinder am Fuße des Vettes 


verrathen die Zerſtreuungen ihres Alters, und ſind vor⸗ 


zuͤglich beſchaͤfftiget, das ſchoͤne Kleid der Dame gu bes 
trachten. Eine angenehme and reiche Zuſammenſe⸗ 
tzung , die durch den Stich gut ausgodrutkt iſt: koſtet 
fuͤnf Livres 
Portrait de Madame Marie Theréſe, 
‚Comteffe d’Artois. Dieß Bildniß iſt in narin 
licher Groͤße, in ein Oval eingeſchloſſen, auf rothe 
Zeichnungsart von Bonnet. Auf eben dieſe Art 
har er ein Studium eines Frauenziumer Kopfs, 
nach dem Altern Lagrenee geſtochen. 


Por- 


Vermiſchte Nachrichten. 165 


. Portrait en mödaillon du Comte d’Ar- 
tois von. Cathelin, nah einem Gemälde von 
Sredon, geſtochen. \ 

Porrrait de M. Pichaut de h Martinitre, 
‚premier Chirurgien du Roi, in Pleiner Medailb⸗ 
len Form, von Düchene geftochen. 

Vue dela bibliotheque de St.Genevieve, 
"gezeichnet imd geſtochen, von P. C. de la Gardette. 

Januar, 1774. : Couftumes des an- 
ciens Peuples ‚ par. M. D Andre Barden 
14 &-isine Cahier in 40. -Diefe beyden Sagen 
- "anthalten Modelle von zwey und dreyruderichten 
Schiffen,” Pilder yon Trophaͤen und Triumph⸗ 
wagen der Alten, und machen den erſten Theil aus, 
So viel auch firenge Kenner der Alterthuͤmer, über 
manche Vorſtellung einwenden moͤchten, ſo koͤnnen 
ſie doch Kuͤnſtlern in Abſicht des Ueblichen brauchbar 
genug ſeyn. 
hqjeune femme donnant de la bouillie 
Ton erſant, in ſchwarzer Zeihnungsart, weiß ers 
Höfer - anf. Blaues Papier von’ Bonnet nad 
Boucher. Auf eben dieſe Art hat Bonnet 
im Rothen, einen gefrenzigten Chriſtus nach einer 
Zeichnung.des Altern Lagrenee geliefert, | 

Archimede , nah Le Prince von I. 
Gaillard geftochen. Archimedes hält sinen Kom⸗ 
pas, und vor ihm liegen Papiere mit geometriſchen 
Figuren. 

Tableau de Zemire & Azor.i Bon 
Touze zuſammen geſetzt und Voyez dem Altern 
u "Die Achnlichkeie der im dieſer Scene 
g 3 ſpelen— 


166 Bermifchte Nachrichten. 


ſpielenden Acteurs und Aktrizen iſt ungemein gut 
ausgedruͤckt. Das Blatt koſtet 6. Livres 


Portrait de Marie- Therefe, . Imperstri- 
ce douairiere, Reine de Hongrie & de Bo- 
heme, in Medaillon nad) Dücreug von Eathelin 
geftschen, 

Bey din Kupferhaͤndler Blignn And folgende 
nme Bildniſſe zu haben. Le Partrais du Prince 
Conde; celui deM. Vernet, peintre du 
Roi; celuj de M. Geliotze, beruhater Schaye 
fpieler in der Oper. 

0 La frsiche matinee, nach Karl Daharde— 
von Lebas. 


Zween Gegenbilder von demſelbigen nach 
Brakenburg Le plaiſit de la danfe & le re- 
fultar du jeux. 


Le Violan hollendois & le. Vieillard 
joyeux, nah Oſtade, zwey Grgenklider, das 
_ tefteunten der Aufficht Lebas, das zwerae von Das 
vid geftochen. 

“La onzieme & dauzieme vue d’Italie 
nach Vernet von Weisbrod geſtochen. 


May. Exemple d'humanité donnö par 
Madame la Dauphine, Die Zufammenfegung, 
die eine Eleine Anekdote, welche dem Herzen dieſer 
Prinzeſſinn Ehre machte, zum Gegenſtande hat, Hi 
ſinnveich und non Godefroy fauber geftochen : drum 
er Reben die Verſe vom Hrn, Maumontel.. | 


Von 


Mermifpte Nachrichten. 107 
Vons n’oubliez pas qui neus fommes, . 
Princefle, & lLinfortune eft fucrde à vos yeum, 
Confervezce reſpect; il vons elf glorieux, 
Ceſt en s’abaiflapt jusqu* aux.-hompes, . 
Que les. Rois s’approchent des dieux. 

La Pöche au Crocodile von Moles nach 
Boucher geftochen, Ein großes Krofodill wird. 
xon ‚einem Haufen gewaffnster Amerikaner: unp: 
Hunde angegriffen. "Der Hintergrund. ſtellt eine 
agyptiſche Landſchaft mit einer warmen und neblich⸗ 
sen Luft vor. Die Kompoſition iſt reich und der 
SEtich maleriſch. 

Anthiope, Reine des, Amszones, nach 
einem Gemälde von Bennevault, durch P. Maleu⸗ 
vre geſtochen. Sie ſeht in einer kriegeriſchen Kleidung, 
‚und einer Sturmhanhe, und eine von der Ange 
ninnen, die ſie begleiten, überreicht ihr den Koͤcher. 

Jupiter & Danae, . Venus aux Colom- 
bes, beyde nad), Boucher und. Une tere de 
femme nah Bien von Bonnet, die eriten auf Pa⸗ 
„Kelart, das legte auf rothe Zeichnungsart geſtochen. 


Neue witzige Schriften. 
L Inoculation, po&me en, q4.' chants, Par 
M. Abbe Roman. A Paris, chez acombe. 
1774, Ge unfeushrbar der Innhalt von Eins | 
‚Impfung dee Blattern für die Poefie zu fegn ſcheint, 
So gluͤcklich hat ihn der Verfaſſer zu. einem 
Lehrgedichte zu bearbeiten, und bey ſeinem Unter⸗ 
richte die Einbildungskraft durch epiſodiſche Gemaͤl⸗ 
de zu beſchaͤfftigen und das Herz durch die Empfin⸗ 
14 . dung 


25 


168 MWermifhte Nachricheen. 


dung zu ruͤhren wiſſen. Das Leben unb ter Tob, 
Die Schönheit und die Haͤßlichkeit, alles hat ihm 
Bilder dazuan die, Hand gegeben , fo daß dieß Ge: 
Dichte den beften franzoͤſiſchen didaktiſchen Gedichten 
an die Seite gefetst zu werben berbient, _ Der 
Verf. iſt der Abbe Roman. 


Vie du Dante, avec une notice de ſes 
ouvrages, par M. ae Chabanon, in Svo. 
AParis. Dieſes Leben des Dante empfiehlt ſich 
hauptſaͤchlich durch die geſchmackvollen Anmerkun⸗ 
gen die der Verf, über das Genie des Dante und 
die vorzuͤglichſten Poefien deſſelben beygefüger hat. 


Obdes d’Horace, traduites en vers fran- 
gois, avec des Notes „ per M. de Chabanon 
de Maugris: livre 3&me. Vol. in 12. A 
Paris chez Ja Combe. Der lleberſetzer Hat 
ſich bey der Lieberfesung die Freyheit genommen, 
Die jedem, der in einer von dem Originale fo vers 
ſchiedenen Sprache poetifch überfegen will, erlaubt 
feyn muß, nämlich nicht woͤrtlich zu überfegen, ſon⸗ 
dern den Sinn des Verfaſſers nady dem eignen Ges 
nie feiner Sprache, auszubrädten, und bie poetifche 
Schoͤnheit des Driginals, die er nıcht auszudruͤcken 
bermag, durch eine gleichgeltende zu erfegen. Der 
Verf. hat in ben Anmerkungen allejeit angezeiget, 
wo er abgegangen. Die Lieberfegung lieft fi 
groͤßtentheils fehe gut. Hier ift der Anfang von 
der befannten Ode: Donec gratus eram tibi &Kc. 


Horsce 


Vermiſchta Machtichten. 169 


. Horse. Öuend ta m’zimaois, quandta beaufs Herden E 


. D’anautre amantrejettoitles transportz, . 
Des Souverains que la Perfe revire 
Je dedaignois la gloire & les'trefors, 


'. 


Lydie. Quand ta brülois poor moi, quand ton ante 


>. attiddie 
N’avoit point à Chloę facrifid‘ Lydie, 
. Cent fois je me difais, fiere_d’yn sel lien: 


- Le grand nom d’Ilia n’eft. nojut ogal au wien &e. 


Hiſtoire Naturelle de Pline, 'traduite en 
Francois avec le textelatin, retabli d apres 
les meilleures lecons inanufcrites &c. "To- 
meVI. A Paris chez Dejaint. 1773; Wir 
zeigen bier bie Fortſetzung biefer wichtigen Ausgabe 
von dem Plinius an, um bie ſich Herr Siory 
durch feine gelehrten Anmerfungen und neuern 


Entdeckungen in der Geſchichte der Natur ſo ver⸗ 
dient machet. 


Eloge des’ tableaux expofßs au Louvre, 
le 26 Aoüc 1773 fuivi de Pentretien d’un 
Lord avec M. PAbbe A.... A Paris, 

chez Coßad. Der Innhalt feine dem Ticel 
zu wiberfprechen; denn es ift mehr Tadel als Lob 
in diefer Kritik über die legte Gemaͤldeaueſtellung, 


Indeſſen verrachen dieſe Kritifen einen Renner. 


Die Strenge, mit ber man die Künftler bey biefer 
Gelegenheit in Paris behandelt, Bar verhindert, 


Daß viele ver beſten unter ihnen, z. E.ein Greuze, gar 


nicht ihre Gemaͤlde zur Ausſtellung gegeben haben. 
Bibliotheque grammaticale abregee, ou 
Nouveaux M£moites fur la parole & für Pe- 
criture &c. ParM. Changeus 3 Paris, chez 
26 La 





70 Bernifhte Nochrichten 


Eoeömbe. 1773. Da wan igt uͤberall philoſo⸗ 
phiſche Unterfuchungen über die Sprache anſtellet, 
ſo duͤrfen wir dieſe nicht ‚mit Stillſchweigen uͤber⸗ 

in. Das Buch enthaͤlt 7 Aufſaͤtze, die wieder 
verſchiedene Abſchnitte enthalten. Hier ſind die 
Auffchriften dieſer Memmoteent, bie den Janhalt ans 
igen. : 1) Une theorie des grammaires per- 
ticulieres &cde la grammaire generale d’apres 
un feul principe» 2) Les premiers Elömens 
de la philologie, deduits de la grammaire. 
3). Des. obfervations ‘fur la langue philofo- 
‚hique & differentes vues pour y parvenir. 
4) Lärt de fupplöer à la langue philoföphi- 
que avec quelques firatag&mes, par les woy- 
ens desquels on peut fe Yervir de toutes les 

Jangues etrangeres, anciennes ou modernes, 
fans fe donner la’ peine de les apprendre. 
5) Une methode pour apprendre avec fac- 
lite &c-machinalement toutes fortes de lan- 
gues. 6) Un Precis de la Philofophte gram- 
maticale. 7) Un Efſay fur la logomancie, 
ou Part de connoitre les hommes par leur 


difcourd & les nations par leurs idiömes 


8) Des 'conjedtures fur la Brofodie. 


L’ Art du Plombier- Pontainter: A:Paris, | 


chez Defains & Saillant. 1766. ‘206 pag. in 
fol. & planches in taille douce. Diefe Ve 
ſchreibung ber Kunft das Bley zu bearbeiten gehört 
nit in die Deſcrĩption generale des Arts, di 
die Akademie heraus giebt, Wer Verf. hat ſich 

nicht genannt, — 
| 220.50 


— — 


Vermiſchte Nachrichten. IJ 178 


"Süppl&ment à PArt du Peintre, Doreur, 
Vernifleur du Sr. Worin. Iſt eine Wivberle⸗ 
gung der Kritik eines gewiſſen Mariclerc-üter des 
erftern Buch, doc fir noch einige nuͤtzliche Ark 
merfungen, die als ein’ Supplement deſſelben die⸗ 
nen innen. In der Ernfiußifchen Buchhands 
tung aflhier wirb eine Lieberfegung vor des Hrn. - 
Watin Werke veranftalter, die wir allen Kunſtlern 
und Handwerkern empfehlen wollen, welche mit Far⸗ 
ben und Firniſſen umgeben, und zu ren Abſichten 
eine Kenntniß von einer guten Zubereitung und 
Behandlung nörhig haben, i 


Nachtrag zur Unpie von Dietrich⸗ Tode 
| ©. 133. | 


Chriſtian Wilhelm Ernft Dietrich, oe ges 
boren ven zoften Oetobr. 1712 zu Weimar, geftorben 
1774 in der Nacht zwifchen dem 23ſten und 24ſten 
April in Dreßden, hätte die Gabe, faft allen Mei 
ſtern nachzuahmen, welche er nur wollte. Diejeni⸗ 
gen, wo er am glücklichften geweſen ift, find Rem⸗ 
Brandt, Mondenfceine von Ban der Neer, [bie 
fen ahmte ee mit einer Art von Prävilefrion nad) 
Moelembourg, Salvator Rofa und Berchem, 
auch. zuweilen Laireffe und Lancret. Man ficht 
ebenfalls Deckenſtuͤcke und Altarblaͤtter mit hiſto⸗ 

riſchen 

* Seine Stüde unterzeichnete er meiſtens durch 
C.W.E. Dietricg. Von diefer Heinen Eitelkeit. 
(denn diefe war es doch vermuthlich,) ift bey 


anderer Gelegenpeit in unferer Bibltothek gere 
det werben, | 


172 Vermiſchte Nachrichten. 


viſchen Borftellungen auf Mauer in und uͤber 
AVbenogroͤße, von feiner Hand meiſterhaft gemalc, 
und man kann mit Recht yon ihm als einem ſich aus⸗ 
atichnenden Liniverfalgenie ſprechen. — In feinem 
agten Sabre: wurde er vom Könige Auguſt II. ‚bes 

ſucht. Da dieſer junge Kuͤnſtler, nach Angabe deſſelben, 
ein Dianenpad yon neun Figuren in Gegenwart feis 
Der und Des. ganzen Gefolges wäßrend zwey Stums 
‚ben im erften Entwurfe gerfertigte; fo erwarb ihn 
dieſe Fertigkeit eine Beſoldung. Er war anfängs 
lich ein Schüler feines Vaters, hernach aber murs 
be er dem berühmten Alexquper Thielen zur 


Ausbildung aͤberlaſſen. Sein feuriges Genie hieß | 


ihn einen andern Weg nehmen, auf welchem er 
fi) zum Originale erfob:;. und unter dem großen 
Kenner und Beſchuͤtzer der Künfte, Auguſt HI, 
wurde ‚er, von Belohnung und ‚Ehre uncerfhägt, 
Sachſens Zierde und Stolj - Seine beften Werke 
Bat er von ben, “Jahren 1730 bis 1760 verfertiget 
Nach dieſer Zeit ‚geriegh er. nach dem laufe der 
. Matur ineine, obgleich allemal von Meifterfpurem 
becgleitete Abnahme. In feinen Bildern berrfcht durch⸗ 
gängig ein geiftvoller Pinfel, eine unverbefierliche 
Behandlung ber Sarben und Sarbengebung. Groß 
fe Wirkung und Anmuth waren ihm beſonders es 
gen: das Heildunkle und deſſen Abnahme und Bre⸗ 
hung ber Farben, befonders ber Reichthum ber 
Tinten, find bewundernswerth, und wenn die Liche 
ter manchmal zu hart und glänzend fheinen, fo 


. find fie mit ‚vielem Bedacht und zu mehrerer 


Dauer fr die Zeit, welche alle Bilder m etad 


Wexrmiſchte Nachrichten. 17 


vechunkelt, gemacht. Er bildete ſich nach großes 
Meiſtern mehr, als durch eine ſtrenge Gegenein⸗ 
anderhaltung der Matur, welches ihm mauch—⸗ 
mal zu Meinen Fehlern in-- ver: Beichgımg: vers 
heitete. : Seine Zerchnungen find . wicht :: gemein, 
weil er nur Die guten - aufgehoben‘, . melde 
fine Witrwe beſitzt, I und die vᷣollkommen ·das/ wiber 





ihn gefaßte Vorutsheil winerligen die aͤbtigen hatet 


in Menge den Flanken uufgropfert. Eucdar Mit⸗ 
led der Bologneſiſchen und Dänifchen Aademie, 
welcher letztern ervorzuſtehen mic Ann: großen 
Gehakte berufen war. : Allein am Hofe einem 
habenen Ehrifttan- und- defien Gemahlinn, biefet 
Boſchuherinn und KRennerinn aller Künſte und Wiß 
ſenſcheften zu beben,: Aleßen ihm nicht nur dieſe, 
fonberh auch alle wachgearn-geichehetie: Aucraͤge. aus⸗ 
ſcaagen. Frirdräch Auguſt, ein Aen ao großer 
Kenner als huldreicher Befoͤrderer aller Kuͤnſte und 
Wiſſenſchaften, belohnte ſeine Verdienſte am mei⸗ 
ſten, und machte ihn zum Profeſſor ſeiner Akade⸗ 
mie in Dreßden und Directot der Malerey bey 
der Peorcellainfabrif in Meiſſen, welche Stelle 
ihm wegen feines nah dabey gelegenen Weinberge 
fehr bequem, und wuͤnſchenswerth war. An 
ber Verwaltung ber legtern, hinderten ihn bald 
Krankheiten und andere Limftände, ben erfterer 
aber bewieß er bie Treme feines Amts gnugſam 
buch einen Klengel. Sein Hauptcharacter 
war freygebig und überaus arbeitfam, welches bie 
große Mienge feiner Werke beweiſen. Die ſittlichen 
Fehler, welche man ihm vorwirft, hiengenvon 
viel 


174 WVermiſchte Nachrichten. 

wiel ſchnell auf einander folgenden Ideen, bh 
hpochondriſchen Umſtaͤnden mehr, als von einem 
Freunde zeigen Können, . Wir wollen unter biefen 
nur einen Bippert, Schönen, Zingg und Graf 
nennen. Mehrere Nachrichten van dieſem großem 
Maler und ‚feinen Werken, findet man, 1) in 
den Eclaitciſſewens hiſtoriques pag. 300. 
=) Syn: zei Betrochtuugen über die Malerey © 
598... 3) In Herrn Deftreigs Veſchreibung dei 
Eimbkiſchen Kabinets, S. H03 und a) in des. Ders 
von: Heinsste Nachrichten von Künftlern um 
Kunftfogen, JTheil ©. 127. Cs würde einen 
Gigfeiten lebhaft zu ſchildern: fie kegen aber her ger 
zecheen Machwelt vor Augen, und der Neid feihfl 





Rene Bihler 


der fhönen 


Biken 


und 


ber freyen Kuͤnſte. 





‘ 
» B 2 — 
“ 
1) 










Sch cum Bar Zweyte Stüc, 


Leipzig, 
in der Dyckiſchen Buchhandlung. 
1774 | 
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— m. 


ital. . 


1 be demdiemn Shirkh 66; Ending Ein 
u, Oreftrio von den drey Kuͤnſten der m 
"mit eitiens Anhang von der Art und Weiße, 
Abdruͤcke in Schwefel; Gyps und Glas zu 
verfertigen, auch in Edelgeſteine zu graben, 
herausgegeben von Franz Chriſtoph von 
: Scheib nebſt einer Vorrede von Friede, 
Juſt, Riedel, 256 
MM. Contes moraux & niouvelles Idylles de‘ 
" D. Bi & Salomon ‚Geffner ; R) zur sr j 
hung. 
VWV. Briefe eines Italiaͤners über eine im Fr 
71755 “angeftellte Meife nach Spanien, | 
aus ber franzoͤſiſchen Nbafaung des 


J Lion. © 39% 
V. Vermiſchte Nachrichten, 
"Aus Deutſchland. | & 307 | 
Aus Engelland, nn 
Neue Kupferſtiche. 
Neue Schriften, die ſchoͤnen uf 


hexeffend 
A philofopbical Analyfis and Nuſtratidn 6f 
+ fome:of Shakejpear s remarkable Chara- 
dters, 3 1 “ 
Theatrical. Porcraits &c, ebend. 
The Works of. Architedlure öf Robert and 
James Adam) 317 
Infancy;- a Pdem &c. by Hugh Dounman, 
ebend. | 
a 


\ 





⸗ 


| Andiquities of Bad, Wales. &c. by 
Francis Grofe, N 318 
A new fyftem, or an Analyfis s of ancient 
Mythologie &e. 2 Vols. by Jacob Br,yans, 
ebend. . 
Obfervat, onthe Difcourfes delivered. of ‚he 
Royal Academie &c, 319 
Retaliation, a Poemby Dr. Goldfmith.i — ** 
Sketches of the Hiftory of Man. 2, Vol. 


320 

The Country Juftice, a Poem. 321 
Comedies of Plontus, tranflated &c. Vol, 
che fifth and laſt. ebend. 


Poeſeos Aſiaticae Commentariorum „a 
‚ ſex dc. auct. Gugl. Jones. . 
Aedes Pembrochianae &c, p. Mr. Richerdfon 
ebend. 
Corin and Olinda, alegendary Tale br wm 
cbarad Teede. 
The Hiftory of Englith Poetry Sc. "by 
Thomas Warten. ebend. 
‚Poemsby ‘N. Porter. "922 
The Matron, an Elegy. , 326 
The Regal and Ecclefiaflical antiquities of 
England, by Fofeph Strutt. ebend. 
A complete view of the Manners, Cuftoms, 
Arts, Habits &c. of the inhabitants of 
ed &e. Vol. I. ebend, 
e ınflexible captive, a Tra 
Mifs Hannah More. ’ sy 3 7 
Letters written by the late Right Honours» 
ble Philip Dormer Stanhspe, Earl of Ches 


Ber 





2 ferfield &ck; ‚Publiihöd.by Mrs. Eigenie 


. Stänhops. 2: Vools, | :327 
A Specimen of Perfian Poetry; or. Odesof 
Hafez &c. by Jobn —— m | 


- Poems, by Mr. Ferningbam.. .: .- 
"The.Progseis of. Gallunıry :.a Postical "BR 
Bay. ebend. 

Sophronia & Hilario. an Elepy; by Cherler 
Grauford. ebend. 

Aus Italien. 

Kom. Dell’ origine e.delle regole della Mu- 
fica Opera de D, Antonio Eximeno. | 339 

Epiſcoparium univerfale:chriftianum & all 
. &tore partim p. editore Dominico Magnon. | 
ebend. . 

Parma. Viro cel. LA. Ernefü &c. S.P. D. | 
. Ans. Jof. Corn. a Turre Rezzomico md 3 
Mr. de la Lande &c. 335 

Verſi fciolti e rimati di Dorilo Dafneji. .333 

Anecdota Litteraria ex MIT, Codicibus oru- 


- 1. Vol. II. ur 333 
Storia della Litteratura Italiana di Girolamo 
Tirabofcht, Tom I, &TV. . :335 
Diccionario numismatico, opera iD; Tom: 
, majos Andres di Gufeme. ebend. 
Padua. zwey Gedichte von Hrn. Elemente Si 
bilato an Hrn. Geßner. 336 
Aus s Frantreich. | 
Neue Schriften. 


3:37 
- NouvellesOeuvres de Mr. de la Borgne.ebend, 
Mexinval, Drame par Mr. Darnaud ebend. 


22 Ra-c 


- — 


Raton aux Bnfees. "ati Like on wert 
de Murwer in der Hoalle, de Mr.. — 


rie &c. par M 


Memoire dancernank TEcole Hopalegratuie 


de Deffein, ebend. 
Hiftoriereef ou Nauzalles on Vers: par MG 
Imbert. . 39 


Fables: paf Mr. Donar. ebend. 
L’Agriculture, Poeme. ebend. 


Collection de Tableaux, peintures 3 gous- 


‘che, migiaturen fs. de Mi, ——— 


Principede ———— ——* 
333. 241 
Guillaume en 1 0 Chanıs pet M. Bitæsb«. 


ebend. 

LesBrincipes de ebai mvu i Ge 
gniere. 

Le Defhnisteur pour los‘ Febriques —* 
d’or, dargent & de ſoye ote. par M.fow: 
bert "de PHiberderie: edbend.:.* .. 

Le Necrologe des 'kommes oder .de 
France; ebend.: 


L’Homme du Mondeschir&per Ios Arts pe 


M. Biondel &c. puhlié par Baffide. 343 
Obſervations für !’ Art. du Comedien & d’au- 
tres objedts &c. par le Sr. D; *** 4bend. 
Memoire fur une decouverte für PArt debs- 
‚ar; faite par le Sr: Loriot, 344 
Neue franzoͤſiſche Kupferftiche, ebend. 
Neue dramatiſche Stuͤcke. 348 


1. Ueber 


— — — — 


u ii . 
Ueber Handlung, Geſpraͤch und Erzehlung. 
Sulzer ficht, in feiner Theorie der Küns 


I ſte,) die Eintheilung der Dichtungsarten 
für etwas ſehr Ueberfluͤſſiges, oder doch ziemlich 


Entbehrliches an Gleichwohi ſcheint cs; daß wie. 


eher feine wahre Poetif haben, werden, als 
his diefe Einrheilung gemacht if: Nur muͤßte 
inan fie freyfich aus wahren umd wefenitlichen, nicht 
aus falſchen oder zufäligen Gründen machen. 
"Die Poetif; f6 wie wit fie jetzt haben, iſt zu 
ſehr mit dem Befondern befchäfftiget; und vernach⸗ 
Jäßigt daruͤber das Allgemeine. Sie geht, in is 
zen weitläuftigen Hauptſtuͤcken nur diejenigen Dich⸗ 
tungsarten duch, für die fie Namen finder, denkt 
. Fi unter jedem Namen fehon immer ein Werk, 


wie 


HG, Artik. Bedicht gegen das Ende. „Man 
2.2 „batverfchicdentlich verfucht, die mancherlen Gat⸗ 
„tungen und Arten ber Gedichte in ihre Klaſſen 
„und Abtheilungen zu Bringen, fich aber big das 
hin noch nicht über den Grundfaß vereinigen 
‚ „fönuen, der-die Abzeichen jeder Art beftimmen 
„fol: Von großer Wichtigfeit möchte auch die 

. beſte Eintheilung der Dichtungsarten nicht feyn; 
„wiewohl man ihr auch ihren Nutzen nicht ganj ' 
3 abſprechen kann.“ — Und nachher: „Es vers 
“ „lohnt fich vieleicht der Mühe nicht, dergleichen 

„ Eintheilung gu ſuchen.“ 


rt. Bibl. XVi B.2. St. M 


a 


14 ueber Handlung 


geben, uns von einem zum andern weis meief 
Schrittweiſe führen mäffen, wenn wir hätten eins 
fehen foßen, wie der eine Zuftand aus dem andern 


hervorgekommen wäre. Demnach giebt cs eine zwiefa⸗ 
“x. de Art der Befchreibung, die auch Herr Sulzer, 


ſehr richtig umd dem Sprachgebraud) fehr gemäß, 
unterſchieden hat. „ Die eine druͤckt die Beſchaffen⸗ 
n heit einer auf einmal vorhandenen Sache aus, als cha 
„ner Gegend, die andre die Beſchaffenheit einer 
„fich nach und nach Auffernden Sache, als eine 
„egebenheit. «„“) 

So wie die aͤuſſern Veränderungen der koͤrper⸗ 
lichen Natur, chen fo. fönnen aud) die innern Bere 
änderungen der Seele bloß befchrieben werden; 
obgfeich hier der Sprachgebrauch diefen Ausdruck 
weniger zu rechtfertigen ſcheint. - Ein Geſchicht⸗ 
fehreiber der Weltweisheit lege uns die mancherley 
Schrfäge eines philoſophiſchen Syſtems einzeln vor 
Augen; er loͤſe uns, nach ber befammeen 
Bruckerfchen Methode, bie für den Schriftſtel⸗ 
ler (0 bequem und für den Leſer ſo wenig unterrich⸗ 
{end ift, die Metaphyſik oder Moral eines Philoſo⸗ 

phen in eine Weihe einzelner Saͤtze und Maximen 
auf; oder er gehe mit ung die verſchiednen Abs 
Anderimgen duch ; bielein gewiffes Syſtem, 
eine gewiſſe Lchrart, in dem Kopfe des Erfinders 
felbft oder in den Köpfen feiner Schüler erlitten; 
er fage ung z. B., in was für Punften die ältere 
Akademie anders, als die mittlere, bie mittlere ans 


— nn 


*) Am angef. D. Artif. Befchreibung. 


n 


! 


cin und Erpehmg. : 184 


ders alsldie neuere gedacht: Und es iſt wiebac.kg 


beiden Faͤllen chen das, was es ohen hey dem Mies 


 turfündiger war; der Geſchichtſchreiher hat die 
verſchiednen Erſcheinungen in der Geiſterwelt, wis 
jener die Erſcheinungen in der Koͤrperwelt, vorgetras 


gen; er hat Handlungen in bloße Begebenheiten 
verwandelt. Wahre Erzehlung wäre fein Werl, 


nur dann, wann er uns yon einer Idez 


auf die andre, von einer Veraͤnderung des. Sys 
ſtems auf die andre, durch alle darwiſchenliegende 


mittlere Ideen, hindarchgeführt haͤtte. 
Die aͤußern Veränderungen des menſchlichen 
Zuftandes, auch wann fie von der freyen Wirke 


ſamkeit der Seele abhangen, laffen fi) nach ben 


dieſer Methode behandeln. Ein unpragmatifchere 


Geſchichtſchreiber wird uns den berüchtigten Crom⸗ 


well in allen verfchiedenen Auftritten feinen Lebens 
zeigen, wie er aus einem bloßen Privatınann erſt 
Officier hey der Armee, dann oberfter Befehlshaber dere 
felben, dann gebietender Herr des Parlemants, 
dann Progektor von England geworden; er wird 
uns von der Gewalt, der Regierungsart, den 
Siegen, den mancherley Verbindungen dieſes Pro⸗ 
tektors eine Menge einzeiner Machrichten geben: 
aber wie denn nun elgentlich der unbedeutende 
Edelmann zu einer fo großen Herrſchaft gediehen 


fen; das werden wir immer aus feinen Nachrich⸗ 


sen nicht einfehen; hölpftens werden wir eine ohn⸗ 
gefaͤhre ſchwankende Bermutkung haben, wie et⸗ 


wa die Sache zugehen Binnen. Der Geſchichtſchrei⸗ 
| SM bee 


$ 


— , 


i86 _ . Weber Handlung, 

Ber’ Hat nehmlich feine Pflicht niche gethan; er Kat 
Die ganze zufammenhängende Reihe innerer md 
Aufferer Zuftände, welche die Urſache dieſer fo auf 
ferorbentlichen Erhebung Cromwells enthielten, 
An eine magre, abgeriffene Folge bloßer Begeben 
heiten verwandelt;_er Hat uns die Ötaatsperände 


rung nur gezeigt, wie fie geſchehen, nice wie- fr Ä 


geworden, wie fie zu Stande gekommen. 
| Coexiſtenʒ und Succeſſion alſo, die Ichte als 
bloße Succeffion betrachtet, machen feinen weſent⸗ 
lichen Unterfihied aus. Will man fagen, daß 
gleichwohl nur das Eoeriftente eigentlich beſchrie⸗ 
ben , das Succeffive erzehlt ‚werde, beſonders 
- wenn von freyen Beränderungen des menfühlichen 
Zaſtandes die Dede ift; fo muß man gleichwohl 
zugeben, daß hier die Ergehlung die ganze Natur 
der Beſchreibung habe, da ſie uns die Sachen bloß 
fo vorſtellt, wie fie find und gefchehen, nicht fo, 
wie fie werden, mie fie fi aus vorhergehenden 
Zuftänden entwickeln. Zum Unterſchiede alfo non 
der eigentlichen Erzehlung, Fönnte man biefe die 
Befchreibende, oder, wenn man lieber will, die 
unpragmatiſche neunen. 
un aber wollen wir die drey obigen Faͤlle 
perändern: wir wellen ſetzen, ein philofophifcher 
Naturkuͤndiger gehe von einem erſten Zuſtande der 
Pflanze oder des Inſekts mit uns aus; er mache 
uns von dieſem Zuſtande und alfo aud von dem 


-Verhaͤltniſſen, worinn fie mit den einwirfenden 


Urſachen ſtehen, einen hinlaͤnglich klaren Begriff, 
Zu und 


"Befund Sachumg. Tr 


und führe uns dann’ durch eine aneinander hangen⸗ 
„de Folge von Veraͤnderungen, deren jede wir and 
ihrer vorhergehenden ſchon kommen ſahen, bis zu ' 
der endlichen Erſcheinung der aufgefchloffenen Blu⸗ 
me oder des gefluͤgelten Schmetterlinges hindurch: 
So waͤrenein auf einmal die Beſchreibung zur Erzeh⸗ 
lung geworden; wir haͤtten nun dieſe Naturerſchei⸗ 
nungen werden ſehen und koͤnnten Rechenſchaft von 
ihrem Entſtehen gebeh. . 
| Eben alfo mit den benden ‚übrigen Faͤllen 
Ein Geſchichtſchreiber der Weltweisheit zeige uns - 
Neuton in feinem Garten ſitzend, wie fein’ Geiſt, 
der chen mir Betrachtungen über den Druck dee Mions 
Des erfuͤllt iſt, durch einen herabfallenden Apfel 
auf die gluͤckliche Idee von der allgemeinen Schwer 
re der Welrförper gefuͤhrt wird, wie er von dieſer Idee 
immer mehr und mehr Anwendungen entdeckt, immer 
mehr und mehr Schwuͤrigkeiten dadurch geloͤſt, iumer 
mehr und mehr Einfoͤrmigkeit in die Wirkungen den 
‚Matur dadurch gebracht ſieht; oder er zeige uns die 
Seele des großendeibnitz wieſich darinn zu einem ſchon 
vorhanduen Fond von Ideen immer andre und andre 
geſellen, wie er dieſe Ideen bald trennt, bald verknuͤpft, 
bald feine Grundſaͤtze einſchraͤnkt, bald fie erweitert) 
Zweifel und Einwuͤrfe bald wiederlegt,bald zu fernerer 
Berichtigung der Wahrheiten anwendet; er laſſe ans 
gleichſam ſein Syſtem Yon der vorherbeſtimmten Har⸗ 
monie, oder die erſten Gruͤnde zur Rechnung des Unend⸗ 
Küchen noch einmal erfinden: So haben wir nun keine 
todte Beſchreibung, wir haben eine wahre praktiſche 
Geſchichte dieſer Gufteme; wir. haben hie. zur 


m - Ueber Handlung, 
ſammenhangende Folge von ben. innern Veraͤnde⸗ 


xungen dieſer großen Seelen vor uns, und koͤnnen 


yon ihren philoſophiſchen Lehrgebaͤuden eine völlige 
NRechenſchaft geben. - | 
Der politifche Geſchichtſchreiber werde prag- 
matiſch, und decke die geheimen Triebfedern auf; 
er mache uns auf der einen Seiteden ganzen ſchwaͤr⸗ 
meriſchen, chrfüchtigen, tapfern, arglifligen Cha⸗ 
rakter Cromwells, auf der andern die ganze 
damalige Lage der Sachen in England befannt; 
ge entwickle uns aus diefen Gründen die ganze Be 
Fichte feines Lebens, und laffe uns einfehen, wie 
ihn, unter dem fortwährenden guͤnſtigen Einfluſſe der 
gußern Umſtaͤnde, immer die eine Abſicht auf die 
andre, der eine günftige Erfolg zum andern ge 
fuͤhrt, big er ſich endlich der oberſten Gewalt in feinem 
Vaterlande bemächtige:Lind es ift auch hier wieder aus 
der Beſchreibung eine wahre Seſchichte geworden; wir 
peoben die Staats veraͤnderung werden ſehen, wir koͤn⸗ 
„yon Rechenſchaft davon geben. 
Man ſieht, daß hier gleichfalls Coerifteng und 
Succeſſion iſt; aber ganz anders beſtinnnt, wie 
oben: und eben diefe ganz andre Beſtimmung 
macht den wefentlichen Unterſchied aus. Das. Cor 
xiſtente jcdes augenblicklichen Zuflandes wird uns 
bier niche bloß einzeln gezeigt, wie es neben oder in 
einander iſt, fondern wie es zu einerley nachfol⸗ 
genden Veränderung conſpirirt; es iſt die Coexi⸗ 
dien; mehrerer zuſammenwirkender Urfachen in der 
Matur , mehrerer zufammentreffender Ideen, 


* 


Geſpraͤch und Eczehlung. 183 
mehrerer vereinigter VBoͤrſtellumgen Abſi chten 
und Neigungen in einem oder in verſchiedenen frei 
‚on Weſen, die inter dem gemeinfamen Cinfluffe 
mehrerer aͤußerlicher Umftände, der Zeit, des 
Orts, wi ſ. fi wirken. Das Succeſſibe iſt hier 
keine abgeriſſene Folge von weit getrennten, unent⸗ 
wickelten Phaͤnomenen; es iſt eine naͤher zuſam⸗ 
mengebrachte Reihe von Veraͤndernngen/ wo ung 
immer die eine ſchrittweiſe zur andern fuͤhrt; es iſt 
eine Kette mehrerer von einander abhangender, 
aus einander ſich entwickelnder Glieber wovon 
das letzte ohne alle vorhetgehenden, ind jedes in 
der Reihe ohne feine vorhergehenden, enetrveder gar 
nicht ſeyn wuͤrde, ‘ober doch nicht fü, wid es jetzt 
iſt. Vieles muß freylich auch der beſto Geſchicht⸗ 
ſchreiber in dieſer Reihe unentwickelt laſſen, woe 
von ſich vielleicht die Perſoner ſelbſt· Feine Rechen⸗ 


ſchaft würden geben koͤnnen; auch kommen gang | 


unvorgefehene Urſachen von auffen hinzu, die er 
als bloße Begebenheiten einführen muß, weiß cd 
' bald art fich, bald Bedingt unmöglich iſt, auch dies 
ſe gu erflären und vorzubereiten; aber. ſobald bier 
fes geſchieht, fü uinterbriche Der Geſchichtſchreiber 
den Gang feiner Handlung, und fert ihn dann 
nachdem fich diefe äußere Mrfache an die Reihe mit 
angeſchloſſen, ununterbrochen wieder fort, bis von 
neuem eine ſolche aͤußere Urſache hinzukommt, ſich 
wieder an die Reihe anſchmiegt, und zu dem Job 
genden mitwirkt. 


Ich 


I sen Hoctlom, — 


Ich babe von — von Da 
euverknäpfungen „ von Veränderungen des äußern 
BVerhaͤltniſſes geſprochen. Alles (äuft auf den Uns 
terſchied zwiſchen trperlihen und geiſtigen Wirkun⸗ 
gen hinaus. 

Nun iſt aber der Menſch in der Rörpertackt; 
ſo gut er.fie auch zu kennen glaubt, nur cin Fremde 
ling ; erift nirgends, . ale in der Geiſterwelt, einhei⸗ 

miſch. Von fi ſelbſt hat die Seele eine weit unmis | 
telbarere, weit anſchauen dere Erkenntniß, fie iſt mit jee 
dem ihrer Zuſtaͤnde weit genauer und völliger bekannt, 
weiß den Gang ihrer Veraͤnderungen in einem weit 
bundigern, innigern, nähern Zuſammenhange. In 
ber Koͤrperwelt keunt ſie, ſtatt dee beſtimmten ins 
nen Verfaſſungen, * die groͤbſten aͤußerlichen 
Erſchelnungen, ſtatt des ganzen Zuſammenhange 
von Veraͤnderungen, nur was von Zeit zu Zeit 
davon ſichtbar, hoͤrbar, fuͤhlbar wird. Von koͤr⸗ 
perlichen Dingen alſo kaun das Werden, das Ent⸗ 
ſtehen uns nicht gezeigt werden; Thomſon kann 
uns kein Gewitter erzehlen, er kann es nur beſchrei⸗ 
ben, nur malen. Was uns als werdend geeigf 
werden kann, ſchraͤnkt fih daher bloß auf das cin, 
was in der Seele ader was durch die Seele wird, 
und zwar, wenn fie im Zuſtande klarer Vorſtel⸗ 
lungen ift, ober wenn man aus dem befannten 
Gange ihrer Flaren Vorſtellungen nachfinden kann, 
wie es bey den dunklen in ihr zugegangen. — 
Daß es ein ganz anders ſey, wenn uns ein Philo⸗ 
ſoph diefes Werden zeigt, und wenn es ein Dich⸗ 
ter 


= 


ei und Erst. 191 


Ä su that, darf ih wohl. kaum erinnern. Der eu 
ne ſucht Deutlichkeit, der andre nur Klarheit in 
der Erkenntniß; der eine will daß wir bie Rich⸗ 
tigkeit des Zuſammenhangs begreifen, der andre 
nur, daß wir fie empfinden ſollen. Auch iſt ie - 
ner in ſeiner Bemuͤhung nie ſo gluͤcklich, als dieſer; 
denn der Menſch iſt mehr zum Empfins 
. den, ale zum Begreifen geſchaffen. Wie Wirs 
kung an Kraft hange, das iſt ihm von jeher ein 
heimniß geweſen, und wirds ihm auch bleiben. 
Worinn beſteht denn nun aber das, was man in 
einer Epopee, oder in einen. Trauerfpiele Hands 
fung nennt? Ich glaube diefes Wort nicht richti⸗ 
ger und fruchtburer erflären zu Fännen, als wenn ic) | 
fage ; daß in einem Gedichtenur dann und nur in ſo⸗ 
ferne Handlung fey, als wir darinn eine Ders 
Anderung durch die Thätigkeit eines We⸗ J 
ſens werden ſehn, das mit Abſichten wirkt. 


Ale äußern Umflände der Zeit und des Orts, ſo 


wie alle äußern Begebenheiten, gehören. zwar mit 


zum Werden des Dinges, aber fie find feine Theis . 


le der Handlung, fie modificiren fie nur, fließen 

auf fie ein, find ihr zumider ober begünftigen fi fie. 
Was überhaupt dazu gehört, daß wir eine - 
Beränderung werden fehen; das gehört mithin 
auch nothiwendig zur Handlung. Von einem er⸗ 
ften beftimmten Zuftarfde des einen oder der meh⸗ 
rern wirkenden Weſen, die zu der Handlung cona 
curriren, geht der Schriftſteller aus, und zwar 
von "einem ſolchen Zuſtande, der bekannt möglich 
und mithin jedem Leſer oder Zuſchauer begteiflich 
" is 


, — 


| 1993 ° * Ueber Hand fund, 4 
it; Biefen Zuſtand zeigt er ums vornehmltch inf 
, ferne, als darinn der Saame der kaͤnftigen Bas 


Änderungen liege, und führt uns dann durch eime 
Folge von glücklichen ober unglücklichen Schritten; 


vuͤnſtigen oder unguͤnſtigen Revolutionen bis zu eh 


ner letzten Hauptveränderung hindurch, wo die 
ganze bisherige Thätigfeit aufhört, und alle wäßs 
rend der Handlung gefhäfftige Kräfte und Leidens 
fbaften zur Ruhe kommen: Die handelnden Pers 
fonen fireben zu geröiffen Zwecken hin, und bieten 
‚jur Erreichung derſelben alle Mittel auf, die fie in 
ihrer Gewalt haben 5 fie fehen in der Berne dei 
Schimmer einer Wahrheit, die fie gerne in vollen 
Lichte erblicken möchten, und zu der fie bald auf dieſen, 
bald anf jenem Wege, der eine ſcheinbare Michtung 
dahin nimmt, zu gelairgen fireben; oder ſie werden 
in der Zukunft ein Gluͤck gewahr, das ihren Bes 
gierden ſchmeichelt, ein Ungluͤck, das ihren Wuͤn⸗ 
ſchen entgegenſteht; ſio ſetzen alle erfoderlichen Mas 
ſchinen an, um ſich des erſtern zu verſichern, und 
dem letztern zuvorzukommen; es eraͤugen ſich 
dort; wie hier,‘ bald groͤßere, bald geringen 
Schwierigkeiten; Ungewißheiten und Zweifel, die 
geloͤſt ſeyn, entgegenftehende Abfichten anderer; die 
vereitelt feyn wollen! auf dem erſten Wege iſt die 
Wahrheit unzugänglih; der Geift muß andere 
verſuchen: die erften Mafchinen find zu ſchwach 
oder werden entdeckt; die Leidenſchaft muß zu arts 
Bern greifen: bald bleiben die anfänglich gehegten 
Abſichten; bald entſtehen waͤhrend des Verlaufs 
de 


Geſpraͤch und Erzehlung. 193 
‚der Handlung ganz entgrgengefekte und neues. und 
ſo geht endlich die Handlung. bald nad) einem länz 
gern, bald nad) einem Fürzern Wege, bald mit 
mehrern, bald mit wenigern Krümmungen, auf 
eine legte Kataftrophe hinaus, wo alle bisher ges 
hegten Abfichten der Handelnden, alle bisherigen 
Thaͤtigkeiten und Leidenſchaften, entweder fo oder 
anders, ihr Ende finden. Bald ift die Veraͤnde⸗ 
rung fo, wie fie der eine, bald, wie fie ber andere 
wuͤnſchte; bald iſt fie dem Wunfche ganz, bald 
nur halb gemäß ; bald ift fie fo , wie fie feiner ge 
fucht, Feiner gehofft oder erwartet hatte. 
Der fo oft getadelte und doc fo brauchbare 
Batteux erklärt die Handlung durch eine Un⸗ 
ternehmung, die mit Wahl und Abficht ges 
BR *) Da der fbarffinnigfte Kunftrichter, 
den ich Eenne, Herr Leſſing **), unter einer Ein 
fchränkung, die hier in Feine ‘Betrachtung koͤmmt, 
dieſer Erklaͤrung zugeſteht, daß ſie mit dem Sprach⸗ 
gebrauch uͤbereinſtimme, und kurz, daß ſie richtig 
ſey; ſo muß ich um deſto eher die Urſachen ange⸗ 
ken, warum ich hier von ihr abgehe. 
Eigentlich bin ich nicht von ihr abgegangen, 
fondern habe fie nur anders gewandt. Man weiß, 
wie viel oft zur Richtigkeit und Sruchtbarfeit eines 
Eedanfens auf die Seite anfömmt, von der man 
rn 3 
*) Einleit, in die Sch. Wiſſenſch. Th. 1. ©. 252, 


der Ramlerifchen Ueberſ. 
”*) Vom Wefen der Fabel. &, 156. 


YY, Bibl. XVI. B. 3 St. N 


194 - Ueber Handlung, 


ihn faßt: und diejenige, die ih bey Erflärung 
der Handlung vorfehre, feheine mir weit unterrich⸗ 
tender und an Folgen weit ergiebiger, als die an⸗ 
dre, die Batteux vorkehrt. Man fiche, deucht 


‘mir, beffer, wie eine Handlung Yon dem Dichter . 


muͤſſe bearbeitet werden, wann wir fie in feinem 
Werke wiederfinden follen ;auch ergiebt ſich nun deut 
‘licher, worinn die Einheit: und worinn die Belle 
ftändigfeit der Handlung liege. Ä 


Nach der Erflärung des Batteux wird man 


die Einheit der Handlung in die Einheit der Abe | 


ſicht foren; man wird mit Herrn Leſſing fagen, 
daß der Dichter in die Handlung felbft Abſichten 
legen, und diefe Abficheen unter Eine Hauptabficht 
muͤſſe zu bringen wiften *). Aber «8 laffen ſich 
Stüde denken, worinn ſich die anfänglidy geheg⸗ 
ten Abfichten der Derfonen, während daß fie ſolche 
zu erreichen ſtreben, in die gerade entgegengefegten, 
und dieſe wieder in andre verwandeln, und wo 
man dieſe Verwandlung zwar aus Einem Charakter 
wird erklaͤren, aber nicht unter Eine Hauptabſicht 
wird bringen koͤnnen. Ich ſetze nehmlich voraus, 
daß man dieſe Hauptabſicht nicht in einer abſtrak⸗ 
ten Idee ſuche, noch die Abſichten der Perſonen 
mit der Abſicht des Dichters verwechsle. Nach 
unſrer Erklaͤrung faͤllt diſſe Schwuͤrigkeit weg; 
denn nun liegt die Einheit der Handlung in der 
Einheit der hervorgebrachten Veränderung, und 

‘ wenn 


*) Am angef. Orte. S. 154. 





SGeſpraͤch und Erzehlung. 1959 


wenn mie von dieſer rückwärts ausgehen, um nach 
den Urſachen zu fragen, die ſie uns, ſo ganz wie fie 
ift, erklären koͤnnen; ſo gehört alles, was ung da 
geantwortet wird., zu diefer Einen Handlung, bis 
wir zuletzt auf gewiſſe erſte Lirfachen hinausfoms : 
men, wo wie nicht wiche fragen. Die Vollſtaͤn⸗ 
digkeit der Handlung wird man nach dem Batteux 
darinn feen, daß die Abſicht der Unternehmung 
entweder ganz erreicht oder ganz verfehlt fey: aber 
die erfte Abſicht der Handelnden kann völlig vers 
fehle, und nun eben die Handlung am unruhigs 
fin, das Schickſal der Perfonen am zweifelhafte⸗ 


fin, und die Erwartung des $efers am größten 


werden. . Eher alfo ift eine Handlung nicht voll⸗ 
ftändig, als bis auch die letzte Abficht der Perfor 
nen, die fi) aus den vorherigen entwickelte, ent⸗ 
weder ‚erreicht, ober. verfchle ift; und diefe letzte Ab⸗ 
ſicht ift eben die, die zu der legten Veränderung 
führt, ben welcher alle bisher chätigen Kräfte und 
Seidenfhaften zur Ruhe Formen. Ich denfe alfo, 
es ift in aller Abſicht vortheilhafter, bey Erflärung 
der Handlung den Begriff der letzten Veränderung, 
als den Begriff der anfänglich gehegten Abfichten 
vorzufchren. 

Eine andre Urfache, warum ich die Erklärung 
des Batteux verlaſſe, iſt die, weil cr fie jelbft an 
einem andern Orte *), wo er fie zuerft wiederholt, 
und dann ein Beyſpiel hinzufege, das uns feine 
Meynung erläutern fol, völlig unwichtig macht. - 
2) Einleif. Th. 2. ©. 22. 


196  : Ueber Handlung, 


Er will nehmlich an diefem Orte den Unterſchich 
zwifchen einer Sertigfeit, einer Leidenſchaft und eis 
ner Handlung beflimmen, und diefes thut er. auf 
folgende Art. „Der ältefte unter den Horaziern, 
„ſagt er, liebe die Ehre Noms; das ift bey im . 
„eine Fertigkei. Kamille, feine Schweſier, 
„vergießt TIhränen über den Sieg, der. zur Ehre 
» Noms gereicht; er wird darüber zornig: das if 
„bey ihm eine aufwallende Leidenſchaft. Ertöde . 
„tet fie im Zorne; das iſt eine Handlung. 
„— Die Fertigkeit iſt ein entferntes Principie 
„ums; der Gegenfland der die Seele rührt, ber 
„lebt dieſes Principium ; das beichte Principium 
„neigt fich zu einer Handlung mit mehr oder 
„ weniger febhaftigfeit, nachdem cs mchr oder mins ; 
„ der lebhaft gerühre. worden iſt. — Man 
fieht hier offenbar, daß ſich Batteur durch Die 
Zwendeutigfeit des Sprachgebrauchs verführen 
läßt, und die Handlung, ſo wie fie in der Kunſt⸗ 
fprache genommen wird, mie der That verwech⸗ 
ſelt; daß er fich ordenelih Mühe giebt, alles was 
infhierhalb der Seele vergeht, von dem Begriffe 
derſelben auszuſchließen. Zwar, was die Fertige 
keit betrift, hat er Recht; fie wird bey der Hands 
lung nur vorausgeſetzt, ohne felbf ein Theil dere 
felben zu feyn: aber wann er nun aud) die Wir⸗ 
fung, die eine beſtimmte Urfache auf die Seele 
thut, wann er die empörte Leidenſchaft der Seele, 
das ganze Hinneigen zur Befriedigung derſelben 
von der Handlung abſondert; fo widerſpricht er 

das 





Geſoraͤch und Erzehlung. 197 
Damit dem Sprachgebrauche aller Kunſtrichter und 


ſelbſt feinem eigenen. Denn gleich in dem zwey⸗ 
gen Perioden des folgenden Abfchnittes redet er von. 


zwey Handlungen, die sufanımen fortgehen, und 


voerſteht alfo unter diefem Worte eine Reihe von 
Veraͤnderungen, die doch wohl unmöglich. eine 
Reihe von laurer folben Thaten feyn kann, wie 
der Mord der Ramilla iſt? 

‚Meberhaupt haben ſich die Kunftrichter in die 
-oben bemerkte Zwendeutigfeit des Sprachgebraud)s 
nicht zu finden gewußt, und fi) nur felten von 

- ber Handlung einen recht beftimmten Begriff ges 
macht. „Es giebt ihrer, fagt Herr Eefling *), 
3) die einen fo materiellen Begriff damit verbinden, 
„ daß fie nirgends Handlung fehn, als wo die Koͤr⸗ 
'„, per fo chätig find, daß fie eine gewiſſe Veraͤnde⸗ 

„ rung des Raums erfordern. ie finden in kei⸗ 
„nem Trauerfpiele Handlung, als wo der Liebha⸗ 
ber zu Füffen fallt, die Prinzeßinn ohnmachs 
„tig wird, die Helden fich balgen; und in kei⸗ 
„ ner Fabel, als wo der Fuchs fpringt, der Wolf 
„zerreißt, und der Froſch die Maus fid) an das 
„Bein bindet: Es hat ihnen nie beyfallen wol⸗ 
„ten, daß auch jeder innere Kampf von Leiden⸗ 
5, ſchaften, jede Folge won verfchiedenen Gedanken, 
„wo eine die andere aufhebt, Handlung fen; viel⸗ 
3, leicht, weil fie viel zu mechanifch denfen und füh- 
„len, als daß fie ſich irgend einer Tätigkeit dabey 


3, bewußt wären. 
N. 36 


j ”) Am angef. Otte. S. 146. fig, 


198 .. Leber Handling, 


Ich freue mid, daß ich eine fo wichtige Ans 
merfung mit den Worten eines fo vortreflichen 
Schriftſtellers habe fagen können. Aber ich muß 
noch eine andre mit meineneigenen fagen, wodurch 
ih die Handlung von dem, was ih bloße Yes 
megung (mouvement, hufinefs.) nenne, unters 
ſcheide. Es giebt nehmlih ganze Reihen von 
Wirkungen, dig zwar mit zur Handlung gehören, 
aber in fich felbft weiter Feine Handlung enthalten; 
Scenen auf der Bühne, wie im Kriege des Goldo⸗ 
ni, und Gemälde in der Epoper, wie in Ho: 
mers Iliade, wo Hände und Füfle in der Auffers 
ſten Gefchäftigfeit find, aber alles zufammen nur 
‚ein einziges Glied der Kette ausmacht. 

Wo Handlung ſeyn fol, da müffen allemal 
mehrere Glieder ſeyn, gefeßt auch, daß es nur zweye 
wären; ein einziges Glied, aus der Reihe heraus 
genommen, ift ein einziger Zufland, in dem wir 
nichts weiter werden fehen. Zugleich aber gehört 
zu dem Begriff der Handlung eine ſolche Verknuͤ⸗ 
pfung der Zuftände, da der eine auf den andern 
einfließt, ih erweckt, ihn veranlaßt. Wo alfe 
in einer Folge von Veränderungen diefer Zuſam⸗ 
menhang fehle, da fehle auch die Handlung; da 
iſt alfo nichts als Bewegung, Indeſſen kann 
das Ganze zur Handlung gehören; aber es macht 
nicht viele; es macht nur ein einziges Glied 
der Kette. — Das befte Beyſpiel wird ung der 
erſte Schiffer des Herrn Geßners geben; die 
fee vortrefliche Eleine Stuͤck, das uns die beyden 
intereffanteften Gemälde, der Entwicfelung einer 

. Se 


Geſpraͤch und Erzehlung. 7199 ° 


Idee im Verftande, und der Entwickelung einer $eiz 
denfhaft im Herzen zugleich vorſtellt. Derzärie 
che Juͤngling, von feiner gelichten Melida durchs 

Mẽer getrennt, voll heiffer Sehnſucht, zu ihr hin 
überzufommen,, und doch in der Unmoͤglichkeit, 
die zu weit entfernte Snfel durch Schwimmen zu 
erreihen, muß nothivendig, wenn die Handlung 
zu dem abgezwecften Ende hinaus fol, ein Fahr: 


zeug haben. Aber die Kunft, über Meer zu ſchit 


fen, ift eine noch unentdeckte Kunſt; der Juͤng⸗ 
ling fängt alfo an, Lieberlegungen zu machen; es 
bieten fi ihm günftige Umſtaͤnde dar, die er fleif? 
fig beobachtet; nun verfnäpft er die eine Beobach⸗ 
cung mit der andern, gelangt zu der erſten Idee 
eines Fahrzeuges, fängt an zu arbeiten, verſucht, 
wird verfhiedene Unvollkommenheiten inne, hilft 
ihnen ab, und gelangt zus feiner Geliebten. Hier 
iſt nach dem Begriff, den ich oben gegeben’ habe, 
Feine bloße Bewegung, fondern wirkliche Hand- 
kung. Aus dem erſten Zuftande, worinn uns der 
Juͤngling erſcheint, entwickelt ſich allıs andre ; 
aus ſeiner Leidenſchaft begreifen wir, wie er auf die 
Abſicht geraͤth, über Meer zu ſchiffen; aus dieſer 
Abſicht die Aufmerkſamkeit, womit er jeden ſich dar⸗ 
bietenden guͤnſtigen Umſtand beobachtet; aus der 
Verbindung dieſer Beobachtungen die erſte dee: 
aus dieſer der erſten Verſuch; aus dem Verſuche 
die Entdeckung der Unvollkommenheiten ſeiner Er⸗ 
findung; aus dieſer feine neue Aufmerkſamkeit im 
Beobachten ı 8 ſ w. Geſetzt aber, dieſer erſte 

| N 4 Schif⸗ 


202 _ Ueber Handlung, 2 


Beugung des Organs, wodurch er Wörter unb 
Sylben ausſpricht, die Handlung um einen Schritt 
weiter ruͤcke. Aber nur dann rückt fie hier weiter, 
wenn während dem Reden in der Seele neue Ide⸗ 
en, neue Bewegungen bervorfommen, bie auf die 
nachherigen Zujiände Einfluß haben; als wen. 
3. jemand ſich felbft in Hitze ſpricht, oder ſich 
durch) das Reden verfühlt, und dann in der Folge 
die Sache anders läuft, als ohne diefe Hitze, oder 
“ohne diefe Verfühlung würde geſchehn ſeyn. ch 
werde weiter unten Gelegenheit haben, mich etwas 
deutlicher zu erflären. 

Die wichtigſte Eintheilung der Handlung er 
giebt ſich aus der Verſchiedenheit der legten Haupt 
veränderung, auf welche fie zugeht. Dieſe iſt ent 
weder bloß eine Veränderung des innern, dder zu⸗ 
gleich des’ äußern Zuftandes; es ſey nun unſrer 
felbft oder eines andern: entweder nur cine Veraͤn⸗ 
derung in dem Syſtem unfrer Gedanken und Nei⸗ 
gungen, ober in den reellen. und beſtimmten Ver⸗ 
hältniffen,, worinn wir mit gewiffen Dingen und 
Perfonen außer uns fiehen. Wir wollen in uns 
frer, oder in eines andern Erfenntniß eine gewiſſe 
Idee entwickeln, eine gewiffe Wahrheit entweder 
finden, oder beftätigen, oder aufflären; einem gewife 
fen Irrthum ans &icht zichen und wiberlegen; dis 
nen gewiffen Zweifel, der fich der. Wahrheit entge⸗ 
genftellt, ausehnanderfegen und heben; wir wollen 
in unferm, oder in eines andern Willen eine gewiſſe 
allgemeine Neigung oder Abneigung, einen gewiß 

| fen 


. “ a [3 
21 1 


Geſpraͤch und Erzehlung. 203 
fen ‚bleibenden Vorſatz bewirken, oder umaͤndern: 
eine Abſicht, die fich wieder nicht anders, als durch 
- veränderte Einficht des Guten oder Schädlichen, 
vermittelſt des Raͤſonnements, erreichen läßt. Alle 
dieſe Veränderungen gehören bloß zu dem innern 
Zuftande der Seele; fie zielen auf die Vollkommen⸗ 
heit der Erkenntniß, auf die Verbefferung des Char 
taftersab: und ob fiegleich nachher auf den äußern. 
Zuftand den wichtigften Einfluß Haben koͤnnen, fo 
fehen wir doch hier Feine beſtimmte individuche An: 
- wendung von ihnen. In andern Faͤllen wollen wir 
unſre beflimmten äußern Verhaͤltniſſe ändern; wir 
greten als Menſchen von den und den jekigen Be 
dürfniffen, in den und den acktuellen gefellfchaftli- 
hen Verbindungen auf, als Väter, als ‘Brüder, 
als Freunde, als Gatten, als Liebhaber, als Kin: 
der, als Herren, als Unterthanen u. f.f. Dort 
Eonnte die Handlung geſchehen, auch wenn wir 
ganz allein, mit dem gefammelsen Vorrathe unfrer 
Ideen, und den hinlänglic) geübten Kräften unfrer 
Seele, auf die Bühne traten ; hier werden immer 
außer uns felbft noch äußere Gegenftände, mehrere 
fpielende Perfonen erfordert, deren Intereſſe mit 
- dem unfrigen, bald fo bald anders, verwickelt iſt: 
dort, wenn wie mit andern zu thun hatten, inte 
reßirten uns diefe andern nur als Denker, als 
Menſchen von dem und jenem allgemeinen Charak⸗ 
ser; hier als Menſchen von gemwiffen beſtimmten 
Abfichten, die den unfrigen guͤnſtig oder unguͤnſtig 
find, von gewiffen individuellen Neigungen und 


204 Ueber Handlung, 

Leidenſchaften, die mit den unfrigen uͤbereinſtim⸗ 
men , oder in Streit gerathen: dort als Freund 
oder Feind der Wahrheit und Tugend; hier als 
Freund oder Feind unfrer felbfl. Jene Handlung gehe 
dornchmlich den Verſtand; diefe vornehmlich das 
Herz an: jene, wenn fie in einem Werfe vorgeſtellt 
wird, fol vornehmlich unſre obern, dieſe vornehm⸗ 
Rh) unfre unten Seelenfräfte vervollfommen. Die 
eine will ich die philofophilche, die andre die dra⸗ 
matische *) Handlungnennen. 

Nimmt matt zu biefem Unterſchiede der Hands 
lung noch den Unterfehied der Form; fo giebt ung 
nun das eine vollftändige Eintheilung der Werke, 

Die uns etwas als werdend zeigen. Ob übrigens 
diefe Werke zur Dichtkunſt gehören oder nicht, das 
wird auf die Entfcheidung der Frage ankommen: 
ob fie eine dichterifche Behandlung vertragen, oder 
"nich vertragen Fönnen. ch unterſuche vors erſte 
‚ ihre Natur nur im allgemeinen, und will danu 
ſchon von dem Schriftſteller überhaupt auf den 
Dichter zuruͤckkommen. — ft die Veränderung 
des aͤußern Zuftandes bereitd getworden, und 
ectheile ung ein Zeuge Bericht, wie und durch was 
für Urſachen folche geworden ; fo giebt uns das 
die eigentlich ſogenannte Erzehlung, die epifche, 
die 
2) Mach dem Staliger (Poet. p. 13.) würde ihr die» 
fe Benennung um defto eher zukommen, weil fie 
mehr, als die philofophifche, der Aufführung und 

des Geberdenfpield fähig if; ob gleich worden | 

die griechifche Jugend, nach dem Zeugniffe Pl . | 

tarchs, auch die platönifchen Dialogen auswen | 

dig gelernt und bergefagt bat. | 


— | 


Geſpraͤch und Erzehlung. 205 


die Geſchichtserzehlung, wie man ſich ausdruͤ⸗ 
cken will: denn ich moͤchte ſie gerne von derjenigen 


unterſcheiden, die nur einzelne Reden, nur einen - 


Zufammenhang yon. ungefähren Veränderungen 
wiederſagt, welche ohne beftimmre Abfichten : 
erfolgt find und nicht als weſentliche Mittelurſa⸗ 
chen zu einer letzten Veränderung concurrirt haben. . 
Wird die Veränderung erſt jegt in dem gegen 
wärtigen Augenblide; fo haben wir das Dramas 
tifche Geſpraͤch; denn die Dichtkunſt hat Fein 
anderes Mittel, als die Mede, und was fie ung 
Daher als jeßt werdend zeigen fol, das muß eben 
durch den Gebrauch diefes Mittels, durch Rede 
werden. Das Drama feldft ift eine Vermifchung 
‚von zwa Kuͤnſten, von Dichrkunft und Pantomis 
me. Wenn ich Dramatifches Gefpräch fage, fo 
will ich es dadurch nicht bloß vom philofephifchen, 
fondern auch) von demjenigen unterfcheiden, dag 
bloß Diſcurs, bloß Charaftergemälde ohne eigents 
fihe Handlung, wirflide Erzehlung unter der 
Form des Geſpraͤchs enthaͤlt. — Iſt die Ver⸗ 
aͤnderung des innern Zuſtandes berejts gewor⸗ 
den, und ein Zeuge unterrichtet uns, wie ſie ge⸗ 
worden, fo-giebt uns das ein Stuͤck ächter philo⸗ 
fophifcher oder Litterars Sefchichte: wird fie 
erſt jetzt in dem gegenwärtigen Augenblicke, fo has 
ben wir entweder Selbftgefpräch oder den philoſophi⸗ 
ſchen, Dialogen, nad Art der Sokratiker und. 
vor allen andern des Plato. 


00 Mar— 


nn 


206 | Ueber Handlung, 


| Marmontel, der, wie überhaupt die Schrift: 
fleller feiner Nation, zu fehr auf den Ausdruck 
fieht, und darüber oft die Sachen vernach⸗ 
laͤſſigt, macht zwiſchen dem philofophifchen und 
dem dramatifchen Gefpräche folgenden Unterſchied: 
Jenes, fagter, hat eine Wahrheit, dieſes 
bat eine Handlung zum Gegenftande 9. 
Dies ift freglich fehr furz und fehr artig gefagt; 
aber nad) allem, was ich bisher entwickelt habe, 
in jedem Ausdrucke falſch. Zuerft: "was heißt 
das, eine Handlung zum Gegenſtande has 
ben? Der Kunftrichter feheint unter Handlung 
das letzte Ziel zu verfichn, wo die Perſonen hinfire 
ben, die letzte Veränderung ihres Zuftandes, auf 
deren Bewirkung fle.arbeiten, oder auf die fie wi⸗ 
der Willen Ginausfommen. Aber nicht bloß das 
legte Glied einer Reihe; die ganze zufammenhan: 
"gende Reihe, 'wie ih ſchon gegen den Batteur 
gezeigt babe, macht die Handlung aus. Und 
wenn das ift, fohat nur der Erzehler, derin feiner 
eigenen Perfon fpricht, fo Hat nur der räfonnitende 
oder moralifirende Philofoph eine ſolche Handlung 
zum Gegenftande; der Dialogift liefert uns die 
ganze Handlung felbit, oder doc wenigftens fo 
viel davon, als durch den Ausdruck der Ideen und 
Empfindungen vermittelft der Nede Wird, oder 
als werdend von ung erfannt wird. So wie fih 
Marmontel ausdruͤckt, Fönnte man fagen, daß 
der Eutyphron des Plato ein dramatiſcher Dia⸗ 
log 

5) Boet. frangę. T. II. p. 34 


—— — —— — — — om -- 


Geſpraͤch und Ersehlung. “ 307 


log ſey; denn dieſer hat die Handlung, die Euty⸗ 

phron gegen feinen Vater vorhat, zum Gegenſtan⸗ 
de; er prüft und widerlegt die Gründe, die der. 
abergläubifche und aus lauter Gottſeligkeit gottlo⸗ 


ſe Dann für die Rechtmaͤßigkeit derſelben anfuͤhrt. 


Ferner: welcher Unterſchied, den Marmontel zwi⸗ 
ſchen Wahrheit und Handlung macht! Das philo⸗ 
ſophiſche Geſpraͤch liefert ung ja nicht bloß, wie der 
Paragraph eines Kompendiums, das endliche Re⸗ 
Jultat der Unterſuchung, ſondern die ganze Unter⸗ 
Juchung ſelbſt; nicht bloß die gefundene Wahrheit, 


ſondern auch alle die Schritte, die man uͤm fie zu 


finden gethan hat, alle die Bemühungen, ſich 
"Durch die entgegenftchenden Zweifel und Einwürfe 
hindurchzuarbeiten. Es enthält alfo eben ſowohl 
Handlung, als das dramatiſche Sefpräh, nur 
freylich Handlung von einer andern Natur, und” 
zinem andern enblichen Ausgange. 

Einer der wichtigften Unterſchiede zwiſchen phiz 
Tofophifcher und dramatiſcher Handlung iſt ders 
Daß die letztere, weil fie auf eine Veränderung der 
Außern Berhältniffe abzweckt, nicht ohne Mitwirs 
Yung oder Hinzufunft äußerer Gegenflände, und 


im Drama befonders nicht ohne Einführung ande⸗ 


ver Perfonen, zu Stande kommen Fann; da hingen 
gen die erftere, die philofophifche Handlung, in 
manchen Fällen, nichts als die Wirkſamkeit einer 
einzigen nachdenfenden Geele fordert. Dicfer Fall 
‚aber ift dann, wann die abgeswechte Veränderung 
än dem philofophirenden Kopfe felbft liegt, wann 
n ’ er 


208- lieber Handlung, 


ernicht andere, ſondern ſich unterrichten, nicht für 
anderer, fondern für feinen eigenen Gebrauch ei⸗ 
nen Gedanken berichtigen, weiter führen, widerle⸗ 
. gen, beftätigen will. Diefes giebt eine neue, fo 
wohl von philofophifcher Geſchichte, als philoſophi⸗ 
fhen Dialogen , unterfchicdene Art von Werfen, 
die gleichwohl einigermaßen die Natur des legtern 
annimmt, indem nehmlich ber Philofoph fich gleich 
fam felbft. in mehrere Perfonen theilt, bald feine ei⸗ 
gene, bald die Rolle der andern fpielt, und fich, fo 
ju reden, aus der Seele des andern Einwuͤrfe 
macht, die er dann aus feiner eigenen beantwortet. 
Um defto eher will ich Diefe ganze Art von Werken 
mit dem Namen philoſophiſcher Selbſtgeſpraͤche be⸗ 
legen. Sefind von einer hoͤhern und edlern Natur, 
als die Abhandlungen; indeffen erſcheinen fie insges 
mein unter der Geſtalt derfelben; fo wie auch oft 
bloße Abhandlungen die Geſtalt von Selbſtgeſpraͤ 
chen annehmen. In der Abhandlung, die ums 
nur die endlichen Mefultate mie dem allerweſentlich⸗ 
fin aus der Gefchichte der Unterfuchung liefert, fes 
hen wir ſchon immer mehr. das vollendete Gebaͤu⸗ 
de; nicht die erſte Anlage mit ihren nachherigen 
Aenderungen und den Urfachen derfelben, nicht bie 
Zurichtung der noch rohen Materialien, nicht das 
zum Baue nöthige Gerüfte, nicht die Kunftgriffe 
bey Handhabung der Werkzeuge, nicht die ganze 
Art der Zufammenfegung und‘ Aufführung des 
Baues. Diefes alles aber fehen mir mehr oder 
weniger in dem, was ich philoſophiſthes Se 
u pra 


kenniniß davon zu hoffen hat ”)- Fuͤrs zwehte 


N. Bibl.xvi.B.. St. o 


4 


Geſpraͤch und Erzehlung. 209 
ſpraͤch nenne: der Schriftſteller thut, ad ob er 


son feinen Zuhörern wüßte, und bey fich- felbft 


noch nicht ausgemacht hätte, was er vortragen will; 
er ſchließt ſich gleichfam in fin Kabinett ein, und 


fängt laut an zu denken, indeſſen wir Leſer unvers 


merft an feine Thuͤre ſchleichen und horchen. Dicke 
Art des Vortrags hat ihre ausnehmenden Bors 
theile, wenn fie gefchicht behandelt und bey Mares 
rien von Wichtigkeit gebraucht wird. - Sie unters 


richtet uns fürs erſte beſſer und gründlicher von dem 


Gegenſtande der Unterfuchung ſelbſt; fie der⸗ 
pflanzt, um mich mit dem Kanzler Baco auszu⸗ 
dräden, Die Wahrheit fo in die Seele des Le⸗ 


ſers, wie fie in des Schriftffellers eigenen 


Seele gewachſen iſt; fie giebt ihm nicht bloß 
den abgehauenen unfruchtdaren Stamm, 


ſondern die ganze Pflanze, mit ihrer Wur⸗ 


zei und ein wenig Daranhangender Erde: fo 
daß num der Leſer felbft, wenn er fie wartet 
und pflegt, die Ichönften Früchte der Er. 


floͤßt 

9 De Augment. Scient. L. V. c. 2. p. 152. wo er 
uuͤberhaupt von feiner Methodo initiatiua, im &e, 
genfaße ber magiftralis, viele® ſagt, bag bier 
ganz eigentlich anwendbar ift. DieStelle gefällt mir 
su fehr, als daß ich fie nicht herfegen foUte. „Altern 


„go; altera (initiatiua) tamquam filiis ſeientia- 

‘ „rum tradit: altera pro fine habet ſeientiatum, 
„quales iam ſunt, vfum; altera earumdem con- 
.* tinuationem et vlteriorem progreſſum. —5 
po @- 


N 


„(magißralis mesbodus) ſeientias difcentium vul-, 


ı 
* 


210 Ueber Handlung, 
fiößt diefe Merhode uns felbft den Geiſt der Unter⸗ 


ſuchung ein; fie giebt unſerm Kopfe deu Anftof 
| | zum 


poſterior via videtur deferta er interciufa. Ice 
„enim adhuc feientiae tradi confueyerynt, quafi 
„ex pafto tam docens quam diſcens errores ad» 
„fcifcere cupiant Etenim gi docet, ed docet 
„mode, quo maxime dictis ſuis fides adftruatur, 
„.non quo illa commodiflime examini fabiician- 
„tur: et qui dilcit, fibi exemplo fieri, non legi« 
»timam difquifitionem praeftolari expetir; ve 


„magis fit ei cordi, non dubitare, quam noner- 
‚rare. Ita vret magiſter, amore gloriae, infr-, 


„mitatem fcientiae [uae prodere caueat, er dr 
„fkipulus, laboris odio, vires propfiai experiri 
„nolit. Scientia vero, quae alıis tamquam tela 
„ pertexenda traditur, eadem methodo (fi fieri 

‚ »poflit) animo alterius eft infinuanda, qua !prı» 
“  ymitus inuenta eſt. Atque hoc ipfüm fieri fane 
„poteft’in fcientia per indußionem acquifita, 
„Sed in anticipata ifta et praematura fcientia 
» (qua vtimur)non facile-dicar quis, quo itinere 
„ad eam, quam nactus eſt, [cientiam peruenerit. 
„ Attämen ſane fecundum maius er minus poſſit 
» quis Icientiam propfiam reuilere et veltigia fu 
„ae chgnitionit fimul er confenfus remetiri, ar 


» que hpc pach fcientiam fc transplantare in . 


„nimum alienum, ficut creuit in fuo. Artibus 
„enim idem vfu venit, quod plantis: Si plans 
„aliqua vti in animo habeas, de radice quid fiar 
„nil refert: fi vero transferre cupias in aliud fo 
„lum, tutius eft radicibus vti, quam furculis, 
„Sie traditio (guae nunc in vfu eft) exhiber pis- 
„ne tamquam truncos, (puleros illos quidem) 
„feientiarum, fed tamen absqueradicibus, fabre 
. „lignario certe commodos at plantatori inurifes, 
‘„Quodfi difeiplinae vr crelcant tibi cordi fit, de, 
„truncis minus fis follicttus; ad id curam adh- 
„be, vr radices illaefae, etiam tum aljquanrule 
„terrae adhaerentis, extzähantur, “ = 


\ 


\ Geſorach and Erzehlung 914 | 


gan Denten, ‚und bildet ihn zu der Geſchicklich⸗ 
Tea, auch in ‚andern Materien ſo gluͤcklich, wie der 
Schriftfteller in der ſeinigen, zu arbeiten Diefer 
große Vortheil, den die Selbfigefpräche mit den 
Achten philoſophiſchen Dialogen gemein haben, 
Wucht: die Werke der Sofratiler zu: fo unſchaͤtz⸗ 
baten Denkmalern des Alterthums, ob ſich gleich 
Meynumgen und Grundſaͤtze ſeit ihter Zeit fo uns 
dedlich verändert haben; ‚und haͤrten ſie anch ſonſt 
Ein Werdienſt, ſo wuͤrde fie fehem dieſer Charak⸗ 
wver jeder Nachwelt uͤberliefern, und ſie beffer, ale. 
—— vor der Vergaͤnglichkeit ſchuͤtzen. 
Eben ein ſolches Recht zur Unſterblichkeit har 
Dr am eben: dieſes Charakters willen die Schrifa 
Kr unſers Leſſings, ‚aus denen man fich mehr, als 
vus/ jeden anbıru, einen Begriff, von dem bilden _ 

Kann, was ie unter philoſophiſchem Selbfigefprän - 

che verſtehe. In feinen Laok oon haben alseinfichren - 
vollen: Kunſtrichter dieſen Charakter auf den erſten 
Anblick erkannt. „Leſſings Schreibarg, fagtde 
ziert von ihnen**), iſt der Seyl eines Poeten, 
„das, heißt, eines Schriftſtellers, nicht der ger: 
„macht hat, ſondern der da machet, wicht. der gen 
„dacht haben will; ſondern ung vordenket; wir fer - 
Hhen fein Werk werdend, wie das Schild Achil⸗ 
„les hey Homer. Er ſcheint uns die Veranlaſ⸗ 
‚fung jeder Reflexion gleichſam vor Augen zu fuͤh⸗ 
a ren, ſtuͤckweiſt zu vr zuſammenzuſetzen; 
n nun 


5 Der Verf, der. kritiſch· währe. ©. ie. 


N 


sta Ueber Handlung, 

„nun ſpringt Sie Triebfeder, das Rad lauft; ein 
„Gedanke, ein Schluß giebt den andern, der 
„Folgeſatz fommt näher; da iſt das Produkt 
y der Betrachtung! Jeder Abſchnitt ein Ausgedach⸗ 
„tes, Das Terayusvor eines vollendeten Gedan⸗ 
„kens: fein Buch ein fortlaufendes Poem, weit 
+ Einfprüngen and Epifoden, aber immer unfläse, 
„ immer in Arbeit, im Fortſchritt, im Werden. — 
„Selbſt in der Philoſephie feiner Schriften iſt 
„ Eefling ein munterer Geſellſchafter; fein. Buch 
„ein unterhaltender Dialog für unfern Geil. * — 
Der Kunftrichter hat hier den Charakter der Lefſtu⸗ 
giſchen Methode vortreflich gefaßt; über den Mu⸗ 
gen hat einanderer, mit allem ihm eigenen Schaf 
finne, Bemerkungen gemacht, die ih noch ieber 
anführen wirde, wenn die Stelle nicht zu weis⸗ 
lauftig wäre. *) — Aber noch einmal: Kleinig⸗ 
keiten, oder naar Armfeligfeiten, Die wieder mit 


nichts als lauter andern Armfeligfeiten zuſammen⸗ 


hängen, muß.man nicht fo behandeln wollen. Die 
Mechode führe innmer unausbleiblich ins Weite: 
und wenn nun die Materien alle geringfügig, alle 
nichts ale Spiäfindigfeit find; .fo hat am Enke: 
fie allein nicht Intereſſe genug; den Leſer in Athem 
zu erhalten. Wir gehen gerne mit. dem Schrift⸗ 
ſteller einen weitläuftigen Umweg, um mit dem 
$ande beſſer bekannt, und im Gehen geuͤbter zu 
werden ; aber ſo wich fodern wir doch, daß er ung: 
*) Allgem. deutfche Bibl. IX. 1. &. 329, fig. 


Geſprach und Erzehlung. ars . 


nicht in einem fort über duͤrre Heiden, ſondern 
duch blühende und fruchtbare Gegenden führe. : 

Was ich hier vom. Selbfigefpräche geſagt has 
be, kann uns die eigene Natur mancher philofophis 
ſchen Dialogen erklären. Nicht in allen, oder 
Vielmehr in den wenigften, wirken die Perfonen fo 
zuſammen, wie in dramatifchen Werfen; die ges 


füchte Wahrheit wird insgemein nur durch die Ge⸗ 


ſchicklichkeit und Bemuͤhung der Hauptperfon ges 


- funden: und: diefe Hauprperfon iſt beym Plato 
und Aeſchines allemal Sokrates felbfl.. Der '- 


zweyte Untercebner thut wenig mehr, als daß er 
fragt, beftätige, zweifelt, um weitere Erklärung 


anhält . Gleichwohl ift das Geſpraͤch voll wahr 


rer, jeßiger Handlung; .die Hauptperfon docirt 
sicht, was fie ſchon längft ben ſich ausgemucht 
hat; fie fpinnt erſt jet den Faden der Unterſu⸗ 
bung an, fie bringe erft jetzt, in diefem Augen: 
bid, das Gewebe zu Stande. Zu diefer Entwi⸗ 
«felung auf der Stelle, die. ſo fehr in den Dialos 
gen dee meiften Neuern fehle, ‚weil bie Herren 


ı faft immer Dogmarifer find, dieihr feſtgeſetztes Sy⸗ 


ſtem haben; zu diefer Entwickelung, fage ih, iſt 
fein Charakter ſo ſchicklich, als eben dir, den So⸗ 
krates hatte; ein Mann, der nie uͤber Etwas ent⸗ 
ſchieden, und daher immer nach neuen Gruͤnden 


der Eutſcheidung begierig war, der immer zweifelr 


&e, Immer füchte, immer. felbft die Wahrheiten, die 
er vortrug, erft lernen wollte Eben daher fom: 
men auch die mancherley Wiederholungen, die man 
.. . 1%) 3 dann 


214 - Meder Handling; 


dann weniger nöchig Bat, wenn man fine Unter 
fuhungen an. bereits ausgemachte Lehrſatze eines 
Syftems knüpft ; befönders kommen daher die Fleinen 
Widerfpeüche, die St. Mard *) den Dialogen des 
Plato nicht haͤtte zum Vorwurf machen ſollen, da 

fle fo natuͤrlich mit dem ſteptiſchen Charakter des 
Sokrates zufammenhängen, — Sehr oft alfe 
iſt der philoſophiſche Dialog nichts, als eine Art 
von Selbfigefpräch, unter ber Form des Dialot 
gen. Indeſſen ift die zweyte Perfon darinn nichts: 
weniger als uͤberfluͤſſig; fie giebt die Veranlaſſung 
daß gerade dieſe Paterie unterſucht wird, und be 
ſtimmt nicht allein die erften Ideen, wovon: dir 
Unterfudung ausgeht, fündern auch den ganzen 
Gang berfelben, indem dee: Hauptunterreöner auf 
‚ ihre befondern Meynungen und Sefinnungen das 
bey Ruͤckſicht nimmt. 

Eine andere Art von Dialogen iſt wirklich | 
nichts als Abhandlung unter der zufälligen Form | 
des Geſpraͤchs. Dieſes ift, zum DBenfpiele, der 
Fall an Hiero des Eenophon. Gimonides 
will wiffen, ab. der Diegent oder der Privammanıı 
gluͤckucher lebe; eine Frage, bie ihre niemand bee 
fer als eben der Ryraun von Syrakus muß beant 
worten Fönnen, weil diefer Privammann wer, eig 
ee Tyrann ward, und alfo über beide Stände zu 
urtheilen weiß. Hiero zeige ſich gefällig, und 
un de Simonides von dem m Vorzuge des * 


5. St. Mard Oeuvres, T. . Difours für. te dialo- 
zus 


m. 


gg = wa wm “0. 


an 


nn 


* 


gr 
pi: 


nn 


‚ji 


Geſpraͤch und Enehlung. | 215 . 


vatftandes zu uͤberzeugen, geht er Punkt vor Punkt 


das Elend der Tyrannen durch, indem er immer 
die Gluͤckſeligkeit des bloßen Buͤrgers dagegen 
haͤlt. Von den Vergnuͤgungen der Sinne fängt 
er an, geht von diefen au den moralifchen über, res 
det von mannigfalfigen Unterfchieden ihres beider: ' 
feitigen Zuftandes, und: beweift durch diefe Art . 

von Induction was er gleich anfangs als wahr 

und ausgemacht behauptet hatte. Er entwickelt 
alfo nichs erſt jet auf der Stelle, fondern wieder⸗ 
holt nur Gedanken, über die er ſchon fonft ben fich 


einig geworden; er fpricht von dem, was (yon 
durch ehemalige Lieberlegungen, durch ehemalige 


Handlungen feiner Seele herausgebracht worden, 
Es ift ſchon allıs fo in feinem Kopfe fertig, wie 
Die ganze Moral auf der. Tafel des Cebes; er 
geht gleihfam nur mit erhobenem Finger. 
von einem Theile des Gemaͤldes zum andern 


fort, und fucht es dem Simonides zu aflir 


; ren — Das Werk if in feiner Are ſchoͤn, fo 
“ yoilale vom Zenophon; aber doch nur innmer in 
feiner Art: denn wel) ein Unterfchied, wenn , 
man fa manche Stücke der Sokratiſchen Denk⸗ 
woaͤrdigkeuen, md beſonders die Dialogen des 
Plato dagegenhält! Man nehme des legtern ers 
fen Alcibiades oder Menon, oder irgend'einen 
ändern feiner unterfuchenden und widerlegenden 
47 Dialogen zur Sand: und welch eine weit größere 
v Thatigkeit wird man nicht in ſeiner eigenen See⸗ 
.k figten: Welch ein weit lebendiger Intereſſe wird 

‚D4 - man 


216. Ueber Hanblung,. - 


man nicht an dem Fortgange der Unterſuchung neh⸗ 


men! Mit welcher weit größern Lingeduld wird man 
nicht ihrem glücklichen oder ungluͤcklichen Ausgange 
entgegenfehen ! 
„Dem Cicero, fage einer unſrer berühmte 
» fien Kunſtrichter *), iſt die Methode dee Sokra⸗ 
n tes nicht fonderlich gelungen. « Das Urs 
eheil iſt richtig ; aber noch licher würde ich fagen, 
daß fir in feinen Dialogen faft gar nicht zu 
finden wäre. Hieran iſt rheils fein’ eigener Fhrifts 
ſtelleriſcher Charakter, da er mehr Redner als Phi⸗ 
loſoph war, theils die Beſchaffenheit, und der zu 
große Umfang ſeiner Materien Urſache. Seine 
Dialogen vom Redner müßten ein ungeheures 
Dub feyn, wenn er diefe Sofratifche Vlanier 
darinn hätte anwenden wollen. Aber fie iſt, wie 
(don Sigonius *) von dieſem und andern feiner 
J Dia⸗ 
2 Berl. Litteraturbr. Th. VI. ©. 25. 
De dialogo. Venet. 1562. Fol. 51-53. Bon 
ben partitionibus oratoriis ſagt et: — „quaedo- 
‚ „@rina deinceps Ame villa eoncertations traditur. 
‘„Etenim patris eiusdemque magiftri Ciceronis 
„auttoritas et res ipia, quae diulfionem quam» 
, dam continet praeceptorum, longiorem aut ob- 
„[curiorem adhiberi orationem non patirur. “ — 
. Von dem erfien und zweyten Buche de orat: 
„perpetsa Antonius ‚ Caelar et Craflus oratione 
„eamdem dilpurationem, le&äifimorum adole- 
sfcentum voluntare commoti, conficiant, Aue 
„ dllo argumentorum es rationum, quibus ea cam 
„Armatur, infrudfe; aut enim, quae dicunt, 
“ „Graecerum Rhetorum, vnde ea mutnati funt 
„audtoritate defendunt, aur et. — Itaqueom- 


„nis illa actio consentiumis et altercationis eſt ex- 
npers, cumnemo fit exiis, quibus ea tradunruz, 


vo. et, 


- Dialogen. bemerkt hat, durchaus nicht Darin ip 


finden; man lieft, ſtatt des immer in Arbeit und 
Unterfuchung begriffenen Sokratiſchen Gefpräche 


ganz ruhig ausgeführte Abhandlungen, und fieht of⸗ 


fenbar, daß ſich Cicero ſchon vorher einen foͤrmlichen 
Entwurf zu ſeinem Vortrage gemacht, den er nun 
Punkt vor Punkt bald durch den Mund des An⸗ 
tonius, bald durch den Mund des Craſſus aus⸗ 


fuͤhrt, indem die uͤbrigen nur ziemlich ekle Com⸗ 


plimente dazwiſchen werfen; ewige Bitten um Un⸗ 
rerricht, oder ewige Lobſpruͤche, die gar nicht im 
dem launigten Geſchmacke derer find, welche So⸗ 
krates den Sophiften machte, Seine Perfonen find 
ihrer Meynung, noch ehe fie den Mund öffnen, 
ſchon völlig gewiß; denn gleich das erſte, womit fir 
anfangen, iſt der Satz, den ſie behaupten wollen, 
und dann ſuchen ſie ihn durch lange ununterbrochene 
Reden zu erläutern, zu beweiſen, auszuſchmuͤcken, 

gegen Zweifel und Einwürfe zu fihern Der er⸗ 


fie: Punkt ift abgehandelt; alfo folget der zwend 


te; die Linterredner koͤnnten auseinander gehn, 


wenn fie wollten, und das übrige ruhig auf mors ' 


gen. oder Übermorgen verfchieben. . In. den beften 
Dialogen des Sokrates iſt immer nichts aus, ale 
Ä O5 bis 


qui aut ab eorum anftoritate velit diſeedere, | 


„aut ea, quae praecipiuutur, audeat improbas 
„re. == KEadem vero rasione legum in libris v- 
„fus eſt ete Er geht auf eben dieſe Art noch 
andre dialogiſche Schriften des Eicero durch, und 
es ergiebt ſich allenthalben, daß fie von der Eon’ 
kratiſchen Manier unendlich entfernt find. 


Gelhyrach und Erzehlang. 217: . 


- 218 Weber Handlung, 
bis alles aus ift: wir Haben immer nur Cine Meißp 
von Ideen, gehen aus auf Wegen, von denen wie 

nicht wiffen, wie fie ung zum Ziel führen werden, 
ie kommen durch ale ihre Kruͤmmungen 
— hindurch, und das Geſpraͤch iſt zu Ende. 
r werden immer in Einem Intereſfe, in Einer Exa 
wartung erhalten, weil nur eine Haupthandlung da 
iſt. Auch der Ausdruck hat im Cicero durchgaͤngig 
eine gewiſſe Fuͤlle, einen gewiſſen oratoriſchen 
Schmuck und Numerus, den wir in Abhandlun⸗ 
‚gen, wenn ſie gleich dialogirt find, noch vertragen 
koͤnnen, aber in einem aͤchten Sokratiſchen Ges 
ſpraͤche nur ſehr unſchmackhaft finden wuͤrden 
Man weiß, was für Vorwuͤrfe dem Plato, wer 
gen fa mancher. rednerifcher oder vielmehr hichteris 
{her Auswuͤchſe, und gewiß nicht ohne Unrecht, | 
emacht warden find. Ueberdem findet fich beym 
Elkero immer fa viel Belefenheis , immer fo viel 
philofophifche Geſchichte und Widerlegung fremder. 
: Meynungen, daß der Dialog erft vollends dag 
Ä ganze Anſehn einer Abhandlung darüber ans 
nimmt. — 

Andeffen möchte ih nicht gerne, daß man dies 

ſes alles für Tadel des Cicero naͤhme. Einem 

Alten zu tadeln, auch wenn man es zum Vortheil 

eines andern Alten thäte, iſt zu gefährlich! Seine 

Abhandlungen, wenn fie ſchon feine Pfatomiichen 

Dialogen find, Fönnen noch immer vorteefliche Ab⸗ 

Gandlungen feyn, und find es: Auch kann ihnen 

wo immer die zufällige Form des Dialogs aus⸗ 

| BE . 


— 


Geoeſpraͤch und Crehtung. sis 
uchmeride Schoͤnhelten geben / und giebt fle ihnen. 
Ohne einmal auf das Charabkteriſtiſche, und auf fa 


viele kleine Züge zu fehen, womit fle die 


Mede belebt: wen würde nur die bloßen Eingänge; 

ja wer nur den einzigen Eingang zum dritten Buche 
vom Redner rhiffen wollen, die eben der Gebrauch 
dieſer Form Gerbengefüger hat. 


So wie man bloße Abhandhingen umter dee , 


Geſtalt von Dialogen machen kann; eben fo kann man 
auch bloße Erzehlungen unter der Geſtalt von Sce⸗ 
nen machen. Beyſpiele darf ich wohl nicht erſt 
ſuchen, da das ganze franzoͤfiſche Theater von ſol⸗ 
chen Scenen voll iſt, beſondeis in den erſten, und 
wenn es Trauerſpiele ſind, auch in den fuͤnften Ak⸗ 
sen ihrer Stuͤcke. Nicht, als wenn Erzehlung 
kein nothwendiger Theil der Handlung waͤre, und 
nicht oft die lebendigſten Scenen gäbe; denn ich 
‚dürfte mich ja nur der Erjehlungen im Dedip 
: and fo mancher beym Shakeſpear erinnern; fon 
Dein, weil dieſe Erzehlungen nicht ale wahre | 
heile der Handlung erſcheinen; weil fie bloß zum ° 
—— des gaͤhnenden Zuſchauers dafind; weil 
der zweyte Unterredner nur ſein Ach md O 
fein Wie? und Warum? dazwiſchen wirft, ohne 
weiter zu irgend einiger Thaͤtigkeit belebt zu wer⸗ 
den; weil and) dieſe Erzehlungen nicht den ſimpelm, 
forteilenden, dramatiſchen Ton, ſondern gan, der 
vollen, ausbildenden, epiſchen haben. — Jede 
Dichtungbart wird etwas anders, nach dem fie ſich 
mit dieſer oder jener andern veriſcht die dem 
Werla 


20 Ueber Handlung, 
Werke feinen Haupton giebt. Micht nur die Er⸗ 


whlung im Drama ift etwas anders, als diem 
der Epopee; auch das Dramatiſche in der Epopet 


iſt etwas anders, als das im Drama ſelbſt: und 
ein Trauer ſpicldichter wilrde fich wegen einer zu ununs 
herbrochnen, oder zu periodiſchen Rede nur ſehr ſchlecht 
entſchuldigen, wenn er ſich auf Homer oder Mile 
ton beriefe. Der epiſche Dichten, der ein zu weit 
Luftiges Feld vor. fih bat, um es ſchrittweiſe 
durchzuwandern, und der auch. einen Theil ſei⸗ 

nes Plans nicht zuweit entwickeln darf, un. wicht 
alle Proportion zu zerftören, bleibt gemeiniglich 
auch da, wo er ſeine Perſonen ſelbſtredend ein⸗ 
kuͤhrt, noch epiſcher Dichter; bey ihm iſt das Ges 
ſpraͤch ſchon aus, und er weiß ſchon alles, was 
vorgefallen; er macht alſo von den Reden ſeiner 
Perſonen eine Art von Auszug, und dieſen legt er, 
um des dindringendern. und befeeltern Vortrags 
willen, ihnen felbft in den Mund; nicht, als ob fie 
wirklich alles, mit diefer Fuͤlle, in dieſer Verbin⸗ 
dung ſelbſt geſagt Hätten, ſondern weil es ohnge⸗ 
fähr das weſentlichſte von allem , was fie wirklich 
geiagt haben, ausmacht. 

Den Unterfehied zwiſchen einer wirklich Dramas 


— —— — — — — 


tiſchen Erzehlung, und einer ſolchen, die es nice 


iſt, kann ich nicht beffer als durch ein Beyſpiel aus 
dem Moliere erläutern. Man hatte feiner Wei⸗ 
Berfchufe den Vorwurf gemacht, daß fie leer an 
Handlung wäre, und nichts als. Erzehlung enthiel⸗ 
4 Moliere antwortete hierauf in einem andern 

klei⸗ 


— — — —. 


| 


Seſpraͤch und Erzehlung. 213 
nicht in einem fort uͤber duͤrre Heiden, ſondern 
durch bluͤhende und fruchtbare Gegenden fuͤhre. 
Was ich hier vom Selbſtgeſpraͤche geſagt ha⸗ 
be, kann uns die eigene Natur mancher philoſophi⸗ 
ſchen Dialogen erklären. : Nicht in allen, oder 
vielmehr in den wenigften, wirfer die Perfonen fo 
sufommen, wie in dramatiſchen Werken; die ger 
ſuchte Wahrheit wird insgemein nur durch die Ger 
ſchicklichkeit und Bemuͤhung der Hauptperfon ger 
- funden: und dieſe Hauptperſon iſt beym Plato 
und Aeſchines allemal Sokrates felbfi.. Der - 
zweyte Unterredner thut wenig mehr, als daß er 
fragt, beftätige, zweifelt, um weisere Erklaͤrung 
anhält . Gleichwohl ift das Geſpraͤch voll wahr 
zer, jeßiger Handlung; die Hauptperfon docirt 
nicht, was fie ſchon längft bey fi ausgemacht 
hat; fie fpinne erſt jetzt den Faden der Unserfur 
ung an, fie bringt erſt jet, in dieſem Augen⸗ 
Bblick, das Gewebe zu Stande Zu diefer Entwi⸗ 
ckelung auf der Stelle, die. fo fehr in den Dialos 
gen der meiften Neuern fehle, ‚weil die Herren 
ı faft immer Dogmatiker find, die ihr feſtgeſetztes Sys . 
ſtem haben; zu diefer Entwickelung, fage ih, iſt 
£ein Charakter fo ſchicklich, als chen der, den So⸗ 
krates hatte; ein Mann, der nie über Etwas ent⸗ 
ſchieden, und daher immer nach neuen Gründen 
der Entſcheidung begierig war, der.immer zweifel/ 
8, Immer ſuchte, immer felbft die Wahrheiten, die 
er vortrug, erft lernen wollte Eben daher kom⸗ 
men auch die mancherley Wiederholungen, die man 
2; dann 










23%. Beben ßanblung;.n 


wWnD, das, was. er vorgehen läßt, Mnfüchätees 
„ zeblen laſſen, Der Verdruß, den Aruolph an 
pfindet; der. Zwang, den er fi. anthut, dic 
Verdruß zu verbergen; der haͤniſche Ton, dene 
„annimmt, wenn er dem weitern Progreſſe des, 
„Horaz nun vorgebaut zu haben glaubt; Das 
„ Exflaunen, 'die flille Wuch, in der wir ihn fe 
„hen, wenn er vernimmt, daß Horaz demohner 
„ achset.fein Ziel gluͤclich verfolget das find. Hanu 
vlungen, und weit komiſchere Handlyugeny “als ab 
„es, was aufer' der Scene vorgeht. Gel‘ 
„in der Erzehlung der Agneſe, "von ihres. mit dag 
Horaʒ gemachten Bekanntſchaft, iſt mehr Haud⸗ 
„lung, als wir finden würden, wenn wir dieſt 
„Bekanntſchaft auf der Bühne wirklich machen 
„fügen. — Alſo, an flate von der Frauenſchu 
„le (mit dem Herrn D» Voltaͤre) zu fagen y daß 
„alles darinn Handlung ſcheine, ob gleich. alles. 
„nur Erzehlung ſey, glaubte ich. mit mehrerm 
„Rechte ſagen zu. koͤnnen: daß alles Handlung 
Adarinnen ſey, obgleich alles nur Erzehlung ſchei⸗ 
„net — — Dieſer Ausſpruch ſeibſt iſt rich 
tig, und Herr v. Voltaire hat offenbar Unrecht; 
ob aber Here Leſſing ihm fein Unrecht bie. zut 
völligen Befriedigung gezeigt habe, daran moͤchtt 
ich zweifeln. (Er bat ihm, deucht mir, nicht wid 
mehr bemiefen, als daß die. Erschlung komiſche 
ſey, als die Handlung ſeyn würde; eine Sache, 
die Herr v. Voltaͤre nicht läugnen wird: abe 
er haͤtte ihm beweifen follen,. Die komiſchere Erzchlung 
. I 


| . Gefpräg und Erzehlung. 223 
wirklich mehr Handlung, als die erzehlte Hands 
ing ſelbſt. Und daß dieſes ſey, moͤchte ſich weit 


eher aus dem ergeben, mas Moliere noch hinzu⸗ 


ſetzt: Arnoiph nehmlich nimmt bey jeder Zeitung, 
Die er hoͤrt, alle nur moͤgliche Maaßtegeln, um. 
bdas Ungluͤck, das ihm droht, von fich abzuwen⸗ 
den. Aber dieſe Maaßregeln find nicht nur uns 
nuͤtze; fie dienen fogar,. die Liebe im Herzen der 
Agnes erſt völlig zu entwickeln, und den Horaz 
— Zweck auf einmal naͤher zu bringen Eben 


— 


Kette der Benchenheite find. Wäre es weis 
cer nicht, als daß Arnolph von dem Vorgegan⸗ 
genen fo oder anders gerührt wuͤrde; fo koͤnnte man 
ſich nicht beffer ausdrücken, ale es Herr d. Bob 
taͤre gehen batz die Erzehlungen nehmlich ſchie⸗ 
nen Handlung; eswürden Seidenfpaften empoͤrt, 
Die ein Beftreben, eine Tendenz zur Wirkfamfeie 
enthielten; wir erwarteten alle Augenblicke, daß fie 
ausbrechen und die wichtigſten Veränderungen 
bervorbringen wuͤrden; aber Die Wirkſamkeit 
felbft bliebe aus; bie Leidenſchaften hielten ſich in 
Arnolphs Sede verſchloſſen, und die Sache gien⸗ 
ge chen den Gang, den fie auch ohne fie würde ges 
gangen feyn; karz, die ſcheinbare Handlung . 
wäre Erzehlung. Mat. denfe ſich nur 
den Arnolph in ein Gefaͤngniß eingefperrt, ohne 
das mindefte Vermögen, den Entwürfen des Ho⸗ 
ra migegenpuarbeien, von feinem als nur von 


Am 


\ 


3274 Weber KBandlung, - - ' 

Ahr beſucht, umd mit jenen luſtigen Erzchlangen, 
die ihn’ fo’ wehe thun, unterhalten; man nehme 
an, daß die Scenen unverändert blieben, wie fie 
jezt find: fo würden fie num immer noch komiſch, | 
immet noch febendig und unterhaltend feyn, aber 
. an Handlung wärg wohl nicht mehr zu denken — 

Ich weiß fehr wohl, daß man das efenrfiche 
des Luſtſpiels nicht in die Reihe der Begebenheiten, 
fondern. in dir Entwickelung des Charakters fehr; 


aber beide Dinge bleiben dem unerachtet verſchie 


den, und nicht alles, was den Charakter zu ent⸗ | 
wickeln dient, ift darum auch Handlung. | 
Außer der zufälligen Vermiſchung derormen, 
von der ich bisher geredet habe, giebt es noch eine 
andre, der Handlungen felbfl. Die Veränderung 
des innern Zuftandes iſt zugleich unmittelbar eis 
ne Veränderung des aͤußern, und umgekehrt, die 
Beränderung des äußern, zugleich unmittelbar de 
ne Beränderung des innernZufländes. Diefes bringt, 
befonders in den philoſophiſchen Gefpräden einen 
Unterſchied hervor, den jedermann muß bemerkt ha⸗ 
ben. Syn einigen derfelben herrſcht bloß das phi⸗ 
lofophiſche Intereſſe, und das Raͤſonnement ift 
weiter nichts, als eine Situation für den Geiſt; 
in andern herrſcht außer dem philoſophiſchen noch 
ein perſoͤnliches Intereſſe, und das Raͤſonnement 
iſt zugleich Situation fuͤr den Menſchen. 
| Ueberhaupt möchte man in dicfer Abſicht, 
dreyerley philoſophiſche Geſpraͤche unterſcheiden koͤn⸗ 
nen. Einige derſelben ſind durchaus und rein 
philoſophiſch; es iſt darinn den Perſonen um nichts, 
um 


m 


Gefpräch und Erzehlung. 225 


um die Erkenntniß irgend einer Wahrheit suchung. 
fie treten bloß unter einem allgemeinen Charakter 
ihres. Verftandes auf, als von dem und dem Gra⸗ 
de der Fähigkeiten, mit den und den vorläufigen 
Begriffen, aus der und der philofophifchen Schule, 
In andern hänge der philoſophiſche Charakter. der 
Perfonen, mit ihrem allgemeinen firtlichen zuſam⸗ 
men; die Örundfäge ihres Kopfes find mit den 
Neigungen und $eidenfchaften ihres Herzens fo vers . 
wickelt, daß wir immer von einem. den Grund i in 
den andern finden; ihr ganzes Verfahren, ihe 
ganzer Ton im Philofophiren lehrt uns das In⸗ 
Nerſte ihres Charafters Fennen. Diefe zweyte Art, 
wenn alles Uebrige gleich ift, hat ſchon unendlich 
mehr Intereſſe. Indeſſen find beide, nach dem 
Begriffe, den ich oben bey Eimtheilung der Hands 
lungen gegeben habe, noch unvermiſcht philoſophiſch. 
Endlich iſt in noch andern das dramatifche Inte⸗ 
reſſe mit dem philofophifchen aufs genaufte vers 
knuͤpft; es ift an dem Ausgange des Räfonnements 
dem Ehrgeise, dem Eigennuge der Perfonen geles 
on; es koͤmmt auf Demüthigung ihres 
Stolzes, auf Entlarvung ihrer Heucheley, anf 
Beſchaͤmung ihrer Wolluft , ihres Geizes, ihres _- 
Betruges, ihrer Ungefchicklichkeit an; .fie haben, 
wenn fie gewinnen, Ehre, wenn fie verlieren, 
nichts als Schimpf und Schande, und oft noch 
. den Verluft anderer wichtigen Vortheile zu erwar⸗ 
ten. Daher mifchen fih nun in diefen Dialogen 
fo mancherley Leidenſchaften mit ins Spiel,; die fonft 

N. Bibl. XVI. B.2. St. P nur 


226. lieber Handlung, 


nur auf der Bühne erfcheinen ; auch iſt mit dem 
Suterefle der Perfonen zugleich das Intereſſe des 
Zuſchauers doppelt; er erwärmt ſich nicht allein für 
oder wider die Sache; auch für oder wider Die Pers 
fon, die fie führt: niche bloß die Entdeckung de 
Wahrheit macht ihm Vergnügen; auch der gede⸗ 
muͤthigte Stolz, audy die entlarvte Heucheley, 
auch die beſchaͤmte Wolluſt, auch der bloßgeſtellte 
niedertraͤchtige Eigennutz. So ſind zum Theil die 
Geſpraͤche des Sokrates mit den Sophiſten be⸗ 
ſchaffen. Es iſt ein wahres Feſt für den Geiſt, 
wenn diefer eben fo vortrefliche Mann, als Denfer 
einen aufgeblasnen Sophiften in Gegenwart der 
Athenienſer faßt, daß er Stand halten muß, und 
dann die beſcheidne Weisheit, über die prahlende Thors 
Bei, die uneigennuͤtzige Wahrheitsliebe über den 
lohnſuͤchtigen Berrug ihren glorreichen Sieg erhaͤlt. 
Man koͤnnte diefe Gattung philofophifcher Dialo⸗ 
gen, zum Unterfepiede, die dramatiſch⸗ philofos 
phiſche, fo wie eine gewiſſe Gattung von Theaters 

ſtuͤcken die philofophifch-dramatifche nennen, 
Eine andre Vermiſchung der Handlungen if 
die, wo die eine als ein einzelner Theil in der am 
dern enthalten iſt. So Fann ein dramatifches Go 
fpräch das erfte Glied oder ein Mittelglied des phi⸗ 
loſophiſchen feyn, und das philofophifhe Geſpraͤch 
kann ein Xheil des dramatifchen werden. Mat 
führe nehmlich Perfonen ein,’ die nicht immer nur 
hingehn, wohin fie Leidenſchaft und jegiger Eins 
druck treiben, fondern die nad Grundſaͤtzen hans 
| | deln, 


Geſpraͤch und Erzehlung.· 227 


veln, oder denen dieſe Grundſaͤtze nur eindringend 
genug duͤrfen vorgeſtellt werden, damit ſie anders 
handeln; man mache ſie uͤber die Wahrheit oder 
Allgemeinheit dieſer Grundfäge zweifelhaft, es ſey 
aus wirklichen Gruͤnden der Vernunft, oder aus 
bloßen Scheingruͤnden einer Leidenſchaft, die gerne 
die Vernunft in ihr Intereſſe zoͤge: ſo hat man nun 
philoſophiſche Geſpraͤche im Drama, wo um eines 
beſondern individuellen Falls willen eine allgemeine 
Wahrheit eroͤrtert wird. Selbſtgeſpraͤche ſind es, 
wenn die Perſon ſich durch ihre bloß eigne Einſicht 
zu uͤberzeugen ſucht; Scenen, wenn die Ueberzeu⸗ 
gung durch Huͤlfe der Einſichten eines andern ent⸗ 
ſtehht. Von jener Art Auftritte iſt der fo ſehr und 
mit ſo großem Rechte bewunderte Monolog des 
Hamlets uͤber den Selbſtmord; dem man in der 
komiſchen Gattung einen andern uͤber die Ehre, 
welden Fallſtaff hält, entgegenſetzen koͤnnte. 
Dergleichen Scenen, wenn ſie mit Shakeſpear⸗ 
ſchem Geiſte bearbeitet werden, haben immer eis 
nen ausnehmenden Werth; theils, wegen des les 
bendigen Intereſſe, das die Derfon an der Wahr: 
heit nimmt, theils wegen des hellen Lichts, worinn 
oft die Wahrheit durch das Eigenthuͤmliche der 
Situationen geftellt wird. — Aber auch hier 
gile wieder die Anmerfung: daß philoſophiſches 
Geſpraͤch im Drama ganz etwas anders ift, als 
das im wirklichen philofophifchen Dialogen. Es 
wird alles mehr auf den wirflichen vorhabenden 
dall gerichtet; der Ton A wegen des erhöhten In⸗ 

2 89 


/ 


228 Leber Handlung, \ 


tersiie feuriger , forteilender, ſtaͤrker: und was 
Quintilian *) der Redner ſagt, daß fie nicht fo 
fpigfindig , wie die Dialeftifer, diſputiren ſollen, 
das hat fich, der dramatifhe Schriftſteller vor ab 
In andernzu merken. — Her Suljer**) war 
auf dem Wege, über alle diefe Punkte viel Gutes 
‚zu fagen,. und es iſt zw bedauren, daß e 
feine Ideen fo gar wenig darüber entwickeln wol⸗ 
Ien. | 
Man erlaube mir bey diefer Gelegenheit eines 
Vorwurfs zu erwähnen, den man zuweilen den 
Monologen viel zu allgemein gemacht hat, als 
‚wenn fie die Handlung aufhielten. Freylich, ‚wenn 
fie zu weiter nichts dienen, als in einem übel vers 
bundenen Plan die leeren Zroifhenräume zu füllen; 
wenn fie gleihfam nur die Brüden find, die dem 
Schriftſteller von der einen Scene zur andern bins 
überhelfen ; fo ift diefer Vorwurf fehr richtig. Aber es 
giebt ja Beyfpiele genug von beffern Monologen, 
- die in den Gemüchszuftande der Handelnden, und 
eben dadurch in der ganzen Handlung felbft, eine 
wichtige Veränderung bewirfen. Unſer philoſophi⸗ 
ſcher und überhaupt jeder räfonnirender Monolog 
kann beides feyn, bloße Verbindungs⸗ oder wirffis 
che, zum Erfolge mitwirkende Scene. Wird das 
Raſonnement bloß bey Gelegenheit des vorker: 
ı "gehenden Auftritees von der. zurückbleibenden muͤſ⸗ 
figen Peron geſuͤhrt, ſo iſt der Donobg Epifode;. 

ob, 


n Inft. Orat. L.V. c 
79 ©. aligem. Th. ber vi K. Artikel Geherach 


Geſpraͤch und Erzehlung. 229 
eb eine zuläffige? dad hänge von Beantwortung 
der Fragen ab, ob wirklich die Perfon felbft, und 
dann, ob der intereffirte Zufchauer jest die Schuld 
und die Zeit haben, jene, das Raͤſonnement zu 
führen, diefer, es anzuhören? Iſt aber. der Pers ' 
fon an dem Ausſchlage dis Näfonnements um der 
‚ Solge willen gelegen ; find Ihre nachherigen Schrits 
se nun wirklich von denen verſchieden, die fie ohne 
den Monolog wilrde gechan haben, oder geſchehen 
fie wenigſtens, wegen der veraͤnderten Faſſung der 
Seele, auf eine ganz andre Art, und iſt diefe an⸗ 
dre Art von wirklichem Einfluß: fo ift als⸗ 
dann der Monolog ein nothwendiges untrennbareg 
Glied in der Kette, ohne das fein Zufammens 
bang wäre, und das alfo nicht bloß einem andernGlier 
de als Zierrath neben angehenft worden. 

Eben diefe Anmerkung laͤßt fi auch auf 

. die mehr pathertfchen Monologen anwenden, wor⸗ 
inn eine Perfon nur ihrem Herzen Luft ju mar’ 
‚hen, und alle die Empfindungen auszuftrömen 
ſucht, die durch Veranlaſſung der vorhergehenden 
Situationen in ihr rege geworden.‘ Wenn weiter 
nichts babey herauskoͤmmt, als daß fie das Herz 
erledigen, fo find freylich diefe affektvolle Auftritte 
wieder nichts als epifodifche Auswüchfe, die indefs 
fen an ihrer rechten Stelle fehr gut, und wenn 
nur die Imagination darinn nicht zu wild, zu dif⸗ 
fus, zu prächtig wird, nicht zus Inrifch von der jer 
gigen wirklichen Situation abſchweift, fehr ſchoͤn 
ſeyn koͤnnen. Geſetzt aber, daß der Grad der ki 
P 3 den⸗ 


30 ‚ Ueber Handlung, - | 


denſchaft durch dieſe Art von Befriedigung - abe | 
nimmt; gefetst, daß er durch die nähere Betrach⸗ 
tung ihres Gegeriftandes während dem Reden ans 
fhwillt ; gefee, daß irgend fonft eine Berände | 
sung dadurch zu Stande kommt, die andre Eptı Ä 
ſchluͤſſe, eine audre Art des Verfahrens zur Folge | 
Kat: fo gehört wicderum der Monolog als ein we 
ſentliches Glicd in die Reihe. Alles dieſes ergiebt 
ſich aus unferm obigen Begriff von der Hands 
lung, — Die am meiften epifodifchen Monolos 
gen find zugleich) die unnatärlichften und uninterek 
fanteften ; die, wo’ die Perfon füch felbft cine Ers 
zchlung oder eine Befchreibung vorfagt; bloß aus 
Gefaͤlligkeit gegen den zu ungefchichten oder zu bes 
quemen Dichter, dem fie die Mühe einer beſſern 
Erpofition dadurch erfparen will. . 
„Es wäre ber Mühe wohl werth, fagt Herr 

» Sulzer *), daßiemand den eigentlichen Charak⸗ 
„ier des Geſpraͤchs, den ſich dazu vorziglich ſchi⸗ 
„ckenden Inhalt, und dann den beften Vortrag 
„ deffelben befonders unterfuchte. Ich wuͤnſchte, 
Herr Sulzer hätte dieſe Arbeit ſelbſt übernommen, 
da er ihr ohne Zweifel weit beſſer, als ich, gewach⸗ 
ſen war: indeſſen will ich hier im Allgemeinen 
einen kleinen Verſuch wagen, und wenn es mir da⸗ 

mit nicht gluͤcken ſollte, wie Charmides beym 
Plato*) denken: ch habe wenigſtens meine 
Kraͤfte geuͤbt, ich habe gerungen, und das iſt mir 
genug! Die 
Annie Befor. am angef. Orte 
w°) Plat. in Theage. 


S 


Geſpraͤch und Erzehlung. 231 


Die Entwickelung der Eigenſchaften des Ge⸗ 
ſpraͤchs wird zugleich die Entwickelung der Eigen: 
ſchaften der Erzehlung geben ; denn man erkennt 
die Natur der Dinge nicht anders, als durch Vers 
gleihung mit entgegengefegten Dingen. Ich erz 
innre nur: Daß ich hier unter Geſpraͤch nicht ein 
Werk, worinn der Hauptton Geſpraͤch iſt, oder 
das die zufaͤllige Form des Geſpraͤchs hat, ſondern 
Geſpraͤch im ſtrengſten Verſtande, und eben ſo un⸗ 
ter Erzehlung nicht ein Werk, worinn der Haupt⸗ 
ton erzehlend iſt, und das Übrigens manche drama⸗ 
tiſche Theile enthaͤlt, ſondern wiederum Erzehlung 
un ſtxengſten Verſtande meyne. Auch ſondre ich, 
wenn ich Geſpraͤch ſage, alle die Pantomime da⸗ 
veon ab, die nicht gleich durch das Geſpraͤch ſchon 
mit angegeben nnd beſtimmt wird. Sch will alſo 
nicht unterfuchen, was Drama iſt, ‚oder was alles 
dramatiſch behandelt werden Tann; denn foie ſchon 
oben erinnert worden , das Drama iſt eine Ders 
miſchung von zwey Künften,. der Pantorgime und 
ber Dichtkunſt: und wer jene Fragen beantworr 
sen wollte, der. müßtezugleich auch die Natur der 
Pantomime unterfuchen, und ausmachen, was 
durch Bereinigung derfelben mit dem Geſpraͤche 

Gerausfomme und möglich fen? | 
Me Eigenshümlichfeiren des Geſpraͤchs und 
der Erzehlung ergeben ſich aus dem oben feftgefeke 
ten wefentlichen Unterſchiede derfelben. In der 
Erzehlung ift die Handlung bereits gefchehen; 
in dem Geſpraͤche gefchieht fie eben jegt im ger 

| PA ge 


272. Ueber Handlung, _ 


genwärtigem Augenblicke: dort giebt uns da 
Zeuge Machriche davon, der alfo auf feine Zuhoͤ⸗ 
ver Ruͤckſicht nimmt, und einen gewiffen Zweck 
bat, zu dem er erzehlt; hier formen wir gleichfam 
nur zufälliger Weife Binzu, und die redenden Pers 
fonen wiſſen durchaus von feinen andern Zengen, 
als von fich felbft, durchaus von feinen andern Abs 
ſichten, als die fie felbft untereinander durchſetzen 
wollen. - i 
Die Spuren der Vergangenheit laffen fich in dei 
Erzehlung durchaus nicht vertilgen; felbft ‚nicht 
da, wo der Erzehler von ſich ſelbſt, und im 
der gegenwärtigen Zeit ſpricht; wielmeniger wo er 
in der vergangenen Zeit, oder von einer dritten 
Perfon redet. Er muß doch immer, auch in je 
nem Falle, von den übrigen, mis denen er zu thun 
bat, in der dritten fpredyen; er muß doch immer 
ihre Reden, fo lange ee aus dem Ton des Erzeh⸗ 
lers nicht herausgeht, an feine eigenen hans 
gen. Führe er fie ſelbſtredend ein; ja führt er fels 
ne eigne Derfon fo ein, indem er ſich aus der gegens 
waͤrtigen Zeit in die vergangne zuruckfene: fo iſt 
er nicht mehr Erzehler; er wird auf dieſen Augen⸗ 
blick dramatiſcher Schriftſtelſer. Der Erzehler 
kann alſo zwar der Gegenwart durch verſchiedene 
Stufen naͤher ruͤcken; er kann der Imagination, 
durch Verwechſclung der Zeirfälle, in ihrem Be⸗ 
ſtreben nach Gegenwart und Anfchauen zu Hülfe 
fommen ; aber fo ganz kann er fie doch nie in die 
Wirklichleit hinsinfegen , als der Dialogift, bey 
| weis 











Geſpraͤch und Erzehlung. 233 
welchen alles Gegenwart, alles jegiger Augenblick 
iſt. Zu gefchweigen, daß der Erzehler, um vers 
flanden zu werden, fo vieles in feiner eigenen Ä 
ſon hinzuſagen muß, was ber Dialogift ſchlechter 

vings dem Aublick ſelbſt überlät. Zu 
Aus dieſem erften Hauptunterſchiede ergiebt fich 
fogleih ein zweyter, der von allen der wichtige 
ſte iſ. Die Erzehlung nehmlich Fann von 
dem jedesmaligen Zuftande einer handelnden 
Seele; fie kann auch von dem ganzen genaue 
en Zufammenhange - affer in ihr vorgehen: 
den Beranderungen nie eine fo fpecielle, ber 
flimmte, volltändige Idee geben, ald dag 
Geſpraͤch · | 


Es iſt unglaublich, wie fehr ſich die Seele den 
Morten einzudruͤcken, wie fie die Rede gleich- 
fam zu ihrem Spiegel zu machen weiß, worinn 
fih ihre jedesmalige ganze Geftalt bis auf die 
feinften und delifateften Züge darſtellt. Dee 
logiſche Sat, oder der bloße allgemeine Sinn, 
aus den Worten herausgesogen, ift immer das . 
Wenigſte; die ganze Bildung des Ausdruds, die 
uns genau die beftimmte Faſſung der Seele bey 
dem Gedanken zu erkennen giebs, ift alles. Dieſe Bils 
dung enthält zuweilen eine ſolche Menge von Neben⸗ 
ideen, daB man fie einzeln mit aller Muͤhe niche 
anzugeben, und auseinander zu fegen weiß: es giebt 
Meden im Euripides und im Shakeſpear, die 
der Erzehler in ganze Bogen; Scenen, die er in. 

95 ganze 


234 ‚Ueber Handlung, 
ganze Bucher verwandeln müßte, wenn von üben 


Inhalte, von allen den feinften Ideen, Die fie aus. 


drücken, nichts verloren gehen ſollte: und doch 
würden uns alle diefe Buͤcher noch immer nicht das lie⸗ 
fern, was uns bie einzige kleine Scene liefert; 
denn es würden Schattieungen, es würden ‚Ge 
heinmiffe der Verbindung zuruͤckbleiben, die fih 
ſchlechterdings von keinem Beſchreiber faſſen ließen 
Die feine Auswahl der Worte, die zwiſchen fr 
eingeftreuten Partifeln, die oft in den Geſinnugen 
der Seele fo unendlich) viel beffimmen, die Inver⸗ 
fionen der Rde, das was gefagt, und das was 
verſchwiegen wird, die Berbindungen, die gemacht, 
und die nicht gemacht werden, das plögliche Ab⸗ 
brecyen eines Gedankens, der mannichfaltige rich⸗ 
tige Gebrauch der Figuten, der Fall, der Klang, 
her ganze Zuſammenbau der Periode: — «fies 
diefes giebt erſt dem Gedanken feine individurlle 
Beſtimmung, fein Leben: die ſchlechthin gefagre 
Idee zeigt. uns Faum den Schattenriß, kaum die 
äußerten Linien von dem Zuſtande der Steele; bie 
fo beſtimmt ausgedruͤckte Idee ift das eusgefühes 
se, lebendige, colorirte Gemälde felbf. Aber dies 


fes alles iſt noch wenig gegen ben neuen Reichthum 


von Mebenideen, den uns ein dialogiſches Werk 
in ganzen weitläuftigen Scenen von dem Zuſtande 
einer Seele giebt. Das Eigne des Ganges, den 
bie Gedanken nchmen, ‚der beftimmte Ort, wo ein 
jeder hintritt, die Punfte, wo bie Seele einhält, 
und wo fie forteile, bald mit diefer, bald mit jener 
| | Ge⸗ 


| 
| 
| 
| 


r 
14 


Seſpraͤch und Erzehlumg. 235. 


Geſchwindigkeit forteilt; der mannichfaltige Wech⸗ 


ſel von Leidenſchaften und Toͤnen; das gefliſſentli⸗ 


he Vermeiden der einen der, und das Öftre Zu. ' 
ruͤckkommen auf eine andre; die große Mengevonm.. 


hergehender Eindrüde, deren ganze Kraft fich oft 
in einer einzigen Dede zufammendrängt: und über 
Bas alles noch der Ton der Stimme, der Blick, 
das ganze Gebardenſpiel, das durch die Worte i in 
einer feinen und ſchnellen Imagination ſchon mit 
beſtimmt wird: wie weit muß in allen dieſen ſo 
großen Vortheilen die Erzehlung zuruͤckbleiben! — 


Bay irgend eine Nation diefen Unterſchied 


| recht bhaft empfinden kann, ſo muß es die unſri⸗ 


ge ſeyn. Denn in der That hat unſre Sprache 
wegen. ihrer großen Freyheit im Conſtruiren, bes 
fonders wegen ihrer Snverfionen and ihrer 
Dartifeln, in deren Menge und Feinheit fie viel⸗ 
leicht nur der gricchifchen nachſteht, die fehönfte 
Anlage zum.Eräftigften und feelenvollften Dialog; 
doch mache auch freylich eben dic den guten Diaa 


log in ige ſchwerer; umd ich fürchte, wir werden 


in diefer Gattung immer weniger Gutes haben, als 
Die übrigen Nationen. In einer Sprache nehm 


lich, die einer mehren. Beftimmung der Ideen fäs 


Big if, verlange man auch diefe mehrere Beſtim⸗ 


. mung; das will fagen, man verlangt von dent 


Schriftſteller cine beſeeltere, wärmere Einbildungs⸗ 


kraft, die ſich ihren Gegenftänd nad) feinen fein⸗ 


Ken Muͤancen gegenwärtig zu machen wiffe. Um es ber 


fonders aufs Drama anzuwenden, man verlange 
‘ ein 


[ 


236. Ueber Handlung, 


ein groͤßer Genie ‚ das in die ganze eigenthämlice 
Faſſung der Seelen hineindringe, die es uns an 
feinen Derfonen ſchildern wi. — — 

Aber, wird man mir einwenden, ſteht denn 
nicht dem Ersehler die Sprache mit allem ihrem - 
Reichthume, und allen ihren mannichfaltigen 
Kräften eben fo gut, als feinen handelnden Perſo⸗ 
nen, zu Dienften? Ja fie ſteht ihm zu Dienflen; 
aber, fo lange er Erzehler bleibt, nur zu feinem ei/ 
genen Gebrauche, nur um die Schanfen und Ems 
pfindungen feiner eigenen Seele damit auszudruͤ⸗ 
den. Wenn es ihm alfo auf Beſchreibung der 
Wirfungen ankoͤmmt, ‚welche die Betrachtung feis 
nes Segenftandes bey ihm felbft hervorbringt; fo 
kann er die freylich mit fo viel Reichtum, und fo 
viel chen machen, als er nur will: aber er wird 
dann aufhören, Erzehler zu ſeyn, und Redner oder 
Inrifcher Dichter werden. Er felbft wird in feinem 
Werke die Hauptperfon fpielen, feine Handlung 
verdunfeln, und uns flatt der Seelen der darin 
verwicelten Perfonen, von deren Zuflande doch 


einzig die Frage war, feine eigene Fennen Ichren, 


Will er diefes nicht, fo muß er entweder feine 
Perſonen ſelbſtredend einführen; und dann ift er 
nicht mehr Erzehlert oder er muß die Meden der 
Derfonen durch Verbindungspartifeln an feine eiges 
nen bangen; aber das zieht unausbleiblich die Eins 
förmigfeie der Conftruction nach ſich, mit deren 
Mannigfaltigkeit und Freyheit die meiften der 
oben angeführten Vorteile verloren gehen Er 

giebt 


Geſpraͤch und Erzehlung. 237 


giebt uns alſo immer nur die allgemeine Idee von 
dem jedesmaligen Zuſtande der Seele, entkleidet 
von allen fie umhuͤllenden und verſtaͤrkenden Ne⸗ 
benideen: und will er auch dieſe uns mitgeben, ſo 
muß er uns das, was wir dort in einem einzigen 
Gedanken zuſammendachten, hintereinander in ei⸗ 
ner Reihe einzelner Begriffe zuzaͤhlen; das heißt, 
er muß aus dem lebendigen Gemaͤlde der Seele ei⸗ 
ne kalte, todte Beſchreibung machen. Aber fürs 
erſte koͤmmt hier doch nie der volle Gedanke heraus, 
wie alles Einzelne im Ganzen beſtimmt und vers 
bunden ſey, und fürs zweyte geht über der Weits 
läuftigkeit der Befchreibung die ganze große Wirs 
Fung, bie ſich nun in ihre Elemente zerftücke, vers 
loren. 

Es ift mie der Beſchreibung der Seele völlig 
fo, wie mit der Beſchreibung Förperlicher Gegen 
ftände beſchaffen. Der Anblid unterrichtet uns 
immer unendlich vollftändiger, gefchtwinder, und 
um beider Lirfachen willen, auch) unendlich lebhaf⸗ 
ser, von der Beſchaffenheit eines Gegenftandes, 
als die ausführlichfte und fchönfte Beſchreibung. 
ie ein hohes lebendiges Eolorit der Dichter auch 
‚mag gewählt, wie tief er fich auch ins Befondre 
mag eingelaflen haben; fo Fann er doch immer nur 
gewiffe Seiten des Gegenflands faffen, immer nur 
in allgemeinen Ausdrücken von ihnen reden, immer 
nur eine Smagination, die diefe Gegenftände, we: 
nigſtens theilweiie, ſchon fonft gedacht. hat an fie 
blog erinnern, ohne ſelbſt die neue noch nie gehabte 

Idee 


238 Leber Handlung, 


Ider in ihr hervorzubringen. Will er weiter, fe 
wird er nur allzubald das Unvermoͤgen bes Dit 
tels fühlen, auf deſſen Gebrauch ſeine Kunſt ihn 
einfihränft; er wird inne werden, daß die Spra⸗ 
che aus lauter Zeichen allgemeiner Begriffe beftcht, 
und daß er dieſe allgemeinen Begriffe nur verge 
bens zuſammenhaͤuft, weil doch immer das Judi⸗ 
viduelle noch etwas anders, als eine Summe als 
gemeiner abftrafter Eigenfchaften if. Er müßte 
alfo norhwendig feines Endzweckes verfehlen, und 
was noch das Schlimmſte wäre, fo müßte, 
wenn er fich der eigentlichen Wörter bediente, cime 
Menge trockner abſtrakter Begriffe häufen , die 
den Leſer ermüden würden, oder wenn er in Me 
taphern und Gleichniſſen fpräche, eine Menge Bil 
der zufammentragen, beren Achnlichfeiten mit dene 
Gegenftande, eben weil fie wicder allgemeine “Ydecn 
wären, ben Zweck nicht erreichen, und deren bey: 
gemiſchte DVerfchiedenheiten die Einbildungsfraft 


- vollends erdruͤcken würden. — Eben fo duͤrftig 
aber, und eben fo unvolſkommen, wie hier, iſt die 


Sprache auch in Abfiche der Veränderungen der 





Seele, wenn fie ſolche nicht unmittelbar durch 


die Rede ausdruͤckt, ſondern zum Gegenſtan⸗ 


de ihrer Beſchreibung macht. Sie hat nur 
Woͤrter für die oberfien Gattungen und Arten den . 


ſelben, und muß eine unendliche Dienge feine 


— — 


Nuͤancen und Mebenbeſtimmungen unangegeben 


zuruͤcklaſſen. 


Ans 


| 


Gefpräch und Erzehlung. 239 - 
Aus eben den. Gründen alſo, aus welchen - 


man die beſchreibende Poeſie (defcriptivePoetry) 


verwirft, und mit eben den Einſchraͤnkungen, muß 


man auch die Beſchreibungen der Seele verwer⸗ 


fen. Dort faͤllt der Dichter dem Maler; hier 


faͤllt der Erzehler dem Dialogiſten ins Amt; 
und was man nicht recht machen kann, das bleibt 
beſſer ganz und gar ungemacht. Der Erzehler ge 
he ulfo, nach der Vorſchrift des Ariftoteles und 
dem Benfpiele Homers, fobald es auf Schilde: 
zung der Seele ankoͤmmt, ins Dramatiſche über; 
. oder will er das nicht, fo faffe er ſich immer nur 
unbeflimmter, es wird ihm zu feinem Vorwurfe 
gereichen. Er gebe ung immer nur von jer 
dem Zuffande der Seele eine allgemeine J⸗ 
dee: „der König erſchrak; “ —' „der Vater 
„ ward innig gerührt, * — ‚„der Held gerieth in 
"zo die Außerfie Wuth.“ — Er foffeimmernur 
‘eine ganze Meihe von Zuftanden und Vers 
Änderungen in einem einzigen Zuge zufam« 
men. „Sie verföhneen ſich wicher, und wurs 


„den Freunde — 5 Nach tauſend vergeblis 
„chen Bemühungen gelang es endlich.“ — 


„Alle fein Zureden war umfonft “ u. ſ w. — — 
Ein genaueres Detail, das im ©efpräche fo gut 
hut, wird in der Erschlung efelhaft und langwei⸗ 
fig, weil es hier mit der individuellen Beſtim⸗ 


mung der Ideen alle Wärme und alles schen ver⸗ 


Gert. Man fann diefes nicht deutlicher als an 
- ausgezogenen Entwürfen dramatiſcher Stuͤcke ſehen, 
Ä die 


24990  Neber Handlung, 


die, wie ſchoͤn auch an ſich ſilbſt das Stuͤck, umb 
wie wohl auch der Auszug gerathen feyn mag, doch 

immer nur eine unangenehme $eftüre geben. 
Diefer Erlaubniß zu generalificen wiffen ſich 
denn die Erzehler auch fehr wohl, und oft nur al⸗ 
zuwohl zu bedienen. Sie find felten die großmuͤthi⸗ 
‚ gen Nichardfong , die fih zu unferm Vortheile 
ihrer Freyheit begeben, und fobald nur die Hands 
lung intereffant genug wird, den Vorhang aufs 
ziehn: fie brauchen mur gar zu gerne die Flügel, 
die ihre Zorm ihnen auſetzt, und raufchen in einem 
Augenblicke über die dornigften Gegenden hin, 
wenn der Dialogift, derimmer Schritt vor Schritt 
auf dem Boden fortgehe, fih mit taufend Muͤhe 
und Arbeit hindurchwinden muß. — Diderot*) 
. Hat bereits diefen Vortheil der Erzehlung bemerkt; 
nur redet er bloß von dem Romandichter, da ſich 
doch fein Ausfpruch auf jeden Verfaſſer erzehlender 
Werke anwenden läßt. „Es ift feine Schwuͤrig⸗ 
„keit zu finden, fagt er, ber ein Nomanfchreiber 
„nicht ausreichen koͤnnte. Cr ſpricht,  E: 
931 Auf die ſchweren Augenlicder, durch den ermats 
„„teten Körper eines Wanderers, fließt füffer 
„„ nicht dee Balſam des Schlafs, als die ſchmei⸗ 
„„chelnden Worte der Goͤttin floſſen; doch immer 
„„ widerſtand ihr eine geheime Macht, und verei⸗ 
sn Lelte ihre Reize — "Aber Mentor, in feinen 
„7 weiſen Vorſchlaͤgen unveränderlich, ließ verge 
1727 bens 


2) Von ber bramafifchen Dichtfunft ins 2ten Theil 
- > f Sheaters. ©. 299, der deutfch. Lcherf 





J Geſoraͤch und. Erzehlung. 248 


gu, beng in fich dringen; zwar manchmal lich er fe 
„„dhoffen, als fegten ihm ihre Frage in Verlegen⸗ 

au heit; doch, wenn fienum eben ihre Neugier zu 
„ befriedigen glaubten, verfhwand ihre Hofnung 
„„wieder auf einmal. . Mas fie feft zu halten 
nn glaubte, war ihr entwifcht, und eine kurze Ant⸗ 
„„dwort ſtuͤrzte fie in ihre erſte Ungewißheit zu⸗ 
ꝓ„„ruͤck. Ct „Und damit hat ſich der Ro⸗ 
„manſchreiber gluͤcklich aus dem Handel gezogen. 
So ſchwer aber ein dergleichen Geſpraͤch auszu⸗ 
„fuͤhren iſt, ſo muß dennoch der dramatiſche Dich⸗ 


„ter entweder feinen ganzen Plan verändern, odex 


„ die Schwuͤrigkeit überwinden. Welch ein Us - 
„terſchied zwiſchen, eine Wirkung beſchreiben, und 
„ſte hervorbringen! | 

Je teochener meine Materie ift, um deſto cr 
wird man mir eine kleine Ausſchweifung erlauben, 
Was will alfo Diderot damit fagen: der dramas 
tifche Dichter müffe feinen ganzen Plan ändern, oder. 
Die Schwürigfeit überwinden?. Er kann nur zweij⸗ 
erley meynen: entweder, daß er die ganze Hands 
Jung verändern mäfle, fo daß die ſchwuͤrige Scene 
darinn durchaus nicht vorfomme; oder Daß cr Die 
Handlung in die verfhiedenen Afte anders vertheilen 
müffe, fo daß die ſchwuͤrige Scene von ihnen auss . 
gefchloffen bliebe, umd hinter Die Sem, oder in 
den Zwiſchenakt falle. 

Jenes erſten Mittels ſich zu bedienen, ſteht 
jedem dramatiſchen “Dichter frey, ſobald ers nur 
uͤbers Herz bringen kann, feine Arbeit freywillig 

LH Bibl, XVI. B. 2. St. Q zu 


- : eher Handiung, 


zu verſchlechtern, und fich fetbft ein Befenntniß vom 
der Schwäche feines Genies, oder von feiner Traͤg⸗ 
heit abzulegen. Das letztere Mittel hingegen 
ſteht feinem frey, als bloß dem regelmäßigen; ber 
fih genau an die Einheiten der Zeit und des Orts 
haͤlt. Wenn wir biefem über eine ausgelaflene 
porteefliche "Situation einen Borwurf machen, fo 
wird er ſchlau genug fen zu antworten: Wan 
kann nicht alles auf. einmal Die Scene wäre 
freylich vortreflich,, und ich Härte fie auch fo germe 
in meine Plan gezogen, aber es war nicht zw 
machen. So manche andere Scenen hätten dar⸗ 
‚ Über wegfallen; ich haͤtte meine Auftritte ſo ſchleche 


verbinden; härte fo offenbare Fehler wider die 


Wahrfcheinlichfeit begehen muͤſſen, daß am Ente 
biefe einzige Situation es nicht wert war. Seyd 
alfo zufrieden, daß ich euch nicht jeden Augenblick 
aus eurer Illuſion reiffe, nicht Scene vor Scene 
einen neuen Borhang aufflattern laffe, und euch, 
wie auf Fauſtens Miantel, aus Deutfchland nach 
Franfreih, aus Frankreich nah Dentfchland vers 
fege ; ſeyd zufrieden, daß ich euch’ In der natürliche 
fen Verbindung nur noch fo viel Gutes geliefert, 
nur noch fo wenig MWerbindungsauftritte umd 
matte Erzehlungen gemacht, als ihr in meinem 
Stüce finden werdet. Es iftja fein Vortheil ia 


der Welt, den man nicht mit einigem Verluſte er⸗ 


kaufen müßte. — uf diefe Art wicd er ſich aus 
dem Handel wickeln, und was wird man ibm ants 
worten Fönnen ? Man wird ihm die großen Bor 

theile 


— 


— — — 


Gefpräch und Erzehlung 243 | 


eheile der Einheiten läugnen muͤſſen, die doch fo 
manche Argumente für fih haben: oder man wird 
ihm auch einen andern eben fo regelmäßigen, und 
eben fo natürlichen Plan vorzeichnen muͤſſen, wo 
die ausgelaſſene Scene hineingehe; und dann, 
wenn er hartnaͤckig iſt, wird er noch immer den Be⸗ 
weis fordern, daß dieſer Plan wirklich vollkommner, 
und Die gewonnene Situation beſſer, als die nun weg⸗ 
bleibenden, ſey: kurz, man ſieht, der Proceß, den 
man dieſem regelmaͤßigen Dichter macht, fuͤtzrt gar 
fehr ins Weite, und möchte wohl Jahre lang 
hängen bleiben. 

Mit dem unregelmaͤßigen Dichter hingegen, 
der uns immer wie auf der Schaufel herumwirft, 
and von Feinem Arifloteled oder D’Aubignäc 
hören will, ift man in einem Augenblick fertig. 
Keine einzige der ſchweren Situationen, diein feiner 
Handlung liegen, will man ausgelaffen willen; 
denn eben die ſchwerſten find auch immer die (dön« 
ſten, "wenn ein Genie fie bearbeite. Was fie 
ſchwer macht, ift janur eben dieß: weil fie einen fo 
wiefen Blick in das Innerſte des Charafters, in ' 
Die verborgenften Winkel des Herzens erfodern; 
weil der Dichter, der ihnen genug thun will, eine 
fo feine Temperatur der Leidenſchaften, eine fo deli⸗ 


Fate Auswahl der Reden treffen, fich mir einem fo ' . 


Hohen Grade von Begeiſterung hineindenken muß: 
sand wodurch ſonſt iſt eine Theaterſcene vortreflich? 
Wenn ich alſo den Kaufmann von London ſehe; 
fo wis ichs Lillo Dank, dag er mir einen neuen 
N % 5 Wors 





244 . Ueber Handlung, 


Vorhang aufzicht, wa der Oheim ermordet wird, 
einen neuen, wo Barnwell zur Milmood zu 
ruͤckkoͤmmt: aber wieviel VBortrefliches er mir auch 
geben mag; ich bin noch immer unzufrieden, ‚oder 
er muß mir erft alles geben. Es licgt- ganz offen⸗ 
bar noch mehr Gutes in feinem Stoffe; und was 
kann ihn denn hindern, es auszuführen? Ich ſetze 
Mißtrauen in fein Genie, wenn er ſich zwey Be⸗ 
dienten einander erzehlen läßt, was gewiß, wenz 
ich es felbft. fähe, die größte Scene des Stuͤcks 
"werden müßte, aber auch. freylich die ſchwerſte. 
Barnwell, bey allem feinem Abſcheue vor einer fo 
ſchwarzen That, als der Dieuchelmord feines Wohl 
thäfers, feines Oheims, feines zwenten Vaters if, 
fo vol Wuch über fich felbft, indem ſchon feine See⸗ 
le den mörderifihen Entſchluß faßt; welch ein Ge⸗ 
mälde müßte das geben! Weldh-ein Gemälde der 
beyden Seelen, der feikigen und der Sede Mil: 
woods! Mit welchen Wendungen, mit welchen 
Kuͤnſten der Buhlerinn, mit welcher ſcheinbaren 


Verzweiflung mag die entſetzliche Milmood es | 
angehen, den unglücklichen Juͤngling fo. weit zu 


bringen? Wie mag fie, noch felbft bey der ſchwaͤr⸗ 
zeſten Aeußerung ihres Charafters, die ganze Abs 
ſcheulichkeit ihrer Seelezu verbergen wiſſen? Wel⸗ 


ches mögen die Augenblicke feyn, wo fiefih zuruͤck⸗ 


äuzichen, alles aufzugeben, licher fterben als etwas 
fodern zu wollen ſcheint, was ihrem geliebten 
Barnwell fo fehwer wird? Und welches die ans 
dern Augenblicke, wo fie wieder wit verdoppelter 


i % 
. D 


Geſptaͤch und Erzehlung. 245 | 


Gewalt auf ihn eindringt, ihm mit Siebe, mie 
Wuth, mit den bitterfien Vorwürfen zufest? Lind 
welche Ebbe und Fluch von Leidenſchaften, welche 


Stuͤrme der entgegenſetzteſten und gewaltfamften Ber .. 


wegungen mögen nicht Barnwells Herz zerreiffen? 


Wie mag endlich, troß feines Ahfcheues vor diefer 
That, der mörderifhe Entſchluß fo feft in ihm wur⸗ 
zeln, daß Fein Nachdenken, Feine Reue ihn auf 


halbem Wege wieder zurückführen. kann? — Alle 
diefe fo intereffanten und fo fehweren Probleme 
‚muß der Dichter uns auflöfen; er hat fih, durch 
Keine ungebundene Freyheit, die Pflicht dazu aufer⸗ 
legt: und erfuͤllt er ſie nicht, ſo mag ers ſich ſelbſt 


beymeſſen, wenn wir von ſeinen Talenten eine ver⸗ 
aͤchtliche Idee faſſen. — Daß man alſo ja nicht 


glaube, die unregelmaͤßige Shakeſpearſche Ma⸗ 
nier ſey die leichtre Manier! In ihrer ganzen‘ Voll⸗ 


kommenheit iſt ſie ſicher die ſchwerſte, und alſo 
eben die, worinn ſich der Stuͤmper und der Pfu⸗ 


ſcher am allererſten verrathen koͤnnen. — Da 


man jetzt in Deutſchland an unregelmaͤßigen 


Schauſpielen Geſchmack gewinnt, ſo wird vielleicht 


dieſe Anmerkung um: fo weniger unnuͤtze ſchei⸗ 


nen. — 
Aus dem oben feſtgeſetzten zweyten Unter⸗ 


ſchiede der Formen; daß die Erzehlung von dem . 
‚sdesmaligen Zuftande einer handelnden Seele, 
und von dem ganzen genauen Zufammenhange ala 


ker in ihr vorgehender Veränderungen, Feine fo fpecis 
elle und volftändige Idee geben kann, als das Ge⸗ 
u Q3 praͤch 


245 Ueber Handlung, 

ſpraͤch, folge unmittelbar der nur anders ausge 
drückte Unterfehied: daß alfo in einem Geſpraͤ⸗ 
che weit mehr Handlung möglich fey, als in 
einer Ergehlung. Zwar, in Abſicht der Men⸗ 
ge deffen, was geſchieht, Fönnen die erzehlenden 
‚ Werke unendlich mehr befaffen: aber in Abſicht deß 


fen, daß wir im Gefpräche mehr das Werden 


der Veränderungen begreifen, ift mehr Handlung . 


in dialogivenden Werfen. Denn worauf Fam «6 
fonft bey der Handlung an, als zuerſt anf eine 
volftändigere Kenntniß von jedem Zuftande der Sees 
4? und dann auf den nähern und innigern Zus 
ſammenhang ihrer Veränderungen ? 


Es folge -us dieſem Unterſchiede zwehteus: 


daß die dialogifche Form zur Schilderung 
von Charakteren unendlich fähiger, ald die 
erzehlende fey. Da die letztere immier.von dem 
Buftande einer Seele nur einen allgemeinen Be 
grif giebt, fo kaun fie auch nicht vielmehr, ale eine 
Allgemeine Klafe von Charakteren angeben, wo 
‚ ber Charakter der handelnden Perfonen hineinge⸗ 
hört; hingegen die erftere kann ung diefen Charafs 
ter in feiner ganzen feinen Miſchung, mit allen 
ſeinen eignen Schattirungen weit mehr ins Beſondre, 
und wenn fie will, als Porträt ſchildern. 


——_ . 


Es folge aus dieſem Unterſchiede drittens: ! 


daß ein dramatifcher Dichter noch immer 


Erfinder Bleibe, wenn er gleich feinen Plan | 
aus einen erzehlenden borgt. Auch wenn e 


ihn von einem andern dramatifchen Dichter borgt; 


Geſpraͤch und Erzehlung. 247 
ſobald er nur Veraͤnderungen in die Charaktere, 
und Begebenheiten bringt: denn nun wird auf einmal 
‚ alles anders, und feine Einbildungsfraft muß je 
‚den Augenblick etwas Neues ſchaffen. Alſo nur 
ein Sie Tremendous *), oder ein Verfaſſer der 
Briefe über den Werth einiger deutfchen Dichter 
mache dem dramatifchen Schriftfteller feine Raͤube⸗ 
reyen an den Alten, und feine Freybeutereyen an 
den Neuern zum Vorwurfe. — Andere Folgen, 
Die das Intereſſe der Gattungen, und das Genie 
‚der Dichter betreffen, . will ich unten berühren, 
Ein dritter Hauptunterſchied der beyden For⸗ 

men if diefer: die Erzehlung hat nicht. bloß -die 
TFreyheit, eine ganze Reihe von Veränderungen in 
Einem allgemeinen Zug zu befaffen; fie bat auch 
die Freyheit, bald größere, bald kleinere 
Sprünge zuthun, mehrere Momente, und 
oft ganze Reihen derfelben, Tage, Monate, 
Jahre zu überhüpfen; ſobald nehmlich in dies 
fen Momenten nichts Wichtiges, nichts weſentlich 
„zur Handlung Gchöriges vorgeht. In allen dies 
fen Fällen iſt der Erzehler vällig Herr über feine 
Materie, und kann mit ihr machen was cr will; 
eben weil er die Handlung als ſchon vergangen bes 
geachtet. „ Man fertigt Baten ab und er. fömmt. “ 
1» Sie geriethen aneinander, und der Feind ward ge 
„ſchlagen. * „ch Fam, ich fahe, ich fiegte. “ 
und die Erzehlung ift fertig. Alles, was zwifchen 
dem Abfertigen und dem Anlangen, zwiſchen dem 
Qa | erfien 


7 ©. ben Hypochondriſten. 2 Th. ©, 585. 


vr 


37383 Ueber Handling, 


erſtan Angriff und dem endlichen Siege , zwiſchen 


dem Kommen und dem Ueberwinden vorgeht, 
wenn es nicht zur Abficht gehörig oder unwichtig 


. fl, verſchlingt die Erzehlung. Und fo überhaupt 
-reißt fie. den Faden an ‚hundert Orten ab, und 
knuͤpft ihn oft weit von dem Abgeriffenen Eude 
-wicder an, : fobald er nur gleich und eben genug if, 


einen fetten Knoten zu ſchuͤrzen. Die Wirkung 
Fann um eine ganze Reitze Mittelglieder von der as 
ften Urfache entfernt ſeyn: fobald nur dieſe Mittel⸗ 
glieder die gewöhnlichern find, und ſich der £efer 


‚aur.eine Allgemeine dee machen fand, wie die 
Wirkung aus der Urfache hervorkomme; fo über: 
«hüpft..die Erzehlung ale. Zwiſchenmomente, und 


bängt fie unmittelbar aneinander. Sie iſt gleich, 
fam um din Auszug, aber wenn fie gus gemacht 
ift, ein .mohlzufenunenhangender Auszug Der 


‚Handlung. Das Gefpräch, das die gegammärtige 


Handlung ſelbſt enthält, Hat diefe Freyheit des Ue⸗ 
berhuͤpfens nicht, ſonderin nmıß, fo lange es forts 


‚dauert, Punfe vor Bunfe, Moment vor Mes 
ment, ununterbrochen durchgehn. Zwar giebt es 


Kunftgriffe, ‚die Reihe. diefer Momente, wenn fir 


zu wenig interefliren würde, abzufürzen, fo wie 
"andre , dieſe Reihe, wenn fie intereffant bleiben 


kann, zu verlängern; und vielleicht hat fich der er⸗ 
ſtern niemand beffet, als Shakeſpear, der andern 
niemand befier als Moliere zu bedienen gewußt: 
aber der Gebrauch diefer Kunftgriffe hat Graͤnzen; 
und fobald, ein Dichter zu engezufammenzicht, oder 


Bo 


V Sehtah und Errehlung 249 


In u weickaufrig ausſpinnt, witd ihm der Mann von 


feinern Geſchmack augenblicklich zurufen: Zu ſchneſl! 


oder: zu langſam! Dort haft du dir die Kunſt 


nicht zugetraut, mir mehrere Momente intereffant 


zu machen, oder haft aud) die zu feinen Niiancen 
dieſer Moniente nicht zu finden gewußt; hier haft 
Du die Raum zu noch ein’ paar Einfällen, die du 
auf deinem Herzen Hatteft, zu noch ein Paar toͤ⸗ 


nenden Deklamatiönen verfhaffen wollen. Aber‘ 


Die Wahrheit der Matur ift das hoͤchſte Verdienſt 
deiner Kunſt, und das ſollteſt du nie deinen kleinen 
Mebenabfichten aufopfern. 


Fo dieſem dritten Unterſchiede ſleht man nun 


einen neuen Grund, warum die Erzehlung eine 
ſo große Menge von Thatſachen umſpannen Fann; dag 
Geſpraͤch Hingegen eine einzige Seite epifchen Ge: 
Dichtes oft zu einem ganzen Werfe erweitert. 
Die beyden zuerſt angeführten Vortheile der 
Erzehlung zichen einen vierten nach fi, und der 
iſt dieſer: Der Erzehler kann mehr, ald der 


Dialogiſt, auf einen beftimmten Geſichts⸗ 


‚punkt, auf eine gewiſſe feſtgeſetzte Abficht ar- 
‚seiten. Ein und eben dirfelbige Stoff hat .oft 
mancherley Seiten, von denen er gefaßt werden 


kann; von der einen. ift er rührend, von der an⸗ 
dern beluftigend, von der dritten befehrend. - Man 


nmehme an, daß eine Handlung von dren verfchieds 
nen Schriftſtellern, aber ohne Veränderung der 
Begebenheiten, aus diefen drey verfhieduen Ge: 
ſichtspunkten behandelt werde; und es wird bey⸗ 
| 25 nahe 


— 


250 - Uee Handlung/ 


nahe ſeyn, als ob man drey verſchiedene Geſchich 


ten hoͤrte. Was nehmlich der eine mitnahm, das 
hat der andere uͤberhuͤpft; was der eine in allge 
. meine Züge zufanımenfaßte, das Kat der andre mit 
- befondern Umfländen erweiter. — Jeder ber 
oben angegebenen Geſichtspunkte leidet . reicher vers 
ſchiedene Abänderungen ; denn wenn 3. SB. ber Er⸗ 
jehler Ichren will, fo kann er feinen Stoff beib 
mehr vonder moralifchen, bald mehr von der po⸗ 
litiſchen, bald mehr von der eigentlich philofephe 
ſchen Seite anſehn; ja er kann zuweilen. fein -Ans 
genmerf auf eine ganz. fpecielle einzelne Wahrheit 
richten, für die er aus einer gegebenen Handlung 
ein befonderes Licht, oder eine neue Beſtaͤtigung 
vorherſieht. Dieſes beſtimmt alsdann Die ganze 
Einrichtung ſeines Plans, die Scenen, die er 
nur fluͤchtig beruͤhren, und die er weitlaͤuftiger 
ausfuͤhren, die Zuͤge, die er hervorheben, und die 
er zuruͤcktreiben, die Zwiſchenfaͤlle, die er als bloße 
VBegebenheit einführen, und die er als Handlung 
entwickeln will. — . Auch der Dialogiſt kann, 
durch Anordnung ſeiner Scenen, und durch ge⸗ 
ſchickte Vertheilung des Lichts und Schattens, 
mehr auf den einen als auf den andern Geſichts⸗ 
punkt arbeiten; aber ſo ganz und ſo ausſchließend 
kann ers nie, als der Erzehler. Seine Form 
verpflichtet ihn, ſich weit tiefer ins Individuelle ein⸗ 
zulaſſen, und in jeder Scene, die er uns einmal 
vors Geſicht bringt, ſeine Handlung Schritt vor 


Schritt durch alle ihre Momente zu verfolgen. Er 


Geſpraͤchund Erzehlung. 52 
darf alſo nicht bloß einen Theil der Reden anfuͤh⸗ 
ren; er muß ſie in ihrem ganzen vollen Zuſammen⸗ 
Kange geben: erdarf in einer Scene, die natuͤrli⸗ 
er Weile noch weiter fpielen müßte, nicht in der 
Miete abbrechen, er muß fie ganz bis ang Ende . 
Hinausfpielen: er kann alfo auf Feine Arc nur eine _ 
gewiſſe Seite des Charafters zeigen; er muß ihn 
ſo ganz, wie er ift, unsvor Augen ſtellen. Auch 
berimmt ihm feine Form die Freyheit, dem $efer 
oder Zuſchauer von bem Gefichtspunfte, worin 
er ihn gerne möchte treten laflen, in feiner eignen 
Perſon einen Winf zu geben. Indem alfo ber 
Erschler dem Weſen feiner Form getreu bleibe, 
und ein fehr gutes Werk macht, müßte der Dialos 
gift, wenn er fo ganz, wie jener, auf einen bes 
ſtimmten Gefihtspunfe arbeisen wollte, dem Ber 
fen der feinigen zuwider handeln, "und folglich noth⸗ 
wendig ein ſchlechtes machen. 

„Als Favart, ſagt Herr Leſſing *), die Er⸗ 
„zehlung des Marmontel (von der Roxelane) 


3) auf das Theater bringen wollte, fo empfander 


„bald, daß durch die dramatiſche Form die 
„Intuition des moralifchen Satzes größten 
„Theile verloren gehe, und daß, wenn fie auch 
„vollkommen erhalten werden Fönne, das daraus 
„erwachſende Vergnügen doch nicht fo groß und 
„ſlebhaft ſey, daß man dabey ein andres, welches 
„ dem Theater wefentlicher iſt, entbehren koͤn⸗ 
„ne.“ — In der Ausführung dieſer Behaup⸗ 


⁊ 
4 
{u 


. 9 Hamb. Dramat. ı Th. Eid xxxv. 


252 Ueber Hanblung, 


tung geht Herr Leſſing mehr auf den. letztern als 
auf den erſtern Punkt; und auch dieſen faßt er, 
wie es fein Endzweck ˖ mit fi brachte, mehr von 
der moralifhen als von der poctifihen Seite ; e 
‚zeigt uns mehr, wie die unveränderte Handlung 
des Marmontel unfer firtliches Gefühl beleidigen, 
als wie- ein ſchlechtes Drama dadurch entſtehen 
würde. Jener erſte Punkt: daß nehmlich durch 
die Form des Geſpraͤchs — und zwar auch ohne 
noch hinzukommende Pantomime — die Intuition 
dus moraliſchen "Gates verfehrwinden würde, iſt 
aus dem Öbigen klar. Sollte diefe Intnition ers 
halten werden; fo müßte in der Ausführung bes 
Beſpraͤchs zu viel von demjenigen wegfallen, was 
fie nicht befördert, und alfo nothwendig hin⸗ 
dert. Der Dichter muͤßte ganze zur Handlung 
gehörige Scenen in bloße Erzehlungen zuſammen⸗ 
raffen, oder nur ſehr unvollfommen errathen Lafs 
ſen; er muͤßte in denjenigen Scenen, die er ‚uns 
wirklich vors Auge brachte, den Charafteren zu 
vieles von ihrem Detail, und folglich von ihrer 
Wahrheit, von ihrem Schen nehmen. Das heißt, 
er müßte in aller Abſicht ein fehr mittelmäßiges und 
berftümmeltes Drama machen, wenn allentalben 
feine Eine Wahrheit, oder feine Eine Lehre hin⸗ 
durchſchimmern, wenn uns alles auf fie hinweiſen 
ſollte. — Uber, Fönnte man fagen, hat nicht 
jede Zabel die Intuition einer beftimmten morals 
Then Wahrheit zur Abſicht? und hat uns nicht 
Willamov dialogifhe Fabeln gegeben, deren einis 

| | ge 


Geſpraͤch und Erzehlung. 253 
ge ohne Tadel ſind? Oder haben nicht auch die 
Verfaſſer moraliſcher Erzehlungen, als z. B. 
Marmontel ſelbſt, ihre Hauptſcenen dialogirt? 
Beydes iſt richtig; allein es iſt auch hier nur von 
der Ausfuͤhrung groͤßerer Handlungen, und in ei⸗ 
nem ganz dialogirten Werke, die Rede. Zu ge⸗ 
ſchweigen , daß in den meiſten Fabeln das, was 
man ihre Handlung nennt, wie Herr Leſſing fa 
gründlich gejeigt hat, etwas ganz anders ift, als 
die eigentlich von uns fo genannte Handlung. 

Sch berühre nur noch fluͤchtig einige andere 
Unterſchiede der beyden Formen, die ſich aus dem 
Umſtande ergeben, daß der Erzehler in ſeiner eignen 
Perſon ſpricht, und Ruͤckſicht auf ſeinen Zuhoͤrer 


nimmt... Da er feiner ganzen Materie Here iſt, 


weil ex die Handlung. als fdyon vergangen betrach⸗ 
tet; fo giebt er um fo leichter feinem Vortrage dies. 
jenige Ordnung, die ihm zur Einficht des Zufams 
menbangs der Begebenheiten die ſchicklichſte duͤnkt. 
Er holt aus der Vergangenheit Umftände zuruͤck, 
die auf den jetzigen Punkt der Handlung ein Licht 
weifen koͤnnen; er bringt die eine Handlung, bie 
auf einen gewiffen Punkt, wo eine andre gleichlau⸗ 
fende anfängt, Einfluß auf fie zu haben; er giebt. 
alſo jene, oft ganze Sxiten lang auf; geht mit 
uns ganze Jahre hinterwärts, und vollendet erſt 
die Erzehlung diefer ziweyten Handlung bis auf den 
Punkt, wo fie ſich mit den fpielenden Urſachen jr. 
ger erftern vereinigt. Eben fo blickt er zumeilen 
in die entferntefte Sutünf hinein, wenn er dem jes 
‚Bigen 


/ 


254 Ueber Handlung, | 


| 


Kigen eine Erflärung davon verfpreihen, oder eine | 
Meflerion, die ihm eben hier an ihrer Stelle dünft, 


Dadurch beftätigen Fann. — Dem Dialogifken, 
wie man fo gleidy gewahr wird, iſt diefe Freyheit 
durchaus benommen ; denn bey ihm iſt die Hands 


lung allererſt im Werden begriffen, und die I 


kunft ift für ihn noch wirfliche Zufunft, mit allem 


ihrem trüben und ungewiſſen Nebel umgeben, 
. Di Zurückblichen in die Vergangenheit ſteht ihm 


nur in fo ferne frey , als es von ſeinen Perſonen 
felbft, auf eine: ihren wirklichen Beduͤrfniffen, und 
ihren eigenen Abfichten gemäße Art gefchehen Fan, 
Hat er zwey gleichlaufende Handlungen in feinem 
Dane; fo muß er ſich fo zu helfen willen, daß er 
fie auch wirklich gleichlaufend vorkelle; eben weil 
woir ihm nicht erlauben, ins Vergangne zurickzus 
gehn, oderdas Künftige zu anticipiren. — Fer 
ner mifche der Erzehler Befchreibungen ein, wo 
die Einficht der Handlung von der $age oder dem 
Stande der Perfonen, ‚oder überhaupt von der Bes 
ſchaffenheit der Scene abhängt; er fagt die Pass 
tomime, wo fie eine nothwendige oder erflärende 
Beziehung auf die Handlung hat, ausdrücklich hin⸗ 
zu: hingegen der Gefprächfchreiber, bey dem alles 
Gegenwart ift, und der yon einen Zuhörern weiß, 
überläßt diefes alles dem Anblid > er kann nur fo 


viel davon zu verfichen geben, ale die Perfonen oh⸗ | 


ne Zwang, und ohne wider die Natur zu verſtoſ⸗ 
fen, in ihre Reden davon ausdruͤcklich mit einflick 
fen, oder durch ihre‘ Beziehung darauf errathen 
. N, laß⸗ 


. Geſpraͤch und Erzehlung. 255 
laſſen. — Bey dem Erzehler iſt oft manches in 
ber Vergangenheit ungewiß; das giebt Unterſu⸗ 
ungen: manches hängt von kleinen Umfländen ab, 
Die in der Entwicelungs der Haupturſachen nicht 
worbereitet wurden; das giebt. Erläuterungen: 
muanches gehört auf eine ganz vorzügliche Are, zu 
der befondern Abſicht des Erzehlers; das giebt 
- Mäfonnements und Bemerkungen. Bey dem Dias 
lbogiſten iftales gewiß; weil alles chen jetzt geſchieht; 
nichts bedarf einer Erläuterung, weil die ganze 
Handlung mit ihren Eleinften Umftänden da ft, 
und weil er von Feinem Zuhörer. weiß; nichts vers 
anlaffet eigene Raͤſonnements, weiler felbft nie 
“auf der Bühne erſcheint, und alfo alles Raͤſonni⸗ 
ven über feine Fakta dem Zuſchauer überlaffen . 
muß. — Diefes alles gehört zu dem fünfte 
Unterſchiede ver beyden Formen: Der Erzehler 


nimmt jeden Augenblick offenbare Ruͤckſicht 


auf ſeinen Zuhoͤrer; der Dialogiſt ſieht 
auf keinen Zuhoͤrer und weiß nur immer 
von ſeinen Perſonen. 


All wichtigern und allgemeinern Bergleihungs: 


punkte der beyden Formen moͤchten alſo folgende 
ſeyn: Jetziger Augenblick; vergangene Zeit: All⸗ 
J —— Individualitaͤt: Sprung; Moment 
vor 
fichtspunkte: Abſichten des Erzehlers; alleinige 
Abfichten der Handelnden. Aus dieſem bier vor⸗ 
bereiteten Gruͤnden ergiebt ſich nun im Allgemel⸗ 
nen, was fuͤr Gegenſtaͤnde ſchicklicher fuͤr die eine 
oo, und 


oment: Ein Geſichtspunkt; alle Ge 


256 Von den drey Kuͤnſten der Zeichnung xc. | 


und für die andre Form find; welche von beiden 
Formen, und bey welchen Gegenfländen ſie die 
vollkommenere und intereſſantere ſey; welches cis 
gne Genie zum Erzehler, und zum Dialogiſten * 
hoͤre; endlich, was fuͤr Regeln im Geſpraͤch, und 

was fuͤr andere in der Erzehlung muͤſſen beobach⸗ 
tet werden; Ich habe den mir vergoͤnnten Raum, 
den ich bey mehrerer Muſſe beſſer geſchont haben würde, 
bie und da ſchon zu ſehr verſchwendet, als daß id 
auch dieſen intereſſanteren Theil meiner Mat rie 
noch vollenden koͤnnte. Ich verſpare ihn alſo aufs 
Kuͤnftige, und verſpreche mir weniger fuͤr die Un⸗ 
terſuchung ſelbſt, als dafuͤr, daß ich ſie nur bie 
noch abbreche, den Dank meiner Leſe. 


nn 
U. 


Oreſtrio von den drey Kuͤnſten der Zeich⸗ 
nung, mit einem Anhang von der Art 
und Weiſe, Abdruͤcke in Schwefel, Gyps 
und Glas zu verfertigen, auch in Edel⸗ 

ſteine zu graben, herausgegeben von 
Franz Ehriftoph von Scheib, nebft einer 
Vorrede von Friede. Juſt. Riedel. Wien 

1774 2 Theile, in 8 


iefes Buch. ift gleichfam als eine Fortſetzung 
oder Erläuterung des Koͤremons anzufe 


0 "der Zeichnung ° . 257, 


: den, von dem wir zu feiner Zeit in unfrer Biblio⸗ 
thek geredet haben. Beide haben nicht nur die 
nach der Diode des vorigen Jahrhunderts gewähls 
ten fonderbaren Namen, fondern auch die Meits 
f&hweifigfeit gemein, worüber wir fehon damals 
unſte Gedanken eröffnee haben. Daffelbe Urtheil 
muͤſſen wir, ungeachtet der Riedelſchen Abfertis 
gung an die Kunftrichter am Ende der Vorrede, 
wiederhalen, uud vermuthlid werden uns die Pas 
sriarchen der Kunft, Hagedorn, Henne, Lips 
pert und Defer, worauf am Ende der Vorrede 
provociet wird, hierinn beypflichten. Inzwiſchen 
iſt in dem ganzen Buche ungemein viel Nutzbares 
und Praftifches eingeftreut, und man ſieht allents . 
halben ig dem Verfaſſer einen Mann, der vice 
Jahre mit den Kuͤnſten bekannt ift, fi lange an 
der Quelle aufgehalten, und aus dem Umgange 
mit den Kuͤnſtlern nicht gemeine Kenntniffe erlangt 
Hat. Inſonderheit müffen wir den Eifer für die 
deutſchen Künftler, denen das Buch gewidmet ift, 
ruͤhmen, indem er ihnen nicht nur das billige Lob 
beylegt, fondern fie auch für die Sucht mancher 


KHöfe, und auch felbft unfeer Künftler, warner, als . 


les was franzoͤſiſch iſt zu loben, und für vortref⸗ 
lich zu halten: Das ganze Buch iſt gewiffermafs 
fen als eine Widerlegung der franzöfifchen Schrifts 
ſteller anzufehen, die voll von blindem Nationale 
ſtolz die Italiaͤner, und wohl gar die Antifen, vers 
kleinern, ihre Kuͤnſtler hingegen für die einzigen 
Befiker des wahren Geſchuacks halten. Dahin 
NM. Bibl. XVI.B.2. St. R ge⸗ 


258°. Bonden drey Rünfen 


- gehören Perrault in ſeiner Parallele *) der Alten‘ | 


/ 


und Neuern, de Pilegin feiner Waage der Kuͤnſt⸗ 
‘ler, die ums gleichfalls jederzeit eben fo hartheniſch, 


als unnuͤtz gefehienen, der feichte Marquis d' Ar⸗ 


gene in kinem Examen critique, welcher vol _ 


Stolz von feiner Nation, und ungegründesen dis 


statorifchen Augfprüchen ift, fo wie das Gewaͤſche 
des Falconets über die Statue des Mark⸗Aurel 
u.fw. Wie wenig auf die Urtheile djefer Tram 
zofen zu bauch ift, zeigt der Verfaſſer an unzähle 


gen Stellen, und meiftens mit Grunde. 


Die Vorrede des Herrn Riedels enthaͤlt vor 
nemlich $ebensumftände des Herrn! von; Scheiß, | 


die ung uuterrichten, wie fehr folcher feinen ſechs⸗ 
jährigen Aufenthalt in Nom genugt hat. 
‚hatte einen genauen Limgang mit dem Maler Pes 


— — 


ter Bianchi, und dem beruͤhmten Kupferſtecher 


Frey; er ergrif ſelbſt die Pallette, und zeichnete 
in den Akademien. Dieſe Ausuͤbung ſetzte ihn im 
den Stand deſto richtiger uͤber die drey Kuͤnſte der 
Zeichnung der Malerey, Bildhauerey und Bau⸗ 


kunſt zu urtheilen. Eben fo nuͤtzlich wandte er 


auch ſeine Zeit auf den uͤbrigen Reiſen durch die 
Niederlande und Frankreich an. In des Herrn 


von Scheib Vorrede iſt ein Prief aus Rom von 


1772. welcher verſchiedene arelge Nachrichten von 
dem Zuftande der Künfte dafelbft enthäle. 
Zus 
) Nicht in feinem Paracello, wie es in der Zufchrift 
verındge eines lächerlichen Druckfeblers —* 


Ebendaſelbſt zw l 
de 8 Mi Biles dien. bernach ſol es anfark 


der Zahung 259 J 


Zuerſt ſucht der Verfaſſer die Begriffe von dem 
Wort Akademie zu beſtimmen, und redet von dem 
Alterthume der Dealer: Bildhauer; und Kupferſte⸗ 
cherkunſt. Unter der letzten wird hier das foges 
nannte cifeliren, nicht aber die gravure zum Abs 
druck auf Papier, welche wir heutiges Tages ins⸗ 
gemein darunfer mennen verſtanden. Das, 
Ideal ift allerdings vollfommner als die Natur, 
weil es das zuſammengeſetzte Bild alle einzelnen 
ſchoͤnen Theile eines ſchoͤnen Menſchen iſt, .die der 
Künftler an vielen Driginalen in der Natur einzeln \ 
gefehen, und wovon er fih einen abfiraften Begrif 
gebildet hat. Kin folches Ideal ift unſtreitig der 
berühmte Erzengel des Guido bey den Kapuzinern 
in Kom. Der Verfaffer ift mie Winkelmann 
niche einerlen Meinung , daß es fehönere Juͤng⸗ 
linge gäbe. Es ift wahr, ber Erzengel 
iſt eines - der herrlichſten Ideale; der Mes ' 
cenſent erinnert ſich deffen fehr Ichhaft, fo wie ihm 
auch Winkelmann einen‘ jungen Menſchen in 
Rom mehrmalengejeigthat, den cr für fhäner ale _ 
Diefes Ideal hielt, Allein es Fönnen z. E. dreyers 
ley Ideale von jedermann für fehön gehalten wer: 
den ; demungeachtet wird der Ein? das Eine um eis 
nes gewiſſen Zuges, der Andre Bas Zweyte um eis 
nes befondern ihm gefälligern Ausdrucks wählen, 
er Dritte aber das Dritte vorzichen. Es koͤmmt 
er auf den befondern .Gefchmad eines jeden an, 
povon ſich ſchwerlich beflimmte Regeln geben lafs 
Senf Künftler und Kenner find hier nicht 
R 2 voll⸗ 


N 








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r3 = er} 
_ ua _ . „mn fan _ 


— 


madcht hat. 


260. Von den drey Luͤnſten 


vollkommen einig, und wie wird man die Begriffe 
von der höchften Schönheit auf eine mathematiſche 
Gewißheit bringen koͤnnen? Es iſt genug uͤber 
die Schoͤnheit geſchrieben, und der Verfaſſer han⸗ 
delt im vierten Abſchnitt mehr als zu weitlaͤuftig 
davon : fie bleibt aber allemal ſchwer zu beſtimmen. 
Mengs hat in ſeinem kleinen Werke von der 

Schoͤnheit und dem Geſchmacke mehr nuͤtzliches und 
praktiſches fuͤr die Kuͤnſtler daruͤber geſagt, als an⸗ 
dre und manche Philoſophen in ganzen Bänden. 
Orreſtrio druͤckt fi) darüber fo aus: „Was Ra⸗ 
„phael, Eorregio und Tizian befonders haben, 
„das alles zufammen macht die Schoͤnheit aus, 
„welche man wahrnimmt, fühltunderfennen lernt: 
» Raphaeln gefiel das Bedeutende, Corregio 
„, liebte das Holdſelige und Angenehne, Tizi⸗ 
„an nur die Wahrheit der ſichtbaren Sachen.“ 
Zuletzt ſchließt er mit der Hauptregel: Male der 
Natur nach, ſo wirſt du die Schoͤnheit treffen; 
gefaͤllt dir dieſe nicht, ſo bilde dir eine ſchoͤnere ein, 
ſo kommſt du zur ſchonſten wie Raphael es gu 


‚©. 97. wird Michael Angelo gegen die 
Befihuldigung des Leonhard da Vinci und Arı 
menini, als wenn folder bey feinen berühmten 
jüngften Gerichte ein einziges Model vor ſich ge 
habt, und nad deffen Stellung alle Figuren ge 
zeichnet hätte, widerkat, Diefer große Künfiker 
übertrifft faft alle damalige und ‚nachfolgende in der 

Kenntniß der Anatomie; ee kennt den um 


0. be Zeichnung. a6 


xerſchied des Alters und Geſchlechts viel zu gut, 
um in einen folchen Fehler zufalen Wer die wies 
Ien 100 Figuren des Gcmäldes genau beficht, der 
wird ſich davon am beften überzeugen. 

Im Abfehnittenon der Beurtheilung warnet der. 
Verfaſſer vor dem voreiligen Tadeln großer Kunſt⸗ 
werke. Eino gefaͤhrliche Klippe, daran manche 
ſcheitern! Winkelmann konnte ſich uͤber nichts 
mehr aͤrgern, als wenn junge Kuͤnſtler, die kaum 
in Rom warm geworden, bey Erblickung bes Lao⸗ 
koon oder Apollo, oder Raphaels Werke im 
Vatikan, auch ſchon tadelten. Man unterfuche 
doch lieber die Schönheiten, und mache fi) damit 
bekannt. Gluͤcklich wären diefe Tadler, wenn fie 
nur dergleichen Werke mit allen ihren Fehlern lie: 
fern Fönnten; fie würden ihnen wegen der übrigen 
vieſen Schoͤnheiten gerne verziehen werden, Die 


"von ihrer Schule und Vorurtheilen aufgeblafenen 


Frangoſen fehlen hierinn, am meiiſten. 
In dieſe Klaſſe gehoͤren Falconet, der Marquis 
D'Argens, und ſehr oft auch Cochin. Alle 
dieſe Kunſtrichter wuͤrden mehr Nutzen ſtiften, 
wenn ſie bey dem Schoͤnen ſtehen blieben, ſolches 
"anzupreifen und recht zu erklaͤren ſuchten. Wenn 
ein Künfkler nach Erreichung folder Schönheiten 
ſtrebt, fo werden die Fehler größtentheils von ſelbſt 
wegfallen, ohne daß er ſich ängftlich bemühen darf 
„fie zu vermeiden. 

Die Bedanfen ber die Malerey ber alten 
Deren ’ entfalten das bekannte Sendſchreiben 

R 3 | des 


260. Bon den drey Küuften 


vollkommen einig, und wie wird man die Begriffe 
von der hoͤchſten Schönheit auf eine mathenratiſche 
Gewißheit bringen koͤnnen? Es ift genug über 
dic Schönheit geſchrieben, und der Verfaſſer han; 
delt im vierten Abfehnire mehr als zu weirläuftig. 
davon: fie bleibt aber.allemal ſchwer zu beftimmen. 
Mengs hat in fiinem Fleinen Werfe von der 
Schönheit und dem Geſchmacke mehr nügliches und 
praftifches file die Kuͤnſtler darüber gefagt, als ans 
dre und manche Philofophen in ganzen Bänden. 

Oreſtrio druͤckt ſich darüber fo aus: „Was Ra⸗ 
„phael, Corregio und Tizian befonders Haben, 
„das alles zufammen macht die Schönheit aus, 
„welche man wahrnimmt, fühltunderfennen lernt; 
„Raphaeln gefiel das Bedeutende, Eorregio 
„, liebte das Moldfelige und Angenehme, Tizi⸗ 
„an nur die Wahrheit der ſichtbaren Sachen.“ 
Zuletzt ſchließt er mit der Hauptregel: Male der 
Natur nach, ſo wirſt du die Schoͤnheit treffen; 
gefaͤllt dir dieſe nicht, ſo bilde dir eine ſchoͤnere ein, 
ſo kommſt du zur ſchoͤnſten, wie Raphael es ge⸗ 


macht hat. 


S. 97. wird Michael Angelo gegen die 
Beſchuldigung des Leonhard da Winci und Ar⸗ 
menint, «als wenn ſolcher bey feinen berühmten 
jüngften Gerichte ein einziges Model vor ſich ges 
“Habt, und nad deſſen Stellung alle Figuren ges 
zeichnet häfte, widerlegt. Diefer große Künftkr 
übertrifft faft alle damalige und nachfolgende in der 

Kenntniß der Anatomie; er kennt dm Un— 
oo tet⸗ 


N der Zeichnung. 261 


xerſcdieb des Alters und Geſchlechts viel zu gut, 
um in einen ſolchen Fehler zufallen Wer die vies 
len 100 Figuren des Gcmäldes genau beficht, der 
‚wird ſich davon am beften überzeugen. 
Im Abſchnitte von der Beurtheilung warnet der 
Verfaſſer vor dem voreiligen Tadeln großer Kunſt⸗ 
werke. Eino gefaͤhrliche Klippe, daran manche 
ſcheitern! Winkelmann konnte ſich uͤber nichts 
mehr aͤrgern, als wenn junge Kuͤnſtler, die kaum 
In Rom warm geworden, ben Erblickung des Lao⸗ 
koon oder Apollo, oder. Raphaels Werke im 
Vatikan, auch ſchon tadelten. Wlan unterfuche 
Doch lieber die Schönheiten, und mache ſich damit 
befannt. Glücklich wären diefe Tadler, wenn fie 
nur dergleichen Werke mit allen ihren Fehlern lie: 
fern Fönnten: fie würden ihnen wegen der übrigen 
vieſen Schoͤnheiten gerne verziehen werden, Die 


von ihrer Schule und Vorurtheilen aufgeblafenen 


Sranzofen fehlen bierinn, am meeiſten. 
In dieſe Klaffe gehören Falconet, der Marquis 
"D’Argens, und fehr oft auch Eochin. Ale 
dieſe Kunfteichter würden mehr Nuten fliften, 
wenn fie bey dem Schönen ſtehen blieben, ſolches 
"anzupreifen und recht zu erklären fuchten,. Wenn 
‚ein Künftler nach Erreichung ſolcher Schönheiten 
ſtrebt, fo werden die Fehler größtentheils von Telb 
wegfallen, ohne daß er ſich Angftlich bemühen darf 
„fie zu vermeiden. 

Die Bedanfen ber die Malerey der alten 
Dauföe ‚ enthalten das’ befannte Sendfihreiben 
DM 3 des 


. 262 Bon den drey Kuͤnſten 


\ 


bes Herrn Mille in Paris, an Herrn Fuͤesli ze 
Zuͤrch. Herr v. Scheib macht ein paar beſcheidene, 
aber, gegruͤndete Anmerkungen. darüber. Herr 
Wille ſagt: „Schade daß Raphael die wahre Farbe, 
und die zauberiſche Wirfung des Lichts und Schats 


tens mißfannte, wodurch Rubens in Erſtaunen 


ſetzt“ Dagegen erinnert Herr von Scheib, daß 


dieſes nach dem franzoͤſeſchen Geſchmacke geurtheilt 


ſey, und daß Herr Wille anders ſchreiben wuͤrde, 


wenn er Raphaelu in Mom geſehen haͤtte. Bey 
einer andern Stelle, wo es heißt: Raphael thue 


es dem Deutſchen allerdings im Zeichnen, aber 
nicht im Kolorit zuvor, weil er ſolches nicht von 
den Antifen lernen konnte, wird hinzugeſetzt: daß 
Raphael mit Farben malte, wie er fie nur in der 
Matur ſelbſt fand, Dig er fo zu fagen jederzeit übers 
traf. Kein Maler, Rubens gar nicht, Fam 
der natürlichen Farbe fo nahe ale Raphael. Oh⸗ 
ne Rubens, der unftreitig oft wicht ganz Natur 
iſt, vertheidigen zu wollen, verräry’diefer Aus⸗ 
ſpruch faſt einen gar zu großen —* Ra⸗ 
phaels. 

In einem beſondern Kapitel wird von der ber 


redet; wir flimmen dem DBerfaffer gerne bey, daß 
Die Kunft fo wenig als der Künftler etwas dabey 


ſchaͤdliche Vorurtheile gebauer if. . 
Wir halten des Verfaffers Anmerkung von der 
Allegorit für gegruͤndet, daß Raphael und Ri 
Ä | cha 


- reits erwähnte Waageder Maler von de Piles ge ' 


gewinnt; beide verlieren vielmehr, weil folde auf 


1 


der deichnung. u 263 


chael Angelo ſich ihrer ſo viel moͤglich enthielten, | 


weil fie merften, daß allegorifche Figuren wenig 
Eindrud machen; junge Künftler wählen fie defto 
licher, weil es leichter iſt die Merkmale für eine al⸗ 
legoriſche Perfon zu finden, als eine wahre $eidens 


ſqaft gluͤcklich auszudräcen. Inzwiſchen iſt die 
Allegorie nicht allemal zu vermeiden, und thut zus 
weilen eine gute Wirfung; man muß fie aber nicht 


. allenthalben anbringen wollen, wie ebrün und 


Rubens thaten, fonft wird fie froftig, und ſehr 
oft hoͤchſt undeutlich. In wahren hiſtoriſchen Ge⸗ 


maͤlden ſind allegoriſche Figuren allerdings zu ta⸗ 


deln, weil ſie Anlaß geben, an der Wahrheit des 


Ganzen zu zweifeln, dahin gehoͤren die Tritonen 


und Nereiden, wann Rubens die Landung der 
Maria von Medicis in Frankreich ſchildert. 

Der Verfaſſer weicht S. 190. von.der Mey⸗ 
nung der meiſten ab, daß die Alten ihre Draperien 
nach naſſen Gewaͤndern gearbeitet, weil ſolche ſo 


platt an den Leib liegen, und ſehr enge Falten ge⸗ 


ben. Er glaubt vielmehr daß ſie ſich eines feinen 
duͤnnen, ſchweren, und uns unbekannten Stoffs 


dazu bedient haben. Es iſt dieſe Meynung nicht 


Anwahtſcheinüch, wenn man zumal bedeſtkt, daß 


die Maler mit großen Gewaͤnden ſchickt ſich die 


Antwort des Apelles ſehr ſchoͤn, der zu ſeinem 


Schuͤler, als er eine Helena ganz mit Gold uͤberzo⸗ 
gen, und fehr gegiert harte, fagte: du konnteſt fie 
N 4 nicht 


‚ein naffes Gewand fich zu fehr anlegt, und gar zu 
glatte und ſcharfbruͤchige Falten bekoͤmmt. Für 





Ä 264 Don den drey Rinfen 


nicht ſchon malen, ſo machteſt du fie reich. Was 
würde aber mancher Meifter, der fich nicht fehr um 
die Zeihhung nad den Antifen befümmert hat, 
anfangen, wenn er keine große Gewaͤnder malen 
dürfie? - 
Bey dem Kapitel von der Landſchaftmalerey 
hätten wir gewuͤnſcht, daß des Herrn von Hage⸗ 
dorns Betrachtungen darüber zu Kath wären ge 
zogen worden, wo die Charaktere der tandfchafter 
fo meiſterhaft geſchildert fin. Wir übergehen der 
Kürze wegen die Kapitel vom Colorit, von dee 
| Erfindung. und Anordnung der Figuren, wo hin 
und wieder gute Bemerfungen geſammlet find. 
Dem malerifchen Raube ift eine befondre Abhand⸗ 
lung gewiedmet. Wer dergleichen mit Behutſamkeit 
und Geſchmack begeht, dürfte wohl nicht fo ſehr 
zu tadeln fern: aber nicht alle befigen Penſſin⸗ 
Zahigkeit— der in ſeinem Gemaͤlde vom Moſes, der 
das Waſſer aus dem Felſen ſchlaͤgt, in der Ferne 
den Borgheſiſchen Seneca, in der Mitte den Fech⸗ 
ter, und im Vorgrunde die mediceiſche Kleopatra 
‚angebracht hat. Es heißt bier, Pouſſin fey gluͤck⸗ 
lich geweſen, als er er dieſen Raub begieng. Wär 
re es aber nicht beffer, wenn der große Meifker hier 
fich nicht fo aͤngſtlich daran gebunden haͤtte? Ei: 
ne etwas veränderte Stellung hätte ihm vom Tas 
del befrenet, der jedem benfallen wird, wenn er die 
fen Raub merfe. 
Einige der folgenden Kapitel find mehrencheils 
eine Widerlcgung des Perraults, und vornen- 
Ä lich 


ber er Zeichnung. er 1 7 Zus 


lich des Marquis d Argens. Sie verdienen kei⸗ 
ne fo weitlaͤuftige Widerlegung, weil fie gar zu 
ſehr den partheyiſchen Hang für ihre Nation ver 
rathenẽ inzwiſchen wäre cs zu wuͤnſchen, daß dies 
jenigen unter ung dadurch bekehrt würden, die gar 
zu franzöfifch gefinnet, glauben, das Artige, Schöne, 
und Geſchmackvolle koͤnne nur aus Frankreich kom⸗ 
men, und die alles was ein galliſcher Kopf ſagt 
fuͤr Qrakelſpruͤche annehmen. 

Nachdem der Berfaffer im 3 3ten Kapitel eine 
kurze Geſchichte der Malerey nach ihrer Wiederhers 
ſtellung geliefert, und von den merfwürdigften Wie⸗ 
‚berherftellern, vornentlid von Maphael und Mi 
chael Angelo eine kurze Schensbefchreibung geger 
ben, wiedmet er dem jüngften Gerichte des, letztern, 
eine befondere Fleine Abhandlung. Es wundert 
uns, daß ber Berfaffer, der mit den Kunſtwerken 
in Mom fo befannt ift, und fo viel von Michael 
Angelo und feinen jüngften Gerichte nicht bloß 
. Hier, fondern an mehrern Orten des Buchs redet, 
doch den Dre eines Kunſtwerkes, das cin jeder 
Kunftliebhaber genug fennt, und wovon alle Rei⸗ 
febefchreibungen handeln, falfch angibt. Er fagt 
dieß Gemälde fey nicht im Vatikan, fondern mit⸗ 
gen im Rom im päbftlichen Palaſte auf dem fo 
"genannten Monte Cavallo in der Capella Sifti- 
na, Gleichwohl ift ednicht im Vatikan, und 
die Capella Siftina liegt in diefem Palafte ; fie 
iſt eben diejenige, wo man bey den Pabſtwahlen 
Das Scrutinium, sder die Sammlungen ber 

Di 5 Stim⸗ 





266 Bon ben drey Kuͤnſten 


Stimmen hält, wie man weitlaͤuftiger in Wolke’ 


manns Nachrichten von Stalien. 2. | I ©. 101 
nachleſen kann. 


Das erſte Kapitel des zweyten Bandes, web 
dies aber weil fie in einem fortlaufen, das 3 7ſte iſt, 
‚handelt von den in Deurfihlend neuen Wort 
Nuͤanze. Der Berfaffer will, man fol ſtatt deſſen 
Schattirung ſagen. Wir haben nichts dagegen, 
ſo bald man mit dieſem Worte eben den Begrif 
verbinde. Da aber jenes bereits das Buͤr⸗ 
gerreiht erlangt hat, und wenigfiens unfern Gebans 


fen nad), noch etwas anders. und mehr zugleich - 


ausdrückt, fo kann man es auch benbehalten, ob 
wir gleich dadurch gewiffen neuern wigigen Schrifts 
ſtellern nicht das Wort reden wollen, die erwas 
dariun ſuchen, fogar In Romanen und Erzähluns 


. gen bald ein Halb griehifihes, bald ein franzöfts 


ſches, oder wohl gar engliſches Wort einfließen zu 
laſſen. 


Im folgenden Kapitel geht der e Verfaffer des 
dus Fresnoy Gedanken über die Italieniſchen 
- Maler durch, zeige das Seichte und Falſche feiner 
Urtheile, und fege noch Nachrichten von andern, 
die jener nicht gefannt, hinzu. Bon den befanns 


- gen Wiener Maler Meytens fommen Bier vers | 


fchiedene Anekdoten vor, bie für die Malergeſchich⸗ 
te einen wichtigen Beytrag geben. Dem Anton 
Raphael Mengs ift ein befondres Kapitel gewied⸗ 
me. Wir freuen u uns ve fo viele Nachrichten 
von 


de Zichnung. 267 . 


von 1 diefem großen Meiſter zu finden, dem erſten 
unter allen jetztlebenden in Europa, und auch ei⸗ 


nem der beſten von allen die bisher gelebt haben. 
Die Nachwelt wird ihn erſt recht ſchaͤtzen. Wie 


angenehni muͤſſen nicht dieſe Nachrichten allen 
Freunden der Kunſt ſeyn! ©: sı. ſcheint der, Ver⸗ 
faſſer den Herrn von Hagedorn mit Winkel⸗ 
mann unter die Todten zu ſetzen, da er doch noch 


zum großen Vortheil der Kuͤnſte in Sachſen le⸗ 


bet. Die Himmelfahrt Chriſti, wovon eine weit⸗ 
laͤuftige Beſchreibung in unſrer N. Bibl. B. III. S. 


232. ſteht, iſt nicht für die Gallerie, ſondern fuͤr 
die katholiſche Kirche in Dresden gemalt. An⸗ 


ton Maron iſt der Schwager und Schuͤler des 

Mengs, und ahmt ſeinen Lehrer glücklich nad). 
Der Verfaſſer koͤmmt wieder auf Raphael von 

Yrbino und feine Schüler. Beſſer wäre es, man 


laͤſe alles von einem Meifter hintereinander. Eben 


fo wird &. 1 15. noch einmal von Leonhard da 
Vinci, undvon feinen Handfchriften in Mayland 
geredet, obgleich ſchon oben S. 26.und 32. daſſelbe 
bey Gelegenheit dervon du Fresnoy übergangnen 
Meifter gefagt war: dadurch hätte. das Buch um 
ein Drittel abgekürzt werden koͤnnen. Bey den 


Nachrichten von Tizian find ein paar Briefe des 
berüchtigten Aretind an diefen Meifter angehängt, 


dergleichen noch dry, einer an den Julius Roma⸗ 
nus, und zwey am ben Richael Angelo, vor⸗ 
Sommen. 


Es 


268 Bon den drey Kuͤnſten 
Es folgen Kapitel so. wiederum drey Site 


von Sandfchaftsgemälden; warum find folche von 
oberwehnten Kapitel abgeriffen? Kapitel sr. cime 


Vertheidigung .der' Beſchreibung des beruͤhmten 
Blatts von Maſſon, die Juͤnger zu Emaus nach | 


Tizian, weldye im Koͤremon ſteht *), gegen des 
Fuesli raifonnirendes Verzeichniß der vornehmſten 
Kupferſtecher. Es folgen Nachrichten von der Le 
bensart, und den Sitten alter Künftle. Im Ras 
pitel von der Nabdographie, eder Kunft gefchwind 
zu malen, werden verfehiedene Arten angezeigt, Die 
aber alle der Malerey fehr nachrheilig find. In⸗ 
zwiſchen nörhigen unfte Zeiten, und unfer Ge 
ſchmack die Kuͤnſtler oft zu ſolchen Huͤlfsmitteln za 
greifen. Mancher Meicyer wid nur feine Wand 
geſchwind bemalc fehen, ob es gut wird, äft fein 
geringſter Kummer, ein andrer will die Arbeit am 
wohlfeilften haben; er freut fih, und ruͤhmt ſich 
wohl gar, wis wohlfeil er fie verdungen, ohne ſich 
darum zu befümmern, ob der Kuͤnſtler im Stande 
ſey, nur etwas mittelmäfiges in dem beſtimmten 
Zeitraume zu liefern. Er wähle mit Fleis einen 
Stuͤmper, weil der ehrlich geſchickte Känftler, der 
zu viel Ehrgeitz hat, um ſchlecht zu arbeiten, wicht 
um den elenden Sohn arbeiten kann, und dabey ver 
hungern ntüßre. 
| Im 55. Kapitel wird der Plan mitgetheilt, 
welchen Hannibal Caro dem Zucchero aſtgab, um 
‚ein Schlafzimmer bu Captarola auejamalen. Es 
folgt 
e. unfre neue Bibl. B. XII ©. 126. 


. einer nicht von Vorurcheilen blind if. Wir har 


pr . 


nico Roſſi nicht (Reggio) herausgekommen ifl. 


0, Der Zeichnung. \ 269. 


folgt eine Vergleichung zwiſchen Rom und Paris, 
in Anſehung der Kunſt, welche natuͤrlicher Weiſe 
ſehr zum Nachtheil von Paris ausfallen muß, wenn 


ben jetzt in Deutſchland Malerakademien und ge⸗ 
ſchickte Meiſter, die auch bilden koͤnnen. Wer 
weiter gehen will, reiſe nach dem Mittelpunkte der 
Antiken nach Rom. Sonſt bleibe er zu Hauſe. 


Wir getrauen uns zu behaupten, daß die herrliche 


Gallerie in Dresden, und die Antiken beſſer bilden 


als alles in Paris, wenn der nachäffende Deutſche 
nicht glaubt, der manierte Franzoſe koͤnne ihn beß 


fern. Die Antiken find zu Berfailles in geringer 
ver Anzahl Die Jtalienifhen Gemälde in Ver⸗ 
ſailles, in der Gallerie des Herzogs von Orleans 


sind anderer Orten zerſtreut. Der Zuteite hält 


ſchwer: wo ift eine Gallerie fo öffentlich, und dee 
Zutritt fo leicht als in Dresden? Welche Gallerie 
in der Welt hat fo viel von allerley Meiftern aufs 
zuweifen? Den Eorregio fieht man nirgends fo 
ſchoͤn: Wer aber den Raphael und Michael 
Angelo ftudiren will, muß Rom befuchen. as 
lien behält allemal den Vorzug, wenn einer der. 


Kunft wegen reifet. Aber ein Deutfcher, der umein . 


Dialer zu werden nach Paris geht, if Auslachens 
und tadelnswuͤrdig. 

©. 236. wird von der ſchoͤnen Sammlung 
von Statuen geredet, wozu Maffei die Erfiärung 
gemacht hat, welche aber im Verlage des Domes 


Der 


270 Von den drey Kuͤnſten 


Der Verfaſſer koͤmmt nunmehr im z8. Kapitel 
auf die Architektur, und beſchreibt die Art, wie man 
vermuthlich nach und nach die Baukunſt erfunden, 
indem man anfangs nur Schug wider wilde Thie⸗ 
re und das Wetter fuchte, und hoͤchſt einfach das 
bey verfuhr. Dergleihen Erflärungen vom Ur⸗ 
fprung der Baufunft findet man in viekn architek⸗ 
tonifchen Büchern: das Vornehmſte in diefem Ka 
pitel ift die Nachricht von dem Stephansthurm m | 
Wien, welcher bey allım feinen gothiſchen Anfehen . 
doch allemal ein hoͤchſt merkwuͤrdiges, fleißig und 

. Fühn ausgeführtes Stüd der Architektur bleibe. 
Bey den Verzierungen fo wohl in der Archi⸗ 
tektur als in den übrigen Künften der Zeichnung 

hält ſich der Verfaffer ziemlich weitläuftig auf- 
Die Kunft gu zu verzieren hat allerdings einen 
Einfluß aufeinengroßen, ja faft den größten Theil 
der Handwerfer und der Fabrikanten. Sowohl 
der Schlöffer,-und Tiſcher als ale, die Zeuge, 
Stoffe, Damafte und dergleichen verfcrtigen, has 
ben mie Verzierungen zu thun. Wer ſieht nicht, 
wie weitläuftig dieß Feld iſt? Hier kann eine Aka⸗ 
demie großen Nutzen fliften, einen guten reinen 
und wahren Geſchmack einführen, oder den bisher 
rigen verbeffern. Es koͤmmt nicht allemal darauf 
an, große Maler und Bildhauer zu ziehen, ſo ans 
genehm dieſe Künfte auch find; der Vortheil für 
das Land ift viel allgemeiner, wenn der Handwer: 
Eer zur Richtigkeit, und zum Geſchmack in der 
Zeichnung angeführt wird. Haben die Fabriken 
| | gute 


der Zeichnung. 271 | 


‚gute Zeichrier von Geſchmack, fo werden’ die Waa⸗ 
ren gefucht, und der Abſatz wird dadurd) ungemein, 
befördert. Nicht alles was von Paris koͤmmt, ift 
ſchoͤn, wenn uns das Vorurtheil nicht blendet. Es 
iſt nicht genug, daß man fhreyet, es muͤſſe alles im 
Gout baroc ober 4 la Grecque feyn; es fragt 
ſich, ob nit Linfinn herauskoͤmmt, dergleichen der 
Gout baroc oft hervorgebradht hat. Der Vers 
faffer bringt hierüber viele gute Anmerfungen ber, 
und fegt als einen Grundſatz feſt: daß ale Künfts 
ler und Handwerker zur Verzierung nichts anneh⸗ 


men follen, als was der Sache und der Natur - 


gemäß ift, dergsftalt, daß erzu fügen wiſſe, was 
es eigentlich vorſtellt, zugleich aber auch) jeder Vers 
zierer aus vernünftigen Gründen darthun Fönne, 
warum er es licher fo als anders gemacht habe. 
Es wäre allerdings zu wuͤnſchen, wenn man‘ 
fich, in den meiften Faͤllen wenigſtens, darnach richs 
tete: wir glauben aber doch auch auf der andern ' 
Seite, : daß man hier nicht zu ängitlich feyn muͤſſe. 
Berzierungen dürfen nur mäßig angebracht wers 
den, fehr oft macht bloß der Meberfluß, und das - 
gar zu Gehäufte fie wiberfinnig, da fie einzeln und 
fparfam des Verfaſſers Regeln vollfommen gemäß 
geweſen wären. 

In einem befondern Abſchnitte zeigt der Ver: 
faſſer, in wie ferne das Publifum dem Maler nuͤtzt. 
Es fommt hier vieles vom Mengs vor, welcher 
gleichfam im ganzen Werke der Held des Verfaß 
fers iſt, und alenchalben ſein ver dientes Lob 
on 


wi | 
- 


272 Won den drey Kuͤnſten 


Bon Bernini wird hier viel geſagt: und wir laf 

ſen diefem Künftler ebenfalls Gerechtigkeit wiederfah⸗ 

. ren, ob es gleich nicht zus laͤugnen iſt, daß er ſchon 
“30 viel nach feiner Ydce gearbeitet, und durch Ver⸗ 
laffung der Antifen maniert gemorden. Sim 
großen Gewänder find allenfalls noch zu dulden, 
er gab aber doch feinen Schulern ein gefährlich 


Beyſpiel, und fie fielen darüber i ins übertriebene 


Bernini genoß zwar viel Ehre in Paris, man 

folgte ihm aber nicht, und es hätte hier gefagt wers 
den follen, daß alle feine Plane zum Louvre ver 
worfen wurden. Daß Bernini die vier Hauptpfei⸗ 


ler, welche die ungeheure Kuppel der Petersfirhe 


tragen, dadurch fehr geſchwaͤcht habe, daß er in der 
unteriedifchen Kirche, in jedem einen Altar hincin 
hauen ließ, iſt wohl nicht zu laͤugnen, und bleibe 
für einen Architekten allemal ein Fchler, ob man 
gleich Hier ihn davon loszujprechen ſucht. Ein es 


gnes Kapitel; Triumph der Ignoranz, vertheidig = 


den berühmten Moſes, und den Bachus des Mis 
chael Angelo gegen das Gewäfche des Falconete. 
Der Anhang des Buchs ift für Liebhaber feße 


brauchbar, und lehrt die Kunſt in Edelfteine zu | 


graben, und davon Abdruͤcke oder Abgüffein Glas 


und rothen Schwefel zu machen. Es wird die 


Art beſchrieben, wie Natter, vielleicht der größte 
ımter den neuern Steinſchneidern, gearbeitet Kat, 
Er grub vermittelft eiferner Nagel, die er felbft zus 
feilte, und ihnen vorne ander Spitze ein kleines rums 
des Knoͤpfgen ließ, das nicht größer wir ein Punkt 


! mal: 


= 


-— oo. . 


v der Zeichung. 273 


war. Dieſer Nagel ward geſchwind gedrehet, und 
der zu grabende Karneol, oder ein andrer Stein, 
welcher an ein kurzes Holz zum Feſthalten angekuͤt⸗ 
tet war, mit der Hand dagegen gehalten. Er 
grub alſo nicht mit der Demantſpitze, tie einige 
Meuere irrig behaupten wollen. Es iſt dar⸗ 
uͤber zu unſern Zeiten eine Art von gelehrtem 
Streit entſtanden, der ſehr unnoͤthig war, weil 
man nur in die Werkſtaͤte großer Kuͤnſtler gehen 
duͤrfte, um ſich zu uͤberzeugen, daß nicht mit einer 
Demantſpitze, man mag die Stelle des Plinius 
ſo viel anfuͤhren, und erklaͤren als man will, wohl 
aber bey feiner Arbeit mit Demantpulyer ſtatt 
Des Schmergels gearbeitet wird. Letzterer Umſtand 
iſt wichtig, und der Verfaſſer haͤtte ihn allerdings 
berühren ſollen, anſtatt daß er nur. allgemein ſagt, 
der Spindel den Schmergel zu geben. Kein gu⸗ 
ter Steinfchneider nimme zu einer ſchoͤnen Arbeit 

Schmergel, fondern allemal Demantpulver, 
Wir finden hier eine merkwirdige Anekdote, 
wenn Natters Bericht an den Verfaſſer anders, 
zuverläffig if. ein Lehrmeiſter Ox (oder Och⸗ 
fe), welcher fih 173 3. zu London aufhielt, ſoll den 
berühmten Ming des Michael Angelo ”) inHans 
den gehabt, und daran gearbeitet haben. Dieſem Dr 
ſoll dieß Petſchaft feyn anvertraut worden, und er es 
| | aus 

#) Le cachet de Michel-Ange, melcher fiir einen b 


ſchoͤnſten Antifen des Konigl. franzößſchen K 
binetts gehalten wird. 


NM. Bibl. XVI. B. 2. St. © 


\ 





(4 


274 Contes moraux 


Aus einer angefangenen unausgeführten Antika 
arbeit,, zu der jetzigen Vollkommenheit gebracht he 
ben. Matter zeigte dem Verfaſſer einen Abdruck 
dieſes Steine, welcher vor der Ausarbeitung von 


Bd Ox gemacht worden. Die Figuren hattn 


darian zwar ihren Umriß, alles war aber wenig 
bedl, oder vertieft und unvollfommen. Unfer Bas 
fafſer ſagt ſelbſt, daß er nicht den Zweifel erwecken 
met, ob Ox nicht einen Abdruck vom Original geo 
' 
Segteres ſcheint glaublicy, fo lange nicht erwieſca 
wird, daß dem .Künftler das Original aus dem 
Königl. Kabinett in diefer Abſicht anvertrane wor⸗ 
den. Die Handgriffe, wie die Abdruͤcke in Gype, 
Schwefel und Glas zu machen, muͤſſen die Liebha⸗ 
ber ſelbſt leſen. Sie ſind hier deutlich, und, ſo viel 
wir wiſſen, nirgend ſo umſtaͤndlich vorgetragen. 


II. 


Contes moraux & nouvelles Idylles de 
D..., & Salomen Gefiner, : a Zuric, chez 


Kauteur. I 773 


(Zur Fortſetzung.) | | 


Marn wird ſich in einiger Verlegenheit uͤber die 
ag — Zu der man diefes Stuͤck 
N gen 


und ihn im Karneol nachgemacht habe, | 


& nouvellesIdylles deD... &c. 275 


ügentlich zählen fol. Ein bloßes ſatyriſches oder. 
moraliſches Charaftergemälde kann cs nicht ſeyn: 
und ein Drama noch weniger. Es if allzumerk⸗ 


Kch, daß das Schickſal der Perfonen darinnen we - 


iger intereffiret,. als die aufgeworfene Frage, und 
daß auch der Verfafler feinen ganzen Plan nur auf 
dieſe Frage hingerichtet. Hat. Alle die Scenen, bie 

er zufammenbringe, machen nur in fo ferne ein 
Ganzes, als in allen diefelbige Schwierigkeit wie⸗ 
derkoͤmmt; unter ſich ſelbſt ſtehen ſie in gar keiner 
Verbindung. Auch werden wir wegen des Schick⸗ 
fals der meiſten Perfonen in völliger Ungewißheit 
gelaſſen. Wir erfahren weder, wie es mit der 
Sache des Hutmachers, noch wie esmit dem Pros 
oeſſe des Intendanten, noch wie es mit einen oder 
mit feinem abläuft. | - 

Alfo gehöret ja wohl dus She ohne Zwefel 
zur Gattung der philoſophiſchen Dialogen? Das 
.. gewiß; denn das meiſte Intereſſe fällt, wie ger 
fagt, auf eine philoſophiſche Streitfrage. Aber 
nun halte man es gegen die Dialogen eines Plato, 
eines Aeſchines, eines Cicero, oder gegen die 
Arbeiten neuerer Philoſophen, eines Berkley, 
Shaftesburg, Mendeldfohn; fo wird man 
wieder einen ſehr weſentlichen Unterfchicd benierfen. 
Jene Hat Quintilian fehr richtig fo charakteri⸗ 
firt: illi homines dodti, et inter dodtos ve- 
- yum quaerentes, minutius et ſcrupuloſius 
$cerutantur omnia, et ad liquidum confef.- 
ſumque perducunt: vt qui fibi et invenien- 

©. 7 Ge di 


— 


276 Contes moraux 

di et iudicandi vindicene partes”) Abe 
nichts von dem allen findet fich in diefer Dideroti⸗ 
ſchen Unterredung. Wir haben darinnen nur eis 


nen einzigen hominem dodum; ber ift Here 


Divderot felbft? und diefer ſcheint von feiner Ges 
Ichrfamfeit keinen großen Gebrauch zu machen; 
auch kann ee wirklich nicht wohl, ohne den Pedans 
ten zu fpielen. Die übrigen Perſonen find — ein 
alter Hammerſchmidt, von viel gefunder Vernunft, 
aber darum noch lange Fein Philoſoph; ein gutes 


ehrliches Mädgen, dag für Recht und Unrecht Ger 


fühl hat, aber Feine Vernunftſchluͤſſe, ihr Gefuͤhl 


zu vercheidigen; ein gewiflenhafter, aber noch 
mehr eigennuͤtziger Hutmacher ; ein Arzt, der ſein 


philofopgifhes Collegium, wenn er je eins gehört, 
ſchon längft ſcheint vergeffen zu haben; ein Mache 
matiker, der an nichts, als Zahlen und Dreyedfe 
denkt; und endlih — was in Abficht auf Philo⸗ 
fophie noch weit weniger fagen will, — ein froms 
mer Abb’e, und ein wohlgemäfteter Prior. An 
ſcharfſinnige, und felbft fpinfindige Unterfuchung 
der Wahrheit ift gar. nicht zu denken. ı Keiner von 


allen, außer Diderot, der Sohn, wäre.derfelben 
fähig; aber ber eine Theil der Anweſenden wuͤrde 


ihn nicht verftchen, der andere nicht aushoͤren wols 
len, und fo ehut er ganz echt, daß er nur Gruͤn⸗ 
de im Ganzen anführe, ohne feine Meynung 
durch tieffinnige Schlüffe aus den erſten Begriffen 


herauszuholen. Daher giebt denn auch Feinet von 


| allen 
*) Inftit. L.V.c. 14.27. Ed. Geſſn. p. 261. 


2 


[3 


& nouvellesIdylles de D, R &c. 277 


allen nach; jeder Bleibt, wie faſt immer bey folchen 
Streitigkeiten, auf feiner Mennung; und der Le⸗ 
fer muß am Ende die Entſcheidung felbft uͤberneh⸗ 


men, wenn ihm an der Frage gelegen if. - 


Folglich? koͤnnte man fagen, folglich ift das 
Werk ein Zwittergeſchoͤpf, das zu gar Feiner Gat⸗ 
tung gehört? Ein Unding, ohne Zweck indes Ans 
lage, und ohne Geſchmack in der Ausführung? 
Das wäre nun frenlich die leichteſte Art, damit 
fertig zu: werden, wenn es nur fo gewiß wäre, daß 
in der bisherigen Klaffıfifation der Werke alle 
Gattungen ganz erfihöpft wären Aber wenn 
der Naturkenner eine Pflanze oder ein Inſekt 
findet, das noch von feinem Finndus, oder Reau⸗ 
mir befihrieben worden: fol er darum ‚gleich 
ausrufen: diefe Pflanze iſt ein Mißgefiböpf? 
Diefes Inſekt ift ein Unding? Jene hat ihre Wur⸗ 
zel, und ihre Blaͤtter und ihren Saamen ; diefeg 
Bat feine Organifation, feine Bewegung, fein Le⸗ 
ben; und wenn fie alfo noch Eeinen Namen haben, 


was folge daraus ? Nichts, als daß fie eis 


r 


x 


nen befommen muͤſſen. Eben fo, wenn ein Werk 
des Geſchmacks erfcheint, das man unter feine der 
ſchon bekannten Klaſſen zu bringen weiß: follman es 
darum verwerfen? Esrührt aber, gefällt, unterrich; 
tet, befriediget; und fo hat esja alles, was cs haben 
muß, um fein geſchmackloſes Unding zu feyn! 
Man unterfuche feine Natur, und gebe ihm dann 
feinen Damen, oder wenn man das nicht weill, fo 

© ; ſpro⸗ 


arg Contes moraux 


fpreche man ihm nur wenigſtens ſein Weſen, ſeine 
ihm eigene Vollkommenheit und Güte nicht ab — 
Daß andere Gattungen: beſſer find, weil ſie 
höhere Endzwecke erreichen, kann ſeyn; aber auch 
bie Produfte der Natur find an Vollkommenheit 
unendlich verfihieden, und doch iſt jedes gut. und 
vollfommen, wenn jedes nur alles das © was es 
gerade als fo ein Ding ſeyn ſoll. 


"Den eigenen Charakter unſers Dideretifchen 
Dialogen möchte man wohl ſchwerlich beffer beſtim⸗ 
men Eönnen, als wenn man ibn mit den Theaters 
ſtuͤcken vergliche, die bey den Franzofen pieces & 
tiroir heiſſen. „Dieſe Stüde beſtehen aus lau⸗ 
„ter epiſodiſchen Auftritten, die unter ſich feine 
» Verbindung haben, oder nur aufs hoͤchſte vers 
„ möge einer Kleinen Intrigue, die ſich durch fie 
„ſchlinget, zufammenhängen. “ *) Dergleihen 
Stuͤcke haben ihren Zweck, der fehr gut if, ums 
einen Charakter in verfchicdenen Situationen, von 
ſeinen verfchicdenen Seiten zu zeigen: und wenn 
fie diefem Zwecke Gnuͤge thun, wenn bie Fleinen 
Handlungen, ' die darinnen zu Einem Gemälde 
verbunden werden, wirklich alle zu dieſem Zwecke 
arbeiten, und aus ihrer aller Verbindung nun das 
vollſtaͤndige und Helle Bild eines merkwuͤrdigen 
Charakters wirklich hervortritt, fo haben fie ale 
die Voltommendbet und KHuͤte, deren fie faͤhig find- 
Viel⸗ 


Theater des Herrn Diderot, 2 26 ©. 237. der 
beutfchen Ueberfegung- . 


f oo. 
& nouvellss Idylles deD... &c. 275 


VBielleicht find fie unendlich geringer, als andre 
Sktuͤcke, aber in ihrer Art cben fo vortreflih, als 
das befte eiet vortreflichern Gattung in- der ſeini⸗ 
gen if. Und wie, wenn nundas Diderotiſche 
Geſpraͤch ein ſolches Städf in der Gattung der 
pyhiloſophiſchen Dialogen wäre? wie, wenn es we 
gen eigenthümlicher -Befchaffenheit der Hauptgat⸗ 
tung, von der es Unterart iſt, noch etwas mehr 
zu bedeuten härte, als jene Stuͤcke auf dem Thea⸗ 
- ser bedeuten? Ich will mich näher erklären. 
Was in der einem Art Werfe der Charafter 
iſt, das ift in der andern die philoſophiſche Streit- 
frage , Dort werden Situationen aufgefucht, in 
welchen fich der Charafter anders und anders ent⸗ 
wickelt; hier partifuläre Falle, die in die Srage ans 
dre und andre Beflimmungen bringen. Dort ges 
Hören alle verfchiedene Seiten zur Einficht des gans 
gen Charakters ;. hier ale verſchiedene Beftimmun? 
gen zur Einfiht und Entſcheidung dee ganzen 
Frage. Dort ſchlingt fich durch die Scenen eine 
kleine Intrigue; Hier ein unausgeführter philoſophi⸗ 
fiber Difcurs , in welchem Gründe file und wider a 
angegeben, aber nichts bis zur völligen Deutlichkeit 
‚entwidelt, nichts bis zur voͤlligen Befriedigung 
durchgeſetzt wird. Die Regeln beider Arten von 
Werken liegen ſchon ſelbſt in ihrem - ‘Bes 
griffe. Ein bedeutender Charakter; eine. 
bedeutende Frage Jede neue, Scene zur Ent 
wickelung des Charakters gehörig; jede neue Bes 
ſtimmung zur Entſcheidung der Frage gehörig. 
E 84 Er⸗ 





. 280 . Contes moruX - 


Sſchipfens der wichtigſten Züge des Charakters ⸗ 
Erſchoͤpfung der wichtigſten Entſcheidungsgruͤnde 
der Frage. Jede Situation ſo intereſſant und be⸗ 
lebt als moͤglich; jeder partikulaͤre Fall ſo einleuch⸗ 


nd und treffend als möglich. Keine zwo Scenen, 


die den Charakter nur von einerley Seite zeigen; 

Feine zwey Fälle, die nur einerley Gefihtspunft 
enthielten. — Je mehr ein Werk diefen Sorderungen 

Gnuͤge thut, defto volfommmer wird es ſeyn; je 
‚ Weniger, deſto unvollkommner. 

Ohne noch fürs erſte auf das Benfpiel zu fe 
ben, das uns Diderot von diefer Gattung geges 
ben hat, wollen wir die dee derftlben ein wenig 
überhaupt betrachten. Sie gefällt uns gar fehr, 

und wir wünfchten darinn der Werke eben fo viel, 
als wir der ähnlichen auf dem Theater wenige 
wuͤnſchten. 
Dreer Philoſoph, wenn er in ber Gegend ber 
abſtrakten Begriffe glücklich) fortlommen will, muß 
allemal vom Individuellen ausgehn, und fich nie 
tiefer ins Labyrinth begeben, als der Saden ver. 
Erfahrung reiche, den er am Eingang befeſtiget 
hatte. Thut er dich nicht, fo wird es ihm gehen, 
wie den Scholaftifern; er wird ewig in den res 
gängen der Spifulation umherirren, ohne einen 
Ausgang zu finden. Fakta find die Grundlage 
alles wahren und gründlichen Raifonnemenss ;. dar⸗ 
um fol der Philofoph nicht cher von Welt, und 
Gore und Vorſehung reden, bis er die Natur 
kennt; niche cher von Gefeggebung und ‘Politik, 
| bis 


ur 


"&nowvellesldylies daD... &c. 20r 


bis er in der Geſchichte bewandert iſt; nicht chen: 
von der Seele und ihren Kräften, bis er Erfah⸗ 
gungen über fie geſammlet, biser den Menſchen im 
Kabinert und den Menſchen in der Geſellſchaft 
ſtudirt hat. Wer ſich in feinem oͤden Zimmer, vom 
Matur und von Menſchen abgeſondert, bey ein 
Paar trocknen Metaphyſikern einſperrt, der müßte 
ſehr gluͤcklich ſeyn, wenn er einmal eine brauchbare 
Wahrheit ertappte; Irrthuͤmer, Ungereimtheiten, 
unnuͤtze Wortkraͤmerey wird er uns geben, aber 
keine: wahre brauchbare Philoſophie — Wenn 
elfo alles auf Facta, auf Erfahrungen anfinmız 
fo kann es unmöglich gleichgültig ſeyn, von web 
chen Factis die Unterfuhung ausgeht, oder wie 
die Erkenntniß des Philofophen davon beſchaffen 
if? Die eine Erfahrung enthält unendlich mehr 
als die andere; enthält dicke Mehrere unendlich 
deutlicher N lebhafter N beftimmter, als die andere 

Das mwohlgefaßte, in vollen Lichte erkannte Gar 
ctum bringtauch mehr Licht, mehr Beſtimmung 
ins Raifonnement; das fsbiefgcfaßte, dunkel und 
halb erfannte macht auch das Raiſonnement ungen ' 
wiß, dunkel und ſchwankend. Die ungluͤcklichen 
Stunden des philoſophiſchen Genies find dic, wa 
das Gedaͤchtniß nur Mörter, die Imagination 
keine Bilder hat, oder nicht die rechten, lebhafteren 
Bilder; die gluͤcklichen die, wo die willige Imagi⸗ 
nation alles das Beſte aus ihrem Vorrathe her⸗ 
giebt, was die Vernunft ihr nur abfodert. Dem 
Philoſophen iſt daher unendlich an gewählten, auss 
S5 


fuͤhr⸗ 


272 Bon ben drey Kuͤnſten 


Bon Bernini wird hier viel geſagt: und wir lak | 
ſen diefem Künftler ebenfalls Screchrigfeit wiederfa 
- ven, ob es gleich nicht zu Iäugnen iſt, daß erfchon 


zus viel nach feiner Ydee gearbeitet, und durch Vers 
laffung ver Antifen maniert gemorden. Seine 
großen Gewänder find allenfalls noch zu dulden, 
er gab aber doch feinen Schülern ein gefährlich 


Beyſpiel, und fie fielen darüber i ing übertriebene 


Bernini genoß zwar viel Ehre in Paris, man 


folgte ihm aber nicht, und es hätte hier geſagt wer⸗ 
den follen, daß alle feine Plane zum Loupre vor 
worfen wurden. Daß Bernini die vier Hauptpfes 
fer, welche die ungeheure Kuppel der Peterskirche 


tragen, dadurch fehr gefhwächt habe, daß er in der 
unteriedifchen Kirche, in jedem einen Altar hinciz 
hauen ließ, ift wohl nicht zu laͤugnen, und bleibt 
für einen Architekten allemal ein Fchler, ob man 
gleich Hier ihn davon loszuſprechen ſucht. Ein es 


gnes Kapitel; Triumph der Ignoranz, vertheidigt 


den berühmten Mofes, und den Bachus des Mis 
chael Angelo gegen das Gewaͤſche des Balconete- 
Der Anhang des Buchs ift für Liebhaber fehe 
brauchbar, und lehrt die Kunft in Edelſteine zu 
graben, und davon Abdrüde oder Abguͤſſe in Glas 
und rothen Schwefel zu machen. (Es wird die 
Art beſchrieben, wie Matter , vielleicht der größte 
umter den neuern Steinſchneidern, gearbeitet hat. 
- Er grub vermittelft eiferner Nagel, die er felbft zes 
feilte, und ihnen vorne ander Spitze ein Fleines runs 
des Knoͤpfsen ließ, das nicht groͤßer wie ein Punkt 


mal: 


- 


m 
war. Diefer Nagel ward geſchwind gedrehet, und 


der zu grabende Karneol, oder ein andrer Stein, 
welcher an ein kurzes Holz zum Feſthalten angekuͤt⸗ 


tet war, mit der Hand dagegen gehalten. Er 


grub alſo nicht mit der Demantſpitze, wie einige 
Meuere irrig behaupten wollen. Es iſt dar 
uͤber zu unſern Zeiten eine Art von gelehrtem 
Streit entſtanden, der ſehr unnoͤthig war, weil 
man nur in die Werkſtaͤte großer Kuͤnſtler gehen 
duͤrfte, um ſich zu uͤberzeugen, daß nicht mit einer 
Demantſpitze, man mag die Stelle des Plinius 
ſo viel anfuͤhren, und erklaͤren als man will, wohl 
aber bey feiner Arbeit mit Demantpulyer ſtatt 
des Schmergels gearbeitet wird. Letzterer Umſtand 
üůſt wichtig, und der Verfaſſer hätte ihn allerdings 
berühren follen, anflatt daß er mur allgemein ſagt, 
der Spindel den Schmergel zu geben. Kein gu⸗ 
ter Steinfchneider nimmt zu einer fchönen Arbeie 
Schmergel, fondern allemal Demantpulver, 
Mir finden hier eine merfwärdige Anekdote, 
wenn Natterd Bericht an den Verfaſſer anders 
zuverläffig iſt. Sein Lehrmeiſter Ox (oder Och⸗ 


fe), welcher ſich 173 3. zu London aufhielt, ſoll den 
berühmten Ring des Michael Angelo ”) in Han⸗ 
den gehabt, und daran gearbeitet haben. Dieſem Op 
fol dieß Petſchaft feyn anvertraut worden, unberes 


aus 

*) Le cachet de Michel-Ange, telcher fiir einen Öi 
ſchoͤnſten Antifen des Königl. franzößſchen * 

| binetts gehalten wird. 

N . Bibl.xVI.BS.2. 8S5t. 6 


der Zeichnung. 273 


264. Contes moraux 
fammelt, und, To gut wir Fonnten, verbunden 


haben, Indeſſen verwerfe man nur nicht gleich 
mitt dem erſten Verſuche die ganze Gattung. Kerr 
ODiderot bat, wie wir wiffen, noch mehr dergleb 


chen Erzehlungen im Pulte, und vielleicht finden 
fi unter dieſen andere vollkommnere Muſter. 
So erſchien uns dieſe Gattung, indem wir 


fle nach ihrer Brauchbarkeit für den denkenden Phi⸗ 


loſophen betrachteten: aber es giebt noch einen an⸗ 
dern nicht weniger intereſſanten Geſichtspunkt; 


and wie erſcheint fie in dieſem? Wie wird fie 


dem Leſer von Geſchmack gefallen? dem Maunne, 
der ſich nicht mag unterrichten laſſen, ohne zugleich 
vergnuͤgt zu werden? — 

Beſſer, ſollten wir meynen, als die Satwn⸗ 
der eigentlich philoſophiſchen Geſpraͤche;: 
dieſe hier iſt weit dichteriſcher · In jenen muß die Me 
Serie und der ganze Gang der Klnterfuchung, mäffen 
Argumente und Charaktere ſchon mit großer Seins 
heit gewählt feyn, wenn das Werf nicht in feinen 
meiften Theilen das poetiſche Intereſſe verlie⸗ 
ven, und nur das philoſophiſche behalten Koll. 
In Plato giebt es dergleichen, die aud den 
wolluͤſtigſten Lefer feffeln koͤnnen; uncer den Neu⸗ 
een wird es deren ſehr wenige geben. Das Mai 
ſonnement ift hier metaphyſiſcher, fpifindiger ;, wo 
ſich Sofrates mit Analogien behalf, da holen bie 
Meuern ihre Schlüffe gern aus den erften Begrif⸗ 
fen. heraus. - Aber erfle Begriffe find trocken; fie 
haben Feine Shönket sein Leben mehr; an 


nourelles Idylles de D.. &c. a5 
ungert ſich nun die Kette der Sclůuͤſſe: die methodiſche 


Ordnung, worinn fie ſich am leichteſten ͤberſehen 


ließen, wird durch die Form des Dialogs jerftörtz- 
man hat die größte Aufmerkſamkeit noͤthig, um 
nur deu Faden nicht zuverlieren: und biefe Aufmerk⸗ 
famfeit — wer iftigrer fofähig, oder wer wird fie 
fo gerne anwenden wollen,: als der Philoſoph vom 
Handwerk, der eben im Denfen und Raiſonniren 
feing hoͤchſte Wolluſt finder? Hier hingegen find 
es Erfahrungen, Facta, wirkliche individuelle Fal⸗ 
le, dieman uns vorlegt; es iſt mehr Mannichfal⸗ 
tigkeit, mehr Leben in Sachen und Ausdruck moͤg⸗ 


lich; das Herz wird zugleich mit dem Verſtande 


beſchaͤftigt: wir ſind uns bey unſerer Aufmerkſam⸗ 
keit keiner Anſtrengung bewußt; wir werden durch 
die Anmuth der Lektuͤre mir fortgeriffen. Der 
Unterricht, den man uns giebt, geſchieht weniger 
durch Vernunftſchluͤſſe, als durch Anblick und 
Eindruck, durch das helle Licht, worinn der 
Schriftſteller feine Facta gefetzt dat. So ein 
Lehrgedicht, ſollten wir meynen, wäre mehr Gedicht, 
als die meiſten der poetiſchen Abhandlungen oder 
Diarimenfamminngen, die man uns unter dieſem 
Namen gegeben hat. 

In dieſer Vetrachcung num würden 
wir von einem folden Werfe folgendes fo⸗ 
dern: Einen allgemein. intereffanten Innhalt; 
Wahrheiten aus der Phllofophie des Sehens, üben 
Die für jeden der Unterricht wichtig, und das zwis 
ſchen die Facta eingewebte Raiſonnement faßlich ift; 
Wadrheiten, die den großen Vortheil haben, daß ſie 


durch | 


286 Contes moraux 


durch die mancherley Charafterfchilderungen, die ſe 
herbey führen, unfere Kenntniß des Menfchen vos 
mehren, ‚befonders in Abſicht der geheimen Ber: 
indung, die zwifchen dem Verſtande und .dem 
Herzen flatt finder, und deren Erkenntmiß allemal 
ſo intereffane, fo lehrreich, fo beffernd if. Ferner 
müßte der Schriftfteller uns zu täufchen wiſſen; 
er muͤßte bie Kunſt verfichen, alle die einzelnen Fu 
cta, an denen zur völligen Einficht.der Wahrhcit 
gelegen ift, fo in einen Plan zufammen zu ordnen, 
daß ihrer aller Verbindung nicht nur möglich, daß 
ſie auch wahrfcheinlich wäre. In diefem Geſichte⸗ 
punkte betrachtet, iſt Diderot unverbeſſerlich 
ſchoͤn. Die Erzehlung des alten ſchon ſchwachen 
Vaters, der mit feinen Kindern bes Abends am 
Kamine ſitzt, und gerne mit ihnen plaudern voll, 
koͤnmt fonatürlich herbey: zu dem alten ſchwa⸗ 
chen Wanne koͤmmt fein Arzt — denn wer Fönnte 
wohl eher kommen? — und das führt auf ein 
anderes Factum, woven es ganz natürlich die Res 
de giebt: Nachdem der Arzt weg iſt, unterbricht 
der Hutmacher das Geſpraͤch, der ſich in feinem 
Anliegen wohl bey Feinan andern, als einem fo 
klugen und erfahrnen Manne, wie der ale Diderot, 
Raths erholen Fann, und zum Gluͤcke ift fein 
Anliegen wieder zur Streitfrage gehörig. Ein we⸗ 
nig wunderbar! wird man ſagen, aber doch wirk⸗ 
lich nichts wunderbarer, als man ſichs ungefähr 
von jebem Plane muß gefallen laſſen, und auch 
gerne gefallen laͤßt. Endlich das Factum, das 
De vr 


— 





— 22⸗ 


& nouvellesidylles de D. . .&c 287 


per leichtſinnige Prior ergehle : wie natürlich- wird 


see darauf durch die vorhabende Unterredung ges 


"bracht! Und wer wirds denn auch dem Verfaſſer 


werdenken, daf er ihn zuletzt noch mit einer jungen 
lebhaften Fran in Gefelfchaft bringt, deren Ges 


ſchichte mit dem vorhingeführten Streite in einer 


‚neuen, obgleich feinern Verbindung ſteht? — So 
die Zufommenordnung der verfchiedenen Fälle zu 


einerley Plan: die Wahl der Unterredner, Die nun 


über diefe Faͤlle ihr Urtheil fprechen, ift eben. fo 


gluͤcklich. Alle find verſchieden geſtimmt; bey als 


⸗ 


Ken ſehen wir, wie die Gründe ihrer Entſcheidung 


mehr noch in ihnen felbft, als in der Materie lie 


gen; wir fehen, wie ihre Grundfäre ans ihrem Cha⸗ 
: zafter, ihrem Stande, ihrer eigenthümlichen Si» 
cuation herausfommen; und fo wird es uns leicht 
208 Falſche vom Wahren zu fondern, indem wir 
od überhaupt die Klugheit lernen, dem Raiſonne⸗ 
ment der Menfchen im Innerſten ihrer Herzen nach⸗ 


zufpüren, und uns vor Irrthum und Verführung 
gu hüten. 


Mas uns in diefer Abficht an dem Didero⸗ 


tifchen Werke mißfälle, iſt dieß: es befriediget 


nicht; es hat Anfang und Mittel, aber kein Ende. - 
Kon allın Meynungen nimmt fich Feine fo durch 


Billigkeit und Mäßigung heraus, daß wir fie al 
len übrigen ohne vicks Bedenfen vorzoͤgen; Feis 
ne der Perfonen ift fo ruhig, fo von Borurcheilen 


uneingenommen, daß wir ein volles Vertrauen zu 


ihr gerönnen. Hat Diderot, der Vater, Recht, 
ſo 


v 


288 Contes moraux. 


ſo hat Pater Bouin Recht, und das kann ſchwerkich 
feyn: hat Diderot, der Sohn, Recht, ſo kann ers dod 
auch nicht ohne Einſchraͤnkung haben: deun er trebt 
die Sache viel zu weit, zeigt ſich viel zu ſehr als Enthr⸗ 
ſlaſten. Wir wiſſen alſo nad) geendigter £efrürenict, 
woran wir ſind; wir befinden uns in der peinlichen 
Sage jenes Tonfünftlers, dem feine leichtfertige dran 
mitten in der Melodie davon lief, und der ben ak 
km feinem podagriſchen Schmerz. vom Erufk 
mußte, um fie auszufpieen. Das kat 
Wort, das der Alte dem Sohn beym Wkagıha 
ins Ohr fagt: „ Es würde mich nicht verdruͤſen, 
„ wenn in der Stadt zwey oder drey dergleichen 
» Bürger roären, wie du; aber ich moͤchte nicht 
„ darinnen wohnen, wenn fie alle fo daͤchten: * 

diefes Wort feheint die Entfheidung angeben I 
foßen, und es möchte ungefähr eben die ſeyn, die 

auch wir daruͤber gegeben haben: aber ſie iſt za 
dunkel darinn enthalten; man bleibt zu ungewiß, 
ob man den rechten Sinn getroffen; ihre Richtig⸗ 
keit iſt aus dem Vorhergehenden uiht einleuchtend 


genug. 


Zwar, wenn Herr Diderot bloß für den Pho 
loſophen fehrieb , fo wuͤrde diefer Vorwurf nidt 
viel zu fagen haben. Mein Werk, könnte er fpre 
ben, gehört zur Gattung der bloß verſuchenden 


— . —— — ——— e eeee e —— — —— — — — — — ———— ——— e — 
— — 


Dialogen (Tegasınav) worinn man die Meteo 


tion nur anfängt , die Wahrheiten nur gleichſam 
fondirt; es ift mir ſchon vecht, wenn der Denler 
in 


“ 


i 
' 


& nouvelles Idylles deD... &c. 289 


In jene halbpeinliche, halbangenchme Unbehaͤglich⸗ 
keit geräth, die ihn felbft an das Inſtrument zieht, 
Das ich chen deswegen verlaffen hatte. Schrieb 
aber Herr Diderot für die Welt, — und er muß 
te vorausferen, daß die Welt einen fo intereflans 
sen Aufſatz nicht würde ungelefen laffen, — fo 
hatte er aus einem doppelten Grunde Linrecht: zus 
erſt, weil ohne Vollendung Feine Befriedigung if, 
und nicht jeder das Inſtrument verfichen möchte, 
von dem er fortläuft; zweytens, weil er die Leſer 
über eine Materie in Ungewißheit ſtuͤrzt, die fo na⸗ 
be mit Rechtſchaffenheit und Tugend verwandt iſt. 
In andern Materien mag es gut feyn, die Men: 
ſchen zu Sfeptifern zu machen, aber ſchwerlich in 
diefer. . Er hätte alſo ben ſich felbft zur Gewißheit 
kommen, und dann eine feiner Perfonen durch phi⸗ 
loſophiſche Kaltbluͤtigkeit und uͤberwiegende Ein⸗ 
ficht fo vor den übrigen auszeichnen, ihren Gruͤn⸗ 
den und Entfcheidungen fo viel auffallende Wahrs 
beit, ihrem Zone ſo viel Sicherheit und Staͤrke 
geben follen, ‘daß der Leſer wegen ber Parchen, Ä 
die er Bu ergreifen part, nicht langer ungewiß 
bliebe. 

Dan wird ung. verzehen, wenn wir vielleicht 
zu weitläuftig geworden. Auch wir haben nur 
einige fluͤchtige Ideen hicher werfen wollen, deren 
weitere Unterſuchung und Verichtigung wir dem 
Leſer überlaffen. 

Die beyden Freunde von Bourbonne 
Wind, wie wir ganz avthentiſch willen, bloß ges 

- 77. Bibl. XVI. B. 2. St. 7 ſchrio⸗ 


290 Contes morsux 


ſchrieben worden, um den Brief vom D. Papin, 
bey guter Gelegenheit an den Dann zu bringen. 
Neu ift nun freylich die Satyre über die Den 
kungsart diefes Geiftlichen eben nicht, aber. fo fans 
ge das Liebel noch fortdauert, müflen auch die Mit⸗ 
tel dagegen fortdauern: und welches Mittel if 
wohl gegen moralifche Uebel Eräftiger, als die Sa 
tyre? Juch wird dieſe hier nicht bloß in Paris ih⸗ 
ren Nutzen haben: die katholiſchen Papins haben 
unter den proteſtantiſchen ihre Bruͤder, und es 
giebt der Madame de... au) unter uns, die ſich 
von ihnen cinnchmen laffen. 

Die Erzehlung hat ihre Schönheiten; ſtark 
gezeichnete Charaktere, wohlgewählse fchr lebhafte 


Situationen , eine zwar [ehr veredelte, aber doch 


noch wahre Natur , und den feurigen Diderotis 
fehen Ton, den man nirgends verfennen Tann. 
Was uns mißfälle, ift die Einfleidung, die uns 
in der That bey der erften Lektuͤre ein wenig vers 
wirrt hat. Die Erzchlung fingt, wiedie gewöhns 
lichen an, die man geradezu ans Publikum richtet; 
man hat fon einen ganzen Abſatz gelefen, che 
man aus einer hingeroorfenen Anrede ficht, daß es 
sin Brief iſt; die Erzehlung geht fort bis auf ei⸗ 
nen gewiſſen Punkt, wo fie abbricht, und ein news 
er Brief eingelegt wird, in welchem wieder ein drits 
ter liege, auf welchen ein vierter die Antwort ents 
hält; dann beſchließt endlich wieder der Verfaſſer 
in feinem erften Tone, vergißt feinen “Bruder, an 
den er eigentlich) fehreibt, und redet wieder wie ein 

ordmk 


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& nouvelles Idylies deD...&c. 293 


ardentlicher Erzehler mit dem Publikum. Diefe 
Nachlaͤßigkeit fol vermuthlich Natur ſeyn; aber 
dann iſt es Herrn Diderot, wie manchen andern, 
ergangen, die weit eher die Natur wuͤrden gefun⸗ 
den haben, wenn ſie weniger muͤhſam darnach ge⸗ 
ſucht haͤtten. Doch dieſe und andere kleine Erin⸗ 
nerungen vergißt man beicht über dem guten Ends 
zweck des Werfs. Wir zweifeln, ob ein Schrifts 
ſteller leicht etwas beſſers thun Fünne, als daß er ung 
Die Guͤte des menfchlichen Herzens felbft da entdecken 
laſſe, wo die aͤußerlichen Handlungen tadelhaft 
und flrafbar find. Er vernichre mit unferer 
Kenntniß des Menſchen zugleich die höchfte unſerer 
Tugenden, die Liebe dis Menſchen. 

Herr Diderot ſelbſt hat uns für dieſe Erzehs 
fung zwey . andere Gef chtspunkte angewieſen. 
Der erſte iſt kritiſch, und da die Stelle in unſere 
Bibliothek gehoͤrt, ſo wollen wir ihr den wenigen 
Platz, den fie darinn einnehmen kann, nicht miß⸗ 
gönnen. 

„Es giebt alfo dreyerley Arten Erzehluns 
gn? — Es giebt ihrer wohl mehr, werdet ihr 
wir fagen. Ich bin es zufrieden. "Aber ich uns 
rerſcheide fürs erfle die Erzehlung nad) der Weiſe 
Homers, Birgils und Taſſos; und nenne fie 
‚Die wunderbare Erzehlung. In dieſer wird die 


 Datur vergrößert; die Wahrheit ift- hypothetiſch: 


amd wenn der Erzehler das einmal gewaͤhlte Maaß 
durchaus beobachtet; wenn fo wohl in der Hands 
Jung, als in dem Ausdrucke alles dieſem Maaße 

T 2* ent⸗ 


29% Contes moraux 


entfpricht, fo hat er die Stufe der Vollkommen 
heit erreiche, welche die Art feiner Arbeit zuläßt, 
und ihe koͤnnet nichts mehr von ihm fordern. Se: 
bald ihr in fein Gedicht eingeht, fest ihr den Fuß 
in ein unbefanntes$and, worinn nichts fo zugeht, 
wie in demjenigen, vwod ihr wohnet, fondern we 
alles im Großen gefebicht,, wie hingegen um euch 


her im Kleinen. Darnach giebt es cine ſcherzhaß⸗ 


te Erjehlung, nach Arc der la Fontaine, Ver⸗ 
giers, Arioſte, Hamiltons, wo der Etzehke 
vocder die Nachahmung det Natur, noch bie 
Wahrheit, noch die Täufhung zum Zwecke Katz 
er ſchwingt ſich in ganz eingebildere Sphären em⸗ 
por. Sagt biefem: Sey aufgeweckt, finnreih, 
abwechſelnd, origmal, und fo gar ausſchweifend, 
ich bins zufrieden: Aber taͤuſche mich durch die 
Schilderen der Umſtaͤnde. Das Bejanbernde der 
Form verberge mir immer die Unwahrſcheinlich⸗ 
keit des Grundſtoffs · Und wenn dieſer Erzehler 
das leiſtet, was ihr hier von ihm fordert, ſo hat 
er alles gethan. Endlich giebt es noch die hiſtori⸗ 
ſche Erzehlung, wie die Novellen des Scarron, 
Eervantes und dergleichen ſind. — Weg mit 
den hiftorifchen Erzehlungen und mit dem Erzeh⸗ 
ler! Er iſt ein matter, froſtiger Sügner. — Ak 
ferdings, wenn er fein Handwerk nicht verficht 
Er ſetzt ſichs vor, euch zu betruͤgen; er figt im 
Winkel eures Teuerheerds, und hat die fürenge 
Wahrheit zum Gegenftande: Er will, daß man 
ibm glaube, will interefliren, rühren, bins 
u reiffen, 





& nouvellesIdylles deD... &c. 293 


zeiffen, erfebüttern, die Haut fehauern, und Thräs 
nen flieffen machen: Wirkungen, die man ohne, 
Beredfamfeit und Poefie nicht hervorbringt. 
Aber die Beredſamkeit ift eine Art, von Lügen, 
und nichts hindert die Illuſion mehr, als die Poe⸗ 
fie... Beide vergrößern, erweitern, übertreiben, 
erwecken Mißtrauen. Wie wird-es diefer Erzeh⸗ 
ler angreifen, euch zu betrügen? So: Er wird 
in feine Erzehlung Pleine Umftände, die genau mit 
der Sache verbunden find; fo einfältige, fo na⸗ 
tüclihe, und dabey doch fo ſchwer zu erfindende 
Züge ſtreuen, daß ihr euch genöthiget finden wer⸗ 
det, bey euch felbft zu fagen: Meiner Treu! das 
iſt wahre! Dergleichen Dinge erfindet man nicht: 
Auf diefe Art wird er die Uebertreibunz;en der Be: 
sedfamfeit und Poeſie wieder gut machen; die. 
Wahrheit der Natur wird das Blendwerk der 
Kunft verbergen, er wird twiderfprechendfcheis 
nende Foderungen erfüllen; zugleich ein Geſchicht⸗ 
fhreiber und ein Poet, wahrhaft und doch eim 
Luͤgner fen. Ein Benfpiel, von einer andern 
Kunſt entlehnt, wird vieleicht beffer begreiflich 
machen, was ich fagen will. Ein Künftler mahle 
einen Kopf auf feine Leinewand; alle Formen find 
flarf, groß und regelmäßig; es ift das vollkom⸗ 
menſte auserlefenfte Ganze. Wenn ich es betrach⸗ 
ce, fo fühle ich Ehrfurcht, Bewunderung, Schre⸗ 
fen. Ich fische das Modell dazu in der Natur; 
und ic) finde es nicht. In Wergleichung dagegen 
iſt alles ſchwach, klein, nichtsbedeutend: dieſes if 
| T 3 ein 


294 Contes moraux 


ein Idealkopf, fühle ich bey mir felber. Aber der 
Künftler laffe mid nur eine Elcine Narbe an der 
Stirne diefes Kopfes, oder eine Warze am Schla⸗ 
fe, eine unmerfliche Naht an der Unterlippe wahr; 
nehmen, — und der Kopf, der mir cin deal 
war, wird augenbliklid ein Portrait. Pocken⸗ 
gruben am Augenminfel, oder neben der Naſe, — 
und dieſes Weibergefiche iſt nicht mehr das Geſicht 
der Venus; es iſt das Geficht einer Nachbarinn. 
Ich würde alſo unfern Hiftorifchen Erzehlern fagen: 
Eure Figuren find ſchoͤn, wenn ihr wolle; aber 
die Warze am Schlaf, die Naht an der Lippe, 
die Pockengruben neben der Naſe, welche fie zu 
wahrhaften Figuren machen würden, mangeln ih⸗ 
nen. ind, wie mein Sreund Cailleau fagte: 
Ein wenig Staub auf meine Schuße, und ich 
Eonıme nicht aus meiner Kammer; ich komme vom 
gande.“ 
„ „ Atque ita mentitur, fic veris falla 
'remifcet, 
Primo ne medium, medio ne difcrepet 
imum. 
Horaꝛ Dichrfunft. “ 
In dieſer kleinen Theorie iſt Wahres und Gutes; 
aber auch manches, das wir näher beſtimmt 
wünfchtn. Dur ein Wort von der legten Art 
von Erzcehlungen zu fagen: was ift das für eine 
Beredſamkeit und Poefie, die fo ganz ihres Zwecks 
verfehlt, daß fie uns aus eben der Illuſion her⸗ 
aushebt, in die ſie uns hineinſetzen ſollte? Es 
not 





‚ & nouvellesIdylles de.D,..&c. 29 5 
othmwendig die falſche Wenn von Erfindung 


der Sachen die Rede iſt; fo iſts wahr, man ers 
zehlt nicht gernedas Alltaͤgliche, das Gemeine; lies 
ber das Neue, das ˖Außerordentliche: aber nie 
geht der wahre Port damit ins Unglaubliche und 
Unnatuͤrliche über ; er beobachtet in feinen Cha⸗ 
zafteren das Maaß der Menfchheir, ohne fie zu 

Koloſſen zu bilden, und findet zu feinen auerors 


denslichfien Wirkungen wahrfcheinliche Urfachenim, . 


gewöhnlichen Laufe der Natur. Macht er es an⸗ 
ders, fo kann ers durch Feinz hinzugedichteten Um⸗ 
ftände fo leicht wieder gut machen; und macht er. 
es wirklich ſo, fo hat er ja nichts wieder gut zu 
machen. Die Fleinen Umftände dienen zu ganz 
etwas anderm, als zum Erfag der poetifhen Her 
berträbung,,. fie dienen zur Vollendung der poetis 
ſchen Illuſion. Es find die individuellen Züge, 
ohne die Feine Wirklichkeit, mithin auch Feine Täus 
fung, feine Rührung, feine Erfchätterung if. 


Aber allemial find fie ſchlecht, wenn fie weiter 


nichts, als natürlich, wenn fie bloß unbedeutende 
Mebenumſtaͤnde, bloß Tcheinbare Fehler der Nach⸗ 


laͤßigkeit find. Zwar in dramatifchen Werken, 


wo wir glauben füllen, daß alks wor unfern Aus 
gen gefchehe, iſt das ein wenig anders ; aber nicht 
in eugchlenden, wo wir fhon eine feinere Auswahl 


Der Umftände fodern. Denn da der Erzehler un⸗ 


möglich alles vorbringen fann, was das Drama 
vorſtellt; ‚da er auch nicht alles muß. vorbringen 


wollen: fo müflen es fon die bedeutendften, ins 


za tem 


— 


296 Contes moraux 


tereffanteften Fleinen Umſtaͤnde ſeyn, die er mit 
nimmt, feine Charakterzuͤge, innige Züge der Lei⸗ 
denſchaft, Eleine viel erklaͤrende Bemerkungen, die 
uns mit der ganzen Lage der Sachen beſſer bekannt 
machen. llnd fo find auch wirklich die kleinen 
Umſtaͤnde und Zuͤge, die Herr Diderot ſelbſt ſei⸗ 
ner Erzehlung eingewebt hat. Wenn z. B. Oli⸗ 
vier — des Nachts — von der Seite ſeiner 
Frau — ohne ihr ein Wort zu ſagen — aufficht: 
wer fühle nicht die Wichtigkeit dicker Umſtaͤnde? 
Wer erkennt nicht im Dltoier den wahren enthu⸗ 
fiaftifchen Freund, der vor dem Ungluͤcke feines Fe⸗ 
lie nicht ruhen kann? der ſich heimlich von feie 
nem Weibe wegftichle, um nicht durch ihre Vor⸗ 
ſtellungen und Thränen in feinem gefahrvollen Ent 
fehluffe wanfend zu werden? Wer würde nicht mit 
diefen Fleinen Umſtaͤnden etwas ſehr wefentliches 
aus der Geſchichte zu entbehren glauben ? 

Redet Here Diderot nicht von der Erſta⸗ 
dung der Sachen, fondern von der Pocfie des 
Styls, von der Veredfamkeit der Sprache; fo 
muß es wieder die falfche Poeſie und Beredſamkeit 
fegn, die duch Vergrößerung und Lichertreibung, 
Mistrauen erweckt. Und auch hier wird fich dem 
Schaden, den diefe durch ihren Schwulft, ihren 
überfpannten Affekt, ihre hoch daherfahrenden 
Bilder gethan hat, durch Feine kleinen Nachlaͤßig⸗ 
feiten fo leicht wieder abhelfen laſſen. Vielmehr 
würden biefe mit dem Schwälftigen und Praͤchti⸗ 
gen des ganzen Tone zur nen fehr unangeneh⸗ 

men 


& nouvelles IdyliesdeD... &c. ‚294 
men Kontraft machen. . Aber es giebt ja eine Ber 
redſamkeit des Herzens, die feinem Dinge zu viel 


thut; die ihten Ton genau nach dem Gegenftande, 
den Grad des Affekts genau nach den Urfachen ab: 


miße, die in ihrem Schmucke fparfam, in ihrer . 


Erhabenheit einfältig, in ihrem Pathos natuͤrlich, 
immer ganz in ihren Stoff vertieft ift, immer nur. 


an richtige Börftelung der Sachen denkt, immer 


“= 


felbft getäufcht und gerührt, das Täufchende und 


Ruͤhrende trift, ohne es aͤngſtlich zu ſuchen, im; 
mer ſelbſt erwaͤrmt — und voll Theilnehmung, mit 
nachdruͤcklicher Kuͤrze von einem zum andern forteilt. 
Dieſe Beredſamkeit — und es iſt die einzige, die 


ihres Namens werth iſt — kann unmoͤglich Miß⸗ 


trauen erwecken, kann unmoͤglich etwas verderben, 
das durch eingeſtreute gemeine Zuͤge wieder erſetzt 
werden muͤßte. Was von ſolchen Zuͤgen wuͤrklich 
zur Taͤuſchung und Ruͤhrung gehoͤrt, daß hat ſie 


ſelbſt, vermoͤge ihrer eigenen Taͤuſchung und Ruͤh⸗ 


rung, ſchon mitgenommen. 

Der zweyte moraliſche Geſichtspunkt, den 
Herr Diderot fuͤr ſeine Erzehlung angiebt, iſt 
dieſer: „Felix war ein Bettler, der nichts harte. 


" Diivier war ein anderer Bettler der auch nichts. 


hatte. Sagt das Gleiche vom Kohlenbrenner, 

von der Kohlenbrennerinn, und von den übrigen 

Perſonen diefer Erzehlung: und zicht daraus übers 

‚ haupt diefen Schluß: daß es felten eine vollkom⸗ 

men wahre Freundſchaft geben kann, als zwifchen 

Menſchen, die nichts haben. - Alsdann macht ein 
| T 


5. Menſch 





298 Contes moraux 


Menfch das ganze Glück feines Freundes, und der 
Freund das ganze Glück diefes Menfchen aus. 
Daher die Erfahrungswahrkeit:. daß das Ungläd 
ale Bande fefter knuͤpft; und der Stoff zu einem 
kleinen Paragraphen mehr für bie erſte Aus gabe 
des Buchs de Eſprit. “ 

Richtiger wäre diefer Satz vielleicht, wenn 
man ihn umfehrte, und das zur Folge machte, 
was Herr Diderot zur Urfache macht. Es if 
wahr; das Ungluͤck knuͤpft alle Bande fefler; aber. 
warum ? Weil es. in Armuth ſtuͤezt? Das chur 
ja wohl das wenigfle Unglüf. fe , weil 
fi der Ungluͤckliche ſthwach fühle, weil es ihm um 
Rath, um Troſt, um Beyſtand zu thun iſt. Mun 
iſt aber auch Armuth ein Ungluͤck; auch Armuth 
fühle ſich ſchwach und huͤlfsbeduͤrftig, und fo 
siehe fie die Bande der Freundſchaft, ganz natüichs 
her Weife , fhärfer an, und Enüpft fie fefter und 
enger. Daher auch die erftaunlichen Beweiſe von 
Freundſchaft, die man uns von rohen und toilden 
Völkern erzehlt; denn das Intereſſe der Freunds 
(haft iſt hier unauflöslich mis dem flärffien Iris | 
be, mit dem Triebe zur Selbſtechaltung verbun⸗ 
den. 
| Daß man nun aber ja nicht die zu voreiligen 

Schluͤſſe ziehe: Folglich iſt ver aͤrmſte Menſch; 
folglich der am wenigſten aufgeklaͤrte, am wenigſten 
gefittete Menſch, der beſte Menſch! Folglich iſt 
nicmand beſſer als der Aermſte von allen, der Wil⸗ 
de! Din, antworten wir; Der gute Fultivirte 
Menſch 


& nouvelles Idylies deD...&c, 299° 


Menſch ift ficher unendlich beffer, als der gute ums 
Euftivirte. ine Anmerkung, die wir um der ges 
ruͤmpften Naſen geroiffer Kunftrichter willen, eben 
nicht unterdrüden wollen; denn was liegt ung 
doch an dem Benfalle oder Tadel der Herren, des 
nen diefe Naſen zugehören? Die Kultur ſchwaͤcht, 
es iſt wahr; aber nur den einen Theil des morali⸗ 
ſchen Menſchen, und was ſie dieſem an Staͤrke 
nimmt ‚\ das giebt fie dafuͤr dem andern,. Indem 
fie die Herrſchaft der Leidenſchaften einſchraͤnkt, fo, 
erweitert fie die der Vernunft; und dann fann 
nun freylich der Freund, über Erfüllung der Ei 
nen Pflicht, nicht mehr fo ganz aller andern vergefs 
fen ; dann macht ihn freylich die Freundſchaft ges 
gen Einen Menfhen nicht mehr zum Feinde von 
taufend andern; dann opfert er freylich nicht mehr 
Rechtſchaffenheit und Gewiſſen einer Tugend auf, 
die wie alle andere Tugenden nur in ſo ferne Tu⸗ 
gend iſt, als fie Maaß hält. Don der wahrer, 
achten Freundfchaft, die das Aeußerſte hut, was 
fie darf, Haben auch die Fultivirten Nationen ihre 
großen rühmlichen Benfpiele: und hätte nur Mene⸗ 
- fipp beym Lucian feine Sache verftanden, fo haͤtte 
er den Toraris mit feinem dritten DBeyfpiele von 
ſcythiſcher Freundſchaft gar fehr in die Enge treis 
ben koͤnnen; denn fo groß und ſtark diefes Bey⸗ 
fpiel ift, eben fo ſchaͤndlich und nichtewürdig ift ee. 
Stärke ift vortreflih , wann fie ſich mit Güte ver: 
bindet; aber auch nur dann, wann fie ſich mit Guͤ⸗ 
se verbindet. So ift Saune vortreflich, wenn fie 
der 


300 Contes moraux 


der gefunden Vernunft zur Seite geht; aber auch 
nnausſtehlich albern und kindiſch, wenn fie allein : 
ihren gelehrten Zeitungsartikel fchreibt, ohree die 

s.:funde Vernunft daran Theil nehmen zu laſſen. 
Wir müfkn noch ein paar Worte über die 
Verzierungen der großen Ausgabe fagen, bie eben 
fo merkwürdig durch ihre eigene Schönfeit, als 
durch den Umftand find, daß Herr Geßner mit 

dem Herrn von Hagedorn der einzige ausuͤbende 
Kunftfenner unter unfern Gelehrten if. — Man 
weiß, daß fi) Geßners radirte Blätter, eben 
wie die Werfe eines von Hagedorn, Waterloo, 
Mode, Meil und anderer felbfidenfender. Zeichner, 
durch eine zivanglofe Manier, - und einen eigen 
thümlichen Originalcharafter von den fleißig aus⸗ 
geführten Werfen der beften Madirnadeln und 
“ Grabftichel unterfeheiden, die nur anderer Erfin- 
dung Fopiren, und den Charafter eines fremden 
Originals treulich auszudrücken ſuchen. Geßner 
weiß das mannichfaltige Schoͤne, das er aus der 
Natur geſammelt, vortreflich in Ein Ganzes zu ord⸗ 
nen ; und beſonders bemerken wir eine ſehr kluge 
Anwendung feiner Staffirungen. Man ſieht, 
wenn man dieſe ſeine letzten Blaͤtter mit denen ver⸗ 
gleicht, die ee vor einigen Jahren zuerſt bekannt 
. machte, mit welchem Eyfer er feitdem das Stu⸗ 
dium der Antike in Abfiche feiner Figuren fortges 
fest haben muß. Zum Beweiſe führen wir 
die dritte bis ficbene, und dann die 
neunte und zehnte Platte an. Die neunte befons 
ders 


’ 


— 


& nouvelles Idylles deD...&c. 301 


ders zeigt, wie unvergleichlich cr zu gruppiren weiß. 
In weiblichen Figuren iſt cr ſtaͤrker, als in maͤnn⸗ 
lichen, und das ſitzende Weibchen in der fünften 
Platte ift nach unferm Urtheile fein ſchoͤnſtes⸗ 
Auf eine vorzügliche Art ift cs ihm gelungen, die 
unfchuldigen Spiele der Kinder zu fhildern ; denn 
bier hat er ganz die licbenswürdige Einfalt der Na⸗ 
eur getroffen, und fi in Charafterifirung derſel⸗ 
ben an die Muſtei der beften Borgänger gehalten, 
Wenn er ſich der Kunft früher und ganz allein ge⸗ 
wiedmer hätte, fo würde er durch anhaltende Ues 
bung die Hand folgfamer gemacht, und es dann 
mit jedem antifen Styliften aufgenommen haben. 
Auch feine Vignetten find Beweiſe feines richrigen 
und edlen Geſchmacks, der fo gar in den feinften 
Werzierungen ſichtbar ift; denn fie find nie bloß 
zufällig angebracht, um nurdas Auge zu ergößen, 
fondern haben alle, oder doch faft alle, ihre gehörige 
Beziehung auf den Gegenfland. Durchaus ficht 
man, wie lebhaft und richtig er fich feine Wilder 
denkt, und daß es ihm gleichviel ift, ob er fie mie 
der Kadirnadel auf die Platte zeichnet, oder mie: 
der Sprache beſchreibt; wenigſtens har der Zeich⸗ 
ner bey ihm den Ausdruck feiner Ideen eben ſo ſehr 
in der Gewalt, als der Dichter. Da er fo vielen 
Stoff zu reigenden Gemälden in alle feine Idyllen 
gelegt, und nirgends fein maleriſches Genie vers 
läugnet hat, fo findet der Künftler bey ihm Ideen 
zu Bildern, wie erfie, felbft unter den fchönften in 
den Werken anderer Dichter, vergebens ſucht. — 
Es 


⸗ 


302 Briefe eines Italieners 


Es kann Herrn Geßner nicht anders als ange⸗ 
nehm zu erfahren ſeyn, daB wir dieſes Urtheil be 
ſonders auf den Vorzug gruͤnden, den ihm ein ſo 
großer Kuͤnſtler, wie unſer Oeſer, giebt. Herr 


ODeſer hat nicht nur einige der intereſſanteſten 


Ideen aus dem Tode Abels gemalt, er hat auch 


verſchiedene Idyllen, und wie man leicht er 


‚rathen kann, ganz vortreflich entworfen. Wir 


wollen nur wuͤnſchen, daß er ſie alle vollendet, und 
alle eben ſo ſchoͤn, als die Zephyre, die er jetzt zum 


zweytennꝛale fo reizend ausführt, daß wir den aus⸗ 


nicht das erſte Original in den Händen einer Hief 
gen Freundinn der ſchoͤnen Künfte bliebe. 


need 
IV. 


Briefe eines’ Italieners über eine im Jahr 
1755. angejtellten Reife nach Spanien. 








Nebſt einem VBerzeichniß der vornehmften 
auf diefer Meife angetroffenen Gemälde. . 


Aus der franzöfiichen Ueberſetzung Des P. 
Livoy. Leipziig, 177% 


ir wuͤrden dieſe wenig erhebliche Briefe gar 

nicht anzeigen, wenn es nicht wegen der 
Gemaͤlde waͤre. Sie enthalten uͤber die Spani⸗ 
ſchen Sitten und Litteratur nichts neues, als was 
wir laͤngſt aus des Clarke und Baretti Briefen, 


— N 
N 





waͤrtigen Befizer darum beneiden würden, wenn 


\ 


über eine deeſſ nach Spanten. 303 


and andern wiſſen; die Urtheile über die Werke den 
Malern, Bildhauerey und Baukunſt, verrathen - 
auch Feinen großen Kenner. Aus Ermangelung 
des Originals koͤnnen wir nicht beurtheilen, obes ein 
Fehler des Originals, oder derlleberſetzung ift, wenn es 
im drittenSBricfe beftändig heißt, Montferato- Die 
Maria von Monſerrat ift fehr berühmt, undift 
ihr felbft in Nom-eine Kirche Madonna di Mon- 
ſerrato gewiedmet. Was der Verſaſſer ©. 63, 
‚um ſich her flattern fehen, Können wir, nicht erras 
then, denn es ift Kaum gelaffen worden, vermuth⸗ 
lich ans Eikjertigfeit des Drucks, um ein Wort 
hinzuzuſetzen. Don der Barbarey in den Wiſſen⸗ 
haften, vonder einfältigen Ariftotelifchen Art zu 
difputiren, von dem Verfall deriatinität, vondem - 
Falſchen, und in Wortfpielen beftchenden Wig auf 
den fpanifchen Univerfitäten fommen hin und wie 
der luſtige Beweife vor. Zu Siguenza wohnte 
der VWerfaſſer einer öffentlichen mebdicinifhen Dis . 
fputation ben, darinn man fid) darüber firiet, ob 
es dem, Menfchen nünlich oder ſchaͤdlich ſeyn wuͤr⸗ 
de, wenn er einen Singer mehr, oder weniger haͤtte. 
Im 7ten Briefe fangen die Nachrichten von 
Madrit an. Zuerſt von Buenretiro, wo ein ' 
Gcmälde von Epriftus im Delgarten dem Raphas 
el beygelegt wid, da la Martinierg und andre 
es dem Michel Angelo zufchreiben, und in ben 
Palaſt zu Madrit fegn Die Manier dieſer 
beiden, großen Meifter iſt gleichwohl fo verfchieden, 
daß dergleichen Irrthum nicht wohl mes if. 
as 


— | | — 


304 Briefe eines Italieners 


Das Hofthearer iſt nicht groß aber koͤniglich. Die 
Beſchreibung des Stiergefechts koͤmmt mit der in 
andern Büchern überein. Der ite Brief befchreibt | 


des Effurial. Es ift befannt, daß ſolches einen 
Schatz von Gemälden der größten italieniſchen 
Meiſter enthaͤlt, welche, wenn ſie an einem Orte 
beyſammen hiengen, der anſehnlichſten Gallerie in 
Europa nichts nachgeben wuͤrden. Es werden hier 


1620. Gemaͤlde in Del angegeben, ohne die vielen 


Freskomalereyen zu rechnen. 

Das Verzjeichniß der vornehmfien darunter 
haben wir ehemals aus des oben angeführtes 
Elarfe Briefen*) mitgerheilt, und wollen alfo die 
Liebhaber dahin verweilen. Der Verfaſſer geht 
fie durch: fonderbar iſt es.aber, daß in dem am 
Ende angehängten Verzeichniffe von denen in den 
Briefen vorfommenden Gemälden, alle noch eins 
mal vorfommen. Das legte fol eigentlich ein fe 
genannter Catalogue raifonne fiyn; allein zw 
geſchweigen, daß die Lirthelle oft feinen genauen 
Kenner, der in die Geheimniſſe der Kunft einbringt, 
verrathen, fo entſteht dadurch eine efelhafte Wie⸗ 
derholung, da oft das, was in den Briefen ſteht, 
Bier nur mit andern Worten wiederholt iſt. Bey 
manchen fteht fyon in den Briefen eine Beurthei⸗ 
lung, und fie fehle im Verzeichniſſe. Entweder 
Hätte man die Gemälde in den Briefen übergeben, 
und alles bis zuletzt verfparen, ober alles in Ge 
ſtalt der Veieſe vortragen ſollen, ſo hatte m man nee 


*) Siblither. B.X. ©. go. 


— . 


übereine Reife nach Epanien. 305 


den Verdruß gehabt, einerlen Sache zweymal zu 


leſen. Inzwiſchen hat.das Verzeichniß doc) das - 


Verdienſt, daß man einige Beurtheilung darinn 


‚findet, und nicht bloß magere Anzeige des Mei⸗ 


ſters und des Gegenſtandes lieſet. Die herrlichen 


Denkmale, welche Mengsi in den Königl. Pallaͤſten 
hinterlaſſen, koͤnnen hier noch nicht angefuͤhrt ſeyn, 


weil fie neuer find. Seite 256: ſollte es Segen 
und nicht Seher, Seite 265. Lavinia nit La- 
rinia heiffen: dergleichen Druckfehler komnien Fin 
und wieder vor, und find nicht gut, weil fie leicht 
zu Irrthuͤmern in der Kuͤnſtlergeſchichte Anlaß ges 
ben fönnen.. So wie men au bey einer 
Meberfegung nicht die franzoͤſiſchen Taufnahmen, 
zumal bey Meiftern, die nicht einmal Franzoſen 
find, beybehalten, und z. E. (Seite 103.) Bars 
thelemi Cordenas drucken follte. Falſch ift es 
auch, wenn der Ucberfeger den Caracei allemal 


Earaccio nennt, ob ihn gleih manche fo ſchrei⸗ 


ben. 


= 


Bon S. Aldefonfo wird nur überhaupt ger 


fagt, daß es daſelbſt viele ſchoͤne Gemälde gäbe, 
es werden aber nur einige Stüde von Raphael, 
Tizian, Guercino und Guido angeführt, und 
Hinten im Verzeichniß ſteht auch nichts weiter. 
Die dafelbft befindlichen antifen Statuen, werden 
kurz berührt. Der fogenannte Ponte di Se: 
govia ift eine merfwürdige Wafferleitung, welche 
ı die Fabel dem Herfules, andre dem Kayſer 
Traian zuſchreiben, welches eben fo ungewiß iſt, 
N. Bibl. xXVI. B. 2. St. U da 





u . u 
306 Briefe eines Italieners über eine Reife sc. 


da die alten Schriftfteller nichts davon-melden, und 
der Kanfer, deſſen Namen man auf der Bruͤcke 
von Alcantara in fechs verfchiedenen Inſchriften lies 
fet, würde vermuthlich nicht ermangelt haben, 
auch hier feines Namens Gedaͤchtniß zu fliften. 


Seite 2074. werden einige Werfedes Alphon⸗ 
ſus Berruguetta angeführe, welchen Fuͤesli nach 
dem Velaſco, Berrugniete nennet. Es iſt cin 
auswärts nicht ſehr bekannter Meiſter, und gleich⸗ 
wohl der Spaniſche Michel Angelo, welchen 
Namen ihm wenigſtens ſeine Landsleute beylegen, 
weil er ſich als Maler, Bildhauer und Baumeiſter 
hervorthat. Ein Mufter eines abgeſchmackten 
Gemaͤldes ift das von Boſeo (&. 269.) über die 
orte: Alles Fleiſch ift wie Hm, Jeſ. K. 40 
Ein großer Wagen voll Heu, worauf verfechledene 
feltfanie, die Bergnügungen der Sinne vorſtellende 
Figuren figen, wird von 7. wilden Thieren geze⸗ 
gen, welche Bilder der 7. Todfünden find; ihn 
umgeben eine Menge Leute von verſchiedenen Cha: 
raktern, die lächerlihe Stellungen, und allerley 
Inſtrumente haben, welche der Erfindung des 
Malers gemäß find. Die Ausführung fol übrs 
gens geiſtreich, vol Harmonie, und von guter 
Sarbengebung feyn. Konnte der Maler feine Talent 
nicht beffer anwendenk 


37 


° . \ 


Vermiſchte Rachrichten. 
Aus Deuuſchland. | 


ran, by Wolfgang Walthers Herr Hofe 


rath Schreber fährt In feiner herrlichen Na 
turgeſchichte niit dem unermüdeten Fleiße fort, wos 
mit er angefangen. Wir haben wieder den fünf 
ten und fechften Heft der Saͤugthiere, oder den 
Monat May und Junius in Händen, wovon 
der erſte immer noch das fo weitläuftige Ge⸗ 
ſchlecht der Affen ſortſetzt: der bte Meerkatzen 
und Fledermaͤuſe enthaͤlt. Mit wie vieler 


Genauigkeit und Sorgfalt man bey Abzeichnung 


nd Ausmalung verfaͤhret, kann dieß zu einer 
Probe dienen, daß die fünfte Platte noch einmal 
in dem fünften Hefte erfheint, weil man durd den 
Hm. D. Herrmann, Prof. der Naturhiſtorie in 
Straßburg.eine richtigere Abbildung desSimialnuus 


Linn. erhalten, als jene aus dem Buͤffon war. 


Det Echreberifche Tert gehe nun bie auf den 
: Bogen M.und ber Kupferplattenfind 46. Wir 
wuͤnſchen, daß der Eifer der Subferibenten 


den Eifer des Verlegers fo erhalten möge, daß 


Das Werk richt unterbrochen werde. 

£erpzig. Herr Bauſe har die Bildniffe des 
Seren Pr. Ramlers zu Berlin, und des gch. Lega⸗ 
tionsrathes Hrn. von Hagedorn zu Dresten, beide 
sach Gemälden von Ant. Graff, in Kupfer geſto⸗ 


hen. Welcher Freund der Mufen und der Kuͤnſte 


wird nicht die Bilpniffe zweener ſolcher Männer, 
von einem Bauſe geſtochen, in finem Zimmer 
aufhängen? 


12 En⸗ 


| 





308 | Vermiſchte Nachrichten. 
| Engelland. 


Neue Kupferſtiche. 
London. Von hieraus koͤnnen wir folgende 
neue Kupferſtiche nicht unangezeigt laſſe. 
Der auferſtandne Heiland erfcheinet fer 
ner Mutter, mit einer lateiniſchen und engliſchen 
Inſchrift, nad) dem Gemälde des ÖGnercino a 


der Kirche il nome di Dio zu Cento, feiner 


Vaterſtadt. 


Die Geliebte des Parmegiano, Parme- 


giani Amica, nach einem Gemaͤlde dieſes, eigent⸗ 


Ub Franceſco Mazzuoli genannten, Meiſters, 


welches der Koͤnig von Neapel beſitzet. Beide 
Staͤcke find in gewöhnlicher Größe von Robert 
Strange , nach feinen eignen Abzeichnungen ge 
ſtochen, und dieß ift wohl zu ihrem Ruhme genug 
geſagt. Sie haben in allen Theilen noch die vos 
Kraft und Annehmlichkeit des Griffels, der längfl 
an dieſem großen Meifter , bewundert wird, 


und die Gemaͤlde ſelber muͤſſen den Liebhabern auch 
nicht undekannt ſeyn. Im erften- iſt die edelße 


Stellung und der goͤttliche Friede des Heilands ſo 
wohl, als das ſtille Entzuͤcken der vor ihm. knien 
den Mutter, aufs volfommenfte ausgebrüdt 
Im Testen ficht man das. Srauenzimmer, halb aus, 
von hinten, mit ihrem feitwerts gedrehten Ange 
fihte, das auf ein in den Armen haltendes geradt 
geſtelltes Kind gerichtet iſt. Jenes koſtet 7. und, 
und diefes 6 Shilinge , ein. Preis, der nis 
mand gereuen wird. Moch 


\ 


Vermiſchte Nachrichten. 309 


Noch zwey Stuͤcke vom R. Strange, die er 
auch in Italien von ſchaͤtzbaren Originalen abge⸗ 
zeichnet hat. Eines iſt die beruͤhmte Magdalene 
von Guido Reni, im Palaſte Barberini zu 
Mom die wir nicht zur beſchreiben brauchen: das andere 

ein Kupido, nah Schidone aus der Sammlung 
des Königs von Neapel Er ruht in einer Land⸗ 
ſchaft tiefdenfend , und auf einen Arm- geftügt, 
wovon er den einen Finger an den Mund gelegt 
hat. Beide find vortreflich auseckührt: das erſte⸗ 
re aber ift von mehrerer Kunft, auch etwas größer, 
und koſtet daher eine halbe Guinee, letzters nur 6. 
Schillinge. 9 
Ein paar angenehme Landſchaften nach €. 
Poelendurg, vor P. S. Lamborn geſtochen. 
Die eine aus der Sammlung deg Herzogs von De 
vonſhire, iſt mit anfchnlichen Ruinen erfuͤllet, zwi⸗ 
ſchen denen verſchiedenes Vich weidet; im Voder⸗ 
grunde aber ſieht man, eine Ruhe Joſephs im Ae⸗ 
gypten. Das andere, ſo Herr Lombe beſitzet, 
enthaͤlt ein Nymphenbad. Sie find von einer 
Groͤße, zu 10 und einem halben Zoll Hoͤhe, und 

| U3 u 15 

"), Ben diefen neuen Blättern’ des Strange müffen 
" wir noch bemerfen, daß auch der Kupferdrucker 

Bocquet feinen Rahmen darunter geſetzet habe- 
Der Umſtand fcheint vieleicht manchen unbedenu⸗ 
tend. Wir fönnen aber bey diefer Gelegenheit den 
Wunſch nicht zuräckhalten, daß mehrere deutſche 
Künftler in dem Kupferdrucken, und dazu geboͤri⸗ 
gen Werkzeugen noch von den Auslaͤndern Iernen 


möchten , um ihren Arbeiten ein beſſer Anſehen zu 
geben. 


316 Vermiſchte Nachrichten. 
15:3. Breite, j und koſten zuſammen eine halbe 
Guinte. 

Ein gar vortreſllches Stuͤck von Carlom in 
ſchwarzer Kunſt, nach Zoffany, The Porter 
and Hare betitelt. Ein Landmann, als Bote, 
bringt zween vor ihm ſtehenden Knaben, einen Ha⸗ 
ſen. Die Handlung iſt ſehr einfach, aber wohl 
ausgedrudt , und vermurhlich nach dena Leben. 
Die Höhe iſt 20 undı halben Zoll, zu faſt 16 2. 
Dreite, und der Preis ı2 Schillinge. 

Ein angenehmes Frauenzimmer, Mrs. Crew, 
vom Ritter Reynolds gemalet, und von Tho, 
War on in ſchwarzer Kunft gegraben. Sie fiel 
unter einem Felſen, zwifchen einge Heerde Schaft, 


einen Eleinen Hund zu den Züffen, in einer Scftüre 


begriffen, und das Haupt geſtuͤtzt. Dieſer reisen 


de Gedanke ift aufs ſchoͤnſte ausgeführt, und hat 


im Kupferblatte 19 Zoll Breite, zu faſt ı8 Zol 
Höhe Die erften Abdruͤcke koften eine Guinee. 
The Honaurable Mrs. Parker, von eben 


gedachten beiden Meiltern, in fehtwarzer Kunfl. 


Sie ſteht ganz aus in cinem Gehölze, an ein er⸗ 


habnes Mauerwerk gelehnet, weldes mit einem 
praͤchtigem Gefäße gezieret iſt. Ein überaus ſchoͤ⸗ 
nes Blatt, zu faſt 23 Zoll Höhe, und 14 Zol 


Breite; koſtet 15 Schillinge. 

The Right Honourable Selina Countefs 
Dowager of Huntingdon. Diet befannte 
ftomme Dame, eine große Anhängerinn der Mo 


thodiſten, iſt hier im Schleger ımd langer Track - 
Ä vor⸗ 





— — — 


. Bermifchte Nachrichten. | 311 


vorgeſtellt. Sie ſteht ineinem Walde, ihre gräflis 
che Krone mie Fuͤſſen fretend, und einen Dor⸗ 
nenkranz in der Hand haltend. Das Gemaͤlde ift 
von J. Ruſſet; der Kupferſtecher aber har ſich 
nicht genannt, ob er ſich gleich des Mezzotinto 
nicht ſchaͤmen darf. Dig Maſſe beträgt 17 Zoll 
Hoͤhe zu 13 Zoll Breite, und der Preig iſt eine 
Halbe Suinee. 

Der bekannte Waſſerfall zu Niagara in 
Mordamerifg, mit umliegender Gegend. Eine‘ 
prächtige Ausſicht, von Richard Wilſon nah | 
der Natur gemalet , und von Wilhelm Byrne 
wohl geflohen. Hat 15 3.38 Höhe, zu 19 3.3, 
"L Breite, und koſtet eine halbe Guinee. 

Das Bildniß des letzt verſtorbnen beruͤhmten 
Lord Epttelton, im Bruſtſtuͤcke, von B. Weſt 
gemalet, durch R. Dunkarton in ſchwarzer 
Kunſt. Ein ſchoͤnes Blatt, von aͤußerſter Aehn⸗ 
lichkeitt in großem Folioformat, zu 5 Schilling im 
Preiſe. 

Auch haben wir von den ſchon angezeigten 
Zeichnungen des Claude Lorrain, die zwote Aus⸗ 
gabe von N. 21 —40. erhalten, die in allem Be 
trachte der erften ähnlich ift. 

Die aljährigen Gemäldeausftellungen, 
find auch diegmal im Aprilmonat hier ges: 
ſchehen. Da für den Eingang zu felbigen bezah⸗ 
Jet wird, fo find vieleicht dadurch drey befondere 
Geſellſchaften veranlaflet worden, von ihren Wer⸗ 
Ten einigen Vortheil zu ziehen: 1. Die Koͤnigliche 

Ua Aka⸗ 


Tr 


312 VWVermicſchte Nachrichten. 
Alademie. a. The Society of Artifts of Greät 
Britain , Geſellſchaft der Künftler in Groß 
Britannien. 3. The Society of Artifts affoci- 
ated for the Relief of their diftrefsed Bre- 
thren, their Widows and Children, die zut 
Unterſtuͤtzung ihrer bedrückten Mitbräder, und. de 
‚ ren Wittwen und Kinder vereinigte Kuͤnſtlerge 
ſellſchaft. Wir wollen von einer jeden, die * 
mehreſten Beyfall erhaltenen Stuͤcke anzeigen, 
ſolches allemal zur Geſchichte der Kunſt nuͤtzlich 7 
J. Die Koͤnigliche Akademie. Angelika 
Kaufmann ſteht billig oben an, und hat ſolgen⸗ 
de Werke geliefere« Kalypſo ruft Himmel und 
. Erde zu Zeugen ihrer aufrichtigen Reigung 
gegen denUlyſſes an, deſſen ibreife ſie nicht hins 
dern kann. Odyſſe B. 5. Stellung und Auss 
druck find in beiden Figuren aͤußerſt bedcutend, 
Die linke Band der Kalupfo ruhet in des Ulhſ⸗ 
ſes feiner, und mit der rechten zeiget fie gen Himmel. 
Penelope erbitter den Beyſtand der 
Minerva für die qluͤckliche Ruͤckkehr des Te 
lemachus. Odyſſee B. 4. Die Goͤttinn ficht auf 
- einem Fußgeſtelle. Penelope, in der reizendſten 
Figur, erhebt ihre rechte Hand gegen diefelbe, und 
hält die linke mit der Erde parallel. Ein Gefolge 
‚weiblicher Bediente bringt die Opfer herbey. 
Kupido bindet die fchlafende Aglaja an eis 
nen Eorbeerbaum. Der Schelm ficht dem Liebes⸗ 
gotte aus den Augen, und von der Aglaja iſt das 
ide Gewand unverbeſſerlich geworfen. 


Ari⸗ 


Ariadne vom Thefeus verfaffen. Nureinceins 
zelne Figur, dieaber mehr, als manche reiche Zufanıs 
menſetzung gerührt hat. Der Sram und die Ver⸗ 


zweiflung ift in der ruͤckwaͤrts gelehnten Ariadne 


vorteiflih ausgedrüdt. 

Paris und Helena verlangen 
vom Kupido, ihrer beider Herzen 
mit Liebe zu erfüllen. Kupido hat feinen Bos 
gen auf die Helena gerichtet. Sie jeiget ihm aber, 
daß er auf den Paris zielen folle; da hingegen 


WVermiſchte Nachrichten. 313 


Sn 


dieſer wiederum auf fie weiſet, und zu ſagen ſchei⸗ 


net, daß er genug verwundert ſey. ‚Ein gutes Bild der. 


Eiferfucht, welche die heftige Liebe zu begleiten pfleger. 
Koͤnig Lear und feine Tochter Kors 
delia, nah dem Shakeſpeare, von Jakob 
Barry. - Ein flarfes Stuͤck. Kordelia liege 
todt an der Erde, aus dem Gefängniffe, darinn fie 
erdroffelt worden, hervorgesogen. Der Alte fine mie 
feinen zerftreueten. grauen Haar neben ihr, in äußerfter 
Verzweiflung, dielinfe Hand an die Stirn gedruckt, 
und mit der echten feine erblaffere Tochter umfaffend. 
Antiochus und Stratonice, ven 
demſelben. Antiochus iſt hier in dem 
Zeitpunkte vorgeſtellet, da er eben bey der Ankunft 
ſeiner Mutter in Ohnmacht ſinkt, und dieſe den 
Schleyer zuruͤck ſchlaͤgt. Ihr folgen drey Maͤd⸗ 
chen: Der Vater haͤlt den Sohn, und der Arzt 
fuͤhlt ihm an den Puls. Dieß Gemaͤlde giebt dem er⸗ 
ſten im Ausdrucke nichts nach, und hat von ſeinem 
Gegenſtande den Vorzug der Annehmlichkeit. 
Us; Dioges 


\ 
t 


314  Bermifchte Nachrichten. 


Diogenes mit der Laterne, von? 9. Bimk 
Er ift von eine Haufen Menfchen verfihiedenm 
Alters umgeben, dieihre Bewunderung auf han 
cherley Art augdrüden. Der Philoſoph aber hat 
- „ein mitleidiges, mildes Anfehen. 

Perieus befreyet die Andromebda don dem 

Selten, durh J.B. Cipriani. Er loͤſet die Ketten ah, 

Vertumnus und Pomona, von demſelben. In 
beiden zeige ſich Überall die Hand eines großen Meiſters 

Orpheus beweinet ſeine Eurpdice, 
von Nath. Dance. Vielleicht das vorzuͤglich⸗ 
ſte Stuͤck in der ganzen Sammlung, ſo wohl was 
Zeichnung als Ansführung betrift. 

Verſchiedene hiſtoriſche Bildniffe vom Ritter Jo⸗ 
ſua Reynolds, als a)die Herzoginn von®locgiier 
mit ihrer Tochter, bey welcher drey Fraueuzimmer dag 
Bild des Hymens ſchmuͤcken; h) eine Dame, im Cha⸗ 
rakter der Miranda, aus dem Shakeſpeariſchen 
Sturm; 0) Der Sieg der Wahrheit mie einem 
Portrait vom Dr. Beattie, fo auf feine Abhandlung 

son der Wahrheit zieler. 

Die Hirten im Felde bey der Geburt 
des Heylands, und Mofes die GSeſetz⸗ 
tofein empfangend. Zwo Stuͤcke von 
Beni. Welt, jenes zum Altarblatee, und 
Diefes für die Paulsfirche beftimme. Beide von der 
Meiſterzuͤgen dieſes großen Malers’ belebt. 

Il. Society of Artifts ef Great Britain, 
Palemon und Lavinia, aus Thomſons Jahess 

zeiten, von Greenwood. Die Figuren find zu 
| | | klein 


Bermifchte Nachrichten 318 
klein, um den Fräftigften Ausdruck anzunchmen. 
Doch iſt, was immer möglich geleifter worden. 

EajusMariusaufdenRuinen von Kartha⸗ 
90, duch Mortimer. Hier iſt die größefte 
Kraft in Stellung und Ausdrude, fo gar bis zu 
„den untergeordneten Figuren. Die Stärke diefes 
Meiſters beftche überhaupt im Fuͤrchterlichen. 

Der Fortgang des Laſters, von ebendemfelben, 
in vier Gemälden, nach dem Plane des Hogarths, 
nur weniger Gewuͤhl, und mehr Ernſt, ohne alle 
Laune und Satire. 

Venus entwaffnet den Kupido, von Taf 
faert. Ein reizendes Stuͤd. 

Der Barde, aus Gray's Dde, von Jones. 

„Die Zufammenkunft des Oreſtes und der 
Elektra, von Paxton. | 

II, Society for the Relief of cheir di- 
ftrelsed Brechren &c, 

Das Urtheil Paris, von Blondel— kraͤftig 
im Ausdruck. 

Die Scene der Hexen im Wocbeth, von 
Dawes. Stark. 

Suſanne mit den Aelteſten, und 
Loth mit feinen Töchtern, zwey Stüde, von 
Hagarty; wohl ausgeführt. 

Der Tod Lukreziens, von Melle. 

Die Sturmſcene im König Lear, von Ri⸗ 
chards. Beides gute Stuͤcke. 

Unter den vielen Bildniſſen, die auch bier, wie in 
den andern Ausftelungen erfienen, find vorzüg . 
lich die von Morland, wegen ihrer fleigigen Ause 
führung gerühmet worden. _ Neue 





316 Vermiſchte Nachrichten. 
Neue engliſche Schriften, 


die ſchoͤnen Wiſſenſchaften Betreffend. 


A Philofophical Analyfıs and IHuftracion 
of fome of Shake/peare’s remarkable' Chara- 
‚&ters. gvo. Murray. Shakeſpear ift unftreitig 
einer der größten Meifter in der Kenntniß des 


menſchlichen Herzens. Seine Charaftere find. aus der 
Natur felbjt gehoben. Ueberall finden wir bey 


ihm die Leidenſchaften in ihren geheimfien Win⸗ 
keln entdeckt: wir fehen die Gegenflände, durch die 
fie gereizt, oder unterdruͤckt werden, ihre Verbin⸗ 
dungen, ihren Kampf, und ihren Fortgang von 
dem erften Anbruche an bis zu ihrer äußerften Hi 


ge: ihn zu ſtudiren, heiße die Natur ſelbſt ſtudi⸗ 


ren. Der Verfaffer gegenwärtiger Schrift zeiget 
diefes in den Beyſpielen einiger Hauptcharakter, 
die in Shakeſpear's dramatifihen Stuͤcken aufge 
Führe soerden. Es find diefes Macheth, Ham⸗ 
let, der melanfolifhe Jacques in dem Stüde As 
you like it und in Imogen. Durchgaͤngig zei⸗ 
get der Berfaffer (Hr. Richardfon,) einen unge 
meinen philoſophiſchen Scharffinn mit dem feinften 
Geſchmacke verbunden, und indem er die geheims 
ften Seidenfchaften bis zu ihrer Quelle verfolget, 
wird er nicht nur fruchtbar. an guten moralifchen 
Srundfägen, fondern auch Ichrreich für den dra⸗ 
matifchen Dichter. 
Theatrical Portraits. Epigrammatical- 
ly delineated: wherein the Merit and De- 
merit 





Vermifchte Nachrichten. 317 


merit ofmoft our Stage-Heros and Heroi- 
‚nes are excellently painted by fome of 
the beft Mafters. Infcribed to the Perfor- 
mers of both Thearres. gto. Bew. Sobald 
Portraite in der Abſicht gezeichnet werden, Witz 
und Laune zu zeigen, ſo ſteht nicht zu vermuthen, 
daß der Maler der Wahrheit allezeit getreu bleibe; - 
und dieß ift auch der Fall bey den gegenwärtigen, 
fo.fehr man fie auch in Anfehung des epigramma⸗ 
tiſchen Witzes empfehlen kann. | 
‘ The Works in Architeeture of Robert 
and James Adam, Esgs. of the Adelphi; 
Containing Deſigns invented and executed - 
by them in Great Britain and Ireland. Sold 
by Becker &c. Wir haben die erften Bogen 
Diefes Werfs, das die beiden Hrn. Adams von 
den Gebäuden, die fie in Engelland und Irrland 
aufgefuͤhret haben, herausgeben, bereitsiangezeige. Die 
gegenwärtige Mum. II. enthalten die Zeichnungen von 
des Lord Mansfields Landhauſe zu Kenwood in 
ber Grafſchaft Middleſer, fauber geſtochen, mit 
den Beſchreibungen der Platten, franzöfifch und 
englifch; jede Sage Fofter ı Guinee. Bon der hier 
angezeigten find auch Eremplarien zu. haben, wo 
Das Deckenſtuͤck des großen Zimmers nach der 
Ausführung illuminirt iſt: dieß koſtet 4 Schillin⸗ 
ge mehr. 
Infancy; a Poem. Book the firt. By 
Huch Downman. M. D. Hearsly. 1774. 
Dieß Eleine Gedicht ift der Wartung der Kinder 


9% 


318 Vermiſchte Nachelchten. 


gewiedmet und der Verfaſſer zeiget ſich darinnen 
als ein vernuͤnftiger Arzt, als ein guter Dichter, 

und als ein vortreflicher Sittenlehrer. 
Asitiquities of England .and Wales: 
‚being a Colledtion of Views of the moft 
rerharkable Ruins and antient Buildings, ac» 
cyrateiy drawn on the Spot. To 
each View is added an hiftorical Account 
of its Situation, when and by whom built, 
' with every interefäing Circumftance rela- 
ting thereto. Colledted from ehe bear au- 
thorities. By Francis Grofe, Vol. 
I. 4to. Hooper. Wir haben hen den erſten 
Theil von dieſem koſtbaren und intereſſanten Wer⸗ 
ke angezeiget, welches eine getreue und umſtaͤndli⸗ 
che Beſchreibung der ſuͤdlich brittiſchen Alterthuͤ⸗ 
ner enthält. - Die bier beſchriebenen alten Schlöf 
fer, Klöfter, Thuͤrme, Kirchen un! andere Ge 
bäude find in ſchoͤnen Kupferſtichen beygefüget, 
und der. Kommentar beut demLeſer ungemein unterhalb 
ende Nachrichten und Erzählungen an. Dielinterfids 
zung , die dem Werfaſſer bey diefen beiden Bänden gelchs 
ſtet worden, und die Auffoderungen zu künftigen, laß 
fen uns noch mehrern Bänden entgegen ſehen: aber 
wie koſtbar wird es nicht, da ſchon diefe beiden an 

die 30. Thlr. hinaufſteigen. 

A A New Syftem, or, an Analylıs of an« 
‚tient Mythology: Wherein an Attempt is 
made to diveft tradition of Fable: and to 
seduce the Truth to its original Purity. 
⸗ By 


Vermiſchte Nachrichten _ 319 


By Jacob Bryant. 2 Vols. gro. Der Verfap 


fer bemuͤht ſich in diefem ſehr gelehrten Werke den 
Schleyer.der aflegorifchen Erdichtung dem alten 
mythelogiſchen Syſtem zu entreiffen, den Göttern ' 
and Helden ihren poetifchen Schmud abzunehmen, - 
den Quellen des Irrthums nachzufpüren, und al . 
les auf die lautere hiſtoriſche Wahrheit zuruͤckzufuͤh⸗ 
ren. In dieſer Abſicht geht er zu der Kindheit der 
erſten Weltalter zuruͤck, unterſucht die großen Be⸗ 
gebenheiten, vergleicht die heilige und Profange⸗ 
ſchichte, und zeigt den Urſprung aller Gebraͤuche 
und Geheimuiſſe ber heydniſchen Voͤlker. Wie 
viel bey einem ſolchen Werke bloßer Muthmaſſun⸗ 
gen vorkommen, die ſich nicht ſelten auf die ſo be⸗ 
truͤglichen Etymologien gründen, iſt leicht zu erra⸗ 
then: indeſſen verdienet das Werk eine naͤhere Be⸗ 
leuchtung der Gelehrten. 

Obfervations on the Discourſes deli- 
vered atthe Royal Academy, addreffed to - 
the Prefident. 4to, Almon. 1774 Wirhe 
ben ſchon einige Reden des Präfidenten Reynolds 
bey Austheilung der Preife der Malerafademie um 
fern Leſern vorgelegt, und werden die übrigen auch 
von Zeit zu Zeit Kiefern. Diefe Anmerkungen eines 
feinen Gegner geben hauptſaͤchlich dahin, fich der Bes 
nezianiſchen Schule wieder ihn anzunehmen, da er 
fich mehr fuͤr die Bologneſiſche erfläret. 

Retaliation, a Poem. By Dr, Goldfunieh: 
including Epitaphs on the moſt diftinguif- 
| hed wiss of Metropolis, gro. Kear sy 1774. 

Dr 


320 , Vermiſchte Nachrichten. 


„Dr. Goldſmith ſagt der Herausgeber, war in 
einer Club witziger Koͤpfe, wo oft der Witz auf Ko⸗ 
ſten des Herzens ſchimmerte. Man ſchlug vor 
Grabſchriften auf dieſen Dichter zu machen, und 
ſein Vaterland, Dialekt und ſeine Perſon gaben 
zu mancherley witzigen Einfaͤllen Anlaß. Herr G. 
wurde zu einer Wiedervergeltung aufgefodert, und 
bey der naͤchſten Zuſammenkunft brachte er folgen⸗ 
des Gedichte zum Vorſchein. Es enthält Grab⸗ 
ſchriften auf viele der bekannteſten ſchoͤnen Geiſter 
in Engelland: ſie ſind voller Witz und Laune, und 
charakteriſiren, ohne boshaft zu ſeyn, die Perſonen 
auf das richtigſte. 
Sketches of the Hiſtory of Man 4to. 
2 Vol. 1774. Ein wichtiges Buch von dena 
Lord Raimes, dem wir die von unſerm Meins 
hard. überfegten Elements of Criticifm zu 
danfen haben, fm gegenwärtigen Werfe geht er 
‚ dem Menſchen mit einer ſehr tiefen Einficht in feine 
Natur, von feinem erfien wilden Zuftande bis zu 
den Außerften Stufen der Verfeinerung, und Kul⸗ 
tur nady, und liefert uns nach ihren verſchiedenen 
Abänderungen gelehrte und herrliche Zeichnungen. 
- Das Werk ift in 3 Bücher, Kapitel und Sfigen 
abgetheilt. So wenig diefe in Verbindung zu ſte⸗ 
hen fcheinen, fo entdeckt doch ein philoſophiſches 
Auge bald den Faden, durch den fie zuſammenhaͤn⸗ 
gen. Sn der erften Skize finden wir eine Unter⸗ 
ſuchung der Frage, ob es verfchiedene Geſchlechter 
von n Menſchen gegeben, oder os alle Dienfchen von 
Ä Einem 


⸗ ® 


Vermiſchte Nachrichten. _ 321 


rinem Geſchlechte entſproſſen find, außer dem bloſ⸗ 


ſen Unterſchiede, der von der Himmelsgegend, der 


Nahrung, oder andern zufaͤlligen Umſtaͤnden zu 
entſtehen pfleget. In der zweyten handelt er von 
dem Fortgange der Menſchen, in Abſicht auf 


Nahrung und Bevoͤlkerung, und in der dritten in 


⸗ 


Abſicht auf das Eigenthum. In der vierten von 


dem: Urſprunge und Fortgange der Handlung. 


Das fünfte Kapitel iſt im zwey Abſchnitte getheis 
let: wovon der Inhalt des erſten, der Urſprung 
und Fortgang der rüslichen Kuͤnſte, des zweyten 


‚ der Urfprung und Fortgang des Gefhmads, und. 


der fogenannten fehönen Künfte iſt. | 
The Country Juftice A Poem. By o- 
ne of his Majeſty's Juſtices of Peace for the. 


County of Somerſet. Part the Firſt. 4to. 


Becker. Nachdem der Dichter den Urfprung der 
Friedensrichter in Engelland nebft den Urſachen ih: 


rer Einführung erzähler; fo zeiget er den Charaks 


ter eines würdigen Sriedensrichters: allgemeine Yes 
. wegungsgründe zur Gelindigfeit in Ausuͤbung die: 
fes Amts : eine Apvlogie für-die wandernden Bert: 
ler, wovon erdoch die Zigeuner auenimmt. Durch⸗ 
gängig findet man die ſchoͤnſte poetiſche Malerey in 
die angenehmſten Verſe gekleidet, und mit den 
edelſten Empfindungen der Gerechtigkeit und Men⸗ 
ſchenliebe durchwebt. 
Comedies of Pluutus tranſlated in to 
familiar Blank Verſe. Vol. the Fifth and 


laft. gvo. Becker. 1774. Dieß ift der legte 


N. Bibl XVI. B. 2. St. Tel 


322 | Vermiſchte Nachrichten. 


Theil der von uns zu anderer Zeit angepriefenen 
engliſchen Ueberfegung dieſes alten komiſchen Dich: 


ters, und verbienet Hrn. Colmanns Teren; an bie Ä 


Seite gefeget zu werden. 
Poefeos Afiaticae Commentarierum Ii- 
bri fex, cum Appendice; Subjicitur Limon, 


S, Mifcellaneorum Liber: Audtore Gagliel- 


oma Jones A. M. &c. 8vo. Cadell. 1774. 


In dieſem Buche findet man angenehme Nachrich- 
ten von der orientaliſchen Poeſie. Im erſten 
Theile unterſuchet der Verfaſſer den großen Hang 
der aſiatiſchen Völker zur Pocfle, und die Urſa⸗ 


hen. Die Völfer werden vorgeführee, die fie 


hauptfächlich Fultivirce haben, und hierbey die 
. Indianer, Ehincfer, Tartarn, Syrer, Armenia 


ner, und felbft die Nethiopier nicht vergeflen: be 


fonders aber Anmerfungen überdic arabiſche, perfifche | 
und, türfifche Poeſte nebft Proben beygebracht. 


aftatifchen Dichter: von dem arabifchen und perfis 
schen Sylbenmaße, deren fih hauptfächlich die Tuͤr⸗ 
fen bedienen: auch etwas von dem hebraͤiſchen, 
von dem er nicht glaubt, daß es gänzlich verloren 
ſey. Ueberall werden die beften Gedichte jeder 


. , Der zweyte Theil handelt von den Versarten der 


Art angezeiget, oft glücklich überfegt, und mans 


che angenehme Mertiwärdigfeit beygebracht. 


Aedes Pembrochianae: Or, a critical 
Account of the Statues, Buftos, Relievos, 


Paintings, Medals, and other Antiquities 
and Curiofities of Wilton Houfe, formed 
Ä on 


Vermiſchte Nachrichten. 323 
on the plan of Spence’s Polyimetis; che 
ancient Poers and Artifts being made mu- 
tually to explain and illuftrate each 'other. 
To which is prefixed an Extradt ofthe Ru- , 
“les to judge of the Goodnefs of a Picture, . 
and the Science of a Connoifleur in Pain- . - 
ting. By Mr. Richardfon. gvo.- Baldwin. 
, 1774. Der Titel kuͤndiget ziemlich den Inhalt 

an. Als eine Einleitung find die Kapitel vorgeſetzt. 
Regeln uͤber die Guͤte eines Gemaͤldes zu urtheilen, 
die Wiſſenſchaft des Kenners in der Malerey, 
und eine Abhandlung über den Lirfprung, Forts 
gang und Verfall der Bildhauerfunft unter den 
Griechen und Roͤmern, die meiftens Winkel mannt» 
ſche Ideen und Bemerkungen enthaͤlt. Das kri⸗ 
tiſche Verzeichniß der Kunſt⸗ und Alterthuͤmerſamm⸗ 
lung zu Wilton⸗Hauſe iſt gut gemacht, und ver⸗ 
beſſert viele Fehler des gewoͤhnlichen Verzeichniſſes. 

Corin and Olinda: a Legendary Tale. In 
three Parts. By Richard Teede. 4to. Bew. 
Die Tugend im Ungluͤcke in einer rührenden und 
fimpeln Erzählung. 

‘ The Hiftory of Englifh Poetry, from 
the Clofe of the Eleventh to the Commen- | 
cement of the Eighteenth Century. To 
which are prefixed, Two Differtations; I. 
On the Origin of Romantic Fidtion in Eu- 
sopa. II. Onthe Introdustion of Learning, 
into England, Vol. I. II. By Thomas War- 
zon, B. D. 4to. Dodskey. Schon ſeit vielen 

| X 2 


Jab⸗ 


324 Vermifchte Nachrichten. 


Jahren hatte Pope einen Entwurf zu einer Ge⸗ 
ſchichte der engliſchen Poeſie verfertiget, und die 
Dichter nach den verſchiedenen Schulen geordnet. 


Der verftorbene Gray hatte nach diefem Entwurfe 


es anfehnlich erweitert: aber Herr Warton hat er 
nen andern Weg betreten, und die chronologiſche 
Drdnung gewählee. Die beiden vorgefegten Diſ⸗ 
fertationen follen dienen, allgenteine Grundfäge zu 
erläutern, worauf. fi) der DBerfafler in der Ge 
ſchichte oft besicht. In der erften Abhandlung 
wird vom Uefprunge der Romantifcherg Erdich⸗ 
tung in (Europa geredet und bewiefen, daß fie aus 
Arabien im achten Jahrhunderte gefommen , als 
diefes Volk Spanien angriff. In der zweyten 
handelt er von der Einführung der Gelchrfamfeit 
in Engelland. Er zeigt darinnen,. daß die Gorhen, 
die Italien uͤberſchwemmten, und ihre Heerführer 
nicht fölche Barbaren waren, als man gemeinigs 


fi glaubt. Die Gedichte felbft heile der Vers 


faffer in Abſchnitte, wo er die verfühiedenen Ber: 
änderungen Im ortgange ber englifhen Poeſie ans 
zeige, und mit der Bemerkung anfängt, daß die 
ſaͤchſiſche Sprache in Engelland ſich durch drey vers 
ſchiedene Epofen unterſcheidet, in denen «ine vers 
fehiedene Mundart herrſchte: die erfte von dieſen, 
fagt er, if die, deren fi) die Sachfen beym Ein; 
tritte diefer Inſel bis zum Einfalle der Dänen, 
ungefähr 330. Jahr lang bedienen. Dich hat 
man das Brittifhfächflfche genannt, und es ift 
kein Denkmal davon übrig, außir ein kleines me⸗ 





Bermifchte Nachrichten. - 325. 
triſches Fragment des ächten Taedmon ‚in Al⸗ 
Freds Ueberſetzung der Kirchengeſchichte des Beda. 
Das zweyte iſt das Daͤniſchſaͤchſiſche, von den Daͤ⸗ 
nen bis zum Einfalle der Normaͤnner, und van der 
ſem find viel. wichtige Proben, fo wohl in Verſen 
als Proſe vorhanden: hauptſaͤchlich zwo buchſtaͤb⸗ 


liche Ueberſetzungen der vier Evangelien, und des un⸗ 


aͤchten Caedmons ſchoͤne, poetiſche Paraphrafe 


des erſten Buch Moſes, und des Propheten Das 


nicls. Das dritte kann eigentlich das Normaͤnniſch⸗ 
fächfifche genannt werden, und geht vondem Norman⸗ 
niſchen Zuwachſe an bis auf die Negierung Heinrich 
des II. In aller Betrachtung ein fehr wichtiges Buch. 
Poems by Mr. Poster, gvo. ı Wulkie. 
Diefe Sammlung enthält folgende Stuͤcke: Ein 
. Geburtstagsgedanfe. Cynthia. - An eben dieſel⸗ 
be mit einem Gefchenfe von Krahenfedern. Ent⸗ 
fernung von der Welt, Sendſchreiben an D. 
Hurd. Ein Fragment. Verſe an den Maler 
über das Gemälde eines Frauenzimmers. Ode an 
Phtiloclea. An eben dieſelbe. Zwey Gedichte . 
in. der Schreibart des Spencer. - Holkham, 
dem Grafen von Leiceſter zugreignet: Kymber 
an den Sir Woodhoufe: und ein Chor aus der 
Hekuba des Euripides. . Die Sprach: in allen 
diefen ift flarf, und vol Ausdruck, und die Verſi⸗ 
fication fanft und harmoniſch. Holkham und 
Kymber find Nachahmungen von Pope's Winde 
ferlorefi den er uͤberhaupt fleißig ftudirer hat. Am 
Ende iſt eine volftändige Ueberſetzung des Euripiz 
des angefünbiger X3 T he 


326 Bermilchte, Nachrichten. 


The Matron. An Elegy. Johnfon. Be 
blühmte Felder und angenehme Gegenftände d«3 
- Ländlichen Lebens hat der Dichter glüflih zu nuͤ⸗ 
Ben gewußt, das Herz zu rühren, und die ſchoͤnſten 
Gemälde der Einbildungsfraft vorzuftellen. 

- The Regal and Ecelchaftical Antiquities 
. of England &c. By lofeph Strure. 4to. 


Thane. Dieſes Bud) enchält in ciner volljtäns | 


. digen Reihe die Abbildung aller englifchen Monar⸗ 
hen von Eduard dem Befenner bis auf Heinrich 
den VIII. nebft andern großen Perfonen, die fi) 
unter den verfchiedenen Negierungen hervorgethan. 
Die Figuren werden hauptſaͤchlich nebſt den wiche 
tigften Stellen der Geſchichte nach alten Originak 


Zeichnungen beygebracht, die die Kleidung und Ges 


wohnheiten der Zeit ausdruͤcken, auf welche ſich je 
des Stuͤck beziehet. Das Ganze iſt mit der aͤuſ⸗ 
ſerſten Sorgfalt aus alten illuminirten Hand⸗ 
ſchriften genommen. | 

- Eben diefer Verfaſſer hat auch cin anderes 
Werk geliefert: A Complete View of the 


Manners, Cuftoms, Arts, Habits &c. of | 


the Inhabitants of England, from the Arri- 


val of the Saxons, tilltheReign of Henry - 


the Eighr, wich a fhort Account of the 


Britons, during the Government of the 


Roman. Vol. I. Thane 1774. In dieſem 
Werke werden die Gebraͤuche Waffen und Kies 
, dungen von Ankunft der Sachfen in Engeland bis 


auf die Kegierung Heinrichs des VIII. vorgeſtellct. 
0 eben⸗ 


—— — 
n 





Vermſſchte Nachrichten. 327 


‚ebenfalls aus alten Zeichnungen. Die Kupfer fuͤl⸗ 
‚In 67. Quartbläfter aus, und die Erflärungen 


104 Seiten Der Berfaffer hat hauprfächlich die 
Geſchichte und den Fortgang der Kunft zur Abſicht 
und zugleich den Kuͤnſtlern dadurch Buͤcher in die 
Haͤnde zu liefern, woraus die Kuͤnſtler ſeines Lan⸗ 
des bey Abbildungen der Geſchichte alter Zeiten das 
Lichliche richtiger als bisher ſchildern koͤnnen. Der 
Geſchmack wird frenlich nicht fo viel daben gewins 
nen, alsdie Neugier, für die das Werk fehr unterhal⸗ 
tend iſt. 

The Inflexible Captive; ; a Tragedy. 
By Mifs Hannah More. gvo. Cadell. 1774. 


. Dieß Trauerfpiel ift auf den Plan des Attilius 


Megulus des Metaftafio gebauet, und es macht 
der Verfafferinn viel Ehre. Die Charakter find . 


“würdig gefhildert, und die edeln Gefinnungen eben 


ſo edel ausgedruͤckt. 

Letters written by the late Right Ho- 
nourable Philip Dormer Stanhope, Earl of 
Cheflerfeld, to his Son Philipp Stanhope 
Esq. &c. Together wich feveral other 
Pieces on various Subjects. Publifhedby 
Mrs. Zugenia Stanhope from the Originals 
now in her Pofleflion. 4to. 2 Vols. Dods- 
ley. 1774. Die großen Talente des Mylord 


Cheſterfield find fehon durch Die einzelnen Schrifs 


ten, die man ihm bey feinem Leben beygelegt, ob 
fie gleich alkezeig ohne feinen Namen erfchienen, 
mehr ale zu befannt. Er hatte einen natürlichen 
x 4 u Sohn; 





u 328 Bermifchte Nachrichten. 


Sohn: diefen liebte er außerordentlich f und feine 


Erziehung war viele Jahre lang fein vornehmſtes 


Geſchaͤfte. Nachdem er ihn mit der alten und 
neuern Litteratur bifannt gemacht, that er die 
Känntnig des Menſchen und anderer wichtigen 
Dinge hinzu, die er felbft durch Fleiß, Genie und 
eine lange Erfahrung kannte. Dieß ift die Abs 
fiht dieſer vortreflihen Briefe. Er fänge mit dem 
Mnterrichte. des Anabın an, geht zum Alter des 
unvorfichtigen Juͤnglings über, und fuchr ihn ends 
lich zum Manne zu bilden, dig als ein vollkom⸗ 
mener Hofmann, als ein Redner im Senat, und 
als ein Minifter au fremden Höfen erfiheinen fol. 
. Der tefer kann leicht errathen, wie reichhaltig der 
Innhalt iſt. Eine Ueberfegung haben wir aus 
„der Weldmannifchen Handlung zu erwarten. 

A Specimen of Perlian Poetry; or O- 
. des of Flafez, wich an Englifh Trantlation 
and Paraphrafe. Chiefly from the Specimen 
Poejeos Perficae ofBaron Reviz£y, wich Hi- 
. ftorical and (srammatical Jlluftrations, and 
a acomplete Analyfis, for the Aflıftance of 
thofe who wish to ftudy the Perfian langua- 
ge. By John Richardfon. 4to. Richardjon. 
Die hier befindlichen Oden wurden von Hr. Ri⸗ 


chardfon zur Uebung ben Erlernung der perfiſchen 


Sprache überfege. Sie find urfprünglich von 
Mahomed Shemſeddin, gemeiniglich Hafez 
genannt, der in der vierzehnten Centurie lebte. 
Außer den in drignel abgdruckten Oden liefert 

Herr 





-  Bermifchte Nachrichten. 329 
Hert Richardfon. erft eine wörtliche Ueberſetzung, 
fo weit es die .englifche Sprache verſtattet, dann 
eine poetiſche Paraphrafe, die fi ungemein gut les 
fen läßt,‘ weil er die gewöhnlichen einzelnen, abges 
broshenen Säge des Originals in eine gluͤckliche 
Verbindung bringt. Drunter ſteht eine wörtliche 
Zergliederung jedes Worts, die denjenigen, die die 
perfifche Sprache erlernen wollen, fehr nuͤtzlich feyn 
kann: endlich wird das "Ganze durch Anmerfungen 
über die Sitten des Volks zu beflerm Verſtande 
der dunfeln Stellen in diefen Oden erläutert. Die 
lateiniſche Ueberfegung des Baron Revizky, der 
ihm hierinnen vorgegangen, nebft deſſen Noten hat 
es ihm leicht gemacht. 
Poems, by Mr. Jerningham. gvo. Rohfon. 
Die Hauptgedichte, die dieſe Sammlung enthaͤlt, 


find groͤßtentheils einzeln, wie ſie herausgekommen, 


von uns angezeiget worden. Sie erſcheinen hier 
mit Verbeſſerungen und ein paar Vermehrungen, 
und verdienen den Beyfall aller Muſenfreunde. 

The Progreſs of Gallantry: a Poetical 
Eſſay. In three Cantos. 4to. Dodsiey. 
Dieß Gedicht ſchildert die Zuneigung des maͤnnli⸗ 

chen Geſchlechts für das weibliche durch die drey 
. Alter des menfchlichen Lebens, in angenehmen und 
fanften Berfen. 

Sophronia and Hilario: an Klegy. By 
Charles Crawford. Esq. 4to. Becker, Der 
erſte Theil ſchildert die Gluͤckſeligkeit des ehelichen 
Standes der auf dem Titel angezeigten Perfonen, 

‚ "x; in 


330 Vermifchte Nachrichten. ° 

in den Iebhafteften Farben. Der Auftriff ändert 
ſich, Hilario wird feiner Sophronia durch eis 
nen unglücklichen Zufall entriffen, die darüber un⸗ 
troͤſtlich iſ. Diefe Elegie ift mehr fhildernd, als 
einpfindſam, doch ift das Ganze auf einen füßen 
Klageton geſtimnit. 


Aus Stalien. 


‚Rom. Dell’Origine, e delle regoledei- 
la Mufica, Opera di D. Antonio Eximeno 
1774. 410. Der Berfaffer will in diefem Bus 
che die verſchiedenen Syſtemen, oder Theorien die 
fer Kunft, die ein Galilei, Rameau, ZTartini, 
und d’Alembert entworfen , zernichten, und 
dafür ein neues aufführen, wo er die Grund: 
füge der Muſik aus ben Sprachen herjuleiten, und 
die Mufif auf eine Art wahrer Profodie zuruͤckzufuͤh⸗ 
ven ſucht. Aber alles, was er darüber, nicht obs 
ne Wit faget, ift bey einer. genauen Prüfung, 
fhwanfend und unbeſtimmt, und haͤlt nice 
Stich. 

Ebendaſelbſt. Hier hat der Buchhaͤndler 
Salomoni ein großes und wichtiges Werk, naͤm⸗ 
lich «ein Episcoparium angekuͤndiget, und ob 
ſolches gleich hauptſaͤchlich die Kirchengeſchichte zu 
betreffen ſcheint, fo zelge doch das Avertiſſement, 
daß auch die Geſchichte der Künfte etwas dadurch 
. gewinnen fann. Der Titel des ganzen Werkes if 
folgender: Epifcoparıum univerfale Chriftia- 

"num, continens res geftas Summorum Pon- 
| uf- 


Vermiſchte Nochrichten. 0931 


tficum, S. R. E. Cardinalium, Parriarcha- 
rum, Primatum, Archiepifcoporum, Epi- 
fcoporumque omnium a B. Petro, Apofto- 
lorum Principe, ad hanc noftram aetatem,; 
nec non eorundem effigies, infignia, epi- 
'taphia, fepulcra, ſtatnas, numismara, alia- 
que monumenta, cum cujuslibet dioecefis 
chorographia. Audtore partim, partim e- 
ditore P. Dominsco Magnan, Ordinis Mini- 
morum ‚Presbytero &c. Opus divifum in 
XV, Tomos in Fol. magno. 

Huiusce operis, novi, ac eruditione 
referti, priora editurus fum volumina anno 
proximefururo 1775. modo tamen, ob 
nimia expenfa, 250. focios, ſ. ſubſcriptio- 
nes prius obtinuerim: qui nomen dare, ſ. 
ſubſcribere voluerint, nihil omnino ſoluent 
nifi quando per feipfos aut per procurato- 
reın ipfa accıpient volumina. Tomos au- 
. tem fingulos recipientes folvent duo fcuta 
Romana cum dimidio, ratione 400. pagina- . : 
zum typis impreflarum; tria vero fcuta cum 
dimidio pro fingulis Iconarii tomis ; conti- 
nentibus 200. tabulas aeneas, latas novem 
unciis, altas vero fere feptem, ac in charta 
Regia eleganter impreflas &c. Romae 15. 
. Marti 1774. 

Parma. Dalla Reale Stamperia 1774- 
in 4. Viro cel. Io, Aug. Ernefti Th. ac E- 

Joqu. in Lipf. Ac. Profeilori Ant. Jof.Com, 
| a 


4 


332 PVermifchte Nachrichten, 

a Turre Rezzonica 5. P. D. Serne A Mon- 
fieur de Ja Lande Ledteur Royal en Mathe- 
matique, .Cenfeur Royal, de l’Academie 
Royale des Sciences. &c, Dieß find zwey 
Briefe an die obgedachten Gelehrton, denen bald 
andere Werfe, von dem Grafen Rezzonico fob 
gen follen, der fih durch feine ſchoͤnen Dis quiſi- 
tiones ‚Plinianas bekannt gemacht. Im erſten 
vertheidiget er verfihiedene Lesarten des Plinius, 
gegen den franzöftfchen Lieberfeker und Herausge⸗ 
ber deſſelbigen, Mr. Poinfinet de Sivri: im 
zweyten franzöflfhen Briefe, antwortete er. dem 
Hrn. de la Lande auf verſchiedene Erinnerungen, 
die diefer in das Journal des Sgavans einrüden 
laſſen. u 
Ebend. Verfi fciolti, e rimati di Dorilo 
‚Dafnejo P. A. . Operofa parvus Carmina 
fingo. Hor. li. 4. Od. 2. ing. 1774, De 
Dichter diefer angenehmen Sammlung ift der jüns 
ger Here Graf Rezzonico, des vorhergehenden 
Son. Sie enthält 15 Sonette, fieben Canzoni, 
und vier große Gedichte. Unter den zweyten iſt 
eine angenehme Nachahmung unfers Geßners, 
laferınarifoluzione: ferner eine ſchoͤne Nachah⸗ 
mung des Hymne dıs'apeodıryv, die dem Homer 
zugefihrieben wird , le Nozze di Venere e di 
Anchife, Won den vier Gedichten iſt das erfle . 
ben Gelegenheit des Programma, das gewiſſe 
Preife auf das befte Trauer: und $uftfpiel be 
ſtimmt, geſchrieben: das. zweyte auf den Tod eins 
oo. . , ger 

) 








Vermiſchte Nachrichten, 3 333 
geroiffen Gelehrten ; das dritte eine Ueberſetzung J 


des Penſeroſo von Milton: das ate fuͤhrt die 
Aufſchrift: il Siſtema de’ Cieli a Tamariſeo 
Alagonio, $. 1. an den DMarchefe Profpero 
Manoro, der fi durch eine ſchoͤne Lieberfegung 
von des Virgil Gedichte vom Landbaue, die in 
Parma 1766. erſchienen iſt, befannt gemacht. Er 
beſchreibt darinnen die verſchiedenen Syſteme der‘ 
Welt mit allem poetifhen Schmucke, deren diefe 
‚Materie nur fähig ſeyn Fann. 
- Nom. Anecdota Lirteraria ex ME Cor 
dicibus eruta. Vol. II, 1774. ingr.8. Wir 
haben den erften Band diefes Werks, nebſt dem 
Innhalte angezeiget. Der gegenwärtige enhäft 
“Folgende Artikel. 1) Frammento Greco d’un? 
Orazione di Libanio colla verfione latina e 


'note,.‘2) Giambi Greci d’incerto Autore 


ſopra alcuni antichi Scrittori Afceti Greci, 
colla verlione enote. 3) Lettera latina di 
S. Paolino Vefcovo di Nola fcritta ad Ale- 
tio, 4) Tre Omilıe latine del Ven. Beda. 
5) Orazione funebre lat. di Benedetto d’A- 


— 


— 


nagni in morte di Alto de' Conti. 6) O- 


raz. lat. di Tommafo Inghirami di Volterra, 
föpranominato il Fedra, recitata a Giulio 
III. in lode di Filippo II. Re di Spagna 
per lefpugnazione del Regno di Bugia, 7) 


Or. lat. di Blofio Palladio Romano, chere-. 


citaſfi a Leone X. per Pobedienza preftara- 
gli dal nuovo Gran Maeftro dei Cavalieridi 
Rodi. 


332 Vermiſchte Nachrichten: 


Rodi. 8) Dialogo lar. di Franc. Aligeri ſi- 
glio di Dante III. fopra le antichitä della 


nobil. Famiglia Valenü di Trevi. 9) 
Trattato lat. di Aldo Manuzio figlio diPao- 


lo fopra le Statue antiche e loro ufo, 10) 


Collezio di Lertere lat. di alcuni ıllufli 


Scrittori, cio& di Fr. Perrarca, di Niccolö 
Marchefe d’Efte, di Balınio Parmenfe, di 
Lionardo d’Arezzo, di Antonio Agoſtini &c. 


11) Collezior. di Lettere Italiane di alcuni _ 
Scrittori del Secolp XVI. ı2) Collezione | 


di Poelie latine, cioè un’Epigramma inedito 
di Marziale, Verfi dı S. Damafo Papa, e di 
Valeria Proba Valconia com molte varianti 
Jezioni. 13) Lertera lat. in verſi di Paſinio 
da Parma a Sigism. Pandolfo Malatefta di 
Rimino in lode della lingua Greca, e con- 


tre ıl Porcellio. ı4) Difefa delle Donne | 


Bolognelficontro il divieto degli ornati, Ca- 


pitolo in verfi italiani del Senator Franc. 


Bolognetti all’Conte Nicolo Ludoviſi. 15) 
Frammento d’un Papiro del V. o VI. Seco- 
lo, riguardante una donazione fatta alla 





Chiefa di Ravenna 16) Calendarıo d’una 


Chiefa Venetadel Sec. XI. ı7) Raccolta di 


LXI. antiche Ifcrizioni Latine e Greche, _ 


Gentili e Criftiane con note lapidarie, che 


le illuftrano. Ueberall iſt zugleich angegeben, 


aus welcher Bihliochet dieſe Handſchriften genom⸗ 
men ſind. 
Sto- 


Vermifchte Nachrichten. 335 


Storia della Litterarura Icaliana di Giro- 
lamo Tiraboſchi Bibliothecario del Ser. Du- 
ca di Modena della Rovina dell’ Impero Oc- 


cıdentale fino all’ anno ncıxxxım Tomo III. 


1773.e TomoIV,dall’anno mcıxxxun. fino . 


all’ Anno mccc.in 4. 1300. Wir haben ſchon/ 


die Einrichtung der erſten Theile diefes gelchrten 


“ MWerfes angezeigt, das alles umfaßt, was in die 


italiaͤniſche Litteratur und Kunftgefchichte einſchlaͤgt, 


and worinn der WVerfaſſer hier mit gleichem Fleiſ⸗ 
fe die verſchiedenen Epofen durchgeht. 

Madrit. Diccionario Numismätico, O- 
perr iD. 7 ommafos Andres di Gufleme. 
Tom, I. A—B. 1773.in 4. Der erſte Theil 
Dickes Woͤrterbuchs, das eine allgemeine Erlaͤute⸗ 
rung alter Muͤnzen enthalten ſoll, iſt dem Herzog 


von Aecos zugeeignet. In einer gelehrten und 


beſcheidenen Vorrede zeiget der Verfaſſer, daß ſol⸗ 
ches fuͤr Spanien hauptſaͤchlich noͤthig ſey, weil 
man alle Tage daſelbſt neue Schaͤtze alter Muͤnzen 
entdecke, und die auswaͤrtigen numismatiſchen 
Werke wenig bekannt wuͤrden. Er zeiget bey je⸗ 
dem Artikel mit vieler Gelehrſamkeit erſt die Ge⸗ 
ſchichte der vorgeſtellten Sache, oder des Helden 
und Koͤnigs auf den ſie geſchlagen worden, geht 


die über denſelben Gegenſtand vorhandenen Miüns 
zen durch, erklaͤret die Bilder und Aufſchriften, 


amd fügt dann nach Erforderniß andere Anmerkungen 
über einſchlagende Materien bey. Der iſte Band 
enthaͤlt nur die zwey erſten Buchſtaben des Alpha⸗ 
bets. | Pa⸗ 


—X 


336 Vermiſchte Nachrichten. 


Padua. Hier find folgende Gedichtchen an 

nunſern Hrn. Geßner, von Hrn. Elemente Si⸗ 

bilato, Profeffor der griechifchen und lateiniſchen 
Utteratur zu Padua, erfchienin. 


N 


Ad 


SALOMONEM GESSNERVM, 
Poetam atque Pıdterem egreginm. 


Difcidium pertaefae Piftura atque Poefis, 

Quas alit unus amor qualis decet efle fororum, 
Unicum habere-fimul cupidae tetumque laremque, 
O, GESSNERE, tuo fixere in pectore fedem, 


ALLO STESSO: 


Si ben tu parli alli occhj ed al penfiero 
Cogli aurei carmi, e con le pinte carte 

Che al finto omai.cede i fuoi dritti il rero, 
Ne piü lite han tra lor Natura, ed Arte; 

E fede acquifti al Mantovano Omero 

Che piü d’un alma ad Erilo *) comparte; , 
Mentre in la tua, GESSNER, felice falma 
D’Apelle, e di Bione alberghi Palma. 


*8 Aeneid. VIll. 564. 


Clemente Sibiliato, P. P. diGreche & Latine Lettere 
(nella Unirverfita di Padove ” 


\ 


- 
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u " ” Au 8 
0 


Vermiſchte Nachrichten. 337 
Aus Frankreich. 


Nouvelles Oeuvres deM. de Ja Fargne; 
Vol. in gvo. de 87. pag. Orne de gravures. 
a Paris. Diefer neue Band des Hrn. de la F. 
“enthält poetiſche Sendſchreiben, flüchtige Doe 
fien, ein Gedicht über die Schiffahrt, und über 
die Annehmlichkeiten des Landlebens: fie ſind leicht; 
aber ohne viel Wärme. 

Merinval, DrameparM. Darnaud, Vol, . 
in gvo.‘ & Paris, chez/eFay. ı Im Tone des 
Eomminged, ſchrecklich, zu ſchrecklich. Merin⸗ 
val ein Edelmann, der den Dienſt veerlaſſen, lebt 
mit einer liebenswuͤrdigen Gattin, und einem 
Freunde ſtill und zufrieden: feinen aͤlteſten Sohn 
harter nach Paris geſchickt. Indeſſen kommen 
Briefe von unbefannter Hand, die die Enferfucht 
gegen vorgedachte Perſon erwecken. Er ftöße feis 
nem Freunde den Dolch ins Herz, und giebt ſei⸗ 
ner fhwangern Frau Gift zu trinfen, die bis in 
den Tod ihre Unſchuld berheuree. Von Gewifs 
fensbiffen gequält, fucht er Ruhe bey feinem Soh⸗ 
ne, den er von Paris zuruͤckkommen läßt. In dem 
erhält er einen Brief von einem jungen Menſchen 
Seligni, der ipm meldet, daß alle die unbefanns 
ten Briefe falfhe Befchuldigungen enthalten, daß 
er es aus Mache gethan, weil Merinval ihm. bey 
feiner Siebe mit einer jungen Perfon zuwider gewes 
fen. Merinval zeigt feinem Sohne fein Verbre⸗ 
fhen an , und zugleich die Verraͤtherey des Seli⸗ 
N. Bibl.XVI.B.2. SIt. 90.. 906 








338 Vermiſchte Nachrichten. 


gni. Der Sohn ſucht ihn auf, erſticht ihn, und 
faͤllt dadurch den weltlichen Gerichten in die Haͤnde. 
Er will ſeinen Namen und die Urſache des Zwey⸗ 
kampfs nicht geſtehen, um ſeinen Vater nicht zu 
verrathen. Der Vater, ſeinen Sohn zu retten, 
will ſich ſelbſt angeben: dieſer aber bringt es durch fein 
Flehen ſo weit, daß er zu ſchweigen verſpricht. In⸗ 
dem der Sohn aufs Schaffot gehen ſoll, bittet er 
den Vater um die Gewogenheit, ihm Gift zu ge⸗ 
ben, und ihn dadurch der Schande zu entreiſſen. Der 
Vater verſprichts, geht, holt Gift, nimmt aber 
zuvor ſelbſt welches zu ſich, um mit ſeinem Sohne 
wenigſtens zu ſterben. Indem er aber zuruͤck⸗ 
koͤmmt, thut der Gift bey dem Vater zu früh ſei⸗ 
ne Wirkung, und ſeine zitternde Hand' laͤßt das 
Buͤchschen, daß er ſeinem Sohne geben wollte, fal⸗ 
len. Mittlerweile koͤmmt Eugenie, die Gattin des 
jungen Merinval mit Gnade vom Fuͤrſten, weil 
Seligni ſein Verbrechen felbft noch fierbend bekannt. 
Raton aux Enjers, imitation libre & en 
vers du Murner in der Boelle de M. Zacha- 
riae. Suivie de la traduction litterale dece 
poeme allemiand, par M.*** aParis, chez 
Dabois. Die Meberfegung fo wohl als die poctis 
fhe Nabahmung des M. Mentelle, diefes bes 
Fannten Gedichts ift ganz gut gerathen. 
| Memoire concernant L’Ecole royale 
gratuite de Deſſin. Vol. in 4to. de 40. pag. 
ä Paris, chez M. Bachelier, Peintre du Roi | 
& Directeur de PEcole. Man zeiget.indiefene 
Zn 2 \ Auf⸗ 


oo. » ‚ De 
Vermiſchte Nachrichten 339 
Aufſatze den Nutzen der freyen Zeichenſchulen, und 
die Einrichtung der Königl. in Paris an, und übers 
haupt alles, was darauf eine Beziehung har. .. . . 
Hiſtoriettes, ou Nouvelles envers.. Par 
M. Imbert, In yo. de 182. pag. avee figu- 
Les. 1774, . Der Innhalt, der hier vorfoms 
menden Erzählungen ift von andern erborgt; 
Jacobi, Gellert, das. Recueil des: Fa- 
bliaux, die taufend und eine Macht, der englifche 
Zuſchauer haben die Erfitidungen hergegeben; fie 
find übrigens gut und lelcht erzähfer. 
fables par M. Dorar, in gvo. a Paris, 
chez Monory. Wir zeigen diefe Ausgabe der 
. Babeln des Hrn. Dorat, die bereits zur. Genuͤge 
bekannt ſind, wegen der großen Menge kleiner ſau⸗ 
berer Kupfer an, mit denen ſie verzieret ſind. Ein 
junger Kuͤnſtler Marillier hat fie durchgängig ge 
zeichnet, und die Auffiht darüber gehabt... Es 
find vieleRupferftecher, die daran gearbeitet haben: be: 
ſonders aber unterſcheidet ſich der ſaubere und glaͤn⸗ 
zende Griffel des le Gouaz, de. Ghent, Don 
ce, Ne'e und Mes quelier. = 
‚ L’Agriculture, po&me & Paris, chez 
Montard. Wenn man in diefem großen Gedich⸗ 
se des Hrn. Roſſet von dem Ackerbaue auch Kris 
nen Virgil finder, fo iſt es doch nicht ohne Ber: 
dienft, und hat gute Stellen. Der DVerfaffer 
ſcheint fid) alles verſagt zu haben, wodurch in der: 
gleichen Gedichte Intereſſe und Leben zu bringen 
find , angenehme Epifoden , Fleine Erzählungen, 
2 : mo⸗ 





vr 
340° Wermifchte Nachrichten: 


moralifhe Schilderung u. f. w. Nothwendig 
muß ex Dadurch fehr trocken werden. Der Anfang | 
des Gedichtes Fündiget den Inhaltan. 
Je chanre les ttavaux regles per les Sar- 
ons, 
LArt qui force la terre à donner les 
moiflons, 
Qei rend la Vigne; lArbre , & les Pres 
"plus fertiles, 
Et qui nous alfervit tant d’animaux uti- 
les &c. 

Die Aerndte iſt der Gegenſtand des erſten Ges 
fangıs : Der Weinbau der zweyte Geſang: Baͤu⸗ 
me, Wald und Buſch der dritter die Wiefen der 
viertes die Thiere und alles Hausvich nebft ihren 
- Dienfien und Nutzungen der fünfte: die ländlis 


den Hausgeſchaͤfte der fechfte. Jeder Geſang if 


mit einer ſchoͤnen Landſchaft nach Zeichnungen von 
Loutherburg, dieden Sunhaltanzeiget, und mit 
einer Bignette,diedaraufeine Beziehung hat,gefhmdis 
cket, und dem Ganzen ein Difcours fur la Poe- - 
fie Georgique vorgefegt, ber eine Geſchichte ders 
felbigen nebft vielen gusen Anmerkungen über diefe 
Dichtungsart enthält. | 
Collection de Tableaux, peintures 3 
gouache, mignatures, deflins, eftampes, 
Medailles,. fculprures, bronzes, “iveires, 
porcelaines &c. du. Cabinet de M. ven Sche- 
yel, Seigneur de Wilrick, ancien Bourgue- 
maitxe de la ville d’Anvers. 3 Anvers, chez 
Gran- 


— 


Vermiſchte ‚Nachrichten. 341 


Grange & à Paris, .chez Mufßer. Dieß Ver⸗ 
zeichniß iſt vorzuͤglich an Gemälden, Zeichnungen 


und Kupferſtichen aus der Hlamändifhen Schule 


% 


reich, und machet einen 8. Band von 427, Sch 
fen aus. Die Gemälde an der Zahl 202. und 
vornehmſten Zeichnungen find ziemlich umſtaͤndlich 


beſchrieben, und deswegen für die $iebhaber wichs 


fig. Unter der großen Menge Kupferfliche von 
niederlaͤndiſchen Meiſtern finder ſich vorzuͤglich ein 
Ser von Rubens, von 3200 Stuͤck, worin⸗ 


nen viele Abdruͤcke find, die Rubens ſelbſt retou⸗ 


chiret, und eine große Menge anderer, worauf 
ſich Verſchiedenheiten finden, die dieſe Blaͤtter von 
den gewoͤhnlichen unterſcheiden. Auch iſt noch ein 


zweytes Werk von Rubens dabey, dns aus 700. 


Blaͤttern beſteht, und eine Auswahl der ſchoͤnſten 

Abdruͤcke enthaͤlt den 7. Junius find fie an die 

Meiſtbietenden zu Anvers verfauft worden. 
Principes de PArt du Tapiflier par M. 


Bimont. Vol. in ı2. à Paris. Dieß ift eine 


neue, vermehrte, verbefferte und mit Kupferſtichen 
verzierte Auflage des Manuel des Tapiſſiers. 

- Guillaume en 10. chants. par M. Bi- 
saube.. In gvo. de 342. pag. avec des Vi: 


- gnettes. Amfterdam, chez Magerus 1773. 


Die große profaifibe Gedichte, in dem Hrn. Bis 
taube den Prinzen Wilhelm befingt, der den 


Grund zur Republik der vereinigeen Niederlande 


gelegt, hat nach des Berfaffers Angeben den Gang 
der Epopee. : Der Innhalt iſt hiſtoriſch, fo weit 
E Y3 .e 





342 Vermiſchte Nachrichten. 
ee es ſeyn koͤnnen, ohne die Lebhaftigkeit dr Era 


kung zu ſchwaͤchen: nur um bie Einheit der Hand⸗ 


lung zu erhalten, hat er manche. Thatfachen, Zeit 


und Ort verlegt. Mer poetiſche Gemaͤl⸗ 
der liebt, wird hier einen großen Reichthum 
ſinden: vielleicht iſt das Gedicht davon nur zu uͤber⸗ 
laden, ein gewöhnlicher Zehler der poetiſheꝛ 
Proſe 
Les Principes de Phyfigue. Par. M. 
Joachim Gagniere, Dodteur en Medecine. 


. A Avignon, chez Charkbeau 1773.: Je 


Tühner des Verfaffers Unternehmen ift, die Grund 
ſaͤtze der Naturlehre in einer Schrgedichte zu erörs 
seen, deſtomehr verdienter Beyfall, da er in ber 
Ausführung nicht unglücklich geiwefen If. Es 
enthält wiel ſchoͤne pockifche Stellen, und fehlt auch 
nicht an Preciſion: doch find auch matte und nach⸗ 
läßige darunter, die eine Bearbeitung verbienen. - 
Le Deflinateur pour les fabriques. d’etof- 
fes d’or, d’argent & de foie: avec la tradu- 
ction de fix tables raifonnees , "tirees de 


PAbecedario pittorico &c. par N. Joubert ı 


de P’Hiberderie. In gvo. de 218. pag. aPa- 
ris chez Duchesne. 1774. Wir zeigen dieſe 
neue Ausgabe, eines fehr. nüßlichen Buchs für 
Stoffzeihner und Fabrifanten an, weil fie in wies 
len Stellen verbeffert und berüchtiget iſt. 

: Le Necrologe des hommes celebres de 
France. Par unefociere des gens delettre. 


4 Parıs chez, G. Desprez, 1774. . Dicker 
Band 


. 





- - u 
. Bermifchte Nachrichten. 343 
Band ‘ver Sammlung von’ schensbefchreibungen 
beruͤhmter Berftorbenen in Frankreich des vorher 
gehenden Jahres, die nun feit 1766. fortgeſe⸗ 
et worden, enthält die Herrn de Chamouſſet, 
de Solignac, Veron, Gravelot, Piron, 
Desforges: Maillard, de la Beaumelle, Lau⸗ 
‚rent, d'Aquin, de Sreminville ‚ DMorand 
und Le arpentier. 

L’Homme du Monde &chaire par les 
Arts, par M. Rlondel, architedte du Roi 
publig par M. Baflide. 2 Vol. in gvo. à Pa- 
ris. Ein Mann von Stande, der mit einer Da⸗ 
me durd) die Siebe für die (hören Kuͤnſte verbun⸗ 
Ben iſt, ſucht ihren Geſchmack in Abſicht auf die 
Zeichnung zu verbeſſern. Er theilt ihr alſo ver⸗ 
ſchiedene nuͤtzliche Anmerkungen uͤber Malerey, 
Bau: und Bildhauerkunſt mit: fie find freylich 
nicht fehr tief geholt; dieß iſt aber auch nicht die 
Abficht: indeſſen kommen viel. gute kritiſche Bes 
vbachtungen uͤber verſchiedene in Paris neue Kunſt⸗ 
werke und Gebaͤude vor. 
Obſervations für l'Art du Comedien & 
fur d’autres objets concernant cette pröfes: 
fon en general, avec quelques extraits de 
differens auteurs & des remarques analogues 
au m&@me ſujet. Par le Sr. D*** ancien 
Diredteur des Spectacles de la Cour deBru: 
xelles. 2de Ed. & Paris chez Duchesne. 
Man findet hier das Vollſtaͤndigſte, was über die 
Kun des Komoͤdianten gefchrieben worden. "Det 
) 4 Rem 


rer 
344 Vermiſchte Nachrichten. 
Verfaſſer Hat das Beſte aus den Werken des He 
mond de St. Albin und Riccoboni über ben 
felben Gegenftand hinein verſchmolzen, und feing 
Anmerkungen durch eine Menge Fleiner Auckdoten 
von Komoͤdianten aufzumuntern geſucht. 
Memoire fur une Decouverte dans PArr 
de batir, faite par le Sr. Zorios ; dans le 
quel Pon rend publique, par Ordre de ſa 
Majeſteé, la mechode de compofer un ci- 
Mment OU Mortier propre à une infinit& d’ou- 
Yrages, tant pour laconftrudtion, quepour 
a decoration, Paris, chez. Zamberr. 1774 
53. pag. in 8v0, Mian glaubt aus den Reften 
ber alten römifchen Gebäude betveifen zu fönnen, 
daß ihr Mörtel fehr ſchnell von feiner Feuchtigkeit 
zur Haͤrte uͤbergieng, und durch die Zeit faſt zu 
Stein geworden. Herr Loriot hat dießfalls viele 
Verſuche angeſtellt, und glaubt das Geheimniß in einer 
gewiſſen Proportion von pulveriſirten und ungeloͤſch⸗ 
ten Kalk, die er angiebt, gefunden zu haben, den 
man mit allen Arten Mörtel und Kuͤtt vermiſchen 
koͤnne. Er zeige die großen Vortheile zu verſchie⸗ 
denen Abſichten an. 
Franzoͤſiſche Kupferſtiche. 
April. Portrait en Medailion de M. de 
la Condamine, nach einer ſehr aͤhnlichen Zeich⸗ 
nung von Cochin. 
Les Approches de Guinguette & les A- 
muſemens Eſpagnols. Ein paar kleine Blaͤt⸗ 
ker von Marchand gezeichnet und geſtochen. c 
a- 


[ 
— 


® ı 


— Vermiſchte Nachrichten. 345 


“ Coftumes des anciensPeuples, par M. 


nn 


Dandrt Bardon. Seconde partie in 4to. . | 


‚a Paris chez Famberr. Nachdem Hr. D. 2. 
im erflen Theile dieſes Werks Vorſtellungen von 
‚den BGebraͤuchen der Griechen und Roͤmer gegeben, 
fo wird er im zweyten und folgenden Theilen die got 
tesdienftlihen Gebräuche, Landesgewohnheiten, 


Kleidungen und eigenthümliche Waffen der übrigen, 


auch wilden Völker vornehmen. . In der gegen: 


waͤrtigen Lage, die die iſte des zweyten Theile, und 


die ı6te von der ganzen Folge ausmachet, liefert 
er in 12 Platten die gottesdienſtlichen Gebraͤuche 
der Iſraeliten. 

May. La-Soiree des Tuileries, nach ei⸗ 
nem Gemaͤlde von Baudouin, in Kupfer ge⸗ 
bracht von Simonet: gehoͤrt in die Suite der 
Kompoſttionen dieſes Malers, die von Choffard, 
Delaunay u.a. geſtochen ſind. 

Joueuſe de Ciſte, ein angenehmes Blatt, 
und von-einem feinen Stiche nach einem Gemälde 
des juͤngern Wille, geſtochen von J. G. Miller. 

Les moeurs du Tems von Ingouf dem 


Aeltern nach einer Zeichnung von Freudenberg. 
Der Innhalt wird durch die Worte ausgedruͤckt. 


On epoufe une femme, on vit avec une au- 
>“ re & l’on n’aime que ſoi. 

An. Portraits de Louis xvi. & de Ma- 
rie Antoinette d’Autriche, Roi & Reine de 
France. Beide Bilder in Medaillenform 14. 


zer Kunſt von Broofeham: er. har dieſelben 
Y5 Bild- 


Zoll hoc, und 12 und einhalbes breit, in ſchwar⸗ 


346. Vermiſchte Nacheichteit, 
Bildniſſe auf gleiche Art um die Halfte ſo groß ge⸗ 
ſtochen. 
Voyageur Allemand & Chaffe-maree al- 
lemande, zwey Blätter nach Originalgemaͤlden 
von Woudvdermaͤn: das erſte iſt von Baquoi, 
das zweyte von Patas unter Martinets Auffiche 
geſtochen: 16 Zoll breit, 14 Zoll hoch. 
Les Bergers Ruſſes, 20 Zoll hoch, 14 Zol 


breit, nach einem Gemälde von Leprince, von. 


W. Tilliard in Kupfer gebracht. Man ſieht anf 
einer angenehmen Sandfchaft ein junges liebens⸗ 
würdiges Mädchen, die einer Muſik von einem ab 
ten und jungen Hirten zuhoͤret. N 

Eben diefer Kuͤnſtler giebt die zweyte Lage der 
Kupferftihe zum Telemaf aus, bie er nebſt Dow 
net unternommen hat. - 

Le Repos de Venus, nad Boucher; mub 
le Toucher & le Gout, die beiden legten 
als Gegenbilder, nach Ch. Eifen, von Bonnet auf 
Zeichnungsart geſtochen. 

Lebas verkauft in’ feiner Suite Le Marche 
A faire, nah Tenierd aus dem Kabinette des 


M. Lebrün. Attaque de Troupe legere, 


nah Wouvermans, aus dem Kabinette des M. 
Baudouin: Premiere & feconde vue de Les 
rida; Premiere &feconde vue de la Sicile; 
Premiere & feconde vue du GolfedeVenife, 
allevon David nad) Originälgemälden von Vernet 


ſtochen, aus dem Kabinette des. Herzogs von Praslin. J 


Julius. La belle Matinée 17 Zoll hoch, 


13 breit, nach einem, Driginalgemälde Ver⸗ 
netẽ, 


Dermifchte Nachrichten 347 
nets, von P. Benazech geftochen, es machet 
das Gegenbild von den Plaiſirs de PEté, ein 
Blatt das 1772. erſchienen. 

Premiere & deuxieme vue de Pirna en 
Saxe. Diele beiden Kupferftiche 8 Zoll hoch 10. 
breit, ſind nach ein paar Driginallandfchaften in. 
Waſſerfarbe von unferm verftorbenen jungen Wa⸗ 
gner durch R.Daudet ſauber geflohen, 

Les Plaiſirs de, PHiver: la Récolte de 
PAuromne; les'Travaux de l’Ete; les Deli- 
ces du Printems. Diefe.4 Jahreszeiten, von 
Fruͤſſotte nach Zeichnungen von Queverdot ges 
ſtochen, haben eine angenehme Zuſammenſetzung. 

Coſtume des aneiens Peuples, von Dans 
dreꝰ Bardon iſt die 18. und a9te Lage, jebeauf 7i » 
Blatt in 4. von der ſchon oft angezeigten Folge, 
und enthält die Fortſetzung gottes dienſtlichen, buͤrger⸗ 
lichenr und haͤuslichen Gebraͤuche der Hebraͤet 
Albert v. Haller von Pruͤneau. Rortrait 
de Louis XVI. Roi de France, und Portrait 
de Marie Antoinette, Reine de France von | 
le Beau geſtochen, in Medaillenform. 

ODemiarteau hat auf Zeichnungsart haupiſach- 
m. Für junge Zeichnungsſchuͤler einch anatomifchen 
Curſus in 42. Platten, in 7. verſchiedenen Sagen, 
wonon. jede 6 Blätter enthaͤlt, nah Monnet ge⸗ 
flochen : die Erflärungen ftchen an der Seite. 
Auguſt. LaMelsncolie. Eine im trauris 
gen Machdenken figende Frau, nad) einer Zeich⸗ 
nung von Grenze, auf Zeichnungsart von Bf 
ſard geſtochen. 


KR 


348 Vermiſchte Nachrichten. 
leanne d'Arc, ein Portrait von le Mire 

nach einem alten Gemaͤlde, welches ſich auf dem 

Rathhauſe zu Orleans befinden, 4 Zoll hoch 3. breit. 

Marie Thereſe, Imperatrice Dousirière 
und Marie Leczinsca, Princeſſe de Pologne, 
Epoufe de Louis XV. Beide Portraite in Medail⸗ 
lenform. 

Vue de l'exploſion dumagafın à poudre 
d’Abberille, le 2. Nov. 1772. Ein unge 
mein gut gerathener Stich von Macret nach einem 
Gemälde von Choquet. Ä 
2 Jene deamatifche Stuͤcke. 

Den 15. Januar wurde zum erſtenmale bes 


Mairet Sophonisbe, das erſte Stuͤck, das für‘ 


die franzöfifche Schaubuͤhne nach Wegen bearbeis 
tet worden, von Hrn. v. Voltaire verbeffert, auf 
den franzöfifchen Theater aufgefuͤhret 2. 

Den 28. Febr. wurde von den itafiänifchen Kos 
möbdlanten, eine neue Rofiere de Salency, in 4- 
Akten in Werfen, und mit untermiſchten Arien, 
‚von M. M. de P. mit Beyfall vorgeſtellet: die 
Muſik war von M. Gresry. 

Dan a. Jul. wurde auf dem feanzöfifchen Theas 
- ger din nenes Stuͤck le Vindicatif , in 5: Akten 
in Berfen von M. Dübeler aufgefügre: Es iſt 
im Tone der englifhen Schaufpiele, und der Verf. 
verräth Talente. - 

Den 25. Yun. auf dem-italiänifchen Theater 
eine komiſche Oper Perrin & Lucette, in 2 As 
ten von Davesne; die Muſik von Cifolelli. Man 
bat darinnen Handlung vermißt. 0% 

. e⸗ 


Regiſter. 
bari, Guido Ubaldo, ein Maler, \ 108. 
Adam, Robert and James, ıhe Works in Ürchiteeienen 


Acdes Barberinat, bie neue Ausgabe iſt nicht. sehr, 
the Hiftory of Agatbon, by Mr. Wieland, tramflared | 


from the German Original, 162 
Allegorie, in Gemälden, 252 
Analyfis, a pbilofophical , and moſtration of ſome of 

Sbakefpear'sremarkable Charatters, 316 
Anecdora listeraria ex Mfl, Codicibus er Vol. a 


Angelo, Michel, ob er bey feinem jüngften Seriche 
ein einiges Modell vor fich gehabt, 260, mo folche® 
in Rom befindlich, 265 
Antiken von Wedgwood und Bentley errichtete Ma« 
Aufaltur, morinnen ſi ie vortrefflich nachgemacht were 
152 
Apollo, mit einer Violine, 49. wie er mit dem Mars 
ſias vorzuſtellen, 49. 
Armanno, Viocen: , einige Nachricht von Ihm, 107 
d’Arnaud, Merinval, Drame, 
Ausfichten, wohin fie in Kupferflichfammlungen geh 
ren, und gebracht werden fonnen, 38. f. 
— acht romantifche von Wilhelm Bellers gemalt, 
und von verfchiedenen Meiftern geflohen, - 149 
Ausftellung der Akademie der bildenden Künfte in Dres⸗ 
den, 1772. Schreiben darüber, ‚ 12 
Baccio Ciarpi, 105 
Bach, Job. Sam., feine kehrer, 114. einige zeid⸗ 
nungen von ihm, 
Bachelier, Menwire soncernant PEcole royale grataice 
de Deflin, ' 338 
Bamboceio, f. de Haar. 
Bayuoi, Voyageur.Allemand, nah Wouverman, 
6 
Barbieri, lobann Franz, in&gemein Guercino, - 110 
' Bar- 


Regiſter. 


zione, per la ſolenna diftribuzione de' premi agli 


Studiofi di Pittara &c. dell’ Academia Clementina, 

1 

she Carpenter’ 5 Tresfare &c, neatiy enge 
. ftom the originals Drawings of N. Wallis, 1358 
dafanovs, Achilles, ber um die Pfeile des Herkules 

ittet, I 

Cathelin, Portrait en Medaillon du Comte Arton 
nach Sredon, 165. de Marie Therele, Imperatri 
ce &c. nad) Däcreux, 166 
Canot, a Gäle; a Calm; a Frefh Gale; a Light Air 
of Wind, nach) Wilb. vanden Delde, 146 
de Cbabenos, Vie du Danse, avec une notice de [es 
ouvrages, 168 
de Chabanon de Maugris, Odes d’Horase, traduites en 
vers frangois &c. 168 
Changeux , Bibliotheque grammsticale ahregée &c, 


169 
Cheferfield, Pbilip Dormer Staubope, Eu] of, Leiters, 
. 37 
Cicero. über deffen Dialogen, 
Cipriani, I. B., Verfeus und Andromebe, Ingl.Were 
tumnus und Pomona, 214 
Codrus, a Tragedy, 160 
Colledion de Tableaux, Peintures &c. du Cabiner de 
Mr. ven Schorel, 349 
Colman, George, the man of Boſineſs, a Comedy, 159 
de la Cendamine, fein Portrait, nach einer Zeichnung 
von Cochin, 34 
Contes moraux & nouvelles Idylles de D.. . & Salo- 
mon Geſſuer, 274. ju waß für einer Art von Dia- 
logen feine Unterredung. gehöre, 275. f. ſ. Dialog. 
Anmerkung über den Schluß, 237. über die beiden 
Kreunds von Bourbonne, 289. 296. ff von den 
- Verzierungen und den Geßneriſchen Kupfer, 30 
the Country Juflice, a Poem, 321 
‚Crawford, Charles, Sophronia and Hilärio, an Elegy, 
329 
D, * ** f. Obfervations. 
Dafnejo, Dorilo, verfi feiolti e rimati, 


332 
wand Nath., Orpheus beweint Euribice, 314 
Dans 


Rediſter. 
Pante, J., de Cbabanon. u 
Daudẽt, U. & H. Vue de Pirna en Saxe, nach wa⸗ 


—8 he Vieillard j jöoyenx, nach Oſtade, 166. Fr 
miere& & feconde voe de Lerıda, de 1a Sicile, 2.6 
Golfe de Venife, nad Dernet, 

Dawes, die Scene ber Hexen in Macbeth, 2% 

Demarttau, ein anaromifcher Eurfus, nach. mopnen 


347 
Dialog/ pbiloföpbifbet , 205. 208. eigentliche Na⸗ 
tur einiger derſelben, 213. ff. wie der Dialogiſt auf 
einen Geſichtspunkt arbeiten konne, 249. f. 
Kom Diderotiſchen, 275. Vergleichung mit den Thea⸗ 
terſtuͤcken. 278. eigentliche Idee diefer Art, 280. fr 
ihr Verhältnig zum Geſchmack, 234. was dazu er- 
foberf werde. 285. dramatiſcher, wiebarinu die In Au⸗ 
fehung der Handlung vorfallendeu Schwierigkeiten 
zu übertoinden, 24L 
Dichter, f. Burkard. 
Dichtungsarten. ob deren Teintheitung uͤberfluͤßig, 
177. Beurtheilung einiger, 178. f. ihre Vermiſchung, 
1831 
Diflionerium Saxenico et Gotbico-Latinsmi, Audtore 
Eduardo Leye &e. edid. — Owen Manning. 154 
Diderot , f. Contes moranx. | 
Dietrich, bie Geburt Ehrifki, und deren Verkuͤndi⸗ 
gung, 119. deſſen Ableben, 133. Nachricht don feis 
nem Leben, 171 
‚ BDinglingerinn, zwo Minfaturgemälde von ihr, 117 
“ Dorat, tables, 339 
Downman, Hucb, Infancy, a Poeni, - 317 
Drama, was es (ep, 26% 
Draperien, obfie die@ilten nach naffen Gewaͤnden ger 
arbeitet, 263 
Dächene, Portrait de Mr. de la Martiniere, 
Duntsrten, Lord Lyttleton, nach B. Well, si 
Duakin, Wihiom, poetical Works, 159 


E. 


Earlom, ths Royal Academy, nach Joffani, r48. 


the —R and Haro, nach demſelben, 209. ſ. au 
Boyde 


X. BIBLXVL.2..88 3 FR 


Regiſter 
Eeole Beole gratuise de Defkn, f. Bacheliw, 
Dungsfraft, lebbafte, wenn fie ‚ein Trieb u 

— abgeſonderten Leben werden koͤnne, 80.f. 

Einſamkeit, zweyerley Arten, 70. und Bewe gunge⸗ 
gruͤnde dazu, 70 f. Trieb zur Einſamkeit, * * 
fen förperliche Urſachen, 74 mober derjenige , ale 
mentchliche Geſellſchaft zu fliehen, 78. f. 80. fr Jı: 
82. wober die Neigung sur Einfanlar, 85 

Nuptial Elegies. 160 

Eloge des Tableaux ‚espoles au Louvre le 26. gr 
1773. Se. 

empfindung, erbabene, woraus fie entfichen, 63.. 1b 
alle aus dem Gefühle eignee Are 4 

Encyclopaedis Britannica &c. by a Spciety of Gen 
men in Scotland, 

an Epiflle from Obeira, Qusen of Otabeite to join 
Banks, 

Erbabenea, f. Burfes. ob es mit Start unb Fe 
einerleg, 60. worin Natur befiche, 63. f. 

Erʒeblung, ( Sandlung. "Gefehreibende, oder unprag 
‚matifche, 186. eigentlich fogenannte, 204: f. nr 
von der dramatifchen unterfchieden, 219. 220. wie 
vom Geſpraͤch unterfchieben, 231. 233. 247. 249 
253. ſ. auch Sprache. Pflichten des Erzehlers, 239. 
Vortheile, vor dem Dialogiften, 240. 249. 

— verfchiedene Arten der Erzeblung : die munberbare, 
291. fcherzhafte und hiſtoriſche, 292. wie Iütene & un 
. tereffant gu machen, 

. Efampes fur differens evenemens ‚ arrivés dans la = 
mille royale, davon find 16 Städe beraus, 33 

Euripides, ſ. SBarwood. 

Eximeno, Anten. dell’ Origine e delle Regole dellz 





Moufica, 8 350 
Sabroni Angelo, ſ. Lettere imediti, 

Faith, aPoem, 163 

* de la.Fargue, nouvelles Oeuvres, 337 


- Favole jettanta Efopiana ſ. Roberti. 

Sechbelm , Bildniß des ſternkundigen Landmanns 
Baliſch, | | 117 

‚Fiamingo, Franz "106 

Frankinn, einige Bild niſſe in Miniatur, 117 


| 


i 


Dregife, 
Seidel, die Aubetang der Weiſen, ein Nechtuue 


triedrich wo Hietenſtuͤcke 116, eine Waldung u. r m 
‚Yo. 0.17 

Siedtichinn, einige Blumenſtuͤcke, J 116 
Süger ‚ ein Miniaturgemälde, Hen. Baufens beide 
kine Tochter, 172. Salomo opfert, das gälone. 
Kalb, zwo Zeichnungen, ’ . 113 
Lurcht, ob die Empfindung bes Erhabenen eine Em⸗ 
pfindang der Furcht und des Schreckens, 63. f. 67 

‚ Shffotse, — Jabrẽjeiten nad Guroeoon 347 | 


Gögniere, Joacbim, Nes Principes de Phifigue, 342 
Baltlitd, R., Arehimede: nach Le Prince, 7 165. 
Sellerie, ber dresden nichen Reichthum und Vorgiger 

265 
2 eine" Aimerfung über die belannt gemachte von 


33% f. 
Zr Wichrönfleinifche, A 37 
— Wienerifche, 33. vou Tratmern anternommene, 
der nicht fortgeh eöfe Unbgabe , ebend. 
—2 A | Pa 329 
Bla Gardette, P. C., Vue de Ir Bibtiorbegue de 
o St. Genevieve, 165 
Gegenſtand, auf toie.viel Art er abgehandelt wer⸗ 
. den koͤnne, 182. f. erfle Art ' 183. impte , ‘186. | 
olgen daraus, 183 
rts Mloumenr', das von Geſer im Wendleri⸗ 
ſtchen Garten errichtete, 133. daß in ber Johannis⸗ 
« fire don Schlegeln, | 136 
GimtHe,-Ledwig, eigentlich Primo,  -- 108° 
ichte * Bunfl, f Burkard, 


bifebe, “908 

' en, Burks Befchreibung deſſelben, 53. f. 06 
es Baden auf die Sinnen, 54. 56. und Jmaginatie - 
von anlemme, S6. ob es eine befondre Fähigkeit, 
‘ oder Art bed. Inſtinkts, 57. was Seren fr 


Geſpeach ſ. Vandlung, ingl. Dialog. Dramatik 
205. wie ed. Marmontel vom pbilofoppifchen unters 
fſcheide 206. dreherler a. deſſelben, 24 

Ei⸗ 





| enfihaften bed Geſpraͤchs, 231. wie “ van der Er⸗ 
Eocufisa unterfchicden, ebend, f Ferseblang. 


Berner, ſ. Comtes wOrBun, 
©evfer, 


. 127 
Ginnaf. Catbarina, eine Malerin, 109 
Glasmalerey⸗ ſ. Vſervarioni. 
Göbel, Bildniß des Accisſecr. Zinmets, 115 

Golqdſiith, Retaliation, aPoem, 319 
Graff, einige Bildniffe won. ihm, 125 





Green, V⸗, Hannibal ſchwoͤrt ben Romeen ewige 
Feindſchaft, nach B. Weſt, 0: der Tod des Epa⸗ 
i 


minondas, und der zod' des itters Bahard nach | 
ebendemfelben, 150° 


Grenwood, Valemon und Lavinia, 314 

Grofe, Francis „ Antiquities of England and wu 
31 

Groß, f. echabenes. wann bie Sröße der Seele eine 

Urfache des abgefonderten Lebens werden koͤnne, ga 

Buasco, Ottaviano, Graf, dell’ Edikcio di Pozzunlo, 


, volgarimento detto il Templo di Serszpide 146 
Guercina,, ſ. Barbieri. 
Budo, etwas über deſſen Ergengel, . 259 


d Gufferne, D. Tommafos Andres, biccioaxio Namis 
“  metico, Tom, 1. 


| .33$ 
Guflo grande, & 
*_.. 
Hafez ſ. Ricberdfim on 
KHagarıy, wen Gemälde von ihm, ": 38 
Yaid, Bamilienzortraite „nach. Draff, 
über Bandlung, Geſpraͤch und lung, iyz fi 
was Handlung in einem Gedichte fen, 19T. Bat⸗ 
teur ErNärung: Eriunerungen daruͤber, 193. fand 
. bazu erfodert werde, 198. Fortgang ber- ri 
201, Eintheilung derfelben, 202. Unterfchi 
FSorm, und was für Arten en von Abhandluugen dere 
. aus entfliehen, 204 f. Unterſchied zwiſchen drama⸗ 
. tifcher und philoſophiſcher Handlung , aa — 
ſchung der Handlungen, 
vBarwood, Edward, a Eranllauen from he 6 5* 
in to Englifh Blank-Verfe of the Tragediea of Eu 
ripides, 155 
1] . n J von 


Beate , ) 
en Seindte, 4 Idge generale &e. warum er an 
, ‚fiich gefchrichen,, 

Beyer Chr. Gottlob, f. Pindar. - 

be —25 — in Eugland, 59%} 
Bols ſchnitte umgehen K. Maximilians, find“ nicht | 
7Tvonã. — 48*— Zans Burgmayer, 131 
Vome, VNathangel, Roͤnche im Studierzimmer, 
. nach eignem Gem * 149 
woras ; Werte, vns · dem Lateiniſchen aͤberſetzt, erſter 
«El, 96. wird —* 95. f. einige Erinnerungen, 
97⸗ ſ. auch de. 6 

Bütin, Prometheus sn an fine Beffen gefeffelt, 118 

Hull. Thomas, Henry the Second, or the Fall of Ro- 
 - famond,:2 .Tragedy , 156. Richard Blamugenn a 
— Jegendary Tale, 163° 


Janoia ‚. Portrait ‚d’un jenne befime nach Rem⸗ 
brandt, und einige, andre. &t.F 13! 
Ideal, beas, 3. ift votltommner als "pie Natur, 259 
Jdee generale d’une Colle&ios complette d’Eflampes, 

x Anmertungen über die Mecenfion derfelben, im Al 


3; 24 Gagenftand des Que, 25. 
foßerfen, Poenns, Bu 154 
uagham, Paemt,.. .. 329 
— Gedimad. was fie fen, 55 


Hforienes on Nouvelles en Vert, 339 
“Zugauf , der ältere, „les Moeurs du tems, nad) einer 


N Reichnung von Seaudenber; 345 
Gohn[on, Sam. {..Shakejpear * 
the Matron, an biter· 3426 


Jenas, ber Barde. 315 
Fones, Gugliehmus, Boeleos Afısticae Geimmentario- 


zum libei - Vl. &o 329 
Jorberide PHiberderie, * Definarbis pour les Fabri- 
. quea Ü’etofles. d.pr- | 342 
Julia, ‚apostical- Romance, u 156 
1 
. B. 
Ä (Beinen, ji 'Sketches of the maery of Man, 
320 


A aufmann/ Angelika, einige neue Semdlde von F 
912 
33 ieh, | 


Regiſter. 


af, der ältere, Zeichnungen von Im, 115 

— der jüngere, einige Landſchaften, —VF 

Blengel, eine Morgenlandſchaft, und ein Somuen⸗ 
aufgang, zwey Driginafgemäfbe, 1 23. einigerabirie 
Blärter, 113. f. Studium iuvemutis, 30 Blatt, 135 

Anöfler, ein Apollo in Thon, ', 125 

Kuͤnſte ſ. Burkard. 

u bildende, f. pr roſe. 


Kuttner, le petit phyficien, nach Wille, 16 


Bupferftiche. Unbequemlichfeit der Pappendeckel ben 
"großen Sammlungen, 31. f. ob ſie nach — 
tigen Gemälden allemal am beften gu bearbeiten, 


_ nee deutſche, 0 156, 128, %07 


— — a —8 zo 
— — franzoͤſiſche 
—————————— unterſchieb derſeben *7 
dabey zu beobachtende Drug 
a 


de AMar, Peter, inſgemein Bamboceio; 


Ä N 
Samborn, P. &., jwen, Landfchaften , wach € Poc | 


lenburg, 

&cbas, la fraiche Matinee, wach Duͤjardin, ingl. 
Plaiſir de la Dance, und le ſteſaltat da jeu, ua 
Brakenburg , 166. le Violon hollandois, nad ©x 
(lade, ebend. le Marche à faire, 
attaque de Troupe legére. nach Wonvermann, 346 

Cebean, Portraits da Roi & dele Reine de. France, 347 

Leben, geſellſchaftliches und abgefonderted, 76. ha⸗ 
Den ihren Grund in eben der Bellinnmmg. wufter 


eele, 76. fe 
1 ei 8 4 ’ 
ang an Bag ua abe 


Lenʒ, Johannes in. der Wuͤſten RLoirt nach Baron 
Matthäus, ein Driginalgemäfke, das goldne Kalb, 
eine Zeichnung, 114 

Kefling, Charakter feiner Methode, . 209. f. 

Letters inediti di Uamini illufri, 143. ber. Haansge 


ber ift Heer Angelo Fabroni, 144 5; 


\ 


| Aiterargefbicke, — 205 
Le 


MNegtſter. 


—* Memoire fur une Dsoouverte dns Part de ba. 


3446 

Acta Eimps, u. VEnrmn feinen Zehhnungen, 
311 
bi, Martin, ein Architect, Fe io 
ade &Diiönsriam, . ıdıı. ‘ 


(Mesa Brand erben minder . 
Hoslle de Mr. Zaccberian, „ 
Macret/ Macis Tireroley: ꝓevanies Sa milk 
. Leczinfca R. de France, nach Chaquei, 343 
Me sguen,. Dominicns, Brurtianumilmatica, 14 Epileo- 
parium univerfale cheiffiaäum, 
Ds — Se 448 
£ auch —*— Riscr 
Weite unb die — Macht in der Kuuſt beſte⸗ 
ben, 8. von ihr muͤſſen Die Moden ausgekhleffenfenn, 
: 96, von der 19. wiedrigere Klaſſen der 


Kunſt, 
—2 — p:,' Aubiope, Reine des Ämazones, mu 
Bennevault, 167 
Meusing, Owes, f. Diffinnarland,. ' 
nd , les Approches de Gningnene ‚ und lea 
Amufemens s Eipagnels, nad, eigner Zeichnung, 344 
Mſſto/ ia Melsncolie, wach: Greize, 347 
Martellins , Nice Hortus Romanus ſec. Syftema I. P. 
Tourhdforsii re. 4. Species tappeditabe & deferibe- 
- bar, .Libohlaius Sabbars MMobamias, "23% 
Morucchi, Frascefen ( ſ. I} Prigiosiero. 
| Maſon, Jakob, he Heislunan, nach mochæ⸗ 


Mecan, eine Rube de Heylandes auf ber Binde, m 
- Del, 114: ſeme Lehrer u 
—* — / auf Landkarten, deffen Bar er f. . 

‚oder Menkemen, 
Rie der Tod Lukretiens, 


Mengs, Anton Rapbach Nachtichten von ib pl 
Oveſtrio, 


266 
srieyıens, von ihm Rebn im Greſtrio derſchiedene hr 


iR 
Mit), Fobamn, einige Radar von, ibm 16868 
34 Mieiſch 








Roten 


Re | 
Bavon aux Enfers, 938 
Nenmer, Bie.g Tage geiten mit Dee Feder, 116 
Reynolds, Rede —* Austheilung der Preiſe, im. 
1770 3. wene Gemaͤlde von ihin, 314 ſo auch Ob 
: fürvations. 
Ricasd, die Gturmfeene im K. bear, 315 
„ Aedes Pembrochianae, 322 
—— 458 ge Specimen of Perfian —8 or 
Hafes 
Klinger, "Job. Elias, beffen Sammlung von hier 
een von feinen ——ã— ———— 129.f. 
Riedel Fried e. Juſt, ſ. 
Ring des Michel —28 ob vr daran gearbeitet, 


273%. 
Reberti, Abate Marchefe, Firole formen Elopians, 

con un difcorfo, 144 
Roberts Dr., Poems, 168 


“Rode, ſechs neue radirte Blätter von Dt - 131 


Raͤhr, Portraitmaler, reifet wach Paris, 126°} 
nö, eine Sanerngefeäiipaft nach Teniees eunben 
opf Breb 108 


Roman, Abbe, Ynoculatioi, Poeme a IV, Chastı 


ee 
Rofz, Salvstor, a 
Roßert de-Satency, De wmir-- 448 


(Roſſet) lAgricditure, Poeme, - 


002 
Rube. Trieb zur Ruhe. mas er fen, 77. wie er Ä 


felben,, die ihnen entgegengefißten 

ſonderten Lebens entſtehen, Bf 
Ruſfftt⸗ J..the Right hongudsble Slina —— De 

‚wagen of Huntingdon, as ſchwartet Kunſt, o 


Sabbari Mevaniaı, Liberams, {- Merniine J 

Salzer, eine Madonna und andre Stuͤcke auf Zeir 
nungsart mit Roͤthelſtift, 181 

Saunders, J., Mr. Moody and Mr. Packer, ir the 
Farce of che Regilter OÖflice, nah B. van de 


—— Venus, die den Pfeilen des Serie, Nas 3u 


anweiſt, 105. f. 
Schattirung, ſ. Nuance, | 


oT. vos 


— — — —— — 


| Spence, f. Burkard. | 
FIBLXVIB2SE Ma rl 


— — — [or oe 
Pr’ . 


von Scheib, Stanz Chrpb. f Brefkin Fu 


Schiffner, die häusliche Andadıt, und einige andre 


Gemälde, a 116 
Schlegel, Friedr. Sam. f. Gellerts Monument. 


Schoͤnau. Wiedergeneſung, der verw. Churfuͤrſtin, 
120. Verzeichniß der Kupferſtiche nach feinen Ger 
mälden und Zeichnungen, ‚122 *) 

Schönes, ſ. Burkes. 


Schoͤbneit, ideale, und Vollkommenheit, wie zu ſu⸗ 
chen und zu erlangen, 10. iſt in jeder Gattung der, 


Weſen nur Eine, 12.f. eine Kegel von der Schön» 
Heil, 260 
$be School for Wives, a Comedy, 157 


‚ van Schorel, f. Colledion, 


Schreber, Natusgefchichte, V. und VI. Heft. 307 
Schulze, die Schnitterinn, nach Karl Lob, und 


ein Alter, ingl. eine Alte, nach Zeichnungen von 
Schs 


Bau, 1 


28 
| Schwärmer , Tann ein vollkommner Einfiedler wer⸗ 


den, | ’ 2. $4 
Scott, Tb., Iyric Poems, devotienal and moral, 164 
Selbfigefpräch, 205. philofopbüchee, — . - 2oR 
Setbona, a Tragedy, Ä 158 
Seydelmann, Dadip mit dem Haupte Goliath, in 


DR.» 1 on 11$ 
(Shadmell ‚ Zatlr) the Fair Quaker, ‚orthe Hu- 


mourss of Navy, 


| 155 
Shakeſpeare, ſ. auch Anehyfis. the Plays of William 


- Er in 10 Vols. &c, with Notes by. Sam, 


Johnfon and George Steevens, 


153 
Shake/pear's Plays, as they are now performed at che 


Theatres Royal in Londres &c, . $60 
Sibilato, Elemente, zwey Gedichtchen an Geßnern, 


236 
Sicilia numiſmatico, ſ. Torremuʒʒa. * 
Simonesti, la Soirée des Tuileries, nach Baudouin, 


Ä — | Ä 345 
Spekulation , wie fie ein Trieb zur Einfamfeit wird, 
gI 


| 


Regiſter · | 


Spilsbury, Jonathan, Sophonisbe, ing. pbön 


nach Angelika Kaufmayn, 
Sprache, Gebrauch derſelben in Geſpraͤchen und —* 
zehlungen/ 233. 236. Bortheile: der Deutſchen, 235 
Stark, f. Erhabenes. " 
Steevens, George, {. Shakefheare, 
Steinſchneiden. womit Ylatter baben 9 gearbeitet, 272 
ie 


daben wırd Demantpulver , nicht Demantfpik, 
gebraucht, 273 
Stoͤlʒel, ein Mannskopf nach Bolbein, und ein paar 
andre Kupfer, 126 


the Storm; la Tempete, bie gandfchaft von V. MT. 
Picot, nach I. Beauvarlet, bie Figuren von Bart: 
loszsi, nach Cipriani, 

Strange, Robert, der auferflandne Hepland erfihrei 
net feiner Murter, nad) Buercine, Parmegiarnı A- 
mica, nach biefem Meifter, 308. bie Magdalene, 
nadı Buido Rent, und ein Kupido, nach Schido⸗ 


309 
Smurt, Fofepb, the Regal and Eeclefiaflical Antigui- 
ven, of England, 326 
Styl, der große in der Malerey, $. worinnen er ber 
ehe, und mag er erfodre, 9. fr deutliche Idee 
von Schoͤnheit und Ebenmaß, 10. Kenntniß der eigen- 
thuͤwlichen Eigenſchaften der Natur, 15. Adel der 


Vorftellung, 18. 6 
| T. 
Tadel, großer Kunſtwerke zu meiben, 261 
Taͤuſchuug, In ber Malerey, 19. f. 
Tafizert, Venus enrwaffnet den Kupibo, . 318 


'Tafh, Auguftin, eigentlich Buonæmici, etwas von deſ⸗ 
ſen Leben, 106 
Teede, Richard, Corin and Oligda, a  legendary Ta- 
le, 323 

il Templo di Serapide, ſ. Guasco. 


Theil, eine —e—— und ein Proſpekt, 113 


Thiel, zwo Randfchaften in D 
Thiergeſchichte, von althern, 34 unbate Lage, 120. 
k and) Klinger, 


Lise 


| Regiſter | 
, Birbet, eine Landſchaft mit Vieh, in Wafferfarbenk 
11 


Tilliard, I. ., les Bergers Ruſſes nach Ceprinc 


346. zweyte Enge ber Kupfer zum Telemaf, ebend. 


irabefebi, Girolanso, Storia della Lerteratura, Iraliana, 


Tom. III. 139. Tom. HI. & IV. 335 
Torremusʒa, IV. adgiunta aila Sicilia numifmatica &c. 
baue, \ | 


9— 4439 
e Furre Rexzonice, Ant. Iof: Com; ad Io. Aug. Erne- 


Pi, und à M. de la Lande, 331. 33% 
u. | | 


Verzierungen. einige Anmerkungen darılder, 270. f. 


View, 4 complete, ot the Manners, Cuſtoms &c. of the 


inhabitants of England &e. | 326 
de Vindisstif,.ein neues Schauſpieh 348 
* Vogel, einige Gemälde von ihm, 116 


Voyez, der Ältere, la Dame de Charite , nad) einer 
Zeichnung von Karl Kifen, 164. Tableau de Ze- 
-mire & ‚Azur, nah Tousg . . 165° 
x. un . 
Wallis, ſ. ebe Carpenter’s Treafare, 
Walther, der ältere, ein Frauenzimmerportrait, im 


Miniatur, 117°’. 


— or jüngere, bie Flucht nach Aegypten, ein Nacht⸗ 
11 


uͤ 7 
Werton ‚ Tbom, the Hiftory ‘of Englifh Poetry Sch 


323 


Wotin, Supplement a !’Art du Peintre, Doreur, Verı 


niffeur, 171. veranflaltete deutſche Ueberſetzung, 
ebend. 

Watſon, Jakob, Bildniß D. Johann Sawkesworth/ nach 
Reynolds, 151. bie Herzoginn von Cumberland/, und 
Mary Lady Boynlan, letztere nach 5. Cotes, ebend. 
rs. Crews, und the honourable Mrs, Barker, 


nach Reynolds, 310, 
Wedgwood, f. Antiken. 
Weinert, ein Blumenſtuͤck, nach Pillemont, 327. 
Weisbrod, Y-onzitme & douzieme Vue d’italie, ir , 

Verne, | 166 

- .Ya2 Weiſe- 


u’ 


Weiſe, ein Zigeunerzug bey Mondenfcheim, nach Aug. 


Querfurt, und ein Porcellainauffag, 127 
Mermush, Bildniß feines Vaters in Wache, 126 
Weſt, Beni., zwey neue Gemälde von ihm, 314 
Weydmallerinn, Bildniß der verw. Epurfürkinn, 

und ein Bouquet auf Glas, | 113 
Whitebead, Willien, Plais and Poems, 161 
Wieland, ſ. Agatbon. 

Wood, Job.,.a Fire-Light, nach Bembrand, 146 
u. . 
Jacharia, ſ. Ratom. 
Seichnung, ſ. Oreſtrio. Corrain. 
Jimmermann, Job. Geo., über bie Cinſamkeit, 69 
Singg, vier Landſchaften nach Zeichnungen, imo von 
Dietrich, unb zwo bon Geßner, 177 


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StP I1- 194 











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