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V.271
1889
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in 2010 witli funding from
NCSU Libraries
littp://www.arcliive.org/details/dinglerspolytecli271augs
Diiigiefs
Unter Mitvvirkiinoj von
Professor Dr. C. Eugler in Karlsruhe
lieraiiso-egeben von
'Ingenieur A. Bollenberg und Docent Dr. H. Käst
Sechste Reihe. Eimiiulzwaiizicster Rand.
lahrgnng 1880.
Mit l"i;i in den Text gerliiiekten und 3(1 'l'aleln Abbildungen.
Stuttgart.
VerlBd der .1. U. Colin sclien HiiehliandliMii; Nnehlbkrer.
Dingier's
^nliltatiaiMte Jannial.
Unter Mitwirkung von
Professor Dr. C. Engler in Karlsruhe
herausgegeben von
Ingenieur A. Hollenberg und Docent Dr. H. Käst
in Stuttgart. In Karlsruhe.
Jahrpng 1889.
Mit 123 in den Text gedrucitten und 30 Tafeln Abbildungen.
Stuttgart.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger.
Oruck von Uebrüder Kiöiiei in i^luUgatt.
Inhalt des zweihunderteinundsiebenzigsten Bandes.
(1889.)
Abhandlungen, Berichte u. dgl. S. 1. 49. 97. 145. 193. 241. 289. 337. 385. 433.
481. 529. 577.
Kleinere Mittheilungen S. 44. 94. 144. 190. 239. 287. 383. 428. 477. 527. 593.
Namen- und Sachregister des 271. Bandes von Dingler's polytechn. .Journal S. 597.
Schreibweise chemisolier Formeln und Bezeichnung der Citate.
Um in der Schreibvveise der chemischen Formeln Verwechslungen möglichst
zu vermeiden und das gegenseitige Verständnil's der neuen und alten Formeln
zu erleichtern, sind die alten Aequivalentformeln mit Cursiv- (schräger) Schrift
und die neuen Atomformeln mit Antiqua- (stehender) Schrift bezeichnet. (Vgl.
1874 212 145.)
Alle Dingler's polytechn. Journal betreffenden Citate werden in dieser Zeit-
schrift einfach durch die auf einander folgenden Zahlen: Jahrgang, Band (mit
fettem Druck) und Seitenzahl ausgedrückt. * bedeutet: Mit Abbild.
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen.
Patentklasse 38. Mit Abbildungen auf Tafel I und i.
Sägemaschinen.
In amerikanischen Holzschneidereien macht sich neuerdings das
Streben bemerkbar, die Hilfe der Dampfkraft zur Bewältigung der
vielfachen Nebenarbeiten beim Zertrennen der Blöcke, wie z. B. das
Verladen, Aufbringen auf die Blockwagen u. s. w., nach Möglichkeit
zu benutzen. Es wird sogar der Vorschub des Blockwagens gegen die
Sägemaschine mit Hilfe einer direkt wirkenden Dampfmaschine vor-
gesehlagen, wohl die äufserste Grenze in der Benutzung einer Dampf-
maschine. Die folgenden Mittheilungen über die angedeuteten zweifel-
los interessanten Neuerungen entnehmen wir einer Abhandlung von
L. U. Ransome., welche in den Minutes of Proceedings of the Iiistilution
of Civit-Engineers., Vol. XC, abgedruckt ist und auszüglich in der Revue
generale des machines-outiles., 1888 *S. 10, wiedergegeben ist. Die be-
.sprochene Anlage soll in Saginaw, Staat Michigan der Vereinigten
Staaten, ausgeführt und im Betriebe sein.
Das zu verarbeitende Holz, meist Fichte, wird in Blöcken zur
Sägemühle herangeflöfst und in einem besonderen Wasserbecken ge-
lagert. Aus letzterem werden die Blöcke in einen geschlossenen Kasten
gestofsen, aus welchem sie mittels eines Förderwerkes (endloses mit
Haken versehenes Band) in das obere Stockwerk des SägemUhlen-
gebäudes geschafft werden. Die Blöcke gelangen in die Gabel eines
eigenartig gestalteten Hebels (Fig. 1), welcher von dem Kolben einer
um Bolzen c schwingbaren Dampfmaschine b so herumgeworfen werden
kann (siehe die punktirt gezeichnete Lage), dafs der Block auf der ge-
neigten Ebene d nach rechts oder links fortrollt. Der Hebel wird
durch Gegen wicht stets wieder in seine Mittellage zurückgeführt, um
einen neuen vom Förderwerke kommenden Block aufzunehmen. Die
Steuerung der Dampfmaschine b erfolgt mittels eines Hebels, den ein
auf der Plattform stehender Arbeiter entsprechend verstellt. Letzterer
hat auch einen zweiten Hebel c (Fig. 2) zur Hand, durch welchen der
in letzterer Abbildung erkennbare Apparat zur Fortschaffung des letzten
Blockes von der Plattform d auf den Vorschubwagen f (Fig. 1 und 2)
der Sagemaschinen in Thätigkeit gesetzt wird. Um den Block auf den
Dingler's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 1. 1889(1. 1
2 Neuerungen an UulzbearljeiUingsuiasoliinen.
Wageu zu schalleu, wird der iiiil Greit'klaueu besetzle Arm 3, welclier
durch ein Hebelsystem von den Üamprcyliudein /i » aus bewegbar ist,
in die punktirte Laj;e der Fig. 2 hinter den Block gebracht, so dal's
letzterer bei Vorausbeweguug des Armes g nach rechts auf die Wagtii-
plattiorin gegen den Blockhalter k geworfen und hier festgehalten wird.
Die auf bchieneu laufenden Blockwageu f sind für sämmtliche in
der Mühle vorliandeueu Sagemaschinen gleichartig gebaut, so dafs sie
für jede Säge passend verwendbar sind.
Unsere Quelle gibt an, dafs der in Fig. 2 dargestellte Apparat die
Ueberladung und Aufspannung eines Blockes von S™ Länge und 0"',t)
Durchmesser in 4 Secundeu bewirke.
Fig. 3 und 4 zeigen den Block mit seinem Wageu hinler einer
Bandsäge liegend. Diese Abbildungen erläutern auch eine Anordnung
zum direkten Vorschübe des Blockwagens mittels einer Dampfmaschine.
Hinter der in einem Thurmgestelle angeordneten Bandsäge liegt ein sehr
langer Dampfcyliuder /, dessen Kolbenstange m am vorderen Ende niil
dem Blockwagen f verkuppelt wird. Ein Hub des Dampfkolbens wird
somit den Blockwagen durch die Bandsäge ziehen. Zur Steuerung des
Vorschubdarapfcylindcrs l dient der Hebel n, welcher den Danipfzulal:»
bei 0 beeintlufst.
Wenn es auch sehr angenehm ist, dafs mittels des Hebels n der
Vorschub seiner Gröfse nach sehr handlich eingestellt und geregelt
werden kann, so ist es doch sehr fraglich, ob gerade der Dampf nament-
lich für langsamen Vorschub langer Stämme das geeignete Kraft-
mittel ist.
Die Bandsägerolleu haben hölzerne Kränze mit Gummibelag oiine
Bordrand. Als Gegenhalt für die Bandsäge dienen demnach ausschliefs-
lich die am Gestelle der Bandsäge \erschiebbaren KUckenführuugen.
Die Bandsägerollen schwanken im Durchmesser zwischen 2,4 und 2"'. 7:
sie haben meist 20Ü">'" Kranzbreite, und sind ihre Achsen gewöhnlich
3"',G von einander entfernt. Interessant ist der Umstand, dafs die doppel-
seitige Lagerung der Bandsägerollen als selbst\erständlich angenommen
wird. Die Bandsägerollen erhalten gegen 300 Umdrehungen in der
Minute, so dafs die Säge eine Geschwindigkei( von rund 2300"' haben
würde.
Für jede dieser grofseu Band.sägeu ist eine besondere Dampf-
maschine zum Betriebe vorgesehen. Dieselbe soll (iS indicirle Pferd
leisten müssen.
Die Bandsäge vertritt in amerikanischen Sägemühlen vollständig
unsere Gatter. Die Bandsäge soll dort fast ausschliefslieli zum Bretler-
schneiden verwende! werden und zwar da, wo Werth auf möglichsl
geringen Schuiltverluat gelegt wird. Wo keine Sparsamkeit nöthig ist,
findet sich in gröfster Ausdehnung die Kreissäge zum Bretterschueideu.
Letztere wird gewöhnlich nicht über 1"',8 Blattdurchme.sser genommen,
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 3
so dal's noch Blöcke mit 750""" Durchmesser durch dieselbe geschnitten
werden können. Sind stärkere Blöcke zu Äcrtreuneu, so verwendet
man über diesem grolsen Sägeblatte in gleicher Ebene ein zweites
kleineres Sägeblatt, so dal's der Block von oben und unten gleichzeitig
in derselben Ebene durchschnitten wird.
Es wird in unserer Quelle angegeben, dal's solche Kreissägen einen
Schnittverlust von 24 Proc. liefern gegenüber 11 Proc. Schnittverlust
der Bandsäge.
Die Betriebsdampt'maschine einer Doppelkreissäge mit Blättern von
1"',8 und 0™,7 Blattdurchmesser soll die ungeheure Kraft von 154 in-
dicirten Pferd zum Betriebe zu erzeugen haben.
Eine Blockbandsäge von Uaigli und Co. in Üldhani, welche in
Industries.^ 1888 * S. 185, beschrieben und abgebildet ist, zeigt im Wesent-
lichen die gleiche Anordnung wie die durch Fig. 3 dargestellte Säge.
Auch hier sind die Bandsägerollen zweiseitig gelagert. Während je-
doch nach bewährter Art bei der Bandsäge Fig. 3 die obere Sägerolle
wesentlich leichter gehalten ist, als die untere, sind hier beide Bollen
gleich schwer ausgeführt; auch ist der hierdurch bedingte Uebelstand
nicht etwa, wie dies mehrfach von deutschen Fabrikanten beliebt war,
durch Anordnung einer Bremse ausgeglichen. Die Bandsägerollen, deren
obere einstellbar und elastisch gelagert ist, sind ebenfalls ohne Band
ausgeführt. Als Küekenführungen für die Bandsäge dienen Stahlrolleu.
Der Vorschub wird durch ein Zahngetriebe bewirkt, dessen Zahnstange
unter dem Blockwagen liegt.
Von A. Ransome [und Comp, in Chelsea wird einer Meldung in
The Engineer., 1888 * S. 284, zu Folge nach Mouw's Patent die folgende
Führung für Bandsägenblätter angewendet. Die Bandsäge läuft, um
seitliche Erschütterungen und Ausweichungen des Blattes zu vermeiden,
zwischen zwei verhältnifsmäl'sig breiten harten Stahlstücken, welche
mit möglichst geringem Spielräume dicht au dem Blatte anliegen, so
dafs dieses eben und ohne Reibung hindurchlaufen kann. Als Kücken-
führung dient ein harter Stahlblock. Die beiden Seitenblöcke sind in
einem Gehäuse durch Schrauben fein einstellbar.
Von der Sächsischen Kardätschen-.^ Bürsten- und Pinselfabrik Ed. Flem-
ming und Comp, in Schönheide i. S. (*D. R. P. Nr. 42445 vom 21. Mai
1887) werden Sehnittspalter hinter dem Sägeblatte augewendet, um dem
Schnittmateriale und den abgetrennten Stücken eine Führung zu geben.
Naturgemäfs erhalten diese Schnittspalter nur bei mehrfachen Sägen,
also Gattern, irgend eine Bedeutung. Interessant ist die in der Patent-
schrift angedeutete Form des Bandsägenscheibenkranzes. Während
letztere nämlich bisher immer gerade gehalten und meist mit einem
Rande zur Verhinderung des Ablaufens der Säge versehen wurde, ist
hier der Rand nach Art der Riemenscheiben gewölbt hergestellt. Dafs
sich dieses für Kftmenscheibeii hewährif Mittel tmcti zur X^M-biiideruDü;
4 Neiieiiiiigeii an Holzbearbeitiingsmascliiiien.
des Alllaufens der Bandsäge brauchbar erweisen wird, ist nicht anzu-
nchmon, weil die Bandsäge einen seitlichen Druck auszuhalten hat,
welcher ein Abschieben sicher bewirken wird.
Eine Umkehrung des Arbeitsganges der Bandsäge erzielt G. Stephan
iu Riegel, Baden f*!)- R- P. Nr. 45123 vom 10. April 1888), welcher
den Sägeblock festlagerl und die Bandsäge gegen denselben vorschiebt.
Die bezügliche Anordnung ist in Fig. 5 dargestellt.
Das halbkreisförmige gufseiserne Gestelli4 mit den beiden Rollen Ä| H21
sowie die kleinen Leitrollen r, ruht auf den beiden Wagen ilf, AI2,
welche sich mittels der Rollen / auf den Schienen D fortbewegen
können. Die Bandsäge wird von einer Kettenrolle mittels (ro/f scher
Kette auf Rolle c, von der Hand oder durch eine kleine Locomobile,
■welche auf Wagen M-i gestellt wird, betrieben. Die Rollen / der
beiden Wagen werden durch die beiden Wurmgetriebe ic langsam ge-
dreht: die Wellen »in^, auf welchen die Schnecken des Wurmgetriebes
befestigt sind, werden mittels endloser Kette /(, welche über die Rollen f
gelegt ist, angelrieben, und zwar von zwei Stufenscheiben. Durch Ver-
legen des Riemens auf die verschiedenen Stufen kann das Fortschreiten
des ganzen Ajiparates vergröfsert oder vermindert werden.
Der zu schneidende Klotz F ruht auf den Traversen H^ welche
auf dem feststehenden Gestelle G mittels der Schraubenspindeln ; zu
gleicher Zeil gehoben oder gesenkt werden können, und zwar dadurch,
dafs die auf den Spindeln sitzenden Kettenräder mittels einer um letz-
tere gelegten Gelenkkette mit einander gedreht werden. Durch diesen
letzteren Mechanismus kann der Klotz nach jedem Schnitte parallel
mit seiner anfänglichen Lage je nach der Dicke der herzustellenden
Schnittwaaren gehoben werden.
Damit das Bandsägeblatt von den thcilwcise abgetrennten Bohlen
nicht geklemmt werde, .sondern immer flott bleibe, tragen die beiden
verlängerten Zapfen, auf welchen die Rollen f^f,^ sich drehen, eine
etwa Snii" dicke Stahlschiene : (Spaltkeil), welche in dem Sägeschnitte
mitläuft und .so die getrennten Theile von einander hält.
Zum Zerlegen von Stämmen der Quere nach, wie auch zum Fällen
von Bäumen, bringt die Firma F. Arhey et ßs in Paris eine neue
Form ihrer direkt wirkenden Stofssäge in den Handel (vgl. Annale»
iiuhiflrietle»^ 1888 *S. 317). Ein kleiner Dampfcylinder, dem der Dampf
von einer Locomobile durch einen Schlauch zugeführt wird, liegt um
einen Zapfen drehbar in einem Gestelle, welches an dem zu fällenden
oder abzuschneidenden Baumstamme befestigt wird. Die Kolbensfange
läuft in die Stofs.säge aus, deren hinteres Querhaupt an zwei vom
Cyliuder au.sgehenden Stangen geführt wird. Die Säge wird vom Dampf-
kolben hin und her gezogen, schneidet aber nur, wenn der Kolben die
Säge zieht. Je tiefer die Säge in den Stamm eindringt, desto mehr
mufs der Damjifeylinder um seinen Zapfen verstellt werden. Das Ge-
Keuerungeii an Holzbearbeiturgsmascliinen. 5
wicht der gesammten Sägemaschine soll etwa 200'^ betragen, so dals
diese zu Arbeiten im Walde recht gut verwerthbar scheint.
W. t. Uickard in London C*D. R. P. Nr. 43043 vom 22. September
1887) bringt eine Quersäge in Vorschlag, bei welcher eine Seitengatter-
säo-e welche an dem zu fällenden Baumstamme durch Klauen am Ge-
stelle festgeklemmt wird, in letzterem hin und her gezogen und dabei
allmählich gegen den Stamm vorgeschoben wird.
Ein eigenartiger Antrieb für transportable Horizontal-Gattersägen
wird von H. W. Bulzke in Berlin (*■ D. R. P. Nr. 43 792 vom 19. No-
vember 1887) vorgeschlagen.
Nach dieser Construction werden die zwei Fiügelstangen A und B
(Fig. 6) durch die Kurbelscheibe, die durch den Rahmen D getragen
wird, getrieben, so dafs der Sägerahmen bei seinem Hin- und Hergänge
stets gezogen wird. Damit sich die Flügelstangen drehen, ist das
Zwischengelenk F eingeschaltet, so dafs, wie Fig. 7 zeigt, die Flügel-
stangen ah und crf, die Stellungen o, 6, und c^d^^ ferner a^b., und c.jrf^,
sowie 0363 und c^d,^ einnehmen können.
Durch diese Anordnung wird erreicht, dafs ein neben der Säge
auf besonderem Fundamente liegendes Vorgelege nicht nothwendig ist,
sondern dafs das Vorgelege bezieh, die Kurbelscheibe direkt in dem
Sägerahmen gelagert wird, auch dafs anstatt der gegenwärtig ange-
wendeten schweren Flügelstange, die auf Zug und Stofs in Anspruch
genommen wird, zwei viel leichtere Zugstangen angewendet werden
können, die nur auf Zug in Anspruch genommen werden, wobei die
Massenwirkung bei einer schnellen Bewegung erheblich vermindert und
ein Zerdrücken der Flügelstangen nicht vorkommen wird.
Die zum Bretterschneiden vielfach benutzten Horizontalgatter haben
meist nur ein Sägeblatt. Um die hierdurch bedingte geringe Leistungs-
fähigkeit zu erhöhen, wird die Säge entweder doppelschneidig ein-
gerichtet, so dafs sie nach beiden Richtungen schneiden kann, oder es
werden zwei Sägen in die Halter eingespannt. Die zu letzterem Be-
hüte vorgeschlagenen Doppelsägehalter werden durch die Anordnung
von Schulze und Schramm in Wendisch-Buchholz ("""D. R. P. Nr. 43964
vom 11. Oktober 1887) zur Aufnahme von drei Sägeblättern ein-
gerichtet.
Der für die Aufnahme der Sägeblätter bestimmte Rahmen ist aus
dem Mittelstücke a, und den Seiteutheilen b und c gebildet (Fig. 8), und
erfolgt dessen Antrieb von dem am Mittelstücke angebrachten Zapfen d
aus, an welchen die Pleuelstange e angreift. Die Seitentheile b und c
tragen unterhalb des Mittelstückes a das Sägeblatt /", welches durch die
die Seitentheile oberhalb des Mittelstückes verbindende Zugstange g an-
gezogen und gespannt werden kann. Die Aufhängung oder Führung
dieses Rahmens erfolgt in bekannter Weise.
Zur Aufnahme weiterer zwei Sägeblätter /■, /jj dienen die um das
tj Neuerungen an llolibearlieiliingsmaschinen.
Mitlelstück a greifenden Arme //, an welchen auch wieder unterhalb
<\en Mittelstückes a die Sägeblätter zweckentsprechend befestigt sind,
während ein Anziehen derselben durch die auf der Zugstange g an-
geordneten Muttern ii unabhängig vom Sägeblatte f erfolgen kann.
Die Arme h sind am unteren Ende durch die die Sägeblätter tra-
genden Bolzen /, am oberen Ende durch die Schrauben mm mit ein-
ander verbunden. Als Stützpunkt für die Arme /( beim Spannen der
Sägeblätter f^ f, dienen die die Seitentheile h und c und Arme h um-
fas.senden Flacheisenstücke o o, welche einerseits durch die au den Stirn-
wänden befestigten Auflager pp^ andererseits mittels der durch das
Mittelstück a hindurchgehenden Haken.schrauben qfj in ihrer Stellung
erhalten werden.
Das Spannen des Sägeblattes f erfolgt mittels der Muttern rr und
das der Sägeblätter f^f., mittels der Muttern ii. Damit die letzteren
trotz der beim Spannen erfolgenden Stellungsänderung der Arme h
immer ihre volle Auflagefläche behalten, sind U-formige Unterlags-
.stücke ( mit gekrümmter Auflagefläche für die Arme angeordnet.
Die U-Forni wurde gewählt, damit die Arme .sieb beim Anziehen nicht
.seitlich aus einander geben können.
Zur Führung krummer Blöcke für Sägegatter bringt A. E. Tidhlad
in Stockholm (*D. R. P. Nr. 43060 vom 13. Oktober 1887) die in Fig. 9
dargestellte Ausführung in Vorschlag.
Das Sägeholz ruht auf den zwei Laufwagen /,, deren jeder eine
sich durch Zug sehliefsende und das Holz fassende Zange trägt. Die
Laufbahn Ä, welche durch zwei gegen.seitig durch Flacheisen ver-
steifte Eisenbahnschienen .< gebildet ist, besteht aus einem links- und
rechts.seitigen Theile, deren jeder um einen im Gattermittel oder nächst
demselben angebrachten Zapfen in wagerechter Ebene drehbar ist
und hierbei mit den Laufrollen r auf den kreisförmig gebogenen Schienen /;
läuft. An jedem Theile der drehbaren Laufbahn ist bei I) die Dreh-
vorrichtung angebracht. Dieselbe besteht aus einem Zahnrädchen, das
in den mit Laufschienen verbundenen Zahnbogen h eingreift und durch
eine Sperrklinke festgehalten werden kann. Durch Drehung des Zahn-
rädchens, z. B. mittels eines Schlüssels, also durch entsprechende
Wendung des Laufwagen.s und des auf diesem ruhenden Baumstammes,
ist man in der Lage, den Sägeschnitt immer parallel der Holzfaser
zu führen.
Zur Erzielung eines Vorschubes für Vollgatter derart, dafs die Zu-
schiebung des Holzes erst nach einem bestimmten Anhübe des Rahmens
erfolgt und gleichzeitig dem Mafse des Vorschubes entsprechend der
Vorhang der Sägen stattfindet, hat J. Tille in Prag (*D. R. P. Nr. 42773
vom 20. Februar 1S87) die in Fig. 11 bis 18 dargestellte Einrichtung
getroffen.
Ein freies Aufsteigen des Sägeblattes wird selbst dann nicht er-
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 7
reicht, wenn der Busen dem Zuschube gleich oder kleiner ist, aber das
Holz gleich beim Anfange des Aufsteigens des Rahmens zugeschoben
wird. Um ein ungehindertes Aufsteigen zu erreichen, mufs vielmehr
der Rahmen zuerst angehoben werden, ohne dafs das Holz sich bewegt,
was hier als „das Nacheilen''' des Holzes bezeichnet wird. Dieser Grund-
satz ist aus den Diagrammen Fig. 11, 12, 13 und 14 zu ersehen, in
welchen die relativen Wege der Zahne im Holze, d. h. die Bahnen,
welche die Zahnspitzen be.schreiben, dargestellt sind. Es sind hier vier
Fälle dargestellt, und zwar so, dafs der Höhenunterschied zwischen 1"
und 1', 2" und 2' u. s. w. den senkrechten Hub, und die Länge 1" 1,
2" 2 u. s. w. das wagereehte Zuschieben für jeden Hub vorstellen; die
Holzdicke ist überall gleich gi-ofs gedacht. Das Diagramm Fig. 11 ver-
sinnbildlicht das Schneiden, wenn das Zuschieben beim Aufgange des
Rahmens gröfser ist als das Mals des Ueberhängens auf die Hubhöhe
des Busens; Fig. 12 tritt ein, wenn das Zubringen dem Busen gleich
ist, in beiden Fällen jedoch mit der Voraussetzung, dafs es kein Nach-
eilen gibt, d. h. dafs die Zuschiebung des Holzes gleich mit dem An-
hübe des Rahmens beginnt. Man ersieht hieraus, dafs hier bei dem
Aufgange des Blattes zuerst eine Partie Holz mitgenommen werden
mufs, dafs die Säge daher keinesfalls frei hinaufsteigt. Selbst in dem
Falle Fig. 12, welcher in der Regel als das Ideal eines guten Schnittes
gilt, müssen zuerst die zwischen den einzelnen Zähnen herausstehenden
Stufen abgerissen werden, indem die Zähne die relative Richtung 7 — 1
beim Aufgange befolgen. Dieser Naehtheil, welcher die unruhige Lage
des Holzes zur Folge hat, bedingt die bisher angewendeten spitzen, in
der Rücken- und Stirntläche geschärften Zähne, um das Durchdringen
der Zähne beim Aufgange zu ermöglichen.
Aus dem Diagramme Fig. 13 ist ersichtlich, dafs, falls der Aufgang
frei geschehen soll, das Sägeblatt bei in der Spitze erweiterten Zähnen
wenigstens um eine Zahntheilung (bei geschränkten Zähnen um zwei
Zahntheilungen) angehoben werden mufs, bevor das Holz zugeschoben
wird. In Wirklichkeit beträgt dieses Nacheilen des Holzes mehr, weil
es nützlich erscheint, die Lücken zwischen Holz und Zahnspitzen grofs
genug zu halten, um genügenden Raum für das Ausfallen der Säge-
späne zu bekommen.
Das Sägen nach Art des Diagrammes Fig. 13 geschieht bei der in
Fig. 15 angegebenen Stellung derart, dafs das Holz plötzlich und erst
dann in wagerechte Bewegung gelangt, wenn die Zähne bereits ange-
hoiien sind, und dafs dann die Wagerechtzuschiebung des Holzes auf-
hört, wenn der Gatterrahmen in seiner höchsten Lage angelangt ist.
^"(ln dem üblichen Zuschiebungsmechanismus unterscheidet sich der hier
gemeinte dadurch, dafs das Holz mit Nacheilung zugeschoben wird.
Das Sägen nach Art des Diagrammes F'ig. 14 geschieht bei der in
Fig. Ifi angegebenen Stellung derart, dafs zwar die oben erklärte
8 Neueruiij;eii an Holzbfarbeitungsmascliiiien.
Nacheilung ebenfalls stattfindet, jedoch weder plötzlich anfangt noch
bei der höchsten Lage des Gatterrahmens aufhört.
In beiden Fallen ist x x, die Triebachse, k y die Pleuelstange und
z die Sperrradachse. Die Sperrradklinke a sitzt am Hebel h s, welcher
durch die Zugstange l seine hin und her gehende Bewegung erhält.
Der stellbare Zapfen m befindet sich in beiden Fälleu an dem um
Achse o schwingenden Winkelhebel m o n. Dieser Hebel erhält seine
Bewegung in der Dispo.sition Fig. 15 vom Gatterrahmeu mittels der
Pleuelstange n »/, während in der Disposition Fig. 16 diese Hebelbewe-
gung von der Kurbel k ausgeht und durch den um p drehbaren Winkel-
hebel ^pr vermittelt wird, und zwar durch die Verbindungsstangen /; r
und 1/ n.
In der Stellung Fig. 15 wird die Nacheilung dadurch erzielt,
dafs die Uebertragung der Bewegung von m auf h durch eine auf der
Stange t mit stellbarem Spiele verschiebbare Hülse h geschieht, welches
Spiel durch einen Anschlag d begrenzt wird. Beim Antriebe, wenn
sich Klinke a gegen die Sperrradzähne stemmt, wird die Stauge t um
das vorhandene Spiel zuerst leer zurückgehen, bis Stellschraube d (Fig. 17)
an /( anschlägt und den Hebel h z mitnimmt. Während dieser Leergang
stattfindet , muls durch die aufsteigende Kurbel k (Fig. 15) der Gatter-
rahmen bereits um mehr angehoben sein, als im Diagramme Fig. 13
angegeben, wo nur das geringste Mafs der Nacheilung gezeichnet ist.
In der Stellung Fig. 16 wird das Nacheilen dadurch erzielt, dafs
die Lage des todten Punktes der Stange kr (todteu Punkte 2, 2') von
der Lage des todten Punktes der Pleuelstange ky (todten Punkte 1. 1')
um den Nacheilungswinkel 1x2 abweicht.
Die Sägezähne erhalten eine Gestalt nach Fig. 18. Jeder Zahn er-
hält einen steilen Rücken ffi^ welcher von der Zahnspitzenlinie nur
wenig abweichen kann. Diese Abweichung darf nicht kleiner sein als
der gröfste Busen. Die abgenutzten Zähne werden nur an der Stirn-
fläche gefeilt und ist demgemäl's die Zahnspitzenlinie als eine Gerade
immer leicht erhaltbar. Auch müssen die Zähne nicht geschränkt,
sondejn können entweder nur an der Spitze oder im Rücken durch
Stauchen verbreitert werden. Es können sogar im Rücken erbreiterte
Zähne, in das Blatt eingesetzt, zur Anwendung gelangen.
Die Sägen mit ungespanntem Blatte, sogen. A/u/ay-Sägen, welche
in Nordamerika ziemlich verbreitet sind zur Vornahme feinerer Bretter-
schnitte, während sie hieizulaude nur gelegentlich bei Decoupirsägen
Benutzung finden, haben durch M. D. Wischker in Riga (*D. R. P.
Nr. 43972 vom 22. Januar 1888 und Tec/iniker, 1888 * S. 80) eine Ver-
vollkommnung erfahren, welche in erster Linie auch nur für Decoupir-
sägen verwert het werden soll.
Das nur an einem Ende befestigte, also nicht gespannte SägeblaK u
(Fig. l!i und 20) hat auf beiden Breitseiten in der ganzen Länge laufende
Neuerungen an Holzbearbeitungsmascliinen. 9
flache Hohlkehlen, so dafs das Sägeblatt einen biconcaveu Querschnitt
erhält. Die Führung- des Sägeblattes erfolgt oberhalb wie unterhalb des
Arbeitsstückes und ist wie folgt eingerichtet. Das Sägeblatt a ist auf
die Nase c der durch eine Kurbelscheibe u. s. w. auf und ab bewegten
Stange 6, welche im Gestelle d gelagert ist, lose aufgehängt und wird
so von Stange h mit auf und nieder bewegt. Zu beiden Seiten des
Sägeblattes a bezieh, der Stange b sind auf das Gestell d der Maschine
die Führungsbacken e e aufgeschraubt, welche mit ihren dem Sägeblatte
zugekehrten abgerundeten Enden in die Hohlkehlen des Sägeblattes
eingreifen, so dafs das Sägeblatt bei seiner Bewegung zwischen den
Führungsbacken gleitet und nach jeder Richtung hin gegen Verschieben
geschützt ist. Eine ähnliche Führung des Sägeblattes befindet sich
unterhalb des Arbeitsstückes im Arbeitstische /. In denselben sind
Führungsbacken eingelassen und durch Schrauben befestigt, jedoch so,
dafs die Backen eingestellt werden können. Die dem Sägeblatte zuge-
kehrten Enden der Backen greifen in die Hohlkehle des Sägeblattes
ein und sichern so das freistehende Ende des letzteren gegen Verbie-
gung u. s. w. Die beschriebene Führung eignet sich namentlich für
Sägeblätter, die an beiden Seiten mit Zähnen versehen sind, welche
Anordnung gestattet, rückkehrende Krümmungen und Ausschnitte ohne
vollständige Drehung des Arbeits-stückes zu sägen.
Zu den neueren Schutzvorrichtungen für Kreissägen gesellen sich
auch Apparate, welche das Vorschieben des Holzes durch direkten An-
griff' der Hand vermeiden wollen. Wie in dem Jahresberichte 1887 für
Fabriken-Inspektors für das Grofsherzogthum Hessen mitgetheilt wird,
verwendet man in der Kistenfabrik von Fr. Moller in Offenbach mit Er-
folg das in Fig. 21 und 22 dargestellte Werkzeug.
Der Holzstab a erfafst mittels dessen eingekerbtem Ende das zu
schneidende Holz und wird längs des Anschlages vorgeschoben. Dieser
Stab ist mit seinem anderen Ende in einem kreuzförmigen Handgriffe b /;,
aus Messingrohr befestigt, c ist ein der Form der Hand entsprechend
gestaltetes und gebogenes Eisenblechstück. Es ist mit zwei abgebogenen
Lappen dd am Theile b^ des Handgritl'es und mittels einer Schraube
am Stabe a befestigt. Das Blech c umgibt die den Griff 6, nmschliefsende
Hand des Arbeiters und ist bei der Arbeit gegen den Anschlag ge-
richtet. — In anderen Fabriken wendet man zum Vorschieben des Holzes
statt eines Holzstabes mit gekerbtem Ende einen zugespitzten Stahlstab
an, weil damit das Holz sicherer vorgeschoben werden kann.
Die Schutzvorrichtung von J. ß. Schmidt in München (*D. R. P.
Nr. 42712 vom 30. Juni 1887) ist am verstellbaren Anschlage der Kreis-
säge so angebracht, dafs sie in ihrer eigenen Höhe verstellt werden
kann und auch bei Verstellung des Anschlages stets in derselben, die
Kreissäge bedeckenden Stellung verbleibt. Diese Anordnung gestatte!
aber nicht nur diese beiderseitige Verstellung, sondern ermöglicht auch
10 Nvdeniiigeii an lli)ii^I)eai'l)eitiingsma!<ciiiiier,.
eine schnelle Entfernung der Schutzvorrichtung bei gröfseren Arbeiten^
bei welchen dieselbe unnöthig ist, und eine genaue Einstellung und
Beoliachtun» der Säge, da sie frei vor dem Arbeiter während der Eiii-
sleliung des Anschlages liegt.
Die Schutzvorrichtung besteht aus zwei Seitenwänden oo^ (Fig. 23
und 24), die zwischen .sich die Säge einschliefsen und von einem Mantel m
bedeckt sind, der an seiner einen Seite geschlitzt und um die Welle tr
drehbar ist. Dieser drehbare Mantel ist an seinem Schlitze »i, mit
zwei Holzbacken garnirt, um eine Beschädigung der Säge zu ver-
hindern, wenn man die Decke in die [junktirt gezeichnete, hochgeklappte
Steilimu bringt. Der geschlitzte Theil m, umfafst dann die Säge und
hält sie nach beiden Richtungen hin fest. Die ganze Schutzhaube wird
von den Wellen Mite, getragen, die von den Lagern h h getragen
werden: letztere sind an dem Anschlage o der Kreissäge b befestigt,
der auf dem Tische t in bekannter Weise verstellbar ist: a trägt die
.senkrechte Zahnstange z. Mittels des Zahnrades r, welches im Schlitten $
befestigt ist und in die Zahnstange z greift, kann der Schlitten s ge-
hoben und gesenkt werden, und zwar mittels der Kurbel k; die Fest-
stellung erfolgt durch Sperrrad p und durch die federnde Klinke /.
Der Schlitten « besitzt zwei Führungshiilsen hh, in denen die Wage-
rechlwellen w u\ sich führen, an denen einseitig die eigentliche Schutz-
vorrichtimg hängt, die aus den zwei Sectorhiechen o Oi und dem um
die Welle w drehbaren Mantelbleche besteht. Letzteres ist bei hi, ge-
schlitzt und an der Innenseite mit Holzbacken ausgestattet.
Beim Gebrauche der Säge stellt man zuerst durch Drehung der
Kurbel k die Schutzvorrichtung so hoch, dafs das längs oder (juer zu
schneidende Holz darunter passiren kann, tixirl diese Höhenstellung
durch Sperrrad ;) und stellt nun den An.schlag a nach Bedarf ein,
nachdem man vorher den Sectormantel m m, in die punktirte Stellung
gebracht hat. in welcher Stellung m, backenartig die Säge umfafst und
während der Anschlagverschiebuug die Schutzvorrichtung in ihrer Stel-
lung zur Säge festhält. Die Wagerechtwellen w u\ verschieben sich
dabei in den FührungsliiiLsen hh. Ist die Einstellung vollendet, so be-
festigt man die Welle te in der Hülse h durch die Fixirschraube f und
klappt den Sectormantel m m, in seine Normalstcllung zurück, wonach
die Arbeit beginnen kann : die Feder q hält den Sectormantel in seiner
Normalstellung.
Bei der Schutzvorrichtung von C. (itade in Dreye bei Bremen
("D. R. F. Nr. 43785 vom 6. November 1887) werden teleskopartig ein-
stellbare Röhren zu beiden Seiten des Sägeblattes benutzt. Auf der
'l'ischplatte der Säge wird ein Winkel a (Fig. 25) befestigt, in welchen
die Röhren h senkrecht zu der lothrechten Platte des Winkels eingesetzt
Werden. In die Röhren b sind diejenigen A, und in diese diejenigen b.,
einirepal'st, .so dafs sie leicht darinnen vorgezogen und hineingeschobeu
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 11
werden könuen. Jede der Röhren 6, und b.^ wird durch eine Feder
selbsthätig hinausgedriickt, so dafs dieselben gitterartig zu beiden Seiten
des Kreissägeblattes stehen. Beim Andrücken des Holzes gegen das
Sägeblatt werden alsdann nur so viel Röhren eingeschoben, als der
Dicke des zu schneidenden Stückes entspricht, während die darüber be-
findlichen Röhren in ihrer jeweiligen Stellung verbleiben. Die Federn
.sind nur stark genug gewählt, um die Reibung zwischen den einzelnen
Röhren zu überwinden: sie werden daher zwar nach Entfernung de.s
geschnittenen Holzes die Schutzvorrichtung sogleich wieder einstellen,
beim Schneiden selbst aber nur einer geringen Kraft zur Ueberwindung
des Widerstandes bedürfen.
In Fig. 25 ist aufserdem noch eine Vorkehrung dargestellt, welche
dazu dient, das gegen die Vollendung des Schnittes am hinteren Block-
ende vortretende Stück des Sägeblattumfanges zu verdecken. Es be-
steht dieser Mantel aus einem am Rande umgebogenen Stücke Blech H^
welches mit einer Nabe iV um die Sägeachse greift und durch ein
Gegengewicht G in die Höhe gedrückt wird. Bei Beginn der Arbeit
wird der Hebel h des Gewichtes G durch den Knaggen k ausgelöst:
es hat nunmehr die Verkleidung bereits das Bestreben hochzugehen,
wird aber an dieser Bewegung durch das darüberliegende Arbeitsstück
gehindert und kann erst dann in die Höhe gehen, wenn der Klotz
darüber hinweggeschoben ist. Beim Zurückziehen, nachdem das Brett
geschnitten ist, wird der Rand des festen Blockes an dem Bogen des
Bleches geführt, dieses niedergedrückt und durch einen leichten Druck
befestigt.
Neuerdings bringt die Firma J. D. Dominicus und Sohn in Remscheid-
Vieringhausen sogen, hinterlochte Sägeblätter in den Handel, denen be-
sondere Vortheile nachgerühmt werden.
Das Hinterlochen oder Perforiren der Sägezähne ist eine Neuerung,
welche englische und amerikanische Sägenfabrikanten zuerst angewendet
haben. Obgleich in der That die dabei entstehende Waare in Qualität
und praktischer Brauchbarkeit bei richtiger Behandlung im Gebrauche
weit über der vordem fabricirten steht, so haben sich doch unsere ein-
heimischen Fabrikanten, wie bei so vielen nützlichen Neuerungen, so
auch bei dieser, ablehnend verbalten. Das „Warum" ist leicht beant-
wortet: Es gehören zu dieser Fabrikation eine Reihe exact gearbeiteter,
umständlicher und auch kostspieliger Einrichtungen, die man anzu-
schatfen sich scheute und lieber von der ausländischen Concurrenz immer
mehr und mehr die besseren Qualitäten aus der Hand reifsen und diese
Concurrenz immer weiteren Boden gewinnen liel's.
Demgegenüber macht die Firma J. D. Dominicus und Sohn in Rem-
scheid-Vieringhausen darauf aufmerksam, und beansprucht es als ihr
besonderes Verdienst, dafs sie zuerst ein volles Sortiment Sägen mit
hinterlochten Zähnen versehen hat, und zwar 1) Kreissägen von 16 bis
12 Neucnuigeu an llülzbearbeiluiigsmaschiuen.
18 Zoll (40 bis 45'^'>') Durchmesser an; Extraqualität Sägen mit liiuter-
lochten Zähnen, fertig zum Gebrauche geschränkt und geschärft. 2) Alle
Arten Längesägen mit den geeigneten Zahnformen, also Mühl-, Voll-
und Wagerecht-Gattersägen, Kransägeu, Spaltsägen, Baumsägen. 3) Alle
Arten Quersägen, als sogen. Treck-, Schrott-, Kerb-, Quer-, Augen-,
Zug-, Dronmi-, Wald-, Bauchsägen u. s. w. 4) Bügel- und Grubensägen.
5) Grüfsere Handsägen u. s. w.
Das Hinterloohen der Sägezähne ist eine der wichtigsten und nütz-
lichsten von den vielen im Laufe der letzten Jahre gemachten Ertin-
dungen, welche die Verbesserung von „Sägen'-' zum Zwecke hatten.
Die Säge ist leichter im Stande zu halten, da weniger Zeit erfordert
wird, um die Säge wieder schnittfähig zu machen. Bei den Kreissägen
und Gattersägen, welche in der Maschine zu gehen haben, bleibt das
Sägeblatt besser steif, denn das Schlottern der Sägen, durch übermäfsige
Reibung des Blattes verursacht, wird durch das Vorhandensein der
Zahnlöcher vermindert. Die Sägen bleiben durch die Luft, welche durch
die Löcher zieht, an sich kälter und erhitzen sich nicht so leicht, wie
ungeloclite Sägen. Auch wird das Sägemehl durch die Perforation ent-
fernt, was oft die Leistung einer Säge verhindert und die Reibung ver-
mehrt. Die Lochungen ersparen häufiges Neuschränken und dienen
zudem, da sie mathematisch genau gemacht sind, dem Sägenschärfer
als Führer, indem sie ihn befähigen, die Säge an dem Schnittrande in
so gleichmäfsiger Höhe bezieh. Breite überall zu halten, wie sie die
Fabrik verläl'st. Die Neigung zum Reifsen bezieh, zum Brechen an der
Wurzel der Zähne wird durch die Löcher beseitigt, da dieselben den
gleichen Zweck erfüllen, wie an das Ende eines Bruches gebohrte
Löcher, um dessen weitere Vergröfserung zu verhindern.
In Fig. 26 und 27 sind zwei gelochte Sägen dargestellt, um die
Anordnung der Lochung zu erläutern.
Sägen mit austauschbaren, lose eingelassenen Zähnen sind bei uns
für Holzbearbeitungszwecke wohl gar nicht in Gebrauch. Dieselben
linden jedoch in Amerika ausgedehnte Verwendung. In Fig. 28 bis 30
sind einige neuere Anordnungen dieser Art, welche sämmtlich nicht nur
austauschbare, sondern auch umdrehbare, zweischneidige Zähne auf-
weisen, nach den Vorschlägen von Hole in Beaver Falls, Pa. ("Nord-
amerikanisches Patent Nr. 374821 vom 30. Juni 1887) und Emerson in
Beaver Falls, Pa. ("Nordamerikanisches Patent Nr. 368 999 vom 4. Mai
1887) dargestellt. Die Anordnungen erklären sich leicht aus den Ab-
bildungen. Die Zähne besitzen zwei Schneiden a, werden in geriefte
Einschnitte am Sägcblatte eingelassen und durch Stifte b mit letzterem
fest verbunden.
Bei der Scbrünkmaschine von P. und E. Rasmussen in Slagelse
('D.R. P. Nr. 42486 vom 11. Mai 1887) wird die Schränkung des zwischen
zwei Backen J (Fig. 81) eingespannten Sägeblattes durch zwei Häm-
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 13
mer 6rG| vollzogen, welche von dem Klotze F zusammengedrückt
werden, wenn der doppelarmige Hebel D durch den Daumen C nieder-
gezogen wird.
Die Maschine kann, je nachdem es erforderlich ist, entweder alle
Zähne des in ihr angebrachten Sägeblattes oder, was häufig gewünscht
wird, nur zwei Zähne schränken und die anderen zwei unberührt lassen.
Zu diesem Zwecke ist die Maschine mit zwei Getrieben A A^ von ver-
schiedener Gröfse und den Rädern B B^ versehen. Das eine Räderpaar,
von welchem die Uebertragung gleich 1:2 ist, wird benutzt, wenn alle
Zähne, das andere, dessen Uebertragung gleich 1 : 4 ist, wenn nur zwei
Zähne geschränkt werden sollen.
Die den Gewichtshebel tragende Schraube E läfst .sich mittels der
Schraubenmutter ein wenig heben oder senken, je nachdem ein stärkeres
oder schwächeres Schränken gewünscht wird.
Der Apparat G und G^ kann durch eine Flügelschraubenmutter in
den langen Ausschnitten von H und H^^ leicht geschoben werden, so
dafs er stets an der rechten Stelle der Sägezähne wirken kann. iV und
A'i sind zwei Blattfedern, welche die Schränkwerkzeuge zurückdrückeu.
Der Vorschub des Sägeblattes nach jeder vollzogenen Schränkung
wird durch die an der Scheibe R befestigte Klinke Q bewirkt.
Maschinen zum Schneiden von Brettern und Fourniren.
Bei der Maschine von Dr. E. Bradlexj in New York (*D. R. P.
Nr. 44 946 vom 14. März 1888) wird das Messer in einem schräg unter
45" gegen die Vorschubbahn B (Fig. 32) des Holzes geneigten Rahmen F
durch einen direkt mit dessen Kopf G verkuppelten Dampfkolben H
hin und her gezogen. Eine vom Messerhalter G ausgehende Stange O
bewegt durch eine Kurbel I und die Stange /«, die Schieber h für die
Dampfmaschine 5, während eine Hilfsdampfmaschine /*, welche durch
Riemen die Riemenscheibe P-i umdreht, zur Ueberwindung der Tod-
punkte des Messerrahmens verwendet werden soll. Das Dampfrohr M
speist beide Maschinen; seine Drosselklappe wird durch den Hebel N
beeinflufst.
Für die Construction der Maschine von G. A. Oncken in Stralau-
Borlin (*D. R. P. Nr. 450-52 vom 10. Februar 1888) sind folgende Ge-
sichtspunkte mafsgebend gewesen.
Bei den bisher in Anwendung gekommenen Maschinen zum Schnei-
den von Brettern aus Rundholz mufs die gegenseitige Stellung der
Drehachse des Blockes, der Anschlagkante der Druckleiste und der
Schnittkante des Messers, sowie die Form des letzteren nach ganz be-
stimmten Grundsätzen angeordnet sein, wenn die Bretter in ihrem
Gefüge den nöthigen Halt behalten sollen, und zwar müssen, wie in
Fig. 33 schematisch dargestellt, erstens Drehachse. Messerkante und
Anschlagkante der die Schnittstärke bestimmenden Druckleiste in der-
14 Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen.
Kclben Ebene liegeu, und zweitens zur vülläländigeD Erreichung vor-
genannten Zweckes das Messer selbst nach einem Kreisbogen von der-
selben Linie bezieh. Fläche aus geformt sein, in der Weise, dals die
vordere gerade Messerfläche ( gleichzeitig die Tangente des runden
Blockes und des abgeschuitteneu Breites bildet. Hierdurch uimmt die
Leiste a den ganzen Druck auf und bildet in der Schnittlinie selbst,
wo das Brett in Folge der tangentiellen Anordnung noch sein natür-
liches Gefüge, also seine natürliche Stärke hat, den Stützpunkt, an
welchem es am leichtesten bricht. Ferner hat das Messer selbst nur
einen absoluten Druck gegen die Schnittlinie auszuhalten, uimmt also
nicht wie in Fig. 34 theilweise den Druck des Vorschubes auf oder
wird, wie in Fig. 36 durch Leiste und Brett gegen den Block gedrückt.
Es kann daher viel schwächer , also nach einem gröl'seren Kreisbogen
geformt sein, erzeugt einen viel leichteren, gleichmäfsigeren Schnitt
und drängt in Folge seiner schlankeren Form das Brett möglichst wenig
aus seinem natürlichen Gefüge heraus.
Wäre z. B., wie in Fig. 34, die Druckkaute o liefer angeorduet,
so würde erstens das Messer selbst theilweise den Vorschub aufnehmen,
ferner aber auch das Brett von der Schnittlinie aus, da es an derselben
keinen Stützpunkt hat, sich direkt hinüberbiegeu und in r einen mehr
oder minder starken Bruch erleiden, der sich selbstredend durch das
ganze Brett hindurch fortsetzen und daher das ganze Gefiige aus ein-
ander brechen würde.
Bei der Anordnung Fig. 36 würde a, die eigentliche Anschlagkante
bilden und das Brett sich zwischen a und dem Messer hindurchzwingen
müssen; würde hingegen a gegen O) zurückspringen, so bliebe die An-
ordnung im Grunde genommen dieselbe wie Fig. 33.
Würde endlich das Messer, wie in Fig. 35, von einem tiefer ge-
legenen Punkte s aus nach einem Kreisbogen geformt, oder etwa gerade
abgeschrägt sein, so müfste in o ein mehr oder minder starker Bruch
stattlinden.
Wenn auch der Anfangsschnitt in richtiger Stärke stattfindet, so
kann doch bei weiterem, stets gleich bleibendem Vorschübe das im
Dampf-, Alkali- oder Säurebade aufgeweichte Holz immer mehr zu-
sammengeprefst werden und das Messer mul's in Folge dessen in ein
stärker geprefstes Holz einschneiden, so dafs das Brett sich gegen Ende
kaum noch zwischen dem Messer und der Anschlagleiste durcharbeiten
kann. Die abgeschnittenen Bretter dehnen sich, sobald sie frei wer-
den, dem bei weiterem Vorschübe /unehmeuden Drucke entsprechend,
immer dicker.
Diesem ganzen Uebelstaude abzuheilen, wird die die öehuittstärke
bestimmende Anschlag- oder Druck leiste federnd gemacht, so dafs die-
»elbe dem stets gleich bleibenden Vorschübe entsprechend nachgeben
kann und das Messer in ein stets gleiclimäfsig zusHnimengeprefstes
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 15
Holz einschneidet. Die zu diesem Zwecke erforderliche Einrichtung
ist in Fig. 37 dargestellt, a ist die eigentliche Anschlag- oder Druck-
leiste, welche mittels Bolzen auf den Druckleisteuträger 6 aufgesetzt
ist, welcher im Bollen d gehalten und in den Schlitzen e auf der
Platte c verschiebbar ist. Gegen b werden die Arme ff^ der um
Zapfen AA, drehbaren Winkelhebel fg und f^g^ durch eine Feder i
angeprefst, welche um die auf der Spindel / geführte Büchse k an-
geordnet ist. Die Arme gg^ sind so geformt, dafs sie die Spindel /
iheilweise umfassen, um sich dadurch gleichraäfsiger gegen den Rand
der Büchse k anzulegen. Auf die Schraubenspindel l ist ein Handrad m
aufgesetzt, welches dazu dient, die Feder i zusammenzupressen, um
dadurch die Druckleiste von den Armen ffi freizugeben. Die Platte c
ist auf dem Messerbocke p in Schlitzen n verstellbar, um die Leiste
für die gewünschte Bretterstärke einstellen zu können.
Drückt gegen diese Leiste ein gebogener conischer oder über-
worfener Block, so dal's derselbe z. B. zu Anfang nur in einem Punkte
anliegt, so findet auch nur ein einseitiger Gegendruck von dem Arme g
aus statt. Die Feder * drückt sich zusammen und gibt dadurch den
Arm 3, frei. Da der Druckleistenhalter b im Ruhezustande in den
Schlitzen e gegen die Bolzen d anliegt, so kann das Ende y der Anschlag-
leiste nicht in entgegengesetzter Richtung folgen oder letztere sich drehen,
um sich ihrer ganzen Länge nach an den Klotz anzulegen, sondern sie
wird , da auf den Vorschub von y überhaupt kein Federdruck mehr
wirkt, sich allmählich parallel zur Achse des Blockes einstellen.
An Stelle der beiden Winkelhebel fg können, sobald die Leiste
überhaupt einen Anschlag hat, auch direkt zwei Fedeni angebracht
werden, doch ist vorstehende Anordnung vorzuziehen, indem erstens
von zwei verschiedenen Federn aus nie ein vollständig gleichraäfsiger
Druck erreicht wird, und zweitens durch das vollständige Freiwerden
des einen oder anderen Endes der Leiste die Parallelstellung leichter und
vollkommener erreicht wird.
Um die in D. p. J. 1887 266 * 102 besprochene Maschine zum
Schneiden vou Nuthen und Abschrägungen verwendbar zu machen,
hat G. A. Oncken in Riga (Zusatz *D. R. F. Nr. 44007 vom 22. November
1887) die in Fig. 38 dargestellte Abänderung getroffen.
Da die Messerköpfe f gleichmäfsig mit dem Messerrahmen F vor-
rücken müssen, so ist die Bewegung derselben mit der Spindel Ä,
welche die Bewegung des Rahmens F bedingt, in Verbindung gebracht.
Auf dem äufseren Ende der Spindel ß sitzt ein Zahnrad JW, in welches
ein zweites iV mit gleicher Zähnezahl eingreift. Letzteres sitzt auf
der Welle W^ welche an ihrem entgegengesetzten Ende ein Wiukel-
rad O trägt. Dieses greift wieder in ein zweites Winkelrad P niit
gleicher Zähnezahl ein, welches mit entsprechendem Muttergewinde
versehen ist und sieh um eine Schraubensjiindel Q dreht. Das Rad P
IH Neueriiiigcii aii Holzl)eaibeituiigsraascluneii.
\^\ mit der feststehenden Säule S drehbar verbunden, und da die
Spindel Q gleiches Gewinde wie B hat, so mufs der Vorschub der
Me.sserbank R genau'5(denijenigen des Messerrahmens F entsprechen.
Ein zweites Wiukelrad O, auf der Welle W mit Handrad T dient
dazu, den Block zwischen den Centrirklauen in der richtigen Höhe
einzustellen. Zu diesem Zwecke läfst sich das Winkelrad 0 durch
den in d drehbaren Winkelhebel abc ausschalten, so dals, unab-
hängig von dem Getriebe, mittels der Kurbel V der Messerrahmen und
mittels des Handrades T die Messerbank gegen den Block eingestellt
werden können. Die Messerbank Ä hat nach zwei Seiten die Arme««,
auf welchen sich die beiden eigentlichen Messerköpfe f je nach Länge
des zu bearbeitenden Blockes verstellen lassen. Da die Messerköpfe
der wagerechten Schaukelbewegung des Blockes folgen müssen, so sind
die beiden Arme e e um einen Zapfen drehbar angeordnet. Die Messer-
kiiijfe f tragen die Federgabeln o o, welche sich in Folge ihrer Elasti-
cität bei jedem Durchmesser des Blockes an denselben anlegen, ferner
je zwei Messer u, welche geneigt oder parallel zu einander stehen
und die beiden seitlichen Schnitte der Nuthen bewirken. Die Messer r
heben dann die Nuthen in der Tiefe der seitlichen Einschnitte aus,
während ein drittes Messer die seitliche Abschrägung bewirkt.
Um die zur Herstellung von Kisten vorzurichtenden Bretter auf
Gehrung zu schneiden und gleichzeitig mit schwalbenschwanzförmiger
Feder und Nuth zu versehen, haben B. Camphell und J. S. Buroughes
in London (*^D. R. P. Nr. 42349 vom 23. Januar 1887) eine Maschine
erbaut, welche diese Arbeiten bei einem Durchgange der Bretter be-
wirkt. In der Maschine sind auf die Länge der Bretter zwei Latten
cinslellliar, welche hinter einander die bezüglichen Messer tragen.
Bei der Schulzvorricfitung für Hobelmaschinen von A. Knabe in Augs-
burg (*D. R. P. Nr. 45083 vom 15. Februar 1888) wird der Messerköpfe
(Fig. 39) durch lose an einander gefügte, um eine Achse a lose dreh-
bare Schutzbrettchen b überdeckt, welche nur in der durch einen Pfeil
gekennzeichneten Zufiihrungsrichtung des Werkstückes ausweichen
können, so dafs man also von rückwärts nicht an das Werkzeug ge-
langen kt'.nn. Von vorn her, also in der Zuführungsrichtung, ist der
Zugang zum Werkzeuge in der Regel durch die l(jse in das Querstück d
eingeschobenen Rechenstäbe h gehindert. Das (Juerslüek d ist in den
Seitenständern /"gerade geführt und an die über Rollen laufende Schnur g
angehängt, mittels welchen der ganze Rechen beim Einführen des
Werkstückes gehoben wird; beim Niederlassen des Rechens setzen sich
die über dem Werkstücke liegenden Rechenstäbe lose auf das Werk-
stück auf, während sich die übrigen Rechenstäbe bis gegen den Ma-
schinentisch herabsenken. Die Schutzbrettchen b weichen dem ein-
geführten Werkstücke von selbst aus und fallen nach dem Passiren des
\A'erkslilckes von selbst in ihre urs])rüngliche Lage zurück; um diesen
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 17
Fall zu mildern, sind die Schutzbrettehen nach oben mit einer als
Oegengewicht wirkenden Verlängerung versehen. Seithch erfolgt der
Abschluls durch die an den Ständern f angebrachten Flügel i. Die
auf das Werkstück sich aufsetzenden Kechenstäbe weisen die das
Werkstück einführende Hand rechtzeitig ab. Durch die einzelnen be-
weglichen Rechenstäbe ist die Anbringung von Anschlag- oder Füh-
rungsschienen an jeder Stelle des Ma,schinentisches in keiner Weise
gehindert.
Neuerungen im Metallhüttenwesen.
Blei, Silber, Gold, Wismtith, Arsen, Antimon.
Im Jahrbuche für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen,
1887 II. Theil S. 10, theilt Dr. Arnulf Schertet Analysen von den Pro-
ducten der fiskalischen Hüttenwerke bei Freiberg mit, welche für den
Hiittenmann von hohem Interesse sein dürften.
Die Bleigewinnung auf den Freiberger Hütten, der Muldner Hütte
und der Halsbrückner Hütte, wo nicht nur Bleierze verarbeitet werden,
sondern auch eigentliche Silbererze, sowie Kupfererze, Zinkerze, Schwefel-
und Arsenkiese, zu denen noch Rückstände von der Rothglasgewinnung
und Zinkdarstellung kommen, beruht auf der Rost- und Reductionsarbeit
(vgl. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingemetire, 1888 S. 757).
Die Röstung der Erze geschieht in sorgfältigster Weise und wird
je nach der Natur der Erze in Kilns, Stadeln oder anderen entspre-
chenden Rösteinrichtungen, und zwar imter Berücksichtigung der Ge-
winnimg von Nebenproducten ausgeführt.
Die gerösteten Erze werden in Pilzöfen unter Zuschlag von ge-
rösteten Kiesen, Arsenikrückständen, Rückständen von der Zinkgewin-
nung, Silber und Blei haltigen Abfällen der verschiedenen Hüttenver-
fahren und einer gröfseren Menge von Schlacken auf Werkblei, Stein
und Schlacken verschmolzen.
Das Werkblei wird zur Entfernung des Kupfers gesaigert und dann
raffinirt. Das raffinirte Werkblei wird auf der Muldner Hütte, wie
schon jetzt bemerkt wird, dem combinirten Pattinson- und Zinkentsilbe-
rungsverfahren unterworfen, auf Halsbrückner Hütte nur pattinsonirt.
Der Stein wird geröstet und dann gemeinschaftlich mit der Schlacke
von der Erzarbeit, welche noch erhebliche Mengen von Blei und Silber
enthält, in Pilzöfen der sogen. Schlackenarbeit unterworfen, wobei man
neben Werkblei absetzbare Schlacken und einen an Kupfer angereicherten
Bleistein erhält, welcher durch wiederholtes Rösten und Schmelzen auf
Kupferstein verarbeitet wird. Das Werkblei von diesen verschiedenen
Arbeiten wird in der nämlichen Weise behandelt wie das Werkblei
von der Erzarbeit. Wegen der Freiberger Hüttenverfahren vgl. auch
Capacci in den Annales des mines, Stölzel, Metallurgie, II. Theil S. 899 ff.
Dinglsr's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 1. 1889(1. 2
\f{ Neueiiiiipcii im Mutnllhüttcnwci-eu.
und C. J'lallner. Jahrbuch fiir Bug- und Uültenwesen im Königreiche
Sachsen^ 1x83 8. 1 und 1886 S. 133. Was die Producte der ßleiarbeil
HiilH'trifVt, so sind die Werkbleie verluiltuil'sinärsig reich au Silber, aber
mich stark verunreinigt mit Kupfer, Zinn, Antimnn und Arsen. Die
nachfolgenden Analysen geben die Nebenproducte au:
1 Werkblei von reicher Erzarbeit der Miildiier Hütle
II ., .. gewöliiilicher Erzarbeit der Jluldiier lliiile
HI ,. ,, Schlackenarboit der iVIuldner HüUe
IV „ ., Erzarbeit der Halsbrückncr Hütte
V „ ., Schlackenarbeit der Halsbrückuer Hütte.
I II Ul IV V
Silber 1.790 0,47(1 0,430 0,830 0,516
Kupfer 0,t)3'2 0.'^25 0.1'il 0,3'i8 0,699
Wismulli .... 0.034 0.019 0.022 O.U47 0.032
Cadmiiini .... — — 0,002 — 0,003
Zinn 1.490 1.354 0,078 0,(;50 0,871
Arsen 1,159 1,826 0.134 0.540 0.388
Antimöii 6,215 0,958 0,480 0,976 0.358
Nickel lind Kubalt . — - — 0,010 0.011
Eisen 0,005 0,007 _ _ _
Zink 0.003 0,002 0,008 — —
Schwefel .... - 0,051 0,015 — -
Und das Kupfer möglichst aus dem Bleie wegzubringen, wird ein
Saigerprozefs angewendet, durch welchen ungefähr 90 Proc. des Kupfer-
gehaltes, sowie Nickel, Kobalt und Eisen mit Schwefel und einer ent-
si)rechenden Menge Arsens mit den Saigerdörnern ausgeschieden werden.
Um auch Zinn, Arsen und Antimon zu entfernen, werden die gesaigerlen
Bleie auf dem Raflinirlierde einge-schmolzen und mit Hilfe eines gegen
die Oberfläche gerichteten Luftstromes gegen Ende des Prozesses mittels
eingeleiteten Wasserdampfes einer theilweisen Oxydation unterworfen,
bei welcher vorzugsweise Verbindungen der Zinnsäure, Arsensäure imd
Antimonsäure mit Bleioxyd gebildet werden. Es gehen aus diesem
Prozes.se 74 bis 82 Proc. des vorgelaufenen gesaigerteu Erzbleies, 78 bis
90 Proc. des Schlackenbleies als raftinirte Werkbleie hervor. Dieselben
enthalten dann noch die unter VI, Vll, Vlll. IX angegebenen fremden
Bestandtheile :
wobei VI sicl\ auf raflinirle.« Erzblei der Muldner Hütte
VII ,. .. ., Schlackenblei der Muldner Hütte
VIII .. „ „ Erzblei der Halsbrüokiier Hütio
IX .. ,. .. Sclilackenblei der ., ., he/ielit.
VI VH VIII IX
Silber 1,76 . . 0,84 . . I,0li3 . . 0,775
Kupfer 0,157 . . t).102 . . 0,209 . . 0,104
Wismutli .... 0.122 . . t),064 . . 0,098 . . 0,114
Arsen Spin- . . Spur . . 0,tX)2 . . 0,001
Antimon und Zinn . 0,019 . . 0,011 . . 0,026 . . 0,017
Von den nachstehenden drei Weiehbleianaiysen bezieht sich X auf
die Nelienbestaudtheile von Weichblei, wie es durch Pattinsoniren auf
der Muldner Hütte erhalten wird, XI auf Weichblei, wie es aus der
Zinkentsilberung auf der Muldner Hütte hervorgeht, und XU auf Weich-
Nfiierungeii im Metallhütteiiweseii.
19
0,023 . .
. . 0,031
0,005 . .
. . 0,0006
Spur . .
0,0006 . .
. . 0,0003
. . 0,0006
blei, wie es durch das Pattinson verfahren auf der Halsbrückner Hütte
gewonnen wird. Nr. XI stammt aus den rafflnirten Bleien von VI und
VII, Nr. XII aus VIII und IX.
X XI Xll
Kupier .... ü,0275 .... 0,0008 .... 0,077
Wismuth . . . 0,0198
Zinn 0,0002
Antimon . . . 0,0004
Eisen .... 0,0005
Zink 0,0004
Das Zink wird auf der Muldner Hütte, wie üblich, in drei auf ein-
ander folgenden Theilen in das zu entsilbernde Werkblei eingetragen
und der nach jedem Zusätze gebildete Schaum abgehoben. Die folgenden
Analysen geben die Zusammensetzung von drei solchen aus einer Post
Werkblei gewonnenen Reichschäumen.
XIII
Gold 0,024
Silber 3,82
Kupfer 3,28
Wismuth 0,01
Blei 56,45
Zink 34,02
Eisen 1,31
Antimon Spur
.'Schwefel Spur
SauerslotV (aus dem Verluste) 1,09
XIV
XV
. . 0,006 .
0,003
. . 3,33 .
1,69
. . 0,49 .
0,36
. 0,01 .
0,01
. 44,54 .
44,52
. 49,69
50,77
. . 0,57 .
0,85
. . Spur
—
. . 1,37 .
1,80
100,00 100,00 100,00
Dr. Scherlei hat einen wichtigen Versuch über das Verhalten der
im Werkbleie enthaltenen Elemente ausgeführt. Er füllte einen ei.serneu
Cylinder von etwa l^" Höhe mit geschmolzenem Werkbleie und liefs
dasselbe 24 Stunden in einem Räume, dessen Temperatur höher lag als
der Schmelzpunkt des Bleies, stehen. Hierauf liel's man es erkalten
und nahm von oben und unten entsprechende Scheiben zur Analyse.
XVI
XVII
Üben Unten
Spec. G
BW. 10,321 10,824
Silber . .
. 0,421 . . . 0,403
Kupfer . .
. 1,324
0,034
Wismuth
. 0,132
0,042
Zinn . .
. 0,941
9
Arsen . .
. 2,164
1,980
Antimon
. 0,700
0,749
Eisen . .
. 0,103
0.009
Nickel . .
. 0,029
Zink
. 0,016
0.003
Schwefel .
. 0,500
—
Diese Analysen berechtigen also zu dem Schlüsse, dafs sieh oben
vorzugsweise Kupfer, Wismuth, Eisen, Nickel nebst Schwefel anreichern.
Das Silber ist oben in gröfserer Menge enthalten als unten. Es würde
sich sicherlich in noch viel gröfserem Mafse oben angereichert haben,
wenn nicht auch die die sogen. Saigerdörner zusammensetzenden Ele-
2Ü
NfueruDgen im Mctallliiittenwesen.
iiiente sich dort angesammelt hätlen. Eine aus der Mitte des Cylinders
!i Iisgeschnittene Seheibe zeigte 0,430 Proc. Silber.
Was die Schlacken von der Bleiarbeit anbetritlt, so bezieht sich:
Nr. I auf absetzbare Schlacke von der Muldner Hütte
,, II „ Schlacke von Erzarbeil der Muldner Hütte, aus besonders
zinkreicher Beschickung gelallen,
„ III „ Schlacke von der Erzarbelt auf der Halsbriickner Hütte
„ IV „ dieselbe Schlacke aus der ersten Schlackenarbeit
_ V „ eine absetzbare Schlacke aus dem zweiten Schlackcnschmelzen.
Kieselsäure
Silber . . .
Bleioxyd . .
Kupferoxyd
Zinnoxyd . .
Eisenoxydul .
Manganoxyd 11 1
Zinkoxyd . .
Thonerde . .
Baryt . . .
Kalk . . . .
Magnesia . .
Schwefel . .
Sauerstoff, äquiva
Schwefel
I
34,80
Ü,001
2,39
0,18
36,38
13,2,^
8,1
0,50
2,66
1,37
II
27,lö
0,013
3,86
0,60
38,58
2,36
17,83
2,55
0,32
3,15
1,06
2,27
111
28,85
0,036
6.18
1.05
0,42
38,47
3.30
10,27
2,45
0,56
4,88
0,57
4,00
IV
33,00
0.005
3.93
1,00
0.12
35,28
3,30
11.23
4,10
0,62
4,35
1,18
1,71
V
33,10
0,001
1,32
0,65
0,10
40,72
2,93
9,06
4,20
0,88
4,77
1,02
1,33
99,63
-0,68
99,73 101,00 99,82 100,08
1,13 — 2,00 — 0,85
0,66
98,95
98,60
mm
8.97
99.42
Die Schlacke II wurde beim Verschmelzen sehr zinkreicher fremder
Erze erhalten. Dieselbe zeigte, wie schon wiederholt an Schlacken
mit hohem Zinkgehalte beobachtet worden ist, grofse Neigung, sich in
Kugelschalen abzusondern. Nach kurzer Zeit begann sie bröckelig zu
werden. Solche zinkreiche Beschickungen können nach sorgföltigem
Al>rösten im Pilzofen verschmolzen werden.
Der Bleistein von der Muldner Hütte (Nr. I), ein Spurstein (Nr. II)
und ein Coneentrationsstein (Nr. III) zeigten die nachstehende Zusammen-
setzung:
I
II
III
Silber . . .
0,27 . .
0,29 .
. 0,31
Kupfer . . .
25,30 . .
55,43 .
. 73,95
Blei . . . .
19,29 . .
16,86 .
4,85
Wismuth . .
Spur . .
—
0,02
Antimon
0,66 . .
0,22 .
0,06
Arsen . . .
3,77 . .
—
0.18
Eisen . . .
21,88 . .
3,50 .
0,13
Nickel, Kobalt
0,24 . .
0,41 .
0,21
Zink ....
6,87 . .
3,44 .
—
Schwefel . .
20,46 . .
10,12 .
. 18,98
98,74
98,69
Ein krystallisirter Stein von dort ist ungefähr nach der Formel
l'bS. SCu.jS zusammengesetzt.
Eine Bleispeise von der Muldner Hütte war wie folgt zusammen-
gesetzt :
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 21
Silber 0,15
Blei 20,64
Kupfer 22,65
Eisen 14,90
Nickel, Kobalt .... 6,82
Zink 4,91
Antimon 8,80
Arsen 19,88
Schwefel 1,19
99,94
Die gesaminte Kupferproduction der Freiberger Hüttenwerke wird
zu Kupfervitriol verarbeitet.
In solch einem Vitriole waren enthalten :
Silbero.xyd Spur
Kapfero.xvd 31,681 entspricht 99,801 CUSO4 + 5 H2O
Eisenoxydul 0,036 „ 0,121 FeSOj + 5H.,0
Zinkoxyd 0,003 ., 0,010 ZnS04 + 5H.,0
Nickel- und Kobaltoxyd 0,003 „ 0,008 NiSOj + 5 HjO
Bleioxyd 0,004 „ 0,006 PbSOj
Schwefelsäure .... 31,946 „ 99,946
Die Arsenerze werden auf metallisches Arsen, sogen. Fliegenstein
und Rothglas von folgender Zusammensetzung verarbeitet:
Fliegenstein Rothglas
Arsen . . . 99,70 . . . 63,200
Blei .... 0,014 . . . 0,103
Eisen , . . 0,175 . . . 0,161
Schwe'lel . . 0,051 . . . 36,504
99,940 99,968
Der Flugstaub von den verschiedenen Rost- und Schmelzverfahren
wird auf arsenige Säure verarbeitet, welche als Arsenikmehl und als
Weifsglas in den Handel kommt. Das Weifsglas enthalt 99,88 Proc,
das Arsenikmehl 99,70 Proc. AS2O3.
Die als Nebenproduct auf den Freiberger Hütten erhaltene H2SO4
enthält bis 0,175 Proc. Arsen. Durch die Behandlung der Kammersäure
mit Schwefelwasserstoff in den von Gerstenhöfer angegebenen Füllungs-
thürmen wird das Arsen so weit entfernt, dafs dasselbe in der Säure
von 660 B. nicht 0,0002 Proc. erreicht. Der Bleigehalt der concentrirten
Säure beträgt 0,058 Proc. In der Zeitschrift des Vereines deutscher
Ingenieure, 1888 S. 758, theilt C. Schnabel noch mit, dafs die Ausschei-
dung der Bestandtheile des Bleirauches auf Hüttenwerken mit Hilfe von
Elektricität sich nicht bewährt habe, weil es nicht möglich war, aus
bewegten Raiichmasseu erhebliche Mengen von Blei bezieh. Bleiverbin-
duugen niederzuschlagen (vgl. später die englischen Einrichtungen).
Charles Henry Theodore Havemann in Paris, welcher die bekannte
Niederschlagsarbeit etwas abgeändert hat (1886 260 379), emptiehlt
jetzt ein Verfahren zur Gewinnung von Blei und Silber aus Schwefel-
verbindungen dieser Metalle in Flammöfen ohne vorherige Röstung.
Das Wesen dieses Verfahrens beruht in der Behandlung der betretfen-
den Mineralien mit Aetznatron oder auch einem Natronsalze und nach-
■2'J Neuerungen im iMelallliutlenweseii.
l'olgenrier Wiedergewinnung; von Ael/.natron bezieh. Nalriumearlionat,
wndureh die Gestehungskosten vermindert werden sollen.
Dafs man Nalriumcarbonal als Schmelzmittel bei Laboratoriums-
versuehen angewendet hat, ist bekannt. Zwei Vortheile sind es, die
den Erfinder auf die angedeutete Idee gebracht haben, nämlich die
grofse Fähigkeit des Natrons, Schwefel aufzunehmen, und die Schmelz-
barkeit desselben unter Rothglul.
Behufs Wiedergewinnung des Natrons wird das Mineral mit etwa
5 bis 10 Proe. Eisen oder Sehwefeleisen gemischt, falls das Mineral
solches nicht schon enthält. Dieses hat den Zweck, eine Doppelverbin-
dung von Schwefeleisen und Schwefelnatrium zu erzeugen, welche als-
dann den Haui)tbestandtheil der Schlacke bildet.
Wird diese Schlacke einer Kohlensäure haltigen Atmosphäre aus-
gesetzt, so bildet sich Natriumcarbonal, und die Schlacke zerfällt hier-
bei in Staub. Das Natriumcarbouat läi'sl sich mit den anderen etwa
vorhandenen Schwefelverbindungen durch Wasser ausziehen, während
das Schwefeleisen und die anderen unlöslichen Bestandtheile zurück-
bleiben. Durch Eindampfen kann aus der Lösung Soda gewonnen
werden. Im Interesse des Verfahrens liegt es aber, vor dem Ein-
dampfen die Soda auf bekannte Weise in Aetznatron zu verwandeln.
Ohne Zusatz von Eisen oder Schwefeleisen würde es nöthig sein,
die Schlacke behufs Lösung des Natrons zu pulverisiren, was nicht
leicht sein dürfte. Man bedenke, welche Schwierigkeiten allein schon
wegen der Staubbildung beim Mahlen der Thomasschlackc sich ein-
stellen. Die Lösung müfste aber mit Kohlensäure bchandell werden,
was jedoch für die Praxis zu kostspielig sein würde.
Die Ausführung des Verfahrens geschieht nun in folgender Weise:
Das zu behandelnde Mineral wird in den Ofen gebracht, ein Drittel
oder die Hälfte der zu verwendenden Natronmenge hinzugethan und
das Ganze sorgfältig durchgerührt.
Nachdem nun die Masse halbflüssig geworden und die Hauptreactiou
Mirüber ist, was nach ungefähr einer halben Stunde eintritt, gibt man
den Rest des Natrons dazu, wodurch fast augenblicklich eine Ver-
flüssigung der ganzen Masse eintritt, so dafs sich das Blei leicht ab-
sondert: darauf läfst man die ganze Beschickung abfliefsen.
Behufs Mischung des Minerales mit dem ersten Theile des zu ver-
wendenden Natrons vor der Beschickung aufserhalb des Ofens kann
man eine starke Natronlösung mit ungefähr 35 bis 40 Proc. Natron-
gehall anwenden. Hierdurch si)art man bei der Wiedergewinnung des
Natrons an Kosten, da der gröfste Theil der letzteren auf die Ver-
dampfung der atzend gemachten Laugen zu rechnen ist.
Man kann auch, um die Kosten zu verringern, eine geringe Menge
Kohle dem Minerale zumischen, wodurch man eine gröfsere Menge Blei
gewinnen bezieh, an Natron sparen kann.
^ieuerungeii im Alelallhüttemvesen. 2o
Dieses ergibt sicli daraus, dafs zuerst das Natron durch die Kohle
zu Natrium reducirt wird und dieses dann augenblicklich aus dem
Schwefelblei das Blei in Freiheit setzt. Ebenso kann man, um an
Natron zu sparen, auch das Mineral mit Bleiglätte mischen, welche,
da sie zur Entschwefelung dient, eine gewisse Ersparnifs an Natron
bedingt.
Auch kann man Chlornatrium mit Bleiglätte und Wasser mischen,
um einen Theil des Chlornafriums in Aetznatron zu verwandeln. Dar-
auf mischt man das Ganze, ohne vorher das Aetznatron auszuziehen,
mit dem betreffenden Minerale und schmilzt diese Mischung unter Zu-
gabe von Natron. So erhält man das in der Glätte enthaltene Blei
gleichzeitig mit dem Bleie des Schwefelbleies.
Es ist klar, dafs in den Hüttenwerken, welche für die Bleiglätte
keine bessere Verwendung haben als zur Bleigewinnung, dieses letztere
Verfahren eine bemerkenswert he Ersparnifs an Natron bewirkt.
Die Sehlacke, die bei dem beschriebenen Verfahren erhalten wird,
ist im Allgemeinen frei von Blei; sollte dieselbe dennoch etwas Blei
enthalten, so findet mau es nach Auflösung der Schlacke im Boden-
satze der Lauge, wovon es mit Leichtigkeit getrennt wird.
Ein Theil der in den Mineralien etwa vorhanden gewesenen Kiesel-
säure ist, da die angewendete Temperatur nicht hoch war, frei ge-
blieben; ein anderer Theil freilich hat sich mit dem Natron zu lös-
lichem Natriumsilicat verbunden, welches jedoch, wie oben beschrieben,
durch Kohlensäure in Carbonat verwandelt wird; dadurch wird die
Kieselsäure frei und die Trennung findet beim Auslaugen statt.
Ein Theil des in der Schlacke enthaltenen Natrons ist in Schwefel-
nalrium verwandelt, ein anderer Theil in Natriumcarbonat, besonders
wenn man einen Zusatz von Kohle angewendet hat: ein weiterer Theil
des Natrons findet sich in der Schlacke als Sulfat.
Selbstverständlich werden der Boden und die Wände des Flamm-
ofens, da sie für gewöhnlich aus Silicaten zusammengesetzt sind, .sehr
stark durch das Natron angegriffen. Diesem kann man vorbeugen, wenn
mau in dem Ofen vor seiner Inbetriebsetzung Natron bei einer so hohen
Temperatur schmilzt, dafs die Wände und der Boden in Silicat ver-
wandelt werden. Dieses wird alsdann während des Betriebes, wo nur eine
niedrige Temperatur zur Anwendung kommt, nicht mehr angegriffen.
Alle in der Schlacke enthaltenen Verunreinigungen, welche sich
nicht mit Natron verbunden haben, sind im Wasser unlöslich und daher
beim Auslaugen behufs Wiedergewinnung des Natrons leicht zu ent-
fernen.
Um das Natron zu regeneriren, stellt man zweckmäfsig zwei
Reservoirs, das eine etwas höher gelegen als das andere, aus Ziegeln
her und verputzt dieselben mit hydraulischem Kalke, so dafs die Wände
derselben vollkommen dicht werden.
24 NeiieruMgen im Melallhüttenwesen.
In dem höher gelegenen Bassin ordnet man etwa in halber Höhe
Träger an, auf welche man Platten oder durchlöcherte Tafeln oder
Eisengitter legt, die zum Aufbringen der Schlackenstücke dienen, nach-
dem man den unteren Theil des Bassins mit Wasser gefüllt hat. Hierauf
wird das Bassin mit Platten oder Eisenblech zugedeckt. Jii einer zweck-
mäfsig im oberen Theile einer der Wände angebrachten OelTnung wird
ein Rost derart angeordnet, dafs die Verbrennungsgase des Koks oder
anderer geeigneten Brennmaterialien, welche auf diesem Koste ver-
brennen sollen, zwischen dem Schlackenlager und der Decke des Re-
servoirs hinstreichen.
Durch die Einwirkung dieser Gase, welche Knhleusäure enthalten,
wird die Schlacke, wie oben geschildert, zersetzt und dieselbe fällt als-
dann durch die Oeffnungen der Unterlage als ein Pulver in das darunter
belindliehe Wasser, von welchem sie gelöst wird. Sobald sicli die un-
löslichen Bestandtheile zu Boden gesetzt haben, wird die Lösung in das
andere Bassin hineingelassen, wo sie auf bekannte Weise atzend ge-
macht wird.
Will man für die Miueralbehaudluug Natriumcarbonat anwenden,
so ist eine Aetzendmachuug uunöthig. Will man dagegen Aetznatron
verwenden, so mufs mau die Lösung bis zu einem gewissen Grade ein-
dampfen. Hat man die Lauge bis auf etwa 36 Proc. Natron gebracht,
so kann man dieselbe in dem flüssigen Zustande mit dem Minerale ver-
mischen und dann dasselbe im Ofen behandeln. Sollte jedoch nicht
genügend alkalisehe Substanz mittels dieser Lauge mit dem Erze ver-
mischt sein, um die Reduction desselben mit Leichtigkeit zu erwirken,
was jedoch von der Natur und der Feinheit des Erzes abhängt , so ist
es notlnvendig, dafs ein Theil festes Natron zugesetzt wird, und zu dem
Zwecke wird ein Theil der Lauge für solche Fälle bis zu dem Grade
abgedampft, bei welchem dieselbe nach Erkaltung steif wird.
Zu einem Bleiglanze mit etwa 70 Proc. Blei, welcher noch Schwefel-
kupfer, -zink, -antimon, -eisen und Kieselsäure enthält, sollen an Natron
ungefähr 25 Proe. des Mineralgewichtes genügen.
Würde man zu jeder Operation neue Mengen Natron zum Markt-
preise gebrauchen, so wäre dies allerdings ein kostspieliges Verfahren.
Da man aber das Natron immer wieder gewinnt, so kann man nach
Angabe des Erlinders den thalsächliehen Preis für 1' des regenerirtea
Natrons, Verluste eingerechnet, auf 40 M. veranschlagen. Bei Be-
nutzung von 25 Proc. stellt sich der Preis für das wiedergewonnene,
inclusive das den Verlust ersetzende neue Natron auf ungefähr 10 M.
für II Erz.
Wie die jüngsten Vorschläge flauema/ins, so mufs auch dieser, so
verlockend das Verfahren auch, namentlich für kohlenarme Gegenden
wegen des geringen Kohleverbrauches sein mag, wohl mit grofser
Vorsicht aufgenommen werden, bis wiederholte Versuche, \(in denen
Alkylirung von Rosanilinen durch Amidokohlenwasserstott'e. 25
bis jetzt nichts verlautet, dargetiian haben, ob es sich lediglich um eine
theoretische Spekulation oder um ein praktisch verwerthbares Verfahren
handelt. Haiemann hat für das vorstehend beschriebene Verfahren das
D. R. P. Nr. 43 868 vom 28. September 1887 mit folgendem Patent-
ansprüche ervt'orben:
„Bei der Gewinnung von Blei und Silber aus den ihre Schwefel-
verbindungen enthaltenden Mineralien durch Schmelzung der letzteren
mit Aetznatron, Natriumearbonat oder diese Stoffe enthaltenden Sub-
stanzen ein Verfahren, gekennzeichnet durch den Zusatz von Sehwefel-
eisen vor der Schmelzung und die Behandlung der entstandenen Sehlacke
bis zum Zerfallen derselben mit Kohlensäure nach der Schmelzung,
worauf die zerfallene Schlacke mit Wasser ausgelaugt und aus der
Lauge durch einfaches Eindampfen Natriumearbonat oder durch Kausti-
ticiren Aetznatron gewonnen werden kann."
Während des Jahres 1886 wurden nach Landsberg an Blei und Blei-
glätte in Deutschland producirt:
Blei Glätte
t t
Stoiberger Gesellschaß 14 390 . . 83
Rheinisch- Nassavische Gesellschaft ... 4 790 . . —
Mechernicher Bergwerksverein .... 22 809 . . —
Commerner Berawerksvereiti — . . —
A. Pönsge.n und Söhne (Hütte zu Call) 3 650 . . —
Remy und IJoffmavn (Hütte bei Ems") . 4 926 . . —
S. B'. Goldschmidt (Hütte bei Braubach) 4 851 . . —
Rothenbacher Hütte bei Siegen .... 39 . . 222
Walther-Croneckhütle bei Rosdzin ... 5 817 . . 792
Friedrichshütle bei Tarnowitz .... 15 061 . . 1697
Oberbergamt Clausthal^ Oberharz ... 8 427 . . —
Unterharzer Hütten 3194 . . 205
Überhüttenamt Freiberg 4 359 . . 479
Die Bleiproduction von Nordamerika für 1886 wird (C. Schnabd)
auf 127 008' angegeben. W. Knorl.
Ueber die Alkylirung von Rosanilinen durch Amido-
kohlen Wasserstoffe; von Dr. Otto Mühlhäuser.
Rosauiline mit nichtsubstituirten Amidogrup])en lassen mit Amido-
kohlenwasserstoffen unter Austritt von Ammoniak Alkylrosaniline her-
vorgehen. Je nachdem das zu behandelnde Amidotriphenylcarbinol 1,
2 oder 3 primäre Amidgruppen enthält, gelingt auch die Einführung
von 1, 2 oder 3 Kohlenwassersloffresten. Die Anzahl der ins Molekül
eingehenden Reste hängt wesentlich von der Natur der an das Ros-
anilin gebundenen Säure ab. Drei Phenylreste treten z. B. in das Ros-
anilin par excellenee dann ein, wenn die mit Benzoesäure versalzte
Rothbase mit viel Anilin gekocht wird, zwei bezieh, nur ein einziger,
wenn an Stelle der Benzoesäure die Salz- oder Schwefelsäure tritt.
2tj Alkylirung von Kosaniliiicii dincli AinidokolileiiuasseislolVi'.
Im Allgemeinen haben sich die anorganischen Säuren weniger substi-
liitionsbegiinstigend erwiesen als die organischen, unter denen wieder
die Benzoesäure die wirksamste zu sein scheint. Man macht von dem
verschiedenartigen Verhalten der Säuren bei der f'abrikatorischen Phe-
nylirung Gebrauch und verwendet, je nachdem man höher oder nieder
substituirte Rosaniline bereiten will, anorganische oder organische Säuren.
Die Thatsache, dals Rosaniline mit drei secundär substituirten
Amidgnippen Phenyln)saniline gar nicht entstehen lassen, solche mit
zwei tertiären und einer primären nur sehr schwer und solche mit ]>ri-
mären und secundären bezieh, rein primären Amidgruppen sehr leicht,
besagt, dals die Substitution nur dann statthaben kann, wenn NH;, ab-
trennbar ist. Dessen Abspaltung wird intramolekular und unter Bildung
eines Zwischenproductes erfolgen, wenn dazu die Möglichkeit gegeben
i.st. So beim Rosanilin:
CH *^^''
CßHj.NH., = NH, + (Mn„H>^"
C^Hj-NH.,
OH
CgH,
OH
An die hypotheli.sciie Dui-ciigangssubstanz wird sich in regressiver
Reaction Anilin anlagern und Phenyirosanilin entstehen:
CfH^.^H, /c«Hj.nh:,
OH
OH
Durch successives Abspalten von NH, und Anlagern von Anilin im
Siime nachstehender Gleichungen dürfte schliefslich aus Phenylrosanilia
das Triphenjlrosanilin hervorgehen.
, '^^<,"h S^^A/
CfiH4-NII., ^C,.,Hj.NH.i
OH ^ OH
'■ '~>'N CHI \ ^^CfiHä
C6H4-^^-*«"ä'+ C„H^.NH,= < ,, ,, v.^H
ic'hI.nh., ' )^«"'-^<C«H5iJ
OH
^ OH
CkHj.NH., " ^ / CfiHj^
0 H ' ■ ' OH
Alkvlining von Rosanilinen durch AmiiiokolilcnwassersinlTo. 27
C.Hj . N^ C6H5 + CeHj . NH, = C ^ OeHjN < ^^y_
CeHj/ / CfiH^ . N<" „
Das Rosanilin und Anilin werden aber die Compouenten zum Am-
moniak dann gemeinschaftlich liefern, wenn dessen Zustandekommen
nur so denkbar ist. So beispielsweise im folgenden Falle:
. CeHj.NH, ^
\ CfiHj • N<|5^3 \ CfiH4 . N<(.^jj.
C •< k|j3 + CfiHäNH.^ = NH;, + C <^ CfiHj • N( CHg).,
yC6H4.N<^^3 J CeHj . N(CH3)2
' OH ' °^
Wie die Theorie vermuthen läl'st, geht aber hier die Phenylirung
nur schwer vor sich, fast ebenso schwierig wie diejenige von Anilin
durch Anilin.
Geschichtliches.
Die französischen Chemiker Charles Girard und Georges de Laire '
erhielten im J. 1860 beim Verkochen von grofsen Anilinmengen mit
Arsensäure blaufärbende Substanzen, deren Erhalt ihnen kurze Zeit
darauf in einfachster Weise aus Fuchsin und heifsem Anilin gelang.
Wie sich später herausstellte, bestand die Reactionsmasse'^ aus Mono-,
Di- und Triphenylrosanilin. Mannet und Dury* verwendeten bald darauf
an Stelle des Fuchsins das Rosanilinacetat, Wanklyn^ das Benzoat, Price^
liel's auf Fuchsin valeriansaures, oxalsaures, weinsaures, milchsaures und
zimmtsaures Anilin reagireu und bekam in allen Fällen Phenylrosani-
liue. n'illiams*' probirte die Phenylirung mit Oelsäure, Watson'' mit
Stearinsäure und Sachs^ mit den Fettsäuren der Seife. Nur Essig- und
Benzoesäure behaupteten aber fernerhin im Kleinen wie im Grofsen
ihre Stelle. Beide Säuren werden bei Phenylirungen stets dann ver-
wendet, wenn es sich um möglichst vollständige Substitution eines
Amidotriphenylcarbinols handelt.
1862 stellte Colin^ aus Fuchsin und Paratoluidin das Tritolylros-
1 Französisches Patent Nr. 45826 vom G. .Juli 1860 und Zusatz vom
2. Januar 1861.
2 Vgl. A. W. Hoffmann. London, Roy. Soc. Proc, Bd. 12 S. 578 und Bd. 13
S. 9 und Neues Handwörterbuch von Fehling-Hell, Bd. 1 S. 626.
3 Französisches Patent Nr. 54073 vom 20. Mai 1862.
4 Englisches Patent vom November 1862.
ö Englisches Patent vom 10. December 1862; D.p. J. 1863 170 219.
rt Polytechnisches Notizblatt, 1864 S. 137.
^ Deutsche Indusiriezeitung^ 1864 S. 42.
'^ Musterzeitung für Färberei und Druckerei, 1865 S. 58.
■I Französisches Patent vom 16. iVIai 1862; vgl, A. W. Hoffmann, Ann. Chem.
Pharm., Bd. 132 S. 290, und Clark. Chemical A'eios.'Bd. 9 S. 32. und Jahresbericht,
1864 S. 318.
28 Alkylirung von Rosaniliiien diucli Amidokohlenwasserstoire.
anilin dar, 1867 erioeugtc Wolff^o mit «-Naijhlylamin nuphtylirtes Kos-
anilin und mit Methyl-, Aetliyl-, Butyl- und Amylamiu die entsprechend
fettali^ylirteii Hosaiiiline. Im selben Jahre gelang A. Scfdumberger^^ aus
6'oupier'schem Kü.sotoiuidin und Anilin der Erhalt von Phenylrosotoluidin.
1881 schlug Otto Fischer '^ die Phenylirung von Pararosanilinen,
welche eine |)rimare und zwei secundäre bezieh, zwei tertiäre und eine
primäre Ainidgru|)pe enthalten, für technische Zwecke vor.
1882 phenylirte Oscar Doebner '^ das Diamidotriphenylcarbinol mit
salzsaurem Anilin zweifach. Die Bereitung von betanaphtylirtem Ros-
anilin aus Rosanilinbenzoat und Betanaphtylamin gelang A. Meldola 'J.
In ähnlicher Weise auch die Darstellung von Betanaphtylpararosanilin.
In diese Zeit fallen auch die Versuche, das Pararosanilin mit Anilin in
Gegenwart einer Säure zu phenyüreu. 1884 erzeugten Noelling tnul
('ollin '5 aus Rosanilin und Ortho- bezieh. Metatoluidin ortho- und nieta-
tolylirtes Rosanilin. Aufserdem constatirten die Genannten, dal's bei
der Hlaudarstellung das Lösungsanilin — was gewöhnlich als Anilin-
iiber.schufs bezeichnet wird — durch andere Lösungsmittel, wie Phenol
und Naphtalin mit mehr oder weniger Vortheil ersetzbar ist und dafs
1 Mol. Rosanilin uud 3 Mol. Anilin in Gegenwart von etwas Benzoe-
säure mit dem Phenol Violett, mit Naphtalin dagegen Anilinblau gebe.
188t) liefs Dahl^'' auf Rosanilin im Beisein von Benzoesäure heifses
Phenylendiamin und dessen Homologe einwirken uud bekam so wasser-
lösliche Aniido])heuylrosaniline. Im selben Jahre constatirten Heumann
und Heidlberg '^, dafs gechlorte Aniline sich gegen Rosanilin ebenso wie
Anilin verhalten. Aus Rosanilin und Benzoesäure und 0-Chlor, Meta-
Chlor und Parachlor-Anilin bereiteten die genannten Chemiker 0-Tri-
chlor-, Metatrichlor- und Paratrichlor-Triphenylrosanilin. Hervorragend
technische Wichtigkeit haben heute das Triphenylrosanilin und das
Triphenylpararosanilin, welch letzteres berufen ist, das erstere zu er-
setzen. Von mehr geschichtlichem Interesse sind das Mono- und Diphenyl-
rosanilin, aber auch diese Substanzen werden heute noch, wenn auch
in geringen Mengen, fabrikmäfsig bereitet.
Technisches.
lieber die Darstellung der Phenylrosaniline läfst sich wenig All-
gemeingültiges sagen, weil eben für jeden einzelnen Fall erst die
W Journal für praktische Chemie, Bd. 101 S. 177; vgl. auch Ballo. Berichte
der deutschen chemischen Qesellschaft, 1870 Bd. 3 S. 289 und 676.
II Waqn. J. ß., 1869 S. 239."
i'i I). R. 1". Nr. 16707 vom 1. Februar 1881.
'ä Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 Bd. 15 S. 237.
14 Chemical Neus , Hd. 47 S. 133 und 146, und Berichte der deutschnt chemi-
schen Qe>elUcUaft. 1883 Bd. 16 S. 964; vgl. auch Noelling und Cotlin. daselbst 1884
8. 258.
15 Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 Bd. 19 S. 258.
16 ü. R. P. Nr. 36900 vom 11. März 1886.
17 Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. 1886 Bd. 19. S. 1992.
Horwitz, die Analj'se der Wollscbmelzöle. 29
günstigsteu Reactionsbedingungen erforscht werden müssen. Nach dem
vorhin Mitgetheilten dürfte indessen deren Auffindung nicht schwer fallen.
Was die Abtrennung der reinen Producte aus den Rohschmelzen
anbelangt, so kann diese ebenfalls in verschiedenster Weise geschehen.
Sind die phenylirten Rosaoiline wasserlöslich, so reinigt man sie nach
Methoden, wie sie bei den wasserlöslichen Substanzen überhaupt ange-
wendet werden; sind sie nur spritlöslich, so kann man dieselben aus
alkoholischen oder anilinischen Lösungen fractionirt ausscheiden oder
aber mit Benzol die (in diesem Kohlenwasserstoffe auf löslichen) Begleiter
entziehen.
Die Analyse der Wollschmelzöle; von Dr. A. Horwitz.
Die für die Wollenwaaren-Fabrikation in Anwendung kommenden
Schmelzöle sind Emulsionen, welche aus flüssigem Fette und wässerigen
alkalischen Lösungen bestehen. In den von mir untersuchten Wollschmelz-
ölen war das flüssige' Fett meist ein Gemisch von Olivenöl und Baum-
wollensamenöl: die wässerige alkalische Lösung eine Lösung von Am-
moniak und Soda. Da die technischen Olivenöle zuweilen einen Zusatz
von Mineralölen, Harzölen, trocknenden Oelen u. s. w. erfahren, diese
Beimengungen aber auf den weiteren Verlauf der Fabrikation von schäd-
lichem Einflüsse sind, wird sich die qualitative Prüfung der Schmelzöle
in erster Reihe mit dem Nachweise dieser Substanzen beschäftigen.
Im Nachfolgenden erlaube ich mir, das von mir eingeschlagene
Verfahren, die Wollschmelzöle quantitativ zu analysiren, mitzutheilen.
Dasselbe dürfte sich besonders empfehlen, da es leicht und verhältnifs-
mäfsig schnell ausführbar ist und gute Resultate gibt. Das Verfahren
gründet sich darauf, dafs Soda in einem Gemische von Alkohol und
Aether unlöslich ist, wohingegen Fett, Ammoniak und Wasser sich
darin lösen, bezieh, damit mischbar sind. Da das Lösungsverhältnifs des
Ammoniumplatinchlorids in Alkohol 0,005 : 100 beträgt, also höchstens
einen für technische Analysen nicht zu veranschlagenden Fehler bedingt,
wird das Ammoniak in die Platinverbindung übergeführt und als solche
oder nach dem Glühen als metallisches Platin gewogen.
Zur Ausführung der Bestimmung werden 1,5 bis 2s des zu unter-
suchenden Schmelzöles in verschlossenem Gefäfse abgewogen, mit Alkohol
und Aether überschichtet und nach tüchtigem Umschütteln einige Stunden
stehen gelassen. Die Soda bleibt ungelöst, wird auf einem gewogenen
Filter gesammelt, bei 100" getrocknet und gewogen.
Das Filtrat theilt man in zwei gleiche Theile, von denen der eine
zur Bestimmung des Fettes, der andere zur Bestimmung des Ammoniaks
dient. Der zur Fettbestimmung dienende Antheil ergibt den Fettgehalt
nach dem Verdunsten des Alkohols und Aethers und darauffolgendem
30 l,aiiu'r. die pholographischm Goldsalze.
Trocknen bei lOU bis 120". Zu dem anderen Anlheile lügt mau Salz-
säure und fiällt durch Platinchlorid.
Zur Bestimmung des Wassers wird eine gewogene Quantität des
Schmelzöies bei 100 bis 120" bis zum constanten Gewichte getrocknet.
Die Gewichtsabnahme gibt Wasser -)- Ammoniak au: subtrahirt man
davon deu Animoniakgehalt, so erhält mau die in dem .Schmelzöle vor-
handeue Menge Wasser.
Es möge hier eine uacli dem eben be.schriebeueu Verfahren ausge-
führte quantitative Analvae eines Schmelzöles folgen:
1^8602 Sehmelzöl hinterliefsen 0s,0169 Soda = 0,91 Proc.
üa das Filtrat zur Ammoniak- und Fettbestimmung in zwei gleiche
Theile getheilt wurde, entsprach jeder dieser Theile 0^,9301 Sehmelzöl.
0*!,9301 Sehmelzöl ergaben 0?,0337 Platin, entsprechend 0,32 Proc.
Ammoniak,
0-,y301 Sehmelzöl hinterlieisen ü»,1317 Fett = 14,16 Proc.
Zur Wasserbestimmung wurden 1^,9214 Sehmelzöl angewandt: diese
ergaben nach dem Trocknen bei 100 bis 120" einen Gewichtsverlust von
18,6288 = 84,77 Proc. Da der Ammoniakgehalt 0,32 Proc. betrug, hinter-
blieben für das Wasser 84,77 — 0,32 = 84,45 Proc.
Es enthielt demnach das Sehmelzöl in 100 Theilen:
Fett 14,16 Th.
Soda t),91 .,
Ammoniak .... 0.32 ..
Wasser .... . 84,45 ,.
99,84 Th.
Da bei dem angeführten Schmelzöle die Herstellung angegeben
werden sollte, wurde die Umrechnung aus Ammoniak und Wasser vor-
genommen. Dieselbe ergab, dafs eine 0,38procentige wässerige Am-
moniaklösung augewandt war, also eine Ammoniaklö.sung vom Volum-
gewichte 0,9983.
Zur Herstellung von 100 Gew.-Th. Sehmelzöl waren also ange-
wandt :
14,16 Th. Kett
0,91 „ Soda
84,77 „ Ammoniak vom Voliimgi-wiclite U,9983.
Herliu im December 1888.
Die photographischen Goldsalze; von Alexander Lainer.
Die am meisten im Gebrauche stehenden Goldsalze des Handels
sind das Chlorgold, das (."hiorgoldkalium und das Chlorgoldnatrium
Lezieh. das Goldsalz.
Will mau eines dieser Goldsalze durch ein anderes in einem Gold-
badrecepte ersetzen, .10 pflegt man sich gewöhnlich an die in den Lehr-
Lainei-, die pholographischen Goldsalze. 31
büchern der Photographie augegebeuen Aequivalentzahlen zu halten,
wobei allerdings chemische Reinheit der Goldsalze vorausgesetzt wird.
Nach den Aequivalentzahlen sind folgende Mengen der Goldsalze
gleichwerthig, d. h. sie enthalten gleiche Quantitäten Gold (64s,9):
lÜOg Cblorgold,
131g Chlorgoldiiatrium,
136g.,4 Chlorgoldkaliura.
Es fragt sich nun, ob die käuflichen Salze diesen Aequivalent-
zahlen entsprechen, ob sie also chemisch rein sind und wenn nicht, in
welchen Verhältnissen sie sich dann gegenseitig ersetzen.
Eine wichtige Frage ist ferner die, ob die Goldsalze des Handels
verfälscht sind. Dr. Just sagt in seinem Raihgeber für den Positiv-
prozefs S. 51 :
.,Es liegen allerdings keine neueren Analysen über die jetzt im Handel
vorkommenden Goldsalze vor, aber noch im .J. 1863 fand Prof. J. Pohl in einer
Handelsvvaare neben 53,22 Proc. reinem Natriumgoldchlorid 46,78 Proc. als
Fälschung zugesetztes Chlornatrium. Es ist kaum anzunehmen, dafs Fälschungen
in diesem Ausmafse heutzutage noch vorkommen, immerhin findet man aber
auch heute noch bei der Prüfung mit Alkohol und Aether in vielen käuf-
lichen Goldsalzcn Chloralkalien."
Ich unterscheide nun zwischen Fälschungen und überschüssig zu-
gesetzten Chloralkalien insofern, als ja trotz des letzteren Falles der
Preis des Salzes ein reeller sein kann, wenn gewisse Grenzen nicht
überschritten werden.
Um nun obige Frage beantworten zu können, aualj-sirte ich die
drei gebräuchlichen Goldsalze des Handels, nämlich Chlorgold, Chlor-
goldkalium und Chlorgoldnatrium bezieh, das Goldsaiz und bespreche
die erhalteneu Resultate nach einer dreifachen Richtung.
11 Vom chemisc/i-analytischen Standpunkte, Sind die käuflichen Salze
chemisch rein und einer Formel entsprechend oder sind es Salzgemenge?
Darstellungsmethoden.
2) In pecuniärer Richtung. Wie sind die Preisverhältni.sse, und
welches Goldsalz ist das billigste bei gleichem Goldgehalte?
Sind die Goldsalze verfälscht?
3) Vom photographisch-praktischen Standpunkte:, bezüglich des gegen-
seitigen Ersatzes in den Goldbädern und den Goldbadverstärkungen.
I.
a) Das Chlorgold. Nicht .selten kommt es vor, dafs beim Auflösen
des Chlorgoldes ein brauner Rückstand bleibt. Derselbe rührt von aus-
geschiedenem Golde her und resultirt aus der Darstelluugsweise. Löst
mau Gold in Königswasser auf und dampft die Lösung ein, so zersetzt
sich ein Theil des entstandenen Goldchlorides, indem etwas Gold-
chlorür entsteht; beim weiteren starken Erhitzen wird direkt Gold ab-
geschieden. Löst man ein derartiges überhitztes Salz in Wasser auf,
so bleibt natürlich das Gold ungelöst; aber selbst das nicht überhitzte
Salz, welches Goldehloriir enthält, zerfällt Jeichl in Goldchlorid und
32 Lainei-. die pholographischeii GoldsaUe.
Gold. Bei der Darstellung; von wasserfreiem Goldchloride der Formel
AiiCl, mufs obige abgedamplte Lösung mit Was^ser erwärmt werden;
dann filtrirt man vom abgeschiedenen Golde ab, verdampft neuerdings
vorsichtig und erhitzt schliefslich auf ISO». Man erhält eine duukel-
rubinrothe oder rothbraune Masse, welche Lackmus riithet. Die chemische
Zusainmeusetzung ents))richt folgenden Zahlen:
Au 197 oder 64.91
Cl.j 106,5 .. 35,09
303,5 oder 100,00
Wenn man obige wässerige Lösung eindampft, bis sich eine Krystall-
haul bildet, so erhält man beim Erkalten dunkel orangefarbene, grofse
spröde Krystalle von der Formel AUCI3+2H.2O, welche an feuchter
Luft zerfliefsen und in trockener Luft verwittern.
Beim Auflösen von Gold in Königswasser mit viel überschüssiger
Salzsäure entsteht Wasserstoffgoldchlorid, welches nach genügender Con-
centration und Stehenlassen (am besten über Aetzkalk) nach Thomson '
Krystalle von der Formel AuClj.HCl 4-4H2O und nach Weber'^ von
der Formel AuClj.HCl + 3H.,0 gibt, die an feuchter Luft zerfliefsen.
Die Analyse von zwei Goldchloriden verschiedener Firmen ergab
folgende Resultate:
All . . . 196,5 oder 49,94 a) 41,11 b) 51,75 Proc.
CI4 . . . 142,0 „ 36,09
H . . . 1 „ 0,25
SH.jO . . 54 „ 13,72
393,5 oder 100,00
Das analysirte sogen. Goldchlorid des Handels a) enthielt 42,11 Proc.
Gold oder 64,79 Proc. Goldchlorid, aufserdem enthielt dieses Salz
26,60 Proc. andere Beimengungen, der Hauptsache nach Kaliumchlorid.
Dieses Goldchlorid war somit kein reines Salz^ sondern ein Salz-
gemenge.
Das mit b) bezeichnete Goldchlorid war nur durch etwas Kupfer-
salz (etwa 0,5 Proc.) verunreinigt.
b) Das Goldchloridkallum AuCljKCl + 2H.^0. Dieses Salz erhält
man beim Verdunsten und Erkalten der neutralen oder schwach sauren
(Toldchloridlösung und der der Formel AuCl3,KCi entsprechenden Menge
\()n Kaliumchlorid als grofse durchsichtige, rhombische Tafeln, welche
an der Luft rasch zu einem schwefelgelben Pulver von wasserfreiem
Salze verwittern.
Die Analyse des Handelssalzes ergab:
All 196,5 . . 47,52 . . 44,17
CI3 106,5 . . 25,75 . . —
KCl 74,5 . . 18,02 . . 27,15
211,0 36 . . 8,71 . . —
100,00
• Berichte der deutschen chemitchen Oeselhchaft, 1877 S. 1833.
■J Poggendorß's Annaten, Bd. 131 S. 445. j
Au . .
. 196,5
CI3 . .
. 106,5
NaCl .
. 58,5
aH20 .
. 36
Lainer, die phofographischen Goldsalze. 33
Diese Analyse zeigt, dafs dieses Salz nicht chemisch rein icat\ indem
€inem Goldgehalte von 4-4,17 Pi-üc. nur 16,75 Proc. Kaliumchlorid ent-
sprechen, während der Rückstand der Chloride nach Fällung des Goldes
27,15 Proc. betrug, also 10,40 Proc. als Zusatz zu betrachten sind. Der
Ueberschufs an Kalisalz ergab sich auch beim Ausschütteln des Handels-
salzes mit Aether, wobei eine weifse unlösliche Salzmasse zurückblieb,
c) Das Goldchtoridnalriuin NaCl.AuCi^-f-^H.jO. Man erhält dieses Salz,
wenn man 4 Th. Gold in Königswasser auflöst und hierauf zur Trockene
abdampft, den Rückstand in 8 Th. Wasser löst, 1 Th. Kochsalz zu-
fügt, auf 4 Th. durch Erwärmen concentrirt und behufs Krystallisation
erkalten läfst. Die Krystalle sind pomeranzeugelb und luftbeständig.
Analyse der Goldsalze
49,43 a) 17,73 b) 20,55 Proc.
26,79
14,72
9,06
100,00
Das Goldsalz des Handels besteht, wie allgemein bekannt ist, aus
Goldchloridnatrium, welchem ein Ueberschufs von Natriumchlorid zu-
gesetzt ist. Die Analyse ergab 17,73 Proc. Gold.
Berechnet man das dem gefundenen Golde entsprechende Gold-
chloridnatrium, so ergibt sieh, dafs in obiger Handelswaare ein Zusatz
von etwa 64 Proc. Natriumehlorid vorhanden war.
Das mit b) bezeichnete Salz enthielt einen gröfseren Goldgehalt
von 20,55 Proc; auch dieses Salz enthielt Spuren von Kupfer.
H.
Die Frage der Fälschung kann erst nach Erörterung der Preis-
verhältnisse der verschiedenen Goldsalze in Betracht gezogen werden;
doch halte ich es für alle Fälle nicht correct, dafs ein Goldchlorid als
solches bezeichnet wird, wenn es über 26 Proc. Alkalisalze enthält.
Die Goldsalze werden bekanntlich in kleinen Fläschchen zu 2" in
den Handel gebracht, das analysirte Chlorgold (2?) kostete 2 fl. 40 kr.,
ebenso viel das Chlorgoldkalium, das Goldsalz (2s) kostete 1 fl. 4 kr.
lg Goldcblorid (a) enthielt 0,4211g Gold, kostete 1 Ü. 20 kr.
1 „ (b) " ■ ~"
1 Goldchlorkalium
1 Goldsalz (a)
1 „ Cb)
Bei der Annahme, dafs das Goldchloridkalium einen Normalpreis
repräsentirt^ und Is desselben bei einem Goldgehalte von 0g,4417
1 tl. 20 kr. kostet, so berechnet sich der Werth von
Is Goldchlorid (a) mit 0,4211g Gold zu 1 fl. 15 kr. statt 1 fl. 20 kr.
1 „ (b) „ 0,5175 „ „ 1 „ 46 „ „ 1 „ 20 „
1 Goldsalz (a) „ 0,1773 ,. .. — „ 48 „ „ — „ 52 „
1 „ (b) „ 0,2055 „ „ — „ 55 „ „ — „ 55 „
3 Es ist im gegebenen Falle unter den a-Salzen das billigste in Bezug
auf den Goldgehalt.
Dingler's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 1. 1889(1. 3
0,5175
„ 1 „ 20
0,4417
„ 1 « 20
0,1773
„ — ,. 52
0,2055
„ — ,. 55
34
Lainer. die pholograpliischi'ii OoUisalze.
Es ergibt sich aus diesen Berechnungen, dafs der Preis der Gold-
salze a) in Bezug auf deren Goldgehalt so ziemlich übereinstimmt. Von
Fülsrhungeti im eigentlichen Sinne kann nicht die Rede aein:^ jedoch er-
seheint <las Goldcbkirid b) auffallend billiger, da es nach der Berech-
nung im Vergleiche zu den anderen Salzen 1 fl. 46 kr. werth wäre und
nur 1 11. 20 kr. kostete.
Was das volle Gewicht von 2« der Salze anbelangt, so nahm ich
behufs Constatirung desselben beim Goldchlovidkalium und G(jldchlorid-
nalrium sehr genaue Wägungen in der Art vor, dafs ich zuerst die
Fläschchen sammt dem Inliaite wog, dann das Salz auflöste, damit jede
Spur desselben in Betracht komme und nach dem Trocknen die Fläschchen
wieder auf die Wage brachte.
Es ergab sich in beiden Fällen ein kleiner Abgang und zwar:
beim Goldchloridkalium von 0r,0538
beim Goldsalze von Og,0361.
Dieser Abgang repräsentirt im ersten Falle einen Werlh von 6 kr.,
im zweiten Falle nicht ganz 2 kr. Die b-Salze zeigten ein geringes
Uebergewicht zu Gunsten des Käufers.
III.
Für die photogra])hische Praxis ergibt sieh aus der Analyse, dafs
man die Goldsalze nicht nach ihren Ae(|uivalentzahlen gegenseitig in
den Recepten der Tonbäder ersetzen kann, dafs selbst bei gleichen
Salzen aus verschiedenen Bezugsquellen verschiedene Wirkungen re-
sultiren, besonders da auch der Gehalt an freier, den Salzen anhaf-
tender Salzsäure vei'schieden ist.
Man ])llegt gewöhnlich die Goldsalze 1:50 aufzulösen, d. h. man
bringt den Inhalt eines Fläschchens (2?) nach dem Auflösen durch Ver-
dünnung mit destillirlem Wasser auf 100«^'^.
Ich uiöchle mir den Vorschlag erlauben, die Verdünnung zu ver-
(lo])peln und die Vorrathslösung 1 : 100 herzustellen, indem dann die
vorkommenden Ungenauigkeiten beim Ansetzen und Verstärken der Gold-
bäder weniger in Betracht kommen.
Folgende Tabelle zeigt, wie die Salze bei chemischer Reinheit und
andererseits, wie sie nach den H(;;sullaten der Analyse einander ersetzen
dürfen:
Aequiviilent
bei ohemischer
Reinheit
Gleichwerthig nach dem wirklichen
GoUigehalle
a-Solze
b-Salze
chemisch
reine Salze
GoldchloridL<3sung
Goldchloridkaliiiiii-Lösiing . . .
Goldchlorid ualriura-Lösuiig
bezieh. G(ddsnlz
136,4
131
lOOcc
95
•>37
81CC
•>05
65CC
89
85
Für die Praxis wäre bei dem gefundenen GoldgehaUe der analy-
sirten llandelssalze l«"'' Chlorgold (a) oder 0"',s ( b") gleich 1''' Chlor-
Lainer, die photographischen GoldsaJze. 35
goldkalium gleich ■2'-''-',4 Goldsalz (a) (Clilorgoldnatviiim) oder 2"' (b)
zu nehmen.
Haltbare Goldbäder sind von Zeit zu Zeit zu verstärken. Wenn
der Goldbedarf für den Bogen mit 0^,025 Chlorgold oder 0?,0162 Gold
angenommen werden kann, so wären von der Vorrathslösung 1:100
für den Bogen folgende Mengen zur Verstärkung zu nehmen :
bei Chlorgold 4cc (a) oder 3,2cc (b) oder 3,6cc chemisoh rein
., Chlorgoldkaliam 4 (a) „ — — „ 3,6 ., .,
„ Chlorgoldnatriiira 9,5 (a) „ 8,'2 (b) ., 3,4
Schliefslich möchte ich hier noch bezüglich des Goldsalzes (Chlor-
goldnatrium) erwähnen, dafs ein sehr grofser Kochsalzgehalt desselben
beim Tonen der Bilder schädlich wirken kann, indem das Natriumchlorid
einen fuchsigen Ton veranlafst, worauf auch in den Pliotographischen
Mittheihmgen^ XX. Jahrgang S. 279, aufmerksam gemacht wurde.
Häufig besitzen die Goldsalze des Handels in Folge unrichtiger
Darstellungsweisen viel freie Salzsäure, welche sich schon beim Oeflfuen
der Fläschchen durch den stechenden Geruch bemerkbar macht. Diese
freie Salzsäure erzeugt beim Tonen sehr schädliche Wirkungen, indem
sie die Tonung aufserordentlich verzögert und zur Blasenbildung des
Albumins Veranlassung gibt. Die Bilder sehen nach dem Tonen sehr
unschön und ,.zerfressen" aus. Sucht man durch Neutralisation mit den
bekannten Alkalisalzen die freie Salzsäure zu binden, so entsteht Natrium-
chlorid, welches sich auf diese Weise im Goldbade unliebsamer Weise
anhäuft.
Bezüglich des Kupfergehaltes bemerkt Herr Jo/i/H, dafs das Kupfer
nicht nur unschädlich beim Tonen wirkt, sondern im Gegentheile dazu
beitragt, den Bildern einen besseren Ton zu geben, so dafs er bei An-
wendung eines kupferfreien Goldsalzes dem Tonbade Kupferchlorid zu-
zusetzen pflegt.
Der verschiedene Goldgehalt, sowie überhaupt die verschiedene
Zusammensetzung gleichnamiger Goldsalze dürfte eine Hauptursache
der Entstehung ungezählter Goldbadrecepte sein, da hier das sogen.
„Abstimmen^' der Lösungen zur Nothwendigkeit wird.
Jene Photographen, welche sich ihre Goldsalze regelrecht selbst
bereiten, haben den V^ortheil für sich, stets mit gleichwerthigen Salzen
zu arbeiten; aber für den Käufer wäre es höchst wünschenswerth, eine
gleichartige möglichst neutrale Waare zu erhalten, was er durch den
Ankauf von krystallisirten Goldsalzen noch am sichersten erreicht.
Laboratorium der k. k. Lehr- und Versuchsanslalt für Photographie und Repto-
diictionsrer fahren in Wien, im December 1888.
< Photographische Mittheilungen. XX. Jalirgang S. 278.
36 KryoliUi und seine Stellvertreter in der Glasindustrie.
Kryolitli und seine Stellvertreter in der Glasindustrie:
von Richard Zsigmondy.
Der Krvolith wird, s-eildein er iu hedL-iitenden (^)iiiii)titäten in den
Handel tiebraclit wurde, mit grofsem Vurtheile iu der Glasindustrie zur
Darstellung von Miicli- oder Opalgläsern verwendet.
Als vor etwa 3 Jahren die Ausbeutung der Kryolitlilager in Grön-
land von der dauisclieu Regierung der Oeresund -Company übertragen
wurde, stie"^ der Preis dieses Miuerales so bedeutend, dafs die Glas-
fabrikanten sich allgemein nach einem Ersätze des kostspieligen Krvülithes
umsahen.
Man machte mit mehr oder weniger Glück Versuche, den Kryolith
durch Gemenge von Feldspat!) und Flufsspath zu ersetzen. Diesen Ver-
suchen verdankt das sogen. Spathglas seine Entstehung.
Aus jener Zeit stammt auch eine Abhandlung von C. Wcinreb\
der Fluornatrium, gemengt mit 'i'iionerde haltigen Mineralien als |)assenden
Ersatz des Kryolithes vorschlug. Um den Flufsspath fabrikmafsig in Alkali-
fluorid umzusetzen, würde man denselben nach Weinreb unter Zusatz
von Sand mit Soda oder Potasche, oder auch mit Sulfat und Kohle am
besten in Drehöfen schmelzen.
Bald daraufwandte ich mich, veranlafst durch einen österreichischen
Glasindustriellen dem Studiutn derselben Frage zu. Es war mir bald
klar, dafs das Fluorkalium als Ersatz für Kryolith zu theuer wäre, da
man bei seiner Darstellung durch Schmelzen von Flufsspath mit Potasche
einen erheblichen Ueberschufs der letzteren anwenden müfste, von dem
sich das Fluorkalium nicht trennen liefse, und man, selbst bei Anwendung
von reinem Fluorkalium, bedeutend mehr Kali in das Glas schmelzen
würde, als demselben sonst zugesetzt wird. Dadurch würde aber der
Ersatz des Krjolilhes theurer zu steilen kommen, als dieser selbst. Es
bleibt also aufser einigen, iu der Natur in nicht allzu grofsen Mengen
vorkommenden Fluor haltigen Mineralien, z. ß. der Lepidolith nur mehr
das Fluornatrium, das mit Vortheil statt des Kryolithes verwendet werden
könnte. Einige Versuche, dasselbe nach dem von Weinreb angegel)enen
Verfahren herzustellen, zeigten mir jedoch, dafs dasselbe sieh ökonomisch
im Grossen auch nicht durchführen liefse, da man beim Zusammen-
schmelzen von Flufsspath mit etwas Kieselsäure und dem nölhigen
Ueberschufs von Soda, falls derselbe nicht sehr grofs gewählt wird, in
Wassser sehr schwer erweichende Schmelzen erhält , aus denen sich
nur wenig Fluornatrium e.xtrahireu läfst; selbst wenn es aber gelingen
würde, leicht erweichende Fritten zu erhallen, so würde die Schwer-
lösliclikeit des Fluornatrium (1 : 23) das Eindami)fen von grofsen Quanti-
täten Wasser nöthig machen, was den Prozefs wesentlich vertheuern
würde.
1 /iir Konnlnil's des Krvolithslasos. 1885 '2'tii 3(U .
Kryolith und seine Stellvertreter in der Glasindustrie. 37
Diese Umstände gaben mir Veranlassung, auf Grundlage der Wein-
j-i'i'selien Angaben ein neues Verfahren zur Darstellung von Fluornatrium
auszuarbeiten.
Bevor ich jedoch zur Beschreibung meiner eigenen Versuche über-
üehe, halle ich es für nothwendig, die Chemie der Krvolith- und Spath-
gläser eingehender zu besprechen und daran eine \ergleichende Be-
trachtung der Eigenschaften beider zu reihen.
Schon im J. 1869, also bald nach Einführung des Ivryolithes in die
Glasindustrie, wurden zwei einander gänzlich widersprechende Ansichten
über das Verhalten des Kryolithes im geschmolzenen Glase von zwei
verschiedenen Autoren ' ausgesprochen, ßenrath'^ gelangt auf Grund
seiner Analj'sen und Versuche zur Annahme, dafs der Kryolith sich
mit der Kieselsäure nach folgender Gleichung umsetzt;
AI, Flfi 6 Na Fl + 14 Si ö, = 3 Si Flj + 3 Na., 0, Al.^ O.,, 1 1 Si 0.^
und schreibt die Trübung der Krj'olithgläser der ausgeschiedenen Thon-
erde zu. Williams^ nimmt das Kiesel fluornatrium als trübenden Bestaud-
theil an und erklärt den Vorgang etwa folgender Weise: Fluornatrium
tritt mit dem aus Kieselsäure und Krj'olith gebildeten Fluorsilicium zu
Kieseltluornatrium zusammen; der Rest des Fluors entweicht als Fluor-
.silieium und die übrige Kieselsäure verbindet sich mit dem Zinkoxyde, dem
gebildeten Natron und Alumiuiumoxyde zu einem Gemische von Silicaten,
das von der Zu.sanimen.setzung des Glases nicht wesentlich abweicht.
Auch P. Ebell (1877 225 77) machte die Kryolithfrage zum Gegen-
staude einiger Versuche. Er schmolz wie Benralh 1 Th. Krj'olith mit
2 Th. Sand zusammen und untersuchte das geschmolzene Opalglas. Er
fand darin — entgegen der Behauptung ßcnrat/is — 1,74 Proc. Fluor.
Des Weitereu bewies er, dafs durch einen Ueberschufs von Kieselsäure
sämmtliches Fluor ausgetrieben werden kann und dafs das erschmolzene
Glas nicht mehr trüb anläuft. Durch Zusammenschmelzen von 100 Th.
Glasbrocken mit 10 Th. Kieselfluornatrium erhielt er ein farbloses
Krystallglas.
Hagemann und Jörgson (1874 213 223) zeigten, dafs sowohl Gläser,
die mit Flufsspath, als solche, die mit Kryolith geschmolzen sind, Fluor
tnthalten.
Einige Jahre später befafste sich Weinreb (1885 256 362) mit der-
selben Frage und erwies durch seine Versuche zur Evidenz, dafs Fluor-
natrium allein, .sowie Thonerde allein, dem Glassatze allein beigemischt,
keine Trübung im Glase hervorruft; dafs man aber durch Gemenge
beider tadellose Milchgläser erzeugen könne.
Schliefslich sjjricht noch H. Sc/iwar: in seinen Glasstudien * die
2 1869 192 240.
3 1869 192 412.
i Verhaiidlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbtleilses 1887:
vgl. auch 1888 207 223 u. ff.
3X Knolilh und seine Stollvertfeter in der Glasindustrie.
Ansicht uiis ■ wolil ohne von Weinreb's Arbeit Kenntuil's zu habeu
dai's die Trübung- der Fluorgiiiser aller Waiirseheinlichkeit nach auf die
Bildung von Kieseltluoriiatrium zuriiekzufiihren sei.
Betrachten wir nun die Grundlagen, auf welche die' einzelnen
Allloren ihre Behau|)tuugen stützen, etwas näher. Benrath fand in einem
Glase der Bat-cast Porcelain Compamj: (57 Proc. SiO^, 11 Proc. AI2O.,
und 20 Proc. Na.^ ü. — Er schmolz Kryolith mit der düp))ellen Menge
Kieselsäure zusatninen und fand, dal's sämmtjiches Fluor als Huorsiliciuin
entweicht. Eine geringe Menge Fluor dürfte dabei doch im Glase zurück-
geblieben sein und sich seiner Beobachtung entzogen haben; denn reine
Thonerde ruft keine Trübung im bleifreien Glase hervor, wie Ebdl und
Weinreb bewiesen haben, und der folgende von mir angestellte Versuch
zeigen wird :
7UJk Sand
34 Soda
wurden im .S/emenjs-Ofen geschmolzen. Es resuitirte ein leicht schmelz-
bares Krystallglas ohne die leiseste Trübung: diese trat auch bei wieder-
holtem Nachwärmen des Glases nicht auf. Dem fertigen Glase kommt
2 7
annähernd folgende Formel zu: .- Al^üj-^ Na.,ü.üSiO,. (leli beziehe
hier, wie in der Folge der besseren Uebersichtlichkeit halber, die
Formeln der Gläser auf GSiO.j und schreibe daher Bruchtheile von
Molekülen; aufgelöst würde die Formel 2 A1.2O3.7Na.^O.30SiO., lauten.)
Die beiden von Weinreb im Platintiegel geschmolzenen Glaser haben
nahezu folgende Formeln: '/•, Al.ü.j, Na.,0, 6 SiO.^ und '^,3 A1.^0;,>^,,Na.,O,
öSiü.^; ersteres war krätzig und ungar, letzteres wasserklar. Wie man
sieht, läfst sich eine grol'se Quantität Thonerde ohne Schaden einem
selbst kalkfreien Glase einverleiben, nur mufs man dann den Alkali-
gehalt etwas über das normale Mals steigern.
Williams fand als Durchschnitt von 5 Analysen folgende Zusammeii-
.setzung eines amerikanischen Kryolithglases:
.SiO.j ..".... 63,84
Aljd., 7,86
VK.iOi 1,50
MnÜ 1,12
ZnU 6,91:1
CaU 1,86
MgO 0,'2ö
Fl 8.05.
Warum Williams gerade Kiesellluornatrium als trübenden Besland-
Iheil des Glases annimmt, einen Körper, der in der Glühhitze gar nicht
beständig ist, ist nicht recht einzusehen. Kieselthiormetalle verlieren
bei fortgesetztem Glühen alles Kluorsilieium {Berzeliua) unter Zurück-
bleiben der Fluormetalle (\gl. auch Gmilin- Krauts Iliiiulhuch der Chemie).
Wiltiama leilet auf Gniiid seiner .Vunivsoii toltreude Formel lilr da>
Kryolilli uud seine Stellvertreter in der Glasindustrie. ;!9
Kr.yolithglas ab: 2(R.203 3SiO,^ + 3[R03SiO.J) + NaFlSiFl^. Zu be-
merkeu ist, dala Williams uoch die alten Aequivalentformehi gebraucht.
RO bedeutet ZiiO,CaO,MgO,MnO und Na.,0. Aus seinen Daten habe
ich folgende Formel abgeleitet, unter der Annahine, dafs Fluorahiminium
den trübenden Bestandtheil des Glases bildet:
Na-p, s',0 RO, 6 SiO.^ + ',., AI, Fl,j,
eine Formel, die mit der eines Glases wohl viel mehr Aehnlichkeit hat,
als die von Williams. Berechnet man aus dem Aluminiumgehalt die
angewendete Menge Krjolith, so koinmt man zu folgendem Glassatz:
100 Th. Sand
46,7 ,. Krvolith
10 „ Ziiikweifs.
Es haben sich dann 2,5 Th. Fluor als NaFl und 12,3 als SiFl^ ver-
flüchtigt, also etwas mehr als die Hälfte des GesaiTimt-Fluorgehaltes.
Das Zinkoxyd hat hier zur Silicatbilduug beigetragen und dadurch das
Fluoraluminium vor Zersetzung geschützt.
Auch aus den Daten, die C. fVeinreb gibt, geht deutlich hervor, dafs
zugesetzte Oxyde oder Carbonate einen Theil des Kryolithes vor Zer-
setzung schützen. Die Analyse eines von Weinreb untersuchten öster-
reichischen Kryolithglases lautet, auf 100 SiO, bezogen, folgendermafsen :
SiO^ .100
AI2O3 4,0
CaO 4,9
K2O 5,6
NajO 12,1
Fl 4,8.
Aus dem Thonerdegehalte des Glases berechnet sich ein Zusatz
von 16,4 Th. Kryolith, entsprechend 8,9 Th. Fluor. Gefunden wurden
4,8 Th. Fl, so dafs sich also fast die Hafte Fl verflüchtigt hat. Aus
der Analyse habe ich folgende Formel abgeleitet:
^U K.2O, 1/3 CaO, eSiO.^, V- AljFlj,.
Auch hier hat die Kieselsäure nur zersetzend auf den Kryolith ein-
gewirkt, um sich der zur Glasbildung nöthigen Menge Alkali zu be-
mächtigen. Durch Zusammenschmelzen von 100 Th. SiO.^, 20 Th. NaFl,
8 Th. K.2CO3, 7 Th. NajCOj, 8 Th. CaC03 und 6 Th. Al.^ (OH),,, eines
dem berechneten Glassatze entsprechenden Gemenges erhielt Weinreb
ein tadelloses Kryolithglas. Jedenfalls hat hier die Kieselsäure zur
Glasbildung die Hälfte des angewendeten Fluornatriums zersetzt, während
die andere Hälfte sich mit dem Aluminiumoxyde in Fluoraluminium und
Natriumoxyd umgesetzt hat; unter dieser Voraussetzung entspricht das
erschmolzene Milchglas folgender Zusaminensetzung:
R2O, i,3CaO, 6SiO,2, '/7AI2FI6.
Als weiterer Beleg für die Beobachtung Weinreb's., dafs Fluornatrium
allein ein Kalkglas nicht opak macht, kann ich einen von mir aus-
geführten Versuch anfuhren: In einem Chamottetiegel von etwa l'',5
Inhalt wurde folaiender Satz im SiVmfns-Ofen aeschniolzen :
40 Knolith und seine Stellvertreter in der Ulasindiistric.
Sand ü5dg
Potasclie IS
Soda 5
Kalk 13
NaI'l 9.
Uni das Fluornalriiim vor der Einwirkuug der Flammen zu scbülzen,
wurde der Hafen mit einem passenden Deckel versehen. Bald nachdem
der Tiegel in den Ofen eingesetzt war, zeigte sich eine heftige Keaction:
Der Deekel beginnt zu tanzen, das Glas raucht und der Tiegel bekommt
Langsrisse; es bedurfte der ganzen Aufmerksamkeit der Schmelzer, um
ilen Tiegel vor einetii verderbliehen Seitensprunge in einen benachbarten
Hafen zu bewahren. Nach dem Erkalten zeigte sich das erschmolzene
tilas wasserhell und der Tiegel war heftig angegritTen.
Wenn ich nicht fürchten inüfste, zu weitläufig zu werden, könnte
ich noch einige Beispiele aus der Literatur", sowie eigene Versuche über
Kryolithgläser ant'ühreu; ich würde damit aber nichts wesentlich Neues
bringen, und so gehe ich denn zur Zusammenfassung obiger Betrachtungen
über, aus denen sich folgende lehrreiche Sätze ableiten lassen:
1) Der trübende Bestandtheil des Kryolilhglases ist nicht Kiesel-
lluornatrium, wie vor nicht gar langer Zeit ein gewifs genauer Kenner
der Chemie des Glases behauptet hat, sondern wahrscheinlich Fluor-
uliiminium.
2) Fluornatrium, sowie Kieselfluornatrium, einem guten Kalkglase
zugesetzt, sind nicht im Stande, dasselbe zu trüben. Ersteres entsteht
in der Glühhitze aus letzterem und beide verflüchtigen sich bei der
Temperatur des Siemens-Ofens aus dem Glase.
■i) Fluornatrium und Thonerde, gemeinsam dem Glassatze zugefügt,
geben gute Opalgläser.
•1) Fluorverbindungen der Metalle wirken auf freie Kieselsäure bei
Weifsglühhitze gerade so aufschliefsend ein, wie die Flul'sfäure bei ge-
wohnlicher Temperatur. Dabei entsteht Fluorsilicium und das wcrth-
volle Fluor entweicht. Ist die Kieselsäure gebunden, so schmelzen sie
mit dem Silicate unverändert zusammen.
5) Die Zusammensetzung guter Kryolithgläser weicht nicht wesent-
lich von der anderer Gläser ab, nähert sich sehr der der Alabaster-
gläser (z. B. Ii,0, 'jCaO, eSiOj) und läfst sich annähernd durch folgende
Formel ausdrücken:
R,0,(i;3 bis 1) RO,6SiO.^-f Ci; bis 1,2) Al.^ Flg.
Jenen Glasfabrikanten, die den Krjolith beibehalten, ist daher an-
zurathen, eine dem Fluornatrium im Kr^'olith ä<iuivalente Menge Kaolin,
Tliouerdehjdrat oder Feldspath dem Glassatze zuzusetzen, sie werden
dadurch viel Kryolith ersparen.
Im Widerspruche mit dem unter 2) Angeführten scheinen einige
Versuche von O. Schntl iSprcchsaal Bd. 85, S. 386) zu stehen. Schott
schmolz folgende Gemenge:
Kryolitli und seine Stellvertreter in der Glasindustrie. 41
I. It. III.
Soda 30 KJU —
NaFl 100 85 IGO
SiO.2 370 330 320
Minium .... — 75 320
und erhielt dicht milchweifse Gläser. Die Origiualabhandlung war mir
leider uicht zugänglich; wahrscheinlich wurde bei verhältnifsmäfsig
niedriger Teinperatur geschmolzen. Die Schmelze I weicht so voll-
ständig von der Zusammensetzung eines Glases ab,- dal's sieh die Trübung
leicht erklären läfst: Freie Kieselsäure schmilzt mit Fluornatrium noch
unter dessen Schmelzpunkt unverändert zusammen (vgl. Gmelin-Kraut).
Hier gesellt sich zu dieser Schmelze noch etwas Natriumsilicat. Wurde
dagegen bei hoher Temperatur geschmolzen, so ist die Trübung der
Aufnahme von Al.jOj aus dem Tiegel zuzuschreiben.
Die Undurchsichtigkeit der Gläser II und III ist wohl der Bildung
von PbFl2 zuzuschreiben. Dafür sprechen auch zahlreiche Versuche
von H. Schwarz [Glasstudien., Verhandlungen des Vereins zur Beförderung
des Gewerbßeifses). Bleihaltige Normalglaser wurden mit wechselnden
Mengen von CaFI, und KFl zusammengeschmolzen und dabei gut opake
Gläser erhalten.
Spaihglas. Die ersten Versuche zur Herstellung von opaken Gläsern
aus Flufsspath unter Zusatz von Thonerde haltigen Mineralien wie Feld-
.-path, waren meist von Mifserfolgen begleitet. Schon im J. 1879
liel's sich N. Kempner eine „Milchglascomposition aus Feldspath, Flufs-
spath und Sehwerspath" patentiren. Ich glaube kaum, dafs der Autor
der Patentschrift, der sich darin übrigens einige wissenschaftliche Blöfsen
gegeben, mit seinem Patente bedeutende Erfolge erzielt hat. Es könnte
sein, dafs der Schwerspath die unangenehmen Eigenschaften derartiger
Gläser modificirt, Gemenge von Feldspath und Flufsspath allein geben,
dem Glassatze zugesetzt, stets ungleiche, schlierige Gläser, die den
Hafeu stark angreifen und für die Praxis unbrauchbar sind.
Ich rieth, dem Glassatze Kaolin zuzufügen. Das half; man erhielt
gleichmäfsig opake Gläser, die den aus Kryolith geschmolzenen an
Schönheit wenig nachstanden. Bald aber zeigte sich ein anderer Uebel-
staiid. Während die Wand des Hafens ganz unversehrt blieb, war am
Boden desselben eine grofse Menge halbkugelförmiger Vertiefungen in
den verschiedensten Gröfsen von 1 bis lO«:"" Durchmesser bemerkbar,
die mit durchsichtiger, glasartiger Materie erfüllt waren. Den Ueber-
gang dieser kesseiförmigen Gruben in die Chamottemasse des Hafens
bildet eine harte, porzellanartige Rinde. Man konnte durch vergleichende
Betrachtung förmlich das Wachsen dieser unwillkommenen Gäste be-
obachten; wo ein solches Grübchen auftritt, dort frifst die Masse weiter
und zwar so lange, bis der Hafeu leck ist, was oft nach ein bis zwei
Tagen geschah. Nach dem Erkalten des Hafens konnte man durch
Klopfen die auf diese Weise gebildeten Glaszapfeu leicht von Chamotte
42 Kiyolitli und seine Stellvertreter in der Glasindustrie.
berri'icii. Dif Aiialv.-.c fiiies mir uiiigesniiilli'n Proliestiicke;? fiihrk' zu
folgeiiiitT pidcoulischer Zusumiiieiiselzuiig :
,Si(_i2 (51. 5() Proe.
Al^O., 19,58 ,.
FeÜ 0,80 „
Na.20 3.79 „
K^O 3.(51 „
PbO 0,94 ,.
U»0 1,77 „
CaO 6,65 ,.
Fl 0,65 „
99,45 Proc.
Die Anwesenheit von Bleioxyti ist daratif zuriiclizufiilireti, dais dem
Glassafze etwas Minium beigefügt wurde. Bei der Aulschliernung mit
Flufssaure blieb ein i'eiu vertheilter, weifser Küukstand, der erst bei
wiederiiolter Beliandlung mit Flufssaure und Schwefelsäure in Lösung
ging und gröfstentheils aus Al.^Ou bestand. Erst nach dieser Operation
konnte das Bieisulfut rein erhalten werden.
Wie man sieht, nähert sich die Zusammensetzung dieser Glas-
tropfen sehr der eines Feldspathes, und unterscheidet sich davon haupt-
sächlich durch den Mehrgehalt an Kalk. — Die chemische Zusammen-
setzung, die halbkugelige Form, die eigenthiimliche Erscheinung de--
Wachsens dieser Zapfen, ferner Beobachtungen während des Schmelzens
lassen folgende Erklärung dieser merkwürdigen Erscheinung als die
wahrscheinlichste erscheinen: Der Flufsspath schmilzt noch lange bevor
die zur Glasbildung erforderliche Temperatur erreicht ist, und fliefst
entweder unverändert, oder nachdem er sieh mit den Alkalien des Glas-
satzes theilweise zu jenem leichtUUssigen Gemenge von Fluoriden um-
gesetzt hat, die H. Schwarz^ beim Schmelzen eines Kryolithglases er-
halten hat, in die halb gefrittete Masse des Glassatzes Kanäle bohrend
nach abwärts bis auf den Boden der Hafen, durchdringt die Glasur
derselben, sehliefst die Chainotle auf unter Abgabe des Fluors und
bildet unter Aufnahme von Glas jene geschmolzenen Zapfen, deren
Analyse oben milgetheilt. Ist einmal ein Kanal gebildet, so wird an-
derer Flufsspath leicht denselben Weg zum Boden linden und diesen
gerade dort treffen, wo schon anderes Fluorcalcium zum Schmelzen
der Chamotte Veranlassung gegeben hat; auf diese Weise erklärt sich
leicht das Gröfserwerden der Vertiefungen.
Da auch andere Versuche, Spathglas herzustellen, an ähnlichen
Uebelständen scheiterten, trachtete man, und dies mit gröfserem Er-
folge, den Kryolith wenigstens theilweise durch andere Mineralien zu
ersetzen. Einen Glassatz, der sich in der Praxis wohl i)ewährt hat,
kann ich hier mittlieilen:
5 Glasstudien^ Verhandlungen des Vereins zur Deförderunp des Gewerheßeißes^ 1887.
Knolilli und seine Stellvertreter in der Ulasindustrie. 43
Sand 100 Th.
Potasche 7,1 .,
Soda 12,2 „
Flulsspath 7,4 „
Kryolith ",4 „
Oriiioklas '',1 „
Kaolin 1,9 „
Statt der beiden letzten Gemengtheile könnte man auch 11 Th.
Feldspath anwenden, nuifste dann aber etwas weniger Sand und Potasche
zusetzen.
H. Schwarz bringt in seinen ebenso werthvollen als interessanten
Glasstudien aucli die Analyse eines Sjjathglases, die ich hier wegen
eines merkwürdigen Unistandes wiedergebe:
SiO.^ 67,8 Proc.
Fe2Ü3 0,28 „
ZnO y,2 ,.
CaÜ 8,0
MgÜ 1,2
Na.p 9,0 „
Kjü 0 2 „
Fl 3,54 .,
Höchst auffallend ist das gänzliche Fehlen von Thonerde in diesem
Glase; man kann hier die Trübung blofs der Bildung von Fluorzink
zusehreiben, das in der erstarrenden Glasmasse jedenfalls ebenso un-
löslich ist, wie Fluoraluminium, phosphorsaurer Kalk, Ziunasche und
eine Reihe anderer Körper.
Nicht uninteressant sind auch einige Angaben von Hock über sogen.
„französischen Opal" (1877 224 624): er fand durch Analyse dieses
vorzüglich opaken Glases:
Si02 63,7 Proc.
PbO 16,5 „
Fe 0,3 „
AI2O3 . . .• 16,8 .,
K2O 2,3 „
und erhält durch Zusammenschmelzen von 100 Th. Feldspath mit 22 Th.
Minium ein gutes Opalglas. Also ein Opalglas ohne Fluor! Es scheint
in Bleigläsern die Thonerde weit weniger löslich zu sein als in blei-
freien, was vielleicht mit der niederen Temperatur, bei der erstere
geschmolzen werden, in Zusammenhang steht.
Der grofse pecuniäre Gewinn, der mit dem Verdrängen des Kryolithes
aus der Glasindustrie verbunden ist, hat es dahin gebracht, dafs gegen-
wärtig einige Fabriken den oben erläuterten Uebelstand der Spath-
gläser — das Durchhohren der Hafenböden — durch passende Modifica-
tionen im Schmelzprozesse überwunden haben und Spathgläser ganz
ohne Zusatz von Kryolith schmelzen. Ein derartiges Glas, das jetzt
mit grofsem Vortheile geschmolzen wird, führt zu der Formel äjK.jO,
6/-CaO, i.'gZnOeSiO.j, ''jALiFI^: den Glassatz dazu kann ich leider, du
er Fabriksgeheimuifs bildet, hier nicht mittheilen.
44 Kk'iiiere Milllieiliingeii.
Dagegfii will ich einige Eigenschaften dieses Glases anführen, die
beweisen werden, dafs selbst das beste Spaihglas noch mancherlei zu
wünschen übrig läfst: Das Glas ist häufig ungleich durchgeächmolzen,
etwas schlierig, zeigt an der Oberfläche fettige Stellen, die von nicht
Yüllsländig gelöstem Fluorealeium herrühren, und gibt mitunter viel
Ausschufswaare. Aufserdeni sind die fertigen Waaren nie sü satt weifs
wie Krvolilhgläser; den Grund davon läfst ein Blick auf die mit-
getheilte Formel sofort erkennen: Durch das Fluorealeium kommt viel
Kalk in das Glas, uud dieser wirkt, wie unsere Erfahrungen bei
Alabaster- und Knochengläsern lehren, stark lösend auf jedes Trübungs-
uiittel. — Dunkle Farben als l'eberfang schimmern durch das Glas,
ebenso grelle Flammen.
Diese und andere Nachtlieile sind der Grund, dafs der Kryolith
noch immer in gröfserem Mafsstabe in Glasfabriken verarbeitet wird.
Möge es mir gestattet sein, an dieser Stelle die Ansicht eines be-
deutenden russischen Glasfabrikanten anzuführen: Ich halte das Kryolith-
glas immer noch für das billigste, sagte dieser; will man den Kryolith
durch Si)ath ersetzen, so gibt es so viel Ausschufs, dafs der Mehr-
aufwand au Glas und Arbeitslohn din-cli den Gewinn an Kryolith nicht
gedeckt wird.
Aus dem Mitgetheilten geht zur Genüge hervor, dafs ein kalk-
freies Fluorid, falls es zu billigen Preisen in den Handel gebracht
werden kann, immer noch einen wünschenswerthen Stellvertreter des
Kryolithes bilden würde. Vielleicht ist das Fluornatrium, gemengt mit
Thonerde, Zinkoxyd oder Minium, dazu berufen, in Zukunft den Kryolith
zu ersetzen. (Schhils folgt.)
Die gröfste Wage der Welt.
Die gröl'sto Wage der Welt dürfte es sein, die dieser Tage auf dem Krupp-
schen Gufsstahlwerke geaicht wurde. Dieselbe hat eine Traglcraft von l(X)OOÜli
oder 20 Waggonladungen. Die Aicligebühren betrugen 111 M. 50 Pf. Ange-
l'ei-tii^t wurde die Wage in der liriickenwagenlabrik von Hedecktr und Kauß in
IJieleleld {Hhtinisch WeslfälUche Zeitung, 1888 Nr. 324).
Edison's Phonograph.
Eine neuere Form von Edison's Plionograph beschreibt Engineering vom
14. September 1888* S. 247. Dieselbe unterscheidet sich von clor in D.p.J.
1888 2C9 " 120 Fig. 2 abgebildeten in nielireren Einzelheiten. Die beim
.Sprechen zu benutzende Platte ist aus CJlas, das Wiedergeben der Rede ver-
mittelt ein Stück Seidenzeug; an ersterer ist der zeichnende Stift steif und
scharf, der die Itede wieder erzengende ist hakenförmig gebogen, so dafs er
über die Erhabenheiten hinweggeht, ohne sie zu beschädigen. Der die beiden
t^latten tragende Arm ist um die rückwärts liegende Führung drehbar und
stützt sich — wie in Fig. 2 S. 120 Bd. 269 — mit einer die genaue Einstel-
lung des Stiftes auf dem Wachse ermöglichenden Stellschraube vorn auf eine
Kahn, worauf die Schraube fortgleitet; aber die liegt nicht fest, sondern läfst
sich mittels eines Keiles heben, der vom Arbeitenden mit der Hand oder
mittels des Fufses gedreht wird. Ks lilfst sich co auch der Stift vom Wachse
abheben; er dreht sich dabei um die hintere Führung, hebt so zugleich den
Kleinere Mittluäliingen. 45
die Mutter zur bewogenden Schraubenspindel bildenden Arm aus letzterer aus
und setzt das Instrument aul'ser Tliätigkeit; bei weiterem Drehen des Keiles
aber wird ein fingerlbrmiger Fortsatz des Armes iu Eingriff mit dem verhält -
nilsmälsig groben Scliraubeugewinde auf einer vor der feingeschnittenen Spindel
liegenden zweiten Spindel gebracht und dann der Arm nebst dem die Platten
tragenden Rahmen rasch rückwärts bewegt. Dies gestattet dem die Rede
Nie°derschreibenden, einen Satz zu wiederholen, wenn er ihn nicht ordentlich
gehört hat. Die Ganghöhe des Gewindes der bewegenden Spindel ist 0mm^25
lind deren Umlaul'sgesch windigkeit 60 Umdrehungen in der Minute; der Stift
geht daher in 1 Minute über 9G52tnm^ was 76mm für die Aufzeichnung jedes
Wortes eines mit Ueberlegung sprechenden Redners darbietet. Beim Auf-
zeichnen von Musik und von Reden, die ohne Hörrohr hörbar gemacht werden
sollen, wird die Geschwindigkeit auf 100 Umdrehungen erhöht (vgl. 1888
270 383).
Elektrische Lampe von Berten.
In der von CamilU ISerton angegebenen elektrisclien Lampe ruht die obere
Elektrode, ein Kohlenstab, auf der unverbrennlichen unteren Elektrode und
wird durch ein Triebwerk gegen dieselbe gedrückt. Die untere Elektrode ist
an dem einen Arme eines Winkelhebels angebracht, dessen oberer Arm sich
sperrend vor den Windllügel des Triebwerkes legt, so lange der von der
oberen Elektrode auf die untere ausgeübte Druck hinreichend grol's ist. Wenn
dagegen durch das Abbrennen des Kohlenstabes sich der Druck vermindert,
gibt der Hebel den Windllügel frei und das Triebwerk schiebt die Kohle nach.
Der obere Theil der Lampe bildet einen Behälter für eine gröfsere An-
zahl von Kohlenstäben. Wenn ein Stab verbraucht ist, läfst ein Elektromagnet
seinen Anker abfallen und dieser gestattet den Eintritt eines neuen Stabes an
Stelle des verbrauchten zwischen die Führungswalzen {Revue Industrielle vom
13. Oktober 1888 * S. 4U8).
Immiscli's elektrischer Jagdwagen.
Von Immisch and Co. in London ist für den türkischen Sultan ein elek-
trischer Jagdwagen gebaut worden. In ein auf dem Vorderwagen angebrachtes
Zahnrad greift ein Getriebe ein; letzteres sitzt auf einer Stange, auf die oben
eine Handkurbel aufgesteckt ist, mittels deren der Wagen gelenkt wird. Eine
kräftige Bremse wird mittels des Fufses vom Wagenlenker in Thätigkeit ge-
setzt. Die Kraft zur Fortbewegung liefern 24 kleine Speicherzellen von be-
sonderer Art, welche ausreichen, um den Wagen 5 Stunden mit einer Ge-
schwindigkeit von 16km in der Stunde fortzubewegen. Diese Zellen wiegen
zusammen 356k und sind unter den Wagensitzen untergebracht. Das ge-
sammte Gewicht des Wagens beträgt 560k. Der Motor liegt unter dem Wagen-
boden und ist eine 1 IP-Maschine von Immisch.^ die im vorliegenden Falle einen
Strom von 20 Ampere bei 48 Volt elektromotorischer Kraft benutzt. Wenn
der Wagen mit IGkm Geschwindigkeit in der Stunde läuft, macht der Motor
1440 Umdrehungen in der Minute und entwickelt 3/4 ff. Der Wagen wird
unmittelbar von der Motorenwelle aus mittels einer Bandkette getrieben,
welche über eine Anzahl von Knaggen auf der Innenseite eines Hinterrades
gelegt ist. Ein Aus- und Einschalter ist dem Lenker zur Hand, der beim An-
fahren zunächst die geringste zur Bewegung ausreichende Kraft gibt, später
auf halbe Geschwindigkeit und schliefslich auf ganze übergeht.
Baumgardt's Ausnutzung der Schirmwirkung des Eisens
in Wechselstrommaschinen.
Eine bessere Ausnutzung des magnetischen Feldes in Wechselstrom-
maschinen strebt M. Eaumgardt in Neumarkt bei Nürnberg nach dem Central-
blatte für Elektrotechnik., 1888 "'S. 717, dadurch zu erzielen, dafs nicht nur in den
umlaufenden Leitern selbst, sondern auch in fest angeordneten Kupfermassen
durch ein und dasselbe fest liegende magnetische Feld eine praktisch verwend-
bare Induction erzeugt wird. Es soll dies durch die sogen. Schirmwirkung
des Eisens geschehen. Bringt man einen hohlen Eisenkörper plötzlich in ein
maa:netisclies Feld, so schafft man damit eine zwiefache Quelle für die
4G Kleinere ilittheilungen.
Induction. Einmal entsteht in der Wandung des Eisenkörpers ein mag-
netisches Feld, das auf eine entsprechend angebrachte Wickelung indu-
cirend wirkt, ferner verschwindet im Hohlräume ein magnetisches Feld, was
demgcniafs in einem zweiten daselbst fest liegend angeordneten Drahtsysteme
elektromotorische Krüfte erzeugt. Mau hätte demgcmäls hohle mit Kupfer-
massen entsprechend versehene Eisenkorper durch magnetische Felder roliren
zu lassen, in welcli letzteren sich unbeweglich angeordnete Kupl'crmassen be-
finden. Die letzte Forderung bedingt aber eine Durchbrechung der Eisen-
massen an bestimmten Stellen, durch welche die Schirmwirkung .sehr ver-
mindert werden würde, wenn es nicht möglich wäre, diese Unterbrechung
auf einige wenige Millimeter zu beschränken. Dazu will liaumgatdt auf
Speichen aus nicht magnetischem Metalle gabelförmige, auf drei Seilen mit
Bewickelung versehene Eisenkörper aufstecken, deren die Gabelzinken bildende
Seitenthcile durch die Zwischenräume zwischen festliegenden Spulen und den
mit entgegengesetzten Polen von beiden Seiten her an diese Spulen heran-
tretende Magneten hindurchstreichen.
Krebs' Telephonplatten von veränderlicher Dicke.
Um eine kräftigere Wechselwirkung zwischen der selnvingenden Platte
eines Telephones und dem Elektromagnete desselben zu erhalten und bei aus-
reichender Biegsamkeit eine Uebersättigung der Platte in der Mitte zu ver-
hüten, gibt Krebs nach einer kürzlich in der französischen Akademie der
Wissenschaften gemachten Mittheilung (vgl. Aimahs Industrielles. 20. Jahrgang
S. 354) der Platte eine von der Mitte nach dem Rande hin abnehmende Dicke.
Das magnetische Feld wird von einem oder mehreren Magneten gebildet, deren
Pole einerseits umfafst werden von dem die Spule tragenden weichen Eisen-
kerne, andererseits von der schwingenden Platte durch Vermittelung einer
Krone aus weichem Eisen, an welcher die Magnete befestigt sind, während der
Uand der Platte in einem Falze der Krone festgehalten wird; die Mitte der
Platte ist in nur geringer Entfernung vom Kerne. Jeder ringförmige Schnitt,
dessen Achse mit der der Platte oder des Kernes zusammenfällt, erhält nun
überall gleiche Dicke a-, und zwar so, dafs xD — di-.'i ist, worin d und D der
Durchmesser des Kernes und der Platte sind. Diese Abnahme der Dicke wird
bis dahin fortgesetzt, wo die Platte dünn genug ist. um leicht zu schwingen.
Praktisch treibt man die Verdünnung bis zu D = Sd und luacht den äufseren
Durchmesser der Platte mindestens =10 d. So angefertigte Platten haben
sehr grofse Schwingungs-Amplituden und an keiner Stolle des magnetischen
Kreises ist die Dicke so klein, dafs eine Sättigung eintreten konnte.
Hall, Kolbe und Lowrie's Elektricitätsmesser für Wechselströme.
Auf der vorjährigen in Bath abgehaltenen Versammlung der British As-
sociation J'or the Adrancement i'f Science haben Hall. Kolbe und Lowrie vorge-
schlagen, den Verbrauch an Elektrieität in einem Hause, wenn diesem von
einem Stromumsetzer Wechselströme geliefert werden, dadurch zu bestimmen,
dafs in den Hauptstromkreis eine Sammelzelle von unveränderlicher elektro-
motorischer Kraft (z. B. von 'l Volt) und eine Zersetzungszelle eingeschaltet
wird; bei einer normalen elektromotorischen Kraft von 100 Volt haben dann
die Wechselströme abwechselnd 102 und 98 Volt und der Niederschlag in der
Zersetzungszelle rührt demnach von einer elektromotorischen Kraft von 4 Volt
während der halben Verbrauchszeit, oder von 2 Volt während der ganzen
Zeil her. Die Zahl der Stunden, während welcher Elektrieität verbraucht
wurde, läfst sich hiernach leicht finden, wenn der >;iederschlag in einer Stunde
bekannt ist. Diese Messungsweise soll sich bei 12monatlicher Benutzung in
der Eastbourne-Anlage befriedigend bewährt haben (vgl. Englisches Patent
Nr. 10767 vom 5. August 1887).
De Khotinsky's Zeigerwerk für elektrische Messungen.
Achilles de Kholinstiy in Rotterdam (D. R. P. Nr. 43488 vom 21. September
1887) verwendet in seinem Zeigerwerke für elektrische Messungen einen an
einem Ende lixirten Jletallslreifen von beliebiger Quersclinittsform und be-
liebiger Gestaltung, welchen er aus zwei auf einander gelötheten dünnen Streifen
Kleinere Mittheilungen. 47
aus verschiedenen Metallen herstellt und mit seinem freien Ende durch einen
geeigneten Fühlhebelapparat mit einem Zeigerwerke verbindet, so dal's die
Biegung des Streifens, welche durch die beim Durchleiten eines elektrischen
Stromes durch den Streifen entstehende Erwärmung desselben verursacht
wird, in eine der Stromstärke entsprechende Bewegung des Zeigerwerkes um-
gesetzt wird.
Empfindliche Reaction zum Nachweise von Fichtenharz.
Nach Th. Morawski eignet sich die SlorcA'sche Reaction zum Nachweise von
Harzöl iu Schmieröl {Berichte der österreichischen Gesellschaft zttr Fördertmq der
chemischen Industrie, 1887 Bd. 9 S. 93 und D. p. J. 1888 2C'7 28) auch sehr gut
zur Auffindung von Fichtenharz (Colophonium).
Löst man eine kleine Menge Harz in Essigsäureanhydrid unter gelinder
Erwärmung, kühlt ab und läfst dann vorsichtig am Rande des Probirrohres
einen Tropfen concentrirtc Schwefelsäure herabtliefsen, so entstehen intensive
roth- bis blauviolette Färbungen, welche aber bald verschwinden, wobei die
Farbe der Flüssigkeit eine braungelbe wird und letztere gleichzeitig eine deut-
liche Fluorescenz annimmt. Diese Reaction erfolgt auch bei sehr geringen
Mengen von Harz und ist noch als schwach violettrothe Färbung erkennbar,
wenn man l^g Harz in 5cc Essigsäureanh3'drid gelöst hat. In diesem Falle
ist es aber besonders nothwendig, die Reaction sehr vorsichtig anzustellen,
nur einen kleinen Tropfen Schwefelsäure zuzugeben und mit trockenen Probir-
gläsern zu arbeiten. Letztere Vorsicht ist auch beim Vorhandensein gröfserer
Harzmengen geboten.
Die angegebene Reaction eignet sich auch zur bequemen und raschen Er-
kennung der Harzleiraung von Papieren. Man schneidet zu diesem Zwecke
etwa lOOilc Papier zusammen, übergiefst im Proberohre mit 5 bis lOcc Essig-
säureanhydrid, erwärmt bis zum beginnenden Sieden, kühlt ab, giefst den
Inhalt des Röhrchens in ein zweites trockenes Probirrohr über und setzt
Schwefelsäure zu. Dieser einfache Nachweis von Harz dürfte insbesondere
dann Verwendung finden, wenn das Papier eine zweite Leimung erfahren hat,
also z. B. wenn bei Herstellung des Papieres auf eine Stoff leimung mit Harz,
eine zweite Leiraung mit thierischem Leime folgte. Auch zur Prüfung von
Seifen auf Harzgehalt kann die Reaction dienen, wenn man die aus den Seifen
abgeschiedenen Fettsäuren in einer geringen Menge Essigsäureanhydrid unter
Erwärmen löst, abkühlt und dann vorsichtig mit Schwefelsäure versetzt. Bei
diesem Versuche mufs jedoch eine Schwefelsäure von 1,53 spec. Gew. benutzt
werden. Bei einigen Seifen wird im Falle ()erinpen Harzgehaltes die durch
das Harz hervorgerufene Färbung durch andere Färbungen verdeckt, je nach
der Natur der zur Herstellung der Seife verwendeten Fette, bei vielen Seifen
aber gelingt die Reaction auch bei sehr niedrigem Harzgehalte.
ilorawski hat sich endlich auch überzeugt, dafs die beschriebene Reaction zum
Nachweise eines Harzgehaltes im Bienenwachse ebenfalls verwendet werden kann
{Mitlheilungen des k. k. technologischen Gewerbemuseums in Wien.^ 1888 Bd. 2 S. 13).
Bestimmung der salpetrigen Säure neben Salpetersäure.
W. Kalmann empfiehlt, salpetrige Säure neben Salpetersäure in Salzgemischen
dadurch zu bestimmen, dafs man die erstere mittels Jodwasserstoff in Stick-
oxydgas überführt, entsprechend der Gleichung:
' NaNO.i -1- 2H.J = NaJ -f NO -(- J -f HoO,
und das gebildete Slicko.xyd mifst.
Die iJurchführung des Versuches geschieht analog der Bestimmung der
Salpetersäure nach dem Schuhe-Tieynann'schen Verfahren, nur verwendet man
statt der salzsauren Lösung von Eisenchlorür eine Lösung von JodwasserstoiT-
säure und statt der Natronlauge bringt man eine vorher ausgekochte, alkalisch
gemachte Lösung von NatriumthiosuTfat in das Mefsrohr.
Die Lösung von Jodwasserstoft'säure bereitet man sich indem man min-
destens die zweifache, zur Zersetzung der salpetrigen Säure erforderliche Jod-
menge in etwas gesättigter Jodkaliumlösung auflöst und nun von einer Natrium-
sulfitlösung so lange zufliefsen läfst bis eben Entfärbung eintritt:
NajSOj + -h + HoO = Na^SOj + 2Hj\
48 Bücher-Anzeigen.
Ein UeberscliiUs von SiiUillösunj; ist zu vermeiden, was sich sehr leicht
erreichen läl'st, da der Endpiinlit der Reaction sehr dentlicli wahrzunehmen ist.
Der Verfasser hat sehr {<Mt unter einander, wie aucli mit den Ergebnissen
der gewölinlicli gebräuchlichen Chamäleon-Methode stimmende Resultate er-
hallen. Die Jodwasserstofrlbsiiiig eignet sich auch sehr gut zum qualitativen
Nachweise von salpetriger Säure in Wässern. Spuren von salpetriger Säure,
welche selbst durch üiphenylamin nicht mehr nachweisbar sind, werden nach
einigem Stehen des Wassers mit JodvvasserstofTsäure durch Ausscheidung von
Jod angezeigt (Mittheitungen des k. k. technologischen üeioerbemuseutns in Wien.
1888 Bd. 2 S. 12).
Bücher-Anzeigen.
Die Verdichtung des Hüttenrauclies. Eine gedrängte Uebersicht über
alle bekannt gewordenen Vorrichtungen und Verfahren zum Auf-
fangen des Fliigstaubes und zur Beseitigung des schädlichen Ein-
flusses desselben sowie der sauren Gase, welche im Hüttenrauciie
enthalten sind. Von C. A. Hering, Ingenieur. VII und 72 S. mit
13 Tafeln, enthaltend 86 Figuren. Stuttgart. J. G. Cotta"s Verlag.
Preis 5 Mark.
In der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, Bd. 32 Kr. 36 vom 8. Sep-
tember 1888, spricht sich der bekannte Metallurg Schnabel über das vorstehende
Werk wie folgt aus:
„Bei der grolsen Bedeutung, welche die Verdichtung des Hüttenrauches
nicht nur für den Hüttenmann selbst, sondern auch für das Gemeinwohl er-
langt hat, kann das vorliegende Buch nur mit Freuden begrül'st werden. Es
ist das erste neuere Werk, welches eine vollständige Uebersicht der bis jetzt
bekannten Verfahren und Vorrichtungen zum Auffangen bezieh. Unscbädlich-
machen des Flugstaubes sowohl wie der bei dem Hütteubetriebe entbundenen
sauren Gase gibt und die Vorrichtungen durch gute Zeichnungen erläutert.
Dal's die von dem Verfasser erfundenen Verfahren darin eingehender dar-
gelegt sind, als die grofse Zahl der übrigen Verfahren, thul dem Werthe des
Werkes keinen Eintrag. Der Umstand, dafs sich der Verfasser einer kritischen
Beurtheilung vieler Verfahren enthält, ist dadurch gereclitfertigt, dafs nur
wenige zur betriebsmäfsigen Einführung gelangt sind. Der in der Einleitung
angegebene Zweck des Buches, durch eine übersichtliche Zusammenstellung
der verschiedenen Verfahren der Verdichtung des Hüttenrauches die Mög-
lichkeit zu bieten, Vortheile und Mängel der einzelnen Verfahren leichter ab-
wägen und besseres aulTmden zu können, wird erreicht und ist um so ver-
dienstvoller, als die Unschädlichmachung des Hüttenrauches für viele Werke
vom wirthschaftlichen Gesichtspunkte aus noch eine ungelöste Frage bildet.
Das Buch bildet nicht nur eine werthvolle Bereicherung der metallurgischen
Literatur, sondern ist auch jeiiem Techniker, welcher sich mit den darin be-
handelten Fragen zu befassen hat, bestens zu empfehlen."
Praktische Herstellung von Lösungen. Ein Handbuch zum raschen
und sicheren Aul'lindeii der Lö.suugsmittel aller technisch und in-
dustriell wichtigen Körper, sowie zur Herstellung von Lösungen
solcher Stolle. Von Th. Koller. 318 S. 4. 50 Mark. Wien. Hartleben.
Der Zweck des Werkes ist aus dem Titel hinreichend ersichtlich. Die
alphabetische Anordnung des StotVes befördert das rasche Nachschlagen der
.süiisl nur zerstreut vorhandenen Angaben.
Verlas der J. G. Cotta'sctien üuchliandlung in StutlRart.
Druck von Gebrüder Kröncr in Sluttsart.
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 49
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen.
(Patentklasse 38. Fortsetzung des Berichtes S. 1 d. Bd.l
Mit Abbildungen auf Tafel 3.
Holzwollcmaschinen.
Um die bekannten Uebelstände der bei jedem Hin- und Hergange
schneidenden, doppeltwirkenden Holzwollemaschinen zu vermeiden, aber
doch eine gleiche Leistung wie diese Ma.schinen zu ermöglichen, ordnen
Anthon und Söhne in Flensburg (*D. K. P. Nr. 42 778 vom 5. April 1887)
in den Messerschlitten nicht wie gewöhnlich ein, sondern drei — in
der Zeichnung (Fig. 40) sind sogar vier angenommen — Messer an,
welche beim Vorschübe des Schlittens gleichzeitig in verschiedenen
Ebenen schneiden.
Diese Messer sitzen so, dafs ihre Schneiden zwar unter sich parallel,
aber in ungleichen Höhen über der Bewegungsebene oder, was gleich-
bedeutend ist, über der Oberfläche des Schlittens .4, und zwar ein
Messer stets etwas höher als das vorhergehende stehen, so dafs also
bei der Bewegung der Messer gegen ein Holzstück jedes Messer für
sich einen Span abschneidet, dessen Dicke der jeweiligen Höhen-
differenz zweier auf einander folgenden Schneiden entspricht. Bei einer
Bewegung des Schlittens werden folglich alle auf einander folgenden
Messer gleichzeitig je einen Span abschneiden, dessen Dicke der Höhen-
unterschied von je zwei Schneiden entspricht. Ist der Schnitt durch
und die Messer in ihre Anfangsstellung zurückgekehrt, so rückt das Holz
um so viel nach, als die Summe sämmtlicher abgeschnittenen Span-
dicken beträgt, worauf der Vorgang sich wiederholt. Soll Holzwolle
erzeugt werden, so dient hierfür eine Reihe Ritzelmesser Ä, die deu
Messern voreilt und das Holz einritzt.
Um die gewünschten Höhenunterschiede der einzelnen Messer-
schneiden bezieh, die Reguliruug der Spaudicke möglichst genau und
bequem zu erhalten, wird das um den Bolzen D drehbare Einsatzstück B
angewendet, in welches die Messer so eingesetzt werden, dafs ihre
Schneiden sämmtlich gleich hoch über die Oberfläche dieses Einsatz-
stückes stehen, worauf dann mittels der Stellschraube F ein Neigen
dieser Oberfläche gegenüber der Schlittenoberfläche A vorgenommen
wird, wodurch der gewünschte Höhenunterschied der einzelnen Schneiden
über ihre Beweguugsebene ohne Weiteres eintritt.
Nach Angaben der ausführenden Firma kann die Maschine sieben
Faserndicken von 1,5 bis ij.,"""" liefern. Die tägliche Leistung soll sich
bei 1.50 minutlichen Umläufen der Betriebskurbel auf lOOOi^ gröbste
Wolle von ''2™°' oder auf GOOi* mittlere Wolle von i/j""" Dicke be-
laufen. Der Kraftbedarf ist 4 ff.
Die Verwendung von rotirenden Messerscheiben ist vielfach aus-
gebildet. Eine bezügliche Maschine von H. Gasser in Hermagor, Kärnten
Üiuglers polyt. Journal Bd. 271 Nr. 2. 188911. 4
50 Neueniiigeii an Ilolzbearbeiningsmaschiiien.
(*Oesterreichisches Patent vom 14. November 1887) besteht aus einem
um eine senkrechte Achse rotirenden Schneidekranze o (Fig. 41 und 42),
auf des.sen oberer, vollkommen eben bearbeiteter Fläche bei a, die Hobel-
messer in beliebiger Anzahl (in vorliegendem Falle fj) angebracht sind,
und welcher durch Riemenscheiben ö angetrieben wird, c, Cj sind zwei
gerauhte Walzen, zwischen welche das Holz d eingespannt wird, und
welche sich gegen einander drehen, so dafs sie das Holz durch Reibung
mitnehmen und gegen die Scheibe a drücken. Der Antrieii dieser Rauh-
walzen erfolgt von der Haui)twelle aus, durch die Schraube ohne Ende c,
welche in das Rad e, eingreift und mittels der Kegelrader f f^ die
Welle g dreht. Diese trägt die beiden endlosen Schrauben von un-
gleicher Gangrichtung ^j g.^^ welche in die auf den Wellen der Rauh-
walzen «1 c, sitzenden Räder h^ h^ eingreifen und diese in Drehung ver-
setzen.
Um verschiedeu lange Holzstücke mit dem nöthigen Drucke zwischen
den Walzen einspannen zu können, sind die Lager der Walze e.^ auf
zwei Gleitstücken i befestigt, welche durch Stifte /, geführt werden
und an einem Ende mit Zähnen versehen sind; in diese Zähne greifen
zwei Zahnradsegmente j, welche an einer gemeinschaftlichen, in fixen
Lagern drehbaren Welle aufgekeilt sind. Auf diese Welle wirkt ein
Fallgewicht /r, welches auf den Arm A, aufgesteckt ist und die Welle
und die Zahnradsegmente zu drehen sucht. Letztere drücken dabei auf
die Zahnstangen »', suchen sie in der Richtung der Pfeile zu bewegen
und pressen die Rauhwalze c, an das Holzstück. Um bei dieser Ver-
schiebung das Rad h^ in Eingriti' mit der Schraube j., '^"' erhalten, ist
die Welle mit einem Streif keile versehen, auf welchem die Schraube
mittels eines Armes A, welcher auf dem Lager der Welle c^ angebracht
ist, verschoben wird.
Das Mafs des beständigen Vorrückens des Holzes nach abwärts
hängt von der Gröfse der üebersetzung der Zahnräder und Schrauben
ohne Ende ab. Um dieses Vorrücken verändern zu können, ist das
Rad «1 auswechselbar, so dafs durch Einsetzen verschiedener Rader die
Holzwolle in verschiedenen Dicken erzeugt werden kann.
Die Maschine von C. Schranz tind G. Roediger in Wien ('■'Oester-
reichisches Patent vom 1. Mai 1888) besteht aus einer um die Achse 6
(Fig. 43 bis 46) rotirenden Scheibe a. Seitlich an dieser Scheibe sind
radial gestellte Ritzmesser c und Hobeleisen d abwechselnd aufeinander
folgend angeordnet.
Das zu verarbeitende llolzslück /' koninil in einen vor den um-
laufenden Messern stehenden, oben otl'enen Kasten /( und wird mit Hilfe
eines Blockes k stets gleichniafsig gegen die Messer gedrückt.
Der Schlitten n, welcher den Kasten h trägt, ist mit einer Feder t
verbunden, welche ihn beständig gegen die Achse 6 der Scheibe hinzu-
driicken sucht. An der letzteren ist für jedes Hitzinessev je ein vor-
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 51
Stehender Stift u angebracht, der, wenn das Ritzmesser zur Arbeit ge-
langt, gegen einen Ansatz v am Kasten k drückt und so den damit
verbundenen Schlitten n etwas gegen die Feder ( hinschiebt, wodurch
erreicht wird, dafs die Ritzmesser geradlinig durchs Holz heruntergehen,
worauf die Feder den Kasten in seine Ursteilung zurückdriiekt.
Um schwache Stäbe, Rohr u. dgl. in Langfasern zu zertheilen,
bringt man einen kreisförmigen Kasten h an (Fig. 46), in den die Stäbe
von oben eingeschoben und durch ein in den Kasten passendes Holz-
stück angedrückt werden.
Eine eigenartige Einspannung des Holzes wendete Ant/ion tind Söhne
in Flensburg (*D. R. P. Nr. 45087 vom 20. März 1888) für solche Ma-
schinen mit rotirender Messerscheibe an (Fig. 47 und 48).
Vor der Scheibe befinden sich die charnierartig wie eine Thür in
ihren Angeln auf der Achse £ drehbaren Bügel Z>, welche zum Ein-
spannen des Holzes mittels Klauen x und GrifF a dienen und an ihrem
vorderen Ende je eine Mutter H tragen, welche über Schrauben G
greifen. Diese Schrauben werden durch Vermittelung eines conischen
Getriebes L von einer auf der Hauptwelle sitzenden Schnecke aus ruck-
weise gedreht und bewirken auf diese Weise ein allmähliches Nach-
rücken des Holzes gegen die Scheibe zu. Ist das Holz bis auf einen
kleinen Rest aufgearbeitet, so kann die zweitheilige Schraubenmutter H
mittels eines Griffes h von ihrer Schraube gelöst werden, worauf der
Bügel D zurückgedreht wird und ein neues Holzstück aufnimmt. Hierauf
wird der Bügel sammt dem frischen Holze wiederum der fortwährend
rotirenden Scheibe genähert und durch Einrücken der Mutter in die
Schraube in den selbsthätigen allmählichen Vorschub gebracht.
Es kann noch die Einrichtung getroffen werden, dafs, sobald das
Holz bis zu einem gewissen Punkte aufgearbeitet ist, die Mutter H
selbsthätig ausgelöst und der Vorschub somit ohne Zuthun des Arbeiters
gehemmt wird.
C.Bartsch in Michelsdorf bei Liebau (*D. R. P. Nr. 42803 vom
31. August 1887) ordnet die Messer auf einem endlosen Bande an,
welches von zwei Walzen bewegt und dicht über der Arbeitsstelle
gegen das Holz gedrückt wird.
Die Herstellung spinnbarer Fasern aus Holz bewirkt Dr. Mitsclierlich
in Prefsburg '^*Oesterreichisches Patent vom 17. Oktober 1887) in folgender
Weise:
Möglichst astfreie lange Bretter oder Latten von beliebiger Breite
und einer Dicke von nicht über lO""", welche parallel mit der Faser
geschnitten sind, aus Fichten- bezieh. Tannenholz oder aus dem Splinde
der Lerche bezieh, der Kiefer werden gekocht mit einer Lösung von
Chemikalien, welche die Aufschliefsung bewirkten, ohne eine gröfsere
Zerkleinerung des Holzes nöthig zu machen. Es sind hierfür nur solche.
Chemikalien geeignet, die leicht in das Holz hineindringen, wie Lösungen
52 Neuerungen an Holzbearbeitungsmascliinen.
schwefliger Säure und ihrer Verbindungen, jedoch nicht solche, wie
Kali- und Natronlauge, da die letzteren nur sehr schwer in die tieferen
Schichten des Holzes zu bringen sind. Am zweckmäfsigsten wird eine
Lösung verwendet von doppeltschwefligsaurem Kalke, nachdem das Holz
vorher bis 100" längere Zeit gedämpft war. Nach der Kochung wird
dieses Holz unter Vermeidung eines Bruches in der Längsrichtung aus
dem Kocher auf ein enges gitterartiges Lattengestell aus Holz so ge-
legt, dafs ein bequemes Trocknen an der Luft oder in Trockenräumen
stattlindeu kann. Durch dieses Trocknen wird die ursprünglich sehr
schwache Faser, die bei der kleinsten Zerrung zerreifst, verhältnifs-
mäfsig fest und geht durch Wasserzusatz nicht wieder in den ursprüng-
lichen, sehr leicht zerreifsbaren Zustand zurück.
Die vollständig getrockneten Massen lassen sich wohl direkt zum
genannten Zwecke weiter verarbeiten, jedoch sind sie sehr spröde und
bedürfen zur Zerfaserung einer sehr starken mechanischen Kraft, was
durch Aufweichung dieser Massen mittels Durcbtränkung derselben mit
Wasser vollständig beseitigt wird; zweckmäfsiger ist es jedoch, die
Masse, wie sie aus dem Kocher kommt, nur so weit zu trocknen, dafs
kaum noch Flüssigkeit herausgeprefst werden kann. Es haben daim
die Fasern die genügende Festigkeit erhalten und gestatten doch eine
leichte mechanische Verarbeitung, welche auf einer Isolirung der Fasern
durch Quetschung oder durch Stacheln beruht.
Bei der Hindenabachiih/iaschine von .4. Zschneke in Grünstädtel i. S.
(*D. R. P. Nr. 43032 vom 30. August 1887) wird der Holzblock zwischen
die S[Mndeln einer Drehbank eingespannt und vor dem festliegenden
Messer umgedreht. Letzteres kann nicht tiefer in das Holz eindringen,
als eine neben dem.selben angeordnete Leitrolle gestattet. Zum leichten
Fortschatfen der Blöcke aus der Maschine ist ein mit schrägen Abiauf-
schienen versehener, durch Zahngetriebe auf und nieder stellbarer Block-
halter angeordnet.
Böttcherei- Maschinen.
Die Fügemnschine für Faßdauben von W. Hilter in Altona (^*D. H. F.
Nr. 44567 vom 28. December 1887) arbeitet mit einer um eine wage-
rechte Achse umlaufenden Messerscheibe.
Die Fafsdauhe erhält während des Hobeins um eine annähernd
senkrechte Achse eine etwas hin und her schwingende Bewegung, und
zwar wird diese Schwingung um so enger begrenzt, je schmaler die
Daube ist. Die Messerscheibe kann dabei eine gerade Fläche erhalten,
und die Messer können dementsprechend eine geradlinige Scimititliiche
haben.
Die um die wagerechte Achse a (Fig. 49 und 50) rotirende Flan-
scheibe B trägt die Messer m. c ist eines der beiden Lager der Achse a
und G das zugehörige Maschinengestell. Die Daube (/ wird in einen
Support 5 eingelegt, dessen Kopfstück s, in Auf- und Abrichtung ver-
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 53
schiebbar ist und nach Einlegung der Daube durch den Fufstritt f nieder-
gezogen wird, um die Daube zwischen s, und s.^ festzuklemmen (Fig. 50).
r ist ein am Supporte angebrachtes Widerlager für die Aufsenkante
der Daube. Der ganze Support ist um Bolzen e e, Melche am Gestelle
gelagert sind, drehbar und kann mit Hilfe der Handgriffe hh aus der
Ruhestellung in die Stellung der Fig. 50 gehoben werden, nachdem man
die Daube eingelegt und mit Hilfe des Fufstrittes zwischen s, und s.^
eingeklemmt hat. Nach dem Einlegen der Daube und ehe dieselbe
festgeklemmt wird, dreht sich der Anleger r um die Zapfen oo^ bis
die Daube hinreichend weit mit der zu bearbeitenden Kaute über den
Support gegen die Messerscheibe vorsteht. Indem man nun den Support
weiter hebt, und zwar um e e drehend, führt man die Daube gegen die
rotirende Messerscheibe, bis Stellschrauben U, welche am Gestelle
sitzen, gegen den unteren Theil des Supportes stofsen. Um nun die
Krümmung der Fügung zu erhalten, ist der Theil ü^ "^^s Supportes S
auf dem aufrechten Bolzen l am unteren Theile % drehbar, und durch
eine Links- und Kechtsbewegung der Griffe h h wird nun der Theil s^
einmal nach links und dann nach rechts gedreht, bis die Lappen x x^
welche an den abwärts geführten Enden des Obertheiles s., sitzen, gegen
die am Untertheile sitzenden Stellschrauben z s anstofsen. Hierbei ent-
steht eine Krümmung der Daube, welche zur Breite desselben in Pro-
portion steht, da bei einer breiteren Daube der Abstand zwischen den
Stellschrauben z und den Lappen x ein gröfserer ist, als bei einer
schmäleren Daube.
Zu der Herstellung von dichten Fässern für Flüssigkeiten bedient
man sich ausschliefslich der gespaltenen Stabhölzer, die, nach der Faser
des Holzes laufend, mit wenigen Ausnahmen mit allen möglichen Krüm-
mungen versehen sind und eine verdrehte Form haben.
Die Dauben werden erst bei dem Zusammenwinden zu Fafskörpern,
dem natürlich das Fügen der einzelnen Stäbe vorauszugehen hat, mit
Gewalt in die richtige Form geprefst. Solche verdrehte und mit Krüm-
mungen versehene Dauben nun wurden auf den bisher angewendeten
Fügemaschineu unrichtig gefügt und bedurften vor dem Zusammen-
setzen stets einer Richtigstellung der Fuge durch Nacharbeiten von Hand.
Um nun aber solche unregelmäfsig geformten Daubenhölzer, ohne
dafs eine Aenderung ihrer Form vorzunehmen wäre, so zu fügen, dafs
jede Stelle des Stofses nach dem Binden genau schliefst, haben Anlhon
und Söhne in Flensburg ("D. R. P. Nr. 43 797 vom 21. December 1887)
die in Fig. 51 dargestellte Vorrichtung angegeben.
Der Apparat besteht aus einer nach der Fafsoberfläche sowohl
parallel zur Fafsachse als auch dem Umfange nach gekrümmten
Schablone a, zweier Führungen bb^ für eine hierauf gleitende Schiene c,
die an den Enden mit zwei Spitzen d oder einer ähnlichen Vorrichtung
versehen ist. Wird nun eine Daube auf die Schablone o gelegt und
54 Keueruiigeii an Hi)lzbeai-beitiiiijrsmaschiiien.
die Scluenf c mit eiaem gewissen Drucke auf die Daube geprefst, so
werden die beiden Spitzen ein seitliches Verschieben der Daube ver-
liindern, eine um ihre Achse drehende oder in der Richtung der Fiiii-
ruugen fei, erfolgende Bewegung gestatten. Nun wird der Daube bezieh.
Schiene c durch irgend eine Vorrichtung entweder von Hand oder selbs-
thälig eine wiegende Bewegung ertheilt, in Folge dessen sie sich so zu
sagen über die Schablone wälzt. Eine Verschiebung der Schiene c in
ihrer Längsrichtung ist durch die Stifte!« verhindert. Die Folge dieser
wälzenden Besvegung ist, dafs jeder Punkt der Daubenoberfläche an
einer bestimmten Stelle die Schablone berührt und, da die Sehablonen-
oberfläche als ein Theil der Fafsoberfläche angesehen werden kann,
mithin genau diejenige Stellung einnimmt, die er in dem zukünftigen
Fafskorper einnehmen wird. Man hat nun dafür zu sorgen, dafs eine
Fügevorrichtung, sei es eine Messerscheibe oder eine rotirende Messer-
welle, an derjenigen Stelle der Daube die Fuge anschneidet, die zur
Zeit gerade auf der Schablone aufliegt; dabei mufs als Bedingung an-
gesehen werden, dafs die Schnittebene der Messer in die Fafsmittej-
achse fällt, und dafs ebenso die durch die Führungen 6 6, bestimmte
Beweguugsrichtung der Schiene c bezieh, der Daube durch die Fafs-
mittelachse gehen. Sobald diese Bedingungen erfüllt sind, wird bei der
erwähnten wälzenden Bewegung der Daube über die Schablone die
Fuge an jeder Stelle genau nach der Fafsmittelachse liinzeigen, wobei
es einerlei ist, ob eine Daube breit oder schmal, eben oder verdreht ist.
Soll der Apparat au Fügemaschinen mit grofser, ebener Messerscheibe
angewendet werden, so wird er zweckmäfsig als ein um die Fafsmittel-
achse o;«/ schwingender Bügel ausgeführt: die wälzende Bewegung wird
der Daube entw^eder von Hand oder durch eine selbsthätig von der
Maschine aus bewegte Vorrichtung in der Richtung der beiden Pfeile
ertheilt. Soll der Apparat an Fügemaschinen mit rotirender Messer-
welle angewendet werden, so wird er als ein in der Längsrichtung
der Daube verschiebbarer Schlitten ausgeführt, auf welchem die Daube
an der um die Fafsmittelachse einstellbaren Messerwelle entlang geführt
wird. Die w-älzende Bewegung wird in diesem Falle der Daube durch
eine feststehende belastete Rolle D oder ähnliehe Driickvorrichtung er-
theilt, die genau au der Stelle, wo der Messerkojjf seitlich die Fuge
anschneidet, die Daube auf die Schablone prefst.
S. Wrighl in Glasgow CD. R. P. Nr. 45118 vom 11. März 1SS8) hat
die in Fig. 52 dargestellte Maschine vorgeschlagen, mittels welcher die
fertig gefügten Dauben zu bauchigen Fässern gebunden, sowie gekröst
und an den Enden fertig zugerichtet werden.
Die zu bindenden Dauben Z werden zunächst von Hand in gebräuch-
licher Weise auf einem Gestelle lose zusammengefügt und mit Reifen l'l',
vorläulig bezogen, dann unter Erhitzung von innen in die bauchige Form
gebogen und nun in die vorliegende Maschine gebracht. Das auf diese
Nuuerungen an Holzbearbeitungsmascliiiieu. 55
Weise roh zusammengefügte, an beiden Enden offene Fal's wird iu
wagereehter Lage zwischen zwei senkrechte Kopfplatten A Ai gesetzt,
welche auf breiten, glatt abgedrehten Füfsen A.^ A, ruhen und auf der
Platte ß Ä| der Maschine verschoben und fest eingestellt werden können.
Die Kopfplatten A A^ sind ringförmig und im mittleren Theile aus-
geschnitten, um das Fafs mit seinen Enden hiadurchzulassen. Auf der
Innenseite jeder Kopfplatte sind in vier Schwalbenschwanzführungen A.^
die Gleitbacken a radial angeordnet, welche mittels Schraubenspindeln a,
gegen die Aufsenfläche der Daubenenden angedrückt werden; jede
dieser Gleitbacken hat an ihrem inneren Ende einen im Gelenke be-
weglichen Schraubenbolzen a.^, auf dem die Druckklaue a^ mittels
Mutter befestigt ist: diese Klauen legen sich concentrisch gegen den auf
das Fafs aufzuziehenden Reifen an: auch können die Klauen zum An-
drücken gegen die Reifen 1' K, direkt an das untere Ende der Gleit-
backe a geformt sein. Oder es können auch noch aufserdem Prefs-
backeu Anwendung finden, welche die Reifen Fj näher der Mitte des
Fasses auf letzteres aufschieben, indem sie concentrisch dagegen an-
drücken, während der äufsere Rahmen A^ auf der Platte B gleitend
gegen den inneren Rahmen hinbewegt wird. Letzteres geschieht mittels
zweier langer, starker Schraubenspindeln C C'j, welche durch die festen
Gestellwände D Z), hindurchgeführt sind und sich in Muttergewinden
des beweglichen Rahmens A^ drehen. Die Drehung der Spindeln C C^
in der einen oder anderen Richtung schiebt den Rahmen Ai vor oder
zurück. Die beiden einander diametral gegenüber angeoi'dneten Spin-
deln C C\ werden stets gleichzeitig gedreht mittels einer über Ketten-
räder cc^ laufenden Kette c^. Die Spindeln C Cj könnten auch au beiden
Enden mit Rechts- und Linksgewinde versehen sein, deren jedes in
einer entsprechenden Mutter A^ der Rahmen A Ai gelagert wäre; die
Drehung der Spindeln würde alsdann bewirken, dafs die beiden Rah-
men A Ai sich gleichmäfsig gegen einander hinbewegten oder von
einander entfernten; im ersteren Falle werden die Klauen gleichmäfsig
gegen die Reifen angedrückt, im letzteren Falle davon zurückgezogen.
Wenn die Kopfplatten A A, und die Gleitbacken o mit ihren
Klauen Og 04 nur lose gegen das Fafs angelegt werden, so bilden sie
eine Führung für das Fafs, bei dessen Drehung behufs Bearbeitung der
Daubenenden sie auf gleiche Länge zugerichtet, abgeschrägt und mit
Falz (Kröse) versehen werden. Diese Bearbeitung geschieht durch
Schneidwerkzeuge, welche von kurzen, schnell umlaufenden Spindeln E
getrieben werden, die in Lagern £, der Schlitten £, ruhen, welch
letztere in Schwalbenschwanzführung der Träger beweglieh sind; diese
Träger sind an die Kopfplatten A A^ aufsen angeformt oder befestigt.
Die Hauptvi'elle G der Maschine ruht in Lagern Gj des unteren
Maschinengestelles B.^i auf derselben befinden sich Riemenscheiben G3,
von denen Riemen G., durch die Platte B hindurchgeführt sind und
56 Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen.
über kleinere Riemenscheiben £, auf den Spindeln E laufen; auf diesen
letzteren sind die Schneidwerkzeuge montirt, welche aus einer Kreis-
säge e zur Beschneidung der Daubenenden und aus Schneidstähleu e, «.^
bestehen, mittels deren die Daubeneuden nach innen abgeschrägt und
mit Falz (Kröse) versehen werden. Der Schlitten £2 wird in seiner
Führung mittels Handhebels /fj verschoben, um die Werkzeuge gegen
das zu bearbeitende Holz anzuschieben oder sie zurückzuziehen. Auch
können Gewichte oder Federn benutzt werden, um die Werkzeuge
gegen die Mitte des Falsciuerschnittes zurückzuziehen, damit das Fafs
abgenommen und ein neues an seine Stelle zur Bearbeitung eingesetzt
werden kann, zu welchem Zwecke die Kopfplatten A A^ mittels der
Schraubenspindeln C 6', von einander abgerückt werden.
Die Ständer DD^^ welche mit starken Füfsen D^ auf dem Maschinen-
gestelle B B^ Ä.j befestigt sind, tragen einestheils die festen Lager t'^
der Schraubenspiudeln 6'6'i, auderentheils die Lager />■> -Oi einer Hohl-
welle F, welche in der Mittellinie der Kopfplatten A A^ und des
zwischen denselben eingespannten Fafses liegt. In dieser Hohlwelle F
liegt eine Welle F^ , welche durch Nuth und Feder oder durch eiue
andere geeignete Verbindung von der Welle F in deren Drehung mit-
genommen wird; letztere erfolgt durch Riemen j,, der von einer kleinen
Riemenscheibe g.^ auf der Hauptwelle G über eine grofse Riemenscheibe g
auf der Welle F geführt ist. Die Uebertragung von der Welle G auf
die Welle F kann auch durch Zahnradeiugrilf oder Kettentrieb bewirkt
werden, oder auch durch Schnecke und Schneekenrad.
Die untere Schraubenspindel C wird in der einen oder anderen
Richtung gedreht durch die eine oder die andere der beiden Riemen-
scheiben //, , welche von Riemen /, deren einer gekreuzt ist, ge-
trieben werden; diese Riemen laufen über Riemenscheiben /j, welche
auf der Welle G lose zwischen Ringen laufen; zwischen den Riemen-
scheiben betindet sich eine Reibungskuppeluug /j, die mit Feder und
Nuth auf der Welle G verschiebbar ist und mittels Handhebels Ij oder
einer geeigneten Ein- und Ansrückvorrichtung so verschoben wird, dal's
entweder die linke oder rechte Riemenscheibe J3 mit der Welle G ge-
kuppelt wird, so dafs also die Schraube C in der einen oder anderen,
Richtung Drehung erhält; betindet sich die Kuppelung in der Mittellage,
so findet keine Uebertragung statt.
Das vordere Ende der inneren Welle F, tritt in das Innere des
Fasses ein und trägt eine Führungsbüchse f',, in welche radial gestellte
Arme f mit segmentförmigen Armen /", eingesetzt werden. In das hohle
Stück ^2 ist ferner ein keil- oder curvenformiger Kopf, welcher am
vorderen Ende einer Stange F^ befestigt ist, eingefügt; die Stange f,
führt durch die Hohlwellen FF, hindurch und trägt auf ihrem aul'sen
vorstehenden, mit Gewinde versehenen Ende ein Handrad F4, mittels
dessen sie vor und zurück bewegt werden kann. Beim Vorschub der
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 57
Stange b\ wirken die Keil- oder Bogenflächen gegen die entsprechend
geformten inneren Enden der radialen Arme f und spreizen dieselben
gleiehmäfsig aus einander, d. h. nach aufsen, so dal's die Segmente f^
sich von innen gegen die Wandung des Fasses andrücken, zweekmäl'sig
in der Mitte und das Fal's bei der Umdrehung der Wellen FF^ mit-
nehmen. Die Segmentarme f, sind zweckmäfsig je etwas länger als
ein Viertel des Fafsumfanges und sie sind unter einander durch Zwischen-
segmentstücke f., verbunden, die mit Schlitzen auf Zapfen f^ aufsitzen.
Wenn sonach durch Vorschub der Stange F.^ die Spannvorrichtung
ausgespreizt ist, so werden die Segmente df-^ sich ringsherum an
den Umfang des Fasses fest andrücken und es durch Reibung fest-
halten; um letztere zu verstärken, können die Bogenstücke f^f^ auf
ihrem äufseren Umfang mit Kautschuk o. dgl. bezogen sein. Wenn die
Stange F^ durch das Handrad F^ zurückgeschraubt wird, so zieht das
Keilstück ^^ die Arme ff^ wieder zurück, und zwar so weit, dafs diese
Spannvorrichtung aus dem otTenen Ende des Fasses heraus kann, nach-
dem das Fal's bei seiner langsamen Drehung durch die schnell um-
laufenden Schneidwerkzeuge glatt gesägt, zugerichtet und mit Falz ver-
sehen worden ist.
Das Einschieben und Herausziehen der Welle F^ kann durch einen
Handhebel H bewirkt werden; der Hebel ist mit einer kleinen Reib-
rolle Z/j in einen Ausschnitt der Wulst jF^ am äufseren Ende der Welle F^
versenkt. Wenn die Spaunvorrichtung ffi fi aus dem Fasse heraus-
gezogen und die Kopfplatte Ai zurückbewegt worden ist, werden die
unteren Gleitbacken a in beiden Kopfplatten AA^ mittels der Schrauben-
spindeln zurückgezogen und der im Gelenk bewegliche Schraubenbolzeu a.^
umgelegt.
Eine Ringsäge bringen Nilsen^ Mathiesen und Comp, in Frederiksstad,
Norwegen (D. R. P. Nr. 44025 vom 15. September 1887) zum Aus-
sehneiden der Tonnenböden in Vorschlag.
An einem Gestell a (Fig. 53) ist eine senkrechte Welle b drehbar
gelagert, welche unten in ein wagerechtes Rad c von der Gröfse der
zu schneidenden Böden endigt, um dessen Umfang B das Sägeblatt d
festgeschraubt ist. Unter dem Rade c befindet sich eine Unterlage, auf
welcher das Holz festgehalten und gegen welche die Säge geführt wird.
Die Welle 6, welche durch eine Riemenscheibe e in Umdrehung ver-
setzt wird, kann durch eine Schraube /■, welche durch ein von dem
Handrade h aus beeinflufstes Zahnradgetriebe g senkrecht verstellbar ist,
gehoben oder gesenkt werden. Um zu verhindern, dafs die Schraube f
sich mit der Welle b dreht, ist eine Gabel i angeordnet, in welcher
die Schraube f mittels einer Stellschraube festgeklemmt wird. Innerhalb
des Sägeblattes sind Messer an dem Rade c befestigt, welche die Kante
des Bodens schräg schneiden und welche der Säge bei ihrer Arbeit in
dem Holz ganz nahe folgen. Das Holz wird nun auf dem Schlitten /
58 L'ebcr Nfueiiiiigi'ii an Wii-kei-eimascliiiieii.
iinifci' die Sage geführt iiud liier durcli einen Ring m festgehalten, welcher
aufsen um das Sägerad herumgeht und durch einen Hebel n gegen das
Holz niedergedrückt wird, wenn der Arbeiter den Tritthebel o nieder-
bewegt, dagegen sich mit Hilfe des Gegengewichtes j) hebt, wenn der
Tritt o freigegeben wird. Der King m wird auCserdeni von zwei an
dem unteren Gestell angebrachten Zapfen (/ geführt.
Wenn das Holz unter das Sägerad gebracht ist, so tritt der Arbeiter
auf den Tritthebel o, wodurch der Ring m das Holz fest gegen den
Schlitten drückt; die Säge dreht sich und wird, indem der Arbeiter
das Handrad h dreht, durch das Holz geführt. Wenu das Holz durch-
geschnitten ist, wird der Tritt o freigegeben und dadurch der Ring «i
wieder gehoben, hierauf die Säge durch das Handrad zurückgeführt und
endlieh der Schlitten zurückgeschoben, um mit neuem Holze versehen
zu werden: unterdessen wird der auf der anderen Seite mit neuem
Holze bereit stehende Schlitten unter die Säge gefuhrt und das Verfahren
wie vorhin wiederholt. (Fortsetzung folgt.)
üeber Neuerungen an Wirkereimaschinen.
(Patentklasse 25. Fortsetzung- des Berichtes Bd. 269 S. 1.)
Mit Abbildungen auf Tafel 4 und 5.
Die Wirkerei bildet mit dem Stricken und Häkeln zusammen die-
jenigen gewerblichen Arbeiten, welche Maschenwaaren herstellen: die
Producte aller drei Arbeiten sind deshalb in ihren Fadenverbiuduugen
bisweilen einander so vollständig gleich, dafs aus diesen Verbindungen
allein in einzelnen Fällen nicht mit Sicherheit zu erkennen ist, ob die
eine oder andere Arbeit zur Herstellung verwendet worden ist. Das
Handstricken wird trotz der vielen Vervollkommnungen in der Wirkerei
in manchen Gegenden Deutschlands noch immer gewerbmäfsig betrieben,
aber es kommen doch seilen Verbesserungen im Verfahren oder in den
Hilfsmitteln vor.
Als eine solche Verbesserung zeigt sich jetzt ein Sirickriny von
Frau Marie Wild in Fürth (Bayerischer Wald) ('-"D. R. P. Nr. 44 069
vom 3. Februar 1888), welcher wie Fig. 1 Taf. 4 zeigt, an den Zeige-
finger der linken Hand, der gewöhnlich den Faden führt, gesteckt wird,
eine Zuluhrrinne von mehr als einer Windung um den Finger herum
bildet, bei a, eine Bremse und bei c eine Oese trägt, so dafs der Faden
mit gleichmäfsiger Spannung und entsprechend der erforderlichen Menge
geregelt zugeführt wird, wodurch allerdings das Stricken eine gewisse
Erleichterung erfahren mag.
Die Wirkerei selbst hat im verflossenen Halbjahre für die Hand-
stühle nicht irgend welche Neuerungen aufzuweisen, und für tlache
Ueber Neiierimgen an Wirkereiraaschinen. 59
mecliauische Stühle sind auch nur die folgenden zwei Fälle zu ver-
zeichuen :
Der mechanische Wirkstuhl für reguläre Waare von Gustav Heidler
m Chemnitz (,*D. R. P. Nr. 43202 vom 5. Juli 1887J enthält nur für die
Unisteuerung der Bewegungen zum Maschenbilden in diejenigen zum
Mindern folgende neue Einrichtung: Die Triebwelle / (Fig. 2 Taf. 4)
drelit, wie in vielen Wirkmaschinen, entweder die Arbeitswelle a zum
Maschenbilden, oder die Minderwelle m zum Mindern der Waaren-
breite. Während der gewöhnlichen Reihenarbeit bleibt das Minder-
rad m, still stehen, weil es mit dem Bolzen b an den Schieber c stöfst
und weil ihm an der Stelle m^ die Zähne fehlen. Soll aber gemindert
werden, so hat in den bisher verwendeten Stühlen das Minderrad /«,
auf der rechten Seite ein Beschwergewicht, welches, sobald durch den
Zählapparat der Schieber c vom Bolzen b entfernt wird, niedersinkt,
dabei «ij dreht und den Eingritf zwischen (j m, herstellt. Hiervon ver-
schieden ist die neue Einrichtung in der Weise, dafs beim Ausrücken
der Arbeitswelle a durch das Seitenexcenter e der Bolzen e^ an den-
jenigen rf; des Schiebers de trifft, den letzteren hebt und nun nicht
blofs c vonb entfernt, sondern mit C; den Bolzen b empor drückt, also
das Minderrad wi, direkt um ein Stück umdreht, so dafs es sicher mit
seinen Zähnen in diejenigen des Triebrades /, eingreifen mufs. Es ist
also die unsichere Einrückung von m, durch seine einseitige Belastung
in eine sichere durch direkte Drehung verwandelt worden.
Der KettenwirkstuM für Plüschmuslerwaare von Döring in Berlin
(''D. R. P. Nr. 43419 vom 19. Juni 1887J ist ein flacher mechanischer
Kettenstuhl (Fig. 3j Taf. 4) mit lothrechten Nadeln a auf beweglicher
Nadelbarre 6, welcher nach Art der Fangkettenstühle (sogen. Raschel-
Maschinen) hinter der Stuhlnadelreihe a eine zweite Reihe von Nadeln c,
aber ohne Haken, also glatte Drahtstäbchen enthält, wie sie sonst
bereits zur Plüsehvi'irkerei benutzt werden. Die Neuheit der vorliegenden
Einrichtung besteht nun darin, dafs diese Plüschstäbchen c in der fest
liegenden Abschlagschiene e einzeln beweglich sind und zwar durch die
Platinen einer Jacquardmaschine einzeln gehoben werden können; sie
stehen also im Allgemeinen unter der Abschlagkante e und arbeiten in
dieser Stellung nicht, denn sie erhalten in derselben nicht Faden von
den Kettenmaschinen df. Da, wo also die Plüschstäbchen c in der
tiefsten Lage verbleiben, bildet die Nadelreihe a allein die Grundwaare
aus den Fäden von rf/", wo aber einzelne Stäbchen c gehoben werden,
wie in Fig. 3.2, da legen sich die Plüschfäden der Maschine f mit um
diese Stäbchen, sie bilden dort lange Schleifen », welche erst nach Be-
endigung der nächsten Maschenreihe auf d von den Stäben c frei ge-
lassen werden (Fig. 83), also dann in ihrer Länge verbleiben und die
Futter- oder Plüschdecke der Waare bilden. Da diese Decke aber nur
da hervorgebracht wird, wo die Stäbchen c in die Arbeitslage gehoben
60 l'ebei' Keueniiigen an Wirkeieimascliinen.
werden, so kaua iimu sie eben vereinzelt an den verschiedenen Waaren-
btelien erzeugen und kann mit ihr also eine Verzierung der Waare
oder ein Musler bilden. Die Plüschseite wird dann natürlich zur Vorder-
oder Aul'senseite der Waare genommen.
Eine andere als die eben besjjrochene Art des gewirkten Plüsches,
der sogen. Kulirplüsch, wird am Kundstuhle in der Weise hergestellt,
dafs man eine Keilie gewohulichur kurzer Schleifen mit einer Keihe
recht langer Schleifen zusammen vor in die Nadelhaken schiebt und
die alten Maschen über diese beiden Henkel abschlägt, so dafs die
langen Platinenmaschen auf der Rückseite als Plüschhenkel hervor-
stehen. Damit diese Henkel auch geschnitten werden, so hat H. Stahl
in Feuerbach-Stuttgart eiuen Rundsluhl zur BenleUuntj von Plüsc/iaaare
(*D. K. P. Nr. 45060 vom 13. März 1888J mit einer Kreisschere hll^
(F'ig. 4 Taf. 4) versehen, welche an einer Stelle des Stuhlumfauges
festgehalten und deren Scheibeumesser AA, vom Nadelkranze n des
Stuhles selbst umgedreht werden. Durch das Abschlagen der Waare
sind die Maschen weit nach aufseu getrieben worden und die langen
Plüschhenkel i stehen vor den Nadelköpfen nach aufsen hin und werden
bei der Stuhldrehung zwischen die Scheiben hh^ geführt, -welche ihre
äufseren Bogenlagen abschneiden, so dafs olfene Plüschfäden entstehen.
Auf französische Kuudwirkstühle beziehen sich weiter noch folgende
Erlinduugen: Ein Sloffabzuy-Apparal von H. Stahl in Feuerbach-ötutt-
gart (*D. R. P. Nr. 43172 vom 23. Juli 1887) erspart das zeitraubende
und lästige Aufheben und Einbinden der bisher gebräuchlichen Ge-
wichtsscheibe und besteht in folgender Einrichtung: Am Nadelkranze o
(Fig. 5 Taf. 4) wird ein Ring b entweder angegossen oder sonst durch
Anklemmen oder Schrauben befestigt, in dessen keilförmiger Nuth die
Waare to liegt, gehalten durch eine Anzahl am Umfange des Stuhles
gleichmäfsig vertheilter Gummirollen /. Die Rollen oder Walzen f
enthalten je eine Metallröhre und drehen sich mit derselben um eine
Lederschnur oder Darmsaite j, welche dicht um die Waare herum-
gebunden ist. Zu beiden Seiten einer jeden Walze f ist eine Drahtöse h
gelagert, in welcher ein Hebel »' so hängt, dafs er sich mit einer Kante e
auf die Walze stützt. Wegen des Gewichtes vom unteren Hebelende (,
wird der Hebel für gewöhnlich die punktirt gezeichnete Lage einnehmen.
Von der festen Scheibe des Stuhles getragen hängen ferner die Arme /
herab, an denen sich die Scheiben k drehen, welche den mit dem Stuhle
umlaufenden Hebeln i so weit im Wege stehen, dafs diese Hebel durch
sie in die Lage wie ausgezogen gedrückt werden. Bei dieser Schwingung
drückt aber die Kante e gegen den Umfang der Gummiwalze, dreht
diese Walze ein wenig und zieht dabei den Stoll' in Richtung n von
den Nadeln ab. Es mufs ausprobirl werden, dafs die Reibung zwischen
den Walzen f und der Waare nicht gröfser ist als die gröfste Spannung,
welche die Waare erhalten soll.
Ueber Neneningen an Wirkereiniasehinen. 61
Spannsehtofs für die Schnur der Ahzugfscheihe an Riind}pirkmaschinen
von Wilhelm Heidelmann in Stuttgart (*D.R. P. Nr. 44 596 vom 25. Februar
1888). Der vom französischen Rundstuhle herabhängende Waaren-
cylinder wird gewöhnhch an eine innerhalb desselben liegende Scheibe
angebunden, die sein Abzugsgewicht bildet. Man knüpft dabei einfach
die Enden der Schnur zusammen und dreht sie wohl durch ein hin-
durch geschobenes Drahtstäbchen mehrmals zu einer Schleife zusammen,
um sie thunlichst stark anzuspannen. Zur Erreichung einer zuverläs-
sigeren und besser aussehenden Verbindung soll nun das in PMg. 6 Taf. 4
gezeichnete Spannschlofs dienen: Dasselbe besteht aus der gekrümmten
Rinne a, in welcher bei c das eine Ende d der Schnur eingeschraubt
oder in sonst einer Weise befestigt ist und welche die Lager 6 für einen
Hebel eb trägt. Das andere Ende d^ der Schnur ist in einem Haken f
befestigt, welcher an einen Bolzen des Hebels eb angehängt wird. Die
Schnur hat eine solche Länge, dafs sie mit f in den Hebel, wenn er
in der punktirten Stellung sich befindet, leicht eingehängt werden kann;
legt man ihn dann nach rechts hin um, so spannt er die Schnur straff
und wird zugleich durch deren Spannung in seiner geschlo-ssenen Lage
erhalten.
Der französische Rundwirkstvhl mit nuiomntincher Ausrückvorrichtung
\ou Wilhelm Heidelmann in Stuttgart (*D. R. P. Nr. 44267 vom 16. Juli
1887) enthält folgende neue Vorrichtung zum Anzeigen eines während
der Arbeit vorkommenden Fehlers in der Waare oder in der Nadel-
reihe und zur Mittheilung desselben an den bekannten Ausrückapparat
derart, dafs der Stillstand des Stuhles eintritt. Diese Anzeige- und Ver-
mittelungsvorrichtung besteht aus einem Stäbchen s fFig. 7 Taf. 4),
welches, in Verbindung mit einem zweiten Stabe o, durch eine Feder
leicht an die Waare w dicht unter den Nadeln n gedrückt wird, so
dafs im Allgemeinen diese Waare au s vorbei streicht. Ist aber eine
Masche abgefallen, also eine Kettelmasche entstanden, oder der Faden
zerrissen, so dafs ein Loch sich gebildet hat, oder eine Nadel durch
Mifspressen tief gezogen worden u. s. w., so dringt der Stab « durch
die Waare hindurch oder wird sonst von ihr oder der Nadel erfafst
und ein Stück seitlich mit fort gezogen, wobei sein Tragrahmen r um
die Achse o sich dreht und der Haken b vom Stifte c hinweg rückt,
mit welchem er bisher die Platte d hielt. Diese Platte d fällt nun
herab, wird von einer Schraube p des Nadelkranzes mit fort genommen
und schiebt dabei mit ik den Ausrückstab v des Stuhles fort, welcher
in bekannter Weise den Stillstand des letzteren veranlafst. Da man
indessen liisweilen Waaren arbeitet, welche an einzelnen Stellen Lauf-
maschen enthalten, so ist folgende Vorkehrung gefrofiPen worden, um
diese Laufmaschen ohne Einwirkung auf den Taster « an ihm vorbei
zu führen: Der Stuhl trägt kurz vor dem Taster «o an den Armen ay
(Fig. 7.) Taf. 4) drehbar den Stab l mit der gekrümmten Platte m und
62 Heber Npiieniiifren an Wiikcreimascliiiu'ii.
auf dem Nadelkranze den Winkel /) liher derjenigen Waareusteiie,
weiche die Laul'ma.sclie entiiält. Kümnnt nun diese Stelle an den Taster «
hinan, so treibt p durch den Ann ql die Platte m schnell ein Stück
seitlich fort und die letztere tritt dem Stabe o gegenüber und drückt
ihn und s wenig nach aufsen zurück, verhindert also das Eintreten
von s in die Laufmasche. Schliefslich gleitet p an 7 vorbei und Im
schwingt wieder in die alte Lage zurück.
Englische Kundstühle, d. h. solche mit senkrecht auf einer Kreis-
linie stehenden Nadeln, eignen sich vorherrschend zur Herstellung enger
Waarenschläuche; haben sie feststehende Nadeln, so enthalten sie ge-
wöhnlich nur ein System der Maschenbildung, bei einzeln beweglichen
Nadeln aber kann die Menge der Systeme bis zu acht vermehrt werden.
Diese Anzahl gestattet schon die Herstellung mannigfaltiger bunter
Ringelwaareu, man hat indefs auch an diesen Stühlen mit einzeln be-
weglichen Nadeln noch besondere Ringelapparate angebracht und einen
solchen enthält der Rundieirkstulil für Rtngelwaare von Friedrich Bruno
Woller in Stollberg i. S. (*D. R. P. Nr. 43 882 vom 19. Oktober 1887).
Es ist bei demselben darauf gerechnet, dal's man einen Farbenwechsel
zwischen mehr als zwei Fäden erreichen kann ohne die nicht arbeitenden
Fäden von der Waare abschneiden zu müssen; deshalb liegt über dem
Rundstuhle und in gleicher Achsenrichtung mit ihm ein Fadenfuhrer-
und Spulenapparat, welcher gleichmäfsig mit dem Stuhle gedreht wird.
Die nicht arbeitenden Fadenfuhrer hängen mit ihren Fäden innerhalb
und der arbeitende Führer hängt aufserhalb der Nadelreihe, die ersteren
liegen in einer Scheibe, welche sich mit dem Nadelkranze dreht und
der letztere bleibt fest an seinem Platze. Hierdurch wird es möglich,
die Fäden innen an der Waare von einer Stelle zur anderen frei hängen
zu lassen.
Mit den englischen Hundstühlen von kleinem Durchmesser haben
die Rundstrickmaschinen nach Form und Arbeitsweise manche Aehn-
lichkeit; auf ihnen soll aber nicht wie auf ersteren, nur ein Waaren-
schlauch von gleichbleibender Weite gewirkt werden, sondern man will
thunlichst genau die Form eines Strumpfes herstellen, hat zu dem Zwecke
bisweilen tlach zu arbeiten, wobei das Schlofs nicht stetig umdrehend,
sondern hin und her schwingend um den Nadelkrauz zu bewegen ist
und man hat endlich die Breite eines solchen Ilachen Waarenstückes
zu vermindern und zu vermehren, weshalb einzelne Nadeln vorübei"-
gehend aus- und wieder eingerückt werden müssen. Das letztere selbs-
thätig von der Maschine verrichten zu lassen, ist die Neuheit in der
Rundstriclimasc/tine von William Henry Kelly in Woonsocket, Rhode Is-
land, Nordamerika (''D. H. P. Nr. 43358 vom 8. Februar 1887). Das
Schlofs dieser Strickmaschine, denn nur durch dessen Einrichtung wird
der eben genannte Zweck erreicht, ist in Fig. 8 Taf. 4 abgebildet; das-
selbe enthält die zwei Seitenexcenter ic; sein unteres Mittelstück a wird
Heber Neuerungen an Wirkereimaschinen. 63
zunächst uud für die neue Anordnung nicht gebraucht, das obere Mittel-
excenter aber besteht aus dem festen Theile d und den beiden beweg-
lichen Stücken e f^ es sind ferner vorhanden zwei feststekende Excenter jA
und zwei um z, schwingende Sectoren ik mit den an ihnen befestigten
Zungen i^ll^. Die Seitentheile ef liegen im Allgemeinen unten auf 6
und c. Bewegt sich nun das Schlofs nach links in der Pfeilrichtung a,
so laufen die Nadeln n in der Richtung x an b empor und gelangen
auf e. Die erste Nadel aber, welche an e stöfst, wird diesen Theil ?,
da er beweglich ist, vor sich her drängen und heben bis er, wie punktirt
gezeichnet, an (/ stöfst und diese erste Nadel / wird dann an e und d
weiter in die höchste Lage, also über das ganze Schlofs empor gehoben
und ausgerückt (z), sie arbeitet in dieser Lage nicht mit, da sie vom
Schlosse gar nicht mehr getroffen und bewegt werden kann. Die
nächsten Nadeln n aber, von 2 ab nach links hin, stofsen nun an die
untere Kante des gehobenen Seitentheiles e, gleiten an dieser abwärts
und gehen in der Richtung xx ihren gewöhnlichen Arbeitsweg zur
Maschenbildung; sie heben das bewegliche Stück c, um rechts unter
ihm austreten zu können. Somit ist es möglich, bei jedem Schlofs-
hube eine und zwar immer die erste Nadel auszurücken. Sollen nun
diese ausgerückten Nadeln n, nach und nach wieder in Thätigkeit
kommen, so werden die Sectoren Ȋ, welche bis dahin durch eine
Schraube in senkrechter Stellung fest gehalten wurden, durch Lösen der
Schraube dem Federzuge y frei gegeben und in die schiefe Lage, wie
punktirt angedeutet, gebracht. Bewegt sich nun das Schlofs nach links,
so stöfst die erste Nadel / mit ihrem Fufse an die Zunge k^ fpunktirt),
sie drückt gegen diese Zunge und veranlafst ein Schwingen von k und Aj,
wobei die Nadel / nach unten geführt wird, so weit, dafs sie nun beim
nächsten Hube wieder vom Schlofstheile h erfafst und zur Maschen-
bildung bewegt wird, diese Nadel ist also wieder eingerückt. Bei dem
Schwingen um z haben sich aber k und ft; gesenkt, die nächste Nadel
neben I h-ifFt also A, nicht mehr und sie sowie alle übrigen Nadeln «,
bleiben oben stehen. Damit ist es also möglich, diese unthätigen Nadeln
nach und nach wieder zur Arbeit einzurücken.
Die Rundslrickmaschine für niekrfadige Musterwaare von Max Stephan
in Berlin C'D. R. P. Nr. 44874 vom 13. Juli 1887) ermöglicht die Her-
stellung von unterlegten Farbmustern oder von einer Verbindung unter-
legter mit plattirten Farbmustern durch Verwendung von abwechselnd
geraden Nadeln o (Fig. 9, und 9., Taf. 4) und einwärts abgebogenen
Nadeln b in irgend einer Reihenfolge neben einander. Den geraden
Nadeln a wird der gewöhnliche Strickfaden c und den abgebogenen b
ein, vielleicht andersfarbiger Musterfaden d vorgehalten. Wenn aber
die Nadeln sich senken, so drängen sich die abgebogenen b an der Ab-
schlagkante e auch nach vorn und erfassen, wie Fig. 9., zeigt, auch den
gewöhnlichen Strickfaden c mit, so dafs sie also plattirte Maschen bilden.
64 Ueber Neuerungen an Wirkereimascliinen.
Da der Platliruugsfaden d indefs unter oder hinter den geradstehenden
Nadeln liegt, so ist die Fadenverbindung auch zu den unterlegten
Waaren zu rechnen und folglieh eine Combination unterlegter und
plattirter Farbmuster. Sollen jedoch plattirte Maschen nicht entstehen,
so verwendet man als abgebogene Nadeln b solche mit besonders langen
Haken, wie 6, in Fig. 9.^ zeigt; damit wird erreicht, dal's die Haken-
öflnung bereits unterhalb des gewöhnlichen Strickfadens c liegt, wenn
die Nadel fc, bis vor an diesen Faden gedrängt worden ist, womit also
ein Einlegen dieses Fadens c in b^ vermieden wird. Die Nadeln h
bilden dann Maschen nur aus d und diejenigen a Maschen nur aus c
und es entsteht rein unterlegte Waare. Fig. 9., verdeutlicht ferner, wie
man durch Einführen eines nicht steil liegenden Fadens e, welcher unter
die Zungen von b und zwischen beide Nadelreihen ab gelangt, auch
Futterwaare arbeiten kann.
Eine eigenthümliche Verbindung zweier glatten Waarenschläuche
liefert die Rundstrickmaschine für doppelfadige Schlauchicaare von Thomas
Henry CarroU in Philadelphia, Nordamerika ('-'D. K. P. Nr. 43596 vom
28. Juni 1887). Der Nadelcylinder o (Fig. lOj und 10.^ Tat". 4) dieser
Maschine enthält Nuthen von verschiedener Tiefe und in diesen die
Fiihrungsbleche rf, f, von verschiedener Breite, so dafs die Nadelreihen de
zwei concentrische Kreise bilden. Jeder Nadelreihe d und e wird ent-
weder durch einen Fadenführer b mit zwei Oeti'nungen oder durch zwei
getrennte Führer 66i (Fig. 10., Taf. 4) je ein Faden gf zugeführt und es
bildet auch jede Nadelreihe ihren Waarencylinder für sich. Da aber
doch, wie Fig. 10, und IO3 zeigen, die Maschen der inneren Nadeln d
zwischen den Maschen der äufseren Nadeln e hinabgezogen werden, so
steckt eine Reihe immer in der anderen und beide Waarenstücke bilden
einen einzigen zusammenhängenden Waarencylinder, dessen Zusammen-
setzung verschieden sein wird, je nachdem die äufseren und inneren
Nadeln in verschiedener Reihenfolge, / und 1 wie gezeichnet oder 2 und /,
2 und 2 u. s. w. mit einander abwechseln. Endlich können noch durch
besondere Führer 0 0 (Fig. 10,"), welche von den Zähnen eines sich drehen-
den Rades schwingend bewegt werden, weitere Fäden hi vor und hinter
die Nadeln de gelegt werden, worauf diese sich nur bis in die Fang-
stellung senken, damit diese Fäden nicht Maschen bilden, sondern als
Füller- oder Füllfäden zwischen den Maschen des Doppelschlauches
liegen. Ein wesentlicher Vortheil und eine specielle Verwendung dieser
eigenthümlichen Waare ist nicht angegeben und nicht zu ersehen.
Die Lamfc'sche Strickmaschine endlich tindet wegen ihrer grofsen
Verwendbarkeit zum flachen und runden Stricken immer mehr Eingang
in der Wirkerei und unterliegt deshalb auch immer weiteren Ver-
änderungen, durch die sie zu den mannigfachsten Arbeiten geeignet ge-
macht wird. Von zwei verschiedenen Firmen ist z. B. eine Lam/(" sehe
Strickmaschine für üoppelraiidwaare angegeben worden und zwar von
Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. 65
Sander und Grajf' iü Chemnitz C'D. R. P. Nr. 43974 vom 5. Juni 1887)
und von G. F. Großer in Markersdorf bei Burgstädt i. S. (*D. R. P.
Nr. 44028 vom 2. November 1887). Für beide Fälle ist der Name
„Doppelrandwaare" nicht streng richtig, es war vielmehr die Waare
„Prefsmusterwaare" zu nennen, wie es im Texte der Gro/ser'schen
Patentschrift auch richtig geschehen ist, denn unter Doppelrandwaare
versteht man eben eine Waare, in welcher Doppelränder als Muster
vorkommen und Doppelränder entstehen nur in der Weise, dafs eine
glatte Waare nach etlichen Reihen zu einer Röhre umgebogen wird,
indem man eine nächstfolgende Reihe als Handreihe arbeitet oder, bei
nur einer Nadelfontur, die erste Maschenreihe dieses glatten Waaren-
stückes mit zur letzten Reihe auf die Nadeln aufhängt. Nur dadurch
bilden sich die Ausbiegungen des Doppelrandes oder die sogen. Raupen-
streifen (Fig. lli Taf. 4). In den vorliegenden Fällen wird aber immer
auf beiden Nadelreihen gearbeitet, auf der vorderen entstehen Maschen
und auf der hinteren Henkel, also mehrfache Doppelmaschen, man kann
damit niemals eine Röhre, sondern nur eine Ausbiegung, wie Fig. 11.^
zeigt, erhalten, in welcher jede Mascheureihe des vorderen Stückes a
mit der hinteren hängenbleibenden Masehe b durch einen Henkel ver-
bunden ist. Die neuen Angaben zur Erzielung solcher Fangmaschen
oder Prefsmuster sind nur eine Fortsetzung derselben Angaben zu
gleichem Zwecke, wie sie vor Jahren die Patentschrift Nr. 19515
(1883 247*366) in gröfserer Auswahl brachte. Nach Sander und Graff
besteht das Mitteldreieck aus drei Stücken abc (Fig. II3 Taf. 4), von
denen das kleine Dreieck b in bekannter Weise in die Schlofsplatte
emporgezogen, also ausgerückt werden kann und die Zunge c drehbar
ist, von einer Feder f aber immer an b herangezogen wird. Geht nun
z. B. das Schlofs nach rechts und b ist gesenkt, also eingerückt, so
steigen die Nadeln zur Einschliefsstellung empor und bilden neue
Maschen, ist aber b gehoben, also ausgerückt, so gelangen die Nadeln
nur auf die Höhe a:;.r in die sogen. Fangstellung und bilden Doppel-
maschen. Sind dabei alle Nadeln über o hinweggegangen, so schliefst
sich die Zunge c wieder und beim nächsten Schübe rückwärts , also
nach links würden diese Nadeln an e zur höchsten Stellung und zur
Bildung von Maschen gehoben werden. Will man aber auf mehrere
Reihen an den Nadeln Henkel oder mehrfache Doppelmaschen bilden,
so bringt man an der Seite der arbeitenden Nadeln n noch etliche Draht-
stifte Hl ohne obere Haken in die Maschine und schiebt nun das Schlofs
nur so weit wie gezeichnet nach rechts hin, d. h. so weit, dafs noch
Drahtstäbchen n, unter der Zunge c bleiben, dann wird für die Umkehr
und den neuen Ausschub nach links auch die Zunge c geöffnet bleiben
und das Schlofs die Nadeln n auch in dieser Reihe nur bis in die Fang-
stellung heben.
In der Einrichtung von G. F. Grofser besteht das Mitteldreieck auch
Dinglers polyt. Journal Bd. 271 Nr. 2. 1889II. 5
66 Uebtr Neuerungen an VVirkereiniaschinen.
aus drei Stucken abc (Fig. II4 und 12 Taf. 4), von denen c fest liegt, a
in die Sclilol'splatte einporgezogen und ausgerückt, b aber um das Ge-
lenk d in die Sclilolsplattc hineiugedreht und erforderlichen Falles auch
mit seinem Gelenkstiicke d und Träger e am Boizcii f in die Schlofs-
platte hinaufgezogen werden kann. Wenn nun a emporgehoben ist
und das Schlofs sich von rechts nach links bewegt, so heben sich die
Nadeln au c nur bis m, bis in die Fangstelluug, sie trell'en in m eine
Rinne oder einen vertieften Theil von fr, welcher nach rechts hin an-
steigt und drücken auf dieser Bahn den Theil b empor (Fig. 12) und
kommen endlich an h wieder herab. Ist das Schlofs an allen Nadeln
vorbeigegangeu, so klappt 6, durch die Feder g gedrückt, wieder nieder
und hebt beim Schübe nach rechts hin die Nadeln auf die Höhe der
Einschliefsstellung, so dafs nun Maschen gearbeitet werden; sollen aber
bei diesem Schübe auch Henkel, also mehrfache Üoppehnaschen ent-
stehen, so zieht man eben b auch in die Schlofsplatte empor und arbeitet
folglich mit dem kleinen Mitteldreiecke c allein.
Lamft'sche Strickmaschine für Sc/tlauchwaare von G. F. Grofser in
Markersdorf bei Biirgstädt i. S. (''D. K. P. Nr. 44 806 vom ti. Januar 1888).
Wenn glatte Kundwaare gestrickt wird, so arbeitet beim Ausschabe
nach links die vordere Nadelreihe v (Fig. 13 Taf. .5), das Schlofs a ist
also geötJhet und das hintere Schlofs o, ist geschlossen, beim nächsten
Ausschube nach rechts hin mufs aber die hiutere Nadelreihe /( arbeiten,
also o, sich öffnen und a sich schliefseu. Diese Umsteuerung erfolgt
immer an den Enden der Nadelreihen durch die Kiegel in den Seiten-
wänden der Maschine. Es ist nun unbequem, das Schlofs deshalb auf
die ganze Länge der Nadelreihe zu verschieben , wenn man nur einen
Schlauch von geringer Weite zu arbeiten hat und damit in solchem
Falle die Umsteuerung an beliebiger Stelle durch die im Betriebe
betindlichen Nadeln selbst erfolgt, so sind Kiegel und Schlofsschieber über-
haupt entfernt und von dem Mitteldreiecke ist unten eine Ecke b ab-
geschnitten worden, vorn rechtsseitig und hinten linksseitig. Die Drei-
ecke aoi führen sich wie bisher mit Zapfen in einem senkrechten Schlitze
der Schlofsplatte und werden nur durch eine schwache Feder nach
unten gezogen. Gehen nun die Schlösser nach links, so sind sie zu-
nächst beide offen (oj wie puuktirt angegeben), am vorderen a steigen
die Nadeln in gewöhnlicher Weise empor und arbeiten, am hinteren a,
aber treffen die Nadeln gegen die schräge Seite rfiC,, sie drücken gegen
dieselbe und schieben das Excenter a^ empor, schliefsen das Schlofs
und arbeiten also nicht. Ist der Schub über die wenigen überhaupt
arbeilenden Nadeln erfolgt, so sinkt O; auch wieder herab. Beim Schübe
nach rechts gehen nun die hinteren Nadeln an o, empor und arbeiten
nnd die vorderen c stofsen gegen cd und treiben a empor, schliefsen
also selbsthätig ihr Schlofs und arbeiten nicht.
Eine Slrickmaschine mil mechaitischein Alinderapparate vt)n Frank Wil-
Dfi- Stanley'sche Streckenbohrer. 67
comli in San Francisco, Nordamerika ("D.R. P. Nr. 43491 vom 13. Oktober
1886) enthält als Decknadelu die gewöhnlichen Spitzendecknadeln a
(Fig. 14| Taf. 5), deren Spitze in den hinter dem Nadelhaken befindlichen
Schlitz für die Zunge eingesenkt wird, während die abzudeckende
Masche auf der zurückliegenden Zunge hängt; a überdeckt also nur
den Haken der Zungennadel und nicht auch die Zunge mit, wie bei
Webendorfer, Patent Nr. 21008 (1883 249 111). Die abgedeckten
Nadeln n, (Fig. Mj und I43) werden dadurch von der weiteren Thätigkeit
ausgerückt, dafs man sie in dem Schlitze einer Schiene 6, welche sich
nach und nach verschiebt, fängt und dadurch wenig empordrängt, so
dals zwischen ihnen und der arbeitenden Nadelreihe n der Fadenführer c
noch hinweggehen kann ; der letztere legt dann den Faden auf «, führt
ihn aber auf beiden Seiten unterhalb der Nadeln n^ fort. Das Mindern
wird während der Reihenbildung vorgenommen; es beginnt an einer
Seite, wenn der Schlitten die Hälfte des Weges nach der anderen Seite
hin durchlaufen hat und wird während der ersten Hälfte des Rückweges
vom Schlitten beendet.
Verfahren zur Herstellung von Plüsch auf der Lamb^schen Strick-
maschine von Seyfert und Donner in Chemnitz (*D. R. P. Nr. 43721 vom
5. November 1887). Die zwei Nadelreihen der Strickmaschine arbeiten
jede für sich ein Waarenstück und gleichzeitig werden von einem Faden
auf beiden Nadelreihen lange Henkel gebildet, die also beiden Waaren-
stücken gemeinsam angehören und beim Abzüge von der Maschine selbs-
thätig zerschnitten werden, so dafs zwei Plüschstücken entstehen. Die
Maschine enthält auf jeder Seite kurze und lange Nadeln nn^ (Fig. 15
Taf. 5) und für jede Sorte zwei Schlösser hinter einander; die voran-
gehenden Schlösser heben die Nadeln in die Fangstellung und ein
Führer legt ihnen gemeinsam den Faden in die Haken, den sie beim
Sinken als Henkel mit ihren alten Maschen vereinigen. Die folgenden
Schlösser bewegen die Nadeln in gewöhnlicher Weise zur Maschen-
bildung derart, dafs diejenigen der einen Reihe vor denen der gegen-
überliegenden wieder etwas vorlaufen, weil jede Nadelreihe ihre
Maschenreihe für sich herstellen mufs. Die Doppelwaare w u», wird
nach unten abgezogen und ein Messer p, welches man nach jeder Reihe
einmal zur Seite fortzieht, zerschneidet die quer zwischen w und lOj
liegeuden Henkel, so dafs die Waarenstücke w und w^ nun getrennt
von einander aus der Maschine kommen. G. W.
Der Stanley'sclie Streckenbohrer.
Nach der Mittheilung A. de Castellnine's in Nr. 51 der Oesterreichischen
Zeitschrift für Berg- und Hütlenu-esen besteht der Stanley'sche Strecken-
bohrer im Wesentlichen aus einer sehr kräftigen stählernen Schrauben-
6g Der Slanley'sche Streckenbolirer.
Spindel, welclie in den Ständern eines auC Rädern laufenden Gestelles
gelagert ist. Die Schraubenspindel wird durch einen Zwillingsmotor
mittels mehrfachen Vorgeleges in Drehung versetzt, wobei eine am
hinteren Ständer befestigte Mutter den Vorschub der Spindel bewirkt.
Am vorderen Ende derselben ist ein Querstück befestigt, welches mit
zwei oder vier wagereehten Armen ausgestattet ist. Diese Arme er-
halten eine Länge bis zu !■", sind an den Enden mit Messern versehen
und tragen der ganzen Länge nach Schaber zum Herausschaffen des
Bohrmehles aus dem kreisförmigen Schlitze. Die Maschine wird in
der aufzufahrenden Strecke eingebaut, mittels Schrauben festgestellt,
und bei ganz zurückgeschobener Schraubenspindel in Betrieb gesetzt,
wobei die Messer eine kreisförmige Bahn beschreiben, mithin einen
Kohlenkern von 800 bis 1000"™ Länge ausarbeiten, welcher je nach
der Festigkeit der Kohle zeitweise nachgenommen wird oder in die
Brüche geht. Ist der Hub ausgenutzt und das abgebohrte Material weg-
geschafft, so wird die Spindel zurückgestellt, und die ganze Maschine
um die abgebohrte Strecke zur neuen Arbeit vorgeschoben. Die Maschine
wird mittels Prefsluft getrieben und genügt ein Compressor von etwa
400'"'" Durchmesser und 750""" Hub für zwei bis drei gleichzeitig
arbeitende Bohrmaschinen. Die Streckenbohrer können nicht nur wage-
recht, sondern auch schräg nach auf- und abwärts, sowie in flachen
Biegungen bohren, so dafs man dem Flötze mit demselben stets folgen
kann. Je nach der Wahl des Abstandes der Messer können Strecken
bis 2200™" Durchmesser erbohrt werden.'
Ueber die Versuche werden von dem Eisenbahndirektor Pechar
folgende Ergebnisse mitgetheilt: „In der Grube von Nuueaton steht
eine Bohrmaschine für 1900™" Durchmesser der zu erbohreudeu Strecke
in Verwendung.
Das Material ist Steinkohle von grofser Festigkeit und wurden
binnen fünf Minuten etwa 0">,3 durchbohrt, worauf der Abbruch des
Bohrkernes erfolgte; nach Beseitigung des erbohrten Kohlenvorrathes
hat diese Maschine in weiteren vier Minuten 0™,2 und nach abermaliger
Beseitigung des Vorrathes in fünf Minuten weitere 0™,-t erbohrt. Ein-
schliefslich des Zeitaufwandes zur Beseitigung der erbohrten Kohlen-
menge beanspruchte die Erbohrung dieser Streckenlänge von 0"',0 eine
Zeitdauer von noch nicht 40 Minuten.
Unter Einrechnung aller ordentlichen untergeordneten Zwischen-
falle kann der für die neuerliche Aufstellung erforderliche Zeilaufwand
mit durchschnittlich 15 Minuten bemessen werden. Hieraus ergibt sich.
1 Eine ähnliche Vorrichtung diente auf der Zeche RlieinpreiU'sen (am Aus-
Ihisse der Ruhr) bei den Abteufarbeiten, um dem Tubbingschaclite das Erd-
reich zu lockern. Hier wirkte eine 13zöllige Danipl'maschine mittels Schnecken-
rad (Uebersetzung 1 : 72) auf einen Bohrer, welcher einen Schlitz für 8 bis
9ni Durchmesser einschnitt.
Der Stanley'sche Streckenbohrer. 69
dal's zur Erbohrung einer Streckenlänge von 0",9 Alles in Allem
55 Minuten, und zur Erbohrung einer Streckenlänge von 1"" gerade
eine Stunde Zeit nöthig ist. Setzt man einen ununterbrochenen Betrieb
des Bohrapparates voraus, so können innerhalb eines Zeitraumes von
24 Stunden 24™ Streckenlänge zur Auffahrung gelangen, wobei aller-
dings von dem Eintritte aufsergewöhnlicher Betriebsstörungen abgesehen
werden mufs.
Die Vortheile der Anwendung der Stanley'schen Streekenbohr-
maschine sind mannigfach sowohl hinsichtlich der Vereinfachung und
Beschleunigung der Arbeitsleistung, als auch der Verminderung ihrer
Gestehungskosten. So wurde beispielsweise im vorliegenden Falle bei
einer Bohrweite von 1",9 binnen einer Stunde auf das erbohrte Meter
Streckenlänge ein Kohlenquantum von 2cbni^84 erzeugt; zur Bedienung
der Maschine genügen 2 Arbeiter, von denen der eine den Betrieb des
Apparates zu überwachen und der zweite den erbohrten Kohlenvorrath
zu beseitigen und in die hinter der Maschine stehenden Hunde zu ver-
laden hat. Auf je einen Mann der Bedienungsmannschaft uud auf je
eine Stunde Arbeitszeit entfällt somit eine Leistung von 1<^'"",42 Stein-
kohle in der Streckenbohrung.
Da erfahrungsgemäfs die durchschnittliche Leistung eines Häuers
in ununterbrochener, achtstündiger Arbeitszeit sich auf etwa 1 1 './bni Stein-
kohle, also pro Stunde auf etwa 0<=''"i,2 stellt, so ergibt sich, dal's bei
Anwendung des neuen Bohrapparates die Gestehungskosten an Löhnen
vor Bohrort kaum den siebenten Theil der gegenwärtigen Gestehungs-
kosten an Löhnen vor Streckenort betragen.
Allerdings kommen hierbei auch die Kosten der Betriebsdampf-
maschine, des Compressors, der Rohrleitung, des ganzen Bohrapparates,
sowie die Kosten der Erhaltung in Betracht, doch werden dieselben
unter Voraussetzung eines stetigen Betriebes und unter Annahme einer
Rohrleitungslänge von 1000°\ das Cubicmeter erbohrter Streckenkohle
mit höchstens 25 bis 30 Kreuzer belasten.
Auch unter Berücksichtigung dieser Tilgung stellen sich die Ge-
stehungskosten an Löhnen vor Streckenort für li^bDi erbohrter Kohle
immer nur auf etwa den fünften Theil von jenen der Handarbeit.^'
Sehr wichtig ist auch die Raschheit der Arbeit, indem die gleiche
Leistung gegenüber der Handarbeit in beiläufig dem sechsten Theile
der Zeit erzielt wird; die Ausrichtung der gröfsten Gruben kann daher
binnen weniger Monate erfolgen.
Ein weiterer Vortheil dieser Vorrichtung besteht darin, dal's das
erbohrte Material — im Gegensatze zur Handarbeit — in grol'sen Stücken
gewonnen und als Stückkohle verwerthet wird.
Der kreisförmige Querschnitt der Strecken ist auch sehr vortheil-
haft, da derselbe auch dem stärksten Drucke Widerstand entgegensetzt
und den Holzeinbau entbehrlich macht.
70
Urown's Kiir/.scliliel'ser lur elektrische Kraftübertragungen.
Durch deu Betrieh der Bohrmaschine mit coinprimirter Luft wird
für Zuführung guter und frischer Wetter gesorgt, wodurch die sonst so
beschwerliche Arbeit des Streckentreibens wesentlich erleichtert wird.
Durcli die zuverlässige und zweckentsprechende Construction dieser
Maschine sind Brüche und Betriebsstörungen fast gänzlich vermieden.
Eine Streckenbohrmaschine dieses Systems ist auf dem Washington-
schachte des Herrn Hefeen in Triebschitz bei Brüx angelangt und werden
mit derselben im Laufe des Monates Januar 1889 eingehende Versuche,
welchen man in Fachkreisen mit der gröfsten Spannung entgegensieht,
vorgenommen.
Die Ausführung aller für die österreichisch-ungarische Monarchie
bestimmten Maschinen ist der Maschinenfabrik Bolzano^ Tedesco und Comp.
in Schlan (Böhmen) übertragen.
Brown's Kurzschliefser und Ausschalter für elektrische
pig 1 Kraftübertragungen.
Mit Abbildungen.
Für elektrische Kraftübertragungen — wie
Kriegstetten-Oerlikon, vgl. 1888 268*169 — hat
C. E. L. Brown ^ Leiter der Maschinenfabrik in
Uerlikou die nachstehend nach dem Centralblalte
für Elektrotechnik, 1888 *S. 261 beschriebenen
Ausschalter zur Erhöhung der Betriebssicher-
heit eingeführt.
Da eine einfache, schnelle Unterbrechung
des Stromes bei einer Spannung von 1000 bis
2000 Volt nicht gut möglich ist, construirte
Broicn zur selbsthätigen Stromabstellung bei über-
mäfsiger Beanspruchung der Ma.schine oder einem
Unfälle an der Leitung einen ^selbsthätigen Kurz-
schliefser'-\ d. i. einen Apparat, der an der den
Slroin liefernden Maschine, deren Magnete meist
iiiil in der Hauptleitung liegender Wickelung
\ ursclien sind, diese Magnetwickelung von selbst
bei einer bestiininten maximalen Stromstärke kurz
schliefst, wodurch die Maschine aufhört, Strom
zu geben. Der betreffende Apparat (Fig. 1) be-
steht im Wesentlichen aus einem Magnete, dessen Bewickelung in die
Hauptleitung eingeschaltet ist. Unter den Polen dieses Magnetes ruht
ein Anker, der bei einer bestimmten Stärke des Magnetes oder mit
anderen Worten, bei einer bestimmten von der Anlage verbrauchten
Brown's Kurzschliefser •'iii- elektrische Kraitübertragunsren.
71
Stromstärke angezogen wird. Dadurch wird ein massiver Hammer
ausgelöst und fällt zwischen die beiden Contactfedern am unteren Ende
des Apparates hinein. Der Apparat ist nun so eingeschaltet, dafs durch
eben diesen Vorgang die Magnetwickelung der den Strom liefernden
Maschine kurz geschlossen 'und die Anlage stromlos wird. Diese Appa-
rate haben sich schon mehrmals ganz vorzüglich bewährt, auch bei
Maschinen bis 120 IP.
An der getriebenen Maschine, wo das Abstellen des Stromes am
öftesten vorkommen wird, niufs auch eine Einrichtung zum Unter-
brechen des hoch gespannten Stromes
vorhanden sein. Im Anfange be-
nutzte Brown zu diesem Zwecke den
5te>ne»«'schenFliissigkeitsausschalter:
allein derselbe erwies sich nicht in
jeder Beziehung befriedigend, beson-
ders da er nicht mehr arbeitet, wenn
übersehen wird, ihn in regelmäfsigen
Zwischenräumen sorgföltig zu reini-
gen, was gerade bei Apparaten, die
nur in Ausnahmefällen gebrauch!
werden, und bei der meist vorhan-
denen ünkenntnifs der Folgen von
Seiten des Bedienungspersonales leicht
einmal vergessen werden kann.
Deshalb construirte Brown seinen
Kohlenausschalter (Fig. 2). Derselbe
besteht aus einem Halter für einen
ziemlich starken Kohlenstab, der in
einem Scharnier drehbar ist. Unten
am Apparate sind zwei federnde Lappen mit dem Kohlenhalter an
einem Rahmen befestigt, welche einen hölzernen Handgritr an einem
Metallquerstücke aufnehmen. An diesem Querstücke sind zwei Kupfer-
72 Die elektrische Krallübertragiing in Piovene.
federn angebracht, die sich an den Kohlenstab anschmiegen. Der
Rahmen, der den Kohlenhalter und die beiden federnden Lappen trägt,
ist mit dem positiven Pole der Maschine verbunden, das Querstiick
mit den beiden Federn und dem hölzernen GriH'e durch ein bewegliches
Kabel mit dem Ende der entsprechenden Leitung. Ist nun der Ap-
parat, wie in Fig. 3 abgebildet, zusammengestellt, so besteht Strom-
schlufs, und zwar geht der Strom von dem Querstücke nach den
Lappen, in denen es hängt. Will man nun den Strom unterbrechen,
so schiebt man den bewegliehen Theil an dem Handgritfe in die Höhe,
wodurch das Querstiick aus den beiden Lap])eu herausgehoben wird;
jetzt geht der Strom von der Kohle durch die beiden Federn. Nun
werden Griff und Kohle um das Scharnier, an dem der Kohlenhalter
befestigt ist, nach vorne gedreht und der Halter von dem Kohlenstabe
abgezogen, wodurch der Strom unter Bildung eines langen Lichtbogens
langsam unterbrochen wird. Ist der Ausschalter offen, so wird der
Griff in einen eigenen Halter gehängt, der gleichzeitig den Anschlul's
des beweglichen Kabels an die Leitung bildet; damit ist die Gefahr
einer unabsichtlichen Verbindung aufgehoben. Dieser Ausschalter be-
währt sich ebenfalls sehr gut und wurde schon zum Unterbrechen von
Strömen von 1000 Volt und 100 Ampere benutzt.
Die elektrische Kraftübertragung in Piovene mit
Brown'schen Dynamo.
Mit Abbildungen.
Von dem im vorstehenden Berichte erwähnten C. E. L. Brown ist im
Auftrage von Gaelano Rossi in Piovene bei Schio in Oberitalien eine
elektrische Kraftübertragung ausgeführt worden, mittels deren die von
einer (amerikanischen) Victoria-Turbine im Thale gelieferten 250 ff
einer auf einem benachbarten Hügel gelegenen Mühle zugeführt werden.
Nach den Industries vom 10. August 1888 * S. 137 beträgt die Gesammt-
entfernung zwischen Stromerzeuger und Motor 450"^, die verbürgte
Leistung 78 Proc. Der in Fig. 1 abgebildete Stromerzeuger, dessen
Einzelheiten Fig. 2 und 3 sehen lassen, weicht wesentlich von den in
D. p. J. 1887 264 * 588 und 1888 268 354 besprochenen Maschinen ab.
Der Stromerzeuger wird von der Turbine mittels eines 508">" breiten
Gliederriemens getrieben und ist für 270 Ampere und 625 Volt bei
500 Umdrehungen in der Minute entworfen. Der Motor ist ganz ähn-
lich gebaut, hat jedoch im Anker etwa 8 Proc. weniger Eisen und
Windungen. Die Feldmagnete sind ganz aus Gufseisen und haben
4 Pole; jede der 4 erregenden Rollen hat 58 Windungen von quadrati-
schem Drahte und die 4 Rollen sind hinter einander geschaltet. Der
Anker des Strom erzeugers ist 960"'"' dick und 500mm laug; seine
Die elektrische Kraftübertragung in Piovene.
73
Gramme'sche Bewickelung besteht aus 400 Windungen aus quadratischem
Drahte von 6"" Seite. Sein Kern besteht aus Schmiedeeiseuscheibeu,
welche auf einen mit Flanschen versehenen Cylinder aus Kanonenmetall
aufgesteckt sind; letzterer besteht aus zwei Theilen, deren Verbindung
in einer gebrochenen Linie bewirkt ist, so dafs selbst die Scheiben,
Fig 1
welche auf oder nahe bei der Verbindungsstelle liegen, sicher unter-
stützt sind: nach dem Aufstecken der Scheiben werden die beiden Theile
des Cylinders durch die in der Abbildung sichtbaren Bolzen gegen ein-
ander geprefst und die Aufsenseite der Flanschen durch Holzringe isolirt.
Es sind 4 Reihen von Bürsten vorhanden, 2 positive und 2 negative,
und die einander gegenüber liegenden bilden ein Paar.
Bei Uebertragung einer Kraft von 250 ff würde es gefährlich sein,
den ganzen Strom mit einem Male zu unterbrechen. Daher ist es un-
zulässig, einen Abschmelzdraht oder einen Ausschalter von der bei
kleineren Anlagen verwendeten Art einzuschalten, um durch ihn den
Stromerzeuger gegen Beschädigung bei zufälligen Kurzschlüssen oder
starken Ableitungen auf der Linie zu schützen. Daher hat Brown auch
74
Die elektrische Kraftübertragung in Piovene.
hier den vorstehend beschriebenen selbsthätigen Ausschalter angewendet,
durch den die Feldmagnete kurz geschlossen werden, sobald die Strom-
stärke in der Linie eine gewisse Gröfse übersteigt, worauf dann das
Feld nur noch mit dem in ihm vorhandenen remanenten Magnetismus
wirken kann.
Bei Uebertraguugsaulagen mit oberirdischer Leitung müssen die
Maschinen auch gegen den Blitzschlag geschützt werden. Erzeuger
Fig. a Fig. 3.
und Motor sollen gegen die Erde isolirt werden; aufserdem sollten
einige Blitzableiter angebracht werden. In Piovene sind Blitzableiter
an jedem Ende der positiven und negativen Leitung angebracht, nicht
aber au Zwischenstellen. Der Blitzableiter besteht aus einem Paare
Metallplatten mit Riefen auf den einander zugewendeten Flächen: eine
Platte ist mit der Leitung verbunden, die andere mit der Erdplatte.
Wie die elektrischen Kraftübertragungen anfangen, in der Schweiz
und anderen Ländern mit Wasserüberflufs ein wichtiger Arbeitszweig zu
werden, zeigt die nachfolgende Zusammenstellung der von der Maschinen-
fabrik in Oerlilion bereits ausgeführten derartigen Anlagen.
Name und Ort FP
J. MüUer-Haiber^ Solothurn 5U
Gaetano flo.«si, Piovene, Italien 250
Kammgarnspinnerei in Derendingen, Schweiz 280
J. Amman und Wepjer., Pordenone, Italien
Trailer Gebrüder und Comp.^ Luzem
R. und M. Frei^ Aaraii
J. und M. Legier^ Dieshach, Schweiz
Papier-Mühle, Steyrermühl-Eichbt'rg,Oester
reich
C. F. Bally^ Schoenenwerd, Schweiz (ver
banden mit elektrischer Beleuchtung)
Bay und Comp., Steinbach-Hern . . .
J. Rauch, Mühlau bei Innsbruck
60
120
15
120
Entfernung in m
. . 8000
. . 450
. . 1300
. . 1000
. . 3000
. . 1000
. . 600
. . 600
. . 500
. . 1300
. . 600
Zur Technik der Lul'tschiflFfalirl. 75
Zur Technik der Luftschifffahrt.
Unter diesem Titel war in D. p. ./., 1888 270 261, eine Abhand-
lung von Mentz veröffentlicht, zu welcher gegenwärtige Zeilen einen
berichtigenden Nachtrag bilden sollen. In dem beregten Artikel war
namentlich für den Fall mittels Fallschirmes eine Berechnung aufgestellt,
die nicht ganz zutreffend ist. Da nun das Interesse an Fragen, welche
die Luftschifffahrt betreffen, gegenwärtig ein ungemein reges ist, in
theoretischer Hinsicht aber leider mehr Unrichtiges als Richtiges über
diesen Gegenstand geschrieben und veröffentlicht wird, so werden viel-
leicht folgende kurze Notizen einige aufmerksame Leser finden. Neues
bieten sie allerdings nichts, der oben angeführte Artikel scheint mir
aber ein genügender Beleg dafür zu sein, dafs eine Rekapitulirung dieser
bekannten Thatsachen ein Bedürfnifs ist.
Unsere Betrachtungen beziehen sich auf den senkrechten Fall eines
Körpers in widerstehendem Mittel, speciell in der Luft. Es sei:
G — das Gewicht des Körpers in Kilogramm,
/ — sein wagerechler Querschnitt bezieh, die Fläche seiner Wage-
rechtprojection in Quadratmeter,
V — seine Fallgeschwindigkeit in irgend einem Augenblicke in Meter
in einer Secunde,
W^cefv'^ — der Widerstand des Mittels in demselben Augenblicke,
y — die Beschleunigung der Fallbewegung,
X — der senkrecht abwärts zurückgelegte Weg in Meter,
t — die Fallzeit in Secunden (x und t gerechnet vom Beginne des
Falles, so dafs gleichzeitig stattfindet: a; = Ö, t := O und v= 0),
g — 9°>,81 die Beschleunigung des freien Falles,
/^
p =:-j. — die „specifisehe Belastung der Wagereehtprojection^'.
Die allgemeine dynamische Gleichung für irgend einen Augenblick
ist dann : - y = G — afv"^ (of)
Der Eintritt des Beharrungszustandes, d. h. des Falles mit gleich-
bleibender Geschwindigkeit, ist durch die Bedingung 7=0 gegeben;
nennen wir die Geschwindigkeit des Beharrungszustandes m, so ist nach (a) :
0 = G — afu'^ woraus:
'=VhVl «
Die bis zu einem gegebenen Augenblicke geleistete Fallarbeit ist:
L = Gx (2)
Da nun die lebendige Kraft des fallenden Körpers in demselben
Augenblicke eine Energiemenge: Li= ^\i- v'^ repräsentirt, so ist der
Rest oder die vom Widerstände des Mittels absorbirte Arbeit:
76 Zur Technik der Liiftschifffahrt.
Um die Gröfsen j\ v, <, L, als F'unctionen der Lage des Körpers
zu bestimmen, difFerenziren wir zunächst Gl. (a) und erhalten:
- dy := — 2afv(lv (/)
dv
Nun ist aber: dv = -r- dt = ydt^ und v dv = vy dt ^ y dx^ daher
aus Gl. (y):
- dy^ — 2afy dx
woraus, wenn in den Grenzen der Fallhöhe intcgrirt wird:
G ( y\
- loqnat I -'— I = — 'lufx
wo /o die Anfangsbesc/ilennigung bedeutet. Setzt man in Gl. (a) «=: O,
so ist darin y = ;'o, und wir linden, wie ja auch a priori zu erwarten
ist, yo =3. Daher:
- loqnat { -\= — 2ufx oder:
9 " \9) '
y =: g . e '^ =5« i' ^ '
oder wenn man setzt:
f =^ ^ w
auch: 7 = 9^ (3a)
dv
Nun ist ferner: y ■=. -r . daher: dv=^ydt und — beiderseits mit v
multiplicirt: vdv = yvdt=:y dx. Setzt man in diese Gleichung den
Werth von / aus (3a), so ist:
vdv = ge~ dx (§)
woraus: ii.jv'i = — ^ e — II
, g P
Da nun nach (4) 7,= rf-, so ist:
C 2 a'
'''-lb-'~ ] (5>
Die dieser Geschwindigkeit entsprechende „Fallhöhe" h:=^ ist:
Die vom Widerstände des Mittels absorbirte Arbeit ist aus den
Gl. (^) und (6):
Zur Technik der Luftschifffahrt. 77
• . . (7).
L^=g[x-1 (1-e '^)]
Setzt man schliefslich in Gl. (a): y=-Tp so ist:
^I/!^ G-ccfv^
g dt
G dv dv
dt = -
g-G-ufvi-g-%Cv-i-
Die Integration dieses Ausdruckes gibt:
1 , Y2gC + Cv
Y2gC 'Y2gC-Cv
Führt man für v den Ausdruck aus (5) ein, so ist nach entsprechen-
der Reduktion :
(9)
(9a)
oder auch, wenn man beachtet, dafs 'V2gC = 2g\/ -:
Die hier entwickelten Gleichungen gestatten ein vollständiges Ueber-
blicken des Vorganges und lösen alle auf denselben bezüglichen Fragen —
natürlich nur insofern die Bedingungen, auf Grund welcher dieselben
entwickelt sind, den thatsächlichen Verhältnissen in der Natur ent-
sprechen.
Um einen einfachen Vergleich mit den Rechnungsresultaten des
oben angeführten Artikels zu ermöglichen, machen wir für die ein-
zelnen Gröfsen dieselben ziflfermäfsigen Annahmen, wie Herr Mentz^
d. h. wir setzen :
G = 80k /•=10m2 daher: p = j = 8)
« = 0,12 '
Der Werth a = 0,12 ist allerdings für einen Fallschirm gewöhn-
licher Construction durchaus nicht zutreffend , da es sich aber nur um
vergleichsweise Rechnungen handelt, mag er beibehalten werden. Es
ist schliefslich:
6'= ^=0,2943 (11)
P
Die Geschwindigkeit des Beharrungszustandes ist nach Gl. (1):
«=}/ ^=|/ o;f2 = ^'^^^'"'^«^- • • • • fi"^)
Dieses Resultat stimmt mit dem von Herrn Mentz gefundenen über-
ein (=:8™,2 S. 263). Anders verhält es sich aber mit der Zfi<, in
welcher — bezieh, mit der Fallstrecke x. nach welcher der Beharrungs-
78 'Zur Tediiiik der LiiltschilTl'ahrt.
zustand eintritt. Naeli Herrn Mentz wird der Fall bereits nach
0^82 Secunden am Ende einer Fallstrecke von 3'"^35 gleicliförmig und
nimmt daselbst die Geschwindigkeit 8>n,'2 an. Die thatsächlichen Ver-
hältnisse sind jedoch ganz andere. Aus Gl. (3) ist ersichtlich, dafs die
Beschleunigung Null wird für o; = oo, welchem Werthe nach Gl. (9)
auch eine unendliche Fallzeit entspricht, d. h. die Fallbewegung kann
nie im strikten Sinne des Wortes gleichförmig werden, sondern dieselbe
nähert sich nur in unbegrenztem Mafse der Gleichförmigkeit. Aller-
dings ist es aus dem Wesen der Function e~ ersichtlich, dafs die
Beschleunigung gleich anfangs sehr rasch abnimmt und sich später nur
sehr langsam ändert. Es wird also verhältnifsmäfsig bald eine Ge-
schwindigkeit erreicht werden, welche der Beharrungsgeschwindigkeit
nahe kommt. Wollte man in diesem praktischen Sinne von der Er-
reichung eines „Beharrungszustandes"' sprechen, so wäre zunächst fest-
zustellen, welche Besciileuuigung als „vernaehlässigbar klein" ange-
sehen werden soll, was selbstverständlich Geschmackssache ist. Setzt
man in Gl. (3a) aufser den ZitTerwerthen aus (10) (11) noch ar = 3,35,
so erhält man ;' = 3,660'"/sec.'. Es ist das eine Gröfse, die keineswegs
als „vernachlässigbar klein" betrachtet werden kann. Nimmt man an-
dererseits an, dal's die Bewegung als praktisch gleichförmig zu be-
trachten sei, sobald die Beschleunigung nicht gröfser ist, als y = 0"',005,
so erhält man aus Gl. (3a) eine diesem Zustande entsprechende Fall-
höhe von 26™.
Ebenso wenig zutreti'end sind die übrigen von Herrn Mentz be-
rechneten Gröl'sen. Es wird das am besten ersichtlich, wenn aus den
oben entwickelten Gleichungen eine zusammenhängende Reihe von
Werthen berechnet wird.'
Wir erhalten:
für den Falhaum x — Ü 3 5 10 50 00
die Geschwindigkeit r =0 6,253 7,085 7,947 8,165 8,165
die üeBcliwindigkeitshöhe A = ^=0 1,993 2,618 3,219 3,400 3,400
^9
die Fallzeit t =0 0,84 1,14 1,79 6,70 CO
die Beschleunigung y =9,81 4,057 2,268 0,517 0,000004 O
die gesammte Fallarbeit L =0 240 400 800 4000 oo
die vom Widerstände absorbirte
Arbeit i, =0 80 190 542 3728 QO
die Energie im fallenden Körper 1.2=0 16() 210 258 272 272
Wie ersichtlich, ist am Schlüsse einer Fallhöhe von 50"' — bezieh,
nach etwa 6'/., Secunden — die Fallbewegung schon so gleichförmig,
dafs bei einer Bestimmung der Geschwindigkeit bis auf Millimeter die
Geschwindigkeitszunahme nicht mehr ersichtlich ist. In der That be-
trägt die Beschleunigung nur ■'/looo""" '" '*'-'•■ Secunde.
1 Selbstverständlich gelten diese Werthe nur für die IVUher beispielshalber
gewählten Grölsen: ^ = 80, /■=10, a = 0,12. Der aWsemeine Verlauf der Gröfsen-
änderung ist jedoch auch für andere Annahmen derselbe.
Zur Technik der Lul'tschifffahrt. 79
Die Energie des Falles, welche für die Wucht des Aufprallens auf
festen Boden mafsgebend ist, wächst anfangs sehr rasch und nähert
sich bald ihrem Maximal werthe von 272™''. Herr Mentz berechnet die-
selbe auf einem bedeutenden — leider ganz falschen — Umwege mit
UQmk fy,. ()g^ „ßeharruugszustaud^', also als oberste Grenze, und gründet
darauf ein Urtheil über die Minimalgröfse eines Fallschirmes für ge-
fahrlose Landung. Dieses Urtheil wäre schon deshalb unrichtig, weil,
wie schon erwähnt, der Coefticient «^0,12 für die allgemein übliche
Form der Fallschirme durchaus unzutreffend ist'-*; es ist aber um so
weniger begründet, als der gefundene Werth für die angenommenen
Verhältnisse 2i|2'"3'l ^u klein ist. Uebrigens hätte Herr Mentz auf
Grund seiner eigenen Zahlen ohne alle Integration die fragliche Gröfse
durch eine sehr einfache Rechnung linden können, denn es ist ja be-
kanntlich: /-i = "Ti— = -TTTTTTiTi = 274'"i<. Merkwürdiger Weise seht
' 2g 2X9,81 ° '^
Herr Mentz zwar von dieser richtigen Formel aus, gelangt dann aber
in Folge ganz zweckloser und unrichtiger complicirter Rechnungen zu
dem früher angeführten falschen Resultate.
Was die Betrachtungen über den Vogelßug anbelangt, so braucht
auf dieselben nicht näher eingegangen zu werden. Der Vogelflug im
eigentlichen Sinne, d. h. das Schweben und sich Fortbewegen mittels
Flügelsc/ilages^ ist ein äufserst verwickelter mechanischer Vorgang. Das
Wenige, was die (einfache) Rechnung uns über den Vogelflug zu sagen
vermag, ist von ziemlich geringem praktischen Werthe, namentlich für
den künstlichen Flug. Wir können nur sagen, dafs der Durchschnitts-
werth des Flügeldruckes beim Niedergange der Flügel gleich sein mufs
dem Gewichte des Vogelkörpers. Das ist jedoch ein ziemlieh ärmliches
Resultat, namentlich wenn man bedenkt, dafs die Berechnung des
Flügeldruckes mittels der Durchschnittsgeschwindigkeit des Flügel-
schlages nur eine grobe Annäherung ist. Wollte man aber zu brauch-
baren Resultaten über die Beziehungen zwischen den Flügel- und Körper-
dimensionen, Amplituden und Anzahl der Flügelschläge u. dgl. gelangen,
so müfste man die Bewegung des ganzen Systemes — Körper und
Flügel — zum Gegenstande einer Untersuchung machen, was zu äufserst
verwickelten Formeln führen würde. Denkt man sich im einfachsten
Falle den Vogel im Beharrungszustande und wagerecht fortfliegend oder
schweben bleibend, so wird im Allgemeinen der Schwerpunkt des
ganzen Systemes sich nicht in einer Wage rechten fortbewegen bezieh,
ruhen, sondern um eine Mittellage schwingen. Diese Bewegungen des
Systemschwerpunktes können a priori nicht vernachlässigt werden, sie
complieiren aber das Studium des Fluges ganz beträchtlich, um so mehr,
2 Dieser Werth wäre annähernd richtig für einen ebenen Fallschirm, der
jedoch, um senkrecht zu fallen, absolut genau wagerecht sein müfste — eine
Bedingung, die selbstverständlich praktisch nicht zu erfüllen ist.
so Krvulilli und seine Ötellvertreler in der Glasindustrie.
da sich die Noigänge nicht bei jedem Flügelschlage in gleicher Weise
wiederholen, sondern eine Periode sich über eine von vorhinein un-
bekannte Anzahl Flügelspiele erstreckt. Will oder kann man sich
daher nicht an eine Untersuchung dieses Probleme» wagen, so bleibt
vom mechanischen Standpunkte über den Vogeltlug eben nichts zu
sagen, als was oben bereits über die Durchschnittsgrolse des Flügel-
druckes angeführt wurde und was ja allgemein bekannt ist.
Der Rechnung vollkommen zugänglich ist allerdings das Kreisen
der Vögel oder das Schweben derselben mit ruhig ausgestreckten
Flügeln (französiscli planer, englisch soaring of birds). Hier bildet der
ganze' Vogel ein starres Sj'stem, und das Problem (abgesehen von der
activen Wirkung des Vogels beim Wenden) ist das des ebenen schief-
gestellten Fallschirmes. Auch der Flug dynamischer Flugapparate mit
continuirlicher (^nicht reciprocirender) Flügelwirkung (Windschraube,
helicoptere) ist mechanisch betrachtet viel einfacher als der Vogelflug.
Prag, den 2ü. November 1888. L. Bajnis.
Kryolitli und seine Stellvertreter in der Glasindustrie;
von Richard Zsigmondy.
(ScMuls der Abliandlung S. 36 d. Bd.)
Im Nachstehenden will ich ein Verfahren zur Darstellung von
Fluornatrium beschreiben, das zwar erst durch Versuche in gröfserem
Mafsstabe geprüft werden mül'ste, falls es sieh bewährt, aber wahr-
scheinlich ökonomische Vortheile bieten würde.
Mein Verfahren zur Darstellung von Fluornatrium aus Flufsspath
ist in wenigen Worten folgendes:
Man schmilzt Flufsspath mit Potasche unter Zusatz von Kiesel-
säure, laugt die Schmelze aus, und versetzt die concentrirte heifse Lösung
von Fluorkalium mit einer bei 38" C. gesättigten Lösung von Soda, wo-
durch Fiuornatrium als Niederschlag ausfällt, und kohlensaures Kali
regenerirt wird, das man zu einer neuen Schmelze verwenden kann.
Da nun Fluorkalium in Wasser aufserordentlich leicht löslich ist,
Fluornatrium dagegen erst in 23 bis 25 Th. Wasser, so folgt, dafs man
einerseits leicht auslaugbare Schmelzen erhalten wird, und zu ihrer
Extraction wenig Wasser braucht, andererseits durch die verschiedene
Löslichkeit von Potasche und Fhioriialrium in Staud gesetzt ist, leicht
eine ziemlich vollständige Trennung der beiden Körper durchzuführen.
Um nun eine für die Pra.xis brauchbare Vorschrift zu geben, mufste
eine Keihe von Schmelzversuclien mit wechseiudeu Mengen von Flufs-
spath, Kieselsäure uud l'olasche angestellt, und die Menge des durch
Auslaugen gevv'onnenen Fluorkaliums ermittelt werden. Da die bislier
üblichen Methoden der Fluorbestimmuna aber für meine Zwecke ent-
Kryolitli und seine Stellvertreter in der Glasindustrie. 81
weder zu umständlich oder zu zeitraubend waren, so befafste ich mich
vor Allem mit der Ausarbeitung einer neuen Methode der Fluortitrirung,
deren Detail ich hier mittheile, da sie keine besonderen Apparate bedarf,
sich rasch und mit einer für viele technische Zwecke genügenden Ge-
nauigkeit ausführen läfst.
Meine Methode lehnt sich an die Erdalkalimetrie von Knöfkr
{Annalen der Chemie und Pharmacie^ 1885) an.
Wie Knöfler die gebundene Schwefelsäure titrirt, so bestimme ich
die gebundene Flufssäure, nur mit dem Unterschiede, dafs statt der
i/n, Normal-Chlorbariumlösung eine '.[o Normal-Chlorcalciumlösung ver-
wendet wird, und statt des von Knöfler angegebenen Indicators anfangs
blols Phenolphtalein verwendet wird. Die noch unverändertes kohlen-
saures und kieselsaures Kali enthaltende Lösung von Fluorkalium wird
mit Salzsäure nach Zusatz von Phenolphtalein unter Aufkochen genau
neutralisirt und hierauf mit l^c !/,„ Normal-Sodalösung versetzt, wodurch
die Flüssigkeit roth gefärbt wird (alkalische Reaction). Nun setzt man
einen Ueberschufs von 1,0 Normal-Chlorcalciumlösung zu, bis die rothe
Farbe wieder verschwindet: dabei scheidet sich zunächst Fluorcalcium
nach folgender Gleichung aus: CaCl.^ -f 2F1K = CaFlj+2KCl, und nach-
dem alles Fluorkalium zersetzt ist, tritt folgende Umsetzung ein:
CaCL, -(-Na2C03 = CaC03+2NaCl — die Flüssigkeit wird neutral —
und daher entfärbt. Da man aber einen Ueberschufs von CaClj zuge-
setzt hat, so fällt — ohne jedoch an der Reaction theilzunehmen —
die Kieselsäure gallertig aus.
Man bestimmt nun den Ueberschufs an CaClj erdalkalimetrisch
nach Knöfler^ d. h. man fällt mit ijio Normal-Sodalösung, bis zum Auf-
treten der rothen Farbe, filtrirt und titrirt das Filtrat mit i||o Normal-
salzsäure unter Zusatz von Methj^orange zurück.
Um den Vorgang klarer zum Ausdrucke zu bringen, will ich ihn
in Formeln darlegen. Die ursprüngliche Lösung enthält: KFl, K2CO3,
KoSiOj.
Durch Neutralisation mit HCl entsteht: KFl, 4KC1, SiOj.
I. Nach Zusatz von Icc Na.2C03 enthält die Lösung: Na^COs, KFl,
KCl, SiOj,
II. „ „ „ CaCl2 ist in Lösung: CaCl2, KCl,
im Niederschlage: CaFlj, Si02, CaCOs,
III. „ „ „ Na2C03 ist in Lösung: Na.2C03, KCl, NaCl,
im Niederschlag: CaFl2, CaCOj, SiOa,
IV. Durch Zurücktitriren mit HCl erhält man in Lösung: NaCl, KCl.
Man hat dann nur zum Volumen der verbrauchten Chlorcalcium-
lösung CiL) das Volumen der Salzsäure (IV.) zu addiren, und davon
das Gesammtvolumen der Sodalösung (I. und III.) zu subtrahiren, um
die dem Fluorkalium äquivalente Menge CaCI, zu ermitteln.
Da nur die erste und letzte Neutralisation besondere Vorsicht er-
heischt, man die anderen Lösungen rasch und im Ueberschusse zusetzen
Dingler's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 2. 1889/1. 6
82 Kryolith und seine Stellvertreter in der Glasindustrie.
kann, und durch das Filtriren * durch ein Faltenfilter leicht von Statten
geht, läfst sich eine Fluorbestimmung bequem in '/j bis '2 Stunde aus-
führen.
Vor der eigentlichen Priitung der Methode mufsten noch folgende
Fragen durch Versuche beantwortet werden:
1) Wie verhält sich Flufssäure gegen Indicatoren beim Titriren mit
Alkali?
2) Wie verhält sich Wasserglaslösung gegen Indicatoren beim Titriren
mit HCl?
3) Wie verhält sich eine mit HCl neutralisirte Wasserglaslösung
gegen CaCl.^?
Zur Entscheidung der Frage 1) wurde etwas chemisch reine Flufs-
säure mit Methylorange versetzt und mit KHO titrirt; der Farben-
übergang war, wahrscheinlich in Folge der Bildung von KHF!.^, ein
ganz allmählicher. Cochenille zeigte einen schärferen Farbenübergang;
scharf wurde der Neutralisationspunkt dagegen durch Lakmus und
Phenolphtalein angezeigt.
2) Durch Zusammenschmelzen von reinem Kaliumcarbonate mit
reiner Kieselsäure und Auflösen der Schmelze wurde eine Wasserglas-
lösung hergestellt, und diese unter Zusatz von verschiedenen Indicatoren
titrirt; es zeigte sich, dafs sich kieselsaures Alkali gegen sämmtliche
Indicatoren wie reines Alkali verhält; die ausgeschiedene Kieselsäure
ist selbst auf Phenolphtalein ohne Einwirkung.
3) Die durch Neutralisation von Wasserglas erhaltene Lösung wurde
mit CaCl.) versetzt; es schied sich viel Si(0H)4 aus, dagegen blieb der
Gehalt der Lösung an Chlorcalcium unverändert, wie die Titrirung mit
Sodalösung ergab.
Aus den Versuchen 1) geht hervor, dafs das von Knöfler als Indi-
cator verwendete Gemenge von Methylorange und Phenolphtalein für
die Titrirung von Flufssäure sich nicht eignet. Da der Cochenille- und
Lakmusfarbstoff beim Zusätze von Sodalösung mit Calciumcarbonat ge-
mengt ausfällt, so bleibt als einzig passender Indicator das Phenol-
phtalein. Der Versuch 3) beweist, dafs die Gegenwart von Kalium-
silicat in der Schmelze auf die Fluorbestimmung keinen nachtheiligen
Einflufs ausübt.
Nach diesen v<irläiiligen Versuchen wurde zur eigentlichen Prüfung
der Methode geschritten.
A) Einige Tropfen reiner Flufssäure wurden mit ^ ^Q Normal-Natron-
lauge titrirt, unter Zusatz v(m Phenolphtalein; es wurden 18'^'',8 Lauge
zur Neutralisation verbraucht, entsprechend Os,0752 HFl. Diese Flüssig-
keit wurde wie oben angegeben titrirt; man brauchte:
1 Sollte sich nach der Operation II. viel Si(0H)4 ausgeschieden haben, so
wird man gut thun, vor Zusatz der Sodalösung durch ein Stück gewaschenen
Tülls abzuseihen und gut nachzuwaschen.
Kryolith und seine Stellvertreter in der Glasindustrie. 83
1) Na^COs .... l,Occ + llcc,0
g^*^' "^l'^i 30,6 - 12,0 = 18CC6
18'=':,6 CaCl.^ wurden verbraucht, entsprechend 0^,0744 HFl.
Ba) Etwas Flufssäure in eine Platinschale gegossen brauchte zur
genauen Neutralisation 102<=c.|5 i[,q Normal-Natronlauge, a) Die Lösung
wurde auf lOO'^'^ gebracht und davon 25'^^ wie oben titrirt. Es wurden
verbraucht :
NewCOs .... l,Occ + 3cc,i
CaCl2 28,8 ^ oq c i-t — o^scc 4.
HCl 0,7 ^ ■^^■'^ ^'^ - -^^ ■■^
25cc,4 Chlorcalciumlösung statt 25<:c,.5.
b) 50'^'' obiger Lösung brauchten:
Na^COa .... l,Occ + 7cc,0
^^^"i ^^^g i 58,3 - 8 = 50cc,3
Zur Controle wurde der Niederschlag auf ein Filter gebracht, schwach
geglüht, mit Essigsäure behandelt und nach dem Waschen abermals
geglüht. Zurück blieben 0?,3988 CaFlj, entsprechend 51^^,03 CaCl^.
Davon die Hälfte, entsprechend 25<'c der Lösung, 25<:c,5 i|,o Normall.
Bc) Durch Zusammenschmelzen von 3?,490Na2CO3 mit lg,282 reiner
Kieselsäure, Auflösen der Schmelze in Wasser und Verdünnen der-
selben auf 250'^'' wurde eine Lösung von Natriumcarbonat und Natrium-
silicat hergestellt. 25'^'^ dieser Lösung wurden mit 25^^ obiger Lösung
von Fluornatrium gemischt und die Mischung titrirt.
Es wurden verbraucht:
Zur Neutralisation 33,5cc HCl
Na-iCOj .... 1,04-1- 6cc,0
^^^■i 3^'^ I 32,5 — 7 = 25cc,5 HCl.
Rechnen wir zum Vergleiche die Resultate auf Gramme HFl um,
so erhalten wir in 205'^<^ der Lösung:
Durch Titriren mit NaHO 0g,1022 HFl
Gewiclitsanal3'tiscli aus dem CaCl^ • 0^,1021 „
Nach Ba) titrirt mit CaFlj .... 0g,1016 „
„ Bb) „ „ „ .... 0g,1005 „
„ Bc) „ „ „ .... 0g,1020 „
Die Differenzen von 1,-5 Proc. des Fluorgehaltes im Maximum sind
auf die Summirung von Fehlern bei der wiederholten Titrirung, sowie
auf die nicht absolute Schärfe der Farbenübergänge zurückzuführen,
Uebelstände, die ja auch bei vielen anderen mafsanalytischen Methoden
zur Geltung kommen, aber für meine Versuche ganz ohne Belang waren.''
Kennt man den Gehalt der Lösung an Alkalicarbonat und Silicat
noch nicht, so wird man gut thun, die Lösung in zwei Hälften zu
theilen, und die eine Hälfte unter Zusatz von Cochenille oder Lakmus
2 Vgl. Fluortitrirung von Tammann , Zeitschrift für analytische Chemie von
Fresenius 24, 329.
84 Kryolith und seine Stellvertreter In der Glasindustrie.
zu neutralisiren, da sich Carbonate mit Phenolphlalein schlecht titriren
lassen. Dann setzt man zur zweiten Hälfte HCl in geringem Ueber-
schusse., kocht alle Kohlensäure weg, setzt Phenolphlalein zu, und so
viel NaHO, dafs eben die rothe Farbe auftritt, und bringt dieselbe
durch einen Tropfen HCl wieder zum Verschwinden. Auf diese Weise
läfst sich eine Lösung von Fluorkalium, kieselsaurem und kohlensaurem
Kali genau neutralisiren.
An der Hand der eben beschriebenen Methode der Fluortitrirung
war es ein Leichtes, eine Reihe von Versuchen auszuführen, die als
Grundlage des neuen Verfahrens zur Darstellung von Fluornatrium dienen
mögen. Es wurden wechselnde Mengen von Kieselsäure, Potasche und
Flufsspath in einem Platintiegel geschmolzen, die Schmelzen ausgelaugt
und der Fluorgehalt titrirt. Die zur Verwendung kommende Potasche
enthielt 89,-5 Proe. K2CO3, der Rest war gröfstentheils Wasser. Der
Flufsspath enthielt 98,2 Proc. Fluorcalcium und wurde vor der Anwen-
dung fein zerrieben, ebenso die Kieselsäure.
Von der Voraussetzung ausgehend, dafs die Kieselsäure gewisser-
mafsen als Contactsubstanz wirke, wurde anfangs wenig 810.2 ange-
wendet. Man könnte sich den Vorgang etwa so vorstellen, dafs das
ursprünglich gebildete Kaliumsilicat sich mit dem Flufsspathe in Fluor-
kalium und Calciumsilicat umsetzt, dieses durch den Ueberschufs au
Potasche aufgeschlossen wird, und dafs das neu gebildete kieselsaure
Kali wieder die obige Reaction eingeht , welcher Vorgang sich so oft
wiederholen würde, bis alles Fluorcalcium zersetzt ist. Dafs dem nicht
so sei, wenigstens bei Anwendung eines nicht allzu grofsen Ueber-
schusses an Potasche, werden die folgenden Versuche zeigen:
1) lg,6 Flursspath (1 Mol.)
Ü?,3 Kieselsäure (1,4 Mol.)
4g,2 Potasche (89 proc.) (1,3 Mol.)
wurden als Pulver gemischt und im Platintiegel am Gasgebläse zu-
sammengeschmolzen. Die Masse schmilzt nach starkem Glühen unter
Schäumen, wird hierauf wieder fest und kann nicht mehr geschmolzen
werden. Die Schmelze löst sich beim Kochen mit Wasser vom Tiegel,
und wird weich, dafs sie leicht zerdrückt werden kann. Nach 12stün-
digem Stehen wurde die Lösung (iltrirt, auf 100'^'^ gebracht und davon
25'^c titrirt. Sie brauchten zur Neutralisation 48<:<',3 ^^q Normal-Salz-
säure. Ferner:
NaoCOj .... 9,05cc
I^j^Y''^ ^14 ( 25,5 — 9,05 = 16a\4
Daraus ergibt sich, dafs 32 Proc. CaFl.^ aufgeschlossen wurden.
Eine Wiederholung des Versuches ergab 33 Proc. CaFl.^.
2) lg,6 Flufsspath
Or,3 Kieselsäure
5d,5 Potasche.
Kryolilh und seine Stellvei-treter in der Glasindustrie. 85
Das Gemenge war an einzelnen Stellen nach dem Durchschmelzen
fest. Im Uebrigen zeigten sich die oben beschriebenen Erscheinungen.
Nach dem Aufweichen in Wasser wurde der vierte Theil der Lösung
titrirt. Es wurden gebraucht 64^^,8 HCl zur Neutralisation.
NaoCOa .... 9,0^
^^^■i ^!^'.^ i 30,0 - 9 = 21cc,0 CaCl2
Aufgeschlossen wurden 41 Proc. CaFl.j.
3) 0g,8 Flulsspath (1 Mol.)
0g,3 Kieselsäure ('/j Mol.)
2g,l Potasche (1,4 Mol.)
Masse gefrittet, bei starkem Glühen unveränderlich. Als ich die
Flamme des Gasgebläses direkt in den etwas weiten Tiegel richtete,
also bei Oberfeuer, zeigten sich bald einige geschmolzene Perlen. Bei
weiterem Erhitzen trat ein weifser Rauch auf und bei Weifsglut zeigten
sich an den kälteren Partien des Tiegels Tröpfchen, die zur weifsen
Masse erstarrten, während sich im Zimmer ein erstickend riechender
Qualm verbreitete. Das Fluorkalium begann zu destilliren; die Schmelze
war sehr leicht mit Wasser zu extrahiren und zerfiel sofort zu Pulver.
1(4 der Lösung titrirt brauchten 16'=<=,9 HCl.
NajCOj .... 5,Oco
^^^^■2 ^^'^ I 13,9 — 5,0 = 8cc,9 CaCLj
entsprechend 35 Proc. Offenbar war mehr aufgeschlossen worden, doch
hatte sich ein Theil des Fluorkaliums verflüchtigt.
4) Og,8 Flufsspath
Og,3 Kieselsäure
2g,7 Potasche.
Das Gemenge schmilzt und gibt bei starker Hitze etwas Rauch.
Beim Titriren wurden verbraucht 23<^c^4 HCl. Ferner:
Na-iCOg .... 7,0cc
^^Y^ '^l'-^l 19,1 — 7,0 = 12CC4
entsprechend 47 Proc. CaFl.^.
5) Occ,8 Flulsspath
0';c,3 Kieselsäure
2cc,3 Potasche.
Wurden wie |oben behandelt. Durch Titriren ergab sich ein Ver-
brauch von
21cc,6 HCl und
Na^COs . . . 7,5
CaUl.j .... 18,4 ) 20 2 - 7,5 = 12cc,7 CaCLj
entsprechend 49,5 Proc. Die zweite Titrirung ergab sogar 50,2 Proc.
Wie man sieht, hat sich hier, obgleich weniger Pota.sche zur Ver-
wendimg kam, als bei Versuch 4), doch mehr Flufsspath aufgeschlossen.
Es erklärt sich diese Unregelmäfsigkeit dadurch, dafs hier die Materialien
inniger gemischt wurden; wahrscheinlich wurde auch die Schmelzung
86 Krvolith und seine Stellvertreter in der ülasindustrie.
im richtigen Momente unterbrüclien , worauf, wie icli mich wiederholt
überzeugte, viel ankommt.
6) 0g,8 Flufsspath
Og.45 Kieselsäure
2?,7 Potasche
wurden gut gemischt und geschmolzen ; ',\, der Losung wurde titrirt :
HCl = 25,6cc
NaoCOa .... 4,0cc
^^j ^ ^2^6 ( ^^''^ ~ ^-^ = ^'^"^''^ ^'^^'■•i
Es wurden 57 Proc. CaFl.^ aufgeschlossen, also dem höheren Kiesel-
säuregehalte entsprechend, bedeutend mehr, als bei den früheren Ver-
suchen. Dies veranlafste mich, den Kieselsäurezusatz noch zu steigern.
7) Os,8 Flufsspath .... 1 Mol.
0g,6 Kieselsäure .... 1 „
2S,7 Potasche 1,8 „
wurden zusammengeschmolzen, ausgelaugt; in einem Viertel der Lösung
wurde mafsanaly tisch das Fluor bestimmt:
HCl' . . . . 18,7cc
Na^COj . . . 2,0<:c
HC?^" ' ' ' ^o8<^*^^'^~^'°^^^'"'^^^^^''^
70,3 Proc. vom Fluorcalciuin waren aufgeschlossen. Mit dem Kiesel-
säurezusatze noch zu steigen, schien nicht rathsam, da die Schmelzen
leicht zu schwer löslich werden könnten. Ein gröfserer Zusatz von
Potasche würde dagegen den Gehalt der Lösung an kohlensaurem Kali
allzusehr erhöhen , so dafs die weitere Verarbeitung erschwert würde.
Dennoch will ich der Vollständigkeit halber hier noch folgende zwei
Versuche anführen:
8) Os,8 Flufsspath
Og,6 Kieselsäure
4g,0 Potasche
wurden im Platintiegel in ähnlicher Weise durch Rühren mit dem Glas-
stabe gemengt, wie man es beim Aufschliefsen mit Natronkali zu thun
pflegt. Nach vollendeter Reaction sah die Schmelze bei Rothglut sehr
ungleichmäfsig aus ; durchscheinende Partien wechselten mit ganz un-
durchsichtigen. Beim Auflösen der Schmelze in Wasser zeigte sich die
Ungleichartigkeit derselben gleichfalls, indem manche Theile sich durch-
aus nicht vom Tiegel lösen wollten, andere sehr leicht in Lösung gingen.
Beim Titriren wurden folgende Quantitäten ''m Normallösung gebraucht:
NaoCOj .... 8,9cc
l^ß^'^ ^^'g I 26,2 — 8,9 = 17cc,3
woraus sich berechnen läfst', dafs 67 Proc. des CaFlj aufgeschlossen
wurde. In einem anderen Theile der Lösung wurde das Fluor nach
Berzeliu» bestimmt. Nach Entfernung der Kieselsäure und Auflösen des
CaCOg in Essigsäure blieben 0s,1363 CaFl.^ zurück, entsprechend : 68 Proc.
9) Dieselben Mengen von Flufspath, Kieselsäure und Potasche wie
Kryolitli und seine Stellvertreter in der Glasindustrie. 87
beim vorigen Versuche wurden geschmolzen, nachdem sie vorher innig-
gemischt worden waren. Die Schmelze erschien homogen und liefs sich
nach dem Erkalten ganz leicht und gleichmäfsig erweichen. In 1/4 der
Lösung wurde das Fluor bestimmt. Zur Neutralisation wurden 47'^'^,4 HCl
gebraucht; zur Fluortitrirung:
NajCOä
Cai
HCl
12CO3 .... 22,4cc
^^■i ^j'^ 1 43,5— 22,4 =21 cc,l
In diesem Falle wurden 82,5 Proc. aufgeschlossen.
Vergleicht man die Resultate der eben beschriebenen Versuche, so
sieht man, dafs bei Anwendung von weniger als 2 Mol. K2CO3 auf
1 Mol. CaFl.j ein Zusatz von Kieselsäure bis zu 1 Mol. noth-
wendig ist, um gute Ausbeute zu erhalten. Es ergibt sich ferner, dafs
nicht blofs das Mischungsverhältnifs der drei Körper auf den Verlauf
der Keaction bestimmend einwirkt, sondern dafs inniges Mischen der
Bestandtheile, Zeitdauer des Schmelzprocesses und die Durchführung des-
selben innerhalb gewisser Temperaturgrenzen nothwendige Bedingungen
sind, um gute Ausbeuten zu erhalten. Daraus folgt ferner, dafs die
Ausbeuten an Fluorkalium, die man bei Versuchen im Platintiegel er-
hält, jedenfalls nicht die besten sind, die man überhaupt erzielen kann,
da ja dabei oben erwähnte Bedingungen nur theilweise und sehr unvoll-
ständig eingehalten werden können. Einzelne Parallelversuche mit
gleichem Mischungsverhältnisse ergaben bis 15 Proc. Differenz (vgl. Ver-
such 3 und 5 sowie 8 und 9), die nur auf verschiedenartige Durch-
führung derselben zurückzuführen ist. Zu hohe Temperaturen sind zu
vermeiden, da sich dabei Fluorkalium verflüchtigen würde und man
Schmelzen erhält, die sich nicht leicht auslaugen lassen. Uebrigens
tritt die Reaction bei verhältnifsmäfsig niedriger Temperatur ein, bei
schwacher Rothglühhitze. Die Masse beginnt zu schmelzen, verflüssigt
sich unter Aufschäumen vollständig und wird nach Vollendung der
Keaction scheinbar wieder fest. Thatsächlich hat sie aber die Consistenz,
die dem Vaseline bei gewöhnlicher Zimmertemperatur eigen ist, wie
man sich durch Umrühren mit dem Platinspatel leicht überzeugen kann,
liefse sich also jedenfalls mit der Krücke leicht bearbeiten.
Der Auslaugerückstand besteht aus kieselsaurem, kohlensaurem
Kalk, Fluorcalcium und ganz geringen Mengen von Kalisalzen, die sich
nicht vollständig entfernen lassen. Derselbe kann ebenfalls in der Glas-
industrie Verwendung finden, so dafs man bei diesem Verfahren über-
haupt keine werthlosen Abfallproducte erhält.
Um die Einwirkung einer Sodalösung auf Fluorkalium zu prüfen,
wurde eine concentrirte heifse Lösung von 15s Fluorkalium (aus Flufs-
säure und Kaliumcarbonat hergestellt) mit einer Lösung von 13s,5
Natriumcarbonat in etwa 20s VV^asser versetzt. Unter heftigem Auf-
wallen der Flüssigkeit entstand Fluornatrium als feinkörniger Nieder-
gg Kryolith und seine Stellvertreter in der Glasindustrie.
schlag, der sieh von der Lösung leicht trennen liefs. Derselbe wurde
abfiltrirt, gewaschen und getrocknet. Das Fluomatrium erschien als
schneeweilses Pulver, freilich nicht in der gewünschten Ausbeute , da
die Waschwässer nicht wieder aufgearbeitet werden konnten.
Will man den ökonomischen Werth des neuen Verfahrens be-
urtheilen, so ist es noth wendig, folgendes zu erwägen: Bei der Dar-
stellung von Fluornatrium werden verbraucht : Flufsspath , fein ge-
mahlener Sand, Soda und geringe Mengen von Potasche, die beim
Prozess verloren gehen, ferner Kohle, die theils zum Schmelzen der
Mischung, theils zum Eindampfen der Lauge verbraucht wird: der Auf-
wand an Brennmaterial dürfte jedoch ein nicht sehr hoher sein, da die
Aufschliefsung bei verhältnifsmäfsig niedriger Temperatur vor sich geht,
und die Laugen an sich sehr concentrirt sind. Dagegen wird gewonnen:
Fluornatrium und als Abfall kieselsaurer Kalk. Bedenkt man nun, dafs
beim Einschmelzen von Fluomatrium im Glase eine demselben und
daher auch der zu seiner Darstellung verwendeten Soda äquivalente
Menge Natron frei wird, dafs man ferner durch die Möglichkeit, be-
deutende Quantitäten Feldspath in das Glas einzuschmelzen, eine, den
Verlust an Potasche bei Weitem übersteigende Menge Kali gewinnt, dafs
endlieh der Abfall — kieselsaurer Kalk — in Krystallgläsern ein-
geschmolzen werden kann und daher mindestens dem Werthe des ver-
wendeten Sandes entspricht, so bleiben als Materialien, die nicht zurück-
gewonnen werden, nurmehr der Flufsspath und ,die Kohle. Vergleicht
man den Preis dieser beiden Körper mit dem des Kryolithes, so zeigt
sich, dafs selbst bei geringen Ausbeuten das Verfahren lukrativ sein
wird, falls seine Durchführung im Grofsen nicht an technischen Hinder-
nissen scheitert. Die gröfste Schwierigkeit dürfte das Auffinden einer
passenden Herdsohle sein, die durch das schmelzende kohlensaure Kalium
und Fluorkalium nicht angegriffen wird. Vielleicht bilden die basischen
Ziegel, die ja in grofsen Eisenwerken bereits käuflich zu haben sind,
das geeignete Material für diesen Zweck.
Die eben beschriebenen Versuche, die zum Theil im Laboratorium
für anorganische Technologie am Polytechnikum zu Wien ausgeführt
wurden, waren schon vor mehr als 2 Jahren abgeschlossen. Mit der
Publication meiner Arbeit habe ich nur darum so lange gezögert, weil
ich die Absicht hatte, den Werth derselben durch Versuche im gröfseren
Mafsstabe zu prüfen, wozu ich aber keine Gelegenheit fand.
Inzwischen habe ich mich anderen Gebieten der Chemie zugewendet,
und so übergebe ich denn die Resultate meiner Studien der Oeffentlich-
keit mit dem Wunsche, dieselben mögen nicht ganz ohne Nutzen für
die Industrie bleiben.
München, im December 1868.
Bestimmung von kleinen Mengen Arsen in Geweben u. s. w. 89
Bestimmung von kleinen Mengen Arsen in Geweben,
Gespinnsten und Tapeten.
R. Fresenius und E. Hintz theilen in der Zeitschrift für analytische
Chemie^ 1888 Bd. 27 S. 179, mit, dafs sie die sogen, schwedische Me-
thode zur Untersuchung arsenhaltiger Gegenstände in zweckentspre-
chender Weise zu einer quantitativen Methode umgestaltet haben. Sie
verfahren wie folgt:
25s der Zeugprobe i wurden, zerschnitten, in eine tubulirte, etwa
•(.j' fassende Retorte von böhmischem Glase (Kaliglas) gebracht und
mit '141 concentrirter Salzsäure vom specifischen Gewichte 1,19 über-
gössen. Der Hals der Retorte war im stumpfen Winkel gebogen und
dieselbe so aufgestellt, dafs der an den Bauch stofsende Theil des
Halses schief aufwärts, der andere dagegen schräg abwärts gerichtet war.
Dieser letztere war mit einem Kühler verbunden, dessen Kühlrohr luft-
dicht in eine tubulirte Vorlage von etwa 700 bis SOC^*^ Inhalt führte.
Die Vorlage wurde mit etwa 200'='^ Wasser beschickt und war, um sie
abzukühlen, in ein gröfseres, mit Wasser gefülltes Gefäfs eingetaucht;
mit der Vorlage war durch den Tubus derselben eine etwas Wasser
enthaltende Peligot'sche Röhre verbunden.
Nach etwa einsfündigem Digeriren des Stoffes mit der concentrirten
Salzsäure brachte man 5'^'^ einer kalt gesättigten, wässerigen Eisen-
chlorürlösung in die Retorte, setzte den Glasstopfen derselben unter
Anwendung von Vaselin luftdicht schliefsend in den Tubulus ein und
erwärmte nun zunächst gelinde. Nachdem das überschüssige Chlor-
wasserstoflfgas übergegangen war, steigerte man die Temperatur, so
dafs die Flüssigkeit ins Kochen kam und setzte dies fort, bis starkes
Schäumen eine weitere Destillation unmöglich machte. Es gelingt so
fast stets mehr als zwei Drittel der in der Retorte befindlichen Flüssig-
keit abzudestilliren.
Nach dem Erkalten fügte man nochmals 100'^'^ Salzsäure von
1,19 spec. Gew. zu dem Inhalte der Retorte und destillirte in gleicher
Weise möglichst weit ab. In diesem zweiten Destillate sind bei den
relativ kleinen zu bestimmenden Quantitäten nur noch sehr geringe
Arsenmengen vorhanden, wie die Beleganalyse beweist.
Die beiden durch organische Substanzen braun gefärbten Destillate
wurden mit dem Inhalte der Pe'ligof sehen Röhre vereinigt und auf etwa
SOOt^'^ verdünnt. In diese Flüssigkeit leitete man dann anfangs unter
gelindem Erwärmen, zuletzt in der Kälte Schwefelwasserstoff und liefs
etwa 12 Stunden stehen. Der ausgeschiedene Niederschlag enthielt
neben Schwefelarsen verhältnifsmäfsig viele organische Substanzen, von
welchen er befreit werden mufste.
Zu diesem Zwecke sammelte man den Niederschlag aut einem
1 Bei den untersuchten Kattunen entsprachen 25g ungefähr 2000qcm.
yü BfSlimiiuiu"^ von kleinen Mengen Arsen in Geweben ii. 6. w.
Asbesttilter, welches mau durch entsprechendes Einlegen von Asbest iu
einen Trichter, dessen Stiel mit einem Glashahue versehen war, bereitet
hatte. Nach kurzem Auswaschen des Niederschlages wurde der Hahn
des Trichters geschlossen und der Niederschlag in dem Trichter unter
Bedecken mit einer Glasplatte mit Bromsalzsäure behandelt, welche
durch Auflösen von Brom in Salzsäure von 1,19 spec. Gew. hergestellt
worden war. Nachdem die Bromsalzsäure genügend lange eingewirkt
hatte, liefs man die erhaltene Lösung durch Oettnen des Hahnes in den
Fällungskolben abfliefsen, an dessen Wänden häutig noch geringe An-
theile des SchwefelwasserstoH'niederschlages hafteten. Um jede Ver-
dünnung der Salzsäure möglichst zu vermeiden, wurde das Auswaschen
des Asbestfllters gleichfalls mit Salzsäure von 1,19 spec. Gew. bewirkt.'^
In dem Kolben versetzte man die Flüssigkeit wieder mit überschüssigem
Eisenchlorür und brachte dann unter Nachspülen mit der coneentrirten
Salzsäure den Kolbeninhalt in die entsprechend kleinere Retorte eines
zweiten, im Uebrigen dem oben beschriebenen gleichen Destillirapparates.
Der Inhalt der Retorte wurde hierauf der Destillation unterworfen,
und zwar gelang es jetzt, bis auf einen ganz kleinen Rest abzudestilliren,
so dafs in der Regel mit einer einmaligen Destillation alles Arsen in
das Destillat übergeführt wird.
Der Inhalt der Vorlage und des Petigot'schen Rohres lieferten nun,
wie zuvor mit Schwefelwasserstoffgas behandelt, reines Arsentrisultid.
Letzteres wurde auf einem bei 110" getrockneten Filter gesammelt,
zunächst vollständig mit Wasser und schliefslich, zur Entfernung bei-
gemengten Schwefels, auf einander folgend wiederholt mit absolutem
Alkohol, Schwefelkohlenstoff und wieder mit Alkohol ausgewaschen
und nach dem Trocknen bei 110" gewogen.
Sämmtliche bei der Methode verwandten Reagentien müssen sich
selbstverständlich bei einem blinden Versuche als frei von Arsen er-
weisen: ebenso mufs die geeignete Beschaffenheit der zur Verwendung
kommenden Glasgefäfse durch Benutzung bei dem blinden Versuche
dargethan werden.
Die folgenden Versuche lassen erkennen, dafs die beschriebene
Methode befriedigende Resultate liefert.
a) 25S Leinwand wurden unter Zusatz einer 0^,0164 Arsen entlialtendeu
Menge von arsensaurer Ammonmagnesia (deren Arsengehalt durch Ueber-
führen einer Probe in pjToarsensaure Magnesia festgestellt war) in angegebener
Weise behandelt. Man erhielt
aus dem ersten Destillate Dreitaehscliwerelarsen 0s,0255
„ „ zweiten „ „ Or,0015
zusammen 0",0'i7Ü
entsprechend Arsen 0s,0165.
'^ Selbstverständlich kann man auch statt des Asbestlillers ein Papierlilter
anwenden, doch niul's man dann schwächere liromsalzsäure und zum Aus-
waschen des in der Bromsalzsäure unlöslichen Kückstandes eine verdiinntere
Salzsäure verwenden.
Bestimmung des Glyceringehaltes von Rohglycerinen. 91
b) 25S Leinwand, unter Zusatz einer Og,0164 Arsen enthaltenden Menge
von arsensaurer Ammonmagnesia behandelt, lieferten aus den vereinigten
Destillaten Og,025S Dreifachschwefelarsen, entsprechend Og,0157 Arsen.
Schliefslich werden noch die Resultate mitgetheilt, welche 5 Proben
von Kattunen bei doppelter Ausführung lieferten:
Gewicht
Gewogenes
Procentgehalt
in g
Schwofelarsen in g
an Arsen
Nr. I
brauner Kattun
a)
. 25,72 .
. . 0,0247 . .
. 0,059
b)
. 29,76 .
. . 0,0292 . .
. 0,060
Nr. II
a)
. 25,69 .
. . 0,0030 . .
. 0,007
schwarzer Kattun
b)
. 26,43 .
. . 0,0029 . .
. 0,007
Nr. III
a)
. 25,17 .
. . 0,0054 . .
. 0,013
schwarzer Kattun
b)
. 25,15 .
. . 0,0045 . .
. 0,011
Nr. IV ;
grauer Kattun
a)
. 26,07 .
. . 0,0180 . .
. 0,042
b)
. 27,58 .
. . 0,0168 . .
. 0,037
Nr. V ;
grauer Kattun ]
a)
. 26,83 .
. . 0,0038 . .
. 0,009
b)
. 24,71 .
. . 0,0028 . .
. 0.007
Bei den untersuchten Stoffen verblieb in der Retorte ein schwarzer
Rückstand, derselbe wurde abfiltrirt und in einer Silberschale mit
Kalihydrat und Salpeter geschmolzen. Die Wasserlösung der Schmelze,
auf Arsen geprüft, lieferte kein Arsen.
Die Methode läfst sich auch zur Bestimmung des Arsens in Farb-
stoffen verwerthen. Es gelang z. B. nach derselben den Arsengehalt
einer Fuchsinprobe, unter Anwendung von 1? Substanz, festzustellen.
Bestimmung des Glyceringehaltes von Rohglycerinen.
In den Monatsheften für Chemie^ 1888 Bd. 9 S. 521 schlagen R. Be-
nedikt und M. Cantor das „Acetin- Verfahren" zur Bestimmung des
Glyceringehaltes in Rohglycerinen vor. Demselben liegt folgendes
Prinzip zu Grunde :
Glycerin geht beim Kochen mit Essigsäureanhydrid quantitativ in
Triacetin über. Löst man sodann in Wasser und neutralisirt die freie
Essigsäure genau mit Natronlauge, so läfst sich hierauf die Menge des
in Lösung befindlichen Triacetins leicht durch Verseifen mit Natron-
lauge und Zurücktitriren des Ueberschusses bestimmen.
Zur Ausführung des Versuches bereitet man:
1) 1(2- bis •/[ -Normalsalzsäure, deren Titer auf das Genaueste ge-
stellt sein mufs.
2) Verdünnte, nicht titrirte Natronlauge mit nicht mehr als 203
Natronhydrat im Liter. Des bequemeren Arbeitens halber verbindet
man das Gefäfs, in welchem sie aufbewahrt wird, mit einer Nach-
flufsbürette.
3) Concentrirte, etwa lOprocentige Natronlauge. In die 1 bis l'i^'
fassende Flasche setzt man mittels Kautschukpfropfens eine 25'''^ Pipette
ein, deren oberes Ende mit einem Stückchen Kautschukschlauch und
Quetschhahu verschlossen ist.
92 Bestimmung dos Glyceringehaltes von Rohglycerinen.
Mau wägt 1 bis l'-^^ der Probe in einem weithalsigen Kölbchen
mit kugelförmigem Boden von etwa lOOf^c Inhalt ab, fügt 7 bis 88
Essigsäureanhjdrid uud etwa 38 entwässertes Natriumacetat hinzu und
kocht 1 bis l'i Stunden am Rückflufskühler. Man läfst etwas ab-
kühlen, verdünnt mit 50'^'^ Wasser und erwärmt bis zum beginnenden
Sieden. Dies mufs ebenfalls am Rückflufskühler geschehen, da das
Triacetin, wie wir durch den Versuch festgestellt haben, mit Wasser-
dämpfen ziemlich leicht und unzersetzt flüchtig ist.
Hat sich das am Boden befindliche Oel gelöst, so filtrirt man in
einen weithalsigen Kolben von 400 bis COO'^c Inhalt ab, wodurch die
Flüssigkeit von einem meist weifsen und flockigen Niedersehlage ge-
trennt wird, welcher bei Rohglycerinen ziemlich reichlich sein kann,
und den gröfsten Theil der organischen Verunreinigungen enthält.
Man wäscht das Filter gut nach, läfst das Filtrat vollständig erkalten^
fügt Phenolphtalein hinzu und neutralisirt genau mit der verdünnten
Natronlauge. Der Uebergang ist bei einiger Aufmerksamkeit leicht zu
erkennen, die Neutralisation ist erreicht, wenn sich die schwach gelb-
liche Farbe der Flüssigkeit in Röthlichgelb verwandelt. Eine eigent-
liche Rothfärbung tritt erst bei einem zu vermeidenden Ueberschusse
der Lauge ein.
Die Neutralisation mufs in der Kälte und mit verdünnter Lauge
(nicht stärker als halbnormal) erfolgen, da das Triacetin sonst schon
zum Theile verseift wird.
Man füllt nun die in die lOprocentige Lauge eingesetzte Pipette
und läfst sie in die Flüssigkeit ablaufen. Die Pipette mufs bei jedem
Versuche in genau gleicher Weise entleert werden, was am leichtesten
erreicht wird, wenn man nach dem Ausfliefsen des Flüssigkeitsstrahles
immer dieselbe Anzahl von Tropfen (z. B. drei) nachlaufen läfst. Man
kocht eine Viertelstunde und titrirt den Ueberschufs der Lauge mit
Salzsäure zurück.
Hierauf ermittelt man den Natrongehalt von 25'^'^ Lauge, welche
man in der angegebenen Weise abmifst, durch Titration mit Salzsäure.
Beispiel; 1?,324 Glj'cerin.
25CC Lauge neutralisiren 60cc,5 l/i -Normalsalzsäure
Zum Zurücktitriren verbraucht .... 21™,5 „ .,
Zur Zerlegung des Triacetins verbraucht 39cc,0 i/i-Normalsalzsänre.
icc Normalsalzsäure entspricht 0,092 : 3 = üg,03067 Olycerin.
Somit enthielt die Probe:
0,03067 X 39 = lg,lÜ60 ülycerin oder 90,3 Proc.
Das Verfahren wurde zunächst mit destillirtem Glyceriu geprüft
und z. B. gefunden:
Mit Abbes Aeetin-Methode
RetVactometer I. II.
Proc. Glycerin .... 89 ... 88,9 . . 89,2
, 93—94 . . . 93,5 . . 94,1
Zwei Rohglycerine liefsen bei der Untersuchung finden:
Bestimmung des Glyceringehaltes von Rohglycerineu. 93
I. II.
Rohglycerin A 77,6 Proc. 77,2 Proc. Glvceriu
B 77,0 „ 77,5 „
Diese Zahlen stimmen mit den im Fabriksbetriebe erhaltenen Aus-
beuten gut überein.
Es ist somit zu hoffen, dafs das Acetinverfahren die in den Fa-
briken meist noch geübte umständliche und zeitraubende Probedestilla-
tion wird ersetzen können.
Erwähnt sei auch, dafs in einem Glycerinpeche noch 45 Proc.
Glycerin gefunden wurden.
Untersuchung von Fetten auf einen Gehalt an Diglyceriden. Aus der
Leichtigkeit, mit welcher sich Glycerin in Triacetin verwandeln läfst,
kann geschlossen werden , dafs auch die Mono- und Diglyceride der
höheren Fettsäuren beim Kochen mit Essigsäureanhydrid in Triglyceride
übergeführt werden können. Damit ist ein neues Hilfsmittel zur Unter-
suchung der Fette gegeben, indem sich nunmehr ein Gehalt an Mono-
oder Diglyceriden direkt bestimmen läfst.
Sei M das Molekulargewicht des Diglycerides, a die Verseifungs-
zahl des Fettes vor jind b nach der Acetylirung, so ist, da 56,1 das
Molekulargewicht des Kalihj'drates, 42 das Aequivalent des Restes
C2H2O ist, der Procentgehalt des Fettes an dem Diglycerid:
lOOMjß—a)
5600—426 •
Man habe z. B. Rübölstearin auf seinen Gehalt an Dierucin
C3H5(OC2,,H4,).,OH zu prüfen, welches Will und Reimer^ darin auf-
gefunden haben.
Man bestimmt die Verseifungszahl, acetylirt 20 bis 50s Fett nach
der Vorschrift von Benedikt und Vlzer'^ und ermittelt neuerdings die
Verseifungszahl. Dieselbe ist für reines Dierucin = 153,3, für acetylirtes
Dierucin = 217,4. Das Molekulargewicht des Dierucins ist = 732.
Man habe gefunden a = 46,0, 6=: 67,8, somit ist:
100 X 732 X 21,8 .
^ = r^'nn . ., ,, ..^ q = 30 Proc. Dieruciu.
5b00 — 42 X6/,8
Wenn der Gehalt an Diglj'ceriden sehr gering ist, dürfte es sich
empfehlen, die gebundene Essigsäure nicht durch Verseifung, sondern
nach der Reichert schtn Methode, vielleicht in der von Goldmann vor-
geschlagenen Modiflcation anzuwenden.
Die Rechnung gestaltet sieh etwas complicirter, wenn das Fett
Glyceride von Oxyfettsäuren enthält, da dieselben ebenfalls eine Acetyt-
zahl ergeben. Man stellt sodann aus etwa 508 der Probe die freien
Fettsäuren dar und bestimmt deren Acetytzahl.
Reimer und Wilt^ geben nun speciell für Rüböl an, dafs die darin
1 Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft^ 19. 3320.
2 Monatshefte für Chemie, 8. 41.
3 Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 20. 2385.
94 Kleinere Mittheilungen.
enthaltene flüssige Säure nicht Oelsäure, sondern eine der Ricinusölsäure
isomere Oxjölsäure (Rapinsäure) sei. Dies steht jedoch mit der nie-
drigen Aeetytzahl der Riibölsäuren in Widerspruch, welche von Benedikt
und Ulzer zu 6,3 gefunden wurde, entsprechend einem Gehalte von nur
3,8 Proc. an Oxyölsäuren. Demnach kann die „Rapinsäure^' das dritte
SauerstofFatom nicht in Form einer Hydroxylgruppe enthalten.
Dafs die Untersuchung der Riibölsäuren durch die verdienstvollen
Arbeiten von Reimer und Will noch nicht abgeschlossen ist, geht auch
daraus hervor, dafs Rüböl aus der ^wWschen Lösung 100 Proc. Jod
aufnimmt und die von Reimer und Will im Rüböle gefundenen Säuren
weit niedrigere Jodzahlen haben, nämlich:
.Jod zahl
Erucasäure .... 75,2
Behensäure . . . 0,0
Rapinsäure .... 85,2.
Es mufs somit mindestens noch Eine Säure aus der Linol- oder
Linolensäurereihe, und zwar in grofsen Quantitäten, vorhanden sein.
Das Dierucin ist das einzige Diglj-cerid, welches bisher aus natür-
lichen Fetten isolirt wurde, und es mufs noch dahingestellt bleiben, ob
dasselbe auch schon in frisch geprefstem Rüböle enthalten ist.
Allen hat neuerdings die Vermuthung ausgesprochen, dafs das
Japanivac/is Dipalmitin enthalte. Die direkte Prüfung in der angege-
benen Weise gab ein negatives Resultat. Die Verseifungszahlen des
acetylirten und des ursprünglichen Wachses wurden genau gleich,
nämlich zu 222 gefunden.
Bell erhielt bei der Verseifung des Kuhbutterfettes mit unzurei-
chender alkoholischer Kalilauge ein bei 4,4" schmelzendes Oel, welches
er für ein Diglycerid hielt. Bei Wiederholung des Versuches wurde
in der That ein dünnflüssiges, stark nach Buttersäureälher riechendes
Oel erhalten, welches jedoch bei der Verseifung keine nachweisbare
Glycerinmenge lieferte und zum gröfsten Theile aus Fettsäureäthyl-
estern bestand.
Verstellbare Küstvorrichtung.
Bei der sicli mehr und mehr einbürgernden ^'er\vendung von Eisent)alken,
sowohl der Doppel-T- als der Belageisen, mit Uewölbeausbau, verdient nach-
stehend beschriebene Rüstvorrichtung von Karl Kilting in Obersontheim (Würt-
temberg) (D. R. P. Nr. 43970 vom 15. Januar 1888) wegen ihrer Handlichkeit
in weiteren Kreisen bekannt zu werden.
Die Rüstung (Fig. 1 Tat'. 5) wird an die Balken , zwischen welchen eine
Wölb- oder Betondecke hergestellt werden soll, angehängt. Sie besteht aus
Haken A, einer steifen Schiene D, einer biegsamen Schiene B und einer An-
zahl Holzlatten, welche die Lehre bilden. Die Schiene B geht durch Schlitze a
in den Haken und wird durch Schrauben i, welche in den verschiebbaren
Muffen C sitzen, nach dem gewünschten Halbmesser gekrümmt. Zur Fest-
stellung der Schiene B in den Haken A dienen die Schrauben d. MufTen F
mit Nasen c sichern die Haken A in der jeweiligen Spannweite. — Soll die
Decke zwischen den Trägern ganz eben werden, so werden die Muffen C mit
den Schienen B entfecnt und die Latten unmittelbar auf die Schienen D ver-
Kleinere Mittheilungen. 95
legt, welche in den Schlitzen 6 der Hakenstücke A vollständig in die Höhe
geschraubt worden sind.
Walzwerk zur Herstellung von Geschossen.
Das Walzwerk zur Herstellung von Geschossen von Ch. Fairhairn und
M. Wells in Manchester (D. R. P. Nr. 43140 vom 25. Februar 1887) (Fig. 6 bis 10
Tal". 5) hat zwei einander parallel gerichtete und mit derselben, oder annähernd
gleicher Geschwindigkeit in gleicher Drehrichtung bewegte VValzenpaare RR\.
F F\-, welche nach einander das Werkstück Q bezieh. P zwischen sich aufnehmen,
wobei es während der Bearbeitung durch je eine der Hiltswalzen C oder D
unterstützt wird. Nach der Geschol'sspitze zu sind die Kaliber mit schrauben-
förmigen Nuthen versehen, welche das Werkstück nach seiner Spitze zu
drängen streben. Damit sich dasselbe bei der mit der Formveränderung ver-
bundenen Querschnittsveränderung nach hinten ausdehnen kann, wenn es
bereits durch die Kreismesser K eingekerbt ist, wird das durch Federn T
gehaltene Endstück der Walzen nach hinten verschoben. Die in dem Quer-
stücke B gelagerten Walzen CD werden mit der Spindel S allmählich ge-
hoben. Statt dieser Hilfswalzen können auch zwei Ober- und zwei Unter-
walzenpaare zur Verwendung kommen.
Eiserne Träger.
Engineering^ vom 2. November 1888, theilt eine Construction von Trägern
mit, welche J. Goodtcin als Ersatz für die gewöhnliche Form der I-Träger
benutzen will. Mit Recht wirft der Erfinder den Trägern alter Form vor,
dafs sie das Auge wenig befriedigen und verwendet deshalb Träger, deren
Gurtungen aus Winkeleisen bestehen und welche durcli gebogene Winkeleisen
verstrebt sind. Zwar werden diese Träger für eine gleiche Belastung schwerer
ausfallen, sie bieten dagegen den Vortheil des besseren Aussehens und ge-
statten eine leichte Anbringung der für den Boden bestimmten Holzconstruc-
tion, sowie des Kalk- oder Cementverputzes bezieh, der Böden aus diesem
Material. In den Fig. 11 bis 17 Taf. 5 sind einige Ausfuhrungsweisen dar-
gestellt. Als besonderen Vortheil erwähnt der Erfinder die Leichtigkeit, mit
welcher bei seiner Weise Röhren für Lüftungs-, Heizungs- u. dgl. Zwecke an-
gebracht werden können.
Apparat zur Herstellung von einfach- und doppeltkohlensaurem Natron.
Ein verbesserter Apparat zur Herstellung von Natriummono- und Natrium-
bicarbonat bei dem Ammoniakverfahren wird von M. R. Wood in Industries be-
schrieben. Derselbe hat den Zweck , den Prozefs mit einer grofsen Menge
Flüssigkeit auszuführen und dabei gleichzeitig eine verhältnifsmäfsig geringe
Menge Lösung zu separiren, in welche die Kohlensäure zuerst eingeleitet wird.
Die drei Kessel J, B und C sind mit einander durch die Röhre J verbunden;
an dem unteren ist ein Ausllufs, bestehend aus den beiden Ventilen K und
dem Gelafse ÜT;, angebracht. Der Behälter D, der die Salzlösung enthält, ist
durch L mit den Kesseln B und C verbunden, und der obere Kessel C ist mit
einem Sicherheitsventile M versehen. Auf diese Weise ist in allen vier Kesseln
ein gleichmäfsiger Druck hergestellt. In A befindet sich ein Rührapparat E.
der aus Schaufeln zusammengesetzt ist, die an der Achse E^ befestigt sind.
E^ wird durch die Riemenscheibe M[ in Bewegung gesetzt. Eine Kühlschlange F
in A hat ihren Zutlufs bei N und Abtlufs bei jYj. Der Kühler wird durch
das Ventil N^ regulirt und dadurch gleichzeitig der Zutlufs der kalten Salz-
lösung. Ein ähnlicher Kühlapparat befindet sich im Kessel ß. Die Gasröhre G
mündet in A und vertheilt die Kohlensäure in der Flüssigkeit in A. Ein
Zweigrohr G; steht mit dem Ammoniakbehälter in Verbindung. Die Salz-
lösung in A wird zunächst mit Ammoniak gesättigt und dann ein Kohlen-
säurestrom hindurchgeleitet. Das gebildete Natrinmcarbonat mit dem ent-
standenen Chlorammonium wird weggeleitet. W.
Neue Pulverisirmaschlne.
Eine Pulverisirmaschlne nach dem Patente von H. H. Eames in Baltimore
vom 27. März 1888 (Nr. 4681) beschreiben Industries wie folgt:
96 Kleinere Mittheilungen.
Die Fig. 2 und 3 Taf. 5 zeigen zwei zu einander rtclitwinkelig stehende
Durchschnitte. Cy linder A ist in zwei Theile getheilt, B und C, die durch
das Charnier /> und die beiden Riegel E zusammengehalten werden. Die zu
zerkleinernde Masse wird durch den Trichter G eingegeben und tritt als Pulver
durch die Oeffnungen // aus. Die Achse 0 trägt die drei seilliclien Radnaben fi,
an welchen die Rührarme T und die Scheiben S befestigt sind. Letztere sind
von Stahl und mit Löchern versehen, um die kleineren Theilchen von einer
Kammer zur anderen gelangen zu lassen. Damit da.*; Material gegen die
äufsere Wandung unter verschiedenen Winkeln geworfen wird, ist der Cylinder
mit gerippten Segmenten J versehen. Die Theilplatten K haben in der Mitte
kreisrunde OelTnungen zum Durchtritte des Materials. Die Rotation der
Rührer T und der daran befestigten Hämmer V erzeugt in den Kammern
einen Luftzug, der den gepulverten Körper wegführt.
Cl^mandot's Anordnung zur selbsttätigen elektrischen Meldung des
Vorbeifahrens eines Eisenbahnzuges.
Um das Vorüberfahren eines Eisenbahnzuges an einer bestimmten Stelle
der Bahn selbsthätig nach einem anderen Ürte melden zu lassen, bringt
L. CUtnandot nach dem Genie cipi/, 1888* S. 107 folgende elektrische Anordnung
in Vorschlag.
An jener Stelle legt er die Pole einer Batterie b mit parallel geschalteten
Elementen an zwei einander gegenüber liegenden Schienen des Geleises und
zweigt von demselben Drähte nach den Enden der parallel geschalteten Rollen
eines Elektromagnetes m ab. Der Widerstand des Elektroniagnctes m wird
kleiner gewählt als der Widerstand des zwischen den beiden Schienen liegenden
Erdbodens. Daher hält m seinen Anker angezogen und dieser schliefst den
Strom einer Batterie B in der nach dem Orte, wo die Meldung erfolgen soll,
geführten Leitung, in welche daselbst ein zweiter Elektromagnet M ein-
geschaltet ist, dessen Anker daher ebenfalls angezogen bleibt. Der vorüber-
fahrende Zug schliefst b kurz, der Anker von m fällt ab, der Anker von M
fällt deshalb auch ab und schliefst dabei einen Theil von B durch eine
Rasselklingel.
Anscheinend soll aber die Klingel auch noch forlläuten, wenn der Zug
voi'bei ist und der Anker von m die Leitung für M wieder geschlossen hat.
Deshalb bringt CUtnandot am Anker von M noch einen Contact an, der beim
Abfallen des Ankers die Leitung von M nach B unterbricht, also gegen diesen
Anker isolii-t sein mul's. Nach dem Vorbeifahren des Zuges mufs dann von
dem Beamten an dem Orte der Meldung ein Knopf kurze Zeit gedrückt werden,
der die Batterie ß durch M hindurch schliefst, so dafs M seinen Anker an-
zieht, dadurch aber seine eigene Leitung wieder dauernd schliefst und den
Stromweg durch die Klingel wieder abbricht.
Bücher-Anzeigen.
Untersuchungen aus der Praxis der Gährungsindustrie vou Dr. E. Chr.
Ilansen. 1. Heft. 71 S. 2.40 Mark. Müuchen. üldenburg's Verlag.
Wegen des Inhaltes dieses ersten Heftes verweisen wir auf die empfeh-
lende Beurtheilung seitens unseres Fachberichterstatters auf S. 324 des vorigen
Bandes.
Verlag der J. ü. Cotia'schen Uuchhandlung in Stuttgart.
Druck von Gebriider Kröner in Stuttgart.
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 97
Neuerungen au Holzbearbeitungsmaschinen.
(Patentklasse 38. Fortsetzung: des Berichtes S. 49 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tatet 6 und 7.
Zur Herstellung voq bauchigen Fässern aus einem fortlaufenden,
aus Rundholz nach den soeben beschriebenen Verfahren herausgeschälten
Holzblatte gibt G. A. Oncken in Riga (*D. R. P. Nr. 44916 vom 4. März
1888) folgendes Verfahren au.
Das von der Schälmaschiue kommende Brett, dessen Breite der
Fafshöhe entspricht, geht zunächst durch eine Maschine, mit deren Hilfe
dasselbe an beiden Kanten (Längsseiten) keilförmige Ausschnitte o b
(Fig. 54) erhält, welche versetzt zu einander angeordnet und je nach
der gewünschten Wölbung des Falsbauches geformt werden. Das Brett
wird dann dem Durchmesser des Fasses entsprechend zusammengerollt
und in dieser Form getrocknet, wonach die Bänder aufgesetzt, die Fafs-
enden in bekannter Weise zusammengetrieben, mit Kröse und Abschrä-
gung versehen und die vorbereiteten Böden eingesetzt werden.
Das so hergestellte Fafs ist in Folge der erheblichen Verminderung
der Fugen leichter dicht zu halten, und da die Anordnung der Fasern
dem natürlichen Wüchse des Holzes entspricht, ist dasselbe auch be-
deutend stärker als ein aus einzelnen Stäben zusammengesetztes Fafs.
Auch die gegen einander versetzte Anordnung der Fugen trägt wesent-
lich zur Erhöhung der Festigkeit des Fasses bei.
Zündhölzer und Zündholzschachteln.
Neuerdings hat die Königl. Serbische Zündholz-Monopol-Gesellschaft^
welche aus französischen und belgischen Kapitalisten besteht, eine Berliner
Maschinenfabrik mit der Lieferung der sämmtlichen für die Fabrikation
von Streichhölzern erforderlichen Maschinen und Apparate beauftragt.
Diese Thatsache in Verbindung mit dem Umstände, dafs auch im fernsten
Auslande — so in Japan, China, Brasilien — Zündholzfabriken nach
deutschem Systeme angelegt sind, spricht dafür, dafs sich unsere Zündholz-
industrie auf einer hohen Entwickelungsstufe befindet und dafs, wenn
auch Schweden die Initiative ergriffen hat, die deutsche Erfindung des sogen,
„schwedischen"' Streichholzes zu verwerthen, wir heute trotzdem die besten
maschinellen Einrichtungen für Herstellung von Zündhölzern besitzen.
Einer Abhandlung in Eisen und Metall., 1888 S. 31, entnehmen wir
folgende Angaben über die Leistungsfähigkeit und die Einrichtung einer
Zündholzfabrik.
Ein Etablissement mittlerer Gröfse fertigt mit einem Arbeiterstamme
von 65 Köpfen, unter denen sich etwa 50 Frauen und Kinder befinden,
täglich 70000 Schachteln Zündhölzer, !so dafs auf den Kopf mehr wie
1000 Schachteln Leistungsfähigkeit den Tag gerechnet werden fkann.
Zieht man in Betracht, dafs sich unter dieser Arbeiterzahl ungefähr 35
Dinsler's polyt. Ji^umal RH ?71 Nr. S 1SR9!I. 7
*)8 Neuerungen an HoUbearbeitungsmaschinen.
belinden, welche nur zur Füllung der .Schachteln verwendet werden, so
kann man aus diesen wenigen Zahlen die Selbethätigkeit der Maschinen-
constructionen leicht ermessen.
Zur Streichholzfabrikation werden mit Vorliebe die Hölzer der Espe
und Pappel, sowie die der Weide und Linde, welche ihrer Porosität
wegen das Paral'lin leicht aufnehmen, verwendet. Die beste Methode
der Erzeugung des Holzdrahtes für Sicherheitszündhölzer ist das Schäl-
verfahren, dessen man sich in fast allen gröfseren Fabriken bedient.
Beim Schälverfahren werden die Baumstämme grün ohne vorheriges
Trocknen verarbeitet und zwar zuerst in Klötze von etwa 370 bis 400°""
Länge zerschnitten. Hierzu benutzt man eine Pendelkreissäge mit einem
Sägeblatte von 950"'"' Durchmesser. Der Stamm liegt auf einem Sup-
porte, der auf einem mit Zahnstangen versehenen Bette gelagert ist.
Mittels Gritfrades wird der Stamm nach jedesmaligem Abschnitte gegen
einen durch Schraubspindel genau einstellbaren Anschlag geschoben,
wodurch die abgesägten Klötze parallele Schnittflächen und ganz genau
gleiche Längen erhalten. Die Klötze werden dann auf die ganz in
Eisen ausgeführte Schälmaschine gebracht; das Bett derselben ist, um
das Einspannen der Baumklötze zu erleichtern , vorn otl'en. Die von
der Borke befreiten Baumklötze, welche entweder stammfrisch sind
oder vorher einige Zeit im Wasser gelegen haben, werden auf der
Schälmaschine eingespannt und hier ein S|)an als ein langes, gleich-
mäfsig dickes Band abgeschält. Die Stärke des Spanes wird durch
Wechselräder geregelt. Der Span wird durch kleine Messer, die in
einem Messerbehälter eingesetzt sind, entweder an beiden Seiten be-
säumt oder in Streifen von beliebiger Breite getrennt.
Der Span für die Schiebe.schachteln der Zündholzschachteln wird
ebenfalls mittels solcher Messerlialter für die Schachfeiecken passend
eingeritzt bezieh, eingekehlt.
Die auf der Schälmaschine erzeugten Spaubänder werden in etwa
2"' lange Stücke zerrissen und je 2 bis 7 neben einander, in der Holz-
lade der sogen. Ab.schlagmaschine zu .50 bis tiO Spanlagen über einander,
gepackt. Dui-ch Walzen werden die Spanjiackete zusammeiige])refst
und einem beständig auf und nieder gehenden Messer, welches dieselben
in fertige quadratische oder rechteckige Hölzchen zerschneidet, ent-
gegengeführt. Nach jedem Schnitte schiebt die Maschine selbsthätig
die Spanpackete um eine Hölzchendicke vor. Die nunmehr geschnittenen
nassen Hölzchen kommen in einen Apparat, welcher deren rasche und
gründliche Trocknung auf mechanischem Wege bewirkt. Er setzt sich
zusammen aus einer Calorifere, dem eigentlichen Trockenapparate und
dem Exhaustor. Ersterer besteht aus einem eisernen Ofen mit senk-
recht stehenden Heizröhren, in welchen die unten einströmende Luft
erwärmt wird; die heifse Luft sammelt sich oben im Ofenkopfe und
gelangt durch ein Rohr in den eigentlichen Trockenapparat, welcher
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 99
durch senkrechte Blechwände in mehrere Abtheilungen geschieden ist.
In jeder dieser Abtheilungen behnden sich mit Siebboden versehene
Horden, in denen sich die zu trocknenden Hölzchen wirr durcheinander
behnden. Die heifse, trockene Luft strömt, von oben nach unten gehend,
durch die nassen Holzdrahtschichten hindurch, entzieht denselben die
Feuchtigkeit und wird durch den Exhaustor aufgesaugt und ins Freie
geblasen.
Nach dem Trocknen werden die liegenden Hölzchen auf der
Gleichlegmaschine geordnet und von Splittern und Staub gereinigt. Die
Hölzchen werden auf den Fächerkasten geschüttet und dieser wird in
den oberen Kasten der Maschine hineingeschoben. Wird die Maschine
in Bewegung gesetzt, so ordnen sich durch die mittels eines Excenters
verursachte schnelle rüttelnde Bewegung die ganzen, guten Hölzchen
in den Fächern des Fächerkastens, halbe Hölzchen und Splitter fallen
dagegen durch die theilweise geschlossenen Böden der Fächer hindurch
in einen darunter befindlichen Staubkasten.
Die auf diese Weise gereinigten Hölzchen gelangen nunmehr auf
die Einlegemaschinen, wo man sie in Einlegerahmen, von denen jeder
etwa 2200 Stück fafst, spannt, um sie auf einmal zu parafhniren oder zu
schwefeln. Bevor dies jedoch geschieht, ist noch ein kurzes, aber
kräftiges Anwärmen derselben erforderlich. Dies geschieht durch Auf-
legen der gefüllten Rahmen auf eine erhitzte eiserne Platte, oder im
heifsen Sand bade. Zum Paraffiniren der Zündhölzer Hndet ein Apparat
Verwendung, in dessen doppelwandige Paraffinpfanne der Dampf durch
ein Rohr und ein Dampfdruckminderungsventil geleitet wird und sowohl
die Pfanne, als das höher gelegene Schmelzgefäfs erwärmt. Das ge-
schmolzene Paraffin läuft durch ein im Boden des Schmelzgefäfses be-
findliches Loch in die Paraffinpfanne, jedoch wird der Zutlufs durch
einen Schwimmer mit Ventil selbsthätig abgesperrt, sobald der zum
Tunken der Hölzchen nöthige Paraffinstand iu der Tunkpfanne erreicht
ist. Dieser Paraftinstand ist für kurze oder lange Hölzchen nach Be-
lieben einstellbar und wird während des Tunkens durch die Schwimmer-
vorrichtuug selbsthätig constant erhalten. Ebenso wird die Temperatur
des Paraffins selbsthätig auf richtiger Höhe erhalten, indem der
Dampfdvuckregulator den eingestellten Druck und damit also auch die
Temperatur der Pfanne (2*^ Druck auf l'i'" = 1200) stets gleich erhält.
Zum Eintunken der in Rahmen gespannten und bereits paraflinirten
Hölzchen in die Zündmasse zum Zwecke der Erzielung der Züudköpfcheu
dient eine Maschine, deren wagerechter Tisch durch Riemen mittels
Reibungsrollen in langsame Umdrehung versetzt wird, wobei man die
aufgegossene Zündmasse durch ein Abstreichlineal gleichmäfsig und
fortdauernd über die ganze Tischfiäche ausbreitet. Die Rahmen werden
einer hinter dem anderen aufgelegt und nehmen an der Drehung des
Tisches theil, gelangen unter eine Druckwalze, welche sie sicher bis
100 Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen.
auf die Tischfläche uiederprelst und werden, fertig getunkt, auf der
vorderen Seite wieder abgenommen.
Das Herausnehmen der fertigen Zündhölzer aus dem Rahmen und
das Abfüllen derselben in die Schachteln erfolgt mit der Hand, obwohl
auch hierfür besondere Maschinen construirt sind, die jedoch der hand-
lichen Fer(igkeit gegenüber keine Vortheile besitzen bezieh, keine Er-
sparnisse gewähren.
Die auf der Schälmaschine hergestellten Schachtelspanbänder werden
mittels der Schachtelspantheilmaschine rechtwinkelig in genau gleich-
grofse Stücke zerschnitten. Die Bänder werden zu diesem Zwecke in
einer Packlade etwa 50 fach auf einander liegend geordnet und mit
dieser auf den Tisch gebracht; geschnitten wird mit der Hand mittels
eines Messerhebels. Beim Aufheben des Messers erfolgt der Vorschub
des Tisches mit dem Spaupacket selbsthätig. Der Vorschub selbst wird
für Hülsen, Einschiebsel und Böden durch entsprechend gefräste Wechsel-
räder genau eingestellt.
Zur Fertigstellung der Schachteln bedient mau sich einer Hülsen-
und einer Einschiebsel-Klebmaschine, deren Leistungsfähigkeit sich täg-
lich auf 20 bis 30000 Schachteln beläuft und deren Handhabung und
Bedienung von jedem Mädchen bewirkt werden kann. Schliefslich wird
eine Etiquettirmaschine zum Aufkleben der Etiquetten auf die Schachteln
verwendet, sowie eine Anstreichmaschine zum Anstreichen der Seiten-
flächen mit Zündmasse. Mit welcher Schnelligkeit letzteres geschieht,
geht daraus hervor, dafs eine Anstreichmaschine 125000 Schachteln mit
Zündmasse versieht. Die mit Zündhölzern gefüllten Schachteln werden
in die an der Maschine befindliche Rinne hochkantig hineingestellt
und durch einen endlosen Gurt zwei Gummiwalzen zugeführt. Diese
schieben sie auf einer Führung zwischen zwei umlaufenden Kreispinsein,
die sie auf beiden Seiten zugleich mit Anstreichmasse versehen, hin-
durch nach der Trockenvorrichtung, welche aus Rippenheizröhren, über
denen sich eine Führungsleiste befindet, besteht. Auf beiden Seiten ist
die Trockenvorrichtung durch Bleche und oben durch eine Kappe ge-
schlossen.
Auf die Construction der Zündholzschachtelmaschineu ist sehr viel
Scharfsinn verwendet worden. Der Arbeitsgang dieser Maschinen ist im
Allgemeinen derart, dafs der fertig geschnittene Span an den Biege-
stellen eingeritzt und dann mittels Rollen oder Gabeln um einen Block
von der Form der herzustellenden Sehachtel herumgebogen wird; nun-
mehr wird der mit Klebstoff versehene Fupiersireifen um den Kasten
gewickelt und dieser dadurch festgehalten; endlich wird für die Zünd-
holz-Innenschachteln der Boden eingesetzt oder für die Aufsenschachteln
das Eti((uett aufgeklebt. Das ganze Verfahren s|)ielt sich in derselben
Maschine ab, deren Formblock nur entsprechend der beabsichtigten Her-
stellung von Innen- oder Aufsenschachteln ausgewechselt wird.
Neuerungen an Holzliearbeitungsmascliinen. 101
Von den neuerdings bekannt gewordenen, meist sehr zusammen-
gesetzten Maschinen sei nur die zur Herstelhmg von Ztindholz-Innen-
und Aufsenschaehteln verwendbare Maschine von F. Lundgren in Stock-
holm (*D. R. P. Nr. 40841 vom 16. Januar 1887) nälier beschrieben.
Die Maschine ist nach verschiedenen Schnitten und in mehreren Stel-
hmgen des Formkörpers in Fig. 55 bis 60 dargestellt. Sie sei in ihrer
Anwendung zur Herstellung der Innenschachteln beschrieben.
Die Furnüre werden in zwei Behaltern aufgestapelt. Gemäl's der
Stellung der Theile in Fig. 55 ist aus dem Behälter für die Seitenfurnüre
das unterste Furnür a, an die Form G geführt. Der Boden a.^ dieses
Behälters trägt die beiden Furniirhalter 04 und 05. Das Vorschieben
der Furnüre erfolgt mittels Schiebers a^, der in Führung a- am Boden a.j
beweglich ist. Der Schieber .selbst hat am Vorderende eine Vertiefung,
in welche das unterste Furnür fällt, wenn der Schieber vollkommen
zurückgezogen ist. Dies Furnür wird dann vom Schieber durch einen
zwischen dem Furnürhalter a^ und dem Boden aj gebildeten Spalt gegen
die Form G vorgeschoben. Das Steckenbleiben des Furnürs in Folge
von Unebenheiten wird durch eine am Furnürhalter 04 aufwärts ver-
schiebbare Thüv c mit abgerundeter Unterkante verhindert. Eine nicht
dargestellte Feder drückt diese Thür beständig nach abwärts. Wenn
auch durch eine Unebenheit am Furnür diese Thür gehoben wird, .so
hindert sie dabei doch das darüberliegende Furnür, mitzufolgen.
Die Form G nimmt beim Vorschieben eines Furnürs immer die dar-
gestellte Lage ein. Die das Furnürende fest an die Form drückende
Klemme d besteht aus einem zweiarmigen Hebel, dessen eines Ende
unter der Wirkung einer Feder o, steht, die auf einem beweglichen
Theile des Abschiebers g festsitzt. Durch die Drehung der Form und
die Einwirkung der beiden Rollen e und f findet das Falten des Furnürs
um die Form G und das Kleben des Papieres um das Furnür statt.
Diese Rollen sind in gabelförmige Hebel e, und /■, eingesetzt, welche
unter der Einwirkung der am Tische befestigten Federn e^ und f^ stehen.
Die Arme e^ und f^ dieser Achsen c, und [2 tragen Rollen ^5 und /"j,
welche von den Scheiben e^ und /■,; der Hauptwelle F bewegt werden.
Der Ab.schieber g besteht aus einer auf der Welle verschiebbaren
Hülse mit einem Rahmen, der die Form G unifafst. Die Hülse ist
mittels eines Querstückes ^j mit den beiden Stangen g.^ und g^ ver-
i>unden, die unter sich mittels des auf der Welle frei verschiebbaren
Querstückes verbunden sind, dessen Zapfen in eine Curvennuth eines auf
der Hauptwelle .sitzenden Schubkörpers fafst. Durch die Curvenform
dieser Nuth erhält die Hülse g bei jeder Umdrehung des Schubkörpers
eine Hin- und Herbewegung.
Zwischen dem Rahmen der Hülse und der Form G befestigte Blecli-
stücke 3(; reichen bis an die Stelle der Form, woselbst das Seitenfurnür
aufsebracht wird, und dienen theils beim Aufkleben als Unterlage für
102 Neuerungen an Hulzbearbeitungsmascliinen.
rlie vorrasienden Papiertheile und fheils beim Ueberföhren des get'alteteu
Furnüres an den Kolben H zum Vorschieben des Fnrnüres mit dem
Papierstreifen.
Ein Arm X an einer auf dem Tische gelagerten Achse A dient als
Falter. Derselbe trägt ein eingekerbtes Blechstück /13, das im geeig-
neten Augenblicke in eine rund um die Form führende Nuth eintritt
und dabei die an dieser Seite der Nuth überragende Fapierkanle in die
Nuth einfaltet. Auf den Arm X wirken eine an demselben und dem
Ständer T befestigte Feder h-^ und eine excentrisclic Scheibe h^^ auf der
Hauptwelle F. Durch diese Scheibe wird auch die Rolle A- eines
Armes A^, der auf der Achse A des Falters X festsitzt, Bewegung auf
den letzteren übertragen.
Das um die Schachtel zu klebende Pa])ier wird von einer Papier-
rolle entnommen, von welcher ein Streifen i imter einem Kleistertrichter
forlgezogeu wird, wodurch das Papier an der oberen Seite mit Kleister
bestrichen wird. Vom Kleistertrichter wird der Papierstreifen 1 unter
den Boden a.^ geführt und hierbei von einem am Ständer T befestigten
Bleche i^ getragen. Das nach dem Abschneiden eines Streifens zurück-
bleibende Papierende legt sich auf Rolle f. Das Alisehneiden erfolgt
durch einen an einem Hebel iy befestigten Kamm 1,, dessen Zähne in
die Nuthen einer auf dem Furnürhalter Oj befestigten und mit Rillen
versehenen Rolle ij eintreten. Der Hebel i, sitzt am Ende einer
Achse I5 fest, deren eines Ende im Lager ij und deren anderes Ende
im Ständer T gelagert ist. Hebel i., erhält seine Bewegung unter der
Gegenwirkung einer Feder i- mittels eines aui' Achse I5 sitzenden
Armes Jc; und einer excentrischen Scheibe «5 der Hauptwelle F.
Sobald ein Seitenfurnür a, vorgeschoben ist, beginnt die Form G
ihre Drehung. Durch den Hochgang der Rolle e wird das Furnür um
die Form gebogen und durch die zweite Rolle f das Papierende an das
Furnür geklebt (Fig. 57). Indem Rolle f mm zurückgeht, Rolle e aber
einstweilen an der Form liegen bleibt, wird das Furnür gefaltet und
gleichzeitig das Papier verklebt. Fig. tiO zeigt, wie das Furnür a, und
das Papier i sich um die Form G legen. Nach 3, | Umdrehung der
Form G tritt das Bleehstück h^ des Falters X in die Nuth A4 ein und
fallet den über die Nuth vortretenden Pa])iertheil in dieselbe ein (F''ig. 58
und 60). Hat der Falter .Y die Papierkante an einer Seite gefaltet, so
rückt er von der Form wieder ab. Sobald aber die folgende Seite der
Form parallel zum Falter sich einstellt, wird die Papierkanle an dieser
Seite, und in derselben Weise werden auch die Papierkanten für die
neiden übrigen Seiten durch das eingekerbte Bleehstück A, gefaltet.
Nach etwas mehr als einer ganzen Umdrehung der Form G findet das
Abschneiden des Papiersireifens 1 durch den Kamm i, statt , indem
dieser durch die die Rolle f tragende Gabel hochgebt (Fig. 59), mit
seinen Zähnen in die Rillen an Rolle 14 eintritt und den Streifen durch-
Niueiungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 103
locht, si)dann durch die sich weiter drehende Form einfach abgerissen
wird (Fig. 59).
Nach dem Abtrennen des Papieres macht die Form G noch eine
Umdrehung bis zum Stillstaude. Das gefaltete und mit Papier um-
klebte Furniir (Fig. 60) ist nunmehr zur Ueberführung nach dem Kolben H
bereit.
Die im Behälter K dicht neben einander stehenden Bodeufurnüre k
werden durch einen Schieber mittels Gewichtes vorge.schobeu. Der
innen im Behälter in Führung A4 auf und ab bewegliche Schieber A3
erhält seine Bewegung durch einen Winkelhebel A,,, der am Zapfen Aj
am Ständer T drehbar ist und von welchem ein Arm durch Stange k-
mit einem Querstiicke Ai. am Schieber K^ verbunden ist. In den Bogen-
sehlitz / des anderen Armes des Winkelhebels tritt die Rolle eines
Armes /,, der an T und dem Lager /., gelagerten Achse <,, deren Arm m
durch Schubstange m, mit dem Zapfen der Kurbelscheibe m.j der Welle F
verbunden ist, durch welche der Arm in und die Achse /, in schwin-
gende Bewegungen versetzt werden. Wenn der Kolben H der Form G
sich nähert wird das untere Ende des Furnüres zwischen einem federnden
Stifte n (Fig. 60) imd dem Kolben H eingeklemmt. Der letztere bleibt
still stehen, sobald er an das Furnür herangerückt ist, der Schieber A.,
setzt dagegen seinen Weg nach abwärts fort, bis das Furnür gerade
vor dem Kolben H liegt, worauf der Schieber wieder nach oben geht,
während das Furnür vom Stifte n, zurückgehalten wird.
Unterdessen ist ein Seitenfurniir um die Form G in der beschriebenen
Weise gefaltet worden und nun zur Ueberführung an den Kolben H
fertig. Die Hülse g des Abschiebers beginnt jetzt ihre Vorwärtsbewe-
gung, und dabei schiebt sie das Furnür vor sich hin. Indem das Furnür
über eine Nuth der Form G gleitet, wird die in die Nuth uiedergefaltete
Papierkante von einer sie erfassenden abgerundeten Kante der Nuth in
die Schachtel eiugefaltet. Nach Ueberführung des Seitenfurnüres auf
den Kolben H beginnt dieser seine Rückwärtsbewegung, und während
dieser Bewegung wird das Bodenfurnür beständig vom darauf drückenden
Stifte an dem Kolben festgehalten. Das Falten der Papierkanten über
dem Boden geschieht an den oberen und unteren Seiten mittels der
beiden Falter o und 0, f^ (Fig. -56) und an den beiden senkrechten Seiten
mittels Bürsten p. Die Falter 0 und o, bestehen aus Winkelhebeln, die
um Zapfen am Gestelle drehbar sind. Die kurzen Arme der Hebel
haben Zahneingritl'e, während die anderen Arme Blechstücke 0.2 und 03
tragen, deren Länge etwas geringer ist als die Breite der Schachtel.
Die beiden Falter bewegen sich nach Art der Schenkel einer Zange.
Sobald Kolben H beim Rückwärtsgange an den Faltern o und o^ vor-
beigegangen ist, nähern sich die Falter einander und falten die über-
ragenden Papierkanten über die beiden Enden des Bodens. Indem
Kolben H dann noch mehr zurückgeht, wird das Bodenfurnür durch die
104 Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen.
eben gefalteten Papierkanten gehalten. Sobald der Kolben an der
Bürste p vorbeigegangen ist, die an einer Stange 7;, festsitzt, beginni
das Falten der Papierkanten an den senkrechten Seiten. Nachdem der
Kolben H beim Rückwärtsgange an der Bürste vorbeigegangen ist, steht
er für einen Augenblick still, und währenddessen faltet die Bürste das
Papier und klebt es auf die ihm zunächst liegende Laugseite der
Schachtel. Der Kolben B geht dann weiter nach rechts zurück, so dafs
die Bürste bei der weiteren Hin- und Herbewegung nicht auf die tje-
klebte Papierkante stöfst und diese wieder ablöst. Sobald aber die
Bürste an der letzt gefalteten Papierkaole vorbeigerückt ist, nähert sich
der Kolben h der Bürste wieder und dadurch wird dann die Papier-
kante der letzten Langseite zugeklebt. Der Kolben H geht nunmehr
sofort zurück und rückt von der Bürste derart ab, dafs die vorher an-
geklebten Papierkanten nicht wieder abgelöst werdeu können.
Die fertige Schachtel wird jetzt dadurch vom Kolben abgehoben,
dafs der Kolben zwischen zwei kleine Winkelstücke nach rechts zurück-
geht. Dann geht der Kolben U wieder vorwärts, um ein neues Boden-
und ein neues Seitenfurnür zu holen. In demselben Augenblicke, in welchem
die Schachtel den Kolben verläfst, erhält sie einen kleinen Slofs durch
den Abwerfer <j.^ (Fig. 56), der um Achse h frei drehbar ist und unter
der Gegenwirkung einer Feder q^ mittels einer Rolle 75 am Abwerfer
bewegt wird.
Zur Herstellung von Aul'senschacliteln kommen alle wesentlichen
Theile dieser für die Fabrikation von lunenschachteln vorbeschriebeiien
Maschine in Anwendung. Da die.se Aufsenschachteln ebenfalls aus
einem zu einem Vierecke gefalteten Furnüre mit Papierbeklebung be-
stehen, so kann die Anfertigung derselben in einer Weise stattfinden,
die vollkommen mit derjenigen übereinstimmt, in welcher das Seiten-
furnür für die innere Schachtel gefaltet wird. Lediglich von der Länge
und dem Querschnitte derjenigen Theile der Form G^ um welche das
Furnür gefaltet wird, hängt es ab, ob das gefaltete Furnür die Form
einer Aufsenschachtel oder die Form des Seitenrahmens für die Innen-
schachtel erhält.
Eine Ma.schine zur Herstellung viereckigen Holzdrahtes zur Zünd-
holzfabrikatiou ist an P. Gunder in Darmstadt {''D. K. P. Nr. 42595 vom
7. August 1887) patentirt. Die Maschine besitzt eine in einem Schlitten
gelagerte Walze mit einer Anzahl in Entfernungen der Zündbolzdicke
von einander angeordneten Kreismesser, welche das in einem unten
offenen Kasten befindliche Holz einritzen, während ein quer zur Ar-
beitsrichtung der Kreismesser bewegbares breites Hobelmesser die ein-
geritzten Hölzchen vom Blocke abtrennt. Die Bewegung der beiden
Messerschlitten erfolgt durch eine Hobelverbindung.
Bei einer von G. E. Norris und fV. E. Hagan in Troy, New York,
Nordamerika (*D.R.P. Nr. 34796 vom 5. Juni 1885 und Zusatz'Nr. 37417
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 105
vom 16. März 1886) vorgeschlagenen Maschine zur Herstellung von
Zündhölzern vv'ird ein Furnür von der Länge und Dicke der herzu-
stellenden Hölzchen zwischen zwei Ritfelwalzen geschoben, welche das
Furnür so tief einkniffeu, dafs beim Heraustritte aus den Walzen auf
einem endlosen Bande die Hölzchen leicht abgebroclien werden können.
Die Hölzchen werden durch endlose Bänder weiter geführt, mit Zünd-
masse versehen und getrocknet.
Eine Stemmmaschine mit allmählicher Veränderung der Hubhöhe von
der Bertiner Werkzeug- Maschinenfabrik vormals L. Sentker in Berlin
(*D. R. P. Nr. 40 095 vom 20. April 1888) ist in Fig. 61 bis 63 darge-
stellt. Die Maschine bezweckt, den Meifsel während der Arbeit der
Maschine allmählich in das Holz zu senken, d. h. das Spiel allmählich
zu vergrölsern, um, besonders beim Beginne des Stemmens, zu starker
Beanspruchung von Werkzeug und Arbeitsstück vorzubeugen. Das Senken
des Meifsels wird durch den Fufs des Arbeiters, der keinem Rückstofse
des arbeitenden Werkzeuges ausgesetzt ist, hervorgebracht
Die mit Festscheibe b und Losscheibe b^ versehene Antriebswelle a
trägt am Ende eine mit Zapfen d versehene Kurbelscheibe c. Der
Zapfen d ist in dem Steine e gelagert, welcher sich in einem Schlitze
des Hebels f verschieben läfst. Das obere Ende des Hebels f ist durch
Stifte q mit der Lenkerstange r verbunden, welche durch die gerade
geführte Stange s mit dem Schlitten ( des Meifsels u in Verbindung
gebracht ist. Das untere Ende des Hebels f dreht sich auf dem Zapfen g
des Schneckenradsectors ä, der seinerseits um den an dem Gestelle der
Maschine befestigten Zapfen i drehbar ist. In den Schneckenradsector h
greift die auf die Welle / festgekeilte Schnecke k ein, während zwei
gleiche, jedoch entgegengesetzt gerichtete conische Zahnräder m und m,
sich auf Welle l lose drehen. Zwischen den Rädern m und m, sitzt,
mit Nuth und Feder in der Längsrichtung von Welle l verschiebbar,
der Reibungsdoppelkegel a;, der mit entsprechenden hohlkegelförmigeu
Reibungsflächen von m und w»! in Berührung geliracht werden kann.
Um letzteres zu bewirken, bedient man sich des Fufshebels z, dessen
im Winkel abzweigender Arm y in eine Gabel endet, welche eine Ein-
drehung des Reibungsdoppelkegels x umfafst. In beide Kegelräder m
und m^ greift das auf Welle o sitzende Kegelrad n. Auf Welle o ist
eine Riemenscheibe p, festgekeilt, die von der Riemenscheibe /) der
Welle a aus angetrieben wird.
Vor dem Beginne des Stemmens nimmt der Hebel f die in Fig. 62
dargestellte steilste Stellung ein. In Folge der Drehung von Welle a
ertheilt der Zapfen </ dem Hebel f eine schwingende Bewegung, welche
jedoch, da der Zapfen j, um welchen Hebel f schwingt, in der Ver-
längerung der Stange s liegt, ein verhältnifsmäfsig nur geringes Spiel
der letzteren nach sich zieht. In dem Mafse, in dem der Zapfen g aus
der Verlängerung von « verlegt wird, nimmt das Spiel von Stange s
106 Neueiuiigeii an Uiilzbearbeitungsmaächitieii.
und damit des Meilsels zu. Diese Verlegung wird durch Drehung des
.Schneckenradseetors li um Zapfen i mittels der Schnecke k bewirkt.
Tritt der Arbeiter den FuCshebel z nieder, so gelangt der Keibuugs-
doppelkegel a\ der bis dahin da.s Kegelrad m durch Wirkung eines am
Ful'shebel z befestigten Gegengewichtes berührte, an das Kegelrad m,
und wird von demselben mitgenommen. Die Welle / und Schnecke k
beginnen sich zu drehen, so dais auch der Schneckenradsector h so ge-
dreht wird, dals eine mit ihm verbundene Schraube r, gegen den an
dem Maschinengestelle befestigten Anschlag it-, bewegt wird und den-
selben schliefslich erreicht. Sobald letzteres der Fall ist, beginnt der
Reibungsdoppelkegel x auf der Reibungsfläche des Rades m, zu schleifen,
so dafs die Drehung des Schneckenradsectors beendet ist. In der nun
erreichten Lage des Zapfens g bringt (Fig. üBj die Schwingung des
Hebels f das gröfste Spiel der Stange « und des Meifsels u hervor.
Verläfst der Fufs des Arbeiters den Fufshebel z, so bringt dessen Gegen-
gewicht den Reibungsdoppelkegel x mit dem Kegelrade m in Berührung,
Schnecke k und Schneckenradsector h drehen sich in entgegengesetzter
Richtung, das Spiel des Meilsels nimmt allmählich ab und erreicht sein
geringstes Mais, wenn die mit h verbundene Schraube v gegen den
festen Anschlag w stöfst und in Folge dessen da,~ Kegelrad m auf dem
Doppelkegel x gleitet.
Bei der Maschine zur Her Stellung von Holzndgeln für Tischlerei-
zwecke von Rielle freres in St. Die, Frankreich ('D. R. P. Nr. 44080
vom lö. A])ril 1887) sind zwei in Coulissen geführte Messer a (Fig. ti4)
thätig, welche imter der Voraussetzung gerader Führung aus dem Blocke h
einen Nagel mit quadratischem Querschnitte erzeugen, wenn die Messer
zweimal vor und zurück gehen und der .Block b vor dem zweiten
Schnitte gewendet wird. Verjüngte Nägel werden erhalten, wenn die
Messer a in schräg zulaufenden Führungen gegen den Block b vorgehen.
Um bei einem Vorgange der Messer einen fertigen Nagel zu erzielen,
mufs das Holz b an seiner Auflage bereits vorgeglättet sein und ein
dickes Messer c angewendet werden.
Zum Zusammensei zen der Speichen und Felgen zu einem Hadknrper
ist die Maschine von E. Baute in Barcelona (*D. R, P. Nr. 44til(> vom
S.Februar 1888) aus einem runden Tische gebildet, auf welchem radial
zum Mittelpunkte Spindeln angeordnet sind. Letztere stehen behufs
gleichzeitigen Antriebes durch Kegelräder in Verbindung, so dals die
über sie geschobenen, in seitlichen Führungen gehaltenen Schlitten
ebenfalls gleichzeitig und gleichmäfsig gegen den Mittelpunkt verschiebbar
sind. Die Speichen werden in die Nabe gesteckt und mit letzterer in
die Maschine gesetzt; die Felgen werden dann um die Speiehen gelegt
und von .Schraubenschlitten gehalten.
Die Bürstenholzhnhelmaschine der Sächsischen Kardätschen-, Bürsten-
und Pinselfiilirik, Hd. Flemmtng und (.'omp., in Sehönheide. Sachsen (* D. R. P.
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 107
Nr. -15117 vom 10. März 1888) bezweckt, ein Nachhobeln der Biirsten-
hölzer auch nach erfolgter Politur und Furnitur der Aufsenseite zu ge-
statten.
Die Vorschubwalzen E (Fig. 65) sind aus Gummi hergestellt und
elastisch gelagert.
Unterhalb der Walzen is, die mittels Handkurbel F oder durch die
Maschine selbst bewegt werden können, betindet sich eine verstellbare
Auflagefläche, welche gestattet, dafs man je nach Belieben die gerade,
oder die concave oder eonvex gestaltete Fläche des mit geraden oder
gekrümmten Rücken versehenen Bürstenholzes an dem unter der Auf-
lage G befindlichen Messerkopfe vorbeiführen kann. Die Auflage G
besteht aus elastischen Blech])latten 6, welche in der Mitte ihrer Länge
durch den Plattenträger U gehalten wird. Der Plattenträger H ist
mittels des Stellschlittens J in senkrechter Richtung gegen den Messer-
kopf und die Walzen E verstellbar. Aui'serdem kann man jedoch den
Plattenträgev noch besonders einstellen mittels der Preisschraube rf,
welche den verschiebbaren Plattenträgersliel e im Schlittenstücke J fest-
klemmt. Die Unterlage ist mit den Verstellarmen f versehen, welche
im Winkel zu einander stehen, der mittels Schraube g verstellt werden
kann. Durch Verstellen der Arme f werden die Enden der Auflagen
augezogen oder entfernt, so dafs sie eine gerade oder gekrümmte Fläche
bildet. Um concave Flächen zu bearbeiten, werden die Arme f abwärts
gezogen (vgl. Fig. 65), während zur Bearbeitung gerader Hölzer die
Unterlage G eine wagerechte Lage einnimmt und bei convexen Flächen
die Arme nach oben gedrückt werden.
Vorrichtungen zur Nachahmung von Intarsien und edlen Hölzern.
Behufs Herstellung von Intarsien bestreicht F. Casperding in Berlin
C'D. R. P. Nr. 45 091 vom 30. März 1888) die als Arabeskenausschnitt
dienenden Furnüre aus edlen Hölzern einseitig mit einem bei gewöhn-
licher Temperatur trockenen Leime, ])refst nach dem Trocknen mehrere
solcher Platten durch Druckschrauben fest auf einander und schneidet
dann das ganze Packet nach der gewünschten Zeichnung mit der Laub-
säge aus. Je ein so vorbereitetes Furnür wird auf die zu verzierende
Platte gelegt und beide Platten zwischen erwärmten Druckplatten stark
geprefst.
Durch die Wärme wird sowohl der Leim der Musterplatte klebrig,
wie auch gleichzeitig die Oberfläche der Grundplatte weich und ein-
drucksfähig, und es findet eine innige Verbindung zwischen Musterplatle
und Grundplatte statt, wobei zugleich durch den starken Druck und die
Wärme die Verzierungsplatte in die volle Grundplatte eingeprelst wird,
deren freistehende Flächen bis zur Höhe der Musterplattenoberfläche
emporquellen. Die Operation ist damit beendet und eine glatte echte
Intarsiaplatte hergestellt.
108 Neueriingeii an Holzbearbeitungsinaschincii.
Um erhabene Muster auf Holz zu erzeugen, schneidet F. Brokk in
Berlin (*D. R. P. Nr. 43303 vom 28. Juli 1887) die Umri.sse der hervor-
zubringenden, naturgemäfs aus geraden Linien gebildeten Mu.ster in die
Oberfläche des Holzes mittels entsprechend geformier Messer ein und
bewirkt dann das Niederdrücken des zwischen den Einschnitten befind-
lichen Holzes mittels eines heifsen Stempels. Die niederzupressende
Holzfläche wird zweckmäfsig vor dem Pressen genäfst.
Zweifarbige gemusterte Holzplatten will R. Himmel in Berlin (I). K.P.
Nr. 43731 vom I.Juli 1887) in folgender Weise erzielen:
Wenn auf eine Holzfläche eine stark erhitzte und mit Vor.sjiiüngeu
und Vertiefungen versehene Metallfläche eine Zeitlang gedrückt wird,
.so werden die Berührungsstellen der Holzfläche verkohlt, also geschwärzt,
während die nicht berührten Flächen unversehrt, also weifs bleiben.
Besitzt nun diese erhilzte Metallfläche irgend welche Schrift oder Muster,
bildliche Darstellungen u. s. w. in erhabener oder vertiefter Form, so
wird durch die Berührung mit der Holzfläche die Schrift oder das Muster
bezieh, die bildliche Darstellung auf der Holztläche gebräunt oder weifs
markirt bezieh, eingebrannt, und die nicht eingebrannten Stellen treten
auf der Holzfläche erhaben vor, wie dies bei Kisteiibezeicbnungeu,
Cigarrenkisten u. s. w. bekannt und in Verwendung ist.
Zur Erzeugung des Musters bezieh, der Schrill oder bildlichen Dar-
stellungen benutzt man zwei in einem geeigneten Geslelle gelagerte
und eventuell durch Zahnräder mit einander verbundene Walzen, die
in ihrer Entfernung von einander entsprechend der Holz)jlattenstärke
eingestellt und mittels elastischen Druckes an einander geprefst werden
können.
Eine dieser Walzen wird beheizt und (ragt an ihrer Oberfläche an
vertieften oder erhabenen Stellen das einzubrennende Muster. Beim
Durchführen der zu bemusternden Holzplatte ist, um eine gleichmäfsige
Farbe bezieh. Verkohlung des Musters auf der Holzfläche zu erzielen,
darauf zu achten, dafs die Geschwindigkeit der Walzen eine möglichst
gleichförmige ist, dafs also die Zeitdauer der Einwirkung der gemusterten
Walzenfläche auf die Holzfläche auf jeder Stelle dieselbe ist. Durch
Veränderung der Geschwindigkeit der Walzen kann man den Verkoh-
lungsprozefs beliebig verändern und auf diese Weise eine mehr oder
weniger braune Farbe des Musters erzielen, die bei entsprechender Ge-
schwindigkeit der Walzen schliefslich in die braune oder gar gelbe
Farbe übergeht. Dieses Einbrennen des Musters mittels Walzen wird
man bei Holzjilatten (Furnürplatten) anwenden, \^■enn eine beständige
Wiederholung des Musters gewünscht wird.
Ist das Einbrennen des gewünschten Musters, der Schrift oder der
bildlichen Darstellung erfolgt, so zeigt die betrellende Holzplatte die
nicht gebrannten Stellen erhaben, die dann mehr oder weniger aus der
gebrannten Ebene, der Grundebene hervortreten. Diese Stellen werden
Neuerungen im Metallbüttenwesen. 109
nun durch glatte Walzen bezieh. Platten in die Grundebene niederge-
drückt, so dafs die Holzplatte ein vollkommen ebenes Flächenmuster
erhält und keine vortretenden Stellen mehr zeigt. Durch dieses Ver-
fahren ist die so gemusterte Holzplatte polirfähig geworden und kauu
dieselbe in ihrer ganzen Flächenausdehnung bequem einer sauberen
Politur untervi^orfen werden. (Schlul's folgt.)
Neuerangen im Metallhüttenwesen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 17 d. Bd.)
Auf der oben erwähnten Muldner Hütte bei Freiberg steht die Ent-
silberung des Werkbleis durch Zink insofern einzig in ihrer Art da,
als sie mit dem /'ar<i«son-Prozesse verbunden ist (vgl. Plattners Ab-
handlung über die Entsilberung des Werkbleis durch Zink im Jahr-
buch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen^ 1886, und
Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure^ 1888 S. 297 und 298, Auf-
satz von C. Schnabel). Die Gründe für diese Vereinigung liegen in der
Unreinheit des Freiberger Bleis und in seinem Gehalte an Wismuth.
Die das Blei verunreinigenden Stoffe, nämlich Kupfer, Nickel, Kobalt,
Zinn, Arsen, Antimon, bedingen ein Raffiniren vor der Entsilberung,
weil Kupfer, Nickel und Kobalt in das Zink gehen und einen hohen
Verbrauch an diesem Metalle veranlassen, Antimon, Arsen und Zinn
aber bei dem Blei verbleiben und dessen Reinigung nach erfolgter
Entsilberung vertheuern und erschweren würden. Durch dieses Raftiniren
vor der Entsilberung, welches bei reinem Blei nicht erforderlich ist,
wird das Blei nun auch zur Entsilberung durch den Patfinson-Prozefs,
welcher bekanntlieh ein raffinirtes Blei erfordert, geeignet gemacht.
Der letztere würde aber doch der Zinkentsilberung nachstehen, wenn
nicht der Wismuthgehalt des Bleis seine Anwendung bis zu einem
gewissen Grade der Entsilberung nothwendig machte. Das Wismuth
würde nämlich bei der Entsilberung des Bleis durch Zink nicht an
das Zink gehen, sondern im Blei verbleiben. Da es schwerer oxydirbar
ist als Blei, so läfst es sich nur durch Oxj'dation des Bleis von diesem
trennen. Man würde also durch den Zinkentsilberungsprozefs ein Wis-
muth haltiges Blei erhalten. Da das Wismuth die Eigenschaften des
Bleies nach allgemeiner Ansicht nachtheilig beeinflufst, so würde der
Hauptvortheil des Zinkentsilberungsprozesses, die unmittelbare Her-
stellung von reinem Blei, durch das gedachte Metall vereitelt werden.
Da nun auf der anderen Seite das Wismuth einen so hohen Werth hat,
dafs sich seine Gewinnung lohnt, so ist es erforderlich, es vor der Be-
handlung des Silber haltigen Bleis mit Zink zu entfernen.
Das Wismuth hat die Eigenschaft, bei dem />a»mson-Verfahren
sieh recht schnell in dem Silber reichen treibwürdigen Theile des Blei.^
110 Neuerungen im Jlelallhiittenwesen.
aDKUsammeln, so dals das Werkblei bei der Abnahme des Silbergehaltes
bis zu einer gewissen Grenze Wismuth frei ist. Diese Grenze ist bei
dem Freiberger Blei, welches mit 0,4 bis 0,8 Proe. Silber in den
Pnltimon-l'voAak eintritt, bei 0,1 Proe. Silbergehalt erreicht. Die Be-
handlung des Freiberger Bleis ist daher die nachstehende:
Zuerst werden l)ei der Behandlung des Freiberger Bleis Ku])ter,
Nickel und Kobalt durch ein Saigerverfahren entfernt, bei welchem
diese Körper als Saigerdörner aus dem Werkbleie ausgeschieden werden.
Dann werden Zinn, Arsen und Antimon durch ein KafKnirverfahren aus
dem Werkblei entfernt, wobei diese Körper oxydirt und als Kaftinir-
krätzeu ausgeschieden werden.
Nunmehr wird das Werkblei durch den /'a<a»i«o«-Prozel's in einen
Wismuth haltigeu, Silber reichen und in einen Wismuth freien, Silber
ärmeren Theil zerlegt. Das Wismuth haltige, Silber reiche Blei wird
abgetrieben. Die beim Abtreiben fallenden Wismuth haltigen Glätten
werden auf Blei bezieh. Bleiglätte und Wismuth verarbeitet.
Das Wismuth freie, Silber haltige Blei wird dann der Zinkentsilbe-
ruug unterworfen. A. Junge setzt nun im Jahrbuch für Berg- und Bütten-
wesen im Königreich Sachsen^ 1888 S. 1 bis 12, aus einander, auf welchem
Wege man dazu gelangte, die beiden im Prinzipe vollkommen ver-
.schiedenen Entsilberungsmethoden von Pattinsun und Parkes zu ver-
einigen. Hierliei handelte es sich vor Allem um die Ermittelung der
Entsilberungskosten des Pattinsonirens und des Parkesirens. Im Nach-
stehenden sind hierüber die näheren Aufschlüsse gegeben.
1) Berechnung der Pattinsonirkosten für Werkblei von verschiedenem
Silbergehalte.
Das Pattinsonireu Silber reicher Werkbleie erfolgt bekanntlich zu-
meist nach dem Zweidrittelsysteme und ist hierzu eine Batterie von
16 Kesseln erforderlich. Da nun das aus dem ersten Kessel der Batterie
hervorgehende Reichblei etwa 2 Proe. Silbergehalt aufweist uud das
dem letzten Kessel entstammende Armblei bis auf 0,001 Proe. ent-
silbert wird, so müssen die Silbergehalte der Kessel einer Pattinson-
Batterie von der Reichblei- nach der Armbleiseite zu allmählich abnehmen,
üiese Abnahme erfolgt in den oberen Kesseln rasch, nach der Arm-
bleiseite zu dagegen langsamer, und ist hervorzuheben, dafs bei normalem
Betriebe die Silbergehalte der einzelnen Kessel, zumal derjenigen nach
der Armbleiseite zu gelegenen, nur innerhalb enger Grenzen schwanken
dürfen.
Beispielsweise beträgt der Silbergehall einer /'ofimson- Batterie
beim 1. Kessel .... 1,095 Proe.
„ Q. „ .... 0.765 „
„3 Ü.595 ..
„ i. „ .... 0,430 ..
„ 5. „ .... 0,295 ^
. t). „ .... 0.210 „
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 111
beim 7. Kessel
0,170 Proc.
„8. ., .... 0,110 „
..9. ., .... 0,070 „
., 10. „ .... 0,050 „
„ 11. „ .... 0,022 „
„ 1>. „ .... 0,012 „
„ 13. „ .... 0,007 .,
„ 14. „ .... 0,003 „
„ 15. „ .... 0,002 „
während das aus dem 1. Kessel hervorgehende Reichblei einen Silber-
gehalt von 1,71 Proc. und das Armblei im 16. Kessel einen solchen von
0,001 Proc. aufweist.
Es ist durchaus erforderlich, dal's den einzelnen Kesseln nur Werk-
blei von entsprechendem Silbergehalte zugeführt werde, welch letzterer
übrigens in der Mitte der Batterie viel niedriger ist, als der Durch-
schnittsgehalt der betreffenden Kessel.
Daher setzt man z. B. ein Werkblei von
0,81 und darüber in den 1. Kessel
0.60 bis 0,80 ., ., 2.
0.29 ,. 0,60 .. „ 3.
0,25 ., 0,28 „ „ i. „
0,19 „ 0,24 „ „ 5.
0,14 ,, 0,18 „ „ 6.
0,09 „ 0,13 ., ., 7.
0,06 ., 0,08 „ „ 8.
0,03 „ 0,05 ., „ 9.
0,02 „ „ 10. „ u. s. w.
In welchen Kessel einer /'atfmson-Batterie ein Werkblei eingesetzt
wird, davon ist nun offenbar die Anzahl der Krystallisationen abhängig,
welche erforderlich, um ein gewisses Quantum desselben in Reichblei
und Armblei zu zerlegen. Die Anzahl der auszuführenden Krystalli-
sationen ist aber wiederum den Pattinsonirkosten direkt proportional, so
dafs mau nach Ermittelung der ersteren in der Lage ist, für jedes Werk-
blei von bestimmtem Gehalte die Entsilberungskosten zu berechnen.
Hat man z. B. 1600 MC. Werkblei, welches seinem Silbergehalte
entsprechend in den 4. Kessel einer PaHtn^o/i-Batterie eingesetzt werden
müfste, so sind zur Zerlegung in Reichblei und Armblei 176 Krystalli-
sationen der vollen und 15 der zweidrittelvollen Kessel (Grund siehe Quelle)
oder für 100 MC. vorgelaufenes Werkblei — - = 11 Krystallisationen der
1.5
vollen und -— = 0,937 Krystallisationen der zweidrittelvollen Ke.s.sel er-
forderlich.
Bezeichnet man nun die für 100 MC. Werkblei erforderliche An-
zahl Krystallisationen der vollen Kessel mit a und die der zweidrittel-
vollen mit 6 und nimmt ferner an, dafs der bei Krystallisation eines
vollen Kessels erforderliche Aufwand an Löhnen, Brennmaterial u. s. w.
sich zu demjenigen bei KrystalUsation eines zweidrittelvollen wie 3 : 2
verhalte, so erhält man als alleemeinen Ausdruck für den Pattinsonir-
112 Neuerungen im Metallhüttenwesen.
aufwand den Werth 3o-j-2A. Für Werkblei des 4. Kessels ist aber
«^11 und 6 = 0,937; demnach ist im vorliegenden Falle 3o-|-26 =
34,874.
Da die Durchsatzmengen nach der Reihe 2, 4, 8, 16, 32 u. s. w.
wachsen und für die Anzahl der Krystallisationen die Zahlenreihe 1,
3, 7, 15, 31 ... in Frage kommt, so kann mau für Werkblei von ver-
schiedenem Silbergehalte je nach Einsalzkessel den Werth für 3o+26
berechnen und ergeben sich hierbei folgende Werthe:
1. Einsatzkessel '22,000
2. „ 31,500
3. „ 34,750
4. „ 34,784
5. „ 33,436
6. „ 31,218
7. „ 28,609
8. „ 25,803
9. „ 22,900
10. „ 19,950
11. „ 16,974
12. „ 13,986
13. „ 10,992
14. „ 7,995
Hat man zwei Sorten Werkblei zu pattinsoniren, von denen die
erste nach dem Silbergehalte in den 3., die zweite in den 4. Kessel
kommen müfste, so steht der Pattinsoniraufwand für die beiden ge-
nannten Werkbleie für Gewichtseinheit im Verhältnisse von
34,75 : 28,609.
Aus der vorstehenden Zahlenreihe ergibt sich u. A., dafs man am
ungünstigsten hinsichtlich des Kostenpunktes arbeitet, wenn das zu
pattinsonirende Blei nach dem Silbergehalte in den 2. bis 6. Kessel
eingesetzt werden mufs. Die meisten Freiberger Werkbleie sind aber
gerade so beschaflen, dafs dieser Fall eintritt. Daher mufste man der
Frage näher treten, ob es möglich sei, die Pattinsonirarbeit durch ein
anderes Entsilberungsverfahren zu zersetzen.
Wie die vorstehend ermittelten Werthe für den relativen Betriebs-
aufwand, so läfst sich auch die absolute Höhe der Pattinsonirkosten für
jede einzelne Sorte Werkblei berechnen, wenn die Gesammtkosten für
eine längere Betriebsperiode und die Qualität des während dieser Zeit
verarbeiteten Werkbleis bekannt ist. A. Jumjc kommt zu folgenden
Resultaten für 1 MC. Werkblei beim Einsätze in den
1. Kessel 84,616 Pf.
2. „ 115,556 „
3 126,140 „
4 126,544 „
5 121,860 „
6 114,638 .,
7. , 106,140 ,
8. , 97,002 ,
9. „ 87,548 .,
10. 77,940 , a. 8. w.
Neuerungen im Metallliüttenwesen.
113
2) Ermittelung der Kosten der Zinkentsilberung und Vergleichung
derselben mit denjenigen der Pattinsouirarbeit.
Zur Ermittelung der Kosten für die Zinkentsilberung wurden zahl-
reiche Entsilberungsversuche mit reinem, d. h. mit gesaigerten und
raffinirten Werkbleien angestellt. Zur Entzinkung des Armbleis wurde
ein Raftinirofen gewählt, welcher im Niveau des Bleispiegels mit basischen
Ziegeln versehen war. Neuerdings wurden Magnesiaziegel von C. Späther
in Coblenz vervv-endet, die sich in Bezug auf Haltbarkeit bewährt haben.
Die Verarbeitung des Reichschaumes erforderte unter den dort gegebenen
Verhältnissen keinen Kostenaufwand.
Den Zinkaufgaug (ohne Berücksichtigung des bei der Destillation
wiedergewonneneu Zinks) berechnet Junge beispielsweise
1) bei Werkblei von 0,0963 Proc. Silbergehalt zn 1,34 Proc.
2) , 0,3825 „ „ „ 1,84 „
3) ., ., „ 0,508 .. „ „ 1,96 „
4) „ „ 0,84 „ „ „ 2,45 ,.
vom vorgelaufenen Werkblei, während die Gesammtkosten der Ent-
silberung und Raffination für 1 MC. (100i<) betragen:
zu 1 : 78,012 Pf.
„ 2: 94,458 „
„ 3: 97,768 ,.
,. 4:103,528 „
Procentual zerfallen diese Kosten in:
zu 1
zu 2
zu 3
zu 4
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Aufwand für Zink
43,64
52,60
54,27
58,37
Aufwand für Arbeitslöline bei der
Entsilberung und Raffination . .
13,74
11,77
11.37
10,67
Brennmaterial
18,79
15,85
15,14
14,24
Unterbaltungsaufwand
5,90
4,97
4,91
4,40
Förderlöhne, Transportkosten u. s.w.
17,93
14,81
14.31
12,32
I 100,00 I 100,00 I 100,00 I 100,<X)
Die Höhe der Zinkentsilberungskosten für 1 MC. beträgt beim Ein-
satz in den
1. Kessel
122,9 Pf.
107,1 „
96.3 „
88,2 „
82,5 „
77,8 „
74,45 „
70,1 „
67.4 „
65.0 „
Vergleicht man diese Zitfern mit den entsprechenden vom Pattimon-
Prozesse (siehe früher), so ergibt sich, dafs sie mit Ausnahme des ersten
Kessels der Pattinson-BaUerie erheblich niedriger sind als diejenigen des
Pattinsonirens.
Es ist klar, dafs die Hauptkosten beim Parkesiren im Zinkaufwande
Dingler's polyt Journal Bd. 271 Nr. :i 188911. 8
114 NeuciMiiigen im JletallliüUeiiweseii.
zu suchen isinci, welcher aber uicht in dem Mafse steigt, wie der Silber-
gehalt zunimmt, sondern langsamer. Da aber jedes Blei, ob reich, ob
arm an Silber, zunächst bis 0,7 Proc. Zink aufnimmt, welche Menge
nur durch Raflination des Armbleies wiedergewonnen werden kann, so
ergibt sich hieraus mit Leichtigkeit, dafs für sehr Silber arme Bleie der
/'a/tinÄon-Prozel's billiger ist als die Zinkentsilberung. Dagegen stellt
sich das Gesammtergebuifs für die grofse Mehrzahl der auf den Frei-
berger Hüttenwerken in Frage kommenden Werkbleie zu Gunsten der
Zinkentsilberung.
Es kommt also nunmehr noch 3) der Wismuthgehalt der Freiberger
Werkbleie in Betracht.
Sowohl in den inländischen wie auch in den in Freiberg verarbeiteten
überseeischen Erzen ist Wismuth enthalten. Dafs letzteres die Walzbar-
keit beeinträchtigt, wie bisher angenommen wurde, ist zweifelhaft, da
von Burggraf untersuchtes Weichblei mit
0,103 Proc. Bi zu Blech von 2,75nim
0,198 „ „ „ „ „ 2,75
0,700 ., „ , 0,5
1.920 „ „ „ ., „ 0,5
Dicke anstandslos ausgewalzt wurde.
Die geringere Widerstandsfähigkeit gegen Säuren des durch Zink-
entsilberung gewonnenen Bleies gegenüber dem Pallinson-Blei ist nicht
erwiesen, da ein kleiner, von der Zinkentsilberung herrührender Oxyd-
gehalt den bezeichneten Mangel herbeiführen kann.
In Anbetracht nun, dafs beim Pattinsoniren das Wismuth sich meist
in dem ausgebrachten Reichblei ansammelt (0,17 bis 0,18 Proc.) und
beim Parkesiren das sämmtliche Wismuth ins Armblei geht, das Wis-
muth wegen seines hohen Werthes aber gewonnen werden mufs, em-
pfiehlt sich, wie bereits erwähnt, die Combination des /'af/inson-Prozesses
mit der Zinkentsilberung.
Die früher (unter 1) angegebenen Verhällnifszalilen, mit Hilfe deren
man die Pattinsonirkosten für 1 MC. Werkblei für den Fall berechnen
kann, dafs die Batterie aus 16 Kesseln besteht, lassen sich leicht ent-
sprechend modiliciren, so dafs sie zur Berechnung der Kosten für eine
Batterie von weniger als 16 Kesseln dienen kann. Besteht beispiels-
weise die Batterie nur aus 9 Kesseln, so werden für 1 MC. vorgelaufenes
Werkblei zwar weniger Pattinsonirkosten erwachsen als bei einer
Batterie von 16 Kesseln; dafür erhält man aber im letzteren Falle
Armblei, welches einen minimalen Silbergehalt hat, während das aus
einer Batterie von 9 Kesseln hervorgehende mit 0,1 Proc. Silber noch
einer Nacharbeit bedarf, um es auf denselben minimalen Silbergehalt
zu bringen wie das Armblei, welches heim Pattinsoniren mit 16 Kesseln
erhalten wird. Beim combinirten Prozesse stellen sich nach Junge die
Entsilberungskosten am günstigsten, wenn man für den Fall, dafs das
vorgelaufene Werkblei in den 2. Kessel der Batterie zum Einsätze ge-
Neuerungen im Metallluittenwesen. 115
langt, das Pattinsoniren beim 8. Kessel unterbricht und das Armblei
alsdann mit Zink entsilbert. Soll dagegen Werkblei, welches in den
3. Kessel eingesetzt wird, entsilbert werden, so arbeitet man am
günstigsten mit einer Batterie von 7 Kesseln. Aber auch beim Pattin-
soniren mit 9 Kesseln und nachfolgendem Parkesiren des Armbleis
stellen sich die Kosten zu Gunsten des combinirten Verfahrens. Die
Entsilberungskosten für 1 MC. vorgelaufenen VVerkbleis sind in Frei-
berg allein um 15 Proc. vermindert worden, abgesehen von anderen
Vortheilen, die das Verfahren bietet.
Die gegenwärtige Einrichtung auf Muldner Hütte findet sich in dem
genannten Jahrbuche 1886, besehrieben von Plattner und im Auszuge
mitgetheilt von C. Schnabel (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure^
1888 S. 300).
Die /'otfmson-Batterie umfafsl 9 Kessel. Das Werkblei wird in
den 2. oder 3. Kessel eingesetzt und erreicht im 1. Kessel 2 Proc, im
8. oder 9. Kessel 0,1 Proc. Silbergehalt. Dieses letztere bildet das
Material für die Zinkentsilberung; sie besteht in der Entsilberung des
Bleies in gufseisernen Kesseln, im Aussaigern des Zinkschaumes in kleinen
gufseisernen Saigerkesseln, in dem Entzinken des entsilberten Bleis in
Flammöfen und im Abdestilliren des Zinks aus dem Zinkschaume in
Graphittiegeln nach Morgans Patent. Die Entsilberungsanlage ist in
folgender Weise eingerichtet:
Von den beiden Entsilberung.skesseln mit den zwischen ihnen befind-
lichen Saigerkesseln in einer Ebene besitzen erstere 1",89 oberen Durch-
messer, 1"! Tiefe und fassen je 20' Werkblei; die halbkugelförmigen
Saigerkessel haben 0ni,55 Halbmesser. Unter den Entsilberuugskesseln
liegt der Raffinirofen zum Entzinken des entsilberten Bleis, welches
letztere mittels eines Hebers in den Raffinirofen abgelassen werden
kann. Dieser Ofen hat 3" Länge, 2<^ Breite und 011,45 Tiefe. Der
Herd ist aus Chamotte hergestellt und liegt 2°i unter dem Rande der
Entsilberungskei--el. Auf den meisten deutschen Hüttenwerken ge-
schieht das Entzinken des entsilberten Bleies in gufseisernen Kesseln
mit Hilfe von W^asserdampf. Hiermit sind allerdings bei der Noth-
wendigkeit, das zu raffinirende Blei zur Rothglut erhitzen zu müssen,
häufige Erneuerungen der Kessel verbunden. Dagegen ist der Blei-
verlust ein sehr geringer und man erhält ein als Farbe verwerthbares
Gemenge von Bleioxyd und Zinkoxyd.
Unter dem Flammofen befindet sich ein gufseiserner Stichkessel
von l"i,90 oberem Durchmesser und 1"! Tiefe, in welchen das entzinkte
Blei durch einen mittels eines Kegelventiles verschliefsbaren Rohrstutzen
abgelassen wird. Die /'oüifison-Batterie liegt tiefer als die Entsilberungs-
anlage. Das Werkblei wird aus dem letzten /*o»mson-Kessel durch
eine Rösing' sehe Bleipumpe ausgepumpt; seine Förderung nach den Ent-
silberungskesseln geschieht durch einen mit Dampf betriebenen Aufzug.
HG N'eiieiungen im Jlclallhutteiiweseii.
Man gibt bei der EntsilberuDg einen dreimaligen Zusatz von Zink
in Zeiträumen von je 5 Stunden. Der erste Zinkzusatz beträgt bei einem
Kessel von 20' Werkblei 100i>, der zweite 75, der dritte 401*. Es ist
also im Ganzen 215^ Zink gleich 1,075 Proc. vom Gewichte des VS'erk-
bleies zur Entsilberung erforderlich. Durch den ersten Ziukzusatz wird
der Silbergehalt des Werkbleies von 0,1 Proc. auf 0,0250 Proc. ver-
mindert. Gleichzeitig wird durch diesen Zusatz der gröfste Theil des
Goldes (im Betrage von 0,0004 Proc. des WerkbleiesJ aufgenommen.
Durch den zweiten Zinkzusatz wird der Silbergehalt auf 0,0020 Proc.
und durch den dritten Zinkzusatz auf 0,0007 heruntergebracht. Mit den
Zusätzen von Zink hört man auf, wenn das Blei noch 0,001 Proc. Silber
enthält.
Die Silber reiche Legirung, der sogen. Reichschaum, wird in die
Saigerkessel übergeschöpft und von einem Theile des Bleies durch Saigeru
befreit. Die Saigerung wird zweimal vorgenommen. Der im 1. Saiger-
kessel erhaltene Zinkschauni wird deshalb in den 2. Saigerkessel über-
geschöpft und nochmals ausgesaigert. Das bei diesen Saigerungeu er-
haltene Blei mit einem Durchschnittsgehalte von 0,320 Proc. Silber und
1,300 Proc. Zink wird zur Entsilberung zurückgegeben.
Die Producfe des Entsilberungsverfahrens sind nun in Proceuten
des Werkbleies:
1) 0,35 Proc. Schlicker, das sind die beim Einschmelzen des Werk-
bleies sich ausscheidenden Krätzen mit einem Durchsehnittsgehalte von
0,0004 Proc. Gold und 0,10 Proc. Silber; sie gehen in die Bleiarbeit.
2) 2,25 Proc. Reichschaum mit durchschnittlich 0,0153 Proc. Gold,
4,0510 Proc. Silber, 53,200 Proc. Blei, 2,6800 Proc. Kujtfer und
39,700 Proc. Zink.
Der nach dem ersten Zinkzusatze erfolgende Schaum beträgt nach
dem Aussaigem des Bleies 1,753 Proc. des Werkbleies und enthüll
0,0174 Proc. Gold und 4,670 Proc. Silber.
Der nach dem zweiten Zinkzusatze erfolgende Schaum beträgt nach
dem Saigern 0,31 Proc. des Werkbleies und enthält 0,0016 Proc. Gold
und 2,530 Proc. Silber.
Der nach dem dritten Zinkzusatze erfolgende Schaum beträgt
0,21 Proc. des Werkbleies und enthält eine Spur von Gold und
a) 1,30 Proc. Silber.
b) 98,95 Proc. entsilbertes Blei mit 0,75 Proc. Zink und 0,0007 Proc.
Silber; es wird dem Entzinken im Raffinirofen unterworfen.
c) 1,5 Proc. Saigerblei vom Aussaigern des Zinkschaumes; es ent-
hält 1,300 Proc. Zink und 0,032 Proc. Silber und wird, wie erwähnt,
zur Entsilberung zurückgegeben.
Die Dauer der Entsilberung beträgt 20 Stunden, nämlich 5 Stunden
für das Einschmelzen und Entschlickern des Werkbleies und für jede
Entsilberung nach den verschiedenen Zinkzusälzen je 5 Stunden.
Neiierunireii im Metallhüttenwesen. 117
Der gesatnmte Zinkschaum wird der Destillation unterworfen. Man
i<önnte ihn noch weiter aussaigern; indefs wird dadurch nur sein Ge-
wicht, nicht aber sein Volumen vermindert. Ein derartiger Zinkschaum
setzt sieh aber bei der Destillation nicht fest zusammen, so dafs eine
verhaltnifsmäfsig grofse Menge Silber reicher Krätzen entsteht.
Das Abdestilliren des Zinkschaunies geschieht in Graphittiegehi,
wie bereits erwähnt. Je ein Tiegel (40cni Weite oben, 30'" Weite
imten, SS*^"" Höhe und 5'''" Stärke) wird in einen Windofen mit rundem
Schachte (O^^Ti) Weite und 0™,9 Tiefe bis zur Rostfläche) eingesetzt.
Der Zinkschaum wird mit 1 Proc. grobem Holzkohlenpulver ge-
mengt und dann, nachdem der Boden des Graphittiegels mit einer dünnen
Lage von Kohlenstücken bedeckt ist, in den Tiegel eingetragen. Die
Menge eines Einsatzes beträgt 22.5'^. Sobald Kohlenoxyd aus dem Ab-
zugsrohre der Haube austritt, wird der Deckel des Condensators auf-
ijelegt, in welchem sich das Zink in Gestalt eines Klumpens ansammelt.
Das Abdestilliren des Zinks aus 2251^ Reichschaum dauert 8 bis
9 Stunden. 100 Th. Reichschaum liefern 57,17 Proc. Reichblei mit
0,0186 Proc. Gold und 7,35 Proc. Silber, 5,85 Proc. Tiegelgekrätz mit
0,112 Proc. Gold und 3,5 Proc. Kupfer, ferner 29,54 Proc. Metallzink,
t),35 Proc. Zink in 7,22 Proc. Zinkstaub und Zinkgekrätz. Von dem
Zinkgehalte des Reiclischaumes gewinnt man 90,4 Proc, d. i. 50 Proc.
des zur Eutsilberung verwendeten Zinks wieder.
Wegen der Zinkentsilberung in den Vereinigten Staaten vgl. Uuf-
inann^ Mineral Resources nf tlie United States^ Calendar years 83 und 84.
In einer Abhandlung „Die Deslillation des Zinhchawnes^' in der
Prntffisclien Zeilschrifi für Berg-^ Hiitlen- nnd Salinmwesen^ Jahrg. 1886,
stellt Rösing die verschiedenen Arten der Entfernung des Zinks aus der
bei der Eutsilberung des Werkbleis durch Zink erhaltenen Silber reichen
Legirung durch Abdestilliren des Zinks dar und gibt zum Schlüsse der
Destillation den Vorzug gegenüber der von Schnabel erfundenen und
von ihm in Lautenthal im Harze eingeführten Ammoniaklaugerei, wo-
hingegen Schnabel^ sich auf die Erfolge in Lautenthal stützend, dahin
entscheidet (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure^ 1888 S. 300),
dafs das Ammoniakverfahren bei grofser Production immer am Platze
sein, bei geringerer dagegen wegen der verhaltnifsmäfsig höheren An-
lage und Betriebskosten dem Destillatonsverfahren nachstehen würde.
Gegenwärtig wird eine Anlage für das Ammoniakverfahren zu Hoboken
bei Antwerpen errichtet.
Im Anschlüsse an die Zinkschaumverarbeitung möge auf das der
Deutschen Gold- und Silber- Scheideanslall vorm. Roessler in Frankfurt a. M.
Jüngst ertheilte D. R. P. Nr. 45195, vom 3. Mai 1888 ab gültig, auf-
merksam gemacht werden.
Zur Entfernung des Zinks aus Bleizink- und Blei-Zink-Silberlegirungen
drückt man nach diesem Verfahren durch die rothglühenden geschmol-
118 Wiborgh's Luftpyrometer.
zenen Legirungen Wasserstoff oder Kohlenoxyd oder Kohlenwasserstoffe
oder Stickstoff oder Gemische von zwei oder mehreren dieser Gase
oder Kohlensäure oder Gemische von Kohlensäure und Stickstoff oder
von Kohlensäure, Kohleüoxyd und Stickstoff, so lange, bis die zurück-
bleibenden flüssigen Massen zinkfrei sind.
Die gedachten Gase bezieh. Gasgemische sollen nach einer grofseu
Reihe von angestellten Versuchen die Eigenschaft haben, beim Durch-
streichen durch die flüssigen Legirungen das Zink sehr schnell und bei
so niedriger Temperatur auszutreiben, dafs das Verfahren in Gefäfsen
aus Eisen ausgeführt werden kann.
Kohlenoxyd, Wasserstoff, Kohlenwasserstoff, Stickstoff, sowie Ge-
mische dieser Gase treiben das Zink in natürlichem Zustande aus, und
man erhält dasselbe als graues Pulver.
Kohlensäure treibt das Zink in der Form von Zinkoxyd aus. Sie
hat den grofsen Vorzug vor dem als Austreibungsmittel für das Zink
angewendeten Wasserdampfe, dafs sie das Blei nicht oxydirt, wie es
bei Anwendung von Wasserdampf in Folge der Beimischung von atmo-
sphärischer Luft immer der Fall ist.
Ist die Kohlensäure mit Stickstoff oder Kohlenoxyd gemischt, wie
es bei der Herstellung der Kohlensäure im Grofsen aus Koks oder Kalk-
stein stets der Fall ist, so wird das Zink als ein Gemenge von Zink
und Zinkoxyd ausgetrieben. (^Fortsetzung folgt.)
J. Wiborgh's Luftpyrometer.
Mit Abbildungen.
Im laufenden Jahrgange von ^Jernkonlorets Annalcr- ist eine Ab-
handlung über das genannte Pyrometer enthalten, welche wir im Folgen-
den nach H. v. Jiipiner {Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hütten-
wesen) wiedergeben :
Seitdem Gay Lussac, Üulong, Rudberg und Regnault durch ihre be-
rühmten Versuche den Ausdehnungscoefticienlen der Luft bestimmten,
werden ähnliche Ajjparate, wie die von ihnen angewendeten, zu Tem-
peraturmessungen benutzt und als „Luftthermometer" oder, wenn sie zur
BestimmunghöhererTemperaturendienen,als„Luftpyromefer" bezeichnet.
Wegen der Construction dieser Instrumente, sowie der Accuratesse
und Uebung, welche deren Handhabung erfordert, haben dieselben bis
jetzt nur für wissenschaftliche Temperaturmessungen oder höchstens zur
Gvaduirung anderer, für die Industrie bestimmter Pyrometer Anwendung
gefunden.
Da der Ausdehnungscoefticieul der Luft selbst bei sehr hohen Tem-
peraturen constant ist, so gibt die Ausdehnuug derselben die sicherste
Grundlage für eine zuverlässige Pyrometerconstruction, und es erschien
Wiborgh's Lul'lpyrometer. 11',*
Wiborgh daher von Wichtigkeit, das Luftpyrometer in eiae übersicht-
lichere und praktischere Form zu bringen.
Bevor auf dessen Vorschlag zur Lösung dieser Frage eiügegangeu
wird, möge kurz an die beiden Grundgedanken erinnert werden, vi-elche
bisher bei der Einrichtung von Luftpj'rometern befolgt wurden. In
einem Falle behält nämlich eine bestimmte Luftmenge beim Erhitzen
ihr Volum unverändert bei, so dafs die auftretende Druckceränderung der
Temperaturberechnung zu Grunde gelegt wird, im anderen Falle wird
die Luft unter unverändertem Drucke erhalten, so dafs die Temperatur
aus der Raumveränderung abgeleitet wird.
Beide Pyrometerarten können durch Fig. 1 anschauhch gemacht
werden, in welcher die eingeschriebenen Buchstaben die nachfolgende
Bedeutung haben: V ist eine mit Luft gefüllte Thermometerkugel,
welche mittels der Capillarröhre A mit einem offenen Manometer in
Verbindung steht, dessen Theil \\ in Cubikcentimeter getheilt ist,
während der andere Schenkel B von einer längeren senkrechten Röhre
gebildet wird. Der untere, \\ und B vereinigende Theil des Manometers
steht in Verbindung mit dem Kautschukballe if, welcher Quecksilber ent-
hält, das beim Zusammendrücken von K in das Manometer getrieben
wird. Durch das Haarrohr C und den Hahn D kann die Thermometer-
kngel V mit der äufseren Luft in Verbindung gesetzt werden.
Das Volum der Haarröhren wird so klein genommen, dafs es nicht
in Rechnung gezogen zu werden braucht.
Soll nun dieses Instrument nach dem ersten Grundgedanken Ver-
wendung finden, so öflnet man den Hahn D und drückt das Quecksilber
bis zur Marke m, nahe der Haarröhre, empor.
Die Quecksilberoberfläche stellt sich unter diesen Umständen in
beiden Manometerschenkeln in dieselbe Höhenlage. Nachdem nun der
Hahn D geschlossen ist, vvird die Kugel V der zu bestimmenden Tem-
peratur ausgesetzt, wobei sich die eingeschlossene Luft ausdehnt und das
Quecksilber hinabdrängt, so dafs es in der Manometerröhre B über die
Marke m steigt. Wenn man nun, um das Luftvolum wieder auf die
ursprüngliche Gröfse zu bringen, durch Zusammendrücken des Balles K
so viel Quecksilber in das Manometer prefst, dafs seine Oberfläche in
der Röhre Fi wieder bis zur Marke m steigt, so steigt das Quecksilber
in der Röhre B noch weiter, sagen wir um A, und dieser Ueberdruck /(
.steht mit der gesuchten Temperatur in folgender Beziehung:
A =: fl . a f,
worin bezeichnet:
h den höheren Druck, welcher erforderlich ist, damit die Luft ihr
unverändertes Volum beibehalte,
H den gerade herrschenden Barometerstand,
o den Ausdehnungscoefficienten der Luft und
/ die Temperaturerhöhung der Luft in der Kugel Y.
120 Wibüi'girs Lufipyrometir.
Dadurch, dald das Luftpyrometer die angegebeue Form erhält, wird
es, wie selbstverständlich und wie die obige Gleiciiung zeigt, von der
Gröfse der Therinoineterkugel unabhängig und der Drucküberschui's /*
bleibt der Tenii)craturerhöhung proportional, aber dieser Drucküberschuls
ist so bedeutend, dai's schon bei einer Temperaturerhöhung der Luft in
der Thermometerkugel um 2720 (jer Druck h um eine ganze Atmosphäre
oder 760""" wächst, und dieser Umstand macht es unmöglich, das In-
strument für höhere Temperaturen zu verwenden.
Soll das Instrument nach dem anderen Grundgedanken als Thermo-
ineter verwendet werden, so stellt man das Quecksilber wie früher bei m
ein; aber, während die Thermometerkugel auf (O erwärmt wird, wobei
sich die Luft ausdehnt, läfst mau einen Theil der Luft frei in die
graduirte Röhre V^ austreten, wobei das Quecksilber im Manometer so
sinkt, dafs es in beiden Armen in gleicher Höhe steht und die ein-
geschlossene Luft denselben Druck beibehält. Für eine gewisse Tem-
peraturerhöhung ( dehnt sich die Luft um ein bestimmtes Volum Kj aus,
welches in der graduirten Röhre abgelesen werden kann und welches
mit der zugehörigen Temperatur in folgender Bezieluing steht:
vorausgesetzt, dafs das Luftvolum \\ bei der Ablesung dieselbe Tem-
peratur besitzt, welche V beim Erwärmen annahm, und dafs sich der
Barometerstand während des Experimentes nicht änderte.
In diesem Falle ist man unabhängig vom Barometerstände , aber
dagegen ist die Volumsvergröfserung der Temperatursteigerung nicht
proportional, und welchen EinÜufs dieser Umstand auf die Möglichkeit
hat, genaue Temperaturbestimmungen auszuführen, zeigt folgende Be-
trachtung: Unter der Annahme, dafs die zur Erwärmung dienende
Thermometerkugel lO«^*^ enthalte, entspricht einer Temperatursteigerung
von 100 auf 200" einer VolumdilTerenz von 1,55^^, einer Steigerung von
900 auf 1000» jedoch nur von 0,19<-''. Hieraus folgt, dafs die Emplind-
lichkeit des Thermometers mit steigender Temperatur rasch abuinmit.
Vergröfsert man das Volum der Thermometerkugel, so wächst aller-
dings auch das abzulesende Volum K, , allein dies bringt in vielen
Fällen praktische Schwierigkeiten mit sich, und die Ablesungen müssen
daher bei diesem Pyrometer mit äufserster Schärfe vorgenommen werden.
Um dies zu ermöglichen, hat Prof. 0. Pcitersson an der Stockholmer
Hochschule eine sinnreiche Verbesserung angegeben, welche ebenfalls
aus Fig. 1 ersichtlich ist. Er hat nämlich die Haarröhre C mit einem
kleinen Manometer E versehen, welches ein wenig Wasser enthält und
daher sehr empfindlich ist. Wenn das Quecksilber im Manometer nahe
in gleicher Höhe steht, öffnet man mittels des Hahnes D die Verbindung
mit diesem Manometer und kann dadurch das (Quecksilber im Mano-
meter mit Genauigkeit einstellen, so dafs die eingeschlossenen Gase unter
Wiborgh's Lul'tpyi'omefei'.
121
Atmosphärendruck stehen. Wenn die Temperatur des Luftvolums F|
mit Genauigkeit bestimmt werden soll, ist dies jedoch noch nicht ge-
nug, sondern es muls auch noch jener Theil des»Manometers mit Wasser
von bekannter Temperatur umgeben werden, wodurch die Handhabung
des Instrumentes sehr unbequem wird. Aus dem angeführten Grunde
seheint es, dafs ein derartiges Luftpyrometer zu praktischen Temperatur-
messungen für industrielle Zwecke kaum geeignet sein dürfte.
Eine nähere Betrachtung der Fig. 1 läfst jedoch erkennen, dafs
noch eine andere Art der Construction eines Luftpyrometers zulässig
ist. Man kann nämlich das Quecksilber auf Pig. 1.
die Marke m^ einstellen und den Hahn D
offen lassen, so dafs das Luftvolumen V mit
der äufseren Luft in Verbindung steht. Beim
Anwärmen oder Abkühlen der Thermometer-
kugel strömt natürlicher Weise so viel Luft
aus oder ein, dafs die in der Thermometer-
kugel zurückbleibende stets unter Atmo-
sphäreudruck steht.
Wenn eine Temperaturbestimmung aus-
geführt werden soll, so schliefst man den
Hahn D und drückt das Quecksilber im Ma-
nometer bis zur Marke m, womit also ein
bestimmtes Luftvolum F, in die Thermometer-
kugel geprefst wird. Ist dieses Luftvolum
bei der Einpressung <" warm und besitzt die
Thermometerkugel eine Temperatur von 7"",
so wird ersteres um J" — <<• erwärmt und
erfordert, um in die Kugel eingeschlossen zu werden, einen gewi.ssen
Druck /* über den Atmosphärendruck, welcher Ueberdruck h das Mafs
für die gesuchte Temperatur T bildet.
Dieses, bei Luftpyrometern bisher noch nicht angewendete Prinzip,
liegt Wiborglis neuem Luftpyrometer zu Grunde, auf dessen Theorie und
Construction nun übergegangen werden soll.
Theorie des Pyrometers. In die Thermometerkugel V, welche T^
warme Luft von Atmosphärendruck enthält, soll noch ein bestimmtes
Luftvolum Fl von der Temperatur /" und Atmosphärendruck eingeprefst
und auf T" erwärmt werden. Wenn der Druck ungeändert bliebe,
würde das ganze Luftvolum nach der Erwärmung sein:
F+F, [l + atr-C)];
wenn aber das Luftvolum F, in die Thermometerkugel geprefst wird,
mufs sich der Druck um eine gewisse Gröfse h ändern, und hierauf
beziehen sich folgende Gleichungen:
F+F, .[l + g (7'- 0
.H=V
1)
122 Wiliorgh's I.iUtpyroraettT.
oder l, = ^H+^.B.air-l) 2)
. ^ , vh ~ y. H „
oder T — t — — '=- 3 )
a . V^ . H
In dieser Formel ist jedocli das Volum der Haarröhre nicht ein-
gerechnet, weil dasselhe im Verhältnisse zu den Volumen }' und y\ sehr
klein sein soll, so dafs es nicht in berücksichtigungswürdiger Weise
auf die Temj)eraturbestimmung einwirken kann. Aus demselben Grunde
ist auch die Ausdehnung der Thermometerkugel vernachlässigt: wenn
man sie aber bei der Berechnung zu berücksichtigen wünscht, so erhält
man statt der Formel 2:
worin K der cubische Ausdehnungscoefficient jenes Materiales ist , au.--
welehem die Thermometerkusel besteht.*
I In Nr. 2 1889 der genannten Oesterreichischeu Zeitschrift gibt A. Sprung
zu der vorstehenden Berechnung nachfolgende Ergänzung bezieh. Richtig-
stellung:
Wenn das Volumen F, bei constantem (Atmosphären-)Drucke von i'' aul
TO erwärmt wird, so geht es über in das Volumen
1) F, -f Fi^a(T-0
worin Fj dasjenige Volumen bezeichnet, auf welches F, bei der Abkühlung
von ('^ auf 00 sich zusammenziehen würde. In vorstehender Ableitung findei
man aber statt dessen den Ausdruck
•>) Fi+F,a(T-0
angegeben. Der ri<-htige Werth 1) kann unter Einführung der absoluten
Temperaturen viel einfacher geschrieben werden. Denn es ist:
3) F, = Fi^ (1 -)- a 0 also F,^ = :^- ;
substituirt man diesen Ausdruck für F| in 1). so geht I) über in
1+aT
1 + aT " T
1 + at ' 1 + at ' r
wo T und r die absoluten, also von — '273" an gerechneten Temperaluren
bedeuten, welche den Celsiusteraperaturen T und ( entsprechen.
Das Gesammtvolumen des abgeschlossenen Lul'tiiuantnms nach der fin-
girten Erwärmung von ( auf T bei Atmosphärendruck H ist somit
T
und wenn bei Compression desselben auf das Volumen F der Druck auf H + h
zu steigern ist, so ergibt sich nach dem Jt/orioKe'schen Gesetze:
( V+ F, 1)^= r(H + h-) oder
5) ^='V^H-
Diese einfachere Gleichung wäre also an Stelle der Im Aufsatze angegebenen
Gleichung 3) zu setzen und ihre Auflösung nach h
V T
61 '' = "t'7
an Stelle der Gleichung 2).
Wiborgh s lAü'lpyromeler. 12ö
Aus Formel 3 geht hervor, dals das Thermometer nur Temperatur-
unterschiede zwischen den Volumen V und V, angibt, und aus 2, dals
für T=t. d. h. wenn beide Luftvolumen die gleiche Temperatur be-
sitzen, h dem ersten Gliede dieser Gleichung -^ ■ B entspricht, was
folglich die Lage des Nullpunktes für das Instrument angibt.
Das zweite Glied der Formel 2 gibt daher den Zuwachs an Druck-
hohe an, welche für das Hineinpressen des Luftvolums T'j in das Volum T'
erforderlich ist, wenn sie verschiedene Temperatur haben. Dieser Zu-
wachs ist, wie Gleichung 2 zeigt, dem Temperaturzuwachse proportional,
woraus folgt, dafs das Thermometer für eine und dieselbe Temperatur-
steigerung gleiche Ausschläge geben mufs, ganz unabhängig von der
Höhe dieser Temperaturen. Aus dem Vorgesagten folgt weiter, dafs
man die gesuchte Temperatur T (Temperatur der Thermometerkugel)
erhält, wenn man zu der Temperatur, oder richtiger Temperatur-
diflPerenz, welche das Instrument zeigt, die Temperatur des Luftvolums T',
vor der Einpressung hinzufügt.
Aus Gleichung 2 folgt weiter, dafs sowohl die Lage des Nullpunktes
als der einer bestimmten Temperaturerhöhung entsprechende üeberdruck
vom Barometerstande, welcher deshalb bekannt sein mufs, und von dem
Y
Verhältnisse -^ abhängt. Je gröfser die Thermometerkugel im Ver-
hältnisse zu dem hineinzupressenden Luftvolum y^ ist, desto kleiner
wird der einer bestimmten Temperaturdifferenz entsprechende Druck-
überschufs und man kann daher das Luftpj'rometer nach Belieben so
verfertigen, dafs es für eine gewisse TemperaturdifFerenz gröfsere oder
kleinere Ausschläge angibt, ganz ebenso, wie die Länge der Grade an dem
gewöhnlichen Quecksilberthermometer je nach dem Volum der Thermo-
meterkugelu und dem Durchmesser der Thermometerröhren wechselt.
Endlich ist es klar, dafs dieses Luftpyrometer ebenso gut zu Kälte-
wie zu Wärmemessungen angewendet werden kann, denn wenn die
Thermometerkugel kälter als das Luftvolum T', ist, wird das zweite
Glied der Gleichung 2 negativ, was bedeutet, dafs die Druckhöhe //
unter den Nullpunkt sinkt.
Construction des Pyrometers. Fig. 2 und 3 zeigen die Construction
des in Rede stehenden Pyrometers, welches hauptsächlich zur Messung
der Windtemperaturen bei Hochöfen bestimmt ist. Die Thermometer-
kugel ]', welche ungefähr 12'^'^ Inhalt besitzt, geht in eine Porzellan-
röhre von 20™"" äufserem und 0"",5 innerem Diameter über, so dafs
letztere als Haarrohr betrachtet werden kann. Diese Röhre, welche
auf die übrigen Theile des Instrumentes aufgesetzt werden kann, mufs
eine bedeutende Festigkeit haben, weshalb auch die Wandstärke grofs
ist. Die Röhre ist in die Metallhülse B eingekittet, die in den Metall-
cylinder B^ geschraubt ist und zu dem Manometer B F, fi, führt.
124
Wiborgh's Lul'tpyrometer.
Üie Glasröhre, aus welcher das Manoineter bestehl, wird bei m
auf eine Länge von etwa 10"i°' etwas weiter (1,5 bis 2'"'"'). worauf eine
Fig. 2. Fig. 3.
ijröl'sere Erweiterung folgt, welche
das Luftvolum V, enthält, welches
bei der Temperaturbestimmung in
die Thermometerkugel eingeprefst
werden soll, und welches passend
it,l des ersteren beträgt. Hei m,
mündet es in die längere Manometer-
röhre Ä| mit etwa 2""" innerem und
gmDi äufserem Durchmesser, die sich
nach abwärts verlängert und nach
einer Biegung mit dem mit Queck-
silber gefüllten Kautscluikballe K
in Verbindung steht. Der Ball K
befindet sich in einer Metalldose M
mit beweglichem Deckel iV, der
mittels der Scliraube S in die Dose
gedrückt werden kann , um das
Quecksilber aus dem Balle in das Manometer zu pressen.
Die Schraube 5 wird mitteis der Metallscheibe .S, gedreht, welche
mir leicht auf das zajjfenförmige Ende der Schraube gesteckt ist, so
dafs die Scheibe leiciit abgenommen werden kann, um zu verhindern,
dafs durch unachtsame Handhabung das (Quecksilber durch die Mano-
meterröhre B in die Thermometerkugel getrieben und das Instrument
beschädigt werde.
Cance's elektrische Bogeulampt. 125
Cance's elektrische Bogenlampe.
Mit Abbildung.
In der Lampe von Cance wird der Lichtbogen durcli die Regulirun"
immer an der uämliciien Stelle erhalten. Als regulirende Kraft wird
die Schwere benutzt.
Den Haupttheil in dieser in umstehender Figur abgebildeten Lampe
bildet nach den Notices Industrielles^ August 1888*8.486 (vgl. auch
The Bectrician^ 1888 Bd. 21 * S. 680), eine in lothrechter Lage zwischen
zwei Lagern aufgestellte mittlere Schraube V\ auf derselben kann sich
die beivegende Mutter A bewegen, die ihrerseits die obere Kohle trägt.
Diese Mutter strebt sich durch ihr eigenes Gewicht nach unten zu be-
wegen, und da sie sich nicht drehen kann, weil sie mit den beiden,
die obere Kohle tragenden Stäben verbunden ist, so dreht sie die
Schraube von links nach rechts.
Oben ist mit den Gängen der Sehraube V eine zweite Mutter B,
die regulirende Mutter^ in Eingriff gebracht: dieselbe ruht auf einer
kleinen Platte C, die auf die Schraube aufgesteckt ist und den Nieder-
gang der Mutter B begrenzt.
Wenn sich demnach die Schraube unter der Wirkung des Ge-
wichtes der bewegenden Mutter A von links nach rechts dreht, so wird
die regulirende Mutter B in derselben Drehrichtuug mitgenommen.
Durch die verschiedenen möglichen Bewegungen wird die Lampe
entzündet, die Kohlen vorwärts bewegt und das Licht regulirt. Dazu
ist noch eine ringförmige Platte D in geringem Abstände von der re-
gulirenden Mutter B angebracht; mit zwei einander gegenüber liegenden
Armen ruht D auf den beiden Kupferstäben £, deren jeder durch ein
Rohr G aus weichem Eisen hindurchgeht, das in einem Solenoide H
angebracht ist: die Stäbe £ sind mit den beiden Kernen F aus weichem
Eisen verbunden, die sich innerhalb der Solenoide bewegen können.
An den Kernen sind unten zwei Spiralfedern angeheftet, deren Span-
nung durch zwei Muttern regulirt wird; diese Federn wirken der von
den Solenoiden auf die Kerne ausgeübten Anziehung entgegen.
So lange kein Strom die Lampe durchläuft, bringt die Schwere
die beiden Kohlen in Berührung, und deren Zusammentreffen verhindert
jede Bewegung der bewegenden Mutter.
Tritt der Strom auf, so läuft derselbe zuerst durch die Kohlen und
dann durch die beiden Solenoide; die beiden Kerne F bewegen sich
daher nach oben, nehmen auch die ringförmige Platte D mit sich empor,
die Fläche dieser Platte legt sich fest an die der regulirenden Mutter B
an, und wenn sich dann die Kerne und die Platte noch mehr heben,
heben sie auch die Mutter Ä, welche sich nicht drehen kann, weil sie
jetzt mit D ein Ganzes bildet, und daher die Schraube Y von rechts
126
C'ance's elektrische Bogenlampe.
nach links umdreht. Diese Drehbewegung veraniafst weiter ein Empor-
steigen der Mutter /l, die Kohlen entfernen sich von einander und der
Lichtbogen entzündet sich.
^ _ Durch das Abbrennen der Kohlen wird der
,...Ä jI-'V Abstand derselben von einander gröfser, der Wider-
stand im Stromkreise daher gröfser, die Strom-
stärke in der Lampe und den Solenoiden kleiner,
die Anziehung der Kerne vermindert sich und die
Kerne senken sich durch ihr eigenes Gewicht und
die Wirkung der Spiralfedern; da geht die Scheibe/)
unter der regulirenden Mutter B ebenfalls nieder,
bis das Haften beider an einander so schwach ge-
worden ist, dafs es sich der von der bewegenden
Mutter A ausgeübten Schwerewirkung nicht mehr
widersetzt und A durch sein Niedergehen die Kohlen
einander wieder nähert.
Von nun an folgt eine regelmäfsige Regulirung
des Lichtbogens und setzt sich bis zum vollstän-
digen Verbrauche der Kohlen fort. Diese Regulirung
erlangt man durch eine ganz geringe Aenderung
des Anhaftens der Flächen der ringförmigen Platte D
und der regulirenden Mutter fi, welche eintritt, so-
bald die Kohlen ein klein wenig abgebrannt sind, und
sich die Stromstärke und die auf die Kerne ausgeübte
magnetische Anziehung ein klein wenig ändert, wie
es bereits aus einander gesetzt worden ist. Die
bremsende Wirkung zwischen D und B wechselt
beim Fortrücken und Festhalten der Kohlen in
sehr rascher Folge an Stärke. Man erhält auf
diese Weise das Licht stets an derselben Stelle.
Da die beiden Kohlen sich gegen einander bewegen,
so bleibt der Lichtpunkt beständig an der nämlichen
Stelle, und zwar wird dies mittels zweier über je ein (einen Flaschen-
zug bildendes) Rollenpaar laufenden Schnuren erreicht, die mit dem
einen Ende an der bewegenden Mutter^ befestigt sind, so dafs diese
bei ihrem Niedergehen die unlere Kohle emporhebt.
Bei dieser Lampe beträgt die Stromstärke 7 bis 8 Ampere: doch
kann die Lampe auch bei 6 bis 10 Ampere brennen. Man kann aber
die Lampe auch so abändern, dafs sie für 4 bis 0 Ampöre und für 10
bis 40 Am|)<>re pafst.
Die elektromotorische Kraft an den Klemmen der Lampe ist 40
bis 45 Volt. Die verbrauchte mechanische Leistung mifst 1 Dampf-
pferd und die Leuchtkraft 40 bis 45 C'arcel unter einer zerstreuenden
Glocke.
Mersanne's elektrische Bogenlampe.
127
Die Kühlen dauern 8 bis 9 Stunden und kosten sti\ndlich 7 bis
8 Pf.
Im Allgemeiuen wird die Lampe in einen Nebenschlufs zum Haupt-
stromkreise gelegt, wodurch alle Lampen von einander unabhängig
werden. Aufserdem kann man bei dieser Schaltungsweise in dasselbe
Leitungsnetz auch Glühlampen mit aufnehmen, ohne dafs deren Brennen
durch das Anbrennen oder Auslöschen von einigen oder allen Bogen-
lampen gestört wird.
Wenn man die Einrichtung dieser Lampe ein wenig abändert, so
kann man sie auch in Hintereinanderschaltung anwenden.
Mersanne's elektrische Bogenlampe.
Mit Abbildungen.
Die im Electrician^ 1888 Bd. 21 ''S. 739, nach H. Fontaine s Eclairage
ä l' Electricile beschriebene elektrische Bogenlampe von Mersanne unter-
scheidet sich von den meisten anderen Bogenlampen durcli die Anord-
nung und Zuführung der Kohlen. Die Kohlen liegen — wie bei Fein»
Lampe (vgl. 1888 270 '' 371) — bei ihr wagerecht und werden durch
eine Reihe gefurchter Rollen forlbewegt. Diese Anordnung gestattet
die Anwendung sehr langer Kohlenstäbe ohne Einführung eines un-
nöthig grofsen Widerstandes in den Stromkrei.«. Zwei mit feinem
Drahte bewickelte Elektromagnete sind hinter einander, zu dem Hau])t-
stromkreise aber parallel geschaltet; der eine beherrscht das Laufwerk,
der andere erzeugt den Lichtbogen.
128
ikrsiuine's elektrische liogenlaiiipe.
A (Fig. 2) des Laufwerkes bewegt die darunter
liegende Achse a, welche die Bewegung auf die
beiden lothrechten Achsen t, b übertrügt. Die
Achse o besteht aus zwei ungleich langen Hälften,
welche durch eine 6arrfan"sclie Kuppelung mit ein-
ander verbunden und gegen einander isolirt .■iitid.
Die rechtwinkelig zu b liegende Achse d treibt das
Kad e (Fig. 3) und durch dieses die gefurchten
Rollen 3,3; die Rollen aber bewegen den Kohlen-
stab, welclier mittels der Rollen Ä, h fest gegen
sie gedrückt wird; der Druck wird durch die
Schraube t regulirt.
Den Anker n des Elektromagnetes B (Fig. 2)
liiilt die Feder o abgerissen; n hält abwechselnd
die in Fig. 2 eben noch sichtbaren Zähne des S|)err-
rades e fest und gibt sie frei. So oft der Lichl-
bogen zu lang wird und in Folge dessen der Strom im Nebenschlüsse
und im Elektromagnete ß stärker wird, die Feeder o überwinde! und
den Anker n anzieht, gibt letzlerer das Sperrrad e frei, und nun bewegt
die Trommel -4 die Kohlen in der angegebenen Wei.se gegen einander.
Verfahren und Apparate zur Gewinnung von Alkalimetallen. 129
Hat der Bogen seine normale Länge wieder angenommen, so wird der
Anker n zu Folge der Stromschwächung im Nebenschlüsse wieder ab-
gerissen, legt sich sperrend in die Zähne von e und setzt der Bewegung
dei- Kohlen ein Ziel. Mittels der Schraube v wird das Spiel des An-
kers n begrenzt.
Die Stange q^ welche an dem einen Kohlenhalter befestigt ist, trägt
an ihrem oberen Ende den Anker Q des Blektromagnetes C; Q wird
durch eine Feder abgerissen erhalten, die kräftig genug ist, um den
Anker abgerissen zu erhalten, so lange nicht ein Strom von der gröfsten
Stärke den Nebenschlufs durchläuft. Die Anziehung von Q veranlafst q
dem Kohlenhalter einen leichten Ruck zu geben und den Lichtbogen
zu bilden.
Neue Verfahren und Apparate zur Gewinnung von
Alkalimetallen, sowie von metallischem Chrome.
Patenlklasse 75 und 1? Mit Abbildungen auf Tafel 7.
Es war zu erwarten, dafs das t'as(/ier''sche Verfahren zur Darstellung
von Kaliurn und Nairiwn mittels Rerluction der Aetzalkalien durch Kohle
(D. R. P. Nr. 40415 vom 2. Juni 1886. Englisches Patent Nr. 7395
vom 2. Juni 1886. Nordamerikanisches Patent Nr. 342897; vgl. 1886
2(}2 486. 1887 265 595), welches ein billiges Hilfsmittel zur Gewinnung
von Alummiain nach dem alten Wähler sehen Verfahren bieten soll, den
Erfindungsgedanken von Neuem auf dieses Feld führen und namentlich
auch zur Construction brauchbarer Apparate zur Ausführung des be-
kannten Reductionsprozesses anregen würde.
Bei der Darstellung von Natrium (es soll hier Natrium als Beispiel
gewählt werden) durch Reduction von Aetznatron mittels Kohle findet
das Resultat der beendeten Reaction durch folgende Gleichung seinen
Ausdruck: NaHO -)- C = Na -f- H -f- CO. Der Verlauf dieses Prozesses
läfst aber verschiedene Phasen erkennen, da man die intermediäre
Bildung von Nalriumcarbonat beobachten kann und gleichzeitig zur
Ausführung der Reduction eine allmähliche und recht bedeutende Steige-
rung der Temperatur nothwendig wird. Während nämlich die Re-
duction anfangs bei verhältnifsmäfsig niedriger Temperatur, etwa bei
Rothglut, vor sich geht, mufs die Temperatur zur Unterhaltung der
Reduction bis zur hellen Weifsglut gesteigert werden. Die Reduction
verläuft nämlich zuerst unter Bildung von Natriumcarbonat, Natrium-
metall, Kohleno.^yd und Wasserstoff, wie etwa durch folgende Gleichung
veranschaulicht wird:
4NaH0 4-2C = Na.jC03 -f 2Na-f 4H + C0.
Es wird also, sobald nach dem Zusammenbringen von Aetznatron mit
glühenden Kohlen eine Reaction eingetreten ist, sich die Reduction
Dinglet's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 3. 1889II. 9
130 Verl'ahieii und Apparate ^ur Uewinnung von Alkalimetallen.
nicht nur auf Aetznatron, sondern auch auf Nalriumcarbonat auszu-
dehnen haben. Da aber das Natriiimcarbonal zu seiner Keduction be-
deutend höherer Temperatureu bedarf als das Aetznatron, so wird die
zur Reductioii nothwendige Temperatur mit wachsender Carbonatbildung
gesteigert werden müssen. Diese Anwendung von hohen Temperaturen
hat neben dem bedeutenden Breiinmaterialienverbrauch u. A. auch den
Uebelstand. dafs man nur Schmiedeeisen oder höchstens Gul'sstahl für
die Reductionsgefäfse anwenden kann, und dafs diese stark leiden,
wodurch ein häufiges Auswechseln derselben nöthig wird, und ferner,
dafs ein continuirlicher Betrieb nicht möglich ist. Zur Beseitigung die.ser
Uebelstände trennt C. Netto in Dresden i D. R. P. Nr. 45105 vom S.No-
vember 1887) das in der ersten Phase des Reductionsprozesse.s erzeugte
Carbonat von dem neu zugeführten, auf die glühenden Kohlen allmählich
auftliefsenden Aetznatron durch nach Bedarf oder auch continuirlich
bewirkten Abtlufs des ersteren aus dem Apjjarate, so dafs nur die erste
Phase des Prozesses eintritt, d. h. die Keduction sich also immer nur
auf das neu hinzutliefsende Aetznatron erstreckt und so nur verhält-
nifsmäfsig geringer Temperaturen bedarf. Zur Ausführung dieses Ver-
fahrens dient der in Fig. 1 bis 4 Taf. 7 dargestellte Apparat. Derselbe
besteht aus dem zum Schmelzen des kaustischen Natrons dienenden
Behälter a, dessen für das geschmolzene Natron bestimmtes Ablaufrohr
mit Regulirhahn h versehen ist. c ist der Beschickungstrichter für das
geschmolzene Aetznatron, welcher durch den mit einer für die Kohle
bestimmten Füllöft'nung d versehenen Deckel e in die aus geeignetem
Materiale, z. B. aus Gufsstahl, Schmiedeeisen oder Gufseisen, gefertigte
Retorte f führt, in welcher mittels der Kohle g die Reduetion vor-
genommen werden soll. Die in der Nähe des Retortenbodens ange-
ordnete Abtlufsvorrichtung h für das entstandene Natriumcarbonat iiat
eine solche Form, durch welche das flüssige Natriumcarbonat veran-
lafst wird, das Retorteninnere gegen die Aufsenluft gewissermafsen
hydraulisch abzuschliefsen (Fig. 2 bis 4). Das Auslaufende dieser Ab-
flufsvorrichtung ist verschliefsbar, zweckmäl'sig mittels eines Kegel-
verschlusses t. An eine am oberen Theile der Retorte angebrachte
Oeffhung schliefst sich eine geeignete Vorlage k für die Condensation
des Natriums an, unter dessen Auslauf ein Oelbehälter / angeordnet ist.
Die Retorte { ist mit einem Scluitzmautel m aus Thon umgeben. Die
zur Heizung bestimmten Gase werden durch Kanal w und Oeffnung o
in den Kanal n geleitet, wo sie die Retorte umspülen: daraufgehen die
Heizgase durch Oett'nung p, Kanäle r und if in den Heizraum », wo sie
den Kessel a wärmen, und können dann durch Oellnung / nach dem
Schornsteine abgeführt werden. Fülltrichter c kann mit einem Kegel-
verschlusse u ausgestattet sein. Unterhalb der Abflufsvorrichtung h ist
ein Auffangegefäfs y für die bei der Reduetion gebildete, zum grofsen
Theile aus Natriumcarbonat bestehende Schlacke angeordnet.
Verlahieii und Apparate zur Gewinnung von Alkalimetallen. 131
Bei Beginn der Operation wird die Retorte zur Hellrothglut er-
hitzt, darauf bei abgenommenem Deckel e oder durch die Kohlen-
beschickungsöffnung d so viel Kohlen (am besten Holzkohle) eingetragen,
bis die Retorte zu ungefähr ein Drittel damit angefüllt ist. Nachdem
die Kohlen ebenfalls zum Glühen gebracht sind, was schon in einigen
Minuten der Fall ist, wird das geschmolzene Aetznatron aus dem Kessel a
durch Trichter c auf die glühenden Kohlen fliefsen gelassen, welcher
Zutlufs mittels des Hahnes h in seiner Stärke regulirt werden kann:
sofort zeigt sich bei k die Natronflamme, und nach ganz kurzer Zeit
wird das Natrium aus k in den üelbehälter / fliefsen. — Anfänglich ist
es nöthig, behufs Fernhaltens der Aufseuluft das Kegelventil i zu
schliefsen. Nach kurzer Zeit, vielleicht nach einer halben Stunde, hat
sich am Boden der Retorte so viel gröfstentheils aus Natriumcarbonat
bestehende Schmelze angesammelt, dafs dadurch ein hydraulischer Ver-
schlufs bei h entsteht und der Kegelverschlufs i gelöst werden kann,
worauf ein Ueberschufs an Schmelze ungehindert aus der Abflufs-
vorrichtung h abtliefsen wird.
Um Undichtigkeiten und somit den Verlust von Alkalimetall zu
vermeiden , ist die Retorte aus einem Gusse hergestellt. Der hydrau-
lische Verschlufs h gestattet also das gebildete Alkalicarbonat ständig
aus dem Bereiche des Reductionsprozesses fortzuführen, so dafs nur
eine Einwirkung der Kohle auf das immer von Neuem zugeführte Alkali-
h3'drat stattfinden soll, wodurch wieder ein Arbeiten bei verhältnifs-
mäfsig so geringer Temperatur ermöglicht wird, dafs man Gufseisen
als Material für die Reductionsgefafse anwenden kann. — Den gleichen
Zweck, die Reduction der Aetzalkalien bei bedeutend niedrigerer Tem-
peratur als der bisher erforderlichen zu ermöglichen, verfolgt der von
O. M. Thowlesu in London » (D. R. P. Nr. 45 378"vom 27. September 1887)
angegebene Apparat: derselbe gestattet, das Erhitzen des Kohlenstoff
haltigen Zuschlages und nöthigenfalls auch des zu reducirenden Alkalis
oder Alkalicarbonates vor ihrem Zusammenbringen zu bewirken, wo-
durch die Bildung irgend einer die Reduction störenden Verbindung
verhindert werden soll. Der Apparat (Fig. -5 und 6) besteht aus einem
in den Ofen A eingesetzten Tiegel oder einer Retorte Ä, in welchen
durch Fülltrichter Ä, eingeschütteter Koks oder ein anderes zweck-
dienliches Kohlenstoff haltiges Material im Zustande hoher Erhitzung
erhalten wird. In dieses Gefäfs wird dann das vorher im Vorwärm-
schachte C erhitzte caustische Natron oder Kali oder deren Carbouate
nach Oetthung des Schiebers D so eingeführt, dafs es in möglichst
innige Berührung mit dem hoch erhitzten Zuschlage tritt. Die Erhitzung
des Alkalis in C erfolgt mittels des unterhalb und theilweise um C
herumgeführten Zuges A^ ; die sich entwickelnden Metalldämpfe werden
1 Tat'. 7 gibt den Namen irrthümJicli Showlts an.
132 Verfahren und Apparate zur Gewinnung; von Alkaliraelallen.
durch Rohr F mit Absperrventil F, nach einem Condensatnr E der für
die Gewinnung von Ali<alimt'taiien üblichen Art abgeleitet. Die Retorte
wird zweckmäf&ig innen mit Graphit, Retortenkohle oder anderem
passenden feuerbeständigen Materiale ausgefüttert. Die Beschickung
des Vorwiirmschachtes C mit dem zu erhitzenden Alkali gescliieht durch
die mit Deckel 6'2 versehene EinfüllöfTnung C, ; die B^ntleerung der Rück-
stände aus der Retorte erfolgt durch eine an derselben vorgesehene
Thür B.^. — J. B. Thompson in London und W. White in Churchfield.s
(D. R.P. Nr. 43235 vom 26. Juli 1887) schmelzen zuerst die Alkali-
hydrate bezieh. Carbonate (2 Th.) mit Kohlenstotl halligem Materiale
(1"2 Th.), Theer o. dgl. (auch Ghicose und Kohlen was-serstotfe werden
in der Patentschrift genannt) hei dunkler Rothglut zusammen und lassen
dann die Reduction der erkalteten Schmelze in einem besonderen
Apparate vor sich gehen. Das Zusammenschmelzen geschieht in Tiegeln
oder Töpfen, worauf die durch Umstürzen der letzteren entleerte und
erkaltete Schmelze zerkleinert wird. Die Reduction derselben geschieht
in einem flachen Eisenblechkasten b (Fig. 7) mit AusflLilsstülle rf, welcher
in eine fest eingemauerte, durch die Flammen einer seitlich angeord-
neten Feuerung umspülte, geneigt liegende Gasretorte a eingeschoben
wird, bei heller Rothglut, welche fortwährend in 'der Retorte unter-
halten bleibt. Das frei werdende Natrium soll in fliissigein Zu.stande
durch eine von den Feuergasen abgeschlossene Retortenötl'nung bei d
in einen Sammelkasten g abfliefsen, in welchem Theile des Apparates
durch Verdampfen von Paraffinöl eine |nicht oxydirende Atmosphäre
unterhalten wird. Das als Neben])roduct der Reaction auftretende
Kohlenoxydgas entweicht durch ein Rohr r; es wird angezündet und
zeigt durch sein Erlöschen die Beendigung der Reaction an. Die von
der Retorte abziehenden Feuergase genügen noch zur Herstellung der
Schmelze in den obengenannten Tiegeln.
Ein neues Verfahren zur Darstellung von metallischem Chrom und
Chromlegirungen besehreiben V. und E. Rouff in St. Etienne, Frankreich
(D. R. P. Nr. 43213 vom 31. .Juli 1887):
Um zur Reduction direkt Alkalichromate benutzen zu können,
führen die.selben neben Kohle noch Kieselsäure in den Reductionsprozefs
ein, die bei lebhafter Rothglut die Chromsäure austreibt, welche so-
fort der Reduction durch die Kohle unterworfen wird. Das gewonnene
Clirommetall ist schwammig und mit Alkalisilicat verunreinigt, welches
durch Auswaschen entfernt wird. Es empfiehlt sich bei dem Reductions-
prozesse einen Ueberschufs von Kohle zu verwenden, da sonst das
metalli.sche Chrom sich leicht wieder auf Kosten der vorhandenen Kiesel-
.säure unter Bildung von Silicium oxydirt. Erhält das Gemenge aus
Alkalichromat, Kieselsäure und Kohle einen Zusatz gceigneter(oxydischer)
Erze des Eisens, Kupfers oder Mangans, so werden durch den darauf
folgenden Reductionsprozefs Legirungen des Chromes mit den genannten
Fortschritte auf dem Gebiete der Fabrikation vou Starke u. s. w. 133
Metalleu erhalten. Setzt man dem ursprüugliclien Reductionsgemenge
mehr Kieselsäure, als zur Bildung des entsprechenden Alkalisilicates
DÖthig ist, iiinzu, so wird, da sich die Kieselsäure durch Chrom in
Gegenwart von Kohle reducirt, eine Chromsiliciumlegiruug erhalten.
Ersetzt man die obengenannten Metalloxjdzuschläge durch Wolfram-
säure, so ergibt der Reductionsprozefs eine Wolfram-Chromlegirung. An
Stelle der Alkalichromate können auch die Erdalkalichromate, wenn aucli
weniger vortheilhaft, da das als Nebeuproduct erhaltene Erdalkalisilicat
in Wasser unlöslich ist und aufserdem eine höhere Temperatur zur Re-
duction erforderlich ist, verwendet werden. Die Trennung soll durch
Schmelzen und Abscheidung des Erdalkalisilicates als Glasschaum
bewirkt werden. An Stelle der Kieselsäure sollen in gleicher Weise
die sauren Silicate, die Borsäure und sauren Borate Verwendung finden
können, wie auch an Stelle der neutralen die sauren Chromate treten
können. Sachse.
Fortschritte und Neuerungen auf dem Gebiete der
Fabrikation von Stärke, Dextrin, Traubenzucker
und verwandter Producte.
a) Kartoffelslärke.
W. H. Uhland in Leipzig-Gohlis construirte eine neue Reibe für
Kartoffeln (D. R. P. Kl. 89 Nr. 37 231 vom 15. Januar 1886). Bei dieser
ist die Vorreibe mit der Nachreibe zu einer Maschine vereinigt, indem
mit einer Reibtrommel zwei hinter einander angeordnete Einlauftrichter
und Reibklötze combinirt sind; auch eine neue Mühle zum Zerkleinern
von Mais und Kartoffelreibsel hat LJIdand construirt (D. R. P. Kl. 89
Nr. 36 250 vom 15. Januar 1886).
Crone in Dresden-Löbtau hat ein Verfahren angegeben, um Kartodeln
mittels SandslralU zu schälen (D. R. P. Kl. 89 Nr. 35 332 vom 13. Oktober
1885). Nach diesem Verfahren werden die rohen Kartoffeln in einem
zum Umkippen eingerichteten Trichter der Wirkung des von unten
kommenden Sandstrahles ausgesetzt und dabei automatisch in der Weise
gedreht und gewendet, dafs sämmtliche Parthien der Oberfläche der
Kartoffeln getroffen werden. Nach jeder der sehr rasch vor sich gehen-
den Operationen entleert man den Trichter durch Umkippen, um ihn
von Neuem zu füllen.
Ueber die Verwerthung der festen Rückstände der Kartoffelstärke-
fabrikation berichtet die Zeitschrift für Spiritusindusirie ^ 1886 S. 519,
dafs Saare die Verwerthung der Pulpe als Brennmaterial empfiehlt.
Nach dem Verfasser wird die Pulpe mit Wasser angerührt, in Formen
gestrichen und getrocknet. Die so erhaltenen Ziegel sollen sehr gut
brennen und eine Untersuchung derselben ergab, dafs 8 Centner Pülpe-
kuchen 1,57 Centner Steinkohlen erselzeu.
l'J4 Fortschritte auf dem Gebiete der Fabrikation von Stärke u. s. w.
(Es erscheint sehr fraglich, ob bei einem solchen Werthe der Pülpe-
kuchen die Verarbeiliino; derselben auf trockene Ziegel noch rentabel
ist. D. Ref.)
1)) Weizenstärke.
in diesem Industriezweige hat sich in den meisten bedeutenden
Fabriken (besonders Oesterreich- Ungarns) ein Fortschritt in der rationellen
Aubbeutung des Kohmateriales sowie auch in der nurehführung der ein-
zelnen Operatinnen der Fabrikation bemerkbar gemacht. Heute kann
man behaupten, dafs die Fabrikation von Weizenstärke zumeist in
industrieller und rationeller Weise beirieben wird, während noch vor
wenigen Jahren die Erzeugung der Weizenstärke an den meisten Orten
in kleiner, gewerbsmäfsiger, empirischer und wenig rationeller Weise
gehandhabt wurde. Den Impuls zur rationeilen Fabrikation gaben jene
Industriezweige, denen die Stärkefabrikation dient imd welche in stetem
Fortschritte begriffen sind, nämlich die Färbereien, Druckereien und
Appreturen. In dem Mafse als eine Qualilätsbeurtheilung von Seite
der consumirendeu Partei strengere Normen annahm, weil sie in wissen-
.schaftlicher und richtiger Weise von fachkundigen Organen geübt wurde,
in demselben Mafse wurden höhere Anforderungen an den Stärke-
fabrikanlen gestellt. Um diesen zu genügen, mufsle er trachten, die
einzelnen Operationen seiner Fabrikation rationell durchzuführen. Aber
auch von einer anderen, nichl minder wichtigen und eindrucksvollen
Seite wurde darauf hingewiesen das empirische, handlangermäfsige
Fabrikationsverfahren zu verlassen, nämlich von Seite der andrängenden
Concurrenz. Das Sinken der Preise der Fabrikate führte die Erzeuger
daraul'. das Rohmaterial rationell auszubeuten, um bei Erreichung von
Maximalausbeuten einigen Ersatz für den Entgang der früheren Mehr-
einnahmen zu erzielen.
Fast in den meisten Fabriken hat sich die Rohstärke-Centrifuge
sowohl, wie auch die Raftinir-Centrifuge Eingang verschatt't luid auch
das Trockuungsverfahren lindet zumeist sorgfältige Beobachtung.
Ein näheres Eingehen auf die vergleichsweise Besprechung der
älteren und neuen Methoden der Fabrikation behalten wir uns vor.
Trotz allem P'orlschritte und trotz rationellerer Fabrikation jedoch,
ist die Lage dieser Industrie in Deutsehland und in den anderen Cultur-
ländern Europas viel günstiger als in Oesterreich-Ungarn. Wir wollen
hier nicht des Näheren ausführen, welches die Gründe sind, die eine
Pros|)eritüt dieses Industriezweiges in den meisten anderen Cultur-
ländern möglich machen, sondern nur eine Parallele zwischen Deutsch-
land und Oesterreich-Ungarn ziehen. In früherer Zeit, etwa vor zehn
bis zwölf Jahren, war die deutsche Stärkefabrikatiou nicht in dem
Mafse für die heimische Textilindustrie beschäftigt, wie etwa jetzt
bezieh, seit der vor einem Decennium errichteten Zollschranke zwischen
Deutsehland und Oesterreich-Ungarn. Die frühere Zollpolitik gestattete
Forlschritte auf dem Gebiete der Fabrikation von Stärke u. s. w. 135
eine bedeutende Einfuhr an Weizenstärkefabrikaten nacii Deutschland
und in Oesterreich-Ungarn blühte das Stärkegeschäft. An der Erhöhung
des Einfuhrzolles von Oesterreich-Ungarn nach Deutschland erhielten
die deutschen Stärkefabrikanten eine nie geahnte Hilfe zur Erhöhung
der Preise ihrer Fabrikate. Es kostet heute der metrische Centner
prima Weizenstärke in Deutschland 38 M. gegen 26,5 in Oesterreich-
Ungarn ! Dieser enorme Preisunterschied, bei wenig höheren Gestehungs-
kosten, ist die Quelle der Prosperität der deutschen Stärkefabrikation.
Trotzdem mufs rühmend hervorgehoben werden, dafs es in Deutschland
keiner gewaltsamen Antriebe bedurfte, um rationellen Einrichtungen und
Verfahren Eingang zu verschaffen.
Die Ueberproduction an Stärkefabrikaten in Oesterreich-Ungarn,
welche noch nicht genügende Abzugskanäle nach anderen Ländern ge-
funden hat, führte eine Preisschleuderei herbei, wie man sie bislang
nicht gekannt hatte. Eine Sanirung dieser iiöchst ungesunden Verhält-
nisse kann nur durch gemeinsames Vorgehen der Fabrikanten, durch
entsprechende Betriebserniedrigungen und durch fixirte Preise der
Fabrikate erzielt werden.
In der Verwerthung der Abfälle, Abwässer und Abfallfabrikate
der Weizenstärkefabrikation ist kein nennenswerther Fortschritt zu ver-
zeichnen. Einige Untersuchungen von Sauerwässern und Weizentrebern
sollen hier kurz angeführt werden:
a) Einweichwässer: Acidität (i/j,, norm. KOH) 92 bis 110™, Ver-
dampfungsrückstand (bei 1000 getrocknet) 0,98 bis 4f*,83, Aschengehalt
0,3 bis 0s,49, alles auf 100^'^ Sauerwasser bezogen. Dieses Sauerwasser
wurde erhalten, indem Weizen 4 Tage lang in einem und demselben
Wasser bei 15" geweicht wurde. Die grofsen Differenzen in der
Quantität des Verdampfungsrückstandes mögen ihren Grund haben in
der Verschiedenheit jener Eiweifskörper, welche den Weizenkleber zu-
sammensetzen und welche in verschiedenem Grade in der sauren Flüssig-
keit löslich sind. Die Untersuchungen über diesen Gegenstand werden
fortgesetzt und insbesondere mufs dahin getrachtet werden, möglichst
gleiche Quantitäten von Weizen gleicher Herkunft und Beschaffenheit
den Untersuchungen zu Grunde legen zu können.
b) Weizentreber: Ueber die Zusammensetzung derselben liegen uns
mehrere Untersuchungen vor; dieselben beziehen sich auf nasse, frische
Treber, erhalten aus der Fabrikation von Weizenstärke nach dem sogen,
.süfsen Verfahren.
1) Analyse der Landwirlhscliaftlichen chemischen Versuchsstation in
Wien.
2) Analyse von R. Schütze (Treber einer Hallense'schen Stärke-
fabrik).
3) Unsere eigenen Untersuchungen im technischen Laboratorium.
136 FoitschriUe auf dem Gebiete der Fabrikalion von Stärke u. t. w.
ad 1) Wasser 70,84 Proc.
Trockensubstanz .... 29,16 ,,
In der Trockensubstanz entlialten:
Rohlaser '.i.54 Proc.
Fett 1,77
Protein 4,96 „
Kohlehydrate 17,19 „
Asche 1,86 „
Sand 0,24 „
nj8^6 Proc.
Auf Trockensubstanz berechnet:
Rohlaser 8,72 Proc.
Fett 6,08
I'roteiu 17,00
Kohlehydrate 60,97 „
Asche ' 6,39
Sand 0,84
ad 2) Wasser 74,69
Stärke 11,08
Rohprotein 3,94
Rohfett 1,25
Rohfaser 3,35
N-freie Substanz . . . 15,33
Asche 0,35
68,07 Proc.
7,39 „
4,35 „
■ 1,25 „
3,14 „
. 15,33 „
0,38 „
Acidität in Cubikcentinietern in l/io Norm. -Kalilauge . 17,7 . . 19,4 Proc,
ad 3) Wasser 71,04 Proc.
Trockensubstanz . . . 28.88 „
Jn der Trockensubstanz enlhallen:
Rohlaser 3,44 l'roc.
Rohfett . 1,32 ,.
Rohprotein 3,85
Kohlehydrate 16,45
Asche 1,50
Sand 0,14
Auf Trockensubstanz berechiet:
Rohlaser 11,91 Proc.
Rohfett 4,57
Rohprotein 13,32 .,
Kohlehydrate 56.96 „
Asche 5.19 „
Sand 0,48
Zur Coiiserviniug von Weizeutreberu wurtleu viell'ache Vorschlitj;;«
gemacht, jedoch ist es uu» nicht bekannt, dal's in der Praxis eine
Methode sich als brauclibar erwiesen hat. Die grülse Eiasticität der
Weizenschalen setzt deui auf dieselben wirkenden Drucke einen grol'seu
Widerstand entgegen, su dal's es schwer gelingt, frische Weizeutreber
in feste Form zu bringen. Wenn dies letztere geläuge und damit der
Wassergehalt der Treber bedeutend reducirl würde, so wäre das Trocknen
der Treberkuchen nicht zu kostspielig, um die Treber auf diese Art zu
conserviren. Alsdann bildeten getrocknete Weizeutreber einen Handels-
artikel als Futtermittel und der Fabrikant wäre nicht genothigt, die-
selben um jeden Preis verwerthen zu müssen.
Einen Trockencvlinder für Ablälle aus Brauereien, Stärke- und
Forlschritte auf dem Gebiete der Fabrikation von Starke u. s. w. 13/
Glucosefabriken construirte Fr. W. Wksebrock in New-York (D. H. P.
Kl. 89 Nr. 34 95U vom 4. Juli 188C).
Das zu trocknende Gut durchläuft eineu innen mit Rührleisten be-
setzten, wagerecht auf Gleitrollen rotirenden Cylinder, während ihm
heil'se Luft entgegen strömt. Durch den Trockencyliuder führt achsial
ein weites Luftzuführungsrohr mit Hohlzapfen, welche halbrunden, hohlen,
durchlochten Flügeln als Achse dienen, durch welche sich die heifse
Luft in dem zu trocknenden Gute vertheilt. Die Flügel sind oben
durch eine Zugstange mit einem durch Zahnstange verstellbaren Hebel
verbunden, mittels welchem sie in verschiedener Weise geneigt werden
können, je nachdem das Material den Cylinder mit verschiedener Ge-
schwindigkeit durchlaufen soll.
Von neueren Apparaten zur F'abrikation von Weizenstärke sind e»
besonders Centrifugen, in denen neuartige Constructionen vorliegen. Die
Bemühungen der Constructeure gehen dahin, ein continuirliches Arbeiten
mit der Maschine zu ermöglichen. Wer die Bedürfnisse der Praxis
kennt, wird zu beurtheilen in der Lage sein, wie schwer es ist, eine
continuirlieh arbeitende Centrifuge zu construiren, welche den noth-
wendigen Anforderungen entspricht. Handelte es sich lediglich darum,
die Rohstärke vom Wasser und dem darin suspendirten Kleber, Schmutz-
theilen u. s. w. zu trennen, um die erhaltene Rohstärke dann nochmals
zu raftiniren, so würde sowohl die schon bekannte continuirliche Centri-
fuge von Alberl Fesca in Berlin als auch die neuere continuirliche
Centrifuge von Müller und Decastro vollkommen entsprechen. Es soll
aber die Arbeit mit der Centrifuge nicht nur den erstgenannten Zweck
erfüllen, sondern es mufs zugleich eine vollkommene Trennung der an
der Innenseite des gebildeten festen Stärkemantels sich anlagernden
Kleberstärke von der eigentlichen Stärke erfolgen können. Diese Tren-
nung wird aber kaum mittels automatisch wirkender Ausräum- und
Abkratzvorrichtungen zu erreichen sein. Der geschulte Arbeiter voll-
führt diese Trennung in einer sehr kurzen Zeit und in vollkommen be-
friedigender Weise. Der erste Theil der Centrifugenarbeit, nämlich das
continuirliche Zufliefsen des Stärkewassers bis zu jenem Zeitpunkte, wo
der feste Stärkemantel, der sich an der Wandung der Centrifugen-
trommel ansetzt, eine genügende Dicke erreicht hat, kann von den
sogen, continuirlichen Centrifugen besser geleistet werden als von den
bis jetzt zumeist in Gebrauch befindlichen Rohstärkeeentrifugen von
Albert Fesca und C. Rudolph und Cie.
Zur Abscheidung bezieh. Gewinnung des Albumins aus dem Frucht-
wasser der Stärkefabriken hat Marie Moll in Berlin (D.R.P. Nr. 35482
Kl. 89 vom 17. Mai 1886) einen Apparat construirt, in welchem mittels
direktem Dampfe das Albumin zur Fällung gebracht wird. (Es mufs
sehr fraglich erscheinen, ob ein solches Verfahren wegen seiner Kost-
spieligkeit einen praktischen Werth hat, da man es stets mit einer
138 Bindung der Kalkerde in Hocliol'ensclilacken ii. l'orllaiidcemcul.
grol'Ben FlUssigkeitsmenge zu thun hat, in weicher die Eiweifsstoffe
tlieilwei.se .suspendirt und theil weise gelost enthalten sind, und welche
FlUssigkeitsmenge auf die üeriunungstemperatur des Albumins erhitzt
werden muls ! Der Kuhlenverbrauch wird gewils in keinem Verhältnisse
stehen zur erhaltenen Menge des verwerthbareii Albumins.)
c) Maif stärke.
Zur Verarbeitung des Kohmateriales schlägt J. C. Schumann (Nord-
auierikanisches Patent Nr. 341282 vom 4. Mai 1886) vor, den Mais
kurze Zeit zu dämpfen, dann mittels Desintegratoren Schale und Keim
zu entfernen. Die auf diese Weise erhaltenen Sciirole werden nun ein-
geweicht, um dann zu einer feinen Milch vermählen zu werden. Der-
selbe (J. C. Schumann) coustruirte auch einen Desintegrator (Nord-
amerikanisches Patent Nr. 34620 vom 27. Juli 1886), welcher seitliche
OetFnungen zum automatischen Entleeren des Mahlgutes besitzt, damit
.■-ieli die Zwischenräume zwischen den Messern nicht verstopfen.
J. C. Schumann (Nordamerikanisches Patent Nr. 34-5926 vom 20. Juli
1886) stellt auch Maisschrote zu Futterzwecken in der Weise her, dafs
er Mais in warmem Wasser so lange weicht, bis die Körner bezieh,
deren weiche Theile genügend voll gesogen sind: dann wird der Mais
getrocknet und gemahlen. Beim Mahlprozes.se werden erhalten: Schalen,
Mehl und hornige Schrote.
Zur Conservirung von Maismehl sehlägt F. Uorsey i Nordamerika-
nisches Patent Nr. 343163 vom 8. Juni 1886) vor, dasselbe einem sehr
holien Drucke, bis 5000 Pfund, auszusetzen; dadurch wird da.s in dem
Maismehle enthaltene Fett an die Oberfläche getrieben, oxydirt sich,
verharzt und bildet auf diese Weise eine gutr und undurchdringliche
Schutzdecke für das Innere. Hröfsler.
(Fcirtsolzunji- folgt.)
Ueber die Bindung der Kalkerde in Hochofenschlacken
und Portlandcement; von Dr. Kosmann.
In D. ]). J., 1887 265 184, erörtert Prof. Knapp die Zustände der
Ivalkerde in Hochofenschlacken und im Portlandcemenle, welche in
ihrem Verhalten, unter der Behandlung mit gewissen Lösungsmitteln
(verdünnter Salzsäure, Chlorammonium, Chlormagnesium) Kalk in be-
trächtlichen Mengen abzugeben, eine Gleichmäfsigkeit in der chemischen
Bindung der Kalkerde verrathen, während der Zustand jenes abgeb-
baren Kalkes in den beiden Materialien nicht identiseii sein könne:
denn der Cement erhärtet mit diesem Kalke rasch, die Schlacke ganz
und gar nicht; die Fähigkeit des bis zur Sinterung erhitzten Cementes,
ein Hydrat zu bilden, ist noch vorhanden, in der aus Schmelzfiufs her-
vorgegangenen Schlacke ist diese Fähigkeit verschwunden. Die hieran
Bindung der Kalkerde in Hucliofenschlacken u. Pdrtlandcemeut. 139
sich knüpfenden Versuche Knapp' s^ eine Erklärung für dieses unter-
schiedliche Verhalten der Kalkerde beider Materialien herzuleiten,
scheitern an der dermaligen Unzulänglichkeit der theoretischen chemischen
Anschauungen.
Um so mehr glaube ich mit einer Deutung der chemischen Stellung
der Kalkerde in den bezeichneten Materialien nicht zurückhalten zu
sollen, zu welcher mir meine neueren Studien auf dem Gebiete der
Hydratisation eine Grundlage bieten und welche sich daher ergibt
wie folgt :
1) Die Zusammensetzung der Hochofenschlacke, welche nach den
älteren Bezeichnungen als einem Singulosilicate entsprechend angesehen
wird und nach neuerer Anschauung als Orthosilicat aufzufassen sein
würde, darf angesichts ihrer Schmelzbarkeit und des chemischen Ver-
haltens eines Theiles der darin enthaltenen Kalkerde nicht als ein
Orthosilicat gelten. Sie ist vielmehr, wie dies auch aus analogen Unter-
suchungen Bilgenstock' s ' hervorgeht, als ein basisches Metasilicat an-
zusehen. Die Molekularformel der Schlacke ist daher nicht CajSiO^,
CaSiOg
sondern I , d. h. das Kalkmetasilicat hat 1 Mol. CaO aufgenommen,
CaO' .
indem zwischen beiden Verbindungen eine je einwerthige Bindung be-
steht. Auch aus den Bemerkungen von Elhers'^ gehl diese Thatsache
hervor, indem er die Verbindung CajSiOj als Anfangssilicat bezeichnet,
welches eine grofse Sättigungsenergie habe und daher leichter ein-
schmelze als das von Percy als unschmelzbar befundene Gemisch
2CaO.Si02: er bezeichnet daher auch die Sättigungsstufe von Hoch-
ofenschlacken als einem basischen Singulosilicat (Metasilicat) ent-
sprechend. — Die eigentliche Ursache dieses chemischen Verhaltens ist
von den genannten Beobachtern nicht eingesehen worden, wenngleich
Eibers (a. a. 0.) dafür eine mechanische Erklärung zu geben versucht;
diese Ursache leitet sich aus den hydratisirten Verbindungen der Salze
ab. Es ist als eine allgemeine Erscheinung zu bezeichnen , dafs alle
sogen, normalen oder neutralen Salze oder Salze solcher Säuren, welche
einer höheren Sättigungsstufe fähig sind, sich in Folge ihrer hohen
Wärmetönung leicht hydratisiren und in diesem hydratisirten Zustande
ungesättigte Verbindungen darstellen, welche noch ein oder mehrere
Moleküle ihrer Base aufzunehmen vermögen: alle diese Salze haben
ätzende Eigenschaften und bilden auf die bezeichnete Weise basische
Salze: Kupferchloridhj'drat nimmt bis zu 3 Mol. CuO auf, die Vitriole
bilden basisch schwefelsaure Salze, Bleiacetat löst Bleioxyd auf \md
wird zu Bleiessig, Zinksilicat bildet durch Aufnahme von 1 Mol. ZnO
da.'^ Kieselzinkerz, Kalkcarbonat nimmt 1 Mol. MgO auf und bildet den
Predazzit. Der Vorgang wird durch folgende Formeln ausgedrückt:
1 Stahl und Eiten^ 1887 S. 559. Berg- und hütunmännitehe Zeitung^ 1888 S. 82,
2 Berg- und hütlenmännische Zeitung, 1888 S. 'J54.
140 bindang der Kalkerde in HochofeiiBchlackeii u. PurUaiidcemtnl.
Kupferhydrochlorid CuCl.^-f 2H2O ist in einer der Hydratisatiou eut-
spreeheuden Formel = CutOH).^(HCI).2; durch Aufnahme von 1 Mol.
CuO entsteht eine höhere Verbindungswärme, welche 1 Mol. H.^ü aus-
CUCI2
treibt, und es entsteht I : bei weiterer Austreibuna von Wa.-ser
' Cu(OH>,
CuC'1.2
entsteht I .
CuO
Ebenso entsteht aus Zinksilicat: Zn(OH>jSiO(OH l^ durch Eintritt
ZnSiOj
von 1 Mol. ZnO das Kieselzinkerz 1 und bei weiterem Wa.sser-
Zn(OH>j
ZnSi03
austritte I oder Willemit.
'Znü
Auf ähnliche Weise sind auch die verschiedeneu Bleioxychloride :
PbCÜ3
Matlockit, Mendipit, Laurionit, sowie der Phosgenit I entstanden.
' ' ^ ' ^ PbCl.2
Dieses Verhalten beobachten auch die wasserfreien und demgemäfs
die in Schmelzflufs befindlichen Salze; das Quecksilberoxychlorid kann
■L. B. wegen seiner niedrigen Wärmetönung sich nicht hydratisiren,
nimmt aber anstatt der 2 Mol. Wasser Hj. (OH).,, welche es im hydrati-
sirten Zustande enthalten würde, 2 Mol. HgO auf, indem 4 Atome H
HgCI.2
durch 2 Hg vertreten werden, und bildet I
2 HgO
Aus der Analogie mit Willemit tindel nun auch die Entstehung des
CaSi03
basischen Metasilicates in den Hochofenschlacken I seine Erklärung.
CaO
Da aber dieses Molekül CaO seine, wenn auch nur einseitige, chemische
Bindung gefunden hat, so kann es nicht mehr kaustisch aufschliefsend
auf das Silicat einwirken.
2) Aehnlich verhält es sich mit der Thonerde in den Hochofen-
schlacken. Es ist von vielen Metallurgen, von Henrich'^^ Stone* und
Eibers {a. a. O.) bemerkt worden, dafs Thonerde stets sauer in niedrigen,
basisch in höheren Schmelztemperaturen wirkt. Man hat dies Ver-
halten ebenfalls aus den Wärmetönungen der verschiedenen Hydrat-
stufen der Thonerde abzuleiten. Ich habe in verschiedenen früheren
Aufsätzen 5 hervorgehoben, dafs die Thonerde drei verschiedene Hydrate
bildet:
1) Den Göthit Al.^O^ -|- HoO = AljOij.tOH)^
2) „ Bauxit Al.p3 -f2H20 = Al20.(OH)4
3) „ Hydrargillit AI2O3 -f 3 H20 = Al2.(0H)j
3 Engineering and Mining Juurnal, Bd. 42 S. 16 und 42. üerg- und hülten-
mämiisrhe Zeitung^ 1887 S. 244.
4 Berg- und hüttenmännische Zeitung^ 1884 8. 313.
5 Berg- und hüttenmänni.iche Zeitung^ 1888 S. 78. 6tuhl und Eisen. 1888
S. 586.
Bindung der Kalkerde in Hochofenschlacken u. Portlandcement. 141
und dafs diesen Hydraten im wasserfreien Zustande die Oxyde AljOj.O,
Al.^O.O^ und AI2.O3 entsprechen müssen. Einem jeden Hydrate und
dem entsprechenden Anhydride kommt eine eigene Wärmetönung zu,
wflche um so höher itit, je mehr Moleküle Sauerstoff sich mit AI zu
einer Gruppe verbinden.
In der Gruppirung AI2O.O2 ist die Säuerungsstufe ganz analog der-
jenigen der Kieselsäure und wird dieselbe daher in Schmelzflüssen von
niederen Wärmetönungen ähnlich wirkend wie die Kieselsäure in ihren
chemischen Aeufserungen auftreten. In der Gruppirung der höchsten
Wärmetönung aber, Al^O.j.O, nimmt die Thonerde die Constitution einer
nicmoxj'dischen Base an und tritt damit in die Reihe der Monoxyde ein,
verhält sich also auch als solche. Es kann daher als wahrscheinlich
angenommen werden, dafs, wenn in den Hochofenschlacken das Kalk-
CaSiOj
Silicat der Zusammensetzung; I entspricht, auch die Thonerde in
CaO
ihrem, der Kieselsäure analogen Verhalten ein Kalkaluminat von der
CaAljO.O.,
Zusammensetzune I - oder auch blofs CaAl.,0.0, bilden werde.
*' CaO - ^
Jedenfalls ist auch in dieser Verbindung der Kalk seiner caustischen
Eigenschaften verlustig gegangen.
Nun hat Elbers^ in höchst bemerkeuswerther Weise dargethan, dafs
Hochofenschlacken durch ein Abröstungsverfahren, welches er als „Raf-
tiniren" bezeichnet, in einen Zustand j der ^Regeneration übergeführt
werden können, in welchem sie direkt 'zur Cementbereitung benutzbar
werden. Eibers ermangelt der Hinzufugung einer wissenschaftlichen
Erklärung für die chemischen Ursachen der bei dieser „Raffination"
statthabenden Vorgänge. Dieselbe dürfte am ehesten darin gefunden
werden, dafs die vorsichtige Wiedererhitzung der Schlacke eine Herab-
ziehung der Wärmetönungen der darin erhaltenen Silicat- und Aluminat-
verbindungen bewirkt und in ihrem Verlaufe völlige Analogie mit dem
Aufhärten und Ausglühen gehärteten Stahles darbietet, demgemäfs auch
mit einer molekularen Bewegung der kleinsten Theile verbunden ist.
Es werden durch diese Regenerirung die in der geschmolzenen Schlacke
in chemisch gebundenem Zustande vorhandenen Verbindungen in Verbin-
dungen niederer Wärmetönung übergeführt und, indem die chemischen
Bindungen aufgehoben werden, die Verbindungen in einen Anfangszustand
chemischer Einwirkung zurückgeführt, in welchem sie wieder reactions-
fähig, vor Allem der Wasseraufnahme fähig werden. Die Fähigkeit,
Wasser aufzunehmen, bildet aber die Voraussetzung für die Bereitung
hydraulischer Mörtel.
3) Für die Darstellung des Portlandcementes kommen die vor-
fi Thonindustrie-Zeitung^ 1885 S, 457. Zeitschrift den Vereins deutscher Inge
1885 S. 1022.
142 Hindung der Kalkerde in Hfjchol'enschlacUeii ii. Portlandceinent.
stehend erörterten Eigenschaften der Silicate und Aluininate zur voll-
wichtigen Bedeutung. Die Darstellung guten Cementes beruht auf der
angemessenen Mischung bezieh. Versinterung vun Kalkstein und Thon
behufs Bildung von kalkbasischen Silicaten und Ahiminaten, welche
wasseraufnaliinefiihig sind, ohne dafs der Gehalt au caustischeni Kalk
überwiegt. Es kommt hier auf ein richtiges Verständnifs der mineral-
chemischen Constitution des Thones an.
Der Thon wurde bisher nach der Formel Al.jSi.jO; -j- 211.^0 oder
nach der empirischen Formel H4Al.,Si.^0(, als ein wasserhaltiges Andert-
halb-Silicat der Thonerde angesehen. Ein solches Silicat ist der Thon,
wie ich bereits an anderen Stellen aus einander gesetzt habe, nicht.
Da bei der Hydratisirung der Verbindungen nach dem Berthelot' tmhen
Gesetze die Verbindung entsteht, welche die höchste Wärmeenergie
entwickelt, so hat sich in dem Thonerdesilicate das vierwerthige Thon-
erdehydrat A1.,0.(0H)4 gebildet, und gibt sich demgemäl's der Thon als
ein Metasilicat des Aluminiumdihydro.xydes zu erkennen, entsprechend
der Formel A1.^0.(OH)4(Si0.2)2.
Die Cementbereitung haf nun in der Zumengung von Kalkerde
darauf zu sehen, dafs bei der nachfolgenden Versinterung der Mischung
Anfangssilicate und -Aluminate von der Zusammensetzung gebildet
werden, wie sie die Hochofenschlacke in vorgeschrittener Verschmelzung
zeigt. Für die hieraus sich ergebende synthetische Berechnung der
Cementzusammensetzung darf ich den Anspruch erheben, auf dieselbe
zuerst hiermit hinzuweisen. Nach der obigen Vorschrift sind zu bilden
1) Für 2 Mol. Kieselsäure die Verbindungen
/'CaO.SiO.,\
V CaO J
CaO.AljO.U,
2) Für 1 Mol. Thonerde die Verbindung I
CaO
Es werden demnach in der Mischung von
(C'aU.Siü.A / CaO.AljO.OA
L'aO ) V CaO }
vorhanden sein
Mol.-Gew in Proc.
0 Mol. CaO = (i X 56 = 336 = 60.206
•l „ SiO, = 2 X 60 = 120 =21,502
1 „ Al203=: . . . = 102,08 = 18.291
Summa 558,08 "99;999
Da aber die meisten Kalksteine und Thone — letztere z. Th. in
beträchtlicher Menge — Beimengungen von freier Kieselsaure enthalten,
so stellt sich das procentuale Verhältnifs in der Praxis so, dafs die
Cemente nur '.^ Mol. Thon (bezieh. Eiseno.xyd) bis 2(3 Mol. desselben
enthalten, während die Kieselsäure dadurch um ^^^ bezieh. '.^ Mol.
wächst. Man erhält dann folgende Zusammensetzung
Bindung der Kalkerde in HocholensehlacUen ii. Portlandcement. 143
6 Mol. CaO = 6 X 56 = 336 = 60,32
■löL „ Si02 =2% X 60 :=170 =30,51
0.5 ., Al.jO3 = 0,5 X 102,08= 51,04= 9,16
Summa 557,04 99,99
oder 6 Mol. CaO =6 X 56 =336 =60,71
2,5 „ SiO, =2,5 X 60 =150 =27,10
0,66 „ AlA =0,66 X 10'i,t>8^_67^ =1247
553,4 99,98
Diese procentualen Zusammensetzungen werden durch die Analysen
empirisch zusammengesetzter, bewährter Cemente bestätigt.'
Von den im Rohgemenge der Cementmasse vereinten Bestandtheilen
geräth vermöge des darauf folgenden, bis zur Versinterung getriebenen
Brennverfahrens zunächst der Kalk in den Zustand der Causticität und
wirkt aufschliefsend auf das Thonerdesilicat, d. h. er tritt trennend
zwischen Thonerde und Kieselerde ein und bildet mit denselben An-
fangsaluminate bezieh. -Silicate. Die so bezeichneten Verbindungen sind
ihrer Wärmetönung nach, wie nach der gegenseitigen Stellung der
wasserfreien Glieder äufserst reactionsföhig für eine Wasseraufnahme.
Diese Stellung von Base zu Säure ist vollständig analog derjenigen der
Glieder des gebrannten Gypses; eine Betrachtung der chemischen Stellung
der letzteren zu einander wird das Verständnifs für das Ergebnifs des
Cementbrennprozesses erleichtern.
Der Gyps CaS04 + 2H,,0 ist als ein Kalkhydrosulfat der Mono-
hydratschwefelsäure anzusehen, und entspricht daher seine Zusammen-
setzung der Formel: CalOHj.^.SO.jtOH)^. Durch Erhitzen auf die Wärme-
stufe, in welcher das Wasser ausgetrieben wird, ohne dafs eine Versinterung
eintritt, geratheu Base und Säure in einen Zustand chemischer Spannung,
indem jedes Glied für sich caustisch geworden ist, entsprechend der
Formel CaO.SOj; dieser Zustand befähigt dieselben, sich in höherem
Grade zu hydratisiren als das natürliche Hydrat, also mehr Was.ser
aufzunehmen, als die ungebrannte Mineralverbindung enthielt; und zwar
nimmt der gebrannte Gyps 6 Mol. H.,0 auf, indem er das Hydrat
H.2Ca(OH)4S(OH)^ bildet.
Dasselbe Verhältnifs beherrscht die Glieder des gebrannten Cementes:
man hat darin
2 (2 CaO.SiO.^ + 2 CaÜ. j "^g^j^ ( O4
und es entstehen demgemäfs bei dem Anrühren des Cementmehles mit
Wasser die Hydrate Ca,i(OH)4.Si(OH)4 und Ca2(OH)4.|'^g2^Q^HjJ^^j, d. b.
ein Orthosilicathydrat und ein Orthosilicat-Aluminathydrat der Kalk-
erde. Dies dürfte die Natur der in ihrer zeolithischen Zusammensetzung
viel umstrittenen Hydrate sein.
Die vorstehende Erörterung kann als Beispiel dienen, wie eine
Vfjl. Dr. W. Michaelis. Hit hydraulisehen Mörtel. Leipzig 1869 S. 89.
144 Kleinere Mittlieilungen.
Reihe von Fragen über die im Schmelzflüsse auftretenden chemischen
Vorgänge auf dem Wege der Hydratisationstheorie zu lösen sind.
Neu« Eohlenstäbe für elektrische BogeDlampeD.
Der oft gegen die elektrischen Bogenlampen erhobene Vorwurf, dafs die-
selben ein unruhiges Licht verbreiten, trifft meist weniger den Mechanismus,
als vielmehr die Kohlenstäbe. Werden diese aus Koks hergestellt, so haben
die unvermeidlichen Beimischungen fremder StotTe die besagten Störungen
ganz nothwendig zur Folge, und namentlich erzeugt die beigemengte Kiesel-
säure alle möglichen Färbungen. An Stelle des Koks verwendet eine eng-
lische Fabrik den Rückstand aus der Destillation von Mineralöl. Derselbe hat
ein glänzendes Aussehen, ist leicht und spröde und macht ganz den Eindruck
von reiner Kohle. Dieser Stoff wird pulverisirt, sodann erhitzt und mit einem
Theere gemengt, welcher aus einer Mischung von schwerem Oele und Pech
besteht. 65 Pt'und der aus 3 Th. Koks und 1 Th. Theer be.stehenden Mischung
werden 45 Minuten gemahlen und hierauf (ähnlich wie bei der Herstellung
von Bleiröhren) durcli Maschinen unter einem Drucke von 5',5 auf 1 Quadrat-
zoll (3^,9 auf Iqtnm) in die gewünschte Form gebracht. Die die Presse ver-
lassende Kohlenstange wird sodann auf Rollen in einem Troge fortgeleitet
und sobald sie die entsprechende Länge erreicht hat, in drei Stücke zer-
schnitten. Die Stäbe werden noch, um alle vergasbaren Elemente auszutreiben,
für einige Stunden der Rothglühhitze ausgesetzt, sodann an dem einen Ende
spitz abgeschliffen und in einem galvanoplastischen Bade verkupfert. Die so
hergestellten Stäbe sollen ein vorzügliches, gleichraäfsiges Licht sichern.
P, La Cour's Spectrotelegraphie.
Das in der Marine als internationales Comuiunicationsmittel eingeführte
Flaggensignalsystem erfüllt seinen Zweck insofern nicht vollständig, als es
während der Nacht nicht gebraucht werden kann. Diese Lücke auszufüllen,
empfiehlt P. La Cour in der Zeitschrift für EUktrotechnik, 1888 S. 392, unter der
Bezeichnung „SpertratieUiiraphie" folgendes auf der Zerstreuung des Lichtes
durch das Prisma beruhende System. Die Lichtquelle der Absendestation
befindet sich dicht hinter einem in die Lampe eingesetzten kleinen Schirme,
deren 18 Stück vorhanden sind. In jedem Schirme ist ein Signal, der Morse-
schrift entsprechend, in Form von Punkten und Strichen wie (.. — ) aus-
gestanzt. Vor dem Schirme ist im Abslande ihrer Brennweite eine Linse und
■vor dieser ein Prisma mit senkrechter brechender Kante angeordnet Die
von dem leuchtenden Signale ausgehenden Strahlen werden durch die Linse
parallel gemacht, von dem Prisma gebrochen und zerstreut. Der Beobachter
auf der Empfangsstation erblickt alsdann Im Felde eines Fernrohres die in
prismatischen Farben leuchtende Morseschrift, z. H. das Zeichen ( . . — ). Diese
Spectrosignale sind es, welche bei Nacht die Flaggensignale ersetzen sollen.
La Gmr gibt sich der Hoffnung hin, die Spectrotelegraphie nicht nur zur See,
sondern auch auf dem Lande in allgemeine Telegraphie übergehen zu sehen.
Ein mit Morsezeicheu durchlöcherter Streifen würde mit einer (ieschwindigkeit
durch den Apparat geführt werden, welche dem Empfänger die Ablesung des
durch das Fernrohrfeld gleitenden Telegrammes gestattete.
Verlag der J. G. Colta'schen IluchhandlutiK in Stuttgart.
Dnick von Gebrörter Krnner in Stultgart.
Uebpi- neuere Dampfkesselconstruclionen. 145
Ueber neuere Dampfkesselconstructionen.
Mit Abbildungen auf Tafel 8 und 9.
Im Nachstehenden gehen wir einige neue Veröffentlichungen von
Kesselconstruetionen wieder, die, wenngleich sie keine erhebliche Neue-
rungen in den Conslructionsgrundsätzen darbieten, in mancher Hinsicht
doch bemerkenswerthe Ausführungen zeigen.
Kessel von Terme und Dehnrhe. Eine Beschreibung dieses sogen,
combinirten — aus einem Systeme von Röhren und einem eylindrischen
Oberkessel bestehenden — Kessels findet sich in der Märznummer von
Portefeuille e'conomique des maehines. Der Kessel ist für eine Landmaschine
bestimmt und .soll 1000'^ Dampf von 10^' Spannung in der Stunde
liefern. Er besteht im Wesentlichen aus 80 geschweifsten Eisenröhren
von 80™'" äufserem Durchmesser, 4""" Wandstärke und 2100'"'" Länge.
Je drei Röhren sind zu einem Elemente vereinigt und bilden in ihrer
gegenseitigen Lage gleichsam die Kanten einer dreiseitigen Pyramide,
deren Grundfläche in dem senkrechten Dampfsammler ruht, in welchen
auch die Röhren münden (Fig. 3 bis 7). Die Spitze der Pyramide wird
von einem U-förmigen Gehäuse (Fig. 8) gebildet, welches die Rohrenden
aufnimmt und verbindet. Die beiden oberen Röhren 1 dieses der Kessel-
construction eigenthumlichen Elementes liegen einander parallel und stei-
gen vom gemeinschaftlichen Gehäuse aus etvv-as an, während das untere,
mittlere Rohr H sich vom Gehäuse ab senkt. Wird daher das mit
Wasser gefüllte Rohr geheizt, so bringt der sich entwickelnde Dampf
einen lebhaften Wasserumgang in der Richtung der in Fig. 3 imd 4
eingezeichneten Pfeile hervor, indem die beiden oberen Rohre ihren
Dampf in den Dampfsammler J entsenden und gleichzeitig in das untere
Rohr H Wasser eintritt. Der Dampf kann in dem senkrechten Kopf-
raume J rasch aufsteigen und gelangt durch Sammelrohre in den oberen
Dampfsammelraum Ä'. Die Speisung des Kessels wird in den Dampf-
raum eingeführt und spritzt vor das eingehängte Blech.
Die Röhrenelemente bilden beim vorliegenden Kessel vier einander
gleiche Reihen, die neben einander angeordnet sind (Fig. 2, 5, 6 und 7).
Der Dampfsammler ist ein wagerechtes genietetes Rohr, welches
bis zur Mittellinie mit Wasser gefüllt gehalten wird. Etwaiger Schmutz
des Speisewassers setzt sich in dem Schlammsacke ai), von wo er zeit-
weise abgelassen wird.
Die zur Verbindung der Röhrenelemente dieneuden Gehäuse sind
von Schmiedeharem Gusse und ist deren Construction aus der Stück-
zeichnung (Fig. 8) zu ersehen.
Versuche haben ergeben, dafs der Kessel leicht zu bedienen ist,
dafs die Spannung rasch ansteigt und sich gut hält, sowie auch, dafs
das Innere rein bleibt und die Verbindungen dicht sind. Auswechselung
einzelner Theile kann in kürzester F'rist bewirkt werden.
Oingler« pnlyt. Journal Bd.?71 Nr. 4. 1889/1. 10
146 Teber iifiicre Dampfkesselconstriiclioneii.
Der Thornycroftache Kessel (Fig. 9 bis 12 Tai". M) wini in der
Kevue inJmirielle vom 3. November 1888 näher beschrieben. Kr besteht
aus dem Dampfsammler (1) und den beiden neben dem Koste liegenden
Siederohren (2), welche durch Röhrenbündel (12) mit einander in Ver-
bindung stehen. Die Köhren sind in Gruppen von je acht Stück an-
geordnet, welche nahezu in derselben senkrechten Ebene liegen, und,
vom oberen Theile des Siederohres ausgehend, in den Damiifsammler
münden. Die Röhren sind so angeordnet, dals aus einem Theile der-
selben zugleich die Wände gebildet werden, welche die Röhrenbündel
nach aufsen und innen abscliliel'sen und somit den Heizgasen als Füh-
rung dienen (vgl. Fig. 10 rechte Haltte). Die erste und letzte Köhren-
gruppen sind etwas anders angeordnet, um dem Zuge der Feuergase
die Umkehr zu gestatten (Fig. 10 linke Hälfte). Zum Schutze des
unteren Theiles des Dampfsammlers gegeu die Einwirkung der Heiz-
gase ist eine Hülle, etwa von Asbestgeflecht, unter demselben an-
gebracht, welche an die Röhrenwand anschliefst und die Decke des
Feuerzuges bildet. Das Dampfabfübrrohr (16) erstreckt sich der Länge
nach über einen grofsen Tbeil des Dampfsammlers, in welchem eine
aus Fig. 11 und 12 näher ersichtliche Vorrichtung in Form eines
Schirmes angebracht ist, um das Mitreifsen des Wassers möglichst zu
verhindern. Die Enden dieses Schirmes .sind zaluiförmig ausge.schnitten
und die Ausschnitte sind zum Theile senkrecht umgebogen. Hierdurch
wird bezweckt, dafs sich das ausgeschiedene Wasser bei (19) sammelt
und in den Wasserraum zurückgeführt wird, während der Dampf bei
(20) hindurchstreicht. In den Figuren bezeichnet aufserdem: (11) ein
Rohr zum Abführen des Dampfes bei etwaiger Beschädigung eine.--
Rohres, (12) Blechwand zum Abschlüsse, (13) Aschenfall von Blech.
(14) Rost, (21 und 22) Verbindungsrohre zwischen den Siederöhren
und dem Dampfsammler zur Zurückführung des Wassers behufs Er-
zielung eines lebhaften Wasserumlaufes, (23 und 24) Stutzen zum An-
bringen von Sicherheitsvorrichtungen, (2.5 und 26) Rniichkamnier und
Schornstein, (27) Schitl'srumpf.
Der Buclilond'sche Kessel (Fig. 13 Taf. 8), welcher nach Industrief
vom 19. Oktober 1888 von der Tyne Butler Works Tomp., Low Water,
hergestellt wird, zeigt eine bekannte Kesselform dahin erweitert, dafs in
der Mitte des eingehängten inneren Kessels B noch ein Rohr .4 angebracht
ist. Der Kessel ist in der vorliegenden Ausführung, 11 Ful's hoch, 5 Fufs,
weit, für Land- und Schitlsmaschinen bestimmt. Die Heizgase streichen
von A aus um den Innenke.ssel B und entweichen durch t. Die vor dem
Abzugskanale E in den ringförmigen Feuerzug eingesetzte Platte bei h
soll den Gasen das zu rasche Entweichen unmöglich nuichen. Ein Kessi-I
von oben angegebener GröCse mit 142,33 Quadratful's IleizHäche ver-
dampfte t)95 Pfund Wasser in der Stunde, mithin 4,87 Pfund auf den
Quadratful's {^2'i^ auf l'H"! und zeigte eine 7,8fache Verdamiifung.
Ueber neuere Daiiipfkesselconstructioneii. 147
Sehr einfache Fornieu hat der stehende Kessel {Erujinecr vcmi
2. November 1888) Fig. 14 und 15 Taf. 8 von D. fVood and So/is, Cradley
Heath. Erfahriingsgemäfs geben die Querrohre eines stehenden Kessels
eine sehr wirksame Kesselfläche. In vorliegendem Falle sind vier
solcher Querrohre zur Verwendung gekommen, welche je durch zwei,
nach oben sich etwas conisch erweiternde senkrechte Rohre mit der
Kopfplatte verbunden und so zu einem sich gegenseitig haltenden
Systeme vereinigt sind, in welchem dem Dampfe der Durchgang zum
Dampfraume sehr erleichtert ist. Nicht tinwesentlicli ist der hier er-
zielte lebhafte Wasserumlauf.
Ueber einen Dampfkessel der Maschinenbau- Aclk ivjvselUchuft vormals
fireiifeUt^ Danek und Comp, in Prag macht U/äanJ's Wochenschrift^ S. 35,
nachstehende Mittheilungen (Fig. 1 und 2 Taf. 9J:
Unter den Kesseln der Wiener .Jubiläums-Gewerbeaussleliung er-
scheint uns der von der Maschinenbau- Actiengeneltschafl vormals Breitfehl.,
Danek und Comp, in Prag ausgeführte Flammrohrkessel besonders be-
inerkensv\'erth.
Dieser Kessel hat igO'!"' Heiztläche und arbeitet mit 7'" Betriebs-
sjiannung. Er erscheint als die Combination eines gewöhnlichen Flamm-
rohrkessels mit Siederöhren und einer Feuerbüehse „Patent Piedboeuf^.
Als Herstellungsmaterial benutzte man Flufsstahlbleche, da diese die
Wärme schnell aufnehmen. Obgleich man nun durch Anwendung von
Flufsstahlblechen schon eine sehr schnelle Dampfeutwiekelung erreichte,
wandte man doch noch Siederohre an, um sowohl die Heizfläche ohne
grofse Kosten zu vergröfsern, als auch die Heizgase äufserst auszu-
nutzen.
Hierbei war man genöthigt, für einen Apparat Sorge zu tragen,
welcher ein jederzeitiges Reinigen der Röhren zuliefs, und ordnete aus
diesem Grunde in dem am hinteren Theile des Kessels vorgesehenen
Raucbkanale K einen durch den Kessel selbst gespeisten Ausblase-
apparat E an. Derselbe hängt an einer über zwei Rollen geführten,
mit einer Handhabe versehenen Kette und ist somit senkrecht verstellbar.
Das Verbindungsrohr, welches von ihm zu dem auf dem Kessel ange-
ordneten Dampfventile geführt ist, zerfällt in drei durch Kugelgelenke
verbundene einzelne Theile. Damit man den erwähnten Ausblaseapparat
während seiner Thätigkeit jederzeit beaufsichtigen kann, ist die hintere
Wand des Kesselmauerwerkes durch eine mit Doppelwandungen ver-
sehene eiserne Thür verschlossen.
Die Feuerbüehse besteht aus dem vorderen, den Rost enthaltenden
Theile F, sowie dem hinteren, mit GaWoicay-Röhren versehenen Theile G.
Die Feuerbüehse hat eine bohnenförmige Gestalt (Fig. 2) erhalten, welche
gestattet, alle Verankerungen der Büchse mit dem Kessel wegzulassen.
Diese Feuerbüchse ist, da sie nur glatte Flächen hat, becpiem von Kessel-
stein zu reinigen. Will man das Siederohrsystem, sowie die Kammer F
148 l'plipr iiiMicio [)ampl'ke39e!cr)nstriictionen.
auch walirciid des Betrieln's von Fliigafic-lif reinigen, so genügt ein In-
betriebsetzen den oben erwähnten Ausblaseapparates E. Derselbe treibt
alle Fhigasche in den mit ^a//ou^ai/- Rohren verseiienen Theil der Feuer-
bilchse, aus welchem sie sodann in einen mit dem selbslhätigen Ver-
schlusse Ä, versehenen Stutzen li gelangt. Von Zeit zu Zeit führt
dieser nach dem Patente Lustii/ hergeslelile Verschlufs eine Entleerung
des Stutzens in den Aschenkanal W herbei.
Soll der mit GalloivayRöhren versehene Theil der Feuerbüehse G
gereinigt oder nachgesehen werden, so steigt der betrettende Arbeiter
durch den Stutzen C in die Büchse hinein. Um Warmeverluste zu
vermeiden, ist in diesem an seinem oberen Ende durch eine Platte
verschlossenen Kanäle noch ein mit C'hamoltefülliing versehener Deckel
angeordnet.
Am vorderen, untere Theile des Kessels ist ein Was.serrohr rl an-
geordnet, welches zugleich S])eise- und Ablal'srohr ist. Aus diesem
Grunde sind drei Ventile von entsprechend 50, f;.5 und 6.5""" lichter
Weite in dasselbe eingeschaltet. Die Speisung des Kessels geschieht
mittels eines Körting' stht-n Injectors, dessen Dampfrohv sowie Druckrohr
je GS""™ lichte Weite erhalten haben. Das Saugrohr stellt die Verbin-
dung des Injectors mit dem Wasserbehälter her. Der Dampfdom D
hat zwei Stutzen, deren jeder ein Sicherheitsventil von ISO"""! lichter
Durchgangsöffnung trägt, während ein dritter Stulzen ein Dampfvenlil
von 140""" Durchgang erhalten hat.
Hinter dem oben erwähnten Aschenfalle ff befindet sich ein Aschen-
.samraler /?.,, während der Fiielis R durch einen Ixanchschieber ß, ver-
.schliefsbar gemacht ist.
Bei dem Kessel von J. Bayer in München (D. R. P. Nr. 44663 vom
13. Januar 1888) sind die senkrechten Stutzeu B (Fig. 3 Taf. 9), welche
die Sieder S unter einander und mit dem Oberkessel A verbinden, in
senkrechten Kammern untergebracht, welche von den Heizgasen zunächst
durchströmt werden. In den an diese Heizkammern angrenzenden
Zügen sind die Siederohre gelagert. Der Kessel zeigt in dieser Anord-
nung eine verhällnirsmäfsig grofse vom Feuer berührte Fläche, ist in
allen seinen Theilen leicht zugänglich und hat nur inneren Druck.
Der Oriolle'sche Kessel Fig. 4 und 5 Taf. !) bietet nichts besonders
Neues, zeigt jedoch eine gute Anordnung. Nach Portefeuille ecnnoniique
des maehiiies^ Nr. 393 September 1888, besteht er im Wesentlichen aus
zwei flacbwandigen, durch Schraubenstehbolzen versteiften Kopfstücken /f,
und /{., , welche durch Röhren ß, mit einer Neigung von 10 bis ilO' "'
auf das laufende Meter, verbunden sind, und dem Oberkessel O, welcher
als Dampfsanimler dienl. Der Wasserstand soll so niedrig gehallen
werden, dafs die oberen Röhren noch als Ueberhitzer dienen kcinnen,
welche Rolle auch dem Oberkessel zugelheilt ist.
Das Sicherheitsröhrensvstem wird aus einer srofsen An/.ahl iooivum
Ueber luueie Damplkesselconstructiouen. 149
lauger Röhren gebildet. Die Kammeru /<, und ß.^ gestatten eine freie
Uniströmung des dem Kessel an der tiefsten Stelle der Wand 11^ zuge-
führten Wassers. Der erzeugte Dampf strömt durch die Wand W, dem
Oberkessei 0 zu und sammelt sich in dessen oberem Theile, sowie in
dem Dampfdome D.
Der hintere, untere Theil des Oberkessels O ist zu einem 500"""
weiten, 1900""" langen Vorwärmer U ausgebildet, der durch ein 200'"'"
weites Kohr V mit der Wand Ä., verbunden ist.
Die vier Wände der Feuerung sind, um eine sichere Lagerung zu
erzielen, sehr stark ausgeführt und haben vollständige, durch eine An-
zahl quer aufgenieteter Flacheiseu-stangen verstärkte Blechbekleidung.
Der Feuerungsrost besteht lediglich aus über Rundeisenstäbe gelegten
Roststäbeu. Die auf dem Roste sich entwickelnden Feuerungsgase ge-
langen nach dem Durchstreichen des Sicherheitskessels R zu dem wage-
rechten Oberkessel 0, umspülen den letzteren, sowie den mit ihm ver-
bundenen Vorwärmer U und werden dann erst dem Fuchse zugeführt.
Das Rölirensystem Ä, sowie der Oberkessei O ruhen auf einem hohlen
Steinjifeiler, welcher zugleich als Rauchkanal benutzt ist. Im Uebrigen
wird die Ummantelung des Oberkessels von Blechplatteu gebildet.
Die Anlage ist für zwei Feuer eingerichtet und zur Heizung mit
Briquettes berechnet.
Die Sicherheitsvorrichluug, die Leitung des Zuges, sowie die Vor-
richtung zur Reinigung zeigen nichts Neues.
Die Anordnung der flachen Wände macht die Vortheile des Röhren-
kessels bezüglich der Explosionssicherheit wieder hinfällig und ist ge-
rade nicht empfehlenswerth. Es ist daher die Mittheilung unserer Quelle
über die Haltbarkeit und gute Verwendbarkeit des Kessels mit Ver-
ständnifs aufzunehmen. Die erreichte Heizfläche ist allerdings bedeutend.
Als Anhalt für die Kesselverhällnisse mögen nachstehende Angaben
dienen, welche sich auf Versuche mit einem Tor|)edokessel unter Ver-
wendung künstlichen Zuges beziehen.
Gesammte Heizobertlächc r.2'|i",88, Rosttläche l'i"i,59, Verhältnifs
der beiden zu einander 33,34. Wasserinhalt 0'^^''"',596 , gesummter
Kesselraum l''''™,073. Bei einer Versuchsdauer von 2 Stunden ergab
sich: Bri(|uettes von englischer Staubkohle 757'^',7, erzeugter Dampf 5627^
entsprechend 7i<,42 auf 1^ Kohle, also für l'" = 53'<. Auf l'!" Rosifläche
wurden 2381^ Kohle verbrannt. Speisewasscr 30".
J. A. Eno in Newark, New Jersey (Amerikanisches Patent Nr. 11983
vom 18. August 1888) legt durch die Feuerimchse eines stehenden
Röhrenkessels, und zwar nahe unter die Kopfplatte ein mehrfach hin
und her gehendes Rohr D (Fig. 6 und 7 Taf. 9), welches an der einen
Seite mit dem am Boden belindlicheu Speisewasserbehälter (J verbunden
ist, au der anderen Seite durch die beiden Wände Ä und ß des innereu
und äufseren Kessels an dem Kessel durch das Rohr F und E herauf-
150 Jürgensen's rolirende Dampfmascliine.
geführt wird, um hei der iniltleren Wasserstandsiiiihe wieder in den
Kessel zu münden. Diese Vorrichtung soll zum \'or\viirmen und zum
Aussehneiden des Kesselsleines in Pulverform dienen.
J. W. Eldruijd will nach einem öslerreichischeu Pateule l>ei nehen
einander liegenden Kesseln die vom Mauerwerke herbeigeführten Wärme-
verlusle dadurch beseitigen, dals er die Mauern durch Wasserbehälter
ersetzt; dieselben sind flach oder gar koU'erförmig gehalten und ver-
trauensvoll unter den Kesseldampfdruck gebracht. Verstöfse gegen das
Patent werden schwerlich gemacht werden.
Der Kingslvy' sehe Kessel {American mac/iinisl vom 10. November
1888J ist, trotz der Reklame unserer Quelle, weiter nichts als ein Flanim-
rohrkes.sel mit eingehängten fV(7f/'schen Röhren.
Prof. C. P. Jürgensen's rotirende Dampfmaschine; von
H. J, Hannover, Docent der technischen Hochschule
in Kopenhagen.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 9
Die Vortheile der rotirenden Maschinen vor den mit hin und her
gellendem Kolben sind so erheblich, dafs es nicht zu wundern ist, wenn
in dieser Richtung fortwährend gearbeitet wird. Im Nachstehenden
sei über eine neue Lösung des Problems durch Prof. C. P. Jürgensen
berichtet, welche nicht wenige Vorzüge hat und deren Erklärung im
Nachstehenden gegeben werden soll.
Der cjlindrische Stempel D (Fig. 8 und '.) Taf. 9j, auf ^^ eichen
der Dampf wirkt, sitzt lose und concentrisch auf dem an der Krumm-
achse F befindlichen Kurbelzapfen E und ist mit nachstellbaren Metall-
pfanuen versehen. D kann sich in dem Cylinder H bewegen, der mit
Fconcentriseh ist, sich immer dicht au die V\^and des C'ylinders schliefsend.
Oben trägt D ein Charnier i*, welches D mit dem Schieber ß ver-
bindet. Die Verbindung zwischen D und B geschieht durch die IJolzen a
(Fig. 9), die seitwärts in B eingelegt sind. Durch die Höhlung des
Schiebers B vollzieht sich die Dampfeinsirömung vom Kuhre J durch
den schwingenden Hahn ( und den Kanal c zur Höhlung e und weiter
durch die Kanäle f und y zum Räume V. Wenn V mit Dampf ge-
füllt wird, wird D in der Richtung des Pfeiles in Bewegung gesetzt.
Der Raum Y ist durch die üednung /i und das Rohr R mit der Almo-
-sphäre verbunden, so dafs der Dampf, der vor Anfang des Hubes im
Räume Y war, i'orl strömte, sobald der Stempel h passirl hatte.
Wir rechnen dabei den Anfang des Hubes von dem Zeitpunkte an, wo
n in seiner obersten Stellung war. Diese oberste Stellung von D ist,
■wie man sieht, der einzige todte Punkt der Maschine.
Jürgensen's rotirende Dampl'maschine. 151
Der Raum L steht mit V duicli den in B beüudlicheu Kanal /.• in
Verbindung (Fig. 10 und llj. Während des Niedei-ganges von B wird
der Dampf in L den Schieber ß herunter treiben, ganz und gar als
wäre B der Stempel einer gewöhnlichen eincylindrigen Maschine und
E der Kurbelzapfen. Während des Aufganges von B wird der Dampf,
der sich über B befindet, nicht hindernd wirken, weil er dann frei in
den Raum V strömen kann, der ja während des letzten halben Theiles
des Hubes immer vergröfsert wird. Es ist diese Wirkung des Dampfes
über Ä, welche die Eigenthümlichkeil des Patentes des Prof. Jürgensen
ausmacht, während die Bewegung des Stempels D im Cylinder schon
iriiher, obgleich in etwas anderer Weise, bekannt war. Das von John
Pinschbeck in London * angewandte Excentric auf der Achse F statt des
losen Stempels auf einer Krummachse erscheint nicht so vortheilhaft
als die vorliegende Prof. Jrtrjensen'sche Construction.
Wegen der schwingenden Bewegung des Stempels kann man die
Verbindung zwischen f und g unterbrechen, doch kaum früher, als wenn
der halbe Hub vollendet ist; man kann aLso mit halber Füllung arbeiten,
ohne den Hahn C zu gebrauchen: aber durch diesen kann die Ex-
pansion so weit, als gewünscht, getrieben werden, indem 6', wie aus
Fig. 12 und 13 hervorgeht, von einem Excenter Q getrieben wird,
welcher an der Achse F sitzt, und somit in der Weise einstellbar be-
festigt ist, dafs es c jeden Augenblick nach Wunsch schliefsen kann.
Wenn der Schieber B so tief herunter gegangen ist, dafs er weit
in den Cylinder hinein reicht, so hat sein unterstes Ende nur Dampf-
druck auf der einen Seite. Dieser Seitendruck wirr! indessen theilweise
durch das Ziehen oder den Druck des Stempels gegen diesen bewegenden
Theil aufgehoben und kann dadurch völlig ausgeglichen werden, dafs
man dem Spalte d eine solche Gröfse gibt, dafs der Dampfdruck in der
Höhlung von B mit passender Kraft das obere Ende von B stärker
nach rechts als nach links drückt.
Diese Maschine hat nun vor den meisten rotirenden den Vortheil,
dafs der Stempel D nicht immer im Cylinder U gleitet^ vielmehr ist
seine Bewegung grofstentheils eine rollende^ welche viel weniger Ab-
nutzung gibt als eine gleitende, und dadurch ist die Dichtigkeit zwischen
dem Stempel und dem Cylinder leichter zu bewahren. Je gröfser man
den Stem])el im Verhältnisse zum Cylinder macht, desto geringer wird
die (4leitung und dadurch die Abnutzung; doch setzt die Praxis selbst-
verständlich eine Grenze, weil ein zu grofser Stempel einen kleinen
Kadius des Kurbelza])fens fordert, womit grofse Reibung und Abnutzung
der Pfannen des Stempels und der Lager der Achse verbunden ist.
Während ferner der Dampf in V im ersten halben Hube D zu-
nächst von der Wand des Cylinders wegdrückt, wirkt gleichzeitig der
I 1880 235 59.
152 Jürgeiisen's rouiendi' Daiiiprmaffchiiie.
Daiiipf iu L dazu, ihn dagegen gedrückt /u halten, m) dal's der Daiiipt
in L dazu gut beiträgt, die Dichtigkeit zwischen D uud der Cylinder-
waud zu bewahren: während des letzten halheu Hulie» wirkt der DaQi))f-
druck in V selbst darauf hin. Die ebenen Flächen des Steni|>el» schlielseu
dicht an den Cylinderbüdeu mittels gulseiseriier Ringe, welche durch
eingelegte Federn gegen die Böden gedrückt werden. In iihiiliciier
Weise werden die zwei Seitenflächen von ß gedichtet.
Gewöhnlich werden zwei derartige Ma.schinen zusammengekuppelt,
wie Fig. 14 zeigt. Die beiden Kurbelzajjl'en sind dann um ISU" ver-
setzt und kann die Maschine ohne Schwungrad gebraucht werden. E.'?
ist die Absicht des Erfinders, eine solche Du|)i)elnia.^chiue als \'erbund-
maschine zu bauen, während iu den bis jetzt gebauten Dnpjyelmaschiiien
beide C'ylinder uiit Kraftdampi' versehen wurden. Selbstver.ständlich
wäre es auch möglich, Drillingsmaschinen mit drei Cylindern neben ein-
ander zu bauen, welche mit Hoch-, Zwischen- und Niederdrucksdani|>l
versehen würden. Die drei Kurbelzapfen dürften dann 120" vor einander
versetzt werden.
Man wird sehr leicht die Einströmuugsöltnuiig mit der Ausströmuugs-
üffnung h symmetrisch anbringen können, wodurch man eine Maschine
erhält, deren Achse ebenso gut in der einen w^e in der anderen Rich-
tung umgeht.
Der Erfinder schreibt seiner Maschine folgende \ orzüge zu:
1) Sie braucht einen sehr geringen Kaum im Verhältni.'^.-e zur
Pferdekraft der Maschine.
2) Sie ist verhältnilsniäfsig billig uud leicht zu montiren.
3) Nach den gemachten Versuchen scheint .^ie ziemlich ökouonu.-ch
zu arbeiten. Die Versuche wurden mit einer Hochdruckmaschine miu
23 ff augestellt und zeigten einen Kohlenverhrauch \on etwa '2^,7'> lur
die geleistete PferdekrafI und Stunde: die Anzahl der Umdrehungen
war 500 in der Minute.
4) Um die Maschine nachzusehen, ist es uur nöthig, ein bezieh,
zwei Cylinderdeckel (letzteres bei doppelcylindrigen Ma.schinenl zu
entfernen, dann ist der ganze Mechanismus sichtbar.
5) Als Zwilliugsmaschine wird sie ohne Schwungrad gebraucht
und ist wegen der Regelmäfsigkeil, womit sie arbeitet, besonders für
elektrische Beleuchtung geeignet, wozu sie mit 500 Umdrehungen iu
der Minute gebraucht wird; die Achse der Dampfmaschine wird mit
der Achse der Lichtmaschine direkt jgekuiipelt. l'ebrigens kaini die
Maschine mit jeder gewünschten Umdrehungszahl arlieiteu.
6) Die Dichtigkeit zwischen Stempel und C'ylinder scheint ^icli gut
zu halten. Die Achse ist gehärtet, um die Aliuutzung zu \crminderu.
7) Die Maschine w ird mit liegender oder stehender Achse coustruirl.
Mit senkrechter Achse u ird sie möglicher Weise für die Molkefeien
besonders geeignet sein, wo nur Kämen und Ceutrifngen getriebeu
Jürgenseii's rutirende Dauiplmaschine.
153
Fig. 1.
werdeu soUeu, weil diese Apparate gewöhnlich eine senkrechte Achse
haben, so dals Zwischenachseu unuöthig werden.
Wir werden noch in Kürze bemerken, wie die Arbeitsentwickeluug
berechnet werden kann, besonders die Gröfse des Moments, womit der
Dampf in V für eine gewisse Stemi)elstellung zur Umdrehung der
Achse F wirkt, iadem wir vorläulig voraussetzen, dafs die Maschine
ohne Expansion arbeitet.
Nehmen wir an, dafs sich in einem Cyliuder U [Texitig. 1) ein
auf der Achse /' excentrisch befestigter Stem-
pel betindet. Der Dampf wirkt auf dem Bo-
gen a b mit demselben Momente auf Umdre-
hung von t\ als der Dampfdruck aut b c. —
In der hier besprochenen Maschine wirkt also
der Dampfdruck in Y auf die Peripherie des
Ötem])els mit demselben Momente zur Um-
drehung der Achse t\ als der Dampfdruck
auf dem hervorragenden Theile des Schie-
bers B bezüglich F hat.
Denken wir uns jetzt, dafs dieser her-
vorragende Theil in einem gewissen Augen-
blicke die Länge x hat, und dafs der Radius
des Cvhnders die Gröfse R hat, dafs .seine
Länge / ist und die Arme der Kurbelzajifeu r,
alles in Millimeter gemessen, und dafs der
Dami)fdruck in V /A gröfser für l'imm j^t als
in K, dann ist das Moment, mit welchem F
im betrachteten Augenblicke (^wenn man von
der Wirkung des Dampfes in L absieht):
>j — yx.{2R — x). (Siehe Textfigur.)
Denken wir uns ferner, dafs das Moment auf einen Arm wirkt
von der Länge des Cylinderradiu.s, so wird die Kraft auf diesem Radius
reducirt:
wo C eine Constante ist, die für jede Maschine ein- für allemal berechnet
werden kann.
Wird jetzt der Zirkel mit Radius R in einer geraden Anzahl Theile,
'2nR
16 '
die verschiedenen Werthe von i/, die zu i,,^, -,,,;, ^;,g u. s. w. Um-
drehung \tm /'(vom todten Punkte gerechnet) gehören, wie in Texttig. i
z. B. 16 getheilt, jeder von einer Länge m = ■
und construirt mau
154 Neiifruiiycii an Hulzbfarbeitiiugsiiiaächinen.
gezeigi, niiiiilifli dif Wertlie j/i, y, . . . . u. s. w. (wo ij„ =: 0, yj = yj^,
>Ji'=yn U.S.W.), und quadrirl man die Zahlen, die diese Lange in
Millimeter angeben, so ist die Arbeil, die während einer Umdrehung
«ntwic'kelt ist, nach Siinpions Formel berechnet:
A, =lm.C. (!/„'^ + 4 v,2 4- 2 y.{i + . . . . -|- y,„l,.
Wenn Expansion gebraucht wird, dürfen alle Gröl'sen in der Kiani-
tner nicht mit C multiplicirt werden, sondern allmählich, wenn die
Expansion zunimmt, mit immer kleinereu Gröl'sen, — Grölsen, die sich
nach einem Aufrisse der verschiedenen Sten)])elstellungen und Berech-
nung der dazu gehörigen Dampfvolumina berechnen lassen.
Zur Arbeit .4, mufs demnächst addirt werden die Arbeil A.,^ die vom
Dampfe über dem Schieber ausgeführt wird, welche Arbeit berechnet
werden kann ganz wie die Arbeit, die bei einer eincvHndrigen Ma-
.-chine entwickelt wird, die nur bei jedem zweiten Hube Arbeit ent-
wickelt. Die ganze indicirte Arbeit wird dann:
A = A,+A,:
mit den Couslructionsverhältnissen in Fig. 1 bis 6 wird A., ungefähr
15 Proe. von A werden.
Die Maschine wurde zuerst in Liverpool 1886 ausgestellt und ist
jetzt an einigen Stellen in Dänemark zur Anwendung gekommen. Eine
Ma.schine hat z. B. einen Theil der Triebkraft für die elektrische Be-
leuchtung in der gröl'sen nordischen Ausstellung in Kopenhagen ge-
liefert. Obgleich die Maschine noch zu neu ist, um etwas Sicheres über
ihre Vorzüge und Zukunft aussprechen zu können, ist ihr Grund-
gedanke so interessant, dafs sie in weiteren Kreisen bekannt zu wer-
<len verdient.
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen.
(PatentUlasse 38. Sclilufs des Berichtes S. 97 d. Hd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 6 und 7.
Zum Einpressen von Mustern auf runde Holzkörper dient die in
Fig. 66 dargestellte Maschine von H. I\ h'nrster in Miirgel (*'l). K.P.
Nr. 42730 vom 20. August 1887).
Auf einem Tische A belindet sich fest gelagert das Walzenpaar B H,
auf denen die hin und her schiebbare Platte C ruht. Ueber Platte C
befindet sich Platte D, welche ebenfalls hin und her schiebhar, auch
in .senkrechter Richtung auf und ab beweglich ist, so dafs der Zwisclien-
niuni zwischen C und D verändert werden kann. Zwischen die beiden
Platten C und D wird der zu bearbeitende Gegenstand gebracht, jedoch
Ml, dafs derselbe nicht fortgeschoben, sondern nur gedreht werden kann.
Zu diesem Zwecke sind in den Seitensländern ,S S die Führunsüssciilitze ss
Xciicruiigen an Holzbearbeitungsmaschinen. 155
angebracht. Die obere Platte D wird durch Wirkung zweier belasteten
Hebel H stets mittels der oberhalb D liegenden Walzen FF, welche
iu den auf und ab beweglichen Seitenständern lagern, auf die Platte C
liezieh. den zwischen den Platten befindlichen Gegenstand geprefst.
Auf Platte C befindet sich eine Matrize M aus Metall, welche die auf
den ruuden Gegenstand zu bringende Figur trägt. Sobald nun ein
(luiikel gebeizter Gegenstand zwischen D und C gebracht wird und die
ünickhebel i?, welche mittels Schnur r gehoben und gehalten werden
können, zur Wirkung gelangen, ]>ressen sich die erhabenen Stellen der
Matrize in die dunkel gebeizte Oberfläche des zu bearbeitenden Gegen-
standes ein und erzeugen hier ein Bild, dessen erhabene Stellen aus der
runden Fläche des Arbeitsstückes hervortreten. Durch Drehung des
Arbeitsstückes iV oder durch Verschieben der Platten C und D mittels
Kader R ß, R.^ wird die Matrize auf den Umfang des Arbeitsstuckes
unter fortwährender Pressung abgewickelt und eine umlaufende Ver-
zierung geschaffen, welche dann zum Vorscheine kommt, sobald die er-
habenen Stellen derselben mittels Feilen oder Schleifen beseitigt werden
und als helle, ungeheizte Stellen erscheinen, während die tief geprefsteu
Stellen, wie Blattrippen u. s. w., dunkel bleiben. Die Platten C und D
machen hierbei einander entgegengesetzte Bewegung, damit das Arbeits-
stück nicht auf der Matrize schleift, sondern rollt. Je nachdem die
Matrize mehr oder weniger schräg auf Platte C gelegt wird, um so mehr
entsteht eine spiralförmig laufende Abwickelung des Bildes auf dem
Arlieitsstück. Um couische Stücke bearbeiten zu können, sind die oberen
Walzen derartig eingerichtet, dal's sie eine schräge Lage einnehmen
Ivönnen.
Das an M. Schuchardt in Berlin (D. K. P. Nr. 43376 vom 7. August
1887) patentirte Verfahren bezweckt die Herstellung vertiefter V'erzie-
ruugen, sogen, matter Gravirungeu, in polirten Holzflächen auf mecha-
nischem Wege. Bisher wurde zur Erzeugung derartiger Verzierungen
die dafür bestimmte Holzfläche zunächst polirt und sodann die Verzierung
durch Handarbeit mit den geeigneten Instrumenten hineingravirt, also
die Politur zur Erzeugung matter Figuren nachträglich wieder fortge-
kratzt. Nach dem neuen Verfahren werden die den Holzflächen zu ver-
leihenden Verzierungen zuvörderst in zwei gut in einander passende
Melallformen ausgearbeitet, und zwar so, dafs die Matrize die Zeichnung
auf 1 bis 2°i"i erhöht, die Patrize das genaue Gegenstück zeigt. Diese
erhöhte Zeichnung der Matrize wird aufgerauht, d. h. mit einem ein-
geschlagenen Dorue versehen, während die tief liegende Grundfläche
derselben ganz glatt gehalten ist. Zwischen diese beiden Formen wird
die nicht allzu stark zu wählende Holzplatte gelegt imd einem längeren
•starken Drucke ausgesetzt, bis die positive Verzierung der Matrize völlig
klar negativ im Holze ausgeprägt ist. Die so verzierte Holzplatte läfst
das Ornament wenig oder gar nicht hervortreten. Eine Wirkung ist
156 Neiieniugbu uii Uül;ibearbeituug8iuaschiuen.
erst zu erzielen, \\ eiiii die erhabene Fläche durch glänzeudc Pulilur »ich
vüu der niattlileilieuden tief liegeuden Verzierung abhebt. Um uuu
jene zu erreichen, bestreicht man die ganze Vorderseite der Platte ein-
schliefslich des tiefen üruanieutes inil einem matten Üellacke, dem je
nach BedUrfnifs nach völliger Eintrocknung noch ein zweiter Aufstrich
eines stark erhärtenden Wachslackes folgt. Nach \ölliger Trocknung
des Aul'striches wird derselbe von der geraden übertläche wieder
heruntergeschlill'en, so dafs nur der in die Poren eingedrungene Lack
darin verbleibt und dieselbe somit durch ihre Härte und Aufsaugeuu-
lähigkeit die Politur schnell und leicht annimmt, während die liefer
liegenden, mit Lack bezieh. Wachslack völlig überzogen gebliebenen,
durch die Matrize rauh gemachten Verzierungen keine Politur mehr an-
nehmen. Nunmehr wird im letzten Verfahren mit gewöhnlicher Politur
die Fläche jwlirt. Die hierbei mattbleibende tiefe Zeichnung hebt »ich
stark und scharf von der polirteu Fläche ab und verleiht dieser das
völlige Aussehen einer erst nach dem Poliren vorgenommenen Gravirung.
Uie in Fig. G7 Taf. 7 abgebildete Maschine von G. A. Oncken in Berlin
(*D. K. P. Nr. 44141 vom 14. December 1S87) bezweckt, dünne Breiter
aus Fichten-, Papjjel- und anderem billigen Holze, die mit einer passenden
Farbe gebeizt sind, glatt und gerade zu pressen, zu trocknen, mit einer
dauernden Imitation der Structur von Ceder- oder anderem Holze, wie
es für C'igarrenkisten gebraucht wird, zu versehen und schliefslich zu
glänzen, so dafs diese billigen Breiter zu Cigarreukisten verarbeitet
werden können, die genau das Aussehen von aus Ceder-, Bavwood- oder
sonst gebräuchlichem Holze hergestellten haben.
Nachdem die gebeizten Bretter von beliebiger Länge, Breite und
Dicke oberflächlich auf irgend eine Weise abgetrocknet worden .>ind,
werden sie auf das Speisetuch s der iUaschine gelegt, welches sie zwischen
ein Paar mit Gas geheizte glatte Trockenwalzen aa^ abgibl. Von diesen
Walzen gelangen sie zwischen ein zweites Paar geheizter Walzen 6 i,.
Diese Walzen sind beide mit dem gewünschten Holzmuster durch Gra-
virung, Aetzung oder sonstwie versehen, so dafs das zwischen durch-
laufende Brett auf beiden Seiten die nöthigen Eindrücke erhalt. Wenn
gewünscht, kann aber auch nur die Oberwalze gemustert, die Unter-
walze glatt sein, so dafs das Brett die imitirte Holzstructur dann nur
auf der Oberseite zeigt. Von diesem Walzenjiaare gelangt das Brett
zwischen die glatten, geheizten Walzen c c^, von denen die Oberwalze c
aufser der rundgehenden noch hin und her gehende Seilenbevvegungen
macht, um die Oberseite des Brettes, die zwischen den \()i'hergeliendeu
Walzen rauh geworden war, wieder glatt zu ])ressen und ihr den niutlen
Glanz zu ertheilen, den mit dem Hobel bearbeitetes Holz zeigt. Die
Walzen c i-, geben das jetzt fertige Breit auf das Abgabeluch ohne
Ende «, ab, von dem es durch einen Arbeiter weggenommen wird. Dos
Maschinengestell besteht aus zwei Seitenwänden i/', die die Lager für
Neuerungen an Holzbearbeitungsmasclünen. 157
sämtnf liehe Walzen und Wellen enthalten und die auf passenden Füfsen
montirt sind. Die Betriebswelle il wird von irgend einer Kraftwelle
ans mittels eines auf der Scheibe </, arbeitenden Riemens in Bewegung
gesetzt, indem die Scheibe </, mit der Welle d durch eine Frictions-
kuppelung verbunden wird. Die Welle rf trägt das Kettenrad e und
bewegt durch eine um dasselbe gelegte Kette e, gleichzeitig die drei
Unterwalzen o, A, f|, auf deren Sehenkel drei gleich grofse Kettenräder e^
fest sind, die in die Kette eingreifen. Der für den Transport, das
Trocknen, Musterpressen und Glänzen der Bretter nöthige Druck zwischen
den Walzen der einzelnen Paare wird durch Stellschrauben ff hervor-
gebracht, die auf die Walzenlager f^ einwirken, die zwischen passenden
Führungen der Gestellwände t geführt und durch federnde einstellbare
Zapfen von unten her setragen werden. Auf der Welle d ist ferner
der doppelte Schnurtrieb d^ befestigt, durch den mittels zweier Schnüre
und je einer Schnurscheibe die Triebwalzen des Speisetuches s und des
Abgabetuches », in der richtigen Richtung bewegt werden. Zwischen
den Gestellwänden ( sind auf Knaggen derselben verrippte Platten h h
angeordnet, deren Oberflächen ein wenig unter der Oberkante der
Tücher .« ,«, und der Unterwalzen n^ 6, c^ liegen und sich von einer
Walze zur anderen bezieh, von den Tüchern bis zur nächsten Walze
erstrecken, also einen Tisch darstellen, der die Bretter nach unten hin-
führt. Zur weiteren ruhigen Führung der letzteren sind zwischen den
Oberwalzen zwei entsprechende federnde Druckplatten h^ liy angeordnet,
die sich auf an den Gestellwänden ii befestigten Stiften führen und je
nach der Dicke der Bretter eingestellt werden können.
Um die hin und her gehende Bewegung der letzten Oberwalze c
hervorzubringen, ist in ihrem einen Schenkel eine geschlossene, schief
stehende Nutli vorgesehen, in welche eine an der Gestellwand befestigte
Frictionsrolle eintritt, die bei jeder Umdrehung der Walze c letztere
zwingt, sich in ihren Lagern entsprechend zu verschieben.
Die Heizung der Walzen geschieht durch in ihrem Inneren bren-
nendes Gas in wohlbekannter Weise. Die Gasrohre sind mit / be-
zeichnet und das auf der Welle d befestigte Flügelrad des Ventilators m
treibt die zum Brennen der Gasflammen in den hohlen Walzen nöthige
atmosphärische Luft durch die Rohre h1| zu den Flammen. Die Ver-
brennungsgase finden durch die Schornsteine /| Abzug.
Die Ornamentmaschine für Goldleiflen von W. Risrh in Düsseldorf
(*D. R. P. Nr. 43578 vom 21. Oktober 1887) besteht aus einem Gestelle
mit zwei über einander liegenden Ach.sen, die durch Zahnräder gleicher
Zähnezahl in Umdrehung gesetzt werden. Auf der oberen Achse wird
die gravirte Walze befestigt, welche denselben Durchmesser wie die
untere Gegenwalze hat. Zwischen den beiden Walzen wird ein Streifen
Zinkblech von 3 bis 4" Länge geführt, worauf die Masse (welche aus
Leim und Kreide u. s. w. besteht) in die Verzierung der oberen Walze
158 Neiurimgen an llol/.beailjt'itmigsiiiaschinen.
•-'ingeprersi wird. Je nach Tiffe der Griiviniiiü in der (il'eren Walze
prefst sich dieselbe nicht genau in der eingeführten Masse aus: um
dieses zu erreichen und eine Anzahl Zwischenräder zu vermeiden, ist auf
der Achse a [F\^. 68 Taf. 7) die Scheibe b fest aufgekeilt, dahingegen isi
die Scheibe (/ auf der Achse « verschiebbar. Zwischen b und ä hängt der
Walzenring v. Die Gewindescheibe E ist um das Gewinde der Ach.se a
drehbar, wodurch der Walzenring c hoch und niedrig auf seine Arbeits-
fläche gestellt werden kann; dadurch, dafs dieses ermöglicht wird, ist
der Gegenwalze die Eigensciiaft gegeben, je nach Tiefe der Gravirung
in der oberen Walze diese Gegenwalze um 1 bis 10""' und noch mehr
im Durchmesser auf der Arbeitsfläche zu verringern.
Die zwei Schrauben f verhindern die Gewindescheibe ü', während
der Arbeit einen anderen als den gestellten Durchmesser zuzulassen.
Die Scheibe (/ hat auf der Seite, wo die Gewiudescheibe E vorliegl.
zehn Löcher, mit Gewinde versehen, in welche die Schrauben f je nach
Stellung der Walze eingreifen. Dadurch, dafs die Gewindescheibe E
um eine kleine Umdrehung zurückgeschraubt wird, wird durch die zwei
Schrauben f die Scheibe (/ ebenfalls zurückgezogen und kommt alsdann
der Walzenring c tiefer zu liegen, wodui'ch der letztere eine geringere
Entfernung vom Mittelpunkte der Achse o annimmt. Damit in dem
Walzenringe c keine Störung während der Arbeit stattfinden kann, ist
auf der Scheibe d ein Mitnehmer angebracht, welcher in den Walzen-
ring c stets eingreift.
Die Korkschneidemaschine von H. Meyer in Alfeld, Hannover ('"D. K.P.
Nr. -15 004 vom 4. Januar 1888) arbeitet niil geradem Messer, dessen
Schneide nach oben gerichtet ist.
Mit Hilfe eines in ungleichen parallelen Absländen vom Messer
mittels Handbetriebes vor- und rückwärts sich bewegenden Schlittens
wird ein Vorschub hervorgebracht, bei welchem das bei der bekannten
Art der Einspannung häutig vorkommende, durch die elastische Be-
schaffenheit des Materiales bedingte Sichausbauchen der Korkmasse ver-
mieden werden soll. Auf dem ersten Drittel des Weges wird der Roh-
schnitt, auf den letzten zwei Dritteln der Feinschnitt bewirkt. Im
Momente des Beginnes der Rückwärtsbewegung löst sich der nunmehr
möglichst sauber geschnittene Kork aus, so dafs bei weiterer Rück-
wärtsbewegung das Einspannen eines neuen Korkstückes ermöglicht wird.
Das Messer C (Fig. (59 und 70 Taf. 7) ist mit der Grundplatte //
verschraubt.
Auf dem Schlitten D betinden sich die liekannteu l'ulrouen </ 1/,
zur Aufnahme des zu beschneidenden Korkes, d ist drehbar auf der
Achse £■, welche in ihrer Längsrichtung in dem Lager f \erschiebbar
ist, befestigt. Die Feder e drückt gegen die Achse E und bewirkt da-
durch einen Gegendruck des einzuspannenden Korkstückes. </, ist auf
der Welle F befestigt und mit dieser in den Lagerständern /", f., — von
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 150
denen f^ an seinem oberen Ende zugleich als Handhabe für die Be-
wegung des Schlittens dient — verschiebbar und drehbar gelagert. Der
Hebel G dient in Verbindung mit der Welle F nicht allein zum Vor-
schieben des Schlittens, sondern auch gleichzeitig zum Einspannen de.s
zu beschneidenden Korkstückes. Die Spiralfeder H bewirkt, dafs die
Welle F mit dem Hebel G nach beendigtem Vorschübe des Schlittens
und des Gegendruckes der Hand den geschnittenen Kork fallen läfst
und ihre ursprüngliche Lage zur Aufnahme eines neuen Korkstückes
wieder einnimmt.
Die schraubenartig in ungleicher Dicke gedrehte Rolle 7, sowie die
Leitrollen K K^ sind auf dem Schlitten gelagert, die Antriebsrolle L auf
der Welle F befestigt und mittels einer bei ii befestigten und in ent-
sprechender Weise über sämmtliche Rollen geführten, durch das Ge-
wicht M stets gespannten Schnur m in Verbindung gebracht, wodurch
die ungleiche Umdrehungsgeschwindigkeit bei gleichmäfsig raschem Vor-
.schube des Schlittens hervorgebracht wird.
Bei den Bewegungen des Schlittens gleiten an der Schneide des
Messers C entlang gehärtete Stahlklingen, wodurch dem Messer die
Schärfe ertheilt wird.
Das Schneiden cylindrischer Korke geschieht, indem man mit der
linken Hand das vorher würfelförmig zugeschnittene Korkstück zwischen
die Patronen rf rf, hält, dann mit der rechten Hand, und zwar den
Daumen vor dem Hebel G^ diesen und die Handhabe f^ umfafst und je
nach der mehr oder weniger elastischen Beschaffenheit des Korkmateriales
zusammendrückt und gleichzeitig den Vorschub des Schlittens D be-
werkstelligt. Nach beendigtem Vorschübe hält man den Daumen frei,
der Hebel G springt zurück und bewirkt dadurch das Niederfallen des
geschnittenen Korkes; inzwischen hat man mit der linken Hand ein
neues Korkstück gefafst und legt dieses schon während des Rückzuges
des Schlittens gegen die Patrone rf, worauf die vorige Proeedur aufs
Neue beginnt.
Während der Ausführung des ersten Schnittes dreht sich die Welle F
und mit ihr das zu beschneidende Korkstück einmal um ihre Achse,
und zwar zu Folge der ungleichen Gröfse der Rolle J mit doppelter
Geschwindigkeit auf 1(3 der ganzen Länge des Vorschubes; hier ange-
langt, legt sich der Schlitten bezieh, die Patronen zu Folge der un-
gleich abstehenden Führungen des Schlittens nahe an das Messer, und
es erfolgt bei Ausführung des übrigen Vorschubes ( -I3 der ganzen Länge)
bei wiederholt einmaliger Umdrehung des Korkes der zweite, völlig
saubere Schnitt.
Sollen conische Korke geschnitten werden, so verstellt man die
Achsen E und F und versieht dieselben mit entsprechend ungleich grofsen
Patronen in bekannter Weise.
Die Korksehneidemaschine von F. M. Ar.rer in Dresden ('-'D. R.P.
160 Neuerunjjen an Hol/.bearbpitiiiigsmascliinen.
Nr. 43 787 vom 12. November 18K7) arbeitel mit ruhrrörmigem Messer.
Zur Schärfims desselben ist ein Ziritel angebracht, dessen Enden mit
SchleifstolT versehen und so gestellt sind, dafs da> eine den äufseren,
das andere den inneren Messerrand ständig sehleifl.
Tischlerwerkzeuge.
Der Kehlhobel von C. A. Eppler in Du-sslingen, Württemberg (* I). K. P.
Nr. 42731 vom 21. August 1887) bezweckt, denselben Hobel durch ver-
stellbare Einzelmesser zum Schneiden verschiedenartig geslaileler Ge-
simse brauchbar zu machen.
Bisher benutzte man bei dem (iesimshobel stets nur ein einziges
Messer, welches das zu hobelnde Profil des Gesimses in der ganzen
Breite erhielt, so dafs zu jedem besonderen Gesims]n-otile stets auch ein
besonders hergestelltes Hobelmesser vorhanden sein mufste. Bei dem
vorliegenden neuen Gesimshobel werden nun mehrere Hobelmesser
combinirt, indem man für jedes einzelne Gesimsglied oder jeden Ge-
simsstab ein besonderes Profilmesser hh^ h, A-, . . . (Fig. 71) benutzt und
dieselben in bestimmter Reihenfolge auf den hetrellenden Hobelblät-
fern ggi ... befestigt, die an der Hobelkaute das entsprechende Profil
besitzen, in welcher Lage sie mit irgend einer Vorrichtung (Schrauben,
Keile u. s. w.) an dem Hobelgestelle G befestigt und lixirt werden.
Die Hobelblätter sind getheilt und an der Fläche, an welcher das
betreffende Profilmesser hh . . . befestigt werden .soll, keilförmig abge-
schnitten. Die Profilmesser li /«, ... bestehen aus dem Hobeleisen m
und dem Schafte n. Das Hobeleisen m besitzt einen Schlitz .«, an wel-
chem es mittels Schraube am Hobelblafte g befestigt wird. Der Schaft n
besitzt Gewinde und eine Stellmiitter /, welche in einem Schlitze u des
betreflPenden Ilobelblattes g Platz findet. Durch Lösung der Schraube
und Drehung der Stellmutter ( in dem einen oder anderen Sinne kann
das Hobeleisen m vor oder zurück gestellt werden. Die Hobelblätter
sind gegen Verschiebung zu einander gesicherl , und zwar geschieht
dies entweder durch die bekannten Druckstifte oder durch Feder und
Nuth.
Zum Kundhobeln von Stäben bringt li. Pnlzsc/i in Kleiu-Zschocher
bei Leipzig (*D. R. P. Nr. 44.5.57 vom 24. November 1887) einen kegel-
foriniueii* hohlen Messerkopf in Vorschlag, in dessen Längsnuthen die
in das Innere des Kopfes reichenden Messer verstellbar angeordnet sind.
Der Me.sserko])f wird in eine Drehhank eingespannt und umgetrieben.
Der Rundstabhobelkopf von Kichler und Winkler in Reudnitz bei
Leipzig (*D. R. P. Nr. 43037 vom 21. September 1887) ist in Fig. 72
dargestellt. Mit demselben soll ermöglicht werden, eylindrisehe Stäbe
von verschiedener Stärke, sowie conische und fai^onnirte Gegenstände
herzuslellen. namentlich solche, deren Herstellung auf der Fai,"ondreh-
bank wesen ihrer Länüe Schwieriukeiten verursacht, da sich bei ifer
Neuerungen an Holzbearbeitungsmaschinen. 161
Kiindstabhobelmaschine nicht der abzudrehende Gegenstand dreht, son-
dern derselbe vom Werkzeuge bezieh. Rundstabkopfe umkreist wird
und mithin nicht in nach der schwereren oder erhabeneren Seite des
Holzes sich neigende Schwingungen versetzt werden kann. Der durch
Schraube i in der Ruudstabmaschine festgehaltene Kopf wird durch die-
.selbe mit Ausnahme des aus zwei Hälften bestehenden Ringes c und der
am Gestelle angebrachten Winkelhebel e in Umdrehung versetzt, worauf
man das vierkantig zugeschnittene Holz in das Mundstück der Hülse o
hineinführt. Hierbei wird es durch das Messer g rund bearbeitet, so dafs
es dann in die als Führung dienende Üetfnung genau hineinpafst. Hierauf
wird der Gegenstand von dem im Hebel d befestigten Messer h weiter
bearbeitet.
Sollen Stäbe von kleinerem Durchmesser, als die Oetfnung bildet,
hergestellt werden, so werden die Hebel e mittels einer an dem die
beiden Hebel mit einander verbindenden Querstück angebrachten Stell-
.schraiibe so viel gehoben, als die kleinere Abmessung des Rundstabes
erfordert. Es wird dadurch der in einer eingedrehten Spur des Ringes 6
laufende, aus zwei Hälften bestehende Ring c zurückgeschoben und
nimmt den Ring b mit, welcher mit einer die erforderliche Bewegung
des Hebels d gestattenden, nach der Kopfseite der Hülse o sich öffnenden
und nach der Aufsenseite in die kurze Nuth m verlaufenden Vertiefung
versehen ist. Dadurch, dafs der den Drehpunkt des Hebels d bildende
Bolzen f in der Hülse a befestigt ist, das dem Messer h gegenüber-
liegende Ende des Hebels d aber sich in der in Ring b befindlichen
Nuth m führt, verändert sich die Lage des Winkelhebels rf, mithin auch
des Messers h bei jeder Verschiebung des Ringes A, welche durch die
Winkelhebel e und den damit verbundenen, in b laufenden Ring c erfolgt.
Das Gewicht der Winkelhebel e und das durch die Centrifugalkraft
hervorgerufene Bestreben des Messers h nach der Aufsenfläche des
Apparates, was auch beim Arbeiten durch ein gelindes Abdrängen des
Messers vom Arbeitsstücke unterstützt wird, bewirkt, dafs der Hebel e
stets nach unten drängt und das Messer h sich in seiner höchsten Lage
befindet, mithin gar nicht functionirt, wenn der Hebel e nicht mittels
Stellschraube oder Schablone gehoben wird. Beim Herstellen von fa?on-
nirten Rundhölzern erfolgt der Vorschub des Holzes mittels einer
Schablone, auf welcher sich das die beiden Winkelhebel e verbindende
Querstück führt.
Die Spannvorrichtung für die Blätter an Handsägen von A. Schütz
und li. Ptücker in Solingen (*D. R. P. Nr. 43786 vom 8. November 1887)
besteht aus einem die Spanndrähte a a, (Fig. 73) haltenden Handrade Z,
um dessen Achse sich die Drähte herumwinden. Die Drähte legen sich
in Kerbe des Rades Z ein, so dafs ein selbsthätiges Zurückdrehen ver-
hindert wird.
Die Gehrungsstechlade von J. H. Köbrich in Elberfeld (*D. R. P.
Dinglers polyt. Journal Bd. 271 Nr. 4, 1889|1. 11
162 Neueiuiigen an Holzbeaibeitungsniaschinen.
Nr. 43820 vom 22. Deceiiiber 1887) besteht aus eiDcm aus Hai-tholz her-
gestellten starken Lineale A (Fig. 74) das an beiden Enden unter 45"
abgestochen ist. Links und rechts daran sind die beiden Wangen-
stücke B und 6' aus genau abgerichtetem Stahlbleche mittels der
Schrauben D befestigt; die Enden der Wangen sind genau biindig mit
dem Lineale unter 45" abgerichtet. Die Wangen H und C sind wesent-
lich breiter als das Lineal, so dafs sie mit diesem eine Lade bilden, in
welche ein zu bearbeitendes Holzstück gelegt werden kann. Zum festen
Einspannen eines solchen Stückes dient ein Klemmstück E. Das eine
Ende der Wange C ist mit einer Führungsleiste G versehen, die einige
Millimeter über die Wange selbst vorsteht und dem Meifsel oder Stech-
beutel als Führung dient.
Die Vereinigung einer Hobelbank mit einer Bandsäge ist von K. Pufe
in Veitsberg (*D. R. P. Nr. 43071 vom 11. September 1887) vorgenommen
worden. Die Bandsäge ist mit ihrem Gestelle .so um einen Spurzapfen
drehbar, dafs sie aus ihrem in der Hobelbank vorgesehenen Arbeits-
schlitze herausgedreht werden kann und die Bank dann völlig frei ist.
Der Betrieb erfolgt durch ein Tretwerk.
Die Klemmzwinge von W. H. E. Buchwald in Hamburg (*D. K. F.
Nr. 42244 vom 15. Februar 1887) ist in Fig. 75 abgebildet.
An dem Bügel b ist ein Arm d verschiebbar, welcher an seinen»
freien Ende den bei f drehbaren Druckhebel g trägt. Durch die Stange a
steht der letztere mit dem Druckslücke /( in Verbindung, welches sich
kolbenartig in einer cjlindrischen Bohrung des Armes d führt. Das
Schwingen des Hebels g veranlafst also eine entsprechende Verschie-
bung des Druckstückes h. Zur Festhaltung des Druckhebels g in jeder
gewünschten Lage ist derselbe mit Sperrzähnen versehen, welche con-
centrisch um den Drehpunkt f angeordnet sind und in welche eine
Sperrklinke c unter dem Einflüsse der Feder e eingreift. Durch Nieder-
drücken der Klinke c entgegen der Tendenz der Feder e kann mau die
Festhaltung aufheben.
Die Bohrspitze für Spiralbohrer wird nach dem Vorschlage von
C. WMlehouse in Cannock Edge Yvol Works, England t*D. K. P. Nr. 43120
vom 3. September 1887) massiv ausgeführt mit offenen oder geschlossenen
Schneidflächen anstatt der gebräuchlichen Flügelbohrer mit hervor-
stehenden Schneidflügeln, welche leicht abbrechen, wenn sich der Bohrer
im Gebrauche befindet. Fig. 76 stellt einen Spiralbohrer dar, welcher
eine rund geformte Schneidspitze besitzt, b sind die S|)iralwindungeu,
und c ist die Bohrspitze, C| die Leitspitze; c.^ c^ sind Oellhungen in der
Bohrspitze, welche nach dem Schneckengange b liinf'üliren und bei ihrem
Beginne kleiner sind als bei ihrer Vereinigung mit dem Schneckengange.
C3 sind die Schneidfluchen, welche in verschiedenen Ebenen angeordnet
sind und mit ihren nach aufsen liegenden 'i'heilen zu Schneidkanten c,
ausgebildet sind.
Wiborghs P}'rometei'. 163
Zum Dichtlegen vou FuCsbodenbretteru dient die in Fig. 77 darge-
stellte Vorrichtung von A. S. Bayer und ('. F. Molt in Halifax (*"D.R. P.
Nr. 43171 vom 12. Juli 1887). Der Apparat wird möglichst dicht an
die zu verlegende Diele x herangerückt und mit ihren Zähnen b in die
Balkenlage eingestützt. Der Prefskopf ß wird dann gegen die Diele
gedrückt mittels des Hebels £, welcher in die punktirte Lage übergeht
und in dieser durch die Klinke d auf dem Zahnbogen C gehalten wird.
Zum Einschneiden der Schlitze in Thüren und Fenster zum Ein-
lassen der Aufsatzbänder u. s. w. dient ein an F. Baltre in Altenburg
("^D. R. P. Nr. 43 790 vom 1.5. November 1887) patentirter Apparat, bei
welchem eine Kettensäge, über zwei Rollen geführt, zum Einschneiden
der Oeffnung benutzt wird. Die Kettensägerollen werden mit ihrem
Gestelle an der Thür befestigt und sind während der Arbeit verschiebbar.
J. Wiborgh's Lnftpyrometer.
CSchlul's des Berichtes S. 118 d. Bd.)
Zum Schutze gegen Beschädigungen ist die Manometerröhre in ein
Metallkästchen D eingelassen, welches vorn mit der Glasscheibe G
verschlossen Jst. Die längere Manometerröhre fij reicht durch das
Kästchen längs der Metallröhre P nach aufwärts. Die Metallröhre ent-
hält den Holzcylinder O, welcher mittels des Knopfes O, gedreht werden
kann und auf welchem die Scala befestigt ist. Um letztere sichtbar
zu machen, besitzt die Metallröhre P neben der Manometerröhre einen
Schlitz. Durch Drehung des Scaleneylinders kann die richtige, d. h.
die dem Barometerstande entsprechende Scala zum Manometerrohre ge-
bracht werden. Um das Eindringen von Staub in die offene Mano-
meterröhre -ß| und die Verunreinigtmg des Quecksilbers zu verhindern,
wird etwas Baumwolle in deren oberes Ende gesteckt, über welches
man ein Glasdach hängen kann.
Wenn das Luftvolum F, ebenso warm ist als die Thermometer-
kugel, und das Quecksilber liis zur Marke m gedrückt wird, steigt das-
selbe, wie früher gesagt, in der Manometerröhre 5, auf eine gewisse
Höhe, welche den, dem vorhandenen Barometerstande entsprechenden
Nullpunkt des Instrumentes bezeichnet.
Um zu erfahren, welche Scala die richtige ist, braucht man daher
den Scalencylinder nur so zu drehen, dafs jene Scala neben der Mano-
meterröhre steht, deren Nullpunkt mit dem eben erwähnten Quecksilber-
stande zusammenfällt. Sollte jedoch das Instrument so angebracht sein,
dafs V wärmer als V^ ist, so ist es natürlich nicht möglich, auf diese
Weise die richtige Scala zu ermitteln.
Um in diesem Falle nicht ein besonderes Barometer anwenden zu
müssen, ist an der Manometerröhre eine dritte, in die Kugel Q^ endigende
Ifi4 Wiborgh's Pyrometer.
Röhre Q angebracht, welche nach unten in die gemeinsame Rühre H
ausmündet. Beim Blinpressen des Quecksilbers in das Manometer steigt
es natürlich auch in die eben genannte Röhre Q und erreicht für den
Nullpunkt des Instrumentes eine gewisse Höhenlage, bei welcher die
Marke r eingeritzt ist. Hier ist wieder derselbe Grundgedanke an-
gewendet wie beim ganzen Pyrometer, nämlich, dafs ein bestimmtes
Luftvolum in ein anderes hiueingeprefst wird; denn, wenn die Röhre ^
und die Kugel Q^ gleiche Temperatur haben, kann der Nullpunkt des
Pyrometers mit Zuhilfenahme der Marke r bestimmt werden, wenn auch V
wärmer als \\ ist.
Da das dargestellte Pyrometer, wie schon erwähnt , hauptsächlich
zur Bestimmung der Temperatur des Gebläsewinde.s von Hochöfen dienen
soll, so i.st das Instrument kräftig gebaut und läfst sieh leicht und be-
quem in einer Gasleitung anbringen. Um den unteren Theil der Porzel-
lanröhre yl, welcher die Thermometerkugel enthält und daher gebrech-
licher ist, zu schützen, ist dieser Theil von einer durchlöcherten
Metallhülse X umgeben. Der obere Theil dieser Röhre ist jedoch nicht
mit Metall bekleidet und zwar theil weise, weil er eine genügende Festig-
keit besitzt, theils aber auch, weil das Porzellan als schlechterer Wärme-
leiter dazu dienen soll, die anderen Theile des Instrumentes vor der
Wärme des Gasleitungsrohres zu schützen. Die Metallhülse X trägt
einen conischen Ring F, welcher in einer passenden Oeffnung der Gas-
leitungsröhre ruht, wenn das Instrument in dieselbe eingesetzt ist. Um
das Instrument gegen die strahlende Wärme der Gasleitung zu schützen,
ist auf dem vorgenannten Metallringe eine Platte Z angebracht.
Es hängt von den örtlichen Verhältnissen ab, ob man das Instrument
be(|uemer oben auf dem Gasleitungsrohre oder an dessen Seiten an-
bringen kann und ist dasselbe für beide Fälle vorgerichtet. Für diesen
zweiten Fall ist der Metallcylinder Ä,, welcher die Verbindung zwischen
der porzellanenen Haarröhre und dem Manometer herstellt, so ein-
gerichtet, dafs die Manometerröhre A entfernt und mit dem Stopfen f/
vertauscht werden kann.
Zum Einkitten der Pyrometer- und Manometerröhre in ihre Metall-
hulsen dient ein Kitt, welcher durch Mischung von fein geriebenem
Bleioxyd (Glätte) mit so viel Glycerin erhalten wird, dafs die Masse
ziemlich dick ist. Dieser Kitt erhärtet in einigen Stunden, dichtet aus-
gezeichnet und verträgt eine Erhitzung bis ungefähr 250", bevor er sich
zersetzt. Um eine Verstopfung der Haarröhre beim Kitten zu ver-
meiden, vereinigt man beide Röhren mittels eines in dieselben gesteckt«n
Metalldrahtes, hierauf entfernt man die Enden der Röhren etwas aus
den Metallhülsen und bestreicht sie mit einer Lage Kitt. Nach Verlauf
von ungefähr einer halben Stunde entfernt man den überflüssigen Kitt aus
der Hülse und zieht den Metalldraht heraus.
Beim Vertragen des Pyrometers mufs das Quecksilber abgesperrt
Wiborgh's Pyrometer. 165
werden, damit es nicht in die Manometerröhre kommen kann. Zu diesem
Zwecke findet sich zwischen dem Kautschukballe und der Manometer-
röhre eine Klemme £, welche aus einem Paare mittels der Schraube S,,
bewegbaren Metallplatten besteht. Die Schraube S läfst sich mittels
derselben Scheibe S^ handhaben, welche auch zur Drehung der Schraube S
dient. Die Temperatur des in V einzupressenden Luftvolums F, ist
gleich jener der umgebenden Luft, die an dem unweit des Manometers
angebrachten Thermometer T abgelesen werden kann.
Berechnung und Herstellung der Pijrometerscala. Bevor man die Scala
berechnen und herstellen kann, mul's die Lage des Nullpunktes bestimmt
werden. Zu diesem Zwecke bringt man auf der Manometerröhre knapp
unter dem Ende der Haarröhre einen deutlich sichtbaren Ritz m au
(vgl. Fig. 2 und 3 S. 124}. Hierauf sehraubt man den Bolzen U heraus,
damit das Quecksilber in beiden Manometerröhren unter dem Atmosphären-
drucke stehe, drückt nun das Quecksilber bis zur Marke m, worauf man
die Höhe, welche das Quecksilber in der anderen Röhre erreicht, mittels
eines Katetometers mifst und mit einer beliebigen Marke auf dieser Röhre
bezeichnet. Nun läfst man das Quecksilber bis m^, d. i. bis unterhalb der
Rühren Q und B^ sinken, setzt den Schraubenbolzen U wieder ein und
legt, um die Capillarröhre luftdicht abschliefsen zu können, eine Kaut-
schukplatte von höchstens 0""°i,5 Dicke und etwas kleinerem Durchmesser
als die Schraube U besitzt, dazwischen. Eine ähnliche Packung mufs
auch beim Einschrauben der Pyrometerröhre in die Hülse H angewendet
werden, nur mit dem Unterschiede, dafs hier in der Mitte der dünneu
Kautschukplatte eiu Loch angebracht sein mufs, damit die Capillarröhren
mit einander in Verbindung stehen können.
Wenn das Quecksilber nun wieder bis zur Marke m gedrückt wird,
steigt es in der anderen Manometerröhre bis zu einer gewissen Höhe,
welche ebenfalls gemessen oder irgendwie auf der Röhre bemerkt wird.
Wurden diese beiden Beobachtungen unter dein bekannten Barometer-
drucke H angestellt und haben die beiden Luftvoiume V und F, gleiche
Temperatur, so ist der Unterschied der Prefshöhen /«, welcher aus diesen
beiden Messungen hervorgeht, gerade dem Nullpunkte des Thermometers
bei dem betrefienden Barometerstande entsprechend , nach der Formel
Da nun h und H in Ziffern bestimmt werden können, ist auch für
y
das Instrument das Verhältnifs -^ bekannt , und hieraus kann die
Lage des Nullpunktes für jeden Barometerstand berechnet werden. Nach
dem zweiten Gliede der Gleichung 2
^ . fl . n (T - 0
ergibt sich, wie hoch für den Barometerstand H und einen gewissen
166 VViborgh's Pyrometer.
Teni|ieraturuuter.schi(jd zvvisclieii den beiden Luftvolumen V und T,
(z. B. von 1000") die QuecksilLiersüule über den Nullpunkt steigen niuls.
Da nun für einen bestimmteu Barometerstand sowohl die Lage des Null-
punktes als die Länge der Scala für einen bestimmten Temperatur-
unterschied (von 1000") bekannt sind, ist es leicht, die Scala für diesen
Barometerstand zu entwerfen, da ja, wie schon erwähnt, die Druck-
unterschiede deu Temperaturunterschieden proportional sind. Theilt
man also, in unseren) Falle, die gefundenen Scalenlängen in 100 Theile,
so entspricht jeder derselben einem Temperaturunterschiede von 10".
Auf diese Weise kann man die Temjjeraturscaleu (z. B. für 730,
745, 760, 775 und 790'n'>i Barometerstand) berechnen, zeichnen und auf
dem Holzcylinder 0 befestigen. Zum Zeichnen zieht man sich zwei
parallele Linien / und /, in einer Entfernung von einander, welche
dem Umfange des Holzcylinders gleich ist (Fig. 3 a. a.O.). Den Zwischen-
raum zwischen diesen Linien theilt man in fünf gleich breite Streifen,
in welche die, den obengenaimten Barometerständen entsprechenden
Scalen eingezeichnet werden. Nun wählt man den Nullpunkt für eine
Scala, z.B. für 730"°^ Barometerstand, willkürlich luid berechnet die
Lage der übrigen im Verhältnisse zu diesem.
Nachdem die Scalen gezeichnet sind, wird der Scalencomplex aus-
geschnitten, zusaminengerollt und so verklebt, dafs die Linien l und l
zusammenfallen, auf den Cylinder gesteckt und mit einigen kleinen
Stiften daran befestigt. Hierbei nuifs man jedoch darauf achten, dafs
die Nullpunkte in die richtige Höhe kommen. Endlich wird die Scala
gefirnifst oder mit einem Glascylinder umgeben, um sie möglichst gegen
Beschmutzung zu schützen.
Anstatt die Scalen für jeden einzelnen Barometerstand zu beschreiben,
kann man, wie Fig. 3 zeigt, sich auch darauf beschränken, nur die
Scalen für den höchsten und niedersten gewöhnlich vorkommenden
Barometerstand zu berechnen und zu zeichnen und die gleichen Tem-
peraturintervallen entsprechenden Punkte mit geraden Linien zu ver-
binden, so dafs deren Schnitte mit zwischen den Linien / und / in ent-
sprechenden Intervallen gezogenen Senkrechten die Scalen für die ge-
wünschten Barometerstände vorstellen.
Letztere Methode bietet den Vortheil, zwischen deu gegebeneu
Scalen liegende Barometerstände leichter abschätzen zu können.
Handhabung des Instrumentes. Nach jeder Abschraubung oder Um-
setzung der Pyrometerröhre A untersucht man, ob das Instrument dicht
sei, indem man das (Quecksilber bis zur Marke m drückt, wobei es im
anderen Manometerschenkel mindestens 1 bis 2 Minuten lang auf gleicher
Höhe bleiben mufs. Wäre eine Undichtheit vorhanden, so müfste es
im letzteren Schenkel sinken, im ersleren aber steigen und in die Haar-
röhre eintreten.
Bei einer derartigen Beobachtung, sowie bei Teinperaturbestim-
Wiborgh's Pyrometer. 167
miingen im Allgemeinen mufs man sich daran erinnern, dafs in Folge
der Comjn-e.ssion eine kleine Tempevatursteigerung beim Einpressen des
Volum y^ entsteht. Sind V und F, gleich warm, so bewirkt die er-
wähnte Temperatursteigerung, dafs der Quecksilberstand h unmittelbar
nach dem Einpressen der Luft etwas sinkt und erst nach Verlauf von
nngefähr einer halben Minute stetig bleibt. VPenn aber V, kälter ist als V
verursacht das Einpressen der kälteren Luft im Gegentheile ein Sinken
•der Temperatur, und in diesem Falle wirkt die Compression günstig,
indem sie dazu beiträgt, dafs die Luft schneller die gesuchte Temperatur,
das ist jene, welche die Thermometerkugel vor dem Einpressen des
Luftvolums T', hatte, annimmt.
Bei Temperaturbestimmungen ereignet es sich öfters, dafs, wenn
das Quecksilber bis zur Marke m getrieben ist und man dann die
Schraube 5 losläfst, das Quecksilber etwas sinkt, aber nicht nur in der
Röhre Ä, , sondern gleichmäfsig in beiden Röhren: dies rührt jedoch
nur von der Elasticität des Kautschukballes her.
Im Uebrigen hat man bei der Handhabung des Instrumentes folgende
Regeln zu beobachten:
1) Das Quecksilber darf nie höher als zur Marke m gedrückt werden.
2) Nach jeder Beobachtung mufs das Quecksilber sogleich wieder
so weit sinken gelassen werden, dafs dessen Oberfläche unter die Ver-
einigung der Röhren ß, und Q zu stehen kommt.
3) Man soll keine Beobachtungen machen, wenn die Thermometer-
kugel im raschen Steigen oder Sinken der Temperatur begriffen ist.
4) Wenn der herrsehende Barometerstand nicht bekannt ist, drückt
man das Quecksilber zunächst zur Marke r auf der Röhre Q und dreht
dann den Scalencylinder, bis dessen Nullpunkt mit dem Quecksilber-
stande in der Manometerröhre zusammenfällt. Dies ist nämlich dann
die richtige Scala, auf welcher die Temperaturablesung zu erfolgen hat.
5) Bei genaueren Temperaturbestimmungen wartet man mit der
Ablesung 15 bis 30 Secunden, während welcher Zeit man das Queck-
.silberniveau beständig auf in eingestellt erhält.
Gegen die Construction des Pyrometers kanu eingewendet werden,
dals die Luft, deren Ausdehnung zur Temperaturbestimmung angewendet
wird, nicht frei von Feuchtigkeit ist. Jedoch ist die Einwirkung der
gewöhnlichen Luftfeuchtigkeit nicht sonderlich grofs, weil sich die der
Luft beigemengte Feuchtigkeit hinsichtlich ihres Verhaltens bei der
Com])ression und Ausdehnung bei steigender Temperatur immer mehr
den permanenten Gasen nähert.
Bei Temperaturbestimmungen, welche nur praktischen Zwecken
dienen, ist es daher nicht von Bedeutung, ob ganz trockene Luft an-
gewendet wird oder nicht. Wenn man jedoch z. B. für wissenschaft-
liche Untersuchungen diesen Fehler vermeiden will, läfst sich dies leicht
erreichen, indem man auf die Manometerröhre B, ein Rohr aufsetzt,
168 Wiborgh's Pyromeler.
welches Chlorcalciuni oder mit Scliwefelsäure befeuchtete Bimssteiii-
stUcke enthält, indem dann nur vollkommen trockene Luft in die Mano-
meterröhre und die 'riiermometerkugel kommen kann.
Gegenüber den bisher angewendeten Pyrometern ähnliciier Art linl
das neue Luftpyrometer wesentliche Vortheile: es ist von einfacher
Construction, kaim von einem gewöhnlichen Arbeiter gehandhabt werden,
gibt für einen und denselben Temperaturunterschied immer gleich grofsen
Ausschlag, gleichgültig ob die Temperatur hiiher oder niederer sei; die
Temperaturbestimmung ist rasch und doch mit grofser Genauigkeit aus-
führbar; die Thermometerkugel ist nur in dem Augenblicke, in welchem
die Temperaturbestimmung ausgeführt wird, einem verschiedenen Aufsen-
und Innendrucke ausgesetzt und das Pyrometer ist ohne weitere Vor-
bereitungen für eine neue Temperaturbestimmung bereit — lauter
Eigenschaften, welche zur Erfüllung des Zweckes, für welchen das
Pyromeler construirt ist — ein praktisches und zuverlässiges Pyrometer
für industrielle Zwecke zu sein — beitragen.
Das Luftpyrometer kann erhalten werden durcii F. 0. Söderherg^
Bergsskolans vaktmästar, Stockholm.
Zu dem vorstehend Gesagten bemerkt genannter Referent; Kin
brauchbares, verliifsliches und bequemes Pyrometer ist schon seit Langem
ein wahres Bedürfnifs der Industrie, ganz besonders aber der Metallurgie.
Das beschriebene Wiborgh^ache entspricht den Anforderungen der Praxis
vollkommen — nur in gewissen Fällen reicht es nicht bis zu den höchsten
zur Verwendung kommenden Temperaturen.
Da nämlich das Porzellan bei etwa 1550" C. erweicht, kann es zu
Temperaturbestimmungen bis rund 1.500" C. Verwendung finden und
sind die damit erhaltenen Zahlen sehr genau (der mittlere Fehler dürfte
etwa J; 100 betragen).
Die Genauigkeit und Handliciikeit des Instrumentes macht in uns
den Wunsch rege, dasselbe durcli nachfolgende kleine Veränderungen
noch allgemeiner anwendbar zu machen.
1) Dürfte es sich empfehlen, dem Instrumente einige (mindestens
zwei) Pyrometerröhren beizugeben. Dies bedingt natürlich auch die
Mitgabe von mehreren Scalen oder die Anbringung mehrerer Marken
am Instrumente.
2) Um das Quecksilber aus dem Manometerrolne v(dlständig ent-
fernen zu können, dürfte es gut sein, die Röhre l( au ihrem Ende nach
abwärts zu biegen, so dafs der Kautschukball eine senkrechte Stellung
einnimmt.
3) Da in gebirgigen Gegenden der Luftdruck hüiilig unter 730"""
sinkt, wären auch noch für niedere Barometerstände Scalen anzubringen
(für Neuberg bis t)80 oder 690""").
4) Die Scalen wären bis auf die höciiste zulässige Tenii)eratur zu
verlängern.
Jlaiirers photographischer Heliograph.
169
5) Im Interesse der Genauigkeit der Ablesungen bei Messung hoher
Temperaturen wären Scalen mindestens für je lO'""! Unterschied im
Barometerstande anzubringen.
6) Vielleicht wäre es auch günstig, die Kugel des Thermometers T
in die Erweiterung F, des Manometerrohres einzuschmelzen.
Zum Schlüsse wollen wir noch den Nachweis liefern, dafs dm'ch
die Ausdehnung des Pyrometergefäfses kein merkbarer Fehler in den
Tempei-aturbestimmungen hervorgerufen wird.
Nimmt man den Ausdehnungscoefficienten des Porzellanes K mit
0,00003 an, so wird
V H
-y^[l + a(r-()]
/', =
V ( 1 -f 0,00003 :
gegenüber der Gleichung (2) :
Es wird somit
/, = 1,00003 TA, ,
d. h. bei einem Temperaturunterschiede von 1000" C. zwischen den
Volumen Yy und V wird der Ueberdruck h um 0,00003 seiner Gröfse
zu klein gefunden. Da nun die Temperaturunterschiede den Ueber-
drücken proportional sind, ergeben sich die Temperaturbestimmungen
etwa um 0,003 Proc. des gefundenen Werthes zu nieder, was also bei
1000" etwa um 0,08" zu wenig ergibt. Der hieraus resultirende Fehler
ist also vollkommen unmerklich.
Maurer's photographischer Heliograph.
Mit Abbildungen.
Dieses in meteorologischer Beziehung werthvolle Instrument dient
zur selbsthätig-photographischen Aufzeichnung des den Tag über statt-
gehabten Sonnenscheines, seiner Dauer und Unterbrechung. Es besteht
Fig. 5!
170
Maurers fihotopraphischer Holiograpli.
nach dem Scientific American vom September 1888 S. 10581 ans einem
schief abgeschnittenen hohlen Messingcylinder (Fig. 1) mit einem Deckel,
in dessen Mitte sieh eine kleine i'echteckige Oetl'nung befindet. Der
Boden des t'jlinders liifst sich abnehmen und mittels Bajonettverschlusses
an seinem Orte befestigen. Wenn die Cylinderachse jjarallel zur Erd-
achse gerichtet ist, so beschreiben die durch die Dcckelödhung fallen-
den Sonnenstrahlen im Laufe des Tages (die Declination der Sonne
während dieser Zeit als unveränderlich angenommen) rings um die
Cylinderachse den Mantel eines senkrechten Kegels, welcher, wie Fig. 2
zeigt, den Cylindermantel in einem Kreise schneidet, dessen Ebene zur
Achse senkrecht ist. Da nun die innere Cylinderwand mit einem
Blatte ])hotographischen Papieres bekleidet ist, .so zeichnen die durch
die Üeflnung fallenden Sonnenstrahlen auf demselben beim Weiter-
rücken' der Sonne einen Kreis, welcher beim Entfalten des Blattes in
eine gerade Linie sich verwandelt. Um das Instrument in die richtige
Lage zu bringen, wird zunächst die auf dem Deckel gezogene Linie NS
(Fig. 1) in den Meridian orientirt, dann die Ebene mittels Nivellir-
schrauben wagerecht gestellt und endlich der graduirte Quadrant, woran
der Cylinder befestigt ist, so gerichtet, dafs der am Gestelle angebrachte
Index die Polhöhe des Beobachtungsortes anzeigt. Ist das Instrument
speciell für den Beobachtungs-
ort angefertigt, so stellt der
Deckel den Horizont desselben
„ dar, wo nicht, so kann man
'2 ihm eine entsprechende Nei-
II gung geben. Die Apparate
\b werden für verschiedene geo-
'* graphische Breiten construirt,
18 können jedoch auch in Breiten,
^' die nur um wenige Grade
„^ von ersteren abstehen, benutzt
?s werden.
l Fig. 3 stellt die durch Be-
s wölkung des Himmels öfters
f* unterbrochenen Streifen dar.
wie sie die Sonne in Neuchatel
II vom 10. bis 30. September 1887
auf dem photographischen
Blatte) hinterlassen hat. Die senkrechte Liniirung entsin-itlit den durch
römische Ziffern bezeichneten Tagesstunden.
Thompson, über den praktischen Werth des Calorimeters.
171
üeber den praktischen Werth des Calorimeters; von
Lewis Thompson.
Mit Abbildung.
Zur Bestimmung der Verbrennungswärme der Steinkohlen bedient
man sicli in England öfters des Thompson sehen Calorimeters, eines
zwar sehr unvollkommenen Apparates, der aber durch seine geringen
Anschaffungskosten, die Leichtigkeitseiner Handhabung und die Schnellig-
keit der Operation, die nur 1 bis 2 Minuten in Anspruch nimmt, die
Experimentatoren besticht. Dieses Calorimeter hat folgende durch die
Texifigur veranschaulichte Einrichtung, a ist eine kupferne Patrone,
welche mit einem Gemenge, bestehend aus dem zu untersuchenden
Brennmaterial, Salpeter und chlorsaurem Kali, rr
gefüllt wird: d eine kupferue Glocke, von
dei'en Decke eine durch den Hahn o verschliefs-
bare Röhre aufwärts sich erstreckt; E ein bis
zur Höhe ggi mit Wasser gefüllter Glascylinder.
Von einer gewölbten Metallscheibe c als Fufs
erheben sich vier federnde Streifen , welche
der zwischen sie geschobenen Patrone den
nöthigeu Halt geben. Soll die ealorimetrische
Probe vor sich gehen, so schliefst man den -j
Hahn ü, zündet die in der Patrone steckende
Stoppine an, stülpt rasch die Glocke über die
Patrone und taucht das Ganze, wie die Abbildung
zeigt, ins Wasser, dessen Eindringen in die
Glocke durch die abgesperrte Luft verhindert
wird. Das Gemenge entzündet sich, verbrennt,
und die Gase entweichen durch die am unteren
Glockeurande angebrachte Löcherreihe. Ist die
Verbrennung beendigt, so öffnet man den Hahn o, um das Wasser in die
Glocke dringen zu lassen, und bewegt das System mehrmals im Wasser
auf und nieder, wodurch sich die abgegebene Wärme im Was.ser gleich-
mäfsig vertheilt.
Um sich Gewifsheit zu verschaffen, ob der Thompson sehe Apparat,
ungeachtet seiner Unvollkommenheit, doch einigen praktischen Werth
besitze, und ob es nicht möglich sei, die durch ihn erzielten Resultate
mit Hilfe eines bestimmten Corrections-Coefficienten der Wirklichkeit
bis auf einige Hundertstel zu nähern, wandte sich der englische Ingenieur
Donliin an Herrn Scheurer-Kestner in Mülhausen mit der Bitte, die
Leistungen des Thompson scheu Apparates mit denen des Calorimeters
von Favre und Sitbermann zu vergleichen. Diesem Wunsche ent-
sprechend hat nun Scheurer- Kestner eine Reihe von Versuchen über die
Verbrennungswärme der Steinkohlen angestellt, und das Ergebnifs der-
172
Neuerungen im Metallhütlenwesen.
selben im BuUelin de la Socie'le industrielle de Mulltouse ^ 1888 8. 506,
mitgetheilt. Danach sind die von dem 7V/om/)son'schen Calorimeter ge-
lieferten Werthe im Allgemeinen um 15 Proc. kleiner, als die des
Calorimeters von Favre und Silbermann^ wonach also die anzubringende
t'orrection zu beurtheilen ist. Folgende Tabelle enthält eine Zusammen-
stellung der mit beiden Calorimetern ermittelten Verbrennungswärmen
verschiedener Steinkohlensorten, wobei die eben erwähnte Correction
bereits berücksichtigt ist.
Calorimeter Unterschied
Steinkohlen
Farre und
Silbermann
luT'I fiompson s
Thompson Apparat
Ronchamp 1885
1867
Creusot 1868
Saarbrüek 1868
1868
Blanzi 1869
Ruhr 1886
9130
9163
9622
8457
8462
9111
9111
9069 — 0,66 Proc.
9237 +■ 0,80 „
9521 — 1,05 „
8554 + 1,13 ,.
8433 — 0,34 ,.
9011 — 1,09 „
9128 + 1,80 „
Man sieht, dafs die Resultate ziemlich gut übereinstimmen; denn
die positiven und negativen Unterschiede übersteigen kaum den Betrag
von 1 Proc. Scheurer-Kestner hat übrigens seine Versuche mit beiden
Calorimetern noch über 20 Steinkohlensorten, fette und magere, aus-
gedehnt, wobei er im r/iompson'scheu Calorimeter 17 derselben mit
einer oxydirenden Mischung von 16s, die übrigen 3 mit einer solchen
von 17g verbrannte. Bei einigen dieser Versuche stieg der Unterschied
zwischen den Verbrennungswärmen beider Calorinieler bis auf 3 und
sogar 3'/.2 Proc.
Als Endergebnifs vorstehender Versuche kann mau annehmen, dafs
das T'Aompson'sche Calorimeter Praktikern, die sich mit annähernden
Werthen begnügen, seine Dienste leistet, und dafs bei solchen, die mit
ihm umzugehen wissen, das Fehlermaximum 4 Proc. nicht überschreitet.
Neuerungen im Metallhüttenwesen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 109 d. Bd.)
Unter dem Titel „Ueber die Verhüttung der Kupfer-, Blei- und
Silbererze mit besonderer Berücksichtigung der Erze und Metallhütten-
betriebe des Siegerlandes^' findet sich in der Berg- und Hüllenmännischen
Zeitung^ 1887 Nr. 36, 37, 39, 40, 42 und 44, eine Beschreibung des Ver-
fahrens auf der Rothenbaeher Hütte bei Musen und der Kunster Hütte
bei Struthütlen, sowie eine allgemeine Darstellung der Gewinnungs-
weisen von Blei, Silber und Kupfer.
Auf der Rotherbacher Uütle lindet eine gemeinschaftliche Ver-
Neueningen im Metallliüttenwesen. 173
arbeitung von Bleiglauz, Kupferkies und Fahlei-z nach der vereinigten
Rost-, Reductions- und Verbleiungsarbeit statt. Man verschmilzt die Erze
nach vorgängiger Röstung in Haufen bezieh. Fortschaufelungsöfen in
Schachtöfen mit Sumpfofenzustellung auf Werkblei und Bleistein, in
welchem letzteren sich das Kupfer sammelt. Durch wiederholtes Rösten
und Schmelzen des Bleisteines bringt man den gröfsten Theil seines
Blei- und Silbergehaltes in Werkblei aus, während man den Kupfer-
gehalt mit einem Theile des Silbers in einem Kupfersteine erhält. Dieser
wird ungeröslet mehrmals mit bleiischen Vorschlägen verschmolzen, um
seinen Silbergehalt ins Blei überzuführen und dann durch Rösten und
nachfolgendes Verschmelzen in Schachtöfen in concentrirten Kupferstein
verwandelt, welcher todt geröstet, auf Schwarzkupfer verschmolzen
und dann auf Garkupfer verarbeitet wird.
Zu Stritthiitten werden Silber halfige und Silber freie Kupferkiese
bis auf Schwarzkupfer verarbeitet, welches, wenn von Silber frei, gar
gemacht, wenn Silber haltig, der Elektrolyse unterworfen wird.
Die Silbergewinnung Deutschlands im J. 1886 vertheilt sich auf die
verschiedenen Hüttenwerke wie folgt:
Stoiberger Gesellschaft (Stolberg und Rambeck) . . . 3418i'>
Rheinisch-Nassauische Gesellschaft (Holberg) 6 381
Mechernicher Bergwerksverein (Mechernich) 6 146
A. Pönsgen und Söhne (Call) 3 356
Rothenbacher Hütte bei Musen 970
Remy und Hoffmann (Ems) 5 406
Walther Cronekhütte bei Rosdzin 2 872
Friedrichshütte bei Tarnowitz 8 970
Mansfelder Gewerkschaft 75 271
Oberharzer Hüttenwerke 58 934
Unterharzer .. 6 096
Freiberger ., 79 783
297 718l<
Hinsichtlich der ausländischen Blei- und Silberhütten ist zunächst
die von Pertusola bei Spezzia in Italien mit einer Jahresproduction von
mehr als 16000' bemerkenswerth.
Man unterscheidet reiche (mit mehr als 1 Proc. Ag) und arme
Silbererze (unter 1 Proc. Ag) sowie reiche und arme Bleierze mit
kalkiger Gangart und Bleierze mit kieseliger Gangart.
Die reichen Silbererze (Silber haltiger Bleiglanz) werden sowohl
mit Hilfe des Röstreactionsverfahrens als auch des Reductionsverfahrens
zu Gute gemacht. Die armen Silbererze werden ähnlich, jedoch zum
Unterschiede von den reichen ohne Zusatz von Glätte in einem Flamm-
ofen der Röstreactionsarbeit unterworfen. Für die reichen und armen
Kalk haltigen Erze (Grenze bei 70 Proc. Pb) werden bekannte Methoden
verwendet. Die Hütte besitzt 27 Flammöfen, 4 Schachtöfen, 7 Ent-
silberungskessel und 4 Treibherde. (Ausführlicheres siehe unter Maz-
zuoli: ,^Nota sttll" Officina di Pertusola. Roma 1884'' und C.Ernst: „Die
174 Neuerungen im Metallhüttenwescn.
Hütte von Pertusola^ in der Oesterreichifchen Zeitschrift für Berg- und
Hiiltenaesen^ 1886 Nr. 14.)
Die Hüttenwerke von Gawrilow und Pawlow tindL'u sicii i)esehrieben
in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung^ 1886 Nr. 16, 17, 18, 19, 46, .51
und 52 : ..Die Blei-, Silber- und Kufjferliüttenproze.sse am Altai von Jossa
und Kurnakoff.-^
Interessant sind die Erze durch ihren Bariumgehall. Rohsteine von
dort zeigten die folgende Zusammensetzung:
,'S =24,29 g ^.„-
|Cu = 6,66 ^j,g ^ 2gj^2
a) Gawrilow /Zn = 2,73 b) Pawlow p _ og'o'j
|P*' = Ö'^l )zn = 80;21
[ Ag = 0,156
'A1 = 0,47
Ca- 0,89 ;^|-
, Mg = 1,43
In der Oesterreichiichen Zeitschrift^ 1887 Nr. 15 und 16, findet sich
eine von Flechner veröflentlichte Abhandlung: Mittheilungen über Aus-
laugearbeit mittels chlorirender Röstung und die hierzu geeigneten Ein-
richtungen. fVersuchsanlage auf dem Hüttenwerke Balan in Sieben-
bürgen.)
In der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung^ 1887 Nr. 29, 30, 31^
gibt Dr. Kosmann im Auszuge den von Stetefeld beschriebenen yRussela
improved process for the li.viviation of silver ores it its practical appli-
cation", mitgetheilt in den Transactions of the American Institute of Mining
engineers^ betreffend die Auslauguug des Silbers aus rohen, oxydirend
oder ehlorirend gerösteten Erzen mit Natriumthiosulfatlauge und Kupfer-
natriumthiosulfatlauge, der sogen. Extrasolution.
C. Schnabel macht in der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingeniiure,
1888 S. 371, über die Werke von Fernezelj^ und Kajinik, welche er im
Herbste 1887 besucht hat, folgende sehr interessante Mittheilungen:
Auf der Hütte zu Fernezely war das öesi^noWe-Verfahren ebenso
wie in Sehemnitz wegen ungünstiger Ergebnisse verlas.sen worden. Von
dem Goldgehalte der Erze wurden nur 20 Proc, von dem Silbergehalte
90 Proc. ausgebracht. Dabei waren die Quecksilberverluste aufserordent-
lich hoch. Bis zum Jahre 1879 wurde das Verfahren von Kiss in Ferne-
zely ausgeführt. Es besteht bekanntlich in der chlorirenden Röstung
von Gold- und Silbererzen, in dem Auslaugen von Gold und Silber durch
Calcium thiosulfat lauge und in dem Ausfällen der Edelmetalle durch
Schwefelcalcium oder Schwefelnatrium. Auch dieses Verfahren ist
wegen ungünstiger Ergebnisse verlassen worden. (Zu Kapnik wendet
man zur Extractiou von Gold und Silber aus den ehlorirend gerösteten
Erzen Natriumthiosulfat mit grofsem Erfolge an.)
Vor Einführung des ßesijnoWe-Verfahrens stand die europäische
Amalgamation in Anwendung, welche auch recht günstige Ergebnisse
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 175
lieferte; sie ist nach dem Scheitern des D esignolle-Yevf ahreus nicht wieder
in Betrieb genommen worden, so dafs gegenwärtig nur Hüttenverfahren
auf trockenem Wege in Fernezely ausgeführt werden.
Die daselbst zur Verhüttung gelangenden Erze sind :
1) Dürrerze mit 0,125 Proc. gUldischem Silber.
2) Stuffkiese (Pyrite) mit 0,03 bis 0,120 Proc. güldischem Silber.
3) Kiesschliche mit 0,020 bis 0,140 Proc. güldischem Silber.
4) Bleistutferze mit 20 bis 60 Proc. Blei und 0,080 Proc. güldischem
Silber.
5) Bleischliche mit 50 bis 60 Proc. Blei und 0,080 Proc. güldischem
Silber.
Nachdem diesen Erzen auf den Gruben bereits ein Theil dieses
Silbers und Goldes durch Amalgamation entzogen worden ist, werden
sie in Fernezely der Verbleiung unterworfen, und zwar die kiesigen
Erze nach vorgängiger Verschmelzung auf Rohstein. Man erhält bei
den verschiedenen Arbeilen Leche, in welchen sich der Kupfergehalt
der Erze concentrirt. Diese Leche werden nach wiederholter Entsilbe-
rung mit bleiischen Vorschlägen auf Rohkupfer verarbeitet, welches auf
der Kupferhütte zu Felsöbanya gar gemacht wird. Das über 0,350 Proc.
Silber enthaltene Werkblei wird in deutschen Treiböfen abgetrieben,
während das Werkblei mit geringerem Silbergehalte der Zinkentsilbe-
rung unterworfen wird. Das Entzinken des entsilberten Bleies geschieht
iu den Entsilberungskesseln durch ein Gemenge von Bleisulfat und
Chlornatrium, die Entfernung des Antimons aus dem entzinkten Bleie
durch Polen. Die Zinkbleisilber-Legirung wird im Treibofen abge-
trieben.
Das güldische Blicksilber wird in Nagybanya umgesehmolzen und
in Kremnitz der Goldscheidung unterworfen.
Im J. 1886 wurde auf der Hütte zu Fernezely erzeugt:
2301^ Feingold (im güldischen Blicksilber),
3375'^ Feinsilber (im güldischen Blicksilber),
550000t Weichblei, 132900i< Haudelsglätte, SOOO^ Kupfer.
Auf der Hütte zu Kapnik werden die Erze theils auf trockenem,
iheils auf nassem Wege verarbeitet. Auf trockenem Wege verarbeitet
man Bleierze mit 45 bis 60 Proc. Blei und 0,09 bis 0,10 Proc. güldi-
schem Silber, ferner Kiesschliche mit 0,075 bis 0,10 Proc. güldischem
Silber.
Die Verarbeitung dieser Erze geschieht, wie in Fernezely, durch
das Verbleiungsverfahren, jedoch ohne vorgängige Verschmelzung der
Erze auf Rohstein. Das Werkblei mit einem Gehalte von mehr als
0,15 Proc. Silber wird ohne Weiteres abgetrieben , Blei mit weniger
Silber wird der Zinkentsilberung unterworfen, welche letztere in der
nämlichen Weise ausgeführt wird, wie in Fernezely.
Auf nassem Wege verarbeitet man Kiesschliche mit 1,5 Proc.
176 Neut'iungen im MetallhuUenwesi-n.
Kupfer, 2 bis 3 Proc. Blei, 1(5 bis 30 Proc. Bleierz und 0,035 bis
0,05 Proc. giildischem Silber sowie sogeu. Sortirerze. Das sind blei-
freie Erze mit 22 Proc. Schwefelmetallen (darunter bis 30 Proc. Blende)
und 0,05 bis 0,07 Proc. giildischem Silber. Die gepulverten Erze werden
in Plattenöfen mit 12 Proc. Kochsalz clilorirend geröstet. Die aus dem
Köstgute ausgesiebten Köstknoteu werden gemahlen und dann mit 3 Proc.
Kochsalz ab(!rmals einer chlorirenden Röstung in Fortschaufelungsöfen
unterworfen. Die gerösteten Erze werden in Holzbottichen mit leinen-
überzogenen Filtrirböden zuerst mit einer auf 28" erwärmten Kochsalz-
lösung von 3 bis 5" B. vier Tage lang ausgelaugt, wodurch 60 Proc.
des Silbergehaltes gelöst werden, und dann zwei Tage lang mit einer
Natriumthiosulfatlösung von 3 bis 5" B. behandelt, wodurch weitere
30 Proc. des Silbergehaltes (im Ganzen also 90 Proc.) und 80 Proc. de.-
Goldgehaltes in Lösung gebracht werden. Aus der Kochsalzlauge wird
durch Kupfer das Silber und durch Eisen das Ku|)fer ausgeschieden,
aus der Natriumthiosulfatlauge werden Gold und Silber als Schwefel-
metalle durch Schwefelnatrium ausgefällt. Das niedergeschlagene
Cementsilber sowie der Schwefelmetallniederschlag von Silber und Gold
werden in ein rothglühendes, in einem gufseisernen Kessel befindliche.'r
Bleibad eingetränkt. Man erhält bei dieser Arbeit Werkblei mit
0,6 Proc. Silbergehalt und Silber haltigen Abstrich. Das Werkblei wird
abgetrieben; der Abstrich in Schachtöfen auf Werkblei verarbeitet. Da^
Blicksilber wird in Nagybauya umgeschmolzen und in Kremnitz der
Goldscheidung unterworfen. C. Schnabel gibt die Production von Kapnik
für das Jahr 1886 auf 1520i< güldisches Silber (mit T-l"^ Gold), ISöOGOi-
Blei und 12000'^ Kupfer an.
Ueber Blei- und Silberhüttenbetrieb in England berichtet Dr. Roesitifj
in der Zeitschrift für Berg-^ Hütten- und Salinenwcsen^ 1888 Bd. 36 S. 103.
auf Grund einer im Sommer 1887 ausgeführten Reise (im Auszuge in
der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung^ 1888 S. 336 I}'.). Die besuchten
Werke liegen hauptsächlich in drei Gegenden des Königreiches, bei
Bristol und im südliehen Wales, bei Liverpool und im nördlichen Wales
und in der Umgegend von Newcastle. Es folgen nachstehend die
Namen der betreffenden Werke unter kurzer Charakteristik des Betriebes.
11 Dee Bank Lead Works bei Bagillt. Diese Walker Parker^ Walker
und Comp, gehörige Bleihütte ist die gröfste und besigeleitete und die
Firma die gröfste Bleiproducentin der Welt, indem ihre Werke zu
Bagillt, Newcastle, London u. s. w. an Kaufblei und Fabrikaten jähr-
lich etwa 50 bis 60000' liefern. Auf obiger Hütte lindeu folgende Be-
triebe statt:
a) Ftammofenbetrieb. Die Oefen, mit sechs Arbeitsthüren versehen,
verarbeiten in 8 Stunden Beschickungen von 11501^, indem 6 Stunden
geröstet, dann nach Zusehlag von Rauch stärkeres Feuer gegeben und
nach VI, bis 2 Stunden der Ofeninhalt abgestochen wird. Die Oefen
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 177
\on 4™ Hfi-dlänge sollen vergröfsert werden. Die Flammofenriickstände
werden im Sehachtofen verschmolzen.
b) Schachtofenbetrieb. Für den Flainmofenprozefs nicht geeignete
Erze werden in Flammöfen von 5'",5 Herdlänge bei discontinuirlichein
Betriebe abgeröstet. Der Fuchs befindet sich in der Mitte des Gewölbes.
Der gröfsere Brennstoffverbrauch gegen Fortschaufelungsöfen soll durch
Ersparuifs an Arbeitslöhnen ausgeglichen werden. Flammofenriickstände
imd geröstetes Erz werden mit 35 Proc. Puddelschlacken, 1 Proc. metal-
lischem Eisen, 6 Proc. Kalkstein und 80 Proc. eigenen Schlacken in
einem in seinen oberen Theilen auf vier Säulen stehenden Rundofen
von l'",4 Durchmesser zwischen den acht Formen verschmolzen. Ober-
halb des Kühlringes erweitert sich der Ofen rostartig auf l^S Höhe
und bleibt dann bei 7™,9 ganzer Ofenhöhe cylindrisch. Gufseiserne, aus
acht Segmenten bestehende Kühlringe haben sich am besten bewährt.
Höhe des Formmittels über der Hüttensohle 124'^"'. Die von unten mit
Wasser gekühlte Sehlacken(riti't schneidet in ihrem höchsten Punkte
mit der Unterkante des Kühlringes ab, während der tiefste Punkt lO*^""
tiefer liegt. Die SchlackentritTf ist ringsum von einem aus Klappen be-
stehenden Blechmantel so umgeben, dafs dieselbe von allen Seiten zu-
gängig ist und bei niedergelassenen Klapi)en die entwickelten Gase durch
ein 25'^^'" weites Ablafsrohr ins Freie geführt werden. Eine gleiche Ein-
richtung befindet sich über dem j4ren(s"s(;hen Bleibrunnen. Die Ofen-
soble besteht aus Gestübbe, und statt wie früher in 70'^"' hohen
Schlackentöpfeu werden die Schlacken in nicht gut construirten Wagen
weggefahren. In die Ofengicht ist ein Cylinder eingehängt, hinter
welchem die Gichtgase entweichen. Man setzt in 24 Stunden 50 Proc.
Beschickung mit 8 Proc. Brennmaterial auf 12 bis l-S' Werkblei durch
und sind in jeder Schicht fünf Arbeiter thätig. Die Schlacken ent-
halten durchschnittlich 30 Proc. Kieselsäure. Wegen geringen Zink-
gehaltes verläuft die Arbeit glatt und ruhig. Der fallende Bleistein
wird in Stadeln geröstet, welche sich mit ihrer Rückwand an die Rauch-
kanäle anlehnen, so dafs die Röstgase, wie zu Friedrichshütte, nicht
ins Freie entweichen.
c) Entsilberung des Werlibleies durch Zink. Wie iu Freiberg liegen
zwischen 2 Entsilberungskesseln von 21' Durchmesser und je 21' Inhalt
in einer Reihe hinter einander und 8cm tiefer 3 kleine Kessel von Ib^OS
Durchmesser und 0",6 Tiefe, davor befindet sich tiefer der Entzinkungs-
ofen und tiefer davor der Kessel zur Aufnahme des entzinkten Bleies.
In Amerika hat man, was in Bezug auf Brenustoffersparung vortheil-
haft, über dem Eutsilberungskessel einen Ofen zum Einschmelzen des
VVerkbleies. Nachdem der Bleieiusatz innerhalb 6 Stunden einge-
schmolzen, wird der erste Zinkzusatz von 771^ gegeben, der Schaum
nach 2'^.^ Stunden in den [mittleren Kessel übergeschöpft, indem man
die Kelle auf einem Bleche hinabgleiten läfst, hier gesaigert, der Schaum
Dinglers polyt. Journal Bd. 271 Nr. 4. 18«»/l. VI
178 Neuerungen inj Melallliullenwi'seu.
dann in den ersten kleinen Kessel geworfen und hier nuclinial.'- ge-
saigerl auf fertigen Keichscliauin , während das Saigerblei aus den
beiden ersten kleinen Kesseln in den grolsen Einsalzkessel zur folgen-
den Beschickung gelangt. Nach Abhebung des ersten Zinksc-haunies
gibt man den zweiten Zinkzusalz von lü6'>; der Zinkschauni davon
kommt in den dritten kleinen Kessel zum Saigern, der Öchauui davon
mit dem ersten Zinkzusatze, sowie auch das Saigerblei in die Arbeil
zurück, dieses alier erst nach dem Abheben des ersten .Schaumes. Der
Zinkverbrauch lür das 0,04 bis 0,055 Proc. Silber enliialtende Werkblei,
welches uöthigenlalls im Flamniolen mit :!5' Fassungsrauni rafliuirl
wird, beträgt 1,4 Proc. vom Kaufblei, eine reichliche Menge, um in
zwei Zusätzen das Blei genügend arm zu erhalten. Indem man dabei
elwa.s Zink preisgibt, spart man an Zeit, Arbeit und Brennmaterial.
Das zinkische Armblei im Gewichte von 17', 5 gelangt in den tieler
liegenden Entziukungsofen durch ein mittels V'enliles mit iScliraube und
Spindel geschlossenes Zapfloch und nach beendigter Entzinkung niittel-
eingeleiteter Luft und Abkühlung nach 8 Stunden in einen Sammel-
kcssel und aus diesem durch eine drehbare, mit hölzernen Haudgritlen
versehene Kinne in halbkreisförmig aufgestellte Formen, deren jede
auf einem Wagen steht, was zeitraubender ist, als wenn mehrere For-
men zu einem Blocke \ereinigt sind. Mau verarbeitet wöcheutlicli
Iti Kessellüllungen u 21' mit IM bis 2U' Kohle und sollen die Eut-
silberungskosten auf i» sh. für 1' Kaufblei betragen. Die gufseiseruen
Kessel halten 1 bis '-i Monate; Stahlkessel hatten wegen nicht guter
Beschall'enheit des Stahles geringeren Erfolg.
Das Bagilller Eutsilberungsverlahren unterscheide! sich beispiels-
weise von dem Friedrichshntter dadurch, dafs bei erstereni für jeden
der 3 Hauptabschnitte (Eutsilberung, Entzinkung und Ausgiefseu) be-
sondere Apparate vorhanden sind, während bei letzterem jede Be-
schickung in demselben A|)parate vom Anfange bis zum Ende völlig
fertig gemacht wird. Bei dem wiederholten Ortswechsel bei erstereni
Verfahren ist — sollen damit nicht grofse Kosten und Unzuträglichkeiten
verbunden sein — , die Anlage treijpenforniig anzuordnen und es müssen
lue Arbeiten sehr .sorgsam in einander greifen. Vortheilhall für das
Bagillter Verfahren mit (besonderem Apparate für jede Arbeit ist der
Umstand, dafs die Kessel keinen so erheblichen Teinperaturschwan-
kungen ausgesetzt werden, als wenn Schaumabheben und Entzinken
in demselben Kessel vorgenommen wird: auch kann lür letztere, selir
viel gröfsere Hilze xerlangende ü|)eration ein widerstandsfähiger und
dadurch die Enisilberungskessel .schonender Ofen erbaut werden: ferner
läfst sich jeder Apparat so herstellen, wie er für, jeden Zweck am
geeignetsten ist. Als Nacblheile (des Bagilller Verfahrens gegen das
'Friedrichshütter sind anzuliihren: eine verwickellere und theurere, mit
schwierigeren Heparaluren \erliun(iene Anlage und mindere F'rciheii in
Neuerungen im Jletallhütleuweseii. 179
deu Betriebsauurduungen, indem man bei letzterem heule eineu uud
morgen 10 Kessel einschmelzen und verarbeiten kauu, während beim
Bagillter jede Aeuderung der Productiüii und jede kleine Störung wegen
sofortiger Aut'hörung des richtigen Ineinandergreifens mit Mifsiichkeiteu
\erbunden ist. Da die bei letzterem üblichen zwei Zinkzusätze, welche
allerdings Zeitersparung gestatten, zur vollstäudigen Entsilberung hin-
reichen, müssen dieselben, um nicht Silber preiszugeben, hinreichend
hoch bemessen werden; die erforderliehe terrassenförmige Anlage ist
in Friedrichshütte bei der dort üblichen Anwendung der bekannten
ÄofsiH(/"schen Bleipumpe nicht erforderlich. Auch ist noch ein Nachtheil
des Bagilller Verfahrens, dafs die Entzinkung statt mit VVasserdampf
nur durch Einleiten von Luft geschieht, in Folge dessen die armen
üxyde sich nicht als Farbe verwerlhen lassen, sondern mit ihrem
hohen Zinkgehalte immer in die Arbeit zurück gelangen uud diese be-
einträchtigen.
Zur Veratbeitung des Biuhsc/iauiiies dienen Zugöfen mit feststehen-
dem Graphitliegel von 44:<^" innerer Weite und 59"^™ innerer Höhe
(51 bezieh. 64'^"i aufsen) für 245 bis 285'' Einsatz, je nach dem Blei-
gehalte, und nach der Esse führendem Fuchse. Behufs Beschickens
mit eisernen Trögen sind die Deckel des Ofens und die glasirte Haube
des Tiegels abgehoben, worauf man die Haube und das Rohr aufsetzt,
den Ofen durch den au einem Laufkrahne hangenden Deckel verschliefst,
von diesem den oberen Theil abhebt, den Ofen mit Koks füllt und
unter demnächstigem öfteren Nachschütten von Koks die 8 Stunden
dauernde Destillation beginnt. Die Zinkdämpfe treten durch ein seit-
liches Rohr in eine 62'^'" hohe, unten 26 und oben 20'^'" weite, auf
einer Platte stehende Vorlage aus Blech, unter welcher in dem Räume
darunter auf einem Roste ein Kohlenfeuer unterhalten wird. Der Abzug
der F'euergase findet durch ein seitliches Rohr in einen vor den vor-
handenen vier Oefen herlaufenden Kanal und durch diesen in den
gemeinsamen Schornstein statt. Während der Destillation mufs öfters
durch ein Spurloch, gegenüber der die Ziukdämpfe zuführenden Röhre,
gespurt werden. Nach Beendigung derselben werden Vorlage, Deckel,
Haube und Röhre entfernt, auf den Ofen ein mit einer Röhre versehenes
Blech gelegt, durch diese mittels Kelle zunächst die Rückstände heraus-
gehoben, dann das Reichblei mit 10 Proc. Silber und 4 Proc. Kupfer
in schmale Formen gegossen, wobei sich starker Blei(|ualni entwickelt
uud viel Zink verbrennt. Man gebraucht auf jede Beschickung 130 bis
1601^ sehr reine aber sehr theure Koks (Tiegelsehonung), bringt 23 bis 60,
durchschnittlieh 40'> oder 40 bis 45 Proc. des in der Entsilberung ver-
brauchten Zinkes aus, auf den Reichsehaum berechnet, etwa 15 Proc:
auf 100 Tb. Kaufblei sind S^'^ Th. Reichschaum zu destilliren. Man
erhält 20 bis 65, durchschnittlich 401^ Rückstände bei jeder Beschickung
nder 15 Pnu-. \(im Einsätze, welche mit reicher Glätte im Flammofen
180 Neiioi-ungeii im Metallhüttenwesen.
auf trtibw ürdiges Blei verfrisclil werden. Die Betriebskosten .siud ver-
hältnirsmäfsig sehr liüch. Beispielsweise werden in Friedriclishütte
12888 M. auf 1000' verarbeiteten Reichschaum verausgabt, in Bagilii
hinge;.;en 32560 M.
2) ßUihütle lon Walker Parkei\ Walker und Comp, zu L(jw Eiswiek.
In derselben wird nur angekauftes Blei entsilberl und das entsilberte, sowie
das angekaufte Raffinatblei auf Blech, Röhren, Schrot, Menuige, Bleiweifs
u. s. w. verarbeitet. Die Entsilberung geschieht in drei Satz Rozanappa-
raten mit Dampf und in einer Pattinsonbatterie. Zur Schonung der Kessel
beim ersteren Frozefs läfst man dieselben nicht im leeren Zustande er-
kalten, sondern trägt nach der Entleerung immer wieder etwas Blei
ein, was sieh auch anderwärts bewährt hat. Die Krätzen werden im
Flammofen, andere Zwischenproducte im Schachtofen verschmolzen.
3) Panther Lead Comp.., Bleihütte zu St. Phillips bei Bristol. Man
verschmilzt reiche Bleierze mit 80 Proc. Blei iu Beschickungen von
1320 bis 13701^ in kleinen vierlhiirigen Flammöfen in 8'.^ Stunden.
Darauf folgt Entfernung der Rückstände nach jeder 2. oder 3. Be-
schickung mit efwa 40 Proc. Blei und Verschmelzen derselben in einem
fünfförmigen Ofen von 1",5 Höhe mit metallischem Eisen, Kalk und
10 Proc. Koks; Raffiniren des Schachtofenwerkbleies in einem Flamm-
ofen mit eiserner Sohle und Verfrischen der erfolgenden Krätzen auf
Hartblei: Entsilberung des Werkbleies nach dem /'a«in«on"schen und
farAes 'sehen Prozesse, je nach Verwendung des Kaufbleies zu Bleiweifs
oder nicht, indem das nach ersterem Verfahren erhaltene Blei zu kupfer-
haltig ist. Beim Parkes' achtin Prozefs wird das Zink in einem be-
schwerten und durchlöcherten Eiseukasten ins Bleibad eingetaucht.
Der Zinksehaum wird im Tiegel destillirt und das Reiehblei im eng-
lischen Treibofen abgetrieben, wobei die Abhitze zum Einschmelzen
des Werkbleies benutzt wird.
4) The Bristol Suhlimed Lead Comp.., Ld.., Bleihütte zu Shireham|)ton
bei Bristol. Verarbeitung reicher Bleierze mit 80 Proc. Blei im eisernen
schottiseiien Herde von gröferer Länge (l"i,5), als gewöhnlich, öO''"'
Breite oben und 45'^^'" unten, 10^°' Tiefe, mit 7 Formen von 25'»'" Durch-
messer in der Hinterwand. Man gewinnt 50 Proc. Blei als Werkblei,
den Rest von 30 Proc. theils in den Rückständen, theils als ziemlich
dunkelgrauen Rauch iu Säcken, welcher theils als blue lead verkauft,
theils weifs gebrannt und zusammen mit den Herdrückständen iu einem
Schlackenherde verarbeitet wird, wobei wieder zur Hälfte Blei, zur
Hälfte Rauch gewonnen wird, welcher in Säcken aufgefangen, weifs
ist und als Bleiweifs verkauft wird. Die Entsilberung des Werkbleies
geschieht durch Ziuk, die des Reichschaumes im Schlackenherde unter
Gewinnung weifser Zinkfarbe. In einem mit feuerfesten Steinen aus-
gekleideten eisernen Ofen findet bei achtstündiger Behandlung die Ent-
zinkung des Armbleies statt.
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 181
5) .Vfr///, Bruce und Comp., Llanelly. Rösten von 2' Bleierz wäh-
rend 18 Stunden im einseitigen Flammofen von 2"\7 Herdlänge, wobei
sieh schon etwas Blei ausscheidet. Verschmelzen des Röstgutes mit
wenig oder gar nicht geröstetem Erze, 250 bis TSO"* Eisen und reichen
Schlacken in Posten von 3' im Flammofen von 5,5 : 4" Herdgröfse und
2 Arbeitsöffnungen auf einer Seite, sowie einer grofsen Thüre auf der
anderen zum Eiseneinsatze mit Abstichöttnung darunter, mit 60 bis
70 Proc. Steinkohlen in 8 Stunden; Verschmelzen des nach dem Werk-
bleie abgestochenen Bleisteines in gleichem Ofen auf Kupferstein und
Verfrischen des Abstiches in gleichem Ofen auf Hartblei mit 15 bis
20 Proc. Antimon. Pattinsoniren des Werkbleies statt des früheren
Parkesirens, welches grofse Metallverluste beim Destilliren zur Folge
hatte, nach dem '^^-Systeme, wobei ein Theil der entsilberten Bleikrystalle
nach dem Pressen zu Tafeln von 12*^" Seitenlänge bei elektrischen
Aecumulatoren Verwendung findet. In Treiböfen mit Wasserdampf
wird das Werkblei auf 50 Proc. Silbergehalt concentrirt, dann fein
gebrannt, wobei der Herd 6 bis 14 Tage hält.
6) Tyne Lead Works zu Hebburn. Nur Werkbleientsilberung. Rafli-
niren von 15' Werkblei während 24 Stunden bei Rothglut in schwach
geneigten eisernen Pfannen, Entsilberung durch Pattinsoniren nach '^j^-
System, wobei man die Kellen mit den Krystallen mittels einer Winde
aufzieht und dann in den Nachbarkessel gleiten läfst, worauf sie mit
der Hand zurückgezogen wird. Man ezeugt auch Röhren, Blech,
Mennige und Bleiweifs.
7) Hebburn Lead Works bei Newcastle. Verarbeiten sehr reiner,
nur etwas Schwerspath enthaltender, fast Silber freier Bleierze mit bis
81 Proc. Blei bei Beschickung von 900'' in 8 Stunden in kleinen Flamm-
öfen, auch in einförmigen schottischen Herden; das Blei mit 0,01 Proc.
Silber lohnt die Entsilberung nicht. Der Flugstaub wird im Flammofen
verfrischt oder als Farbe verwerthet.
8) Cooksons Bleihütte zu Howdon. Wegen Mangels an Erzen ist
der Schachtofenbetrieb sistirt; die beiden schottischen Herde ver-
schmelzen Zwischenproducte. Der fünfförmige Schachtofen hat ein
vollständig gekühltes Gestell. Zur Entsilberung dienen 6 Rozanapparate,
davon zwei mit Kesseln von 36', die anderen vier älteren mit solchen
von 21' Inhalt. In 12 Stunden werden von 2 Mann 6 Krystallisationen
mit jedesmal 36' Blei mit 625'' Steinkohlen ausgeführt. Der Prozels
eignet sich nur für Blei, welches etwa 1/4 Proc. Kupfer enthält: fehlt
letzteres, so entstehen dreimal so viel Krätzen beim Einleiten des
Wasserdampfes, indem sich nach Cookson dabei Elektricität entwickelt,
unter deren Einflufs das Kupfer den Dampf zerlegt und sich oxydirt,
während das Blei die entgegengesetzte Elektricität annimmt, eine etwas
gewagte und unklare Hj'pothese. Für die Sican'ache Grubenlampe stellt
man Bleiwolle aus dünnen Bleifäden her, welche durch Herauspressen
182 Xeiieriingen im Mptalllüiltenweseii.
aus L'inem .siebartig diivclilöclierten Eisenrohr erzfiigl werden. Die vor-
liandene Anümonhütte verarbeitet Grauspiefsglanz vim Japan und Bornen
durch Nieder.schlagsarbeit in Graphittiejieln, welche um so meiir Graphit
enthalten, je weniger Oxjd vorhanden. Kalk, welcher die Güte des
Antimon.s beeinträchtigt, ist .sorgfältig fern zu halten.
!t) Kgglestone Mitl bei Middleton in Teesdale. Verarbeitung d^r
gattirten Erze in 7 schottischen Herden, in welchen in einer Sstiindigen
Schicht mit 150'^ Steinkohlen 1' Blei aus lt,6 Erzen erzielt wird,
letztere grölstentheils Bleiglanz, theils Carbonat und namentlich Silicat,
bei einigen Gruben mit Kalk, bei anderen mit Kieselsäure und bei
wieder anderen mit Eisenoxyd und zum Theile mit Flufsspath ohne
fremde Metalle und silberarm, mit nur 0,03 bis 0,04 Proc. Silber im
erfolgenden Blei. Verschmelzen der Rückstände in einem Krummofen
mit 1 Wasserform und mit Wasserkühlung: Raffuialion des unreinen
Schachtofenbleies in einem Flammofen mit eiserner Sohle. Entsilberung
durch den Kozanprozels in 30' fassenden Kesseln von 70"'"^ Stärke im
Boden und 30ni"i oben, 4 bis 5 Monate haltend: auf 1' Kaufblei gehen
3801^ Kohlen. Jede Operation dauert 2 Stunden, wovon -'.j Stunden auf
das Krystallisiren kommen. Aus den Flammöfen zum Verfrischen voti
Glätte und vom Verarbeiten von Gekrätz tliefst das abgestochene Blei
in die Kozanapjiarate.
Schliel'slich wird noch auf einige Einrichtuugen verwiesen:
A) Gebläse. Für Treiböfen und Herdöfen verwendet man meist,
wo für erstere nicht Wasserdamjif benutzt wird, die einfachen und
billigen Centrifugalventilatoren, für Schachtöfen Rout'sche Bläser, denen
man zuweilen fiaA-fr"sche Gebläse vorzieht. Auch linden sich Cylinder-
gebläse, durch Riemen zu bewegen fider direkt mit der Antriebmaschine
verbunden.
B) Bütlenraucliauf fangung. Die vorhandenen Vorrichtungen er-
^^trecken .sich nur auf die Niederschlagung der Staubtheilchen, nicht auf
die Beseitigung der schwefligen Säure.
Man wendet für ersteren Zweck an:
1) Trockencondensatoren. und zwar
a) Filtrirvorriehtungen, welche die Staubtheilchen am vollständigsten
zurückhalten und u. a. auf der ^a/fschen Hütte zu Shirehampton nach
dem Patente Leiot« und Bartlett so angeordnet sind, dal's die von den
Bleiherden abziehenden Gase durch hO'^"' weite Blechröhren mittels
Ventilators angesogen und von demselben in etwa 160 senkrecht auf-
gehängte Flanellsäcke mit 24 HIechtrichtern gedrückt werden. Die An-
lage dieser Vorrichtung und ihi-e Instandhaltung ist kostspielig, sie
hemmt den Zug, wenn kein Ventilator vorhanden, und verlangt ab-
gekühlte Gase, weshalb nur anwendbar für bestimmte Verhältnisse und
kleine Betriebe.
b) Oberflächencondensalion, welcher von den meisten Hütlenleuten
Zusanmu-mlriu-kbai'lieil von Saiiei'stort', Wasserstoff n. s. \v. 188
der Preis /.uerkannt ist. Die Hiitle zu Bagillf hat einen l"',8o breiten
lind 2'",lo liolien in 6'.^ Windungen aufgerollten Kanal von 3584°'
Länge {Erbauungskosten 11 000 Pfd. Sterl.), in welchen Guirlanden von
alten Driilitseilen eingehängt sind, ähnlich wie neuerdings in Friedrichs-
liiitte; .solche Seile sind auch auf den Panther Lead Works in über
und neben einander befindlichen Kammern von 1.5 : 2" Weite ange-
ordnet. Die zu Bagillt versuchte elektrische Rauchgewinnung ist bei
Versuchen ergebnifslos verlaufen, indem man dadurch in den stark be-
wegten Gasmassen der Rauchkanäle nichts erreichte. WanHck's Patent-
condensator mit Hebewirknng ist von zweifelhafter Wirkung.
2) Nafscondensatnren sind mehrfach verworfen, weil die Fundamente
der Anlagen dadurch beschädigt wurden. Zu Hebburn und Egglestone
werden die durch Kanäle mittels Ventilators angesogenen Gase und
Dämpfe nach Frenrli und Wilxm^ Patent (C/temical News, Bd. 40 S. 163)
in vier alte Dampfkessel zur Abkühlung geleitet, dann gelangen sie durch
mit Löchern versebene Holzröhren unter ein Sieb aus Draht- oder Weiden-
tleehtwerk, durchstreichen das Wasser and ziehen dann in die Esse.
Es sollen hei ITSm»' Wasserhöhe über dem Siebe 93 bis 93 ''^ Proc. des
Rauches aufgefangen werden. In Middleton läfst man Wasser durch
den Gasstrom hinabträufeln, indem aus acht terrassenförmig über ein-
ander gestellten Regenthürmen das Wasser von einem in den anderen
fällt. Die sauren Wasser zerfressen jedoch das Mauerwerk der Kanäle,
weshalb man dieselben womöglich aus Holz herstellt.
Hinsichtlich der zum Schulze der Arbeiter gegen Bleivergiftung
getroffenen Einrichtungen ist lioesing im Allgemeinen von den eng-
li.schen Einrichtungen befriedigt.
üeber die Zusammendrückbarkeit des Sauerstoffes, Wasser-
stoffes. Stickstoffes und der atmosphärischen Luft;
von E. H. Amagat.
Nach einem Berichte der Comptes rendus, 1888 Bd. 107 S. 522, hat
Amngnl bei seiner jüngsten Untersuchung über die Zusammendrückbar-
keit des Sauerstoffes, Wasserstotfes, Stickstoffes und der Luft dieselbe
Methode befolgt, deren er sich bei der Untersuchung tropfbar flüssiger
Kiir|ier innerhalb derselben Druckgrenzen bediente'; nur war die
Schwierigkeit in Anbetracht der Kleinheit des Rauminhaltes bei starker
Zusammendrückung viel gröfser. luzvv'ischen ist Amagat nach zahl-
reichen Versuchen zu vollkommen regelmälsigeu und übereinstimmenden
Resultaten sjelangt, welche von den durch Nntteier erzielten wesentlich
1 Vgl. /:,'. Amagal's Apparate zur Messung der Zusammendrückbarkeit von
v'erriünnten Gasen 'und Flüssigkeiten 188fi 'iöS 115. 363.
184
ZusammendrüL'kbarkeit von Sauerstofl'. Wasserslofl' u. s. w.
abweichen. Die ziemlich iinregelmäfsig vertheilten Unterschiede reichen
bei dem gemeinsamen Theile der beiderseitigen Untersuchungen bis auf
mehrere 100 Atmosphären. Amagal findet für die gleiche Verminderung
des Gasvulumens die Pressungen im Allgemeinen weit stärker, als die
von Natterer angegebenen. Man könne sich von diesem Unterschiede
leicht Rechenschaft geben, wenn man die Ursachen der wahrschein-
lichen und selbst unvermeidlichen Fehler, welche der von Matterer be-
folgten Methode anhaften, näher untersuche. Die naciifolgenden Re-
sultate beziehen sich nur auf starke Pressungen. Solche imter 1000^'
will Amagat mit einem besonderen Ajjparate untersuchen, welcher eine
unendlich gröfsere Temperaturerhöhung gestattet, als dieses mit der
durch so starke Pressungen bedingten Anordnung möglich war, womit
nur zwischen 0" und SO^ gearbeitet werden konnte. Folgende Tabelle
gibt für die in der ersten Columne angezeigten Pressungen die Haum-
inhalte an, welche bei 1.5" eine Gasmasse einnimmt, deren Rauminhalt
bei der gleichen Temperatur und dem gleichen Barometerstande \()n
0'n,76 der Einheit gleich ist:
Atmosphären
Luft
Stickstoff
Saucrsloff
WasserslolV
750
0,002200
0,002262
—
_
1000
0,001974
0,002032
0.001735
O.W)1688
1500
0,001709
0,001736
0,001492
0.001344
2000
0,001566
0,001613
0,001373
0. 001 161
2500
0,001469
0,001515
0,001294
0.001047
3000
0,001401
0,001446
(1.001235
0.000964
Es ist interessant, die Zusammendrüekbarkeiten stark geprefster Gase
unter sich und mit denen der Flüssigkeiten zu vergleichen. Zur Er-
leichterung hat Amagat den Coefticienten ihrer Zusammendrückbarkeit
von 500 zu .500'' berechnet und das Resultat in folgender Tabelle zu-
sammensestellt:
Druckgrenzen in
Atmosphären
/wischen 750 und 1000
1000 „ 1500
1500 „ 2000
2000 „ 2500
2500 „ 3000
Luft
0,000411
0.000268
(1.000167
0.000123
0,ü(_)0()93
SlickstiilV .SantTstoff Wassi-r.-itolV
ü,0004(»7
0,000265
0,(100170
0,000122
(t.0lHX)91
0.(X)0258
O.dOOUSO
0.00011.-)
O.O0(»O01
0.000408
0,000272
0,0(X)197
0.0(J0158
Mau sieht, dals bei sehr starken Pressungen der Sauerstoff, Stiek-
stofli' und die Luft beinahe die gleiche Zusammendrückbarkeit be.-itzen.
Bei •3000''" ist sie nahezu derjenigen des Alkoholes unter normalem
Drucke gleich. Die Zusammendrückbarkeit des Wasserstoffes ist viel
gröfser, beinahe doppelt so grofs: bei 3000" ist sie ungefähr der-
jenigen des Aethers bei normalem Drucke gleich. Es läfst sich leicht
voraussehen, dafs diese Zusammendrüekbarkeiten, wie die der Flüssig-
keiten, mit der Temperatur zunehnien müssen, was bezüglich des
WasserstofTes aus folgender Tabelle hervorgeht:
Fortschritte auf dem Gebiete der Fabrikation von Stärke u. s. w. 185
rv 1 Coefficienten
Druckgrenzeii in
Atmosphären j.gj'^,^ ~ bdls^iö bdlt7,30
Zwischen 1000 und 1500 0,000 0,000408 0,000416
1500 „ 2000 0,000236 0,000272 0,000280
2000 „ 2500 0,000196 0,000197 0,000208
2600 „ 3000 0,000156 0,000158 0,000158
Die scheinbareu Dichtigkeiten lassen sieh leicht aus Her ersten
Tabelle ableiten. Nimmt man einstweilen für die Zusamniendrückbar-
keit des Gases die allgemein angenommene Zahl, so ergeben sich für
3000-1' folgende Resultate:
Dichtigkeiten bei 3000<it auf das Wasser bezogen.
Scheinbare Wirkliche
Sauerstoff 1,0972 .... 1,1054
Luft 0,8752 .... 0,8817
Stickstoff 0,8231 .... 0.8293
Wasserstoff 0,0880 .... 0,0887
Die Curven, welche man erhält, wenn man die Pressungen als
Abscissen und die Producte p . v als Ordinalen aufträgt, sind nahezu
gerade Linien und nur gegen die Abscissenachse leicht concav.
Ueber Fortschritte in der Stärke-, Dextrin- und Trauben-
zuckerfabrikation.
(Schlufs des Berichtes S. 133 d. Bd.)
d) Stärkezucker.
Darstellung desselben aus Topinambur. Die Zusammensetzung der
Topinambur ist nach neueren Untersuchungen von Petermann-Gembloux
{Revue universelle de la distillerie, 1886):
Wasser 77,68
In Zucker überführbare Kohlehydrate . . . 14,33
Andere Kohlehydrate 5,37
Fett . . . .■ 0,18
Rohprotein 1,35
Asche 1,10
Gesammtstickstoff 0,22
Eigentliche Eiweifskörper 0,79
Champy und fiU (D. R. F. Kl. 6 Nr. 35 825 vom 14. November 1885)
behandeln die zerkleinerte Topinamburknolle oder deren Saft in einer
Batterie von heizbaren, und unter einander communicirenden Geföfsen
bei Siedehitze mit gasförmiger schwefliger Säure. Hierdurch wird das
in dem Safte enthaltene Lävulin und Inulin in Traubenzucker über-
geführt und der Saft zugleich entfärbt. Nach Beendigung der Reactiou
wird die überschüssige schweflige Säure durch Dampf au.sgetriebeu.
Falls die erhaltene Lösung auf festen Traubenzucker verarbeitet werden
soll, wird die geringe Menge von Schwefelsäure, welche sich aus der
schwefligen Säure gebildet hat, durch Bariumcarbonat neutralisirt (vgl.
1887 263 42).
ISß Kiirrsoliritte auf ileiii (iebicip der I':il)riUarioii von SliirUc u. s. w .
e) Maltngp und Mnltofesyrup.
Okselion Duhrunfntil (vs:!. 1S.S7 2(54 130 und 2f)ß 37:i| vor inelirereii
!>ecennien die Fabrikation der Maltose empfaiil, um ancii die Einricli-
tiingen der Zuekerfahriken während des Stillstandes in einem grolsen
Tlieile des Jahres aus/.uniitzen, ist bis heute diese Fabrikation kaum
über die ersten Anfänge hinausgekommen. Abgesehen davon würde
Maltose und Maltosesyrup vielfache Anwendung in der Bierbrauerei als
Ersatz des Traubenzuckers, in der Li(|ueurfabrikati()n und liei der Wein-
behandlung finden. Eine Dextrin freie, krystallisirtc Maltose würde dem
Rohrzucker starke Coneurrenz machen imd mit Recht gebührte dieser
reinen Maltose der Name „Zucker der Zukunft^, den ihr Diihrunfnul
gegeben.
In der Lniidipirtlifr/inftliclien Prefne, 1886 S. t)7, Iheilt Slitlzer in
Bonn einiges über den Stand dieser Industrie mit. Ein Hau|)thindernirs.
welches sich der Anwendung der Maltose in der Bierbrauerei entgegen
stellt, lindet der Verfasser in dem Widerstände, welchen die grol'sen
Brauereien dieser Anwendung entgegen bringen. Es handeil sieii hier
um die Gefäiirdung der eigenen, grofsen Mälzereien der Bierlirauereien,
welche bei Anwendung der Maltosefabrikate, die dem kleineren Bier-
brauer um iieinahe 40 Proc. billiger als Malz geliefert \\erden könnten,
entwerthet würden. Es ist zu hoffen, dafs solche Widerstände denn
doch nicht von Dauer sein können.
Was die Verwendung der Maltosefabrikate als Nahrungsmittel an-
belangt, so wird hervorgehoben, dafs dieselben keinerlei gesundheits-
schädliche Stolfe enthalten. Maltosezucker soll sogar schneller im Magen
re.sorbirt werden als Rübenzucker, ferner sollen die in den Maltose-
syrupen enthaltenen Dextrine leichter verdaulich sein als Dextrine,
welche durch Anwendung \on Säuren auf Stärke gebildet werden.
Aufserdem enthält Maltosesyrup noch Eiweifs, Peptone, Amide und von
mineralischen Bestandtheilen besontiers ])hosphorsaures Kalium. Da.s
Maltosebier zeigt weder in Bezug auf Geschmack, noch in der chemischen
Zusammensetzung einen Unterschied gegen Gerstenbier. Da die Maltose-
fabrikanten zur Erzeugung ihrer Fabrikate einer protei'nreichen Gerste
bedürfen und gerade in Deutschland .solche Gerste zu haben ist, so
würde ein grofser Theil der ausländischen, nach Deutsehland imporlirlen
Gerste durch deut.sche ersetzt werden, wenn die Maltosefabrikation an
Verbreitung gewänne.
.4. Brunn in Wiesbaden liefs sich ein Verfuhren zur Gewinining
von Mnliosekörpern patentiren bei der gleichzeitigen Herstellung von
Pepton|)räiiaraten mit Hilfe des bei der Teiggährung sich bildenden
Fermentes ( D. R. P. Kl. 53 Nr. 42 744 vom it. Juli 18S7). Dieses Patent
ist ein Zusatzpatent zum Patente desselben Erfinders Nr. 40305 vom
7. December 18St).
Bei diesem N'erfahren werden neben Pepton auch Maltose bezieh
Foi-tsclirille auf dem Gebiete der Fal)i-ikation von Starke ii. 5. w. 1S!7
MHltnsekörper erhalten, welche durch Einwirkung des Sauerteigfermentes
•auf die Stärkemehlsubstanzen des im Teige enthaltenen Mehles ent-
stehen. Die Maltose geht mit dem Peptone in den wässerigen Auszug
des gegohrenen Teiges über. Eine Trennung der Maltose vom Peptone
ist nicht angegeben, da das erzeugte Gemisch am vortheilhaffeslen zur
Herstellung Pepton haltiger Maltose])räparate direkt verwendet wird.
M. Bondonneaii in Paris und G. For^t in Chalons sur Saone con-
slruirten einen Apparat zur Gewinnung von Zucker aus Stärkemehl
haltigen Pflanzenstoffen (D. R. P. Kl. S9 Nr. 42 519 vom 4. März 1887).
Der Apparat ist einer Diffusionsbatterie für Rübenschnitzel ähnlich und
liesteht aus einer Reihe von Auslaugekufen mit Doppel-Siebboden und
Uebersteig C'alorisatoreu zwischen denselben. Letztere bilden Cjlinder
mit einem cylindrisch conischeu Einsätze oder Glocke und einer Dam])f-
schlange in der Glocke, welche die Flüssigkeit erhitzt und dadurch in
dem angeschlossenen Rohre emportreibl. Durch die Masse der Stärke-
mehl haltigen Pflauzentheile, z. B. geschälten Mais, Reis, Roggen, Gerste,
Hafer u. s. w., welche sich in den Auslaugekufen befinden, circulirt
seiir verdünnte Schwefelsäure, Oxal- oder Salzsäure, welche die Stärke
innerhalb der Pflanzenzellen in Glucose überführt und zugleich diese
auslaugt ohne die ursjirüngliche Gestalt der Körner zu verändern. Man
kann mit Hilfe dieses Apparates, ähnlich wie in der Zuckerfabrikation,
eine vollständige, systematische Extraetion erzielen. Das ausgelaugte
Rohmaterial soll beinahe noch sämmtliche Stickstoff haltigen Stoffe ent-
halten. Der erhaltene saure Zuckersaft wird nach den bekannten
Methoden neutralisirt und auf Stärkezucker verarbeitet (vgl. 1888268 18.5).
f) Dextrin.
A. Schumann in Dütllenheim bei Strafsburg liefs sieh ein Verfahren
jiatentiren zur Darstellung eines dem arabischen Gummi ähnliehen und wie
dieses zu verwendenden Zucker freien Dextrins (D.R.P. Kl. 22 Nr. 43146
vom 3. Mai 1887 als Zusatz zu Nr. 41 931 vom 25. August 1886).
Die Stärke wird mit kaltem Wasser zu einer dickflüssigen Milch
angerührt und mit einer Mineralsäure, Schwefelsäure, Salzsäure oder
Salpetersäure versetzt. Die Quantität der Säure beträgt i Proc. des
Gewichtes der angewandten Stärke. Dieses Gemisch bleibt nun während
24 Stunden ruhig stehen: sodann wird mit frischem Wasser so lange
gewaschen bis alle Säure verschwunden ist. Eine mikroskopische Unter-
suchung der Stärke zeigt eine theilweise Umänderung der Zellwand der
Stärkekörnchen, welche dieselben für die spätere Transformation in den
löslichen Zustand geeignet macht. — Der so präparirte Stärkenieder-
schlag wird dann entweder getrocknet oder wieder mit frischem Wasser
zu einer dickflüssigen Milch angerührt und ohne weiteren Säurezusatz
mit oder ohne Druck im Oelbade oder mit überhitztem Wasserdampfe
auf etwa 160 bis 170" gebracht und so lange dieser Temperatur aus-
gesetzt, bis alles Stärkemehl in lösliche Form übergeführt ist. Die nun
188 Fortschritte auf dt-ni Gebiete der Fabrikation von Stärke u. s. w.
erhaltene Lösung wird dann u;eklärt, raffinirt und auf die gewünschte
Consistenz oder zur Trockne eingedampft.
Ein neuer gununiartiger Sloff wurde von L. Lüiermann (Archiv für
die gesammte Pliysialogie^ Bd. 40 S. 4.54) in den Excrementen einer Blatt-
laus gefunden. In deu auf Ulmen erzeugten Gallen durch Schizoneura
languinosa finden .sich die von Liebcrmann untersuchten Excrete in der
Form erstarrter Tropfen. Dieselben sind in Wasser löslich: die Lösung
wurde mit Alkohol versetzt und der erhaltene Niederschlag untersucht;
er enthielt: 45,2 Proc. C, 7,15 Proc. H und 47,65 Proc. O; er zeigte
die Reaction der Gummiarten. Beim Kochen mit verdünnter Schwefel-
säure bildet sich ein reducirbarer Körper.
Stärkebestimmuny in Gelreidekörnern. In der Zeilschrift für ange-
uandte Chimie^ 1888 Bd. 3 S. 65, theilt Monheim eine Reihe von Aualy.sen
mit, aus welchen hervorgeht, dafs keines der bis jetzt vorgeschlagenen
Verfahren das Lintner sehe oder auch das auf den.selben Grundsätzen
beruhende Zipper er' ache mit dem Soxhlet" sehen Dampftopfe an Sicher-
heit der Ausführung und Gleichinufsisi;keit der Resultate erreicht.
Stärke- und Zucker- Bestimmung in Futterstoffen von E. F. Ladd
{Americ. ehem. Journal., Bd. 10 S. 49). Man wäscht 5° der zu unter-
suchenden Substanz auf einem Filter mit destillirtem Wasser so lange
vorsichtig aus bis die Wasch wässer das Volumen von 200c<' erreichen.
Der Rückstand wird zum Behufe der Stärkebestimmung getrocknet.
Das Filtrat wird nun in mehreren Portionen zu den anderen Bestim-
mungen benutzt. In 10'-<^ desselben wird der Zucker mittels Fehling'sehev
Lösung bestimmt. Eine andere Portion des Filtrates wird auf dem
Wasserbade etwa eine halbe Stunde mit Salzsäure erhitzt, dann mit
kohlensaurem Natrium ueutralisirt und der gebildete Zucker mit Fehling-
seher Lösung bestimmt. Die Difi'erenz beider Bestimmungen wurde als
im Wasxer lösliche., durch die Salzsäure inrertirle Substanz genannt.
Der Rückstand, der, wie oben angegeben, getrocknet wurde, \on der
Zuckerbestimmuiig wurde in einer Erlenmeyer scheu Flasche von etwa
250''*^' Inhalt mit ISO'''" Wasser und ö'"'" concentrirter Salzsäure versetzt
und die Flasche verkorkt. Durch den Kork reichte eine etwa 1"^ lange
Glasröhre, welche als Condensator zu wirken hat. Die so adjustirte
Flasche wurde 12 Stunden lang auf dem Wasserbade bei 100" er-
hitzt, dann 12 Stunden stehen gelassen. Die in der Flasche befind-
liche Flüssigkeit wurde nun tiltrirt, dann mit kohlensaurem Natrium
schwach alkalisch gemacht, auf 200*^^' aufgefüllt und in einem Theile
derselben der Zucker bestimmt. Der gefundene Zucker:^ehalt wurde
sodann auf Stärke umgerechnet.
lieber die Zusammensetzung der Jodstärke veröll'entlichte /•'. Seyfert
m der Zeitschrift für angewandte ('hemie^ 1888 S. 15, folgendes: Er nimmt
an, dafs dem Stärkemolekül die von Pfeiffer und TuUens nach ihren
Analysen der Natriumverbindimg aufgestellte Formel: CijH^yO.^j, zu-
Fortschritte auf dem Gebiete der Fabrikation von Stärke u. s. w. 189
komirif. Unter dieser Voraussetzung führen den Verfasser dessen Unter-
suchungen der Jodstärke auf die empirische Formel: (C24H4(,02o)i;Jj
oder deren ü,anzes Vielfaches.
Gleichzeitig ergaben seine angestellten Versuche folgendes Ver-
fahren an die Hand, in einem Stärkemehle den Gehalt an Stärke in
einer kurzen Zeit zu bestimmen. 1? Stärkemehl wird mit 100 bis 150'^'^^
heil'sem Wasser übergössen, auf dem Wasserbade bei 100" erhitzt und
völlig verkleistert. Man spült sodann in einem SOO*^'" Kolben, gibt 50''"'
einer Jodlösung zu, die wenig Jodkalium und im Liter 12 bis 13" Jod
enthält, ferner 20™ concentrirte Salzsäure, füllt bis zur Marke auf und
schüttelt gut durch. Nachdem sieh der Niederschlag so weit gesetzt
hat, dafs sich zweimal 100'''^ oder zweimal 50^^ von der überstehenden
klaren Jodlösung entnehmen lassen, titrirt man mit einer Lösung von
unterschwefligsaurem Natrium die abgezogenen Volumina zurück. Aus
der obigen Formel geht nun hervor, dafs sich die Stärkesubstanz mit
22,865 Proc. Jod verbindet. Multiplicirt man also die in den Nieder-
schlag übergegangene Menge Jod mit 4,37, so ergibt sieh die vorhandene
Menge Stärkesubstanz in dem zur Untersuchung gelangten Stärkemehle.
Anknüpfend an die \orangegangene im Auszuge mitgetheilte Arbeit
Seyfert's erinnern wir daran, dafs F. Mylius in der Zeilschrift für
physiologische Chemie^ 1887 Bd. 11 S. 306, sowie auch: D. p. J., 1888 268
129, auf Grund seiner Analysen die empirische Formel (C.24H4qÜ2oJ)4JH
für die Jodstärke aufstellte, in welcher auf 4 Jodatome 1 Molekül Jod-
wasserstoffsäure kommt. Dieser Formel würde für Jod ein Procent-
gehalt von 24,489 entsprechen.
Im LanJuirihschaftlichen Jahrbuch^ Bd. 15 S. 259, führt Daferl aus,
dafs der Slärke gar keine Formel zukomme und man solle daher an
Stelle der Chemie der Stärke jene der Stärkekörper setzen. Nach dem
Verfahren l)esteht die Stärke aus:
») Stärkekörpern, zu welchen er rechnet:
1) Stäikecellulose^ ein nicht näher untersuchtes Gemenge mindestens
zweier chemischen Verbindungen. Die Stärkecellulose färbt sich mit
Jod braun, ist in kaltem und kochendem Wasser unlöslich, geht aber
durch letzteres zum Theile in Granulöse über. Diastase hat auf die-
selbe keinerlei Wirkung.
2) Granulöse^ unter verschiedenen Namen beschrieben, wie Amidulin,
lösliche Stärke, Amylodextrin u. s. w., färbt sich mit Jod blau, ist in
kaltem Wasser fast unlöslich, in kochendem aber leicht löslich. Diastase
verwandelt die Granulöse in Zuekei-.
3) Dextrin^ in kaltem und heil'sem Wasser löslieh, geht durch Diastase
in Zucker über und scheint schwaches Keductionsvermögen zu besitzen.
bj Zucker, c) Proteinkörper, Amide u. s. w., d) Fett und e) Asche.
Ueber die Daferi'mhttw Arbeiten ist übrigens in D. p. J., 1887 265
326, schon ausführlieh berichtet. J. Bröfsler.
190
Kleinere Mitlheiluiigeii.
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0.
Tiefenmesser von J. M. Weeren.
Die ZtiLsctiriß für Inslrutiienttnkunde tUeueiuberhelt 18Ö7) llieilt Zeichnuiij,'
und Besc-hreibuiig des oben beiiaiiiileu TielViimessers mit, dessen Grundge-
danke darin liegt, die Tiefe aus dem, aul' eine Wassermenge des Tiefenmessers
ausgeübten Druclif zu bestimmen, welche in eigenthümliclier Weise nach dem
Aufzielien des Insliiimentes festgestellt werden kann. Dabei gestattet dieser
Tiefenzeiger die Messung auch der gröfsten Drucke.
Eigentliümlieli ist ihm ferner, dafs nicht, wie bei deu Manometern, aus
der ZusarauRiipressung der I.ufl, sondern aus der des Wassers die Tiefe be-
stimmt wird. Die Vorriclitun;,' be.^teht aus einem Hohl-
cylinder, welcher durch eine Scheidewand in zwei Kammern .1
I und B getheill ist. Kammer B stein sowohl mit dem Aulsen-
t, wasser durch ein Rohr C als auch mit A durch ein Kohr 1>
in Verbindung, an welchem ein nur bei Ueberdruck in B
nach oben sich ötTnendes Federventil li angebracht ist. Ein
zweites Federventil F hebt sich beim l'eberdrucUe in Kam-
mer .1. Vor dem Gebrauche wird die ihrem Inhalte nach
genau bestimnile Kammer A nach Abschrauben des Veiitiles /■
mit deslillirtem. luftfreieni Wasser von bestimmtem Wärme-
grade gefüllt, F wieder aufgeschraubt und ebenso Kammer ß
durch Rühr C mit Quecksilber gefüllt. Wird nun der Tiefen-
messer an einer Lothleine ins Meer herabgelassen, so wächst
mit zunehmender Tiefe auch der Wasserdruck (l'i' = lOni.25).
der grofser ist als der Wasserdruck des in .1 abgesperrten
Wassers und in Folge dessen das Meereswasser durch Rohr C
in Kammer ß drangt. Das in B bednilliche (Quecksilber.
hierdurch gedrückt, öll'net Ventil E und steigt durch Rühr />
in die Kammer A. i-o lange der Messer sinkt, wird Quecksilber in A ein-
dringen; der Zullufs hört erst auf. sobald der Messer auf den Meeresgrund
aufstöfst, da alsdann der Druck des Wassers in A gleich dem des umgebenden
Meereswassers ist. Das Ventil F wird nun in Folge des Gleichgewichtszu-
standes des Innen- und Aufsenwassers durch seine Feder wieder nach unten
gezogen, schliefst Rohr D und verhindert das Zurücktliefsen des (Quecksilbers
in A. Nach Aufwinden des Tielenmessers läfst sich aus dem Gewichte des
in A eingedrungenen Quecksilbers die erreichte Wassertiefe bestimmen. N'enlil /■
dient dazu, bei Heben des Messers, also bei Abnahme des äufseren Wasser-
druckes, dem in A zusammengeprefsten Wasser den Austritt nach aufsen zu
.ermöglichen. Der Tiefenmesser ist in seinem (jrundgedanken und iu dei'
Bauart gut durchdacht; schwierig wird sich ilie Aichung gestalten, weil diesi
bei allen .Manometern lediglich auf Grund von Versuchen erfolgen kann.
Einflufs der Feuchtigkeit auf den Längenzustand von Hölzern.
Im physikalischen Institute der Universität iu Würzburg wurden umfang-
reiche Versuche über den Einllufs der Feuchtigkeit auf verschiedene Holzer
in Bezug auf Längen- uinl Gewichtsäuderung durchgeführt, welche zu folgen-
den Ergebnissen führten: Innerhalb gewisser Grenzen erweist sich die Länge
der Hölzer in Richtung ihrer Fasern abhängig von dem Wassergehalte des
Holzes, und zwar kann bei einer Wasseraufuahiue von 20 bis 30 l'roc. die
Längenzunahme je nach Holzart 0,1 bis 2 Proc. betragen. Die Hölzer simi
am kürzesten, wenn ihnen alles Wasser entzogen wird. Längenzustand und
(lewicht der Hölzer wachsen mit der Feuchtigkeit der Luft und verkleinern
sich mit derselben. Die übliche Behandlungsweise der Holzer mit Politur.
Tränkung. Lackirung vermögen die Hölzer vor dem Einllusse des Wassei-
dampfes der gfsältigten Luft nicht zu bewahren. Den besten Schutz gewährt
die Lackirung. Kufsbauni, Mahagoni und Eiche sind zur Herstellung von
Mafsstäben am wenigsten, Ahorn, Rothbuche, Fichte und Linde hingegen am
besten geeignet. Letztgenannte Holzarten zeigen nur geringe Längenschwau-
kungen in Folge von Aenderungen der Luftfeuchtigkeit. Die zu Mefszwecken
verwendeten Stäbe sollten stets mit einem sorgfältigen Lackuberzug versehen
«erden. (.Aus Anvuliu dt, Physik tmd Chemie. Bd. .\.\.\1V.)
Kleinere lliltheilungeii.
lyi
üeber das Gefrieren des Wassers in nahezu geschlossenen Gefäfsen.
Dal'a geschlossene, vollständig mit Wasser gefüllte Uelalse mit grol'ser
Kraft gesprengt werden, wenn ihr Inhalt gefriert, ist eine bekannte Thatsache.
Ebenso weifs man, dafs mit Wasser gefüllte Flaschen beim Gefrieren auch
ohne Slupselverschlul's öfters bersten. In diesem Falle vertritt das zuerst an
der Überlliiche in Eis sich verwandelnde Wasser selbst die Stelle des Stöpsels.
D. Wmslanley theilt im Engineerivg, Bd. 4G S. 490, eine Beobachtung mit, welche
beweist, dafs ein mit Wasser gefülltes Gefäfs beim Gefrieren iiicht zertrümmert
wird, wenn den unteren Wasserschichlen durch eine kleine Oelfnuug, an die
sich eine aufwärts gebogene Röhre schliefst, der nöthige Spielraum, sich aus-
zudehnen, geboten wird. Zu dem Versuche diente ein umgekehrter, voll-
ständig mit Wasser gefüllter Glascylinder, dessen Hals durch einen Kautschuk-
Stöpsel geschlo.ssen war. Letzterer hatte ein Loch , worin eine U-förmige,
(Quecksilber als Absperrungsmittel enthaltende Glasröhre steckte. Als Winstanlet^
den Apparat in einer kalten Winternacht vor das Fenster stellte, bildete am
anderen ilorgen der ganze, 2'/'^ Pfund wiegende Inhalt eine einzige starre
Eismasse, ohne dafs das Glasgefäfs sich im mindesten beschädigt zeigte.
Schanschiefl's galvanisches Element für elektrische Beleuchtung.
A. Schanschieff führt nach seinem Engliclien Patente Nr. 10748 vom 4. August
1888 sein Element (vgl. 1886 261 44(), 1888 268 431), dem das Jcon'sche
(vgl. 1887 264 462) ähnlich ist, in Verbindung mit einer Lampe in der aus
den zugehörigen Abbildungen ersichtlichen Weise ans. Fig. 1 bietet einen
lüthrechten Schnitt, Fig. 2 den Grundrils. Fig. 3 einen wagerechten Schnitt.
Das Gefäfs A ist durch radiale Scheidewände abgetheilt; der Stab ß^ ■'''' '"
der Fufsplatte i^l befestigt, die mit
Fig. 2.
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einem Stifte ßj in ein Loch von A
greift, zur Verhütung der Drehung.
C ist der die Batterie-Elektroden tra-
gende innere Vulkanit-Deckel; auf
dem äufseren Holzdeckel D ist die
Lampe E angebracht; an der Innen-
seite ist C mit einem Futter Q aus
vnlkanisirtem Kautschuke versehen,
dessen Rand auf dem von A liegt
und einen wasserdichten Verschlufs
gibt. F F sind die Kohlen, G G die
Zinke; beide sind anCj angeschraubt;
die um die Zinke gelegten Ringe (jj G)
schützen dieselben gegen Auflösung.
Die Jluttern H !I bilden die Pole der
Batterie; die Zuleitungen zu ihnen
liegen in Rinnen an der Unterseite
des Deckels Cj, welche mit Mariue-
leini ausgefüllt sind, und werden von
der Platte Cj bedeckt. Auf den
Deckel D ist ein Sockel aufgeschraubt,
D der Hals J festgeschraubt, welcher
worin die Lampe E ruht; ferner ist ar
die Mutter K festhält; durch K geht U-, hindurch, und wird K auf dem Ge-
winde £3 niedergeschraubt, so wird die Batterie geschlossen. Die Zuleitungen
zur Lampe liegen in Furchen auf der Innenfläche des Deckels D und sind mit
den bei L eingelassenen metallenen Zwingen verbunden, durch welche die
Schrauben M nach den Muttern U hindurchgehen. Um die Batterie aufser
Thätigkeit zu setzen, schraubt man die Mutter K auf, lüftet die Deckel C und D
und schraubt K auf das obere Ende von B,: dadurch werden die Elektroden
aus der Flüssigkeit herausgehoben.
192
Kleinere Mittheilimgeii.
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Verlag der J. G. Cotta'scbsn lluchli:in>llung In Stuttgart
Druck von Gebrüder Krftner in Sinltsarl.
8elliiig'.< Rechenmaschinu. 193
Selling's Rechenmaschiae; von Direktor Dr. A. Poppe.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 10.
Seit mehr als zwei Jahrhunderten haben sich die geistreichsten und
scharfsinnigsten Köpfe, Gelehrte wie Pascal^ Leibnitz u. A. mit der
Lösung der Aufgabe beschäftigt, die geistlose, ermüdende und er-
schlaffende Arbeit des anhaltenden Ziflf'errechnens durch eine Maschine
verrichten zu lassen, ohne ihre Bemühungen und 0])fer von einem nam-
haften Erfolge begleitet zu sehen. Erst unserem Jahrhunderte war ein
entschiedener Fortsehritt auch in dieser Richtung vorbehalten. Hiervon
'legt u. A. die aus den fünfziger Jahren stammende 5c/iPMtr'sche Rechen-
maschine 1 ein glänzendes Zeugnifs ab. Von einer Verbreittmg dieser
merkwürdigen, 10 englische Centner wiegenden Maschine, deren An-
schaffungskosten sich auf nicht weniger als 2000 Pfd. Sterl. (40000 M.)
belaufen sollen, kann jedoch begreiflicher Weise keine Rede sein, selbst
von dem Umstände abgesehen, dafs sie nicht zur Ausführung beliebiger
Rechnungen, sondern nur zur Herstellung tabellarischer Werke, wie
Logarithmen, dient. Die erste Rechenmaschine, welche in weiteren
Kreisen Eingang gefunden und sich als Hilfsmittel für Mathematiker,
Astronomen , Versicherungsgesellschaften u. s. w. bis auf den heutigen
Tag behauptet hat, ohne jedoch zu einer dem Bedürfnisse genügenden
Verbreitung zu gelangen, ist der dem Elsässer Thomas bereits im J. 1820
jiatentirte ^^Arithmomitre'-^ ''.
Der TAomas'sche Arithmometer ist es, dessen sich Herr Dr. Sclling^
Professor der Mathematik und Astronomie an der Universität Würzburg,
bei seiner Untersuchung über die Leistungsfähigkeit des allgemeinen
ünterstützungsvereines für die Hinterlassenen der bayerischen Staats-
diener und der mit demselben verbundenen Töchterkasse bedient hat,
wozu zum ersten Male Tabellen der Ueberlebungsrenten der Kinder
über beide Eltern berechnet und benützt worden sind. Mit Hilfe des
Arithmometers ist es ihm möglich geworden, die gewaltigen Ziffer-
massen bei Berechnung so zahlreicher Tabellen in zwei Jahren zu be-
wältigen. Bei dieser Riesenarbeit hatte Dr. Selling reichlich Gelegen-
heit, sich von dem grofsen Nutzen der sinnreichen Maschine zu
überzeugen. Aber auch ihre Mängel sind seinem Scharfblicke nicht
entgangen, und diese fand er hauptsächlich in der Ungleichmäfsigkeit
und zeitweisen Häufung der Widerstände, sowohl bei Bildung der Theil-
producte, als auch bei der sogen. Zehnerübertragung. Unwillkürlich
drängte sich ihm die Frage auf, ob es denn nicht möglich sei, die Gon-
struction des Arithmometers mit ihrer intermittirenden, stofsenden und
rasselnden Bewegung, durch eine solche von gleichmäfsigem, sanftem
1 Vgl. 1860 156 241. 321.
2 Eine das Wesentliclie umfassende Beschreibung dieser Maschine von
F. ReuUaux befindet sich in D. p. J. 1862 165 * 334.
ningler's polyt. Journal Bd. 271 Nr.5. 1889,1. 13
194
Selling's Rechenmaschine.
lind geräuschlosem Gange zu ersetzen. Nach jahrelanger beharrlicher
Arbeit und Ueberwindiing mancher technischen Schwierigkeit ist ihm
die Lüsuno- dieser Aufgabe in überraschend schöner Weise durch die
Ertindung seiner Rechenmaschine (D. H. P. Nr. 39634 vom It'i. April
1886) gelungen, welche eine Fülle ebenso geistvoller als praktischer
Gedanken vereinigt. 3
3 In der Broschüre: E. Selling, Eine neue Rechenmaschine. Berlin. Springer.
1887, findet man als Einleitung eine kurz gefalste Geschichte der Rechen-
Selling's Rechenmaschine. 195
I. Beschreibung der Maschine.
Die allgemeine Constnictionsanlage ist aus der nach einer photo-
graphisehen Aufnahme ausgeführten Textabbildung, sowie aus dem sche-
matiseheu Grundrisse (Fig. 2 Taf. 10) ersichtlich. Schon ein Blick auf diese
Figuren läfst den eigenartigen, von allen anderen bekannten Systemen
völlig abweichenden Charakter der Selling' »chtn Kechenmaschine er-
kennen. Sie beruht im Wesentlichen auf zwei Prinzipien, dem einen
zur Bildung der Theilproducte, dem anderen zur Zehuerübertragung.
A) Bitdung der Theilproducte. Die Einführung der unter der Be-
zeichnung „Nürnberger Schere-' bekannten rhombischen Gelenkverbin-
dung, als Mittel zur Bildung der Theilproducte, ist ein ebenso glück-
licher als origineller Gedanke. Fig. 3 Taf. 10 stellt die Nürnberger Schere
in ihrer einfachsten Form schematisch dar. Ihr Prinzij) ist mit wenigen
Worten erklärt. Wenn der Punkt o festgehalten, und der erste Kreu-
zungspunkt b längs der Mittellinie um 1 Einheit verschoben wird, so
bewegen sich die folgenden Kreuzungspunkte c, rf, e . . . bezieh, um
"2, 3, 4 . . . Einheiten. In Anwendung dieses Prinzipes sind zwei voll-
kommen gleiche, in den Punkten a a festgehaltene Nürnberger Seheren 5
und S| (Fig. 2) an ihren Kreuzungsstellen durch zehn Querstäbe
0., 1., 2., 5 ... 9 dergestalt mit einander verbunden, dafs sie längs
zweier Führungen R R durchaus gleiche Bewegungen macheu. Fig. 4
zeigt, wie ihre Gliederung der Verstärkung wegen in Wirklichkeit be-
schaffen ist. Jenseits ihrer festen Punkte sind die Scheren um eine
Gelenkverbindung erweitert, deren Kreuzungspunkte durch einen elften
Querstab g verbunden sind. Dieser bewegt sich in einer den Verschie-
bungen der Doppelschere entgegengesetzten Richtung. Sein Zweck
wird später erklärt werden. Die Fixpunkte a a der Schere liegen auf
dem vierkantigen Theile einer Welle FF fF, welche mit dem Rahmen II
ein festes Ganze bildet. Ihre Enden sind in einem auf den Führungs-
stangen R R gleitenden Schieber s s gelagert, welcher mittels des Hand-
ringes h vor oder zurück bewegt werden kann, wenn man die Schere
öffnen oder schliefsen will. Dehnt man nun die letztere so weit aus,
dafs der Querstab 1 den Weg tv zurücklegt, so sind die von den Quer-
stäben 5, 3, 4 ... 9 zurückgelegten Wege 2 ii\ 3 u', 4 w ... 9 tv. Die
Querstäbe werden rechtwinkelig gekreuzt von neun auf ihnen liegenden
Zahnstangen Zj, Z,, Z^ . . . Z^., wovon jedoch in Fig. 2 nur vier an-
gegeben sind. Der ungezahnte Theil jeder Zahnstange hat zehn gleich-
weit von einander abstehende Löcher, welche bei der in Fig. 2 darge-
stellten Anfangslage der Schere direkt über entsprechenden Löchern
der Querstäbe zu liegen kommen. Jedes der Zahnstangenlöcher ent-
hält einen oben mit einem Knöpfchen versehenen Stahlstift, welcher,
wenn er wie eine Taste hinabgedrückt wird, die betreffende Querstange
ma.schinen überhaupt, sodann die Beschreibung der ursprünglichen Construction
seiner eigenen Reclienmaschine, mit ihren mögliclien Aenderungen.
196 Sellin^''s Reclienmastliiiic.
mit der Zahnstange verbindet. Bezeichnet iniui die .Stifte oder Tasten
mit den Nummern der Querstäbe, über denen sie liegen, so brauciit
man, um ■/.. B. die Zahl 571 einzustellen, nur die Taste 7 der Zahn-
stan2;e /, , die Taste 7 der Zahnstange Z^ und die Taste ä der Zahn-
stanae 7.^ hiuabzudriicken. Dadurch sind die drei Zaiinstangen mit den
betretFenden Querstäben verbunden, so dafs sie beim Oetlnen der Schere
die den ZitTern der gegebenen Zahl entsprechenden Wege ■/ «•, 7 ic, 5 u-
iler Qiierstäbe mitmachen, wahrend die übrigen mit dem unbewegliciien
Nullstabe a o verbundenen Zahnstangen zurückbleiben.
Soll eine neue Zahl an der Claviatur eingestellt werden, so braucht
man auf die vorher eingestellt gewesenen ZiH'ern keinerlei Rücksicht
zu nehmen, indem der betretrende Stift durch einen sinnreichen Feder-
mechanismus von selbst in die Höhe springt und aufser Eingrill" kommt,
.sobald ein anderer derselben Zahnstange hinabgedrückt wird. Die
Fig. 5 und 6 veranschaulichen diesen Hilfsmechanisinus in zwei senk-
rechten Durchschnitten. </,, i/^i 93i ?4 sind vier <iuerstäbe der in Null-
stellung befindlichen Schere, Jj, Zj, 7'.,, J\ ebenso viele in einer Füh-
rung 0 0 gleitende Tasten, wovon die eine hinabgedrückt ist, um die
Zahnstange ZZ mit dem Querstabe f/j zu \erbinden. Jede Taste be-
sitzt eine kleine kegelförmige Erweiterung, auf welche von unten
eine Spiralfeder wirkt und die Taste nach oben drangt. Beim Hinab-
drücken der Taste T^ hat der Kegel Aj die vorstehende Kante eines
längs der Stiftenreihe sich hinziehenden, um eine Achse drehbaren und
elastisch andrückenden Bleches bb zurückgedrängt, worauf die Kante,
wie Fig. 5 zeigt, oberhalb des Kegels eingeschnappt ist. Soll nun später
au derselben Zahnstange eine andere Zitier eingesetzt und zu diesem
Zwecke ein anderer Stift T, hinabgedrückt werden, so schiebt A-, das
Blech hh zurück, wodurcii der Stift 'l\ frei wird und von selbst in die
Höhe s])ringt, wogegen jetzt der niedergedrückte Stift J, festgehalten
wird. Es kann also nie eine und dieselbe Zahnslange durch zwei Stifte
gleichzeitig mit der Schere verbunden sein. Das Einsetzen des Multi-
plicandcn an der Claviatur nimmt auf diese Weise kaum so viel Zeit
in Anspruch, als das Ansehreiben mit der Feder.
Ebenso schnell vollzieht sich die Bildung der Theilproducte einfach
durch Oellhen der Scheren mittels des Handringes /; iFig. 2). Zur ge-
nauen Begrenzung dieser Bewegungen dient die Scala U mit den vier
kleinen den Multi])licatürzitl'ern 1, 2, 3, 4 entsprechenden Einschnitten
/, J/, ///, /r, indem durch eine leichte Drehung des Handringes h ein
Riegel frei wird und in einen der Einschnitte einschnappt. Der Zitier 5
entspricht ein Anschlagen des Schiebers s an den Aufhaltstift \. Die
Fortsetzung der Multiplicatorscala bis zur neunten Haltstelle hat der
Erlinder niciit für nothwendig erachtet, da man den Zitlern 6, 7, 8, !•
bezieh, die Werthe (10 — 4), (10 — 3), (10 — 2), (10 — 1) oder auch
(2-1-3), (3-|-4), (3-4-5), (4-|-5) substituiren kann. Es ist dies jedoch
Selling's Rechenmaschine. 197
nicht uothwendig und geschielit nur, um die Längeudiniensionen der
Maschine zu vermindern und kleinere Bewegungen zu erzielen. Der
ganze um IV W drehbare Rahmen liann um einen kleinen Bogen ge-
hoben und gesenkt werden. Dieses geschieht durch Drehung des Hand-
knopfes 0, dessen Achse im Rahmen II gelagert ist und ein Excenter a;
enthält, welches auf der im Gestelle befestigteu runden Stange n (Fig. 1)
aufliegt. Durch Hebung des Rahmens gelangen die Zahnstangen mit
den Zahnrädern r^^ r^-, r^ . . . des Systemes P in Eingriff, um ihre den
Theilproducten proportionalen Längsverschiebungen in Drehungen dieser
Räder umzusetzen. Die Senkung de.s Rahmens bringt sie wieder aufscr
Eingritr.
B) Die Zehneriiberlragung. Das Radsystem P besteht bei der in
Fig. 1 abgebildeten Rechenmaschine aus 13 gleichen Zahnrädern r|,r2,r3 . . .
jedes von -36 Zähnen, und ebenso vielen Zifferrädern n,, n.,., «3 • ■ ■ von
etwas gröfserem Durchmesser. Sämmtliche Räder sitzen in wechselnder
Reihenfolge lose auf einer gemeinsamen, an das Gestell festgeschraublen
Achse A" X Diese trägt noch ein zweites, gleichfalls mit Zehnerüber-
tragung ausgestattetes Radsystem Q^ bestehend aus sieben Zahnrädern
und sieben Zifferrädern. Von diesem mag vorläufig nur so viel gesagt
werden, dal's dasselbe in Verbindung mit der einzelneu Zahnstange tj
bei Mulli]ilicationen den Multiplicator, bei Divisionen den Quotienten
registrirt. Der cylindrische Umfang der ZitFerräder ist durch Quer-
striche in 40 gleiche Felder getheilt, welche die zehn in erhabener
Schrift gravirten Ziffern 0 bis 9 in vierfacher Folge aufnehmen. Dicht
über das ganze Radsyslem ist parallel zur Achse ein Faden D D als
Iudex gespannt, welcher bei Nullstellung der Räder den unteren Strich
jedes Nullfeldes deckt. An diesem Faden erscheint nach beendigter
Rechnung in dem Einschnitte des Schutzbleches A (Fig. 1) das Resultat.
Da aber die Ziffern 1, 2, 3 ... 9 in vierfacher Folge auf den Rad-
umfängen vorhanden sind, so bilden sich die Resultate nicht nur längs
der Ableselinie D />, sondern auch von 90" zu 90" längs dreier anderer
Linien. Dies kann dazu benutzt werden, um auf der Rückseite der
Räder das Resultat mittels einer besonderen Vorrichtung, wozu die
Walze cc und das Rädchen d (Fig. 1) gehört, auf einem Papierstreifen
als Rechnungsbeleg abzudrucken.
Angenommen nun, die an der C'laviatur eingesetzte Zahl 875 solle
fürs erste einfach als solche auf die Räder übertragen, d. h. mit 1 multi-
plicirt werden, und die betreffenden Zahnstangen Zj, Z^, Z3 befinden
sich mit den Rädern r^^ j-^, r^ in Eingriff, so öffnet man die Schere
aus ihrer Anfangslage bis zum Einschnitte I der Scala U. Die Ziffer-
räder «1, ?i.2i "3 werden alsdann in entsprechender Richtung bezieh, um
5, 7, 8 Ziffern weiterrücken, und an Stelle der drei Nullen wird der
ilultiplicaud 875 am Faden D D erscheinen. Soll dieselbe Zahl mit 4
multiplicirt werden, so öffnet man die Schere von ihrer Nullstellung aus
198 Selliiiys Keclieiimascliiiie.
bis zum Scaleneiiisehnitte IV. Du aber die ZitlV'iii der Hiider nur von
0 bis 9 gehen, wäiirend die Wege der Zahnstangen Z,, Z,, Z^ itn ge-
gebenen Falle bezieh, den 20 fachen, 28 fachen nnd 32 fachen Zillern-
abstand darstellen, so inuls für die Zehneriibertragung von einem Zill'er-
rade auf das links nächste gesorgt sein. Die Methode dieser Uebertragung
gehört zu den feinsten Eigenthiimlichkeiten der Selliny'nabea Rechen-
maschine. Sie besteht in einem Mechanismus, mittels dessen jedes
Zifferrad stetig um ''i,, der Drehung des rechts nächsten in der.selben
Richtung sich dreht, neben dieser Drehung aber und ganz unabhängig
von ihr noch diejenige Bevv'egung annimmt, welche durch die Zahn-
stangen unmittelbar eingeführt wird. Zur Erklärung und Veranschau-
lichung dieses Vorganges dient Fig. 7, worin zwei Zifferräder n,, n.,
(Einerrad und Zehnerrad), zwei Zahnräder r,, r.^, nebst den die Zehnev-
übertragung vermittelnden Elementen in der vorderen Ansicht und zwei
Zahnstangen Z,, Z^ im Querschnitte dargestellt sind, und zwar der
besseren Uebersicht wegen durch einen grofsereu Zwischeni-aum von
einander getrennt. Auf die feste Hauptachse XX ist ein Zahnrad a.
das einzige unbewegliche Rad des ganzen Svstemes, festgekeilt. Auf
diesem rollt ein gleich grofses Planetenrad 6, dessen Achse in der Wand
des 36 Zähne enthaltenden Rades r^ excentrisch gelagert ist und an
ihrem jenseitigen Ende ein Stahltrieb c von 10 Zähnen trägt, h und c
sitzen an ihrer Achse fest. Das Trieb c steht mit dem an die eine
Seite des Zitferrades n^ befestigten Zahnrade d von 100 Zähnen in Ein-
griff. Mit der anderen Seite von n, ist das Zahnrad f fest verbunden,
dessen Durchmesser dem des Rades o gleich ist. Deuseli)en Durch-
messer besitzt das auf dem Umfange von f rollende Planetem-ad c
dessen Achse in der Wand des Rades r.^ gelagert ist und an ihrem
anderen Ende ein Trieb g von 10 Zähnen trägt, welches in das nn n.,
befestigte Rad h von 100 Zähnen greift. Die gleiche Räderverbindung
wiederholt sich durch das ganze System. Fig. 8 zeigt die Zilferräder «,, n.,
mit dem zwischenliegenden Zahnrade r,, dem Planetenräderpaare c, </
und den an n,, «.^ befestigten Zahnrädern (/, f und A, i im senkrechten
Durchschnitte längs der Achse, und zwar in der Hälfte ihrer wirk-
lichen Gröfse.
Angenommen nun, die Zahnstange Z^ (Fig. 7) ertheile dem Rade r,
eine vollständige Umdrehung in der Pfeilrichtung, so hat sich während
dieser das Planetenrad b genau einmal um a gewälzt, also mit dem
'J'riebe c eine Umdrehung um seine Achse vollendet. Während dieser
nuifs daher vermöge des Verhältni.sses der Zähnezahl des Triebes c zu
der des Rades d das Zifferrad n, eine rückläufige Bewegung von
i/io Drehung gemacht haben. Nun wird aber gleichzeitig die Achse
des Räderpaares b. c vom Rade r^ mitgenommen, eine Bewegung, welche
durch das jetzt als Mitnehmer wirkende Triel) c auf das Einerrad »i,
übertragen wird. Die aus diesen beiden Bewegungen resiiltirende
Selling's Recheniuasclüiio. 199
Drehung des letzteren nach der Pfeih-ichtiing ist also ''/[q der Drehung
von r[. Die Abstände der Scaleneinschnitte von U (Fig. 1 und 2) sind
so geregelt, dafs, wenn die Zahnstange Z, mit dem Querstabe ■/ ver-
bunden ist, die Bewegung der Schere aus ihrer Nullstellung nach den
Einschnitten i, 77, IIl ... die Zifl'eru 1, 2, 3 . . . des Einerrades genau
an die Stelle der Null bringt. Das Einerrad w, theilt seine Drehung
durch Vermittelung des Räderwerkes c, /", g, ä, dessen Dimensionen denen
des Räderwerkes a, <*, f, (/ vollkommen gleich sind, auf '/jo reducirt,
dem Zehnerrade n., mit, und dieses wieder seine Drehung, auf gleiche
Weise reducirt, dem Hunderterrade »3 u. s. w. Dafs bei dieser dem
Zeigerwerke einer Uhr analogen Zehnerübertragung die Resultatzittern
nicht genau in einer Linie oberhalb des Indexfadens erscheinen können,
sondern je nach der Gröl'se der rechts vorhergehenden Zahl schon theil-
weise unter den Faden hinabgerückt sein müssen, läfst sich voraussehen.
Um sich aber auch einen anschaulichen Begriff von dem wirklichen
Betrage dieser Abweichung zumachen, nehme man an, die Zahl 39287
sei in die Claviatur eingesetzt und von da auf die ZifFerräder übei"-
tragen worden. Bezeichnet man zuvörderst die Einer, Zehner, Hun-
derter u. s. w. der gegebenen Zahl bezieh, mit a, 6, c, rf, e und setzt die
Bogenlänge eines Zifferfeldes = 1, so ist der Betrag, um welchen der
untere Strich des Feldes den Faden überschritten hat:
Bei n, = 0
10
a b
•löö + Iö
• 1000 ^ 100 ^ 10
a b _c_ d
" ''5 = iöö()Ö + iÖÖÖ"'"iÖÖ"'"lÖ"
Für die Zahl 39287 würden sich diese Ueberschreitungen heraus-
stellen, wie folgt : Bei «, = 0
„ n.^ = 0,7
„ »lg = 0,87
„ «4 = 0,287
„ «5 = 0,9287
und danach die betreffenden Ziffern etwa wie in Fig. 9 sich gruppiren,
wenn man sich die Räder nahe an einander gerückt denkt. Jede etwaige
Unsicherheit in der richtigen Ablesung des Resultates wird durch die
Beobachtung folgender Regel gehoben: Die richlige Ziffer ist immer die-
jenige, bei welcher entweder der unlere Strich ihres Feldes mit dem Index-
faden zusammenfällt (leie bei 7), oder deren Feld von dem Faden ge-
schnitten wird.
Da das Auge gewohnt ist, jedes Rechnungsresultat in einer Reihe
200 SeUiug'8 Kt'clienmascliiiie.
geordnet zu seilen, so könnte jene Abweichung aus der Richtung nebeu
einem gewissen Gefühle der Unsiclierheit ein ästhetisches Bedenken er-
regen. Der vürurlheilslreie Rechner wird sich aber, sobald er die
Ueberzeiigung gewonnen hat, dal's jene kleine Uuregelmürsigkcit auf die
richtige Erkenntnifs des Resultates keinen EiufUirs hat, bald daran ge-
wöhnen. Der Erlinder selbst bezeichnet diese Art der Ablesung sogar
als einen Vortlieil. Das Bild der Zahl sei in gewisser Weise ein orga-
nisches Gefiige, worin kein Theil ohne alle übrigen verändert werden
könne. Jede Zitier sei durch die Stellung des links vorausgehenden
Ziff'errades controlirt. Nachdem man sich einmal an diese Ablesung
gewöhnt habe, würde man sie ungern vermissen, weil sie viel mehr das
Gefühl der Sicherheit gebe, als wenn jede Ziffer nur für sich steht, in
der automatischen Copie dagegen, welche ihrer Bestimmung gemäfs
auch Anderen, die mit der Maschine selbst nicht vertraut sind, zur
Revision vorgelegt werde, sei es allerdings wünschenswerth, die Rech-
uungsresultate in der gewöhnlichen Form zu erhalten. Von diesem Ge-
sichtspunkte ausgehend hat der Erfinder einen zur Zeit in Ausführung
begrifienen Mechanismus in der gemeinnützigen Wochenschrift des poly-
technischen Centralvereines für Unlerfranken und Aschaffenburg mit Abbil-
dung angegeben, welcher das Gewünschte leistet, ohne dal's die stetige
Bewegung und die Möglichkeit der bisherigen Ablesung verloren geht.
C) Hilfsvorrichtungen. Bevor ich zur Ausführung der für das Ge-
sehäftsleben wichtigsten Rechnungsoperationen mit der Selliny' sehen
Maschine übergehe, sind noch einige wichtige Hilfsvorrichtungen zu be-
schreiben. Der Rahmen // kann mittels des Haiidknopfes 0 nicht nur
gehoben und gesenkt, sondern auch mit der Welle W W seitwärts ver-
schoben werden. Diese Verschiebung hat den Zweck, die Zahnstangen
beim Uebergange der Multiplication von den Einern auf die Zehner,
Hunderter u. s. w. mit den nächsten links liegenden Rädern in Eingrifl'
zu bringen. Zur Controle dieser Einstellung dient bei den neuesten
Apparaten (^statt der in die Einschnitte der Achse W W (Fig. 1) ein-
schnappenden Feder) die Scale L (Fig. 2), deren Theilstriche genau
denselben Abstand von einander haben, wie die Zahnräder. Man braucht
daher nur jedesmal einen an dem Rahmen angebrachten Zeiger von
einem Theilstriche zum nächstfolgenden zu führen. Dieses bedarf keiner
besonderen Aufmerksamkeit, indem sich der Eingrifl' der Zahnstangen,
auch wenn der Zeiger nicht genau auf dem betreffenden Theilstriche
stehen sollte, am richtigen Orte ganz von selbst vollzieht. Unterhalb
der Zahnräder ist nämlich parallel zur Achse eine Schiene fest mit
dem Gestelle verbunden, welche in denselben Abständen, wie die Räder,
eine Reihe nach unten sich erweiternder Einschnitte enthält. In einen
solchen Einschnitt legt sich nach jeder Verschiebung bei Hebung des
Rahmens ein an diesem befestigter Ansatz, wodurch die Eingriffslage
gesichert ist.
Sellings Rechenmaschine. 201
Zur Sicherlieit gegen jede Verriickung dev Räder, während die
Zahnstaugen aulser Eingriff sind, läuft parallel zur Achse XX ein
Rechen über das Radsystem, welcher durch Seitenstäbe mit dem Rahmen
in starrer Verbindung steht, also mit diesem sich hebt und senkt. Wenn
nun in Folge der Senkung die Zahnstangen aufser Eingriff kommen,
legen sich gleichzeitig die Zähne des Rechens zwischen je zwei Zähne
eines Rades und halten dasselbe in fester Lage. Bei Hebung des
Rahmens greifen die Zahnstangen ein, und die Zähne des Rechens treten
aus dem Bereiche der Radzähne. Die Vorrichtung gestattet übrigens,
um die Nullstellung der Zirt'erräder zu ermöglichen, innerhalb eines
kleinen Intervalles eine Mittellage, bei welcher die Räder oben und
unten frei sind.
Die Nullstellung aller Zitferräder wird durch eine einzige Bewegung
mit Hilfe der in Fig. 10 veranschaulichten Vorrichtung bewirkt. Jedes
Zifierrad enthält nämlich an seiner rechten Kante vier kleine Stiftchen /?
in Abständen von 900 und überall neben der gleichen Ziffer. In einem
um die Hauptachse XX drehbaren Rahmen ist die Achse a eines
Rechens gelagert, dessen Zinken 6 für gewöhnlich nicht bis an die
Stifte /9 reichen. Legt man aber, nachdem durch Beiseiteschiebung
eines in Fig. 1 sichtbaren Bügels g die oben erwähnte Mittellage der
Vorrichtung zur Sicherung der Radstellung herbeigeführt worden ist,
den Finger in den Ring f^ und drückt zugleich das Ende eines um o
drehbaren Hebels, dessen anderer Arm auf einen kleinen an der Achse
des Rechens sitzenden Hebel wirkt, zurück, so kommen die Stiftchen /?
sämmtlicher Zifferräder in den Bereich der Zinken b. Dreht man zu-
gleich den Ring in die Höhe, so raffen die Zinken des Rechens die
Stiftchen, denen sie jetzt begegnen müssen, zusammen. Gleichzeitig
dreht sich ein durch einen Gelenkmechanismus mit dem ersten ver-
bundener, anfangs um ISO" von ihm abstehender zweiter Rechen in der
entgegengesetzten Richtung. Sobald dieser Abstand bis auf 90" sich
vermindert hat, so drücken die Zinken beider Rechen in entgegenge-
setzten Richtungen an je zwei Stifte /K* und sichern dadurch die Stel-
lungen der Räder, wobei die Nullen in einer Reihe stehen. Zieht man
alsdann den Finger zurück, so bewegt sich der ganze Hilfsapparat unter
dem Einflüsse geeignet angebrachter Federn von selbst wieder in seine
ursprüngliche Lage zurück.
II. Ausführung der Rechnungen.
Bei Betrachtung der Fig. 2 erkennt man sofort, dafs beim Oeffnen
der Schere die Ziffern der Räder P in ihrer natürlichen Folge 0, 1, 2,
3 ... 9, also in additivem Sinne, beim Schliel'seu der Schere dagegen
in umgekehrter Ordnung 9, 8, 7 ... 0, also in subtraclivem Sinne, die
Ableselinie D D passiren müssen. Da nun die Multiplieation als wieder-
holte Addition, die Division als wiederholte Subtraction aufzufassen ist.
202 Selling's Rechenmasoliine.
SO kann ui-btere nur fliirc-li wiederliolte» üeiluL-n, letztere durch wieder-
holtes Schliefsen der Schere ausgeführt werden. Die einzelne Zahn-
stange y ist daher, um den Multi|)licator und Quotienten auf den
Rädern Q i-egistriren zu können, bei der Multiplication durch Nieder-
drücken der Taste m mit dem Querstabe /, bei der Dfvision durch
Niederdrücken der Taste d mit dem Querstabe (j zu verbinden, damit
sie beim Oetfnen der Schere im ersten Falle das betreffende Zahnrad
in additivem, im letzteren Falle in sublractiveni Sinne drehen könne.
Zur Vermeidung von Wiederholungen soll vor Beginn jeder Rechnung
Alles auf Null gestellt angenommen werden.
Addilion. Um eine beliebige Anzahl Summanden zu addiren, setzt
man den ersten Summanden an der Claviatur ein, schiebt die Schere,
um ihn auf die Rader zu übertragen, von 0 bis zum Einschnitte /, wäh-
rend die Zahnstangen eingreifen, und zurück auf ö, während sie nicht'
eingreifen. Dasselbe wiederholt man mit jedem folgenden Summanden.
Die Summe kann schliefslich an dem Index faden abgelesen werden.
Sullraclion. Wollte man auch eine Subtraetion auf der Rechen-
maschine ausführen, so müfste man zunächst den Minuenden auf das
Radsystem übertragen, die Schere ohne ZahnstangeneingrifJ" in die Null-
stellung zurückziehen, dann den Subtrahenden an der Claviatur ein-
setzen, die Schere ohne Zahnstangeneingrifl' bis / öffnen und nach be-
werkstelligtem Eingriffe wieder bis 0 zurückziehen.
Midtiplkation. Es sei zu muUipliciren 7548 mit 354. Folgendes
ist die Reiiienfolge der Operationen:
1) Einstellung der Einzelstauge y durch N'iederdrücken der Taste m
auf Multi)dication und des Multiplicanden 7548 an der Claviatur. Die vier
schwarzen Tasten in Fig. 2 mögen die betreifenden Ziffern bezeichnen.
2) Zahnstangen in Eingriff und üeffnen der Schere wegen des Multi-
plicators 4 bis zum Einschnitte IV. Auf den Zilferrädern «[, iij, n^, «4, «5
erscheint am Faden DD die Zahl 30192 als erstes Zwischenresultat,
welches man weiter nicht zu beachten braucht, und auf dem ersten
ZilTerrad des Systemes Q die Multiplicatorzitrer 4.
3) Zahnstangen aufser EingrilT und Zurückführung der Schere in
ihre Nullstellung; Verschiebung des Rahmens // um eine Stelle nach
links und Hebung desselben, wodurch jede Zahnstange, statt in das
bisherige Zahnrad, in das links folgende eingreift.
4) Oelfneu der Schere wegen des Multiplicators 5 bis zum An-
schlagstifte V. Am Indexfaden zeigt sich als zweites Zwischenresultat
die Zahl 407 592 und auf dem zweiten Zifferrade des Systemes Q die
Multiplicatorziffer 5.
5) Wie in Nr. 3.
6) Oelfnen der Schere wegen des Multiplicators 3 bis zum Ein-
schnitte ///. Am Indexfaden erscheint das Endresultat: 2671992 und
auf den Rädern Q steht der Multiplicator 354.
Selling's Rt-clifumascliinc. 20o
Demgeniäls erfordert die gauze Rechnung, nachdem der Muhii)h-
cand eingesetzt ist, nur fünf sanfte Bewegungen. Denn die Operationen
Nr. 3 und Nr. 5 lassen sich mit einer einzigen zusammenhängenden Be-
wegung ausführen. In vorstehendem Beispiele geht keine der Multi-
])lieatorzlffern über 5 hinaus. Ist aber die eine oder die andere der-
selben gröfser als .5, so kann man sich dieselbe in zwei Summanden
zerlegt denken, z. B. 8 in 3 -}- 5. Das Verfahren unterscheidet sich
alsdann von dem vorhergehenden Beispiele nur dadurch, dafs jetzt die
Schere wegen einer Multiplicatorzifler zweimal zu öffnen ist. Man kann
aber auch den Multiplicator 8 ebenso gut durch (10 — 2) ausdrücken,
also Aon dem Zehnfachen des Multiplicanden, welches sich durch Ver-
schiebung des Rahmens um eine Stelle nach links ergibt, das Zweifache
desselben subtrahiren. Uebrigens wird jeder verständige Rechner, auch
wenn er mit einem Aj)parate arbeitet, bei welchem die Multiplicator-
ziHern bis 9 unmittelbar angewandt werden können, passende Gelegen-
heiten zur Abkürzung des Verfahrens nicht vorübergehen lassen. Er
wird z. B. den Multiplicator 697 durch 700 — 3 sich ausgedrückt denken,
den Rahmen um zwei Stellen nach links verschieben, mit 7 multipliciren
und schliefslich den dreifachen Multiplicanden subtrahiren.
Division. Das praktische Verfahren bei der Division ergibt sich
uaiurgemäfs aus ihrer Auffassung als wiederholte Subtraction, wonach
der Quotient die Zahl ist, welche anzeigt, wie vielmal der Divisor vom
Dividenden subtrahirt werden kann. Vor der Ausführung schiebt mau
den Rahmen nach links, so dafs die Zahnstange Z^ unter das vorletzte,
und die Einzelstange y unter das letzte Zahnrad der betreffenden
Systeme P und Q zu liegen kommt.
Es sei z. B. 92742 zu dividiren durch 396. Die Reihenfolge der
0|ierationeu ist diese:
1") Einstellen des Dividenden 92 742 an der linken Seite der Claviafur
und Uebertragen desselben durch Oeflhen der Schere bis / auf das Rad-
system P.
2) Schere ohne Eingriff zurück in die Ruhelage und Einstellen des
Divisors 396 an der Claviatur.
3) Verbindung der Einzelstange »/, durch Niederdrücken der Taste rf,
mit dem Querstabe 3, damit sich die mit y in Eingriff' kommenden Räder
des Systemes Q in additivem Sinne drehen. Oeifnen der Schere ohne
Eingriff' bis zum Anschlage Y.
4) Rückführung der Schere mit Eingriff', bis man an der höclisten
Stelle des Dividenden Null erseheinen sieht. J Gleichzeitig mit dieser
zeigt sich auf dem letzten Zifferrade des Systemes Q die erste Quotienten-
^ Wenn der Spielraum der Schere nicht hinreicht, um die Null mit einer
Rückbewegung derselben an den Indexfaden zu bringen, so wiederholt mau
diese Operation bis zum Erscheinen der Null.
204 Selling's Recheninat^chiiie.
zitll-r 2. Au clor Stelle des gegebenen Dividenden hiehl jetzt als erster
Rest 13542.
5) Zahnstangen aul'ser Eingrill' und seitliche Verschiebung um eine
Stelle nach rechts. Kückschiebung der Schere mit Eiugritl', bia statt
der Ziffer 1 der Zahl 13542 Null er-scheint. Mit dieser zugleich zeigt
sich im vorletzten Zillerrade des Systemes Q die zweite Quotienten-
ziffer 3, und an Stelle von 13542 steht jetzt 1662 als zweiter Rest.
6) Zahnstangen aufser EingrilT und Verschiebung um eine Stelle
nach rechts. Rückführung der Schere mit Eingriti; bis statt der Ziffer 1
der Zahl 1662 Null erscheint. Im Systeme Q konimt gleichzeitig 4 als
dritte Quotientenziffer zum Vorseheine und in P steht 78 als dritter
und letzter Rest am Indexl'aden.
Resultat: Der (Quotient ist 234 und der Rest 7tS.
Vorstehende Zusammenstellung der Rechnungsvorscliriften für tlie
vier Species dürfte für die Geschäftspraxis genügen und den intelligenten
Rechner in den Stand setzen, sich die Regeln für verwandte Fälle, wie
Wurzelausziehung u. s. w., selbst zurecht zu legen. Dal's die Einübung
auf den Dienst der SeUing'sehtin Recheumascbine mehr Zeit als die Er-
lernung der Handhabung des Arithmometers erfordert, ist nicht in Ab-
rede zu stellen. Hat man aber einmal eine gewisse Fertigkeit in den
Handgriffen und Sicherheit in ihrer Aufeinanderfolge erlangt, su führt
sie rascher zum Ziele, als das Arithmometer. Unter den von Dr. Sdling
dem letzteren gegenüber geltend gemachten Vortheilen seines Instru-
mentes sind besonders folgende hervorzuheben :
1) Alle Bewegungen, sowohl bei der Bildung der 'l'heilproducte, als
auch bei der Zehnerübertragung sind durchaus gleichmäfsig, sanft und
geräuschlos; sie sind ebenso leicht rückwärts wie vorwärts auszuführen.
2) Die Einstellung des Multi[ilicanden , Divisors u. s. w. geschiebt
durch einfaches Niederdrücken von Tasten, wobei man auf die vorher
eingesetzt gewesene Zahl keine Rücksicht zu nehmen braucht.
3) Die Multiplication einer beliebigen Zahl mit irgend einer Ziffer,
wozu bei dem Arithmometer so viel Kurbeldrehungen uöthig sind, als
die Multiplicatorzitler Einheiten enthält, ist mit einer einzigen Haiid-
bewegung abgemacht.
4) Die Nullstellung einer beliebigen Zilferreilie vollzieht sieh auf
einen Grit!'.
5) Zur Sicherung der Radstellung sind nirgends Sperrledern, wie
bei der J/jomus"schen Maschine, sondern ausschliel'slich starre Körper
benutzt.
6) Alle eingesetzte Zahlen, Zwischen- uuil Endresultate können
durch eine einzige Handbewegung copirt werden.
7) Bei StUiiufs Rechenmaschine gehl die Zehnerübertragung durch
alle Radsysteme hindurch, während sie im Arilbmometer bei der zweiten
Stelle links vom Multiplicanden aul'liörl.
Parenty's Apparat zur selbsthätigen Regelung der Temperatur.
205
8) In Folge der Gleichmäfsigkeit der Widerstände kann die Stellen-
zahl bei nur mäfsiger Preiserhöhung bis zu fast beliebiger Ausdehnung
vergröfsert werden.
Ich darf übrigens nicht unerwähnt lassen, dafs es Herrn Arthur
Btirkfiardt in Glashütte, dessen Verdienste um die Verbesserung des
Arithmomelers bekannt sind, gelungen ist, den unliebsamen Folgen der
unzulänglichen Zahnerübertragung durch Anbringung eines Zehner-Er-
gänzungs-Signales vorzubeugen. ^
Prof. Selling hat die Herstellung seiner neuen Rechenmaschine für
Deutschland dem Mechaniker Max Ott in Kempten übertragen. Sie
ist in guten Händen; denn Herr Ott hat den Geist der Erliudung mit
klarem Verständnisse erfafst. Aus seiner Werkstätte für Präcisions-
Meehanik ist bereits eine Anzahl Exemplare in untadelhafter Ausfüh-
rung hervorgegangen.
Die Maschine, wie sie Fig. 1 darstellt, ist 3b^°^ breit, 40'^™ lang
und 15'^"i hoch. Sie gestattet die Multiplication einer 9 stelligen Zahl
noch mit einer Tstelligen, während das Product auf 13 Stellen genau
abzulesen ist. Ihr Preis beträgt 400 M.
H. Parenty's Apparat zur selbsthätigen Regelung der
Temperatur und des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft in
den Trockenhäusern der Kattundruckereien.
-Mil Aiibildung im Texte und auf Tafel 10
Nach der im Bulletin de la Socie'le' de Midhouse,
1888 S. 394, gegebenen Beschreibung hat H. Pa-
rentxfs Thermo-Regulator folgende durch die sehe-
matische Abbildung im Texte und den senkrechten
Durchschnitt (Fig. 1 Taf. 10) veranschaulichte Ein-
richtung. Eine unbewegliche, oben mit einem
Hahne li versehene Glocke A taucht in ein beweg-
liches Gefäfs /i, welches von dem Ende eines
Hebels F herabhängt und bei einer gewissen Höhe
der darin enthaltenen Absperrflüssigkeit durch ein
Gegengewicht P balaneirt wird. Angenommen, der
Hahn R werde bei einer bestimmten Temperatur t
geöffnet, .so stellt sich die Flüssigkeit in der Glocke
und dem Gefäfse auf gleiche Höhe. Nachdem man
ö Auf das Bedürfnifs eines der Zehnerübertragung
beizugebenden akustischen Signales hatte Dr. Selling schon
in der oben erwähnten Broschüre S. 49 aufmerksam
gemacht.
206 Ueber Bremsbergverschlüsse.
den Hebel F mittels des Gegengewichtes in wagerechte Lage gebracht
hat, schliefst man den Hahn R und sperrt auf diese Weise ein gewisses
Volumen atmosphiirischer Luft von (O in die Glocke. So lange die
Temperatur sich nicht iindert, bleibt das System im Gleichgewichte,
so bald sie aber z. B. um 10 steigt, dehnt sich die eingeschlossene Luft
um ein gewisses Volumen aus, und ebenso viel (^Uiecksilber tritt aus
der Glocke in das Gefäfs Ä, welches dadurch schwerer wird und sinkt.
Da nun das Dampfeinlafsventil S der Heizröhre mit B fest verbunden
ist, so erhält man einen Regulator von aufserordentlicher Empfindlich-
keit, weil man nur die Glocke und das Gefäfs grofs genug zu machen
braucht, um eine Kraft zu erzeugen, welche einer beliebig sch\Aachen
Temperaturzunahme entspricht.
Der Dampf tritt bei C in einen L'ylinder D. In einer Scheidewand
des letzteren befindet sich eine Oefl'nung ii\ welche durch ein Ventil S
abgesperrt wird. Dieses Ventil sitzt an dem Boden eines beweglichen
mit Quecksilber gefüllten Gefäfses E. Eine senkrechte, unbewegliche,
oben offene Röhre von dem Durchmesser der Oetl'nung w taucht wie
ein Manometer in das Quecksilber und bildet eine Art hydraulischen
Verschlusses, welcher dem Aufhängedraht // den Eintritt in den Cy-
linder gestattet. Die Ingangsetzung des Apparates ist sehr einfach.
Will man die Temperatur während des Betriebes ändern, ohne den
Hahn R zu öf!nen, so brauchl man nur das Gegengewicht P auf dem
Hebel zu verschieben.
Ueber Bremsliergverschlüsse.
Mit Abbildungen auf Tafel 10.
Im Jahrbuch für das Berg- und fliitteniresen, im Königreich Sachsen
auf das Jahr 1888, S. 161 ff., beschreibt Fuchfs eine Anzahl selbstliätiger
Bremsbergverschliisse. Für das Königreich Sachsen ist durch § 57 der
allgemeinen Bergpolizeivorschriften gefordert, dafs die Zugänge zu den
im Betriebe stehenden Bremsbergen für gewöhnlich durch Schutzstangen
oder Seile in solcher Höhe abgesperrt sein müssen, dafs die Förder-
gefäfse nicht unter denselben durchgeschoben werden können. Die
einfachen Verschlusse, vorgelegte Stangen, Seile oder Ketten erfüllen
ihren Zweck, noch nicht angehängte volle oder schon abgehängte leere
Hunde, die zufällig von der Kopfplatte des Bremsberges auf das Gleis
gelangen, aufzuhalten, nicht oder nur unvollständig, da die Arbeiter
aus Nachlässigkeit die Einrichtungen häufig otTen lassen. Es haben
deshalb mehrere Grubenverwaltungen derartige Verschlüsse sethslhälig
eingerichtet. Dieselben können insofern in zwei Gruppen eingelheilt
werden, als dieselben entweder von dem Brems unabhängig sind oder
mit demselben in Verbindung stehen.
Verschlüsse der ersteren Art sind so eingerichtet, dafs der den
Ueber Bremsbergverschlüsse. 207
Berg herauf kommende Hund den Verschlufs selbst öffnet und letzterei'
dann selbsthätig entweder in Folge seines Eigengewichtes oder zu
diesem Zwecke angebrachter Gewichte den Berg absperrt. ' Wenn ein
Hund liinabgebremst werden soll, mufs der Arbeiter den Verschlufs
durch Bewegen eines Hebels oder durch Ziehen an einer Kette öffnen.
Diese Verschlusse bestehen entweder aus starken Hebeln, die in das
Trumlichte hineinragen, aus Thüren oder aus vorgelegten, an Ketten
aufgehängten Bäumen; die Vorrichtungen für die beiden Trume sind
entweder unabhängig von einander oder verbunden. Alle diese Ein-
richtungen haben den Naehtheil, dafs der Arbeiter sich die Arbeit, den
\"erschlurs jedesmal zu öffnen, leicht dadurch ersparen kann, dafs er
einen der beweglichen Theile feststellt. Zu dieser C4ruppe von Ver-
schlüssen gehören auch einige auf belgischen Gruben im Gebrauche
belindliche, welche in der OeHerreichhehen Zeitschrift^ 1887 S. 263 be-
schrieben sind, sowie eine Einrichtung, welche auf den W^erken des
Gersdorfer Sleinkohlenbau-Vcreins gute Dienste leistet und kurz be-
schrieben ist im Jahrbuch für das Berq- und Hüttenwesen im Königreich
Sachsen auf das Jahr 1887 Bd. I S. 159.
Von diesen Verschlüssen seien hier zwei erwähnt.
Auf den Werken des Zwickauer Stcinknhlenhnu- Vereins ist die Ein-
richtung folgende:
In niedrigerer Höhe, als die eines Hundes beträgt, ist zwischen
Bremsbergstofs und den äufseren Schienen der Gleise, um einen Punkt a
(Fig. 16) drehbar, ein Winkelhebel mit den Armen b und c angeordnet.
Wenn Betrieb nicht stattfindet, wird dieser Winkelhebel durch ein
Gewicht p, welches mittels der Kette k an den Hebelarm c angeschlossen
ist, in einer solchen Lage festgehalten, dals der dem Standpunkte des
Bremsers zugewendete Hebelarm b über die Schiene hinweg in das
(41eis hineinragt. Der Hebel b ist mit einer über die Rolle r, führenden
Kette k^ verbunden, durch welche, soll die Schiene frei werden, der
Hebel b vom Bremser zurückgezogen werden mufs.
Der den Berg herauf kommende Hund öffnet sich, indem er gegen
den Hebel b stöfst und denselben in Richtung nach der Rolle r, dreht,
den Verschlufs selbst, umgekehrt wird derselbe, nachdem der Hund
vorüber ist, durch das Gewicht p von selbst wieder hergestellt.
Ereignet es sich, dafs der volle Hund vor dem Anhängen unver-
sehens auf die Schienen geräth, so wird er gegen den Arm b stofsen
und von diesem aufgehalten werden. Der gegen einen Stofsstempel
als Widerlager gedrückte Hebel c aber wird eine weitere Drehung
des Winkels verhindern.
Die Fig. 11 und 12 zeigen einen Verschlufs, wie er auf den Werken
des lirückenberg-Sleinkofitenbau- Vereins zu Zwickau in Verwendung ist.
Ein Rahmen a und winkelig gegen die Ebene dieses Rahmens zwei
Arme bh sind auf einer Welle w fest gegen einander angeordnet (Fig. 12).
208 lieber Brerasbergverschlüsse.
Diese Vorrichtung ist zwischen den Säulen eines Thiirstückes um
die Welle iv drehbar aufgehängt (Fig. 11). Die Arme bh sind mit
über die Rollen r laufenden Ketten k verbunden und an die.sen häugl
quer über die ganze Breite des Bremsberges ein Balken, welcher für
gewöhnlich in der in der Fig. 11 mit c bezeichneten Stellung den \'er-
sehlufs des Berges bewirkt, wobei der Rahmen o in wagerechter Stel-
lung sich befindet.
Soll ein Hund gebremst und zu diesem Zwecke vorher der Ver-
schlufs geöfl'net werden, so ist der Rahmen in die um 90" veränderte,
in der Fig. 11 punktirte Lage zu drehen. Die Arme bb erfahren in
Folge dessen gleichfalls eine Veränderung ihrer ursprünglichen Lage
um 90", wodurch der Balken aus der Stellung c nach c, gebracht und
die Bahn frei wird.
Auf der anderen Seite wird der den Berg heraufkommende Hund,
sobald er unter dem Querbaume hinweg ist, den Rahmen aus der hän-
genden in die wagerechte Lage stofsen und so selbsthätig den Verschlufs
des Berges wieder herstellen.
Besonders zweckmäfsig erscheinen diejenigen Bremsbergverschlüsse,
welche durch die Bewegung des Bremshebels selbst geöffnet und ge-
schlossen werden, da bei derartiger Anordnung für den Arbeiter jeder
Grund fortfällt, die Einrichtung aufser Thätigkeit zu setzen.
Auf den Werken des Ztvicliauer Steinkohlenbau-Yereins ist ein solcher
Brem.sbergverschlufs seit zwei Jahren in Gebrauch.
Zwei aus starkem Winkeleisen hergestellte, ihrer Form nach aus
Fig. 13 und 14 ersichtliche Verschlufsstangen o a sind mit ihren äufseren
Enden an zwei Stofsstempeln des Bremsberges bei f und /■, drehbar
befestigt. Die inneren Enden dagegen ruhen auf einem in den Mittel-
stempel eingetriebenen Bolzen b und sind in der Weise mit einander
verbunden, dafs ein an der einen Stange angebrachter Stift durch einen
Schlitz der anderen hindurchgesteckt ist.
Die Länge des Schlitzes ist so bemessen, dafs das Aufziehen der
Stangen mittels der Kette k hoch genug erfolgen kann, um einen Hund
unter denselben hindurch zu lassen. Die Kette /c, über die Rollen »•
(Fig. 14) geführt, ist an den Hebel d (Fig. 15) angeschlossen und so-
mit auch mit dem Bremsschwengel c in Verbindung gebracht. Der
Hebel rf gleitet in der an einer Kappe über der Bremsberg])latte hän-
genden Gabel j, und die Wirkung des Aiiparates ist folgende:
Während der Betrieb ruht, befinden sich die Sehutzstangen a in
ihrer tiefsten Stellung und verschliefsen den Berg (Fig. 13). Bei Dre-
hung des Hebels d in die Lage rf, (Fig. 15) werden zunächst die Stan-
gen a gehoben und erst bei weiterer Drehung des Hebels nach rf.^,
unter Benützung des Bolzens i als Dreh])unkt in der Gabel j, wird das
Oeflhen der Brem.se bewirkt.
Ist der leere Hund an der Kopfplatte des Berges angekommen und
Riemen und Rienienschlösser.
209
die Bremse wieder geschlossen, so fallen die Verschlulsstangen durch
ihr Eigengewicht nieder und ziehen den Hebel d in seine höchste
Stellune;.
Riemen und Rienienschlösser.
Mit Abbildung™.
A) Riemenschlösser für flache Riemen.
Die Verbindung der Riemenenden durch das gewöhnlieh Riemen-
schlols genannte Maschinenelement hat eine nach jeder Richtung be-
friedigende Lösung bisher nicht gefunden, trotz der grofsen Zahl der
einschlägigen Versuche. Die Anforderung an die Riemenschlösser, dafs
sie dieselbe Festigkeit, wie der Riemen selbst, bieten, und sich beim
Betriebe nicht lösen, ist unschwer zu erfüllen; dagegen ist es schwierig,
das Aufschlagen der Theile auf die Riemenscheibe, sowie geringes Vor-
ragen der Schlofstheile zu erzielen. Ersteres tritt aber um so leichter
ein, je rascher der Riemen läuft uud je kleiner die Riemenscheibe ist,
da durch diese beiden Umstände eine rasche Aenderung in der Be-
wegungsrichtung des Schlosses bedingt ist. Besonders bei kleinen
Riemenscheiben ist noch die Beweglichkeit des Schlosses wichtig, um
auch unter demselben ein möglichst vollkommenes und weiches An-
legen des Riemens zu bewirken. Aufserdem mufs noch die Verbindung-
leicht zu lösen und wieder einzurichten sein. Also: Das Schlofs sei
fest, biegsam, schlank, leicht, handlich.
Ein Schlofs, welches für geringere Kraftübertragungen wohl em-
pfehlenswerth erscheint, ist von W. R. Harris in Lower Braughton bei
Manchester angegeben (D. R. P. Nr. 36 837 vom 28. Februar 1886). Eine
Platte e (Fig. 1) ist an jedem Ende mit einer oder zwei Reihen von
Zähnen a versehen, von welchen das Leder erfafst wird. An der inneren
Seite sind zwei Reihen breiter Zähne oder Lappen h angebracht, welche
Fig. 1. Fig. 2.
über die Riemen gebogen werden. Das Schlofs ist so einfach, dafs
uian es wohl verschmerzen wird, dasselbe beim Kürzen des Riemens
durch ein neues ersetzen zu müssen, da augenscheinlich ein wieder-
holtes Aufbiegen der Zähne b ausgeschlo.ssen ist.
Bei dem Riemenschlosse von J. Rischoff in Hamburg (D. R. P.
Dingler's polyt. Journal nd.271 Nr. 5. 188911. X4
210 Riemen und Riemenschlösser.
Nr. 24202 vom 20. April 1883) ist das obere Schild A der Kiemeu-
verschraubung (Fig. 2) an einer Seite mit einem hakenförmigen Ende a
versehen, um das oben liegende Riemenende so zu kröpfen, dafs die
untere Fläche der Verbindungsstelle ohne jeden ^■ors])rung oder Ab-
satz verläuft.
Ein Treibriemenschlofs, welches die Enden in sehr fester Weise
fal'st, ist das von G. Smith in Leicester (D. K. P. Nr. 36523 vom
24. October 1885). Bei demselben sind mit den Eudeu der gebogenen
Verbiudungsplatte 6 (Fig. 3j Verlängerungsplatten ee durch Gelenke cc
verbunden. Die Riemenendeu aa werden durch Schrauben dd zwischen
die gerieften Theile ss^ der Platten be geprefst.
Unter dem 7. Mai 1886 hat Nicolas Qurin in Kirchberg (Nieder-
österreich) ein Privilegium erworben auf einen Riemen verbinder für
Maschinentreibriemen aller Art, welcher die Riemenenden gleichzeitig
von oben und von unten fafst, und zwar in der Weise, dafs er nicht
nur durch Nägel an die Riemenenden angeklammert ist, sondern dafs
diese Enden auch noch in etwas gekrümmter Lage in den Verbinder
eingezwängt werden.
Die Querleisten a^b^c (Fig. 4) sind durch zwei Längsleisten rf, p
zu einem etwas gekrümmten Rahmen verbunden, wobei die untere
Fläche der mittleren Querleiste b
um die Riemendicke höher liegt,
als die obere Fläche der beiden
Endleisten a und c. Die Leiste b
ist mit zwei oder mehr Reihen
nach abwärts gerichteten, die
beiden Eudleisten a und c mii
nach aufwärts gerichteten Zähnen versehen.
Beim Anlegen des Verbinders wird von den beiden verschmälerten
Riemenenden zuerst das eine Ende in den Verbinder gesteckt, so dafs
es bis zur Mitte desselben reicht, und indem man den Verbinder sammt
eingestecktem Ende auf irgend eine Unterlage auflegt, schlägt man mit
einem Holzschlägel den Riemen in die Zahnung ein.
Henry Bernoulli Barlow in Cornbrook bei Manchester hat sich unter
D. R. P. Nr. 44503 vom 14. Februar 1888 einen Treibriemen mit ein-
gewebten Drahtstücken und dazu passendem Schlosse patentiren lassen.
Die Einlagen bestehen aus vollen oder hohlen Drahtstückeu fc, welche
beim Weben des Riemens eingewebt werden; sie werden zur Be-
festigung der Riemenenden an einander benutzt, indem sie durch Melall-
haken von irgend einer bekannten Con.struction c (Fig. 5 und 6) oder
von nachstehend beschriebener Form verbunden werden. Bei den dar-
gestellten Verbinduugshaken c (Fig. 5) ist nur der gerade sich über die
Riemenenden legende Rücken flach, während die die Querdrähte um-
schliefsenden Haken am besten rund oder, wenn flach, so geformt sind.
Riemen und Riemenschlösser.
211
dafs die schmale Fläche des Hakeus sich an den Querschnitt anschliefst,
wodurch die gröfstmögliche Stärke des Hakens erzielt wird, ohne dafs
grofse Löcher in den Riemen gemacht werden müssen. Die Löcher für
Fig. 5.
8^\
T?6
Fig. 6.
fix j!irTW^^ a, _ Fig. 8.
die Haken werden dicht an den Querdrähten angebracht, und die Ver-
bindungen durch Umbiegen der Enden bewirkt. Die Querdrähte können
in einem Stücke durchgehen oder getheilt sein.
Bei der in Fig. 8 und 9 dargestellten Verbindung der Riemenendeu
sind die Haken c um einen Stift d herumgewunden, wodurch die Biegsam-
keit des Riemens an der Verbindungsstelle gesichert ist. Die Riemen-
haken (Fig. 7) sind aus rundem Drahte gebildet, welcher in der Mitte
und an beiden Enden abgeflacht ist. Der Theil des Drahtes, welcher
durch den Riemen geht, behält seinen runden Querschnitt bei, so dafs
nur an der inneren Biegung der Haken die schmale Fläche des Hakens
sich an den Querdraht legt.
Bei dem gewebten Treibriemen (Fig. 6) sind nur wenige Quer-
drähte in solchen Ab-
ständen von einander in
den Riemen gelegt, als
zum Anstücken nöthig
ist. Anstatt der Riemen- pig. 10.
haken können auch
Drahtlitzen oder Metall-
])latten mit Zähnen inVer-
bindung mit Querdrähten
angewendet werden.
Als Beispiel für an-
derweitige Ausführungen F'g- 11
der Construction dessel-
ben Erfinders geben wir Fig. 12.
212
Riemen imrl Riemenschlösser.
Fig IS
nach The Texlile iManufactiinr vom 15. November 1888 das zur Ver-
binüuug vom Baumwollen- und Gummiriemen dienende vorstehend dar-
gestellte Schlofs (Fig. 10 bis 12). Drei elastische Metallklammerpaare
fassen hinter Stahldrähte, welche (juer durch den Riemen gesteckt und
mit demselben gut vernäht sind. Den Schlufs bildet ein durchgesteckter
Splint, welcher am ofl'enen Ende umgebogen, übrigens auch hinreichend
durch die von den Metallklammern verursachte Reibung gehalten wird.
Der Zug des Riemens wird bei dem Äar/oio'schen Schlosse auf die
ganze Breite des Riemens gleichmäfsig vertheilt, die Verbindungsstelle
wird nicht wesentlich schwerer und dicker als der Riemen an anderer
Stelle ist. Bei der zuletzt angeführten Construction kann der Riemen
auf beiden Seiten benutzt werden. Ein dreizölliger Riemen, welcher,
wie die beigefügten Fig. 10 bis 12 zeigen, verbunden war, widerstand
einer Zugbelastung von 2250 Pfund, während bei einem Vergleiehs-
versuche mit einem entsprechend starken Lederriemen unter einer Be-
lastung von 870 Pfund die Verbindungen zerstört wurden.
Fig. 13 bis 15 zeigen eine Abbildung des Riemenverbiuders von
Göhmann in Einbeck (D. R. P. Nr. 42168 vom 21. Juni 1887). Er be-
steht aus drei Eiuzeltheilen ^|,
A2 und Ä, welche durch Läugs-
schrauben zusammengehalten
werden. — Der Theil Ä, wel-
cher, um einen geräuschlosen
Fig u. Lauf durch eine Gabel zu ge-
statten, nicht so lang als der
Riemen breit ist, hat einen
dachförmigen Querschnitt. An
einer oder mehreren Stellen,
je nach der Breite des Riemens,
„. ... sind Ansätze fcftbetindlich, deren
Flg. I0. ^
Unterflächen entgegengesetzt
dachförmig gerichtet sind, so
dafs sich an diesen Stellen zwei
mit ihren Spitzen zugekehrte
spitzwinkelige Flächen bilden.
Der Körper B ist auf der Unterseite mit unterschnittenen Nuthen n
versehen, welche einen Gummistreifen G in sich aufnehmen; derselbe
verhindert das Aufschlagen des Verbinders auf die Riemenscheibe.
Die Theile A^ A^ liegen auf der Oberseite der zu verbindenden
Riemenenden. Ihre Unterflächen sind unter demselben Winkel abge-
schrägt, wie die dachförmigen Flächen der Platte Ä; hier sind Riefen
angebracht, welche zusammen mit denjenigen des Körpers Ä, wenn die
Längsschrauben « angezogen werden, derart den Riemen einklemmen,
dafs ein Lösen ausgeschlossen bleibt.
Hiemcn und Riemeiischlusser. 21'J
Die Theile A^ und A2 sind den Ausätzen bb ents])i-ecliend schräg
ausgearbeitet. Je mehr nun durch die Schrauben s die Theile A^A., an-
gezogen werden, um so mehr werden die Riemenenden, in Folge der
keilartigen Wirkung auf den Riemen, fester eingeklemmt und hat sich
diese Verbindung bei der bedeutenden Riemengeschwiudigkeit von 25"'
in der Secunde nicht gelöst. Bei diesem Riemenschlosse ein geringes
Gewicht zu erzielen, und dadurch Schwankungen und Schläge zu ver-
hindern, möchte jedoch wohl Schwierigkeit machen.
Schmidt und Brelschncider in Chemnitz (D. R. P. Nr. 40 013 \om
30. November 1886) wenden ein schereuartiges Schlofs an tFig. 16),
welches gestattet, den Riemen in kürzester Frist zu verlängern oder
zu verkürzen, ohne dafs neue Theile eingesetzt oder entfernt werden
müssen. Das Schlofs besteht aus den Klemmbacken >4i4i, in welche die
zurückgebogenen Riemenenden seitlich hineingeschoben werden und dem
Keilverschlüsse ÜB^^ durch welchen die i,j„ ,g
Klemmbacken fest an einander geprefst
werden. Die Klemmbacken sind zum
Oeffnen der Mäuler um einander drehbar,
während die Theile des Keilverschlusses
mittels Schrauben angezogen werden und t
dadurch den festen Verschlufs der Klemm-
backen bewirken. Durch Zurückbiegen
der Riemenenden bewirken dieselben bei einem auf den Riemen aus-
geübten Zuge ein keilartiges festes Anpressen der Enden an das Schlofs.
Die Riemeueuden sind so zurück zu biegen, dafs sich ihre Kanten mit
denen des treibenden Riemens genau decken und ist darauf zu sehen.
dafs sie in dieser Lage in das Schlofs eingeschoben und befestigt werden.
Das zurückgebogene Ende des Riemens darf beim vorlaufenden Theile
nur wenig über den Verbinder hervorstehen, das nachlaufende Ende
kann länger gelassen werden, was bei dem Aufpa.ssen der Riemen zu
lieachten ist. Bei allen diesen Vorrichtungen vv-ird der Riemen weder
durchlocht noch zerstochen, noch zerschnitten. Den Nachtheil dieses
festen, leichten und handlichen Schlosses, dafs dasselbe wegen des
Zurückbiegens des Riemens die schlanke Form verliert, mufs man aller-
dings in den Kauf nehmen. Doch wird sich dieses Schlofs für viele
Fälle mit Vortheil verwenden lassen.
M. Seebold in Berlin sucht bei seinem Schlosse (D. R. P. Nr. 44305
vom 31. December 1887) eine Lockerung der Riemenenden dadurch zu
vermeiden, dafs er seinem zweitheiligen Riemenverbinder mit begrenzter
Gelenkbewegung und bayonnetartigem Verschlusse nur eine Winkel-
bewegung gestattet, welche gröfser ist, als die unter den Bewegungen
des Riemens vorkommende. In Fig. 17 bis 19 sind ab die beiden Lappen
des Riemen Verbinders, welche beide die Haltstifte cc tragen und mit den
nach aufsen gerichteten Hakenköpfen Ä/i, versehen sind. Die La])pen
■2U
Neuerungen im Metallhüttenwcsen.
sind einlach oder mehrfach geschlitzt, und sind die Stege t schmäler
als der zugehörige Hakenküpftlieil h. Die Stege »j sind vertieft, so
dafs in die Kinne n derselben die Hakenköpfe h mit ihren Vorsprüngen i
Fig. 17.
Fig. 19.
eingreifen, welche zahnartig unterschnitten und aufserdem an der Unter-
seite so abgeschrägt sind, dafs die Anlagefläche ooj von der Unter-
fläche f des Lappens a nach der Oberfläche /", desselben verlaufen. Zur
Weiterführung ist in den Köpfen AA, noch ein Einschnitt r bezieh, ein
Ansatz r, angebracht. Wegen der Begründung der Absichten und An-
sichten des Erfinders vervt'eisen wir auf die Patentschrift, glauben jedoch
bemerken zu müssen, dafs wir die gute Meinung des Erfinders bezüg-
lich der Haltbarkeit seines Schlosses nicht theilen und bisher noch nicht
Gelegenheit hatten, unsere Ansicht zu verbessern. (Scliluis folgt.)
Neuerungen im Metallhüttenwesen.
(Fortsetzung des Bericlites S. 172 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 11.
Kupfer und Pliosp/iorkupfer. Um Kupfererze auf nassem Wege zu
verariieiten, müssen dieselben entweder oxj'disch sein oder, falls ge-
.sehwefelte Erze verwendet werden sollen, in den oxjdirten Zustand
übergeführt werden, was in der Kegel durch Köstung geschieht. Joseph
Perino schlägt nun ein Verfahren vor, um womöglich gänzlich ohne
Köstung den Kupferkie.'*, das hervorragendste Kupfererz, zu sulfatisiren.
Dasselbe besitzt nach seiner Zusammensetzung als Mineral die Formel
CuFeS.j und enthält demnach 34,57 Proc. Kupfer und 30,54 Proc. Eisen.
Selten aber tritt der Kupferkies ganz rein auf, sondern ist in der Kegel
\ergesellschaftet mit Schwefelkies (FeS.^"), ja in den meisten Fällen hat
es der Hüttenmann nur mit Kupferkies haltigen Schwefelkiesen zu Ihun.
Der trockene Weg mit seiner Bildung von Stein und dem wiederholten
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 215
Abrösten und Einschmelzen ist sehr umständlich, weshalb das Auflösen
geschwefelter Kupfererze mittels Eisenehlorides oder Eisenoxydsulfates
erst neuerdings wieder von Siemens und Halske (1888 269 364) behufs
Gewinnung eines geeigneten Elektrolyten für elektrolj'tische Kupferge-
wiiinung vorgesehlagen ist. Perino benutzt nun salpetersaure Eisen-
salze (Eisennitrate), um das Schwefelkupfer der Erze bei niederen
Temj^eraturen (.50 bis 150") direkt zu schwefelsaurem Salze (Kupfer-
sulfat ) zu oxydiren. Das stets vorhandene Schwefeleisen soll sich an
dieser Ox3-dation nicht betheiligen, wenn der Prozefs richtig geleitet
wird. Perino beschreibt in der Bery- und Hüttenmännischen Zeitung,
188S S. 177 ff'., selbst die von ihm zu dem angegebenen Zwecke ge-
maeiiten Versuche.
Mischt man nämlich nach Angabe Perino's gemahlenen Kupferkies
iimig mit Eisennitrat und setzt das Gemenge einer Temperatur von
etwas über 40'' aus, so beginnt schon die Entwickelung der nitrosen
Dämpfe unter Bildung von Kupfersulfat. Steigert man die Temperatur
allmählich bis 100" und 150", so erreicht man es, dafs beim nachherigen
Auslaugen mit Wasser eine reine Kupfervitriollauge resultirt, ohne eine
Spur von Eisengehalt, während im Rückstande sich unzersetztes Schwefel-
eisen, Schwefelsilber u. s. w. und aus dem salpetersauren Eisen ent-
standenes Eisenox3'd neben den anderen Beimengungen finden. Dieser
Rückstand kann dann geeignetenfalls zur Gewinnung des Silbers benutzt
werden. Der Rückstand kann nunmehr vollständig abgeröstet und schliefs-
lich bei der Eisenerzeugung gute Verwendung linden. Die gewonnene
Kupferlauge wird nach dem Cementationsverfahren mit metallischem
Eisen behandelt und das so erhaltene Cementkupfer weiter geläutert
(raffinirt). Die Wiedergewinnung der Salpetersäure aus den nitrosen
Dämpfen bietet nach Angabe Perino's keine Schwierigkeiten, wie weiter
unten gezeigt werden soll.
Was die Zersetzung des Eisennitrates betrifft, so ergibt der Ver-
such, dafs die Reduction desselben im obigen Falle bis zur Bildung von
Slicküxyd (NO) sich erstreckt, was möglichst vollkommen eintritt, wenn
die Schichtung des Materiales eine zweckentsprechende ist. Die Um-
setzung erfolgt demnach nach folgender Reactionsgleichung:
" Fe,(N03)„ -f 2CuS = 2CUSO4 + Fe^Oj -f 5N0 + NO,.
Hiernach kommen theoretisch auf 1 Aeq. Cu 1 Aeq. Fe und auf 1 Th.
Kupfer etwa 4 Th. salpetersaures Eisenoxyd.
Die Zersetzung des salpetersauren Eisensalzes erfolgt ohne Bei-
mischung eines oxydablen Körpers erst bei Temperaturen über 100"
und dann auch nur theilweise, indem basische Salze sich bilden, welche
erst bei beginnender Rothglut weiter zerlegt werden unter Bildung
nitroser Dämpfe und eines Rückstandes von Eisenoxyd. Erleichtert
wird aber die vollständige Abspaltung des Salpetersäurerestes, wenn
o,xydable Substanzen zugegen sind, wie im vorliegenden Falle Schwefel-
2Ui Neiicninnpn im JlelallliiUlenwcseu.
inuliilk'. Die eigeiiurtiiiC' iiiui liii- obigen Zweck so äulMer.sl vortheillmi'tf
Wirkung des Salpetersäuren Eisensalzes besteht nun weiter darin, dals
Schweielkupfer eher und leieliler durch ersteres oxydirt wird als
Schweleleisen, Sehwefelsilber u. s. w., so dafs man bei ents|>rechender
Durchführung des Prozesses nach dem Auslaugen eine sehr reiue Kupfer-
lauge erhält und Eisen, Silber, Blei u. s. w. im Rückstände sich linden.
Um die Vorgänge bei der Reaction genauer verfolgen zu können,
stellt man den Versuch am einfachsten derart an, dafs man das Ge-
menge von Ku))ferkies und salpetersaurem Eisensalze in einen Rcagir-
eyliuder bringt, letzteren in die Durchbohrung der oberen Wandung
eines einfachen Trockenkastens einsenkt und die Mündung mit Kork
und Gasleitungsrohr versieht. Läfst man die Temperatur nun ganz all-
mählich ansteigen, so beobachtet man bei etwas über 40** .schon das
Entweichen der braunrothen Dämpfe. Erhält mau die Tempeiatur
dann etwa 1/.2 bis 1 Stunde auf etwa 50 bis 70", so nimmt die Keacti(jn
ihren stetigen Fortgang, ohne dafs aber schliefslich in dem Reagir-
cylinder die gefärbten Dämpfe zu sehen sind. Entfernt man aber nun
den Kork, so treten sofort an der Mündung die braunrothen Dämpfe
auf, ein Zeichen, dafs sich Stickoxyd (NO) gebildet hatte. Eine gröfsere
Menge dieses Gases erhält man, wenn man zuerst die Luft im Reagir-
cylinder austreibt Cdurch Kohlensäure) und die entstehenden Gase dann
mittels des Gasleitungsrohres in einer Eudiometerröhre sammelt. Merkt
man keine weitere Einwirkung mehr, so kann man die Temperatur auf
130 bis 150" steigern, um die letzten Reste von Nitrat zu zersetzen,
was ohne Nachtheil geschehen kann, wenn man nicht einen allzugrofsen
Ueberschufs von salpetersaurem Eisensalze zugesetzt hatte. Letzterer
bewirkt unter diesen Umständen eine Oxydation des vorhandenen
Schwefeleisens u. s. w. und entsprechende Verunreinigung der Ku]>ler-
lauge. Das richtige Mengenverhällnifs des sali)etersauren Eisensalzes
zum Kupferkiese ergibt sich am sichersten durch entsjjrechende Vor-
versuche, da jenes je nach der Natur der Kupferkiese bezieh. Kupfer-
kies haltigen Schwefelkiese kleinen Schwankungen unterliegen wird.
Auch mag es je nach Umständen zweckmäfsig sein, den Snlfatisirungs
prozefs in zwei Phasen zu vollziehen und danach das Misciiungsverhäll-
nifs einzurichten, sowie die Temi)eraturen zu reguliren, um so eine
möglichst vollkommene Kupferexfraction zu erzielen. Im Uebrigen ver-
läuft der Prozefs sehr glatt und läfst sich für reiche wie arme Erze
gleich gut verwerthen. Einer besonderen Aufbereitung bedürfen die
ärmeren Erze niclil und können direkt im gemahlenen Zustande in den
Prozefs eingehen.
Treten wir nun der Darstellung des Salpetersäuren Eisensalzo
näher, so läfst sich dasselbe am einfachsten aus der im Cementations-
prozesse erhaltenen Eisenvilriollauge dadurch herstellen, dals man letztere
mit einer concentrirlen Lösung von salpetersaurem Kalke oder Stronliari
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 217
versetzl, wodurch das sehr schwer lösliche Sulfat des Calciuins bezieh.
Stroutiums sich ausscheidet und eine Lösung von salpetersaurem Eisen -
oxydul Fe(N03).2 sich bildet, welche in Vorlagen gebracht und durch
die nitroseu Dämpfe des Sulfatisirungsprozesses weiter zu salpetersaurem
Eiseuoxyd Fe.jCNOg),; oxj-dirt wird. Es entsprechen demnach lFe.,(N03)fi
etwa 2Ca(N03)2 bezieh. 2Sr(N03)2, oder auf 1 Th. Cu kommen etwa
2V, Th. Ca(N03)2 bezieh. Si,.^ Th. SrCNOa),^.
Zur Regeneration der Salpetersäure aus deu nitrosen Dämpfen leitet
man dieselben mittels eines mäfsigen Luftstromes in mit Wasser be-
schickte Vorlagen, woselbst sich verhältnifsmäfsig rasch die Bildung von
Salpetersäure vollzieht, wobei man bis zu 95 Proc. zurückgewinnt, wie
schon frühere Versuche von Schäppi u. s. w. dargethan haben. Diese
Salpetersäure dient nun weiter zur Herstellung des salpetersauren Kalkes
bezieh. Strontians, indem man deren Carbonate mit der Säure behandelt,
wobei man unter Entwickelung von Kohlensäure die entsprechenden
Nitrate erhält, welche dann, wie weiter oben erörtert, mit der ab-
fallenden Eisenvitriollauge umgesetzt werden. Die frei gewordene
Kohlensäure kann zur weiteren Verwerthung dienen und ist auf diese
Weise ein sehr rentables Nebenproduct, das hierbei in grofsen Mengen
erzeugt wird, indem auf 1^ Ku])fermetall etwa 1^ Kohlensäure kommt.
In der Form flüssiger Kohlensäure hat sie gegenwärtig ein sehr be-
deutendes Absatzgebiet und würde auf diese Weise eine billige Quelle
zu ihrer Herstellung verfügbar sein.
Als Abfallproduct wird demnach nur Calciumsulfat (Gyps) bezieh.
Strontiansulfat erhalten werden. Da nun wegen der besseren Fällbar-
keit Strontiau dem Kalke vorzuziehen wäre, so könnte man das werth-
voUere Strontiumsulfat mit Sodalösung digeriren, wodurch wieder Stron-
tiumcarbonat und Natriumsulfat entstehen, welch letzteres an die
Sodafabriken mit /.eWanc'schem Prozesse zurückginge und den Sulfat-
prozefs ersparte. Auf diese Weise wird ein vollständiger Kreisprozefs
in der einfachsten Gestaltung erzielt und ein Abfallproduct ganz aus-
geschlossen sein. Als Kohproduct würde, bei der Verwendung von Kalk
als Fällungsmittel, der kohlensaure Kalk in seinen verschiedenen Arten
ein sehr billiges Material abgeben, wobei etwa 5 bis 8 Proc. salpeter-
saurer Kalk als Ersatz für den im Prozesse entstandenen Verlust der
Salpetersäure zugeschlagen werden müfsten. Der salpetersaure Kalk
wird am einfachsten in Salpeterplantagen erzeugt.
Bei der praktischen Durchführung des neuen Verfahrens würde ein
Colonnenapparat aus Thonretorten entsprechender Form am zweck-
mäfsigsten erscheinen. Diese Thonretorten befinden sich in einer ge-
mauerten Kammer und sind durch seitliche Stutzen hinter einander in
Verbindung gesetzt, so dafs ein eingeführter schwacher Luftstrom durch
sämmtiiche Retorten hindurchgeht und die nitrosen Dämpfe nach ge-
eigneten Vorlagen führt, in welchen sich theils salpetersaures Eisen-
218 Neuerungen im Metallliütlenwesen.
oxydul, theils Wasser befindet. Die durchstreichenden Gase erwärmiMi
die Fkissigkeilen in den Vorlagen bis zu dem gewünscliten Grade, so
dafs eine besondere Wärmequelle hierfür unnöthig ist. Der Sulfati-
sirungsrüekstand ist von sehr lockerer Beschatreuheil und läCst sich mit
grofser Leichtigkeit auslaugen.
Das vorstehend beschriebene Verfahren ist durch das D. K.P. Nr. 44498
vom 28. Januar 1888 gesetzlich geschützt worden. Der Patentanspruch
lautet: „Anwendung von salpetersauren Eisensalzen als Sulfatisiruugs-
niittel der Kupferkiese mit oder ohne vorherige Köstung derselben be-
hufs Extraction des Kupfergehaltes auf nassem Wege."
Inwieweit dieses Verfahren für die Praxis nutzbringend sein und
eine Verminderung der Productionskosten herbeiführen wird , müssen
erst im grofsen Mafsstabe ausgeführte V'ersuche zeigen. Der gegen-
wärtige hohe Preis des Kupfers dürfte derartigen Versuchen nicht be-
sonders günstig sein, da bei guten Preisen die Kupferhütten meist bei
den alten, bereits bewährten Verfahren stehen bleiben, während ge-
drückte Preise oft die Industriellen zwingen, auf Einführung billigerer
Darstellungsmethoden zu sinnen. Der Erlinder verspricht sich nach An-
gabe der Berg- und Hüllenmännischen Zeitung neben anderen Vortheilen
eine bedeutende Erniedrigung der Gestehungskosten des Kupfermetalles
und wird, wenn sein Streben von dem praktischen Erfolge gekrönt
werden sollte, gewifs fortfahren, sein Siilfatisirunasverfahren aucii für
andere Schwefelmetalle zu verwerthen.
Die Abfalllaugen von der Kupferextraction enthalten werllivulle
Bestandtheile, welche gegenwärtig meist unbenutzt bleiben.
Dr. Jurisch hat ein Verfaiiren zur Verarbeitung solcher Eisenoxvdul
und Zink halliger Abfalllaugen vorgeschlagen (D. K. P. Nr. 41 787 vom
4. Februar 1887).
Die Eisenoxydul und Zink haltige Lauge, welche von den Kupfer-
fällgefäfsen abfliefst, wird zunächst in Gefäfsen mit Rührwerk durch
kohlensauren Kalk von dem gröfslen Theile ihrer freien Säure befreit
und dann in Oxydationsthürme gepumpt, welche ähnlich eingerichtet
sind wie die Weldon achan Apparate. Hier wird die Lauge unter gleicii-
zeitiger Erhitzung mit Wasserdampf durch Blasen mit Luft o.xydirt,
und in dem Mafse, als die Oxydation fortschreitet, indem sich hell-
braunes, basisches Eisenoxydsulfat abscheidet, wird Kalkmilch zuge-
geben, ohne jedoch die Neutralisirung völlig zu erreichen. Häulig ge-
nommene Proben müssen stets noch eine eben sichlhare Röthung auf
neutralem Lackmuspapiere hervorbringen. Durch diese Operation ge-
lingt es, den gröfslen Theil des Eisens als unliisliches basisches Eisen-
oxydsulfat niederzuschlagen. Durch Zusatz von C'liiorkiilk kann iiüin
die Cxydation beschleunigen.
Das Ausfällen des Eisens als basisches Ferrisulfat kann erleichlerl
werden durch Zufügung eines löslichen Sulfates, z. B. iMagnesiumsulfales.
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 219
Nach Beendigung der Eisenfällung läfst man den Schlamm aus dem
Oxvdationsthurme in Absetzgef'äfse fliefsen, zieht die klare Zinklauge
ab und schickt den Bodensatz in eine Filterpresse.
Der Eisenniederschlag enthält als Verunreinigung eine gewisse
Menge eines Zinksalzes, weil sich an der Einlaufstelle der Kalkmilch
ein momentaner Ueberschufs von Kalkmilch nicht vermeiden läfst —
Gyps und kohlensaurer Kalk (aus der Kalkmilch) — ; man kann ihn
daher zweckmäfsig an Eisengehalt anreichern, indem man ihn zum Ab-
stumpfen der freien Säure der nächsten Beschickung benutzt. Das auf
diese Weise gereinigte basische Eisenoxydsulfat ermöglicht die weitere
Verarbeitung zu Schwefelsäureanhydrid und Calcothar oder zu grünem
Vitriole oder zu anderen technischen Zwecken.
Die Zinklauge wird in einem Gefälse mit Rührwerk oder Dampf-
strahlgebläse heifs mit so viel Kalkmilch versetzt, dafs die Mischung-
eben deutliche Bläuung auf rothem Lackmuspapiere hervorruft. Man
läfst absetzen und pumpt den Zinkschlamm durch Filterpressen.
Der Zinkniederschlag enthält aufser kohlensaurem Zinkoxyd noch
basisches Eisenoxydsulfat, welches der ersten Fällung entgangen ist,
Mangan und kohlensauren Kalk; ferner als in Wasser löslich: Aetz-
kalk, Gyps und Chlorcalcium. Er erfordert also noch eine Aufberei-
tung, um dann ebenso weiter verarbeitet zu werden wie abgeröstete
Zinkblende.
Will man auch zinkarme Laugen diesem Prozesse unterwerfen, so
kann man die beiden Fällungen, nämlich des Eisens und des Zinkes, in
derselben Operation bewirken und den erhaltenen Niederschlag weiter
behandeln wie den ersten Eisenniederschlag aus zinkreichen Laugen.
Die Mutterlauge vom Zinkniederschlage ist fast frei von Schwefel-
säure und enthält im Wesentlichen nur noch Chlornatrium und Chlor-
calcium. Dampft man dieselbe bis zu einer genügenden Concentration
ein, so wird das Chlornatrium unlöslich und kann ausgefischt werden ;
das einmal gedeckte und getrocknete Kochsalz enthält etwa 92 Proc.
Chlornatrium und kleine Mengen von kohlensaurem Kalke, Gypse und
Chlorcalcium.
Als schliefslicher Rest dieses Prozesses bleibt (nach Angabe des
Erlinders) eine Chlorcaiciumlauge, welche etwa 310> Chlorcalcium im
Liter enthält.
John Jeremiah Crooke und Robert Crooke in New York (Nordamerika)
haben ein Verfahren (D. R. P. Nr. 39 920 vom 14. December 1886) an-
gegeben, um Gold und Silber aus Kupferstein und diesen analog zu-
sammengesetzten Kupfererzen zu gewinnen. Dasselbe besteht im Wesent-
lichen darin, dafs man die Kupfersteine oder Erze in geschmolzenem
Zustande mit einer ebenfalls geschmolzenen Bleimasse und letztere
gleichzeitig mit metallischem Eisen in Berührung hält, und zwar unter
Vermeidung jeden Contactes des letzteren mit der Kupferstein- und
220 Kiueningen im MetalUiüttenwesen.
Erzmasse, zu dem Zwecke, um deu aus letzterer übergehenden Schwefel
aus dem Bleie zu entfernen. Die fractionsweise Durchfüiirung des Ver-
fahrens geschielit in der Weise, dafs man das angereiciierte Blei unter
Ersatz durch ärmeres Blei absticht und wieder auf frische Kupfersteine
oder Erze wirken läfst, oder dafs man die zum Theile erschöpften
Kupfersteine oder Erze unter Ersatz durch frisclie absticht und wieder
mit armem Bleie behandelt.
Zur Ausfiilirung des Verfahrens dient ein in Fig. 1, 2 und 3 Taf. 11
dargestellter Ofen: derselbe ist ein gewöhnlicher Flammofen mit fast
ebenso breitem wie langem, in eine von aufgemauerten Säulen getragene
Pfanne A aus Schmiedeeisen eingebauten Arbeitsraume mit geneigter
(etwa 15'"') Sohle D. In gleichem Niveau mit dem tieferen Ende der-
selben münden in den Arbeitsraum in der betrettenden Ufenwand wage-
recht angeordnete und gewölbte Kanäle B (15^"' hoch und breit bei
33'="' Tiefe), deren Boden sich leicht nach der Sohle D zu neigt. Nach
oben hin setzen sich die Kanäle B in senkrechte Kanäle E fort. Durch
jeden dieser letzteren wird ein Schmiedeeisenbarren F so eingesenkt
gehalten, dafs er auf dem Boden des betreffenden Kanales B ruht. Am
tiefen Ende der Sohle D liegt ein Abstich a für das Blei und am oberen
Ende ein Abstich h für den Stein.
Zunächst wird der Arbeitsraum B mit Blei G, bis über die Kanäle B
hinaus beschickt. Nachdem dieses auf Rothglut gebracht ist, wird grob
zerstückelter Kupferstein i/, in etwa dem halben Gewichte des Bleies,
auf die Oberfläche des letzteren gestreut. Der Stein geräth bald ins
Schmelzen und breitet sich dabei gleichmalsig auf dem Bleibade aus.
Will mau den Kupferstein zugleich mit der Entsilberung auch con-
centriren und reinigen, so wirft man 3 bis (5 Proc. Sand auf die Ober-
fläche des geschmolzenen Steines und krückt während einiger Minuten
leicht durch. Jetzt vollziehen sich eine Reihe von Reactionen. Das
im Steine enthaltene Gold und Silber sowie auch das Antimon und
Arsen beginnen sofort sich mit dem Bleie des Bades zu iegiren. Gleich-
zeitig verbindet sich auch ein Theil des Schwefelgehaltes des Steines
mit Blei zu Bleisullid, welches nun ebenso schnell, als es sich bildet,
durch das Eisen der Barren F zersetzt wird. Das so gebildete Schwefel-
eisen steigt durch das Blei und den Stein an die Oberfläche des letzteren.
Ein Theil des etwa ursprünglich im Steine schon vorliandenen Bleies
oder des aus dem Entsilberungsbade in den Stein übergegangenen Bleies
verbindet sich mit der oben auf der Masse schwimmenden Kie.selsäure
zu Bleisilicat, welches seinerseits das durch die theilweise Extraction
des Schwefels aus dem im Steine enthaltenen Schwefcleisen gebildete
Eisensubsulfid angreift, in dieser Weise erzeugt sich bei niederer Tempe-
ratur eine saure, sehr leicht schmelzbare Schlacke, die absolut kupier-
frei sein soll und von Zeit zu Zeit abgeschöpft wird. Durch dieses
Mittel, sowie dadurch, dafs man in dem Mafse, wie man Schlacke weg-
Neueningen im Jletallhüttenwesen. 221
nimmt, wieder frischen Saud in entsprechender Menge aui'wirft, wird
ein grofser Theil des im Steine enthaltenen Eisens entfernt und das
Kupfer im ersteren coneentrirt. Dieser Theil des Verfahrens ist auch
dann anwendbar, weun man von den Eisenbarren F keine Anwendung
macht. Während das im Bleibade aus dem Eisen F erzeugte Schwefel-
eisen durch den Stein an dessen Oberfläche steigt, wird es durch das
Kupfer des Steines eines Theiles seines Schwefels wieder beraubt, an
der Oberfläche sodann von dem Bleisilicate angegriffen und in die Schlacke
übergeführt. Die Erfinder lassen die vorstehend geschilderten Reactioneu
etwa 30 Minuten lang vor sich gehen. Während dieser Zeit sollen aus
dem Steine etwa 90 Proc. Silber und Gold und, falls er Blei enthielt,
auch der gröfste Theil von diesem au.sgezogen werden. Um einige
Zahleubeispiele zu geben, möge folgendes angeführt werden.
Enthielt der Stein z. ß. (3220s Silber in der Tonne und 30 Proc.
Blei, so gingen während der genannten 30 Minuten in das Extractionsbad
etwa 5440? Silber und etwa 168 bis 186''' kupferfreies aber mit dem
gröfsten Theile des im Steine vorhandenen Antimons und Arsens be-
ladenes Blei über. Wurden auf 1' Stein 2' Blei angewendet, so beträgt
der Verbrauch an Eisen aus dem Barren F etwa 34 bis 37'^'. Wurden
aus dem Steine 186"^ Blei reducirt, so wurden auf 371^ reducirtes Blei
9 bis 10^^ Eisen aus den Enden der Barren F verbraucht.
Wird beim Beginne der Arbeit zur Extraction reines, d. h. von
Antimon, Arsen u. s. w. freies Blei verwendet, so kann man durch eine
einmalige Anwendung dieses Bleies praktisch den ganzen Silber- und
Goldgehalt des Steines extrahiren. Um jedoch die Kosten für das Raf-
finiren so grofser Bleimassen zu vermeiden, ziehen die Erfinder es vor,
für die erste Behandlung von frischem Steine Blei anzuwenden, welches
bereits zu einer vorhergehenden Operation benutzt worden ist und dem-
entsprechend mehr oder weniger Antimon, Arsen und auch etwas Kupfer
enthält. Dasselbe soll schon dem Steine etwa 90 Proc. der Edelmetalle
entziehen; die übrigen 10 Proc. werden dann durch frisches und darum
energischer wirkendes Blei ausgezogen.
Die Eisenbarren hebt man, nachdem das bereits benutzte Blei auf
den frischen Stein etwa 30 Minuten lang eingewirkt hat, heraus und
sticht dieses Blei durch a ab. Dasselbe wird nochmals zur ersten Be-
handlung von frischem Steine benutzt oder raffinirt. Dann beschickt
man den Ofen mit dem gleichen Gewichte noch nicht zur Extraction
benutzten Bleies, senkt die Barren F wieder ein und lafst 10 Minuten
wirken, nachdem man einen Augenblick durchgekrückt hat. Der jetzt
entsilberte und concentrirte Stein wird in b abgestochen und, wie üb-
lich, in Sandformen laufen gelassen. Die Bleibeschickung beläfst man
dagegen im Ofen. Man besetzt sie mit frischem, noch nicht behandelten
Steine und wiederholt den Prozefs. Entsilberter und coneentrirter Stein
wird nach bekannten Verfahren zu Gute gemacht.
222 Keuerungen im Metallhüttenwesen.
Dr. Emil Wohlwill^ langjähriger Leiter der elektrolytischen AD.slalt
der Norddeutscheu Aflinerie in Hamburg, hat in der am 20. Juni 1888
abgehaltenen Sitzung des Natiiruissenschaftlichen Vereines zu Hamburg
über das Zerfallen der Auode bei der Elektroh-.se etwa Nachstehendes
mitgetheilt.
Wird bei der Zersetzung von verdünnter Schwefelsäure oder einer
Lösung von Kupfervitriol durch den elektrischen Strom die Anode aus
reinem Kupfer genommen, so bedeckt sich dieselbe, so lange die elektro-
chemische Auflösung dauert, mit einem aus feinvertheiltem metallischem
Kupfer bestehenden rotheu Staube, der allmählich abfällt. Da gleich-
zeitig die Anode, je länger die Arbeit dauert, um so mehr gefurcht
und zerfressen wird, so scheint der Vorgang, der in ähnlicher Weise
bei anderen reinen Metallen beobachtet wird, sich den zuerst von
Delarive (1837) beschriebeueu, aber bisher nicht genügend erklärten Er-
scheinungen der Desaggregation der Elektroden anzuschliefsen. Als
uothwendige Folge des besprochenen Verhaltens ist anzusehen, dafs im
scheinbaren Widerspruche mit dem /ararfay'schen Gesetze, insbesondere
bei der Elektrolyse von Kupferlösungen die Gewichtsabnahme der Anode
gröfser ist, als die Zunahme der Kathode. Da ein regelmäfsiges Ab-
fallen ungelöster Theile bei der gewöhnlichen chemischen Lösung reiner
Metalle nicht stattfindet, ist die Erklärung für das Verhalten der Kupfer-
anode in den Besonderheiten der elektrochemischen Auflösung zu suchen:
als solche sind zu betrachteu, dafs bei der elektrolytischen Auflösung
das Lösungsmittel stets im ,,Entstehungszustande" wirkt, dafs es nie im
Ueberschusse vorhanden ist und dafs es sich für Verschiedenheiten des
chemischen und elektrischen Verhaltens der Anodenbestandtheile äufserst
empfindlich zeigt. Darauf läfst sich zur Erklärung der besprochenen
Erscheinung die folgende Annahme gründen: Wie thatsächlich eine
heifse Lösung von Kupfersulfat in Berührung mit metallischem Kupfer
Theile desselben aufnimmt, Oxydulsulfat bildet, das beim Abküiiien
wieder in Kupfer und Kupfervitriol (Cuprisulfat) zerfällt, so wird auch
unter dem Einflüsse des Entstehungszustandes an der Anode neben
Kupfervitriol die metallreichere Verbindung gebildet, die dann aufser-
halb der Entstehungssphäre unter Abscheidung eines fein vertheilten
Kupferniederschlages wieder zerfällt. Diese Erscheinung wäre demnach
nicht auf Desaggregation der Anode selbst, sondern auf Dissociation der
an ihr gebildeten Lösung zurückzuführen. Mit dieser Erklärung sind
die quantitativen Verhältnisse des Anodenfalles im Einklänge. Die ab-
fallende Menge, annähernd durch den Mehrverlust der Anode zu messen,
ist um so gröfser. Je gröfser der Säuregehalt der Lösung; das Gleiche
gilt für die Wirkung einer lieifsen Kupfervitriollösung auf nietallische.s
Kupfer. Der Ueberschufs des Anodenverlustes ist ferner um so gröfser,
je kleiner die Stronidichte. Dies entsjjricht der Vorstellung, dafs, wie
in vielen analogen Fällen thatsächlich nachgewiesen wiu'de, auch hier
Neuerungen im Jletaliliüttenwesen. 223
die Menge der an der Anode entstehenden metallreichen Verbindung
neben der metallärmeren bei wachsender Stromdichte sich verringert.
Es ist endlich der Mehrverlust und der Abfall der Anode niemals der
Zeitdauer der elektrochemischen Wirkung proportional, sondern um so
kleiner, je länger die Wirkung auf die unberührte Anode dauert. Dies
erklärt sich durch die Voraussetzung, dafs eine Erhaltung ungelöster
Metalltheile an der Oberfläche der Anode überhaupt nur möglich ist,
wenn dieselben gegen das in Lösung übergehende Metall der Anode
sich elektronegativ verhalten. Bedeckt sich in Folge dessen die Ober-
fläche der Anode mehr und mehr mit gewissermafseu weniger löslichen
Theilen, so wird nach weniger Zeit die freiliegende positivere Ober-
fläche nicht mehr der Menge des elektrisch abgeschiedeneu Lösungs-
mittels genügen und dann auch der negativere Metallstaub mitgelöst,
also die Menge des Anodenabfalles verkleinert werden. Der gegebenen
Erklärung gemäfs müfsten weder ein Zerfallen der Anode, noch Schwan-
kungen des Gewichtsverlustes der bezeichneten Art zu beobachten sein,
wenn die an der Anode entstehende metallreichere Verbindung auch
aufserhalb ihrer Entstehungssphäre beständig ist. Diesen Erwartungen
entspricht das Verhalten einer Kupferanode, wenn an derselben als Zer-
setzungsproduct der Salzsäure Chlor abgeschieden und Kupferchlorür
gebildet wird (Berg- und Hüllenmiinnische Zeitung^ 1888 S. 257).
Paul Meilmann in Berlin hat ein Verfahren zur Darstellung von
Phosphorkupfer oder Phosphorzinn (D. R. P. Nr. 45175 vom 8. Februar
1888) vorgeschlagen. Dasselbe besteht im Wesentlichen darin, dafs in
einer Operation phosphorsaure Alkalien mittels Kieselsäure und Kohle
in kieselsaure Alkalien und freien Phosphor verwandelt werden und
dieser im Eutstehungszustaude an die erwähnten Metalle gebunden wird.
Folgende Gleichung gibt den einzuschlagenden Weg an:
x(2 ROP.fi-, + SiOj -f 10 C) + y Me = xR^O.^SiOj + x 2PyMe + x lOCO.
Nach dem sorgfältigen Zerkleinern der Phosphorsäure haltigen
Materialien (Apatit, Phosphorit, Knochen oder auch Thomasschlacke)
werden dieselben nach vorstehender Formel gemischt — wobei auch
statt des Metalles selbst eine SauerstofFverbindung desselben benutzt
werden kann, was für den Zusatz der Kohle in Berechnung zu ziehen
ist — und auf den Herd eines Flammofens oder in einen Tiegel ge-
bracht und eingeschmolzen. Das Phosphormetall sammelt sich dann
unter den Silicaten an und kann abgestochen werden. Um Ersparnisse
an Brennmaterial zu machen, ist es zweckmäfsig, ein Flufsmittel (Soda
oder Flufsspath) zuzugeben. Dasselbe hat keinen anderen Zweck, als
die Zersetzung einzuleiten.
Soll die Gewinnung im Gebläseschachtofeu vorgenommen werden,
so wird an Stelle des Sandes ein fetter Lehm genommen. Mittels des-
selben wird die Masse gebunden und geformt, wodurch einerseits ein
Fortblasen der staubförmigen Gemengetheile vermieden, andererseits
224 Neuerungen im Metallhüttenwesen.
ein leicliter Ol'engang erzielt wird. Das Gemenge wird, wie gewöhn-
lich, mit Koks geschichtet in die üefen eingetragen, auf seinen Schmelz-
punkt erhitzt und sickert dann als Schlacke bezieh. Metall durch das
Brennmaterial bis auf die Sohle des Ofens, woselbst die Scheidung in
Schlacke und Phusphormetali vor sich geht und von wo aus dieselben
abgestochen werden.
Gold und Silber. Uta schwer aufschliefsbare Gold und Silber füh-
rende geschwefelte Erze auf ihren Edelmetallgeliall zu Gute zu machen,
wird nach dem Vorschlage von Alexander Parkes in Dulwich, England
(D. R. P. Nr. 45013 vom 15. September 1887) das Erz nur gröblich zer-
kleinert und dann in einem Flammofen niedergeschmulzen unter Zu-
schlag von kaustischen Erden und kaustischen Alkalien (bezieh. Alkali-
C'arbonat, -Nitrat, -Sulfat oder -Silicat) und Kohle. Das hierbei sich
ergebende Zwischenproduct wird dann nach bekannter Methode mit
metallischem Blei oder mit Bleisauerstofi'verbindungen oder Bieischwefel-
verbindungen oder anderen für diesen Zweck bekannten Metallen oder
Metallverbindungen weiter behandelt.
Das nach obiger Methode erzeugte Zwischenproduct soll die
charakteristische Eigenschaft besitzen, zu einem feinen Pulver zu zer-
fallen, wenn man es einige Stunden der Luft aussetzt. Durch Besprengen
des noch heifsen Zwischenproductes mit Wasser wird das Zerfallen
noch gefördert. In diesem Zustande ist dann das Zwischenproduct für
die Behandlung mit Blei sehr geeignet.
Das zweckmiifsige Verhältnifs des Zuschlages zum Erze ergibt sich
aus der Fassung des Pafeutansjjruches, welcher folgendermafsren lautet:
.,Die Erzeugung eines an der Luft zerfallenden Zwischenproductes
durch Einschmelzen eines nicht abgerösteten, geschwefelten, Gold oder
Silber führenden Erzes mit 12 bis 16 Proc. kaustischem oder kohlen-
saurem Kalke und 5 Proc. kaustischem Natron. '•
Anstatt eines Flammofens kann man das Erz auch in einem C'upol-
oder Gebläseofen niederschmelzen. Das Wesentliche besteht nur immer
darin, dafs die Erze nicht abgeröstet zu werden brauchen. Das vor-
stehend beschriebene Verfahren stellt sich also als eine Abänderung der
bekannten Goldgewinnung durch Schmelzprozel's dar, bei welciier Methode
in jüngster Zeit wenig Neuerungen aufgetreten sind, da das Interesse
sich selbstverständlich vorwiegend den nassen Prozessen zuwendet.
In D. p. J. 1888 269 368, 578 ist bereits von dem Verfahren zur
Golgewinnuug mittels Chlores von Newberry und Vaulin berichtet worden.
Fig. 4 veranschaulicht die zu dem Verfahren erforderlichen Einrich-
tungen in ihrer Gesamintheit, und Fig. 5, 6 und 7 Taf. 11 die Theile
derselben nach dem D. K. P. Nr. 44913, güllig vom 7. Januar 1888.
Das kleinkörnige, Gold haltige Material wird mittels Rührwerkes A
in die Extrationskessel ß (Fig. 4 und 6) geleitet, welchen zur Förderung
des Extactionsprozesses eine langsame Drehung ertheilt wird. Die
Neuerungen im Metallhüttenwcsen. 225
«eisernen Wandungen dieser Kessel sind auf der inneren Seite, wie be-
reits friilier mitgetlieilt, zum Scliutze gegen die Einwirkung des Chlores
mit Blei bekleidet. Es empfiehlt sich, das Bleihemd mit einem Futter
aus Holz oder Steingut zu bedecken, um die Beschädigung desselben
durch die in Bewegung gehaltene Füllung der Kessel zu verhüten. Zur
Einführung des zu behandelnden Materiales dient ein Mannloch D und
zur Einleitung des Chlorgases und der geprefsten Luft das Sperr-
ventil E. Zur Förderung der Luft wird eine Compressionspumpe C an-
gewendet.
Ist der Extractionsprozefs vollendet, so wird das in den Kesseln B
noch enthaltene Gemenge von Gas und Luft nach einem mit Kalkwasser
gefüllten Bottiche G geleitet, um die Ansammlung schädlicher Gase im
Arbeitsraume zu verhüten. Nachdem dies geschehen, werden die Kessel B
nach Oeti'nung der Mannlöcher in die Filterbottiche F (Fig. 4, 5 und 6)
entleert. Hier erfolgt die Scheidung der flüssigen Goldlösung von den
erdigen Substanzen, und zwar indem die Filtrirung entweder in der
Richtung nach unten oder in der Richtung nach oben geschieht. Fig. 6
und 7 zeigen die Gestalt des Filters in ersterem bezieh, in letzterem
Falle. In beiden Fällen besteht das Filterbett M aus einem rostartig
durchbrochenen Holzboden, welcher mit Canevas oder einem Asbest-
gewebe bedeckt ist. Der Filterbottich nach Fig. 6 kann offen bleiben,
derselbe nach Fig. 7 (Filtrirung nach oben) wird mit einem luftdicht
schliefsenden Deckel versehen; ersterer enthält das Filterbett M in
seinem unteren Theile, letzterer in seinem oberen Theile bei K. Zur
Beschleunigung der Filtrirarbeit wird die Flüssigkeit unter Anwendung
einer Saugepumpe durch das Filter gesaugt. Das Saugerohr B mündet
bei Fig. fi in den Raum zwischen Filterbett und ßottichboden und bei
Fig. 7 in den Raum zwischen B'ilterbett und Bottichdeckel; bei Fig. 6
.sind zwei Saugerohre H angegeben, die abwechselnd in Betrieb ge-
nommen werden können.
Um die Nulzwirkung des Filters zu erhöhen, wird die Füllung der
Filterbottiche durch Wasser verdünnt. Geschieht die Filtrirung in der
Richtung nach oben (Fig. 7), so findet die Einführung des Wassers
mittels eines Rohres J statt, welches in den an seinem oberen Theile
mit Aussparungen versehenen Doppelboden des Filterbottiches einmündet.
Ist die Filtrirung vollendet, so erfolgt die Entfernung des Rück-
standes der Filter durch Umwenden derselben. Damit hierbei das
Filterbett nicht in Unordnung geräth, sind über demselben schräg ge-
stellte Holzleisten M (Fig. 6) angebracht, welche die Ganevasbedeckung
in ihrer richtigen Lage erhalten.
Die liltrirte Goldtlüssigkeit wird in eine Bütte Q geleitet, in welche
ein Strahl Dampf oder Luft eingeführt wird, um freies Chlor, welches
in der Flüssigkeit noch enthalten sein könnte, abzutreiben.
Die Flüssigkeit gelangt endlich in die bei R angedeuteten Kohlen-
Dingler's polyt. Journnl Bd. 271 Nr. 5. 1S89(!. 15
226 Neuerungen im Metallhüttenwesen.
filter, wo, wie beschrieben, die Ausscheidung des inelaliischen Goldes
und dessen Niederschlagung auf die Holzkohlenfüllung erfolgt.
Der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanflalt vormals RoessUr in
Frankfurt a. M. ist unter Nr. 45194 ein ü. K. P. vom 3. Mai 1888 auf ein
Verfahren zum Feinmachen von Blicksilber mit folgendem Patentansprüche
verliehen worden: ,,Das Feinmachen von Blicksilher durch Einrühren
von schwefelsaurem Silberoxyd und die Abscheidung bezieh. Gewinnung
von in dem Blicksilber enthaltenem Blei und Wismutli in Form von Sulfat."
Das Blicksilber wird iu Graphitliegeln eingeschmolzen und in die
Oberfläche des Metallbades allmählich geschmolzenes schwefelsaures
Silber eingerührt. Es tauschen sich dann Blei und Wismuth in dem
Sulfate aus und gehen in die obenauf schwimmende Schlacke.
Um das Angreifen des Graphittiegels zu verhüten, gibt man vorher
auf das geschmolzene Metall eine Schicht von (^uarzsand, in deren
Mitte man das Silbersulfat einrührt, und welches das gebildete Blei-
und Wismuthsulfat aufnimmt und damit eine zähe, dickflü.ssige Schlacke
bildet, die wiederholt abgehoben wird, bis das Sillier ganz fein ist.
Im Anfange geht wesentlich nur Blei in die Schlacke, etwa vor-
handenes Wismuth aber erst am Ende des Prozesses. Man kann des-
halb die letzten Schlacken, welche das Wismuth angereichert enthalten,
gesondert aufbewahren und dasselbe leicht daraus gewinnen.
Das schwefelsaure Silber stellt man in einem eisernen Kesselcheii
dar durch Auflösen von Feinsilber in Schwefelsäure, Verdani]>fen der
überschüssigen Säure und Erhitzen der Masse bis zum Schmelzen. Es
wird dann ausgegossen und nach dem Erkalten in Stücke geschlagen.
An dieser Stelle mögen noch einige kleinere Mittheilungen Platz
finden. E. Matlheij trennt Gold und Silber dadurch von Wismuth, dafs
er 2 Proc. Zink zu dem geschmolzenen Metalle hinzufügt, die Masse
allmählich abkühlen läfst und die Oberfläche reinigt. Die.ses Verfahren
wird wiederholt. Das ganze Gold und Silber geht in den Schaum. Die
so erhaltene Wismnthglätte wird in einem Tiegel mit Borax geschmolzen.
Hierbei sinkt das Gold auf den Grund, indem es gleichzeitig von irgend
welchen unedlen Metallen durch die Gegenwart des Wismuthoxydes be-
freit wird. Die Schlacke schmilzt man wieder mit Wismuth zusammen,
um die letzten Spuren von Gold zu entfernen.
Wismuth wird vom Bleie mittels wiederholten Auskrystallisirens
getrennt, da Legirungeu von Wismuth und Blei bei niedrigerer Tem-
peratur schmelzen als Wismuth selbst. Ein Wismuth, welches 4 Proc.
Blei enthielt, besals nach vier Kryslallisirungen nur 0,4 Proc. (Engineering
and Mining Journal, 1888 S. ?A9).
Edward Matthey hat in einer Sitzung der Hoyal Society darauf hin-
gewiesen, dafs metalli.sches Wismuth häufig eine kleine Menge von
Kupfer enthält, welches die guten Eigenschaften dieses Metalles sehr
beeinträchtigt.
Neuenuiijen im Melallliiitlenwesen. 227
Da die Eulfernung dieser geringen Mengen von Kupfer auf nassem
Wege zu langwierig und liostspielig ist, so wendet Mallhey ein schnelles
und einfaches trockenes Verfahren an, uin ganz reines Wismuth zu er-
langen. Von Arsen, Antimon, Blei und Tellur wird das Wismuth zu-
erst auf bekannte Weise gereinigt, dann schmilzt er es mit Schwefel-
wismuth zusammen. Der Schwefel verbindet sich sofort mit dem Kupfer.
Man soll auf diese Weise ein ganz reines Wismuth erlangen können
aus einem Materiale, welches 0,1 bis 1 Proc. Kupfer enthält {Industries
vom 3. Februar 1888J.
Zur Trennung des Zinnes vom Antimon und Bestimmung desselben
in siliciumhaltigen Schlacken und Legirungen werden nach H. N. Warren
(Chemical News, 1888 Bd. 57 S. 124) 2s der fein gepulverten Schlacke
in einer Platinschale mit einem Gemische gleicher Theile Flufssäure
und Salzsaure behandelt, wobei die Schlacke in wenigen Minuten zer-
setzt und der gröfsere Tlieil der Kieselsäure als SiFj verflüchtigt wird,
während der Kest und ebenso alles Zinn in Lösung geht. Man filtrirt,
erwärmt, sättigt mit HjS, kocht den Niederschlag behufs Abscheidung
von Wismuth und Kupfersulfid mit Natron und fällt die Lösung mittels
Salzsäure. Die abgeschiedenen Sulfide von Antimon und Zinn werden
jetzt mittels Königswassers in Lösung genommen, worauf man behufs
Vertreibung überschüssiger Salpetersäure auf ein kleines Volumen ein-
dampft, mit mäfsig schwacher wässeriger Salzsäure versetzt, einen
Ueberschufs von Kaliumferrocyanid zufügt und die Lösung, welche,
wenn genügend K^FeCj,; zugesetzt ist, rein blau erscheint, kocht. Hier-
bei wird alles Zinn als Stanniferrocyanid gefällt, während das Antimon
in Lösung bleibt und durch Schwefelwasserstolf gefällt werden kann.
Der Zinnniederschlag wird getrocknet und geglüht, wobei man zur
schnellen Zerstörung der organischen Substanz einige Tropfen Salpeter-
säure zufügt. Den Rückstand reducirt man im Tiegel mit tubulirtem
Deckel durch Wasserstoff oder Kohlengas, läfst erkalten, löst in Salz-
säure, fällt das Zinn als Sulfid, oxydirt mit Salpetersäure und bestimmt
es in üblicher Weise. Die Trennung von Zinn und Antimon in Legi-
rungen kann in derselben Weise vorgenommen werden, nur löst man
die Legirung in Königswasser, statt in Salz- und Flufssäure. Das nach
der Abscheidung des Zinnes mittels KjFeCj'i, gefällte Schwefelantimon
mul's hell oraugeroth, nicht aber bräunlich gefärbt sein [Oesterreichisclie
ZeiUchrifl für Berg- nntl Eütlenwesen, 1888 S. .512). (Scliluls folgt.)
228 Verschiedene chemische Ilolziraprägniriingsstoffe.
Verschiedene chemische Holzimprägnirungsstoffe: von
Forstassessor R. Rittmeyer.
Der Zweck des Iinprägnirens des Holzes mit Faiilail'.s widrigen Stoill'ii
ist der, dast^elhe dauerhafter, widerstandsfähiger gegeu Fäulnifs wie
auch gegen Insekten zu machen, und dadurcli einerseits die Brauch-
barkeitszeit des Nutzholzes zu verlängern, andererseits ihrer Be.^chatren-
heit nach eigentlich als Nutzholz unbrauchbare Hölzer brauchbar zu
machen. Dabei sind die Forderungen zu stellen, dafs die durch die
Imprägnirung erreichte Holzbeschafl'enheit möglichst lange unverändert
bleibt, der imprägnirte Stoff durch Sonnenschein nicht verdunstet, durch
Regen nicht ausgewaschen werde, dann, dafs die dem Holze anhaften-
den günstigen technischen Eigenschaften durch die Imprägnirung nicht
oder doch nicht zu sehr verschlechtert werden, schliefslich dafs die
dem Holze eingeführten Stoflle die Verwendung desselben zu manchen
Zwecken nicht ausschlielsen, sei es aus KUcksicht auf die Gesundheit
von Mensch und Thier (Quecksilber), oder aus Rücksicht auf die An-
nehmlichkeit des Menschen (unangenehmer, starker Geruch), oder aus
Rücksicht auf andere Organismen (kreosotirle Reb])fähle tödten bei
unmittelbarer Berührung die Pflanze und theilen sonst der Traube einen
scharfen Kreosotgescbmack mit). Im Nachstehenden seien nach kurzer
Schilderung der bis jetzt bekannten Imprägnirungsweisen verschiedene
Stoße angegeben, mittels welcher man das erstrebte Ziel erreicht zu
haben meinte. Die grofse Zahl derselben zeigt, dafs das Ziel, ein allen
Anforderungen entsprechendes Mittel zu finden, ein sehr wohl ersfrebens-
M-erthes, gleichzeitig aber auch, dafs es noch nicht erreicht ist. Und
so hjfT't der Forstmann in voller Anerkennung der so bedeutenden
neueren Verwendungsweisen, welche der Chemiker dem Holze ersonnen
und gewonnen hat, von ihm auch diesbezüglich und noch weiter Hilfe.
An Imprägnirungsweisen kennt man bis jetzt: 1) das einfache
Untertauchen des Holzes in die Imprägnirungsflüssigkeit, das sogen.
Einsumpfen, 2) das h3'drostatische oder Flüssigkeitsdruckverfahren.
3) das jjneumatische oder Da m])iy ruck verfahren, 4) die Behandlung de>
Holzes mit Fäulnifs widrigen Dämpfen und .'>) das Kochen in der Ini-
prägnirungsflüssigkeil.
1) Für das Einsumpfen dienen zur Aufnahme der Imprägnirungs-
flüssigkeit dichte, grofse Kästen von Eichen- oder Lärchenholz, in
welche dann die Hölzer, zum Gebrauche völlig fertig hergerichtet und
gut lufttrocken — weiches Holz für 8 bis 10 Tage, hartes für 12 bis
14 Tage — eingelegt werden. Nach der Imprägnirung läfst man die
Hölzer noch einige Monate an der Luft trocknen, um dadurch das Im-
prägnirinigsmittel tiefer in das Holz eindringen zu lassen.
2| Das Flüssi<>keitsdruckverfahren wurde zuerst lS4(i von ßnuc/ierie
Verschiedene chemische Holzimprägnirungsstoffe. 229
(1846 99 56} angewandt. Es besteht im Folgenden: „Auf dem einen
Hirnende des zu präpavirenden Stammes wird eine Schlufsplatte derart
angebracht, dafs eine schmale (1 bis 2^1" weite), dicht schliefsende
Kammer entsteht. Dieselbe wird durch einen Guttaperchaschlauch mit
dem Fallrohre eines 10'" hoch stehenden Druckreservoirs, welches die
Imprägnirungsflüssigkeit enthält, in Verbindung gebracht, so dafs ein
Flüssigkeilsdruck von ungefähr l'^' auf die Stirnfläche des Stammes
einwirkt. In Folge dieses Druckes wird der Zellsaft aus dem Stamme
verdrängt und durch die Imprägnirungsflüssigkeit ersetzt." ^ Das auf
diese Weise zu imprägnirende Holz soll frisch gefällt und völlig be-
rindet sein. Kann frisch gefälltes nicht sogleich imprägnirt werden,
so ist es in fliefsendes Wasser einzulegen, da der Saft, namentlich im
Sommer, bei längerem Liegen an der Luft schleimig wird und sich dann
nur schwer aus dem Holze verdrängen Iftfst. Riudenrisse, auch Holz-
risse sind mit Werg zu verstopfen; Astabschnitte macht man etwas
länger und läfst den Stamm vor dem Imprägniren oder Einlegen iu
Wasser einige Tage an der Luft liegen, damit der Saft an den Ast-
abschnitfen sich verdickt und die Poren verstopft. Beide Endschnitte
des Stammes sind kurz vor der Imprägnirung zu erneuern. Um die
Kammer herzustellen, befestigte houcherie eine Platte von Holz mittels
Klammern und Schraubenbolzen am Stamme und legte an der Peripherie
der Hirnfläche ein gefettetes Hanfseil dazwischen. Den Einführungs-
schlauch führte er durch das Stammende in die Kammer. Ein besserer
Verschlufs ist jedoch ein Kautschukring und eine nach dem Stamme
zu lackirte oder verkupferte Eisen|)latfe, durch welche der Einfiihrungs-
schlauch in die Kammer einmündet. Damit bei Eintritt der Flüssigkeit
die Luft aus der Kammer entweichen kann, „wird entweder eine Kupfer-
nadel zwischen Kautschukring und Holzfläche eingeführt und, sobald
Flüssigkeit auszutreten beginnt, herausgenommen und die Platte fest
angezogen, oder es ist nahe am oberen Rande eine kleine Schraube
angebracht, welche erst festgezogen wird, sobald Flüssigkeit austritt." •
15 bis 20 Stämme werden zum Imprägniren in eine Reihe und mit
dem Hirnende etwas geneigt gelegt. Ist die Durchtränkung eine ge-
nügende, was mau an der austretenden Flüssigkeit sieht, so werden die
Verschlufskammern abgenommen, die Stämme nach einigen Tagen ent-
rindet und an der Luft getrocknet. Je nach Holzart, Fällungszeit,
Stammlänge und -stärke dauert die Imprägnirung 48 bis 100 Stunden. Ist
nach lOOstündiger Imprägnirung dieselbe noch nicht genügend erfolgt, so
wendet man die Stämme und imprägnirt sie von dem anderen Ende aus.
Im Winter gefälltes Holz imprägnirt sich auf diese Wei.se leichter als
im Sommer gefälltes. Die Splint-, Reif- und Reifholzkernbäume (Ahorn,
Birke, Hainbuche u. s. w. , Linde, Fichte, Tanne u. s. w., Esche, Roth-
1 Prof. Dr. Schvackhöfer-W ien im Handbuch der Forslioissenschaft. Tübingen
1887.
230 Verschiedene chemische Holzimprägnirungsstoffe.
buche u. s. w.) Inssen sich gut imprägniren, bei den Kernliolzbiiumeii
(Eiche, Lärche, Kiefer u. s. w.) bleibt der Kern fast unverändert.
3) Das Datniifdruckverfiiiiren wurde von Bre'ant (1841 79 467.
1844 94 443. 1845 97 423) und Payne (1846 101 1-53. 1847 104 274)
erfunden und von ßurnel ^ Bclkel^ Blylhe und anderen verliessert. Es
besteht darin, dafs die zum Gebrauche vollständig fertig hergerichlelen
Hölzer in einem luftdicht versehliefsbaren Fräparirkessel zuerst ge-
däini)ft, sodann einer Luftverdiinnung ausgesetzt und schliefslich unter
Hochdruck mit der Im])rägnirungsfltissigkeit gesättigt werden. Die
Hölzer vv'erden auf eisernen Schienenwagen in den wagerecht liegenden
Kessel hineingefahren, der Kesselko])f vorgeroiit und der Kessel luft-
dicht verschlossen. Dann wird das Holz durcii 1 ' ^ bis 3 Stunden bei
1 bis lät,5 Druck gedämpft und das dabei entstehende Condensations-
wasser abgelassen. Nachdem der Holzsaft auf diese Weise durch den
Dampf aus den Zellen verdrängt ist, wird die Luft ausgepumpt und
die Holzzelle zur Aufnahme der Imprägnirungsflüssigkeit luftleer oder
doch luftverdiinuf gemacht; diese wird dann unter beständig erhaltener
Luftverminderung eingelassen und, sobald der Kessel gefüllt ist, durch
etwa 3 Stunden mit 7 bis 8"' Druck in das Holz einge])refst. Dann
läfst man die Flüssigkeit auslaufen, öfThet den Kessel, nimmt die Hölzer
heraus und stellt sie lufttrocken auf.
4) Das Imprägniren mit Fäulnifs widrigen Dämpfen wurde von ver-
schiedenen Seilen versucht, aber erst durch den österreichischen Oberst
de Paradies durchgeführt. Das auch hier zum Gebrauche vollständig
fertig zugerichtete Holz wird zunächst gedäm])tt, dann mit überhitztem
Wasserdampfe getrocknet, evacuirt, mit Theeröldämpfen imprägnirt und
schliefslich langsam abkühlen gelassen (vgl. H. Vnhl 1857 154 448).
Der erste Versuch der Holzimpragnirung reicht bis zu dem Jahre 1G57
zurück, in welchem Glauber die organische Zelle mit Holztheer und
Holzessig behandelte. Später kochten de Champy und Payer die Hölzer,
ersterer mit Unschlitt, letzterer mit Harzen. 1832 iniiirägnirte der
Engländer Eyan (1832 46 437) die zum Gebrauche fertig zugerichteten
Hölzer durch Eintauchen in Quecksilber-Sublimatlösung. Die Lösung
enthält 0,7 bis 0,8 Proc. HgCl^. Das Quecksilberchlorid wirkt schon in
geringen Mengen sehr conservirend, so dafs ein tieferes Einpressen des-
selben in das Holz nicht erforderlich ist. Es dringt zunächst nur 2™
tief ein, später bei längerem Liegen an der Luft oder im Boden liudet
man jedoch — wenn auch nur Spuren desselben auch tiefer im Holze.
Dieser ImijrägnirungssloiVist sehr kostspielig und für viele Verwendungs-
zwecke, so für Bauten wegen der Gefährlichkeit für die Gesundheit,
nicht brauchbar; ebenso wenig für Wasserbauten, da das Quecksilber-
chlorid, seiner Natur nach dem Zellengewcbe des Holzes völlig helcrogen
nur in den Zwischenräumen mechanisch eingelagert, nicht von dem-
selben aufgesogen und festgehalten und somit vom Wasser leicht aus-
Verschiedene chemische Holziraprägnirungsstofte. 231
gewaschen wird. Wo es aber trotz dieser Eigensehaffen zulässig ist,
£0 für Eisenbahnschwellen, da wird es von keinem anderen Imprägnirungs-
mittel im Erfolge übertroflfeu.
Margary prefste 1837 mit grol'sem mechanischen Drucke Kupfer-
vitriol in das Holz, 1839 auch Boucherie (1840 75 235), welcher von
1846 (1846 99 56. 1850 116 164) ah das Flüssigkeitsdruckverfahren
.inwandte und sieh einer Iprocentigen Lösung von Kupfervitriol be-
diente, welche er gegen eine i/.^procentige vertauschte, sobald die aus
den Stammen austretende Flüssigkeit zu ^i^ die Imprägnirungsflüssig-
keit war. Diese zweite verdünnte Lösung soll nur die bei der ersten
hnprägnirung durch Ausscheidung von Kupferhydroxyd frei gewordene
Schwefelsäure aus dem Stamme verdrängen. Der Grad der Durch-
träukung läfst sich aus der schwächeren oder stärkeren blau-grünen
Färbung des Holzes erkennen. Der Kupfervitriol wirkt viel weniger
«nliseptisch als das Quecksilberchlorid, ist zwar billiger, aber für diesen
Zweck immer noch zu theuer, zumal er rein, namentlich frei von
Säuren und Eisensalzen sein soll. Das Holz ist nach der Imprägniruug
spröde, härter und weniger tragkräftig und bildet in hohem Grade
Schimmel. Wird es im feuchten Zustande mit Eisen in Berührung
gebracht (Bolzen, Schrauben u. s. w.), so bildet sich Eisenvitriol, und
Kupfer wird ausgeschieden. Auch die Kupfervitriollösung wäscht sich
wie das Quecksilberchlorid allmählich aus. Namentlich bedienten sich
Bahngesellschaften in Frankreich, Oesterreich und Bayern dieses Im-
prägnirungsstofi'es, doch ist man in neuerer Zeit davon abgekommen;
nur Telegraphenstangen pflegt man noch mit Ku])fervitriol zu im-
prägniren.
Auch Lege und Fleury-Pirouret wandten 1858 Kupfervitriol an. —
Thilmany sättigt das Holz zunächst mit Kupfervitriol und läfst dann
Chlorbarium nachfolgen zwecks Bildung unlöslichen schwefelsauren
Baryts.
Payen imprägnirte mit Eisenvitriol und behandelte das imprägnirte
Holz dann mit Chlorcalcium^ welches in der äufseren Schichte einen die
Poren ausfüllenden Niederschlag von Gyps erzeugte. Dieses Verfahren
ist kaum noch im Gebrauche, es kam auf der Paris — Strafsburger und
Berlin — Stettiner Bahn (vgl. auch 1850 115 152) zur Anwendung.
1838 imprägnirten Burnet und Bethel unter einem starken atmo-
sphärischen Drucke, der erstere mit Chlorzink^ der letztere mit Theeröl.
Das Zinkchlorid steht bezüglich seiner antiseptischen Eigenschaften
noch hinter dem Kupfervitriole zurück, ist aber billiger.^ „Es wird in
den Imprägnirungsanstalten durch Auflösung von Zinkabfällen oder
Zinkasche in Salzsäure dargestellt. Die Lösung darf keine überschüssige
Säure enthalten, mufs klar sein und soll eine Concentration von 3" B.
2 Gayer gibt die Kosten der Imprägnirung mit 2,40 M. bis 5,60 M. für 1 Fm.
an (^Forstliche Blätter. 1873).
232 Verscliiedene fheniisrlie lliilximiiru^niruiigssloli'e.
tbei 17,5") besitzen.^-' Es dringt in das Hulz lief ein, da es aber sehr
leicht ausgewaschen wird, macht es — wo irgend möglich — einen
Oel- oder Theeranstrich nöthig, welclien hiermit imprägnirtes Holz,
entgegen dem mit Quecksilberchlorid oder Kuplervilriol behandelten, sehr
wohl annimmt. Ein Nachtheil ist es, dafs in auf sulclie Weise imprägnirtes
Holz eingeschlagene Nägel u. s. w. starli einfaulen. Die Lösung er-
hält gewöhnlich die Stärke von 3" B., für Buchenschwellen von 1" B.,
für Eichenschwellen von 4 bis 5" B. Zuerst wurde das Chlorzink in
England, Bremen und auf den hannoverschen Bahnen angewendet, dann
ward es wegen seines zweifelhaften Erfolges eine Zeitlang in den
Hintergrund gedrängt, doch lindet es in neuerer Zeit auf vielen deutschen
und österreichisch-ungarischen Bahnen wieder Verwendung, da es bei
grol'ser Billigkeit den Widerstand des Holzes gegen Fäulnils doch sehr
erheblich erhöht. Die Holzfaser wird schwächer und spröder, verliert
an Bieguni;.sfestigkeit, die Farbe wird graulich, die Absorptionsfähig-
keit wird gröfser, die Durchtränkung ist eine ungleiehmäl'sige. Auf der
Cüln-Mindener Bahn hat sich die Chlorzink-lniprägnirung nach den For.<l-
lichen ßtättern^ 1873 S. 08, gut bewährt.
„Das Theeröl übertritl't in Bezug auf seine Fäniuifs widrige Wirkung
die vorgenannten Metallverbindungen weitaus und da es in Wasser
schwer löslieh ist, wirkt es auch viel nachhaltiger- {Sc/iwaclihöfer). „Es
wird aus Steinkohlentheer durch fractionirte Destillation dargestellt.
Der wesentlichste ßestandtheil des schweren Theeröles ist die Carbol-
säure, dann linden sich darin noch das Kreosol und verschiedene Basen
der Pyridinreihe. Zum lm])rägniren mufs es die Consistenz eines dünn-
flüssigen Syrups haben und frei von ungelösten, schmierigen Stoffen
sein, welche nicht in das Holz eindringen; das specilische Gewicht darf
nur zwischen 1,0 und 1,1 sehwanken; der Siedepunkt mufs über 180"
liegen; das Oel soll mindestens 10 Proc. Carboisäure tbezieli. Kreosol)
enthalten und nicht mehr als 5 Proc. Destillationsrückstand hinterlassen;
der Wassergehalt darf 6 Proc. nicht übersteigen" (Schwack/iöfer). Vor
der Imprägnirung mit Theeröl mufs das Holz gut getrocknet werden,
da sich das Oel mit Wasser und Zellsaft nicht mischt und deshalb nicht
in die Zellen eindringen kann. Das Holz wird zu diesem Zwecke in
Trockenkammern allmählich bis auf 130" erwärmt und so lange auf
dieser Temperatur gehalten, bis kein Wasserdampf mehr entweicht.
Noch warm wird es dann in einen Druckkessel gebracht, und das auf
40 bis 50" erwärmte Theeröl zugelassen. Das schwere Theeröl wirkt
schon in geringer Menge gut erhaltend und läfst sich durch Wasser
nicht auswaschen, dagegen ist es theuer und dringt wegen seiner Con-
sistenz auch im erwärmten Zustande nicht tief in das Holz ein. „Die
rheinische Bahn verbindet mit der Imprägnation durch Theeröl noch die
3 Schioackhö/er in Lorey's Handbuch der Foislioissenseha/t.
Verschiedene chemische Hülzimprägniruiigsstoffe. 233
Inkrustation mit Steinkohlentheer. Hierzu wird der Impräguirungs-
tlüssigkeit gewöhnlicher Gastheer beigemengt; es scheiden sich aus letz-
terem die festen pechartigeu Beslandtheile aus und bilden auf der Ober-
lläche und in allen Rissen und Klüften des Holzes eine fast steinharte
Umhuilungskruste, welche der Feuchtigkeit und der Luft jeden Zutritt
verwehrt^' {Gayer ^ Die Forstheniitznng ^ 5. Aufl.)- Lyttle (Englisches
Patent vom 21. April 1873. 1875 215 471) kocht die zu imprägnirenden
Hölzer, namentlich Telegraphenstangen, längere Zeit in Theeräl^ dem
etwas Schwefel zugesetzt ist, und läfst sie bis zum Erkalten in dieser
Flüssigkeit liegen. Dann überzieht er sie mit starkem, mittels Theer
wasserdicht gemachtem Papiere.
Vor dem Theeröle nahm man — zuerst in England, dann z. B.
auch auf der hessischen Ludwigsbahu — Kreosotöl. Mit Kreosotöl im-
prägnirtes Holz ist anfangs weich, wird aber später spröde, hart und
schwarz, es ist sehr unempfindlich gegen Feuchtigkeit und arbeitet daher
weniger als nicht kreosotirtes (wirft sich, schwindet, quillt, reifst). Da
das Kreosot, den Sonnenstrahlen ausgesetzt, zum Theile verdunstet,
während der Rest mit der Zeit im Holze hinabsickert und sich am Fufs-
ende sammelt, so ist es zum Imprägniren von Telegraphenstangen niclit
wohl geeignet, oder es sind die kreosotirten Hölzer noch mit einem
Theeranstriche zu versehen.
Seeiy legt die zu imprägnirenden Hölzer in ein Bad von lireosotöl
und erhitzt dasselbe auf 250" F., bis Luft und Feuchtigkeit ausgetrieben
sind; dann ersetzt er das heifse Bad durch ein solches von TheeriJl^
welches so kalt ist, als die Erhaltung der Dünnflüssigkeit es nur ge-
stattet. Es bilden sich hierbei innerhalb der Zellen feste Kohlenwasser-
stoffe, die Holzfaser bleibt unverletzt, die Durchtränkuug ist eine voll-
ständige und sehr gleichmäfsige.
Thomas imprägnirt mit Harzöl.
/. ß. ßhjlhe (1875 215 472. 1881 240 ■' 61 und 1883 249 183) im-
prägnirt das in Dampfkessel eingeführte Holz mit Wasser-Theeröl- Dampfe
welcher 5 bis 10 Proc. Carbolsäure enthält. Diesem Dampfe bleibt das
Holz 6 bis 20 Stunden ausgesetzt und wird dann unter Pressen und
Walzwerken bis auf 90 Proc. und selbst 60 Proc. seiner ursprünglichen
Stärke zusammengeprefst. Für die Eisenbahnschwelle von Seekiefern-
holz sind 31^, für eine von Rothbuchenholz 10 bis 20^ schweren Theer-
öles nöthig. Das Holz kann als Klotz oder Schnittwaare, trocken oder
grün imprägnirt werden, und wird Kernholz wie Splintholz durchtränkt,
wobei es eine Farbe zwischen Wallnufs- und Birnbaumholz erhält. Für
diese ..Thermo-Carbolisation'' bestehen in Bordeaux und Jedlesee bei
Wien Anstalten. Prof. Ejcner in Wien fand, dafs dieses Verfahren beim
Buchenholze eine Steigerung der Festigkeitsverhältnisse bis zu 19 Proc.
herbeiführen kann (Gayer^ Forstbenutzung).
Robbins setzt das Holz in einer mit einer Retorte in Verbinduna;
234 \'eischiedene chemische HoUimprägniruugsstoffe.
.slehendeu Kaiuiner den Dämpfea von Theeröl aus: doch zeigt das so
behandelte Hulz mit Ausnahme der Aufsentheile einen geringen Procent-
gehalt an tlübsigen Kohlenwasserstoffen, während sieh feste gar niehl
nacliweiseu lassen.
G. RiJtgers vereinigte 1855 Zinkcldorid und l'/ieeriil in der Imprägnir-
anstalt zu Angern an der österreichischen Nordbahn. Eine wässerige
Lösung von Ziukchlorid von 3" B. nimmt etwa 1 Proc. Carbolsäure aus
dem schweren Theeröle auf und ist zum Imprägniren unmittelbar ge-
eignet. Das Verfahren ist dasselbe wie bei reiner Ziukchloridlösung:
das Holz wird zunächst gedampft, dann die Luft aus dem Kessel aus-
gepumpt und schliefslich die Flüssigkeit mit einem Drucke von 7 bis
8^" eiugeprefst. Die Durchtränkung und Härtung des Holzes geht bis
in die innerste Faser und bis in den Holzkern hinein, so daf's zur Zeit
viele deutsche und österreichisch-ungarische Bahnen sich des Riitgers-
sehen Verfahrens bedienen (seit 1855 die oberschlesische Bahn Breslau-
Posen, Stargard-Posen u. s. w.).
Der österreichische Oberst Liberi de Paradies (1878 228 189} zu
Wien behandelt das zu imprägnirende Holz mit Dämpfen von Kreosot,
Carbolsäure und vielleicht Naplitalin. Diese Dam])t'imprägnirung durch-
dringt das ganze Holz und trocknet es gleichzeitig. Das auf solche Weise
behandelte Holz ist um 10 bis 30 Proc. leichter, hat seine hygroskopische
Eigenschaft verloren, arbeitet nicht, ist fester und härter und gegen
Insekten- und andere derartige Angriffe vollständig geschützt (auch die
Bohrmuschel, Teredo navalis, geht nicht an solch iniprägnirtes Holz,
was dieses Verfahren für Holz zu Seeuferbauten sehr werthvoU macht).
Anstrich und Politur nimmt so behandeltes Holz gut an und hält sie
auch fest.
Auf das Verfahren von K. A. Rene\ welcher ozonisirten Sauerstoff
zur Haltbarmachung der Hölzer verwendet, sei hier nur hingewiesen
(1881 240'-' 445 und 1883 247 225).
Jnli. Mancion in Rom bedient sich zum Im])räguiren zweier in ver-
schiedenen Behältern bereiteter Flüssigkeiten, von denen die eine aus
0'',156 krystaltisirter Arsensäure ^ 3i^,6 Carbolsäure und 100' Wasser be-
steht, die andere lO"^,!? schwefelsaures Eisenoxydul in 100' Wasser gelöst
enthält. Das zu imprägnirende Holz wird in einen grofsen Injections-
cylinder gestellt, der luftdicht verschlossen wird; dann wird ein starker
Strahl von überhitztem Wasserdampfe hineingeführt, um die Luft zu
verdrängen: hierauf die erste Lösung in den luftleeren Cylinder ge-
bracht, durch eine halbe Stunde unter einem Drucke von 10'' gehalten,
die nicht in das Holz eingedrungene Flüssigkeit in ihren Behälter zurück-
gelassen und schliefslich die andere Lösung unter einem Drucke von
12"' imprägnirt. Vor der Verwendung läf'st man das imjjrägnirte Holz
gut an der Luft trocknen.
B. A. Tripler sättigt die Holzpflasterblöcke mit Arsenchlorid oder
Verschiedene chemische Holzimprägnirungsstoffe. 235
Arsenik und Kochsalz und überzieht iiire Oberfläche mit Harz oder
Theer. Zwischen Pflaster und Erde bringt er dann noch eine Fäulnifs
widrige Unterlage entweder durch Tränkung des Grundbelages oder
durch Mengung des Antisepticums mit dem Sande.
A. r. BerkeCs in Berlin patentirtes Imprägnirungsverfahren beruht
darauf, dafs kieselsaurer Kalk und Kieselsäure entstehen, wenn man
Kalkwasser mit Lösungen von Kieselßufssäure in Berührung läfst. Im-
])rägnirt man mit diesen Lösungen nach einander Holz, so entsteht inner-
halb desselben Flurss])ath, kieselsaurer Kalk und Kieselsäure, welche
Bestandtheile alsdann das Holz versteinern. Wendet man neben den
genannten Agentien bituminöse, harzige, fettige, ölige Flüssigkeiten zur
gleichzeitigen Durchtränkung des Holzes an, so wird das Holz gegen
Feuchtigkeit unempfindlich und gcwissermafsen mineralisirt. Berkel
läfst nun die Hölzer zunächst je nach ihrer Porosität einige Zeit lang
in einer gesättigten Kalkwasserlösung oder in Kalkmilch liegen, oder
kocht sie darin, dann läfst er sie trocknen. Hierauf werden sie in dem
luftleeren Imprägnirkessel mit einer entsprechenden Mischung von Kiesel-
flufssäure mit Mineralöl oder anderen öligen Flüssigkeiten, welche
zwecks gröfserer Dünnflüssigkeit erwärmt sind, durch einige Stunden
unter Ueberdruck imprägnirt und dann getrocknet. Das Verfahren kann
jedoch auch in umgekehrter Reihenfolge vorgenommen werden, oder
auch so, dafs Kalk, Kieselflufssäure und Bitumen jedes für sich imprägnirt
werden, oder auch erst Kieselflufssäure und dann Bitumen mit Kalk-
milch gemischt.
Schon vor dieser Patentertbeilung wurden in den fürstlich Bismarck-
sclien Waldungen die Buchenpflasterklötze (nach Storp) in Kalkmilch ge-
kocht, dann mit Wasserglas gesättigt und hierauf in einem Kalkmilch-
bade verkieselt.
Nach Gaijer (Die Forstbenutzung^ 7. Aufl.) wurde die Imprägnirung
mit knhtensaurem Kalke zuerst von Stuart Mouteitk in der Absicht vor-
geschlagen, die Holzporen zu verstopfen, später wurde dieses Verfahren
von Anderen uud neuerdings von Frank wieder aufgegriffen.
Derartig imprägnirtes Holz ist nach den Untersuchungen von Ä. Wil-
Itilin (Mitlheil. des tec/tn. Gewerbemuseums in Wien^ 3. Jahrg. Nr. 34) zur
Möbel fabrikation und Verwendung im Trockenen wohl geeignet, doch
ist es zweifelhaft, ob es auch bei Verwendung im Freien eine gröfsere
Dauer besitzt.
Brown (Englisclies Patent vom 20. Juni 1873; 1875 215 472) bringt
das Holz in den Cylinder und pumpt die Luft aus, dann öffnet er den
Sperrhahn eines mit diesem in Verbindung stehenden und mit einem
Brei aus Kreide und Wasser gefüllten Behälters, so dafs dieses Gemisch
in den Imprägnirungseylinder eindringt und sich die Holzporen mit
Schlemnikreide füllen.
J. Junes zu New-Orleans bringt erst den Zellsaft und die Holz-
236 Verschiedene elu-misclu' Hi)lzimpnigniiiing3slofl'e.
feucht igkeit zum Verdainpfeu, die eiweifsartigen Stoffe durch die Wärme
gleichzeitig zum Gerinnen, wodurch sie unlöslicii werden. Dann wird
das Holz in eine kochende Lösung getaucht, deren Hauptbestandliieile
Asphalt und Carbolsiiure sind , in je nach der Art des Holzes verschie-
denen Mengen. Beim Abkühlen verdichten sich die Dämpfe, der ge-
löste Asphalt dringt in die Poren und inneren Kanäle des Holzes ein
und füllt sie aus. Die Flüssigkeit verdunstet schnell an der Luft. Das
Holz zeigt eine glatte, glänzende, für Feuchtigkeit undurchdringliche
Oberfläche.
Win und Htirdle verkohlen die Strafsen])tlasterklötze au der Ober-
fläche und überziehen sie dann mit Asphalt. Dieses Verfahren ist schlecht,
ja für trockenes Holz gar nicht anzuwenden. Die Asphaltdecke schmilzt
und fliefst ab bei -(-60 bis 70" F., kalt ist sie spröde und nützt sich
durch das Fahren darauf ab, so dafs dann jeder Fflasterklotz ein
poröses Gefäfs zur Aufnahme vou Wasser ist, welches aber nicht ab-
laufen kann.
Auf der Insel Sardinien wird das Holz, namentlich zu Wagen-
rädern, 5 bis 8 Tage hindurch in mit Kochsalz gesättigtem Wasser ein-
geweicht, wodurch es gegen äufsere Einflüsse unemplindlich wird, nicht
schwindet und nicht quillt, sich nicht wirft und nicht reifst.
Statt das Holz in die Salzlösung hineinzulegen , genügt es auch,
gut trockenes Holz so oft mit derselben zu bestreichen, bis es nichts
mehr davon aufsaugt {Böttchers Polytechnisches jSolizlilalt).
Waterberg behandelt die Hölzer in geschlossenen Cylinderii mit
Dampf und führt dann eine Kochsalzlösung ein, dann läfst er Theeröl,
Kreosotöl oder eine ähnliche Flüssigkeit folgen. Doch sättigt das Holz
sich nur theilweise mit der Ivoclisalzlösung und auch das Theeröl dringt
ungleichmäfsig ein.
Delwiter und Gilder imprägnireu die Holzptlaslerklötze mit in
Naphta (jelöslem Harze unter starkem Drucke und bei hoher Temperatur.
Hubert (1874 2\2 529) flndet das beste Mittel, Holz, w^elches der
Feuchtigkeit ausgesetzt ist, zu erhalten, darin, lange und dünne eiserne
Nägel mit breiten, flachen Köpfen hineinzuschlagen. So vorgerichtetes
Holz in die Erde gelegt, läfst die Nagel rosten, und dieser Rost ver-
breitet sich gleichmäfsig durch das Holz, es sehr dauerhaft machend-
Zu gleichem Zwecke kann man z. B. Eisenbahnsehwellen mit Eisen-
draht umwickeln.
Constanl und Siiiilh trocknen das Holz zunächst durch heil'se Luft
lind behandeln es dann mit Hauch, welcher in das Holz eindringt und
sich in den Poren verdichtet.
Der französische Industrielle Hatzfeld (Englisches Patent vom 12. Juli
1873; 1875 215 472) kocht das Holz zunächst in Galläpfelahsud und
dann in Eisenvilriollösung., um es gewissermafsen wie Leder zu gerben.
Dieses Verfahren ward 1876 von der französi.schen Telegraphenverwal-
\'erschiedene chemische HolziraprägnirungsstolTe. 237
tiiiig auf ilor Linie Nancy-Vezelise angewendet {Gaz. des Arch. (t du
bat, 187G Nr. 13).
Der französische Chemilier Jacques löst als Imprägnirungsflüssigkeit
Seife in einer mineralischen Säure. Die abgeschiedene fette Säure, welche
die Poren des Holzes ausfüllt und in Wasser unlöslich ist, soll ver-
hindern, dals Wasser nicht mehr in das Holz eindringen und Fäulnifs
verursachen kann. Von der Art der verwendeten Säure und von dem
Zwecke, zu welchem das Holz dienen soll, hängt die Dauer der Im-
prägnirung ab (vgl. Jacques und Sauval 1878 230 187).
Zur Imprägnirung von Gefäfsen, Bottichen u. s. w. bedient sich
E. Schaal in Stuttgart des Paraffins (1880 236 351). Zunächst werden
die Gefäfse durch 2 bis 3 Wochen an warmer Luft getrocknet, damit
die Poren zum Aufsaugen des Paraffins geötT'net werden. Es wird nun
1 Th. Paraffin in einem Metallgefäfse unter Umrühren auf mäfsigem
Feuer geschmolzen, dann an der Luft weiter umgerührt, bis die Masse
oben am Rande zu erstarren beginnt, dann werden 6 Th. Petroleum-
äther oder auch Schwefelkohlenstotf hinzugegossen und bis zur Lösung
weiter gerührt. Im Kalten zu gebrauchende Gefäfse werden dann mit
dieser Lösung augestrichen, bis das Holz nichts mehr davon aufsaugt;
im Warmen zu gebrauchende Gefäfse werden noch mit verdünnter
Wasserglaslösung angestrichen, trocknen gelassen und mit verdünnter
Salzsäure abgewaschen. Die hierbei gebildete Kieselsäure verstopft die
Poren iiufserlich und schützt das Paraffin gegen die Einwirkung des
heifsen Wassers.
Die hier folgenden Zusammenstellungen zeigen, welche Imprägni-
rungsstoffe gröfsere Verwendung gefunden haben.
Gaxjer bringt in der 7. Auflage seiner Forstbenutzutig aus dem Organ
fiir die Forlschrille des Eisenbahnwesens., 1880 S. 87, folgende Ergebnisse
der auf den deutschen Bahnen mit den verschiedenen Imprägnations-
weisen an verschiedenen Holzarten gemachten Erfahrungen:
„Zinkchlorid und Dampfdruck.
Eichenschwellen durchschnittliche Dauer . . 19 bis 25 Jahre
Kiefernscliwellen „ „ . . 22.8 „
Buchenschwellen ,, „ . . 13 bis 15 „
Zinkchlorid., durch Eintauchen.
Fichlenschwellen durchschnittliche Dauer . . G,5 „
Kreosot mit Dampfdruck.
Eichenschwelleu durchschnittliche Dauer . . 19,5 „
Buchenschwellen „ „ . . 18,0 ,,
Kup/eruitriol^ eingepreßt.
Kiefernschwellen durchschnittliche Dauer . . 16,0 ,,
Kupfervitriol., gesotten.
Kiefernschwellen durchschnittliche Dauer . . 1-4,0 „
Kupferritrivl., durch Eintauchen.
Kiefernschwellen durchschnittliche Dauer . . 13,9 „
Fichtenschwellen „ ,, . . 9,6 „
Wenn man nach diesen Zahlen die Dauer der präparirten Hölzer
238
Veiscliiedenc clieiiiisolie Holzimprä^iiiriingsstoffe.
mit jener im nicht praparirteu natiirlielien Zustande vergleicht, so ergibt
sich, dals im Durchschnitte die Dauer der Bahnschwellen durch Ini-
prägnirung nach den verschiedenen Triiukungsnielhoden sich erhöhl:
bei der Buche um das nahezu Vierfache, bei der Kiefer um das stark
Doppelte, bei der Eiche um das knapp Doppelte, bei der Fichte um
das Halbfacbf."
Nach dem Bandehblalle für IValäerzeugnisse^ 1887, imprägnirten in
Deutschland :
Mit schwefelsaiii-em Kupferoxyd
., ,, Eisenoxydul i
„ ., Zinkoxyd j
„ „ Barium . .
Eisenbahnlinien im J.
1865 1868 1878 1884
15 6 5 1
8
i
20
ri
13
11
4
i
1
i
„ Quecksilberchlorid 3 t
„ Zinkchlorid 8
„ Kreosot 4 ;
„ Kreosot u. Zinkcblorid in Mischung — -
„ Kreosot-Dampf (^Patent Paradies) — -
„ „ „ (Patent lUtithe) . —
., Antiseptikum unter Druck (^Hen-
nings und Reinhardt) .... — — — 1
Zinkchlorid wenden von 48 Eisenbahngesellschal'ten schon 29 an.
Die Menge der aufgenommenen Imprägnirungsfliissigkeit gibtScAu-ac/;-
höfer an:
I Flüssigkeitsaiifnahme in k für I Schwelle
(1 Schwelle (lurchschiiiltlich = 0.1 chm)
Eiche I 8,5 bia 10,0 7,0 bis 8,5 5,0 bis 8,0
Buche 25 „ 33 20 „ 30 18 „ 22
Kiefer | 20 „ 26 18 „ 22 j 12 „ 18
Die durchschnittlichen Kosten der Impriiguirung einer Schwelle sind
nach Schwaclihöfer in Mark :
Theeröl
Imprägnirungsmittel
Eiche
Buche
Zinkchlorid
Zinkchlorid und Theeröl
Theeröl
Quecksilberchlorid
Theeröldärapt'e (Paradies)
(Btylhe)
0,37
0,61
1,00
0.58
0,44
0,86
1.90
Kiefer
0,47
0.74
1,70
0.75
0.61
Gayer gibt als Durchschnitt der von Burescli auf S. 82 seiner Preis-
.schrift: Der Schulz des Holzes gegen Fäulnifs und sonstiges Verderben,
Dresden 1880, zusammengestellten, von einer grolsen Anzahl deutscher
Bahnen erhobenen Kosten für * i,, Festnieter Holz nn:
Clilorzink, Dampfdruck . . 0,59 M.
Kupfervitriol. Boucherie . . . 0.65 „
Kyanisiren 1.07 „
Kreosotiren 1.43 „
Kleinere Mittheilungeu.
239
Wieck's deutsche Geuerbezeiliiny ^ 1875 Nr. 2, gibt für Telegraphen-
stangen die durchschnittliche Dauer an:
Niclit imprägnirte . . 7 Jalire
Boucheriesirte . . . lü bis 14 „
Ki-eosotirte .... 25 „ 26 „
Burnettisirte .... 18 „ 20 „
Schwackhöfer bringt in Loret/s Handbuch der Forslicissenschafl noch
eine Zusammenstellung über die im J. 1884 in den Geleisen der Eisen-
bahnen liegenden hölzernen Sehwellen, die wir im Folgenden wieder-
aeben:
Eisenbahnen
Eichen
Buchen
Lärchen
Tannen
und
Kiefern
imprag-
nicht
impräg
nirt
Millionen Stück
Deutsche
Oesterreich-ungarische . .
Niederliindisehe und andere
Vereinsbahnen . . . .
31,070
2!. 454
0.636
1,510
0,049
0,210
3,778
0,004
24,080
5,298
0,659
55,996
32,040
5,801
38,708
5,955
0,531
17,288
26,085
5.269
Summa . . Ij 57,fil2| 2,195 | 3,992 130,037 !93,837 1|45,194 | 48,642
„Demnach werden in Deutschland 69,1 Proc, in Oesterreich-Ungarn
18,6 Proc. sämmtlicher Schwellen imprägnirt."
(Vgl. auch Löicenfeld 1887 264*559; Röper bezieh, lierkel 1887
260 75; De Lafollye 1881 242 444; Francks 1880 236 85; Funk und
Hiiber 1876 221 186; Krug 1875 218 370 und LoKtal 527; Faulet 1875
215 287; Langdon 1874 214 251; Boucherie 1874 211 480 und 213 360.)
Egger's Umschalter für elektrische Leitungen.
Der von Bernhard Egger in Wien ('"'D. R. P. Kl. 21 Nr. 42054 vom 10. April
1887") angegebene Ein- und Aussclialter enthält zwei um einen gemeinsamen
/apien drehbare Hebel, die durcli eine sie verbindende Spirall'eder gegen ein-
ander gezogen werden und sich dadurch an zwei Anschlagstifte anlegen.
Erl'afst man den einen Hebel und dreht ihn von seinem Anschlagstifte hinweg,
so wird die Spiralfeder gespannt, bis dieser Hebel die Verlängerung des
anderen bildet ; beim Ueberschreiten dieser Lage zieht die Feder die beiden
Hebel wieder an einander heran, natürlich auf der anderen Seite als früher, und
legt sie schliefslich an zwei andere Anschlagstifte. Jetzt ist die Leitung ge-
schlossen, weil der zweite Hebel mit dem einen Ende und der Anschlagstift,
woran sie jetzt liegt, mit dem anderen Ende der Leitung verbunden ist.
Sinclair und Rees' elektrische Sicherheitslampe.
Um bei elektrischen Glühlampen die Fcuersgel'alir beim Zerbrechen der
Glasglocke zu beseitigen, bringen W. Sinclair und J. P. Reex in London nach
ihrem englischen Patente Nr. 15158 vom 7. November 1887 die Lampe unter
eine zweite mit verdichteter Luft gefüllte Glasglocke. Auf dem Deckel des
die Batterie enthaltenden Kastens ist ein runder Sockel angebracht und auf
diesem die Lampe befestigt. Die Stromzuleitungen gehen durch eine weite
Höhlung des Sockels; doch führt blos die eine Zuleitung zusammenhängend
bis zu dem glühenden Kohlenfaden ; über der Höhlung des Sockels und zu-
gleich unter der zweiten Glasglocke liegt eine biegsame Platte, welche durch
den Druck der verdichteten Luft so stark durchgebogen wird, dafs sie einen
unter ihr in der Höhlung angebrachten Contactzapfen berührt und so die
zweite Leitung nach dem Kohlenfaden schliefst. Zerbricht die Glasglocke, so
240 Kleinere llitlheiliingeii.
entweicht die vordiclilele Luft, die Platte liebt sich vom Zapfen ab und die
Lampe verlischt.
Die elektrische Strafsenbahn zu Richmond.
In Richmond, Virginia, hat Frank Sprague eine Stral'senbahn von etwa
12 engl. Meilen (ly^nl) Länge gebaut, welche nach den Induslrirs vom 26. Ok-
tober 1888 S. 103 im Sommer dieses Jahres im Durchschnitte wöchentlich
75000 Personen befördert hat: in ihr sind an verschiedenen Stellen Steigungen
bis zu 10 Proc. vorhanden, auch fehlt es nicht an scharfen Krümmungen da,
wo die Bahn um die Slral'senecken geht. Jeder Wagen ist mit 2 Sprairuesclien
Motoren ausgerüstet, welche biegsam unter dem Wagenboden angebracht sind,
aber centrisch zu den Achsen, so dafs ein dauernd guter Eingriff bei der
Räderübertragnng gesichert ist. Die Stronizuführung erfolgt oberirdisch, jedoch
in einer neuen und eigenthümlichen Weise : ein steifer Hauptleiter leitet den
Strom der Bahn entlang, neben ihm ist ein aus kurzen Abschnitten gebildeter
Hilfsleiter aus blofsem, hartgezogenem Kupfer vorhanden, dessen Abschnitte
mit dem Hauptleiter verbunden sind; vom Hilfsleiter wird der Strom mittels
einer Laufrolle entnommen, die mittels eines biegsamen Armes am Wagen-
dache befestigt ist und durch ein Gegengewicht von unten nach oben gegen
den Hilfsleiter gedrückt wird. Im Betriebe hat sich schon mehreres heraus-
gestellt, was bei zukünftig zu bauenden Bahnen besser gemacht werden kann.
So ist z. B. der Kupferdraht des Hilfsleiters an den Luthstellen weich und
minder fest gegen Zug geworden : in Zukunft wird man daher Silicium- oder
Aluminium-Bronze anstatt des Kupfers nehmen. An Stelle der einfach in
den Lehmboden gesetzten Holzsäulen werden künftig Eisensäulen verwendet
werden, die in Cement gesetzt werden und einen Zug von 1400 Pfund (644k)
ou.-^halten können, ohne sich zu biegen.
D. Salomons' selbsttätiger Regulator des elektrischen Widerstandes.
Kaoh dem Telegraphic Journal^ 1888 Bd. 23 ^ 8. 598, baut die Woodhouse and
Jiamson Electric Mnnufactuiina Companii in London nach dem Patente David
Salomons' Apparate, welche selbsthätig Widerstände ein- und ausschalten, wenn
in einem elektrischen Stromkreise die elektromotorische Kraft sich ändert.
Bei der einen Art sitzt am Ende einer wagerechten Welle der Contactarm.
welcher bei der Drehung der Welle über die ai\ einer lothrechten Scheibe
im Kreise angeordneten Contactplatten hinstreicht und dadurch künstliche
Widerstände einschaltet oder ausschaltet. Die Drehung der Welle vermitteln
zwei am anderen Ende der Welle befindliche Sperrräder, deren Zähne ent-
gegengesetzt gestellt sind. Ein in den Stromkreis eingeschalteter Elektro-
magnet bringt bei Aenderung der Stromstärke einen von den beiden Sperr-
kegeln zum Eingriffe mit dem unten liegenden Sperrrade und veranlafst so
den Contactarm, sich auf die nächste Contactplatte zu bewegen. Die Sperr-
räder werden von einer passenden umlaufenden Welle aus in Umdrehung
^'*rsetzt. Ist der Contactarm bei seiner schrittweisen Drehung an dem einen
oder dem anderen Ende der Contactplattenreihe angekommen , so hebt er
eine Contactfsder von ihrem Contactstifte ab und unterbricht dadurch den
Stromkreis.
Bei einer anderen Anordnung steht die Welle des Contactarmes aufrecht
und die Sperrräder werden nicht von einer Welle aus in Umdrehung ver-
setzt, sondern dem Coniactarme wird eine schrittweise Bewegung ertheill
durch die Wirkung der Elektromagnete in Verbindung mit der liewegung
einer Ankerhemraung, welche mechanisch von einer Welle aus getrieben wird.
Verlag der J. G. Cotta'sohen Duclihandlun? in Sluttgail.
Druck von Gebrüder Kröner in Slullgart
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 241
Neuerungen im Metallhüttenwesen.
CSchlufs des Berichtes S. 214 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 11.
Hüttenmännische Oefen und Apparate.
Michael Martin Bair in Paris, welcher bereits vor Kurzem ein
Patent für eine Ofenconstruction erworben (1887 264 615), hat eine
Neuerung an Flammöfen erfunden, mittels welcher man im Stande ist,
eine hohe gleichmäfsige Temperatur auf allen Theilen des Herdes zu
erzielen. Die getroffene Einrichtung ist aus Fig. 8 ersichtlich.
Zwischen der FeuerbrUcke c und dem Fufse des Schornsteines f
ist eine wagerechte Scheidewand g angeordnet, welche ihr Widerlager
in den Seitenwandungen a findet. Diese Scheidewand g besteht aus
mehreren einzelnen hinter einander liegenden Gewölben, welche den
Herdraum in zwei Kammern A und B theilen. Die Kammer A nimmt
die vom Roste b kommenden Feuergase auf, während in der Kammer B
die zu erhitzenden Substanzen sich befinden. Die in der Kammer A
angesammelten, noch nicht vollständig verbrannten Feuergase müssen,
um zu dem Schornsteine f zu gelangen, durch die Oeffnungen h der
Scheidewand g streichen, verbrennen hier zu Kohlensäure und kommen
dann erst, gleichmäfsig vertheilt, mit den in der Kammer B auf-
geschichteten Materialien in Berührung. Die Scheidewand g wirkt
auch als Wärmespeicher und zwar in um so stärkerem Mafse, je dicker
dieselbe ausgeführt wird. Diese Eigenschaft kann auch dazu benutzt
werden, um Substanzen unter Luftabschlufs zu erhitzen. Zu diesem
Zwecke werden an passenden Stellen des Flammofens Schieber t, welche
in Fig. 8 punktirt dargestellt sind, angeordnet.
Hat nun das Innere des Ofens die genügende Temperatur erlangt,
so werden die Schieber t geschlossen und die Substanzen in die Kammer B
eingebracht. Letztere wirkt dann wie eine Muffel, deren Wärmequelle
die Scheidewand g ist. In diesem Falle können die Feuergase des
Rostes b mittels eines Kanales in einen zweiten Flammofen oder in
einen Apparat zur Vorwärmung der Verbrennungsluft geleitet werden.
Durch die Anordnung der Scheidewand g und der Schieber i ist man
also in den Stand gesetzt, in einem Flammofen beliebiger Construction
unter Luftabschlufs Erze zu rösten. Eisen oder Stahl zu wärmen und
besonders leicht flüchtige Substanzen, wie z. B. Blei, Zinn u. dgl., zu
schmelzen.
Ueberhaupt soll der Ofen überall da bei metallurgischen Operationen,
welche bedeutende und gleichmäfsige Hitze beanspruchen, verwendet
werden. Selbstverständlich kann die Scheidewand auch durch ein zu-
sammenhängendes Gewölbe ersetzt werden, welches mit einer mehr
oder minder grofsen Anzahl von Oeffnungen versehen ist.
Dinglei's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 6. 18S9II. 16
242 Neuerungen im Metallhüttenwesen.
Eine andere Ofeneonstruction desselben Erlinders ist in Fig. 9 dar-
gestellt.
A ist der Herd, welcher zur Aufnahme der Erze bestimmt ist und
durch Kanal 8 mit der Condensationskamnier C in Verbindung steht.
In diesem Kanäle ß ist ein durch L)am])fr()iir «, welches mit Ventil b
versehen ist, gespeister Ejector D angeordnet, dessen Ausströmungs-
düsen d nach der Kammer C hinführen. E ist der Feiierungsraum, von
welchem ein Feuerkanal /", welcher von dem Herdraume A durch eine
zweckmäfsig möglichst dünne Wand getrennt ist, nach dem Fuchs-
kanale führt. In Kanal g wird durch das von der Feuerung erhitzte
Mauerwerk Luft auf eine hohe Temperatur gebracht und durch OefF-
nungen /( in den Herdraum A geleitet. Der Kanal g kann geschlossen
und beliebig weit geöffnet werden, um den nach dem Herdraume führen-
den erhitzten Luftstrom reguliren zu können.
Der Betrieb dieses Ofens, dessen Formen auch Aenderungen er-
fahren können, ohne an dem Wesen der Erlindung etwas zu andern,
gestaltet sich in folgender Weise.
Sollen z. B. Bleierze verarbeitet werden, so wird der mit Arbeits-
ötlnungen ausgestattete Herdraum A mit den Erzen beschickt. Die aus
dem Feuerraume E abziehenden brennenden oder auch schon ver-
brannten heifsen Gase streichen durch Kanal f hin, an den Herd-
raum durch die dünne Scheidewand hindurch Wärme abgebend, während
man gleichzeitig durch Kanal g und Oelfnungen h erhitzte Luft in den-
selben gelangen läfst. So erhalten die Erze behufs Röstung genügende
Hitze. Solleu dieselben dagegen nur geschmolzen werden, wenn z. B.
die Röstung schon vollzogen ist, so schliefst man Kanal j; nun fungirt
der vorher zum Rösten dienende Herdraum als Schmelzraum. Der aus
dem Herdraume abziehende Bleirauch, welcher ein verhältnifsmäfsig
geringes Volumen besitzt, da er nicht mit den Heizgasen gemengt ist,
wird mit Hilfe des mit Dam])f gespeisten Ejectors D durch Kanal ß
gezogen und in den Condensationsraum C getrieben, welcher zweck-
mäfsig gekühlt werden kann. Indem nun der Bleiraiich mit dem Ejector-
dampfe in einen bedeutend gröfsereu und kühleren Raum gelangt, con-
densirt sich das Gasgemenge um so leichter und vollständiger, besonders
noch, da leicht condensirbarer Wasserdampf zugegen ist und das Gas-
gemenge nicht die grofsen Mengen von uncondensirbaren Heizgasen
enthält. Aus diesem Grunde ist es nicht nothwendig, dem Kanäle Ä,
wie bisher üblich, eine bedeutende Länge zu geben. Hierdurch wird
das lästige Ansammeln von Bleirauchsubstanzen in dem Kanäle ver-
mieden.
Fig. 10 stell! einen von den Engländern Bott, Hackney und Craien
erfundenen Schnielzschachtofen dar, bei welchem ein abstellbarer Hilfs-
ofen G zum Vorerhitzen der in dem Schachtofen für den Schmelz-
prozefs verwendeten Kohlen dient. Der Ofen soll vorzugsweise bei
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 243
dem Slahlschmelzeu, sodanu auch zum Schmelzen vou Kupfer, Zinn
und anderen Metallen verwendet werden. Der Gang des Schmelz-
prozesses, z. B. zur Herstellung von Gufsstahl, vollzieht sich in folgender
Weise :
Der Ofen A (vgl. D. R. P. Nr. 41911 vom 12. Januar 1887) wird
bis zu den schlitzartigen Oeifnungen E mit Stücken dichter fester Kohle
gefüllt. Gewöhnliches Brennmaterial wird in dem Hilfsofen G ange-
zündet und dieser mit der Oetfnung des Hauptofens verbunden. Die
Flamme des Hilfsofens schlägt in den Hauptofen und bringt die Kohle
in demselben zur Rothglut. Sobald dies geschehen ist, kann der Hilfs-
ofen 6r von dem Hauptofen entfernt werden.
Die Oeffnung wird alsdann durch eine mit feuerfestem P'utter
ausgestattete Platte ver-schlossen. Der Luftstrom wird in die Luft-
kammer C geleitet, strömt durch die OelTnungen D und E in den
Schachtofen und bringt die in demselben befindliche Kohle zu heller
Weifsglühhitze.
Schmiedeeisen und Stahlbruch allein oder mit einem Zusätze von
Roheisen oder Spiegeleisen wird alsdann aufgegeben, was in der bei
Cupolöfen üblichen Weise geschieht, und der Deckel dann geschlossen;
unter hohem Drucke wird dann Luft in den Schachtofen eingeblasen
und die überflüssigen Verbrennungsproducte durch die OefVnung P des
Deckels hinausgelassen. Selbst eine Beschickung von Sehmiedeeisen
für sich allein wird schnell geschmolzen und läuft in leicht flüssigem
Zustande durch die Zwischenräume der in Blöcken oder Stücken auf-
gegebenen Kohle und dann durch den Kanal in den Abstichbehälter /,
wo die für den Stahl erforderlichen Zusätze nach dem Belieben und
Wunsch des Bedienenden gemacht werden, um dem Stahle die erforder-
liche Zusammensetzung zu geben und alsdann in die Formen auszu-
lassen.
Für die Production im Kleinen kann der Ofen vielleicht gute Dienste
leisten. Im Uebrigen bietet derselbe in Anbetracht dessen, dafs Hilfs-
feuerungen bereits angewendet werden, nicht viel Neues.
C. Trojan in Stettin benutzt eine drehbar aufgehängte Beschickungs-
vorrichtung, um wagerecht liegende Herde, z. B. solche von Kiesröst-
öfen, derartig zu beschicken, dafs das Beschickungsmaterial auf dem
Herde von vorn bis hinten gleichmälsig stark aufgeschüttet liegt.
Das Beschickungsmaterial lagert zweckmäfsig auf der Bühne A
(Fig. 11), welche auf einem fahrbaren Gestelle ruht, und wird durch
das an einem Krahne angebrachte Mafsgefäfs B in den Trichter C ge-
schüttet. Von hier aus gelangt das Material in das Fallrohr Z), welches
durch einen ausbalancirten Gabelhebel d gehoben und gesenkt werden
kann. Das untere Ende des Fallrohres hat eine derartige Krümmung,
dafs das in dem Fallrohre herunterfallende Material durch die schnabel-
förmige Oeffnung hinaus- und in einer der Stellung dieses Rohrtheiles
244 Neuerungen im Metallbüttenwesen.
entsprechenden Curve vorgeschleudert wird. Dieser untere gebogene
und in einen Schnabel auslaufende Kohrtheil kann mit Hilfe einer dreh-
bar angeordneten Schubstange rf, gestellt werden. Die Curve, in welcher
das Material aus dem Schnabelende herausfliegt, wird steiler und somit
das Material weiter vorgeschleudert, wenn das Schnabelende weiter
in die BeschickungsöH'nung E des Röstofens oder Herdes vorgeschoben
und so seine Unterfläche eine steilere Richtung hat. Dagegen wird die
Curve flacher und somit das Material mehr in der Nahe des Rohres
hinfallen, wenn das Schnabelende mehr zurückgezogen ist und dessen
Untertläche eine mehr wagerechte Lage erhält.
Wenn Oefen mit mehreren Reihen Beschickungsöffnungeu über ein-
ander vorhanden sind, .so kann man auch in dem Bühnengestelle für
jede Oert'nungsreihe ein besonderes Rohr D anordnen. Da die ganze
Vorrichtung fahrbar ist. kann man mit derselben an der ganzen Ofen-
reihe entlang fahren und so zu jeder ßeschickuugsöffnung mit Bequem-
lichkeit gelangen. Auch dürfte sich die ganze Einrichtung leicht so
ausführen lassen, dafs das Triebwerk a, die Windevorrichtung, Hebel d
und Schubstangen d; von ein und demselben Staudorte aus in Thälig-
keit gesetzt werden können. Diese Vorrichtung ist durch das D. R. P
Nr. 45192 vom '28. April 1888 geschützt. Der Patentanspruch lautet:
„Eine Vorrichtung zur gleichmäfsigen Beschickung von Röstöfen,
Herden, Retorten u. dgl. mit Erzen oder anderem Materiale, gekenn-
zeichnet durch drehbar in Hebeln aufgehängte Fallrohre für das Be-
schiekuugsmaterial, welche Rohre in ihrem unteren Ende Schnabelforra
besitzen und derart gekrümmt sind, dafs das herunterfallende Material
je nach der Einstellung dieses unteren Robrtheiles in einer entsprechenden
Curve und Entfernung vorgeschleudert wird.''
Charles ßeaurain Vaulherin in Viilereversure (Frankreich) stellt
Schmelztiegel her, welche aus einer Mischung von 75 Proc. Asbest und
25 Proc. feuerfestem plastischen Thone bestehen (D. R. P. Nr. 45278
vom 4. April 1888).
Diese Tiegel sollen nach Angabe des Ertiuders jeder calorischen
Gewalt widerstehen, auch soll das Schmelzen der Metalle in diesen
Tiegeln weit schneller erfolgen als in irgend bisher verwendeten. —
Asbest wurde bisher schon bei der Herstellung von künstlichen Steinen
verwendet.
Ludwig Eisenhuth in Freihung (Oberpfalz, Bayern) bat eine Vor-
richtung zum Ablagern des Flugstaubes in den Rauchkanälen und
Kammern von Hüttenwerken vorgesehlagen. Diese in Fig. 12 und 13
dargestellte Einrichtung ist durch das D.R.P. Nr. 44025 vom 8. Februar
1888 geschützt. Der Patentausj)rucli lautet: „Im Inneren der Rauch-
kanäle oder Rauchkammern von Hüttenwerken in senkrechter oder
nahezu senkrechter Stellung angebrachte cvlindri.sche oder prismatische
Hohlkörper aus Metallblech oder anderem Materiale, welche durch ihre
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 245
Aufsenfläche die Fortbewegung der Flugstaubtheilchen brechen, in Folge
ihres Hohlraumes andere Theilchen gegen den äufseren Strom ab-
schliefsen und durch beide Wirkungen ein Niedersinken des Flugstaubes
herbeiführend'
Die Hohlkörper a sind im gegenwärtigen Falle von cylindrischer
Gestalt (Fig. 12) nach Art der Ofenrohre. Die dem Strome zugekehrten
seitlichen Oeffnungen sind mit b bezeichnet. Die Entfernung der Körper a
von einander in der Richtung AB ist eine völlig gleichmäfsige und so
zu wählen, dafs der zwischen ihnen im CTanzen verbleibende freie Raum
den Querschnitt der die Gase schliefslich abführenden Esse noch wesent-
lich übertrifl't.
Die Anordnung der Körper o auf dem Querschnitte CD ist so zu
treffen, dafs, wenn jede Entfernung zwischen den Mittelpunkten zweier
zunächst liegenden Körper a des Schnittes A-B als Basis eines gleich-
seitigen Dreieckes betrachtet wird, dann die Mittelpunkte der Körper o
des Schnittes C-D allemal in den Spitzen dieser bezüglichen gleich-
seitigen Dreiecke liegen. Das nämliche Verhältnifs waltet ob zwischen
den Körpern a der Schnitte E-F und C-0, wiederum zwischen den-
jenigen der Schnitte G-H und E-F und so fort, so dafs die Lagen des
ersten, dritten, fünften u. s. w. Schnittes unter einander absolut gleich sind.
Das System der Hohlkörper soll sich über die ganze Länge der
Kanäle bezieh, der Kammern erstrecken.
Die getrolTene Anordnung hat zur nothwendigen Folge, dafs der
durch die Zwischenräume der Reihe AB hindurchgehende Strom des
Flugstaubes gerade auf die Hohlkörper der zweiten Reihe stöfst und,
um weiter zu gelangen, eine seitwärts gewundene Richtung nehmen
mufs, in der folgenden Reihe eine gleiche Ablenkung erfährt und so
fort. Bei dem sehr oft wiederholten Aufstofsen in senkrechter oder
nahezu senkrechter Richtung auf die Aufsenfläche der Hohlkörper wird
die Fortbewegung der Staubtheilchen gebrochen, so dafs dieselben
Neigung zum Niederfallen erlangen und endlich in der That auch nieder-
fallen werden. Der hinter jedem Hohlkörper vorhandene todte Winkel c
begünstigt das Niederfallen des Flugstaubes, in hohem Grade. In Folge
des höheren Temperaturgrades der Hüttengase hält sieh der Strom vor-
zugsweise in den oberen Regionen der Kanäle und Kammern, während
näher am Boden gar keine oder doch nur eine höchst unmerkliche
Strömung stattfindet, so dafs die einmal auf den Boden gelangten Flug-
staubtheilchen nicht wieder erfafst und weitergeführt werden.
Während in dieser Weise die Aufsenflächen einen grofsen Theil
des Flugstaubes niederschlagen, geht im Inneren der Hohlkörper eine
nicht minder wichtige Wirksamkeit vor. Dem Gesetze der Diffusion
der Gase folgend, werden die Hüttengase die Hohlräume der Körper a
sehr bald füllen und den mit ihnen ziehenden Flugstaub hineintragen.
Einmal dorthin gelangt, sind diese Flugstaubtheilchen der aufsen vor-
246 Atkinson, Ravenshaw und Mori's elektrische Steinbolirmaschine.
gehenden Strömung gänzlich entzogen und müssen, wenn auch sehr
langsam, so doch sieher niederfallen: dai's dieselben hei so vollständiger
Abgeschlossenheit gegen aufsen iortv^■uhrend auf ein und der nämlichen
Höhenlage verharren sollten, ist undenkbar. Vielmehr vollzieht sich
nach unten eine sehr langsame, aber stetige Entleerung des Hohlraumes
an Flugstaubtheilchen, neue treten oben in das Innere herein, und der
Prozefs erleidet keinerlei Unterbrechung.
Die auf der Bleihütte zu Ems getrolVeneu Einrichtungen zur Ge-
winnung des Flugstaubes zeigen äufserlich sehr viele Aehulichkeit mit
der vorbeschriebenen. Doch dürften daselbst keine Hohlkörper ange-
wendet werden, so dal's die ])hysikalisehe Wirkung der von Eisenhuth
vorgeschlagenen Einrichtungen immerhin noch anders ausfallen dürfte
als bei dem von Freudenberg in Ems angewendeten Systeme.
W. Kuori.
Atkinson. Ravenshaw und Mori's elektrische Steinbohr-
maschine.
Mit Abbildungen aul Talel 12.
In der Steinbohrmaschine, welche in Fig. 1 in der Seitenansicht
und in Fig. 2 von vorn gesehen dargestellt ist, haben L. B. Atkinson
und U. W. Havensliaw in Halifax und F. Mori in Leeds (Englisches
Patent Nr. 14090 vom 18. Oktober 1887) eine Anordnung gewählt,
welche gestaltet, dafs der Bohrer und sein Elektromotor in jede Lage
gebracht und gehoben oder gesenkt werden könneu, ohne dal's die
Drehung dadurch beeinflufst wird. Auf der Grundplatte C sind die
Stünder A und ß befestigt, das Ganze aber läuft auf 4 Rädern über
2 Schienen. Die Elektromagnete D sind auf der Achse Z befestigt,
welche in den röhrenförmigen Lagern Z>., ruht. Der Anker Z>, liegt
zwischen den Schenkeln F der Magnete ü und treibt den Bohrer Y.
Ein Schneckenrad bogen G ist unbeweglich an der Achse Z befestigt
imd dreht sich mit ihr und den Elektromagneten. Die Schnecken ./
und Ä werden von den Kegelrädern Ai, 71/, und M, mittels der Kiirltel L
in Umdrehung versetzt. Die Bögen U sind mit Furchen / im Umfange
versehen, welche die Klemmen /, aufnehmen. Mittels des Handrades L
können die Bögen H und G nebst dem Bohrer Y aus ihrer in Fig. 1
gezeichneten höchsten Stellung in ihre durch die punktirle Linie E
markirte tiefste Lage herabbewegt werden; in jeder gewünschten Lage
kann der Bohrer und die Bögen mittels der Schrauben /, in den
F''urchen I festgeklemmt werden. Aufserdem ist eine Vorrichtung zum
Nachschieben des Bohrers vorhanden. Auf der Bohrerwelle ist ein Rad
angebracht, das mit einem zweiten auf einer ein FL\center oder eine
Kurbel mit verslellbarcm Schlitze tragenden Welle im Eingrille steht.
Dieser hin und her gehende Arm setzt entweder ein Sperrrad mit Sperr-
Martin's Stahlhaltervorrichtung zum Hobeln.
247
kegel iu Thätigkeit, oder einen geräuschlosen Reibungs-Sperrkegel,
welcher mittels einer Kurbel das Ganze bewegt. Wenn die Maschine
bei verschiedener Arbeit stets bis zur Grenze ihrer Leistung arbeiten
soll, so wird der Sperrkegel oder die geräuschlose Nachschiebung unter
die Einwirkung eines Elektromagnetes gestellt, der den Strom je nach
der Beschaffenheit der Arbeit reaulirt.
T. H, Martin's Stahlhaltervorrichtung zum Hobeln
während des Vor- und Rücklaufes,
Mit .4bbildungen im Teste und auf Tafel 1?.
Um den Rücklauf des Hobelmaschinentisches zum Schnitte mit-
zubenutzen, also den Leergang desselben zur Arbeit zu verwenden und
dadurch die Leistung der Hobelmaschine, wenn nicht zu verdoppeln,
so doch wenigstens beträchtlicli zu steigern, sind wiederholt Versuche
mit verschiedenem Erfolge gemacht worden (vgl. W/iiticorlh und
J. H. WIcksteed, 1887 264/ 108).
Neuerdings ist beim Baue der Forth Bi-iicke (vgl. 1888 370*201)
eine Hobelmaschine mit zwei
gegensätzlich und nahe an ein-
ander gestellten Balkenständern
und Werkzeugsupporten in
Thätigkeit, welche als eine
neue Anwendung eines seit
15 Jahren von Sondermann und
Stier in Chemnitz ausgeführten
Hobehverkes angesehen wer-
den kann.
Wenn auch durch gleich-
zeitige Bearbeitung zweier
gleichartigen Werkstücke die
Leistung der Hobelmaschine
erhöht wird, so kann doch
wegen den in der Maschine
auftretenden Spannungszustän-
deu nur immer gleichartige
Arbeit verrichtet werden. Es
kann daher bei einer breiten
Hobeltläche nicht gleichzeitig
vorgehobelt und geschlichtet
werden, wobei der zweite still-
stehende Stahlhalter Verwen-
dung finden könnte. Es ist
248 Marün's Stahlhaltervorrichtung zum Hobeln.
daher von nicht geringem Vortheile, wenn der Vorlauf des Tisches
zum Schroppen, der Rücklauf desselben aber zum Schlichten ver-
wendet wird.
Durch die im Engineer, 1888 Bd. 65 * S. 389, veröttentlichte Stahl-
haltervorrichtung von T. H. Marlin in Swansea, Süd-Wales, England,
wird dies in der Weise augestrebt, dafs durch eine Schräglage des
doppelschneidigen Stahles (Fig. 6 a, 6 oder e) in der Bewegungsebene
während des Vorganges des Hobeltisches die Schneide / , im Rück-
laufe die Schneide 2 in Eingriff mit dem Werkstücke tritt. Diese
Schräglage des Schneidstahles wird durch die in den Fig. o, 4 und 5
Taf. 12 dargestellten Einrichtungen herbeigeführt, welche im Wesent-
lichen aus einer stellbaren Hebel Verbindung bestehen, an welcher das
schwingende Stichelgehäuse angelenkt ist.
Zwei am seitlichen Tischrande ', der Hubgröfse entsprechend ein-
gestellte Anschlagklötzchen J bringen den am Seitengestelle um einen
festen Zapfen drehbar angeordneten Hebel E an jedem Hubende des
Tisches zur Ausschwingung. Mit diesem ist der durch eine Tasche K
der Welle G geschobene Stangenhebel F verbunden. Mittels einer eigen-
thümlichen Stabverbindung P, L, /f, 0 und M wird das Stichelgehäuse A
mit dem Sehneidstahle C von der schwingenden Keilnuthwelle G in die
vorgeschriebene Schräglage eingestellt.
Weil aber der Querbalken der Hobelmaschine Höhen-, der Support-
schlitten Z Seitenverstellung, das Lyrastück T Schräglage, das Support-
theil ^1 Verschiebung und sein Vordertheil D Schrägeinstellung erhält,
so darf die ebeubezeichnete Stab- und Hebelverbindung diese Bewegungen
der Supporttheile in keiner Weise behindern.
Aus diesem Grunde endigt die am Querbalkenrücken gelagerte
Welle G in der Tasche K, durch welche sich der Stabhebel F schiebt,
während der Hebel F^ vermöge zweier am Schlitten Z angeschraubter
Grifflager auf der Keilnuthwelle G mitgenommen wird. Das Lyrastück T
trägt einen Rahmen, welcher aus zwei Schlitzbögen Q und 0 und zwei
Verbindungsstäbchen R besteht, die sich in den Führungsaugen ver-
schieben. Im hintenliegenden Sehlitzbogen wird zwischen Gummi-
puffern das Hebelauge L eingespannt, welches mittels P die Verbindung
des Rahmens mit dem Hebel F^ herstellt. Am vorliegenden Schlitz-
bogen wird das Gabelstück M angeschraubt, in welchem hebelartig das
Stichelgehäuse A' A angebolzt ist.
Hieraus ist ersichtlich, dafs bei einer Schrägstellung des Lyrastückes
der Rahmen schräg liegen, dafs aber bei einer gegensätzlichen Ver-
drehung des Supportvordertheiles gegen das Lyrastück dennoch diese
Verbindung leicht möglich wird.
Die in Fig. 6 dargestellten Hobelstähle werden mittels Bügel i" an
1 Im Bilde sind diese Knaggen an einer Schiene E angebracht, welche
am Tische angeschraubt ist.
Docwra's Fangschlofs zum Ausheben abgebrochener Erdbohrgeräthe. 249
das Stichelgehäuse befestigt. Der Schneidstahl a, sowie der aus zwei
einfachen Stählen bestehende Doppelstahl b dienen nur zum Schroppen
oder Schlichten, während die Stahlverbindung c mit nebenliegenden ein-
fachen Stählen die Bestimmung hat, im Vorlaufe des Werkstückes zu
schroppen, im Rückläufe aber mit dem etwas tiefer eingestellten Stahle
die eben bearbeitete Fläche zu sehlichten. Die Schaltung oder Steue-
rung des Supportes erfolgt mit den bekannten Mitteln. Pr.
W. Pittner's Maschine zum Schliefsen oder Einwalzen von
Röhrenden.
Mit Abbildung auf Tafel 12.
Diese in der Hauptanordnung einer freistehenden Bohrmaschine
ähnliche Maschine besteht nach dem Englischen Patente Nr. 14944 vom
2. November 1887 aus einer fest gelagerten Spindel F (Fig. 7), in deren
erweiterten Kopf C gegensätzlich zwei radial liegende Kolben geführt
sind, von denen jeder eine Börtelrolle M lagert.
An diese, durch die Spiralfedern K nach auswärts gedrückten
Kolben P sind die Winkelhebel O, iV angelenkt, die vermöge des an
der Spindel P verschiebbaren Druckkegels G beim Herabdrehen des
Griff hebeis E schwingen und die Börtelrollen M einander näher bringen.
Beim Hochdrehen des Handhebels D wird mittels des Zahnstangen-
getriebes Ä, S der an der Gestellführung A gleitende Tisch gehoben.
In diesen ist in einem zweigetheilten Kohrhalter 7, J das zu schliefsende
kupferne Rohrstück H eingelegt und durch die drehbare Gritlschiene Ä, L
gehalten.
In der Hochstellung des Tisches tritt das Rohr durch die Oetf-
nung der Schlufsplatte P in die Ebene der Börtelrollen, welche beim
Niederführen des Griffhebels E das Rohrende fassen und im Nieder-
gange den stöpselartigen Verschlufs bilden, welcher so vollkommen er-
folgt, dafs die Rohre eine Innenpressung von 6^' aushalten können.
Docwra's Fangschlofs zum Aushehen abgebrochener Erd-
bohrgeräthe.
Mit Abbildungen auf Tafel 12.
Zum Aufholen abgebrochener Bohrgestänge dient das Fangschlofs
von J. W. und C. Docwra in London, welches nach dem Englischen
Patente Nr. 8225 vom 19. Oktober 1888 in zwei Abarten, mit Excenter-
und Keilklemmung, ausgeführt wird.
Im Rohrschuhe 1 (Fig. 8 und 10) ist eine Ritfelplatte 3 einge-
250 Whilney's Ankörnmaschinc (Centrirbohrwerk).
schraubt und drei abgeschrägte Führungsplatten 2 eiugenietet, um das
Eintinden des Bruchstückes 6' zu erleielitern, welches zwischen das
Excenter .3 und die Riflelplatte S sich einschiebt. Das sonst durch eine
Feder 7, 8 nach links gedrückte Excenter jjrel'st das Bruchstück 6 an
die Kitrelplatte und wird beim Aufholen mittels ihres gezahnten Um-
fanges die Bruchstange klemmen. Die Lösung wird durch Rechts-
drehung des Excenters mittels der Zugleine 9 durch Hand erreicht.
Die zweite Vorrichtung (Fig. 9 und 11) besitzt einen in Schwalben-
schwanzfuhrung //, i2 geführten Keil 3, der durch den Querstift 10
gegen das Herausschlagen gesichert wird. Beim Aufziehen des Bruch-
stückes 6 klemmt der Keil 3 dasselbe an die geriffelte Platte S und
bedingt dadurch den Schlufs. Selbstverständlich sind die Feilhiebe oder
Kiffelzähne nach oben gerichtet. Pr.
A. Whitney's Ankörnmaschiiie (Centrirbohrwerk).
Mit Abbildungen auf Tafel 12.
Die KörnergTübchen an Werkstücken, Wellen, Spindeln u. dgl., die
zum Abdrehen bestimmt sind, bequem anzubohren , dient die Maschine
von A. Whitney in Hartford, Connecticut, Amerika. Die Eigenthümlich-
keit dieser kleinen Bohrbank besteht nach dem Englischen Patente
Nr. 1147 vom 25. Januar 1888 in dem um einen Bolzen K (Fig. 12)
schwingenden Spindelstocke fl, in welchem zwei parallele Spindeln
lagern, von denen die eine C (Fig. 13) zum Bohren des Körnerloches,
die andere D zum Versenken oder Ausfräsen des Kegelloches zum Ein-
sätze für die Drehbankspitzen bestimmt ist. Der Antrieb derselben
erfolgt mittels zwei entsprechend versetzter Riemenrollen, die von einer
um den festen Zapfen Z umlaufenden Stufenscheibe A bethätigt werden,
deren Durchmesser so bemessen sind, dafs die Fräserspindel zum Ver-
senken langsamer kreist als die Bohrerspindel. Ein Schiebestift N im
Spindelstocke legt sich in die Bohrung einer festen Winkelplatte L,
wodurch jedesmal eine der beiden Spindeln genau in die Achse des
Werkstückes gebracht und in dieser Lage sichergestellt wird. Der
Vorschub der Spindeln in der Achsrichtung erfolgt durch eine Hand-
kurbel ß mittels eines Zahnstangengetriebes 6r, das gleichzeitig in beide
Spindelhülsen E und /•' eingreift und bei dessen Drehung eine gegen-
sätzliche Verschiebung der Bohrwerkzeuge bedingt, so dafs der eine
Bohrer zurückgeht, wenn der andere vorrückt.
Das Werkstück wird durch eine selbstcenirirende Spaunvorrich-
tung M genau in die Bohrerachse eingestellt und vermöge eines Böck-
chens R genügend unterstützt. Das Kühlwasser läuft durch das Rohr P
aus dem trogförmigen Wangenboden 0 in ein untergestelltes Gefäfs.
Mit dieser Maschine wird das Ankörnen vieler gleichartigen, kürzeren
Barrow's Cylinderausbohrmaschine. 251
Drehstücke entschieden beschleunigt. (Ueber Maschinen zum Ankörnen
und Richten vgl. Ferris 1877 235 '' 543, Richards 1886 262 "' 112, KendaU
und Gent 1887 266^362.) Pr.
Shoemaker's Drehbankspitzen- Schleifvorrichtung.
Mit Abbildungen auf Tafel 12.
Nach American Machinist ^ 1888 Bd. 11* Nr. 6, besteht diese un-
mittelbar von der grofsen Scheibe der Drehbaukspindel betriebene
Schleifvorrichtung aus einem leichtgebauten Lagerbügel A (Fig. 14),
M'elche*- an den Stahlhalter des Supportes in irgend einer Weise ange-
steckt wird, aus einem drehbaren Lagerarme Ä, in welchem eine
schwache Antriebswelle C mit Keilnuth läuft. Im Gelenke D ist die
Zwiiächenwelle und an einem unteren Ansätze ein drehbarer Lager-
bügel E für die Schleifscheibenspindel angeordnet. Hierdurch vcird
nicht nur das Anschleifen eines beliebigen Spitzenwiukels ermöglicht,
sondern auch die Spannung der Treibschnur durch Verdrehung des
oberen Lagerarmes B bequem bewerkstelligt.
Zum Schleifen beliebig geformter, zwischen den Drehbanks])itzen
eingespannter Werkstücke wird die Zwischenwelle D soweit verlängert
dafs die in einem Gelenklager F gehaltene Autriebrolle über die Riemen-
stufenscheibe zLi stehen kommt. '
Ein au die Wange angeschraubter Bügel trägt das Gelenklaser.
J. Barrow's Cylinderausbohrmaschine.
Mil Abbildung aul Tafel 12.
Die grofsen Cjliuderbohrmaschinen stehender Anordnung erschweren
in Folge der unvermeidlichen oberen Quergerüste der Maschine das
Unterbringen schwerer Dampfcylinder mittels des Krahnes. Die Werk-
stücke müssen gewissermafsen in die Maschine eingeschoben werden,
worauf die hochgezogene Bohrwelle in den aufgestellten Cylinder ein-
gelassen wird (vgl. Schischkar und Harrison 1887 265 ■*' 316). Sie ge-
währen aber durch die feste Anordnung der Bohrwellenlager einen
ruhigen Gang und sichern, sofern die Maschine unabhängig von Ge-
bäudetheilen ist, auch eine unveränderliche lothrechte Lage der Bohr-
welle.
Um diese beregten Nachtheile der Aufstellung zu umgehen, baut
J. Barrow in Johnstone nach dem Englischen Patente Nr. 11179 vom
19. Oktober 1888 Cylinderbohrmaschinen in der in Fig. 1.5 dargestellten
Anordnung. Auf der Bettplatte A ist die cylindrische Standsäule B
seitlich aufgeschraubt, au welcher der Lagerarm C sowohl drehbar als
252 Schöpfenleuthners Liiftcompressions-Dampfpumpe.
auch in der Höhenrichtung mittels Zahnstangentriebwerkes stellbar an-
geordnet ist.
Das von einer kleinen Kraftmaschine L mittels Riemenstufenscheiben
betriebene grofse Schneckenrad D lagert zwischen Bunden im Lager-
kopfe 6" und nimmt vermöge eines Nabenkeiles die durch dessen Boh-
rung sich schiebende Bohrwelle E mit.
Diese stützt sich auf ein Spurlager G, dessen in wagerechter Füh-
rung laufendes Gehäuse mittels einer Schraubenspindel seitlich unter
der Bohrvi'elle weggeschoben werden kann. Dadurch wird die Mittel-
ötlnung in der Bettplatte A und ein Schacht frei, in welchem die Bohr-
welle H herabgelassen werden kann. Sobald dieselbe aus dem Lager-
kopfe 6' tritt, kann der Lagerarm wagerecht verdreht werden, sofern
der Führungskeil Q aus der Nuth P gezogen wird, durch welchen die
richtige Lage des Bohrwellenlagers zum Mittel des Fufslagers gesichert
ist. Dadurch wird das Werkstück, d. i. der ausgebohrte Dampfcj'linder,
freigelegt und dem Krahnhaken zugänglich gemacht.
Der auf der Bohrwelle E befindliche Bohrkopf N wird durch die
Schaltvorrichtung 0 gesteuert, deren Bewegung aber von der Schnecken-
welle abgeleitet. Die Höhenverstellung des Lagerarmes C wird durci»
ein am Säulenfufse angeordnetes Kurbeltriebwerk erleichtert, durch
welches eine stehende Seitenwelle bethätigt wird , die durch Vermitte-
lung eines Schneckenradtriebwerkes das Zahnstangengetriebe treibt.
Diese Einstellung des Lagerarmes C wird der Werkstückshöhe ange-
pafst und mittels des bremsenden Führuugskeiles Q standfest gemacht.
Pr.
Luftcompressions-Dampfpumpe; von Ingenieur
Schöpfenleuthner.
Mit Abbildungen auf Tafel i:t.
Aus der Zeichnung dieser Maschine, Modell 18g7, ist zu entnehmen,
dafs die dreimal gekröpfte Kurbelwelle nur mit den beiden für den
Pumpcjlinder bestimmten Kröpfen in einer Ebene liegt, während der
Daui|)fkurbelkropf um den Winkel von 98" voreilt; hieraus entsteht
nun die in dem eingezeichneten Diagramme angegebene Wirkung: Es
steht der Admissionsperiode des Dampfkolbens die Compressionsperiode
des Pumpkolbens gegenüber, so dafs eine Expansionsmaschine mit ent-
sprechender Gliederung zulässig ist. Die Nutzleistung des Pumpkolbens
wird dadurch auf das mögliche Maximum gebracht, dafs die zu beiden
Seiten vor dem Kolben aus constructiven Rücksichten bestehenden schäd-
lichen Räume durch zwei kleine Hilfswasser))umpen evacuirt werden.
Die im Schnitte (Fig. 4) dargestellte llilfspumpe Z hat an einer
Stange zwei Kolben, deren jener mit a bezeichnete Ventilkolben (mit
Manchette) ist und nur als Saugkolben wirkt, während der zweite b voll
Schöpfenleuthner's Luftcompressions-Dampfpumpe. 253
blieb und als Vacuum- und Druckkolben thätig ist. Das Saugventil Oj
läfst nun beim Vorwärtsgange beider Kolben Wasser in den Cylinder Z
treten und hält dasselbe beim Rückgänge beider Kolben, zwischen
denen je ein constantes Volumen liegt, dort zurück. Beim nächsten
Hube oder Ansaugen ist sowohl jenes als auch dieses Wasservolumen im
Cylinder, also zwischen a und h und hinter dem Kolben o, so dafs jetzt
beim Rückgänge beider Kolben das der Hublänge entsprechende Wasser-
quantum entweichen mufs, was ja durch das Rohr i ohne Weiteres ge-
schieht. Vor dem Kolben b liegt auch noch ein Druckventil 6,, dem-
nach mufs beim Rückgange der Kolben an dieser Stelle ein Vacuum
entstehen; dieses hat aber zur Folge, dafs das vorhin angesaugte Wasser,
welches sich nun im Rohre i befindet, im selben Momente in dieses Vacuum
schlägt, als der Kolben h über den Anschlul's dieses Rohres t an dem
Cylinder Z hinweggegangen ist (Fig. 4). Kehren nun die Kolben um
und gehen sie nach vorne (rechts in der Skizze), so saugt a natürlich
durch Ventil a, wieder an, jedoch h mufs jetzt das vor ihm liegende
Wasservolumen zusammen-, bezieh, durch Ventil b^ hinausschieben.
Nun hängen diese beiden Kolben an einem mit dem Kreuzkopfe
des Luftcompressors verbundenen Gestänge zusammen, machen also die
Bewegung der Maschine, auf die Hälfte in linearer Richtung reducirt,
mit (Fig. 1). Kommt nun der Compressionskolbeu gegen sein linksseitiges
Cylinderende, so trifft im Momente der Umkehr desselben das Ueber-
schreiten des Rohres i durch Kolben h zusammen, und weil Rohr i
beide Cylinder verbindet, geht vorhin bezeichnetes Wasservolumen durch
t in den Compressor vor dem herangehenden Kolben, verdrängt also
alle im schädlichen Räume befindliche Luft und schlägt plötzlich aus
dem Cylinder nach dem Vacuum in Z, saugt also durch die Saugklappe
des Compressors auf diese Weise schon bei Umkehr des Kolbens den
schädlichen Raum voll, hebt somit diese Klappe oder ein Ventil gewalt-
sam. Weil nun diese letzteren am Kolben liegen, werden sie auch
selbsthätig, so lange der Kolben in Bewegung bleibt, offen gehalten,
also dem freien Zutritte der Luft von aufsen nicht hinderlich sein.
Dieses Einspritzwasser kühlt im Momente der höchsten Compres-
sion die angesaugte Luft, sowie Kolben und Cylinderdeckel, während
beim Abgange dasselbe noch den Cylindermantel umspült.
Für die Gegenseite des Compressors ist dieselbe Pumpe Z auf der
gegenüber liegenden Seite in entgegengesetzter Richtung thätig und hat
für das rechtsseitige Cylinderende des Compressors genau dieselbe Be-
deutung wie jene für das linksseitige.
Soll jedoch ohne Einspritzwasser gearbeitet werden, so ist die
Wirkung fast dieselbe, da das Vacuum in Z dem schädlichen Räume
entspricht, und kann dies bei niedrigem Drucke von Vortheil sein.
Wie man sieht, arbeitet dieser Compressor nicht nur mit vollem
Hubvolumen, sondern mit vollem Cylindervolumen, weniger dem Kolben-
254
Riemen und Riemenschlösser.
Volumen, und gestattet die höchsten Spannungen, welchen der mecha-
nische Zusammenhang noch ohne Störung das Gleichgewicht zu halten
vermag.
Die hinter der Ma.schine liegende Wasclikammer (Fig. 3) hat die
im Querschnitte gegebene Einrichtung, und zwar strömt die Luft von
oben ein, durchdringt den durch die beiden Brau.serohre B erzeugten
Staubregen und gelangt durch das bis hierher verlängerte Kolbenrohr
in den Cylinder (^Fig. 2).
Das Staubregenwasser ist jenes, welches die beiden Einspritz-
pumpeu Z fördern und vorhin kühlend um den Compressionscylinder
getrieben haben; ein einfaches Ueberlallrohr leitet endlich das Staub-
regenwasser aus der Waschkammer nach dem Condensator.
Riemen und Riemenschlösser.
CSehluls des Berichtes S. 209 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
B) Hiemensc/üösser für runde (seitartige) Riemen.
Von den wichtigeren für Seile bestimmten Schlössern erwähnen wir
das von D. Müller und E. F.^Kamin { D. K. P. Nr. 3t> 19S vom 18. December
1885) CFig. 20).
Das flach gedrückte Seilende wird zwischen die durch zwei Niete d
drehbar verbundenen Theile cc^ der Hülse a gebracht, durch Zusammen-
drücken dieser Theile wieder rund
geprefst und durch Zähne e und
eine Schraube f festgehalten. Der
Bügel h ist mit c, oder c fest ver-
bunden.
tig. 20. jj Schreiber in Ludwigsburg
(D.R.P. Nr. 37657 vom 6. December
1885) verwendet zur Befestigung des
Seiles in den Hülsen Stifte, welche
durch die Löcher </ eingesteckt wer-
den und das Seil in die Hohlkehlen e
drücken und e.s dadurch fest halten
(Fig. 21).
Der halbkugelige Kopf h der
Kig. 21. einen Hülse wird in eine runde Seiten-
öH'nung der anderen eingeführt und
mit dem Halse g in einen Seiten-
schlitz gedreht, dafs er gegen den
Ansatz i tritTt. Dann wird ein Ein-
Riemen und Riemenschlösser. 255
satz k eingeführt und festgeschraubt, dessen Nuthe n einen Vorsprung m
an h umfafst und so gleichzeitig das Herausfallen und die Verdrehung
um die Längsachse hindert.
C) Ketlenriemen.
Ueber lederne Keltenriemen hielt C. A. Schieren in Brooklyn im
Technischen Vereine von New York nach Scientific American Supplement
vom 9. Juli 1887 {Techniker S. 118) einen Vortrag, nach welchem die
Erfindung dieser Riemen von C. M. Roullier in Paris herrührt und von
■Oldßeld in Glasgow vervollkommnet wurde. Nachdem jedoch die Er-
liiidung lange brach gelegen, sei sie im J. 1882 von Hall in Newark,
N.-J., wieder aufgenommen, welcher sich einen Riemen patentiren liefs,
bei dem auf je 3 oder 4 Lederglieder ein Stahlglied kommt, um dem
Riemen eine gröfsere Festigkeit zu geben. Jedoch erwiesen sich die
Riemen als unpraktisch, da nach kurzer Zeit die ganze Last von den
Stahlgliedern aufgenommen wurde, was ein Zerschneiden der Bolzen
zur Folge hatte. Der Vortragende verwendet für seine Kettenriemen,
die in Nachstehendem näher beschrieben werden sollen, kein Abfall-
leder, sondern nur bestes Material, auch tränkt er dieselben, um sie
geschmeidig zu machen, mit Talg, Klauenfett u. dgl.
Durch D. R. P. Nr. 43 382 vom 21. September 1887 hat sich Schieren
einen nach der Breitenrichtung durch Zwischenketten verbundenen
Gelenktreibriemen patentiren lassen. Der Treibriemen ist aus einzelnen
Gliedern o gebildet, welche reihenweise neben einander liegen, wobei
die einzelnen Glieder einer Reihe aber so zu den einzelnen Gliedern
der Nebenreihe angeordnet sind, dafs dieselben mit einander einen Verband
bilden. Auf der Mitte der Riemenbreite ist nun eine Gliederreihe C ange-
ordnet, deren einzelne Glieder einander überlappen (Fig. 22) oder aufein-
ander folgen (Fig. 23). Auch hier ist der Verband dieser Glieder mit den
übrigen Gliedern des Riemens aufrecht erhalten. Durch die Glieder-
reihe c bezieh. (/ wird der Riemen in zwei Theile AA^ getheilt und in
jedem dieser Theile sind die einzelnen neben einander liegenden Glieder o
durch Bolzen b verbunden. Diese Bolzen durchdringen jedes Glied
zweimal und liegen in den beiden durch Einschaltung der Mittelreihe C
entstandenen Riementheilen AAi in ihrer gegenseitigen Verlängerung.
In der Mittelreihe C werden beide Rieinentheile durch die Bolzen b in
der Art verbunden, dafs bei überlappten Mittelgliedern c die Bolzen des
Riementheiles A^ die nach A^ hinliegenden Lappen der Mittelglieder
durchdringen und hier mit Nietköpfen versehen sind, während die
gegenüber liegenden Bolzen des anderen Riementheiles A die nach A
hin liegenden Lappen der Mittelglieder durchdringen und ebenfalls mit
einem Kopfe versehen sind. Jedes Mittelglied ist also von zwei Bolzen
durchdrungen, von denen der eine dem einen Riementheile A^ und der
andere gegen den ersteren versetzt liegende Bolzen dem anderen Riemen-
theile A angehört. Die Verbindungsbolzen treffen also in den Mittel-
256
Riemen und Riemensclilö33er.
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gliedern mit iliieu Köpfen zusammen, und während sie dem Riemen in
Folge ihrer Verhinduug mit den einzelnen Gliedern a und c eine leichte
Biegung in der Längenrichtung gestatten, ermöglichen die Mittelglieder
eine Biegung des Riemens in der Breite.
Die Mittelglieder können auch, wie schon angedeutet, einfach
wie die übrigen Glieder o des Riemens hinter einander angeordnet
sein (Fig. 23). Die Bolzen des
Riementheiles A gehen dann eben-
falls durch die Mittelglieder d hin-
durch und liegen mit ihren Köpfen
gegen die Köpfe der in ihrer Ver-
längerung angeordneten Bolzen des
zweiten Riementheiles A^. Der dann
folgende Bolzen des Riemens ^4)
dringt in umgekehrter Richtung durch
das Mittelglied und lehnt sich gegen
den Kopf des seine Verlängerung bil-
denden Bolzens des Riementheiles A.
Auch hier werden die Mittelglieder d
stets von zwei Bolzen b in zu ein-
ander umgekehrter Richtung durch-
drungen, so dafs beide Riemen-
theile AA^ wieder mit einander
vereint sind. Die Bolzen beider
Riementheile berühren sich aber
nur an den Mittelgliedern mit den
Kö|)fen. In Fig. 24 ist eine weitere
Abänderung des Mittelgliedes dar-
gestellt. Dieses Glied e ist hier so
lang gemacht, dafs es über drei
Bolzen b hiuwegreichl. Dem zu-
yt folge durchdringen dann immer zwei
Bolzen des einen Riementheiles dieses Glied, während in umgekehrter
Richtung nur ein Bolzen b des gegenüber liegenden Riementheiles dasselbe
Glied durchdringt. An Stelle der einen Mittelreihe c bezieh, d können
auch mehrere solcher Reihen den Riemen durchziehen, wodurch die
Beweglichkeit vergröfsert wird.
Von dem Vortragenden wurden auch die nach seinem Systeme
construirten runden Riemen erwähnt und beschrieben. Wir halten die-
selben für verfehlt, da die wesentliche Bedingung — parallele Lage der
Riemenbolzen zur Wellenrichtung der zugehörigeu Scheibe — keines-
wegs gesichert ist.
Als besonderer Vortheil wird den Ketteuriemen nachgerühmt, dafs
sie sich bei gekreuzten Riemen geiuni anlegen. Dagegen .sollen .sie
r
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c
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Riemen und Riemensclilösser.
257
für grofse Geschwindigkeit weniger geeignet sein. Das Gewicht für
den Quadratfufs Riemen wird angegeben zu
5 Pfund bei 1 Zoll Dicke
4V2 . „ '/8 „ „
3V2 . „ 5/g „ „
Eine Abänderung der vorstehenden Construetion ist nach dem
Textile Manufacturer vom 15. December 1888 S. 589 durch Fenton Bros.
Ashley Lane in Manchester eingeführt. Dieselben säumen die Ränder
des Kettenriemens, wie Fig. 25 zeigt, durch einen U-förmig umgebogenen,
mit Ledereinlagen versehenen Rand, dessen Lagen mit Hanf oder Draht
vernäht oder auch verkittet sind. Diese Riemen werden besonders
empfohlen für diejenigen Fälle, wo ein öfteres Verschieben zwischen
festen und losen Riemenscheiben erforderlich ist. Ihre längere Halt-
barkeit in diesem Falle ist erklärlich, da die Köpfe der Bolzen bedeckt
sind, dieselben also mit der Gabel nicht in Berührung kommen können.
Die Reibung der Köpfe ist aber bei der ursprünglichen Construetion
sehr beträchtlich und es tritt eine baldige Zerstörung der Köpfe oder
der Schrauben ein.
Ein Kettenriemen aus Gliedern von Eisen mit Eichenholzfutter ist
Gegenstand eines österreichischen Patentes vom 12. März 1888. Der Er-
Fig. ?5. Fig. 26.
Hnder J. Novak glaubt mit seinen Riemen alle Uebelstände der Leder-
riemen beseitigt zu haben. Wie die Fig. 26 zeigt, setzt sich der Riemen
zusammen aus rechteckigen Eisengliedern in der Breite der üblichen Leder-
riemen mit halbrunden Biegungen an den Längsrändern. Je zwei solche
Eisenglieder werden mit einander durch Zwischenglieder verbunden,
welche wie die Eisenglieder construirt, jedoch viel schmäler sind. An
die Eisenglieder sind rechteckige Hölzer durch je zwei Befestigungs-
schrauben gefügt, deren Höhe die Stärke der Zwischenglieder um 2
bis 3""" überragt. Diese Hölzer haben die Bestimmung, das Hingleiten
der Riemen auf den Rädern zu sichern. Das seitliche Verschieben der
Eisen- und Zwischenglieder wird durch Befestigungsstifte verhütet, die
Dingler's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 6. 1889,1. 17
258
Riemen und Riemenschlösser.
so construirt sind, dal's sie die Beweglichkeil der einzelnen Glieder
nicht behindern.
Der praktische Vortheil dieser Eisenholz-Betriebsriemen soll uiiii
darin bestehen, dafs Hitze und Feuchtigkeit auf dieselben keinen Ein-
flul's ausüben, dafs sie der Reibung gegenüber lange Widerstand leisten,
und dal's nöthigenfalls ein schadhaftes Glied leicht ersetzt werden kann.
Wie sich das Holz an die Riemenscheiben von verschiedenem
Durchmesser anschmiegen soll, erwähnt die Patentschrift nicht. Wir
glauben, dafs hierin hauptsächlich der wunde Punkt der Erfindung liegt.
Auch möchten wir behaupten, dal's das Eichenholz durchaus nicht so
unemptindlich ist gegen Hitze und Feuchtigkeit. Ob es sich nicht em-
pfehlen würde, das Holz mit schmiegsamem Maleriale zu bekleiden,
oder durch derartiges zu ersetzen?
W. T. Flalher's (^Scheftield) zerlegbare Gliederkette mit recht-
eckigen Langgliedern und eingehakten Verbindungsgliedern (D. R. P.
Nr. 40985 vom 2. F'ebruar 1887) möge, obwohl nicht unter Riemen ge-
hörend, hier dennoch kurz Erwähnung finden. Sowohl die Einrichtung
als die Zusammen-
«"TC-°rnT!^ r r : Stellung derselben er-
hellt aus den Fig. 27
mit hinreichender
. Deutlichkeit. Die vier-
eckigen Langglieder
werden aus Stahl ge-
stanzt und nachher
getempert. Ebenso
werden die Verbin-
Fig. is dungsglieder b her-
gestellt und nachträg-
lich gebogen. Die
zweite Einrichtung (Fig. 28) ist für gröfsere Gliederketten berechnet, es
ist deshalb das Glied i, mit zwei Rippen jc versehen, die nach oben
an den übergreifenden Lappen d allmählich verlaufen, und greifen die
Lappen d ebenfalls etwas um die Schenkel der Langglieder a, herum.
Bei Kettengliedern von mehr als 32°"" Länge werden die Stücke nicht
mehr gestanzt sondern aus sogen. £fnis-TiegeIgul'sstahl gefertigt.
D) Zusatnmengisilzte Riemen.
Um die Ränder von Treibriemen, welche aus einem Gewebe oder
(ietlechte aus Faserstofl'en , Haaren o. dgi. hergestellt sind, gegen das
Ausfasern und Zerreiben zu schützen, werden die Ränder nach der Er-
lindung von Jules Lechat in Gent (üesterreichisches Privilegium vom
It). Oktober 1887) mit Leder in der Weise besetzt, dafs ein Lederstreif
zwischen die einzelnen Lagen des Riemens eingelegt wird, ohne diU's
Riemen und Riemenschlösser. 259
die Oberfläche des Riemens durch diese Lederstreifen zum Theile er-
höht wird. Dergleichen Riemen haben demgemäl's ohne nennenswerthe
Preiserhöhung die guten Eigenscliaften der baumwollenen Treibriemen
mit denen der Lederriemen gemein.
Der Treibriemen (Fig. 29) besteht aus mehreren über einander ge-
legten Gewebelagen, welche auf einander genäht oder durch Klebestotf
mit einander verbunden oder mit einem klebriKen Stoffe durchtränkt
Flg. 29.
bezieh, überzogen sind. In die Längskanten des Riemens ist ein Leder-
streifen A so eingelegt, dafs er um ein W eniges aus dem Riemen her-
vortritt, die obere Fläche des Riemens aber nicht erhöht. Dieser Rand-
streifen A kann entweder aus einem starken Lederstreifen geschnitten
werden oder es kann ein zusammengelegter .schwacher Lederstreifen
sein, der mit dem Treibriemen vernäht ist. Eine Abänderung wird er-
halten, wenn man einen schwachen Lederriemen über die ganze Breite
des Treibriemens legt, .seine Kanten umlegt und mit den Gewebelagen
vernäht.
H. Studer in Zürich verwendet nach D. R. P. Nr. 38 782 vom IL De-
cember 1885 halbgeschränkte Treibriemen in doppelter Lage auf den
Rollen in zusammenhängender Länge und will durch diese Anordnung
das Schleifen des Riemens wesentlich verringern, selbst bei mäfsiger
Spannung desselben. Der einfache offene Riemen wird zweimal um
seine Achse gedreht, und nachdem seine Enden in diesem Zustande ge-
schlossen sind, zu einem scheinbar doppelten Riemen mit halber Drehung
(Schränkung) zusammengelegt.
Fr. Naumann in Plottendorf (D. R. P. Nr. 44329) will durch Ketten-
triebwerk die Locomotivkraft zum Betriebe von Arbeitsmaschinen u. dgl.
ausnutzen. Er läfst zu diesem Zwecke die Locomotivräder auf [einen
von Tragrollen unterstützten Gelenktreibriemen wirken, von welchem
die Kraft mittels einer Wellenleituug weiter übertragen wird. Diese
Verwendung wird dem Patentinhaber niemand verwehren, aber auch
nicht nachahmen.
E) Behandlung der Hiemen.
Ueber die Behandlung der Biemen w erden vielfach unrichtige Mit-
theilungen gemacht. Von vornherein sind solche Schmiermittel aus-
zuschliefsen, welche Säure entwickeln, ferner solche, welche ein leicht
verdunstendes Lösungsmittel enthalten. Es ist klar, dal's der nach der
Verdunstung verbleibende Rückstand den Riemen steif und brüchig
macht; die fortgesetzte Biegung um die Scheiben herum verwandelt
das Schmiermittel in Staub. Vor dem so beliebten Einstreuen von Harz
260 Riemen und Riemenschlösser.
mag hier zum üeberflusse nochmals gewarnt werden. Jedem Praktiker
werden die unangenehmen Ansammlungen von Harz au Riemen und
Riemenscheiben bekauut sein, die je länger je gröl'ser werden und einen
gleichmäfsigen Betrieb vollständig untergraben. Ferner sind alle Schmier-
mittel zu verwerfen, welche sich durch den Einflul's der Luft verdicken,
dann ihren Zweck verfehlen und noch schädlich wirken durch Auf-
nahme von Staub. Wenn nun einmal geschmiert werden soll, so sind
diejenigen Riemeuschmiermittel die besten, welche die erwähnten Eigen-
schaften im /jeringslen Mal'se an sich tragen. Wenn in technischen Zeit-
schriften alle mineralischen Schmiermittel verworfen werden, so ist das
zu weit gegangen. Wir haben z. B. von mäfsiger Anwendung der
Vaseline nur guten Erfolg gesehen. Ein Versuch mit Glycerin zeigte
für den Anfang ein gutes Ergebnifs, späterhin machte sich ein ver-
mehrtes Gleiten bemerkbar. Meistens wird das Schmiermittel zu reich-
lich angewendet, und sollte nach dieser Richtung des Guten nicht zu
viel gethan werden. Die Mittel zur Eutfernung eines Uebermafses oder
zur Beseitigung verdorbener Stoffe können nur von Fall zu Fall an-
gegeben werden. Wir lassen im Nachstehenden einige Vorschriften zur
Herstellung von Schmierniassen folgen:
Gewöhnlich verwendet man für Transmissionsriemen , um ein .■ab-
rutschen derselben von den Scheiben zu verhindern, eine zusammen-
geschmolzene Mischung von 1 Th. Colophonium und 1'-, bis 2 Tli.
Rindertalg.
Nach Gintl soll man eine Leinöl-Bleiseife anwenden, die man dar-
stellt, wenn man 9 Th. fein gebeutelter Bieigliitte unter Zusatz von
einer Kleinigkeit Wasser so lange kocht, bis eine herausgenommene
Probe sogen. Pflasterconsistenz hat. Um dies zu coiistatiren, läfst man
einige Tropfen der kochenden Masse auf kaltes Wasser fallen und
probirt mit dem Daumen und Zeigefinger, ob der erkaltete Tropfen
noch schmierig-ölig ist oder sich zu einem Kügelchen zusammendrehen
lassen kann. Ist letzterer Punkt beim Kochen eingetreten, so nimmt man
das Gemisch vom Feuer, läfst etwas abkühlen und setzt, so lange es
noch warm ist, langsam so viel Terpentinöl zu, dal's eine dickliche sahne
artige Masse erhalten wird. Da jedoch Terpentinöl auf dem Riemen
durch die Reibung schnell verdunstet, schlägt Kampe vor, zum Ver-
dünnen eine Mischung aus gleichen Theilen von gutem gereinigten Rüb-
und Terpentinöle oder Erdöl zu verwenden, zumal dadurch der Riemen
gleichzeitig etwas Nahrung bekommt und geschmeidig erhalten wird.
Es soll auch eine recht gute Friktionsschmierc erhalten werden, wenn
man ''.)'' in kleine Stücke zerschnittenes Gummi elasticum oder statt
dessen, da es viel billiger ist, 625? altes Gummi (Scheiben, Flanschen-
ringe oder Schlauch) mit '.,'^ Terpentinöl während 24 Stunden auf-
(|uellen läfst, sodann 1'/.,^ Fischthran zusetzt und durch Kochen auf-
lösen läfst, hierauf setzt man 400*= Colophoniimi, 500!^ gelbes Wachs
Ediuuiuls' Elektricitäts-Vertheilungsweise. 261
imd 500^ Rindertalg zu, erwärmt dies bis zur Lösung vorgenannter
Stoffe und läfst es dann erkalten. Den Zweck wird man wohl er-
reichen, doch ist diese Schmiere etwas theuer. Dafs es in vielen Fällen
sehr vortheilhaft ist, die kleinere Riemenscheibe, auf welcher vornehm-
lich ein Gleiten einzutreten pflegt, zu beledern, ist wohl allgemein be-
kannt.
Edmunds' Elektricitäts-Vertheiliiiigsweise.
Die für Henry Edmunds patentirte und von der Cadogan Electricily
Supply Company in London benutzte Vertheilungsweise der von einer
Centralstelle an eine Anzahl Verbrauchsstellen gelieferten Elektricität
besteht nach Jro/i vom 16. November 1888*8.434 in einer eigenthüm-
lichen Benutzung und Ladung von Speicherbatterien. An jeder Ver-
lirauchsstelle werden als sogen. Localbatterie so viele Speicherelemente
aufgestellt, als die an dieser Verbrauchsstelle gewünschte Zahl von Volt
zu liefern vermögen; diese Localbatterie ist ganz von der Hauptzuleitung
abgetrennt und aufser jedem Zusammenhange mit den Localbatterien der
anderen Verbrauchsstellen: auch ist nicht eine Ersatzbatterie von gleicher
Gröfse vorhanden, die geladen wird, während die andere arbeitet. Doch
ist zu jeder Localbatterie noch eine Ergänzungsbatterie vorhanden, die
gewöhnlich ein Drittel von ihr beträgt. Sind z. B. 48 Volt zu be-
schaffen, so werden 32 Elemente in 4 Gruppen a, 6, c und d von je
8 Zellen aufgestellt und 3 davon liefern in Hintereinanderschaltung im
Localstromkreise die 48 Volt. Während z. B. 6, c und d arbeiten, liegt
die Gruppe a im Hauptstromkreise und wird geladen; dies dauert aber
nur ganz kurze Zeit, etwa 2 Minuten, dann wird a in den Localstrom-
kreis verlegt und b in den Hauptstromkreis u. s. f., so dafs in 8 Minuten
jede Gruppe einen Zuwachs von Ladung aus dem Hauptstromkreise er-
halten hat und mit ihm in den Localstromkreis verlegt worden ist. Inner-
halb 24 Stunden hat jede Gruppe ihre volle Ladung empfangen und
die ganze Batterie ist dadurch befähigt, ihre höchste Entladung liir
8 Stunden dauernd zu liefern, wobei die Stromstärke von 70 Ampere
verbraucht wird, für welche die Gröfse der Zellen bemessen ist.
Bei diesem Verfahren bleibt im Localstromkreise eine unveränder-
liche Sjiaunung während der ganzen Zeit erhalten; die Hauptleitung
für die hochgespannte Elektricität kommt nie mit dem Localstromkreise
in Berührung, es treten daher auch keine Elektricitätsverluste zur Erde
ein; bei dieser Ladungsweise halten sich die Zellen besser und länger:
auch ist die Spannungsdifferenz zwischen dem ladenden und dem Ent-
ladungsstrome, also der Verlust, geringer, nämlich im Mittel 2,25 Volt
anstatt 2,5 Volt bei der ununterbrochenen Ladung. Bei dem nahezu
unveränderlichen Potential im Localstromkreise können auch die Lampen
mit einer höheren Leistung brennen, ohne dafs ein Verbrennen der-
•J(i2 Oilisou's Herstelliingsweise von Elektroden für Speicliprbatterien.
seihen zufolge plötzlicher Drucksteigerung zu befürchten wäre. In
der Centralstation endlicli wird eine grofse Ersparnifs erzielt, da für
eine gegebene Anzahl von Lampen bei 8 Stunden Brennzeit nur ein
Drittel der Kraft gebraucht wird, als bei unmittelbarer Vertheilung der
Elektricität. Die Anlage wird eben voll ausgenutzt, da die Ladung
volle 24 Stunden dauert, und überdies können die Leitungen dünner ge-
halten werden.
Nöthig für die Durchführung dieses Verfahrens wird aber ein Um-
.schalter, der selbsthätig zur reciiten Zeit die Uniseiialtung der Gruppen
bewirkt. Edmunds hat, zum Theil unter Mitwirkung von Albert Howard,
verschiedene Formen von Umschaltern vorgeschlagen, theils solche mit
Contacthebeln und Quecksilbercontacten, einen mit umlaufenden Bürsten-
contacten u. s. w. Die Vertauschung der Gru|)jieu a und b umfafst
folgende Schritte: Zuerst ist a im Hauptleiter und wird geladen: darauf
wird ein Widerstand i« parallel zu o iu den Hauptkreis eingeschaltet:
dann wird a aus diesem Kreise ausgeschaltet; nun wird a parallel zu
b in den Localstromkreis eingeschaltet, sodann b aus ihm ausgeschaltet
und gleich dai*auf b parallel zu w in den Hauptstromkreis eingeschaltet
und endlich iv aus diesem ausgeschaltet und h geladen.
Gibson's Herstellungsweise von Elektroden für Speicher-
batterien.
.Mil Abbildungen.
Vom 10. August 1888 ist in Oesterreich für Charles David Paige
Gibson in New York ein Verfahren zur Herstellung der Platten für
Speicherzellen ])atentirt worden, bei welchem zur Erhöhung der Wirk-
samkeit und Dauerhaftigkeit der Zellen das wirk.same Material auf eine
sichere und bleibende Weise auf die Trägerplalte oder Elektrode auf-
getraaen wird, indem es in einzelnen zusammenhangenden Massen oder
Klumpen vom Material der Trägerplatte umschlossen, dabei aber in
vollständig genügender Weise der Einwirkung der elektrolytischen
Flii.ssigkeit ausgesetzt wird.
Fig. 1 zeigt eine Elektrode oder Trägerplatte B im Aufris.se, wobei
die kleinen punktirlen Kreise b die möglichst dicht an einander liegenden
Stellen, wo wirksames Material innerhalb des Plattenmateriales einge-
bettet ist, andeuten: Fig. 2 stellt im Schnitte eine Kapsel dar, welche
zur Aufnahme .des wirk.samen Materiales bestimmt ist, und Fig. o ist
eine Schnittansicht, welche die eine Herstellungsweise der Platten er-
sichtlich macht. In Fig. 4, 5 und ti sind die Elektroden mit etwas
abweichend geformten Materialbehältern versehen, wobei das wirksame
Material in etwas anderer Weise in die l'l;ittenli(ililniumc eingeschlossen
wird.
Gibson's Herslellungsweise von Elektroden für Speicherbatterien. 263
Kig. i.
In Fig. 1 ist B die vorzugsweise aus metallischem Blei hergestellte
Platte; als wirksames Material wird gegenwärtig fast allgemein die
höchste Oxydationsstufe des Bleies (Bleisuperoxyd) benützt. Dasselbe
wird hier aber nicht blofs einfach auf die Oberfläche der Unterlags-
platte aufgetragen, oder in die in letzterer etwa vorhandenen eckigen
oder anderweitig geformten Vertiefungen eingefüllt, sondern in das Metall
der Trägerplatte in einzelnen Massen
öder Klumpen eingeschlossen. Im ersten
Falle wird es zuerst in Kapseln (Fig. 2)
eingeschlossen, die aus zwei Theilen
zusammengesetzt sind und vorzugsweise
aus dünnem Bleie erzeugt werden. Mit
Hilfe geeigneter Prefsstempel oder son-
stiger Formwerkzeuge können solche
Kapseln schnell und gleichförmig her-
gestellt werden: man füllt dann die
eigentliche Kapsel mit dem wirksamen
Materiale in der geeignet erachteten
Form und in dem entsprechenden Zu-
stande, worauf man sie mittels des
OGCOOOöOCCiOob
OOOOOOOOOOOOOOO
ooqoooQofvioopoo
o
o.pooo^ooooooooo
-oooooooooo
ooccoooooc ooopo
i OOOOOOOOOOOOOOO
OOOOOOOOOOOOOOO
( POOOOODOOOOOOOO
Auf diese
vorbereitet
Deckels verschliefst.
Weise kann eine beliebige Menge wirksamen Materiales
und dann für spätere Verwendung aufbewahrt werden.
Die Platten B (Fig. 3) werden bei b mit Löchern, senkrecht oder
geneigt zur Plattenfläche, |versehen: die Platte erhält etwas gröfsere
Dicke als sie in fertigem Zustande besitzen soll. Die gefüllten Kapseln
■werden dann auf die in Fig. 3 bei C ersichtliche Weise in die Platte
eingesetzt, und hierauf wird die Platte mechanischem Drucke ausge-
setzt, welchen man vorzugsweise auf beide Flächen zu gleicher Zeit
wirken läfst. Dadurch werden die beiden Theile der Kapseln fest mit
einander verbunden, die Dicke der Platte wird verringert, und ihre
Seitenflächen werden vollständig geebnet. Sehr gut läfst sich der ge-
eignete Druck mittels zweier i Walzen Z>, D hervorbringen, zwischen
welchen man die Platte durchgehen läfst. Dabei werden die Kapseln
zusammengedrückt, nehmen gröfseren Querschnitt an und schliefsen sich
wie bei c eng an das umgebende Plattenraetall an. Zu beiden Seiten
der Platte wird die freiliegende dünne Metallvvand der Kapsel rasch
oxydirt, wenn man die Platte in die elektrolytische Flüssigkeit einbringt
und der Einwirkung einer Dynamomaschine oder einer sonstigen Strom-
(|uelle aussetzt. Um der Batterie schneller einen hohen Grad von Wirk-
samkeit zu geben, kann man die Enden der Kapseln durchbohren, so
dafs die elektrolytische Flüssigkeit sofort mit dem wirksamen Materiale
in Berührung treten kann. Das Durchbohren kann vor oder nach dem
Einsetzen der Kapseln ausgeführt werden. Sind die Walzen D auf
ihren Mantelflächen mit vorspringenden Spitzen versehen', so bewirken
264 (Jibson's Hei'Stelluiigsweise von Elektroden für Speicherbatterien.
sie während der Herstellung der Platten auch das Durchlochen der-
selben.
In Fig. 4 ist die Platte B mit Zellen oder Vertiefuugen 6 versehen,
welche von einer Seitenfläche derselben ausgehen und mit erhabenen
Uandwülsten oder Ringen bj versehen sind. Diese Zellen b reichen
nicht vollständig durch die Platte hindurch, sondern es bleibt am Boden
t'ig. :t.
eine dünne Metallschicht b^ stehen, durch welche eine kleine Oelliiung //^
gebohrt wird. Diese Zellen werden dann mit wirksamem Materiale gefüllt
und hierauf theilweise geschlossen, wozu man den Kandwulst oder
Ring 6| nach innen umbiegt. Das kann gut mittels eines Stempels G
geschehen, welcher unten eine conische Aushöhlung c besitzt. Die
Wirkungsweise dieses Werkzeuges ist bei ff, ersichtlicli. Nach dem
Verschliefsen der Zellen wird durch einen gleichmöfsigen, mittels
Gibson's Herstellungs weise von Elektroden bei Speicherbatterien. 265
Walzen i>, D hervorgebrachten Druck die Form der Klümpchen wirk-
samen Materiales etwas verändert, wie bei b-^ ersichtlich, und die Platte
mit den in dieselbe eingeschlossenen Klümpchen wird etwas dünner
gemacht, wojaei sie gleichzeitig eine ebene Oberfläche annimmt. Da die
Randwülste 6, der Zellen b nicht genügen, um die Oeffnungen der Zellen
vollständig zu verschliefsen, bleiben in der in Fig. 4 nach oben liegenden
Plattenoberfläche kleine Oeffnungen und, wie bereits gesagt, sind ähn-
liche Oeffnungen auch auf der unteren Seite der Platte vorhanden; durch
diese Oeffnungen tritt die elektroljtische Flüssigkeit zu dem wirksamen
Materiale.
Statt der in Fig. 4 dargestellten Zellen fr, welche nicht vollständig
durch die Platte hinduvchreichen, kann man auch Oeffnungen herstellen,
welche ganz hindurchreichen und an beiden Seiten der Platte Rand-
wülste oder Ringe besitzen, wie Fig. 5 zeigt. In diesem Falle wird die
Oeflnung erst durch die Randwulst an einer Seite ganz oder nahezu
geschlossen, indem man die Randwulst nach innen umlegt, wie die
punktirteu Linien bei fr.^ andeuten; dadurch nimmt die Zelle nahezu
die Form bei 6 in Fig. 4 an. Man füllt nun die Zellen in der gleichen
Weise und macht die Platte in der bereits beschriebenen Weise fertig.
Die in Fig. 4 und 5 gezeigte Platte mit Zellen kann durch Formen
und Giefsen hergestellt werden oder durch Pressen aus einer vollen
Bleiplatte mit ebenen Seitenflächen.
In Fig. 6 ist die Platte B mit beliebig gegen die Oberfläche der
Platte geneigten conischen Einschnitten oder Oeffnungen versehen, welche
bei b im Schnitte ersichtlich sind und mittels eines entsprechenden Loch-
eisens hergestellt werden; die Spitze des Locheisens soll vorzugsweise
so weit eindringen, dafs auf der anderen Seite der Platte eine kleine
Oeffnung fr, hergestellt wird. Das Metall wird auch rings um das
Werkzeug aufgetrieben, insbesondere an der oberen Seite der Mündung,
wie bei fc.2 ersichtlich, so dafs mehr oder minder vollständige Ringe
oder Randwülste entstehen. Dann wird das wirksame Material in die
Oeffnungen eingebracht, wie bei frg, und mittels der Walzen Z>, D in da*
Metall der Platte eingeschlossen und die Platte geglättet. Durch die
kleinen Löcher frj, welche dabei offen bleiben , tritt die elektroljtische
Flüssigkeit mit den eingeschlossenen Klümpchen in Berührung.
Die Erfindung bezieht sich nicht auf die Natur des verwendeten
Materiales und die Ladeweise. Bei dem gegenwärtigen Stande der
Fabrikation ist als Material der Unterlagsplatten Blei und als wirksames
Material Bleisuperoxyd zu verstehen, doch wäre die Erfindung auch
mit anderen Materialien durchführbar.
266 Neuere Verfahren iiiid Apparaie lür ZuckiTraliriken.
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
I'atentklasse 8^) Mit Abbildungen.
Vor einiger Zeit wurde bereits tnitgetheilt, dal's ein (remenge von
Zucker und Kalk iteim Vermischen mit Wasser einen Cementmörtel
von bedeutender Festigkeit liefern soll, sowie, dafs dieses Verfahren in
Indien seit langer Zeit im Gebrauche steht (vgl. Han Key bezieh. Cornith
18H6 262 431).
Neuerdings sind nun auf Veranlassung der American Socieltj of Civil
Engineers durch Harry de ParsuiiK und H. Hubarl Porter (aus Deutsche
Töpfer- und Zieylerzeitung durch Deutsche Zuckerindustrie ^ 1888 Bd. 13
S. 1371) Versuche über den Einflufs von Zuckerzusiitzen auf die Er-
härtung Kon Cementmörtel gemacht worden, und zwar sowohl mit natür-
lichem (Roman-) als auch mit künstlichem (Portland-) Cement. Der
dabei angewandte Prüfuugsapparat war derjenige von Riekle brotherf^
die Formen und Dimensionen der Probekörjier die vom genannten
Cornith empfohlenen.
Den Cement liefs man durch ein Sieb mit 547t) Maschen auf 1 eng-
lischen Quadratzoll gehen, mittels der Kelle sorgfältig anmachen und
ohne besondere Zusammenpressung in die Form bringen, wobei sorgfältig
darauf gesehen wurde, dafs alle Probekörper unter ganz gleichen Be-
dingungen hergestellt wurden, um vergleichbare Resultate zu erhalten.
Die Probekorper blieben 24 Stunden lang der Luft ausgesetzt und wurden
alsdann in Wasser gelegt, wo sie bis zur Zerreifsung verblieben: das
Wasser wurde jeden dritten und vierten Tag erneuert und auf einer
Temperatur zwischen 15 und 210 erhalten. Die Prüfungen wurden in
drei Versuchsreihen A, B und C gemacht.
Versuchsreihe A.
Der in dieser Versuchsreihe anjjfwandte Zucker bestand in Melasse-Rück-
stünden aus einer benachbarten Ral'tinerie, deren Analyse folgende Zusammen-
setzung ergab:
Rohrzucker 49,00 Proc.
Potasche : . 10,00 ,.
Wasser. . 22,50 „
Vegetaliilische und mineralische Verunreinigungen . 18,50 „
Für jeden Probekörper wurde dem Cemente ein dem beab.sichtiglen
Zuckerzusatze entsprechendes Melassequantura und demnächst das zum An-
machen des Mörtels erforderliche Wasserquantum zugesetzt , nämlich genau
35 Proc. vom Cementgewichte. Der zur Verwendunji kommende Portland-
cement war solcher aus der Fabrik von Dyckerhoff und Söhne. Viele Probe-
körper mul'sten in Folge der Unnu)fi;liclikeit , einen constanten Zuckergehalt
in der Melasselösung zu erhalten, verworfen werden. Nur solche Probekörper
mit einem Melassegehalt von 1 Proc. wurden als zuverlässig betrachtet und
diese gaben die In nachstehender Tabelle in k für l'V angegeliencn Rruch-
festigkeiten.
1 Tag ^TiiRe 1 Worlie 2 Wocti. 1 .Mon. i Mein :i Mon 4 Moii.
Kilogramm
Reiner Portlandcemenl 5,18 11,()1 21,67 28,15 31,tU 32,3(i 33,13 35,'25
l'ortlandcement mit
1 Proc. Melasse . . 1,36 1,95 — 5,12 — Vi,9H 25,65 —
Neuere Verfahren miti Apparate für Zuckerfabriken.
267
Wenn man die Er liärtiuigsdauer in Tagen als Abscissen und die Bruchfestig-
keifszahlen in k als Ordinalen abtragt, so erhält nian nachstehendes Diagramm:
Fig. 1.
Flg. ;)
Kin lllick auf vorstehendes Diagramm (Fig. 1 ) zeigt, dafs die L'urve oes reinen
l'nrtlandceraentes anfangs stark ansteigt und weiterhin fast wagerecht verläuft,
während diejenige des mit Melasse gemischten Cementes sich zunächst wesent-
lich unterhalb jener hält und erst gegen Ende des zweiten Monats anfängt,
zu steigen. Der Verfasser ist der Ansicht, dafs, wenn die Versuche auf eine
längere Dauer erstreckt worden wären, beide Cnrven zur Durchkreuzung ge-
kommen sein wtirden , d. h. dafs die Festigkeit des mit Melasse gemischten
Cementes diejenige des reinen Cementes übertrofTen haben würde. Die in obiger
Tabelle angegebenen Zahlen sind Mittelwerthe ans je vier bis sechs Versuchen.
Versuchsreihe B.
Um den anfangs augenscheinlich naehtheiligen Einflufs der Melasse zu
vermeiden, wurde die zweite Versuchsreihe mit reinem krystallinischen Zucker
gemacht. Ein Pfund Zucker wurde in einem Pfund Wasser aufgelöst, um eine
Normallösung zu erhalten, und eine bestimmte Menge dieser letzteren wurde
dem für jeden Probekörper bestimmten Cemente zugesetzt. Bei Hei'stellung
der Probekörper wurden dieselben Bedingungen beobachtet wie bei der \ er-
suchsreihe A. Die Resultate der Versuchsreihe B sind in nachstehender Tabelle
zusammengestellt:
208 Neuen' Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
ITag
2 Tage
1 Woche
2Woch.
Kilog
1 .Mon.
r n m m
2 Mon.
3 .Mon. i Mon
Kriiier Portlandi'ement
5.18
11,61
21,67
28.15
31,64
32,36
33,13 35.25
Fortlandcemeut mit
0,125 Proc. ZucUer .
0,65
—
3,74
—
35,48
—
37,93 41,05
0,25
0,29
—
3,00
—
2ü,82
—
40,11 -
0,50
0,14
—
2.50
—
—
—
38,25 41.47
1.00
0.14
—
3,40
—
29,30
—
41,47 —
2.00
0,14
—
3,62
—
24,24
—
39,02 -
Durch grapliische
Darstellung
dieser '
Tabelle
orliält
man
vorstehendes
Diagramm, Fig. 2.
Versuchsreibe C.
Diese Versuchsreihe wurde mit Komaucemcut \on Norton in llosendale,
New York, gemacht, und zwar mit einer gleichen Zuckerlosung wie die Ver-
suchsreihe B; der einzige sonstige Unterschied bestand in dem zum Anmachen
verwandten Wasserquantum, welches hier 40 Proc. des Cementgewichtes be-
trug, anstatt 35 Proc. wie vorhin. Nachstehende Tabelle enthält die Resultate
der Versuchsreihe C:
I T:is 1 Woche 2 Woch. 1 Mon 2 Mon. ;i Mon.
K i 1 0 y r a m 111
lieiuer Romancement . 3,64 — 4,43 8.92 16,36 18.72
Romancement mit
0.125 Proc. Zucker . 1,08 1.48 1.96 5.37 17.69 '21,73
0.25 ., ., . 1,99 — — 7.18 17.22 21.88
(•.50 0.36 — — 5.51 11^19 19,16
1,00 „ ., . 0,07 _ _ ^ 0.47 13.18
Durch grapliische Darstellung dieser Tabelle erliält uiau vm-slchendes
Diagramm, Fig. 3.
Durch Vergleich der Festigkeitszahlcn der reinen Cemente und deren
Mischungen mit Zucker in den Versuchsreihen B und C. wie in den beiden
vorstehenden Tabellen zusammengestellt (bezieh, durch Vergleich der Curveii
in den beiden zu B und C gehörigen Diagrammen") erhält man ein Bild von
der Wirkung der Zuckerbeimischungen; anfangs ist die Festigkeil der mit
Zucker gemischten Cemente geringer, im weiteren Verlaufe der Erhärtung aber
gröfser als diejenige des reinen Cementes. Durch Beimischung von Melasse
wurde das Abbinden des Cementes wesentlich mehr verzögert als durch Bei-
mischung von Zucker; dieses scheint der grofsen Menge Verunreinigungen,
welche in der Melasse enthalten sind, zugeschrieben werden zu müssen und
vielleicht auch irgend einer chemischen Reaction, welche vor dem vollständigen
Abbinden stattfinden mag.
Dieselbe Verzögerung im Abbinden macht sich bei dem Romancemente
von Norton geltend, wenn man ihm gröfsere Mengen Zucker beimischl, z. B.
3 bis 4 Proc; es waren dann mindestens 48 Stunden erforderlich, ehe die
Probekörper genügend erhärtet waren, um aus den Formen herausgenommen
werden zu können. Mehrere Probekörper des A'orfcn-Cenientes mit einer Bei-
mischung von nur 2 Proc. Zucker leisteten sogar der Berührung nach 28tägigem
Verbleiben im Wasser keinen Widerstand und zcriielen in Stücke. Wenn man
dem Portlandcemente 2 Proc. und dem iVorlon-Ceminte I Proc. Zucker zusetzt,
so sind dieselben für die Pra.xis schon unbrauchbar.
Der Zucker scheint übrigens keinerlei chemische Wirkung in den Probe-
körpern auszuüben, denn es wurden mit Leichtigkeit Zuckerkrystalle auf den
Bruchllächen nachgewiesen; diese Krystalle zeigten verschiedene Grofsen und
fanden sich sowohl vereinzelt, als zu Gruppen vereinigt; am meisten fanden
sich dieselben in den kleinen, durch Luftblasen gebildeten Hohlräumen. Be-
greiflicher Weise war der Zucker in der Nähe der Obertlächen und auf den-
selben vollständig verschwunden, durch Auflösung in dem Wasser, in welchem
die Probekörper erhärteten; der meiste Zucker fand sich in den kleinen Luft-
blasen im Inneren der Probekörpcr, wo er sich ohne Zweifel wahrend des Ab-
bindens des Cementes abgelagert hatte.
Die Verfasser sind der Ansicht, dafs die Ursache der durch den Zucker-
znsatz bewirkten Erhöhung der Bindekraft der Cemente mehr mechanischer
Kunere ^'erlahreii und Apparate für Zuckerfabriken.
269.
als chemischer Katur sei, indem durch die Gegenwart des Zuckers das Ab-
binden des Cementes lediglich verzögert und so die sich vollziehenden chemi-
schen Veränderungen entsprechend begünstigt werden.
Schliefslich sei noch erwähnt, dafs zwecks möglichster Zuverlässigkeit der
Zahlen der vorstehenden Versuchsreihen alle Proben, welche den geringsten
Zweifel in BetrelT ihrer Zuverlässigkeit zuliel'sen, verworfen und in Folge dessen
nur etwa 70 Proc. der gemachten Proben für die Tabellen benutzt wurden.
Die Zuckergewinnung und der Zucherverbrauc/i
befragt nach den verschiedenen Angaben bezieh
generale des fabriques de Sucre, 20. Campagne
du Journal des fabricanls de sucre, S. 267):
I. Zuckergewinnung.
a) Rübenzucker in Tonnen
1887/88
Oesterreich-Ungarn . . 400 000
Deutschland .... 915000
Frankreich 400 000
Rufsland 430 000
Belgien 93 lX)0
Holland u. a. Länder . 60 000
Zusammen
auf der ganzen Erde
Schätzungen {Lüle
Paris; Bureau
1886/87
550000
1 024 000
483 000
472 000
91000
50 000
2 298 000
b) Rohrzucker in Tonn
Barbados 55 000
Brasilien 270 000
Cuba 625 OUO
Demerara 100 000
Egvpten 50 000
Guadelupe 50 000
Hawai 90 000
Jamaika 30 000
Java 390 000
Luisiana 140 000
Martinique 40 000
Mauritius 115 000
Natal und Mavotte . . 12 000
Ostindien .'.... 50000
Peru 40 000
Philippinen 160 000
Porto Rico 70 000
Reunion 40 000
St. Croix und kl. Antillen 45 000
Trinidad 55 000
2 670 000
50 000
250 000
625 000
130 000
45 000
52 000
90 000
25 000
360 000
90 000
40 000
106 000
12 000
50 000
40 000
150 000
80 000
35 000
45 000
60 000
Zusammen 2 427 000
2 335 000
Rübenzucker und Rohr-
zucker zusammen . 4 725 000
5 005 000
II. Verbrauch auf den Kopf in Pfunden (zu 5008).
Deutsehland .... 18,64
Oesterreich-Ungarn . . 11,08
Frankreich 22,83
Rufsland 8;64
Holland 19.94
Belgien 18,32
Dänemark 19,05
Schweden und Norwegen 17,42
Italien 7,19
Rumänien 3.86
Spanien 7,40
Portugal 9,00
England 66,57
Bulgarien 3,30
üriechenland .... 10,00
Serbien 2,94
Türkei 4,33
Schweiz 21.37
Vereinigte Staaten von
Nordamerika . . . 47,19
270 Neuere Verlaliren iiiul Appanitc für Zuckerfabriken.
III. Zuckerverb raurh in Tnnnen.
I»87 1886
England 1 179 000 .. . 1108 000
Frankreich .... «3000 . . . 425000
Deutschland .... 445 000 . . . 430000
Oesterreich-Üngarn . '^50 000 . . . '245 000
Rui'sland 360 000 .. . 344 000
Italien 100 000 . . . 1)7 500
Spanien 50 000 . . . 49 000
Türkei 45 000 . . . 42 500
Belgien 4t; 000 . . . 45 IKX)
Holland 45 000 . . . 44 000
Schweden u. Norwegen 44 000 . . . 42 000
Schweiz 40 000 .. . 40 000
Dänemark .... 36000 . . . 35 OOO
Portugal 16 000 . . . 15 500
Rumänien 13 0t)0 . . . 12 500
Griechenland .... 9000 . . . 10 000
Serbien 4 000 ... 3 500
Montenegro .... 1 0(M) ... 1 000
Vereinigte Staaten von
Nordamerika . . . 1 397 000 ... 1 389 000
Zusammen 4 503 000 4 376 500
Von QuaHlidff ist eine eigenthüinliche Form der Kalisalze ver.'iuciis-
weise und vielfach mit Erfolg ztir Düngung auch besonders bei Zucker-
rüben in Anwendung gebracht worden (^Deutsche landtcirthsc/iafllk/ie Presse^
1887 Bd. 15 Nr. 31 und 1888 Bd. 16 Nr. 28). Der Verfasser hält dafür,
dafs die Düngerwirkung des Kalis in den unorgani.schen Salzen erst
durch Vergypsung der Schwefelsäure entwickelt werde. Von den drei
Verfahren, die er zur Erreichung dieses Zieles gewählt hat, scheint die
vollständigste Vergy])sung mit Kalkmilch erreicht zu werden; diese
Kalkmilch erhält man, wenn man gebrannten Kalk löscht und so viel
Wasser zugibt, bis sich eine flüssige Masse bildet, womit das „Kali"
gehörig durchgefeuchtet werden kann. Zur Anfertigung kleinerer Meugeu
zu Versuchen würde man das „Kali''' vor dein Ausstreuen entweder in
erhitzter Luft abtrocknen oder mit einer staubtrockenen Substanz mischen
und streubar machen ; hierin liegt bis jetzt die einzige Schwierigkeit
zur Anfertigung gröfserer Mengen. Bei Selbstanfertigung des „Kali"''
ist zu beachten, dafs auf 100 Th. der mit dem Kali verbundenen
Schwefelsäure 25 Th. Kalkhydrat in der erwähnten Weise verwendet
werden müssen.
Es sollen auch andere Kalisalze so behandelt werden; im Allge-
meinen lindet durch den Kalkzusatz ein Aiifschtiefsen der Kalisalze statt,
in Folge dessen ganz vorzügliche Erfolge erzielt worden sind, und zwar
bei Kuben Mehrerträge bis zu 65 Proc, unter Anwendung des neuen
l'roducles aus ChlurkaUum.
Es sind wohl zimi ersten Male greifbare günstige Wirkungen durch
die Kalisalze bei Hüben erreicht worden, und es wird gewifs zu empfehlen
sein, die Versuche in dieser Hichlung fortzusetzen.
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. 271
Aus Versuchen über deu Erfolg der Anwendung von Eisenvitriol
als ßeidiinger zu Zvckerrüben zog Marguerite-Delacharlonnay (Siicrerie
indigene, Bd. 31 Nr. 22 S. .571) folgende Schlüsse:
1 ) Es können durch Anwendung von Eisenvitriol beim Rübenbaue Vor-
theile erzielt werden; die Erntevermehrung hat zwischen 5 und 30 Proc. je
nach den Umständen betragen.
1) Die Anwendung hat in einer der Auflösung ähnlichen Form, d. h. nach
Regen oder bei feuchtem Boden zu geschehen.
31 Nimmt man eine Auflösung, so sind 65^ auf das Hectar genügend,
beim Ausstreuen des trockenen Pulvers aber nicht. Je nach Beschaffenheit
des Bodens sollen 100 bis 300k, ohne Schaden auch mehr, ausgestreut werden.
4) Die Erntevermehrung betrifft auch den Trocken- wie den Zuckergehalt
der Rüben.
a) Neben dem Eisenvitriol sind die übrigen chemischen Dünger, nament-
lich auch zur Bewirkung guten Aufganges, in Anwendung zu bringen.
6") Der Eisenvitriol soll erst nach dem Verziehen, und zwar als Gemisch
mit dem 5fachen oder 10 fachen Gewichte Erde oder Sand ausgestreut werden.
Nach neueren Untersuchungen von A. Berzfeld (Zeitschrift des Ver-
eins für Rübcnzuckerindustrie^ Bd. 38 S. 1040), sowie von Bönig und Jesser
{Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften^ Bd. 47 Abth. IIb,
Juni 1888. Der Akademie vorgelegt am 14. Juni 1888. Auch Zeit-
schrift des Vereins für Riibenzuckerindustrie^ Bd. 38 S. 1037) ist nunmehr
das Drehungsvermöyen der Lävulose (des linksdrehendeu Fruchtzuckers)
festgestellt und mittels der unschwer zu erhaltenden reinen krystallisirten
Substanz gegen die früheren Angaben berichtigt worden. Dadurch ist
auch die Unsicherheit über die Zusammensetzung des Invertzuckers be-
seitigt. Die aus den bezeichneten Untersuchungen sich ergebenden
Schlüsse werden von Honig und Jesser folgendermafsen aufgestellt:
1~) Lävulose kann sowohl im Wasser freien als auch im Wasser haltigen
Zustande leicht krystallisirt erhalten werden. Der letzteren kommt die Zu-
sammensetzung 2(CgH,.20j) + H2O zu.
2) Das specilische Drehungsvermögen der Wasser freien Lävulose beträgt
bei 20" — 113,963 und ändert sich in wässerigen Lösungen sowohl mit der
Concentration als auch der Temperatur. Die Abhängigkeit des optischen Ab-
lenkungsvermögens von dem Procentgehalte an Lösungsmittel wird bei ( = 200
durch die Gleichung ia)^^ = — 113,9635 + 0,258319, jene von der Temperatur
durch («)^ = — o -t- 0,67142 ( ausgedrückt.
3) Das Reductionsvermögen des Fruchtzuckers gegen alkalische Kupfer-
lösung ist für alle Concentrationen bis zu 1 Proc. bei einer Kochdauer von
zwei Minuten kleiner als das der Dextrose, und die reducirte Kupfer-
menge (v) wird aus der angewendeten Zuckermenge (x) durch die Gleichung
u = — 5,372 + 1,91856 x — 0,0007605x2 gefunden.
4) Das specifische Gewicht der Wasser freien Lävulose ist bei 17,50
= 1.6691.
5) Der Invertzucker besteht aus gleichen Theilen Wasser freier Lävulose
und Dextrose.
J. Bock in Breslau besprach die Erscheinungen der KryslaUisation
(Zeilschrift des Verei?is für Hühenzuckerindustrie^ 1888 Bd. 38 S. 965, mit
3 Tafeln Abbildungen), wie sie bei Füllmassen verschiedener Art mit
Thermometer und Mikroskop zu verfolgen sind, und zeigte, dal's die
übliche Art, wie die Krystalibilduns sich selbst überlassen zu werden
272 Neuere Verfahren iiiul Apparate l'iir Zucl<erral)riken.
))llegl, weder den nalürlictien Vorgängen, nocli dem beabsichtigten
Zwecke entspricht. Bisher ist die mikroskopisciie Beobachtung noch
sehr wenig zur Erkennung und Regehing dieser Vorgänge in Anwen-
dung gekommen, und der Verfasser theilt eine Anzahl interessanter
Zeichnungen mikroskopischer Füllmassenbilder mit, deren Deutung zeigt,
wie man auf diesem Wege, den er weiter zu verfolgen verspricht, zu
klarerer Erkenutnifs und zur Beherrschung der Krvstallisationsvorgänge
wird gelangen können (vgl. ßock^ 1888 270 271).
E. Bauer hat die Wirkung der Knochenkohle untersucht, wie sieh
dieselbe iiufsert, wenn Zuckerlösungen behufs Untersuchung im Pnluri-
sationsinslrumente durch Knochenkohle entfärbt werden {Zeitschrift für
angewandte Chemie^ 1888 Heft 13 S. 385). Die bisher über den Gegen-
.-itand vorhandenen Angaben sind nur lückenhaft und erheischen nach
verschiedenen Seiten Aufklärung, weshalb der Verfasser zunächst die
Absorption von Zucker bestimmt hat, wie sich dieselbe unter ver-
.schiedenen Umständen herausstellt. Bekanntlich wird dadurch eine
Berichtigung der Polarisation nothwendig, welche aber wegen der
Verschiedenheit dieser Absorption immer zu Uugenauigkeiten Veran-
lassung gibt.
Der Verfasser prüfte das Absorptionsvermögen einer bestimmten,
etwas saueren, sowie einer völlig neutralen Kohle für reinen Zucker,
den Einflufs des Salzgehaltes auf die Absorption, den der Zeitdauer,
den der sauren Reaction der Lösung, dann die Aiisorption bei Üsmose-
wassern, Melasselösungen u. s. w. und gelangte vorläufig zu folgenden
Schlüssen:
Die procenluale Absorption des Zuckers nimmt, wie Walberg schon beob-
achtete, mit der Concentration ab.
Die Form der Knochenkolile beeinflulst die Wirkunij, ebenso wie mecha-
nische Bewegung.
Der Salzgehalt der Melasse bewirkt keine Verminderung der Absorption.
In Verhältnissen, wie sie den bei der Untersuchung von Nacliproducten
angewendeten entsprechen, ist die Absorption in 20 Minuten beendet. In den
ersten Minuten ist die Wirkung naturgemäfs am stärksten, nimmt jedoch all-
mählicli ab.
Eine Inversion des Zuckers findet dabei nicht oder doch nur höchst un-
bedeutend statt, und hat dieselbe auf die Abnahme der Polarisation keinen
Einfluls.
In salzsaurer Lösung findet unbeschadet der Absorption des Farbstoffes
eine verhältnifsmäfsig ganz unbedeutende Aufnahme von Zucker statt. Es ist
diese Erscheinung nicht etwa auf die Charakterverscliiedenheit des Invert-
zuckers zurückzuführen, sondern wahrscheinlich auf die Eigenschaft der Säure,
von den Igoren leichter aufgenommen zu werden, und Folge dessen die Auf-
nahme de.s Zuckers zu verhindern. Die gleiche Eigensohah der nicht inver-
tirenden Essigsäure bekräftigt diese Ansicht.
Eine Gloichniälsigkeit der Absorption bei verschiedenen Producten ist
nicht wahrnehmbar. In reiner Zuckorlösung wird mehr absorbirt als in Melasse,
da wieder mehr als in Osmosewasser.
Ein constanter Factor läfst sich auch bei sorgfältiger Einhaltung derselben
Bedingungen nicht in Anwendung bringen.
Die Eigenschaft der Essigsäure, die Absorption des Zuckers, jedoch niclii
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. 273
jene der Farbstoffe zu verhindern, kann benutzt werden, um den, durch die
für Farbenapparate oft nicht zu umgehende Anwendung der Knochenkohle
entstehenden Fehler auszugleichen.
Die Untersuchung von Traubenzucker haliigen Nahrungsmitteln bietet
deshalb gewisse Schwierigkeiten, weil stets Handels-Traubenzucker,
also solcher mit einem namhaften Dextringelmlte^ als Zusatz verwendet
wird. Die Untersuchung hat somit immer die Gegenwart von Dextrin
in Betracht zu ziehen.
Die Bestimmung des Rohrzuckers neben Dextrin geschieht nach
der Inversion mittels Kupferlösung, und zwar ohne besondere Schwierig-
keit, wenn man die Inversion in der richtigen Weise, nämlich so aus-
führt, dafs nicht etwa ein Theil des Dextrins durch die Säure in
reducireuden Zucker übergeführt wird und das Ergebnifs fälscht.
Die Bestimmung des Dextrins geschieht mittels Fehling' scher Lösung
nach der Umwandelung in Glj'cose mittels Verzuckerung durch Säure.
Diese kann entweder in der zugeschmolzenen Röhre oder im Wasser-
bade bei 100" vorgenommen werden. Ersteres ist bei Untersuchung
vieler Proben umständlich, letzteres wird allgemein mit gutem Erfolge
dann angewandt, wenn die Flüssigkeiten weder krystallisirbaren noch
Invertzucker enthalten. Nicht sicher ist man in dem jetzt so häufigen
Falle, wo die Flüssigkeiten krystallisirbaren, reducirenden Zucker und
Dextrin zugleich enthalten. Denn es kann dann leicht bei der Ver-
zuckerung des Dextrins ein Theil des reducirenden Zuckers verschwinden,
da bekanntlich beim Erhitzen mit Schwefel- oder Salzsäure die Rohr-
zuckerlösungen erst invertiren und dann unter Bildung von Säuren und
braunen Ulmin ähnlichen Stoffen zersetzt werden.
W. Bishop (Riche's Laboratorium im französischen Ministerium für
Handel und Gewerbe) hat sich daher die Frage vorgelegt, welches unter
diesen Umständen die beste Arbeitsweise sei, um
1) den Rohrzucker neben Dextrin zu invertiren,
2) das Dextrin neben Rohrzucker oder vielmehr neben Invertzucker
zu verzuckern.
Zu diesem Zwecke ist zunächst die Wirkung der Säuren bei der
zum Verzuckern des Dextrins nöthigen Temperatur von 95 bis 1000 auf
Rohrzucker, Dextrin und Traubenzucker (Glycose, Dextrose) untersucht
worden.
Die Bestimmungsmethode, welche sich aus diesen Untersuchimgen
ergab, hat Bishop in einer ausführlichen Abhandlung niedergelegt, auf
welche hier nur verwiesen werden kann {Zeitschrift des Vereins für
Riibenzuckerindustrie ^ Bd. 38 S. 1054, nach Bulletin de r Association des
Chimistes^ Bd. 5 Nr. 18 S. 647). Von den nach dieser Methode unter-
suchten verschiedenen Verbrauchsstoffen werden folgende Zahlen als
Ergebnisse der Prüfung angeführt:
DinRler's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 6. 1889(1 18
274
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
+ + + + +
+ + + I
+ + +
c w 00 ^3 <i
tf^ CJl Oi tf^^
^^ -^ ^3
(O t-k W
«o K^ c c»
w 1— —
Ursprüngliche
Ablenkung
Ablenkung nnch
der Inversion,
auf ursprüng-
liche Concen-
tralion
Ablenkung
n;ich der
Verzuckerung.
Jfte'ebenso _^
Ursprünglich
vornnndener
reducirender
Zucker
Proc.
Reducirender
Zucker n.icli
der Inversion
Proc.
Reducirender
Zucker nnch der
Verzuckerung
Proc.
E Cß i^ s; r" O
O 05 O 05 *- o
^^ O CJT t>5 ^O CO to
' ' iu ' ' 05 05 »O C t M
I 1 I I I l-oÜ I I I
M + I I M + + + +
h^bStJl CD «O
00tJ05O5tDO5biiOHiOTCO
O O O O =--c„-io1o 00 Ol °
+ + + +
I I I M I I ^^^^
CB<D _ W CO N5
U< Oi C Ol C fO 00
1 M-£
1-^ ►(^ n:> CO
ö: Ol ^ H-^
I I I I I I I I I I I
M ^" I 1 I I E
^ CXJ -^ ZJt
C OC 05 C
Trockensubstiinz
im Liter
Ursprünsliche
Ablenkung
Ablenkung nach deri
Inversion, auf ur-
sprüngliche Con-
centration
Ablenkung nach
Verzuckerung
(ebenso)
Ursprüngliche Menge
educirender Zucker^
im Liter
Reducirender Zucker]
nnch der ln\ersion
im Liier
Reducirender Zucker
nach der Verzucke
ung im Liter
Dextrin im Liter
>'eiiei'e Vert'aliren und Apparate für Zuckerlabrikeii. 275
Kach Miüheilungen in dem Joiirniil des fabricants de sucre^ Bd. 29
Nr. 40, und in Sucrerie belge^ Bd. 17 Nr. 4 vom 15. Oktober 1888 S. 62,
ist in Vonopringo, Java, in der letzten Campagne wieder mit bestem
Erfolge das Diffusionsverfahren auf die Verarbeitung des Zuckerrohres an-
gewandt worden. Die Einrichtung war von der Gesellschaft Fives-Lille
geliefert und hat in jeder Hinsicht den Zweck erfüllt. Es ist in der Weise
gearbeitet worden, dafs der Kalk in die Diffusionagefäfse gegeben wurde,
und der Saft dann ohne jede weitere Behandlung, ohne Filtration und
ohne Schlammstation unmittelbar zur Verdampfung im Vierkörper und
dann ins Vacuuni gelangte. Alle übrigen Arbeiten, Scheidung, Satu-
ration, Entsaftung des Schlammes sind weggefallen. Die entzückerten
Rohrschnitzel werden mit den alten Kohrpressen ausgeprefst und dann
in der dafür besonders eingerichteten Godillofschea Kesselfeuerung ver-
brannt. Aufser getrockneten Rohrblättern wird bei regelmäfsigem Gange
ein anderes Feuermaterial in der Fabrik nicht mehr benutzt.
Die Arbeit wird als ein grofser Fortschritt in der Rohrzuckerge-
winnung bezeichnet; aufser der vollständigen Entsaftuug des Rohres
wird die Reinigung des Saftes in der Batterie selbst erhalten und so
die einfachste Arbeit und grofse Kostenersparnifs erzielt, auch jede sonst
so lästige Veränderung der Säfte verhindert. Die Benutzung der Rück-
stände zu Dampferzeugung hat eine der bisherigen Hauptschwierigkeiten
vollkommen beseitigt.
Hier folgen, nach dem Indische Mercur vom (5. Oktober 1888, einige
Durchschnittsangaben nach den Aufzeichnungen im Laboratorium von
Vonopringo :
29. Juli 12. August
Zahl der Diffusionscylinder: 22 Stück
(Inhalt 1700k) 155 . . 170
Rohranalyse.
Zellstoir 11,7 . . 12,5
Saft 88,3 . . 87,5
R o li r s a f t.
Proc. ßrix 18,6 . . 17,1
Rohrzucker 16,83 . . 14,61
Reinheit 90,48 . . 85,43
Glycose 0,70 . . 1,11
Diff usionssaft.
Proc. Brix 14,7 . . 13.5
Rohrzucker 13,31 . . 11^71
Reinlieit 90,54 . . 86,74
Glycose 0,42 . . 0,64
Zucker in den Rückständen .... 0,30 . . 0,56
Zucker im Abflulswasser 0,08 . . 0,12
Verdünnung 28,3 Proc. 27,2 Proc.
Reinheit des Dicksaftes 90,34 . . 87,49
Reinheit der Füllmasse 90,82 . . 87.83
Rohrzucker in Füllmasse 85,56 . . 82,74
Glycose „ „ 2,82 . . 3,06
Die Rübenzuckergewinnung auf der Insel Yesso^ Japan (Scheibler' s Neue
Zeitschrift für Hübemuckerindustrie ^ Bd. 21 S. 33, nach dem Deutschen
276 Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
Handelsarchiv, 1888 S. 487). Das Betriebsjahr 1887;88 der Zuckerfabrik
zu Mombetsu hat gep:en die beiden Vorjahre etwas günstigere Resultate
ergeben. Nach Be.schalTung einer Osmoseanlage wurde das Melasse-
Kntzuekerungsverfahren zur Anwendung gebracht und dadurch der Be-
trieb der an und für sich kleinen Fabrik so weit gebessert, dafs aus
den verarbeiteten Rüben 6,77 Proc. Zucker gewonnen werden konnten.
Der Aufschwung in (|ualitativer Hinsicht ist trotzdem nur ein geringer,
wie ein Vergleich mit dem Ergebnisse der früheren Jahre zeigt. Es
wurden bei ungefähr gleicher Rübenmenge an Zucker gewonnen:
In den Jahren 1884/85 1885/86 188(5/87 1887/88
Proc. Proc. Proc. Proc.
1. Product 5,04 . . 4,02) r ■ ■ 4,38
2. und 3. Product . . . 2,26 . . 1,15$ • • "^ . . 1,18
Osraosezucker — .. — .. — .. 1,21
Zusammen 7,30 5^7 5 6,77
In quantitativer Beziehung sind die Ergebnisse des letzten Betriebs-
jahres noch immer ziemlich unbefriedigend, indem nur 3837047'» Rüben,
gegen 39000001^ im Vorjahre zur Verarbeitung gelangten, aus denen
260124'^ Zucker gewonnen wurden.
Schuld an der geringen Ruhenernte ist in erster Linie der Umstand,
dal's die Felder sich in deil Händen einer zu grofsen Anzahl kleiner
Bauern befinden, denen es an Verstandnifs und den nöthigen Mitteln zu
einer rationellen Bewirthschaftung fehlt. Die einzelnen Anbauflächen
sind vielfach nur i;„i'i' grofs und überschreiten nie den Umfang von 2'''.
Hierzu kommt als ein weiterer Uebelstand der Mangel an geeignetem
Dünger. Die Regierung hat in jüngster Zeit dadurch Abhilfe zu schaffen
gesucht, dafs sie 100 Stück Kühe angekauft und den lietheiligten Rühen-
bauern unentgeltlich geliehen hat.
Trotz der geringen Erträge hat die Fabrik in Folge Einschränkung
der Verwaltungsausgaben doch noch einen kleinen Reingewinn erzielt.
Inzwischen sind in der Umgegend von Sa|)|)oro, der neugegründeten
Hauptstadt Yessos, die Versuche mit dem Anhaue der Zuckerrübe fort-
gesetzt worden. Der Boden soll daselbst für den Rübenbau erheblich
günstiger sein als in Mombetsu. Proben der dort gezogenen Rüben
sind in der Fabrik zu Mombetsu auf ihren Zuckergehalt untersucht,
und es ist dabei trotz der ungewöhnlichen Grölse der Früchte ein
Zuckergehalt bis zu 12'(2 Pi'oc. festgestellt worden: man hofft, dafs sich
aus denselben 8 bis 9 Proc. Zucker gewinnen lassen wird. Nach diesem
befriedigenden Ausfalle der angestellten Versuche hat sich eine Actien-
gesellschaft zum Betriebe einer Zuckerfabrik in Sapporo gebildet: die-
selbe hat gleichzeitig die Bewirthschaftung sämnitliclier erforderlichen
Rübenfelder in die Hand genommen. Die Jajiimische Regierung hat
einen grofsen Theil der Actien übernommen und zwei deutsche Land-
wirthe, welche im Februar 1888 hier eingetroffen sind, mit der Leitung
der Rübencultur betraut.
Neuere Vertahron und Apparate l'iir Zuckerfabriken. 277
Mit dem Baue der Fabrik, welche 4000 Centner täglich verarbeiten
soll, wird demnächst begonnen werden.
Gefährdung deg Javanischen Zuckerbaues durch die Serehkraiikheil
{^Scheibkr's Neue Zeitschrift für ftübenzuckerindustrie^ Bd. 21 S. 33 , nach
dem Deutschen Handelsarchiv, 1888 S. 493). Bereits in früheren Mit-
theiluugen ist auf die Zerstörungen hingewiesen worden, denen die
Zuckerrohrpflanzungen in einigen Theilen Javas durch das Umsichgreifen
der Serehkrankheit ausgesetzt sind. In neuerer Zeit haben sich die
Klagen über das Auftreten der Krankheit vermehrt, und ihre verderb-
lichen Folgen machen sich bereits in dem Mafse bemerklich, dafs für
die diesjährige Zuckerrohrernte ein Minderertrag als unvermeidlich an-
gesehen wird.
Eine vor Kurzem zu Samarang abgehaltene Versammlung der Inter-
essenten, an welcher aufser den Delegirten Javanischer Zuckerpflanzer-
Vereine und solcher der Handelskammern auch ein Vertreter der Regie-
rung theilnahm, führte zu eingehenden Erörterungen über das Wesen
der Serehkrankheit und die ütlittel, wie der weiteren Ausdehnung der-
selben mit Erfolg zu begegnen sei.
Als ein Erfahrungssatz wurde einstimmig anerkannt, dafs aus
krankem Zuckerrohre genommene Stecklinge wieder krankes Rohr
liefern und dafs sich mit Stecklingen aus nicht verseuchten Gegenden
wenigstens in der Ernte ein gutes Gewächs erzielen lasse. In der
zweiten und dritten Generation zeigt sich freilich wieder die Sereh-
krankheit.
Die Versammlung wählte schliefslich behufs gemeinsamer Abwehr
des Uebels ein Comite, welches alle einschlägigen Fragen prüfen und
weitere Vorschläge machen soll. Wie allgemein das Interesse an der
Bekämpfung der Krankheit ist, ergibt sich daraus, dafs nicht nur die
Pflanzer, sondern auch verschiedene Bankinstitute dem Comite ihre
wirksame Unterstützung und tinanzielle Beihilfe zugesichert haben.
Von den beiden grofsen Gesellschaften, welche die Gewinnung des
Strontianites früher betrieben, hat die eine, welche die Reichardt mjht-'n
Gruben in Drensteinfurt ausbeutete, den Betrieb ganz, die andere, die
Sirontianit-Actiengesellschaft in Ahlen, zum gröfsten Theile eingestellt.
Der Bericht der letzteren beklagt die andauernd ungünstigen Verhält-
nisse, welche die Entwickeluug der Melasseeutzuckerung nicht habe
aufkommen lassen und die Gesellschaft zu einer nochmaligen Ein-
schränkung des Betriebes gezwungen habe. Ihre Gesammtproduction
belief sich im Geschäftsjahre 1887 auf 56090 Centner Erz, von denen
35 729 Centner zum Preise von 733958 M. (20 M. 53 Pf. für 1 Centner,
immer noch 32 Pf. mehr als im Jahre zuvor) verkauft wurden. Die
Aufuahme vom 1. Juli hat einen Bestand von 76600 Centner Rein-
erz und 230500 Centner Haufwerk ergeben; der Durchschnittsgehalt
des letzteren ist 14,71 Proc, der Bestand ist also sehr beträchtlich
27!^ lieber Fortschritte in der Spiritiisfabrilialiuu.
iiod hat, wie die oben mitgetheilten Zahlen erweisen, im vergangenen
Jahre zugeuommen. Die Streitfragen mit den Zuckerfabriken, die seit
längerer Zeit scliwebten, haben durcli einen Vergleieli, in welchem sich
die Gesellschaft zu einem Preisnachlasse von 4 M. der Centner Strou-
tianit verstand, ihren Abschlufs gefunden, und die Gesellschaft sah sich
veranlafst, noch zwei Schächte mehr in Betrieb zu setzen: da aber
schon der vorhandene Bestand an Reinerz ausreicht, um zwei Jahre
lang die contractlichen Abnehmer befriedigen zu können , so ist nicht
ersichtlich, dafs durch die Vermehrung der Production die Verhältnisse
des Marktes gebessert werden könnten. — An den meisten anderen
Fundorten, insbesondere auch in Drensteinfurt, ist die Gewinnung von
Strontianit durch kleinere Unternehmer, welche zum Theile früher Be-
amte der grofsen Gesellschaften waren, sowie durch einzelne Bergarbeiter
fortgesetzt worden. Die Betriebe derselben sind sehr einfach. Bis auf
eines sind sie sämmtlich oberirdisch und bestehen aus Tagebauen von
je 3 bis 5"' Tiefe und 5 bis 10, auch wohl 1.^"' Länge. Ist ein
Tagebau ausgebeutet, was in 1 bis 2 Monaten geschieht, so wird die
Grube wieder eingeebnet und ein neuer Bau angelegt. Die bergmännische
Gewinnung ist wegen der Wasserzuflüsse, deren Bewältigung gröfsere
Pumpen mit Maschinenbetrieb erfordert , zu kostsjjielig. Durch die
kleineren Unternehmer sind im Ganzen etwa 13000 Centner gewonnen
worden, von diesen sind etwa 2000 bis 3000 Centuer nach chemischen
Fabriken gegangen, während der gröfsere Rest von der Zuekerraftinerie
verbraucht worden ist. In der ganzen westfälischen Strontianitgewin-
nung wurden im J. 1887 nur etwa 300 Arbeiter beschäftigt. (Aus dem
Berichte der Handelskammer zu Münster für das Jahr 1887^ durch Deuttche
Ziiclier Industrie^ Bd. 13 S. 1342.^ Stammer.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
(I^atentltlasse 17, Fdrisetzuii!; des Herichlos li<l. ■Hii) ^. iti.)
I. Rohmaterialien und Malz.
Unlersuchungen i'iher mehlige und glasige Gerste liat W. Johannsen in
Koi)enhagen ausgeführt [Iliedermanns Cenlrallilalt für Agriculturchemie,
Bd. 17 S. 551). Die Untersuchungen bestätigten die schon im J. 1870
von Pelri und später von Grönland gemachte Beobachtung, dafs glasige
Gerstenkörner durch Aufweichen in Wasser mehlig werden können,
führte aber weiter zu dem interessanten Resultate, dafs auch diese
Fähigkeit einer Gerste, durch Befeuchten mehlig zu werden, im engsten
Zusammenhange steht mit ihrem SticksloH'gehalte, derart, dafs je ärmer
an Stickstoff, um so mehliger die Gerste gemacht werden kann. cDaf«
die (Qualität der Gerste fiir Brauereizwecke mit dem Stickstotlgehalte
Ueber Fortschritte in der Spiritusiabrikation. 279
zusammenhängt, und dafs der Stickstoffgehalt ein sehr beachtenswerthes
Merkmal für die Beschaffenheit der Gerste abgibt, ist bekanntlich durch
die während vier Jahren in der Provinz Sachsen unter der Leitung
Maercker's ausgeführten Gersteuanbauversuche erwiesen. D. Ref.) Aus
den Versuchen ergab sich ferner ein Einflufs der Zeit der Aussaat auf
den Stickstotfgehalt, indem die frühe Aussaat die relativ stickstoflfarmste,
die späte Aussaat die relativ stickstoiFreichste Gerste lieferte.
Ueber Cultur und Verarbeitung von Topinambur zur Spiritusfabrikation
berichten F. Schinner in Neuhaus, Leon Andrieux in Chicago und J. Jean
Peyrussun in Lille in der Allgemeinen Zeilschrift für Spiritus- und Prefs-
hefe Industrie, Bd. 9 S. 212 und 235.
Auf einen neuen Schädling an Kartoffeln macht L. Just im Wochen-
lilalte des landunrthschaftlichen Vereines Hessen, 1887 S. 283, aufmerksam.
Es ist die Larve eines Schnellkäfers (Corymbites aeneus L.); dieselbe
bohrt die jungen Knollen und auch die Stengel an, wodi^rch besonders
die Knollen vollständig werthlois werden. Auch auf anderen Pflanzen,
z. B. Tabak, Hoi)fen, kommt diese Larve vor. Dieselbe ist dem Draht-
wurme einigermafsen ähnlich und mit diesem auch öfter verwechselt
worden; ihre Farbe ist gelb, sie besitzt eine harte, ziemlich feste Haut,
die Gröfse ist verschieden, bis zu 3<='» Länge. Ueber einen anderen
Kartoffelschädling berichtet Gannersdorfer in Mödling im Oesterreichischen
landwirthschaftlichen Wochenblatte. Verfasser hat den Kleekugelkäfer
(Epilachna globosa) auch auf Kartofieln beobachtet. Er läfst es dahin
gestellt, ob es ein zufälliges Befallen gewesen ist; bei der Bedeutung,
welche das neue Auftreten eines Feindes jedoch hat, ist jede Beob-
achtung zu berücksichtigen.
Ueber die Wirksamkeit des Hafermalzes berichtet Sigmund Kaczander in
der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 113. Die Erfahrungen der
Pra.vis mit Hafermalz, welches besonders früher in Oesterreich wegen
seiner Wirkung, ,die Gährung zu forciren, die ausgedehnteste Anwen-
dung fand, weichen ab von den Resultaten, zu denen Morawski und
Glaeser (vgl. 1888 269 276) bei ihren Untersuchungen über die W^irk-
samkeit verschiedener Malzarten gelangten. Dies veranlafst den Ver-
fasser zur Mittheilung von Beobachtungen, welche er in einer süd-
ungarischen Brennerei zu machen Gelegenheit hatte. Es wurden dort
im grofsen Mafsstabe sehr exacte, vergleichende Versuche ausgeführt,
welche für das Hafermalz ein sehr günstiges Resultat ergaben. So
wurden z.B. erhalten:
Literprocente Alkohol
Gerstenmalz allelD '(^Gersten-, '/jHafermalz
Für Ik Getreide 35,33 .... 35,38
Für Ik eingemaischter Stärke . 57,78 .... 58,10
Die Bottiche mit Hafermalz zeigten durchgängig eine um 0,2" bessere
Vergährung. Der Spirilusertrag war bei reinem Hafermalze, obgleich
hier für 1 Bottich 10'> Stärke weniger eingemaischt waren als bei der
280 Ueber Fortschritte in der SpiriHiHl'abrilialiuii.
Gerste, nicht nur nicht geringer, sondern sogar etwas hoher, woraus
hervorgeht, dafs das Hafermalz eine vorzügliche Wirkung auf die Gäh-
rung ausgeübt hat. Aus diesen Versuchen ist aber auch der Schlufs
gerechtfertigt, dafs die Zucker bildende Kraft des Hafermalzes derjenigen
des Gerstenmalzes nicht nachsteht. Diese günstigen Beobachtungen hat
man nicht allein in Maisbrennereien, sondern auch da, wo grörstenlheils
Kartofl'eln in Verbindung mit wenig Mais verarbeitet werden, gemacht.
Das ungünstige Resultat, welches für Hafernialz sich bei den Versuchen
von Morawski und Glaeser ergab, ist vielleicht in einer zu kurzen Dauer
der Versuche, bei welchen eine Nachwirkung der Diastase nicht mehr
hervortreten konnte, zu suchen. Der Verfasser prüfte in drei Versuchs-
reihen den Einflufs einer längeren Zuckerbildungsdauer auf den Ver-
lauf der Maltosebildung und erhielt hierbei z. B. folgende Zahlen:
Nach 15 Minuten . . . 11,50 Proc. Maltose
„ 1/2 Stunde . . . 12,20 „
,, IV2 .. ■ ■ ■ 12,51 .,
„ 2"2 -, • • • 12,96 „
„ 31/2 „ ... 13,05 „
Der Maltosezuwachs betrug also in der ersten halben Stunde U,70,
nach l'lj Stunden 1,01, nach 2'2 Stunden 1,46 und nach 3''.^ Stunden
1,55 Proc. Ganz ähnliche Resultate ergaben die beiden anderen Ver-
suchsreihen. Wenn also auch durch kürzere Dauer der Zuckerbilduug
und raschere Abkühlung auf die Gährungstemperatur eine niiuder^ener-
gische Maltoseverbiudung hervorgerufen wird, so wird doch durch die
niedrigere Temperatur die Wirkung der Diastase immer^nur verlang-
samt, nicht aber aufgehoben, so dafs die Nachwirkung während der
ganzen Gährzeit noch stattfinden kann. Verfasser ist^nun der Ansicht,
dafs die Diastase des Hafermalzes vielleicht zu Beginn ,der Zuckcrbil-
dung etwas weniger energisch wirkt als die des Gerstenmalzes, dafs
das Hafermalz aber gegen die in der Praxis nothwendige hohe Zucker-
bildungstemperatur von 62,5 bis 64" widerstandsfähiger und dadurch in
hohem Grade befähigt ist, die nachwirkende Kraft bei der Gährung
zur Geltung zu bringen. Diese Annahme würde die gunstigen Beob-
achtungen der Praxis erklären. Verfasser führt noch verschiedene
andere Punkte an, durch welche das Hafermalz sich vortheilhaft vcir
dem Gerstenmalze auszeichnete, so vor allem die einfachere Behand-
lung auf der Malztenne, die viel seltener bei Hafer vorkommende
Schimmelbildung, welche Eigenschaften besonders im Sommer von
hohem Werthe sind und selbst in der heifsesteu Zeit aus Hafer ein voll-
kommen gesundes, schimmelfreies Malz zu gewinnen ohne Schwierigkeiten
gestatten. Der in der Regel niedrigere Preis des Hafers, der durch den
höheren Fett- und oft auch höheren Protcingehalt erhöhte Nährwerlh
der Schlampe lassen die Verwendung von Haler xorlheilhaft erscheinen.
Endlich darf nicht unerwähnt bleiben, dafs Hafernuilz bekanntlich ein
vielfach mit Erfolg gegen Schaumgährung niigewaudlcs Mittel ist. Der
Ueber Fortschritte iu der Spiritusfabrikation. 281
Verfasser empfiehlt bei der Einführung vun Hafermalz, dasselbe zunächst
nur für die Zuckerbildung zu verwenden, und zwar zunächst im Verhält-
nisse von '^Ig Gerstenmalz zu '/a Hafermalz, später von i'.j Gerstenmalz
zu '|.^ Hafermalz. Ueber die Zweckmäfsigkeit der Verwendung des Hafer-
malzes zur Hefe fehlt es dem Verfasser an verläfslichen Mittheilungen.
Zu gleich günstigen Resultaten mit Hafermalz gelangte Ernst Brauer
in Coesterlitz ^Zeitschrift für Spirilusindustrie , Bd. 11 S. 210), welcher
ebenfalls Versuche im Grofsen ausführte. Es mögen aus diesen Ver-
suchen hier nur die folgenden Zahlen Platz finden:
Saccharometeranzeige Alkoliolertrag
in der süfsen indervergohrenen für 11 Maisch-
Maisclie räum
Reines Gerstenraalz .... 20,3 . . . 1,9 . . . 8,94
V2 Roggen-, 1/2 Hafermalz . . 20,2 . . . 1,3 . . . 9,15
Reines Hafermalz 20,1 . . . 0,8 . . . 9,30
21,5 . . . 0,9 . . . 10,16
Bei allen Versuchen wurde das betreffende Malz sowohl für die
Maische, als auch für die Hefe verwendet. Unerwähnt darf nicht bleiben,
dafs die verwendete Gerste nicht von besonders guter Beschaffenheit
war, indem dieselbe nur eine Keimfähigkeit von 88 Proc. zeigte, wäh-
rend der Hafer 97 Proc. Keimfähigkeif ergab und überhaupt von selten
guter Beschaffenheit war. Immerhin dürfte nach dem Verfasser das
Hafermalz dem Gerstennialze mindestens gleichwerthig in der Wirkung
sein, ferner aber das Hafermalz in Folge seiner gröfseren Widerstands-
fähigkeit, sowie der anderen schon von Kaczander erwähnten guten
Eigenschaften den Vorzug verdienen. Dagegen zeigte der Hafer auch
eine unvortheilhafte Seite, indem derselbe für Dickmaischung in Folge
seines hohen Gehaltes an Cellulose unbequem wird, ein Uebelstand, der
jedoch durch Entschalung der Maische leicht zu beseitigen ist. Be-
sonders empfiehlt der Verfasser Hafermalz zu Beginn der Campagne;
er macht ferner darauf aufmerksam, dafs es stets zweckmäfsig ist, nicht
frisches, sondern altes Getreide bei frühem Beginne zu verwenden, und
glaubt, dafs man dann mit Hafer ebenfalls bessere Resultate als mit
Gerste erzielen wird.
Die erfte mechanisch pnetiinalische Mälzereianlage fitr eine Brennerei
ist, wie Schrohe in der Zeitschrift für SpiritusinJustrie^ Bd. 11 S. 172,
mittheilt, jetzt ausgeführt. Ende April 1888 ist die complette Einrich-
tting für eine derartige Anlage, gebaut nach dem Systeme der Trommel-
mälzerei von Galtayid, über Hamburg nach Conchitas bei Buenos Ayres
in Argentinien abgegangen. Wenn es auch fraglich ist, ob dieses Ver-
fahren für die eigenthümlicheu Verhältnisse der deutschen Spiritus-
industrie geeignet ist, so unterliegt es doch, nach Ansicht des Verfassers,
keinem Zweifel, dafs dasselbe für die Grofsindustrie der Prefshefe-
fabrikation grofse Vortheile mit sich bringen würde; für eine nord-
deutsche Prefshefefabrik soll eine derartige Anlage nahe bevorstehen
(vgl. auch 1888 269 27-5).
282 Ucbcr Fortschritte in der Öpiritiisl'abrikaiion.
Veber die Anwendung lan Griininalz in Hefefabriken schreibt (i. Francke
in der Zeitschrift für Spirilusindustrie^ Bd. 11 S. 187. Der Verfasser
hebt die vielen Vorzüge, welche das Grünmalz gegenüber dem Darr-
malze besitzt, nochmals hervor und kommt bei seinen Ausführungen
zu dem Schlüsse, dafs auch für die Hefefabrikation das Grünmalz vor-
zuziehen sei, und dafs die dem Grünmalze vielfach von Seiten der Hefe-
fabrikanten enigegcugebrachten Bedenken unbegründet sind.
II. Dämpfen und Maischen.
Die Frage, ob es möglich isf, bei HersieUung stark concentrirter Maitchen
mit Malzersparung zu arbeiten., beantwortet Befse in L'zerbienzin in der
Zeilschrift für Spiritusindustric, Bd. 11 S. 159, in bejahendem Sinne.
Durch Aufwendung gröfster Sorgfalt beim Ausblasen und beim Malz-
zusatze ist es dem Verfasser gelungen, auch bei Dickmaischen mit i^
Malz auf 1001^ Kartoffeln nicht nur gut auszukommen, soodern auch
noch kleine Ersparnisse an Malz zu machen.
Ein Verfahren zur Herstellung i:ergährbarer Maischen hei Umwande-
tuny von Stärke mittels einer Mineralsäure haben sich Emil Bauer in Kolin,
Carl Kruis in Prag und Richard Jahn., in Firma Bowack und Jahn, in
Prag-Bubna patentiren lassen. (Patentschrift Nr. 43689; patentirt im
Deutschen Reiche vom 30. September 1887 ab.) Der Patentans[)ruch
geht dahin, bei der Verzuckerung von Stärke haltigen Materialien mittels
Mineralsäuren behufs Darstellung vergährbarer Maischen für die Hefe-
und Spiritusfabrikation einen Zusatz von so viel Alkalien oder alkali-
schen Erden zur heifsen Maische zu verwenden, dafs die Säure
neutralisirt und aufserdem eine Alkalinität von etwa 2 Vol.-Proe. Nor-
mallauge hervorgerufen wird: darauf Filtriren und Versetzen der Würze
mit etwa 0,3 Vol.Proc. Salzsäure zu dem Zwecke, die bei der Ver-
zuckerung mit Mineralsäure gebildeten gährungshemmenden Substanzen
unschädlich zu machen.
Eine gleichzeitige Verarbeitung slärkereicher und stärkearmer Kartoffeln.
um auf diese Weise noch concentrirterc Maischeu zu erhalten, d. h.
Maischen mit mindestens 18'^ Stärke auf 100', empliehlt Wittehhöfer in
der Zeitschrift für Spirilusindustrie ., Bd. 11 S. 263. Ein solches Ver-
fahren wird auch den Vorzug haben, dafs man immer mit gleichen
Kartotl'elmengen würde arbeiten können, während heute je nach dem
Stärkegehalte die verwendeten Kartoffelmengen an den einzelnen Tagen
erheblich schwanken, wodurch die Controle über den Kartoffelverbrauch
sehr erschwert wird.
Zu der schon so oft erörterten Frage: Wie hoch dürfen Üukmaischen
sich erwärmenl (vgl. 1888 267 523), liegen wieder zwei Mittheilungen
aus der Praxis vor. Hefse in Marzdorf (Zeitschrift für Si'iritusinduslrie.,
Bd. 11 S. 287) hält für die Hauptgähruug 28,8 bis höchstens 29,4» für
die geeignetste Temperatur: die Grenze von 29,4" dürfe keineufalls
Ueber Fortscliritte in der Spiritusfabrikation. 283
überschritten werden, weil unzeifelhaft constatirt werden konnte, dafs
eine länger andauernde Temperatur von 30" unter allen Umständen
schädlich auf Vergährung und Ausbeute einwirkte. Zwei Versuchsreihen
bestätigten diese Beobachtungen, wie folgende Zahlen zeigen :
Saccharometeranzeise
vergolirene
in der in der
Extract-
Alkohol
Nr.
Temperatur
süfsen verfiohrenen
Maische
menge
Proc.
Pioc. für 1 k Stärke
I
29,4
25,87 1,19
24,68
12,61 60,91
II
30,6-31,3
26.85 1,8(;
24,99
12,64 59,07
Besonders für die Ausbeute für 1^ Stärkemehl war also die höhere
Temperatur von grofsem Nachtheile. Ob noch eine weitere Erniedri-
gung der Temperatur auf 27,5", wie Delbrück dieses vorgeschlagen hat,
zu em])fehlen ist, müssen erst weitere Versuche in der Praxis zeigen.
C. Bennewitz (Zeilschrifl für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 293) glaubt nach
seinen Beobachtungen, dafs die Temperatur allein nicht mafsgebend ist,
sondern die Reinheit der Säure im Hefegute von grofsem Einflüsse dabei
ist. Er ist der Ansicht, dafs eine Maisehe anstandslos einer Tempe-
ratur von 30,6 bis 31,30 ausgesetzt werden kann, wenn die Hefe eine
Säurebildung bei hohen Tem])eraturen durchgemacht hat, während bei
niedrigen Säuerungstempera luren auch die Temperatur bei der Gähruug
zurückgehalten werden mufs. Eine Temperatur von über 31,3" wirkte
jedoch nachtheilig; 28,8" wirkte weniger günstig. Mit Recht macht
Verfasser darauf aufmerksam, dafs bei der Gährungsführung sehr viele
Factoren eine grofse Rolle spielen und dafs es aus diesem Grunde wohl
schwer halten dürfte, für zwei Betriebsstätten einen gleichen Mafsstab
anzulegen.
Auf ein neues Verfahren zur Herstellung von Dünnmaisclien für die
Prefshefefabrikation macht Sc/iohe in der Allgemeinen Zeilschrifl für
Spiritus- und Prefshefeindttstrie ^ Bd. 9 S. 11, aufmerksam. Das neue
Steuergesetz gestattet auch für Deutschland die Herstellung dünner
Maischen von etwa 11" Sacch. zum Zwecke der Prefshefefabrikation.
Verfasser empfiehlt zu diesem Zwecke, dem Roggenschrote einen Theil
der Slärke durch Aussichten zu entziehen. Hierdurch wird der beab-
sichtigte Zweck, eine dünnere Maische zu erhalten, erreicht, daneben
hat man andererseits den Vortheil, dafs die Maische nicht ärmer, sondern
im Gegeniheile relativ reicher an ProteinstofTen wird, was bekanntlich
für die Hefefabrikation von grofsem Werthe ist.
Ueber Maischlemperatur und Zuckerbildung macht Ig. Kriesser in der
Allgemeinen Zeitschrift für Sidrilus- und Prefshefeindustrie , B. 9 S. 145,
Mittheilungen, welche jedoch nichts wesentlich Neues enthalten. Da-
gegen ist von Interesse eine Beobachtung, welche G. Mischke in Waplitz
in derselben Zeitschrift S. 173 bringt. Derselbe hält nach seinen Beob-
achtungen eine Temperatur von 70" für die beste Maischtemperatur
und führt zum Beweise dafür folgende Zahlen an:
284 l'eber Fortschritte in der Spiritusfabiikalion.
Temperatur der M
im Vor- im Giihr-
maisch- bottith 1
botlich
61,3 15
aisclie
höchste
Erwärmung
32,5
Saccharometer
frisch reif
24 1.5
Ausbeute
Liter auf 1 1 Maische
435 10,5
61,3 15
33,1
•M
i,4
442
10,5
61,3 15
32,5
24,5
2
432
10,4
68,8 15
33,8
24
0,8
439
10,5
70,0 15
72.5 15
33,8
30.6
24,5
24
1,2
5
446
380
10.6
9.0
Die Temperatur von 70" erscheint nach den bisherigen Anschauungen
als eine sehr hohe. Wir eritinern jedoch an die Beobachtungen, welche
Mittenzwey in Belgien gemacht hat, wo nnan noch bei 71" gute Resultate
erzielt, allerdings nur bei sehr concentrirten Maischen (vgl. unser Referat
1887 266 427). Da es sich auch im vorliegenden Falle um eoncentrirte
Maisehen von mindestens 24" Sacch. handelte, ist die vom Verfasser
gemachte Beobachtung wohl erklärlieh.
III. Gühning und Hefe.
Leber Vergiihrung von Dickmaischen theilt Max Letzring in der Zeil-
schrift für Spiritnsinilustrie.1 Bd. 11 S. 104, Erfuiiningen mit; derselbe
suchte, veranlafst durch die Versuche von Befse (vgl. 1888 269 324),
die zuckerspaltende Kraft der Hefe dadurch zu vermehren, dafs er die
Hefe der Maische, nachdem dieselbe im Vormaischbottich auf 31,3" ab-
gekühlt war, zusetzte und von da ab langsamer kühlte, so dafs vom
Zusetzen der Hefe bis zum Abstellen des Bottichs 1*^ Stunden ver-
gingen. Parallelversuche ergaben für dieses Verfahren ein sehr günstiges
Resultat; die nach demselben bereiteten Maischen waren immer um
2 Stunden früher angegohren, hatten im Ganzen eiue lebhaftere Gährung,
gebraucliten 2 bis 3'^"' Steigraum weniger, lieferten durchschnittlich
0,4 Proc. Alkohol nach Analyse mehr, zeigten aber 0,1 bis 0,3'-'; Säure
mehr als die bei gewöhnlichem Betriebe bereiteten Maischen, bei wel-
chen die Hefe kurz vor Schlufs des Ivühlcns zugesetzt wurde. In Be-
treff der Bereitung der verwendeten Hefe müssen wir auf das Original
verweisen.
Ein Verfahren zur Vergährung von Maischen unter Anwendung von
beweglichen Wärm- und biii/ibchlangen hat sich R. Befse in Marzdorf
patentircu lassen (D. R. P. Nr. 44 372 vom 21. Januar 1888). Nach dem
Patentansprüche ist das Verfahren charakterisirt durch: 1) Langsames An-
gährenlassen der Maische. 2) Beschleunigung der Ilauptgährung durch
Erwärmung der Maische mittels der Schlangen auf 27,5 bis 28,7".
3) Halten dieser Temperatur durch darauf folgendes Kühlen und 4) Be-
wegen der Maische durch Heben und Setiken der Schlangen. Die
Einzelheiten seines Verfahrens erörtert Verfasser sehr eingehend durch
Vorführung von Versuchen und Beobachtungen aus der Praxis in einer
ausführlichen Darlegung in der Zeitschrift für Si'iiitusindustiie., Bd. 11
S. 240, 247 und 256 (vgl. auch 1888 269 324). Wir niiisscn uns hier
Ueber Fortsclintle in dur Spiritiisl'abrikation. 285
darauf beschränken, die Hau])tresiiltate dieser Versuche mit den Worten
des Verfassers wie folgt wiederzugeben: 1) Die Menge der in einem
Bottich zu verarbeitenden KartotFehi wird gesteigert, und zwar um
mindestens 4,5 bis 51^ für 100' Maischraum. 2) Das Stärkequantum
kann bis auf eine Concentration von 201^ und darüber für 100' Maisch-
raum gebracht werden. Die daraus entstehenden Maischen bis 28,5 Proc.
und mehr am Saccharometer werden anstandslos zu einer guten Ver-
währung gebracht. 3) Die Verringerung des Steigraumes hat aus be-
sonderen Gründen nur etwa ^j. des bisher erforderliehen Raumes be-
iragen. Der Verringerung bis auf die Hälfte steht jedoch nichts
entgegen. 4) Die Vergährung der Bottiche wird allgemein bedeutend
gleich mäfsiger und dadurch besser. Hier hat die Differenz gegen das
alte Verfahren in der vergangenen Camjjagne 0,3 Proc. betragen. 5) Die
Verarbeitung von stark eingedickten Maischen, bei welchen die Wasser-
entziehung bis zu einer scheinbaren Concentration von über 8 Proc.
gebracht ist, unterliegt keinen Schwierigkeiten. 6) Die Ausnutzung des
Materiales wird bei Anwendung des Verfahrens eine viel vollständigere.
Die hiervon abhängige Steigerung im Ertrage hat in der vergangenen
C'ampagne über '(4 Proc. vom Räume betragen. 7) Die Folgen des in
manchen Jahren zu hohen Säuregehaltes der Kartoffeln werden durch
Anwendung der beweglichen Gährbottichkühlung fast ganz aufgehoben
und die Ausbeute dem Satze normaler Jahre nahe gebracht. 8) In
Folge der genannten Eiuzelvortheile hat sich eine Steuerersparnifs und
ein Mehrerlös für Spiritus in Folge besserer Materialausnutzung ergeben.
In der Ztitsrhrift für Spiritusindustrie ^ Bd. 11 S. 293, äufsert sich
Witletshnfer ausführlich darüber, wie weit sich die Wirksamkeit des Hefse-
schen Patentes erstreckt, und fafst seine Betrachtungen dahin zusammen,
dafs das Befsesehe Patent sieh nur auf die Zusammenfassung einzelner,
gröfstentheils bekannter Mittel zu einer neuen Verbindung bezieht und
dafs auch diesem combinirten Verfahren nur der Patentschutz gewährt
ist, ohne den Einzelnen in der Benutzung der schon bekannten Theile
des Verfahrens irgendwie zu beschränken. Neu und eigenthümlich an
dem Hefse'sehen Verfahren ist aber, dafs er es durch geschickte Ver-
bindung bekannter Erscheinungen erreicht hat, den erforderlichen Steig-
raum einzuschränken und die Zeit, in der die Kühlschlangen in Bewe-
gung sein müssen, so zu verschieben, dafs die Maschine zu diesem
Zwecke nur innerhalb der gewöhnlichen Betriebszeit in Anspruch ge-
nommen wird. Die hierzu erforderliche eigenartige Verbindung der
einzelnen Manipulationen ist als seine eigene Erfindung zu betrachten
und ihm daher auch mit Recht geschützt worden.
Die Frage: welche Factoren hauptsächlich auf die Gröfse des Steig-
raumes einieiiken, erörtert C. Befse in Czerbienzin in der Zeitschrift für
Spiritusinduslrie^ Bd. 11 S. 187. Die Bedeutung dieser Frage ergibt sich
daraus, dafs nach den Erfahrungen des Verfassers bis zu 0,5 Proc. mehr
286 Teber Fortsi-liritte in der SpiriUisl'abrikaiioii.
von demselben Mai.schraume gezogen werden können, wenn der iSteig-
raum durch genaue Beachtung der ihn beeinflussenden Momente auf em
Geringes beschränkt werden kann. Als Factoren, weluhe für Kartoffel-
maischen den Steigraum ungünstig beeinflussen, führt Verfasser die
folgenden an: 1) Hohe Concentration der Maische; die Differenz im
Steigraume bei Maischen von rund 25 Proc. gegen solche von nur
22,5 Proc. betragt 2^"' oder etwa 1^;^ Proc. 2) Die ver.schiedeneu Kartofl'el-
arten; so verlangen /,. B. Kartoffeln mit dicken Schalen und compactem
Zellgewebe (Daher, Champion) einen weitaus grofseren Steigraum als
solche mit feinen Schalen (Seed). Durch gemischtes Verarbeiten solcher
verschiedene Kartoffeln, z. B. Daber'sche mit Seedkartoffeln, kann schon
bedeutend an Steigraum gespart werdeu. -i) Die mechanischen Bei-
mengungen, weiche der entweichenden Kohlensäure grofseren Wider-
stand entgegensetzen. Dieser Widerstand findet seinen Ausdruck in
einem stärkeren Ansteigen der Maische und dem deshalb gröfser zu be-
lassenden Steigraum. 4) Das schwache Dämpfen; schwach gedämpfte
Kartoffeln erfordern einen grofseren Steigraum. Sind die Kartoflelu
nicht gar gedämpft, so wird ein enormer Steigraum gebraucht, daher
auch erfrorene Kartoffeln, welche nie so gleichmäfsig gar gedämpft
werden, bekanntlich einen grofsen Steigraum verlangen. 5) Schlechte
Vormaischbottiche, welche stets dickflüssige, viel Steigraum bean-
spruchende Maischen erzeugen, wahrscheinlich in Folge davon, dafs die
in solchen Maischen im Vergleiche zum Zucker gröfsere Menge Dextrin
dem Entweichen der Kohlensäure hinderlich ist. 6) Der Maischer selbst
trägt häufig die Schuld, denn da man durch langsames, vorsichtiges
Maischen auch mit schlechten Vormaischbottichen Maischen erzeugen
kann, in denen Dextrin und Maltose in normalem Verhältnisse zu ein-
ander stehen, so kann der Maischer selbst den Steigraum günstig oder
ungünstig beeinflussen. Ebenso verlangen die Maischen bei Verarbei-
tung von sehr frischem oder schlechtem Malze, sowie bei zu weit ge-
triebener Malzersparnifs immer einen besonders hohen Steigraum in
Folge anormaler Zuckerbildung.
Als günstig wirkende Momente sind zu nennen: 1) Die Anwendung
der Gährbottichkühlung, welche eine Ersparnils von etwa 1 Proc. und
2) das Entschalen der Maische, welches eine Ersparnifs von etwa 2 Proc.
der Maische gibt. 3) Hohe Bottiche. 4) Das Zubrennen von Mais.
.")) Maischen mit abnorm hohem Säuregehalte, weil durch denselben die
Gährung verlangsamt wird, ti) Maischen, welche sich im Anfaugs-
stadium der Schaumgährung belinden: dieselben verlangen nur einen
minimalen Steigraum und liefern auch stets sehr hohen Ertrag. Natür-
lich sind hiermit nicht Maischen mit wirklich vorhandener Schaum-
gährung gemeint. Unter Berücksichtigung der hier näher dargelegten
Punkte gebraucht Verfasser im Grofsen und Ganzen nur einen Steig-
raum von 13 bis 14'^™, entsprechend rund 9 Proc; nur im Winter, bei
Kleinere Mittheilungen. 287
erfroreneu Kartoffeln, mufs eine Steighöhe von 16'='" = 10,5 Proc. ge-
lassen werden.
Ueber den Einfluß der Kohlensäure auf die Gährung hat Duvin Unter-
suchungen angestellt (Norddeutsche Brauer -Zeitung^ Bd. 12 S. 1437).
Danach ist jeder Ueberschufs an Kohlensäure der Gährung schädlich,
so dafs dieselbe in schlecht gelüfteten Lokalen binnen 12 Stunden zum
Stillstande kommen kann. Luftzutritt dagegen ist ein gutes Förderungs-
mittel und kann man z. B. bei tiefen, wenig gefüllten Bottichen durch
Entfernung der Kohlensäure mittels eines Luftstromes mangelhafte Gäh-
rung wieder in richtigen Gang bringen. (Fortsetzung folgt.j
E. FuUer's Nagelwalzwerk.
In den Umfangsrillen gegensätzlich umiaufender Scheiben sind Einker-
bungen" vorgesehen, welche der Form der herzustellenden Drahtnägel ent-
sprechen. Um diese Form vollständig und rein zu erhalten, sind nach dem
Englischen Patente Nr. 9513 vom 17. August 1888 zwei solcher Scheibenpaare
(Fig. 16 Taf. 12) vorgesehen, deren Rollenebenen winkelrecht stehen, deren
Achsenebenen aber etwas versetzt sind. Hierdurch wird der Antrieb mittels
Schneckenradtriebwerke erleichtert, die Genauigkeit des Zusammenwirkens
eines Scheibenpaares erhöht, aber auch die Gemeinsamkeit des Betriebes
beider Scheibenpaare bedingt. Der durch deti Führungstrichter /) einlaufende
Draht gelangt zuerst zwischen das hoch gelagerte Scheibenpaar, dann in das
tiefer liegende, woselbst der vierseilig ausgebildete Nagel abgetrennt durch
H in den Sammelkasten fällt.
Das höchste Wassergefälle.
Das höchste Wassergefälle, welches zum mechanischen Betriebe dient,
ist nach Annales industrielles vom 6. .Januar 1889 im Thale Gresivaudan bei
Grenoble verwendet worden und treibt daselbst seit dem Jahre 1875 eine
Turbine. Die Anlage rührt von A. Berges her, welcher zu derselben durch
gute Erfolge mit einer Turbinenanlage für 500 IP bei Iß-tm Druckhöhe ver-
anlafst wurde. Die neue Anlage hat 50011 Gefälle und eine verfügbare
Wassermenge von annähernd 300' in der Secunde. Der Durchmesser der
Turbine beträgt 311 und die erzielte Pferdekraft rund 1500.
Aenderung an Lugo's constaDtem galvanischen Elemente.
L'm in seinem palentirten constanten Elemente (1887 26G Q36) die Ver-
mischung der Flüssigkeiten durcli die Scheideviand hindurch zu verhindern
bezieh, verlangsamen, ohne doch die Thätigkeit der Gase zu erschweren, wird
nach D. R. P. Kl. 21 Nr. 42609 vom 10. Mai 1887; Zusatz zu Nr. 39313 die
Salzsäure und das Kupferchlorid entweder durch Salpetersäure und Kupfer-
nitrat ersetzt, oder durch Schwefelsäure und Kupfersulfat, oder durch letzteres
und ein Gemenge aus diesen beiden Säuren, oder durcli Salpetersäure und
ICupfersulfat.
Keiser und Schmldt's selbsthätiger Schlufszeichenapparat für Telephonie.
Um durch das bei Beendigung eines Gespräches eintretende Anhängen
des Telephons selbsthälig ein sichtbares und hörbares Zeichen (Schlufszeichen)
nach dem Vermittelungsamte zu geben, bringen Keiser und Schmidt in Berlin
(D. R. P. Kl. 21 Nr. 43397 vom 29. Juni 1887) im Telephongehäuse des Theil-
nehmers einen Stromwender an, welcher mit dem üblichen, das Telephon
tragenden ümschalthebel so verbunden ist, dafs beim Anhängen des Telephons
während der Bewegung dieses Hebels ein Polwechsel der Anrufbatterie statt-
288 Kleinere Mittheilungen.
liiidet, während nach beendeter Bewegung diese Batterie wieder zum Anrufe
benutzt werden kann. Der in Folge des Polwcclisel? nach dem Schlufszeichen-
apparate gesendete Strom %'on entgegengesetzter Richliiiig bewirkt das hörbare
Abschnellen eines auf den Polen eines polarisirten Elektromagnetes liegenden
Ankers und damit das dem Ohre deutlich vernehmbare Heben eines mit diesem
Anker verbundenen Schiebers, welcher einen in der Vorderwand des Apparates
befindlichen Ausschnitt anders gefärbt erscheinen läl'sl und hierdurch auch
ein sichtbares Zeichen von der Beendigung des Gespräches gibt.
Döhring's elektrischer Wäehter-Controlapparat.
Der von dem Leipziger Branddirektor W. Döhring entworfene und von
der Elektrotechnischen Anstalt von C. G. Hoffmann in Leipzig (Pleifsenstr. 5)
ausgeführte Wächter-Control- und lleldeapparat enthält in der Centralstelle in
einem Kasten aus polirtem Holze mit pultförraig schrägem Glasdeckel ein
wagerecht liegendes ZitTerblatt, welches von einem unterhalb desselben an-
gebrachten Uhrwerke bewegt wird, während ein stillstehender Zeiger die
genaue Zeit angibt. Aufserhalb des Zahlenkreises ist auf der ZilTernscheibe
ein freier Raum gelassen, der mit einer Eintheilung von 10 zu 10 Minuten
versehen ist und zum Aufdrucken von Buchstaben dient. Die Typen dazu
sind auf der Mantellläclie eines Typenrades angebracht, das durch ein zweites
Uhrwerk in Umdrehung versetzt werden kann, unter Mitwirkung von elek-
trischen Strömen, welche von den einzelnen Controlstellen aus entsendet
werden.
An den Controlstationen sind dazu verschlossene gufseiserne Kästchen
aufgestellt, welche vom Wächter zu der vorgeschriebenen Zeit zu öffnen sind.
Im Inneren der Kästchen befindet sich eine Kurbel. Durch das Herumdrehen
der Kurbel wird ein Laufwerk aufgezogen , welches beim Ablaufen mittels
eines Contactrades den Stromkreis unterbricht und schliefst. Hierdurch wird
in der Centralstelle der Typendruckapparat des Controlapparates in Bewegung
gesetzt, dabei zugleich die Typen mit Farbe gespeist und schliefslich der dem
betreifenden Controlpunkte entsprechende Buchstabe auf der Zeitscheilie auf-
gedruckt, genau an der Stelle, auf welche zur Zeit der Zeiger weist.
Wählt man die Reihenfolge der Buchstaben nach einem bestimmten
Worte, so dafs sie der Anzahl der Controlstationen entsprechen, so wird die
Controle dadurch erleichtert, weil ein fehlender oder in unrichtiger Reihen-
folge stehender Buchstabe dann sofort den vom Wächter begangenen Fehler
erkennen läfst.
Wenn die Controle zur rechten Zeit nicht erfolgt, schlägt der Apparat
selbsthätig Lärm, um den Geschäftsinhaber, Inspector u. s. w. aufmerksam zu
machen oder den Wächter an seine Ptlicht zu erinnern. Der Lärmapparat
kann derartig eingerichtet werden, dafs er in beliebiger Zeit nach dem ab-
gelaufenen Controltermine die Versäumnifs meldet, wie er auch jederzeit ganz
ausgeschaltet werden kann.
Aufser der Kurbel sind in den Kästchen noch ein oder mehrere Druck-
knöpfe angebracht, z.B. drei mit den Aufschriften „Feuer", „Arzt" und „Polizei".
Wird einer derselben niedergedrückt, so erscheint auf der Zeitscheibe unter
Ertönen der Lärmglocke noch der Buchstabe F, A oder P, je nachdem man
Hilfe durch Feuerwehr, Arzt oder Polizei verlangt. i^Mühle]
Verlag der J. U. Cotta'schen Ruchhandlung in Stuttgart.
Druck von GehrOder Kröner in Stuttgart
Gad, Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. 289
Neuerungen in der Tiefbohrtechnik; von E. Gad
in Darmstadt.
Mit Abbilduiigen aiil Tafel 14.
Auf der im September 1888 in Wien abgehaltenen Bohrtechniker-
versamnilung war wohl eine der wichtigsten zur Besprechung gelangten
Fragen, die nach der für das galizische Oelgeiände geeignetsten Bohr-
niethode. Zunächst erhielt die Ablehnung der Diamantbohrung all-
gemeine Zustimmung, weil das im Ganzen milde Gebirge diese be-
sondere Kraftleistung nicht verlaugt, und die wirthsehaftliche Lage der
Hohrunternehmer die Vermeidung der mit derselben verbundeuen Mehr-
k>jsteu erheischt. Zur engeren Wahl blieb das kanadische Bohrverfahren
einerseits, das Fauck'sche Freifall-Bohrsystem andererseits. Als Er-
gebnifs der Besprechungen läfst .sich feststellen, dafs die kanadische
Methode bis zu 300™ Tiefe ihre Schuldigkeit im milden Gebirge durch-
aus thut, dafs aber für gröfsere Tiefen, und bei härterem Gesteine, das
Fawcft'sche Sj'stem eine entschiedene üeberlegenheit gewinnt, ohne
iudefs im Wirkungsbereiche des kanadischen Verfahrens irgendwie gegen
dasselbe zurückzustehen. Wohlbemerkt ist dabei die Verwendung des
neuesten Bohrgeräthes von Fauck zu verstehen, wie es von der Firma
EfL Basenörl in Wien vollständig mit allen Verbesserungen angefertigt
wird. Das Geschäftsprogramm von 1889 dieser Fabrik gibt über alle
Einzeluheiten der Vorrichtungen, sowie über deren Beschaffungskosten
genauen Aufschlufs. Die Hauptsachen sind folgende:
Bohrmeifiel (Fig. 1 und 2) werden in genau abgepafsten Nummern
von 61 bis 680™" Schueidebreite aus bestem, zähen und gut härtbaren
Gufsstahle genau nach der Form geschmiedet. Die Seitenschneiden
siud nach der Kreislinie des Bohrloches gekrümmt. Der starke Bund o
dient einem bequemen Unterfassen bei etwaigen Meifselbrüchen. Die
Verbindung des Meifsels mit dem oberen Theile des Abfallstuckes findet
mittels des patentirten Doppelkeilverschlusses b statt. Die an Bund und
Hülsen angebrachten Marken müssen über einander gestellt werden, und
lassen sich danu allein die beiden kleinen zugehörigen Keile eintreiben,
was am besten wechselseitig durch kupferne Hämmer erfolgt, bis das
volle Aufliegen Bund gegen Bund erreicht ist. Das Lösen der Verbin-
dung geschieht sehr rasch mittels eigener Nasenkeile, welche iu die
sogen. Auskeillöcher a (Fig. 3) eingetrieben werden.
Die Bohrstange (Fig. 8) hat den Zweck, das Gewicht des Abfall-
stückes zu erhöhen und so die Wirkung des Aufschlages zu verstärken.
Die Herstellung geschieht iu genau zu dem sonstigen Bohrgeräthe ab-
gepafsten Nummern aus weichem, zähem Bessemerstahle oder Schmiede-
eisen. Zur Verbindung dient der Doppelkeilverschlufs.
Der Nacknahmebohrer (Fig. 4, 5 und 6) wird unter Umständen
zwischen Meifsel und Bohrstange eingefügt, falls eine Erweiterung des
Oingler's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 7. 188S;I. 19
290 Gad> Neuerungen in tier Tiefbohrtechnik.
Bohrloches, z. B. zur Erleichterung der Verrohrung, geschehen soll.
Der Körper ist aus bestem Feinkorneisen geschmiedet, trägt oben einen
Zapfen a, unten eine Hülse b. beides ftir Doppelkeils^chlofs-Verbinduno,
wahrend in der Mitte zwei Schneidebacken c aus Frima-Tiegelgufsstahl
angebracht sind, welche leicht mit anderen Griilseu auszuwechseln gehen.
Die Druckvorrichtuug zum Festhalten der Schneidebacken liegt geschützt
im Inneren des A|)parates und ist aus Fig. 6 erbicbtlich. Zum Ein-
lassen in das Bohrloch werden die Schneidebacken mit einem Drahte d
(Fig. 5), der über die Meifselschneide führt, zusammen gebunden. Beim
Aufschlagen auf die Bohi-sohle zerreifst der Meifsel den Draht, und die
Schneiden treten unter der Verrohrung aus einander.
Das Freifatl-Instrument (Fig. 7) ist ein verbessertes Fabian sches Frei-
fallstück. Das schmiedeeiserne Abfallstück a wird mit der Hülse fc, in
derem ausgebohrten Inneren es seine Führung findet, durch den sogen.
Fangkeil c verbunden, welcher in den beiden diametral gegenüber-
stehenden Längsschlitzen d der Hülse auf und nieder gleitet. Fest-
gehalten ist dieser Fangkeil c (Fig. 8) durch einen zweiten darunter
liegenden Keil Cj, welcher seinerseits durch einen eingetriebenen conischen
Stift f2 befestigt wird. Durch ein eigens hierfür in die Hülse gebohrtes
Loch wird dieser Stift eingebracht und durch die Hülse selbst am
Herausfallen verhindert. Am unteren Ende besitzt das Abfallstück Bund e
und Zapfen f zum Ansehlufs an die Bohrstange mittels des Doppelkeil-
verschlusses, sowie einen Fangbund g zum Erfassen im Falle einge-
tretenen Bruches.
Die Hülse, aus allerbestem Feinkorneisen und aufserordentlich stark
im Fleische ausgeschmiedet, besitzt oben Schraubenzapfen h und Bund i
zur Verschraubung mit dem Gestänge mittels eines Verbindungs-Mutter-
stückes. Die Schlitze d sind oben zu Keilsitzen k erweitert, deren Sitz-
flächen als wesentliche Neuerung durch eingelegte und auswechselbare
Stahlsegmente / (auch Fig. 9) gebildet sind. Unten erweitern sich die
Schlitze, ebenfalls in verbesserter Weise, zum sogen. Sicherheitsschlols m.
Beim Einlassen des Bohrzeuges in das Bohrloch ruht der Fangkeil in
diesem Siclierheitsschlosse und stufst beim etwaigen Aufsitzen des
Meifsels unterwegs an die obere Auskehlung an, wodurch verhindert
wird, dafs sich das Abfallstück auf den Keilsitzen oben fangt und dann
bei plötzlichem Abfalle Schaden anrichtet.
Der selbst/tätige Freifaltbolirer (Fig. 10) ist besonders für Durchmesser
von 300 bis 1000"" und Bohrtiefen über 300'" bestimmt. Dieses In-
strument besieht aus Meilsel a, Nachnahmebohrer und Schwerstange in
einem Stücke 6, Freifall-Instrumcnt c und Rahmen </. Das Freifall-
Instrument hat statt eines festen Fangkeiles deren ziit'i, von denen der
untere f zur Führung und zum Einhängen in das Sicherheilsi^chlols be-
stimmt und unbeweglich ist, während der obere j, der eigentliche Fang-
keil, ein in Stahllagern drehbarer Flügelkeil ist. Das Fangen des Ab-
Gad, Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. 291
fallstückes iindet in der bekauuten Weise statt, das selbsthätige Abwerfen
dagegen durch den Druck der schiefen unteren Fläche der Schiene h
gegen den Fangkeil. Die obere Fortsetzung der Hülse des Freifall-
Instrumentes bildet eine längere Stange i von quadratischem Quer-
schnitte, die in dem Oberstiieke d^ des Rahmens ihre Führung hudet,
denselben auch beim Umsetzen mitnimmt und oben die Schraube k zur
Verbindung mit dem Gestänge trägt. Während der Abfall statttindet,
hebt das Instrument den Rahmen, welcher aus 4 Rundeisenstangen e
und den Verbindungsstücken d und d^ besteht, etwas in die Höhe, wäh-
rend welcher Zeit das Umsetzen erfolgt.
Das Bohrgestänge (Fig. 11) setzt sich aus Quadrateisenstäben von
5°' Länge zusammen, die aus bestem Schmiedeeisen gefertigt sind. Die
Verbindung der Stücke findet durch stark conische Gewindezapfen a
und gleiche Mutterschrauben b statt, wobei bekanntlich im Vergleiche
zu cylindrischen Verschraubungen erheblich an Zeit gespart wird. Unter-
halb des Gewindezapfens dient der obere Bund c für den Aufzugs-
kloben (Gestängestuhl), der untere Bund d für das Untergreifen der
Gabel (Schlüssel). Die Seitenlänge von 20°"" reicht völlig aus, um
selbst auf bedeutenden Tiefen Festigkeit zu gewähren und Prellung,
sowie Umsetzung auf das Freifall-Instrument zu übertragen. Ueberall
dort, wo das Gestänge mit Kloben oder Gabel angefafst werden mufs,
ist sein Querschnitt verstärkt. Für ausnahmsweise Tiefen ist ein Ge-
stänge von 23"™ Seitenlänge des Querschnittes zu wählen.
Die ßührtransmission (Fig. 12 und 13) ist nach folgenden Gesichts-
punkten angeordnet:
1) Gute Sehwengelprellung als Hauptbedingung für rationelle Frei-
fallbohrung.
2) Möglichst hoher Hub, von 1 bis 1",5, ohne Verwendung von
Bohreylindern. •
3) Hohe Lage des Schwengelkopfes, um den Bohrschacht entbehr-
lich zu machen.
4) Rücklegbarer Schwengel köpf, ohne Rückbewegung des ganzen
Schwengels.
5) Anordnung der Theile so, dafs alle Bohrarbeiten (Bohren, Ein-
lassen, Ausziehen, Löffeln) nach einander durch den Bohrmeister von
einem bequemen Standpunkte aus bewirkt werden können.
6) Verwendung einer einfachen Dampfmaschine, ohne Umsteuerung,
für alle Verrichtungen.
Diesen Ansprüchen ist durch folgende Anordnungen genügt:
Die Riemenscheibe a empfängt die Bewegung von der Dampf-
maschine und erhält die Hauptwelle 6, auf der sie aufgekeilt ist, in fort-
währender Umdrehung in der angedeuteten Richtung. Von dieser Welle
wird durch Anziehen der verschiedenen Handhebel die Kraft entweder
zum Bohren, oder zum Aufholen, Einlassen und Lötfein entnommen.
292 Gad, Neuerungen in der Tief bohrtechnik.
Soll gebohrt werden, so wird mittels Handhebels das auf der Welle
inittel-s Nuth und Feder verschiebbare Zahnrad c zum EingrifTe mit
dem Holzkämme tragenden Rade d gebracht. Das letzlere dient zu-
gleich als Kurbelscheibe und hat vier in versciiiedenen Abständen
von der Achse betiudliche Löcher, so dafs der Hui) des Bolirschwengel>
je nach Belieben von 1 bis 0°',5 verändert werden kann. Die Ueber-
tragung auf den Schwengel e (Fig. 12) geschiebt durch die eiserne
Pleuelstange f (Fig. 12), deren Angriffspunkt an demselben jedoch nicht
starr ist, sondern durch ein in einem Rahmen g (Fig. 12) verschieb-
bares Lager gebildet wird. Der Schwengel besteht aus zwei starken
zusammengefügten J-Eiseu, welche, da keine Zurückschiebung nöthig
ist bei h (Fig. 12) fest gelagert sind. Durch ein am rückwärtigen
Theile des Schwengels aufgebrachtes und beliebig verschiebbares Gegen-
o-ewicht i nun wird das Bohrzeug nicht allein abbalancirt, sondern durch
das überwuchtende Gegengewicht selbst in die Höhe gedrückt und be-
wirkt, dafs das Schwanzende des Schwengels mit Gewalt auf den
Prellstock k schlägt, wodurch die wirksame Prellung erfolgt. In die-
sem Augenblicke jedoch hat die Pleuelstange noch nicht den tiefsten
Punkt erreicht, sondern macht, Dank dem beweglichen Lager, noch
einen kleinen todten Gang, wodurch eben vermieden wird, dafs sich
die Erschütterung der Prellung auf die Pleuelstange und weiterhin fort-
pflanzt. Die über den Schwengelkopf l gelegte Bohrkette m (Fig. 12) ist
auf der Trommel n (Fig. 13) befestigt und kann mittels der aus Wurm-
rad o und Schnecke /) (Fig. 13) bestehenden selbstsperrenden Nach-
lafsvorrichtung durch Umdrehung des Handrades g während des Bohrens
allmählich nachgelassen werden. Die Kreissegmentlbrm des Schwengel-
kopfes bewirkt, dafs die Bohrkette stets genau in der Mitte des Bohr-
loches verbleibt. Soll dasselbe für die Nebenarbeiten frei gemacht
werden, so ist der Bolzen r herauszöziehen, das Kreissegment einfach
zurückzulegen, und dann der Bolzen wieder vorzustecken.
Um aufzuholen wird mittels des Förderhebels die lose auf der
Hauptwelie b sitzende Hülse s (Fig. 13), auf der das Zahnrad t und
die mit dem Frictionscouus versehene Bremse « aufgekeilt sind, gegen
die fest auf der Achse sitzende Frictionshülse v angedrückt, und da-
durch die Förderseiltrommel xo in dem Sinne des Pfeiles bewegt. Er-
fahrungsmäfsig werden damit 2 Stück Gestänge, d. h. der gewöhnliche
Stangenzug von lOi» Länge, in 10 bis 20 Secunden gezogen.
Um das Bohrzeug einzulassen wird der Kückgangshebel angezogen.
Derselbe hebt das bewegliche Lager x (Fig. 12) der kurzen Welle g
(Fig. 12), die das mit dem grofsen Zahnrade z in Eingriff belindliche
Zahnrad t (Fig. 13) und das Keilrad u (Fig. 13) trägt, wodurch letz-
teres an die Keilrillen der Frictionshülse v (Fig. lo) angedrückt und
die Fördertrommel w entgegengesetzt dem Sinne des Pfeiles bewegt
wird. Das Einlassen geschieht mit noch gröfserer Geschwindigkeit
Gad, lieuerungen in der Tiefbohrtechnik. 293
als das Aufholen, und kann das Bohrzeug durch die Bremse a, (Fig. 13)
jeden Augenblick abgebremst werden.
Die Bewegung der Löjjehvillrommcl b^ endlieh erfolgt durch Nieder-
drücken des LöflTelhebels, wodurch das mit dem Hebel c, (Fig. 12)
verbundene bewegliehe Lager d^ (Fig. 13) der Löffeltrommelwelle ge-
senkt und Keilrad e^ gegen das auf der Hauptwelle sitzende Keilrad f^
(Fig. 18) gedrückt wird. Beim Einlassen des Schlammlöffels, sowie
heim Spiel desselben, dient diese Friction zugleich als Bremse.
Die ßohrtransmission wird in drei Gröfsen, und zwar für Tiefen
bis 300'", für solche von 300 bis 600", und von 500 bis 1000"» vor-
räthig gehalten. Eine vollständige Bohrvorrichtung mit Bohrzeug und
Dampfmaschine, jedoch ohne Bohrthurm, mittlerer Gröfse, stellt sich
auf rund 12000 M.
Für Bohrtiefen bis 300" kann die Bohrung mit Handbetrieb vor
sich gehen. Zum Abbohren von etwa 200"' hat Fauck eine vereinfachte
transportable Handbohrungseinrichtung mit l'n,25 Schwengelhub und
mit einem beweglichen Bohrgerüste anstatt eines Bohrthurmes construirt,
welches alles in allem etwa 4500 M. kostet.
In Verbindung mit dem Fauc/t'schen Bohrsysteme wird die Ver-
rohrung mit patentgeschweifsten Bohrröhren in ganz zu Tage reichen-
den Röhrentouren vorausgesetzt. Die überflüssige Verrohrung soll nach
Beendigung der Bohrarbeit entfernt werden, sei es, um nur die doppelte
Verrohrung zu beseitigen, sei es, um durch Abschneiden der Röhren
an standfesten Schichten gewissermafsen eine verlorene Verrohrung
herzustellen.
Dazu dient das Fauck'sahe. Uohrabsclineid-Instruinent (Fig. 14). Der
sehneidende Theil ist das Stahlrad a, welches mittels eines Stahlbolzens,
um den es leicht drehbar ist, in dem Schiebergleitstücke b befestigt ist.
Dieses findet im Körper des Unterstückes c seine Führung. Drei starke
Bolzen d verbinden dieses Unterstück unverrückbar mit dem Ober-
stücke e. An das Gewinde f des Oberstückes wird ein Röhrengestänge
(gewöhnliche Gas- oder Brunnenröhren) geschraubt, mittels dessen das
Instrument eine fortdauernde Umdrehung erhalt. Ein Zuggestänge (ge-
wöhnliche Rundeisenstangen) reicht im Anschlüsse an die Stange g
durch das Röhrengestänge zu Tage und dient dazu, den Keil h von
Zeit zu Zeit hochzuziehen und dadurch das Gleitstück mit dem Stahl-
rade vorzuschieben. Das Hochziehen geschieht durch Drehung eines
Schlüssels an dem am oberen Ende des Zuggestänges angeschweifsten
Stücke mit Flachgewinde. Wenn der Vorschub des Gleitstückes nicht
mehr ausreicht, werden zur weiteren Verstärkung des Umfanges des
Unterkörpers dem Gleitstücke gegenüber die Stahlsegmente i mit zwei
Druckwalzen k aufgeschraubt. Zum Auseinandernehmen des Instru-
mentes mufs die Schraube / etwas gelüftet werden.
Dafs das FaucÄ'sche Bohrsystem ein für die Verhältnisse der gali-
294 (5ad, Neuerungen in der Tiefbohrtechuik.
zischen üelfelder durchaus geeignetes ist, geht au« den 100 und mehr
Bohrungen hervor, die in den letzten 3 Jahren daselbst bereits nacli
demselben ausgeführt sind. Vor allen Dingen mids die verhältnil's-
mälsige Billigkeit der Arbeit, trotz, oder vielleicht gerade wegen der
Verwendung nur des trett'lichsfen Materials für alles Geräth hervor-
gehoben werden. Es ist die weitere Verbreitung die.ses Apparates in
allen den galizischen Formationen ähnlichen Geländen zu empfehlen.
Nächst den grofsen Fauc/c'scheu Tiefbohreiurichtungen sind von
neueren Erzeugnissen der Batenörrschen Fabrik noch besonders zwei
kleinere Apparate zu erwähnen.
Der eine ist eine neue Wasserspül-Bohrvorrichtung nach Faui-elle,
für Tiefen bis 200™ und Durchmesser von 10 bis 18'^'". Der zweite
besteht aus einem transportablen Bohrtriangel von Eisenröhren für
kleine Spül- und Trockenbohrungen. Zwei von den Füfsen werden
unten durch eine feste Spreizstange, oben an der Spitze, mit dazwischen
gelegtem Haspel, zu einem starren Dreieck vereint, während der dritte
Fufs in einem Charnier gegen die beiden anderen drehbar bleibt.
öeber eine interessante Verwendung der Bohrung zum Einbau von
Pfählen berichtete Ingenieur Herr Beta ZsigiiHindij^ wie er sie selbst
beim Donau-Brückenbau bei Krems ausgeführt hatte. An der Stelle des
dritten Pfeilers war man auf ein Felsbett von Gneil's gestofsen, woselbst
der Strom mit 3'" Geschwindigkeit die Rammarbeit vom schwimmen-
den Gerüste sehr ersehwert haben würde. Mit einem Blechrohre von
40'^" lichten Durchmesser als Bohrtäucher durchfuhr man das Gerolle
und den Donauschotter. Dann wurde mit einem Flügelmeifsel die Bohr-
sohle geebnet und womöglich noch 20 bis 30"' tiefer abgebohrt, unter
Einführung eines engeren Rohres von 35'^^'" lichter Weite zur Absperrung
von Sand und Schotter. Darauf fand ganz regelrechte Tieftiohrung
von 1 bis 1"',5 mit Handschwengel und Freifall stall, wobei ein be-
sonders construirter Handbagger den gewöhnlichen Hchlainmlöflel ver-
trat. Nach Erreichung der wünschenswerthen Tiefe führte man die
Pfeiler durch die Bohrröhren ein und legte sie mit grobkörnigem Donau-
kies fest, worauf das Herausziehen der Röhren behufs weiterer Ver-
wendung erfolgte. Auf diese Weise waren damals schon 52 von den
erforderlichen 72 Pfeilern eingebracht worden.
Von den Fragen, welche die Bohrtechniker-Versammlung weiler-
hin beschäftigten, waren besonders noch zwei von hervorragender Be-
deutung.
Die erste betraf die etwaige Anwendung von Torpedos zum Er-
giebigmachen stiller üelbrunnen. Anbetracht der Thatsache, dafs in
der Peunsylvanischen üelregion das Torpediren der Oelbrunnen die
Regel ist, mufs es auffallen, dafs in den mitteleuropäischen Oelfeldern,
wo oft die Verhältnisse den amerikanischen gleichen, dieses alt er|)robte
Hilfsmittel noch keinen rechten Eingang gefunden hat. Ein mafs-
Gad, Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. 295
gebender Versuch ist neuerdings gemacht. Herr Fauck hat am 26. Sep-
tember 1888 auf dem Fauck- und Z)i>ner'schen Werke in Polana durch
den Sprengtechniker Herrn Tirmann von der Aktiengesellschaft Dynamit
iSobet eine Versuchssprengung ausführen lassen. Das betreßende Bohr-
ioch, Nr. 18, war 320°! tief, bis 207" mit IScm-Röhren verrohrt, welche
bei 17" vom Tagkranze begannen. Bei 270" Teufe war ursprünglich
der gröfste Oelzuflufs von 10 Fafs im Tage gewesen, nachträglich aber
auf 2 bis 3 Fafs im Tage herabgesunken. An dieser Stelle, über
welcher noch 120" Wasser stand, wurde die Sprengung angesetzt.
Der Versuchstorpedo enthielt bO^ Dynamit Nr. 1. Die Zündung ge-
schah elektrisch. Die Wirkung war, dafs die tägliche Ausbeute von
2 auf 30 Fafs stieg. Wir wollen hoffen, dafs dieser schöne Erfolg für
Europa gleich Epoche machend wirkt, wie das wirksame Ansprengen
der „Woodin Well" 1866167 durch den amerikanischen Colouel Roberts
dazumal für die Pennsylvanier.
Bei der zweiten Frage springt der materielle Vortheil nicht gleich
so in die Augen. Es handelt sich dabei um den Wunsch, über die
auszuführenden Bohrungen recht genaue Bohrregister, Profilaufnahmen
und dergleichen Nachrichten zu erhalten, welche es der Wissenschaft
besser als bisher ermöglichen, der Praxis in die Hand zu arbeiten. Mit
der Zeit würde sich eine bessere Gepflogenheit hierin , gerade für die
Herren Praktiker, gut bezahlt machen.
Wir verlassen nunmehr die HI. Bohrtechniker-Versammlung, welche
2u Pfingsten, den 9. Juni 1889, in Budapest in der IV. eine Nachfolgerin
erhalten soll.
Wenn es sich bei den besprochenen Einrichtungen von Fauck um
Geräthschaften handelt, welche ihre Existenzberechtigung bereits er-
stritten haben, kommen wir jetzt zu einer Erfindung, welche ihre Sporen
erst verdienen soll. Es ist dies ein selbsthätiger Tiefbohrapparat für
Kurbelbetrieb und Wasserspülung, erfunden von Herrn Em. Przibilla in
Köln a. Rh. und in allen industriellen Staaten patentirt.
Der Schwerpunkt der ganzen Einrichtung liegt durchaus in dem
y,Bohrautomaten'-\ wie der Erfinder die in Fig. 15 bis 24 dargestellten
Theile nennt, und welche in 10 Nummern für Rohre von 83 bis 305""
lichter Weite hergestellt werden sollen.
Der an das hohle Bohrgestänge angeschraubte Kopf a bildet mit
der Stange Oj zusammen ein solides massives Stück, und gleitet letzteres
in der Hülse b auf und nieder. Zwischen den Kopf o und die Hülse 6
ist eine Feder d eingelegt. In der Stange oj ist ein Keil c befestigt,
welcher sich mit derselben in zwei Schlitzen e der Hülse b bewegt.
Der Keil c ist an seineu unteren Flächen abgeschrägt und tritt
durch die Wirkung der entsprechend abgeschrägten unteren Endflächen
der Schlitze e bei seiner tiefsten Stellung in die seitlichen Ausspa-
rungen e, der Schlitze ein. Aufserdem bewegt sich der Keil c mit seinen
296 Oad, Neuerungen in der Tiefbolirtechnik.
beiden über den Umfang der Hülse b hinausreichendeii Enden noch in
zwei ferneren Ausschnitten / eines über die Hülse b gestülpten Rohres i
(Fig. 23 und 24). Die in die Au.sschnitte / eingreifenden Enden des
Keiles c sind oben gleichfalls abgeschrägt, da auch das obere Ende der
Schlitze e in gleicher Weise abgeschrägt angeordnet ist.
Ein zweiter, in dem unteren massiven Theile der Hülse b befestigter
Keil g, der rechtwinklig zu dem Keile c steht und gleichfalls durch die
Röhre i hindurchgeht, gleitet senkrecht in zwei anderen Schlitzen »
der letzteren auf und nieder. Das Rohr i ist in Fig. 23 und 24 noch
besonders gezeichnet, um die Lnge und Form der Schlitze zu zeigen.
Unten ist dieses Rohr ausgeschnitten, um für die Bewegung des breiteren
Meifselblattes Raum zu lassen, sobald letzteres von der Sohle aufge-
hoben wird, während das Rohr i auf der ßohrlochssohle stehen bleibt.
In die Hülse b ist unten die Stange /", und in die Muffe f, dieser
Stange der Meifsel m eingeschraubt.
Die Stange f ist durch einen Bolzen mit der Hülse b und der
Meifsel durch eine über seine Verschraubung gestülpte Büchse h so
mit /"i verbunden, dafs eine Lösung dieser Theile im Bohrloche fast
unmöglich, über Tage aber durch leichten Hammerschlag erreichbar
wird. Zu diesem Behufe wird f^. .sowie der Meifselbund m, mit einem
sechskantigen, unten weiteren Prisma versehen und die Büchse h genau
darauf passend so angeordnet, dafs sie /■, und m, zugleich umfal'st und
in ihrer gegenseitigen Lage festhält.
Mit dem Kopfe a ist endlich das Führungsrohr k verschraubt, wel-
ches den ganzen Apparat umschliefst und mit seiner oberen Verlänge-
rung kl noch einige Meter über diesen Kopf hinaufreicht.
Die Wirkungsweise ist folgende:
Aus dem Zustande der Ruhe (Fig. 16), also der Keil c mit den»
oberen Ende des Schlitzes e nahezu in Berührung und die Feder d aus-
gelöst, beginnt die Abwärtsbewegung. Zunächst drückt das Gestänge
mittels des Kopfes a die Feder d zusammen, und der Keil c an der
Stange o, klinkt dieselbe am Ende des durch den Balancirhub be-
grenzten Weges in die Aussparung e, (Fig. 15) ein. Vorerst bleibt der
Meifsel auf dem Boden stehen, während das Gestänge durch das Ein-
klinken des Keiles c eine Recht.sdrehung von der Breite des Ausschnittes e
macht. Bei dem nun beginnenden Anluibe, wobei der eingeklinkte
Keil c die Hülse 6, Stange f und Meifsel m mitnimmt, bleibt das Rohr i
•so lange auf der Rohrsohle stehen, bis die in dessen Ausschnitten / sich
bewegenden Enden des Keiles c mit ihren abgeschrägten oberen Flächen
gegen die ebenso abgeschrägten Enddächen der Ausschnitte l stofsen.
Das Rohr i wird dadurch etwas angehoben, gleitet aber in Folge der
oben schiefen Endflächen seiner Schlitze / auf dem Keile c ab und fällt
wieder mit einer kleinen Recht.sdrehung zu Boden, wobei es die Hülse /*,
wegen Verbindung durch den Keil 3, und mit der Hül.se auch den nun
Gad, Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. 297
schwebenden Meifseltheil in der Breite des Schlitzes e bezieh, der gleich-
breiten Einlilinkung f, mit herum nimmt. Bei der Rechtsdrehung der
Hülse b gleitet aber auch die Aussparung e^ so weit nach rechts, dafs
der stehen bleibende Keil in den langen Schlitz e ti-itt, wodurch die
Hülse ihren Halt verliert und abfällt. Zugleich entspannt sich auch die
Feder und treibt mit aller Spannkraft den mit der Hülse b verbundenen
Meifsel auf die Bohrsohle.
Es ergibt sich mithin bei jedem Kurbelhube ein kräftiger Sehlag
unter regelmäfsigem Meifselumsatze.
Das Wasser zum Spülen tritt aus dem hohlen Gestänge in den mit
einer Bohrung versehenen Kopf a und durch dessen Seitenschlitze Oq
in das Innere des Apparates, von wo es erst am Meifselblatte bezieh, auf
der Bohrlochsohle wieder austreten kann, alsdann aber zwischen Bohr-
lochwand und Rohr k bezieh. A-, wieder aufsteigt. Die Verlängerung
des Rohres k durch das Stück A, über dem Kopfe o ist erforderlich,
um eine Erweiterung des Raumes für die Wasserspülung nicht zu dicht
über dem Apparate eintreten zu lassen. Die durch den gröfseren Quer-
schnitt veranlafste Verringerung der Spülkraft bewirkt Niederschlag
von Bohrschmant, welcher in dem Rohrtheile ft, als Probe gesammelt
werden kann. Auch zur Aufnahme von Nachfall und anderen schäd-
lichen Gegenständen wird sich dieser Raum nützlich erweisen. Der
Röhrenzug k und /£| soll zugleich für eine glatte Ausführung des Bohr-
loches sorgen und „Füchse" verhüten.
Das Gestänge besteht aus dünnen Eisenröhren, deren Gewicht durch
Holzumhüllung in dem nassen Bohrloche zum gröfsten Theile aufzuheben
ist. Die geringe Hubhöhe des Meifsels von nur 20<^'" ermöglicht schnell-
folgende und gerade Stöfse — bis zu 120 in der Minute — , die durch
Federkraft gleiche Energie wie sonst durch Belastung erhalten.
Dafs dieser neue Apparat in der Theorie ungemein viel verspricht,
ist keine Frage; es handelt sich nur darum, ob die Praxis unsere HotF-
nung bestätigen wird. Dafs sich diese Wasserspülmethode für galizische
Erdölbohrungen besonders gut eignen soll, wie der Erfinder behauptet,
will ich nicht von vornherein bestreiten, möchte nur zu bedenken geben,
dafs der unermefsliche Oelzustrom im Kaukasus ein nasses Bohrloch
wohl leicht bewältigen kann, während man bei dem mäfsigen Oeldrucke
in den pennsylvanischen Brunnen längst die „trockene" Bohrung zur
Regel erhoben hat. Der galizische Bohrunternehmer würde wohl vor
Annahme einer Wasserspülmethode die Frage zu erwägen haben, ob
sich die Verhältnisse seines Terrains mehr jenen von Baku, oder doch
nicht etwa mehr denen von Oilcily nähern.
Auf dem Felde der Diamantbohrmaschinen haben zwei grofse
amerikanische Firmen Apparate von verbesserten Formen gebracht,
welche indefs grundsätzliche Abänderungen gegen frühere Constructiouen
nicht aufweisen.
298 Gad, Neuerungen in der Tiefbohrteclmik.
Die eine dieser Maschinen, und zwar die von der M. C. Bullock
Manufacluring Comp, hergestellte, zeigt nur Veränderungen in der Stel-
lung des Dampfcvlinders, sowie in der Anordnung des Rädergetriebes.
Die zweite, von der American Diamond Hock lioriny Comp, gelieferte
Maschinerie ist einmal auf einem Fahrzeuge, ein anderes Mal auf einer
festen Unterlage angeordnet und charakterisirt sich in beiden sonst
gleichen Einrichtungen dadurch , dafs das Kädergetriebe als Vorschub-
mechanismus aufgegeben und durch hydraulische Cylinder ersetzt ist.
Eine durchgreifende Aenderung hat aber eine dritte amerikanische
Bohrmaschinen-Gesellschaft getroffen, und zwar die der American Weil
Works.^ Aurora, Illinois, welche zum ersten Male wieder seit längerer
Zeit auf amerikanischem Boden einen Mechanismus hergestellt hat, mit
welchem ein leichter Wechsel der Stolsbohrmethoden einerseits und
der Drehbohrmetlioden andererseits stattlinden kann. Bekanntlich sind
derartige Vorrichtungen auf Grund der Ertindungeu von Köbrich., Olaf
Terp u. A. diesseits des Ozeans längst im Gebrauche, während sich
drüben diese einzelnen Systeme grundsätzlich wider einander abgegrenzt
gehalten haben.
Der sinnreichste Theil dieser sehr erfindungsreichen neuen Maschinerie
ist der Vorschubcylinder (Fig. 25), welcher für den Fall der Drehboh-
rung mit Spülung zur Regelung des Vorschubes für das Hohlgestänge
bestimmt ist.
Der Cylinder wird im Gebrauchsfalle mittels des Bügels o an einen
Flaschenzug gehängt, welcher seinerseits die Befestigung in der Spitze
des Bohrthurmes erhält. Das untere Austlufsrohr b des Cyünders wird
mittels eines Wirbelstückes mit dem Hohlgestänge verbunden, und ent-
hält dieses Wirbelstück ein Ventil, durch welches man genau den Zu-
flufs des Wassers aus dem Cylinder in das Hohlgestänge regeln kann.
In den unteren Theil des Cylinders führt das Eintlufsrohr c das mittels
einer Dampfpumpe eingeprefste Wasser ein, welches den Cylinder von
unten bis oben füllt und im Steigen den Kolben d mit der hohlen
Kolbenstange e hebt, sofern nämlich dies Wasser durch das Ventil ab-
geschlossen bleibt. Je nach Mafsgabe der Oetfnung des Ventiles findet
ein entsprechendes Mafs Wasser Ausflufs durch die Oetfnungen f des
Kolbenrohres und von dort in das wirbelnd angeschlossene Hohlgestänge,
welch letzteres mithin mit dem Gewichte auf die Bohrsohle drückt,
welches ihm seitens des hebenden Wasserdruckes übrig gelassen wird.
Beim Beginne der Bohrung wird es meist erforderlich sein, die Last
des noch kurzen Gestänges durch angebrachte Gewichte zu verstärken,
zumal es rathsam ist, gewissermafsen einen Ueberschufs von todter Last
auf der Bohrsohle vorräthig zu halten, diesen aber im richtigen Ver-
hältnisse durch die Wirkung des Vorschubcylinders aufzuheben. Es ist
ersichtlich, dafs in dem F'alle, wenn angehäuftes Bohrmaterial auf der
Bohrsohle den Wasserausflufs aus dem Bohrgestänge hemmen sollte,
Gad, Neuerungen in der Tiefbolirtechnik. 299
das im Gestänge gestaute Wasser einen erhöhten Druck auf den Kolben
im Vorschubcylinder üben mufs, was ein Anheben des Gestänges ^ur
Folge hat, bis der Ausflufsweg für das um so kräftiger herausdrängende
Spülwasser frei wird. Zu vermeiden bleibt, durch vollen Sehlufs des
Ventiles die Spülung ganz zu unterbrechen , weil sich dann der Bohr-
schlamm leicht verdichten und das Bohrzeug festklemmen kann.
Diese Vorschubvorrichtung gestattet, eine Strecke von fast der
lichten Höhe des Bohrthurmes ohne wesentliche Unterbrechung abzu-
bohren, nur beschränkt durch die niedrige Drehvorrichtung auf dem
Erdboden einerseits und die Länge des bis an die Spitze des Bohrthurmes
gezogeneu Cjliuders andererseits. Sobald der Kolben im Vorschub-
cylinder dem Boden desselben nahe kommt, ist nur der Cylinder selbst
am Kolben des Flaschenzuges herunterzulassen, was während des Fort-
ganges der Arbeit geschehen kann. Nähert sich schliefslich der Cylinder
zu sehr der Drehvorrichtung, so wird er im Ganzen hochgezogen. Zur
Förderung des Bohrkernes, sowie zur Einfügung eines neuen Gestänge-
theiles ist allerdings Unterbrechung der Spülung geboten, welche durch
Sehlufs des Ventiles erfolgt. Vor Unterbrechung der Spülung behufs
Einschraubung eines neuen Gestängetheiles wird meist der Bohrschmant
noch einmal künstlich aufgerührt, um das schnelle Setzen zu verhindern,
und das Einschrauben selbst mit grofser Geschwindigkeit ausgeführt.
Derselben Gesellschaft ist es gelungen, ein sehr sinnreiches Ver-
fahren bei Brunnenbohrungen nach Wasser in Ausfuhrung zu bringen.
Es sind nämlich Verrohrungen mit einem stählernen Treibschuhe mittels
der Drehvorrichtung unter Spülung direkt durch lose Alluvialschichten
und Triebsand eingedreht worden. Dabei wurde die Stärke der Spülung
so abgepafst, dafs der Bohrschmaut aufseu zwischen Rohrwand und
Bohrlochswand haften blieb und, insofern er aus Lehm, Thon und
anderen zähen Ablagerungen bestand, sich zu einer festen Wand ver-
dichtete, welche die Klüftungen des Bohrloches verstopfte und jeden
Nachfall verhinderte. In sandigen Schichten wurde der mangelnde Biude-
stoflf durch Einfüllen von Lehm u. s. w., mit dem Spülwasser zugleich,
in das Innere der Verrohrung eingebracht und dadurch die Standfestig-
keit des Triebsandes aufserhalb erreicht. Je nach der Natur der
Schichten eignen sich zu deren Verdichtung verschiedene Mittel, so
z. B. für weichen Lehm, Moorboden u. dgl.: Sand, Sägemehl, Kalk,
Cement; für Muttererde: Getreide und andere Samen, Stroh, Häcksel
u. s. w. Ein Auf- und Abbewegen der Verrohrung, das sieh mit der
Drehung derselben vereinigen läfst, erleichtert das Austreten der Keru-
reste, sowie der etwa eingefüllten Stoffe. Unter Umständen soll sich
solche künstliche Wand derart erhärten, dafs die nachträgliche Ent-
fernung der Verrohrung möglich wird.
Zuerst ist eine derartige Bohrung in „Sulphur Mine" in Louisiana
in den lehmigen und sandigen Alluvialschichten der Mississippi-Niede-
300 Gad, Neuerungen in der Tiel'bolirtechnik.
riing 100 bis 200"> tief mit 12'=ni starken Röhren geglückt. Es sind
dann in New Orleans mehrere andere nachgci'olgt, und zwar durch zähe
und lose Schichten hindurch, wie sie für Tiefhdhrungen kaum schlimmer
gedacht werden können. An einer Stelle ist es dort gelungen, eine
IT'^^'iS starke Verrohrung von 7500'^ Gewicht mittels einer Maschine
von 6 W 152"', 7 tief in 48 Stunden durchzutreiben, wobei die Schwierig-
keilen mit der Tiefe nicht wesentlich wuchsen, und ein weiterer Fort-
gang nur wegen Mangels an passenden Röhren unterblieb. Es ist keine
Frage, dafs man alles daran setzen mul's, um mögliehst schnell durch
solche klebrigen und haltlosen Schichten durchzukommen.
Eine Frage, welche innig mit der Diamanthoiirung Zusammenhang!,
ist neuerdings in den Vordergrund des Interesses getreten. Es ist dies
das Bestreben, die durch die Diamantbohrkrone geschnittenen Kerne
über Tage in ihrer richtigen Stellung zu Orientiren , um das Streichen
und Fallen der durchsunkenen Schichten danach ermessen zu können.
Ich habe in Z>. p. J. 1888 270 163 über das Instrument des Engländers
Herrn Percy Fry Kendall berichtet, welches mir diese Aufgabe am ein-
fachsten und vollkommensten zu lösen scheint: doch möchte ich nicht
versäumen, auf zwei sehr beachtenswerthe Erliudungen deutscher Land.^-
leute in dieser Richtung aufmerksam zu machen.
Das erste dieser Instrumente ist von Köbric/i nach einer Idee xnn
Wolf construirt und bereits mehrfach mit vollem Erfolge benutzt. Die
Beschreibung durch Herrn Kührich findet sich in der Zeitschrift für
Berg-^ Hütten- und Salinenwesen im preufsischen Staate^ 1888 S. 2.5.5.
Das Wesen des Apparates besteht darin, dafs sich unterhalt) einer
Rutschschere ein scharfer Meifsel befindet, über derselben in einem ge-
schützten Lager ein Kompafs. Meifselschneide und Mittagslinie des
Kompafs liegen in einer Senkrechtebene. Mittels der Rutschschere
wird nun mit dem Meifsel ein scharfer Schlag auf den oben geglätteten
Kern im Bohrloehe gegeben und abgewartet, bis ein mit dem Kompafs
in Verbindung gebrachtes Uhrwerk denselben arretirt haben muf's.
Alsdann holt man den Apparat, dann den noch abzulösenden Bohrkern
auf, und es erhellt, dafs die Abweichung der arretirteu Magnetnadel
von der Mittagslinie ebenfalls die Abweichinig des Einstriciies im Kerne
von derselben Linie angeben mufs.
Der zweite Apparat wird vom Herrn Ingenieur Lubisch angegeben. Er
besteht sehr einfach aus einer glatten, unten etwas zugeschärflen Mufle.
von etwas gröfserem Durchmesser als der erbohrle Kern, in deren
Inneres ein Stahlstift von etwas gröl'serer Länge, als der Unterschied
zwischen den Durchmessern von Mufte und Bohrkern beträgt, hineinragt.
Beim Ueberslüljjen dieser Mufle über den auf der Bohrsohle aufstehenden
Kern ritzt alsdann der Stahlstift einen senkrechten Strich in den Rand
desselben. Durch sorgfältiges Zusammenschrauben des Gestänges, wobei
die Verbindungsstellen mit feinen überaerissenen Strichen bezeichnet
Etienne's Riemengabel-Stellvorrichtung. 301
werden, und möglichst gerades Einlassen desselben strebt man dahin,
den Stahlstift möglichst in derselben Senkrechtebene zu erhalten. Nach
dem Heben des ßohrkernes kann dann dem eingeritzten Striche am
Rande dieselbe Orientirung gegeben werden, wie sie der Stahlstift beim
Einlassen gehabt hat. Bei geringeren Tiefen arbeitet dieses Instrument
ganz zufriedenstellend. Grundbedingung ist, dafs Reinheit der Bohrsohle
und Glätte des Bohrkernes das Ueberstülpen der MuHe über den letzteren
gestatten.
Von ausgeführten Tief bohrungen ist die auf Place Hebert in Paris
vollendete artesische Brunnenbohrung die bedeutendste. Diesseitige An-
gaben linden sich darüber in D. p. J. 1888 270 252.
In Bezug auf Verwendbarkeit von Diamantbohrmaschinen sind zwei
lehrreiche Beispiele anzuführen, welche beweisen, dafs auch in unseren
Gebirgen diese wirksamste aller Bohrvorriehtungen als ultima ratio die
wesentlichsten Dienste leisten kann.
Von zwei Bohrlöchern, welche 1887 bei Kiedrich im Rheingau
nach Mineralquellen abgeteuft waren, hatte bei dem einen der Stofs-
bohrer in Tiefe von 68'n,5 eine steil einfallende Quarzschicht nicht zu
durchbrechen vermocht, war vielmehr stets seitlich abgelenkt und ab-
geschliffen worden. Es wurde dann im August 1888 die Hilfe der
Dianiantbohrung in Anspruch genommen, welche der Ingenieur Hugo
Lubisch mit einer englischen Diamantbohrmaschine leistete. Herr Lvbisch
bohrte das ganze Bohrloch mit einem langen, genau passenden Kern-
rohre nach und brachte Kerne von mondsichelförmigem Durchschnitte
zu Tage, wodurch sich die Abweichung des früheren Bohrloches von
19""» auf 1™ ergab.
Auch die Bohrung des Herrn Fabrikanten A. Neubecker in Oßen-
bach a. M., welche im Februar 1888 auf 275™ Tiefe eine reiche Lithion-
quelle augeschlagen hat, ist mit Meifsel und Wasserspülung ohne Frei-
tall begonnen und laugsam fortgeführt worden, bis das erreichte feste
Gestein des Rothliegenden die Benutzung der Diamantbohrmaschine
nahe legte, welche wohl allein das schwierige Gebirge bewältigen
konnte.
Viele Fragen betreffs der Diamantbohrmethode wird übrigens der
demnächst erscheinende III. Band der Tecldenbury'saheB Tiefbohrkunde,
welcher dieses Feld behandelt, lösen und dadurch den Stand der Tief-
bohrtechnik wiederum um einen wesentlichen Schritt fördern.
Etienne's Riemengabel-Stellvorriclitung.
Mit. Abbildungen »uf Tafel IV.
Der Betriebsriemen wird von der Fest- auf die Losscheibe eines
Deckenvort^eleges und umgekehrt mittels Vorrichtungen verlebt, die
.'J02 Etienne's Riemengabel-Stellvorrichtung.
bei möglichster Einfachheit der Bauart, Zuverlässigkeit ihrer Wirkung
auch den Unberufenen es ermöglichen sollen, ohne Zaudern die Ab-
stellung, d. i. den Stillstand der Arbeitsmaschine herbeizuführen, was
bei einem Unglücksfalle von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein
kann. Ueberdies müssen diese Vorrichtungen von allen Arbeitsstellen
der Maschine erreichbar sein, was bei grofsen Leitspindeldrehbänken
nicht immer leicht durchführbar ist.
Die Riemengabelschiene wird gewöhnlieh durch einen von der
Decke herabreichenden hölzernen Hebel verstellt, welcher durch eine
wagerechte Verbindungsstange, welche in passender Höhe längs der
Arbeitsmaschine aufgehangen ist, es dem Arbeiter leicht macht, die
Maschine von seinem Standplatze abzustellen. Diese an sich einfache,
zweckentsprechende, billige und allen sichtbare Vorrichtung läfst sich
in hohen Arbeitsräumen nicht gut anbringen, verfinstert den Raum und
gilt als unschön. Deshalb wird diese Vorrichtung durch eine stehende
Hebelwelle ersetzt, die an der Spindelstockseite von der Wange bis
zum Vorgelege reicht, wobei eine wagerechte, längs der Wange an-
geordnete GrifTstange die Bethätigung erleichtert.
Eine andere Abstellung besteht in einem Kreuzhebel mit zwei
herabhängenden Handseilen. Diese Anordnungen, namentlich aber die
letztere, lassen den Uneingeweihten im entscheidenden Augenblicke in
Zweifel, nach welcher Richtung die Abstellung erfolgen soll. Noch
mufs eine Vorrichtung mit einem Griti'seile erwähnt werden, die mittels
Schwunggewicht wirkt. Diese erfordert ein energisches Anziehen, ver-
sagt aber leicht, sobald der Anzug unentschieden oder zaghaft erfolgt.
Zu dieser Gattung mit nur einem Zugseile gehört die Absteilein-
richtung von Etienne.
Dieselbe besteht nach Le yenie civil^ 1888 Bd. 13 S. 402, aus einer
lose auf einen Zapfen c gehenden Seilrolle d (Fig. 26 und 27), welche
durch eine gewundene Feder stets nach links, vermöge eines Zugseiles a
aber nach rechts gedreht wird und dabei blofs eine halbe Umdrehung
zurücklegt. An dieser Seilrolle ist ein Sperrkegel e seitlich angeordnet,
welcher in ein Sperrrad greift, welches blofs zwei Zähne besitzt und
das eine Kurbelscheibe f treibt, an welcher die geführte Riemengabel-
schiene g angelenkt ist. Diese Verbindung kann entweder mittels einer
kurzen Schubstange oder wie in der Fig. 26 angegeben, durch eine
Gleittasche durchgeführt sein. Die Wirkung besteht darin, dafs durch
die Federkraft die freie Seilrolle allemal zurückgedreht und dadurch
der Eingrift' des Sperrhakens in das zweizähnige Sperrrad herbeigeführt
wird, während in Folge des Seilzuges der Kurbelzapfen in gleich-
bleibendem Drehungssinn von einem todten Punkte zum anderen gedreht
wird. Der Vorzug dieser Abstellvorrichtung besteht darin, dafs die
Riemenverschiebung sicher vor sich geht, gleichgültig ob der Anzug
des Griffseiles a allmählich oder rasch erfolgt. Liest das Decken-
Ueber das Kugeldrehen. 303
Vorgelege abseits von der Werkmaschine, so wird das Zugseil h über
entsprechend angeordnete Leitrollen geführt. Der Nachtheil dieser Vor-
richtung beruht in der vermehrten Theilzahl und in der Anwendung
von Federn, Klinken, Sperrrädern u. dgl. Stücken. Pr.
Ueber das Kugeldrehen.
Mit Abbildungen auf Tafel 1 V.
Zum Ausfräsen von Kugellagern wird von M. Miller im American
Machinisl, 1888 Bd. 11 Nr. 39*8. 2, ein Werkzeug (Fig. 32) vorgeschlagen,
welches aus einer gehärteten Stahlscheibe mit scharfen Seitenrändern
besteht, welche um einen in einer Gabel befindlichen Zapfen sich dreht.
Diese Gabelstange wird wie ein Bohrer oder Fräser in eine kreisende
Bohrspindel eingespannt.
Obwohl die ausgefräste Kugelschale geometrisch richtig ausfällt,
wird ihr Durchmesser mit der Scheibenbreite zunehmen, weil der
Scheibenkreis kein gröfster Kugelkreis ist.
Kugelförmige Ansätze, Kugelknöpfe an Griflfkurbeln u. dgl. können
mit einer Vorrichtung abgedreht werden, welche nach American Machinist^
1888 Bd. 11 Nr. 39* S. 2, von /. F. Hussel in Springüeld, Ohio, her-
rührt und die beliebig vervollständigt und erweitert werden kann.
Auf dem Supportobertheile einer Drehbank wird an Stelle des Stahl-
halters ein Lagerstück a (Fig. 83 und 34) aufgeschraubt, durch welches
ein wagerechter Bolzen b gelegt wird, der am rückwärtigen Ende ein
Stirn- oder Schneckenrad c zur selbsthätigen Schaltung oder eine Grili-
kurbel trägt, während am vorderen Ende ein an die Lagerfläche sich
anlegender Arm d befindet, welcher einen stellbaren Stahlhaller e ent-
hält. Vollkommener .wird diese Vorrichtung, wenn an die Stirnplatte d
ein supportartiger, bequem verstellbarer Stahlhalter angeordnet ist.
Steht die Schneidkante des Werkzeuges in der Achsenebene des
zwischen den Drehbankspitzen eingespannten Werkstückes /", so be-
schreibt dieselbe bei der Drehung des Bolzens b einen gröfsten Kugel-
kreis, welcher in Verbindung mit der kreisenden Bewegung des Werk-
stückes die gewünschte Kugelform erzeugt. Unbedingt erforderlich ist
es, dafs die Achse des kreisenden Werkstückes / und jene des drehenden
Bolzens b in einer Ebene liegen, während es für die Richtigkeit der
Arbeit gleichgültig ist, ob die Achse des Bolzens winkeirecht oder
schräg zur Drehbauksachse liegt. Am bequemsten bleibt jedenfalls die
winkelrechte Lage beider Achsen. Wenn aber ein Kugellager aus-
gedreht werden soll, so mufs die Achse des verlängerten Bolzens 6,
welcher den Schneidstahl unmittelbar enthält (Fig. 3.5), eine hinreichende
Schräglage zur Spitzenlinie erhalten, damit der Halter b am Sehalen-
rande vorbeikommt.
304 Ueber das Kugeldrehen.
Die GrifFkurlielü an Bewegungss])indelii amerikanischer Werkzeug-
maschinen sind derart gestaltet, dafs mit möglichst gleichmäfsiger und
um die Spindelachse symmetrisch vertheilter Masse jedes Ueberhängeu
an der Schraubenspindel vermieden wird. Dadurch wird nicht nur
ein sicherer Griff', sondern auch eine gröfsere Empfindlichkeit des An-
druckes an die Steuerungslheile erreicht. Um nun das Kurhelzapfen-
loch in einem solchen fertig gedrehten Kugelhehel zu bohren, wird die
in Fig. 36 dargestellte Vorrichtung angewendet.
In einem Schlitze der Winkelplatte d ist der Stift c stellbar. Auf
diesem wird der Kugelliebel f aufgeschoben, während das zu bohrende
kugelförmige Grillende e zwischen der Bohrbiichse a und der Stell-
büchse b geklemmt wird. Die ganze Vorrichtung ist auf einen Bohr-
tisch gestellt und der Bohrer durch die Büchse a geführt. Den Kurbeln
entsprechend müssen Stift c und Führungsbüchse a ausgewechselt werden.
A. B. Landis gibt im American Machinisl, 1888 Bd. 11 Nr. 42*8.6,
einige Vorrichtungen zum Drehen kleiner Kugeln aus Rothgufs und an-
derem weichen Metalle an.
Nachdem die Kugel auf einer gewöhnlichen Drehbank vorgedreht
worden ist, wird gegen diese ein am Supporte aufliegendes Werkzeug
angedrückt, wobei demselben mit der Hand eine kleine Achsendrehung
ertheilt wird. Dieses Werkzeug besteht aus einem gehärteten Hohl-
cylinder C (Fig. 29) aus Gufsstahl von gleicher Bohrung wie der Kugel-
durchmesser.
Derselbe ist auf die Halterwelle A aufgesteckt und besitzt den
Schlitz 0, um der Kugelachse auszuweichen. Die ebene Stirnfläche B
in Verbindimg mit der genau cjlindrisch ausgeschlillenen Hohlfläche C
ergibt die Schneide, welche ein gröfster Kugelkreis ist. Nach erfolgtem
Stumpfwerden wird blofs die Stirnfläche B nachgeschlifl'en.
Die Vorrichtung Fig. 30, eine genau ausgebohrte und ausgeschnittene
Stahlplatte E mit Griff, ist blofs für das Abschlichten kleiner Kugeln
geeignet.
Hiegegen ist die Sup])orteinrichtung Fig. 31 bekannt. Nachdem der
Querschlitten G bezieh, die Achse des Drehstückes H mittels eines
Steckstiftes K genau in die Achsenebene der Drehbankspindel eingestellt
ist, wird der im Supportobertheile I eingespannte Schneidstahl vermöge
der Schraubenspindel L an die Kugel angeführt, während mit dem an-
geklemmten Hebel J der Supportdrehtheil H um seinen Zapfen mit der
Hand geschwungen wird. Pr.
Roche's Zeiger- und Schnellwage. 305
Dujour's Schnellwage.
Mit Abbildung auf Tafel 14.
Diese in einer Oese frei hängende Schnellwage besteht nach Le
Genie ci«V, 1888 * S. 380, aus einem ungleichförmigen Hebel (Fig. 39
Taf. 14) dessen Lasthebel A nach einem Kreisausschnitte, der Gewichts-
hebel ß nach einer Evolvente verlängert ist. An biegsamen Stahl-
bändern L sind die Lastschale Q und das constante Wägegewicht P an-
geliängt. Während der Lasthebelarm a unveränderlich bleibt, vergröfsert
sich b entsprechend dem zunehmenden Lastgewichte. Diese Zunahme
wird au einer wagerecht liegenden Leiste ßH abgelesen, an welcher
der Hebel ß vorbeistreicht und an welcher die zugehörigen Gewichte
aufgezeichnet sind. Die Schwerpunktsverlegung des Hebels ß während
der Drehung mufs bei der Stricheintheilung Berücksichtigung linden.
iegeben werden. Der Genauigkeitsgrad soll hierdurch bis auf
E. Roche's Zeiger- und Schnellwage.
Mit Abbildungen im Texte und auf Talel 14.
Die Eigenthümlichkeit dieser Wage besteht in der Anordnung des
Zeigerwerkes und in der Verbindung desselben mit einer eingetheilten
Hebelschiene und Laufgewicht, so dafs auf der letzteren die grofsen
Gewichtslasten abgelesen, während durch den Zeiger die Einheiten an-
1
4000
des Gesammtlast steigen, während für die gewöhnlichen Zeiger oder
Schnelhvagen gesetzlich in Frankreich nur -rKn?, Empfindlichkeit vor-
geschrieben ist (vgl. Guülaumin 1888 269 * 496). Nach Le genie civil^
1888*380, besteht diese Wägevorrichtung, welche an einer Brücken-
wage angeordnet ist, aus der Standsäule C (Fig. 37 und 38 Taf. 14)
mit den Lagerpfannen O und dem Zeigerblatte D. An dem um 0
schwingenden Hebel MN ist die Hängeschiene J durch Vermittelung
eines Parallelhebelwerkes Iß und hieran die Hängestauge Ä, welche
die Verbindung mit den Brückeuhebeln herstellt, angelenkt. Winkel-
recht zu MN und durch das Schwingungsmittel gerichtet, ist der Zeiger E
angeschraubt, welcher an das kreisförmige Zeigerblatt D spielt, dessen
Gewichtseiutheilungsstriche von seiner zugehörigen Kreisbogensehne
nach dem später zu erklärenden Verfahren abgetragen wird und nur
zur bequemeren Ablesung bogenförmig ausgebildet ist. Zur Herstellung
einer standhaften Gleichgewichtslage dient das Beschwerungsgewieht //,
zur Ausgleichung und Regelung das Schiebegewicht G, während zum
Wägen grofser Lasten (10 oder lOOi*) das mit dem Stellstifte f ver-
Dinglers polyt. Journal Bd. 271 Nr. 7. 188911. 'iO
306
Roche's Zeiger- und Schnellvvage.
Fig. I.
schene Laufgewichl /•" verwendet wird. Mit dem Schliel'shaken L wird
die Wägevorriciitiing abgestellt.
Die Mas.seiivertlieilung des Gestänges ist nun in der Weise an-
geordnet, dal's in der NuUsteliuna des Zeigers E die Hebelschiene die
LageJWiV annimmt und hierbei jenen Lasten entspricht, die durch die
Stellung des Laufgewichtes F auf der Hebelschiene bedingt werden,
also glatt 100, 200, 3ü0'< u. s. w. angibt, während die Zwischengewichte
durch die Ausschwingungen des Zeigers E angezeigt werden. Das
Mais dieser Ausschwingung, sowie ihre Beziehung zur Last soll in der
nachfolgenden Rechnung begründet werden.
Es stelle in Textfig. 1
vor:
a Hebelarm der Last/*:
c Hebelarm des Gegen-
gewichtes q einschliefslich
dem Schiebegewichte &'; S
Schwerpunkt des Hebel-
werkes bezieh. Angriffs-
jiunkt der Kraft (f.
In der Nullstellung des
Zeigers On mul's daher OSq
in die Unterstiitzungsloth-
rechten fallen. Zieht man
ferner die Sehne n m senk-
recht zur Zeigerrichtung
OE=h, sobald die Hebel-
schiene MN (Fig. 38), d. h.
der Hebelarm a (Fig. 1) in
Folge einer Belastung F
wagerecht liegt, oder das
Hebelwerk sieh um den
Winkel u gedreht hat, so
entstehen bei einer ferneren
Drehung um den Winkel ^i',
Abschnitte auf der Sehne
des Zeigerkreises, welche
der Belastung f, propor-
tional sind.
:h„jß
FlR. 2.
Es ist d = b . lg a und
ferner y=:x-{-d oder
y = x-\-l) .tg a 1)
Die Gleichgewichtsbedingung für den wagerechten Lastarm ist
0 = P . a — (j . r niu a
und </ . (■ "in a^= P ■ a 2)
Roche's Zeiger- und Schnellwage. 307
Es ist ferner die Gleiciigewichtsbedingiing für die Last /*(, ent-
sprechend der weiteren Drehung um den Winkel ß:
0=^ Pi- a .cos ß — q . c sin (a -\- ß)
oder '/ . c sin {c( + ß)= Pi-a . cos ß
und q . c . üna . ci>s ß -\- qc . cos a sin ß = P^acos ß
bezieh. qcsin a + qc . cosci . tgß = P^.a
qc . coscc . Igß = P^ . a — q . c . sin K
P, a — öc sin ci
endlich tg/S=- Vi ....... 3)
' ^ q . c . cosu
daher x =: h . tg ß
und x = b.- b.lqa
q . c . cosct "
folglich y = — .P, 4)
'^ ^ q . c . cos a
Weil aber f '- ) unveränderlich ist, so folgt die Propor-
\q .c .cosu)
tionalität zwischen der Sehnenstrecke y und der Belastung P^. Es
wird daher für /', = o auch y = o, und für ß =■ o (Gl. 3) auch Pi=P
werden.*
Für sich allein würde aber die Zeigervorrichtung unzureichend sein,
defshaJb ist deren Verbindung mit der Hebelschiene samnit Laufgewicht
vortheilhaft, indem die Zeigerwage die Gewichtseinheiten, das Lauf-
gewicht aber die Zehner oder Hunderte angibt.
Ist MN (Textfig. 2) die Hebelschiene und Q das Laufgewicht, so kann
in irgend einer Stellung, also auch in der Zeiger-Nullstellung nur Q
und P.^ in Betracht kommen, deren Gleichgewichtsbedingung
0=/'.ja— (?./
lautet.
Die Gesammtbelasfung ist aber
und l
also (/>.^ + />,-).
Es ist schon früher erwähnt worden, dafs zur Bequemlichkeit der
Zeigerablesungen die gleich grofsen Gewichtsunterschieden entsprechen-
den gleich grofsen Sehnenabsehnitten (m n) einfach auf den Kreisbogen
übertragen werden, so dafs die Gewichtseintheilung am Zeigerbogen
ungleichmäfsig und nach den Schwinguugsendpunkten zu abnehmend
ausfallt. In den Ausführungen steht der Zeiger winkelrecht zur Hebel-
schiene, daher die Bogensehne m n wagerecht, weil der Zeiger OE
lothrecht, bei wagerechter Hebelschiene M N steht. Pr.
308 Schiltz'g Erdölmotor.
Erdölmotor von Dr. M. V. Schütz in Cöln.
Mit Abbildungen auf Tafel 15
Dieser Mutor ist jetzt seiner Cünstructiou uach ahgeschlusseu und wird
von licensirten Fabriken in den Verkehr gehruehl. Derselbe wird in
Deutschland in stehender Construction hergestelll, kann aber auch liegend
angeordnet werden, und gleicht üurseriich den Gaskraftmaschinen. Er
arbeitet im Viertakte mit Ansaugen des Gemenges, Compression des-
selben, Zündung am Ende der Compression, und Austreiben der Ver-
brennungsproducte. Die Gemengbildung erfolgt in dem, den Explosions-
raum umgebenden, und vom letzteren zu erwärmenden Zickzackkanal
von grofser Verdampfungsfläche. Durch diesen Zickzackkanal wird
vom Arbeitskolben das Volumen des Kolbenhubes Luft durchgesogen
und in diesen Kanal wird das für jede Arbeitsperiode erforderliche Erdöl
von einem Pümpchen genau abgemessen und eingespritzt, wobei das
Erdöl vom scharfen Luftzuge zu Nebel zerstäubt, der letztere an die
Wände geworfen, von den warmen Wänden verdampft und mit Luft
innig gemischt wird. Das Gemenge ist somit fertig^ ehe es aus dem
Verdampf ungsraume durch das Einlafsventil in den txphsiunsrauin gelangt.
Der Gemeugbildungsapparat ist somit ein untrennbarer Theil des Unter-
satzes.
Von den beifolgenden Figuren zeigt Fig. 1 einen senkrechten Schniti
durch die Kurbelachse; Fig. 2 eine seitliche Ansicht in der Richtung
der Kurbelachse; Fig. 3 einen Wagerechtschnitt durch den Verdampfungs-
raum, den Explosionsraum und das Ventilgehäuse; Fig. 4 einen Wage-
rechtschnitt durch den Wasserraum des Untersatzes und dessen Ver-
bindung mit der Wasserkiihlung des Auslafsventiles; Fig. 6 ist ein
senkrechter Schnitt durch das Erdölpümpchen; Fig. 7 die Regulirung
der Schnelligkeit. Die wichtigsten Theile der Maschine sind diejenigen,
welche dazu dienen, dem Explosionsraume ein gutes und stets gleich-
inäfsig zusammengesetztes und innig gemischtes Gemenge zu liefern,
das sind der zickzackformige. Verdampfungsraum und das Erdölpüm])chen.
Der Zweck des Zickzackkanales, der nach der Patentschrift
Nr. 38121 auch andere geeignete Formen haben kann, ist der, die von
der Explosion ganz unvermeidlich in die Wiinde übergehende Wiirme un-
iTiittell)ar zur Verdam])fung des Erdöles zu benutzen. Zu diesem Zwecke
ist der Manlelraum des Explosionsraumes durch ausragende Wände,
welche mit dem ganzen Untersatze ein einziges Gufsstück bilden, in
einen laugen, nach unten engeren Kanal von stark vermehrter Ver-
dampfungstläche gebildet, und um die Verdami)fuugstläche noch zu
vermehren, theilweise, ganz besonders aber au den unteren Uebergangs-
stellen mit Pferdehaar ähnlichen Metalls])äneu (am besten aus Kupfer)
gefüllt. Durch diesen Kanal strömt, wie in Fig. 3 gezeigt, die Lufl
und in denselben gelangt auch das \iim Pümpchen p (Fig. 2) für
Schiltzs Erdölraotor. 309
jeden Hub genau abgemessene Erdöl i dieses letztere wird, wie oben
gesagt, durcTi den Luftstrom und die Späne fein verstäubt und an den
Wanden schnell verdampft. Was vom flüssigen Brennstoffe sich nicht
schnell verdampfen läfst, z. B. Paraffin, gelangt als feiner Nebel mit
dem verdampften Gemenge in den Explosionsraum und verbrennt bei
ausreichender Luft ohne Rückstand.
Ein sehr wichtiges Erfordernifs des gleichmäfsigen regelmäfsigen
Ganges der Maschine geht dahin, dafs im Verdampfungsraume, ab-
gesehen von der absichtlichen Befeuchtung der Wände und Späne, kein
flüssiges Erdöl an den tiefsten Stellen des Zickzackkanales sich sam-
meln kann, und zu diesem Zwecke müssen die nach Fig. 3 senkrecht
verlaufenden, abwechselnd oben oder unten verkürzten Trennungswände
des Verdampfungsraumes nach unten je einen so engen Durchgang
lassen, dafs der Luftzug auch bei geringerer Umdrehungszahl ein Sam-
meln des Erdöles verhindert. Da also dasselbe bei jedem Hube scharf
ausgefegt wird, so ist zur gleichmäfsigen Gemengbildung nur noch er-
forderlich, dafs das Erdölpümpchen bei exacter Arbeit dauerhaft con-
struirt ist und schadhaft gewordene Theile schniiU und leicht ersetzt
werden können. Das von der Maschine bei jedem Arbeitsvorgange
einmal entleerte und dann zufolge Einwirkung einer Feder wieder gefüllte
Pümpcheu ist so construirt, dafs der Pumpcylinder von einem Mantel-
raume umgeben ist, in welchem das Erdöl auf einer stets gleichen Höhe,
etwa bis zum oberen Rande des C_y linders erhalten wird, und dafs aus
diesem mit einem Erdölgefäl'se P (Fig. 2) durch Hähne in Verbindung
stehenden Mantelraume das Erdöl in den Pumpcylinder durch seitlich
an demselben angebrachte Löcher hineinfällt, sobald der Pumpenkolben,
durch die Spiralfeder nach oben gezogen, diese seitlichen Löcher frei
macht. Der darauf von der Steuerstange wieder nach unten gedrückte
kleine, mit Lederstülpchen versehene Erdölkolben drückt etwaige Gas-
arfen oder Erdöl erst an den seitliehen Löchern heraus, sperrt die
Löcher ab und drückt den übrigen Inhalt nach Mafsgabe des ver-
stellbaren Kolbenhubes durch das im Ventilhause des Pümpcbens be-
findliche kleine Rückschlagventil in den Zickzackkanal des Verdam-
]ifungsraumes F (Fig. 1 und 3); der Ausflufs oben am Ventilhause ist
höher angelegt als der Höhenstand des Erdöles im Mantel des Püijip-
chens, damit bei einer etwaigen Undichtigkeit des einzigen (Druck-)
Ventiles am Pümpchen das Erdöl nur durch die Wirkung des Kolbens,
nicht aber selbsthätig ausflielsen kann, da sonst der Verdampfungs-
raum U mit Erdöl überfüllt werden würde; es ist bekannt, dafs das
Erdöl die feinsten Undichtigkeiten selbst ohne Druck leicht nimmt. Die
beschriebene Einrichtung des Pümpchens ist also für heifses Wasser,
leichtflüchtigen Brennstoff und schweres Erdöl gleich geeignet. Das
Pümpchen kann auch tiefer gestellt werden, als in Fig. 2 gezeigt ist,
und das würde, wenn sonst erwünscht, auch eine tiefere Stellung des
310 Schiltz's Krdölmotor.
Erdölgefäfses /*, etwa auf den Boden gestatten. Für den Fall, dals die
Maschine, die für Leuchtgas, Benzin, Naphlu, Leucht- (xier Rolierdol
und selbst Theermisehungen geeignet ist, mit Feuer gefährlichem Brenn-
stoft'e betrieben werden soll, kann das zur Maschine gehörige Brenn-
stofTgefäfs aufserhalb des Raumes, an beliebiger Stelle, aufgestellt
werden, wenn man nur den Höhenstand richtig ein.stellt.
Der Höhenstand wird im Gefäl'se N^ auf welchem die Erdölgefäfse
stehen, in bekannter Weise (Fig. 2) durch ein Luflroiir selbsthätig
geregelt, indem die Flüssigkeit, wenn sie gestiegen, das Luftrohr ab-
schliefst, wenn sie gesunken, das Luftroiir öH'net, so dafs die in P sich
vermehrende Luft den Brennstofl' durch ein mit Hahn versehenes Rohr
in das Gefäfs nachfliefscn läfst; diese Einrichtung hat sieh auch für
leicht verdampf bare ßrcnnstolFe bewährt, und iäfst sich auch durch
ein Schwimmerventil regeln.
Die nach dem Palente Nr. 33675 eingerichtete Zündung (Fig. it)
erfolgt durch eine Explosion in der Zündkammer Z. Diese Züudkammer
ist durch eine der Gemengströmung entsprechend bemessene Oeflbung mit
einer Vorkammer fortwährend verbunden, welche letztere durch ein
gesteuertes Ventil geöfFnet und geschlossen werden kann. Die Haupt-
zündkammer ist durch ein in den Explosionsraum der Maschine sich
öffnendes kleines Ventil oder Kläppchen c von" dem Explosionsraume
getrennt; dieses Kläppchen oder Ventilchen wird also durch eine in
der Ziindkamnier erfolgende Ex|)losion aufgestofsen und die Zündung
in die Arbeitskammer der Maschine übertragen. In dem Zündklä]ip-
chen c beiludet sich eine kleine Bohrung, welche aus der Arbeilskammer
während der Conipressiousperiode das Gemenge in die Zündkammer
liefert; eine solche feine Bohrung kann auch anderswo angeordnet sein
und die Menge des Gemenges kann in bekannter Weise durch eine
Stellschraube geregelt werden. Das aus der Arbeitskaminer in die
Zündkammer strömende comprimirte Gemenge strömt bei geöH'netem
äufseren gesteuerten Ventile durch die Oeßiumg in die Vorkammer i.
entzündet sich an der äufseren Flamme, brennt nur in der Vorkummer (',
zündet nicht zurück in die Hauptzündkamnier /f, sofern die Verbiudungs-
öffnung so bemessen ist, dafs die Strömung in der üeli'nung das Zuriick-
zünden verhindert; sobald dann die Vorkammer i vom gesteuerten
Ventile dicht geschlossen wird, also ein Abtlufs verhindert ist, lindet
Druckausgleichung statt, die Zündung |)Hanzt sich in die Haupt kam mer
zurück, der dort vorhandene Gemengvorrath explodirt, stöfst das Zünd-
kläppchen auf uud überträgt mit einem Feuerstrahle die Zündung mit
Sicherheit in die Arbeitskamnier. Diese Zündung ist die denkbar ein-
fachste, ein Töpfchen mit einein Dcckelchen und ZiUidkläppchen , und
Iäfst an Sicherheit und Haltbarkeit nichts zu wünschen übrig.
Die Regelung der Schnelligkeit der Maschine (Fig. 7) erfolgt vom
sehr kleinen Regulator dadurch, dai's letzterer bei zu schnellem Gange
Schiltz's Eidölmotor. 311
1) eine senkrecht gestellte Sperrklinke k (Fig. 7) in eine Nase der
Steuerstange des Auslasses einrückt, also diese zurück und den Auslal's
offen hält; 2) die in Fig. 9 dargestellten hangenden Finger der gesteuerten
Einlal'sveutilstange seitwärts rückt (wie in Fig. 7 zu sehen ist), wodurch
das Ocllnen des Einlafsventiles unterbleibt, und dafs 3) in Folge dieser
beiden Einwirkungen, die durch einfache Verbindung der Klinke mit
dem Finger combinirt werden mag, statt der Gemengfüllung die Aus-
lafsgase zurückgesogeu werden , und das von der Auslafsstange durch
wagerechte Nase (Fig. 2) bewegte Pümpchen in Ruhe tritt; 4) folglich
Mangels der Ladung eine Zündung ausfällt. Diese auch an der in
München ausgestellten Maschine augebrachte Kegulirung, welche äufserst
weniu- Kraft erfordert, hat sich als sehr zuverlässig erwiesen.
In der Zeichnung Fig. 1 ist dargestellt, wie der an den Untersatz
vorgeschraubte Vorbau die sänimtlichen Ventile enthält, und dafs diese
daher sehr leicht zugänglich gemacht sind; übrigens ist auch jedes der
Ventile mittels ihrer Spindeln drehbar eingerichtet zu bekanntem Zwecke.
Das Kühlwasser tritt (Fig. 2) von unten in den Wassermantel des
Arbeitscylinders, fliefst oben ab, nach unten in den von unten auf den
Untersatz aufgeschraubten Deckel, aus welchem es nach oben steigend
den Explosionsraum bespült, und geht von da seitlich mit hoher
Temperatur ab; der unten aufgeschraubte Wasserraum W steht nach
Fig. 5 mit kleinen Wasserräumen ir, die sich neben dem Auslafsventile
befinden, in Verbindung. Durch die Aufschraubung des unteren Wasser-
raumes wird auch der nach unten offen gegossene Verdampfungskanal V
verschlossen, der dann nur den für die Luft und das Erdöl freien Ein-
gang (Fig. 3) und die zum Einlafsventile führende, nur während der
Saugperiode oHen gehaltene Ausgangsöffnung hat; der Zickzackkanal V
ist also ebenfalls leicht zugänglich gemacht.
Die drei Steuerungen — für Einlafs, Zündung und Auslafs — er-
folgen von der Steuerachse S aus durch Daumen; das um einen fest-
stehenden Zapfen drehbare Steuerrad hat die doppelte Zahl von Zähnen
wie das auf der Kurbelachse fest aufgekeilte Stirnrad, durch welches
das Steuerrad betrieben wird. Es ist vorgezogen, den Einlafs zu steuern,
der auch .selbsthätig sein könnte.
Der lange Kolben ist noch von unten mit einer Wärmeschutz-
klappe 0 versehen, um den Uebergang der Wärme auf den Arbeits-
cylinder möglichst zu hindern. Das Einlafsventil ist von einem ring-
förmigen Räume (Fig. 1) mit Kanälen zum Ventilsitze versehen für den
Fall, dafs die Maschine mit Leuchtgas betrieben werden soll; für diesen
Fall bedarf es nur der Anschraubung eines seitlichen Gasrohres, dessen
Eingang sonst mit einem Stopfen verschlossen wird (Fig. 1 und 3).
Die Zündkammer, welche früher stehend angeordnet war, ist jetzt
■wagerecht eingerichtet, damit die Zündflamme beim Oeffnen der Vor-
kammer sofort das austretende Gemenge zünde. Auch kann die Zünd-
312 SchilU's Erdolitiulor.
flamme in dieser Stellung nach oben mit einem Kamine versehen, und
dann zur Ziindflamme gewöhnliches Leucht-Erdöl gebraucht werden.
Die Maschine kann kalt leicht mit Naphta vom s|)ecilischen Ge-
wic'hte 0,7 in Betrieh gesetzt und nach "20 liis SO Minuten, wenn sie
warm geworden, mit Leuclit-Krdöl forthelriehen werden. V'on irgend
einer Gefahr ist dabei keine Rede, weil die Erdölgetiilse fest verschlossen
sind. Es ist Aussicht vorhanden, dal's die lugangsetzuiig künftig sofort
mit Leucht-Erdöl erfolgen kann.
Die Maschine ist, wie man sieht, sehr einfach consiruirt, an der-
selben ist sehr wenig Gestänge oder Hehelwerk und alle 'l'heile sind
leicht zugänglich gemacht.
Die Vorzüge des vorliegendeu Sy.stemes vor anderen Systemen be-
stehen im Folgenden :
1) Der Betrieb kann mit Leucht- und Koh-Erdiii erfolgen; bekannte
andere deutsche Motoren werden nur mit Benzin betrieben. (?)
2) Die Zündung erfolgt durch äufsere Flamme, nicht elektrisch;
die Zündung geschieht explosiv. Die Zündungsvorrichtung ist sehr ein-
fach, leicht verständlich und erfordert keine Reparatur. Ein sehr be-
merkenswerther Vorzug derselben, insbesondere gegenüber der elek-
trischen Zündung, besteht darin, dal's man an derselben die Beschaffenheit
des zu zündenden Gemenges, welches richtig und gleichmäfsig sein
mufs, sicher beobachten kann.
3) Die Verdampfung des Brennstoti'es mit Verstäubung des Nichl-
verdampfbaren gestattet die Anwendimg der meisten flüssigen Brennstoffe.
4) Die innige Mischung des Gemenges oor dem Eintritte in den
Explosionsraum bewirkt eine plötzlichere und vollständigere Verbren-
nung in der ersten Bälfle des Arbeitshubes, eine bessere Ausnutzung
der Kraft, also höheren Anfangsdruck und geringeren Enddruck während
des Arbeitshubes ohne Nachbrennen nach Oeffnung des Auslasses, Vor-
theile, die bei allen hauptsächlich mit Verstäubung arbeitenden Erdöl-
niotoren naturgesetzlieh tmmöglich sind.
5) Die Verdampfung und innige Misehimg des Gemenges, welches
wohlvorbereitet in den Explosionsraum gelangt, hat die vollständige
Ausnutzung der im Brennstoffe schlummernden Kraft ohne Verrufsung
und andere Uebelstände, daher geringsten BrennslolIX erbrauch zur Folge.
Die höhere Wärme- und Kraflerzeugung beruht auch darin, dal's die
von den Explosionen in die Wände unvermeidlich rerhren gehende Wärme
in den warmen Räumen geringer ist und durch die Verdampfung im
Zickzackkanale theilweise wiedergewonnen und dann in den Explosions-
raum zurückgeführt wird. Uebrigens ist nicht zu übersehen, dal's Leucht-
Erdöl wegen seines gröi'seren Kohlenstoff- und geringeren Wassersfotf-
gehaltes etwas geringere Wärme liefern mufs als Leuchtgas und leichte
Kohlenwasserstoffe; das Verhältnifs ist ungefähr 24 : 27.
•>) Die Erd(')lverdainpfung im Zickzackkanale durch den Luftsirom
Schiltz's Erdölmotor. 313
ersetzt eineu namhafleii Tlieil des ohnedies erforderlichen Kühlwassers,
bewirkt also geringeren Kühlwasserverbraiich.
Die neueste Constructioii hat folgende Vorzüge vor der in München
ausgestellten Maschine:
1) Die drei Ventile liegen dicht bei einander, so dafs Eintritt,
Zündung und Austritt nahezu an derselben Stelle statttinden; das hat
zur Folge, dafs das Züudgemenge von einer Stelle entnommen wird,
die unmittelbar vorher durch den frischen Eintritt von Verbrennungs-
producten ausgespült wurde, das bewirkt Sicherheit der Zündung.
2) Die drei Ventile sind leicht zugänglich gemacht, und jedes der-
selben kann mit der Spindel auf dem Sitze gedreht werden.
3) Der Auslafs liegt am tiefsten Punkte des Explosionsraumes, alle
Arten von Flüssigkeiten, die aus irgend einem Grunde in den letzteren
gelangen, werden bei jedem Hube ausgefegt.
■1) Bei wagerechter Zündkammer schlägt die äufsere Flamme bei
Oetlnung der Vorkammer sofort in das ausströmende Gemenge.
5) Durch die wagerechte Anordnung der Zündkammer wurde es
möglich, dieselbe trichterförmig und ohne Richtungsveränderung des
strömenden Zundgemenges zu gestalten, die Verbrennungsproducte sicherer
auszutreiben und die Zündung zu sichern.
6) Der Explosionsraum ist so geformt, dafs er vom Eintrittsventile
bis zum Kolben sich immer mehr ohne scharfe Biegungen und Ecken
erweitert, dafs somit die beim tiefsten Stande des Kolbens noch ver-
bleibenden Verbrennungsproducte von der Zündungsstelle gründlich ent-
fernt werden und beim Ansaugehube in der Nähe des Kolbens bleiben;
da die Verbrennungsproducte condensirte VVasserdämpfe enthalten, so
vermengen sie sich nicht schnell mit dem neu eintretenden Gemenge,
die bei der Explosion erfolgende Verbrennung geht daher nicht bis an
den Kolben, an Kolben und Cijlinder geht weniger Wärme verloren. Da
der Untersatz mit dem Explosionsraume behufs Verdampfung warm ge-
halten vi'erden mufs, so kann auch an diesen wenig Wärme verloren
gehen; der allseitig geringere Wärmeverlust au die Wände mufs einen
Kraftgewinn zur Folge haben.
7) Der Explosiousraum ist als Halbkugel mit seitlich unten auf-
gesetztem, nicht ganz regelmäfsigem Trichter construirt; es ist dabei
darauf Bedacht genommen, die innere Warme aufnehmende Oberfläche
im Verhältnisse zum Cubikinhalte möglichst zu vermindern.
8) Der Cubikinhalt des ganzen C'oin])ressionsraumes ist so bemessen,
um eine etwas gröfsere Compression (2',';,'" Ueberdruck) zu erhalten.
9) Der Explosionsraum ist nach oben mit dem Cylinder, nach vorn
mit dem Ventilhause abgedichtet verbunden; irgend einer Communikation
des Explüsionsraumes mit dem Verdampfungsraume oder mit dem Wasser-
raume, durch welche die Zündung bedroht wäre, ist durch diese Con-
struction vorgebeugt.
314
Die Waterhouse-Boijenlanipe
l(t) Das EinlalsM-ntil ist gar nicht und das Ausialsventil nurüciiwach
geküiilt, weil beide vom einströmenden Gemenge iiesiiüU werden.
11) Beim Auseinandernehmen der Theile brauchen keine Rohr-
verschraubungen gelöst zu werden, da der unten ollen gegossene Zick-
zackkanal und die sämnitlichen Wasserräunie und Kanüle durch Auf-
schrauben der Haupisliicke dicht verschlossen werden. Diese Art der
Verbindung erleichtert auch die Reinigung der Räume von Kesselstein
oder auderen Niederscliläuen. Sc/tiltz.
Die Waterhouse-Bogenlampe.
Mit Abbildung:.
Die Walerhouse Ekctric and Manufactiinng Company in Hartford
(Conn.) liefert eine elektrische Bogenlampe, welche zufolge ihrer Ein-
fachheit keine feine Einstellung erfordert. Dieselbe ist in der zugehörigen
Abbildung nach dem American machinist vom 10. November 1888 ab-
gebildet. Das Neue liegt in dem Eiektromagnete JW; derselbe hat
einen Eisenkern von viereckiger Gestalt und besii/,1 zwei Hauplspuleu
und zwei Nebenschlufsspulen, die unter rechtem Winkel gegen einander
gewickelt sind; in der Abbildung sind die Hauptspulen grobdriibtig, die
Neben-spulen feindrahtig gezeichnet. In dem Magnete M ist ein läng-
liches Loch vorhanden, in welches die Spitze des Ankers A durch den
Magnetismus hineingezogen wird. Der Anker .4 dreht sich um einen
in der Abbildung incht sichtbaren Zapfen aul der anderen Seite des
Die Waterhouse-Bogenlampe. .315
Magnetes uud wird, weun kein Strnm diircli die Lampe geht, durch dif
Stützen B und die Feder F getragen; die Feder F unterstützt zugleich
den Anker beim Emporgehen mit einer Kraft, die mittels der Mutter ^'
verändert werden kann. Die Feder F verhindert, dafs der Anker plötz-
lich nach unten fällt; die Luftkammer D hingegen, mit welcher der
Anker ehenfalls in Verbindung steht, macht ein plötzliches Emporgehen
desselben unmöglich. Mit dem Anker .4 ist ferner die Klemme C ver-
bunden, durch welche der Kohleuträger K hindurchgeht.
Der in die Lampe eintretende Strom gelangt von den Klemm-
.schrauben neben dem Handgritt'e H in die Hauptspulen des Magnetes ij/,
von da zum Kohleuträger /<, geht durch die Kohlen uud tritt an den
Klemmen auf der anderen Seite der Lampenplatle aus. Dadurch wird
M magnetisch, zieht den Anker A in das längliche Loch in M empor,
von den Stützen B hinweg, wobei die Feder F ihn unterstützt, bis er
in die richtige Höhe gekommen ist. Auch die Klemme 6' geht mit empor
und nimmt den Kohlenträger H mit in die Höhe, so dafs die Kohlen
von einander entfernt werden und der Bogen sich bildet.
Wenn dann die Kohlen abbrennen, so wird dadurch der Wider-
stand in dem die Hauptspuleu enthaltenden Stromkreise gröfser als in
den Nebenspulen, und durch letztere geht ein entsprechender Stromzweig
neben dem Lichtbogen: hierdurch aber wird ein der Wirkung der Haupt-
spulen entgegengesetzter Magnetismus erzeugt, an dem Theile des Mag-
netes A/, unter welchem der Zapfen des Ankers A liegt; der Magnet M
wird also schwächer magnetisch, und der Anker A geht langsam herab,
macht die Klemme frei, uud diese läfst die Kohlenstange H los, so dafs
die Kohlen sich nähern. Der Kohlennachschub ist so fein, dafs die
Kohlen nahezu dieselbe gegenseitige Lage beständig beibehalten, wäh-
rend sie langsam verbrennen. Plötzliche Bewegung tritt nie auf, und
die Wnterhouse-h?im\){t soll wegen ihrer Einfachheit gröfseres Spiel in
der Einstellung zulassen uud nicht jene leine und sorgfältige Einstel-
lung verlangen, welche bei anderen Bogenlam])en gewöhnlich erforder-
lich ist.
Auf der anderen Seite des Magnetes M ist ein selbslhätiger Aus-
schalter angebracht (in der Abbildung aber nicht angegeben), welcher
so eingestellt ist, dafs er die Lampe ausschaltet, wenn die Entfernung
der Kohlen über 6""" beträgt.
Gute Lsolirung in der Lam]ie ist sorgfältig angestrebt. Mittels des
HandgrilVes H läfst sii-ii der ganze Strom von der Lampe wegschalten.
316
Eddy's elelitrisches Mefsinstrument.
Law's Blitzableiter für Beleuchtungsanlagen.
Mit Abhildiing,
In deu bei Beleuchtungsanlagen angewendeten Blitzableitern niul-
verhindert werden, dal's nach eingetretenem Blitzschlage die Dynamo-
maschine kurz geschlossen bleibt.
Bei dem liievnebeu nach dem CeiilraWlatte für
Elektrotechnik, 1888 * S. 835, abgebildeten Blitz-
ableiter von Lato sind C und D die Blilzplalten.
A eine Drahtrolle, welche beim Durchgange eines
Stromes einen Eisenkern in sich hereinzieht. Die
Abzweigung von der Linie, die durch den Blitz-
ableiter geschützt werden soll, führt zu der oberen
Klemme, von dort in die Spule, deren inneres Eude
am Metallkörper fesigelöthet ist. Schlägt der Blitz
von (' nach D über, so folgt der Maschinenstrom
ihm nach, welcher A erregt. Durch den Hebel K
wird daher die Platte C zurückgezogen, der zwi-
schen C und D übergehende Lichtbogen erlischt
1111(1 die Gefahr für die Maschine ist beseitigt.
Im letzten Sommer sollen sich die.se Blitz-
ableiter sehr sut bewahrt haben.
Eddy's elektrisches Mefsinstrument.
Mit At)bilduns-
Da Eisen und Stahl bei ihrer Anwendung in elektrischen Mefs-
instrumenten eine Aenderung in ihren magnetischen Eigen.schaften mit
der Zeit befürchten lassen, \mi Arthur H. Eddy in Hartford (Conn.) eine
Anordnung gewählt, die sich auf die gegenseitige Anziehung zwischen
den Windungen einer Drahtrolle beim Durchgänge eines Stromes stützt.
Die zugehörige Abbildung zeigt das Instrument im Schnitte. Eine
Messingspule A besitzt eine verhältnifsmäfsig weite Höhlung und wird
mit einer Drahtlage h von angemessener Dicke bewickelt. In ihrem
Inneren wird eine do])pelte Drahtspirale c angebracht, die so gewickelt
ist, dals eine Wickelung innerhalb der anderen liegt, das eine Ende
am Boden befestigt ist, dann aufserlich nach der Sjiitze emporgeht und
von da im inneren dieser ersten Wickelung wieder nach dem Boden
herabgeht. Der Strom durchfliefst daher beide Wickelungen nach ein-
ander in stets gleicher Bichtung. Das obere gemeinschaftliehe Ende
beider Spiralen c ist frei und mit einem Winkelhebel d verbunden, der
in dem auf der Spule A angebrachten Lager e .seine Achse hat und
dessen längerer Arm als Zeiger über einer Scala s])iell.
Baratta's elektrische W ächter-Controluhr.
317
Wenn der Strom durch die Spiralen c geht, so ziehen sich die
einzelnen Windungen gegenseitig an, und es entsteht, da das untere
Ende an der Grundplatte befestigt ist, eine entschiedene Verkürzung
der Spirale in ihrer Länge, die sich
durch die Zeigerbewegung bemerk-
bar macht. Die Gröfse der Zeiger-
bewegung nimmt zu, wenn man den
Hebelsarm der Spirale gröfser macht.
Innerhalb gewisser Grenzen ist bei
gegebener Zu- oder Abnahme der
Stärke des Stromes oder der elektro-
motorischen Kraft die Bewegung des
Zeigers dieser Zu- oder Abnahme
proportional. Es soll aber das In-
strument nach einer Normal- Stromquelle graduirt werden und gibt dann
.sich gleich bleibende Ablesungen.
Die Wirkung des Stromes in c läfst sich noch dadurch verstärken,
dafs der Strom auch mit durch die äufseren Windungen b geführt wird,
und zwar in einer Richtung, dafs er in ihnen in gleichem Sinne wie in
den inneren Windungen c wirkt.
Die inneren Windungen c müssen natürlich den zu messenden
Stromstärken entsprechend gewählt werden, und Eddy hält sich noch
weit innerhalb der Elasticitätsgrenze des verwendeten Metalles und der
zulässigen Grenze der Erhitzung durch den Strom. Um die Erhitzung
möglichst niedrig zu halten, empfiehlt es sich, b und c einander parallel
zu schalten [Londoner Electrical Engineer vom 16. November 1888, *S. 409,
nach der Electrical fVorld).
Baratta's elektrische Wächter-Controluhr.
Die elektrische Wächter-Controluhr von ßaratta^ welche in der
Lumüre Electrique, 1888 Bd. 30 * S. 279 (nach 11 Prugresso, Bd. 16 S. 99),
beschrieben wird, schliefst eine galvanische Batterie jedesmal zu der
Zeit, wo der Wächter vorschriftsmäfsig einen Rundgang zu beginnen
hat, und stets auf die vorschriftsmäfsige Dauer der Runde. Der
Batteriestrom wird beim Schliefsen durch einen Elektromagnet geführt,
welcher das Laufwerk eines Morse-Schreibapparates auslöst. Aufser
diesem Stromkreise ist aber noch ein zweiter vorhanden, der eine Leitung
bildet, welche durch alle vom Wächter zu besuchenden Controlstellen
geführt, in jeder Stelle jedoch unterbrochen ist. Der Wächter hat nun
Auftrag, in jeder Controlstelle auf einen Knopf zu drücken, und schliefst
dadurch die Leitung in dieser Stelle. Bei Ankunft des Wächters in
der letzten Stelle ist daher die zweite Leituns vollständig geschlossen;
318
Douse's selbsthätiger elektrischer Feuerlöscher.
da nun in diese Leitung der Elektromagnet de.s Morse und aufserdein
in jeder Controlstelle ein Elektromagnet eingeschaltet ist, welcher in
dieser Stelle bei Anziehung seines Ankers den Strom wieder unter-
bricht, so schreibt der Morse am Ende jedes Rundganges nur einen
Punkt, und gleich darauf wird sein Laufwerk angehalten, weil der seither
durch den Auslöseelektromagnet gesendete Strom innerhalb der Control-
uhr jetzt unterbrochen wird. Man kann überdies dem Wächter stets
ein Signal geben, wenn er seinen Rundgang anzutreten hat; man braucht
dazu nur noch eine elektrische Klingel mit in den von der Uhr zu
schliefsenden Stromkreis einzuschalten.
Wie bei Adfs Wächter-Controlappcirül mit 2 Leitungen (1887 263
* 878) ist auch bei dem Baratta s nicht zu erkennen, ob der Wächter die
Controlstellen in einer ihm etwa vorgeschriebenen Reihenfolge besucht
hat; ja, bei der Schaltung des Morse auf Arbeilsstrom vermag der
letztere auch nicht Vers])ätungen des Wächters anzuzeigen, sofern die-
selben nicht etwa die zwischen zwei Rundgängen liegende Zeit über-
schreiten.
Douse's selbsthätiger elektrischer Feuerlöscher.
Mit Abbilduiisen.
In den Gebäuden, welche gegen Feuerschäden geschützt werden
sollen, werden nach dem (Londoner) Electricat Eiujineer vom 30. November
1888, *S. 445, an der Decke der Zimmer nach Bedarf ein oder mehrere
der in Fig. 1 abgebildeten Gefäfse A angebracht, in welchen eine ge-
Fig. 1.
wisse Menge mit Alkalilösung versetzten Wassers enthalten ist. In)
Inneren jedes Gefäfses befindet sich ein Glas Ä, das mit angesäuertem
Wasser gefüllt ist. Wenn das Glas B zerbrochen oder sonstwie in
das Gefäfs A entleert wird, so entwickelt sich rasch Kohlensäure, und
diese steigert den Druck auf das Gemisch so stark, dafs letzteres aus
den Röhren M durch die Brausen N als fein zcrtheilter Regen aus-
fliefst.
Ciclingsht'ira's elektromagnetischer Züiidapparat. 319
Die Gefäfse A sind nun einzeln oder paarweise mit einem selbs-
thätig Contaet machenden Feuermelder (Fig. 2) verbunden. In diesem
ist eine Metallfederverbindung vorhanden, welche, sobald sich in ihrer
Umgebung in dem den Melder enthaltenden Zimmer die Temperatur
Fig. ■i.
durch das Ausbrechen eines Brandes erhöht, sich so stark ausdehnt,
dafs sie mit einem darüber liegenden Contacte in Berührung tritt und
die elektrische Leitung (/| rf) schliefst, welche sich als c^e2 in das Ge-
fäfs A hinein fortsetzt; der elektrische Strom bringt also hier die be-
absichtigte Wirkung hervor und das Wasser fliefst aus den Brausen iV aus.
Zu gleicher Zeit wird der Weg für einen elektrischen Strom nach
einem Elektromagnete geschlossen, der an einem Eckstücke des Haupt-
gasrohres angebracht ist; an dieser Stelle ist im Gasrohre ein Ventil
angebracht, welches für gewöhnlich von einer Nase am Ankerhebel
des Elektromagnetes getragen wird und dabei das Gas frei durch das
Rohr strömen läfst; sobald dagegen der Elektromagnet seinen Anker
anzieht, drückt eine Feder das frei gewordene Ventil nach unten, so
dafs es mit seinem kugelförmig gestalteten unteren Ende die Mündung
des von unten kommenden Rohrtheiles verschliefst und das Gas absperrt,'
so dafs es dem Feuer keine Nahrung zuführen kann.
Gelingsheim's elektromagnetischer Zündapparat.
Mit Abbildung.
In dem von Dr. Karl Gclings/ieim in Drachenburg angegebenen elektro-
magnetischen Zündapparate (vgl. 1888 268 522) steht nach der Zeit-
schrift für Elektrotechnik^ 1888 *S. 474, ein Elektromagnet A durch die
Drähte y und : mit einer an einem entfernten Orte eingeschalteten
elektrischen Batterie in Verbindung und mit einem die Sehliefsung des
Stromes ermöglichenden Taster. Der Hebel a, welcher um x drehbar
ist, trägt den eisernen Anker fc, welcher bei der Stromschliefsung von
dem Eisenkerne angezogen wird, sonst aber durch die Feder f mit dem
Hebelstücke v an die Metallhülse A, die in einem Winkel von 45" fest
liegt und auf beiden Seiten ofTen ist, angedrückt wird, so dafs v das
untere, offene Ende der Hülse vollkommen versehliefst. Unterhalb der
Hülse ist ein trichterförmiges offenes Metallstück c befestigt, und unter
diesem ein auf dem Brette, worauf die ganze Vorrichtung ruht, ein-
gesetztes, jedoch beliebig zu entfernendes Schälchen aus Blei d.
320
Cliance'8 Wiedergewinnuiig des Soliwel'elg.
In die Metnllhülse h läfst man ein Kiigelclien, welclies etwas kleiner
ist als der Caliher der Hülse und aus elilorsaureni Kali und Zucker-
mehl besteht, durch den offenen oberen Tlieil der Hülse hineingieiten:
das Gefäfs d wird mit Asbest gefallt und auf dasselbe concentrirte
Schwefelsäure gegossen.
Das Kügelchen hat nun zu F"olge der Schwere das Bestreben, aus
der Hülse hinauszugleiten, was jedneh durch das HebelstUck v ver-
hindert wird. Sendet man jedoch durch den
T Elektromagnet einen Strom, so wird der Anker b
angezogen, das Hebelstück r entfernt sich von
~f dem tmteren Theile der Metallhülse h und das
Kügelchen gleitet aus der Hülse h auf den
Trichter c und fällt durch diesen ins Gefäfs rf,
J'J woselbst es sich sofort entzündet: das Feuer
durch Stopinenleifung wird an den Ort seiner
Verwendung gebracht.
Wird der Strom unterbrochen, so zieht die Feder f den Anker /;
wieder vom Elektromagnete weg, das Verschlufsstück r schliefst die
Hülse A; nachdem in letztere ein neues Kügelchen hineingleiten ge-
lassen wurde, ist der Apparat zum weiteren Gebrauche fertig, ohne
dafs man jedesmal die Schwefelsäure und den Asbest erneuern müfste.
Die Kügelchen erhält man, indem man ein inniges Gemenge von
gleichen Theilen ])ulverisirtem chlorsauren Kali und Zucker mit so viel
Wasser übergiefst, dafs man hieraus einen zienilieli steifen Teig bekommt,
aus dem dann die Kügelchen mit freier Hand in entsprechender Gröfse
geformt und im Dunklen getrocknet werden.
Die Wiedergewinnung des Schwefels aus den Sodarück-
ständen durch Kalkofengase; von Alexander M. Chance.
(SchUifs des Bericlites Bd. '270 S. 52Ü.")
Mit Abbildungen.
Der Apparat, welcher in üldboury seit S Monaten mit Erfolg an-
gewandt wird, ist, wenn auch beim ersten Anblicke die vielen Köhren
und Hähne zu verwirren scheinen, sowohl in seiner Construction, wie
auch in der Controle, .sehr einfach. Die Anordiuing, in nebenstehender
Figur (Fig. 1) wiedergegeben, ist folgende:
Eine Reihe hoher cylindrischer Gefäfse (7 sind als zweckentsprechend
gefunden worden) ist derart durch Köhren verbunden, dafs eine reihen-
weise Anwendung ermöglicht ist.
Die Röhren LLL dienen zum Einleiten der Kohlensäure, die mit
CCC bezeichneten zur Verbindung, EEE bedeuten die Ausgangs- und
RRH die Rückleitungsröhren.
Chance's Wiedergewinnung des Schwefels.
321
Fig. 1.
Zur Veranschaulichung des Vorganges von der Zeit der Füllung
eines Kessels bis zu seiner Entleerung dient beifolgendes Schema (Fig. 2),
welches unter Verwerthung eines von J. C. Stevenson bei Besichtigung
der Fabrikationsweise gemachten praktischen Vorschlages entworfen
ist und den wagerechten Durchschnitt einer Reihe von 7 Kesseln wäh-
rend des Betriebes zeigt.
Die mit C 0^ bezeichneten Pfeile zeigen den Eintritt der Kalkofen-
gase an, N den Kessel, aus dem die werthlosen Gase entweichen, und
jff.)S denjenigen, worin
die Schwefelwasserstoff-
gase angesammelt sind.
Die dunkel bezeichneten
Durchschnitte zeigen an,
welche Kessel im Be-
triebe, die hellen, wel-
che aufser Thätigkeit.
Mit weifsem Felde auf
schwarzem Grunde sind
die mit Alkalirückstän-
den frisch beschickten
Kessel gekennzeichnet,
welche wegen ihrer gro-
l'sen Absorptionsfähig-
keit für Schwefelwasser-
stoffais die letzten in den
Reihen unverändert im
Gebrauche sind. Die Zeit
zwischen Beschickung
und Entleerung ist ver-
schieden, abhängig von
der Beschatrenheit der
Sodarückstände, der
Menge und dem Gehalte der durchgepumpten Kalkofengase.
7 Uhr Morgens: Kessel 7 und 1 sind mit Sodarückständen frisch beschickt,
die Kalkofengase treten in 3 ein und passiren, während alle zwischenliegenden
Hähne geöffnet sind, nach einander 4, 5, 6, 7, 1 ; aus 1 entweichen die werth-
losen Gase in die Austrittsröhren und nach Durchstreichen eines Reinigers
in die Luft. Dauer des Vorganges 1 Stunde 40 Minuten.
8 Uhr 40 Minuten : Die Gase in 5 sind für die Verarbeitung hinlänglich
stark an Schwefelwasserstoff. Das Schwefelcalcium ist zum gröfsten Theile in
Calciumsulfhydrat umgewandelt. Die aus 5 entströmenden Gase enthalten
über 30 Proc. Schwefelwasserstoff, während die aus 1 entweichenden nur
1 Proc. Schwefelwasserstoff enthalten, wodurch die wirkungsvolle Absorptions-
fähigkeit der Sodarückstände für Schwefelwasserstoff bewiesen wird. Die Ver-
bindungen werden so gewechselt, dafs die Schwefelwasserstoffgase aus 5 zn
dem Gasbehälter gelangen können. Kessel 2, zum Theile carbonisirte Rück-
stände enthaltend, wird eingeschaltet und die Kalkofengase gehen durch
2, 5, 4, 5, aus welch letzterem Kessel die Schwefelwasserstoffgase während
rtingler's poin. Journal Bd. 271 Nr. 7. 1889/1. 21
322
Chance's Wiedergewinnung des Schwefels.
2 Stunden 25 Minuten bis 11 Uhr 5 Minuten in den Gasbehälter gelangen.
Wenn dann die ans 5 ausströmenden Gase unter 30 Proc. Schwefelwasserstoff
enthielten und die Rückstände in 2 und .9 so vollständig carbonisirt sind, dafs
das von dem Schlamme abfiltrirte Wasser Bleipapier nicht mehr färbt, werden
2 und 3 entleert und frisch gefüllt.
11 Uhr 5 Minuitn : Die Kalkofengase treten in 5 ein, gehen durch 6, 7, i, 2, 3,
aus letzterem entweichen die werthlosen Gase, nachdem sie einen Reiniger
passirt bis 12 Uhr 25 Minuten, d. i. 1 Stande 20 Minuten.
Fig 2.
12 Uhr 25 Minuten : Die Kalkofeugase treten in 4 ein, welcher Kessel theil-
weise carbonisirte Rückstände enthält, gehen dann durch 5, 6, 7; die Schwefel-
wasserstolTgase aus 7 gehen von 12 Uhr 25 Minuten bis 3 Uhr 30 Minuten,
d. i. 3 Stunden 5 Minuten, in den Gasbehälter.
3 Uhr 30 Minuten: 4 und 5 sind frisch mit Sodarückständen gefüllt, die
Kalkofengase werden in 7 hineingepumpt und dann durch 3, 2, 3, 4, 5. Die
werthlosen Gase entweichen aus 7 bis 4 Uhr 35 Minuten, d. i. Dauer 1 Stunde
5 Minuten.
4 CM»- 35 Minuten bis 8 Uhr 20 Minuten: Die Kalkofengase werden durch
6, 7, I, 2 gepumpt, die Schwefelwasserstoffgase gehen gleichzeitig aus 2 in
den Gasometer. Dauer 3 Stunden 45 Minuten.
8 Uhr 20 Minuten: 6 und 7 sind frisch beschickt, die Kalkofengase werden
durch 2, 3, 4, 5, 6 und 7 gepumpt, aus diesem entweichen die werthlosen
Gase bis 9 Uhr 20 Minuten, d. i. 1 Stunde.
9 Uhr 20 Minuten: Die Kalkofengase werden durch I, 2, 3, 4 gepumpt,
die Schwefelwasserstoffgase gehen aus 4 in den Gasometer bis 1 Uhr 5 Minuten,
d. i. 3 Stunden 45 Minuten.
1 Uhr 5 Minuten: 1 und 2 sind frisch beschickt und der Kreislauf der
Operationen beginnt von Neuem.
Es sind also während 1 Stunde 40 Minuten -\- 1 Stunde 20 Minuten
-J- 1 Stunde .5 Minuten + 1 Stunde := 5 Stunden 5 Minuten die werthlosen
Gase entwichen und während 2 Stunden 25 Minuten -|- 3 Stunden 5 Minuten
-f 3 Stunden 45 Minuten -f- 3 Stunden 45 Minuten = 13 Stunden die
werthvoUen Schwefelwasserstotfgase benutzt. Ungefähr 45 Minuten sind
für Entleerung und Füllung der Kessel und für Kohruni-schaltungen in
Abrechnung /u bringen.
Ueber den Wechsel der Zusammensetzung der Gase findet .-iich am
Schlüsse eine vollständige Tabelle, zugleich mit einigen Analysen des
kohlensauren Kalkschlammes und des Filtrates. Im Vergleiche zu dem
C'hance's Wiedergewinnung des Schwefels. 323
Verfahren nach Schaffner und Heibig ist die Gefahr des Entweiehens
von Schwefehvasserstoffgas in hohem Grade verringert, da das Ein-
stellen der Thätigkeit der Kohlensäuregaspumpe auch die Erzeugung
des Schwefehvasserstoflfgases augenblicklich aufhält.
Die Einrichtung der Anlage ist aufserordentlich einfach. Aus einem
Kalkofen saugt eine starke Pumpe Kohlensäuregas in Gefäfse, welche
zweckmäfsig in der Nähe der Carbonisaforen aufgestellt sind, wodurch
ein schneller und hilliger Transport der Rückstände aus den Gefäfsen
nach den Cavbonisatoren erzielt und eine Oxydation der Masse durch
die Luft möglichst vermieden wird.
Eine Reihe von 7 Cylindern 15 Fufs (englisch) — 4"',57 hoch, 6 Fufs
= l^^SS im Durchmesser würden hinreichen, den Rückstand von 300'
Sulfates in der Woche zu verarbeiten; aber ein Blick auf -das Schema
zeigt den Vortheil der Aufstellung einer doppelten Reihe von Cylindern,
die in Gröfsenverhältnissen, entsprechend der Verarbeitung der Hälfte
der Rückstände, in jeder Reihe derartig angeordnet sind, dafs eine
Reihe die nützlichen Schwefelwasserstoff'gase abgibt, während aus der
anderen die werthlosen unwirksamen Gase austreten und so ein con-
slanter Strom stark Schwefelwasserstoff haltiger Gase in den Gasbehälter
gelangt. Die Aufstellung des Gasbehälters mufs, soweit es möglich, an
einem freien Platze geschehen. Der Gasbehälter in Oldboury fal'st bei
50 Fufs (15>",24) Durehmesser und 14 Fufs (4'n,27) Höhe ungefähr
30 000 Cubikfufs (SSOf''"") Schwefelwasserstoffgas; eine Oelschicht („dead
oil''-) dient zur Controle etwaigen Gasaustrittes. Die Oelschicht be-
durfte seit dem .Jahre 1883 keiner Erneuerung.
Nachdem eine zur Prüfung des C/a«s-Ofens und der Methode der
Schwefelgewinnung, und zur Feststellung des Kaufwerthes des so ge-
wonnenen Schwefels hinreichende Anzahl Tonnen Schwefel erhalten
war, wurde in der Hoffnung, auch in dieser Hinsicht den Werth dieses
Verfahrens zu beweisen, auf die Darstellung von Schwefelsäure das
Augenmerk gerichtet. Die Ausführung beider Prozesse mufste, da die
gröfste Leistungsfähigkeit der Anlage in Anspruch genommen war, unter-
bleiben.
Seit November 1887 wurde der aus den Alkalirückständen er-
haltene Schwefelwasserstoff vei'brannt in einem Ofen, der mit einer
vollständigen Reihe von Kammern mit Glover-Tharm und Gay-Lyssac-
Absorptions-Colonne in Verbindung stand ; die bei der Verbrennung der
Schwefelwasserstoffgase gebildete Hitze war hinreichend, den Glover-
Thiirm in Wirksamkeit zu bringen und gleichzeitig eine beträchtliche
Menge Säure in einer offenen Verdampfungspfanne, die auf den oberen
Theil des Ofens gesetzt war, zu concentriren. Die Gröfse der Kammern
entsprach dem gewöhnlichen Mafse, wie sie seit vielen Jahren zur Ver-
brennung der spanischen Schwefelkiese gedient hatten und der Salpeter-
verbrauch konnte auf 1,15 bis 1,44 Proc. der trockenen Säure (SO3)
324
Chance's Wiedergiiwinnung des Scliwelels.
herabgesetzt werdeu. Von der ganzen Schwefelraenge, welche bisher
in den Alkalirüekstäuden weggeworfen wurde, sind ungefähr yO Froc.
als Schwefelsäure in dem Kamniersysteme erhalten worden. Von den
bleibenden 10 Proc. war die Hälfte oder 5 Proc. der ursi)riinglichen
Menge iu dem abtliefseuden Wasser verloren gegangen: nach der neueren
Anoi'dnuug wurde jedoch auch dieser Schwefel noch ausgenutzt. Somit
sind 95 Proc. des nach den Analysen iu den Kückständen enthaltenen
Schwefels in Rechnung gebracht. Die übrigen 5 Proc. gehen verloren
als Sehwefeleisen, welches unzerlegt in das Carbonat des Kalkschlammes
übergeht, und in der geringen Menge SchwefelwasserstotF, der mit den
unwirksamen Gasen in die Reiniger eintritt, einschliefslich anderer ge-
ringer Verluste bedingt durch Oxydation, Kammerausgängen u. s. w.
Von dem Schwefelwasserstotfe, der in den Gasbehälter gelangt, sind 98
bis 99 Proc. verbrannt und als Schwefelsäure gewonnen worden.
Die Tabelle A B, auf welcher die täglich augestellten Proben nebst
Datum angegeben sind, liefert einen Beleg, wie wenig Schwefel, wenn
die Kammern in ordnuugsmäfsigem Betriebe sind, in den Gasen aus-
Tafel A. B.
Gehalt der austretenden Gase an H2S, ausgedrückt in SO3.
Gr. SO3
Gr SO3
Gr. SO3
Gr. SO3
Gr.SOa
Gr. SO,
Untiim
für
Datum
für
Datum
für
Datum
für
Datum
für
Datum
für
1 cbm
1 cbm
1 cbm
Icbm
Icbm
Icbm
1887.
1887.
1888.
1888.
1888.
' 1888.
3 üec.
0,18
17 Dec.
1.28
7. Jan.
4,03
21. JaD.
7,34
1 Febr.
1,28
jl8. Febr.
1.78
6. .,
0.36
19. „
0,91
9. „
2,38
23. .,
2,56
3. „
2,76
20. „
S.66
6. ,.
1.64
20 .,
1,28
12. „
1.46
24. „
1,46
10. .,
0,91
'21. ,.
1.21
7. „
0,36
21. „
0,36
13. „
1,83
25. „
1,28
11. .,
2.75
22. .,
0,99
1;;. .,
0,1s
22. „
0,18
14. ,.
1,83
26. .,
Spuren
13. .,
1,23
23. ..
1.28
13. ..
1.28
29. .,
1,64
16. .,
2,38
27. „
0,18
14. .,
1,70
,24. „
14 ..
Spuren
30. „
1.28
18. ,.
3,29
28. .,
Spuren
16. ..
3,26
2,66
16. ..
1,10
31. „
3,12
19 ..
4,21
30. .,
0,36
16. „
5,26
1
IC. .,
3,12
20. „
2,19
31. „
Spuren
17. ,.
1,56
tritt. Während einiger Wochen wurden etwa 40' Schwefelsäure (SO,)
in je einer Woche durch Verbrennung des SchwefelwasserstotT'es ge-
wonnen und seit Beginn des Prozesses bis zum März 1888 wurden
3000' auf Schwefel und Schwefelsäure verarbeitet. Die so hergestellte
Säure ist aufserordentlich rein, ganz frei von Arsen, enthält nur eine
Spur Eisen und ist fast farblos.
Chance macht dann, nachdem er den Herren France und Horace
W. Crother seinen Dank für ihre Mitwirkung ausgesprochen, noch
folgende Angaben über die Kosten des Verfahrens.
Gemäl's den 1883 angegebenen Zahlen stellen sich die Kosten für
die Wiedergewinnung des Schwefels nach dem Schaffner und Belbig-
Verfahren auf 25 Pf. für die Einheit Schwefel. Die Patentgebühr be-
lauft sich auf 1 M. für die Tonne Sulfat und die Arbeitskoslen für Er-
zeugung und Pumpen von Kalkofengasen sind für beide Prozesse dieselben,
alle übrigen Kosten jedoch bedeutend vermindert. Die Kosten der An-
Ohance's Wiedergewinnung des Schwefels. 325
läge sind mn- halb so hoch und die Abnützung derselben äufserst gering.
Die Arbeitskosten sind lange nicht so grofs als die, welche das Schaffner
und Helbig-V erfahren erfordert — sogar geringer als die Kosten für
Brechen der Kiese, Entleerung und Inbetriebsetzen der Pyritöfen — ,
die Ausgabe für Magnesiuinchlorid fällt ganz fort und Kohle ist nur
so viel nöthig, als Feuerung erforderlich, um Kohlensäure zu pumpen
und Maschinen zu treiben, wie sie beiden Verfahren gemeinsam. Die
täglichen Kosten der Schwefelsäuredarstellung, verglichen mit denen bei
Anwendung von P^vriten, sind jetzt reducirt auf das Erzeugen und
Pumpen von Kohlensäure aus einem oder mehreren Kalköfen, Kosten,
die je nach dem Werthe des Kalksteines und des Kokes für jeden Ort
verschieden sind. Die Fabrikation von kaustischer Soda und Chlor-
kalk erfordert je mehr Kalk, als die Menge beträgt, die ein mit Koks
gefeuerter Kalkofen beansprucht, der zur Erzeugung von Kohlensäure,
wie sie zur Wiedergewinnung des Schwefels aus den Alkalirückständen
nöthig, angelegt ist. Daher wird hinfort jeder Sodafabrikant seinen
eigenen Kalk brennen und die Kalkofengase zur Wiedergewinnung des
Schwefels aus den Alkalirückständen verwenden und somit einen Rück-
stand vortheilhaft zur Verwerthung eines anderen ausnutzen.
Bei der Schätzung des Gewinnes dieses Verfahrens müssen auch
die Kosten in Erwägung gezogen werden, die bisher aus der Herbei-
schatfung der Pyrite entstanden und die in Oldboury z. B. 12 Pf. für
die Einheit Schwefel oder 6 M. für die Tonne Pyrite betrugen und sich
durchschnittlich in England auf 2 M. belaufen, oder 1 M. für die Tonne
Sulfat, was der Patentgebühr für das neue Verfahren gleichkommt.
Die Pyrit-Compagnien haben 1884 durch Herabsetzung des Preises
für Schwefel von 50 Pf. auf 25 Pf. wohl den Schaffner und Helbig-
Prozefs zum Stillstände gebracht, stehen aber jetzt vor ganz anderen
Gesichtspunkten. Drei Möglichkeiten sind in Betracht zu ziehen : Der
Preis des Schwefels der Pyrite bleibt wie er ist, steigt oder fällt. Bleibt
der Preis von 25 bis 38 Pf., so wird dieses neue Verfahren der Schwefel-
oder Schwefelsäuregewinnung, auch ohne Berücksichtigung des Preises
für den gewonnenen Kalk, Gewinn bieten; steigt er dagegen, so steigt
auch um ebenso viel der Werth dieses Verfahrens für die Schwefel-
säurefabrikation; wird der Preis herabgesetzt, so würde der Prozefs im
Verhältnisse den Schwefelsäurefabrikanten mehr Nutzen bringen. Aber
eine Herabsetzung auf 16 Pf. würde für die Pyrit-Compagnien, die jähr-
lich 600 0001 nach England einführen, 8 M. für die Tonne oder 4 800000 M.
im Jahre bedeuten. Chance ist von Sachkennern versichert, dal's eine
weitere Herabsetzung des Preises jedoch aufser Frage kommt, da die
spanischen Compagnien dann vorziehen würden, das Erz in Spanien zu
lassen und in ihren Minen auf Kupfer zu verarbeiten. Die Wahrschein-
lichkeit einer solchen Annahme wird noch dadurch erhöht, dafs im
Verhältnisse zum üebergange vom Ammoniak-Soda- zum Lefc/anc-Soda-
326
Cliance s Wiedergewinnung des Schwefels.
Prozesse auch der Verbrauch an Schwefelkiesen herabgehen würde, und
eine Verminderuug des Verbrauches würde natürlich zur Folge haben,
dafs die spanischen Compagnien auf anderem Wege diesen Verlust aus-
zugleichen suchen.
Würde der Hchwefel geniäfs obigen Prozesses nicht mein- zu
Schwefelsäure, sondern ausschiiefslich in der Form von Schwefel ge-
wonnen werden, .so ergäbe das für England nach Chance s, Schätzung
jährlich lOOOüO', wodurch nicht nur der Bedarf an Schwefel für Eng-
land selbst gedeckt wäre, sondern noch (JOOOO bis 70000' für Amerika ver-
fügbar blieben, wo Schwefel zollfrei importirt werden kann. Die Menge
der ausschiiefslich von den Lefitenc-Sodafabrikauten gebrauchten P^'rite,
deren Schwefel bis jetzt verloren ging, schätzt Chance julirlich auf
300000' oder die Hälfte der überhaupt importirten Pyrite.
In der an den Vortrag geknüpften Diskussion wird allseitig die
Einfachheit und nutzbringende Anwendung obigen Verfahrens lobend
hervorgehoben, ebenso seine Vorzüge vor den älteren Verfahren nach
Gossage^ Schaffner und Heibig und Mond^ und erwähnt, dafs auch die
Methode der Prüfung des aus den Cjlindern austretenden Gases, ob
dasselbe stark genug ist, um in den Gasbehälter geleitet zu werden,
sehr einfach sei; ein gewöhnlicher Äunsen-Brenuer genüge. Wenn das
Gas brennt, ist es reich genug an Schwefelwasserstofl', um weiter
verarbeitet werden zu können, wenn nicht, läfst man es noch in den
nächsten mit Alkalirückständen beschickten Cvünder treten.
Vergleicliende Analvsen des trewoniienen Kalk-Carbonates.
Schaffner und Helbig's Prozel's 1883.
Calciumcarbonat . .
Calciumsulfat . . .
Calciumchlorid . .
Calciumsilicat
Magnesiumcarbonai .
Magnesiumoxyil .
Magnesiumchlorid
Natriumcarbonat. .
Nalriumsulfat . . .
Natriumsilical . . .
Soda
Thonerde
Schwel'eleisen . .
Eisenoxyd ....
Koks
Sand
Kieselsäure ....
Schwefel (frei) . . .
Feuchtigkeit bei 80" C
Wasser
Chance's Wiedergewinnung des Schwefels.
327
Chance's Schwefel-Wieder-
gewinnungs-Prozefs 1888.
A.
B.
C.
Calciumcarbonat
Calciumsulfat
Calciumchlorid
Calciumsilicat
Magnesiumcarbonat
Magnesiumoxj'd
Magnesiumchlorid
Natriumcarbonat
Natriumsulfat
Natriumsilicat
Soda ... . ...
84,79
0,36
1,91
1,34
0,45
0,07
1,47
1,19
1,05
4,06
0,97
0,45
0,58
1,31
87,16
0,49
2,30
1,03
0,55
0,21
1,42
1,47
0,71
2,06
0,56
0,54
0,39
1,11
86,32
0,36
2,35
1,07
0,63
0,07
1,00
1,35
Schwefeleisen
Eisenoxyd
Koks
0,99
2,98
0,85
Sand
Kieselsäure
Schwefel (frei)
Fcuchtigkeitsverlust bei 800 C. .
Wasser : . . . .
Wasser und Verlust
0,40
0,34
1,29
100,00 1 100,00 1 100,00
Kieselsäure Proc.
Schwefelsäure (SO3)
Schwefel als Sulfid ....
Schwefel (frei)
Natrium (löslich)
Natrium (unlöslich)
1,71
0,25
0,38
0,45
0,26
0,75
1,89
0,41
0,26
0,54
0,32
0,72
1,72
0,25
0,36
0,40
0,37
0,51
A und C sind aus den Carbonisatoren; B aus den Vacuumfiltern. — Die Sulfide
sind in feuchtem Schlamme bestimmt und auf trockenen umgerechnet.
Analyse der Alkalirückstände. (CAance's Verfahren).
Calciumsulfid ....
Calciumcarbonat . . .
Calciumhydrat ....
Calciumsulfat ....
Calciumhvposulfid . .
Nap . '
Thonerde
Schwefeleisen ....
Magnesia
Kieselsäure
Schwefel
Koks
Sand
Feuchtigkeit bei 80« C.
N-Strom
Gesammt Schwefel an Kalk
und Eisen gebunden .
Aus der Darstellung von
caustischer Soda gewöhnl. Soda
23,76
28,29
1,43
Spuren
1,63
0,87
0,94
0,35
1,37
0,36
6,90
1,06
33,34
100,30
10.90
26,46
24,16
6,33
1,18
0,87
0,49
0,30
1,73
0,15
3,84
0,61
34,69
100,81
30,17
19,88
1,22
Spuren
0,84
0,91
0,67
0,43
1,29
0,47
8,46
1,34
35,01
100,69
31,56
25,15
1,30
1,16
0,85
0,33
1,27
0,17
7,21
0,88
30,50
13,65 14,34
328 Chances Wiedergewinnung des .Scliwefels.
Analyse der Rückstände auf Schwefel als Sullid allein.
Schwefel
Datum
Caustische
Soda
Gewöhnliche
Soda
1888.
Proc. Proc.
10,90 —
31. „
11,27
11,51
11,93
12,48
12,34
9,16
12,59
14.07
2. „
3 „
4 „
6. „
11,30
7 „
11.81
15. „
11.94 13,65
Durchschnitt
11.44
12,68
Zusammensetzung der Gase aller Kessel um 7 Uhr Morgens.
Die Gase gehen aus Kessel
HjS
CO2
H2SU.CO2
zusammeo
Nr. 3 nach Nr. 4
„ 4 „ „5
„ 5 „ „6
„ 6 „ „7
„ 7 „ „1
„ 1 nach dem Reiniger . . .
Proc.
28,0
16,0
Spuren
Proc.
8,0
3,0
Spuren
Proc.
36,0
17,0
8,0
2,0
0,5
Analyse der Kalkofengase auf CO^.
Durchschnitt
4 dreistündlicher Proben
bei Tage
Nachts
8.
9
Februar
1888.
Proc.
28,1
27,0
28,6
29,6
Proc.
26,6
29,0
10
28,1
11.
29.1
Analyse der HjS-Gase im Gasbehälter.
9,0 Morgens
4,30 Nachm.
HjS
CO2
E.ß 1 CO^^
1888.
8. Februar
9.
10. „
11. „
Proc.
33,4
32,3
34,0
34,0
Proc.
1,6
1,0
2,0
Proc. ! Proc.
34,0 1 2,0
33,0 2,0
33,4 1.6
34,0 2,0
üeber Fortschrilte in der Spiritusfabrikation.
329
Wasser vom Kalkschlamnie abfiltrirt.
Gramm für 100'
16. Jan. I 10. Febr. 1 13. Febr. I 27. Febr.
Alkalinitäl herstammend von
NaHCOj (als Na^O) . ... .
Carbonate von Ca n. Mg (als CaCOß)
Gesamrat S . .
S als SO4
S als Hyposulfid
S als Sulfid
Kieselsaure
Al.,03,Fe.203
663,U
150,2
110,7
22,9
679,8
177,7
36,9
18,3
779,7
144,3
21,5
14
5,1
7,9
Spuren
860,1
215,6
51,2
Spuren
20,4
7,5
Spuren
P. Behrend.
üeber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 278 d. Bd.)
Zur Beseitigung der Schaumgährung empfiehlt Hornig in der Zeit-
schrift für Spiritusinduslrie^ BtJ. 11 S. 135, walirend des Ausblasens der
Kartoffeln, und zwar vor dem Zugeben der gröfseren Malzmenge, der
Maisehe bei 50" eine kleine Quantität mineralischen Schmieröles in den
Vovmaischbottich hinzuzufügen. Der Erfolg soll in jeder Beziehung
befriedigen; der Schaum bleibt ganz aus und es genügen 25'^'' minera-
lischen Schmieröles für einen Bottich von 2200'. Hierzu bemerkt die
Redaction der genannten Zeitschrift, dafs schon von anderer Seite, so
auch in der früheren Versuchsbrennerei zu Biesdorf, solche Versuche
gemacht sind, jedoch nur mit theilweisem Erfolge; zu diesen Versuchen
wurde aber Rüböl verwendet, während Hornig seine günstigen Beob-
achtungen mit mineralischem Schmieröle machte.
In derselben Zeitschrift Bd. 11 S. 203 empHehlt Christek in Berze-
wicze als Mittel gegen Schaumgährung das Ueberstreuen des schäu-
menden Bottiches mit einem Gemische, welches aus 10'' geschrotenem
Hafermalze mit 01^,5 in einigen Litern Wasser verdünnter Schwefelsäure
hergestellt ist. Binnen 5 bis 10 Minuten war der Schaum gänzlich ver-
schwunden, die Maische gohr lebhaft, jedoch unter starker Kohlensäure-
eutweichung, so dafs die Gährungsform als eine wälzende zu bezeichnen
war. Nach 1 bis 2 Stunden trat jedoch wieder Schaumbildung auf, so
dafs wieder ein Theil des Hafermalzes ausgestreut werden mufste. Nach
mehrmaliger Wiederholung wurde jedoch unter normalen Erscheinungen
die Hauptgährung beendet und die Maische ging in eine kräftige Nach-
gährung über. Weder der gewonnene Spiritus, noch die Schlampe
liefsen in ihrer Qualität etwas zu wünschen übrig.
Welche Vortheile gewährt das Anwärmen des Hefegutes auf 75"?
Hierüber hat C. Hefse in Czerbienschin Versuche angestellt {Zeitschrift für
Spiritusindustrie^ Bd. 11 S. 119), deren Ergebnisse die folgenden waren:
830 lieber Fortseliritle in der Spiritiisfabrikation.
1) Das Anwärmen der Hefe auf TS* hat keinen nenneuswerthen Ein-
fluls auf die Verzögerung der Säuerung des Hefegutes. 2) Die Zucker-
bildung ist nach spätestens 2 Stunden im Hefegute bereits so weit vur-
gesciirilteu, dafs dasselbe nhne Bedenken auf 75" angewärmt werden
kann. 3) Bessere Resultate werden durch das Anwärmen auf 75" nicht
erzielt, wenn: a) das Material zum Einmaischen des Hefegutes von ge-
sunder BeschalFenheit ist und b) das Abkühlen des Hefegutes durch
Anwärmen auf 62,5" derart zurückgehalten wird, dal's bei Einsetzung
der Kühler noch mindestens 50" sind und wenn überhaupt dafür ge-
sorgt wird, dafs niemals die Temperatur von 50" nach unten über-
schritten wird. 4) Ein entschiedener Vorlheil scheint durch das An-
wärmen des Hefegutes auf 75" einzutreten, wenn schlechtes Material
zur Bereitung der Hefe verwende! wurde.
Ein Hefeverfahren mit kurzer Säuerung^ bei welchem die Haupt-
säuerung nur 4 Stunden dauert, beschreibt Böhme in Gurzuo in der
Zeitschrift für Spiritusinduslrie^ Bd. 11 S. 123. Dasselbe soll sich sehr
gut bewährt haben. Hierzu bemerkt in derselben Zeitschrift, S. 136,
Dams^ dafs er schon 1879 darauf aufmerksam gemacht hat, dafs eine
kurze Säuerungszeit ausreiche und dafs es weniger auf die Säuerungs-
zeit, als auf die Reinheit der Säure ankomme. Er ist der Ansicht, dafs
man darauf hinarbeiten müsse, die Säuerungszeit des Hefegutes mög-
lichst abzukürzen, glaubt aber, dafs dieses nur dann mit Erfolg ge-
schehen könne, wenn man ein gesundes Material, ein untadelhaftes
Malz, reines Wasser und Vorrichtungen hat, mittels welcher man das
Hefegut so lange bei 59 bis 52,5" erhalten könne, bis die erforderliche
Säure vorhanden ist, wozu 10 bis 12 Stunden genügen. Dieser letzteren
Ansicht tritt Böhme in der genannten Zeitschrift, S. 160, entgegen, welcher
vielmehr glaubt, dafs die Hefen mit abgekürzter Säuerungszeit gerade
von der Beschaffenheit des Materiales unabhängiger machen und es ge-
statten, die Schwierigkeiten, welche schlechtes Material und Malz, so-
wie mangelhafte Einrichtungen bereiten, leichter und sicherer zu über-
winden. Die reichlich bemessene Zugabe von sauerem Hefegut, wie
Verfasser sie anwendet, schliefst nach seiner Ansicht die Entwickeluug
von Nebenfermenten aus, so dafs auch bei nicht normaler Beschaffen-
heit des Malzes für den Verlauf einer reinen Säuerung eine gröfsere
Garantie geboten ist, als bei dem alten Verfahren der Säuerung über
Nacht.
Die Frage: Wann ist die Hefe reif'} welche schon so vielfach Gegen-
stand der Erörterung und Versuche gewesen ist (vgl. auch 1887 266
564) bes|)richt Francke in der Zeitschrift für Spiritttsindustrie^ Bd. 11
S. 201. Da diese Ausführungen sich ausschliefslich auf die Prefshefe-
fabrikatioii beziehen, können wir hier nicht näher darauf eingehen.
lieber den Einflufs der Concentralion der Nähr/liissigkeiten auf die
Vermehrung der Alkoholfermente und den Vergährungsgrad hat J. Archleh
lieber Fortsclintte in der Spiritusfabrikation. 331
Versuche angestellt, über welche Windisch in der Zeitschrift für Spirittts-
industrie^ Bd. 11 S. 243 und 248, berichtet. Die Versuche wurden mit
Maltoselösungen von 1, 2, 3 bis 25 Proc. angestellt; bei allen Versuchen
wurde gleiche Temperatur eingehalten und eine gleiche Menge Hefe-
aussaat verwendet. Nach Beendigung der Gährung wurden die producirte
Menge Hefesubstanz und der gebildete Alkohol bestimmt. Der Ver-
fasser zieht aus seinen Versuchen die folgenden Schlüsse:
i) Die Vermehrung der Hefe, welche in überall gleichen Mengen in Nähr-
llüssigkeiten ausgesäet wurde, deren Extractgehalt von 1 bis 25 Proc. beträgt,
erfolgt nicht proportional der Concentrationszunahme dieser Flüssigkeit.
2) Gewisse Conoentrationsgrade der Niihrflüssigkeit scheinen günstig auf
die Vermehrung der Hefe einzuwirken, und es lassen sich gewisse Concen-
trationsoptima annehmen.
3) Bei Flüssigkeiten, deren E.xtractgehalt von 1 bis zu 5 Proc. steigt,
findet eine stetige Vermehrung der ansgesäeten Hefe statt, und die Vermeh-
rung der Hefe steigt in einer Flüssigkeit mit 5 Proc. Extractgehalt bis zum
6.6 fachen der ursprünglich ausgesäeten Hefenmenge.
4) Von der 5 Proc. Extract enthaltenden Nährflüssigkeit angefangen, bis
zu jener, welche 10 Proc. Extract enthält, findet nur eine verhältnilsmäfsig
geringe Steigerung in der Hefeproduction statt, und dieselbe erreicht in
der lOprocentigen Flüssigkeit nur das 7,37 fache. Beachtenswerth ist das in
7procentigen Nährflüssigkeiten constatirte Abfallen in der Menge der neu
producirten Hefe auf das 5,96 fache.
5) In Nährflttssigkeiten, deren Concentration zwischen 10 und 14 Proc.
Extractgehalt liegt, findet die stärkste Vermehrung der Hefe statt und die-
selbe erhebt sich rasch vom 7,37 fachen bis zum 14,2 fachen, so dafs innerhalb
dieser Concentrationsgrenzen von nur 4 Proc. fast eine ebenso grofse Hefen-
raenge producirt wird, als innerhalb der Grenzen von 1 bis 10 Proc. Extract-
gehalt.
6) In einer Nährüüssigkeit, welche 14 Proc. Extract enthält, ist das zweite
und höchste Optimum für die Hefevermehrung erreicht und es findet eine Ver-
mehrung der ursprünglich ausgesäeten Hefe um das 14,2 fache statt.
7) In Flüssigkeiten, deren Concentration von 14 bis zu 19 Proc. liegt,
werden die Verhältnisse für die Vermehrung der Hefe wieder ungünstiger,
und die Menge der neu gebildeten Hefe sinkt vom 14,2 fachen (bei 14 Proc.
Concentration) auf das 10,1 fache (bei 19 Proc.) herab.
8) Innerhalb der Grenzen von 9 bis 25 Proc. Extractgehalt in den Nähr-
lösungen findet zwar wieder eine Erhöhung in der Hefeproduction statt, welche
aber verhältnifsmäfsig gering zu nennen ist, denn die Menge der neu ent-
standenen Hefe steigt vom 10,13 fachen (19 Proc.) nur bis zum 12,84 fachen
(24 Proc.) und beginnt von da an wieder zu sinken, so dafs sie in der höchst
concentrirten Nährstoff lösung mit 25 Proc. nunmehr das 12,53 fache beträgt.
9) Es erscheint nur wahrscheinlich, dafs in Flüssigkeiten mit noch höheren
Extractgehalten die Vermehrung der Hefe rapid sinken würde, indem solche
p'lüssigkeiten wahrscheinlich schon so concentrirt sind, dafs die osmotischen
Vorgänge, auf denen die Ernährung der Hefenpllanze beruht, nur träge vor
sich gehen, und ein Extractgehalt von etwa 36 Proc. dürfte wahrscheinlich
schon die Grenze bilden, bei deren Ueberschreiten nicht nur keine Vermehrung
der Hefe mehr stattfindet, sondern letztere in Folge der Wasserentziehung
durch die hoch concentrirte Flüs.sigkeit zu Grunde gehen mufs.
10) Die Alkoholproduction steht in keinem Zusammenhange mit der Ver-
mehrung der Hefe; es wird nämlich immer so viel Hefe producirt, dafs die
Gesammtmenge der gährungsfähigen Substanz, welche in den Nährllüssig-
keiten enthalten ist, vergährt wird, und über diesen Zeitpunkt hinaus erfolgt
fortdauernd die Vermehrung der Hefe.
Windisch bemerkt hierzu, dafs sieh aus diesen Resultaten für die
332 Ueber Fortschrille in der Spiritusfabrikation.
Praxis der Gährungsgewerbe beachtenswerthe Gesichtspunkte ergeben:
so z. B. für die Prefshefefal)rikation, wo es am zweekniälsigsten sein
wird, Malzniaisehen mit 14 Proc. Extractgelialt zur Vergährung zu
bringen, indem man bei dieser Concentration auf die iiöchste erziel-
bare Hefemenge und damit auch auf die vollständigste Ausnutzung der
NährstotTe wird rechnen können. Für die Brauerei findet die prak-
tische Beobachtung, dal's die Concentration am zweckrtiäfsigsten 10 bis
14 Proc. betragen mufs, durch diese Versuche eine Erklärung, indem
bei dieser Concentration durch die sich lebhaft entwickelnde Hefe
der Flüssigkeit Stoffe entzogen werden, welche, wenn sie im Biere
zurUckblieben, eine geringere Haltbarkeit desselben bedingen würden.
Windisch bedauert, dal's die Versuche nicht vervollständigt sind durch
Bestimmung von Maltose- und Dextringehalt, Ermittelung des Ver-
gährungsgrades und vergleichende mikroskopische Prüfungen der Hefe,
wodurch ein Bild von dem Verhalten der Hefe und dem Verlaufe der
Gährung in den verschieden eoncentrirten Nährlösungen hätte gewonnen
werden können. Ferner wendet sich Windisch gegen den Punkt 9 der
Schlufsfolgerungen des Verfassers, welcher Ilh Widerspruche steht mit
früheren Beobachtungen von Haxjduck^ dem es gelang, noch in 60- und
sogar in 70 procentigen Zuckerlösungen eine, wenn auch nur sehr lang-
sam verlaufende Gährung zu constatiren, während allerdings Wiesner
die Grenze der Concentration auch schon bei 35 Proc. gefunden hatte.
Aus diesen widersprechenden Resultaten geht hervor, dafs die Gähr-
fähigkeit der Hefe eine aufserordentlich verschiedene sein kann. Eine
Fortsetzung derartiger Versuche erscheint daher sehr erwünscht.
Bis zu welcher Grenze kann man nach der Methode von Bansen eine
Verunreinigung niil ,^wilder Hefe'-'- in einer unterglihrigen Hefe von Saccharo-
myces cerevisiae feslstelten? Hierüber haben Just. ( hr. Hohn und 5. v. Poulsen
Untersuchungen ausgeführt, über welche in der Zeilschrift für Spiritus-
industrie., Bd. 11 S. 264, daselbst nach den Mitlheilungen aus dem Carls-
berger Laboratorium berichtet wird. Da der Gegenstand dem Gebiete der
Brauerei näher steht, können wir an dieser Stelle nur darauf verweisen.
Ueber das Abschöpfen der Hefe in den Prefshcfefabriken bringt Otto
Durst in seinem Handbuch der Prefshefcfabriliaiiun (Verlag von Paul
Parey in Berlin) beachtenswerthe Mittheilungen, welche auch in der
Zeitschrift für Spiritusindustric^ Bd. 11 S. 271, wiedergegeben sind.
Ueber Consercirung von Hefen schreibt Otto Keinke in der Zeilschrift
für Spiritusindustrie ., Bd. 11 S. 287. Beim Conserviren von Hefen hat
man zu unterscheiden : 1) Herstellung der conservirten Hefe für den
Verkehr zum Backen u. s. w. In diesem Falle ist eine geringe In-
fection durch fremde Organismen zwar nicht vortlieilhaft, doch nicht
gefährlich, da nachfolgende Generationen nicht benutzt werden. 2) Her-
stellung der conservirten Hefen für den Betrieb; hier dienen die neuen
Generationen zur Betriebsführung; die Reinheit der Hefen, die Abwesen-
Ueber Fortschritte in der Spiritiisfabrikation. 333
heit fremder Organismen sichert den längeren erfolgreichen Gebrauch
in der Industrie. Der Verfasser bespricht die verschiedenen üblichen
Verfahren zur Conservirung der Hefen für den Consum und den Be-
trieb und geht dann näher ein auf eine von ihm ausgebildete Con-
servirungsmethode, welche im Wesentlichen in dem Verpacken der
Hefe in sterilisirten Massen, vi^elehe leicht Wasser aufsaugen, in dem
Trocknen der Hefe im sterilisirten und entwässerten Luftstrome, sowie
schliefslich im Verschlusse in mit sterilisirten, Wasser aufsaugenden Körpern
gefüllten Gefäfsen besteht. (Wir vermissen in der Zusammenstellung
der bereits bekannten Verfahren das einfache von Märcker in seinem
Handbuch der Spiritunfabrikation, 4. Aufl. S. 523, angegebene Verfahren
der Con.serviruno- durch Austrocknen, welches sich sehr gut bewährt
bat. Der Ref.)
IV. Deslitlalion und Rectißcation.
Eine Uebersicht und kritische Beleuchtung der im Deutschen Reiche er-
Iheillen Patente^ betreffend die Reinigung des Spiritus findet sich in der
Zeitschrift für Spirilusindustrie ^ Bd. 11 S. 210 und 218. Der Verfasser
t heilt die verschiedenen Verfahren in 4 Gruppen ein.
A) Die Reinigung durch chemische Mittel.
1) Patent Nr. 7809; gelöscht. Zusatz von 20 bis 50s Silbernitrat;
wahrscheinlich werden dadurch die aldehydartigen Körper zerstört, die
übrigen Bestandtheile des Fuselöles aber unverändert gelassen.
2) Patent Nr. 13 944; gelöscht. Zerstörung der Verunreinigungen
durch nascirenden WasserstotF. Ein durchgreifender Erfolg durch dieses
Verfahren erscheint nicht möglich, da die Wirkung nur eine beschränkte
ist und Aetherarten, sowie Amylalkohol unberührt bleiben.
3} Patent Nr. 17201; gelöscht. Das Verfahren hat nur die Rei-
nigung der aus Runkelrüben oder Melasse gewonnenen Alkohole im
Auge; dasselbe besteht in dem Zusätze von 70 bis 1008 Aetzkali für
1''', Filtriren durch Asbest, Neutralisiren mit Weinsäure, nochmaligem
Filtriren und eventuell Destilliren. Wahrscheinlich findet eine Ver-
harzung der Aldehyde und eine Verseifung der Aether und damit Ver-
minderung des Vorlaufes statt.
4) Patent Nr. 20797; gelöscht; besteht in der Anwendung der Super-
oxyde des Bleies, Bariums u. s. w. Da die oxydirende Wirkung aber
auch nur eine einseitige ist, so ist nur eine Verminderung des Vorlaufes
zu erwarten, während der Amylalkohol kaum zu entfernen sein dürfte.
5) Patent Nr. 41678 vom 21. Januar 1887; Besitzer Grote und
Pinetta in Guatemala (vgl. 1888 269 329). Es erscheint angezeigt, das
Ergebnifs praktischer Versuche abzuwarten, da es kaum einzusehen ist,
dal's die Verunreinigungen der Einwirkung des Reinigungsmittels er-
liegen, der Aethylalkohol dagegen unversehrt und gereinigt aus dem
Prozesse hervorgehen soll.
334 lieber Fortschritte in der Spiritiisl'abrikation.
B) Die chemische Reinigung in Verbindung mit besonderen Apparaten.
1) Patent Nr. 12 340; gelöscht; Darstellung vou Feinsprit direkt
aus der Maische unter Zusatz von Chlorcaleium und Kohle in einem
patentirten Apparate, welcher durch Zusatzpatent Nr. 15 899 noch ver-
bessert ist. Wahrscheinlich dient die Kohle hier wesentlich als mecha-
nisches Dephlegmirungsmittel, nebenbei mag auch ein Festhalten von
Fuselöl stattfinden. Unmöglich erscheint ein Erfolg nicht, vielmehr sind
aus der Praxis Fälle bekannt, in denen schlechter Rohspiritus bedeutend
verbessert wurde, wenn die Spiritusdämpfe der Colonne ohne Benutzung
von Chlorcaleium direkt über Kohle geleitet wurden. In der Patent-
sciirift Nr. 13 786 wird eine weitere untergeordnete Neuerung an dem
Apparate mitgetheilt.
2) Patent Nr. 19 752 ist ein Zusatzpatent zu Nr. 12 340: gelöscht:
Apparat und Entfuselungsmittel des Hauptverfahrens werden modificirt.
Statt Chlorcaleium können auch andere Chlorverbindungen, wie Chlor-
strontiuin, für sich oder in Mischung von porösen Körpern verwendet
werden. Die Wirkung beruht wahrscheinlich nur auf der grofsen Ober-
fläche und dem Widerstände dieser Körper.
3) Patent Nr. 19517; gelöscht; ist dem unter Nr. 1 und 2 be-
sprochenen sehr ähnlich und besteht in der Anwendung von mit Chlor-
salzen präparirtem Asbest, wodurch in Verbindung mit der Construction
des Apparates Wasserdänipfe und Fuselöl abgeschieden werden sollen.
Auch zwei Zusatzpatente, Nr. 20567, welches sich durch die Benutzung
von Kali oder Natron, welche an Schlackenwolle oder Asbest gebunden
sind, kennzeichnet, und Nr. 21967, welches eine Verbesserimg von
Nr. 20 567 bezweckt, sind gelöscht. Die Erfinder scheinen nur einzelne
Eigenschaften der Verunreinigungen berücksichtigt zu haben. Der Er-
folg dieser Verfahren dürfte ein sehr zweifelhafter sein.
4) Patent Nr. 39146 vom 9. September 1886: Besitzer Ernst Hnltz
in Berlin (vgl. 1888 268 91). Eine gewisse Verbesserung des Spiritus
erscheint nach diesem Verfahren wohl möglich und wahrscheinlich, da
insbesondere die Aldehyde zerstört werden, jedoch wird dasselbe alle
Ansprüche, welche an ein gutes Reinigungsverfahren zu stellen sind,
keineswegs erfüllen können.
5) Patent Nr. 13607; gelöscht; besteht in der Anwendung von
flüssigen oder geschmolzenen Fetten oder Kohlenwasserstoffen, über
welche die Alkoholdämpfe geleitet werden und wodurch die Verun-
reinigungen zurückgehalten werden sollen. Das Verfahren läfst zu sehr
die Wahrscheinlichkeit einer technischen Verwerthbarkeit vermissen.
C) Die Reinigung durch Elektricität.
1) Patent Nr. 13686 vom 23. December 1880. Besitzer «. Eisen-
mann in Berlin (vgl. 1887 264 455). Bei dem Verfahren liegt die Ge-
fahr der Bildung von Aldehyd durch Oxydation vor. Im Widerspruche
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 335
mit diesem Verfahren steht dasjenige, welches Eisenmann und J. Bendix
sich haben patentiren lassen und welches gerade auf dem entgegen-
gesetzten Wege, nämlich durch Luftabsehlufs, dasselbe Ziel zu erreichen
sucht. Da die Besitzer beider Patente selbst Spritfabrikanten sind und
der fisenwann'sche Sprit von anerkannter Vorziiglichkeit ist, so kann
man dem Verfahren einen praktischen W^erth ohne Weiteres nicht ab-
sjjrechen.
2) Patent Nr. 17194; gelöscht; ist nur ein Zusatz des vorigen,
welcher sich auf einen Apparat zur Ausführung desselben erstreckt.
3) Patent Nr. 17924; gelöscht; statt der Holzkohle sollen poröse
elektropositive Metalle verwendet werden. Das Verfahren scheint sich
nicht bewährt zu haben, da der Erfinder selbst Spritfabrikant ist, das
Patent jedoch lange vor der gesetzlichen Ablaufszeit erlöschen liei's.
D) Die Reinigung durch andere physikalische Mittel und Apparate,
1) Patent Nr. 30902 vom 6. August 1884 mit dem Zusatzpatente
Nr. 39875. Besitzer Axel Ferdinand Bank und Marie Charles Alfred Rufin
in Paris (vgl. 1887 263*39).
2) Patent Nr. 37350 ist ein Zusatz derselben Erfinder zu Nr. 30902
und betrifft Verbesserungen des Verfahrens, sowie des Apparates. Die
wesentliche Aenderung besteht in der Verwendung von Erdöl an Stelle
des feuergefährlichen Petroleumäthers.
3) Patent Nr. 43695 vom 11. November 1887. Besitzer Th. G. Boivick
in Harpenden, England. Besteht in einer Veränderung des Apparates
von Bank und Rufin^ während die Reinigungsmittel dieselben bleiben.
Ob sieh die Construction bewähren wird, ist nicht vorauszusagen.
4) Patent Nr. 41 207 vom 20. Februar 1887. Besitzer Dr. J. Traube
und Dr. G. Bodländer iu Hannover. Erfahrungen aus der Praxis liegen
noch nicht vor, der Umstand jedoch, dafs Traube sich bekanntlich viel-
fach mit Untersuchungsmethoden des Alkoholes beschäftigt hat, gibt
eine gewisse Garantie, dafs Versuche mit diesem Verfahren lohnend
sein würden. Wir verweisen noch auf Zeitschrift für Spiritusindustrie^
Bd. 11 S. 201, wo Traube über die Prinzipien dieses Verfahrens ein-
gehend berichtet.
Verfasser macht darauf aufmerksam, dafs schon der Umstand, dafs
von den rein chemischen Verfahren der gröfsere Theil gelöscht ist,
dafür spricht, dafs diese Methoden am wenigsten den gestellten An-
forderungen ent.sprechen, und führt dieses darauf zurück, dafs die Ver-
unreinigungen des Spiritus noch zu wenig bekannt und auch die analy-
tischen Methoden zur Untersuchung des Spiritus bis ganz vor Kurzem
noch zu wenig ausgebildet waren. Von allen beschriebenen Verfahren
glaubt Verfasser dasjenige von Bank und Rufrii und daneben etwa noch
das von Traube und Bodländer als die einzigen bezeichnen zu können,
welche eine Zukunft haben.
336 Bücher-Anzeigen.
C. Hesse in Czerbienschin erörtert in der Zeitschrift für Spiritus-
industrie^ Bd. 11 S. 235, vom Standpunkte des Brenners die ])raktische
Frage, ob tind welche Voriheile das dem Christoph' sehen Deslillirapparate
(igenthümliche Voricärmen der Maifche innerhalb rfc.< Apparates selbst ge-
währt. Als Vorzüge des Christoph' suhitn Apparates führt Verfasser die
Ersparnifs an Bodenraum und die geringeren Ansehaffungskosten an,
als Naehtheile nennt er den etwas gröfseren Kühhvasserverbrauch, be-
sonders aber die innerhalb des Apparates befindlichen Verpackungen,
welche, besonders bei dem Dampfrohre, schwer zugänglich sind. Der
Verfasser läfst es dahin gestellt, ob dieser Nachtheil durch die ge-
ringeren AnschaflFungskosten wieder wett gemacht werden kann.
Bücher-Anzeigen.
Kleyer's Encyklopäitie der ^resamraten mathemuüschen, technischen und
t'xacten Naturwissenschaften :
Lehrbuch der Elasticität und Festigkeit mit 212 Erklärungen, 186 in
in den Text gedruckten Figuren und einem ausführlichen Formeln-
verzeichnifs nebst einer Sammlung von 167 gelösten und ungelösten
analogen Aufgaben. Zum Gebrauche an niederen und höheren
Schulen, sowie zum Selbststudium und Nachschlagen für Bau- und
Maschinentechniker, bearbeitet nach System Kleyer von R. Klimpert.
Stuttgart. J. Maier's Verlag. 298 S. " 5 Mk. 50 Pf.
Das Kleyer'sche System, welches den StotT in Form von Fragen und Ant-
worten beliandelt, ist in vorliegendem Werke recht geschickt zur Verwendung
gekommen. Neben dem Te.\te her sind Erklärungen eingeflochten, welche,
ohne den Zusammenhang zu stören, Einzelheiten der Fragen und Antworten
näher erörtern, oder es sind Hilfsrechnungen ausgeführt.
Ist schon das Werk an sich in klarer und verständlicher Weise abgefal'st,
so dienen zahlreiche und sorgfältig ausgewählte Aufgaben, welche eine voll-
ständige Lösung gefunden haben, dazu, den Leser zur vollen Beherrschung
des Stoffes zu führen. Die nicht gelösten Aufgaben, bei denen im Nachtrage
nur das Endergebnifs mitgetheilt ist, gestatten dem Leser jederzeit nach dieser
Richtung mit sich selbst die Probe anzustellen. Für den praktischen Ge-
brauch sind am Schlüsse des Werkes sämmtiiche Formeln zusammengestellt.
Wir können das Werk im allgemeinen und besonders zum Selbststudium an-
gelegentlichst empfehlen.
Goniometrie und Grundzüge der Trigonometrie innerhalb der Ebene.
Für obere Klassen höherer Lehranstalten bearbeitet von Dr. ^4. Wernicke.
Braunschweig. C. A. Schwetschke und Sohn. 175 S. 4 Mk. 40 Pf.
Ob das vorliegende Werkeheu sich zum Schulgebrauche eignet, wollen
wir den Schulmännern zur Beurtheilnng überlassen. Von den landläufigen
Schulbüchern unterscheidet sich das vorliegende dadurch, dafs es vielfach ge-
schichtliche Mittheilungen bringt, auch den Zusammenhang der Trigonometrie
mit den übrigen Zweigen der Mathematik, mehr als in derartigen Lehrbüchern
Gebrauch ist, nachweist. Hierdurch wird das kleine Lehrbuch auch anderen
Kreisen, als für die es zunächst bestimmt ist, von Interesse sein.
Verlag der J. G. Cot ta' sehen Buchhandlung in Stuttgart.
Druck von Gebrüder Kröner in Slultgarl.
lieber neuere Dampfkesselconstructionen. 337
üeber neuere Dampfkesselconstructionen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 145 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 16.
Einen Kessel mit einem sehr wirksamen Wasserumlaufe hat Werth
durch Oesterreichisches Privilegium schützen lassen. Nach Fig. 1 steht
der cylindrische Oberkessel mit einem Siederöhrenbündel mittels des
Raumes o in Verbindung. Vom Oberkessel aus fliefst das Wasser
in der Richtung der Pfeile durch den Raum a und gelangt durch ein
in dem Siederohre angebrachtes Rohr an das untere Ende der ge-
schlossenen Röhre und von da ebenfalls in der Richtung der Pfeile zu
dem Räume 6. Diese Einrichtung ist dieselbe, viie bei den KeWschen
Kesseln. Zur erfolgreichen Führung ist der Raum a durch eine Wand
getheilt. Die etwaigen, schwebend gehaltenen Verunreinigungen werden
sich beim Austritte aus 6 zu Boden senken, und können von dort durch
den Ablafshahn leicht entfernt werden.
Der Kessel von P. Hanrez in Brüssel (Englisches Patent Nr. 17697
vom 23. December 1887) besteht aus zwei Kammern C (Fig 2), welche
durch Röhren T mit einander verbunden sind. Das Wasser durch-
streicht, wie bei der On'oWe'schen Construction (1889 271 148), das
Rohr Z>, den als Dampfsammler dienenden Oberkessel E und gelangt
von da durch das senkrechte Rohr wieder zu der unteren Kammer C.
Auf dem Dampfsammler befinden sich zwei Dome, die durch ein Rohr
mit einander verbunden sind. Der vordere Dom steht mit dem Dampf-
sammler in unmittelbarer Verbindung, während der andere Dom 'an
seinem unteren Ende durch einen Trichter abgeschlossen ist, der bei
normalem Stande des Wassers in dasselbe reicht. Da das Dampfablei-
tungsrohr auf dem letzteren Dome angebracht ist, so wird nur wasser-
freier Dampf abgeliefert und der etwaige Niederschlag durch den
Trichter zurückgeführt. Ueber dem Roste J befindet sich der Mauer-
bogen K^ welcher den Heizgasen die Richtung zwischen der unteren
Kammer C und der Platte L anweist. Die Gase ziehen weiter in der
Richtung der Pfeile und entweichen durch den Kanal M in den Kamin.
Aehnlich dem Thomycroffschen Kessel ist nach Zweck und Bauart
der von du Temple (Fig. 3 und 4). Auch hier findet sich der Ober-
kessel mit zwei seitliehen Wasserbehältern durch ein System von mehr-
fach gebogenen Rohren verbunden. Ein lebhafter Wasserumlauf wird
bewirkt, indem das durch die Dampfentwickelung in den oberen Kessel
geführte Wasser durch ein in der linken Hälfte der Fig. 3 dargestelltes
Rohr den seitlichen Behältern, und somit den Siederöhren wieder zuge-
führt wird. Die Siederöhren sind von gezogenem Stahle und haben
-25mm äufseren Durchmesser. Der Feuerraum ist aus Eisenblech gebildet
und bis an den seitlichen Behälter mit feuerfesten Ziegeln ausgemauert.
In Folge des geringen Wasserinhaltes und der grofsen Vertheilung des-
Dlngler's polyt. Journal Bd. 271 Nr. S. 1889 1 22
338 Ueber neuere Dimiiirkesselconstruttiuiien.
selben ist zur Indampt'setzung ciues derartigen Kessels von 500 H' nur
eine Zeit von 45 Minuten erforderlich, wogegen ein Locomotivkessel
annähernd die doppelte Zeit erfordert. Eine Ablagerung von Kessel-
stein in den Röhren ist nicht zu befürchten, auch können dieselben
jeder Ausdehnung durch die Wiirme willig folgen. Zwei dieser Kessel
sollen nach der Revue induslrielle vom 5. Januar 1889, der wir die vor-
stehende Mittheilung entnehmen, auf dem Torpedo Nr. 20 zwei Jahre
lang, ohne irgend welche Beschädigung zu erleiden, im anstrengenden
Dienste gewesen sein. Ein für Torpedo Nr. 54 bestimmter Kessel <on
500 H", der den stärksten Proben widerstand, wiegt 5',5, mithin 11^ für
die Pferdekraft.
Godard verwendet zu seinen Kesseln (Englisches Patent Nr. 1702t>
vom 10. December 1887) denselben Grundgedanken (Fig. 5 und ti). Bei
Fio-. 5 wird die Seitenwand von dem Wasserraume a gebildet, von
dessen unterem Theile die mehrfach gebogenen Siederöhren c ausgehen
und in den oberen Theil wieder münden. Von hier aus wird der Dampf,
nachdem er bei m einen Wasserabscheider durchstrichen hat, in den
Oberkessel geleitet, wo er eine aus den Fig. 5 uud 6 zu ersehende
Dampftrockenvorrichtung h k i zu durchstreichen hat, um in das Ablei-
tungsrohr l zu gelangen. Bei der Einrichtung nach Fig. 6 ist die Seiten-
wand durch die Röhren a, o, ersetzt, welche durch das senkrechte
Rohr a verbunden sind. Wenngleich schon durch die Lage der Röhren
ein Durcheinanderwirbeln der Heizgase erzielt und damit verhindert ist,
dafs dieselben mit einem heifsen Kerne und unbenutzter Wärme ab-
ziehen, so sind doch noch Platten t angebracht, welche die Wirbel ver-
mehren.
Bei dem Kessel von J. S. White (Englisches Patent Nr. ItiStiS vom
2. December 1887) sind spiralförmig gewundene Heizröhren a (Fig. 7
und 8) zur Verwendung gekommen, welche mit ihrem unteren Ende a.,
in den ringförmigen Wasserraum c hineinragen, wahrend das obere
Ende % in den gemeinschaftlichen Dam|)fraum d führt. Wasser- und
Dampfraum sind durch die Röhren f mit einander verbunden, durch
welche das mitgerissene Wasser nach c zurückgeführt und der erforder-
liche Umlauf des Wassers ermöglicht wird. Die Spiralröhren bestehen
je aus zwei in einander geschobenen Röhren.
Der Dampfkessel von G. F. ISihson in Belmont, Massachusetts,
Nordamerika (Amerikanisches Patent Nr. 12 800 vom 4. September 1888)
soll in erster Reihe dazu dienen, Gebäude durch Dampf oder heifses
Wasser zu heizen (Fig. 9 und 10). Der Kessel A ist zwischen zwei
Wände D montirt, die Feuerbiichse C und der Rauchfang H sind in
gewöhnlicher Weise gehalten. Ein senkrecht angeordnetes Rohr .V
verbindet den unteren Theil des Kessels mit einem wagerechten Rolire /,
welches letztere durch die Kesselmauerung D hindurchgeleitet wird.
Die eingeschlossenen Röhren V verbinden die Enden des Rohres / mit
Ueber neuei-e Damiil'kesseloonstrui-tioneii. 339
den Enden des Rohres F, welches neben der Feuerbüchse liegt. Ein
wagerechtes Rohr M reicht durch die Mauer D und endigt mit einem
Hahne. — Zwei kurze eingesetzte Rohre G verbinden die Enden der
Rohre L mit den Aufsenseiten des Rohres M. Aulserhalb der Kessel-
mauerung unter dem Kopte des Kessels ist ein Wagerechtrohr N an-
geordnet und die Röhre J an jedem Ende des Rohres iV geht zurück
durch die Bekleidung in den Kessel bei L gerade unter der Wasser-
linie. Ein Ende des Rohres N ist mit einem Ventile versehen. Acht
sehriige Rohre Q verbinden das Rohr U mit dem Rohre M und eine
gleiche Anzahl Zweigrohre Q bilden eine Verbindung zwischen diesen
Rohren Q und dem Rohre F. Dieses Rohrsystem bewirkt einen fort-
währenden Wasserumlauf.
K. Gamper in Sielce (Rufsland) verwendet bei seinem britischen
Patente Nr. 16914 vom 8. December 1887 ein conisches ausziehbares
Flammrohr (Fig. 11), dessen Querschnitt aus Fig. 12 und 13 zu ersehen
ist. Das Flammrohr ist mit senkrechten Siederöhren d versehen, welche
am vorderen Theile den Rost/« durchstreichen und in zwei Hälften theilen.
T. A. York und J. C. Edwards in Wolverhampton bringen bei ihrer
Kesselconstruction (Englisches Patent Nr. 13257 vom 30. September 1887)
in dem Feuerrohre ein oder mehrere Siederohre au (Fig. 14, 15 und 16).
Fig. 14 zeigt die Anwendung eines einfachen Siederohres ^4, welches
bis nahe an die Feuerbrücke C innerhalb des Feuerrohres ß reicht und
an der anderen Seite zum Zwecke der bequemen Reinigung durch die
Kesselmauerung hindurchgeführt ist. Das Einsetzrohr ist durch zwei
Stutzen mit dem Hauptkessel verbunden. In Fig. 16 ist auf der linken
Hälfte noch ein besonderes Rohr b und auf der rechten Hälfte mehrere
Röhren c eingesetzt.
C. J. Galloway in Manchester verwendet bei seinem Englischen
Patente Nr. 10871 vom 8. August 1887 (Fig. 17 und 18) gebogene
Platten CDE zu den Feuerrohren, um denselben mehr Widerstands-
fähigkeit zu ertheileu. Es entstehen auf diese Weise Buckel wie bei
Z>, zwischen welchen die Gallowa3a-öhren B und E eingenietet werden.
Die Seitenplatten A sind aus dem angeführten Grunde gewellt. Wir
möchten sehr bezweifeln, ob die erreichten Vortheile mit der dazu auf-
gewendeten Arbeit im Verhältnisse stehen.
R. Orr hat in seinem Englischen Patente Nr. 17 870 vom 29. December
1887 (Fig. 20 und 21) als Roststäbe Röhren A verwendet, denen er,
aufser an den Enden, die rund bleiben, einen dreikantigen Querschnitt
gibt. Diese Röhren bilden einen flachen Rost, dessen Stäbe sich, wie
gewöhnlich, nach unten verjüngen. Die vorderen Enden der Roststäbe
sind an dem Rohre D befestigt, die anderen Enden ragen in den Raum B
des Kessels hinein. Das Rohr D ist durch Rohr E mit dem unteren
Theile des Kessels verbunden, damit der stetige Wasserzuflufs zu den
Röhren A gesichert sei. In ihrer Mitte werden die Roströhren durch
340 Einfach wirkende Woolfsche llascliine.
das Wasserrohr J getragen. An der vorderen Seite ist die Platte f
angebracht, welche die Ausstrahlung der Wärme vom Roste aus ver-
hindern soll, ohne jedoch den Zug zu stören. Der Aschenfall G i.st
durch eine Thür H verschlossen. Die Heizgase treten durch den Rost A
hindurch in den Aschenfall G und ziehen von hier aus durch das Feuer-
rohr zum Kamine.
Der Kessel von Norton in Iijswich (Englisches Patent Nr. 3713 vom
10. März 1888) hat einen bei A kreisförmigen, bei B zur Aufnahme der
Feuerröhren a, 6, c abgeflachten Feuerraum. Von D aus gelangen die
Gase durch das Röhrenbündel d zur Rauchkammer E und zum Kamine F.
Der Raum D ist durch eine Platte f von feuerfestem Thone abge-
schlossen.
In den Fig. 22 bis 24 ist die von C. S. Knap in London angegebene
Verbindungsweise von Röhren, (Englisches Patent Nr. 11066 vom
13. August 1887) mittels eines eingeschobenen Stahlringes, dargestelli.
Die Ringe werden mit ihren conischen Enden in die zu verbindenden
Röhren getrieben und haben zur gröfseren Festigkeit eine oder mehrere
Einschnürungen.
Die Enden der Feuerröhren, welche bekanntlich dem Verbrennen
am meisten ausgesetzt sind, sucht FF. Hague in Pittsburg durch die in
Fig. 25 und 26 dargestellten Einsetzröhren (Englisches Patent Nr. 5240
vom 9. April 1888) zu schützen. Die Einsetzröhre ist mit Längsriefeln e
und mit einem Schlitze g versehen, letzteres, um einen leichten An-
schlufs an die zu schützenden Röhren zu ermöglichen, während die
Riefeln den erforderlichen Abstand zwischen Einsetzrohr und Feuerrohr
bewirken.
Einfach wirkende Woolfsche Maschine.
Mit Abbildung auf Tafel 17.
Diese von M. Maitliet herrührende, in dem Portefeuille c'conomtque
de* machines vom Februar 1888 veröftentlichte Maschine, zeichnet sich
durch einfache, kräftige Form aus, nimmt wenig Raum ein und ent-
wickelt eine verhältnifsmäfsig bedeutende Leistung. Alle einzelnen
Theile sind zuverlässig haltbar und leicht zugänglich. Die beiden ein-
fach wirkenden Cylinder liegen in der.selben Mittellinie; die aus einem
Stücke bestehenden Kolben sind durch eine Zugstange mit der zwischen
liegenden Ach.se verbunden, so dafs die Kolbenstange überflüssig wird.
Die Vertheilung des Dampfes, die Lage der Kanäle sind aus den Eiuzel-
zeichnungen und dem Diagramme mit hinreichender Deutlichkeit zu
ersehen. Zur Regulirung dient ein wagerecht liegender ßamey'.scher
Centrifugalregulator. Derselbe besteht, wie Fig. 5 zeigt, aus zwei
leichten Bronceglocken, die durch zwei federnde Stangen mit an diesen
befestigten Gewichten versehen sind, bei deren Ausweichen sich die
Wheeler's Knopl'loch-Nähmaschine. 341
Glocken über einander schieben, so dafs das Dampfeinlafsventil in
Thätigkeit gesetzt wird. Die eine Glocke ist mit Schnurrinnen von ver-
schiedenen Durchmessern versehen, so dafs die Bevv'egung der Hauptachse
mit verschiedener Geschwindigkeit auf den Regulator übertragen werden
kann. Die zuverlässige Wirkungsweise des Regulators gestattet die
Verwendung der Maschine zum Betriebe von Dynamos. Die Geschwin-
digkeit läfst sieh bis zu 175 bis 200 minutlichen Umdrehungen bringen.
Der Betriebsdampf hat S^t Spannung und expandirt auf das 4,3fache
seines Raumes. Ohne Condensation leistet die Maschine 6 bis 7 IP,
mit Condensation dagegen bis 10 IP. Der erforderliche Aufstelhings-
raum ist l'",1.5 X l^SlS bei 1" Höhe.
Knopfloch -Nähmaschine von John Eliakin Wheeler in
Lynn (Massach., Nordamerika).
Mit AbbilduDgen auf Tafel 18.
Die Stichbildung erfolgt bei dieser durch D. R. F. Kl. 52 Nr. 42890
vom 28. December 1886 geschützten Maschine mit Hilfe einer geraden
und gekrümmten Oehrnadel, welche beide derartig wechselseitig be-
thätigt werden, dafs die untere gekrümmte Nadel, durch die Knopfloch-
ötfnung hindurchtretend, dicht an der geraden oberen Nadel vorbei und
über den Stotf hinweggeht, während die Obernadel durch die Schlinge
der sich nach abwärts bewegenden Unternadel tritt. Die von der ge-
raden Obernadel gebildete Fadenschleife wird, um der Unternadel einen
bequemen Durchgang durch dieselbe zu schaffen, von einem Schlingen-
tanger erfafst, zur Seite gezogen und ausgeweitet.
Die obere gerade Nadel Oj empfängt ihre Bewegung von der auf
der Hauptwelle o sitzenden Curvenscheibe ^3 (Fig. 1 Taf. 18).
Die gekrümmte untere Nadel F sitzt an dem bei f^ an einem Lager-
arme eingelenkten Arme /", der einen nach unten gerichteten Ann /^^
hat, welcher mit der Gleitstange f^ durch die Gelenkstange /'j verbunden
ist (Fig. 1 und 7 Taf. 18). Die Gleitstange f^ wird zur gewünschten
Zeit durch die Gelenkstange f=^ und die Curvennuth f^ in der am unteren
Ende der stehenden W^elle /"„ sitzenden Scheibe f- hin und her bewegt,
während Welle f^ ihren Antrieb von der Hauptwelle a aus mittels der
Kegelgetriebe fy, f^Q erhält. Die gekrümmte Nadel F ist so angeordnet
und wird so bewegt, dafs sie durch die Kehle e und die Knopfloch-
öffnung hindurchtritt und dicht an der oberen Nadel vorbei und über
den Stoff weggeht. Behufs Aenderung der Bewegungslänge ist der
Arm (i mit einem Schlitze versehen, in welchem das Ende der Ge-
lenkstange /'j einstellbar ist. Der Unterfaden kommt von der Spule tf,
und zwar durch Führung 3, Fadenanzugshebel j, und Führung g^ am
Arme {. Der Anzugshebel g^ wird gebildet aus einem federnden, bei
342 . \Vlu>eler's Knopt'loch-Nahmasclüne.
5j an der Grundplatte befestigten Arme, der durch Still g^ an der Ge-
lenkslange /"j in der einen Kiclitung l)ewegt wird und bei der Zurucii-
bevvegung von f^ wieder zurückfedert (Fig. 1 Taf. 18).
Die Vorricliliiug zur Sehleifenbildung ist unter der Platte t ange-
ordnet und umfafsl drei Elemente, nämlich eine die Schleife festhaltende
Spitze K (Fig. 12 und 16 Taf. 18), welche aus einer starr befestigten,
dünnen Platte besteht, deren Spitze k durch die Oelfnung e der Arbeits-
platte sich nach oben dreht, um die von der Obernadel gebildete Faden-
schleife zu erfassen; zweitens einen bewegliciien Greifer iW, welcher
nahe an der Bewegungsgrenze der oberen Nadel in hin und her gehende
Schwingung versetzt wird und die von letzterer geführte Schlinge er-
fafsl, nachdem dieselbe von der Spitze /; ergritleu worden ist und hier-
durch nun in einer wagerechten oder seitlichen Rieiilung verschoben
wird; drittens einen Schlingenausweiter m, dessen Bethätigung durch
den gekrümmten Arm »i, am Arme m.^ erfolgt und der die S])ilze n
zum Ergreifen der Schlinge trägt, nachdem dieselbe von dem Greifer 3/
erfafst und seitlich geführt worden ist; die Spitze n weilet die Schlinge
in einer rechtwinkelig zur Bewegungsriehtung der Spitze M liegenden
Richtung aus, um so der unteren Nadel einen Durchgang durch die
Schlinge zu schaffen, welche zu dieser Zeit an drei Stellen festgehalten
wird, d. h. durch die stationäre Spitze /c, durch den seitlich verschieb-
baren Greifer M und durch den Ausweiter m. Die Construction und
Wirkungsweise dieser Vorrichtungen sind aus den Fig. 11, 12 Taf. 18
ersichtlich.
Das den Greifer M tragende Stück m.^ und der Autriebsarm (ji,
für den Ausweiter sitzen bei »r, an der im Lagerarme nij ruhenden
Welle »«4 , welche an ihrem Ende den durch Gelenkstange m^ (Fig. 2
Taf. 18) mit dem Hebel Wj verbundenen Arm ni,; trägt. Der Hebel m-
ist ein bei ni;, drehbar an der Grundplatte sitzender Kniehebel, dessen
Arm /»m den durch die Curvenführimg m^2 der Seheibe «lu, die an
der Welle /"jj sitzt, beeinflufsten Bolzen hih trägt. Der Theil »n.^ ist so
eingelenkt, dafs bei seiner Schwingung die Spitze M die Fadenschleife
erfassen mufs.
Der Schlingenausweiter in ist ani Ende des bei n.^ drehbaren
Armes n, mit der Aussi)arung n versehen (Fig. 16 Taf. 18); an dem-
selben Arme befindet sich der den Zapfen «4 tragende Ansatz %, gegen
welchen Zapfen der gekrümmte Arm v^ bei der Bewegung des Theiles m^
anschlägt und dadurch bei seiner Weiterbewegung den Ausweiter m
nach innen oder auf die Aussparung e zubewegt, damit derselbe die
von dem Greifer M aufgenommene Schlinge erfassen und von dem
letzteren wegziehen kann, um sie zu erweitern, bis die Theile die in
Fig. 11 Taf. 18 angegebene Lage haben. Nach dem Durchgange der
gebogenen unteren Nadel durch die Oberfadenschleife kehrt der Theil in.,
in seine ursprüngliche Lage zurück und läfst den Ausweiter m los,
Wheeler's Knopfloch-Nähmaschine. 343
der uun durch die Feder «5 in seiue vorherige Stellung zurückge-
führt wird.
Die Arbeitsplatte B der Maschine ist mit dem Führungsschlitze b
zum Regeln der Bewegung der Knopflochklemm- und Vorschubplatte C
versehen (Fig. 5 Taf. 18), welche mit Backen c Cy zum Ausweiten des
Knopfloches und Festhalten des Stoffes während dessen Vorschub nach
den Stichbildungsvorrichtungen hin, sowie mit einem federnden F"üh-
ruugs- und Vorschubbolzeu f., (Fig. 3 Taf. 18) ausgestattet ist. Mit dem
letzleren stehen die schneckenförmigen Vorschubwalzen D Z), in Eiu-
grilf, welche auf den Wellen (/ rf, sitzen und durch Sperrrad rf.^ auf
Welle d und eine in d-i während der Vorschubbewegung der Platte ein-
greifende Schubklaue gedreht werden. Die beiden Wellen dd^ sind
durch Kegelradgetriebe verbunden, während der Bolzen C2 in bestimmten
Zeiträumen auf bekannte Weise beeinflufst wird.
Beim Arbeiten wird der Stoff auf die Klemmi)latte gelegt, das
Knopfloch durch die Klemm- und Festhaltungsbacken c c, ausgeweitet
und dann die Maschine in Gang gesetzt. Die gekrümmte untere Nadel
geht zuerst durch die Oefinung e und das Knopfloch hindurch, wobei
sie den Faden von der unteren Spule bis über die Bewegungsgrenze
der Obernadel hinaus mit sich führt, welch letztere zu dieser Zeit ihre
höchste Stellung einnimmt, diese höchste Lage beider Nadeln ist in
Fig. 8 Taf. 18 gezeichnet. Die gekrümmte Unternadel geht dann nur
ein klein wenig, aber doch genügend herab, um ein Ausbauschen des
ünterfadens von der Nadel weg zu veranlassen, und zur gleichen Zeit
fängt die Obernadel an, herabzugehen und tritt so durch die Schlinge
des Unterfadens hindurch, wobei sie den Oberfaden mit sich zieht,
dessen Schlinge beim nun folgenden Hochgehen der Nadel von dem
festen Scblingenhalter K erfafst wird. Der Greifer M ergreift un-
mittelbar darauf die von dem Haltor K gefangene Schleife und bewegt
sie seitwärts, während die Oberniidel selbst sich nach oben bewegt,
worauf der Ausweiter m die vom Greifer M gehaltene Fadenschleife
erfafst und sie ausvi'eitet, damit die gekrümmte Unternadel bei ihrer
Aufwärtsbewegung hindurchtreten kann. Letztere ist inzwischen in ihre
tiefste Lage hinabgeführt worden und geht nun, nachdem die Obernadel
ihre höchste Stellung wieder eingenommen hat und die Oberfaden-
scblinge von den Theilen Ä, 3/ und m offen gehalten wird, bei ihrem
Aufsteigen mit dem Unterfaden durch diese hindurch, worauf der
Greifer M und Ausweiter m in ihre vorherige Lage zurückgeführt
werden und dabei die Oberfadenschleife freigeben. Diese wechselweise
Wirkung der Nadeln und Schlingenbilder ist in den Fig. 9 und 10 Taf. 18
noch weiter veranschaulicht und hat die Bildung des in den Fig. 13
und 14 Taf. 18 dargestellten Stiches auf der Knopflochkante zur Folge.
Als ohnehin verständlich ist vorauszusetzen, dafs die gerade Obernadel
parallel mit der Knopflociikante durch den StotV fährt und die StofT-
344 Wheeler's Knopfloch-Nähmaschine.
klemme eine aussetzende Vorwärtsbewegung in dem Zeiträume zwischen
jeder Wechselwirkung der Nadeln erhält. Das Nähen des Knopfloches
beginnt am inneren Ende und setzt sich am Umfange desselben bis zum
Ausgangspunkte fort. Die Klemmplatte erhält sodann behufs Bildung
des Riegels bei je zwei Auf- und Abbewegungen der Nadeln eine ein-
malige vollständige Schwingbewegung, wodurch ein Riegel in Form
eines umgelegten 8 gebildet wird, d. h. der erste Stich erstreckt sich
vom Achsenmittel des Knopfloches nach der einen Seite und der
nächste Stich in gleicher Weise von der Achsenmitte nach der Seite
der gegenüberliegenden Stichreihe (Fig. 15 Taf. 18).
Sowohl der obere, als auch der untere Fadenanzug treten so in
Wirkung, dafs sie die auf die Fäden ausgeübte Spannung aufheben und
die Schlingenbildung am Ende der bezieh. Nadelbewegungen hervorrufen.
Um, wie wünschenswerth, die Obernadel a^ hinsichtlich ihrer Lage
zur Bewegungslinie der Unternadel F behufs Aenderung der Stichlänge
verschieden einstellen zu können, wird die Haube a, mit der Nadel-
stange von der Curvenscheibe A^ weg nach aufsen bewegt, und zwar
mittels des in Fig. 5 und t> Taf. 18 dargestellten Ringes /*, dessen
schräge Flächen gegen entsprechende Abschrägungen p, au der Haube a^
drücken. Nach Lösen der Schrauben p.^ kann der Ring P mittels des
Knopfes p^ gedreht werden und dadurch der Abstand der Haube Oj
mit der Nadelstange von dem Nadelarme, also der Abstand beider
Nadeln leicht geregelt werden. Es braucht nur der in die Curven-
nuth Oj eintretende Bolzen a.) lang und tief genug zu sein, um ein
Mitnehmen desselben durch die C'urvennuth a., bei jeder Stellung des-
selben zu sichern.
In den Fig. 19 bis 26 Taf. 18 ist noch eine Ausführungsform der
Stichbildungswerkzeuge dargestellt, wie sie bei schwerer Arbeit An-
wendung tindet.
Die gekrümmte untere Nadel C wird von einem Schlitten c ge-
tragen, der in einer Curvenführung c^ des Lagerarmes c.^ unter der
Grundplatte der Maschine sitzt und sich bis dicht an die Arbeitsplatte
bewegt, um die gekrümmte Nadel so kurz als möglich herstellen und
sie dadurch gut versteifen zu können. Der Schlitten c wird in der
Curvenführung c, durch eine Curvenscheibe auf der Welle f^ unter
Vermittelung einer Gleitstange bewegt, welche durch die Gelenkstange c,
mit dem Schlitten c verbunden ist und sitzt ein an derselben ange-
brachter Zapfen Cg seitlich am Schlitten. Die Nadel C ist mit einer
Aussparung c^ (Fig. 25 und 26 Taf. 18) versehen , welche an der, der
Bewegungslinie der geraden Nadel A zunächst liegenden Kante und in
der Nähe der Nadelspitze liegt.
Der Fadenanzugshebel für den Unterfaden is( hier nicht au einem
festliegenden Punkte drehbar befestigt, sondern bewegt sich mit dem
die krumme Nadel tragenden Schlitten c. Er ist an der oben erwähnten
Wheeler's Knopfloch-Nähmaschine. 345
Gleitstange eingelenkt, so dafs er senkrecht zu derselben schwingen
kann und wird bei der Abwärtsbewegung der gekrümmten Nadel derart
bewegt, dafs ein Sehlatfwerden des Fadens unmittelbar nach Beendi-
gung der Aufwärtsbewegung der gekrümmten Nadel eintritt, so z^'^'ar,
dafs sich am Ende derselben eine Schlinge bildet, durch welche die
obere Nadel sofort hindurchtritt. Nachdem letzteres geschehen, wird
der Fadenanzugsarm bei der Zuriickbewegung der Gleitstange und ge-
bogenen Nadel durch eine Feder sofort nach abwärts bewegt.
Der Mechanismus zum Erfassen und Ausweiten der Oberfaden-
schlinge unterscheidet sich von dem oben beschriebenen nur dadurch,
dafs die Oberfadenschlinge durch einen gleitbaren Haken erfafst und
durch diesen in eine Lage verschoben wird, in welcher der Faden dem
behufs Oeti'nens der Schlinge gleich darauf bethätigten Ausweiterhaken
gegenüber gebracht wird. Dieser wird durch die weitere Fortbewegung
der den Schlingengreiferhaken tragenden Stange erfafst, welche Bewe-
gung für einen Augenblick unterbrochen wird, um der Obernadel zu
eestatten, den Faden emporzuziehen und ihn unter einen kürzeren
Winkel zu bringen, so dafs der Ausweiterhaken ihn um so sicherer
erfassen kann. Die so erfafste und ausgeweitete Schlinge wird durch
die über den Stofi' emporgehobene Obernadel, sowie durch den Greifer-
haken und Ausweiter, die genügend weit von einander wegbewegt
worden sind, gehalten, so zwar, dafs die Schlinge über der Bewegungs-
linie der gekrümmten Unternadel otfen oder ausgeweitet gehalten wird.
Nachdem letztere durch die Schlinge hindurchgegangen ist und ihren
Faden durch dieselbe hindurchgezogen hat, werden Ausweiterhaken und
Greiferhaken sofort in ihre Anfangsstellung zurückgeführt, um die
Schlinge loszulassen.
Der Schlingengreiferhaken E erhält eine geradlinige Wagereeht-
bewegung durch die Gleitstange von einer auf der Welle /^^ sitzenden
Scheibe aus unter Vermittelung geeigneter Lenker und Gegenlenker.
Der Greifer sitzt an der Innenseite des gebogenen, bei f^ unter der
Grundplatte drehbaren Armes ^, der mit einer in der Bahn des Greifer-
hakens E liegenden Curvenfläche f^ versehen ist, mit welcher der an
der Gleitplatte von E sitzende Zapfen [^ sofort bei Beginn des zweiten
Theiles der Auswärtsbewegung von E in Berührung kommt, um den
Ausweiterhaken F quer zur Bewegungslinie von E zu bewegen und
dadurch den Haken F einen der Schiingenfäden erfassen zu lassen und
denselben quer zum Hakeu E mit sich zu führen, so dafs bei der fort-
gesetzten Bewegung der beiden Haken die Schlinge genügend weit ge-
öffnet wird, um die Unternadel durchzulassen. Bei der umgekehrteu
Bewegung des Greiferhakens E wird der Ausweiterhaken F durch die
Feder /";, in seine ursprüngliche Stellung zurückgeführt. H. Gl.
846 Dichtung von Rohrleiuingei!.
Dichtung von Rohrleitungen; von Oberingenieur Paulus.'
Mit Abbildung.
Bekannt lieh L'u(stehen sowohl bei Wasserleitungen als bei Gas-
leitungen häutig Verluste durch das ungenügende Dichthalten der zahl-
reichen Kohrverbindungen. Auch hat bei Gasleitungen das Entweichen
von Gas durch das Eindringen desselben in die Wohnungen schon
Menschenleben gekostet.
Es wird deshalb nicht übertliissig sein, auf eine Rohrdichtuog auf-
merksam zu machen, welche sich seit nahezu 30 .Jahren bei zahlreieheu
Wasserleitungen erprobt hat, und sich vorzugsweise auch für Gasleitungen
eignen würde.
Bei den Rohrdichtungen sind hauptsächlich folgende Bedingungen
zu erfüllen:
1) Die Dichtung mufs einfach, leiciit ausführbar und möglichst wenig
von der Pünktlichkeit der Arbeiter abhängig sein.
2) Die Dilatation der Rohrleitungen mufs eine ungehinderte sein
und darf die Dichtigkeit der Verbindungen nicht beeinträchtigen.
3) Ebenso wenig dürfen zufällige Veränderungen in der wagerechteu
und lothrechten Lage der Rohrleitungen durch Senkungen und sonstige
Einflüsse die Dichtigkeit der Verbindungen beeinträchtigen.
i) Die Dichtungen sollen billig herzustellen sein und also keine
kostspieligen Formen der Röhren oder kostspieligen Zuthaten erfordern.
Die Erfüllung dieser Bedingungen stellte sich der Verfasser im
J. 1859, als es sich um die Ausführung ausgedehnter Rohrleitungen
auf neuen Aufschüttungen der Stationen und für gröfsere Zuleitungen
und Wasserdruckwerke der österreichischen Südbahn-Gesellschaft han-
delte. Es wurden zu diesem Zwecke zahlreiche und eingehende Unter-
suchungen mit verschiedenen Constructionen angestellt, deren Ergebnif>
die Anwendung des nachstehenden Systeines war, welches sich auch
unter den verschiedensten Verhältnissen ausgezeichnet bewährt hat.
Dieses System besteht in der Anwendung loser Muffen, welche sich
auf einfachen Röhren ohne jeden Ansatz drehen lassen und bei dieser
Drehung Dichtungsseile in die im Inneren der Muffen eingegossenen
ringförmigen Vertiefungen pressen.
Die Figur zeigt, zur Hälfte im Durchschnitt iin(i zur Hälfte in der
Ansicht, eine Muffe auf den Enden zweier Röhren. Zu den ringförmigen
Vertiefungen a der Müllen, deren Form durch Versuche richtig gestellt
wurde, führt ein Loch b für das Diehtungsseil. Auch die richtige Lage
dieses Loches wurde durch Versuche festgestellt. Der innere Durch-
messer der Muffe ist um 4"""' gröfser als der äufsere Durchmesser der
Röhren, um eine Bewegung der letzteren bei zufälligen Veränderungen
1 V"l. 1888 2(>S 341.
Dichtung von Rohrleitungen.
347
a Q
Jr
in der Lage der Rohrleitung durch Senliungon u. s. w. zuzulassen, üie
beiden Wülste der Muffen, welche die ringförmigen Vertiefungen ein-
schliel'sen, sind durch 10 Rippen c verbunden, welche zugleich als Au-
grilfe für den zum Drehen der Mutfeu bestimmten Schlüssel dienen.
Die Enden der Röhren,
mit je einem Loche d für
die Befestigung der Dich-
tungsseile, sind 2'^'^ von
einander entfernt, um die
Dilatation jeder einzelnen
Röhre für sieh und aufser-
dem etwaige Veränderungen
der Lage derselben bei Sen-
kungen u. s. w. zuzulassen.
Der Spielraum von 2°"" ver-
gröfsert sich mit der grö-
fseren Länge und dem
gröfseren Durchmesser der
Röhren. So wurde beispiels-
weise dieser Spielraum bei
Röhi-en von 2"' ,400 Länge und 158""" innerem Durchmesser auf 3""™
erhöht, während unserer Zeichnung eine Länge der Röhren von 2"
bei einem inneren Durchmesser von 80""' zu Grunde liegt.
Die zwanglose Längen- und Seitenbewegung der Röhren zwischen
dem elastischen Dichtungsmateriale verhütet aufserdem auch manche
Röhrenbi'üche, welche bei einer starren Rohrverbindung eintreten können.
Das Gewicht einer Röhre von 2" Länge und 80"'" innerem Durch-
messer beträgt 41'' und das der Mutfe 2'',5, während das Gewicht einer
Röhre von 2'",400 Länge und 158"" innerem Durchmesser 117'', 5 und
deren Mutfe 8'<,75 beträgt.
Diese beiden Röhrengattungen wurden am häufigsten angewendet.
Der Verfasser hat aber auch für die Zuleitung von Wasser in die Eisen-
werke von Ars an der Mosel eine lange Röhrenleitung mit 450"°^ in-
nerem Durchmesser mit bestem Erfolge nach diesem Systeme ausführen
lassen.
Röhren und Muffen werden ohne jede Appretur verwendet und nur
die Guf'snähte wie bei jedem Gufsstücke beseitigt. Die Löcher der
Röhren und Muffen sind nicht gebohrt, sondern eingegossen. Durch die
einfache Form der Gufsstücke und durch das Wegfallen jeder Appretur
wird ein niederer Anschaffungspreis erzielt.
Ueber das Legen der Rohrleitungen ist zu bemerken:
Die Röhren erfordern keine besondere Unterstützung, sondern können
auf jeden Boden gelegt werden, wobei nur unterhalb der Muffen kleine
Vertiefungen auszusparen sind, um beim Drehen der Muffen die auf
348 Dichtung von Rohrleitungen.
kurze Holzstäbe aufgewickelten Diehtungsseile unter den Miirten durch-
schieben zu können.
Die Dichtungsseile sind aus gut gereinigtem, langem Hanfe zu ver-
fertigen und dürfen nur wenig gedreht sein. Sie werden mit Theer
getränkt. Damit nicht zu viel Theer an den Seilen hängen bleibt,
streift man dieselben vor dem Gebrauche ab, indem man zwei Seile
zusammen nimmt und durch ein Loch von der Gröfse der Mulfenlöcher
zieht. Die Enden der Dichtungsseile werden durch die Löcher der
Muffen und sodann durch die Löcher der Röhren gezogen und durch
einen Knoten oder einen Holzzapfen befestigt.
Um den Zwischenraum der Röhren festzustellen, wenn die Muffe
an ihren Platz gebracht wird, benutzt man eine Schablone, nach welcher
die Röhren soweit zusammengeschoben werden, bis sie an den vorher
auf jeder Röhre nach einem bestimmten Mafse angebrachten Strichen
anliegen.
Zum Drehen der Muffen benutzt man einen Gabelschlüssel von 1
bis l^^ö Länge, welcher in die Rippen der Muffen eingreift. Es ge-
nügt für jeden Druck, welchen die Röhrenleitung aushalten soll, wenn
ein Mann diesen Schlüssel mäfsig festzieht. Wie leicht die Dichtung
herzustellen ist, mag der Versuch beweisen, bei welchem die Muffe nur
mit der Hand direkt festgedreht wurde und die Dichtung einem Drucke
von 10'" widerstand. Bei Gasleitungen würde demnach ein geringes Fest-
drehen der Muffen genügen.
Es ist zu beachten, dafs die Dichtungsseile nicht nafs werden, weil
die Reibung derselben sonst so klein und dadurch die Pressung so grofs
werden kann, dafs ein Bersten der Mutfen eintreten kann. Die Reibung
der nur mit Theer getränkten Dichtungsseile ist dagegen grofs genug, um
die Grenzen der Pressung von jedem Arbeiter leicht beurtheilen lassen zu
können. Sollte das Bersten einer Muffe vorkommen, oder soll eine ge-
dichtete Röhre ausgewechselt werden, so wird die Muffe mittels eines
Holzkohlenfeuers erwärmt, bis das Diehtungsmaterial verbrennt und die
Muffe frei wird.
Zur Festhaltung der Röhren während der Drehung der Muffen
werden Gabelschlüssel verwendet, welche durch einen Keil auf die
Röhren geprefst werden und sich gegen die Wände der Grube der
Rohrleitungen stützen.
Nach vollzogener Dichtung werden die Dichtungsseile hart an den
Löchern der Muffen abgeschnitten, und es können diese Löcher noch
mit einem Holzzapfen abgeschlossen werden. Sodann wird die Grube
ohne Weiteres zugeworfen.
Als Beweis für die unbedingte Zuverlässigkeit der beschriebenen
Dichtung mag Folgendes dienen:
In Szegedin (Ungarn) wurde eine lauge Druckleitung eines Dampf-
pumpwerkes von der Theifs weg nach dem Bahnhofe der Alfoldbahu
Gasverbrauch von Gasmotoren. 349
und zwar eine lange Strecke in einer Strafse längs einer Häuserreihe
geführt. Die Strafse lag zwischen dieser Häuserreihe und dem Ufer
des Flusses. Als bei einer Ueberschwemmung der Theifs die Strafse
bis an die Häuser weggerissen wurde, bildete die Leitung in wage-
rechter und lothrechter Richtung eine Schlangenlinie, ohne dafs sich
eine Undichtheit zeigte und ohne dafs die Benutzung der Druckleitung
unterbrochen wurde.
In Esseg (Ungarn) mufste an der Grenze des Ueberschwemniungs-
gebietes der Drau ein Dampfdruckwerk angelegt werden, dessen Saug-
röhre des wechselnden Wasserstandes wegen sehr lang gegen den Flufs
gefuhrt werden mufste. Diese Saugleitung wurde ebenfalls mit der be-
schriebenen Dichtung ausgeführt und hat nie zu einer Störung Ver-
anlassung gegeben. Jedermann weifs, dafs die Saugleituugen besonders
dicht hergestellt werden müssen und dafs bei der kleinsten Undicht-
heit derselben die Pumpe den Dienst versagt.
Die Hunderttausende von Meter Wasserleitungsröhren, welche ohne
jede besondere Unterstützung in neue Auffüllungen von Stationen u. s. w.
gelegt wurden, und die theilweise einem grofsen Drucke ausgesetzten und
oft unter schwierigen Verhältnissen ausgeführten Druckleitungen gröfserer
Dampfdruckwerke für die Bahnhöfe Wien, Ofen, Marburg, Szegedin,
Esseg u. s. w. haben nie zu einer Störung wegen mangelhafter Dich-
tung Veranlassung gegeben.
Bezüglich der Dauerhaftigkeit der mit Theer getränkten Dichtungs-
seile ist zu bemerken, dafs eine schon 10 Jahre lang im Gebrauche
gestandene Rohrleitung umgelegt werden mufste, wobei eine Unter-
suchung des Dichtungsmateriales vorgenommen wurde. Es zeigte sich,
dafs die Hanffasern ihren Widerstand gegen das Zerreifsen und ihre
Elasticität noch in vollem Mafse besafsen.
Stuttgart, Januar 1889.
Gasverbrauch von Gasmotoren.
Die technologische Versuchsstelle des bayerischen Gewerbemuseums
nahm in BV)lge von Klagen über hohen Gasverbrauch von Gasmotoren
{^Bayerische Gewerbe- Zeitung) einige Untersuchungen vor, welche folgen-
des Ergebnifs hatten:
Ein einpferdiger Gasmotor zeigte bei einem Bremsversuche einen
Gasverbrauch von 1300' für die Stunde und Pferdestärke, während der
Gasverbrauch dieser Maschinen 1000' nicht wesentlich überschreiten sollte.
Man forschte den Ursachen dieses hohen Gasverbrauches nach und
es fand sich, dafs die Gasuhr in einem 25" warmen Räume aufgestellt
war: zugleich zeigte das Barometer 730"™ Höhe.
Es wurde nun das verbrauchte Gasquantum auf 12" und 760"'°'
350 (ierard's elektrische Bogenlampe.
Barometerstand ziirückget'iihrt, wonach sich ein ziemlich regeh-echter
Gasverbrauch von 1183' ergab.
Diese namentlich zum Vergleiche des Gasverbrauches von ver-
schiedenen Motoveusystemen unbedingt uöthige Umrechnung des Gas-
verbrauches vi'ird ausgeführt, wenn man den thatsächliclien Gasverbrauch
mit einer Zahl C multiplicirt, die aus folgender Gleichung erhalten wird:
273 + 120 B
278 -f (0^760'
wobei <" die Temperatur des Gases in der Gasuhr und B der beim
Versuche herrschende Barometerstand in Millimetern ist.
Im vorliegenden Falle war diese Zahl C = 0,91, d. h. der wirkliche
Gasverbrauch betrug 9 Proc. weniger, als die Gasuhr angab.
Aus dieser Betrachtung folgt, dafs es für den Verbrauch nicht
gleichgültig ist, ob die Gasuhr in einem kalten oder in einem warmen
Räume Aufstellung lindel.
Ein Beispiel möge diese Behauptung erläutern: Für eine Tijjferdige
Gasmaschine mit täglich lOstündigem Betriebe betrage der jährliche
Gasverbrauch, wenn die Gasuhr in einem 25" warmen Räume aufgestellt
ist, bei 300 Arbeitstagen 30000'''"'. Ware diese Gasuhr in einem Räume
von nur 8" aufgestellt, so würde sich der Gasverbrauch zu
273+ SO
30000 X .,^3 T_ ^^0 = 28350'^"<»
ergeben, was einer Ersparnifs von 1650<^'"" und bei einem Gaspreise von
15 Pf. der Summe von 248 M. jährlich entspricht.
Es ist mithin für den Abnehmer vortheilhaft, wenn die Gasuhr an
einem mögliehst kühlen Platze aufgestellt wird.
Gerard's elektrische Bogenlampe.
Der eigenartigste Theil in der von Anatole Gerard entworfenen
elektrischen Bogenlampe ist die Bremse für den oberen Kohlenträger.
Nach einer B. Fontaine's Buch Eclairage ä l'Electricite entnommenen
Mittheilung im Eleclrician^ 1888 Bd. 21 * S. 75i), besteht dieselbe aus
zwei in Form eines X gekreuzten Stäben, welche zwei Stahlstifte
tragen und mit diesen gegen den oberen Kohlenhalter pressen können.
Mit dem oberen Ende sind die beiden Stäbe durch je ein Gelenk mit
einem wagerecht unter einem Doppel-Solenoid liegenden QuerstUcke
verbunden, das in einen Nebenschlufs zu dem Hauptstrome eingeschaltet
ist. Die Eisenkerne der Solenoide ruhen auf dem Querstücke, während
ihre freien nach oben gerichteten Enden an zwei kräftigen, regulir-
baren Spiralfedern befestigt sind.
Wenn der Stromkreis geschlossen wird, sind die Kohlen fern von
einander, der ganze Strom geht daher durch den Nebenschlufs; die
Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-Industrie. 351
Solenoide ziehen ihre Kerne in sich hinein nach unten , lüften so die
X-tbrmige Bremse, deren Arme sich mit dem unteren Ende gegen eine
darunter liegende Platte stemmen, und geben den oberen Kohlenhalter
frei: der letztere geht nieder und bringt die Kohlen mit einander in
Berührung. In diesem Augenblicke wird aber der Strom im Neben-
schlüsse schwächer, die Federn wirken auf die Solenoid kerne und
ziehen sie nach oben, wobei sich die Bremse an den oberen Kohlen-
halter schliefsend anlegt und ihn mit empornimmt; die Kohlen werden
so von einander entfernt und der Lichtbogen entfaltet sich. Wenn
durch das Abbrennen der Kohlen der Lichtbogen zu grofs geworden
ist, bekommt der Strom im Nebenschlüsse wieder das Uebergewicht
und gestattet der oberen Kohle, sich langsam zu senken.
Zwischen den beiden Solenoiden ist noch ein luftdichter Cylinder
angebracht, dessen Kolben mit dem oberen Kohlenhalter verbunden ist.
Wenn der Kohlenhalter niedergeht, entsteht im Cylinder ein luftver-
dünnter Raum, welcher ein unregelmäfsiges Nachschieben der Kohle
verhütet. Eine aul'sen angebrachte Schraube ermöglicht die Luftzulassung
in den Cylinder zum Zwecke der Regulirung.
üeber technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-
industrie (zugleich Bericht über die Stuttgarter Brauerei-
Ausstellung) ; von Prof. Alois Schwarz in Mährisch-Ostrau.
Die zahlreichen Neuerungen, welche im Laufe der letzten Jahre
auf dem Gebiete der Brau-Industrie, insbesondere in Bezug auf maschinelle
Einrichtungen und Hilfsapparate, zur Einführung gelangten oder doch
in Vorschlag gebracht wurden, ^^■aren zum gröfsten Theile bei der aus
Anlafs des sechsten deutschen Brauertages in Stuttgart veranstalteten
Fachausstellung für Brauwesen in sehr übersichtlicher Weise vorgeführt
worden, und bot diese Ausstellung den Besuchern daher ein sehr in-
teressantes und vollständiges Bild des gegenwärtigen Standes der in
technischer Richtung so hoch entwickelten Industrie. Es dürfte daher,
wenn auch diese Ausstellung längst geschlossen ist, den Interessenten
dieses Zweiges der technischen Wissenschaft ein kurzer übersichtlicher
Berieht über die bei dieser Gelegenheit vorgeführten Neuerungen auf
dem Gebiete der Brauerei- und Mälzerei-Einrichtungen willkommen sein.
Mit dem Zweige der Mälzerei beginnend, ist zunächst hervorzuheben,
dafs anläfslich dieser Ausstellung ein Wettstreit sämmtlicher neuerer
Malz-Eutkeimungs- und Putzmaschinen eingeleitet worden war, an welcher
Concurrenz sich 17 Maschinen, worunter 16 deutscher und eine öster-
reichischerHerkunft.und zwar 12 verschiedenerConstructionen betheiligten.
Die Beiirtheilung der wettstreitenden Maschinen erfolgte durch eine Com-
352 Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-Industrie.
missioD, bestehend aus 5 Bierbrauern, 3 Maschinentechnikern und 3 Tech-
nologen, welche die Maschinen beurtheilten : a) nach dem erforderlichen
Kraftaufwand, b) nach der Leistung in der Stunde, c) nach der Rein-
heit und dem Aussehen des geputzten Malzes, d) nach der Menge der
gebrochenen oder sonst beschädigten Körner, e) nach der Menge und
Beschatfenheit der Putzabgänge, f) nach der Beschatfenheit der Malz-
keime, g) nach der Construction und Ausführung. — Die Commission,
welche mit grofsem Eifer diese Prüfungen durchführte, hat die Ergeb-
nisse ihrer Beobachtungen in einem besonderen Berichte veröffentlicht.
Von den an diesem Wettstreite betheiligten Maschinen seien nach-
stehende beschrieben:
C. Seeger^ Mechaniker in Cannstatt, hatte eine neue Malz-Entkeimungs-
und Reinigungsmaschine ausgestellt, welche anderen ähnlichen Apparaten
gegenüber wesentliche Vortheile aufweist. Die Construction derselben
ist folgende: Das Malz wird oben in einen Cylinder eingeführt, welcher
mit Stahldrahtgewebe überzogen ist; im Inneren dieses Cj'linders ist
ein rotirender Cylinder, bestehend aus 6 Stahlschlägern, angeordnet.
Dieser Cylinder schleudert das unentkeimte Malz durch einander, au
dem Siebe vorbei, und wird durch diese Manipulation das Malz gründ-
lich entkeimt und von Staub u. s. w. abgerieben. Nachdem das Malz
diesen Entkeimer verlassen hat, gelangt es auf ein Schüttelwerk, auf
welchem Steine und sonstige Bestandtheile, welche gröfser sind als
Malz, ausgeschieden werden und seitwärts der Maschine in einen Be-
hälter fallen. Das Malz selbst gelangt in eine eigens construirte
Aspiration, welche vierfach wirkt und regulirbar ist.
Die Keime, Hülsen u. s. w., von welchen der gröfste Theil schon
im Entkeimer abgeht, werden hier vollständig abgesogen und durch
den Saugwind in ein herzustellendes Staubhaus weitergeführt, leichte
Malztheile werden ausgeschieden. Das gereinigte Malz tritt an der Stirn-
seite der Maschine aus.
Eine andere neue Construction von Malz-Putzmaschinen, die gleich-
zeitig als Polirmaschine wirkt, hatten Eduard Löhnen und Sohn aus
Grofs-Stohl bei Friedland a. Mohra (Mähren) ausgestellt. Der Zulauf
des zu reinigenden Malzes erfolgt durch einen Zulauftrichter, unter
welchem sich ein etwa 1"' hoher conischer Arbeitscylinder aus ge-
schlitztem Bleche betindet. In diesem Arbeitscylinder geht im Abstände
von l«^^" von der Cylinderwandung eine ähnlich geformte Bürste um,
welche annähernd 400 Umdrehungen in der Minute macht. Durch die
Reibung des Malzes unter sich, sowie an der glatten Mantelwand und
der weichen Bürste erfolgt eine gründliche Reinigung und gleichzeitig
ein Poliren des Malzes, ohne dafs letzteres angegriften oder beschädigt
werden kann. Um gröbere Verunreinigungen aus dem Malze zu ent-
fernen und die Bürste zu schützen, ist oberhalb des eigentlichen Putz-
cylinders ein Vorcylinder angeordnet, in welchem die bereits losen
Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-Industrie. 353
Keime und gröbere Beimengungen aus dem Malze entfernt werden. Die
Keime fallen in einen unter dem Cylinder angebrachten Kasten; an
der Hauptspindel der Maschine ist ein Bläser angebracht, welcher den
Staub bloi's von dem entkeimten Malze absaugt.
Eine neue Malz-Putzmaschine war feruer von F. Stolz in Mergel-
stetten (Württemberg) ausgestellt und beim Wettbewerbe betheiligt.
Das Malz gelangt bei derselben aus dem Einlauftrichter zunächst in
den Entkeimer, einen Cylinder von etwa 15'-'"' Durchmesser, an dessen
Längsachse herzförmige Messer sitzen. In diesem Cylinder werden
nicht nur die Keime abgelöst, sondern es wird das Malz an den beiden
Enden auch abgestumpft, so dafs es vollkommen spelzfrei wird. Das
entkeimte Malz gelangt hierauf in den Sortircylinder, der in seinem
Inneren einen kleineren grobmaschigen Steincylinder zum Ausscheiden
gröfserer Beimengungen hat. Der Sortircylinder ist dreitheilig, und
werden in demselben Keime, Hülsen und leichtes Malz abgeschieden.
Am unteren Ende desselben ist ein Bläser angeordnet, welcher den
Staub aus dem Malze absaugt und in einen vor dem Bläser angebrachten
luftdicht geschlossenen Staubkasten führt, aus welchem der angesammelte
Staub zeitweise entfernt werden mufs.
Eine weiter am Wettstreite betheiligte combiuivte Malz-Entkeimungs-
und Polirmaschine war die von Franz Schäfer in Mühlhausen in Thüringen.
Dieselbe ist aus Holz in Form eines viereckigen Kastens construirt,
welcher die mechanischen Theile in sieh birgt. Der Aufschüttrumpf
ist mit einer Einrichtung versehen, welche eine stetige Bewegung im
Malze hervorruft und dasselbe vollständig gleichmäfsig einlaufen läfst. Das
Malz durchstreicht nur ein Schneckeugewinde mit geripptem Schnecken-
körper auf kantigem Mantel, wobei ein kräftiges Reiben der Malzkörner
unter sich stattfindet und an den scharfen Kanten der Schnecke ein
vollständiges Abbrechen der Keime erzielt wird, jedoch ohne Verletzung
der Körner. Indem nun die Malzkeime und der Putzstaub durch Wurf
von dem reinen Malze getrennt werden, da die specifisch schweren
Malzkörner weiter als die leichten Keime fliegen , erzielt man ohne
Drahtcylinder eine reine Sortirung, und werden auch die Keime staub-
frei. Das so entkeimte reine Malz kommt nun in die Polirtrommel und
wird unter sich und an runden Flächen sanft gerieben bezieh, polirt.
Ein darunter angebrachtes Steinsieb entfernt dann etwaigen Putzstaub
und gröfsere Theile, als Steine u. dgl.
Auch A. Steinecker in Freising hatte seine bekannte und bewährte
Malz-Putzmaschine am Wettstreite theilnehmen lassen. Die Steinecker-
sche Malz-Entkeimungs- und Reiniguugsmaschine ist für Hand- und
Maschinenbetrieb eingerichtet. Die Arbeitsweise der meisten Polir-
maschinen stützt sich durchwegs auf schnell laufende Maschinentheile,
von welchen wegen der gewaltthätigen Einwirkung viel, namentlich das
bessere Malz, zerschlagen wird. Die Steinecker sehen Malz-Entkeimungs-
Dinslers polyt. Journal Bd. 271 Nr. 8. 18S9'1. 23
354 Neuerungen aul' dem Gebiete der Brau-Induslrie.
und Reinigungsmaschinen haben keine schnell gehenden Theile, reinigen
das Malz schon im ersten Gange keim- und staubfrei, zerbrechen kein
Malz, und es wird viel weniger Staub sichtbar. Wichtig ist dabei, dals
die Aufstellung für die Betriebshantirung in praktischer Anordnung ge-
schieht. Der Antrieb ist sehr einfacli.
Eine weiter ausgestellte Malz-Putz- und Entkeiniungsmaschine von
M. Ofsberger in Thalmässing zeichnet sich von den älteren Anordnungen
besonders dadurch aus, dals die Umhüllung des Entgrannercylinders,
durch welchen das Malz entkeimt wird, von scharfem, vierkantigem
Drahtgewebe hergestellt ist, welches, während das ungeputzte Malz
durch die Schleuderschaufeln an dasselbe angeworfen wird, schon den
meisten Staub, Keime u. s. w. durchgehen läfst.
Die weiter am Wettstreite betheiligte Malz-Putzmaschine von Slieberilz
und Müller in Apolda hat nachstehende Einrichtung: In einem vollständig
geschlossenen Gehäuse arbeitet ein aus Rahmen zusammengesetzter, mit
entsprechendem Drahtgewebe oder gelochtem Bleche bespannter, rotirender
und in allen Theilen leicht zugänglicher Cylinder von eigenthümlichem
kreissägeartigem Querschnitte mit einer in ihm rotirenden Schleuder-
trommel zusammen behufs Trennung der Körner von den ihnen an-
haftenden Keimen und Schalentheilen, und zum Glätten und Poliren der
Körneroberfläche, während vor Austritt des Malzes aus der Maschine
ein mit dieser verbundenes Fanggebläse noch den Rest der im Malze
verbliebenen Keime, Staubtheile und Hülsen absaugt. Durch einen an
dieser Maschine angebrachten Vorcylinder werden überdies grobe Ver-
unreinigungen aus dem Malze entfernt, bevor es in die eigentliche Putz-
masehine gelangt.
Eine neue Malz-Entkeimungs- und Putzmaschine, genannt „Gam-
brinus", nach System ÄoWe, war von Pröfsdorf und Koch in Leipzig zur
Ausstellung gebracht und am Wettstreite betheiligt. Ihre Ausführung
ist im Wesentlichen folgende: Auf einer wagerechten Welle, welche
in gut construirten Lagern läuft, ist eine Trommel von grofsem Durch-
messer angeordnet, welche an den beiden Seitenflächen, wie auch an
der Peripherie mit eigenthümlich geformten flachen Stahlmessern besetzt
ist. Diese Trommel ist von einem Mantel aus gelochtem Bleche um-
schlossen, durch welchen die Keime fallen. Das zu putzende Malz wird
dem Cylinder durch einen langen Einlauftrichter stetig zugeführt und
wird der Zulauf durch einen Schieber geregelt.
Eine ganz neue Art der Malzreinigung war durch die Maschine,
System Reinhard-Röskr in München, bei diesem Wettstreit vorgeführt.
Bei diesem Systeme der Malzreinigung wird das Entkeimen und Putzen
des Malzes einerseits, sowie das Nachputzen und Poliren andererseits
durch zwei ganz verschieden construirte und getrennt arbeitende Maschinen
ausgeführt. Die zum Entkeimen des Malzes dienende Maschine hat nach-
stehende Einrichtung: Das Malz fällt aus dem Zulauftrichter auf eine
Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-Industrie. 355
Vorrichtung, welche Keime, Besenreiser, Sackbänder und andere gröbere
Verunreinigungen aus dem Malze beseitigt; von da auf eine Verthei-
lungswalze, welche das Malz, nachdem es behufs Ausscheidung der
losen Keime einen Luftstrom passirt hat, den Bearbeitungscylindern zu-
führt. In diesen wird das Malz in zwei unter einander liegenden, l'",5
langen, 0'^i,13 weiten Röhren durch kleine an einer rotirendeu Welle
angebrachte Schaufeln vorwärts geschoben. Der untere Theil dieser
Röhren, der aus messerartigen Stäbchen gebildet ist, welche mit dem
Rücken nach innen stehen, hat entsprechende Schlitze. Bei dem Fort-
schieben des Malzes iu den engen Röhren werden die Keime abge-
trennt und fallen durch die Schlitze. Das Malz gelangt hierauf aus
der oberen in die untere Röhre und wird an dem Ausgange der letz-
teren noch durch einen Ventilator ausgeblasen, welcher Hülsen und
Unkrautsamen, die nicht durch die Schlitze fallen können, beseitigt. —
Je ein solches Röhrenpaar bildet eine für sich abgeschlossene Batterie,
deren Leistung etwa 15''' in der Stunde beträgt. Durch Aneinander-
reihen mehrerer solcher Batterien kann man die Leistung einer Maschine
beliebig bestimmen.
Die zugehörige Malz-Polirmaschine hat den Zweck, das Malz, nach-
dem es die Entkeimungsmaschine passirt hat, von Schimmel, Staub,
losen Hülsen u. dgl. zu befreien. Die Bearbeitung des Malzes in dieser
Maschine geschieht durch eigenartig um eine Achse gewundene Schlag-
leisteu, welche das Malz veranlassen, sich bis zum Ausstofsen an der
Maschine fortwährend intensiv an sich selbst zu reiben. An der Welle
sind aufserdem noch Kerne angebracht, an deren Enden sich Schaufeln
befinden; dieselben schieben das Malz in entgegengesetzter Richtung
wie die Stahlleisten und bewirken hierdurch eine innige Mengung des
Malzes. Die abgetrennten Theile und der Staub werden hierbei durch
Saugwind entfernt. — Diese neue Maschine für Malzbearbeitung fand
besondere Beachtung seitens der Fachmänner.
Eine Reihe anderer Malz-Putzmaschineu waren noch ausgestellt,
jedoch theils wegen verspäteter Anmeldung, theils aus anderen Gründen
an der Concurrenz nicht betheiligt. Unter diesen zeichnete sich die
von Amandns Kahl in Homburg ausgestellte Maschine durch eine neue
und eigenartige Vorrichtung zum Sammeln des abgesaugten Malzstaubes
mittels Elektricität aus. Die Maschine besteht aus einer wagerechten
Trommel, in welcher ein aus Bürsten bestehendes Flügelwerk rotirt,
dessen Wirkung regulirbar ist. Diese Trommel ist zum Zwecke der
Absiebung des abgelösten Staubes mit einem Mantel von Drahtgeflecht
umgeben. Nachdem das Malz gebürstet ist und die Trommel verlassen
hat, fällt es auf ein hin und her gehendes Sieb, welches die Keime
durchläfst, während gleichzeitig ein Ventilator den Staub absaugt. Der
zugehörige Staubsammler besteht aus einem senkrechten Kasten, in
dessen unterem Theile der Ventilator arbeitet. Im oberen Theile sind
356 Keuerungen auf dem Gebiete der Brau-Industrie.
auf /.wci wagerechten Wellen kreisrunde Kautschukplatten von euva
20'""' Durchmesser zwischen Holzplatten angeordnet, welche gegen mil
Leder besetzte Stäbe reiben. Hierdurch wird Elekiricität erzeugt, welche
den abgesaugten Staub an den Platten festhält, von welchen er selbs-
thätig abgestreift wird und in die seitlichen Abtheilungen des Staub-
kastens fällt.
Die weiter vou Burkhardl und Ziesler in Chemnitz au.sgestellte Malz-
Entkeimungsmaschine hat folgende Einrichtung: Das Entkeimen des
Malzes geschieht bei derselben in dem Schlägerkasten, in welchem um
eine wagerecht gelagerte Welle eine Anzahl Slalilmesser in geeigneter
Stellung sich sehr schnell bewegen, wodurcli sammtliche Keime von
den Körnern abgetrennt werden. Aus dem Entkeimungsapi)arate fällt
das Malz durch eine Blechschlotte in einen Siebcylinder, durch welchen
die Keime von den Körnern gesondert werden. Der letzte Theil des Cy-
linders, aus weitmaschigem Drahtgewebe bestehend, läfst schliefslich die
geputzten Körner aus dem Cylinder wieder in eine Blechschlotte treten,
in welcher ein kräftiger Bläser den Staub absaugt, während Steine
und andere gröbere Verunreinigungen im Cylinder zurückgehalten werden.
Die von Andreas Eisenlauer in Günzburg a. D. ausgestellte Malz-
Putzmaschine zeigt eine neue Art der Einrichtung, indem bei derselben
das Entkeimen durch eigenthümlich geformte und angeordnete Rosetten
erfolgt. Durch die Anordnung der auf einer Achse an einander ge-
reihten, canellirten, sich drehenden Rosetten und der dazwischen
stehenden, den Mantel bildenden, gleichfalls canellirten Rippen ist dem
Malze eine grofse Reibungsfläche geboten, ohne dafs sieh dieselbe weil
vom Drehpunkte ausdehnt, daher der Widerstand leichter überwunden
wird. Die ziemlich tiefen Rinnen an den Seiten der Rosetten und
Rippen bewirken bei ersteren ein Fortschaften, bei letzteren ein Auf-
halten des Malzes und erzeugen, unterstützt durch das fortwährende
Nachdrücken aus der Gosse, eine starke Reibung der Körner unter sich
und auch an den Wandungen der arbeitenden Theile, an welch letz-
teren auch alle Kanten abgerundet sind, um jede Beschädigung des
Malzes zu verhüten. Die untere Rippenreihe ist verstellbar, daher die-
selbe bei zähem Malze der oberen Reihe genähert und dadurch der
Auslauf gehemmt werden kann, was dann eine wirksame Abreibung
zur Folge hat. Nach Verlassen des Entkeimungsapparates hat das Malz
einen kräftigen Windstrom zu passiren, der die meisten Keime und den
Staub entfernt; der letzte Rest derselben wird auf einem entsprechend
langen Rüttelsiebe abgesondert.
Als Ausstellungsstück war ferner noch die in der Stuttgarter Tivoli-
Brauerei in Betrieb gesetzte Malz-Putzmaschine von F. J. Sommer in
Landshut (Bayern) anzusehen, welche gleichfalls wegen verspäteter An-
meldung am Wettstreite nicht betheiligt war. Diese Maschine besteht
aus dem Entkeiniungs-(Polir-)Apparate, einem Exhauslor und einem
Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-Industrie. 357
Siebeylinder, welche durch eDtsprechende Gestelle unter einander ver-
bunden sind. Die Wirkungsweise dieser Maschine beruht darauf, dal's
sich das eingeführte Malz durch gegenseitige Reibung selbst bearbeitet,
was dadurch bewirkt wird, dafs der Apparat nun das ßetriebselement
bildet, um das eingeführte Material in eine rotirende Bewegung mit un-
gleicher Geschwindigkeit zu bringen und sich so gegenseitig abzu-
schleifen und abzureiben. Alle mit dem Malze in Berührung kommenden
Theile dieser Maschine sind vollkommen glatt und sorgfältig abgerundet,
so dafs ein Beschädigen der Körner nicht stattfinden kann. Der Apparat,
welcher gleichzeitig als leichtes Gebläse wirkt, stöfst schon während
der Bearbeitung den grölsten Theil der abgeriebenen Verunreinigungen
durch ein gelochtes Zargblech aus, welcher in einer unter dem Apparate
angebrachten Gosse gesammelt wird. Der mit der Maschine verbundene
Exhaustor hat den Zweck, das Malz beim Verlassen des Apparates aus-
zublasen, um Staub, Keime und Hülsen zu entfernen, welche durch ein
Winddruckrohr in eine besondere Staubka nimer geleitet werden. — Der
zur Maschine gehörige Siebcjlinder hat den Zweck, das geputzte Malz
entsprechend zu sortiren. Derselbe hat deshalb drei verschiedene Be-
spannungen, welche drei verschiedene Sorten Abputzmalz aussortiren,
vifährend eine vierte Bespannung, das sogen. Steinsieb, entsprechend weit
ist, um das rein geputzte Malz durchfallen zu lassen, während alle grö-
beren Verunreinigungen, Steine, Reiser u. s. w., am Ende des Cylinders aus-
geworfen werden. Der Cjlinder ist der ganzen Länge nach mit Walzen-
bürsten ausgerüstet, welche die Schlitzlochungen der Bespannung reinigen.
Aufser den vorbeschriebenen Malz-Entkeimungs- und Putzmaschinen
sollen nun einige mit denselben verbundene oder doch zugehörige Stnub-
fänger, die in der Ausstellung in Betrieb vorgeführt waren, besprochen
werden.
Mit der Malz-Putzmaschine von Heinhard und Röster war eine neue
Construction eines Staubfängers von Jnaks und Behrns in Lübeck in
Betrieb zu sehen.
Der Staubfänger von Janks und Behrns hat von allen übrigen Con-
structionen den Vorzug der gröfsten Einfachheit, und da eine Brauerei
verhältnifsmäfsig geringe Anforderungen an einen Staubsammler stellt,
wird derselbe jedenfalls in der Brauerei vollauf genügen, wenn er auch
in anderen Fabriken vielleicht einiges zu wünschen übrig läfst.
Dieser Filter besteht aus einfachen Flanellschläuchen von der Länge
der jedesmaligen lichten Etagenhöhe, welche mit ihren unteren offenen
Enden an den die Staubluft enthaltenden, den Staub erzeugenden
Maschinen thunlichst nahen Staubraum angeschlossen sind, während
dieselben am oberen Ende durch einfache Holzdeckel geschlossen und
mittels eines an zwei Tauen über Rollen hängenden Gewichtes hoch
und straff gehalten werden. Die staubgeschwängerte Luft tritt somit
von unten in diese langen Filterschläuche oder Säcke ein und wird
358 Keuerungeii auf dem Gebiete der Brau-Industrie.
beim Durchziehen durch die Wandungen vom Staube gereinigt, während
der an der inneren Seite des Filtertuches hängen bleibende Staub zeil-
weise abgestofsen, gesammelt und abgeführt wird.
Diese Anordnung bietet, da die Schläuche ohne jedes Gerüst oder
Gerippe, lediglich durch den Luftdruck von innen nach aufsen selbs-
thätig in Cjlinderform gehalten werden, eine verhältnifsmäfsig grolse
freie P'ilterfläehe und der volle unten offene Querschnitt dieser Hohl-
cylinder gewährt bei entsprechender Wahl des Durehmessers zu der
Länge, die, wie erwähnt, gleich einer dichten Etagenhöhe, also auf
etwa 2',., bis S'o™ bemessen ist, eine so groCse Eintrittsöffnung, dafs
die Staubluft sehr ruhig in die Filter eintritt und wenig mitreifst.
Gewöhnlich werden vier solcher Filterschläuche zu einem Systeme
vereinigt. Die Reinigung der Filter von Staub geschieht für jedes
System gleichzeitig.
Bei den von oben her, wie erwähnt, durch ein Gewicht straff' ge-
haltenen Staubmänteln werden in bestimmten Zeiträumen durch Hebung
des Gewichtes die daran befestigten oberen Filterdeekel gesenkt und
so die inneren Filtermäntelräume blasebalgartig verkleinert, auch werden
gleichzeitig die unteren 4 Eintrittsötfnungen der Staublufl durch einen
geeigneten Verschlufs luftdicht verschlossen. Durch das Fallenlassen
des Gewichtes wird dann der allmählich zusammengeschrumpfte Filter-
sack plötzlich wieder stramm gezogen. Das Enii)orschnellen verursacht
eine energische Erschütterung, wodurch der Stau!) abfällt. Das Ab-
stofsen des Staubes wird noch durch den Gegenwind wesentlich unter-
stützt, der in Folge der plötzlichen inneren Raumvergröfserungen der
schnell aufgezogenen Cylinder von aufsen nach innen entsteht. Der so
abgestofsene Staub wird, nachdem ihm Zeit zur ruhigen Ablagerung
auf dem geeigneten Bodenverschlusse der 4 Filtercyiinder gelassen ist,
direkt in einen untergehängten Sack abgeführt, und gleichzeitig mit
diesem Vorgange ölTnet sich auch wiederum der Bodenverschlufs selbs-
thätig, um der Staubluft wieder freien Zutritt zu den gereinigten Filtern
zu gewähren.
Die erwähnten Bewegungen, das Heben des Gewichtes, sowie
Schliefsen und Wiederöffnen des Bodenverschlusses, geschehen durch
eine endlose Kette, in welcher sich ein oder mehrere Vorsprüuge be-
finden, die in geeigneter Weise am Gewichte und Verschlusse anhaken;
diese Kette wird durch ein kleines Kettenradvorgelege langsam bewegt.
Die Kette läfst sich natürlich beliebig über Kollcn leiten, so dafs so-
wohl eine Reihe F'iltersysteme neben einander, als auch solche an ent-
fernteren Stellen und zu verschiedenen Zwecken in der Brauerei auf-
gestellte durch dieselbe Kette bedient werden.
Wie die Erfahrung gezeigt hat, bieten diese Filier aufser den
schon erwähnten Vortheilen der immer gleich bleibenden grofsen Filter-
fläche, des ruhigen Lufzutrittes, der zweckmäfsigen Filterreiuigung, so-
Mühlhäuser, über die SuU'urirung von Rosanilinbasen. 359
wie dal's dieselben an jeder Stelle der Fabrik leicht angebracht und
betrieben werden können, namentlich noch den Vortheil, dafs sie von
allen Seiten bequem zugänglich und in ihrer einfachen Anordnung
jedem Arbeiter verständlich sind; auch läfst sich die Anzahl der Filter-
cy linder für jede Luftmenge je nach Bediirfnifs anordnen, so dafs der
für die Wirkung der Keinigungsmaschine so schädliche Gegendruck
ganz nach Belieben zu beschränken ist.
Ein Filter, aus Systemen zu je 4 Stücken bestehend, nimmt eine
Fläche von iM^ ein.
In kleineren Betrieben kann auch die Antriebswelle für die Kette
fortfallen, das Reinigen der Filter geschieht dann durch Heben der Ge-
wichte mit der Hand.
Nach dem Tode des Inhabers der Firma Jaaks und Behrns in Lübeck
hat Fr. Hausloch in Hamburg die Patente und ihre Verwerthung über-
nommen. (Fortsetzung folgt.)
Ueber die Sulfurirung von primären, secundären und
tertiären Rosanilinbasen; von Dr. Otto Mühlhäuser.
Rosauilinbasen bezieh, deren Salze geben liei der kalten oder warmen
Behandlung mit Schwefelsäure, mit Schwefelsäureanhydrid, mit Schwefel-
säurechlorhydrin oder mit Substanzen, welche diese sulfonirend wirkenden
Agentien während des Mischens der Ingredienzien entstehen lassen,
Rosanilinsulfosäuren.
Schwierig sulfonirbar sind im Allgemeinen Rosanilinbasen mit einer
oder mehreren NH.^-Gruppen, dann auch alle N-fettalkylirten Ros-
aniline. Leicht sulfonirbar sind Phenyl- und Benzylrosaniline von
secundärem oder tertiärem bezieh, gemischt secundärem und tertiärem
Charakter. Man schliefst daraus, dafs die Phenyl- und Benzylgruppen
die Träger der Sulfogruppen sind.
Zur Sulfonirung von Rosanilinen sind in Vorschlag gebracht worden:
1) SO4H2:
a) Wasser haltig als 66" Schwefelsäure (^Nicholson ' J.
b) als Monohydrat in Form einer Mischung von (englischer) Schwefel-
säure mit glasiger Metaphosphorsäure im Verhältnis,se 2 : 1)
(Kalk und Com/).*),
c) mit Rosanilin versalzt als Bisulfat {Kalte und Comp.^).
2) SO3:
a) als reines Schwefelsäureanhydrid (//. Caro*).,
' Französisches Patent vom 10. Juli 1862.
2 D. R. P. Nr. 19721 vom 20. November 1881.
3 D. R. P. Nr. 19715 vom 8. September 1881.
•» Amerikanisches Patent Nr. 250201, 244703 und Nr. 240797, vgl. auch
Nr. 2096 vom 16. December 1877.
360 Mühlhäuser, über die Sulfurirung von Rosanilinbasen.
b) mit SO4H2 gemischt {Mannet und Dury^ und H.Caro^\
c) in Form einer Mischung von Schwefsäure und Na.^S-^O- {Meister,
Lucius und Brüning''],
d) in Form von Aethionsäureanhjdrid C'oH4S0, (F. Mann^).
3) SO3HCI:
a) als reines Schwefelsäurechlorhj-drin (Jucobsen^),
b) in Form von Aethionsäurechlorhydrin (jUan«'").
Je nachdem man mit dem einen oder anderen dieser Sulfogruppen
liefernden Mittel auf ein Rosanilin, z. B. Triphenylpararosanilin, ein-
wirkt, dürften im Sinne nachstehender C41eichungeu trisulfonirteTriphenyl-
pararosaniline hervorgehen :
C6H4 ■ N <C3H5 OH ( ^«"^ ■ ^'^^..»4 • SO3H
C«H,.N<Hjj. +3s/o, = 3H,0 + cJ ^'""^ ' ^'<Cf.H4 • SO3H
6 4 ^CeHä OH ^ h 4 ^CsKj-SOgH
OH
C„Hj.N<H i C,H4.K<^^
C.H,
N<CeH5 + 3 SO3 = c\ ^-'""^ ■ ^'^CeHj • SO3H
OH
CßH.
CfiH,
•^<H5 Cl t^«"-^<CeH,.
SO,H
N<nu / 1L'|;H, •N<p„ c^, „
^CeH, +380, = 3HC1 + <-' ^ ^CgHi-SOgH
CbH4-N<Hh, Vh /C'««-N<CeH,.S03H
OH (oh
Geschichllickes.
Das dem Indigo in den äufseren Eigenschaften ähnelnde Anilinblau
ist der erste Rosanilinfarbstofli', welcher sulfonirt wurde. E. C. Nichotsen •'
hat diese Sulfurirung mit englischer Schwefelsäure bei 40 bis 50" aus-
geführt und dabei ein hochsulfonirtes Blau in wasserlöslichem Zustande
erhalten. Mannet und Dury '* versuchten bald darauf die Umwande-
Jung mit Nordhauser Vitriolöl. Aber erst Ende der tiOer Jahre gelang
aus Anilinblau und Schwefelsäure der Erhalt brauchbarer wasserlös-
licher Präparate, die je nach dem Grade der Sulfouirung als Alkali
5 Französisches Patent vom 7. August 1862.
•i Araerik. Patent Nr. 250201, vgl. auch D. R. P. Nr. 21)96 vom 16. Dce. 1877.
' n. R. P. Nr. 46 397 vom 7. December 1880.
« Amerikanisches Patent Nr, 262 680.
'J D. R. P. Nr. 8764 vom 1. März 1879.
10 Amerikanisches Patent Nr. 262 680.
11 Französisches Patent vom 10. Juli 1862.
12 Französisches Patent vom 7. August 1862.
Mühlhäuser, über die Suiriinriing von Rosanilinbasen.
361
oder Wasserblau in deu Handel gebracht wurden. Etwa zur selben
Zeit lernte man aus Diphenylaminblau und Methylblau 13 analoge Farb-
stoife darstellen. 1872 sulfurirte ßulk u nach der in der Technik üb-
lichen Methode das Triphenylrosanilin ein-, zwei-, drei- und vierfach, das
Phenyläthylrosanilin und das Diphenyirosaniliu mehrfach. 1877 stellte
R. Meldola (^Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 Bd. 14
S. 1-385) aus Viridin und englischer Schwefelsäure das Alkaligrün dar.
Bis dahin war die Schwefelsäurebehandlung der nur in Alkohol
löslichen Blau lediglich wegen der Wasserlöslichmachung unternommen
worden, eine Umwandelung behufs vortheilhafter Veränderung der
färbenden Eigenschaften war nicht beabsichtigt. Obwohl man eine
solche wahrnahm und die umfassendere Verwendung der Blau gerade
dieser Umänderung zuschrieb, so dachte man doch nicht daran, die
Farbstotl'e der Fuchsin- und Violettfabrikation durch Ueberführung in
Sulfosäuren ihrem beschränkten Anwendungkreise zu entrücken. Erst
1877 hat H. Caro in der Absicht, Farbsubstanzen mit ausgeprägtem
Säurecharakter zu erhalten, das Fuchsin und dessen Verwandte mit
rauchender Schwefelsäure behandelt. Er erstrebte Farben, die sich
gegen die Faser in Gegenwart von Säuren oder sauren Metallsalzen
ähnlich wie die Holzfarbstolfe, die Phenolfarbstotie, die Orseille, der
ludigcarmin, die Nitrosäuren u. s. w. verhielten. Diese sollten durch
jene ersetzt werden bezieh, mit diesen vergesellschaftet anwendbar sein.
Da in der That die Rosaniliubasen den Caro'schen Ueberlegungen gemäfs
verändert und verwendbar wurden, so versuchte man von jener Zeit ab
die Umwandelung in Sulfosäuren mit jedem neu entdeckten Farbstotfe.
Dem Bestreben, basische Rosaniline durch Einführung von Sulfogruppen
zu veredeln bezieh, technisch werthvoll zu machen, verdanken die in
nachstehender Tabelle aufgezählten Versuche ihren Ursprung.
?.5 5
Erlinder
Rosanilinbase
Sult'urirungs-
mittel
Literatur
-3-^
1878
Actienqesellschaft
Tetramethyldi-
D. R. P. Nr. 6714 vom
'für
amidotriphenyl-
27. Oct. 1878.
AniUnfabrikation
carbinol u. dessen
Verwandte
1879
Meiiter^ Lucius
Dimethyltriphe-
D. R. P. Nr. 8251 vom
u. Brüning
nylpararosanilin
24. Juni 1879.
Emil Jacobsen
Rosanilin
Schwefelsäure-
D. R. P. Nr. 8764 vom
Methylirtes Ros-
chlorhydrin
1. März 1879.
anilin
Aethylirtes Ros-
anilin
Phenylirtes Ros-
anilin
1 Meth}'lbenzyl-
pararosanilin
13 Englisches Patent Nr. 2347 vom 4. Juli 1874.
H Berichte der deutsclien chemischen Gfsellschaft^ 1872 Bd. 5 S. 421.
862
Miililliäuser, über die Sull'urirung von Rosanilinbasen.
Erfinder
Rosanilinbase
Sulfiirirung
mittel
Literatur
J. F. Espenschied
Actiengesellschaft
Farbwerke r.
Meister^ Lucius
u. Brüning
Otto Fischer
Karl Oehter
Actiengeseltschaß
für
Anilinfabrikation
Kalte und Comp.
Katle und Comp.
E. Nölting
H. Meldola
R. Meldola
C. L. Müller
C. L. Müller
H. Bull und
C. H. Müller
Ewer und Pick
Dahl unJ Comp,
Trimetliyllriphe-
iiylparariisaiiilin
Rosanilin
Pararosanilin
vom Typus des
Dimethyl- und
Tetrametliyl-
pararosanilins
sowie die Alkyl-
und Phenylsub-
stitutionspro-
ducte dieser
FarbstofTe
Rosanilin
Verwandte des
Malaclütgrilns
Rosanilin als
Pararosanilin als
Rosanilin
Nitrophenylirte
Rosaniline
Diphenyldi-
amidotriphenyl-
carbinol
Tribetanaphtyl-
rosanilin
Metliylpbenyl-
tetraäthyl para-
rosanilin
Benzylphenyl-
tetraäthylpara-
rosanilin
Benzylphenyl-
tetramethylpara-
rosanilin
Farbstoffe vom
Typus:
R-N(Ri)2
c<! !^-N(R'>i
Sehwefelsaure-
monohydrat und
Natriumpyrü-
Sulfat
Aetliionsäure-
anhydrid
Aethionsäure-
chorhvdrin
Bisulfat
Bisullal
Schwefelsäure-
monohydrat und
Metaphosphor-
säure
Pyroschwefel-
säure, Schwefel-
säurechlorhydriii
Schwefelsäure
K • OH
UH
Mono-, Di- u. Tri
benzylrosanilin
Pyroschwefel-
säure, Aethion-
säure, Anhydrid,
SO3HCI
Rauchende
Säure
D.R.P. Nr. 14621 vom
28. Dec. 1880.
D.R.P. Nr. 46397 vom
7. Dec. 1880.
D.R.P. Nr. 16707 vom
1. Februar 1881, vgl.
auch Ewer und Pick
(D. R. P. Nr. 31 321
vom 21. Aug. 1884).
D.R.P. Nr. 19847 vom
16. August 1871 und
Amerikanisches Pa-
tent Nr. 262 680.
D.R.P. Nr. 18959 vom
21. Juli 1881.
D.R.P. Nr. 19715 vom
8. Sept. 1881.
D.R.P. Nr. 19721 vom
30. Nov. 1881.
Monit. scienlif. Bd. 12
S. 469 und Jahresber.
1882 S. 558.
Chem. Soe. Journ. Bd. 41
S. 187.
Chemical News Bd. 47
S. 133 u. 146 u. Ber.
d. deutsch, chem. Ges.
1883 Bd. 16 S. 964.
Amerikanisches Patent
Nr. 353264.
Amerikanisches Patent
Nr. 353265.
Amerikanisches Patent
Nr. 346022.
D. R. P. Nr. 31 321 vom
21. Auij. 1884.
D.R.P. Nr. 37931 vom
18. Febr. 1884.
Ueber Fortschritte in der Spiritustäbrikation. 363
Technisches.
Im Allgemeinen ist zu bemerken, dafs die Zeitdauer der Einwirkung,
die einzuhaltenden Temperaturgrenzen und die Mengenverhältnisse von
dem Sulfurirungsniittel abhängen. Je nachdem die Rosanilinbase inehr
oder weniger leicht substituirbar ist nimmt mau dann gewöhnliche
Schwefelsäure, rauchende Schwefelsäure oder Schwefelsäureanhydrid
zur Sulfosäurebildung. Während die Einwirkung der wasserfreien
Schwefelsäure in kurzer Zeit und ohne äufsere Erwärmung sich voll-
zieht, erfordert die Verwendung der rauchenden Säure und namentlich
der gewöhnlichen Schwefelsäure längere Zeit die Unterstützung durch
Temperatursteigerung.
Englische Schwefelsäure eignet .sich zum Sulfoniren von secundären
oder tertiären Rosaniiinba.sen mit Benzyl- oder Phenylgruppen, nicht
aber zur Sulfurirung von primären Rosanilinbasen und deren fettalkylirten
Abkömmlingen. Da diese wenig concentrirfe Säure in diesem Falle
erst bei höherer Temperatur und unter gleichzeitiger Zerstörung der
Farbstoft'e einwirkt, so sulfonirt man diese schwer angreifbaren Basen
mit rauchender Schwefelsäure oder mit Schwefelsäureanhydrid.
Die Abtrennung der Sulfosäuren von unverbrauchter Schwefelsäure
kann in zweierlei Art geschehen. Man giefst das Gemisch in Wasser,
wenn wasserunlösliche oder wasserschwerlösliche Sulfosäuren vorliegen,
und trennt durch Filtration. Man neutralisirt aber die in Wasser ge-
schüttete Sulfuration mit Kalkmilch, wenn die Sulfosäuren und auch
deren Kalksalze wasserlöslich sind. Dann trennt man vom Gypse und
stellt aus dem Kalksalze die freie Säure oder deren Salze dar.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Bericlites S. 329 d. Bd.)
V. Schlampe.
Zur Vorsicht bei der Verfütleruiiy von Kunstschlämpe wird in der Zeit-
schrift für Spiritusindustrie., Bd. 11 S. 144, gerathen, veranlafst durch einen
bei V. Nathusius in Hundisburg vorgekommenen Fall, wo von 70 Ochsen,
welchen Kunstschlämpe in sehr verdünntem und heifsem Zustande ge-
geben wurde, 9 Thiere am dritten Tage nach Beginn der Verfütterung
erkrankten, von denen eines mit Tod abging. Die klinischen Erschei-
nungen bei den erkrankten Thieren deuteten auf Alkoholvergiftung. Es
wird in der Mittheilung nachdrucklich darauf aufmerksam gemacht,
dafs die Kunstschlämpe nur in frisch bereitetem Zustande verabfolgt
werden darf, dafs beim Maischen eine möglichst hohe Temperatur inne-
zuhalten ist und dafs womöslich nach der Maischuns noch einmal auf-
364 Ueber Fortschritte in der Spiritiislabrikatioii.
gekocht wird. Ferner ist die Malzgabe möglichst zu beschränken.
Kann die Kunstschlämpe nicht gleich verfüttert werden, so mufs sie
entweder bis zur Verfütterung auf einer Temperatur von 56 bis 63"
gehalten oder wenigstens vor der Verfütterung noch einmal aufgekocht
werden. Auf die Reinigung der Reservoire, Rohrleitungen und Schläm))e-
geföfse in den Stallen und Krippen ist die allergröfste Sorgfalt zu ver-
wenden. Das sicherste Mittel hierzu ist in der Leitung der Kunst-
schlämpe in siedend heifsem Zustande zu suchen, anderenfalls dürfte
reichliche Anwendung von schwefligsaurem Kalke zur Desinfectiou zu
empfehlen sein (vgl. auch 1888 269 332). Dafs bei Beobachtung dieser
Vorsichtsmafsregeln die Verfütterung der Kun.'-tschlänipe oder süfsea
Maische gefahrlos ist, und dafs die Kunstschlämpe ein vorzügliches
Futtermittel darstellt, ist bekannt und findet eine Bestätigung durch die
eingehenden Erfahrungen, welche Neuhaufs in Selchow mit diesem Futter-
mittel gemacht hat. Wir entnehmen hierüber der Zeitschrift für Spiritus-
inäustrie^ Bd. 11 S. 225, die folgenden Mittheilungen: Vom September
bis November 1887 und vom 1. April bis Mitte Juni 1888 hat Neu/taufg
bis 15^ Kartoffeln in Form von Kunstschlämpe für 1 Stück Rindvieh
mit günstigstem Erfolge verfüttert; von 124 Stück Rindvieh hatte »ich
nur eine Kuh überfressen und auf 2 Tage den Appetit verdorben. Der
Verfasser legt ein besonderes Gewicht darauf, dafs die sogen, süfse
Maische nur wenig süfs werde, also die Zuckerbiklung nur wenig vor-
schreite, weil durch hohen Zuckergehalt einmal die Thiere zum un-
mäfsigen Genüsse angeregt, andererseits die Gährung und Spaltpilz-
bildung befördert wird. Verfasser räth, nur so wenig Malz bei der
Einmaischung zu verwenden, dafs die Kleisterbildung verhindert wird.
Die Schlampe mufs möglichst heifs verfüttert werden und das Quantum
von 15'^ Kartoffeln für 5001^ Lebendgewicht nicht überschritten werden.
Wird dieses beobachtet, so ist nach Ansieht des Verfassers die sogen,
süfse Maische bei entsprechendem Rauhfutter ein vollständiger Ersatz
für die Schlampe, die ungünstigen Beobachtungen sind immer nur durch
Nichtbeachtung dieser einfachen Anweisungen veranlafst, ganz besonders
aber dadurch, dafs den Thieren von diesem Futter oft hinter dem Rücken
des Besitzers zu viel verabreicht wurde. Wenn den Kühen zweimal
täglich reichlich Heu oder gutes Griinfutter neben Schlampe oder sülWr
Maische gereicht wurde, will der Verfasser höhere Erträge an Milch
von der süfsen Maische als von der Schlampe beobachtet haben.
Zur Ver/iindentng der Schläinpemauke tlicilt W. Chrisiek in Berzew icze
in Ungarn die Beobachtung mit, dafs die Mauke bei Verarbeitung Stärke
armer Kartoffeln (weifse Rosen) mit 14 bis 16 Proc. Stärke nicht auf-
trat. Er will dieses dadurch erklären, dafs die Maische aus Stärke
armen Kartoffeln besser vergohrcn war und eine an Nährstoffen, be-
sonders Stickstoff haltigen, reichere Schlampe lieferte.
Ueber Fortschritte in der Spiritust'abrikation. 365
VI. Apparate.
Ein combinirter Maischbrenn- und Rectificirappnrat ist Josef Scheibner
in Berlin patentirt (D. R. P. Nr. 42 907 vom 11. August 1887; vgl. 1888
268 272).
Apparat zur direkten Gewinnung von Feinsprit aus der Maische (Patent
Nr. 43915 von R. Suhowo in Kabyline auf Kabylinka). Nach einer
Mittheilung in der Zeitschrift für Spiritusindiistrie., Bd. 11 S. 273, dürfte
dieser Apparat den gevcüuschten Zweck in Wirklichkeit nicht erreichen.
Eine neue Enlfusehmgscolonne nebst dazugehörigem Verfahren hat
F. Lehnhardt sich patentiren lassen (Patent Nr. 44189). Durch diesen
Apparat soll der Dephlegmator ersetzt und direkt aus der Maische Fein-
sprit erzeugt werden können. Der Berichterstatter in der Zeitschrift
für Spiritusindustrie., Bd. 11 S. 273, stellt diesem Verfahren kein sehr
günstiges Prognostiken und ist der Ansicht, dafs es bis zum praktischen
Beweise des Gegentheiles recht unwahrscheinlich ist, dafs der neue
Apparat, aufser der Ktihlwasserersparnifs, besondere Vorzüge besitzt
und einen, namentlich von leichtflüchtigen Producten reinen, Spiritus er-
zeugt.
Ein combinirter Apparat zur conlinuirlichen Destillation und Con-
centratiiin^ weicher namentlich zur Destillation von Spiritusmaischen
und zum Kochen und Hopfen von Bierwürze unter gleichzeitiger Con-
centration dient, ist Charles F. lUaufufs-Weifs in Montpellier, Herault
(Frankreich), patentirt (D. R. P. Nr. 43 681 vom 14. April 1887).
In der Zeitschrift für Spiritusindustrie., Bd. 11 S. 123, finden sich
Mittheilungen über den SiVmens'schen Präcisionsmefsapparat ; danach
soll dieser Apparat nicht zuverlässig sein, so dafs jedenfalls zu einer
sorgfältigen Controle desselben gerathen werden mufs.
Ueber die kleine Spiritusmefsulir von Sietnens und Halske schreibt
Neuhaufs in Selchow in der Zeitschrift für Spiritusindustrie., Bd. 11 S. 227,
dafs dieser Apparat sich in der vergangenen Campagne sowohl bei ihm,
wie in seiner Nachbarschaft gut bewährt habe; es wurden in einem
halben Tage, in etwa 6 Stunden, 800' abgetrieben, bei zwei Bottichen
zeigte sich gegen die steueramtliche Abnahme eine Differenz von 10
bis 15'. Nach Ansicht des Verfassers genügt diese billige Mefsuhr,
welche etwa 44 M. kostet, volständig für den Zweck, die Arbeiten des
Brenners zu eonti-oliren (vgl. 1888 268 273).
Einen neuen Maischentschalungsapparat, hergestellt von der Firma
G. Vofs in Neuenburg, W.-Pr.. empfiehlt A. Dams in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie ., Bd. 11 S. 232. Dieser Apparat soll nur halb so lang
und auch nur halb so theuer als der Apparat von Eberhard-Müller sein
und doch eine gute Leistungsfähigkeit besitzen, indem Maischen von
3000' in 35 bis 40 Minuten damit entschalt werden. Verfasser stellt
eingehendere Mittheilungen über diesen Apparat in Aussicht.
Kühlapparat für Dampfe und Flüssigkeiten mit Luft- und ff'asser-
366 Ueber Fortschritte in der Spiritusl'abrikation.
kühlung von Charles F. B tauf u f $- Weif s in Montpellier, Heraull, Frank-
reich (D. K. P. Nr. 43131 vom 23. August 1887). Die von Kühlwasser
umgebenen Kühlkasten des Apparates besitzen zwei schräg stehende,
innen gerippte Platten als Seitenwände und entweder mehrere über
einander liegende Vertheilungsplatten, oder einen gewölbten Vertheilungs-
deckel und ein mit grol'ser Geschwindigkeit zu drehendes vierflügeliges
Windrad oder einen Ventilator, welcher aus in Kupferrahmen einge-
fafsten Glasscheiben besteht und dazu dienen soll, die den Külila])parat
durchstreichenden Dämpfe oder Flüssigkeiten in innige Berührung mit
den Kühlflächen zu bringen. Der Kühlapparat ist hauptsächlich zur
Abkühlung von Maische, Destillaten und gekochter Bierwürze bestimmt.
Ueber Gährbottichkiihler schreibt R. Hesse in Marzdorf in der Zeit-
schrift für Spirilusindustrie^ Bd. 11 S. 294. Verfasser hebt als die erste
Anforderung, welche man an Gährbottichkühlschlangen stellen müsse,
diejenige hervor, dafs eine periodische, gründliche Reinigung derselben
zu ermöglichen sein mufs. Ferner hält Verfasser die wagereehte An-
ordnung der Kühlschlange, von welcher Construction auch nirgends be-
kannt ist, dafs sie eine Verschlechterung der Kühlwirkung hervorgerufen
hätte, als die einzig zweckentsprechende und richtige. Nach diesen
Prinzipien hat Verfasser Kühler construirt, sowohl feststehende, wie be-
wegliche, welche leicht aus einander zu nehmen und vollständig in allen
Theilen zu reinigen sind und welche sich vorzüglich bewährt haben.
Der Wa.sserverbrauch war bedeutend geringer; er sank von 8000 auf
5000' für vier Bottiche. Die Kosten des Apparates sind geringe und
betragen für den laufenden Meter 4,4 bis 4,7 M. In Folge der Wasser-
ersparnifs und der besseren Ausnutzung wird sich nach Ansicht des
Verfassers auch die Umarbeitung bereits vorhandener Kühler unter allen
Umständen bezahlt machen, abgesehen davon, dafs bei der Umarbeitung
der früheren, zum Theile unförmlich grofsen Kühler auch eine Material-
ersparnifs eintritt. Wo es sich aber um die Neuanschaffung von Kühlern
handelt, werden sich die vom Verfasser aufgestellten Gesichtspunkte
erst recht von Vortheil erweisen. Die Redaction der Zeitschrift für
Spiritusinduslrie fügt den Mittheilungen des Verfassers die Notiz hinzu,
dafs die Kupferwaarenfabrik von Fr. Neumann in Berlin auf Veranlassung
von J. Scheibner ebenfalls schon zerlegbare Gährboltichkühler ange-
fertigt hat.
Ein geripptes Kiihlrohr für Maischkiihlvorrichtungen ist der Firma
Carl Pieper in Berlin patentirt (D. R. P. Nr. 43822 vom 28. December
1887). Das Kühlrohr ist mit eisernen rippenlcirmigen Längserhöhungen
und inneren Querrippen versehen. Dadurch wird die Kühloberfläche
vergröfsert und die Wirksamkeit der letzteren vermehrt. Eine Tren-
nung des Innenraumes kann durch eine eingeschobene Wand hergestellt
werden.
Trockenverfahren von Gustav Richter in Falkcnberg bei Grünau i. Mark
üeber Fortschritte in der Spiritusl'abrikation. 367
(D. K. P. Nr. 44132 vom 13. Juli 1887). Dieses Verfahren besteht darin,
dafs man landwirthschaftliche Producte, wie z. B. geschälte Kartoffeln,
auf einen Siebboden legt, welcher in einem eisernen, luftdicht ver-
schlossenen Kessel angebracht ist. Durch Kochen oder Dämpfen werden
die Kartoffeln zur Gahre gebracht. Hierauf entfernt man durch ein
unterhalb des Siebbodens befindliches Ventil das Wasser aus dem Kessel.
Diesen bringt man dann durch eine Rohrleitung mit einer kräftig
wirkenden Luftpumpe in Verbindung und evakuirt mittels derselben
den sonst luftdicht verschlossenen Kessel ohne weitere Wärmezufuhr
von aufsen so lange, bis die in demselben befindlichen Kartoffeln auf
etwa 23" abgekühlt sind. Die Kartoffeln sind jetzt zur weiteren Ver-
arbeitung geeignet.
Waschmaschine für vorgeweichte Gerste von Gebr. WeifsmüUer in
Bockenheim bei Frankfurt a. M. CD. R. F. Nr. 43757 vom 28. December
1887).
Verfahren und Apparat zum Weichen von Gerste von Carl Bernreutker
und Wilhelm Kumpfmitler in München (D. R. F. Nr. 43758 vom 28. De-
cember 1887).
Vorrichtung zur Bestimmung der Quellreife der Gerste beim Weichen
von Carl Bernreutker und Wilhelm Kumpfmüller in München (D. R. F.
Nr. 44077 vom 21. Januar 1888).
Verfahren und Einrichtung^ die Temperatur der Keimguthaufen beein-
flitssen zu können., von Hermann Hackmann in Meiningen (D.R.P. Nr. 44286
vom 28. Juni 1887).
Ein steuersicherer Spundverschlufs ist Hein und Lehmann^ in Firma
Hein., Lehmann und Co. in Berlin, patentirt (D. R. F. Nr. 43164 vom
25. September 1887). Der Spuudverschlufs ist dadurch steuersicher
gemacht, dafs die den Spundkranz mit der Spundschraube verbindende
Schnur sich über der Schlüsselvertiefung der Spundschraube kreuzt, so
dafs eine Einführung des Schlüssels in die Schlüsselvertiefung ohne Ver-
letzung der durch Flombe gesicherten Schnur unmöglich ist.
VII. Analyse.
Den in der Sitzung des Bundesrathes vom 21. Juni 1888 gefafsten
Beschlüssen bezüglich der steuerfreien Verwendung des Spiritus zu ge-
werblichen Zwecken entnehmen wir hier nach der Zeitschrift für Spiritus-
industrie., Bd. 11 S. 195, das Folgende:
An die Stelle der bisherigen Bestimmungen über die Besehati'enheit der
Bestandtheile des allgemeinen Denaturirungsmittels treten vom 1. Januar 1889
ab die unter A. (siehe unten) enthaltenen Vorschriften. Die Prüfung der vor-
schriftsmäfsigen Beschaffenheit des Holzgeistes und der Pj-ridinbasen erfolgt
nach Jlafsgabe der Anleitung B. (siehe weiter unten). Dem allgemeinen De-
naturirungsmittel darf von den zur Znsammensetzung desselben ermächtigten
Fabriken ein Zusatz von 40? Lavendelöl oder 60g Rosmarinöl auf je 1' bei-
gemengt werden. Die bezüglich der Bestandtheile des allgemeinen Denaturirungs-
mittels vorgeschriebene Prüfung durch den amtlich bestellten Chemiker ist
368 Uetrer Fortschritte in der Spiritusl'abrikation.
auf diese Zusätze gleichfalls zu erstrecken. In besonderen Fällen ist die De-
natnrirung mit Sproeentigem Holzgeislc allein gestattet. Ebenso ist in be-
sonderen Fällen eine Denatuririiug mit anderen Denaturirungsraitteln, nämlich
mit Thieröl, Terpentinöl, Schwefeläther und Schellacklösiing zulässig. Diese
Denaturirungsmittel müssen den Erfordernissen entsprechen, welche sich aus
der Anleitung zur Untersuchung derselben (siehe weiter unten C.) ergeben.
Zur Fabrikation von Essig darf Branntwein auch mit 2(X) Proc. Essig von
3 Proc. Gehalt an Essigsäure (Essigsäurehydrat) oder mit 30 Proc. Essig von
6 Proc. Gehalt an Essigsäure (Essigsäurehydrat), 70 Proc. Wasser und 100 Proc.
Bier denaturirt werden. Ferner kann es gestattet werden, zum Zwecke der
Denaturirung neben der vorgeschriebenen Essignienge 100 Proc. reinen Natur-
weines an Stelle des Wassers, Bieres oder Hefenwassers beizumischen.
Wir lassen nunmehr die Vorschriften über Beschaffenheit und Unter-
suchung der einzelnen Denaturirungsmittel, welche sich wesentlich von den
in einem früheren Referate (vgl. 1888 268 127) mitgetheilten unterscheiden,
hier folgen.
A. Die Beschaffenheit der Bestandtheile des allgemeinen
Denaturirungsmittels.
1) Der Hülzt/eist. Der Holzgeist soll farblos oder schwach gelblich ge-
färbt sein. Bei der Destillation von 100 Raumtheilen des Holzgeistes sollen
bei dem normalen Barometerstande von 760""" Quecksilberdruck bis zu einer
Temperatur von 750 des hunderttheiligen Thermometers mindestens 90 Raum-
theile übergegangen sein. Der Holzgeist soll mit Wasser ohne wesentliche
Trübung in jedem Verhältnisse mischbar sein. Der Gehalt des Holzgeistes
an Aceton soll 30 Proc. übersteigen. Der Holzgeisl soll wenigstens 1 Proc.
aber nicht mehr als 1,5 Proc. an Brom entfärbenden Bestandtheilen enthalten.
2) Die Ptiridinbasen. Das Pyridinbaseugemisch soll farblos oder schwach
gelblich gefärbt sein. Sein Wassergehalt soll 10 Proc. nicht übersteigen. Bei
der Destillation von 100 Raumtheilen des Gemisches sollen bei dem normalen
Barometerstande von 760n"ii bis zu einer Temperatur von 140" des hundert-
theiligen Thermometers mindestens 90 Raumtheile übergegangen sein. Das Ge-
misch soll mit Wasser ohne wesentliche Trübung in jedem Verhältnisse misch-
bar und frei von Ammoniak sein.
B. Anleitung zur Prüfung des Holzgeistes und
der Pyridinbasen.
I. Holzgeist.
1) Farbe. Die Farbe des Holzgeistes soll nicht dunkler sein als die einer
Äu/'lösmig ron 2'-'- ZehnteliwrmaljoJlösiing in 3' de.':tiUirten Wassers.
2) Siedetemperatur. lOOi^c Holzgeist werden in einen Metallkolben gebracht;
auf den Kolben ist ein mit Kugel versehenes Siederohr aufgesetzt, welches
durch einen seitlichen Stutzen mit einem Liebig'schen Kühler verbunden ist;
durch die obere Oeffnung wird ein amtlich beglaubigtes Thermometer mit
hunderttheiliger Scala eingeführt, dessen Quecksilbergefäfs bis unterhalb des
Stutzens hinabreicht. Der Kolben wird so mäfsig erhitzt, dafs das über-
gegangene Destillat aus dem Kühler tropfenweise abläuft. Das Destillat wird
in einem graduirten Glascylinder aufgefangen und es sollen, wenn das Ther-
mometer 75" zeigt, bei normalem Barometerstande mindestens 90cc über-
gegangen sein.
Weicht dir Barometerstand mm normalen a6, so sollen für je 30nu>i JO in ^n-
rechnung gebracht werden., also z. B. sollen bei 770mm PQrc bei 75,50, bei 750mm
bei 74.7^^ übergegangen sein.
3) Mischbarkeit mit Wass,r. 2()ö' Holzgeist sollen mit 40cc Wasser eine
klare oder doch nur schwach opalisirende Mischung geben.
4) Abscheidung mit Natrontauge. Beim Durchscliülteln von 20cc Holzgeist
mit 40cc Natronlauge von 1,3 spec. Gew. sollen nach '/■> Stunde mindestens
5cc,0 des Holzgeistes abgeschieden werden.
5) Oehalt an Aceton. Jcr einer Mischung rtm 10<^<: Bolzgeist mit PO<-C Wasser
wird in einem enge» Mischeyliwler mit JOcc Doppelnormalnatronlauge (SOR Natritim-
hydroxyd in Jl) durchgeschüttelt. Darauf icerden 5^'^' Doppr.lnormaljodlösung {254'A
Ueber Fortschritte in der Spiritiisfabrikation. 369
Jod in il) unter erneutem Schütteln hinzugefügt. Das sich ausscheidende Jodoform
wird mit JO'-C Aether vom specifischen Geu>ichte 0,722 unter kräftigem Schütteln auf-
genommen. Von der nach kurzer Ruhe sich abscheidenden Äetherschicht werden 5cc
mittels einer Pipette auf ein gewogenes Uhrglas gebracht und auf demselben langsam
verdunstet. Dann wird das ührglas 2 Stunden über Schwefelsäure gestellt und ne-
wogen. Die Gewichtszunahme soll nicht weniger als Os,07 betragen.
6) Aufnahmefähigkeit für Brom. IM^'^ einer Lösung von Kaliumbromat und
Kaliumbromid, welche nach der unten folgenden Anweisung hergestellt ist,
werden mit 20<:<-' einer in der gleichfalls unten angegebenen Weise verdünnten
Schwefelsäure versetzt. Zu diesem Gemische, das eine Bronilösung von 0g,703
Brom darstellt, wird aus einer in ücc,l getheilten Bürette unter fortwährendem
Umrühren so lange Holzgeist hinzugesetzt, bis dauernde Entfärbung eintritt.
Zur Entfärbung sollen nicht mehr als 30cc und nicht weniger als 20cc Holzgeist er-
forderlich sein.
Die Prüfungen der Aufnahmefähigkeit für Brom sind stets bei vollem
Tageslichte auszuführen.
Anweisung zur Herstellung der Bestandlheile der Bromlösung.
a) Bromsalze. Nach wenigstens zweistündigem Trocknen bei 1000 und Ab-
kühlenlassen im Exsiccator werden 28,447 Kaliumbromat und 8g,719 Kalium-
bromid, welche vorher auf ihre Reinheit geprüft sind, abgewogen und in
Wasser gelöst. Die Lösung wird zu II aufgefüllt.
b) Verdünnte Schwefelsäure. 1 Vol. concentrirter Schwefelsäure wird mit
3 Vol. Wasser vermischt. Das Gemisch läfst man erkalten.
IL Ptpidinbasen.
1) Farbe toie beim Holzgeiste.
2) Verhalten gegen Cadmiumchlorid. lOcc einer Lösung von Icc Pyridinbasen
in lOOcc Wasser werden mit 5cc einer öprocentigen wässerigen Lösung von
wasserfreiem^ geschmolzenem Cadmiumchlorid versetzt und kräftig geschüttelt;
es soll alsbald eine deutliche krystallinische Ausscheidung eintreten. Mit 5<:c Neßler-
schem Reagens sollen 30cc derselben Pyridinbasenlösung einen weißen Niederschlag
geben.
3) Siedetemperatur. Man verfährt wie beim Holzgeiste, doch soll das
Destillat, erst wenn das Thermometer auf 140" gestiegen ist, mindestens 90cc
betragen.
4) Mischbarkeit mit Wasser. Wie beim Holzgeiste.
5) Was.iergehalt. Beim Durchschütteln von 20oc Basen und 20cc Natron-
lauge von 1,4 spec. Gew. sollen nach einigem Stehenlassen mindestens 18co,5
der Basen abgeschieden werden.
6) Tilralion der Basen, i^c Pyridinbasen in 10<:<'' Wasser gelöst^ werden mit
Normalschwefelsäure versetzt, bis ein Tropfen der Mischung auf Congopapier einen
deutlich blauen Rand heirorruft., der alsbald wieder verschwindet. Es sollen nicht
weniger als 10<^<^ der Säurelöstmg bis zum Eintritte dieser Reaction rerbraueht werden.
Zur Herstellung des Congopapieres wird Filtrirpapier durch eine Lösung ron Is
Congoroth in II Wasser gezogen und getrocknet.
C. Anleitung zur Untersuchung von Thieröl, Terpentinöl,
Aether und Schellacklösung.
I. Thieröl.
1) Farbe. Die Farbe des Thieröles soll schwarzbraun sein.
2') Siedetemperatur. Werden lOO^c in der für den Holzgeist angegebenen
Weise destillirt, so sollen unter 900 nicht mehr als 5cc, bis 1800 aber wenigstens
50CC übergehen.
3) Pyrrolreaction. 2cc,5 einer 1 procentigen alkoholischen Lösung des Thier-
öles werden mit Alkohol auf lOO^c verdünnt. Bringt man in 10<^c dieser Lösung,
die 0,025 Proc. Thieröl enthält, einen mit concentrirter Salzsäure befeuchteten
Fichtenholzspan, so soll derselbe nach wenigen Minuten deutliche Rothfärbung
zeigen.
4) Verhalten gegen Quecksilberchlorid. 5cc der 1 procentigen alkoholischen
Lösung des Thieröles sollen beim Versetzen mit 5cc einer 2procentigen alkoho-
lischen Lösung von Quecksilberchlorid alsbald eine voluminöse, flockige Fällung
Dingler's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 8. 18891. 24
370 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
geben. 5cc der 0,025 procentigeu alkoliulischen Lösung von Thieröl mit b'^''
der Quecksilbercljloridlösung versetzt, soll alsbald noch eine deutliche Trübung
zeigen.
II. Terpentinöl.
1) Specißsches Getnicht. Da.«; specilisclie Gewiclit des Terpentinöles soll
zwischen 0.855 und Ü,865 bei 15" liegen.
2) Siedetemperatur. Werden lüOcc in der für den Holzgeist angegebenen
Weise destillirt, so sollen unter 150" nicht mehr als ö™, bis 1600 aber min-
destens 90CC übergehen.
3) Mischbarkeit mit Wasser. 20<;c Terpentinöl werden mit 20<:i: Wasser
kräftig gescliüttelt. Wenn nach einigem Stehen beide Schichten sich getrennt
haben und klar geworden sind, so soll die obere wenigstens 19cc betragen.
III. Aether.
1) Specißschet Gewicht. Das specifische Gewicht des Aethers soll nicht mehr
als 0,730 betragen.
2) Mischbarkeit mit Wasser. 20cc Aether vcerden mit 20cc Wasser kräftig
geschüttelt. Nach dem Absetzen soll die Aetherschicht wenigstens 18cc be-
tragen.
IV. Scheltacklösung.
lOP der Lösung sollen beim Verdunsten auf dem Wasserbade nach darauf
folgendem Erhitzen des eingedampften Rückstandes im Trockenschranke wäh-
rend einer halben Stunde auf eine Temperatur von 100 bis 105" mindestens
3g,3 Schellack hinterlassen.
Die Untersuchung von Lavendelöl und Rosmariuöl ist nach der Zeitschrift
für Spiriltuindustrie.^ Bd. 11 S. 295, gemäfs den Bestimmungen des Bundesrathes
wie folgt auszuführen.
I. Lavendelöl.
1) Farbe und Geruch. Die Farbe des Lavendelöles soll die des Denaturirungs-
Holzgeistes sein. Das Oel soll den charakteristischen Geruch der Lavendel-
blüthen zeigen.
2) Specißsches Gewicht. Das specifische Gewiclit des Lavendelöles soll bei
15" des hunderttheiligen Thermometers zwischen 0,875 und 0,900 liegen.
3) Siedetemperatur. Bei der Destillation des Oeles in der beim Holzgeiste
beschriebenen Weise sollen unter 160" nicht mehr als 5cc, bis 230° nicht
weniger als 90cc übergegangen sein.
4) Die Löslichkeit in Alkohol. lO^c Lavendelöl sollen sich bei einer Tem-
peratur von 200 in 70cc Spiritus mit dem Alkoholgehalte von 80 Proc. nach
Tralles oder 73,5 Gewichtsprocenten klar lösen.
IL Rosmarinöl.
1) Farbe und Geruch. Die Farbe des Rosmarinöles soll die des Denaturirungs-
Holzgeistes, der Geruch kampherartig sein.
2) Specißsches Gewicht. Das specifische Gewicht des Rosmarinöles soll bei
15" des hundertllieiligen Thermometers zwischen 0,880 und 0,900 liegen.
3) Siedetemperatur. Bei der Destillation des (!)eles in der beim Holzgeiste
beschriebenen Weise sollen unter 1600 nicht mehr als 5cc, bis 2OO0 nicht
weniger als 90ci: übergegangen sein.
4) Löslichkeit in Alkohol. lOcc Rosmarinöl sollen sich bei einer Temperatur
von 20'> in 120ci- Spiritus mit dem Alkoholgehalte von 80 Proc. nach Tralles
oder 73,5 Gewichtsprocenten klar lösen.
Weiter berichtet in der Zeitschrift für Spiritusindustrie., Bd. 11 S. 227, da-
selbst nach Chemiker-Zeitung^ 1888 S. 58, H. Eckenroth von der amtlichen Ver-
suchsstation in Ludwigshafen a. Rhein über die Prüfung der beiden Substanzen
das Folgende.
1) Lavendelöl: Dasselbe soll farblos oder schwach gelblich gefärbt sein,
das specifische Gewicht soll 0,885 bis 0,95 sein; mit 90procentigem Alkohole
soll es in jedem Verhältnisse mischbar sein. lOcc Lavendelöl sollen mit lOcc
Alkohol vom specifischen Gewichte 0,895 eine trübe, mit 30« eine klare Mischung
geben. S«"«: Lavendelöl, mit einigen Kornchen Rosanilin geschüttelt, bleiben
Ueber Fortschritte in der Spirituslabrikation. 371
farblos. Von 100 Th. Lavendelöl sollen bei normalem Drucke bis zu 2100
bei der Destillation mindestens 90 Th. übergehen.
2) Hosmarinöl: Dasselbe soll farblos bis schwach gelblich sein. lOcc Oel,
mit 15CC 90procentigem Alkohole vermischt, sollen eine klare Lösung geben.
5cc Rosmarinöl, mit etwas Fuchsin gemischt, bleiben farblos. Bei der Destillation
bis zu 175f sollen bei normalem Drucke 90 Proc. übergehen.
Eine einfache und handliche Methode zur Entdeckung und Bestimmung
der in den Induslriealkoholen enthaltenen Verunreinigungen\ia,tM.L.Godefroy
ausgearbeitet und seine Arbeit der Pariser Akademie vorgelegt. Die
Methode unterscheidet sich von der bekannten Prüfung des Alkoholes
mit concentrirter Schwefelsäure (nach Savalle) nur durch einen Zusatz
von etwas Benzol, wodurch die Färbungen verstärkt werden. Windiich
beurtheilt dieses Verfahren in der Zeitschrift für Spiritusindustrie^ Bd. 11
S. 145, sehr abfallig, indem er darauf hinweist, dafs die Voraus-
setzungen und Grundlagen, von denen der Verfasser bei seinem Ver-
fahren ausgeht, zum grofsen Theile irrige sind. Zu einer qualitativen
Bestimmung wird das Verfahren gänzlich ungeeignet sein, aber auch
zur qualitativen Prüfung besitzt dasselbe vor den bekannten Methoden
durchaus keinen Vorzug, kann vielmehr im Gegentheile noch mehr Ver-
anlassung zu Irrthümern geben; das Verfahren dürfte sich weder zum
Nachweise von Fuselölen im Spiritus, noch weniger aber zur Prüfung
von Kornbranntwein eignen. Windisch macht an dieser Stelle noch auf
ein Werk von F. L. Eckmann in Stockholm aufmerksam, welches den
Gehalt des Branntweines an Fuselöl und dessen qualitative Bestimmung
behandelt. Der Verfasser hat durch zahlreiche Versuche bewiesen, dafs
in den Fuselölen von höheren Alkoholen, die zwischen Aethyl- und
Amylalkohol liegen, nur noch der normale Propyl- und der Isobutyl-
alkohol vorhanden sind. Der Gehalt an Fuselbestandtheilen, berechnet
auf Aethylalkohol und wasserft-eien Fusel, stellt sich nach Eckmann
wie folgt:
3 bis 12 Gew. -Proc. Propylalkohol
15 „ 47 „ Butylalkohol
44 „ 71 „ Amylalkohol
5 „ 7 „ schwerflüchtige Reste.
Die gröfste Quantität Butylalkohol findet sich im Getreidefusel.
Zum Nachweiie von Fuselöl im Alkohol empfiehlt L. v. Udranszky in
der Zeitschrift für physiologische Chemie^ Bd. 12 S. 355, die Furfurol-
reaction. Verfasser hat zahlreiche Substanzen auf ihr Verhalten gegen-
über einem Gemische von Furfurolwasser und Schwefelsäure geprüft
und gefunden, dafs viele mit diesem Gemische charakteristische Fär-
bungen geben. Besonders empfindlich ist a-Naphthol, mit welchem es
gelingt, noch 0?,0000026 Furfurol mit Sicherheit nachzuweisen. Eine
Verunreinigung des Alkohols mit Furfurol wird also mittels a-Naphthol
leicht und sicher zu erkennen sein. Andererseits hat Verfasser ge-
funden, dafs im Alkohol Verunreinigungen vorkommen, welche mit
Furfurol und Schwefelsäure eine Farbenreaction geben; diese Stofie
372 Ueber Fortschritte in der Spirituslabrikation.
werden durch Filtration des Alkohols über Thierkohle entfernt; sie
stellen Verunreiaigungen dar, welche mittels der Fiiri'urolreaction leicht
erkannt werden können. Das gleichzeitige Vorhandensein dieser Ver-
unreinigungen und des Furf'urols im Spiritus ist nach dem Verfasser der
Grund für die Färbung, welche unreiner Alkohol beim Erhitzen mit
Schwefelsäure gibt (Savalles Diaphanometer). Verfasser hält die Fur-
furolreaction für geeignet zur Prüfung des Alkohols auf Fuselöle. Gibt
ein Alkohol diese Reaction nicht, so kann man mit ziemlicher Sicher-
heit auf die Abwesenheit von Fuselöl schliefsen; tritt die Furfurol-
reaetion ein, so ist damit allerdings die Anwesenheit von Fuselöl noch
nicht mit Sicherheit erwiesen, da auch andere Substanzen diese Reaction
veranlassen können; zu diesen gehören besonders solche Substanzen,
welche der Spiritus bei der Aufbewahrung in Holzgefäfsen aus dem
Holze aufnimmt.
Ueber die Anwendharlieil der alhtholischen Gährung zur Zucker-
bestimmung hat M. Jndlbauer umfangreiche Versuche angestellt {Zeit-
schrift des Vereines für die Rübenzuckerinduslrie des deutschen lieiches^ und
Wochenschrift für Brauerei^ Bd. 5 S. 492 und 551). Bekanntlich erhält
man bei der alkoholischen Gährung niemals die theoretische Ausbeute
an Alkohol und Kohlensäure, weil sich neben diesen Hauptproducten
der Gährung stets Nebenproducte (Glycerin, Bernsteinsäure und andere
Alkohole) bilden. Der Verfasser suchte nun zu ermitteln, ob unter Ein-
haltung gewisser Bedingungen vielleicht ein constantes Verhältnifs
zwischen den Gährungsproducten und der Menge des vergohrenen
Zuckers besteht. Er prüfte zu diesem Zwecke den Einflufs, welchen
die Beschaffenheit der Hefe auf die Gährung ausübt, ferner den Einflufs
von Hefenahrungsmitteln, sowie den Einflufs der Temperatur, der Con-
centration, des Luftabschlusses bezieh. Luftzutrittes u. s. w. Ferner
wurden vergleichende Versuche bezüglich der Schnelligkeit der Ver-
gährung verschiedener Zuckerarteu, nämlich Rohrzucker, Invertzucker,
Dextrose und Maltose angestellt. Obgleich unter den Gährungsproducten
die Kohlensäure das geeignetste zur quantitativen Bestimmung ist, wurden
bei den vorliegenden vergleichenden Versuchen aucii die anderen Gäh-
rungsproduete ilirer Menge nach bestimmt. Nach diesen Versuchen
liefern bei der alkoholischen Gährung:
Itohrzucker
lü()K
Alkohol 51,11 .
Kohlensäure 49,03 .
Bemsteinsiiure -(- Glycerin 3,96 .
Unbestimmte StotTe . . 1,01 .
Maltose
>extri)se
krystallisirt wnsserlrei
lOOs
lOOK lOOS
48,67 .
. 48,37 . . 51,08
46,54 .
. 46,59 . . 49,04
3,71 .
3,74 . . 3,95
0,94 .
0,90 . . 0,95
Summa 105,11 99,86 99,60 105,02
Die Resultate seiner gesaminten Versuche fal'st Jodlbauer in folgenden
Sätzen zusammen :
Ueber Fortschrille in der Spiritusfabrikation. 373
1) Die Producta der alkoholisolien Gälirung sind unter gewissen Bedin-
gungen constant.
2) Diese Bedingungen sind :
a) Die Anwendung einer kräftig entwickelten Hefe, die einem in Gährung
begrififenen Substrat entnommen ist und deshalb noch keinen Verlust an ihren
Geweben oder dem protoplasmatischen Inhalte ihrer Zellen durch Selbstgäh-
rung erlitten hat;
b) das Einhalten eines gewissen Verhältnisses von Hefezusatze zur an-
gewandten Zuckermenge; die Hefemenge darf 50 Proc. des angewandten
Zuckers nicht überschreiten; im anderen Falle tritt nach vollständiger Ver-
gährung des Zuckers eine Selbstgährung der Hefe ein, die eine Erhöhung der
Gährproducte bewirkt;
c) der Abschlufs von freiem Sauerstoffe; das Wachsthum der Hefe, das
immer zum Theile auf Kosten des vorhandenen Zuckers vor sich geht, wird
auf solche Weise beschränkt;
d) die Anwendung einer geeigneten Nährflüssigkeit. Durch den im Ver-
laufe der Gährung statttindenden Stoffwechsel werden der Hefe Substanzen
entzogen, die sie aber nicht weiter zum Zwecke der Ernährung verwenden
kann. Die Hefezelle mufs deshalb in der Gährflüssigkeit Stoffe vorfinden, die
sie an Stelle jener ausgeschiedenen wieder in sich aufzunehmen vermag.
Werden der Hefezelle die zu ihrer Ernährung und dem weiteren Aufbaue
ihrer eiweifsartigen Bestandlheile nothwendigen Stoffe vorenthalten, so geht
sie in einen Schwächezustand über, in dem sie den vorhandenen Zucker nur
mehr langsam und unvollkommen umzusetzen vermag.
3) Die günstigste Temperatur für den Verlauf der Gährung ist 340.
4) Als günstigste Concentration mufs eine solche von 8 Proc. bezeichnet
werden.
5) Von den bei der alkoholischen Gährung entstehenden Producten ist
die Kohlensäure am leichtesten und genauesten bestimmbar.
6) Der Rohrzucker und die wasserfreie Maltose liefern durch Vergährung
49,04, die Dextrose 46,54 Proc. Kohlensäure.
7) Die Gährdauer ist wesentlich abhängig von der zur Vergährung ge-
langenden Zuckerart. Der Rohrzucker bedarf der doppelten Zeit wie Dextrose
und Maltose.
Zur Bestimmung von Invertzucker neben Hohrzucher empfehlen Boden-
bender und Scheller die Anwendung von Soldainfs Reagens (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft^ Bd. 9 S. 1126). Dasselbe wird von
Rohrzucker und vielen anderen Zuckerarten, ebenso auch von anderen
nicht zuckerartigen, aber Fehling'sche Lösung reducirenden Stoffen, wie
z. B. von Brenzcatechin, nicht reducirt, während Invertzucker mit diesem
Reagens eine bedeutende Ausscheidung von Kupfevoxydul bewirkt. Das
Reagens wird nach Degener (Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie
im deutschen Reiche) in folgender Weise hergestellt: 40s Kupfervitriol und
40? krystallisirte Soda werden getrennt in Wasser gelöst, darauf zu-
sammengegossen, der blaue Niederschlag von kohlensaurem Kupfer ab-
filtrirt und etwas ausgewaschen, dann trägt man den Niederschlag in
eine concentrirte Auflösung von 416s doppelt kohlensaurem Kali ein,
kocht 2 Stunden im Wasserbade und füllt zu 1400^'^ auf.
Ein Verfahren zur biologischen Prüfung des Malzes besehreiben
F. Volkner und W. Virtue in der Allgemeinen Brauer- und Hopfenzeitung^
Bd. 28 S. 96, daselbst nach Brewer's Journal^ 1887 S. 243. Dasselbe
besteht im Wesentlichen darin, dafs man eine Malzmaische in einem
sterilisirten, mit einem Wattepfropfe verschlossenen Gefäfse herstellt
874 üeber Fortschritte in der Spirilusfabrikation.
und unter Einhaltung bestimmter Temperatur, Zeitdauer und Concentration
beobachtet, ob die Flüssigkeit anfangt trübe zu werden, oder ob eine
Gasenlwickelung stattfindet, da dies sichere Zeichen der eintretenden
Fäulnifs sind. Eine mikroskopische Prüfung dient zur Controle der ge-
machten Beobachtungen. Die Verfasser stellten durch mehrere, mit
verschiedenen Malzsorten ausgeführte, derartige Versuche fest, dafs in
den meisten Fallen die Güte eines Malzes durch dieses Verfahren be-
stimmt werden kann.
Beac/ilensHcrl/ie Rathfchlägc zur mikroskopischen Untersuchung der Hefe
gibt P. Lindner iu der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 5 S. 450. Er
empfiehlt die Behandlung des Priiparates mit Kali- oder Natronlauge
von ungefähr der Concentration der Normallauge. Hierdurch werden
Harzkügelchen und Eiweifsniedersehlage unsichtbar gemacht, ebenso
Hefeklümpchen zertlieilt und damit diejenigen Gebilde, welche zu
Täuschungen Veranlassung geben können, beseitigt, wahrend die Zeilen
fremder Hefen, welche man nachweisen will, so besonders Pediococcus,
nicht verändert werden. Verfasser macht darauf aufmerksam, dafs ferner
Täuschungen dadurch entstehen können, dafs man Hefezellen mit dem
Deckglase zerdruckt. Das aus den Zellen austretende Protoplasma zer-
theilt sieh in kleine Partikelchen, welche meistens aufserordentlich
lebhaft beweglich sind imd an Kugelbakterien erinnern. Die Bewegung
derselben ist jedoch keine fortschreitende, sondern eine zitternde, die
sogen. Braun sehe Molekularbewegung. Endlich erwähnt Verfasser noch,
dafs bei der Untersuchung einer Hefe auf die Menge abgestorbener
Zellen mittels Anilinfarbstotflösung häufig Irrthümer dadurch vorkommen,
dafs man die Farbstofflösung zu Concentrin anwendet, oder aber zu
wenig Farbstoff lösung auf zu viel Hefe nimmt: bringt man eine schwach
concentrirte wässerige Lösimg mit wenig Hefezellen zusammen, so dafs
nicht mehr als ungefähr 50 Zellen sich im Gesichtsfelde befinden, so
können Irrthümer nicht vorkommen.
Einen Dampf deslUlirapparat für die Unlersuchuny con Maische und
Schlampe beschreibt II. Hefse in Marzdorf in der Zeitschrift für Spiritus-
induslrie., Bd. 11 S. 28U. Derselbe unterscheidet sich von dem von
Maercker in seinem Handbuche der Spiritusfahrikatinn., 4. Aufl. S. 163, be-
schriebenen im Wesentlichen nur dadurch, dafs er kleiner ist tmd dafs
die Erwärmung der Maische nicht durch direkten Dampf erfolgt: es
wird vielmehr der Dampf nur durch ein Schlangenrohr durch das
Destillationsgefafs geleitet. Ob dieses wesentliche Vorzüge sind, lassen
wir dahingestellt. (.SchhUs folgt.)
lieber Fortschritte in der Bierbrauerei. 375
üeber Fortschritte in der Bierbrauerei.
1. Gerste^ Malz, Hopfen.
Ueber die allgemeinen Bezugsverhältnisse der Braugerste veröffeatlicht
E. Struve eine ökonomislisch-statistische Studie in der Wochenschrift für
Brauerei., 1888 Bd. 5 S. 964. Verfasser schildert die allgemeinen Be-
zugsverhältnisse des wichtigsten Brau.stoffes , der Gerste, um daraus,
soweit es bei den zu Gebote stehenden Mitteln möglich ist, ihre Bedeu-
tung für die wirthschaftlichen Interessen des Braugewerbes darzulegen.
Ueher die Ursachen der verschiedenen Beschaffenheit des Mehlkörpers
der Gerste stellte Prof. T. Adamelz (^Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung.,
1888 Bd. 28 S. 2182) umfassende Untersuchungen an. Glasige und
kiesige Gersten zeichnen sich durch eine dichtere Lagerung und engere
Verbindung der Stärkekörner aus, wogegen bei mehlreichen Gersten
diese Lagerung keine so dichte ist und der in Folge dessen in den
Zellen vorhandene Raum mehr Luft enthält. Bei mehlreicher Gerste
erscheinen die Schnitte des Endosperms unter Wasser getaucht stets
dunkler, während die Schnitte einer kiesigen oder glasigen Gerste viel
heller und durchscheinender sind. Giefst man Alkohol zu, wodurch die
Luft aus den Zellen ausgetrieben wird, so zeigen sich bei mehlreicher
Gerste verhältnifsmäfsig mehr Luftbläschen als bei glasiger oder speckiger
Gerste.
Als zweite Ursache wird angeführt, dafs kiesige und glasige Gerste
eine gröfsere Menge von Stickstoflf hakigen Substanzen enthalten als
mehlreiehe Gersten. Da indessen die Menge der Stickstoff haltigen Stoffe
im Gerstenkorne nicht blofs mit der kiesigen oder der mehligen Be-
schatVenheit des Kornes zusammenhängt, sondern noch von vielen anderen
Umständen, besonders vom Boden, der Witterung, dem Dünger, sowie
vom Gerstenkorne selbst abhängt, so kann nur die Beschaffenheit des
Endosperms ein und derselben Gerste verglichen werden.
Von neuem bestätigt werden ferner die Beziehungen, welche sich
zwischen den Formenverhältnissen und dem Stickstoffgehalte der Körner
ergeben. Je voller (breiter und bauchiger) das Korn, desto geringer
ist der Stickstoffgehalt; zugleich steigert sich das Volumge wicht und
ist die speciHsch schwerste Gerste die an Stickstoff ärmste. Ebenso
verringert sich der StickstotTgehalt mit dem Steigen des absoluten Ge-
wichtes. Flachkörnige Gerste ist auch spelzenreicher, vollkörnige da-
gegen relativ ärmer an Spelzen.
Im Ganzen enthält also auch nach den Adametz' sehen Untersuchungen
eine Gerste um so weniger Stickstoffsubstanz, je voller, je gröfser das
Hektolitergewicht und je mehlreicher sie ist. In Verbindung mit lichter
Farbe und dünner Schale sind die bezeichneten Eigenschaften in der
That die wichtigsten, die von einer guten Malzgerste bei empirischer
Beurtheilung verlangt werden.
876 Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
Die von Adamelz erhaltenen Zahlen linden sich im Originale tabel-
larisch angeordnet (vgl. 1888 268 568).
lieber die qualilative Beschaffenheii der Niederösterreichischen Genie des
Jahres 1887 stellte Dr. Theodur v. Weinzierl zahlreiche Untersuchungen an
(Zeilschrift für das gesummte Brauwesen^ 1888 Bd. 11 iS. 518). Die Proben
wurden von 40 landwirthschaftlichen Bezirksvereinen und 21 Gutsver-
waltungen, die in ganz Niederösterreich vertheilt sind, eingesendet. Die
Untersuchungen erstreckten sich auf das Hektolitergewicht, die Rein-
heit, die Keimfähigkeit, den Procentgehalt der Spelzen und die Be-
schaß'enheit des Mehlkörpers. Die Beurtheiluug des Gebrauchswerthes
geschah von einem Brauer. Die Bestimmung des Hektolitergewichtes
wurde mit dem von Friedrich Haberlandt verbesserten Einliterapparate
derNormalaichungscommissiou in Berlin vorgenommen und die gefundeneu
Werthe mit dem Correctionsfactor 1,049 multiplicirt. Die Bestimmung
der Reinheit wurde mit einer Mittelprobe von 100- nach der in der
Samencontrolstation in Wien üblichen Methode gemacht. Behufs Be-
stimmung der Keimfähigkeit wurden je 200 Körner 12 Stunden laug im
Quellwasser von etwa 14" eingeweicht, hierauf zwischen Filtrirpa])ier
ausgelegt und in einem Keimkasten untergebraclit. Auf die Feuchtig-
keit des Keimbeetes wurde besonders (.)liacht gegeben. Die Temperatur
überstieg nicht 18". Jeder Versuch wurde nach 8 Tagen als abge-
schlossen betrachtet. Bei den Untersuchungen über die Mehligkeit
wurde das Farinatom von Printz verwendet. Als mehlig wurde jenes
Korn bezeichnet, dessen glatte Querschnittsfläche sich weil's zeigte, als
glasig, wenn dieselbe horuartig aussah, als übergehend, wenn eine
glasige Wandzone und ein annähernd gleich grol'ser mehliger Kern oder
das Umgekehrte sich zeigte. Um den Spelzengehalt zu bestimmen,
wurden je 200 lufttrockene Körner gewogen, hierauf mit SOprocentiger
Schwefelsäure 24 Stunden lang geweicht. Die Körner wurden sodann
mit Wasser abgespült, getrocknet, wieder gewogen und aus dem Ge-
wichtsverluste der Spelzengehalt procentisch berechnet.
Den zahlreichen in Tabellen aufgestellten Resultaten entnehmen
wir folgende Angaben: Das Hektolitergewicht der als „prima'^ be-
zeichneten Gersten schwankt zwischen 66,3 und 75'^,1 , bei den als
„hochprima" angeführten zwischen 66,7 und 74^,1.
Nach den Schätzungen in der Praxis wurde eine Gerste, deren
Keimfähigkeit nur 94 Proc. betrug, noch als Primawaare bezeichnet. Bei
zwei anderen Gersten, welchen dieselbe Eigenschaft beigelegt worden
ist, war die Keimfähigkeit 96 Proc. und 96,5 Proc.
Demnach kann eine ungarische Herrschaftsgerste mit einer Keim-
fähigkeit von 96 Proc. recht wohl als ^garantirt keimfähig'* verkauft
werden, ohne dafs der Käufer die Waare zur Verfügung zu stellen be-
rechtigt ist.
Die mehligen Körner jener Gersten, welche als die besten beurtheilt
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. 377
wurden, betrugen zwischen 1 Proc. und 21 Proc. Bei den Waaren, die
als „hochprima''' beurtheilt wurden, nnachten die glasigen Körner 8 Proc,
10 Proc, 14 Proc, 20 Proc. und 44 Proc. aus. Bei den Primagersteu
wird die Zahl 50 Proc. glasige Körner nur einmal überschritten. Die
geringste Anzahl glasige Körner (2 Proc), zugleich die höchste Anzahl
mehliger (45 Proc.) und die gröfstmöglichste Keimfähigkeit (100 Proc.)
hatte eine Gerste, welche das Prädikat „mittel, zu braun-'' erhielt.
Auf der Fachausstellung für Brauwesen in Stuttgart i888 fand ein
Wettstreit von Malzputzmasc/iinen stall und wurden hierbei folgende
14 Maschinen geprüft: Maschine Nr. 1 und 2, Malzputzmaschine der
Trieurfabrik Augsburg- P f er see^ Maschine Nr. 3 Ed. L'öhnert und So/in in
Grofs-Stohl bei Friedland a. d. Mohra, Mähren, Maschine Nr. 4 Auy. H.
Martin in Neustadt a. d. H., Rheinpfalz, Maschine Nr. 5 Heinrich Rein-
hard in München, Maschine Nr. 6 Heinrich Reinhard in München , Ma-
schine Nr. 7 Valentin Schallmo in Kaiserslautern, Maschine Nr. 8 Franz
Schäfer in Mühlhausen i. Th., Maschine Nr. 9 Carl Seeger in Canustatt,
Maschine Nr. 10 A. Steinecker in Freising, Bayern, Maschine Nr. 11
Stieberitz und Müller in Apolda, Maschine Nr. 12 und 13: A) Maschine
Nr. 12 F. Stolz in Mergelstetten, B) Maschine Nr. 13 von derselben Firma,
Maschine Nr. 14 Pröfsdorf und Koch in Leipzig.
Bezüglich des Berichtes über die Ergebnisse des Wettkampfes ver-
weisen wir auf die Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung., 1888 Bd. 28
S. 2133. (Vgl. 8. 351 dieses Heftes.)
M. Hayduck berichtet über die Fortsetzung seiner Untersuchungen über
die bitteren und harzigen Bestandtheile des Hopfens in der Wochenschrift
für Brauerei, 1888 Bd. 5 S. 937.
An der Ausführung der Untersuchung haben sich die Herreu Foth.,
Windisch und /iau betheiligt.
Zur Gewinnung der Harze wurde der Hopfen , wie bereits früher
mitgetheilt (1888 267 44), mit Aether extrahirt, der Rückstand des
Aetherauszuges mit 90 procen tigern Alkohol behandelt und die hierbei
erhaltene alkoholische Harzlösuug zunächst mit einer kalt gesättigten
Lösung von essigsaurem Bleie versetzt, wobei ein gelblicher voluminöser
Niederschlag entstand, die Bleiverbindung eines der in Lösung befind-
lichen Harze, welches Hayduck als «-Harz bezeichnet. Aus der vom
a-Harze befreiten alkoholischen Lösung wurde nach dem Entbleien und
Eindampfen durch Behandlung der rückständigen Harzmasse mit Petro-
leumäther (Siedepunkt nicht über 600) ein zweites Harz — /5'-Harz —
gewonnen, während ein drittes — /-Harz — ungelöst blieb.
Die drei Harze besitzen nach Hayduck folgende bemerkenswerthe
Eigenschaften:
Das u-Harz ist ein Weichharz von zähflüssiger Consistenz und hell-
rothbrauner Farbe; fast geruchlos, besitzt es einen stark und nachhaltig
bitteren Geschmack. Es ist leicht löslich in den gewöhnlichen Lösungs-
378 Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
mittein für Harze, Aether, Alkohol, Chloroform u. s. w., sehr scliwer iu
Wasser.
In Brunnenwasser ist das Harz leichler löslich als in destillirtem,
was auf der Bildung von festen leichter löslichen Kalkverbinduugen
beruht. Als charakteristische Reactionen führt Hayduck folgende an:
In der alkoholischen Lösung des Harzes entsteht nach Zusatz einer
Auflösung von essigsaurem Bleie in Alkohol ein gelblicher voluminöser
Niederschlag. Eine ätherische Lösung des Harzes mit einer wässerigen
Lösung eines Kupfersalzes geschüttelt gibt eine gelblichgrün gefärbte
Aetherschicht. Die wässerige Lösung des Harzes gibt mit essigsaurem
Bleie einen weifsen, mit Kupfervitriol einen bläulichweil'sen, mit Eisen-
chlorid einen braunen Niederschlag und mit verdünnter Schwefelsäure
oder Salzsäure eine starke weifse Trübung. Durch Zusatz von Alkalien,
Kalk- oder Barytlösung nimmt die wässerige Lö.sung des Harzes eine
dunklere Farbe an, ohne dafs dabei ein Niederschlag entsteht.
Das Harz besitzt die Eigenschaften einer schwachen Säure: mit
Kali und ebenso mit anderen Basen verbindet es sich zu salzartigeu
Verbindungen, ohne dabei eine chemische Veränderung zu erleiden.
Wenn das a-Harz der Temperatur des siedenden Wassers ausge-
setzt wird (sei es trocken oder in wässeriger Lösung), so erleidet es
eine allmählich fortschreitende Veränderung, wobei drei harzige üni-
setzungsproducte beobachtet wurden.
1) Ein hellgelbes Weiehharz, löslich in Petroleumätlier. nicht fällbar durch
alkoholische Lösungen von essigsaurem Bleie und Kupier. Beim Zusätze des
Kupfersalzes nimmt die alkoholische Harzlösung eine gelblichgrüne Farbe an.
In den übrigen Reactionen stimmt dieses Harz mit dem unveränderten a-Harze
überein.
2) Ein dunkel gefärbtes Weichharz, unlöslich in Petroleumätlier, sonst wie 1.
3) Ein dunkel gefärbtes sprödes Harz, unlöslich in Ptiroleumäther. Die
ätherische Lösung desselben wird beim Schütteln mit Kupl'eilösung nicht grün
gefärbt. Eine alkoholische Lösung von essigsaurem Bleie erzeugt in der
alkoholisclien Lösung des Harzes eine schmutziggraue Trübung.
Alle drei genannten Harze bilden in Wasser lösliche Kaliverbindungen
und werden durch Zusatz von Säuren aus diesen wieder abgeschieden.
Dtis /9-IIarz ist dem a-Harze sehr ähnlich. Es wurde ebenfalls als
Weichharz abgeschieden, war aber etwas dünnflüssiger als dieses und
hatte einen starken hopfenartigeu Geruch, welcher indessen auf eine
Verunreinigung des Harzes mit Hopfenöl zurückzuführen ist. Von essig-
saurem Bleie wird es in alkoholischer Lösung nicht gefällt; die ätherische
Lösung mit Kupferlösung geschüttelt gibt eine rein smaragdgrüne Aether-
schicht.
Durch Kochen mit Wasser wurden drei Producte erhalten:
J) Ein hellgelbes sehr vv'eiches Harz, welches durch Ausschütteln der
klaren, wässerigen Lösung mit Aether erhalten wurde und nach seinen
Reactionen als unverändertes, von dem stark riechenden Oele vollständig be-
freites ^-Harz betrachtet werden mul's.
2) Eine in Petroleumäther unlösliche Modilication desselben Harzes.
3) Ein iu Petroleumäther unlösliches festes Harz.
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. 379
Das y-Harz ist fest, spröde, von dunkelbrauner Farbe uud in reinem
Zustande nicht bitter, sondern völlig geschmacklos. Die erste Angabe,
dafs das feste Harz auch bitter sei, ist auf die Anvcesenheit einer ge-
ringen Menge von /?-Harz zurückzuführen, welches diesmal völlig ent-
fernt werden konnte.
Gegen die oben angegebenen Reagentien, welche zur Erkennung
der beiden Weichharze dienen, verhält sich das p'-Harz indifferent.
Gegen Alkalien zeigt es ebenfalls das Verhalten einer schwachen
Säure. Aus der wässerigen Lösung der Kaliverbindung wurde das Harz
durch Mineralsäuren in Form eines feinpulverigen liellbraunen Nieder-
schlages ausgeschieden.
Die drei hier beschriebenen harzartigen Körper aus dem Hopfen
wurden bei Verarbeitung verschiedener Hopfen nach demselben Ver-
fahren in gleicher Weise wieder erhalten.
Auch aus dem Lupulin wurden dieselben drei Harze dargestellt.
In ihren Eigenschaften und Reaetionen stimmen sie mit den aus den
Hopfenzapfen gewonnenen Harzen vollständig überein.
Dk Bopfenbittersäure wurde zuerst von Lermer dargestellt, spätei"
von Bungener eingehend untersucht. Hayduck kann die Angaben Bungener's
durchaus bestätigen, fand indessen Krvstalle von verschiedener Form.
In dem «-Harze hatten sich einmal Krj'stalle von dem Aussehen lang-
gestreckter rhombischer Tafeln, im /?-Harze sehr dünne lange Prismen
abgeschieden.
Die Reindarstellung der Krj'stalle aus dem /?-Harze gelang voll-
ständig, nicht ebenso die aus dem «-Harze. Dieselben schienen einerseits
leichter löslich in Petroleumäther zu sein, andererseits leichter an der
Luft zu verharzen.
Die Krystalle zeigten dieselbe bemerkenswerthe Eigenschaft, wie
die Hopfenbittersäure aus dem /?-Harze, nämlich : sich bei wiederholtem
Verdunsten der alkoholischen Lösung in ein bitteres Weichharz umzu-
wandeln. Dieses glich in seinen Eigenschaften und Reaetionen voll-
ständig dem K-Harze, ebenso wie das unter denselben Bedingungen
aus der Hopfenbittersäure entstehende Harz mit dem /^-Harze überein-
stimmte.
Aus dem ätherischen Oele des Hopfens erhält man ein Harz, welches
in seinen Eigenschaften dem y-Harze gleicht.
Wenn die Annahme richtig ist — und sie hat viel Wahrscheinlich-
keit für sich — dafs das y-Harz aus dem ätherischen Hopfenöle durch
Verharzung desselben entsteht, so sind die im Hopfen ursprünglich ent-
haltenen Körper, aus denen die beschriebenen Harze erst als secundäre
Verbindungen entstehen, die Hopfenbittersäure oder zwei krystallinische
Verbindungen vom Charakter der Hopfenbittersäure und das Hopfenöl.
Nur das u- und ß-tiarz sind von Bedeutung für die Brauerei. Nur
diese beiden Harze ertheilen dem Bier den gewünschten bittern Ge-
380 Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
schmack und besitzen die wichtige Eigenschaft, Spaltpilzgährungen zu
hemmen. Das ;'-Harz besitzt keine der beiden Eigenschaften. Es ist
in Folge seiner Löslichkeit in Wasser auch im Bier enthalten, mufs
aber als werthloser Bestandtheil desselben angesehen werden.
Hayduck glaubt aus seinen Untersuchungen schliefsen zu müssen,
dafs die beiden in Petroleumäther löslichen Weichharze den Bitterstoff
des Hopfens repräseutiren. Der Bitterstoff von Jfsleib und Greshoß
(1888 266 323) zeigt so grofse Aehnlichkeit mit den aus ihrer wässerigen
Lösung mittels Aether abgeschiedenen Weichharzen, dafs die Identität
dieser Körper unzweifelhaft erscheint. Die Existenz eines besonderen
Bitterstoffs im Hopfen neben den bittern Harzen hält Hayduck nicht
für erwiesen.
Bezüglich der Gewichtsverhältnisse, in welchen die drei beschriebenen
Harze im Hopfen enthalten sind, wird folgendes mitgetheilt: von einem
frischen Hopfen wurden erhalten: 17,784 Proc. AetherextracL und aus
diesem auf Hopfen berechnet:
4,734 Proc. «-Harz, 8,065 Proc. /?-Harz, 5,191 Proc. ;'-Harz.
Die wirksamen Weichharze waren also vorwiegend vorhanden. Da das
y-Harz für die Brauerei werthlos ist, so genügt es nicht, wie Greshnff
mit Recht hervorhob, zur Werthbestimmung des Hopfens den Aether
oder Alkoholextract zu bestimmen, sondern es ist ni'ithig, den in Petro-
leumäther löslichen Theil des Hopfens (|uantitativ zu ermitteln.
Da in der Praxis der Bierbrauerei die Extraction des Hopfens mit
Würze, also mit einer wässerigen Lösung verschiedener Stoffe vollzogen
wird, so schien es von praktischem Interesse zu sein, die Frage zu be-
antworten, welche bitteren und harzigen Substanzen in einem uäs$erigen
Hopfenauszuge enthalten sind und welche Eigenschaften dieselben be-
sitzen. Zu dem Behufe wurden 200« Hopfen mit 10' Wasser (aus der
Wasserleitung) 1 Stunde lang gekocht, und zwar wurde die Operation
im Ganzen viermal ausgeführt. Die Auszüge wurden nach dem An-
säuern mit Schwefelsäure mit Aether ausgeschüttelt.
In ihren Eigenschaften glichen die erhaltenen Harze den aus dem
Hopfen direkt gewonnenen. Neben den durch das Kochen veränderten
Weichharzen enthielten die in Petroleumälher unlöslichen Harzrück-
stände der vier Hopfenauszüge jedenfalls auch das indifferente y-Harz.
Aus der zuletzt angeführten Versuchsreihe ergibt sich, dafs viermal
ausgekochter Hopfen noch bedeutende Harzmengen (53 Proc.) enthalt.
Hierdurch erklär! sich die Thatsache, dafs Hopfen wiederholt mit
Wasser ausgezogen werden kann, ohne seinen bitteren Geschmack und
seine antiseptischen Eigenschaften zu verlieren. (Vgl. Deinhardt's(^\w»
Hopfenkoch verfahren. )
Die aus den Hopfenauszügen isolirlen Harze sliminen mit den-
jenigen des Bieres überein. Es fand sich also auch im Biere:
üeber Fortschritte in der Bierbrauerei. 381
1) ein weiches bitteres Harz, lös- \
lieh in Petroleumäther; „ „ f Modificationen des a- und -^-Harzes
2) ein Harz von derselben Be- \ ^^^.^^ unverändertes Ä-fearz.
schaffenheit, unlöslich in Petroleum- V ^
äther ; '
■\ Die wirksamen Harzbestandtheile
3) ein festes, schwach bitteres, in / des Bieres, wahrscheinlich ein
reinem Zustande wahrscheinlich nicht ^ Gemenge von Umwandlungspro-
bitteres Harz. \ ducten des «- und 5-Harzes mit
' j)-Harz.
Der viermal mit Wasser ausgeiiochte Hopfen wurde getrocknet und
mit Aether der zurückgebliebene Harzrest ausgezogen.
In der folgenden Tabelle sind die Gewichtsmengen der in die
wässerigen Auszüge übergegangenen Harze, so wie der in Petroleumäther
lösliche Antheil derselben zusammengestellt:
f'»!- ..„„ u,,, Vom gelbsten Harz in Petroleum-
Gelostes Harz -jhpr li^jllP^g Antheile
g ? Proc.
1. Auszug .... 3,8 .... 1^8 .. . 47,3
1,9 .. . 48,7
1,4 .. . 46,7
0,7 .. . 43,7.
e Lösung übergegangenen Harzes
2. „ .... 3,9
3. „ .... 3,0
4. „ .... 1,6
Die Menge des nicht in wässerige
betrug 13?,8.
Es enthielt somit von dem gesammten Harze:
Der 1. Auszug 14,5 Proc.
„2. „ 14,9 „
„3. „ 11,5 „
„4. „ 6,1 „
rückständiges Harz im Hopfen .... 52,9 „
Die bei der Biergährung sich bildende Harzdecke besteht zum
gröfstea Theile aus Hopfenharzen und gewissen Eiweifskörpern in Ver-
bindung mit Gerbstoff. Beiden Bestandtheilen ist die Eigenschaft ge-
meinsam, in der Wärme bedeutend löslicher zu sein als bei niederen
Temperaturen und daher beim Abkühlen gesättigter Lösungen sich aus-
zuscheiden. Die Annahme liegt nahe, dafs eine Ausscheidung der ge-
nannten Stoffe auch in der auf die niedrige Gährungstemperatur ab-
gekühlten Würze im Verlaufe der Gährung allmählich stattfindet. Die
Entstehung der sogen. Harzdecke findet hierdurch eine einfache Er-
klärung.
Ueber den Einflufs, welchen wässerige Hopfenauszüge auf die
Gährung der Milchsäurebakterien und einiger anderer Gährungsorga-
nismen ausüben, hat Uayduck schon früher {Wochemchrift für Brauerei^
1885 Nr. 19) berichtet. Die Resultate der Untersuchung, die später
durch weitere Versuche ergänzt wurden, sind kurz folgende:
1) Ein wässeriger Hopfenauszug übt auf die Gährthätigkeit der Hefe
keinen nachtheiligen Einflufs aus.
2) Die Gährung des stäbchenförmigen Milchsäurefermentes wird durch
wässerigen Hopfenauszug stark beeinträchtigt. Der Auszug von lg Hopfen
in 01,5 Malzmaische vermochte in der letzteren die Milchsäuregähruug fast
gänzlich zu verhindern. Selbst noch kleinere Mengen (.0?,5 und 0g,25 Hopfen)
wirkten stark verzögernd auf die Milchsäuregährung.
382 Ueber Forlsiliritte in der Bierbrauerei.
3) Vtrscljiedene Hopfensurten zeigten ein ungleiches Vermögen, die Milch-
sauregährung zu hemmen. Mit zunehmendem Alter iles Hopfens scheint dies
Vermögen abzunehmen. Die feineren Sorten zeigten aber gegenüber den
geringeren iu dieser Bezieliung lieinen Vorzug, ebenso wenig die ungescliwe-
felten Sorten gegenüber den geschwefelten.
4) Der Hopfen behielt auch nach dreimaligem Ausziehen mit siedendem
Wasser die Fähigkeit, die Milchsäuregahrung zu hemmen, auch besafs die
3. Auskochung noch einen intensiv bitteren tieschmack.
5) Der Milchsäure erzeugende Pediococcus wurde (s. o.) durch Hopfen-
abkochung in seiner Entwickelung und Gährthätigkeit weniger gehemmt als
das stäbchenförmige Milchsäureferment.
6) Die Buttersäuregährung wurde in Malzmaischen durch Hopfenabkochung
erheblich beeinträchtigt, ebenso die Gährthätigkeit der Fäulnifsbakterien in
Eiweifs haltigen Flüssigkeiten.
7) Die Essigbakterien und der Kahmpilz werden durch Hopfen in ihrer
Entwickelung nicht beeinträchtigt.
Neue Versuchsreihen ergaben:
8) Dal's das a- und iJ-Harz, sowie das durch Oxydation der Hopfenbitter-
säure entstandene Harz, welches mit dem /J-Harz identisch ist, in äul'serst
geringer Menge stark hemmend auf die Milchsäuregahrung einwirken, dafs
dagegen das j-Harz unwirksam ist.
9) Die Untersuchung der Harze des Bieres und der Harzdecke und deren
Wirkung auf die Milchsäuregahrung führen zu dem Resultate, dafs im Verlaufe
der Biergährung nicht etwa gewisse harzige Bestandtheile ausgeschieden werden,
während andere in der Lösung bleiben , sondern dal's die im Biere gelösten
und die in der Decke ausgeschiedenen Harze qualitativ nicht verschieden sind.
Die Frage ^ ivann der Hopfen die für die technische Verwendung er-
forderliche Reife besitzt^ behandelt Prof. Dr. M. Braunport (Wochenschrift
für Brauerei., ISSS Bd. 5 S. 947). Es wird gezeigt, wie man mit dein
Doldengewichte, Geruclie, Gesclimacke und Farbe der Dolden bei gleich-
zeitiger Beobachtung der DrUsenbeschaffenheit durch das Mikroscop das
Reifestadium f'eslstellen kann. Der umfassenden Originalabhaudlung,
auf welche hiermit verwiesen wird, sind 3 colorirte Tafeln mit Ab-
bildungen von Keibtliicheti beinegeben. Die von Braunport zuerst ver-
suchten und entvi'ickelten Sekretbilder (Reibflächen) können gleichfalls
zur Beurtheilung des Reifestadiums des Hopfens verwendet werden
Endlich wird anhangsweise noch die Arbeit des Ptlückens besprochen
Pateute: Malzentlieiinungsmaschine., D. R. P. Nr. 40755 vom 30. Ja
nuar 1887. Ludwig Röfsler iu Aibling und Heinrich Reinhard in München
Die Haupttheile der Maschine sind zwei Reiuiguugscjlinder und ein
Exhaustor. In dem oberen Cylinder rotirt eine Welle mit theilweise
schräg, theilweise gerade augesetzten flachen Rühriirnieu. Das durch
den Einschüttrumpf zugeführte Malz staut sich vor den geraden Rühr-
armen und wird von den sciiräg gestellten kräftig bearbeitet, so dafs
es schnell entkeimt wird. Der zweite Cylinder ist mit einem schrauben-
förmig gewundenen Bandeisen als Rührvorrichtuug versehen. Die Cy-
linder bestehen in ihrer oberen Hälfte aus Siebblech, in der unteren
aus parallel gespanntem Drahte, und zwar besitzt der obere Draht
conischen Querschnitt, um das Durchfallen der Malzkeime zu erleichtern.
Beim Verlassen der Maschine wird das entkeimte Malz durch den Ex-
haustor vülii" von Staublheilchen befreit.
Kleinere Mittheilungen. 383
Malzentkeimungs-^ Putz- und Sorlirmaschine^ D. R. P. Nr. -tl 528 vom
17. Februar 1887. F. J. Sommer in Landshut i. B. Die Maschine stellt
eine Combination der unter Nr. 32341 patentirten Malzentkeimungs-
vorriehtung mit einem Windsaugeiiasten und einer abgeänderten Malz-
tronimel dar.
Ventilalionseinrichtung für Malzdarren, D. R. P. Nr. 41972 vom 15. Mai
1887. Erdmann Witschel in Breslau. Um durch Erhitzung der Luft im
Schornsteme der Darre den Zug zu verstärken, ist das zu diesem
Zwecke bereits übliche Rauchrohr von einem Heizapparate umgeben.
Wendeapparat für Matz und ähnliche Materialien von Jo/i. Schäfer
und Söhne in Crefeld, D. R. P. Nr. 41 525 vom 6. Februar 1887.
Zerlegbares Holzfafs zum Transport und zur Conservirung von Hopfen
von Ludwig Gerngrofs, M. Frauenfeld und Wilhelm Gerngrofs in Nürn-
berg, D. R.P. Nr. 39882 vom 12. November 1886.
Gegenüber den zur Aufbewahrung des Hopfens üblichen Blech-
büchsen soll dieses Holzfafs u. a. den Vortheil gewähren, dafs kein
Dichiungsmaterial erfordert wird, keine Rostflecken vorkommen und
sein Preis niedriger ist. C. J. Lintner.
(Fortsetzung folgt.)
Versuche mit 2°' weiten Monier-Röhren.
Ueber Vorversuche , welche darauf gerichtet waren , die Bi-auchbarkeit
weiter Röhren nach dem Jtfonier'sclien Systeme für eine Entwässerungsanlage
der Stadt Königsberg in Prenfsen zu erproben, berichtet der Königl. Reg.-Bau-
meister Btciter im Centralbtatte der Bauvericaltung, 1889 S. 49, folgendes:
Die beabsichtigte Rohrleitung ist für eine 9kni lange Vorfluthleitung be-
stimmt, und soll auf Dammschüttung mit nur gegen Frost schützender Erd-
deckung zur Ausführung kommen. Da keine Erfahrung mit den Monier-
Röhren vorlagen, dieselben aber geeignet erschienen, so wurden zunächst
Vorversuche angestellt.
Für die Herstellung der Probestücke wurde von der Erwägung ausge-
gangen, dafs bei dem fertigen Kanäle die äufseren Belastungen eine Umfor-
mung des runden Kanalquerschnittes hervorrufen und den Kanalniantel an
den verschiedenen Stellen desselben Querschnittes ungleich beanspruchen werden,
dafs mithin die Anordnung der Eiseneinlagen, welche an den Stellen mit Zug-
spannungen erforderlich sind, genau ermittelt werden mufs. Unter der An-
nahme einer Erdlast von 3ni,35 Höhe und einer gleichmäfsigen Vertheilung
derselben über den wagerechten und senkrechten Durchmesser ergab nun die
Rechnung, dafs in dem Scheitel, der Sohle, sowie in Höhe des wagerechten
Kanaldurchmessers die gröfsten Momente auftreten, während dieselben in den
Zwischenlagen abnehmen und unter 45" gegen die gefährlichsten Stellen gleich
Null werden. Ferner ging aus der Umformung des Querschnittes hervor, dafs
in dem Scheitel und der Sohle die inneren Theile und rechtwinkelig dazu die
äufseren Theile der Wandung gedehnt werden. Die Eiseneinlage hätte hier-
nach also eigentlich nach einer Ellipse geformt werden müssen, welche bei
dieser vereinfachten Belastungsannahme wohl leicht zu bestimmen, aber
schwierig auszuführen gewesen wäre. Auch lag bei einer unrichtigen Ver-
legung des Kanalstückes, etwa bei einer Drehung um 900 gegen die berechnete
Lage, die Gefahr einer unzureichenden Festigkeit vor. Bei den Versuchs-
stücken ist daher ein doppeltes Eisengerippe zur Anwendung gekommen, und
zwar ein inneres und ein äufseres Flechtwerk, deren jedes nur so weit von
den Aufsenüächen abliegt, als zur Einbettung in den Beton ausreichend war.
384 Kleinere Mittlieilungen.
Jedes Flechtwerk besteht aus den eigentlichen, dem Kreisumfange folgenden
Tragstäben und den mit der Kanalachse gleichgerichteten Flechtstäben, die
beide mit einander mittels Drahtes verbunden sind und ein geviert förmiges
Maschenwerk bilden. Die Probestücke sind stehend hergestellt worden. Die
Flechtwerke wurden an den inneren bezieh, aul'seren Wandungen zweier aus
rauhen Brettern gefertigten Trommeln leicht mit Draht befestigt, woraul eine
Trommel in die andere gesetzt und in den der Stürke des Kanalmantcls ent-
sprechenden Zwischenraum der sorgfältig im Mischungsverhältnisse 1 : 3 her-
gestellte und steif angemachte Cementraörtel eingebracht und festgestampft
wurde. Ein Im.SÜ langes Kanalstiick von lOcm Wandstärke erforderte 2571,5
Sterncement und die dreifache Menge ungewaschenen Sandes und wurde durch
zwei Maurergesellen und zwei Arbeiter in acht Stunden fertiggestellt, wobei
die Anfertigung und das Aufstellen der I.ehrbögen und das Herstellen des
Drahtgetlechtes nicht einbegriffen sind. Das nachfolgend hinsichtlich der Be-
lastung näher beschriebene Kanalstiick hatte bei lni,5 Länge und lücm Wand-
stärke ein inneres und äul'seres Flechtwerk von je 12 Tragstäben von 8i"n
Stärke und 12 Flechtstäben von 6nim,5 Stärke auf Im, woraus sich die Maschen-
weite zu rund 8cm ergibt. Nach Aushebung einer gröl'seren Grube wurde
dieselbe Im hoch mit möglichst schlechtem Boden, losem Torfe, ausgefüllt,
darauf ein Sohlstück von Beton (1:4:8) von 2m,2D Breite und (Jm;25 ge-
ringster Stärke verlegt und auf dieses das Kanalstück aufgebracht. Das Be-
lastungsmaterial bestand aus Säcken mit Sand und darüber aus Eisenbahn-
schienen. Die Belastung wurde an dem am 19. November 1887 hergestellten
Probestücke in der Zeit vom 16. bis 17. ipril 1888 vorgenommen.
Aus den in der amtlichen Verhandlung enthaltenen genauen Angaben
über die Beweguug der einzelnen Punkte mögen folgende Mittheilungen ge-
macht werden. Bei 9600k Auflast für l'im trat ein Ril's in der Mitte des Sohl-
stückes ein, das A/onwr-Rohr war frei von Rissen und zeigte eine Formände-
rung des wagerechten und senkrechten Durchmessers um je 6mm in verscliiedenem
Sinne; die ganze Last hatte sich um 55mm gesenkt. Bei rund 12900'' Auflast
für Iqm traten die ersten von innen nach aufsen verlaufenden Haarrisse genau
im Scheitel und in der Hohle ein, die Umformung des (Querschnittes betrug
+ 14mm bezieh. — llmm^ die Senkung der ganzen Last dagegen 75mm. Nach
weiterer Belastung zeigten sich Haarrisse an der Aul'senwand in Höhe des
Kreismittelpunktes. Bei der grölsten Auflast von 21000^ für Iqm erreichte
die Abweichung der Durchmesser von der ursprünglichen Länge das Mafs
von 60mQi und die ganze Last hatte sich um 25ümm gesenkt. Nach der Ent-
fernung der Auflast verblieb eine Formänderung in den Achsen von 50 bezieh.
46mm^ sämmtliche Risse reichten von innen oder aul'sen nur bis zur Mittel-
linie des Kanalmantels. Die gute Uebereinstimraung der Versuche mit den
Ergebnissen der Berechnung verdient hervorgehoben zu werden.
Ein zweites in gleichen Abmessungen wie das vorerwähnte, jedoch nur
in Im Länge hergestelltes Kanalstück wurde an den Enden durch verbolzte
Holztafeln mit Zinkblechbekleidung geschlossen, mit Werg gedichtet und einem
inneren Wasserdrucke ausgesetzt. Da die Dichtung nicht gut schlofs, konnte
nur ein mittlerer Druck von 7m,ö Wassersäule erzielt werden, welchen das
unverputzte Rohr gut aushielt, indem es nur an einzelnen Stellen Schwitz-
wasser zeigte. Der günstige Eindruck der Versuche veranlafste, von weiteren
Proben wegen der erheblichen Kosten Abstand zu nehmen. Es dürfte iudefs
darauf hinzuweisen sein, dafs eine sehr sorgfältige Herstellung der Rohre
nothwendig erscheint. Bei den hierorts beabsichtigten Bauausführungen
sollen daher die Rohre aufserhalb der Baugrube stehend aus einzelnen
Stücken gefertigt und nach dem Verlegen die Fugen mit Monier-Bändern um-
hüllt werden.
Verlag der J. ü. Cotta'schen Buctihandlung in Stuttgart.
Druck von Gebrüder Kröner in Stuttgart.
Neues Stereotypen-Giefsinstrument. 385
Neues Stereotypen-G-iefsinstrument.
Mit Abbildungen auf Tafel 19.
Für das Giefsen schriftlioher Stereotypplatten mit Hohlfufsleistea
ist von der bekanuten Firma Schelter und Giesecke in Leipzig eine Ver-
vollkommnung des gewöhnlichen Stereotypen-Giefsinstrumentes getrofFea
worden (*D. R. P. Nr. 45924 vom 19. Mai 1888), wodurch Stereotyp-
platten jeden Formates bis zur Gufsformbreite rasch und leicht gegossen
werden können.
Bisher benutzt man beim Giefsen schrifthoher Stereotypen be-
stimmten Formates zur Verminderung des Gewichtes und Ersparung
von Schriftmetall allgemein der Gröfse des zu giefsenden Formates ent-
sprechende Hohlfufsgufsformen mit diagonal angegossenen, rippenförmigen
Leisten, die, in das Giefsinstrument zwischen die Papiermatrize oder die
galvanisch hergestellte Kupferhaut und die Grundplatte des Giefs-
instrumentes gelegt, der Form der Leisten entsprechende Aussparungen
in der unteren Seite der gegossenen Stereotypen u. s. w. bilden.
Handelt es sich jedoch um das Giefsen von mit solchen Aussparungen
(Hohlfüfsen) versehenen Stereotypplatten beliebigen Formates, so be-
dient man sich loser Hohlfufsleisten verschiedener Anzahl und Breite,
welche — jede besonders — an die Deckplatte des Giefsinstrumentes
anzuschrauben sind. Je nach der Gröfse des zu giefsenden Formates
müssen also mehr oder weniger entsprechende Leisten gewählt werden.
In beiden Fällen ist zur Erzeugung der gewünschten Plattenstärke ein
schrifthoher sogen. Giefswinkel anzuwenden.
Diesem jetzigen Verfahren aber haften eine Reihe Unbequemlich-
keiten an, indem einerseits durch die gröfse Anzahl der Löcher für die
Befestigungsschrauben, welche für die zum Gusse von Stereotypplatten
verschiedenen Formates bestimmten Hohlfufsleisten erforderlich sind, die
Deckplatte des Giefsinstrumentes geschwächt wird, welche Löcher an-
dererseits wieder, z. B. beim Giefsen nicht schrifthoher Platten, sehr
hinderlich sind und stets erst besonders verschlossen werden müssen. Das
ganze Arbeiten mit einzelnen Hohlfufsleisten ist namentlich auch dann
umständlich und zeitraubend, wenn schnell hinter einander Platten ganz
verschiedenen Formates mit Hohlfüfsen zu giefsen sind. Andererseits
ist es nicht durchführbar, für jedes der gewünschten verschiedensten
Stereotypplattenformate eine besondere Hohlfufsgufsform zu besitzen.
Diese Nachtheile veranlafsten die Firma Scheiter und Giesecke zur
Construction der in Fig. 1 bis 4 Taf. 19 dargestellten Hohlfufsgufsform,
welche die Erzeugung von Stereotypplatten jeden Formates gestattet.
Diese vom Giefsinstrumente unabhängige Form wird beim Giefsen ein-
fach zwischen Deck- und Grundplatte des Instrumentes eingelegt, schliefst
die Benutzung eines besonderen Giefswinkels aus und läfst sich rasch
auf jede gewünschte Dimension einstellen.
Dingler's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 9. 1889il. 25
386 Neues Stereotyptn-Giersinstnuiifut.
Fig. 4 gibt die aus einer Gniudplatle a mit Seiten- und Quer-
leisten (/(/[ nebst dreier Einiegeschieuen efg bestehende Hohll'ursguls-
t'orm für sich, während Fig. 1 bis :i die Benutzung im üiefsinstruinente
/eigen.
Auf der eisernen, gehobelten Platte a heliudeu sieli mehrere —
in vorliegendem Falle 13 — aufgegossene, nach oben sich verjüngende
Kippen 6, deren äul'serste ft( und b-^ an der Basis 2'.^ bezieh. 5'., Cicero
breit sind (das typographische Mals: Cicero = 4""", 5), während die
übrigen sämmtlieh eine Breite von 4 Cicero besitzen. Die Kippen sind
je 2 Cicero an der Basis von einander entfernt, mit Ausnahme der
sechsten, welche ein Zwischenraum • von 2 '2 Cicero von der fünften
Rippe trennt. Die Höhe der Kippen entspricht der beabsichtigten Tiefe
der Aussparungen an den zu giefsenden Platten.
Zu beiden Längsseiten dieser Hohlfufsgufsfonn sind die schrifthohen
(23""", 5") Leisten d von rechteckigem Querschnitte angeschraubt, die
von den nächst gelegenen Rippen '., bezieh. 2 Cicero entfernt .sind.
Aufserdem wird die untere Querseite der Hohlfufsgufsform durch die
Leiste </| abgeschlossen (Fig. 1).
Zu dieser Platte a gehören nun die drei, genau auf die Kippen
passenden abnehmbaren Schienen e, f und g von Schrifthöhe, von
denen die beiden ersteren mit unsymmetrisch durchhobelten Längsnuthen
versehen sind, während die letztere eine symmetrische Nuth besitzt.
Diese symmetrische Schiene g hat an der unteren Seite 1 Cicero starke
Wandungen (vgl. Fig. 4), während die Stärke der letzteren bei den
unsymmetrischen Schienen e und f auf einer Seite '/j, auf der anderen
11(2 Cicero beträgt, die Gesammtbreite aller drei Schienen ist die gleiche,
t) Cicero.
Mittels dieser drei Schienen f, f und j, welche die Stelle des Giefs-
winkels vertreten, läfst sich nun die Form auf jedes Format von
3'j'.2 Cicero bis zur Gufsform breite in Abstufungen von 'i.) zu '., Cicero
einstellen. Je nachdem man die symmetrische oder eine der luisym-
metrischeu Schienen, mit ihrer schmalen oder breiten Wandung nach
der Längsseite der Hohlgufsforni gerichtet, auf die zweite oder vor-
letzte Rippe legt, ergeben sich die Breiten von 3'. 2, 4, 4i|.,, 5, S'/j, 6,
6 ','.2, 7, 8, 81,2 und 9 Cicero. Zur Erzielung einer 7'., Cicero breiten
Stereotypplatte mufs man »ich der zwei unsymmetrischen Schienen und
des oben erwähnten breiteren Zwischenraumes zwischen der fünften und
sechsten Kippe bedienen, ebenso für 13 '/o, 29 Cicero u. s. w. Durch
Ueberdeckung der auf die zweite bezieh, vorletzte Kippe folgenden
durch die Schienen und je nach Verwendung einer oder zweier Schienen
lassen sich dann weiter die Breiten 9^j., bis 10'. 2 und 14 bis K? l'icero
herstellen; 11 bis 13 Cicero ergeben sich durch die verschiedene Lage-
rung zweier Schienen auf den mittleren Kippen, und so fort unter Be-
nutzung immer weiterer Rippen bis zur Breite der (iufsform. In Fig. 3
Präcisionswage mit automaliscli wirkendem Mechanismus. 387
ist z. B. eine Breite von 37'. 2 Cicero für die zu giefsende Stereotyp-
platte eingestellt.
Die Lage dieser Hohlgufsibrm im Giefsinstruniente lassen die Fig. 1
bis 3 leicht erkennen, und zwar zeigt Fig. 1 das letztere mit abge-
nonimeuem Deckel, während in Fig. 2 und 3 das Instrument geschlossen
ist. Zwischen dem Deckel h und der Grundplatte i liegt die Hohl-
gufsform a, und auf deren Schienen bezieh. Leisten dd^ die abzugiefsende
Matrize /t, welche an der EingufsöflTuung l des Instrumentes durch die
gleichzeitig die letztere nach den Seiten hin abschliefsenden Keile m
gehalten wird. Das übrige Arbeiten mit dem Giefsinstruniente ist das
übliche und darf als bekannt vorausgesetzt werden. K.
Präcisionswage (Patent Rueprecht) mit automatisch wir-
kendem Mechanismus für willkürliche Empfindlichkeit
und Handhabung der Gewichte bei geschlossenem Gehäuse,
für schnelle und genaue Wägungen.'
Mit Abbildunfien aul Tafel 19
Jedem, der Gewichtsbestimmungen mit einer sehr emptindliehen
Präcisionswage häufig vorzunehmen hat, wird es hinlänglich bekannt
sein, dafs diese Arbeit zu den zeitraubendsten' und unangenehmsten gehört.
Abgesehen davon, dafs gerade durch das oftmalige Auflegen der Ge-
wichte dieselben stark abgenützt werden und selbst der Mechanismus
der Wage darunter leidet, so ist mit dieser Manipulation noch der
Uebelstand verbunden, dafs diese Arbeit, innerhalb des offenen Wage-
kastens mit der Hand vorgenommen, periodische Teniperaturdifterenzen
erzeugt, die jeder Wägung nachtheilig sind.
Wie grofs die hierdurch bedingten Fehlerquellen sein können , ist
sofort daraus ersichtlich, dafs eine Temperaturditferenz der beiden Hebel-
arme der Wage von 0,1" C. bei einer Belastung von 1'^ schon eine
Aenderuug des Gleichgewichtes von nahezu 2"'S bewirkt.
Die angeführten Gründe haben den Mechaniker A. Rueprecht in Wien
bewogen, auf Grund seiner langjährigen Erfahrungen in diesem Fache,
eine neue Präcisionswage zu construiren, welche berufen ist, bei ihrer
exacten Leistung dem Chemiker sehr beträchtliche Ersparnisse an Zeit
und Geduld zu bieten.
Um mit der Wage die möglichste Schnelligkeit für eine Gewichts-
bestimmung erreichen zu können, ist eine Vorrichtung angebracht,
mittels welcher man bei geschlossenem Gehäuse die Empfindlichkeit
derselben durch sehr tiefes Verlegen des Schwerpunktes sofort sehr
1 II. K.P. Nr. 43846.
388 Präcisionswage mit automatisch wirkendem Mechanismus.
beträchtlich vermindern kann, ohne an dem Balken selbst die geringste
Verrückuug seiner Theile herbeizuführen. Diese Vorrichtung besteht
in ihren Haupttheilen aus einem Doppelhebel o, der an der Wagsäule
seine wagerechte Drehungsachse hat, nach vorne zu, zu beiden Seiteu
der Zunge, in zwei Paare über einander stehender Bügel b endigt und
nach hinten durch eine Zugstange c mit einem unter dem Boden des
Gehäuses gelagerten Excenter verbunden ist. Eine geringe Drehung
dieses Excenters an einem aufsen vorspringenden Schlüssel bewirkt den
Auf- und Niedergang der früher erwähnten Bügel in bestimmter Grenze.
Auf diesem Bügel sind zwei Gewichtsstücke in einiger Entfernung über
einander fix, aber derartig gelagert, dafs die Zunge im Mittel ihrer grofseu
Oeflnung frei spielen kann.
Auf der Zunge befindet sich 10'='" unter dem Drehungspunkte ein
vorspringender, nach oben sich verjüngender hohler Conus d für die
centrische Aufnahme früher erwähnter Gewichtsstücke, welche beide,
hier durch Drehung des Excenters über einander, ebenfalls durch Conu.s-
führung centrisch abgelegt werden. Hierdurch wird der Schwerpunkt
an der Wage derart herabgedrückt, dafs eine Empfindlichkeit bei ent-
sprechender, sehr schneller Schwingungsdauer für 1? Uebergewicht nur
mehr 10" Ausschlag für die Ruhelage der Wage gibt, P Ausschlag
daher 100"'s Uebergewicht entspricht. Die Anbringung von 20 Theil-
strichen beiderseits der Scala ermöglicht die Ablesung eines Ueberge-
wichtes in einer Gewichtsgrenze von 4 bis 5s^. Ist bei den Wägungeu
diese Grenze durch ein- oder zweimaliges versuchsweises Auflegen der
gröfseren Gewichte gefunden, so ist bei zu grofser und schneller
Schwingung die Ruhelage der Wage durch Arretiren und wieder sehr
langsames Freilassen derselben herbeizuführen.
Nachdem die Anzahl der vollen Gramme eines zu wägenden Gegen-
standes gefunden und diese auf der Schale aufgelegt, wird das Gehäuse
geschlossen und aufserbalb desselben mittels eines eigenthümlichen
Mechanismus durch leichtes Andrücken einiger Hebel automalisch aus-
gewogen.
Dieser Mechanismus bestellt im Wesentlichen in der Anbringung
einer kleinen Wagschale e unmittelbar unter dem rechtsseitigen Ge-
hänge, wo diese geringe Pendelung und gar keine drehende Bewegung
machen kann.
Diese kleine Schale ist an ihrer Bodentläche mit acht neben und
zwischen einander symmetrisch angeordneten, gröfseren, runden üell'nungen
versehen, durch welche, wenn die Wage nach dem Lothe nahezu wage-
recht gestellt ist, ebenso viele nach oben zu sicii verjüngende Drähte f,
mit wenige Millimeter vorspringenden, flachen Ansätzen g versehen, im
Mittel durchgreifen. Ein einfaches, hinler der Wagschale an der Boden-
platte des Gehäuses befestigtes Stativ h gibt diesen Drähten sichere
Führung und endigen diese Drähte nach unten zu in Metallstangen i.
Präcisionswage mit automatisch wirkendem Mechanismus. 389
welche unterhalb des Bodens mit ebenso viel Hebeln k in gekoppelter
Verbindung stehen. Diese Hebel treten neben einander, ebenfalls in
sicherer Führung gehend, wagerecht und claviaturartig an dem Wag-
gehäuse einige Centimeter hervor und sind so eingerichtet, dafs, wenn
solche mit einem Finger leicht angedrückt werden, diese bei Entfernung
des Druckes wieder in ihre Ruhelage zurückgehen. Sollen hingegen
diese Hebel unten liegen bleiben, so ist dieses durch einen leichten
Druck in wagerechter Richtung herbeigeführt.
Die hier in Verwendung kommenden Gewichte / von 0,5 bis 0?,01
sind aus Platindraht so geformt, dafs diese sofort dem Werthe nach zu
erkennen sind, und finden ihren eonstanten Platz ein für allemal auf
den oben erwähnten kleinen Ansätzen g der nach oben zu sich ver-
jüngenden Drahtspitzen f. An den vorspringenden Hebeln k ist der
entsprechende Gewichtswerth in kräftigen Zahlen ersichtlich. Drückt
man nun einen dieser Hebel an, so legt sieh das oben aufliegende Ge-
wicht auf die kleine Wagschale e ab, ob die Wage arretirt oder nicht
arretirt ist, und kann diesen Platz selbst bei den unnatürlichsten Er-
schütterungen der Wage unmöglich verlassen, da die nach oben zu
conische Spitze in jeder Lage des Wagbalkens noch durch sein Centrum
durchgreift.
Da jedoch bei dem weitereu Auswägen mit den Bruchgrammeu die
früher angeführte Empfindlichkeit der Wage bei so tief verlegtem
Schwerpunkte viel zu gering ist, wird es nöthig, die Wage etwas
empfindlicher zu machen, indem man durch geringe Rückdrehung des
kleinen Schlüssels für den Excenter das gröfsere Gewicht von der
Zunge abhebt, das kleinere jedoch bis auf weiteres liegen läfst. Dieses
Stadium ist an fraglichem Mechanismus für das Gefühl und das Gehör
erkennbar gemacht, indem während der Drehung ein Sperrkegel ein-
schnappt.
Bei entsprechender Zunahme der Sehwingungsdauer ist die Empfind-
lichkeit der Wage hierdurch so gestiegen, dafs diese für 10""*= Ueber-
gewicht 1" Ausschlag gibt.
Ist nun durch automatisches Auflegen von Platingewichten bei
nicht arretirter Wage das Schwingen des Wagbalkens erreicht und
dieser wie früher durch langsame Auslösung der Arretirung beruhigt,
so kann man an der Theilung sofort wieder den Werth der fehlenden
Gewichte abschätzen und solche durch Hebeldruck auflegen.
Durch die Anbringung eines dritteu, noch leichteren Gewichtes für
Verrückung des Schwerpunktes der Wage ist es nun auch leicht zu
ermöglichen, die Empfindlichkeit momentan so zu stellen, dafs diese
für img Uebergewicht genau 1» Ausschlag gibt, welches Stadium schon
für manche Arbeit genügt.
Das feine Auswägen bis zum zehntel und zwanzigstel Milligramm
erfolgt weiter mit dem Centigramm-Reitergewicht mittels einer leicht
390 Boiiidon's Halblocomobile.
haadlichen Verscliiebungsvoi-richtting, hei welcher ein Anschlag als
Führung bedingt, dafs der Reiter nur im C'entrum meines Oelires erfafst
werden kann.
Die Ablesung für Nulirung det* Gewichtes i.sl nun hier eine höchst
einfache und sichere, denn sie wurde aufser den vullen Granimstücken,
die auf der Schale liegen, durch die untenliegenden Hebel und aufser der
Stellung des Reiters auf der Millimeter- Theilung des Wagbalkens, durch
die Wägung selbst registrirt. Nach jeder Wägung werden die Gewichte
durch ein Aufsteigen der unten liegenden Hebel von der kleinen Schale
weggenommen und wieder auf ihren Ruheplätzen deponirl.
Um bei geschlossenem Wagegehäuse von aufsen die Wage in ge-
ringe Schwingung versetzen zu können, ist bei dieser Wage an einer
Seite ein kleines Gebläse m aus Gummi, mit Saugventil versehen, an-
gebracht, dessen Luflausslvömung durch eine feine Oeffnung die untere
Seite einer Wageschale senkrecht trifTt.
Das Zusammenwirken aller dieser auf das leichteste handlichen und
sicher wirkenden Vorrichtungen macht es möglich, dafs man nach
kurzer Uebung in der Lage ist, mit dieser Wtigc eine Präcisionswägung
in wenigen Minuten durchzuführen.
Zum Schlüsse sei nur noch bemerkt, dafs alle diese Neuerungen
sich auch an älteren, aber sonst noch guten Wagen mit geringen Kosten
anbringen lassen.
Herr Mechaniker A. RueprecfU in Wien IV, Favoritenstrafse Nr. 25,
stellt derartige Präcisionswagen samnit Pialingewichten zum Preise vf)n
265 fl. und 285 fl. her. Ottn Vogel.
Bourdon's Halblocomobile.
Mit Abbildungen nuf Talel 19.
Diese Halblocomobile nach dem Verbundsysteme mit Condensatiou
ist, nach Hevuc industrielle., 1880 Nr. 2, in Frankreich mehrfach aus-
geführt und zeigt eine gute Anordnung der Theile. Ein Gufseisen-
ralimen, der sämmtliche Theile der Maschine trägt, ist durch zwei
breite Flanschen mit dem Kessel verbunden. Die Cylinder sind so an-
geordnet, dals sie einen Theil des Dampfdomes bilden: sie liegen in
Folge dessen im Damiifraumc, vor Wärmeverlusten geschützt, und wird
der aus dem kleinen Cvlinder entweichende Damjif vor dem Eintritte
in den grofseren Cylinder wieder angewärmt. Die Steuerung des kleinen
Cylinders ist eine Ridersteuerung. Die Bewegungsübertragung auf die
Speise- und Luftpumpe ist aus der Zeichnung zu ersehen. Der Kessel
ist ausziehbar, und hat folgende Gröfsenverhältnisse: Feuerberührte
Fläche 44'i'",8, Rostfläche l'i"',l, 38 Stück Röhren von itö""-! Durch-
messer, Dampfraum 800', Siianniiiig 7''^ Die Maschine hat 294 und
Anlriebsraechanismeu für Nähmaachinen-Schiffchen. 391
500111111 Durcliniesser der Cylinder, SOO"""" Hub und macht 95 Umdrehungen.
Die Luftpumpe mit 170«"" Durchmesser bei 460nini Hub liefert llQ^i""
in der Stunde, die Speisepumpe hat 76""" Cylinderdurchmesser, 100°"»
Hub und gibt 2585' in der Stunde. Die Leistung ist 70 nutzbare W.
Turner's Hochdruckkessel mit verstärktem Zuge.
Mit Abbildungen auf Tafel 10.
Ueber diesen Kessel berichtet T/ie Engineer vom 20. Juli 1888 in
sehr empfehlenden Worten. Nach Fig. 12 bis 16 besteht der Kessel
aus dem cylindrischen Hauptkörper, dem conischen, seitlich ange-
brachten Feuerrohre, der Kammer und dem von diesem aus zum
Schornsteine führenden seitlich liegenden Röhrenbündel. Nachdem die
Heizgase den beschriebenen Raum durchstrichen haben, werden sie
durch einen Röhrenvorwärmer D geleitet, in welchem die zur Ver-
brennung bestimmte Luft vorgewärmt wird. Damit die Wärmeaus-
uutzung eine möglichst vollkommene sei, ist der Luft mittels einge-
bauter Platten ein zickzackförmiger Weg angewiesen. Um die Luft
noch vvciter vorzuwärmen, und zugleich um die dem Feuer am meisten
ausgesetzten Platten des Feuerrohres zu schonen, ist über der Feuerung
ein feuerfestes Gewölbe angeordnet, und zwar in der Weise, dafs
zwischen demselben und den Feuerrohrplatten noch ein Spalt verbleibt,
in welchen die schon etwas vorgewärmte Verbrennungsluft mittels
des Rohres F geleitet wird. Dieselbe tritt dann von der Seite aus
unter den Rost. Die zutretende Luft kann mittels des Ventiles B
entweder dem Roste durch das Rohr F zugeleitet oder ohne weiteres
durch Rohr H in den Schornstein abgelassen werden. Im übrigen ist
die Leitung der Gase und der Luft aus der Zeichnung ersichtlich.
Wegen der mit diesem Kessel angestellten Versuche verweisen
wir auf unsere Quelle, in der dieselben näher beschrieben und durch
Diagramme erläutert sind. Wir wollen nur erwähnen, dafs sich aus
den Versuchen der niedrige Kohlenverbrauch von 01^,454 für die H*
und Stunde ergibt.
üeber Antriebsmechanismen für Nähmaschinen-Schiffchen.
Mit Abbildungen auf T^lel ^0
Bei denjenigen Doppelsteppstich-Nähmaschinen, wo die Stichbildung
entweder mit Hilfe eines Schiffchens erfolgt, welches von einem Treiber
durch die Oberfadenschleife geführt wird oder wo die letztere unter
Vennittelung eines Greifers über die mit diesem durch die Fadenschleife
gehende Spule gezogen wird, erfährt der Oberfaden bei der Stichbildung
392 Antriebsmechanismeii für Nähmaschinen-Schiffchen.
in dem Augenblicke, wo er von dem Schiffchen bezieh, der S))u]e oder
dem Greifer abgleitet, eine starke Zerrung uod Abnutzung. Die nach-
stehend erläuterten Vorrichtungen suchen nun diesem Uehelstande da-
durch abzuhelfen, dafs sie dem Schiffchen bezieh, dem Schiffchen mit
dem Greifer, z. B. bei Ringschiffchen eine Voreilung vor dem Treiber
geben, so dafs zwischen diesen beiden Theilen ein Siiielraum entsteht,
welcher ein leichtes Abziehen der Oberfadenschleife ermöglicht.
Der zunächst zu erwähnende Antriebsmechanismus von Joseph
Werthheim in Frankfurt a. M. ist durch das D. K. P. Kl. 52 Nr. 41138
\om 19. April 1887 geschützt und in den Fig. 1 bis 3 Taf. 20 in An-
wendung für ein hin und her laufendes Schiffchen und in den Fig. 4
bis 8 Taf 20 in Anwendung für ein rotirendes Schiffchen dargestellt.
Dieser Antriebsmechanismus ist bereits in einem früheren Berichte
(1888 268 385) einer Betrachtung unterzogen, der Vollständigkeit halber
jedoch hier nochmals erwähnt worden.
Der Schifl'chenfreiber a (Fig. 1 bis 3 Taf. 20j trägt einen kleinen,
durch Feder c beeinflufsten Winkelhebel /*, dessen einer Schenkel mit
einem Ansätze o versehen ist, welcher in einer Rinne d der Schiffchen-
freiberbahn gleitet, dessen anderer Schenkel mit einer Nase ( im ge-
eigneten Augenblicke gegen das Schiffchen e stöfst und letzteres im
Treiber vorschiebt. Diese Bethätigung des Hebels b wird dadurch
erzielt, dafs die Rinne d nicht die ganze Länge der Schittchenbahu
einnimmt, sondern kürzer als diese ist. In Folge dessen tritt der
Ansatz o des Winkelhebels kurz vor der Umkehrung der Schiffchen-
bewegung, also kurz vor dem Augenblicke des Abgleitens der Ober-
fadenschleife vom Schiffchen, aus der Rinne d heraus, der Winkelhebel b
stöfst mit seiner Nase t gegen das Schiffchen e und schiebt letzteres,
während der Schiffchentreiber in seiner Bewegung fortfahrt, so weit
in demselben vor, dafs die Schleife ungehindert zwischen Schiffchen e
und Treiber o hindurchgleiten kann. Im Augenblicke, wo der Ansatz o
des Winkelhebels h bei der rückläufigen Bewegung des Schiffchens e in
die Rinne (/ der Schiffchentreiberbahn unter Wirkung der Feder c
wieder einfällt, wird auch der Winkelhebel b von dem Schiffchen ab-
gehoben (Fig. 2), und letzteres folgt nun allein dem direkten Einflüsse
des Schittchentreibers.
Bei rotirenden Schiffchen (Fig. 4 bis 8 Taf. 20) sitzt der dem
Schiffchen die Voreilung ertheilende Winkelhebel /) b^ auf der teller-
förmig verbreiteten Stirnfläche der den Schitfcheutreiber o, tragenden
Welle. Der Arm p des Winkelhebels wird durch eine Feder c, fast
während des ganzen Umlaufes des Sciiiffchens derart beeinflufst, dafs
der zweite Arm 6, des Winkelhebels nicht an dem Schiffchen e, anliegt
(Fig. 5 und 6), dieses also lediglich der Einwirkung des Schiff'chen-
treibers o, folgt. Kurz vor dem Augenblicke aber, wo die Fadenschleife
das Schiffchen verlassen mufs, berührt der am unleren Theile der
Antriebsmechanismeii für Nähniaschinen-Scliityohen. 393
Platte /) angeordnete Ansatz /), einen festen Punkt am Maschinen-
gestelle, oder auch einen anderen nicht kreisenden Punkt, wie z. B.
die Verschraubung g des Excenterringes für die Erzielung der Bewegung
des StotTschiebers. Die Folge dieser Berührung ist eine Drehung des
Winkelhebels ptj um sein Gelenke und zwar derart, dafs der Arm <(|
sich gegen das Schiffchen hin bewegt. Der letztere drückt in Folge
dessen (bei h. Fig. 7) gegen das Schilfchen c, und dieses wird vor-
geschoben, während der Treiber seine Drehbewegung gleichmäfsig fort-
.setzt; so dafs die Fadenschleife zwischen SchitTcheu e^ und Schiffcheu-
treiber n, ungehindert und ohne Reibung hindurchgehen kann.
Während bei den vorstehend beschriebenen Einrichtungen von
Werlhheim die Voreilung des Schiffchens vor dem Treiber durch einen
Winkelhebel erzielt wird, benutzt D'Arcy Porter in Cleveland (Nord-
amerika) bei seinem durch D. R. P. Kl. 52 Nr. 43065 vom 1. März 1887
geschützten Antriebsmechauismus die Wirkung einer Keilfläche dazu.
Das Wesentliche dieser in den Fig. 9 bis 15 Taf. 20 dargestellten Vor-
richtung besteht daher in einem mit keilförmiger Nase versehenen, auf
der Schitl'cheutreibersvelle gleitenden Schieber, dessen Nase in eine im
Greifer vorgesehene Aussparung eindringt, hierbei diesen um ein geringes
vorschiebt, so dafs der Durchgang der Oberfadeuschleife zwischen
Greifer und Mitnehmer ohne Hemmung von statten gehen kann. Um
der Fadenspule während dieser Voreilung des Greifers eine ruhige
Lage in dem letzteren zu sichern, ist neben der am Umfange des
Greifers wirkenden keilförmigen Nase ein Führungszapfen angebracht,
welcher während des Fadenanzuges in die Fadenspule eindringt und
somit dieselbe hält, beim Fadenabzuge aber die Spule wieder verläfst.
A bezeichnet die Fadenspule, B die Gleitbahn für den Greifer, B^
ist die Bahnbegrenzung, C die Treiberwelle und c der Mitnehmer. Der
Greifer ist zur Aufnahme des die Voreilung bewirkenden Treibers e,
zwischen ooj ausgeschnitten (Fig. 12j und ebenso die Bahn desselben
und zwar zwischen den Punkten bli (Fig. 9). Auf der Nabe A^ des
Spulengehäuses sitzt die Fadeuspule D mit der Kappe Z>,, welche beiden
Theile durch die Feder d und den Dreharm d^ gehalten werden. Die
Nabe A^ des Spulengehäuses hat eine Bohrung a.2, in welche der Stitt e
eindringt. Die in der Büchse F gelagerte Welle C hat einen Kopf t|,
welcher den Mitnehmer c trägt und mit einer Längsbohrung versehen
ist, in der das Gleitstück E mit der keilförmigen Nase f, und dem
Stifte e sich achsial verschiebt, während die Welle C sich dreht. Ver-
anlafst wird diese Verschiebung durch die in der an dem Lager F be-
festigten Büchse K vorgesehenen Curvenbahnen TTj, zwischen welchen
eine am Gleitstücke E sitzende Führungsrolle t (Fig. 11) gleitet.
Sobald sich nun das Gleitstück gegen den Greifer hinbewegt, tritt
die Nase e, in die Aussparung o., und ertheilt dem Schiffchen eine Vor-
eilung vor dem Mitnehmer c, so dafs der Faden der Nadel ungehinder
894 ZiersticIiNalimaschinc.
abgleilfii kauu. Kiirae Zt-il nachdem die Nase den Greifer erreiclil iial,
tritt auch der Stift e in die Spule ein und sichert deren Lage beim
Fadenanzuge. Wälirend der Zeit, wo die Fadenschleife der Nadel über
den Greifer bezieh, die Unterfadenspule schlüpft, sind der Stift e und
die Nase e, in eine Aussparung der Welle C zurückgezogen und es
wirkt nur der Mitnehmer c allein.
Die gleiche Wirkung wie durch das Gleitstück E mit Nase e, und
Stift c wird auch durch Benutzung des in Fig. 14 Taf. 20 dargestellten
Stiftes e erreicht. Beim Eindringen dieses Stiftes in die Bohrung der
Fadenspule mufs sich diese ein wenig drehen und es wird somit die
Fadenspule mit dem Greifer ebenfalls ein wenig von dem Mitnehmer c
entfernt, so dols die Nadelfadenschlinge frei passiren kann. H. G.
Zierstich-Nähmaschine von der Essex Embroidery Machine-
Company in Portland (Maine, Nordamerika).
Mit Abbildungen auf Tafel '20
Der Zierstich wird bei dieser durch D. K. P. Kl. 52 Nr. 42589 vom
15. März 1887 geschützten Maschine durch eine entsj)rechende Bewegung
des Stoffes hervorgebracht, und zwar erfolgt dieselbe mit Hilfe eines
den StofFsehieber und Stoffdrücker ersetzenden, über der Stichplatte
angebrachten Transporteurs, welcher einerseits von einem aussetzend
bewegten Musterbaude unter Vermittelung von Hebeln dem von den
Kanten dieses Musterbandes gebildeten Muster entsprechend wagerecht
verschoben wird und andererseits von der durch einen besonderen
Hebelmechanismus auf und ab bewegten StotfdrUckerstange eine auf
und ab gehende Bewegung empfängt, so zwar, dafs der Transporteur
nach der Bildung eines Stiches gehoben, sodann in einer Richtung seit-
wärts bewegt, hierauf auf den Slotf herabgedrückt, hernach den Stoff
transportirend und unter die Nadel zurückführend iu einer anderen
Richtung seitlich bewegt und alsdann nach der Stichbildung wieder ge-
iioben wird u. s. w.
Der über der Stichi)latte angcl)rachte Transporteur e (Fig. Iti und Ls
Taf. 20) besteht aus einem Ringe 2, an welchem eine beliebige Anzahl
von durch Federn unter sich verbundenen radialen Fid'scn oder Klauen ."3
drehbar befestigt ist. Die Federn 4 haben das Bestreben, die gezahnten
oder rauh gemachten freien Enden der Klauen nach einwärts gegen
den Mittelpunkt des Ringes 2 zu ziehen. Die Klauen werden daher
von den Federn 4, wenn der Transporteur e gehoben ist , bis zu einer
gewissen Strecke zusammengezogen: .sobald aber der Transporteur auf
den SlofT" heiabgedrückt wird und die Klauen mit dem StofTe iu Be-
rührung kommen, werden die letzteren nach auswärts bewegt, und
Zierstich-Nähmaschine. 395
hierdui-ch wird der zwischen denselben liegende Tlieil des Stoffes ge-
streckt.
Der Transporteur e sitzt fest an dem Arme f (Fig. 16 Taf. 20), dessen
freies Ende bei g drehbar mit dem auf dem Bolzen i der Grundplatte a
drehbar angeordneten einarmigen Hebel h verbunden ist. Ungefähr in
seiner Mitte ist der Arm f mit einem Schlitze p versehen, in welchen
der Stift o des bei n drehbar an der Grundplatte befestigten Hebels m
eingreift. Der Hebel /«•, sowie der fi-eie Arm des Hebels m tragen je
eine Rolle oder einen Stift j bezieh. 9, mit welchen sie an je einer
Kante des vortheilhaft aus Blech bestehenden Musterbandes /.- anliegen,
das in Richtung des Pfeiles bewegt wird. Die Kanten des Musterbandes
sind dem Muster entsprechend geformt und die Hebel h und m sind
durch die Federn r mit einem an o festen Stift s derart verbunden, dafs
die Rollen j und (/ beständig gegen das Musterband angedrückt werden
und somit den Biegungen desselben folgen müssen. Die Schwingungen
des Hebels h bewirken ein Verschieben des Armes f in seiner Längen-
richtung, während diejenigen des doppelarmigen Hebels m Schwingungen
des Armes f hervorrufen, welche senkrecht zu dessen Längenrichtung
gerichtet sind.
Das Musterband k wird ruckweise bewegt, und zwar nur dann,
wenn die Nadel sich nicht im Stoffe befindet. Es erhält seine Bewe-
gung von dem auf der unter der Grundplatte angeordneten Welle C|
sitzenden Zahnrade b^ , dessen Zähne in entsprechende Oeffnungen a,
des Musterbandes eingreifen (Fig. 20 und 21 Taf. 20). Das Zahnrad i,
erhält seine Bewegung von der Welle /C| aus unter Vermittelung des auf
dieser fest sitzenden Zahnsegmentes j, , welches bei jeder Umdrehung
der Welle k^ einmal mit dem auf der Welle e, lose sitzenden und mit
Sperrklinke 3, ausgestatteten Zahnsegmente /", in Eingriff kommt (Fig. 17
und 22 Taf. 20). Das Zahnsegment f, nimmt dabei durch die Sperr-
klinke Ji und das auf Welle Cj fest sitzende Sperrrad i, die Welle c^
mit, dreht also 6| um einen bestimmten Betrag. Sobald das Segment j,
den Zahntrieb /", verlassen hat, kehrt dieser, durch die Feder /, veran-
lafst, in seine Ausgangsstellung zurück, wobei die Sperrkliuke g, auf
dem Sperrrade i^ schleift. Bei dieser Zurückdrehung kommt ein am
Segmente f^ sitzender Daumen m| mit dem Daumen n, am Segmente 7,
in Berührung und werden hierdurch Stöfse vermieden.
Die senkrechte (auf und abwärts gehende) Bewegung erhält der
Transporteur, wie bereits erwähnt, durch die Driickerstange a.^ a^. Die
Stange a.^ trägt den wagerechten Zapfen o.^ ( Fig. 18 und 19J, welcher
in einen Schlitz des bei j., drehbaren Winkelhebels i^ eingreift, der von
der Curvenscheibe c, aus unter Vermittelung der Theile k^i^j^k.^ in
schwingende Bewegungen versetzt wird, durch die eine auf und ab-
wärts gehende Bewegung der Stange a, hervorgerufen wird: also eine
gleiche Bewegung des Transporteurs e.
396 Neuere Blockscheren.
Der die Nadel umgebende, vou den Klauen ö des Transporteurs
eingeschlossene Theil des Stoffes ist in Folge der Construction des Trans-
porteurs von oben nicht unterstützt, er wird also, wenn die Nadel aus
dem SloHe heraustritt, mit dieser etwas mit nach oben gehen; was
eine ungenaue Schlingenbildung für den Oberfaden zur Folge hat. Dieses
Lüften des Stoßes wird durch einen unterhalb der Arbeitsplatte in
nächster Nähe der Nadelbahn angeordneten Finger o, (Fig. 23 Tat". 20)
dadurch verhindert, dafs derselbe, sobald die Nadel nach oben geht,
gegen den Stoff sich bewegt und diesen spannt, so dafs derselbe nicht
durch die Nadel gehoben werden kann. Seine Bewegung empfängt der
Finger o, von dem auf der Treibwelle ä, sitzenden Excenter x, unter
Vermittelung der Stange ii'i, des Armes i',, der mit diesem verbundenen
Welle u, und des an dieser sitzenden mit Schlitz S| versehenen Armes fj,
welcher auf den den Stift Oj tragenden, bei ^, drehbar befestigten
Hebel /), rj einwirkt (.Fig. 24 Taf. 20).
An Stelle des Musterbandes /i, welches durch die Rollen / Führung
erhält, kann auch eine Musterwalze treten, bezieh, ein um eine Scheibe
gelegtes Mustei-bund. Im letzteren Falle wird die Scheibe an Stelle
des obengenannten Zahnrades b^ auf der Welle Cj befestigt. H. G.
Neuere Block scheren.
Mit Abbildungen aul Talel 21.
Die grofsen Scheren zum Schneiden schwerer Platten, sogen. Brammen,
unterscheiden sich sowohl in der Betriebsweise, als auch in der An-
ordnung ihres Werkzeuges. Die Zuführungsmittel für das Werkstück
sind nur in besonderen Fällen auf Krahne beschränkt.
Demnächst unterscheidet man Blockscheren mit Räder- bezieh.
Excenterbetrieb und solche mit Druckwasserbetrieb; ferner Scheren mit
beweglichen Ober- oder beweglichen Untermesserii, oben liegenden oder
unten liegenden Druckwasserkolben für beide Abarten, und endlich in
Hinsicht auf stehende oder liegende Anordnung.
Der grofsen Arbeitsstärke dieser Bloekscheren entsprechend, ist der
unmittelbare Dampfbetrieb oder die unmittelbare und selbständige
Accumulatorwirkung bemessen, während der Rollengang, d. i. das Zu-
führungsmittel der Brammen entweder selbständigen Betrieb durch
eigene Dampfmaschinen erhält, oder von der Betriebs-Kraftmaschine
der Schere mittels geeigneter Ausrückungen in Thätigkeit gesetzt
wird.
Bei beweglichem Untermesser wird die abzuschneidende Platte von
den Rollenlagern abgehoben, wodurch schiefe Schnitte entstehen, die
mit abnehmender Dicke der Brammen auffälliger werden, doch dürfte
Neuere Blockscheren. 397
dies nach einer Mittheilung von H. M. Baden in Stahl und Eisen ^ 1889
Nr. 1 * S. 23, in der Praxis kaum Schwierigkeiten bereiten.
Th. Williamiton s Blockschere für das Stahlwerk von W. und B. Neilson
in Rutherglen bei Glasgow, von Grant Rilchie in Kilmarnock gebaut,
besteht nach Engineering^ 1888 Bd. 45 * S. 3, aus der Blockschere (Fig. 1
bis 3), deren Untermesser mittels Excenter gegen das im Querhaupte
.«tehende feste obere Schermesser gehoben wird.
Die Flufseisenbrammeu, welche im warmen Zustande mit einem
Drucke von 7'',73 für Ifimm Querschnittsfläche geschnitten werden, haben
760 zu 228"™ Breite und Höhe. Dieselben werden durch das mittels
Winkelräder betriebene Rollenlager der Schere zugeführt, während
diese von der Schere weg auf freilagernder Rollenbahn abgeführt werden.
Bei einem Scherenhube von SOO"", einer Räderübersetzung von
1 : 16 und bei 7"' Dampfspannung wird die Schere von zwei Eincjlinder-
Dampfmaschinen von 660"" Durchmesser und 610"" Hub an gemein-
schaftlicher Kurbelwelle wirkend betrieben, welche unter der Flurebene,
seitlich der Schere, angeordnet sind.
Zum Betriebe der Rollenlager dient die stehende Zweicylinder-
Dampfmaschine (vgl. Metallschere von Schultz und G öbel 18S8 267*339).
Morgan s ßlockschere mit Druckwasserbetrieb. Diese von der Morgan
Engineering Comp, in Alliance, Ohio, Amerika, für die Bomslead Sieel
Works of Carnegie Phipps und Comp, in Mimhall bei Pittsburg gebaute
Blockschere (Fig. 4 bis 6 Taf. 21) hat nach Iran Age vom 18. Oktober
1888 ein bewegliches Oberschermesser und untenliegenden beweglichen
Druckcy linder, welcher mittels zweier Schrauben mit dem Messer-
schlitten zu einem Rahmen verbunden ist (vgl. Kalker Werkzeugmaschinen-
fabrik 1885 257*51, 1887 264 ' 56 und 631; ferner E. Boehme 1887
264 * 57 und J. Copeland 1888 267 * 499).
Die Schnittfläche beträgt 600 zu 1000"" oder 60 000'i"", der Durch-
messer des Arbeitskolbens hat 107^", dessen Arbeitsfläche 90001^^, so
dafs bei einer Wasserspannuug von 280'^iqc ein Arbeitsdruck von 2520'
oder 4'^,2 für Iq"" Schnittquerschnitt hervorgebracht wird.
Die Anordnung der Haupttheile dieser Blockschere ist aus den
Fig. 4, 5 und 6 ersichtlich. Auf der Bettplatte A ist das Untermesser
fest angeschraubt, während die Führungssäulen B mit dem feststehenden
Holme C einen Rahmen bilden. An der Unterseite von A ist der hohle
Kolben D befestigt, welcher in das als Prefscylinder ausgebildete Quer-
haupt E eingreift. Die Verbindung mit dem Obermesser ist durch die
Schrauben F erzielt, welche während der Schnittwirkung auf Zug be-
ansprucht werden. Dieser bewegliche Rahmen wird durch die im Cy-
linder / herrschende, verminderte Wasserpressuug bis zum Beginne der
Schnittwirkung getragen, nach vollendetem Schnitte aber vermöge des
Kolbens B in die Hochstellung gehoben. Während des Schnittes wird
die liegende Platte durch den Wasserdruckstempel Ä" gehalten und da-
398 Kiohnnis' Querhobelmaschine.
durch gegen Eiukleinmen gesic-hei-|. Durch diese eigentluiinliehe An-
ordnung des Arbeitskolbens D wird eine sehr erwünschte Zugänglich-
keit zu dessen Dichtungsringen ermöglicht. Pr.
Gr. Richards' Querhobelmaschine.
Mit Abbildungen auf Tafel 31
Diese in der Betriebsweise, sowie in den Theilausführungen den
schon früher beschriebenen Langhobelmaschinen (vgl. Richards 1886
262 ■^ 300) nachgebildete Querhobelmaschine zeigt in der Gesammt-
anordnung wesentliche Vorzüge gegenüber denselben Maschinen mit
Kurbelbetrieb.
Nach der Äerwe induafrielle ^ 1888 Nr. 52 S. 513, besteht diese in
Fig. 8 bis 12 Taf. 21 dargestellte Querhobelmaschine aus einem hohlen
Standfufse mit wagerechter Slöfselführung und einem in gleicher Rich-
tung nach hinten verlängerten Lagerwinkel für die Betriebssi)iudel /,
welche durch Vermittelung zweier gegensätzlich verstellbaren Muttern
den Stölselschlitten bewegt. Durcli diese Einrichtung wird jeder todte
Gang der ßetriebsspindel, d. i. jeder Stol's beim Hubwechsel leicht be-
seitigt. Der Rücklauf des Stöl'selschlittens erlblgi mit doppelter Schnitt-
geschwindigkeit; die Betriebsspindel wird daher mittels eines ott'enen
und eines gekreuzten Riemens von ungleich grolsen Scheiben des Decken-
vorgeleges bethätigt. Da die Gesammtbreite der Festscheiben 2, 5 und
der zwischenliegenden Losscheibe 7 blofs vier Riemenbreiten beträgt,
kann der Betrieb dieser Maschine nur dadurch abgestellt werden, dafs
eine von den beiden Riemengabeln seibstiindig durch Hand auf die
mittlere Losseheibe gedreht wird.
Während des Arbeitsganges tindel die Uulnimkehrung mittels der
auf der Riemeugabelstange 6 stellbaren Anschlagklötzchen 4, .5 statt,
wobei die erforderliche Verschiebung der Gabelstange blofs eine Riemen-
breite beträgt.
An dem Standfulse ist eine wagerechte Quertuhruug angegossen,
an welcher sich eine Platte verschiebt, die zur Sicherung ihrer loth-
rechten Lage sich noch an eine untere schmale Führungsleiste stützt.
An dieser Platte führt sich der durch eine Schraubenspindel stellbare
Tischwinkel, wobei zur feinen Einstellung die Muttern der oberen
Sehlitzschrauben gelöst werden, während zu einer beliebigen Hochstel-
lung die Sjjiudelmutter zur Verschiebung freigemacht, indem deren Be-
festigungss(!hraube im Mittelschlitze der Platte gelüftet wird.
Vermöge der Schraubenspindel 77 erhält der Tischwinkel selbs-
thätigen Vorschub, sowie mittels der drehbaren Spannhülse 20 rund
gehobelt werden kann. Die Steuerung wird durch die Sehrauben-
Morton's tragbare Keilnuth-Hobelmasehine. 399
räder 9, 10 von der ßetriebsspindel / auf eine Kurbelscheibe S von be-
sonderer Bauart (Fig. 8) und mittels der Schubstange //, 12 auf den
Schalthebel /5, IS und hierdurch auf das Schaltrad 16 fibertragen.
Dieses auf der Steuerspindel /" lose laufende Rad IC) steht durch das
Zwischenrad IS mit dem Rade 19 in EingrifT', sofern mittels des Schnecken-
radfriehwerkes 22 und 2t die Spannhiilse 20 (Fig. 11) für das Rimd-
hobeln gedreht werden soll.
Hiergegen wird beim Flachhobeln das Zwisehenrad IS aulser Ein-
griff geschoben, dafür aber die auf die Spindel 17 geschraubte Reibung-
scheibe 23 (Fig. 12) mit dem Steuerrade 16 gekuppelt. Die HandgrifF-
kurbel 14 kann ebenfalls auf den Zapfen der Steuerspindel 17 verlegt
werden. Pr.
M. Morton's tragbare Keilnuth-Hobelmasehine.
Mit Abbildung auf Tafel 21.
Die Keilnuthen in den Naben gröfserer Räder, Riemenscheiben,
Schwungräder u. dgl. Theile können selten unter standfesten Stofs oder
an Hobelmaschiueu eingearbeitet werden, weil die Ausladungen dieser
Maschinen für solche Werkstückgröfsen unzureichend sind. Deshalb
sind tragbare Keilnuthenbearbeitungsmaschinen wirthschaftlich berech-
tigt und jede Verbesserung in dieser Richtung bemerkenswerth (vgl.
Buchbinder und Vogt, 1884 253 ' 15. Guhrauer, 1887 264*429. Tiifhaw,
1887 266 *■' 604).
Das von M. Morton in Detroit, Mich., gebaute Keilnuthhobelwerk
besteht nach dem Amerikanischen Patente Nr. 390306 vom 4. November
1888 aus dem Führungsrahmen B (Fig. 7), welches mit entsprechenden
Klammerschrauben an die Nabenfläche eines Rades festgelegt wird.
Darauf verschiebt sich mittels einer Bewegungsschraube die Winkel-
führung C, welche im oberen Theile die Wellenlager und in dem
unteren, in die Nabenbohrung hineinreichenden Stücke einen Keilschlufs
enthält. In dieser Winkelführung bewegt sich der mit Zahnstange ver-
sehene Hobelstab ä, welcher nur im Aufhube wirkt und hierdurch die
sämmtlichen Theile dieser Vorrichtung an das Werkstück prefst. Der
Betrieb erfolgt mittels Triebseiles von einem Vorgelege mit Rücklauf-
einrichtung und Handumsteuerung auf die Triebwerksräder im Winkel-
stücke C und von diesen durch ein Zahnstangengetrieb auf den Hobel-
stab b. Eine geringe Schräglage dieser Vorrichtung gegen die Achse
der Nabenbohrung bedingt den Anzug der Keilnuthrückenfläche.
400 Die wissenschaftliche Ausstellung in Cöln.
Die wissenschaftliche Ausstellung der 61, Versammlung
deutscher Naturforscher und Aerzte in Cöln.
(Fortsetzung dps lierichtes Bd. 270 S. -161.)
Mit Abbildungen
Aus der Präcisiouswerkstätte füi- Optik von Peler Sc/tüll in Bockeu-
heim-Frankfurt a. M. waren sehr schöne Fernrohrobjective, aus Jenenser
Glas gefertigt, zu sehen, darunter aucii diejenigen, weiche nach Mosers
und i'. Boegh'a Angaben (Zeitschrift für Instrumentenkunde^ 1887 bezieh.
1888) hergestellt worden sind. Aufser einer Sammlung der bis jetzt
verwandten Oculare, Ramsden u. s. w., erregten noch die aplanatisch-
achromatischen Mikrometeroculare verschiedener Brennweite besonderes
Interesse wegen ihres grolsen Gesichtsfeldes.
Nicht weniger müssen hervorgehoben werden sowohl verschiedene
Prisnnen, darunter eines k vision directe, nach Prof. Dr. Braun^ als auch
die für elektrische und magnetische Mefsinstrumente nothwendigen Plau-
parallelspiegel von 0,2 bis 0'"™,6 Dicke, aufserdem die mit feinster
Politur versehenen Stahlmagnetspiegel, welche entweder vollständig plan
fider mit bestimmten Radien geliefert werden.
M. Wolz in Bonn brachte die von Pulfrich angegebenen und in der
Zeitschrift für Instrumentenkunde, 18^7 und 1888, beschriebenen Total-
reflectometer und Refractometer für Chemiker zum ersten Male zur
Ausstellung. Sehr haltbar und genau sind diese Instrumente gearbeitet
und gestatten, auf sehr einfache Weise sichere Ergebnisse zu erzielen,
wefshalb sie sich namentlich bei den chemisciien Fachleuten bald Ein-
gang verschaften werden. Ferner sind zu erwähnen Goniometer mit
wagerechtem oder senkrechtem Kreise nach Dr. Bodewig, sowie eine
/{au/"sche Sleinschneidemaschine, ganz besonders geeignet, rasch sehr
dünne Düunsciilitle herzustellen. Unter den Theodoliten ist ein Repetitions-
Theodolit mit Höhenkreis für Uebungs- und Prüfungszweeke hervorzu-
heben. Bei diesem läfst sich sowohl die Repetition aufser Thätigkeil
setzen, als auch der Höiienkreis entfernen, wodurch mau ein einfaches
Instrument erhall. Dabei sind alle üblichen Constructionen von Lager-
justirung angebracht. Sämmtliche Stellschrauben sind mit gröfseren
Köpfen versehen, um unmittelbar mit der Haud einstellen und ebenso
rasch die Correctur verstellen zu können. — Daran reihen sich noch
weitere für die Geometer bestimmte Instrumente; nämlich zahlreiche
Nivellirinstrumente, ein Mefsrad von Baiiernfeind mit genau 1" Umfang
und einem Ditterentialzählwerke, sowie einige Gefällmesser verschiedener
Anordnung.
Unter den Apparaten, welche optischen Zwecken dienen, ist zu
nennen eine Theilmaschine für Glaskünstler, welche sich bei genauester
Ausführung durch einfache Anordnung und bequeme Handhabung aus-
Die wissenschaftliche Ausstellung in Cölii. 401
zeichnet; eine Mikroskoplampe, deren Lieht durch Totalreflexion durch
Glas zu Luft das Objekt diffus beleuchtet; ein Fadenaufziehapparat, um
Spinnfäden in beliebigen Entfernungen und Winkeln von einander auf
Diaphragmen aufzuspannen.
Der Geppert^sche Gasanalysenapparat für fünf Anal3'sen ist nach
den neuesten Erfahrungen verbessert, mit allen Bequemlichkeiten aus-
gerüstet und in allen seinen Theilen bequem zuganglieh, während er
kaum halb so viel Platz einnimmt, als die bisher gebräuchlichen. Der
für nur eine Analyse bestimmte Apparat ist einfacher construirt und für
den Transport eingerichtet.
Der von J. und R. Fiith angegebene Apparat zum Ein- und Aus-
atiimen von verdichteter bezieh, verdünnter Luft ist mit einer eigen-
thümlich angeordneten Membran versehen, wodurch beim Athmen ein
Wagebalken in Bewegung gesetzt wird, der einen elektrischen Strom
ölfnet und schliefst und in Folge dessen mittels eines Elektromagneten
die Hähne entsprechend bewegt.
Ein ßou'/anrf'sches Diffractiousgitter, welches in der vollkommensten
Weise das Sonnenspectrum liefert, war von dem Vertreter dieser ameri-
kanischen Gitter, Franz Müller^ Geissler's Nachfolger, in Bonn, nebst
mehreren Tafeln mit Photogrammen des Sonuenspectrums ausgestellt.
Auch im Gebiete der Photometrie waren aufser den bekannten
Photometern, wie das Weber schtt von Schmidt und Hänsch^ wieder neue
C'onstructionen zu bemerken. Die ebengenannte Firma brachte den
Haupttheil eines noch nicht ganz vollendeten Spectro])hotometers nach
A'iinrft, während das optische Institut von A. Krüss in Hamburg das in
der Zeitschrift für Instruinentenkunde^ 1888, von Grosse angegebene
Mischungsphotometer in hübscher Weise ausgeführt hatte. Das letztere
gehört in die Klasse der Polarisationsphotometer und dient hauptsäch-
lich zur Vergleichung verschiedenfarbigen Lichtes. Im Hinblicke darauf,
dafs die i'. He fner- Alleneck' sehe Amylacetatlampe sich immer mehr als
die prakti-sehe Lichteinheit in Deutschland einbürgern wird, hat A. Krüss
sein optisches Flammenmafs so klein construirt, dafs es direkt an die.se
Lampe angeschraubt werden kann, wodurch sieh die Flanimenhöhe auf
leichtere Weise controliren läfst als bisher.
Mikroskope mit den zugehörigen Apparaten waren in reichem Mafse
vertreten. Leilz in Wetzlar hatte eine grofse Zahl der verschieden-
artigsten Mikroskopstative, aufserdem einen mikrophotographischen Ap-
parat von sehr zweckmäfsiger Construction ausgestellt. Durch den
doppelten Balg des letzteren ist es ermöglicht, die Camera auf eine
Länge von etwa 2'" auszuziehen, .so dafs die Plattengröfse 18 X 24 ver-
wendet werden kann.
Seiberl in Wetzlar, Wäcliter in Berlin und Ztifs in Jena wetteifern
mit der vorigen Firma durch die Vielseitigkeit ihrer Mikroskope mit
apochroniatischen Objektiven und C'ompensations-Ocularen. Zeifi con-
üingler's polyi Journal Dd. 271 Kr. 9. i8S9il. 20
402 Die wissenschaftliche Ausstellung in Coln.
struirte eioen Mikroskopirti«ch. Die allgemeine Form erinnert an einen
geschniackvoll gehaltenen Schreibtisch, dessen Verschiufsplatten aus
Spiegelglasscheiben bestehen, so dal's die auf der Tischflaehe befind-
lichen Apparate staubfrei aufbewahrt und zugleich verschlossen sind.
Miehe in Hildesheim hat als S|)eeialität Mikrolonie; das gröfste der-
selben besitzt eine Gieitfläche von 40'='" und ist mit verstellbarer Ein-
schnappvorrichtung nach Prof. Weigert h System zum Schneiden unter
Wasser oder Alkohol eingerichtet. Die Führung des Messerschlittens
erfolgt mit der Hand. Mittels der neuen verstellbaren Kinschnapjjvor-
richtung lassen sich Schnittdicken von 0,005 bis 0""",05 erzielen. —
Die verbesserten Gefrierapparate sind nach Angabe von Dr. Hansemann
mit einer Einrichtung versehen, um das Verstopfen des kleinen Loches
im Aetherspray zu verhüten.
Für Projektionszwecke hat Liesegang in Düsseldorf eine oi)tische
Laterne construirt, die für Kalklicht und elektrisches Bogenlicht ein-
gerichtet ist. Die beiden in der Laterne selbst betindlichen Linsen
liefern ein paralleles Strahlenbündel, wie es bei der Projektion liegender
Objekte und beim Polariskope erforderlich ist. Durch die im Vorbaue
befindliche dritte Condensirungslinse wird das Strahlenbündel conver-
girend. Man kann den Condensor in beiden Formen anwenden, die
Veränderung geschieht schnell und ohne besonderes Aufassen durch
Losen bezieh. Anziehen einer Schraube. Die condensirende Linse wird
getragen durch eine in Scharnieren drehbare Melallplatte, an deren einer
Seite ein kräftiger Stab mit darauf belindliciier Zahnstange angebracht
ist, der das Objektiv trägt. Wenn das Instrument als Senkrecht-Laterne
benutzt werden soll, wird diese drehbare MetuUscheilie in wagerechte
Lage gebracht und ein dreieckiger Kasten mit einem Spiegel dazwischen
geschoben. Auf das Objektglas kommt alsdann eine Hülse mit einem
zweiten Spiegel. Zu dem Instrumente gehört ein achromatisches Doppel-
objektiv zum Projicireu von Photogranimen u. dgl. und ein einfaches
Crownglas-Objektiv zur Projektion von Experimenten aller Art. Die
Adaptirung der Polarisationsvorrichtung, des Spektroskopes, sowie des
Mikroskopes ist sehr einfach. Im Körper der Laterne befindet sich auf
einer besonderen leichten Tafel ein Kalklichtbrenner für Sauerstofl" und
Wasserstoff oder Leuchtgas, nach der neuesten Construction. Diese
Tafel kann herausgezogen und durch die elektrische Lampe ersetzt
werden.
Schmidt und Haensck liefern ebenfalls l'rojektionsiaterncn, welciie
mit dem neuen Leuchlgassauerstotl'gebläse und Zirkonlicht nach Prof. Linne-
mann ausgestattet sind. Linnemann wollte die Sjiectren der in der Hiinsen-
flamme leichtflüchtigen Verbindungen in der Leuehtgassauerstoll'lam|ie
noch näher kennen lernen. Da aber die bisher angewendeten Knallgas-
brenner säinmtlich den F"eh]er iiaben, dal's die Verbrennung der Gase
schon innerhall) der Düse stattfindet, wodurch der Nutzeflect der höchsten
Die wissenschaftliche Ausstellung in Cöln.
403
Temperatur aufserhalb der Brennerdüse natürlich sehr beeinflulst wird,
so hat Linnemann diesem Maugel in erfolgreichster Weise durch seinen
Brenner abgeholfen. Fig. 1 stellt das gröfsere Brennerniodell mit Stativ
in % der natürlichen Gröfse, Fig. 2 dagegen den Durchschnitt des
Brenners in natürlicher Gröfse dar. Das in o einströmende Leuchtgas
tritt in den hohlen Raum der Düse, umkreist den Cylinder, welcher
Fig. 2.
durch die Schraube c verstellbar ist, und tritt aus der Düse aus. In b
tritt Sauerstoff unter 15 mal höherem Drucke als das Leuchtgas durch
vier Löcher in das Innere der vorher erwähnten Schraube c ein, um
dann mit grofser Heftigkeit aus der feinen Durchbohrung D dieser Schraube
zu entvi-eichen. Wie aus der Zeichnung leicht ersichtlich ist, dienen
ferner die Schrauben e für die Leuchtgas- und d für die Sauerstoflf-
regulirung. — Fig. 3 a, b, c stellen die Flammen in den verschiedenen
Intensitäten dar. Während a die Flamme zeigt, wie sie den bisherigen
Knallgaslampen, bei welchen der Sauerstoff schon in der Düse zu brennen
anfängt, entspricht, geben b und c die Form wieder, welche durch
Linnemann a Brenner erreicht wird. Die Einschnürungspunkte 5 bei b
und c bilden den heifsesten Theil der Flamme. Fig. 8 b zeigt die richtig
formirte, ganz lautlos brennende Flamme; der Raum i ist, wie der
entsprechende Theil der Bunsenflamme, dunkel, der Saum 2 kaum
sichtbar blau, 3 der heifseste Theil, 4 etwas inten.siver blau und der
Theil 5, die Verlängerung des brennenden Sauerstoffstromes, deutlich
weifslich blau gefärbt. Fig. 3c ist die durch mehr Gasverbrauch mit
Geräusch brennende Flamme, die sich wegen stärkerer Hitze besonders
404 Dit^ wissenschaftliche Ausstelhiii^ in Colii.
zum Glühen von grölsercn Flächen eignet. — Wird der Brenner nur
für die Spectralanalyse verwendet, so wird /.. B. eine Sodaperle in den
heifsesten Theil 5 der Leuchtgassauerstotltlamnie gebracht; dabei ent-
steht ein solch intensives Licht, dafs man das Augi-, wie bei Betrach-
tung des elektrischen Flammenbogens, durch ein dunkles Rauchglas
schützen mufs, um die richtige Stellung der Perle in der Flamme be-
urtheilen zu können, damit der Platindraht, an dem die Perle befestigt
ist, nicht abschmilzt.
Da aber die Leuchtgassauerstoffflamme nur im lieirsesten Theile,
auf der stark weifsblau leuchtenden kurzen Strecke ö. ein selbständiges
brillantes Kohlenstoff'-Spectrum zeigt und sich aulserdem in diesem
Theile die weifsglühende Perle der geschmolzenen Verbindung betindet,
so mufs dieser Theil der Flamme abgeblendet werden, was am besten
durch die mittels einer Linse zu bewirkende, zweckentsprechende
Projektion des Flamnienbildes auf den Spalt bewirkt werden kann.
Durch diese Umstände erklärt sich die vollkommene Reinheit dieser
Spectren und der Ausschhil's von störenden Nebenspectren. In Folge
dessen wird es aber auch möglich, Einzelheiten zu sehen, welche bis
jetzt nicht beobachtet wurden. — Um den Brenner auch für Beleuch-
tungszwecke anzuwenden, hat Linnannnn viele Versuche gemacht. Kalk-
cylinder zeigten nach sehr kurzer Zeit erbsengrofse V^ertiefungen, wefshalb
der Werth der Beleuclitung sehr bedeutend zurückging; Magnesia-
platten schmolzen noch leichter als Kalk weg, mithin waren auch diese
für ein stetiges Licht unbrauchbar. Nachdem es erst in neuerer Zeit
gelungen ist. Plättchen aus Zirkonerde völlig dauerhaft herzustellen,
hat man mit einem solchen, in Platin gefafsten Plättchen, in den
heifsesten Punkt der Flamme gebracht, ein prachtvoll weifses Licht er-
zielt, dessen Speetrum von A — H geht, durch keinerlei Linien unter-
brochen, vielmehr vollständig continuirlich ist, weshalb es wohl den
besten Ersatz für Sonnenlicht bietet. Wohl hat sich gezeigt, dafs die
Zirkonplatten nicht vollständig unvergänglich sind, da sie im Gebrauche
namentlich bei zu raschem Anheizen öfters von der Oberfläche ab-
blättern, doch kann man dieselben viele hundert Male gebrauchen,
bevor eine so grofse Unebenheit der Oberfläche eintritt, dafs eine Neu-
festmachung des Plättchens nöthig würde, etwaige kleinere Risse sind
von keiner Bedeutung. Mit dem Linnemannsahnu Brenner mit Zirkon-
plättchen ist ein Licht geschaffen, das man für objektive Darstellungen
und pholograi)hische Vergröfserungen vielfach dem elektrischen vor-
ziehen wird; denn einmal zur optischen Achse eines Apparates einge-
stellt, bleibt der leuchtende Punkt völlig ungeänderl. Die Lichtstärke
solcher Brenner läfst sich innerhalb der Grenzen von ti<i bis 200 Nor-
malkerzen einstellen.
Durch die Erfindung der Trockenplatteu und die jetzt erlangte
enorme Lichtempfindlichkeit derselben hat die Photographie einen ganz
Die wissenschaftliche Ausstellung in Cöln. 405
gewaltigen Aufschwung genommen. Durch diesen vereinfachten Prozefs
hat sie sich liberall eingeführt und dabei eine grofse Schaar von An-
hängern erworben. Jeder sucht sie sich für seinen Beruf dienstbar zu
machen, und wie unentbehrlich .sie schon geworden ist, dafür sprechen
die in allen Zweigen mit ausgestellten Photographien. Einmal sind es
die Abbildungen der Apparate, dann die Wiedergabe von interessanten
Beobachtungen, die sich durch das Auge oder den Stift des Künstlers
nicht so wahrheitsgetreu hätten festhalten lassen ; aber nicht nur hilfe-
leistend steht die Photographie der Wissenschaft zur Seite, sondern sie
geht .selbständig forschend voran und hat uns Aufschlufs gegeben über
den Verlauf einzelner Bewegungen, die das Auge bisher nicht zu unter-
scheiden vermochte. — Sehr erklärlich ist es daher, dafs diese Kunst
aus ihrem beschränkten Thätigkeits-Gebiete heraustritt und plötzlich dem
Allgemeinwohle zu Theil wird, sowie dafs die Umgestaltungen und Um-
wälzungen sich beinahe zu überstürzen scheinfen. Was heute neu ist,
wird in einem Jahre kaum mehr beachtet. Mehr Ruhe wird erst ein-
treten, wenn die Photographie in den sie gebrauchenden Disciplinen einen
Klärungsprozefs durchgemacht und sich den neuen Verhältnissen ange-
]iafst hat. — Oben wurde schon der mikrophotographische Apparat von
Leilz erwähnt; mit ähnlichen Apparaten sind die interessanten Mikro-
photographien hergestellt. Bastelberger in Eichberg zeigte die Bilder
Ton anatomischen Präparaten betreffend das Centralnervensystem, Burstert
in Berlin gibt dagegen Aufschlufs über die Structur der deutschen Nutz-
hölzer durch Quer-, Radial- und Tangentialschnitte. Kühl und Comp.
in Frankfurt a. M. haben nach selbst verfertigten Aufnahmen von Mikro-
])hotographien Licht- und Silberdrucke gemacht. Jeserich in Berlin
veranschaulicht in Bildern, wie der Nachweis von Schriftfälschungen
mit Hilfe der Photographie zu führen ist, zeigt ferner Mikrophotogramme,
die bei kunstlichem Lichte aufgenommen worden sind, und solche, die
nach seinem für Knallgaslicht eingerichteten mikrophotographischen
Apparate hergestellt sind. (Vgl. 267 598.)
Da die gewöhnlichen Beleuchtungen bei mikrophotographischen
Aufnahmen immer mit mehr oder weniger Schwierigkeiten verbunden
sind, so hat Stenglein in Paukov eine Laterne für Magnesium-Blitzlicht
construirt, welche von Gebrüder Sokol in Berlin mit einem Ventilator
zum Abziehen der Magnesiumdämpfe aus der Laterne versehen wurde. —
0. Schröder in Berlin verfertigte einen photographischen Reiseapparat
mit drei doppelten Kassetten. Die Objektivbretter sind wagerecht und
senkrecht beweglich, im Laufboden befindet sich ein üntermafs, auf
der Camera eine Libelle, die Visirscheibe ist verstellbar, um mit
Schnelligkeit hoch oder quer umzustellen, ohne den Apparat vom Stative
nehmen zu müssen ; die Kassetten, mit Umlegeschiebern versehen, sind
innerhalb verledert. Das Stativ ist dreitheilig, der aus Metall gefertigte
soa;en. Stativfeststeller wird zwischen die verstellbaren Stativbeine ein-
406 Siemens und Halske's elektrische Bogenlampe.
gesetzt, wodurch eine grofse Festigkeit des Statives erzielt wird. Leinert
in Dresden hat seine Keiseapparate bestimmten Zwecken angepal'st und
demgemäfs ausgerüstet, hervorzuheben ist seine cumplete photographische
Reiseausrüstung, „Saxonia^ genannt, die sich insbesondere für wissen-
schaftliche Expeditionen eignet. Der ganze Apparat nebst Platten,
Schalen, den nöthigen Präparaten und Utensilien ist in einem Koffer
untergebracht, der sich leicht auf dem Rücken tragen lafst. Der Koffer
dient zur Herstellung eines Dunkelzeltes, um bei Reisen u. s. w. das
Wechseln der Trockenplatten stets vornehmen zu können. In dem-
selben kann auch die Entwickelung und Fi.\irung der Negativglasbilder
vorgenommen werden. (Schhiis folgt.)
Elektrische Bogenlampe von Siemens und Halske. ■
Mit Abbildungen auf Tafel 19.
Auf der .Jubiläums-Gewerbe-Ausstellung in Wien 1888 hatten
Siemens und Halske eine neue Bogenlampe ausgestellt, ohne jedoch die-
selbe im Betriebe vorzuführen. Dieselbe ist in Fig. 9 nach der Zeit-
schrift für Etektrotechnilt, 1888 * S. .511, abgebildet.
Der untere Kohlenträger U steht wie gewöhnlich fest, und die
Kohle ist darin so verstellbar, dafs man sie genau unter die obere K
bringen kann. Der obere Kohlenträger T aber hängt an einem Ku])fer-
bande 5, das oben über eine Trommel ( geschlungen ist. Sinkt der
Kohlenträger, so dreht er die Trommel t entgegen der Wirkung einer
in ihrem Inneren verborgenen Schneckenfeder. (Die in der Zeich-
nung sichtbare Schneckenlinie stellt nicht diese Feder, sondern einen
stromführenden Kupferstreifen vor.)
Die Trommel / trägt aber einen Zahnkranz, der durch die an-
gedeutete Räderübersetzung das Steigrad e treibt; letzteres macht
mittels des Ankers c den Schwungkörper b schwingen, wenn nicht ein
federartiger Fortsatz des Körpers b von der Henimfeder g aufgehalten
wird, in welchem Falle das ganze Werk gehemmt ist, so dafs die
obere Kohle nicht auf die untere sinken kann.
Kommt nun der Strom, so kann er nur durch die Umvvindungen
des Elektromagnetes m gehen, der seinen Anker a anzieht. Dieser ist
bisher durch die Feder f abgezogen worden; er trägt den Schwing-
körper b sammt dem Steigrade e und dem nächsten Zahnrade; dies
alles macht nun die Bewegung des Ankers mit. Das gröfsere Zahnrad,
das unmittelbar vom Zahnkranze der Trommel bewegt wird, sitzt am
Ende eines um die Trommeiachse beweglichen Armes und wird durch
den Zahndruck des Trommel-Zahnkranzes veranlafst, die Bewegung
des Ankers nach rechts milzumachon, so dafs alles in Eingrilf bleibt,
dagegen wird die Hemmzunge des Schwingers von der Feder g frei
gelassen.
Oesterreich's Klappenschrank mit Vjelfachumschaltei-. 407
Die obere Kohle K hat sich schon während der Bewegung des
Ankers a etwas gesenkt und geht nun, wo der Schwinger b arbeiten
i\ann, langsam weiter nieder bis zur Berührung mit der unteren.
In diesem Augenblicke hört der Strom in m heinahe ganz auf, die
Feder f zieht daher den Anker zurück und damit die Oberkohle etwas
hinauf; der Lichtbogen bildet sich, und m bekommt wieder so viel
Strom, um der Feder/' das Gleichgewicht halten zu können; die Hemm-
zunge wird wieder von der Hemmfeder g gehalten. Der Lichtbogen
und mit ihm der Strom in m wächst, der Anker o wird mehr und mehr
heruntergezogen, bis endlich die Hemmung wieder frei wird; nun nähern
sich die Kohlen ein wenig, m lälst dann nach, die Hemmzunge wird
wieder gehalten u. s. f.
In der Mitte des Ankerhebels a befindet .sich ein festes Röllchen
m'it Schraubennuth, in die eine ges])annte Schnur s geschlungen ist, um
rasche Bewegungen des Ankers zu verhindern.
Bemerkenswerth ist der Mangel eines Sperrrades, das bei anderen
Räderlanipen in Thätigkeit tritt, wenn die Oberkohle von Hand hinauf-
geschoben wird. Hebt man hier den schweren oberen Kohlenträger T,
so dreht die Feder in der Trommel diese nach links herum, der Hebel o,
der von der Feder f gegen einen Anschlag gezogen wird, bleibt ruhig,
aber das gröfste der Uebersetzung.sräder, das, wie gesagt, auf einem um
die Trommelachse beweglichen Arme sitzt, wird durch den Zahndruck
des Trommel-Zahnkranzes nun sammt diesem Arme etwas nach links
mitgenommen und kommt dadurch aufser EingritF mit dem übrigen
Räderwerke, das nun ruhig stehen bleibt, während Trommel und erstes
R:ul sich allein drehen. Lälst man den oberen Kohlenträger los, so
bringt er durch sein Gewicht den gestörten Eingriff wieder zu Stande,
und alles bleibt in Ruhe.
W. Oesterreich's Klappexischrank mit Vielfachumschalter
für städtische Telephonanlagen.
Mit Abbildungen.
Die Zweekmäfsigkeit der Verwendung von Vielfach-Umschaltern
(Vgl. 1885 256 443. 1888 269 166) in den Vermittelungsämtern von
Stadt-Telephonanlagen, in denen mehr als ein Beamter gleichzeitig im
Dienste ist, steht aufser Zweifel; denn nur Ijei Benutzung solcher Um-
schalter können die Verbindungen der einzelnen Leitungen mit einander
mit der erforderlichen Schnelligkeit und Sicherheit ausgeführt werden,
weil jeder Beamte jede Leitung selbständig und ohne vorheriges Fragen
und Sprechen mit jeder anderen verbinden kann.
Bei der Einrichtung der WvHern Electric Compamj (1S85 256 445)
besitzt jede Leitung an jedem Arbeitsplatze eine Einschaltungsvorrich-
408 Ocstcrreicli's Klajipoiisclu-aiik mit Vielfachumsclialter.
luiig, und der Beamte kauii leicht prül'eii, ob die zu verbindende Leitung
besetzt ist oder nieht. Zum Zwecke der Priif'ung ist für jede Leitung
eine besondere Zimmerleitung vorhanden, welche mit sämmtlicheu
Stöpsellöchern verbunden, jedoch im Ruhezustande isolirt ist, während
sie bei einer Verbindung durch den Stöjisel mit der Leitung verbunden
wird, so dafs der prüfende Beamte aus dem elektrischen Verhalten des
Stöpselloches sich vergewissern kann, ob die Leitung frei oder be-
setzt sei.i
Die Anwendung von zwei durchgehenden Drähten für jede Leitung
durch ein grofses Fernsprechamt verursacht einen namhaften Aufwand;
für ein Amt mit 1000 Theilnehmern und 10 Schränken von je 100 Klajipen
stellen sich bei Anwendung inductionsfreier Zimmerkabel die Kosten der
Zimmerdrähte auf etwa 10000 M. Deshalb hat der Kaiserl. Postrath a. D.
Wilh. Oesterreich in Berlin eine Schaltung aufgesucht, bei welcher der
besondere Prüflingsdraht wegfällt; aufserdem aber hat er durch nam-
hafte Vereinfachungen an den Klinken die Einrichtungskosten, deren
Höhe bisher die Einführung der Vielfach-Umsehalter verzögerte, weiter
ermäl'sigt.
Seine in Deutschland C*D. K. P. Nr. 45143 vom 16. März 1887) und
iu anderen Staaten patentirte vereinfachte Schaltung ist in Fig. 1
schematisch dargestellt. Die Leitung L setzt sich im Amte als /,/'....
fort und durchläuft in jedem der vorhandenen Klajjpenschränke eine
1 11 ni
Klinke 7, //, /// . . . ., die aber nur aus zwei durch das Ebonitstück c
zusammengehaltenen leitenden Theilen, der Hülse a und einer darauf
liegenden am Ende hakentch-mig umgebogenen Feder 6, besteht. Nach
der letzten Klinke ist noch die in dem Schranke dieser Klinke befind-
liche, zu L gehörige Klappe K und eine für eine gröfsere Anzahl von
Leitungen (etwa 50) gemeinsame constante Prüfungsbatterie B von 2
bis 3 Elementen, sowie ein regulirbarer kleiner Widerstand W ein-
geschaltet; mittels des letzteren wird der ungelheilte Batteriestrom, der
bei dem durch Nebeneinandersehaltung vieler Leitungen vorhandenen
geringen Widerstände verhältnirsmiir.sig stark ist, so regulirt, dafs er
• Eine neuere Form der Klappensclnäiike der Westein EUctric Conipany
ist in Lumiere EUctrique, 1886 Bd. 20 * S. G13, besclirieben.
Uesterreich's Klappenschrank mit Vieiraolmmschalter. 409
gerade nur zur Prüfung der Stromfähigkeit der Leitungen mittels eines
empfindlichen Galvanoskojjs ausreicht. Der Strom einer Batterie von
2 bis 3 Ku])fer-Zink-Eieinenten ist genügend: der auf jede Leitung im
Ruhezustande fallende Zweigstrom setzt selbstverständlich den empfind-
lichsten Wecker nicht in Thätigkeit. In Aemtern ohne Nachtdienst kann
die Batterie während der Nacht ausgeschaltet werden.
Zur Verbindung zweier Leitungen dient der in Fig. 3 skizzirte
Stöpsel, welcher aus dem Metalleylinder Aj mit der Spitze k^ und der
Einkerbung m sowie einem auf den Vordertheil auf-
geschobenen Hartgummiringe n besteht. Am Ende j_ ''•^•3
des Stöpsels ist eine Leitungsschnur s., befestigt. Wird
der Stöpsel in das Loch der ersten Leitung L so weit
eingeschoben, dafs die Schneide b der Klinke auf dem isolirenden Ringe n
aufliegt, so ist die Schnur s., durch die Hülse a mit der Leitung L ver-
bunden, während die weiter rechts liegenden Klinken, die Klappe K
und die Prüfungsbatterie B abgeschnitten sind. Am anderen Ende der
Schnur s^ befindet sich ein zweiter Stöpsel, der in das zur zweiten,
mit L zu verbindenden Leitung gehörige Loch desselben Schrankes ge-
steckt wird.
Das möglichst empfindliche Prüfungs-Galvanosko]) wird bei der
Prüfung mittels eines Stöpsels mit doppelter Leitungsschnur, der in
Fig. 2 dargestellt ist, in die vor der Verbindung zu untersuchende
Leitung eingeschaltet. Der Prüfungsstöpsel besteht
aus einem in der Mitte liegenden Metallstücke mit ^ Ji;^.^- ^ ^
der Spitze k und der Einkerbung /«, und aus einer ^^^l«— 'nL"'.''.'.!"! 1 !^
auf dasselbe aufgesteckten Ebonitröhre n, aufweiche "'
wieder die Metallröhre h aufgeschoben ist. Die Bletalltheile des Stöpsels
sind mit den beiden Leitern der Leitungsschnur verbunden, und zwar
der Leiter .< mit dem Theile h und der Leiter Sj mit dem Theile ä.
Die Theile der Klinken und des Stöpsels sind in ihrer Länge so be-
messen, dafs, wenn der eingeschobene Stöpsel mit seiner Einkerbung in
unter der Schneide der Klinkenfeder sich befindet, k mit b und h mit a
in Berührung steht; die beim Einschieben des Stöpsels durch das Ab-
heben der Feder b von der Hülse a unterbrochene Leitung ist jetzt
durch SS, wieder geschlossen und ein zwischen die Leiter s und s,
eingeschaltetes Galvanoskop ist jetzt in die Leitung eingeschaltet. Wenn
jetzt das eingeschaltete Galvanoskop Strom anzeigt, so ist die ganze
Leitung L unbesetzt; denn wäre die Leitung L an einer von der Prüfungs-
stelle rechts gelegenen Klinke gestöpselt und dadurch mit einer zweiten
Leitung verbunden, so würde zwar die Leitung L durch die Leitungs-
schnur und jene zweite Leitung an Erde liegen, jedoch wäre die Prüfungs-
batterie B (Fig. 1) abgeschnitten; wäre die Leitung L aber an einer
links von der Prüfungsstelle gelegenen Klinke verbunden, so wäre die
Leituna: L von den Theilen »etrennt, welche von dieser Klinke aus
410 Uesteneicli's Klappenscluaiik mit Vieirafliuuischalter.
nach rechts liegen: die Nadel Itann also in lieiden Füllen nicht aus-
schlagen.
Für den Betrieb können nun aber noch verschiedene Einrichtungen
gewählt werden; doch sollen möglichst wenig yiöpsel iingewendet und
die zur Einschaltung, zur Prüfung der gerufenen Leitung, zur Verbin-
dung nöthigen Handgrille niögliehst vereinfacht bezieh, zusammengelegt
werden.
Eine sehr einfache Betriebsschaltuug ist in Fig. 4 .skizzirf. Danach
dient der Prüfungsstöpsel « zugleich zur Einschaltung des Sprechapparates;
in die doppelte Schnur Xi,S2 ist das Prüfungs-Galvano-
skop G eingeschaltet, wahrend s, mit der Mittelschiene
des Tasters T des Sprechajjparates F verbunden ist:
mittels einer besonderen Schnur mit den beiden Stöp-
seln s.) und jij (Fig. •">) und dem eingeschalteten Schlufs-
zeichenapparate SK (Klappe oder Galvanoskop) wird
die Verbindung zweier Leitungen hergestellt. Sobald
nun die Klappe K (Fig. 1) der an den Schrank III geführten Leitung /.
des Theilnehmers A fällt, steckt der Beamte den Stöpsel s in die zu L
gehörige Klinke 111 dieses Schrankes und schaltet damit den Sprech-
apparat zum Abfragen ein. Nachdem der
fIjS f— EIZD' 'riieilnehmer A seine Wünsche geäufsert
^ hat, wird der Stöpsel s aus der Klinke III
herausgezogen und statt dessen einer der
Stöpsel s, oder «4 eingesteckt, wonach sich die Leitung L zunächst fiir
eine s])äter etwa von einem anderen Schranke aus vorzunehmende
Prüfung als „besetzt^^ erweist. Alsdann wird der Stöpsel s in die Klinke
der von A gewünschten Leitung L, des Theilnehmers B langsam ein-
geschoben, und zwar nur so weit, dafs der vordere metallische Theil
des Stöpsels s mit der Klinkenfeder b und der Theil h mit der Hülse a
in Verbindung ist; dann schlägt die Nadel des Galvanoskops G aus,
wenn die Leitung Lj frei ist. Mufs der Ruf des Theilnehmers // von
dem Amte aus erfolgen, so wird der Stöpsel s ganz in das Klinkenloeh
eingeschoben und die Taste T gedrückt, und so die Rufbatterie in WB
in Thätigkeit gebracht; nöthigenfalls wird gehört, ob ß sich meldet,
alsdann wird der Stöpsel s entfernt und durch den zweiten Verbindungs-
stöi)sel ••••4 bezieh. «3 ersetzt. Wird der Thcilnehmer B nicht durch das
Amt, sondern durch den Theilnehmers gerufen, so braucht der Stöpsel s
nicht auf seine ganze Länge eingeschoben zu werden, sondern er kann
gleich nach geschehener Prüfung entfernt und durch den zweiten Ver-
bindungsstöpsel ersetzt werden.
Diese höchst einfache Betriebsschaltuug dürfte sich ganz besonders
empfehlen, wenn der Beamte ein sogen. „Kopf-'-Telephon hat, welches
durch einen federnden Bügel am Ohr des Beamten festgehalten wird,
während das Mikrophon frei vor seinem Munde hängt. Der Beamte
K
ClfSterreich's Klappenscliraiik mit Vieiraclmmschaller.
411
hat danu beide Hände frei und kann in die eine den Stöpsel s, in die
andere einen der Stöpsel S3 oder »j nehmen.
Eine zweite Betriebssehaltung ist von der Telephonfabrik Mix und
Genest in Berlin bei den von ihr für die Deutsche Reichs-Telegraphen-Ver-
waltung hergestellten Schränken angewendet worden. Bei dieser in Fig. 6
dargestellten Schaltung dient der Priifungsstöpsel gleichzeitig mit zur
Verbindung der Leitungen, das Prüfungs-Galvanoskop gleichzeitig als
T
Schlul'szeichenappaiat. Um dies zu ermöglichen, hat die letzte Klinke
von jeder Linie (z. B. /// und IV') eine besondere Einrichtung er-
halten. Diese Klinke besitzt 2 Federn b und /■; die Feder 6 liegt wie
früher auf der Hülse a auf, ist jedoch statt der Schneide, gegen welche
der Stöpsel stöfst, mit einem Ebonitstücke i versehen; die Feder/' be-
sitzt wie die gewöhnlichen Klinkenfedern eine Schneide, ihr Ende ist
aber gegen die Hülse a durch ein Ebonitstückchen i' isolirt. Beide
Federn sind von einander durch ein Ebonitstück e isolirt. Während
nun b in gewöhnlicher Weise mit der Klajipe Ä, der Prüfungsbatterie ß
und der Erde E verbunden ist, stehen alle Federn f desselben Schrankes
mit der Mittelschiene des Tasters T des zu diesem Schranke gehörigen
Sprechapparates in leitender Verbindung. In Fig. 6 sind die Federn f
von III und IV' an denselben Taster T geführt, in der Voraussetzung,
dafs ihre beiden Schränke von demselben Beamten bedient würden.
Die Verbindungsschnur besteht ferner aus 2 Theilen: aus einer
doppelten Schnur «,.«,, in welche das Galvanoskop eingeschaltet ist, und
deren Enden mit dem Prüfungsstöpsel Fig. 2 verbunden sind, und aus
einer von dem Verbindungsstöpsel Fig. 3 auslaufenden einfachen Schnur .«.j,
deren zweites Ende zusammen mit «, an eine und dieselbe Klemme des
Galvanoskops gelegt ist.
Eine besondere Einrichtung erhielt das Galvanoskop, welches in
Fig. 7 links in der Vorderansicht, rechts nach Wegnahme des Deck-
blattes und der vorderen Windungen dargestellt ist. Die Drahtwindungeu
sind zur Erzielung möglichst grofser Emptindlichkeit auf zwei dicht
an einander schliefsende Rahmen gebracht, die zur besseren Dämpfung
von Kupfer- bezieh. Messingplatten gefertigt sind und die Nadel N mög-
lichst dicht einschliefsen. Die Dämpfung wird durch einen an der Rück-
41-2
Oesterreich's Klappenschrank mit VielfacliiimscUaller.
Seite angebrachten Stabmagnet noch verstärkt. Das Galvanosko]) wird
80 eingeschaltet, dafs bei der Prüfung und beim Anrufe die Nadel
nach links, beim Sehlufszeichen dagegen nach rechts abgelenkt wird.
Beide Ablenkungen werden durch Stifte in
der Deckplatte, an welche der Zeiger 7. an-
schlägt, begrenzt. Der links stehende Stift f.
gestattet nur eine geringe Ablenkung, welche
zur Prüfung ausreicht, während der rechts
stellende (in der Abbildung nicht sichtbare)
Stift eine freie Bewegung der Nadel N bis
zu dem aus der Abbildung ersichtlichen
Grade gestattet. Rechts von der Nadel N ist
in der Schwingungsebene derselben noch der
Hilfsmagnet 5 angebracht, durch welchen N
bei einer Ablenkung nach rechts festgehalten
wird. Der Hilfsmagnet S ist auf eine Messing-
stange o aufgeschoben und auf ihr festgeschraubt, welche sich mit der
Hand in den Führungen c und d auf und ab bewegen läfst. Die Spiral-
feder /■ drückt die Stange a nach oben, bis der ebenfalls auf der Stange
befestigte Ring b gegen den Führungsring c trifft. Ein Knopf k dient
zum Herunterdrücken der Stange mit der Hand und zur Trennung der
Magnete A' und S von einander, sobald das gegebene Sehlufszeichen
bemerkt worden ist. Eine Abschwächung der Sprache, wie solche bei
Einschaltung von gewöhnliehen Elektromagneten zu beklagen ist, liiidet
durch die Einschaltung dieses Galvanoskops nicht statt.
Der Betrieb gestaltet sich nun folgendermafsen :
Wenn im Schranke /// die zur Leitung LA des Theilnehmers A
gehörige Klappe K fällt, wird der Verbindungsstöpsel (Fig. 3) so weit
eingesteckt, dafs die Sehneide von /" (wie in Fig. 6) in der Ein-
kerbung m des Stöpsels liegt. Dann ist gleichzeitig die Klinkenfeder h
gehoben und damit die Prüfungsbatterie B von der Leitung LA ge-
trennt bezieh, einer weiteren Besetzung der Leitung vorgebeugt. Durch
die Hülse a und die Feder /■, welche beide durch den Metallkörper k^
des Stö|)sels verbunden sind, ist der aus Taster 7", Telephon ¥ und
Mikrophon A/, Inductor und Mikropiionbatterie MB bestehende Sprech-
apparat eingeschaltet. Will nun A mit B verlnniden sein, so wird der
Prüfungsstöpsel (Fig. 2) in die Klinke IIV der Leitung LB langsam so
weit eingeschoben, dafs der Stöpsel die Klinkenfeder h hebt und diese
sich in die Kerbe des Stöpsels einlegt; dann ist das Galvanoskop ein-
geschaltet, und wenn die Leitung LB frei ist, .«o gehl ein Strom von
der Prüfungsbatterie B durch die Klappe K über /> und o der Klinke IV'
zu 6 der Klinke lll\ dem Stöpselkerne A-, der Schnur «,, dem Galvano-
skop, der Schnur .«, dem Slöpselringe A, der Hülse a und über die etwa
noch auf dem Stromwege vorhandenen Klinken in die Leitung LB.
Uesterreich's Klappensclirank mit Vieirachumsclialter.
41o
Am Galvanoskop verzweigt sich zwar der vou s, kommende Strom
auch in «2 und der in s^ eintretende Stromzweig wieder in zwei Zweige,
nämlich in die Leitung LA und in den Sprechapparat; diese Zweig-
ströme beeinflussen jedoch die Nadel des Galvanoskops nicht. War die
Leitung Lß bereits an der Klinke irgend eines Schrankes getrennt, so
gibt das Galvanoskop keinen Ausschlag, der Stöpsel wird aus IIT zu-
rückgezogen und der Theilnehmer .■! davon benachrichtigt; anderenfalls
wird der in ///' bisher nur halb eingesteckte Verbindungsstöpsel ganz
eingeschoben, ebenso der Stöpsel an s.^ ganz in die Klinke ///, womit
die Verbindung zwischen LA und LB hergestellt ist. Durch das tiefere
Einstecken des Stöpsels an «2 wird zugleich der Spreehapparat aus-
geschaltet, weil der isolirende Ring n (Fig. 3J unter die untere Klinken-
feder f der Klinke /// zu liegen kommt. Das Galvanoskop ist nun
zum Empfange des Schlufszeicheus eingeschaltet, welches vom Theil-
nehmer ß zu geben ist. Der von B entsendete Strom durchfliefst die
Leitung Lß^ die Klinke ///', A, s, Galvanoskop, S2, ///, i.4, Erde. Die
Nadel M des Galvanoskops wird nach rechts abgelenkt und durch den
Hilfsmagnet S in dieser Lage festgehalten, bis durch einen Druck auf den
Knopf /i beide Magnete von einander getrennt werden und die Nadel in
ihre Ruhelage zurückgeht. Die jetzt isolirte Schnur s, bleibt ohne Strom.
Will der Beamte während einer bestehenden Verbindung prüfen,
ob in der Leitung noch gesprochen wird, so braucht er nur den Ver-
bindungsslöpsel aus der Klappenklinke /// bis in die in Fig. 6 an-
gegebene Stellung zurückzuziehen, um den Sprechapparat einzuschalten.
Eine dritte ßetriebsschaltung unter Benutzung zweier Taster und
eines Kurbelumschalters (Schne|)pers) für jedes Schnurpaar, ähnlich wie
in Klappenschränken ameri-
LA ^
z—>ZB
E^J.
kanischen Ursprunges (vgl.
Maier und Preece^ ^Das Tele-
phon", Stuttgart 1889, S. 280)
ist in Fig. 8 angegeben.
Die beiden Stöpsel mit
den Schnuren s, s, und «2 blei-
ben dieselben; die besondere
Klappenklinke bei der vorigen
Schaltung fällt vveg; die Schal-
tung ist wie in Fig. 1 ange-
geben. Die Achsen zweier
Taster Ta^ und Ta.^ sind mit
den Schnuren s bezieh, s.^ ^*^^'-
bundeu; die Ruhecoutacte sind
mit den gegen einander isolirten Miltelstücken a und f eines Doppel-
Kurbel-Umschalters (Wippe) U verbunden; die Stücke e und f werden
durch zwei an ihnen angebrachte Federn entweder mit den C'onlact-
414 Oesterreich's Klappenschrank mit Vielfachiinisclialtcr.
stücken a und c, oder b und d in Verbindung gebracht. Die ganze
Vorrichtung nebst dem Prüfungs-Galvanoskop G belindet sich auf der
Tischplatte vor dem Beamten, während unter der Tischplatte vier Leit-
schienen längs der Tischplatte befestigt sind, von denen / mit der
Weckbatterie WB und den Arbeitscontaclen der Taster, // mit 6, ///
mit d und IV mit allen Schnuren s, verbunden ist. Zwischen die
Schienen /// und IV ist das Galvanoskop G geschaltet und an die am
Ende mit einander verbundenen Schienen // und IV der Sprechapparat
angeschlossen. Zwischen die Contactstücke n und c ist der Schlufs-
zeichenapi)arat SK (eine Klappe oder ein Galvanoskop), wie vorher
beschrieben, eingeschaltet.
Wenn einer der Theilnehmer A das Amt ruft, wird der Stöpsel s^
in die Klinke von A eingesteckt und U auf 6, d gestellt, wenn nicht
U im Kuliezustande bereits und stets in dieser Stellung steht: der Sprech-
a|)parat ist eingeschaltet. A will ß sprechen: der Stöpsel s, «i wird in
die betreuende Klinke von B langsam so weit eiiigei^ciioben, dafs vorüber-
gehend das Galvanoskop G in LB eingeschaltet wird, nämlich durch
h übers, ra,, /", rf, die Schienen ///und /T' bezieh, s,, A-. Die Prüfuugs-
batterie sendet, wenn LB frei ist, einen Strom von s, aus über /T, (?,
(/, /', s und /( in LA; die gleichzeitig von IV über den Spreclia])parat zur
Erde bezieh, von // über 6, f, Ta.^^ «2 '° *^'^ Leitung LA gehenden Strom-
zweige beridiren das Galvanoskop nicht.
Ist die Leitung ß frei, so wird der Stöpsel ganz eingeschoben
und dann kann durch Niederdrücken des Tasters Ta^ der Theilnehmer B
gerufen werden, sofern dies nicht dem Theilnehmer A überlassen wird.
So lange U in dieser Stellung bleibt, ist der Sprechapparat in eine Ab-
z.weigung zur Erde eingeschaltet und der Beamte kann sich darüber
unterrichten, ob beide Theilnehmer ins Gespräch gekommen sind. Ist
das geschehen, so wird der Umschalter U auf fl, c gestellt und damit
der Sehlufszeiciienai)])arat SK eingeschaltet.
Will man das Abgehen eines Zweigstrotnes durch den Sprech-
•S „«t apparat bei dieser und bei der zweiten Betriebs-
* Schaltung vermeiden, so kann man nach dem Schema
Fig. 9 in die Erdleitung des Sprechapparates einen
I Condensalor C einschalten. Diese Schaltung ist auch
"^^*n_ insofern vortheilhaft, als je nach der Gröfse des Con-
Ä'' H densators die Nebengeräusche aus anderen Leitungen
und der Erdleitung bedeutend abgeschwächt werden,
und die Verständigung bedeutend verbessert wird.
Für den Zweck genügt schon ein ganz kleiner Condensator.
Fig. 10 zeigt nach photographischer Aufnahme noch einen Schrank
mit allen von Mi.i- und Genest ausgeführten Einzelnheilen, so wie die
Sehränke von dieser Firma im Auftrage der Heiehs-Teiegraphen-Ver-
waltuns ausirefüin-t worden ^ind.
Oestcrreich's Klappensclirank mit Vielfachumsclialter.
415
Zwei solcher Schränke sollen unmitlelbar au einander gestellt und
von einem Beamten bedient werden, während bei lebhaftem Verkehr
auch zwei Beamte daran Platz finden könuen. Dabei dürften dann
natürlich nicht beide Schränke (wie /// und IV in Fig. 6) an einen
und denselben Sprechapparat gelegt werden. Der abgebildete ein-
fache Schrank ist bis zum Tische 7b<^"\ bis zum oberen Rande ISS"^"' hoch
und 9#" breit. Er enthält, von oben angefangen, zuerst 50 Klappen
in zwei Reihen zu je 25 Stück, darunter 20 quadratische, nach Bedarf
einzusetzende, Füllungen von 16<=™ Seitenlänge mit je 100 Stück, also
zusammen 2000 Klinken; dann folgen 10 Prüfungs- und Verbindungs-
stöpsel für die Klinken, ferner 10 Prüfungs- und Schlufszeichen-Galvano-
skope, hierauf 50 senkrecht unter den 50 Klappen angebrachte Klappen-
klinken in z^^■ei Reihen: endlich kommen 10 Verbindungsstöpsel für die
416 I'elier Fortschritte in der Spiritiisfabrikation.
Klai)])eiikliukeii iiiul ein tragbarer Alifrageapparat. Die Schnüre werden
wie gewöhnlich dureii Gewichte stratl' gehalten.
Der Beamte kann die Bedienung des Sehrankes im Sitzen ver-
richten, denn er vermag die gefallenen Klappen mittels zweier Pedale
zu heben. Jedes der unten in der Mitte (Fig. It») sichtbaren Pedale
wirkt durch einen Drahtzug auf eine unter und vor jeder Klappenreihe
angebrachte Welle, welche unter jeder Klappe einen Stift trägt, dessen
freies Ende im Ruhezustande in wagerechter Stellung, dem Beschauer
zugekehrt und zur Verminderung des Geräusches mit einer Gummi-
kapsel versehen ist. Bei einem Drucke auf das betreffende Pedal dreht
sich die Welle und die Stifte heben sich bis nahezu zur senkrechten
Stellung, wobei der der gehobenen Klappe mitgetheilte Stofs genügt,
dieselbe einzuiiaken. Die Klappe wird von den Stiften aus dem Grunde
nicht vollständig angedrückt, weil während des Andrückens dadurch
eine andere der 25 Klajjpen am Fallen verhindert werden könnte, was
bei der gewählten Anordnimg nicht der Fall ist.
Die Klappen besitzen einen Hufeisenmagnet mit zwei Rollen von
zusammen 150 S. E. Widerstand und sind von aufsen zu reguliren. Die
Regulirvorrichlung besteht aus einer hinter der Deckplatte angebrachten
mit Reibung drehbaren excentrisehen Scheibe, die auf die Abreifsfeder
wirkt. Aus einer runden Oeffnung der Deckplatte tritt die Scheibe wie
ein Schraubenkopf hervor, ist ebenso wie ein solcher mit einem Schnitte
und einer Marke versehen und wird demgemäis aucii mit einem Schrauben-
zieher eingestellt.
Der dem abgebildeten entsprechende Doppelschrank ist für ein Amt
zu 2 X (20 X 100 -|- 50) = 4100 Theilnehmern eingerichtet. Die inäfsige
Höhe des Schrankes läfst es auch zu, eine weitere (^>uerreihe von Klinken-
i)rettern anzubringen, so dafs ein Doppelschrank für 5100 Theilnehmer
ausreichen würde. Die Frage, wie viel Klappen man einem Schranke
zutheilt, hängt lediglich davon ab, wie viel Klappen ein Beamter in
den Zeiten des stärksten Verkehrs bedienen kann. Bei dein vorliegenden
Schranke sind die Berliner Verkehrsverhältnisse zu Grunde gelegt worden,
über welche früher in der Lleldriiivrhnischen Zntsvhrifi, 1887 S. 339, Mit-
theilungen gemacht sind.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
(Pateiitklasse 6. Scliliils des Berichtes S. 363 d. Bd.)
Vlil. .-l////cmfi;iis i(»i(/ Tlicnrelhchtf.
Ctber (Ins Vorlwmincn rnn Hasen in Flüfsigkeilen^ die der alkoholischen
Gähriing unleiiiKjen, linden sich verschiedene .■\rt)eilen in den Comptes
rendiis, 1888. Daselbst berichtet Ed. Cli. Morin S. :iti(t, dafs er im Brannt-
weine eine Base gefunden habe, welche mit der von Kraemcr und Pinner
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 417
im Fuselöle nachgewiesenen übereinstimmt. Das Vorkommen derselben
kann in Alkoholen leicht nachgewiesen werden. Die Base gibt in
Lösungen von 1 : 1000 mit Quecksilberchlorid sofort, in gröfseren Ver-
diinnungen allmählich, einen weifsen flockigen Niederschlag. Phosphor-
widframsäure erzeugt selbst in Lösungen von 1 : 10000 sofort einen
weifsen Niederschlag und Phosphormolybdänlösung in Verdünnung 1:1000
eine gelbe Fällung. Tauret (ebendaselbst S. 418) will dieselbe Base
synthetisch dargestellt haben durch Einwirkung von freiem Ammoniak
oder den Ammousalzen organischer Säuren auf Glj'cose. Er nannte
dieselbe Glycosin und stellte für sie die Formel /?C-H,qN., auf.
Dujnrdin- Beaumetz und Robert Wurtz haben die physiologischen Eigen-
schaften der Base geprüft und dieselbe als bemerkenswerth giftig be-
funden. Lindel (ebendaselbst S. 280) empfiehlt zum Nachweise der
Base im Alkohole die Bestimmung des Stickstoffes nach der Methode
von Kjeldahl. Etwa 0,5 bis 1' Alkohol von 50" Gay-Lussnc werden mit
■20s Schwefelsäure versetzt, Alkohol und Wasser abdestillirt, der Rück-
stand verkohlt und nach Kjeldahrs Vorschrift behandelt. Mit dieser
Methode soll man nach Angabe des Verfassers noch 1 Millionstel Base
nachweisen können. Die von Morin aus Alkohol isolirte Base lieferte
nach Lindet's Analyse 23,5 Proc. Ammoniak, bindet hat eine gi-öfsere
Anzahl von Branntweinen, verschiedener Herkunft und aus verschiedenen
Materialien hergestellt, nach seinem Verfahren untersucht und aus der
ermittelten Menge Ammoniak den Gehalt an Basen berechnet. Er fand
folgende Zahlen, aus denen hervorgeht, dafs die Menge der Basen eine
aufserordentlich wechselnde * ist.
Ammoniak Base
Branntwein, alter (Vibrac, Charentes) 450 . . . l^jg . . 5^48
(im Laboratorium hergestellt) 49ü 0,95 . . 4,04
Obslbranntwein (Cleves, Seine- Inferieure) 690 . . 1,35 . . 5,74
Branntwein aus Traubentrestern (Barletta,Ital.) 530 1,40 . . 5,95
Rum aus Melasse (Reuniou) 60» ...... 3,07 . . 13,05
„ „ (Guadeloupe) 630 2,54 . . 10,79
„ „ „ (Martinique) 550 5,30 . . 22,52
Spiritus aus Korn, verzuckert durch Säure 590 . 0,52 . . 2,21
„ „ „ n V 600 . 0,66 . . 2,80
,, „ r, „ Malz 500 0,40 . . 1,70
Riibenspiritus 740 0,84 . . 3,57
540 1,04 . . 4,42
580 2,86 . . 12,15
Spiritus aus Topinambur 580 0,93 . . 3,95
„ Rübenmelasse 850 16,23 . . 68,08
79' 18,09 . . 76.88
„ , „ 790 19,24 . . 81>7
, „ „ 710 23,05 . . 97,96
Ordonneau^ welcher schon vielfach Untersuchungen von Gährungs-
producten ausgeführt hat (vgl. 1887 265 330), veröffentlicht in der
1 Liiidet findet nach seiner Methode natürlich den im Spiritus enthaltenen
GesammtstickstolT; ob dieser ausschliefslich in Gestalt der oben beschriebenen
Base darin vorhanden ist, dürfte jedoch noch nicht erwiesen sein. D. Ref.
Dingler's polyt. Journal Brt.271 Nr. 9. 1889/?. 27
418 Ueber Fortschrille in der Spirituet'abrikation.
Rev. Uni«, de la Di$lülerie., vgl. auch Zeittchrift für Spritusinduslrie.,
Bd. 11 S. 183, Untersufhungen ühfr den Vorlauf von JUelattespiritus^ welcher
durch Vergälirung von Melasse mit Bierhefe gewuunen war uod welcher
sich durch einen widerwärtigen Oeruch und gelbe Farbe auszeichnete.
Die Untersuchung ergab folgende Kür]>er:
Siedepuiikl
Acetaldehyd '^20
Ameisensäiireätlier . . 55*'
IsobiUylaldehyd .... 62«
Essigsilureäther .... 74"
Amylaldehyd 92»
Ferner liefsen sich noch geringe Mengen eines Körpers nachwei-sen,
der schwerer als Wasser ist und welcher dem Alkohol den ihm eigen-
thiimlichen knoblauchartigen Geruch verlieh. Als derjenige Körper,
welcher dem Spiritus den schlechten Geschmack erlheilt, ist das Valer-
aldehyd zu betrachten. Das Vorkommen hochsiedender Producte im
Vorlaufe ist dadurch zu erklaren, dafs dieselben mit anderen Stotfen
Gemische bilden, welche bei niederer Temi)eralur übergehen. Die
Aldehyde sind wahrscheinlich durch Bakteriengähruug entstanden, wo-
durch eine Ox>'datiün der durch die Hefe aebiideten Alkohole statt-
findet; hierdurch ist auch das Auftreten der entsprechenden Säuren er-
klärlich.
Ueber die Geicinnung reinen Traubenzuckerf nacli dem Ver fahren nm
Cords- y'irneiten berichtet Edmund O. v. Lippmann in der l'liemiker Zeitung^
1888 Nr. 48.
Ueber Stärke und üiasta$e. Dieses Thema hat C. J. Lininer zum
Gegenstande eines Vortrages auf dem i>. deutscheu Brauertage in Stutt-
gart gewäiill, welcher auch in der Zeitschrift für Spirilusindustrie^ Bd. 11
S. 213, 221, 227, zum Abdrucke gelangt ist, da die Ausführungen des
Verfassers von allgemeinem Interesse für alle Gahrungsgewerbe sind.
An der Hand .seiner eigenen Untersuchungen über diesen Gegenstand,
über welche wir an dieser Stelle schon mehrfach berichtet haben
(vgl. 1888 268 132), bespricht Verfasser eingehend die Eigenschaften der
Stärke und der Diastase, sowie die Vorgänge beim Maischen und Mälzen,
indem er die Resultate der wissenschaftlichen For.schungen auf die
Praxis überträgt und die Erfahrungen der letzteren durch erstere zu
erklären sucht. Der Kaum verbietet uns, auf die hochinteressanten
Ausführungen des Verfassers hier näher einzugehen, wir müs.seu uns
darauf beschränken, die Leetüre des Originales unseren Lesern zu
empfehlen.
Ueber die (iii/irungsfiihiykeil der Galaktose liegen neuere Beobaeliliinsieu
von Tollen» u. A. (Biedermann's Centralblalt für Atjriculturc/iemii^ Bd. 17
S. 483) vor, wonach im Gegensatze zu den Beobachtungen von /ionrqtielot
(vgl. 1888 269 428) die Galaktose gährungstahig sein .soll. Tollens ist
der Ansicht, dafs das Mifslingen der Vergährung der Galaktose bei den
Ueber Fortschritte in der SpiritHslabrikation. 419
früheren Versuchen entweder durch die Abwesenheit von Hefeuähr-
stoffeu, oder durch nicht richtigen Zusatz der letzteren veranlafst ist,
denn es gelang ihm, reinste, sehr häutig umkrystallisirfe Galaktose mit
Hefe und Hefeabkochung als Niihrfliissigkeit sehr gut zu vergähren,
wobei die Galaktose 45 Proc. ihres Gewichtes an Alkohol ergab, wäh-
rend dieselbe Galaktose ohne Nährlösung nur 15 Proc. Alkohol lieferte.
Auch die so leicht gährenden Zuckerarteu, wie Rohrzucker und Dextrose,
fand Tollens bei Abwesenheit von Hefenährlösung nur langsam gährend.
Als Hefenährlösung eignet sich am besten Paslcur'a Hefewasser oder
eine filtrirte Abkochung von 5- Hefebrei in 50'^^'^^ Wasser.
Untersuchungen über die Physiologie und die Morphologie der allioholi-
schen Fermente veröffentlicht Emil Chr. Hansen im 5. Hefte der Meddeletter
fra Carlsberg Laboratoriel. Wir können auf die hochinteressante, >ehr
umfangreiche Arbeit hier nur aufmerksam machen.
Die Anaif'rohiuse und die Göhrunyen lautet der Titel eines Aufsatzes
von M. Nencki in Bern in der Allgemeinen Zeitschrift für Spiritus- und
Prefshffeituhistrie, Bd. 9 S. 91 und 147, in welchem der Verfasser interes-
sante Fragen der Gährungsphysiologie einer Besprechung unterzieht.
Ueber Hefegifie verötient licht H. Schulz in Greifswald in dem Archiv
für die gesammte Physiologie., Bd. 42 (vgl. auch Zeitschrift für Spiritut-
induftrie., Bd. 11 S. 137) Untersuchungen. Der Verfasser war bei früheren
Arbeiten in Bezug auf die thierische Zelle zu dem Scidusse gekommen,
dafs jeder Reiz auf eine einzelne Zelle sowohl, wie auch auf die aus
Zellgruppen bestehenden Organe, entweder eine Vermehrung oder Ver-
minderung ihrer physiologischen Leistungen bedinge, entsprechend der
gröfseren oder geringeren Intensität des Reizes. Es schien nun von
Interesse, auch die Ptlanzenzelle in dieser Richtung zu prüfen, und der
Verfasser wählte hierzu die Hefezelle, aufweiche er die verschiedensten
Sfoflle einwirken liefs. Die Versuche führten zu folgenden Resultaten:
Sublimai ist im Stande, bei genügend weil getriebener Verdünnung
(1:500000 bis 1:700000) die Thätigkeit der Hefe auf kürzere oder längere
Zeit bedeutend über die Norm zu steigern.
Jod. In allen Fällen, wo die .Jodverbindung (.Jod mit .Jodkalium) wirkte,
setzte die Gährung gleich von vornherein kräftiger ein. Das Maximum in
dieser Hinsicht wurde meist bei der Verdünnung von 1 : 100000 erreicht.
Brom wirkt ebenfalls in genügender Verdünnung tl : 300000 bis 1 : 400000)
anregend auf die Hefethätigkeit.
Arsenipe Säurt. Dieselbe ist bei genügender Verdünnung (1:40000) im
Stande, die Hefegährung vortheilhaft zu beeinflussen.
Chrumsäure Steigert bei genügender Verdünnung (1 : 7000 bis 1 : 8lKX)) die
Anl'angsarbeit der Hefe sehr energisch.
Salicylsäure wirkt in einer Verdünnung von 1:2000 bis I : 5000 in eben-
demselben Sinne wie die vorhergehenden Substanzen.
Ameisensäure verstärkt gleichfalls in genügender Verdünnung (Optimum :
1 : 300000) zeitweilig die Hefenarbeit und bedingt ein schnelleres Einsetzen
derselben.
Bemerkt sei noch, daCs der Einflufs anderer Substanzen, besonders
der Säuren, auf die Hefezelle bereits früher von Hayduck^ sowie von
420 üeber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Maercker ^ Neak und Werenskiold untersucht worden ist (vgl. 1887 26'S
255) und dafs Hayduck bei seinen Versuchen auch zu dem Resultate
gelangte, dafs sehr geringe Säuremengen einen die Gährung und die
Hefecntwickelung l'ördernden Einlluls haben, während gröfsere Mengen
derselben Säuren schädigend wirken.
Die n'irkung der Säuren auf die Hefe^ zum Zwecke der Ausarbei-
tung einer Methode der Stärkebestimmung in der Prefshefe, hat Chap-
mann studirt [ZeiUchrift für Spiritusinduslrie ^ Bd. 11 S. 232). Derselbe
fand, dafs die Menge Zucker, welche aus stärkefreier Hefe durch Ein-
wirkung von Salzsäure erhalten wird, abhängig ist von der Concentration
der Salzsäure, denn es wurden im Mittel mehrere Versuche an Zucker
in Procenten der trockenen Hefe gebildet :
Bei 2™ Salzsäure auf lOOi^c Wasser = 2,0 Proc. Zucker
«5 „ „ „ „ =11,1 „
« 10 „ „ „ ., =16,3 „
„ lö „ „ „ „ =23,1 „
„ 30 „ „ ,. „ =24,9 „
„ 25 „ „ „ „ =27,5 „
„ 30 „ „ „ „ =29,3 „
Weitere Versuche zeigten, dafs dieser Zucker fast ausschliefslich
durch Umwandelung der Hefecellulose entstanden war. Nach dieser
Beobachtung erscheint es nicht ausgeschlossen, dafs sich eine Bestim-
mungsmethode der Stärke in der Prefshefe auf Grund der vom Ver-
fasser erhaltenen Resultate wird gründen lassen.
Zum Imprägniren von Spiritui- und ßierfässern wird in der Zeitsihrifi
für Spiritusindustrie^ Bd. 11 S. 226, an Stelle des bisher gebräuchlichen
Brauerpeehes das Paraffin sehr empfohlen. Dasselbe zeichnet sich
vortheilhaft dadurch aus, dafs es vollständig geruchlos und geschmacklos
ist, dafs es die Poren des Holzes sehr vollständig schliefst und von
kaltem und auch warmem Wasser, sobald dieses nicht über 50" warm
ist, ebenso von Säuren und Alkalien bei gewöhnlicher Temperatur nicht
angegriffen wird. Das zu verwendende Paraffin mufs jedoch Hart-
yaraffin sein, dessen Schmelzpunkt nicht unter 56" liegt, wofür der Ver-
käufer Garantie leisten mufs. Weichparafrtn mit einem Schmelzpunkte
von 40 bis 45" ist für den betreffenden Zweck unbrauchbar. Statt
Paraffin kann man auch Ceresin verwenden. Bedingung ist, dafs das
Holz des Fasses im Inneren vor der Imprägnirung voUkomnieu trocken
und erwärmt, und zwar etwas wärmer als das betreffende Im])rägni-
rungsmittel sein mufs. Bei Paraffin mufs daher das Holz auf 60 bis 70",
bei Ceresin auf über 110" erwärmt sein. Das Erwärmen und Trocknen
der Fässer geschieht am besten durch Eiiiblaseu eines in einem geeig-
neten Apparate'^ auf 150 bis 170" erhitzten Luftstromes. Dieses Ver-
fahren des Trocknens hat juoch den grofsen Vorlheil , dnfs durch die
heifse Luft alle schädlichen Organismen, welche in dem Fasse oder in
■' In der Zeitsrhrißfür Spiritusindustrie werden hierzu die von Ludwig Ramdohr
in Gotha gelieferten Apparate bestene empfohlen.
Ueber Fortschritte in der Spiritusl'abrikatiön. 421
den Poren des Holzes etwa vorhanden sind, unbedingt getödtet werden.
Statt der heifsen Luft zum Trocknen Dampf zu verwenden, wie man
dieses früher versucht hat, ist natürlich ganz unrationell, weil dadurch
die Poren des Holzes mit Wasser gefüllt werden (vgl. auch E. Schaal
1880 236 351).
Ein Verfahren zur Abscheidung von Hopfenharz und verhar~lem
Hopfennh bei der Darstellung von Spirilui aus Brauereiabfällen ist Wilhelm
Gerdes in Dortmund patentirt (D. R. P. Nr. 43346 vom 31. August 1887).
Das Verfahren bezweckt bei der Darstellung von Spiritus aus Hopfen-
bestandtheile führenden Brauereiabfällen : a) Die Abscheidung von Hnpfen-
harz aus der Maische durch Abkühlen der auf etwa 13 bis 15" ge-
stiegenen Maische, auf 5 bis 60, während der letzten sechsstündigen
Gährungsdauer und Entfernen der sich hierdurch bildenden Decke;
b) die Abscheidung von verharztem Hopfenöle aus dem rectificirten,
etwa 85grädigen Destillate durch Versetzen desselben mit Wasser, Ab-
kühlen auf etwa P und naciifolgende Filtration des milchig trübe ge-
wordenen Productes.
Zwei Mittel zur Entfernung der Pyridinbasen aus denaturirtem Spiritus
werden in der Allgemeinen Zeitschrift für Spiritus- und Prefshefeindustrie^
Bd. 9 S. 155, daselbst nach der Pharmaceutischen Zeitschrift^ mitgetheiit.
Nach Wilhelm Lange kann mau durch Schütteln des Spiritus mit ge-
pulvertem Chlorzinke, nach W. Kirchmann durch Zusatz einer Lösung
von Aluminiumsulfat, welche noch so viel Schwefelsäure enthält, als
zur Bildung des Alauns erforderlich ist, alles Pyridin, im ersteren Falle
als Zinkchlorid-Pjridin, im letzteren als Pjridinalaune zur Ausscheidung
bringen. (Wir möchten darauf aufmerksam machen, dafs eine derartige
Beseitigung des Denaturirungsmittels voraussichtlich strafliar ist. D. Kef.)
Die Einführung von Gewichtsalkoholomclern an Stelle der Volum-
alkohotometer ist vom Bundesrathe in der Sitzung vom 12. Juli 1888
beschlossen worden, und werden seit Oktober 1888 von der Normal-
aichungs-Commission bereits GewichtsaJkoholometer geaicht. Für die
Temperaturangabe ist bei diesen Instrumenten das hunderttheilige Ther-
mometer gewählt. Durch beide Neuerungen werden lange gehegte
Wünsche befriedigt und dem Spiritushandel grofse Erleichterungen ge-
schatfen. Die Ausgabe von amtlichen Tabellen für das Gewichts-
alkoholometer, entsprechend den neuerdings erschienenen Tabellen für
das Voltimalkoholometer, steht bevor. Erwähnt sei noch, dafs neben
dem Gewichtsalkoholometer die Volumalkoholometer zulässig bleiben
und dementsprechend auch geaicht werden. Die auf die Einführung
des Gewichtsalkoholometers bezüglichen Beschlüsse des Bundesrathes
lauten nach der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 217, wie folgt:
Bei den steuerlichen Abfertigungen des inländischen Branntweines sind
von einem durch den Reichskanzler noch naher zu bestimmenden Zeit-
punkte an:
422 üeber P'orWchritle in der Spiritusfabrikation.
1) Für alle alkoholometrischen Measungen an Stelle der bislierigeo Volum-
alUoholometer Gewichtsalkoholometer mit hundertthfiiligem (Celsius-') Thernao-
meter in Gebrauch zu nehmen.
2) Die scheinbaren Alkoholstärkou des Branntweines
a) von 0 bis zu ausschlielslich 10 Gew.-Proc. nach {,'anzen Procenten,
b) von !(• bis zu ausschlielslich 65 Gew.-Proc. nach ganzen und halben
Procenten.
c) bei liüheren Stärken nach ganzen und l'iint'tcl Procenten;
l'eriier die Temperaturen des Branntweines: bei Stärken
a> von (J bis ausschlielslich lü Proc naeli dem hunderttheiligen. 0 bis 2ö0
aufweisenden Thermometer nach ganzen Graden,
b) von 10 bis aussclilielslich 65 Pmc. nacli dem hunderttheiligen, — 12
bis + 30" aufweisenden Thermometer gleichfalls nach ganzen Graden,
c) bei höheren Stärken nach dem hunderttheiligen. gleichfalls — 12 bis
-f 30* aufweisenden Thermometer nach ganzen und halben Graden
zu bestimmen und nach Mafsgabe solcher Ermittelungen die wahren Alkohol-
stärken für Ablesungen
a) von 0 bis ausschliefslich 10 Proc. nach ganzen Procenten,
b) von 10 bis ausschliefslich 65 Proc. nach ganzen und halben Pro-
centen und
c) von 65 bis zu 100 Proc. nach ganzen und fünftel Procenten festzusetzen.
3) Hiernach eingerichtete Untersuchungstafeln sind von der Normalaichungs-
Commission zum Gebrauche der Steuerbehörden zu Hefern.
4) Wegen Beschaffung der neuen Thermo- Alkoholometer bleibt den
obersten Landesfinanzbehörden das Weitere zu veranlassen.
Im Uebrigeu wird die Einrichtung der neuen Instrunoeute im
Wesentlichen wie bisher sein. Um sie als neue Instrumente kenntlich
zu machen, soll die Thermometerscala durch zwei huilrothe Striche ge-
rändert werden. Ah Normalinstrumente werden die Alkoholometer mit
feinerer Sealentheilung nicht mehr hezeiciiuet sein; auch ein besonderes
Pracisi(msstempelzeichen wird es für sie nicht geben, es werden sicii
lediglich Alkoholometer mit den drei verschiedenen Sealentheilungen
unterscheiden lassen, wciciic im Uebrigeti iijje den gleichen Stempel
tragen. In der Zeitschrift für Spiriltisindusirii\ Bd. 11 S. 16(5, wird noch
darauf aufmerksam gouiaclil, dafs auch die zum Spindeln dienenden
Cylinder bestimmten Vorschriften genügen müssen. Es sind fortan nur
Standglaser zulässig, welche mindestens 40°"" Weite, etwa 50''' innere
Höhe und gerade abgeschnillene Ränder haben. Die Glasbläserei des
Vereines für Spiritusfabrikanten in Berlin liefert die neuen Alkoholometer
zu folgenden Preisen:
Alkoholometer bis zu 65 Proc. in '/.^ Proc. gellieill .... 12 JI.
von 65 bis 100 Proc. in 0.2 Proc. getheilt etwa 20 „
Wenn die Alkoholometer mit Cylinder in Lederetui geliefert werden,
erhöht sich der Preis um 6 M.
Auf Fvliler und dadurch hedingle Differenzen beim Ablesen de.'*
Alkoholomelers wird in der Zeitschrift für Spirilusindii^lrie^ Bd. 11 S. 12!*,
aufmerksam gemachl.
Auf Fehler^ welche heim Ahtesen an den Siiirilussammelgefiifseii vor-
kommen^ wird in der '/jcilschrifl für Spiritutindustrie^ Bd. HS. 196, hin-
gewiesen. Dadurch, dafs der an Alkohol ärmere Spiritus als der
schwerere am Boden des Reservoirs lagert, wo sich das Verbindungs-
Appelbaum, über Vanadintinte. 423
stück mit dem Standglase befindet, wird nach dem Gesetze der communi-
cirenden Röhren der Spiritus in dem Standglase höher stehen als in
dem Sammelgefäfse. Durch Anbringung von Verbindungsstutzen in
verschiedenen Höhen des Reservoirs kann diesen Ungleichheiten zum
Theile abgeholfen werden. Morgen.
üeber Vanadintinte; von Carl Appelbaum.
lierzelius hat da» von Sefstrnm im J. 1830 entdeckte Metall Vana-
dium näher untersucht und bei dieser Gelegenheit eine Schreibtinte
empfohlen, welche alle Eigenschaften der vorzüglichsten Schreibtinte
besitzen soll. Nach seiner Angabe hat man einfach einer Galläpfel-
Abkochung eine sehr geringe Menge vanadinsaures Ammoniak zuzu-
setzen und die Tinte ist fertig {Berzelius 1835 56 237).
Diese Tinte soll sich durch keines der bekannten Mittel zerstören
lassen, und sich aufserdem durch ihre aufserordentliche Dünnflüssigkeit
vortheilhaft auszeichnen u. s. w.
Die meisten technischen Handbücher bringen diese Notiz ziemlich
wörtlich übereinstimmend, und abgesehen von kleineren Werken, wie
z. B. im Hartleben sehen Verlag in der Cheinisch-teehnisclien BilAiulhek.,
Bd. 17, hat auch besonders Muspratt in seinem hervorragenden Werke
nicht unterlassen, diese Vanadintinte zu erwähnen Cvgl. auch 1861
160 465).
Wie es möglich war, dais Berzelius sich geirrt hat, bleibe dahin-
gestellt: mindestens dürfte es wahrscheinlich sein, dal's er selbst niemals
die betreffenden Versuche angestellt hat, und vielleicht von irgend einer
Seite falsch berichtet wurde, der er Glaubwürdigkeit beiinafs.
Bringt man eine sorgfältig eolirlc Abkochung von Galläpfeln mit
vanadinsaurem Ammoniak zusammen, so entsteht niemals eine Tinte,
sondern nur ein Gerinnsel, welches sich kaum mit dem Pinsel behandeln
läfst, geschweige denn als Tinte Verwendung finden kann. Ich habe
diesem Gegenstande seit einer Keihe von Jahren die eingehendste Auf-
merksamkeit geschenkt, und nur in einem Falle Uebereinstimmung mit
meinen Resultaten gefunden. Herr Eugen Dietrich sagt in seinem neuen
phartnaceutischen Manual Berlin 1887 auf S. 285 wörtlich:
„(Jleicli an dieser Stelle möclite ich die von Berzelius und nacli ihm in
allen Handbüchern empfohlene Vanadintinte als völlig unbrauchbar bezeichnen;
frisch bereitet ist sie dünnflüssig, schreibt grauschwarz, auf dem Papiere
grünlich-schwarz werdend, aber nach "24 Stunden zersetzt sie sich zu einem
dicken Coagulum, das allem Anderen, nur nicht einer Tinte ähnlich sieht."
Eine Galläpfelabkochung ist also unter allen Umständen nicht zu
gebrauchen, und so habe ich bei weiteren Versuchen nur gefunden.;
dafs eine für gewisse Fälle brauchbare Vanadintinte auf folgende Weise
hergestellt werden kann: 10? Tannin werden in 100" destillirtem Wasser
424 Tedesco, über Milcliglas.
gelöst. 0^,4 vanadiDsaures Aminouiak werden besonders in 10^ destil-
lirteni Wasser gelöst, beide Losungen zusammengegossen und mäfsig
stark geschüttelt. ' Diese Vanadintinte fliel'st sofort tieCsehwarz aus der
Feder, ohne zu verlaufen oder durch das Papier zu schlagen, trotzdem
ihr kein Gummi zugesetzt ist, sie hat einen angeuehmen Glanz, ist ab-
solut nicht copirfähig, trocknet schnell, und selbst sehr dicke Schriftzüge
gleich nach dem Trocknen in Wasser gelegt, und 24 Stunden darin
belassen, verlöschen nicht, sondern bleiben unverändert tief schwarz.
Zum Schreiben von Brief- Adressen, Correspondenzkarlen u. dgl. ist diese
Tinte, frisch bereitet, sehr brauchbar. Verdüunti- Säuren bewirken
keine Veränderung der SchriftzUge, aber mit Eau de Javelle werdeo
sie vollständig gebleicht. Nach einigen Wochen beginnt die Tinte sich
zu verändern, die Schriftzüge zeigen eine hellere Färbung uud gehen
immer mehr ins Gelbe über; endlich, nach etwa 3 Monaten, scheint
der Zersetzungsprozefs beendet zu sein. Die Farbe bleibt nun ein
fuchsiges Gelb; aber trotzdem sind die Schriltzüge ganz gut zu lesen,
lassen sich auch weder durch Wasser verwischen, noch mit Säureu
von dem Papiere entfernen. Ueberhaupt erscheint die Schrift gerade
so, wie man sie bei sehr alten Schriftstücken zu linden gewohnt ist.
Ebenso wie die Zersetzung des Farbstotles auf dem Papiere stattllndet,
vollzieht sich dieselbe auch bei der Tinte im Glase, und eine 'J'iute,
welche ich im J. 1881 bereitete, zeigt heute genau dieselben Eigen-
schaften.
Der hohe Preis des vauadinsauren Ammoniaks dürfte kaum in Be-
tracht kommen, aber die Qualität mufs selbstverständlich aufser Zweifel
stehen. Das vanadinsaure Ammoniak, welches ich zu meinen Versuchen
angewandt habe, erhielt ich im J. 1881 bei Gehe und C'oiiip. in Dresden,
IK zu 55 Pf.
Nach diesen Ausführungen mufs ich nochmals die Ueberzeuguug
aussprechen, dal's ßerzelius niemals selbst eine Vunadintinte hergestellt
hat. Selbst wenn er statt der Galläpfelabkochung Tannin verwendet
hätte, würde er diese Tinte niemals besonders haben empfehlen können.
Königsberg i. Pr., Januar 1889.
üeber Milchglas; von A. Tedesco.
Im Band 271 Heft 1 und 2 dieses Jouruales gibt Herr Rieh. Zsiy-
mondy einen sehr schätzenswerthen Beilrag zur Frage: wodurch «ird
I Der Vorschlag, Tannin bei der Herstellung vim \'anadintinte zu be-
nutzen, ist nicht neu. H. r. Wagner bat im J. 187'^ nütgellieilt , dal's durch
Vermischen der Lösung von Tannin (lüK) und vanndinsiuirem Ammoniak (0s,2)
eine 'Knte erhalten werde, welche dem Ansehen nach von gewöhnlicher Gallus
linte kaum zu unterscheiden sei (1877 223 633). A.
Tedesco, über Milchglas. 425
die Trübung im Milchglase hervorgerufen. Dieser Artikel gipfelt iu
dem Vorschlage, den auch €. Weinreb 1885 gemacht, den Kryolith durch
Fluornatrium und ein thonerdehaltiges Material zu ersetzen. Beide
Autoren haben wohl keine Kenntnifs davon, dafs ich schon seit dem
Jahre 1883 ein Patent auf die Herstellung von Milchglas und Emaille
mittels Fluornatrium und einem thouerdehaltigen Material sowohl iu
Deutschland als auch den bedeutendsten anderen Industrieländern besitze.
Das Verfahren ist seit der Patentertheilung in der Industrie ein-
eeführt und hat auch die Darstellung von Fluornatrium im Grofsen iu
der von mir geleiteten Chemischen Fabrik durch mich eine Lösung
gefunden, die dieses Ersatzmaterial von Kryolith concurrenzfähig macht.
Aus naheliegenden Gründen habe ich es vermieden, dem Patente eine
gröfsere üetfentlichkeit zu geben, und wird es wohl darin liegen, dafs
die Kenntnifs davon nicht allgemein geworden.
Die mittels Fluoruatrium geschmolzenen Gläser haben vollständig
dieselbe Beschattenheit wie solche mittels Kryolith hergestellten, was
wohl auf dasselbe Trübungsmittel hinweist; beide sind aber wesentlich
von den sogen. Spathgläsern (mittels Flufsspath hergestellte Opalgläser)
verschieden.
In Frankreich wird bis jetzt Kryolith oder Fluornatrium so gut
wie gar nicht verwandt und das französische Opalglas wird, wie mir
ein deutscher Glasindustrieller mittheilte, mittels Zusatz von Flufs- und
Feldspath geschmolzen. Diese Gläser haben nicht die sattweifse Farbe
des Kryolith-Milchglases, sondern einen mehr bläulichen Ton, sind im
Preise bedeutend höher, so dafs dieselben blos bei feinen Beleuchtungs-
inslallationen verwandt werden und mit dem Kryolith-Milchglase nicht
concurriren können. Der Preisunterschied ist nicht durch den Preis
des Glasgemenges, welches eher billiger ist als bei Kryolithglas, son-
dern durch die verschiedene Arbeitsweise bedingt und diese wird wieder
durch die Verschiedenheit beider Gläser erforderlich. Während Kryolith-
glas seine Eigenschaft direct beim Schmelzen erhält und ein aus dieser
Glasmasse geformter Gegenstand sogleich die Beschaffenheit des Milch-
glases hat , bedarf es beim Spathglas ein wiederholtes Anwärmen und
Abkühlen, um dasselbe vollständig oiiak zu machen. Gegenstände aus
Milchglas können daher in Formen geblasen werden, welche Arbeits-
weise für Massenartikel allein möglieh ist. Die Spathgläser werden
dagegen aus freier Hand geblasen, hierbei ist zum Zwecke des Fornieus
ein öfteres Anwärmen erforderlich und gleichzeitig erhalten dieselben
ihre opake Beschaffenheit. Dafs durch die Handarbeit und den damit
verbundenen gvöfseren Verlust an Ausschufs der Preis wesentlich mehr
beeinfluist wird als durch die Kosten des Gemenges, ist einleuchtend.
Aus dem Unterschiede der beiden Glassorten glaube ich den Schlufs
ziehen zu dürfen, dafs auch die Ursache der Trübung in beiden Fällen
eine verschiedene ist, da Gläser, die sonst procentual gleich zusammen-
42h Tedesco. über Milchglas.
get^etzt siud, dieses verschiedene Verhalten zeigen. Je nachdem Khior,
Kalli und Thonerde in Form von Flufsspath und Feldspath oder von
Kryolilii und Kali^stein der Glasmischung zugesetzt sind.
Meine Berufsgeschäfte gestatten es mir nicht, mich mit dieser
theoretischen Frage eingehender zu beschäftigen und mufs ich die»
einem wissensciiaftlichen oder glastechnischen Laboratorium überlassen,
ieli möchte aber im Nachstehenden meine bei der Ausarbeitung und
Ausführung meines Patentes gewonnenen Erfahrungen und die daraus
gefolgerte Ansieht darlegen, vielleicht gibi dies zw weiteren klärenden
Untersuchungen Veranlassung.
Die Natur des Gla.ses macht es .sehr schwierig, auf analytischem
Wege festzustellen, wodurch die Trübung der Opalgläser hervorgerufen
wird, doch stimmen jetzt alle Autoren, die in den letzten Jahren Ar-
beiten über diesen (Tegenstand verött'entlicht, darin überein, dafs das
eine Fluorverbindung ist: alle specielleren Angaben sind blofs Schlufs-
lolgerungen, welchen der analytische Beleg fehlt. Meiner Ansieht nach
wird die Trübung bei solchen Gläsern, die mit Flufsspath geschmolzen
sind, durch Fluorcalcium hervorgerufen, während bei einem Zusätze
\on Kryolith oder Fluoruatrium der Haupt.sache nach ausgeschiedenes
Fliiitrnatrium die Trübung bewirkt.
Es .soll hierbei nicht ausgeschlossen sein, dafs bei Kryolilhgläsern
auch Fluoraluminium, soweit dieses in der Glasmischung nicht zersetzt
wurde, zur Trübung beiträgt. Dafs in den nach meinem Patente ge-
schmolzenen Gläsern, also mittels Zusatz von Fluornatrium und einem
tiiouerdehaltigen Körper, das Fluornatrium als solches sich in der Glas-
masse ausscheidet, habe ich schon in den Verhandlungen, welche die
Prüfung meines Patentgesuches hervorgerufen, au.sgesprochen.
Die Ursache, warum Fluornatrium oder Fluorcalcium erst bei
Gegenwart von Thonerde oder, nach den Versuchen von Scholl, anderer
glasbildender Metalloxyde eine Trübung ergibt, erklärt sich aus dem
Lösungsverhältnisse der verschiedenen Glä.ser. Während ein reines
Kalk- Alkaliglas, wie auch Herr Hich. Zsigmondy bestätigt, auf alle
Trübungsmittel, also auch auf Fluorverbindungen stark lösend wirkt,
sind diese in Thonerde- oder anderen Metalloxydgläsern unlöslich, so
dafs beim Erkalten eine Ausscheidung derselben erfolgt; mau wird
sonach bei einem Zusätze von Flufsspath oder Fluornatrium zu einer
gewöhnlichen Glasmischung, gewöhnliches Krystallglas, bei Anwesenheit
einer Thonerdeverbindung aber Opalglas erhalten.
Es ergibt sich hieraus auch der Unterschied der Opalgläser je nach-
dem Flufsspath oder Kryolith bezieh. Fluornatrium als Trübungsmittel
verwandt wurde.
Die Annahme des Herrn Ztiiimondy, dafs während des Schmelz-
prozesses die Thonerde auf Fluorcalcium bezieh. Fluornatrium einwirkt
und sich Fluoraluminium bildet, scheint mir sehr unwahrscheinlich und
Tedesco, über Milchf^las. 427
is( durch Nichts erwiesen. Es ist nicht gut denkbar, dafs bei Gegen-
wart eines solch grofsen Ueberschusses von Kieselsäure, welche bei
der hierbei in Betracht kommenden Temperatur eine sehr starke Säure
ist, ein Nebenprozels wie die Einwirkung von kieselsaurer Thonerde
auf Flufsspath oder Fluornatrium eintreten kann, vielmehr wird die
Kieselsäure direkt zersetzend auf die Fluorverbindungen einwirken
unter Entwiekelung von flüchtigem Fluorkiesel und Bildung des ent-
sprechenden Silicats. Dieser Prozefs geht unaufhaltsam fort und bei
genügender Schmelzdauer kann man aus jeder Glasmischung, mögen
derselben noch so viel Fluor- und Thonerde-Verbindungen (selbst Kry-
olith) beigemengt sein, ein fliiorfreies, vollständig durchsichtiges Krystall-
glas erhalten. Will man aber Opalglas erhalten, kommt es darauf an,
dafs möglichst viel von den Fluorverbindungen unzersetzt bleibt bezieh,
die Zersetzung derselben nicht zu weit geht. Dieses wird erzielt durch
Einschränkung der Temperatur, insbesondere aber durch Verkürzung
der Schmelzzeit. Opalglas wird in etwa '^(3 der Zeit, die Krystallglas
briuichl. zur Verarbeitung reif und die Glasöfeu, die solches Glas
schmelzen, werden in der Temperatur auch nicht so hoch gehalten,
wie Krj'stallglasöfen. Ein bedeutender Glasindustrieller sagte mir, um
das drastisch auszudrücken: „Opalgläser werden mehr gebacken als
geschmolzen."
Was specieil Kryolithglas betrifft, so glaube ich, dafs der Kryolith
zum gröfsten Theile vor Eintritt der Schmelztemperatur durch das zu-
gesetzte Alkali und den Kalk zerlegt wird und das Fluoraluminium in
Fluoralkali zum Theile auch Fluorcalcium und Thonerdenatron bezieh.
Calcium umgewandelt wird. Dieser Prozefs, auf den auch die Dar-
stellung von Thonerdehydral und Soda aus Kryolith basirt, kann in
dem ersten Stadium, nach Einbringung der Glasmischung in den Hafen,
.sehr leicht vor sich gehen, da die Kieselsäure noch nicht activ ist.
Es imterliegt keinem Zweifel, dafs der Kryolith zersetzt wird und
Fluornatrium als solches im Glase enthalten ist. Man kann dasselbe
aus jedem mit Kryolith geschmolzenen Glase durch einfache Extraction
mit Wasser ausziehen und ich war im Stande, 2 bis 2,4 Proc. Fluor-
natrium zu extrahireu. Bei der Beschaffenheit der Glasmas.se wäre es
Wühl möglich, dafs noch ein bedeutender Antheil sich trotz feinster
Pulverisirung der Extraction entzieht. Der Umstand, dafs Kryolithglas
wasserlösliches Fluornatrium enthält, scheint bisher allen Autoren, die
sich mit der Frage beschäftigt, entgangen zu sein und doch ist dies
auf die Entscheidung der Frage: worin besieht die Trübung beim Opal-
glase, von grofsem Belange.
Ist meine Annahme der Zersetzung des Kryoliths in oben gedachtem
Sinne richtig, so mufs der Gehalt der Kryolithglasschmelze an löslichem
Fluornatrium im ersten Stadium des Schmelzprozesses am stärksten
sein und bis zur Gare stetig abnehmen. Dieses ist auch ein Punkt,
428
Kleinere Mittheilungen.
wo weitere Untersuchungen einsetzen inüfsteu und die Analyse der-
selben Schmelzmischung in verschiedenen ZeitintervuUen, während der
Schmelzdauer niül'sten wohl Anhallsituiikte zur Klärung der Frage
geben. Spathglas enthält keine Spur von löslichem Fluornatriuni; eine
Einwirkung von kieselsaurer Thonerde auf Fluurcalcium bei niedriger
Tem])eratur findet nicht statt, während bei der Schmelztemperatur des
Glases eine solche schwer anzunehmen ist. Es liegt daher nahe, die
Trübung dem unzersetzteu Fluorcalcium zuzuschreiben, mit welcher
Annahme auch die verschiedene Beschaffenheit gegenüber Krjolithglas
sich erklären läfst.
Ich bin mir wohl bewufst, dafs auch meine Ansicht der aus-
reichenden analytischen Belege entbehrt, doch wäre der Zweck dieser
Zeilen erfüllt, wenn dieselben Veranlassung zu weiteren Untersuchungen
in dieser Richtung geben würden.
Holz in Amerika.
Nach den Angaben der Forstabtheilung des Ackerbau-Ministeriums in
Washington wird der Waldbestand der zur Union gehörigen Staaten Iblgender-
nial'sen geschützt:
Acres
Alaine 12 000 000
New Hampshire .... 3 000 000
Massachusetts 1 389 500
Rhode Island 163 528
Connecticut 650 000
Vermont 1990 000
New York 8 000 000
New Jersev 2 330 000
Pennsylvania 7 000 000
Delaware 300 000
Maryland 2 000 000
Virginia 13 000000
North Carolina . . . . 18 000 000
South Carolina . . . . 13 000 000
Georgia 18 000 000
Florida 20 000 000
Alabama 17 000 000
MisBissiopi 13 000 000
Louisiana 13 000 000
Texas 40 000 000
Michigan 14 000 000
Wisconsin 17 000 000
Acre.-i
Minnesota 30000 000
Ohio 4 258 767
Indiana 4 300 t;Ot>
Illinois 3 500 (UM)
West Virginia .... 9000000
Kentucky 12 800000
Tennessee 16 000000
Arkansas 28 000 000
Iowa 2 300 000
Dakota 3 000 000
Nebraska 1550 000
Kansas 3 500 000
Wyoming 7 800 000
Colorado 10 630O01>
New Mexico 8 (XX) 000
Idaho 10 234 0(.K)
Nevada 2(KX1(XK>
Utah 4 0<«)(XK>
Arizona 10 000 000
Washington Ter. . . . 20tX)0 000
Oregon 20(X)0(KX)
California 20 000 IHK»
Wie grol's diese Flächen nach unseren Jlal'sen sind, läfst sich danach be-
rechnen, dafs 1 acre = 40^,467 ist, und dafs 640 acres eine gesetzmäfsige bri-
tische Quadratmeile ausmachen. Von der Gesammtsunime obiger 465 Millionen
acres entfällt etwa die Hälfte auf die Südstaaten. Das Deutsche Reich hat
eine Gesammtlläche von 544 902ill">i — etwa 136 Millionen acres. Die bewaldete
Fläche der Vereinigten Staaten von Amerika ist somit mehr als dreimal so
grofs als Deutschland und etwa 15mal so grofs als dessen Waldbestand.
Dabei sind das benachbarte Kanada mit seinen ungeheuren Wäldern und das
von Rufsland erworbene Alaska nicht gerechnet.
Wenn auch die Amerikaner zu ihrem Schaden der Ausrottung der Wälder
Kleinere Mittheilungen.
429
noch immer ruhig zusehen, so haben sie doch so grofse Vorräthe an Holz
neben grofsen Wasserkräften, dafs sie sich vermuthlich in absehbarer Zeit
von europäischem Holzschliffe und Holzzellstoffe unabhängig machen werden,
was bei Errichtung neuer Schleifereien und Zellstoff-Fabriken in Deutschland
lind Skandinavien wohl erwogen werden sollte. {Papierzeitung.)
Gummi-Fournier-Blälter als Dachdeckungsmaterial.
Diese iraprägnirten Fournierblätter sind, nach MetallarbeiUrtir. 97, zumeist
in dreifachen Lagen angefertigt, welche so gelegt sind, dafs sich die Fasern
derselben kreuzen. Es werden auf diese Weise dünne elastische Holzplatten
von grofser Widerstandsfähigkeit hergestellt, welche sich nicht verziehen, und
wegen der Festigkeit des verwendeten Klebmaterials gegen die Temperatur-
veränderung und Witterung unempfindlich sind. Sie können sogar in Wasser
längere Zeit gekocht werden, ohne dafs die Blätter sich von einander trennen.
Um jedoch die Widerstandsfähigkeit noch zu erhöhen, wird die Aufsenfläche
mit Theer getränkt, ferner mit einer Asphaltschicht bedeckt, in welche, während
sie noch warm ist, kleine Steinstückchen oder Kiesel eingeprefst werden. Die
innere Seite der Platten ist zum Schutze gegen Feuersgefahr mit Wasserglas
getränkt. Die Vortheile bestehen darin, dafs die Platten dünner sind, als die
sonst bei Zinkdächern nothwendige Verschalung; auch ist das Eigengewicht
ein viel geringeres als bei jenen. Während z. B. bei einem Pappdache, welches
bisher als das leichteste angesehen wurde, Iqm mit Verschalung etwa 19k
wiegt, beträgt das Gewicht von derselben Fläche des Fournierdaches nur 7k.
In Folge der Grofse der Platten ist eine Verschalung nicht nöthig; dieselben
werden einfach auf Latten aufgenagelt, welche wegen der gröferen Wider-
standsfähigkeit der Fournierplatten weit von einander entfernt liegen können.
Hieraus ergibt sich eine erhebliche Verminderung sowohl der Arbeit als auch
der Kosten.
Zur Statistik der Western Union Telegraph Company.
Dem vom Vorsitzenden der Western Union Telegraph Cumpany über das mit
dem 30. Juni 1888 endende Betriebsjahr gegebenen Berichte entnehmen wir,
im Anschlüsse au die Mittheilungen in 0. p. J. 1879 232 546, nach dem Elee-
trical Engiiieer^ New York 1888, Bd. 7 S. 550 folgende Angaben:
Linien-
länse
Aemter | Telegramme
Ein- I Aus-
nalimel gäbe
für 1 Telegr.
Dollars
118 335 295 841
6 568 926,36 3 944 005,63
10 034 983,66 6 636 473,69
»,97 0,6
210 876 602 368 12 068 38 842 247 17 114 166,92 | 9 996 095,92 7 118 070,00 0,382 0,268
1888 275 742 1 991 643 17241 | 61463 955 19 711 164,12 |l4 640 692,18 6 070 571,94 i 0,312 0,232
Das Netz der Gesellschaft wuchs im Betriebsjahre 1888 um 10 7981'm mit
87ü26l<m Leitung durch Ankauf des Netzes der Baltimore and Ohio Company^
für 5 000 000 Dollars; um 2459km mit 8190km Leitung durch Erwerbung des
Netzes der New Yvrk and Southern Company und 10172km Linie und 52180km
Leitung durch Neubau mit einem Aufwände von 1 219 590,67 Dollars. Das
Hinaufgehen der durchschnittlichen Einnahme in diesem Jahre auf 0,312 von
0,304 Dollar für 1 Telegramm ist vorwiegend der stärkeren Zunahme von weit-
gehenden Telegrammen zuzuschreiben, deren Beförderungsgebühr erniedrigt
worden ist. Die mittlere Ausgabe für 1 Telegramm ist 1888 von 23 auf
23,2 Cents gestiegen.
Der elektrische Widerstand des Eisens.
Seither ist der Widerstand des im Handel vorkommenden Eisens ge-
wöhnlich als 6,56mal so grofs als der des Kupfers angenommen worden,
nach den neuesten Versuchen von W. H. Preeee ist er aber thatsächlich nur
6,034mal so grofs. Es ist dies bei den jetzigen hohen Kupferpreisen von
430
Kleinere Mittheilungen.
Wieliligkeil. Nacli einer KtindBcluil'l des englischen l'iisl Oltice ist der Wider-
stand eines Onbikeentinieters bei 600 K. jn Centimeler-Grainme-Seiiindpn-
Einheiten:
bei Silber 1600
„ Kupier 1642
„ reinem Eisen 9753
„ Handels-Eiseii 9907.
Steigt die Temperatur von i" auf (jO F. , so wuchst der Widerstand des
Eisens von r auf ß =; r (1,0027) 'i—'. dagegen für Temperaturen der lOO*) Seala
auf fi = .Cl,0048)'i-'.
Kür Teiegraphenzwfcke wird jetzt Eisen von geringem und hohem
Widerstände benutzt; ersteres ist entweder Holzkohleneisen, oder eine be-
sondere Mischung. Für beide gibt die nachfolgende Tabelle die Zahlen in
englischem Mafse.
Gewicht
1 Meile
üurch
iiiesstT
Bruchgewicht
Verlängerung in Proc.
Lehre
Nr.
Niedrig. Widerstond
«'''"""« kchlJneis.
Hoher
Wider
stnnd
Niedrig. Widersland
Hoher
Mischung ^»°^-^.^
Wider-
stund
PflllUl
Zoll
Pfuiul Pfund
Plüiid
t)
600
0,'209
1920 , 1725
2100
16-17 16-17
17-18
71/2
400
0,171
1280 1150
1390 .
M .,
^
101 2
2(K)
0,1'il
640 575
695
', n
„
Steven's elektrischer Feuermelder.
In dem Feuermelder vou Steven wii-d uarh Lumilre EUctiique^ 1889 Bd. 31
" S. 78, die ungleich schnelle Ausdehnung bei der Krwärmung zweier Stücke
gleichen Metalles, von denen aber das eine dick ist, während das andere eine
groiae Oberiläche besitzt, benutzt. In der Mitte einer Kupferplatte ist eine
Feder angebracht, weicht' eine mit einer Confactfeder ausgerüstete Contact-
platte mit einer stellbaren Contactschraube in Berührung zu bringen droht,
damit der so geschlossene elektrische Strom eine Lürmklingel in Thätigkelt
versetzen kann. Dem widersetzt sich die Spannung eines doppelten, entlang
der Kupferplatlc geführttii und an deren Enden um zwei kleine Säulen mit
Kohle gelegten Kupferdrahles. Das Ganze ist in ein mit Löchern versehenes
CiehUiise eingeschlossen. Kommt nun ein warmer Luftstrom mit der Kupfer-
platte und dem Kupferdrahic in Berührung, so dehnt sich letzterer viel rascher
aus als die Platte iiml veraulafsl durch seine Voi-jäugerung die Slromschliel'sung.
Delany's Ring-Bussole.
Zur bequemen Untersuchung der Drähte von elektrischen Leitungen auf
ihre Stromfähigkeit bezieh. Unterbrechung hat der amerikanische Elektro-
techniker Delany eine Ring-Bussole in Vorschlag gebracht. Nach Lumihe
Eteetrique, 1888 Bd. 30 * .=!. 189, besteht dieselbe aus einem silbernen oder gol-
denen, oder selbst kupfernen Fingerringe, der einem Siegelringe gleicht, an
Stelle des Steines aber in der diesen aufnehmenden Vertiefung eine einfache
Magnetnadel unter Glas enthält. Ist der Draht, dem man den Finger mit
dem Ringe nähert, durchströmt, so wird sich die Nadel winkclrecht zum
Drahte stellen.
Schugler's Blitzableiter für Dynamomaschinen.
Um zu verhüten, dal's bei IJlilzcnlladunnen :iu,s clekti-ischen Leiliiiigen
der in der Leitung vorhandene Strom der Dynamomaschine dann ebenfalls
im Blitzableiter einen Weg zur Erde linde, hat die Compagnie ISehugUr nach
Lumihe FAtctrique, 1888 Bd. 30 " S. 188, folgende Einrichtung gegeben: Die
Leitung wird mit der Dynamo durch einen spirallormig gewickelten Draht
verbunden; dieser Spirale steht eine stellbare Feder ge.genüber. die für die
Blitze die Ableitung zur Erde vermitteln sull; in ilie Leitung zur Erde ist
Kleinere Millhejlungen. 431
aber die Rolle eines Elektromagnetes und dessen Anker eingeschaltet, der
mittels eines an einer Feder angebrachten Mpssingcontactes die eigentliche
Erdleitung berührt. Will nach der Entladung eines Blitzes aus der Leitung
auch der Strom der Dynamo den Weg zur Erde einschlagen, su unierbricht
er sich selbst den Weg, da er die Anziehung des Ankers veranlal'st. — Auch
die Brush Company verwendet einen ähnlichen Blitzableiter.
Horsfordit, ein neues Kupfer-Antimonerz.
Im östlichen Theilc von Kleinasien, nicht weit von Mylilene, ist ein neues
Mineral gefunden, welches nach den Analysen im Durchschnitte 73,37 Proc.
Kupfer und 26,86 Proc. Antimon enthält; seine Zusammensetzung wäre daher
annähernd OuuSb^.
Das Mineral ist silberweifs. spröde, an frischen Bruchstellen glänzend,
amorph und zeigt keine Spaltnngslläehen ; seine Härte liegt zwischen Flufs-
Späth und Apatit, also zwischen -t und 5 der Härtescala, das speeitische Ge-
wicht ist 8,812. Das Erz ist frei von anderen Metallen und Gangart. { American
chemical Jmirno/, Bd. 10 S. 1.) B.
Volumetrische Bestimmung von Kobalt.
Cübaltocyanid besitzt wegen seiner Afliniläl zu Sauerstoff stark rediicirende
Eigenschaften und verwandelt Chromsäure in Ohromo.\yd unter Bildung von
Cobalticyanid. Diese Reaction benutzt Norman Mc Culloch zur volumetrisehen
Bestimmung des Kobalt neben anderen Metallen. Die Reduction erfolgt ge-
niäfs der Gleichung:
6 Co(CN>^ + 24 KCN + 2 CrOj + 3 HjU = 3 CobCCN),.^ + Cr-pj + (i KOH.
Zur Titration dienen saures chromsaures Kali, Cyankalium und Eiseno.xvdul-
ammonsulfat. ( CAemica; A"««*, 1889 Bd. 59 S. 51.) li.
Nactweis von Gerbsäure und Gallussäure.
Bei der Uehandlung einer Gerbsäure haltigen Lösung mit Chlorammonium
entsteht nach S. ß. Ratoson äufserst langsam ein Niederschlag, durch Zusatz
von Ammoniak tritt er sofort weil's auf, färbt sich aber, wahrscheinlich durch
Oxydation, schnell roth, Gallussäure wird nicht gefällt, die Lösung färbt sich
nur rotb. Läl'st man eine Mischung von Ammoniak und Chlorammonium zu
einer Gerbsäurelösung zulropfen, so entstein noch bei einer Verdiinnung von
1 : 50000 eine feine weifse Linie an der Berührungsstelle der Flüssigkeiten.
Mit Gallussäure entsteht noch bei einer Verdünnung von 1 : 100000 ein Ring
von grünlicher Farbe. Zur quantitativen Bestimmung läl'st sich diese Methode
wegen der Unbeständigkeit des Niederschlages nicht anwenden. Chlorwasser
und Ammoniak gibt mit beiden Säuren eine rothe Färbung, Ferricyankalium
und Ammoniak eine dunkelrothe. (Chemical News, 1889 Bd. 59 S. 52.) B.
Volumetrische Bestimmung von Schwefelsäure und Phosphorsäure.
John White gibt folgende Methode zur Bestimmung der Alkalisulfate an.
Die Schwefelsäure wird durch Chlorbarium im Ueberschusse, das überschüssige
Barium durch kohlensaures Ammon gefällt und abllltrir!, das Fiitrat ein-
gedampft und schwach geglüht, der Rückstand mit Wasser aufgenommen
und mit Silberlösnng unter Anwendung von chromsaurem Kali titrirl. Bei
gleichzeitiger Gegenwart eines Aikaliphosphats wird die Phosphorsäure durch
llagnesiumchlorid als basisch phosphorsaure Magnesia gefällt, nach Zusatz
von Ammoniak eingedampft und geglüht. Der Rückstand mit 250'''™ Wasser
aufgenommen und filtrirt. 50ccm des Filtrates mit Chlorammonium verdampft,
der geglühte Rückstand gelöst und litrirt. lüOccm dienen zur Bestimmung der
Schwefelsäure, wie oben angegeben. Die Differenz beider Titrationen gibt
das der Schwefelsäure äquivalente Chlor. (Chemical A'ewj, 1888 Bd. 57 S. 165
und 187.) B.
432 Bücher-Anzeigen.
Bücher-Anzeigen.
Lehrbuch der vergleichenden mechanischen Technologie von Egbert tioyer.
Zweiter Band. Verarbeitung der Faserstoffe (.Spinnerei, Weberei,
Papierfabrikntion). Wie.shadf'n. C. W. Kreirlels Verlag. 480 S.
10 Mk.
Mit dem vorliegenden Bande ist das Work, dessen 1. Band wir in Heft 13
S. 598 Bd. 267 besprochen, zum Abschlüsse gekommen. Der Verfasser hat es
verstanden , aus den zahlreichen und verwickelten Mechanismen , welche dem
behandelten Gebiete angehören, die wesentlichen auszuwählen und dieselben
zum klaren Versländnisse zu bringen. Der Inhalt ist bis auf die neueste
Zeit weiter geführt und tindet sich auch in diesem Bande eine reiche (Quellen-
angabe. Zur Einführung in die Technologie der Faserstoffe halten wir das
vorliegende Werk für besonders erapfehlenswerth.
Musterbuch für den dekorirten Eisengufs. Erste Folge. Vorlagen zur
Anfertigung von Kandelabern, Pumpen, Gittern, Säulen, Veranden,
Stallgeräthen, Heizrosetfen, Grabkreuzen, Wandbrunnen, Treppen
u. s. w. in theilweise reicher, dem lierr.schenden Geschmacke ent-
sprechender Ausstattung von M. O. Fiscliet\ Tangerhütte. 27 Tafein
in Folio. Weimar. B. F. Voigt.
Ein kurzes kerniges Vorwort über Stile fuhrt die sauber ausgeführten
Tafeln ein, welche den Beweis liefern sollen, dafs dem Gufseisen keineswegs
die ihm in den letzten Jahren vielfach abgesprochene Befähigung für kunst-
gewerbliche Gegenstände abgeht. Die Tangerhütte hat sich auf diesem Ge-
biete manches Verdienst erworben, und so hotTen wir, dafs das vorliegende
Werk dazu beitragen möge, dem Gufseisen seine Stellung zurück zu erobern.
Das neue Tacheometer aus dem Reichenbach'schen mathematisch-me-
chanisciien Institute T. Ertel und Sohn in München. Ein Schneilmefs-
Instrument zur räumlichen Bestimmung zerstreuter Geländepunkte
ohne alle Rechnung, zugleich ein Universal-Instrumeut für alle Feld-
arbeiten des Inijenieur.s, von f. ifrfj/tfr. 2. Auflage. Brunn. C.Winiker.
51 S. 2 Mk. ^
üeber die Herstellung der Teppiche unter besonderer
Berücksichtigung der Knüpfteppiche.
( Bil. -270 S. 337 u. IT.)
Zu der vorstehenden Arbeit lassen wir auf Wunsch unseres Herrn Refe-
renten nachstehende Berichtigung folgen:
„Die Herstellung der Gobelin» erfolgt nicht, wie im letzten Absätze
auf S. 437 Bd. 270 angegeben, in Deutschland auf mechanischem Wege,
fondern lt>«Iiglich durch Hand, ähnlich wie in Frankreich, und
zwar gebührt das Verdienst der Firma Zienh und Comp, in Berlin, der
es nach Hjährigem Streben und unter Aufwand bedeutender Geldmittel
gelungen ist, die Gobelinweberei in DeuLsclihind einzuführen."
Verlag der J. U. Cotta'schen lluchhandluiiü m Stutt^nr
Druck von Gebrüder Krnnor in Stuttgart.
Nähmaschine mit gegen einander arbeitenden schwingenden Nadeln . 433
Nähmaschine mit zwei gegen einander arbeitenden
schwingenden Nadeln; von Cecil Noble und Hubert Haes
(of Newman Mews) und Georg Lenton Roff in London.
Mit Abbildungen auf Tafel 22
Die durch D. R. P. Kl. 52 Nr. 43095 vom 14. Mai 1887 geschützte
Maschine ist mit zwei zu beiden Seiten der Arbeitsplatte angeordneten
schrägstehenden Oehrnadeln ausgestattet, durch welche sowohl die Stich-
bildung als auch die Transportirung des Stoffes erfolgt. Die Nadeln
führen zu diesem Zwecke eine Bewegung in Richtung ihrer Achsen
und aufserdem eine Schwingbewegung in der durch sie bestimmten
Ebene aus.
Die um Bolzen D behufs Einfädelns der Nadeln zur Seite drehbare
Stichplatte C wird mit Hilfe der Schraubzwingen AB s^n einem Tische
befestigt. Der nach unten zeigende gegabelte Arm H dieser Zwinge
nimmt die drehbar gelagerte Führungshülse J der unteren Nadelstange L
auf, während der uach oben durch einen seitlichen Ausschnitt der Näh-
platte C tretende gleichfalls gegabelte Arm G die in dieser Gabelung
drehbar gelagerte Führungshülse / der oberen Nadelstange K trägt
(Fig. 1 Taf 22). Die beim Spiel der Nadeln erforderliche genaue Lage
der Stichplatte C kann beispielsweise durch eine Blattfeder dadurch
gesichert werden, dafs diese Feder in eine Aussparung der Stichplatte
eingreift, sobald letztere in ihre Schlufsstellung gedreht ist. Die in den
drehbaren Hülsen J und I gleitenden Nadelstangen L und K sind durch
Querstücke NM gelenkig mit einem Gleitstücke, das im vorliegenden
Falle als Stange 0 ausgebildet ist, verbunden. Die Stange O wird
ihrerseits in drehbaren Köpfen PQ des Hebels R geführt, welcher um
den am Maschinengestelle befestigten Zapfen h schwingt, und erhält
von der Kurbelscheibe F, die für eventuellen Riemenbetrieb mit einer
Rille zur Aufnahme einer Treibschnur versehen ist, unter Vermittelung
einer in T mit dem unteren Querstücke N gelenkig verbundenen Schub-
stange U eine auf und nieder gehende Bewegung. Neben dieser auf
und abwärts gehenden Bewegung der Stange wird dem Hebel R eine
um den Drehpunkt h schwingende Bewegung durch ein Excenter W
ertheilt. Dieses Excenter W ist auf der Achse F, der mit Kurbel X
versehenen Kurbelscheibe F befestigt, welche in dem Ansätze Y des
Maschinengestelles gelagert ist. Der Excenterbügel b trägt einen An-
satz, dessen Drehzapfen d durch das Gelenkstück e mit dem Zapfen g
des Hebels R verbunden ist. Durch Drehung der Kurbelscheibe F wird
also auch das Excenter W in Drehung versetzt und diese Bewegung
durch den Excenterring b und das Gelenkstück e auf den Hebel R über-
tragen (Fig.l ,Taf. 22).
Die schwingende Bewegung des Hebels R ertheilt der Stange 0
ningler's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 10. 1889(1. 28
434 Nähmaschine mit gegon einander arbeitenden schwingenden Nadeln.
und damit den Nadeln eine gewisse Bewegung in der Richtung der
Naht derart, dals hierdurch die Verschiebung des Stoffes und damit die
Stichläuge bestimmt wird. Um diese Bewegung regeln zu können, ist
das Gelenltstück e mit einem Schlitze f versehen, so dafs mit Hilfe der
Schraube g eine Einstellung erfolgen kann. Wird nun die Kurbelseheibe V
gedreht, so wird die Stange 0 in den Köpfen P(J auf und ab geschoben
und hierbei den Nadeln eine derart auf und ab gehende und gleich-
zeitig schwingende Bewegung ertheilt, dafs diese sich in dem StofTe
kreuzen und dabei die Stiche bilden und den Stotf verschieben.
Das Spiel der beiden Nadeln L K und die Bewegung der arbeitenden
Theile sind aus den Fig. 2 und 3 Taf. 22 in vier auf einander folgenden
Arbeitsperioden dargestellt.
Fig. 2 zeigt zwei auf einander folgende Arbeitsperiodeu 1 und 11
und zwar stellen die ausgezogenen Linien die Stelhmg der arbeitenden
Theile in der ersten Periode bei senkrecht hoch gerichteter Kurbel dar,
während die strichpunktirten Linien die Stellung der arbeitenden Theile
ihren Mittellinien nach in der zweiten Arbeitsperiode bei der um 90"
nach rechts verdrehten Kurbel angeben. In Fig. 3 Taf. 22 zeigen die
ausgezogenen Linien die Lage der arbeitenden Theile in der dritten
Position bei .senkrecht uacii unten gerichteter Kurbel, und die strich-
punktirten Linien die Lage dieser Theile bei einer um 90" weiter nach
rechts gedrehten Kurbel, also Stellung vier. Bei dieser schematischen
Darstellung ist gleichzeitig eine Abänderung in der Uebertragung der
Excenterbewegung auf den Hebel R augegeben. Diese Excenterbewegung
wird nicht direkt, sondern unter Vermittelung des am Gestelle drehbar
angeordneten Hebels y übertragen, welcher durch eine Gelenkstange ;
mit dem Hebel R verbunden ist. Der AngritV der Stange z am Hebel y
erfolgt in einem Gleitstücke, welches durch eine Schraube höher oder tiefer
gestellt werden kann, so dafs dementsprechend auch die Schwingungen
des Hebels R gröfser oder kleiner werden. Diese Uebertragung der
Excenterbewegung auf den Hebel R hat der in Fig. 1 Tat. 22 dar-
gestellten gegenüber den Vortheil, dafs der Ausschlag des Hebels R
und damit auch die Stichlänge während der Arbeit leicht verändert
werden kann.
Die Stichbildung und der Arbeitsgang volly.ieiieii sicii nun in folgender
Weise.
Die Kurbel der Scheibe Y ist senkrecht nach oben gerichtet (Stel-
lung /, Fig. 2 Taf. 22), demnach nimmt die Schubstange U ihre höchste
Stellung und somit auch die Gleitstange 0 ihre höchste Lage ein. Das
Excenter W ist ungefähr um 180" zur Kurbel versetzt, so dafs der
Hebel R seine mittlere Lage einnimmt. Die untere Nadel ist durch den
Stoff gedrungen, hat ihre höchste und auch die am weitesten nach rechts
gerichtete Stellung angenommen, der Faden u ist von der Rolle z,
(Fig. 1 Taf. 22) abgezogen und gespannt. Die obere Nadel hat ihre
Nähmaschine mit gegen einander arbeitenden schwingenden Nadeln. 485
höchste und gleichzeitig die am weitesten nach links gerichtete Stellung
eingenommen. Der von der Rolle z (Fig. 1) kommende Faden ist nicht
gespannt.
Wird nun die Kurbel um 90" nach rechts gedreht (Position 77,
Fig. 2 Taf. 22 strichpunktirte Stellung), so wird die Gleitstange 0 durch
die Schubstange U nach unten geschoben, der Excenterring b hat seine
äufserste nach links gerichtete Lage eingenommen, der Hebel i/ und das
obere Ende des Hebels R sind demnach nach links gedreht, so dafs die
Gleitstange O eine Doppelbewegung, und zwar eine abwärts gerichtete
und eine nach links gedrehte ausgeführt hat. In Folge des Nieder-
ganges der Gleitstange 0 würde nun Nadelstange L auch nach unten
gezogen sein, wenn nicht gleichzeitig der Vorschub des unteren Gleit-
stangenendes gemäfs der Drehbewegung des Hebels H diese Bewegung
nahezu aufgehoben hätte. Die Nadel L führt somit, durch ihre Führung
in dem Lager H gezwungen, bei einer geringen Abwärtsbewegung eine
nach links gerichtete Schwingung aus. In Folge des geringen Nieder-
ganges der Nadel bei der geschilderten Doppelbewegung bleibt die
Nadel L in dem Stoft'e (Fig. 5 Taf. 22), der Unterfaden a aber folgt,
da er durch Reibung im Stotle festgehalten wird , der geringen Nadel-
senkung nicht, sondern bildet oberhalb des Stort'es eine Schleife, in
welche die obere Nadel K eindringt. Diese Nadel ist durch die Ab-
wärtsbewegung der Gleitstange O gesenkt und gleichzeitig um ein Ge-
ringes nach rechts gedreht worden, so dafs sie mit Sicherheit in die
Schlinge des Unterfadens eintreten kann. Diese Stellung beider Nadeln
und die Lage der Fäden ist aus Fig. 5 klar ersichtlich.
Wie aus Fig. 2 Taf. 22 hervorgeht, hat die Nadel L bei der Be-
wegung aus Stellung 7 nach Stellung 77 den Stoff auch vorgeschoben.
Bei weiterer Drehung der Kurbel um 90", also bei senkrecht nach
abwärts gerichteter Stellung (Fig. 3 Taf. 22, ausgezogene Linien) ge-
langen die Hebel y und R wieder in die senkrechte Lage, so dafs eine
Rückwärtsdrehung der Gleitstange O in die normale Stellung statt-
gefunden hat. Die Schubstange U hat jedoch ihre tiefste Stellung ein-
genommen, so dafs auch die tiefste untere Nadelstellung erreicht und
die Nadel L aus dem Stofte herausgezogen ist. Die obere Nadel K
ist gleichfalls gesenkt und durch den Stoff hindurchgegangen, so dafs
nunmehr die Schlinge über dem Oehre der oberen Nadel um letztere
herumgeschlungen auf dem Stoffe liegt. Die Schlinge des Unterfadens
ist bei der Abwärtsbewegung der unteren Nadel angezogen ( Fig. 6 Taf. 22,
Stellung 777).
Wird nun die Kurbel weiter nach rechts gedreht, sii bewegen die
Hebel y und R sich wieder nach rechts, während die Gleitstange O
in Folge der Autwärtsbewegung der Schubstange Y hochgeschoben ist
(Fig. 3 Taf. 22, strichpunktirt). Die Gleitstange O hat also auch hier
wieder, wie in Stellung 77, eine Doppelbewegung ausgeführt, welche
436 Nähmaschine mit gegen einander arbeitenden schwingenden Nadeln.
jedoch in Folge der Führung der oberen Nadel Ä in dem Lager M für
diese Nadel nur in eine schwache steigende und gleichzeitig nach links
schwingende umgewandelt ist. Der Oberfaden /?, wieder durch den
Stoff zurückgehalten, bildet eine Schleife, durch welche die gleichzeitig
hochgehobene untere Nadel gedrungen ist. Der Hub der unteren Nadel L
ist ein so grofser, dafs letztere den Stoff durchdringt und da durch die
nach links gerichtete Schwingung der im Stoffe verbliebenen oberen
Nadel Ä dieser auch nach links verschoben ist, so dringt die untere
Nadel in einer gewissen Entfernung von der oberen Nadel durch den
Stoff. Die Lage der beiden Fäden zu den Nadeln ist in Stellung IV
dargestellt.
Wird nun die Kurbel wieder in ihre Anfaugsstellung (Fig. 2 Taf 22,
ausgezogene Stellung, Stellung 7) zurückgedreht, so nehmen die arbeiten-
den Theile die bei Stellung / erläuterten Lagen ein.
Die untere Nadel L ist weit durch den Stoff hindurchgetreten und
die Fadenschlinge des Oberfadens ß liegt auf der unteren Nadel, die
obere Nadel K hat wieder ihre höchste Stellung eingenommen, die
Schlinge des Unterfadens ist von der oberen Nadel abgeglitten, liegt
oberhalb des StotTes um den Oberfaden « (Fig. 8 Taf. 22) und ein Stich
ist fertig gebildet, Stellung la. Bei Weiterdrehung der Kurbel in
Stellung // führt die untere Nadel K wieder eine geringe Abwärts-
bewegung zur Bildung der Unterfadenschlinge (Fig. 9 Taf. 22) aus,
während gleichzeitig durch ihre Schwingung nach links der Stoff weiter
geschoben wird, so dafs die obere Nadel Ä, welche sich abwärts be-
wegt hatte und in die Unterfadenschlinge eingetreten war, Stellung IIa.
bei fortgesetzter Kurbeldrehung um eine Stichlänge entfernt durch die
Unterfadenschlinge und den Stoff hindurchdringt. Die untere Nadel L
ist während dieses Vorganges aus dem Stoffe herausgetreten, die Schlinge
des Oberfadens ß ist von der Unternadel abgeglitten und liegt um den
Unterladen, so dafs hierdurch der zweite Stich gebildet ist (Fig. 10
Taf. 22, Stellung //7a), der aber nicht wie der erste Stich auf dem
Stoffe, sondern unterhalb des Stolfes liegt.
Fig. 3 Taf. 22 zeigt die Kurbel in der Stellung VI, bei welcher
die Bildung des dritten Stiches, Via, beginnt (Fig. 11 Taf. 22).
Wie aus der Schilderung der Stichbildung hervorgeht, wird der
Stoff durch das Schwingen der beiden Nadeln während einer vollen
Kurbeldrehung, bei welcher zwei Stiche gebildet werden, zweimal
weiter geschoben. Die Gröfse der Schwingungen der Nadeln bedingt
demnach die Stichgröfse und da die Schwingungen der Nadeln wieder
von der Gröfse der Exceniricitat, welche den Hebel H beeinflul'st, ab-
hängig ist, so genügt eine Veränderung dieser Exceniricitat (Fig. 1
Taf. 22) oder bei constanter Excentricität die Veränderung der Hebel-
übersetzung (Fig. 2 Taf. 22), um die Stichlänge zu verändern.
Die Führung der Nadelstangen KL geschieht, wie vorhin beschrieben.
Nähmaschine mit gegen einander arbeitenden scliwingenden Nadeln. 437
in beweglichen Hülsen //. An Stelle dieser Construetion könnten die
Arme G und B aber auch, wie in Fig. 2 und 3 angenommen, conische
Schlitze erhalten, welche mit den Spitzen einander zugekehrt sind und
demnach den Nadelstangen seitliche Schwingungen auszuführen ge-
statten. Ebenso wie die Excentricität des Exceuters W kann auch der
Angriffspunkt der Schubstange U veränderlich gemacht werden, ob-
schon dies nicht unbedingt nöthig ist. Nach Fig. 1 Taf. 22 ist der An-
griffspunkt o der Schubstange U an einem in der Kurbelscheibe V
verschiebbaren Schlitten i angeordnet, so dafs durch Verstellung des
Kurbelarmes der Hub der Gleitstange O und damit die Schwingung
und Bewegung der Nadeln verändert wird. Dieser Schlitten gleitet in
einer schwalbenschwanzförmigen Ausfräsung der Kurbelscheibe V und
trägt einen Schlitz A, in welchen ein Ansatz j der Scheibe eingreift.
Die durch den Schlitz k hindurchgehende und im Schlitten i drehbar
befestigte Schraube l hat ihr Muttergewinde in dem Ansätze j der
Kurbelscheibe F, so dafs durch Drehung dieser Schraube die Entfernung
des Angriffspunktes o der Schubstange U an der Kurbelscheibe V ver-
ändert wird.
Der Stoff wird durch den Stoffdrücker m (Fig. 1 Taf. 22;) ange-
druckt. Dieser Stoffdrücker ist an der Drückerstange q befestigt, welche
durch die am Maschinengestelle befestigte Hülse n hindurchgeht. Der
in die Stoft'drückerstange q eingelassene Stift p ruht in einem Schlitze o
der Hülse n, während eine zwischen Stoffdrückerstange und Hülse ein-
gelegte Spiralfeder den Stoffdrücker nach unten drückt. Soll der Stoft'-
drücker aufser Wirksamkeit gesetzt werden, so wird derselbe an seiner
Kopfscheibe in die Höhe gezogen und so weit gedreht, dafs der aus
dem Schlitze o herausstehende Stift p auf die Stoffdrückerhülse n zu
liegen kommt.
Um die obere Nadel nach Belieben aus dem Stoffe zurückziehen
zu können, ist die Nadelstange K mit folgendem Mechanismus ver-
bunden. Die obere Nadelstange K befindet sich in einer mit der Gleit-
stange O verbundenen Hülse r und ist mit einer Einfräsung versehen,
in welche eine durch Feder beeintlufste Klinke eingreift. Wird die
Nadelstange K, welche durch die Feder ( nach aufsen gezogen wird,
niedergedrückt, so springt die bekannte Klinke in die Ausfräsung der
Nadelstange ein und letztere folgt demgemäfs der Bewegung der Gleit-
stange 0. Soll hingegen Stange K der Bewegung der Gleitstange nicht
folgen und aus dem Stoffe enfernt werden, so wird die Klinke durch
einen Druck auf den Ausrückerknopf x aus der Ausfräsung in der
Nadelstange ausgehoben, die Feder ( kommt zur Wirkung und Nadel-
stange wird nach oben aus der Hülse r herausgezogen. Ein einfacher
Druck auf den Kopf der Nadelstange genügt, um dieselbe wieder mit
der Gleitstange 0 zu verbinden. Die Spulen ZZ, für die obere und
untere Nadel sitzen auf Achsen, welche an der Gleitstange O seitlich
438 Allen's Nietmaschinc mit PrerBliittbetrieb.
befestigt sind, und werden in ihrer durch das Abziehen des Fadens
veranlafsten Drehung durch Druckfedern Z.,^ deren Wirkung durch
Stellschrauben Z^ in bekannter Weise beeioflufst wird, geregelt. Diese
hierdurch bewirkten Spannungen der Fäden genügen vollständig zur
Herstellung einer festen und gleichmäl'sigen Naht, da es bei der Maschine
nicht erforderlich ist, den Faden bei der Stichbildung zeitweilig schlaff
und dann wieder angespannt zu halten, sondern die ganze Arbeit in
unter sich stets gleichbleibenden Fadenspannungen ausgeführt werden
kann. H. <i.
Allen's Nietmaschine mit Prefsluftbetrieb.
Mit Abbilduns auf Tafel 22.
Da die Nietmaschinen mit starren Hufeisenrahmen wegen der vor-
gelegten Lenkerhebeln nicht allen Winkeln und Ecken zugänglich
sind (vgl. Allen 1878 230 '^ 101. 1879 23t * 30(!. 1880 238 ''' 125 und
1887 266*259), so wird von der geradlinigen Stempelführung ab-
gesehen und dafür die weniger günstige Bogenführung mittels Scher-
hebeln angewendet, wodurch die Nietstempel besser freigelegt werden
können. Allerdings kann bei lang vorragenden Nietstiften leicht ein
Verbiegen statt eines regelrechten Stauchens eintreten, was namentlich
hei Verbindung dreier Lagen leicht eintreten kann. Dessen ungeachtet
ist die nach Engineering, 1888 Bd. 46 * S. 504, in Fig. 12 Taf. 22 nach-
gebildete, von De Bergnc und Comp, gebaute tragbare Nietmaschine bei
vielen Trägerarbeilen unerläfslich. Die in der Schwerebene am Krahne
aufgehängte Nietmaschine besteht aus zwei gleichen Doppelhebeln, an
deren Enden die Nietstempel angeordnet sind, während die anderen
Hebelenden mittels der in D. ;>. J. 1887 266 "^^ S. 259 beschriebenen Knie-
gelenkverbindung verku])pelt sind. Dementsprechend ist der, einem Dampf-
cjlinder ähnlich gebaute Arbeitseylinder auf dem oberen Hebel auf-
geschraubt, während die aus der Kolbenrohre tretende Schubstange die
Lenkerstangen im aufsteigenden Bogen dreht und hierdurch die Druck-
stange mit dem geführten Druckkolben niederschiebt, wodurch mit
stetig ansteigender Uebersetzung der untere Hebel gedreht und er-
öffnet wird. Dadurch schliefsen die entgegenliegenden Hebelenden die
Niete mit einem wachsenden Arbeitsdrucke.
Die Druckluft tritt mit 5" Ueberdruck in den Arbeitseylinder, wird
mittels eines gewöhnlichen Muschelsehiebers vertheilt, welcher mittels
Handhebels gesteuert und im Rücklaufe des Kolbens durch einen An-
schlaghehel selbsthälig in die Mittcllage gebracht wird. Pr.
Betlieb von Werkzeugmaschinen mittels Druckwassers. 439
Der Betrieb von Werkzeugmaschinen mittels Druckwassers.
Mit Abbildungen auf Tafel li.
In der Zeitschrift de$ Oesterreichischen Ingenieur- und Architekten-
Vereins, 1888 Bd. 40 Nr. 3*S. 126, ist von H. Schemfil eine vergleichende
Studie des Druckwasserbetriebes von Arbeitsmaschinen inn Verhältnisse
zum unmittelbaren und zum mittelbaren Dampfbetriebe mittels Wellen-
leitungen auf Grund der Untersuchungen von Marc Berrier- Fontaine in
Toulon veröffentlicht, welche sich auf die Werkmaschinenanlage des
dortigen See-Arsenales bezieht.
Bei dieser Anlage speichern zwei Accumulatoren von je 355"""
Durchmesser, 6°' Hub, 989'ic,8 Kolbenquerschnitt und 104',4 Maximal-
belastuug je eine Arbeit von 626000""'', insgesammt das Doppelte, also
1252000'"!' oder 1252'n> auf.
Bei gleichzeitiger Thätigkeit sämmtlicher Werkmaschinen beträgt
die Fallhöhe beider Kolben 1",54, die Arbeitsabgabe demnach annähernd
den vierten Theil der Gesammtarbeit, d. i. 321 830«!'' oder 322'nt.
Die Arbeitsbedingungen sind li,83 Wasserverbrauch secundlich oder
110' in der Minute, gleich 6''''">,61 in einer Stunde für die Werkmaschinen,
während die wirkliche Leistungsfähigkeif der Prelspumpen 3',0 secund-
lich bei einer maximalen Arbeitsleistung von 2460™'</sec. oder iV ^ 33 IP
bei einer wirklichen Dampfleistung von 50 H" ist. ' (S. Tab. S. 440.)
Die Arbeitsleistung der einzelnen Werkmaschinen mit Druckwasser-
betrieb wurde mittels eines entsprechend abgeänderten TJicAorrf'schen
Indicators ermittelt, dessen verkleinerter und mit Lederstulpringen ab-
gedichteter Kolben auf die gewöhnlichen Federn wirkte, wodurch Pres-
sungen von 150 bis 200^' gemessen werden konnten.
Durch das plötzliche Stehenbleiben des niedergehenden belasteten
Accumulatorkolbens wird in Folge der vernichteten lebendigen Kraft
der Belastungsgewichte eine Bewegungspressung im Leitungswasser her-
vorgerufen, welche jene des Ruhestandes je nach der Geschwindigkeit
der Niedergangsbewegung weit übersteigt. So kann z. B. bei einem
statischen Drucke von 100''/qc die augenblickliche Bewegungspressung
bis auf ISOi'/qc gesteigert werden.
Der aus den beigegebeneu Diagrammen (Fig. 13 bis 23) ersichtliche
Arbeitsvorgang erklärt sich aus der Eigenart der einzelnen Werk-
maschinen: doch dürfte eine eingehendere Beleuchtung eines Falles
nicht unerwünscht sein.
Wird das Einlafsventil einer Lochmaschine (Fig. 17 für 30«"»-Blech)
geöffnet, so nähert sich in vollständig gleichförmiger Bewegung der
'- Die auf den Kolben übertragene Arbeitsleistung wurde in der Weiae
bestimmt, dafs der Verlust an mechanischer Arbeit gleich dem dritten Theile
der thirch den Dampfmotor erzeugten Arbeit eingesetzt worden ist.
440
Betrieb von Werkzeugmaschinen mittels Druck wasseis.
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Betrieb von Werkzeugmaschinen mittels Druckwassers. 441
Stempelkolben an das Blech. Aus dieser gleichförmigen Bewegung
folgt, dals Kraft und Widerstand sich das Gleichgewicht halten.
Die ganze bewegende Kraft wird zur Ueberwindung der Reibung
in der Kolbenliderung und der Leitungswiderstände nach dem Arbeits-
cylinder verbraucht. Bei dieser Geschwindigkeit und bei diesem Drucke
wäre der Kolben nicht im Stande, die geringste Arbeit zu verrichten.
In dem Augenblicke, wo der Lochstempel mit dem Bleche in Be-
rührung tritt, wird diese Bewegung verlangsamt, dadurch mindern sich
aber die Reibungswiderstände und sie verschwinden für die Ruhestellung
ganz, wobei jeder Druekuuterschied, jeder Spannungsabfall zwischen
Accumulator, Leitung und Arbeitscylinder verschwindet.
Die ganze treibende Kraft steht zur Verfügung, um Arbeit zu ver-
richten, d. h. die Grenze der Leistungsfähigkeit des Arbeitskolbens ist
dem Producte gleich, aus Querschnitt desselben mal Accumulatorpressung
auf die Flächeneinheit.
Unter ansteigender Wasserpressuug wird der Materialwiderstand
des zu lochenden Bleches überwunden und der Lochbolzen durchgetrieben,
wobei der Stempel mit steigender Geschwindigkeit durch das gebildete
Loch dringt. Bei allen Werkmaschinen mit Druckwasserbetrieb steigt
der Maximaldruck nicht bis zur Accumulatorspannung, sondern nur bis
zu jener Höhe, welche zur Verrichtung der gegebenen Arbeit noth-
wendig ist.
Die Leistung der Triebkraft ist jedoch immer gleich der verbrauchten
Wassermenge multiplicirt mit der Wasserspannung am Accumulator-
kolben, die wirklich geleistete oder verlangte Arbeit ist daher stets
geringer als die Arbeit der Triebkraft.
Dieser Nachtheil wird aber dadurch aufgewogen, als sich die ver-
langte Arbeit stets der maximalen Leistungsfähigkeit der Vorrichtung
anpafst. Doch wird durch Veränderung der Accumulator- Gewichts-
belastung die Pressung dem Arbeitsmaterial entsprechend gemacht, so
dafs bei Behandlung schwacher Bleche die Pressung vermindert werden
kann.
Die Diagramme Fig. 13, 14, 15 beziehen sich auf eine Nietmaschine,
Fig. 16, 17, 18 auf eine Lochmaschine für Bleche, Fig. 19, 20, 21 auf
Blechschermaschine, Fig. 22 und 23 auf eine 5'-Presse.
Die Wasserspannung, welche der unbelastete Accumulatorkolbeu
hervorruft, beträgt 28''/qc, diejenige, welche ein Gewichtsstück hervor-
bringt, yi'qc, demnach stellt sich das Eigengewicht des Accumulator-
kolbens sammt Hängestangen, Plattform u.dgl. auf 25^,5, und ein Stück
Belastungsgewicht auf 6',93.
Bei 10 Gewichtsstücken (Fig. 14) ist demnach der statische Druck
im Accumulator 28 -f 10,7 = 98'^/qc-
Der Bewegungsdruck steigt im Diagramme Fig. 13 bis auf igS^qc-
im Diagramme Fig. 14 bis auf 147,6''/qc, während derselbe in Fig. 15
442 Emerv's Prüfuiigsmascbine für Metalle.
auf 98''|qc sich erhebt. Demnach stellt sich das Verhältnifs des Be-
wegungs- zum Drucke im Ruhestande wie 198 : 112 = 1,7, oder 147,6:98
= 1,5 bezieh. 98 : 70 = 1,4. '^ Pregel.
Emery's Prüfumgsmaschine für Metalle.
Mit Abbildungen auf Tafel it.
Für das Arsenal in Watertown, Vereinigte Staaten von Nordamerika,
ist von Emery in Paris eine Priifungsmaschine für Zug- und Druck-
festigkeit von Metallen wagerechter Anordnung, und einer Kraftstärke
bis 350' geliefert worden, welche in hohem Mal'se bemerkenswerth er-
scheint.
Nach der Revue generale des: Machines ou/i7s, 1888 Bd. 2 * S. 53,
liegen die Eigenthümlichkeiteu dieser Prüfungsvorrichtung in den Gröfsen-
verhältnissen, in der Kraftstärke, in der reibungslosen Kraftvermittelung
mittels federnder Scheibenzellen (Diaphragmen), welche vermöge Druck-
wasserleitungen die empfangenen Pressungen nach den Mefsvorrich-
tungen ohne Druckverluste übertragen und endlich in einer besonderen
Unterstützungsweise der kraftmessenden Wägehebelu, durch welche jeder
Keibungsverlust vermieden werden soll.
Diese Prüfungsmaschine besteht aus einer fahrbaren doppeltwirken-
den Druckwasserpresse A (compresseur), an deren Kolben die Einspann-
vorrichtung B (Fig. 1), ebenfalls fahrbar angekuppelt ist, ferner aus
dem auf der Grundplatte mittels Tragfedern schwebend erhaltenen Kraft-
empfänger (recepteur) C (Fig. 2 b, 3, 4), welcher vermöge zweier parallel
liegender Schraubenspindeln b von 220°"" Durchmesser und 14"i,88
Länge mit dem Prefswerke zu einem Systeme von veränderlicher Länge
verbunden wird.
Das Betriebswasser für die Presse wird von zwei Sammlern (Ac-
cumulatoren) geliefert, deren Kolben 260 bezieh. HO"""! Durchmesser
haben, während die Verlegung der Presse mittels eines Krafttrieb-
werkes D (Spindelstock) (Fig. 1) und einer durchgehenden Mittelwelle
vermöge eines doppelten Räderwerkes durch gleichzeitige Bethätigung
der vier Spindelmuttern durchgeführt wird.
Die Verbindung der Presse mit den Accuniuiatoren \\ ird durch ge-
2 Uiber Wcrkzeiigraaschineii mit Üruckwasserbetrieli vgl. Taxddetl, 1877
:J24''33. 1878 229 ° 505. K. Heinrich, 1880 235*185. 236 *> i)9. Fielding und
Platt. 1882 24« 497. A'ero/e, 1886 260'''111. FiAdinq und Platt. 1886 260*111.
1887 266*49:!. TiceddeWiK, Delaloe und Piat" i&i. lireuei . 1888 268*159.
Smith, 1888 268'*311. Bohrmascliino von Berritr-Fontaine, 1887 264*543 bezieh.
266 282. liieg.mas.hiiie für Bleche, Ellringham, 1887 266*481, für Triiger,
Ttceddell, 1887 266*150. Arrol, 1888 26!) * 241 und '242. Pulverprosse, Armer,
1888 268*31(1. Scheren, Copeiand. 1888 267*499. .Schmiedepressen, Darv, 1886
269*489. TtoeddtU n. s. w., 1886 260*362. Berrv. 262*252. Hiqoinsm, 1888
267 * 342.
Emery's Prüfungsmaschine für Metalle. 443
lenkige Leitungsröhren erreicht, dagegen sind die Zuleitungen zwischen
dem Empfanger C und den in n und m aufgestellten Mefs- und Control-
vorrichtungen unterirdisch angeordnet (Fig. 1 und 4).
Der in Fig. 2 b, 3 und 4 dargestellte Empfanger C besteht aus dem
Lagerbocke a, welcher mit der Grundplatte nicht starr verbunden ist,
sondern vermöge zweier Federwerke z (Fig. 2 b und 3) eine gewisse Be-
weglichkeit erhält. Die Lager selbst unterstützen wohl die beiden
Hauptspindeln 6, sitzen aber an den Bunden dieser Spindeln nicht fest,
sondern liegen mit einem gewissen Spiele an.
Das gleiche gilt von den beiden Querbalken u und v. welche be-
weglich zwischen den Bunden der Spindeln b liegen, jedoch frei
sehwebend durch vier Tragfedern a;, x gestützt sind. Zwischen diesen
Querbalken « und v ist ein System von Blattfedern x^ und x.^ ein-
geschaltet, welches dieselben von einander stets abrückt, während die
zwischenliegenden mit Druckflüssigkeit erfüllten, aus schwachen Messing-
blechen bestehenden Druckzellen (Diaphragmen) den durch die Presse
ausgeübten und durch das Versuchsstück übertragenen Druck aufnehmen. ^
An den vorderen Querbalken v ist das mit Schrauben verbundene
Kopfstück dh ebenfalls auf zwei Tragfedern x schwebend angeschlossen
und vermöge des Stabes r mit dem Endstücke / mittels Bolzen o, s
bezieh. «, n fest verbunden.
Zwischen dem Kopf- und dem Endstücke sind die Querbalken m, m
in der Weise beweglich, dafs bei zugespanntem Versuchsstücke E das
Kopfstück d h das Endstück t vermöge der Verbindungsstange r an das
Querstück u anprefst, dieses aber durch Vermittelung der Druckzellen
auf V drückt, wodurch dieses sich auf die Spindelbunde b stützend die
Spindeln h b auf Druck beansprucht. Es entsteht daher zwischen i'
und d ein Spielraum, während m und t mittels angeschraubter Klam-
mern verbunden werden.
Diese Klammern verbinden jedoch das Querstück v und das Kopf-
stück rf, sofern der Versuchsstab E auf Druckfestigkeit geprüft wird.
Alsdann drückt d unmittelbar auf v, während v durch Vermittelung
der Druckzellen auf u wirkt, welches die Spindelbunde 6, b ergreift,
die Spindeln bb auf Zug beansprucht, so dafs hierbei die Theile r, t
und t aufser Wirksamkeit treten.
Das in die Spannbacken kk eingelegte Versuchsstück E wird durch
das Zwischenstück f geklemmt, indem zwischen f und h Wasserdruck-
pressen g (Fig. 4) eingeschaltet sind, so zwar, dafs nach erfolgter Druck-
entlastung mittels der eingeschlossenen Federn i die Backen wieder frei
werden. In gleicher Weise ist die an den Pressenkolben e angehängte
fahrbare Einspannvorrichtung B angeordnet.
Der in den Druckzellen des Empfangers C entstehende Flüssig-
1 Die Anordnung dieser Druckzellen ist aus der Quelle nicht zu ermitteln
gewesen.
444 '^iii' Entwickelung der deutschen Koksindustrie.
keilsdriick wird durch Rohrleitung in eine an der Beobachtungstelle n
angebrachte Druckzelle übermittelt, deren Bewegung mittels eines drei-
fachen Hebelsj'steines auf einem Zeiger übertragen, dessen Uebersetzung
20x25x40 = 20000 beträgt, so dafs die Gesanimtübersetzung vom
Empfänger bis zum Zeiger 600000 wird. Pr.
Zur Entwickelung der deutschen Koksindustrie,
Mit Abbildungen auf Tafel i\.
Die Kokserzeugung in den hervorragendsten Staaten der Erde be-
trug vor einigen Jahren nach Angabe von Simmersbach in der Zeitschrift
für Berg-^ Bütten- und Salinenwesen, 1887 S. 325, mehr als 24 Millionen
Tonnen jährlich, welche einen Gesammtwerth von etwa 266 Millionen
Mark darstellen. An dieser Production ist Deutschland mit etwa
4*|3 Millionen Tonnen im Werthe von etwa 3ü Millionen Mark bethei-
ligt. Nach den Veröffentlichungen des Kaiserl. statistischen Amtes be-
trug die Ausfuhr an Koks im Reiche im J. 1888 9176838 MC. und die
Einfuhr 2686352 MC. Solche Ziffern beweisen, dafs die Kokserzeugung
eine Grofsindustrie geworden ist. Sie steht in enger Beziehung zur
Roheisenerzeugung, denn ohne Koks wurde es nicht möglich sein, solche
Mengen, nämlich mehr als 100' Roheisen täglich in einem Hochofen zu
erzeugen.
Wenngleich die Anfänge der Steinkohlenverkokung in England zu
suchen sind, so ist doch gerade in unserem Vaterlande dieser Industriezweig
durch Einführung besserer üfensysteme zur höchsten Blüte gelangt.
Ursprünglich verkokte man Steinkohle unter Luftzutritt in Meilern,
später traten an Stelle der letzteren offene Verkokungsöfen mit recht-
winkeligen Formen, die sogen. Feld-, Stadel- oder Schaumburger Koks-
öfen. Die letzteren sind noch nicht vollständig verschwunden. Man
benutzt sie gegenwärtig noch in Schlesien und im Schaumburgischen
(übernkirchen), weil die hier vorkommende Wälderthonkohle sich stark
aufbläht und daher eine Verkokung in geschlossenen Oefen nicht ge-
stattet. Darauf folgte eine dritte Art Oefen, die Back-, Rund- oder
Bienenkorböfen, bei welchen die Erhitzung der Kohle im Ofen oben
anfangt und die Koksbildung daher von oben nach unten erfolgt. Die-
selben werden wegen des geringen Ausbringens (etwa 55 Proc), da ja
ein beträchtlicher Theil der Kohle im Ofen verbrennt, und der verhält-
nifsmäfsig hohen Betriebskosten bei uns nicht mehr gebaut, wohingegen
sich dieselben in England und den Vereinigten Staaten uoch grofser Be-
liebtheit erfreuen.
Erst seit der Mitte dieses Jahrhunderts gelangten Ofenconstructionen
in Aufnahme, bei welchen die Erhitzung des Verkokungsraumes von
aufsen geschieht, so dafs eine Verbrennung der Kohle im Ofen mög-
Zur Entwickelung der deutschen Koksindustrie. 445
liehst vermieden wird. An Stelle der halbkugelförmigeu Räume der
Rundöfen traten lange prismatische Verkokungskammern. Man unter-
scheidet gegenwärtig Koksöfen mit senkrechter und mit wagerechter
Längsrichtung des Verkokungsraumes.
Zu den ersteren gehören der AppolCsche Ofen und die neueren
Constructionen von Bauer (1888 270 1), welche beispielsweise in West-
falen, Böhmen und in Frankreich (^Creuzot) zur Ausführung gelangt sind.
Zu den Oefeu mit horizontalem Verkokungsraume gehören unter
anderen die Oefen von Ilaldy^ Smet^ Franpois-Bexroth und Coppee.
Letzterer vereinigt die schmalen, hohen lichten Formen des Smffscheu
Ofens mit den bereits bei Vrancois-Rexrolh vorhandenen senkrechten
Wandkanälen. Trotz der guten Erfolge, welche mit dieser Construction
erzielt wurden, hat dieselbe doch weitere Abänderungen erfahren.
Das Verdienst, den CoppeeOleu in allen seinen Theilen verbessernd
behandelt zu haben, gebührt der Firma Dr. Otto und Comp, in Dahl-
hausen an der Ruhr. Zur besseren Verbrennung der Gase verbindet
genannte Firma einige von den senkrechten Wandkanälen mit den
unter der Ofensohle befindlichen heifsen Luftkühlkanälen und läfst diese
vier Kanäle auf der Höhe der Ofenwand in einen wagerechten Sammel-
kanal münden, von welchem aus Pfeifen in jeden senkrechten Wand-
gaskanal einmünden. Die Verbrennungsluft wird auf diesem Wege aus
den Kühlkiinälen bis zur Mischung mit den aus den Retorten in die
senkrechten Waudkanäle austretenden Gasen auf eine sehr hohe Tempe-
ratur gebracht. Auf diese Weise ist es der genannten Firma gelungen,
einen Ofen herzustellen, welcher nach Simmersbaek bei 120 Centner
Füllung, 70 Proc. Ausbringen, 48stündiger Betriebsdauer und 330 Be-
triebstagen jährlich eine Leistung von 775' Koks, also mehr als das
Doppelte der Leistung eines Ruudofens ergibt, welcher bei 120 Centner
Füllung, dreitägiger Brennzeit, 55 Proc. Ausbringen und 330 Betriebs-
tageu jährlich etwa 333' Koks liefert. Dieser Ouo'sche Ofen ist gegen-
wärtig in vielen hundert Ausführungen vorhanden.
Von den bisher genannten Koksofensystemen unterscheidet sich
wesentlich der A.i/rmonn-Ofen, bei welchem ununterbrochen eine Mischung
von mageren Kohlen und Fettkohlen oder Steinkohlenpech unter Druck
verkokt wird. Zwar können in allen neueren Koksöfen Mischungen
von mageren und fetten Kohlen verarbeitet werden; kein System soll
sich jedoch zur Verarbeitung von sehr mageren Mischungen so gut eignen
wie die Lürmon/rschen Koksöfen. Zwar sind viele von den Lürmann-
Oefen nach kurzem Betriebe wieder abgebrochen worden, was jedoch
nicht beweist, dafs die Oefen nicht im Prinzipe gut und auch dauernd
leistungsfällig sind. C. Bhud äufsert sich auf Grund mehrjähriger Er-
fahrungen hierüber in SlnM und Kisen.^ 1889 S. 34, wie folgt:
Zunächst erforderte die nicht einfache Luft- und Gasführung eine
ganz aufsergewöhnliche Aufmerksamkeit auf den Betrieb, aber trotz
446 Zur Entwickelung der deutschen Koksindustrie.
gröl'ster Vorsicht wurde man leicht getäuscht und nahmen die Gase
gern nicht die vorgeschriebenen, sondern Nebenwege. Hierzu fand sicii
bei den ersten türmann-Oefen um so eher Gelegenheit, als die Mauer-
werksconstruction zwar das Aeufserste in Dünnheit der Wände und
Ersparnil's an feuerfestem Materiale leistete, dafür aber auch der Ver-
band kein ganz genügender war, noch mehr aber, weil an einigen
Punkten die Temperatur so hoch stieg, dafs kein feuerfester Stein
standhielt.
In der ersten Zeit traten deshalb die meisten Betriebsstörungen da-
durch ein, dafs die Gaskanäle zuschmolzeu, wenn die Oefen eine kurze
Zeit gut gegangen waren. Die Folge war dann , dafs diese sofort
schlecht gingen, und einen Koks sehr geringer Qualität mit sehr viel
Abfall lieferten.
So gehörte ein grofses Mals von Ausdauer und feste Ueberzeugung
von der Güte des Prinzipes dazu, um bei den langwierigen Kinder-
krankheiten der Lürmann-Oefen den Muth und die Lust am Betriebe
derselben nicht zu verlieren.
Meistens sind die Oefen nach mehr oder weniger gründlichen Ver-
suchen aufgegeben und nur an ein paar Orten durch allmähliche
Aenderungen nach den Erfahrungen des Betriebes dahin gebracht, dafs
die Erfolge gute geworden sind, so dafs bei guter Betriebsleitung fort-
während schöner Koks erzielt wird, ohne dafs die Oefen mehr leiden
als andere Koksöfen.
Es werden jetzt in Lürmann-Oefen ohne Schwierigkeit 4U bis
45 Proc. ganz magere, authracitartige Kohlen ohne eine Spur von Baek-
fähigkeit mit 60 bis -55 Proc. guten fetten Kokskohlen bei einem Aus-
bringen von etwa 80 Proc. verarbeitet. Der Koks ist sehr fest und
dicht, und hat sich auch bei der \^erN\endung im Hochofen kein wesent-
licher Unterschied gegen gewöhnlichen Koks linden lassen.
Statt fetter Kohlen läfst sich den mageren Kohlen auch Schwarz-
pech (Steinkohlenpech) zusetzen, und wird aus etwa 5 Th. Anthracit-
kohlen und 1 Th. Pech in Lwrmann-Oefen ein guter Koks hergestellt.
Aufser diesen Mischungen von ganz fettem und ganz magerem Materiale
eignen sich zur Verkokung in Lünnann-Oetmi iiile Kohlensorten oder
Gemische von .solchen, welche etwas zu mager sind, um ohne Druck
und hohe Temperatur ordentlichen Koks zu geben. Die vor Jahren
gemachten, meist nicht erfolgreichen Versuche sind nicht mafsgebend,
da sie geschahen, als die Lürmonn-Oefen in den schlimmsten Kinder-
krankheiten lagen, welche sich naturgemöl's bei Verwendung gasreicher,
halbmagerer Kohlensorten, deren Verkokung mehrfach versucht ist, am
meisten fühlbar machten.
Obige Mischung von ganz magerer und fetter Kohle, welche zur
Verkokung in den /.Mrrnann-Oefen mit Erfolg verwendet ist, gibt im
Laboratorium 85 bis 86 Proc. Koks und 14 bis 15 Proc. Ga.s, dagegen z. B.
Zur Entwickelnng der deutschen Koksindustrie. 447
halbinagere schlesische Kohle etwa 65 Proe. Koks und 35 Proe. Gas.
Dieser Unterschied ist natürlich zu grofs, als dafs nicht wesentliche
Rücksicht beim Betriebe darauf zu nehmen wäre, und dazu war man
vor mehreren Jahren noch nicht in der Lage. Heute aber halte ich
den Betrieb mit solchen schwachbackenden, gasreichen Kohlen eher für
leichter als für schwerer, wie mit der Mischung aus Anthracit und
fetten, starkbackenden Kohlen.
Anlagekosten und Arbeitslöhne stellen sich bei den Lürmann-Koks-
öfeu etwas höher als bei den meisten anderen Arten, dagegen sind aber
die verwendeten Kohlen, wenn man eine Mischung von Anthracit und
Fettkohlen nimmt, billiger, und das Ausbringen ist ein höheres, so dafs
sich die Herstellungskosten des Koks doch ganz wesentlich niedriger
stellen als aus Fettkohlen. Hierüber kann sich Jeder leicht Rechen-
schaft geben, der berücksichtigt, dafs z. B. an der Ruhr der Doppel-
waggon Anthracitgrus jetzt gegen 30 M. billiger ist als die gleiche
Menge guter, fetter Kokskohlen.
Bei Verwendung mancher halbmagerer Kohlen wird der Nutzen
mehr darin liegen, dass man in den Lürmann-Oefea einen Koks von
ei'heblich besseren Eigenschaften erzielt als in anderen, während die
Herstellungskosten wahrscheinlich nicht wesentlich niedriger sein werden.
(!. Blattei ist zu der Ueberzeugung gekommen, dafs die Lünnann-
Üefen trotz aller anfänglichen Mifserfolge noch eine gute Zukunft haben
werden. Je mehr die Fettkohlen abnehmen, desto mehr dürften die
Lürmann-Oefea an Bedeutung gewinnen.
Gegenwärtig stehen zu Kohlscheid bei Aachen 20 Oefen im Be-
triebe.
Eine besondere Construction erhalten diejenigen Koksöfen , welche
auf Gewinnung der Nebenproducte (Theer, Ammoniak) abzielen. Den
Franzosen gebührt das Verdienst, die Vorgänger auf diesem Gebiete
der Technik zu sein, während in Deutschland mit den Hiissener-Carvh-
Oefen zu Bulmke bei Gelsenkirchen der Anfang gemacht wurde zur Be-
gründung einer Grofsindustrie in der angegebenen Richtung.
Eine bahnbrechende Neuerung brachte indessen erst die Ofen-
construction von Gustav Hoffmann ^ welcher zum Zwecke der Vorwär-
mung von Gas und Verbrennungsluft die gewöhnlichen Coppe'e-Oefevt
mit Sifmm«"schen Regeneratoren verband. Auch die.se Ertindung ist
von der Firma Dr. Otto und Comp, in die Praxis eingeführt worden,
und zwar mit ausgezeichnetem Erfolge, wie dies durch die zahlreichen
Anlagen bekundet wird.
In der Oeslerreicliisclien Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen., 1888
S. 530 ff., beschreibt W. Jicinzky eine derartige Einrichtung, wie sie
gegenwärtig zur Theer- und Ammoniakgewinnung gebräuchlich ist.
Die betretfenden Koksöfen haben die Ausdehnungen der gebräuch-
lichen 0»oschen Koksöfen, nämlich im Lichten 10 X 1,6 X 0",5, mit
448 i^iir Entwickelung der deutschen Koksindustrie.
einer Füllung von 3500 bis 4000'', bei gröfseren Oefen bis zu 5700"
üas Innere des Ofens (Fig. 1 und 2) steht durch die Gasrohre g und
absperrbaren Ventile o mit der Vorlage V in Verbindung. Letztere geht
in eine Röhre G n H (Fig. 6) über, welche meist 1" tief unter der Erde
zu dem zur Erzeugung von Theer und Ammoniak bestimmten Räume
führt. Ableitung und Bewegung der Gase aus dem Ofen wird durch
die Rohre 3, Y und GaR bis in das Ammoniakhaus durch einen Ex-
haustor EX (Fig. 5 und 6) vermittelt. Nach dem Passiren des letzteren
werden die vom Ammoniak und Theer befreiten Gase in- einem Gaso-
meter bekannter Construction gesammelt. Von diesem wird ein grofser
Theil der Gase durch ein unterirdisches Rohr, welches in die beiden
parallel zur Ofengarnitur im Niveau der Sohlkanäle S^ und S.^ laufenden
Rohre 3, und g., (Fig. 1 und 2) mündet, in den Koksofen zurückgeführt.
Diese beiden Gasrohre sind mit so vielen durch Hähne oder Ventile ab-
sperrbaren Rohrstutzen /i, und h,^ versehen, als es Oefen gibt. Sie haben
den Zweck, das zurückgeleitete Gas in diese Sohikanäle zu bringen oder
einzublasen.
Der Sohlkanal des Ofens ist in der Mitte bei b durch eine Quer-
wand getheilt; derselbe enthält seitlich gegen die eine Ofenwand so
viele Oetl'nungen c^ und Cj, als senkrechte Wandkanäle if, und W2 in
der Seitenwand des Ofens vorhanden sind und rhit einander in Verbin-
dung stehen.
Alle senkrechten Kanäle lv^ und «Oj münden in einen oberen un-
getheilten Gaskanal 0, welcher längs jeden Ofenwiderlagers hinläuft.
Ferner besitzt die ganze Ofengarnitur die beiden Generatoren /f,
und Ri je 2" hoch und 1'" breit, welche parallel zu den Gasröhren 3,
und g^ liegen und durch Oeffnungen d^ und d.^ mit den Sohlkanälen S,
und S2 verbunden sind. Jeder Generator besitzt so viele nach aufwärts
gerichtete Ausflufsötfnungen rf, als die Ofenzalil der Garnitur beträgt.
Aufserdem stehen diese Generatoren einerseits mit einem Venti-
lator durch eine Röhre d, r, und »2 (^'g- 6) und am anderen Ende
durch einen Kanal mit der Koksofenesse E in Verbindung. Diese Gas-
generatoren enthalten zu etwa '^/3 ihrer Höhe in Scheiterbaufenfonn lose
über einander gelegte feuerfeste Ziegel , wodurch den durchziehenden
Gasen eine groi'se Berührungsfläche dargeboten wird.
Der Ventilator Z (Fig. 5 und 6), welcher am besten im Ammoniak-
hause untergeliracht ist, bläst beständig eine gewisse iMenge atniosi)hä-
rischer Luft durch die Windleitung « abwechselnd in die Generatoren H^
und /<2 '^'"i '"" f^'ö zur Ofenbelieizung verwendeten Gase zur Verbren-
nung gelangen zu lassen.
Bei dem Ofengange werden die aus dem Ammoniakhause kom-
menden Gase nur in die Gasröhre jj geleitet, und mittels des Rohr-
stutzens /(, in jeden Solilkanal S, so viel Gase eingelassen, als zur Er-
bilzun"; des Koksofens nötliig erscheint.
Zur Eutwickelung der deutschen Koksindustrie. 449
Zugleich mit diesen Gaseu kommt, wie schon früher kurz erwähnt,
frische Luft vom Ventilator in den Generator /?[, wird daselbst an den
glühenden Ziegeln bis zu 1000" erhitzt, und strömt durch die OefT-
niiiigen (/[ ebenfalls in den Sohlkanal 5,, wo die beiden Ströme Gas
und Luft bei der hohen Temperatur und Mischung vollständig ver-
brennen, und im brennenden Zustande durch die Seitenötfnungen C) und
die Seukrechtkanäle w^ in den oberen Gaskanal O gelangen, von hier
aus durch die Senkrechtkanäle ic, und Oefl'nuug c, in den Sohlkanal S-,
herabsteigen, um endlich längs des Generators /f.,, dessen Ziegel sie
noch recht in Glut versetzen, den Weg zur Esse zu finden.
Es ist selbstverständlich, dal's bei diesem Verlaufe die Rohrstutzeu /;,
geschlossen sind, ebenso die vom Ventilator kommende Windleitung i\,
zum Generator R-,.
Nach etwa einer Stunde dieses Ganges werden die betretlenden
Ventile umgeklappt, so dal's augenblicklich der umgekehrte Weg ein-
geschlagen wird.
Der Rohrstutzen hi und die Windleitung i\ werden geschlossen, dafür
jene ht und C2 geöffnet. Es gelangen die Gase in den Sohlkanal S.^, ver-
mischen sich und verbrennen daselbst mit der in dem Generator R, sieh
erhitzenden Luft, passiren aufsteigend die Waudkanäle u'2, den oberen
Gaskanal 0, absteigend die Wandkanäle ti>j , Sohlkaual S, und Gene-
rator H^ , an den sie noch den Rest ihrer hohen Temperatur abgeben
und mit etwa 420" zur Esse gelangen.
Wird ein Ofen gezogen, oder will man denselben einige Zeit kalt
stellen, so sperrt man die Ventile a ab; ebenso kann man durch Ab-
sperrung der Hähne A, A., und Oetfnungen d^ d-, das Einblasen des Gases
in den Sohlkanal hindern.
Man hat es also ganz und gar in der Hand, den Ofengang zu regu-
liren und den Verkokungsprozefs durch Steigerung der Temperatur,
durch Mehreinlassen des Gases zu beschleunigen oder zu verlangsamen,
es ist dies ein reiner Retortenprozefs, wie man sich ihn nicht besser
denken kann. Der Prozefs dauert 30 bis 48 Stunden.
Das Ausbringen an Koks ist relativ um 6 bis 7 Proc. höher, und
zwar nur wegen des n)öglichst vollständigen Luftabschlusses, der bei
diesen Koksöfen eine Grundbedingung ist.
Werden wagerechte Gaskanäle gewählt (Fig. 3), so streichen die
Gase einmal in der Richtung abcd und dann umgekehrt in der Rich-
tung d c ba. Man gilit jedoch den senkrechten Wandkanälen den Vor-
zug, weil hierbei die Koksöfen stabiler sind und die Wandungen dünner
gehalten werden können.
Hinsichtlich des Vorganges im Auimoniakhause ist folgendes zu er-
wähnen. Die von den Koksöfen mittels Exhaustor angesogenen Gase,
welche bei der Destillation westfälischer Kohle aus 0,61 Proc. Benzin-
dainpf, 1,63 Proc. Aethylen, 0,43 Proc. Schwefelwasserstoff, 1,41 Proc.
Dingler's polyt. Journal lid. -271 Nr. lu. ISsai. 29
450 '^^r Entwickeluiig der doiitscheii Koksindiistrie.
Kohlensäure, 6,49 Proc. Kohlenoxydgas, r)3,32 Proc. Wasseistott' und
36,11 Proc. Methylwasserstofl' bestehen, gelangen durch die Röhre F
zuerst in den sogen. Ga.skiihler K (Fig. 4 und '>). Derselbe besteht aus
einem Eisencylinder mit den beiden Böden (', die eine Reihe von klei-
neren Böden / fassen, durcb welche stets frisches Wasser von dem
oberen Räume m nach dem unteren Räume n imd dann durch das
Rohr p hindurch abfliefst, während das Gas, von dem Einmündungs-
i-ohre f kommend, nach aufwärts strömt, sich abkühlt und durch Rohr (/
einem zweiten bezieh, einem dritten genau so construirten Gaskiihler
zugeleitet wird.
Von den Gaskühlern >trömt das Ga» /u den Gaswäschern W.,
welche ebenfalls aus Eisencylindern gröfserer Dimension bestehen und
in ihrem Inneren, je lO'""' von einander entfernt, gelochte Bleche r ent-
halten, über welche beständig Wasser in Regenforni hinabtröpfelt, wäh-
rend das vom Gaskidiler durch .J kommende Gas dem Regen entgegen
geleitet wird, wobei ein Uebergang des Ammoniaks aus dem Gase in
das Wasser eintritt und zugleich Tlieer mit niedergeschlagen wird.
Ammoniakwas.ser und Theer finden ihren Abtlufs bei (.
In den Gasküblern verliert das Gas 7.') Proc. seines Ammoniaks
als Ammoniakwnsser und einen grofsen 'l'lieil seines Theeres, welche
beiden Producte nach den Cisternen Y (Fig. 6) abgeleitet werden. In
Fig. .5 sind sechs Gaskidiler und sechs Gaswäscher vorhanden, welche
alle unter einander verliunden sind und einer von dem anderen das
Kühl- und Waschwasser stetig aus dem höher gelegenen Behälter X
(Fig. 4) entnehmen.
In den Gaswäschern verliert das Gas die restliehen 2.5 Proc. Am-
moniakwasser, sovv ie auch eine bedeutende Menge Theer, was dadurch
erzielt wird, dafs das unten abtropfende Ammoniakwasser in den ersten
und zweiten Gaswäscher .so oft wieder hinaufgepumpt wird und aber-
mals herabtröpfelt, bis dasselbe eine hinreichende Anreicherung erfahren
hat. Im dritten Gaswäscher jedoch kommt nur immer reines Wasser
dem Gase entgegen, so dafs das von hier dureii das betreffende Rohr n,
des dritten Gaswäschers entweichende Gas nur SjuireM \on 0,008 Pnic.
Ammoniak nachweisbar enthält.
Gaskiihler und Gaswäscher verl)rauehen für den Ofen täglich 5'^'''"
Wasser. Man rechnet nach der Erfahrung für die Gaskühler eine
Fläche von 2'i"',5 und für die Gaswäscher eine Wasehfläche von 2'i"',6
auf je 100<^'>"' täglich dureiiströmendes Gas.
Die Anreicherung bezieh. Zurückleitung des Ainnmniakwassers ei'-
folgt so lange, bis dassell)e auf 3 bis 3,50 B. gebracht wird, wobei da»
Wasser 1,777 Proc. reines Ammoniak aufgelöst erliälf.
Von diesem so angereiciierten Wasser erliält mau je nach der
Menge des gewinnbaren Ammoniaks !<• bis 17 l'roc. auf je 100^ trockener
Kohle.
Zur Entwickelung der (leutschen Kuksiiuliistne. 451
Bei 14 Proc. Ausbringen an Ammoniakwasser verhält sich:
1,777 Ammoniak : x = 100: 14,
woraus sich x auf 0,24878 Proc. Ammoniak für 1001^ trockener Koks-
kohle berechnet.
Der in den Cisternen Y gesammelte Theer trennt sich vom Am-
moniak nach dem speeilischen Gewichte von selbst. Die geschiedeneu
Producte werden mittels Pumpen in eigene Gefäfse gebracht, worauf
der Theer .sogleich in Fässer gefüllt wird, während das Ammoniak-
wasser entweder als solches ebenfalls in Fässer gefüllt und dem Ver-
.schleifse übergeben oder in einen Raum ins Ammoniakhaus gepumpt
wird, wo dessen weitere Verarbeitung zu schwefelsaurem Ammoniak
erfolgt.
Diese Verarbeitung geht auf die Art vor sich, dafs zunächst die
dem rohen Ammoniakwasser beigemischten Säuren durch Kalk gebunden
werden. Das reine Ammoniak wird dann durch verdünnte Schwefel-
säure als .schwefelsaures Ammoniak ausgeschieden. Zur Sättigung von
1001^ Ammoniak sind 235'^ wasserfreie Schwefelsäure erforderlich. Liefert
eine Kohle 0,244 Proc. Ammoniak, so ergibt dies 0,94 Gew.-Th. .schwefel-
.saures Ammoniak auf 100'^ lufttrockener Kohle.
Vom Gasometer geht, nach Abzug von 10 Proc. Gesammtverlust,
der gröfsere Theil der Gase, etwa 64 Proc, wie bereits erwähnt, zum
Koksofenbetriebe durch die Röhrenleitung Z zurück, während ein klei-
nerer Theil, etwa 26 Proc, für beliebige Zwecke, wie Beleuchtung,
Heizung u. s. w. verfügbar bleibt.
Die zum Koksofenbetriebe zurückgeleiteten Gase kommen in die
Sohlkanäle der Koksöfen mit heifser atmosphärischer Luft in Berührung,
welch letztere nun mittels eines eigenen Ventilators Z in die glühenden
Generatoren Ä, und Ä^ eingeblasen wird, dort deren hohe Temperatur
annimmt und weiter von da erhitzt in die Sohlkanäle eintritt.
Die in letzteren möglichst vollkommen zur Verbrennung gelangenden
Gase heizen die Koksofenwände, besorgen dann abwechselnd die Aus-
hitzung der Generatoren imd entweichen endlich aus der Koksofen-
esse E.
Auch die alten Rundöfen ( Bienenkorbofen) werden nach dem Patente
Nr. 37280 (1888 270 7j, welches sich auf Verbindung von einthürigen
(Bienenkorb- oder inuflelformigen) Koksöfen mit Lufterhitzern bezieht,
für die Gewinnung von Theer und Ammoniak eingerichtet. Simmers-
bach gibt in der Zeitschrift für Bery-^ Hüllen- und Salinenwesen^ 1887
S. 307, an, dafs man damit ein das frühere um 12 bis 15 Proc. über-
steigendes Ausbringen au vorzüglichem Koks bei reichlicher Theer- und
Ammoniakausbeute erzielt. Es sind daher bereits zahlreiche Kuudöfen
in der angegebenen Weise umgebaut worden.
Was nun die wirthschaftliche Seile der Koksgewiunung anbetrifft,
so ist es Thatsache, dafs der Wertli der Kohle sicii im Koks beträcht-
152 Ueber neuere Schraubensicherungcn.
lieh erhöht. Haudelt es sieh um Gewinnung der Nebeuproducte, wobei
natürlieh die Beschaffenheit der zu verkokenden Kohle in erster Linie
in Betracht zu ziehen ist, so sind die Anlagen allerdings ganz bedeutend
kostspieliger. Im Interesse unserer Handelsbilanz kann aber nur ge-
wünscht werden, dafs immer mehr Werke sieh zur Gewinnung der
Nebeuproducte entschlielsen. Nach den Veröfl'enllichungen des Kaiserl.
statistischen Amtes wurden nämlich im J. 1888 noch 35688t) Doppel-
eentner schwefelsaures Ammoniak gegenüber 339259 Doppelcentnern
im J. 1887 aus anderen Ländern eingeführt. An dieser Einfuhr be-
theiligen sieh vorzugsweise die folgenden Länder: Grofsbritannien mit
246004, die Niederlande mit 26951, Frankreich mit 15939 und Oester-
reieh- Ungarn mit 10 785 Doppelcentnern.
Die Einfuhr von Theer aller Art betrug im Vorjahre allein
316474 Doppelcentner; wobei zu berücksichtigen ist, dafs die grofsen
deutsehen Anilinfarbenfabriken weniger den Theer selbst, als Benzol
und dessen Homologen in grofsen Mengen vom Auslande her einführen.
Zieht man nun in Betracht, dafs das schwefelsaure Ammoniak,
sobald es sich um Stickstoffdüngung in der Landwirthschafl handelt,
mit dem Chilesalpeter in Coneurrenz tritt, bei welchem die Einfuhr im
vergangenen Jahre 2664072 Doppelcentner betrug, so dürfte der Schlufs
wohl berechtigt sein, dafs wir in dem Mafse, wie wir die Anlagen zur
Gewinnung der Nebeuproducte bei der Koksindustrie vermehren, un.sere
Handelsbilanz verbessern werden. ff'. Koort.
Ueber neuere Schraubensicherungen.
Mit Abbildungen.
Der Aufgabe, durch zweckmäfsige Sicherungen das Lösen der
Schraubenverbindung zu verhindern, wird bei der grofsen Verschieden-
heit der Sehraubenverbindungen wohl nie durch eine einzige oder eine
bestimmte Art von Schraubeusieherungen genügt werden, vielmehr wird
diejenige Sicherung, welche dem jeweiligen Construetionszweeke unter
Aufwendung der geringsten Mittel am weitgehendsten entspricht, sich
dauernd einbürgern. Eine einheitliche Form, wie solche bei denSchrauben-
gewindeu vorhanden ist, ist auf diesem Gebiete noch nicht erkennbar,
wohl aber werden sich auch für gewisse Arten von Sehraubenverbin-
dungen mit der Zeit bestimmte Constructionen von Schraubeusieherungen
allgemeine Anwendung verschallen.
Ein Bedürfnifs nach Schraubensieherungen liegt bei fast allen Arten
von Sehraubengewinden vor; auch die mehr oder weniger grofse Gang-
höhe bietet gegen das selbsthätige Lösen der Schraubenmuttern keinen
ausgiebigen Schutz, ja selbst bei verhält nifsmäfsig geringer Gewinde-
steigung, wie sie bei der sogen, erweiterten Sehraube für Stopfbüchsen,
lieber neuere Scliraiibensicherungen.
453
Röhrenverbiudungen u. dgl. vorkommeu, kann man Schraubensichevungen
durchaus nicht entbehren. Im Folgenden soll eine Anzahl neuerer
Sehraubensicherungen kurz besprochen werden.
Fig. 1 und 2 veranschaulichen eine Sehraubensicherung, welche von
der Patent Bivet Company in Smethwick (Vereinigte Staaten Amerikas!
namentlich für Eisenbahn-Oberbauconstructionen mit Erfolg zur Aus-
führung gebracht wird. Bei dieser Schraubensicherung wird eine Unter-
lagplatte (Fig. 2) zur Anwendung gebracht. Es berühren sich Mutter
und Unterlagplatte in einer Schraubenliniei doch hat letztere eine viel
gröfsere Steigung als diejenige, Pig. 2.
welche dem Schraubengewinde des
Bolzens zu Grunde liegt, so dafs,
wenn die Mutter auf den Bolzen
geschraubt ist, sie nicht zurück-
gedreht werden kann, ohne dafs
die Unterlagplatte mitgedreht wird,
und bei jedem Versuche, die Mutter
allein zu drehen, wird nur er-
reicht, dafs die schraubenförmig
gestaltete Endfläche derselben auf pig. '» Fi«
die entsprechende Sehraubentläche der Unterlagplatte aufzusteigen
strebt, was, da das Schraubengewinde des Bolzens (bezieh, dasjenige
im Inneren der Mutter) eine geringere Steigung hat, nicht möglich ist,
so dafs bei derartigen Versuchen die Mutter erst recht fest gegen
die Gewinde des Bolzens geprefst wird, vorausgesetzt, dafs die Unter-
lagplatte sich nicht drehen kann, was dadurch erreicht ist, dafs diese
Platte mit einem achteckigen Ansätze versehen ist, der sich gegen
irgend eine Anschlagleiste legen kann. In vielen Fällen genügt schon
eine beträchtliche Reibung, welche die Unterlagplatte auf ihr Auflager
ausübt, um ein selbsthätiges Lösen der Mutter unmöglich zu machen.
Damit diese Reibung thunlichst grofs ausfällt, wird die Unterlagplatte
zuweilen hohl geformt.
Eine besonders beliebte Sicherung besteht darin, Federn, Haken o. dgl.
anzuordnen, welche sich seitlich gegen die Prismenflächeu der Muttern
anlegen. Eine solche Construction (D. R. P. Nr. 43933 vom ß. Januar
1888) von Max Äthers in Gevelsberg (Westfalen) zeigt Fig. 3. Es wird
hier eine als Unterlagplatte dienende viereckig gestaltete Platte A be-
nutzt, welche einen winkelförmigen Hebel B mit Anschlagnase C trägt,
wobei B so aufwärts gebogen ist, dafs C sich gegen eine der Seiten-
flächen der festzustellenden Mutter legt und dadurch zum festen An-
liegen unter Flächenberührung gebracht wird, dafs der Gelenktheil der
Platte A etwas niedergebogen wird. Um bei dieser Sicherung ein selbs-
thätiges Zurückfedern zu verhindern, werden ein oder beide Schenkel der
im Gelenke drehbaren Nase BC nach aufsen verlängert und umgebogen.
454 Ueber neuere .Schraiibensicheriingen.
Auch diese Schraubensicheriing soll vorzugsweise zur Feslsteliun<r
der Muttern auf den Lascheubolzen der Eisenbahnschieneu dienen.
Eine ebenfalls diesem Zwecke, jedoch auch anderweitig dienende
Schraubensieherung ist Wilhelm Stoermann in Berlin (D. K.P. Nr. 44547
vom 22. Februar 1888) patentirl, bei welcher eine für sich am Drehen
verhinderte Uuterlagplatte mit einer seitlich vom Bolzen angeordneten
gewellten Feder zur Anwendung kommt. Das eine Ende der Feder, welches
vom Schraubenbolzen abgewendet ist, steht mit der Unterlagjjlatte in
festem Zusammenhange, während das andere, bewegliche Ende auf der
Platte gleitet, mit stetem Drucke gegen die Mutter drückt und im Kiihe-
zustande sich an eine der Prisraenflächen der Mutter anlegt und somit
ein willkürliches Drehen nder selbsthätiges Lösen der Schraubenverbin-
dung verhütet. Die eben erwähnte Feder wird zweckmäfsiger Weise
in ein Gehäuse eingeschlossen, das nach der Schraube zu orten ist. Die
Ausführungsart der Feder aus Bandstahl oder Blech oder auch aus
rundem bezieh, viereckigem Drahte, sowie zweckmäfsige Ausführungen
und Verbindungen von Gehäuse und Feder sind an sich ja niclit schwierig,
immerhin ist diese den Witterungseintlüssen ausgesetzte Sicherung, bei
der wie bei allen ähnlichen ("onstructionen ein Erlahmen der Federn
nicht ausgeschlossen ist, verhältnifsmäfsig umständlich und bleibt bei
der Neuheit dieser Erfindung das entscheidende (Trtheil der Praxis
hierüber abzuwarten.
Eine ziemlich umständliche Schraubensicherung ist Samuel H. Ray
in St. Louis (D. R. P. Nr. 44098 vom 25. Oktober 1887) patentirt, die
insofern von den beiden letzt beschriebenen Constructionen grundsätz-
lich abweicht, als hier ein umgebogener Draht zur Anwendung gebracht
wird, dessen kurzer Schenkel mit seinem hakenförmigen Ende in ein
Loch der federnd umgebogenen Unterlag|)latte sich einlegt, während
der lauge Schenkel des Drahtes in eine excentrische Nuth A (Fig. 4)
der Mutter (nicht etwa des Bolzens) so eingelegt ist, dafs beim Los-
drehen der Mutter auf dem Bolzen der Draht keilartig gegen das Ge-
winde des Bolzens geprefst wird und also ein selbsthätiges Lösen nicht
eintreten kann. Der Draht oder Schlufskeil kann seine Lage ebenfalls
nicht ändern, da sein eines lingerartiges Ende im Eingritle mit dem
Flansche bezieh, umgebogenen Theile der Unterlagplatte steht. Soll
die Schraubenverbindung absichtlich gelöst werden, so mufs zuvor der
Draht oder Schlufskeil au seinem vorstehenden Ende herausgezogen
werden.
In früheren Jahren wurden solche Schraubeusicberungeu empfohlen,
bei denen der Schraubenbolzen selbst zur Erreichung des Zweckes da-
durch herangezogen wurde, dafs man denselben mit Löchern, ja selbst
mit einem vollständigen Schlilze versah und kleine Schrauben, Stifte
oder Keile in die künstlich gescimireiien üellnimgen oder Aussparungen
des Schraubenbnlzens eintrieb. Eine derartige Constniction machte vor
Ueber neuere Scliraubeiisicherungen.
455
ftwii lu Jahren viel von sich reden, bei der der Schraubenbulzen mit
einem Spalte oder Schlitze versehen wurde, in den, nachdem die Mutter
aufgeschraubt worden war, ein Keil eingetrieben wurde, welcher die
beiden Hälften des Schraubeubolzens — die in Folge des Schlitzen» in
geringem Mafse federnd wirkten — in die Gewinde der Mutter prefste
und diese am selbsthätigen Lösen hinderte, denn wenn der Flächen-
druck zwischen den Gewindegängen eine gewisse Grenze übersteigt
(dieser Flächendruck, d. h. der auf die P'lächeneinheit bezogene Druck,
soll bei den gewöhnlichen Constructiouen des Maschinenbaues '/2'' auf
je l'!"!"! gedrückter Fläche nicht übersteigen), so findet kein freiwilliges
oder selbsthätiges Lösen der Mutter mehr statt. Die Praktiker pflegen
hierfür einen nicht ganz unzutreffenden Ausdruck zu gebrauchen, in-
dem sie sagen, ein solches Gewinde fril'st sich fest. — Durch Heraus-
ziehen des vorerwähnten Keiles ist man zwar jederzeit in der Lage,
die Spannung oder den Flächendruck zwischen den Gewindegängen zu
ermäfsigen und demnach, wenn es gewünscht wird, die Mutter zurück-
zuschrauben, doch hat diese Art der Schraubensicherung den grofsen
Uebelsland, dafs man ohne Grund Spannungen in die Constructiouen
hinein bringt und letztere obendrein schwächt, nämlich den Schrauben-
liolzen, während die Beanspruchung dei- Mutter sich meist gar nicht
lieurtheilen läfst und ein Zersprengen der letzteren nicht selten ist.
Aiil'serdem haben diese Scliraubensicherungeu noch den Nachtheil, dafs
sie zu sehr zusammengesetzt sind und stets Vorkehrungen getroffen
werden müssen, die ein Lösen bezieh. Herausfallen der Keile oder der
sonst etwa zur Anwendung gelangenden Schrauben, Stifte u. dgl. ver-
hindern.
Wenn schon hiernach die Benutzung der zuletzt betrachteten Art
von Schraubensicherungen nicht besonders günstig erscheint, so sind in
der vielgestaltigen Praxis übrigens Fälle denkbar, in denen dieselben,
in Folge besonderer Constructionsverhältnisse, recht wohl verwendbar
erscheinen, doch im Allgemeinen erfreuen sich diese Schraubensiche-
rungen bei den Coustructeuren nicht der Beliebtheit, wie das früher der
Fall war.
Bei der neuerdings patentirten
Schraubensicherung von Otto
LUienthal (D. R. P. Nr. 44 700 vom
14. .Januar 1888) sind alle Hilfs-
mittel, wie Federn, Haken, Keile,
Hilfsschrauben u. dgl., entbehrlich.
Dies wird dadurch erreicht, dafs
die Mutter an ihrer unteren Seite, f,
wie Fig. 5 und 6 zeigen, mit
einer tellerartigen Verbreiterung
versehen wird, die mit einem
456 Uehor neuere .Scliranbensiclioriingen.
aufwärts gerichteten Rande a ausgestattet ist. Dieser Teller liegt in
einer entsprechend ausgearbeiteten Verliefung desjenigen Conslructions-
theiles, gegen den die Mutter gescliraulit wird. Bei den Darstellungen
in Fig. ■> und fi handelt es sich um die Sicherung einer Kolben-
.stangennuitter gegen den Kolbendeckel, doch ist ohne Weiteres klar,
dafs die Schraubensicherung auch an vielen anderen Stellen mit Vor-
theil Anwendung finden kann.
Gerade für die so wichtige Sicherung der Muttern auf Kniben-
deckeln gab es bisher keine so einfache und |)raktiscbe Construction.
und vielfache Unfälle, die durch undichte Kolben und lose Kolben-
deckel bereits vorgekommen sind, beweisen, dafs hier ein Bediirfuil.s
nach einer verlärflichen Schraubensicherung durchaus vorliegt.
In der Regel macht man die Muttern für Kolbenstangen aus Bronze,
und ist es bei diesem Materiale äulsorst leicht, aus dem vorerwähnten
Rande a einen kleinen Theil in die Kerbe b der Vertiefung hinein-
zubiegen. Um die Mutter wieder zurück.schrauben zu können, ist es
nur nöthig, das ausgebogene Stück des Randes a in seine ursprüngliciie
Lage zurückzubiegen. Sowohl Bronze als Eisen u. dgl. kann ein melir-
maliges geringfügiges Ausbiegen des Randes an derselben Stelle er-
tragen; bei dem wiederholten Lösen und Anziehen der Mutter kommt
indessen immer eine neue Stelle des Randes n vor die Kerbe zu liegen,
und gerade der Umstand, dafs eine Mutter, wenn sie einmal hat ge-
löst werden müssen, um den Kolben nachzudichten, nach Wiederauf-
scbrauben niemah wieder genau ihre alle Lage einnimmt, macht eben
einfachere Schraubensichevungen mittels Keile oder Splinte u. dgl. ganz
ungeeignet.
Ein selbsthätiges Lösen der Mutter i^t ganz unmöglich, da sonst
eine Zerstörung des Tellerrandes eintreten mülsle: es ist im Gegen-
theile die festhaltende Wirkung der Schraubeusieherung dadurch be-
.«onders erhöht, dafs letztere sich an einem gröiseren Umfange befindet,
als es bei sonstigen Constructionen der Fall isl.
Diese Schraubensicherung wirkt nun in jeder Stellung der Mutter
mit gleich gutem Erfolge und ist hier kein Anschlag an einer Prismen-
seite (wie für andere Sicherungen) Bedingung; auch können hier nicht
etwa SicherungsbilfHmittel, wie in anderen Fallen, verloren gehen, da
es dergleichen hier nicht gibt; auch nimmt die Sicherung keinen be-
sonderen Platz weg, vergröfsert also nicht sogen, schädliche Räume in
Mascbinöuconstruetionen.
Schon eingangs wurde erwähnt, dafs man fin- Röbrenverbiuduiigen
Schraubensicherungen bedarf Fin- diesen Zweck ist die vorstehende
Erfindung auch zur Anwendung gebracht, um bei den im Gasleitungs-
fache vielfach benutzten Kugelgelenken eine Schraubensiclierung zu er-
zielen. Fig. 8 stellt ein gewöhnliches Kugelgelenk im (Querschnitte dar,
an welchem eine Sicherung der Verschraubung, entspreche-iul ib'ni oben
Darstellung amidirter Triphenylmetliane.
457
geuannten Pafeute, zur Durchführung gebracht, ist, und zwar zeigen die
Fig. 7 und 8 die diesbezügliclie Construetion. Es ist hier, wie aus
den Figuren ersichtlich, ein Rand an eiuer klei-
nen feilerartigen Verbreiterung der Mutter an-
geordnet, welch ersterer einen Rand des männ-
lichen Theiles der Schraube umgreift, so dafs
es auch hier leicht möglich ist, etwa mittels
einer Drahtzange eine Stelle des Randes n, die
sich vor einem Ausschnitte des umgebenden
Randes befindet, auszubiegen und dadurch eine
unter allen Umständen sicher wirkende Schrau-
bensicherung zu erzielen, welche die Beweg-
lichkeit oder Anwendbarkeit des Kugelgelenkes
in keiner Weise beeinträchtigt.
Als Dichtungseinlage bei einfachen kleinen
Kugelgelenken benutzt man meist eine Leder-
scheibe, die in bisheriger Weise auch bei dem
in den letzten Figuren gezeichneten Kugelgelenke
verwendet werden kann; macht sich eine Er-
neuerung der Dichtungseinlage nothwendig, so
wird der ausgebogene Theil a des Randes wieder zurückgebogen und
das Kugelgelenk in üblicher Weise aus einander geschraubt.
Aehnlich, wie in dem letzten Anwendungsbeispiele aus dem In-
stallationswesen gezeigt, liifst sich die Lilientharsche Schraubensicherung
auch an vielen anderen Constructionstheilen mit überraschender Ein-
fachheit anbringen. Otto Leonhardl., Ingenieur.
Ueber die Darstellung amidirter Triphenylmethaiie aus
amidirten Triphenylkarbinolen ; von Dr. Otto Mühlhäuser.
Unterwirft man eine Rosanilinbase, z. B. das Rosanilin selbst, der
Einwirkung eines Reductionsmittels, so geht das Karbinol unter Ab-
gabe von Sauerstoff in die Leukobase über:
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C5H4
CfiH4
OH
NH2
NH.,
^6^3<NHo
+ Ho
= H2O +
Geschichtliches.
Das erste Karbinol der Reihe, das einer reducirenden Einwirkung
uisgesetzt wurde, ist das Rosanilin, welches A. W. Hofmann^ im J. 1861
1 Londor, ?,r,y. Soe. Proceed.. Bd. 12 S. 2, und J. B.. 1861 S.94,'-), und J. B.. 1862.
458
Darstellung amitiirler Triphenjinietliane
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Darstellung von Rosanilinen aus Oxytriphenylkarbinolen. 459
mit Schwefelamniüuium, dann auch mit Zink und Salzsäure in Leuk-
anilin überführte. In ähnlicher Weise '^ bereitete er 2 Jahre später aus
Triphenylrosanihn dessen Leukoverbindung. Den seitdem so wichtig
gewordenen Zinkstaub hat zuerst Loui» Durand^ zur Reduction der
Karbinole verwendet. Dieser Chemiker erzeugte Leukanilin durch
Kochen einer Fuchsinlösung mit dem genannten Reductionsmittel. Dal's
das Rosanilin auch mit schwefliger Säure in Leukanilin umgewandelt
werden kann, zeigte B. Schifft 1867. Die ersten Sulfosäuren der Ros-
anilinreihe hat Bulk^ im .J. 1872 reducirt. Indem dieser Chemiker
Triphenylrosauilinmono- bezieh. Tetrasulfosäure mit Schwefelammonium
bei 100" digerirte, erhielt er Triphenylleukanilinmono- bezieh. Tetra-
sulfosäure. Seitdem hat man eine Reihe von Karbinolen mit den schon
erwähnten Mitteln, theils auch mit Zinn und Salzsäure entsauerstoft't.
Die Literatur der auf Basenreductionen bezügl. Versuche ist in vor-
stehender Tabelle zusammengestellt.
Technisches.
Behufs Reduction einer Farbbase löst man dieselbe in verdünnter
Salz- oder Essigsäure nöthigeufalls unter Zusatz von Alkohol, erwärmt
etwas und setzt allmählich Zinkstaub zu, bis die Lösung entfärbt ist.
Dann filtrirt man, verdünnt mit Wasser und fällt die Base mit Soda-
lösung aus.
Beim Arbeiten mit Schwefelammonium löst man am besten die
Farbbase in Alkohol auf, versetzt dann mit Schwefelammonium und
erwärmt im geschlossenen Gefäfse auf 100». Nach vollendeter Reduction
destillirt man den Alkohol ab, giefst den Rückstaad in Wasser und
reinigt die Leukoba.se, indem man derselben den Schwefel entzieht.
Ueber die Darstellung von Rosanilinen aus Oxytriphenyl-
karbinolen mit Ammoniak bezieh, dessen Aikyl- und
Phenylderivaten; von Dr. Otto Mühlhäuser.
Gibt man ein Oxytriphenylcarbinol der Einwirkung von Ammoniak
oder dessen primären und secundären Substitutionsproducten im papinscheu
Topfe prei-s, so entstehen Rosaniliue. .le nach der Dauer der Reaction
ist dann die Amidirung mehr oder weniger vollständig und erhält man
ganz oder theilweise amidirtes Product.
Aurin gibt mit alkoholischem oder wässerigem Ammoniak schlief»-
lich Pararosanilin:
•i London Roy. Soc. Proceed.. Bd. 12 S. 578 und Bd. 13 S. 118 und J. B.,
1863 S. 418.
3 Vgl. //. KiklUin, Bull. soc. ind. Mulhouse. Bd. 33 S. 347 und J. ß. , 186.5
S. 858 und FolUnius. J. ß., 1871 S. 1108.
4 J. ß., 1866 S. 440.
5 Berichte der deutsehen chemischen Gesellschaft. 187'i Bd. 5 S. 419.
460 Darstellung von Rosanilinen aus Oxytriphcnylkarbinolen.
+ H • NHj = H..C> +
C6H4
• OH
C,üy
• OH
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• OH
OH
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C6H4
• OH
CeH,
• NH.2
CfiH^
• NH2
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• NH.,
C6H4
■NHj
QHj
•NH,
OH
+ H^NH., = H.,0 + C
+ H.NH.2 = H2O +
Geschichtliches.
Jules Persoz ' hat als der Erste auf üxytriphenylcarbinole, speciell
auf ein Gemisch derselben, auf Corallin, Ammoniak unter Druck ein-
wirken lassen. Bald darauf hat Hiyoud- aus nicht bezieh, aus theil-
weise amidirtem Corallin mit heifsem Anilin das sogen. Azulin bereitet.
1877 isolirten Dale und Schorlemmer ^ aus Corallin das Trioxytriphenyl-
karbinol und unterwarfen diese reine Substanz der Einwirkung von Am-
moniak. Dabei erhielten sie Pararosanilin. Dieselben Chemiker'' stellten
aus Trioxytriphenylcarbinol mit Methylamin das Trimethylpararosanilin
und mit Anilin und etwas Essigsäure das Triphenylpararosanilin dar.
1878 fand A. W. Hofmann'^.^ dafs Eupitonsäure mit wässerigem Am-
moniak bei 160 bis 170" das Hexaoxymethj-lpararosanilin gibt. 1881
erhielt Zulkowsky '> aus Methylaurin und Ammoniak ein isomeres Fuchsin,
im selben Jahre Breinl' aus Corallin und Anilinehlorhydrat Triphenyl-
pararosanilin.
Ewer und Pick^ bekamen bei der Behandlung von Farhstort'en vom
allgemeinen Typus
R • N(Rt>,
R^N(Ri>,
R-OH
OH
1 Diction. ehim. p. Wurlz, Bd. 1 S. 498.
2 Vgl. Handbuch der chemischen Technologie von ßoWey, B. 5 S. 321.
3 Berichte der deutsehen ehemischen Gesellschaft. 1877" Bd. 10 S. 1016, 1123
und 1602,
.• Ann. Chem. Pharm.. Bd. l(i(i S. 294. und Chem. Soc. ,7oi(rn., Bd. 11 S. 439.
Vgl. Erhardt. Arch. Pharm.. Bd. 11 S. 481. und .lahresber.. 1877 S. 1233.
i Berichte der deutschen chemischen Geseltscha/t. 1878 Bd. 11 S. 1455, 1879
Bd. 12 8. 1384 und 2216.
fi Jahre.<ber.. 1881 S. 570.
' Berichte der österreichischen chemischen Gesellschaft. 1881 S. 48 und 73, und
Jahesber., 1881 S. 1331.
s D, R. P. Nr. 31 321 vom 21. August 1884.
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. 461
mit primären und secundären Amineu, im speciellen mit Methylamin,
Dimethylamin, Anilin, o- und p-Toluidin, Xyiidin, Cumidin, a- und
,.:?-Naphtylamiu, reine Amidotriphenylcarbinole, so beispielsweise aus
Osytetramethyldiamidotriphenylcarbinol mit Ammoniak bezieh, mit Anilin
oder a-Naphtylamin das Tetramethylpararosaniliu bezieh, das Phenyl-
oder «-Naphlyl-Tetramethylpararosanilin. Aus Oxytetramethyldiamido-
triphenylcarbinolsulfosäure und Anilin stellten die Genannten eine Phenyl-
tetramethylpararosanilinsulfosäure dar.
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
(Schlul's des ßericlites S. 374 d. Bd.)
.Mit Abbildung.
II. Würze.
B. Hackmann in Mellrichstadt, Bayern. Läuterbottich (D. R. P.
Nr. 38 516 vom 29. Oktober 1885). Der Läuterbottich besitzt einen
zweiten Siebboden, welcher mittels Windevorrichtung in den Bottich
eingesenkt wird, sobald das Abläutern beginnen soll. Derselbe nimmt
hierbei die in der Würze schwimmenden Treber mit abwärts, so dafs
sie sich schliefslich zwischen beiden Siebboden befinden. Um nun stets
die oberen Schichten der Würze durch die Treber abzuleiten, ist der
Siebboden mit einem drehbaren Ablaufrohre mit Siebkopf und Schwimmer
versehen, welch letzterer den Siebkopf stets an der Oberfläche der
Würze hält. Zur Auflockerung wird durch die Treber von Zeit zu
Zeit aus einem Luftrohre comprimirte Luft getrieben.
III. Gährung., Hefe.
Neue Bemerkungen über die Kulturmethoden und die Analyse der Hefen
von Alfred Jörgensen {Zeitschrift für das i/esammte Brauwesen., 1888 Bd. 11
S. 363). Nach einigen historischen Aufklärungen über die Entwickelung
der Kulturmethoden und über die Analysen der Hefeu wendet sich Ver-
fasser gegen die Ausführungen 7"o/j/\s .„Einige Beobachtungen über die
Reinzucht und Beurlheilung der Bierhefen'- (1888 270 325). Seine Aus-
einandersetzungen fafst Jörgensen folgendermafsen zusammen:
1) Hansens reformirende Arbeiten in der Gälirungsindustrie sind auf eine
Methode zur Herstellung absoluter Reinkulturen in Flüssigkeiten basirt, welche
schon vor der Plattenkultur Koch's mittels Gelatine veröffentlicht wurde.
2) Der einzige in allen Fällen sichere Ausgangspunkt für die Reinkultur
ist die vereinzelte Zelle. Dieses Prinzip hat Ii,insen auch später festgehalten,
als er zur Verdünnungsflüssigkeit Gelatine fügte, und sein Vorgang zeigt
lüeriu auch auf diesem Standpunkte einen prinzipiellen Unterschied von dem
Äcc/i'schen Verfahren.
3) Die sicherste und bequemste analytische Methode zur Untersuchung der
Brauereiunterhefe auf Krankheitshefen ist die von Hansen gegebene Methode
durch Untersuchung der Sporenbildung.
462 üeber Forlscliritle in der Bierbrauerei.
4) Eine Darstellung' von Reinkultaren in Gelatine, ohne dal's man sich
die einzelne Zelle versichert, gibt wenigstens für die Hefe keine voll8tändif;e
Sicherheit.
5) Eine allgemeine analytische Methode kann nach den von Hamen in
den letzten (i .lahren publicirten Beobachtungen nicht auf die Form der
Kolonien oder dir Zellen allein in oder auf eine Gelatincmischung ba.'iirt
werden. Bevor ein System für die Saccharomycelen mit einiger Sicherheit
aufgestellt werden kann, mnls dir Frage von mehreren verschiedenen Seilen
behandelt werden; da,s hat Hansen auch .-ieil 188'2 gelhan und so unter anderem
namentlich in seinen Arbeiten von 1885, 188ti und 1887 betont, dafs die Species,
auch was ihre Zellformen betrilTt, verschieden reagiren, sowohl in Nährlösungen
wie auch in Nährgelatinen. Der wichtigste Beitrag, welcher bisher zur Lösung
dieser Frage geliefert wurde, ist aber nocli immer seine Lehre iilier die Sporen-
bildung.
Die Behandlung der Hefe mit der Centrifuge von Alfred Jiirgensen
[Allgemeine Brauer- und Hopfenzeilung^ 1880 Bd. 28 S. 2273). In letzter
Zeit wurde von verschiedenen Seiten hervorgehoben, dafs durch die
Behandlung mit der Centrifuge sowohl die Beschaffenheit der Knltur-
hefe verbe.ssert werden könne, al.-; auch die Verunreinigungen, die ihren
Werth vermindern, entfernt werden. Durch genau ausgeführte Ver-
suche zeigt Jörgensen, dafs seine Vermuthung von der Unrichtigkeit
jener Anschauung völhg zutreffe, insofern er beweisen konnte, dafs ein
Centrifugiren einer unreinen Hefenmasse weder die Secrete der ge-
gohrenen Flüssigkeit, noch Bakterien, noch wilde Hefe zu entfernen
vermag, sowie auch, dafs eine ohergährige Hefe von geringerem speci-
lischem Gewichte oder die kleinen Torulaformen in dieser Wei-^e von
der untergährigen Hefe nichl abgesondert werden können.
Lieber die Grenze bis zu der man durch die Melliode von Hansen dir
Verunreinii/ung einer Unterhefe von Saccharomyces cerevisiae durch wilde
Hefe irluiinen kann ron JuHus Chr. Holm und S. V. Poulsen (zweite
.Mittheilung) iZeilxchrift für das ye.<ammte Brauwesen, 1888 Bd. 11 S. 381).
In der ersten Mittheiluug (Zcittchrifl für das qesammte Brauwesen.,
1886 Bd. 9 S. 241) wurde die Frage über die Grenze, bis zu der man
mittels der Hansen ^c\\fn Methode der Sporenkultur eine Verunreinigung
durch wilde Hefe ^feststellen kann, nur für eine einzige Kullurspecies für
die Karlsberger Unterhefe Nr. 1 erörtert, die in All-Karlsberg und ganz
allgemein in den skandinavisclx.'u Brauereien verwendet wird. Als ein
befriedigendes Kesullal für die praktische Anwendung der Methode ergab
sich, dafs die Gegenwart von wilder Hefe fes wurden zur Uulersuchuug
S. Pastorianus I und III, dann S. Ellipsoideus verwendet), welche ' .^ho
der Gesammlmasse einer Mischung betrug, festgestellt werden konnte.
Gegenstand der zweiten Mitlheilung ist nun die Prüfung anderer
Kullurspecie», um die Temperalurgrenzen, imierhalb deren die Unter-
suchung möglich ist, zu bestimmen. Es wurden hierzu theils die Karls-
berger IJnterhefe Nr. 2, theils eine Anzahl (IS) anderer Uuterhefen
benutzt, welche rein gezüchtet worden waren. Als Beimischungi'u
wurden, wie früher, die oben angeführten drei wilden Hefen genommen.
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. 463
Die Vorbereitung der Hefe, sowohl der Kultur- als der Krankheits
erregenden Arten geschah genau nach der Methode, welche Hansen in
seiner Abhandlung: Die Askosporen bei der Gattung Saccharomyces
{Zeitschrift für das gesammle Brauwesen^ 1883 S. 310) beschrieben hat
und welche die Grundlage aller dieser Analysen bildet.
Aus den Versuchen vou Holm tind Poulsen ergab sich, dals die
20 Arten von Bierhefen, welche bisher riicksichllieh ihrer Prüfung auf
Reinheit nach der Methode von Hansert untersucht wurden, sich in
zwei Hauptgruppen theilen, von denen die eine am besten bei 250 C.
nach 40 Stunden und die andere nach 72 Stunden bei 15" C. unter-
sucht wird und daf» man in beiden Fällen im Stande ist, eine Ver-
unreinigung vou 1 Proc. bis i|.2 Proc. wilder Hefe aufzufinden. Von den
Arten der ersten Gruppe können einige, aber nicht alle, auch bei 15"
analysirt werden.
Wenn man die Curven betrachtet, welche Hansen für die Ent-
wickelung der Endosporen bei den anderen — zur vorliegenden Unter-
suchung nicht herangezogenen — wilden Hefen S. Pastorianus II und
Ellipsoideus 1 construirt hat, so liudet sich, dafs diese Arten gleich-
falls unter die erörterte Regel gehören. Die Methode ist somit nach
dieser Hiusicht einer sehr weit gehenden Anwendung fähig.
Bezüglich zahlreicher interessanter Einzelheiten müssen wir hier
auf die Originalabhandluug verweisen.
Untersuchungen über die Physiologie und die Morphologie der alkoho-
lischen Fermente von Emil Christian Hansen {Zeitschrift für das gesaminte
Brauwesen^ 1888 Bd. 11 S. 401. Aus Complerendu des iravaucc du la-
boratoire de Carlsberg^ II. vol. 5. livr.).
Wirkung der alkoholischen Fermente auf die verschiedenen Zuckerarten.
Die von Hansen eingehend beschriebenen Versuche wurden mit vier
Zuekerarten: Saccharose, Maltose, Lactose und Dextrose und mit un-
gefähr 40 Hefen angestellt, nämlich mit 6 Saccharomyceten, welche
Hansen 1883 beschrieben mit S. Marxianus, S. exiguus, S. membranae-
taciens, 10 Arten Brauerei- Unterhefe (S. eerevisiae), Mycoderma cere-
visiae, S. apiculatus, 7 Arten der Gattung Torula von Pasleur., Monilia
Candida, Mucor erectus, M. spinosus, M. mucedo, M. racemosu.s nebst
einigen unvollständig beschriebenen dieser letzten Gattung uud mit
Oidium lactis.
Indem wir bezüglich der inleressanteu Einzelheiten auf die üriginal-
abhandlung verweisen, welche mit Abbildungen nach Zeichnungen
Hansens und dessen Assistenten Holm ausgestattet ist, müssen wir uns
darauf beschränken, an dieser Stelle das Wichtigste aus dem Rück-
blicke wieder zu geben, den Hansen selbst am Schlüsse seiner Arbeil
folgen läfst.
Aus den vorliegenden Untersuchungen ergab sich, dafs die Arteu
der Gattung Saccharomyces sich in zwei Hauptgruppen theilen, je
464 Ueber Fortsclirille in der Bierbrauerei.
nachdem sie Invertiu bildeu und alkoholische Gähruug hervorrufen oder
diese Eigenschaften nicht besitzen; dafs letzteres nicht der Fall ist,
zeigte sich nur bei einer Species, bei Saccharoniyces nieinbranaefaeiens.
Alle Arten der trsteu Gruppe rufen eine lebhafte alkoholische Gährung
in Lösungen von Rohr- und Traubenzucker hervor und bilden Invertin.
Sie zerfallen wieder in zwei Unterabtheilungen, von denen die eine
nur eine kleine Zahl Saccharomyces Marxianus. exiguus und einige
andere in sich begreift, welche iMaltose nicht vergährl, während zur
anderen Unterabtheilung die grol'se iVIehrzalil gehört, nämlich diejenige,
welche in den Lösungen dieses Zuckers gleichfalls lebhafte Gährung
unterhält.
In dem folgenden Kapitel: Alkoholhefen, welche den Zellen der
Saccharomyceten gleichen (umfassend Mycodernia cerevisiae, Saccharo-
myces apiculatiis, Torula von Pastetir^ Monilia Candida), wurden aus
praktischen Gründen mehrere Arten besehrieben, welche zu verschiedenen
noch unbestimmten Abtheilungen dieses Systenies gehören. Alle haben
das Gemeinsame, dafs sie wie die Saccharomjceten sprossen, aber keine
Endosporen erzeugen. Nur eine dieser zahlreichen Arten, Monilia
Candida, vermag, iVlaltose zur Gährung zu bringen und zwar nur mit
geringer Kraft. Häufig sind Arten, welche kein Invertin bilden und
diejenigen, deren Gälirvermögen sehr schwach oder Null ist. Mehrere
rufen eine starke Gährung in Lösungen von Trauben- und Invertzucker
hervor und bei Monilia Candida wurde die merkwürdige Beobachtung
gemacht, dafs sie den Rohrzucker als solchen, nämlich ohne vorherige
Invertirung, in Gährung zu versetzen vermag. Wenn man diese beiden
Functionen: Bildung von Invertin und Gährung, betrachtet, so sieht man,
dafs diese Organismen in der bezeichneten Hinsicht alle möglichen Com-
binatiouen darbieten. Es gibt solche, welche keine dieser Functionen
haben, bei denen sie beide vereint sind und endliili andere, bei denen
die eine Function vorhanden ist, die andere fehlt.
Das nächste Kapitel umfalst nur solche Arten, welche zu einer
einzigen Gattung gehören, nämlich zur Gattung Mucor. In physiolo-
gischer Hinsicht theilen sie sich wieder in zwei gut getrennte Gruppen,
je nachdem sie Invertin bilden oder, was meist der Fall ist, kein solches
Ferment enthalten. Sie zeichnen sich dadurch aus, dafs sie, insofern
sie eine deutlich erkennbare Gährung verursachen, auch Maltose, wie
wohl ziemlich schwach, vergähren. Wie die vorhergehende Gruppe
zeigen sie grol'se Unterschiede im Gährvermögcn und einige von ihren
Arten können eigentlich nicht alkoholische Hefen genannt werden. Zu
dieser letzten Abtheilung gehört auch üidium laclis.
Die Untersuchung der Ilefeorganismen rücksichtlich ilirer Bedeutung
für die Industrie zeigt deutlich, dafs nur in der Gattung Saccharomyces
Arten vorkommen, welche in Multoselösungen eine rasche und kräftige
Gährung verursachen. Daher müssen Brauereien und Brennereien ihre
Ueber Fortscliritto in der Bierbrauerei. 465
Hefen unter deu ächten Saccharomyceten suchen, unter denen hin-
wiederum nach Hansens Untersuchungen eine Auswahl zu treffen ist.
Die den Saccharomyceten ähnlichen Organismen, welche keine
Endosporen bilden und mit Ausnahme der Mouilia Candida Maltose nicht
vergähren, können in Brauereien und Brennereien eine bedeutende Rolle
nicht spielen, wohl aber bei der Fabrikation von Wein aus Trauben
und anderen Früchten, da mehrere derselben in Lösungen von Trauben-
und Invertzucker eine ebenso lebhafte Gährung hervorrufen wie Saccharo-
myces. Unter den hauptsächlichen Hefen, welche die Weingährung
veranlassen, gehören wahrscheinlich mehrere hierher. Aber diese für
die W'einindustrie so wichtige Frage ist noch nicht hinreichend erörtert,
nnd man kann daher etwas Positives in dieser Hinsicht nicht behaupten.
Pasteur^ dessen Forschungen die Hauptquelle sind, hat hierüber keinen
Aufschlufs gegeben, da er nirgends unterschieden hat, welche Hefen zu
den Saccharomyceten gehören und welche nicht dazu gerechnet werden.
Bezüglich der Arten der Gattung Mucor ist nur zu bemerken, dafs
keine einzige in der Industrie Anwendung tindet; dasselbe gilt auch
von Oidium lactis.
Bezüglich des Verhaltens der 4 Zuckerarteu gegenüber den Hefen
ist folgendes zu bemerken:
1") Macli Hansens Erl'alirungen gibt es kein Beispiel dafür, dal's die Maltose
eine Umwandelung durch Invertin erleidet. In den Fällen, wo Gährung statt-
lindet, muls man daher annehmen, dal's dieser Zucker direkt zur Vergährung
kommt, um so mehr, als mehrere Arten, welche diesen Zucker vergähren,
kein Invertin enthalten (Monilia Candida und alle bis jetzt untersuchten alkoho-
lischen Hel'eu der Gattung Mucor mit Ausnahme von Mucor racemosus). Häufig
findet keine Vergährung dieses Zuckers statt (Saccharoniyees Jlarxianus, exiguus
und andere Saccharomyceten, öaccharomyces apiciilatus und die Arten der
Gattung Torula).
2) Der Rohrzucker kommt entweder ohne vorherige Inversion zur Ver-
gährung (Monilia Candida) oder nach der Invertirung (die meisten Saccharo-
myceten, einige Torulaarten und Mucor racemosus) oder er wird nicht zer-
legt (Saccharorayces apiculatus. einige Torulaarten und die meisten Arten der
Gattung Mucor).
3) Die Dextrose vermögen alle unsere alkoholischen Hefen zu vergähren
und bei Vergleichen wurde bemerkt, dal's die Vergährung rascher vor sich
geht und mit gröl'serer Energie als beim Rohrzucker und der Maltose. Diese
Beobachtung hat ebenfalls ihr Interesse; denn es folgt daraus, dafs man, wenn
es sich um die Kultur unbekannter Arten handelt, bei Verwendung von
Traubenzucker schneller zum Ziele kommt.
4) Die Laktose wird nur von einer einzigen der bis jetzt bekannten Hefen
vergohren {Duilauj: hat vor Kurzem in Annales de l'lnstüul Pasteur, 1887 Nr. 12,
angegeben, dafs er in der Milch eine Hefe gefunden hat, welche in Laktose-
lösungen AlUoholgährung bewirken kann. Ob diese Art Endosporen entwickelt
oder nicht, hat er nicht erwähnt).
Es ist klar, dafs die so erhaltenen Resultate auch in der analy-
tischen Chemie ihre Bedeutung erlangen können, z. B. wenn es sich
darum handelt, solche Lösungen zu analysiren, welche mehrere Zucker-
arten enthalten (Bierwürze).
Eine der wichtigsten unter deu behandelten Fragen ist diejenige,
Dhü'lef» polyt. Journal Hd. 271 Nr. 10. ISSSI I. 30
46(i Ueber Fortschritto in di-r Bierbrauerei.
welche von den Arien und ihrer Umgrenzung handelt. Sie bildet auch
in der vorliegenden Abhandlung den Gegenstand einer ganz be.sonderen
Berücksichtigung. Es zeigte sich, dal's die Arten denselben Gattung in
ihrer Wirkung auf Zucker beständige und deutlich erkennbare Unter-
schiede aufweisen können, und in jeder der drei grol'sen Gruppen wurden
Beispiele davon angeführt.
Es haben sich zahlreiche Beweise ergeben, dafs sich die alkoholi-
schen Hefen in dieser Beziehung verschieden verhalten. Die beob-
achteten Thatsachen linden in einigen Fällen ihre vorläulige Erklärung
in dem Umstände, dafs diese oder jene Hefe Inverlin bildet, andere nicht.
Aber in sehr vielen Fällen konnte keine Erklärung gegeben werden
und man mufste sich darauf beschränken, einfach die Thatsachen zu
beobachten. Ebenso wie nicht zu verstehen ist, weshalb zwei Zellen,
die unter dem Mikroskope ganz gleich sind, in ihrer physiologischen
Wirkung so verschieden sein können, dafs z. B. die eine Zelle Invertin
bildet, die andere nicht, ebenso wenig vermögen wir zu begreifen,
warum eine Hefezelle die Maltose vergähren kann, während eine andere,
anscheinend ganz gleiche, dieses nicht vermag; kurz, unser Wissen ge-
stattet uns nicht, die Functionen mit etwas zur Zelle selbst gehörigem
in Einklang zu bringen. Keine der bisher aufgestellten Gährungs-
theorien gibt uns über diese Grundfragen Aufsehlufs. Es sind grofse,
noch dunkle Probleme über die Natur des Protoplasmas, auf welche
wir hier stofsen; jedoch solche Probleme, welche nicht länger einer
experimentellen Untersuchung vorenthalten werden dürfen. Man kann
sich auch kein Objekt vorstellen, das sich zu einem solchen Studium
besser eignet als die Hefezellen, deren Bau so einfach ist und deren
Functionen relati\ wenig zahlreich. Die bisher gemachten Unter-
suchungen bewegen sich, näher betrachtet, folglich immer noch an der
Oberfläche und sie gewinnen nur eine gröfsere Bedeutung, insofern
sie die Vorarbeiten für die neue Forschung bilden, welche nachkom-
men wird.
Ueber die zi/iiuilec/inische Analyse der Milirooiiiaiiümen der Luft von
Emil C/iristian Hansen (Prager Brauer- und Hopfenzeilung^ 1888 Nr. 19
S. 223, ref Zeitsc/trift für das gesammic Brmiwesen^ 1888 S. 471). Bisher
waren nur wenige Luftanaljsen mit Rücksicht auf zymotechnische Ver-
hältnisse \orhanden; bis 1S78 nur die /*as»et<r" sehen; später hat der Ver-
fasser eine grofse Reihe solcher Untersuchungen angestellt (Zeitschrift
für das gesainmle Brauwesen)-, in jüngster Zeit hat P. Lindner (1888
267 76) einige Mittheilungen über diesen Gegenstand veröftentlicht.
Als ein neues zyniotechnisches Verfahren besehreibt Hansen das
folgende:
Mit Hilfe eines Aspirators wird eine bestimmte Luftmenge in einen
kleinen Kolben mit Wasser eingesogen, so dal's die anwesenden Keime
in dem Wasser zurückaehalten werden. Nachdem die Keime durch
Ueber Fortsehritte in der Bierbrauerei. 467
Schüttelu gleiclimäfsig vertheilt sind, werden gleich grofse Volumina
des inficirten Wassers in einige kleine Kolben mit sterilisirter gewöhn-
licher Würze gebracht.
Die Aussaat mufs so eingerichtet werden, dafs nur ein Theil der
Kolben inlieirt wird. Man ist dann im Stande, mit ziemlicher Genauig-
keit die Anzahl der Keime zu berechnen, die sich in einer gewissen
Luftmenge an der gegebenen Stelle befindet. Zur Aufnahme der Luft-
keime im Wasser sind die von Miquel construirten Kolben zu empfehlen;
als Kulturkolben benutzt Hansen Freudenreic/i-Kolhen, welche mit 15<=i=
Würze gefüllt werden. Die Menge des Aussaatwassers darf nicht so
grofs sein, dafs eine merkliche Verdünnung der Würze eintritt, denn in
diesem Falle würde die Würze einen Theil iiirer antiseptischen Kraft,
überhaupt ihren Charakter als Würze einbüfsen.
Die Methode genügt nach Hansen s Versuchen nicht nur praktischen,
sondern auch wissenschaftlichen Anforderungen.
Die hj'gienische Methode, bei welcher Eoch's Plattenkultur mit
Fleischwasser-Peptongelatine oder Hesfe's Modification davon bisher all-
gemein angewendet wurde, ist für die Brauereianalyse unbrauchbar
(s. u. D. Ref.), weil sie allzu hohe Zahlen gibt, und weil sie mehrere
für die Brauerei wichtige Organismen nicht zur Entwickelung kommen
läfst, wenn sie in dem abgeschwächten Zustande, in welchem sie sich
im Staube der Luft gewöhnlich befinden, direkt in die Gelatine aufge-
nommen werden; gleichwohl werden noch häufig genug Brauereianalysen
ganz nach der hygienischen Methode ausgeführt, wovor der Verfasser
hauptsächlich warnen wollte.
Die Prinzipien für die brautechnische Analyse der Luft müssen
selbstverständlich dieselben sein, wie die für die brautechnische Analyse
des Wassers (vgl. Hansen^ Methode zur Analyse des Brauwassers in Rück-
sicht auf Mikroorganismen^ Zeilschrift für das gesammte Brauwesen^ 1888
Nr. 1 ; 1888 268 564), und was dort über das technische Verfahren mit-
getheilt wurde, wird auch bei der Luftanalyse, höchstens mit kleinen
Modificatiouen, seine Anwendung finden. Es handelt sich niclit darum,
welche und wie viele Organismen überhaupt sich in der Luft befinden,
auch nicht, welche Vegetationen sich in Nährgelatine oder in anderen
festen Substanzen entwickeln. Das alles hat kein Interesse, denn der
Brauer arbeitet nicht mit diesen Substanzen. Die einfache Frage,
welche gestellt wird, ist diese: Wie verhält sich die Luft zu der Würze
und zum Biere, in welchem Grade ist sie reich an solchen Mikroorga-
nismen, die sich in den oben genannten Nährlösungen entwickeln können,
und gibt es unter ihnen solche Arten, die gefährliche Betriebsstörungen
hervorrufen können.
Ergebnisse einiger Luftuntersuc/iungen in Brauereien nebst Bemerkungen
zu Hansens Methode der Luftanalyse von P. Lindner {Wochenschrift für
Brauerei, 1888 Bd. 5 S. 877). Nach einer kurzen Wiederholung der
468 Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
von ihm angewendeteu Methode zur Luftanalyse (1888 267 76), gibt
Lindner einige Beispiele vou deren Ergebnissen in der Praxis, aus denen
hervorgeht, dal's zur Orientirung über die bestehenden Int'ectionsverhält-
nisse in der Anwendung der Lufteylinder ein vorzügliches Hilfsmittel
gegeben ist — \ürzüglich sowohl in Rücksicht auf die leichte Hand-
habung, als auch auf die Empfindlichkeit der angewandten Nährgelatine
gegen die schädlichen Sarcinaorganismeu. In den von Lindner ange-
führten Fällen handelte es sich stets um Sarcinainfection. Als In-
fectionsquellen werden vorzugsweise Treber- und Düngerhaufen be-
zeichnet, ferner der Staub von Malz und Malzkeimen, von Heu und
Stroh.
Dem Einwände, dafs es nicht bestimmt sei, ob alle in den Cylin-
dern auftretenden Pediococcuscolonien im Staude sind, Bierwürze und
Bier zu inliciren, dal's also bei solchen Analysen die Verhältnisse ge-
fährlicher dargestellt werden als sie in Wirklichkeit sind, sucht Lindner
mit der Annahme zu begegnen, dafs im Verlaufe des Gährprozesses
diejenigen Zellen, die anfanglich in Bierwürze nicht entwickelungsfahig
waren, später durch neu auftretende Factoren diese Fähigkeit erhalten.
Ein solcher Factor dürfte vor allem in der Hefe zu suchen sein. Stellt
man sich vor, dafs derartige Zellen von der zu Boden fallenden Hefe
mitgerissen und später von derselben ganz eingehüllt werden, so läfst
sich vermuthen , dafs die Stoffausscheidungen der Hefe kräftigend auf
den geschwächten Organismus wirken können. Dafs der Pediococcus
sich von den Ausseheidungsproducten der Hefe vorzüglich ernährt, ist
erwiesen.
Die Anwendung derFleischwasserpeptongelatine bei Lmrfner' s Methode
geschah mit Rücksicht auf die Vorzüge, die sie gerade in Bezug auf
die Sarcinaorganismeu bietet, gegenüber den Mängeln, welche der An-
wendung von sterilisirter Bierwürze und von Bier hier anhaften. Der
Umstand, dal's in Fleischsaf'tgelatine viele Organismen sich entwickeln,
die für den Brauereibetrieb ziemlich ohne Belang sind, ist für den Unter-
suchenden, der die Eigenthümlichkeiten der Wachsthums- und Ent-
wickehmgsweise der für die Brauerei schädlichen Bakterienfornien iu
Gelatine studirt hat, nicht störend. Uebrigens spielen auch die für den
Brauer unschädlichen Formen häufig eine wichtige Rolle bei derartigen
Luf'tuntersuchuugen, indem nämlich ihre Anwesenheit oft einen Finger-
zeig gewährt, woher die Luftinfection stammt.
Bezüglich der //ansett'schen Methode (s. o. ) bemerkt Lindner ^ dal's
sie Vollkommenes nicht zu bieten vermöge, da die Verhältnisse in der
Praxis im Laboratorium nicht jenen nachgeahmt werden können.
Zweifellos werde sie trotzdem vielfach gute Aufschlüsse geben.
Lindner hält es für richtiger, dafs die Luftunlersuchuugen im All-
gemeinen unter Benutzung von Nälirgelatine ausgeführt werden, wobei
er betont, dafs es hierbei durchaus nöthig ist, dal's die für die Praxis
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
469
schädlichen Organismen in Bezug auf ihre Wachsthumsverhältnisse und
Entwickehingsweise in Nährgelatine genau studirt werden.
Der Hefereinzuchlapparat des Laboratoriums des Vereines: Versuchs -
itnd Lr/iranstalt für Brauerei in Berlin, von P. Lindner (Wochenschrift
für Brauerei, 1888 Bd. 5 S. 917).
Der Apparat ist in einer solchen Gröfse hergestellt , dafs etwa 1'
dickflüssige Hefe erzielt wird — also eine Quantität, mit der in der
Praxis schon ganz gut weiter gearbeitet werden kann. Er besteht in
der Hauptsache aus zwei kupfernen, innen verzinnten Geföfsen, dem
(Jy linder Ä und dem /'asfeur'schen Kolben B. Ersterer besitzt eine
Länge von 70'^ni und einen Durchmesser von SS''"' (also ungefähr 70'
Inhalt), letzterer einen Inhalt von 8 bis 10'. A trägt beiderseits einen
Stutzen, einen links unten, den anderen rechts oben, je von 7"^" Lauge
und 2'^" lichter Weite; an ihnen werden die Gummischläuche D^ und D^
befestigt. Das mit einer Anzahl Löchern versehene Rohr C, welches
durch den linken Stutzen in den Cylinder hineinragt, ist das Durch-
liiftungsrohr. C wird durch den über den linken Stutzen gezogenen
Gummischlauch fest gehalten. E^ und £, sind Glasrohre, ebenso F,
und Fr, ; letztere dienen aber als Luftfilter und sind zu dem Zwecke
mit Watte gefüllt. /),, Z)^, Z)j, Z>^ und D- sind Gummischläuche, jedoch
von geringerer Weite als D.^ und ß,. Die Gummischläuche, Glasrohre
und Stutzen müssen genau zu einander passen. Cjlinder A ruht auf
einer schmalen Unterlage, auf der er sich bequem rollen läfst. Benutzt
man zum Sterilisiren der Würze nicht Dampf, sondern Gasflammen, so mufs
natürlich eine Abänderung getroffen werden. Im Vereinslaboratorium
bediente man sich bisher zweier eiserner Gestelle, welche oben einen halb-
kreisförmigen mit zwei Rollen versehenen Bügel tragen. Der auf den Rollen
bewegliche Cylinder wird dann durch untergestellte Gasflammen erhitzt.
Die Inbetriebsetzung des Apparates geschieht in folgender Weise:
Zunächst wird der von der vorhergehenden Gährung entleerte und ge-
reinigte Cylinder mit frischer Würze bis auf ^i^ seines Inhaltes (etwa
50') gefüllt: dies geschieht sehr leicht durch Ahhebern oder Ansaugen
470 Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
mit einer Wasserstrahlpumpe. Hierauf erfolgt das Erhitzen bezieh.
Sterilisiren. Geschieht dies mit Dampf, dann verbindet man den Gummi-
schlauch /)[ mit dem Dampfzuleitungsrohre und leitet den Dampf langsam
ein. Derselbe nimmt seinen Weg durch die Löcher des Durchlüftungs-
rohres in die Würze und bewirkt in derselben eine ziemlieh gleich-
mäfsige Erwärmung. Sobald letztere soweit vorgeschritten ist, dafs die
Dampfwolken aus dem Gummischlauche Dj ausströmen, wartet mau
noch etwa 10 Minuten und verschliefst alsdann während der Dampf
noch langsam strömt mit einem Glas- oder Metallstöpsel. Letzterer raufs
kurz vorher mit einer Hamme sterilisirt worden sein. Unmittelbar nach
dieser Operation schliefst man den Dami)fhahn und versieht den Schlauch ü,
mit einem gut passenden Quetschiiahne. Nun zieht man jenen vom
Dampfrohre ab und stülpt ihn über einen bereit gehaltenen sterilisirteu
Luftfilter, wobei man darauf zu achten hat, dafs während dieser Zeit
keine Luft in den Schlauch eindringt oder wenigstens nur solche, die
eine vorgehaltene Gas- oder Spiritusflamme passirt hat. Die nun fol-
gende Abkühlung der Würze wird durch Ueberrieseln des Cylinders
mit kaltem Wasser bewirkt, eventuell kann man ihn von selbst ab-
kühlen lassen und erst am nächsten Tage zur Impfung schreiten. Wäh-
rend des Abkühlens dringt beständig Luft durch den Luftfilter in das
Durchlüftungsrohr ein. Die Impfung der sterilisirten und abgekühlten
Würze wird durch Uebergiefsen der in B befindlichen reinen Hefe be-
wirkt, nachdem vorher Schlauch /)j vom Glasrohre E.^ abgenommen
und dafür D-^ vom Kolben B darüber gezogen worden ist. Hierbei sind
dieselben Mafsregeln zu beobachten, die oben beim Anbringen des Luft-
filters F| angegeben sind.
Sitzt die Hefe in dem Kolben zu fest, um sich leicht übergiefsen
zu lassen, so gibt man erst noch etwas Würze aus dem Cylinder A zu
und schüttelt etwas auf. Während des Zurückzieheus ist D^ mit dem
Quetschhahne zu schliefsen, damit die Würze nicht bis zum Luftfilter /•',
aufsteigt. Nun wird wiederum durchlüftet. An /^2 wird der Schlauch ß;
angebracht, der mit der Wasserstrahl))umpe in Verbindung steht. Die
Durchlüftung wird zweckmäfsig unterbrochen, sobald der Schaum im
Glasrohre E.^ erseheint. Im Ganzen wird eine Islündige Lüftung völlig
ausreichend sein. Durch die beim Lüften entstehende lebhafte Bewe-
gung wird die Hefe in der Flüssigkeit gleiehmäfsig vertheilt. Wenn
das Durchlüften beendet werden soll, unterbricht man die Verbindung
mit der Wasserstrahlpumpe durch Abziehen des Gummischlauches D-
von F.^. Nun erübrigt es noch , 4 bis .5' der inficirten Würze in den
Kolben B zurücktliefsen zu lassen, um hier die Aussaathefe für die
nächste Gährung zu gewinnen. Die Verbindung von .4 und B bleibt
bestehen, bis die Gährung vollendet ist. Sie wird erst gelost, nachdem
das über der in R abgesetzten Hefe stehende Hier in den Cylinder -4
vorsichtig zurückgegossen worden ist.
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. 471
Den Verlauf der Gährung kann man sehr gut in dem Glasröhre E
beobachten, nachdem man zu Anfang derselben den Cylinder A so ge-
dreht hat, dafs das Rohr C sich oben befindet und durch dasselbe die
entwickelte Kohlensäure entweichen kann.
Die Entleerung des Cylinders nach beendeter Gährung, die man
daran erkennt, dafs die in das Rohr ßj hinaufreichende Würze sich
völlig geklärt hat, ist sehr leicht. Man läfst das Bier aus D^ so lange
vorsichtig herauslaufen, bis Hefeklümpchen mitgerissen werden. Dann
schliefst man Ü^ wieder mit einem Glasstopfen und rollt den Cylinder
tüchtig, um mit dem Rest des Bieres die Hefe aufzuschütteln; zuletzt
stellt man ihn hoch und läfst diese in ein untergestelltes Gefäfs aus-
tliefsen. Wenn man die Reinzucht bei Zimmertemperatur von etwa 17,50
betreibt, ist nach 6 Tagen die Gährung zu Ende.
Bei Anwendung von Gasheizung wird beim Sterilisiren etwas ab-
weichend verfahren. Man dreht den Cylinder so, dafs Rohr C sich oben
befindet. Nach dem Kochen und Ausdämpfen von f,, Z>2, E^ und />,
wird das Luftfilter F augebracht; in demselben Augenblicke werden
auch die Flammen unter dem Cylinder weggezogen. Alsdann dreht man
denselben wieder um 90", so dafs -D^, £., , D^ oben sich befinden,
quetscht D^ zu und fängt wieder an zu kochen. Nach etwa 10 Minuten
wird />4 zugestopft, die Flammen werden ausgedreht, der Quetschhahn
bei Z>4 geöffnet. Der weitere Verlauf stimmt mit dem oben geschil-
derten überein.
Die Einfachheit des beschriebenen Apparates, die geringen An-
schaflungskosten und die leichte Handhabung desselben, machen es
wahrscheinlich, dafs auch kleinere Brauereien die Hefereinzucht in ihren
Betrieb aufnehmen werden.
Für grofse Brauereien hält Lindner die Apparate von Hansen-Kühle
(1888 267 78) und Elion (,1888 270 135), welche sieh beide in gleicher
Weise vorzüglich bewährten (Lindner^ Wochensclirifl für Brauerei^ 1888
S. 818), für geeigneter.
Die Conservirung von Hefen bespricht Otto Reinke {Wochenschrift
für Brauerei, 1888 S. 745). Nach Aufzählung und Schilderung der bisher
gebräuchlichen Methoden gibt Verfasser ein eigenes Verfahren an. Das-
selbe besteht in dem Verpacken der Hefe in sterilisirte Massen, welche
leicht Wasser aufsaugen (Filtrirpapierj, im Trocknen der Hefe im
sterilisirten und entwässerten Luftstrome, sowie schliefslieh im Ver-
schlusse in mit sterilisirten, Wasser aufsaugenden Körpern (Gyps) ge-
füllten Gefäfsen.
Ueber die Analyse der Bierhefen von Marlinand {Comptes rendus, 107,
Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1888 S. 499). Verfasser sucht
eine Methode zur Unterscheidung der wilden Hefen oder zum Nach-
weise derselben in der Bierhefe auf die Unterschiede zu gründen,
welche sich bei deren Gährwirkung in Bierwürze ergeben. (Dieselben
47'2 Löwe, über Mennige und Bleisuperoxyd.
sind iüdessen au geriug, dafs sich von dieser Methode kaum etwas er-
warten iüfst. [). Ref.)
IV. liier.
A. Ziemann in StuUr/art. Neuerung an Heulelßlttrn für trübe Biere^
Biergeläger und KiMgdäger (D. R. P. Nr. 41203 vom 15. Januar 1887).
Bei diesem Beutelfilter ergiefst sich die triihe Flii.ssigkeit nicht
direkt in die Filtrirbeutel, sondern mit Hilfe von Saugkörpern, nämlich
Saugdochten oder Saugbändern aus Baumwolle, Hanf, Asbest o.'dgl.
Dieselben sind durch Rohrstutzen hindurch über das Niveau der Flii.ssig-
keit gefuhrt und breiten sich von da über die Aufsenseite der Stutzen
und den Boden des Gefäfses aus. Von hier wird die Flüssigkeit in
Folge der Kapillaritätswirkung der Dochte aufgesaugt und tropft vom
inneren Theile der Dochte in die Filtrirbeutel. Hierbei bleiben die
feineren Verunreinigungen in den Dochten zurück, während die groben
sich am Boden des Gefäfses absetzen. Die Beutel oder Feinfilter .selbst,
welche die Klärung vollenden, sind durch einhüllende Netze oder Lcin-
wandschläüche verstärkt. C. J. Lininer.
Ueber Mennige und Bleisuperoxyd : von Dr. Julius Löwe.
Die meiste Mennige des Handels von besserer Qualität ist vorzugs-
weise ein Gemenge von Bleioxyd mit rothem Oxyde ( Rein-Mennige) in
wechselnden Verhältnissen. Aufserdem zeigt dieselbe noch einen kleinen,
nie fehlenden Gehalt au kohlensaurem Blei, welches sich jedoch erst
heim Verweilen der bleioxydhaltigen Mennige in kohlensäurehaltiger
Luft bildet, denn da das kohlensaure Blei bei der Temperatur der
Mennigbilduug zersetzt und .selbst in Mennige übergeführt wird, so kann
bei richtig geleiteten Prozessen die Mennige kurz nach der Brenn-
operalion kein kohlensaures Blei enthalten. Um der Mennige des Handels
das freie Bleioxyd zu entziehen und das rothe Oxyd von diesem Be-
gleiter zu trennen, benutzte Dumas in wiederholter Behandlung eine
wässerige Bleizuckerlösung, Dalton und Berzelius empfehlen hierzu sehr
verdünnte kalte Essigsäure, Mulder dagegen verdünnte kalte Salpeter-
säure. Eine Bleizuckerlösung entfernt allerdings aus der Mennige unter
Bildung von leicht löslichem einbasisch essigsaurem Blei das freie Blei-
o.xyd, hingegen nicht den kleinen Antheil von kohlensiiurem Blei. Ver-
dünnte kalte überschüssige Essig- oder Sal|)etersiiure lösen dasselbe zwar
beide, müssen jedoch mit der gröfsten Vorsicht Anwendung finden, um
nicht, wie Duman gefunden, zersetzend auf die Mennige unter theil-
weiser Ausscheidung von braunem Bleihyjjeroxyd einzuwirken, welcher
Einwurf allerdings hier zu berücksichtigen ist, weil man genannte
Säuren im Ueberschus.se immerhin einige Zeit auf die Mennige ein-
wirken lassen mufs, will man nicht auf die gänzliche Entfernung des
Löwe, über Mennige und Bleisuperoxyd. 473
Bleioxj'des oder des kohlensauren Bleies verzichten, wodurch das Ver-
fahren der Reinigung wieder illusorisch würde.
Zweckentsprechender zur Entfernung des Bleioxydes und des kohlen-
sauren Bleies aus der Mennige in einer Operation und unter Vermei-
dung von Säuren fand ich eine Auflösung von salpetersaurem Blei (Blei-
salpeter), denn diese löst nicht nur in der Wärme unter Bildung von
einbasisch salpetersaurem Blei das freie Bleioxyd der Mennige, sondern
zersetzt auch in längerer Kochhitze unter Kohlensäureentwickelung das
neutrale wie das basisch kohlensaure Blei von der Formel :
PbO.CO., und 2(PbOC02)PbOH20
unter gleicher Bildung des erwähnten basisch salpetersauren Salzes.
Bei etwaiger Gegenwart von metallischem Blei in der Mennige wird
auch dieses unter Bildung von salpetrigsaurem Blei von der genannten
Lösung aufgenommen. Es genügt Jedoch nicht, die Mennige mit der
salpetersauren Bleilösung kurze Zeit zu kochen, um alles Bleioxyd zu
entfernen, denn das letztere löst sich in der Wärme erst dann leicht
auf, wenn es unter Wasser liegend in Bleihydroxyd umgewandelt ist.
Deshalb ist es rathsam, die Mennige in einem zu verschliefsenden Kolben
mit der Bleilösung in hinreichender Menge zu übergiefsen und die
Mischung unter öfterem Umschütteln längere Zeit auf dem warmen
Sandbade, wie bei der Bereitung des Bleiessigs, zu halten, um sie darauf
erst mit besserem Erfolge mit der Lösung länger zu kochen. Auch
darf die Auflösung des salpetersauren Bleies nicht zu concentrirt sein,
weil eine solche selbst in der Siedhitze das gebildete, immerhin schwer
lösliche basisch salpetersaure Blei unzureichend auflöst.
Eine Bleilösung mit einem Gehalte von 10 bis 12 Proc. Salz er-
schien mir nach Versuchen hierzu als am geeignetsten und 200 bis 300;-'
einer solchen Lösung für 20s Mennige völlig ausreichend, wenn das Er-
hitzen längere Zeit stattfand. Das neutrale oder basisch kohlensaure
Blei zersetzt sich etwas schwieriger und geht weniger schnell in Lösung
als das Bleioxyd und verlangt seine völlige Zersetzung deshalb schon
eine längere Dauer des Kochens.
Der freie Bleioxydgehalt der Mennige wechselt in den Sorten sehr,
und fand ich denselben in verschiedenen besseren Proben schwankend
zwischen 16 bis 31 Proc. Die nach angegebenem Verfahren gereinigten
Proben müssen noch so lange mit destillirteni Wasser ausgekocht
werden, bis die Filtrate, in gröfserer Menge gesammelt, keine Reaction
auf Blei mehr zeigen. Man wird natürlich nur eine solche Mennige
dem angeführten Reinigungsverfahren unterwerfen, welche bei der Be-
handlung mit warmer Salpetersäure und Zuckerlösung keinen nach dieser
Vorprüfung unlöslichen Rückstand in merklicher Menge läfst und nicht
durch Ziegelmehl, Bolus, Sehwerspath u. dgl. mehr verunreinigt ist, wie
eine solch geartete Mennige heute, im Kleinverkaufe bezogen, dui'chaus
nicht selten vorkommt.
474 Lowe, iiber Jleiinige und IJIeisuperoxyd.
Die nach vorstehender Art gereinigte und bei 120" C. getrocknete
Mennige ist etwas feuriger von Farbe, als die Rohprobe. Beim längeren
Erhitzen mit verdünnter reiner Salpetersäure zerfällt dieselbe bekannt-
lich in sich ausscheidendes braunes Bleihyperoxyd und sieh lösendes
salpetersaures Blei. Man darf sich zu dieser Zersetzung, wenn die Zer-
legungsproducte in einem Constanten Verhältnisse auftreten sollen, nur
einer reinen, verdünnten Salpetersäure bedienen, namentlich einer sol-
chen, die frei ist von den niederen Oxydationsstufen des StickstofTes,
wie Stickoxyd, salpetrige Säure u.dgl., weil bei Gegenwart dieser die
Ausbeute iin Hyperoxyd in Folge theilweiser Keduction des letzteren
dann zu niedrig ausfällt. Eine Salpetersäure, die einige Zeit am Lichte
selbst nur im zerstreuten Tageslichte gestanden, ist für die Zerlegung
der Mennige in Bleihyperoxyd und salpetersaures Blei nicht wohl ge-
eignet, denn sie enthält immer das Bleihyperoxyd reducirende Zer-
•setzungsproducte und ist da ganz zu verwerfen, wo es sich um die
quantitative Bestimmung des Hyperoxydes handelt. Das Bleihyperoxyd
wird schon für sich nach Suckow im Lichte zerlegt, noch leichter unter
diesen Umständen bei Gegenwart einer freien Säure und namentlich
von Salpetersäure, die der Zersetzung bei längerer Einwirkung des
Lichtes selbst nicht bei einem specifischen Gewichte von 1,20 widersteht.
Eine verdünnte Salpetersäure, welche längere Zeit vom Tageslichte
bestrahlt wurde, wirkt bei gewöhnlicher Temperatur schon viel activer
bei zu vollziehenden Oxydationsprozessen, als eine frisch bereitete reine
verdünnte Säure, welche oft erst beim Erwärmen gewünschte Kin-
wirkungserscheinungen zu erkennen gibt.
In der Zersetzung der Salpetersäure durch das Licht einerseits und
in der Keductionswirkung der durch Belichtung entstandenen Productc
auf das Bleihyperoxyd andererseits dürfte der Grund für die Beobachtung
J. Liiwenlhars ' zu suchen sein, weshalb derselbe mittels Mennige und
reiner Salpetersäure selbst nach wochenlangem Auswaschen des Hyper-
oxydes mit verdünnter Salpetersäure kein bleifreies Waschwasser er-
hielt und in Folge welcher Wahrnehnuing sich genannter Autor über
die Unbrauchbarkeit des Bleihyperoxydes zu (piantitativen Bestimmungen
ausges])rochen hat. Dieses Urtheil Löwenthara ist jedoch nur bedingungs-
weise richtig, denn bei Anwendung einer reinen verdünnten Salpetersäure
und bei Absehlufs des Tageslichtes während der Zerlegung und Reini-
gimg der Mennige mit dieser gestalten sich die anunlytischen Ergebnisse
erheblich anders.
Ich füllte für besagten Gebrauch einen Kolben zu 'j mit verdünnter
reiner Salpetersäure, bedeckte ihn mit einem Uhrglase und erhitzte den
Inhalt längere Zeit bei Lichtabschlufs auf dem Wasserbade, liefs im
Dunkel erkalten und bewahrte die Säure für genannten Zweck gut ver-
1 Zeitschrift l'iii analytische ('hemie. Bd. 3 S. 17t!.
Löwe, über Mennige und Bleisuperoxyd. 475
schlössen au einem dunkeln Orte auf. Ebenso wurden die Zersetzungen
der Mennigproben mit der Säure unter einem Abzugschranke bei mög-
lichstem Abschlüsse des Tageslichtes ausgeführt und die einzelnen Proben
des nach der Zerlegung gewonnenen Bleisuperoxydes zuletzt möglichst
schnell mit heil'sem Wasser, wieder bei thunlichstem Lichtabschlusse,
auf dem Filter gewaschen. Nach Entfernung alles Bleies, bei Prüfung
einer gröfseren Menge des Ablaufwassers, kam das Filter mit seinem
Inhalte zur Aufsaugung der ihm noch anhängenden Feuchtigkeit im
Dunklen auf Fliefspapier und ward dann bei Lichtabschlufs im Luft-
bade bei HO" getrocknet. Mit der Zusammensetzung der gereinigten
Mennige mufs die Ausbeule an Bleisuperoxyd nach der Behandlung mit
Salpetersäure, bei Berücksichtigung und Vermeidung aller nachtheiligen
Einflüsse, in Beziehung stehen. Ich erhielt nach solcher Zerlegung von
neun Proben gereinigter Mennige eine Ausbeute von 25,4 bis 25,7 Proe.
an Bleisuperoxyd. Dieses Ergebnifs stimmt mit den Resultaten der
Analyse von Muldtr ^ Phillips^ Houton-Labillardiere und Pkhon sehr gut
übereiu und spricht gerade nicht für die heute allgemein der Mennige
zugelegte Formel Pb^O^, sondern weit mehr für den Ausdruck PbjOj.
Die vielen Analysen, welche man über die Rein-Mennige und nament-
lich über den Gehalt derselben an Bleisuperoxyd ausgeführt hat, stellen
aufser allen Zweifel und schliefsen jeden Zufall aus, dafs man die
Mennige von zweifacher Zusammensetzung gefunden hat, welche
durch die beiden chemischen Formeln = Pb304 und PbjOj ausdrückbar
ist, allein ebenso steht es wohl auch durch die Ergebnisse der vielen
Untersuchungen fest, dafs die Mennige nach der Reinigung zu aller-
meist die Zusammensetzung gemäfs der Formel = PbjOj besitzt. Gerade
die Anwesenheit von so reicher Menge freien ßleioxydes in der Roh-
Mennige, welches auf die eine oder andere Art von letzterer zu ent-
fernen ist, ohne auf ihre Zusammensetzung einzuwirken, scheint mir
viel mehr für die Formel PbjO, als Ausdruck für die Rein-Mennige
zu sprechen, als für deren Zusammensetzung nach der Formel = Pb^Oj,
denn die meisten analytischen Ergebnisse lieferten mehr eine Ausbeute
an Bleisuperoxyd von 25 bis 26 Proc. (26,3 theoretisch), als eine solche
von 34,88 Proc, wie es der Ausdruck Pb304 für die Rein-Mennige
verlangt.
Das Verfahren, die Zusammensetzung der Rein-Mennige statt aus
der Menge an Bleisuperoxyd, welches sie nach der Behandlung mit
Salpetersäure gibt, auch weiter aus dem Glühverluste oder aus der
Menge des beim Erhitzen derselben entweichenden Sauerstoffgases ab-
zuleiten, bietet wenig Zuverlässigkeit und kann deshalb leicht zu einem
falschen Schlüsse führen, denn die Verbindung Pb304 verlangt 2,4 Proc,
hingegen die Verbindung Vh^O-^ nur 1,76 Proc. Glühverlust (Sauerstoff),
mithin eine Differenz von nur 0,64 Proc. im Sauerstoffgehalte. Nun
hält die Mennige nach der Reinigung hartnäckig eine Spur Wasser
47(> I.öwc, über Mennige und Bleisuperoxyd.
zurück, welches erst in der Nähe der Zersetzungstemperatur derselheii
entweicht, und aufserdem birgt dieselbe stets geringe organische Ver-
unreinigungen, wie eingefallene Staubtheilcheu vom Umfüllen, Lagern
u. dgl., welche beim Glühen auf Kosten des Sauerstoffes der Mennige
verbrennen und den aufserdem geringen Gewiehtsverlusl erhöhen. Mehrere
Proben gereinigter Mennige, welche nach der Behandlung mit Salpeler-
bäure eine Ausbeute von gegen 26 Proc. an Bleisuperoxyd lieferten,
ergaben einen Gliihverlust von 2 bis 2,1 Proc, wahrend derselbe doch
nicht mehr als 1,76 Proc. hätte betragen sollen. Jaajuelain fand in
acht verschiedenen Sorten Mennige den Gliihverlust zsvisehen 1,10 bis
2,67 Proc. schwankend. Aus diesem Grunde kann man aus dem Ge-
wichtsverluste beim Glühen der Mennige wenig Zuverlässiges, wie an-
gegeben, für deren Zusammensetzung folgern.
Ob man das reine Bleioxyd der Mennige durch längeres Verweilen
derselben im Brennofen bei geregellem, gutem Luftzutritte in der Praxis
entziehen, d. h. ebenfalls oxydiren und in Mennige weiter überführen
kann, erscheint nach dem ganzen Vorgange der Menuigbildung nicht
ausgeschlossen, wenn schon eine Gefahr für das Umschlagen der Farbe
bei diesem gesteigerten Prozesse näher liegt. Nach den Versuchen
Dumas' mit Bleiweifs ist eine Weilerbildung zutreffend, denn derselbe
fand in einer Mennige, in drei Feuern dargestellt, beim Glühen der-
selben 2,40 Proc. Sauerstoffgas (Glüliverlust) und bei Zerlegung der-
selben mit Salpetersäure 33,2 Proc. Bleisuperoxyd, welches analytische
Erfebnifs sich der Formel = Pb^Oj für diese Mennige anscliliel'st. Nach
diesem ist anzunehmen, dafs eine nach angegebenem Verfahren von
Bleioxvd gereinigte Mennig])robe von der Zusammensetzung PbjO^ sich
im Brennofen weiter nach der Gleichung 3(Pb403) + 0 = 4(^Pb.,04)
mufs überführen lassen und eine freies Bleioxyd haltende Mennige des
Brennofens würde dann beim Weiterbetriebe kein freies Bleioxyd mehr
führen und sich der Formel PbjO, anschliefsen.
Berücksichtigt man die Eigenschaft des Bleioxydes mit verschiedenen
Säuren, wie Salpetersäure, Essigsäure u. s. w., basische Salze zu bilden,
so läfst sich auch die Mennige als eine derartige Verbindung auffassen,
in welcher das Bleisuperoxyd PbO.^ die Kolle einer Bleisäure spielt,
wie in den bleisauren Salzen Fremy's das Bleisuperoxyd zu Kalium.
Nach solcher Anschauung wäre die Mennige von der Zusammensetzung
PbjOä = 3PbO, P0.2 ein zweibasisch bleisaures Salz, hingegen diejenige
mit der Formel = Pb.j04 = 2 PbO, PbO., das einbasisch bleisaure Salz.
Als neutrale bleisaure Verbindung stände nach diesen das Bleisesqui-
oxyd Ph,Oj = PbO, PbO.^. //• Debray stellte dieses neutrale bleisaure
Salz, Bleisesquioxyd, durch Erhitzen von Bleisuperoxyd auf die Tempe-
ratur von 350" C. dar, wohl unter theiKveiser Zersetzung des Super-
oxydes unter Sauerstoll'abgabe = 2(PbO./) = Pb.^0., + O, und ebenso
durch Einwirkung von Luft oder Sauerstoffgas auf erhitztes reines Blei-
Kleinere Mittheilungen. 477
oxyd. Auch das eiubasisch bleisaure Salz Pb3Ü4 = 2PbO, PO.^ muls
nach der Gleichung 2(Pb304) + 0 = 3(Pb.203) beim mäfsigen Erhitzen
an der Luft unter SauerstolTaufnahme das Bleisesc|uioxyd oder neutrale
bleisaure Salz liefern. Dafs aus der Lösung der Mennige in Eisessig
sich noch Bleisesquioxyd darstellen läfst, könnte man auch in der Art
deuten, dafs die basischen Verbindungen des Bleies hier durch Eisessig
zerlegt, die neutrale hingegen (Bleisesquioxyd) unzersetzt von der Säure
und dem entstandenen essigsauren Blei aufgenommen wird und später
selbst in Bleisuperoxyd und essigsaures Blei zerfällt, oder mit anderen
Worten, dafs letzteres beständiger ist gegen die Säure als die basischen
Verbiudungen. Jedenfalls ist hier zu berücksichtigen, dafs der Eis-
essig überhaupt nicht in dem Sinne einer Säure eingreifend wirkt.
Aus diesem erhellt und ist durch die Praxis bestätigt, dafs bei der
Mennigbildung nicht nur die Temperatur, sondern auch die Zeitdauer
des Brennens zu berücksichtigen ist. So lange die Brennprobe noch
freies Bleioxyd enthält und die Farbe somit im gereinigten Zustande
der Zusammensetzung PbjOj entspricht, liegt die Gefahr des Umschlages
des Brandes viel weniger nahe, als bei der Zusammensetzung Pb304,
welche dem wenig gefärbten Bleisesquioxyd oder dem neutralen blei-
sauren Bleioxyde viel näher liegt als jene. Dies hat mau erfahrungs-
gemäfs festgestellt und deshalb kommt wohl die Mennige vorzugsweise
mit einem Gehalte an freiem Bleioxyde in den Handel.
Die oft ausgesprochene Ansicht, dafs die Roh-Mennige ein Gemisch
der beiden Verbindungen PbjOj und Pb405 n den wechselndsten Ver-
hältnissen darstelle, deckt sich doch nicht mit den analytischen Ergeb-
nissen, denn es wäre nicht zu deuten, warum man bei Zerlegung der
Mennige mittels Salpetersäure immer auf eine Ausbeute von Bleisuper-
üxyd gekommen ist, welche sich der Zahl 26 Proc. so nähert und
welche sich mit der Zusammensetzung Pb^Oj deckt, denn wäre die
Mennige in der That ein Gemisch beider Oxyde, so hätten durch die
Analyse wechselnde Werthe gefunden werden müssen.
Es steht wohl aufser Zweifel, dafs beide Verbindungen existiren,
allein eine Mennige, welche freies, ausziehbares Bleioxyd führt, scheint
allen Thatsachen gemäfs nur ein Oxyd zu enthalten, welchem die Zu-
sammensetzung PbjOj zukommt.
üeber Geschwindigkeit der Schnellzüge.
üni in den -Bestrebungen, eine gröi'sere Fahrgeschwindigkeit der deutschen
Schnellzüge zu erreichen, mit Zahlenangaben vorgehen zu können, hat
V. Morawski die Geschwindigkeiten verschiedener englischer und deutscher
Züge, und zwar der raschesten auf den bedeutendsten Bahnwegen zusammen-
gestellt, wobei die Fahrtdauer überall mit Einschluls des Aufenthaltes an-
gegeben ist. Nach dieser Zusamraenslellung ist die durchschnittliche Ge-
schwindigkeit von 12 verschiedenen Zügen in England 78kni^33^ in Deutschland
521>ai,37 in der Stunde. Die Geschwindigkeit wechselt innerhalb der Grenzen
478 Kleinere Mittheilungen.
— in Eiis,'laiid vun 87' 5 bis 70 — in Deutschland von 58V2 bis il^ni ju der
Stunde. Die rascheste Fahrt 581/2''°' 'st zwischen Berlin und Hamburg ein-
rjeriehtet. England lahrt mithin um die Hälfte rascher als Deutschland.
Oeber die Entwickelucg der Telegraphie nnd namentlicli des
Ferusprechwesens
machte in der Reichstags-Sitzuiig vom 18. Januar der öiaatssekretär r. Stephan
folgende Mittheilungen: „Der Umfang sämmtlicher Tele;;ra[ilienlinien auf der
Erde beträgt gegenwärtig 966900'^"', also etwa 26 mal der Umlang des Aequators.
Die Leitungsdrähte haben eine Ausdehnung von ■i7'MUI)l)'<'n; das ist 80mal
der Umfang der Erde. Auf Europa fallen von der Gesammllänge der Tele-
grapheulinien von y6690ü''tn 35850ükm, davon auf Deutschland 86736km mit
•i83907km Leitung. Auf Amerika fallen '28-f200kni, auf Asien 8i250lini, auf
Australien 42020'ini^ auf Afrika 20940km. Das sind die Landlinien. Im Meere
haben wir augenblicklich einen üesammtbestand von 950 Kabeln, von diesen
waren durch die Staaten nnterhalten und von den Staatsverwaltungen an-
gelegt, namentlich in den Binnenmeeren Europas, 774 Kabel mit 12132 See-
meilen. Von Privatgesell.schaften werden betrieben — das sind die grofsen
oceanischen Kabel — 176 mit 100569 Seemeilen. Endlich beträgt die Ge-
sammtzahl der auf der Erde im Dienste befindlichen Telegraphenapparaie
160000.
Auch das Fernsprechen hat einen grofsen Aufschwung genommen, und
zwar ist das Fernsprechnetz in Berlin das weitaus gröfste der ganzen Welt.
Es übertritTt diejenigen von London, Paris, selbst New-York bei Weitem.
Im deutschen Reichstelegraphengebiete bestanden Ende 1887 164 Stadt-Fern-
sprech-Einrichtungen, welche im Ganzen 31325 Sprechstellen mit 45198km
Leitungen umfassen. Diese Zahlen werden nur übertrolfen durch die Ver-
einigten Staaten, weil das Stadt-Fernsprechwesen in einer grofsen Anzahl volk-
reicher Industriestädte und bei den Gewohnheiten der amerikanischen Gesell-
schaft dort eine viel gröfsere Ausdehnung hat. Dort beträgt die Zahl der
Fernsprechnetze 739, die Gesammtzahl der Fernsprechtheilnehmer 158 712. Da-
gegen betrug in Berlin allein in der angegebenen Zeit — jetzt ist es viel
mehr — die Zahl der Theilnehmer 8597. Jetzt haben wir "etwa 10000, so
dafs also von 200 Einwohnern in Berlin immer einer an das Fernsprechnetz
angeschlossen ist. New-York hat nur 6902, Paris 5330, London sogar nur
4596, Wien 1200 Theilnehmer. Während in ganz Deutschland die Zahl der
Fernspreclistellen 33000 beträgt, beläuft sie sich in Oesterreich-Ungarn nur
auf 4200, in Belgien auf 4674, in Dänemark auf 1837, in Spanien auf 2218,
wovon auf Madrid 1242 entfallen. Frankreich halte nur 28 Fernsprechanlagen,
von denen zwei auf Algerien kamen. Im Ganzen zählen die Anlagen in Frank-
reich 9487 Theilnehmer. Grofsbritannien besafs 122 Fernsprechnetze mit
20426 Theilnelinicrn, Italien 28 Fernsprechnetze mit 9183 Theilnelinicrn, wo-
von 1835 auf Rom, 1213 auf Neajjcl und 748 auf Florenz kommen. In Lu.\em-
burg beträgt die Zahl der Anlagen 15, die der Theilnehmer 483. Norwegen
verfügt über 21 Fernsprechnetze mit 3930 Theilnehmern. Die Niederlande
besitzen neun Netze mit 2872 Theilnehmern, Portugal nur zwei, in Lissabon
und Üporto, mit 541 und 349 Theilnehmern. Selbst in Rufsland hat sich das
Fernsprechwesen entwickelt; dort bestehen 36 Fernsprechnetze mit 7589 Theil-
nehmern, von denen 1500 auf St. Petersburg, 840 auf Moskau, 700 auf Warschau
und 700 auf Odessa kommen. Schweden ist in 137 Städten mit 12864 Theil-
nehmern betheiligt. Die Schweiz endlich hatte 1888 71 Sta<lt-Fernsprechnetze
mit 7626 Theilnehmern; davon kommen auf Genf 1533, auf Zürich 1066, auf
Basel 929 und auf Lausanne 544 Theilnehmer. Diese Eutwickelung in Deutsch-
land ist ja nicht möglich gewesen ohne Aufwendung sehr erheblicher Kosten.
Diese Mittel sind aber, abgesehen von den im Vorjahre bewilligten 1 1/2 Mil-
lionen Mark für Vervollständigung des Fernsprechnetzes, aus den laufenden
Fonds entnommen worden.
Der Fernsprecher ist bekanntlich eine Erfindung von Philipp Reis ans
Gelnhausen, der zuerst einen Apparat eonstruirte, mit welchem man Tone in
die Ferne übertragen konnte. In der Wissenschaft ist allgemein anerkannt.
Kleinere Mittheilungen. 479
(iafs der grundlegende Gedanke von Deutschland ausgegangen ist, und der
liochselige Kaiser Wilhelm hat das auch dadurch bestätigt, dals er der Wittwe
Reis auf Antrag des Reichskanzlers ein Jahresgehalt ausgesetzt hat. Auch ist
ihm in seiner Vaterstadt Gelnhausen ein Denkmal errichtet worden. Aller-
dings hat nach seinem Tode erst der Amerikaner Graham Bell den Apparat
brauchbar gemacht. Vor acht Jahren kamen zuerst zwei Instrumente der
beiden Erfinder hierher, und wir machten zuerst in der Französischenstrafse
im Haupt-Telegraphengebäude Versuche damit, dann gingen wir bis Schöne-
berg, Potsdam und weiter bis nach Brandenburg a. H. In einer Denkschrift
an den Reichskanzler stellte ich diesem Apparate eine grofse Zukunft für das
Verkehrsleben in Aussicht, während er überall erst als ein Spielzeug betrachtet
wurde. Ich habe darin von Anfang an ein neues Verkehrsmittel gesehen,
welches den Briefwechsel und das lästige Schreiben, das beim Telegraphen
noch nothwendig ist, beseitigte. Ich schickte auch die Apparate dem Herrn
Reichskanzler nach Varzin und liefs auch dort Versuche machen. Es ist kaum
glaublich, wie man damals selbst in der gebildeten Gesellschaft diese Sache
nur als amerikanischen Schwindel und Humbug ansah. Das ist wieder ein
Beweis dafür, wie milstrauisch der Deutsche neuen Erfindungen gegenüber ist.
Jetzt aber haben wir das erste Fernsprechnetz der Welt in Berlin. Es werden
in Deutschland täglich eine halbe Million Gespräche mit dem Fernsprecher
geführt, in Berlin allein 1G20U0; da jedes Gespräch Rede und Gegenrede er-
fordert, macht das täglich eine Million, jährlich also 365 Millionen Nachrichten,
die sonst durch Briefe und Telegramme befordert werden mufsten, jetzt aber
schneller ankommen. Es ist also ein ganz neuer Kraftfactor, ein neues Macht-
element in den Verkehr und das gesellschaftliche Leben eingetreten, ja auch
in die Action des Staates. Diese grofsen Erfolge sind dem umstände zu ver-
danken, dafs Bundesrath und Reichstag stets bereitwillig die nöthigen Mittel
zugestanden haben. Aber auch die Verwaltung mufs sich stets auf der Höhe
der Zeit halten, denn wir sind noch lange nicht am Ende der Verbesserungen.
Jedes Jahr hat bis jetzt Neuerungen in Instrumenten, bei der Leitung, im
Materiale und in der Anlegung gebracht, die aber auch stets neue Ausgaben
verlangten. Deshalb können wir auch auf eine Ermäfsigung der Kosten noch
nicht eingehen. Auch auf dem Gebiete der Telegraphie dürfen wir nicht stille
stehen. Es kann dahin kommen, dafs hier eine Entdeckung gemacht wird
die es ermöglicht, mit anderen, als den bisherigen elektrischen und Leitungs-
niitteln zu arbeiten. Wir werden versuchen , uns auf der Höhe zu hallen,
wissenschaftlich, technisch, administrativ, aber auch finanziell; wir werden
toujours en vedette allen kommenden Ereignissen gegenüber sein. Ich kann
mit der dankbaren Anerkennung der Thatsachen schliefsen, dafs Bundesrath
und Reichstag mir dazu stets bereitwilligst die Hand geboten haben, wie es
zur Ehre und dem Wohle des Landes sich gebührt."
Nachweis und Bestimmung von Selen im Meteoreisen.
Nach 77. N. Warren bestimmt man Selen im Ei.sen durch Verbrennen der
zu grobem Pulver gefeilten und mit Schwefel gemischten Probe im Sauer-
iftoflstrome. Die entweichenden Gase werden in destillirtem Wasser auf-
gefangen. Die entstehende schweflige Säure reducirt die selenige Säure zu
Selen, welches nach Abdampfen der Lösung in einer Platinschale als trockener
Rückstand gewogen wird. {Chemical News, 1888 Bd. 57 S. 16; vgl. auch Diners
und Schimose, 1886 2G2 114.) B.
Bestimmung von Kohlenstoff in Eisen.
Thomas M. Drotcn wendet mit Erfolg nachfolgend beschriebenen Trichter
bei der Bestimmung des Kohlenstoll'es im Eisen an. Der Trichter hat als
Hals ein cylindrisches Rohr, durch dieses geht ein am oberen Ende zu einer
•Spirale gedrehter ziemlich starker Platindraht. Auf die Spirale wird der
Asbest gelegt, auf diesen das zu bestimmende Eisen in Form von Drehspänen.
Nach Behandlung des Eisens mit Kupferammoniumchlorid und Auswaschen
des Asbest wird derselbe nach unten herausgezogen und direkt in ein Ver-
brennungsrohr geschoben, etwa seitlich hängen gebliebener Kohlenstoff wird
durch einen Asbestpfropfeh nachgespült. {Technology Quaterly, Mai 1888.) B.
480 Büchei-Anzeigen.
Beschädigung von Haustelegraphenleituugen durch Kalkanstrich.
Nach der Elektrischen Zeitschrift beobachtete man Störungen an elektrischen
Klingelwerken, nachdem die Wände, an welchen die Leitungsdrähte entlang
liefen, mit Irischem Kalkanstriche versehen waren. Genauere Untersuchung
zeigte, dals die die äul'sere Umhüllung der Drähte bildenden BauniwoUtaden
Kalkmilch aufgesogen hatten, wodurch die isolirende Guttaperchaschicht zer-
stört und stellenweise vollständig in Staub verwandelt worden war. Ein
Ueberkleben der Leitungsdrähte mit Streifen von gut geleimtem, starkem Pa-
piere dürfte jedoch genügen, um ein Durchdringen der Kalkmilch bis zu der
Guttaperchaumlüillung der Drahte zu verhüten. (Nach Sprecksaal. 1888 Bd. 21
Nr. 51.)
Bücher-Anzeigen.
Neue Muster-Blätter für Schlosser und Schmiede. I. 50 Motive: Grab-
nitter und Grabkreuze; von Max liabLr. (12 Okttivseiteu. ) 2,50 M.
11. 50 Mütivt;: Froutgitter, Treppen-, Balkoogeläuder, Abschlufs-,
First-, Fenstergitter, Thüreinsätze, Oberlichte, Füllungen von A. Witt-
mann. 12 Üktavseiten. 2,50 M. Dresden. Julius ßloem.
Die Skizzen sollen dem Schlosser als Anhalt für seine Entwürfe dienen
und enthalten zu diesem Zwecke eine grofse Zahl empfehlenswerther Muster
auf kleinem Räume. Für eine gröfsere Verbreitung wäre unseres Erachtens
ein niedrigerer Prei.-i dienlieh gewesen.
Die Chokolade-Fabrikation. Praktisches Handbuch für die Darstellung
sämmtlieher Cacaopräparate nebst Be.schreibung der Rohstotre und
Maschinen und einer Anleitung zur Prüfung der Rohstoffe und fer-
tigen Präparate; von Dr. Paid Zipperer. Mit 48 Ahbildunoen.
180 Seiten. 2,50 M.
Das Färben und Imitiren des Holzes, Bornes, der Knochen und des
Elfenbeines. Ein Handbuch für die Holz-, Hörn-, Knochen- und
Elfenbein-Industrie: von W. Haiibold. 116 Seiten. 1,50 M.
Ammoniak und Ammoniak-Präparate. Die Fabrikation desselben au.-
Gasvvasser, anderen aniinouiakalischen Flüssigkeilen und aus aus-
gebrauchter Gasreiuigungsniasse: mit besonderer Berücksichtigung
der Analyse, Eigen.'^ihuften und Behandlung der Roh- und Hilfsstoffe
und Erzeugnisse. Ein praklischerLeitfaden für ; von Dr. R. Arnold.
Mit zahlreichen Illustrationen. 135 Seiten. 2,50 M.
Die drei vorstehenden, hübsch ausgestatteten und gebundenen Werke
bilden den Anl'ang einer von 6'. FiVcAer, Berlin, unternommenen Technolo-
gischen Bibliothek. Trotz der vorwiegend praktischen Richtung der Sammlung
ist der theoretischen Seite so weit Rechnung getragen, als zum Verständnifs
erforderlich ist. Mit Sorgfalt ist alles Unwesentliche vermieden und die
Fassung möglichst kurz gehalten. Das llaubold'sche Bandchen wird sich unter
den Betlissenen des Kunstgewerbes wegen seiner vielen praktischen Angaben
nianclun Freund erwerben.
Verlag der J. G. Cotta'schen Bucbliandlun!' :a Stulli.'arl.
Liruck von Gebrüder Kröner in Stuttgart.
Adam's Druckwasser-Kraftmaschinen. 481
Adam's Druckwasser-Kraftmaschinen.
Mit Abbildungen auf Tafel 25.
Die Verwendung des in den städtischen Druckwasserleitungen zur
bequemen Verfügung stehenden Kraftmittels für den Kleingewerbe-
betrieb ist bereits sehr alt, ohne dafs es jedoch bisher gelungen wäre,
dieser Benutzung von Kraftwasser eine gröfsere Bedeutung zu verleihen.
Einmal steht der Verwendung des Wasserleitungswassers zum Betriebe
von Kraftmaschinen der in den meisten Städten überaus hohe Preis des
Wassers entgegen, sodann liegen aber auch technische Schwierigkeiten
vor, da Wasser kein günstiger Kraftträger ist, sondern erheblich grofse
Schwierigkeiten in der Zuleitung und Ableitung macht und allerlei
schädliche Widerstände in der Kraftmaschine und Leitung hervorruft.
Praktische Bedeutung für den Betrieb hat eigentlich nur der be-
kannte Schmid'sche Wassermotor gefunden, der aber auch wohl nur in
Zürich, wo das Wasserleitungswasser einen ungemein billigen Preis hat,
in gröfserer Zahl verbreitet ist, in diesen Fällen aber auch vortreff-
liche Dienste leistet, trotzdem er nicht sparsam mit dem Betriebswasser
umgeht.
Erst in jüngster Zeit ist die Aufmerksamkeit wieder auf die Ver-
wendung von Druckwasser für den Kleinbetrieb gelenkt, nachdem die
Idee der Kraftvertheilung von einer Centralstelle aus durch die glänzenden
Erfolge der Luftleitungen eine erneute lebhafte Würdigung fand.
Man sucht jetzt den Bedingungen der Kraftleistung durch Leitungs-
wasser besonders zu entsprechen und hat auch bereits auf gewisse Er-
folge zurückzublicken. Es bestehen besonders für Kraftvertheilungs-
zweeke eingerichtete Anlagen jetzt in HuU, wo sehr stark gespanntes
Wasser von SO"' Druck fortgeleitet wird, sodann eine viel grofsartigere Lei-
tung in London und endlich in Genf. An letzterem Orte wird der neu regu-
lirten Rhone mittels grofser Turbinen eine bedeutende Kraft entzogen und
in der Form von Druckwasser mit 15^^ j^ gin Rohrnetz übergeführt. Bis
jetzt werden gegen 200 Kleinkraftmaschinen aus dieser Anlage ge-
speist. In wie weit die im Hamburger Freihafengebiete errichtete hydrau-
lische Anlage zur Vertheilung an Gewerbebetriebe wird herangezogen
werden können, läfst sich noch nicht überblicken.
Eine der wenigen deutschen Städte, welche billiges Druckwasser
abgeben können, ist München. An diesem Orte hat sich denn auch das
Bedürfnifs nach einem zweckmäfsig für den Kraftwasserbetrieb ein-
gerichteten Motor besonders fühlbar gemacht. In der sehr glücklichen
Construction von G-rliard Adam in München ist denn auch ein Motor
geschaflen, der den berechtigten praktischen Anforderungen durchaus
genügen würde.
Der Motor, welcher zum erstenmale auf der letztjährigen Münchener
ningler's polft- Journal Bd. 271 Nr. 11. 188a|I. 31
482 Adam's Dnickwasser-KraftmascIiiiu-ii.
Kraft- und Arbeitsmaschinen- Ausstellung im Betriebe iilleutlich gezeigt
wurde, ist dem Prinzipe nach der in D. p. 7., 1K88 271*65, be-
sprochenen j4</anrscheu Ventilgasmaschine völlig nachgebildet, natur-
gemäfs mit den durch das andersgeartete Kraftniittel bedingten Abände-
rungen.
Dieser neue Krat'twassermotor ist auf Tat". 25 dargestellt.
Die bis jetzt bekannt gewordenen Wassermotoren, welche das
Kraftwasser mittels Kolben übertragen, haben den Uebelstand, dafs
einestheils durch plötzliches Eintreten des Wassers sich ein Stofs auf
den Kolben und die Maschine bemerkbar macht, und dafs sie anderen-
theils keine entsprechende Regulirung haben. Die Mangel sind bei
vorliegendem Motor beseitigt.
Wie aus Fig. 1, einem Senkrechtschnitte, ersichtlich, ist der Motor
stehend angeordnet. In dem oben otl'euen Cylinder 1 ist der Kolben 3
durch Pleuelstange mit der gekröpften Kurbelwelle 5 verbunden. Auf
dieser ist das Schwungrad 8 und auf der verlängerten Nabe 10 des-
selben eine Riemenscheibe 11 conisch aufgeschoben. Mittels Schraube
und Scheibe werden Schwungrad und Scheibe gegen den Bund 14 ge-
drückt. Auf der entgegengesetzten Sei(e ist am Lagerdeckel 15 die
Führung 16 mit dem Arme 18 (Fig. 2), in welchem der Winkelhaken 19
drehbar ist, für den Regulator 17 angegossen. Ferner erhält der Lager-
deckel 15 einen Arm 20 mit dem winkelförmigen Steuerungshebel 21
(Fig. 2). Auf der Nabe 22 des conischeu Rades 23 ist ein Daumen 24
angebracht zur rechtzeitigen Bewegung der beiden Ventile 26 und 27.
Der vorerwähnte Steuerungshebel 21 dient zur Bewegung des Auslafs-
ventiles 27 und indirekt durch Herausziehen des gelenkartig befestigten
Zwischenstückes 28a zur Steuerung des Einlafsventiles 26. Durch
Feder 28 wird das Zwischenstück 2Sa an dem Anschlage 29 gehallen.
Am Hebel 21 ist aufserdem eine lange Plattfeder 30 befestigt, welche
die Verbindung mit dem Auslafsventile 27 durch das im Ventilgehäuse 31
geführte Verbindungsstück 32 herstellt. Das Zwischenstück 28a ist,
wenn in den Cylinder Kraftwasser eintritt, in der aus Fig. 2 ersicht-
lichen Stellung. Wenn dagegen der Steuerungshebel 21 in die Höhe
gehoben ist, so ist das Zwischenstück 28a herausgezogen und kann da-
durch bei einem Niederdrücken der Rolle 32a, der Stange 36, durch
den Daumen 24 das Einlafsventil 26 vermöge des zwischen 36 und 35
gebildeten Zwischenraumes 36a nicht geöffnet werden. Der weitere
Steuermechauismus besteht aus dem am Ständer 33 des Cylinders an-
geschraubten Gehäuse 34, dem hohlen, oben mit Rolle 32a versehenen
Filhrungsstücke 35 und der in dasselbe eingepal'sten Verbindungsstauge 36
mit Bund 37. Auf diesem sitzt eine schwache Feder 3S, welche nur das
Eigengewicht des Führungsstückes 35 zu überwinden hat, also stets
nach üben drückt. Eine zweite Feder 39 unter dem Bunde 37 dient
dazu, das Einlafsventil auf seinen Sitz zu drücken. Bei Anwendung
Adam's Druckwasser-Kraftinasclnneii. 483
einer Diehtungshülse 41 hat auch diese Feder uur das Eigengewicht
des Gestänges zu heben, da der unter dem Ventile befindHche Wasser-
druck das Schhefsen derselben bewirkt. Zwischen Ventil 2G und Ver-
bindunssstange 36 ist ein Verbindungsstück 40 angeordnet, um Span-
nungen beider Theile zu vermeiden.
Die Dichtungshülse 41 ist auf dem Ende 41a aufgeschliff'en und
zur leichteren Bearbeitung und Auswechselbarkeit in Führung 42 ein-
geschoben. Durch Platte 43 und Mutter 44 wird die Dichtungshülse 41
auf ihre Dichtung 41a gedrückt. Der an dem Ventile 3 befindliche
kleine Conus 26a dieut dazu, während etwa 0,5 des Kolbenrückganges und
der Lufteompression im Cylinder die Veutilstange 26b des Ventiles ab-
zudichten. Er ist jedoch bei recht genauem Aufpassen der Dichtungs-
hülse 41 oder bei Anwendung einer Stopfbüchse nicht absolut nöthig.
Es kann hier gleich darauf hingewiesen werden, dafs das Einlafsventil,
wenn (durch Zufälligkeiten) der Druck unter dem Kolben bei Com-
pression höher wird, als der Wasserdruck im Ständer ist, als Ausgleich-
veutil wirkt und so einer Zerstörung der Maschinentheile vorbeugt. Das
Einlafsventil ist daher auch gleichzeitig Sicherheitsventil. 44a ist der
gemeinschaftliche Ein- und Austrittskanal, und hat die geneigte Lage
desselben den Zweck, den Austritt des Wassers sowohl zu begünstigen,
als auch die Luft möglichst vor dem Wasser herzuschieben, so dafs
eigentlich immer Luft hinter dem Kolben ist.
Der Cylinder 1 ist doppelwandig gegosseu; der sich dadurch bildende
Raum dient einestheils als Windkessel. Dadurch wird bezweckt (was
wichtig ist), dafs derselbe möglichst nahe zum Einlafsventile kommt
bezieh, unmittelbar an dasselbe anschliefst. Aufserdem gibt der Mantel
dem ganzen Motor ein schöneres Aeufsere und gute Stabilität. Die
beiden senkrechten Arme 4.5a und 45b bilden ebenfalls einen Wind-
kessel; durch ihre Anordnung wird die BerührungsHäche der Luft mit
dem Wasser erheblich verkleinert uud dadurch ein Verlust an Luft im
Windkessel vermieden. Die inneren Wandungen der Arme 45a und
45b sind mit einem entsprechenden Anstrich zu versehen, damit die
Poren des Gufseisens vollkommen geschlossen werden.
Die Wirkungsweise der einzelnen Mechanismen uud die Arbeits-
weise des Motors ist folgende:
Tritt von der Druckwasserleituug bei 46a Wasser in den Mantel 45
(Windkessel) ein, so prefst dasselbe die in demselben betindliche Luft
zusammen, entsprechend dem Wasserdrucke, so dafs sie sich dann in
den beiden Armen 45a und 45b befindet und der Abstand der Luft von
dem Eintrittswasser daher grofs ist. Stellt man den Kolben 3 durch
Drehen am Schwungrade 8 bis etwa zur Hälfte Niedergang des Kolbens,
so wird in diesem Momente das Auslafsventil geschlossen und alsdann
die unter dem Kolben im Räume 47 betindliche Luft comprimirt. Die
Grenze, wann das Comprimiren beginnen soll und wie grofs der Raum
484 Adams Druckwasser-Kraftmasrhineii.
unter dem Kolben sein mufs, wird nach dem jeweiligen Wasserstande
bestimmt. Doch empfiehlt es sich, die Compression nur innerhalb prak-
tischer Grenzen vorzunehmen. Wird nun mittels Daumen 24 durch die
Theilc 32a, 35, 28a, 36, 40 in dieser Lage des Kolbens das Einlafs-
ventil 26 geößnet, so tritt das Druckwasser mit seinem vollen Drucke
in den Cylinder ein bis etwa 0,5 bis 0,6 des Hubes und schiebt die ge-
prefste Luft vor sich her. Von da ab expandirt die geprefste Luft bis
etwa 0,87; in diesem Momente öffnet sich das Auslafsveutil 27, indem
der gleiche Daumen 24 die Theile 21, 30, 32 hebt. Der noch geringe
Ueberdruck (welcher allerdings verloren geht) wirkt schon jetzt das Wasser
auftreibend. Im nächsten Augenblicke bei 0,9 trifft der untere Kolbenring 2a
auf das Luftloch 47a und läfst oben Luft in den Cylinder ein, so dafs der
Austritt des im Cylinder befindlichen Wassers ents])rechend erfolgen
kann. Der schwache Ueberdruck bewirkt, dafs der Austritt des Wassers
nicht schlagend vor sich geht. Aufserdem ergibt die Construction des
Daumens ein allmähliches Oeffnen der Ventile und rasches Sehliefsen
derselben.
Das Luftloch 47a ersetzt gleichzeitig bei jedem Kolbenhube die
durch eventuelle Undichtheiten verloren gegangene Luft. Wäre das-
selbe nicht vorhanden, dann würde es sehr fraglich sein, selbst bei sehr
grofsem Austrittsventile, ob das Wasser durch die im Cylinder befind-
liche Luft bei der Bewegung des Kolbens von 0 bis 0,5 Rückgang aus
dem Cylinder entfernt werden würde. Es geht daraus hervor, wie
wichtig es ist., dafs das Wasser, schon bevor der Kolben in den oberen
todten Punkt gelangt, austritt und eine Oeffnung vorhanden ist, welche
den Austritt des Wassers durch Luft ersetzt, ohne dafs die Luft durch
das Wasser zu treten braucht. Hat der Motor die normale Tourenzahl
erreicht, dann hebt sich der Regulator 17 und mit ihm der Winkel-
hebel 21 (Fig. 2). Der Daumen 24 hebt den letzteren mit seinem
Ansätze 47b etwas höher als den Haken 48 des Winkelhebels 19, so
dafs noch ein kleiner Spielraum zwischen beiden entsteht. Dadurch
wird alsdann der Hebel 21 oben festgehalten und das Auslafsveutil 27
geöffnet. Da das Zwischenstiick 28a in diesem Momente ebenfalls
herausgezogen ist, so macht die Kurbelwelle 5 einige Umdrehungen,
je nachdem Kraft von dem Motor verlangt wird, ohne dafs das Ein-
lafsventil geöffnet wird. Ist nämlich das Zwischenstück 28a heraus-
gezogen, so wird der Daumen 24 jedesmal nur das Führungsstüek 35
herunterdrücken, ohne Einwirkimg auf das Ventilgestänge. Sinkt die
Tourenzahl, so kann vermöge des Spielraumes 49, welchen der Winkel-
hebel 19 am Regulator 17 hat, letzterer sinken, ohne dafs der Hebel 19
von Hebel 21 mit Ansatz 47b von dem Haken 48 des Winkelhebels 19
lüftet, kann vermöge des kleinen Uebergewichtes der wagerechte Arm 19a
heruntersinken, in welcher Stellung 48 nicht mit 47b einklinken kann.
Der Hebel 21, Zwischenstück 28a sammt Auslafsventil 27 folgen nun
Adams Diuckwasser-Kraflmaschiuen. 485
dem Daumen uud in vorbezeichneter Kolbenstellung beginnt wieder
Compression und Wassereintritt in der Todtlage des Kolbens u. s. w.
Zur Abstellung des Motors emptiehlt sich die Anwendung einer
Vorrichtung, welche den Regulator in die Höhe hält, wodurch das
Zwischenstück 28a herausgezogen ist, so dafs das Einlafsveutil ge-
schlossen bleibt und daher beim Rotiren der Kurbel kein Wasser in
den Cylinder tritt. Eine solche Vorrichtung ist aus Fig. 2 ersichtlich
und besteht aus einem Stützhebel 50, durch welchen der Regulator in
die Höhe gestellt und alsdann in der Stellung gehalten werden kann,
so dal's das Einlalsventil beständig geschlossen und das Auslafsventil
beständig offen gehalten ist. Es wird dadurch auch in allen Fällen
der volle Druck des Wassers ausgenützt und auch dem Laien unmöglich
gemacht, bei mehr oder weniger Kraftverbrauch die Regulirung durch
mehr oder weniger Oeffnen der Zuleitungsventile durchführen zu wollen.
Zieht man vor, das Luftkissen und den Ausfall von Füllungen nicht
anzuwenden, so erreicht man dies bei der sonst gleichen Maschine da-
durch, dafs man dem Kolben ein selbsthätiges Luftventil gibt und den
Cylinder bei jedem Hube, d. h. wenn der Regulator nicht einwirkt,
nahezu mit dem ganzen Wasserdrücke voll füllt.
Um die Geschwindigkeit zu reguliren, wird — statt wie bei den
bisher bekannten Motoren den Wasserdruck zu drosseln — durch den
abgeschrägten Daumeu 52 (Fig. 3") die Füllung durch das Einlafsveutil von
ganzer bis ' ^ Füllung geändert. Es wird durch den Daumen, je nach dem
Kraftbedarfe und Kolbenstellung das Einlafsveutil geschlos.sen und stets
im todten Punkte geöffnet, und wenn der Druckausgleich im Cylinder
stattgefunden hat, öffnet sich das Luftventil 51 im Kolben und lafst
denselben ohne Kraftverlust bis zum todten Punkte gehen.
Beim Rückgange des Kolbens wird das Wasser und die Luft durch
Oeffnen des durch eine Curve 53a des Rades 53 beeinflufsten Auslafs-
ventiles 27 ausgelassen und letzteres kurz vor dem unteren todten
Punkte geschlossen, so dafs die im Kanäle vorhandene Luft com-
primirt wird. Um letzteres den örtlichen Verhältnissen anpassen zu
können, ist das Rad 53 mit der Curve 53a verstellbar eingerichtet, so
dafs je nach Stellung das Auslafsventil früher oder .später geschlossen
und dadurch die Compression erhöht oder erniedrigt wird.
Zur vorbeschriebenen Einrichtung ist für den Wasser-Ein- und
Austritt ein gemeinschaftlicher Kanal vorhanden, an dem jedoch das
Einlafsveutil 26 ganz an dem äufsersten Ende angeordnet ist, zu dem
Zwecke, eine möglichst ruhige Wasserbewegung zu bewirken. Die
sonstige Construction ist aus Fig. 3 ersichtlich.
Die zuletzt beschriebene Construction kann auch, wie aus Fig. 4
ersichtlich, in umgekehrter Anordnung angewendet werden, d. h. mit
dem Cylinder nach oben, wobei jedoch der Windkessel 45 im Mantel
wesfallt und in der aus der Zeichnung ersichtlichen Weise angeordnet
486 Adam's Dnicknasser-Kraflmascliincn.
wird. Hierbei besitzt der Mutor genau dieselbe Regulirung mittels Aus-
lassens von Füllungen durch den abgeschrägten Daumen. Jedoch kommt
das selbsthätige Luftventil 51 nicht in den Kolben, sondern wird im
Cylinderdeckel angeordnet, mit demselben Zwecke, beim Arbeiten die
Luft nicht durch das Wasser saugen zu müssen.
Der Kolben selbst erhält noch ein Ventil 54, welches beim Kolben-
rückgange auf einen gewissen Weg desselben durch Anstofs des bei 55
an der Pleuelstange befestigten Ansatzes an seine Veutilstange gesteuert
wird. Geht der Kolben nach abwärts, so ist das Ventil geschlossen.
Bei etwa 0,80 seines Herunterganges hat das Einlafsventil bei gröfster
Füllung den Zutritt des Wassers abgesperrt und nun kommt der obere
Kolbenring 2a mit den Kanälen 55a (Fig. 5) in Verbindung, so dafs
das Wasser sofort von 0,80 des Kolbenrückganges in den vollständig
geschlossenen Mantel des Motors und durch die Oelfnung 55b abfliefst.
Wie oben erwähnt, wird beim Kolbeurückgange das Ventil 54 durch
den Ansatz 55 der Pleuelstange offen gehalten und zwar von 0,15 bis
0,80 des Weges, um einestheils eine vorzeitige Coniprcssion zu ver-
hüten, auderentheils aber die etwa noch im Cyiiiider befindliche Menge
Wasser heraus zu lassen. Wie aus der Zeichnung (Fig. 4) ersichtlich,
ist der Einlafskanal so angeordnet, dafs er immer mit Wasser gefüllt
bleibt, um den schädlichen Raum nach Möglichkeit zu verkleinern. Das
Wasser tritt unterhalb des Windkessels 45 in die durch die punktirten
Linien angedeutete Oeffnung seitlich ein. Die Hegulirung des Ein-
lal'sventiles geschieht auch durch einen abgeschrägten Daumen 52 der
Kurbelwelle, wie bei Fig. 3, jedoch mit der Abänderung, dafs mit dem
Regulator ein in dem Gehäuse 56 drehbarer Winkelhebel 57 verbunden
ist , der die Rolle 58 der Ventilstange 36 verschiebt, mittels welcher
in Verbindung mit dem abgeschrägten Daumen 52 das rechtzeitige
üeH'nen des Ventiles 26 bewirkt wird. Die Wirkungsweise vorbe-
schriebenen, abgeänderten Motors ist folgende:
Man dreht das Schwungrad derart, dafs der Kolben etwa 0,80 des
Aufganges zu stehen kommt, und prefst dadurch die oberhalb befind-
liehe Luft zusammen. Der Daumen 52 ötlnel alsdann im todteu Punkte
das Einlafsventil 26, so dafs nun der Kolben hennitergedrückt wird.
Ehe alsdann der obere Kolbenring 2a mit den Kanälen 55a in Ver-
bindung treten kann, schliefst sich das Einlafsventil, worauf alsdann,
nachdem sieh das selbsthätige, nur mit einer schwachen Feder zur
Hebung seines Eigengewichtes versehene Ventil 51 otl'net, Luft in den
C_v linder tritt und daher das Wasser durch Kolbenring 2a, Kanäle 5a u. s.w.
rasch abfallen und durch Oelfnung 55b abfliefsen kann (Fig. 3). Beim
Kolbenrückgange wird nun das Ventil 54 geöll'net, bis etwa 0,30 des
Weges, worauf Compression eintritt und das Sjiiel sich von Neuem
wiederholt. Die Regulirung läfst Wasser je nach Bedarf ein, und hat der
Druckausgleich stattgefunden, tritt liuft durch dasVentilSl auf das Wasser.
Adams Druckwasser-Kial'tmaschinen. 487
Zieht man vor, das selbsthätige Luftventil im Kolben und das Loch
als Ersatz der verloren gegangenen Luft zu umgehen und den Zweck
der sicheren Entfernung des Verbrauchswassers im Momente der Com-
)n-ession zu erreichen, so gelangt man dazu, dem Kolben eine Arbeits-
weise zu geben, welche an die Viertactbewegung der Gasmaschinen
erinnert.
Hierbei wird alsdann die gleiche Neuerung wie die von Fig. 1,
2 u. s. w. angewendet, jedoch wird sie nicht direkt von der Kurbel-
welle 5 aus in Thätigkeit gesetzt, sondern, wie aus Fig. 6 und 7 er-
sichtlich, von einem Vorgelege o aus, das an dem Arme 45a augebracht
ist, mit Uebersetzungsrädern r r, derart, dafs a die Hälfte Umdrehungen
macht, wie die Welle.
Aufserdem ist aufser dem Daumen 24 für die Einlafsventilstange
noch ein solcher 24a getheilt (links und rechts von diesen) auf dem
Vorgelege o angeordnet, wobei der Winkelhebel 21, welcher von dem
letzteren, wie bei Fig. 1, zeitweise gehoben wird, aufwärts gebogen,
über dem Daumen 24 gespalten ist, damit dieser rotiren kann, ohne
den Winkelhebel zu beeinflussen.
Es wird sonach folgende Arbeitsweise eintreten:
Beim Rückgange des Kolbens Austritt des Wassers und der Luft
durch Offenhalten des Auslafsveutiles; beim Aufgange des Kolbens An-
saugen von Luft: beim Rückgange des Kolbens Compressiou der Luft
durch Schliefsen des Auslafsventiles in entsprechender Kolbenstellung.
Durch solchen Viertact erreicht man gleiche Compression und ruhiges
Arbeiten, wenn vielleicht auch etwas Kraftverlust damit verbunden ist.
Eine weitere Ausführung ist in Fig. 8 bis 10 dargestellt. Die Fig. 8
zeigt einen Senkrechtschnitt in der Richtung der Kurbelwelle, Fig. 9
einen solchen senkrecht zu der letzteren, Fig. 10 zeigt in Ansicht die für
den Motor in Verwendung kommende Regulirung und Steuerung. Wie
aus Fig. 8 ersichtlich, kommt ein entlastetes Einlafsventil 26 in Ver-
wendung zur eventuellen Auslassung der Compression. Dieses Ventil
wird geöffnet, wenn der Kolben in der oberen Todtlage ist und ge-
schlossen in der unteren Todtlage, wobei ein nur allmähliches Oeffnen
und Schliefsen des Ventiles stattfindet.
Die Regulirung geschieht statt mit verschiebbaren Rollen, wie oben
beschrieben, durch eine Art Pendelregulirung. Auf der verschiebbaren
Steuerstange 77 sind nämlich auf einem Zapfen 78 die Gewichte 73
befestigt und durch eine leichte Feder in der aus Fig. 12 ersichtlichen
Stellung gehalten.
Auf der Kurbelwelle sitzt die excentrische Scheibe 70, auf welcher
die Rolle der Steuerstange aufsitzt. Mit dem Gewichtshebel 73 ist der
Schwingungshebel 74 verbunden, welcher oben gegen die Steuerstange 77
abgekröpft ist und ohne auf deren oberem Ende zu streifen, also ohne
Reihung, darauf gleiten kann. Die Ventilstange von 26 hat, wie die
488 Neue Erdölkraftmaachinen.
Fig. 10 zeigt, ein eingekerbtes Ende, in welches bei der Normalstelluog,
wo das Einlafsventil geöffnet werden soll, das über der Steuerstange
liegende Ende 75 des Schwingungshebels 74 eingreift und dadurch bei
der entsprechenden Stellung der Curvenscheibe 70 das Ventil 26 öffnet.
Geht nun der Motor rascher, als die Normalbewegung sein soll, so
wird der Steuerungshebel 77 rascher beeinflulst, so dafs die Gewichte
und damit der Hebel 74 eine Ausschwingung machen und er dadurch
an der äufseren Abschrägung der Ventilstange abgleitet und ein Oeffnen
der Einlarsvenlile nicht stattfindet, also Wasserfüllungen ausfallen. Hier-
bei tritt beim Niedergange des Kolbens Luft durch das Ventil 54 in
den C'ylinder, welcher beim Aufwärtsgeheu wieder durch das dann ge-
steuerte Ventil austritt, bis die normale Tourenzahl erreicht ist. War
bei dem Motor Fig. 4 noch ein besonderes Luftveutil angebracht, so
dafs die Luft beim Reguliren nicht durch das Wasser gesaugt zu werden
brauchte, so wird bei der in Rede stehenden Construction das Auslafs-
ventil 54 gleichzeitig als Ventil für den Luftzutritt verwendet. Beim
Ausfalle von Füllungen öffnet sich nämlich das Ventil selbsthätig beim
Heruntergange des Kolbens und so tritt die Luft aus dem unteren
Theile 79 in den Cylinder oberhalb des Kolbens, während beim Auf-
gange des Kolbens diese Luft wieder durch das durch den Ansatz 55
gesteuerte Ventil in den Raum 79 zurücktritt.
Ein Punkt ist noch als wichtig zu bemerken:
Vor Ingangsetzung der Maschine wird das Schwungrad einige Male
nach links herumgedreht. Dadurch wird die Luft durch das selbsthätige
Ventil 54 in den Cylinder gesogen und in den Windkessel 45 geprefst.
Dadurch erhält man erheblich gröfsere Mengen Luft in demselben,
welche beim Arbeiten des Motors selbstredend auch nachhalliger ist,
so dafs der Rückschlag auf die Wasserleitung möglichst vermieden
wird. Das Ueberdrücken der Luft vom Cylinder in den Windkessel
erfolgt durch das Einlafsventil 26 selbsthätig, weil die obere Druck-
fläche derselben gröfser ist als die untere. Mittag.
Neue Erdölkraftmaschinen.
l'iitentklasse 46. Mit Abbildung«) auf Talel 26.
Die Ausbildung der Erdölkraftmaschinen wird mit Recht jetzt tliat-
kräftig angestrebt, um namentlich für die Landwirthschaft eine Kraft-
maschineherzustellen, welche mitderjctzt hierausschliefslich herrschenden
Dampfmaschine und dem Göpel in Wettbewerb treten kann. Es w'wA
besonders der Ersatz der bisher als Vergasungsmittel benutzten, zweck-
mäfsigen, aber theuren und feuergefährlichen, leicht verdampf baren
Kohlenwasserstoffe, wie Naphta, Benzin, Gasolin u. s. w., durch das ge-
wöhnliche Handelserdöl herbeizuführen gesucht. Nach vielen Fehl-
Neue Erdölkral'tmaschinen.
589
schlagen scheint es nunmehr gelungen, wie wir unten sehen werden,
eine praktisch brauchbare Maschine mit Betrieb durch verdampftes Roh-
erdöl herzustellen. Die zu überwindenden Schwierigkeiten liegen einmal
in der verhältnifsmäfsig schweren , nur durch starke Erhitzung herbei-
fiihrbaren Verdampfungsfähigkeit des Roherdöles, sodann in den zähen,
theerartigen Rückständen desselben, welche die Wege des Motors rasch
zu verstopfen und stetig zu verunreinigen drohen, so dafs ein dauernder
Betrieb dadurch sehr erschwert ist.
S. Marcus in Wien benutzt für die von ihm ausgeführten Maschinen
leichte Kohlenwasserstoffe von 0,6 spec. Gew., welche er in einem
Nebenbehälter kalt zerstäuben läfst, so dafs der Staub vom Motor an-
gesaugt werden kann. Der Zerstäuber besteht aus einer in die Flüssig-
keit eintauchenden scheibenförmigen, umlaufenden Bürste, deren Borsten
die Flüssigkeit aus dem Behälter tropfenweise ausschöpfen , um in der
obersten Stellung an einem Abstreicher scharf ausgespritzt zu werden,
so dafs die Flüssigkeit in dem geschlossenen Behälter fein zerstäubt.
Die durch den Behälter gesaugte Luft wird sich demnach mit Benzin-
staub säftigen können.
Marcus führt die Motoren für diesen Zerstäuber in zwei verschie-
denen Constructionen aus. Ein Viertactmotor arbeitet in gleicher Weise
wie der Ofto'sche Gasmotor und saugt die Ladung dui-eh den Zerstäuber-
kasten ein. Ein Zweitactmotor verdichtet im vorderen Cylindertheile
während des Arbeitshubes die vorher in den Cylinder eingesaugte Luft
und drückt diese durch den Zerstäuber in den hinteren Cylinderraum,
wo die elektrische Entzündung stattfindet.
Ueber Versuche mit diesen Maschinen macht M. R. v. Pichler in der
Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und Architectenvereines^ 1888
■-■ S. 221, folgende Mittheilungen:
Diagramm Fig. 1 Taf. 26 wurde von einem nominell einpferdigen
offenen (Viertact-)Motor gewonnen.
Indicator-Feder Sm™
Cylinder-Durchmesser
Kolbenhub . . .
Umlauf iu 1 Minute
Indicirte Leistung Nt
Gebremste .. Ne
= l^'t
_ 11 omni
= 260mm
= 210mm
= 1,4 ff
= 1,15 IP
iVe
Wirkungsgrad r/ := -j^ = 0,821.
Diagramm Fig. 2 wurde von einem geschlossenen (Zweitact-)Motor
gewonnen.
Indicator-Feder Sm" . . = 1-'^
Cylinder-Durchmesser . . := 200°""
Kolbenhub = 420min
Umlauf in 1 Minute . . = 155mm
Indicirte Leistung iV; . . = 15,7 IP
Gebremste „ A', . . = 7,3 ..
400 Neue Erdölkraftraaschincn.
Der Oelverbrauch betrug im Mitlei für die eireeüve I'ferdekrafi 0'',4
l)ei einem specitischen Gewichte von 730.
Audi Lenotr, dessen Mascliinen von Houarl freres und Comp, in Paris
ausgeführt werden, bleibt bei der i<alten Zerstäubung. Der bezügliche
Apparat (Fig. 3) besteht aus einer umlaufenden Trommel o, welche
zum Theile mit dem Kohlenwasserstotre gefüllt ist, so dafs die am Um-
fange der Trommel « angeordneten Schöi)fsc'liaufeln li die Flüssigkeit
mit sich heraufführen können, um sie am oberen Rande des Drehkreises
wieder auszugiefsen. Die durch den Behälter gesaugte Luft soll sich
mit der herabrieselnden Flüssigkeit sättigen.
Eine mit solchem Apparate arbeilende Maschine zum Betriebe eines
Schraubenbootes wird in Revu? induHrielle, 1888 " S. 93, beschrieben.
Dieses Boot war auf der maritimen Ausstellung zu Havre von der Firma
Houart frhe» und Comp, in Paris, Boulevard Voltaire 137, ausgestellt.
Das Fahrzeug hat 7"' Länge, lni,65 Breite und 0"\'.> Höhe, und hat in
belastetem Zusande einen Tiefgang von 0"',6, es bewegt sich mit 14''"'
vorwärts (Fig. 4 und 5).
Der Motor hat zwei Cylinder Z), in denen sich die Kolben P führen.
Letztere treiben eine senkrechte, in den Lagern p gelagerte Welle mit
dem wagerechten Sehwungrade F an. Das Sehwungrad steht mit einem
conischen Zahnrade in Verbindung und liegt über zwei gleichfalls
conischen, auf der Achse Q befestigten Zahnrädern. Die in der Zeich-
nung rechte Seite der Achse Q führt nach der Schraube, die linke nach
einem in der Abbildung vorn sichtbaren Steuerhebel 0, dieser wirkt
mit Hilfe der conischen Stücke t in der Weise, dafs das Zahngetriebe
aufser Eingrilf, die Schraube also still steht, wenn er senkrechte Lage
hat, und das Schwungrad das eine oder andere Rad der Achse (J und
damit die Schraube vor- oder rückwärts bewegt, wenn er nach der einen
oder anderen Seite umgelegt wird. Die beiden Cylinder des Motors
können zusammen in Thätigkeil sein; es lälst sich aber auch einer
von ihnen aufser Betrieb setzen. Sie sind mit einem gemeinsamen
Mantel umgeben und direkt auf dem Gestelle befestigt, während den
Vertheilungsmechanismus ein besonderer Ständer trägt.
Die Verdichtungskammern C sind an die Cylinder geschraubt und
haben ringsum eine Anzahl Rip])en erhalten. Sie sollen zugleich die
Wärme von den Cylindern abhalten, dann aber auch die Rolle von
Vorwärmern spielen, nämlich die Tem])eratur der Gase vor ihrer Ent-
zündung erhöhen, um eine vollkommene Verbrennung möglich zu machen.
Es sind drei Vertheilungsventile vorhanden. Das eine setzt den
Cylinder mit dem Ventilkasten in Verbindung und durch die beiden
anderen dringen die carburirte, sowie die atmosphärische Luft in den
Kasten ein. Der Eintritt der Luftarien in den Cylinder erfolgt durch
das Ansaugen des Kolbens und ebenso die Verini.schung derselben. Hat
die Verdicliliinsi im Cylinder stattgefunden, so entzündet sich das Gas-
Neue Erdölkraftmaschinen. 491
gemenge durch einen elektrischen Funken, welcher durch zwei gal-
vanische Elemente und einen Ruhmkor ff' scYmn Inductionsapparat er-
zeugt wird. Dabei ist zu bemerken, dafs der elektrische Stromschliefser
in dem inducirenden und nicht in dem indueirten Stromkreise liegt,
so dafs sich die Elemente nur während des Augenblickes, in dem die
Entzündung vor sich geht, in Thätigkeit befinden.
Der Stromschliefser selbst besteht aus biegsamen Plättchen und
kleinen, mit Metallcontacten versehenen und sich drehenden Scheiben,
auf welchen die Plättchen schleifen, und zwar sind die Scheiben auf
dem Ständer für den Vertheilungsmechanismus befestigt. In der Zeich-
nung bezeichne C die Ventile für den Austritt der Verbrennungspro-
ducte. Der Vertheilungsständer trägt zwei unrunde Scheiben, die bei
der Drehung die Stangen F mit Hilfe von an diesen drehbaren Rollen
und unter dem Einflüsse einer Feder hin und her bewegen.
Die Abkühlung der beiden Cylinder, deren Erhitzung auch schon
die (.'onstruction der Compressionskammer vorzubeugen sucht, besorgt
das Wasser, in welchem das Schiflf fährt. Es wird durch eine Centri-
fugalpumpe angesaugt, durch Rohre g nach der Umhüllung der Cylinder
geleitet und aus dieser, nachdem es in derselben circulirt hat, wieder
weggeführt.
Die Maschine verlangt ungefähr 400s Gasolin für 1 IP und Stunde
und leistet zugleich bei einer Geschwindigkeit von 200 Touren eine
Arbeit von 3 Pferd. In Folge dieses geringen Verbrauches verursacht
auch die Bergung des Gasolins nur wenig Schwierigkeit ; ein Gefufs
mit 15' Inhalt genügt für 8 Stunden.
Auch der Gaserzeugungsapparat von E. Bahn in Frankfurt a. M.
(*D.R. P. Nr. 42 752 vom 6. Juli 1887) besteht aus einer Trommel, durch
welche die zu schwängernde Luft gesaugt wird (Fig. 6 und 7).
Das mit Deckel verschlossene cylindrische Gefäfs A wird mit einem
saugenden StofI' (etwa Watte) ausgefüttert, der geeignet ist, Flüssigkeit
in reichem Mafse aufzunehmen. Eine mit Hähnen h ä, versehene Rohr-
leitung schliefst sich an Deckel und Rückwand des Gefäfses an und
dient als Zuleitung der zur Gasbildung erforderlichen Luft. Die An-
ordnung des saugenden Stoffes ist so getrolfen, dafs der Innenraum des
Gefäfses jederzeit vollkommen damit ausgefüllt bleibt, zu welchem
Zwecke ein Drahtgeflecht angewendet wird, dessen beide Seiten mit
Wattelage oder anderem geeigneten Stofte gleichmäfsig in mäfsiger
Stärke belegt und daran befestigt sind. Das Ganze wird lose cylindrisch
zusammengerollt und als Wickel eingelegt. Um die Flüssigkeit in A
zur gleichmäfsigen Anschwängerung des saugenden Stolfes zweckdien-
lich constant zu erhalten, ist ein Behälter Ä, der durch die Rohrlei-
tung r mit dem Gasraume A unten verbunden ist und zur Aufnahme
eines angemessenen Vorrathes von Flüssigkeit dient, an den Gaserzeuger
sich anschliefst. Der Behälter B wird, nachdem er gefüllt ist, durch
492 Neue Erdolkraftmaschineii.
die Seliraube « luftdicht abgeschlossen. Die Flüssigiteit wird sich dauii,
nachdem der Hahn g geöffnet wird, um ein Weniges über die Einmün-
dungsötrnuüg o der Leitung / im Gaserzeuger stellen. Sinkt nun die
Flüssigkeit in A durch den Verbrauch, so steigt, wenn die Oeffnung o
frei wird, Luft durch / in den Behälter B und es tritt eine eutsprechende
Menge Flüssigkeit aus B nach A über. Der Hahn g an der Leitung e
bleibt während der Thätigkeit des Apparates geöffnet und ist nur beim
Nachfüllen des Behälters B zu schliefsen.
Zum Zwecke der Regelung des Gasgemisches sind zwei Kegulir-
häiine h b in die Rohrleitung r eingeschaltet. Der bei e eintretende
Luftstrom vertheilt sich nach beiden Seiten und nimmt .seinen Weg
einestheils durch den Apparat, in welchem er sich mit der verdunstenden
Flüssigkeit schwängert, andercntheils wendet er sieh direkt nach dem
Theile a der Leitung. Ist Hahn 6 A geschlossen und Hahn kh^ geöffnet,
so wird die ganze Luftmenge den Innenraum A des Gefäfses durch-
streichen müssen. Ist dagegen h A, geschlossen und b geöffnet, so wird
nach Austrittstelle o nur reine Luft gelangen. Durch geeignete Stel-
lung der Hähne h b ist die Möglichkeit gegeben, das Mischungsverhält-
nifs von Luft und Gas ganz nach Bedarf zu reguliren.
Die Verbindung des Gaserzeugers mit dem Vorrathsbehälter B ist
nicht durchaus noth wenig; zu besonderen Zwecken ist es sogar vortheil-
hafter, den Gaserzeuger unmittelbar bis zur vollständigen Sättigung
des eingelegten Stoffes zu füllen und etwa unten sich ansammelnde
Flüssigkeit durch ein angebrachtes Hähnchen abzulassen.
Der Ga.serzeuger von B. Lutzlsi in München (*D. R. P. Nr. 42290
vom 2L Juni 1887) besteht aus einem Kolben o (Fig. 8), der an einem
Ende mit dem Gewinde b versehen ist, am anderen Ende aber glatt
ist und im Gehäuse aus und ein beweglich ist; durch einen Hebel c
wird der Kolben a in eine drehende Bewegung gesetzt, und da er zu-
gleich mit dem Gewinde i, welches sich in der passend angebrachten
Mutter d dreht, versehen ist, so wird er auch einen geringen Hub
iiaben, durch welchen es möglich wird, eine kleine Menge Oel aufzu-
saugen und wieder fortzudrücken. e ist ein kleines Saugventil, f das
Druck Ventil, welches hier zugleich als Zerstäuber dient. Am Rohre g
ist ein Rückschlagventil h angebracht, welches den Kanal g gegen den
C'ylinder abschliefst. Oberhalb desselben belindet sich ein Flügelrad i,
welches dazu dient, die Luft innig mit dem Oeldunste zu mischen,
die beiden Fänger k dienen dazu, die etwa nicht verdunstenden Oel-
reste aufzufangen; dieselben können durch einen Hahn herausgelassen
werden.
Während des Saugens einer viertactigen Gasmaschine wird der
Hebel c in eine .solche Bewegung gesetzt, dals das aufgesaugte Oel,
welches sich in dem Räume m befindet, durch Ventil f gedrückt wird
und, da dieses etwas angespannt ist, als Nebel sich auf die Metall-
Neue Erdölkraftmaschinen. 493
bürste n niederschlägt; in diesem Momente tritt (durch den Kolben des
Arbeitscylinders angesaugt) die Luft durch den Kanal o, nimmt die
Nebeltheilchen aus n auf und tritt durch Kanal g in den Arbeitscylinder.
Hier wird das so gewonnene Geraisch verdichtet, entzündet und dadurch
entsprechende Explosion hervorgebracht.
Von der Maschine der Gehrüder Priestman in Hüll {Engineering^
1888*8.479, Iron^ 1888*8.380) liegen genaue Durchschuittszeich-
Dungennurüber den Zerstäuber vor (*D. R. P. Nr. 43 273 vom 8. Juni 1887).
Der Apparat besitzt eine düsenähnliche Gestalt und ist aus zwei con-
centrisch in einander gesteckten Röhren m und m, (Fig. 9) zusammengesetzt.
In die innere enge Röhre in wird unter Druck die Flüssigkeit durch
die Leitung «j eingeleitet, und durch den Zwischenraum zwischen der
inneren und der äufseren Röhre m^ wird Luft mittels der Leitung e
getrieben. In Fig. 9 erweitert sich das Ausflufsende der inneren Röhre m
zu einem kegelförmigen Räume und biegt sich in letzteren die Mündung
der äufseren Röhre 1n^ bis zur Scheitelöffnung des Hohlkegels hinein.
In Folge dieser Einrichtung wird die Luft gezwungen, von ihrer ge-
radlinigen Beweguugsrichtung so abzulenken, dafs sie sich unter einem
stumpfen Winkel zurück auf den Flüssigkeitsstrahl stürzt und durch
denselben nach der Mündung von m^ zu gelangen sucht. Der Flüssig-
keitsstrahl wird so allseitig unter stumpfem Winkel durchschnitten.
Die Wirkung ist eine feine Zertheilung und innige Durchmischung, so
dafs ein dampf- oder nebelartiges Gebilde entsteht, welches sich in
diesem Zustande auch in dem zu seiner Auffangung dienenden Behälter
erhält.
Besonders für solche Maschinen, welche zum Betriebe von Strafsen-
wagen bestimmt sind, sollen die Neuerungen von Benz -und Comp, in
Mannheim (*D. R.P. Nr. 43638 vom 8. April 1887) Anwendung finden.
Bei Motoren, welche djnamoelektrische Zündung haben, ist eine
Vorrichtung zur Ingangsetzung des Motors nöthig. Es mufs, da die-
selben anfänglich beim Andrehen des Schwungrades von Hand nur eine
ganz geringe Geschwindigkeit besitzen, der Autrieb für die Dynamo-
maschine ein doppelter sein. Anfänglich beim Andrehen des Schwung-
rades mufs eine etwa zehnmal gröfsere Uebertragung als später beim
regelrechten Gange des Motors wirken. Hierzu ist eine Vorrichtung
nöthig, durch welche bei vollem Gange die stärkere Uebersetzung aus-
geschaltet und diejenige, die bei normaler Umlaufszahl des Motors der
Dynamomaschine die passende Geschwindigkeit gibt, eingeschaltet werden
kann. Nun verhält es sich jedoch bei Fahrzeugen ganz anders als bei
stationären Motoren, die immer annähernd gleiche ümlaufszahl machen.
Fahrzeuge sind oft genöthigt, ihre mittlere Geschwindigkeit zu über-
schreiten und noch häufiger nur mit halber oder ganz geringer Ge-
schwindigkeit sich zu bewegen. Die Dynamo, welche, wie sonst üblich,
mit dem Motor verbunden ist, würde dessen Schwankungen in der Um-
494 Neue Erdolkraftmaschinen.
laulHzahl mitmachen müssen, und könnte, wenn sie bei nurmalem (junge
für 1500 Umlaute gerichtet, unter Umständen bis auf oOOO Umläufe
steigen, um dann wieder bis auf 400 Umläufe zu sinken. Die zu hohe
Umlaufszahl würde der Dynamo schädlich sein, die zu niedere aber
eine sichere Zündung nicht mehr zulassen und dann der Motor bei lang-
samer Fahrt leicht stehen bleiben. Es ist daher nothig, dafs die Um-
laufszahl der Dynamo, gleichviel ob das Fahrzeug sich rasch oder
langsam bewegt, immer dieselbe bleibt und auch .•^chou beim Andrehen
des Motors von Hand die Dynamo die richtige Geschwindigkeit besitzt.
Um dies zu erreichen, wird folgende Construction angewendet.
Auf der senkrecht gelagerten Achse o (Fig. 10) der Dynamo ist
oberhalb des Lagers eine flache eiserne Scheibe b festgekeilt, auf wel-
cher lose eine Lederscheibe c liegt. Diese wird wieder von einer gleich
grofsen, mit Sehnurlauf versehenen Eisenscheibe </ bedeckt, welche lose
auf der Achse a sitzt, überhalb der Scheibe d ist an der Achse a
selbst ein kleiner Schwungregulator befestigt, welcher durch eine starke
Feder c, so lange er nicht in rasche Dreiiuug versetzt wird, einen
kräftigen Druck auf die unter ihm hetindliche lose Schnurscheibe rf,
die darunter liegende Lederscheibe c und die festgekeilte Eisenscheibe h
ausübt. Ueber das mit Schnurlauf versehene Schwungrad des Motors
und über die lose Schnurscheibe d der Dynamo läuft eine Lederschnur.
Wird der Motor von Hand augedreht, so bringt er auch durch diese
Lederschnur die auf der Dynamo betiudliche Schnurscheibe d in Drehung,
und diese mufs, da sie durch die Federt- des Regulators auf die untere
feste Scheibe b aufgeprelst wird, die Dynamo selbst in Bewegung .setzen.
Der Durchmesser der Schnurscheibe d ist so gewählt, dafs schon beim
Andrehen von Hand fast die normale Geschwindigkeit der Dynamo er-
reicht werden kann. Es bilden sich daher sofort Funken, und der
Motor kommt in Gang. Sobald dann die Geschwindigkeit des Motors
und mit ihm der Dynamo eine so grofse geworden, dafs die Umlaufs-
zahl, aufweiche der Regulator eingestellt ist, überschritten wird, so
halten die Kugeln des Regulators dem Federdrucke von e das Gleich-
gewicht und die Schnurscheibe d dreht sich lose auf der Dynamoiichse o.
Sobald aber die Geschwindigkeit der Dynamo wieder etwas nachläfst,
wird sie wieder durch die entstehende Pressung der Feder e so lange
mitgenommen, bis sich der Regulator bei gröfserer Umlaufszahl wieder
hebt. Diese Schwankungen des Regulators und der Geschwindigkeit
der Dynamo sind derartig gering, dafs das Tachometer keine DiH'erenz
anzeigt und den ganzen Vorgang als ein Gleiten imter dem zur ge-
wünschten Geschwindigkeit nöthigen Drucke erscheinen läfst.
In dem in Fig. 11 und 12 gezeichneten Gaserzeuger sind eine An-
zahl runder Scheiben B auf einen Bodeuzapfen aufgesteckt. Diese
Scheiben B haben radiale Einschnitte, und die r^o erhnltcneu Kreis-
sectoren sind aus der Ebene schräsz herausuebogen.
Neue Erdülkraftmaschineii. 495
Diese Eiurichtung hält die schleudernde Bewegung der Erdöl-
destillate vollständig zurück, läl'st dabei aber doch die mit Dünsten ge-
sättigte Luft unbehindert nach oben durciiziehen, so dafs hierbei ein
ruhiges und vollkommen gleichmäfsiges Gemisch erzielt wird.
Bei der Gaserzeugung durch Benzin und Erdöldestillate kommt es,
wenn die Gasdämpfe und die Luft völlig richtig zur Erzeugung eines
kräftigen Explosionsgemenges zusammengesetzt sind, häutig vor, dafs
das Gemenge beim Eintreten in den Arbeitscylinder noch brennende
Gastheile von vorangegangener Explosion trifft. Diese entzünden dann
den neu eintretenden Gasstrom und mit ihm die ganze im Gasapparate
vorhandene Explosionsmasse. Für diesen Fall ist zwar ein Sicherheits-
ventil vorhanden, welches dem Ueberdruck Auslafs gestattet, allein der
Gasverbrauch für die nächsten Zündungen ist aufgebraucht und der
Gasapparat mit verbrannten Gasen erfüllt. Bleiben dann mehrere Ex-
plosionen nach einander aus, so kommt der Motor leicht zum Still-
stande. Um diesem Mifsstande abzuhelfen, wird die Kegulirschraube r
des Gasapparates derartig eingestellt, dafs derselbe ein an Gasdämpfen
reicheres Gemisch ergibt, welches für sich allein nicht mehr explosibel
ist; diesem Gemische wird kurz vor Eintritt in den Cylinder noch
die nöthige Menge atmosphärischer Luft zugeführt, um es explosibel
zu machen. Diese Luft wird, um eine innige Mischung zu erzielen,
durch viele feine Oetfnungen eingeführt. Eine Entzündung vom Cy-
linder aus kann daher das vorhandene Gemisch nur so weit zur
Verbrennung bringen, als es selbständig verbrennbar ist, also nur
bis zu der dicht vor dem Cylinder angebrachten Luftzuführung. Ein
weiteres Zurückschlagen in den Gasapparat ist unmöglich; es geht nur
eine Zündung verloren und der ganze Vorrath im Gasapparate bleibt
erhalten.
Soll schweres Erdöl Verwendung linden, so mufs, wie gesagt, dessen
Verdampfung veranlafst werden. Dieses Ziel scheint mit den nun zu
besprechenden Constructiouen angestrebt zu werden.
Eine werthvolle Verbesserung von hervorragender praktischer Be-
deutung scheint in den Patenten von Ad. Attmann und E. Goldammer in
Berlin niedergelegt zu sein (* D. K. P. Nr. 43 801 vom 24. Januar 1888
und -'Englisches Patent Nr. 8317 vom 7. Juni 1888).
Fig. 13 zeigt den allgemeinen Aufbau der stehend angeordneten
Maschine. Das von der Pumpe P in abgemessenen Mengen zugeführte
Erdöl (Roherdöl) wird durch Rohr M in das von der Flamme D stark
erhitzte Koiir K gespritzt, um hier zu verdampfen. Durch ein Seiten-
rohr wird in das Verdampfrohr R aus dem Lufttopfe S Luft zugemischt,
so dafs während der Verdampfung sich bereits ein entzündbares Ge-
menge bilden kann, welches auf seinem Wege in die Ventilkammer £
durch Rohr L weiter mit Luft vermischt wird. Das Gemenge geht dann
durch Venlil C in den Zündraum.
496 Neue Erdollual'tmascliinen.
Eine eigeutliüinliche Anin-daung ist zur Kuhiuug des Arbeitsuyüüders
und zum sclinellen Ausgusse der Abgase getrofl'en.
Es werden zwei Auslafsventile am Arheitscylinder angewendet,
wovon eines {A ) sich am Boden desselben befindet, während das andere
gröfsere Auslafsveuti! (B) in der Nähe der höchsten Kolbenstellung mit
dem Arheitscylinder verbunden ist. Die beiden Ventile sind so zum
Arheitscylinder angeordnet, daCs das kleinere sich nach dem Arheits-
cylinder hin ödhet, während das gröfsere Ventil sich nach aufsen hin
bewegt, und aufserdein ist die Anordnung so getroffen, dafs das gröfsere
Ventil beim Heben die Oeffnung des Bodenventiles herbeiführt, welch
letzteres sich aber auch allein öffnen oder in der üeflnungsstellung un-
abhängig vom ersteren Ventile verbleiben kann.
Durch diese beiden Auslafsventile erfolgt am Schlüsse der Explosions-
periode eine schnelle und vollkommene Reinigung des Arbeitscylinders
dadurch, dafs der (Jeberdruck in letzterem das am oberen Cylinder-
theile befindliche gröfsere Auslafsventil Ä, welches sich nach aufsen
öffnet, aufstöfst und letzteres durch Stofsstange s und Hebel h das
kleinere Bodenventil A öffnet. Es strömt nun atmosphärische Luft
durch den ganzen Cylinder, da die beiden Auslafsventile in Verbindung
mit den im Cylinderinneren befindlichen heifsen Gasen einen schnellen
Austausch und eine Auswechselung der Luftschichten begünstigen.
Diese Anordnung bietet aufser der Entlastung den Vortheil der An-
wendung eines gröfseren Querschnittes der Auslafsventile. Es ist dem-
gemäfs nur ein geringer Hub derselben nothwendig und dadurch ein
geräuschloses Arbeiten ermöglicht.
Die so geöffneten beiden Ventile werden in ihrer Oell'nungsstelluug
durch den Daumen der Steuerwelle in bekannter Weise gehalten, so
dafs während des nun erfolgenden Kolbenniederganges das Boden ventil
offen steht und die im Cylinder entbaltene Luft durch das Bodenventil
austreten kann. Darauf erfolgt Scbliefsung der Ventile und dann beim
dritten und vierten Tacte des Motors Einsaugung von Erdöldunst und
der zur Verbrennung nöthigen Luft.
Bei der oben beschriebenen Art der Entfernung der Verbrennungs-
producte tritt also abweichend von der bisherigen Methode eine Doppel-
wirkung ein, indem zuerst eine energische Durchströmung und Abströ-
mung der Verbrennungsproducte nach oben und dem oberen Ventile,
dann eine langsame Entfernung der etwa noch verbliebenen Rückstände
durch das Bodenventil stattfindet.
Eine ebenfalls interessante Einrichtung für die Verwendung von
Erdöl ist an Gebrüder Lisi in Moskau i)alenlirt C*D. R. P. Nr. 42292
vom 2. August 1887; * Amerikanische Patente Nr. 371849 vom 15. März
1887 und Nr. 378328 vom 29. Oktol)er 1887), Fig. 14 bis 16.
Der Motor besteht in der Hauptsache aus der Luftpumpe A
und dem Arheitscylinder Ä, deren Kolben durch zwei Lenkstangen
Neue Erdolkraftmaschinen. 497
an die gleichgerichteten Kurbeln G H der Schwungradwelle ange-
schlossen sind.
Die Luft wird vom Pumpenkolben durch die Ventilöft'nung a ange-
saugt, bis auf etwa die Hälfte ihres Volumens verdichtet und dann
durch das Rohr d in den oberen Theil des Mantelraumes vom Arbeits-
cylinder getrieben, wo sie etwas vorgewärmt wird. Hierauf strömt sie
durch den sehr eng gehaltenen Mantelraum f der Explosionskammer C,
um daselbst eine möglichst hohe Erhitzung zu erfahren, und wird dann
in dem Erdölverdampfapparate mit Erdöldämpfen gesättigt. Das so
erzeugte Explosivgemisch tritt durch den Durchgang p und an dem ge-
öffneten Ueberströmventile b vorbei in den Arbeitscylinder zu den da-
selbst noch vorhandenen Verbrennungsgasen. In Folge der gleichge-
richteten Bewegung beider Kolben findet alsdann eine weitere Verdichtung
der ferner noch von A aus überströmenden Luft, sowie der in B ver-
bliebenen Verbrennungsgase und des gebildeten Explosivgemisches statt,
bis die Kolben am Ende ihres Rückwärtsganges angelangt sind. Kurz
darauf wird das Gemisch entzündet.
Das Ueberströmventil b wird durch den auf der Steuerwelle X be-
tindlichen Daumen x mittels des mit einer Rolle versehenen Hebels v
geöffnet und durch die Feder w geschlossen. In ähnlicher Weise ver-
anlafst ein Daumen r^ , welcher durch die Rolle s, und Stange ^i auf
den Hebel t wirkt, das Oeffnen und die Feder pj das Schliefsen des
Auslal'sventiles Ä. Um während des Ingangsetzens der Maschine und
des dazu erforderlichen Drehens des Schwungrades mit der Hand den
Gegendruck im Cylinder zu verringern, ist noch ein Daumen r^ vorge-
sehen, welcher in der Richtung des Umfanges länger ist als r, , und
der auf eine zweite, um einen Stift an der Stange qy sich drehende
Rolle s-i wirkt, die sich zeitweilig in den Bereich des Daumens r^
schieben läfst, so dafs alsdann das Auslafsventil länger offen gehalten
wird.
Der Erdölverdampfapparat besteht aus einem Topfe D und einem
darin befindlichen, mit dem centralen Kanäle h versehenen Einsätze £,
zwischen welchem und dem Topfe ein enger Zwischenraum gelas.sen
ist. Der Einsatz ist derart an einen mit dem Mantel C, des Explosions-
raumes zusammenhängenden Stutzen k angeschlossen, dafs eine Verbin-
dung zwischen dem Mantelraume f und dem Kanäle h besteht, während
der Topf mit einem den Stutzen k umgebenden zweiten Stutzen l ver-
schraubt ist, der durch einen Durchgang p mit der Ventilkammer F
verbunden ist, welche ihrerseits mit dem Explosionsraume C in Ver-
bindung steht. Der Topf D ist von dem Mantel M umgeben, welcher
eine Erweiterung des Ausblaserohres L bildet, so dafs die Abgangsgase
bei ihrem Durchgange durch diesen Mantel die Seitenwände des Topfes
umspülen und erhitzen. In den Stutzen k ist das von einer Erdöl-
pumpe P kommende Rohr «' derart eingeführt, dafs dessen Mündung
Dingler's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 1 1. 188911. 32
498 Neue Eidölkraftmaschinen.
gegen die äufsere Wandfläche des Explosionsrauines C gerichtet ist.
Das durch die Pumpe eingespritzte Erdöl wird somit bei seinem An-
pralle gegen diese Wandfläche zertheilt und erhitzt und in diesem Zu-
stande von der aus dem Mantelraume /"entgegenkommenden und daselbst
erhitzten Luft mitgerissen und vollends zerstiiultt. Die so erzeugte
Mischung von Luft und Erdölnebel tritt dann vom Stutzen /; aus durch
den Kanal h in den zwischen I) und E vorhandenen Zwischenraum rn,
das Erdöl wird hier an der heifsen Wandfläche des Topfes verdampft
und es strömt nun, wenn das Ventil b geöffnet ist, die Mischung von
Luft und Erdöldampf durch den Zwischenraum n, den Durchgang /) und die
Ventilkammer F in den Arbeitscylinder. Zur Beförderung der Zer-
stäubung des Erdöles ist der Innenrauni des Stutzens k rings um das
Rohr i herum verengt.
Vor dem Anlassen der Maschine wird der Topf D durch eine
Erdöllampe N angewärmt. Nachdem die Maschine in Gang gesetzt ist
und die Abgangsgase heifs genug geworden sind, um allein das Erdöl
zu verdampfen, wird die Lani])e ausgelöscht und der Boden des Topfes
durch einen Schieber (j verdeckt.
Die Pumpe P entnimmt das zuzuführende Erdöl mittels des Saug-
rohres g aus einem in dem Fundomente der Maschine angebrachten
Behälter und schafft es zunächst durch das Rolir j nach einem Hahne R^
dessen Kegel derart durchbohrt und unter den Einflul's des Regulators S
gestellt ist, dafs bei zu raschem Gange ein Theil des Erdöles oder auch
die ganze Menge wieder in das Saugrohr zurückgelangt. Auf diese
Weise wird die Geschwindigkeit der Maschine geregelt.
Die Zündvorrichtung J (Fig. 17) besteht aus dem mit cylindrischer
Bohrung versehenen Schieber a,, dem in dieser Bohrung liegenden un-
beweglichen Kolben 6| , der vor die Ventilkammer F geschraubten
Platte c,, auf deren vorderen Fläche der Schieber gleitet, und aus dem
Deckel (/|. Dieser Deckel, der Schieber und die Platte C] werden durch
die Federn in inniger Berührung mit einander gehalten. Der Boden
der Bohrung des Schiebers und das Ende des Kolbens i, sind beide
halbconisch ausgehöhlt, so dal's, wenn dieselben zusammenstofsen, die
kegelförmige Zündkammer /■, entsteht. Diese Kammer, deren weiteres
Ende nach aul'sen gekehrt ist, ist in der Kuhelage des Schiebers durch
die ihrer Basis entsprechende cylindrische Oetl'nung g^ mit der Oeff-
nung /i| des Deckels rf, verbunden, vor welcher die ZUndflamme i,
brennt. Von der Spitze der Zündkammer führt dagegen ein enger
Kanal /c, zur äufsersten, nach der Zeichnung linksseitigen Kante der in
der Platte c^ belindlichen Oetl'nung /,, die mit der Ventilkammer F in
Verbindung steht. Aufserdeni hat noch der Sciiieber die OefVnung m^.
Tritt nun bei dieser Anordnung verdichtetes E.xplosivgemenge in die
Kammer f, so strömt ein geringer Theil davon durch die Bohrung k^
in die Kammer /■,, expandirt daselbst, entzündet sieh an einer Aufsen-
Neue Ei-dulU-raflniascliineu. 499
flamme uud brennt im Inneren von f^ als Uebertragungsflamme fort.
Im Moment, da die Zündung stattfinden soll, wird der Schieber a^ da-
durch nach vorn gezogen, dal's die Rolle s vom Daumen r gelöst wird
und die Feder m auf Stange y und Hebel z z, einwirkt. Dabei vi'ird
die Oellnung A, geschlossen und die Ziindkammer fi erweitert, so dafs
die Uebertragungsflamme sich weiter nach der Spitze dieses Raumes
hinzieht. Sobald die Oeffnung »«[ der Oeffnung /, gegenübergetreten
ist, entzündet sich das in der Kammer F und im Cylinder vorhandene
Explosivgemisch durch »Hj hindurch au der Uebertragungsflamme. Damit
die Speisung dieser Flamme nicht zu früh aufhöre, ist der kleine Kanal nj
vorgesehen, welcher die Verbindung zwischen /j und Z.-, noch eine Weile
vermittelt, nachdem A, schon verdeckt worden ist. Unmittelbar nach
erfolgter Zündung hebt der Daumen r die Rolle « wieder an und zieht
den Schieber in seine Normalstellung zurück.
Vor dem Ingangsetzen der Maschine bedarf der Schieber einer An-
wärmung durch eine besondere Flamme. Um aber während des Ganges
den Schieberspiegel und die Gleitfläche des Schiebers hinreichend kühl
zu halten, sind in der Platte c, , sowie in dem Schieber Kanäle ange-
bracht, durch welche Wasser hindurchfliefst. Diese Kanäle sind in der
Zeichnung fortgelassen. Zur Justirung der Weite des Kanales k^ kann
dieser mit einer Regulirschraube versehen werden.
Ebenfalls zur Benutzung von Roherdöl bestimmt ist die Maschine
von G. Hagot in Forest, Belgien (*D. R. P. Nr. 45019 vom 17. Februnr
1888), welche sich als eine Verbesserung der früher patentirten Maschine
(D.R.P. Nr. 36054) darstellt.
Die Geschwindigkeit des Kolbens eines Gasmotors ändert sich, wie
bekannt, sehr leicht, und bei der durch Patent Nr. 36054 gekennzeich-
neten Anordnung würde in Folge dessen auch die Depression im Car-
burator schwanken. Nun ist zum Erzeugen einer guten, mit Kohlen-
wasserstoff reich geschwängerten Luft eine ganz bestimmte Depression,
z. B. Vio'''i nöthig; bei anderer Depression tritt ein unregelmäfsiges
Functioniren ein. Wollte man demnach den Carburator des Patentes
Nr. 36054 direkt mit dem Cyünder verbinden, so würde man beispiels-
weise leicht folgende Depression erhalten: '/si %i 'iioi Vu "• ^- "^-i o*°^
nach der Zu- bezieh. Abnahme der Gescliwindigkeit des Kolbens. Um
die beregten, mit diesen verschiedenen Depressionen verbundenen Uebel-
stände zu beseitigen, ist ein Regulator vorgesehen, dessen Zweck es ist,
den Zutritt der Luft sofort nach Inbetriebsetzen der Maschine genau
nach der Geschwindigkeit des Motors derart zu regeln, dafs eine ganz
bestimmte Depression im Carburator erzielt wird.
Dieser Regulator ist in Fig. 18 und 19 zur Darstellung gebracht.
Er besteht aus einem Gehäuse, welches die beiden Ventile G und Gj
besitzt und drei Räume /> /), und A bildet. Der unterste Raum D^ ist
in Verbindung mit dem Carburator durch die Rohrleitung £; der obere
500 Neue Erdölkraftmaschinen.
Raum D steht durch Rohrleitung F mit der äufseren Luft in Verbin-
dung, und der mittlere Raum A communicirt mit dem Cylinder. Die
Ventilsitze B Ä, werden durch zwei conische, gerade oder cylindrische
Ventile G G^ , welche durch einen Centrifugalregulator mittels der
Stange H beeinfliifst werden, derart verschlossen, dafs der eine der
Durchgänge bei G (r, geöffnet , während der andere verschlossen ist.
Beim Ingangsetzen des Motors verschliefst das Ventil G fast vollständig
die Oeffnung 6, während für das Ventil G, bei Ä, eine Verbindung mit
dem Räume Z), offen ist. Je nach der Geschwindigkeit des Motors
hebt sich nun die Stange H und die beiden Ventile heben sich, so dafs
sie den Durchgang bei B vergröfsern, denjenigen bei B^ verkleinern.
Hieraus ergibt sich, dafs die Ansaugungsgeschwindigkeit in dem Carburator
vollkommen gleich bleibt, da mit vergröfserter Kolbengeschwindigkeit
die Durchgangsöffnung nach dem Carburator verringert wird. Es kann
somit die Geschwindigkeit des Motors keinen Einflufs auf die Zusammen-
setzung des KohlenwasserstotTgemenges haben.
Der Regulator ist derart berechnet, dafs der Motor bei seiner
Maximalgeschwindigkeit das Ventil G^ fast vollkommen geschlossen hält,
so dafs ein geringer Zuwachs an Kraft '[genügt, um den Motor ganz
zum Stillstande zu bringen. Dieser Regulator wirkt vollkommen unab-
hängig von der Bedienungsmannschaft.
Das Rohr E ist mit dem oberen Theile des Carburators verbunden,
durch welchen das Gemisch von Erdöl und Kohlenwasserstoff abzieht,
in der Weise, dafs aus dem Regulator das Gemisch in die Cylinder ab-
geführt wird.
Eine weitere Verbesserung besteht 'darin, dafs die Luft, welche
zum Mitfortreifsen des Erdöldampfes vor seinem Eintritte in den Cy-
linder erwärmt wird, die in den Cylinder angesaugte Luft und auch die
Luft, welche in den Carburator trittj, vorher durch die abziehende
Wärme und die Verbrennungsgase dadurch erhitzt, dafs man die Luft
in ein Rohr leitet, welches das Abzugsrohr für die Verbrennungsgase
umgibt und so einen Zwischenraum bildet, durch welchen die Luft hin-
durchstreicht.
Um zu verhüten, dafs das Erdöl in dem Carburator an den Wänden
entlang läuft und nicht verdunstet, ist derselbe mit Rippen versehen,
durch welche die Heizfläche vergröfsert wird.
Schliefslich ist eine besondere Lampe angeordnet, welche das Be-
nutzen des Carburators gleich beim Inbetriebstellen der Maschine ge-
stattet.
Wie im Patente Nr. 36054 angepreben wurde, ist es beim Inbetrieb-
setzen des Motors nöthig, letzteren mit leichten Kohlenwasserstoffen zu
speisen, und zwar so lange, bis sich der Carburator genügend erwärmt
hat, um eine Verflüchtigung des Erdöles zu bewirken. Um nun gleich
von vornherein mit Erdöl arbeiten zu können, ordnet der Erfinder eine
Neue Erdülkraftmaschiiien. 501
besondere Anwärmevorrichtung an. Unter dem Carburator sind zwei
Schlangen angebracht, von denen die eine nach oben in ein Wasser-
gefäfb, die andere in ein offenes Erdölgefäfs mündet, während beide
unten in einen Ring übergehen. Dicht unterhalb des Wasser- bezieh.
Erdölgefäfses sind die Rohrleitungen absperrbar. Der Ring bildet einen
Brenner, der nach oben mit vielen Schlitzlöchern versehen ist. Unter-
halb desselben ist eine Schale aufgestellt, in welche ein mit Erdöl ge-
tränkter Docht eingelegt und entzündet wird. Die Schlangen werden
dadurch erwärmt, so dafs das ausfliefsende Wasser und das Erdöl in
Gestalt von trockenen Dämpfen aus dem Brenner austreten und ebenso
wohl den Carburator als auch die Schlangen erwärmen.
Eine Anzahl Neuerungen für den Betrieb von Erdolgasmaschiueu
ist von J. J. R. Humes in Camberwell, England t*D-R-P. Nr. 41225
vom 24. Februar 1887) angegeben. Zur Erzeugung der Ladung, des
sogen, carburirten Gemisches, dient eine cyliudrische Mischkammer, die
in irgend einer Weise erv('ärmt wird, etwa durch die Auspuffgase, welche
durch ein in der Mischkammer angeordnetes Schlangenrohr hindurch-
geleitet werden. In die mit erwärmter Luft gefüllte Mischkanimer wird
durch einen Zerstäuber Erdöldunst mit Luft gemischt eiugeblasen. Das
Gemisch verdampft dann in der Mischkanimer und wird dann in den
Arbeitscylinder geführt.
Um das Ingangsetzen der Maschine durch Aufhebung der Verdich-
tung des Gemenges zu erleichtern, wird nahe am Ende der hin und her
gehenden bezieh. Schieberstange Q, welche den Saugventilhebel steuert,
ein Mechanismus angebracht, wie derselbe in Fig. 20 und 21 dargestellt
ist. In diesen Figuren ist A der Cylinder der Kraftmaschine, a das
Ventilgehäuse, a, zeigt die Lage des Einlafsventiles und a.^ die des
Sangventiles. v ist ein im stellbaren Zapfen u, sich bewegender
schwingender Hebel, der an seinem einen Ende mit einem verstellbaren
Ansätze u^ versehen ist, gegen welchen die Schieberstange Q wirkt,
das andere Ende desselben steht im Eingriffe mit der Saugventilspindel a.^
und dient dazu, das Saugventil, welches unter Einwirkung einer nicht
mit dargestellten Feder niedergehalten bezieh, geschlossen wird, zeit-
weise zu öffnen. Der Apparat, welcher zur Entlastung des Motor-
cy linders beim Ingangsetzen des Motors dienen soll, besteht in einem
schwingenden Hebel lo, dessen einer Arm auf dem Saugventilhebel v
ruht, welcher das Saugventil offen hält, so lange das entgegengesetzte
Ende von w hinter dem Stifte oder Zapfen a;, festgehalten wird, welch
letzterer auf einem kleinen, am Schiebersfangenende sitzenden Ansätze x
angebracht ist. Dieser Ansatz x ist noch mit einem ein Belastungs-
gewicht besitzenden Hebel x.^ versehen, mittels welchen der Ansatz x
einen Theil seiner Umdrehung vollführen kann. Bei der auf der Zeich-
nung dargestellten Lage steht der Zapfen a;, in Berührung mit dem
Hebel u>; wird aber der belastete Hebel x.^ über die punktirte Lage
502 Neue Erdolkraltraaschinen.
hinausgebracht, so bewegt sich der Za])fen a', frei vom Hebel tc, welcher
imthätig bleibt.
Während des regelmäfsigen Arbeitens der Maschine nimmt der
Hebel w die hiervor beschriebene und dargestellte Lage ein; dieselbe
hängt jedoch beim Ingangsetzen der Maschine von der Bewegung der
Schieberstange Q ab, und zwar in der Weise, dafs beim Vorwärtsgange
der Stange das Ventil a^ geöfTnet wird, während dieselbe bei ihrem
Rückgange nahe an ihrem Hubende mit dem Hebel «' in Berührung
tritt und hierdurch nochmals das Ventil a-, öfFnet. Dieses tritt aber
gleichzeitig mit der Verdichtung ein, d. h. während der Zeit, während
welcher beim gewöhnlichen Gange der Maschine die Verdichtung der
Explosionsgase stattfindet.
Die Einrichtung zur Verhinderung einer zul'äiligen Entzündung be-
steht in einem Rohre oder einer Muffe, welche mit einer Anzahl Drähten
von geringem Durchmesser in der Längsrichtung gefüllt ist. Diese
Drähte haben eine ungefähre Länge von 15 bis 20<^'" bei 1""" Durch-
messer. Gas oder irgend ein anderes entzündbares Gemisch streicht
leicht und anstandslos durch den zwischen den Drähten verbleibenden
Raum.
Im Falle aber das EinlalViventil, welches das Gasgemisch zum Ex-
plosionseylinder eintreten läfst, sich bei der Explosion nicht rasch und
genau genug schliefsen würde, konnten die Explosionsgase zurück-
schlagen. Dieselben werden aber im vorliegenden Falle bei ihrem
Durchstreichen durch die Mulle durch die gebildete, ziemlich bedeutende
Kühlfläche der Drähte bis unter ihre Verbrennungstemperatur abgekühlt
und dadurch die etwa entstehende Flamme ausgelöscht. Anstatt eine
Anzahl dünner Drähte derartig einzupacken, kann man sich zu vorbe-
sagtem Zwecke aucii eines auf einen Kern eng zusammengerollten
Druhtgewebes bedienen. Auch hierbei wird, wie vorher, dem Gasge-
mische auf seinem Wege zum Explosionscylinder unbehinderter Durch-
gang durch die Zwischenräume der Drahtpackung gelassen, während
die Flamme der Explosionsgase, welche eventuell zurücktreten könnte
und das Gasgemisch im Reservoir zur Explosion brächte, durch die
Kühllläche der Packung bis unter ihre Verbrennungstem]ieratur abge-
kühlt wird.
Um das Umsteuern zu erleichtern, ist zwischen der gekröpften
Welle der Kraftmaschine und der Welle, welche die betreffende Arbeits-
maschine in Betrieb setzen soll, ein Mechanismus augei)racht, welcher
gestattet, die letztere Welle (hiernach Erstbeweguiigs- oder Arbeits-
masehinenwelle genannt) umzusteuern, während die gekröpfte Welle
in ihrem gewöhnlichen Gange verbleibt. Behufs Umsteuerung einer
Arbcitsmaschinenwelle, wenn die letztere sich in derselben wagerechten
und senkrechten Ebene wie die Kraftmaschinen welle befindet, kann
man sich des in den Fig. 22 und 23 dargestellten Mechanismus bedienen.
Flachs-Bieehmaschine. 503
D ist die Kraftmaschinenwelle oder eine mit der Kraftmaschine
verkuppelte Welle; D^ ist die Arbeitsmaschinenwelle, welche sich in
beliebiger Richtung drehen soll. Um in derselben Richtung wie D zu
drehen, ist D^ mit einer der bekannten Frictionskuppelungen d versehen.
Während die Kuppeluugsklauen im EingrilFe stehen, werden sich beide
Wellen gleichzeitig und in gleicher Richtung drehen, wird jedoch mittels
eines Handhebels rfj oder in irgend einer anderen Weise die Entkuppe-
lung vorgenommen, so wird die Welle D^ aufser Thätigkeit gesetzt,
während die Kraftmaschinenwelle sich weiter dreht.
Um die Welle der Arbeitsmasehine in entgegengesetzte Drehung
zu versetzen, verbleibt der Hebel rf, aufser Gebrauch, und es wird
mittelst einer Kuppelungsklaue oder einer lösbaren Kuppelungsmufte d-i
und eines Hebels d^^ ein aus einem Räderwerk zusammengesetzter
Mechanismus in Eingrift' und Betrieb gesetzt. Dieser Mechanismus
besteht in einer Nebenwelle D.^ , welche parallel zur Hauptwelle
angeordnet und mit den Zahnrädern oder Getrieben d^ d^ versehen ist;
das eine dieser Getriebe d^ steht im Eingriff' mit einem an der festen
Muffe der Kuppelung d.^ des frei auf der Hauptwelle D sitzenden Zahn-
rades (/^ , während das andere Getriebe rfj im Eingriff mit dem mit
einem inneren Zahnkranze versehenen Rade d- steht, das sich frei um
die Welle ü^ der Arbeitsmaschine dreht. Letzteres, d- , kann jedoch
mittelst der Kuppelungsmuti'e </„ mit der Welle />( fest verbunden werden.
Umgekehrt könnte auch das Zahnrad d^■ mit einem inneren Zahnkranze
versehen und d- als gewöhnliches Zahnrad ausgebildet sein.
Die Ausrückungsvorrichtuugen und Kuppelungsmuifen werden zweck-
mäl'sig derartig angeordnet, dals zuerst die Welle Z>| von der Welle D
gelöst wird, worauf man dann die Kuppelungen d^ und dg einrückt,
wodurch die Bewegung der Kraftmaschinenwelle D mittelst des Räder-
werkes d(,d^d-^d- in umgekehrter Richtung auf die Arbeitsmaschinen-
welle Dy übertragen wird. Unter solchen Verhältnissen würden di^
Wellen D und D^ vollständig aufser direkter Verbindung stehen, wenn
der Hebel d, seinen halben Weg zurückgelegt hat.
Bringt man das vorbeschriebene Räderwerk in ein geeignetes Ver-
hältnifs, so kann man die Umdrehungsgeschwindigkeit der Arbeits-
maschinenwelle im Verhältnifs zur Umdrehungsgeschwindigkeit der
Kraftmaschinenvvelle beliebig vergröfsern oder verringern.
(Schluls folgt.)
Flachs-Brechmaschine.
Mit .ibbildung-
Auf der Irischen Ausstellung zu Olympia ist von J. O. Wallace in
Belfast eine neue Flachs-Brechmaschine ^Englisches Patent A. D. 1887
Nr. 193) vorgeführt worden (Industries^ 1888 Bd. 5 S. 328), welche im
504
Flachs-ßrechmascliine.
Wesentlichen eine Abart der Cardon sehen Maschine (188fi 260 * 385)
bildet und sich von dieser dadurch unterscheidet, dafs das zu be-
arbeitende Fasermaterial nicht in wandernde Kluppen eingespannt ist,
sondern zwischen unstetig bewegten Walzen gehalten wird.
Die Textfigur zeigt rechts die Brechmaschine und links den nach-
träglich zu benutzenden Schwingapparat. Das Material wird auf den
im oberen Theile der Maschine sichtbaren Tisch aufgegeben und von
Walzenpaaren in die Maschine eingeführt, deren Walzen federnd gegen
einander anliegen, um sich der jeweiligen Stärke der Flachsbündel an-
passen zu können. Nachdem die Stengel liiir lAcliruclicu >iiKl, werden
sie senkrecht unter einander angeordneten Walzeiipaaren (mit wage-
rechter Mittellinie) übergeben, welche mit den oberen Zuführungswalzen
derart arbeiten, dafs sämmtliche Walzen gleichzeitig intermittirend
Drehung in derselben Richtung erhallen. Diese Bewegung wird von
einer mit Schaltklinken versehenen Stange abgeleitet, der mittels Ex-
centers eine auf und ab steigende Bewegung gegeben wird, und welche
beim Absteigen zu Folge ihrer Schaltklinken und der Schalträder der
Walzen den letzteren eine kleine Drehung ertheiK.
Zwischen je zweien dieser senkrecht un(er eiiuuider angeordneten
Walzenpaaren treten nun die wagerecht gegen einander geführten
6'ardon'schen Hechelfelder hindurch, welche, wie in der Figur ersieht-
Flaehs-Brechmaschine. 505
lieh, ihre Bewegung von Pleuelstangen einer Kurbelwelle erhalten. Die
Nadeln der Hechelfelder sind ebenfalls in Rosten geführt, und arbeiten
die Heehelfelder naturgemäfs mit den Walzen derart, dafs die Nadeln
in das Fasermaterial eintreten und das Ausstechen der Schabe bewirken,
während die Walzenpaare in Ruhe sind, und dafs andererseits das senk-
recht zwischen den Walzenpaaren gehaltene Fasermaterial weiter ge-
führt wird, wenn die Hechelfelder aus den Stengeln zurückgezogen
sind. Das Fasermaterial ist also hier während der Bearbeitung durch
die Nadeln oberhalb und unterhalb derselben von den Walzenpaaren
gehalten, ein Umstand, der dem Ausstechen der Schabe jedenfalls günstig
ist, der aber ebensowohl ein Zerreifsen einzelner Bastfasern und damit
Vermehrung der Hede herbeiführen kann. Das bearbeitete Fasermaterial
wird dann auf das im unteren Theile der Maschine sichtbare, endlose
Tuch ausgelegt, und hierauf von dem Arbeiter dem Schwingapparate
in der gezeichneten Weise übergeben, zur Beseitigung der noch an-
hängenden Holztheile. Die Geschwindigkeit, mit der das Fasermaterial
durch die Maschine wandert, kann durch Auswechseln von Rädern ge-
regelt werden.
Die ausgestellte Maschine bearbeitete in 10 Stunden etwa .500'^'
Röstflachs zu 130 bis 1701^ Schwingflachs, ergab mithin 25 bis 33 Proc.
geschwungenen Flachs, je nach der Beschaffenheit des Flach.ses.
Zur Bedienung sind 3 Arbeiter erforderlich, einer, welcher die
Flachsbündel vorbereitet, ein zweiter, der dieselben in die Maschine
einführt und ein dritter, welcher den gehechelten Flachs dem endlosen
Tuche entnimmt und denselben dem Schwingapparate übergibt: doch
können die beiden ersteren gleichzeitig drei oder vier Maschinen be-
dienen. Zum Betriebe bedarf die Maschine ungefähr 2 ff. Beschädigte
Theile können leicht ausgewechselt werden.
Andere Faserstoffe, wie Hanf, Kalluihanf (urtica tenacissima), neu-
seeländischer Flachs, Aloe- und Agavehauf, sollen sich unter ent-
sprechender Auswechselung der Hechelfelder ebenso erfolgreich wie
Flachs bearbeiten lassen, und soll neuseeländischer Flachs nur einen
Abgang von 7 Proc. gegenüber dem sonstigen von 30 Proc. ergeben.
Besonders wird an der Maschine noch hervorgehoben, ihre Fähig-
keit Ramiefasern zu bearbeiten. Dieses Material ist bekanntlieh von
fester und seidenartiger Beschaffenheit, die Stengel sind im Durch-
schnitte fingerdick und sehr holzig. Eine ausgedehntere Verwendung
aber hat das Material noch nicht gefunden, da das Ablösen der Holz-
theile mittels Handarbeit zu kostspielig ist. Die Wallace'sche Maschine
soll indefs das Material leicht verarbeiten, und zwar wird es durch zwei
Maschinen mit entsprechend feiner werdenden Hechelfeldern durchlaufen
gelassen. Kn.
501 ;
Dalrvniiile-Hay's Instriimcnl zum Abstecken von Kreisbogen.
Dalrymple-Hay's Instrument zum Abstecken von Kreis-
bogen.
Mit Abbildung
Die Methode, nach welcher mit diesem Iiistrumenle die Kreisbogen
abgesteckt werden, ist die bekannte Polarmelhode mit dem Zu.schlags-
winkel; mau hat hierbei das Fernrohr des in einem Bogenpimkte auf-
gestellten Instrumentes stets
«^^ >^^^^^^v ""^ einen gewissen von der
I^^R^ä^^^wJv Sehnenlänge und dem Kreis-
^^^jHwBk^^^ bogenradius abhängigen Wiu-
/.hJ(^^V..>ä!BMM jjgl weiterzudrehen, und zu
diesem Zwecke den vorerst zu
berechnenden oder aus Tabellen
zu entnehmenden Winkel ein-
zustellen. Um die Einstellung
der Ablesungen auf denNonien,
sowie die Berechnung des Win-
kels bezieh, den Gebrauch von
Tabellen entbehrlich zu ma-
cheu, hat das in Rede stehende
Instrument eine besondere Ein-
richtung, welche bereits in
D. p. J. 1888 267 550 kurz
erörtert wurde. Das daselbst
beschriebene Instrument war
jedoch, Nivelliren noch ausge-
nommen, nur zum Kreisbogen-
abstecken zu verwenden. Da
aber die vom Ingenieur aus-
zuführendeu Arbeiten auch in
Horizontalaufnahmen, Hohen-
messtragen u. s. w. bestehen,
so müfste jener seine Aus-
rüstung mit einem Theodoliten vervollständigen, gauz abgesehen von
dem auch Zeitverlust und Kosten verursachenden liäutig eintretenden
Uebelstande, zwei Instrumente auf das Arbeitsfeld mituehmen zu
müssen, um für alle auszuführenden Arbeiten vorgesehen zu sein. Diese
Uebelstande erscheinen behoben durch die neue Construction, welche
nach Dalnjmpie-Hay von Ellioit Brothers^ of lOl St. Martiu"s-lane
London W. C, dem Instrumente gegeben wurde und in Folge welcher
es, wie aus der beistehenden Figur zu ersehen ist, auch als Uuiversal-
instrument verwendbar ist. Was den Gebrauch zum Curvenabstecken
anlangt, ist einfach zu bemerken, dal's die mit einem Index c versehene
J
Instrument zur Dreitheilunpr eines Winkels.
507
KoUe ffl auf jenen Theilstrich der getheilten Spindel b einzustellen ist,
welcher dem bekannten Radius dos abzusteckenden Kreisbogens ent-
spricht. Der Zeiger auf der Scheibe d wird auf o gestellt und das
Fernrohr auf die verlängerte Tangente im Bi)genpunkte eingestellt, die
Schrauben e und f geklemmt und mit g die Feineinstellung der Visur
auf die Tangente bewirkt. Dann wird mit der Schraube h der Zeiger
auf 99 oder / gestellt, je nachdem der abzusteckende Kreisbogen auf
die eine oder andere Seite der Tangente zu liegen kommt, wodurch
das Fernrohr die entsprechende Winkelbewegung erhält, und in die
dadurch erhaltene Visur wird der zweite Endpunkt der mit Kette oder
Band gegebenen Sehne eingerichtet, um einen Bogenpunkt zu erhalten
U.S.W. Es ist ersichtlich, dafs die Spindel, auf welcher a und die
Scheibe d sitzt, mit der Alhidade, die Ebene, auf der o rollt, mit dem
Limbus in fester Verbindung ist, und das Instrument als Repetitions-
theodolith dienen kann zufolge der an den Kreisen vorhandenen Thei-
lungeu; desgleichen durch die Beigabe der Libelle am P'ernrohre als
Nivellirinstrument; ob das Fernrohr mit Distanzmessereinrichtuug ver-
sehen und so zur Ausführung tachj'metrischer Aufnahmen geeignet ist,
ist in der im Engineering^ 1888 Bd. 46 S. 74, gegebenen Besehreibung,
woselbst das Instrument angezeigt erscheint, nicht zu ersehen. R.
Instrument zur Dreitheilung eines Winkels.
Mit Abbildung.
Das von Marie Ghilhain v. Hembyze in Linz angegebene Instrument
(Patent vom 24. November 1887. lllustrirtes österreichisch - ungarisches
Patentblatt, Nr. 5) beruht auf einer einfachen Winkeleigenschaft eines
^-...
A
-B
Oi
9
/f.-
/-■■y
'\
^27
gleichschenkeligen Trapezes,
bei welchem die nicht paral-
lelen Seiten gleich lang sind
mit einer der beiden parallelen Seifen. Ist (vgl. Figur) CA — AB = BD,
so sind die über den Diagonalen aufstehenden Dreiecke, deren Spitzen
in A und B sind, gieichschenkelig, und damit ergibt sich nach der in der
Figur eingeführten Bezeichnung:
3<jp -f- jp = 180 oder rf = ^ (180 — i^) = ^ «.
508 Neue Ablesevorrichtung für Kreistheilungeu an Theodoliten.
Ist der zu theilende Winkel a = 180 — y», so wird man nur ein Trapez
obbezeichneter Form herzustellen haben, bei welchem die zwischen
Diagonale und nicht paralleler Seite bei ^1 und B befindlichen Winkel
gleich 1// dem Ergänzungswinkel des zu theilenden auf 180" sind, um
in dem Winkel der Diagonale und einer parallelen Seite den dritten
Theil des gegebenen Winkels zu erhalten.
Das Instrument ist nun auf Grund des Vorau.sgeschickten wie folgt
construirt. Die Lineale A C und A E (vgl. Figur) sind nm A^ B D und
B F um B leicht drehbar, wobei A und B die Enden eines mit A C und
BD gleich langen Lineales sind. Mit A€ und BF .sind Kreise aus
einem Stücke gearbeitet, deren Mittelpunkte A und B sind, welche
Theilungen enthalten können, und an welche unter beliebigen Winkeln
gegen A C und B F die Lineale A F und B f) mittels Schrauben fest-
geklemmt werden können. Ist nun a der zu theilende Winkel, so wird
,4 E und B D auf yj = 180 — u eingestellt und festgeklemmt und nun
werden diese Winkel um A und B .so lange gegen einander gedreht, bis B F
mit C^ A E mit D coincidirt. Die Lineale A E und B F schliefsen dann
mit A B den gesuchten dritten Theil des Winkels « ein. A E und B F
sind länger als die übrigen Lineale, und zwar, um für alle Fälle auszu-
reichen, doppelt so lang.
Die übrigen bei der Ausführung des Instrumentes zu beachtenden
Details, damit dasselbe pas.send functionirt und entsprechende Genauig-
keit gewährt, bedürfen hier keiner Erörterung. R.
Neue Ablesevorrichtung für Kreistheilungeu an
Theodoliten.
Das Prinzip der neuen Able.sevorrichtung, welches von Carl Theodor
Heyde in Dresden (D. R. P. Nr. 39 128 vom 10. August 1888) herrührt,
und welches auch schon mehrfach angewendet und praktisch erprobt
wurde, wird leicht verständlich, wenn man sich einen Mikroskoj)-
theodolit gewöhnlicher Einrichtung vorstellt mit der Abänderung jedoch,
dafs die Mikroskopkasten fehlen, sowie auch die mit Ablesetrommeln
verseheneu Mikrometerschrauben, welch letztere bekanntlich dazu dienen,
die parallelen Fäden auf einen bestimmten Theilstrich der Kreistheilung
einzustellen. Bei der neuen Ableseeinrichtung sind die beiden parallelen
Fäden in jedem der (ebenfalls diametral angeordneten) Mikroskope un-
veränderlich (Indexmikroskope) und werden die Mikroskope selbst ver-
stellt, um die parallelen Fäden auf einen bestimmten Theilstrich ein-
zustellen, was mit einer einzigen Mikrometerschraube bewirkt wird.
Die Mikroskope sind zu diesem Behüte an einer hohlen Büchse, welche
genau passend die Alhidadenachse umgibt, befestig! und auf einen an
der Büchse angebrachten Arm wirkt eine genau gearbeitete Mikrometer-
Neue Ablesevorrichtung für KreistheUungen an Theodoliten. 509
schraube (und Gegenfeder) so, dafs eine kleine Verstellung der Mikro-
skope um die Alhidadenachse ermöglicht ist. Die Ganghöhe dieser
Schraube ist im Winkelmafse genau gleich dem kleinsten Theilungs-
intervalle des Limbuskreises, und auf der auf der Schraube festsitzenden
Trommel, welche in Minuten und Zehntelminuten getheilt ist, werden
an einem Zeiger die weniger als einen Limbustheil betragenden Winkel-
gröfsen abgelesen. Der Vorgang beim Gebrauehe des Instrumentes ist
nun einfach folgender: Ist das Instrument gut aufgestellt und wagerecht
gestellt, so wird mittels grober und feiner Alhidadenbewegung das Fern-
rohr auf das anzuvisirende Object genau eingestellt. (Bei der Drehung
der Alhidade bewegen sich die Ablesevorrichtungen wie bei allen ge-
wöhnlichen Instrumenten mit.) Sodann werden mit Benutzung der er-
wähnten Mikrometerschraube die Mikroskope so bewegt, dafs zunächst
zwischen den beiden parallelen Fäden des einen der nächste voraus-
gehende Limbustheilstrich genau in die Mitte kommt, und zu der dem
Limbustheile entsprechenden Ablesung hat man die an der Trommel
gemachte hinzuzufügen: ebenso verfährt man mit dem zweiten Mikro-
skope. Um Fehler im Winkel zu vermeiden, ist die Bewegung der
Schraube auf drei Limbustheile beschränkt, d. i. auf drei Gänge, und
hat man ferner darauf zu achten, dafs man bei Ausführung von Rieh-
tungsbeobachtungen oder einer Winkelmessung natürlich einen und den-
selben Gang der Schraube benutzt, um nicht Fehler, die dann einen
bis zwei Limbustheile betragen können, zu begehen; dafs man mit dem-
selben Schraubengange arbeitet, dieses zu beobachten ist an dem für
die Trommelablesung dienenden Zeiger ermöglicht.
Die vorbeschriebene Ablesevorrichtung läfst sich selbstverständlich
für Horizontalkreise und Höhenkreise einrichten und ist dieses auch bei
den nach Heyde construirten Theodoliten thatsächlich der Fall. Die
Anwendung der Schraube zur Messung kleiner Höhenwinkel ist schon
lange bekannt und zuerst den berechtigten Anforderungen entsprechend
von Stampfer in Wien ausgeführt worden, der auch die bekannte, auf
die Anwendung einer Mikrometerschraube beruhende, nach ihm be-
nannte besondere Methode des Nivellirens erfand. Auch Theodolit-
constructionen, bei welchen die Höhenwinkelmessung mit Hilfe einer
Schraube wenigstens für kleine Winkel ermöglicht war, sind schon
vor vielen Jahren in Gebrauch gewesen und insbesondere für umfang-
reiche Höhenaufnahmen in Verwendung gestanden (vgl. Studien und
Benutzung hypsometrischer Aufnahmen von Carl Eoristka. Prag 1858) und
diese Instrumente gaben den Anstofs zur Ausführung der hier in Rede
stehenden Einrichtung.
Durch diese werden die bisher unübertroffenen Ablesemikroskope
keineswegs verdrängt und überflüssig; sie bleiben nach wie vor für
genaue und für grofse Instrumente das beste Ablesemittel; aber bei
den Fortschritten in der Herstellung genauer Kreistheilungen ist es
5JQ C. Clamond's Mikrophon ohne Inductor.
.ünschenswerth, auch bei Instrumente. ->; '^•-.--» ^T^^^^, ^.d
gröfsere Genauigkeit zu erreiciien, ab dies mit Nomen der Kall ist imd
Llbst bei gröfseren Instrumenten ist ein Mittel für d.e Ablesung welches
von der bei der Beobachtung mit Loupen zu befürchtenden Parallaxe,
sowie von der ermüdenden Beurtheilung, um den comcid.renden The.l-
strich zu finden, befreit, ein Gewinn. Ein guter Ersatz für d'e Nomen
besteht seit ungefähr 10 Jahren in den Scalenmikroskopen nach Heuso t
und nach Halm (vgl. Zeilschrift für Vermessungswesen 1879 S. 479 imd
D V J 1880 235 239 und 462), mit welchen das Ablesen einfacher
wird' und wobei die obgenannten Uebelstände entfallen. Ein weiterer
Ersatz für die Nonienablesung ist durch die hier besprochene Einrich-
tung geboten. Ist die Theilung des Kreises in >, Grade also von .0
zu lo Minuten, so wird die Trommel der Mikrometerschraube •" 20 Haupt-
theile, jeder eine Minute, jeder solche noch in 10 Iheile getheil Im
Falle als der Kreis von 10 zu 10 Minuten gethe.lt ist, enthaU die
Trommel 100 gleiche Theile, je 10 eine Minute angebend und dem
entsprechend beziffert. Man kann somit an dem Zeiger Zehntelminuten
direkt und Hundertstel durch Schätzung ablesen. Untersuchungen, welche
mit solchen Instrumenten verschiedener Gröfse ausgeführt -urden haben
1 mittleren Fehler einer Winkelmessung etwa ±0,05 bis ±0,09 Minuten
er-eben, ein Resultat, welches für die praktische Brauchbarkeit spricht.
C. Clamond's Mikrophon ohne Indnctor.
Mit Abbildungen.
Um in seinem Mikrophon, das ohne Inductionsspule benutzt werden
soll möglichst starke Wechsel im Widerstände und daher auch in der
Stromstärke zu erzielen, ordnet Charles Ciamond ^ Ingenieur in Paris
(Oesterreichisches Patent Kl. 21 vom 31. Mai 1888), in senkrechter Lage
neben einander zwei leitende Platten A und B (Fig. 1) aus Kohle oder
KiB. %
Kig. 4
Fig. S
Fig- ü.
Fig. ;t.
anderem geeigneten Materiale an, die durch einen Ring I aus Isolirungs-
materia! getrennt sind, so dafs die genau gemessene Dicke des Ringes
C. Claraond's Mikrophon ohne Inductor. 511
die EutfenuiDg der beiden Platten genau regelt. Platte A ist voll,
während Platte B kreisrunde Durchlochungen besitzt.
In jede Durchlochuug ist eine leitende, gewöhnlich aa.s Kohle her-
gestellte Kugel C eingesetzt. Der Abstand der beiden Platten A und fi
ist etwas gi-öfser als der Halbmesser dieser Kugeln, so dafs die Mittel-
jiunkte der Kugeln noch in den von beiden Platten eingeschlossenen
Raum zu stehen kommen (Fig. 2 und 3). Daher ruht die Kugel in
labilem Gleichgewichte auf dem Rande m der Durchlochuug und lehnt
sich unter der Einwirkung ihres Gewichtes an die Platte A^ an welcher
sie im Punkte d anliegt. Bei d und m sind also zwei mikrophonisehe
Contacte vorhanden.
Spricht man nun vor irgend einer der beiden Platten A und Ä, so
überträgt die dazwischen eingeschlossene Luft die Schwingungen auch
auf die zweite Platte, welche dann in Uebereinstimmung mit der ersten
schwingt, uud in den beiden Contacten m und d treten gleichzeitig die
gleichen Schwankungen des Leitungswiderstandes auf.
Aufserdem hängen auch die Drücke der Kugeln auf die Contact-
stellen m und d von Componenten ihres Gewichtes ab, welche selbst
wieder Functionen des Abstandes E beider Platten sind. Sei der Halb-
messer der Kugeln R und ihr Gewicht P^ so wird an der Contact-
stelle d der Druck p, z= P (E — B) : W und an der Contactstelle m der
Druck p^ = PW:R sein, worin W='V(2H — E)E ist.
Wenn die beiden Platten schwingen, so ändert sich deren Ab-
stand E und die Drücke pj und p2i welche Componenten des Kugel-
gewichtes sind, gleichfalls, so dafs also durch die Schwankungen des
Werthes von E die Widerstände au den Contactstellen d und m ge-
ändert werden.
Auf Aenderung des Leitungswiderstandes wirken also hier zweierlei
Ursachen :
1) Die gewöhnliche, bei allen Mikrophonen vorhandene physikalische
Ursache, welche in den wechselseitigen Verschiebungen der Moleküle an
den Contactstellen d und m unter der Einwirkung der von der Platte
übertragenen Schwingungen liegt, bei der vorstehend beschriebenen
Anordnung aber verstärkt ist, da jede der beiden Platten für sich auf
ihren Contact wirkt;
2) die Wech.sel der Drücke an den Contactstellen d und m, welche
selbst durch die Wechsel des Abstandes E zwischen den schwingenden
Platten bedingt sind.
Das beschriebene Mikrophon läfst sich sehr gut, wie in den Fig. 4
bis Ö, mit einem telephonischen Empfänger und einem Umschalter ver-
binden. Fig. 4 bietet einen senkrechten Schnitt des Apparates, Fig. 5
die Ansicht von vorn, Fig. 6 die Rückansicht, worin der Um,sehalter
wieder sichtbar ist. Wird das Telephon (Fig. 5) in die vordere Oeff-
nung des Mikrophongehäuses (Fig. 4) eingesetzt, so wird das vordere
512 Ueber Fortschritte in der Stärkefabrikation.
Ende des Wiükelhebels H gehoben und drückt die vor seinem hinleren
Ende liegende Feder gegen den mit dem Druckknopfe K versehenen
federnden Stab; dabei geht dann ein ankommender Strom zur Ruf klingel,
während sich beim Drücken auf den Knopf K der Stab an den imteren
Bügel P anlegt und einen Rufstrom in die Leitung entsendet. Bei der
in Fig. 4 gezeichneten Lage der Theile dagegen liegt die Feder an dem
mittleren Bügel an, die Telephone sind eingeschaltet und die Batterie
ist an das Mikrophon geschaltet.
Ueber Fortschritte in der Stärke-, Dextrin- und Trauben-
zucker-Fabrikation.
(Fortsetzung des Berichtes S. 185 d. Bd.)
Der Stärkezucker des Handels ist zumeist ein Gemenge von 64
bis 66 Proc. vergährbarem Zucker, 18 bis 20 Proc. unvergährbaren,
organischen Stoffen und 14 bis 18 Proc. Wasser. Der geringe Gehalt
an Dextrose bezieh, das Vorhandensein von 18 bis 20 Proc. Nic/itzucker
machen die Vervi'endung dieses unreinen Fabrikates bei der Wein-
bereitung, Liqueurfabrikation und in der Bierbrauerei nahezu unmög-
lich; ja es ist sogar in Deutschland, Oesterreich- Ungarn und Frankreich
der Gebrauch von Stärkezucker in der Weintechuik und Bierbrauerei
gesetzlich nicht gestattet.
In den letzten Jahren wurden wohl viele Vorschläge zur fabrik-
mäfsigen Darstellung eines reineren Productes gemacht, insbesondere
gilt dies von dem Soxhlet'schen Verfahren (D. R. P. Kl. 89 Nr. 1746.5
und Nr. 17520 vom 12. Oktober 1881). Aber in der Praxis scheinen
weder dieses noch auch die anderen vorhandenen Vorschriften Eingang
gefunden zu haben.
Da die Stärkezuckerindustrie gewifs blühen könnte, wenn ihre Er-
zeugnisse den Ansprüchen der Abnehmer und der Hygiene entsprächen,
so mufs jede Verbesserung in den Fabrikationsweisen mit Freuden be-
grüfst werden.
In der Zeilschrift des Vereins für Hiibenzuckerindustrie^ Januar 1889,
veröffentlicht Alfred Seyherlich aus Riga einen bemerkenswerthen Auf-
satz: Die Verwendbarkeit des reinen Traubenzuckers (wasserfrei und
wasserhaltig) und seine fabrikniäfsige Herstellung. Der Verfasser hat
seit dem Jahre 1884 zahlreiche Versuche über Verzuckerung von Stärke
mittels Schwefelsäure in der früheren Stärkezucker- und Syrupfabrik
von Paul Hrandenburg in Riga ausgeführt und zu seinen Versuchen
niemals weniger als lOOü'^ lufttrockener Stärke verwendet.
Auf Grund dieser Versuche haben Seyberlich und Trampedach ein
Verfahren ausgearbeitet (vgl. 1887 264 178 und 266 520), welches in
den meisten Ländern durch Pateute geschützt ist (Vereinigte Staaten
(Jeber Fortschritte in der Stärkefabrikation. 513
Patent Nr. 337448 vom 9. März 1886. D. R. P. Kl. 89 Nr. 37236 vom
7. März 1885 und Nr. 39573 vom 9. November 1886).
Das Verfahren der beiden Verfasser wendet sich in der Hauptsache
gegen das oben genannte von Sox/iUt. Nach Seyberlich steht einer
fabriksmäfsigen Herstellung reinen Stärkezuckers, sowie der Reinigung
des käuflichen Stärkezuekers durch Methylalkohol , der Preis und die
Flüchtigkeit des Methylalkoholes im Wege. Nach dem Socchlet' sehen
Verfahren sollen bisher nur zwei Fabriken gearbeitet haben, welche
beide den Betrieb einstellen mufsten. Zu grofse Verdampfungskosten,
zu grofser Verbrauch an Knochenkohle nebst nicht genügend erzielter
Krystallisation waren die Hauptschvpierigkeiten, mit welchen diese
Fabriken zu kämpfen hatten. Die grofsen Verdampfungskosten entstehen
durch das Kochen und Eindampfen sehr verdünnter Lösungen und der
bedeutende Verbrauch an Knochenkohle rührt daher, weil mit Schwefel-
säure unter Druck gearbeitet wird; bei der herrschenden hohen Tem-
peratur entstehen durch Einwirkung der Schwefelsäure dunkle, caramel-
artige Producte, welche dann entfärbt werden müssen. Es lag daher
der Gedanke nahe, andere Säuren zur Verzuckerung zu benützen. Salz-
säure erwies sich als unbrauchbar (vgl. 1887 266 473 und 517). (In
Frankreich wird zur Verzuckerung theils Schwefelsäure, theils Salz-
säure verwendet, jedoch unterscheiden sich die erzeugten Stärkezucker
gar nicht vortheilhaft von den auf ähnliche Weise dargestellten deutschen
Fabrikaten. Ein anderes Product französischer Fabrikation, die Oeno-
glucose (1887 2(56 474), jedoch entspricht den Anforderungen an ein
reines Fabrikat in hohem Grade, da dasselbe 85,75 Proc. vergährbare
Dextrose enthält. (Ueber die Herstellung ist in der Literatur noch
nichts bekannt, da dasselbe blofs in einer einzigen Fabrik erzeugt wird,
welche ihr Verfahren geheim hält. D. Ref.)
In der Salpetersäure ' fand der Verfasser eine sehr geeignete Säure
und machte ferner die Beobachtung, dafs der Stärkezucker aus sauren
oder neutralen Lösungen sich viel schwieriger abscheidet als aus schwach
alkalischen.
Der Verfasser arbeitet in offenen Kochgefäfsen , also ohne Druck,
und das Verhältnifs von Stärke zu Wasser ist 1:2; die zugesetzte
Menge Salpetersäure entspricht 'I2 Proc. der angewendeten Menge luft-
trockener Stärke.
Die Herstellung des Rohzuckers wird nach dem neuen Verfahren
wie folgt durchgeführt: Die durch Kochen von Stärke oder Reis, Mais,
Sago mit Salpetersäure erhaltene, dann neutralisirte , darauf schwach
alkalisch gemachte und endlich mittels Filterpresse filtrirte Zucker-
lösung wird bis auf 350 B. (heifs gewogen) eingedampft, dann bei IS"
1 Die Anwendung von Salpetersäure neben Schwefelsäure hat schon Krötke
empfohlen (vgl. 1871 200 143).
DiDgler's poljft. Journal Bd. 2/1 Nr. 11. 188911. 33
614 lieber Fortschrilte in der Stärkefabrikation.
in kupfernen Bottichen oder Pfannen unter liäiitigem Umrühren der
Krystallisation überlassen. Die erhaltene krystallinisehe Masse wird
dann zwischen groben, ungebleichten Leinwandtüchern in der hydrau-
lischen Presse geprefst; hierbei läuft der Syru|) klar ab. Die nicht
allzu dicken, gelblichen Prefskuchen von krystallinischer Struktur ent-
halten 88 Proc. chemisch reinen Zucker, 10 Proc. Wasser und 2 Proc.
Verunreinigung. Dies ist der Rohzucker.
Der erhaltene Syrup wird wiederholt bis zur Erschöpfung an
Krystallen zur Krystallisation eingedampft und die übrig bleibende
Melasse von Salpetersäure und Salzen mittels schwefliger Säure befreit,
um weiter aufgearbeitet zu werden.
Der erhaltene Rohzucker wird nun raffinirt. Zu diesem Zwecke
werden die Prefskuchen in einem kupfernen Kessel geschmolzen und
durch Zusatz von Wasser auf 320 ß. (heifs gewogen) gebracht, dann
zur Entfärbung mit gut gereinigter Knochenkohle (10 Proc. vom Roh-
zuckergewichte) bei 80 bis 90" C. unter Umrühren behandelt, sodann
die Knochenkohle in der Filterpresse abgesondert. Der erhaltene wasser-
klare Syrup wird nun zur Krystallisation gestellt. Man erhält auf diese
Weise einen blendend weifsen Krystallbrei, welcher neuerdings abge-
prefst wird. Den nun erhaltenen Syrup dampft man wieder zur
Krystallisation ein und prefst den gebildeten Krystallbrei wieder ab.
Die endlich verbleibende Melasse fügt man dem Rohzucker zu, um sie
von Neuem in die Fabrikation einzuführen.
Werden die bei der RafHnirung erhalteneu Prefskuchen zerkleinert
und getrocknet, so erhält man einen handelsfähigen, weifsen, krystal-
linischen Farinzucker. Um gröfsere und stärker ausgebildete Krystalle
zu bekommen, schmilzt man die Prelskucheu im Wasserbade bei 80
bis 90" C, bringt sodann das Gut in umkleidete Zuckerhutformen und
läfst bei 18" C. 48 Stunden krystallisiren. Nach erfolgter Trocknung
erhält man reinen^ leasserhaltigen Traubenzucker mit 90 Proc. Dextrose
und 10 Proc. Wasser.
Werden aber die Prefskuchen geschmolzen, auf freiem Feuer zum
Sieden erhitzt, mit einigen Krystallen von wasserfreiem Traubenzucker
versetzt und 48 Stunden der Krystallisation überlassen, sodann abge-
nutscht und getrocknet, so erhält man wasserfreien Traubenzucker mit
98 Proc. Zucker und 2 Proc. Wasser. Aus diesem kann durch Zer-
quetschen und nachheriges Sieben ein dem Rohrzucker ähnlicher Krystall-
zucker erhalten werden.
Bei regelmäfsigem Fabriksbetriebe soll man aus 100 Gewiclitstlieilen
wasserfreier Stärke 95 Proc. bezieh. 100 Proc. Traubenzucker erhalten
können.
Der Verfasser gibt die erforderlichen Apparate an für die tägliche
Verarbeitung von 60 bis 80 Centnern wasserfreier Stärke, ferner eine
Gewinnberechnung bei einer täglichen Erzeugung von 2700i< krystalli-
lieber die Zersetzung der Fettstoffe beim Erhitzen unter Druck. 515
sirteni Traubenzucker. Nach dieser Berechnung würde sich ein An-
lagekapital von 77000 M. mit 55 Proe. verzinsen, vifähreud bei der
ebenfalls mitgetheilten Gewinnberechnung der jetzt üblichen Stärke-
zuckerfabrikation, bei gleichem Anlage- und Betriebskapital nur eine
Verzinsung von 14 Proc. sich ergibt.
Die Vortheile seines Verfahrens führt der Verfasser wie folgt an:
1) Die Verzuckerung ist eine sehr hohe und erreicht 96 bis 98 Proc. der
wasserfreien Stärke.
2) Die beim Kochen erhaltene Zuckerlösung ist nur schwach gelblich
gefärbt und bedarf zur völligen Entfärbung an Stelle der iheueren gekörnten
Knochenkohle verhältnifsmäfsig nur geringe Mengen von Spodium.
3) Das Kochen geht nur in offenen Holzgefäfsen vor sich und bietet daher
geringere Schwierigkeiten als in geschlossenen Gefäfsen unter Druck.
4) Die Apparate sind ungemein leistungsfähig.
5) Der Kohlenverbrauch ist bedeutend geringer als beim SoxA/ei'schen
Verfahren.
6) Die Herstellung von Stärkezucker in wohl ausgebildeten Krystallen
geht nach dem verbesserten Verfahren ohne Schwierigkeiten vor sich.
7) Das verbesserte Verfahren läfst die Herstellung eines 96 Proc. amorphen
Stärkezuckers zu, was mit keinem anderen Verfahren bis jetzt erreicht
werden kann.
8) Vorstehend beschriebener Zucker läfst sich direkt aus dem rohen Mais,
Reis oder auch Sago herstellen, also direkt aus der Frucht, ohne vorherige
Abscheidung der Stärke.
Es wäre sehr zu wünschen, wenn das beschriebene Verfahren in
der Fabrikation Eingang fände und noch Wünschenswerther, wenn sich
dasselbe bewähren würde. J. Bröfsler.
Ueber die Zersetzung der Fettstoffe beim Erhitzen unter
Druck; von C. Engler und S. Seidner.
In weiterem Verfolge der Untersuchungen des Einen von uns über
die Bildung des Erdöles ' haben wir eine Reihe von Versuchen durch-
geführt, die in erster Reihe den Zweck hatten, die Zusammensetzung
der beim Erhitzen der Fettstoffe mit und ohne Ueberdruck entstehen-
den flüssigen und gasigen Producte genauer zu untersuchen und dabei
insbesondere auch festzustellen, inwieweit die relativen Mengen von
Sumpfgas und Kohlensäure, indirekt also doch wohl auch des Wassers,
durch Variation des Druckes geändert werden, da in der früheren Mit-
theilung von der Voraussetzung ausgegangen wurde, dafs bei Destillation
der Fettstoffe unter stärkerem Drucke weniger Kohlensäure bezieh,
mehr Wasser, bei niedrigem Drucke mehr Kohlensäure und weniger
Wasser gebildet werde. Aufserdem untersuchten wir ein aus dem
Druckdestillate von Fischthran dargestelltes künstliches Erdöl auf seine
Leuchtkraft und seine sonstigen Eigenschaften.
1 BtrichU der deutschen chemischen Gesellschaft. Bd. 21 S. 1816. D. p. J.,
1888 269 136.
516 Ueber die Zersetzung der Fettstoffe beim Erhitzen unter Druck.
Bei den Versuchen im Kleinen bedienten wir uns zur Druekdestillation
der schon früher beschriebenen zweischenkelig gebogenen, zugeschmol-
zenen Glasröhren von etwa 70'^'" Gesamintlänge und 15 bis 20"°' Licht-
weite. Das eine Ende der Röhre war zu einer Capillare ausgezogen,
um die bei der Destillation sich bildenden Gase herauslassen bezieh,
auffangen zu können. Die Röhren lagen stets nur mit dem einen
Schenkel, in dem sich von vornherein immer die Fettsubstanz befand,
in dem Röhrendigestor („Bombenofen"), so dafs das andere Ende heraus-
ragte und durch die Luft gekühlt war. Nach genaueren neuerdings
angestellten Messungen betrug die Temperatur bei Beginn der Destil-
lationserscheinungen in den Röhren etwa 3650 und stieg allmählich auf
etwa 425", wo dann die Hauptmasse des Destillates gebildet war. Die
Messungen wurden mittels eines mit Stickstoff gefüllten Thermometers
von Geifsler'a Nachfolger in Bonn, welches bis 460" reichte, durch-
geführt. Da bei einmaliger Druckdestillation der Prozefs der Umvvande-
lung der Fettstoffe in Kohlenwasserstoffe, den wir der Kürze halber
fernerhin mit „Hydrocarbirungs-Prozefs'-' bezeichenen wollen, jeweils
zwar in der Hauptsache, doch aber nicht vollständig beendigt ist, wurde
die Destillation mit ein und demselben Materiale wiederholt durch-
geführt, was durch richtiges Neigen der erkalteten Röhren und Zurück-
fliefsenlassen des Destillates zum Rückstande, Wiedererhitzen u. s. w.
leicht zu bewerkstelligen ist.
Aufser den auf die eben beschriebene Art erhaltenen Destillations-
producten standen uns noch fast zwei Barrels voll Druckdestillat, welches
unter Leitung Herrn Dr. Erey's in Webau durch Destillation von Fisch-
thran in dem ihm patentirten Druckdestillationsapparate, wie schon
früher beschrieben, dargestellt worden war, zur Verfügung. Wir wieder-
holen bei dieser Gelegenheit unseren Dank au den genannten Herrn,
ohne dessen freundliche Unterstützung uns die Ausführung dieser Arbeit
kaum möglich gewesen wäre, da die Isolirung der Einzelbestandtheile
nur gelingen konnte, indem uns gröfsere Massen des Druckdestillates
zur Verfügung standen.
Die Hauptproducte der Druekdestillation.
Wenn in der ersten Abhandlung über diesen Gegenstand mitgetheilt
wurde, dafs bei Destillation im AVci/'schen Apparate 'aus 492'^ Fisch-
thran vom Menhaden-Fisch 29'J'', also rund 60 Proc, öliges Druck-
destillat erhalten wurde, so war uns dabei sehr wohl bekannt, dafs
dieses Resultat in Rücksicht auf die Schwierigkeit vollständiger Con-
densation der flüssigen Producte bei dem stai-ken Gasstrome noch er-
heblich zu niedrig ausgefallen sein mufste.
Der bei den Versuchen auf Fabrik Webau, bei deren Durchführung
der Eine von uns {Seidner) anwesend war, benutzte Apparat''' besteht
1 Vgl. Krey, D. R. P. Nr. 37728. (1888 264 336.)
Ueber die Zersetzung der Fettstoffe beim Erliitzen unter Druck. 517
aus einer gewöhnlichen Destillirblase aus starkem Gufseisen, welche
etwa 15 Centner fafst. Der Helm der Blase ist vor dem Kühler durch
ein Ventil verschlossen, dessen Gegendruck gegen die ausströmenden
Oeldämpfe von aufsen durch Belastung geregelt wird. Hierauf folgt
ein Schlangenkühler zur Verdichtung der Destillate. Die verdichteten
Destillate passiren dann einen kleinen Glascylinder, in welchem ihr
specifisches Gewicht fortwährend durch ein darin schwimmendes Aräo-
meter ermittelt wird, worauf sie in einem cjlindrischen Behälter aus
Kesselblech aufgefangen werden. Derselbe besitzt zwei Ablafshähne,
einen an der untersten Stelle des Bodens, der zum Abziehen des gebil-
deten Wassers benutzt wurde, während der andere etwas höher an der
Seite sich befindet und zum Ablassen des Oeles dient. Die Blase dieses
Apparates wurde mit 492'^ braunblankem nordamerikanischem Fisch-
thrane (vom Menhaden-Fisch, Clupea Tyronn., an der Westküste Nord-
amerikas gefangen, 1 bis 1^,5 schwer) von 0,930 spec. Gew. gefüllt
und der Druckdestillation unterworfen. Nach fünfstündigem Erhitzen
wurde Gasentwickelung bemerkt und kurz darauf begann die Destillation
unter einem Anfangsdrucke von ungefähr lO'''' und einer Temperatur
von 320", wobei das Aräometer ein specifisches Gewicht von 0,875 bis
0,855 zeigte. Bei der weiteren Destillation sank der Druck allmählich
auf etwa 4'''', die Temperatur wurde höher und schwankte zwischen
400 bis 420", auch das specifische Gewicht wurde geringer und das
Aräometer zeigte 0,830 bis 0,813. Neben brennbaren Gasen ging ein
Destillat über, welches sich in zwei Schichten — eine obere ölige und
eine untere wässerige — schied. Beide Schichten wurden von einander
getrennt, so dafs die erstere in Fractionen aufgefangen wurde.
Die Fractionen wurden einer Vorprüfung auf den Gehalt an un-
zersetzten Fetten bezieh. Fettsäuren unterworfen, um diejenigen, welche
einen grofsen Gehalt an letzteren zeigten, einer erneuten Druckdestillation
zu unterwerfen.
Zum Schlüsse der Destillation resultirten 339'^ Destillat (ein-
schliefslich des als „Nachlauft zu bezeichnenden Theiles). So er-
hielten wir:
Destillat 339k Angewandt wurden .... 492t
Koks- und asphaltartiger Rück- Erhalten 404
stand in der Blase .... 65 Bleibt Differenz von 88k
Total 404k
Diese 88k repräsentiren Verlust und Gase, was auf das Rohmaterial
bezogen rund 15 Proc. ausmacht. Die von den erhaltenen 339k Destillat
an unzersetzten Fetten reicheren specifisch schwereren Fractionen (im
Ganzen 217k) wurden einer nochmaligen Druckdestillation unterworfen
und ergaben:
Destillat 197k Angewandt wurden .... 217k
Rückstand in der Blase ... 12 Erhalten 209
Total 209k Bleibt Differenz von
518 Ueber die Zersetiung der Fettstoffe beim Erhitzen unter Druck.
Diese 8'' repräsentirten Verlust und Gase, was auf das angewandte
Quantum von 217'' bezogen 3,73 Proc. ausmacht.
Im Ganzen wurden 299'' öliges Destillat erhalten, was einer Aus-
beute von rund 60 Proc. entspricht. An wässerigem Destillate konnten
etwa 20'' aufgefangen werden.
Abgesehen davon, dafs es nicht zu vermeiden war, dals mit dem
starken Gasstrome erhebliche Mengen Wasserdampf und leichlsiedender
Oele mit fortgerissen wurden, war die Condensalion wahrend der De-
stillation immerhin noch eine so gute, dafs die ersten Theile des Oeles
schon bei 34" siedeten.
Des Zusammenhanges und späteren Vergleiches halber theilen wir
hier die wichtigsten Daten über Beschatl'enheit und Bestandtheile dieses
Druckdestillates in der Kürze nochmals mit.
Das Druckdestillat ist von bräunlicher Farbe, in dünneren Schichten
durchsichtig, von stark grüner Fluorescenz und besitzt nicht den scharfen
unangenehmen Geruch, der die Gegenwart des Acroleins anzeigt. Beim
Durchschütteln gibt es ab:
an Wasser 0,4 Vol.-Proc.
„ Kalilange 4,8 „
„ englische Schwefelsäure . . . 20,8 „
„ Gemisch von englischer und
rauchender Scliwel'elsäure . . 9,6 „
Bei der Bestimmung der in den einzelnen Druckdestillalen noch
vorhandenen verseifbaren Fettsubstanz wurden jedesmal SO'*^ Destillat
mit alkoholischer Kalilauge in einer Glashahnbürette gemischt und mit
Wasser geschüttelt. Nach dem Absitzen bildeten sich zwei Schichten,
eine obere ölige und eine untere (milchig trübe) v\ässerige. Die letztere
enthält noch viel suspendirtes Oel; um dieses mit der oberen Schicht zu
vereinigen, wurde der Inhalt der Bürette mit 20™ Petroleumäther durch-
geschüttelt. Nach dem Absitzen ergibt sich durch Ablesen des Volumens
der Oelschicht unter Subiraction des Pctroleuinäthers der Procentgehalt
auf einfache Weise. Wenn diese Methode auch etwas roh erscheint, so
sind ihre Resultate dennoch gut, wie sich aus folgender Controlbestimmuug
ergibt: reine Oelsäure, von deren vollständiger Löslichkeit in Kalilauge
wir uns überzeugt hatten, wurde in neunfaciiem Volumen Erdöl gelöst
und der Gehalt an verseifbaren Bestundtheilen nach obiger Methode
bestimmt, wobei in der Thal 10 Proc. gefunden wurden. — Bei der
Behandlung mit wässeriger Kalilauge schied sich zwischen beiden
Schichten eine dicke Emulsion ab, welche die Ablesung vollständig
verhinderte. Die gewöhnliche Methode, welche Verseifung, Extraction
mit Aether, Verdampfen des letzteren und Wägen des Rückstandes
vorschreibt, ist wegen der Anwesenheit der leichlfllichtigen Theile selbst-
verständlich ausgeschlossen.
Einige Proben des Productes der ersten Druckdestillation, nach
obiger Methode bestimmt, ergaben :
üeber die Zersetzung der Fettstoffe beim Erhitzen unter Druck. 519
I. Druckdestillat von 0,813 spec. Gew. verseifbar 4,7 Proc.
11. „ „ 0,827 „ „ „ 4,9
III. „ „ 0,836 „ „ „ 5,6
IV. „ „ 0,843 „ „ „ 5,9
V. „ „ 0,851 „ „ „ 6,3
VI. „ „ 0,863 „ „ „ 6,9
Die mittlere Verseifung aus 6 Proben beträgt 5,72 Proc. Die ge-
sammten Destillate, der ersten und zweiten Druckdestillation vermischt,
ergaben 5,2 Proc. an verseif baren Theileu.
Die Mengenbestimmung der Einzel fractionen durch sogen. Normal-
destillation vi'urde nach der von dem Einen von uns^ angegebenen
Methode ausgeführt und ergab:
bis 1250 125/1500 150/1750 175,'2000 200/225» 225/250« 250/2750 275/300« '^^^g^'^''
21,5 8 10 6 9,5 10,5 11 10,5 13cc
15,5 5,5 7,5 5 8 9 9 8,5 13g
also an Hauptfractionen :
unter 150« 150 bis 3000 über 3000
Vol.-Proe 29,5 57,5 13
Gew.-Proc. . . . 25,9 58,0 16,1
Spec. Gew. . . . 0,712 0,817 —
Da, wie weiter oben ausgeführt worden ist, bei der Destillation im
Grofsen Verluste an leichtsiedenden Theilen nicht zu vermeiden waren, auch
die Gesammtgasmenge in Folge dessen aus dem Verlust nicht ermessen
werden konnte, haben wir denselben Fischthran in schon beschriebener
Weise in zugeschmolzenen Glasröhren der Druckdestillation unterworfen
und dabei, um den Hydrocarbirungsprozefs nach Möglichkeit durch-
zuführen, die Destillation mit ein und derselben Substanz mehrmals wieder-
holt. Da der Fischthran der Hauptsache nach aus Tri-Olein bestehen
soll, wurde, um einen Vergleich zu erhalten, iu gleicher Weise auch reines,
auf synthetischem Wege dargestelltes Tri-Olein unter Druck destillirt.
Aus dem theerigen Rückstand der geöffneten Glasröhren liefs sich
jeweils durch Erhitzen auf freiem Feuer noch ein erhebliches Quantum
Kohlenwasserstoff- Gel übertreiben, welches ebenfalls bestimmt wurde.
Aus der folgenden Zusammenstellung ist das Resultat dieser Versuche
ohne Weiteres ersichtlich:
a) Fischthran. Angewendete Menge: 40s.
Gase (durch Verlust bestimmt) 3,56g 8,9 Gew.-Proc.
Flüssiges Druckdestillat» . . 25,20 63,0 „ (sp. Gew. 0,837)
Destillat des Rückstandes . . 6,60 16,5 „ ( ^ « 0,876)
Koks- und Asphalt-Rückstand 4,64 12,6 „
'' Davon waren noch 6,6 Proc. verseiibar.
b) Tri-Olnn. Angewandte Menge: 35S,5.
Gase (durch Verlust bestimmt) 3,55g 10 Proc.
Flüssiges Druckdestillat*» . . 24,80 69,8 „ (spec. Gew. 0,815)
Destillat des Rückstandes . . 5,00 14,1 „ ( „ „ 0,853)
Koks- und Asphalt-Rückstand 2,15 6,1 „
»* Davon waren noch 5,4 Proc. verseif bar.
3 Chemische Industrie.^ 1885 S. 44. Vtrhandt. des Vereins zur Bef. des Getterbeß..,
1887, Novemberheft.
520 Ueber die Zersetzung der Fcttetoffe beim Erhitzen unter Druck.
Bei diesen Versuchen konnte auch der Verlauf des Prozesses ge-
nauer verfolgt werden. Die |[)estillatioii des Thranes beginnt in den
verschlossenen Köhren bei 3650 und schreitet bei langsamer Steigerung
der Temperatur rasch vorwärts, so dafs bei 4250 hei Weitem der gröfste
Theil überdestillirt ist und sich in dem herausragenden kalten Röhren-
schenkel verdichtet hat. Der in der Röhre während der Destillation
herrschende Druck wurde nicht direkt gemessen: indem wir aber bei
einem Versuch das Volumen der Dissociationsgase bestimmten, liefs sich
daraus unter Berücksichtigung des leeren Raumes der Röhre und der
Temperatur ein Druck von 20 bis 25 Atmosphären berechnen, der gün-
stigsten Falls wahrend der Erhitzung vorhanden war. Dafs übrigens
der Prozefs der Hydrocarbirung in der Hauptsache schon bei der ersten
Destillation verläuft, läfst sich, abgesehen von der BeschalTenheit des
Destillates, auch aus dem jeweiligen Gasvolumen schliefsen. Dasselbe
betrug bei einem diesbezüglichen Versuch bei der zweiten Destillation
nur noch etwa den zehnten Theil, bei der dritten Destillation nur noch
etwa den dreifsigsten Theil wie bei der ersten.
Das Wasser, dessen Auftreten als Product der Zersetzung stets
deutlich wahrzunehmen ist, konnte nicht genau quantitativ bestimmt
werden. Die Menge desselben kann jedoch nur gering sein, da unter
der Annahme von etwa 10 Proc. Sauerstoff im Thrau bezieh, im Tri-
Olein von dieser Menge etwa 3 Proc. für die gasigen Producte (s. u.),
Kohlensäure und Kohlenoxyd, abgehen, so dafs nur 7 Proc. Sauerslotf
übrig bleiben, von denen jedoch noch ein erheblicher Theil in Form
sauerstoffhaltiger (u-gauischer Stoffe sich in dem öligen Destillat be-
findet und nur ein kleiner Rest für Bildung von Wasser übrig bleibt.
Da aufserdem noch ein erheblicher Theil des gebildeten Wassers in dem
üeldestillaf gelöst bleibt, der Rest des ausgeschiedeneu Wassers also
sehr gering und theilweise auch noch fein suspendirt ist, niufste auf eine
genaue Wasserbestimmung verzichtet werden. Direkte Messungen des
ausgeschiedenen Wassers ergaben 1 bis 1,8 Proc. Bei obigen Versuchs-
resultaten befindet es sich jedoch, als fein suspendirt, zugleich mit den
öligen Destillaten aufgeführt.
I. Bestandtheile des flüssigen Druckdestillates.^
a) Au$ Fischthran. (Menhaden- Fisch.)
Behufs Ausscheidung der vorhandenen ungesättigten Kohlenwasser-
stoflTe sowie anderer Beimischungen, wurde das Kohdestillat des Thrans
successive mit Wasser, dann mit englischer Schwefelsäure, einem Gemische
dieser mit rauchender Schwefelsaure und schliefslich mit rauchender
Schwefelsäure allein ausgeschüttelt, wobei, um Verflüchtigung der leich-
4 Die in diesem und dem lullenden Kapitel (.gasige Producte) mitgetlieilten
Vcrsuclie sind auf Grund meiner Angalien last sämmtlicli von Herrn Seidntr
durchgefülu't. Engler.
Gefunden
Bererhnet auf CsH,
83,56 . .
. . 83,72 Proc.
16,43 . .
. . 16,28 „
3,04 . .
. . 2.98 „
Ueber die Zersetzung der FettstolTe beim Erhitzen unter Druck. 521
testen Theile und Zersetzung der Paraffinkohlenwasserstoffe zu vermeiden,
stets gut gekühlt wurde. Die Behandlung mit Säure wurde im Ganzen
12 bis 15 Mal durchgeführt, worauf dann noch eine Waschung mit Natron-
lauge und Trocknung mit Chlorcalcium folgte. Durch wiederholte
fractionirte Destillation des gereinigten Druckdestillates mittels des
Le Bel'schen Dephlegmators wurden aufser den schon früher beschrie-
benen Kohlenwasserstoffen Pentan, Hexan und Beplan (1888 269 138) die
folgenden Grenzkohlenwasser slolfe isolirt und analysirt:
Secundäres Bexan^ Diisopropyl, mit dem Siedepunkt 57 bis 59", spec.
Gew. 0,6677 (bei 210). Elementaranalyse und Dampfdichte nach Victor
Meyer ergaben:
Koblenstoff . .
Wasserstoff . .
Dampfdichte
Secundäres Heptan , Aetkylisoamyl , mit dem Siedepunkt 88 bis 91*',
spec. Gew. 0,6918 (bei 180).
Gefunden Berechnet auf C7H15
KohlenstofT .... 83,81 .... 84,00 Proc.
Wasserstoff .... 16,28 ... . 16,00 .,
Dampfdichte . . . 3,52 .... 3,46 „
Normales Octan. Da der aus der Fraction 116 bis 130" isolirte Kohlen-
wasserstoff ein zu hohes specifiaches Gewicht zeigte, desgleichen zu hohe
Dampfdichte, wurde er zur Beseitigung event. vorhandener secundärer
und tertiärer Kohlenwasserstoffe auf dem Wasserbade mit rauchender
Salpetersäure solange erwärmt, als noch eine Einwirkung der letzteren
zu bemerken war, alsdann mit Natronlauge und concentrirter Schwefel-
säure gereinigt und über metallischem Natrium destillirt. Dabei er-
hielten wir bei 123 bis 125" siedendes Octan mit dem spec. Gew. 0,7044
(bei 19<i).
Gefunden Berechnet auf CgHis
Kohlenstoff .... 84,07 .... 84,21 Proc.
Wasserstoff .... 15,93 .... 15,79 „
Dampfdichte . . . 3,93 .... 3,87 „
Secttndäres Octan, Dliaobutyl, wurde aus den zwischen Heptan und
Octan liegenden Fractionen isolirt. Siedepunkt 107 bis 109«, spec.
Gew. 0,702 (17,50).
Gefunden Berechnet auf CgHig
Kohlenstoff .... 84,06 .... 84,21 Proc.
Wasserstoff .... 15,92 .... 15,79 „
Dampfdichte . . . 3,94 .... 3,87 „
Normales Nonan. Zur Isolirung diente die Fraction 144 bis 156".
Die chemische Reinigung wurde in gleicher Weise wie beim normalen
Octan durchgeführt, wobei der Kohlenwasserstoff resultirte vom Siede-
punkt 148 bis 1510, spec. Gew. 0,729 (bis 20,50).
Gefunden Berechnet auf CsHjo
Kohlenstoff .... 84,15 .... 84,32 Proc.
Wasserstoff .... 15.85 .... 15.68 „
Dampfdichte . . . 4.54 .... iAZ ..
522 üeber die Zersetzung der Fettstoffe beim Erhitzea unter Druck.
Das secundäre Nonan konnte nicht rein hergestellt werden, weil
die bei dem Siedepunkte dieses Kohlenwasserstoffes übergehenden Frac-
tionen bei weiterer iractionirter Destillation sich stets in niedriger und
höher siedende Theile zerlegten.
Dafs das Druckdestillat des Thrans aufser den gesättigten Kohlen-
wasserstoffen auch ungesättigte enthält, beweist dessen Verhalten gegen
Schwefelsäure. Ohne Zweifel sind erhebliche Mengen von Oteßnen vor-
handen, wahrscheinlich auch Acelylene. Durch successive Behandlung
einer Probe des rohen Druckdestillates mit kalter, englischer Schwefel-
säure, zuletzt mit rauchender Schwefelsäure bei 40 bis 50", gab das
Drucköl 37 Vol.-Proc. ab, welche nach dem Verhalten bei der Extraction
jedenfalls vorwiegend aus Olefinen bestehen.
Um uns auch von der An- oder Abwesenheit der JS'aphlene zu über-
zeugen, versuchten wir, da die Hj'drocarbüre der Benzolreihe sich durch
ihr geringes specifisches Lichtbrechungsvermögen auszeichnen, uns des-
selben für diesen Nachweis zu bedienen. Das rohe Drucköl wurde in
Fractionen zerlegt, die specifischen Gewichte des letzteren mittels des
Picnometers ermittelt und die Brechungsexponenten für Natriumlicht
mittels eines ^66/schen Kefractometers bestimmt. Es folgte eine Be-
handlung derselben Fractionen mit englischer Schwefelsäure, Wieder-
bestimmung der specifischen Gewichte und der Brechungsexponenten
und ein Gleiches nach Behandlung der Fractionen mit rauchender
Schwefelsäure. Folgende Tabelle enthält die Zusammenstellung der
erhaltenen Resultate :
Fractionen
100
bis
1200
120
^
140"
140
1600
160
,,
1800
180
2000
200
^
2200
220
2400
240
^
2600
260
^
280«
280
„
3000
ergaben folgende Werthe :
Fr^ictloneii
100 bis 1250
125
150
175
200
225
250
275
1500
1750
200»
2250
2500
2750
3000
Speciflsctiei;
Ilrettiungs-
Specilisclies
Gewicht
exponecit
Itrectiungsvermögen
0,7338 .
. . 1,4085
. . 0,5565
0,7608 .
. . 1,4165
. . 0,5463
0.7742 .
. . 1.4265
. . 0,5509
0,7852 .
. . 1,4325
. . 0,5508
0,7965 .
. . 1,4417
. . 0,5546
0,8133 .
. . 1,4510
. . 0,5545
0,8241 .
. . 1,4604
. . 0,5587
0,8323 .
. . 1,4649
. . 0,5586
0,8394 .
. . 1,4705
. . 0,5605
0,8543 .
. . 1,4808
. . 0,5628
fjischer Seh
ivefelsäure ge
reinigt und destillii
Sppciliscties
Itrectiungs
Speclfiscties
Gewicht
expoiient
Brccliun^svermögen
0,7292 .
. . 1,4028
. . 0,5523
0,7536 .
. . 1,4162
. . 0,5532
0,7734 .
. . 1,4272
. . 0,5534
0,7863 .
. . 1,4346
. . 0,5527
0,7948 .
. . 1,4398
. . 0,5534
0.8192 .
. . 1,4528
. . 0.5528
ü;8284 .
. . 1,4588
. . 0,5538
0,8160 .
. . 1,4685
. . 0,5840
Die Fractionen, mit rauchender Schwefelsäure gereinigt und de-
stillirt, ergaben folgende Zahlen:
Ueber die Zersetzung der Fettstoffe beim Erhitzen unter Druck. 523
Fractionen
Specifisches
Gewicht
Brechiinss-
exponent
Specifisches
Brechiingsvermögen
100 bis 1250 .
. 0,7251 . .
1,4019 .
. 0,5542
125 „ 1500 .
. 0,7425 . .
1,4115 .
. 0,5544
150 „ 1750 .
. 0,7681 . .
1,4254 .
. 0,5538
175 „ 2000 .
. 0,7809 . .
1,4315 .
. 0,5525
200 „ 2250 .
. 0,7908 . .
1,4378 .
. 0,5536
225 „ 2500 .
. 0,8071 . .
1,4465 .
. 0,5532
250 „ 2750 .
. 0,8286 . .
1,4575 .
. 0,5521
275 „ 3000 .
. 0,8439 . .
1,4674 .
. 0,5538
Wenn man aus einem Gemenge, welches Paraftinkohlenwasserstoffe,
Oletine und Naphtene enthält, die Olefine durch englische Schwefel-
säure entfernt, so werden specifisches Gewicht, Brechungsexponent und
specifisches Brechungsvermögen des rückständigen Oeles sinken; wenn
man aber dann mit rauchender Schwefelsäure auch die Naphtene heraus-
nimmt, so werden wohl die beiden ersten Gröfsen sinken, das speci-
fische Brechungsvermögen mufs sich aber heben. Andernfalls bleibt es
unverändert oder sinkt. Im Grofsen und Ganzen genommen entsprechen
die obigen Resultate diesen Voraussetzungen; wir möchten jedoch daraus
und obgleich auch das Verhalten des Druckdestillates gegen rauchende
Schwefelsäure einen gewissen Anhaltspunkt dafür darbietet, noch keinen
endgültigen Schlufs auf die Anwesenheit der Naphtene ziehen, ins-
besondere da es uns auch noch nicht gelungen ist, aus den Sulfosäuren
einen reinen Kohlenwasserstoff dieser Reihe zu isoliren, und behalten
uns deshalb die definitive Entscheidung dieser Frage noch vor. Wenn
überhaupt, so sind jedenfalls nur ganz geringe Mengen Naphtene vor-
handen.
b) Aus Tri-Olein.
Das zu den Versuchen benutzte Tri-Olein wurde von uns nach der
Bcrtheloi' si:hen Methode 5 aus reiner Oelsäure und reinem Glycerin syn-
thetisch dargestellt, und es hatten alsdann die Herren Dr. Max Albrecht^
Direktor der Oehlrich'schen Erdöl-Raffinerien (Hamburg, Riga und Baku)
und Dr. Altersheim^ Chemiker daselbst, die grofse Freundlichkeit, uns
etwa 6^* Tri-Olein auf ihrem für solche Mengen passenden Druck-
destillationsapparat zu verarbeiten und uns die erlangten Resultate,
incl. Destillationsproducte, zur Verfügung zu stellen.
Die Destillation ging unter einem durchschnittlichen Druck von
10 Atm. vor sich und lieferte nebst Wasser eine geringe Menge Vor-
lauf von 0,814 und ein Hauptdestillat von 0,780 spec. Gew., sowie
10,7 Proc. Koks- und Asphaltrückstand ''. Das Rohdestillat ist dünn-
flüssig, von dunkelrother Farbe mit starkgrüner Fluorescenz. Es glich
in allen Eigenschaften dem von uns auch in kleinem Mafsstabe dar-
5 Aiinai. d. chim. et phys.^ Bd. 41 S. 243.
•^ Die quantitative Bestimmung der einzelnen Destillate war wegen eines
am Ventile eingetretenen Defectes niclit ausreichend genau möglicli; doch
liefern die weiter oben mitgetheilten Versuche mit Tri-Olein in Glasröhren
hierfür ausreichende Anhaltspunkte.
524 Ueber die ZersetziiriK rler Fettstoffe beim Eiliilzcn unter Druck.
gestellten Druckdestillat aus Tri-OleTu und enthielt 2,5 Proc. verseif-
bare Theile. Es gab ab:
an Wasser 1.6 Vol.-Proc.
„ Natronlauge 2,0 „
„ englische Schwefelsäure . . . 15,0 „
„ Gemisch von engl, und rauchen-
der Schwefelsaure 10,0 „
Eine mit 100'='^ des Oeles durchgeführte Nonnaldestillation ergab
in Volum-Procenten:
bis 1250 125/1500 150/1750 175/2000 200/2250 2252500 250/2750 "^^-^J^^"
29,8 18,6 15,4 13,2 9,4 6.6 3,9 3,1
Also an Hauptfractionen :
bis 15t)0 150 bis 2750 über 2750
Vol.-Proc 48,40 48,50 3,10
Gew.-Proc. . . . 45,25 50,33 4.42
Spec. Gew. . . . 0,7135 0,7613 —
Bei diesen Fractionen ist das niedrige specifi.sehe Gewicht als auf-
fallend zu bezeichnen und läfst auf einen geringen Gehalt an sogen,
ungesättigten Kohlenwasserstoffen schliefsen. Um uns von der Anwesen-
heit der gesättigten Grenzkohlenwasserstotfe zu überzeugen, wurde das
Rohdestillat in gleicher Weise, wie oben besclirieben, gereinigt und
mittels Le Bel'schen Dephlegmators durch fractionirte Destillation ge-
schieden, wobei die folgenden beiden Kohlenwasserstoffe isolirt wurden:
Normales Hexan, Siedejjunkt 67 bis ßlto, spec. Gew. 0,G68 (bei 15,50).
Gefunden Iterechnet nuf Ccll|4
Kohlenstoff .... 83,61 .... 83,72 Proc.
Wasserstoff .... 16,48 .... 16,28 „
Dampfdichte . . . 3,043 .... 2,98 „
Normales Heptan, Siedepunkt 98 bis lOOO, spec. Gew. 0,686 (17,60).
Gl funilen llorechnet nuf C7H|(
Kohlenstoff .... 83,82 .... 84.00 Proc.
Wasserstoff .... 16,28 .... lt;,00 „
Dampfdichte . . . 3,509 .... 3,46 „
Nachdem es uns auf diese Weise gelungen war, zwei Glieder der
Methanreihe nachzuweisen, erschien es bei dem sonstigen chemischen
Verhalten des Oeles überflüssig, auch noch die umständlichen Destil-
lationsarbeiten zur Isolirung der höheren Homologen, zumal da auch
noch erhebliche Mengen Rohmaterial hierfür hätten neu beschafft werden
müssen, vorzunehmen.
II. Die gasigen Produete der Druckdestillation.
Zu diesen Versuchen wurden die Gase benützt, welche bei der
Destillation von Thran in zugeschmolzenen Rohren unter Ueberdruck sich
gebildet halten und die beim Oelfnen der Röhren jeweils unter sehr
starkem Druck entwichen. Zur Analyse verwandten wir theiis die
Bunte'sche Bürette, theiis den öempei' sehen Ap|)arat. Je 100'''' Gas
verloren dabei in CuDikcentimetern an:
Uebei- die Zersetzung der Fettstoffe beim Erhitzen unter Druck. 525
Mittel-
zahlen
Kalilauge (CO2)
Alkalische Pyrogallussäure (0) .
Bromwasser (CnHjn)
Salzsaure Kupferchlorürlösung (CO)
Nach Vermischen mit Luft u. Ueber-
leiten über glühenden Palladium-
draht (H)
Aus dem Explosionsversuche be-
reclinet sich (CH4)
Unexplodirbarer Rest
9,8
8,8
5,0
21,0
9,4
7,9
4,8
21,8
10,8
7,6
4,9
22,6
9,8
8,4
5,2
23,6
11,2
7,2
4,6
18,4
10,2
8,0
4,9
21,4
21,0
34,0
24,8
31,3
23,5
28,6
29,4
29,2
23,7
30,8
Aus dem mittleren Sauerstotfgehalt berechnet sich ein Luftgehalt
von 38 Proc. Scheidet man die Luftbestandtheile, Sauerstoff und Stick-
stoff, aus, so erhält man folgende Werthe für die Zusammensetzung
des Gases:
Kohlensäure 17,4 Proc.
Olefine 7,8 „
Kohlenoxyd 34,5 „
Sumpfgas 38,3 „
Unexplodirbarer Rest (Differenz) 2,0 „
Aus dem am Anfang dieser Abhandlung erwähnten Grunde wurde
nun auch, um das Verhältnifs der mit und ohne Ueberdruck ge-
bildeten Mengen von Sumpfgas und Kohlensäure bezieh. Wasser kennen
zu lernen, ein Quantum des gleichen Thrans aus einem Siedekölbchen
unter gewöhnlichem Luftdruck destillirt, die dabei auftretenden Gase
aufgefangen und analysirt. 100' <^ davon ergaben :
I
II
iir
IV
Mittelzahlen
an CO2
„0
„ CnHon
„ CO :
17,4
6,8
6,8
22,8
18,4
6,4
7,6
20,2
19,6
6,2
8,6
26,2
18,8
6,2
8,6
27,8
18,6 Proc.
6,4 ,
7,9 „
24,3 „
„ H
„ CH4
Unexplodirbarer Rest
19,8
25,4
20,6
26,8
15,9
23,5
13,7
24,9
17,5 „
25,3 „
Aus dem Sauerstoffgehalt berechnet sich ein Luftgehalt von 30,5 Proc.
Nach Ausscheidung des aus dem Sauerstoffgehalte berechneten Luft-
gehalts erhält man folgende Werthe :
Kohlensäure 26,7 Proc.
Olefine 11,4 „
Kohlenoxyd 34,9 „
Sumpfgas 25,2 „
Unexplodirbarer Rest (Differenz) 1,8 „
Aus diesen beiden Tabellen geht hervor, dafs die Druckgase sich
von den bei gewöhnlicher Destillation gewonnenen durch einen bedeutend
kleineren Gehalt an Kohlensäure und einen gröfseren an Sumpfgas
unterscheiden, bezieh. — was wohl daraus geschlossen werden darf —
526 Ueber die Zeisetziing der Fellstolfe beim Erliitzen unter Ürucli.
dafs bei höherem Druck mehr Wasser, bei niederem Druck mehr Kohlen-
säure entsteht.
Um uns von der Richtigkeit dieser Wahrnehmung 7,u überzeugen,
wurde Oelsäure ganz in gleicher Weise einmal in zugeschmolzenen
Röhren mit, das andere Mal aus gewöhnlichen Siedekölbchen ohne
Ueberdruck destillirt. Die Analyse der Ueberdruckgase ergab dabei
auf 100'^'-:
I
II
III
IV
an CO2
„ CnHon
„CO
„ H
„ C'H4
ünexplodirbarer Rest
25,5
2,7
29,4
40,6
1,8
27,6
2,6
19,7
47,8
2,3
27,8
2,8
24,4
43,5
1,5
23,2
3,4
28,8
42,6
2,0
Mittelzahlen :
Kohlensäure 26,0 Proc.
Olefine 2,9 „
Kohlenoxyd 25,5 „
Sumpfgas 43,6 „
ünexplodirbarer Rest (Differenz) 2,0 „
Die aus Oelsäure ohne Druck gewonnenen Gase enth
leiten:
an CO2
, CnHjn
„CO
„ H
„ CH4
ünexplodirbarer Rest
I
30,0
13,9
55,6
II
38,6
11,2
30,8
16,8
2,6
III
IV
30,2
13,6
48,4
5,2
2,6
46,8
10,8
28,9
10,8
2,7
40,4
13,8
29,4
13,6
2,8
Mittelzahlen :
Kohlensäure 37,2 Proe.
Olefine 12,5 .,
Kohlenoxyd 38,6 „
Sumpfgas '^3 „
ünexplodirbarer Rest (Differenz) 2,4 „
Auch hieraus ergibt sich, dafs Destillation der Fettsubstanz unter
starkem Druck wenig Kohlensäure und viel Sumpfgas bezieh. Wasser
liefert und umgekehrt.
Zusammengehalten mit den Analysen von natürlichen Erdölgasen,
deren Gehalt an Kohlenoxyd meist 1 Proe. nicht überschreitet, fällt
besonders der hohe Gehalt an diesem Gase bei den Druckölgasen auf
und es bildet dies einen Fingerzeig dafür, dafs die natürlicheu Be-
dingungen , unter denen die Bildung der Erdölgase und damit wahr-
scheinlich auch des Erdöles erfolgte, m unseren Versuchen noch nicht
erreicht sind, was übrigens schon a priori von uns vorausgesetzt war.
(Schhils folgt.)
Kleinere Mittheilungeii. 527
Forbes' elektrischer Strommesser mittels der Geschwindigkeit von Luft-
strömungen.
Zum Messen elektrischer Ströme benutzt G. Forbes (Englisches Patent
Nr. 10131 vom 19. Juli 1887) die Geschwindigkeit eines Luft- oder Gasstromes,
welchen der elektrische zu messende Strom durch Erwärmung eines von ihm
durchflossenen Leiters erzeugt.
Die eine Art der Ausführung besteht in einer über einem Leiter aufge-
steckten oder aufgehängten Papierspirale, welche in einem Glase eigeschlossen
ist. Ein mit der Spirale verbundener Zeiger gibt auf einer Kreistheilung die
Stromstärke an. — Bei einer zweiten Form des Apparates ist die Papier-
spirale durch einen drehbar aufgesteckten Kork ersetzt, welcher an seinem
Umfange mit einer Folge von unter 450 geneigten Glimmer-Flügeln versehen
ist. — Der Erfinder gibt jedoch einer kreisrunden Glimmerscheibe den Vor-
zug, an deren Umfange eine Anzahl von Kork- oder Hollundermark-Stücken
angebracht, deren jedes einen unter 45" geneigten Flügel von Glimmer trägt.
Das Ganze ist mittels eines feinen Drahtes oder eines doppelten Fadens auf-
gehängt und mit einem Zeiger verbunden, welcher auf einer getheilten Scheibe
die Stromstärke angibt.
Wünscht man die ganze Strommenge zu messen, so wird die Bewegung
der Glimmerscheibe durch geeignete Räderübersetzung auf einen Zähl- oder
Aufzeichen- Apparat übertragen.
Gisborne's elektrischer Anzeiger der Umdrehungsgeschwindigkeit von
Schiffsschraubenwellen.
Der unter Nr. 17575 am 21. December 1887 in England für J. S. Oüborne
in London patentirte Apparat soll die üradrehungsrichtung und Umdrehungs-
zahl der Schraubenwelle eines Dampfers auf der Kommandobrücke auf elektri-
schem Wege anzeigen. In der Nähe der Hauptwelle der Schiffsmaschinen ist
eine kleine Welle wagerecht gelagert, die an jedem Ende einen doppelarraigen
Hebel trägt; jeder derselben ist an dem einen Ende mit einer Reibungswelle,
am anderen Ende mit einem elektrischen Contactstücke versehen. Die Rei-
bungsrolleu stehen in Berührung mit einem auf der Maschinenwelle sitzenden
Excentrik. Jeder Hebel trägt an dem der Welle zugekehrten Ende noch einen
Zahn ; durch Vermittelung des einen derselben wird der eine Hebel nieder-
gedrückt, sobald die Welle z. B. rechs umläuft, während der andere Hebel
bei umgekehrter Drehungsrichtung vom anderen emporgehoben wird. Jedes
der beiden Contact^stücke schliefst einen elektrischen Strom , durch welchen
die auf der Brücke befindlichen Registrirapparate in Thätigkeit gesetzt werden.
Signallichter für Schiffe und Leuohtthürme.
Maguesiumpulver eignet sich bekanntlich sehr gut zur Herstellung von
Flammensätzen mit durch andere Mittel bisher nicht erreichter Intensität. In
der Chemiker-Zeitung^ 1889 Bd. 13 S. 264, empfiehlt A. Jaksch einen derartigen
von ihm hergestellten Satz zur Verwendung auf Schiffen und Leuchtthürmen
zwecks Abgabe von Signalen. Die Mischung besteht aus:
30 Theile salpetersaurer Baryt,
20 „ Magnesiumpulver,
4 „ Schwefelblüthe,
7 „ Rindstalg.
Der Talg wird geschmolzen zugesetzt, worauf die Mischung durch ein
Sieb geschlagen wird. Diese Masse, in Büchsen aus starkem Zinkbleche von
10cm Höhe und 8cm Durchmesser gefüllt, gibt durch 20 Secunden ein Licht
von etwa 20000 Kerzen. Der Lichtschein ist bei klarer Luft noch auf 100km
sichtbar. Bei Anwendung des Flammensatzes für Raketen ist der Talg weg-
zulassen, da in diesem Falle ein schnelleres Brennen erforderlich ist.
528 Bücher-Anzeigen.
Verfahren um Glas za platiniren.
Um Glas mit einer Platinschicht zu belegen, so dal's dasselbe sowohl als
Spiegel wie als durchsichtiges Glas benutzt werden kann, wird einestheila
Platinchlorid gut mit Lavendelessenz vermischt, andererseits ein Flufsmiltel,
bestehend aus Lavendelöl, borsaurem Blei und Bleioxyd, hergestellt. Beide
Gemenge werden zu einem Teige zusammengerührt und, wenn derselbe eine
ganz gleichförmige Masse bildet, mittels eines feinen Pinsels auf die eine Seite
des Glases aufgestrichen. Trocken geworden, wird das Glas in einer Muffel
bei niedriger Rothglut gebrannt. (Nach Sprtchsaal^ 1Ö89 Bd. 22 Nr. 3; vgl.
übrigens ran Aubet 1888 267 239.)
Bücher-Anzeigen.
Allgemeine Maschinenlehre. Bd. 4. Die Arbeitsmaschinen zum Fördern
fester und flüssiger Körper mit besonderer Berücksichtiguug der
sogen. Baumaschinen, mit Ausnahme der Räder, Fuhrwerke und
Schitl'e; von Dr. M. Kühlinann. Mit 549 Holzschnitten und 2 litho-
graphirten Tafeln. Leipzig. Baumgärtner's Verlag. 809 Seiten. 20 M.
Der bisherige vierte Band der „Allgemeinen Maschinenlehre" ist bei der
vorliegenden neuen Auflage in zwei Bände getheilt und sind die Schiffe dem
nunmehrigen fünften Bande zugetheilt. Der vorliegende Band enthält die Hebe-
und Senkmaschinen, die Rammen, Bagger, Pumpen und Pumpenanlagen ein-
schliefslich der Wasserwerke und Wasserhaltung, die Ventilatoren, Gebläse,
Pneumatische Apparate für Taucher- und Fundirungsarbeiten, sowie die Ge-
steinsbohrmaschinen. Den Schlufs des Bandes (S. 650 bis 809) bilden Nach-
träge zu den früheren Bänden, so dafs auch auf dem Gebiete des früher be-
handelten StotTes die wesentlichen Neuerungen vorgeführt werden.
Die Darstellung verbreitet sich über die Entwickelung und den jetzigen
Stand der besprocheneu Maschinen und ist vorwiegend beschreibend.
Es ist sicher überflüssig über das allgemein anerkannte Werk des Weiteren
zu berichten. Den jüngeren Technikern können wir dasselbe zur Einführung
in ihre Studien bestens empfehlen.
Veröffentlichungen der Orientalischen Gesellschaft zu Berlin. Erstes
Heft, üeber die Bauwerke der Siebenhügelstadt am Bosporus. Vor-
trag, gehalten in der Sitzung der Orientalischen Gesellschaft zu Berlin
am I.November 1888; von August Lenz. Berlin. Meidinger. PreisO,50M.
In kurzen Zügen gibt der Verfasser eine belehrende und unterhaltende
Beschreibung der Bauwerke Konstantinopels und deren Baugeschiohte mit
stetigem Rückblicke auf die politische Geschichte der Stadt. Weitere Ver-
öffentlichungen sollen in zwangloser Folge erscheinen.
Verlag der J. G. Cotta'scheo Bucbhandlung :a Stuttgart.
Druck von Gebrüder Kiöner in Stuttgart.
Neue Erdölkraftmaschinen. 529
Neue Erdölkraftmaschinen.
(Schlufs des Berichtes S. -188 d. Bd.)
Patcntklasse 46. Mit Abbildungen auf Tafel 27.
H. Goebel in Parchim (/-'D. ß.P. Nr. 42873 vom 4. Mai 1887) be-
schreibt eine etwas umständlich angeordnete und noch nicht in prak-
tischer Construction geformte Pumpe, mit welcher Erdöl in abmefs-
baren Mengen in einen geheizten Vergasungsraum gespritzt wird.
Der zur Schaffung eigenartiger Gasgemische dienende Gaserzeuger
von F. Winditam in London ('D. K.P. Nr. 41419 vom 23. Februar 1887)
besteht aus einem Verbrennungsraum, welcher von einer Verdampfungs-
kammer umgeben ist: in der letzteren findet die Verga.sung des ver-
wendeten Mittels statt. Das erzeugte Gas wird einem Mischrauni
zugeleitet, wo es mit Luft oder Luft und Wasserdampf gemengt wird,
um dann unter Druck auf einen glühenden Rost oder ein Filter geblasen
zu werden. Wenn flüssige Kohlenwasserstoffe verwendet werden, wird
die Wirkung in diesem Apparate dadurch erzielt und unterhalten, dafs
mau Incandescenz auf oder in dem Rost oder Filter erzeugt; die au.s
der Verbrennung sich ergebenden Gase gehen dann unter Druck in eine
Maschine, um deren Triebkraft zu bilden. Die nöthige Luft kann durch
die aus der Maschine abgehenden Gase oder durch strahlende Wärme
erhitzt werden : Dampf kann man erzeugen und überhitzen in einer Rohr-
schlange. Durch verschliefsbare Oeffnungen d (Fig. 24 Taf.27) wird Brenn-
stoff' in die Verbrennungskammer C eingeführt und Schlacken, Asche etc.
daraus entfernt. Der Rost G aus feuerfestem Material schliefst den in
gleicherweise hergestellten Verbrennungsraum 6' unten ab: der letztere
ist von der ringförmigen Kammer V umgeben. Durch die Oeffnung A
wird Luft mittels einer Luftpumpe eingeführt; aus dem Rohr P aber
tritt durch die Mundstücke p Kohlenwasserstoff ein. Die Deckel der
Oeffnungen d werden aufgehoben und mittels eines Bunsen-Brenners,
mittels brennenden Holzes oder Kohlen oder Koks oder durch Elektri-
zität eine glühende Masse auf dem Rost G erzeugt. Wird glühender
Brennstoff eingeschüttet, so schliefst man den Deckel sofort, sobald der
Rost und die Wandungen glühen; bei einem Gasbrenner unterhält man
durch Einführen von Luft mittels der Oeffnungen A die Flamme. Dann
drückt man durch das Rohr P flüssigenKohlenwasserstoff in die Kammer V
wo er, an den Wandungen zwischen C und V herabsickernd, in Gas
verwandelt wird. Das letztere wird durch deren Oeffnungen in die
Luftdüsen a eingezogen und tritt, mit Luft innig gemischt, unter Druck
in die Verbrennungskammer, wo es sich infolge der reichlichen Bei-
mengung von Sauerstoff sofort entzündet und verbrennt. Theerartige
und harzige Stoffe werden von dem Rost G aufgefangen; die Ver-
brennungsproducte gehen unter Druck durch das Rohr E direkt an die
Maschine.
Dingler"» polyt. Journal Bd. 271 Nr. 12. 1889/1. 34
530 Neiip Ei-(lulkrnl'tm!isi'liiiK'ii.
Die nölhige Luft kann durch eine an die Maschine geiiupijelle Lutt-
piimpe eingeprefst werden.
Der in Fig. 25 dargestellte Gaserzeuger von //. Wadzeck in Berlin
(*D. R. P. Nr. 45101 vom 18. Mai 1888) besteht aus drei Behältern A, B
und C, von denen A zur Vergasung von Benzin, Naphta, Petroleum
u. dergl. und ß zur Mischung von atmosphärischer Luft mit dem in A
erzeugten Gas dient. C ist ein Sammelbehälter für Gase aus A zur
beliebiii'en Vervv'endung, im vorliegenden Falle z. B. zur Speisung der
Zündtlamme für die Maschine. Die Räume A und B sind durch ein
Ventil o und die Räume ^4 und C durch ein Ventil d mit einander ver-
bunden. Beide Ventile sind durch eine Stange fest mit einander >er-
bunden und stehen unter der Einwirkung einer Spiralfeder derart,
dafs das Ventil a auf seinen Sitz und das Ventil d von seinem Sitz ge-
zogen wird, wodurch, wenn der Apparat nicht arbeitet, die Verbindung
der Räume A und B aufgehoben und die Verbindung der Räume A imd C
hergestellt ist. Der Boden des Behälters .4 besteht aus schrägen Wänden f,
welche mit beliebig vielen Röhren / verbunden sind, die den Zweck
haben, die von den unter A brennenden Flammen entwickelten heil'sen
Gase nach aufsen abzuführen und auf dem Wege dahin die Räume A
und B mit zu erwärmen, g ist ein Rohr, in welchem dem Raum A
Benzin, Naphta, Petroleum u. s. w. zugeführt vv'ird; durch einen in ge-
nanntes Rohr eingeschalteten Hahn oder Ventil kann dieser Zuflufs
geregelt werden.
Der Raum B steht mit der äulseren Luft durch feine üetlnungen
im Mantel des Apparates in Verbindung, die durch einen Schieber h
geötihet oder geschlossen werden können.
Die Wirkungsweise des Apparates ist folgende: Während der Saug-
periode der Maschine wird durch die in dem Raum B entstehende Luft-
verdiinnung der Zug der Feder d überwunden, d. h. Ventil a wird ge-
öffnet und Ventil d geschlossen, wodurch Gase aus dem Raum o durch
Ventil o hindurchtreten und in Folge des mit letzterem verbundenen
Siebes C fein vertheilt mit der durch die feinen Oelfnungen bei h ein-
tretenden atmosphärischen Luft im Raum B sich mischen und gemein-
schaftlieh durch Rohr i in den Cylinder der Maschine gelangen, woselbst
sie durch eine geeignete Vorrichtung mittels der aus' dem Vorraths-
raum C gespeisten Flamme entzündet werden. Das Ventil d verhindert, dafs
Gase aus dem Raum C angesaugt werden bezieh, die Zündtlamme erlischt.
Ein eigenartiges Verfahren der Gasbildung liegt dem in Fig. 26
abgebildeten Gaserzeuger von Chr. E. Uearson in London (*D. R. P.
Nr. 45G01 vom 24. December 1887) zu Grunde. Die KohlenwasserstotTe
(es wird Benzin u. dergl. genannt) werden zunächst durch Erhitzung
verdam|ift und dann Dämjife nebst Luft in ein Milchgefäfs von dehn-
barem Fassungsraum eingeführt, welches mit dem Uviinder der Gas-
kraftmaschine in Verbindung steht, so dafs diese zur Zeit der Saug-
Neue Erdölkraltmaschinen. ' 531
Periode bei sich verkleinerndem Innenrauni des Mischgefäfses fertiges
Gemisch ansaugt, während zugleich, sowie durch die in den Zwischen-
zeiten statttindende Vergröfserung des Innenraumes des Mischgeföfses
neues Gemisch gebildet wird.
a ist der Vorrathsbehälter und b das Verdampfungsgefäfs, hier als
senkrecht stehendes Rohr gedacht. Beide stehen unten durch die Rohren
«[O., «3 mit einander in Verbindung. Das Gefäfs b ist von einem mit
Asbest- oder anderem feuerfesten Futter versehenen Mantel A, umgeben,
in welchem die Verbrennung des zur Erzeugung der erforderlichen Hitze
nothwendigen Brennstoffes vor sich geht. Soll ein Theil der entwickelten
Dämpfe hierzu benutzt werden, so leitet man dieselben durch die
Rohre i und j nach dem ringförmigen Raum Ä, von wo sie durch Oeff-
nungen A, in den Mantel hh^ treten, und entzündet dieselben hier. Die
zur Unterhaltung der Verbrennung dienende Luft tritt durch Oefi-
nungen /", ein, denen noch die Oeffnungen h-^ hinzugefügt werden können.
/)., sind die Oeffnungen, durch welche die Verbrennungsgase entweichen.
Zwischen den Rohren i und j befindet sich eine Scheidewand j^ mit einer
durch das Nadelventil i^ zu justirenden Oefthung zum Zwecke der Re-
gelung der Dampfentnahme für die Heizung, und unterhalb der Wand j,
eine OefTnung jj, durch welche hindurch vom vorbeipassirenden Dampf-
strahl so viel Luft angesaugt wird, dafs sich ein ruhig brennendes, aber
nicht explosives Gemisch bildet. Von diesem Gemisch kann durch das
Rohr J3 ein Theil zur Speisung der Zündflamme der Maschine ent-
nommen werden. Behufs Erhöhung der Wirkung der in dem Mantel h.li^
brennenden Flamme auf das Gefäfs oder Rohr b ist letzteres mit den
die Arme g^ tragenden Kupferringen g versehen. Zum Anwärmen des
Apparates wird etwas Spiritus in die Kammer /"gegossen und entzündet.
Die Herstellung des zur Ladung des Arbeitscy linders dienenden
explosiven Gemisches von Dampf und Luft findet in dem Mischgefäfs
oder Cylinder / statt. Dieser steht oben durch ein Rohr c mit dem
Dampfraum des Verdampfers in Verbindung. Nach der Zeichnung ist
das Rohr c innerhalb des Rohres h in die Höhe geführt, doch könnte
dasselbe auch aufserhalb liegen. Aufserdem ist durch die Löcher ?[,
den Mantel m und das Rohr m^ eine Verbindung zwischen dem oberen
Theil von / und dem Cylinder der Gaskraftmaschine hergestellt. Unten
führt vom Mischgefäfs ein Rohr o ins Freie, und ist innerhalb des Ge-
fafses der aus einer leichten Platte gebildete Kolben n angeordnet,
welcher das Gefäfs nicht vollkommen ausfüllt, so dafs zwischen Kolben
und Gefäfswand eine ringförmige Spalte verbleibt, durch welche Luft
in beschränktem Mafse hindurchzutreten vermag. Am Rande kann der
Kolben mit einer leichten und nachgiebigen Liderung nj, z. B. aus
Flanell, versehen werden, die den Hindurchtritt der Luft noch weiter
einschränkt, ohne ihn jedoch zu verhindern. Statt der ringförmigen
Lufteintrittsspalte würden sich aber auch im Kolben oder in dem oberen
532 Neue Krdolki-allmasoliineii.
Boden, eveut. den Seitenwändeu des Mischgefäfses , üeflnungen an-
l)ringen lassen, die eine Verbindung des Gefafses mit der Aufsenluft
herstellen, und können diese Oert'nungen mit leichten Klajjjien versehen
werden, welche nach dem Mischraum hin aufschlagen. Mit dem Kolben «
ist durch eine Stange n, ein Ventilkegel e verbunden, welcher sich im
Rohr c bewegt und dazu dient, das Mischgefäfs vom Verdampfer ab-
zuschliefsen, während der Kolben sich in Ruhe befindet und der Luft-
eintritt unterbrochen ist.
Nachdem der Verdampfer vorgewärmt worden ist und sich Dampf
gebildet hat, wird das Schwungrad der Maschine einige Male gedreht,
bis die im Mischgefäfs vorhandene, mit Dampf noch unvermischte Luft
abgesaugt worden ist. Dabei hebt und senkt sich der Kolben n mit
dem Ventil e; es tritt, so lange letzteres gehoben ist, Dampf aus h
nach / und bildet mit der daselbst vorhandenen Luft das Explosiv-
gemisch. Sobald nun dieses in die Maschine gelangt, wird letztere sich
im Betrieb befinden, vorausgesetzt, dafs die Zündflamme brennt. Bei
jedem Saughube entnimmt die Maschine aus dem Mischgefäfs die er-
forderliche Menge der Ladung, wogegen sowohl währenddessen wie in
dem Theil der Zwischenzeiten, welcher vergeht, bis der Kolben n wieder
zur Ruhe gelangt ist und das Ventil e sich geschlossen hat, Dampf von
oben und Luft am Rande des Kolbens einströmen, um das abgesaugte
Gemisch wieder zu ersetzen.
In Anbetracht, dafs während der Entnahme von Dampf aus dem
Verdampfer eine Druck verminderung daselbst staltlindet und der Wechsel
von gröfserem und geringerem Druck eine Rückwirkung auf das ganze
in den Röhren oifl^aj, enthaltene Gemisch ausüben würde, ist es zweck-
mäfsig, in dieses Rührsystem einen Windkessel einzuschalten, welcher
die Speisung gleichförmiger gestaltet. Nach der Zeichnung besteht dieser
aus dem Gefäfs /) mit der ringförmigen, unten mit OefFnungen f^ ver-
sehenen Scheidewand s, deren Inneuraum I mit dem Rohr a.j in Ver-
bindung steht, während der Zwischenraum i/ Luft enthält. Als Flüssig-
keit zur Füllung des Raumes / wird mit Vorlheil Glycerin verwendet.
Besonders seitens einiger Berliner Construcleure wurden in jüngster
Zeit ausgiebige Versuche angestellt, den Arheitscy linder der Erdöl-
kraftmaschinen oder wenigstens den Explosionsraum nicht zu kühlen,
damit die in demselben durch die Explosionen aufgespeicherte Wärme
nutzbringend zur vollständigen V^erdampfimg des eingeführten Erdöles
verwerthet werden könne. Es wird al.so der Verdampfer völlig in den
Arbeitscylinder eingelegt. Für praktische Verhältnisse scheinen diese
in grofsem Mafsstabe durchgeführten Versuche keine günstigen Ergeb-
nisse erzielt zu haben. Wenigstens ist dem Berichterstatter nicht be-
kannt geworden, dafs ungekühlte Arbeitscylinder praktisch benutzt
werden. Der Hauptfehler scheint darin zu liegen, dafs ungekühlte Erd-
ölmotoren zu rasch laufen müssen (250 bis 280 Umgange in der Minute).
i
Iv'eiie Erdölkral'tmasschinen. 533
Während das Diagramm ungekühlter Motoren bei einem Betriebe der-
selben mittels Leuchtgases erhebliche Abweichungen von denjenigen
der Gasmotoren mit gekühltem Explosionsraume nicht erkennen Jälst,
tindet bei der Verwendung von Oel-, Erdöl- oder Naphtagasen eine
Selbstentzündung des Gasgemisches statt, die um so frühzeitiger ge-
schieht, je wärmer die Wandungen des Explosionsraumes werden. Es
ist hierbei eine wesentliche Verschiedenheit in der Entzündbarkeit eines
aus Oel-, Erdöl- oder Naphtagasen sowie atmosphärischer Luft bereiteten
explosiblen Gemisches und einer Mischung gewöhnliehen Leuchtgases
mit Luft zu constatiren.
Erfolgen in einem Gasmotore mit nicht gekühltem Explosions-
raume die Explosionen eines Gemisches von Luft und Oel- o. dgl. Gasen
regelmäfsig auf einander, so erwärmen sich die Wandungen des Ex-
plosionsraumes innerhalb einer kurzen Zeit und die Entzündung dieses
Gasgemisches tritt unter heftigen Stofswirkungen zu frühzeitig ein. Jene
Vorentzündungen wirken arbeitvernichtend, indem der Kolben dadurch
einen besonderen Gegendruck empfängt und die Expansionscurve durch
die längere Dauer der Berührung der hocherhitzten verbrannten Gase
mit den gekühlten Cyünderwandungen rascher abfällt.
Zur Beseitigung des Uebelstandes der vorzeitigen Selbstentzündungen
soll folgendes Verfahren von E. Capitaine in Berlin (*D. R. F. Nr. 45 129
vom 15. Mai 1888) dienen.
Sobald die Temperatur der Wandungen des Explosionsraumes einen
gewissen Grad überschreitet, bei welcher das Diagramm eine Erhöhung
der Compressionscurve anzeigen würde, wird Wasser oder Luft über
die heifsen Flächen geleitet und den letzteren die überschüssige Wärme
entzogen. Dieses geschieht selbsthätig unter Benutzung eines belasteten
Kolbens oder einer Membran a.
Die in Fig. 27 dargestellte Einrichtung wirkt in der Wei.se, dafs
bei normaler Entzündung und normaler Maximalspannung der Gase im
Inneren des Cylinders die Feder b den Kolbendruck überwindet, bei zu
frühzeitiger Entzündung, bei welcher die Maximalspannung eine höhere
wird, dagegen der Kolben o unter Ueberwindung des Federdruckes
auswärts getrieben wird und dabei das Ventil c von seinem Sitze ent-
fernt, d. h. dasselbe öflPnet und dem durch Rohr d zufliefsenden Wasser
den Durchtlufs nach dem Explosionsraume gestattet. Entweder ergiefst
sich das Wasser durch Rohr v über die Aufsentlächen des Explosions-
raumes A^ oder dasselbe wird durch Rohr w nach dem Gasgemisch-
einlafsventile k geleitet und mit den Gasen in den Cylinder gesaugt.
Zur Erreichung einer präciseren Wirkung kann man die Einrich-
(ung treffen, dafs der Kolben a im Todtpunkte der Kurbel und im
Momente der höchsten Compression sowie der Entzündung der Gase
durch eine auf der Kurbelwelle sitzende unrunde Scheibe «, Hebel /■,
Stange z, Hebel hi und Hebel n festgehalten wird, während die Feder
534 Neue Erdolkral'lmaschinen.
nur so stark zu wählen ist, dafs sie bei der höciisten Compression nicht
ausreicht, dagegen bei einer vorzeitigen Entzündung den Kolben n
lieraustreten läfst. Endlich kann auch die Wasserförderung mittels der
Gase erfolgen, welche bei herausgeschobenem Kolben durch die OeM-
nungen o und Rohr Oj entweichen.
Zur Vorwärmung des Zündgemenges für Erdolkrat'tmaschinen bringt
Uv.M. V. Schütz in Köln C"D. K. P. Nr. 44555 vom 25. Oktober 1887)
die in Fig. 28 und 29 dargestellte Ventilanordnung in Vorschlag, i
Die Vorwärmung des Zündgemenges, welches der Arbeitskaramer
entnommen werden kann, geschieht in einem die Zündkammer A' and
die Züudflamme f umgebenden Mantelraume MM^, durch welchen das
Zündgemenge strömt, ehe es in die Zündkammer eintritt. Die Ventil-
zündung besteht aus der Zündkammer K mit einer durch richtig be-
messene Oefi'nungen mit K fortwährend verbundenen Vorkammer i nebst
dem äufseren gesteuerten Sehlufsventil r, der selbsthätigen Klappe c
und der Zündflamme f. Die Explosion in K erfolgt durch Schlufs von
V und überträgt durch Aufstofsen der Klappe c die Zündung in die
Arbeitskammer A.
Die Leitung des ZUndgemenges in den Mantelraum Jtf iW, kann nun
gesteuert werden oder selbsthätig erfolgen; in beiden Fällen kann der
Eintritt des Zündgemenges aus dem Mantelraume in die ZUndkammer
selbsthätig durch ein Rückschlagventil o erfolgen, welches durch das
im Mantelraume vorhandene verdichtete Gemenge behufs Durchlasses
in die Zündkammer gehoben und durch die in der Zündkammer er-
folgende Explosion geschlossen wird; eine nach unten hängende Klappe o
verlangt zu seiner Hebung oder Schliefsung eine geringere Druckdilferenz
als das gewöhnliche nach oben zu hebende Ventil.
Die Zuleitung in den Mantelraum des Gemisches durch den Kanal n
erfolgt während der Verdichtungsperiode durch die mit der Zündklappe c
verbundene Kla})pe oder Ventil e (Fig. 30), welches letztere schliefst,
wenn das erstere öffnet, und umgekehrt. Zündklappe c und Ventil e
müssen aber so eingerichtet sein, dafs das erstere im Zustande der
Ruhe, d. b. wenn kein Luftdruck auf beide einwirkt, auf seinen Sitz
niederfällt, d. h. der Schwerjuinkt mufs unter dem Drehpunkte liegen.
Da das gesteuerte Zündventil v nur während der Compressionsperiode
offen ist und am Ende derselben schliefst, so wird beim Ansaugen ein
wenig Gemenge aus dem Mantelraume MM^ zurück in den Cylinder
gesaugt und dadurch e geöfliiet, dann kann während der Verdichtung, wo c
geschlossen und r offen ist, das Gemenge aus dem Cylinder durch den
Mantelraum in die Zündkammer K strömen, in welcher letzteren bei
Schlufs von i' die Explosion erfolgt, durch welche die Zündklappe r
aufgestofsen, das Ventil e geschlossen wird, so ditls die im Arbeits-
1 Vgl. 1888 270 ■> 308.
i
Neue Erdölkraftraascliinen. 535
cylinder danu erlolgeude Explosion das Ventil e geschlossen hält, letz-
teres auch während des Auslasses geschlossen bleibt. Das Ventil c
kann mit der Zündklappe c auch so verbunden sein, dafs der Schwer-
punkt beider über dem Drehpunkte liegt, und dieser Schwerpunkt, sei
es durch Steuerung oder durch den wechselnden Luftdruck, von einer
Seite zur anderen oder von der anderen auf die eine verschoben wird,
das Festandrüeken auf den jeweiligen Sitz erfolgt dann durch den Luft-
druck. Der Durchlafs des Gemenges aus der Arbeitskammer in den
Mantel A/7W, kann durch einen Schieber mit den nöthigeu Bohrungen
erfolgen, welcher Schieber von der Steuerstange des Zündventiles auf
und ab geschoben wird. Die im Züudveutilkasten eingesetzte Büchse t
dient unten als Ventilsitz für den Doppelkegel ec,, dessen nach oben
gerichtete Spindel in der Büchse ( dicht, wenn nöthig, oben mit Stopf-
büchse abgedichtet, auf und ab gleitet; der nach unten gerichtete Kegel
des Doppelventiles hat seinen Sitz in dem Zündventilkasten, welches
am Ventilsitze mit einer Bohrung n zur Arbeitskammer und einer solchen
zum Zündkammermantel versehen ist. Die Spindel des Doppelkegels
ist mit Feder versehen, durch welche die Spindel mit Doppelkegel nach
oben gezogen wird, und so mit der Ventilstange l des Zündventiles v
verbunden, dafs v mit ee^ sich auf- und abwärts bewegt, dafs also mit
Schlufs des Ventiles «, wodurch die Explosion in der Arbeitskammer
erfolgt, die Verbindung dieser letzteren mit dem Mantelraume MM^
geschlossen ist.
Um die Zündtlamme f mit Erdöl zu speisen und dabei das Rufsen
durch bessere Verbrennung zu vermeiden, ist im Kamine der Flamme f
ein kräftiger Luftzug nach oben erforderlich. Dieser wird aufser durch
die Wärme noch durch ein im Inneren des Kamines nach oben ge-
richtetes Ausblaserohr /, welches mit dem Ausblasetopf der Maschine
verbunden ist, erzeugt und der Luftstrom durch einen an diesem In-
jector angebrachten Hahn geregelt.
Wenn die in und aus dem Mantelraume MM^ führenden Ventile
nicht dicht schliefsen, so schlägt die Explosion aus der Arbeitskammer
oder aus der ZUndkammer in das Gemenge des Mantelraumes, und der
Explosionsdruck der Zündkammer und des Mantelraumes geht durch o
und c in die Arbeitskammer. Man kann auch das Ventil o absichtlich
weglassen, so dafs die Zündkammer und der Mantelraum einen ein-
zigen, gleichviel wie geformten Raum bilden ; in diesem Falle geht das
Gemenge während der Compressionsperiode aus der Arbeitskammer A
durch den Kanal n iu den Mantelraum TW 3/, und aus diesem in die
Zündkammer Ä, in welcher das Gemenge, nachdem es in der Vor-
kammer i an der Flamme f sich entzündet hat, mit Schlufs des
Ventiles v in der Zündkammer und im Mantelraume zur Explosion gelangt,
die durch die Klappe c mit grofser Kraft in die Arbeitskammer schlägt.
Um stets eine gleichartige Laduu" von Luft und Kohlenwasser-
536 Neue KidolUi'ariiiiascIiineii.
störten zu erzeugen, hat C. Weber- Landoll in Mensikeu, Hchweiz (^"D. K.P.
Nr. 48522 vom 11. November 1887), die iu Fig. :31 dargestellte Con-
struclion eines Misehventiles vorgeschlagen.
Der Gaserzeuger G wird au das Ausputl'venliigehäuse des Motors
angeschraulit und wird vom Auspuflrolire P durchdrungen. Der Oel-
behiiller wird mit dem Gaserzeuger G durcii ein Kohr verbunden: eine
kleine Zweigleitung speist die Gaszündlampe. Der Oelbehalter R (Fig. 32)
besteht aus zwei über einander liegenden Abtheiluugen. Der obere
Haum a ist das eigentliche Reservoir, das mit Neolin oder Naphta von
0,69 bis 0,7 spec. Gew. gefüllt wird. Das Schwimmerventil « sorgt
dafür, dafs der Oelstand im unteren Räume 6 stets derselbe bleibt, was
bewirken soll, dafs in der Leitung stets der gleiche Druck herrscht.
Der Gaserzeuger G besteht aus einem um das Auspuff'rohr con-
centrisch befestigten Gufskörper, der vor Wärmeausstrahlung mit einer
Isolirmasse Y geschützt wird. An den beiden Enden desselben be-
finden sich zwei Stutzen. Der nach abwärts gerichtete Stutzen wird
durch ein Gasrohr mit dem Gasabschlufshahne des Motors verbunden.
Der andere Stutzen trägt ein Ventilgehänse. In diesem Ventilgehäuse
befinden sich durch Federspaunungsvorrichtuug regulirbare Ventile V
und » und das Nadelventil iV. Das central im Ventilgehäuse a fest-
geschraubte Dornstück b enthält in seiner Bohrung das Nadelventil N
und dient gleichzeitig als Führung von Ventil T und als Sitz für Ventil v.
Durch Oetfnung d wird dem Nadelventile iV der flüssige Kohlenwasser-
stoff zugeführt. Das Nadelventil N ist dünner gehalten als die Bohrung
des Stückes fc, worin das Nadelventil N auf und nieder geschraubt
werden kann; es wird somit der Zwischenraum stets mit Oel angefüllt sein.
Das Ventil V hat nach beiden Seiten rohrförmige Fortsätze oder
Hülsen f und f^. Lieber die Hülse f ist die Feder g gelegt, die auf
dem Ventilgehäuse a aufsitzt und welche durch die auf der Hülse f
befindliche Mutter nach Bedarf gespannt werden kann; es wird somit
das Ventil K durcli die F'eder g auf den Sitz des Ventilgehäuses «
geprefst. In der unteren Hülse f^ des Ventiles V liegt das kleine
Ventil V mit der Feder A, welche durch Muttern nach Bedarf gespannt
werden kann. Durch diese FVderspannung wird erreicht, dafs das
Ventil ö gegen seinen Ventilsitz, den es am hohlen Dorne b hat, ge-
prefst wird, wodurch die Oell'nung in verschlossen wird. Sternförmige
radiale Bohrungen cc . . . c in Ventil V führen vom Ventilsitze des
Ventiles v gegen die Peripherie des Vendles V. Durch die Oetlhuug m
kann das das Nadelventil N umgebende Oel (weini Ventil t' geötlnel
ist) in die radialen Bohrungen cc . . . c gelangen und kommt somit an
der Peripherie des Ventiles V mit der gleichzeitig eintretenden Luft in
Berührung. Durch das Nadelventil iV wird die richtige Oelmenge,
welche dem Gaserzeuger für jede K.Kplosion zugeführt werden soll,
durch Einstellung fixirt, entsprechend der Luftnicnge, welche durch das
Neue Erdolkral'tmasülüiieii. 537
Ventil r eiutritt. Ist der Oelzutluls durch Einstellung des Nadelventiles
festgestellt, so bleibt er ein- für allemal derselbe, und somit wird auch
stets dasselbe Luftquantum angesogen: man hat daher stets dasselbe
Explosionsgemisch.
Es werden die Ventile durch die saugende Wirkung des Motor-
kolbens geötfnet, das Ventil V läl'st atmosphärische Luft eintreten, wäh-
rend das kleine Ventil v durch die im grofsen Ventile V radial an-
gebrachten Kanäle cv . . . c Oel eintreten und durchströmen läfst. Durch
das rasche Ansaugen kommen Luft und Oel mit grofser Geschwindig-
keit an gleicher Stelle, und zwar in zu einander senkrechten Bewegungs-
richtungen mit einander in Berührung; es bildet sich ein inniges Ge-
misch von Luft und fein zertheiltem Oele, welches dann durch die hohe
Temperatur, die im Inneren des concentrischen Gufskörpers durch das
Auspulfrohr P bewirkt wird, noch in viel höherem Mafse erfolgt.
Eine kleine Pumpe benutzen J. Charter^ T. A. Galt und G. S. Tracij
in Sterling, Vereinigte Staaten von Amerika (*D. R. P. Nr. 44703 vom
20. September 1887) zur Abmessung der Erdölladung (Fig. 33).
Unter dem Arbeitscyliader der Maschine ist der Ladungscylinder A
angeordnet, dessen Kolben mittels besonderer, mit dem Kopfe der Pleuel-
stange verbundener Schubstange von der Kurbelwelle hin und her
bewegt wird. Das zum Betriebe dienende Gasolin wird aus einem
oberen Behälter durch den Kanal a in den Mefscjlinder b übergeführt-
beim Vorgange des Plungers c wird eine genau bestimmte Menge
Gasolins in den Raum d unter dem Venfile e eingedrückt, wobei dieses
sich öffnet und das Gasolin in ein schräg liegendes Rohr überströmen läfsf,
dessen inneres Ende in das zur Einführung der Luft dienende Rohr g
einmündet. Der Mefscylinderplunger b erhält seine Bewegung durch
die Schubsfange h. Der unmittelbar auf der Kurbelwelle sitzende Cenfri-
fugalregulafor rückt bei zu schnellem Gange die Bewegungsvorrichtung
für die Pumpe aus.
Das Rohr ist innerhalb des Luftzuführungsrohres g behufs inniger
Vermischung des Gasolins mit der Luft mit Löchern versehen und
ober- und unterhalb der letzteren sind zur Bildung der Mischungskammer
perforirte Scheidewände »" angeordnet, zum Zwecke, durch den auf-
steigenden Luffsfrom eine möglichst feine Vertheilung des Oeles zu
bewirken. Der Luftstrom wird durch den Rückgang des Kolbens des
mit dem Rohre g communicirenden Ladungscylinders angesaugt.
Das Rohr g mündet unten frei aus und das hintere Ende des La-
dungscylinders A communicirf mit der Oeffnung A, die neben dem
Zündeylinder und dem Ventile / liegt. Wenn der Kolben des Ladungs-
cylinders vorgeht, so wird durch Ventil l das Ladungsgemisch an-
gesaugt. Wenn dann der Kolben des letzteren wieder zurückgeht,
so wird das Einlafsventil / geschlossen und die Ladung verdichtet in
den Arbeitscylinder eingedrückt. Aus diesem gelangt die Ladung in
538
Neuerungen auf dem Gebiete der Brau- Industrie.
den Arheitscylinder, worin sie beim Rückgänge des Arbeitskolbens zu-
nächst verdichtet und dann in bekannter Weise entzündet wird.
Um einen Motor sowoiil mit Leuchtgas als auch mit Erdöl arbeiten
zu lassen, hat F. fVitlielm in Herford (* Ü. R. P. Nr. 42948 vom 15. Sep-
tember 1887) eine besondere Anordnung getrollen. Das zur Verwendung
gelangende Mischventil hat verschiedene Wege für Gas und Erdöl,
welche immer nur abwechselnd in Gebrauch genommen werden können.
Soli die Maschine mit Erdöl gesjjcist werden, so wird letzteres in ent-
sprechenden Räumen des Mischveutiles zerstäubt.
Eine Luft-Erdöl-Gasmaschine möchte man die hierher gehörende,
*S. 12 dieses Bandes beschriebene Maschine von J. Uargreaces nennen,
welche von Adair und Co. in Liverpool gebaut wird, weil sie ebenso
als Heilsluflmaschine wie als Erdölgasmaschine arbeitet.
Nach Engineer verbraucht ein solcher 40 IP- Motor (^indicirt) bei
Umdrehungen 9^ Kohlentheer stündlich, d. h. 0'^,23 für die stündliche
indicirte Pferdekraft.
üeber technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-
industrie (zugleich Bericht über die Stuttgarter Brauerei-
Ausstellung); von Prof. Alois Schwarz in Mährisch-Ostrau,
(Fortsetzung des Berichtes S. 351 d. Bd.)
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 27.
Einen anderen neuen
Staubsammler hatte die Ma-
schinenfabrik G(j. Kiefer in
Feuerbach-Stutigart in der
Au.sstellung vorgeführt, wel-
cher auf ähnlichem Prinzipe
wie der vorbesehriebene
beruht.
Dieser Staubsammler
besteht, wie nebenstehende
Abbildung zeigt, aus zwei,
vier, sechs oder acht Flanell-
schläuchen , durch welche
die eintretende, mit Staub
geschwängerte Luft stauli-
frei durch den Fhiuell in
das Freie tritt, und geschieht
die Reinigung des von Staub
zugelegten Flanclles wie folgt: An dem vorderen lluupte der Maschine
befindet sich der Automiil (Abklopfer), dessen Einrichtung so getroflen
Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-Industrie. 539
isl , dals nur zwei Schläuche zusammen abgeklo])ft werden, während
die übrigen in Thätigkeit bleiben und somit der regelmäfsige Gang der
zuströmenden Luft nicht im Geringsten beeinträchtigt wird. Bei den
in Abklopfung befindlichen Schläuchen wird der unterhalb am Schlauche
befestigte schwere Ring mittels einer Kette vom Automaten hoch ge-
zogen und plötzlich fallen gelassen, wodurch 4 bis 8 Stränge, welche
den Belastungsring tragen, mit Kraft gegen die Wandung des Flanelles
geschlagen werden und zwar so, dafs selbst die feinsten Staubtheilchen,
welche sich in den Poren des Flanelles festgesetzt, herausfallen müssen,
um so mehr, da sich diese kräftige Abklopfung alle 10 Minuten bei
jedem einzelnen Schlauche 6 mal hinter einander wiederholt.
Der abgeklopfte Staub, welcher inzwischen durch eine geeignete
Vorrichtung aufgefangen worden ist, wird seitlich durch eine Schnecke
oder durch Sackrohre direkt in Säcke befördert, und beide Schläuche
erhalten nach der Abklopfung wieder freien Einzug der Luft.
Diese neue Anordnung des hier beschriebenen Staubsammlers bietet
die gröfsfe Sicherheit für Explosionsgefahr, indem sich die von Staub
angefüllte Luft nur in Flanellumhüllungen (Flanellschläuchen) befindet,
und bei einem derartigen Vorkommnisse sich nur ein Rifs in denselben
bilden könate, wo sich dann die Staubluft mit der atmosphärischen Luft
vermischen würde.
Die Schläuche werden auch häutig mit schwachen Jalousien um-
kleidet, welche die entströmende Luft nach oben weisen und ein un-
mittelbares Berühren der Schläuche unmöglich machen. Der Antrieb
des Automaten ist sehr einfach, da er von unten oder oben oder auch
von der Seite angetrieben werden kann.
Andere Constructionen von Staubcollectoren (Patent Printz) waren
von Eugen Kreiß in Hamburg und auch von Amandua Kahl in Hamburg
in Betrieb vorgeführt worden.
Die Patent-Staub-Collectoren werden mit aufserordentlichem Vor-
theile überall da angewendet, wo es sich darum handelt. Staub, gleich-
viel welcher Art — er mag also noch so fein, trocken oder feucht,
faserig, klebrig u. s. w. sein — von Maschinen oder aus Räumen zu
entfernen, sei es behufs Gewinnung zur Wiederverwerthung oder aus
gesundheitlichen Gründen zur Reinigung der Luft, wie z. B. auch in
Mälzereien. Diese Staubcollectoren können so nahe als möglich an die
betrefTenden Maschinen oder Staubquellen gerückt werden, saugen den
hier entstehenden oder auch den in einem Räume schwebenden Staub
auf, sammeln denselben an, und es kann die völlig gereinigte Luft in
demselben Räume entweichen. Der Kraftbedarf zum Betriebe der Vor-
richtung an und für sich, abgesehen von dem Bläser, ist sehr unwesent-
lich; der Antrieb der Filtertrommel erfolgt durch einen nur SOmm breiten
Riemen. Es findet bei den neuen Staubsammlern die Reinigung des
Filtertuches in der Weise statt, dafs nach und nach die einzelnen Zellen
540 Neuerungen aul' dem Gebiete der Braulndustrie.
des Filierkörpers abgeklopft werden, unter gleichzeitiger Anwendung
eines kräftigen, pulsirenden Luftstromes, welcher an der betreffenden
isolirten Zelle des Filters von entgegengesetzter Seite wirkt, wodurch
der an dem FilterstolVe zurückgehaltene Staub sowohl abgeklopft als
abgeblasen wird. Die Abklopfung geschieht jedoch nicht gegen den
Filterstoff, sondern gegen den Rahmen desselben. Durch diesen Ab-
klopfer in Verbindung mit Gegenwand fällt der losgelöste Staub in
eine Schnecke, welche denselben seitlich herausbefördert, während völlig
gereinigte Luft den Apparat verläfst, und werden selbst die noch fest
an dem Filtertuche haftenden Staubl heilchen wirksam entfernt ohne
Abnützung des Filterstotles, welcher daher von sehr langer Dauer ist.
Von den in das Gebiet der Mälzerei schlagenden Apparaten fand
die von Eugen Kreis in Hamburg in Betrieb vorgeführte neue F'örder-
spirale, als neues Förderelement, grofse Beachtung, und zwar war eine
von lOO"" und eine von 200""" Durchmesser mit einer Leistungsfähig-
keit von 80 bezieh. 400 Centnern in der Stunde ausgestellt. Dieses neue
Förderelement besteht aus einer cyündrischen Drahtspirale von beson-
derem Querschnitt, welche wie die bekannte Förderschnecke sich in
einem Gerinne um ihre Achse dreht. Die Drahtspirale wirkt direct
nur auf einen sehr geringen Tlieil des zu fördernden Gutes, sie setzt
nur den äufseren Mantel des innerhalb der Spirale beiindlichen Gutes
in Bewegung, die sich dem letzteren, sowie auch dem über der Spirale
befindlichen Theilchen in Folge der Adhäsion mittheilt. Durch Vor-
wärtsbewegen dieses äufseren Mantels wird sowohl der innere Kern als
auch das über der Spirale belindliche Gut mitgeführf, gleichsam mitgetra-
gen, so dafs durch Erhöhung des Gerinnes die Leistung sich entsprechend
steigern läfst. Ein Vermengen oder Zerreiben des Fördergutes findet
nicht statt. Der Spiraldraht besitzt einen besonderen , rechteckigen
Querschnitt, wodurch der bei rundem Draht vorhandene Uebelstand des
Keilschubes, d. h. des Festklemmens des Fördergutes zwischen der Run-
dung des Drahtes und dem Boden des Troges, sowie die Schwierig-
keiten einer dauerhaften Verbindung zwischen dem runden Draht, der
Stütze und der Achse gänzlich vermieden und gröfsere Leistung, sowie
leichterer Gang erzielt ist. In Folge der Vortrefflielikeit der Vorrich-
tung ist dieselbe auch bereits in vielen Tausenden Metern Länge aus-
geführt.
Eine gleichfalls ausgestellte neue Construction von Transportschnecken,
Patent liöfiler und Reinhard, zeigte wesentliche Verbesserungen gegen-
über den üblich angewendeten Formen von Transportschnecken, indem
bei derselben die Flügel aus starkem Eisenblech gestanzt (nicht ge-
gossen) sind und die Befesligungslasche nach einem eigenen Verfahren
umgebogen erscheint, wodurch eine sehr grofse \'ersteifung des Flügels
erzielt wird und ein Abbrechen derselben, wie dies bei Gulseisenflügeln
häufig, kaum möglich ist. Diese Flügel werden mit der Höhlung der
Neueningeii auf dem Gebiete der Braii-Iiidiistrie. 541
Lasehe auf die Welle gelegt uud mittels einfacher Kopfschraube auf
derselben befestigt. Das Gewicht einer solchen Schnecke beträgt bei
einem Durchmesser von 25'"' in haltbarer Ausführung blofs 81^ auf den
laufenden Meter, während Transportschnecken gleichen Durchmessers
mit Gufseisenflügeln entsprechend 20 bis 40*^ wiegen.
Ein sehr interessanter Apparat, welcher als Zugehör zu den Malz-
putzmaschinen anzusehen ist, nämlich ein Magnetapparat, war von
Scholl und Auer in Göppingen ausgestellt. Diese Apparate bezwecken
das Ausscheiden von Eisentheilen aus Getreide und Malz und werden
gewöhnlich auf dem Trichter der Schrotmühlen derart angebracht, dafs
sämmtliehes Malz den Magnet passiren mufs, der etwa im Malz enthal-
tene Eisentheile, welche beim Durchgehen durch die Walzen dieselben
beschädigen könnten, zurückhält; die Apparate sind auch mit selbst-
thätiger Abstreifvorrichtung versehen, durch welche die an dem Mag-
nete haftenden Eisentheile seitlich abgehoben werden.
Eine zweite von dieser Fabrik ausgestellte Magnetmaschine dient
zum Trennen der Eisen- und Stahltheile aus Metall-, Dreh-, Bohr- und
Feilspänen und ist für Metallwaarenfabriken von grofsem Werth.
Unter den zahlreich ausgestellten Gerstesortir- und Putzmaschineu
waren meistens bekannte Constructionen , und nur wenige neue Ein-
richtungen vertreten. Blofs Amandus Kahl in Hamburg hatte eine
neue Wasch- und Reinigungsvorrichtung für Gerste ausgestellt. Dieser
Apparat, Patent Niederer-Kahl, besteht aus zwei Theilen, dem wage-
rechten „Scheideapparat", in welchem sämmtliche Verunreinigungen
der Gerste durch einen Wasserstrom abgeschieden werden, und einem
senkrechten Cylinder, der sogenannten .„Wascheolonne", in welchem
eine senkrechte mit Schaufeln besetzte Welle rotirt. Im unteren Theile
dieses C^ylinders wird die Gerste gewaschen und durch die Schaufeln
nach aufviärts gehoben, wobei gleichzeitig das abfliefsende Wasser
sammt den Verunreinigungen durch Centrifugalkraft weggeschleudert
und auch noch durch den Drahtmantel des Flügelwerkes die anhaftende
Spreu abgeschieden wird. Einrichtung und Betrieb dieser neuen be-
achtenswerthen Waschvorrichtung sind folgende: Durch den links-
stehenden wagerechten Theil der Maschine, dem sogenannten Scheide-
apparat, welcher mehrere Abtheilungen hat, wird ein fliefsender Wasser-
strom (entweder kann kaltes oder auch Condensationswasser angewendet
werden) geführt, und so rasch, wie das Wasser läuft, trennen sich von
dem guten Getreide je nach specifischer Schwere in den respectiven Ab-
theilungen; Abschwamm, etwa noch vorhandene Strohstückchen, Hülsen,
Unkräuter, Holztheilchen u. s. w., halb gesunde, faule, brandige u. s. w.
Körner, Steine, Metalltheilchen u. s. w., kurzum alle fremden Beimischun-
gen der Frucht, die schwerer als letztere sind. Nachdem nun dem
Getreide die gröfsten Unreinigkeiten und schlechten Bestandtheile ge-
nommen, laufen sowohl die schweren als auch die gesunden Kömer, die sich
542 Heuerlingen auf dem Gebiete der liraii-liuluslrie.
aus zwei Abtheiluageii vereiuiy;eD, zusammen dureli einen Trichter in
die senkrechte Waschcolonne. Hier wird das Getreide mittels Cenlrifugal-
kraft rationell gewaschen, worauf alsdann beim Austritt aus diesem
Apparat eine nochmalige Behandlung mit Luft erfolgt. Je nach den
Verwendungszwecken, z. B. Malzereien, kann das Getreide, bevor es in
die Weiche kommt, noch einige Zeit unbeschadet auf Haufen lagern,
wohingegen das Getreide bei Vermahlung in Mühlen nach vorbeschrie-
bener Keinigungsprocedur noch eigens construirte Trockenapparate zu
passiren hat.
Die von Amandus Kahl in Hamburg ausgestellte Gerstesortirmaschiue
ist bei einfachem gefälligem Bau dauerhaft ganz in Eisen und so con-
struirt, dafs es einem davorstehenden Mann ermiiglicht ist, selbst die
gröfsere Sorte vou ebener Erde aus zu s])eisen. Auch liegt der ganze
Arbeitsprozefs unverdeckt vor und ist leicht zu übersehen. Die Speise-
und die Ausscheidevorriehtung weisen zwei Verbesserungen auf. Durch
erstere wird eine völlig gleichmäfsige Speisung der Maschine bewirkt,
welche auf einfache und schnelle Weise regulirt werden kann, wobei
durch eine Rüttelbeweguug jede Verstopfung ausgeschlossen ist. Von
einem regelbaren Wiudstrom erfafst, gelangt das nun von seinen leichten
Theilen befreite Korn auf ein sich über die ganze Länge und Breite
der Maschine ausdehnendes neues Fatentrüttelsieb. Dieses leicht aus-
wechselbare Sieb ist mit 2 bis 3 verschiedenen Siehtlächen versehen, die
in ihrer Lochung je der zu reinigenden Frucht angepafst werden und
in der Weise gewählt sind, dafs das erste Siebfeld alle kleinen und
dünnen Körner absondert. Die nicht verbleibenden^ zum Durchgange be-
stimmten gröberen Bestandtheile werden über das Ende des Siebes iu
eine Abtheilung abgeführt. Der Durchgang des ersten und dritten Siebes
wird je für sieh in einer Abtheihmg gleichfalls abgefangen, wohingegen
der Durchgang des zweiten, mittleren Siebes, aus dem Siebgut, wie oben
erwähnt, bestehend, nunmehr zum Hau|)tziel seiner speciellen Sortirung
gelangt, nämlich auf eine um zwei Achsen rotirende, schräg nach oben
gekehrte Auslesefläche, welche aus endlos zusammengesetzten Platten
mit halbrunden, gebohrten Löchern besteht.
Zu den schönsten und bestausgeführtcn Maschinen dieser Art ge-
hörten unstreitig die von der bekannten Kniker Trieuerfabrik Mayer
und Comp, in Kalk bei Köln ausgestellton drei Sortirmaschinen nach
Kriigefa Patent für eine Leistungsfähigkeit von ;t,15 resp. 30 Centner
in der Stunde. Es sind dies vereinigte Gerstensortir-, Wicken- und
Halhkörner-Auslesemaschinen von grol'ser Leistungsfähigkeit und ein-
facher Construction, welche sich in vielen Ausführungen vortrefflich be-
währt haben. Die ausgestellten Ä'rHjcr'schen Pafent-Trieurs sind ohne
Rüttelwerk, statt dessen mit einer Absiebetrommel ausgestattet, arbeiten
daher geräuschlos und verursachen nicht das bei anderen Constructionen
so störende Erschüttern des tianzen Arbeitsraumes.
Neuerungen auf dem (jebiete der Brau-Iiidustrie. 543
Heinrich linnhard in München hatte als Neuheit ein Gefäfs mit
Waoe zur Bestimmung der Quellreife der Gerste ausgestellt, welches
ohne weitere Untersuchung und Berechnung über das Fortschreiten der
Wasseraufnahme in allen Schichten der Weichmasse Auskunft gibt.
Die Wasseraufnahme, nach Procenfen bezeichnet, stellt zugleich eine
vergleichende Einheit für alle Mälzereien dar und ist genauer und ver-
ständlicher als die übrigen praktischen Merkmale, oder als die gebräuch-
liche Angabe der Weiehzeit nach Tagen und Stunden. Das Gefäfs wird
mit 200? der einzuweichenden Gerste gefüllt, mit dem Deckel geschlossen
und in die frisch eingeweichte Gerste im Quellstock gestofsen. Diese
kleine Gerstenmenge weicht somit unter denselben Verhältnissen wie
die grofse Masse. Will man sich von der Wasseraufnahme überzeugen,
so kommt das Gefäfs aus der Weiche und wird in reinem Wasser
durchgeschüttelt, damit etwa anhaftende Unreinigkeit durch die Oeft'-
nunaen entfernt wird. Alsdann wird der Deckel wieder abgenommen
und als Ersatz für die Wagschale das Gefäfs angehängt. Die Wage
zeigt die Wasserzunahme in Procenten an, wobei das Gewicht immer
auf demselben Punkt stehen mufs, wie bei der trockenen Gerste.
Die Maschinenfabrik von Franz Hnchmuih in Dresden hatte ihre
neuesten verbesserten Malzwender im Betrieb vorgeführt; derselbe hat
folgende Construction : Am Umfange einer hohlen Welle sind wechsel-
seitig Arme eingesetzt, welche an ihren Enden in Gelenken drehbare,
oebogeue Schaufeln tragen, wie solche in der Querschnittzeichnuug
dargestellt sind (Fig. 1 Taf 27).
Bei rascher Umdrehung der Wenderwelie bewegt sie sich nur
langsam vorwärts, so dafs bei Eingriff' der Schaufeln dieselben nie mehr
als nöthig fassen können. Am Wenderarme sitzt lose eine Hülse E
mit zwei kleinen Grellem, sobald nun die Schaufel zum Eingritf kommt,
fällt durch ihr eigenes Gewicht die Hülse E am Arme herab und hält
die Schaufel so lange fest, bis der Arm eine solch schräge Lage nach
oben einnimmt, in welcher die Hülse durch die eigene Schwere herab-
gleitet und die Schaufel frei schwingen läfst. Durch diese Anordnung
wird der grofse Vortheil erreicht, dafs das Malz nur nach und nach
von der Schaufel herabgleitet und dabei einen möglichst langen Weg
durch die erhitzte Luft zurücklegt.
Der Antrieb des Malzwenders geschieht durch einen einfachen
Mechanismus; derselbe ist zu beiden Seiten in das Mauerwerk gelegt,
da er wenig Raum bedarf, demnach die Darrbreite der Wenderbreite
gleich ist. An den Enden tritt selbsthätig ein Umschaltungsmechanis-
mus in Thätigkeit, so dafs der Wender ohne jede Aufsicht selbsthätig
vor- und rückwärts arbeitet, demnach jede Controle der Arbeiter
wegfällt.
Die Lager der Wenderwelie sind mit präparirten Metallschalen ver-
sehen, welche kein Oel oder irsend eine Schmieruna; erfordern.
544 Neuerungen auf riera (jebicte der Brau-Industrie.
Die Hülse ist so construirt, dafs sich Staub, Körner und Unreinig-
keiten niemals festsetzen können.
Ein anderer neuer Wendeap])arat für Malz, von Friedrich Augusi
Bardnann und Comp, in üffenbach a. M. ausgestellt, zeichnete sich da-
durch aus, dafs derselbe ebenfalls die Ausnützung des Raumes, in wel-
chem das zu wendende Material ausgebreitet liegt, bei Malz also die
Ausnützung der Darrhorde, voll und ganz gestattet. Es wird dies da-
durch erreicht, dafs der gesammte Bewegungsmechanismus des Schaufel-
rades aufserhalb der eigentlichen Darrhorde angebracht ist, so dafs das
Schaufelrad die volle Breite des Darrraumes erlialten kann. Diese
eigenartige Anordnung des Bewegungsmechanismus bedingt eine von
den bisher zu dem gleichen Zwecke benutzten Einrichtungen vollständig
abweichende Construction, welche im Wesentlichen aus einem Um-
laufgetriebe besteht, das gleichzeitig die Rotation des Schaufelrades und
den Vorschub der Wenderwelle bewirkt.
Das Schaufelrad ist in bekannter Weise aus einem die Welle er-
setzenden Cylinder, den darauf befestigten Blechscheiben, den radialen
Stegen und den in den Scheiben drehbar gelagerten, aus winkelfiirmig
gebogenen Blechen bestehenden Schaufeln zusammengesetzt. In den
Enden des Cjlinders sind die Drehzapfen eingesetzt, welche in Gehäusen
lagern, die in Aussparungen der beiden Seitenwände des Darrraumes
schlittenartig verschiebbar sind. Die Gehäuse haben mit Schrauben-
gewinde versehene Naben und sind auf je einer zu beiden Seiten der
Darrhorde sich über die ganze Länge des Darrraumes erstreckenden,
an den beiden Enden der bezüglichen Wandaussparung drehbar ge-
lagerten Spindel montirt, so dafs die Gehäuse mit dem Schaufelrad bei
der gleichzeitig erfolgenden Drehung der beiden Spindeln in der einen
oder anderen Richtung langsam über die Darrhorde vor- oder zurück-
geschoben werden. In jedem Gehäuse ist zwischen den beiden Naben
eine mit ihrer Nabe auf der Sjjinde! verschiebbare Schnecke angeordnet,
welche mit dem bezüglichen der beiden auf den Drehzapfen des Schaufel-
rades befestigten Schneckenräder in EingriH' steht. Die Nabe jeder
Schnecke greift mit einer Feder in eine Nuth, welche über die ganze
Länge in jede der beiden Spindeln eingeschnitten ist, so dafs sich die
beiden Schnecken bei der Drehung der Spindeln mit diesen mitdrehen
müssen, hierbei aber auch mit den Gehäusen längs der Spindeln vor-
bezieh, zurückgleiten können.
Durcii die Drehung der Schnecken werden die Schneckenräder und
hierdurch der Cylinder mit den Schaufeln in Bewegung ver.setzt.
Die eine S])indel des erstbeschriebenen Umlaufgetriebes ist als
Welle durch die Stirnwand des Darrraumes hindurch verlängert und
hier mit einer Klauenkuppelung versehen, welche durch Umlegen des
Hebels mit der einen oder anderen der beiden lose und in entgegen-
ge.setzten Richtungen laufenden Kiemscheiben geknjjpelt wird, so dafs
Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-Industrie. 545
hierdurch die Welle und die Spindel je nach Bedarf in Rechts- bezieh.
Linksdrehung versetzt werden können. Damit nun diese Umkehrung
der Drehungsrichtung der Spindeln jedesmal, wenn das Schaufelwerk
an dem einen oder anderen Ende der Darrhorde anlangt, selbsthätig
erfolgt, ist der soeben erwähnte Hebel durch eine Schiebstange mit einem
durch ein Gewicht belasteten, zweischenkligen Hebel verbunden, welcher
nahe am vorderen Ende des Darrraumes in geeigneter Weise drehbar
an einer an der Wand befestigten Platte angebracht ist.
Ein auf dem bezüglichen Gehäuse befestigter Anschlag stöfst gegen
Ende des Vorschubes des Schaufelwerkes gegen das untere Ende des
zweiten Hebels, legt diesen und damit auch den ersten, den Kuppelungs-
hebel, allmähhch um, schaltet hierdurch die Kuppelung zwischen der
Spindel und der rechts liegenden Riemscheibe aus und kuppelt dieselbe
mit der zweiten sich entgegengesetzt drehenden Riemscheibe, so dafs
die durch ein Kettengetriebe miteinander verbundenen Spindeln nun-
mehr nach entgegengesetzter Richtung in Drehung versetzt und das
Schaufelwerk bei entgegengesetzter Schaufelwirkung wieder langsam
zurückbefördert wird.
Am anderen Ende der Darrhorde stöfst der Anschlag ebenfalls
gegen einen dritten Hebel, welcher mit dem zweiten Hebel durch eine
Schubstange verbunden ist. Mit dem Umlegen des dritten Hebels wird
also auch wieder der Kuppelungshebel umgelegt, die Kuppelung aus
der links befindlichen Riemscheibe ausgelöst und in die rechts befind-
liche Riemscheibe eingeschaltet, so dafs also die Rotation der Spindeln
und damit die Bewegung des Schaufelwerkes wiederum wechselt.
Die Kuppelung mit der betretfenden Riemscheibe wird bis zur
nächsten Umsteuerung dui-ch das am zweiten Hebel angebrachte Ge-
wicht gesichert.
Beim Abstellen des Apparates wird der erste Hebel mit der Kup-
pelung durch Einklinken eines Ueberwurfhebels in Mittelstellung ge-
sichert.
Eine sehr interessante, wenn auch schon seit einigen Jahren be-
kannte Neuerung war von der Berliner Acliengesellschaft für Eisengiefserei
und Maschinenfabrikation in Charlottenburg zur Ansieht gebracht worden,
nämlich das Verfahren der pneumatischen Mälzerei nach dem Trommel-
sjsteme Patent Galland. Es war ursprünglich beabsichtigt gewesen,
einen solchen Apparat in vollständiger Ausführung in der Ausstellung
in Betrieb zu setzen, was sich jedoch aus technischen Gründen als un-
durchführbar erwies, weshalb dieses System blofs durch grofse in Farben
ausgeführte Tafeln den Besuchern zur Darstellung gebracht worden
war. Wir reproduciren diese Tafeln, indem wir gleichzeitig eine aus-
führliche Beschreibung dieses Mälzereisystemes geben (Fig. 4 und 5 Taf.27).
Ein gemauerter oder eiserner Koksthurm ist unten mit einem Roste r,
worauf eine niedrige Koksschicht ruht, und über demselben, mit kleinem
Dingler's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 12. 1889/1. 35
546 Neuerungen anf dem Gebiete der Braii-Indiistrie.
Zwischenräume mit noch einem Rost R mit höherer Koksschicht ver-
sehen. Unter den untersten Rost wird möglichst reine und daher Luft aus
der Höhe zugeleitet. Oberhalb vom Koks ist ein sogen. Anschwänzer s an-
gebracht, der, sich drehend, in feiner Vertheilung frisches Brunnenwasser
von etwa 8 bis 10" R. über den Koks niederrieseit und auf letzteren
also in gröfster Oberfläche vertheilt. Der Raum über dem An-
schwänzer steht in Verbindung mit einer Windzuleitung L und L,, zu
den Malzapparaten gehend, und mit einer Windableitung 5, von diesen
zu einem Exhaustor (Ventilator) Z führend. Wenn letzterer saugt, so
tritt unter den Rost frische Aufsenluft, durchstreicht den Koks, wird
"ereinigt, sättigt sich an dem in gröfster Oberfläche vertheilten Wasser,
dieses theilweise verdunstend, mit Wasserdampf, und weil hierzu Wärme-
bindung nöthig ist, so kühlt sich die selbst im heifsesten Sommer etwa
mit 280 R. eintretende Luft l)ei diesem Prozesse bis auf 9 bis 11", voll
gesättigt mit Wasserdampf, ah. Im Winter, wo die Luft mit grofser
Kälte, also unbrauchbar für die Mälzerei, unter dem Roste eintritt, wird
durch ein in den freien Raum zwischen beiden Kokslagen eingeführtes
kleines Dampfrohr d vom Dampfkessel so viel Dampf zugeleitet, dafs
die Temperatur der oben aus dem Koksthurme den Apparaten zuge-
führten feuchten Luft ebenfalls 9 bis 11" beträgt. Dampf- und Wasser-
zuführung in den Koksthurm sind je nach den Aufsentemperaturen durch
Ventile regulirbar. So ist für jede Jahreszeit in einfachster Weise das
geeignete Mälzungsklima, bestehend in voll mit Wasser gesättigter,
gereinigter kühler Luft, hergestellt, welche in nachstehender Weise zum
Wachsen der Gerste Verwendung ündet.
Das Einquellen der Gerste geschieht im Woichkasten fV. Nach-
dem das Einweichen der Gerste in gewöhnlicher Weise vorgenommen
und das letzte Wasser abgelassen ist, verbleibt das gequellte Gut noch
1 bis 2 Tage in dem mit fein gelochtem Doppeiboden versehenen Weich-
kasten, welcher dann oben mit einem luftdicht abschliefsenden Plan
abgedeckt wird. Die Ventile v und i\ werden geöfliiet und unter Durch-
saugung von frischer gekühlter Luft wird das Anspitzen der Gerste be-
günstigt, indem dieselbe kühl gehalten und die sich bildende Kohlen-
säure abgesaugt wird. Unten in den Weichküsten sind ventilartig
abgeschlossene OefTnungen o, durch welche nach der genannten An-
spitzzeit das Keimgut in die unterhalb der Weichkasten placirten Keim-
trommeln T niedergelassen wird, worin der Keimungsprozefs weiter
vor sich geht.
Die Keimtrommeln sind unten auf 2 Paar Kollenböcken b gelagerte
und mittels Sciineckenradgetriebe g in etwa 40 Minuten einmal herum-
drehbare Blechcy linder, von denen jede an einer Seite eine mit der
Feucht- Windleitung L mittels eines Regulirdrehschiebers D in Verbin-
dung stehende Luftkammer k hat, von welcher am äufseren Umfange
der Trommel halbkreisförmige, ganz fein gelochte Kanäle c die Trommei-
Neueningen auf dem Gebiete der Brau-Industrie. 547
cylinder der ganzen Länge nach durchziehen. Von der anderen Seite
steht ein in der Mitte der Trommel angebrachtes, ebenfalls fein ge-
lochtes Mittelrohr m, auch absperrbar und regulirhar, mittels eines Dreh-
schiebers Z>[ in Verbindung mit der VVindahsaugeleitung S. Dieses
Mittelnihr hat jedoch keine direkte Verbindung mit der Luftkammer A;
es kann daher die vom Ventilator gesaugte Luft die Trommel nur in
der Richtung der eingezeichneten Pfeile durchstreichen. .Jede Keim-
trommel hat am Umfange zwei um etwa 120^' versetzte, ganz leicht zu
öffnende und dicht abschliefsende ThUren zum Ein- und Auslassen der
gequellten Gerste bezieh, des Grünmalzes. Durch das .'ehr langsame
Drehen der Trommel bleibt die Obertläche des Inhaltes nicht wagereeht
stehen, sondern nimmt eine schräge Fläche an, auf welcher allmählich
abrieselnd das wachsende Keimgut ohne irgend sonstige gewaltsame
mechanische Beihilfe gewendet wird und somit vor Zusammenwachsen
(Verfilzen) in der einfachsten und die zarten Würzelchen schonendsten
Weise absolut sicher bewahrt bleibt. Jede sich in 40 Minuten einmal
herumdrehende Trommel läfst das eingefüllte gequellte Gut, je nach
der Temperatur, mit welcher man den Keimungsprozefs führt, in 7 bis
9 Tagen fertig wachsen und zwar in der gleichmäfsigsten Weise mit
vorzüglichster Lösung. Bei der constanten Zuführung von voll mit
Wasser gesättigter und gereinigter Luft wird die sich bildende Kohlen-
säure stetig abgeführt, und ein Abtrocknen des Malzes kommt in dem
kleinen Kaume der Trommel nicht vor. iöchiminelbildung ist selbst bei
halben Körnern ausgeschlossen.
Zur jederzeitigen Beobachtung und entsprechenden Kegulirung der
Temperaturen des wachsenden Malzes im Inneren der Trommeln hat
jede derselben an jeder der Stirnwände ein Thermometer. Zeigt sich
bei einer Trommel für das Stadium des darin wachsenden Gersten-
haufens zu hohe oder zu niedere Temperatur, so wird solche Differenz
durch Drehen des Windregulirhahnes D und dementsprechende Durch-
führung von mehr oder weniger gekühlter Luft durch diese Trommel
in kürzester Zeit wieder auf den normalen Standpunkt regulirt. Ferner
kann zu jeder Zeit auch von dem zwischen je 2 Trommeln angebrachten
Podium /) aus, durch Oetfnen einer der Thüren in der Mitte der Trommeln
der Haufen mit Leichtigkeit gradirt und beobachtet werden. Es können
aulser den Thüren auch noch Fenster zum Einblicke in die Trommeln
angebracht werden.
Ist das Grünmalz hinreichend au.sgevvachsen, so wird mit dem Zu-
führuugsdrehschieber D die feuchte Luft von der betreffenden Trommel
abgesperrt und eine im Deckel dieses Drehschiebers angebrachte Thür
geöffnet, so dals gewöhnliche trockene Atmosphäre durch das Grüu-
malz gesaugt wird, welche ein Abschwelken und Abtrocknen nach Be-
lieben in einfachster Weise bewirkt.
Das .so fertige Grünmalz wird durch eine nach unten gestellte Thür
548 Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-lndustrie.
in untergefahrene Kippwagen entleert, und dies durch Nachstofsen durch
die zweite schräg nach oben gerichtete Thür nachhelfend von dem
zwischen je 2 Trommeln angebrachten Podium p aus erleichtert.
Mit dem pneumatischen Grünmalzapparate, Trommelsystem Galland^
kann man bei dem mit Leichtigkeit und in einfachster Weise her-
gestellten künstlichen Klima das ganze Jahr hindurch malzen. Rechnet
man jedoch zur Generalsäuberung und Neulackirung der Apparate und
Räume im Jahre etwa 4 Wochen ab, so kann man eine jährliche Arbeits-
zeit bei diesen Ap])araten von 335 bis 340 Tagen annehmen, gegenüber
einer Arbeitsdauer von durchschnittlich 220 bis 230 Tagen auf den ge-
wölmlichen Tennen. Dementsprechend kann jede Trommel in vor-
stehend genannter Campagne 41 bis 42 mal fertiges Grünmalz ausleeren.
Durch die gleichmäfsig niedrig gehaltene Temperatur der Haufen in den
Trommeln während der Keimzeit ist der Verlust der Gerste an nutz-
barer Substanz geringer als bei dem Wachsthume auf den Tennen, so
dafs die Ausbeute an Malz eine erhöhte ist. Bei Anwendung der Galland-
sehen Keimtrommelapparate gebraucht man zur Herstellung des gleichen
Malzcjuautums nur etwa ' j des Raumes wie bei gewöhnlichen Tennen.
Wegen des geringen Platzes, den die Apparate einnehmen, lassen
sieh dieselben mit Leichtigkeit in vorhandenen Gebäuden unterbringen.
Es ist fast gleichgültig, ob die Keimtrommeln im Keller oder in hoch-
gelegenen Räumen Aufstellung finden.
Abgesehen von der enormen Ersparnifs an Terrain stellen sich die
Kosten der Anlage einer gewöhnlichen Tennenmälzerei durchschnittlich
45 bis 50 Proc. höher als eine solche mit GaUands Trommelapparaten
bei gleichen jährlichen Productionen an fertigem Malze.
Die benöthigte Wassermenge ist für |das Einweichen der Gerste
bei dem ])neumatischen Verfahren genau dieselbe, wie bei der Tennen-
mälzerei. Man kann dafür ziemlich genau für den Tag das lOfache
von dem Gewichte der täglich einzuweichenden Gerste rechnen, so
dafs bei einer täglichen Verarbeitung von 5000'' Gerste für alle Weich-
kästen in 24 Stunden etwa 50000i< =: 50''''"' Wasser für das Einweichen
verbraucht werden. Als Kühlwasser für die Koksthürme wird in den
Wintermonaten Oktober bis Ende März ungefähr dasselbe Quantum be-
ansprucht wie zum Einweichen; es vermehrt sich das Quantum allmählich
mit der zunehmenden Aufsentemperatur, jedoch wird für die Koks-
thürme in den allerheifsesten Sommertagen höchstens die 3'. ^ fache
Wassermenge gebraucht als im Winter.
Hei der so überaus einfachen und sicheren Regulirbarkeit aller
Factoren, welche bei der pneumatischen Trommelmälzerei in Betracht
kommen, ist das nöthige Arbeitspersonal auf das denkbar geringste
Minimum gebracht. Ein Mann bei Nacht, welcher zugleich Maschinist
sein kann, ist in der Lage, die Beobachtung und Regulirung der Tem-
peraluren vorzunehmen für eine Mälzerei von mehreren Serien Trommein
j
Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-Induslrie. 549
unbeschadet ihrer Gröfse. Desgleichen genügt für den Tagesbefrieb
ein Mann für die Beobachtung und Regulirung. Nur während der Zeit
des Ausleerens einer Trommel und Weiche sind zur Fortsehaftung und
Hüchförderung des Grünmalzes zur Darre je nach Gröfse der Apparate
noch 2 bis 3 Mann auf l'/^ bis 2 Stunden zur Hilfe zu stellen.
Die Betriebskosten eiuschliefslich der maschinellen Betriebskraft
lassen sich je nach den Gröfsen der Anlagen für die Grünmalzfabrikation
bis zu 0,3 der Betriebskosten eines Tennenbetriebes reduciren.
Ein zweites, ebenso häutig als das vorbeschriebene in der Praxis
eingeführte System der pneumatisch-mechanischen Mälzerei, das von
Saladin^ für welches die Maschinenfabrik Beck und Rosenbauni's Nach-
folger in Darmstadt das alleinige Ausführungsrecht für Deutschland er-
worben hat, war wohl in der Ausstellung nicht vorgeführt, doch hatte
die genannte Firma an alle Ausstellungsbesucher ein Circular ergehen
lassen, in welchem dieselben zur Besichtigung der an den Reiserouten
der Ausstellungsbesucher befindlichen Anlagen von pneumatisch-mecha-
nischen Mälzereien nach System Satadin eingeladen wurden.
Das Wesen des Sa/arfm'schen Verfahrens besteht in Folgendem :
Die geweichte Gerste wird in einen besonderen Keimkasten ausgestofseü,
iu welchem sie vom Beginne bis zur Beendigung des Wachsthumes
ununterbrochen verbleibt. Sie liegt in demselben auf einem Siebbodeu,
unter welchem sich eine Luftzuführung befindet, welche mittels einer
Klappe verschliefsbar ist, und von der aus auf eine bestimmte Tem-
peratur gebrachte feuchte Luft durch das Malz von unten her gedrückt
werden kann. Durch diese gleichmäfsige Zuführung von Luft, welche
vorher auf eine bestimmte Temperatur gebracht worden ist, wird die
Temperatur des Haufens auf einer bestimmten, gewünschten Höhe, und
die Luft im Haufen rein erhalten (von Kohlensäure befreit, der Sauer-
stutf ersetzt). Die zugeführte Luft wird aufserdem vor der Zuführung
mit Feuchtigkeit gesättigt, um ein Austrocknen des Malzes zu ver-
hindern. Wird ein Schwelken des Malzes nach beendetem Wachs-
thume gewünscht, so kann dies in demselben Kasten, in dem das Malz
gewachsen ist, durch Zuführung voh trockener warmer Luft ausgeführt
werden (Fig. 2 und 3 Taf. 27).
Das Auflockern des Malzes wird bei dem Sa/arfm'schen Verfahren
nicht wie auf der Tenne durch Handarbeit bewirkt, sondern es dient
zu dem Zwecke ein besonderer mechanischer Apparat, welcher „Wender"
oder richtiger „Auflockerer" genannt wird. Im Wesentlichen besteht
derselbe aus einem sich selbsthätig fortschiebenden eisernen Wagen,
welcher auf Schienen über dem Keimkasten hin und her laufend kork-
zieherartige Auflockerungsschrauben trägt, welche, bis auf den Boden
des Kastens reichend und sich um die eigene Achse drehend, bei der
Vorwärtsbewegung des Wagens über dem keimenden Malze hin dieses
durchfurchen und die Keime, die in einander gegriffen haben, trennen.
550 Neueniiigeu auf dem Gebiete der ßrau-Indiistrie.
Auch um diu dem Malze zuzuführende Lufl auf die gewünschte
Temperatur zu bringen und mit P'euclitigkeit zu sättigen, bedient sich
das Satadin sehe Verfahren eines besonderen, „Umwechsler'' (Changeur)
genannten Apparates, welcher aus einer oder mehreren Trommeln be-
steht, deren Idantel von mehrfachen Lagen von Siebblech gebildet wird,
und welche in ein Wasserbecken tauchen, dessen Wasser durch ein
Schlaugenrohr beliebig mit Dam))f angewärmt oder mit Eiswasser ge-
kühlt werden kann. Durch diese sich laugsam drehenden Umwechsler
wird die Luft, welche das Malz durchstreichen soll, durch einen Ventilator
geprefst und nimmt auf dein Wege durch die Siebblechlagen, welclie
das temperirte Wasser des Beckens durch Adhäsion mitnehmen, nicht
nur die gewünschte Temperatur an, sondern sättigt sich auch mit Feuch-
tigkeit.
Die Keimkästen bestehen aus eemeutirtem Mauerwerke. Auf der
Seite des Hauptganges sind sie oll'eu, können aber hier durch eine
Eisenblechwaud ebenfalls geschlossen werden. In einer Höhe von 70'^'" über
dem Boden befindet sich der oben genannte Siebboden CC (Kig. 2 und 3J,
auf welchem das Malz D liegt. Derselbe be-lelit aus 18 einzelnen
Rahmen, welche an den beiden Längswändeu des Keimkastens drehbar
befestigt sind und von der Milli' des Kastens aus zur Hälfte nach rechts
zur Hälfte nach links hin lK)chgeklap|)t werden können, so dafs der
ganze innere Kastenraum frei und zugänglich wird, in ähnlicher Weise,
wie die Flügel einer Flügelthür sich öffnend den Durchgang gestatten.
Diese Einrichtung erleichtert die Leerung der Kästen aufserordentlich
und gestattet auch eiue sehr gründliche und schnelle Reinigung der
Kästen.
Der oben erv^ ähnle Saladinselm „Auf lockerer" ist in Fig. 2 und 3 Taf. 27
im Durchschnitte und in Vorderansieht dargestellt. Derselbe besteht aus
einem hohlen Metalleylinder C, an dessen beiden Enden Querleisten
mit je zwei Rollen FF angebracht sind, welche auf den Längswändeu
des Keimkastens in Schienen laufen, so dafs der Cylinder auf dein Keim-
kasten der ganzen Länge desselben nach entlang gefahren werden kann.
Quer durch den Cylinder ragen 5 Schaufeln //, welche eine Schnecke
von dojjpelter Schraubenwindung bilden, bis auf das Siebblech hinab-
reichen und zum Auflockern des Malzes dienen. In dem Cylinder,
]iarallel mit der Achse, aber unter ihr, befindet sich eine Welle, welche
an beiden Enden einen Zahnstern trägt, welcher in eine in die Längs-
wand des Keimkastens eingelassene Zahnstange eingreift. Diese Welle
wird durch eine Zahnradübersetzung mittels des Baumwollseiles MM
gedreht und bewirkt durch ihr Eingreifen in die Zähne der Zahnstange
die Vorwärtsbewegung des ganzen Auflockerers. Gleichzeitig wird durch
denselben Antrieb eine auf dem Cyliuder liegende Schnecke in Um-
drehung versetzt, welche in die au den Schaufeln li angebrachten Zahn-
räder eingreift und .so jedem für sieh eine drehende Bewegung ertheilt.
Ueber das Firnissen von Webstuhllitzen und -Schäften. 551
so dafs diese Schaufeln währeud des allmählichen Vorschreitens des
Auflockerers das Malz durchfurchen und das Keimgut von unten nach
oben heben und drehen. Ist der Auf lockerer an einem Ende des Bassins
angekommen, so mufs er sofort ausgerückt (bei A'j werden, da er sonst
beginnt, den Weg rückwärts zu macheu, weil die Zahnstange am Kopfe
so eingerichtet ist, dafs der Wender am Ende angekommen alsbald in
die entgegengesetzte Bewegung übergeht. Dieser Uebergang wird aber
auch aus der Entfernung für den Mälzer sichtbar durch besondere Ein-
richtung der Zahnradübersetzung, so dafs er auch, wenn er in einem
entfernten Theile des Bassinraumes beschäftigt ist, bei der langsamen
Bewegung der Auflockerer Zeit genug hat, das Ausrücken zu bewirken.
Die Handhabung dieser Auf lockerer ist eine einfache, ihre Leistung
durchgreifend und elegant. — Die Vorzüge dieses Verfahrens sind die
gleichen als die bereits beim vorhergehenden ausführlich besprochenen,
welche überhaupt der ])neamatischen Mälzerei einen Vorzug vor der
Handmälzerei geben.
üeber das Firnissen von Webstuhllitzen und -Schäften.
Mit Abbildungen auf Tafel 28 und 29.
Das Firnissen der Webstuhllitzen und -Schäfte hat den Zweck, die-
.selben widerstandsfähiger gegen Temperaturschwankungen und den
Feuchtigkeitsgehalt der Luft, also dauerhafter zu machen und ihnen
aufserdem eine gröfsere Glätte zu geben, damit die durch dieselben
laufenden Kettenfäden keiner starken Reibung ausgesetzt sind und sie
.selbst bei ihrer Bewegung sich möglichst wenig gegenseitig abnutzen.
Da.s Aultragen und Einreiben des Leinölfirnisses erfolgt gewöhnlich
durch Hand unter Zuhilfenahme von Bürsten.
Adolphe Dufour in Nieder-Burbach bei Seutheim (Elsafs) bewirkt
da.'- Firnissen mit Hilfe der durch D.H. P. Kl. 8 Nr. 42055 vom 15. April
1887 geschützten und in den Fig. 1 bis 3 Taf. 28 dargestellten Maschine
nun auf mechanischem Wege.
Der zu behandelnde Schaft bezieh, die Litzen a werden mittels der
hakenförmigen Bolzen ^6, (Fig. 2 und 3) aufgespannt, welche durch
die beiden Längentheile des Rahmens c gehen und auf der einen Seite
des letzteren fest, auf der anderen aber beweglich und durch Federn b.^
anzuspannen sind. Die Längentheile des Rahmens c, von denen der eine
fest, der andere dagegen seitlich verstellbar ist, sind durch mit Schlitzen
versehene Querstücke verbunden, durch die ein bequemes Einstellen
der Längentheile ermöglicht wird, so dafs in jedem Falle die Schaft-
mitle bezieh, die Mitte der Litzen und die Mitte der Auftragwalzen d
übereinstimmen. Der Rahmen c liegt auf den über dem Gestelle e an-
gebrachten Rollen f (Fig. 1 und 3) und erhält durch den Seilzug g
552 Ueber das Firnissen von WebsUihllitzen und -SchUl'teu.
eine hin und her gehende Bewegung. Damit der Rahmen c hierbei
stets senkrecht zur Achse der Auftragwalze d geführt wird, ist das
feste Längentheil mit einer Rippe ausgestattet, welche in den Rillen
der Rollen f Führung hat.
Der aus Holz angefertigte und mit einem FilzLiezuge versehene
Firnil'scy linder (/ läuft in dem am Gestelle e augebrachteu Firnils-
behälter h und gegen ihn werden zu beiden Seiten die Abstreichwalzen i
mit Hilfe der Hebel A, welche die Laufgewichte k^ tragen, angedrückt,
so dafs derselbe mehr oder weniger Firnifs aus dem Troge entnimmt.
Senkrecht über diesem Cylinder ist die Druckwalze / angeordnet und
zwischen beiden wird der zu überziehende Schaft unter der erforder-
lichen Pressung hindurchgeführt. Die Walzen rf/, sowie die Hebel-
achseu li^ sind in den Böcken m Cl^'g- 2) gelagert, welche auf dem Ge-
stelle e befestigt sind, die Walzen dl werden durch die Kegel-
räder nn^ angetrieben.
Der Schaft bezieh, die Litzen treten, nachdem sie die Walzen lil
passirt haben, zwischen die Bürstencylinder r, welche neben ihrer
rotirenden Bewegung gleichzeitig noch eine achsial hin und her gehende
ausführen. Durch eine besondere Vorrichtung wird der Abstand der
ßürstencylinder noch regulirl. In den Gestellen ]>p^ (Fig. 2) stehen die
mit rechtem und linkem Gewinde versehenen drehbaren zweitheiligen
Spindeln ooi, die bei s gekuppelt sind und die Supporte (jy^ tragen,
in welchen die Bürstencylinder laufen, üben auf die Spindeln o sind
Räder ( aufgesetzt, welche durch eine Gelenkkette t, verbunden sind.
Eine der Spindeln o trägt aufser dem Kettenrade ( noch ein Handrad t-^-,
von welchem aus die sämmtlichen Spindeln durch Kettenübertragung
bewegt werden können.
Das Gestell p bildet das Lager der Haupt welle u, welche die
Riemenscheibe «j (Fig. 2) für oii'enen und gekreuzten Riemen und ein
Stirnrad v trägt. Letzteres greift in das mit angegossener Schnurscheibe
versehene Stirnrad i'i, welches auf dem Zapfen v-, sitzt. Von der Schnur-
scheibe aus werden durch ein Seil, unter Vermittelung von Schnur-
scheiben 1)3, von welchen zwei auf den Achsen der Bürstencylinder
und zwei an Armen des Gestelles p verstellbar augeordnet sind, die
Bürstencylinder in Bewegung versetzt. Auf die Hauptwelle u ist eine
Kurbel aufgesetzt, welche mittels einer Schubstange zwei um die
Achse X2 am Arme p; schwingende Balanciers a\r| (Fig. 2 und 3) und
durch diese mit Hilfe von Schubstangen yy^ die Bürstencylinder r be-
wegt, die in Lagern mit prismatischen Aulsenwandungen, welche in
Führungen der Supports 59, iiin und her geschoben werden, ruhen.
Die Ausrückung der Bewegungsmechanismen erfolgt selbsthutig,
sowie ein Schaft die Bürsten vollständig durchlaufen hat. Zu diesem
Zwecke läuft eine Ausrückstange Z (Fig. 2), au welcher die Ausrück-
gabel befestigt ist, das Maschinengestell e entlang. Die Stange Z trägt
Ueber das Firnissen von Webstuhllitzen und -Schäften. 553
eioen verstellbaren Knaggen Z., und am Ende des Rahmens c ist ein
Flacheisenbügel Z^ angebracht, welcher an vorbenannten Knaggen stöfst,
wenn der Schaft oder die Litzen vollständig durch die Biirstencylinder
hindurch'gelaufen siud.
Während bei der Schaftmaschine von Dufour das Auftragen des
Firnisses und das Verreiben desselben nach einander erfolgt, somit
auch zwei hierzu dienende hinter einander angeordnete Vorrichtungen
vorhanden sein müssen, erfolgt bei der Maschine von A. Weyers in
Crefeld (D. K.P. Kl. 8 Nr. 43427 vom 22. Juli 1887) das Auftragen und
Einreiben des Firnisses gleichzeitig.
Die Maschine ist in den Fig. 5 bis 8 Taf. 29 dargestellt. Auf einem
Gestelle sind zwei Wellen a und b gelagert und tragen die in einander
greifenden Stirnräder c und d. Der Antrieb beider Wellen erfolgt
mittels der auf Welle a sitzenden Kurbel e. Auf den Wellen a und 6
sind je eine Anzahl Scheiben f bezieh, g zur Aufnahme der Bürsten h
und i angebracht. Diese Bürsten sind auf den Scheiben f und h gegen-
über liegend angeordnet und greifen bei der Rotation der Wellen o
und b mit ihren Borsten in einander. Unterhalb der Welle a liegt der
den Firnifs enthaltende Trog ft, in welchem die Uebertragungswalze l
auf dem Hebel m gelagert ist. Sollen die Bürsten h von der Walze /
Firnifs empfangen, so wird der Hebel m gehoben und somit auch Walze »n,
die alsdann mit den sich drehenden Bürsten h iu Berührung kommt.
Hierbei greift das Zahnrad n in das Zahnrad c, wodurch alsdann Walze
iu gehobener Lage in Umdrehung versetzt wird.
Nach Freigabe des Hebels m senkt sich dieser mit der Walze /
wieder, wodurch letztere von den Bürsten h entfernt wird und keinen
Firnifs mehr abgibt. Gleichzeitig kommen die Zahnräder c und n aufser
Eingriff; es wird also Walze l auch stillgesetzt.
Der Schaft mit den zu firnissenden Litzen ist zwischen den beiden
Wellen o und b derart angebracht, dafs die obere Latte o auf den
Querriegeln qq ruht und in den Gabeln r senkrecht geführt wird. Die
untere Latte p hängt frei und ist mit einer am Gestelle befestigten
Spiralfeder s verbunden, welche die Latte p beständig nach unten zieht
und hierdurch die Litzen straff gesjjannt erhält. Die Querriegel q liegen
in seitlich angeordneten Gabeln t und können sich in diesen senkrecht
auf und ab bewegen. Die Scheiben f und g sind mit Rollen u ver-
sehen, welche unter die Querriegel q greifen und diese abwechselnd
heben; hierbei wird auch der Schaft, der ja mit seiner oberen Latte o
auf den Querriegeln q auf hegt, gleichfalls gehoben, um dann von der
Feder s wieder nach unten gezogen zu werden. Der Schaft und somit
auch die Litzen führen also zwischen den Bürsten h und i beim Be-
triebe der Maschine eine auf- und abwärts gehende Bewegung aus, die
Bürsten h tragen den Firnifs auf und verreiben ihn mit den Bürsten /.
Die Gröfse der Bewegung des Schaftes kann zunächst durch Ver-
554 Elektrischer Kraliii auf Schienbahn.
slelluug der Rollen « regulirl werden, eine weitere Kegulirung ist noch
dadurch möglich, dafs statt der glatten Riegel q mit Vorsprüngen q-i
versehene Riegel 7, (Fig. 8) eingelegt werden. Die Rollen u greifen
dann unter die Vorsprünge q.^ und heben in Folge des.sen den Schaft
eut.'i])rechend höher. H. Glafey.
Elektrischer Krahn auf Schienbahn,
Mit Abbildungen auf Tafel 2«-
Die gröl'sere Sicherheit, welche ein elektrischer Krahn im Ver-
gleiche mit einem Dampfkrahne gegen Feuersgefahr bietet, hat Herr-
mann und Comp, veranlafst, in ihrer Furnirfabrik in Limehouse einen
elektrischen Krahn in Anwendung zu bringen, als Ersatz für die bisher
benutzte Haudarbcit, welche 12 Proc. vom Preise der Hölzer kostete.
Von diesem Krahue bieten Fig. 4 und 5 Taf. 28 Aufrifs und Grundrifs.
Der Krahn läuft auf einem Gerüste, das au der Seite des Vorraths-
hauses für die Hölzer errichtet ist und reicht über einen Kanal, worauf
die Hölzer auf Barken gebracht werden. Das Holz ist alles ameri-
kanischen Ursprunges und wird hauptsächlich in Form von Bohlen
geliefert. Beim Ausladen wird ein Stofs derselben, im Gewichte von
etwa 760'' an Bord der Barke ausgelegt und ^•on dem Krahne mittels
eines besonderen, von dem Director Hafs der Fabrik entworfenen
Hakens aufgenommen. Dieser Haken läfst sich schnell anlegen,
verletzt die Bretter nicht und hält die Ladung während des Fort-
schatfens hübsch wagerecht. Beim Fortlaufen des Krahnes ist einiges
Geschick seitens des Lenkers erforderlich, um die Holzladung durch
schmale Pässe und in eines der Thore des Lagerhauses hinein zu
steuern, da die Fortbewegung und die Drehung zugleich und in ver-
schiedenem Grade dabei angewendet werden müssen. Um dies zu er-
leichtern, ist an dem Arme des Krahnes ein Convexspiegel angebracht,
damit der Lenker von seinem Standplatze aus jederzeit die ganze Lage
der Ladung sehen kann. Die allgemeine Anordnung ist von hollick.,
dem 'l'echniker von Herrmann und Comp, angegeben worden; ausgeführt
wurde der Krahu von Crompton und Comp, in Chelmsford. Nach seiner
Fertigstellung nmfsten einige Einzelheiten geändert werden, wobei Hafs
l)ehilflich war.
Der Sli'ttm wird dem Motor mit etwa llu Will von einer gewöhn-
lichen Lichtdynamo zugeführt, die an einem anderen Orte der Fabrik
arbeitet. Der Krahn vermag bis zu 9001^ zu heben, die gewöhnliche
Ladung ist aber nur 7(50. Dazu ist ein Strom von 50 Ampere erfor-
derlich; während der Fortbewegung schwankt der Strom zwischen 28
und 35 Ampere, die gröfsere Stromstärke wird gebraucht beim Durcli-
Elektrischer Krahii auf Scliienbalm. 555
lauten der etwas scharfen Krümmungen. Zum Fortfahren und Drehen
sind 30 bis 35 Ampere nöthig.
Der Krahn soll höchstens 760'^, und 5001^ soll er mit 24'" Ge-
schwindigkeit in der Minute heben; die Drehgeschwindigkeit soll 2 Um-
drehungen in 1 Minute betragen. Heben und Drehung, Fortbewegung
und Drehung sollen je zugleich möglich sein, nicht aber alle drei zugleich.
Diese drei Bewegungen werden mittels der drei Hebel F, G, H und
der Fufsbremse L beherrscht, die sämmtlich im Bereiche des Lenkers
sind. Der Motor ist eine Nebenschlufs-Dynamo, deren Elektromagnet
mit einigen Windungen Hauptdraht versehen ist, zur Erleichterung des
Angehens; mittels eines oben auf der Dynamo angebrachten Umschalters
werden diese Hauptwindungen ausgeschaltet, sobald der Motor seine
Normalgeschwindigkeit erreicht hat. Da der Elektromagnet nur Neben-
schlufswindungen auf dem Elektroraagnete hat, so regulirt sich der
Motor von selbst für alle Ladungen. Man läfst ihn beständig laufen.
Die Bewegung überträgt die hölzerne Reibungsrolle A auf das eiserne
Reibnugsrad B. Die Reibung zwischen beiden wird mittels der Kur-
bel A' regulirt. Durch die Reibungsübertragung wird jede übermäfsige
Inanspruchnahme verhütet, die sonst durch Unaufmerksamkeit des Len-
kers, Anstofsen der Ladung beim Heben u. s. w. veranlafst werden;
in solchen Fällen gleiten die Heibungsräder einfach und verhüten, dafs
der Krahn von den Schienen geworfen wird. Zum weiteren Schutze
dagegen ist der Rahmen des Krahnes mit Stützen versehen, welche
rings herum gehen und unter hölzerne Leit- oder Schutzschienen.
Von der Welle des Rades B wird die Bewegung durch die Stirn-
räder C und D auf die zweite Welle übertragen, von der aus die ver-
schiedenen Bewegungen hervorgebracht werden. Die Trommel E wird
mittels einer Klauenkuppelung und eines Stirnräderpaares in Umdrehung
versetzt, während die Drehung und die Fortbewegung des Krahnes
durch Reibuugskegel, Kuppelung und Kegelräder hervorgebracht wird.
Im Anfange wurde blol's eine der Achsen getrieben; es stellte sich aber
heraus, dafs bei der Umlegung des Krahnarmes in die entgegen-
gesetzte Lage, wobei der Schwerpunkt der leer gehenden Achse näher
gebracht wurde, auf den Schienen nicht Halt genug war, um den
Krahn fortzubewegen; deshalb wurde ein weiteres Räderpaar hinzu
gefügt, so dafs jetzt alle vier Räder als Triebräder wirken.
Der Strom wird dem Motor durch zwei Kupferstangen zugeführt,
welche auf den das Geleise bildenden Schwellen fest gemacht sind,
und durch zwei auf diesen Stangen gleitende Reiber.
Der Krahn hatte bei seiner Beschreibung in den Industries vom
21. December 1888* S. 592 bereits zwei Monate zu voller Zufriedenheit
gearbeitet. Aufser der Feuersicherheit, die er gewährt, ist er jederzeit
arlieitsbereit, was ein Dampf krahn nicht ist; wenn letzterer nur in
Zwischenräumen gebraucht wird, so mufs man entweder ihn allemal
556 Ardois' optisch-elektrischer Signalapparat für ScliilTe.
wieder anheizen, oder es mufs immer Dampf gelialten werden, was
besonderen Aufwand für die Bedienung und das Brennmaterial erheischt.
Der elektrische Krahu dagegen kann jederzeit isolort benutzt werden,
wenn der Kiemen des Stromerzeugers auf die Hauptmasehine der Fabrik
gelegt wird. Die letztere Dynamo liefert zugleich den Strom für einige
Glühlampen in der Trockenstube für die Hölzer und in einigen anderen
Theilen der Fabrik.
Ardois' optisch-elektrisclier Signalapparat für Schiffe.
Mit Abbildungen auf Tafel 28.
An Bord der Kriegsschiffe sind bei Nacht zweierlei Signale in Ge-
brauch; die einen markiren in die Ferne nur den Ort des Schiffes und
verhüten so Zusammenstölse, die anderen ermöglichen einen optiseh-
telegraphischen Verkehr der Schiffe unter einander und mit der Küste.
In der letzteren Klasse will der Commandani Ardois der k. spanischen
Marine durch seine, von Sautter^ Lemonnier und Comp, in Paris ausge-
führten Apparate , welche sich wesentlich von denen von Seltner (vgl.
1885 258 528), von Kaselowski (vgl. 1886 261 226) und von Ä. Siemens
(*D. R. P. Kl. 21 Nr. 43003 vom 17. Juni 1887) unterscheiden, bessere
Erfolge erzielen.
In der französischen Kriegsmarine werden die Signale aus zwei
Gruppen von fünf in einem gewissen Abstände unter einander mittels
eines Taues an einer Rae des Besanmastes oder des grofsen Mastes auf-
gehilsten Lichtern gegeben; sie sind den mit Flaggen gegebenen Tages-
signalen entsprechend. Bei Verwendung gewöhnlicher Lampen ist das
Aufziehen und Herablassen derselben umständlich und aufhältlich: auch
können bei Wind und Regen wohl einzelne Lampen verlöschen und
das Signal dadurch gefälscht werden, weshalb es sich empfiehlt, die
Signale von dem sie empfangenden Schiffe zurückgeben zu lassen. Bei
elektrischem Lichte vollzieht sich das Anzünden und Auslöschen rascher
und sicherer; auch lassen sich die Signale jederzeit leicht controliren,
entweder mittels kleiner Scheiben, die elektrisch durch in den Strom-
kreis der zugehörigen Lampe eingeschaltete Elekromagnete sichtbar ge-
macht werden, theils durch den Signallampen beigesellte Contrül-Lamjjen.
Den noch jetzt in der französischen Marine benutzten elektrischen
Signalgeber haben Sautter., Lemonnier und Comp, entworfen; er ist in
der Revue industrielle vom 21. Mai 1884 besehrieben. Derselbe ge-
stattet: 1) eine oder mehrere der fünf Lamj)en am Mäste anzuzünden;
2) vor dem Anzünden am Signaltische ein leuchtendes Bild des Signales
zu erhalten, das man zu geben im Begriffe ist; 3) das Signal und
zugleich sein Bild mit einem Griffe auszulöschen. Immerhin aber ist
seine Handhabuno- umständlich und schliefst Fehler nicht zuverlässig aus.
Ardois' optisch-elektrischer Signalapparat für Schiffe. 557
Ardois benutzt die in Fig. S Taf. 28 nach der Revue industrielle
vom 22. December 1888 * S. 502 abgebildeten Lampen. Dieselben ent-
halten zwei Glühlampen im Brennpunkte im Inneren zweier über
einander liegenden optischen Gehäuse, von denen das eine roth, das
andere weifs ist. Durch Aenderung der Zahl und Reihenfolge der fünf
Lampen kann man 62 weithin sichtbare Signale geben. Der Strom-
leiter enthält 11 Kupferdrähte, nämlich je einen für die 10 Glühlampen
und einen als gemeinschaftlichen Rückleiter.
Der in Fig. 6 und 7 dargestellte Signalgeber bildet eine vollkommen
wasserdichte Büchse, die man getrost im Regen stehen lassen kann.
Ihre obere Fläche bildet ein Zifferblatt, worauf im Kreise alle mit den
fünf Lampen möglicherweise zu gebenden Signale in strahlenförmig an-
geordneten rothen und weifsen Punkten verzeichnet sind; aufserdem
sind noch Buchstaben und Ziffern bezieh, verabredete Zeichen hinzu-
gesetzt. Unter dem Zifferblatte liegt eine der Zahl der Glühlampen
gleiche Anzahl von ringförmigen Scheiben, die wagerecht auf gemein-
schaftlichen Trägern ruhen. Diese Scheiben sind gegen einander isolirt,
und jede ist mittels eines besonderen Drahtes mit der zu ihr gehörigen
Lampe verbunden; sie sind am Umfange nicht kreisförmig rund, sondern
haben unterhalb jedes Strahles des Zifi'erblattes einen Vorsprung, wenn
in diesem Strahle das Brennen ihrer Lampe verzeichnet ist.
Die über dem Zifferblatte umlaufende Kurbel setzt sich unterhalb
des Zifferblattes fort und bildet hier einen Umschalter, der sich mit
der Kurbel bewegt, ohne die Scheiben zu berühren. Im Körper des
Umschalters sind 10 federnde Kolben untergebracht, welche die Scheiben
an den Stellen, wo sie Vorsprünge haben, berühren können, sie aber
thatsächlich erst berühren, wenn nach dem Einstellen der Kurbel auf
deu betreffenden Strahl der Griff derselben um 90" gedreht wird. Der
von der Stromquelle kommende Strom gelangt von der Achse der
Kurbel aus in den Umschalter und von diesem aus zu den Vorsprüngen
und den Lampen. Wird der Griff gedreht, so bewegt er zugleich einen
Sicherheitsriegel und stellt die Kurbel fest; deshalb mufs stets erst das
eben gegebene Signal ausgelöscht werden, bevor die Kurbel weiter ge-
dreht und ein neues Signal gegeben werden kann. Wie mit dem Signal-
geber zu arbeiten ist, bedarf hiernach keiner weitereu Auseinander-
setzung.
Der Versuch, welcher mit dem vorstehend beschriebenen Apparate
auf dem spanischen Panzerschiffe Pelayo gemacht worden ist, hat ge-
zeigt, dafs eine geringe Unterweisung zur Bedienung des Apparates be-
fähigt, der eine gröfsere Anzahl von Signalen zur Verfügung stellt, als
der laufende Dienst erfordert. Das auf dem Pelayo angewendete Ziffer-
blatt in Fig. 7 enthält 60 verschiedene Gruppiruugen der Glühlampen.
Wenn man nun ein Signalverzeichnifs anlegt, das ebenso viele Abthei-
lungen wie Gruppen enthält und wenn man zwei der letzteren zur Be-
558 H. Mestern's oronlürmige ihermo-elektrische Batterie.
Zeichnung der Wechsel der Abtheilungen aufspart, so erhält man
58 Abiheilungen, im Ganzen also 58x58^3364 verschiedene Signale.
Man kann die Zahl derselben aber bis ins Unbegrenzte steigern, wenn
man sieh der Zill'ern, z. B. 1 bis 10, bedient und diese mit einander
gvuppirt. Das wird indessen kaum je nöthig werden.
Auch dasselbe Signal kann verschiedene Bedeutung erhalten . je
nachdem man es allein, oder in Verbindung mit einem als Schlüssel
vorausgeschickten zweiten Signale gibt.
Auf Schiffen von geringer Tonnenzahl und von gröfserer Fahrge-
schwindigkeit, wie auf Kanonen- und Torpedobooten, wird man die Zahl
der Lampen auf drei oder auf vier herabmindern, und dann erhält man
immer noch 12 oder 20 Gruppirungen, die mit Hilfe eines nach Abthei-
lungen geordneten Signal Verzeichnisses 110 oder 324 verschiedene Signale
liefern können.
Die Sicherheit, Geschwindigkeit und Leichtigkeit der so zu gebenden
Signale wird das Gebiet ihrer Anwendung erweitern. Aufser dem Ver-
kehre zwischen den einzelnen Schiffen einer Flottenabtheilung werden
sie auch den Verkehr mit dem Lande, mit Signalstationen und den
Küstenbefestigungen in den Rheden bei Nacht ermöglichen. Die Küsten-
batterien, in denen jetzt vollständige elektrische Anlagen für Schein-
werfer vorhanden .sind, haben nicht die geringste Schwierigkeit, .sich
dieser Signale zu bedienen.
Ja, vielleicht würde sich in diesen Signalen auch für die Handels-
flotte ein Mittel bieten, bei Nacht zu telegraphiren und namentlich
dauernd die beiden zur Verhütung von Zusammenstöfsen nöthigen An-
gaben zu signalisiren, nämlich die Fahrtrichtung und die Geschwin-
digkeit.
H. Mestern's ofenförmige thermo-elektrische Batterie.
Mit Abbildungen auf Talel 28.
Eine Schwache der gewöhnlichen theriiio-elektrischen Uefen liegt
in der Schmelzbarkeit der als Elektroden iiiigewendeten Leginmgen
und der dadurch veranlafsten Unterbrechung des Strotnes; dal's ferner
die Elemente dem Feuer und den Feuergasen ausgesetzt sind, befördert
nicht nur ihr Schmelzen, sondern schwächt auch den von ihnen ge-
lieferten Strom. Dem will H. Mestern in München dadurch abhelfen,
dafs er (nach seinem englischen Patente Nr. 2259 vom 14. Februar 1888)
den Elementen die in Fig. 11 und 12 Taf. 28 dargestelile Anordnung gibt.
Die positive Elektrode P ist aus Antimon und Zink oder einer
anderen geeigneten Legirung gemacht und durch Schwalbenschwanz mit
der negativen N verbunden, die aus Kupfer und Nickel iiesteht. Eine
isolirende Sciiichl Asbest A trennt den uns Eisen oder einem anderen
Uie wissenschaftliche Ausstellung in C'öln. 559
widerstandsfähigen Metalle hergestellten Sehutzmantel M von der po-
sitiven Legining und wirkt zusammen mit einer Verstärkungskappe V'
als Abieiter für die negative Elektrode. L und L sind aus einer Nickel-
Kupfer-Legirung hergestellte Ableitungsstücke.
In Fig. 11 ist die Kappe V so geformt, dafs sie das elektro-negative
Metall umschliefst und den Schutzmantel M sichert. In Fig. 12 bildet
die Kappe einen Wärmeleiter, der vom Mantel M umgeben und fesl-
gehalten wird, während in Fig. Vi der Mantel M den Leiter V nicht
umgibt. In der Abänderung nach Fig. 14 besteht Mantel und Kappe aus
einem Stücke M.
In Fig. 9 und 10 ist eine aus den Elementen E aufgebaute Batterie
dargestellt. Der Körper des Ofens ist aus Asbest oder anderem Material
gebildet und so ausgeführt, dafs die Elemente leicht einge.setzt und
herausgenommen werden können. Ein Gitter R von Eiseiistäben ist
in den Ofen eingesetzt und wird mit Koks durch den Trichter S
gefüllt. Der Aschenkasten F ist durch einen darüber liegenden Rost
abgeschlossen; das Brennmaterial wird durch den Trichter T" eingeführt.
Die Luft tritt bei U und 1 ein, der Rauch entweicht durch das Rohr Z.
Die wissenschaftliche Ausstellung der 61. Versammlung
deutscher Naturforscher und Aerzte in Cöln.
(Scliliils des Berichtes Ö. -iUÜ d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel -28.
Ebenso sind die photographischen Apparate von Janssen und Comp.
in Cöln nach den neuesten Verbesserungen in verschiedenen Construetionen
ausgeführt. — R. Slirn hat seine patentirte Geheim-Camera durch einen
Charnierklappverschlufs wesentlich verbessert, durch Wegfall des Leder-
riemens ist die Handhabung eine zuverlässige, einfachere und bequemere.
Diese Camera wird jetzt in verschiedener Ausführung geliefert, ent-
weder sechs runde Bilder auf einer Platte, oder vier schräg- viereckige
Bilder, oder vier viereckige, einzeln einlegbare Platten. Eine gröfsere
Construction gestattet vier grofse Aufnahmen auf einer Platte tStereo-
skopgröfse 62'"°i Durchmesser). Bei der Stirn'echen Camera ..Amerika-'
kommen keine Trockenplalten zur Anwendung, die Bilder entstehen auf
Negativpapierrollen, wobei jede Rolle 24 Bilder 8 ' ,, x 10 'l^''" in Hoch-
oder Querformat liefert. Die Expositionszeit kann den betretlenden Be-
dürfnissen angepafst werden.
Bei der Taschenbuch-Camera von &V%ener, welche Baake und
AUiers in Frankfurt a. M. mit einem Vergröfserungsapparate versehen
hatten, lassen sich 24 Einzelaufnahmen auf (|uadratischeu Platten her-
stellen. Varriirt nun das Licht oder die Expositionszeit, so kann man
560 Die wissenschaftliche Ausstellung in Cöln.
diesen Einflüssen bei der Entwickeluog Rechnung tragen, was nicht
der Fall ist, wenn, wie bei der 5<ir«"schen Moment-Camera, die sechs
Bilder auf der nämlichen Platte sich befinden. Solche, welche die
Photographie nur als Liebhaberei betreiben, werden sich auch mit der
einfachen Reise-Camera von Haake und Alhers begnügen können.
Perutz in München hat für mikrophotographische Zwecke besondere
farbenemplindliche Trockenplatten erfunden, weil die Aufnahmen mit
gewöhnlichen photographischen Trockenplatten die Farben der gefärbten
Gegenstände nicht in ihrem wirklichen Werthe wiedergeben und des-
halb sehr oft undeutlich waren. Die mit obengenannten farbenemptind-
lichen Platten hergestellten Bilder sind frei von diesem Uebelstande und
eignen sich ganz besonders für mikroskopische Präparate, was von
Vielen schon auf das Lobendste anerkannt ist.
Behufs Beleuchtung der Dunkelkammer hat Gädicke in Berlin eine
monochromatische Diinkelkammerlampe für Gas und für Spiritus gebaut.
Die Flamme dieser Lam])e ist an und für sich nichtleuchtend, wird aber
durch Natronsalze gelb gefärbt. Dem Lichte werden durch bestimmte
gelbe Scheiben die wenigen grünen und blauen und die reichliche Menge
ultravioletter Strahlen genommen. Bei Gleich-Inactivität besitzt die Gas-
lampe die neunfache Lichtstärke der bisherigen rothen Lampe und wirkt
aufserdem nicht so schädlich auf Augen und Nerven wie diese.
0. Müller in Zürich sucht an 10 Stück Photogrammeu, die nach
Objekten aus den verschiedensten naturwissenschaftlichen Gebieten ge-
macht worden sind, die Vorzüge des Chlorsilbergelatine- bezieh. Aristo-
papieres vor allen anderen Copirpapieren in Betreff des photographischeu
Positivprozesses nachzuweisen. Diese Papiere sollen die feinsten Details
von technisch vollkommenen Negativen wiedergeben und in ästhetischer
Hinsicht die gröfste Vollendung zeigen.
A. Schmitz in Cöln machte recht interessante Thierstudien durch
Momentaufnahmen, ebenso lehrreich sind seine bei künstlichem Lichte
angefertigte Aufnahmen.
A. Knauf in Eichstätt verwendet die Photographie zur Abbildung
der in den dortigen Steinbrüchen gefundenen Petrefacten.
Auch in der Meteorologie hat sich die Piiotographie Eingang zu
verschaffen gewufst, so hat Prof. Zenger in Prag die Sonnenphotographien
mitgetheilt, welche vor Stürmen und während derselben in Prag und
Meran täglich aufgenommen worden sind. Die Bilder zeigen um die
Sonne iierum helle elli])tische Figuren von variabler Gröfse, welche bei
ruhigem Wetter nicht auftreten. Solche Aufnahmen eignen sich daher
ganz besonders für die Wetterprognose.
Ottomar Anschiitz in Lissa, bekannt durch seine Momentphoto-
graphien, welche über die Bewegung der Thiere zuerst näheren Auf-
schlufs gegeben haben, hat den bisher als Spielzeug für Kinder am
meisten verwendeten stroboskopischen Cvlindcr l)eniitzt, um dem Auge
Die wissenschaftliche Ausstellung in Cöln. 561
die naturwahre Wiedergabe von Bewegungen vorzuführen. Der sogen,
„kleine Schnellseher", im Gegensatze zu dem von ihm in Berlin aus-
gestellten „elektrischen Schnellseher^', ist mit einer passenden Antriebs-
voriichtung versehen, durch welche es ermöglicht wird, demselben
dauernd eine gleichmäfsige, der jedesmal zur Darstellung zu bringenden
Bewegung entsprechende Umlaufsgeschwindigkeit zu geben. Der Apparat
ist mit drei Reihen von 19, 20 und 21 Sehlitzen versehen. Die übliche
Anbringung von 12 Schlitzen genügt zur naturgetreuen Wiedergabe von
Bewegungen durchaus nicht, da fast keine in der Natur vorkommende
Bewegung durch nur 12 Einzelbilder lückenlos und stetig fortschreitend
zur Darstellung gebracht werden kann. In dem unteren Theile des
Metallcylinders befinden sich auf einem Papierstreifen 20 auf einander
folgende Momentaufnahmen einer Bewegung. Die Schlitzreihen mit 19
und 21 Spalten sollen namentlich im Unterrichte zur eingehenden Er-
klärung des stroboskopischen Prinzipes dienen , indem die Bilder durch
die ersteren betrachtet rückwärts, durch die letzteren vorwärts laufend
erscheinen, während durch die der Bildzahl entsprechenden 20 Schlitze
betrachtet die Gegenstände ihre Bewegung auf der Stelle auszuführen
scheinen. Ebenso zeigen sich z. B. durch die 20theilige Schlitzreihe
betrachtet, die Spalten der 19theiligen Reihe rückwärts, diejenigen der
21theiligen vorwärts laufend. Durch die solide Ausführung und die
Herstellung in Metall ist dem Ue beistände der älteren stroboskopischen
Cylinder abgeholfen, wonach die Bilder beständig schwankten, was einen
äufserst störenden Eindruck machte. Der Apparat gestattet mehreren
Personen zugleich die betretTeuden Bewegungen 'zu beobachten. Wie
lehrreich diese, Auflösung der Bewegungen ist , wird JederJ sofort
zugeben, der die 20 Momentbilder gesehen hat, welche ein Pferd im
Schritte, Trabe, Galoppe oder Sprunge darstellen; gewifs wird er zu-
geben, dafs er einige der Stellungen nie vermuthet hätte. ^
Wer sich mit der Photographie eingehender zu beschäftigen ge-
denkt, erhält den gewünschten Aufschlufs durch die zahlreiche, das
ganze Gebiet der Photographie umfassende Literatur, welche von Liese-
gang in Düsseldorf verlegt worden ist.
Apel in Göttingen construirte ein Phonoskop, welches gestattet, das
Vorhandensein eines Tones von bestimmter Tonhöhe auf grofse Entfer-
nung sichtbar zu machen ; namentlich eignet es sich auch zur objektiven
Darstellung der Obertöne eines Klanges und zur Analyse eines aus
mehreren Tönen zusammengesetzten Klanges. Ist das Phonoskop mit
einem Theilkreise versehen, so läfst sich damit auch die Stärke des
Tones bestimmen und so das akustische Verhältnifs eines geschlossenen
Raumes feststellen. Das nach Grimschrs Construction angefertigte Phono-
meter mit Spiegelablesung läfst die Tonstärke in exacterer Weise be-
stimmen, als das vorige Instrument.
Aus der physikalischenSammlungderlandwirthschaftlichen Akademie
Dinglers polyt. Journal Bd. 271 Nr, 11 1889II. 36
562 Die wissenschal'tlichc Ausstellung in Cüln.
Poppelsdorf-Bonn waren nachstehende >* pparale ausgestellt, welche von
Prof. GieseUr entworfen und von dem Mechaniker BiUtchenbac/i ange-
fertigt worden sind :
a) Zur Bestimmung von Reihnngseoeftieienteu dient ein aus Eisen
hergestellter Apparat, welcher die Einstellung einer geneigten oder
wagerechteu Ebene sehr leicht gestattet. Die an einander gleitenden
<ider rollenden Flächen bestehen aus beliebigen, rasch auszuwechselnden
Materialien.
b) Um die elektrischen Lichterscheinungen in luftverdünnten Käumeu
ohne störende Unterbrechung be(|uem vorführen zu können, stellt man
zu je zweien die vorzuführenden Apparate (Geißler'sche Röhren, Appa-
rate nach Crookes u. s. w.) auf die Tischtläche eines dafür coustruirten
Gestelles und bringt einen derselben durch Anstolsen des betreH'enden
Hebels zum Leuchten, darauf den zweiten, indem man gleichzeitig den
ersten aufser Thätigkeit setzt. Der zweite Apparat gewährt nun hin-
reichendes Licht, um den ersten durch einen neuen ersetzen zu können
u. s. f., so dafs stets ein Apparat leuchtet.
c) Die für den Experimentirtisch bestimmte Turbine befindet sich
in einem geschlossenen eisernen Kasten, der um eine wagereelite Achse
drehbar ist. Das Wasser wird aus der Druckleitung durch Gurami-
schlauch zu- und in ähnlicher Weise abgeführt, so dafs man die Rotation
der Achse an beliebiger Stelle des Experimeutirtisches und bei beliebiger
Neigung lierselben auf alle Apparate übertragen kann, die schnelle Ro-
tation erfordern.
d) Da das Auswechseln der Tafeln im Unterrichte schnell und be-
quem erfolgen soll, so wurde hierfür ein besonderes Gestell gebaut. Die
Tafeln, in Leimfarben ausgeführt, sind grofs und billig.
Die Telegraphenbauanstalt von C. Th. Wagner in Wiesbaden fabricirt
elektrische Uhren nach dem Patente Grau. Das Zeigerwerk besteht aus
dem Elektromagnete E (Fig. 15 und 16 Taf. 28^, dem permanenten Huf-
eisenmagnete M und dem rotirenden Anker /l, welcher aus zwei durch
das Messingstück d von einander polarisirten Anker o und b zusammen-
gesetzt ist. Die aus weichem Eisen gefertigten Ankertheile sind auf
einer Achse c, welche durch den Schenkel des permanenten Magneten
hindurch geht und in den beiden Platinen des Werkes gelagert ist, be-
festigt und um 90" gegen einander versetzt. — Unter dem Einflüsse
des permanenten Magneten werden die Anker beständig magnetisirt und
erhalten au ihren Enden den Magnetismus der ihnen zunächstliegenden
Pole. Ist demnach e ein Nord- und f ein Südpol, so ist a ebenfalls ein
Nord- und h ein Südpol; die Anker behalten natürlich stets die gleiche
Polarität, ein Wechsel derselben tiudet nur in dem Elektromagnete statt,
indem je nach der Richtung des Stromes die Polschuhe g und /; ab-
wechselnd Nord- bezieh. Südpole werden.
Jeder Polschuh ist so breit, dafs er, wie aus der Abbildung hervor-
Die wissenschaftliche Ausstellung in Cöln. 563
geht, beide Theile des rotirendeu Ankers überdeckt. Nach der in der
ersten Figur veranschaulichten Stellung nuils zum Fortbewegen des
Ankers der Polschuh h ein Südpol und der Polschuh g ein Nordpol
werden, wodurch der südmagnetische Theil b des rotirenden Ankers
von /( abgestofsen, der nord magnetische Theil a aber angezogen wird,
gleichzeitig zieht der Nordpol g den Ankertheil b an und stöfst den
Theil a ab. In Folge dieser doppelten Anziehung und doppelten Ab-
stofsung beschreibt der Anker einen Weg von 900 und kommt dadurch
in seine zweite Stellung. Wird nun ein dem vorhergehenden Strome
entgegengesetzter Strom in den Elektromagnet geschickt, so wird g ein
Südpol und h ein Nordpol. Die Wirkung ist jetzt die, dafs der Nord-
pol h den Südpol des Ankers b anzieht und den Nordpol des Ankers a
abstufst, während Südpol g den Nordpol o anzieht und den Südpol b
abstöfst. Diese alle Minuten stattfindende Drehung des Ankers wird
durch das an der Achse c befindliche Triebwerk auf das Zeigerwerk
übertragen.
Der Anker wird nach jedesmaliger Umdrehung in Folge der eigen-
artigen Form der beiden Ankertheile dadurch in seiner Stellung fest
gehalten, dafs dieselben durch ihre magnetische Kraft auf die Polschuhe
des Elektromagneten einwirken. Selbst heftige Erschütterungen sind
nicht im Stande, die Stellung des Ankers zu verändern.
Eine besondere Sperrvorrichtung wäre also nicht mehr nothweudig,
um jedoch eine absolute Sicherheit in dem Einstellen des Ankers zu
erzielen, ist zwischen den beiden Ankertheilen eine besonders eonstruirte
Sperr- oder Fangvorrichtung angebracht, welche selbst bei kurzem Con-
lacfschlusse ein Zurückgehen det^ Ankers ganz unmöglich macht oder
auch bei sein- starken Strömen ein Vorgehen des Ankers vollständig
verhindert.
Bei Doppelwerken oder bei ganz grofsen Zeigern wird die Bewe-
gung des Ankers durch eine Schraube ohne Ende auf das Zeigerwerk
übertragen, wodurch sich die Zeiger laugsam fortbewegen und sich ohne
Schwankungen sicher einstellen.
Aus Vorstehendem ist ersichtlich, dafs das Werk durch Stroni-
wechsel betrieben wird, wodurch die bei Gewittern auftretende atmo-
sphärische Elektricität keine ünregelmäfsigkeiten in der Zeitangabe
hervorruft; andererseits wird durch den Stromwechsel der remanente
Magnetismus in dem Elektromagnete verhütet.
Die Vorzüge der Grou'schen Uhren gegenüber den bestehenden
Systemen von Uhren mit Stromwechsel sind folgende:
1) Die vierfache Wirkung, nämlich eine doppelte Anziehung und
doppelte Abstofsung;
2) die rotirende Bewegung des Ankers, welche direkt auf das
Zeigerwerk übertragen wird und ein ruhiges Weiterspringen der Zeiger
veranlafst:
564 Die wissenscliaftliclie Ausstellung in Cöln.
3) der grofse Weg von 90", den der Anker jedesmal zurücklegt;
4) das absolut sichere Einstellen des Ankers;
5) die Möglichkeit, Zeiger für ZifFerldatter bis zu 3™ Durchmesser
zu bewegen;
6) die Einfachheit des Mechanismus gegenüber anderen Wechsel-
stromuhren.
Die elektrischen Uhren eignen sich ganz besonders:
1) für Anlagen von Uhren, welche unter einander stets dieselbe
Zeit auf 1 Minute genau angeben müssen;
2) für Uhren, die in grofser Höhe oder an solchen Stellen ange-
bracht werden sollen, die eine leichte Zugänglichkeit ausschliefsen und
daher das Aufziehen und das Reguliren zur Unmöglichkeit machen
würden;
3) für Uhren in Räumen, in welchen stets eine so hohe Tempe-
ratur erhalten wird, dafs gewöhnliche Uhren nicht mehr anwendbar sind.
Derartige Uhren functioniren ohne jede Nachhilfe Jahre lang, wenn
nur die Batterie ordnungsmäfsig erhalten wird, es fällt somit das lästige
Aufziehen und das von Zeit zu Zeit erforderliche Reinigen und Oelen
ganz weg. Dafs diese Vortheile längst anerkannt sind, lehrt eine kleine
Umschau an Strafsen, öffentlichen Plätzen, an Thürmen, Bahnhöfen,
Krankenhäusern, Fabriken u. s. w.
Dafs sich gerade die Grau'schen elektrischen Uhren besonders be-
währen, beweisen die zahlreich damit ausgeführten Anlagen; von
denen nur der neue Centralbahnhof in Frankfurt a. M. mit 40 elektri-
schen Uhren erwähnt werden möge, worunter sich zehn durch Glüh-
licht beleuchtbare ZilTerblätter von etwa 2"" Durchmesser befinden.
Sehr interessant ist die von Prof. Selling erfundene und von Mecha-
niker Ott in Würzburg constructiv vielfach verbesserte Rechenmaschine.
Das hier zum Ausdrucke gebrachte Prinzip der Nürnberger Schere
macht die Maschine so einfach und übersichtlich, dafs es auffallen
mufs, dafs die Erfinder der bisherigen, oft so complicirten Rechen-
maschinen nicht darauf gekommen sind. '
Horlacher in Kaiserslautern hat vier verschiedene Anemometer zur
Messung von Luftströmen veränderlicher Richtung mit Registrirvorrich-
tungen nach System liobinson construirt. Aufserdem war von ihm vor-
handen ein Differentiai-Manometer zur Messung kleiner Unterschiede
des Luftdruckes. Dasselbe gestattet eine vielfache Anwendbarkeit, wie
zum Nachweise des Druckes, unter welchem sich die Luftströmungen
in Gebäuden und im Erdboden entwickeln, zur Messung des Wind-
druckes, der Geschwindigkeit von Ventilationsströmen, zur Bestimmung
des specifischen Gewichtes von Gasen und zur Controle der Leuchtgas-
fabrikation u. s. w.
1 V^l. 188!) 271 193.
Die wissenschaftliche Ausstellung in COln. 565
Erwähnt sei auch das Recknagel" sehe Lacfodensimeler.
Aus der akustischen Werkstätte von Appitnn in Hanau a. M. stammen
Sirenenscheiben, welche zur Darstellung bringen:
1) Die mathematisch reine Dur- Tonleiter, den reinen Dreiklaug, die
kleine Sexte, die reine Terz und das vierstimmige Lied: „Du Schwert
an meiner Linken";
2) die vierstimmigen Choräle: „Vom Himmel hoch da komm" ich
her", „Dies ist der Tag, den Gott gemacht".
Ferner waren zu sehen Sirenenscheiben mit Schwebungen und ein
Vocalapparat nach Eelmholtz.
Prof. Neesen in Berlin eonstruirte eine Stimmgabel mit Resonanz-
röhre und Schallradiometer. An den Zinken ist eine kleine Anord-
nung, um letztere bequem gegen resonireude Rühren schlagen zu lassen.
Nolzen in Cöln errichtet Mikrophon- und Telephonstationen für den
praktischen Gebrauch und für den Unterricht, und zwar mit Batterie-
und Inductionsanruf, stellt ferner Läutewerke verschiedener Construction
her, ebenfalls für Batterie- und Inductionsstrom.
Die von Gebrüder Fraas in Wunsiedel ausgestellten drei Dynamo-
maschinen sind namentlich für ünterrichtszvveeke, für chemische Labo-
ratorien und Galvanoplastik construirt.
Diete Maschinen entsprechen dem heutigen Stande der Technik in
allen Beziehungen und zeichnen sich durch Einfachheit und Stabilität
aus. Aehnlich den grofsen technischen Maschinen werden sie theils als
Serien-, theils als Nebenschlufsmaschinen geliefert. Die Hauptvorzüge
dieser Maschinen sind :
1) Die Funkenbildung am Collector ist eine minimale;
2) der Nutzeffect, d. h. das Verhältnifs des im äufseren Stromkreise
geleisteten zur gesammten elektrischen Arbeit ist sehr grofs;
3) die Stromdichte in der Maschine ist bei maximaler Beanspruchung
sehr gering, so dafs die Maschine selbst bei mehrstündiger voller Bean-
spruchung eine kaum merkliche Erwärmung zeigt;
4) die Maschinen sind mit Fraas'schen Universal-Schaltapparaten
versehen, welche eine beliebige Schaltung der Elektromagnete gestatten.
Von den drei verschiedenen Antriebegestellen mit doppelter Ueber-
setzung war eines davon mit Fahrvorrichtung versehen.
Auferdem waren eine gröfsere Zahl von Glüh- und Bogenlampen,
sowie sonstige Apparate vorhanden, die mittels dieser genannten Maschinen
beim Unterrichte in Thätigkeit versetzt werden können.
Die Verlagsbuchhandlung von J. A. Barth in Leipzig liefs aufser
sonstigen, sich in ihrem Verlage befindlichen Werken, auch das durch
Ebert nach dem Englischen bearbeitete Werk von W. A. Shenstone, An-
leitung zum Glasblasen für Physiker und Chemiker^ auflegen. Es ist dies
das einzige über diesen Zweig der physikalischen Technik in deutscher
Sprache existirende Buch.
566 Neuere Schön- und Widerdruckraaschinen.
Aus diesem kurzen Berichte mag schon der Leser ersehen, wie
zalilreich von allen Seiten die Cölner wissenschaftliche Ausstellung der
61. Naturforscherversammlung beschickt war.
Neuere Schön- und Widerdruckmaschinen.
(Patentklasse 15. Fortsetzung des Berichtes Bd. 270 S. 196.)
Mit Abbildungen auf Tafel 29.
Eine besondere Klasse der Schön- und Widerdruckmaschinen .stellen
die seit einer Reihe von Jahren von J. H. Buxton^ D. ßrailhwaite und
Mark Smith in Manchester construirten Komiilettmasehinen mit nur einem
Druckcylinder dar (vgl. die englischen Pateule A. D. 1884 Nr. 16201
und 1887 Nr. 16022). Diese Maschinen besitzen ferner als charakte-
ristischen Theil einen rotirenden Wendeapparat ^ welcher den einseitig
bedruckten Bogen dem Druckcylinder abnimmt , ihn unter Auslegung
auf einen Tisch wendet und ihn dann dem Druckcylinder wieder zu-
führt. Bei der neuesten Construction dieser Maschinen (*D.R. P. Nr. 44823
vom 29. Januar 1888) ist indefs der Auslegetisch in Wegfall gekommen
und verbleibt der Bogen auf dem Wendeapparate. Die Druckform be-
findet sich auf dem hin und her gehenden Karren, und die Drehung
des Druckcylinders erfolgt derartig, dafs derselbe beim Hingange der
Formen eine volle Umdrehung macht, wogegen er beim Rückgänge der
Formen stehen bleibt.
Fig. 1 Taf. 29 läfst die Construction in ihi-eu wesentlichen Theilen
erkennen. Der Druckcylinder A ist mit zwei Druckflächen i und 2,
und mit entspreciienden Greifern Oj 0.2 versehen. Ueber dem Druck-
cylinder ist der Wendeapparat gelagert, welcher aus am Ständer B
festsitzenden Ringen C und aus den mit Greifern b versehenen, sich
innerhalb der Ringe C drehenden Scheiben C, besteht. Dieser Wende-
apjiarat erhält seine jeweilige Drehung mittels Rädertriebes von dem
auf der Druckcylinderachse sitzenden Rade f/, wobei die Uebersetzung
derartig ist, dafs die rotirenden Greifer b zwei Umdrehungen bei jeder
Umdrehung des Druckcylinders machen.
In der Fig. 1 nimmt der Druckcylinder die Stellung ein, bei welcher
.sich das die beiden Druckformen D tragende Fundament E im todten
Punkte links befindet, und bei welcher den Greifern o, ein neuer Bogen
dargeboten ist. Bei dem jetzt beginnenden Ilingange der Formen nach
rechts wii'd nun dieser neue Bogen, auf der Drucktlüclie / liegend, den
Schöndruck erhalten, und wird hierauf im weiteren Verlaufe der Drehung
des Druckcylinders von den Greifern b des Weiideapparates erfafst und
um die festen Ringe C herumgelegl. Am Ende dieses Hingauges nimmt
der Druckcylinder A wieder die in der Fig. 1 gezeichnete Stellung ein,
und befindet sich die freie Rückkante des auf C aufn;ewickelten Bogens
Keuere Schön- und Widerdruckmaschinen. 567
den Greifern a.^ der Druckfläche 2 gegenüber. Federn Q und eine am
Ständer B gelagerte Walze halten den Bogen auf dem Wendeapparate.
Auf der Greiferachse d schwingt ferner ein durch Stange L und Draht m
verbundenes Hebelpaar /, welches eine Rolle trägt, die von einem
Daumen des Druckcylinderrades G beeinflufst wird. Diese Theile arbeiten
in der Weise, dafs kurz vor dem Stillstande des Druckcylinders der
Draht m bewegt wird, welcher die freie Rückkante des auf C liegenden
Bogens vom Wendeapparate abhebt und sie in eine Stellung bringt, in
welcher sie von den Greifern a.j erfafst werden kann (vgl. Fig. 1). Das
Formenfundament E macht nun seinen Rückgang (nach links), während
der Druckcjlinder A und der Wendeapparat CC^ stillstehen.
Beginnen nun die Formen abermals ihren Hingang (nach rechts),
so wiederholen sich für den den Greifern a, neu dargebotenen Bogen
die Arbeiten in der beschriebenen Weise, der auf den Ringen C auf-
gerollte, einseitig bedruckte Bogen aber wird von den Greifern a.^ er-
fafst, erhält, mit seiner Schöndruckseite auf der Druckfläche 2 liegend,
den Widerdruck, und wird durch den Ablegeapparat R ausgelegt. Die
Uebersetzung für diesen vom Rade G betriebenen Cylinder R ist derartig,
dafs er vier Umdrehungen bei jeder Umdrehung des Druckcylinders macht.
Der Druckcylinder und mit ihm der Wendeapparat wird mithin
bei dieser Komplettmaschiue unterbrochen in einer Richtung bewegt,
und liefert die Maschine, deren übrige Theile im Wesentlichen bekannter
Art sind, für jede Umdrehung einen zweiseitig bedruckten Bogen. Sie
bedarf nur eines Bedienenden, des Bogeneinlegers, und druckt 900 bis
1000 Bogen stündlich. Eine dieser Maschinen arbeitet zur Zeit in der
Druckerei des y^Manchester Guardian'-^ in Manchester {Industries^ 1888
Bd. 5 Nr. 123 S. 413).
Wie bei der Derriei/'schen Maschine (vgl. 1888 270 * 196) rotiren
auch bei der Komplettmaschine der bekannten Firma E. J. Lambert in
Paris C D. R. P. Nr. 43 741 vom 29. September 1886) die beiden Druck-
C3linder in fetten Lagern, dagegen lagern die Formen auf unabhängig
von einander, durch Kurbel getriebenen Karren. Eine weitere Eigen-
thümlichkeit liegt darin, dafs die beiden Druckcylinder, und demnach
auch die Formen, in verschiedenen Wagerechtebenen angeordnet sind.
Die Fig. 2 und 3 Taf. 29 lassen die Maschine in ihren Haupttheilen
erkennen, und bezeichnet A das Gestell, an welches die Bahnen für
die Laufrollen E angegossen sind. Auf diesen läuft ein aus zwei unter
sich durch gufseiserne Traversen H verbundenen Theilen G gebildeter
Rahmen, welcher, fest damit verbunden, ein Schild K und zwei Hänge-
lager L und M trägt. An der einen Seite des Schildes K sitzt ein
Zahnrad iV, an der anderen Seite eine mit diesem fest verbundene
Kurbel P von einer dem Radius von N gleichen Länge. Auf dem
Rahmen GB rollen weitere Laufrollen F, welche die beiden von ein-
ander getrennten Formenkarren Q und R mit ihren entsprechenden
568 Neuere Schön- und Widerdruckmascliinen.
Farbtibchen tragen. An der Unterseite beider Karreu Q und R sitzen
die Hängelager Q^ und R^ (Fig. 2), durch welche die Karren mittels der
Gelenkstangen S und T mit dem Ende der Kurbel P verbunden sind.
Beide Gelenkstaugen sind an ihrer Verbindungsstelle durch Stangen U
mit den genannten Su])])orten L und M verbunden.
Y ist die Antriebswelle, deren Pleuelstange i/, die Rollen &'( be-
wegt, welche auf am Gestelle A angegosseneu Bahnen laufen. Auf
der Achse dieser Rollen sitzt in der Mitte ein Zahnrad, das einerseits
mit der Zahnstange iV.^ des Gestelles A (Fig. 2), andererseits mit der
am Rahmen GH sitzenden Zahnstange iV| in Eingriff' sich befindet.
Das oben genannte Zahnrad N arbeitet im Eingritfe mit der Zahnstange /),
welche seitlich am Gestelle A sitzt (vgl. Fig. 3).
Bei der Umdrehuug der Welle V wird mithin ein Hin- und Her-
gehen des Rahmens GH eintreten; da aber au diesem Rahmen das
Zahnrad iV sitzt, so wird sich dasselbe dabei auf der festen Zahnstange ü
abwälzen und die Kurbel P in Drehung versetzen, zu Folge dieser Be-
wegung eher durchläuft der Kurbelzapfen P eine Cycloidenbahu, und
die Formenkarren Q und R erhalten mittels der Gelenkstangen T und S
von einander unabhängige Bewegungen zur Ermöglichung des richtigen
Zusammenarbeitens mit den Druckcy lindern.
Wird nun das Verhäitnifs des Radius der Kurbel Z zu dem Radius
der Kurbel P derart gewählt, dafs die letztere zwei Umdrehungen bei
einer Umdrehung von Z macht, dafs die Radien also im Verhältnisse
^ zu einander stehen, so ergibt sich nach der gezeichneten Stellung
der Kurbeln, dafs die Formenkarreu Q und R in den Todtpunktlagen
der Kurbel Z sich am nächsten stehen (vgl. Fig. 2), während sie bei
senkrechter Stellung von Z am weitesten von einander entfernt sind,
wobei die Kurbel P dann gegenüber der in Fig. 2 gezeichneten Stellung
eine um 180" geänderte Lage einnimmt, und die Geschwindigkeit des
Kurbelzapfens P in Bezug auf seine Cycloidenbahn gleich Null ist. Es
ergeben sich somit für die Formenkarren Q und R bei einer Kurbel-
drehung (Z) fünf Stelluugen, in denen ihre Geschwindigkeiten Null sind:
in der Todtpunktlage rechts, in der Mittellage, im Rückkehrpunkte
(links), ein zweitel Mal in der Mittellage und wieder in der Todtpunkt-
lage rechts, womit ein neues S])iel beginnt. Da die Druckcyünder von
den Karrenzahnstangen getrieben werden, kommen die ersteren mithin
ebenfalls während eines Hin- und Herganges des Fundamentes ent-
sprechend zur Ruhe, was ein bequemes Anlegen des Sehmutzbugens er-
möglicht.
Die beiden Druekcylinder O und O, liegen in festen Lagern und
in verschiedenen Wagerechtebenen, und werden zu entsprecheuden
Zeiten von den beiden bei F^ und G^ am Gestelle A befestigten Auf-
fanggabeln Z>| und ^1 angehalten, welche mittels Schubstangen und
Neuere Schön- und VViderdruckmaschinen. 569
auf der Antriebswelle V sitzenden Excenterscheiben bethätigt werden.
Die Cylinder sind ferner auf dem nicht druckenden Theile von ge-
ringerem Durchmesser als auf dem druckenden, um ein ungehindertes
Durchgehen der Formen zu ermöglichen.
Auf jeder Seite der beiden Formenkarren Q und R sitzt eine Zahn-
stange im Eingriflfe mit den um die Druckcjiinder O und Oj gelegten
Zahnkränzen. Diese Zahnstangen ]^}^ und P, sind in Fig. 3 im Schnitte
ersichtlich und liegen in verschiedenen Ebenen. Die am Karreu Q
sitzenden und in den Cylinder 0 eingreifenden Zahnstangen iWj liegen
in zwei verschiedenen Senkrechtebenen. Dasselbe ist für die Zahn-
kränze des Cylinders 0 der Fall. Diese Anordnung hat den Zweck,
den Rücklauf des Karrens R während der entgegengesetzt zu diesem
Rücklaufe erfolgenden Drehung des Cylinders 0 zu gestatten. Da auch
die Zahnstangen M^ in einem gegebeneu Momente unter dem Cj'linder Oj
ohne Berührung desselben hin weglaufen müssen, ist der Durchmesser
dieses Cylinders um die Zahnhöhe der Zahnstangen vermindert (Fig. 3j.
Die am Karren R sitzenden, mit dem Cylinder O, in Eingritf tretenden
Zahnstangen Pi liegen in einer Ebene und gehen seitlich an den Zahn-
stangen A/j des Karrens Q vorbei. Die Zähne der Zahnstangen JW,
von Q sind sämmlich vollständig, während die Zähne der Kränze des
Cylinders 0; an einer Stelle weggeschnitten sind, um den Rückgang
der Zahnstangen während des Stillstandes des Cylinders Oj zu gestatten.
Ein weiteres Eingehen auf die Anordnung und das Zusammenarbeiten
der Zahnstangen mit de» Zahnkränzen würde hier zu weit führen, und
mufs in dieser Hinsicht auf die Patentschrift verwiesen werden, in welcher
auch Einzelfiguren dieser Theile enthalten sind.
Der zu bedruckende Bogen nimmt dabei folgenden Weg durch die
Maschine. Fig. 2 zeigt die letztere in dem Augenblicke, in welchem
der Druckbogen erfafst wird, und die Bewegungen im Sinne der ein-
gezeichneten Pfeile beginnen, während das Auflegen eines Schmutz-
bogens eben erfolgt ist. Die Karren Q und R beginnen nun ihre Be-
wegung nach links derart, dal's Q der Form R vorauseilt, und kommen
nach einer Vierteldrehung der Kurbel Z zum Stillstande, mit ihnen die
Cylinder O und 0, , wobei von Seiten des ersteren das Erfassen des
angelegten Schmutzbogens erfolgt. Bei weiterer Drehung erhält der
auf O, liegende Druckbogen von der Form R seinen Schöndruck und
wird in der Centrallinie der Cylinder 00 ^ an den Widerdruckcylinder O
abgegeben. Am Ende des Hinganges der Formen nach links nehmen
die Druckcy linder wieder die in Fig. 2 gezeichnete Stellung ein, nur
dal's die Greifer des Cylinders 0 geschlossen sind, und den mit dem
Schöndrucke versehenen Bogen und den darunter liegenden Schmutz-
bogen festhalten. Beginnen nun die Formen ihren Rückgang (nach
rechts), so erfolgt die Drehung der Kurbel P natürlich der in Fig. 2
eingezeichneten Richtung entgegengesetzt, und die Form R eilt jetzt
570 Neuere Schön- und Wideidruckmaschincn.
der Form Q voraus, während der Cy linder O, , von seiner Gabel E^
festgehalten, während des Rückganges der Formen stillsteht. Der auf
O liegende Bogen erhält im weiteren Verlaufe der Drehung von der
Form Q seinen Widerdruck und wird dann mittels der Schnur-
leitungen hkp und gnqm mit dem Schmutzbogen zusammen auf den
Tisch / ausgelegt.
Betreffs der übrigeu Einriciilungen der Maschine sei noch bemerkt,
dafs zum Einsetzen der Formen nur der Ablegetisch wegzunehmen und
der für die Schmutzbogen bestimmte Tisch um seine Achsen x und y
zu drehen ist. Die übrigen Anordnungen, wie die Punktur, Bogen-
ableger, Antrieb der Farbwerke, weichen von den gewöhnlichen nicht
wesentlich ab.
Als Vortheile seiner Kom|)lettmaschinenconstruction gibt Lambert
in erster Linie die feste Lagerung der Druckcjlinder an, da einerseits
die sonstigen zur Hebung nöthigen Theile wegfallen, und andererseits
ein regelmäfsigerer Druck erzeugt wird. Ferner ist die gleiche Ge-
schwindigkeit von Formen und C3'linder zu bemerken, und der Um-
stand, dafs das Anlegen der Bogen beim Stillstände des Cylinders erfolgt.
Zur Wahrung deutschen Interesses mufs übrigens bemerkt werden,
dal's diese Lamfcertsche Komplettmaschiuenform, bei welcher beide
Druckcjlinder in festen Lagern sich drehen, und der Widerdruck-
ejlinder nebst seiner Form höher liegen als der Schöndruckcylinder
und dessen Form, bereits vor Einreichung des Patentgesuches von einem
deutschen Constructeur, J. Missong in Höchst a. M., vorgeschlagen war,
wenn auch in v\-eniger vollkommener Form.
Diese Beziehungen zwischen Missong und Lambert dürften J, Missong
zur Construetion einer neuen Schön- und Widerdruckmaschine geführt
haben (*D. R. P. Nr. 4611.5 vom 1-5. Januar 1888), bei welcher nur der
Schöndruckcylinder fest gelagert ist, der Widerdruckcylinder dagegen
abwechselnd gehoben und gesenkt wird. Beide Druckcyliuder werden
dabei während der Druckjjeriode von den Zahnstangen des Fundamentes
bewegt.
Diese neueste Construetion auf dem Gebiete des Komplettmaschiuen-
baues ist in Fig. 4 Taf. 29 dargestellt, und ist der Schön- bezieh. Wider-
druckcylinder mit A bezieh. B bezeichnet, mit den zugehörigen Typen-
formen a bezieh, b auf dem Fundamente A', welche hier in gleicher
Höhe liegen. Die Cylinder besitzen auf beiden Seiten Zahnräder, welche
mit den Zahnstangen des Fundamentes in Eingriff treten, aufserdem
sitzt auf den Cylinderachsen noch ein Räderpaar, durch welches der
Widerdruckcylinder B in der gehobenen Lage in Drehung erhalten wird.
Die Arbeitsweise der Maschine ist folgende. In der Figur ist die
Stellung der Theile gezeichnet, wenn der Karren eben im Bewegungs-
wechsel (links) ist und der Schöndruckcylinder .4 seine Drehung
beginnt. Der Widerdruckcylinder gestattet zu Folge seiner gehobenen
Neuere Schön- und Widerdruckmaschinen. 571
Lage den Formen a und b ungehinderten Durchgang, und möge, durch
das oben erwähnte Räderpaar vom Schöndruckcylinder A mitgenommen,
zunächst leer laufen. Der angelegte Bogen wird von den Greifern des
Schöndruckcj'linders erfafst und erhält bei der weiteren Drehung von A
und Bewegung der Formen nach rechts auf der Form a seinen Schön-
druck, worauf er in der Centrallinie der Cylinderachsen in gewöhn-
licher Weise von den Greifern des Cylinders B erfafst wird. Sind nun
die Formen am Ende ihres Weges rechts angelangt, so haben die Druck-
cylinder wieder die in der Figur gezeigte Stellung, während die Formen
eine derartige Stellung eingenommen haben, dafs der Punkt a der Form a
dem Punkte u^ des Schöndruckcylinders A gegenüber steht. Der ein-
seitig bedruckte Bogen hat dabei die punktirte Lage inne.
Bei dem nun beginnenden Rückgänge der Formen ab (nach links)
bleibt der Schöndruckcylinder A in Ruhe, da an seinen Zahnrädern,
welche einerseits mit den Zahnstangen des Fundamentes Ä, anderer-
seits mit dem Rade des Widerdruckcylinders H in Eingriff stehen, ent-
sprechend Zähne weggeschnitten sind, der Widerdruckcylinder B ist
dagegen gesenkt und setzt seine Drehung, zu Folge jetzigen Eingriffes
seiner Zahnräder in die Fundamentzahnstangen, in der Pfeilrichtung
fort. Der Bogen erhält nun im weiteren Verlaufe der Bewegung von
der Form b seinen Widerdruck; am Ende dieses Rückganges nehmen
alle Theile wieder die in der Figur gezeichnete Lage ein, nur dafs der
Bogen jetzt ganz auf dem Widerdruckcylinder B liegt.
Beginnt nun abermals ein Hingang der Formen (nach rechts), so
ergreift der Schöndruckcylinder einen Bogen, wie bereits erwähnt, der
Widerdruckcylinder B hat jetzt aber vi'ieder Antrieb vom Schöndruck-
cylinder A erhalten, ist in gehobener Stellung, und führt in dieser Lage
den Bogen weiter zu den Auslegewalzen CD. Die Lager dieser Band-
walzen C und D. sind mit den Lagern des Widerdruckcylinders B fest
verbunden, so dafs die Bandwalzen also gleichzeitig mit B gehoben und
gesenkt werden. Bandwalze C ist mit Greifern versehen, und in dem
Augenblicke, wo der vordere Rand des auf dem Widerdruckcylinder B
befindlichen, beiderseitig bedruckten Bogens die Walze C passirt, er-
folgt die Ueberführung des Bogens von B auf C in derselben Weise
wie von A auf B. Die Bandwalze C führt den Bogen zwischen die
endlosen Bänder x und y, und von hier aus gelangt derselbe wie bei
einfachen Schnellpressen auf den Auslegetisch T.
Das Ingangsetzen und Anhalten des Schöndruckcylinder» j4, das
Heben und Senken des Widerdruckcylinders B und seine abwechselnde
Kuppelung mit den Zahnstangen des Karrens K bezieh, dem Zahnrade
an dem Schöndruckcylinder A kann mittels der bisher an Schnellpressen
gebräuchlichen Mechanismen bewirkt werden und ist theilweise aus
der Figur ersichtlich. K.
572 Ceber die Zersetzung der Fettstoffe beim Erliitzen unter Ilruck.
üeber die Zersetzung der Fettstoffe beim Erhitzen unter
Druck ; von C. Engler und S. Seidner.
(Schlul's der Abhandlung S. 515 d. Bd.)
III. Künstliches Brennpetroleum aus den Producten der
Druckdestillation aus Fisehthran und aus Tri-Oleiu.
a) Aus Fiscfilfiran-Drttckdeslillal.
Das auf der Fabrik zu Webau mittels des Ur. Äreysehen Apparates
abgetriebene Rohdestillat des Fischthrans wurde behufs Gewinnung einer
Fraetion zur Bereitung des Leuchtpetroleum destillirt und der zwischen
140 und 300" siedende Theil aufgefangen: es wurden rund 60 Proc.
davon erhalten. Das Oel wurde durch Ausschütteln zuerst mit 2, dann
mit 1 Proc. Schwefelsäure, Wasser und Natronlauge gereinigt.
Das so gereinigte Oel hatte das spec. Gew. 0,8025, war nahezu
wasserhell mit schwachbläulicher Fluorescenz; Enttlammungspunkt nach
Abel 26,5". In seinem Aussehen war es von gewöhnlichem Brenn-
petroleum nicht zu unterscheiden.
Eine Normaldestillation mit 100'^'= des Oeles ergab in Cubikcenti-
metern:
^sSns^' bis 150» 150(175» 176|200» 200;225<> a25/25(-'> 2ö0,2750 275/300» +ver^2st
"^' ,1! 5,7 16,9 16,5 14,-^ 20,6 18,7 4,8 2,6cc
^'^^ 4,4 12,6 13,2 11,6 16,7 15,4 4,6 1,5g
Zur Beurtheilung der Steigkraft des Oeles im Dochte bedienten wir
uns der Viscosität, da erstere nach den Ermittelungen des Einen von
uns um so gröl'ser und besser ist, je geringer die Viscosität. Die Aus-
laufgeschwindigkeit, mittels Engler s Viscosimeter bestimmt, war 57 Se-
cunden (Wasser 54 Secunden), also die specifische Viscosität = 1,006.
Des Vergleiches halber folgen hier die Viscositätsgrade auch noch an-
derer Brennerdölsorten :
Spec. Gew. Spec. Viscosit.
Kaiseröl 0,795 .... 1,080
Pennsylvanisches Erdöl . 0,8ü0 .... 1,120
Kaukasisclies , . 0,825 .... 1,080
Sächsisches Solaröl . . . 0,830 .... 1,090
Erdöl aus Fisclithran . . 0,8025 .... 1,006
Hieraus folgt, dafs das Fischthranöl vorzügliche Steigkraft besitzen
mufs, was sich thatsächlich auch praktisch bewährte.
Schliefslich wurden auch noch photometrische Messungen durch-
geführt. Als Mefsapparat diente das Äu/isen'sche Photometer, als Ver-
gleichskerze die deutsche Normal-Paraftinkerze, als Brenner Schuster
und Äaer" sehe bezieh. Wild und WesseTsi^hn lO-Liuienbrenner.
Ueber die Zersetzung der Fettstoffe beim Erhitzen unter Druck. 573
lirenner
Spec.
Gew.
Entfl.-
punkt
in der
1. Stund.
LichteCfect
Am Ende
d. Versuches
Mittl.
Licht-
efTect
Dauer des
Versucties
Oelver-
brauch für
1 N.-K. und
1 Stunde
Leuchtöl aus >
Fischthran )
Pennsylvan. )
Erdöl )
S. «. B.
W. «. W
S. «. B.
W. u. W.
0,8025
0.8034
26,50
14,26
10.20
9,6
8.6S
11,96
8,36
7,92
6,80
13,2
9,2
8.56
7,78
Bi.j Std.
6'/4 »
5'/4 ,
6
2,32
2,44
4.6
3,65
Demnach brennt das Fischthran-Petroleum auf gewöhnlichen Erdöl-
brennem mit ausgezeichnetem Lichteffecte und relativ geringem Oel-
verbvauche.
Wenn auch bei dem jetzt noch vorhandenen Erdölreichthume der
Natur eine Gewinnung künstlichen Erdöles sich kaum rentiren dürfte,
so erscheint im Hinblicke auf das mit der Zeit sicher nicht ausbleibende
Versiegen unserer Oelquellen eine Verarbeitung von billigen Fettstoffen,
insbesondere billiger Rohthransorten auf leichte Mineralöle für die
weitere Zukunft nicht ausgeschlossen, und vor Allem dann, wenn es
sich um Erzeugung eines besonders hell und glänzend brennenden
Oeles handeln sollte.
b) ßrennöl aus Tri-Ole'in.
Das zu diesen Versuchen benutzte Oel war in schon oben beschriebener
Weise aus synthetischem Tri-Olein durch die Herren Dr. M. Albrecht
und Dr. Albersheim dargestellt und uns freundlichst zur Verfügung ge-
stellt worden. Wir lassen hier die von den genannten Herren bei ihren
Versuchen mit dem Druckdestillate erhaltenen und uns mitgetheilten
Resultate zunächst folgen:
400? des Druekdestillates, spec. Gew. 0,780, wurden einer Reinigung
mittels Schwefelsäure von 660 B. und verdünnter Natronlauge unterworfen:
Mit 1 Proc. HoSOj ergab sicli ein Verlust von 6? = 1,50 Proc.
.' 5 „ „ „ „ „ „ „ 19 = 4,75 „
Durch das Laugen „ „ „ „ „ 25 = 6,25 „
Gesammtverlust 505? = 12,50 Proc,
Es resultirte ein Oel von schwach gelblichrothem Schimmer und
grüner Fluorescenz, welches das unverändert gebliebene spec. Gew. 0,780
zeigt und einen milden deutlichen Erdölgeruch besitzt.
Von diesem rafflnirten Oele wurden 150? aus der Glasretorte de-
stillirt und ergaben:
Von 50 bis 125» gingen über .
„ 125 bis 2500
Dünnflüssiger Retortenrückstand
Verlust
~ 150,0g = 100,00 Proc.
Die Fraction 125 bis 250" hat einen Entflammungspunkt von 16,8"
Abel\ derselbe kann jedoch durch Hinzunahme schwerer siedender Theile
oder Hinwegnahme der leichtest siedenden Essenzen selbstverständlich
leicht und beliebig erhöht werden.
25,0g = 16,67 Proc.
113,5 = 75,67 „
10,5 = 7,00 „
1,0 = 0,66 „
574 Ueber die Zersetzung der Fettstoffe heim Erhitzen unter Druck.
Zum Schlüsse machen wir noch auf die grolse Verschiedenheit auf-
merksam, die sich bei Destillation der Fettstoffe mit und ohne Ueber-
druck durch unsere Versuche ergeben hat. Während bekanntlich Tri-
ülein im luflverdiinnten Räume völlig unzersetzt und unter gewöhnlichem
Atmosphärendrucke gröfstetitheils unzersetzt überdestillirt, der Fisch-
thrau nach einem direct angestellten Versuche im luf't verdünnten Haume
ebenfalls zu etwa ^/j seines Gewichtes überdestillirt werden kann, wo-
bei er eine hellgelbe butterartige zu 90 Proc. verseif bare Masse bildet,
erleiden die genannten Fettstotl'e bei Destillation unter einem Drucke
von 10^' bezieh, im Glasrohre bei noch höherem Drucke eine fast voll-
ständige Hydrocarbirung unter Ausscheidung des Sauerstoffes als Kohlen-
säure, Kohlenoxyd, Wasser und sauerstoffhaltigen organischen Verbin-
dungen. Dafs es dabei nicht in erster Reihe die höhere Temperatur
ist, welche den Prozei's der Hydrocarbirung bedingt, lehrte ein Versuch
der Destillation desselben Thranes unter gewöhnlichem Atmosphüren-
drucke aus dem Siedekölbchen, wobei die Destillation bei 360^ begann
und unter allmählichem Steigen der Temperatur bis auf 420" fast bis zu
Ende verlief, also nur etwa 5" niedriger als bei der Druckdestillation,
Das Destillat war aber nur zu einem ganz kleinen Theile in Kohlen-
wasserstoffe verwandelt. Die Ausbeute an rohem Kohlenwasserstofföle
war nach den eingangs dieser Abhandlung mitgetheilten Versuchen bei
der Druckdestillation im Glasrohre für Fischthran 79,5, für Tri-Olein
83,9 Proc, so dafs, wenn inan auch 10 Proc. für noch verseif bare Theile,
Wasser u. s. w. davon in Abzug bringt, eine Ausbeute von 69,5 Gew.-
Proc. für Thran und von 73,9 Gew. -Proc. für Tri-Ole'in an Kohlenwasser-
stoffen restirt. Nimmt man die gasigen Kohlenwasserstoffe wieder hinzu,
so steigt die Aasheute auf über 70 bezieh. 75 Proc. Das ist aber ein
Resultat, welches hinter den möglichen tiieoretischen Werthen, die der
Hydrocarbirungsprozefs der Fettstoffe überhaupt ergeben kann, nicht
weit zurückbleibt. Denn nimmt man beim Tri-Olein mit 10,8 Proc.
Sauerslotl', welcher mit entsprechenden Mengen von Wasserstoff und
Kohlenstoff für die Druckölausbeute selbstverständlich in Wegfall kommt,
eine mögliche theoretische Ausbeute an Kohlenwasserstoffen von 85 Proc.
an, so betragen die obigen 75 Proc. immerhin schon rund 88 Proc.
von dem möglichen Maximum. Und dabei mufs noch betont werden,
dafs der hier angezogene Versuch nicht als ein ausnahmsweise günstiger
zu betrachten ist, da wir wiederholt beobachtet haben, dafs noch er-
heblich geringere Residuen hinterblieben, wenn Tri-Ülein aus zuge-
schmolzenen Glasröhren destillirt wurde. Insbesondere, wenn die De-
stillation durch ra.sches Erhitzen möglichst beschleunigt wurde, traten
unserer Erfahrung nach sehr geringe koks- und as])haltartige Kück-
stände auf
Jedenfalls glauben wir es jetzt aussprechen zu dürfen, dafs, wenn
überhaupt — wovon wir persönlich überzeugt sind — das Erdöl sich
Ueber die Zersetzung der Fettstoffe beim Erliitzen unter Druck. 575
aus thierischen Resten gebildet hat, es dann, entsprechend unseren Aus-
führungen in der ersten Abhandhmg, die Fettstoffe jener Reste gewesen
sind, welche das Rohmaterial für die Bildung des Erdöles abgegeben
haben. Wir haben, um uns einen Einblick in das Verhalten der Gesammt-
thiersubstanz bei Destillation unter Ueberdruck zu erlangen, Seethiere,
getrocknete Fische und PfaMmuscheln^ bei einem Drucke von 10'" der
Destillation unterworfen — die Herren Dr. Albrecht und Dr. Albentheim
hatten ebenfalls die grofse Freundlichkeit, diese recht schwierige und
mühevolle Arbeit mit 14'^ norwegischem Dorsch und mit 4000 Stück
entschalten Pfahlmuscheln (23'',5) in dem ihnen in Hamburg zur Ver-
fügung stehenden Apparate durchzuführen und uns die Rohdestillate
zu übersenden — , die erhaltenen Destillate, über die noch eingehender
berichtet werden soll, sind jedoch in ihrer ganzen Zusammensetzung,
wie zu erwarten stand, so sehr von Erdöl verschieden, dafs für uns —
die Richtigkeit der Theorie im Ganzen vorausgesetzt — kein Zweifel
mehr besteht, dafs das Erdöl nur in der Weise sich gebildet haben
kann, dafs angesammelte Massen von Thierleibern zunächst einen
Fäulnifsprozefs durchmachten, durch welchen die stickstoffhaltige Sub-
stanz vernichtet, beseitigt, und das Fett allein zurückgelassen wurde,
welches dann unter dem Einflüsse späterer Epochen, durch Druck und
Wärme oder vielleicht auch durch ersteren im Wesentlichen allein, in
das Erdöl umgewandelt wurde.
Dafs wir die in der Natur herrschenden Bedingungen zur Bildung
des Erdöles nicht vollständig herzustellen im Stande sind, dessen sind
wir uns sehr wohl bewufst, immerhin jedoch glauben wir durch unsere
Untersuchung ein noch fehlendes Glied in der Beweiskette für die Rich-
tigkeit der animalischen Theorie der Bildung des Erdöles eingefügt
zu haben.
Wenn dagegen eingeworfen wird, die ganze Theorie sei unhaltbar,
weil die natürlichen Erdöle aus Kohlenwasserstoffen ganz verschiedener
chemischer Constitution zusammengesetzt seien, beispielsweise das penu-
sylvanische im Wesentlichen aus Paraffinen , das Erdöl von Baku aus
Naphtenen, hydrogenisirteu aromatischen Kohlenwasserstoffen, so trifft
dieser Einwand zunächst alle drei Theorien der Erdölbilduug gleich-
mäfsig und man ist eben im einen wie im anderen Falle gezwungen,
anzunehmen, dafs bei der Bildung des Erdöles von Baku andere Be-
dingungen des Druckes und der Temperatur vorhanden waren, als bei
der Entstehung des pennsylvanischen. Ohne Zweifel aber ist das Erdöl
von Baku das Product einer gewaltsameren Zersetzung als das von
Pennsylvanien und ob es sich als Product der ersten Zersetzung der
Muttersubstanz, oder aber erst durch einen secnndären Prozefs aus dem
eigentlich normalen Erdöle der Methanreihe gebildet hat, mufs vorerst
noch dahingestellt bleiben. Wir nehmen das letztere an und es sind
Versuche im Gange, welche vielleicht den Beweis beibringen, dafs sich
576 Bücher-Anzeigen.
gewisse Kohlenwasserstoffe der Fettreihe (Olefine) in hydrogenisirte
Benzole umwandeln lassen. Der enorme Druck, unter dem sich das
Erdöl von Baku befindet, gibt hierfür einen Fingerzeig.
Zum Schlüsse sprechen wir Herrn Dr. C. Scheslopal^ Assistenten des
chemischen Laboratoriums, welcher uns bei Durchführung der oben
mitgetheilten Versuche aufs Werlh vollste unterstützt und eine Anzahl
derselben selbst durchgeführt oder controlirt hat, unseren besten
Dank aus.
Berichtigung: In F'olge eines Versehens ist am Schlüsse meiner ersten
Abhandlung „Zi/r Bildung des Erdöles'- {D. p. J., 1888 269 187 aus
Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft^ Bd. 21 S. 1816) als Maximal-
Meerestiefe, bis zu welcher Pflanzen leben und wachsen können, 30
bis 40"' angegeben, statt 130 bis 140". Die gezogene Schlufsfolgerung,
dafs das Pflanzenleben deshalb im Wesentlichen auf die Ufer des Meeres
angewiesen sei, behält selbstverständlich trotzdem ihre Berechtigung.
E.
Bücher-Anzeig^en.
Durchschnittspreise für Accordarbeiten in Maschinenfabriken. Cal-
culations-, Hand- und Naehschlagebuch für deu praktischen Maschinen-
bauer. Eine Sammlung von Tabellen und Notizen über Stahlgeschwin-
digkeiten, Nutzwerthe der Werkzeuge und Durchschnitts- Accordsälze
der in Maschinenfabriken am häutigsten vorkommenden Arbeiten.
Mit einem Anhange über Ausführungen von Hilfswerkzeugen, über
Metall-Legirungeu, Löthen, Verzinnen, Kitten, Härten, Schweifsen,
sowie Angaben über Constructionen von Maschinenelementen, ge-
bräuchlichen Curven, mathematische Tabellen, von Ch. Cremer. 2. ver-
besserte und vermehrte Auflaa,e. Duisburg, J. Ewich. 208 Seiten.
5 M.
Der erste Theil ist in dieser zweiten Auflage niclit wesentlicli geändert.
Der zugegebene Anhang, der beiläufig gesagt ausgedehnter ist, als der eigent-
liche Haupttheil, nimmt dem Buche das Eigenthümliche eines Nachschlage-
und CalcuLiUionsbuches, und wäre zweckmälsiger als besonderes Werkchen
erschienen.
Der Inhalt der letzten 50 Seiten findet sich übrigens in fast jedem tech-
nischen Taschenbuche und hätte hier füglich wegbleiben können. Die Zeich-
nungen enthalten manche Unrichtigkeiten, und wird deren Verständnifs durch
ungeschickte Schraflirungen theilweise erschwert.
Der eigentliche ursprüngliche Theil ist dagegen ein dankbares Unter-
nehmen, und hat Referent den Inhalt, der nunmehr auch viel übersichtlicher
angeordnet ist, als praktisch brauchbar erprobt. Die Veröffentlichung dieses
Stoffes war um so anerkennenswerther, als derartige Miltheilungen bisher stets
sorgfältig geheim gehalten wurden. Dem Vorsteher der Werkstatt, sowie
dem Constructeur zur Veranschlagung seiner Entwürfe, ist dieser Theil des
Werkchens ein gutes Hilfsmittel.
Verlag der J. U. Cot laschen Buchbaadlung in Stuttgart.
Druck von (ieb rüder Kröner in Stuttgart.
Motor mit Erdöldämpfeu. 577
Motor mit Erdöldämpfen.
Mit Abbildung auf Tafel 30.
Ueber diese von de Quillfeldt herrührende und von der Socie'U'
Anonyme des anciens e'tablissements Call ausgeführte Maschine berichtet
Cheviltard in Revue industrielle vom 23. Februar 1889 wie auszüglich folgt :
Da die gebräuchlichen Dampfmaschinen bei Booten von geringerem
Tonnengehalt wegen ihres bedeutenden Gewichtes, ihres grofsen Raum-
bedarfes und der längeren Anheizdauer Unzuträglichkeiten mit sich
führen, so hat de Quillfeldt für diesen Sonderfall einen Motor erfunden,
welcher mit Erdöldämpfen betrieben wird. Wenngleich diese Motoren
auch zu Lande Verwendung finden mögen, so liegt doch ihr Haupt-
vortheil in der Verwendung zum Betriebe von Booten, da hierbei ihre
Eigenthümlichkeiten, als: Betriebssicherheit, Einfachheit und geringer
Raumbedarf, am meisten zur Geltung kommen werden. Aus diesem
Grunde hat die genannte Gesellschaft Cail das französische Patent für
alle Anwendungen des Motors auf Schifffahrtszwecke erworben.
Die Eigen thümlichkeit des Motors liegt in der Erzeugung und Ver-
wendung von Erdöldämpfen, welche in ähnlicher Weise erzeugt werden
wie der Wasserdampf im Dampfkessel. Es wird hierbei ein Theil der
Dämpfe als Betriebskraft, ein Theil zur Unterhaltung der Verbrennung
verwendet. Der Kessel gleicht einem Schlangenrohr-Dampfkessel und
der eigentliche Motor — eine dreicylindrige, einfachwirkende Ma-
schine — ist in gedrängter Weise unter dem Kessel angeordnet.
In einer cylindrischeu Umhüllung, welche mit der freien Luft
in Verbindung steht, befindet sich das kupferne Schlangenrohr Ä, in
welchem die zum Betriebe als auch zur Verbrennung erforderlichen Erdöl-
gase entwickelt werden.
Ein im vordem Theile des Schiffes befindlicher Behälter fafst den
Vorrath an Erdöl. In der Nähe der Maschine sind zwei Hilfspumpen
angebracht, die eine für Luft, die andere für Erdöl. Beide werden mit
der Hand betrieben und dienen nur zur Ingangsetzung. Diese wird
bewirkt, indem man mehrere Hübe mit beiden Pumpen ausführt, wo-
durch in einen kleinen Brenner c (Fig. 4), der sich unter einer Windung des
Schlangenrohres befindet, eine Mischung von Luft und Erdöldunst ein-
geführt wird. Nachdem diese Mischung entzündet ist, vollführt man
noch einige Hübe, um auch etwas Erdöl in das Schlangenrohr B zu
bringen. Aus demselben entwickeln sich hinreichend Erdöldämpfe, um
den gröfsern Brenner D (Fig. 4), als den eigentlichen Brenner für den Be-
trieb, zu speisen. Ein anderer Theil der Erdöldämpfe wirkt auf Kolben
und Cjlinder der Maschine und der regelmäfsige Betrieb ist eingeleitet.
Nachdem das Erdöl als Betriebsdampf gedient hat, verdichtet es
sich in einem in der Kielrichtung angebrachten Condensator, durch
welchen es gleichzeitig zum früher erwähnten Erdölbehälter gelaugt,
Dingler's polyt. Journal Bd. 271 Nr. 13. 1889/1. 37
578 Motor mit Erdöldämpfen.
aus dem es vermittels der Speisepumpe G aufs neue dem Verdampfer B
zugefülirt wird. Auf diese Weise ist die Maschine vollständig selbs-
Ihätig gemacht.
Die zur Ingangsetzung erforderliche Wärmemenge ist so gering,
dufs in 3 bis 4 Minuten das Boot zur Abreise fertig ist. In den aus-
führlichen Zeichnungen bezeichnet o Zuleitung des Erdöles zum Schlangen-
rohr, h Auslals des Erdöldampfes, c Verbindungsrohr zwischen h und
dem Schieberkasten, Cj Zuleitung der Dämpfe nach unten zu dem Brenner
und zu den Cylindern, c.j Rohr zur Zuleitung der Erdöldämpfe zum
Injector, d Injeetor für den Brenner D. An dem lujector ist die nöthige
EinStellvorrichtung für die Zuführung der zur Verbrennung erforder-
lichen Luft angebracht (Fig. 8). Die Einrichtung des Brenners, zu welchem
der Zutritt des Gases geregelt werden kann, ist aus Fig. 4 näher er-
sichtlich. Der Zug wird durch OefTnungen, welche oberhalb des Herdes
im Mantel ausgespart sind, bewirkt.
Die Einrichtung und Arbeitsweise der Maschine ist ähnlich wie bei
der Dampfmaschine und aus der Zeichnung ohne Weiteres zu ersehen;
die Kurbeln der Maschinenachse stehen, wie üblich, unter 1200, die Schieber
haben geringe Voreilung, um eine günstige Vertheilung zu bewirken.
Die Maschine kann mit Hilfe der Radübertragungen auch umgesteuert
werden; indem man das Schwungrad rückwärts dreht, verstellt man
mit Hilfe der Zapfen kl das Segment ; und bringt dasselbe an das
entgegengesetzte Ende der Scheibe j, wodurch die Achse g und die
Schieber ihre Wirkung wechseln (Fig. 7).
Zur Ergänzung sei noch bemerkt, dafs das Erdöl, von der Pumpe tf ,
welche ihre Bewegung durch das Excenter r erhält, angesaugt, durch
die Röhren HH condensirt wird.
Der Erdölverbrauch soll 4i,5 und t)i,7 für die Stunde betragen, bei
einer Maschine von 2 bezieh. 4 Pferdekräften.
Es bedarf wohl nicht der Erwähnung, dal's Erdöl viel leichler ver-
dampft und wieder verdichtet werden kann als das Wasser. Aus diesem
Grunde genügt eine sehr kleine Heizfläche, um eine grofse Menge Erdöl-
dampf zu erzeugen; auch ist zur Aufbewahrung des erforderlichen
Vorrathes an Erdöl nur ein geringer Raum erforderlich.
Da der ganze Motor von geringem Gewichte ist, so kann er am
Hintertheile des Bootes Aufstellung linden, so dafs der mittlere Raum
verfügbar bleibt. Explosionen sollen nicht zu befürchten sein, wobei
freilich ein dichter Schlufs der Treibkolben vorausgesetzt werden mufs.
Binnen Kurzem soll ein mit einer derartigen Maschine ausgerüstetes
Boot in Cail von Stapel gehen. (Vgl. S. 587 dieses Heftes.)
Mix uiid Genest's Vielfachumschalter. 579
Mix und Genest's Vielfachumschalter für städtische
Telephonanlagen.
Mit Abbildungen.
Bei dem Vielfachumschalter der Firma Mix und Genest in Berlin
(*D. R. P. Kl. 21 Nr. 44918 vom 10. Mai 1887) sind im Vermittelungs-
amte ebenfalls (vgl. 1889 271 *407) nicht zwei durchgehende Drähte
für jede Theilnehmerleitung erforderlich. Bei demselben geht jede
Theilnehmerleitung sogleich im ersten Schranke, zu dem sie geführt ist,
durch eine Klappe hindurch zur Erde. Eine (zvi'eite) einfache Umschalte-
leitung, welche im Ruhezustande von der von aufsen kommenden Leitung
des Theilnehmers völlig getrennt ist, ist lediglich im Amte von Schrank
zu Schrank gefuhrt; sie liegt für gewöhnlich im ersten Schranke mittels
eines besonderen Umschalteapparates (Galvanoskop, Relais o. dgl.) an
Erde, ist aber am anderen Ende — im letzten Schranke — isolirt; sie
besitzt in jedem der anderen Schränke einen einfachen Contactkörper
(nicht eine mehrtheilige Klinke), mittels dessen dieselbe von jedem an-
deren Schranke aus untersucht und, wenn die zu ihr gehörige Theilnehmer-
leitung noch frei ist, miteiner der Theilnehmerleitungen desjenigen Schran-
kes verbunden werden kann, von welchem aus die Untersuchung erfolgt.
Die Untersuchung einer Umschalteleitung hat sich einfach darauf
zu erstrecken, ob dieselbe im Amte Erde hat oder nicht; im ersten
Falle ist die Leitung frei, im zweiten Falle besetzt. Die Verbindung
zweier Fernsprechstellen selbst erfolgt auch hier mittels zweier durch
eine Leitungsschnur verbundenen Contactstücke bezieh. Stöpsel; nach-
dem zuvor an jeder der beiden Theilnehmerleitungen beide Erdverbin-
dungen (diejenige der Theilnehmerleitung sowohl, als diejenige ihrer
Umsehalteleitung) aufgehoben worden ist, wird statt deren eine Ver-
bindung jeder Umschalteleitung mit ihrer Theilnehmerleitung und darauf
der beiden Umschalteleitungen unter einander hergestellt und durch sie
werden zugleich auch die beiden Theilnehmerleitungen mit einander ver-
bunden. Erforderlich macht sich hierzu allerdings für jede Theilnehmer-
leitung in deren Klappenschranke aufser der Klappe noch der bereits er-
wähnte Umschalteapparat.
In der durch Fig. 1 dargestellten Schaltung, welche die Apparate
für die Theilnehmerleitung L am ersten Schranke zeigt, bedeuten
?2^ (/3, ?4 • • • • Contactstücke, welche im 2., 3., 4. u. s. w. Schranke
zum Zwecke der Verbindung einer Theilnehmerleitung durch / mit L
nöthig sind. Die Theilnehmerleitung L ist im Ruhezustande durch Ver-
mittelung des in geeigneter Weise isolirt mit der Nadel n des Galvano-
skops G verbundenen Contactstückes d mit dem nach der Erde E führen-
den Drahte f verbunden, in welchen die Klappe. Ä eingeschaltet ist.
Die mit der Nadel n verbundene Umsehalteleitung / ist durch die Win-
dungen V des Galvanoskops G und den Draht g ebenfalls an die Erde E
580
Mix lind Genest's Vielfachiimschalter.
Jj~
^
Or
angeschlossen, wobei im Ruhezustande die Nadel n des Galvanoskops
die Verbindung zwischen den Windungen v und der Leitung g ver-
mittelt. Im Ruhezustande liegt also die Umschalteleitung / durch Ver-
mittelnng der Windungen v der Nadel n und des Drahtes g im Vermitte-
lungsamte an Erde £, während die Verbindung der Theiluehmerleitung L
mit der Erde E über den Contact d und Draht f durch die Klappe K her-
gestellt ist. Von der
■^v ' Umschalteleitung / ist
ferner bei o die zweck-
mäfsig als Schnur aus-
/^y Z gebildete Verbindungs-
leitung s mit dem
Verbindungsstöpsel S
abgezweigt, der je nach
der Form der Contact-
stücke (] als Rohr, Stift,
Ring, Haken o.dgl. aus-
gebildet wird und im
Ruhezustande isolirtist.
Sobald nun zu Folge
eines aus L einlangen-
den Rufes die Klappe K fällt, ist zunächst die Verbindung der Leitungen /
und L mit der Erde E zu unterbrechen; dies geschieht nicht mit der Hand,
sondern einfach dadurch, dafs der Beamte einen Strom von entsprechender
Starke und Richtung durch l nach E sendet, indem er mit seinem Stöpsel S
z. B. ein in Fig. 1 punktirt gezeichnetes Contactslück c berührt, welches das
Ende einer mit der Erde E' verbundenen und eine Batterie b' enthal-
tenden Leitung bildet. Der alsdann von b' über c, S, », /, v, g nach E
fliefsende Strom bringt die Nadel n des Galvanoskops G aus der mit
vollen Linien gezeichneten Lage in die punktirt gezeichnete, was durch
die be.sondere Einrichtung des nachstehend beschriebenen Galvanoskops
ermöglicht wird. In Folge dessen ist sowohl die Verbindung zwischen
L und /■ als auch zwischen /, n und g unterbrochen, dagegen eine neue
Verbindung zwischen L und / über die Abzweigung A, die Nadel n und
die Windungen i' hergestellt. Verbindet der Beamte jetzt den Stöpsel 5
auf einige Zeit mit seinem Telephon, so kann er mit dem rufenden Theil-
nehmer sprechen.
Es ist nun die Leitung des anzurufenden Theilnehmers zu unter-
suchen bezieh, umzuschalten und dann mit der des rufenden Theil-
nehmers zu verbinden.
Einen zur Untersuchung geeigneten Apparat mit Klappe zeigt Fig. 2.
Im Ruhezustande wird die Klappe k dieses Untersucliungsa]»parates in
bekannter Weise durch einen Haken festgehalten, welcher an dem
Anker eines Elektromagnetes M sitzt. Der Contactstöpsel Y ist durch
Mix und Genest's Vielfachumsclialter.
581
die um den Schenkel des Magnetes M gewickelte Windung F, die
Klappe k und den Draht y nebst Batterie 6 mit der Erde E verbunden.
Die Stärke der Batterie b ist so bemessen, dafs, wenn man den Stöpsel Y
mit einer Umschalteleitung, z, B. /.^ (Fig- 3; Verbindung zweier Theil-
nehmerleitungen Lj im ersten und i.^ '"i zweiten Schranke), deren
Galvanoskop G2 noch die in Fig. 3 punktirt gezeichnete Nadelstellung
besitzt, verbindet, der von b über A, F, Y nach l^^ Oj, w, n, j in A2 nach ^j
und E fliefsende Strom die Klappe k zum Abfallen bringt, nicht aber
die Nadel n des Galvanoskops &2 aus der punktirt gezeichneten Lage
in die andere umlegen kann; diese Veränderung der Lage der Galvano-
skopsnadel erfolgt vielmehr erst dann, wenn die Klappe k mit dem
mittels einer stärkeren Batterie B an die Erde E gelegten Contacte u
in Berührung gekommen ist, und ein Strom über u, A, F, F, /.^i sowie
ü, n, g in A.i nach £2 Aiefst- Die fallende Klappe k hat nun zugleich
dem untersuchenden Beamten angezeigt, dafs die Leitung L^ frei ist;
der nach dem Fallen der Klappe k und dem Umlegen der Nadel n aus
der stärkeren Batterie ß über den Stöpsel Y in die Leitung Lj tretende
Strom bildet zugleich den Anruf des gewünschten Theilnehmers.
Ist dagegen die Leitung L^ besetzt, so hat die Nadel » des Galvano-
skops Gl die in Fig. 3 gezeichnete Lage, und deshalb kann der von b
kommende Strom von ^2 ^us nur durch w, n, /* in A2 und über die
Leitung L^ des Theilnehmers durch den Apparat desselben zur Erde
gelangen; auf diesem Wege findet er aber einen so grofsen Wider-
stand, dafs keine genügende Erregung des Magnetes M (Fig. 2) eintritt,
die Klappe k also nicht fällt. Bei der Unterhaltung der beiden au L^
und L, angeschlossenen Theilnehmer (Fig. 3) wird der Strom von /,,
aus über ä, n, v, /,, s in ^1, t^, c, n, /; in ^| nach L^ fliefsen.
ny J
r>s. H
Das Schlufszei-
chen wird von dem
anrufenden Theil-
nehmer durch einen
in die Leitung (L,)
gesandten Strom ge-
geben, wodurch das
in dieser Leitung (Lj )
liegende Galvano-
skop G, in die Ruhe-
lage gebracht wird,
während das in der
anderen Leitung(£2)
gelegene Galvano-
skop G2 noch in der
ausgezogenen Stellung verliarrt. Der Beamte im Vermittelungsamte
schickt dann einen Strom von entgegengesetzter Richtung, als die
582 Ueber den Betrieb von Gasmaschinen mit Dowson-Gas.
Batterien der Theilnehmer liefern, in die Leitung L^ dadurch, dafs
er « bei a^ von /, trennt und mit dem Schnurende den betreffenden
Pol einer am anderen Ende zur Erde abgeleiteten Batterie berührt.
Hierdurch wird auch das zweite Galvanoskop G.^ in die Ruhelage ge-
bracht; darauf endlich darf der Beamte den Stöpsel S, von 7, trennen.
Das zur Umschaltung der Umschalteleitungen dienende Galvanoskop
ist in Fig. 4 in Vorderansicht dargestellt. An den Schenkeln des Huf-
eisenmagnetes M sind zwei Paar Polstücke m .'io befestigt, dafs die
eiserne Nadel n sowohl in der mit vollen Linien, als auch in der punk-
tirt gezeichneten Stellung von ihnen angezogen und festgehalten wird.
Die Polarität des Magnetes ist hierbei natürlich vollkommen gleich-
gültig. Je nach der Polarität, welche ein die Windungen v durch-
fliefsender Strom der Nadel n verleiht, nimmt sie eine der in Fig. 4
angegebenen beiden Stellungen ein und stellt eine der in den Fig. 1
und 3 angegebenen Verbindungen her. Die Welle x der Nadel n trägt
dazu einen Umschalter, der aus drei auf die Welle aufgelegten Con-
tactstUcken besteht; gegen die Welle legen sich vier Sehleiffedern an
und kommen in der einen Stellung der Welle mit ihren Contactstücken
in Berührung, in der anderen aber nicht.
In der Patentschrift sind noch einige andere Schaltungsweisen an-
gegeben, die jedoch theils umständlicher in der Bedienung sind, theils
noch mehr Apparate erfordern. Bei der einen gestalten sich die Vor-
gänge an der rufenden Leitung einfacher, dafür wird aber für die ge-
rufene Leitung die Mitwirkung eines zweiten, am Klappenschranke
dieser Leitung befindlichen Beamten mit in Anspruch genommen. Bei
einer anderen Schaltungsweise ist die Mitwirkung eines zweiten Be-
amten zwar entbehrlich, es können sich aber leicht Fehler einschleichen,
zu deren Vermeidung die Anwendung besonderer Apparate in Vorschlag
gebracht wird.
üeber den Betrieb von Gasmaschinen mit Dowson-Gas.
Mit Abbildunpen.
Das Bestreben, die Gasmaschinen von der ötfentlichen Gasleitung
unabhängig zu machen und damit ihre Auwendungsfahigkeit zu ver-
gröfsern, hat die verschiedenartigsten Lösungen erfahren. Zunächst ver-
suchte man, das Gas in ähnlicher Weise wie für die Speisung der
Flammen in Eisenbahnwagen in transportablen Behältern zu verdichten
und so versandtfähig zu machen; diese Versuche haben nur geringe
Anwendung erfahren in einzelnen Fällen zum Betriebe von Gaslocomo-
tiven und einer Schiebebühne (vgl. 254 445), weil sich die Füllung
und der Versandt der Gasbehälter für den gewöhnlichen Gewerbe-
Ueber den Betrieb von Gasmaschinen mit Dowson-Gas. 583
betrieb zu kostspielig erwiesen. Selbst ein Ersatz des Steinkohlen-
gases durch das sogen. Fett- oder Oelgas, welches eine etwa vierfach
gröfsere Intensität besitzt wie ersteres, hat die Benutzung von Reservoir-
gas nicht praktisch möglich gemacht. Dagegen ist die Verwendung von
Gasmaschinen wenigstens dort angängig geworden, wo die sonstigen
Verhältnisse die Anlage einer kleinen Fettgasanstalt gestatten. Neben
die Verwendung von Fettgas ist sodann auch die von Wassergas ge-
treten, zu dessen Benutzung allerdings auch immer eine bezügliche Gas-
erzeugungsanlage nothwendig wird. In neuester Zeit ist nunmehr eine
Gasart zum Betriebe von Gasmaschinen vorgeschlagen, welche nach dem
Verfahren von Dowson in besonderer Anlage hergestellt wird.
Neben diesen Gasarten ist auch das sogen, earburirte Gas zu
nennen, welches in passenden Behältern aus leichtflüssigen Kohlen-
wasserstoffen mittels Hindurchleitung von Luft hergestellt wird, und dann
namentlich auch das Gas, welches entweder in der Gasmaschine selbst
oder in besonderen kleinen, an diese angeschlossenen Gaserzeugern aus
verdampftem Naphta, Benzin und Roherdöl gewonnen wird.
Die Verwendung von Fettgas, Wassergas und Dowson-Gas erscheint
nur dann praktisch ausführbar, wenn die bezüglichen Gasanstalten auch
noch für andere Zwecke dienstbar sind, oder wenn sehr grofse Gas-
maschinen zu speisen sind, weil sich die Erzeugung solcher Gase eben
nur in gröfseren Mengen praktisch lohnt. Die />ou)son - Gasapparate
sollen allerdings mit Nutzen schon für Gasmaschinen von 8 IP ab auf-
stellbar sein, wie die Deulzer Gasmotorenfabrilt in ihren Preisverzeich-
nissen versichert. Die Verwendung von verdampftem Benzin, Naphta
und Erdöl dagegen ist jetzt schon den kleinsten Nummern von Gas-
maschinen angepafst, so dafs für den Kleinbetrieb nur diese Art von
Gaserzeugung in Frage kommt. Der Grofsbetrieb , der sich die Gas-
maschine bereits auch an Stelle der Dampfmaschine dienstbar zu machen
strebt, benutzt schon mehrfach erstere Gasarten.
Die Verwendung dieser Gasarten in der Gasmaschine selbst ge-
schieht in genau gleicher Weise wie Steinkühlengas, nur mit dem
Unterschiede, dafs die Zufuhr von Gas zur Ladung der Natur und In-
tensität der bezüglichen Gasart entsprechend verkleinert wird, was eine
Verengung der Zufuhrwege in den Cjlinder voraussetzt. Da die Er-
zeugung von Fettgas und Wassergas als bekannt vorausgesetzt werden
kann, sei nunmehr auf die Erzeugung von Dowson-Gas näher ein-
gegangen.
Das Dowson-Gas ist kein Leuchtgas, sondern ausschliefslich ein
Heizgas, welches unter Beimischung von Luft verbrennt. Dasselbe wird
in den der Dowson Economic Gas and Power Company zu London paten-
tirten Apparaten hergestellt und hat bei normaler Erzeugung folgende
Zusammensetzung;:
584 üeber den Betrieb von Gasmaschinen mit Dowson-Gas.
Wasserstoff ... 16 bis 18 Pioc.-Vol.
Kohlenoxj-d ... 22 bis 2'1 ^ „
Kühlenwasserstoff' . 0 bis 4 ,, „
Kohlensäure ... 5 bis 7 .,
Stickstoff" .... Rest.
Es enthält also bis 43 Proc. an brennbaren Gasen, welche bei voll-
kommener Verbrennung auf l'^^bm Gas durchschnittlieh 1600 Wärme-
einheiten (C'alorien) entwickeln.
Bei Anwendung von Koks oder eines von Bitumen freien Anthra-
cits zur Gaserzeugung ist der Gehalt an Kohlenwasserstoff' sehr gering
und beträgt 0 bis 0,5 Proc.-Vol.
Das Dowson-Gas ist zum Betrieb von Gasmotoren, sowie zu Heiz-
und anderen industriellen Zwecken besonders geeignet, es läfst ^ich
jedoch für Beleuchtung nicht verwenden.
Doicson-Gas wird erhalten, indem man einen Strom atmosphäri-
scher Luft vermittels eines Strahles überhitzten Dampfes durch eiue
glühende Brennstotfsäule bläst, die abziehenden Gase reinigt und in
einem Gasbehälter ansammelt.
Wenn der mit Dampf gemischte Luftstrom den Generator durch-
streicht, bildet der SauerstotF der Luft mit dem Kohlenstoff' des glü-
henden Brennmaterials zunächst Kohlensäure, welche, durch die darauf
folgenden glühenden Kohlenschichten streichend, fast gänzlich zu Kohleu-
ox^'d reducirt wird. Der eingeblasene Wasserdampf wird durch die
glühende Kohle zerlegt, wobei sich schliefslich Kohleuoxyd und Wasser-
stoff' ergeben. Der Stickstoff' der Gebläseluft und die gebildete Kohlen-
säure sind als indiff'erente Gase den Generatorgasen beigemengt.
Wird ein Ueberschufs an Dampf durch den Generator geblasen,
so wird durch die Zersetzung desselben so viel Wärme aufgezehrt,
dafs das Feuer schliefslich zum Erlöschen kommt. Wenn dagegen
Dampf und Luft im richtigen Verliältnil's eingeführt werden, so brennt
der Generator stets weiter und der continiiirliche Betrieb desselben ist
gesichert.
Die von der Dowson Economic Gas and Power Company construirten
Gaserzeugungsapparate bestehen aus einem kleinen Dampfkessel (oFig. 1
und 2), einem Gaserzeuger c und einem Gasbehälter l von etwa 5'''"'
Inhalt, in welchem die beiden Gasreiniger kk (^Scrubber) durch eine
Zwischenwand geschafften sind.
Der kleine Dampfkessel a mit sehr geringem Wasserinhalt hat eine
senkrechte Feuerbüchse, welche mit einem Deckel geschlossen ist. Die
Verbrennungsgase des Kessels entweichen durch ein eisernes Kohr
ins Freie.
In der FeuerbUehse ist oberhalb des Feuers ein spiralförmig ge-
bogenes schmiedeeisernes Kohr befestigt, das der Dampf auf seinem
Wege aus dem Kessel nach dem Injeclor b durchströmt, um darin über-
Ueber den Betrieb von Gasmaschinen mit Dowson-Gas.
585
Fig. I.
hitzt zu werden. Der hier überhitzte Wasserdampf bläst durch den In-
jector b Luft in den unter dem Rost des Generators befindlichen Aschenfall.
Dieser letztere ist durch eine Reinigungsthür während des Betriebes luft-
dicht verschlossen. Ueber dem Roste schliefst sich der mit feuerfesten
Steinen ausgefütterte Schacht des Generators c
an, welcher mit glühendem Brennstoff gefüllt
ist. Letzteres wird von dem eingeblasenen,
aus Dampf und Luft bestehenden Gemische
behufs Gasbildung durchstrichen. Der Füll-
trichter ist während des Betriebes durch einen
Kegel geschlossen, der mittels Hebel und
Gegengewicht luftdicht angedrückt ist. In
den über dem Kegel befindlichen Raum des
Trichters wird der BrennstotYeingefüllt, worauf
derselbe durch einen Deckel dicht verschlossen
wird. Läfst man durch Anheben des Gegen-
gewichtes den Kegel nach abwärts sinken, so
fällt der im Trichter befindliche Brennstoff in
den Generatorschacht, der hierauf durch den
Kegel wieder verschlossen wird. Durch diese
Art der Beschickung wird der Austritt des
Gases aus dem Generator verhindert.
Der beim Anheizen des Apparates ent-
wickelte Rauch, sowie das beim Beginn des
Anblasens erzeugte minderwerthige Gas wer-
den durch ein Rohr d abgeführt. Letzteres
wird durch einen Hahn abgesperrt, wenn
das Gas durch einen Syphon f nach dem
Gasbehälter gehen soll. Das im Generator c
erzeugte Gas tritt durch ein anderes Rohr e
in diesen Syphon f. Die Tauchung des ersteren '"' '
in das im Syphon befindliche Wasser verhindert das Zurücktreten von
Gas aus dem Gasbehälter in den Generator, wenn in letzterem die Gas-
erzeugung unterbrochen ist.
Aus dem Syphon f wird das Gas behufs Reinigung durch ein Rohr
den Scrubbern kk zugeführt. Diese Scrubber werden durch die eine
Hälfte des im Bassin des Gasbehälters befindlichen cylindrischen Rau-
mes gebildet und sind mit Koks gefüllt, welcher durch eine Rohr-
leitung fortwährend mit Wasser berieselt wird. Um eine gleichmäfsige
Vertheilung des Gasstromes zu erzielen und eine leichte Abführung des
Wassers aus dem unteren Theile der Scrubber zu ermöglichen, ist in
einem entsprechenden Abstände vom Boden desselben ein gelochter
Blechboden eingelegt, auf welchem der Koks aufgeschichtet ist.
Indem das Gas durch den Koks nach oben streicht, wird es durch
586 üeber den Betrieb von Gasmaschiueu mit Dowson-Uas.
das ihm cntgegenrieselnde Wasser von seinen Unreinheiteu befreit. Da
das so in die Gloclie des Gasbehälters gelangte Gas immer etwas
Feuchtigkeit enthält, mufs es, bevor es dem Verbrauchsorte zugeführt
wird, die mit trockenem Koks gefüllten Scrubber in der zweiten Hälfte
des Bassins passiren.
Das Wasser, welches sich im unteren Theil der Scrubber sammelt,
gelangt durch das Gasrohr in den Syphon f^ aus dem es durch einen
Ueberlauf austritt.
Der in den Scrubbern befindliche Koks hat, nachdem er zum Waschen
nicht mehr benutzt werden kann, seinen Heizwerth durchaus nicht ein-
gebüfst, er kann vielmehr zur Heizung noch anderwärts benutzt werden.
Ist der Gasbehälter l mit Gas angefüllt, so wird das durch eine
Kette mit der Gasbehälterglocke in geeigneter Weise verbundene Ventil
selbsthätig geöffnet. Die in dem Aschenfall des Generators befindliche
Gebläseluft kann dann zum Theil durch dasselbe entweichen, so dafs
die Gaserzeugung so lange vermindert wird, bis durch ein Sinken der
Gasbehälterglocke das Ventil sich wieder schliefst. Es kann die Gas-
erzeugung auch dadurch selbsthätig unterbrochen werden, dafs der
Dampfhahn des Injectors b durch die an der Gasometerglocke befind-
liche Zugkette bei entsprechender Stellung geschlossen , bezieh, wieder
geöffnet wird. Es findet also eine selbsthätige Kegulirung des Be-
triebes statt.
Durch die Ueberwachuug und Bedienung des Apparates wird ein
Mann nicht vollauf beschäftigt.
Um die Einrichtung und den Betrieb des Gasapparates möglichst
zu vereinfachen, mufs die Reinigung des Gases auf das oben beschriebene
Mafs einer einfachen Waschung beschränkt werden, was dadurch er-
reicht wird, dafs man darauf hinarbeitet, ein Gas zu erzeugen, welches
möglichst wenig Verunreinigungen enthält.
Es dürfen aus diesem Grunde zur Vergasung in dem Generator
nur solche BrennstotTe angewendet werden, welche keine theerartigen
Bestandtheile enthalten und aufserdem nicht zusammenbacken, da sonst
der Generator verstopft und die Gaserzeugung gestört würde.
Es können also nur gasarme, nicht backende Steinkohlen — An-
thracit — oder Koks in Stücken von 15 bis 30"" Gröfse zur Erzeu-
gung von Z)oicson-Gas verwendet werden, wobei zu beachten ist, dafs
das Material nicht nafs, sondern möglichst trocken zur Verwendung kommt.
Der Dampfkessel wird am besten mit Gaskoks geheizt.
Untersuchungen, welche von Prof. Teichmann in Stuttgart und
Oberingenieur Boecking in Köln augestellt wurden, lieferten folgendes
Ergebnifs:
Der untersuchte Gasmotor war ein Zwilling der Ueulzer Gasmotoren-
fabrik von je 340™"' Cylinderdurchmesser und ÖOÖ""" Hub: derselbe war
zum Betriebe einer Spinnerei nach Italien bestimmt. Der für den Gas-
Koks unter dem Kessel . .
also im Ganzen an Brennstoff
oder für das stündliche Pferd
wovon auf Gaskoblen fallen
,, ,, Kesselkoks „
Ueber den Betrieb von Gasmaschinen mit Dowson-Gas. 587
erzeuger benutzte BrennstofT war Anthracit in nufsgrofsen Stücken; der
Dampfkessel wurde mit Koks gefeuert; der Brennstoff wurde zugewogen,
das Wasser zugemessen. Der Gasometerstand war zu Beginn und zu
Ende der sechsstündigen Untersuchung gleichhoch. Der Motor ging unter
der Bremse mit 140 Umdrehungen, die Länge des ausgeglichenen Brems-
hebels betrug 1,433'", die Belastung in den ersten beiden Stunden IQ!!*?,
in den letzten vier Stunden 181'<s.
Die erzielte Leistung stellte sich
in den ersten 2 Stunden auf 53,63 H"
„ „ folgenden 4 „ „ 50,86 „
zusammen auf 310,7 If-Stdn.
Es wurden hierbei verbraucht:
Kohlen im Generator 210,5k
27,0
237,5
0,7644
0,677
0,0869
Der Dampfverbrauch für Gaserzeugung und Kesselspeisung (Dampf-
pumpe) betrug für Stunde und Pferd 0,54^.
Um den Gasverbrauch des Motors festzustellen, wurde nach dieser
Untersuchung und nach Abstellung des Gasofens mit 50,85 Pferd ge-
arbeitet und dabei in 13 Stunden 65 Minuten 34,23'^'"° Gas verbraucht,
also für Stunde und Pferd 2,94':bni.
Herr W. Schmidt hat die Betriebskosten eines SOpferd. Gasmotors
mit einer gleichstarken Dampfmaschinenanlage zusammengestellt. Der
Kohlenverbrauch der letzteren wurde zu 2,5'' für Stunde und Brems-
pferdekraft 1 ermittelt, während für die Gasmaschine der Brennstoffver-
brauch auf 1^ für Stunde und Pferd angenommen wurde, welche Zahl
von der Deutzer Gasmaschinenfabrik verbürgt wird.
Danach sind folgende Zahlen berechnet:
Für Dowson- Betrieb.
1) Anlagekosten.
30 IP Dowson-Gasapparat mit Aufstellung 4 600 M.
30 IP eincyl. Gasmaschine 9 500 „
Rohrleitung und Aufstellung 750 „
Fundirung 100 „
Zusammen 14 950 M.
2) Betriebskosten:
Verzinsung des Anlagekapitals zu 5 Proc. 747 M.
AbschreibungvonApparatu.Motor71/2Proc. 1113 „
„ „ Fundament 3 Proc. . . 3 „
300 X 10 X30 = 90000k Kohlen zu lOM. für It 900 „
Maschinist 1 050 „
Reinigung und Ueberwachung des Dampf-
kessels 100 „
Reparaturen, Schmiere u. s. w 350 „
Zusammen 4263 M.
1 Diese Ziffer ist für normale Verhältnisse entschieden zu hoch gegriffen.
Gebr. Sulzer in Winterthur gewährleisten den Verbrauch von Ik.
588 Kohlen wasserstoll' zur Speisung für Dampfkessel.
Damp/belrieb.
1) Anlagekosten:
Dampfkessel von 45qm HeizÜäche . . . 4 200 M.
Einmauerung 1 000 „
Kamin und Kesselhaus 1 750 „
Liegende Condensations-Dampfmaschine . 5 200 „
Fundirung 150 ,,
Rohrleitung und Aufstellung 600 „
Zusammen 12 900 Jl.
2) Betriebskosten:
Verzinsung 645 M.
Abschreibung für Kessel und Maschine
71/.^ Proc 825 „
Abschreibung für Fundament 57 „
300 X 10 X 30 X 2-5 = 225 000^ Kohlen zu
10 Jl 2 250 „
Heizer 1 050 „
Reinigung, Ueberwachung 150 „
Reparaturen, Schmiere u. s. w 300 „
Zusammen 5 277 M.
Verwendung von Kohlenwasserstoffen zur Speisung von
Dampfkesseln.
Die seit langer Zeit bekanuteu Versuche zum Ersätze des Wassers
in Dampfkesseln durch eine leichter verdampfbare Flüssigkeit scheinen
nunmehr zu einem wenigstens nicht ungünstigen Ergebnisse geführt zu
haben. Wenigstens berichten namentlich englische Fachblätter von Er-
folgen, welche der bekannte Torpedobootsbauer A. F. Yarrow in London
mit seinem Boote Zephir in Folge der Verwendung leichter Kohlen-
wasserstoffe zur Speiseflüssigkeil erreicht haben soll, vgl. Industries,
1888 S. 597, Engineer, 1888 S. 427 und 490, Le ge'nie civil, 1888 S. 173.
Eine Beschreibung der zur Verwendung gelangten, anseheinend ziem-
lich umständlichen Ausrüstungen für Kessel und Maschinen findet sich
nur in Le ge'nie civil, 1888 *S. 218, doch ist aus dieser Verötfentlichung
kein auch nur annähernd genaues Bild von der Construction zu er-
langen. Es sei deshalb nur das Prinzip der bezüglichen Neuerung nach
einem Vortrage, welchen Yarrow in der Institution of nacal architects
hielt, nach der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1888, kurz
wiedergegeben.
Die Kohlenwasserstotfe werden in dem Kessel in gleicher Weise
wie Wasser verdampft, imd die entwickelten Dämpfe sodann in einer
Maschine zur Expansion gebracht , um dann sorgfältig condensirt und
dem Kessel wieder zugeführt zu werden.
Das aus Stuhl auf der Werft von Y''arrow und Co. in Poplar her-
gestellte Versuchsboot hat eine Länge von 10"',97 und eine Breite von
l'",83; der Bootskörper wiegt 71P, die Maschine und Treibvorrichtuug
Kohlenwasserstoff zur Speisung für Dampfkessel. 589
305'', so dafs das Gesammtgewicht 1016'^, etwas mehr als 1', beträgt.
Die im Hintertheile des Bootes aufgestellte Maschine hat einen Cylinder
von 108™°^ Durehmesser in Hammerstellung und besitzt die sonst üb-
liche Ausrüstung. Unmittelbar daran ist der Dampferzeuger ange-
schlossen; er besteht aus einem von zwei eisernen Gehäusen umgebenen
kupfernen Schlangenrohre; der Raum zwischen den Gehäusen ist mit
Asbest ausgefüllt. Unter dem Schlangenrohre befindet sich ein ring-
förmiges durchlochtes Rohr, einem ßunsen-Brenner ähnlich, welches
dazu dient, ein hineingeprefstes Gemisch von Kohlenwasserstoff und
Luft beim Austritte aus den Löchern zur Heizung der Schlange und
Bildung der Dämpfe zu entzünden. Die Verdampfungsschlange wird
durch die Maschinenpumpen aus einem im Vordertheile des Bootes an-
geordneten gut gedichteten Vorrathsbehälter für flüssigen leichten Kohlen-
wasserstoff von 180'^ Inhalt gespeist, welcher mit den Pumpen durch
ein aufserhalb liegendes, am Kiel entlang geführtes Rohr in Verbindung
steht und vor dem ersten wasserdichten Querschott so aufgestellt ist,
dafs bei etwaigem Undichtwerden der Kohlenwasserstoff nicht das ganze
Boot durchfliefst. Der von den Speisepumpendruckrohren in die Ver-
dampfungsschlange geleitete Kohlenwasserstoff wird dort verdampft und,
nachdem er in der Maschine Arbeit geleistet hat, durch zvcei gleich-
falls auf beiden Seiten des Kieles liegende Rohre, welche als Ober-
flächencondensatoren wirken, verdichtet in den Behälter zurückgeleitet,
um von Neuem zur Speisung zu dienen. Ferner sind zwei Handpumpen
angeordnet; die erstere, backbord befindliche, dient beim Dampfaufmachen
zur Speisung der Verdampferschlange aus der Vorrathskiste durch das
Druckrohr der Maschinenspeisepumpe, während das andere, steuerbord
liegende, zum Aufpumpen von Luft in den Oberraum des Vorrathstanks
bestimmt ist; es geschieht das zum Zwecke, Dämpfe für Verbrennung
in einem kleinen unter dem Schlangenrohre befindlichen Hilfsbrenner
zu erzeugen, welcher durch ein längs der Bootshaut geführtes Rohr an-
geschlossen ist.
Die Ingangsetzung der Maschine wird in der Weise bewirkt, dafs
mittels der letztgenannten Handpumpe in den Vorrathsbehälter Luft ge-
pumpt und die hierdurch hervorgerufenen Dämpfe im Hilfsbrenner ent-
zündet werden, um die Verdampfungsschlange anzuwärmen, was ein
etwa 2 bis 6 Minuten währendes Bedienen der Luftpumpe erfordert.
Hierauf drückt man mit der Backbordhandpumpe durch einige rasch
auf einander folgende Hübe Kohlenwasserstoff aus der Kiste in die
Schlange, welcher sofort verdampft und, wie das Manometer anzeigt,
unter Spannung kommt. Durch ein Ventil läfst man nun in geringen
Mengen verdampften Kohlenwasserstoff in den Hauptbrenner strömen,
welcher gemischt mit mitgerissener Luft beim Austritte aus den Brenner-
löchern sich sofort entzündet und den Verdampfer weiter heizt. Die
Handpumpen und der Neben brenner werden nun abgestellt; die Vor-
590 Kohlenwasserstoff zur Speisung für Dampfkessel.
richtung arbeitet ununterbrochen selbst weiter, wobei die Maschinen-
puinpen die Speisung übernehmen, wahrend die Maschine läuft. So
lange die erzielte Spannung im Verdampfer erhalten werden kann
brennt der Hauptbrenner ohne Ueberwachung fort. Das Mafs der Ver-
dampfung bezieh, die Spannung regelt man durch Einstellung des
Ventiles am Hauptbrenner; eine weitere Wartung oder Aufmerksam-
keit erheischt die Maschine nach Inbetriebsetzung nicht. Die beständig
erhältliche Dampfspannung beträgt 5^'- Ueberdruck. Der Abdampf wird
in den Aufsenrohren verdichtet und tropfbar flüssig in den Vorrathstank
zurückgeschafft, so dafs nur der geringe Verlust an Kohlenwasserstoff'
durch Verbrennung im Hauptbrenner für Heizzwecke auftritt. Das An-
lassen des Bootes mit Vollkraft dauert vom Augenblicke des Anzündens
an nur durchschnittlich fünf Minuten; um das Boot anzuhalten, braucht
man nur ohne weitere Vorrichtung den Dampf von der Maschine ab-
zustellen.
Das Boot .soll bei wiederholten Proben 7 bis 8 Knoten stündlich
anstandslos mehrere Stunden gelaufen sein, ohne dafs sich eine andere
Bedienung während der Fahrt als das Schmieren von Lagern erforder-
lich machte. Die ganze Maschinen- und Treibvorrichtung nimmt einen
sehr geringen Raum ein und läuft nur wenig ins Gewicht. Damit ist
die Möglichkeit geringer Abmessung aller Bootstheile verbunden, wie
denn auch das Versuchsboot, wie schon erwähnt, bei einer Länge von
11" sammt Maschine nur etwas über 1' wiegt. Die Anlagekosten
kommen den für ein Dampfboot gleicher Gröfse zwar näherungsweise
gleich; jedoch kann letzteres wegen der Gröfse von Maschinen und
Kesseln nur etwa die Hälfte der Personen befordern.
Die Betriebskosten sind verhältnifsmäfsig geringe; sie beliefen sich
bei der Versuchsmaschine auf etwas mehr als 5',5 Kohlenwasserstoff"-
verbrauch bei einer Fahrgeschwindigkeit von 7 bis 8 Knoten. Der be-
nutzte leichte flüssige Kohlenwasserstoff ist ein Nebenerzeuguifs der
Erdöldestillation vom spec. Gew. 0,725 bis 0,730; er ist Handelswaare
in den Vereinigten Staaten und kostet dort etwa 9 Pf. für 1' (in Eng-
land etwa 12 Pf.). Er ist sehr leicht zu verdampfen; bei der Ver-
suchsmaschine brauchte der Brenner nur für geringe Verbrennung ein-
gestellt zu werden, so dafs man dem zu Folge bei voller Fahrt die
Hand an den Schlot legen konnte. Der eigentliche Verbrauch erfolgt
eben nur im Brenner, während die arbeitenden Dämpfe immer wieder
durch Condensation für die Speisung verdichtet werden und in den Vor-
ratlisbehälter fliefsen.
Versuche \on Johnton und Sons sollen ergelu-n liaben, dafs der
leichte flüssige Kohlenwasserstoff für seine Verdampfung eine bedeutend
geringere Wärmemenge als Wasser erfordert. Vielleicht emptiehlt es
sich mehr, für die Verdampfung eine billigere Flüssigkeit im Brenner
zu verwenden. Wenngleich die Erfindung noch nicht lange genug er-
Kohlenwasserstoff zur Speisung für Dampfkessel. 591
probt ist und noch keine genügenden praktischen Erfahrungen damit
gesammelt werden konnten, so ist doch anzunehmen, dafs der Dampf-
erzeuger unter gewissen Bedingungen, weil die Verdampfungstemperatur
des Kohlenwasserstoffes sehr niedrig ist und die Dämpfe keinerlei Art
von Niederschlag in der Maschine und den Rohrleitungen absetzen, (?) den
Dampfkesseln überlegen sein wird (?).
Inzwischen sollen schon mehrere Boote dieser Art von derselben
Werft mit Vervollkommnungen der ersten Einrichtung gebaut worden
sein. Für die Heizung der Verdampferschlange ist ein Brenner ge-
wählt, welcher nicht durch Kohlenwasserstoff' aus dem Verdampfer
bezieh, aus dem Vorrathsbehälter, sondern besonders durch Paraffinöl
oder Erdöl, also allerorts billig käufliche Brennstoffe, gespeist wird.
Hiermit sind bedeutende Ersparnisse verbunden, indem nur noch Ver-
luste an flüchtigem KohlenwasserstofiTe in Folge von Undichtheit auf-
treten; es ist ferner die mit dem Einschiffen gröfserer Mengen leicht-
flüchtigen Kohlenwasserstoffes verbundene Gefahr vermieden.
Die Vorrichtung für das Heizen mit Paraflinöl u. s. w. ist folgender-
mafseu getroffen: Au passender Stelle im Boote ist ein Behälter für
das Paraffinöl aufgestellt. Um den Brenner anzuzünden, wird mittels
einer Handpumpe Luft in den abgedichteten Paraffinölbehälter bis zu
etwa '(jät Spannung aufgepumpt. Hierdurch wird das Oel in den
Brenner gedrückt, um dort entzündet zu werden. Die Flamme des
Brenners bewirkt nun selbst weiter ein Vergasen des zu verbrennenden
Oeles, so dafs ein beständiger Gasstrom in den Brenner tritt. Das Gas
wird mit mitgerissener Luft gemischt und verbrennt wie bei einem
fiimsm-Brenner mit nicht leuchtender Flamme in wirksamer Weise.
Der Kreislauf des zur Verdampfung dienenden Kohlenwasserstoffes voll-
zieht sich ähnlich wie bei der Versuchsmaschine. Für kleinere An-
lagen ist es nicht nöthig, den Druck in dem Brennstoit'behälter durch
eine selbsthätig wirkende Luftpumpe aufrecht zu erhalten; es genügt
vielmehr, in Pausen eine Handdruckpumpe dafür zu bedienen. Der
Betrieb der Boote ist ein sehr reinlicher. Es wurden bei 7 bis 8 Knoten
Fahrgeschwindigkeit unter Entwickelung von 4 ff stündlich etwa G'/ji
Erdöl verbrannt. Yarroio verwandte für die Heizung namentlich das
Kerosin, ein durchaus ungefährliches Nebenerzeugnifs der Erdölgewin-
nung, welches im Handel geführt wird; die Kosten stellten sieh dabei
für 1 Stunde und Pferd auf etwa 20 Pf. Es ist zu erwarten, dafs die
noch keineswegs genügend ausgebildeten Einrichtungen so vervoll-
kommnet werden, dafs ihre Anwendung allgemein mit wirthschaftlichen
Vortheilen verbunden ist; gegenwärtig ist ja der Brennstoffaufwand
noch ein einigermafsen beträchtlicher, kostspieliger.
Zu bemerken ist, dafs das Bestreben, Dämpfe für den Betrieb von
Motoren zu verwenden, welche leichter als Wasserdampf zu erzeugen,
also aus flüchtigeren Stoffen zu gewinnen sind, fast so alt wie der Ge-
592 Mühlliäuser, über die Synthese von Rosanilin.
danke der Nutzbarmachung des Wasserdampfes ist. Die schon 1797
von Carlwriyht gebaute Maschine mit Betrieb durch Alkoholdämpfe
zeigte die Möglichkeit des Gelingens; die Maschine lief auch, aber die
damals unzulänglichen Mittel verhinderten die weitere Ausbildung der
Erfindung und stellten sie dem I)amj)fe gegenüber in den Schatten; sie
konnte keinen wirthschaftlicheu Erfolg erzielen. Später sind wiederholt
Aether und Schwefelkohlenstoff versucht worden, und an ähnlichen
Vorschlägen hat es nicht gefehlt.
Ueber die Synthese von Rosanilinen aus Amidobenzophe-
nonen und aromatischen Aminen unter Mitwirkung Halogen
tragender Substanzen; von Dr. Otto Mühlhäuser.
Die Verbindungen, welche aus der Wechselwirkung zwischen ami-
dirten Benzophenonen und reactionsfähigen Halogenträgern hervor-
gehen, verhalten sich im Allgemeinen wie Ketonhalogenüre vom Typus
des Dioxybenzophenonchlorids. Je nach der Natur des Halogen tragen-
den Vehikels wird aus einem Amidoketon ein einfaches Ketonhalogenür,
oder aber ein Additionsproduct der Wechselproducte entstehen. Ersteres
wird sich bilden, wenn sich die Ingredienzien umsetzen, letzteres wenn
sie sich addiren. Da die der Einwirkung entstammenden Substanzen
Farbstoffnatur besitzen, sich aber gleichwohl wie Ketonhalogenüre bezieh,
deren Abkömmlinge verhalten, so ist die Annahme gerechtfertigt, dafs
dem beispielsweise ausTetramethyl Diamidobenzopheuon und PCI, bezieh.
POCfj bereitbaren Farbstoflle die Formel:
/CH3 / /CH3
/ \ci \_ / ^CI
bezieh. C \ ^ /d
1-ci j-o.p4o
/ -Cl
•CbH4-N<^||3 '-C,H,.N<CH3
zukommt, ümsetzungs- oder Additionsproducte verwandter Art werden
entstehen, wenn Amidoketone der Einwirkung folgender Halogenträger
preisgegeben werden:
1) PCI3, PBrj, PJ3
2) PCI5, Pßrä
3) POCI3, P0Br3, PSCI3
/Cl /Gl
4) C=::0 , C=0 und Homologe
\C1 \0.CCl3
5),Al2Cl6, Fe^CIj.
Mühlhäuser, über die Synthese von Rosanilinen. 593
Jene veactionsfähigen , ephemeren Farbstoffe wirken mit tertiären
aromatischen Aminen derart zusammen, dafs der an C gebundene saure
Rest unter Bildung von Halogenwasserstoff bezieh, einer Oxysäure
austritt und ein Rosanilin entsteht. Oft ist es nöthig, dem aus gleichen
Molekülen Keton- und Halogenträger hervorgehenden Reaktionspro -
ducte weitere Mengen von letzterem zuzufügen, um die Reaction im
Sinne der Friedel-Craft" scheu Synthesen durchzuführen. So reagirt der
aus Dimethylamidobenzophenon und PCI3 entstehende Farbstoff nach
Wegnahme begleitender Substanzen ohne alles Weitere mit Dimethyl-
anilin unter Bildung von Malachitgrün, während die aus Tetramethyl-
diamidobeuzophenon und PCI3 hervorgehende Farbsubstanz nach ihrer
Isolirung mit Methylanilin allein nicht reagirt und mit letzterem erst
dann in Wechselwirkung tritt, wenn ein Condensationsmittel z. B. PCI3,
Al.jCl^ u. s. w. der Mischung einverleibt wird.
Geschichtliches.
Im Jahre 1878 gelang H. Caro und C. Grabe ' aus Phenol und
einem Chlorid, dessen Konstitution durch seine Darstellung aus Ben-
zophenon und PCI3 gegeben schien, die Synthese des Aurins. Damit
war die Schablone für den Aufbau amidirter und hydroxylirter Triphe-
nylkarbinole gegeben und es war zu erwarten, dafs mit der Entdeckung
jener die Synthese dieser Hand in Hand gehe.
1876 hat bekanntlich Wilhelm Michler"^ die ersten amidirten Ben-
zophenone, speciell diamidirte, entdeckt und aus Dimethylanilin und
Diäthylanilin und Chlorkohlenoxyd das Tetramethyl und Tetraäthyl-
diamidobenzophenon bereitet. Die damals kostbaren Laboratoriums-
präparate konnten indessen auch dann nicht zur Synthese von sub-
stituirten Rosanilinen reizen, als das entschleierte Bild der Atom-
gruppirung im Rosanilin zur Verwendung dieser Ketone sowohl im
Sinne der Hemilianschen wie der Caro-Gräbe''scheu Reaction aufforderte.
Nachdem aber A. Kern im J. 1883 das giftige und bis dahin kostbare
und schwer zu handhabende Chlorkohlenoxj'd zu meistern und der In-
dustrie dienstbar zu machen verstand , und glatt und unschwer die
Michler'schen Ketone bereiten lehrte, war auch vom technischen Ge-
sichtspunkte aus an die Verallgemeinerung der Dioxybenzophenon-
chloridreaction zu denken, und in der That sieht man binnen Kurzem
der fabrikatorischen Bereitung der Ketone die fabrikmäfsige Darstellung
von Rosanilinen auf Grund der Reaction von Caro und Grabe folgen.
Die Erweiterung dieser Reaction ist Caro zu verdanken, welcher mit
Sern die gemeinschaftliche Durcharbeitung des nun technisch zugäng-
lich gewordenen Gebietes unternahm. Indem Caro und Kern auf tetra-
1 Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 Bd. 11 S. 1350.
i W. Michler, Berichte der deutschen ehemischen Oetellschaft, 1876 Bd. 9 S. 716,
Michler und Duperluis, daselbst 1876 Bd. 9 S. 1899, und Michler und Gradmann.,
<iaselbst 1876 Bd. 9 S. 1912.
Dinglefs polyt. Journal Bd. CT Nr. 13. 1889|1. 38
594
Mühlhäuser, über die Syntheae von Rosanilinen.
methylirtes bezieh, tetraäthylirtes Diamidobenzophenon PCl^ und auf die
so erhaltenen reactionsfähigen Zwischenproducte tertiäre aromatische
Amine wirken liefsen, gelang ihnen der Erhalt einer Keihe von neuen
Amidoketon
Amin
Halogen-
träger
FarbsiülV
1
Literatur
Tetraniethyldia-
Dimethylaiiilii
PCI3
Hexamethylpararos
-! D.R.P. Nr. 27 789
mid(jbenzophenoi
•'
POCI3
COCI2
anilin
v.l8.Dec.l883.
"
Dibenzylanilii
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Tetrametliyldiben-
zylpararosanilin
dto. u. Am. Pat.
Nr. 297415.
Phenylaiiilin
POCI3
Tetramet liylplienyl
pararosanilin
D.R.P. Nr. 27 789
v.l8.Dec.l883.
,.
Methylphenyl-
POCI3
Pentamethylplienyl
„
aniün
pararosanilin
Dimethyl-o-
POCI3
Hexamethyldiphe-
^
anisidin
nylmethoxyplienyl-
pararosanilin
Phenyl-a-naph-
POCI3
Tetrametliyl-a naph-
dto. u. Am. Pat.
tylanilin
tylpararosanilin
Nr. 297 414.
^
a Naphtylme-
POCI3
Pentametliylnnaph
D.R.P. Nr. 27 789
thylanilin
thylpararusanilin
v.l8.Üec.l883
u. Am. Patent
Nr. 308 748.
^
Benzylphenyl-
Tetraniethylbenzyl-
D.R.P. Nr. 27 789
anilin
plienylpararosanilin
v.l8.Dec.l883
u. Am. Patent
Nr. 346 022.
Tetraäthyldiami-
Diätiiylaniliu
PCI3
Hexaälliyliiaraios-
D.R.P. Nr. 27 789
dobenzophenon
aniliii
V.18. Dec.1883.
'•
Diamylanilin
POOj
Tetraätliyldiamyl-
pararosanilin
"
^
Phenyl-a-naph-
Tetraäthyl-«-naph-
dto., Amer. Pat.
tylamin
tylpararosanilin
Nr. 297 413.
Dibenzylanilin
Tetraäthyldibenzyl-
pararüsanilin
dto., Amer. Pat.
Nr. 297 416.
Methyldiphe-
Tetraätliylmetliyl-
dto., Amer. Pat.
nylamin
phenylpararosanilin
Nr. 353 264.
Benzylphenyl-
Tetraäthylbenzyl-
dto., Amer. Pat.
anilin
phenylparanisanilin
Nr. 353 262.
Dimethylamido-
Dimethylanilin
PCI3
Tetramet hyldiami-
D.R.P. Nr. 27 789
benzophenon
dütriplienylkarliinoi
v.18. Dec.1883.
retramethyldiami-
Dimetliylaiiilin
/Gl
Hexamelhylpararos-
D.R.P. Nr. 29 962
dobenzophenon
C = 0
\0C,Cl3
anilin
V. 1. .Juni 1884,
Zusatz ZU27989.
^
Thiodiphenyl-
POC13
Tetramelliyltliio-
D.R.P. Nr. 36 818
amin
jhenylpararosanilin
v.29.Dec.l885.
"
Methylthiodi-
phenylamin
POCI3
Pentamethylthio-
jhenyl pararosanilin
-
,,
Dimethyl-«-
POC13
Hexa- \ Triamodn-
methyl f diphcnyl-a-
D.R.P. Nr. 27 789
naplitylaroin
v.l8.Dee.l883.
n-Naplitylamin
POCls
Tetra- ( napht'yl-
niethyl ' karbinol
"
p-Tolyl-
a-naphtylsmin
retramelliylphenyl-
riamidD-rtuaphtyl-
diplienyl karbinol
llülilhäuser, über die Sj'nthese von Rosanilineii. 595
Farbstoffen. Dafs andere aromatische Amidoketone sich ähnlich ver-
halten, und dafs PCI3 durch jeden anderen reactionsfahigen Halogenträger
ersetzbar ist, constatirten die Entdecker des neuen Verfahrens ebenfalls.
Nebenstehende Tabelle gibt ein Bild der wichtigsten Resultate der
Versuche von Caro und Kern und deren Mitarbeiter. Sie zeigt, welche
Amidoketone, Halogeiiträger und tertiäre Amine in erster Linie auf ihren
Gebrauchswerth geprüft worden sind und welche substituirten Pararos-
aniline laut Patenten der Badischen Anilin- und Sodafabrik in Betracht
gezogen wurden.
Nach einer Mittheilung von G. Schultz und P. Julius ^ hat Caro
schon im Jahre 1883 auf die Halogenderivate der amidirten Benzophenone
Phenole einwirken lassen. Er erhielt hierbei aus Tetramethyldiamido-
benzophenonchlorid und Resorcin das violettfärbende Tetraniethyldiamido-
dioxytriphenylkarbiuol (Resorcinviotett). Analoge Farbsubstanzen wur-
den 1884 in den Laboratorien von Eiver und Pick^ bereitet. Nach den
Angaben der Genannten kann z. B. Tetraäthyldiamidooxjtriphenyl-
karbinol aus Phenol und Tetraäthyldiamidobenzophenonehlorid und
Tetraäthyldioxytriphenylkarbiuol aus Resorcin, und Tetraäthyldiami-
dobenzophenonchlorid im Beisein von Chlorzink dargestellt werden.
Auf Grund der Caro Grnie'schen Reaction wurden von der Badi-
tc/ien Anilin- und Sodofabrik in Ludwigshafen und von der Acliengeaell-
Kchaft für Chemische Industrie in Basel vorzugsweise: Tetramethyldibenzyl-,
Tetraäthyldibenzyl-, Pentamethylalphanaphthyl- und Tetraäthylalpha-
naphthyl-Pararosanilin fabrikmäfsig gewonnen und unter dem Namen
Benzylviolett Ä, Benzylviolett 2B, Victoriablau 4/}, Victoriablau BB
auf den Markt gebracht.
Technisches.
Behufs Darstellung von FarbstofTen mischt man gleiche Moleküle
Amidobenzophenon, Amin und Halogenträger. In vielen Fällen beginnt
und vollendet sich dann die Reaction unter freiwillig eintretender,
mäfsiger Erwärmung von selbst. Oft ist es aber nöthig, durch äufsere
Kühlung oder durch Zusatz indifferenter Lösungs- und Vertheilungs-
mittel wie Benzol, Toluol, Xylol, Schwefelkohlenstoff, Chloroform u. s.w.
die Einwirkung zu mäfsigeu, da sonst die Reactionswärme sich leicht
bis zur theilweisen oder völligen Zerstörung des entstandenen Pro-
ductes sich steigern kann. Manchmal ist es andererseits erforderlich, die
Reaction durch Erhitzen auf 100^' und darüber zu unterstützen. Stets
ist es aber von Vortheil, einen Ueberschufs des aromatischen Amins
3 Tabellarische Vebersicht der künxH. org. Farbstoffe von G. Schultz und P. Julius.
1888 S. 54.
-t D. R. P. Nr. 31321 vom 21. Ausjiist 1884. — Berichte der deiit.'^chen chemi-
fchen Geselhcba/l. 1886 Bd. 19 S. 758."
596 Bücher-Anzeigen.
anzuwenden, um die Mischung möglichst neutral und flüfsig zu halten,
was auch durch Zusatz der indifferenten Lösungs- und Vertheilungs-
mittel bewerkstelligt werden kann.
Bücher-Anzeigen.
Die Kreuzer-Korvette „Problem", Eine nautisch-technische Studie von
Han$ Johow^ Kaiserl. Marine-Schiirbau-Ingenieur. Mit 5 lithogr.
Tafeln. (91 Seiten, geb. 5 M.) Lipsius und Tischer, Kiel.
Der Verfasser führt in der vorliegenden Studie auf Grund angenommener,
den Bedürfnissen der Praxis entsprechender Bedingungen, ein Beispiel für die
Construction einer Kreuzer-Korvette durch. Die verschiedenen Erwägungen,
welche für die getroffenen Entscheidungen mafsgebend gewesen, werden in
klarer und anschaulicher Weise entwickelt und die Rechnung für die einzelnen
Gröfsen durchgeführt. Der Verfasser hofft mit seiner Arbeit nicht nur dem
Constructeure, sondern auch denjenigen dienlich zu sein, welche ihr Beruf mit
dem Schiffbaue in Berührung bringt. Wir sind überzeugt, dafs ein Beispiel,
in vorliegender Weise durchgeführt, sehr klärend und fordernd wirken wird,
und empfehlen daher diese Studie angelegentlichst.
Die Anwendung von Eisen und Stahl bei Constructionen von Conndhre,
übersetzt von Hauff' (Wien Carl Gerold"« Sohn). 304 Seiten, 36 Holz-
schnitte, 2 Tafeln. 6 M.
In der Absicht, dem bei den erheblichen Fortschritten der Eisenverhüttung
täglich billiger werdenden Stahle weitere Verwendung zu Bauconstructionen
zu verschaffen, hat der Verfasser vielfach Versuche angestellt, die hier mitge-
theilt werden. Der Verfasser bespricht demgemäfs die Eigenschaften des
Eisens und Stahles im Allgemeinen, sowie die chemischen und physikalischen
Einflüsse, welchen diese Stofife unterworfen sind , ferner die Einwirkung der
Stösse sowie die Verbindungen. Schliefslich bestimmt er unter 'Zugrunde-
legung der Versuche von Wöhler und Spangenberg die zulässigen Spannungen,
welche man dem Eisen und Stahl auferlegen kann.
Die Haustelegraphie und Telephonie. Eine kurzgefafste praktische
Anleitung zur Herstellung von Haustelegraphen und Fernsprech-
Anlagen. Von der Abtheilung für Elektrotechnik der Nähmaschinen-
fabrik vormals Frister und Rossmann. Günther und Sohn. Berlin.
(112 Seiten, 81 Abbildungen. 1 M.)
Das Werkchen gibt eine für den Praktiker berechnete Anleitung zur Aus-
führung von Haustelegraphie- und Telephonie- Anlage. Theoretisches ist auf
das Nothwendigste beschränkt und die Beschreibungen sind durch zahlreiche
Abbildungen, auch der Nebenapparate erläutert.
1889.
Namen- und Sachregister
des
271. Bandes von Dingler's polytechnischem Journal.
* bedeutet: Mit Abbild.
Namenregister.
A.
Adair und Co., Erdölmotor 538.
Adam, Druckwassermotor * 481. .
Adametz, Bier 375.
Albers SI. , Schraubensicherung ■"" -153.
— Photographie 559.
Albersheim, Fettstoffe 523. 573.
Albrecht, Fettstoffe 523. 573.
Allen, ülycerin 94.
— Nietmaschine * 438.
Altmann, Erdölmotor * 495.
Amagat, Gase 183.
American Diamond Rock Boring Comp.,
Tiefbohrung 298. [298.
American Well Works, Tiefbohrung
Andrieux, Spiritus 279.
Anschiitz, Schnellseher 560.
Anthon und Söhne, Holzbearbeitung
-49.« 51.* 53.
Apel, Phonometer 561.
Appelbaum, Vanadintinte 423.
Appunn, Sirene 565.
Arbey et fils, Stofssäge 4.
Archieb, Spiritus 330.
Arcy Porter, Nähmaschine * 393.
Ardois, Signal * 556.
Arents, Hüttenwesen 177.
Arnold, Ammoniak 480.
Arxer, Holzbearbeitung 159.
Atkinson, Bohrmaschine * 246.
B.
Bair, Hüttenwesen * 241.
Bank, Spiritus 335.
Baratta, Controluhr 317.
Barlow, Riemen * 210.
Barrow, Bohrmaschine * 251.
Barth, Glas 565.
Bartlett, Hüttenwesen 182.
Bartsch, Holzbearbeitung 51.
Bastelberger, Photographie 405.
Battle, Speichen 106.
Battre, Holzbearbeitung 163.
Bau, Bier 377.
Bauer, Zucker 272.
— Spiritus 282.
Bauernfeind, Mel'sinstrument 400.
Baumgardt, Elektricität 45.
Bayer J., Dampfkessel * 148.
— A. S., Holzbearbeitung * 163.
Beauraetz, Spiritus 417.
Becker, Rohr 383.
Beck und Rosenbaum, Brauerei '" 549.
Behrend, Schwefel - 320.
Behrns, Brauerei 357.
Bell, Glycerin 94.
Bendix, Spiritus 335.
Benedikt, Glycerinbestimmung 91.
Bennewitz, Spiritus 283.
Benrath, Glas 37.
Benz und Comp., Erdölmotor * 493.
Berges, Gefälle 287.
Berkel v., Holz 235.
Berliner Aktiengesellschaft für Eisen-
giefserei, Brauerei * 545.
Bernreuther, Spiritus 367. [«439.
Berrier-Fontaine , Druckwasserbetrieb
Berton, Beleuchtung 45.
Bethel, Holz 230. 231.
Bischoff, Riemen ' 209.
598
Namenregister Bd. 271.
Bishop, Zucker 273.
Blauel, Koksofen 445.
Blauful's-Weils, Spiritus 365.
Blythe, Holz 230. 233.
Bock, Zucker 271.
Bodenbender, Spiritus 373.
Bodewig, (ionioraeter 400.
Bodländer, Spiritus 335.
Böhme, Spiritus 330.
Bole, Holzbearbeitung * la. I^bau 70.
Bolzano, Tedesco und Comp., Berg-
Bondonneau, Maltose 187.
Bott, Hüttenwesen* 242.
Boucherie. Holz 228.
Bourdon, Locomobile ° 390.
Bowack, Spiritus 282.
Bowiok, Spiritus 335.
Bradley, Holzbearbeitung " 13.
Braithvvaite, Druckerei * 566.
Brandenburg, Traubenzucker 512.
Brauer, Spiritus 281.
Braun, Prisma 400.
Braunport, Bier 382.
Breant, Holz 230.
Breinl, Farbstoff 4I)(».
Breitt'eld, üanek und Comp., Dampf-
kessel * 147. [wesen 180.
Bristol Sublimed Lead Comp., Hüttcn-
Brokk, Holzbearbeitung 108.
Bröfsler, Stürke, Dextrin 133. 185. 512.
Brown C. E. L., Kraftiibertragung"70.
— Holz 235. [* 72.
Brückenberg-Verein, Bremsberg * 207.
Brunn, Mallose 186.
Buchwald, Holzbearbeitung * 162.
Buckland, Dampfkessel * 146.
Bulk, Farbstoff 459.
Bull, Rosanilin 362.
Bullock Comp., Tiefbohrung 298.
Burckhardl und Ziesler, Brauerei 356.
Buresch, Holz 238.
Burggraf, Hüttenwesen 114.
Burkhard!, Rechenmaschine 205.
Burnet, Holz 230. 231.
Buroughes, Holzbearbeitung 16.
Burstert, Photographie 405. [562.
Büttchenbach, Physikalische Apparate
Biitzke, Holzbearbeitung * 5.
Buxton, Druckerei * 566.
c.
Cadogan Eiectricitv Companv. Elck-
tricität 261. "
Campbell, Holzbearbeitung 16.
Cance, Bogenlampe * 125.
Cantor, Glycerinbestimmung 91.
Capitaine, Erdblmotor * 533.
Cardon, Flachs * 504.
Caro, Sulfurirung 360.
Caro, Rosanilin 593.
Carroll, Wirkerei ' 64.
Casperding, Holzbearbeitung ''' 107.
Castellaine de, Uergbau 67.
Cestner, Alkalimetall ''■ 129.
Cham|)y und fils, Stärkezucker 185.
Champy und Payer, Holz 230.
Chanc-e, Schwefel aus Sodarückstanden
Chapmann, Spiritus 420. [»321.
Charter, Galt, Tracy, Erdölmotor* 537.
Christek. Spiritus 329. 364.
Ciamond, Mikrophon * 510.
Clemandot, Signal 96.
Colin, Farbstoff 27.
Considere, Eisen 596.
Constant, Holz 236.
Cookson, Hüttenwesen 181.
Coppee, Koksofen 445.
Cord-Virneisen, Spiritus 418.
Cour La, Telegraphie 144.
Craven, Hüttenwesen * 242.
Crompton und Co., Krahn 554.
Crone, Stärke 133.
Crooke, Hüttenwesen 219.
Crother, Schwefel 324.
CuUoch, Kobalt 431.
D.
Daferl, Stärke 189.
Dahl, Farbstoff 28, 362.
Dale und Schorlemraer, Farbstoff' 460.
Dalrymple-Hav, Vermessung * 506.
Dam's, Spiritus 330. 365.
Debray, Mennige 476.
Decastni, Schloudermaschine 137.
Dee Bank Lead Works, Hüttenwesen
Degener, Spiritus 373. [176.
Deharbe, Dampfkessel » 145.
Delany, Bussole 430.
Delarive, Hüttenwesen 222.
Designolle, Hüttenwesen 174.
Detwiler, Holz 236. [» 583.
Deutzer Gasmolorenl'abr., Gasmaschine
Diener, Tiefbolnung 295.
Docwra, Fangschlol's * 249.
Doebner, Farbstoff 28.
Döhring, Wächtercontrolapparat 288.
Dominicus und Sohn, Holzbearbeitung
Donkin, Calorimeter *171. [* 11.
Donner * 67.
Döring, Wirkerei * 59.
Dorsey, Maismehl 138.
Douse, Feuerlöscher * 318.
Dowson, Gasmaschine * 582.
Drown, Kohlenstoffbestimmung 479.
Dubrunfaul, Maltose 186.
Dufour, Weberei * 551.
Dujour, Wage »305.
Durand, Farbstoffe 459.
Namenregister Bd. 271.
599
Durst, Spiritus 333.
Duvin, Spiritus 287.
E.
Earaes, Pulverisirmaschine * 95.
Ebell, Glas 37.
Eberhard-Müller, Spiritus 365.
Ebert, Glas 565.
Eckmann, Spiritus 371.
Eddy, Mefsinstrument " 316.
Edison, Phonograph 44.
Edmunds, Elektrieität 261.
Edwards, Kessel * 339.
Egger, Umschalter 239.
Egglestone Mill, Hüttenwesen 182.
Eisenhuth, Hüttenwesen ' 244.
Eisenlauer, Brauerei 356.
Eisenraann, Spiritus 334.
Eibers, Schlacke 140.
Eldroyd, Dampfkessel 150.
Elion, Bier 471.
Elliot Brothers, Vermessung 506.
Emerson, Holzbearbeitung * 13.
Emery, Prüfungsraaschine * 442.
EngleV, Zersetzung der Fettstoffe 515.
Enu, Dampfkessel <* 149. [572.
Epplei, Holzbearbeitung " 160.
Ernst, Hüttenwesen 173.
Espenschied, Rosanilin 362.
Essex Embroidery Mach. Comp., Näh-
maschine * 394.
Etienne, Riemengabel-Stellvorrichtung
Ewer, Rosanilin 362. 593. [*301.
— und Pick, Farbstoff 460.
E.
Fairbairn, Walzwerk * 95.
Fauck, Tiefbohrung*289.
Fenton Bros., Riemen * 257.
Fesca, Schleudermaschine 137.
Fischer 0., Farbstoff 28. 362.
— M. 0., Eisengufs 432.
Fiather, Gliederkette * 258.
Fleihner, Hüttenwesen 174.
Flemming und Co., Holzbearbeitung
Fleury-Pinouret, Holz 231. [3. *106.
Forbes, Strommesser 527.
Foret, Maltose 187.
Förster. Holzbearbeitung * 154.
Foth. Bier 377.
Fraas Gebr., Dynamo 565.
Francke, Spiritus 282. 330.
Frauenfeld, Fafs 383.
French und Wilson, Hüttenwesen 183.
Fresenius, Arsenbestimmung 89.
Freudenberg, Hüttenwesen 246.
F'reudenreich, Bier 467.
Frister und Rossmann, Telephon 596.
Fuchfs, Bremsberg 206.
Füller, Walzwerk * 287.
Füth, Luftapparat 401.
G.
Gabler, Musterblätter 480.
Gad, Tief bohrung * 289.
Gädicke, Photographie 560.
Galland, Spiritus 281.
— Brauerei * 545.
Galloway, Kessel 339.
Galt, Erdölmotor* 537.
Gamper, Kessel "' 339.
Gannersdorfer, Spiritus 279.
Gasser, Holzbearbeitung * 49.
Gayer, Holz 233. 235. 237.
Gelingsheim, Zündapparat " 319.
Geppert, Gasanalj^se 401.
Gerard, Bogenlampe 350.
Gerdes, Hopfen 421.
Gerngrofs, Fafs 383. [Bremsberg 207.
Gersdorfer Steinkohlenbau - Verein,
Gerstenhöfer, Hüttenwesen 21.
Gibson, Elektroden * 262.
Gieseke, Stereotypie * 385.
Gieseler, Physikalische Apparate 562.
Gilder, Holz 236.
Gintl, Riemen 260.
Girard, Farbstoff 27.
Gisborne, Umdrehungsmesser 527.
Glade, Holzbearbeitung * 10.
Glaeser, Spiritus 279.
Glafey, Weberei* 551.
Glauber, Holz 230.
Godard, Kessel * 338.
Godefroy, Spiritus 371.
Godillot, Kesselfeuerung 275.
Goebel, Erdölmotor 529.
Göhmann, Riemen * 212.
Goldammer, Erdölmotor * 495 .
Goodwin, Träger * 95.
Gossage, Schwefel 326.
Grabe, Rosanilin 593.
Gratr, Wirkerei * 65.
Grau, Elektrische Uhr * 562.
Greshoff, Bier 380.
Grimschl, Phonometer 561.
Grönland, Spiritus 278.
Grosse, Photometer 401.
Grosser, Wirkerei * 65.* 66.
Grote, Spiritus 333.
Gundler, Holzbearbeitung 104.
H.
Haake, Photographie 559.
Haberlandt, Bier 376.
Hackmann, Spiritus 367. 461.
Hackney, Hüttenwesen * 242.
600
Namenregister Bd. Ü71.
Haes, Nähmaschine * 433.
Hagan, Holzbearbeitung 104.
Hagemann, Glas 38.
Hague, Kessel * 340.
Hahn, Erdölmotor * 491.
Haigh and Co., Holzbearbeitung " 3.
Hajnis, LuftschifTfahrt 75.
Hall, Elektricität 46.
— Hüttenwesen 18'2.
Hannover, Dampfmaschine * 150.
Hanrez, Kessel * 337.
Hansen Ch., Gährungsindustrie 96.
— E. C, Spiritus 419.
— Bier 463.
Hansen-Kühle, Bier 471.
Hargreaves, Erdölmotor 538.
Harris, Riemen " 209.
Hartmann, Brauerei " 554.
Hasenörl, Tiel'bohrung * 289.
Hafs, Krahn * 544.
Hatzfeld, Holz 236.
Haubold. Färben von Holz u. dgl. 480.
Hauff, Eisen 596.
Hausloch, Brauerei 359.
Havemann, Hüttenwesen 21.
Hayduck, Spiritus 332.
— M., Bier 377.
Hearson, Erdölmotor * 531.
Hebburn Lead Works, Hüttenwesen
Heidelmann, Wirkerei * 61. [181.
Heidlberg, Farbstoff 28.
Heidler, Wirkerei * 59.
Hein, Spiritus 367.
Heibig, Schwefel 323.
Hembyze v., Vermessung 507.
Henrich, Schlacke 140.
Hering, Hüttenrauch 48.
Herrmann und Comp., Ki'ahn''554.
Herzfeld, Zucker 271.
Hesse, Spiritus 282. 284. 285. 329. 336.
Heumann, Farbstoff 28. (366. 374.
Hej'de, Vermessung 508.
Hilgenstock, Kalkerde 139.
Himmel, Holzbearbeitung 108.
Hintz, Arsenbestimmung 89.
Hochmuth, Brauerei 543.
Hock, Glas 43.
Hoffmann C. G., Wächtercontrole 288.
— Gust., Koksofen " 447.
Hofmann, Hüttenwesen 117.
— A. W., Farbstoffe 457. 460.
HoUick, Krahn » 554.
Holm J. Chr., Spiritus 332.
— Bier 462.
Holtz, Spiritus 334.
Homslead Steel Works, Schere " 397.
Honig, Zucker 271.
Horlacher, Anemometer 564.
Hornig, Spiritus 329.
Horwitz, Wollschmelzöl 29.
Houton-Labillardiere, Mennige 475,
Howard, Elektricität 262.
Hoyer, Technologie 432.
Hubert, Holz 236.
Humes, Erdölmotor * 501.
Hurdle, Holz 236.
Hüssener, Koksofen 447.
I.
Immisch, Jagdwagen 45.
Issleib, Bier 380.
J.
Jaaks und Bebras, Brauerei 357.
Jacksch, Signallicht 527.
Jacobsen, Farbstoffe 360.
Jacquelain, Mennige 476.
Jacques, Holz 237.
Jahn, Spiritus 282.
Janssen und Comp.. Photographie 559.
Jean, Spiritus 279.
Jeserich, Mikrophotogramm 405.
Jesser, Zucker 271.
Jicinzky, Koksofen * 447.
Jodlbauer, Spiritus 373.
Johanns'en, Spiritus 278.
Johow, Korvette 596.
Johnson and Sons, Dampfkessel 590.
Jones, Holz 235.
Jopp, Photographie 34.
Jörgensen, Bier 461 ff.
Jörgson, Glas 37.
Julius, Rosanilin 593.
Junge, Hüttenwesen 110.
Jüptner v., Pyrometer * 118.
Jürgensen, Dampfmaschine ' 150.
Jurisch, Hüttenwesen 218.
Just, Photographie 31.
— L., Spiritus 279.
K.
Kaczander, Spiritus 279.
Kahl, Brauerei 355. 539.
Kalker Trieurfabrik, Brauerei 543.
Kalle und Comp.. Farbstoffe 359.
Kalmann, Analyse 47.
Kamin, Riemen * 254.
Kaselowski, Krahn 556.
Keiser, Telephon 287.
Kelly, Wirkerei • 62.
Kempner, Glas 41.
Kendall, Tiefbohrung 300.
Kern, Rosanilin 593.
Kholinsky de, Elektricität 46.
Kiefer, Brauerei " 538.
Killing, Rüstvorrichtung * 94.
Kingsley, Dampfkessel 150.
Namenregister Bd. 271.
601
Kirchmaun, Spiritus 421.
Kiss, Hüttenwesen 174.
Kleyer, Encyklopädie 336.
Klimpert, Elasticität und Festigkeit 336.
Knabe, Holzbearbeitung* 16.
Knap, Kessel * 340.
Knapp, Kalkerde 138.
Knauf, Photographie 560.
Knöfler, Glas 81.
Köbrich, Holzbearbeitung " 161.
— Tiefbohrung 298.
Külbe, Elektricität 46.
Koller, Lösungen 48.
Koort. Hüttenwesen 17.
— Koksöfen * 444.
Kosmann, Kalkerde 139.
— Hüttenwesen 174.
Krebs, Telephon 46.
Kreifs, Brauerei 539.
Kreuter, Tacheometer 432.
Krey, Fettstoffzersetzung 516.
Kriesser, Spiritus 283.
Krügener, Photographie 559.
Krüger, Brauerei 542.
Kruis, Spiritus 282.
Krupp, Wage 44.
Krüfs, Photometer 401.
Kühl u. Comp., Mikrophotographie 405.
Kumpfmüller, Spiritus 367.
Kundt, Photometer 401.
Kurnakoff, Hüttenwesen 174.
Kyan, Holz 230.
L.
Ladd, Dextrin 188.
Lainer, Photographie 30.
Laire de. Farbstoff 27.
Lamb. Wirkerei * 64.
Lambert, Druckerei * 567.
Landis, Kugeldrehen * 304.
Lange. Spiritus 421.
Law, Blitzableiter * 316.
Lechat. Riemen * 259.
Lege. Holz 231.
Lehmann, Spiritus 367.
Lelmhardt, Spiritus 365.
Leinert, Photographie 406.
Leitz, Mikroskop 401.
Lenoir, Erdölmotor * 490.
Lenz, Bauwerke 528.
Leonhardt, Schraubensicherung * 452.
Lerraer, Bier 379.
Letzring, Spiritus 284.
Lewis und Bartlett, Hüttenwesen 182.
Liebermann, Dextrin 188.
Liesegang, Laterne 402.
— Photographie 561.
Lilienthal. Schraubensicherung * 455.
Lindet, Spiritus 417.
Lindner, Spiritus 374.
— Bier, 467.
Linnemann, Zirkonlicht ' 402.
Lintner, Bier 375. 461.
— Stärke 418.
Lippmann v., Spiritus 418.
List, Erdölmotor ' 496.
Löhnert, Brauerei 352.
Lorey, Holz 239.
Löwe, Mennige 473.
Löwenthal, Mennige 474.
Lowrie, Elektricität 46.
Lubiseh, Tiefbohrung 300.
Lugo, Element 287.
Lnndgren, Holzbearbeitung * 101.
Lürmann, Koksofen 445.
Lutzki, Erdölmotor -' 492.
Lyttle, Holz 233.
M.
Mailliet, Dampfmaschine * 340.
Manchester Guardian, Druckerei 567.
Mancion, Holz 234.
Mann, Sulfurirung 360.
Marcus, Erdölmotor * 588.
Margary, Holz 231.
Marguerite-Delacharlonna)', Zucker271.
Mark Smith, Druckerei "' 566.
Martin, Stahlhalter '•■■ 247.
Martinand, Bier 471.
Matthey, Hüttenwesen 226.
Maurer, Heliograph * 169.
Mayer und Co., Brauerei 542.
Mazzuoli, Hüttenwesen 173.
Meister, Lucius und Brüning, Sulfuri-
rung 360.
Meldola, Farbstoff 28. 361.
Mellmann, Hüttenwesen 223.
Mentz, Luftsehifffahrt 75.
Mersanne, Bogenlampe * 127.
Mestern. Batterie '' 558.
Meyer, Holzbearbeitung " 158.
Micliler, Rosanilin 593.
Miehe, Mikrotom 402.
Miller, Kugeldrehen ^- 303.
Miquel, Bier 467.
Mischke, Spiritus 283.
Missong, Druckerei * 570.
Mitscherlich, Holzbearbeitung 51.
Mittag, Druckwassermotor '' 481.
— Erdölmotor * 529.
Mix und Genest, Telephon * 411.* 579.
Moll, Stärke 137.
Moller, Holzbearbeitung ""■ 9.
Mond, Schwefel 326.
Monheim, Stärke 188.
Monier, Rohr 383.
Monnet und Dury, Farbstoff 27.
Morawski Th.. Analyse 47.
602
Namemegister Bd. 211.
Jlurawski Th., Spiritus 279.
— V., Falirgeschwindigkeit 477.
Morgan, Hüttenwesen 115.* 397.
Morgen, Spiritus 363. 416.
Jlori, Bolirmascliine " '246.
Moriu, Spiritus 416.
Morton, Hobelmaschine * 399.
Mott, Holzbeiirbeitung * 163.
Mouteith, Höh 235.
Mühlhäuser, Farbstolfe 25.359.457.459.
— Rosanilin 592.
Mulder, Mennige 475.
Muldner Hütte, Hüttenwesen 109.
Müller, Sehleuderraaschine 137.
— D., Riemen ' 254.
— Brauerei 254.
— 0., Photographie 560.
Myliiis, Jodstärke 189.
K
Nathusius v., Spiritus 363.
Natterer, Gase 183.
Naumann, Riemen 259.
Neesen, Stimmgabel 565.
Neilson, Schere * 397.
Nenki, Spiritus 419.
Netto, Alkalimetalle * 130.
Neubecker, Tiefbohrung 301.
Neuhauss, Spiritus 364.
Nevill, Druce und Co., Hüttenwesen 181.
Newberr}' und Vautin, Hüttenwesen
224.
Nibson, Kessel » 338.
Nicholson, Sulfurirung 359.
Niederer- Kahl, Brauerei 541.
Nilsen, Mathiesen und Comp., Holzbear-
beitung * 57.
Noble, Nähmaschine * 433.
Noelting un^l CoUin, Farbstoff 28.
Nölting, Rosanilin 362.
Nolzen, Telephon 565.
Norris, Holzbearbeitung 104.
Norton, Kessel * 340.
Novak, Kiemen * 257.
Oehler, Rosaniliii 362.
Oerlikon, Kraftübertragung * 74.
Oesterreich, Telephon " 407.
Oldfield. Kiemen 255.
Oncken. lliihliearbeitung''13. " 15. " 97.
* 156.
Ordonneau, Spiritus 417.
Oriolle, Dampfkessel " 148.
Orr, Kessel » 339.
Ossberger, Brauerei 354.
Ott, Rechenmaschine 205.
Otto, Koksofen 445.
P.
Panther Lead Comp. 180.
Paradies de, Holz 230. 234.
Parenly. Temperaturregler * 205.
Parkes, Hüttenwesen 224.
Parsons de, Zucker 266.
Patent Rivel Comp., Schraubensiche-
Paulus. Rohrleitung "346. [rung*453.
Payen, Holz 231.
Payne, Holz 230.
Pechar, Bergbau 68.
Pelayo, Signal 557.
Perino, Hüttenwesen 214.
Persoz, Farbstoff 460.
Perutz, Photographie 560.
Petermann-Gembloux , Stärkezucker
Petri, Spiritus 278. [185.
Peyrusson, Spiritus 279.
Phillips, Mennige 475.
Pichler v., Erdölmotor * 589.
Pichon, Mennige 475.
Pick, Rosanilin 362. 593.
Pieper, Spiritus 366.
Pinetta, Spiritus 333.
Pittner, Rührende '"' 249.
Plücker, Holzbearbeitung * 161 .
Poppe, Reclienmaschine * 193.
Porter, Zucker 266.
Pötzsch, Holzbearbeitung 160.
Poulsen. Spiritus 332.
— Bier 463.
Preece, Elektricität 429.
Pregel, Druckwasserbetrieb * 439.
Price, Farbstoff 27.
Priestmann. Erdölmotor * 493.
Printz, Bier 376.
Prinz, Brauerei 539.
Pröfsdorf und Koch, Brauerei 354.
Przibilla, Tief bohrung «295.
Pufe, Holzbearbeitung 162.
Pulfrich, Relleclometer 400.
Q.
Quasthoff, Zucker 270.
Quillfeldt de, Erdolmotor * 577.
Qurin, Riemen " 210.
K.
Ragot, Erdülmnlor '■ 499.
Ransome, Holzbearbeitung*!. 3.
Rasmussen P. und E., Holzbearbeitung
Rauf, Dünnschliff 400. [* 12.
Ravensiiaw, Bohrmaschine * 246.
Rawson, Eleklriiität 240.
— l! erbsäure 431.
Ray, Schraubeusicherung * 454.
Recknagel, Lactodensimeter 565.
Namenregister Bd. 271.
603
Redeker und Naiifs, Wage 41.
Rees, Lampe 239.
Refeen, Bergbau 70.
Reicliardt, Zucker 277.
Reimer, Glycerin 93.
Reinhard und Rösler, Brauerei 354. 357.
Reinliardt, Bier 382. 543.
Reinke, Spiritus 332.
— Bier 471.
Rene, Holz 234.
Richards, Hobelmaschine * 398.
Richter, Spiritus 366.
— und Winkler, Holzbearbeitung* 160.
Rickard, Quersäge 5.
Riehle brothers, Zucker 266.
Rielle freres, Holznagel ' 106.
Rigoud, Farbstoff 460.
Risch, Holzbearbeitung '•■■ 157.
Ritchie, Schere * 397.
Ritter, Böttchereimaschine * 52.
Rittmeyer, Holz 228.
Robbins, Holz 233.
Roberts, Tielbohrung 295.
Roche, Wage * 305.
Rödiger, Holzbearbeitung " 50.
Roesing, Hüttenwesen 176.
Roefsler, Hüttenwesen 117. 226.
— L.. Bier, 382.
Roff, Nälimaschine * 433.
Rossi, Kraftübertragung '' 72.
Rösing, Hüttenwesen 115. 117.
Röl'sler und Reinhard, Brauerei 540.
Rothenbacher Hütte, Hüttenwesen 172.
Rouart freres und Comp. " 490.
RoulT, Chrom 132.
Roullier, Riemen 255.
Rowland, Diflfractionsgitter 401.
Rudolph und Co., Schleudermaschine
Rueprecht, Wage * 387. [137.
Rufin, Spiritus 335.
Rühlmann, Maschinenlehre 528.
Rüssel, Hüttenwesen 174.
— J. F., Kugeldrehen * 303.
Rütgers. Holz 234.
s.
Saare, Stärke 133.
Sachs, Farbstofl' 27.
Sachse, Alkaliraetall * 129.
Saladin, Brauerei * 549.
Salomons, Elektricität 240.
Sander und Graff, Wirkerei * 65.
Sautter, Leramonier und Comp., Signal
Sauval, Holz 237. [» 556.
Schaal, Holz 237.
Schäfer F., Brauerei 353.
— J., Bier 383.
Schaffner, Schwefel 323.
Schanschieff, Beleuchtung * 191.
Scheibner, Spiritus 365.
Scheller, Spiritus 373.
Schelter, Stereotypie * 385.
Schemfil, Druckwasserbetrieb * 439.
Scherte!, Hüttenwesen 17.
Schestopal, Fettstoff 576.
Scheurer-Kestner, Calorimeter * 171.
Schieren, Riemen """ 255.
Schiff, Farbstoffe 459.
Schütz, Erdölmotor * 309 * 534.
Schinner, Spiritus 279.
Schlumberger, Farbstoff 28.
Schmidt J. B., Holzbearbeitung 9.
— Telephon 287.
— W., Gasmotor 586. [* 213.
Schmidt und Brettschneider, Riemen
Schmidt und Hänsch, Photometrie 401.
Schmitz, Photographie 560. [402.
Schnabel, Hüttenwesen 21. 115. 174.
Schöbe, Spiritus 263.
Scholl und Auer, Brauerei 541.
Schöpfen leuthner,Luftcompressor*252.
Schott, Glas 41.
Schranz und Rödiger, Holzbearbeitung
Schreiber, Riemen * 254. [* 50.
Schrohe, Spiritus 281.
Schröder, Photographie 405.
Schuchardt, Holzbearbeitung 155.
Schüll, Fernrohr 400.
Schultz, Rosanilin 593.
Schulz, Hefegift 419. [tung * 5.
Schulze und Schramm , Holzbearbei-
Schumann, Stärke 138. 187.
Schütz, Holzbearbeitung * 161.
Schütze, Stärke 135.
Schuyler, Blitzableiter 430.
Schwarz H., Glas 37.
— A., Brauerei »351.* 538.
Schwackhöfer, Holz 232. 238.
Seebold, Riemen "^ 213.
Seeger, Brauerei 352.
Seely, Holz 233.
Seibert, Mikroskop 4t>l. [572.
Seidner, Zersetzung der Fettstoffe 515.
Selling, Rechenmaschine "^ 193. 564.
Sellner, Signal 557.
Sentker, Holzbearbeitung * 105.
Serbische Zündholz-Gesellschaft, Holz-
bearbeitung 97.
Seyberlich, Traubenzucker 512.
Seyfert F., Stärke 188.
Seyfert und Donner, Plüsch * 67.
Shenstone, Glas 565.
Shoemaker, Schleifvorrichtung * 251.
Siemens, Spiritus 365.
— Krahn 556.
Siemens und Halske, Hüttenwesen 215.
— Bogenlampe * 406.
— Spiritus 365.
Simmersbach, Koksofen * 444.
604
Namenregister Bd. 271.
Sinclair, Beleuclitung 239
Smith G., Riemen " 210.
— Holz 236.
Soci6te anonyme Cail, Erdölmotor * 577.
Sokol, Magnesiumlainpe 405.
Sommer, Brauerei 356. 383.
Soxhlet, Stärkezucker 512.
Späther, Iliittenwesen 113.
Sprague, Stral'senbahn 240.
Stahl, Wirkerei »60.
Stammer, Zucker 266.
Stampfer, Vermessung 509.
Stanley, Bergbau 67.
Steinecker, Brauerei 353.
Stenglein, Magnesiumlicht 405.
Stephan G., Holzbearbeitung * 4.
— M., Wirkerei * 63.
— V., Telegraphie 478.
Stetefeld, Hüttenwesen 174.
Steven, Feuermelder 430.
Stevenson, Schwefel 321.
Stieberitz, Brauerei 354.
Stirn, Photographie 559.
Stoermann, Schraubensicherung * 454.
Stolz, Brauerei 353.
Stone, Schlacke 140.
Strontianit-Gesellschaft Ahlen, Zucker
277.
Struthütten, Hüttenwesen 173.
Struve, Bier 375.
Studer, Riemen 259.
Stutzer, Maltose 186.
Suhowo, Spiritus 365.
Tammann, Glas 83.
Tauret, Spiritus 417.
Tecklenburg, Tiefbohrkunde 301.
Tedesco, Milchglas 424.
Temple du, Kessel " 337.
Terrae und Deharbe, Dampfkessel "145.
Terp, Tief bohrung 298.
Thilmany, Holz 231.
Thomas, Rechenmaschine 193.
Thompson J. B. , Alkalimetall * 132.
— L., Calorimeter " 171.
ThornyUroft, Dampfkessel * 146.
Thowlels, Aikalimelalle * 131.
Tidblad, Holzbearbeitung " 6.
Tille, Holzbearbeitung * 6.
Tirmann, Tief bohrung 295.
Tollens, Spiritus 418.
Topf, Bier 461.
Tracy, Erdölmotor * 537.
Trampedach, Traubenzucker 512.
Traube, Spiritus 335.
Tripler, Holz 234.
Trojan, Hüttenwesen * 243.
Turner, Kessel* 391.
Tyne Boiler Works Comp., Dampf-
kessel * 146.
Tyne Lead Works, Hüttenwesen 181.
F.
Udransky v., Spiritus 371.
Uhland, 'KarlolTelslärke 133.
\T
Vautherin, Hüttenwesen 244.
Virtue, Spiritus 373.
Volkner, Spiritus 373.
Vofs, Spiritus 365.
w.
Wächter, Mikroskop 401.
Wadzeck, Erdölmotor * 530.
Wagner, Elektrische Uhr * 562.
Walberg, Zucker 272.
Walker-Parker, Hüttenwesen 176. 18l).
Wallace, Flachs '' 503.
Wanklyn, Farbstoff 27.
Warren, Hüttenwesen 227.
— Selenbestimmung 479.
Warwick, Hüttenwesen 183.
Waterberg, Holz 236.
Waterhouse, Bogenlampe * 315.
Watson, Farbstotr 27.
Webendorfer, Wirkerei * 67.
Weber-Landolt, Erdölmotor * 536.
Weeren, Tiefenmesser * 190.
Weigert, Mikrotom 402.
Weinreb, Glas 36.
Weinzierl v., Bier 376.
Weifsmüller, Spiritus 367.
Wells, Walzwerk » 95. [metrie 336.
Wernicke, Goniometrie und Trigono-
Werth, Kessel* 337.
Werthheim, Nahmaschine * 392.
Western Union Telegraph Comp., Tele-
graph 429.
Weyers, Weberei » 553.
Whceler, Kiuipfhich * 341.
White W., Alkalimetall* 132.
— Kessel * 338.
— J. T., Schwefelsäure 431.
Whitehouse, Holzbearbeitung " 162.
Whitney, Ankornraaschine *250.
Wiborgh, Pyrometer " 118.* 163.
Wieck, Holz 239.
Wiesner, Spiritus 332.
Wilcomb, Wirkerei * 67.
Wild, Strickring * 58.
Wilhelm, Holz 235.
— Erdölmotor 538.
Will, Glycerin 93.
Williams, Farbstoff 27.
Sachregister Bd. 271.
605
Williams, Glas 37.
Williamson, Schere ' 397.
Wilson, Hüttenwesen 183.
Windham, Erdölmolor * 529.
Windisch, Spiritus 331. 371.
— Bier 377.
Winkler, Holzbearbeitung * 160.
Winstaniev, Gefrieren 191.
Wirt, Holz 236.
Wischker, Holzbearbeitung *" 8.
Witschel, Bier 383.
Wittelshöter, Spiritus 282. 285.
Wittmann, Musterblätter 480.
Wohlwill, Hüttenwesen 222.
Wolf, Tiefbohrung 300.
Wolff, Farbstoflf 28.
Woller, Wirkerei « 62.
Wolz, Reflektometer 400.
Wood, Kohlensaures Natron * 95.
Wood and Sons, Dampf kessel * 147.
Woodhouse, Elektricität 240.
Wright, Böttcherei * 54.
Wurtz, Spiritus 417.
Yarrow, Dampfkessel 587.
York, Kessel * 339.
z.
Zeifs, Mikroskop 401.
Zenger, Photographie 560.
Ziemann, Bierlilter 472.
Ziesch und Comp., Teppich 432.
Zipperer, Chocolade 480.
Zschocke, Holzbearbeitung 52.
Zsigmondy R., Glas 36. 80. 424.
— Bela, Tiefbohrung 294.
Zulkowsky, Farbstoff 460.
Zwickauer Verein, Bremsberg * 207.
Sachregister.
A.
Abfalllange. Verarbeitung zinkhaltiger — 218.
AbleseTorrichtung. — für Kreistheilungen von Theodoliten 509.
Abstecken. — von Kreisbögen mit Dalrymple Hay's Instrument * 506.
Accordarbeiten. — für Maschinenfabriken 576.
Accnmnlator. S. Betrieb der Werkzeugmaschinen mittels Druckwassers * 439.
— 8. Speicherbatterie.
Acyteliu. — 522.
Aeronantik. S. Luftschifffahrt 75.
Aether. S. Spiritus 370.
Aethylisoamyl. — 521.
Albumiu. Abscheidung des — aus Fruchtwasser 137.
Alkalimetalle. Gewinnung der —•129.
Alkoholometer. Gewichts— 421.
Alkylirnng. — von Rosanilin durch Amidokohlenwasserstoffe; von Mühl-
Alnmininm. S. Hüttenwesen. Gewinnung des — * 129. [häuser 25.
Amidobenzophenoue. — bei der Synthese von Rosauilinen 592.
Amidokohlenwasserstoffe. — zur Alkylirung von Rosanilin 25.
Amine. _ — bei der Synthese von Rosanilinen 591.
Ammoniak. Gewinnung des — 450.
— — und — Präparate 480.j
Anaerobinose. — 419.
Analyse. Die — der Wollschmelzöle; von Dr. A. Horwitz 29.
— Bestimmung der salpetrigen Säure neben Salpetersäure 47.
— Empfindliche Reaktion zum Nachweise von Fichtenharz 47.
— Bestimmung von kleinen Mengen Arsen in Geweben, Gespinnsten und
— Bestimmung des Glyceringehaltes von Rohglycerinen 91. [Tapeten 89.
— Bestimmung von Stärke in Getreidekörnern 188.
Bestimmung von Stärke und Zucker in Futterstoffen 188.
— — betreffend steuerfreie Verwendung des Spiritus 367.
— S. Zucker. Bestimmung des Dextrines 271. 273.
— Gasanalysenapparat; von Geppert 401.
606 Sachiegistei- Bd. 271.
Analyse. Beslimmiing von Ammoniak und Base in Spirituosen 417.
— Einl'ührung der GewiclitsalUolometer 421.
— Fehler beim Ablesen s. Spiritus 422.
— Vülumelrische Bestimmung von Kobolt 431.
— Volumetrisclie Bestimmung von Schwefelsäure und Phosphorsäure 431.
— Nachweis von tjerbsanre und Gallussäure 431.
— Zymoteclinisclie — der Luft 466. (S. Bier.)
— Bestimmung von KohlenstotT in Eisen 479.
— Nachweis und Bestimmung des Selens im Meteoreisen 479.
— S. Priicisionswage * 387. Hüttenwesen 17.
Anemometer. S. Ausstellung 564.
Aukörnniaschlne. Whiiney's — "250.
Anode. Zerfallen derselben bei der Elektrolyse 222.
Antimon. S. Hüttenwesen 17. — erz Horsfordit 431.
Antriebsmechanismus. — für Nähmaschinenscliiffchen *■' 391.
Apparate. — für Brennerei 365.
Appretur. S. Flachsbrechmaschine * 503.
Arlthmometer. S. Rechenmaschine * 193.
Arsen. Bestimmung von kleinen Mengen — in Geweben, Gespinnsten und
Tapeten 89. S. Hüttenwesen 17.
Argeuctalorid. — zum Imprägniren des Holzes 234.
Arsensäure. — zum Imprägniren des Holzes 234.
Asphalt. — zum Imprägniren des Holzes 236.
Ausschalter. — für elektrische Ki-aftübertragung * 70.
Ausstellung:. Brauerei— in Stuttgart 377.
— Die wissenschaftliche — der 61. Versammlung deutscher Naturforscher und
Aerzte in Köln * 400. 550.
Fernrohre, Retlektometer, Refraktometer, Goniometer, Nivellii-inslrumente,
optische Apparate 400. Geppert's Gasanalysenapparat 401, optische und
pneumatische Apparate, Mikroskope 401. Mikrotome, Projectionsapparat
von Liesegang, Schmidt und Haensch bezieh. Linneraann * 402. Photo-
graphische Apparate und Verfahren 404. Photographische Apparate; von
•Janssen, Stirn, Krügener, Haake, Albers, Perutz, Gädike, Müller, Schmitz,
Knauf 559. Zenger's Sonnenphotographieen 560. Anschütz's Schnell-
seher 560. Liesegang's Photographische Lehrbücher 561. Apel's Phono-
skop 561. Grimschl's Phonometer 561. Physikalische Lehrapparate; von
Gieseler bez. Büttehenbach 562. Elektrische Uhr; von Wagner bez. Grau
*562. Horlacher's Auemometer564. Sirenenscheibe; vonAppun565. Stimm-
gabel mit Schallradiometer; von Neesen 565. Nolzen's Mikro- und Tele-
phon 565. Fraas' Üynamoraascliine; Barth-Ebert-Shenstone's Glasbläserei
für Physiker und Chemiker 565.
B.
Bahnwesen. Die elektrische Stral'aenbahn zu Richmond 240.
Bauwesen. Verstellbare Rüstvorrichtung; von Killing " 94.
— Eiserne Träger nach Goodwin " 95.
— Vei-.suclie mit Mouier-Rohren 383.
Batterie, üfenförmige thermoelektrische — " 558.
Beleuchtung:. Elektrische Lampe; von Berton 45.
— Cance's elektrische Bogenlampe * 12ö.
— Mersanne's elektrische Bogenlampe " 127.
— Neue Kohlenstäbe für elektrische Bogenlampen 144.
— Schanschiell's galvanisches Element für elektrische — 191.
— ■ Sinclair und Ree.«' elektrische Sicherheitslampe 239.
— Waterhouse's Bogenlamjie * 314. |Schilfe und Leuchtthürme 527.
— Gerard's elektrische Bogenlampe 350. S. Bogenlampe * 406. Signal für
Bergbau. Der Stanley sehe Streckenhohrer 68.
— Ueber Bremsbergverschlüsse " 2(M5.
Verschlufs des Zwiokauer Steinkidilenbau-Vereines mit Wiukelhebel al8
Sachregister Bd. 271. 607
selbsthätige Sperrvorrichtiing * 207. Verschlul's des Brückenberg-Stein-
kohlenbau-Vereines mit selbsthätigem Rahmen* 207. Verschlul's mit selbs-
thätiger Hebelvorrichtung " 208.
Bergbau. Neuerungen in der Tiefbohi-technik; von E. Gad * 289.
Bericht über die in Wien im laufenden Jahre abgehaltene Bohrtechniker-
versammlung. Bohrgestänge von Fauck bez. Hasenörl. Bohrmeifsel,
Bohrstange, Nachnahmebohrer, Freil'all-Instrumente, Bohrgeslänge und
Bohrtransmission * 289. Die Arbeitsweise mit den Fauek'schen Einrich-
tungen* 292. Rohrabschneide-Instrument". Fauvelle's Wasserspül-Bohr-
vorrichtung. Bohrvorrichtung von Zsigraondy 294. Torpediren von Oel-
brunnen 294. Przibilla's Bohrautomaten * 295. Diamantbohrmaschine; von
der Bullock Manufacturing Comp., der American Diamond Rock Boring
Comp., sowie der American Well Works* 298. Feststellung der Streichung
des Gebirges nach den Bohrkernen, nach Köbrich, Wolf und Lubisch.
Bohrungen mit Diamantbohrer; von Lubisch und Neubecker 301.
— S. Erdbohrer* 249.
Beschickung'. Vorrichtung zur gleichmäfsigen Beschickung; von Trojan*243.
Biegemaschine. S. Druckwasserbetrieb * 440.
Bier. Ueber Forlschritte in der — brauerei 375.* 461.
I. Gerste, Malz, Hopfen: Bezngsverhältnisse der Braugerste; von Struve
375. Ursachen der verschiedeneu Beschaffenheit des Mehlkörpers der
Gerste; von Adamelz 375. Beschaffenheit der niederösterreichischen Gerste;
von Weinzierl 376. Wettstreit von Malzputzmaschinen in Stuttgart 377.
Untersuchungen über die bitteren und harzigen Bestandtheile des Hopfens;
von Hayduck, Foth, VVindisoh und Rau 377. Eintlul's wässeriger Hopfen-
auszüge auf die Gährung der Milchsäurebakterien; von Hayduck 381.
Reife des Hopfens; von Braunport 382. Patente: Malzentkeimungs-
maschine; von H. Reinhard, desgl. von Sommer 382. Ventilationseinrich-
tung von VVitschel. Wendeapparat von -J. Schäfer. Zerlegbares Holz-
fafs für Hopfen; von Gerngrofs und Frauenfeld. II. Würze: Hackmann's
Läuterbottich mit einem zweiten Siebboden. III. Gährung, Hefe: Kultur-
methoden und Analyse der Hefen; von Jörgensen 461. Behandlung der
Hefe mit der Centrifuge; von Jörgensen 462. Erkennungsgrenze der Ver-
unreinigung der Unlerhefe; von Holm und Poulsen 462. Wirkung der
alkoholischen Fermente auf verschiedene Zuckerarten ; von Hansen 463.
Zymotechnische Analyse der Mikroorganismen der Luft; von Hansen bez.
Lindner 466. Hefereinzuchtapparat; von P. Lindner * 469. Conservirung
der Hefen; von Reinke 471. Analyse der — hefen; von Martinand 471.
IV. — : Zieraann's Beutelülter für trübe — e 472.
Bittersänre. Hopfen— 379.
Blei. S. Hüttenwesen 17. 172.
Bleistein. S. Hüttenwesen 20.
Bleisuperoxyd. S. Mennige 472.
Blicksilber. Feinmachen des — s 226.
Blitzableiter. Law's —'316. — für Dynamomaschinen* 430.
Blockschere. Neuere — n*396.
Bogeulanipe. Cance's — * 125. Mersanne's — * 127. Neue Kohlenstäbe für
elektrische — n 144. Waterhouse- — "314. Gerard's elektrische — 350.
Elektrische — ; von Siemens und Halske * 406.
Bohrantoinat. S. Tiefbohren * 295.
Bohrer. Strecken— von Stanley s. Bergbau 67. S. Holzbearbeitung * 162.
Bohrkern. S. Tiefbohren 300. [Barrow's Cylinderaus — *251.
Bohrmaschine. Atkinson . Ravenshaw und Mori's elektrische Stein- * 246.
Bohrtechnik. S. Bergbau* 289.
Böttcherei. — Maschinen * 52.
Boussole. Delany's Ring— 430.
Brauerei. Ueber technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-Industrie
(zugleich Bericht über die Stuttgarter Ausstellung) von Prof. Alois
Schwarz* 351. 538.
Mälzereimaschinen, Malzentkeimungsmaschinen; von Seeger 352. Malz-
€08 Sachiegislei- Bd. 271.
putzmaschine ; von Löhnert und Sohn 352. Desgl. von Stolz 353. Com-
binirte Malzentkeimungsmaschine; von F. Schäfer 353. Malzputzraaschine;
von A. Steinecker 353, desgl. von Ossberger, Stieberitz und Müller, Pröss-
dorf und Koch. Malzreiuigung in zwei getrennten Vorrichtungen von
Reinhard-Rol'sler 354. Malzputzmaschine; von Kahl. liurkhardt und Ziesler,
Eisenlauer, E. .J. Sommer 356. Staubfanger von Jiiaks und Behrns bez
Hausloch. Staubsammler; von Kieler " 538. Staubsammler; von Printz
Kreifs; desgl. von A. Kalil 539. Förderspirale von Kreifs 540. Forder
Schnecke mit gestanzten Flügeln von Röfsler und Reinhard 540. Magnet
apparat; von Scholl und Auer 541. Wasch- und Reinigungsmaschine
von A. Kahl nach dem Patente Niederer-Kahl 541. Gcrstensortirmascliine
von Kahl 542. Sorlirmaschine nach Krüger's Patent für Gerste, Wicken
und Halbkörner; von der Kalker Trieurfabrik 542. Reinhards Gefäfs
und Wage zur Bestimmung der Quellreife der Gcr.'Jte 543. Hochmuth's
Malzwender mit Gelenkschaufeln * 543. Wendeapparat mit aufserhalb
angebrachten Triebvorrichtungen; von Hartmann und Co. 544. Pneu-
matische Mälzerei nach dem Systeme Galland * 545. Desgl. nach dem
Brechmaschiue. S. Flachs * 503. [Systeme Saladin * 549.
BremsbergTerschlnfs. S. Bergbau "206.
Brenner. Linnemann's — s. Ausstellung * 403.
Brett. .S. Holzbearbeitung 13.
Bürste. Bürstenliolzhobelmaschine " 106.
c.
Calkulation. — für Maschinenfabriken 576.
Calorimeter. Ueber den praktischen Werth des — s; von Lewis Thompson "171.
Carbol. — zum Imprägniren des Holzes 234.
Cement. Bindung der Kalkerde in Portland — 138. — mit Zuckerzusatz zu
Centrifngen. S. .Schleuderraaschinen. [seiner Erhärtung 266.
Centrirbohrwerk. S. Ankörnmaschine * 250.
Ceresin. — zum Imprägniren der Fässer 420.
Chlor. — zur Goldgewinnung 224.
Chlorcalciuni. — zum Imprägniren des Holzes 231.
Chlorpold. S. photographische Goldsalze 30.
Chlorziiik. — zum Imprägniren des Holzes 231.
Chokolade. Fabrikation der — 480.
Chrom. Darstellung von metallischem — * 132.
Chromle^irang. —"132.
Condensatoren. Trocken — und Nafs— 183.
Controle. Baratta's elektrische Wächter— 317.
Cylinderbohrmaschiue. Barrow's — *251.
D.
Dach. Gummifournirblätter als — deckungsmaterial 429.
Dämpfen. — des Holzes, s. Imprägnirung 228.
Dampfkessel. Ueber neuere — constructionen * 145. * 337.
Gombinirter Kessel; von Terrae und Deharbe * 145. Röhrenkessel; von
Tliornycroft * 146. Kuckland's stehender Kessel mit innerem Feuer-
rohre * 14(i. Wood's Kessel mit durch Längsröhreu verburulenen Quer-
röhren ° 147. Liegender Kessel der Maschinenbau-Actiengesellschaft Hreit-
feld, Danek und Comp.* 147. Bayer's Kessel mit senkrechten Siede-
rohren " 148. Oriolle's Röhrenkessel * 148. Eno's Kessel mit schlangen-
förmigem Vorwärmrohrc * 149. Eldroyd's Ersatz der Kesselraauern, KingS-
ley's Flammrohrkessel 150. VVerth's combinirter Kessel " 337. Desgl. von
Hänrez"337. Du Temple * 337 und Godard • 338. J. S. White's Kessel
mit spiralförmig gebogenen Siederöhren " 338. Nibson's Kessel mit
Röhrensystem für Heizungsanlagen * 338. Gamper's Kessel mit conischem
Feuerrohr und senkrechten Heizrohren in demselben • 338. York's und
Sachregisler Bd. 271. 609
Edward's Kessel mit im Feuerrohre befindlichen Siedern * 339. Gallo-
way's Kessel mit gewelltem und gebuckeltem Feuerrohre " 339. Orr's
Kessel mit als Feuerröhren gestalteten Roststäben * 339. Norton's stehen-
der Kessel mit Feuerrohren * 34U. Knap's Verbindungsstücke * 340.
Hague's Schutzriiige für Feuerrohre * 340.
Dampfkessel. Turner's Hochdruckkessel mit verstärktem Zuge* 391.
Vampfmaschiue. Prof. C. F. Jürgensen's rolirende — ; von H. J. Hannover
in Kopenhagen * 150.
— Einfach wirkende Woolf sehe — ; von Mailliel * 340.
— Bourdon's Halblocomobile "' 29U.
Uaal)eu. S. Böttcherei " 52.
Uecoiipirsäg'e. — 8.
Dextrin. — 133. 187. S. Zucker 273. 512.
Uiamaiitbohrmaschine. S. Tiefbohren " 297.
Dickmaische. Erwärmungsgrad der — n 282.
Dierncin. — 93.
Diifasiou. — sverfahren bei Zuckerrohr 275.
Diglvcerid. Untersuchung von Fetten auf Gehall an — en 93.
Diisöbutyl — 521.
Dowson-Was. — zum Betriebe von Motoren '' 582.
Ueiiaturiruugsmittel. Beschaffenheit der — 368.
Drehbank. S. Ankörnmaschine * 250. Shoemakers — spitzen-Schleifvorrich-
tung*251. üeber das Kugeldrehen. Verfahren von Miller, Rüssel, Landis
DreliuiigsTermögen. — der Lävulose 271. [*303.
Drnckdestillatiou. ö. Fettstoffe 515.
Drnckerei. Neuere Schön- und Widerdruckmaschinen * 56tJ.
Maschine mit nur einem Cylinder; von Buxton, Braithwaite und Smith* 566.
Lamberl's Maschine mit in verschiedenen Ebenen angeordneten Druck-
cyündern * 567. Missong's Maschine mit zu senkendem und zu hebendem
Widerdruckcylinder ° 570.
— JJeues Stereotypen-Giefsinstrument: von Schelter und Giesecke * 385.
Druckwasser. —betrieb bei Blockscheren * 396. S. Werkzeugmaschinen-
betrieb mittels — s '■ 439. S. Wassermotor* 481.
Dttnuschliif. S. Ausstellung * 400.
Dynamo. Schuyler's Blitzableiter für — maschine 430. S. Ausstellung 365.
E.
Einbreunang'. — von Mustern auf Holz * 107.
Einspannnng'. — des Holzes* 51. [von Kohlenstoff 479.
Eisen. Der elektrische Widerstand des — s 429. Bestimmung der Gehalts
Eisenbahn. Clemandot's Anordnung zur selbsthätigen elektrischen Meldung
des Vorbeifahrens eines — zuges 96. S. Imprägniren des Holzes 228.
Statistik der Western Union Telegraph Comp. 429. Ueber Geschwindig-
keit der Schnellzüge 477. Elektrischer Krahn * 554.
Eisengnfs. Musterbuch für den dekorirlen — 432.
Eisennägel. — zum Conserviren des Holzes 236.
Eisensalz. Salpetersaure — e zur Kupferverhüttung 218. [des Holzes 231.
Eisenritriol. — als Beidünger zu Zuckerrüben 271. — zum Imprägniren
Elektricität. Immisch's elektrischer Jagdwagen 45. [maschinen 45.
— Baumgardt's Ausnutzung der Schirmwirkung des Eisens in Wechselstrora-
— Hall, Kolbe und Lowrie's — smesser für Wechselströme 46.
— Brown's Kurzschliefser und Ausschalter für elektrische Kraftübertragung* 70.
— Die elektrische Kraftübertragung in Piovene mit Brown'schen Dynamo * 72.
— .•^chanschielTs galvanisches Element für elektrische Beleuchtung * 191.
— 8. Sicherheitslampe; von Sinclair und Rees 231.
— Salomons' selb.'ithätiger Regulator des elektrischen Widerslandes 240.
— Edmunds' — s-Vertheilungsweise 261.
— Gibson's Herstellungsweise der Elektroden für Speicherbalterien * 263.
— Aenderung an Lugo's constantem galvanischen Elemente 287.
Dingler's polft. Journal Ud. 271 Nr. 13. 1889/1. 39 '
610 Sachregister Bd. 271.
Elektricität. Döhring's elektrischer Wächter-Controlnpparal 288.
— Eddy's elektrisches Mersinstrunient ' 316.
— Douse's selbsthätiger elektrischer Feuerlöscher * 318.
— Gelingsheira's Ziindapparat ** 319.
— Der elektrische Widerstand des Eisens 429.
— Clamond's Mikrophon ohne Induktor * 510. [schraubenwellen 527.
— Gisborne's elektrischer Anzeiger der Umdrehungsgeschwindigkeit von Schiffs-
— Elektrischer Krahn auf Schienbahn * 554.
— Ardois' optisch-elektrischer Signalapparat für Schiffe * 556.
— llestern's ofenfürmige thermo-elektrische Batterie "558.
— S. Blitzableiter " 316. Bahnwesen 240. Steinbohrniaschine *246. Feuer-
melder 430. ümdrehungsmesser 527. Strommesser 527. Bogenlampe.
Telephon. Phonograph.
Elektroden. Gibson's Herstellung der — für Speicherbatterien * 263.
Elektrolyse. S. Metallhüttenwesen 214.
Element. Galvanisches — für elektrische Beleuchtung; von SchanschiefT* 191.
— Aenderung an Lugo's constantem galvanischen — e 287.
Entkeininng'. S. Brauerei * 351.
Entschalnu^sapparat. — für Maische 365.
Entsilbernu^. — des W'erkbleies durch Zink 177. [räihe » 249. * 289.
Erdbohrer. Docwra's Fangschlofs zum Ausheben abgebrochener Erdbohrge-
Erdölkraftmaschine. — von Schütz " 308. " 577.
— Neue — n * 488. " 529.
Marcus' Maschine für leichte Kohlenwasserstoffe mit Zerstäuber im Neben-
behälter 589. Versuche mit denselben; von Pichler * 489. Lenoir's Maschine
mit kalter Zerstäubung " 490. Gaserzeugungsapparat in Trommelform;
von Hahn * 491. Gaserzeuger von Lutzki * 492. Zerstäuber am Gasmotor
der Gebrüder Priestman * 493. Maschine zum Betriebe von Strafsen-
wagen ; von Benz und Comp.* 493. Erdölniaschine; von Altmann und
Goldammer * 495. Desgl. von Gebrüder List * 496. Desgl. von Ragol ° 499.
Desgl. von Huraes * 501. Goebel's Erdölpumpe * 529. VVindham's Gas-
erzeuger für Gasgemische * 529. Wadzeck's Gaserzeuger mit 3 Behäl-
tern * 530. Hearson's Gaserzeuger * 530. Capitaines Verhütung von Selbst-
entzündung * 533. Schütz' Vorvvarmung des Zündgemenges * 534. Weber-
Landolt's Mischventü zur Erzielung gleichartiger Ladung ° 535. Pumpe
zur Abmessung der Erdölladung; von Charter, Galt und Tracy * 537.
Wilhelms Mischventil, um Gas oder Erdöl zu verwenden. Hargreaves
Lufterdölmaschine 538.
Erhärtung. — des Cementes durch Zusatz von Zucker* 266.
Erz. Horsfordit, ein neues Kupfer-Antimon— 431.
Fahrgeschwindigkeit. — der Schnellzüge 477.
Fangschlofs. S. Erdbohrer '"249.
Färben. — und Iraitiren des Holzes 480.
Farbstoff. IVber die Alkylirung von Kosanüinen durch Amidokohlenwasser-
stolTe; von Dr. 0. Mühlhäuser 25.
— l'eber ilie Darstellung amidirter Triphenylmethanc au.s amidirten Triphenyl-
karbinolen; von Dr. 0. Mühlhäuser 457.
— Ueber die Darstellung von Rosanilinen aus Oxytriphenylkarbinolen mit
Ammoniak bez. dessen Alkyl- und Phenylderivaten; von Dr. O. Mühl-
häuser 459.
— Ueber die Synthese von Rosanilinen aus Anüdobenzophenonen und aroma-
tischen Aminen unter Mitwirkung Halogen tragender Substanzen; von
Dr. t». .Miüühäuser 592.
Faserstoff. S. Flachshrechmaschine * 503.
Fnfs. S. Holzbearbeitung " 97. Zerlegbares — zur Couservirung von Hopfen
383. Imprägniren von Spiritus- und Bierfässern 420.
Faisfabrikation. S. Böttcherei 52.
«acluegislei- Bd. 271. 611
FäulniTs. S. Imprägniren des Holzes 228.
Felgen. Zusammensetzen der — * 107.
Festigkeit. — des Ceraentes nach Zuckerzusatz * 266.
— Versuche mit Monierröhren 383.
— S. Prüfungsmaschine * 442. [C. Engler und S. Seidner 515. 572.
Fettstoffe. Ueber die Zersetzung der — beim Erhitzen unter Drucl^; von
Feuchtigkeit. Einflufs der — auf die Länge des Holzes 190.
— Regelung des — sgehaltes * 205.
Fenerlöscher. Douse's selbsthätiger — * 318.
Feuermelder. Steven's elektrischer — 430.
Fichtentaarz. Nachweis von — 47.
Filter. Beutel— für trübes Bier 472.
Firnissen. — von Webstuhllitzen s. Weberei * 551.
Fischthran. S. Fettstorte 519. 520. 572.
Flachs. — Brechmaschine; von J. O. Wallace * 503.
Flanimensatz. Magnesiumpulver zu — 527.
Flugstanb. Ablagern des — es; von Eisenhuth und Freudenberg * 245.
Fluor. S. Kryolith 36.
Flnornatriom. — aus Flufsspath 80. S. Milchglas 424.
Förderschnecke. S. Brauerei 540.
Forst. Schutz des Holzes s. Imprägnirung 228.
Foiirnirbliitter. Gummi— als Dachdeckung 429.
Fonrnire. S. Holzbearbeitung 13.
Freifall-Instrnment. — * 289.
Fügemaschine. — für Fafsdauben * 52.
Fuselöl. Nachweis des — es in Alkohol 371.
Fnfsboden. S. Holzbearbeitung 163.
Futterstoff. Bestimmung von Stärke und Zucker in — en 188.
G.
Qährnugsindnstrie. Untersuchungen aus der Praxis der — ; von Hansen 96.
Galaktose. Gährungsfähigkeit der — 418.
(xalläpfel. — zum Schutze des Holzes 236.
Gallussäure. Nachweis von — 431.
Gas. —verbrauch von — motoren 349.
— Ueber die Zusammendrückbarkeit des Sauerstoffes, Wasserstoffes, Stick-
stoffes und der atmosphärischen Luft; von Amagat 183.
Gaserzeuger. S. Erdölkraftmaschine * 496. Gasmotoren * 529.
Gasmotor. Gasverbrauch von — en 349. Ueber den Betrieb von Gasmaschinen
mit Uowson-Gas * 582. S. auch Erdöl kraftmaschinen * 496.
Gatter. S. Holzbearbeitung.
Gefälle. Das höchste Wasser— 287.
Gefrieren. — des Wassers in nahezu geschlossenen Gefälsen 191.
Gehrung. Stechlade für — en*161.
Gerbsäure. Nachweis von — 431.
Gerste. Mehlige und glasige — 278. Mehlkörper der — 375.
Geschofs. Walzwerk zur Herstellung von — en*95.
Gestänge. S. Bohrtechnik 291.
Giefsen. Neues Stereotypen-Giefsinstrument * 385. [mondy 36. 80.
Glas. Kryolith und seine Stellvertreter in der —Industrie; von Richard Zsig-
— Ueber Milch—; von A. Tedesco 424.
— Verfahren, um — zu platiniren 528.
Glasblasen. S. Ausstellung 565.
Gliederkette. Flather's — " 258.
Glycerin. Bestimmung des — gehaltes in Roh-en 91.
Gobelin. Berichtigung, betreffend Herstellung der Teppiche 432.
Gold. S. Hüttenwesen 17. Gewinnung des —es ans Kupferstein 219. 224.
bad .35.
Chloridkalium 32. — chloridnatrium 33.
612 Sachregister Bd. U71.
Goldleisteu. UniiiiueiiUiiaschiiie für — " 157.
Goldsalz. Uie photographisclieii — <■; von I.aiiier 30.
Granulöse. — 189.
GrOnmalz. — in Helefabrilten 282.
(iiimnii. — 188.
— Fonrnirblatter als Daclulecltnnj^sniatcrial 429.
H.
Hafermalz. lS. Zncker 279. tstanzen 591.
Halogen. Syntliese von Rosanilinen unter Mitwirkung — tragender Siib-
Harz. — in Naplita gelost, zur Holzimprägnirung 236.
— Hopfen- 377. 421.
Harzöl. — zum Impräguiren des Holzes 233.
Uaustelegraphie. — und -Teleplionie, Anleiliing 59(5.
Hebezeug. Elektrischer Krahn auf Scliienbahn * 554.
Hefe. S. Bier 461. — gift 419. -reinzuclit .s. Bier 4tji».
Heliograph. Maurer's pholographisclier — " 169.
Heptan. — 521.
Hexan. — 521.
Uobelniaschlue. Schulzvorriclitung bei — n " 16. [latifes ''247.
— Martins Stahlhaltervorrichtung zum Hobeln während des Vor- und RiicU-
— Richards' (iuer-*398.
— Mortons tragbare Keilnuthen — * 399.
Hochbau. Rüstvorrichtung * 94. Eisenträger * 95.
Hochofen. Bindung der Kalkerde in —schlacken und Portlandcement 138.
Holz. Nachahmung von edelem — e"lü7. — in Amerika 428.
— Einllufs der Feuchtigkeit auf den I.ängenzustaiul von Hölzern 190.
Holzbearbeitung. Neuerungen an — sniaschinen * 1.* 49.* 97.* 154.
Sägemaschinen: Dampf kraft zu Nebenarbeiten in amerikanischen Säge-
werken. Vorrichtung zum Aufbringen der Blöcke *1. Bandsäge an
Stelle von üattersägen 2. Blockbandsäge; von Haigh and Co.** 3. Band-
sägenführung; von Rausome 3. Schnittspalter; von Flemming und Co. 3.
Stephau's festliegender Sägeblock bei vorschiebender Bandsäge* 4. Direkt
wirkende Stofssäge von Arbey et lils 4. Rickard's Quersäge 5. Butzke's
Antrieb für Horizontalgatter mit stetiger Zugbeanspruchung der Flügel-
stangen * 5. Horizontalgatter mil mehreren Sägeblättern; von Schulze
und Schramm * 5. Führung krummer Blöcke für Sägegatter; von Tid-
blad*6. Vorschub für Vollgatter; vonTille*6. Säge mit ungespanntem
Blatte (Mulay Säge); von Wischker * 8. Schutzvorrichtung beim Vor-
schieben des Holzes; von Moller* 9. Desgleichen von Schmidt, von Glade
* 10. Hinterlochte Sägeblätter; von Dominicus *11. Schränkmaschine von
Rasmussen * 12. Maschinen zum Schneiden von Brettern und Fourniren ;
von Bradley*13. Desgleichen von Üncken-Stralau, zum Schneiden von
Nuthen; von Oncken-Riga ° 15. Schulzvorrichtuni; an Hobelmaschinen;
von Knabe* 16. HolzwoUnuischinen ; Messersohlitten mit mehreren, gleich-
zeitig in verschiedenen Ebenen schneidenden .Messern; von Anthon und
Söhne* 49. Messerscheibe mit Schneidekranz; von Uasser*49. Rotirende
Scheibe mit Ritzraessern; von Schranz und Rödiger*50. Einspannuiig
für Maschinen mil rotirender Messerscheibe; von Anthon undSohne*51.
Messer auf einem endlosen Bande angeordnet ; von Bartsch 51. Herstellung
spinnbarer F'asern ; von Jlilscherlich 51. Rindenschälmaschine: von
Zschocke 52. Böttchereimaschinen: Fügemaschine für Fafsdauben; von
W. Ritter * 52. Fügemaschine; von Anthon und Söhne * 53. S. Wright's
Maschine zum Binden und Krösen <ler Fässer * 54. Ringsäge zum Aus-
schneiden der Tonnenböden; von Nielsen, Mathiesen und Oomp.*57. Her-
stellung von bauchigen Fässern aus einem aus Rundholz ausgeschälten
Blatte von Uucken * 97. Zündhölzer und Zündholzschachteln. Leistungs-
fähigkeit einer Fabrik für dieselben 97. Maschine zur Herstellung von
Zündholzschachlelii; von l.uiidgreen * 101. Maschine zur Herstellung vier
Sacliregister Bd. 271. 613
eckigen HolzdrHhtes zur Zündholzfabrikation; von P. Gunder 104. Maschine
ziir Herstellung von Zündhölzern; von Norris und Hagan 104. Stemm-
maschine mit Veränderung der Hubhöhe; von Sentker* 105. Herstellung
von Holznägeln; von Rielle IVeres^lOß. Maschine zum Znsammensetzen
der Speichen und Felgen zu einem Radkörper; von Battle 106. Bürsten-
holzhobelmaschine; von Flemraing und Comp.* 107. Vorrichtungen zur
Nachahmung von Intarsien und edlen Hölzern. Verfahren von Casperding
107. Desgleichen von Brokk für erhabene Muster 108. Desgleichen von
Himmel für zweifarbig gemusterte Holzplatten mittels Einbrennen 108. Ein-
pressen von Mustern auf runde Holzkörper; von Förster* 154. Schuchardfs
vertiefte Verzierungen. Oncken's Nachahmung edler Hölzer "''156. Orna-
mentmaschine für Goldleisten; von Risch"157. Korkschneidemaschine;
von Meyer * 158. Desgleichen von Arxer 159. Kehlhobel; von Eppler
* 160. Rundhobel Vorrichtung; von Pötsch 160. Desgleichen von Richter
und Winkler*160. Spannvorrichtung beim Handsägen; von Schütz*161.
Gehrungslade; von Köbrich*161. Vereinigung von Hobelbank und Band-
säge; von Pufe 162. Klemmzwinge; von Buchwald "162. Whitehouse's
Spiralbohrer* 162. Dichtlegen von Ful'sbodenbrettern; von Bayer und
Mott * 163. Einschneiden von Schlitzen ; von Battre 163.
Holzgeist. Prüfung des — es 368.
Holziniprägnirnng. Verschiedene ehemische — sstoffe; von Forstassessor Ritt-
meyer 228.
1) Das Einsnmpfen 228. 2) Das Flüssigkeitsdruckverfahren nach Boucherie
228. 3) Das Dampfdruckverfahren; von Breant und Payen 230. 4) Im-
prägniren mit fäulnifswidrigen Dämpfen nach Paradies und anderen.
Geschichtliche Uebersicht. Verfahren mit Kupfer- und Eisenvitriol, mit
Cblorcalcium, Chlorzink, Theeröl 231, Kreosotöl, Wassertheeröldampf 233,
Zinkchlorid und Theeröl, ozonieirtem Sauerstoff, krystallisirter Arsensäure
und Carbolsäure in Verbindung mit Eisenvitriol, Arsenchlorid 234 mit
Kalkwasscr und Kieseltlufssäure, Kalkmilch und Wasserglas mit kohlen-
saurem Kalke, mit Kreide und Wasser 235 durch Verkohlung und dem-
nächstiges Asphaltiren. Imprägniren mit Kochsalz , mit in Naphta ge-
löstem Harze. Schutz durch Einschlagen eiserner Nägel, durch Rauch,
durch Kochen mit Galläpfel-Absud in Verbindung mit Eisenvitriol 236.
Verfahren mit in mineralischer Säure gelöster Seife, mit Paraffin. Dauer
der nach verschiedenen Weisen imprägnirten Hölzer 237. Kosten des
llolziiilgrel. — für Tischlereizwecke * 106. [Verfahrens.
Holzwolle. S. Holzbearbeitungsmascliinen * 49.
Hopfen, rntersuchung des — s 377.
Hopfeiiharz. Abscheidung des — es 421.
Horizoutalgatter. S. Holzbearbeitung.
Hüttenrauch. Verdichtung des — es; von Hering 48. S. Hüttenwesen 182.
Hüttenwesen. S. Metall—, Eisen — .
Hydranlischer Mörtel. S. Portlandcement 143.
I.
Imitation. — edeler Hölzer* 107. 157.
Inipriigniriing:. Verschiedene chemische Holz — sstoffe 228.
Induktor. Clamond's Mikrophon ohne — * 510.
Intarsien. S. Holzbearbeitung* 107.
InTertzncker. Zusammensetzung des — s 271.
— Bestimmung des — neben Rohrzucker 373.
.lagdwa^en. S. Sport 45.
.lapauwachs. — 94.
Jod. —Wasserstoff s. Salpetersäure 47.
.lodstärke. Zusammensetzung der — 188.
614 Saclu-egister Bd. 'ITl.
K.
Kalisalz. — zur Düngunn von Zuckerrüben 27(1.
Kalinm. Gewinnung des — s * 129.
Kalkanstrich. S. Telegraph 480.
Kalkerde. Ueber die Bindung der — in HocliolVnscIilacken und Portland-
cement; von Dr. Kosmann 138.
1) Zusammensetzung der Hocliofenschlacke 139. 2) Thonerde in den Hocli-
ofensclilacken 140.. 3) Darstellung des Portlandcementes 141.
Kalkofen. Wiedergewinnung des Schwefels naeh Chance * 320.
Kalkwasser. — zum Imprägniren des Holzes 235.
Kartoffel, —starke 133. Schädling an — n 279. Gleichzeitige Verarbeitung
von .Starke armen und Stärke reichen — n 282.
Kattniidruckerei. Parenty's Temperatur- und Feuchtigkeits-Regler in — eu*205.
Keilniithe. Mortons' — n'-Hobelmaschine * 399.
Kessel. .S. Dampfkessel.
Kesselspeisnu^. ~ mit KohlenwasserstolTen 587.
Kettenrienien. S. Riemen* 255.
Kettenwirkstuhl. — für Pluschwaare '' 59.
Kieseltlafssäure. — zum Imprägniren des Holzes 235.
Klappenschrauk. ö. Telephon * 407.
Kleinmotor. Erdolmotor von S(^hiltz " 30».
Klemmztringe. — *163.
Knochenkohle. S. Zucker 272.
Knopfloch. — Nähmaschine; von Wheeler " 341.
Kobalt. Volumetrische Bestimmung von Kobalt 431.
Kochsalz. — zum Imprägniren des Holzes 236.
Kohlensäure. Einllufs der — auf die Gährung 287.
— Wiedergewinnung des Schwefels durch Kalkofengase; von Chance * 320.
Kohlensaurer Kalk. — zum Imprägniren des Holzes 235.
Kohlenstäbe. Neue — für Bogenlampen 144.
Kohlenstotl'. Bestimmung von — in Eisen 479.
Kohlenwasserstoffe. — zur Speisung von Dampfkesseln 588.
Koks. Zur Eutwickelung der deutschen Koksindustrie ■' 444.
Gesi-hichlliche Mittheilungen 444. Verbesserter Coppce-Ufen des Dr. Oito,
Lürmann's Ofen 445. Ofen von G. Hotfmann mit Siemens-Generator* 447.
Koksofen. — * 444.
Kork. Schneiden des — es s. Holzbearbeitung * 158.
Körner. Shoemaker's Drehbankspitzen-Schleifvorrichtung * 251.
Kraftmaschine. Erdölmotor von Schütz * 308. S. Wassmotor * 4^1. Erdöl-
kraftmaschine " 49C.
Kraftiibertragrungr. Brown's Kurzschliefser und Ausschalter für elektrische
— "' 70. Elektrische — mit Brown's Dynamo * 72. Edmund's Elektrici-
täts-Vertheilung 261.
Krahn. Elektrischer — auf Schienbahn "554.
Kreide. — zur Imprägnirung des Holzes 235.
Kreisbogen. Abstecken von — * 506.
Kreosot. — zum Imprugnireu des Holzes 234.
Kreosotöl. — zum Imprägniren des Holzes 233.
Kreuzer-Korvette. Entwurf einer — Problem 596.
Kröse. S. Bölldierei * 54.
Kryolith. — und seine Stellvertreter in der Glasindusirie : von K. Zsig-
mondv 36. 80.
- S. Milchglas 425.
Krystallisation. S. Zucker 271.
Kucreldrohen. — * 303.
Kiihlnpparat. für Maische 365. 366.
Kupfer. S. Ilültcnwesen 214. — erz Horslördil 431.
KupferTitriol. — zum Imprägniren s. Holz 231.
Knrzschliesser. — für elektrische Kraftübertragung " 71.
Sachregister Bd. 271. 615
L.
Laboratorium. S. Pulverisirmaschine * 95.
— Apparat zur Herstellung von kohlensaurem Natron * 95.
— S. Präcisionswage * 387.
Lactodensimeter. S. Ausstellung 565.
liadcTOrrichtung:. S. Hebezeug * 554.
Lampe. Elektrische — ; von Berton 45. S. Cance's elektrische Bogen — * 125.
Elektrische Sicherheits— 239.
Liiu^renziistaud. — des Holzes bei Feuchtigkeit 190.
Laterne. Optische — s. Ausstellung 402.
LaTendelöl. S. Spiritus 370.
LäTulose. Brehungsvermögen der — 271.
Lehrapparate. Physikalische — s. Ausstellung 562.
Leitungr. Eggers Umschalter für elektrische — en 239.
Leuchtthurm. S. Magnesiuralicht 527.
Licht. S. Spekfrotelegraphie 144.
Lochmaschine. S. Druckwasserbetrieb 440.
Locomobile. Bourdon's Halb — * 390.
LöffelseiltronimeL S. Bohrtechnik ••'293.
Lösnugen. Herstellung von — ; von Koller 48.
Luft. Zusaramendräckbarkeit der atmosphärischen — 183.
Luftcompressor. Schöpfenleuthners Luftcompressions-Dampfpumpe * 252.
Luft-Erdül-Gasmaschlne. — ; von Hargreaves 538.
Lnftpyrometer. — von Wiborgh " 118. * 163.
Luftschifffahrt. Zur Technik der LuftschilTfahrt 75.
Luftströmung. S. Strommesser von Korbes 527.
Luftuutersuchnng:. S. Bier 467.
M.
Magnesium. —Blitzlicht 405. —licht für Signale 527.
Magrnetapparat. S. Brauerei 541.
Maisclitemperatur. Beste — 283.
Maisstäriie. — 138.
Maltose. — 186.
Mälzerei. Erste mechanisch-pneumatische — 281. S. Brauerei * 351. 540.
Pneumatische — von Galland sowie Saladin s. Brauerei * 545.
Malz. — ersparung bei concentrirten Maischen 282. — polirmaschine * 351.
Maschinenelemente. S. Rohrleitung * 346. |— wender s. Brauerei * 543.
Maschinenlehre. — von Rühlmann 528.
Meifsel. Bohr— für Tiefbohren ' 289.
Menhaden-Fisch. — 520.
Mennige. Ueber — und Bleisupero.xyd ; von Dr. Jul. Löwe 472.
Mefswerkzeug. De Khotinsky's Zeigerwerk für elektrische Messungen 46.
— Weercn's Tiefenmesser * 190.
— Forbes Strommesser mittels Geschwindigkeit von Luftströmungen 527.
— Gisborne's elektrischer Anzeiger der Umdrehungsgeschwindigkeit von Wellen
— Eddy's elektrisches Meisinstrument * 316. [527.
MesSTorrichtung. EleUtricitätsmesser für Wechselströme 46.
— S. Pyrometer* 118. Heliograph <* 169. Calorimeler * 171.
Metallbearbeitung. Whitney's Ankörnmaschine * 250.
— Neuere Bloekscheren * 396. Williamson's Blockschere * 397. Morgan's Block-
schere mit Druckwasserbetrieb.
.- Richard's Querhobelmaschine * 398.
— S. Kugeldrehen * 303. Nietmaschine " 438. Druckwasser 439.
Metallhüttenweseu. Neuerungen im — 17. 109. 172.* 214.* 241.
Blei, Silber, Gold, Wismuth, Arsen, Antimon. Betrieb der fiskalischen
Hüttenwerke; Bericht von Schertel 17. Verfahren von Havemann zur
Gewinnung von Blei und Silber aus Schwefelverbindungen 21. Verfahren
61fi Sachregister lid. 2~ii.
iler Muldner Hütte zur Entsilberung des Bleies 109. Anwendung der
Weise von Pattinson und Parkes. Berechnung der Kosten des Pattin-
sonirens für Werkblei 110. Krmiltclung der Kosten der Zinkentsilberung
und Vergleiciiung derselben mit der Pattinsonirarlieit 113. Die Destilla-
tion des Zinkschaumes 117. Verfahren der deutschen Gold- und Silber-
iScheideanstalt vorm. Roessler. Verhüttung der Kupfer-, Blei- und Silber-
erze des Siegerlandes 172 und ausländischer Hütten 173. Das Designolle-
Vcrfahren und seine Verbreitung 17-1. Betrieb in England 176. (Dee
Bank, Walkei- Parker, Panther, Bristol Sublimed l.ead Comp., Nevill, Druce
und Comp., Tyuc Lead Works. Hebburn Lead Works. Cookson's Blei-
hütte Egglestone Mill.) Einrichtung von Gebläse, Hüttenrauchauffangung,
Condensatoren. Kupfer und Phosphorkupfer. Perino's Kui)ferge\vinnung
ohne Röstung '114. Verfahren zur Verarbeitung Eiseno.vydnl und Zink
haltiger Abfnillaugen von Jnrisch 218. Crooke's Verfahren, um irold
und Silber aus Kupferstein zu gewinnen * 219. WohlwilPs Bemerkungen
über das Zerfallen der Anode bei der Elektrolyse 222. Mellmann's Ver-
fahren zur Darstellung von Phosphorkupfer und Phosphorzinn 223. Gold
und Silber: Parkes' Verfahren, schwer aufschliefsliare Gold- und Silbererze
zu Gute zu machen 224. Einrichtung zur Goldgewinnung mittels Chlor;
von Newberry und Vautin*224. Verfahren der deutscheu Gold- und
Silber-Scheideanstalt zum Feinen von Blicksilber und Abtrennung von Blei
und Wismuth 226. Matthey's Trennung von Gold und Silber von Wisnnith
und Entfernung des Kupfers 227. Trennung des Zinnes vom Antimon
nach Warren 227. Hüttenmännische Oefen und Apparate. Flammöfen
zur Erzielung einer hohen gleichmäfsigen Temperatur von Bair*241
lind 242. Schachtofen mit abstellbarem Hilfsofen von Bott, Hackney und
Craven*242. Bewegliche Vorrichtung zur gleichmäfsigen Vertheilung
des Beschickuugsmateriales von Trojan* 243. Schmelztiegel aus Asbest
und Thon von Vautherin 244. Eisenhuth's Vorrichtung zum Ablagern
des Flugstaubes * 244. Freudenberg's Flugstaubfänger.
Metallhllttenwesen. Neue Verfahren und Apparate zur (Gewinnung von
Alkalinielallen, sowie von metallischem Chronic 131.
Darstellung von Natrium. Verfahren mit stetigem Abtiul's des Natriums
von Netto* 130. Thowless Verfahren unter getrenntem Erhitzen des Zu-
schlages und des Alkalicarbonates * 131. Verfahren von Thompson und
White mit getrennter Schmelzung und Reduction * 132. Herstellung von
Meteoreiseii. S. Selen 479. [Chrom und Chromlegirnngen von Rouff 132.
Mefeorrtlogrie. Maurers photographischer Heliograph * 169.
Mikrophon. Clamcuit's Mikrophon ohne Indnclor * 510. S. Ausstellung 56ä.
MikrOphotopraphie. S. Ausstellung 405.
Mikroskop. Das — zur Untersuchung der Hefe 374. S. Ausstellung 401.
Mikrotom. S. Ausstellung 402.
Mihliplfts. - 41. 424.
Mineral. S. llorsfordit 431.
Mineralöl. N'crwendung der RücUsläiide des —es zu Kohlensläben 144.
Mineralsänre. — bei der Herstellung von Maische 282.
Morphologie. — der alkoholischen Fermente 463. (S. Bier.)
Motor. S. Erdölkraftmaschine * 529. — mit Erdöldämpfen * 577.
Muffe. S. Rohrleitung »346.
Muster. — auf H(dz*107. Eiuiiresseu von — n in runde Holzkörper * 154.
Musterwaare. Knnilstrickniaschiue für inelirfadige — "63.
N.
Nadel. Schwingende — zur Nähmaschine " 433.
Nagel. iMiller's —Walzwerk »287.
Nlthmaschine. Knopfloch— von .1. K. Wheeler » 341.
— Ueber Aniriebsmechnnismen fiir — n-SchilTchen » 391. [»393.
Anlriebsniechanismus von Werl hheim * 392. Desgl. von d'Arcy Porter
— Zierstich — von der Essex Embroidery Machine Company in Poitinnd » 394.
Sachregister Bd. 271. 617
Kähuiaschine. — mit zwei gegen einander arbeitenden schwingenden Nadeln;
Jiatrinm. Gewinnung des — s*129. [von Noble, Haes und Roff*433.
Natrinmthiosulfat. — znr Bestimnmng der salpetrigen Säure 47. [*95.
Natron. Apparat zur Herstellung von einfach- und doppeltkohlensaurem —
Niederschlagsarbeit. S. Hüttenwesen 21.
Nietniaschine. Allen's — mit Prel'sluftbetrieb * 438. S. Driickwasserbetrieb
NiTelliriiistrnment. S. Ausstellung 400. ["441.
Noiiaii. — 521.
Nnthe. Morton's Keil — n-Hobelmaschine •' 399.
0.
Octan, - 521.
Ofen. Flamm— betrieb 176.
— Schacht— betrieb 177. S. Hüttenwesen * 241. Koks— 441.
Olefln. — 522.
Opakes Glas. 41.
Opal. Französischer — s. Glas 43.
Opalglas. S. Milchglas 424.
Optik, S. Ausstellung* 400.
— Ardois' optisch-elektrischer Signalapparat für Schiffe ** 556.
Orientalische Gesellschaft. Die Siebenhügelstadt 528.
Ozon. — isirter Sauerstoff zum Imprägniren des Holzes 234.
P.
Paraffin. — zum Imprägniren des Holzes 237. — zum Imprägniren der
Pattinson-Prozefs. S. Hüttenwesen 109. [Fasser 420.
Petrolenm. S. Erdöl.
Phonograph. Edison's — 44.
Phonoskop. S. Ausstellung 561.
Phosphor. — kupfer 214.
— — kupfer, — zinn, Darstellung desselben von Mellmann 223.
Phosphorsäure. Volumetrische Bestimmung der — 431.
Photographie. Die photographischen Goldsalze; von A. Lainer 30.
— .Maurer's photographiseher Heliograph * 169.
— .>-;. Ausstellung 404. 559.
Photometer. S. Ausstellung 401.
Platiniren. Verfahren, um Glas zu — 528.
Pliisch. S. Wirkerei* 58.
Pneumatische Mälzerei. S. Spiritus 281.
Polirmaschine. S. Brauerei 351.
Portlandcement. Bindung der Kalkerde in 3 — 138.
Präcisionswage. S. Wage * 387.
Preise. — für Accordarbeiten in Maschinenfabriken 576.
Presse. S. Prüfungsmaschine von Emery*442.
Prefshefe. Herstellung von Dünnmaischen für die — fabrikation 283.
Prefsliift. — zum Betriebe von Nietraaschinen * 438.
Prüfungsniaschine. Emery's — für Metalle * 442.
PulTerisirmaschine. Neue — von Eames * 95.
Pumpe. — für Erdölmotoren 529. 537.
Pntzmaschine. S. Brauerei " 351. 541.
Pyridinbase. Bestimmung der — n 368.
— F]ntfernung der — n aus Spiritus 421.
Pyrometer. -J. Wiborgh's Luft- "' 118.* 163.
Q.
Quecksilber, —salze zum Imprägniren s. Holz 228.
Quellreife. Wage zur Bestimmung der — der Gerste 543.
Quersäge. — 5.
6lS Sachregister Hd. U71.
E.
Rad. Herstellung des Holz — es "106.
Rauch. — zum Iraprägnireu des Holzes '-iSli.
Recheimiaschiue. Selling's — ; von Direktor Poppe * 193. S. Ausstellung 564.
Reichschaum. Verarbeitung des — es 179.
Reife. — der Hefe 331.
des Hopfens 38'j.
Riemen. — 209. »254.
— und — Schlösser. A) — Schlösser für (lache — von Harris "209; von
KischolT mit äufserem Schilde* 209; von Smith mit scharnierartiger Klemme
•210; von Qurin mit drei gezahnten Leisten* 210. Barlow's — mit Quer-
metalldrähten und MetallhaUen*211. Göhmann's — schlol's mit Verwen-
dung von dachförmigen Klemmstücken* 212. Schlots von Schmidt und
Bretschneider mit scharnierförmiger Zwinge und umgebogenen —enden
*213. Seebold's Schlofs mit Hakenköpfen, welche den Streckungswinkel
beschränken * 214. B) — Schlösser für runde, seilartige — von Müller
und Karain*254; von Schreiber* 254. C) Ketten — . Ketten — aus Leder-
stücken, mit Theilung der Länge nach; von Schieren* 255. Desgleichen
mit Ledersaum von Fenton Bros. * 257. Ketten — von Eisen mit Holz-
futter von Novak*257. Gliederkette von Fiather* 258. D) Zusammen-
gesetzte — . Gewebe mit Lederrand; von Lechat*258. Studer's — in
doppelter Lage 259. Naumann's Kettentriebwerk zur Nutzbarmachung
von Locomotiven 259. E) Behandlung der — . — schmiere von (lintl 260.
— Etienne's — gabel-Stellvorrichtung * 301.
Riemenschmiere. — 259.
Rinde. — nschälmaschine 52.
Ringelwaare. — * 62.
Rohr. Pittners Maschine zum Schliefsen oder Einwalzen von — enden*249.
— Versuche mit 211 weiten Monier-Röhren 383.
Rohrabschneide-Instrument. S. Bohrtechnik * 293.
Rohrleitung:. Dichtung von — en; von Paulus * 346.
— S. Schraubensicherung 456.
Rosaniliu. Alkylirung von — en durcli AmidokohlcnwasserstolTe 25.
— Sj'nthese von — en 591.
— Sulfurirung der — basen 359. S. FarbstotT 459.
Rosmarinöl. S. Spiritus 370.
Rotirende Dampfmaschine. — — von Jürgensen * 150.
Rüböl. —säure 94.
Rnndgtnhl. — für Plüschwaare * 60.
RUstTOrrichtung. — bei Bauten mit Eisenträgern •94.
s.
Saccharomyces. S. Bier 462.
Säge. Ringsäge zum Ausschneiden von Fafsböden * 57.
S&gemaschineu. S. Holzbearbeitung 1.
Saigerung. S. Hüttenwesen 116.
Salpetersäure. Bestimmung der — neben salpetriger Säure 47.
Salpetrige Säure. Bestimmung derselben neben Salpetersäure 47.
Sauerstoff. Zusammendrückbarkeit des — es; von Amagal 183.
— ozonisirter — zum Imprägniren des Holzes 234.
Schachteln. — für Streichhölzer * 97.
Schälmaschine. Kindenab — 52.
Schellacklösung. S. Spiritus 370.
Schere. S. Blockschere * 396. Druckwasserbetrieb * 441.
Schifl'. S. Magnesiumlicht als Signal für — e 527.
— Anlois' optisch-elektrischer Signalapparat für — 6*55(1.
— S. Erdiilmotor * 577.
Schill'chen. Antrieb für Nähniiischinen— * 391.
Sachregister Bd. 271. 619
Schirninirknu^. — des Eisens in Wechselströmen 45.
Schlacke. Bindung der Kalkerde in Hochofen — n 138.
Schlampe. S. Spiritus 363.
Schlang'S. Wärm- und Kühl— zur Vergährung der Maischen 284.
Schlauchwaare. — '' 64.
Schleifrorrichtungr. — für Drehbankspitzen von Schoemaker *25i.
Schlenderiiiaschlne. — zur Fabrikation von Weizenstärke 137.
Schlitze. Einschneiden der — s. Holzbearbeitung 163.
Schlofs. S. Riemen und Riemenschlösser * 209.
Schlosser. Musterblätter für — 480.
Schlnfszeichen. Selbsthätiges — für Telephone 287.
Schmelztiegel. S. Hüttenwesen. — von Asbest 244.
Schnellseher. S. Ausstellung 561.
Schnellwage. Roche's — * 305. Dufours — * 306.
Schöndruck. S. Druckerei * 566.
Schräukniaschine. — * 12.
Schranbensiehernng. Ueber neue — en '' 452.
Sicherung derRivet Company durch Unterlagsplatle mit Gewindelläche *452.
Albers' Sicherung mit Feder * 453. Stoermann's Sicherung mit gewellter
Feder 454. Ray's Sicherung durch umgebogenen Drath " 454. Lilien-
thal's — durch Einbiegen eines plattenförmigen Ansatzes in eine Aus-
sparung der Unterlage* 455. Dieselbe Construction für bewegliche
Röhrenverbindung angewendet * 456.
SchutzTorrichtnng. — * 9.
Schwefel. Die Wiedergewinnung des Schwefels aus den Sodarückständen
durch Kalkofengase; von A. M. Chance* 320.
Schwefelsäure. Volumetrische Bestimmung der — 431.
Schwelle. S. Imprägnimng des Holzes 228.
Seewesen. S. Spectrotelegraphie 144. Tiefenmesser von Weeren '■ 190. Signal-
licht für Schiffe aus Magnesiumpulver 527. Ardois' optisch-elektrischer
Signalapparat für SchitTe * 556. Kreuzer-Korvette „Problem" 596.
Seife. — nlösung zum Imprägniren des Holzes 237.
Selbstentzündung. Verhütung der — s. Erdölkraftmaschine " 533.
Selen. — im Meteoreise s. Analyse 479.
Serehkrankheit. S. Zucker 277.
Sicherheit. S. Holzbearbeitung "■ 9. Selbsthätige Meldung des Vorbeifahrens
eines Eisenbahnzuges 96. S. Bremsbergverscblufs * 206. Elektrischer
Wächter - Controlapparat 288. Douse's selbsthätiger elektrischer Feuer-
löscher " 318. Steven's elektrischer Feuermelder 430. S. Signal für
Sicherung. S. Schraubensicherung * 452. [Schiffe 527.
Siebenhflgelstadt. — ; von Lenz 528.
Signal. Selbstthätige Meldung des Vorbeifahrens eines Eisenbahnzuges 96.
— S. Spectrotelegraph 144.
— —lichter für Schiffe und Leuchtthürme 527.
— Ardois' optisch-elektrischer Signalapparat für Schiffe * 556.
— Magnesiumpulver zu — en für Schilfe und Leuchtthürme.
Silber. S. Hüttenwesen 17. Gewinnung des — s aus Kupferstein 219. 224.
Sirene. S. Ausstellung 565.
Soda. Wiedergewinnung des Schwefels au,-^ — rückstäuden; von Chance * 320.
Sonnenschein. S. Heliograph 169.
Sortirniaschine. S. Brauerei 541.
Spannschlufs. — * 61.
Spathglas. — 41.
Spektrotelegraph. La Cours — 144.
Spektrum. S. Ausstellung 401.
Speichen. Zusammensetzung der — "106.
Speicherbatterie. Gibson's Herstellung der Elektroden für — n * 263.
Spinnerei. Herstellung spinnbarer Holzfaser 51.
Spiritus. Fortschritte in der — fabrikation 278. 329. 363. 416.
L Rohmaterialien und Malz. Untersuchungen über mehlige und glasige
620 Sacliregister Bd. 271.
(jerste; von Juliamiscn 278. Topinambur zur Spiritusgcwinnung 271).
Schädling an Kartoffeln; von Just 279. VVirk.samkeit des Haiernialzes 27!).
.Mechaniscli pneuraatisclie Mälzereianlage für eine Brennerei ; von Schrolie.
II. Dämpfen und Maischen. Herstellung concentrirtcr Maischen mit Malz-
ersparung; von Hefse 282. Vergährbare Maischen bei ümwandelung von
Stärke mittels Mineralsäure; von Bauer, Kruis und .Jahn 282. Gleich-
zeitige Verarbeitung stärkereicher und stärkearmer KartolTeln ; von Witteis-
höfer 282. Wie hoch dürfen Dickmaischen sich erwärmen? von Hefse 282.
Herstellung von Diinnmaischen für Prefshefefabrikation ; von Schrohe 283.
lieber Maischtemperatur und Zuckerbildung; von Kriesser und Mischke283.
III. Gährung und Hefe. Vergährung von Dickmaischen; von Letzring 284.
Vergährung von Maischen unter Anwendung von Kühlschlangen; von
R. Hefse 284. Wirksamkeil des Hel'se'schen Patentes; von Wittelshöfer
285. Gröfse des Steigraumes; von C. Hefse 285. Einllul's der Kohlen-
säure auf die Gährung von Duvin 287. Beseitigung der Schaumgährung;
von Hornig und Christeck. Anwärmen des Hefegntes; von C. Heise 329.
Hefeverfahren mit kurzer Säuerung; von Böhme 330. Reife der Hefe:
von Franke 330. Einllul's der Concentration der Nährllüssigkeiten auf
die Vermehrung der Alkoholfermente; von Archleb bez. Windisch 331.
Verunreinigung mit wilder Hefe; von Holm. Poulsen 332. Conservirung
von Hefen; von Reinke. IV. Destillation und Rectilication. A) Reini-
gung durch chemische Mittel, li) Desgl. in Verbindung mit besonderen
Apparaten 334. C) Die Reinigung durch Elektricität. D) Desgl. durch andere
physikalische Mittel und Apparate 334. V. Schlampe. Verfütterung von
Kunstschlärape; von Nathusins 363. Verhinderung der Schlämpeumauke;
von Christek 364. \'I. Apparate: Maischbrennapparat; von Scheibner 365.
Gewinnung von Feinsprit; von Suhovvo 365. Entfuselungskolonne ; von
Lehnhardt 365. Apparat zur continuirlichen Destillation und Concentration ;
von Blaufufs-Weil's 365. Siemens' Präcisionsmefsapparat 365. Ueber die
Siemens und Halske'sclie Spiritusraefsuhr; von Neuhaus 365. Maiscli-
Entschalnngsapparat; von Vofs bez. Dams 365. Kühlapparat mit Lufl-
und Wasserkühlung; von Blaufufs-Weifs 366. Ueber Gährbottichkühler:
von R. Hesse 366. Geripptes Kuhlrohr für Maischkühlvorrichtungen; von
C. Pieper 366. Trockenverfahren; von G. Richter 365. Waschmaschine
für Gerste; von Weifsmüller 367. Weichen von Gerste, Bestimmung der
Quellreil'e der Gerste; von Bernreuther und Kumpfmiller 367. Temperatur-
beeinllussung der Keiraguthaufen ; von Ilackmann 367. Steuersicherer
Spundverschlufs; von Hein und Lehmann 367. VII. Analyse. Steuerfreie
Verwendung des Spiritus zu gewerblichen Zwecken 367. A. Beschaffen-
heit der Denaturirungsmiltel 368. B. Prüfung des Holzgeistes und der
Pyridinbasen. C. Untersuchung von Thieröl, Terpentinöl, Aether und
Schellacklösung, Lavendelöl, Rosmarinöl 370. Bestimmung der Verunreini-
gungen des Industrie-Alkohols 37L Nachweis von Fuselöl in Alkohol; von
V. Udransky 371. Alkoholische Gährung zur Zuckerbestimmung; von.
.lodlbauer 372. Bestimmung von Invertzucker neben Rohrzucker; von
Bodenbender und Scheller 373. Biologische Prüfung des Malzes; von
Volkner und Virtue 373. Mikroskopische Untersuchung der Hefe; von
P. Lindner 374. Danipfdeslillirapparat zur Untersuchung von Maische und
Sclilämpe; von H. Hesse 374. VIII. Allgemeines und Theoretisihes. Basen
in Flüssigkeiten, welche der alkoholischen Gährung unterliegen; von
Morin bez. Dujardin-Beaumetz, Wurtz und Lindet 416. Urdonneau's Vor-
lauf von Melasse — . Traubenzucker nach Cords-Virneisen. Ueber Stärke
und Diaslase; von C. J. Lintner 418. Gälirungsfähigkeit der Galaktose;
von Tollens 418. Physiologie und Morphologie der alkoholischen Fermente;
von Hansen 419. Anaiirobiose und die Gährungen; von Nencki 419.
Ueber Hefegifte; von H. Schulz 419. Wirkung der Säuren auf die Hefe;
von Chapmann 420. Imprägniren von Fässern mit Paraflin und Ceresin
420. Abscheidnng von Hopfenharz und verharztem Hopfenöle; von Ger-
des 421. Entfernung der Pyridinbasen aus denaturirtem — ; von W.
Lange und Kirchmann 421. Einführung der Gewichtsalkoholometer anstatt
Sachregister Bd. 271. 621
Volumalkoholometer 421. Fehler beim Ablesen des Alkoholometers 422.
Fehler beim Ablesen an Spiritusgelafsen 422.
Spiritusinefstuhr. — 365.
Sport. Immisch's elektrischer Jagdwagen 45.
Spreugun^. S. Tiefbohren * 295.
SpuudTerschlufs. Steuersicherer 3ö7.
Stahlhalter. Martin's — zum Hobeln während des Vor- und Rücklaufes " 247.
Stärke. Fortschritte und Neuerungen auf dem Gebiete der Fabrikation von — ,
Dextrin , Traubenzucker und verwandter Producte 133. 512.
a) Kartoffel—. Kartoffelreibe; von Uhland 133. Scliälen der Kartoffeln
mittels Sandstrahles; von Crone 133. Verwerthung der Rückstände aus
der Kartoffel — fabrikation ; von Saare 133. b) Weizen — . Bestrebungen
zur Vervollkommnung der Verfahrungsweisen und Lage der Industrie 134.
Einweichwässer 135. Weizentrebcr 135. Analyse und Aufbewahrung der-
selben 136. Neuere Schleudermaschinen (Centrifugen); von Fesca, Müller
und Decastro 137. Abscheidung des Albumins; von M. Moll 137. c) Mais^.
Schumann's Verarbeitungsweise des Rohmateriales 138, sowie Herstellung
eines Futtermaisschrotes. Haltbarmachung des Maismehles durch hohen
Druck von Dorsej' 138. Verwendbarkeit des reinen Traubenzuckers und
seine Herstellung; von Seyberlich bez. Trampedach 512.
133. Formel der — 189. 512.
Stärkecellulose. 189.
Statistik. Leistung des Stanley'schen Streckenbohrers 69. Verbreitung von
Anlagen mit elektrischer Kraftübertragung * 74. Berechnung der Kosten
des Pattinson'schen Verfahrens 110. Vergleichende Uebersicht über den
Besuch der technischen Hochschulen des Deutschen Reiches 192. Vor-
theile und Wirkung der Holzimprägnirung s. Holz 228. 237. Zuckergewin-
nung und -verbrauch 269. Rübenzucker auf der Insel Yesso 275. Ge-
winnung des Strontianites 277. Gasverbrauch von Gasmotoren 349.
Holz in Amerika 428. — der Western Telegraph Comp. 429. Ammo-
niakgewinnung s. Koks 450. Fahrgeschwindigkeit der Schnellzüge 477.
S. Telephon 478.
Staubfäiigrer. S. Brauerei* 351. '538.
Steigramn. Gröfse des —es 285.
Steiiibohrmaschine. — mit elektrischem Betriebe * 246.
StellTorrichtuug. Eticnne's Riemengabel — " 301.
Stemmniaschine. S. Holzbearbeitung '■* 105.
Stereotj-peu. — Giefsinstrument *385.
Stickstoff. Zusammendrückbarkeit des —es 183.
Stiniiiigabel. S. Ausstellung 565.
Stoffabzug. S. Wirkerei* 60.
Stral'seiiwageu. Benz" Motor für — 493.
Streckeiibohrer. — 67.
Streichhölzer. S. Zündhölzer * 97.
Strickmaschine. Rund— * 62. Lamb'sche — * 64.
Strickring. — *58. [strömen 527.
Strommesser. Farbes' elektrischer — mittels der Geschwindigkeit von Luft-
Strontiauit. Gewinnung des —es 277.
Stuhl. Wirk- s. Wirkerei 59.
Sulfnrirnng. Ueber die — von primären, secundären und tertiären Rosanüiu-
basen; von Dr. 0. Mühlhäuser 359.
T.
Tacheometer. — von Kreuter 432.
Technische Uochschulen. Besuch der — n — Deutschlands 192.
Technologie. Lehrbuch der — von Hoyer 432.
Telegraph. La Cour's Spectrotelegraphie 144. S. Umschalter 239.
— Statistik der Western — Comp. 429.
— Delany's Ring-Boussole 430.
622 Sachregister bd. 271.
Telegraph. EiUwickelung der — ie und namentlich des Fornsprechwesens 478.
— Keschädigiing von Haus — en durch Kalkanstrich 480.
Telephon. Krebs' — platte von veränderlicher Dicke 40.
— Keiser und Schmidts selbsthätiger Schlnl'szeichenapparat für — ic 287.
— Eutwickeiung der Telegraphie und namentlich des Fernsprechwesens 478.
— Oesterreich's Klappenschrank mit Vielfachumschaller lür städtische —an-
lagen " 407.
— Mix und Genest's Vielfachumschalter für städtische —anlagen * 579.
Temperatlirreg'ler. Parenty's Apparat zur selbsthätigen Regelung der Tempe-
ratur und des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft in den Trockenhäusern und
Kattundruckereien '• 205.
Teppich. Herstellung der — e, Berichtigung 432.
Terpentinöl. Untersuchung des — es 370.
Theeröl. — zum Imiirügniren s. Holz 228. 231.
Theilang:. Instrument zur Drei— eines Winkels " 507.
Theodolit. Neue Ablesung für Kreistheilungen; von Heyde 509.
Thieröl. Untersuchung des — es 369.
Thonerde. — in Hochofenschlacken 140.
Tiefbohrnngr. Docwra's Fangschlol's zum Ausheben abgebrochener Erdbohr-
Tlefenmesser. — von Weeren * 190. fgeräthe " 249. * 289.
Tinte. S. Vanadintinte 423.
Tischlerwerkzeug. S. Holzbearbeitung " 160.
Topinambur. — zur Stärkezuckerbereitung 185. — zur Spiritusfabrikation 279.
Torpediren. — von Oelbrunnen 294.
Träger. Eiserne — von Goodwin'*95.
Tränknng:. — des Holzes s. Imprägnirung 228.
Transportschnecke. S. Forderschnecke 540.
Traubeu/ucker. — 133. 512.
Treibriemen. S. Riemen* 209.
Triacetin. S. Glycerin 91.
Tri-Oleiu. S. FettstolTe 519. 523. 572.
Tripbenylmethan. — aus Triphenylcarbinolen 457.
Trockencylinder. — für Ablalle aus Brauereien 136.
Trockeuhans. Regelung der Temperatur und des Feuchtigkeitsgehaltes im
— e mit Parenty's Apparat * 205.
T^
Uhr. Barattas elektrische Wächter-Control — 317.
— Elektrische — s. Ausstellung * 562. |schwindigkeit von Wellen 527.
Umdrehnngfsmesser. Gisborne's elektrischer Anzeiger der Umdrehungsge-
Umschalter. Egger's — für elektrische Leitungen 239. .
— Vielfach^ für Oesterreich's Klappenschrank 407.
— S. Telephon * 579.
V.
Yanadintinte. Ueber — ; von C. Appelbanm 423.
Ventilation. S. Bier 383. [»506.
Vermessung. Dalrymple-Hay's Instrument zum Abstecken von Kreisbogen
— Instrument zur Dreitheilung eines Winkels; von M. Ghilhain v. Hembyze»507.
— Neue Ablesung für Kreistheilungen an Theod(diten; von Th. Heyde 508.
Vertheilung. Edniun<rs Elektricitäts — 261.
Vielfachumschalter. —"407.
Vofrcltlug. - 79.
Vorwärmer. — für das '/ündgemenge s. Erdolkraftmaschine * 534.
w.
Wächter. Dbhrings elektrischer — -Controlapparat 288.
— Bnratta's eleklrisclie — Contnduhr 317.
Sachregister Bd. 271. 623
Wage. Die gröfste — der Welt 44.
— Roche's Zeiger- und Schnell — * 305.
— Dujour's Schnell — "305.
— Präcisions— (Patent Rueprecht) mit automatisch wirkendem Mechanismus
für willkürliche Empfindlichkeit und Handhabung der Gewichte bei ge-
schlossenem Gehäuse für schnelle und genaue Wägungen * 387.
"Wald. Holz in Amerika 428. [»249.
Walzwerk. Pittner's Maschine zum Schliefsen oder Einwalzen von Rohrenden
— — zur Herstellung von Geschossen * 95.
— Fuller's Nagel— « 287.
Wärme. S. Calorimeter * 171.
Wärniemessnng. S. Luftpyrometer von Wiborgh * 118. "' 163.
Waschmaschine. — für Gerste 367.
Wasser. Ueber das Gefrieren des — s in nahezu geschlossenen Gefäfsen lill.
— Das höchste nutzbai'e — gefalle 287.
— — Theeröl-Dampf zum Imprägniren des Holzes 233.
Wassermotor. Adam's Druck wasser-Kraftmaschinen mit Selbstregulirung~'481.
WasserspBlbohren. — *294.
Wasserstoff. Zusammendrückbarkeit des —es 183.
Weberei. Ueber das Firnissen von Webstuhllitzen und -Schäften '* 551.
Maschine von Dufour*551. Desgl. von Weyers * 553.
Webstnhllitzen nnd -Schäfte. Firnissen der — *551.
Wechselstron». Elektricifätsmesser für Wechselströme 46.
Wechselstrommaschinell. Ausnutzung der Schirmwirkung des Eisens in — 45.
Weizenstärke. — 134.
Wendeapparat. — für Malz 383.
Werkzeugmaschinen. Der Betrieb von — mittels Druckwassers " 439.
Widerdruck. S. Druckerei * 566.
Widerstand. Elektrischer — s-Regulator 240.
— Der elektrische — des Eisens 429. .
Winkel. Instrument zur Dreitheilung eines — s * 507.
Wirkerei. Ueber Neuerungen an — maschinen " 58.
Wild's Strickring * 58. Mechanischer Wirkstuhl für reguläre Waare; von
Heidler * 59. Kettenwirkstuhl für Plüschmusterwaare; von E)öring *^ 59.
Rundstuhl zur Herstellung von Plüschwaare; von Stahl * 60. Stofl'abzug-
Apparat an einem französischen Ruudwirkstuhle; von Stahl ''60. Spann-
schlofs für die Schnur der Abzugsscheibe an Bundwirkmaschinen; von
Heidelmann * 61. Französischer Rundwirkstuhl mit automatischer Aus-
rückvorrichtung; von Heidelmann "" 61. Rundwirkstuhl für Ringelwaare;
von Woller 62. Rundstrickmaschine; von Kelley *62. Rundstrickmaschine
für melirfadige Musterwaare; von Stephan ** 63. Rundstrickmaschine für
doppelfadige Schlauchwaare; von CarroU * 64. Lamb'sche Strickmaschine
für Doppelrandwaare ; von Sander und Gratf und von Grosser* 64. Lamb-
sche Strickmaschine für Schlauchwaare; von Grosser * 66. Strickmaschine
mit mechanischem Minderapparat; von Wilcomb*66. Verfahren zur Her-
stellung von Plüsch auf der Larab'schen Strickmaschine; von Seyffert und
Donner * 67.
Wismnth. S. Hüttenwesen 17. 110. Trennung des — s von Silber, Gold und
Blei 226. Abtrennung des Kupfers und anderer Metalle von — 227.
Wollschmelzöle. Analyse der — ; von Horwitz 29.
Würze. S. Bier 461.
z.
Zeigerwage. Rockes — * 305.
Zeigerwerk. — für elektrische Messungen 46.
Zersetzung. Ueber die — der FettstolTe beim Erhitzen unter Druck ; von
C. Engler und S. Seidner 515. 572.
Zerstäuber. S. Erdölkraftmaschine » 496.
Zierstich. Nähmaschine* 394.
Zinkchlorid. — zum Imprägniren des Holzes 234.
624 Sachi-egislei- Bd. '^Tl.
Zinkschauui. S. Hüttenwesen 116.
Zinn. Trennung des — es von Antimon 'Z'l'i.
/irkonlicht. S. Ausstellung 4ü2.
Zncker. Ueber Fortscliritte in der Stärke-, De.xtrin- und Trauben — l'abrikation;
von Brosslcr 1 85. 51'i.
d) Stärke — Ibö. Darstellung desselben aus Topinambur. Untersuchungen
von Petermann-Gembloux 185. Verfahren von Champy und fils 185.
e) Maltose und Maltosesj'rup. Anregung Dubrunt'aiit's. Stutzer über den
Stand der Industrie 186. Brunn's Gewinnung von llaltosekörpern 186.
Bondonneau's und Foret's Apparat zur Gewinnung von — aus Stärkemehl
haltigen Pllanzen 187. 1) Dextrin. Schumann's Gummi ähnliches De.\tnn.
Gummiartiger StolT von Liebermann 188. Slärkebestimmung in Getreide-
körnern; von llonheim 188. Stärke- und — bestimmung in Futterstoffen;
von Ladd 188. Zusammensetzung der Jodstärke; von Seyl'ert 188. Desgl.
von Mylius 189. Formel für Stärke; von Dal'ert 189. Reindarstellung
des Stärke— s 512. Fabrikmälsige Darstellung des Trauben — s bez. des
Rohr — s; von Seyberlich 51Ü. Vortheile des Verfahrens 514.
— Neuere Verfahren und Apparate für — fabriken; von Stammer* 266.
Versuclie über Gemenge von — und Cement*266. Gewinnung und
-Verbrauch 269. Kalisalze als Dünger fiir — rüben; von Quasthoff 270.
Eisenvitriol als Beidünger 271. Drehungsvermögen der Lävulose; von
Herzfeld, Honig und Jesser 271. Kryslallisatinn der Füllmassen; von
Bock 271. Wirkung der Knochenkohle bezüglich des Polarisations-
instrumentes; von Bauer 272. Untersuchung Trauben — haltiger Nahrungs
mittel bei vorhandenem Dextringehalte 273. Diffusionsverfahren bei der
Verarbeitung des — rohres 275. Rübengewinnung in Yesso 275. Ge-
fährdung des — baues durcli die Serehkrankheit 277. Gewinnung des
Strontianites " 277.
Zuckerbestimmaug. — durch alkoholische Gähruug 372.
Zuckerrohr. Verarbeitung des — es durch das Diffusionsverfahren 275.
ZOudapparat. Gelingsheim's elektromagnetischer — * 319.
Zündhölzer. — * 97.
Znsaninieudriickbarkeit. — der Gase, Sauerstoff u. s. w. 183.
A n m e r k u n ;
Im Namenregistiir sind die beiden Namen: ö/ön/u;i<i statt Grünland, Schuvle
Statt SehugUr berichtigt.
Tsrlag der J. G. Cotta'icben Buchhaadlunf; in Stuttgart.
Dnick von Gebrüder Kröner in Stuttgart
Atlas
zu
liniilrfü pli|t(il)nifi|rnt louinal.
Band 271.
(S i e b e n z i u s t e r Jahrgang.)
Jahrgang 1889.
Enthaltend 30 lithographirte Tafeln.
Stuttgart.
Verlag der J. G. Cotta'sclien Bnchliandlung Nachfolger.
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