Skip to main content

Full text of "Dingler's polytechnisches Journal"

See other formats


^•>''  'afv 


t 


aii|F  i.  B.  ItU  IGibrarö 

PiBffC 

h 

^I^^T 

Iw; 

Nortl]  (Carolina  &tatf  Inmpratta 

T3 

D5 

V.271 

1889 

^ 


ÄBTOIIWEBKEB 


THIS  BOOK  MUST  NOT  BE  TAKEN 
FROM  THE  LIBRARY  BUILDING. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2010  witli  funding  from 

NCSU  Libraries 


littp://www.arcliive.org/details/dinglerspolytecli271augs 


Diiigiefs 


Unter  Mitvvirkiinoj  von 


Professor  Dr.  C.  Eugler  in  Karlsruhe 


lieraiiso-egeben   von 


'Ingenieur  A.  Bollenberg  und  Docent  Dr.  H.  Käst 


Sechste  Reihe.     Eimiiulzwaiizicster  Rand. 


lahrgnng  1880. 


Mit   l"i;i  in  den  Text  gerliiiekten  und  3(1  'l'aleln   Abbildungen. 


Stuttgart. 

VerlBd  der  .1.  U.  Colin  sclien   HiiehliandliMii;  Nnehlbkrer. 


Dingier's 

^nliltatiaiMte  Jannial. 

Unter  Mitwirkung  von 

Professor  Dr.  C.  Engler  in  Karlsruhe 
herausgegeben  von 


Ingenieur  A.  Hollenberg  und  Docent  Dr.  H.  Käst 

in  Stuttgart.  In  Karlsruhe. 


Jahrpng  1889. 


Mit  123  in  den  Text  gedrucitten  und  30  Tafeln  Abbildungen. 


Stuttgart. 

Verlag  der  J.  G.  Cotta'schen  Buchhandlung  Nachfolger. 


Oruck  von  Uebrüder  Kiöiiei  in  i^luUgatt. 


Inhalt  des  zweihunderteinundsiebenzigsten  Bandes. 

(1889.) 


Abhandlungen,  Berichte  u.  dgl.  S.  1.  49.  97.  145.  193.  241.  289.  337.  385.  433. 
481.  529.  577. 

Kleinere    Mittheilungen    S.  44.  94.  144.  190.  239.  287.  383.  428.  477.  527.  593. 
Namen-  und  Sachregister  des  271.  Bandes  von  Dingler's  polytechn.  .Journal  S.  597. 


Schreibweise  chemisolier  Formeln  und  Bezeichnung  der  Citate. 

Um  in  der  Schreibvveise  der  chemischen  Formeln  Verwechslungen  möglichst 
zu  vermeiden  und  das  gegenseitige  Verständnil's  der  neuen  und  alten  Formeln 
zu  erleichtern,  sind  die  alten  Aequivalentformeln  mit  Cursiv-  (schräger)  Schrift 
und  die  neuen  Atomformeln  mit  Antiqua-  (stehender)  Schrift  bezeichnet.  (Vgl. 
1874  212  145.) 

Alle  Dingler's  polytechn.  Journal  betreffenden  Citate  werden  in  dieser  Zeit- 
schrift einfach  durch  die  auf  einander  folgenden  Zahlen:  Jahrgang,  Band  (mit 
fettem  Druck)  und  Seitenzahl  ausgedrückt.     *  bedeutet:    Mit  Abbild. 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen. 

Patentklasse  38.    Mit  Abbildungen  auf  Tafel  I  und  i. 

Sägemaschinen. 

In  amerikanischen  Holzschneidereien  macht  sich  neuerdings  das 
Streben  bemerkbar,  die  Hilfe  der  Dampfkraft  zur  Bewältigung  der 
vielfachen  Nebenarbeiten  beim  Zertrennen  der  Blöcke,  wie  z.  B.  das 
Verladen,  Aufbringen  auf  die  Blockwagen  u.  s.  w.,  nach  Möglichkeit 
zu  benutzen.  Es  wird  sogar  der  Vorschub  des  Blockwagens  gegen  die 
Sägemaschine  mit  Hilfe  einer  direkt  wirkenden  Dampfmaschine  vor- 
gesehlagen, wohl  die  äufserste  Grenze  in  der  Benutzung  einer  Dampf- 
maschine. Die  folgenden  Mittheilungen  über  die  angedeuteten  zweifel- 
los interessanten  Neuerungen  entnehmen  wir  einer  Abhandlung  von 
L.  U.  Ransome.,  welche  in  den  Minutes  of  Proceedings  of  the  Iiistilution 
of  Civit-Engineers.,  Vol.  XC,  abgedruckt  ist  und  auszüglich  in  der  Revue 
generale  des  machines-outiles.,  1888  *S.  10,  wiedergegeben  ist.  Die  be- 
.sprochene  Anlage  soll  in  Saginaw,  Staat  Michigan  der  Vereinigten 
Staaten,  ausgeführt  und  im  Betriebe  sein. 

Das  zu  verarbeitende  Holz,  meist  Fichte,  wird  in  Blöcken  zur 
Sägemühle  herangeflöfst  und  in  einem  besonderen  Wasserbecken  ge- 
lagert. Aus  letzterem  werden  die  Blöcke  in  einen  geschlossenen  Kasten 
gestofsen,  aus  welchem  sie  mittels  eines  Förderwerkes  (endloses  mit 
Haken  versehenes  Band)  in  das  obere  Stockwerk  des  SägemUhlen- 
gebäudes  geschafft  werden.  Die  Blöcke  gelangen  in  die  Gabel  eines 
eigenartig  gestalteten  Hebels  (Fig.  1),  welcher  von  dem  Kolben  einer 
um  Bolzen  c  schwingbaren  Dampfmaschine  b  so  herumgeworfen  werden 
kann  (siehe  die  punktirt  gezeichnete  Lage),  dafs  der  Block  auf  der  ge- 
neigten Ebene  d  nach  rechts  oder  links  fortrollt.  Der  Hebel  wird 
durch  Gegen  wicht  stets  wieder  in  seine  Mittellage  zurückgeführt,  um 
einen  neuen  vom  Förderwerke  kommenden  Block  aufzunehmen.  Die 
Steuerung  der  Dampfmaschine  b  erfolgt  mittels  eines  Hebels,  den  ein 
auf  der  Plattform  stehender  Arbeiter  entsprechend  verstellt.  Letzterer 
hat  auch  einen  zweiten  Hebel  c  (Fig.  2)  zur  Hand,  durch  welchen  der 
in  letzterer  Abbildung  erkennbare  Apparat  zur  Fortschaffung  des  letzten 
Blockes  von  der  Plattform  d  auf  den  Vorschubwagen  f  (Fig.  1  und  2) 
der  Sagemaschinen  in  Thätigkeit  gesetzt  wird.    Um  den  Block  auf  den 

Dingler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  1.  1889(1.  1 


2  Neuerungen  an   UulzbearljeiUingsuiasoliinen. 

Wageu  zu  schalleu,  wird  der  iiiil  Greit'klaueu  besetzle  Arm  3,  welclier 
durch  ein  Hebelsystem  von  den  Üamprcyliudein  /i  »  aus  bewegbar  ist, 
in  die  punktirte  Laj;e  der  Fig.  2  hinter  den  Block  gebracht,  so  dal's 
letzterer  bei  Vorausbeweguug  des  Armes  g  nach  rechts  auf  die  Wagtii- 
plattiorin  gegen  den  Blockhalter  k  geworfen  und  hier  festgehalten  wird. 

Die  auf  bchieneu  laufenden  Blockwageu  f  sind  für  sämmtliche  in 
der  Mühle  vorliandeueu  Sagemaschinen  gleichartig  gebaut,  so  dafs  sie 
für  jede  Säge  passend  verwendbar  sind. 

Unsere  Quelle  gibt  an,  dafs  der  in  Fig.  2  dargestellte  Apparat  die 
Ueberladung  und  Aufspannung  eines  Blockes  von  S™  Länge  und  0"',t) 
Durchmesser  in  4  Secundeu  bewirke. 

Fig.  3  und  4  zeigen  den  Block  mit  seinem  Wageu  hinler  einer 
Bandsäge  liegend.  Diese  Abbildungen  erläutern  auch  eine  Anordnung 
zum  direkten  Vorschübe  des  Blockwagens  mittels  einer  Dampfmaschine. 
Hinter  der  in  einem  Thurmgestelle  angeordneten  Bandsäge  liegt  ein  sehr 
langer  Dampfcyliuder  /,  dessen  Kolbenstange  m  am  vorderen  Ende  niil 
dem  Blockwagen  f  verkuppelt  wird.  Ein  Hub  des  Dampfkolbens  wird 
somit  den  Blockwagen  durch  die  Bandsäge  ziehen.  Zur  Steuerung  des 
Vorschubdarapfcylindcrs  l  dient  der  Hebel  n,  welcher  den  Danipfzulal:» 
bei  0  beeintlufst. 

Wenn  es  auch  sehr  angenehm  ist,  dafs  mittels  des  Hebels  n  der 
Vorschub  seiner  Gröfse  nach  sehr  handlich  eingestellt  und  geregelt 
werden  kann,  so  ist  es  doch  sehr  fraglich,  ob  gerade  der  Dampf  nament- 
lich für  langsamen  Vorschub  langer  Stämme  das  geeignete  Kraft- 
mittel ist. 

Die  Bandsägerolleu  haben  hölzerne  Kränze  mit  Gummibelag  oiine 
Bordrand.  Als  Gegenhalt  für  die  Bandsäge  dienen  demnach  ausschliefs- 
lich  die  am  Gestelle  der  Bandsäge  \erschiebbaren  KUckenführuugen. 
Die  Bandsägerollen  schwanken  im  Durchmesser  zwischen  2,4  und  2"'. 7: 
sie  haben  meist  20Ü">'"  Kranzbreite,  und  sind  ihre  Achsen  gewöhnlich 
3"',G  von  einander  entfernt.  Interessant  ist  der  Umstand,  dafs  die  doppel- 
seitige Lagerung  der  Bandsägerollen  als  selbst\erständlich  angenommen 
wird.  Die  Bandsägerollen  erhalten  gegen  300  Umdrehungen  in  der 
Minute,  so  dafs  die  Säge  eine  Geschwindigkei(  von  rund  2300"'  haben 
würde. 

Für  jede  dieser  grofseu  Band.sägeu  ist  eine  besondere  Dampf- 
maschine zum  Betriebe  vorgesehen.  Dieselbe  soll  (iS  indicirle  Pferd 
leisten  müssen. 

Die  Bandsäge  vertritt  in  amerikanischen  Sägemühlen  vollständig 
unsere  Gatter.  Die  Bandsäge  soll  dort  fast  ausschliefslieli  zum  Bretler- 
schneiden  verwende!  werden  und  zwar  da,  wo  Werth  auf  möglichsl 
geringen  Schuiltverluat  gelegt  wird.  Wo  keine  Sparsamkeit  nöthig  ist, 
findet  sich  in  gröfster  Ausdehnung  die  Kreissäge  zum  Bretterschueideu. 
Letztere  wird  gewöhnlich  nicht  über  1"',8  Blattdurchme.sser  genommen, 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  3 

so  dal's  noch  Blöcke  mit  750"""  Durchmesser  durch  dieselbe  geschnitten 
werden  können.  Sind  stärkere  Blöcke  zu  Äcrtreuneu,  so  verwendet 
man  über  diesem  grolsen  Sägeblatte  in  gleicher  Ebene  ein  zweites 
kleineres  Sägeblatt,  so  dal's  der  Block  von  oben  und  unten  gleichzeitig 
in  derselben  Ebene  durchschnitten  wird. 

Es  wird  in  unserer  Quelle  angegeben,  dal's  solche  Kreissägen  einen 
Schnittverlust  von  24  Proc.  liefern  gegenüber  11  Proc.  Schnittverlust 
der  Bandsäge. 

Die  Betriebsdampt'maschine  einer  Doppelkreissäge  mit  Blättern  von 
1"',8  und  0™,7  Blattdurchmesser  soll  die  ungeheure  Kraft  von  154  in- 
dicirten  Pferd  zum  Betriebe  zu  erzeugen   haben. 

Eine  Blockbandsäge  von  Uaigli  und  Co.  in  Üldhani,  welche  in 
Industries.^  1888  *  S.  185,  beschrieben  und  abgebildet  ist,  zeigt  im  Wesent- 
lichen die  gleiche  Anordnung  wie  die  durch  Fig.  3  dargestellte  Säge. 
Auch  hier  sind  die  Bandsägerollen  zweiseitig  gelagert.  Während  je- 
doch nach  bewährter  Art  bei  der  Bandsäge  Fig.  3  die  obere  Sägerolle 
wesentlich  leichter  gehalten  ist,  als  die  untere,  sind  hier  beide  Bollen 
gleich  schwer  ausgeführt;  auch  ist  der  hierdurch  bedingte  Uebelstand 
nicht  etwa,  wie  dies  mehrfach  von  deutschen  Fabrikanten  beliebt  war, 
durch  Anordnung  einer  Bremse  ausgeglichen.  Die  Bandsägerollen,  deren 
obere  einstellbar  und  elastisch  gelagert  ist,  sind  ebenfalls  ohne  Band 
ausgeführt.  Als  Küekenführungen  für  die  Bandsäge  dienen  Stahlrolleu. 
Der  Vorschub  wird  durch  ein  Zahngetriebe  bewirkt,  dessen  Zahnstange 
unter  dem  Blockwagen  liegt. 

Von  A.  Ransome  [und  Comp,  in  Chelsea  wird  einer  Meldung  in 
The  Engineer.,  1888  *  S.  284,  zu  Folge  nach  Mouw's  Patent  die  folgende 
Führung  für  Bandsägenblätter  angewendet.  Die  Bandsäge  läuft,  um 
seitliche  Erschütterungen  und  Ausweichungen  des  Blattes  zu  vermeiden, 
zwischen  zwei  verhältnifsmäl'sig  breiten  harten  Stahlstücken,  welche 
mit  möglichst  geringem  Spielräume  dicht  au  dem  Blatte  anliegen,  so 
dafs  dieses  eben  und  ohne  Reibung  hindurchlaufen  kann.  Als  Kücken- 
führung dient  ein  harter  Stahlblock.  Die  beiden  Seitenblöcke  sind  in 
einem  Gehäuse  durch  Schrauben  fein  einstellbar. 

Von  der  Sächsischen  Kardätschen-.^  Bürsten-  und  Pinselfabrik  Ed.  Flem- 
ming  und  Comp,  in  Schönheide  i.  S.  (*D.  R.  P.  Nr.  42445  vom  21.  Mai 
1887)  werden  Sehnittspalter  hinter  dem  Sägeblatte  augewendet,  um  dem 
Schnittmateriale  und  den  abgetrennten  Stücken  eine  Führung  zu  geben. 
Naturgemäfs  erhalten  diese  Schnittspalter  nur  bei  mehrfachen  Sägen, 
also  Gattern,  irgend  eine  Bedeutung.  Interessant  ist  die  in  der  Patent- 
schrift angedeutete  Form  des  Bandsägenscheibenkranzes.  Während 
letztere  nämlich  bisher  immer  gerade  gehalten  und  meist  mit  einem 
Rande  zur  Verhinderung  des  Ablaufens  der  Säge  versehen  wurde,  ist 
hier  der  Rand  nach  Art  der  Riemenscheiben  gewölbt  hergestellt.  Dafs 
sich  dieses  für  Kftmenscheibeii   hewährif  Mittel  tmcti   zur  X^M-biiideruDü; 


4  Neiieiiiiigeii  an  Holzbearbeitiingsmascliiiien. 

des  Alllaufens  der  Bandsäge  brauchbar  erweisen  wird,  ist  nicht  anzu- 
nchmon,  weil  die  Bandsäge  einen  seitlichen  Druck  auszuhalten  hat, 
welcher  ein  Abschieben  sicher  bewirken  wird. 

Eine  Umkehrung  des  Arbeitsganges  der  Bandsäge  erzielt  G.  Stephan 
iu  Riegel,  Baden  f*!)- R- P.  Nr.  45123  vom  10.  April  1888),  welcher 
den  Sägeblock  festlagerl  und  die  Bandsäge  gegen  denselben  vorschiebt. 
Die  bezügliche  Anordnung  ist  in  Fig.  5  dargestellt. 

Das  halbkreisförmige  gufseiserne  Gestelli4  mit  den  beiden  Rollen  Ä|  H21 
sowie  die  kleinen  Leitrollen  r,  ruht  auf  den  beiden  Wagen  ilf,  AI2, 
welche  sich  mittels  der  Rollen  /  auf  den  Schienen  D  fortbewegen 
können.  Die  Bandsäge  wird  von  einer  Kettenrolle  mittels  (ro/f scher 
Kette  auf  Rolle  c,  von  der  Hand  oder  durch  eine  kleine  Locomobile, 
■welche  auf  Wagen  M-i  gestellt  wird,  betrieben.  Die  Rollen  /  der 
beiden  Wagen  werden  durch  die  beiden  Wurmgetriebe  ic  langsam  ge- 
dreht: die  Wellen  »in^,  auf  welchen  die  Schnecken  des  Wurmgetriebes 
befestigt  sind,  werden  mittels  endloser  Kette  /(,  welche  über  die  Rollen  f 
gelegt  ist,  angelrieben,  und  zwar  von  zwei  Stufenscheiben.  Durch  Ver- 
legen des  Riemens  auf  die  verschiedenen  Stufen  kann  das  Fortschreiten 
des  ganzen  Ajiparates  vergröfsert  oder  vermindert  werden. 

Der  zu  schneidende  Klotz  F  ruht  auf  den  Traversen  H^  welche 
auf  dem  feststehenden  Gestelle  G  mittels  der  Schraubenspindeln  ;  zu 
gleicher  Zeil  gehoben  oder  gesenkt  werden  können,  und  zwar  dadurch, 
dafs  die  auf  den  Spindeln  sitzenden  Kettenräder  mittels  einer  um  letz- 
tere gelegten  Gelenkkette  mit  einander  gedreht  werden.  Durch  diesen 
letzteren  Mechanismus  kann  der  Klotz  nach  jedem  Schnitte  parallel 
mit  seiner  anfänglichen  Lage  je  nach  der  Dicke  der  herzustellenden 
Schnittwaaren  gehoben  werden. 

Damit  das  Bandsägeblatt  von  den  thcilwcise  abgetrennten  Bohlen 
nicht  geklemmt  werde,  .sondern  immer  flott  bleibe,  tragen  die  beiden 
verlängerten  Zapfen,  auf  welchen  die  Rollen  f^f,^  sich  drehen,  eine 
etwa  Snii"  dicke  Stahlschiene  :  (Spaltkeil),  welche  in  dem  Sägeschnitte 
mitläuft  und  .so  die  getrennten  Theile  von  einander  hält. 

Zum  Zerlegen  von  Stämmen  der  Quere  nach,  wie  auch  zum  Fällen 
von  Bäumen,  bringt  die  Firma  F.  Arhey  et  ßs  in  Paris  eine  neue 
Form  ihrer  direkt  wirkenden  Stofssäge  in  den  Handel  (vgl.  Annale» 
iiuhiflrietle»^  1888  *S.  317).  Ein  kleiner  Dampfcylinder,  dem  der  Dampf 
von  einer  Locomobile  durch  einen  Schlauch  zugeführt  wird,  liegt  um 
einen  Zapfen  drehbar  in  einem  Gestelle,  welches  an  dem  zu  fällenden 
oder  abzuschneidenden  Baumstamme  befestigt  wird.  Die  Kolbensfange 
läuft  in  die  Stofs.säge  aus,  deren  hinteres  Querhaupt  an  zwei  vom 
Cyliuder  au.sgehenden  Stangen  geführt  wird.  Die  Säge  wird  vom  Dampf- 
kolben hin  und  her  gezogen,  schneidet  aber  nur,  wenn  der  Kolben  die 
Säge  zieht.  Je  tiefer  die  Säge  in  den  Stamm  eindringt,  desto  mehr 
mufs  der  Damjifeylinder  um  seinen  Zapfen  verstellt  werden.     Das  Ge- 


Keuerungeii  an  Holzbearbeiturgsmascliinen.  5 

wicht  der  gesammten  Sägemaschine  soll  etwa  200'^  betragen,  so  dals 
diese  zu  Arbeiten  im  Walde  recht  gut  verwerthbar  scheint. 

W.  t.  Uickard  in  London  C*D.  R.  P.  Nr.  43043  vom  22.  September 
1887)  bringt  eine  Quersäge  in  Vorschlag,  bei  welcher  eine  Seitengatter- 
säo-e  welche  an  dem  zu  fällenden  Baumstamme  durch  Klauen  am  Ge- 
stelle festgeklemmt  wird,  in  letzterem  hin  und  her  gezogen  und  dabei 
allmählich  gegen  den  Stamm  vorgeschoben  wird. 

Ein  eigenartiger  Antrieb  für  transportable  Horizontal-Gattersägen 
wird  von  H.  W.  Bulzke  in  Berlin  (*■  D.  R.  P.  Nr.  43  792  vom  19.  No- 
vember 1887)  vorgeschlagen. 

Nach  dieser  Construction  werden  die  zwei  Fiügelstangen  A  und  B 
(Fig.  6)  durch  die  Kurbelscheibe,  die  durch  den  Rahmen  D  getragen 
wird,  getrieben,  so  dafs  der  Sägerahmen  bei  seinem  Hin-  und  Hergänge 
stets  gezogen  wird.  Damit  sich  die  Flügelstangen  drehen,  ist  das 
Zwischengelenk  F  eingeschaltet,  so  dafs,  wie  Fig.  7  zeigt,  die  Flügel- 
stangen ah  und  crf,  die  Stellungen  o,  6,  und  c^d^^  ferner  a^b.,  und  c.jrf^, 
sowie  0363  und  c^d,^  einnehmen  können. 

Durch  diese  Anordnung  wird  erreicht,  dafs  ein  neben  der  Säge 
auf  besonderem  Fundamente  liegendes  Vorgelege  nicht  nothwendig  ist, 
sondern  dafs  das  Vorgelege  bezieh,  die  Kurbelscheibe  direkt  in  dem 
Sägerahmen  gelagert  wird,  auch  dafs  anstatt  der  gegenwärtig  ange- 
wendeten schweren  Flügelstange,  die  auf  Zug  und  Stofs  in  Anspruch 
genommen  wird,  zwei  viel  leichtere  Zugstangen  angewendet  werden 
können,  die  nur  auf  Zug  in  Anspruch  genommen  werden,  wobei  die 
Massenwirkung  bei  einer  schnellen  Bewegung  erheblich  vermindert  und 
ein  Zerdrücken  der  Flügelstangen  nicht  vorkommen  wird. 

Die  zum  Bretterschneiden  vielfach  benutzten  Horizontalgatter  haben 
meist  nur  ein  Sägeblatt.  Um  die  hierdurch  bedingte  geringe  Leistungs- 
fähigkeit zu  erhöhen,  wird  die  Säge  entweder  doppelschneidig  ein- 
gerichtet, so  dafs  sie  nach  beiden  Richtungen  schneiden  kann,  oder  es 
werden  zwei  Sägen  in  die  Halter  eingespannt.  Die  zu  letzterem  Be- 
hüte vorgeschlagenen  Doppelsägehalter  werden  durch  die  Anordnung 
von  Schulze  und  Schramm  in  Wendisch-Buchholz  ("""D.  R.  P.  Nr.  43964 
vom  11.  Oktober  1887)  zur  Aufnahme  von  drei  Sägeblättern  ein- 
gerichtet. 

Der  für  die  Aufnahme  der  Sägeblätter  bestimmte  Rahmen  ist  aus 
dem  Mittelstücke  a,  und  den  Seiteutheilen  b  und  c  gebildet  (Fig.  8),  und 
erfolgt  dessen  Antrieb  von  dem  am  Mittelstücke  angebrachten  Zapfen  d 
aus,  an  welchen  die  Pleuelstange  e  angreift.  Die  Seitentheile  b  und  c 
tragen  unterhalb  des  Mittelstückes  a  das  Sägeblatt  /",  welches  durch  die 
die  Seitentheile  oberhalb  des  Mittelstückes  verbindende  Zugstange  g  an- 
gezogen und  gespannt  werden  kann.  Die  Aufhängung  oder  Führung 
dieses  Rahmens  erfolgt  in  bekannter  Weise. 

Zur  Aufnahme   weiterer   zwei  Sägeblätter  /■,  /jj    dienen   die  um  das 


tj  Neuerungen  an  llolibearlieiliingsmaschinen. 

Mitlelstück  a  greifenden  Arme  //,  an  welchen  auch  wieder  unterhalb 
<\en  Mittelstückes  a  die  Sägeblätter  zweckentsprechend  befestigt  sind, 
während  ein  Anziehen  derselben  durch  die  auf  der  Zugstange  g  an- 
geordneten Muttern  ii  unabhängig  vom  Sägeblatte  f  erfolgen  kann. 

Die  Arme  h  sind  am  unteren  Ende  durch  die  die  Sägeblätter  tra- 
genden Bolzen  /,  am  oberen  Ende  durch  die  Schrauben  mm  mit  ein- 
ander verbunden.  Als  Stützpunkt  für  die  Arme  /(  beim  Spannen  der 
Sägeblätter  f^  f,  dienen  die  die  Seitentheile  h  und  c  und  Arme  h  um- 
fas.senden  Flacheisenstücke  o  o,  welche  einerseits  durch  die  au  den  Stirn- 
wänden befestigten  Auflager  pp^  andererseits  mittels  der  durch  das 
Mittelstück  a  hindurchgehenden  Haken.schrauben  qfj  in  ihrer  Stellung 
erhalten  werden. 

Das  Spannen  des  Sägeblattes  f  erfolgt  mittels  der  Muttern  rr  und 
das  der  Sägeblätter  f^f.,  mittels  der  Muttern  ii.  Damit  die  letzteren 
trotz  der  beim  Spannen  erfolgenden  Stellungsänderung  der  Arme  h 
immer  ihre  volle  Auflagefläche  behalten,  sind  U-formige  Unterlags- 
.stücke (  mit  gekrümmter  Auflagefläche  für  die  Arme  angeordnet. 
Die  U-Forni  wurde  gewählt,  damit  die  Arme  .sieb  beim  Anziehen  nicht 
.seitlich  aus  einander  geben  können. 

Zur  Führung  krummer  Blöcke  für  Sägegatter  bringt  A.  E.  Tidhlad 
in  Stockholm  (*D.  R.  P.  Nr.  43060  vom  13.  Oktober  1887)  die  in  Fig.  9 
dargestellte  Ausführung  in  Vorschlag. 

Das  Sägeholz  ruht  auf  den  zwei  Laufwagen  /,,  deren  jeder  eine 
sich  durch  Zug  sehliefsende  und  das  Holz  fassende  Zange  trägt.  Die 
Laufbahn  Ä,  welche  durch  zwei  gegen.seitig  durch  Flacheisen  ver- 
steifte Eisenbahnschienen  .<  gebildet  ist,  besteht  aus  einem  links-  und 
rechts.seitigen  Theile,  deren  jeder  um  einen  im  Gattermittel  oder  nächst 
demselben  angebrachten  Zapfen  in  wagerechter  Ebene  drehbar  ist 
und  hierbei  mit  den  Laufrollen  r  auf  den  kreisförmig  gebogenen  Schienen  /; 
läuft.  An  jedem  Theile  der  drehbaren  Laufbahn  ist  bei  I)  die  Dreh- 
vorrichtung  angebracht.  Dieselbe  besteht  aus  einem  Zahnrädchen,  das 
in  den  mit  Laufschienen  verbundenen  Zahnbogen  h  eingreift  und  durch 
eine  Sperrklinke  festgehalten  werden  kann.  Durch  Drehung  des  Zahn- 
rädchens, z.  B.  mittels  eines  Schlüssels,  also  durch  entsprechende 
Wendung  des  Laufwagen.s  und  des  auf  diesem  ruhenden  Baumstammes, 
ist  man  in  der  Lage,  den  Sägeschnitt  immer  parallel  der  Holzfaser 
zu  führen. 

Zur  Erzielung  eines  Vorschubes  für  Vollgatter  derart,  dafs  die  Zu- 
schiebung  des  Holzes  erst  nach  einem  bestimmten  Anhübe  des  Rahmens 
erfolgt  und  gleichzeitig  dem  Mafse  des  Vorschubes  entsprechend  der 
Vorhang  der  Sägen  stattfindet,  hat  J.  Tille  in  Prag  (*D.  R.  P.  Nr.  42773 
vom  20.  Februar  1S87)  die  in  Fig.  11  bis  18  dargestellte  Einrichtung 
getroffen. 

Ein  freies  Aufsteigen   des  Sägeblattes   wird   selbst   dann   nicht    er- 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  7 

reicht,  wenn  der  Busen  dem  Zuschube  gleich  oder  kleiner  ist,  aber  das 
Holz  gleich  beim  Anfange  des  Aufsteigens  des  Rahmens  zugeschoben 
wird.  Um  ein  ungehindertes  Aufsteigen  zu  erreichen,  mufs  vielmehr 
der  Rahmen  zuerst  angehoben  werden,  ohne  dafs  das  Holz  sich  bewegt, 
was  hier  als  „das  Nacheilen'''  des  Holzes  bezeichnet  wird.  Dieser  Grund- 
satz ist  aus  den  Diagrammen  Fig.  11,  12,  13  und  14  zu  ersehen,  in 
welchen  die  relativen  Wege  der  Zahne  im  Holze,  d.  h.  die  Bahnen, 
welche  die  Zahnspitzen  be.schreiben,  dargestellt  sind.  Es  sind  hier  vier 
Fälle  dargestellt,  und  zwar  so,  dafs  der  Höhenunterschied  zwischen  1" 
und  1',  2"  und  2'  u.  s.  w.  den  senkrechten  Hub,  und  die  Länge  1"  1, 
2"  2  u.  s.  w.  das  wagereehte  Zuschieben  für  jeden  Hub  vorstellen;  die 
Holzdicke  ist  überall  gleich  gi-ofs  gedacht.  Das  Diagramm  Fig.  11  ver- 
sinnbildlicht das  Schneiden,  wenn  das  Zuschieben  beim  Aufgange  des 
Rahmens  gröfser  ist  als  das  Mals  des  Ueberhängens  auf  die  Hubhöhe 
des  Busens;  Fig.  12  tritt  ein,  wenn  das  Zubringen  dem  Busen  gleich 
ist,  in  beiden  Fällen  jedoch  mit  der  Voraussetzung,  dafs  es  kein  Nach- 
eilen gibt,  d.  h.  dafs  die  Zuschiebung  des  Holzes  gleich  mit  dem  An- 
hübe des  Rahmens  beginnt.  Man  ersieht  hieraus,  dafs  hier  bei  dem 
Aufgange  des  Blattes  zuerst  eine  Partie  Holz  mitgenommen  werden 
mufs,  dafs  die  Säge  daher  keinesfalls  frei  hinaufsteigt.  Selbst  in  dem 
Falle  Fig.  12,  welcher  in  der  Regel  als  das  Ideal  eines  guten  Schnittes 
gilt,  müssen  zuerst  die  zwischen  den  einzelnen  Zähnen  herausstehenden 
Stufen  abgerissen  werden,  indem  die  Zähne  die  relative  Richtung  7 — 1 
beim  Aufgange  befolgen.  Dieser  Naehtheil,  welcher  die  unruhige  Lage 
des  Holzes  zur  Folge  hat,  bedingt  die  bisher  angewendeten  spitzen,  in 
der  Rücken-  und  Stirntläche  geschärften  Zähne,  um  das  Durchdringen 
der  Zähne  beim  Aufgange  zu  ermöglichen. 

Aus  dem  Diagramme  Fig.  13  ist  ersichtlich,  dafs,  falls  der  Aufgang 
frei  geschehen  soll,  das  Sägeblatt  bei  in  der  Spitze  erweiterten  Zähnen 
wenigstens  um  eine  Zahntheilung  (bei  geschränkten  Zähnen  um  zwei 
Zahntheilungen)  angehoben  werden  mufs,  bevor  das  Holz  zugeschoben 
wird.  In  Wirklichkeit  beträgt  dieses  Nacheilen  des  Holzes  mehr,  weil 
es  nützlich  erscheint,  die  Lücken  zwischen  Holz  und  Zahnspitzen  grofs 
genug  zu  halten,  um  genügenden  Raum  für  das  Ausfallen  der  Säge- 
späne zu  bekommen. 

Das  Sägen  nach  Art  des  Diagrammes  Fig.  13  geschieht  bei  der  in 
Fig.  15  angegebenen  Stellung  derart,  dafs  das  Holz  plötzlich  und  erst 
dann  in  wagerechte  Bewegung  gelangt,  wenn  die  Zähne  bereits  ange- 
hoiien  sind,  und  dafs  dann  die  Wagerechtzuschiebung  des  Holzes  auf- 
hört, wenn  der  Gatterrahmen  in  seiner  höchsten  Lage  angelangt  ist. 
^"(ln  dem  üblichen  Zuschiebungsmechanismus  unterscheidet  sich  der  hier 
gemeinte  dadurch,  dafs  das  Holz  mit  Nacheilung  zugeschoben  wird. 

Das  Sägen  nach  Art  des  Diagrammes  F'ig.  14  geschieht  bei  der  in 
Fig.  Ifi    angegebenen    Stellung    derart,    dafs    zwar    die    oben    erklärte 


8  Neueruiij;eii  an  Holzbfarbeitungsmascliiiien. 

Nacheilung  ebenfalls  stattfindet,  jedoch  weder  plötzlich  anfangt  noch 
bei  der  höchsten  Lage  des  Gatterrahmens  aufhört. 

In  beiden  Fallen  ist  x  x,  die  Triebachse,  k  y  die  Pleuelstange  und 
z  die  Sperrradachse.  Die  Sperrradklinke  a  sitzt  am  Hebel  h  s,  welcher 
durch  die  Zugstange  l  seine  hin  und  her  gehende  Bewegung  erhält. 
Der  stellbare  Zapfen  m  befindet  sich  in  beiden  Fälleu  an  dem  um 
Achse  o  schwingenden  Winkelhebel  m  o  n.  Dieser  Hebel  erhält  seine 
Bewegung  in  der  Dispo.sition  Fig.  15  vom  Gatterrahmeu  mittels  der 
Pleuelstange  n »/,  während  in  der  Disposition  Fig.  16  diese  Hebelbewe- 
gung von  der  Kurbel  k  ausgeht  und  durch  den  um  p  drehbaren  Winkel- 
hebel ^pr  vermittelt  wird,  und  zwar  durch  die  Verbindungsstangen /;  r 
und  1/  n. 

In  der  Stellung  Fig.  15  wird  die  Nacheilung  dadurch  erzielt, 
dafs  die  Uebertragung  der  Bewegung  von  m  auf  h  durch  eine  auf  der 
Stange  t  mit  stellbarem  Spiele  verschiebbare  Hülse  h  geschieht,  welches 
Spiel  durch  einen  Anschlag  d  begrenzt  wird.  Beim  Antriebe,  wenn 
sich  Klinke  a  gegen  die  Sperrradzähne  stemmt,  wird  die  Stauge  t  um 
das  vorhandene  Spiel  zuerst  leer  zurückgehen,  bis  Stellschraube  d  (Fig.  17) 
an  /(  anschlägt  und  den  Hebel  h  z  mitnimmt.  Während  dieser  Leergang 
stattfindet ,  muls  durch  die  aufsteigende  Kurbel  k  (Fig.  15)  der  Gatter- 
rahmen bereits  um  mehr  angehoben  sein,  als  im  Diagramme  Fig.  13 
angegeben,   wo  nur  das  geringste  Mafs   der  Nacheilung  gezeichnet  ist. 

In  der  Stellung  Fig.  16  wird  das  Nacheilen  dadurch  erzielt,  dafs 
die  Lage  des  todten  Punktes  der  Stange  kr  (todteu  Punkte  2,  2')  von 
der  Lage  des  todten  Punktes  der  Pleuelstange  ky  (todten  Punkte  1.  1') 
um  den  Nacheilungswinkel   1x2  abweicht. 

Die  Sägezähne  erhalten  eine  Gestalt  nach  Fig.  18.  Jeder  Zahn  er- 
hält einen  steilen  Rücken  ffi^  welcher  von  der  Zahnspitzenlinie  nur 
wenig  abweichen  kann.  Diese  Abweichung  darf  nicht  kleiner  sein  als 
der  gröfste  Busen.  Die  abgenutzten  Zähne  werden  nur  an  der  Stirn- 
fläche gefeilt  und  ist  demgemäl's  die  Zahnspitzenlinie  als  eine  Gerade 
immer  leicht  erhaltbar.  Auch  müssen  die  Zähne  nicht  geschränkt, 
sondejn  können  entweder  nur  an  der  Spitze  oder  im  Rücken  durch 
Stauchen  verbreitert  werden.  Es  können  sogar  im  Rücken  erbreiterte 
Zähne,  in  das  Blatt  eingesetzt,  zur  Anwendung  gelangen. 

Die  Sägen  mit  ungespanntem  Blatte,  sogen.  A/u/ay-Sägen,  welche 
in  Nordamerika  ziemlich  verbreitet  sind  zur  Vornahme  feinerer  Bretter- 
schnitte, während  sie  hieizulaude  nur  gelegentlich  bei  Decoupirsägen 
Benutzung  finden,  haben  durch  M.  D.  Wischker  in  Riga  (*D.  R.  P. 
Nr.  43972  vom  22.  Januar  1888  und  Tec/iniker,  1888  *  S.  80)  eine  Ver- 
vollkommnung erfahren,  welche  in  erster  Linie  auch  nur  für  Decoupir- 
sägen verwert het  werden  soll. 

Das  nur  an  einem  Ende  befestigte,  also  nicht  gespannte  SägeblaK  u 
(Fig.  l!i  und  20)  hat  auf  beiden  Breitseiten  in  der  ganzen  Länge  laufende 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmascliinen.  9 

flache  Hohlkehlen,  so  dafs  das  Sägeblatt  einen  biconcaveu  Querschnitt 
erhält.  Die  Führung-  des  Sägeblattes  erfolgt  oberhalb  wie  unterhalb  des 
Arbeitsstückes  und  ist  wie  folgt  eingerichtet.  Das  Sägeblatt  a  ist  auf 
die  Nase  c  der  durch  eine  Kurbelscheibe  u.  s.  w.  auf  und  ab  bewegten 
Stange  6,  welche  im  Gestelle  d  gelagert  ist,  lose  aufgehängt  und  wird 
so  von  Stange  h  mit  auf  und  nieder  bewegt.  Zu  beiden  Seiten  des 
Sägeblattes  a  bezieh,  der  Stange  b  sind  auf  das  Gestell  d  der  Maschine 
die  Führungsbacken  e  e  aufgeschraubt,  welche  mit  ihren  dem  Sägeblatte 
zugekehrten  abgerundeten  Enden  in  die  Hohlkehlen  des  Sägeblattes 
eingreifen,  so  dafs  das  Sägeblatt  bei  seiner  Bewegung  zwischen  den 
Führungsbacken  gleitet  und  nach  jeder  Richtung  hin  gegen  Verschieben 
geschützt  ist.  Eine  ähnliche  Führung  des  Sägeblattes  befindet  sich 
unterhalb  des  Arbeitsstückes  im  Arbeitstische  /.  In  denselben  sind 
Führungsbacken  eingelassen  und  durch  Schrauben  befestigt,  jedoch  so, 
dafs  die  Backen  eingestellt  werden  können.  Die  dem  Sägeblatte  zuge- 
kehrten Enden  der  Backen  greifen  in  die  Hohlkehle  des  Sägeblattes 
ein  und  sichern  so  das  freistehende  Ende  des  letzteren  gegen  Verbie- 
gung  u.  s.  w.  Die  beschriebene  Führung  eignet  sich  namentlich  für 
Sägeblätter,  die  an  beiden  Seiten  mit  Zähnen  versehen  sind,  welche 
Anordnung  gestattet,  rückkehrende  Krümmungen  und  Ausschnitte  ohne 
vollständige  Drehung  des  Arbeits-stückes  zu  sägen. 

Zu  den  neueren  Schutzvorrichtungen  für  Kreissägen  gesellen  sich 
auch  Apparate,  welche  das  Vorschieben  des  Holzes  durch  direkten  An- 
griff' der  Hand  vermeiden  wollen.  Wie  in  dem  Jahresberichte  1887  für 
Fabriken-Inspektors  für  das  Grofsherzogthum  Hessen  mitgetheilt  wird, 
verwendet  man  in  der  Kistenfabrik  von  Fr.  Moller  in  Offenbach  mit  Er- 
folg das  in  Fig.  21  und  22  dargestellte  Werkzeug. 

Der  Holzstab  a  erfafst  mittels  dessen  eingekerbtem  Ende  das  zu 
schneidende  Holz  und  wird  längs  des  Anschlages  vorgeschoben.  Dieser 
Stab  ist  mit  seinem  anderen  Ende  in  einem  kreuzförmigen  Handgriffe  b  /;, 
aus  Messingrohr  befestigt,  c  ist  ein  der  Form  der  Hand  entsprechend 
gestaltetes  und  gebogenes  Eisenblechstück.  Es  ist  mit  zwei  abgebogenen 
Lappen  dd  am  Theile  b^  des  Handgritl'es  und  mittels  einer  Schraube 
am  Stabe  a  befestigt.  Das  Blech  c  umgibt  die  den  Griff  6,  nmschliefsende 
Hand  des  Arbeiters  und  ist  bei  der  Arbeit  gegen  den  Anschlag  ge- 
richtet. —  In  anderen  Fabriken  wendet  man  zum  Vorschieben  des  Holzes 
statt  eines  Holzstabes  mit  gekerbtem  Ende  einen  zugespitzten  Stahlstab 
an,  weil  damit  das  Holz  sicherer  vorgeschoben  werden  kann. 

Die  Schutzvorrichtung  von  J.  ß.  Schmidt  in  München  (*D.  R.  P. 
Nr.  42712  vom  30.  Juni  1887)  ist  am  verstellbaren  Anschlage  der  Kreis- 
säge so  angebracht,  dafs  sie  in  ihrer  eigenen  Höhe  verstellt  werden 
kann  und  auch  bei  Verstellung  des  Anschlages  stets  in  derselben,  die 
Kreissäge  bedeckenden  Stellung  verbleibt.  Diese  Anordnung  gestatte! 
aber  nicht  nur  diese  beiderseitige  Verstellung,  sondern  ermöglicht  auch 


10  Nvdeniiigeii  an  lli)ii^I)eai'l)eitiingsma!<ciiiiier,. 

eine  schnelle  Entfernung  der  Schutzvorrichtung  bei  gröfseren  Arbeiten^ 
bei  welchen  dieselbe  unnöthig  ist,  und  eine  genaue  Einstellung  und 
Beoliachtun»  der  Säge,  da  sie  frei  vor  dem  Arbeiter  während  der  Eiii- 
sleliung  des  Anschlages  liegt. 

Die  Schutzvorrichtung  besteht  aus  zwei  Seitenwänden  oo^  (Fig.  23 
und  24),  die  zwischen  .sich  die  Säge  einschliefsen  und  von  einem  Mantel  m 
bedeckt  sind,  der  an  seiner  einen  Seite  geschlitzt  und  um  die  Welle  tr 
drehbar  ist.  Dieser  drehbare  Mantel  ist  an  seinem  Schlitze  »i,  mit 
zwei  Holzbacken  garnirt,  um  eine  Beschädigung  der  Säge  zu  ver- 
hindern, wenn  man  die  Decke  in  die  [junktirt  gezeichnete,  hochgeklappte 
Steilimu  bringt.  Der  geschlitzte  Theil  m,  umfafst  dann  die  Säge  und 
hält  sie  nach  beiden  Richtungen  hin  fest.  Die  ganze  Schutzhaube  wird 
von  den  Wellen  Mite,  getragen,  die  von  den  Lagern  h  h  getragen 
werden:  letztere  sind  an  dem  Anschlage  o  der  Kreissäge  b  befestigt, 
der  auf  dem  Tische  t  in  bekannter  Weise  verstellbar  ist:  a  trägt  die 
.senkrechte  Zahnstange  z.  Mittels  des  Zahnrades  r,  welches  im  Schlitten  $ 
befestigt  ist  und  in  die  Zahnstange  z  greift,  kann  der  Schlitten  s  ge- 
hoben und  gesenkt  werden,  und  zwar  mittels  der  Kurbel  k;  die  Fest- 
stellung erfolgt  durch  Sperrrad  p  und  durch  die  federnde  Klinke  /. 
Der  Schlitten  «  besitzt  zwei  Führungshiilsen  hh,  in  denen  die  Wage- 
rechlwellen  w  u\  sich  führen,  an  denen  einseitig  die  eigentliche  Schutz- 
vorrichtimg hängt,  die  aus  den  zwei  Sectorhiechen  o  Oi  und  dem  um 
die  Welle  w  drehbaren  Mantelbleche  besteht.  Letzteres  ist  bei  hi,  ge- 
schlitzt und  an  der  Innenseite  mit  Holzbacken  ausgestattet. 

Beim  Gebrauche  der  Säge  stellt  man  zuerst  durch  Drehung  der 
Kurbel  k  die  Schutzvorrichtung  so  hoch,  dafs  das  längs  oder  (juer  zu 
schneidende  Holz  darunter  passiren  kann,  tixirl  diese  Höhenstellung 
durch  Sperrrad  ;)  und  stellt  nun  den  An.schlag  a  nach  Bedarf  ein, 
nachdem  man  vorher  den  Sectormantel  m  m,  in  die  punktirte  Stellung 
gebracht  hat.  in  welcher  Stellung  m,  backenartig  die  Säge  umfafst  und 
während  der  Anschlagverschiebuug  die  Schutzvorrichtung  in  ihrer  Stel- 
lung zur  Säge  festhält.  Die  Wagerechtwellen  w  u\  verschieben  sich 
dabei  in  den  FührungsliiiLsen  hh.  Ist  die  Einstellung  vollendet,  so  be- 
festigt man  die  Welle  te  in  der  Hülse  h  durch  die  Fixirschraube  f  und 
klappt  den  Sectormantel  m  m,  in  seine  Normalstcllung  zurück,  wonach 
die  Arbeit  beginnen  kann :  die  Feder  q  hält  den  Sectormantel  in  seiner 
Normalstellung. 

Bei  der  Schutzvorrichtung  von  C.  (itade  in  Dreye  bei  Bremen 
("D.  R.  F.  Nr.  43785  vom  6.  November  1887)  werden  teleskopartig  ein- 
stellbare Röhren  zu  beiden  Seiten  des  Sägeblattes  benutzt.  Auf  der 
'l'ischplatte  der  Säge  wird  ein  Winkel  a  (Fig.  25)  befestigt,  in  welchen 
die  Röhren  h  senkrecht  zu  der  lothrechten  Platte  des  Winkels  eingesetzt 
Werden.  In  die  Röhren  b  sind  diejenigen  A,  und  in  diese  diejenigen  b., 
einirepal'st,  .so  dafs  sie  leicht  darinnen  vorgezogen  und  hineingeschobeu 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  11 

werden  könuen.  Jede  der  Röhren  6,  und  b.^  wird  durch  eine  Feder 
selbsthätig  hinausgedriickt,  so  dafs  dieselben  gitterartig  zu  beiden  Seiten 
des  Kreissägeblattes  stehen.  Beim  Andrücken  des  Holzes  gegen  das 
Sägeblatt  werden  alsdann  nur  so  viel  Röhren  eingeschoben,  als  der 
Dicke  des  zu  schneidenden  Stückes  entspricht,  während  die  darüber  be- 
findlichen Röhren  in  ihrer  jeweiligen  Stellung  verbleiben.  Die  Federn 
.sind  nur  stark  genug  gewählt,  um  die  Reibung  zwischen  den  einzelnen 
Röhren  zu  überwinden:  sie  werden  daher  zwar  nach  Entfernung  de.s 
geschnittenen  Holzes  die  Schutzvorrichtung  sogleich  wieder  einstellen, 
beim  Schneiden  selbst  aber  nur  einer  geringen  Kraft  zur  Ueberwindung 
des  Widerstandes  bedürfen. 

In  Fig.  25  ist  aufserdem  noch  eine  Vorkehrung  dargestellt,  welche 
dazu  dient,  das  gegen  die  Vollendung  des  Schnittes  am  hinteren  Block- 
ende vortretende  Stück  des  Sägeblattumfanges  zu  verdecken.  Es  be- 
steht dieser  Mantel  aus  einem  am  Rande  umgebogenen  Stücke  Blech  H^ 
welches  mit  einer  Nabe  iV  um  die  Sägeachse  greift  und  durch  ein 
Gegengewicht  G  in  die  Höhe  gedrückt  wird.  Bei  Beginn  der  Arbeit 
wird  der  Hebel  h  des  Gewichtes  G  durch  den  Knaggen  k  ausgelöst: 
es  hat  nunmehr  die  Verkleidung  bereits  das  Bestreben  hochzugehen, 
wird  aber  an  dieser  Bewegung  durch  das  darüberliegende  Arbeitsstück 
gehindert  und  kann  erst  dann  in  die  Höhe  gehen,  wenn  der  Klotz 
darüber  hinweggeschoben  ist.  Beim  Zurückziehen,  nachdem  das  Brett 
geschnitten  ist,  wird  der  Rand  des  festen  Blockes  an  dem  Bogen  des 
Bleches  geführt,  dieses  niedergedrückt  und  durch  einen  leichten  Druck 
befestigt. 

Neuerdings  bringt  die  Firma  J.  D.  Dominicus  und  Sohn  in  Remscheid- 
Vieringhausen  sogen,  hinterlochte  Sägeblätter  in  den  Handel,  denen  be- 
sondere Vortheile  nachgerühmt  werden. 

Das  Hinterlochen  oder  Perforiren  der  Sägezähne  ist  eine  Neuerung, 
welche  englische  und  amerikanische  Sägenfabrikanten  zuerst  angewendet 
haben.  Obgleich  in  der  That  die  dabei  entstehende  Waare  in  Qualität 
und  praktischer  Brauchbarkeit  bei  richtiger  Behandlung  im  Gebrauche 
weit  über  der  vordem  fabricirten  steht,  so  haben  sich  doch  unsere  ein- 
heimischen Fabrikanten,  wie  bei  so  vielen  nützlichen  Neuerungen,  so 
auch  bei  dieser,  ablehnend  verbalten.  Das  „Warum"  ist  leicht  beant- 
wortet: Es  gehören  zu  dieser  Fabrikation  eine  Reihe  exact  gearbeiteter, 
umständlicher  und  auch  kostspieliger  Einrichtungen,  die  man  anzu- 
schatfen  sich  scheute  und  lieber  von  der  ausländischen  Concurrenz  immer 
mehr  und  mehr  die  besseren  Qualitäten  aus  der  Hand  reifsen  und  diese 
Concurrenz  immer  weiteren  Boden  gewinnen  liel's. 

Demgegenüber  macht  die  Firma  J.  D.  Dominicus  und  Sohn  in  Rem- 
scheid-Vieringhausen  darauf  aufmerksam,  und  beansprucht  es  als  ihr 
besonderes  Verdienst,  dafs  sie  zuerst  ein  volles  Sortiment  Sägen  mit 
hinterlochten  Zähnen  versehen  hat,  und  zwar  1)  Kreissägen  von  16  bis 


12  Neucnuigeu  an  llülzbearbeiluiigsmaschiuen. 

18  Zoll  (40  bis  45'^'>')  Durchmesser  an;  Extraqualität  Sägen  mit  liiuter- 
lochten  Zähnen,  fertig  zum  Gebrauche  geschränkt  und  geschärft.  2)  Alle 
Arten  Längesägen  mit  den  geeigneten  Zahnformen,  also  Mühl-,  Voll- 
und  Wagerecht-Gattersägen,  Kransägeu,  Spaltsägen,  Baumsägen.  3)  Alle 
Arten  Quersägen,  als  sogen.  Treck-,  Schrott-,  Kerb-,  Quer-,  Augen-, 
Zug-,  Dronmi-,  Wald-,  Bauchsägen  u.  s.  w.  4)  Bügel-  und  Grubensägen. 
5)  Grüfsere  Handsägen  u.  s.  w. 

Das  Hinterloohen  der  Sägezähne  ist  eine  der  wichtigsten  und  nütz- 
lichsten von  den  vielen  im  Laufe  der  letzten  Jahre  gemachten  Ertin- 
dungen,  welche  die  Verbesserung  von  „Sägen'-'  zum  Zwecke  hatten. 
Die  Säge  ist  leichter  im  Stande  zu  halten,  da  weniger  Zeit  erfordert 
wird,  um  die  Säge  wieder  schnittfähig  zu  machen.  Bei  den  Kreissägen 
und  Gattersägen,  welche  in  der  Maschine  zu  gehen  haben,  bleibt  das 
Sägeblatt  besser  steif,  denn  das  Schlottern  der  Sägen,  durch  übermäfsige 
Reibung  des  Blattes  verursacht,  wird  durch  das  Vorhandensein  der 
Zahnlöcher  vermindert.  Die  Sägen  bleiben  durch  die  Luft,  welche  durch 
die  Löcher  zieht,  an  sich  kälter  und  erhitzen  sich  nicht  so  leicht,  wie 
ungeloclite  Sägen.  Auch  wird  das  Sägemehl  durch  die  Perforation  ent- 
fernt, was  oft  die  Leistung  einer  Säge  verhindert  und  die  Reibung  ver- 
mehrt. Die  Lochungen  ersparen  häufiges  Neuschränken  und  dienen 
zudem,  da  sie  mathematisch  genau  gemacht  sind,  dem  Sägenschärfer 
als  Führer,  indem  sie  ihn  befähigen,  die  Säge  an  dem  Schnittrande  in 
so  gleichmäfsiger  Höhe  bezieh.  Breite  überall  zu  halten,  wie  sie  die 
Fabrik  verläl'st.  Die  Neigung  zum  Reifsen  bezieh,  zum  Brechen  an  der 
Wurzel  der  Zähne  wird  durch  die  Löcher  beseitigt,  da  dieselben  den 
gleichen  Zweck  erfüllen,  wie  an  das  Ende  eines  Bruches  gebohrte 
Löcher,  um  dessen  weitere  Vergröfserung  zu  verhindern. 

In  Fig.  26  und  27  sind  zwei  gelochte  Sägen  dargestellt,  um  die 
Anordnung  der  Lochung  zu  erläutern. 

Sägen  mit  austauschbaren,  lose  eingelassenen  Zähnen  sind  bei  uns 
für  Holzbearbeitungszwecke  wohl  gar  nicht  in  Gebrauch.  Dieselben 
linden  jedoch  in  Amerika  ausgedehnte  Verwendung.  In  Fig.  28  bis  30 
sind  einige  neuere  Anordnungen  dieser  Art,  welche  sämmtlich  nicht  nur 
austauschbare,  sondern  auch  umdrehbare,  zweischneidige  Zähne  auf- 
weisen, nach  den  Vorschlägen  von  Hole  in  Beaver  Falls,  Pa.  ("Nord- 
amerikanisches Patent  Nr.  374821  vom  30.  Juni  1887)  und  Emerson  in 
Beaver  Falls,  Pa.  ("Nordamerikanisches  Patent  Nr.  368  999  vom  4.  Mai 
1887)  dargestellt.  Die  Anordnungen  erklären  sich  leicht  aus  den  Ab- 
bildungen. Die  Zähne  besitzen  zwei  Schneiden  a,  werden  in  geriefte 
Einschnitte  am  Sägcblatte  eingelassen  und  durch  Stifte  b  mit  letzterem 
fest  verbunden. 

Bei  der  Scbrünkmaschine  von  P.  und  E.  Rasmussen  in  Slagelse 
('D.R.  P.  Nr. 42486  vom  11.  Mai  1887)  wird  die  Schränkung  des  zwischen 
zwei  Backen  J  (Fig.  81)  eingespannten  Sägeblattes  durch    zwei  Häm- 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  13 

mer  6rG|  vollzogen,  welche  von  dem  Klotze  F  zusammengedrückt 
werden,  wenn  der  doppelarmige  Hebel  D  durch  den  Daumen  C  nieder- 
gezogen wird. 

Die  Maschine  kann,  je  nachdem  es  erforderlich  ist,  entweder  alle 
Zähne  des  in  ihr  angebrachten  Sägeblattes  oder,  was  häufig  gewünscht 
wird,  nur  zwei  Zähne  schränken  und  die  anderen  zwei  unberührt  lassen. 
Zu  diesem  Zwecke  ist  die  Maschine  mit  zwei  Getrieben  A  A^  von  ver- 
schiedener Gröfse  und  den  Rädern  B B^  versehen.  Das  eine  Räderpaar, 
von  welchem  die  Uebertragung  gleich  1:2  ist,  wird  benutzt,  wenn  alle 
Zähne,  das  andere,  dessen  Uebertragung  gleich  1  :  4  ist,  wenn  nur  zwei 
Zähne  geschränkt  werden  sollen. 

Die  den  Gewichtshebel  tragende  Schraube  E  läfst  .sich  mittels  der 
Schraubenmutter  ein  wenig  heben  oder  senken,  je  nachdem  ein  stärkeres 
oder  schwächeres  Schränken  gewünscht  wird. 

Der  Apparat  G  und  G^  kann  durch  eine  Flügelschraubenmutter  in 
den  langen  Ausschnitten  von  H  und  H^^  leicht  geschoben  werden,  so 
dafs  er  stets  an  der  rechten  Stelle  der  Sägezähne  wirken  kann.  iV  und 
A'i   sind  zwei  Blattfedern,  welche  die  Schränkwerkzeuge  zurückdrückeu. 

Der  Vorschub  des  Sägeblattes  nach  jeder  vollzogenen  Schränkung 
wird  durch  die  an  der  Scheibe  R  befestigte  Klinke  Q  bewirkt. 

Maschinen  zum  Schneiden  von  Brettern  und  Fourniren. 

Bei  der  Maschine  von  Dr.  E.  Bradlexj  in  New  York  (*D.  R.  P. 
Nr.  44  946  vom  14.  März  1888)  wird  das  Messer  in  einem  schräg  unter 
45"  gegen  die  Vorschubbahn  B  (Fig.  32)  des  Holzes  geneigten  Rahmen  F 
durch  einen  direkt  mit  dessen  Kopf  G  verkuppelten  Dampfkolben  H 
hin  und  her  gezogen.  Eine  vom  Messerhalter  G  ausgehende  Stange  O 
bewegt  durch  eine  Kurbel  I  und  die  Stange  /«,  die  Schieber  h  für  die 
Dampfmaschine  5,  während  eine  Hilfsdampfmaschine  /*,  welche  durch 
Riemen  die  Riemenscheibe  P-i  umdreht,  zur  Ueberwindung  der  Tod- 
punkte  des  Messerrahmens  verwendet  werden  soll.  Das  Dampfrohr  M 
speist  beide  Maschinen;  seine  Drosselklappe  wird  durch  den  Hebel  N 
beeinflufst. 

Für  die  Construction  der  Maschine  von  G.  A.  Oncken  in  Stralau- 
Borlin  (*D.  R.  P.  Nr.  450-52  vom  10.  Februar  1888)  sind  folgende  Ge- 
sichtspunkte mafsgebend  gewesen. 

Bei  den  bisher  in  Anwendung  gekommenen  Maschinen  zum  Schnei- 
den von  Brettern  aus  Rundholz  mufs  die  gegenseitige  Stellung  der 
Drehachse  des  Blockes,  der  Anschlagkante  der  Druckleiste  und  der 
Schnittkante  des  Messers,  sowie  die  Form  des  letzteren  nach  ganz  be- 
stimmten Grundsätzen  angeordnet  sein,  wenn  die  Bretter  in  ihrem 
Gefüge  den  nöthigen  Halt  behalten  sollen,  und  zwar  müssen,  wie  in 
Fig.  33  schematisch  dargestellt,  erstens  Drehachse.  Messerkante  und 
Anschlagkante  der  die  Schnittstärke  bestimmenden  Druckleiste  in  der- 


14  Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen. 

Kclben  Ebene  liegeu,  und  zweitens  zur  vülläländigeD  Erreichung  vor- 
genannten Zweckes  das  Messer  selbst  nach  einem  Kreisbogen  von  der- 
selben Linie  bezieh.  Fläche  aus  geformt  sein,  in  der  Weise,  dals  die 
vordere  gerade  Messerfläche  (  gleichzeitig  die  Tangente  des  runden 
Blockes  und  des  abgeschuitteneu  Breites  bildet.  Hierdurch  uimmt  die 
Leiste  a  den  ganzen  Druck  auf  und  bildet  in  der  Schnittlinie  selbst, 
wo  das  Brett  in  Folge  der  tangentiellen  Anordnung  noch  sein  natür- 
liches Gefüge,  also  seine  natürliche  Stärke  hat,  den  Stützpunkt,  an 
welchem  es  am  leichtesten  bricht.  Ferner  hat  das  Messer  selbst  nur 
einen  absoluten  Druck  gegen  die  Schnittlinie  auszuhalten,  uimmt  also 
nicht  wie  in  Fig.  34  theilweise  den  Druck  des  Vorschubes  auf  oder 
wird,  wie  in  Fig.  36  durch  Leiste  und  Brett  gegen  den  Block  gedrückt. 
Es  kann  daher  viel  schwächer ,  also  nach  einem  gröl'seren  Kreisbogen 
geformt  sein,  erzeugt  einen  viel  leichteren,  gleichmäfsigeren  Schnitt 
und  drängt  in  Folge  seiner  schlankeren  Form  das  Brett  möglichst  wenig 
aus  seinem  natürlichen  Gefüge  heraus. 

Wäre  z.  B.,  wie  in  Fig.  34,  die  Druckkaute  o  liefer  angeorduet, 
so  würde  erstens  das  Messer  selbst  theilweise  den  Vorschub  aufnehmen, 
ferner  aber  auch  das  Brett  von  der  Schnittlinie  aus,  da  es  an  derselben 
keinen  Stützpunkt  hat,  sich  direkt  hinüberbiegeu  und  in  r  einen  mehr 
oder  minder  starken  Bruch  erleiden,  der  sich  selbstredend  durch  das 
ganze  Brett  hindurch  fortsetzen  und  daher  das  ganze  Gefiige  aus  ein- 
ander brechen  würde. 

Bei  der  Anordnung  Fig.  36  würde  a,  die  eigentliche  Anschlagkante 
bilden  und  das  Brett  sich  zwischen  a  und  dem  Messer  hindurchzwingen 
müssen;  würde  hingegen  a  gegen  O)  zurückspringen,  so  bliebe  die  An- 
ordnung im  Grunde  genommen  dieselbe  wie  Fig.  33. 

Würde  endlich  das  Messer,  wie  in  Fig.  35,  von  einem  tiefer  ge- 
legenen Punkte  s  aus  nach  einem  Kreisbogen  geformt,  oder  etwa  gerade 
abgeschrägt  sein,  so  müfste  in  o  ein  mehr  oder  minder  starker  Bruch 
stattlinden. 

Wenn  auch  der  Anfangsschnitt  in  richtiger  Stärke  stattfindet,  so 
kann  doch  bei  weiterem,  stets  gleich  bleibendem  Vorschübe  das  im 
Dampf-,  Alkali-  oder  Säurebade  aufgeweichte  Holz  immer  mehr  zu- 
sammengeprefst  werden  und  das  Messer  mul's  in  Folge  dessen  in  ein 
stärker  geprefstes  Holz  einschneiden,  so  dafs  das  Brett  sich  gegen  Ende 
kaum  noch  zwischen  dem  Messer  und  der  Anschlagleiste  durcharbeiten 
kann.  Die  abgeschnittenen  Bretter  dehnen  sich,  sobald  sie  frei  wer- 
den, dem  bei  weiterem  Vorschübe  /unehmeuden  Drucke  entsprechend, 
immer  dicker. 

Diesem  ganzen  Uebelstaude  abzuheilen,  wird  die  die  öehuittstärke 
bestimmende  Anschlag-  oder  Druck  leiste  federnd  gemacht,  so  dafs  die- 
»elbe  dem  stets  gleich  bleibenden  Vorschübe  entsprechend  nachgeben 
kann    und   das   Messer   in    ein    stets    gleiclimäfsig    zusHnimengeprefstes 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  15 

Holz  einschneidet.  Die  zu  diesem  Zwecke  erforderliche  Einrichtung 
ist  in  Fig.  37  dargestellt,  a  ist  die  eigentliche  Anschlag-  oder  Druck- 
leiste, welche  mittels  Bolzen  auf  den  Druckleisteuträger  6  aufgesetzt 
ist,  welcher  im  Bollen  d  gehalten  und  in  den  Schlitzen  e  auf  der 
Platte  c  verschiebbar  ist.  Gegen  b  werden  die  Arme  ff^  der  um 
Zapfen  AA,  drehbaren  Winkelhebel  fg  und  f^g^  durch  eine  Feder  i 
angeprefst,  welche  um  die  auf  der  Spindel  /  geführte  Büchse  k  an- 
geordnet ist.  Die  Arme  gg^  sind  so  geformt,  dafs  sie  die  Spindel  / 
iheilweise  umfassen,  um  sich  dadurch  gleichraäfsiger  gegen  den  Rand 
der  Büchse  k  anzulegen.  Auf  die  Schraubenspindel  l  ist  ein  Handrad  m 
aufgesetzt,  welches  dazu  dient,  die  Feder  i  zusammenzupressen,  um 
dadurch  die  Druckleiste  von  den  Armen  ffi  freizugeben.  Die  Platte  c 
ist  auf  dem  Messerbocke  p  in  Schlitzen  n  verstellbar,  um  die  Leiste 
für  die  gewünschte  Bretterstärke  einstellen  zu  können. 

Drückt  gegen  diese  Leiste  ein  gebogener  conischer  oder  über- 
worfener  Block,  so  dal's  derselbe  z.  B.  zu  Anfang  nur  in  einem  Punkte 
anliegt,  so  findet  auch  nur  ein  einseitiger  Gegendruck  von  dem  Arme  g 
aus  statt.  Die  Feder  *  drückt  sich  zusammen  und  gibt  dadurch  den 
Arm  3,  frei.  Da  der  Druckleistenhalter  b  im  Ruhezustande  in  den 
Schlitzen  e  gegen  die  Bolzen  d  anliegt,  so  kann  das  Ende  y  der  Anschlag- 
leiste nicht  in  entgegengesetzter  Richtung  folgen  oder  letztere  sich  drehen, 
um  sich  ihrer  ganzen  Länge  nach  an  den  Klotz  anzulegen,  sondern  sie 
wird ,  da  auf  den  Vorschub  von  y  überhaupt  kein  Federdruck  mehr 
wirkt,  sich  allmählich  parallel  zur  Achse  des  Blockes  einstellen. 

An  Stelle  der  beiden  Winkelhebel  fg  können,  sobald  die  Leiste 
überhaupt  einen  Anschlag  hat,  auch  direkt  zwei  Fedeni  angebracht 
werden,  doch  ist  vorstehende  Anordnung  vorzuziehen,  indem  erstens 
von  zwei  verschiedenen  Federn  aus  nie  ein  vollständig  gleichraäfsiger 
Druck  erreicht  wird,  und  zweitens  durch  das  vollständige  Freiwerden 
des  einen  oder  anderen  Endes  der  Leiste  die  Parallelstellung  leichter  und 
vollkommener  erreicht  wird. 

Um  die  in  D.  p.  J.  1887  266  *  102  besprochene  Maschine  zum 
Schneiden  vou  Nuthen  und  Abschrägungen  verwendbar  zu  machen, 
hat  G.  A.  Oncken  in  Riga  (Zusatz  *D.  R.  F.  Nr.  44007  vom  22.  November 
1887)  die  in  Fig.  38  dargestellte  Abänderung  getroffen. 

Da  die  Messerköpfe  f  gleichmäfsig  mit  dem  Messerrahmen  F  vor- 
rücken müssen,  so  ist  die  Bewegung  derselben  mit  der  Spindel  Ä, 
welche  die  Bewegung  des  Rahmens  F  bedingt,  in  Verbindung  gebracht. 
Auf  dem  äufseren  Ende  der  Spindel  ß  sitzt  ein  Zahnrad  JW,  in  welches 
ein  zweites  iV  mit  gleicher  Zähnezahl  eingreift.  Letzteres  sitzt  auf 
der  Welle  W^  welche  an  ihrem  entgegengesetzten  Ende  ein  Wiukel- 
rad  O  trägt.  Dieses  greift  wieder  in  ein  zweites  Winkelrad  P  niit 
gleicher  Zähnezahl  ein,  welches  mit  entsprechendem  Muttergewinde 
versehen  ist  und  sieh  um  eine  Schraubensjiindel  Q  dreht.     Das  Rad  P 


IH  Neueriiiigcii  aii  Holzl)eaibeituiigsraascluneii. 

\^\  mit  der  feststehenden  Säule  S  drehbar  verbunden,  und  da  die 
Spindel  Q  gleiches  Gewinde  wie  B  hat,  so  mufs  der  Vorschub  der 
Me.sserbank  R  genau'5(denijenigen  des  Messerrahmens  F  entsprechen. 
Ein  zweites  Wiukelrad  O,  auf  der  Welle  W  mit  Handrad  T  dient 
dazu,  den  Block  zwischen  den  Centrirklauen  in  der  richtigen  Höhe 
einzustellen.  Zu  diesem  Zwecke  läfst  sich  das  Winkelrad  0  durch 
den  in  d  drehbaren  Winkelhebel  abc  ausschalten,  so  dals,  unab- 
hängig von  dem  Getriebe,  mittels  der  Kurbel  V  der  Messerrahmen  und 
mittels  des  Handrades  T  die  Messerbank  gegen  den  Block  eingestellt 
werden  können.  Die  Messerbank  Ä  hat  nach  zwei  Seiten  die  Arme««, 
auf  welchen  sich  die  beiden  eigentlichen  Messerköpfe  f  je  nach  Länge 
des  zu  bearbeitenden  Blockes  verstellen  lassen.  Da  die  Messerköpfe 
der  wagerechten  Schaukelbewegung  des  Blockes  folgen  müssen,  so  sind 
die  beiden  Arme  e  e  um  einen  Zapfen  drehbar  angeordnet.  Die  Messer- 
kiiijfe  f  tragen  die  Federgabeln  o  o,  welche  sich  in  Folge  ihrer  Elasti- 
cität  bei  jedem  Durchmesser  des  Blockes  an  denselben  anlegen,  ferner 
je  zwei  Messer  u,  welche  geneigt  oder  parallel  zu  einander  stehen 
und  die  beiden  seitlichen  Schnitte  der  Nuthen  bewirken.  Die  Messer  r 
heben  dann  die  Nuthen  in  der  Tiefe  der  seitlichen  Einschnitte  aus, 
während   ein   drittes   Messer  die  seitliche  Abschrägung   bewirkt. 

Um  die  zur  Herstellung  von  Kisten  vorzurichtenden  Bretter  auf 
Gehrung  zu  schneiden  und  gleichzeitig  mit  schwalbenschwanzförmiger 
Feder  und  Nuth  zu  versehen,  haben  B.  Camphell  und  J.  S.  Buroughes 
in  London  (*^D.  R.  P.  Nr.  42349  vom  23.  Januar  1887)  eine  Maschine 
erbaut,  welche  diese  Arbeiten  bei  einem  Durchgange  der  Bretter  be- 
wirkt. In  der  Maschine  sind  auf  die  Länge  der  Bretter  zwei  Latten 
cinslellliar,  welche  hinter  einander  die  bezüglichen  Messer  tragen. 

Bei  der  Schulzvorricfitung  für  Hobelmaschinen  von  A.  Knabe  in  Augs- 
burg (*D.  R.  P.  Nr.  45083  vom  15.  Februar  1888)  wird  der  Messerköpfe 
(Fig.  39)  durch  lose  an  einander  gefügte,  um  eine  Achse  a  lose  dreh- 
bare Schutzbrettchen  b  überdeckt,  welche  nur  in  der  durch  einen  Pfeil 
gekennzeichneten  Zufiihrungsrichtung  des  Werkstückes  ausweichen 
können,  so  dafs  man  also  von  rückwärts  nicht  an  das  Werkzeug  ge- 
langen kt'.nn.  Von  vorn  her,  also  in  der  Zuführungsrichtung,  ist  der 
Zugang  zum  Werkzeuge  in  der  Regel  durch  die  l(jse  in  das  Querstück  d 
eingeschobenen  Rechenstäbe  h  gehindert.  Das  (Juerslüek  d  ist  in  den 
Seitenständern  /"gerade  geführt  und  an  die  über  Rollen  laufende  Schnur  g 
angehängt,  mittels  welchen  der  ganze  Rechen  beim  Einführen  des 
Werkstückes  gehoben  wird;  beim  Niederlassen  des  Rechens  setzen  sich 
die  über  dem  Werkstücke  liegenden  Rechenstäbe  lose  auf  das  Werk- 
stück auf,  während  sich  die  übrigen  Rechenstäbe  bis  gegen  den  Ma- 
schinentisch herabsenken.  Die  Schutzbrettchen  b  weichen  dem  ein- 
geführten Werkstücke  von  selbst  aus  und  fallen  nach  dem  Passiren  des 
\A'erkslilckes  von  selbst   in  ihre  urs])rüngliche  Lage  zurück;  um  diesen 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen.  17 

Fall  zu  mildern,  sind  die  Schutzbrettehen  nach  oben  mit  einer  als 
Oegengewicht  wirkenden  Verlängerung  versehen.  Seithch  erfolgt  der 
Abschluls  durch  die  an  den  Ständern  f  angebrachten  Flügel  i.  Die 
auf  das  Werkstück  sich  aufsetzenden  Kechenstäbe  weisen  die  das 
Werkstück  einführende  Hand  rechtzeitig  ab.  Durch  die  einzelnen  be- 
weglichen Rechenstäbe  ist  die  Anbringung  von  Anschlag-  oder  Füh- 
rungsschienen an  jeder  Stelle  des  Ma,schinentisches  in  keiner  Weise 
gehindert.  

Neuerungen  im  Metallhüttenwesen. 

Blei,  Silber,  Gold,   Wismtith,  Arsen,  Antimon. 
Im  Jahrbuche  für  das  Berg-  und  Hüttenwesen  im  Königreiche  Sachsen, 
1887  II.  Theil  S.  10,   theilt  Dr.  Arnulf  Schertet  Analysen   von   den  Pro- 
ducten  der  fiskalischen  Hüttenwerke  bei  Freiberg  mit,  welche  für  den 
Hiittenmann  von  hohem  Interesse  sein  dürften. 

Die  Bleigewinnung  auf  den  Freiberger  Hütten,  der  Muldner  Hütte 
und  der  Halsbrückner  Hütte,  wo  nicht  nur  Bleierze  verarbeitet  werden, 
sondern  auch  eigentliche  Silbererze,  sowie  Kupfererze,  Zinkerze,  Schwefel- 
und  Arsenkiese,  zu  denen  noch  Rückstände  von  der  Rothglasgewinnung 
und  Zinkdarstellung  kommen,  beruht  auf  der  Rost-  und  Reductionsarbeit 
(vgl.  Zeitschrift  des  Vereins  deutscher  Ingemetire,  1888  S.  757). 

Die  Röstung  der  Erze  geschieht  in  sorgfältigster  Weise  und  wird 
je  nach  der  Natur  der  Erze  in  Kilns,  Stadeln  oder  anderen  entspre- 
chenden Rösteinrichtungen,  und  zwar  imter  Berücksichtigung  der  Ge- 
winnimg von  Nebenproducten  ausgeführt. 

Die  gerösteten  Erze  werden  in  Pilzöfen  unter  Zuschlag  von  ge- 
rösteten Kiesen,  Arsenikrückständen,  Rückständen  von  der  Zinkgewin- 
nung, Silber  und  Blei  haltigen  Abfällen  der  verschiedenen  Hüttenver- 
fahren und  einer  gröfseren  Menge  von  Schlacken  auf  Werkblei,  Stein 
und  Schlacken  verschmolzen. 

Das  Werkblei  wird  zur  Entfernung  des  Kupfers  gesaigert  und  dann 
raffinirt.  Das  raffinirte  Werkblei  wird  auf  der  Muldner  Hütte,  wie 
schon  jetzt  bemerkt  wird,  dem  combinirten  Pattinson-  und  Zinkentsilbe- 
rungsverfahren  unterworfen,  auf  Halsbrückner  Hütte  nur  pattinsonirt. 

Der  Stein  wird  geröstet  und  dann  gemeinschaftlich  mit  der  Schlacke 
von  der  Erzarbeit,  welche  noch  erhebliche  Mengen  von  Blei  und  Silber 
enthält,  in  Pilzöfen  der  sogen.  Schlackenarbeit  unterworfen,  wobei  man 
neben  Werkblei  absetzbare  Schlacken  und  einen  an  Kupfer  angereicherten 
Bleistein  erhält,  welcher  durch  wiederholtes  Rösten  und  Schmelzen  auf 
Kupferstein  verarbeitet  wird.  Das  Werkblei  von  diesen  verschiedenen 
Arbeiten  wird  in  der  nämlichen  Weise  behandelt  wie  das  Werkblei 
von  der  Erzarbeit.  Wegen  der  Freiberger  Hüttenverfahren  vgl.  auch 
Capacci  in  den  Annales  des  mines,  Stölzel,  Metallurgie,  II.  Theil  S.  899  ff. 
Dinglsr's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  1.  1889(1.  2 


\f{  Neueiiiiipcii  im  Mutnllhüttcnwci-eu. 

und  C.  J'lallner.  Jahrbuch  fiir  Bug-  und  Uültenwesen  im  Königreiche 
Sachsen^  1x83  8.  1  und  1886  S.  133.  Was  die  Producte  der  ßleiarbeil 
HiilH'trifVt,  so  sind  die  Werkbleie  verluiltuil'sinärsig  reich  au  Silber,  aber 
mich  stark  verunreinigt  mit  Kupfer,  Zinn,  Antimnn  und  Arsen.  Die 
nachfolgenden  Analysen  geben  die  Nebenproducte  au: 
1  Werkblei  von  reicher  Erzarbeit  der  Miildiier  Hütle 
II  .,  ..     gewöliiilicher  Erzarbeit  der  Jluldiier  lliiile 

HI  ,.  ,,     Schlackenarboit  der  iVIuldner  HüUe 

IV  „  .,     Erzarbeit  der  Halsbrückncr  Hütte 

V  „  .,     Schlackenarbeit  der  Halsbrückuer  Hütte. 

I  II  Ul             IV             V 

Silber 1.790  0,47(1  0,430  0,830  0,516 

Kupfer 0,t)3'2  0.'^25  0.1'il  0,3'i8  0,699 

Wismulli       ....  0.034  0.019  0.022  O.U47  0.032 

Cadmiiini      ....  —  —  0,002           —  0,003 

Zinn 1.490  1.354  0,078  0,(;50  0,871 

Arsen 1,159  1,826  0.134  0.540  0.388 

Antimöii 6,215  0,958  0,480  0,976  0.358 

Nickel  lind  Kubalt     .  —  -  —  0,010  0.011 

Eisen 0,005  0,007  _              _             _ 

Zink 0.003  0,002  0,008           —             — 

Schwefel       ....  -  0,051  0,015            —              - 

Und  das  Kupfer  möglichst  aus  dem  Bleie  wegzubringen,  wird  ein 
Saigerprozefs  angewendet,  durch  welchen  ungefähr  90  Proc.  des  Kupfer- 
gehaltes, sowie  Nickel,  Kobalt  und  Eisen  mit  Schwefel  und  einer  ent- 
si)rechenden  Menge  Arsens  mit  den  Saigerdörnern  ausgeschieden  werden. 
Um  auch  Zinn,  Arsen  und  Antimon  zu  entfernen,  werden  die  gesaigerlen 
Bleie  auf  dem  Raflinirlierde  einge-schmolzen  und  mit  Hilfe  eines  gegen 
die  Oberfläche  gerichteten  Luftstromes  gegen  Ende  des  Prozesses  mittels 
eingeleiteten  Wasserdampfes  einer  theilweisen  Oxydation  unterworfen, 
bei  welcher  vorzugsweise  Verbindungen  der  Zinnsäure,  Arsensäure  imd 
Antimonsäure  mit  Bleioxyd  gebildet  werden.  Es  gehen  aus  diesem 
Prozes.se  74  bis  82  Proc.  des  vorgelaufenen  gesaigerteu  Erzbleies,  78  bis 
90  Proc.  des  Schlackenbleies  als  raftinirte  Werkbleie  hervor.  Dieselben 
enthalten  dann  noch  die  unter  VI,  Vll,  Vlll.  IX  angegebenen  fremden 
Bestandtheile : 

wobei  VI  sicl\  auf  raflinirle.«  Erzblei  der  Muldner  Hütte 

VII      ,.       ..  .,  Schlackenblei  der  Muldner  Hütte 

VIII      ..       „  „  Erzblei  der  Halsbrüokiier  Hütio 

IX      ..       ,.  ..  Sclilackenblei  der    .,  .,       he/ielit. 

VI  VH  VIII  IX 

Silber 1,76  .  .  0,84  .  .  I,0li3  .  .  0,775 

Kupfer 0,157  .  .  t).102  .  .  0,209  .  .  0,104 

Wismutli      ....     0.122  .  .  t),064  .  .  0,098  .  .  0,114 

Arsen       Spin-  .  .  Spur  .  .  0,tX)2  .  .  0,001 

Antimon  und  Zinn  .     0,019  .  .  0,011  .  .  0,026  .  .  0,017 

Von  den  nachstehenden  drei  Weiehbleianaiysen  bezieht  sich  X  auf 
die  Nelienbestaudtheile  von  Weichblei,  wie  es  durch  Pattinsoniren  auf 
der  Muldner  Hütte  erhalten  wird,  XI  auf  Weichblei,  wie  es  aus  der 
Zinkentsilberung  auf  der  Muldner  Hütte  hervorgeht,  und  XU  auf  Weich- 


Nfiierungeii  im  Metallhütteiiweseii. 


19 


0,023       .     . 

.     .     0,031 

0,005       .     . 

.     .     0,0006 

Spur      .     . 
0,0006     .     . 

.     .    0,0003 
.     .     0,0006 

blei,  wie  es  durch  das  Pattinson verfahren  auf  der  Halsbrückner  Hütte 
gewonnen  wird.  Nr.  XI  stammt  aus  den  rafflnirten  Bleien  von  VI  und 
VII,  Nr.  XII  aus  VIII  und  IX. 

X  XI  Xll 

Kupier    ....     ü,0275     ....        0,0008     ....     0,077 
Wismuth      .     .     .     0,0198 

Zinn 0,0002 

Antimon  .  .  .  0,0004 
Eisen  ....  0,0005 
Zink 0,0004 

Das  Zink  wird  auf  der  Muldner  Hütte,  wie  üblich,  in  drei  auf  ein- 
ander folgenden  Theilen  in  das  zu  entsilbernde  Werkblei  eingetragen 
und  der  nach  jedem  Zusätze  gebildete  Schaum  abgehoben.  Die  folgenden 
Analysen  geben  die  Zusammensetzung  von  drei  solchen  aus  einer  Post 
Werkblei  gewonnenen  Reichschäumen. 

XIII 

Gold 0,024 

Silber 3,82 

Kupfer 3,28 

Wismuth 0,01 

Blei 56,45 

Zink 34,02 

Eisen 1,31 

Antimon Spur 

.'Schwefel Spur 

SauerslotV  (aus  dem  Verluste)       1,09 


XIV 

XV 

.     .      0,006     . 

0,003 

.     .       3,33      . 

1,69 

.     .      0,49       . 

0,36 

.       0,01       . 

0,01 

.     44,54      . 

44,52 

.     49,69 

50,77 

.     .       0,57       . 

0,85 

.     .      Spur 

— 

.     .      1,37       . 

1,80 

100,00  100,00  100,00 

Dr.  Scherlei  hat  einen  wichtigen  Versuch  über  das  Verhalten  der 
im  Werkbleie  enthaltenen  Elemente  ausgeführt.  Er  füllte  einen  ei.serneu 
Cylinder  von  etwa  l^"  Höhe  mit  geschmolzenem  Werkbleie  und  liefs 
dasselbe  24  Stunden  in  einem  Räume,  dessen  Temperatur  höher  lag  als 
der  Schmelzpunkt  des  Bleies,  stehen.  Hierauf  liel's  man  es  erkalten 
und  nahm  von  oben  und  unten  entsprechende  Scheiben  zur  Analyse. 


XVI 

XVII 

Üben                    Unten 

Spec.  G 

BW.  10,321                 10,824 

Silber     .     . 

.     0,421     .     .     .     0,403 

Kupfer   .     . 

.     1,324 

0,034 

Wismuth 

.     0,132 

0,042 

Zinn        .     . 

.     0,941 

9 

Arsen      .     . 

.     2,164 

1,980 

Antimon 

.     0,700 

0,749 

Eisen      .     . 

.     0,103 

0.009 

Nickel    .     . 

.     0,029 



Zink 

.     0,016 

0.003 

Schwefel     . 

.     0,500 

— 

Diese  Analysen  berechtigen  also  zu  dem  Schlüsse,  dafs  sieh  oben 
vorzugsweise  Kupfer,  Wismuth,  Eisen,  Nickel  nebst  Schwefel  anreichern. 
Das  Silber  ist  oben  in  gröfserer  Menge  enthalten  als  unten.  Es  würde 
sich  sicherlich  in  noch  viel  gröfserem  Mafse  oben  angereichert  haben, 
wenn  nicht  auch  die  die  sogen.  Saigerdörner  zusammensetzenden  Ele- 


2Ü 


NfueruDgen  im  Mctallliiittenwesen. 


iiiente  sich  dort  angesammelt  hätlen.    Eine  aus  der  Mitte  des  Cylinders 
!i Iisgeschnittene  Seheibe  zeigte  0,430  Proc.  Silber. 

Was  die  Schlacken  von  der  Bleiarbeit  anbetritlt,   so  bezieht   sich: 

Nr.    I  auf  absetzbare  Schlacke  von  der  Muldner  Hütte 
,,    II     „     Schlacke  von  Erzarbeil  der  Muldner  Hütte,  aus  besonders 

zinkreicher  Beschickung  gelallen, 
„  III    „     Schlacke  von  der  Erzarbelt  auf  der  Halsbriickner  Hütte 
„  IV    „     dieselbe  Schlacke  aus  der  ersten  Schlackenarbeit 
_    V    „     eine  absetzbare  Schlacke  aus  dem  zweiten  Schlackcnschmelzen. 


Kieselsäure 

Silber     .     .  . 

Bleioxyd     .  . 
Kupferoxyd 

Zinnoxyd    .  . 

Eisenoxydul  . 
Manganoxyd  11 1 

Zinkoxyd     .  . 

Thonerde     .  . 

Baryt      .     .  . 

Kalk  .     .     .  . 

Magnesia     .  . 

Schwefel      .  . 


Sauerstoff,    äquiva 
Schwefel 


I 
34,80 
Ü,001 
2,39 
0,18 

36,38 

13,2,^ 
8,1 

0,50 
2,66 
1,37 


II 

27,lö 

0,013 

3,86 

0,60 

38,58 
2,36 

17,83 
2,55 
0,32 
3,15 
1,06 
2,27 


111 
28,85 
0,036 
6.18 
1.05 
0,42 
38,47 
3.30 
10,27 
2,45 
0,56 
4,88 
0,57 
4,00 


IV 

33,00 
0.005 
3.93 
1,00 
0.12 

35,28 
3,30 

11.23 
4,10 
0,62 
4,35 
1,18 
1,71 


V 

33,10 
0,001 
1,32 
0,65 
0,10 

40,72 
2,93 
9,06 
4,20 
0,88 
4,77 
1,02 
1,33 


99,63 
-0,68 


99,73        101,00  99,82        100,08 


1,13        —  2,00       —  0,85 


0,66 


98,95 


98,60 


mm 


8.97 


99.42 


Die  Schlacke  II  wurde  beim  Verschmelzen  sehr  zinkreicher  fremder 
Erze  erhalten.  Dieselbe  zeigte,  wie  schon  wiederholt  an  Schlacken 
mit  hohem  Zinkgehalte  beobachtet  worden  ist,  grofse  Neigung,  sich  in 
Kugelschalen  abzusondern.  Nach  kurzer  Zeit  begann  sie  bröckelig  zu 
werden.  Solche  zinkreiche  Beschickungen  können  nach  sorgföltigem 
Al>rösten  im  Pilzofen  verschmolzen  werden. 

Der  Bleistein  von  der  Muldner  Hütte  (Nr.  I),  ein  Spurstein  (Nr.  II) 
und  ein  Coneentrationsstein  (Nr.  III)  zeigten  die  nachstehende  Zusammen- 
setzung: 


I 

II 

III 

Silber      .     .     . 

0,27     .     . 

0,29     . 

.      0,31 

Kupfer    .     .     . 

25,30     .     . 

55,43     . 

.     73,95 

Blei     .     .     .     . 

19,29     .     . 

16,86     . 

4,85 

Wismuth      .     . 

Spur     .     . 

— 

0,02 

Antimon 

0,66     .     . 

0,22     . 

0,06 

Arsen      .     .     . 

3,77     .     . 

— 

0.18 

Eisen       .     .     . 

21,88     .     . 

3,50    . 

0,13 

Nickel,  Kobalt 

0,24     .     . 

0,41     . 

0,21 

Zink   .... 

6,87     .     . 

3,44     . 

— 

Schwefel      .     . 

20,46     .     . 

10,12     . 

.     18,98 

98,74 


98,69 


Ein  krystallisirter  Stein  von  dort  ist  ungefähr  nach  der  Formel 
l'bS.  SCu.jS  zusammengesetzt. 

Eine  Bleispeise  von  der  Muldner  Hütte  war  wie  folgt  zusammen- 
gesetzt : 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen.  21 

Silber 0,15 

Blei 20,64 

Kupfer 22,65 

Eisen 14,90 

Nickel,  Kobalt     ....       6,82 

Zink 4,91 

Antimon 8,80 

Arsen 19,88 

Schwefel 1,19 

99,94 
Die  gesaminte  Kupferproduction   der  Freiberger  Hüttenwerke  wird 
zu  Kupfervitriol  verarbeitet. 

In  solch  einem  Vitriole  waren  enthalten : 

Silbero.xyd Spur 

Kapfero.xvd 31,681  entspricht  99,801  CUSO4  +  5 H2O 

Eisenoxydul 0,036  „  0,121  FeSOj  +  5H.,0 

Zinkoxyd 0,003  .,  0,010  ZnS04  +  5H.,0 

Nickel-  und  Kobaltoxyd         0,003  „  0,008  NiSOj  +  5  HjO 

Bleioxyd 0,004  „  0,006  PbSOj 

Schwefelsäure      ....     31,946  „  99,946 

Die  Arsenerze  werden  auf  metallisches  Arsen,  sogen.  Fliegenstein 
und  Rothglas  von  folgender  Zusammensetzung  verarbeitet: 
Fliegenstein  Rothglas 

Arsen  .  .  .  99,70  .  .  .  63,200 
Blei  ....  0,014  .  .  .  0,103 
Eisen  ,  .  .  0,175  .  .  .  0,161 
Schwe'lel  .  .  0,051  .  .  .  36,504 
99,940  99,968 

Der  Flugstaub  von  den  verschiedenen  Rost-  und  Schmelzverfahren 
wird  auf  arsenige  Säure  verarbeitet,  welche  als  Arsenikmehl  und  als 
Weifsglas  in  den  Handel  kommt.  Das  Weifsglas  enthalt  99,88  Proc, 
das  Arsenikmehl  99,70  Proc.  AS2O3. 

Die  als  Nebenproduct  auf  den  Freiberger  Hütten  erhaltene  H2SO4 
enthält  bis  0,175  Proc.  Arsen.  Durch  die  Behandlung  der  Kammersäure 
mit  Schwefelwasserstoff  in  den  von  Gerstenhöfer  angegebenen  Füllungs- 
thürmen  wird  das  Arsen  so  weit  entfernt,  dafs  dasselbe  in  der  Säure 
von  660  B.  nicht  0,0002  Proc.  erreicht.  Der  Bleigehalt  der  concentrirten 
Säure  beträgt  0,058  Proc.  In  der  Zeitschrift  des  Vereines  deutscher 
Ingenieure,  1888  S.  758,  theilt  C.  Schnabel  noch  mit,  dafs  die  Ausschei- 
dung der  Bestandtheile  des  Bleirauches  auf  Hüttenwerken  mit  Hilfe  von 
Elektricität  sich  nicht  bewährt  habe,  weil  es  nicht  möglich  war,  aus 
bewegten  Raiichmasseu  erhebliche  Mengen  von  Blei  bezieh.  Bleiverbin- 
duugen  niederzuschlagen  (vgl.  später  die  englischen  Einrichtungen). 

Charles  Henry  Theodore  Havemann  in  Paris,  welcher  die  bekannte 
Niederschlagsarbeit  etwas  abgeändert  hat  (1886  260  379),  emptiehlt 
jetzt  ein  Verfahren  zur  Gewinnung  von  Blei  und  Silber  aus  Schwefel- 
verbindungen dieser  Metalle  in  Flammöfen  ohne  vorherige  Röstung. 
Das  Wesen  dieses  Verfahrens  beruht  in  der  Behandlung  der  betretfen- 
den  Mineralien  mit  Aetznatron  oder  auch  einem  Natronsalze  und  nach- 


■2'J  Neuerungen    im  iMelallliutlenweseii. 

l'olgenrier  Wiedergewinnung;  von  Ael/.natron  bezieh.  Nalriumearlionat, 
wndureh  die  Gestehungskosten  vermindert  werden  sollen. 

Dafs  man  Nalriumcarbonal  als  Schmelzmittel  bei  Laboratoriums- 
versuehen  angewendet  hat,  ist  bekannt.  Zwei  Vortheile  sind  es,  die 
den  Erfinder  auf  die  angedeutete  Idee  gebracht  haben,  nämlich  die 
grofse  Fähigkeit  des  Natrons,  Schwefel  aufzunehmen,  und  die  Schmelz- 
barkeit desselben  unter  Rothglul. 

Behufs  Wiedergewinnung  des  Natrons  wird  das  Mineral  mit  etwa 
5  bis  10  Proe.  Eisen  oder  Sehwefeleisen  gemischt,  falls  das  Mineral 
solches  nicht  schon  enthält.  Dieses  hat  den  Zweck,  eine  Doppelverbin- 
dung von  Schwefeleisen  und  Schwefelnatrium  zu  erzeugen,  welche  als- 
dann den  Haui)tbestandtheil  der  Schlacke  bildet. 

Wird  diese  Schlacke  einer  Kohlensäure  haltigen  Atmosphäre  aus- 
gesetzt, so  bildet  sich  Natriumcarbonal,  und  die  Schlacke  zerfällt  hier- 
bei in  Staub.  Das  Natriumcarbouat  läi'sl  sich  mit  den  anderen  etwa 
vorhandenen  Schwefelverbindungen  durch  Wasser  ausziehen,  während 
das  Schwefeleisen  und  die  anderen  unlöslichen  Bestandtheile  zurück- 
bleiben. Durch  Eindampfen  kann  aus  der  Lösung  Soda  gewonnen 
werden.  Im  Interesse  des  Verfahrens  liegt  es  aber,  vor  dem  Ein- 
dampfen die  Soda   auf  bekannte  Weise   in  Aetznatron   zu  verwandeln. 

Ohne  Zusatz  von  Eisen  oder  Schwefeleisen  würde  es  nöthig  sein, 
die  Schlacke  behufs  Lösung  des  Natrons  zu  pulverisiren,  was  nicht 
leicht  sein  dürfte.  Man  bedenke,  welche  Schwierigkeiten  allein  schon 
wegen  der  Staubbildung  beim  Mahlen  der  Thomasschlackc  sich  ein- 
stellen. Die  Lösung  müfste  aber  mit  Kohlensäure  bchandell  werden, 
was  jedoch  für  die  Praxis  zu  kostspielig  sein  würde. 

Die  Ausführung  des  Verfahrens  geschieht  nun  in  folgender  Weise: 

Das  zu  behandelnde  Mineral  wird  in  den  Ofen  gebracht,  ein  Drittel 
oder  die  Hälfte  der  zu  verwendenden  Natronmenge  hinzugethan  und 
das  Ganze  sorgfältig  durchgerührt. 

Nachdem  nun  die  Masse  halbflüssig  geworden  und  die  Hauptreactiou 
Mirüber  ist,  was  nach  ungefähr  einer  halben  Stunde  eintritt,  gibt  man 
den  Rest  des  Natrons  dazu,  wodurch  fast  augenblicklich  eine  Ver- 
flüssigung der  ganzen  Masse  eintritt,  so  dafs  sich  das  Blei  leicht  ab- 
sondert: darauf  läfst  man  die  ganze  Beschickung  abfliefsen. 

Behufs  Mischung  des  Minerales  mit  dem  ersten  Theile  des  zu  ver- 
wendenden Natrons  vor  der  Beschickung  aufserhalb  des  Ofens  kann 
man  eine  starke  Natronlösung  mit  ungefähr  35  bis  40  Proc.  Natron- 
gehall anwenden.  Hierdurch  si)art  man  bei  der  Wiedergewinnung  des 
Natrons  an  Kosten,  da  der  gröfste  Theil  der  letzteren  auf  die  Ver- 
dampfung der  atzend  gemachten  Laugen  zu  rechnen  ist. 

Man  kann  auch,  um  die  Kosten  zu  verringern,  eine  geringe  Menge 
Kohle  dem  Minerale  zumischen,  wodurch  man  eine  gröfsere  Menge  Blei 
gewinnen  bezieh,  an  Natron  sparen  kann. 


^ieuerungeii  im  Alelallhüttemvesen.  2o 

Dieses  ergibt  sicli  daraus,  dafs  zuerst  das  Natron  durch  die  Kohle 
zu  Natrium  reducirt  wird  und  dieses  dann  augenblicklich  aus  dem 
Schwefelblei  das  Blei  in  Freiheit  setzt.  Ebenso  kann  man,  um  an 
Natron  zu  sparen,  auch  das  Mineral  mit  Bleiglätte  mischen,  welche, 
da  sie  zur  Entschwefelung  dient,  eine  gewisse  Ersparnifs  an  Natron 
bedingt. 

Auch  kann  man  Chlornatrium  mit  Bleiglätte  und  Wasser  mischen, 
um  einen  Theil  des  Chlornafriums  in  Aetznatron  zu  verwandeln.  Dar- 
auf mischt  man  das  Ganze,  ohne  vorher  das  Aetznatron  auszuziehen, 
mit  dem  betreffenden  Minerale  und  schmilzt  diese  Mischung  unter  Zu- 
gabe von  Natron.  So  erhält  man  das  in  der  Glätte  enthaltene  Blei 
gleichzeitig  mit  dem  Bleie  des  Schwefelbleies. 

Es  ist  klar,  dafs  in  den  Hüttenwerken,  welche  für  die  Bleiglätte 
keine  bessere  Verwendung  haben  als  zur  Bleigewinnung,  dieses  letztere 
Verfahren  eine  bemerkenswert  he  Ersparnifs  an  Natron  bewirkt. 

Die  Sehlacke,  die  bei  dem  beschriebenen  Verfahren  erhalten  wird, 
ist  im  Allgemeinen  frei  von  Blei;  sollte  dieselbe  dennoch  etwas  Blei 
enthalten,  so  findet  mau  es  nach  Auflösung  der  Schlacke  im  Boden- 
satze der  Lauge,  wovon  es  mit  Leichtigkeit  getrennt  wird. 

Ein  Theil  der  in  den  Mineralien  etwa  vorhanden  gewesenen  Kiesel- 
säure ist,  da  die  angewendete  Temperatur  nicht  hoch  war,  frei  ge- 
blieben; ein  anderer  Theil  freilich  hat  sich  mit  dem  Natron  zu  lös- 
lichem Natriumsilicat  verbunden,  welches  jedoch,  wie  oben  beschrieben, 
durch  Kohlensäure  in  Carbonat  verwandelt  wird;  dadurch  wird  die 
Kieselsäure  frei  und  die  Trennung  findet  beim  Auslaugen  statt. 

Ein  Theil  des  in  der  Schlacke  enthaltenen  Natrons  ist  in  Schwefel- 
nalrium  verwandelt,  ein  anderer  Theil  in  Natriumcarbonat,  besonders 
wenn  man  einen  Zusatz  von  Kohle  angewendet  hat:  ein  weiterer  Theil 
des  Natrons  findet  sich  in  der  Schlacke  als  Sulfat. 

Selbstverständlich  werden  der  Boden  und  die  Wände  des  Flamm- 
ofens, da  sie  für  gewöhnlich  aus  Silicaten  zusammengesetzt  sind,  .sehr 
stark  durch  das  Natron  angegriffen.  Diesem  kann  man  vorbeugen,  wenn 
mau  in  dem  Ofen  vor  seiner  Inbetriebsetzung  Natron  bei  einer  so  hohen 
Temperatur  schmilzt,  dafs  die  Wände  und  der  Boden  in  Silicat  ver- 
wandelt werden.  Dieses  wird  alsdann  während  des  Betriebes,  wo  nur  eine 
niedrige  Temperatur   zur  Anwendung    kommt,    nicht  mehr  angegriffen. 

Alle  in  der  Schlacke  enthaltenen  Verunreinigungen,  welche  sich 
nicht  mit  Natron  verbunden  haben,  sind  im  Wasser  unlöslich  und  daher 
beim  Auslaugen  behufs  Wiedergewinnung  des  Natrons  leicht  zu  ent- 
fernen. 

Um  das  Natron  zu  regeneriren,  stellt  man  zweckmäfsig  zwei 
Reservoirs,  das  eine  etwas  höher  gelegen  als  das  andere,  aus  Ziegeln 
her  und  verputzt  dieselben  mit  hydraulischem  Kalke,  so  dafs  die  Wände 
derselben  vollkommen  dicht  werden. 


24  NeiieruMgen  im  Melallhüttenwesen. 

In  dem  höher  gelegenen  Bassin  ordnet  man  etwa  in  halber  Höhe 
Träger  an,  auf  welche  man  Platten  oder  durchlöcherte  Tafeln  oder 
Eisengitter  legt,  die  zum  Aufbringen  der  Schlackenstücke  dienen,  nach- 
dem man  den  unteren  Theil  des  Bassins  mit  Wasser  gefüllt  hat.  Hierauf 
wird  das  Bassin  mit  Platten  oder  Eisenblech  zugedeckt.  Jii  einer  zweck- 
mäfsig  im  oberen  Theile  einer  der  Wände  angebrachten  OelTnung  wird 
ein  Rost  derart  angeordnet,  dafs  die  Verbrennungsgase  des  Koks  oder 
anderer  geeigneten  Brennmaterialien,  welche  auf  diesem  Koste  ver- 
brennen sollen,  zwischen  dem  Schlackenlager  und  der  Decke  des  Re- 
servoirs hinstreichen. 

Durch  die  Einwirkung  dieser  Gase,  welche  Knhleusäure  enthalten, 
wird  die  Schlacke,  wie  oben  geschildert,  zersetzt  und  dieselbe  fällt  als- 
dann durch  die  Oeffnungen  der  Unterlage  als  ein  Pulver  in  das  darunter 
belindliehe  Wasser,  von  welchem  sie  gelöst  wird.  Sobald  sicli  die  un- 
löslichen Bestandtheile  zu  Boden  gesetzt  haben,  wird  die  Lösung  in  das 
andere  Bassin  hineingelassen,  wo  sie  auf  bekannte  Weise  atzend  ge- 
macht wird. 

Will  man  für  die  Miueralbehaudluug  Natriumcarbonat  anwenden, 
so  ist  eine  Aetzendmachuug  uunöthig.  Will  man  dagegen  Aetznatron 
verwenden,  so  mufs  mau  die  Lösung  bis  zu  einem  gewissen  Grade  ein- 
dampfen. Hat  man  die  Lauge  bis  auf  etwa  36  Proc.  Natron  gebracht, 
so  kann  man  dieselbe  in  dem  flüssigen  Zustande  mit  dem  Minerale  ver- 
mischen und  dann  dasselbe  im  Ofen  behandeln.  Sollte  jedoch  nicht 
genügend  alkalisehe  Substanz  mittels  dieser  Lauge  mit  dem  Erze  ver- 
mischt sein,  um  die  Reduction  desselben  mit  Leichtigkeit  zu  erwirken, 
was  jedoch  von  der  Natur  und  der  Feinheit  des  Erzes  abhängt ,  so  ist 
es  notlnvendig,  dafs  ein  Theil  festes  Natron  zugesetzt  wird,  und  zu  dem 
Zwecke  wird  ein  Theil  der  Lauge  für  solche  Fälle  bis  zu  dem  Grade 
abgedampft,  bei  welchem  dieselbe  nach  Erkaltung  steif  wird. 

Zu  einem  Bleiglanze  mit  etwa  70  Proc.  Blei,  welcher  noch  Schwefel- 
kupfer, -zink,  -antimon,  -eisen  und  Kieselsäure  enthält,  sollen  an  Natron 
ungefähr  25  Proe.  des  Mineralgewichtes  genügen. 

Würde  man  zu  jeder  Operation  neue  Mengen  Natron  zum  Markt- 
preise gebrauchen,  so  wäre  dies  allerdings  ein  kostspieliges  Verfahren. 
Da  man  aber  das  Natron  immer  wieder  gewinnt,  so  kann  man  nach 
Angabe  des  Erlinders  den  thalsächliehen  Preis  für  1'  des  regenerirtea 
Natrons,  Verluste  eingerechnet,  auf  40  M.  veranschlagen.  Bei  Be- 
nutzung von  25  Proc.  stellt  sich  der  Preis  für  das  wiedergewonnene, 
inclusive  das  den  Verlust  ersetzende  neue  Natron  auf  ungefähr  10  M. 
für  II  Erz. 

Wie  die  jüngsten  Vorschläge  flauema/ins,  so  mufs  auch  dieser,  so 
verlockend  das  Verfahren  auch,  namentlich  für  kohlenarme  Gegenden 
wegen  des  geringen  Kohleverbrauches  sein  mag,  wohl  mit  grofser 
Vorsicht  aufgenommen   werden,    bis   wiederholte  Versuche,   \(in  denen 


Alkylirung  von  Rosanilinen  durch  Amidokohlenwasserstott'e.  25 

bis  jetzt  nichts  verlautet,  dargetiian  haben,  ob  es  sich  lediglich  um  eine 
theoretische  Spekulation  oder  um  ein  praktisch  verwerthbares  Verfahren 
handelt.  Haiemann  hat  für  das  vorstehend  beschriebene  Verfahren  das 
D.  R.  P.  Nr.  43  868  vom  28.  September  1887  mit  folgendem  Patent- 
ansprüche ervt'orben: 

„Bei  der  Gewinnung  von  Blei  und  Silber  aus  den  ihre  Schwefel- 
verbindungen enthaltenden  Mineralien  durch  Schmelzung  der  letzteren 
mit  Aetznatron,  Natriumearbonat  oder  diese  Stoffe  enthaltenden  Sub- 
stanzen ein  Verfahren,  gekennzeichnet  durch  den  Zusatz  von  Sehwefel- 
eisen  vor  der  Schmelzung  und  die  Behandlung  der  entstandenen  Sehlacke 
bis  zum  Zerfallen  derselben  mit  Kohlensäure  nach  der  Schmelzung, 
worauf  die  zerfallene  Schlacke  mit  Wasser  ausgelaugt  und  aus  der 
Lauge  durch  einfaches  Eindampfen  Natriumearbonat  oder  durch  Kausti- 
ticiren  Aetznatron  gewonnen  werden  kann." 

Während  des  Jahres  1886  wurden  nach  Landsberg  an  Blei  und  Blei- 
glätte in  Deutschland  producirt: 

Blei  Glätte 

t  t 

Stoiberger  Gesellschaß 14  390      .      .  83 

Rheinisch- Nassavische  Gesellschaft  ...  4  790  .  .  — 
Mechernicher   Bergwerksverein        ....     22  809     .      .        — 

Commerner  Berawerksvereiti —         .      .        — 

A.  Pönsge.n  und  Söhne  (Hütte  zu  Call)  3  650  .  .  — 
Remy  und  IJoffmavn  (Hütte  bei  Ems")  .  4  926  .  .  — 
S.  B'.  Goldschmidt  (Hütte  bei  Braubach)  4  851  .  .  — 
Rothenbacher  Hütte  bei  Siegen  ....  39     .     .       222 

Walther-Croneckhütle  bei  Rosdzin  ...  5  817  .  .  792 
Friedrichshütle  bei  Tarnowitz  ....  15  061  .  .  1697 
Oberbergamt  Clausthal^  Oberharz    ...       8  427     .     .       — 

Unterharzer  Hütten 3194     .     .       205 

Überhüttenamt  Freiberg 4  359     .     .       479 

Die  Bleiproduction  von  Nordamerika  für  1886  wird  (C.  Schnabd) 
auf  127  008'  angegeben.  W.  Knorl. 


Ueber  die  Alkylirung  von  Rosanilinen  durch  Amido- 
kohlen Wasserstoffe;  von  Dr.  Otto  Mühlhäuser. 

Rosauiline  mit  nichtsubstituirten  Amidogrup])en  lassen  mit  Amido- 
kohlenwasserstoffen  unter  Austritt  von  Ammoniak  Alkylrosaniline  her- 
vorgehen. Je  nachdem  das  zu  behandelnde  Amidotriphenylcarbinol  1, 
2  oder  3  primäre  Amidgruppen  enthält,  gelingt  auch  die  Einführung 
von  1,  2  oder  3  Kohlenwassersloffresten.  Die  Anzahl  der  ins  Molekül 
eingehenden  Reste  hängt  wesentlich  von  der  Natur  der  an  das  Ros- 
anilin gebundenen  Säure  ab.  Drei  Phenylreste  treten  z.  B.  in  das  Ros- 
anilin par  excellenee  dann  ein,  wenn  die  mit  Benzoesäure  versalzte 
Rothbase  mit  viel  Anilin  gekocht  wird,  zwei  bezieh,  nur  ein  einziger, 
wenn   an   Stelle   der   Benzoesäure    die   Salz-   oder   Schwefelsäure    tritt. 


2tj  Alkylirung  von  Kosaniliiicii  dincli  AinidokolileiiuasseislolVi'. 

Im  Allgemeinen  haben  sich  die  anorganischen  Säuren  weniger  substi- 
liitionsbegiinstigend  erwiesen  als  die  organischen,  unter  denen  wieder 
die  Benzoesäure  die  wirksamste  zu  sein  scheint.  Man  macht  von  dem 
verschiedenartigen  Verhalten  der  Säuren  bei  der  f'abrikatorischen  Phe- 
nylirung  Gebrauch  und  verwendet,  je  nachdem  man  höher  oder  nieder 
substituirte  Rosaniline  bereiten  will,  anorganische  oder  organische  Säuren. 
Die  Thatsache,  dals  Rosaniline  mit  drei  secundär  substituirten 
Amidgnippen  Phenyln)saniline  gar  nicht  entstehen  lassen,  solche  mit 
zwei  tertiären  und  einer  primären  nur  sehr  schwer  und  solche  mit  ]>ri- 
mären  und  secundären  bezieh,  rein  primären  Amidgruppen  sehr  leicht, 
besagt,  dals  die  Substitution  nur  dann  statthaben  kann,  wenn  NH;,  ab- 
trennbar ist.  Dessen  Abspaltung  wird  intramolekular  und  unter  Bildung 
eines  Zwischenproductes  erfolgen,  wenn  dazu  die  Möglichkeit  gegeben 
i.st.     So  beim  Rosanilin: 

CH  *^^'' 


CßHj.NH.,     =  NH,   +   (Mn„H>^" 

C^Hj-NH., 

OH 


CgH, 
OH 


An  die  hypotheli.sciie  Dui-ciigangssubstanz  wird  sich  in  regressiver 
Reaction  Anilin  anlagern  und  Phenyirosanilin  entstehen: 

CfH^.^H,  /c«Hj.nh:, 


OH 


OH 


Durch  successives  Abspalten  von  NH,  und  Anlagern  von  Anilin  im 
Siime  nachstehender  Gleichungen  dürfte  schliefslich  aus  Phenylrosanilia 
das  Triphenjlrosanilin  hervorgehen. 

,        '^^<,"h  S^^A/ 


CfiH4-NII.,  ^C,.,Hj.NH.i 

OH  ^  OH 

'■    '~>'N    CHI  \  ^^CfiHä 

C6H4-^^-*«"ä'+  C„H^.NH,=  <  ,,  ,,      v.^H 
ic'hI.nh.,  '  )^«"'-^<C«H5iJ 

OH 


^  OH 


CkHj.NH.,     "    ^  /  CfiHj^ 

0 H '  ■  '    OH 


Alkvlining  von  Rosanilinen  durch  AmiiiokolilcnwassersinlTo.  27 

C.Hj  .  N^ C6H5       +  CeHj  .  NH,  =  C  ^  OeHjN < ^^y_ 
CeHj/  /  CfiH^  .  N<"  „ 

Das  Rosanilin  und  Anilin  werden  aber  die  Compouenten  zum  Am- 
moniak dann   gemeinschaftlich   liefern,   wenn   dessen  Zustandekommen 
nur  so  denkbar  ist.     So  beispielsweise  im  folgenden  Falle: 
.    CeHj.NH,  ^ 

\  CfiHj  •  N<|5^3  \  CfiH4  .  N<(.^jj. 

C  •<  k|j3  +  CfiHäNH.^  =  NH;,  +  C  <^  CfiHj  •  N(  CHg)., 

yC6H4.N<^^3  J  CeHj .  N(CH3)2 

'  OH  '   °^ 

Wie  die  Theorie  vermuthen  läl'st,  geht  aber  hier  die  Phenylirung 
nur  schwer  vor  sich,  fast  ebenso  schwierig  wie  diejenige  von  Anilin 
durch  Anilin. 

Geschichtliches. 

Die  französischen  Chemiker  Charles  Girard  und  Georges  de  Laire  ' 
erhielten  im  J.  1860  beim  Verkochen  von  grofsen  Anilinmengen  mit 
Arsensäure  blaufärbende  Substanzen,  deren  Erhalt  ihnen  kurze  Zeit 
darauf  in  einfachster  Weise  aus  Fuchsin  und  heifsem  Anilin  gelang. 
Wie  sich  später  herausstellte,  bestand  die  Reactionsmasse'^  aus  Mono-, 
Di-  und  Triphenylrosanilin.  Mannet  und  Dury*  verwendeten  bald  darauf 
an  Stelle  des  Fuchsins  das  Rosanilinacetat,  Wanklyn^  das  Benzoat,  Price^ 
liel's  auf  Fuchsin  valeriansaures,  oxalsaures,  weinsaures,  milchsaures  und 
zimmtsaures  Anilin  reagireu  und  bekam  in  allen  Fällen  Phenylrosani- 
liue.  n'illiams*'  probirte  die  Phenylirung  mit  Oelsäure,  Watson''  mit 
Stearinsäure  und  Sachs^  mit  den  Fettsäuren  der  Seife.  Nur  Essig-  und 
Benzoesäure  behaupteten  aber  fernerhin  im  Kleinen  wie  im  Grofsen 
ihre  Stelle.  Beide  Säuren  werden  bei  Phenylirungen  stets  dann  ver- 
wendet, wenn  es  sich  um  möglichst  vollständige  Substitution  eines 
Amidotriphenylcarbinols  handelt. 

1862   stellte  Colin^  aus  Fuchsin    und   Paratoluidin   das   Tritolylros- 


1  Französisches  Patent  Nr.  45826  vom  G.  .Juli  1860  und  Zusatz  vom 
2.  Januar  1861. 

2  Vgl.  A.  W.  Hoffmann.  London,  Roy.  Soc.  Proc,  Bd.  12  S.  578  und  Bd.  13 
S.  9  und  Neues  Handwörterbuch  von   Fehling-Hell,  Bd.  1   S.  626. 

3  Französisches  Patent  Nr.  54073  vom  20.  Mai  1862. 

4  Englisches  Patent  vom  November  1862. 

ö  Englisches  Patent  vom  10.  December  1862;  D.p.  J.  1863  170  219. 

rt  Polytechnisches  Notizblatt,  1864  S.  137. 

^  Deutsche  Indusiriezeitung^  1864  S.  42. 

'^  Musterzeitung  für  Färberei  und  Druckerei,  1865  S.  58. 

■I  Französisches  Patent  vom  16.  iVIai  1862;  vgl,  A.  W.  Hoffmann,  Ann.  Chem. 
Pharm.,  Bd.  132  S.  290,  und  Clark.  Chemical  A'eios.'Bd.  9  S.  32.  und  Jahresbericht, 
1864  S.  318. 


28  Alkylirung  von  Rosaniliiien  diucli  Amidokohlenwasserstoire. 

anilin  dar,  1867  erioeugtc  Wolff^o  mit  «-Naijhlylamin  nuphtylirtes  Kos- 
anilin  und  mit  Methyl-,  Aetliyl-,  Butyl-  und  Amylamiu  die  entsprechend 
fettali^ylirteii  Hosaiiiline.  Im  selben  Jahre  gelang  A.  Scfdumberger^^  aus 
6'oupier'schem  Kü.sotoiuidin  und  Anilin  der  Erhalt  von  Phenylrosotoluidin. 

1881  schlug  Otto  Fischer  '^  die  Phenylirung  von  Pararosanilinen, 
welche  eine  |)rimare  und  zwei  secundäre  bezieh,  zwei  tertiäre  und  eine 
primäre  Ainidgru|)pe  enthalten,  für  technische  Zwecke  vor. 

1882  phenylirte  Oscar  Doebner  '^  das  Diamidotriphenylcarbinol  mit 
salzsaurem  Anilin  zweifach.  Die  Bereitung  von  betanaphtylirtem  Ros- 
anilin  aus  Rosanilinbenzoat  und  Betanaphtylamin  gelang  A.  Meldola  'J. 
In  ähnlicher  Weise  auch  die  Darstellung  von  Betanaphtylpararosanilin. 
In  diese  Zeit  fallen  auch  die  Versuche,  das  Pararosanilin  mit  Anilin  in 
Gegenwart  einer  Säure  zu  phenyüreu.  1884  erzeugten  Noelling  tnul 
('ollin  '5  aus  Rosanilin  und  Ortho-  bezieh.  Metatoluidin  ortho-  und  nieta- 
tolylirtes  Rosanilin.  Aufserdem  constatirten  die  Genannten,  dal's  bei 
der  Hlaudarstellung  das  Lösungsanilin  —  was  gewöhnlich  als  Anilin- 
iiber.schufs  bezeichnet  wird  —  durch  andere  Lösungsmittel,  wie  Phenol 
und  Naphtalin  mit  mehr  oder  weniger  Vortheil  ersetzbar  ist  und  dafs 
1  Mol.  Rosanilin  uud  3  Mol.  Anilin  in  Gegenwart  von  etwas  Benzoe- 
säure mit  dem  Phenol  Violett,  mit  Naphtalin  dagegen  Anilinblau  gebe. 
188t)  liefs  Dahl^''  auf  Rosanilin  im  Beisein  von  Benzoesäure  heifses 
Phenylendiamin  und  dessen  Homologe  einwirken  uud  bekam  so  wasser- 
lösliche Aniido])heuylrosaniline.  Im  selben  Jahre  constatirten  Heumann 
und  Heidlberg  '^,  dafs  gechlorte  Aniline  sich  gegen  Rosanilin  ebenso  wie 
Anilin  verhalten.  Aus  Rosanilin  und  Benzoesäure  und  0-Chlor,  Meta- 
Chlor und  Parachlor-Anilin  bereiteten  die  genannten  Chemiker  0-Tri- 
chlor-,  Metatrichlor-  und  Paratrichlor-Triphenylrosanilin.  Hervorragend 
technische  Wichtigkeit  haben  heute  das  Triphenylrosanilin  und  das 
Triphenylpararosanilin,  welch  letzteres  berufen  ist,  das  erstere  zu  er- 
setzen. Von  mehr  geschichtlichem  Interesse  sind  das  Mono-  und  Diphenyl- 
rosanilin,  aber  auch  diese  Substanzen  werden  heute  noch,  wenn  auch 
in  geringen  Mengen,  fabrikmäfsig  bereitet. 

Technisches. 
lieber  die   Darstellung   der  Phenylrosaniline   läfst   sich   wenig  All- 
gemeingültiges   sagen,    weil    eben    für  jeden    einzelnen    Fall    erst    die 

W  Journal  für  praktische  Chemie,    Bd.   101  S.  177;   vgl.  auch   Ballo.    Berichte 
der  deutschen  chemischen  Qesellschaft,  1870  Bd.  3  S.  289  und  676. 
II    Waqn.  J.   ß.,  1869  S.  239." 
i'i  I).  R.  1".  Nr.  16707  vom  1.  Februar  1881. 
'ä  Berichte  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft,  1882  Bd.  15  S.  237. 

14  Chemical  Neus ,  Hd.  47  S.  133  und  146,  und  Berichte  der  deutschnt  chemi- 
schen Qe>elUcUaft.  1883  Bd.  16  S.  964;  vgl.  auch  Noelling  und  Cotlin.  daselbst  1884 
8.  258. 

15  Berichte  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft,  1884  Bd.  19  S.  258. 

16  ü.  R.  P.  Nr.  36900  vom  11.  März  1886. 

17  Berichte  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft.  1886  Bd.  19.  S.  1992. 


Horwitz,  die  Analj'se  der  Wollscbmelzöle.  29 

günstigsteu  Reactionsbedingungen  erforscht  werden  müssen.  Nach  dem 
vorhin  Mitgetheilten  dürfte  indessen  deren  Auffindung  nicht  schwer  fallen. 
Was  die  Abtrennung  der  reinen  Producte  aus  den  Rohschmelzen 
anbelangt,  so  kann  diese  ebenfalls  in  verschiedenster  Weise  geschehen. 
Sind  die  phenylirten  Rosaoiline  wasserlöslich,  so  reinigt  man  sie  nach 
Methoden,  wie  sie  bei  den  wasserlöslichen  Substanzen  überhaupt  ange- 
wendet werden;  sind  sie  nur  spritlöslich,  so  kann  man  dieselben  aus 
alkoholischen  oder  anilinischen  Lösungen  fractionirt  ausscheiden  oder 
aber  mit  Benzol  die  (in  diesem  Kohlenwasserstoffe  auf  löslichen)  Begleiter 
entziehen. 


Die  Analyse  der  Wollschmelzöle;  von  Dr.  A.  Horwitz. 

Die  für  die  Wollenwaaren-Fabrikation  in  Anwendung  kommenden 
Schmelzöle  sind  Emulsionen,  welche  aus  flüssigem  Fette  und  wässerigen 
alkalischen  Lösungen  bestehen.  In  den  von  mir  untersuchten  Wollschmelz- 
ölen war  das  flüssige'  Fett  meist  ein  Gemisch  von  Olivenöl  und  Baum- 
wollensamenöl:  die  wässerige  alkalische  Lösung  eine  Lösung  von  Am- 
moniak und  Soda.  Da  die  technischen  Olivenöle  zuweilen  einen  Zusatz 
von  Mineralölen,  Harzölen,  trocknenden  Oelen  u.  s.  w.  erfahren,  diese 
Beimengungen  aber  auf  den  weiteren  Verlauf  der  Fabrikation  von  schäd- 
lichem Einflüsse  sind,  wird  sich  die  qualitative  Prüfung  der  Schmelzöle 
in  erster  Reihe  mit  dem  Nachweise  dieser  Substanzen  beschäftigen. 

Im  Nachfolgenden  erlaube  ich  mir,  das  von  mir  eingeschlagene 
Verfahren,  die  Wollschmelzöle  quantitativ  zu  analysiren,  mitzutheilen. 
Dasselbe  dürfte  sich  besonders  empfehlen,  da  es  leicht  und  verhältnifs- 
mäfsig  schnell  ausführbar  ist  und  gute  Resultate  gibt.  Das  Verfahren 
gründet  sich  darauf,  dafs  Soda  in  einem  Gemische  von  Alkohol  und 
Aether  unlöslich  ist,  wohingegen  Fett,  Ammoniak  und  Wasser  sich 
darin  lösen,  bezieh,  damit  mischbar  sind.  Da  das  Lösungsverhältnifs  des 
Ammoniumplatinchlorids  in  Alkohol  0,005  :  100  beträgt,  also  höchstens 
einen  für  technische  Analysen  nicht  zu  veranschlagenden  Fehler  bedingt, 
wird  das  Ammoniak  in  die  Platinverbindung  übergeführt  und  als  solche 
oder  nach  dem  Glühen  als  metallisches  Platin  gewogen. 

Zur  Ausführung  der  Bestimmung  werden  1,5  bis  2s  des  zu  unter- 
suchenden Schmelzöles  in  verschlossenem  Gefäfse  abgewogen,  mit  Alkohol 
und  Aether  überschichtet  und  nach  tüchtigem  Umschütteln  einige  Stunden 
stehen  gelassen.  Die  Soda  bleibt  ungelöst,  wird  auf  einem  gewogenen 
Filter  gesammelt,  bei  100"  getrocknet  und  gewogen. 

Das  Filtrat  theilt  man  in  zwei  gleiche  Theile,  von  denen  der  eine 
zur  Bestimmung  des  Fettes,  der  andere  zur  Bestimmung  des  Ammoniaks 
dient.  Der  zur  Fettbestimmung  dienende  Antheil  ergibt  den  Fettgehalt 
nach   dem  Verdunsten   des  Alkohols   und  Aethers  und  darauffolgendem 


30  l,aiiu'r.  die  pholographischm  Goldsalze. 

Trocknen  bei  lOU  bis  120".     Zu  dem  anderen  Anlheile  lügt  mau  Salz- 
säure und  fiällt  durch  Platinchlorid. 

Zur  Bestimmung  des  Wassers  wird  eine  gewogene  Quantität  des 
Schmelzöies  bei  100  bis  120"  bis  zum  constanten  Gewichte  getrocknet. 
Die  Gewichtsabnahme  gibt  Wasser  -)- Ammoniak  au:  subtrahirt  man 
davon  deu  Animoniakgehalt,  so  erhält  mau  die  in  dem  .Schmelzöle  vor- 
handeue  Menge  Wasser. 

Es  möge  hier  eine  uacli  dem  eben  be.schriebeueu  Verfahren  ausge- 
führte quantitative  Analvae  eines  Schmelzöles  folgen: 

1^8602  Sehmelzöl  hinterliefsen  0s,0169  Soda  =  0,91  Proc. 
üa  das  Filtrat  zur  Ammoniak-  und  Fettbestimmung  in  zwei  gleiche 
Theile  getheilt  wurde,  entsprach  jeder  dieser  Theile  0^,9301  Sehmelzöl. 
0*!,9301  Sehmelzöl  ergaben  0?,0337  Platin,  entsprechend  0,32  Proc. 

Ammoniak, 
0-,y301  Sehmelzöl  hinterlieisen  ü»,1317  Fett  =  14,16  Proc. 
Zur  Wasserbestimmung  wurden  1^,9214  Sehmelzöl  angewandt:  diese 
ergaben  nach  dem  Trocknen  bei  100  bis  120"  einen  Gewichtsverlust  von 
18,6288  =  84,77  Proc.    Da  der  Ammoniakgehalt  0,32  Proc.  betrug,  hinter- 
blieben für  das  Wasser  84,77  —  0,32  =  84,45  Proc. 

Es  enthielt  demnach  das  Sehmelzöl  in  100  Theilen: 

Fett      14,16  Th. 

Soda t),91     ., 

Ammoniak     ....       0.32     .. 
Wasser      ....     .     84,45     ,. 
99,84  Th. 
Da  bei    dem    angeführten   Schmelzöle    die   Herstellung    angegeben 
werden  sollte,  wurde  die  Umrechnung  aus  Ammoniak  und  Wasser  vor- 
genommen.    Dieselbe  ergab,   dafs  eine  0,38procentige   wässerige   Am- 
moniaklösung augewandt  war,  also  eine  Ammoniaklö.sung  vom  Volum- 
gewichte 0,9983. 

Zur  Herstellung  von  100  Gew.-Th.  Sehmelzöl  waren  also  ange- 
wandt : 

14,16  Th.  Kett 
0,91  „  Soda 
84,77     „     Ammoniak  vom  Voliimgi-wiclite  U,9983. 

Herliu  im  December  1888. 


Die  photographischen  Goldsalze;  von  Alexander  Lainer. 

Die  am  meisten  im  Gebrauche  stehenden  Goldsalze  des  Handels 
sind  das  Chlorgold,  das  (."hiorgoldkalium  und  das  Chlorgoldnatrium 
Lezieh.  das  Goldsalz. 

Will  mau  eines  dieser  Goldsalze  durch  ein  anderes  in  einem  Gold- 
badrecepte  ersetzen,  .10  pflegt  man  sich  gewöhnlich  an  die  in  den  Lehr- 


Lainei-,  die  pholographischen  Goldsalze.  31 

büchern    der  Photographie    augegebeuen   Aequivalentzahlen   zu    halten, 
wobei  allerdings  chemische  Reinheit  der  Goldsalze  vorausgesetzt  wird. 

Nach  den  Aequivalentzahlen   sind    folgende  Mengen  der  Goldsalze 
gleichwerthig,  d.  h.  sie  enthalten  gleiche  Quantitäten  Gold  (64s,9): 
lÜOg  Cblorgold, 
131g  Chlorgoldiiatrium, 
136g.,4  Chlorgoldkaliura. 

Es  fragt  sich  nun,  ob  die  käuflichen  Salze  diesen  Aequivalent- 
zahlen entsprechen,  ob  sie  also  chemisch  rein  sind  und  wenn  nicht,  in 
welchen  Verhältnissen  sie  sich  dann  gegenseitig  ersetzen. 

Eine  wichtige  Frage  ist  ferner  die,  ob  die  Goldsalze  des  Handels 
verfälscht  sind.  Dr.  Just  sagt  in  seinem  Raihgeber  für  den  Positiv- 
prozefs  S.  51 : 

.,Es  liegen  allerdings  keine  neueren  Analysen  über  die  jetzt  im  Handel 
vorkommenden  Goldsalze  vor,  aber  noch  im  .J.  1863  fand  Prof.  J.  Pohl  in  einer 
Handelsvvaare  neben  53,22  Proc.  reinem  Natriumgoldchlorid  46,78  Proc.  als 
Fälschung  zugesetztes  Chlornatrium.  Es  ist  kaum  anzunehmen,  dafs  Fälschungen 
in  diesem  Ausmafse  heutzutage  noch  vorkommen,  immerhin  findet  man  aber 
auch  heute  noch  bei  der  Prüfung  mit  Alkohol  und  Aether  in  vielen  käuf- 
lichen Goldsalzcn  Chloralkalien." 

Ich  unterscheide  nun  zwischen  Fälschungen  und  überschüssig  zu- 
gesetzten Chloralkalien  insofern,  als  ja  trotz  des  letzteren  Falles  der 
Preis  des  Salzes  ein  reeller  sein  kann,  wenn  gewisse  Grenzen  nicht 
überschritten  werden. 

Um  nun  obige  Frage  beantworten  zu  können,  aualj-sirte  ich  die 
drei  gebräuchlichen  Goldsalze  des  Handels,  nämlich  Chlorgold,  Chlor- 
goldkalium  und  Chlorgoldnatrium  bezieh,  das  Goldsaiz  und  bespreche 
die  erhalteneu  Resultate  nach  einer  dreifachen  Richtung. 

11  Vom  chemisc/i-analytischen  Standpunkte,  Sind  die  käuflichen  Salze 
chemisch  rein  und  einer  Formel  entsprechend  oder  sind  es  Salzgemenge? 

Darstellungsmethoden. 

2)  In  pecuniärer  Richtung.  Wie  sind  die  Preisverhältni.sse,  und 
welches  Goldsalz  ist  das  billigste  bei  gleichem  Goldgehalte? 

Sind  die  Goldsalze  verfälscht? 

3)  Vom  photographisch-praktischen  Standpunkte:,  bezüglich  des  gegen- 
seitigen Ersatzes  in  den  Goldbädern  und  den  Goldbadverstärkungen. 

I. 
a)  Das  Chlorgold.  Nicht  .selten  kommt  es  vor,  dafs  beim  Auflösen 
des  Chlorgoldes  ein  brauner  Rückstand  bleibt.  Derselbe  rührt  von  aus- 
geschiedenem Golde  her  und  resultirt  aus  der  Darstelluugsweise.  Löst 
mau  Gold  in  Königswasser  auf  und  dampft  die  Lösung  ein,  so  zersetzt 
sich  ein  Theil  des  entstandenen  Goldchlorides,  indem  etwas  Gold- 
chlorür  entsteht;  beim  weiteren  starken  Erhitzen  wird  direkt  Gold  ab- 
geschieden. Löst  man  ein  derartiges  überhitztes  Salz  in  Wasser  auf, 
so  bleibt  natürlich  das  Gold  ungelöst;  aber  selbst  das  nicht  überhitzte 
Salz,    welches  Goldehloriir   enthält,    zerfällt    Jeichl    in  Goldchlorid  und 


32  Lainei-.  die  pholographischeii  GoldsaUe. 

Gold.  Bei  der  Darstellung;  von  wasserfreiem  Goldchloride  der  Formel 
AiiCl,  mufs  obige  abgedamplte  Lösung  mit  Was^ser  erwärmt  werden; 
dann  filtrirt  man  vom  abgeschiedenen  Golde  ab,  verdampft  neuerdings 
vorsichtig  und  erhitzt  schliefslich  auf  ISO».  Man  erhält  eine  duukel- 
rubinrothe  oder  rothbraune  Masse,  welche  Lackmus  riithet.  Die  chemische 
Zusainmeusetzung  ents))richt   folgenden  Zahlen: 

Au 197      oder     64.91 

Cl.j 106,5      ..        35,09 

303,5  oder  100,00 
Wenn  man  obige  wässerige  Lösung  eindampft,  bis  sich  eine  Krystall- 
haul   bildet,  so  erhält  man  beim  Erkalten  dunkel  orangefarbene,  grofse 
spröde  Krystalle  von  der  Formel  AUCI3+2H.2O,   welche    an   feuchter 
Luft  zerfliefsen  und  in  trockener  Luft  verwittern. 

Beim  Auflösen  von  Gold  in  Königswasser  mit  viel  überschüssiger 
Salzsäure  entsteht  Wasserstoffgoldchlorid,  welches  nach  genügender  Con- 
centration  und  Stehenlassen  (am  besten  über  Aetzkalk)  nach  Thomson ' 
Krystalle  von  der  Formel  AuClj.HCl  4-4H2O  und  nach  Weber'^  von 
der  Formel  AuClj.HCl  +  3H.,0  gibt,  die  an  feuchter  Luft  zerfliefsen. 
Die  Analyse  von  zwei  Goldchloriden  verschiedener  Firmen  ergab 
folgende  Resultate: 

All    .     .     .     196,5  oder     49,94         a)  41,11     b)  51,75  Proc. 
CI4    .     .     .     142,0     „       36,09 
H      .     .     .         1         „         0,25 
SH.jO    .     .       54        „       13,72 
393,5  oder  100,00 
Das  analysirte  sogen.  Goldchlorid  des  Handels  a)  enthielt  42,11  Proc. 
Gold    oder    64,79   Proc.    Goldchlorid,    aufserdem    enthielt    dieses    Salz 
26,60  Proc.  andere  Beimengungen,  der  Hauptsache  nach  Kaliumchlorid. 
Dieses   Goldchlorid    war    somit    kein    reines   Salz^    sondern    ein   Salz- 
gemenge. 

Das  mit  b)  bezeichnete  Goldchlorid  war  nur  durch  etwas  Kupfer- 
salz (etwa  0,5  Proc.)  verunreinigt. 

b)  Das  Goldchloridkallum  AuCljKCl  +  2H.^0.  Dieses  Salz  erhält 
man  beim  Verdunsten  und  Erkalten  der  neutralen  oder  schwach  sauren 
(Toldchloridlösung  und  der  der  Formel  AuCl3,KCi  entsprechenden  Menge 
\()n  Kaliumchlorid  als  grofse  durchsichtige,  rhombische  Tafeln,  welche 
an  der  Luft  rasch  zu  einem  schwefelgelben  Pulver  von  wasserfreiem 
Salze  verwittern. 

Die  Analyse  des  Handelssalzes  ergab: 

All 196,5     .     .     47,52     .     .     44,17 

CI3 106,5     .     .     25,75     .     .        — 

KCl 74,5     .     .     18,02     .     .    27,15 

211,0 36        .     .      8,71     .     .        — 

100,00 

•  Berichte  der  deutschen  chemitchen  Oeselhchaft,  1877  S.  1833. 
■J  Poggendorß's  Annaten,  Bd.  131  S.  445.     j 


Au    .     . 

.     196,5 

CI3    .     . 

.     106,5 

NaCl     . 

.       58,5 

aH20  . 

.       36 

Lainer,  die  phofographischen  Goldsalze.  33 

Diese  Analyse  zeigt,  dafs  dieses  Salz  nicht  chemisch  rein  icat\  indem 
€inem  Goldgehalte  von  4-4,17  Pi-üc.  nur  16,75  Proc.  Kaliumchlorid  ent- 
sprechen, während  der  Rückstand  der  Chloride  nach  Fällung  des  Goldes 
27,15  Proc.  betrug,  also  10,40  Proc.  als  Zusatz  zu  betrachten  sind.  Der 
Ueberschufs  an  Kalisalz  ergab  sich  auch  beim  Ausschütteln  des  Handels- 
salzes mit  Aether,  wobei  eine  weifse  unlösliche  Salzmasse  zurückblieb, 
c)  Das  Goldchtoridnalriuin  NaCl.AuCi^-f-^H.jO.  Man  erhält  dieses  Salz, 
wenn  man  4  Th.  Gold  in  Königswasser  auflöst  und  hierauf  zur  Trockene 
abdampft,  den  Rückstand  in  8  Th.  Wasser  löst,  1  Th.  Kochsalz  zu- 
fügt, auf  4  Th.  durch  Erwärmen  concentrirt  und  behufs  Krystallisation 
erkalten  läfst.     Die  Krystalle   sind    pomeranzeugelb   und   luftbeständig. 

Analyse  der  Goldsalze 
49,43        a)  17,73     b)  20,55  Proc. 
26,79 
14,72 
9,06 
100,00 
Das  Goldsalz  des  Handels  besteht,  wie  allgemein  bekannt  ist,  aus 
Goldchloridnatrium,   welchem  ein  Ueberschufs   von  Natriumchlorid  zu- 
gesetzt ist.     Die  Analyse  ergab  17,73  Proc.  Gold. 

Berechnet  man  das  dem  gefundenen  Golde  entsprechende  Gold- 
chloridnatrium, so  ergibt  sieh,  dafs  in  obiger  Handelswaare  ein  Zusatz 
von  etwa  64  Proc.  Natriumehlorid   vorhanden  war. 

Das  mit  b)  bezeichnete  Salz  enthielt  einen  gröfseren  Goldgehalt 
von  20,55  Proc;  auch  dieses  Salz  enthielt  Spuren  von  Kupfer. 

H. 

Die  Frage  der  Fälschung  kann  erst  nach  Erörterung  der  Preis- 
verhältnisse der  verschiedenen  Goldsalze  in  Betracht  gezogen  werden; 
doch  halte  ich  es  für  alle  Fälle  nicht  correct,  dafs  ein  Goldchlorid  als 
solches  bezeichnet  wird,  wenn  es  über  26  Proc.  Alkalisalze  enthält. 

Die  Goldsalze  werden  bekanntlich  in  kleinen  Fläschchen  zu  2"  in 
den  Handel  gebracht,  das  analysirte  Chlorgold  (2?)  kostete  2  fl.  40  kr., 
ebenso  viel  das  Chlorgoldkalium,  das  Goldsalz  (2s)  kostete  1  fl.  4  kr. 
lg  Goldcblorid  (a)  enthielt  0,4211g  Gold,  kostete  1  Ü.  20  kr. 
1  „  (b)  "  ■        ~" 

1     Goldchlorkalium 
1     Goldsalz        (a) 
1  „  Cb) 

Bei  der  Annahme,  dafs  das  Goldchloridkalium  einen  Normalpreis 
repräsentirt^  und  Is  desselben  bei  einem  Goldgehalte  von  0g,4417 
1  tl.  20  kr.  kostet,  so  berechnet  sich  der  Werth  von 

Is  Goldchlorid  (a)  mit  0,4211g  Gold  zu  1  fl.  15  kr.  statt  1  fl.  20  kr. 
1  „  (b)     „     0,5175        „       „    1    „    46     „       „      1   „    20    „ 

1     Goldsalz       (a)     „     0,1773        ,.       ..  —    „    48     „       „    —   „   52    „ 
1  „  (b)     „     0,2055        „        „  —    „    55     „       „    —    „    55    „ 

3  Es  ist  im  gegebenen  Falle  unter  den  a-Salzen  das  billigste  in  Bezug 
auf  den  Goldgehalt. 

Dingler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  1.    1889(1.  3 


0,5175 

„       1    „   20 

0,4417 

„       1    «   20 

0,1773 

„     —   ,.   52 

0,2055 

„      —   ,.   55 

34 


Lainer.  die  pholograpliischi'ii  OoUisalze. 


Es  ergibt  sich  aus  diesen  Berechnungen,  dafs  der  Preis  der  Gold- 
salze  a)  in  Bezug  auf  deren  Goldgehalt  so  ziemlich  übereinstimmt.  Von 
Fülsrhungeti  im  eigentlichen  Sinne  kann  nicht  die  Rede  aein:^  jedoch  er- 
seheint <las  Goldcbkirid  b)  auffallend  billiger,  da  es  nach  der  Berech- 
nung im  Vergleiche  zu  den  anderen  Salzen  1  fl.  46  kr.  werth  wäre  und 
nur  1  11.  20  kr.  kostete. 

Was  das  volle  Gewicht  von  2«  der  Salze  anbelangt,  so  nahm  ich 
behufs  Constatirung  desselben  beim  Goldchlovidkalium  und  G(jldchlorid- 
nalrium  sehr  genaue  Wägungen  in  der  Art  vor,  dafs  ich  zuerst  die 
Fläschchen  sammt  dem  Inliaite  wog,  dann  das  Salz  auflöste,  damit  jede 
Spur  desselben  in  Betracht  komme  und  nach  dem  Trocknen  die  Fläschchen 
wieder  auf  die  Wage  brachte. 

Es  ergab  sich  in  beiden  Fällen  ein  kleiner  Abgang  und  zwar: 
beim  Goldchloridkalium  von  0r,0538 
beim  Goldsalze  von  Og,0361. 

Dieser  Abgang  repräsentirt  im  ersten  Falle  einen  Werlh  von  6  kr., 
im   zweiten  Falle   nicht  ganz   2  kr.     Die  b-Salze  zeigten   ein  geringes 
Uebergewicht  zu  Gunsten  des  Käufers. 
III. 

Für  die  photogra])hische  Praxis  ergibt  sieh  aus  der  Analyse,  dafs 
man  die  Goldsalze  nicht  nach  ihren  Ae(|uivalentzahlen  gegenseitig  in 
den  Recepten  der  Tonbäder  ersetzen  kann,  dafs  selbst  bei  gleichen 
Salzen  aus  verschiedenen  Bezugsquellen  verschiedene  Wirkungen  re- 
sultiren,  besonders  da  auch  der  Gehalt  an  freier,  den  Salzen  anhaf- 
tender Salzsäure  vei'schieden  ist. 

Man  ])llegt  gewöhnlich  die  Goldsalze  1:50  aufzulösen,  d.  h.  man 
bringt  den  Inhalt  eines  Fläschchens  (2?)  nach  dem  Auflösen  durch  Ver- 
dünnung mit  destillirlem  Wasser  auf  100«^'^. 

Ich  uiöchle  mir  den  Vorschlag  erlauben,  die  Verdünnung  zu  ver- 
(lo])peln  und  die  Vorrathslösung  1  :  100  herzustellen,  indem  dann  die 
vorkommenden  Ungenauigkeiten  beim  Ansetzen  und  Verstärken  der  Gold- 
bäder weniger  in  Betracht  kommen. 

Folgende  Tabelle  zeigt,  wie  die  Salze  bei  chemischer  Reinheit  und 
andererseits,  wie  sie  nach  den  H(;;sullaten  der  Analyse  einander  ersetzen 
dürfen: 


Aequiviilent 

bei  ohemischer 

Reinheit 

Gleichwerthig  nach  dem  wirklichen 
GoUigehalle 

a-Solze 

b-Salze 

chemisch 
reine  Salze 

GoldchloridL<3sung 

Goldchloridkaliiiiii-Lösiing  .     .     . 
Goldchlorid  ualriura-Lösuiig 

bezieh.  G(ddsnlz 

136,4 
131 

lOOcc 
95 

•>37 

81CC 
•>05 

65CC 
89 

85 

Für  die  Praxis  wäre  bei  dem    gefundenen  GoldgehaUe   der  analy- 
sirten  llandelssalze  l«"''  Chlorgold  (a)   oder  0"',s   ( b")    gleich    1'''  Chlor- 


Lainer,  die  photographischen  GoldsaJze.  35 

goldkalium  gleich  ■2'-''-',4  Goldsalz  (a)  (Clilorgoldnatviiim)  oder  2"'  (b) 
zu  nehmen. 

Haltbare  Goldbäder  sind  von  Zeit  zu  Zeit  zu  verstärken.  Wenn 
der  Goldbedarf  für  den  Bogen  mit  0^,025  Chlorgold  oder  0?,0162  Gold 
angenommen  werden  kann,  so  wären  von  der  Vorrathslösung  1:100 
für  den  Bogen  folgende  Mengen  zur  Verstärkung  zu  nehmen : 

bei  Chlorgold  4cc  (a)  oder  3,2cc  (b)  oder  3,6cc   chemisoh  rein 

.,    Chlorgoldkaliam    4     (a)      „      —        —     „      3,6  .,  ., 

„    Chlorgoldnatriiira  9,5  (a)      „      8,'2     (b)      .,      3,4 

Schliefslich  möchte  ich  hier  noch  bezüglich  des  Goldsalzes  (Chlor- 
goldnatrium) erwähnen,  dafs  ein  sehr  grofser  Kochsalzgehalt  desselben 
beim  Tonen  der  Bilder  schädlich  wirken  kann,  indem  das  Natriumchlorid 
einen  fuchsigen  Ton  veranlafst,  worauf  auch  in  den  Pliotographischen 
Mittheihmgen^  XX.  Jahrgang  S.  279,  aufmerksam  gemacht  wurde. 

Häufig  besitzen  die  Goldsalze  des  Handels  in  Folge  unrichtiger 
Darstellungsweisen  viel  freie  Salzsäure,  welche  sich  schon  beim  Oeflfuen 
der  Fläschchen  durch  den  stechenden  Geruch  bemerkbar  macht.  Diese 
freie  Salzsäure  erzeugt  beim  Tonen  sehr  schädliche  Wirkungen,  indem 
sie  die  Tonung  aufserordentlich  verzögert  und  zur  Blasenbildung  des 
Albumins  Veranlassung  gibt.  Die  Bilder  sehen  nach  dem  Tonen  sehr 
unschön  und  ,.zerfressen"  aus.  Sucht  man  durch  Neutralisation  mit  den 
bekannten  Alkalisalzen  die  freie  Salzsäure  zu  binden,  so  entsteht  Natrium- 
chlorid,  welches  sich  auf  diese  Weise  im  Goldbade  unliebsamer  Weise 
anhäuft. 

Bezüglich  des  Kupfergehaltes  bemerkt  Herr  Jo/i/H,  dafs  das  Kupfer 
nicht  nur  unschädlich  beim  Tonen  wirkt,  sondern  im  Gegentheile  dazu 
beitragt,  den  Bildern  einen  besseren  Ton  zu  geben,  so  dafs  er  bei  An- 
wendung eines  kupferfreien  Goldsalzes  dem  Tonbade  Kupferchlorid  zu- 
zusetzen pflegt. 

Der  verschiedene  Goldgehalt,  sowie  überhaupt  die  verschiedene 
Zusammensetzung  gleichnamiger  Goldsalze  dürfte  eine  Hauptursache 
der  Entstehung  ungezählter  Goldbadrecepte  sein,  da  hier  das  sogen. 
„Abstimmen^'  der  Lösungen  zur  Nothwendigkeit  wird. 

Jene  Photographen,  welche  sich  ihre  Goldsalze  regelrecht  selbst 
bereiten,  haben  den  V^ortheil  für  sich,  stets  mit  gleichwerthigen  Salzen 
zu  arbeiten;  aber  für  den  Käufer  wäre  es  höchst  wünschenswerth,  eine 
gleichartige  möglichst  neutrale  Waare  zu  erhalten,  was  er  durch  den 
Ankauf  von  krystallisirten  Goldsalzen  noch  am  sichersten  erreicht. 

Laboratorium  der  k.  k.  Lehr-  und  Versuchsanslalt  für  Photographie  und  Repto- 
diictionsrer fahren  in  Wien,  im  December  1888. 


<  Photographische  Mittheilungen.  XX.  Jalirgang  S.  278. 


36  KryoliUi  und  seine  Stellvertreter  in  der  Glasindustrie. 

Kryolitli  und  seine  Stellvertreter  in  der  Glasindustrie: 
von  Richard  Zsigmondy. 

Der  Krvolith  wird,  s-eildein  er  iu  hedL-iitenden  (^)iiiii)titäten  in  den 
Handel  tiebraclit  wurde,  mit  grofsem  Vurtheile  iu  der  Glasindustrie  zur 
Darstellung  von  Miicli-  oder  Opalgläsern  verwendet. 

Als  vor  etwa  3  Jahren  die  Ausbeutung  der  Kryolitlilager  in  Grön- 
land von  der  dauisclieu  Regierung  der  Oeresund -Company  übertragen 
wurde,  stie"^  der  Preis  dieses  Miuerales  so  bedeutend,  dafs  die  Glas- 
fabrikanten sich  allgemein  nach  einem  Ersätze  des  kostspieligen  Krvülithes 
umsahen. 

Man  machte  mit  mehr  oder  weniger  Glück  Versuche,  den  Kryolith 
durch  Gemenge  von  Feldspat!)  und  Flufsspath  zu  ersetzen.  Diesen  Ver- 
suchen verdankt  das  sogen.  Spathglas  seine  Entstehung. 

Aus  jener  Zeit  stammt  auch  eine  Abhandlung  von  C.  Wcinreb\ 
der  Fluornatrium,  gemengt  mit  'i'iionerde  haltigen  Mineralien  als  |)assenden 
Ersatz  des  Kryolithes  vorschlug.  Um  den  Flufsspath  fabrikmafsig  in  Alkali- 
fluorid  umzusetzen,  würde  man  denselben  nach  Weinreb  unter  Zusatz 
von  Sand  mit  Soda  oder  Potasche,  oder  auch  mit  Sulfat  und  Kohle  am 
besten  in  Drehöfen  schmelzen. 

Bald  daraufwandte  ich  mich,  veranlafst  durch  einen  österreichischen 
Glasindustriellen  dem  Studiutn  derselben  Frage  zu.  Es  war  mir  bald 
klar,  dafs  das  Fluorkalium  als  Ersatz  für  Kryolith  zu  theuer  wäre,  da 
man  bei  seiner  Darstellung  durch  Schmelzen  von  Flufsspath  mit  Potasche 
einen  erheblichen  Ueberschufs  der  letzteren  anwenden  müfste,  von  dem 
sich  das  Fluorkalium  nicht  trennen  liefse,  und  man,  selbst  bei  Anwendung 
von  reinem  Fluorkalium,  bedeutend  mehr  Kali  in  das  Glas  schmelzen 
würde,  als  demselben  sonst  zugesetzt  wird.  Dadurch  würde  aber  der 
Ersatz  des  Krjolilhes  theurer  zu  steilen  kommen,  als  dieser  selbst.  Es 
bleibt  also  aufser  einigen,  iu  der  Natur  in  nicht  allzu  grofsen  Mengen 
vorkommenden  Fluor  haltigen  Mineralien,  z.  ß.  der  Lepidolith  nur  mehr 
das  Fluornatrium,  das  mit  Vortheil  statt  des  Kryolithes  verwendet  werden 
könnte.  Einige  Versuche,  dasselbe  nach  dem  von  Weinreb  angegel)enen 
Verfahren  herzustellen,  zeigten  mir  jedoch,  dafs  dasselbe  sieh  ökonomisch 
im  Grossen  auch  nicht  durchführen  liefse,  da  man  beim  Zusammen- 
schmelzen von  Flufsspath  mit  etwas  Kieselsäure  und  dem  nölhigen 
Ueberschufs  von  Soda,  falls  derselbe  nicht  sehr  grofs  gewählt  wird,  in 
Wassser  sehr  schwer  erweichende  Schmelzen  erhält ,  aus  denen  sich 
nur  wenig  Fluornatrium  e.xtrahireu  läfst;  selbst  wenn  es  aber  gelingen 
würde,  leicht  erweichende  Fritten  zu  erhallen,  so  würde  die  Schwer- 
lösliclikeit  des  Fluornatrium  (1  :  23)  das  Eindami)fen  von  grofsen  Quanti- 
täten Wasser  nöthig  machen,  was  den  Prozefs  wesentlich  vertheuern 
würde. 


1  /iir  Konnlnil's  des  Krvolithslasos.  1885  '2'tii  3(U . 


Kryolith  und  seine  Stellvertreter  in  der  Glasindustrie.  37 

Diese  Umstände  gaben  mir  Veranlassung,  auf  Grundlage  der  Wein- 
j-i'i'selien  Angaben  ein  neues  Verfahren  zur  Darstellung  von  Fluornatrium 
auszuarbeiten. 

Bevor  ich  jedoch  zur  Beschreibung  meiner  eigenen  Versuche  über- 
üehe,  halle  ich  es  für  nothwendig,  die  Chemie  der  Krvolith-  und  Spath- 
gläser  eingehender  zu  besprechen  und  daran  eine  \ergleichende  Be- 
trachtung der  Eigenschaften  beider  zu  reihen. 

Schon  im  J.  1869,  also  bald  nach  Einführung  des  Ivryolithes  in  die 
Glasindustrie,  wurden  zwei  einander  gänzlich  widersprechende  Ansichten 
über  das  Verhalten  des  Kryolithes  im  geschmolzenen  Glase  von  zwei 
verschiedenen  Autoren  '  ausgesprochen,  ßenrath'^  gelangt  auf  Grund 
seiner  Analj'sen  und  Versuche  zur  Annahme,  dafs  der  Kryolith  sich 
mit  der  Kieselsäure  nach  folgender  Gleichung  umsetzt; 

AI,  Flfi  6  Na  Fl  +  14  Si  ö,  =  3  Si  Flj  +  3  Na.,  0,  Al.^  O.,,  1 1  Si  0.^ 
und  schreibt  die  Trübung  der  Krj'olithgläser  der  ausgeschiedenen  Thon- 
erde  zu.  Williams^  nimmt  das  Kiesel fluornatrium  als  trübenden  Bestaud- 
theil  an  und  erklärt  den  Vorgang  etwa  folgender  Weise:  Fluornatrium 
tritt  mit  dem  aus  Kieselsäure  und  Krj'olith  gebildeten  Fluorsilicium  zu 
Kieseltluornatrium  zusammen;  der  Rest  des  Fluors  entweicht  als  Fluor- 
.silieium  und  die  übrige  Kieselsäure  verbindet  sich  mit  dem  Zinkoxyde,  dem 
gebildeten  Natron  und  Alumiuiumoxyde  zu  einem  Gemische  von  Silicaten, 
das  von  der  Zu.sanimen.setzung  des  Glases   nicht  wesentlich   abweicht. 

Auch  P.  Ebell  (1877  225  77)  machte  die  Kryolithfrage  zum  Gegen- 
staude einiger  Versuche.  Er  schmolz  wie  Benralh  1  Th.  Krj'olith  mit 
2  Th.  Sand  zusammen  und  untersuchte  das  geschmolzene  Opalglas.  Er 
fand  darin  —  entgegen  der  Behauptung  ßcnrat/is  —  1,74  Proc.  Fluor. 
Des  Weitereu  bewies  er,  dafs  durch  einen  Ueberschufs  von  Kieselsäure 
sämmtliches  Fluor  ausgetrieben  werden  kann  und  dafs  das  erschmolzene 
Glas  nicht  mehr  trüb  anläuft.  Durch  Zusammenschmelzen  von  100  Th. 
Glasbrocken  mit  10  Th.  Kieselfluornatrium  erhielt  er  ein  farbloses 
Krystallglas. 

Hagemann  und  Jörgson  (1874  213  223)  zeigten,  dafs  sowohl  Gläser, 
die  mit  Flufsspath,  als  solche,  die  mit  Kryolith  geschmolzen  sind,  Fluor 
tnthalten. 

Einige  Jahre  später  befafste  sich  Weinreb  (1885  256  362)  mit  der- 
selben Frage  und  erwies  durch  seine  Versuche  zur  Evidenz,  dafs  Fluor- 
natrium allein,  .sowie  Thonerde  allein,  dem  Glassatze  allein  beigemischt, 
keine  Trübung  im  Glase  hervorruft;  dafs  man  aber  durch  Gemenge 
beider  tadellose  Milchgläser  erzeugen  könne. 

Schliefslich   sjjricht    noch    H.   Sc/iwar:   in  seinen    Glasstudien  *   die 


2  1869  192  240. 

3  1869  192  412. 


i  Verhaiidlungen   des  Vereins    zur  Beförderung    des  Gewerbtleilses    1887: 
vgl.  auch  1888  207  223  u.  ff. 


3X  Knolilh  und  seine  Stollvertfeter  in  der  Glasindustrie. 

Ansicht   uiis   ■     wolil  ohne  von  Weinreb's  Arbeit  Kenntuil's  zu  habeu 
dai's  die  Trübung-  der  Fluorgiiiser  aller  Waiirseheinlichkeit  nach  auf  die 
Bildung  von  Kieseltluoriiatrium  zuriiekzufiihren  sei. 

Betrachten  wir  nun  die  Grundlagen,  auf  welche  die'  einzelnen 
Allloren  ihre  Behau|)tuugen  stützen,  etwas  näher.  Benrath  fand  in  einem 
Glase  der  Bat-cast  Porcelain  Compamj:  (57  Proc.  SiO^,  11  Proc.  AI2O., 
und  20  Proc.  Na.^  ü.  —  Er  schmolz  Kryolith  mit  der  düp))ellen  Menge 
Kieselsäure  zusatninen  und  fand,  dal's  sämmtjiches  Fluor  als  Huorsiliciuin 
entweicht.  Eine  geringe  Menge  Fluor  dürfte  dabei  doch  im  Glase  zurück- 
geblieben sein  und  sich  seiner  Beobachtung  entzogen  haben;  denn  reine 
Thonerde  ruft  keine  Trübung  im  bleifreien  Glase  hervor,  wie  Ebdl  und 
Weinreb  bewiesen  haben,  und  der  folgende  von  mir  angestellte  Versuch 
zeigen  wird : 

7UJk  Sand 

34      Soda 
wurden  im  .S/emenjs-Ofen  geschmolzen.   Es  resuitirte  ein  leicht  schmelz- 
bares Krystallglas  ohne  die  leiseste  Trübung:  diese  trat  auch  bei  wieder- 
holtem Nachwärmen  des  Glases  nicht  auf.    Dem  fertigen  Glase  kommt 

2  7 

annähernd  folgende  Formel  zu:     .- Al^üj-^  Na.,ü.üSiO,.      (leli     beziehe 

hier,  wie  in  der  Folge  der  besseren  Uebersichtlichkeit  halber,  die 
Formeln  der  Gläser  auf  GSiO.j  und  schreibe  daher  Bruchtheile  von 
Molekülen;  aufgelöst  würde  die  Formel  2 A1.2O3.7Na.^O.30SiO.,  lauten.) 
Die  beiden  von  Weinreb  im  Platintiegel  geschmolzenen  Glaser  haben 
nahezu  folgende  Formeln:  '/•,  Al.ü.j,  Na.,0, 6 SiO.^  und  '^,3  A1.^0;,>^,,Na.,O, 
öSiü.^;  ersteres  war  krätzig  und  ungar,  letzteres  wasserklar.  Wie  man 
sieht,  läfst  sich  eine  grol'se  Quantität  Thonerde  ohne  Schaden  einem 
selbst  kalkfreien  Glase  einverleiben,  nur  mufs  man  dann  den  Alkali- 
gehalt etwas  über  das  normale  Mals  steigern. 

Williams  fand  als  Durchschnitt  von  5  Analysen  folgende  Zusammeii- 
.setzung  eines  amerikanischen  Kryolithglases: 

.SiO.j  .."....     63,84 

Aljd., 7,86 

VK.iOi 1,50 

MnÜ 1,12 

ZnU 6,91:1 

CaU 1,86 

MgO 0,'2ö 

Fl 8.05. 

Warum  Williams  gerade  Kiesellluornatrium  als  trübenden  Besland- 
Iheil  des  Glases  annimmt,  einen  Körper,  der  in  der  Glühhitze  gar  nicht 
beständig  ist,  ist  nicht  recht  einzusehen.  Kieselthiormetalle  verlieren 
bei  fortgesetztem  Glühen  alles  Kluorsilieium  {Berzeliua)  unter  Zurück- 
bleiben der  Fluormetalle  (\gl.  auch  Gmilin- Krauts  Iliiiulhuch  der  Chemie). 
Wiltiama    leilet    auf   Gniiid    seiner    .Vunivsoii     toltreude    Formel    lilr    da> 


Kryolilli  uud  seine  Stellvertreter  in  der  Glasindustrie.  ;!9 

Kr.yolithglas  ab:  2(R.203  3SiO,^  +  3[R03SiO.J)  + NaFlSiFl^.  Zu  be- 
merkeu  ist,  dala  Williams  uoch  die  alten  Aequivalentformehi  gebraucht. 
RO  bedeutet  ZiiO,CaO,MgO,MnO  und  Na.,0.  Aus  seinen  Daten  habe 
ich  folgende  Formel  abgeleitet,  unter  der  Annahine,  dafs  Fluorahiminium 
den  trübenden  Bestandtheil  des  Glases  bildet: 

Na-p,  s',0  RO,  6  SiO.^  +  ',.,  AI,  Fl,j, 

eine  Formel,  die  mit  der  eines  Glases  wohl  viel  mehr  Aehnlichkeit  hat, 

als  die  von  Williams.     Berechnet   man   aus   dem   Aluminiumgehalt   die 

angewendete  Menge  Krjolith,  so  koinmt  man  zu  folgendem  Glassatz: 

100     Th.  Sand 

46,7    ,.     Krvolith 

10       „     Ziiikweifs. 

Es  haben  sich  dann  2,5  Th.  Fluor  als  NaFl  und  12,3  als  SiFl^  ver- 
flüchtigt, also  etwas  mehr  als  die  Hälfte  des  GesaiTimt-Fluorgehaltes. 
Das  Zinkoxyd  hat  hier  zur  Silicatbilduug  beigetragen  und  dadurch  das 
Fluoraluminium  vor  Zersetzung  geschützt. 

Auch  aus  den  Daten,  die  C.  fVeinreb  gibt,  geht  deutlich  hervor,  dafs 
zugesetzte  Oxyde  oder  Carbonate  einen  Theil  des  Kryolithes  vor  Zer- 
setzung schützen.  Die  Analyse  eines  von  Weinreb  untersuchten  öster- 
reichischen Kryolithglases  lautet,  auf  100  SiO,  bezogen,  folgendermafsen : 

SiO^ .100 

AI2O3 4,0 

CaO 4,9 

K2O 5,6 

NajO 12,1 

Fl 4,8. 

Aus  dem  Thonerdegehalte  des  Glases  berechnet  sich  ein  Zusatz 
von  16,4  Th.  Kryolith,  entsprechend  8,9  Th.  Fluor.  Gefunden  wurden 
4,8  Th.  Fl,  so  dafs  sich  also  fast  die  Hafte  Fl  verflüchtigt  hat.  Aus 
der  Analyse  habe  ich  folgende  Formel  abgeleitet: 

^U  K.2O,  1/3  CaO,  eSiO.^,  V-  AljFlj,. 
Auch  hier  hat  die  Kieselsäure  nur  zersetzend  auf  den  Kryolith  ein- 
gewirkt, um  sich  der  zur  Glasbildung  nöthigen  Menge  Alkali  zu  be- 
mächtigen. Durch  Zusammenschmelzen  von  100  Th.  SiO.^,  20  Th.  NaFl, 
8  Th.  K.2CO3,  7  Th.  NajCOj,  8  Th.  CaC03  und  6  Th.  Al.^  (OH),,,  eines 
dem  berechneten  Glassatze  entsprechenden  Gemenges  erhielt  Weinreb 
ein  tadelloses  Kryolithglas.  Jedenfalls  hat  hier  die  Kieselsäure  zur 
Glasbildung  die  Hälfte  des  angewendeten  Fluornatriums  zersetzt,  während 
die  andere  Hälfte  sich  mit  dem  Aluminiumoxyde  in  Fluoraluminium  und 
Natriumoxyd  umgesetzt  hat;  unter  dieser  Voraussetzung  entspricht  das 
erschmolzene  Milchglas  folgender  Zusaminensetzung: 
R2O,  i,3CaO,  6SiO,2,  '/7AI2FI6. 

Als  weiterer  Beleg  für  die  Beobachtung  Weinreb's.,  dafs  Fluornatrium 
allein  ein  Kalkglas  nicht  opak  macht,  kann  ich  einen  von  mir  aus- 
geführten Versuch  anfuhren:  In  einem  Chamottetiegel  von  etwa  l'',5 
Inhalt  wurde  folaiender  Satz  im  SiVmfns-Ofen  aeschniolzen : 


40  Knolith  und  seine  Stellvertreter  in  der  Ulasindiistric. 

Sand ü5dg 

Potasclie IS 

Soda 5 

Kalk       13 

NaI'l 9. 

Uni  das  Fluornalriiim  vor  der  Einwirkuug  der  Flammen  zu  scbülzen, 
wurde  der  Hafen  mit  einem  passenden  Deckel  versehen.  Bald  nachdem 
der  Tiegel  in  den  Ofen  eingesetzt  war,  zeigte  sich  eine  heftige  Keaction: 
Der  Deekel  beginnt  zu  tanzen,  das  Glas  raucht  und  der  Tiegel  bekommt 
Langsrisse;  es  bedurfte  der  ganzen  Aufmerksamkeit  der  Schmelzer,  um 
ilen  Tiegel  vor  einetii  verderbliehen  Seitensprunge  in  einen  benachbarten 
Hafen  zu  bewahren.  Nach  dem  Erkalten  zeigte  sich  das  erschmolzene 
tilas  wasserhell  und  der  Tiegel  war  heftig  angegritTen. 

Wenn  ich  nicht  fürchten  inüfste,  zu  weitläufig  zu  werden,  könnte 
ich  noch  einige  Beispiele  aus  der  Literatur",  sowie  eigene  Versuche  über 
Kryolithgläser  ant'ühreu;  ich  würde  damit  aber  nichts  wesentlich  Neues 
bringen,  und  so  gehe  ich  denn  zur  Zusammenfassung  obiger  Betrachtungen 
über,  aus  denen  sich  folgende  lehrreiche  Sätze  ableiten  lassen: 

1)  Der  trübende  Bestandtheil  des  Kryolilhglases  ist  nicht  Kiesel- 
lluornatrium,  wie  vor  nicht  gar  langer  Zeit  ein  gewifs  genauer  Kenner 
der  Chemie  des  Glases  behauptet  hat,  sondern  wahrscheinlich  Fluor- 
uliiminium. 

2)  Fluornatrium,  sowie  Kieselfluornatrium,  einem  guten  Kalkglase 
zugesetzt,  sind  nicht  im  Stande,  dasselbe  zu  trüben.  Ersteres  entsteht 
in  der  Glühhitze  aus  letzterem  und  beide  verflüchtigen  sich  bei  der 
Temperatur  des  Siemens-Ofens  aus  dem  Glase. 

■i)  Fluornatrium  und  Thonerde,  gemeinsam  dem  Glassatze  zugefügt, 
geben  gute  Opalgläser. 

•1)  Fluorverbindungen  der  Metalle  wirken  auf  freie  Kieselsäure  bei 
Weifsglühhitze  gerade  so  aufschliefsend  ein,  wie  die  Flul'sfäure  bei  ge- 
wohnlicher Temperatur.  Dabei  entsteht  Fluorsilicium  und  das  wcrth- 
volle  Fluor  entweicht.  Ist  die  Kieselsäure  gebunden,  so  schmelzen  sie 
mit  dem  Silicate  unverändert  zusammen. 

5)  Die  Zusammensetzung  guter  Kryolithgläser  weicht  nicht  wesent- 
lich von  der  anderer  Gläser  ab,  nähert  sich  sehr  der  der  Alabaster- 
gläser (z.  B.  Ii,0,  'jCaO,  eSiOj)  und  läfst  sich  annähernd  durch  folgende 
Formel  ausdrücken: 

R,0,(i;3  bis  1)  RO,6SiO.^-f  Ci;  bis  1,2)  Al.^ Flg. 

Jenen  Glasfabrikanten,  die  den  Krjolith  beibehalten,  ist  daher  an- 
zurathen,  eine  dem  Fluornatrium  im  Kr^'olith  ä<iuivalente  Menge  Kaolin, 
Tliouerdehjdrat  oder  Feldspath  dem  Glassatze  zuzusetzen,  sie  werden 
dadurch  viel  Kryolith  ersparen. 

Im  Widerspruche  mit  dem  unter  2)  Angeführten  scheinen  einige 
Versuche  von  O.  Schntl  iSprcchsaal  Bd.  85,  S.  386)  zu  stehen.  Schott 
schmolz  folgende  Gemenge: 


Kryolitli  und  seine  Stellvertreter  in  der  Glasindustrie.  41 

I.  It.  III. 

Soda 30  KJU  — 

NaFl       100  85  IGO 

SiO.2 370  330  320 

Minium       ....      —  75  320 

und  erhielt  dicht  milchweifse  Gläser.  Die  Origiualabhandlung  war  mir 
leider  uicht  zugänglich;  wahrscheinlich  wurde  bei  verhältnifsmäfsig 
niedriger  Teinperatur  geschmolzen.  Die  Schmelze  I  weicht  so  voll- 
ständig von  der  Zusammensetzung  eines  Glases  ab,-  dal's  sieh  die  Trübung 
leicht  erklären  läfst:  Freie  Kieselsäure  schmilzt  mit  Fluornatrium  noch 
unter  dessen  Schmelzpunkt  unverändert  zusammen  (vgl.  Gmelin-Kraut). 
Hier  gesellt  sich  zu  dieser  Schmelze  noch  etwas  Natriumsilicat.  Wurde 
dagegen  bei  hoher  Temperatur  geschmolzen,  so  ist  die  Trübung  der 
Aufnahme  von  Al.jOj  aus  dem  Tiegel  zuzuschreiben. 

Die  Undurchsichtigkeit  der  Gläser  II  und  III  ist  wohl  der  Bildung 
von  PbFl2  zuzuschreiben.  Dafür  sprechen  auch  zahlreiche  Versuche 
von  H.  Schwarz  [Glasstudien.,  Verhandlungen  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gewerbßeifses).  Bleihaltige  Normalglaser  wurden  mit  wechselnden 
Mengen  von  CaFI,  und  KFl  zusammengeschmolzen  und  dabei  gut  opake 
Gläser  erhalten. 

Spaihglas.  Die  ersten  Versuche  zur  Herstellung  von  opaken  Gläsern 
aus  Flufsspath  unter  Zusatz  von  Thonerde  haltigen  Mineralien  wie  Feld- 
.-path,  waren  meist  von  Mifserfolgen  begleitet.  Schon  im  J.  1879 
liel's  sich  N.  Kempner  eine  „Milchglascomposition  aus  Feldspath,  Flufs- 
spath und  Sehwerspath"  patentiren.  Ich  glaube  kaum,  dafs  der  Autor 
der  Patentschrift,  der  sich  darin  übrigens  einige  wissenschaftliche  Blöfsen 
gegeben,  mit  seinem  Patente  bedeutende  Erfolge  erzielt  hat.  Es  könnte 
sein,  dafs  der  Schwerspath  die  unangenehmen  Eigenschaften  derartiger 
Gläser  modificirt,  Gemenge  von  Feldspath  und  Flufsspath  allein  geben, 
dem  Glassatze  zugesetzt,  stets  ungleiche,  schlierige  Gläser,  die  den 
Hafeu  stark  angreifen  und  für  die  Praxis  unbrauchbar  sind. 

Ich  rieth,  dem  Glassatze  Kaolin  zuzufügen.  Das  half;  man  erhielt 
gleichmäfsig  opake  Gläser,  die  den  aus  Kryolith  geschmolzenen  an 
Schönheit  wenig  nachstanden.  Bald  aber  zeigte  sich  ein  anderer  Uebel- 
staiid.  Während  die  Wand  des  Hafens  ganz  unversehrt  blieb,  war  am 
Boden  desselben  eine  grofse  Menge  halbkugelförmiger  Vertiefungen  in 
den  verschiedensten  Gröfsen  von  1  bis  lO«:""  Durchmesser  bemerkbar, 
die  mit  durchsichtiger,  glasartiger  Materie  erfüllt  waren.  Den  Ueber- 
gang  dieser  kesseiförmigen  Gruben  in  die  Chamottemasse  des  Hafens 
bildet  eine  harte,  porzellanartige  Rinde.  Man  konnte  durch  vergleichende 
Betrachtung  förmlich  das  Wachsen  dieser  unwillkommenen  Gäste  be- 
obachten; wo  ein  solches  Grübchen  auftritt,  dort  frifst  die  Masse  weiter 
und  zwar  so  lange,  bis  der  Hafeu  leck  ist,  was  oft  nach  ein  bis  zwei 
Tagen  geschah.  Nach  dem  Erkalten  des  Hafens  konnte  man  durch 
Klopfen  die  auf  diese  Weise  gebildeten  Glaszapfeu  leicht  von  Chamotte 


42  Kiyolitli  und  seine  Stellvertreter  in  der  Glasindustrie. 

berri'icii.     Dif  Aiialv.-.c   fiiies  mir  uiiigesniiilli'n  Proliestiicke;?    fiihrk'   zu 
folgeiiiitT  pidcoulischer  Zusumiiieiiselzuiig : 

,Si(_i2 (51. 5()  Proe. 

Al^O., 19,58      ,. 

FeÜ 0,80      „ 

Na.20 3.79      „ 

K^O 3.(51      „ 

PbO 0,94     ,. 

U»0 1,77      „ 

CaO 6,65      ,. 

Fl 0,65      „ 

99,45  Proc. 

Die  Anwesenheit  von  Bleioxyti  ist  daratif  zuriiclizufiilireti,  dais  dem 
Glassafze  etwas  Minium  beigefügt  wurde.  Bei  der  Aulschliernung  mit 
Flufssaure  blieb  ein  i'eiu  vertheilter,  weifser  Küukstand,  der  erst  bei 
wiederiiolter  Beliandlung  mit  Flufssaure  und  Schwefelsäure  in  Lösung 
ging  und  gröfstentheils  aus  Al.^Ou  bestand.  Erst  nach  dieser  Operation 
konnte  das  Bieisulfut  rein  erhalten  werden. 

Wie  man  sieht,  nähert  sich  die  Zusammensetzung  dieser  Glas- 
tropfen sehr  der  eines  Feldspathes,  und  unterscheidet  sich  davon  haupt- 
sächlich durch  den  Mehrgehalt  an  Kalk.  —  Die  chemische  Zusammen- 
setzung, die  halbkugelige  Form,  die  eigenthiimliche  Erscheinung  de-- 
Wachsens  dieser  Zapfen,  ferner  Beobachtungen  während  des  Schmelzens 
lassen  folgende  Erklärung  dieser  merkwürdigen  Erscheinung  als  die 
wahrscheinlichste  erscheinen:  Der  Flufsspath  schmilzt  noch  lange  bevor 
die  zur  Glasbildung  erforderliche  Temperatur  erreicht  ist,  und  fliefst 
entweder  unverändert,  oder  nachdem  er  sieh  mit  den  Alkalien  des  Glas- 
satzes theilweise  zu  jenem  leichtUUssigen  Gemenge  von  Fluoriden  um- 
gesetzt hat,  die  H.  Schwarz^  beim  Schmelzen  eines  Kryolithglases  er- 
halten hat,  in  die  halb  gefrittete  Masse  des  Glassatzes  Kanäle  bohrend 
nach  abwärts  bis  auf  den  Boden  der  Hafen,  durchdringt  die  Glasur 
derselben,  sehliefst  die  Chainotle  auf  unter  Abgabe  des  Fluors  und 
bildet  unter  Aufnahme  von  Glas  jene  geschmolzenen  Zapfen,  deren 
Analyse  oben  milgetheilt.  Ist  einmal  ein  Kanal  gebildet,  so  wird  an- 
derer Flufsspath  leicht  denselben  Weg  zum  Boden  linden  und  diesen 
gerade  dort  treffen,  wo  schon  anderes  Fluorcalcium  zum  Schmelzen 
der  Chamotte  Veranlassung  gegeben  hat;  auf  diese  Weise  erklärt  sich 
leicht  das  Gröfserwerden  der  Vertiefungen. 

Da  auch  andere  Versuche,  Spathglas  herzustellen,  an  ähnlichen 
Uebelständen  scheiterten,  trachtete  man,  und  dies  mit  gröfserem  Er- 
folge, den  Kryolith  wenigstens  theilweise  durch  andere  Mineralien  zu 
ersetzen.  Einen  Glassatz,  der  sich  in  der  Praxis  wohl  i)ewährt  hat, 
kann  ich  hier  mittlieilen: 


5  Glasstudien^  Verhandlungen  des  Vereins  zur  Deförderunp  des  Gewerheßeißes^  1887. 


Knolilli  und  seine  Stellvertreter  in  der  Ulasindustrie.  43 

Sand 100  Th. 

Potasche 7,1  ., 

Soda 12,2  „ 

Flulsspath 7,4  „ 

Kryolith ",4  „ 

Oriiioklas '',1  „ 

Kaolin 1,9  „ 

Statt  der  beiden  letzten  Gemengtheile  könnte  man  auch  11  Th. 
Feldspath  anwenden,  nuifste  dann  aber  etwas  weniger  Sand  und  Potasche 
zusetzen. 

H.  Schwarz  bringt  in  seinen  ebenso  werthvollen  als  interessanten 
Glasstudien  aucli  die  Analyse  eines  Sjjathglases,  die  ich  hier  wegen 
eines  merkwürdigen  Unistandes  wiedergebe: 

SiO.^ 67,8  Proc. 

Fe2Ü3 0,28     „ 

ZnO y,2      ,. 

CaÜ 8,0 

MgÜ 1,2 

Na.p 9,0       „ 

Kjü 0  2      „ 

Fl 3,54     ., 

Höchst  auffallend  ist  das  gänzliche  Fehlen  von  Thonerde  in  diesem 
Glase;  man  kann  hier  die  Trübung  blofs  der  Bildung  von  Fluorzink 
zusehreiben,  das  in  der  erstarrenden  Glasmasse  jedenfalls  ebenso  un- 
löslich ist,  wie  Fluoraluminium,  phosphorsaurer  Kalk,  Ziunasche  und 
eine  Reihe  anderer  Körper. 

Nicht  uninteressant  sind  auch  einige  Angaben  von  Hock  über  sogen. 
„französischen  Opal"  (1877  224  624):  er  fand  durch  Analyse  dieses 
vorzüglich  opaken  Glases: 

Si02 63,7   Proc. 

PbO 16,5      „ 

Fe 0,3      „ 

AI2O3    .     .     .• 16,8      ., 

K2O 2,3      „ 

und  erhält  durch  Zusammenschmelzen  von  100  Th.  Feldspath  mit  22  Th. 
Minium  ein  gutes  Opalglas.  Also  ein  Opalglas  ohne  Fluor!  Es  scheint 
in  Bleigläsern  die  Thonerde  weit  weniger  löslich  zu  sein  als  in  blei- 
freien, was  vielleicht  mit  der  niederen  Temperatur,  bei  der  erstere 
geschmolzen  werden,  in  Zusammenhang  steht. 

Der  grofse  pecuniäre  Gewinn,  der  mit  dem  Verdrängen  des  Kryolithes 
aus  der  Glasindustrie  verbunden  ist,  hat  es  dahin  gebracht,  dafs  gegen- 
wärtig einige  Fabriken  den  oben  erläuterten  Uebelstand  der  Spath- 
gläser  —  das  Durchhohren  der  Hafenböden  —  durch  passende  Modifica- 
tionen  im  Schmelzprozesse  überwunden  haben  und  Spathgläser  ganz 
ohne  Zusatz  von  Kryolith  schmelzen.  Ein  derartiges  Glas,  das  jetzt 
mit  grofsem  Vortheile  geschmolzen  wird,  führt  zu  der  Formel  äjK.jO, 
6/-CaO,  i.'gZnOeSiO.j,  ''jALiFI^:  den  Glassatz  dazu  kann  ich  leider,  du 
er  Fabriksgeheimuifs  bildet,  hier  nicht  mittheilen. 


44  Kk'iiiere  Milllieiliingeii. 

Dagegfii  will  ich  einige  Eigenschaften  dieses  Glases  anführen,  die 
beweisen  werden,  dafs  selbst  das  beste  Spaihglas  noch  mancherlei  zu 
wünschen  übrig  läfst:  Das  Glas  ist  häufig  ungleich  durchgeächmolzen, 
etwas  schlierig,  zeigt  an  der  Oberfläche  fettige  Stellen,  die  von  nicht 
Yüllsländig  gelöstem  Fluorealeium  herrühren,  und  gibt  mitunter  viel 
Ausschufswaare.  Aufserdeni  sind  die  fertigen  Waaren  nie  sü  satt  weifs 
wie  Krvolilhgläser;  den  Grund  davon  läfst  ein  Blick  auf  die  mit- 
getheilte  Formel  sofort  erkennen:  Durch  das  Fluorealeium  kommt  viel 
Kalk  in  das  Glas,  uud  dieser  wirkt,  wie  unsere  Erfahrungen  bei 
Alabaster-  und  Knochengläsern  lehren,  stark  lösend  auf  jedes  Trübungs- 
uiittel.  —  Dunkle  Farben  als  l'eberfang  schimmern  durch  das  Glas, 
ebenso  grelle  Flammen. 

Diese  und  andere  Nachtlieile  sind  der  Grund,  dafs  der  Kryolith 
noch  immer  in  gröfserem  Mafsstabe  in  Glasfabriken  verarbeitet  wird. 
Möge  es  mir  gestattet  sein,  an  dieser  Stelle  die  Ansicht  eines  be- 
deutenden russischen  Glasfabrikanten  anzuführen:  Ich  halte  das  Kryolith- 
glas  immer  noch  für  das  billigste,  sagte  dieser;  will  man  den  Kryolith 
durch  Si)ath  ersetzen,  so  gibt  es  so  viel  Ausschufs,  dafs  der  Mehr- 
aufwand au  Glas  und  Arbeitslohn  din-cli  den  Gewinn  an  Kryolith  nicht 
gedeckt  wird. 

Aus  dem  Mitgetheilten  geht  zur  Genüge  hervor,  dafs  ein  kalk- 
freies Fluorid,  falls  es  zu  billigen  Preisen  in  den  Handel  gebracht 
werden  kann,  immer  noch  einen  wünschenswerthen  Stellvertreter  des 
Kryolithes  bilden  würde.  Vielleicht  ist  das  Fluornatrium,  gemengt  mit 
Thonerde,  Zinkoxyd  oder  Minium,  dazu  berufen,  in  Zukunft  den  Kryolith 
zu  ersetzen.  (Schhils  folgt.) 


Die  gröfste  Wage  der  Welt. 

Die  gröl'sto  Wage  der  Welt  dürfte  es  sein,  die  dieser  Tage  auf  dem  Krupp- 
schen Gufsstahlwerke  geaicht  wurde.  Dieselbe  hat  eine  Traglcraft  von  l(X)OOÜli 
oder  20  Waggonladungen.  Die  Aicligebühren  betrugen  111  M.  50  Pf.  Ange- 
l'ei-tii^t  wurde  die  Wage  in  der  liriickenwagenlabrik  von  Hedecktr  und  Kauß  in 
IJieleleld  {Hhtinisch    WeslfälUche  Zeitung,  1888  Nr.  324). 

Edison's  Phonograph. 

Eine  neuere  Form  von  Edison's  Plionograph  beschreibt  Engineering  vom 
14.  September  1888*  S.  247.  Dieselbe  unterscheidet  sich  von  clor  in  D.p.J. 
1888  2C9 "  120  Fig.  2  abgebildeten  in  nielireren  Einzelheiten.  Die  beim 
.Sprechen  zu  benutzende  Platte  ist  aus  CJlas,  das  Wiedergeben  der  Rede  ver- 
mittelt ein  Stück  Seidenzeug;  an  ersterer  ist  der  zeichnende  Stift  steif  und 
scharf,  der  die  Itede  wieder  erzengende  ist  hakenförmig  gebogen,  so  dafs  er 
über  die  Erhabenheiten  hinweggeht,  ohne  sie  zu  beschädigen.  Der  die  beiden 
t^latten  tragende  Arm  ist  um  die  rückwärts  liegende  Führung  drehbar  und 
stützt  sich  —  wie  in  Fig.  2  S.  120  Bd.  269  —  mit  einer  die  genaue  Einstel- 
lung des  Stiftes  auf  dem  Wachse  ermöglichenden  Stellschraube  vorn  auf  eine 
Kahn,  worauf  die  Schraube  fortgleitet;  aber  die  liegt  nicht  fest,  sondern  läfst 
sich  mittels  eines  Keiles  heben,  der  vom  Arbeitenden  mit  der  Hand  oder 
mittels  des  Fufses  gedreht  wird.  Ks  lilfst  sich  co  auch  der  Stift  vom  Wachse 
abheben;    er  dreht  sich  dabei   um  die  hintere  Führung,    hebt  so  zugleich  den 


Kleinere  Mittluäliingen.  45 

die  Mutter  zur  bewogenden  Schraubenspindel  bildenden  Arm  aus  letzterer  aus 
und  setzt  das  Instrument  aul'ser  Tliätigkeit;  bei  weiterem  Drehen  des  Keiles 
aber  wird  ein  fingerlbrmiger  Fortsatz  des  Armes  iu  Eingriff  mit  dem  verhält - 
nilsmälsig  groben  Scliraubeugewinde  auf  einer  vor  der  feingeschnittenen  Spindel 
liegenden  zweiten  Spindel  gebracht  und  dann  der  Arm  nebst  dem  die  Platten 
tragenden  Rahmen  rasch  rückwärts  bewegt.  Dies  gestattet  dem  die  Rede 
Nie°derschreibenden,  einen  Satz  zu  wiederholen,  wenn  er  ihn  nicht  ordentlich 
gehört  hat.  Die  Ganghöhe  des  Gewindes  der  bewegenden  Spindel  ist  0mm^25 
lind  deren  Umlaul'sgesch windigkeit  60  Umdrehungen  in  der  Minute;  der  Stift 
geht  daher  in  1  Minute  über  9G52tnm^  was  76mm  für  die  Aufzeichnung  jedes 
Wortes  eines  mit  Ueberlegung  sprechenden  Redners  darbietet.  Beim  Auf- 
zeichnen von  Musik  und  von  Reden,  die  ohne  Hörrohr  hörbar  gemacht  werden 
sollen,  wird  die  Geschwindigkeit  auf  100  Umdrehungen  erhöht  (vgl.  1888 
270  383). 

Elektrische  Lampe  von  Berten. 

In  der  von  CamilU  ISerton  angegebenen  elektrisclien  Lampe  ruht  die  obere 
Elektrode,  ein  Kohlenstab,  auf  der  unverbrennlichen  unteren  Elektrode  und 
wird  durch  ein  Triebwerk  gegen  dieselbe  gedrückt.  Die  untere  Elektrode  ist 
an  dem  einen  Arme  eines  Winkelhebels  angebracht,  dessen  oberer  Arm  sich 
sperrend  vor  den  Windllügel  des  Triebwerkes  legt,  so  lange  der  von  der 
oberen  Elektrode  auf  die  untere  ausgeübte  Druck  hinreichend  grol's  ist.  Wenn 
dagegen  durch  das  Abbrennen  des  Kohlenstabes  sich  der  Druck  vermindert, 
gibt  der  Hebel  den  Windllügel  frei  und  das  Triebwerk  schiebt  die  Kohle  nach. 

Der  obere  Theil  der  Lampe  bildet  einen  Behälter  für  eine  gröfsere  An- 
zahl von  Kohlenstäben.  Wenn  ein  Stab  verbraucht  ist,  läfst  ein  Elektromagnet 
seinen  Anker  abfallen  und  dieser  gestattet  den  Eintritt  eines  neuen  Stabes  an 
Stelle  des  verbrauchten  zwischen  die  Führungswalzen  {Revue  Industrielle  vom 
13.  Oktober  1888  *  S.  4U8). 

Immiscli's  elektrischer  Jagdwagen. 

Von  Immisch  and  Co.  in  London  ist  für  den  türkischen  Sultan  ein  elek- 
trischer Jagdwagen  gebaut  worden.  In  ein  auf  dem  Vorderwagen  angebrachtes 
Zahnrad  greift  ein  Getriebe  ein;  letzteres  sitzt  auf  einer  Stange,  auf  die  oben 
eine  Handkurbel  aufgesteckt  ist,  mittels  deren  der  Wagen  gelenkt  wird.  Eine 
kräftige  Bremse  wird  mittels  des  Fufses  vom  Wagenlenker  in  Thätigkeit  ge- 
setzt. Die  Kraft  zur  Fortbewegung  liefern  24  kleine  Speicherzellen  von  be- 
sonderer Art,  welche  ausreichen,  um  den  Wagen  5  Stunden  mit  einer  Ge- 
schwindigkeit von  16km  in  der  Stunde  fortzubewegen.  Diese  Zellen  wiegen 
zusammen  356k  und  sind  unter  den  Wagensitzen  untergebracht.  Das  ge- 
sammte  Gewicht  des  Wagens  beträgt  560k.  Der  Motor  liegt  unter  dem  Wagen- 
boden und  ist  eine  1  IP-Maschine  von  Immisch.^  die  im  vorliegenden  Falle  einen 
Strom  von  20  Ampere  bei  48  Volt  elektromotorischer  Kraft  benutzt.  Wenn 
der  Wagen  mit  IGkm  Geschwindigkeit  in  der  Stunde  läuft,  macht  der  Motor 
1440  Umdrehungen  in  der  Minute  und  entwickelt  3/4  ff.  Der  Wagen  wird 
unmittelbar  von  der  Motorenwelle  aus  mittels  einer  Bandkette  getrieben, 
welche  über  eine  Anzahl  von  Knaggen  auf  der  Innenseite  eines  Hinterrades 
gelegt  ist.  Ein  Aus-  und  Einschalter  ist  dem  Lenker  zur  Hand,  der  beim  An- 
fahren zunächst  die  geringste  zur  Bewegung  ausreichende  Kraft  gibt,  später 
auf  halbe  Geschwindigkeit  und  schliefslich  auf  ganze  übergeht. 

Baumgardt's  Ausnutzung  der  Schirmwirkung  des  Eisens 
in  Wechselstrommaschinen. 

Eine  bessere  Ausnutzung  des  magnetischen  Feldes  in  Wechselstrom- 
maschinen strebt  M.  Eaumgardt  in  Neumarkt  bei  Nürnberg  nach  dem  Central- 
blatte  für  Elektrotechnik.,  1888  "'S.  717,  dadurch  zu  erzielen,  dafs  nicht  nur  in  den 
umlaufenden  Leitern  selbst,  sondern  auch  in  fest  angeordneten  Kupfermassen 
durch  ein  und  dasselbe  fest  liegende  magnetische  Feld  eine  praktisch  verwend- 
bare Induction  erzeugt  wird.  Es  soll  dies  durch  die  sogen.  Schirmwirkung 
des  Eisens  geschehen.  Bringt  man  einen  hohlen  Eisenkörper  plötzlich  in  ein 
maa:netisclies    Feld,    so    schafft    man    damit    eine    zwiefache    Quelle    für    die 


4G  Kleinere  ilittheilungen. 

Induction.  Einmal  entsteht  in  der  Wandung  des  Eisenkörpers  ein  mag- 
netisches Feld,  das  auf  eine  entsprechend  angebrachte  Wickelung  indu- 
cirend  wirkt,  ferner  verschwindet  im  Hohlräume  ein  magnetisches  Feld,  was 
demgcniafs  in  einem  zweiten  daselbst  fest  liegend  angeordneten  Drahtsysteme 
elektromotorische  Krüfte  erzeugt.  Mau  hätte  demgcmäls  hohle  mit  Kupfer- 
massen entsprechend  versehene  Eisenkorper  durch  magnetische  Felder  roliren 
zu  lassen,  in  welcli  letzteren  sich  unbeweglich  angeordnete  Kupl'crmassen  be- 
finden. Die  letzte  Forderung  bedingt  aber  eine  Durchbrechung  der  Eisen- 
massen an  bestimmten  Stellen,  durch  welche  die  Schirmwirkung  .sehr  ver- 
mindert werden  würde,  wenn  es  nicht  möglich  wäre,  diese  Unterbrechung 
auf  einige  wenige  Millimeter  zu  beschränken.  Dazu  will  liaumgatdt  auf 
Speichen  aus  nicht  magnetischem  Metalle  gabelförmige,  auf  drei  Seilen  mit 
Bewickelung  versehene  Eisenkörper  aufstecken,  deren  die  Gabelzinken  bildende 
Seitenthcile  durch  die  Zwischenräume  zwischen  festliegenden  Spulen  und  den 
mit  entgegengesetzten  Polen  von  beiden  Seiten  her  an  diese  Spulen  heran- 
tretende Magneten  hindurchstreichen. 

Krebs'  Telephonplatten  von  veränderlicher  Dicke. 

Um  eine  kräftigere  Wechselwirkung  zwischen  der  selnvingenden  Platte 
eines  Telephones  und  dem  Elektromagnete  desselben  zu  erhalten  und  bei  aus- 
reichender Biegsamkeit  eine  Uebersättigung  der  Platte  in  der  Mitte  zu  ver- 
hüten, gibt  Krebs  nach  einer  kürzlich  in  der  französischen  Akademie  der 
Wissenschaften  gemachten  Mittheilung  (vgl.  Aimahs  Industrielles.  20.  Jahrgang 
S.  354)  der  Platte  eine  von  der  Mitte  nach  dem  Rande  hin  abnehmende  Dicke. 
Das  magnetische  Feld  wird  von  einem  oder  mehreren  Magneten  gebildet,  deren 
Pole  einerseits  umfafst  werden  von  dem  die  Spule  tragenden  weichen  Eisen- 
kerne, andererseits  von  der  schwingenden  Platte  durch  Vermittelung  einer 
Krone  aus  weichem  Eisen,  an  welcher  die  Magnete  befestigt  sind,  während  der 
Uand  der  Platte  in  einem  Falze  der  Krone  festgehalten  wird;  die  Mitte  der 
Platte  ist  in  nur  geringer  Entfernung  vom  Kerne.  Jeder  ringförmige  Schnitt, 
dessen  Achse  mit  der  der  Platte  oder  des  Kernes  zusammenfällt,  erhält  nun 
überall  gleiche  Dicke  a-,  und  zwar  so,  dafs  xD  —  di-.'i  ist,  worin  d  und  D  der 
Durchmesser  des  Kernes  und  der  Platte  sind.  Diese  Abnahme  der  Dicke  wird 
bis  dahin  fortgesetzt,  wo  die  Platte  dünn  genug  ist.  um  leicht  zu  schwingen. 
Praktisch  treibt  man  die  Verdünnung  bis  zu  D  =  Sd  und  luacht  den  äufseren 
Durchmesser  der  Platte  mindestens  =10  d.  So  angefertigte  Platten  haben 
sehr  grofse  Schwingungs-Amplituden  und  an  keiner  Stolle  des  magnetischen 
Kreises  ist  die  Dicke  so  klein,   dafs  eine  Sättigung  eintreten  konnte. 

Hall,  Kolbe  und  Lowrie's  Elektricitätsmesser  für  Wechselströme. 

Auf  der  vorjährigen  in  Bath  abgehaltenen  Versammlung  der  British  As- 
sociation J'or  the  Adrancement  i'f  Science  haben  Hall.  Kolbe  und  Lowrie  vorge- 
schlagen, den  Verbrauch  an  Elektrieität  in  einem  Hause,  wenn  diesem  von 
einem  Stromumsetzer  Wechselströme  geliefert  werden,  dadurch  zu  bestimmen, 
dafs  in  den  Hauptstromkreis  eine  Sammelzelle  von  unveränderlicher  elektro- 
motorischer Kraft  (z.  B.  von  'l  Volt)  und  eine  Zersetzungszelle  eingeschaltet 
wird;  bei  einer  normalen  elektromotorischen  Kraft  von  100  Volt  haben  dann 
die  Wechselströme  abwechselnd  102  und  98  Volt  und  der  Niederschlag  in  der 
Zersetzungszelle  rührt  demnach  von  einer  elektromotorischen  Kraft  von  4  Volt 
während  der  halben  Verbrauchszeit,  oder  von  2  Volt  während  der  ganzen 
Zeil  her.  Die  Zahl  der  Stunden,  während  welcher  Elektrieität  verbraucht 
wurde,  läfst  sich  hiernach  leicht  finden,  wenn  der  >;iederschlag  in  einer  Stunde 
bekannt  ist.  Diese  Messungsweise  soll  sich  bei  12monatlicher  Benutzung  in 
der  Eastbourne-Anlage  befriedigend  bewährt  haben  (vgl.  Englisches  Patent 
Nr.  10767  vom  5.  August  1887). 

De  Khotinsky's  Zeigerwerk  für  elektrische  Messungen. 

Achilles  de  Kholinstiy  in  Rotterdam  (D.  R.  P.  Nr.  43488  vom  21.  September 
1887)  verwendet  in  seinem  Zeigerwerke  für  elektrische  Messungen  einen  an 
einem  Ende  lixirten  Jletallslreifen  von  beliebiger  Quersclinittsform  und  be- 
liebiger Gestaltung,  welchen  er  aus  zwei  auf  einander  gelötheten  dünnen  Streifen 


Kleinere  Mittheilungen.  47 

aus  verschiedenen  Metallen  herstellt  und  mit  seinem  freien  Ende  durch  einen 
geeigneten  Fühlhebelapparat  mit  einem  Zeigerwerke  verbindet,  so  dal's  die 
Biegung  des  Streifens,  welche  durch  die  beim  Durchleiten  eines  elektrischen 
Stromes  durch  den  Streifen  entstehende  Erwärmung  desselben  verursacht 
wird,  in  eine  der  Stromstärke  entsprechende  Bewegung  des  Zeigerwerkes  um- 
gesetzt wird. 

Empfindliche  Reaction  zum  Nachweise  von  Fichtenharz. 

Nach  Th.  Morawski  eignet  sich  die  SlorcA'sche  Reaction  zum  Nachweise  von 
Harzöl  iu  Schmieröl  {Berichte  der  österreichischen  Gesellschaft  zttr  Fördertmq  der 
chemischen  Industrie,  1887  Bd.  9  S.  93  und  D.  p.  J.  1888  2C'7  28)  auch  sehr  gut 
zur  Auffindung  von  Fichtenharz  (Colophonium). 

Löst  man  eine  kleine  Menge  Harz  in  Essigsäureanhydrid  unter  gelinder 
Erwärmung,  kühlt  ab  und  läfst  dann  vorsichtig  am  Rande  des  Probirrohres 
einen  Tropfen  concentrirtc  Schwefelsäure  herabtliefsen,  so  entstehen  intensive 
roth-  bis  blauviolette  Färbungen,  welche  aber  bald  verschwinden,  wobei  die 
Farbe  der  Flüssigkeit  eine  braungelbe  wird  und  letztere  gleichzeitig  eine  deut- 
liche Fluorescenz  annimmt.  Diese  Reaction  erfolgt  auch  bei  sehr  geringen 
Mengen  von  Harz  und  ist  noch  als  schwach  violettrothe  Färbung  erkennbar, 
wenn  man  l^g  Harz  in  5cc  Essigsäureanh3'drid  gelöst  hat.  In  diesem  Falle 
ist  es  aber  besonders  nothwendig,  die  Reaction  sehr  vorsichtig  anzustellen, 
nur  einen  kleinen  Tropfen  Schwefelsäure  zuzugeben  und  mit  trockenen  Probir- 
gläsern  zu  arbeiten.  Letztere  Vorsicht  ist  auch  beim  Vorhandensein  gröfserer 
Harzmengen  geboten. 

Die  angegebene  Reaction  eignet  sich  auch  zur  bequemen  und  raschen  Er- 
kennung der  Harzleiraung  von  Papieren.  Man  schneidet  zu  diesem  Zwecke 
etwa  lOOilc  Papier  zusammen,  übergiefst  im  Proberohre  mit  5  bis  lOcc  Essig- 
säureanhydrid, erwärmt  bis  zum  beginnenden  Sieden,  kühlt  ab,  giefst  den 
Inhalt  des  Röhrchens  in  ein  zweites  trockenes  Probirrohr  über  und  setzt 
Schwefelsäure  zu.  Dieser  einfache  Nachweis  von  Harz  dürfte  insbesondere 
dann  Verwendung  finden,  wenn  das  Papier  eine  zweite  Leimung  erfahren  hat, 
also  z.  B.  wenn  bei  Herstellung  des  Papieres  auf  eine  Stoff  leimung  mit  Harz, 
eine  zweite  Leiraung  mit  thierischem  Leime  folgte.  Auch  zur  Prüfung  von 
Seifen  auf  Harzgehalt  kann  die  Reaction  dienen,  wenn  man  die  aus  den  Seifen 
abgeschiedenen  Fettsäuren  in  einer  geringen  Menge  Essigsäureanhydrid  unter 
Erwärmen  löst,  abkühlt  und  dann  vorsichtig  mit  Schwefelsäure  versetzt.  Bei 
diesem  Versuche  mufs  jedoch  eine  Schwefelsäure  von  1,53  spec.  Gew.  benutzt 
werden.  Bei  einigen  Seifen  wird  im  Falle  ()erinpen  Harzgehaltes  die  durch 
das  Harz  hervorgerufene  Färbung  durch  andere  Färbungen  verdeckt,  je  nach 
der  Natur  der  zur  Herstellung  der  Seife  verwendeten  Fette,  bei  vielen  Seifen 
aber  gelingt  die  Reaction  auch  bei  sehr  niedrigem  Harzgehalte. 

ilorawski  hat  sich  endlich  auch  überzeugt,  dafs  die  beschriebene  Reaction  zum 
Nachweise  eines  Harzgehaltes  im  Bienenwachse  ebenfalls  verwendet  werden  kann 
{Mitlheilungen  des  k.  k.  technologischen  Gewerbemuseums  in   Wien.^   1888  Bd.  2  S.   13). 

Bestimmung  der  salpetrigen  Säure  neben  Salpetersäure. 

W.  Kalmann  empfiehlt,  salpetrige  Säure  neben  Salpetersäure  in  Salzgemischen 
dadurch  zu  bestimmen,  dafs  man  die  erstere  mittels  Jodwasserstoff  in  Stick- 
oxydgas überführt,  entsprechend  der  Gleichung: 

'  NaNO.i  -1-  2H.J  =  NaJ  -f  NO  -(-  J  -f  HoO, 
und  das  gebildete  Slicko.xyd  mifst. 

Die  iJurchführung  des  Versuches  geschieht  analog  der  Bestimmung  der 
Salpetersäure  nach  dem  Schuhe-Tieynann'schen  Verfahren,  nur  verwendet  man 
statt  der  salzsauren  Lösung  von  Eisenchlorür  eine  Lösung  von  JodwasserstoiT- 
säure  und  statt  der  Natronlauge  bringt  man  eine  vorher  ausgekochte,  alkalisch 
gemachte  Lösung  von  NatriumthiosuTfat  in  das  Mefsrohr. 

Die  Lösung  von  Jodwasserstoft'säure   bereitet   man    sich   indem  man  min- 
destens die  zweifache,  zur  Zersetzung  der  salpetrigen  Säure  erforderliche  Jod- 
menge in  etwas  gesättigter  Jodkaliumlösung  auflöst  und  nun  von  einer  Natrium- 
sulfitlösung so  lange  zufliefsen  läfst  bis  eben  Entfärbung  eintritt: 
NajSOj  +  -h  +  HoO  =  Na^SOj  +  2Hj\ 


48  Bücher-Anzeigen. 

Ein  UeberscliiUs  von  SiiUillösunj;  ist  zu  vermeiden,  was  sich  sehr  leicht 
erreichen  läl'st,  da  der  Endpiinlit  der  Reaction  sehr  dentlicli  wahrzunehmen  ist. 

Der  Verfasser  hat  sehr  {<Mt  unter  einander,  wie  aucli  mit  den  Ergebnissen 
der  gewölinlicli  gebräuchlichen  Chamäleon-Methode  stimmende  Resultate  er- 
hallen. Die  Jodwasserstofrlbsiiiig  eignet  sich  auch  sehr  gut  zum  qualitativen 
Nachweise  von  salpetriger  Säure  in  Wässern.  Spuren  von  salpetriger  Säure, 
welche  selbst  durch  üiphenylamin  nicht  mehr  nachweisbar  sind,  werden  nach 
einigem  Stehen  des  Wassers  mit  JodvvasserstofTsäure  durch  Ausscheidung  von 
Jod  angezeigt  (Mittheitungen  des  k.  k.  technologischen  üeioerbemuseutns  in  Wien. 
1888  Bd.  2  S.  12). 


Bücher-Anzeigen. 


Die  Verdichtung  des  Hüttenrauclies.  Eine  gedrängte  Uebersicht  über 
alle  bekannt  gewordenen  Vorrichtungen  und  Verfahren  zum  Auf- 
fangen des  Fliigstaubes  und  zur  Beseitigung  des  schädlichen  Ein- 
flusses desselben  sowie  der  sauren  Gase,  welche  im  Hüttenrauciie 
enthalten  sind.  Von  C.  A.  Hering,  Ingenieur.  VII  und  72  S.  mit 
13  Tafeln,  enthaltend  86  Figuren.  Stuttgart.  J.  G.  Cotta"s  Verlag. 
Preis  5  Mark. 

In  der  Zeitschrift  des  Vereines  deutscher  Ingenieure,  Bd.  32  Kr.  36  vom  8.  Sep- 
tember 1888,  spricht  sich  der  bekannte  Metallurg  Schnabel  über  das  vorstehende 
Werk  wie  folgt  aus: 

„Bei  der  grolsen  Bedeutung,  welche  die  Verdichtung  des  Hüttenrauches 
nicht  nur  für  den  Hüttenmann  selbst,  sondern  auch  für  das  Gemeinwohl  er- 
langt hat,  kann  das  vorliegende  Buch  nur  mit  Freuden  begrül'st  werden.  Es 
ist  das  erste  neuere  Werk,  welches  eine  vollständige  Uebersicht  der  bis  jetzt 
bekannten  Verfahren  und  Vorrichtungen  zum  Auffangen  bezieh.  Unscbädlich- 
machen  des  Flugstaubes  sowohl  wie  der  bei  dem  Hütteubetriebe  entbundenen 
sauren  Gase  gibt  und  die  Vorrichtungen  durch  gute  Zeichnungen  erläutert. 
Dal's  die  von  dem  Verfasser  erfundenen  Verfahren  darin  eingehender  dar- 
gelegt sind,  als  die  grofse  Zahl  der  übrigen  Verfahren,  thul  dem  Werthe  des 
Werkes  keinen  Eintrag.  Der  Umstand,  dafs  sich  der  Verfasser  einer  kritischen 
Beurtheilung  vieler  Verfahren  enthält,  ist  dadurch  gereclitfertigt,  dafs  nur 
wenige  zur  betriebsmäfsigen  Einführung  gelangt  sind.  Der  in  der  Einleitung 
angegebene  Zweck  des  Buches,  durch  eine  übersichtliche  Zusammenstellung 
der  verschiedenen  Verfahren  der  Verdichtung  des  Hüttenrauches  die  Mög- 
lichkeit zu  bieten,  Vortheile  und  Mängel  der  einzelnen  Verfahren  leichter  ab- 
wägen und  besseres  aulTmden  zu  können,  wird  erreicht  und  ist  um  so  ver- 
dienstvoller, als  die  Unschädlichmachung  des  Hüttenrauches  für  viele  Werke 
vom  wirthschaftlichen  Gesichtspunkte  aus  noch  eine  ungelöste  Frage  bildet. 
Das  Buch  bildet  nicht  nur  eine  werthvolle  Bereicherung  der  metallurgischen 
Literatur,  sondern  ist  auch  jeiiem  Techniker,  welcher  sich  mit  den  darin  be- 
handelten Fragen  zu  befassen  hat,  bestens  zu  empfehlen." 

Praktische  Herstellung  von  Lösungen.    Ein   Handbuch   zum   raschen 

und  sicheren  Aul'lindeii  der  Lö.suugsmittel  aller  technisch  und  in- 
dustriell wichtigen  Körper,  sowie  zur  Herstellung  von  Lösungen 
solcher  Stolle.  Von  Th.  Koller.  318  S.  4.  50  Mark.  Wien.  Hartleben. 
Der  Zweck   des  Werkes  ist  aus   dem  Titel    hinreichend    ersichtlich.     Die 

alphabetische  Anordnung  des  StotVes   befördert    das    rasche  Nachschlagen   der 

.süiisl   nur  zerstreut  vorhandenen  Angaben. 


Verlas  der  J.  G.  Cotta'sctien  üuchliandlung  in  StutlRart. 
Druck  von  Gebrüder  Kröncr  in  Sluttsart. 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  49 

Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen. 

(Patentklasse  38.    Fortsetzung  des  Berichtes  S.  1  d.  Bd.l 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  3. 

Holzwollcmaschinen. 

Um  die  bekannten  Uebelstände  der  bei  jedem  Hin-  und  Hergange 
schneidenden,  doppeltwirkenden  Holzwollemaschinen  zu  vermeiden,  aber 
doch  eine  gleiche  Leistung  wie  diese  Ma.schinen  zu  ermöglichen,  ordnen 
Anthon  und  Söhne  in  Flensburg  (*D.  K.  P.  Nr.  42  778  vom  5.  April  1887) 
in  den  Messerschlitten  nicht  wie  gewöhnlich  ein,  sondern  drei  —  in 
der  Zeichnung  (Fig.  40)  sind  sogar  vier  angenommen  —  Messer  an, 
welche  beim  Vorschübe  des  Schlittens  gleichzeitig  in  verschiedenen 
Ebenen  schneiden. 

Diese  Messer  sitzen  so,  dafs  ihre  Schneiden  zwar  unter  sich  parallel, 
aber  in  ungleichen  Höhen  über  der  Bewegungsebene  oder,  was  gleich- 
bedeutend ist,  über  der  Oberfläche  des  Schlittens  .4,  und  zwar  ein 
Messer  stets  etwas  höher  als  das  vorhergehende  stehen,  so  dafs  also 
bei  der  Bewegung  der  Messer  gegen  ein  Holzstück  jedes  Messer  für 
sich  einen  Span  abschneidet,  dessen  Dicke  der  jeweiligen  Höhen- 
differenz zweier  auf  einander  folgenden  Schneiden  entspricht.  Bei  einer 
Bewegung  des  Schlittens  werden  folglich  alle  auf  einander  folgenden 
Messer  gleichzeitig  je  einen  Span  abschneiden,  dessen  Dicke  der  Höhen- 
unterschied von  je  zwei  Schneiden  entspricht.  Ist  der  Schnitt  durch 
und  die  Messer  in  ihre  Anfangsstellung  zurückgekehrt,  so  rückt  das  Holz 
um  so  viel  nach,  als  die  Summe  sämmtlicher  abgeschnittenen  Span- 
dicken beträgt,  worauf  der  Vorgang  sich  wiederholt.  Soll  Holzwolle 
erzeugt  werden,  so  dient  hierfür  eine  Reihe  Ritzelmesser  Ä,  die  deu 
Messern  voreilt  und  das  Holz  einritzt. 

Um  die  gewünschten  Höhenunterschiede  der  einzelnen  Messer- 
schneiden bezieh,  die  Reguliruug  der  Spaudicke  möglichst  genau  und 
bequem  zu  erhalten,  wird  das  um  den  Bolzen  D  drehbare  Einsatzstück  B 
angewendet,  in  welches  die  Messer  so  eingesetzt  werden,  dafs  ihre 
Schneiden  sämmtlich  gleich  hoch  über  die  Oberfläche  dieses  Einsatz- 
stückes stehen,  worauf  dann  mittels  der  Stellschraube  F  ein  Neigen 
dieser  Oberfläche  gegenüber  der  Schlittenoberfläche  A  vorgenommen 
wird,  wodurch  der  gewünschte  Höhenunterschied  der  einzelnen  Schneiden 
über  ihre  Beweguugsebene  ohne  Weiteres  eintritt. 

Nach  Angaben  der  ausführenden  Firma  kann  die  Maschine  sieben 
Faserndicken  von  1,5  bis  ij.,""""  liefern.  Die  tägliche  Leistung  soll  sich 
bei  1.50  minutlichen  Umläufen  der  Betriebskurbel  auf  lOOOi^  gröbste 
Wolle  von  ''2™°'  oder  auf  GOOi*  mittlere  Wolle  von  i/j"""  Dicke  be- 
laufen.    Der  Kraftbedarf  ist  4  ff. 

Die  Verwendung  von  rotirenden  Messerscheiben  ist  vielfach  aus- 
gebildet.   Eine  bezügliche  Maschine  von  H.  Gasser  in  Hermagor,  Kärnten 

Üiuglers  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  2.  188911.  4 


50  Neueniiigeii  an  Ilolzbearbeiningsmaschiiien. 

(*Oesterreichisches  Patent  vom  14.  November  1887)  besteht  aus  einem 
um  eine  senkrechte  Achse  rotirenden  Schneidekranze  o  (Fig.  41  und  42), 
auf  des.sen  oberer,  vollkommen  eben  bearbeiteter  Fläche  bei  a,  die  Hobel- 
messer in  beliebiger  Anzahl  (in  vorliegendem  Falle  fj)  angebracht  sind, 
und  welcher  durch  Riemenscheiben  ö  angetrieben  wird,  c,  Cj  sind  zwei 
gerauhte  Walzen,  zwischen  welche  das  Holz  d  eingespannt  wird,  und 
welche  sich  gegen  einander  drehen,  so  dafs  sie  das  Holz  durch  Reibung 
mitnehmen  und  gegen  die  Scheibe  a  drücken.  Der  Antrieii  dieser  Rauh- 
walzen erfolgt  von  der  Haui)twelle  aus,  durch  die  Schraube  ohne  Ende  c, 
welche  in  das  Rad  e,  eingreift  und  mittels  der  Kegelrader  f  f^  die 
Welle  g  dreht.  Diese  trägt  die  beiden  endlosen  Schrauben  von  un- 
gleicher Gangrichtung  ^j  g.^^  welche  in  die  auf  den  Wellen  der  Rauh- 
walzen «1  c,  sitzenden  Räder  h^  h^  eingreifen  und  diese  in  Drehung  ver- 
setzen. 

Um  verschiedeu  lange  Holzstücke  mit  dem  nöthigen  Drucke  zwischen 
den  Walzen  einspannen  zu  können,  sind  die  Lager  der  Walze  e.^  auf 
zwei  Gleitstücken  i  befestigt,  welche  durch  Stifte  /,  geführt  werden 
und  an  einem  Ende  mit  Zähnen  versehen  sind;  in  diese  Zähne  greifen 
zwei  Zahnradsegmente  j,  welche  an  einer  gemeinschaftlichen,  in  fixen 
Lagern  drehbaren  Welle  aufgekeilt  sind.  Auf  diese  Welle  wirkt  ein 
Fallgewicht  /r,  welches  auf  den  Arm  A,  aufgesteckt  ist  und  die  Welle 
und  die  Zahnradsegmente  zu  drehen  sucht.  Letztere  drücken  dabei  auf 
die  Zahnstangen  »',  suchen  sie  in  der  Richtung  der  Pfeile  zu  bewegen 
und  pressen  die  Rauhwalze  c,  an  das  Holzstück.  Um  bei  dieser  Ver- 
schiebung das  Rad  h^  in  Eingriti'  mit  der  Schraube  j.,  '^"'  erhalten,  ist 
die  Welle  mit  einem  Streif  keile  versehen,  auf  welchem  die  Schraube 
mittels  eines  Armes  A,  welcher  auf  dem  Lager  der  Welle  c^  angebracht 
ist,  verschoben  wird. 

Das  Mafs  des  beständigen  Vorrückens  des  Holzes  nach  abwärts 
hängt  von  der  Gröfse  der  üebersetzung  der  Zahnräder  und  Schrauben 
ohne  Ende  ab.  Um  dieses  Vorrücken  verändern  zu  können,  ist  das 
Rad  «1  auswechselbar,  so  dafs  durch  Einsetzen  verschiedener  Rader  die 
Holzwolle  in  verschiedenen  Dicken  erzeugt  werden  kann. 

Die  Maschine  von  C.  Schranz  tind  G.  Roediger  in  Wien  ('■'Oester- 
reichisches  Patent  vom  1.  Mai  1888)  besteht  aus  einer  um  die  Achse  6 
(Fig.  43  bis  46)  rotirenden  Scheibe  a.  Seitlich  an  dieser  Scheibe  sind 
radial  gestellte  Ritzmesser  c  und  Hobeleisen  d  abwechselnd  aufeinander 
folgend  angeordnet. 

Das  zu  verarbeitende  llolzslück  /'  koninil  in  einen  vor  den  um- 
laufenden Messern  stehenden,  oben  otl'enen  Kasten  /(  und  wird  mit  Hilfe 
eines  Blockes  k  stets  gleichniafsig  gegen  die  Messer  gedrückt. 

Der  Schlitten  n,  welcher  den  Kasten  h  trägt,  ist  mit  einer  Feder  t 
verbunden,  welche  ihn  beständig  gegen  die  Achse  6  der  Scheibe  hinzu- 
driicken  sucht.     An  der  letzteren   ist    für  jedes  Hitzinessev  je   ein  vor- 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  51 

Stehender  Stift  u  angebracht,  der,  wenn  das  Ritzmesser  zur  Arbeit  ge- 
langt, gegen  einen  Ansatz  v  am  Kasten  k  drückt  und  so  den  damit 
verbundenen  Schlitten  n  etwas  gegen  die  Feder  (  hinschiebt,  wodurch 
erreicht  wird,  dafs  die  Ritzmesser  geradlinig  durchs  Holz  heruntergehen, 
worauf  die  Feder  den  Kasten  in  seine  Ursteilung  zurückdriiekt. 

Um  schwache  Stäbe,  Rohr  u.  dgl.  in  Langfasern  zu  zertheilen, 
bringt  man  einen  kreisförmigen  Kasten  h  an  (Fig.  46),  in  den  die  Stäbe 
von  oben  eingeschoben  und  durch  ein  in  den  Kasten  passendes  Holz- 
stück angedrückt  werden. 

Eine  eigenartige  Einspannung  des  Holzes  wendete  Ant/ion  tind  Söhne 
in  Flensburg  (*D.  R.  P.  Nr.  45087  vom  20.  März  1888)  für  solche  Ma- 
schinen mit  rotirender  Messerscheibe  an  (Fig.  47  und  48). 

Vor  der  Scheibe  befinden  sich  die  charnierartig  wie  eine  Thür  in 
ihren  Angeln  auf  der  Achse  £  drehbaren  Bügel  Z>,  welche  zum  Ein- 
spannen des  Holzes  mittels  Klauen  x  und  GrifF  a  dienen  und  an  ihrem 
vorderen  Ende  je  eine  Mutter  H  tragen,  welche  über  Schrauben  G 
greifen.  Diese  Schrauben  werden  durch  Vermittelung  eines  conischen 
Getriebes  L  von  einer  auf  der  Hauptwelle  sitzenden  Schnecke  aus  ruck- 
weise gedreht  und  bewirken  auf  diese  Weise  ein  allmähliches  Nach- 
rücken des  Holzes  gegen  die  Scheibe  zu.  Ist  das  Holz  bis  auf  einen 
kleinen  Rest  aufgearbeitet,  so  kann  die  zweitheilige  Schraubenmutter  H 
mittels  eines  Griffes  h  von  ihrer  Schraube  gelöst  werden,  worauf  der 
Bügel  D  zurückgedreht  wird  und  ein  neues  Holzstück  aufnimmt.  Hierauf 
wird  der  Bügel  sammt  dem  frischen  Holze  wiederum  der  fortwährend 
rotirenden  Scheibe  genähert  und  durch  Einrücken  der  Mutter  in  die 
Schraube  in  den  selbsthätigen  allmählichen  Vorschub  gebracht. 

Es  kann  noch  die  Einrichtung  getroffen  werden,  dafs,  sobald  das 
Holz  bis  zu  einem  gewissen  Punkte  aufgearbeitet  ist,  die  Mutter  H 
selbsthätig  ausgelöst  und  der  Vorschub  somit  ohne  Zuthun  des  Arbeiters 
gehemmt  wird. 

C.Bartsch  in  Michelsdorf  bei  Liebau  (*D.  R.  P.  Nr.  42803  vom 
31.  August  1887)  ordnet  die  Messer  auf  einem  endlosen  Bande  an, 
welches  von  zwei  Walzen  bewegt  und  dicht  über  der  Arbeitsstelle 
gegen  das  Holz  gedrückt  wird. 

Die  Herstellung  spinnbarer  Fasern  aus  Holz  bewirkt  Dr.  Mitsclierlich 
in  Prefsburg  '^*Oesterreichisches  Patent  vom  17.  Oktober  1887)  in  folgender 
Weise: 

Möglichst  astfreie  lange  Bretter  oder  Latten  von  beliebiger  Breite 
und  einer  Dicke  von  nicht  über  lO""",  welche  parallel  mit  der  Faser 
geschnitten  sind,  aus  Fichten-  bezieh.  Tannenholz  oder  aus  dem  Splinde 
der  Lerche  bezieh,  der  Kiefer  werden  gekocht  mit  einer  Lösung  von 
Chemikalien,  welche  die  Aufschliefsung  bewirkten,  ohne  eine  gröfsere 
Zerkleinerung  des  Holzes  nöthig  zu  machen.  Es  sind  hierfür  nur  solche. 
Chemikalien  geeignet,  die  leicht  in  das  Holz  hineindringen,  wie  Lösungen 


52  Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmascliinen. 

schwefliger  Säure  und  ihrer  Verbindungen,  jedoch  nicht  solche,  wie 
Kali-  und  Natronlauge,  da  die  letzteren  nur  sehr  schwer  in  die  tieferen 
Schichten  des  Holzes  zu  bringen  sind.  Am  zweckmäfsigsten  wird  eine 
Lösung  verwendet  von  doppeltschwefligsaurem  Kalke,  nachdem  das  Holz 
vorher  bis  100"  längere  Zeit  gedämpft  war.  Nach  der  Kochung  wird 
dieses  Holz  unter  Vermeidung  eines  Bruches  in  der  Längsrichtung  aus 
dem  Kocher  auf  ein  enges  gitterartiges  Lattengestell  aus  Holz  so  ge- 
legt, dafs  ein  bequemes  Trocknen  an  der  Luft  oder  in  Trockenräumen 
stattlindeu  kann.  Durch  dieses  Trocknen  wird  die  ursprünglich  sehr 
schwache  Faser,  die  bei  der  kleinsten  Zerrung  zerreifst,  verhältnifs- 
mäfsig  fest  und  geht  durch  Wasserzusatz  nicht  wieder  in  den  ursprüng- 
lichen, sehr  leicht  zerreifsbaren  Zustand  zurück. 

Die  vollständig  getrockneten  Massen  lassen  sich  wohl  direkt  zum 
genannten  Zwecke  weiter  verarbeiten,  jedoch  sind  sie  sehr  spröde  und 
bedürfen  zur  Zerfaserung  einer  sehr  starken  mechanischen  Kraft,  was 
durch  Aufweichung  dieser  Massen  mittels  Durcbtränkung  derselben  mit 
Wasser  vollständig  beseitigt  wird;  zweckmäfsiger  ist  es  jedoch,  die 
Masse,  wie  sie  aus  dem  Kocher  kommt,  nur  so  weit  zu  trocknen,  dafs 
kaum  noch  Flüssigkeit  herausgeprefst  werden  kann.  Es  haben  daim 
die  Fasern  die  genügende  Festigkeit  erhalten  und  gestatten  doch  eine 
leichte  mechanische  Verarbeitung,  welche  auf  einer  Isolirung  der  Fasern 
durch  Quetschung  oder  durch  Stacheln  beruht. 

Bei  der  Hindenabachiih/iaschine  von  .4.  Zschneke  in  Grünstädtel  i.  S. 
(*D.  R.  P.  Nr.  43032  vom  30.  August  1887)  wird  der  Holzblock  zwischen 
die  S[Mndeln  einer  Drehbank  eingespannt  und  vor  dem  festliegenden 
Messer  umgedreht.  Letzteres  kann  nicht  tiefer  in  das  Holz  eindringen, 
als  eine  neben  dem.selben  angeordnete  Leitrolle  gestattet.  Zum  leichten 
Fortschatfen  der  Blöcke  aus  der  Maschine  ist  ein  mit  schrägen  Abiauf- 
schienen versehener,  durch  Zahngetriebe  auf  und  nieder  stellbarer  Block- 
halter angeordnet. 

Böttcherei-  Maschinen. 

Die  Fügemnschine  für  Faßdauben  von  W.  Hilter  in  Altona  (^*D.  H.  F. 
Nr.  44567  vom  28.  December  1887)  arbeitet  mit  einer  um  eine  wage- 
rechte Achse  umlaufenden  Messerscheibe. 

Die  Fafsdauhe  erhält  während  des  Hobeins  um  eine  annähernd 
senkrechte  Achse  eine  etwas  hin  und  her  schwingende  Bewegung,  und 
zwar  wird  diese  Schwingung  um  so  enger  begrenzt,  je  schmaler  die 
Daube  ist.  Die  Messerscheibe  kann  dabei  eine  gerade  Fläche  erhalten, 
und  die  Messer  können  dementsprechend  eine  geradlinige  Scimititliiche 
haben. 

Die  um  die  wagerechte  Achse  a  (Fig.  49  und  50)  rotirende  Flan- 
scheibe B  trägt  die  Messer  m.  c  ist  eines  der  beiden  Lager  der  Achse  a 
und  G  das  zugehörige  Maschinengestell.  Die  Daube  (/  wird  in  einen 
Support  5  eingelegt,  dessen  Kopfstück  s,  in  Auf-  und  Abrichtung  ver- 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  53 

schiebbar  ist  und  nach  Einlegung  der  Daube  durch  den  Fufstritt  f  nieder- 
gezogen wird,  um  die  Daube  zwischen  s,  und  s.^  festzuklemmen  (Fig.  50). 
r  ist  ein  am  Supporte  angebrachtes  Widerlager  für  die  Aufsenkante 
der  Daube.  Der  ganze  Support  ist  um  Bolzen  e  e,  Melche  am  Gestelle 
gelagert  sind,  drehbar  und  kann  mit  Hilfe  der  Handgriffe  hh  aus  der 
Ruhestellung  in  die  Stellung  der  Fig.  50  gehoben  werden,  nachdem  man 
die  Daube  eingelegt  und  mit  Hilfe  des  Fufstrittes  zwischen  s,  und  s.^ 
eingeklemmt  hat.  Nach  dem  Einlegen  der  Daube  und  ehe  dieselbe 
festgeklemmt  wird,  dreht  sich  der  Anleger  r  um  die  Zapfen  oo^  bis 
die  Daube  hinreichend  weit  mit  der  zu  bearbeitenden  Kaute  über  den 
Support  gegen  die  Messerscheibe  vorsteht.  Indem  man  nun  den  Support 
weiter  hebt,  und  zwar  um  e  e  drehend,  führt  man  die  Daube  gegen  die 
rotirende  Messerscheibe,  bis  Stellschrauben  U,  welche  am  Gestelle 
sitzen,  gegen  den  unteren  Theil  des  Supportes  stofsen.  Um  nun  die 
Krümmung  der  Fügung  zu  erhalten,  ist  der  Theil  ü^  "^^s  Supportes  S 
auf  dem  aufrechten  Bolzen  l  am  unteren  Theile  %  drehbar,  und  durch 
eine  Links-  und  Kechtsbewegung  der  Griffe  h  h  wird  nun  der  Theil  s^ 
einmal  nach  links  und  dann  nach  rechts  gedreht,  bis  die  Lappen  x  x^ 
welche  an  den  abwärts  geführten  Enden  des  Obertheiles  s.,  sitzen,  gegen 
die  am  Untertheile  sitzenden  Stellschrauben  z  s  anstofsen.  Hierbei  ent- 
steht eine  Krümmung  der  Daube,  welche  zur  Breite  desselben  in  Pro- 
portion steht,  da  bei  einer  breiteren  Daube  der  Abstand  zwischen  den 
Stellschrauben  z  und  den  Lappen  x  ein  gröfserer  ist,  als  bei  einer 
schmäleren  Daube. 

Zu  der  Herstellung  von  dichten  Fässern  für  Flüssigkeiten  bedient 
man  sich  ausschliefslich  der  gespaltenen  Stabhölzer,  die,  nach  der  Faser 
des  Holzes  laufend,  mit  wenigen  Ausnahmen  mit  allen  möglichen  Krüm- 
mungen versehen  sind  und  eine  verdrehte  Form  haben. 

Die  Dauben  werden  erst  bei  dem  Zusammenwinden  zu  Fafskörpern, 
dem  natürlich  das  Fügen  der  einzelnen  Stäbe  vorauszugehen  hat,  mit 
Gewalt  in  die  richtige  Form  geprefst.  Solche  verdrehte  und  mit  Krüm- 
mungen versehene  Dauben  nun  wurden  auf  den  bisher  angewendeten 
Fügemaschineu  unrichtig  gefügt  und  bedurften  vor  dem  Zusammen- 
setzen stets  einer  Richtigstellung  der  Fuge  durch  Nacharbeiten  von  Hand. 

Um  nun  aber  solche  unregelmäfsig  geformten  Daubenhölzer,  ohne 
dafs  eine  Aenderung  ihrer  Form  vorzunehmen  wäre,  so  zu  fügen,  dafs 
jede  Stelle  des  Stofses  nach  dem  Binden  genau  schliefst,  haben  Anlhon 
und  Söhne  in  Flensburg  ("D.  R.  P.  Nr.  43  797  vom  21.  December  1887) 
die  in  Fig.  51  dargestellte  Vorrichtung  angegeben. 

Der  Apparat  besteht  aus  einer  nach  der  Fafsoberfläche  sowohl 
parallel  zur  Fafsachse  als  auch  dem  Umfange  nach  gekrümmten 
Schablone  a,  zweier  Führungen  bb^  für  eine  hierauf  gleitende  Schiene  c, 
die  an  den  Enden  mit  zwei  Spitzen  d  oder  einer  ähnlichen  Vorrichtung 
versehen  ist.     Wird  nun   eine  Daube   auf  die  Schablone  o   gelegt   und 


54  Keueruiigeii  an  Hi)lzbeai-beitiiiijrsmaschiiien. 

die  Scluenf  c  mit  eiaem  gewissen  Drucke  auf  die  Daube  geprefst,  so 
werden  die  beiden  Spitzen  ein  seitliches  Verschieben  der  Daube  ver- 
liindern,  eine  um  ihre  Achse  drehende  oder  in  der  Richtung  der  Fiiii- 
ruugen  fei,  erfolgende  Bewegung  gestatten.  Nun  wird  der  Daube  bezieh. 
Schiene  c  durch  irgend  eine  Vorrichtung  entweder  von  Hand  oder  selbs- 
thälig  eine  wiegende  Bewegung  ertheilt,  in  Folge  dessen  sie  sich  so  zu 
sagen  über  die  Schablone  wälzt.  Eine  Verschiebung  der  Schiene  c  in 
ihrer  Längsrichtung  ist  durch  die  Stifte!«  verhindert.  Die  Folge  dieser 
wälzenden  Besvegung  ist,  dafs  jeder  Punkt  der  Daubenoberfläche  an 
einer  bestimmten  Stelle  die  Schablone  berührt  und,  da  die  Sehablonen- 
oberfläche  als  ein  Theil  der  Fafsoberfläche  angesehen  werden  kann, 
mithin  genau  diejenige  Stellung  einnimmt,  die  er  in  dem  zukünftigen 
Fafskorper  einnehmen  wird.  Man  hat  nun  dafür  zu  sorgen,  dafs  eine 
Fügevorrichtung,  sei  es  eine  Messerscheibe  oder  eine  rotirende  Messer- 
welle, an  derjenigen  Stelle  der  Daube  die  Fuge  anschneidet,  die  zur 
Zeit  gerade  auf  der  Schablone  aufliegt;  dabei  mufs  als  Bedingung  an- 
gesehen werden,  dafs  die  Schnittebene  der  Messer  in  die  Fafsmittej- 
achse  fällt,  und  dafs  ebenso  die  durch  die  Führungen  6  6,  bestimmte 
Beweguugsrichtung  der  Schiene  c  bezieh,  der  Daube  durch  die  Fafs- 
mittelachse  gehen.  Sobald  diese  Bedingungen  erfüllt  sind,  wird  bei  der 
erwähnten  wälzenden  Bewegung  der  Daube  über  die  Schablone  die 
Fuge  an  jeder  Stelle  genau  nach  der  Fafsmittelachse  liinzeigen,  wobei 
es  einerlei  ist,  ob  eine  Daube  breit  oder  schmal,  eben  oder  verdreht  ist. 

Soll  der  Apparat  au  Fügemaschinen  mit  grofser,  ebener  Messerscheibe 
angewendet  werden,  so  wird  er  zweckmäfsig  als  ein  um  die  Fafsmittel- 
achse o;«/  schwingender  Bügel  ausgeführt:  die  wälzende  Bewegung  wird 
der  Daube  entw^eder  von  Hand  oder  durch  eine  selbsthätig  von  der 
Maschine  aus  bewegte  Vorrichtung  in  der  Richtung  der  beiden  Pfeile 
ertheilt.  Soll  der  Apparat  an  Fügemaschinen  mit  rotirender  Messer- 
welle angewendet  werden,  so  wird  er  als  ein  in  der  Längsrichtung 
der  Daube  verschiebbarer  Schlitten  ausgeführt,  auf  welchem  die  Daube 
an  der  um  die  Fafsmittelachse  einstellbaren  Messerwelle  entlang  geführt 
wird.  Die  w-älzende  Bewegung  wird  in  diesem  Falle  der  Daube  durch 
eine  feststehende  belastete  Rolle  D  oder  ähnliehe  Driickvorrichtung  er- 
theilt, die  genau  au  der  Stelle,  wo  der  Messerkojjf  seitlich  die  Fuge 
anschneidet,  die  Daube  auf  die  Schablone  prefst. 

S.  Wrighl  in  Glasgow  CD.  R.  P.  Nr.  45118  vom  11.  März  1SS8)  hat 
die  in  Fig.  52  dargestellte  Maschine  vorgeschlagen,  mittels  welcher  die 
fertig  gefügten  Dauben  zu  bauchigen  Fässern  gebunden,  sowie  gekröst 
und  an  den  Enden  fertig  zugerichtet  werden. 

Die  zu  bindenden  Dauben  Z  werden  zunächst  von  Hand  in  gebräuch- 
licher Weise  auf  einem  Gestelle  lose  zusammengefügt  und  mit  Reifen  l'l', 
vorläulig  bezogen,  dann  unter  Erhitzung  von  innen  in  die  bauchige  Form 
gebogen  und  nun  in  die  vorliegende  Maschine  gebracht.    Das  auf  diese 


Nuuerungen  an  Holzbearbeitungsmascliiiieu.  55 

Weise  roh  zusammengefügte,  an  beiden  Enden  offene  Fal's  wird  iu 
wagereehter  Lage  zwischen  zwei  senkrechte  Kopfplatten  A  Ai  gesetzt, 
welche  auf  breiten,  glatt  abgedrehten  Füfsen  A.^  A,  ruhen  und  auf  der 
Platte  ß  Ä|  der  Maschine  verschoben  und  fest  eingestellt  werden  können. 
Die  Kopfplatten  A  A^  sind  ringförmig  und  im  mittleren  Theile  aus- 
geschnitten, um  das  Fafs  mit  seinen  Enden  hiadurchzulassen.  Auf  der 
Innenseite  jeder  Kopfplatte  sind  in  vier  Schwalbenschwanzführungen  A.^ 
die  Gleitbacken  a  radial  angeordnet,  welche  mittels  Schraubenspindeln  a, 
gegen  die  Aufsenfläche  der  Daubenenden  angedrückt  werden;  jede 
dieser  Gleitbacken  hat  an  ihrem  inneren  Ende  einen  im  Gelenke  be- 
weglichen Schraubenbolzen  a.^,  auf  dem  die  Druckklaue  a^  mittels 
Mutter  befestigt  ist:  diese  Klauen  legen  sich  concentrisch  gegen  den  auf 
das  Fafs  aufzuziehenden  Reifen  an:  auch  können  die  Klauen  zum  An- 
drücken gegen  die  Reifen  1'  K,  direkt  an  das  untere  Ende  der  Gleit- 
backe a  geformt  sein.  Oder  es  können  auch  noch  aufserdem  Prefs- 
backeu  Anwendung  finden,  welche  die  Reifen  Fj  näher  der  Mitte  des 
Fasses  auf  letzteres  aufschieben,  indem  sie  concentrisch  dagegen  an- 
drücken, während  der  äufsere  Rahmen  A^  auf  der  Platte  B  gleitend 
gegen  den  inneren  Rahmen  hinbewegt  wird.  Letzteres  geschieht  mittels 
zweier  langer,  starker  Schraubenspindeln  C  C'j,  welche  durch  die  festen 
Gestellwände  D  Z),  hindurchgeführt  sind  und  sich  in  Muttergewinden 
des  beweglichen  Rahmens  A^  drehen.  Die  Drehung  der  Spindeln  C  C^ 
in  der  einen  oder  anderen  Richtung  schiebt  den  Rahmen  Ai  vor  oder 
zurück.  Die  beiden  einander  diametral  gegenüber  angeoi'dneten  Spin- 
deln C  C\  werden  stets  gleichzeitig  gedreht  mittels  einer  über  Ketten- 
räder cc^  laufenden  Kette  c^.  Die  Spindeln  C  Cj  könnten  auch  au  beiden 
Enden  mit  Rechts-  und  Linksgewinde  versehen  sein,  deren  jedes  in 
einer  entsprechenden  Mutter  A^  der  Rahmen  A  Ai  gelagert  wäre;  die 
Drehung  der  Spindeln  würde  alsdann  bewirken,  dafs  die  beiden  Rah- 
men A  Ai  sich  gleichmäfsig  gegen  einander  hinbewegten  oder  von 
einander  entfernten;  im  ersteren  Falle  werden  die  Klauen  gleichmäfsig 
gegen  die  Reifen  angedrückt,  im  letzteren  Falle  davon  zurückgezogen. 

Wenn  die  Kopfplatten  A  A,  und  die  Gleitbacken  o  mit  ihren 
Klauen  Og  04  nur  lose  gegen  das  Fafs  angelegt  werden,  so  bilden  sie 
eine  Führung  für  das  Fafs,  bei  dessen  Drehung  behufs  Bearbeitung  der 
Daubenenden  sie  auf  gleiche  Länge  zugerichtet,  abgeschrägt  und  mit 
Falz  (Kröse)  versehen  werden.  Diese  Bearbeitung  geschieht  durch 
Schneidwerkzeuge,  welche  von  kurzen,  schnell  umlaufenden  Spindeln  E 
getrieben  werden,  die  in  Lagern  £,  der  Schlitten  £,  ruhen,  welch 
letztere  in  Schwalbenschwanzführung  der  Träger  beweglieh  sind;  diese 
Träger  sind   an   die  Kopfplatten  A  A^    aufsen  angeformt  oder  befestigt. 

Die  Hauptvi'elle  G  der  Maschine  ruht  in  Lagern  Gj  des  unteren 
Maschinengestelles  B.^i  auf  derselben  befinden  sich  Riemenscheiben  G3, 
von  denen  Riemen  G.,    durch    die   Platte  B    hindurchgeführt   sind   und 


56  Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen. 

über  kleinere  Riemenscheiben  £,  auf  den  Spindeln  E  laufen;  auf  diesen 
letzteren  sind  die  Schneidwerkzeuge  montirt,  welche  aus  einer  Kreis- 
säge e  zur  Beschneidung  der  Daubenenden  und  aus  Schneidstähleu  e,  «.^ 
bestehen,  mittels  deren  die  Daubeneuden  nach  innen  abgeschrägt  und 
mit  Falz  (Kröse)  versehen  werden.  Der  Schlitten  £2  wird  in  seiner 
Führung  mittels  Handhebels  /fj  verschoben,  um  die  Werkzeuge  gegen 
das  zu  bearbeitende  Holz  anzuschieben  oder  sie  zurückzuziehen.  Auch 
können  Gewichte  oder  Federn  benutzt  werden,  um  die  Werkzeuge 
gegen  die  Mitte  des  Falsciuerschnittes  zurückzuziehen,  damit  das  Fafs 
abgenommen  und  ein  neues  an  seine  Stelle  zur  Bearbeitung  eingesetzt 
werden  kann,  zu  welchem  Zwecke  die  Kopfplatten  A  A^  mittels  der 
Schraubenspindeln  C  6',   von  einander  abgerückt  werden. 

Die  Ständer  DD^^  welche  mit  starken  Füfsen  D^  auf  dem  Maschinen- 
gestelle B  B^  Ä.j  befestigt  sind,  tragen  einestheils  die  festen  Lager  t'^ 
der  Schraubenspiudeln  6'6'i,  auderentheils  die  Lager />■> -Oi  einer  Hohl- 
welle F,  welche  in  der  Mittellinie  der  Kopfplatten  A  A^  und  des 
zwischen  denselben  eingespannten  Fafses  liegt.  In  dieser  Hohlwelle  F 
liegt  eine  Welle  F^ ,  welche  durch  Nuth  und  Feder  oder  durch  eiue 
andere  geeignete  Verbindung  von  der  Welle  F  in  deren  Drehung  mit- 
genommen wird;  letztere  erfolgt  durch  Riemen  j,,  der  von  einer  kleinen 
Riemenscheibe  g.^  auf  der  Hauptwelle  G  über  eine  grofse  Riemenscheibe  g 
auf  der  Welle  F  geführt  ist.  Die  Uebertragung  von  der  Welle  G  auf 
die  Welle  F  kann  auch  durch  Zahnradeiugrilf  oder  Kettentrieb  bewirkt 
werden,  oder  auch  durch  Schnecke  und  Schneekenrad. 

Die  untere  Schraubenspindel  C  wird  in  der  einen  oder  anderen 
Richtung  gedreht  durch  die  eine  oder  die  andere  der  beiden  Riemen- 
scheiben //, ,  welche  von  Riemen  /,  deren  einer  gekreuzt  ist,  ge- 
trieben werden;  diese  Riemen  laufen  über  Riemenscheiben  /j,  welche 
auf  der  Welle  G  lose  zwischen  Ringen  laufen;  zwischen  den  Riemen- 
scheiben betindet  sich  eine  Reibungskuppeluug  /j,  die  mit  Feder  und 
Nuth  auf  der  Welle  G  verschiebbar  ist  und  mittels  Handhebels  Ij  oder 
einer  geeigneten  Ein-  und  Ansrückvorrichtung  so  verschoben  wird,  dal's 
entweder  die  linke  oder  rechte  Riemenscheibe  J3  mit  der  Welle  G  ge- 
kuppelt wird,  so  dafs  also  die  Schraube  C  in  der  einen  oder  anderen, 
Richtung  Drehung  erhält;  betindet  sich  die  Kuppelung  in  der  Mittellage, 
so  findet  keine  Uebertragung  statt. 

Das  vordere  Ende  der  inneren  Welle  F,  tritt  in  das  Innere  des 
Fasses  ein  und  trägt  eine  Führungsbüchse  f',,  in  welche  radial  gestellte 
Arme  f  mit  segmentförmigen  Armen  /",  eingesetzt  werden.  In  das  hohle 
Stück  ^2  ist  ferner  ein  keil-  oder  curvenformiger  Kopf,  welcher  am 
vorderen  Ende  einer  Stange  F^  befestigt  ist,  eingefügt;  die  Stange  f, 
führt  durch  die  Hohlwellen  FF,  hindurch  und  trägt  auf  ihrem  aul'sen 
vorstehenden,  mit  Gewinde  versehenen  Ende  ein  Handrad  F4,  mittels 
dessen   sie  vor  und  zurück  bewegt  werden   kann.     Beim  Vorschub  der 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  57 

Stange  b\  wirken  die  Keil-  oder  Bogenflächen  gegen  die  entsprechend 
geformten  inneren  Enden  der  radialen  Arme  f  und  spreizen  dieselben 
gleiehmäfsig  aus  einander,  d.  h.  nach  aufsen,  so  dal's  die  Segmente  f^ 
sich  von  innen  gegen  die  Wandung  des  Fasses  andrücken,  zweekmäl'sig 
in  der  Mitte  und  das  Fal's  bei  der  Umdrehung  der  Wellen  FF^  mit- 
nehmen. Die  Segmentarme  f,  sind  zweckmäfsig  je  etwas  länger  als 
ein  Viertel  des  Fafsumfanges  und  sie  sind  unter  einander  durch  Zwischen- 
segmentstücke  f.,  verbunden,  die  mit  Schlitzen  auf  Zapfen  f^  aufsitzen. 
Wenn  sonach  durch  Vorschub  der  Stange  F.^  die  Spannvorrichtung 
ausgespreizt  ist,  so  werden  die  Segmente  df-^  sich  ringsherum  an 
den  Umfang  des  Fasses  fest  andrücken  und  es  durch  Reibung  fest- 
halten; um  letztere  zu  verstärken,  können  die  Bogenstücke  f^f^  auf 
ihrem  äufseren  Umfang  mit  Kautschuk  o.  dgl.  bezogen  sein.  Wenn  die 
Stange  F^  durch  das  Handrad  F^  zurückgeschraubt  wird,  so  zieht  das 
Keilstück  ^^  die  Arme  ff^  wieder  zurück,  und  zwar  so  weit,  dafs  diese 
Spannvorrichtung  aus  dem  otTenen  Ende  des  Fasses  heraus  kann,  nach- 
dem das  Fal's  bei  seiner  langsamen  Drehung  durch  die  schnell  um- 
laufenden Schneidwerkzeuge  glatt  gesägt,  zugerichtet  und  mit  Falz  ver- 
sehen worden  ist. 

Das  Einschieben  und  Herausziehen  der  Welle  F^  kann  durch  einen 
Handhebel  H  bewirkt  werden;  der  Hebel  ist  mit  einer  kleinen  Reib- 
rolle Z/j  in  einen  Ausschnitt  der  Wulst  jF^  am  äufseren  Ende  der  Welle  F^ 
versenkt.  Wenn  die  Spaunvorrichtung  ffi  fi  aus  dem  Fasse  heraus- 
gezogen und  die  Kopfplatte  Ai  zurückbewegt  worden  ist,  werden  die 
unteren  Gleitbacken  a  in  beiden  Kopfplatten  AA^  mittels  der  Schrauben- 
spindeln zurückgezogen  und  der  im  Gelenk  bewegliche  Schraubenbolzeu  a.^ 
umgelegt. 

Eine  Ringsäge  bringen  Nilsen^  Mathiesen  und  Comp,  in  Frederiksstad, 
Norwegen  (D.  R.  P.  Nr.  44025  vom  15.  September  1887)  zum  Aus- 
sehneiden der  Tonnenböden  in  Vorschlag. 

An  einem  Gestell  a  (Fig.  53)  ist  eine  senkrechte  Welle  b  drehbar 
gelagert,  welche  unten  in  ein  wagerechtes  Rad  c  von  der  Gröfse  der 
zu  schneidenden  Böden  endigt,  um  dessen  Umfang  B  das  Sägeblatt  d 
festgeschraubt  ist.  Unter  dem  Rade  c  befindet  sich  eine  Unterlage,  auf 
welcher  das  Holz  festgehalten  und  gegen  welche  die  Säge  geführt  wird. 
Die  Welle  6,  welche  durch  eine  Riemenscheibe  e  in  Umdrehung  ver- 
setzt wird,  kann  durch  eine  Schraube  /■,  welche  durch  ein  von  dem 
Handrade  h  aus  beeinflufstes  Zahnradgetriebe  g  senkrecht  verstellbar  ist, 
gehoben  oder  gesenkt  werden.  Um  zu  verhindern,  dafs  die  Schraube  f 
sich  mit  der  Welle  b  dreht,  ist  eine  Gabel  i  angeordnet,  in  welcher 
die  Schraube  f  mittels  einer  Stellschraube  festgeklemmt  wird.  Innerhalb 
des  Sägeblattes  sind  Messer  an  dem  Rade  c  befestigt,  welche  die  Kante 
des  Bodens  schräg  schneiden  und  welche  der  Säge  bei  ihrer  Arbeit  in 
dem  Holz  ganz  nahe   folgen.     Das  Holz  wird  nun  auf  dem  Schlitten  / 


58  L'ebcr  Nfueiiiiigi'ii  an   Wii-kei-eimascliiiieii. 

iinifci'  die  Sage  geführt  iiud  liier  durcli  einen  Ring  m  festgehalten,  welcher 
aufsen  um  das  Sägerad  herumgeht  und  durch  einen  Hebel  n  gegen  das 
Holz  niedergedrückt  wird,  wenn  der  Arbeiter  den  Tritthebel  o  nieder- 
bewegt, dagegen  sich  mit  Hilfe  des  Gegengewichtes  j)  hebt,  wenn  der 
Tritt  o  freigegeben  wird.  Der  King  m  wird  auCserdeni  von  zwei  an 
dem  unteren  Gestell  angebrachten  Zapfen  (/  geführt. 

Wenn  das  Holz  unter  das  Sägerad  gebracht  ist,  so  tritt  der  Arbeiter 
auf  den  Tritthebel  o,  wodurch  der  Ring  m  das  Holz  fest  gegen  den 
Schlitten  drückt;  die  Säge  dreht  sich  und  wird,  indem  der  Arbeiter 
das  Handrad  h  dreht,  durch  das  Holz  geführt.  Wenu  das  Holz  durch- 
geschnitten ist,  wird  der  Tritt  o  freigegeben  und  dadurch  der  Ring  «i 
wieder  gehoben,  hierauf  die  Säge  durch  das  Handrad  zurückgeführt  und 
endlieh  der  Schlitten  zurückgeschoben,  um  mit  neuem  Holze  versehen 
zu  werden:  unterdessen  wird  der  auf  der  anderen  Seite  mit  neuem 
Holze  bereit  stehende  Schlitten  unter  die  Säge  gefuhrt  und  das  Verfahren 
wie  vorhin  wiederholt.  (Fortsetzung  folgt.) 


üeber  Neuerungen  an  Wirkereimaschinen. 

(Patentklasse  25.     Fortsetzung-  des  Berichtes  Bd.  269  S.  1.) 
Mit  Abbildungen  auf  Tafel  4  und  5. 

Die  Wirkerei  bildet  mit  dem  Stricken  und  Häkeln  zusammen  die- 
jenigen gewerblichen  Arbeiten,  welche  Maschenwaaren  herstellen:  die 
Producte  aller  drei  Arbeiten  sind  deshalb  in  ihren  Fadenverbiuduugen 
bisweilen  einander  so  vollständig  gleich,  dafs  aus  diesen  Verbindungen 
allein  in  einzelnen  Fällen  nicht  mit  Sicherheit  zu  erkennen  ist,  ob  die 
eine  oder  andere  Arbeit  zur  Herstellung  verwendet  worden  ist.  Das 
Handstricken  wird  trotz  der  vielen  Vervollkommnungen  in  der  Wirkerei 
in  manchen  Gegenden  Deutschlands  noch  immer  gewerbmäfsig  betrieben, 
aber  es  kommen  doch  seilen  Verbesserungen  im  Verfahren  oder  in  den 
Hilfsmitteln  vor. 

Als  eine  solche  Verbesserung  zeigt  sich  jetzt  ein  Sirickriny  von 
Frau  Marie  Wild  in  Fürth  (Bayerischer  Wald)  ('-"D.  R.  P.  Nr.  44  069 
vom  3.  Februar  1888),  welcher  wie  Fig.  1  Taf.  4  zeigt,  an  den  Zeige- 
finger der  linken  Hand,  der  gewöhnlich  den  Faden  führt,  gesteckt  wird, 
eine  Zuluhrrinne  von  mehr  als  einer  Windung  um  den  Finger  herum 
bildet,  bei  a,  eine  Bremse  und  bei  c  eine  Oese  trägt,  so  dafs  der  Faden 
mit  gleichmäfsiger  Spannung  und  entsprechend  der  erforderlichen  Menge 
geregelt  zugeführt  wird,  wodurch  allerdings  das  Stricken  eine  gewisse 
Erleichterung  erfahren  mag. 

Die  Wirkerei  selbst  hat  im  verflossenen  Halbjahre  für  die  Hand- 
stühle  nicht    irgend   welche   Neuerungen    aufzuweisen,    und   für   tlache 


Ueber  Neiierimgen  an   Wirkereiraaschinen.  59 

mecliauische  Stühle  sind  auch  nur  die  folgenden  zwei  Fälle  zu  ver- 
zeichuen : 

Der  mechanische  Wirkstuhl  für  reguläre  Waare  von  Gustav  Heidler 
m  Chemnitz  (,*D.  R.  P.  Nr.  43202  vom  5.  Juli  1887J  enthält  nur  für  die 
Unisteuerung  der  Bewegungen  zum  Maschenbilden  in  diejenigen  zum 
Mindern  folgende  neue  Einrichtung:  Die  Triebwelle  /  (Fig.  2  Taf.  4) 
drelit,  wie  in  vielen  Wirkmaschinen,  entweder  die  Arbeitswelle  a  zum 
Maschenbilden,  oder  die  Minderwelle  m  zum  Mindern  der  Waaren- 
breite.  Während  der  gewöhnlichen  Reihenarbeit  bleibt  das  Minder- 
rad m,  still  stehen,  weil  es  mit  dem  Bolzen  b  an  den  Schieber  c  stöfst 
und  weil  ihm  an  der  Stelle  m^  die  Zähne  fehlen.  Soll  aber  gemindert 
werden,  so  hat  in  den  bisher  verwendeten  Stühlen  das  Minderrad  /«, 
auf  der  rechten  Seite  ein  Beschwergewicht,  welches,  sobald  durch  den 
Zählapparat  der  Schieber  c  vom  Bolzen  b  entfernt  wird,  niedersinkt, 
dabei  «ij  dreht  und  den  Eingritf  zwischen  (j  m,  herstellt.  Hiervon  ver- 
schieden ist  die  neue  Einrichtung  in  der  Weise,  dafs  beim  Ausrücken 
der  Arbeitswelle  a  durch  das  Seitenexcenter  e  der  Bolzen  e^  an  den- 
jenigen rf;  des  Schiebers  de  trifft,  den  letzteren  hebt  und  nun  nicht 
blofs  c  vonb  entfernt,  sondern  mit  C;  den  Bolzen  b  empor  drückt,  also 
das  Minderrad  wi,  direkt  um  ein  Stück  umdreht,  so  dafs  es  sicher  mit 
seinen  Zähnen  in  diejenigen  des  Triebrades  /,  eingreifen  mufs.  Es  ist 
also  die  unsichere  Einrückung  von  m,  durch  seine  einseitige  Belastung 
in  eine  sichere  durch  direkte  Drehung  verwandelt  worden. 

Der  KettenwirkstuM  für  Plüschmuslerwaare  von  Döring  in  Berlin 
(''D.  R.  P.  Nr.  43419  vom  19.  Juni  1887J  ist  ein  flacher  mechanischer 
Kettenstuhl  (Fig.  3j  Taf.  4)  mit  lothrechten  Nadeln  a  auf  beweglicher 
Nadelbarre  6,  welcher  nach  Art  der  Fangkettenstühle  (sogen.  Raschel- 
Maschinen)  hinter  der  Stuhlnadelreihe  a  eine  zweite  Reihe  von  Nadeln  c, 
aber  ohne  Haken,  also  glatte  Drahtstäbchen  enthält,  wie  sie  sonst 
bereits  zur  Plüsehvi'irkerei  benutzt  werden.  Die  Neuheit  der  vorliegenden 
Einrichtung  besteht  nun  darin,  dafs  diese  Plüschstäbchen  c  in  der  fest 
liegenden  Abschlagschiene  e  einzeln  beweglich  sind  und  zwar  durch  die 
Platinen  einer  Jacquardmaschine  einzeln  gehoben  werden  können;  sie 
stehen  also  im  Allgemeinen  unter  der  Abschlagkante  e  und  arbeiten  in 
dieser  Stellung  nicht,  denn  sie  erhalten  in  derselben  nicht  Faden  von 
den  Kettenmaschinen  df.  Da,  wo  also  die  Plüschstäbchen  c  in  der 
tiefsten  Lage  verbleiben,  bildet  die  Nadelreihe  a  allein  die  Grundwaare 
aus  den  Fäden  von  rf/",  wo  aber  einzelne  Stäbchen  c  gehoben  werden, 
wie  in  Fig.  3.2,  da  legen  sich  die  Plüschfäden  der  Maschine  f  mit  um 
diese  Stäbchen,  sie  bilden  dort  lange  Schleifen  »,  welche  erst  nach  Be- 
endigung der  nächsten  Maschenreihe  auf  d  von  den  Stäben  c  frei  ge- 
lassen werden  (Fig.  83),  also  dann  in  ihrer  Länge  verbleiben  und  die 
Futter-  oder  Plüschdecke  der  Waare  bilden.  Da  diese  Decke  aber  nur 
da  hervorgebracht  wird,  wo  die  Stäbchen  c  in  die  Arbeitslage  gehoben 


60  l'ebei'  Keueniiigen  an  Wirkeieimascliinen. 

werden,  so  kaua  iimu  sie  eben  vereinzelt  an  den  verschiedenen  Waaren- 
btelien  erzeugen  und  kann  mit  ihr  also  eine  Verzierung  der  Waare 
oder  ein  Musler  bilden.  Die  Plüschseite  wird  dann  natürlich  zur  Vorder- 
oder Aul'senseite  der  Waare  genommen. 

Eine  andere  als  die  eben  besjjrochene  Art  des  gewirkten  Plüsches, 
der  sogen.  Kulirplüsch,  wird  am  Kundstuhle  in  der  Weise  hergestellt, 
dafs  man  eine  Keilie  gewohulichur  kurzer  Schleifen  mit  einer  Keihe 
recht  langer  Schleifen  zusammen  vor  in  die  Nadelhaken  schiebt  und 
die  alten  Maschen  über  diese  beiden  Henkel  abschlägt,  so  dafs  die 
langen  Platinenmaschen  auf  der  Rückseite  als  Plüschhenkel  hervor- 
stehen. Damit  diese  Henkel  auch  geschnitten  werden,  so  hat  H.  Stahl 
in  Feuerbach-Stuttgart  eiuen  Rundsluhl  zur  BenleUuntj  von  Plüsc/iaaare 
(*D.  K.  P.  Nr.  45060  vom  13.  März  1888J  mit  einer  Kreisschere  hll^ 
(F'ig.  4  Taf.  4)  versehen,  welche  an  einer  Stelle  des  Stuhlumfauges 
festgehalten  und  deren  Scheibeumesser  AA,  vom  Nadelkranze  n  des 
Stuhles  selbst  umgedreht  werden.  Durch  das  Abschlagen  der  Waare 
sind  die  Maschen  weit  nach  aufseu  getrieben  worden  und  die  langen 
Plüschhenkel  i  stehen  vor  den  Nadelköpfen  nach  aufsen  hin  und  werden 
bei  der  Stuhldrehung  zwischen  die  Scheiben  hh^  geführt, -welche  ihre 
äufseren  Bogenlagen  abschneiden,  so  dafs  olfene  Plüschfäden  entstehen. 

Auf  französische  Kuudwirkstühle  beziehen  sich  weiter  noch  folgende 
Erlinduugen:  Ein  Sloffabzuy-Apparal  von  H.  Stahl  in  Feuerbach-ötutt- 
gart  (*D.  R.  P.  Nr.  43172  vom  23.  Juli  1887)  erspart  das  zeitraubende 
und  lästige  Aufheben  und  Einbinden  der  bisher  gebräuchlichen  Ge- 
wichtsscheibe und  besteht  in  folgender  Einrichtung:  Am  Nadelkranze  o 
(Fig.  5  Taf.  4)  wird  ein  Ring  b  entweder  angegossen  oder  sonst  durch 
Anklemmen  oder  Schrauben  befestigt,  in  dessen  keilförmiger  Nuth  die 
Waare  to  liegt,  gehalten  durch  eine  Anzahl  am  Umfange  des  Stuhles 
gleichmäfsig  vertheilter  Gummirollen  /.  Die  Rollen  oder  Walzen  f 
enthalten  je  eine  Metallröhre  und  drehen  sich  mit  derselben  um  eine 
Lederschnur  oder  Darmsaite  j,  welche  dicht  um  die  Waare  herum- 
gebunden ist.  Zu  beiden  Seiten  einer  jeden  Walze  f  ist  eine  Drahtöse  h 
gelagert,  in  welcher  ein  Hebel  »'  so  hängt,  dafs  er  sich  mit  einer  Kante  e 
auf  die  Walze  stützt.  Wegen  des  Gewichtes  vom  unteren  Hebelende  (, 
wird  der  Hebel  für  gewöhnlich  die  punktirt  gezeichnete  Lage  einnehmen. 
Von  der  festen  Scheibe  des  Stuhles  getragen  hängen  ferner  die  Arme  / 
herab,  an  denen  sich  die  Scheiben  k  drehen,  welche  den  mit  dem  Stuhle 
umlaufenden  Hebeln  i  so  weit  im  Wege  stehen,  dafs  diese  Hebel  durch 
sie  in  die  Lage  wie  ausgezogen  gedrückt  werden.  Bei  dieser  Schwingung 
drückt  aber  die  Kante  e  gegen  den  Umfang  der  Gummiwalze,  dreht 
diese  Walze  ein  wenig  und  zieht  dabei  den  Stoll'  in  Richtung  n  von 
den  Nadeln  ab.  Es  mufs  ausprobirl  werden,  dafs  die  Reibung  zwischen 
den  Walzen  f  und  der  Waare  nicht  gröfser  ist  als  die  gröfste  Spannung, 
welche  die  Waare  erhalten  soll. 


Ueber  Neneningen  an  Wirkereiniasehinen.  61 

Spannsehtofs  für  die  Schnur  der  Ahzugfscheihe  an  Riind}pirkmaschinen 
von  Wilhelm  Heidelmann  in  Stuttgart  (*D.R.  P.  Nr.  44  596  vom  25.  Februar 
1888).  Der  vom  französischen  Rundstuhle  herabhängende  Waaren- 
cylinder  wird  gewöhnhch  an  eine  innerhalb  desselben  liegende  Scheibe 
angebunden,  die  sein  Abzugsgewicht  bildet.  Man  knüpft  dabei  einfach 
die  Enden  der  Schnur  zusammen  und  dreht  sie  wohl  durch  ein  hin- 
durch geschobenes  Drahtstäbchen  mehrmals  zu  einer  Schleife  zusammen, 
um  sie  thunlichst  stark  anzuspannen.  Zur  Erreichung  einer  zuverläs- 
sigeren und  besser  aussehenden  Verbindung  soll  nun  das  in  PMg.  6  Taf.  4 
gezeichnete  Spannschlofs  dienen:  Dasselbe  besteht  aus  der  gekrümmten 
Rinne  a,  in  welcher  bei  c  das  eine  Ende  d  der  Schnur  eingeschraubt 
oder  in  sonst  einer  Weise  befestigt  ist  und  welche  die  Lager  6  für  einen 
Hebel  eb  trägt.  Das  andere  Ende  d^  der  Schnur  ist  in  einem  Haken  f 
befestigt,  welcher  an  einen  Bolzen  des  Hebels  eb  angehängt  wird.  Die 
Schnur  hat  eine  solche  Länge,  dafs  sie  mit  f  in  den  Hebel,  wenn  er 
in  der  punktirten  Stellung  sich  befindet,  leicht  eingehängt  werden  kann; 
legt  man  ihn  dann  nach  rechts  hin  um,  so  spannt  er  die  Schnur  straff 
und  wird  zugleich  durch  deren  Spannung  in  seiner  geschlo-ssenen  Lage 
erhalten. 

Der  französische  Rundwirkstvhl  mit  nuiomntincher  Ausrückvorrichtung 
\ou  Wilhelm  Heidelmann  in  Stuttgart  (*D.  R.  P.  Nr.  44267  vom  16.  Juli 
1887)  enthält  folgende  neue  Vorrichtung  zum  Anzeigen  eines  während 
der  Arbeit  vorkommenden  Fehlers  in  der  Waare  oder  in  der  Nadel- 
reihe und  zur  Mittheilung  desselben  an  den  bekannten  Ausrückapparat 
derart,  dafs  der  Stillstand  des  Stuhles  eintritt.  Diese  Anzeige-  und  Ver- 
mittelungsvorrichtung  besteht  aus  einem  Stäbchen  s  fFig.  7  Taf.  4), 
welches,  in  Verbindung  mit  einem  zweiten  Stabe  o,  durch  eine  Feder 
leicht  an  die  Waare  w  dicht  unter  den  Nadeln  n  gedrückt  wird,  so 
dafs  im  Allgemeinen  diese  Waare  au  s  vorbei  streicht.  Ist  aber  eine 
Masche  abgefallen,  also  eine  Kettelmasche  entstanden,  oder  der  Faden 
zerrissen,  so  dafs  ein  Loch  sich  gebildet  hat,  oder  eine  Nadel  durch 
Mifspressen  tief  gezogen  worden  u.  s.  w.,  so  dringt  der  Stab  «  durch 
die  Waare  hindurch  oder  wird  sonst  von  ihr  oder  der  Nadel  erfafst 
und  ein  Stück  seitlich  mit  fort  gezogen,  wobei  sein  Tragrahmen  r  um 
die  Achse  o  sich  dreht  und  der  Haken  b  vom  Stifte  c  hinweg  rückt, 
mit  welchem  er  bisher  die  Platte  d  hielt.  Diese  Platte  d  fällt  nun 
herab,  wird  von  einer  Schraube  p  des  Nadelkranzes  mit  fort  genommen 
und  schiebt  dabei  mit  ik  den  Ausrückstab  v  des  Stuhles  fort,  welcher 
in  bekannter  Weise  den  Stillstand  des  letzteren  veranlafst.  Da  man 
indessen  liisweilen  Waaren  arbeitet,  welche  an  einzelnen  Stellen  Lauf- 
maschen enthalten,  so  ist  folgende  Vorkehrung  gefrofiPen  worden,  um 
diese  Laufmaschen  ohne  Einwirkung  auf  den  Taster  «  an  ihm  vorbei 
zu  führen:  Der  Stuhl  trägt  kurz  vor  dem  Taster  «o  an  den  Armen  ay 
(Fig.  7.)  Taf.  4)  drehbar  den  Stab  l  mit  der  gekrümmten  Platte  m  und 


62  Heber  Npiieniiifren  an  Wiikcreimascliiiu'ii. 

auf  dem  Nadelkranze  den  Winkel  /)  liher  derjenigen  Waareusteiie, 
weiche  die  Laul'ma.sclie  entiiält.  Kümnnt  nun  diese  Stelle  an  den  Taster  « 
hinan,  so  treibt  p  durch  den  Ann  ql  die  Platte  m  schnell  ein  Stück 
seitlich  fort  und  die  letztere  tritt  dem  Stabe  o  gegenüber  und  drückt 
ihn  und  s  wenig  nach  aufsen  zurück,  verhindert  also  das  Eintreten 
von  s  in  die  Laufmasche.  Schliefslich  gleitet  p  an  7  vorbei  und  Im 
schwingt  wieder  in  die  alte  Lage  zurück. 

Englische  Kundstühle,  d.  h.  solche  mit  senkrecht  auf  einer  Kreis- 
linie stehenden  Nadeln,  eignen  sich  vorherrschend  zur  Herstellung  enger 
Waarenschläuche;  haben  sie  feststehende  Nadeln,  so  enthalten  sie  ge- 
wöhnlich nur  ein  System  der  Maschenbildung,  bei  einzeln  beweglichen 
Nadeln  aber  kann  die  Menge  der  Systeme  bis  zu  acht  vermehrt  werden. 
Diese  Anzahl  gestattet  schon  die  Herstellung  mannigfaltiger  bunter 
Ringelwaareu,  man  hat  indefs  auch  an  diesen  Stühlen  mit  einzeln  be- 
weglichen Nadeln  noch  besondere  Ringelapparate  angebracht  und  einen 
solchen  enthält  der  Rundieirkstulil  für  Rtngelwaare  von  Friedrich  Bruno 
Woller  in  Stollberg  i.  S.  (*D.  R.  P.  Nr.  43  882  vom  19.  Oktober  1887). 
Es  ist  bei  demselben  darauf  gerechnet,  dal's  man  einen  Farbenwechsel 
zwischen  mehr  als  zwei  Fäden  erreichen  kann  ohne  die  nicht  arbeitenden 
Fäden  von  der  Waare  abschneiden  zu  müssen;  deshalb  liegt  über  dem 
Rundstuhle  und  in  gleicher  Achsenrichtung  mit  ihm  ein  Fadenfuhrer- 
und Spulenapparat,  welcher  gleichmäfsig  mit  dem  Stuhle  gedreht  wird. 
Die  nicht  arbeitenden  Fadenfuhrer  hängen  mit  ihren  Fäden  innerhalb 
und  der  arbeitende  Führer  hängt  aufserhalb  der  Nadelreihe,  die  ersteren 
liegen  in  einer  Scheibe,  welche  sich  mit  dem  Nadelkranze  dreht  und 
der  letztere  bleibt  fest  an  seinem  Platze.  Hierdurch  wird  es  möglich, 
die  Fäden  innen  an  der  Waare  von  einer  Stelle  zur  anderen  frei  hängen 
zu   lassen. 

Mit  den  englischen  Hundstühlen  von  kleinem  Durchmesser  haben 
die  Rundstrickmaschinen  nach  Form  und  Arbeitsweise  manche  Aehn- 
lichkeit;  auf  ihnen  soll  aber  nicht  wie  auf  ersteren,  nur  ein  Waaren- 
schlauch  von  gleichbleibender  Weite  gewirkt  werden,  sondern  man  will 
thunlichst  genau  die  Form  eines  Strumpfes  herstellen,  hat  zu  dem  Zwecke 
bisweilen  tlach  zu  arbeiten,  wobei  das  Schlofs  nicht  stetig  umdrehend, 
sondern  hin  und  her  schwingend  um  den  Nadelkrauz  zu  bewegen  ist 
und  man  hat  endlich  die  Breite  eines  solchen  Ilachen  Waarenstückes 
zu  vermindern  und  zu  vermehren,  weshalb  einzelne  Nadeln  vorübei"- 
gehend  aus-  und  wieder  eingerückt  werden  müssen.  Das  letztere  selbs- 
thätig  von  der  Maschine  verrichten  zu  lassen,  ist  die  Neuheit  in  der 
Rundstriclimasc/tine  von  William  Henry  Kelly  in  Woonsocket,  Rhode  Is- 
land, Nordamerika  (''D.  H.  P.  Nr.  43358  vom  8.  Februar  1887).  Das 
Schlofs  dieser  Strickmaschine,  denn  nur  durch  dessen  Einrichtung  wird 
der  eben  genannte  Zweck  erreicht,  ist  in  Fig.  8  Taf.  4  abgebildet;  das- 
selbe enthält  die  zwei  Seitenexcenter  ic;  sein  unteres  Mittelstück  a  wird 


Heber  Neuerungen  an  Wirkereimaschinen.  63 

zunächst  uud  für  die  neue  Anordnung  nicht  gebraucht,  das  obere  Mittel- 
excenter  aber  besteht  aus  dem  festen  Theile  d  und  den  beiden  beweg- 
lichen Stücken  e  f^  es  sind  ferner  vorhanden  zwei  feststekende  Excenter  jA 
und  zwei  um  z,  schwingende  Sectoren  ik  mit  den  an  ihnen  befestigten 
Zungen  i^ll^.  Die  Seitentheile  ef  liegen  im  Allgemeinen  unten  auf  6 
und  c.  Bewegt  sich  nun  das  Schlofs  nach  links  in  der  Pfeilrichtung  a, 
so  laufen  die  Nadeln  n  in  der  Richtung  x  an  b  empor  und  gelangen 
auf  e.  Die  erste  Nadel  aber,  welche  an  e  stöfst,  wird  diesen  Theil  ?, 
da  er  beweglich  ist,  vor  sich  her  drängen  und  heben  bis  er,  wie  punktirt 
gezeichnet,  an  (/  stöfst  und  diese  erste  Nadel  /  wird  dann  an  e  und  d 
weiter  in  die  höchste  Lage,  also  über  das  ganze  Schlofs  empor  gehoben 
und  ausgerückt  (z),  sie  arbeitet  in  dieser  Lage  nicht  mit,  da  sie  vom 
Schlosse  gar  nicht  mehr  getroffen  und  bewegt  werden  kann.  Die 
nächsten  Nadeln  n  aber,  von  2  ab  nach  links  hin,  stofsen  nun  an  die 
untere  Kante  des  gehobenen  Seitentheiles  e,  gleiten  an  dieser  abwärts 
und  gehen  in  der  Richtung  xx  ihren  gewöhnlichen  Arbeitsweg  zur 
Maschenbildung;  sie  heben  das  bewegliche  Stück  c,  um  rechts  unter 
ihm  austreten  zu  können.  Somit  ist  es  möglich,  bei  jedem  Schlofs- 
hube  eine  und  zwar  immer  die  erste  Nadel  auszurücken.  Sollen  nun 
diese  ausgerückten  Nadeln  n,  nach  und  nach  wieder  in  Thätigkeit 
kommen,  so  werden  die  Sectoren  Ȋ,  welche  bis  dahin  durch  eine 
Schraube  in  senkrechter  Stellung  fest  gehalten  wurden,  durch  Lösen  der 
Schraube  dem  Federzuge  y  frei  gegeben  und  in  die  schiefe  Lage,  wie 
punktirt  angedeutet,  gebracht.  Bewegt  sich  nun  das  Schlofs  nach  links, 
so  stöfst  die  erste  Nadel  /  mit  ihrem  Fufse  an  die  Zunge  k^  fpunktirt), 
sie  drückt  gegen  diese  Zunge  und  veranlafst  ein  Schwingen  von  k  und  Aj, 
wobei  die  Nadel  /  nach  unten  geführt  wird,  so  weit,  dafs  sie  nun  beim 
nächsten  Hube  wieder  vom  Schlofstheile  h  erfafst  und  zur  Maschen- 
bildung bewegt  wird,  diese  Nadel  ist  also  wieder  eingerückt.  Bei  dem 
Schwingen  um  z  haben  sich  aber  k  und  ft;  gesenkt,  die  nächste  Nadel 
neben  I  h-ifFt  also  A,  nicht  mehr  und  sie  sowie  alle  übrigen  Nadeln  «, 
bleiben  oben  stehen.  Damit  ist  es  also  möglich,  diese  unthätigen  Nadeln 
nach  und  nach  wieder  zur  Arbeit  einzurücken. 

Die  Rundslrickmaschine  für  niekrfadige  Musterwaare  von  Max  Stephan 
in  Berlin  C'D.  R.  P.  Nr.  44874  vom  13.  Juli  1887)  ermöglicht  die  Her- 
stellung von  unterlegten  Farbmustern  oder  von  einer  Verbindung  unter- 
legter mit  plattirten  Farbmustern  durch  Verwendung  von  abwechselnd 
geraden  Nadeln  o  (Fig.  9,  und  9.,  Taf.  4)  und  einwärts  abgebogenen 
Nadeln  b  in  irgend  einer  Reihenfolge  neben  einander.  Den  geraden 
Nadeln  a  wird  der  gewöhnliche  Strickfaden  c  und  den  abgebogenen  b 
ein,  vielleicht  andersfarbiger  Musterfaden  d  vorgehalten.  Wenn  aber 
die  Nadeln  sich  senken,  so  drängen  sich  die  abgebogenen  b  an  der  Ab- 
schlagkante e  auch  nach  vorn  und  erfassen,  wie  Fig.  9.,  zeigt,  auch  den 
gewöhnlichen  Strickfaden  c  mit,  so  dafs  sie  also  plattirte  Maschen  bilden. 


64  Ueber  Neuerungen  an  Wirkereimascliinen. 

Da  der  Platliruugsfaden  d  indefs  unter  oder  hinter  den  geradstehenden 
Nadeln  liegt,  so  ist  die  Fadenverbindung  auch  zu  den  unterlegten 
Waaren  zu  rechnen  und  folglieh  eine  Combination  unterlegter  und 
plattirter  Farbmuster.  Sollen  jedoch  plattirte  Maschen  nicht  entstehen, 
so  verwendet  man  als  abgebogene  Nadeln  b  solche  mit  besonders  langen 
Haken,  wie  6,  in  Fig.  9.^  zeigt;  damit  wird  erreicht,  dal's  die  Haken- 
öflnung  bereits  unterhalb  des  gewöhnlichen  Strickfadens  c  liegt,  wenn 
die  Nadel  fc,  bis  vor  an  diesen  Faden  gedrängt  worden  ist,  womit  also 
ein  Einlegen  dieses  Fadens  c  in  b^  vermieden  wird.  Die  Nadeln  h 
bilden  dann  Maschen  nur  aus  d  und  diejenigen  a  Maschen  nur  aus  c 
und  es  entsteht  rein  unterlegte  Waare.  Fig.  9.,  verdeutlicht  ferner,  wie 
man  durch  Einführen  eines  nicht  steil  liegenden  Fadens  e,  welcher  unter 
die  Zungen  von  b  und  zwischen  beide  Nadelreihen  ab  gelangt,  auch 
Futterwaare  arbeiten  kann. 

Eine  eigenthümliche  Verbindung  zweier  glatten  Waarenschläuche 
liefert  die  Rundstrickmaschine  für  doppelfadige  Schlauchicaare  von  Thomas 
Henry  CarroU  in  Philadelphia,  Nordamerika  ('-'D.  K.  P.  Nr.  43596  vom 
28.  Juni  1887).  Der  Nadelcylinder  o  (Fig.  lOj  und  10.^  Tat".  4)  dieser 
Maschine  enthält  Nuthen  von  verschiedener  Tiefe  und  in  diesen  die 
Fiihrungsbleche  rf,  f,  von  verschiedener  Breite,  so  dafs  die  Nadelreihen  de 
zwei  concentrische  Kreise  bilden.  Jeder  Nadelreihe  d  und  e  wird  ent- 
weder durch  einen  Fadenführer  b  mit  zwei  Oeti'nungen  oder  durch  zwei 
getrennte  Führer  66i  (Fig.  10.,  Taf.  4)  je  ein  Faden  gf  zugeführt  und  es 
bildet  auch  jede  Nadelreihe  ihren  Waarencylinder  für  sich.  Da  aber 
doch,  wie  Fig.  10,  und  IO3  zeigen,  die  Maschen  der  inneren  Nadeln  d 
zwischen  den  Maschen  der  äufseren  Nadeln  e  hinabgezogen  werden,  so 
steckt  eine  Reihe  immer  in  der  anderen  und  beide  Waarenstücke  bilden 
einen  einzigen  zusammenhängenden  Waarencylinder,  dessen  Zusammen- 
setzung verschieden  sein  wird,  je  nachdem  die  äufseren  und  inneren 
Nadeln  in  verschiedener  Reihenfolge,  /  und  1  wie  gezeichnet  oder  2  und  /, 
2  und  2  u.  s.  w.  mit  einander  abwechseln.  Endlich  können  noch  durch 
besondere  Führer  0  0  (Fig.  10,"),  welche  von  den  Zähnen  eines  sich  drehen- 
den Rades  schwingend  bewegt  werden,  weitere  Fäden  hi  vor  und  hinter 
die  Nadeln  de  gelegt  werden,  worauf  diese  sich  nur  bis  in  die  Fang- 
stellung senken,  damit  diese  Fäden  nicht  Maschen  bilden,  sondern  als 
Füller-  oder  Füllfäden  zwischen  den  Maschen  des  Doppelschlauches 
liegen.  Ein  wesentlicher  Vortheil  und  eine  specielle  Verwendung  dieser 
eigenthümlichen  Waare  ist  nicht  angegeben  und  nicht  zu  ersehen. 

Die  Lamfc'sche  Strickmaschine  endlich  tindet  wegen  ihrer  grofsen 
Verwendbarkeit  zum  flachen  und  runden  Stricken  immer  mehr  Eingang 
in  der  Wirkerei  und  unterliegt  deshalb  auch  immer  weiteren  Ver- 
änderungen, durch  die  sie  zu  den  mannigfachsten  Arbeiten  geeignet  ge- 
macht wird.  Von  zwei  verschiedenen  Firmen  ist  z.  B.  eine  Lam/(" sehe 
Strickmaschine   für    üoppelraiidwaare   angegeben   worden   und    zwar   von 


Ueber  Neuerungen  an  Wirkereimaschinen.  65 

Sander  und  Grajf' iü  Chemnitz  C'D.  R.  P.  Nr.  43974  vom  5.  Juni  1887) 
und  von  G.  F.  Großer  in  Markersdorf  bei  Burgstädt  i.  S.  (*D.  R.  P. 
Nr.  44028  vom  2.  November  1887).  Für  beide  Fälle  ist  der  Name 
„Doppelrandwaare"  nicht  streng  richtig,  es  war  vielmehr  die  Waare 
„Prefsmusterwaare"  zu  nennen,  wie  es  im  Texte  der  Gro/ser'schen 
Patentschrift  auch  richtig  geschehen  ist,  denn  unter  Doppelrandwaare 
versteht  man  eben  eine  Waare,  in  welcher  Doppelränder  als  Muster 
vorkommen  und  Doppelränder  entstehen  nur  in  der  Weise,  dafs  eine 
glatte  Waare  nach  etlichen  Reihen  zu  einer  Röhre  umgebogen  wird, 
indem  man  eine  nächstfolgende  Reihe  als  Handreihe  arbeitet  oder,  bei 
nur  einer  Nadelfontur,  die  erste  Maschenreihe  dieses  glatten  Waaren- 
stückes  mit  zur  letzten  Reihe  auf  die  Nadeln  aufhängt.  Nur  dadurch 
bilden  sich  die  Ausbiegungen  des  Doppelrandes  oder  die  sogen.  Raupen- 
streifen (Fig.  lli  Taf.  4).  In  den  vorliegenden  Fällen  wird  aber  immer 
auf  beiden  Nadelreihen  gearbeitet,  auf  der  vorderen  entstehen  Maschen 
und  auf  der  hinteren  Henkel,  also  mehrfache  Doppelmaschen,  man  kann 
damit  niemals  eine  Röhre,  sondern  nur  eine  Ausbiegung,  wie  Fig.  11.^ 
zeigt,  erhalten,  in  welcher  jede  Mascheureihe  des  vorderen  Stückes  a 
mit  der  hinteren  hängenbleibenden  Masehe  b  durch  einen  Henkel  ver- 
bunden ist.  Die  neuen  Angaben  zur  Erzielung  solcher  Fangmaschen 
oder  Prefsmuster  sind  nur  eine  Fortsetzung  derselben  Angaben  zu 
gleichem  Zwecke,  wie  sie  vor  Jahren  die  Patentschrift  Nr.  19515 
(1883  247*366)  in  gröfserer  Auswahl  brachte.  Nach  Sander  und  Graff 
besteht  das  Mitteldreieck  aus  drei  Stücken  abc  (Fig.  II3  Taf.  4),  von 
denen  das  kleine  Dreieck  b  in  bekannter  Weise  in  die  Schlofsplatte 
emporgezogen,  also  ausgerückt  werden  kann  und  die  Zunge  c  drehbar 
ist,  von  einer  Feder  f  aber  immer  an  b  herangezogen  wird.  Geht  nun 
z.  B.  das  Schlofs  nach  rechts  und  b  ist  gesenkt,  also  eingerückt,  so 
steigen  die  Nadeln  zur  Einschliefsstellung  empor  und  bilden  neue 
Maschen,  ist  aber  b  gehoben,  also  ausgerückt,  so  gelangen  die  Nadeln 
nur  auf  die  Höhe  a:;.r  in  die  sogen.  Fangstellung  und  bilden  Doppel- 
maschen. Sind  dabei  alle  Nadeln  über  o  hinweggegangen,  so  schliefst 
sich  die  Zunge  c  wieder  und  beim  nächsten  Schübe  rückwärts ,  also 
nach  links  würden  diese  Nadeln  an  e  zur  höchsten  Stellung  und  zur 
Bildung  von  Maschen  gehoben  werden.  Will  man  aber  auf  mehrere 
Reihen  an  den  Nadeln  Henkel  oder  mehrfache  Doppelmaschen  bilden, 
so  bringt  man  an  der  Seite  der  arbeitenden  Nadeln  n  noch  etliche  Draht- 
stifte Hl  ohne  obere  Haken  in  die  Maschine  und  schiebt  nun  das  Schlofs 
nur  so  weit  wie  gezeichnet  nach  rechts  hin,  d.  h.  so  weit,  dafs  noch 
Drahtstäbchen  n,  unter  der  Zunge  c  bleiben,  dann  wird  für  die  Umkehr 
und  den  neuen  Ausschub  nach  links  auch  die  Zunge  c  geöffnet  bleiben 
und  das  Schlofs  die  Nadeln  n  auch  in  dieser  Reihe  nur  bis  in  die  Fang- 
stellung heben. 

In  der  Einrichtung  von  G.  F.  Grofser  besteht  das  Mitteldreieck  auch 
Dinglers  polyt.  Journal  Bd. 271  Nr.  2.  1889II.  5 


66  Uebtr  Neuerungen  an  VVirkereiniaschinen. 

aus  drei  Stucken  abc  (Fig.  II4  und  12  Taf.  4),  von  denen  c  fest  liegt,  a 
in  die  Sclilol'splatte  einporgezogen  und  ausgerückt,  b  aber  um  das  Ge- 
lenk d  in  die  Sclilolsplattc  hineiugedreht  und  erforderlichen  Falles  auch 
mit  seinem  Gelenkstiicke  d  und  Träger  e  am  Boizcii  f  in  die  Schlofs- 
platte  hinaufgezogen  werden  kann.  Wenn  nun  a  emporgehoben  ist 
und  das  Schlofs  sich  von  rechts  nach  links  bewegt,  so  heben  sich  die 
Nadeln  au  c  nur  bis  m,  bis  in  die  Fangstelluug,  sie  trell'en  in  m  eine 
Rinne  oder  einen  vertieften  Theil  von  fr,  welcher  nach  rechts  hin  an- 
steigt und  drücken  auf  dieser  Bahn  den  Theil  b  empor  (Fig.  12)  und 
kommen  endlich  an  h  wieder  herab.  Ist  das  Schlofs  an  allen  Nadeln 
vorbeigegangeu,  so  klappt  6,  durch  die  Feder  g  gedrückt,  wieder  nieder 
und  hebt  beim  Schübe  nach  rechts  hin  die  Nadeln  auf  die  Höhe  der 
Einschliefsstellung,  so  dafs  nun  Maschen  gearbeitet  werden;  sollen  aber 
bei  diesem  Schübe  auch  Henkel,  also  mehrfache  Üoppehnaschen  ent- 
stehen, so  zieht  man  eben  b  auch  in  die  Schlofsplatte  empor  und  arbeitet 
folglich  mit  dem  kleinen  Mitteldreiecke  c  allein. 

Lamft'sche  Strickmaschine  für  Sc/tlauchwaare  von  G.  F.  Grofser  in 
Markersdorf  bei  Biirgstädt  i.  S.  (''D.  K.  P.  Nr.  44  806  vom  ti.  Januar  1888). 
Wenn  glatte  Kundwaare  gestrickt  wird,  so  arbeitet  beim  Ausschabe 
nach  links  die  vordere  Nadelreihe  v  (Fig.  13  Taf.  .5),  das  Schlofs  a  ist 
also  geötJhet  und  das  hintere  Schlofs  o,  ist  geschlossen,  beim  nächsten 
Ausschube  nach  rechts  hin  mufs  aber  die  hiutere  Nadelreihe  /(  arbeiten, 
also  o,  sich  öffnen  und  a  sich  schliefseu.  Diese  Umsteuerung  erfolgt 
immer  an  den  Enden  der  Nadelreihen  durch  die  Kiegel  in  den  Seiten- 
wänden der  Maschine.  Es  ist  nun  unbequem,  das  Schlofs  deshalb  auf 
die  ganze  Länge  der  Nadelreihe  zu  verschieben ,  wenn  man  nur  einen 
Schlauch  von  geringer  Weite  zu  arbeiten  hat  und  damit  in  solchem 
Falle  die  Umsteuerung  an  beliebiger  Stelle  durch  die  im  Betriebe 
betindlichen  Nadeln  selbst  erfolgt,  so  sind  Kiegel  und  Schlofsschieber  über- 
haupt entfernt  und  von  dem  Mitteldreiecke  ist  unten  eine  Ecke  b  ab- 
geschnitten worden,  vorn  rechtsseitig  und  hinten  linksseitig.  Die  Drei- 
ecke aoi  führen  sich  wie  bisher  mit  Zapfen  in  einem  senkrechten  Schlitze 
der  Schlofsplatte  und  werden  nur  durch  eine  schwache  Feder  nach 
unten  gezogen.  Gehen  nun  die  Schlösser  nach  links,  so  sind  sie  zu- 
nächst beide  offen  (oj  wie  puuktirt  angegeben),  am  vorderen  a  steigen 
die  Nadeln  in  gewöhnlicher  Weise  empor  und  arbeiten,  am  hinteren  a, 
aber  treffen  die  Nadeln  gegen  die  schräge  Seite  rfiC,,  sie  drücken  gegen 
dieselbe  und  schieben  das  Excenter  a^  empor,  schliefsen  das  Schlofs 
und  arbeiten  also  nicht.  Ist  der  Schub  über  die  wenigen  überhaupt 
arbeilenden  Nadeln  erfolgt,  so  sinkt  O;  auch  wieder  herab.  Beim  Schübe 
nach  rechts  gehen  nun  die  hinteren  Nadeln  an  o,  empor  und  arbeiten 
nnd  die  vorderen  c  stofsen  gegen  cd  und  treiben  a  empor,  schliefsen 
also  selbsthätig  ihr  Schlofs  und  arbeiten  nicht. 

Eine  Slrickmaschine  mil  mechaitischein  Alinderapparate  vt)n  Frank  Wil- 


Dfi-  Stanley'sche  Streckenbohrer.  67 

comli  in  San  Francisco,  Nordamerika  ("D.R.  P.  Nr.  43491  vom  13.  Oktober 
1886)  enthält  als  Decknadelu  die  gewöhnlichen  Spitzendecknadeln  a 
(Fig.  14|  Taf.  5),  deren  Spitze  in  den  hinter  dem  Nadelhaken  befindlichen 
Schlitz  für  die  Zunge  eingesenkt  wird,  während  die  abzudeckende 
Masche  auf  der  zurückliegenden  Zunge  hängt;  a  überdeckt  also  nur 
den  Haken  der  Zungennadel  und  nicht  auch  die  Zunge  mit,  wie  bei 
Webendorfer,  Patent  Nr.  21008  (1883  249  111).  Die  abgedeckten 
Nadeln  n,  (Fig.  Mj  und  I43)  werden  dadurch  von  der  weiteren  Thätigkeit 
ausgerückt,  dafs  man  sie  in  dem  Schlitze  einer  Schiene  6,  welche  sich 
nach  und  nach  verschiebt,  fängt  und  dadurch  wenig  empordrängt,  so 
dals  zwischen  ihnen  und  der  arbeitenden  Nadelreihe  n  der  Fadenführer  c 
noch  hinweggehen  kann ;  der  letztere  legt  dann  den  Faden  auf  «,  führt 
ihn  aber  auf  beiden  Seiten  unterhalb  der  Nadeln  n^  fort.  Das  Mindern 
wird  während  der  Reihenbildung  vorgenommen;  es  beginnt  an  einer 
Seite,  wenn  der  Schlitten  die  Hälfte  des  Weges  nach  der  anderen  Seite 
hin  durchlaufen  hat  und  wird  während  der  ersten  Hälfte  des  Rückweges 
vom  Schlitten  beendet. 

Verfahren  zur  Herstellung  von  Plüsch  auf  der  Lamb^schen  Strick- 
maschine von  Seyfert  und  Donner  in  Chemnitz  (*D.  R.  P.  Nr.  43721  vom 
5.  November  1887).  Die  zwei  Nadelreihen  der  Strickmaschine  arbeiten 
jede  für  sich  ein  Waarenstück  und  gleichzeitig  werden  von  einem  Faden 
auf  beiden  Nadelreihen  lange  Henkel  gebildet,  die  also  beiden  Waaren- 
stücken  gemeinsam  angehören  und  beim  Abzüge  von  der  Maschine  selbs- 
thätig  zerschnitten  werden,  so  dafs  zwei  Plüschstücken  entstehen.  Die 
Maschine  enthält  auf  jeder  Seite  kurze  und  lange  Nadeln  nn^  (Fig.  15 
Taf.  5)  und  für  jede  Sorte  zwei  Schlösser  hinter  einander;  die  voran- 
gehenden Schlösser  heben  die  Nadeln  in  die  Fangstellung  und  ein 
Führer  legt  ihnen  gemeinsam  den  Faden  in  die  Haken,  den  sie  beim 
Sinken  als  Henkel  mit  ihren  alten  Maschen  vereinigen.  Die  folgenden 
Schlösser  bewegen  die  Nadeln  in  gewöhnlicher  Weise  zur  Maschen- 
bildung  derart,  dafs  diejenigen  der  einen  Reihe  vor  denen  der  gegen- 
überliegenden wieder  etwas  vorlaufen,  weil  jede  Nadelreihe  ihre 
Maschenreihe  für  sich  herstellen  mufs.  Die  Doppelwaare  w  u»,  wird 
nach  unten  abgezogen  und  ein  Messer  p,  welches  man  nach  jeder  Reihe 
einmal  zur  Seite  fortzieht,  zerschneidet  die  quer  zwischen  w  und  lOj 
liegeuden  Henkel,  so  dafs  die  Waarenstücke  w  und  w^  nun  getrennt 
von  einander  aus  der  Maschine  kommen.  G.  W. 


Der  Stanley'sclie  Streckenbohrer. 

Nach  der  Mittheilung  A.  de  Castellnine's  in  Nr.  51  der  Oesterreichischen 
Zeitschrift  für  Berg-  und  Hütlenu-esen  besteht  der  Stanley'sche  Strecken- 
bohrer im  Wesentlichen  aus  einer  sehr  kräftigen  stählernen  Schrauben- 


6g  Der  Slanley'sche  Streckenbolirer. 

Spindel,  welclie  in  den  Ständern  eines  auC  Rädern  laufenden  Gestelles 
gelagert  ist.  Die  Schraubenspindel  wird  durch  einen  Zwillingsmotor 
mittels  mehrfachen  Vorgeleges  in  Drehung  versetzt,  wobei  eine  am 
hinteren  Ständer  befestigte  Mutter  den  Vorschub  der  Spindel  bewirkt. 
Am  vorderen  Ende  derselben  ist  ein  Querstück  befestigt,  welches  mit 
zwei  oder  vier  wagereehten  Armen  ausgestattet  ist.  Diese  Arme  er- 
halten eine  Länge  bis  zu  !■",  sind  an  den  Enden  mit  Messern  versehen 
und  tragen  der  ganzen  Länge  nach  Schaber  zum  Herausschaffen  des 
Bohrmehles  aus  dem  kreisförmigen  Schlitze.  Die  Maschine  wird  in 
der  aufzufahrenden  Strecke  eingebaut,  mittels  Schrauben  festgestellt, 
und  bei  ganz  zurückgeschobener  Schraubenspindel  in  Betrieb  gesetzt, 
wobei  die  Messer  eine  kreisförmige  Bahn  beschreiben,  mithin  einen 
Kohlenkern  von  800  bis  1000"™  Länge  ausarbeiten,  welcher  je  nach 
der  Festigkeit  der  Kohle  zeitweise  nachgenommen  wird  oder  in  die 
Brüche  geht.  Ist  der  Hub  ausgenutzt  und  das  abgebohrte  Material  weg- 
geschafft, so  wird  die  Spindel  zurückgestellt,  und  die  ganze  Maschine 
um  die  abgebohrte  Strecke  zur  neuen  Arbeit  vorgeschoben.  Die  Maschine 
wird  mittels  Prefsluft  getrieben  und  genügt  ein  Compressor  von  etwa 
400'"'"  Durchmesser  und  750"""  Hub  für  zwei  bis  drei  gleichzeitig 
arbeitende  Bohrmaschinen.  Die  Streckenbohrer  können  nicht  nur  wage- 
recht, sondern  auch  schräg  nach  auf-  und  abwärts,  sowie  in  flachen 
Biegungen  bohren,  so  dafs  man  dem  Flötze  mit  demselben  stets  folgen 
kann.  Je  nach  der  Wahl  des  Abstandes  der  Messer  können  Strecken 
bis  2200™"  Durchmesser  erbohrt  werden.' 

Ueber  die  Versuche  werden  von  dem  Eisenbahndirektor  Pechar 
folgende  Ergebnisse  mitgetheilt:  „In  der  Grube  von  Nuueaton  steht 
eine  Bohrmaschine  für  1900™"  Durchmesser  der  zu  erbohreudeu  Strecke 
in  Verwendung. 

Das  Material  ist  Steinkohle  von  grofser  Festigkeit  und  wurden 
binnen  fünf  Minuten  etwa  0">,3  durchbohrt,  worauf  der  Abbruch  des 
Bohrkernes  erfolgte;  nach  Beseitigung  des  erbohrten  Kohlenvorrathes 
hat  diese  Maschine  in  weiteren  vier  Minuten  0™,2  und  nach  abermaliger 
Beseitigung  des  Vorrathes  in  fünf  Minuten  weitere  0™,-t  erbohrt.  Ein- 
schliefslich  des  Zeitaufwandes  zur  Beseitigung  der  erbohrten  Kohlen- 
menge beanspruchte  die  Erbohrung  dieser  Streckenlänge  von  0"',0  eine 
Zeitdauer  von  noch  nicht  40  Minuten. 

Unter  Einrechnung  aller  ordentlichen  untergeordneten  Zwischen- 
falle kann  der  für  die  neuerliche  Aufstellung  erforderliche  Zeilaufwand 
mit  durchschnittlich  15  Minuten  bemessen  werden.    Hieraus  ergibt  sich. 


1  Eine  ähnliche  Vorrichtung  diente  auf  der  Zeche  RlieinpreiU'sen  (am  Aus- 
Ihisse  der  Ruhr)  bei  den  Abteufarbeiten,  um  dem  Tubbingschaclite  das  Erd- 
reich zu  lockern.  Hier  wirkte  eine  13zöllige  Danipl'maschine  mittels  Schnecken- 
rad (Uebersetzung  1  :  72)  auf  einen  Bohrer,  welcher  einen  Schlitz  für  8  bis 
9ni  Durchmesser  einschnitt. 


Der  Stanley'sche  Streckenbohrer.  69 

dal's  zur  Erbohrung  einer  Streckenlänge  von  0",9  Alles  in  Allem 
55  Minuten,  und  zur  Erbohrung  einer  Streckenlänge  von  1""  gerade 
eine  Stunde  Zeit  nöthig  ist.  Setzt  man  einen  ununterbrochenen  Betrieb 
des  Bohrapparates  voraus,  so  können  innerhalb  eines  Zeitraumes  von 
24  Stunden  24™  Streckenlänge  zur  Auffahrung  gelangen,  wobei  aller- 
dings von  dem  Eintritte  aufsergewöhnlicher  Betriebsstörungen  abgesehen 
werden  mufs. 

Die  Vortheile  der  Anwendung  der  Stanley'schen  Streekenbohr- 
maschine  sind  mannigfach  sowohl  hinsichtlich  der  Vereinfachung  und 
Beschleunigung  der  Arbeitsleistung,  als  auch  der  Verminderung  ihrer 
Gestehungskosten.  So  wurde  beispielsweise  im  vorliegenden  Falle  bei 
einer  Bohrweite  von  1",9  binnen  einer  Stunde  auf  das  erbohrte  Meter 
Streckenlänge  ein  Kohlenquantum  von  2cbni^84  erzeugt;  zur  Bedienung 
der  Maschine  genügen  2  Arbeiter,  von  denen  der  eine  den  Betrieb  des 
Apparates  zu  überwachen  und  der  zweite  den  erbohrten  Kohlenvorrath 
zu  beseitigen  und  in  die  hinter  der  Maschine  stehenden  Hunde  zu  ver- 
laden hat.  Auf  je  einen  Mann  der  Bedienungsmannschaft  uud  auf  je 
eine  Stunde  Arbeitszeit  entfällt  somit  eine  Leistung  von  1<^'"",42  Stein- 
kohle in  der  Streckenbohrung. 

Da  erfahrungsgemäfs  die  durchschnittliche  Leistung  eines  Häuers 
in  ununterbrochener,  achtstündiger  Arbeitszeit  sich  auf  etwa  1 1  './bni  Stein- 
kohle, also  pro  Stunde  auf  etwa  0<=''"i,2  stellt,  so  ergibt  sich,  dal's  bei 
Anwendung  des  neuen  Bohrapparates  die  Gestehungskosten  an  Löhnen 
vor  Bohrort  kaum  den  siebenten  Theil  der  gegenwärtigen  Gestehungs- 
kosten an  Löhnen  vor  Streckenort  betragen. 

Allerdings  kommen  hierbei  auch  die  Kosten  der  Betriebsdampf- 
maschine, des  Compressors,  der  Rohrleitung,  des  ganzen  Bohrapparates, 
sowie  die  Kosten  der  Erhaltung  in  Betracht,  doch  werden  dieselben 
unter  Voraussetzung  eines  stetigen  Betriebes  und  unter  Annahme  einer 
Rohrleitungslänge  von  1000°\  das  Cubicmeter  erbohrter  Streckenkohle 
mit  höchstens  25  bis  30  Kreuzer  belasten. 

Auch  unter  Berücksichtigung  dieser  Tilgung  stellen  sich  die  Ge- 
stehungskosten an  Löhnen  vor  Streckenort  für  li^bDi  erbohrter  Kohle 
immer  nur  auf  etwa  den  fünften  Theil  von  jenen  der  Handarbeit.^' 

Sehr  wichtig  ist  auch  die  Raschheit  der  Arbeit,  indem  die  gleiche 
Leistung  gegenüber  der  Handarbeit  in  beiläufig  dem  sechsten  Theile 
der  Zeit  erzielt  wird;  die  Ausrichtung  der  gröfsten  Gruben  kann  daher 
binnen  weniger  Monate  erfolgen. 

Ein  weiterer  Vortheil  dieser  Vorrichtung  besteht  darin,  dal's  das 
erbohrte  Material  —  im  Gegensatze  zur  Handarbeit  —  in  grol'sen  Stücken 
gewonnen  und  als  Stückkohle  verwerthet  wird. 

Der  kreisförmige  Querschnitt  der  Strecken  ist  auch  sehr  vortheil- 
haft,  da  derselbe  auch  dem  stärksten  Drucke  Widerstand  entgegensetzt 
und  den  Holzeinbau  entbehrlich  macht. 


70 


Urown's  Kiir/.scliliel'ser  lur  elektrische  Kraftübertragungen. 


Durch  deu  Betrieh  der  Bohrmaschine  mit  coinprimirter  Luft  wird 
für  Zuführung  guter  und  frischer  Wetter  gesorgt,  wodurch  die  sonst  so 
beschwerliche  Arbeit  des  Streckentreibens  wesentlich  erleichtert  wird. 

Durcli  die  zuverlässige  und  zweckentsprechende  Construction  dieser 
Maschine  sind  Brüche   und  Betriebsstörungen   fast    gänzlich    vermieden. 

Eine  Streckenbohrmaschine  dieses  Systems  ist  auf  dem  Washington- 
schachte des  Herrn  Hefeen  in  Triebschitz  bei  Brüx  angelangt  und  werden 
mit  derselben  im  Laufe  des  Monates  Januar  1889  eingehende  Versuche, 
welchen  man  in  Fachkreisen  mit  der  gröfsten  Spannung  entgegensieht, 
vorgenommen. 

Die  Ausführung  aller  für  die  österreichisch-ungarische  Monarchie 
bestimmten  Maschinen  ist  der  Maschinenfabrik  Bolzano^  Tedesco  und  Comp. 
in  Schlan  (Böhmen)  übertragen. 


Brown's  Kurzschliefser  und  Ausschalter  für  elektrische 
pig  1  Kraftübertragungen. 

Mit  Abbildungen. 
Für  elektrische  Kraftübertragungen  —  wie 
Kriegstetten-Oerlikon,  vgl.  1888  268*169  —  hat 
C.  E.  L.  Brown ^  Leiter  der  Maschinenfabrik  in 
Uerlikou  die  nachstehend  nach  dem  Centralblalte 
für  Elektrotechnik,  1888  *S.  261  beschriebenen 
Ausschalter  zur  Erhöhung  der  Betriebssicher- 
heit eingeführt. 

Da  eine  einfache,  schnelle  Unterbrechung 
des  Stromes  bei  einer  Spannung  von  1000  bis 
2000  Volt  nicht  gut  möglich  ist,  construirte 
Broicn  zur  selbsthätigen  Stromabstellung  bei  über- 
mäfsiger  Beanspruchung  der  Ma.schine  oder  einem 
Unfälle  an  der  Leitung  einen  ^selbsthätigen  Kurz- 
schliefser'-\  d.  i.  einen  Apparat,  der  an  der  den 
Slroin  liefernden  Maschine,  deren  Magnete  meist 
iiiil  in  der  Hauptleitung  liegender  Wickelung 
\  ursclien  sind,  diese  Magnetwickelung  von  selbst 
bei  einer  bestiininten  maximalen  Stromstärke  kurz 
schliefst,  wodurch  die  Maschine  aufhört,  Strom 
zu  geben.  Der  betreffende  Apparat  (Fig.  1)  be- 
steht im  Wesentlichen  aus  einem  Magnete,  dessen  Bewickelung  in  die 
Hauptleitung  eingeschaltet  ist.  Unter  den  Polen  dieses  Magnetes  ruht 
ein  Anker,  der  bei  einer  bestimmten  Stärke  des  Magnetes  oder  mit 
anderen  Worten,  bei  einer  bestimmten   von   der  Anlage   verbrauchten 


Brown's  Kurzschliefser  •'iii-  elektrische  Kraitübertragunsren. 


71 


Stromstärke  angezogen  wird.  Dadurch  wird  ein  massiver  Hammer 
ausgelöst  und  fällt  zwischen  die  beiden  Contactfedern  am  unteren  Ende 
des  Apparates  hinein.  Der  Apparat  ist  nun  so  eingeschaltet,  dafs  durch 
eben  diesen  Vorgang  die  Magnetwickelung  der  den  Strom  liefernden 
Maschine  kurz  geschlossen  'und  die  Anlage  stromlos  wird.  Diese  Appa- 
rate haben  sich  schon  mehrmals  ganz  vorzüglich  bewährt,  auch  bei 
Maschinen  bis  120  IP. 

An  der  getriebenen  Maschine,   wo  das  Abstellen  des  Stromes   am 
öftesten    vorkommen    wird,    niufs    auch    eine  Einrichtung    zum    Unter- 


brechen des  hoch  gespannten  Stromes 
vorhanden  sein.  Im  Anfange  be- 
nutzte Brown  zu  diesem  Zwecke  den 
5te>ne»«'schenFliissigkeitsausschalter: 
allein  derselbe  erwies  sich  nicht  in 
jeder  Beziehung  befriedigend,  beson- 
ders da  er  nicht  mehr  arbeitet,  wenn 
übersehen  wird,  ihn  in  regelmäfsigen 
Zwischenräumen  sorgföltig  zu  reini- 
gen, was  gerade  bei  Apparaten,  die 
nur  in  Ausnahmefällen  gebrauch! 
werden,  und  bei  der  meist  vorhan- 
denen ünkenntnifs  der  Folgen  von 
Seiten  des  Bedienungspersonales  leicht 
einmal  vergessen  werden  kann. 
Deshalb  construirte  Brown  seinen 
Kohlenausschalter  (Fig.  2).  Derselbe 
besteht  aus  einem  Halter  für  einen 
ziemlich  starken  Kohlenstab,  der  in 
einem  Scharnier  drehbar  ist.  Unten 
am  Apparate  sind  zwei  federnde  Lappen  mit  dem  Kohlenhalter  an 
einem  Rahmen  befestigt,  welche  einen  hölzernen  Handgritr  an  einem 
Metallquerstücke  aufnehmen.    An  diesem  Querstücke  sind  zwei  Kupfer- 


72  Die  elektrische  Krallübertragiing  in  Piovene. 

federn  angebracht,  die  sich  an  den  Kohlenstab  anschmiegen.  Der 
Rahmen,  der  den  Kohlenhalter  und  die  beiden  federnden  Lappen  trägt, 
ist  mit  dem  positiven  Pole  der  Maschine  verbunden,  das  Querstiick 
mit  den  beiden  Federn  und  dem  hölzernen  GriH'e  durch  ein  bewegliches 
Kabel  mit  dem  Ende  der  entsprechenden  Leitung.  Ist  nun  der  Ap- 
parat, wie  in  Fig.  3  abgebildet,  zusammengestellt,  so  besteht  Strom- 
schlufs,  und  zwar  geht  der  Strom  von  dem  Querstücke  nach  den 
Lappen,  in  denen  es  hängt.  Will  man  nun  den  Strom  unterbrechen, 
so  schiebt  man  den  bewegliehen  Theil  an  dem  Handgritfe  in  die  Höhe, 
wodurch  das  Querstiick  aus  den  beiden  Lap])eu  herausgehoben  wird; 
jetzt  geht  der  Strom  von  der  Kohle  durch  die  beiden  Federn.  Nun 
werden  Griff  und  Kohle  um  das  Scharnier,  an  dem  der  Kohlenhalter 
befestigt  ist,  nach  vorne  gedreht  und  der  Halter  von  dem  Kohlenstabe 
abgezogen,  wodurch  der  Strom  unter  Bildung  eines  langen  Lichtbogens 
langsam  unterbrochen  wird.  Ist  der  Ausschalter  offen,  so  wird  der 
Griff  in  einen  eigenen  Halter  gehängt,  der  gleichzeitig  den  Anschlul's 
des  beweglichen  Kabels  an  die  Leitung  bildet;  damit  ist  die  Gefahr 
einer  unabsichtlichen  Verbindung  aufgehoben.  Dieser  Ausschalter  be- 
währt sich  ebenfalls  sehr  gut  und  wurde  schon  zum  Unterbrechen  von 
Strömen  von  1000  Volt  und  100  Ampere  benutzt. 


Die  elektrische  Kraftübertragung  in  Piovene  mit 
Brown'schen  Dynamo. 

Mit  Abbildungen. 
Von  dem  im  vorstehenden  Berichte  erwähnten  C.  E.  L.  Brown  ist  im 
Auftrage  von  Gaelano  Rossi  in  Piovene  bei  Schio  in  Oberitalien  eine 
elektrische  Kraftübertragung  ausgeführt  worden,  mittels  deren  die  von 
einer  (amerikanischen)  Victoria-Turbine  im  Thale  gelieferten  250  ff 
einer  auf  einem  benachbarten  Hügel  gelegenen  Mühle  zugeführt  werden. 
Nach  den  Industries  vom  10.  August  1888  *  S.  137  beträgt  die  Gesammt- 
entfernung  zwischen  Stromerzeuger  und  Motor  450"^,  die  verbürgte 
Leistung  78  Proc.  Der  in  Fig.  1  abgebildete  Stromerzeuger,  dessen 
Einzelheiten  Fig.  2  und  3  sehen  lassen,  weicht  wesentlich  von  den  in 
D.  p.  J.  1887  264  *  588  und  1888  268  354  besprochenen  Maschinen  ab. 
Der  Stromerzeuger  wird  von  der  Turbine  mittels  eines  508">"  breiten 
Gliederriemens  getrieben  und  ist  für  270  Ampere  und  625  Volt  bei 
500  Umdrehungen  in  der  Minute  entworfen.  Der  Motor  ist  ganz  ähn- 
lich gebaut,  hat  jedoch  im  Anker  etwa  8  Proc.  weniger  Eisen  und 
Windungen.  Die  Feldmagnete  sind  ganz  aus  Gufseisen  und  haben 
4  Pole;  jede  der  4  erregenden  Rollen  hat  58  Windungen  von  quadrati- 
schem Drahte  und  die  4  Rollen  sind  hinter  einander  geschaltet.  Der 
Anker    des    Strom erzeugers    ist    960"'"'    dick    und    500mm    laug;    seine 


Die  elektrische  Kraftübertragung  in  Piovene. 


73 


Gramme'sche  Bewickelung  besteht  aus  400  Windungen  aus  quadratischem 
Drahte  von  6""  Seite.  Sein  Kern  besteht  aus  Schmiedeeiseuscheibeu, 
welche  auf  einen  mit  Flanschen  versehenen  Cylinder  aus  Kanonenmetall 
aufgesteckt  sind;  letzterer  besteht  aus  zwei  Theilen,  deren  Verbindung 
in   einer   gebrochenen  Linie  bewirkt   ist,   so  dafs   selbst  die  Scheiben, 

Fig    1 


welche  auf  oder  nahe  bei  der  Verbindungsstelle  liegen,  sicher  unter- 
stützt sind:  nach  dem  Aufstecken  der  Scheiben  werden  die  beiden  Theile 
des  Cylinders  durch  die  in  der  Abbildung  sichtbaren  Bolzen  gegen  ein- 
ander geprefst  und  die  Aufsenseite  der  Flanschen  durch  Holzringe  isolirt. 
Es  sind  4  Reihen  von  Bürsten  vorhanden,  2  positive  und  2  negative, 
und  die  einander  gegenüber  liegenden  bilden  ein  Paar. 

Bei  Uebertragung  einer  Kraft  von  250  ff  würde  es  gefährlich  sein, 
den  ganzen  Strom  mit  einem  Male  zu  unterbrechen.  Daher  ist  es  un- 
zulässig, einen  Abschmelzdraht  oder  einen  Ausschalter  von  der  bei 
kleineren  Anlagen  verwendeten  Art  einzuschalten,  um  durch  ihn  den 
Stromerzeuger  gegen  Beschädigung  bei  zufälligen  Kurzschlüssen  oder 
starken  Ableitungen  auf  der  Linie  zu  schützen.   Daher  hat  Brown  auch 


74 


Die  elektrische  Kraftübertragung  in  Piovene. 


hier  den  vorstehend  beschriebenen  selbsthätigen  Ausschalter  angewendet, 
durch  den  die  Feldmagnete  kurz  geschlossen  werden,  sobald  die  Strom- 
stärke in  der  Linie  eine  gewisse  Gröfse  übersteigt,  worauf  dann  das 
Feld  nur  noch  mit  dem  in  ihm  vorhandenen  remanenten  Magnetismus 
wirken  kann. 

Bei   Uebertraguugsaulagen    mit    oberirdischer  Leitung    müssen    die 
Maschinen   auch   gegen   den   Blitzschlag   geschützt    werden.     Erzeuger 
Fig.  a  Fig.  3. 


und  Motor  sollen  gegen  die  Erde  isolirt  werden;  aufserdem  sollten 
einige  Blitzableiter  angebracht  werden.  In  Piovene  sind  Blitzableiter 
an  jedem  Ende  der  positiven  und  negativen  Leitung  angebracht,  nicht 
aber  au  Zwischenstellen.  Der  Blitzableiter  besteht  aus  einem  Paare 
Metallplatten  mit  Riefen  auf  den  einander  zugewendeten  Flächen:  eine 
Platte  ist  mit  der  Leitung  verbunden,  die  andere  mit  der  Erdplatte. 

Wie  die  elektrischen  Kraftübertragungen  anfangen,  in  der  Schweiz 
und  anderen  Ländern  mit  Wasserüberflufs  ein  wichtiger  Arbeitszweig  zu 
werden,  zeigt  die  nachfolgende  Zusammenstellung  der  von  der  Maschinen- 
fabrik in  Oerlilion  bereits  ausgeführten  derartigen  Anlagen. 


Name  und  Ort  FP 

J.  MüUer-Haiber^  Solothurn 5U 

Gaetano  flo.«si,  Piovene,  Italien 250 

Kammgarnspinnerei  in  Derendingen,  Schweiz  280 


J.  Amman  und    Wepjer.,  Pordenone,  Italien 
Trailer  Gebrüder  und  Comp.^  Luzem 

R.  und  M.  Frei^  Aaraii       

J.  und   M.  Legier^  Dieshach,  Schweiz 
Papier-Mühle,  Steyrermühl-Eichbt'rg,Oester 

reich 

C.  F.  Bally^    Schoenenwerd,    Schweiz  (ver 

banden  mit  elektrischer  Beleuchtung) 
Bay  und  Comp.,  Steinbach-Hern  .  .  . 
J.  Rauch,  Mühlau  bei  Innsbruck 


60 
120 

15 
120 


Entfernung  in  m 

.  .  8000 

.  .  450 

.  .  1300 

.  .  1000 

.  .  3000 

.  .  1000 

.  .  600 

.  .  600 

.  .  500 

.  .  1300 

.  .  600 


Zur  Technik  der  Lul'tschiflFfalirl.  75 

Zur  Technik  der  Luftschifffahrt. 

Unter  diesem  Titel  war  in  D.  p.  ./.,  1888  270  261,  eine  Abhand- 
lung von  Mentz  veröffentlicht,  zu  welcher  gegenwärtige  Zeilen  einen 
berichtigenden  Nachtrag  bilden  sollen.  In  dem  beregten  Artikel  war 
namentlich  für  den  Fall  mittels  Fallschirmes  eine  Berechnung  aufgestellt, 
die  nicht  ganz  zutreffend  ist.  Da  nun  das  Interesse  an  Fragen,  welche 
die  Luftschifffahrt  betreffen,  gegenwärtig  ein  ungemein  reges  ist,  in 
theoretischer  Hinsicht  aber  leider  mehr  Unrichtiges  als  Richtiges  über 
diesen  Gegenstand  geschrieben  und  veröffentlicht  wird,  so  werden  viel- 
leicht folgende  kurze  Notizen  einige  aufmerksame  Leser  finden.  Neues 
bieten  sie  allerdings  nichts,  der  oben  angeführte  Artikel  scheint  mir 
aber  ein  genügender  Beleg  dafür  zu  sein,  dafs  eine  Rekapitulirung  dieser 
bekannten  Thatsachen  ein  Bedürfnifs  ist. 

Unsere  Betrachtungen  beziehen  sich  auf  den  senkrechten  Fall  eines 
Körpers  in  widerstehendem  Mittel,  speciell  in  der  Luft.     Es  sei: 
G  —  das  Gewicht  des  Körpers  in  Kilogramm, 
/  —  sein  wagerechler  Querschnitt  bezieh,  die   Fläche  seiner  Wage- 

rechtprojection  in  Quadratmeter, 
V  —  seine  Fallgeschwindigkeit  in  irgend  einem  Augenblicke  in  Meter 

in  einer  Secunde, 
W^cefv'^  —  der  Widerstand   des  Mittels   in  demselben  Augenblicke, 
y  —  die  Beschleunigung  der  Fallbewegung, 
X  —  der  senkrecht  abwärts  zurückgelegte  Weg  in  Meter, 
t  —  die  Fallzeit  in  Secunden   (x  und  t  gerechnet  vom  Beginne  des 
Falles,  so  dafs  gleichzeitig  stattfindet:  a;  =  Ö,  t  :=  O  und  v=  0), 

g  —  9°>,81  die  Beschleunigung  des  freien  Falles, 

/^ 
p  =:-j.  —  die  „specifisehe  Belastung  der  Wagereehtprojection^'. 

Die  allgemeine  dynamische  Gleichung  für  irgend  einen  Augenblick 

ist  dann :  -  y  =  G  —  afv"^ (of) 

Der  Eintritt  des  Beharrungszustandes,  d.  h.  des  Falles  mit  gleich- 
bleibender Geschwindigkeit,   ist  durch  die  Bedingung  7=0  gegeben; 
nennen  wir  die  Geschwindigkeit  des  Beharrungszustandes  m,  so  ist  nach  (a) : 
0  =  G  —  afu'^  woraus: 


'=VhVl « 


Die  bis  zu  einem  gegebenen  Augenblicke  geleistete  Fallarbeit  ist: 

L  =  Gx (2) 

Da  nun  die  lebendige  Kraft  des  fallenden   Körpers  in  demselben 

Augenblicke  eine  Energiemenge:    Li=  ^\i-  v'^  repräsentirt,  so  ist  der 

Rest  oder  die  vom   Widerstände  des  Mittels  absorbirte  Arbeit: 


76  Zur  Technik  der  Liiftschifffahrt. 


Um  die  Gröfsen  j\  v,  <,  L,   als  F'unctionen   der  Lage  des  Körpers 
zu  bestimmen,  difFerenziren  wir  zunächst  Gl.  (a)  und  erhalten: 

-  dy  :=  —  2afv(lv (/) 

dv 
Nun  ist  aber:   dv  =  -r- dt  =  ydt^    und    v  dv  =  vy  dt  ^  y  dx^   daher 

aus  Gl.  (y): 

-  dy^  —  2afy  dx 

woraus,  wenn  in  den  Grenzen  der  Fallhöhe  intcgrirt  wird: 

G  ( y\ 

-  loqnat  I  -'—  I  =  —  'lufx 

wo  /o  die  Anfangsbesc/ilennigung  bedeutet.  Setzt  man  in  Gl.  (a)  «=:  O, 
so  ist  darin  y  =  ;'o,  und  wir  linden,  wie  ja  auch  a  priori  zu  erwarten 
ist,  yo  =3.     Daher: 

-  loqnat  {  -\=  —  2ufx  oder: 

9     "       \9)  ' 

y  =:  g .  e        '^        =5«       i'  ^  ' 

oder  wenn  man  setzt: 

f =^  ^ w 

auch:  7  =  9^  (3a) 

dv 
Nun  ist  ferner:   y  ■=. -r .  daher:  dv=^ydt  und  —  beiderseits  mit  v 

multiplicirt:  vdv  =  yvdt=:y dx.  Setzt  man  in  diese  Gleichung  den 
Werth  von  /  aus  (3a),  so  ist: 

vdv  =  ge~     dx (§) 

woraus:  ii.jv'i  =  — ^    e  — II 


,         g      P 
Da  nun  nach  (4)  7,=  rf-,  so  ist: 
C      2  a' 


'''-lb-'~  ] (5> 

Die  dieser  Geschwindigkeit  entsprechende  „Fallhöhe"  h:=^    ist: 

Die   vom  Widerstände  des  Mittels    absorbirte  Arbeit   ist  aus    den 
Gl.  (^)  und  (6): 


Zur  Technik  der  Luftschifffahrt.  77 

•    .    .    (7). 


L^=g[x-1    (1-e      '^)] 


Setzt  man  schliefslich  in  Gl.  (a):  y=-Tp  so  ist: 

^I/!^      G-ccfv^ 
g     dt 

G  dv  dv 

dt  =  - 


g-G-ufvi-g-%Cv-i- 
Die  Integration  dieses  Ausdruckes  gibt: 


1      ,  Y2gC  +  Cv 


Y2gC  'Y2gC-Cv 

Führt  man  für  v  den  Ausdruck  aus  (5)  ein,  so  ist  nach  entsprechen- 
der Reduktion : 


(9) 


(9a) 


oder   auch,   wenn   man    beachtet,    dafs  'V2gC  =  2g\/     -: 

Die  hier  entwickelten  Gleichungen  gestatten  ein  vollständiges  Ueber- 
blicken  des  Vorganges  und  lösen  alle  auf  denselben  bezüglichen  Fragen  — 
natürlich  nur  insofern  die  Bedingungen,  auf  Grund  welcher  dieselben 
entwickelt  sind,  den  thatsächlichen  Verhältnissen  in  der  Natur  ent- 
sprechen. 

Um  einen  einfachen  Vergleich  mit  den  Rechnungsresultaten  des 
oben  angeführten  Artikels  zu  ermöglichen,  machen  wir  für  die  ein- 
zelnen Gröfsen  dieselben  ziflfermäfsigen  Annahmen,  wie  Herr  Mentz^ 
d.  h.  wir  setzen : 

G  =  80k   /•=10m2   daher:   p  =  j  =  8) 

«  =  0,12  ' 

Der  Werth  a  =  0,12  ist  allerdings  für  einen  Fallschirm  gewöhn- 
licher Construction  durchaus  nicht  zutreffend ,  da  es  sich  aber  nur  um 
vergleichsweise  Rechnungen  handelt,  mag  er  beibehalten  werden.  Es 
ist  schliefslich: 

6'=  ^=0,2943 (11) 

P 
Die  Geschwindigkeit  des  Beharrungszustandes  ist  nach  Gl.  (1): 

«=}/ ^=|/ o;f2  =  ^'^^^'"'^«^-  •  •  •  •  fi"^) 

Dieses  Resultat  stimmt  mit  dem  von  Herrn  Mentz  gefundenen  über- 
ein (=:8™,2  S.  263).  Anders  verhält  es  sich  aber  mit  der  Zfi<,  in 
welcher  —  bezieh,  mit  der  Fallstrecke  x.  nach  welcher  der  Beharrungs- 


78  'Zur  Tediiiik  der  LiiltschilTl'ahrt. 

zustand  eintritt.  Naeli  Herrn  Mentz  wird  der  Fall  bereits  nach 
0^82  Secunden  am  Ende  einer  Fallstrecke  von  3'"^35  gleicliförmig  und 
nimmt  daselbst  die  Geschwindigkeit  8>n,'2  an.  Die  thatsächlichen  Ver- 
hältnisse sind  jedoch  ganz  andere.  Aus  Gl.  (3)  ist  ersichtlich,  dafs  die 
Beschleunigung  Null  wird  für  o;  =  oo,  welchem  Werthe  nach  Gl.  (9) 
auch  eine  unendliche  Fallzeit  entspricht,  d.  h.  die  Fallbewegung  kann 
nie  im  strikten  Sinne  des  Wortes  gleichförmig  werden,  sondern  dieselbe 
nähert  sich  nur  in  unbegrenztem  Mafse  der  Gleichförmigkeit.  Aller- 
dings ist  es  aus  dem  Wesen  der  Function  e~  ersichtlich,  dafs  die 
Beschleunigung  gleich  anfangs  sehr  rasch  abnimmt  und  sich  später  nur 
sehr  langsam  ändert.  Es  wird  also  verhältnifsmäfsig  bald  eine  Ge- 
schwindigkeit erreicht  werden,  welche  der  Beharrungsgeschwindigkeit 
nahe  kommt.  Wollte  man  in  diesem  praktischen  Sinne  von  der  Er- 
reichung eines  „Beharrungszustandes"'  sprechen,  so  wäre  zunächst  fest- 
zustellen, welche  Besciileuuigung  als  „vernaehlässigbar  klein"  ange- 
sehen werden  soll,  was  selbstverständlich  Geschmackssache  ist.  Setzt 
man  in  Gl.  (3a)  aufser  den  ZitTerwerthen  aus  (10)  (11)  noch  ar  =  3,35, 
so  erhält  man  ;'  =  3,660'"/sec.'.  Es  ist  das  eine  Gröfse,  die  keineswegs 
als  „vernachlässigbar  klein"  betrachtet  werden  kann.  Nimmt  man  an- 
dererseits an,  dal's  die  Bewegung  als  praktisch  gleichförmig  zu  be- 
trachten sei,  sobald  die  Beschleunigung  nicht  gröfser  ist,  als  y  =  0"',005, 
so  erhält  man  aus  Gl.  (3a)  eine  diesem  Zustande  entsprechende  Fall- 
höhe von  26™. 

Ebenso  wenig  zutreti'end  sind  die  übrigen  von  Herrn  Mentz  be- 
rechneten Gröl'sen.  Es  wird  das  am  besten  ersichtlich,  wenn  aus  den 
oben  entwickelten  Gleichungen  eine  zusammenhängende  Reihe  von 
Werthen  berechnet  wird.' 

Wir  erhalten: 
für  den  Falhaum  x  —  Ü  3  5  10  50  00 

die  Geschwindigkeit  r  =0         6,253     7,085     7,947     8,165  8,165 

die  üeBcliwindigkeitshöhe  A  =  ^=0         1,993    2,618     3,219     3,400  3,400 

^9 
die  Fallzeit  t  =0         0,84      1,14      1,79      6,70  CO 

die  Beschleunigung  y  =9,81     4,057    2,268     0,517    0,000004       O 

die  gesammte  Fallarbeit  L  =0         240       400       800       4000  oo 

die  vom  Widerstände  absorbirte 

Arbeit  i,  =0  80       190       542       3728  QO 

die  Energie  im  fallenden  Körper  1.2=0         16()       210       258       272  272 

Wie  ersichtlich,  ist  am  Schlüsse  einer  Fallhöhe  von  50"'  —  bezieh, 
nach  etwa  6'/.,  Secunden  —  die  Fallbewegung  schon  so  gleichförmig, 
dafs  bei  einer  Bestimmung  der  Geschwindigkeit  bis  auf  Millimeter  die 
Geschwindigkeitszunahme  nicht  mehr  ersichtlich  ist.  In  der  That  be- 
trägt die  Beschleunigung  nur  ■'/looo"""  '"  '*'-'•■  Secunde. 

1  Selbstverständlich  gelten  diese  Werthe  nur  für  die  IVUher  beispielshalber 
gewählten  Grölsen:  ^  =  80, /■=10,  a  =  0,12.  Der  aWsemeine  Verlauf  der  Gröfsen- 
änderung  ist  jedoch  auch  für  andere  Annahmen  derselbe. 


Zur  Technik  der  Lul'tschifffahrt.  79 

Die  Energie  des  Falles,  welche  für  die  Wucht  des  Aufprallens  auf 
festen  Boden  mafsgebend  ist,  wächst  anfangs  sehr  rasch  und  nähert 
sich  bald  ihrem  Maximal werthe  von  272™''.  Herr  Mentz  berechnet  die- 
selbe auf  einem  bedeutenden  —  leider  ganz  falschen  —  Umwege  mit 
UQmk  fy,.  ()g^  „ßeharruugszustaud^',  also  als  oberste  Grenze,  und  gründet 
darauf  ein  Urtheil  über  die  Minimalgröfse  eines  Fallschirmes  für  ge- 
fahrlose Landung.  Dieses  Urtheil  wäre  schon  deshalb  unrichtig,  weil, 
wie  schon  erwähnt,  der  Coefticient  «^0,12  für  die  allgemein  übliche 
Form  der  Fallschirme  durchaus  unzutreffend  ist'-*;  es  ist  aber  um  so 
weniger  begründet,  als  der  gefundene  Werth  für  die  angenommenen 
Verhältnisse  2i|2'"3'l  ^u  klein  ist.  Uebrigens  hätte  Herr  Mentz  auf 
Grund  seiner  eigenen  Zahlen  ohne  alle  Integration  die  fragliche  Gröfse 
durch  eine  sehr  einfache  Rechnung  linden  können,  denn  es  ist  ja  be- 
kanntlich: /-i  =  "Ti— = -TTTTTTiTi  =  274'"i<.  Merkwürdiger  Weise  seht 
'        2g         2X9,81  °  '^ 

Herr  Mentz  zwar  von  dieser  richtigen  Formel  aus,  gelangt  dann  aber 
in  Folge  ganz  zweckloser  und  unrichtiger  complicirter  Rechnungen  zu 
dem  früher  angeführten  falschen  Resultate. 

Was  die  Betrachtungen  über  den  Vogelßug  anbelangt,  so  braucht 
auf  dieselben  nicht  näher  eingegangen  zu  werden.  Der  Vogelflug  im 
eigentlichen  Sinne,  d.  h.  das  Schweben  und  sich  Fortbewegen  mittels 
Flügelsc/ilages^  ist  ein  äufserst  verwickelter  mechanischer  Vorgang.  Das 
Wenige,  was  die  (einfache)  Rechnung  uns  über  den  Vogelflug  zu  sagen 
vermag,  ist  von  ziemlich  geringem  praktischen  Werthe,  namentlich  für 
den  künstlichen  Flug.  Wir  können  nur  sagen,  dafs  der  Durchschnitts- 
werth  des  Flügeldruckes  beim  Niedergange  der  Flügel  gleich  sein  mufs 
dem  Gewichte  des  Vogelkörpers.  Das  ist  jedoch  ein  ziemlieh  ärmliches 
Resultat,  namentlich  wenn  man  bedenkt,  dafs  die  Berechnung  des 
Flügeldruckes  mittels  der  Durchschnittsgeschwindigkeit  des  Flügel- 
schlages nur  eine  grobe  Annäherung  ist.  Wollte  man  aber  zu  brauch- 
baren Resultaten  über  die  Beziehungen  zwischen  den  Flügel-  und  Körper- 
dimensionen, Amplituden  und  Anzahl  der  Flügelschläge  u.  dgl.  gelangen, 
so  müfste  man  die  Bewegung  des  ganzen  Systemes  —  Körper  und 
Flügel  —  zum  Gegenstande  einer  Untersuchung  machen,  was  zu  äufserst 
verwickelten  Formeln  führen  würde.  Denkt  man  sich  im  einfachsten 
Falle  den  Vogel  im  Beharrungszustande  und  wagerecht  fortfliegend  oder 
schweben  bleibend,  so  wird  im  Allgemeinen  der  Schwerpunkt  des 
ganzen  Systemes  sich  nicht  in  einer  Wage  rechten  fortbewegen  bezieh, 
ruhen,  sondern  um  eine  Mittellage  schwingen.  Diese  Bewegungen  des 
Systemschwerpunktes  können  a  priori  nicht  vernachlässigt  werden,  sie 
complieiren  aber  das  Studium  des  Fluges  ganz  beträchtlich,  um  so  mehr, 

2  Dieser  Werth  wäre  annähernd  richtig  für  einen  ebenen  Fallschirm,  der 
jedoch,  um  senkrecht  zu  fallen,  absolut  genau  wagerecht  sein  müfste  —  eine 
Bedingung,  die  selbstverständlich  praktisch  nicht  zu  erfüllen  ist. 


so  Krvulilli  und  seine  Ötellvertreler  in  der  Glasindustrie. 

da  sich  die  Noigänge  nicht  bei  jedem  Flügelschlage  in  gleicher  Weise 
wiederholen,  sondern  eine  Periode  sich  über  eine  von  vorhinein  un- 
bekannte Anzahl  Flügelspiele  erstreckt.  Will  oder  kann  man  sich 
daher  nicht  an  eine  Untersuchung  dieses  Probleme»  wagen,  so  bleibt 
vom  mechanischen  Standpunkte  über  den  Vogeltlug  eben  nichts  zu 
sagen,  als  was  oben  bereits  über  die  Durchschnittsgrolse  des  Flügel- 
druckes angeführt  wurde  und  was  ja  allgemein  bekannt  ist. 

Der  Rechnung  vollkommen  zugänglich  ist  allerdings  das  Kreisen 
der  Vögel  oder  das  Schweben  derselben  mit  ruhig  ausgestreckten 
Flügeln  (französiscli  planer,  englisch  soaring  of  birds).  Hier  bildet  der 
ganze'  Vogel  ein  starres  Sj'stem,  und  das  Problem  (abgesehen  von  der 
activen  Wirkung  des  Vogels  beim  Wenden)  ist  das  des  ebenen  schief- 
gestellten  Fallschirmes.  Auch  der  Flug  dynamischer  Flugapparate  mit 
continuirlicher  (^nicht  reciprocirender)  Flügelwirkung  (Windschraube, 
helicoptere)  ist  mechanisch  betrachtet  viel  einfacher  als  der  Vogelflug. 

Prag,  den  2ü.  November  1888.  L.  Bajnis. 


Kryolitli  und  seine  Stellvertreter  in  der  Glasindustrie; 
von  Richard  Zsigmondy. 

(ScMuls  der  Abliandlung  S.  36  d.  Bd.) 

Im  Nachstehenden  will  ich  ein  Verfahren  zur  Darstellung  von 
Fluornatrium  beschreiben,  das  zwar  erst  durch  Versuche  in  gröfserem 
Mafsstabe  geprüft  werden  mül'ste,  falls  es  sieh  bewährt,  aber  wahr- 
scheinlich ökonomische  Vortheile  bieten  würde. 

Mein  Verfahren  zur  Darstellung  von  Fluornatrium  aus  Flufsspath 
ist  in  wenigen  Worten  folgendes: 

Man  schmilzt  Flufsspath  mit  Potasche  unter  Zusatz  von  Kiesel- 
säure, laugt  die  Schmelze  aus,  und  versetzt  die  concentrirte  heifse  Lösung 
von  Fluorkalium  mit  einer  bei  38"  C.  gesättigten  Lösung  von  Soda,  wo- 
durch Fiuornatrium  als  Niederschlag  ausfällt,  und  kohlensaures  Kali 
regenerirt  wird,   das  man  zu   einer  neuen  Schmelze   verwenden   kann. 

Da  nun  Fluorkalium  in  Wasser  aufserordentlich  leicht  löslich  ist, 
Fluornatrium  dagegen  erst  in  23  bis  25  Th.  Wasser,  so  folgt,  dafs  man 
einerseits  leicht  auslaugbare  Schmelzen  erhalten  wird,  und  zu  ihrer 
Extraction  wenig  Wasser  braucht,  andererseits  durch  die  verschiedene 
Löslichkeit  von  Potasche  und  Fhioriialrium  in  Staud  gesetzt  ist,  leicht 
eine  ziemlich  vollständige  Trennung  der  beiden  Körper  durchzuführen. 
Um  nun  eine  für  die  Pra.xis  brauchbare  Vorschrift  zu  geben,  mufste 
eine  Keihe  von  Schmelzversuclien  mit  wechseiudeu  Mengen  von  Flufs- 
spath, Kieselsäure  uud  l'olasche  angestellt,  und  die  Menge  des  durch 
Auslaugen  gevv'onnenen  Fluorkaliums  ermittelt  werden.  Da  die  bislier 
üblichen  Methoden  der  Fluorbestimmuna  aber  für  meine  Zwecke  ent- 


Kryolitli  und  seine  Stellvertreter  in  der  Glasindustrie.  81 

weder  zu  umständlich  oder  zu  zeitraubend  waren,  so  befafste  ich  mich 
vor  Allem  mit  der  Ausarbeitung  einer  neuen  Methode  der  Fluortitrirung, 
deren  Detail  ich  hier  mittheile,  da  sie  keine  besonderen  Apparate  bedarf, 
sich  rasch  und  mit  einer  für  viele  technische  Zwecke  genügenden  Ge- 
nauigkeit ausführen  läfst. 

Meine  Methode  lehnt  sich  an  die  Erdalkalimetrie  von  Knöfkr 
{Annalen  der  Chemie  und  Pharmacie^  1885)  an. 

Wie  Knöfler  die  gebundene  Schwefelsäure  titrirt,  so  bestimme  ich 
die  gebundene  Flufssäure,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dafs  statt  der 
i/n,  Normal-Chlorbariumlösung  eine  '.[o  Normal-Chlorcalciumlösung  ver- 
wendet wird,  und  statt  des  von  Knöfler  angegebenen  Indicators  anfangs 
blols  Phenolphtalein  verwendet  wird.  Die  noch  unverändertes  kohlen- 
saures und  kieselsaures  Kali  enthaltende  Lösung  von  Fluorkalium  wird 
mit  Salzsäure  nach  Zusatz  von  Phenolphtalein  unter  Aufkochen  genau 
neutralisirt  und  hierauf  mit  l^c  !/,„  Normal-Sodalösung  versetzt,  wodurch 
die  Flüssigkeit  roth  gefärbt  wird  (alkalische  Reaction).  Nun  setzt  man 
einen  Ueberschufs  von  1,0  Normal-Chlorcalciumlösung  zu,  bis  die  rothe 
Farbe  wieder  verschwindet:  dabei  scheidet  sich  zunächst  Fluorcalcium 
nach  folgender  Gleichung  aus:  CaCl.^  -f  2F1K  =  CaFlj+2KCl,  und  nach- 
dem alles  Fluorkalium  zersetzt  ist,  tritt  folgende  Umsetzung  ein: 
CaCL, -(-Na2C03  =  CaC03+2NaCl  —  die  Flüssigkeit  wird  neutral  — 
und  daher  entfärbt.  Da  man  aber  einen  Ueberschufs  von  CaClj  zuge- 
setzt hat,  so  fällt  —  ohne  jedoch  an  der  Reaction  theilzunehmen  — 
die  Kieselsäure  gallertig  aus. 

Man  bestimmt  nun  den  Ueberschufs  an  CaClj  erdalkalimetrisch 
nach  Knöfler^  d.  h.  man  fällt  mit  ijio  Normal-Sodalösung,  bis  zum  Auf- 
treten der  rothen  Farbe,  filtrirt  und  titrirt  das  Filtrat  mit  i||o  Normal- 
salzsäure unter  Zusatz  von  Methj^orange  zurück. 

Um  den  Vorgang  klarer  zum  Ausdrucke  zu  bringen,  will  ich  ihn 
in  Formeln  darlegen.  Die  ursprüngliche  Lösung  enthält:  KFl,  K2CO3, 
KoSiOj. 

Durch  Neutralisation  mit  HCl  entsteht:  KFl,  4KC1,  SiOj. 

I.  Nach  Zusatz  von  Icc  Na.2C03  enthält  die  Lösung:  Na^COs,  KFl, 

KCl,  SiOj, 

II.  „  „  „     CaCl2  ist  in  Lösung:  CaCl2,  KCl, 

im  Niederschlage:  CaFlj,  Si02,  CaCOs, 

III.  „  „  „     Na2C03  ist  in  Lösung:  Na.2C03,  KCl,  NaCl, 

im  Niederschlag:  CaFl2,  CaCOj,  SiOa, 

IV.  Durch  Zurücktitriren  mit  HCl  erhält  man  in  Lösung:  NaCl,  KCl. 

Man  hat  dann  nur  zum  Volumen  der  verbrauchten  Chlorcalcium- 
lösung  CiL)  das  Volumen  der  Salzsäure  (IV.)  zu  addiren,  und  davon 
das  Gesammtvolumen  der  Sodalösung  (I.  und  III.)  zu  subtrahiren,  um 
die  dem  Fluorkalium  äquivalente  Menge  CaCI,  zu  ermitteln. 

Da  nur  die  erste  und  letzte  Neutralisation  besondere  Vorsicht  er- 
heischt, man  die  anderen  Lösungen  rasch  und  im  Ueberschusse  zusetzen 

Dingler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  2.  1889/1.  6 


82  Kryolith  und  seine  Stellvertreter  in  der  Glasindustrie. 

kann,  und  durch  das  Filtriren  *  durch  ein  Faltenfilter  leicht  von  Statten 
geht,  läfst  sich  eine  Fluorbestimmung  bequem  in  '/j  bis  '2  Stunde  aus- 
führen. 

Vor  der  eigentlichen  Priitung  der  Methode  mufsten  noch  folgende 
Fragen  durch  Versuche  beantwortet  werden: 

1)  Wie  verhält  sich  Flufssäure  gegen  Indicatoren  beim  Titriren  mit 
Alkali? 

2)  Wie  verhält  sich  Wasserglaslösung  gegen  Indicatoren  beim  Titriren 
mit  HCl? 

3)  Wie  verhält  sich  eine  mit  HCl  neutralisirte  Wasserglaslösung 
gegen  CaCl.^? 

Zur  Entscheidung  der  Frage  1)  wurde  etwas  chemisch  reine  Flufs- 
säure mit  Methylorange  versetzt  und  mit  KHO  titrirt;  der  Farben- 
übergang war,  wahrscheinlich  in  Folge  der  Bildung  von  KHF!.^,  ein 
ganz  allmählicher.  Cochenille  zeigte  einen  schärferen  Farbenübergang; 
scharf  wurde  der  Neutralisationspunkt  dagegen  durch  Lakmus  und 
Phenolphtalein  angezeigt. 

2)  Durch  Zusammenschmelzen  von  reinem  Kaliumcarbonate  mit 
reiner  Kieselsäure  und  Auflösen  der  Schmelze  wurde  eine  Wasserglas- 
lösung hergestellt,  und  diese  unter  Zusatz  von  verschiedenen  Indicatoren 
titrirt;  es  zeigte  sich,  dafs  sich  kieselsaures  Alkali  gegen  sämmtliche 
Indicatoren  wie  reines  Alkali  verhält;  die  ausgeschiedene  Kieselsäure 
ist  selbst  auf  Phenolphtalein  ohne  Einwirkung. 

3)  Die  durch  Neutralisation  von  Wasserglas  erhaltene  Lösung  wurde 
mit  CaCl.)  versetzt;  es  schied  sich  viel  Si(0H)4  aus,  dagegen  blieb  der 
Gehalt  der  Lösung  an  Chlorcalcium  unverändert,  wie  die  Titrirung  mit 
Sodalösung  ergab. 

Aus  den  Versuchen  1)  geht  hervor,  dafs  das  von  Knöfler  als  Indi- 
cator  verwendete  Gemenge  von  Methylorange  und  Phenolphtalein  für 
die  Titrirung  von  Flufssäure  sich  nicht  eignet.  Da  der  Cochenille-  und 
Lakmusfarbstoff  beim  Zusätze  von  Sodalösung  mit  Calciumcarbonat  ge- 
mengt ausfällt,  so  bleibt  als  einzig  passender  Indicator  das  Phenol- 
phtalein. Der  Versuch  3)  beweist,  dafs  die  Gegenwart  von  Kalium- 
silicat  in  der  Schmelze  auf  die  Fluorbestimmung  keinen  nachtheiligen 
Einflufs  ausübt. 

Nach  diesen  v<irläiiligen  Versuchen  wurde  zur  eigentlichen  Prüfung 
der  Methode  geschritten. 

A)  Einige  Tropfen  reiner  Flufssäure  wurden  mit  ^  ^Q  Normal-Natron- 
lauge titrirt,  unter  Zusatz  v(m  Phenolphtalein;  es  wurden  18'^'',8  Lauge 
zur  Neutralisation  verbraucht,  entsprechend  Os,0752  HFl.  Diese  Flüssig- 
keit wurde  wie  oben  angegeben  titrirt;  man  brauchte: 

1  Sollte  sich  nach  der  Operation  II.  viel  Si(0H)4  ausgeschieden  haben,  so 
wird  man  gut  thun,  vor  Zusatz  der  Sodalösung  durch  ein  Stück  gewaschenen 
Tülls  abzuseihen  und  gut  nachzuwaschen. 


Kryolith  und  seine  Stellvertreter  in  der  Glasindustrie.  83 

1)  Na^COs     ....      l,Occ  +  llcc,0 

g^*^' "^l'^i  30,6  -  12,0  =  18CC6 

18'=':,6  CaCl.^  wurden  verbraucht,  entsprechend  0^,0744  HFl. 
Ba)  Etwas  Flufssäure  in   eine  Platinschale  gegossen  brauchte  zur 
genauen  Neutralisation  102<=c.|5  i[,q  Normal-Natronlauge,    a)  Die  Lösung 
wurde  auf  lOO'^'^  gebracht  und  davon  25'^^  wie  oben  titrirt.   Es  wurden 
verbraucht : 

NewCOs    ....      l,Occ  +  3cc,i 

CaCl2 28,8  ^  oq  c i-t  —  o^scc  4. 

HCl 0,7  ^  ■^^■'^      ^'^  -  -^^   ■■^ 

25cc,4  Chlorcalciumlösung  statt  25<:c,.5. 
b)  50'^''  obiger  Lösung  brauchten: 

Na^COa     ....      l,Occ  +  7cc,0 

^^^"i ^^^g  i  58,3  -  8  =  50cc,3 

Zur  Controle  wurde  der  Niederschlag  auf  ein  Filter  gebracht,  schwach 
geglüht,  mit  Essigsäure  behandelt  und  nach  dem  Waschen  abermals 
geglüht.  Zurück  blieben  0?,3988  CaFlj,  entsprechend  51^^,03  CaCl^. 
Davon  die  Hälfte,  entsprechend  25<'c  der  Lösung,  25<:c,5   i|,o  Normall. 

Bc)  Durch  Zusammenschmelzen  von  3?,490Na2CO3  mit  lg,282  reiner 
Kieselsäure,  Auflösen  der  Schmelze  in  Wasser  und  Verdünnen  der- 
selben auf  250'^''  wurde  eine  Lösung  von  Natriumcarbonat  und  Natrium- 
silicat  hergestellt.  25'^'^  dieser  Lösung  wurden  mit  25^^  obiger  Lösung 
von  Fluornatrium  gemischt  und  die  Mischung  titrirt. 

Es  wurden  verbraucht: 

Zur  Neutralisation     33,5cc  HCl 
Na-iCOj     ....       1,04-1-  6cc,0 

^^^■i 3^'^  I  32,5  — 7  =  25cc,5  HCl. 

Rechnen  wir  zum  Vergleiche  die  Resultate  auf  Gramme  HFl  um, 
so  erhalten  wir  in  205'^<^  der  Lösung: 

Durch  Titriren  mit  NaHO 0g,1022  HFl 

Gewiclitsanal3'tiscli  aus  dem  CaCl^       •  0^,1021     „ 

Nach  Ba)  titrirt  mit  CaFlj      ....  0g,1016     „ 

„      Bb)       „         „         „  ....  0g,1005     „ 

„      Bc)       „         „         „         ....  0g,1020    „ 

Die  Differenzen  von  1,-5  Proc.  des  Fluorgehaltes  im  Maximum  sind 
auf  die  Summirung  von  Fehlern  bei  der  wiederholten  Titrirung,  sowie 
auf  die  nicht  absolute  Schärfe  der  Farbenübergänge  zurückzuführen, 
Uebelstände,  die  ja  auch  bei  vielen  anderen  mafsanalytischen  Methoden 
zur  Geltung  kommen,  aber  für  meine  Versuche  ganz  ohne  Belang  waren.'' 

Kennt  man  den  Gehalt  der  Lösung  an  Alkalicarbonat  und  Silicat 
noch  nicht,  so  wird  man  gut  thun,  die  Lösung  in  zwei  Hälften  zu 
theilen,  und  die  eine  Hälfte  unter  Zusatz  von  Cochenille  oder  Lakmus 

2  Vgl.  Fluortitrirung  von  Tammann ,  Zeitschrift  für  analytische  Chemie  von 
Fresenius  24,  329. 


84  Kryolith  und  seine  Stellvertreter  In  der  Glasindustrie. 

zu  neutralisiren,  da  sich  Carbonate  mit  Phenolphlalein  schlecht  titriren 
lassen.  Dann  setzt  man  zur  zweiten  Hälfte  HCl  in  geringem  Ueber- 
schusse.,  kocht  alle  Kohlensäure  weg,  setzt  Phenolphlalein  zu,  und  so 
viel  NaHO,  dafs  eben  die  rothe  Farbe  auftritt,  und  bringt  dieselbe 
durch  einen  Tropfen  HCl  wieder  zum  Verschwinden.  Auf  diese  Weise 
läfst  sich  eine  Lösung  von  Fluorkalium,  kieselsaurem  und  kohlensaurem 
Kali  genau  neutralisiren. 

An  der  Hand  der  eben  beschriebenen  Methode  der  Fluortitrirung 
war  es  ein  Leichtes,  eine  Reihe  von  Versuchen  auszuführen,  die  als 
Grundlage  des  neuen  Verfahrens  zur  Darstellung  von  Fluornatrium  dienen 
mögen.  Es  wurden  wechselnde  Mengen  von  Kieselsäure,  Potasche  und 
Flufsspath  in  einem  Platintiegel  geschmolzen,  die  Schmelzen  ausgelaugt 
und  der  Fluorgehalt  titrirt.  Die  zur  Verwendung  kommende  Potasche 
enthielt  89,-5  Proe.  K2CO3,  der  Rest  war  gröfstentheils  Wasser.  Der 
Flufsspath  enthielt  98,2  Proc.  Fluorcalcium  und  wurde  vor  der  Anwen- 
dung fein  zerrieben,  ebenso  die  Kieselsäure. 

Von  der  Voraussetzung  ausgehend,  dafs  die  Kieselsäure  gewisser- 
mafsen  als  Contactsubstanz  wirke,  wurde  anfangs  wenig  810.2  ange- 
wendet. Man  könnte  sich  den  Vorgang  etwa  so  vorstellen,  dafs  das 
ursprünglich  gebildete  Kaliumsilicat  sich  mit  dem  Flufsspathe  in  Fluor- 
kalium und  Calciumsilicat  umsetzt,  dieses  durch  den  Ueberschufs  au 
Potasche  aufgeschlossen  wird,  und  dafs  das  neu  gebildete  kieselsaure 
Kali  wieder  die  obige  Reaction  eingeht ,  welcher  Vorgang  sich  so  oft 
wiederholen  würde,  bis  alles  Fluorcalcium  zersetzt  ist.  Dafs  dem  nicht 
so  sei,  wenigstens  bei  Anwendung  eines  nicht  allzu  grofsen  Ueber- 
schusses  an  Potasche,  werden  die  folgenden  Versuche  zeigen: 

1)  lg,6  Flursspath  (1  Mol.) 
Ü?,3  Kieselsäure  (1,4  Mol.) 

4g,2  Potasche  (89  proc.)  (1,3  Mol.) 

wurden  als  Pulver  gemischt  und  im  Platintiegel  am  Gasgebläse  zu- 
sammengeschmolzen. Die  Masse  schmilzt  nach  starkem  Glühen  unter 
Schäumen,  wird  hierauf  wieder  fest  und  kann  nicht  mehr  geschmolzen 
werden.  Die  Schmelze  löst  sich  beim  Kochen  mit  Wasser  vom  Tiegel, 
und  wird  weich,  dafs  sie  leicht  zerdrückt  werden  kann.  Nach  12stün- 
digem  Stehen  wurde  die  Lösung  (iltrirt,  auf  100'^'^  gebracht  und  davon 
25'^c  titrirt.  Sie  brauchten  zur  Neutralisation  48<:<',3  ^^q  Normal-Salz- 
säure.    Ferner: 

NaoCOj     ....       9,05cc 

I^j^Y''^ ^14  (  25,5  —  9,05  =  16a\4 

Daraus  ergibt  sich,  dafs  32  Proc.  CaFl.^  aufgeschlossen  wurden. 
Eine  Wiederholung  des  Versuches  ergab  33  Proc.  CaFl.^. 

2)  lg,6  Flufsspath 
Or,3  Kieselsäure 
5d,5  Potasche. 


Kryolilh  und   seine  Stellvei-treter  in  der  Glasindustrie.  85 

Das  Gemenge  war  an  einzelnen  Stellen  nach  dem  Durchschmelzen 
fest.  Im  Uebrigen  zeigten  sich  die  oben  beschriebenen  Erscheinungen. 
Nach  dem  Aufweichen  in  Wasser  wurde  der  vierte  Theil  der  Lösung 
titrirt.     Es  wurden  gebraucht  64^^,8  HCl  zur  Neutralisation. 

NaoCOa    ....      9,0^ 

^^^■i ^!^'.^  i  30,0  -  9  =  21cc,0  CaCl2 

Aufgeschlossen  wurden  41  Proc.  CaFl.j. 

3)  0g,8  Flulsspath  (1  Mol.) 
0g,3  Kieselsäure  ('/j  Mol.) 
2g,l  Potasche  (1,4  Mol.) 

Masse  gefrittet,  bei  starkem  Glühen  unveränderlich.  Als  ich  die 
Flamme  des  Gasgebläses  direkt  in  den  etwas  weiten  Tiegel  richtete, 
also  bei  Oberfeuer,  zeigten  sich  bald  einige  geschmolzene  Perlen.  Bei 
weiterem  Erhitzen  trat  ein  weifser  Rauch  auf  und  bei  Weifsglut  zeigten 
sich  an  den  kälteren  Partien  des  Tiegels  Tröpfchen,  die  zur  weifsen 
Masse  erstarrten,  während  sich  im  Zimmer  ein  erstickend  riechender 
Qualm  verbreitete.  Das  Fluorkalium  begann  zu  destilliren;  die  Schmelze 
war  sehr  leicht  mit  Wasser  zu  extrahiren  und  zerfiel  sofort  zu  Pulver. 
1(4  der  Lösung  titrirt  brauchten  16'=<=,9  HCl. 

NajCOj    ....      5,Oco 

^^^^■2 ^^'^  I  13,9  — 5,0  =  8cc,9  CaCLj 

entsprechend  35  Proc.  Offenbar  war  mehr  aufgeschlossen  worden,  doch 
hatte  sich  ein  Theil  des  Fluorkaliums  verflüchtigt. 

4)  Og,8  Flufsspath 
Og,3  Kieselsäure 
2g,7  Potasche. 

Das  Gemenge   schmilzt  und    gibt  bei  starker  Hitze   etwas  Rauch. 

Beim  Titriren  wurden  verbraucht  23<^c^4  HCl.     Ferner: 
Na-iCOg    ....      7,0cc 
^^Y^ '^l'-^l  19,1  —  7,0  =  12CC4 

entsprechend  47  Proc.  CaFl.^. 

5)  Occ,8  Flulsspath 
0';c,3  Kieselsäure 
2cc,3  Potasche. 

Wurden  wie  |oben  behandelt.  Durch  Titriren  ergab  sich  ein  Ver- 
brauch von 

21cc,6  HCl  und 

Na^COs     .     .     .       7,5 

CaUl.j  ....     18,4  )  20  2  -  7,5  =  12cc,7  CaCLj 

entsprechend  49,5  Proc.  Die  zweite  Titrirung  ergab  sogar  50,2  Proc. 
Wie  man  sieht,  hat  sich  hier,  obgleich  weniger  Pota.sche  zur  Ver- 
wendimg kam,  als  bei  Versuch  4),  doch  mehr  Flufsspath  aufgeschlossen. 
Es  erklärt  sich  diese  Unregelmäfsigkeit  dadurch,  dafs  hier  die  Materialien 
inniger  gemischt  wurden;   wahrscheinlich  wurde  auch   die  Schmelzung 


86  Krvolith  und  seine  Stellvertreter  in  der  ülasindustrie. 

im  richtigen  Momente  unterbrüclien ,  worauf,  wie  icli  mich  wiederholt 
überzeugte,  viel  ankommt. 

6)  0g,8    Flufsspath 
Og.45  Kieselsäure 
2?,7     Potasche 

wurden  gut  gemischt  und  geschmolzen ;   ',\,  der  Losung  wurde  titrirt : 
HCl  =  25,6cc 

NaoCOa     ....      4,0cc 

^^j  ^ ^2^6  (  ^^''^  ~  ^-^  =  ^'^"^''^  ^'^^'■•i 

Es  wurden  57  Proc.  CaFl.^  aufgeschlossen,  also  dem  höheren  Kiesel- 
säuregehalte entsprechend,  bedeutend  mehr,  als  bei  den  früheren  Ver- 
suchen.   Dies  veranlafste  mich,  den  Kieselsäurezusatz  noch  zu  steigern. 

7)  Os,8  Flufsspath     ....     1     Mol. 
0g,6  Kieselsäure  ....    1       „ 
2S,7  Potasche 1,8    „ 

wurden  zusammengeschmolzen,  ausgelaugt;  in  einem  Viertel  der  Lösung 
wurde  mafsanaly tisch  das  Fluor  bestimmt: 

HCl'  .    .     .    .    18,7cc 

Na^COj    .     .     .      2,0<:c 

HC?^"  '  '  '  ^o8<^*^^'^~^'°^^^'"'^^^^^''^ 
70,3  Proc.  vom  Fluorcalciuin  waren  aufgeschlossen.  Mit  dem  Kiesel- 
säurezusatze  noch  zu  steigen,  schien  nicht  rathsam,  da  die  Schmelzen 
leicht  zu  schwer  löslich  werden  könnten.  Ein  gröfserer  Zusatz  von 
Potasche  würde  dagegen  den  Gehalt  der  Lösung  an  kohlensaurem  Kali 
allzusehr  erhöhen ,  so  dafs  die  weitere  Verarbeitung  erschwert  würde. 
Dennoch  will  ich  der  Vollständigkeit  halber  hier  noch  folgende  zwei 
Versuche  anführen: 

8)  Os,8  Flufsspath 
Og,6  Kieselsäure 
4g,0  Potasche 

wurden  im  Platintiegel  in  ähnlicher  Weise  durch  Rühren  mit  dem  Glas- 
stabe gemengt,  wie  man  es  beim  Aufschliefsen  mit  Natronkali  zu  thun 
pflegt.  Nach  vollendeter  Reaction  sah  die  Schmelze  bei  Rothglut  sehr 
ungleichmäfsig  aus ;  durchscheinende  Partien  wechselten  mit  ganz  un- 
durchsichtigen. Beim  Auflösen  der  Schmelze  in  Wasser  zeigte  sich  die 
Ungleichartigkeit  derselben  gleichfalls,  indem  manche  Theile  sich  durch- 
aus nicht  vom  Tiegel  lösen  wollten,  andere  sehr  leicht  in  Lösung  gingen. 
Beim  Titriren  wurden  folgende  Quantitäten  ''m  Normallösung  gebraucht: 

NaoCOj     ....       8,9cc 

l^ß^'^ ^^'g  I  26,2  —  8,9  =  17cc,3 

woraus  sich  berechnen  läfst',  dafs  67  Proc.  des  CaFlj  aufgeschlossen 
wurde.  In  einem  anderen  Theile  der  Lösung  wurde  das  Fluor  nach 
Berzeliu»  bestimmt.  Nach  Entfernung  der  Kieselsäure  und  Auflösen  des 
CaCOg  in  Essigsäure  blieben  0s,1363  CaFl.^  zurück,  entsprechend :  68  Proc. 

9)  Dieselben  Mengen  von  Flufspath,  Kieselsäure  und  Potasche  wie 


Kryolitli  und  seine  Stellvertreter  in  der  Glasindustrie.  87 

beim  vorigen  Versuche  wurden  geschmolzen,  nachdem  sie  vorher  innig- 
gemischt  worden  waren.  Die  Schmelze  erschien  homogen  und  liefs  sich 
nach  dem  Erkalten  ganz  leicht  und  gleichmäfsig  erweichen.  In  1/4  der 
Lösung  wurde  das  Fluor  bestimmt.  Zur  Neutralisation  wurden  47'^'^,4  HCl 
gebraucht;  zur  Fluortitrirung: 


NajCOä 

Cai 

HCl 


12CO3      ....     22,4cc 

^^■i ^j'^  1 43,5— 22,4  =21  cc,l 


In  diesem  Falle  wurden  82,5  Proc.  aufgeschlossen. 

Vergleicht  man  die  Resultate  der  eben  beschriebenen  Versuche,  so 
sieht  man,  dafs  bei  Anwendung  von  weniger  als  2  Mol.  K2CO3  auf 
1  Mol.  CaFl.j  ein  Zusatz  von  Kieselsäure  bis  zu  1  Mol.  noth- 
wendig  ist,  um  gute  Ausbeute  zu  erhalten.  Es  ergibt  sich  ferner,  dafs 
nicht  blofs  das  Mischungsverhältnifs  der  drei  Körper  auf  den  Verlauf 
der  Keaction  bestimmend  einwirkt,  sondern  dafs  inniges  Mischen  der 
Bestandtheile,  Zeitdauer  des  Schmelzprocesses  und  die  Durchführung  des- 
selben innerhalb  gewisser  Temperaturgrenzen  nothwendige  Bedingungen 
sind,  um  gute  Ausbeuten  zu  erhalten.  Daraus  folgt  ferner,  dafs  die 
Ausbeuten  an  Fluorkalium,  die  man  bei  Versuchen  im  Platintiegel  er- 
hält, jedenfalls  nicht  die  besten  sind,  die  man  überhaupt  erzielen  kann, 
da  ja  dabei  oben  erwähnte  Bedingungen  nur  theilweise  und  sehr  unvoll- 
ständig eingehalten  werden  können.  Einzelne  Parallelversuche  mit 
gleichem  Mischungsverhältnisse  ergaben  bis  15  Proc.  Differenz  (vgl.  Ver- 
such 3  und  5  sowie  8  und  9),  die  nur  auf  verschiedenartige  Durch- 
führung derselben  zurückzuführen  ist.  Zu  hohe  Temperaturen  sind  zu 
vermeiden,  da  sich  dabei  Fluorkalium  verflüchtigen  würde  und  man 
Schmelzen  erhält,  die  sich  nicht  leicht  auslaugen  lassen.  Uebrigens 
tritt  die  Reaction  bei  verhältnifsmäfsig  niedriger  Temperatur  ein,  bei 
schwacher  Rothglühhitze.  Die  Masse  beginnt  zu  schmelzen,  verflüssigt 
sich  unter  Aufschäumen  vollständig  und  wird  nach  Vollendung  der 
Keaction  scheinbar  wieder  fest.  Thatsächlich  hat  sie  aber  die  Consistenz, 
die  dem  Vaseline  bei  gewöhnlicher  Zimmertemperatur  eigen  ist,  wie 
man  sich  durch  Umrühren  mit  dem  Platinspatel  leicht  überzeugen  kann, 
liefse  sich  also  jedenfalls  mit  der  Krücke  leicht  bearbeiten. 

Der  Auslaugerückstand  besteht  aus  kieselsaurem,  kohlensaurem 
Kalk,  Fluorcalcium  und  ganz  geringen  Mengen  von  Kalisalzen,  die  sich 
nicht  vollständig  entfernen  lassen.  Derselbe  kann  ebenfalls  in  der  Glas- 
industrie Verwendung  finden,  so  dafs  man  bei  diesem  Verfahren  über- 
haupt keine  werthlosen  Abfallproducte  erhält. 

Um  die  Einwirkung  einer  Sodalösung  auf  Fluorkalium  zu  prüfen, 
wurde  eine  concentrirte  heifse  Lösung  von  15s  Fluorkalium  (aus  Flufs- 
säure  und  Kaliumcarbonat  hergestellt)  mit  einer  Lösung  von  13s,5 
Natriumcarbonat  in  etwa  20s  VV^asser  versetzt.  Unter  heftigem  Auf- 
wallen  der  Flüssigkeit   entstand  Fluornatrium   als    feinkörniger  Nieder- 


gg  Kryolith  und  seine  Stellvertreter  in  der  Glasindustrie. 

schlag,  der  sieh  von  der  Lösung  leicht  trennen  liefs.  Derselbe  wurde 
abfiltrirt,  gewaschen  und  getrocknet.  Das  Fluomatrium  erschien  als 
schneeweilses  Pulver,  freilich  nicht  in  der  gewünschten  Ausbeute ,  da 
die  Waschwässer  nicht  wieder  aufgearbeitet  werden  konnten. 

Will  man  den  ökonomischen  Werth  des  neuen  Verfahrens  be- 
urtheilen,  so  ist  es  noth wendig,  folgendes  zu  erwägen:  Bei  der  Dar- 
stellung von  Fluornatrium  werden  verbraucht :  Flufsspath ,  fein  ge- 
mahlener Sand,  Soda  und  geringe  Mengen  von  Potasche,  die  beim 
Prozess  verloren  gehen,  ferner  Kohle,  die  theils  zum  Schmelzen  der 
Mischung,  theils  zum  Eindampfen  der  Lauge  verbraucht  wird:  der  Auf- 
wand an  Brennmaterial  dürfte  jedoch  ein  nicht  sehr  hoher  sein,  da  die 
Aufschliefsung  bei  verhältnifsmäfsig  niedriger  Temperatur  vor  sich  geht, 
und  die  Laugen  an  sich  sehr  concentrirt  sind.  Dagegen  wird  gewonnen: 
Fluornatrium  und  als  Abfall  kieselsaurer  Kalk.  Bedenkt  man  nun,  dafs 
beim  Einschmelzen  von  Fluomatrium  im  Glase  eine  demselben  und 
daher  auch  der  zu  seiner  Darstellung  verwendeten  Soda  äquivalente 
Menge  Natron  frei  wird,  dafs  man  ferner  durch  die  Möglichkeit,  be- 
deutende Quantitäten  Feldspath  in  das  Glas  einzuschmelzen,  eine,  den 
Verlust  an  Potasche  bei  Weitem  übersteigende  Menge  Kali  gewinnt,  dafs 
endlieh  der  Abfall  —  kieselsaurer  Kalk  —  in  Krystallgläsern  ein- 
geschmolzen werden  kann  und  daher  mindestens  dem  Werthe  des  ver- 
wendeten Sandes  entspricht,  so  bleiben  als  Materialien,  die  nicht  zurück- 
gewonnen werden,  nurmehr  der  Flufsspath  und  ,die  Kohle.  Vergleicht 
man  den  Preis  dieser  beiden  Körper  mit  dem  des  Kryolithes,  so  zeigt 
sich,  dafs  selbst  bei  geringen  Ausbeuten  das  Verfahren  lukrativ  sein 
wird,  falls  seine  Durchführung  im  Grofsen  nicht  an  technischen  Hinder- 
nissen scheitert.  Die  gröfste  Schwierigkeit  dürfte  das  Auffinden  einer 
passenden  Herdsohle  sein,  die  durch  das  schmelzende  kohlensaure  Kalium 
und  Fluorkalium  nicht  angegriffen  wird.  Vielleicht  bilden  die  basischen 
Ziegel,  die  ja  in  grofsen  Eisenwerken  bereits  käuflich  zu  haben  sind, 
das  geeignete  Material  für  diesen  Zweck. 

Die  eben  beschriebenen  Versuche,  die  zum  Theil  im  Laboratorium 
für  anorganische  Technologie  am  Polytechnikum  zu  Wien  ausgeführt 
wurden,  waren  schon  vor  mehr  als  2  Jahren  abgeschlossen.  Mit  der 
Publication  meiner  Arbeit  habe  ich  nur  darum  so  lange  gezögert,  weil 
ich  die  Absicht  hatte,  den  Werth  derselben  durch  Versuche  im  gröfseren 
Mafsstabe  zu  prüfen,  wozu  ich  aber  keine  Gelegenheit  fand. 

Inzwischen  habe  ich  mich  anderen  Gebieten  der  Chemie  zugewendet, 
und  so  übergebe  ich  denn  die  Resultate  meiner  Studien  der  Oeffentlich- 
keit  mit  dem  Wunsche,  dieselben  mögen  nicht  ganz  ohne  Nutzen  für 
die  Industrie  bleiben. 

München,  im  December  1868. 


Bestimmung  von  kleinen  Mengen  Arsen  in  Geweben  u.  s.  w.  89 

Bestimmung  von  kleinen  Mengen  Arsen  in  Geweben, 
Gespinnsten  und  Tapeten. 

R.  Fresenius  und  E.  Hintz  theilen  in  der  Zeitschrift  für  analytische 
Chemie^  1888  Bd.  27  S.  179,  mit,  dafs  sie  die  sogen,  schwedische  Me- 
thode zur  Untersuchung  arsenhaltiger  Gegenstände  in  zweckentspre- 
chender Weise  zu  einer  quantitativen  Methode  umgestaltet  haben.  Sie 
verfahren  wie  folgt: 

25s  der  Zeugprobe i  wurden,  zerschnitten,  in  eine  tubulirte,  etwa 
•(.j'  fassende  Retorte  von  böhmischem  Glase  (Kaliglas)  gebracht  und 
mit  '141  concentrirter  Salzsäure  vom  specifischen  Gewichte  1,19  über- 
gössen. Der  Hals  der  Retorte  war  im  stumpfen  Winkel  gebogen  und 
dieselbe  so  aufgestellt,  dafs  der  an  den  Bauch  stofsende  Theil  des 
Halses  schief  aufwärts,  der  andere  dagegen  schräg  abwärts  gerichtet  war. 
Dieser  letztere  war  mit  einem  Kühler  verbunden,  dessen  Kühlrohr  luft- 
dicht in  eine  tubulirte  Vorlage  von  etwa  700  bis  SOC^*^  Inhalt  führte. 
Die  Vorlage  wurde  mit  etwa  200'='^  Wasser  beschickt  und  war,  um  sie 
abzukühlen,  in  ein  gröfseres,  mit  Wasser  gefülltes  Gefäfs  eingetaucht; 
mit  der  Vorlage  war  durch  den  Tubus  derselben  eine  etwas  Wasser 
enthaltende  Peligot'sche  Röhre  verbunden. 

Nach  etwa  einsfündigem  Digeriren  des  Stoffes  mit  der  concentrirten 
Salzsäure  brachte  man  5'^'^  einer  kalt  gesättigten,  wässerigen  Eisen- 
chlorürlösung  in  die  Retorte,  setzte  den  Glasstopfen  derselben  unter 
Anwendung  von  Vaselin  luftdicht  schliefsend  in  den  Tubulus  ein  und 
erwärmte  nun  zunächst  gelinde.  Nachdem  das  überschüssige  Chlor- 
wasserstoflfgas  übergegangen  war,  steigerte  man  die  Temperatur,  so 
dafs  die  Flüssigkeit  ins  Kochen  kam  und  setzte  dies  fort,  bis  starkes 
Schäumen  eine  weitere  Destillation  unmöglich  machte.  Es  gelingt  so 
fast  stets  mehr  als  zwei  Drittel  der  in  der  Retorte  befindlichen  Flüssig- 
keit abzudestilliren. 

Nach  dem  Erkalten  fügte  man  nochmals  100'^'^  Salzsäure  von 
1,19  spec.  Gew.  zu  dem  Inhalte  der  Retorte  und  destillirte  in  gleicher 
Weise  möglichst  weit  ab.  In  diesem  zweiten  Destillate  sind  bei  den 
relativ  kleinen  zu  bestimmenden  Quantitäten  nur  noch  sehr  geringe 
Arsenmengen  vorhanden,  wie  die  Beleganalyse  beweist. 

Die  beiden  durch  organische  Substanzen  braun  gefärbten  Destillate 
wurden  mit  dem  Inhalte  der  Pe'ligof  sehen  Röhre  vereinigt  und  auf  etwa 
SOOt^'^  verdünnt.  In  diese  Flüssigkeit  leitete  man  dann  anfangs  unter 
gelindem  Erwärmen,  zuletzt  in  der  Kälte  Schwefelwasserstoff  und  liefs 
etwa  12  Stunden  stehen.  Der  ausgeschiedene  Niederschlag  enthielt 
neben  Schwefelarsen  verhältnifsmäfsig  viele  organische  Substanzen,  von 
welchen  er  befreit  werden  mufste. 

Zu   diesem   Zwecke    sammelte    man    den   Niederschlag  aut   einem 


1  Bei  den  untersuchten  Kattunen  entsprachen  25g  ungefähr  2000qcm. 


yü  BfSlimiiuiu"^  von  kleinen  Mengen  Arsen  in  Geweben  ii.  6.  w. 

Asbesttilter,  welches  mau  durch  entsprechendes  Einlegen  von  Asbest  iu 
einen  Trichter,  dessen  Stiel  mit  einem  Glashahue  versehen  war,  bereitet 
hatte.  Nach  kurzem  Auswaschen  des  Niederschlages  wurde  der  Hahn 
des  Trichters  geschlossen  und  der  Niederschlag  in  dem  Trichter  unter 
Bedecken  mit  einer  Glasplatte  mit  Bromsalzsäure  behandelt,  welche 
durch  Auflösen  von  Brom  in  Salzsäure  von  1,19  spec.  Gew.  hergestellt 
worden  war.  Nachdem  die  Bromsalzsäure  genügend  lange  eingewirkt 
hatte,  liefs  man  die  erhaltene  Lösung  durch  Oettnen  des  Hahnes  in  den 
Fällungskolben  abfliefsen,  an  dessen  Wänden  häutig  noch  geringe  An- 
theile  des  SchwefelwasserstoH'niederschlages  hafteten.  Um  jede  Ver- 
dünnung der  Salzsäure  möglichst  zu  vermeiden,  wurde  das  Auswaschen 
des  Asbestfllters  gleichfalls  mit  Salzsäure  von  1,19  spec.  Gew.  bewirkt.'^ 
In  dem  Kolben  versetzte  man  die  Flüssigkeit  wieder  mit  überschüssigem 
Eisenchlorür  und  brachte  dann  unter  Nachspülen  mit  der  coneentrirten 
Salzsäure  den  Kolbeninhalt  in  die  entsprechend  kleinere  Retorte  eines 
zweiten,  im  Uebrigen  dem  oben  beschriebenen  gleichen  Destillirapparates. 

Der  Inhalt  der  Retorte  wurde  hierauf  der  Destillation  unterworfen, 
und  zwar  gelang  es  jetzt,  bis  auf  einen  ganz  kleinen  Rest  abzudestilliren, 
so  dafs  in  der  Regel  mit  einer  einmaligen  Destillation  alles  Arsen  in 
das  Destillat  übergeführt  wird. 

Der  Inhalt  der  Vorlage  und  des  Petigot'schen  Rohres  lieferten  nun, 
wie  zuvor  mit  Schwefelwasserstoffgas  behandelt,  reines  Arsentrisultid. 
Letzteres  wurde  auf  einem  bei  110"  getrockneten  Filter  gesammelt, 
zunächst  vollständig  mit  Wasser  und  schliefslich,  zur  Entfernung  bei- 
gemengten Schwefels,  auf  einander  folgend  wiederholt  mit  absolutem 
Alkohol,  Schwefelkohlenstoff  und  wieder  mit  Alkohol  ausgewaschen 
und  nach  dem  Trocknen  bei  110"  gewogen. 

Sämmtliche  bei  der  Methode  verwandten  Reagentien  müssen  sich 
selbstverständlich  bei  einem  blinden  Versuche  als  frei  von  Arsen  er- 
weisen: ebenso  mufs  die  geeignete  Beschaffenheit  der  zur  Verwendung 
kommenden  Glasgefäfse  durch  Benutzung  bei  dem  blinden  Versuche 
dargethan  werden. 

Die  folgenden  Versuche  lassen  erkennen,  dafs  die  beschriebene 
Methode  befriedigende  Resultate  liefert. 

a)  25S  Leinwand  wurden  unter  Zusatz  einer  0^,0164  Arsen  entlialtendeu 
Menge  von  arsensaurer  Ammonmagnesia  (deren  Arsengehalt  durch  Ueber- 
führen  einer  Probe  in  pjToarsensaure  Magnesia  festgestellt  war)  in  angegebener 
Weise  behandelt.     Man  erhielt 

aus  dem  ersten     Destillate  Dreitaehscliwerelarsen     0s,0255 
„       „      zweiten  „  „  Or,0015 

zusammen     0",0'i7Ü 
entsprechend  Arsen  0s,0165. 


'^  Selbstverständlich  kann  man  auch  statt  des  Asbestlillers  ein  Papierlilter 
anwenden,  doch  niul's  man  dann  schwächere  liromsalzsäure  und  zum  Aus- 
waschen des  in  der  Bromsalzsäure  unlöslichen  Kückstandes  eine  verdiinntere 
Salzsäure  verwenden. 


Bestimmung  des  Glyceringehaltes  von  Rohglycerinen.  91 

b)  25S  Leinwand,  unter  Zusatz  einer  Og,0164  Arsen  enthaltenden  Menge 
von  arsensaurer  Ammonmagnesia  behandelt,  lieferten  aus  den  vereinigten 
Destillaten  Og,025S  Dreifachschwefelarsen,   entsprechend  Og,0157  Arsen. 

Schliefslich  werden  noch  die  Resultate  mitgetheilt,  welche  5  Proben 
von  Kattunen  bei  doppelter  Ausführung  lieferten: 


Gewicht 

Gewogenes 

Procentgehalt 

in  g 

Schwofelarsen  in  g 

an  Arsen 

Nr.  I 
brauner  Kattun 

a) 

.     25,72    . 

.     .     0,0247  .     . 

.     0,059 

b) 

.     29,76    . 

.     .     0,0292  .     . 

.    0,060 

Nr.  II 

a) 

.     25,69    . 

.     .     0,0030  .     . 

.     0,007 

schwarzer  Kattun 

b) 

.     26,43    . 

.     .     0,0029  .     . 

.     0,007 

Nr.  III 

a) 

.     25,17    . 

.     .    0,0054  .     . 

.     0,013 

schwarzer  Kattun 

b) 

.     25,15    . 

.     .     0,0045  .     . 

.     0,011 

Nr.  IV             ; 
grauer  Kattun 

a) 

.     26,07    . 

.     .     0,0180  .     . 

.     0,042 

b) 

.     27,58    . 

.     .     0,0168  .     . 

.     0,037 

Nr.  V             ; 
grauer  Kattun     ] 

a) 

.     26,83    . 

.     .     0,0038  .     . 

.     0,009 

b) 

.     24,71    . 

.     .     0,0028  .     . 

.     0.007 

Bei  den  untersuchten  Stoffen  verblieb  in  der  Retorte  ein  schwarzer 
Rückstand,  derselbe  wurde  abfiltrirt  und  in  einer  Silberschale  mit 
Kalihydrat  und  Salpeter  geschmolzen.  Die  Wasserlösung  der  Schmelze, 
auf  Arsen  geprüft,  lieferte  kein  Arsen. 

Die  Methode  läfst  sich  auch  zur  Bestimmung  des  Arsens  in  Farb- 
stoffen verwerthen.  Es  gelang  z.  B.  nach  derselben  den  Arsengehalt 
einer  Fuchsinprobe,   unter  Anwendung   von   1?  Substanz,   festzustellen. 


Bestimmung  des  Glyceringehaltes  von  Rohglycerinen. 

In  den  Monatsheften  für  Chemie^  1888  Bd.  9  S.  521  schlagen  R.  Be- 
nedikt und  M.  Cantor  das  „Acetin- Verfahren"  zur  Bestimmung  des 
Glyceringehaltes  in  Rohglycerinen  vor.  Demselben  liegt  folgendes 
Prinzip  zu  Grunde : 

Glycerin  geht  beim  Kochen  mit  Essigsäureanhydrid  quantitativ  in 
Triacetin  über.  Löst  man  sodann  in  Wasser  und  neutralisirt  die  freie 
Essigsäure  genau  mit  Natronlauge,  so  läfst  sich  hierauf  die  Menge  des 
in  Lösung  befindlichen  Triacetins  leicht  durch  Verseifen  mit  Natron- 
lauge und  Zurücktitriren  des  Ueberschusses  bestimmen. 

Zur  Ausführung  des  Versuches  bereitet  man: 

1)  1(2-  bis  •/[ -Normalsalzsäure,  deren  Titer  auf  das  Genaueste  ge- 
stellt sein  mufs. 

2)  Verdünnte,  nicht  titrirte  Natronlauge  mit  nicht  mehr  als  203 
Natronhydrat  im  Liter.  Des  bequemeren  Arbeitens  halber  verbindet 
man  das  Gefäfs,  in  welchem  sie  aufbewahrt  wird,  mit  einer  Nach- 
flufsbürette. 

3)  Concentrirte,  etwa  lOprocentige  Natronlauge.  In  die  1  bis  l'i^' 
fassende  Flasche  setzt  man  mittels  Kautschukpfropfens  eine  25'''^  Pipette 
ein,  deren  oberes  Ende  mit  einem  Stückchen  Kautschukschlauch  und 
Quetschhahu  verschlossen  ist. 


92  Bestimmung  dos  Glyceringehaltes  von  Rohglycerinen. 

Mau  wägt  1  bis  l'-^^  der  Probe  in  einem  weithalsigen  Kölbchen 
mit  kugelförmigem  Boden  von  etwa  lOOf^c  Inhalt  ab,  fügt  7  bis  88 
Essigsäureanhjdrid  uud  etwa  38  entwässertes  Natriumacetat  hinzu  und 
kocht  1  bis  l'i  Stunden  am  Rückflufskühler.  Man  läfst  etwas  ab- 
kühlen, verdünnt  mit  50'^'^  Wasser  und  erwärmt  bis  zum  beginnenden 
Sieden.  Dies  mufs  ebenfalls  am  Rückflufskühler  geschehen,  da  das 
Triacetin,  wie  wir  durch  den  Versuch  festgestellt  haben,  mit  Wasser- 
dämpfen  ziemlich  leicht  und  unzersetzt  flüchtig  ist. 

Hat  sich  das  am  Boden  befindliche  Oel  gelöst,  so  filtrirt  man  in 
einen  weithalsigen  Kolben  von  400  bis  COO'^c  Inhalt  ab,  wodurch  die 
Flüssigkeit  von  einem  meist  weifsen  und  flockigen  Niedersehlage  ge- 
trennt wird,  welcher  bei  Rohglycerinen  ziemlich  reichlich  sein  kann, 
und  den  gröfsten  Theil  der  organischen  Verunreinigungen  enthält. 
Man  wäscht  das  Filter  gut  nach,  läfst  das  Filtrat  vollständig  erkalten^ 
fügt  Phenolphtalein  hinzu  und  neutralisirt  genau  mit  der  verdünnten 
Natronlauge.  Der  Uebergang  ist  bei  einiger  Aufmerksamkeit  leicht  zu 
erkennen,  die  Neutralisation  ist  erreicht,  wenn  sich  die  schwach  gelb- 
liche Farbe  der  Flüssigkeit  in  Röthlichgelb  verwandelt.  Eine  eigent- 
liche Rothfärbung  tritt  erst  bei  einem  zu  vermeidenden  Ueberschusse 
der  Lauge  ein. 

Die  Neutralisation  mufs  in  der  Kälte  und  mit  verdünnter  Lauge 
(nicht  stärker  als  halbnormal)  erfolgen,  da  das  Triacetin  sonst  schon 
zum  Theile  verseift  wird. 

Man  füllt  nun  die  in  die  lOprocentige  Lauge  eingesetzte  Pipette 
und  läfst  sie  in  die  Flüssigkeit  ablaufen.  Die  Pipette  mufs  bei  jedem 
Versuche  in  genau  gleicher  Weise  entleert  werden,  was  am  leichtesten 
erreicht  wird,  wenn  man  nach  dem  Ausfliefsen  des  Flüssigkeitsstrahles 
immer  dieselbe  Anzahl  von  Tropfen  (z.  B.  drei)  nachlaufen  läfst.  Man 
kocht  eine  Viertelstunde  und  titrirt  den  Ueberschufs  der  Lauge  mit 
Salzsäure  zurück. 

Hierauf  ermittelt  man  den  Natrongehalt  von  25'^'^  Lauge,  welche 
man  in  der  angegebenen  Weise  abmifst,  durch  Titration  mit  Salzsäure. 

Beispiel;  1?,324  Glj'cerin. 

25CC  Lauge  neutralisiren 60cc,5      l/i -Normalsalzsäure 

Zum  Zurücktitriren  verbraucht  ....    21™,5  „  ., 


Zur  Zerlegung  des  Triacetins  verbraucht    39cc,0     i/i-Normalsalzsänre. 

icc  Normalsalzsäure  entspricht  0,092  :  3  =  üg,03067  Olycerin. 
Somit  enthielt  die  Probe: 

0,03067  X  39  =  lg,lÜ60  ülycerin  oder  90,3  Proc. 
Das  Verfahren   wurde   zunächst   mit  destillirtem  Glyceriu   geprüft 
und  z.  B.  gefunden: 

Mit  Abbes  Aeetin-Methode 

RetVactometer  I.  II. 

Proc.  Glycerin  ....         89        ...     88,9     .     .     89,2 
, 93—94     .     .     .     93,5     .     .     94,1 

Zwei  Rohglycerine  liefsen  bei  der  Untersuchung  finden: 


Bestimmung  des  Glyceringehaltes  von  Rohglycerineu.  93 

I.  II. 

Rohglycerin  A  77,6  Proc.     77,2  Proc.  Glvceriu 

B  77,0       „        77,5       „ 

Diese  Zahlen  stimmen  mit  den  im  Fabriksbetriebe  erhaltenen  Aus- 
beuten gut  überein. 

Es  ist  somit  zu  hoffen,  dafs  das  Acetinverfahren  die  in  den  Fa- 
briken meist  noch  geübte  umständliche  und  zeitraubende  Probedestilla- 
tion wird  ersetzen  können. 

Erwähnt  sei  auch,  dafs  in  einem  Glycerinpeche  noch  45  Proc. 
Glycerin  gefunden  wurden. 

Untersuchung  von  Fetten  auf  einen  Gehalt  an  Diglyceriden.  Aus  der 
Leichtigkeit,  mit  welcher  sich  Glycerin  in  Triacetin  verwandeln  läfst, 
kann  geschlossen  werden ,  dafs  auch  die  Mono-  und  Diglyceride  der 
höheren  Fettsäuren  beim  Kochen  mit  Essigsäureanhydrid  in  Triglyceride 
übergeführt  werden  können.  Damit  ist  ein  neues  Hilfsmittel  zur  Unter- 
suchung der  Fette  gegeben,  indem  sich  nunmehr  ein  Gehalt  an  Mono- 
oder  Diglyceriden  direkt  bestimmen  läfst. 

Sei  M  das  Molekulargewicht  des  Diglycerides,   a  die  Verseifungs- 
zahl    des  Fettes    vor  jind  b  nach  der  Acetylirung,  so  ist,  da  56,1  das 
Molekulargewicht    des    Kalihj'drates,    42   das  Aequivalent    des    Restes 
C2H2O  ist,  der  Procentgehalt  des  Fettes  an  dem  Diglycerid: 
lOOMjß—a) 
5600—426  • 

Man  habe  z.  B.  Rübölstearin  auf  seinen  Gehalt  an  Dierucin 
C3H5(OC2,,H4,).,OH  zu  prüfen,  welches  Will  und  Reimer^  darin  auf- 
gefunden haben. 

Man  bestimmt  die  Verseifungszahl,  acetylirt  20  bis  50s  Fett  nach 
der  Vorschrift  von  Benedikt  und  Vlzer'^  und  ermittelt  neuerdings  die 
Verseifungszahl.  Dieselbe  ist  für  reines  Dierucin  =  153,3,  für  acetylirtes 
Dierucin  =  217,4.     Das  Molekulargewicht  des  Dierucins  ist  =  732. 

Man  habe  gefunden  a  =  46,0,  6=:  67,8,  somit  ist: 

100  X  732  X  21,8  . 

^  =  r^'nn . .,  ,,  ..^  q  =  30  Proc.  Dieruciu. 

5b00  —  42  X6/,8 

Wenn  der  Gehalt  an  Diglj'ceriden  sehr  gering  ist,  dürfte  es  sich 
empfehlen,  die  gebundene  Essigsäure  nicht  durch  Verseifung,  sondern 
nach  der  Reichert schtn  Methode,  vielleicht  in  der  von  Goldmann  vor- 
geschlagenen Modiflcation  anzuwenden. 

Die  Rechnung  gestaltet  sieh  etwas  complicirter,  wenn  das  Fett 
Glyceride  von  Oxyfettsäuren  enthält,  da  dieselben  ebenfalls  eine  Acetyt- 
zahl  ergeben.  Man  stellt  sodann  aus  etwa  508  der  Probe  die  freien 
Fettsäuren  dar  und  bestimmt  deren  Acetytzahl. 

Reimer  und   Wilt^  geben  nun  speciell  für  Rüböl  an,  dafs  die  darin 

1  Berichte  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft^  19.  3320. 

2  Monatshefte  für  Chemie,  8.  41. 

3  Berichte   der  deutschen  chemischen   Gesellschaft,  20.  2385. 


94  Kleinere  Mittheilungen. 

enthaltene  flüssige  Säure  nicht  Oelsäure,  sondern  eine  der  Ricinusölsäure 
isomere  Oxjölsäure  (Rapinsäure)  sei.  Dies  steht  jedoch  mit  der  nie- 
drigen Aeetytzahl  der  Riibölsäuren  in  Widerspruch,  welche  von  Benedikt 
und  Ulzer  zu  6,3  gefunden  wurde,  entsprechend  einem  Gehalte  von  nur 
3,8  Proc.  an  Oxyölsäuren.  Demnach  kann  die  „Rapinsäure^'  das  dritte 
SauerstofFatom  nicht  in  Form  einer  Hydroxylgruppe  enthalten. 

Dafs  die  Untersuchung  der  Riibölsäuren  durch  die  verdienstvollen 
Arbeiten  von  Reimer  und  Will  noch  nicht  abgeschlossen  ist,  geht  auch 
daraus  hervor,  dafs  Rüböl  aus  der  ^wWschen  Lösung  100  Proc.  Jod 
aufnimmt  und  die  von  Reimer  und  Will  im  Rüböle  gefundenen  Säuren 
weit  niedrigere  Jodzahlen  haben,  nämlich: 

.Jod  zahl 
Erucasäure  ....     75,2 
Behensäure      .     .     .      0,0 
Rapinsäure  ....     85,2. 

Es  mufs  somit  mindestens  noch  Eine  Säure  aus  der  Linol-  oder 
Linolensäurereihe,  und  zwar  in  grofsen  Quantitäten,  vorhanden  sein. 

Das  Dierucin  ist  das  einzige  Diglj-cerid,  welches  bisher  aus  natür- 
lichen Fetten  isolirt  wurde,  und  es  mufs  noch  dahingestellt  bleiben,  ob 
dasselbe  auch  schon  in  frisch  geprefstem  Rüböle  enthalten  ist. 

Allen  hat  neuerdings  die  Vermuthung  ausgesprochen,  dafs  das 
Japanivac/is  Dipalmitin  enthalte.  Die  direkte  Prüfung  in  der  angege- 
benen Weise  gab  ein  negatives  Resultat.  Die  Verseifungszahlen  des 
acetylirten  und  des  ursprünglichen  Wachses  wurden  genau  gleich, 
nämlich  zu  222  gefunden. 

Bell  erhielt  bei  der  Verseifung  des  Kuhbutterfettes  mit  unzurei- 
chender alkoholischer  Kalilauge  ein  bei  4,4"  schmelzendes  Oel,  welches 
er  für  ein  Diglycerid  hielt.  Bei  Wiederholung  des  Versuches  wurde 
in  der  That  ein  dünnflüssiges,  stark  nach  Buttersäureälher  riechendes 
Oel  erhalten,  welches  jedoch  bei  der  Verseifung  keine  nachweisbare 
Glycerinmenge  lieferte  und  zum  gröfsten  Theile  aus  Fettsäureäthyl- 
estern bestand. 

Verstellbare  Küstvorrichtung. 

Bei  der  sicli  mehr  und  mehr  einbürgernden  ^'er\vendung  von  Eisent)alken, 
sowohl  der  Doppel-T-  als  der  Belageisen,  mit  Uewölbeausbau,  verdient  nach- 
stehend beschriebene  Rüstvorrichtung  von  Karl  Kilting  in  Obersontheim  (Würt- 
temberg) (D.  R.  P.  Nr.  43970  vom  15.  Januar  1888)  wegen  ihrer  Handlichkeit 
in  weiteren  Kreisen  bekannt  zu  werden. 

Die  Rüstung  (Fig.  1  Tat'.  5)  wird  an  die  Balken ,  zwischen  welchen  eine 
Wölb-  oder  Betondecke  hergestellt  werden  soll,  angehängt.  Sie  besteht  aus 
Haken  A,  einer  steifen  Schiene  D,  einer  biegsamen  Schiene  B  und  einer  An- 
zahl Holzlatten,  welche  die  Lehre  bilden.  Die  Schiene  B  geht  durch  Schlitze  a 
in  den  Haken  und  wird  durch  Schrauben  i,  welche  in  den  verschiebbaren 
Muffen  C  sitzen,  nach  dem  gewünschten  Halbmesser  gekrümmt.  Zur  Fest- 
stellung der  Schiene  B  in  den  Haken  A  dienen  die  Schrauben  d.  MufTen  F 
mit  Nasen  c  sichern  die  Haken  A  in  der  jeweiligen  Spannweite.  —  Soll  die 
Decke  zwischen  den  Trägern  ganz  eben  werden,  so  werden  die  Muffen  C  mit 
den  Schienen  B  entfecnt  und  die  Latten  unmittelbar  auf  die  Schienen  D  ver- 


Kleinere  Mittheilungen.  95 

legt,   welche   in   den  Schlitzen  6   der  Hakenstücke  A  vollständig  in  die  Höhe 
geschraubt  worden  sind. 

Walzwerk  zur  Herstellung  von  Geschossen. 

Das  Walzwerk  zur  Herstellung  von  Geschossen  von  Ch.  Fairhairn  und 
M.  Wells  in  Manchester  (D.  R.  P.  Nr.  43140  vom  25.  Februar  1887)  (Fig.  6  bis  10 
Tal".  5)  hat  zwei  einander  parallel  gerichtete  und  mit  derselben,  oder  annähernd 
gleicher  Geschwindigkeit  in  gleicher  Drehrichtung  bewegte  VValzenpaare  RR\. 
F F\-,  welche  nach  einander  das  Werkstück  Q  bezieh.  P  zwischen  sich  aufnehmen, 
wobei  es  während  der  Bearbeitung  durch  je  eine  der  Hiltswalzen  C  oder  D 
unterstützt  wird.  Nach  der  Geschol'sspitze  zu  sind  die  Kaliber  mit  schrauben- 
förmigen Nuthen  versehen,  welche  das  Werkstück  nach  seiner  Spitze  zu 
drängen  streben.  Damit  sich  dasselbe  bei  der  mit  der  Formveränderung  ver- 
bundenen Querschnittsveränderung  nach  hinten  ausdehnen  kann,  wenn  es 
bereits  durch  die  Kreismesser  K  eingekerbt  ist,  wird  das  durch  Federn  T 
gehaltene  Endstück  der  Walzen  nach  hinten  verschoben.  Die  in  dem  Quer- 
stücke B  gelagerten  Walzen  CD  werden  mit  der  Spindel  S  allmählich  ge- 
hoben. Statt  dieser  Hilfswalzen  können  auch  zwei  Ober-  und  zwei  Unter- 
walzenpaare zur  Verwendung  kommen. 

Eiserne  Träger. 

Engineering^  vom  2.  November  1888,  theilt  eine  Construction  von  Trägern 
mit,  welche  J.  Goodtcin  als  Ersatz  für  die  gewöhnliche  Form  der  I-Träger 
benutzen  will.  Mit  Recht  wirft  der  Erfinder  den  Trägern  alter  Form  vor, 
dafs  sie  das  Auge  wenig  befriedigen  und  verwendet  deshalb  Träger,  deren 
Gurtungen  aus  Winkeleisen  bestehen  und  welche  durcli  gebogene  Winkeleisen 
verstrebt  sind.  Zwar  werden  diese  Träger  für  eine  gleiche  Belastung  schwerer 
ausfallen,  sie  bieten  dagegen  den  Vortheil  des  besseren  Aussehens  und  ge- 
statten eine  leichte  Anbringung  der  für  den  Boden  bestimmten  Holzconstruc- 
tion,  sowie  des  Kalk-  oder  Cementverputzes  bezieh,  der  Böden  aus  diesem 
Material.  In  den  Fig.  11  bis  17  Taf.  5  sind  einige  Ausfuhrungsweisen  dar- 
gestellt. Als  besonderen  Vortheil  erwähnt  der  Erfinder  die  Leichtigkeit,  mit 
welcher  bei  seiner  Weise  Röhren  für  Lüftungs-,  Heizungs-  u.  dgl.  Zwecke  an- 
gebracht werden  können. 

Apparat  zur  Herstellung  von  einfach-  und  doppeltkohlensaurem  Natron. 

Ein  verbesserter  Apparat  zur  Herstellung  von  Natriummono-  und  Natrium- 
bicarbonat  bei  dem  Ammoniakverfahren  wird  von  M.  R.  Wood  in  Industries  be- 
schrieben. Derselbe  hat  den  Zweck ,  den  Prozefs  mit  einer  grofsen  Menge 
Flüssigkeit  auszuführen  und  dabei  gleichzeitig  eine  verhältnifsmäfsig  geringe 
Menge  Lösung  zu  separiren,  in  welche  die  Kohlensäure  zuerst  eingeleitet  wird. 
Die  drei  Kessel  J,  B  und  C  sind  mit  einander  durch  die  Röhre  J  verbunden; 
an  dem  unteren  ist  ein  Ausllufs,  bestehend  aus  den  beiden  Ventilen  K  und 
dem  Gelafse  ÜT;,  angebracht.  Der  Behälter  D,  der  die  Salzlösung  enthält,  ist 
durch  L  mit  den  Kesseln  B  und  C  verbunden,  und  der  obere  Kessel  C  ist  mit 
einem  Sicherheitsventile  M  versehen.  Auf  diese  Weise  ist  in  allen  vier  Kesseln 
ein  gleichmäfsiger  Druck  hergestellt.  In  A  befindet  sich  ein  Rührapparat  E. 
der  aus  Schaufeln  zusammengesetzt  ist,  die  an  der  Achse  E^  befestigt  sind. 
E^  wird  durch  die  Riemenscheibe  M[  in  Bewegung  gesetzt.  Eine  Kühlschlange  F 
in  A  hat  ihren  Zutlufs  bei  N  und  Abtlufs  bei  jYj.  Der  Kühler  wird  durch 
das  Ventil  N^  regulirt  und  dadurch  gleichzeitig  der  Zutlufs  der  kalten  Salz- 
lösung. Ein  ähnlicher  Kühlapparat  befindet  sich  im  Kessel  ß.  Die  Gasröhre  G 
mündet  in  A  und  vertheilt  die  Kohlensäure  in  der  Flüssigkeit  in  A.  Ein 
Zweigrohr  G;  steht  mit  dem  Ammoniakbehälter  in  Verbindung.  Die  Salz- 
lösung in  A  wird  zunächst  mit  Ammoniak  gesättigt  und  dann  ein  Kohlen- 
säurestrom hindurchgeleitet.  Das  gebildete  Natrinmcarbonat  mit  dem  ent- 
standenen Chlorammonium  wird  weggeleitet.  W. 

Neue  Pulverisirmaschlne. 

Eine  Pulverisirmaschlne  nach  dem  Patente  von  H.  H.  Eames  in  Baltimore 
vom  27.  März  1888  (Nr.  4681)  beschreiben  Industries  wie  folgt: 


96  Kleinere  Mittheilungen. 

Die  Fig.  2  und  3  Taf.  5  zeigen  zwei  zu  einander  rtclitwinkelig  stehende 
Durchschnitte.  Cy linder  A  ist  in  zwei  Theile  getheilt,  B  und  C,  die  durch 
das  Charnier  />  und  die  beiden  Riegel  E  zusammengehalten  werden.  Die  zu 
zerkleinernde  Masse  wird  durch  den  Trichter  G  eingegeben  und  tritt  als  Pulver 
durch  die  Oeffnungen  //  aus.  Die  Achse  0  trägt  die  drei  seilliclien  Radnaben  fi, 
an  welchen  die  Rührarme  T  und  die  Scheiben  S  befestigt  sind.  Letztere  sind 
von  Stahl  und  mit  Löchern  versehen,  um  die  kleineren  Theilchen  von  einer 
Kammer  zur  anderen  gelangen  zu  lassen.  Damit  da.*;  Material  gegen  die 
äufsere  Wandung  unter  verschiedenen  Winkeln  geworfen  wird,  ist  der  Cylinder 
mit  gerippten  Segmenten  J  versehen.  Die  Theilplatten  K  haben  in  der  Mitte 
kreisrunde  OelTnungen  zum  Durchtritte  des  Materials.  Die  Rotation  der 
Rührer  T  und  der  daran  befestigten  Hämmer  V  erzeugt  in  den  Kammern 
einen  Luftzug,  der  den  gepulverten  Körper  wegführt. 

Cl^mandot's  Anordnung  zur   selbsttätigen    elektrischen  Meldung  des 
Vorbeifahrens  eines  Eisenbahnzuges. 

Um  das  Vorüberfahren  eines  Eisenbahnzuges  an  einer  bestimmten  Stelle 
der  Bahn  selbsthätig  nach  einem  anderen  Ürte  melden  zu  lassen,  bringt 
L.  CUtnandot  nach  dem  Genie  cipi/,  1888*  S.  107  folgende  elektrische  Anordnung 
in   Vorschlag. 

An  jener  Stelle  legt  er  die  Pole  einer  Batterie  b  mit  parallel  geschalteten 
Elementen  an  zwei  einander  gegenüber  liegenden  Schienen  des  Geleises  und 
zweigt  von  demselben  Drähte  nach  den  Enden  der  parallel  geschalteten  Rollen 
eines  Elektromagnetes  m  ab.  Der  Widerstand  des  Elektroniagnctes  m  wird 
kleiner  gewählt  als  der  Widerstand  des  zwischen  den  beiden  Schienen  liegenden 
Erdbodens.  Daher  hält  m  seinen  Anker  angezogen  und  dieser  schliefst  den 
Strom  einer  Batterie  B  in  der  nach  dem  Orte,  wo  die  Meldung  erfolgen  soll, 
geführten  Leitung,  in  welche  daselbst  ein  zweiter  Elektromagnet  M  ein- 
geschaltet ist,  dessen  Anker  daher  ebenfalls  angezogen  bleibt.  Der  vorüber- 
fahrende Zug  schliefst  b  kurz,  der  Anker  von  m  fällt  ab,  der  Anker  von  M 
fällt  deshalb  auch  ab  und  schliefst  dabei  einen  Theil  von  B  durch  eine 
Rasselklingel. 

Anscheinend  soll  aber  die  Klingel  auch  noch  forlläuten,  wenn  der  Zug 
voi'bei  ist  und  der  Anker  von  m  die  Leitung  für  M  wieder  geschlossen  hat. 
Deshalb  bringt  CUtnandot  am  Anker  von  M  noch  einen  Contact  an,  der  beim 
Abfallen  des  Ankers  die  Leitung  von  M  nach  B  unterbricht,  also  gegen  diesen 
Anker  isolii-t  sein  mul's.  Nach  dem  Vorbeifahren  des  Zuges  mufs  dann  von 
dem  Beamten  an  dem  Orte  der  Meldung  ein  Knopf  kurze  Zeit  gedrückt  werden, 
der  die  Batterie  ß  durch  M  hindurch  schliefst,  so  dafs  M  seinen  Anker  an- 
zieht, dadurch  aber  seine  eigene  Leitung  wieder  dauernd  schliefst  und  den 
Stromweg  durch  die  Klingel  wieder  abbricht. 


Bücher-Anzeigen. 


Untersuchungen  aus  der  Praxis  der  Gährungsindustrie  vou  Dr.  E.  Chr. 

Ilansen.    1.  Heft.    71  S.    2.40  Mark.    Müuchen.    üldenburg's  Verlag. 

Wegen  des  Inhaltes  dieses  ersten  Heftes  verweisen  wir  auf  die  empfeh- 
lende Beurtheilung  seitens  unseres  Fachberichterstatters  auf  S.  324  des  vorigen 
Bandes. 


Verlag  der  J.  ü.  Cotia'schen  Uuchhandlung  in  Stuttgart. 
Druck  von  Gebriider  Kröner  in  Stuttgart. 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  97 

Neuerungen  au  Holzbearbeitungsmaschinen. 

(Patentklasse  38.     Fortsetzung:  des  Berichtes  S.  49  d.  Bd.) 
Mit  Abbildungen  auf  Tatet  6  und  7. 

Zur  Herstellung  voq  bauchigen  Fässern  aus  einem  fortlaufenden, 
aus  Rundholz  nach  den  soeben  beschriebenen  Verfahren  herausgeschälten 
Holzblatte  gibt  G.  A.  Oncken  in  Riga  (*D.  R.  P.  Nr.  44916  vom  4.  März 
1888)  folgendes  Verfahren  au. 

Das  von  der  Schälmaschiue  kommende  Brett,  dessen  Breite  der 
Fafshöhe  entspricht,  geht  zunächst  durch  eine  Maschine,  mit  deren  Hilfe 
dasselbe  an  beiden  Kanten  (Längsseiten)  keilförmige  Ausschnitte  o  b 
(Fig.  54)  erhält,  welche  versetzt  zu  einander  angeordnet  und  je  nach 
der  gewünschten  Wölbung  des  Falsbauches  geformt  werden.  Das  Brett 
wird  dann  dem  Durchmesser  des  Fasses  entsprechend  zusammengerollt 
und  in  dieser  Form  getrocknet,  wonach  die  Bänder  aufgesetzt,  die  Fafs- 
enden  in  bekannter  Weise  zusammengetrieben,  mit  Kröse  und  Abschrä- 
gung  versehen  und  die  vorbereiteten  Böden  eingesetzt  werden. 

Das  so  hergestellte  Fafs  ist  in  Folge  der  erheblichen  Verminderung 
der  Fugen  leichter  dicht  zu  halten,  und  da  die  Anordnung  der  Fasern 
dem  natürlichen  Wüchse  des  Holzes  entspricht,  ist  dasselbe  auch  be- 
deutend stärker  als  ein  aus  einzelnen  Stäben  zusammengesetztes  Fafs. 
Auch  die  gegen  einander  versetzte  Anordnung  der  Fugen  trägt  wesent- 
lich zur  Erhöhung  der  Festigkeit  des  Fasses  bei. 

Zündhölzer  und  Zündholzschachteln. 

Neuerdings  hat  die  Königl.  Serbische  Zündholz-Monopol-Gesellschaft^ 
welche  aus  französischen  und  belgischen  Kapitalisten  besteht,  eine  Berliner 
Maschinenfabrik  mit  der  Lieferung  der  sämmtlichen  für  die  Fabrikation 
von  Streichhölzern  erforderlichen  Maschinen  und  Apparate  beauftragt. 
Diese  Thatsache  in  Verbindung  mit  dem  Umstände,  dafs  auch  im  fernsten 
Auslande  —  so  in  Japan,  China,  Brasilien  —  Zündholzfabriken  nach 
deutschem  Systeme  angelegt  sind,  spricht  dafür,  dafs  sich  unsere  Zündholz- 
industrie auf  einer  hohen  Entwickelungsstufe  befindet  und  dafs,  wenn 
auch  Schweden  die  Initiative  ergriffen  hat,  die  deutsche  Erfindung  des  sogen, 
„schwedischen"' Streichholzes  zu  verwerthen,  wir  heute  trotzdem  die  besten 
maschinellen  Einrichtungen   für  Herstellung   von  Zündhölzern   besitzen. 

Einer  Abhandlung  in  Eisen  und  Metall.,  1888  S.  31,  entnehmen  wir 
folgende  Angaben  über  die  Leistungsfähigkeit  und  die  Einrichtung  einer 
Zündholzfabrik. 

Ein  Etablissement  mittlerer  Gröfse  fertigt  mit  einem  Arbeiterstamme 
von  65  Köpfen,  unter  denen  sich  etwa  50  Frauen  und  Kinder  befinden, 
täglich  70000  Schachteln  Zündhölzer,  !so  dafs  auf  den  Kopf  mehr  wie 
1000  Schachteln  Leistungsfähigkeit  den  Tag  gerechnet  werden  fkann. 
Zieht  man  in  Betracht,  dafs  sich  unter  dieser  Arbeiterzahl  ungefähr  35 

Dinsler's  polyt.  Ji^umal  RH  ?71  Nr.  S    1SR9!I.  7 


*)8  Neuerungen  an  HoUbearbeitungsmaschinen. 

belinden,  welche  nur  zur  Füllung  der  .Schachteln  verwendet  werden,  so 
kann  man  aus  diesen  wenigen  Zahlen  die  Selbethätigkeit  der  Maschinen- 
constructionen  leicht  ermessen. 

Zur  Streichholzfabrikation  werden  mit  Vorliebe  die  Hölzer  der  Espe 
und  Pappel,  sowie  die  der  Weide  und  Linde,  welche  ihrer  Porosität 
wegen  das  Paral'lin  leicht  aufnehmen,  verwendet.  Die  beste  Methode 
der  Erzeugung  des  Holzdrahtes  für  Sicherheitszündhölzer  ist  das  Schäl- 
verfahren, dessen  man  sich  in  fast  allen  gröfseren  Fabriken  bedient. 
Beim  Schälverfahren  werden  die  Baumstämme  grün  ohne  vorheriges 
Trocknen  verarbeitet  und  zwar  zuerst  in  Klötze  von  etwa  370  bis  400°"" 
Länge  zerschnitten.  Hierzu  benutzt  man  eine  Pendelkreissäge  mit  einem 
Sägeblatte  von  950"'"'  Durchmesser.  Der  Stamm  liegt  auf  einem  Sup- 
porte, der  auf  einem  mit  Zahnstangen  versehenen  Bette  gelagert  ist. 
Mittels  Gritfrades  wird  der  Stamm  nach  jedesmaligem  Abschnitte  gegen 
einen  durch  Schraubspindel  genau  einstellbaren  Anschlag  geschoben, 
wodurch  die  abgesägten  Klötze  parallele  Schnittflächen  und  ganz  genau 
gleiche  Längen  erhalten.  Die  Klötze  werden  dann  auf  die  ganz  in 
Eisen  ausgeführte  Schälmaschine  gebracht;  das  Bett  derselben  ist,  um 
das  Einspannen  der  Baumklötze  zu  erleichtern ,  vorn  otl'en.  Die  von 
der  Borke  befreiten  Baumklötze,  welche  entweder  stammfrisch  sind 
oder  vorher  einige  Zeit  im  Wasser  gelegen  haben,  werden  auf  der 
Schälmaschine  eingespannt  und  hier  ein  S|)an  als  ein  langes,  gleich- 
mäfsig  dickes  Band  abgeschält.  Die  Stärke  des  Spanes  wird  durch 
Wechselräder  geregelt.  Der  Span  wird  durch  kleine  Messer,  die  in 
einem  Messerbehälter  eingesetzt  sind,  entweder  an  beiden  Seiten  be- 
säumt oder  in  Streifen  von  beliebiger  Breite  getrennt. 

Der  Span  für  die  Schiebe.schachteln  der  Zündholzschachteln  wird 
ebenfalls  mittels  solcher  Messerlialter  für  die  Schachfeiecken  passend 
eingeritzt  bezieh,  eingekehlt. 

Die  auf  der  Schälmaschine  erzeugten  Spaubänder  werden  in  etwa 
2"'  lange  Stücke  zerrissen  und  je  2  bis  7  neben  einander,  in  der  Holz- 
lade der  sogen.  Ab.schlagmaschine  zu  .50  bis  tiO  Spanlagen  über  einander, 
gepackt.  Dui-ch  Walzen  werden  die  Spanjiackete  zusammeiige])refst 
und  einem  beständig  auf  und  nieder  gehenden  Messer,  welches  dieselben 
in  fertige  quadratische  oder  rechteckige  Hölzchen  zerschneidet,  ent- 
gegengeführt. Nach  jedem  Schnitte  schiebt  die  Maschine  selbsthätig 
die  Spanpackete  um  eine  Hölzchendicke  vor.  Die  nunmehr  geschnittenen 
nassen  Hölzchen  kommen  in  einen  Apparat,  welcher  deren  rasche  und 
gründliche  Trocknung  auf  mechanischem  Wege  bewirkt.  Er  setzt  sich 
zusammen  aus  einer  Calorifere,  dem  eigentlichen  Trockenapparate  und 
dem  Exhaustor.  Ersterer  besteht  aus  einem  eisernen  Ofen  mit  senk- 
recht stehenden  Heizröhren,  in  welchen  die  unten  einströmende  Luft 
erwärmt  wird;  die  heifse  Luft  sammelt  sich  oben  im  Ofenkopfe  und 
gelangt  durch   ein  Rohr   in   den    eigentlichen  Trockenapparat,   welcher 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  99 

durch  senkrechte  Blechwände  in  mehrere  Abtheilungen  geschieden  ist. 
In  jeder  dieser  Abtheilungen  behnden  sich  mit  Siebboden  versehene 
Horden,  in  denen  sich  die  zu  trocknenden  Hölzchen  wirr  durcheinander 
behnden.  Die  heifse,  trockene  Luft  strömt,  von  oben  nach  unten  gehend, 
durch  die  nassen  Holzdrahtschichten  hindurch,  entzieht  denselben  die 
Feuchtigkeit  und  wird  durch  den  Exhaustor  aufgesaugt  und  ins  Freie 
geblasen. 

Nach  dem  Trocknen  werden  die  liegenden  Hölzchen  auf  der 
Gleichlegmaschine  geordnet  und  von  Splittern  und  Staub  gereinigt.  Die 
Hölzchen  werden  auf  den  Fächerkasten  geschüttet  und  dieser  wird  in 
den  oberen  Kasten  der  Maschine  hineingeschoben.  Wird  die  Maschine 
in  Bewegung  gesetzt,  so  ordnen  sich  durch  die  mittels  eines  Excenters 
verursachte  schnelle  rüttelnde  Bewegung  die  ganzen,  guten  Hölzchen 
in  den  Fächern  des  Fächerkastens,  halbe  Hölzchen  und  Splitter  fallen 
dagegen  durch  die  theilweise  geschlossenen  Böden  der  Fächer  hindurch 
in  einen  darunter  befindlichen  Staubkasten. 

Die  auf  diese  Weise  gereinigten  Hölzchen  gelangen  nunmehr  auf 
die  Einlegemaschinen,  wo  man  sie  in  Einlegerahmen,  von  denen  jeder 
etwa  2200  Stück  fafst,  spannt,  um  sie  auf  einmal  zu  parafhniren  oder  zu 
schwefeln.  Bevor  dies  jedoch  geschieht,  ist  noch  ein  kurzes,  aber 
kräftiges  Anwärmen  derselben  erforderlich.  Dies  geschieht  durch  Auf- 
legen der  gefüllten  Rahmen  auf  eine  erhitzte  eiserne  Platte,  oder  im 
heifsen  Sand  bade.  Zum  Paraffiniren  der  Zündhölzer  Hndet  ein  Apparat 
Verwendung,  in  dessen  doppelwandige  Paraffinpfanne  der  Dampf  durch 
ein  Rohr  und  ein  Dampfdruckminderungsventil  geleitet  wird  und  sowohl 
die  Pfanne,  als  das  höher  gelegene  Schmelzgefäfs  erwärmt.  Das  ge- 
schmolzene Paraffin  läuft  durch  ein  im  Boden  des  Schmelzgefäfses  be- 
findliches Loch  in  die  Paraffinpfanne,  jedoch  wird  der  Zutlufs  durch 
einen  Schwimmer  mit  Ventil  selbsthätig  abgesperrt,  sobald  der  zum 
Tunken  der  Hölzchen  nöthige  Paraffinstand  iu  der  Tunkpfanne  erreicht 
ist.  Dieser  Paraftinstand  ist  für  kurze  oder  lange  Hölzchen  nach  Be- 
lieben einstellbar  und  wird  während  des  Tunkens  durch  die  Schwimmer- 
vorrichtuug  selbsthätig  constant  erhalten.  Ebenso  wird  die  Temperatur 
des  Paraffins  selbsthätig  auf  richtiger  Höhe  erhalten,  indem  der 
Dampfdvuckregulator  den  eingestellten  Druck  und  damit  also  auch  die 
Temperatur  der  Pfanne  (2*^  Druck  auf  l'i'"  =  1200)  stets  gleich  erhält. 

Zum  Eintunken  der  in  Rahmen  gespannten  und  bereits  paraflinirten 
Hölzchen  in  die  Zündmasse  zum  Zwecke  der  Erzielung  der  Züudköpfcheu 
dient  eine  Maschine,  deren  wagerechter  Tisch  durch  Riemen  mittels 
Reibungsrollen  in  langsame  Umdrehung  versetzt  wird,  wobei  man  die 
aufgegossene  Zündmasse  durch  ein  Abstreichlineal  gleichmäfsig  und 
fortdauernd  über  die  ganze  Tischfiäche  ausbreitet.  Die  Rahmen  werden 
einer  hinter  dem  anderen  aufgelegt  und  nehmen  an  der  Drehung  des 
Tisches   theil,  gelangen    unter   eine  Druckwalze,    welche  sie  sicher  bis 


100  Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen. 

auf  die  Tischfläche  uiederprelst  und  werden,  fertig  getunkt,  auf  der 
vorderen  Seite  wieder  abgenommen. 

Das  Herausnehmen  der  fertigen  Zündhölzer  aus  dem  Rahmen  und 
das  Abfüllen  derselben  in  die  Schachteln  erfolgt  mit  der  Hand,  obwohl 
auch  hierfür  besondere  Maschinen  construirt  sind,  die  jedoch  der  hand- 
lichen Fer(igkeit  gegenüber  keine  Vortheile  besitzen  bezieh,  keine  Er- 
sparnisse gewähren. 

Die  auf  der  Schälmaschine  hergestellten  Schachtelspanbänder  werden 
mittels  der  Schachtelspantheilmaschine  rechtwinkelig  in  genau  gleich- 
grofse  Stücke  zerschnitten.  Die  Bänder  werden  zu  diesem  Zwecke  in 
einer  Packlade  etwa  50 fach  auf  einander  liegend  geordnet  und  mit 
dieser  auf  den  Tisch  gebracht;  geschnitten  wird  mit  der  Hand  mittels 
eines  Messerhebels.  Beim  Aufheben  des  Messers  erfolgt  der  Vorschub 
des  Tisches  mit  dem  Spaupacket  selbsthätig.  Der  Vorschub  selbst  wird 
für  Hülsen,  Einschiebsel  und  Böden  durch  entsprechend  gefräste  Wechsel- 
räder genau  eingestellt. 

Zur  Fertigstellung  der  Schachteln  bedient  mau  sich  einer  Hülsen- 
und  einer  Einschiebsel-Klebmaschine,  deren  Leistungsfähigkeit  sich  täg- 
lich auf  20  bis  30000  Schachteln  beläuft  und  deren  Handhabung  und 
Bedienung  von  jedem  Mädchen  bewirkt  werden  kann.  Schliefslich  wird 
eine  Etiquettirmaschine  zum  Aufkleben  der  Etiquetten  auf  die  Schachteln 
verwendet,  sowie  eine  Anstreichmaschine  zum  Anstreichen  der  Seiten- 
flächen mit  Zündmasse.  Mit  welcher  Schnelligkeit  letzteres  geschieht, 
geht  daraus  hervor,  dafs  eine  Anstreichmaschine  125000  Schachteln  mit 
Zündmasse  versieht.  Die  mit  Zündhölzern  gefüllten  Schachteln  werden 
in  die  an  der  Maschine  befindliche  Rinne  hochkantig  hineingestellt 
und  durch  einen  endlosen  Gurt  zwei  Gummiwalzen  zugeführt.  Diese 
schieben  sie  auf  einer  Führung  zwischen  zwei  umlaufenden  Kreispinsein, 
die  sie  auf  beiden  Seiten  zugleich  mit  Anstreichmasse  versehen,  hin- 
durch nach  der  Trockenvorrichtung,  welche  aus  Rippenheizröhren,  über 
denen  sich  eine  Führungsleiste  befindet,  besteht.  Auf  beiden  Seiten  ist 
die  Trockenvorrichtung  durch  Bleche  und  oben  durch  eine  Kappe  ge- 
schlossen. 

Auf  die  Construction  der  Zündholzschachtelmaschineu  ist  sehr  viel 
Scharfsinn  verwendet  worden.  Der  Arbeitsgang  dieser  Maschinen  ist  im 
Allgemeinen  derart,  dafs  der  fertig  geschnittene  Span  an  den  Biege- 
stellen eingeritzt  und  dann  mittels  Rollen  oder  Gabeln  um  einen  Block 
von  der  Form  der  herzustellenden  Sehachtel  herumgebogen  wird;  nun- 
mehr wird  der  mit  Klebstoff  versehene  Fupiersireifen  um  den  Kasten 
gewickelt  und  dieser  dadurch  festgehalten;  endlich  wird  für  die  Zünd- 
holz-Innenschachteln der  Boden  eingesetzt  oder  für  die  Aufsenschachteln 
das  Eti((uett  aufgeklebt.  Das  ganze  Verfahren  s|)ielt  sich  in  derselben 
Maschine  ab,  deren  Formblock  nur  entsprechend  der  beabsichtigten  Her- 
stellung von  Innen-  oder  Aufsenschachteln  ausgewechselt  wird. 


Neuerungen  an  Holzliearbeitungsmascliinen.  101 

Von  den  neuerdings  bekannt  gewordenen,  meist  sehr  zusammen- 
gesetzten Maschinen  sei  nur  die  zur  Herstelhmg  von  Ztindholz-Innen- 
und  Aufsenschaehteln  verwendbare  Maschine  von  F.  Lundgren  in  Stock- 
holm (*D.  R.  P.  Nr.  40841  vom  16.  Januar  1887)  nälier  beschrieben. 
Die  Maschine  ist  nach  verschiedenen  Schnitten  und  in  mehreren  Stel- 
hmgen  des  Formkörpers  in  Fig.  55  bis  60  dargestellt.  Sie  sei  in  ihrer 
Anwendung  zur  Herstellung  der  Innenschachteln  beschrieben. 

Die  Furnüre  werden  in  zwei  Behaltern  aufgestapelt.  Gemäl's  der 
Stellung  der  Theile  in  Fig.  55  ist  aus  dem  Behälter  für  die  Seitenfurnüre 
das  unterste  Furnür  a,  an  die  Form  G  geführt.  Der  Boden  a.^  dieses 
Behälters  trägt  die  beiden  Furniirhalter  04  und  05.  Das  Vorschieben 
der  Furnüre  erfolgt  mittels  Schiebers  a^,  der  in  Führung  a-  am  Boden  a.j 
beweglich  ist.  Der  Schieber  .selbst  hat  am  Vorderende  eine  Vertiefung, 
in  welche  das  unterste  Furnür  fällt,  wenn  der  Schieber  vollkommen 
zurückgezogen  ist.  Dies  Furnür  wird  dann  vom  Schieber  durch  einen 
zwischen  dem  Furnürhalter  a^  und  dem  Boden  aj  gebildeten  Spalt  gegen 
die  Form  G  vorgeschoben.  Das  Steckenbleiben  des  Furnürs  in  Folge 
von  Unebenheiten  wird  durch  eine  am  Furnürhalter  04  aufwärts  ver- 
schiebbare Thüv  c  mit  abgerundeter  Unterkante  verhindert.  Eine  nicht 
dargestellte  Feder  drückt  diese  Thür  beständig  nach  abwärts.  Wenn 
auch  durch  eine  Unebenheit  am  Furnür  diese  Thür  gehoben  wird,  .so 
hindert  sie  dabei  doch  das  darüberliegende  Furnür,  mitzufolgen. 

Die  Form  G  nimmt  beim  Vorschieben  eines  Furnürs  immer  die  dar- 
gestellte Lage  ein.  Die  das  Furnürende  fest  an  die  Form  drückende 
Klemme  d  besteht  aus  einem  zweiarmigen  Hebel,  dessen  eines  Ende 
unter  der  Wirkung  einer  Feder  o,  steht,  die  auf  einem  beweglichen 
Theile  des  Abschiebers  g  festsitzt.  Durch  die  Drehung  der  Form  und 
die  Einwirkung  der  beiden  Rollen  e  und  f  findet  das  Falten  des  Furnürs 
um  die  Form  G  und  das  Kleben  des  Papieres  um  das  Furnür  statt. 
Diese  Rollen  sind  in  gabelförmige  Hebel  e,  und  /■,  eingesetzt,  welche 
unter  der  Einwirkung  der  am  Tische  befestigten  Federn  e^  und  f^  stehen. 
Die  Arme  e^  und  f^  dieser  Achsen  c,  und  [2  tragen  Rollen  ^5  und  /"j, 
welche  von  den  Scheiben  e^  und  /■,;  der  Hauptwelle  F  bewegt  werden. 

Der  Ab.schieber  g  besteht  aus  einer  auf  der  Welle  verschiebbaren 
Hülse  mit  einem  Rahmen,  der  die  Form  G  unifafst.  Die  Hülse  ist 
mittels  eines  Querstückes  ^j  mit  den  beiden  Stangen  g.^  und  g^  ver- 
i>unden,  die  unter  sich  mittels  des  auf  der  Welle  frei  verschiebbaren 
Querstückes  verbunden  sind,  dessen  Zapfen  in  eine  Curvennuth  eines  auf 
der  Hauptwelle  .sitzenden  Schubkörpers  fafst.  Durch  die  Curvenform 
dieser  Nuth  erhält  die  Hülse  g  bei  jeder  Umdrehung  des  Schubkörpers 
eine  Hin-  und  Herbewegung. 

Zwischen  dem  Rahmen  der  Hülse  und  der  Form  G  befestigte  Blecli- 
stücke  3(;  reichen  bis  an  die  Stelle  der  Form,  woselbst  das  Seitenfurnür 
aufsebracht  wird,  und  dienen  theils  beim  Aufkleben  als  Unterlage  für 


102  Neuerungen  an  Hulzbearbeitungsmascliinen. 

rlie  vorrasienden  Papiertheile  und  fheils  beim  Ueberföhren  des  get'alteteu 
Furnüres  an  den  Kolben  H  zum  Vorschieben  des  Fnrnüres  mit  dem 
Papierstreifen. 

Ein  Arm  X  an  einer  auf  dem  Tische  gelagerten  Achse  A  dient  als 
Falter.  Derselbe  trägt  ein  eingekerbtes  Blechstück  /13,  das  im  geeig- 
neten Augenblicke  in  eine  rund  um  die  Form  führende  Nuth  eintritt 
und  dabei  die  an  dieser  Seite  der  Nuth  überragende  Fapierkanle  in  die 
Nuth  einfaltet.  Auf  den  Arm  X  wirken  eine  an  demselben  und  dem 
Ständer  T  befestigte  Feder  h-^  und  eine  excentrisclic  Scheibe  h^^  auf  der 
Hauptwelle  F.  Durch  diese  Scheibe  wird  auch  die  Rolle  A-  eines 
Armes  A^,  der  auf  der  Achse  A  des  Falters  X  festsitzt,  Bewegung  auf 
den  letzteren  übertragen. 

Das  um  die  Schachtel  zu  klebende  Pa])ier  wird  von  einer  Papier- 
rolle entnommen,  von  welcher  ein  Streifen  i  imter  einem  Kleistertrichter 
forlgezogeu  wird,  wodurch  das  Papier  an  der  oberen  Seite  mit  Kleister 
bestrichen  wird.  Vom  Kleistertrichter  wird  der  Papierstreifen  1  unter 
den  Boden  a.^  geführt  und  hierbei  von  einem  am  Ständer  T  befestigten 
Bleche  i^  getragen.  Das  nach  dem  Abschneiden  eines  Streifens  zurück- 
bleibende Papierende  legt  sich  auf  Rolle  f.  Das  Alisehneiden  erfolgt 
durch  einen  an  einem  Hebel  iy  befestigten  Kamm  1,,  dessen  Zähne  in 
die  Nuthen  einer  auf  dem  Furnürhalter  Oj  befestigten  und  mit  Rillen 
versehenen  Rolle  ij  eintreten.  Der  Hebel  i,  sitzt  am  Ende  einer 
Achse  I5  fest,  deren  eines  Ende  im  Lager  ij  und  deren  anderes  Ende 
im  Ständer  T  gelagert  ist.  Hebel  i.,  erhält  seine  Bewegung  unter  der 
Gegenwirkung  einer  Feder  i-  mittels  eines  aui'  Achse  I5  sitzenden 
Armes  Jc;  und  einer  excentrischen  Scheibe  «5  der  Hauptwelle  F. 

Sobald  ein  Seitenfurnür  a,  vorgeschoben  ist,  beginnt  die  Form  G 
ihre  Drehung.  Durch  den  Hochgang  der  Rolle  e  wird  das  Furnür  um 
die  Form  gebogen  und  durch  die  zweite  Rolle  f  das  Papierende  an  das 
Furnür  geklebt  (Fig.  57).  Indem  Rolle  f  mm  zurückgeht,  Rolle  e  aber 
einstweilen  an  der  Form  liegen  bleibt,  wird  das  Furnür  gefaltet  und 
gleichzeitig  das  Papier  verklebt.  Fig.  tiO  zeigt,  wie  das  Furnür  a,  und 
das  Papier  i  sich  um  die  Form  G  legen.  Nach  3,  |  Umdrehung  der 
Form  G  tritt  das  Bleehstück  h^  des  Falters  X  in  die  Nuth  A4  ein  und 
fallet  den  über  die  Nuth  vortretenden  Pa])iertheil  in  dieselbe  ein  (F''ig.  58 
und  60).  Hat  der  Falter  .Y  die  Papierkante  an  einer  Seite  gefaltet,  so 
rückt  er  von  der  Form  wieder  ab.  Sobald  aber  die  folgende  Seite  der 
Form  parallel  zum  Falter  sich  einstellt,  wird  die  Papierkanle  an  dieser 
Seite,  und  in  derselben  Weise  werden  auch  die  Papierkanten  für  die 
neiden  übrigen  Seiten  durch  das  eingekerbte  Bleehstück  A,  gefaltet. 
Nach  etwas  mehr  als  einer  ganzen  Umdrehung  der  Form  G  findet  das 
Abschneiden  des  Papiersireifens  1  durch  den  Kamm  i,  statt ,  indem 
dieser  durch  die  die  Rolle  f  tragende  Gabel  hochgebt  (Fig.  59),  mit 
seinen  Zähnen  in  die  Rillen  an  Rolle  14  eintritt  und  den  Streifen  durch- 


Niueiungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  103 

locht,  si)dann  durch  die  sich  weiter  drehende  Form  einfach  abgerissen 
wird  (Fig.  59). 

Nach  dem  Abtrennen  des  Papieres  macht  die  Form  G  noch  eine 
Umdrehung  bis  zum  Stillstaude.  Das  gefaltete  und  mit  Papier  um- 
klebte Furniir  (Fig.  60)  ist  nunmehr  zur  Ueberführung  nach  dem  Kolben  H 
bereit. 

Die  im  Behälter  K  dicht  neben  einander  stehenden  Bodeufurnüre  k 
werden  durch  einen  Schieber  mittels  Gewichtes  vorge.schobeu.  Der 
innen  im  Behälter  in  Führung  A4  auf  und  ab  bewegliche  Schieber  A3 
erhält  seine  Bewegung  durch  einen  Winkelhebel  A,,,  der  am  Zapfen  Aj 
am  Ständer  T  drehbar  ist  und  von  welchem  ein  Arm  durch  Stange  k- 
mit  einem  Querstiicke  Ai.  am  Schieber  K^  verbunden  ist.  In  den  Bogen- 
sehlitz  /  des  anderen  Armes  des  Winkelhebels  tritt  die  Rolle  eines 
Armes  /,,  der  an  T  und  dem  Lager  /.,  gelagerten  Achse  <,,  deren  Arm  m 
durch  Schubstange  m,  mit  dem  Zapfen  der  Kurbelscheibe  m.j  der  Welle  F 
verbunden  ist,  durch  welche  der  Arm  in  und  die  Achse  /,  in  schwin- 
gende Bewegungen  versetzt  werden.  Wenn  der  Kolben  H  der  Form  G 
sich  nähert  wird  das  untere  Ende  des  Furnüres  zwischen  einem  federnden 
Stifte  n  (Fig.  60)  imd  dem  Kolben  H  eingeklemmt.  Der  letztere  bleibt 
still  stehen,  sobald  er  an  das  Furnür  herangerückt  ist,  der  Schieber  A., 
setzt  dagegen  seinen  Weg  nach  abwärts  fort,  bis  das  Furnür  gerade 
vor  dem  Kolben  H  liegt,  worauf  der  Schieber  wieder  nach  oben  geht, 
während  das  Furnür  vom  Stifte  n,   zurückgehalten  wird. 

Unterdessen  ist  ein  Seitenfurniir  um  die  Form  G  in  der  beschriebenen 
Weise  gefaltet  worden  und  nun  zur  Ueberführung  an  den  Kolben  H 
fertig.  Die  Hülse  g  des  Abschiebers  beginnt  jetzt  ihre  Vorwärtsbewe- 
gung, und  dabei  schiebt  sie  das  Furnür  vor  sich  hin.  Indem  das  Furnür 
über  eine  Nuth  der  Form  G  gleitet,  wird  die  in  die  Nuth  uiedergefaltete 
Papierkante  von  einer  sie  erfassenden  abgerundeten  Kante  der  Nuth  in 
die  Schachtel  eiugefaltet.  Nach  Ueberführung  des  Seitenfurnüres  auf 
den  Kolben  H  beginnt  dieser  seine  Rückwärtsbewegung,  und  während 
dieser  Bewegung  wird  das  Bodenfurnür  beständig  vom  darauf  drückenden 
Stifte  an  dem  Kolben  festgehalten.  Das  Falten  der  Papierkanten  über 
dem  Boden  geschieht  an  den  oberen  und  unteren  Seiten  mittels  der 
beiden  Falter  o  und  0,  f^  (Fig.  -56)  und  an  den  beiden  senkrechten  Seiten 
mittels  Bürsten  p.  Die  Falter  0  und  o,  bestehen  aus  Winkelhebeln,  die 
um  Zapfen  am  Gestelle  drehbar  sind.  Die  kurzen  Arme  der  Hebel 
haben  Zahneingritl'e,  während  die  anderen  Arme  Blechstücke  0.2  und  03 
tragen,  deren  Länge  etwas  geringer  ist  als  die  Breite  der  Schachtel. 
Die  beiden  Falter  bewegen  sich  nach  Art  der  Schenkel  einer  Zange. 
Sobald  Kolben  H  beim  Rückwärtsgange  an  den  Faltern  o  und  o^  vor- 
beigegangen ist,  nähern  sich  die  Falter  einander  und  falten  die  über- 
ragenden Papierkanten  über  die  beiden  Enden  des  Bodens.  Indem 
Kolben  H  dann  noch  mehr  zurückgeht,  wird  das  Bodenfurnür  durch  die 


104  Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen. 

eben  gefalteten  Papierkanten  gehalten.  Sobald  der  Kolben  an  der 
Bürste  p  vorbeigegangen  ist,  die  an  einer  Stange  7;,  festsitzt,  beginni 
das  Falten  der  Papierkanten  an  den  senkrechten  Seiten.  Nachdem  der 
Kolben  H  beim  Rückwärtsgange  an  der  Bürste  vorbeigegangen  ist,  steht 
er  für  einen  Augenblick  still,  und  währenddessen  faltet  die  Bürste  das 
Papier  und  klebt  es  auf  die  ihm  zunächst  liegende  Laugseite  der 
Schachtel.  Der  Kolben  B  geht  dann  weiter  nach  rechts  zurück,  so  dafs 
die  Bürste  bei  der  weiteren  Hin-  und  Herbewegung  nicht  auf  die  tje- 
klebte  Papierkante  stöfst  und  diese  wieder  ablöst.  Sobald  aber  die 
Bürste  an  der  letzt  gefalteten  Papierkaole  vorbeigerückt  ist,  nähert  sich 
der  Kolben  h  der  Bürste  wieder  und  dadurch  wird  dann  die  Papier- 
kante der  letzten  Langseite  zugeklebt.  Der  Kolben  H  geht  nunmehr 
sofort  zurück  und  rückt  von  der  Bürste  derart  ab,  dafs  die  vorher  an- 
geklebten Papierkanten  nicht  wieder  abgelöst  werdeu  können. 

Die  fertige  Schachtel  wird  jetzt  dadurch  vom  Kolben  abgehoben, 
dafs  der  Kolben  zwischen  zwei  kleine  Winkelstücke  nach  rechts  zurück- 
geht. Dann  geht  der  Kolben  U  wieder  vorwärts,  um  ein  neues  Boden- 
und  ein  neues  Seitenfurnür  zu  holen.  In  demselben  Augenblicke,  in  welchem 
die  Schachtel  den  Kolben  verläfst,  erhält  sie  einen  kleinen  Slofs  durch 
den  Abwerfer  <j.^  (Fig.  56),  der  um  Achse  h  frei  drehbar  ist  und  unter 
der  Gegenwirkung  einer  Feder  q^  mittels  einer  Rolle  75  am  Abwerfer 
bewegt  wird. 

Zur  Herstellung  von  Aul'senschacliteln  kommen  alle  wesentlichen 
Theile  dieser  für  die  Fabrikation  von  lunenschachteln  vorbeschriebeiien 
Maschine  in  Anwendung.  Da  die.se  Aufsenschachteln  ebenfalls  aus 
einem  zu  einem  Vierecke  gefalteten  Furnüre  mit  Papierbeklebung  be- 
stehen, so  kann  die  Anfertigung  derselben  in  einer  Weise  stattfinden, 
die  vollkommen  mit  derjenigen  übereinstimmt,  in  welcher  das  Seiten- 
furnür für  die  innere  Schachtel  gefaltet  wird.  Lediglich  von  der  Länge 
und  dem  Querschnitte  derjenigen  Theile  der  Form  G^  um  welche  das 
Furnür  gefaltet  wird,  hängt  es  ab,  ob  das  gefaltete  Furnür  die  Form 
einer  Aufsenschachtel  oder  die  Form  des  Seitenrahmens  für  die  Innen- 
schachtel erhält. 

Eine  Ma.schine  zur  Herstellung  viereckigen  Holzdrahtes  zur  Zünd- 
holzfabrikatiou  ist  an  P.  Gunder  in  Darmstadt  {''D.  K.  P.  Nr.  42595  vom 
7.  August  1887)  patentirt.  Die  Maschine  besitzt  eine  in  einem  Schlitten 
gelagerte  Walze  mit  einer  Anzahl  in  Entfernungen  der  Zündbolzdicke 
von  einander  angeordneten  Kreismesser,  welche  das  in  einem  unten 
offenen  Kasten  befindliche  Holz  einritzen,  während  ein  quer  zur  Ar- 
beitsrichtung der  Kreismesser  bewegbares  breites  Hobelmesser  die  ein- 
geritzten Hölzchen  vom  Blocke  abtrennt.  Die  Bewegung  der  beiden 
Messerschlitten  erfolgt  durch  eine  Hobelverbindung. 

Bei  einer  von  G.  E.  Norris  und  fV.  E.  Hagan  in  Troy,  New  York, 
Nordamerika  (*D.R.P.  Nr.  34796  vom  5. Juni  1885  und  Zusatz'Nr.  37417 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  105 

vom  16.  März  1886)  vorgeschlagenen  Maschine  zur  Herstellung  von 
Zündhölzern  vv'ird  ein  Furnür  von  der  Länge  und  Dicke  der  herzu- 
stellenden Hölzchen  zwischen  zwei  Ritfelwalzen  geschoben,  welche  das 
Furnür  so  tief  einkniffeu,  dafs  beim  Heraustritte  aus  den  Walzen  auf 
einem  endlosen  Bande  die  Hölzchen  leicht  abgebroclien  werden  können. 
Die  Hölzchen  werden  durch  endlose  Bänder  weiter  geführt,  mit  Zünd- 
masse versehen  und  getrocknet. 

Eine  Stemmmaschine  mit  allmählicher  Veränderung  der  Hubhöhe  von 
der  Bertiner  Werkzeug- Maschinenfabrik  vormals  L.  Sentker  in  Berlin 
(*D.  R.  P.  Nr.  40  095  vom  20.  April  1888)  ist  in  Fig.  61  bis  63  darge- 
stellt. Die  Maschine  bezweckt,  den  Meifsel  während  der  Arbeit  der 
Maschine  allmählich  in  das  Holz  zu  senken,  d.  h.  das  Spiel  allmählich 
zu  vergrölsern,  um,  besonders  beim  Beginne  des  Stemmens,  zu  starker 
Beanspruchung  von  Werkzeug  und  Arbeitsstück  vorzubeugen.  Das  Senken 
des  Meifsels  wird  durch  den  Fufs  des  Arbeiters,  der  keinem  Rückstofse 
des  arbeitenden  Werkzeuges  ausgesetzt  ist,  hervorgebracht 

Die  mit  Festscheibe  b  und  Losscheibe  b^  versehene  Antriebswelle  a 
trägt  am  Ende  eine  mit  Zapfen  d  versehene  Kurbelscheibe  c.  Der 
Zapfen  d  ist  in  dem  Steine  e  gelagert,  welcher  sich  in  einem  Schlitze 
des  Hebels  f  verschieben  läfst.  Das  obere  Ende  des  Hebels  f  ist  durch 
Stifte  q  mit  der  Lenkerstange  r  verbunden,  welche  durch  die  gerade 
geführte  Stange  s  mit  dem  Schlitten  (  des  Meifsels  u  in  Verbindung 
gebracht  ist.  Das  untere  Ende  des  Hebels  f  dreht  sich  auf  dem  Zapfen  g 
des  Schneckenradsectors  ä,  der  seinerseits  um  den  an  dem  Gestelle  der 
Maschine  befestigten  Zapfen  i  drehbar  ist.  In  den  Schneckenradsector  h 
greift  die  auf  die  Welle  /  festgekeilte  Schnecke  k  ein,  während  zwei 
gleiche,  jedoch  entgegengesetzt  gerichtete  conische  Zahnräder  m  und  m, 
sich  auf  Welle  l  lose  drehen.  Zwischen  den  Rädern  m  und  m,  sitzt, 
mit  Nuth  und  Feder  in  der  Längsrichtung  von  Welle  l  verschiebbar, 
der  Reibungsdoppelkegel  a;,  der  mit  entsprechenden  hohlkegelförmigeu 
Reibungsflächen  von  m  und  w»!  in  Berührung  geliracht  werden  kann. 
Um  letzteres  zu  bewirken,  bedient  man  sich  des  Fufshebels  z,  dessen 
im  Winkel  abzweigender  Arm  y  in  eine  Gabel  endet,  welche  eine  Ein- 
drehung  des  Reibungsdoppelkegels  x  umfafst.  In  beide  Kegelräder  m 
und  m^  greift  das  auf  Welle  o  sitzende  Kegelrad  n.  Auf  Welle  o  ist 
eine  Riemenscheibe  p,  festgekeilt,  die  von  der  Riemenscheibe  /)  der 
Welle  a  aus  angetrieben  wird. 

Vor  dem  Beginne  des  Stemmens  nimmt  der  Hebel  f  die  in  Fig.  62 
dargestellte  steilste  Stellung  ein.  In  Folge  der  Drehung  von  Welle  a 
ertheilt  der  Zapfen  </  dem  Hebel  f  eine  schwingende  Bewegung,  welche 
jedoch,  da  der  Zapfen  j,  um  welchen  Hebel  f  schwingt,  in  der  Ver- 
längerung der  Stange  s  liegt,  ein  verhältnifsmäfsig  nur  geringes  Spiel 
der  letzteren  nach  sich  zieht.  In  dem  Mafse,  in  dem  der  Zapfen  g  aus 
der  Verlängerung    von   «   verlegt  wird,   nimmt   das  Spiel    von  Stange  s 


106  Neueiuiigeii  an  Uiilzbearbeitungsmaächitieii. 

und  damit  des  Meilsels  zu.  Diese  Verlegung  wird  durch  Drehung  des 
.Schneckenradseetors  li  um  Zapfen  i  mittels  der  Schnecke  k  bewirkt. 
Tritt  der  Arbeiter  den  FuCshebel  z  nieder,  so  gelangt  der  Keibuugs- 
doppelkegel  a\  der  bis  dahin  da.s  Kegelrad  m  durch  Wirkung  eines  am 
Ful'shebel  z  befestigten  Gegengewichtes  berührte,  an  das  Kegelrad  m, 
und  wird  von  demselben  mitgenommen.  Die  Welle  /  und  Schnecke  k 
beginnen  sich  zu  drehen,  so  dais  auch  der  Schneckenradsector  h  so  ge- 
dreht wird,  dals  eine  mit  ihm  verbundene  Schraube  r,  gegen  den  an 
dem  Maschinengestelle  befestigten  Anschlag  it-,  bewegt  wird  und  den- 
selben schliefslich  erreicht.  Sobald  letzteres  der  Fall  ist,  beginnt  der 
Reibungsdoppelkegel  x  auf  der  Reibungsfläche  des  Rades  m,  zu  schleifen, 
so  dafs  die  Drehung  des  Schneckenradsectors  beendet  ist.  In  der  nun 
erreichten  Lage  des  Zapfens  g  bringt  (Fig.  üBj  die  Schwingung  des 
Hebels  f  das  gröfste  Spiel  der  Stange  «  und  des  Meifsels  u  hervor. 
Verläfst  der  Fufs  des  Arbeiters  den  Fufshebel  z,  so  bringt  dessen  Gegen- 
gewicht den  Reibungsdoppelkegel  x  mit  dem  Kegelrade  m  in  Berührung, 
Schnecke  k  und  Schneckenradsector  h  drehen  sich  in  entgegengesetzter 
Richtung,  das  Spiel  des  Meilsels  nimmt  allmählich  ab  und  erreicht  sein 
geringstes  Mais,  wenn  die  mit  h  verbundene  Schraube  v  gegen  den 
festen  Anschlag  w  stöfst  und  in  Folge  dessen  da,~  Kegelrad  m  auf  dem 
Doppelkegel  x  gleitet. 

Bei  der  Maschine  zur  Her  Stellung  von  Holzndgeln  für  Tischlerei- 
zwecke von  Rielle  freres  in  St.  Die,  Frankreich  ('D.  R.  P.  Nr.  44080 
vom  lö.  A])ril  1887)  sind  zwei  in  Coulissen  geführte  Messer  a  (Fig.  ti4) 
thätig,  welche  imter  der  Voraussetzung  gerader  Führung  aus  dem  Blocke  h 
einen  Nagel  mit  quadratischem  Querschnitte  erzeugen,  wenn  die  Messer 
zweimal  vor  und  zurück  gehen  und  der  .Block  b  vor  dem  zweiten 
Schnitte  gewendet  wird.  Verjüngte  Nägel  werden  erhalten,  wenn  die 
Messer  a  in  schräg  zulaufenden  Führungen  gegen  den  Block  b  vorgehen. 
Um  bei  einem  Vorgange  der  Messer  einen  fertigen  Nagel  zu  erzielen, 
mufs  das  Holz  b  an  seiner  Auflage  bereits  vorgeglättet  sein  und  ein 
dickes  Messer  c  angewendet  werden. 

Zum  Zusammensei zen  der  Speichen  und  Felgen  zu  einem  Hadknrper 
ist  die  Maschine  von  E.  Baute  in  Barcelona  (*D.  R,  P.  Nr.  44til(>  vom 
S.Februar  1888)  aus  einem  runden  Tische  gebildet,  auf  welchem  radial 
zum  Mittelpunkte  Spindeln  angeordnet  sind.  Letztere  stehen  behufs 
gleichzeitigen  Antriebes  durch  Kegelräder  in  Verbindung,  so  dals  die 
über  sie  geschobenen,  in  seitlichen  Führungen  gehaltenen  Schlitten 
ebenfalls  gleichzeitig  und  gleichmäfsig  gegen  den  Mittelpunkt  verschiebbar 
sind.  Die  Speichen  werden  in  die  Nabe  gesteckt  und  mit  letzterer  in 
die  Maschine  gesetzt;  die  Felgen  werden  dann  um  die  Speiehen  gelegt 
und  von  .Schraubenschlitten  gehalten. 

Die  Bürstenholzhnhelmaschine  der  Sächsischen  Kardätschen-,  Bürsten- 
und  Pinselfiilirik,  Hd.  Flemmtng  und  (.'omp.,  in  Sehönheide.  Sachsen  (*  D.  R.  P. 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  107 

Nr.  -15117  vom  10.  März  1888)  bezweckt,  ein  Nachhobeln  der  Biirsten- 
hölzer  auch  nach  erfolgter  Politur  und  Furnitur  der  Aufsenseite  zu  ge- 
statten. 

Die  Vorschubwalzen  E  (Fig.  65)  sind  aus  Gummi  hergestellt  und 
elastisch  gelagert. 

Unterhalb  der  Walzen  is,  die  mittels  Handkurbel  F  oder  durch  die 
Maschine  selbst  bewegt  werden  können,  betindet  sich  eine  verstellbare 
Auflagefläche,  welche  gestattet,  dafs  man  je  nach  Belieben  die  gerade, 
oder  die  concave  oder  eonvex  gestaltete  Fläche  des  mit  geraden  oder 
gekrümmten  Rücken  versehenen  Bürstenholzes  an  dem  unter  der  Auf- 
lage G  befindlichen  Messerkopfe  vorbeiführen  kann.  Die  Auflage  G 
besteht  aus  elastischen  Blech])latten  6,  welche  in  der  Mitte  ihrer  Länge 
durch  den  Plattenträger  U  gehalten  wird.  Der  Plattenträger  H  ist 
mittels  des  Stellschlittens  J  in  senkrechter  Richtung  gegen  den  Messer- 
kopf und  die  Walzen  E  verstellbar.  Aui'serdem  kann  man  jedoch  den 
Plattenträgev  noch  besonders  einstellen  mittels  der  Preisschraube  rf, 
welche  den  verschiebbaren  Plattenträgersliel  e  im  Schlittenstücke  J  fest- 
klemmt. Die  Unterlage  ist  mit  den  Verstellarmen  f  versehen,  welche 
im  Winkel  zu  einander  stehen,  der  mittels  Schraube  g  verstellt  werden 
kann.  Durch  Verstellen  der  Arme  f  werden  die  Enden  der  Auflagen 
augezogen  oder  entfernt,  so  dafs  sie  eine  gerade  oder  gekrümmte  Fläche 
bildet.  Um  concave  Flächen  zu  bearbeiten,  werden  die  Arme  f  abwärts 
gezogen  (vgl.  Fig.  65),  während  zur  Bearbeitung  gerader  Hölzer  die 
Unterlage  G  eine  wagerechte  Lage  einnimmt  und  bei  convexen  Flächen 
die  Arme  nach  oben  gedrückt  werden. 

Vorrichtungen  zur  Nachahmung  von  Intarsien  und  edlen  Hölzern. 

Behufs  Herstellung  von  Intarsien  bestreicht  F.  Casperding  in  Berlin 
C'D.  R.  P.  Nr.  45  091  vom  30.  März  1888)  die  als  Arabeskenausschnitt 
dienenden  Furnüre  aus  edlen  Hölzern  einseitig  mit  einem  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  trockenen  Leime,  ])refst  nach  dem  Trocknen  mehrere 
solcher  Platten  durch  Druckschrauben  fest  auf  einander  und  schneidet 
dann  das  ganze  Packet  nach  der  gewünschten  Zeichnung  mit  der  Laub- 
säge aus.  Je  ein  so  vorbereitetes  Furnür  wird  auf  die  zu  verzierende 
Platte  gelegt  und  beide  Platten  zwischen  erwärmten  Druckplatten  stark 
geprefst. 

Durch  die  Wärme  wird  sowohl  der  Leim  der  Musterplatte  klebrig, 
wie  auch  gleichzeitig  die  Oberfläche  der  Grundplatte  weich  und  ein- 
drucksfähig, und  es  findet  eine  innige  Verbindung  zwischen  Musterplatle 
und  Grundplatte  statt,  wobei  zugleich  durch  den  starken  Druck  und  die 
Wärme  die  Verzierungsplatte  in  die  volle  Grundplatte  eingeprelst  wird, 
deren  freistehende  Flächen  bis  zur  Höhe  der  Musterplattenoberfläche 
emporquellen.  Die  Operation  ist  damit  beendet  und  eine  glatte  echte 
Intarsiaplatte  hergestellt. 


108  Neueriingeii  an  Holzbearbeitungsinaschincii. 

Um  erhabene  Muster  auf  Holz  zu  erzeugen,  schneidet  F.  Brokk  in 
Berlin  (*D.  R.  P.  Nr.  43303  vom  28.  Juli  1887)  die  Umri.sse  der  hervor- 
zubringenden, naturgemäfs  aus  geraden  Linien  gebildeten  Mu.ster  in  die 
Oberfläche  des  Holzes  mittels  entsprechend  geformier  Messer  ein  und 
bewirkt  dann  das  Niederdrücken  des  zwischen  den  Einschnitten  befind- 
lichen Holzes  mittels  eines  heifsen  Stempels.  Die  niederzupressende 
Holzfläche  wird  zweckmäfsig  vor  dem  Pressen  genäfst. 

Zweifarbige  gemusterte  Holzplatten  will  R.  Himmel  in  Berlin  (I).  K.P. 
Nr.  43731  vom  I.Juli  1887)  in  folgender  Weise  erzielen: 

Wenn  auf  eine  Holzfläche  eine  stark  erhitzte  und  mit  Vor.sjiiüngeu 
und  Vertiefungen  versehene  Metallfläche  eine  Zeitlang  gedrückt  wird, 
.so  werden  die  Berührungsstellen  der  Holzfläche  verkohlt,  also  geschwärzt, 
während  die  nicht  berührten  Flächen  unversehrt,  also  weifs  bleiben. 
Besitzt  nun  diese  erhilzte  Metallfläche  irgend  welche  Schrift  oder  Muster, 
bildliche  Darstellungen  u.  s.  w.  in  erhabener  oder  vertiefter  Form,  so 
wird  durch  die  Berührung  mit  der  Holzfläche  die  Schrift  oder  das  Muster 
bezieh,  die  bildliche  Darstellung  auf  der  Holztläche  gebräunt  oder  weifs 
markirt  bezieh,  eingebrannt,  und  die  nicht  eingebrannten  Stellen  treten 
auf  der  Holzfläche  erhaben  vor,  wie  dies  bei  Kisteiibezeicbnungeu, 
Cigarrenkisten  u.  s.  w.  bekannt  und  in  Verwendung  ist. 

Zur  Erzeugung  des  Musters  bezieh,  der  Schrill  oder  bildlichen  Dar- 
stellungen benutzt  man  zwei  in  einem  geeigneten  Geslelle  gelagerte 
und  eventuell  durch  Zahnräder  mit  einander  verbundene  Walzen,  die 
in  ihrer  Entfernung  von  einander  entsprechend  der  Holz)jlattenstärke 
eingestellt  und  mittels  elastischen  Druckes  an  einander  geprefst  werden 
können. 

Eine  dieser  Walzen  wird  beheizt  und  (ragt  an  ihrer  Oberfläche  an 
vertieften  oder  erhabenen  Stellen  das  einzubrennende  Muster.  Beim 
Durchführen  der  zu  bemusternden  Holzplatte  ist,  um  eine  gleichmäfsige 
Farbe  bezieh.  Verkohlung  des  Musters  auf  der  Holzfläche  zu  erzielen, 
darauf  zu  achten,  dafs  die  Geschwindigkeit  der  Walzen  eine  möglichst 
gleichförmige  ist,  dafs  also  die  Zeitdauer  der  Einwirkung  der  gemusterten 
Walzenfläche  auf  die  Holzfläche  auf  jeder  Stelle  dieselbe  ist.  Durch 
Veränderung  der  Geschwindigkeit  der  Walzen  kann  man  den  Verkoh- 
lungsprozefs  beliebig  verändern  und  auf  diese  Weise  eine  mehr  oder 
weniger  braune  Farbe  des  Musters  erzielen,  die  bei  entsprechender  Ge- 
schwindigkeit der  Walzen  schliefslich  in  die  braune  oder  gar  gelbe 
Farbe  übergeht.  Dieses  Einbrennen  des  Musters  mittels  Walzen  wird 
man  bei  Holzjilatten  (Furnürplatten)  anwenden,  \^■enn  eine  beständige 
Wiederholung  des  Musters  gewünscht  wird. 

Ist  das  Einbrennen  des  gewünschten  Musters,  der  Schrift  oder  der 
bildlichen  Darstellung  erfolgt,  so  zeigt  die  betrellende  Holzplatte  die 
nicht  gebrannten  Stellen  erhaben,  die  dann  mehr  oder  weniger  aus  der 
gebrannten  Ebene,  der  Grundebene  hervortreten.    Diese  Stellen  werden 


Neuerungen  im  Metallbüttenwesen.  109 

nun  durch  glatte  Walzen  bezieh.  Platten  in  die  Grundebene  niederge- 
drückt, so  dafs  die  Holzplatte  ein  vollkommen  ebenes  Flächenmuster 
erhält  und  keine  vortretenden  Stellen  mehr  zeigt.  Durch  dieses  Ver- 
fahren ist  die  so  gemusterte  Holzplatte  polirfähig  geworden  und  kauu 
dieselbe  in  ihrer  ganzen  Flächenausdehnung  bequem  einer  sauberen 
Politur  untervi^orfen  werden.  (Schlul's  folgt.) 


Neuerangen  im  Metallhüttenwesen. 

(Fortsetzung  des  Berichtes  S.  17  d.  Bd.) 

Auf  der  oben  erwähnten  Muldner  Hütte  bei  Freiberg  steht  die  Ent- 
silberung  des  Werkbleis  durch  Zink  insofern  einzig  in  ihrer  Art  da, 
als  sie  mit  dem  /'ar<i«son-Prozesse  verbunden  ist  (vgl.  Plattners  Ab- 
handlung über  die  Entsilberung  des  Werkbleis  durch  Zink  im  Jahr- 
buch für  das  Berg-  und  Hüttenwesen  im  Königreich  Sachsen^  1886,  und 
Zeitschrift  des  Vereines  deutscher  Ingenieure^  1888  S.  297  und  298,  Auf- 
satz von  C.  Schnabel).  Die  Gründe  für  diese  Vereinigung  liegen  in  der 
Unreinheit  des  Freiberger  Bleis  und  in  seinem  Gehalte  an  Wismuth. 
Die  das  Blei  verunreinigenden  Stoffe,  nämlich  Kupfer,  Nickel,  Kobalt, 
Zinn,  Arsen,  Antimon,  bedingen  ein  Raffiniren  vor  der  Entsilberung, 
weil  Kupfer,  Nickel  und  Kobalt  in  das  Zink  gehen  und  einen  hohen 
Verbrauch  an  diesem  Metalle  veranlassen,  Antimon,  Arsen  und  Zinn 
aber  bei  dem  Blei  verbleiben  und  dessen  Reinigung  nach  erfolgter 
Entsilberung  vertheuern  und  erschweren  würden.  Durch  dieses  Raftiniren 
vor  der  Entsilberung,  welches  bei  reinem  Blei  nicht  erforderlich  ist, 
wird  das  Blei  nun  auch  zur  Entsilberung  durch  den  Patfinson-Prozefs, 
welcher  bekanntlieh  ein  raffinirtes  Blei  erfordert,  geeignet  gemacht. 
Der  letztere  würde  aber  doch  der  Zinkentsilberung  nachstehen,  wenn 
nicht  der  Wismuthgehalt  des  Bleis  seine  Anwendung  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  der  Entsilberung  nothwendig  machte.  Das  Wismuth 
würde  nämlich  bei  der  Entsilberung  des  Bleis  durch  Zink  nicht  an 
das  Zink  gehen,  sondern  im  Blei  verbleiben.  Da  es  schwerer  oxydirbar 
ist  als  Blei,  so  läfst  es  sich  nur  durch  Oxj'dation  des  Bleis  von  diesem 
trennen.  Man  würde  also  durch  den  Zinkentsilberungsprozefs  ein  Wis- 
muth haltiges  Blei  erhalten.  Da  das  Wismuth  die  Eigenschaften  des 
Bleies  nach  allgemeiner  Ansicht  nachtheilig  beeinflufst,  so  würde  der 
Hauptvortheil  des  Zinkentsilberungsprozesses,  die  unmittelbare  Her- 
stellung von  reinem  Blei,  durch  das  gedachte  Metall  vereitelt  werden. 
Da  nun  auf  der  anderen  Seite  das  Wismuth  einen  so  hohen  Werth  hat, 
dafs  sich  seine  Gewinnung  lohnt,  so  ist  es  erforderlich,  es  vor  der  Be- 
handlung des  Silber  haltigen  Bleis  mit  Zink  zu  entfernen. 

Das  Wismuth  hat  die  Eigenschaft,  bei  dem  />a»mson-Verfahren 
sieh  recht  schnell  in  dem  Silber  reichen   treibwürdigen  Theile  des  Blei.^ 


110  Neuerungen  im  Jlelallhiittenwesen. 

aDKUsammeln,  so  dals  das  Werkblei  bei  der  Abnahme  des  Silbergehaltes 
bis  zu  einer  gewissen  Grenze  Wismuth  frei  ist.  Diese  Grenze  ist  bei 
dem  Freiberger  Blei,  welches  mit  0,4  bis  0,8  Proe.  Silber  in  den 
Pnltimon-l'voAak  eintritt,  bei  0,1  Proe.  Silbergehalt  erreicht.  Die  Be- 
handlung des  Freiberger  Bleis  ist  daher  die  nachstehende: 

Zuerst  werden  l)ei  der  Behandlung  des  Freiberger  Bleis  Ku])ter, 
Nickel  und  Kobalt  durch  ein  Saigerverfahren  entfernt,  bei  welchem 
diese  Körper  als  Saigerdörner  aus  dem  Werkbleie  ausgeschieden  werden. 
Dann  werden  Zinn,  Arsen  und  Antimon  durch  ein  KafKnirverfahren  aus 
dem  Werkblei  entfernt,  wobei  diese  Körper  oxydirt  und  als  Kaftinir- 
krätzeu  ausgeschieden  werden. 

Nunmehr  wird  das  Werkblei  durch  den  /'a<a»i«o«-Prozel's  in  einen 
Wismuth  haltigeu,  Silber  reichen  und  in  einen  Wismuth  freien,  Silber 
ärmeren  Theil  zerlegt.  Das  Wismuth  haltige,  Silber  reiche  Blei  wird 
abgetrieben.  Die  beim  Abtreiben  fallenden  Wismuth  haltigen  Glätten 
werden  auf  Blei  bezieh.  Bleiglätte  und  Wismuth  verarbeitet. 

Das  Wismuth  freie,  Silber  haltige  Blei  wird  dann  der  Zinkentsilbe- 
ruug  unterworfen.  A.  Junge  setzt  nun  im  Jahrbuch  für  Berg-  und  Bütten- 
wesen im  Königreich  Sachsen^  1888  S.  1  bis  12,  aus  einander,  auf  welchem 
Wege  man  dazu  gelangte,  die  beiden  im  Prinzipe  vollkommen  ver- 
.schiedenen  Entsilberungsmethoden  von  Pattinsun  und  Parkes  zu  ver- 
einigen. Hierliei  handelte  es  sich  vor  Allem  um  die  Ermittelung  der 
Entsilberungskosten  des  Pattinsonirens  und  des  Parkesirens.  Im  Nach- 
stehenden sind  hierüber  die  näheren  Aufschlüsse  gegeben. 

1)  Berechnung  der  Pattinsonirkosten  für  Werkblei  von  verschiedenem 
Silbergehalte. 

Das  Pattinsonireu  Silber  reicher  Werkbleie  erfolgt  bekanntlich  zu- 
meist nach  dem  Zweidrittelsysteme  und  ist  hierzu  eine  Batterie  von 
16  Kesseln  erforderlich.  Da  nun  das  aus  dem  ersten  Kessel  der  Batterie 
hervorgehende  Reichblei  etwa  2  Proe.  Silbergehalt  aufweist  uud  das 
dem  letzten  Kessel  entstammende  Armblei  bis  auf  0,001  Proe.  ent- 
silbert  wird,  so  müssen  die  Silbergehalte  der  Kessel  einer  Pattinson- 
Batterie  von  der  Reichblei-  nach  der  Armbleiseite  zu  allmählich  abnehmen, 
üiese  Abnahme  erfolgt  in  den  oberen  Kesseln  rasch,  nach  der  Arm- 
bleiseite zu  dagegen  langsamer,  und  ist  hervorzuheben,  dafs  bei  normalem 
Betriebe  die  Silbergehalte  der  einzelnen  Kessel,  zumal  derjenigen  nach 
der  Armbleiseite  zu  gelegenen,  nur  innerhalb  enger  Grenzen  schwanken 
dürfen. 

Beispielsweise  beträgt  der  Silbergehall  einer  /'ofimson- Batterie 

beim  1.  Kessel      ....  1,095  Proe. 

„      Q.        „  ....  0.765      „ 

„3 Ü.595      .. 

„      i.        „  ....  0,430      .. 

„      5.        „  ....  0,295      ^ 

.       t).         „  ....  0.210      „ 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen.  111 


beim  7.  Kessel 


0,170  Proc. 


„8.        .,  ....     0,110      „ 

..9.        .,  ....     0,070      „ 

.,    10.        „  ....     0,050      „ 

„    11.        „  ....    0,022      „ 

„    1>.        „  ....     0,012      „ 

„    13.        „  ....     0,007      ., 

„    14.        „  ....     0,003      „ 

„    15.        „  ....     0,002      „ 

während  das  aus  dem  1.  Kessel  hervorgehende  Reichblei  einen  Silber- 
gehalt von  1,71  Proc.  und  das  Armblei  im  16.  Kessel  einen  solchen  von 
0,001  Proc.  aufweist. 

Es  ist  durchaus  erforderlich,  dal's  den  einzelnen  Kesseln  nur  Werk- 
blei von  entsprechendem  Silbergehalte  zugeführt  werde,  welch  letzterer 
übrigens  in  der  Mitte  der  Batterie  viel  niedriger  ist,  als  der  Durch- 
schnittsgehalt der  betreffenden  Kessel. 

Daher  setzt  man  z.  B.  ein  Werkblei  von 

0,81  und  darüber  in  den  1.  Kessel 
0.60  bis  0,80  .,      .,     2. 

0.29     ,.    0,60  ..      „     3. 

0,25     .,    0,28  „      „     i.        „ 

0,19     „    0,24  „      „     5. 

0,14     ,,    0,18  „      „     6. 

0,09     „    0,13  .,      .,     7. 

0,06     .,    0,08  „      „     8. 

0,03     „    0,05  .,      „     9. 

0,02  „      „  10.        „       u.  s.  w. 

In  welchen  Kessel  einer  /'atfmson-Batterie  ein  Werkblei  eingesetzt 
wird,  davon  ist  nun  offenbar  die  Anzahl  der  Krystallisationen  abhängig, 
welche  erforderlich,  um  ein  gewisses  Quantum  desselben  in  Reichblei 
und  Armblei  zu  zerlegen.  Die  Anzahl  der  auszuführenden  Krystalli- 
sationen ist  aber  wiederum  den  Pattinsonirkosten  direkt  proportional,  so 
dafs  mau  nach  Ermittelung  der  ersteren  in  der  Lage  ist,  für  jedes  Werk- 
blei von  bestimmtem  Gehalte  die  Entsilberungskosten  zu  berechnen. 

Hat  man  z.  B.  1600  MC.  Werkblei,  welches  seinem  Silbergehalte 
entsprechend  in  den  4.  Kessel  einer  PaHtn^o/i-Batterie  eingesetzt  werden 
müfste,  so  sind  zur  Zerlegung  in  Reichblei  und  Armblei  176  Krystalli- 
sationen der  vollen  und  15  der  zweidrittelvollen  Kessel  (Grund  siehe  Quelle) 

oder  für  100  MC.  vorgelaufenes  Werkblei  — -  =  11  Krystallisationen  der 


1.5 
vollen   und  -—  =  0,937  Krystallisationen  der  zweidrittelvollen  Ke.s.sel  er- 


forderlich. 

Bezeichnet  man  nun  die  für  100  MC.  Werkblei  erforderliche  An- 
zahl Krystallisationen  der  vollen  Kessel  mit  a  und  die  der  zweidrittel- 
vollen mit  6  und  nimmt  ferner  an,  dafs  der  bei  Krystallisation  eines 
vollen  Kessels  erforderliche  Aufwand  an  Löhnen,  Brennmaterial  u.  s.  w. 
sich  zu  demjenigen  bei  KrystalUsation  eines  zweidrittelvollen  wie  3 : 2 
verhalte,  so  erhält  man  als  alleemeinen  Ausdruck  für  den  Pattinsonir- 


112  Neuerungen  im  Metallhüttenwesen. 

aufwand  den  Werth  3o-j-2A.  Für  Werkblei  des  4.  Kessels  ist  aber 
«^11  und  6  =  0,937;  demnach  ist  im  vorliegenden  Falle  3o-|-26  = 
34,874. 

Da  die  Durchsatzmengen  nach  der  Reihe  2,  4,  8,  16,  32  u.  s.  w. 
wachsen  und  für  die  Anzahl  der  Krystallisationen  die  Zahlenreihe  1, 
3,  7,  15,  31  ...  in  Frage  kommt,  so  kann  mau  für  Werkblei  von  ver- 
schiedenem Silbergehalte  je  nach  Einsalzkessel  den  Werth  für  3o+26 
berechnen  und  ergeben  sich  hierbei  folgende  Werthe: 

1.  Einsatzkessel '22,000 

2.  „  31,500 

3.  „  34,750 

4.  „  34,784 

5.  „  33,436 

6.  „  31,218 

7.  „  28,609 

8.  „  25,803 

9.  „  22,900 

10.  „  19,950 

11.  „  16,974 

12.  „  13,986 

13.  „  10,992 

14.  „  7,995 

Hat   man   zwei  Sorten  Werkblei   zu    pattinsoniren,   von   denen  die 
erste  nach  dem  Silbergehalte   in  den  3.,   die   zweite  in   den  4.  Kessel 
kommen    müfste,   so   steht   der  Pattinsoniraufwand   für  die    beiden   ge- 
nannten  Werkbleie  für  Gewichtseinheit  im  Verhältnisse  von 
34,75  :  28,609. 

Aus  der  vorstehenden  Zahlenreihe  ergibt  sich  u.  A.,  dafs  man  am 
ungünstigsten  hinsichtlich  des  Kostenpunktes  arbeitet,  wenn  das  zu 
pattinsonirende  Blei  nach  dem  Silbergehalte  in  den  2.  bis  6.  Kessel 
eingesetzt  werden  mufs.  Die  meisten  Freiberger  Werkbleie  sind  aber 
gerade  so  beschaflen,  dafs  dieser  Fall  eintritt.  Daher  mufste  man  der 
Frage  näher  treten,  ob  es  möglich  sei,  die  Pattinsonirarbeit  durch  ein 
anderes  Entsilberungsverfahren  zu  zersetzen. 

Wie  die  vorstehend  ermittelten  Werthe  für  den  relativen  Betriebs- 
aufwand, so  läfst  sich  auch  die  absolute  Höhe  der  Pattinsonirkosten  für 
jede  einzelne  Sorte  Werkblei  berechnen,  wenn  die  Gesammtkosten  für 
eine  längere  Betriebsperiode  und  die  Qualität  des  während  dieser  Zeit 
verarbeiteten  Werkbleis  bekannt  ist.  A.  Jumjc  kommt  zu  folgenden 
Resultaten  für  1  MC.  Werkblei  beim  Einsätze  in  den 

1.  Kessel 84,616  Pf. 

2.  „         115,556  „ 

3 126,140  „ 

4 126,544  „ 

5 121,860  „ 

6 114,638  ., 

7.  ,         106,140    , 

8.  ,         97,002    , 

9.  „         87,548    ., 

10. 77,940    ,     a.  8.  w. 


Neuerungen  im  Metallliüttenwesen. 


113 


2)  Ermittelung  der  Kosten  der  Zinkentsilberung  und  Vergleichung 
derselben  mit  denjenigen  der  Pattinsouirarbeit. 

Zur  Ermittelung  der  Kosten  für  die  Zinkentsilberung  wurden  zahl- 
reiche Entsilberungsversuche  mit  reinem,  d.  h.  mit  gesaigerten  und 
raffinirten  Werkbleien  angestellt.  Zur  Entzinkung  des  Armbleis  wurde 
ein  Raftinirofen  gewählt,  welcher  im  Niveau  des  Bleispiegels  mit  basischen 
Ziegeln  versehen  war.  Neuerdings  wurden  Magnesiaziegel  von  C.  Späther 
in  Coblenz  vervv-endet,  die  sich  in  Bezug  auf  Haltbarkeit  bewährt  haben. 
Die  Verarbeitung  des  Reichschaumes  erforderte  unter  den  dort  gegebenen 
Verhältnissen  keinen  Kostenaufwand. 

Den  Zinkaufgaug  (ohne  Berücksichtigung  des  bei  der  Destillation 
wiedergewonneneu  Zinks)  berechnet  Junge  beispielsweise 

1)  bei  Werkblei  von  0,0963  Proc.  Silbergehalt  zn  1,34  Proc. 

2)  , 0,3825       „  „  „    1,84      „ 

3)  .,  .,  „     0,508         ..  „  „    1,96       „ 

4)  „  „     0,84  „  „  „    2,45       ,. 

vom   vorgelaufenen   Werkblei,    während   die   Gesammtkosten   der  Ent- 
silberung  und  Raffination  für  1  MC.  (100i<)  betragen: 

zu  1  :    78,012  Pf. 

„    2:    94,458    „ 

„    3:    97,768    ,. 

,.    4:103,528    „ 

Procentual  zerfallen  diese  Kosten  in: 


zu  1 

zu  2 

zu  3 

zu  4 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Proc. 

Aufwand  für  Zink 

43,64 

52,60 

54,27 

58,37 

Aufwand    für  Arbeitslöline    bei    der 

Entsilberung  und  Raffination    .     . 

13,74 

11,77 

11.37 

10,67 

Brennmaterial 

18,79 

15,85 

15,14 

14,24 

Unterbaltungsaufwand 

5,90 

4,97 

4,91 

4,40 

Förderlöhne,  Transportkosten  u.  s.w. 

17,93 

14,81 

14.31 

12,32 

I    100,00     I    100,00     I    100,00     I    100,<X) 
Die  Höhe  der  Zinkentsilberungskosten  für  1  MC.  beträgt  beim  Ein- 
satz in  den 

1.  Kessel 


122,9  Pf. 

107,1  „ 

96.3  „ 
88,2  „ 
82,5  „ 
77,8  „ 
74,45  „ 
70,1  „ 

67.4  „ 
65.0  „ 


Vergleicht  man  diese  Zitfern  mit  den  entsprechenden  vom  Pattimon- 
Prozesse  (siehe  früher),  so  ergibt  sich,  dafs  sie  mit  Ausnahme  des  ersten 
Kessels  der  Pattinson-BaUerie  erheblich  niedriger  sind  als  diejenigen  des 
Pattinsonirens. 

Es  ist  klar,  dafs  die  Hauptkosten  beim  Parkesiren  im  Zinkaufwande 

Dingler's  polyt   Journal  Bd.  271  Nr.  :i  188911.  8 


114  NeuciMiiigen  im  JletallliüUeiiweseii. 

zu  suchen  isinci,  welcher  aber  uicht  in  dem  Mafse  steigt,  wie  der  Silber- 
gehalt zunimmt,  sondern  langsamer.  Da  aber  jedes  Blei,  ob  reich,  ob 
arm  an  Silber,  zunächst  bis  0,7  Proc.  Zink  aufnimmt,  welche  Menge 
nur  durch  Raflination  des  Armbleies  wiedergewonnen  werden  kann,  so 
ergibt  sich  hieraus  mit  Leichtigkeit,  dafs  für  sehr  Silber  arme  Bleie  der 
/'a/tinÄon-Prozel's  billiger  ist  als  die  Zinkentsilberung.  Dagegen  stellt 
sich  das  Gesammtergebuifs  für  die  grofse  Mehrzahl  der  auf  den  Frei- 
berger  Hüttenwerken  in  Frage  kommenden  Werkbleie  zu  Gunsten  der 
Zinkentsilberung. 

Es  kommt  also  nunmehr  noch  3)  der  Wismuthgehalt  der  Freiberger 
Werkbleie  in  Betracht. 

Sowohl  in  den  inländischen  wie  auch  in  den  in  Freiberg  verarbeiteten 
überseeischen  Erzen  ist  Wismuth  enthalten.  Dafs  letzteres  die  Walzbar- 
keit  beeinträchtigt,  wie  bisher  angenommen  wurde,  ist  zweifelhaft,  da 
von  Burggraf  untersuchtes  Weichblei  mit 

0,103  Proc.  Bi    zu   Blech  von  2,75nim 
0,198      „       „     „         „         „     2,75 

0,700       .,       „ ,     0,5 

1.920       „       „     „         .,         „     0,5 
Dicke  anstandslos  ausgewalzt  wurde. 

Die  geringere  Widerstandsfähigkeit  gegen  Säuren  des  durch  Zink- 
entsilberung gewonnenen  Bleies  gegenüber  dem  Pallinson-Blei  ist  nicht 
erwiesen,  da  ein  kleiner,  von  der  Zinkentsilberung  herrührender  Oxyd- 
gehalt  den  bezeichneten  Mangel  herbeiführen  kann. 

In  Anbetracht  nun,  dafs  beim  Pattinsoniren  das  Wismuth  sich  meist 
in  dem  ausgebrachten  Reichblei  ansammelt  (0,17  bis  0,18  Proc.)  und 
beim  Parkesiren  das  sämmtliche  Wismuth  ins  Armblei  geht,  das  Wis- 
muth wegen  seines  hohen  Werthes  aber  gewonnen  werden  mufs,  em- 
pfiehlt sich,  wie  bereits  erwähnt,  die  Combination  des  /'af/inson-Prozesses 
mit  der  Zinkentsilberung. 

Die  früher  (unter  1)  angegebenen  Verhällnifszalilen,  mit  Hilfe  deren 
man  die  Pattinsonirkosten  für  1  MC.  Werkblei  für  den  Fall  berechnen 
kann,  dafs  die  Batterie  aus  16  Kesseln  besteht,  lassen  sich  leicht  ent- 
sprechend modiliciren,  so  dafs  sie  zur  Berechnung  der  Kosten  für  eine 
Batterie  von  weniger  als  16  Kesseln  dienen  kann.  Besteht  beispiels- 
weise die  Batterie  nur  aus  9  Kesseln,  so  werden  für  1  MC.  vorgelaufenes 
Werkblei  zwar  weniger  Pattinsonirkosten  erwachsen  als  bei  einer 
Batterie  von  16  Kesseln;  dafür  erhält  man  aber  im  letzteren  Falle 
Armblei,  welches  einen  minimalen  Silbergehalt  hat,  während  das  aus 
einer  Batterie  von  9  Kesseln  hervorgehende  mit  0,1  Proc.  Silber  noch 
einer  Nacharbeit  bedarf,  um  es  auf  denselben  minimalen  Silbergehalt 
zu  bringen  wie  das  Armblei,  welches  heim  Pattinsoniren  mit  16  Kesseln 
erhalten  wird.  Beim  combinirten  Prozesse  stellen  sich  nach  Junge  die 
Entsilberungskosten  am  günstigsten,  wenn  man  für  den  Fall,  dafs  das 
vorgelaufene  Werkblei  in  den  2.  Kessel  der  Batterie  zum  Einsätze  ge- 


Neuerungen  im  Metallluittenwesen.  115 

langt,  das  Pattinsoniren  beim  8.  Kessel  unterbricht  und  das  Armblei 
alsdann  mit  Zink  entsilbert.  Soll  dagegen  Werkblei,  welches  in  den 
3.  Kessel  eingesetzt  wird,  entsilbert  werden,  so  arbeitet  man  am 
günstigsten  mit  einer  Batterie  von  7  Kesseln.  Aber  auch  beim  Pattin- 
soniren mit  9  Kesseln  und  nachfolgendem  Parkesiren  des  Armbleis 
stellen  sich  die  Kosten  zu  Gunsten  des  combinirten  Verfahrens.  Die 
Entsilberungskosten  für  1  MC.  vorgelaufenen  VVerkbleis  sind  in  Frei- 
berg allein  um  15  Proc.  vermindert  worden,  abgesehen  von  anderen 
Vortheilen,  die  das  Verfahren  bietet. 

Die  gegenwärtige  Einrichtung  auf  Muldner  Hütte  findet  sich  in  dem 
genannten  Jahrbuche  1886,  besehrieben  von  Plattner  und  im  Auszuge 
mitgetheilt  von  C.  Schnabel  (Zeitschrift  des  Vereins  deutscher  Ingenieure^ 
1888  S.  300). 

Die  /'otfmson-Batterie  umfafsl  9  Kessel.  Das  Werkblei  wird  in 
den  2.  oder  3.  Kessel  eingesetzt  und  erreicht  im  1.  Kessel  2  Proc,  im 
8.  oder  9.  Kessel  0,1  Proc.  Silbergehalt.  Dieses  letztere  bildet  das 
Material  für  die  Zinkentsilberung;  sie  besteht  in  der  Entsilberung  des 
Bleies  in  gufseisernen  Kesseln,  im  Aussaigern  des  Zinkschaumes  in  kleinen 
gufseisernen  Saigerkesseln,  in  dem  Entzinken  des  entsilberten  Bleis  in 
Flammöfen  und  im  Abdestilliren  des  Zinks  aus  dem  Zinkschaume  in 
Graphittiegeln  nach  Morgans  Patent.  Die  Entsilberungsanlage  ist  in 
folgender  Weise  eingerichtet: 

Von  den  beiden  Entsilberung.skesseln  mit  den  zwischen  ihnen  befind- 
lichen Saigerkesseln  in  einer  Ebene  besitzen  erstere  1",89  oberen  Durch- 
messer, 1"!  Tiefe  und  fassen  je  20'  Werkblei;  die  halbkugelförmigen 
Saigerkessel  haben  0ni,55  Halbmesser.  Unter  den  Entsilberuugskesseln 
liegt  der  Raffinirofen  zum  Entzinken  des  entsilberten  Bleis,  welches 
letztere  mittels  eines  Hebers  in  den  Raffinirofen  abgelassen  werden 
kann.  Dieser  Ofen  hat  3"  Länge,  2<^  Breite  und  011,45  Tiefe.  Der 
Herd  ist  aus  Chamotte  hergestellt  und  liegt  2°i  unter  dem  Rande  der 
Entsilberungskei--el.  Auf  den  meisten  deutschen  Hüttenwerken  ge- 
schieht das  Entzinken  des  entsilberten  Bleies  in  gufseisernen  Kesseln 
mit  Hilfe  von  W^asserdampf.  Hiermit  sind  allerdings  bei  der  Noth- 
wendigkeit,  das  zu  raffinirende  Blei  zur  Rothglut  erhitzen  zu  müssen, 
häufige  Erneuerungen  der  Kessel  verbunden.  Dagegen  ist  der  Blei- 
verlust ein  sehr  geringer  und  man  erhält  ein  als  Farbe  verwerthbares 
Gemenge  von  Bleioxyd  und  Zinkoxyd. 

Unter  dem  Flammofen  befindet  sich  ein  gufseiserner  Stichkessel 
von  l"i,90  oberem  Durchmesser  und  1"!  Tiefe,  in  welchen  das  entzinkte 
Blei  durch  einen  mittels  eines  Kegelventiles  verschliefsbaren  Rohrstutzen 
abgelassen  wird.  Die  /'oüifison-Batterie  liegt  tiefer  als  die  Entsilberungs- 
anlage. Das  Werkblei  wird  aus  dem  letzten  /*o»mson-Kessel  durch 
eine  Rösing' sehe  Bleipumpe  ausgepumpt;  seine  Förderung  nach  den  Ent- 
silberungskesseln  geschieht  durch  einen  mit  Dampf  betriebenen  Aufzug. 


HG  N'eiieiungen  im  Jlclallhutteiiweseii. 

Man  gibt  bei  der  EntsilberuDg  einen  dreimaligen  Zusatz  von  Zink 
in  Zeiträumen  von  je  5  Stunden.  Der  erste  Zinkzusatz  beträgt  bei  einem 
Kessel  von  20'  Werkblei  100i>,  der  zweite  75,  der  dritte  401*.  Es  ist 
also  im  Ganzen  215^  Zink  gleich  1,075  Proc.  vom  Gewichte  des  VS'erk- 
bleies  zur  Entsilberung  erforderlich.  Durch  den  ersten  Ziukzusatz  wird 
der  Silbergehalt  des  Werkbleies  von  0,1  Proc.  auf  0,0250  Proc.  ver- 
mindert. Gleichzeitig  wird  durch  diesen  Zusatz  der  gröfste  Theil  des 
Goldes  (im  Betrage  von  0,0004  Proc.  des  WerkbleiesJ  aufgenommen. 
Durch  den  zweiten  Zinkzusatz  wird  der  Silbergehalt  auf  0,0020  Proc. 
und  durch  den  dritten  Zinkzusatz  auf  0,0007  heruntergebracht.  Mit  den 
Zusätzen  von  Zink  hört  man  auf,  wenn  das  Blei  noch  0,001  Proc.  Silber 
enthält. 

Die  Silber  reiche  Legirung,  der  sogen.  Reichschaum,  wird  in  die 
Saigerkessel  übergeschöpft  und  von  einem  Theile  des  Bleies  durch  Saigeru 
befreit.  Die  Saigerung  wird  zweimal  vorgenommen.  Der  im  1.  Saiger- 
kessel erhaltene  Zinkschauni  wird  deshalb  in  den  2.  Saigerkessel  über- 
geschöpft und  nochmals  ausgesaigert.  Das  bei  diesen  Saigerungeu  er- 
haltene Blei  mit  einem  Durchschnittsgehalte  von  0,320  Proc.  Silber  und 
1,300  Proc.  Zink  wird  zur  Entsilberung  zurückgegeben. 

Die  Producfe  des  Entsilberungsverfahrens  sind  nun  in  Proceuten 
des  Werkbleies: 

1)  0,35  Proc.  Schlicker,  das  sind  die  beim  Einschmelzen  des  Werk- 
bleies sich  ausscheidenden  Krätzen  mit  einem  Durchsehnittsgehalte  von 
0,0004  Proc.  Gold  und  0,10  Proc.  Silber;  sie   gehen   in   die  Bleiarbeit. 

2)  2,25  Proc.  Reichschaum  mit  durchschnittlich  0,0153  Proc.  Gold, 
4,0510  Proc.  Silber,  53,200  Proc.  Blei,  2,6800  Proc.  Kujtfer  und 
39,700  Proc.  Zink. 

Der  nach  dem  ersten  Zinkzusatze  erfolgende  Schaum  beträgt  nach 
dem  Aussaigem  des  Bleies  1,753  Proc.  des  Werkbleies  und  enthüll 
0,0174  Proc.  Gold  und  4,670  Proc.  Silber. 

Der  nach  dem  zweiten  Zinkzusatze  erfolgende  Schaum  beträgt  nach 
dem  Saigern  0,31  Proc.  des  Werkbleies  und  enthält  0,0016  Proc.  Gold 
und  2,530  Proc.  Silber. 

Der  nach  dem  dritten  Zinkzusatze  erfolgende  Schaum  beträgt 
0,21  Proc.  des  Werkbleies  und  enthält  eine  Spur  von  Gold  und 

a)  1,30  Proc.  Silber. 

b)  98,95  Proc.  entsilbertes  Blei  mit  0,75  Proc.  Zink  und  0,0007  Proc. 
Silber;  es  wird  dem  Entzinken  im  Raffinirofen  unterworfen. 

c)  1,5  Proc.  Saigerblei  vom  Aussaigern  des  Zinkschaumes;  es  ent- 
hält 1,300  Proc.  Zink  und  0,032  Proc.  Silber  und  wird,  wie  erwähnt, 
zur  Entsilberung  zurückgegeben. 

Die  Dauer  der  Entsilberung  beträgt  20  Stunden,  nämlich  5  Stunden 
für  das  Einschmelzen  und  Entschlickern  des  Werkbleies  und  für  jede 
Entsilberung  nach  den  verschiedenen  Zinkzusälzen  je  5  Stunden. 


Neiierunireii  im  Metallhüttenwesen.  117 

Der  gesatnmte  Zinkschaum  wird  der  Destillation  unterworfen.  Man 
i<önnte  ihn  noch  weiter  aussaigern;  indefs  wird  dadurch  nur  sein  Ge- 
wicht, nicht  aber  sein  Volumen  vermindert.  Ein  derartiger  Zinkschaum 
setzt  sieh  aber  bei  der  Destillation  nicht  fest  zusammen,  so  dafs  eine 
verhaltnifsmäfsig  grofse  Menge  Silber  reicher  Krätzen  entsteht. 

Das  Abdestilliren  des  Zinkschaunies  geschieht  in  Graphittiegehi, 
wie  bereits  erwähnt.  Je  ein  Tiegel  (40cni  Weite  oben,  30'"  Weite 
imten,  SS*^""  Höhe  und  5'''"  Stärke)  wird  in  einen  Windofen  mit  rundem 
Schachte  (O^^Ti)  Weite   und   0™,9  Tiefe   bis   zur  Rostfläche)   eingesetzt. 

Der  Zinkschaum  wird  mit  1  Proc.  grobem  Holzkohlenpulver  ge- 
mengt und  dann,  nachdem  der  Boden  des  Graphittiegels  mit  einer  dünnen 
Lage  von  Kohlenstücken  bedeckt  ist,  in  den  Tiegel  eingetragen.  Die 
Menge  eines  Einsatzes  beträgt  22.5'^.  Sobald  Kohlenoxyd  aus  dem  Ab- 
zugsrohre der  Haube  austritt,  wird  der  Deckel  des  Condensators  auf- 
ijelegt,  in  welchem  sich  das  Zink  in  Gestalt  eines  Klumpens  ansammelt. 

Das  Abdestilliren  des  Zinks  aus  2251^  Reichschaum  dauert  8  bis 
9  Stunden.  100  Th.  Reichschaum  liefern  57,17  Proc.  Reichblei  mit 
0,0186  Proc.  Gold  und  7,35  Proc.  Silber,  5,85  Proc.  Tiegelgekrätz  mit 
0,112  Proc.  Gold  und  3,5  Proc.  Kupfer,  ferner  29,54  Proc.  Metallzink, 
t),35  Proc.  Zink  in  7,22  Proc.  Zinkstaub  und  Zinkgekrätz.  Von  dem 
Zinkgehalte  des  Reiclischaumes  gewinnt  man  90,4  Proc,  d.  i.  50  Proc. 
des  zur  Eutsilberung  verwendeten  Zinks  wieder. 

Wegen  der  Zinkentsilberung  in  den  Vereinigten  Staaten  vgl.  Uuf- 
inann^  Mineral  Resources   nf  tlie  United   States^  Calendar  years  83  und  84. 

In  einer  Abhandlung  „Die  Deslillation  des  Zinhchawnes^'  in  der 
Prntffisclien  Zeilschrifi  für  Berg-^  Hiitlen-  nnd  Salinmwesen^  Jahrg.  1886, 
stellt  Rösing  die  verschiedenen  Arten  der  Entfernung  des  Zinks  aus  der 
bei  der  Eutsilberung  des  Werkbleis  durch  Zink  erhaltenen  Silber  reichen 
Legirung  durch  Abdestilliren  des  Zinks  dar  und  gibt  zum  Schlüsse  der 
Destillation  den  Vorzug  gegenüber  der  von  Schnabel  erfundenen  und 
von  ihm  in  Lautenthal  im  Harze  eingeführten  Ammoniaklaugerei,  wo- 
hingegen Schnabel^  sich  auf  die  Erfolge  in  Lautenthal  stützend,  dahin 
entscheidet  (Zeitschrift  des  Vereins  deutscher  Ingenieure^  1888  S.  300), 
dafs  das  Ammoniakverfahren  bei  grofser  Production  immer  am  Platze 
sein,  bei  geringerer  dagegen  wegen  der  verhaltnifsmäfsig  höheren  An- 
lage und  Betriebskosten  dem  Destillatonsverfahren  nachstehen  würde. 
Gegenwärtig  wird  eine  Anlage  für  das  Ammoniakverfahren  zu  Hoboken 
bei  Antwerpen  errichtet. 

Im  Anschlüsse  an  die  Zinkschaumverarbeitung  möge  auf  das  der 
Deutschen  Gold-  und  Silber- Scheideanslall  vorm.  Roessler  in  Frankfurt  a.  M. 
Jüngst  ertheilte  D.  R.  P.  Nr.  45195,  vom  3.  Mai  1888  ab  gültig,  auf- 
merksam gemacht  werden. 

Zur  Entfernung  des  Zinks  aus  Bleizink-  und  Blei-Zink-Silberlegirungen 
drückt  man  nach  diesem  Verfahren  durch  die  rothglühenden  geschmol- 


118  Wiborgh's  Luftpyrometer. 

zenen  Legirungen  Wasserstoff  oder  Kohlenoxyd  oder  Kohlenwasserstoffe 
oder  Stickstoff  oder  Gemische  von  zwei  oder  mehreren  dieser  Gase 
oder  Kohlensäure  oder  Gemische  von  Kohlensäure  und  Stickstoff  oder 
von  Kohlensäure,  Kohleüoxyd  und  Stickstoff,  so  lange,  bis  die  zurück- 
bleibenden flüssigen  Massen  zinkfrei  sind. 

Die  gedachten  Gase  bezieh.  Gasgemische  sollen  nach  einer  grofseu 
Reihe  von  angestellten  Versuchen  die  Eigenschaft  haben,  beim  Durch- 
streichen durch  die  flüssigen  Legirungen  das  Zink  sehr  schnell  und  bei 
so  niedriger  Temperatur  auszutreiben,  dafs  das  Verfahren  in  Gefäfsen 
aus  Eisen  ausgeführt  werden  kann. 

Kohlenoxyd,  Wasserstoff,  Kohlenwasserstoff,  Stickstoff,  sowie  Ge- 
mische dieser  Gase  treiben  das  Zink  in  natürlichem  Zustande  aus,  und 
man  erhält  dasselbe  als  graues  Pulver. 

Kohlensäure  treibt  das  Zink  in  der  Form  von  Zinkoxyd  aus.  Sie 
hat  den  grofsen  Vorzug  vor  dem  als  Austreibungsmittel  für  das  Zink 
angewendeten  Wasserdampfe,  dafs  sie  das  Blei  nicht  oxydirt,  wie  es 
bei  Anwendung  von  Wasserdampf  in  Folge  der  Beimischung  von  atmo- 
sphärischer Luft  immer  der  Fall  ist. 

Ist  die  Kohlensäure  mit  Stickstoff  oder  Kohlenoxyd  gemischt,  wie 
es  bei  der  Herstellung  der  Kohlensäure  im  Grofsen  aus  Koks  oder  Kalk- 
stein stets  der  Fall  ist,  so  wird  das  Zink  als  ein  Gemenge  von  Zink 
und  Zinkoxyd  ausgetrieben.  (^Fortsetzung  folgt.) 


J.  Wiborgh's  Luftpyrometer. 

Mit  Abbildungen. 

Im  laufenden  Jahrgange  von  ^Jernkonlorets  Annalcr-  ist  eine  Ab- 
handlung über  das  genannte  Pyrometer  enthalten,  welche  wir  im  Folgen- 
den nach  H.  v.  Jiipiner  {Oesterreichische  Zeitschrift  für  Berg-  und  Hütten- 
wesen) wiedergeben : 

Seitdem  Gay  Lussac,  Üulong,  Rudberg  und  Regnault  durch  ihre  be- 
rühmten Versuche  den  Ausdehnungscoefticienlen  der  Luft  bestimmten, 
werden  ähnliche  Ajjparate,  wie  die  von  ihnen  angewendeten,  zu  Tem- 
peraturmessungen benutzt  und  als  „Luftthermometer"  oder,  wenn  sie  zur 
BestimmunghöhererTemperaturendienen,als„Luftpyromefer"  bezeichnet. 

Wegen  der  Construction  dieser  Instrumente,  sowie  der  Accuratesse 
und  Uebung,  welche  deren  Handhabung  erfordert,  haben  dieselben  bis 
jetzt  nur  für  wissenschaftliche  Temperaturmessungen  oder  höchstens  zur 
Gvaduirung  anderer,  für  die  Industrie  bestimmter  Pyrometer  Anwendung 
gefunden. 

Da  der  Ausdehnungscoefticieul  der  Luft  selbst  bei  sehr  hohen  Tem- 
peraturen constant  ist,  so  gibt  die  Ausdehnuug  derselben  die  sicherste 
Grundlage  für  eine  zuverlässige  Pyrometerconstruction,  und  es  erschien 


Wiborgh's  Lul'lpyrometer.  11',* 

Wiborgh  daher  von  Wichtigkeit,   das  Luftpyrometer   in   eiae  übersicht- 
lichere und  praktischere  Form  zu  bringen. 

Bevor  auf  dessen  Vorschlag  zur  Lösung  dieser  Frage  eiügegangeu 
wird,  möge  kurz  an  die  beiden  Grundgedanken  erinnert  werden,  vi-elche 
bisher  bei  der  Einrichtung  von  Luftpj'rometern  befolgt  wurden.  In 
einem  Falle  behält  nämlich  eine  bestimmte  Luftmenge  beim  Erhitzen 
ihr  Volum  unverändert  bei,  so  dafs  die  auftretende  Druckceränderung  der 
Temperaturberechnung  zu  Grunde  gelegt  wird,  im  anderen  Falle  wird 
die  Luft  unter  unverändertem  Drucke  erhalten,  so  dafs  die  Temperatur 
aus  der  Raumveränderung  abgeleitet  wird. 

Beide  Pyrometerarten  können  durch  Fig.  1  anschauhch  gemacht 
werden,  in  welcher  die  eingeschriebenen  Buchstaben  die  nachfolgende 
Bedeutung  haben:  V  ist  eine  mit  Luft  gefüllte  Thermometerkugel, 
welche  mittels  der  Capillarröhre  A  mit  einem  offenen  Manometer  in 
Verbindung  steht,  dessen  Theil  \\  in  Cubikcentimeter  getheilt  ist, 
während  der  andere  Schenkel  B  von  einer  längeren  senkrechten  Röhre 
gebildet  wird.  Der  untere,  \\  und  B  vereinigende  Theil  des  Manometers 
steht  in  Verbindung  mit  dem  Kautschukballe  if,  welcher  Quecksilber  ent- 
hält, das  beim  Zusammendrücken  von  K  in  das  Manometer  getrieben 
wird.  Durch  das  Haarrohr  C  und  den  Hahn  D  kann  die  Thermometer- 
kngel   V  mit  der  äufseren  Luft  in  Verbindung  gesetzt  werden. 

Das  Volum  der  Haarröhren  wird  so  klein  genommen,  dafs  es  nicht 
in  Rechnung  gezogen  zu  werden  braucht. 

Soll  nun  dieses  Instrument  nach  dem  ersten  Grundgedanken  Ver- 
wendung finden,  so  öflnet  man  den  Hahn  D  und  drückt  das  Quecksilber 
bis  zur  Marke  m,  nahe  der  Haarröhre,  empor. 

Die  Quecksilberoberfläche  stellt  sich  unter  diesen  Umständen  in 
beiden  Manometerschenkeln  in  dieselbe  Höhenlage.  Nachdem  nun  der 
Hahn  D  geschlossen  ist,  vvird  die  Kugel  V  der  zu  bestimmenden  Tem- 
peratur ausgesetzt,  wobei  sich  die  eingeschlossene  Luft  ausdehnt  und  das 
Quecksilber  hinabdrängt,  so  dafs  es  in  der  Manometerröhre  B  über  die 
Marke  m  steigt.  Wenn  man  nun,  um  das  Luftvolum  wieder  auf  die 
ursprüngliche  Gröfse  zu  bringen,  durch  Zusammendrücken  des  Balles  K 
so  viel  Quecksilber  in  das  Manometer  prefst,  dafs  seine  Oberfläche  in 
der  Röhre  Fi  wieder  bis  zur  Marke  m  steigt,  so  steigt  das  Quecksilber 
in  der  Röhre  B  noch  weiter,  sagen  wir  um  A,  und  dieser  Ueberdruck  /( 
.steht  mit  der  gesuchten  Temperatur  in  folgender  Beziehung: 

A  =:  fl  .  a  f, 
worin  bezeichnet: 

h  den  höheren  Druck,  welcher  erforderlich  ist,  damit  die  Luft  ihr 
unverändertes  Volum  beibehalte, 

H  den  gerade  herrschenden  Barometerstand, 

o  den  Ausdehnungscoefficienten  der  Luft  und 

/   die  Temperaturerhöhung  der  Luft  in  der  Kugel   Y. 


120  Wibüi'girs  Lufipyrometir. 

Dadurch,  dald  das  Luftpyrometer  die  angegebeue  Form  erhält,  wird 
es,  wie  selbstverständlich  und  wie  die  obige  Gleiciiung  zeigt,  von  der 
Gröfse  der  Therinoineterkugel  unabhängig  und  der  Drucküberschui's  /* 
bleibt  der  Tenii)craturerhöhung  proportional,  aber  dieser  Drucküberschuls 
ist  so  bedeutend,  dai's  schon  bei  einer  Temperaturerhöhung  der  Luft  in 
der  Thermometerkugel  um  2720  (jer  Druck  h  um  eine  ganze  Atmosphäre 
oder  760"""  wächst,  und  dieser  Umstand  macht  es  unmöglich,  das  In- 
strument für  höhere  Temperaturen  zu  verwenden. 

Soll  das  Instrument  nach  dem  anderen  Grundgedanken  als  Thermo- 
ineter  verwendet  werden,  so  stellt  man  das  Quecksilber  wie  früher  bei  m 
ein;  aber,  während  die  Thermometerkugel  auf  (O  erwärmt  wird,  wobei 
sich  die  Luft  ausdehnt,  läfst  mau  einen  Theil  der  Luft  frei  in  die 
graduirte  Röhre  V^  austreten,  wobei  das  Quecksilber  im  Manometer  so 
sinkt,  dafs  es  in  beiden  Armen  in  gleicher  Höhe  steht  und  die  ein- 
geschlossene Luft  denselben  Druck  beibehält.  Für  eine  gewisse  Tem- 
peraturerhöhung (  dehnt  sich  die  Luft  um  ein  bestimmtes  Volum  Kj  aus, 
welches  in  der  graduirten  Röhre  abgelesen  werden  kann  und  welches 
mit  der  zugehörigen  Temperatur  in  folgender  Bezieluing  steht: 

vorausgesetzt,  dafs  das  Luftvolum  \\  bei  der  Ablesung  dieselbe  Tem- 
peratur besitzt,  welche  V  beim  Erwärmen  annahm,  und  dafs  sich  der 
Barometerstand  während  des  Experimentes  nicht  änderte. 

In  diesem  Falle  ist  man  unabhängig  vom  Barometerstände ,  aber 
dagegen  ist  die  Volumsvergröfserung  der  Temperatursteigerung  nicht 
proportional,  und  welchen  EinÜufs  dieser  Umstand  auf  die  Möglichkeit 
hat,  genaue  Temperaturbestimmungen  auszuführen,  zeigt  folgende  Be- 
trachtung: Unter  der  Annahme,  dafs  die  zur  Erwärmung  dienende 
Thermometerkugel  lO«^*^  enthalte,  entspricht  einer  Temperatursteigerung 
von  100  auf  200"  einer  VolumdilTerenz  von  1,55^^,  einer  Steigerung  von 
900  auf  1000»  jedoch  nur  von  0,19<-''.  Hieraus  folgt,  dafs  die  Emplind- 
lichkeit  des  Thermometers   mit   steigender  Temperatur  rasch  abuinmit. 

Vergröfsert  man  das  Volum  der  Thermometerkugel,  so  wächst  aller- 
dings auch  das  abzulesende  Volum  K, ,  allein  dies  bringt  in  vielen 
Fällen  praktische  Schwierigkeiten  mit  sich,  und  die  Ablesungen  müssen 
daher  bei  diesem  Pyrometer  mit  äufserster  Schärfe  vorgenommen  werden. 
Um  dies  zu  ermöglichen,  hat  Prof.  0.  Pcitersson  an  der  Stockholmer 
Hochschule  eine  sinnreiche  Verbesserung  angegeben,  welche  ebenfalls 
aus  Fig.  1  ersichtlich  ist.  Er  hat  nämlich  die  Haarröhre  C  mit  einem 
kleinen  Manometer  E  versehen,  welches  ein  wenig  Wasser  enthält  und 
daher  sehr  empfindlich  ist.  Wenn  das  Quecksilber  im  Manometer  nahe 
in  gleicher  Höhe  steht,  öffnet  man  mittels  des  Hahnes  D  die  Verbindung 
mit  diesem  Manometer  und  kann  dadurch  das  (Quecksilber  im  Mano- 
meter mit  Genauigkeit  einstellen,  so  dafs  die  eingeschlossenen  Gase  unter 


Wiborgh's  Lul'tpyi'omefei'. 


121 


Atmosphärendruck  stehen.  Wenn  die  Temperatur  des  Luftvolums  F| 
mit  Genauigkeit  bestimmt  werden  soll,  ist  dies  jedoch  noch  nicht  ge- 
nug, sondern  es  muls  auch  noch  jener  Theil  des»Manometers  mit  Wasser 
von  bekannter  Temperatur  umgeben  werden,  wodurch  die  Handhabung 
des  Instrumentes  sehr  unbequem  wird.  Aus  dem  angeführten  Grunde 
seheint  es,  dafs  ein  derartiges  Luftpyrometer  zu  praktischen  Temperatur- 
messungen für  industrielle  Zwecke  kaum  geeignet  sein  dürfte. 

Eine  nähere  Betrachtung  der  Fig.  1  läfst  jedoch  erkennen,  dafs 
noch  eine  andere  Art  der  Construction  eines  Luftpyrometers  zulässig 
ist.     Man  kann  nämlich  das  Quecksilber  auf  Pig.  1. 

die  Marke  m^  einstellen  und  den  Hahn  D 
offen  lassen,  so  dafs  das  Luftvolumen  V  mit 
der  äufseren  Luft  in  Verbindung  steht.  Beim 
Anwärmen  oder  Abkühlen  der  Thermometer- 
kugel strömt  natürlicher  Weise  so  viel  Luft 
aus  oder  ein,  dafs  die  in  der  Thermometer- 
kugel zurückbleibende  stets  unter  Atmo- 
sphäreudruck  steht. 

Wenn  eine  Temperaturbestimmung  aus- 
geführt werden  soll,  so  schliefst  man  den 
Hahn  D  und  drückt  das  Quecksilber  im  Ma- 
nometer bis  zur  Marke  m,  womit  also  ein 
bestimmtes  Luftvolum  F,  in  die  Thermometer- 
kugel geprefst  wird.  Ist  dieses  Luftvolum 
bei  der  Einpressung  <"  warm  und  besitzt  die 
Thermometerkugel  eine  Temperatur  von  7"", 
so  wird  ersteres  um  J"  —  <<•  erwärmt  und 
erfordert,  um  in  die  Kugel  eingeschlossen  zu  werden,  einen  gewi.ssen 
Druck  /*  über  den  Atmosphärendruck,  welcher  Ueberdruck  h  das  Mafs 
für  die  gesuchte  Temperatur  T  bildet. 

Dieses,  bei  Luftpyrometern  bisher  noch  nicht  angewendete  Prinzip, 
liegt  Wiborglis  neuem  Luftpyrometer  zu  Grunde,  auf  dessen  Theorie  und 
Construction  nun  übergegangen  werden  soll. 

Theorie  des  Pyrometers.  In  die  Thermometerkugel  V,  welche  T^ 
warme  Luft  von  Atmosphärendruck  enthält,  soll  noch  ein  bestimmtes 
Luftvolum  Fl  von  der  Temperatur  /"  und  Atmosphärendruck  eingeprefst 
und  auf  T"  erwärmt  werden.  Wenn  der  Druck  ungeändert  bliebe, 
würde   das  ganze  Luftvolum  nach  der  Erwärmung  sein: 

F+F,  [l  +  atr-C)]; 
wenn  aber  das  Luftvolum  F,   in    die  Thermometerkugel   geprefst  wird, 
mufs  sich   der  Druck   um    eine   gewisse  Gröfse  h    ändern,    und    hierauf 
beziehen  sich  folgende  Gleichungen: 


F+F,  .[l  +  g  (7'- 0 


.H=V 


1) 


122  Wiliorgh's  I.iUtpyroraettT. 

oder  l,  =  ^H+^.B.air-l) 2) 

.  ^     ,     vh  ~  y.  H  „ 

oder  T  —  t  — — '=- 3 ) 

a  .  V^  .  H 

In  dieser  Formel  ist  jedocli  das  Volum  der  Haarröhre  nicht  ein- 
gerechnet, weil  dasselhe  im  Verhältnisse  zu  den  Volumen  }'  und  y\  sehr 
klein  sein  soll,  so  dafs  es  nicht  in  berücksichtigungswürdiger  Weise 
auf  die  Temj)eraturbestimmung  einwirken  kann.  Aus  demselben  Grunde 
ist  auch  die  Ausdehnung  der  Thermometerkugel  vernachlässigt:  wenn 
man  sie  aber  bei  der  Berechnung  zu  berücksichtigen  wünscht,  so  erhält 
man  statt  der  Formel  2: 

worin  K  der  cubische  Ausdehnungscoefficient  jenes  Materiales  ist ,  au.-- 
welehem  die  Thermometerkusel  besteht.* 


I  In  Nr.  2  1889  der  genannten  Oesterreichischeu  Zeitschrift  gibt  A.  Sprung 
zu  der  vorstehenden  Berechnung  nachfolgende  Ergänzung  bezieh.  Richtig- 
stellung: 

Wenn  das  Volumen  F,  bei  constantem  (Atmosphären-)Drucke  von  i''  aul 
TO  erwärmt  wird,  so  geht  es  über  in  das  Volumen 

1)  F,  -f  Fi^a(T-0 

worin  Fj  dasjenige  Volumen  bezeichnet,  auf  welches  F,  bei  der  Abkühlung 
von  ('^  auf  00  sich  zusammenziehen  würde.  In  vorstehender  Ableitung  findei 
man  aber  statt  dessen  den  Ausdruck 

•>)  Fi+F,a(T-0 

angegeben.  Der  ri<-htige  Werth  1)  kann  unter  Einführung  der  absoluten 
Temperaturen  viel  einfacher  geschrieben  werden.     Denn  es  ist: 

3)  F,  =  Fi^  (1  -)-  a  0  also   F,^  =  :^-  ; 

substituirt  man  diesen  Ausdruck  für   F|    in  1).  so  geht  I)  über  in 

1+aT 
1  +  aT  "  T 


1  +  at  '   1  +  at  '  r 

wo   T  und  r  die    absoluten,    also    von   — '273"   an    gerechneten   Temperaluren 
bedeuten,  welche  den  Celsiusteraperaturen   T  und  (  entsprechen. 

Das  Gesammtvolumen   des   abgeschlossenen    Lul'tiiuantnms   nach    der   fin- 
girten  Erwärmung  von  (  auf  T  bei  Atmosphärendruck  H  ist  somit 

T 

und  wenn  bei  Compression  desselben  auf  das  Volumen  F  der  Druck  auf  H  +  h 
zu  steigern  ist,  so  ergibt  sich  nach  dem  Jt/orioKe'schen  Gesetze: 

(  V+  F,  1)^=  r(H  +  h-)  oder 

5)  ^='V^H- 

Diese  einfachere  Gleichung  wäre  also  an  Stelle  der  Im  Aufsatze  angegebenen 
Gleichung  3)  zu  setzen  und  ihre  Auflösung  nach  h 

V  T 

61  ''  =  "t'7 

an  Stelle  der  Gleichung  2). 


Wiborgh  s  lAü'lpyromeler.  12ö 

Aus  Formel  3  geht  hervor,  dals  das  Thermometer  nur  Temperatur- 
unterschiede zwischen  den  Volumen  V  und  V,  angibt,  und  aus  2,  dals 
für  T=t.  d.  h.   wenn  beide  Luftvolumen   die    gleiche  Temperatur  be- 

sitzen,  h  dem   ersten  Gliede  dieser  Gleichung  -^  ■  B   entspricht,    was 

folglich  die  Lage  des  Nullpunktes  für  das  Instrument  angibt. 

Das  zweite  Glied  der  Formel  2  gibt  daher  den  Zuwachs  an  Druck- 
hohe  an,  welche  für  das  Hineinpressen  des  Luftvolums  T'j  in  das  Volum  T' 
erforderlich  ist,  wenn  sie  verschiedene  Temperatur  haben.  Dieser  Zu- 
wachs ist,  wie  Gleichung  2  zeigt,  dem  Temperaturzuwachse  proportional, 
woraus  folgt,  dafs  das  Thermometer  für  eine  und  dieselbe  Temperatur- 
steigerung gleiche  Ausschläge  geben  mufs,  ganz  unabhängig  von  der 
Höhe  dieser  Temperaturen.  Aus  dem  Vorgesagten  folgt  weiter,  dafs 
man  die  gesuchte  Temperatur  T  (Temperatur  der  Thermometerkugel) 
erhält,  wenn  man  zu  der  Temperatur,  oder  richtiger  Temperatur- 
diflPerenz,  welche  das  Instrument  zeigt,  die  Temperatur  des  Luftvolums  T', 
vor  der  Einpressung  hinzufügt. 

Aus  Gleichung  2  folgt  weiter,  dafs  sowohl  die  Lage  des  Nullpunktes 
als  der  einer  bestimmten  Temperaturerhöhung  entsprechende  üeberdruck 
vom  Barometerstande,  welcher  deshalb  bekannt  sein  mufs,  und  von  dem 

Y 
Verhältnisse  -^  abhängt.  Je  gröfser  die  Thermometerkugel  im  Ver- 
hältnisse zu  dem  hineinzupressenden  Luftvolum  y^  ist,  desto  kleiner 
wird  der  einer  bestimmten  Temperaturdifferenz  entsprechende  Druck- 
überschufs  und  man  kann  daher  das  Luftpj'rometer  nach  Belieben  so 
verfertigen,  dafs  es  für  eine  gewisse  TemperaturdifFerenz  gröfsere  oder 
kleinere  Ausschläge  angibt,  ganz  ebenso,  wie  die  Länge  der  Grade  an  dem 
gewöhnlichen  Quecksilberthermometer  je  nach  dem  Volum  der  Thermo- 
meterkugelu   und   dem  Durchmesser  der  Thermometerröhren   wechselt. 

Endlich  ist  es  klar,  dafs  dieses  Luftpyrometer  ebenso  gut  zu  Kälte- 
wie  zu  Wärmemessungen  angewendet  werden  kann,  denn  wenn  die 
Thermometerkugel  kälter  als  das  Luftvolum  T',  ist,  wird  das  zweite 
Glied  der  Gleichung  2  negativ,  was  bedeutet,  dafs  die  Druckhöhe  // 
unter  den  Nullpunkt  sinkt. 

Construction  des  Pyrometers.  Fig.  2  und  3  zeigen  die  Construction 
des  in  Rede  stehenden  Pyrometers,  welches  hauptsächlich  zur  Messung 
der  Windtemperaturen  bei  Hochöfen  bestimmt  ist.  Die  Thermometer- 
kugel ]',  welche  ungefähr  12'^'^  Inhalt  besitzt,  geht  in  eine  Porzellan- 
röhre von  20™""  äufserem  und  0"",5  innerem  Diameter  über,  so  dafs 
letztere  als  Haarrohr  betrachtet  werden  kann.  Diese  Röhre,  welche 
auf  die  übrigen  Theile  des  Instrumentes  aufgesetzt  werden  kann,  mufs 
eine  bedeutende  Festigkeit  haben,  weshalb  auch  die  Wandstärke  grofs 
ist.  Die  Röhre  ist  in  die  Metallhülse  B  eingekittet,  die  in  den  Metall- 
cylinder  B^  geschraubt  ist  und  zu  dem  Manometer  B  F,  fi,  führt. 


124 


Wiborgh's  Lul'tpyrometer. 


Üie  Glasröhre,  aus   welcher  das  Manoineter   bestehl,   wird   bei  m 
auf  eine  Länge  von  etwa  10"i°'  etwas  weiter  (1,5  bis  2'"'"').  worauf  eine 

Fig.  2.  Fig.  3. 


ijröl'sere  Erweiterung  folgt,  welche 
das  Luftvolum  V,  enthält,  welches 
bei  der  Temperaturbestimmung  in 
die  Thermometerkugel  eingeprefst 
werden  soll,  und  welches  passend 
it,l  des  ersteren  beträgt.  Hei  m, 
mündet  es  in  die  längere  Manometer- 
röhre Ä|  mit  etwa  2"""  innerem  und 
gmDi  äufserem  Durchmesser,  die  sich 
nach  abwärts  verlängert  und  nach 
einer  Biegung  mit  dem  mit  Queck- 
silber gefüllten  Kautscluikballe  K 
in  Verbindung  steht.  Der  Ball  K 
befindet  sich  in  einer  Metalldose  M 
mit  beweglichem  Deckel  iV,  der 
mittels  der  Scliraube  S  in  die  Dose 
gedrückt  werden  kann ,  um  das 
Quecksilber  aus  dem  Balle  in  das  Manometer  zu    pressen. 

Die  Schraube  5  wird  mitteis  der  Metallscheibe  .S,  gedreht,  welche 
mir  leicht  auf  das  zajjfenförmige  Ende  der  Schraube  gesteckt  ist,  so 
dafs  die  Scheibe  leiciit  abgenommen  werden  kann,  um  zu  verhindern, 
dafs  durch  unachtsame  Handhabung  das  (Quecksilber  durch  die  Mano- 
meterröhre  B  in  die  Thermometerkugel  getrieben  und  das  Instrument 
beschädigt  werde. 


Cance's  elektrische  Bogeulampt.  125 

Cance's  elektrische  Bogenlampe. 

Mit  Abbildung. 

In  der  Lampe  von  Cance  wird  der  Lichtbogen  durcli  die  Regulirun" 
immer  an  der  uämliciien  Stelle  erhalten.  Als  regulirende  Kraft  wird 
die  Schwere  benutzt. 

Den  Haupttheil  in  dieser  in  umstehender  Figur  abgebildeten  Lampe 
bildet  nach  den  Notices  Industrielles^  August  1888*8.486  (vgl.  auch 
The  Bectrician^  1888  Bd.  21  *  S.  680),  eine  in  lothrechter  Lage  zwischen 
zwei  Lagern  aufgestellte  mittlere  Schraube  V\  auf  derselben  kann  sich 
die  beivegende  Mutter  A  bewegen,  die  ihrerseits  die  obere  Kohle  trägt. 
Diese  Mutter  strebt  sich  durch  ihr  eigenes  Gewicht  nach  unten  zu  be- 
wegen, und  da  sie  sich  nicht  drehen  kann,  weil  sie  mit  den  beiden, 
die  obere  Kohle  tragenden  Stäben  verbunden  ist,  so  dreht  sie  die 
Schraube  von  links  nach  rechts. 

Oben  ist  mit  den  Gängen  der  Sehraube  V  eine  zweite  Mutter  B, 
die  regulirende  Mutter^  in  Eingriff  gebracht:  dieselbe  ruht  auf  einer 
kleinen  Platte  C,  die  auf  die  Schraube  aufgesteckt  ist  und  den  Nieder- 
gang der  Mutter  B  begrenzt. 

Wenn  sich  demnach  die  Schraube  unter  der  Wirkung  des  Ge- 
wichtes der  bewegenden  Mutter  A  von  links  nach  rechts  dreht,  so  wird 
die  regulirende  Mutter  B  in  derselben  Drehrichtuug  mitgenommen. 

Durch  die  verschiedenen  möglichen  Bewegungen  wird  die  Lampe 
entzündet,  die  Kohlen  vorwärts  bewegt  und  das  Licht  regulirt.  Dazu 
ist  noch  eine  ringförmige  Platte  D  in  geringem  Abstände  von  der  re- 
gulirenden  Mutter  B  angebracht;  mit  zwei  einander  gegenüber  liegenden 
Armen  ruht  D  auf  den  beiden  Kupferstäben  £,  deren  jeder  durch  ein 
Rohr  G  aus  weichem  Eisen  hindurchgeht,  das  in  einem  Solenoide  H 
angebracht  ist:  die  Stäbe  £  sind  mit  den  beiden  Kernen  F  aus  weichem 
Eisen  verbunden,  die  sich  innerhalb  der  Solenoide  bewegen  können. 
An  den  Kernen  sind  unten  zwei  Spiralfedern  angeheftet,  deren  Span- 
nung durch  zwei  Muttern  regulirt  wird;  diese  Federn  wirken  der  von 
den  Solenoiden  auf  die  Kerne  ausgeübten  Anziehung  entgegen. 

So  lange  kein  Strom  die  Lampe  durchläuft,  bringt  die  Schwere 
die  beiden  Kohlen  in  Berührung,  und  deren  Zusammentreffen  verhindert 
jede  Bewegung  der  bewegenden  Mutter. 

Tritt  der  Strom  auf,  so  läuft  derselbe  zuerst  durch  die  Kohlen  und 
dann  durch  die  beiden  Solenoide;  die  beiden  Kerne  F  bewegen  sich 
daher  nach  oben,  nehmen  auch  die  ringförmige  Platte  D  mit  sich  empor, 
die  Fläche  dieser  Platte  legt  sich  fest  an  die  der  regulirenden  Mutter  B 
an,  und  wenn  sich  dann  die  Kerne  und  die  Platte  noch  mehr  heben, 
heben  sie  auch  die  Mutter  Ä,  welche  sich  nicht  drehen  kann,  weil  sie 
jetzt  mit  D  ein   Ganzes   bildet,   und   daher  die  Schraube   Y  von  rechts 


126 


C'ance's  elektrische  Bogenlampe. 


nach  links  umdreht.  Diese  Drehbewegung  veraniafst  weiter  ein  Empor- 
steigen der  Mutter  /l,  die  Kohlen  entfernen  sich  von  einander  und  der 
Lichtbogen  entzündet  sich. 

^  _  Durch   das   Abbrennen   der    Kohlen    wird   der 

,...Ä  jI-'V      Abstand  derselben  von  einander  gröfser,  der  Wider- 

stand im  Stromkreise  daher  gröfser,  die  Strom- 
stärke in  der  Lampe  und  den  Solenoiden  kleiner, 
die  Anziehung  der  Kerne  vermindert  sich  und  die 
Kerne  senken  sich  durch  ihr  eigenes  Gewicht  und 
die  Wirkung  der  Spiralfedern;  da  geht  die  Scheibe/) 
unter  der  regulirenden  Mutter  B  ebenfalls  nieder, 
bis  das  Haften  beider  an  einander  so  schwach  ge- 
worden ist,  dafs  es  sich  der  von  der  bewegenden 
Mutter  A  ausgeübten  Schwerewirkung  nicht  mehr 
widersetzt  und  A  durch  sein  Niedergehen  die  Kohlen 
einander  wieder  nähert. 

Von  nun  an  folgt  eine  regelmäfsige  Regulirung 
des  Lichtbogens  und  setzt  sich  bis  zum  vollstän- 
digen Verbrauche  der  Kohlen  fort.  Diese  Regulirung 
erlangt  man  durch  eine  ganz  geringe  Aenderung 
des  Anhaftens  der  Flächen  der  ringförmigen  Platte  D 
und  der  regulirenden  Mutter  fi,  welche  eintritt,  so- 
bald die  Kohlen  ein  klein  wenig  abgebrannt  sind,  und 
sich  die  Stromstärke  und  die  auf  die  Kerne  ausgeübte 
magnetische  Anziehung  ein  klein  wenig  ändert,  wie 
es  bereits  aus  einander  gesetzt  worden  ist.  Die 
bremsende  Wirkung  zwischen  D  und  B  wechselt 
beim  Fortrücken  und  Festhalten  der  Kohlen  in 
sehr  rascher  Folge  an  Stärke.  Man  erhält  auf 
diese  Weise  das  Licht  stets  an  derselben  Stelle. 
Da  die  beiden  Kohlen  sich  gegen  einander  bewegen, 
so  bleibt  der  Lichtpunkt  beständig  an  der  nämlichen 
Stelle,  und  zwar  wird  dies  mittels  zweier  über  je  ein  (einen  Flaschen- 
zug bildendes)  Rollenpaar  laufenden  Schnuren  erreicht,  die  mit  dem 
einen  Ende  an  der  bewegenden  Mutter^  befestigt  sind,  so  dafs  diese 
bei  ihrem  Niedergehen  die  unlere  Kohle  emporhebt. 

Bei  dieser  Lampe  beträgt  die  Stromstärke  7  bis  8  Ampere:  doch 
kann  die  Lampe  auch  bei  6  bis  10  Ampere  brennen.  Man  kann  aber 
die  Lampe  auch  so  abändern,  dafs  sie  für  4  bis  0  Ampöre  und  für  10 
bis  40  Am|)<>re  pafst. 

Die  elektromotorische  Kraft  an  den  Klemmen  der  Lampe  ist  40 
bis  45  Volt.  Die  verbrauchte  mechanische  Leistung  mifst  1  Dampf- 
pferd und  die  Leuchtkraft  40  bis  45  C'arcel  unter  einer  zerstreuenden 
Glocke. 


Mersanne's  elektrische  Bogenlampe. 


127 


Die  Kühlen  dauern  8  bis  9  Stunden  und  kosten  sti\ndlich  7  bis 
8  Pf. 

Im  Allgemeiuen  wird  die  Lampe  in  einen  Nebenschlufs  zum  Haupt- 
stromkreise gelegt,  wodurch  alle  Lampen  von  einander  unabhängig 
werden.  Aufserdem  kann  man  bei  dieser  Schaltungsweise  in  dasselbe 
Leitungsnetz  auch  Glühlampen  mit  aufnehmen,  ohne  dafs  deren  Brennen 
durch  das  Anbrennen  oder  Auslöschen  von  einigen  oder  allen  Bogen- 
lampen gestört  wird. 

Wenn  man  die  Einrichtung  dieser  Lampe  ein  wenig  abändert,  so 
kann  man  sie  auch  in  Hintereinanderschaltung  anwenden. 


Mersanne's  elektrische  Bogenlampe. 

Mit  Abbildungen. 
Die  im  Electrician^  1888  Bd.  21 ''S.  739,  nach  H.  Fontaine  s  Eclairage 
ä  l' Electricile  beschriebene  elektrische  Bogenlampe  von  Mersanne  unter- 
scheidet sich  von  den  meisten  anderen  Bogenlampen  durcli  die  Anord- 


nung und  Zuführung  der  Kohlen.  Die  Kohlen  liegen  —  wie  bei  Fein» 
Lampe  (vgl.  1888  270  ''  371)  —  bei  ihr  wagerecht  und  werden  durch 
eine  Reihe  gefurchter  Rollen  forlbewegt.  Diese  Anordnung  gestattet 
die  Anwendung  sehr  langer  Kohlenstäbe  ohne  Einführung  eines  un- 
nöthig  grofsen  Widerstandes  in  den  Stromkrei.«.  Zwei  mit  feinem 
Drahte  bewickelte  Elektromagnete  sind  hinter  einander,  zu  dem  Hau])t- 
stromkreise  aber  parallel  geschaltet;  der  eine  beherrscht  das  Laufwerk, 
der  andere  erzeugt  den  Lichtbogen. 


128 


ikrsiuine's  elektrische  liogenlaiiipe. 


A  (Fig.  2)  des  Laufwerkes  bewegt  die  darunter 
liegende  Achse  a,  welche  die  Bewegung  auf  die 
beiden  lothrechten  Achsen  t,  b  übertrügt.  Die 
Achse  o  besteht  aus  zwei  ungleich  langen  Hälften, 
welche  durch  eine  6arrfan"sclie  Kuppelung  mit  ein- 
ander verbunden  und  gegen  einander  isolirt  .■iitid. 
Die  rechtwinkelig  zu  b  liegende  Achse  d  treibt  das 
Kad  e  (Fig.  3)  und  durch  dieses  die  gefurchten 
Rollen  3,3;  die  Rollen  aber  bewegen  den  Kohlen- 
stab, welclier  mittels  der  Rollen  Ä,  h  fest  gegen 
sie  gedrückt  wird;  der  Druck  wird  durch  die 
Schraube  t  regulirt. 

Den  Anker  n  des  Elektromagnetes  B  (Fig.  2) 
liiilt  die  Feder  o  abgerissen;  n  hält  abwechselnd 
die  in  Fig.  2  eben  noch  sichtbaren  Zähne  des  S|)err- 
rades  e  fest  und  gibt  sie  frei.  So  oft  der  Lichl- 
bogen  zu  lang  wird  und  in  Folge  dessen  der  Strom  im  Nebenschlüsse 
und  im  Elektromagnete  ß  stärker  wird,  die  Feeder  o  überwinde!  und 
den  Anker  n  anzieht,  gibt  letzlerer  das  Sperrrad  e  frei,  und  nun  bewegt 
die  Trommel  -4  die  Kohlen  in  der  angegebenen  Wei.se  gegen  einander. 


Verfahren  und  Apparate  zur  Gewinnung  von  Alkalimetallen.  129 

Hat  der  Bogen  seine  normale  Länge  wieder  angenommen,  so  wird  der 
Anker  n  zu  Folge  der  Stromschwächung  im  Nebenschlüsse  wieder  ab- 
gerissen, legt  sich  sperrend  in  die  Zähne  von  e  und  setzt  der  Bewegung 
dei-  Kohlen  ein  Ziel.  Mittels  der  Schraube  v  wird  das  Spiel  des  An- 
kers n  begrenzt. 

Die  Stange  q^  welche  an  dem  einen  Kohlenhalter  befestigt  ist,  trägt 
an  ihrem  oberen  Ende  den  Anker  Q  des  Blektromagnetes  C;  Q  wird 
durch  eine  Feder  abgerissen  erhalten,  die  kräftig  genug  ist,  um  den 
Anker  abgerissen  zu  erhalten,  so  lange  nicht  ein  Strom  von  der  gröfsten 
Stärke  den  Nebenschlufs  durchläuft.  Die  Anziehung  von  Q  veranlafst  q 
dem  Kohlenhalter  einen  leichten  Ruck  zu  geben  und  den  Lichtbogen 
zu  bilden. 


Neue  Verfahren  und  Apparate  zur  Gewinnung  von 
Alkalimetallen,  sowie  von  metallischem  Chrome. 

Patenlklasse  75  und  1?  Mit  Abbildungen  auf  Tafel  7. 
Es  war  zu  erwarten,  dafs  das  t'as(/ier''sche  Verfahren  zur  Darstellung 
von  Kaliurn  und  Nairiwn  mittels  Rerluction  der  Aetzalkalien  durch  Kohle 
(D.  R.  P.  Nr.  40415  vom  2.  Juni  1886.  Englisches  Patent  Nr.  7395 
vom  2.  Juni  1886.  Nordamerikanisches  Patent  Nr.  342897;  vgl.  1886 
2(}2  486.  1887  265  595),  welches  ein  billiges  Hilfsmittel  zur  Gewinnung 
von  Alummiain  nach  dem  alten  Wähler  sehen  Verfahren  bieten  soll,  den 
Erfindungsgedanken  von  Neuem  auf  dieses  Feld  führen  und  namentlich 
auch  zur  Construction  brauchbarer  Apparate  zur  Ausführung  des  be- 
kannten Reductionsprozesses  anregen  würde. 

Bei  der  Darstellung  von  Natrium  (es  soll  hier  Natrium  als  Beispiel 
gewählt  werden)  durch  Reduction  von  Aetznatron  mittels  Kohle  findet 
das  Resultat  der  beendeten  Reaction  durch  folgende  Gleichung  seinen 
Ausdruck:  NaHO -)- C  =  Na -f- H -f- CO.  Der  Verlauf  dieses  Prozesses 
läfst  aber  verschiedene  Phasen  erkennen,  da  man  die  intermediäre 
Bildung  von  Nalriumcarbonat  beobachten  kann  und  gleichzeitig  zur 
Ausführung  der  Reduction  eine  allmähliche  und  recht  bedeutende  Steige- 
rung der  Temperatur  nothwendig  wird.  Während  nämlich  die  Re- 
duction anfangs  bei  verhältnifsmäfsig  niedriger  Temperatur,  etwa  bei 
Rothglut,  vor  sich  geht,  mufs  die  Temperatur  zur  Unterhaltung  der 
Reduction  bis  zur  hellen  Weifsglut  gesteigert  werden.  Die  Reduction 
verläuft  nämlich  zuerst  unter  Bildung  von  Natriumcarbonat,  Natrium- 
metall, Kohleno.^yd  und  Wasserstoff,  wie  etwa  durch  folgende  Gleichung 
veranschaulicht  wird: 

4NaH0  4-2C  =  Na.jC03  -f  2Na-f  4H +  C0. 
Es  wird  also,  sobald  nach  dem  Zusammenbringen  von  Aetznatron  mit 
glühenden    Kohlen   eine  Reaction    eingetreten    ist,    sich    die   Reduction 

Dinglet's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  3.  1889II.  9 


130         Verl'ahieii  und  Apparate  ^ur  Uewinnung  von  Alkalimetallen. 

nicht  nur  auf  Aetznatron,  sondern  auch  auf  Nalriumcarbonat  auszu- 
dehnen haben.  Da  aber  das  Natriiimcarbonal  zu  seiner  Keduction  be- 
deutend höherer  Temperatureu  bedarf  als  das  Aetznatron,  so  wird  die 
zur  Reductioii  nothwendige  Temperatur  mit  wachsender  Carbonatbildung 
gesteigert  werden  müssen.  Diese  Anwendung  von  hohen  Temperaturen 
hat  neben  dem  bedeutenden  Breiinmaterialienverbrauch  u.  A.  auch  den 
Uebelstand.  dafs  man  nur  Schmiedeeisen  oder  höchstens  Gul'sstahl  für 
die  Reductionsgefäfse  anwenden  kann,  und  dafs  diese  stark  leiden, 
wodurch  ein  häufiges  Auswechseln  derselben  nöthig  wird,  und  ferner, 
dafs  ein  continuirlicher  Betrieb  nicht  möglich  ist.  Zur  Beseitigung  die.ser 
Uebelstände  trennt  C.  Netto  in  Dresden  i  D.  R.  P.  Nr.  45105  vom  S.No- 
vember 1887)  das  in  der  ersten  Phase  des  Reductionsprozesse.s  erzeugte 
Carbonat  von  dem  neu  zugeführten,  auf  die  glühenden  Kohlen  allmählich 
auftliefsenden  Aetznatron  durch  nach  Bedarf  oder  auch  continuirlich 
bewirkten  Abtlufs  des  ersteren  aus  dem  Apjjarate,  so  dafs  nur  die  erste 
Phase  des  Prozesses  eintritt,  d.  h.  die  Keduction  sich  also  immer  nur 
auf  das  neu  hinzutliefsende  Aetznatron  erstreckt  und  so  nur  verhält- 
nifsmäfsig  geringer  Temperaturen  bedarf.  Zur  Ausführung  dieses  Ver- 
fahrens dient  der  in  Fig.  1  bis  4  Taf.  7  dargestellte  Apparat.  Derselbe 
besteht  aus  dem  zum  Schmelzen  des  kaustischen  Natrons  dienenden 
Behälter  a,  dessen  für  das  geschmolzene  Natron  bestimmtes  Ablaufrohr 
mit  Regulirhahn  h  versehen  ist.  c  ist  der  Beschickungstrichter  für  das 
geschmolzene  Aetznatron,  welcher  durch  den  mit  einer  für  die  Kohle 
bestimmten  Füllöft'nung  d  versehenen  Deckel  e  in  die  aus  geeignetem 
Materiale,  z.  B.  aus  Gufsstahl,  Schmiedeeisen  oder  Gufseisen,  gefertigte 
Retorte  f  führt,  in  welcher  mittels  der  Kohle  g  die  Reduetion  vor- 
genommen werden  soll.  Die  in  der  Nähe  des  Retortenbodens  ange- 
ordnete Abtlufsvorrichtung  h  für  das  entstandene  Natriumcarbonat  iiat 
eine  solche  Form,  durch  welche  das  flüssige  Natriumcarbonat  veran- 
lafst  wird,  das  Retorteninnere  gegen  die  Aufsenluft  gewissermafsen 
hydraulisch  abzuschliefsen  (Fig.  2  bis  4).  Das  Auslaufende  dieser  Ab- 
flufsvorrichtung  ist  verschliefsbar,  zweckmäl'sig  mittels  eines  Kegel- 
verschlusses t.  An  eine  am  oberen  Theile  der  Retorte  angebrachte 
Oeffhung  schliefst  sich  eine  geeignete  Vorlage  k  für  die  Condensation 
des  Natriums  an,  unter  dessen  Auslauf  ein  Oelbehälter  /  angeordnet  ist. 
Die  Retorte  {  ist  mit  einem  Scluitzmautel  m  aus  Thon  umgeben.  Die 
zur  Heizung  bestimmten  Gase  werden  durch  Kanal  w  und  Oeffnung  o 
in  den  Kanal  n  geleitet,  wo  sie  die  Retorte  umspülen:  daraufgehen  die 
Heizgase  durch  Oett'nung  p,  Kanäle  r  und  if  in  den  Heizraum  »,  wo  sie 
den  Kessel  a  wärmen,  und  können  dann  durch  Oellnung  /  nach  dem 
Schornsteine  abgeführt  werden.  Fülltrichter  c  kann  mit  einem  Kegel- 
verschlusse  u  ausgestattet  sein.  Unterhalb  der  Abflufsvorrichtung  h  ist 
ein  Auffangegefäfs  y  für  die  bei  der  Reduetion  gebildete,  zum  grofsen 
Theile  aus  Natriumcarbonat  bestehende  Schlacke  angeordnet. 


Verlahieii  und  Apparate  zur  Gewinnung  von  Alkalimetallen.         131 

Bei  Beginn  der  Operation  wird  die  Retorte  zur  Hellrothglut  er- 
hitzt, darauf  bei  abgenommenem  Deckel  e  oder  durch  die  Kohlen- 
beschickungsöffnung d  so  viel  Kohlen  (am  besten  Holzkohle)  eingetragen, 
bis  die  Retorte  zu  ungefähr  ein  Drittel  damit  angefüllt  ist.  Nachdem 
die  Kohlen  ebenfalls  zum  Glühen  gebracht  sind,  was  schon  in  einigen 
Minuten  der  Fall  ist,  wird  das  geschmolzene  Aetznatron  aus  dem  Kessel  a 
durch  Trichter  c  auf  die  glühenden  Kohlen  fliefsen  gelassen,  welcher 
Zutlufs  mittels  des  Hahnes  h  in  seiner  Stärke  regulirt  werden  kann: 
sofort  zeigt  sich  bei  k  die  Natronflamme,  und  nach  ganz  kurzer  Zeit 
wird  das  Natrium  aus  k  in  den  üelbehälter  /  fliefsen.  —  Anfänglich  ist 
es  nöthig,  behufs  Fernhaltens  der  Aufseuluft  das  Kegelventil  i  zu 
schliefsen.  Nach  kurzer  Zeit,  vielleicht  nach  einer  halben  Stunde,  hat 
sich  am  Boden  der  Retorte  so  viel  gröfstentheils  aus  Natriumcarbonat 
bestehende  Schmelze  angesammelt,  dafs  dadurch  ein  hydraulischer  Ver- 
schlufs  bei  h  entsteht  und  der  Kegelverschlufs  i  gelöst  werden  kann, 
worauf  ein  Ueberschufs  an  Schmelze  ungehindert  aus  der  Abflufs- 
vorrichtung  h  abtliefsen  wird. 

Um  Undichtigkeiten  und  somit  den  Verlust  von  Alkalimetall  zu 
vermeiden ,  ist  die  Retorte  aus  einem  Gusse  hergestellt.  Der  hydrau- 
lische Verschlufs  h  gestattet  also  das  gebildete  Alkalicarbonat  ständig 
aus  dem  Bereiche  des  Reductionsprozesses  fortzuführen,  so  dafs  nur 
eine  Einwirkung  der  Kohle  auf  das  immer  von  Neuem  zugeführte  Alkali- 
h3'drat  stattfinden  soll,  wodurch  wieder  ein  Arbeiten  bei  verhältnifs- 
mäfsig  so  geringer  Temperatur  ermöglicht  wird,  dafs  man  Gufseisen 
als  Material  für  die  Reductionsgefafse  anwenden  kann.  —  Den  gleichen 
Zweck,  die  Reduction  der  Aetzalkalien  bei  bedeutend  niedrigerer  Tem- 
peratur als  der  bisher  erforderlichen  zu  ermöglichen,  verfolgt  der  von 
O.  M.  Thowlesu  in  London  »  (D.  R.  P.  Nr.  45  378"vom  27.  September  1887) 
angegebene  Apparat:  derselbe  gestattet,  das  Erhitzen  des  Kohlenstoff 
haltigen  Zuschlages  und  nöthigenfalls  auch  des  zu  reducirenden  Alkalis 
oder  Alkalicarbonates  vor  ihrem  Zusammenbringen  zu  bewirken,  wo- 
durch die  Bildung  irgend  einer  die  Reduction  störenden  Verbindung 
verhindert  werden  soll.  Der  Apparat  (Fig.  -5  und  6)  besteht  aus  einem 
in  den  Ofen  A  eingesetzten  Tiegel  oder  einer  Retorte  Ä,  in  welchen 
durch  Fülltrichter  Ä,  eingeschütteter  Koks  oder  ein  anderes  zweck- 
dienliches Kohlenstoff  haltiges  Material  im  Zustande  hoher  Erhitzung 
erhalten  wird.  In  dieses  Gefäfs  wird  dann  das  vorher  im  Vorwärm- 
schachte  C  erhitzte  caustische  Natron  oder  Kali  oder  deren  Carbouate 
nach  Oetthung  des  Schiebers  D  so  eingeführt,  dafs  es  in  möglichst 
innige  Berührung  mit  dem  hoch  erhitzten  Zuschlage  tritt.  Die  Erhitzung 
des  Alkalis  in  C  erfolgt  mittels  des  unterhalb  und  theilweise  um  C 
herumgeführten  Zuges  A^ ;  die  sich  entwickelnden  Metalldämpfe  werden 


1  Tat'.  7  gibt  den  Namen  irrthümJicli  Showlts  an. 


132  Verfahren  und  Apparate  zur  Gewinnung;  von   Alkaliraelallen. 

durch  Rohr  F  mit  Absperrventil  F,  nach  einem  Condensatnr  E  der  für 
die  Gewinnung  von  Ali<alimt'taiien  üblichen  Art  abgeleitet.  Die  Retorte 
wird  zweckmäf&ig  innen  mit  Graphit,  Retortenkohle  oder  anderem 
passenden  feuerbeständigen  Materiale  ausgefüttert.  Die  Beschickung 
des  Vorwiirmschachtes  C  mit  dem  zu  erhitzenden  Alkali  gescliieht  durch 
die  mit  Deckel  6'2  versehene  EinfüllöfTnung  C, ;  die  B^ntleerung  der  Rück- 
stände aus  der  Retorte  erfolgt  durch  eine  an  derselben  vorgesehene 
Thür  B.^.  —  J.  B.  Thompson  in  London  und  W.  White  in  Churchfield.s 
(D.  R.P.  Nr.  43235  vom  26.  Juli  1887)  schmelzen  zuerst  die  Alkali- 
hydrate bezieh.  Carbonate  (2  Th.)  mit  Kohlenstotl  halligem  Materiale 
(1"2  Th.),  Theer  o.  dgl.  (auch  Ghicose  und  Kohlen was-serstotfe  werden 
in  der  Patentschrift  genannt)  hei  dunkler  Rothglut  zusammen  und  lassen 
dann  die  Reduction  der  erkalteten  Schmelze  in  einem  besonderen 
Apparate  vor  sich  gehen.  Das  Zusammenschmelzen  geschieht  in  Tiegeln 
oder  Töpfen,  worauf  die  durch  Umstürzen  der  letzteren  entleerte  und 
erkaltete  Schmelze  zerkleinert  wird.  Die  Reduction  derselben  geschieht 
in  einem  flachen  Eisenblechkasten  b  (Fig.  7)  mit  AusflLilsstülle  rf,  welcher 
in  eine  fest  eingemauerte,  durch  die  Flammen  einer  seitlich  angeord- 
neten Feuerung  umspülte,  geneigt  liegende  Gasretorte  a  eingeschoben 
wird,  bei  heller  Rothglut,  welche  fortwährend  in  'der  Retorte  unter- 
halten bleibt.  Das  frei  werdende  Natrium  soll  in  fliissigein  Zu.stande 
durch  eine  von  den  Feuergasen  abgeschlossene  Retortenötl'nung  bei  d 
in  einen  Sammelkasten  g  abfliefsen,  in  welchem  Theile  des  Apparates 
durch  Verdampfen  von  Paraffinöl  eine  |nicht  oxydirende  Atmosphäre 
unterhalten  wird.  Das  als  Neben])roduct  der  Reaction  auftretende 
Kohlenoxydgas  entweicht  durch  ein  Rohr  r;  es  wird  angezündet  und 
zeigt  durch  sein  Erlöschen  die  Beendigung  der  Reaction  an.  Die  von 
der  Retorte  abziehenden  Feuergase  genügen  noch  zur  Herstellung  der 
Schmelze  in  den  obengenannten  Tiegeln. 

Ein  neues  Verfahren  zur  Darstellung  von  metallischem  Chrom  und 
Chromlegirungen  besehreiben  V.  und  E.  Rouff  in  St.  Etienne,  Frankreich 
(D.  R.  P.  Nr.  43213  vom  31.  .Juli  1887): 

Um  zur  Reduction  direkt  Alkalichromate  benutzen  zu  können, 
führen  die.selben  neben  Kohle  noch  Kieselsäure  in  den  Reductionsprozefs 
ein,  die  bei  lebhafter  Rothglut  die  Chromsäure  austreibt,  welche  so- 
fort der  Reduction  durch  die  Kohle  unterworfen  wird.  Das  gewonnene 
Clirommetall  ist  schwammig  und  mit  Alkalisilicat  verunreinigt,  welches 
durch  Auswaschen  entfernt  wird.  Es  empfiehlt  sich  bei  dem  Reductions- 
prozesse  einen  Ueberschufs  von  Kohle  zu  verwenden,  da  sonst  das 
metalli.sche  Chrom  sich  leicht  wieder  auf  Kosten  der  vorhandenen  Kiesel- 
.säure  unter  Bildung  von  Silicium  oxydirt.  Erhält  das  Gemenge  aus 
Alkalichromat,  Kieselsäure  und  Kohle  einen  Zusatz  gceigneter(oxydischer) 
Erze  des  Eisens,  Kupfers  oder  Mangans,  so  werden  durch  den  darauf 
folgenden  Reductionsprozefs  Legirungen  des  Chromes  mit  den  genannten 


Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Fabrikation  vou  Starke  u.  s.  w.      133 

Metalleu  erhalten.  Setzt  man  dem  ursprüugliclien  Reductionsgemenge 
mehr  Kieselsäure,  als  zur  Bildung  des  entsprechenden  Alkalisilicates 
DÖthig  ist,  iiinzu,  so  wird,  da  sich  die  Kieselsäure  durch  Chrom  in 
Gegenwart  von  Kohle  reducirt,  eine  Chromsiliciumlegiruug  erhalten. 
Ersetzt  man  die  obengenannten  Metalloxjdzuschläge  durch  Wolfram- 
säure, so  ergibt  der  Reductionsprozefs  eine  Wolfram-Chromlegirung.  An 
Stelle  der  Alkalichromate  können  auch  die  Erdalkalichromate,  wenn  aucli 
weniger  vortheilhaft,  da  das  als  Nebeuproduct  erhaltene  Erdalkalisilicat 
in  Wasser  unlöslich  ist  und  aufserdem  eine  höhere  Temperatur  zur  Re- 
duction  erforderlich  ist,  verwendet  werden.  Die  Trennung  soll  durch 
Schmelzen  und  Abscheidung  des  Erdalkalisilicates  als  Glasschaum 
bewirkt  werden.  An  Stelle  der  Kieselsäure  sollen  in  gleicher  Weise 
die  sauren  Silicate,  die  Borsäure  und  sauren  Borate  Verwendung  finden 
können,  wie  auch  an  Stelle  der  neutralen  die  sauren  Chromate  treten 
können.  Sachse. 

Fortschritte  und  Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der 

Fabrikation  von  Stärke,  Dextrin,  Traubenzucker 

und  verwandter  Producte. 

a)  Kartoffelslärke. 

W.  H.  Uhland  in  Leipzig-Gohlis  construirte  eine  neue  Reibe  für 
Kartoffeln  (D.  R.  P.  Kl.  89  Nr.  37  231  vom  15.  Januar  1886).  Bei  dieser 
ist  die  Vorreibe  mit  der  Nachreibe  zu  einer  Maschine  vereinigt,  indem 
mit  einer  Reibtrommel  zwei  hinter  einander  angeordnete  Einlauftrichter 
und  Reibklötze  combinirt  sind;  auch  eine  neue  Mühle  zum  Zerkleinern 
von  Mais  und  Kartoffelreibsel  hat  LJIdand  construirt  (D.  R.  P.  Kl.  89 
Nr.  36  250  vom  15.  Januar  1886). 

Crone  in  Dresden-Löbtau  hat  ein  Verfahren  angegeben,  um  Kartodeln 
mittels  SandslralU  zu  schälen  (D.  R.  P.  Kl.  89  Nr.  35  332  vom  13.  Oktober 
1885).  Nach  diesem  Verfahren  werden  die  rohen  Kartoffeln  in  einem 
zum  Umkippen  eingerichteten  Trichter  der  Wirkung  des  von  unten 
kommenden  Sandstrahles  ausgesetzt  und  dabei  automatisch  in  der  Weise 
gedreht  und  gewendet,  dafs  sämmtliche  Parthien  der  Oberfläche  der 
Kartoffeln  getroffen  werden.  Nach  jeder  der  sehr  rasch  vor  sich  gehen- 
den Operationen  entleert  man  den  Trichter  durch  Umkippen,  um  ihn 
von  Neuem  zu  füllen. 

Ueber  die  Verwerthung  der  festen  Rückstände  der  Kartoffelstärke- 
fabrikation berichtet  die  Zeitschrift  für  Spiritusindusirie  ^  1886  S.  519, 
dafs  Saare  die  Verwerthung  der  Pulpe  als  Brennmaterial  empfiehlt. 
Nach  dem  Verfasser  wird  die  Pulpe  mit  Wasser  angerührt,  in  Formen 
gestrichen  und  getrocknet.  Die  so  erhaltenen  Ziegel  sollen  sehr  gut 
brennen  und  eine  Untersuchung  derselben  ergab,  dafs  8  Centner  Pülpe- 
kuchen  1,57  Centner  Steinkohlen  erselzeu. 


l'J4      Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Fabrikation  von  Stärke  u.  s.  w. 

(Es  erscheint  sehr  fraglich,  ob  bei  einem  solchen  Werthe  der  Pülpe- 
kuchen  die  Verarbeiliino;  derselben  auf  trockene  Ziegel  noch  rentabel 
ist.     D.  Ref.) 

1))    Weizenstärke. 

in  diesem  Industriezweige  hat  sich  in  den  meisten  bedeutenden 
Fabriken  (besonders Oesterreich- Ungarns)  ein  Fortschritt  in  der  rationellen 
Aubbeutung  des  Kohmateriales  sowie  auch  in  der  nurehführung  der  ein- 
zelnen Operatinnen  der  Fabrikation  bemerkbar  gemacht.  Heute  kann 
man  behaupten,  dafs  die  Fabrikation  von  Weizenstärke  zumeist  in 
industrieller  und  rationeller  Weise  beirieben  wird,  während  noch  vor 
wenigen  Jahren  die  Erzeugung  der  Weizenstärke  an  den  meisten  Orten 
in  kleiner,  gewerbsmäfsiger,  empirischer  und  wenig  rationeller  Weise 
gehandhabt  wurde.  Den  Impuls  zur  rationeilen  Fabrikation  gaben  jene 
Industriezweige,  denen  die  Stärkefabrikation  dient  imd  welche  in  stetem 
Fortschritte  begriffen  sind,  nämlich  die  Färbereien,  Druckereien  und 
Appreturen.  In  dem  Mafse  als  eine  Qualilätsbeurtheilung  von  Seite 
der  consumirendeu  Partei  strengere  Normen  annahm,  weil  sie  in  wissen- 
.schaftlicher  und  richtiger  Weise  von  fachkundigen  Organen  geübt  wurde, 
in  demselben  Mafse  wurden  höhere  Anforderungen  an  den  Stärke- 
fabrikanlen  gestellt.  Um  diesen  zu  genügen,  mufsle  er  trachten,  die 
einzelnen  Operationen  seiner  Fabrikation  rationell  durchzuführen.  Aber 
auch  von  einer  anderen,  nichl  minder  wichtigen  und  eindrucksvollen 
Seite  wurde  darauf  hingewiesen  das  empirische,  handlangermäfsige 
Fabrikationsverfahren  zu  verlassen,  nämlich  von  Seite  der  andrängenden 
Concurrenz.  Das  Sinken  der  Preise  der  Fabrikate  führte  die  Erzeuger 
daraul'.  das  Rohmaterial  rationell  auszubeuten,  um  bei  Erreichung  von 
Maximalausbeuten  einigen  Ersatz  für  den  Entgang  der  früheren  Mehr- 
einnahmen zu  erzielen. 

Fast  in  den  meisten  Fabriken  hat  sich  die  Rohstärke-Centrifuge 
sowohl,  wie  auch  die  Raftinir-Centrifuge  Eingang  verschatt't  luid  auch 
das  Trockuungsverfahren  lindet  zumeist  sorgfältige  Beobachtung. 

Ein  näheres  Eingehen  auf  die  vergleichsweise  Besprechung  der 
älteren  und  neuen  Methoden  der  Fabrikation  behalten  wir  uns  vor. 

Trotz  allem  P'orlschritte  und  trotz  rationellerer  Fabrikation  jedoch, 
ist  die  Lage  dieser  Industrie  in  Deutsehland  und  in  den  anderen  Cultur- 
ländern  Europas  viel  günstiger  als  in  Oesterreich-Ungarn.  Wir  wollen 
hier  nicht  des  Näheren  ausführen,  welches  die  Gründe  sind,  die  eine 
Pros|)eritüt  dieses  Industriezweiges  in  den  meisten  anderen  Cultur- 
ländern  möglich  machen,  sondern  nur  eine  Parallele  zwischen  Deutsch- 
land und  Oesterreich-Ungarn  ziehen.  In  früherer  Zeit,  etwa  vor  zehn 
bis  zwölf  Jahren,  war  die  deutsche  Stärkefabrikatiou  nicht  in  dem 
Mafse  für  die  heimische  Textilindustrie  beschäftigt,  wie  etwa  jetzt 
bezieh,  seit  der  vor  einem  Decennium  errichteten  Zollschranke  zwischen 
Deutsehland  und  Oesterreich-Ungarn.     Die  frühere  Zollpolitik  gestattete 


Forlschritte  auf  dem  Gebiete  der  Fabrikation  von  Stärke  u.  s.  w.      135 

eine  bedeutende  Einfuhr  an  Weizenstärkefabrikaten  nacii  Deutschland 
und  in  Oesterreich-Ungarn  blühte  das  Stärkegeschäft.  An  der  Erhöhung 
des  Einfuhrzolles  von  Oesterreich-Ungarn  nach  Deutschland  erhielten 
die  deutschen  Stärkefabrikanten  eine  nie  geahnte  Hilfe  zur  Erhöhung 
der  Preise  ihrer  Fabrikate.  Es  kostet  heute  der  metrische  Centner 
prima  Weizenstärke  in  Deutschland  38  M.  gegen  26,5  in  Oesterreich- 
Ungarn  !  Dieser  enorme  Preisunterschied,  bei  wenig  höheren  Gestehungs- 
kosten, ist  die  Quelle  der  Prosperität  der  deutschen  Stärkefabrikation. 
Trotzdem  mufs  rühmend  hervorgehoben  werden,  dafs  es  in  Deutschland 
keiner  gewaltsamen  Antriebe  bedurfte,  um  rationellen  Einrichtungen  und 
Verfahren  Eingang  zu  verschaffen. 

Die  Ueberproduction  an  Stärkefabrikaten  in  Oesterreich-Ungarn, 
welche  noch  nicht  genügende  Abzugskanäle  nach  anderen  Ländern  ge- 
funden hat,  führte  eine  Preisschleuderei  herbei,  wie  man  sie  bislang 
nicht  gekannt  hatte.  Eine  Sanirung  dieser  iiöchst  ungesunden  Verhält- 
nisse kann  nur  durch  gemeinsames  Vorgehen  der  Fabrikanten,  durch 
entsprechende  Betriebserniedrigungen  und  durch  fixirte  Preise  der 
Fabrikate  erzielt  werden. 

In  der  Verwerthung  der  Abfälle,  Abwässer  und  Abfallfabrikate 
der  Weizenstärkefabrikation  ist  kein  nennenswerther  Fortschritt  zu  ver- 
zeichnen. Einige  Untersuchungen  von  Sauerwässern  und  Weizentrebern 
sollen  hier  kurz  angeführt  werden: 

a)  Einweichwässer:  Acidität  (i/j,,  norm.  KOH)  92  bis  110™,  Ver- 
dampfungsrückstand (bei  1000  getrocknet)  0,98  bis  4f*,83,  Aschengehalt 
0,3  bis  0s,49,  alles  auf  100^'^  Sauerwasser  bezogen.  Dieses  Sauerwasser 
wurde  erhalten,  indem  Weizen  4  Tage  lang  in  einem  und  demselben 
Wasser  bei  15"  geweicht  wurde.  Die  grofsen  Differenzen  in  der 
Quantität  des  Verdampfungsrückstandes  mögen  ihren  Grund  haben  in 
der  Verschiedenheit  jener  Eiweifskörper,  welche  den  Weizenkleber  zu- 
sammensetzen und  welche  in  verschiedenem  Grade  in  der  sauren  Flüssig- 
keit löslich  sind.  Die  Untersuchungen  über  diesen  Gegenstand  werden 
fortgesetzt  und  insbesondere  mufs  dahin  getrachtet  werden,  möglichst 
gleiche  Quantitäten  von  Weizen  gleicher  Herkunft  und  Beschaffenheit 
den  Untersuchungen  zu  Grunde  legen  zu  können. 

b)  Weizentreber:  Ueber  die  Zusammensetzung  derselben  liegen  uns 
mehrere  Untersuchungen  vor;  dieselben  beziehen  sich  auf  nasse,  frische 
Treber,  erhalten  aus  der  Fabrikation  von  Weizenstärke  nach  dem  sogen, 
.süfsen  Verfahren. 

1)  Analyse  der  Landwirlhscliaftlichen  chemischen  Versuchsstation  in 
Wien. 

2)  Analyse  von  R.  Schütze  (Treber  einer  Hallense'schen  Stärke- 
fabrik). 

3)  Unsere  eigenen    Untersuchungen  im   technischen    Laboratorium. 


136      FoitschriUe  auf  dem  Gebiete  der  Fabrikalion  von  Stärke  u.  t.  w. 

ad  1)    Wasser 70,84  Proc. 

Trockensubstanz  ....     29,16      ,, 
In  der   Trockensubstanz  entlialten: 

Rohlaser '.i.54  Proc. 

Fett 1,77 

Protein 4,96       „ 

Kohlehydrate 17,19       „ 

Asche 1,86       „ 

Sand 0,24       „ 

nj8^6  Proc. 
Auf  Trockensubstanz  berechnet: 

Rohlaser 8,72  Proc. 

Fett 6,08 

I'roteiu 17,00 

Kohlehydrate 60,97       „ 

Asche  ' 6,39 

Sand 0,84 


ad  2)   Wasser 74,69 

Stärke 11,08 

Rohprotein 3,94 

Rohfett 1,25 

Rohfaser       3,35 

N-freie  Substanz  .     .     .  15,33 

Asche 0,35 


68,07  Proc. 
7,39       „ 


4,35       „ 
■      1,25       „ 

3,14      „ 
.     15,33       „ 
0,38       „ 
Acidität  in  Cubikcentinietern  in  l/io  Norm. -Kalilauge     .     17,7    .     .     19,4  Proc, 

ad  3)    Wasser 71,04  Proc. 

Trockensubstanz       .     .     .  28.88       „ 
Jn   der   Trockensubstanz  enlhallen: 

Rohlaser 3,44  l'roc. 

Rohfett   . 1,32      ,. 

Rohprotein 3,85 

Kohlehydrate 16,45 

Asche 1,50 

Sand 0,14 

Auf  Trockensubstanz  berechiet: 

Rohlaser 11,91   Proc. 

Rohfett 4,57 

Rohprotein 13,32       ., 

Kohlehydrate 56.96       „ 

Asche 5.19       „ 

Sand 0,48 

Zur  Coiiserviniug  von  Weizeutreberu  wurtleu  viell'ache  Vorschlitj;;« 
gemacht,  jedoch  ist  es  uu»  nicht  bekannt,  dal's  in  der  Praxis  eine 
Methode  sich  als  brauclibar  erwiesen  hat.  Die  grülse  Eiasticität  der 
Weizenschalen  setzt  deui  auf  dieselben  wirkenden  Drucke  einen  grol'seu 
Widerstand  entgegen,  su  dal's  es  schwer  gelingt,  frische  Weizeutreber 
in  feste  Form  zu  bringen.  Wenn  dies  letztere  geläuge  und  damit  der 
Wassergehalt  der  Treber  bedeutend  reducirl  würde,  so  wäre  das  Trocknen 
der  Treberkuchen  nicht  zu  kostspielig,  um  die  Treber  auf  diese  Art  zu 
conserviren.  Alsdann  bildeten  getrocknete  Weizeutreber  einen  Handels- 
artikel als  Futtermittel  und  der  Fabrikant  wäre  nicht  genothigt,  die- 
selben um  jeden  Preis  verwerthen  zu  müssen. 

Einen    Trockencvlinder    für    Ablälle   aus    Brauereien,    Stärke-    und 


Forlschritte  auf  dem  Gebiete  der  Fabrikation  von  Starke  u.  s.  w.      13/ 

Glucosefabriken  construirte  Fr.  W.  Wksebrock  in  New-York  (D.  H.  P. 
Kl.  89  Nr.  34  95U  vom  4.  Juli  188C). 

Das  zu  trocknende  Gut  durchläuft  eineu  innen  mit  Rührleisten  be- 
setzten, wagerecht  auf  Gleitrollen  rotirenden  Cylinder,  während  ihm 
heil'se  Luft  entgegen  strömt.  Durch  den  Trockencyliuder  führt  achsial 
ein  weites  Luftzuführungsrohr  mit  Hohlzapfen,  welche  halbrunden,  hohlen, 
durchlochten  Flügeln  als  Achse  dienen,  durch  welche  sich  die  heifse 
Luft  in  dem  zu  trocknenden  Gute  vertheilt.  Die  Flügel  sind  oben 
durch  eine  Zugstange  mit  einem  durch  Zahnstange  verstellbaren  Hebel 
verbunden,  mittels  welchem  sie  in  verschiedener  Weise  geneigt  werden 
können,  je  nachdem  das  Material  den  Cylinder  mit  verschiedener  Ge- 
schwindigkeit durchlaufen  soll. 

Von  neueren  Apparaten  zur  F'abrikation  von  Weizenstärke  sind  e» 
besonders  Centrifugen,  in  denen  neuartige  Constructionen  vorliegen.  Die 
Bemühungen  der  Constructeure  gehen  dahin,  ein  continuirliches  Arbeiten 
mit  der  Maschine  zu  ermöglichen.  Wer  die  Bedürfnisse  der  Praxis 
kennt,  wird  zu  beurtheilen  in  der  Lage  sein,  wie  schwer  es  ist,  eine 
continuirlieh  arbeitende  Centrifuge  zu  construiren,  welche  den  noth- 
wendigen  Anforderungen  entspricht.  Handelte  es  sich  lediglich  darum, 
die  Rohstärke  vom  Wasser  und  dem  darin  suspendirten  Kleber,  Schmutz- 
theilen  u.  s.  w.  zu  trennen,  um  die  erhaltene  Rohstärke  dann  nochmals 
zu  raftiniren,  so  würde  sowohl  die  schon  bekannte  continuirliche  Centri- 
fuge von  Alberl  Fesca  in  Berlin  als  auch  die  neuere  continuirliche 
Centrifuge  von  Müller  und  Decastro  vollkommen  entsprechen.  Es  soll 
aber  die  Arbeit  mit  der  Centrifuge  nicht  nur  den  erstgenannten  Zweck 
erfüllen,  sondern  es  mufs  zugleich  eine  vollkommene  Trennung  der  an 
der  Innenseite  des  gebildeten  festen  Stärkemantels  sich  anlagernden 
Kleberstärke  von  der  eigentlichen  Stärke  erfolgen  können.  Diese  Tren- 
nung wird  aber  kaum  mittels  automatisch  wirkender  Ausräum-  und 
Abkratzvorrichtungen  zu  erreichen  sein.  Der  geschulte  Arbeiter  voll- 
führt diese  Trennung  in  einer  sehr  kurzen  Zeit  und  in  vollkommen  be- 
friedigender Weise.  Der  erste  Theil  der  Centrifugenarbeit,  nämlich  das 
continuirliche  Zufliefsen  des  Stärkewassers  bis  zu  jenem  Zeitpunkte,  wo 
der  feste  Stärkemantel,  der  sich  an  der  Wandung  der  Centrifugen- 
trommel  ansetzt,  eine  genügende  Dicke  erreicht  hat,  kann  von  den 
sogen,  continuirlichen  Centrifugen  besser  geleistet  werden  als  von  den 
bis  jetzt  zumeist  in  Gebrauch  befindlichen  Rohstärkeeentrifugen  von 
Albert  Fesca  und  C.  Rudolph  und  Cie. 

Zur  Abscheidung  bezieh.  Gewinnung  des  Albumins  aus  dem  Frucht- 
wasser der  Stärkefabriken  hat  Marie  Moll  in  Berlin  (D.R.P.  Nr.  35482 
Kl.  89  vom  17.  Mai  1886)  einen  Apparat  construirt,  in  welchem  mittels 
direktem  Dampfe  das  Albumin  zur  Fällung  gebracht  wird.  (Es  mufs 
sehr  fraglich  erscheinen,  ob  ein  solches  Verfahren  wegen  seiner  Kost- 
spieligkeit einen    praktischen   Werth   hat,    da  man   es   stets   mit    einer 


138       Bindung  der  Kalkerde  in  Hocliol'ensclilacken  ii.  l'orllaiidcemcul. 

grol'Ben  FlUssigkeitsmenge  zu  thun  hat,  in  weicher  die  Eiweifsstoffe 
tlieilwei.se  .suspendirt  und  theil weise  gelost  enthalten  sind,  und  welche 
FlUssigkeitsmenge  auf  die  üeriunungstemperatur  des  Albumins  erhitzt 
werden  muls !  Der  Kuhlenverbrauch  wird  gewils  in  keinem  Verhältnisse 
stehen  zur  erhaltenen  Menge  des  verwerthbareii  Albumins.) 

c)  Maif stärke. 

Zur  Verarbeitung  des  Kohmateriales  schlägt  J.  C.  Schumann  (Nord- 
auierikanisches  Patent  Nr.  341282  vom  4.  Mai  1886)  vor,  den  Mais 
kurze  Zeit  zu  dämpfen,  dann  mittels  Desintegratoren  Schale  und  Keim 
zu  entfernen.  Die  auf  diese  Weise  erhaltenen  Sciirole  werden  nun  ein- 
geweicht, um  dann  zu  einer  feinen  Milch  vermählen  zu  werden.  Der- 
selbe (J.  C.  Schumann)  coustruirte  auch  einen  Desintegrator  (Nord- 
amerikanisches Patent  Nr.  34620  vom  27.  Juli  1886),  welcher  seitliche 
OetFnungen  zum  automatischen  Entleeren  des  Mahlgutes  besitzt,  damit 
.■-ieli  die  Zwischenräume  zwischen  den  Messern  nicht  verstopfen. 

J.  C.  Schumann  (Nordamerikanisches  Patent  Nr.  34-5926  vom  20.  Juli 
1886)  stellt  auch  Maisschrote  zu  Futterzwecken  in  der  Weise  her,  dafs 
er  Mais  in  warmem  Wasser  so  lange  weicht,  bis  die  Körner  bezieh, 
deren  weiche  Theile  genügend  voll  gesogen  sind:  dann  wird  der  Mais 
getrocknet  und  gemahlen.  Beim  Mahlprozes.se  werden  erhalten:  Schalen, 
Mehl  und  hornige  Schrote. 

Zur  Conservirung  von  Maismehl  sehlägt  F.  Uorsey  i  Nordamerika- 
nisches Patent  Nr.  343163  vom  8.  Juni  1886)  vor,  dasselbe  einem  sehr 
holien  Drucke,  bis  5000  Pfund,  auszusetzen;  dadurch  wird  da.s  in  dem 
Maismehle  enthaltene  Fett  an  die  Oberfläche  getrieben,  oxydirt  sich, 
verharzt  und  bildet  auf  diese  Weise  eine  gutr  und  undurchdringliche 
Schutzdecke  für  das  Innere.  Hröfsler. 

(Fcirtsolzunji-  folgt.) 

Ueber  die  Bindung  der  Kalkerde  in  Hochofenschlacken 
und  Portlandcement;  von  Dr.  Kosmann. 

In  D.  ]).  J.,  1887  265  184,  erörtert  Prof.  Knapp  die  Zustände  der 
Ivalkerde  in  Hochofenschlacken  und  im  Portlandcemenle,  welche  in 
ihrem  Verhalten,  unter  der  Behandlung  mit  gewissen  Lösungsmitteln 
(verdünnter  Salzsäure,  Chlorammonium,  Chlormagnesium)  Kalk  in  be- 
trächtlichen Mengen  abzugeben,  eine  Gleichmäfsigkeit  in  der  chemischen 
Bindung  der  Kalkerde  verrathen,  während  der  Zustand  jenes  abgeb- 
baren Kalkes  in  den  beiden  Materialien  nicht  identiseii  sein  könne: 
denn  der  Cement  erhärtet  mit  diesem  Kalke  rasch,  die  Schlacke  ganz 
und  gar  nicht;  die  Fähigkeit  des  bis  zur  Sinterung  erhitzten  Cementes, 
ein  Hydrat  zu  bilden,  ist  noch  vorhanden,  in  der  aus  Schmelzfiufs  her- 
vorgegangenen Schlacke  ist  diese  Fähigkeit  verschwunden.    Die  hieran 


Bindung  der  Kalkerde  in  Hucliofenschlacken   u.  Pdrtlandcemeut.        139 

sich  knüpfenden  Versuche  Knapp' s^  eine  Erklärung  für  dieses  unter- 
schiedliche Verhalten  der  Kalkerde  beider  Materialien  herzuleiten, 
scheitern  an  der  dermaligen  Unzulänglichkeit  der  theoretischen  chemischen 
Anschauungen. 

Um  so  mehr  glaube  ich  mit  einer  Deutung  der  chemischen  Stellung 
der  Kalkerde  in  den  bezeichneten  Materialien  nicht  zurückhalten  zu 
sollen,  zu  welcher  mir  meine  neueren  Studien  auf  dem  Gebiete  der 
Hydratisation  eine  Grundlage  bieten  und  welche  sich  daher  ergibt 
wie  folgt : 

1)  Die  Zusammensetzung  der  Hochofenschlacke,  welche  nach  den 
älteren  Bezeichnungen  als  einem  Singulosilicate  entsprechend  angesehen 
wird  und  nach  neuerer  Anschauung  als  Orthosilicat  aufzufassen  sein 
würde,  darf  angesichts  ihrer  Schmelzbarkeit  und  des  chemischen  Ver- 
haltens eines  Theiles  der  darin  enthaltenen  Kalkerde  nicht  als  ein 
Orthosilicat  gelten.  Sie  ist  vielmehr,  wie  dies  auch  aus  analogen  Unter- 
suchungen Bilgenstock' s  '  hervorgeht,  als  ein  basisches  Metasilicat  an- 
zusehen.    Die  Molekularformel   der  Schlacke   ist   daher  nicht  CajSiO^, 

CaSiOg 
sondern        I     ,  d.  h.  das  Kalkmetasilicat  hat  1  Mol.  CaO  aufgenommen, 

CaO'  . 

indem  zwischen  beiden  Verbindungen  eine  je  einwerthige  Bindung  be- 
steht. Auch  aus  den  Bemerkungen  von  Elhers'^  gehl  diese  Thatsache 
hervor,  indem  er  die  Verbindung  CajSiOj  als  Anfangssilicat  bezeichnet, 
welches  eine  grofse  Sättigungsenergie  habe  und  daher  leichter  ein- 
schmelze als  das  von  Percy  als  unschmelzbar  befundene  Gemisch 
2CaO.Si02:  er  bezeichnet  daher  auch  die  Sättigungsstufe  von  Hoch- 
ofenschlacken als  einem  basischen  Singulosilicat  (Metasilicat)  ent- 
sprechend. —  Die  eigentliche  Ursache  dieses  chemischen  Verhaltens  ist 
von  den  genannten  Beobachtern  nicht  eingesehen  worden,  wenngleich 
Eibers  (a.  a.  0.)  dafür  eine  mechanische  Erklärung  zu  geben  versucht; 
diese  Ursache  leitet  sich  aus  den  hydratisirten  Verbindungen  der  Salze 
ab.  Es  ist  als  eine  allgemeine  Erscheinung  zu  bezeichnen ,  dafs  alle 
sogen,  normalen  oder  neutralen  Salze  oder  Salze  solcher  Säuren,  welche 
einer  höheren  Sättigungsstufe  fähig  sind,  sich  in  Folge  ihrer  hohen 
Wärmetönung  leicht  hydratisiren  und  in  diesem  hydratisirten  Zustande 
ungesättigte  Verbindungen  darstellen,  welche  noch  ein  oder  mehrere 
Moleküle  ihrer  Base  aufzunehmen  vermögen:  alle  diese  Salze  haben 
ätzende  Eigenschaften  und  bilden  auf  die  bezeichnete  Weise  basische 
Salze:  Kupferchloridhj'drat  nimmt  bis  zu  3  Mol.  CuO  auf,  die  Vitriole 
bilden  basisch  schwefelsaure  Salze,  Bleiacetat  löst  Bleioxyd  auf  \md 
wird  zu  Bleiessig,  Zinksilicat  bildet  durch  Aufnahme  von  1  Mol.  ZnO 
da.'^  Kieselzinkerz,  Kalkcarbonat  nimmt  1  Mol.  MgO  auf  und  bildet  den 
Predazzit.     Der  Vorgang  wird  durch    folgende   Formeln    ausgedrückt: 

1  Stahl  und  Eiten^  1887  S.  559.    Berg-  und  hütunmännitehe  Zeitung^  1888  S.  82, 

2  Berg-  und  hütlenmännische  Zeitung,    1888  S.  'J54. 


140        bindang  der  Kalkerde  in  HochofeiiBchlackeii  u.  PurUaiidcemtnl. 

Kupferhydrochlorid  CuCl.^-f  2H2O   ist  in  einer   der  Hydratisatiou   eut- 

spreeheuden  Formel   =  CutOH).^(HCI).2;    durch   Aufnahme    von    1  Mol. 

CuO  entsteht  eine  höhere  Verbindungswärme,  welche  1  Mol.  H.^ü  aus- 

CUCI2 
treibt,  und  es  entsteht      I  :   bei   weiterer  Austreibuna    von  Wa.-ser 

'  Cu(OH>, 

CuC'1.2 
entsteht        I     . 
CuO 

Ebenso   entsteht   aus  Zinksilicat:  Zn(OH>jSiO(OH l^   durch  Eintritt 
ZnSiOj 
von  1  Mol.  ZnO  das  Kieselzinkerz       1  und  bei  weiterem  Wa.sser- 

Zn(OH>j 

ZnSi03 
austritte       I  oder  Willemit. 

'Znü 

Auf  ähnliche  Weise  sind  auch  die    verschiedeneu  Bleioxychloride : 

PbCÜ3 
Matlockit,  Mendipit,  Laurionit,  sowie  der  Phosgenit         I         entstanden. 
'  '    ^  '  ^  PbCl.2 

Dieses  Verhalten  beobachten  auch  die  wasserfreien  und  demgemäfs 
die  in  Schmelzflufs  befindlichen  Salze;  das  Quecksilberoxychlorid  kann 
■L.  B.  wegen  seiner  niedrigen  Wärmetönung  sich  nicht  hydratisiren, 
nimmt  aber  anstatt  der  2  Mol.  Wasser  Hj. (OH).,,  welche  es  im  hydrati- 
sirten  Zustande  enthalten  würde,    2  Mol.  HgO  auf,    indem  4  Atome  H 

HgCI.2 
durch  2 Hg  vertreten  werden,  und  bildet       I 

2  HgO 

Aus  der  Analogie  mit  Willemit  tindel  nun  auch  die  Entstehung  des 

CaSi03 
basischen  Metasilicates  in  den  Hochofenschlacken        I       seine  Erklärung. 

CaO 

Da  aber  dieses  Molekül  CaO  seine,  wenn  auch  nur  einseitige,  chemische 
Bindung  gefunden  hat,  so  kann  es  nicht  mehr  kaustisch  aufschliefsend 
auf  das  Silicat  einwirken. 

2)  Aehnlich  verhält  es  sich  mit  der  Thonerde  in  den  Hochofen- 
schlacken. Es  ist  von  vielen  Metallurgen,  von  Henrich'^^  Stone*  und 
Eibers  {a.  a.  O.)  bemerkt  worden,  dafs  Thonerde  stets  sauer  in  niedrigen, 
basisch  in  höheren  Schmelztemperaturen  wirkt.  Man  hat  dies  Ver- 
halten ebenfalls  aus  den  Wärmetönungen  der  verschiedenen  Hydrat- 
stufen der  Thonerde  abzuleiten.  Ich  habe  in  verschiedenen  früheren 
Aufsätzen  5  hervorgehoben,  dafs  die  Thonerde  drei  verschiedene  Hydrate 
bildet: 

1)  Den  Göthit  Al.^O^ -|- HoO     =  AljOij.tOH)^ 

2)  „     Bauxit  Al.p3 -f2H20  =  Al20.(OH)4 

3)  „     Hydrargillit  AI2O3 -f  3 H20  =  Al2.(0H)j 

3  Engineering  and  Mining  Juurnal,  Bd.  42  S.  16  und  42.  üerg-  und  hülten- 
mämiisrhe  Zeitung^  1887  S.  244. 

4  Berg-  und  hüttenmännische  Zeitung^  1884  8.  313. 

5  Berg-  und  hüttenmänni.iche  Zeitung^  1888  S.  78.  6tuhl  und  Eisen.  1888 
S.  586. 


Bindung  der  Kalkerde  in  Hochofenschlacken  u.  Portlandcement.      141 

und  dafs  diesen  Hydraten  im  wasserfreien  Zustande  die  Oxyde  AljOj.O, 
Al.^O.O^  und  AI2.O3  entsprechen  müssen.  Einem  jeden  Hydrate  und 
dem  entsprechenden  Anhydride  kommt  eine  eigene  Wärmetönung  zu, 
wflche  um  so  höher  itit,  je  mehr  Moleküle  Sauerstoff  sich  mit  AI  zu 
einer  Gruppe  verbinden. 

In  der  Gruppirung  AI2O.O2  ist  die  Säuerungsstufe  ganz  analog  der- 
jenigen der  Kieselsäure  und  wird  dieselbe  daher  in  Schmelzflüssen  von 
niederen  Wärmetönungen  ähnlich  wirkend  wie  die  Kieselsäure  in  ihren 
chemischen  Aeufserungen  auftreten.  In  der  Gruppirung  der  höchsten 
Wärmetönung  aber,  Al^O.j.O,  nimmt  die  Thonerde  die  Constitution  einer 
nicmoxj'dischen  Base  an  und  tritt  damit  in  die  Reihe  der  Monoxyde  ein, 
verhält  sich  also  auch  als  solche.  Es  kann  daher  als  wahrscheinlich 
angenommen  werden,  dafs,  wenn  in  den  Hochofenschlacken  das  Kalk- 

CaSiOj 
Silicat  der  Zusammensetzung;  I       entspricht,    auch    die  Thonerde   in 

CaO 

ihrem,   der  Kieselsäure    analogen  Verhalten   ein  Kalkaluminat   von  der 

CaAljO.O., 
Zusammensetzune  I       -  oder  auch  blofs  CaAl.,0.0,  bilden  werde. 

*'         CaO  -        ^ 

Jedenfalls  ist  auch  in  dieser  Verbindung  der  Kalk  seiner  caustischen 
Eigenschaften  verlustig  gegangen. 

Nun  hat  Elbers^  in  höchst  bemerkeuswerther  Weise  dargethan,  dafs 
Hochofenschlacken  durch  ein  Abröstungsverfahren,  welches  er  als  „Raf- 
tiniren"  bezeichnet,  in  einen  Zustand  j  der  ^Regeneration  übergeführt 
werden  können,  in  welchem  sie  direkt 'zur  Cementbereitung  benutzbar 
werden.  Eibers  ermangelt  der  Hinzufugung  einer  wissenschaftlichen 
Erklärung  für  die  chemischen  Ursachen  der  bei  dieser  „Raffination" 
statthabenden  Vorgänge.  Dieselbe  dürfte  am  ehesten  darin  gefunden 
werden,  dafs  die  vorsichtige  Wiedererhitzung  der  Schlacke  eine  Herab- 
ziehung der  Wärmetönungen  der  darin  erhaltenen  Silicat-  und  Aluminat- 
verbindungen  bewirkt  und  in  ihrem  Verlaufe  völlige  Analogie  mit  dem 
Aufhärten  und  Ausglühen  gehärteten  Stahles  darbietet,  demgemäfs  auch 
mit  einer  molekularen  Bewegung  der  kleinsten  Theile  verbunden  ist. 
Es  werden  durch  diese  Regenerirung  die  in  der  geschmolzenen  Schlacke 
in  chemisch  gebundenem  Zustande  vorhandenen  Verbindungen  in  Verbin- 
dungen niederer  Wärmetönung  übergeführt  und,  indem  die  chemischen 
Bindungen  aufgehoben  werden,  die  Verbindungen  in  einen  Anfangszustand 
chemischer  Einwirkung  zurückgeführt,  in  welchem  sie  wieder  reactions- 
fähig,  vor  Allem  der  Wasseraufnahme  fähig  werden.  Die  Fähigkeit, 
Wasser  aufzunehmen,  bildet  aber  die  Voraussetzung  für  die  Bereitung 
hydraulischer  Mörtel. 

3)  Für    die    Darstellung    des   Portlandcementes    kommen    die    vor- 


fi   Thonindustrie-Zeitung^  1885  S,  457.    Zeitschrift  den  Vereins  deutscher  Inge 
1885  S.  1022. 


142       Hindung  der  Kalkerde  in  Hfjchol'enschlacUeii  ii.  Portlandceinent. 

stehend  erörterten  Eigenschaften  der  Silicate  und  Aluininate  zur  voll- 
wichtigen Bedeutung.  Die  Darstellung  guten  Cementes  beruht  auf  der 
angemessenen  Mischung  bezieh.  Versinterung  vun  Kalkstein  und  Thon 
behufs  Bildung  von  kalkbasischen  Silicaten  und  Ahiminaten,  welche 
wasseraufnaliinefiihig  sind,  ohne  dafs  der  Gehalt  au  caustischeni  Kalk 
überwiegt.  Es  kommt  hier  auf  ein  richtiges  Verständnifs  der  mineral- 
chemischen Constitution  des  Thones  an. 

Der  Thon  wurde  bisher  nach  der  Formel  Al.jSi.jO; -j- 211.^0  oder 
nach  der  empirischen  Formel  H4Al.,Si.^0(,  als  ein  wasserhaltiges  Andert- 
halb-Silicat  der  Thonerde  angesehen.  Ein  solches  Silicat  ist  der  Thon, 
wie  ich  bereits  an  anderen  Stellen  aus  einander  gesetzt  habe,  nicht. 
Da  bei  der  Hydratisirung  der  Verbindungen  nach  dem  Berthelot' tmhen 
Gesetze  die  Verbindung  entsteht,  welche  die  höchste  Wärmeenergie 
entwickelt,  so  hat  sich  in  dem  Thonerdesilicate  das  vierwerthige  Thon- 
erdehydrat  A1.,0.(0H)4  gebildet,  und  gibt  sich  demgemäl's  der  Thon  als 
ein  Metasilicat  des  Aluminiumdihydro.xydes  zu  erkennen,  entsprechend 
der  Formel  A1.^0.(OH)4(Si0.2)2. 

Die  Cementbereitung  haf  nun  in  der  Zumengung  von  Kalkerde 
darauf  zu  sehen,  dafs  bei  der  nachfolgenden  Versinterung  der  Mischung 
Anfangssilicate  und  -Aluminate  von  der  Zusammensetzung  gebildet 
werden,  wie  sie  die  Hochofenschlacke  in  vorgeschrittener  Verschmelzung 
zeigt.  Für  die  hieraus  sich  ergebende  synthetische  Berechnung  der 
Cementzusammensetzung  darf  ich  den  Anspruch  erheben,  auf  dieselbe 
zuerst  hiermit  hinzuweisen.   Nach  der  obigen  Vorschrift  sind  zu  bilden 

1)  Für  2  Mol.  Kieselsäure  die  Verbindungen 


/'CaO.SiO.,\ 
V       CaO    J 


CaO.AljO.U, 
2)  Für  1  Mol.  Thonerde   die   Verbindung  I 

CaO 

Es  werden  demnach  in  der  Mischung  von 

(C'aU.Siü.A       /  CaO.AljO.OA 
L'aO     )       V      CaO  } 

vorhanden  sein 

Mol.-Gew      in  Proc. 

0  Mol.  CaO    =  (i  X  56  =  336      =  60.206 
•l     „     SiO,   =  2  X  60  =  120      =21,502 

1  „     Al203=:  .     .     .  =  102,08  =  18.291 

Summa  558,08     "99;999 

Da  aber  die  meisten  Kalksteine  und  Thone  —  letztere  z.  Th.  in 
beträchtlicher  Menge  —  Beimengungen  von  freier  Kieselsaure  enthalten, 
so  stellt  sich  das  procentuale  Verhältnifs  in  der  Praxis  so,  dafs  die 
Cemente  nur  '.^  Mol.  Thon  (bezieh.  Eiseno.xyd)  bis  2(3  Mol.  desselben 
enthalten,  während  die  Kieselsäure  dadurch  um  ^^^  bezieh.  '.^  Mol. 
wächst.     Man  erhält  dann  folgende  Zusammensetzung 


Bindung  der  Kalkerde  in  HocholensehlacUen  ii.  Portlandcement.        143 

6       Mol.  CaO     =  6      X    56      =  336      =  60,32 

■löL      „     Si02    =2%  X    60      :=170      =30,51 

0.5       .,     Al.jO3  =  0,5  X  102,08=    51,04=    9,16 

Summa  557,04      99,99 

oder  6       Mol.  CaO     =6      X    56      =336      =60,71 

2,5       „     SiO,    =2,5  X    60      =150      =27,10 

0,66     „     AlA  =0,66  X  10'i,t>8^_67^   =1247 

553,4       99,98 

Diese  procentualen  Zusammensetzungen  werden  durch  die  Analysen 
empirisch  zusammengesetzter,  bewährter  Cemente  bestätigt.' 

Von  den  im  Rohgemenge  der  Cementmasse  vereinten  Bestandtheilen 
geräth  vermöge  des  darauf  folgenden,  bis  zur  Versinterung  getriebenen 
Brennverfahrens  zunächst  der  Kalk  in  den  Zustand  der  Causticität  und 
wirkt  aufschliefsend  auf  das  Thonerdesilicat,  d.  h.  er  tritt  trennend 
zwischen  Thonerde  und  Kieselerde  ein  und  bildet  mit  denselben  An- 
fangsaluminate  bezieh.  -Silicate.  Die  so  bezeichneten  Verbindungen  sind 
ihrer  Wärmetönung  nach,  wie  nach  der  gegenseitigen  Stellung  der 
wasserfreien  Glieder  äufserst  reactionsföhig  für  eine  Wasseraufnahme. 
Diese  Stellung  von  Base  zu  Säure  ist  vollständig  analog  derjenigen  der 
Glieder  des  gebrannten  Gypses;  eine  Betrachtung  der  chemischen  Stellung 
der  letzteren  zu  einander  wird  das  Verständnifs  für  das  Ergebnifs  des 
Cementbrennprozesses  erleichtern. 

Der  Gyps  CaS04  +  2H,,0  ist  als  ein  Kalkhydrosulfat  der  Mono- 
hydratschwefelsäure  anzusehen,  und  entspricht  daher  seine  Zusammen- 
setzung der  Formel:  CalOHj.^.SO.jtOH)^.  Durch  Erhitzen  auf  die  Wärme- 
stufe, in  welcher  das  Wasser  ausgetrieben  wird,  ohne  dafs  eine  Versinterung 
eintritt,  geratheu  Base  und  Säure  in  einen  Zustand  chemischer  Spannung, 
indem  jedes  Glied  für  sich  caustisch  geworden  ist,  entsprechend  der 
Formel  CaO.SOj;  dieser  Zustand  befähigt  dieselben,  sich  in  höherem 
Grade  zu  hydratisiren  als  das  natürliche  Hydrat,  also  mehr  Was.ser 
aufzunehmen,  als  die  ungebrannte  Mineralverbindung  enthielt;  und  zwar 
nimmt  der  gebrannte  Gyps  6  Mol.  H.,0  auf,  indem  er  das  Hydrat 
H.2Ca(OH)4S(OH)^  bildet. 

Dasselbe  Verhältnifs  beherrscht  die  Glieder  des  gebrannten  Cementes: 
man  hat  darin 

2  (2  CaO.SiO.^  +  2  CaÜ.  j  "^g^j^  ( O4 
und  es  entstehen  demgemäfs  bei  dem  Anrühren  des  Cementmehles  mit 
Wasser  die  Hydrate  Ca,i(OH)4.Si(OH)4  und  Ca2(OH)4.|'^g2^Q^HjJ^^j,  d.  b. 
ein  Orthosilicathydrat  und  ein  Orthosilicat-Aluminathydrat  der  Kalk- 
erde. Dies  dürfte  die  Natur  der  in  ihrer  zeolithischen  Zusammensetzung 
viel  umstrittenen  Hydrate  sein. 

Die    vorstehende    Erörterung    kann    als   Beispiel   dienen,   wie   eine 


Vfjl.  Dr.    W.  Michaelis.  Hit  hydraulisehen  Mörtel.  Leipzig  1869  S.  89. 


144  Kleinere  Mittlieilungen. 

Reihe  von  Fragen   über   die    im  Schmelzflüsse  auftretenden  chemischen 
Vorgänge  auf  dem  Wege  der  Hydratisationstheorie  zu  lösen  sind. 


Neu«  Eohlenstäbe  für  elektrische  BogeDlampeD. 

Der  oft  gegen  die  elektrischen  Bogenlampen  erhobene  Vorwurf,  dafs  die- 
selben ein  unruhiges  Licht  verbreiten,  trifft  meist  weniger  den  Mechanismus, 
als  vielmehr  die  Kohlenstäbe.  Werden  diese  aus  Koks  hergestellt,  so  haben 
die  unvermeidlichen  Beimischungen  fremder  StotTe  die  besagten  Störungen 
ganz  nothwendig  zur  Folge,  und  namentlich  erzeugt  die  beigemengte  Kiesel- 
säure alle  möglichen  Färbungen.  An  Stelle  des  Koks  verwendet  eine  eng- 
lische Fabrik  den  Rückstand  aus  der  Destillation  von  Mineralöl.  Derselbe  hat 
ein  glänzendes  Aussehen,  ist  leicht  und  spröde  und  macht  ganz  den  Eindruck 
von  reiner  Kohle.  Dieser  Stoff  wird  pulverisirt,  sodann  erhitzt  und  mit  einem 
Theere  gemengt,  welcher  aus  einer  Mischung  von  schwerem  Oele  und  Pech 
besteht.  65  Pt'und  der  aus  3  Th.  Koks  und  1  Th.  Theer  be.stehenden  Mischung 
werden  45  Minuten  gemahlen  und  hierauf  (ähnlich  wie  bei  der  Herstellung 
von  Bleiröhren)  durcli  Maschinen  unter  einem  Drucke  von  5',5  auf  1  Quadrat- 
zoll (3^,9  auf  Iqtnm)  in  die  gewünschte  Form  gebracht.  Die  die  Presse  ver- 
lassende Kohlenstange  wird  sodann  auf  Rollen  in  einem  Troge  fortgeleitet 
und  sobald  sie  die  entsprechende  Länge  erreicht  hat,  in  drei  Stücke  zer- 
schnitten. Die  Stäbe  werden  noch,  um  alle  vergasbaren  Elemente  auszutreiben, 
für  einige  Stunden  der  Rothglühhitze  ausgesetzt,  sodann  an  dem  einen  Ende 
spitz  abgeschliffen  und  in  einem  galvanoplastischen  Bade  verkupfert.  Die  so 
hergestellten  Stäbe  sollen  ein  vorzügliches,  gleichraäfsiges  Licht  sichern. 

P,  La  Cour's  Spectrotelegraphie. 

Das  in  der  Marine  als  internationales  Comuiunicationsmittel  eingeführte 
Flaggensignalsystem  erfüllt  seinen  Zweck  insofern  nicht  vollständig,  als  es 
während  der  Nacht  nicht  gebraucht  werden  kann.  Diese  Lücke  auszufüllen, 
empfiehlt  P.  La  Cour  in  der  Zeitschrift  für  EUktrotechnik,  1888  S.  392,  unter  der 
Bezeichnung  „SpertratieUiiraphie"  folgendes  auf  der  Zerstreuung  des  Lichtes 
durch  das  Prisma  beruhende  System.  Die  Lichtquelle  der  Absendestation 
befindet  sich  dicht  hinter  einem  in  die  Lampe  eingesetzten  kleinen  Schirme, 
deren  18  Stück  vorhanden  sind.  In  jedem  Schirme  ist  ein  Signal,  der  Morse- 
schrift entsprechend,  in  Form  von  Punkten  und  Strichen  wie  (..  —  )  aus- 
gestanzt. Vor  dem  Schirme  ist  im  Abslande  ihrer  Brennweite  eine  Linse  und 
■vor  dieser  ein  Prisma  mit  senkrechter  brechender  Kante  angeordnet  Die 
von  dem  leuchtenden  Signale  ausgehenden  Strahlen  werden  durch  die  Linse 
parallel  gemacht,  von  dem  Prisma  gebrochen  und  zerstreut.  Der  Beobachter 
auf  der  Empfangsstation  erblickt  alsdann  Im  Felde  eines  Fernrohres  die  in 
prismatischen  Farben  leuchtende  Morseschrift,  z.  H.  das  Zeichen  (  .  .  —  ).  Diese 
Spectrosignale  sind  es,  welche  bei  Nacht  die  Flaggensignale  ersetzen  sollen. 
La  Gmr  gibt  sich  der  Hoffnung  hin,  die  Spectrotelegraphie  nicht  nur  zur  See, 
sondern  auch  auf  dem  Lande  in  allgemeine  Telegraphie  übergehen  zu  sehen. 
Ein  mit  Morsezeicheu  durchlöcherter  Streifen  würde  mit  einer  (ieschwindigkeit 
durch  den  Apparat  geführt  werden,  welche  dem  Empfänger  die  Ablesung  des 
durch  das   Fernrohrfeld  gleitenden  Telegrammes  gestattete. 


Verlag  der  J.  G.  Colta'schen  IluchhandlutiK  in  Stuttgart. 
Dnick  von  Gebrörter  Krnner  in  Stultgart. 


Uebpi-  neuere  Dampfkesselconstruclionen.  145 

Ueber  neuere  Dampfkesselconstructionen. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  8  und  9. 

Im  Nachstehenden  gehen  wir  einige  neue  Veröffentlichungen  von 
Kesselconstruetionen  wieder,  die,  wenngleich  sie  keine  erhebliche  Neue- 
rungen in  den  Conslructionsgrundsätzen  darbieten,  in  mancher  Hinsicht 
doch  bemerkenswerthe  Ausführungen  zeigen. 

Kessel  von  Terme  und  Dehnrhe.  Eine  Beschreibung  dieses  sogen, 
combinirten  —  aus  einem  Systeme  von  Röhren  und  einem  eylindrischen 
Oberkessel  bestehenden  —  Kessels  findet  sich  in  der  Märznummer  von 
Portefeuille  e'conomique  des  maehines.  Der  Kessel  ist  für  eine  Landmaschine 
bestimmt  und  .soll  1000'^  Dampf  von  10^'  Spannung  in  der  Stunde 
liefern.  Er  besteht  im  Wesentlichen  aus  80  geschweifsten  Eisenröhren 
von  80™'"  äufserem  Durchmesser,  4"""  Wandstärke  und  2100'"'"  Länge. 
Je  drei  Röhren  sind  zu  einem  Elemente  vereinigt  und  bilden  in  ihrer 
gegenseitigen  Lage  gleichsam  die  Kanten  einer  dreiseitigen  Pyramide, 
deren  Grundfläche  in  dem  senkrechten  Dampfsammler  ruht,  in  welchen 
auch  die  Röhren  münden  (Fig.  3  bis  7).  Die  Spitze  der  Pyramide  wird 
von  einem  U-förmigen  Gehäuse  (Fig.  8)  gebildet,  welches  die  Rohrenden 
aufnimmt  und  verbindet.  Die  beiden  oberen  Röhren  1  dieses  der  Kessel- 
construction  eigenthumlichen  Elementes  liegen  einander  parallel  und  stei- 
gen vom  gemeinschaftlichen  Gehäuse  aus  etvv-as  an,  während  das  untere, 
mittlere  Rohr  H  sich  vom  Gehäuse  ab  senkt.  Wird  daher  das  mit 
Wasser  gefüllte  Rohr  geheizt,  so  bringt  der  sich  entwickelnde  Dampf 
einen  lebhaften  Wasserumgang  in  der  Richtung  der  in  Fig.  3  imd  4 
eingezeichneten  Pfeile  hervor,  indem  die  beiden  oberen  Rohre  ihren 
Dampf  in  den  Dampfsammler  J  entsenden  und  gleichzeitig  in  das  untere 
Rohr  H  Wasser  eintritt.  Der  Dampf  kann  in  dem  senkrechten  Kopf- 
raume  J  rasch  aufsteigen  und  gelangt  durch  Sammelrohre  in  den  oberen 
Dampfsammelraum  Ä'.  Die  Speisung  des  Kessels  wird  in  den  Dampf- 
raum eingeführt  und  spritzt  vor  das  eingehängte  Blech. 

Die  Röhrenelemente  bilden  beim  vorliegenden  Kessel  vier  einander 
gleiche  Reihen,  die  neben  einander  angeordnet  sind  (Fig.  2,  5,  6  und  7). 

Der  Dampfsammler  ist  ein  wagerechtes  genietetes  Rohr,  welches 
bis  zur  Mittellinie  mit  Wasser  gefüllt  gehalten  wird.  Etwaiger  Schmutz 
des  Speisewassers  setzt  sich  in  dem  Schlammsacke  ai),  von  wo  er  zeit- 
weise abgelassen  wird. 

Die  zur  Verbindung  der  Röhrenelemente  dieneuden  Gehäuse  sind 
von  Schmiedeharem  Gusse  und  ist  deren  Construction  aus  der  Stück- 
zeichnung (Fig.  8)  zu  ersehen. 

Versuche  haben  ergeben,  dafs  der  Kessel  leicht  zu  bedienen  ist, 
dafs  die  Spannung  rasch  ansteigt  und  sich  gut  hält,  sowie  auch,  dafs 
das  Innere  rein  bleibt  und  die  Verbindungen  dicht  sind.  Auswechselung 
einzelner  Theile  kann  in  kürzester  F'rist  bewirkt  werden. 

Oingler«   pnlyt.  Journal  Bd.?71  Nr.  4.  1889/1.  10 


146  Teber  iifiicre  Dampfkesselconstriiclioneii. 

Der  Thornycroftache  Kessel  (Fig.  9  bis  12  Tai".  M)  wini  in  der 
Kevue  inJmirielle  vom  3.  November  1888  näher  beschrieben.  Kr  besteht 
aus  dem  Dampfsammler  (1)  und  den  beiden  neben  dem  Koste  liegenden 
Siederohren  (2),  welche  durch  Röhrenbündel  (12)  mit  einander  in  Ver- 
bindung stehen.  Die  Köhren  sind  in  Gruppen  von  je  acht  Stück  an- 
geordnet, welche  nahezu  in  derselben  senkrechten  Ebene  liegen,  und, 
vom  oberen  Theile  des  Siederohres  ausgehend,  in  den  Damiifsammler 
münden.  Die  Röhren  sind  so  angeordnet,  dals  aus  einem  Theile  der- 
selben zugleich  die  Wände  gebildet  werden,  welche  die  Röhrenbündel 
nach  aufsen  und  innen  abscliliel'sen  und  somit  den  Heizgasen  als  Füh- 
rung dienen  (vgl.  Fig.  10  rechte  Haltte).  Die  erste  und  letzte  Köhren- 
gruppen  sind  etwas  anders  angeordnet,  um  dem  Zuge  der  Feuergase 
die  Umkehr  zu  gestatten  (Fig.  10  linke  Hälfte).  Zum  Schutze  des 
unteren  Theiles  des  Dampfsammlers  gegeu  die  Einwirkung  der  Heiz- 
gase ist  eine  Hülle,  etwa  von  Asbestgeflecht,  unter  demselben  an- 
gebracht, welche  an  die  Röhrenwand  anschliefst  und  die  Decke  des 
Feuerzuges  bildet.  Das  Dampfabfübrrohr  (16)  erstreckt  sich  der  Länge 
nach  über  einen  grofsen  Tbeil  des  Dampfsammlers,  in  welchem  eine 
aus  Fig.  11  und  12  näher  ersichtliche  Vorrichtung  in  Form  eines 
Schirmes  angebracht  ist,  um  das  Mitreifsen  des  Wassers  möglichst  zu 
verhindern.  Die  Enden  dieses  Schirmes  .sind  zaluiförmig  ausge.schnitten 
und  die  Ausschnitte  sind  zum  Theile  senkrecht  umgebogen.  Hierdurch 
wird  bezweckt,  dafs  sich  das  ausgeschiedene  Wasser  bei  (19)  sammelt 
und  in  den  Wasserraum  zurückgeführt  wird,  während  der  Dampf  bei 
(20)  hindurchstreicht.  In  den  Figuren  bezeichnet  aufserdem:  (11)  ein 
Rohr  zum  Abführen  des  Dampfes  bei  etwaiger  Beschädigung  eine.-- 
Rohres,  (12)  Blechwand  zum  Abschlüsse,  (13)  Aschenfall  von  Blech. 
(14)  Rost,  (21  und  22)  Verbindungsrohre  zwischen  den  Siederöhren 
und  dem  Dampfsammler  zur  Zurückführung  des  Wassers  behufs  Er- 
zielung eines  lebhaften  Wasserumlaufes,  (23  und  24)  Stutzen  zum  An- 
bringen von  Sicherheitsvorrichtungen,  (2.5  und  26)  Rniichkamnier  und 
Schornstein,  (27)  Schitl'srumpf. 

Der  Buclilond'sche  Kessel  (Fig.  13  Taf.  8),  welcher  nach  Industrief 
vom  19.  Oktober  1888  von  der  Tyne  Butler  Works  Tomp.,  Low  Water, 
hergestellt  wird,  zeigt  eine  bekannte  Kesselform  dahin  erweitert,  dafs  in 
der  Mitte  des  eingehängten  inneren  Kessels  B  noch  ein  Rohr  .4  angebracht 
ist.  Der  Kessel  ist  in  der  vorliegenden  Ausführung,  11  Ful's  hoch,  5  Fufs, 
weit,  für  Land-  und  Schitlsmaschinen  bestimmt.  Die  Heizgase  streichen 
von  A  aus  um  den  Innenke.ssel  B  und  entweichen  durch  t.  Die  vor  dem 
Abzugskanale  E  in  den  ringförmigen  Feuerzug  eingesetzte  Platte  bei  h 
soll  den  Gasen  das  zu  rasche  Entweichen  unmöglich  nuichen.  Ein  Kessi-I 
von  oben  angegebener  GröCse  mit  142,33  Quadratful's  IleizHäche  ver- 
dampfte t)95  Pfund  Wasser  in  der  Stunde,  mithin  4,87  Pfund  auf  den 
Quadratful's  {^2'i^  auf  l'H"!  und  zeigte  eine  7,8fache  Verdamiifung. 


Ueber  neuere  Daiiipfkesselconstructioneii.  147 

Sehr  einfache  Fornieu  hat  der  stehende  Kessel  {Erujinecr  vcmi 
2.  November  1888)  Fig.  14  und  15  Taf.  8  von  D.  fVood  and  So/is,  Cradley 
Heath.  Erfahriingsgemäfs  geben  die  Querrohre  eines  stehenden  Kessels 
eine  sehr  wirksame  Kesselfläche.  In  vorliegendem  Falle  sind  vier 
solcher  Querrohre  zur  Verwendung  gekommen,  welche  je  durch  zwei, 
nach  oben  sich  etwas  conisch  erweiternde  senkrechte  Rohre  mit  der 
Kopfplatte  verbunden  und  so  zu  einem  sich  gegenseitig  haltenden 
Systeme  vereinigt  sind,  in  welchem  dem  Dampfe  der  Durchgang  zum 
Dampfraume  sehr  erleichtert  ist.  Nicht  tinwesentlicli  ist  der  hier  er- 
zielte lebhafte  Wasserumlauf. 

Ueber  einen  Dampfkessel  der  Maschinenbau- Aclk ivjvselUchuft  vormals 
fireiifeUt^  Danek  und  Comp,  in  Prag  macht  U/äanJ's  Wochenschrift^  S.  35, 
nachstehende  Mittheilungen  (Fig.  1  und  2  Taf.  9J: 

Unter  den  Kesseln  der  Wiener  .Jubiläums-Gewerbeaussleliung  er- 
scheint uns  der  von  der  Maschinenbau- Actiengeneltschafl  vormals  Breitfehl., 
Danek  und  Comp,  in  Prag  ausgeführte  Flammrohrkessel  besonders  be- 
inerkensv\'erth. 

Dieser  Kessel  hat  igO'!"'  Heiztläche  und  arbeitet  mit  7'"  Betriebs- 
sjiannung.  Er  erscheint  als  die  Combination  eines  gewöhnlichen  Flamm- 
rohrkessels mit  Siederöhren  und  einer  Feuerbüehse  „Patent  Piedboeuf^. 
Als  Herstellungsmaterial  benutzte  man  Flufsstahlbleche,  da  diese  die 
Wärme  schnell  aufnehmen.  Obgleich  man  nun  durch  Anwendung  von 
Flufsstahlblechen  schon  eine  sehr  schnelle  Dampfeutwiekelung  erreichte, 
wandte  man  doch  noch  Siederohre  an,  um  sowohl  die  Heizfläche  ohne 
grofse  Kosten  zu  vergröfsern,  als  auch  die  Heizgase  äufserst  auszu- 
nutzen. 

Hierbei  war  man  genöthigt,  für  einen  Apparat  Sorge  zu  tragen, 
welcher  ein  jederzeitiges  Reinigen  der  Röhren  zuliefs,  und  ordnete  aus 
diesem  Grunde  in  dem  am  hinteren  Theile  des  Kessels  vorgesehenen 
Raucbkanale  K  einen  durch  den  Kessel  selbst  gespeisten  Ausblase- 
apparat E  an.  Derselbe  hängt  an  einer  über  zwei  Rollen  geführten, 
mit  einer  Handhabe  versehenen  Kette  und  ist  somit  senkrecht  verstellbar. 
Das  Verbindungsrohr,  welches  von  ihm  zu  dem  auf  dem  Kessel  ange- 
ordneten Dampfventile  geführt  ist,  zerfällt  in  drei  durch  Kugelgelenke 
verbundene  einzelne  Theile.  Damit  man  den  erwähnten  Ausblaseapparat 
während  seiner  Thätigkeit  jederzeit  beaufsichtigen  kann,  ist  die  hintere 
Wand  des  Kesselmauerwerkes  durch  eine  mit  Doppelwandungen  ver- 
sehene eiserne  Thür  verschlossen. 

Die  Feuerbüehse  besteht  aus  dem  vorderen,  den  Rost  enthaltenden 
Theile  F,  sowie  dem  hinteren,  mit  GaWoicay-Röhren  versehenen  Theile  G. 
Die  Feuerbüehse  hat  eine  bohnenförmige  Gestalt  (Fig.  2)  erhalten,  welche 
gestattet,  alle  Verankerungen  der  Büchse  mit  dem  Kessel  wegzulassen. 
Diese  Feuerbüchse  ist,  da  sie  nur  glatte  Flächen  hat,  becpiem  von  Kessel- 
stein zu  reinigen.    Will  man  das  Siederohrsystem,  sowie  die  Kammer  F 


148  l'plipr  iiiMicio   [)ampl'ke39e!cr)nstriictionen. 

auch  walirciid  des  Betrieln's  von  Fliigafic-lif  reinigen,  so  genügt  ein  In- 
betriebsetzen den  oben  erwähnten  Ausblaseapparates  E.  Derselbe  treibt 
alle  Fhigasche  in  den  mit  ^a//ou^ai/- Rohren  verseiienen  Theil  der  Feuer- 
bilchse,  aus  welchem  sie  sodann  in  einen  mit  dem  selbslhätigen  Ver- 
schlusse Ä,  versehenen  Stutzen  li  gelangt.  Von  Zeit  zu  Zeit  führt 
dieser  nach  dem  Patente  Lustii/  hergeslelile  Verschlufs  eine  Entleerung 
des  Stutzens  in  den  Aschenkanal    W  herbei. 

Soll  der  mit  GalloivayRöhren  versehene  Theil  der  Feuerbüehse  G 
gereinigt  oder  nachgesehen  werden,  so  steigt  der  betrettende  Arbeiter 
durch  den  Stutzen  C  in  die  Büchse  hinein.  Um  Warmeverluste  zu 
vermeiden,  ist  in  diesem  an  seinem  oberen  Ende  durch  eine  Platte 
verschlossenen  Kanäle  noch  ein  mit  C'hamoltefülliing  versehener  Deckel 
angeordnet. 

Am  vorderen,  untere  Theile  des  Kessels  ist  ein  Was.serrohr  rl  an- 
geordnet, welches  zugleich  S])eise-  und  Ablal'srohr  ist.  Aus  diesem 
Grunde  sind  drei  Ventile  von  entsprechend  50,  f;.5  und  6.5"""  lichter 
Weite  in  dasselbe  eingeschaltet.  Die  Speisung  des  Kessels  geschieht 
mittels  eines  Körting' stht-n  Injectors,  dessen  Dampfrohv  sowie  Druckrohr 
je  GS""™  lichte  Weite  erhalten  haben.  Das  Saugrohr  stellt  die  Verbin- 
dung des  Injectors  mit  dem  Wasserbehälter  her.  Der  Dampfdom  D 
hat  zwei  Stutzen,  deren  jeder  ein  Sicherheitsventil  von  ISO"""!  lichter 
Durchgangsöffnung  trägt,  während  ein  dritter  Stulzen  ein  Dampfvenlil 
von   140"""  Durchgang  erhalten  hat. 

Hinter  dem  oben  erwähnten  Aschenfalle  ff  befindet  sich  ein  Aschen- 
.samraler  /?.,,  während  der  Fiielis  R  durch  einen  Ixanchschieber  ß,  ver- 
.schliefsbar  gemacht  ist. 

Bei  dem  Kessel  von  J.  Bayer  in  München  (D.  R.  P.  Nr.  44663  vom 
13.  Januar  1888)  sind  die  senkrechten  Stutzeu  B  (Fig.  3  Taf.  9),  welche 
die  Sieder  S  unter  einander  und  mit  dem  Oberkessel  A  verbinden,  in 
senkrechten  Kammern  untergebracht,  welche  von  den  Heizgasen  zunächst 
durchströmt  werden.  In  den  an  diese  Heizkammern  angrenzenden 
Zügen  sind  die  Siederohre  gelagert.  Der  Kessel  zeigt  in  dieser  Anord- 
nung eine  verhällnirsmäfsig  grofse  vom  Feuer  berührte  Fläche,  ist  in 
allen  seinen  Theilen  leicht  zugänglich  und  hat  nur  inneren  Druck. 

Der  Oriolle'sche  Kessel  Fig.  4  und  5  Taf.  !)  bietet  nichts  besonders 
Neues,  zeigt  jedoch  eine  gute  Anordnung.  Nach  Portefeuille  ecnnoniique 
des  maehiiies^  Nr.  393  September  1888,  besteht  er  im  Wesentlichen  aus 
zwei  flacbwandigen,  durch  Schraubenstehbolzen  versteiften  Kopfstücken  /f, 
und  /{., ,  welche  durch  Röhren  ß,  mit  einer  Neigung  von  10  bis  ilO' "' 
auf  das  laufende  Meter,  verbunden  sind,  und  dem  Oberkessel  O,  welcher 
als  Dampfsanimler  dienl.  Der  Wasserstand  soll  so  niedrig  gehallen 
werden,  dafs  die  oberen  Röhren  noch  als  Ueberhitzer  dienen  kcinnen, 
welche  Rolle  auch  dem  Oberkessel  zugelheilt  ist. 

Das  Sicherheitsröhrensvstem  wird  aus  einer  srofsen  An/.ahl  iooivum 


Ueber  luueie  Damplkesselconstructiouen.  149 

lauger  Röhren  gebildet.  Die  Kammeru  /<,  und  ß.^  gestatten  eine  freie 
Uniströmung  des  dem  Kessel  an  der  tiefsten  Stelle  der  Wand  11^  zuge- 
führten Wassers.  Der  erzeugte  Dampf  strömt  durch  die  Wand  W,  dem 
Oberkessei  0  zu  und  sammelt  sich  in  dessen  oberem  Theile,  sowie  in 
dem  Dampfdome  D. 

Der  hintere,  untere  Theil  des  Oberkessels  O  ist  zu  einem  500""" 
weiten,  1900"""  langen  Vorwärmer  U  ausgebildet,  der  durch  ein  200'"'" 
weites  Kohr  V  mit  der  Wand  Ä.,  verbunden  ist. 

Die  vier  Wände  der  Feuerung  sind,  um  eine  sichere  Lagerung  zu 
erzielen,  sehr  stark  ausgeführt  und  haben  vollständige,  durch  eine  An- 
zahl quer  aufgenieteter  Flacheiseu-stangen  verstärkte  Blechbekleidung. 
Der  Feuerungsrost  besteht  lediglich  aus  über  Rundeisenstäbe  gelegten 
Roststäbeu.  Die  auf  dem  Roste  sich  entwickelnden  Feuerungsgase  ge- 
langen nach  dem  Durchstreichen  des  Sicherheitskessels  R  zu  dem  wage- 
rechten Oberkessel  0,  umspülen  den  letzteren,  sowie  den  mit  ihm  ver- 
bundenen Vorwärmer  U  und  werden  dann  erst  dem  Fuchse  zugeführt. 
Das  Rölirensystem  Ä,  sowie  der  Oberkessei  O  ruhen  auf  einem  hohlen 
Steinjifeiler,  welcher  zugleich  als  Rauchkanal  benutzt  ist.  Im  Uebrigen 
wird  die  Ummantelung  des  Oberkessels  von  Blechplatteu  gebildet. 

Die  Anlage  ist  für  zwei  Feuer  eingerichtet  und  zur  Heizung  mit 
Briquettes  berechnet. 

Die  Sicherheitsvorrichluug,  die  Leitung  des  Zuges,  sowie  die  Vor- 
richtung zur  Reinigung  zeigen  nichts  Neues. 

Die  Anordnung  der  flachen  Wände  macht  die  Vortheile  des  Röhren- 
kessels bezüglich  der  Explosionssicherheit  wieder  hinfällig  und  ist  ge- 
rade nicht  empfehlenswerth.  Es  ist  daher  die  Mittheilung  unserer  Quelle 
über  die  Haltbarkeit  und  gute  Verwendbarkeit  des  Kessels  mit  Ver- 
ständnifs  aufzunehmen.    Die  erreichte  Heizfläche  ist  allerdings  bedeutend. 

Als  Anhalt  für  die  Kesselverhällnisse  mögen  nachstehende  Angaben 
dienen,  welche  sich  auf  Versuche  mit  einem  Tor|)edokessel  unter  Ver- 
wendung künstlichen  Zuges  beziehen. 

Gesammte  Heizobertlächc  r.2'|i",88,  Rosttläche  l'i"i,59,  Verhältnifs 
der  beiden  zu  einander  33,34.  Wasserinhalt  0'^^''"',596 ,  gesummter 
Kesselraum  l''''™,073.  Bei  einer  Versuchsdauer  von  2  Stunden  ergab 
sich:  Bri(|uettes  von  englischer  Staubkohle  757'^',7,  erzeugter  Dampf  5627^ 
entsprechend  7i<,42  auf  1^  Kohle,  also  für  l'"  =  53'<.  Auf  l'!"  Rosifläche 
wurden  2381^  Kohle  verbrannt.     Speisewasscr  30". 

J.  A.  Eno  in  Newark,  New  Jersey  (Amerikanisches  Patent  Nr.  11983 
vom  18.  August  1888)  legt  durch  die  Feuerimchse  eines  stehenden 
Röhrenkessels,  und  zwar  nahe  unter  die  Kopfplatte  ein  mehrfach  hin 
und  her  gehendes  Rohr  D  (Fig.  6  und  7  Taf.  9),  welches  an  der  einen 
Seite  mit  dem  am  Boden  belindlicheu  Speisewasserbehälter  (J  verbunden 
ist,  au  der  anderen  Seite  durch  die  beiden  Wände  Ä  und  ß  des  innereu 
und  äufseren  Kessels  an   dem  Kessel  durch  das  Rohr  F  und  E  herauf- 


150  Jürgensen's  rolirende  Dampfmascliine. 

geführt  wird,  um  hei  der  iniltleren  Wasserstandsiiiihe  wieder  in  den 
Kessel  zu  münden.  Diese  Vorrichtung  soll  zum  \'or\viirmen  und  zum 
Aussehneiden  des  Kesselsleines  in  Pulverform  dienen. 

J.  W.  Eldruijd  will  nach  einem  öslerreichischeu  Pateule  l>ei  nehen 
einander  liegenden  Kesseln  die  vom  Mauerwerke  herbeigeführten  Wärme- 
verlusle  dadurch  beseitigen,  dals  er  die  Mauern  durch  Wasserbehälter 
ersetzt;  dieselben  sind  flach  oder  gar  koU'erförmig  gehalten  und  ver- 
trauensvoll unter  den  Kesseldampfdruck  gebracht.  Verstöfse  gegen  das 
Patent  werden  schwerlich  gemacht  werden. 

Der  Kingslvy' sehe  Kessel  {American  mac/iinisl  vom  10.  November 
1888J  ist,  trotz  der  Reklame  unserer  Quelle,  weiter  nichts  als  ein  Flanim- 
rohrkes.sel  mit  eingehängten   fV(7f/'schen  Röhren. 


Prof.  C.  P.  Jürgensen's   rotirende  Dampfmaschine;   von 

H.  J,  Hannover,  Docent  der  technischen  Hochschule 

in  Kopenhagen. 

Mit  Abbildungen  im  Texte  und  auf  Tafel  9 

Die  Vortheile  der  rotirenden  Maschinen  vor  den  mit  hin  und  her 
gellendem  Kolben  sind  so  erheblich,  dafs  es  nicht  zu  wundern  ist,  wenn 
in  dieser  Richtung  fortwährend  gearbeitet  wird.  Im  Nachstehenden 
sei  über  eine  neue  Lösung  des  Problems  durch  Prof.  C.  P.  Jürgensen 
berichtet,  welche  nicht  wenige  Vorzüge  hat  und  deren  Erklärung  im 
Nachstehenden  gegeben  werden  soll. 

Der  cjlindrische  Stempel  D  (Fig.  8  und  '.)  Taf.  9j,  auf  ^^  eichen 
der  Dampf  wirkt,  sitzt  lose  und  concentrisch  auf  dem  an  der  Krumm- 
achse F  befindlichen  Kurbelzapfen  E  und  ist  mit  nachstellbaren  Metall- 
pfanuen  versehen.  D  kann  sich  in  dem  Cylinder  H  bewegen,  der  mit 
Fconcentriseh  ist,  sich  immer  dicht  au  die  V\^and  des  C'ylinders  schliefsend. 
Oben  trägt  D  ein  Charnier  i*,  welches  D  mit  dem  Schieber  ß  ver- 
bindet. Die  Verbindung  zwischen  D  und  B  geschieht  durch  die  IJolzen  a 
(Fig.  9),  die  seitwärts  in  B  eingelegt  sind.  Durch  die  Höhlung  des 
Schiebers  B  vollzieht  sich  die  Dampfeinsirömung  vom  Kuhre  J  durch 
den  schwingenden  Hahn  (  und  den  Kanal  c  zur  Höhlung  e  und  weiter 
durch  die  Kanäle  f  und  y  zum  Räume  V.  Wenn  V  mit  Dampf  ge- 
füllt wird,  wird  D  in  der  Richtung  des  Pfeiles  in  Bewegung  gesetzt. 
Der  Raum  Y  ist  durch  die  üednung  /i  und  das  Rohr  R  mit  der  Almo- 
-sphäre  verbunden,  so  dafs  der  Dampf,  der  vor  Anfang  des  Hubes  im 
Räume  Y  war,  i'orl  strömte,  sobald  der  Stempel  h  passirl  hatte. 
Wir  rechnen  dabei  den  Anfang  des  Hubes  von  dem  Zeitpunkte  an,  wo 
n  in  seiner  obersten  Stellung  war.  Diese  oberste  Stellung  von  D  ist, 
■wie  man  sieht,  der  einzige  todte  Punkt  der  Maschine. 


Jürgensen's  rotirende  Dampl'maschine.  151 

Der  Raum  L  steht  mit  V  duicli  den  in  B  beüudlicheu  Kanal  /.•  in 
Verbindung  (Fig.  10  und  llj.  Während  des  Niedei-ganges  von  B  wird 
der  Dampf  in  L  den  Schieber  ß  herunter  treiben,  ganz  und  gar  als 
wäre  B  der  Stempel  einer  gewöhnlichen  eincylindrigen  Maschine  und 
E  der  Kurbelzapfen.  Während  des  Aufganges  von  B  wird  der  Dampf, 
der  sich  über  B  befindet,  nicht  hindernd  wirken,  weil  er  dann  frei  in 
den  Raum  V  strömen  kann,  der  ja  während  des  letzten  halben  Theiles 
des  Hubes  immer  vergröfsert  wird.  Es  ist  diese  Wirkung  des  Dampfes 
über  Ä,  welche  die  Eigenthümlichkeil  des  Patentes  des  Prof.  Jürgensen 
ausmacht,  während  die  Bewegung  des  Stempels  D  im  Cylinder  schon 
iriiher,  obgleich  in  etwas  anderer  Weise,  bekannt  war.  Das  von  John 
Pinschbeck  in  London  *  angewandte  Excentric  auf  der  Achse  F  statt  des 
losen  Stempels  auf  einer  Krummachse  erscheint  nicht  so  vortheilhaft 
als  die  vorliegende  Prof.  Jrtrjensen'sche  Construction. 

Wegen  der  schwingenden  Bewegung  des  Stempels  kann  man  die 
Verbindung  zwischen  f  und  g  unterbrechen,  doch  kaum  früher,  als  wenn 
der  halbe  Hub  vollendet  ist;  man  kann  aLso  mit  halber  Füllung  arbeiten, 
ohne  den  Hahn  C  zu  gebrauchen:  aber  durch  diesen  kann  die  Ex- 
pansion so  weit,  als  gewünscht,  getrieben  werden,  indem  6',  wie  aus 
Fig.  12  und  13  hervorgeht,  von  einem  Excenter  Q  getrieben  wird, 
welcher  an  der  Achse  F  sitzt,  und  somit  in  der  Weise  einstellbar  be- 
festigt  ist,   dafs  es  c  jeden  Augenblick   nach  Wunsch   schliefsen  kann. 

Wenn  der  Schieber  B  so  tief  herunter  gegangen  ist,  dafs  er  weit 
in  den  Cylinder  hinein  reicht,  so  hat  sein  unterstes  Ende  nur  Dampf- 
druck auf  der  einen  Seite.  Dieser  Seitendruck  wirr!  indessen  theilweise 
durch  das  Ziehen  oder  den  Druck  des  Stempels  gegen  diesen  bewegenden 
Theil  aufgehoben  und  kann  dadurch  völlig  ausgeglichen  werden,  dafs 
man  dem  Spalte  d  eine  solche  Gröfse  gibt,  dafs  der  Dampfdruck  in  der 
Höhlung  von  B  mit  passender  Kraft  das  obere  Ende  von  B  stärker 
nach  rechts  als  nach  links  drückt. 

Diese  Maschine  hat  nun  vor  den  meisten  rotirenden  den  Vortheil, 
dafs  der  Stempel  D  nicht  immer  im  Cylinder  U  gleitet^  vielmehr  ist 
seine  Bewegung  grofstentheils  eine  rollende^  welche  viel  weniger  Ab- 
nutzung gibt  als  eine  gleitende,  und  dadurch  ist  die  Dichtigkeit  zwischen 
dem  Stempel  und  dem  Cylinder  leichter  zu  bewahren.  Je  gröfser  man 
den  Stem])el  im  Verhältnisse  zum  Cylinder  macht,  desto  geringer  wird 
die  (4leitung  und  dadurch  die  Abnutzung;  doch  setzt  die  Praxis  selbst- 
verständlich eine  Grenze,  weil  ein  zu  grofser  Stempel  einen  kleinen 
Kadius  des  Kurbelza])fens  fordert,  womit  grofse  Reibung  und  Abnutzung 
der  Pfannen  des  Stempels  und  der  Lager  der  Achse  verbunden  ist. 

Während  ferner  der  Dampf  in  V  im  ersten  halben  Hube  D  zu- 
nächst von  der  Wand  des  Cylinders  wegdrückt,  wirkt  gleichzeitig   der 

I  1880  235  59. 


152  Jürgeiisen's  rouiendi'  Daiiiprmaffchiiie. 

Daiiipf  iu  L  dazu,  ihn  dagegen  gedrückt  /u  halten,  m)  dal's  der  Daiiipt 
in  L  dazu  gut  beiträgt,  die  Dichtigkeit  zwischen  D  uud  der  Cylinder- 
waud  zu  bewahren:  während  des  letzten  halheu  Hulie»  wirkt  der  DaQi))f- 
druck  in  V  selbst  darauf  hin.  Die  ebenen  Flächen  des  Steni|>el»  schlielseu 
dicht  an  den  Cylinderbüdeu  mittels  gulseiseriier  Ringe,  welche  durch 
eingelegte  Federn  gegen  die  Böden  gedrückt  werden.  In  iihiiliciier 
Weise  werden  die  zwei  Seitenflächen  von  ß  gedichtet. 

Gewöhnlich  werden  zwei  derartige  Ma.schinen  zusammengekuppelt, 
wie  Fig.  14  zeigt.  Die  beiden  Kurbelzajjl'en  sind  dann  um  ISU"  ver- 
setzt und  kann  die  Maschine  ohne  Schwungrad  gebraucht  werden.  E.'? 
ist  die  Absicht  des  Erfinders,  eine  solche  Du|)i)elnia.^chiue  als  \'erbund- 
maschine  zu  bauen,  während  iu  den  bis  jetzt  gebauten  Dnpjyelmaschiiien 
beide  C'ylinder  uiit  Kraftdampi'  versehen  wurden.  Selbstver.ständlich 
wäre  es  auch  möglich,  Drillingsmaschinen  mit  drei  Cylindern  neben  ein- 
ander zu  bauen,  welche  mit  Hoch-,  Zwischen-  und  Niederdrucksdani|>l 
versehen  würden.  Die  drei  Kurbelzapfen  dürften  dann  120"  vor  einander 
versetzt  werden. 

Man  wird  sehr  leicht  die  Einströmuugsöltnuiig  mit  der  Ausströmuugs- 
üffnung  h  symmetrisch  anbringen  können,  wodurch  man  eine  Maschine 
erhält,  deren  Achse  ebenso  gut  in  der  einen  w^e  in  der  anderen  Rich- 
tung umgeht. 

Der  Erfinder  schreibt  seiner  Maschine  folgende   \  orzüge  zu: 

1)  Sie  braucht  einen  sehr  geringen  Kaum  im  Verhältni.'^.-e  zur 
Pferdekraft  der  Maschine. 

2)  Sie  ist  verhältnilsniäfsig  billig  uud  leicht  zu  montiren. 

3)  Nach  den  gemachten  Versuchen  scheint  .^ie  ziemlich  ökouonu.-ch 
zu  arbeiten.  Die  Versuche  wurden  mit  einer  Hochdruckmaschine  miu 
23  ff  augestellt  und  zeigten  einen  Kohlenverhrauch  \on  etwa  '2^,7'>  lur 
die  geleistete  PferdekrafI  und  Stunde:  die  Anzahl  der  Umdrehungen 
war  500  in  der  Minute. 

4)  Um  die  Maschine  nachzusehen,  ist  es  uur  nöthig,  ein  bezieh, 
zwei  Cylinderdeckel  (letzteres  bei  doppelcylindrigen  Ma.schinenl  zu 
entfernen,  dann  ist  der  ganze  Mechanismus  sichtbar. 

5)  Als  Zwilliugsmaschine  wird  sie  ohne  Schwungrad  gebraucht 
und  ist  wegen  der  Regelmäfsigkeil,  womit  sie  arbeitet,  besonders  für 
elektrische  Beleuchtung  geeignet,  wozu  sie  mit  500  Umdrehungen  iu 
der  Minute  gebraucht  wird;  die  Achse  der  Dampfmaschine  wird  mit 
der  Achse  der  Lichtmaschine  direkt  jgekuiipelt.  l'ebrigens  kaini  die 
Maschine  mit   jeder  gewünschten  Umdrehungszahl  arlieiteu. 

6)  Die  Dichtigkeit  zwischen  Stempel  und  C'ylinder  scheint  ^icli  gut 
zu  halten.     Die  Achse  ist  gehärtet,  um  die  Aliuutzung  zu  \crminderu. 

7)  Die  Maschine  w  ird  mit  liegender  oder  stehender  Achse  coustruirl. 
Mit  senkrechter  Achse  u  ird  sie  möglicher  Weise  für  die  Molkefeien 
besonders    geeignet    sein,    wo    nur   Kämen    und    Ceutrifngen    getriebeu 


Jürgenseii's  rutirende   Dauiplmaschine. 


153 


Fig.  1. 


werdeu  soUeu,  weil  diese  Apparate  gewöhnlich  eine  senkrechte  Achse 
haben,  so  dals  Zwischenachseu  unuöthig  werden. 

Wir  werden  noch  in  Kürze  bemerken,  wie  die  Arbeitsentwickeluug 
berechnet  werden  kann,  besonders  die  Gröfse  des  Moments,  womit  der 
Dampf  in  V  für  eine  gewisse  Stemi)elstellung  zur  Umdrehung  der 
Achse  F  wirkt,  iadem  wir  vorläulig  voraussetzen,  dafs  die  Maschine 
ohne  Expansion  arbeitet. 

Nehmen  wir  an,  dafs  sich  in  einem  Cyliuder  U  [Texitig.  1)  ein 
auf  der  Achse  /' excentrisch  befestigter  Stem- 
pel betindet.  Der  Dampf  wirkt  auf  dem  Bo- 
gen a  b  mit  demselben  Momente  auf  Umdre- 
hung von  t\  als  der  Dampfdruck  aut  b  c.  — 
In  der  hier  besprochenen  Maschine  wirkt  also 
der  Dampfdruck  in  Y  auf  die  Peripherie  des 
Ötem])els  mit  demselben  Momente  zur  Um- 
drehung der  Achse  t\  als  der  Dampfdruck 
auf  dem  hervorragenden  Theile  des  Schie- 
bers B  bezüglich  F  hat. 

Denken  wir  uns  jetzt,  dafs  dieser  her- 
vorragende Theil  in  einem  gewissen  Augen- 
blicke die  Länge  x  hat,  und  dafs  der  Radius 
des  Cvhnders  die  Gröfse  R  hat,  dafs  .seine 
Länge  /  ist  und  die  Arme  der  Kurbelzajifeu  r, 
alles  in  Millimeter  gemessen,  und  dafs  der 
Dami)fdruck  in  V  /A  gröfser  für  l'imm  j^t  als 
in  K,  dann  ist  das  Moment,  mit  welchem  F 
im  betrachteten  Augenblicke  (^wenn  man  von 
der  Wirkung  des  Dampfes  in  L  absieht): 


>j  —  yx.{2R  —  x).     (Siehe  Textfigur.) 
Denken   wir   uns   ferner,   dafs   das   Moment   auf  einen   Arm    wirkt 
von  der  Länge  des  Cylinderradiu.s,  so  wird  die  Kraft  auf  diesem  Radius 
reducirt: 

wo  C  eine  Constante  ist,  die  für  jede  Maschine  ein-  für  allemal   berechnet 
werden  kann. 

Wird  jetzt  der  Zirkel  mit  Radius  R  in  einer  geraden  Anzahl  Theile, 

'2nR 
16  ' 

die   verschiedenen    Werthe   von    i/,   die   zu    i,,^,  -,,,;,  ^;,g  u.  s.  w.   Um- 
drehung \tm  /'(vom  todten  Punkte  gerechnet)  gehören,  wie  in  Texttig.  i 


z.  B.  16  getheilt,  jeder  von  einer  Länge  m  =  ■ 


und  construirt  mau 


154  Neiifruiiycii  an  Hulzbfarbeitiiugsiiiaächinen. 

gezeigi,  niiiiilifli  dif  Wertlie  j/i,  y,  .  .  .  .  u.  s.  w.  (wo  ij„  =:  0,  yj  =  yj^, 
>Ji'=yn  U.S.W.),  und  quadrirl  man  die  Zahlen,  die  diese  Lange  in 
Millimeter  angeben,  so  ist  die  Arbeil,  die  während  einer  Umdrehung 
«ntwic'kelt  ist,  nach  Siinpions  Formel   berechnet: 

A,  =lm.C.  (!/„'^  +  4  v,2  4-  2  y.{i  +  .  .  .  .  -|-  y,„l,. 

Wenn  Expansion  gebraucht  wird,  dürfen  alle  Gröl'sen  in  der  Kiani- 
tner  nicht  mit  C  multiplicirt  werden,  sondern  allmählich,  wenn  die 
Expansion  zunimmt,  mit  immer  kleinereu  Gröl'sen,  —  Grölsen,  die  sich 
nach  einem  Aufrisse  der  verschiedenen  Sten)])elstellungen  und  Berech- 
nung der  dazu  gehörigen  Dampfvolumina  berechnen  lassen. 

Zur  Arbeit  .4,  mufs  demnächst  addirt  werden  die  Arbeil  A.,^  die  vom 
Dampfe  über  dem  Schieber  ausgeführt  wird,  welche  Arbeit  berechnet 
werden  kann  ganz  wie  die  Arbeit,  die  bei  einer  eincvHndrigen  Ma- 
.-chine  entwickelt  wird,  die  nur  bei  jedem  zweiten  Hube  Arbeit  ent- 
wickelt.    Die  ganze  indicirte  Arbeit  wird  dann: 

A  =  A,+A,: 
mit    den   Couslructionsverhältnissen    in    Fig.  1  bis  6   wird    A.,    ungefähr 
15  Proe.  von  A  werden. 

Die  Maschine  wurde  zuerst  in  Liverpool  1886  ausgestellt  und  ist 
jetzt  an  einigen  Stellen  in  Dänemark  zur  Anwendung  gekommen.  Eine 
Ma.schine  hat  z.  B.  einen  Theil  der  Triebkraft  für  die  elektrische  Be- 
leuchtung in  der  gröl'sen  nordischen  Ausstellung  in  Kopenhagen  ge- 
liefert. Obgleich  die  Maschine  noch  zu  neu  ist,  um  etwas  Sicheres  über 
ihre  Vorzüge  und  Zukunft  aussprechen  zu  können,  ist  ihr  Grund- 
gedanke so  interessant,  dafs  sie  in  weiteren  Kreisen  bekannt  zu  wer- 
<len  verdient. 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen. 

(PatentUlasse  38.     Sclilufs  des  Berichtes  S.  97  d.  Hd.) 
Mit  Abbildungen  auf  Tafel  6  und  7. 

Zum  Einpressen  von  Mustern  auf  runde  Holzkörper  dient  die  in 
Fig.  66  dargestellte  Maschine  von  H.  I\  h'nrster  in  Miirgel  (*'l).  K.P. 
Nr.  42730  vom  20.  August  1887). 

Auf  einem  Tische  A  belindet  sich  fest  gelagert  das  Walzenpaar  B  H, 
auf  denen  die  hin  und  her  schiebbare  Platte  C  ruht.  Ueber  Platte  C 
befindet  sich  Platte  D,  welche  ebenfalls  hin  und  her  schiebhar,  auch 
in  .senkrechter  Richtung  auf  und  ab  beweglich  ist,  so  dafs  der  Zwisclien- 
niuni  zwischen  C  und  D  verändert  werden  kann.  Zwischen  die  beiden 
Platten  C  und  D  wird  der  zu  bearbeitende  Gegenstand  gebracht,  jedoch 
Ml,  dafs  derselbe  nicht  fortgeschoben,  sondern  nur  gedreht  werden  kann. 
Zu  diesem  Zwecke  sind  in  den  Seitensländern  ,S  S  die  Führunsüssciilitze  ss 


Xciicruiigen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  155 

angebracht.  Die  obere  Platte  D  wird  durch  Wirkung  zweier  belasteten 
Hebel  H  stets  mittels  der  oberhalb  D  liegenden  Walzen  FF,  welche 
iu  den  auf  und  ab  beweglichen  Seitenständern  lagern,  auf  die  Platte  C 
liezieh.  den  zwischen  den  Platten  befindlichen  Gegenstand  geprefst. 
Auf  Platte  C  befindet  sich  eine  Matrize  M  aus  Metall,  welche  die  auf 
den  ruuden  Gegenstand  zu  bringende  Figur  trägt.  Sobald  nun  ein 
(luiikel  gebeizter  Gegenstand  zwischen  D  und  C  gebracht  wird  und  die 
ünickhebel  i?,  welche  mittels  Schnur  r  gehoben  und  gehalten  werden 
können,  zur  Wirkung  gelangen,  ]>ressen  sich  die  erhabenen  Stellen  der 
Matrize  in  die  dunkel  gebeizte  Oberfläche  des  zu  bearbeitenden  Gegen- 
standes ein  und  erzeugen  hier  ein  Bild,  dessen  erhabene  Stellen  aus  der 
runden  Fläche  des  Arbeitsstückes  hervortreten.  Durch  Drehung  des 
Arbeitsstückes  iV  oder  durch  Verschieben  der  Platten  C  und  D  mittels 
Kader  R  ß,  R.^  wird  die  Matrize  auf  den  Umfang  des  Arbeitsstuckes 
unter  fortwährender  Pressung  abgewickelt  und  eine  umlaufende  Ver- 
zierung geschaffen,  welche  dann  zum  Vorscheine  kommt,  sobald  die  er- 
habenen Stellen  derselben  mittels  Feilen  oder  Schleifen  beseitigt  werden 
und  als  helle,  ungeheizte  Stellen  erscheinen,  während  die  tief  geprefsteu 
Stellen,  wie  Blattrippen  u.  s.  w.,  dunkel  bleiben.  Die  Platten  C  und  D 
machen  hierbei  einander  entgegengesetzte  Bewegung,  damit  das  Arbeits- 
stück nicht  auf  der  Matrize  schleift,  sondern  rollt.  Je  nachdem  die 
Matrize  mehr  oder  weniger  schräg  auf  Platte  C  gelegt  wird,  um  so  mehr 
entsteht  eine  spiralförmig  laufende  Abwickelung  des  Bildes  auf  dem 
Arlieitsstück.  Um  couische  Stücke  bearbeiten  zu  können,  sind  die  oberen 
Walzen  derartig  eingerichtet,  dal's  sie  eine  schräge  Lage  einnehmen 
Ivönnen. 

Das  an  M.  Schuchardt  in  Berlin  (D.  K.  P.  Nr.  43376  vom  7.  August 
1887)  patentirte  Verfahren  bezweckt  die  Herstellung  vertiefter  V'erzie- 
ruugen,  sogen,  matter  Gravirungeu,  in  polirten  Holzflächen  auf  mecha- 
nischem Wege.  Bisher  wurde  zur  Erzeugung  derartiger  Verzierungen 
die  dafür  bestimmte  Holzfläche  zunächst  polirt  und  sodann  die  Verzierung 
durch  Handarbeit  mit  den  geeigneten  Instrumenten  hineingravirt,  also 
die  Politur  zur  Erzeugung  matter  Figuren  nachträglich  wieder  fortge- 
kratzt. Nach  dem  neuen  Verfahren  werden  die  den  Holzflächen  zu  ver- 
leihenden Verzierungen  zuvörderst  in  zwei  gut  in  einander  passende 
Melallformen  ausgearbeitet,  und  zwar  so,  dafs  die  Matrize  die  Zeichnung 
auf  1  bis  2°i"i  erhöht,  die  Patrize  das  genaue  Gegenstück  zeigt.  Diese 
erhöhte  Zeichnung  der  Matrize  wird  aufgerauht,  d.  h.  mit  einem  ein- 
geschlagenen Dorue  versehen,  während  die  tief  liegende  Grundfläche 
derselben  ganz  glatt  gehalten  ist.  Zwischen  diese  beiden  Formen  wird 
die  nicht  allzu  stark  zu  wählende  Holzplatte  gelegt  imd  einem  längeren 
•starken  Drucke  ausgesetzt,  bis  die  positive  Verzierung  der  Matrize  völlig 
klar  negativ  im  Holze  ausgeprägt  ist.  Die  so  verzierte  Holzplatte  läfst 
das  Ornament   wenig   oder   gar   nicht    hervortreten.     Eine  Wirkung  ist 


156  Neiieniugbu  uii  Uül;ibearbeituug8iuaschiuen. 

erst  zu  erzielen,  \\  eiiii  die  erhabene  Fläche  durch  glänzeudc  Pulilur  »ich 
vüu  der  niattlileilieuden  tief  liegeuden  Verzierung  abhebt.  Um  uuu 
jene  zu  erreichen,  bestreicht  man  die  ganze  Vorderseite  der  Platte  ein- 
schliefslich  des  tiefen  üruanieutes  inil  einem  matten  Üellacke,  dem  je 
nach  BedUrfnifs  nach  völliger  Eintrocknung  noch  ein  zweiter  Aufstrich 
eines  stark  erhärtenden  Wachslackes  folgt.  Nach  \ölliger  Trocknung 
des  Aul'striches  wird  derselbe  von  der  geraden  übertläche  wieder 
heruntergeschlill'en,  so  dafs  nur  der  in  die  Poren  eingedrungene  Lack 
darin  verbleibt  und  dieselbe  somit  durch  ihre  Härte  und  Aufsaugeuu- 
lähigkeit  die  Politur  schnell  und  leicht  annimmt,  während  die  liefer 
liegenden,  mit  Lack  bezieh.  Wachslack  völlig  überzogen  gebliebenen, 
durch  die  Matrize  rauh  gemachten  Verzierungen  keine  Politur  mehr  an- 
nehmen. Nunmehr  wird  im  letzten  Verfahren  mit  gewöhnlicher  Politur 
die  Fläche  jwlirt.  Die  hierbei  mattbleibende  tiefe  Zeichnung  hebt  »ich 
stark  und  scharf  von  der  polirteu  Fläche  ab  und  verleiht  dieser  das 
völlige  Aussehen  einer  erst  nach  dem  Poliren  vorgenommenen  Gravirung. 

Uie  in  Fig.  G7  Taf.  7  abgebildete  Maschine  von  G.  A.  Oncken  in  Berlin 
(*D.  K.  P.  Nr.  44141  vom  14.  December  1S87)  bezweckt,  dünne  Breiter 
aus  Fichten-,  Papjjel-  und  anderem  billigen  Holze,  die  mit  einer  passenden 
Farbe  gebeizt  sind,  glatt  und  gerade  zu  pressen,  zu  trocknen,  mit  einer 
dauernden  Imitation  der  Structur  von  Ceder-  oder  anderem  Holze,  wie 
es  für  C'igarrenkisten  gebraucht  wird,  zu  versehen  und  schliefslich  zu 
glänzen,  so  dafs  diese  billigen  Breiter  zu  Cigarreukisten  verarbeitet 
werden  können,  die  genau  das  Aussehen  von  aus  Ceder-,  Bavwood-  oder 
sonst  gebräuchlichem  Holze  hergestellten  haben. 

Nachdem  die  gebeizten  Bretter  von  beliebiger  Länge,  Breite  und 
Dicke  oberflächlich  auf  irgend  eine  Weise  abgetrocknet  worden  .>ind, 
werden  sie  auf  das  Speisetuch  s  der  iUaschine  gelegt,  welches  sie  zwischen 
ein  Paar  mit  Gas  geheizte  glatte  Trockenwalzen  aa^  abgibl.  Von  diesen 
Walzen  gelangen  sie  zwischen  ein  zweites  Paar  geheizter  Walzen  6  i,. 
Diese  Walzen  sind  beide  mit  dem  gewünschten  Holzmuster  durch  Gra- 
virung, Aetzung  oder  sonstwie  versehen,  so  dafs  das  zwischen  durch- 
laufende Brett  auf  beiden  Seiten  die  nöthigen  Eindrücke  erhalt.  Wenn 
gewünscht,  kann  aber  auch  nur  die  Oberwalze  gemustert,  die  Unter- 
walze glatt  sein,  so  dafs  das  Brett  die  imitirte  Holzstructur  dann  nur 
auf  der  Oberseite  zeigt.  Von  diesem  Walzenjiaare  gelangt  das  Brett 
zwischen  die  glatten,  geheizten  Walzen  c  c^,  von  denen  die  Oberwalze  c 
aufser  der  rundgehenden  noch  hin  und  her  gehende  Seilenbevvegungen 
macht,  um  die  Oberseite  des  Brettes,  die  zwischen  den  \()i'hergeliendeu 
Walzen  rauh  geworden  war,  wieder  glatt  zu  ])ressen  und  ihr  den  niutlen 
Glanz  zu  ertheilen,  den  mit  dem  Hobel  bearbeitetes  Holz  zeigt.  Die 
Walzen  c  i-,  geben  das  jetzt  fertige  Breit  auf  das  Abgabeluch  ohne 
Ende  «,  ab,  von  dem  es  durch  einen  Arbeiter  weggenommen  wird.  Dos 
Maschinengestell  besteht    aus  zwei  Seitenwänden  i/',   die  die  Lager  für 


Neuerungen  an   Holzbearbeitungsmasclünen.  157 

sämtnf  liehe  Walzen  und  Wellen  enthalten  und  die  auf  passenden  Füfsen 
montirt  sind.  Die  Betriebswelle  il  wird  von  irgend  einer  Kraftwelle 
ans  mittels  eines  auf  der  Scheibe  </,  arbeitenden  Riemens  in  Bewegung 
gesetzt,  indem  die  Scheibe  </,  mit  der  Welle  d  durch  eine  Frictions- 
kuppelung  verbunden  wird.  Die  Welle  rf  trägt  das  Kettenrad  e  und 
bewegt  durch  eine  um  dasselbe  gelegte  Kette  e,  gleichzeitig  die  drei 
Unterwalzen  o,  A,  f|,  auf  deren  Sehenkel  drei  gleich  grofse  Kettenräder  e^ 
fest  sind,  die  in  die  Kette  eingreifen.  Der  für  den  Transport,  das 
Trocknen,  Musterpressen  und  Glänzen  der  Bretter  nöthige  Druck  zwischen 
den  Walzen  der  einzelnen  Paare  wird  durch  Stellschrauben  ff  hervor- 
gebracht, die  auf  die  Walzenlager  f^  einwirken,  die  zwischen  passenden 
Führungen  der  Gestellwände  t  geführt  und  durch  federnde  einstellbare 
Zapfen  von  unten  her  setragen  werden.  Auf  der  Welle  d  ist  ferner 
der  doppelte  Schnurtrieb  d^  befestigt,  durch  den  mittels  zweier  Schnüre 
und  je  einer  Schnurscheibe  die  Triebwalzen  des  Speisetuches  s  und  des 
Abgabetuches  »,  in  der  richtigen  Richtung  bewegt  werden.  Zwischen 
den  Gestellwänden  (  sind  auf  Knaggen  derselben  verrippte  Platten  h  h 
angeordnet,  deren  Oberflächen  ein  wenig  unter  der  Oberkante  der 
Tücher  .« ,«,  und  der  Unterwalzen  n^  6,  c^  liegen  und  sich  von  einer 
Walze  zur  anderen  bezieh,  von  den  Tüchern  bis  zur  nächsten  Walze 
erstrecken,  also  einen  Tisch  darstellen,  der  die  Bretter  nach  unten  hin- 
führt. Zur  weiteren  ruhigen  Führung  der  letzteren  sind  zwischen  den 
Oberwalzen  zwei  entsprechende  federnde  Druckplatten  h^  liy  angeordnet, 
die  sich  auf  an  den  Gestellwänden  ii  befestigten  Stiften  führen  und  je 
nach  der  Dicke  der  Bretter  eingestellt  werden  können. 

Um  die  hin  und  her  gehende  Bewegung  der  letzten  Oberwalze  c 
hervorzubringen,  ist  in  ihrem  einen  Schenkel  eine  geschlossene,  schief 
stehende  Nutli  vorgesehen,  in  welche  eine  an  der  Gestellwand  befestigte 
Frictionsrolle  eintritt,  die  bei  jeder  Umdrehung  der  Walze  c  letztere 
zwingt,  sich  in  ihren  Lagern  entsprechend  zu  verschieben. 

Die  Heizung  der  Walzen  geschieht  durch  in  ihrem  Inneren  bren- 
nendes Gas  in  wohlbekannter  Weise.  Die  Gasrohre  sind  mit  /  be- 
zeichnet und  das  auf  der  Welle  d  befestigte  Flügelrad  des  Ventilators  m 
treibt  die  zum  Brennen  der  Gasflammen  in  den  hohlen  Walzen  nöthige 
atmosphärische  Luft  durch  die  Rohre  h1|  zu  den  Flammen.  Die  Ver- 
brennungsgase finden  durch  die  Schornsteine  /|    Abzug. 

Die  Ornamentmaschine  für  Goldleiflen  von  W.  Risrh  in  Düsseldorf 
(*D.  R.  P.  Nr.  43578  vom  21.  Oktober  1887)  besteht  aus  einem  Gestelle 
mit  zwei  über  einander  liegenden  Ach.sen,  die  durch  Zahnräder  gleicher 
Zähnezahl  in  Umdrehung  gesetzt  werden.  Auf  der  oberen  Achse  wird 
die  gravirte  Walze  befestigt,  welche  denselben  Durchmesser  wie  die 
untere  Gegenwalze  hat.  Zwischen  den  beiden  Walzen  wird  ein  Streifen 
Zinkblech  von  3  bis  4"  Länge  geführt,  worauf  die  Masse  (welche  aus 
Leim  und  Kreide  u.  s.  w.  besteht)  in  die  Verzierung  der  oberen  Walze 


158  Neiurimgen   an   llol/.beailjt'itmigsiiiaschinen. 

•-'ingeprersi  wird.  Je  nach  Tiffe  der  Griiviniiiü  in  der  (il'eren  Walze 
prefst  sich  dieselbe  nicht  genau  in  der  eingeführten  Masse  aus:  um 
dieses  zu  erreichen  und  eine  Anzahl  Zwischenräder  zu  vermeiden,  ist  auf 
der  Achse  a  [F\^.  68  Taf.  7)  die  Scheibe  b  fest  aufgekeilt,  dahingegen  isi 
die  Scheibe  (/  auf  der  Achse  «  verschiebbar.  Zwischen  b  und  ä  hängt  der 
Walzenring  v.  Die  Gewindescheibe  E  ist  um  das  Gewinde  der  Ach.se  a 
drehbar,  wodurch  der  Walzenring  c  hoch  und  niedrig  auf  seine  Arbeits- 
fläche gestellt  werden  kann;  dadurch,  dafs  dieses  ermöglicht  wird,  ist 
der  Gegenwalze  die  Eigensciiaft  gegeben,  je  nach  Tiefe  der  Gravirung 
in  der  oberen  Walze  diese  Gegenwalze  um  1  bis  10""'  und  noch  mehr 
im  Durchmesser  auf  der  Arbeitsfläche  zu  verringern. 

Die  zwei  Schrauben  f  verhindern  die  Gewindescheibe  ü',  während 
der  Arbeit  einen  anderen  als  den  gestellten  Durchmesser  zuzulassen. 
Die  Scheibe  (/  hat  auf  der  Seite,  wo  die  Gewiudescheibe  E  vorliegl. 
zehn  Löcher,  mit  Gewinde  versehen,  in  welche  die  Schrauben  f  je  nach 
Stellung  der  Walze  eingreifen.  Dadurch,  dafs  die  Gewindescheibe  E 
um  eine  kleine  Umdrehung  zurückgeschraubt  wird,  wird  durch  die  zwei 
Schrauben  f  die  Scheibe  (/  ebenfalls  zurückgezogen  und  kommt  alsdann 
der  Walzenring  c  tiefer  zu  liegen,  wodui'ch  der  letztere  eine  geringere 
Entfernung  vom  Mittelpunkte  der  Achse  o  annimmt.  Damit  in  dem 
Walzenringe  c  keine  Störung  während  der  Arbeit  stattfinden  kann,  ist 
auf  der  Scheibe  d  ein  Mitnehmer  angebracht,  welcher  in  den  Walzen- 
ring c  stets  eingreift. 

Die  Korkschneidemaschine  von  H.  Meyer  in  Alfeld,  Hannover  ('"D.  K.P. 
Nr. -15  004  vom  4.  Januar  1888)  arbeitet  niil  geradem  Messer,  dessen 
Schneide  nach  oben  gerichtet  ist. 

Mit  Hilfe  eines  in  ungleichen  parallelen  Absländen  vom  Messer 
mittels  Handbetriebes  vor-  und  rückwärts  sich  bewegenden  Schlittens 
wird  ein  Vorschub  hervorgebracht,  bei  welchem  das  bei  der  bekannten 
Art  der  Einspannung  häutig  vorkommende,  durch  die  elastische  Be- 
schaffenheit des  Materiales  bedingte  Sichausbauchen  der  Korkmasse  ver- 
mieden werden  soll.  Auf  dem  ersten  Drittel  des  Weges  wird  der  Roh- 
schnitt, auf  den  letzten  zwei  Dritteln  der  Feinschnitt  bewirkt.  Im 
Momente  des  Beginnes  der  Rückwärtsbewegung  löst  sich  der  nunmehr 
möglichst  sauber  geschnittene  Kork  aus,  so  dafs  bei  weiterer  Rück- 
wärtsbewegung das  Einspannen  eines  neuen  Korkstückes  ermöglicht  wird. 

Das  Messer  C  (Fig.  (59  und  70  Taf.  7)  ist  mit  der  Grundplatte  // 
verschraubt. 

Auf  dem  Schlitten  D  betinden  sich  die  liekannteu  l'ulrouen  </ 1/, 
zur  Aufnahme  des  zu  beschneidenden  Korkes,  d  ist  drehbar  auf  der 
Achse  £■,  welche  in  ihrer  Längsrichtung  in  dem  Lager  f  \erschiebbar 
ist,  befestigt.  Die  Feder  e  drückt  gegen  die  Achse  E  und  bewirkt  da- 
durch einen  Gegendruck  des  einzuspannenden  Korkstückes.  </,  ist  auf 
der  Welle  F  befestigt  und  mit  dieser  in  den  Lagerständern  /",  f.,  —  von 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  150 

denen  f^  an  seinem  oberen  Ende  zugleich  als  Handhabe  für  die  Be- 
wegung des  Schlittens  dient  —  verschiebbar  und  drehbar  gelagert.  Der 
Hebel  G  dient  in  Verbindung  mit  der  Welle  F  nicht  allein  zum  Vor- 
schieben des  Schlittens,  sondern  auch  gleichzeitig  zum  Einspannen  de.s 
zu  beschneidenden  Korkstückes.  Die  Spiralfeder  H  bewirkt,  dafs  die 
Welle  F  mit  dem  Hebel  G  nach  beendigtem  Vorschübe  des  Schlittens 
und  des  Gegendruckes  der  Hand  den  geschnittenen  Kork  fallen  läfst 
und  ihre  ursprüngliche  Lage  zur  Aufnahme  eines  neuen  Korkstückes 
wieder  einnimmt. 

Die  schraubenartig  in  ungleicher  Dicke  gedrehte  Rolle  7,  sowie  die 
Leitrollen  K  K^  sind  auf  dem  Schlitten  gelagert,  die  Antriebsrolle  L  auf 
der  Welle  F  befestigt  und  mittels  einer  bei  ii  befestigten  und  in  ent- 
sprechender Weise  über  sämmtliche  Rollen  geführten,  durch  das  Ge- 
wicht M  stets  gespannten  Schnur  m  in  Verbindung  gebracht,  wodurch 
die  ungleiche  Umdrehungsgeschwindigkeit  bei  gleichmäfsig  raschem  Vor- 
.schube  des  Schlittens  hervorgebracht  wird. 

Bei  den  Bewegungen  des  Schlittens  gleiten  an  der  Schneide  des 
Messers  C  entlang  gehärtete  Stahlklingen,  wodurch  dem  Messer  die 
Schärfe  ertheilt  wird. 

Das  Schneiden  cylindrischer  Korke  geschieht,  indem  man  mit  der 
linken  Hand  das  vorher  würfelförmig  zugeschnittene  Korkstück  zwischen 
die  Patronen  rf  rf,  hält,  dann  mit  der  rechten  Hand,  und  zwar  den 
Daumen  vor  dem  Hebel  G^  diesen  und  die  Handhabe  f^  umfafst  und  je 
nach  der  mehr  oder  weniger  elastischen  Beschaffenheit  des  Korkmateriales 
zusammendrückt  und  gleichzeitig  den  Vorschub  des  Schlittens  D  be- 
werkstelligt. Nach  beendigtem  Vorschübe  hält  man  den  Daumen  frei, 
der  Hebel  G  springt  zurück  und  bewirkt  dadurch  das  Niederfallen  des 
geschnittenen  Korkes;  inzwischen  hat  man  mit  der  linken  Hand  ein 
neues  Korkstück  gefafst  und  legt  dieses  schon  während  des  Rückzuges 
des  Schlittens  gegen  die  Patrone  rf,  worauf  die  vorige  Proeedur  aufs 
Neue  beginnt. 

Während  der  Ausführung  des  ersten  Schnittes  dreht  sich  die  Welle  F 
und  mit  ihr  das  zu  beschneidende  Korkstück  einmal  um  ihre  Achse, 
und  zwar  zu  Folge  der  ungleichen  Gröfse  der  Rolle  J  mit  doppelter 
Geschwindigkeit  auf  1(3  der  ganzen  Länge  des  Vorschubes;  hier  ange- 
langt, legt  sich  der  Schlitten  bezieh,  die  Patronen  zu  Folge  der  un- 
gleich abstehenden  Führungen  des  Schlittens  nahe  an  das  Messer,  und 
es  erfolgt  bei  Ausführung  des  übrigen  Vorschubes  ( -I3  der  ganzen  Länge) 
bei  wiederholt  einmaliger  Umdrehung  des  Korkes  der  zweite,  völlig 
saubere  Schnitt. 

Sollen  conische  Korke  geschnitten  werden,  so  verstellt  man  die 
Achsen  E  und  F  und  versieht  dieselben  mit  entsprechend  ungleich  grofsen 
Patronen  in  bekannter  Weise. 

Die  Korksehneidemaschine   von  F.  M.  Ar.rer   in  Dresden  ('-'D.  R.P. 


160  Neuerunjjen  an   Hol/.bearbpitiiiigsmascliinen. 

Nr.  43  787  vom  12.  November  18K7)  arbeitel  mit  ruhrrörmigem  Messer. 
Zur  Schärfims  desselben  ist  ein  Ziritel  angebracht,  dessen  Enden  mit 
SchleifstolT  versehen  und  so  gestellt  sind,  dafs  da>  eine  den  äufseren, 
das  andere  den  inneren  Messerrand  ständig  sehleifl. 

Tischlerwerkzeuge. 

Der  Kehlhobel  von  C.  A.  Eppler  in  Du-sslingen,  Württemberg  (*  I).  K.  P. 
Nr.  42731  vom  21.  August  1887)  bezweckt,  denselben  Hobel  durch  ver- 
stellbare Einzelmesser  zum  Schneiden  verschiedenartig  geslaileler  Ge- 
simse brauchbar  zu  machen. 

Bisher  benutzte  man  bei  dem  (iesimshobel  stets  nur  ein  einziges 
Messer,  welches  das  zu  hobelnde  Profil  des  Gesimses  in  der  ganzen 
Breite  erhielt,  so  dafs  zu  jedem  besonderen  Gesims]n-otile  stets  auch  ein 
besonders  hergestelltes  Hobelmesser  vorhanden  sein  mufste.  Bei  dem 
vorliegenden  neuen  Gesimshobel  werden  nun  mehrere  Hobelmesser 
combinirt,  indem  man  für  jedes  einzelne  Gesimsglied  oder  jeden  Ge- 
simsstab ein  besonderes  Profilmesser  hh^  h,  A-,  .  .  .  (Fig.  71)  benutzt  und 
dieselben  in  bestimmter  Reihenfolge  auf  den  hetrellenden  Hobelblät- 
fern  ggi  ...  befestigt,  die  an  der  Hobelkaute  das  entsprechende  Profil 
besitzen,  in  welcher  Lage  sie  mit  irgend  einer  Vorrichtung  (Schrauben, 
Keile  u.  s.  w.)  an  dem  Hobelgestelle  G  befestigt  und  lixirt  werden. 

Die  Hobelblätter  sind  getheilt  und  an  der  Fläche,  an  welcher  das 
betreffende  Profilmesser  hh  .  .  .  befestigt  werden  .soll,  keilförmig  abge- 
schnitten. Die  Profilmesser  li  /«,  ...  bestehen  aus  dem  Hobeleisen  m 
und  dem  Schafte  n.  Das  Hobeleisen  m  besitzt  einen  Schlitz  .«,  an  wel- 
chem es  mittels  Schraube  am  Hobelblafte  g  befestigt  wird.  Der  Schaft  n 
besitzt  Gewinde  und  eine  Stellmiitter  /,  welche  in  einem  Schlitze  u  des 
betreflPenden  Ilobelblattes  g  Platz  findet.  Durch  Lösung  der  Schraube 
und  Drehung  der  Stellmutter  (  in  dem  einen  oder  anderen  Sinne  kann 
das  Hobeleisen  m  vor  oder  zurück  gestellt  werden.  Die  Hobelblätter 
sind  gegen  Verschiebung  zu  einander  gesicherl ,  und  zwar  geschieht 
dies  entweder  durch  die  bekannten  Druckstifte  oder  durch  Feder  und 
Nuth. 

Zum  Kundhobeln  von  Stäben  bringt  li.  Pnlzsc/i  in  Kleiu-Zschocher 
bei  Leipzig  (*D.  R.  P.  Nr.  44.5.57  vom  24.  November  1887)  einen  kegel- 
foriniueii*  hohlen  Messerkopf  in  Vorschlag,  in  dessen  Längsnuthen  die 
in  das  Innere  des  Kopfes  reichenden  Messer  verstellbar  angeordnet  sind. 
Der  Me.sserko])f  wird   in   eine  Drehhank  eingespannt    und    umgetrieben. 

Der  Rundstabhobelkopf  von  Kichler  und  Winkler  in  Reudnitz  bei 
Leipzig  (*D.  R.  P.  Nr.  43037  vom  21.  September  1887)  ist  in  Fig.  72 
dargestellt.  Mit  demselben  soll  ermöglicht  werden,  eylindrisehe  Stäbe 
von  verschiedener  Stärke,  sowie  conische  und  fai^onnirte  Gegenstände 
herzuslellen.  namentlich  solche,  deren  Herstellung  auf  der  Fai,"ondreh- 
bank  wesen    ihrer  Länüe  Schwieriukeiten    verursacht,   da   sich  bei  ifer 


Neuerungen  an  Holzbearbeitungsmaschinen.  161 

Kiindstabhobelmaschine  nicht  der  abzudrehende  Gegenstand  dreht,  son- 
dern derselbe  vom  Werkzeuge  bezieh.  Rundstabkopfe  umkreist  wird 
und  mithin  nicht  in  nach  der  schwereren  oder  erhabeneren  Seite  des 
Holzes  sich  neigende  Schwingungen  versetzt  werden  kann.  Der  durch 
Schraube  i  in  der  Ruudstabmaschine  festgehaltene  Kopf  wird  durch  die- 
.selbe  mit  Ausnahme  des  aus  zwei  Hälften  bestehenden  Ringes  c  und  der 
am  Gestelle  angebrachten  Winkelhebel  e  in  Umdrehung  versetzt,  worauf 
man  das  vierkantig  zugeschnittene  Holz  in  das  Mundstück  der  Hülse  o 
hineinführt.  Hierbei  wird  es  durch  das  Messer  g  rund  bearbeitet,  so  dafs 
es  dann  in  die  als  Führung  dienende  Üetfnung  genau  hineinpafst.  Hierauf 
wird  der  Gegenstand  von  dem  im  Hebel  d  befestigten  Messer  h  weiter 
bearbeitet. 

Sollen  Stäbe  von  kleinerem  Durchmesser,  als  die  Oetfnung  bildet, 
hergestellt  werden,  so  werden  die  Hebel  e  mittels  einer  an  dem  die 
beiden  Hebel  mit  einander  verbindenden  Querstück  angebrachten  Stell- 
.schraiibe  so  viel  gehoben,  als  die  kleinere  Abmessung  des  Rundstabes 
erfordert.  Es  wird  dadurch  der  in  einer  eingedrehten  Spur  des  Ringes  6 
laufende,  aus  zwei  Hälften  bestehende  Ring  c  zurückgeschoben  und 
nimmt  den  Ring  b  mit,  welcher  mit  einer  die  erforderliche  Bewegung 
des  Hebels  d  gestattenden,  nach  der  Kopfseite  der  Hülse  o  sich  öffnenden 
und  nach  der  Aufsenseite  in  die  kurze  Nuth  m  verlaufenden  Vertiefung 
versehen  ist.  Dadurch,  dafs  der  den  Drehpunkt  des  Hebels  d  bildende 
Bolzen  f  in  der  Hülse  a  befestigt  ist,  das  dem  Messer  h  gegenüber- 
liegende Ende  des  Hebels  d  aber  sich  in  der  in  Ring  b  befindlichen 
Nuth  m  führt,  verändert  sich  die  Lage  des  Winkelhebels  rf,  mithin  auch 
des  Messers  h  bei  jeder  Verschiebung  des  Ringes  A,  welche  durch  die 
Winkelhebel  e  und  den  damit  verbundenen,  in  b  laufenden  Ring  c  erfolgt. 

Das  Gewicht  der  Winkelhebel  e  und  das  durch  die  Centrifugalkraft 
hervorgerufene  Bestreben  des  Messers  h  nach  der  Aufsenfläche  des 
Apparates,  was  auch  beim  Arbeiten  durch  ein  gelindes  Abdrängen  des 
Messers  vom  Arbeitsstücke  unterstützt  wird,  bewirkt,  dafs  der  Hebel  e 
stets  nach  unten  drängt  und  das  Messer  h  sich  in  seiner  höchsten  Lage 
befindet,  mithin  gar  nicht  functionirt,  wenn  der  Hebel  e  nicht  mittels 
Stellschraube  oder  Schablone  gehoben  wird.  Beim  Herstellen  von  fa?on- 
nirten  Rundhölzern  erfolgt  der  Vorschub  des  Holzes  mittels  einer 
Schablone,  auf  welcher  sich  das  die  beiden  Winkelhebel  e  verbindende 
Querstück  führt. 

Die  Spannvorrichtung  für  die  Blätter  an  Handsägen  von  A.  Schütz 
und  li.  Ptücker  in  Solingen  (*D.  R.  P.  Nr.  43786  vom  8.  November  1887) 
besteht  aus  einem  die  Spanndrähte  a  a,  (Fig.  73)  haltenden  Handrade  Z, 
um  dessen  Achse  sich  die  Drähte  herumwinden.  Die  Drähte  legen  sich 
in  Kerbe  des  Rades  Z  ein,  so  dafs  ein  selbsthätiges  Zurückdrehen  ver- 
hindert wird. 

Die  Gehrungsstechlade  von  J.  H.  Köbrich  in  Elberfeld  (*D.  R.  P. 
Dinglers  polyt.  Journal  Bd. 271  Nr.  4,  1889|1.  11 


162  Neueiuiigen  an   Holzbeaibeitungsniaschinen. 

Nr.  43820  vom  22.  Deceiiiber  1887)  besteht  aus  eiDcm  aus  Hai-tholz  her- 
gestellten starken  Lineale  A  (Fig.  74)  das  an  beiden  Enden  unter  45" 
abgestochen  ist.  Links  und  rechts  daran  sind  die  beiden  Wangen- 
stücke B  und  6'  aus  genau  abgerichtetem  Stahlbleche  mittels  der 
Schrauben  D  befestigt;  die  Enden  der  Wangen  sind  genau  biindig  mit 
dem  Lineale  unter  45"  abgerichtet.  Die  Wangen  H  und  C  sind  wesent- 
lich breiter  als  das  Lineal,  so  dafs  sie  mit  diesem  eine  Lade  bilden,  in 
welche  ein  zu  bearbeitendes  Holzstück  gelegt  werden  kann.  Zum  festen 
Einspannen  eines  solchen  Stückes  dient  ein  Klemmstück  E.  Das  eine 
Ende  der  Wange  C  ist  mit  einer  Führungsleiste  G  versehen,  die  einige 
Millimeter  über  die  Wange  selbst  vorsteht  und  dem  Meifsel  oder  Stech- 
beutel als  Führung  dient. 

Die  Vereinigung  einer  Hobelbank  mit  einer  Bandsäge  ist  von  K.  Pufe 
in  Veitsberg  (*D.  R.  P.  Nr.  43071  vom  11.  September  1887)  vorgenommen 
worden.  Die  Bandsäge  ist  mit  ihrem  Gestelle  .so  um  einen  Spurzapfen 
drehbar,  dafs  sie  aus  ihrem  in  der  Hobelbank  vorgesehenen  Arbeits- 
schlitze herausgedreht  werden  kann  und  die  Bank  dann  völlig  frei  ist. 
Der  Betrieb  erfolgt  durch  ein  Tretwerk. 

Die  Klemmzwinge  von  W.  H.  E.  Buchwald  in  Hamburg  (*D.  K.  F. 
Nr.  42244  vom  15.  Februar  1887)  ist  in  Fig.  75  abgebildet. 

An  dem  Bügel  b  ist  ein  Arm  d  verschiebbar,  welcher  an  seinen» 
freien  Ende  den  bei  f  drehbaren  Druckhebel  g  trägt.  Durch  die  Stange  a 
steht  der  letztere  mit  dem  Druckslücke  /(  in  Verbindung,  welches  sich 
kolbenartig  in  einer  cjlindrischen  Bohrung  des  Armes  d  führt.  Das 
Schwingen  des  Hebels  g  veranlafst  also  eine  entsprechende  Verschie- 
bung des  Druckstückes  h.  Zur  Festhaltung  des  Druckhebels  g  in  jeder 
gewünschten  Lage  ist  derselbe  mit  Sperrzähnen  versehen,  welche  con- 
centrisch  um  den  Drehpunkt  f  angeordnet  sind  und  in  welche  eine 
Sperrklinke  c  unter  dem  Einflüsse  der  Feder  e  eingreift.  Durch  Nieder- 
drücken der  Klinke  c  entgegen  der  Tendenz  der  Feder  e  kann  mau  die 
Festhaltung  aufheben. 

Die  Bohrspitze  für  Spiralbohrer  wird  nach  dem  Vorschlage  von 
C.  WMlehouse  in  Cannock  Edge  Yvol  Works,  England  t*D.  K.  P.  Nr.  43120 
vom  3.  September  1887)  massiv  ausgeführt  mit  offenen  oder  geschlossenen 
Schneidflächen  anstatt  der  gebräuchlichen  Flügelbohrer  mit  hervor- 
stehenden Schneidflügeln,  welche  leicht  abbrechen,  wenn  sich  der  Bohrer 
im  Gebrauche  befindet.  Fig.  76  stellt  einen  Spiralbohrer  dar,  welcher 
eine  rund  geformte  Schneidspitze  besitzt,  b  sind  die  S|)iralwindungeu, 
und  c  ist  die  Bohrspitze,  C|  die  Leitspitze;  c.^  c^  sind  Oellhungen  in  der 
Bohrspitze,  welche  nach  dem  Schneckengange  b  liinf'üliren  und  bei  ihrem 
Beginne  kleiner  sind  als  bei  ihrer  Vereinigung  mit  dem  Schneckengange. 
C3  sind  die  Schneidfluchen,  welche  in  verschiedenen  Ebenen  angeordnet 
sind  und  mit  ihren  nach  aufsen  liegenden  'i'heilen  zu  Schneidkanten  c, 
ausgebildet  sind. 


Wiborghs  P}'rometei'.  163 

Zum  Dichtlegen  vou  FuCsbodenbretteru  dient  die  in  Fig.  77  darge- 
stellte Vorrichtung  von  A.  S.  Bayer  und  ('.  F.  Molt  in  Halifax  (*"D.R. P. 
Nr.  43171  vom  12.  Juli  1887).  Der  Apparat  wird  möglichst  dicht  an 
die  zu  verlegende  Diele  x  herangerückt  und  mit  ihren  Zähnen  b  in  die 
Balkenlage  eingestützt.  Der  Prefskopf  ß  wird  dann  gegen  die  Diele 
gedrückt  mittels  des  Hebels  £,  welcher  in  die  punktirte  Lage  übergeht 
und  in  dieser  durch  die  Klinke  d  auf  dem  Zahnbogen  C  gehalten  wird. 

Zum  Einschneiden  der  Schlitze  in  Thüren  und  Fenster  zum  Ein- 
lassen der  Aufsatzbänder  u.  s.  w.  dient  ein  an  F.  Baltre  in  Altenburg 
("^D.  R.  P.  Nr.  43  790  vom  1.5.  November  1887)  patentirter  Apparat,  bei 
welchem  eine  Kettensäge,  über  zwei  Rollen  geführt,  zum  Einschneiden 
der  Oeffnung  benutzt  wird.  Die  Kettensägerollen  werden  mit  ihrem 
Gestelle  an  der  Thür  befestigt  und  sind  während  der  Arbeit  verschiebbar. 


J.  Wiborgh's  Lnftpyrometer. 

CSchlul's  des  Berichtes  S.  118  d.  Bd.) 

Zum  Schutze  gegen  Beschädigungen  ist  die  Manometerröhre  in  ein 
Metallkästchen  D  eingelassen,  welches  vorn  mit  der  Glasscheibe  G 
verschlossen  Jst.  Die  längere  Manometerröhre  fij  reicht  durch  das 
Kästchen  längs  der  Metallröhre  P  nach  aufwärts.  Die  Metallröhre  ent- 
hält den  Holzcylinder  O,  welcher  mittels  des  Knopfes  O,  gedreht  werden 
kann  und  auf  welchem  die  Scala  befestigt  ist.  Um  letztere  sichtbar 
zu  machen,  besitzt  die  Metallröhre  P  neben  der  Manometerröhre  einen 
Schlitz.  Durch  Drehung  des  Scaleneylinders  kann  die  richtige,  d.  h. 
die  dem  Barometerstande  entsprechende  Scala  zum  Manometerrohre  ge- 
bracht werden.  Um  das  Eindringen  von  Staub  in  die  offene  Mano- 
meterröhre -ß|  und  die  Verunreinigtmg  des  Quecksilbers  zu  verhindern, 
wird  etwas  Baumwolle  in  deren  oberes  Ende  gesteckt,  über  welches 
man  ein  Glasdach  hängen  kann. 

Wenn  das  Luftvolum  F,  ebenso  warm  ist  als  die  Thermometer- 
kugel, und  das  Quecksilber  liis  zur  Marke  m  gedrückt  wird,  steigt  das- 
selbe, wie  früher  gesagt,  in  der  Manometerröhre  5,  auf  eine  gewisse 
Höhe,  welche  den,  dem  vorhandenen  Barometerstande  entsprechenden 
Nullpunkt  des  Instrumentes  bezeichnet. 

Um  zu  erfahren,  welche  Scala  die  richtige  ist,  braucht  man  daher 
den  Scalencylinder  nur  so  zu  drehen,  dafs  jene  Scala  neben  der  Mano- 
meterröhre steht,  deren  Nullpunkt  mit  dem  eben  erwähnten  Quecksilber- 
stande zusammenfällt.  Sollte  jedoch  das  Instrument  so  angebracht  sein, 
dafs  V  wärmer  als  V^  ist,  so  ist  es  natürlich  nicht  möglich,  auf  diese 
Weise  die  richtige  Scala  zu  ermitteln. 

Um  in  diesem  Falle  nicht  ein  besonderes  Barometer  anwenden  zu 
müssen,  ist  an  der  Manometerröhre  eine  dritte,  in  die  Kugel  Q^  endigende 


Ifi4  Wiborgh's  Pyrometer. 

Röhre  Q  angebracht,  welche  nach  unten  in  die  gemeinsame  Rühre  H 
ausmündet.  Beim  Blinpressen  des  Quecksilbers  in  das  Manometer  steigt 
es  natürlich  auch  in  die  eben  genannte  Röhre  Q  und  erreicht  für  den 
Nullpunkt  des  Instrumentes  eine  gewisse  Höhenlage,  bei  welcher  die 
Marke  r  eingeritzt  ist.  Hier  ist  wieder  derselbe  Grundgedanke  an- 
gewendet wie  beim  ganzen  Pyrometer,  nämlich,  dafs  ein  bestimmtes 
Luftvolum  in  ein  anderes  hiueingeprefst  wird;  denn,  wenn  die  Röhre  ^ 
und  die  Kugel  Q^  gleiche  Temperatur  haben,  kann  der  Nullpunkt  des 
Pyrometers  mit  Zuhilfenahme  der  Marke  r  bestimmt  werden,  wenn  auch  V 
wärmer  als   \\   ist. 

Da  das  dargestellte  Pyrometer,  wie  schon  erwähnt ,  hauptsächlich 
zur  Bestimmung  der  Temperatur  des  Gebläsewinde.s  von  Hochöfen  dienen 
soll,  so  i.st  das  Instrument  kräftig  gebaut  und  läfst  sieh  leicht  und  be- 
quem in  einer  Gasleitung  anbringen.  Um  den  unteren  Theil  der  Porzel- 
lanröhre yl,  welcher  die  Thermometerkugel  enthält  und  daher  gebrech- 
licher ist,  zu  schützen,  ist  dieser  Theil  von  einer  durchlöcherten 
Metallhülse  X  umgeben.  Der  obere  Theil  dieser  Röhre  ist  jedoch  nicht 
mit  Metall  bekleidet  und  zwar  theil  weise,  weil  er  eine  genügende  Festig- 
keit besitzt,  theils  aber  auch,  weil  das  Porzellan  als  schlechterer  Wärme- 
leiter dazu  dienen  soll,  die  anderen  Theile  des  Instrumentes  vor  der 
Wärme  des  Gasleitungsrohres  zu  schützen.  Die  Metallhülse  X  trägt 
einen  conischen  Ring  F,  welcher  in  einer  passenden  Oeffnung  der  Gas- 
leitungsröhre  ruht,  wenn  das  Instrument  in  dieselbe  eingesetzt  ist.  Um 
das  Instrument  gegen  die  strahlende  Wärme  der  Gasleitung  zu  schützen, 
ist  auf  dem  vorgenannten  Metallringe  eine  Platte  Z  angebracht. 

Es  hängt  von  den  örtlichen  Verhältnissen  ab,  ob  man  das  Instrument 
be(|uemer  oben  auf  dem  Gasleitungsrohre  oder  an  dessen  Seiten  an- 
bringen kann  und  ist  dasselbe  für  beide  Fälle  vorgerichtet.  Für  diesen 
zweiten  Fall  ist  der  Metallcylinder  Ä,,  welcher  die  Verbindung  zwischen 
der  porzellanenen  Haarröhre  und  dem  Manometer  herstellt,  so  ein- 
gerichtet, dafs  die  Manometerröhre  A  entfernt  und  mit  dem  Stopfen  f/ 
vertauscht  werden  kann. 

Zum  Einkitten  der  Pyrometer-  und  Manometerröhre  in  ihre  Metall- 
hulsen  dient  ein  Kitt,  welcher  durch  Mischung  von  fein  geriebenem 
Bleioxyd  (Glätte)  mit  so  viel  Glycerin  erhalten  wird,  dafs  die  Masse 
ziemlich  dick  ist.  Dieser  Kitt  erhärtet  in  einigen  Stunden,  dichtet  aus- 
gezeichnet und  verträgt  eine  Erhitzung  bis  ungefähr  250",  bevor  er  sich 
zersetzt.  Um  eine  Verstopfung  der  Haarröhre  beim  Kitten  zu  ver- 
meiden, vereinigt  man  beide  Röhren  mittels  eines  in  dieselben  gesteckt«n 
Metalldrahtes,  hierauf  entfernt  man  die  Enden  der  Röhren  etwas  aus 
den  Metallhülsen  und  bestreicht  sie  mit  einer  Lage  Kitt.  Nach  Verlauf 
von  ungefähr  einer  halben  Stunde  entfernt  man  den  überflüssigen  Kitt  aus 
der  Hülse  und  zieht  den  Metalldraht  heraus. 

Beim  Vertragen   des  Pyrometers   mufs    das  Quecksilber   abgesperrt 


Wiborgh's  Pyrometer.  165 

werden,  damit  es  nicht  in  die  Manometerröhre  kommen  kann.  Zu  diesem 
Zwecke  findet  sich  zwischen  dem  Kautschukballe  und  der  Manometer- 
röhre eine  Klemme  £,  welche  aus  einem  Paare  mittels  der  Schraube  S,, 
bewegbaren  Metallplatten  besteht.  Die  Schraube  S  läfst  sich  mittels 
derselben  Scheibe  S^  handhaben,  welche  auch  zur  Drehung  der  Schraube  S 
dient.  Die  Temperatur  des  in  V  einzupressenden  Luftvolums  F,  ist 
gleich  jener  der  umgebenden  Luft,  die  an  dem  unweit  des  Manometers 
angebrachten  Thermometer  T  abgelesen  werden  kann. 

Berechnung  und  Herstellung  der  Pijrometerscala.  Bevor  man  die  Scala 
berechnen  und  herstellen  kann,  mul's  die  Lage  des  Nullpunktes  bestimmt 
werden.  Zu  diesem  Zwecke  bringt  man  auf  der  Manometerröhre  knapp 
unter  dem  Ende  der  Haarröhre  einen  deutlich  sichtbaren  Ritz  m  au 
(vgl.  Fig.  2  und  3  S.  124}.  Hierauf  sehraubt  man  den  Bolzen  U  heraus, 
damit  das  Quecksilber  in  beiden  Manometerröhren  unter  dem  Atmosphären- 
drucke stehe,  drückt  nun  das  Quecksilber  bis  zur  Marke  m,  worauf  man 
die  Höhe,  welche  das  Quecksilber  in  der  anderen  Röhre  erreicht,  mittels 
eines  Katetometers  mifst  und  mit  einer  beliebigen  Marke  auf  dieser  Röhre 
bezeichnet.  Nun  läfst  man  das  Quecksilber  bis  m^,  d.  i.  bis  unterhalb  der 
Rühren  Q  und  B^  sinken,  setzt  den  Schraubenbolzen  U  wieder  ein  und 
legt,  um  die  Capillarröhre  luftdicht  abschliefsen  zu  können,  eine  Kaut- 
schukplatte von  höchstens  0""°i,5  Dicke  und  etwas  kleinerem  Durchmesser 
als  die  Schraube  U  besitzt,  dazwischen.  Eine  ähnliche  Packung  mufs 
auch  beim  Einschrauben  der  Pyrometerröhre  in  die  Hülse  H  angewendet 
werden,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dafs  hier  in  der  Mitte  der  dünneu 
Kautschukplatte  eiu  Loch  angebracht  sein  mufs,  damit  die  Capillarröhren 
mit  einander  in  Verbindung  stehen  können. 

Wenn  das  Quecksilber  nun  wieder  bis  zur  Marke  m  gedrückt  wird, 
steigt  es  in  der  anderen  Manometerröhre  bis  zu  einer  gewissen  Höhe, 
welche  ebenfalls  gemessen  oder  irgendwie  auf  der  Röhre  bemerkt  wird. 
Wurden  diese  beiden  Beobachtungen  unter  dein  bekannten  Barometer- 
drucke H  angestellt  und  haben  die  beiden  Luftvoiume  V  und  F,  gleiche 
Temperatur,  so  ist  der  Unterschied  der  Prefshöhen  /«,  welcher  aus  diesen 
beiden  Messungen  hervorgeht,  gerade  dem  Nullpunkte  des  Thermometers 
bei  dem  betrefienden  Barometerstande  entsprechend ,   nach  der  Formel 

Da  nun  h  und  H  in  Ziffern  bestimmt  werden  können,  ist  auch  für 
y 
das    Instrument    das  Verhältnifs  -^    bekannt ,    und    hieraus    kann    die 

Lage  des  Nullpunktes  für  jeden  Barometerstand  berechnet  werden.  Nach 
dem  zweiten  Gliede  der  Gleichung  2 

^  .  fl  .  n  (T  -  0 
ergibt    sich,   wie  hoch    für  den  Barometerstand  H  und    einen   gewissen 


166  VViborgh's  Pyrometer. 

Teni|ieraturuuter.schi(jd  zvvisclieii  den  beiden  Luftvolumen  V  und  T, 
(z.  B.  von  1000")  die  QuecksilLiersüule  über  den  Nullpunkt  steigen  niuls. 
Da  nun  für  einen  bestimmteu  Barometerstand  sowohl  die  Lage  des  Null- 
punktes als  die  Länge  der  Scala  für  einen  bestimmten  Temperatur- 
unterschied (von  1000")  bekannt  sind,  ist  es  leicht,  die  Scala  für  diesen 
Barometerstand  zu  entwerfen,  da  ja,  wie  schon  erwähnt,  die  Druck- 
unterschiede deu  Temperaturunterschieden  proportional  sind.  Theilt 
man  also,  in  unseren)  Falle,  die  gefundenen  Scalenlängen  in  100  Theile, 
so  entspricht  jeder  derselben  einem  Temperaturunterschiede  von  10". 

Auf  diese  Weise  kann  man  die  Temjjeraturscaleu  (z.  B.  für  730, 
745,  760,  775  und  790'n'>i  Barometerstand)  berechnen,  zeichnen  und  auf 
dem  Holzcylinder  0  befestigen.  Zum  Zeichnen  zieht  man  sich  zwei 
parallele  Linien  /  und  /,  in  einer  Entfernung  von  einander,  welche 
dem  Umfange  des  Holzcylinders  gleich  ist  (Fig.  3  a.  a.O.).  Den  Zwischen- 
raum zwischen  diesen  Linien  theilt  man  in  fünf  gleich  breite  Streifen, 
in  welche  die,  den  obengenaimten  Barometerständen  entsprechenden 
Scalen  eingezeichnet  werden.  Nun  wählt  man  den  Nullpunkt  für  eine 
Scala,  z.B.  für  730"°^  Barometerstand,  willkürlich  luid  berechnet  die 
Lage  der  übrigen  im  Verhältnisse  zu  diesem. 

Nachdem  die  Scalen  gezeichnet  sind,  wird  der  Scalencomplex  aus- 
geschnitten, zusaminengerollt  und  so  verklebt,  dafs  die  Linien  l  und  l 
zusammenfallen,  auf  den  Cylinder  gesteckt  und  mit  einigen  kleinen 
Stiften  daran  befestigt.  Hierbei  nuifs  man  jedoch  darauf  achten,  dafs 
die  Nullpunkte  in  die  richtige  Höhe  kommen.  Endlich  wird  die  Scala 
gefirnifst  oder  mit  einem  Glascylinder  umgeben,  um  sie  möglichst  gegen 
Beschmutzung  zu  schützen. 

Anstatt  die  Scalen  für  jeden  einzelnen  Barometerstand  zu  beschreiben, 
kann  man,  wie  Fig.  3  zeigt,  sich  auch  darauf  beschränken,  nur  die 
Scalen  für  den  höchsten  und  niedersten  gewöhnlich  vorkommenden 
Barometerstand  zu  berechnen  und  zu  zeichnen  und  die  gleichen  Tem- 
peraturintervallen entsprechenden  Punkte  mit  geraden  Linien  zu  ver- 
binden, so  dafs  deren  Schnitte  mit  zwischen  den  Linien  /  und  /  in  ent- 
sprechenden Intervallen  gezogenen  Senkrechten  die  Scalen  für  die  ge- 
wünschten Barometerstände  vorstellen. 

Letztere  Methode  bietet  den  Vortheil,  zwischen  deu  gegebeneu 
Scalen  liegende  Barometerstände  leichter  abschätzen  zu  können. 

Handhabung  des  Instrumentes.  Nach  jeder  Abschraubung  oder  Um- 
setzung der  Pyrometerröhre  A  untersucht  man,  ob  das  Instrument  dicht 
sei,  indem  man  das  (Quecksilber  bis  zur  Marke  m  drückt,  wobei  es  im 
anderen  Manometerschenkel  mindestens  1  bis  2  Minuten  lang  auf  gleicher 
Höhe  bleiben  mufs.  Wäre  eine  Undichtheit  vorhanden,  so  müfste  es 
im  letzteren  Schenkel  sinken,  im  ersleren  aber  steigen  und  in  die  Haar- 
röhre eintreten. 

Bei   einer    derartigen    Beobachtung,    sowie    bei   Teinperaturbestim- 


Wiborgh's  Pyrometer.  167 

miingen  im  Allgemeinen  mufs  man  sich  daran  erinnern,  dafs  in  Folge 
der  Comjn-e.ssion  eine  kleine  Tempevatursteigerung  beim  Einpressen  des 
Volum  y^  entsteht.  Sind  V  und  F,  gleich  warm,  so  bewirkt  die  er- 
wähnte Temperatursteigerung,  dafs  der  Quecksilberstand  h  unmittelbar 
nach  dem  Einpressen  der  Luft  etwas  sinkt  und  erst  nach  Verlauf  von 
nngefähr  einer  halben  Minute  stetig  bleibt.  VPenn  aber  V,  kälter  ist  als  V 
verursacht  das  Einpressen  der  kälteren  Luft  im  Gegentheile  ein  Sinken 
•der  Temperatur,  und  in  diesem  Falle  wirkt  die  Compression  günstig, 
indem  sie  dazu  beiträgt,  dafs  die  Luft  schneller  die  gesuchte  Temperatur, 
das  ist  jene,  welche  die  Thermometerkugel  vor  dem  Einpressen  des 
Luftvolums   T',   hatte,  annimmt. 

Bei  Temperaturbestimmungen  ereignet  es  sich  öfters,  dafs,  wenn 
das  Quecksilber  bis  zur  Marke  m  getrieben  ist  und  man  dann  die 
Schraube  5  losläfst,  das  Quecksilber  etwas  sinkt,  aber  nicht  nur  in  der 
Röhre  Ä, ,  sondern  gleichmäfsig  in  beiden  Röhren:  dies  rührt  jedoch 
nur  von  der  Elasticität  des  Kautschukballes  her. 

Im  Uebrigen  hat  man  bei  der  Handhabung  des  Instrumentes  folgende 
Regeln  zu  beobachten: 

1)  Das  Quecksilber  darf  nie  höher  als  zur  Marke  m  gedrückt  werden. 

2)  Nach  jeder  Beobachtung  mufs  das  Quecksilber  sogleich  wieder 
so  weit  sinken  gelassen  werden,  dafs  dessen  Oberfläche  unter  die  Ver- 
einigung der  Röhren  ß,   und  Q  zu  stehen  kommt. 

3)  Man  soll  keine  Beobachtungen  machen,  wenn  die  Thermometer- 
kugel im  raschen  Steigen  oder  Sinken  der  Temperatur  begriffen  ist. 

4)  Wenn  der  herrsehende  Barometerstand  nicht  bekannt  ist,  drückt 
man  das  Quecksilber  zunächst  zur  Marke  r  auf  der  Röhre  Q  und  dreht 
dann  den  Scalencylinder,  bis  dessen  Nullpunkt  mit  dem  Quecksilber- 
stande in  der  Manometerröhre  zusammenfällt.  Dies  ist  nämlich  dann 
die  richtige  Scala,  auf  welcher  die  Temperaturablesung  zu  erfolgen  hat. 

5)  Bei  genaueren  Temperaturbestimmungen  wartet  man  mit  der 
Ablesung  15  bis  30  Secunden,  während  welcher  Zeit  man  das  Queck- 
.silberniveau  beständig  auf  in  eingestellt  erhält. 

Gegen  die  Construction  des  Pyrometers  kanu  eingewendet  werden, 
dals  die  Luft,  deren  Ausdehnung  zur  Temperaturbestimmung  angewendet 
wird,  nicht  frei  von  Feuchtigkeit  ist.  Jedoch  ist  die  Einwirkung  der 
gewöhnlichen  Luftfeuchtigkeit  nicht  sonderlich  grofs,  weil  sich  die  der 
Luft  beigemengte  Feuchtigkeit  hinsichtlich  ihres  Verhaltens  bei  der 
Com])ression  und  Ausdehnung  bei  steigender  Temperatur  immer  mehr 
den  permanenten  Gasen  nähert. 

Bei  Temperaturbestimmungen,  welche  nur  praktischen  Zwecken 
dienen,  ist  es  daher  nicht  von  Bedeutung,  ob  ganz  trockene  Luft  an- 
gewendet wird  oder  nicht.  Wenn  man  jedoch  z.  B.  für  wissenschaft- 
liche Untersuchungen  diesen  Fehler  vermeiden  will,  läfst  sich  dies  leicht 
erreichen,    indem   man   auf  die  Manometerröhre  B,    ein  Rohr  aufsetzt, 


168  Wiborgh's  Pyromeler. 

welches  Chlorcalciuni  oder  mit  Scliwefelsäure  befeuchtete  Bimssteiii- 
stUcke  enthält,  indem  dann  nur  vollkommen  trockene  Luft  in  die  Mano- 
meterröhre  und  die  'riiermometerkugel  kommen  kann. 

Gegenüber  den  bisher  angewendeten  Pyrometern  ähnliciier  Art  linl 
das  neue  Luftpyrometer  wesentliche  Vortheile:  es  ist  von  einfacher 
Construction,  kaim  von  einem  gewöhnlichen  Arbeiter  gehandhabt  werden, 
gibt  für  einen  und  denselben  Temperaturunterschied  immer  gleich  grofsen 
Ausschlag,  gleichgültig  ob  die  Temperatur  hiiher  oder  niederer  sei;  die 
Temperaturbestimmung  ist  rasch  und  doch  mit  grofser  Genauigkeit  aus- 
führbar; die  Thermometerkugel  ist  nur  in  dem  Augenblicke,  in  welchem 
die  Temperaturbestimmung  ausgeführt  wird,  einem  verschiedenen  Aufsen- 
und  Innendrucke  ausgesetzt  und  das  Pyrometer  ist  ohne  weitere  Vor- 
bereitungen für  eine  neue  Temperaturbestimmung  bereit  —  lauter 
Eigenschaften,  welche  zur  Erfüllung  des  Zweckes,  für  welchen  das 
Pyromeler  construirt  ist  —  ein  praktisches  und  zuverlässiges  Pyrometer 
für  industrielle  Zwecke  zu  sein  —  beitragen. 

Das  Luftpyrometer  kann  erhalten  werden  durcii  F.  0.  Söderherg^ 
Bergsskolans  vaktmästar,  Stockholm. 

Zu  dem  vorstehend  Gesagten  bemerkt  genannter  Referent;  Kin 
brauchbares,  verliifsliches  und  bequemes  Pyrometer  ist  schon  seit  Langem 
ein  wahres  Bedürfnifs  der  Industrie,  ganz  besonders  aber  der  Metallurgie. 
Das  beschriebene  Wiborgh^ache  entspricht  den  Anforderungen  der  Praxis 
vollkommen  —  nur  in  gewissen  Fällen  reicht  es  nicht  bis  zu  den  höchsten 
zur  Verwendung  kommenden  Temperaturen. 

Da  nämlich  das  Porzellan  bei  etwa  1550"  C.  erweicht,  kann  es  zu 
Temperaturbestimmungen  bis  rund  1.500"  C.  Verwendung  finden  und 
sind  die  damit  erhaltenen  Zahlen  sehr  genau  (der  mittlere  Fehler  dürfte 
etwa  J;  100  betragen). 

Die  Genauigkeit  und  Handliciikeit  des  Instrumentes  macht  in  uns 
den  Wunsch  rege,  dasselbe  durcli  nachfolgende  kleine  Veränderungen 
noch  allgemeiner  anwendbar  zu  machen. 

1)  Dürfte  es  sich  empfehlen,  dem  Instrumente  einige  (mindestens 
zwei)  Pyrometerröhren  beizugeben.  Dies  bedingt  natürlich  auch  die 
Mitgabe  von  mehreren  Scalen  oder  die  Anbringung  mehrerer  Marken 
am  Instrumente. 

2)  Um  das  Quecksilber  aus  dem  Manometerrolne  v(dlständig  ent- 
fernen zu  können,  dürfte  es  gut  sein,  die  Röhre  l(  au  ihrem  Ende  nach 
abwärts  zu  biegen,  so  dafs  der  Kautschukball  eine  senkrechte  Stellung 
einnimmt. 

3)  Da  in  gebirgigen  Gegenden  der  Luftdruck  hüiilig  unter  730""" 
sinkt,  wären  auch  noch  für  niedere  Barometerstände  Scalen  anzubringen 
(für  Neuberg  bis  t)80  oder  690"""). 

4)  Die  Scalen  wären  bis  auf  die  höciiste  zulässige  Tenii)eratur  zu 
verlängern. 


Jlaiirers  photographischer  Heliograph. 


169 


5)  Im  Interesse  der  Genauigkeit  der  Ablesungen  bei  Messung  hoher 
Temperaturen  wären  Scalen  mindestens  für  je  lO'""!  Unterschied  im 
Barometerstande  anzubringen. 

6)  Vielleicht  wäre  es  auch  günstig,  die  Kugel  des  Thermometers  T 
in  die  Erweiterung   F,  des  Manometerrohres  einzuschmelzen. 

Zum  Schlüsse  wollen  wir  noch  den  Nachweis  liefern,  dafs  dm'ch 
die  Ausdehnung  des  Pyrometergefäfses  kein  merkbarer  Fehler  in  den 
Tempei-aturbestimmungen  hervorgerufen  wird. 

Nimmt  man  den  Ausdehnungscoefficienten  des  Porzellanes  K  mit 
0,00003  an,  so  wird 

V  H 

-y^[l  +  a(r-()] 


/',  = 


V  ( 1  -f  0,00003 : 

gegenüber  der  Gleichung  (2) : 

Es  wird  somit 

/,  =  1,00003  TA, , 
d.  h.  bei  einem  Temperaturunterschiede  von  1000"  C.  zwischen  den 
Volumen  Yy  und  V  wird  der  Ueberdruck  h  um  0,00003  seiner  Gröfse 
zu  klein  gefunden.  Da  nun  die  Temperaturunterschiede  den  Ueber- 
drücken  proportional  sind,  ergeben  sich  die  Temperaturbestimmungen 
etwa  um  0,003  Proc.  des  gefundenen  Werthes  zu  nieder,  was  also  bei 
1000"  etwa  um  0,08"  zu  wenig  ergibt.  Der  hieraus  resultirende  Fehler 
ist  also  vollkommen  unmerklich. 


Maurer's  photographischer  Heliograph. 

Mit  Abbildungen. 
Dieses  in  meteorologischer  Beziehung  werthvolle  Instrument   dient 
zur  selbsthätig-photographischen  Aufzeichnung  des  den  Tag  über  statt- 
gehabten Sonnenscheines,  seiner  Dauer  und  Unterbrechung.    Es  besteht 

Fig.  5! 


170 


Maurers  fihotopraphischer  Holiograpli. 


nach  dem  Scientific  American  vom  September  1888  S.  10581  ans  einem 
schief  abgeschnittenen  hohlen  Messingcylinder  (Fig.  1)  mit  einem  Deckel, 
in  dessen  Mitte  sieh  eine  kleine  i'echteckige  Oetl'nung  befindet.  Der 
Boden  des  t'jlinders  liifst  sich  abnehmen  und  mittels  Bajonettverschlusses 
an  seinem  Orte  befestigen.  Wenn  die  Cylinderachse  jjarallel  zur  Erd- 
achse gerichtet  ist,  so  beschreiben  die  durch  die  Dcckelödhung  fallen- 
den Sonnenstrahlen  im  Laufe  des  Tages  (die  Declination  der  Sonne 
während  dieser  Zeit  als  unveränderlich  angenommen)  rings  um  die 
Cylinderachse  den  Mantel  eines  senkrechten  Kegels,  welcher,  wie  Fig.  2 
zeigt,  den  Cylindermantel  in  einem  Kreise  schneidet,  dessen  Ebene  zur 
Achse  senkrecht  ist.  Da  nun  die  innere  Cylinderwand  mit  einem 
Blatte  ])hotographischen  Papieres  bekleidet  ist,  .so  zeichnen  die  durch 
die  Üeflnung  fallenden  Sonnenstrahlen  auf  demselben  beim  Weiter- 
rücken' der  Sonne  einen  Kreis,  welcher  beim  Entfalten  des  Blattes  in 
eine  gerade  Linie  sich  verwandelt.  Um  das  Instrument  in  die  richtige 
Lage  zu  bringen,  wird  zunächst  die  auf  dem  Deckel  gezogene  Linie  NS 
(Fig.  1)  in  den  Meridian  orientirt,  dann  die  Ebene  mittels  Nivellir- 
schrauben  wagerecht  gestellt  und  endlich  der  graduirte  Quadrant,  woran 
der  Cylinder  befestigt  ist,  so  gerichtet,  dafs  der  am  Gestelle  angebrachte 
Index   die  Polhöhe   des  Beobachtungsortes  anzeigt.     Ist  das  Instrument 

speciell  für  den  Beobachtungs- 
ort angefertigt,  so  stellt  der 
Deckel  den  Horizont  desselben 
„  dar,  wo  nicht,  so  kann  man 
'2  ihm  eine  entsprechende  Nei- 
II  gung  geben.  Die  Apparate 
\b  werden  für  verschiedene  geo- 
'*  graphische  Breiten  construirt, 
18  können  jedoch  auch  in  Breiten, 
^'  die  nur  um  wenige  Grade 
„^  von  ersteren  abstehen,  benutzt 
?s  werden. 

l  Fig.  3  stellt  die  durch  Be- 

s  wölkung  des  Himmels  öfters 
f*  unterbrochenen  Streifen  dar. 
wie  sie  die  Sonne  in  Neuchatel 
II  vom  10.  bis  30.  September  1887 
auf  dem  photographischen 
Blatte) hinterlassen  hat.  Die  senkrechte  Liniirung  entsin-itlit  den  durch 
römische  Ziffern  bezeichneten  Tagesstunden. 


Thompson,  über  den  praktischen  Werth  des  Calorimeters. 


171 


üeber  den  praktischen  Werth  des  Calorimeters;  von 
Lewis  Thompson. 

Mit  Abbildung. 

Zur  Bestimmung  der  Verbrennungswärme  der  Steinkohlen  bedient 
man  sicli  in  England  öfters  des  Thompson  sehen  Calorimeters,  eines 
zwar  sehr  unvollkommenen  Apparates,  der  aber  durch  seine  geringen 
Anschaffungskosten,  die  Leichtigkeitseiner  Handhabung  und  die  Schnellig- 
keit der  Operation,  die  nur  1  bis  2  Minuten  in  Anspruch  nimmt,  die 
Experimentatoren  besticht.  Dieses  Calorimeter  hat  folgende  durch  die 
Texifigur  veranschaulichte  Einrichtung,  a  ist  eine  kupferne  Patrone, 
welche  mit  einem  Gemenge,  bestehend  aus  dem  zu  untersuchenden 
Brennmaterial,   Salpeter  und   chlorsaurem  Kali,  rr 

gefüllt  wird:  d  eine  kupferue  Glocke,  von 
dei'en  Decke  eine  durch  den  Hahn  o  verschliefs- 
bare  Röhre  aufwärts  sich  erstreckt;  E  ein  bis 
zur  Höhe  ggi  mit  Wasser  gefüllter  Glascylinder. 
Von  einer  gewölbten  Metallscheibe  c  als  Fufs 
erheben  sich  vier  federnde  Streifen ,  welche 
der  zwischen  sie  geschobenen  Patrone  den 
nöthigeu  Halt  geben.  Soll  die  ealorimetrische 
Probe  vor  sich  gehen,  so  schliefst  man  den  -j 
Hahn  ü,  zündet  die  in  der  Patrone  steckende 
Stoppine  an,  stülpt  rasch  die  Glocke  über  die 
Patrone  und  taucht  das  Ganze,  wie  die  Abbildung 
zeigt,  ins  Wasser,  dessen  Eindringen  in  die 
Glocke  durch  die  abgesperrte  Luft  verhindert 
wird.  Das  Gemenge  entzündet  sich,  verbrennt, 
und  die  Gase  entweichen  durch  die  am  unteren 
Glockeurande  angebrachte  Löcherreihe.  Ist  die 
Verbrennung  beendigt,  so  öffnet  man  den  Hahn  o,  um  das  Wasser  in  die 
Glocke  dringen  zu  lassen,  und  bewegt  das  System  mehrmals  im  Wasser 
auf  und  nieder,  wodurch  sich  die  abgegebene  Wärme  im  Was.ser  gleich- 
mäfsig  vertheilt. 

Um  sich  Gewifsheit  zu  verschaffen,  ob  der  Thompson  sehe  Apparat, 
ungeachtet  seiner  Unvollkommenheit,  doch  einigen  praktischen  Werth 
besitze,  und  ob  es  nicht  möglich  sei,  die  durch  ihn  erzielten  Resultate 
mit  Hilfe  eines  bestimmten  Corrections-Coefficienten  der  Wirklichkeit 
bis  auf  einige  Hundertstel  zu  nähern,  wandte  sich  der  englische  Ingenieur 
Donliin  an  Herrn  Scheurer-Kestner  in  Mülhausen  mit  der  Bitte,  die 
Leistungen  des  Thompson  scheu  Apparates  mit  denen  des  Calorimeters 
von  Favre  und  Sitbermann  zu  vergleichen.  Diesem  Wunsche  ent- 
sprechend hat  nun  Scheurer- Kestner  eine  Reihe  von  Versuchen  über  die 
Verbrennungswärme  der  Steinkohlen  angestellt,  und  das  Ergebnifs  der- 


172 


Neuerungen  im  Metallhütlenwesen. 


selben  im  BuUelin  de  la  Socie'le  industrielle  de  Mulltouse ^  1888  8.  506, 
mitgetheilt.  Danach  sind  die  von  dem  7V/om/)son'schen  Calorimeter  ge- 
lieferten Werthe  im  Allgemeinen  um  15  Proc.  kleiner,  als  die  des 
Calorimeters  von  Favre  und  Silbermann^  wonach  also  die  anzubringende 
t'orrection  zu  beurtheilen  ist.  Folgende  Tabelle  enthält  eine  Zusammen- 
stellung der  mit  beiden  Calorimetern  ermittelten  Verbrennungswärmen 
verschiedener  Steinkohlensorten,  wobei  die  eben  erwähnte  Correction 
bereits  berücksichtigt  ist. 


Calorimeter                  Unterschied 

Steinkohlen 

Farre  und 
Silbermann 

luT'I  fiompson  s 
Thompson           Apparat 

Ronchamp  1885       

1867 

Creusot  1868       

Saarbrüek  1868       

1868       

Blanzi  1869 

Ruhr  1886      

9130 
9163 
9622 

8457 
8462 
9111 
9111 

9069           —  0,66  Proc. 
9237           +■  0,80     „ 
9521            — 1,05     „ 
8554            +  1,13     ,. 
8433           —  0,34     ,. 
9011            — 1,09     „ 
9128            +  1,80     „ 

Man  sieht,  dafs  die  Resultate  ziemlich  gut  übereinstimmen;  denn 
die  positiven  und  negativen  Unterschiede  übersteigen  kaum  den  Betrag 
von  1  Proc.  Scheurer-Kestner  hat  übrigens  seine  Versuche  mit  beiden 
Calorimetern  noch  über  20  Steinkohlensorten,  fette  und  magere,  aus- 
gedehnt, wobei  er  im  r/iompson'scheu  Calorimeter  17  derselben  mit 
einer  oxydirenden  Mischung  von  16s,  die  übrigen  3  mit  einer  solchen 
von  17g  verbrannte.  Bei  einigen  dieser  Versuche  stieg  der  Unterschied 
zwischen  den  Verbrennungswärmen  beider  Calorinieler  bis  auf  3  und 
sogar  3'/.2  Proc. 

Als  Endergebnifs  vorstehender  Versuche  kann  mau  annehmen,  dafs 
das  T'Aompson'sche  Calorimeter  Praktikern,  die  sich  mit  annähernden 
Werthen  begnügen,  seine  Dienste  leistet,  und  dafs  bei  solchen,  die  mit 
ihm  umzugehen  wissen,  das  Fehlermaximum  4  Proc.  nicht  überschreitet. 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen. 

(Fortsetzung  des  Berichtes  S.  109  d.  Bd.) 

Unter  dem  Titel  „Ueber  die  Verhüttung  der  Kupfer-,  Blei-  und 
Silbererze  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Erze  und  Metallhütten- 
betriebe des  Siegerlandes^'  findet  sich  in  der  Berg-  und  Hüllenmännischen 
Zeitung^  1887  Nr.  36,  37,  39,  40,  42  und  44,  eine  Beschreibung  des  Ver- 
fahrens auf  der  Rothenbaeher  Hütte  bei  Musen  und  der  Kunster  Hütte 
bei  Struthütlen,  sowie  eine  allgemeine  Darstellung  der  Gewinnungs- 
weisen von  Blei,  Silber  und  Kupfer. 

Auf   der    Rotherbacher    Uütle     lindet    eine    gemeinschaftliche    Ver- 


Neueningen  im  Metallliüttenwesen.  173 

arbeitung  von  Bleiglauz,  Kupferkies  und  Fahlei-z  nach  der  vereinigten 
Rost-,  Reductions-  und  Verbleiungsarbeit  statt.  Man  verschmilzt  die  Erze 
nach  vorgängiger  Röstung  in  Haufen  bezieh.  Fortschaufelungsöfen  in 
Schachtöfen  mit  Sumpfofenzustellung  auf  Werkblei  und  Bleistein,  in 
welchem  letzteren  sich  das  Kupfer  sammelt.  Durch  wiederholtes  Rösten 
und  Schmelzen  des  Bleisteines  bringt  man  den  gröfsten  Theil  seines 
Blei-  und  Silbergehaltes  in  Werkblei  aus,  während  man  den  Kupfer- 
gehalt mit  einem  Theile  des  Silbers  in  einem  Kupfersteine  erhält.  Dieser 
wird  ungeröslet  mehrmals  mit  bleiischen  Vorschlägen  verschmolzen,  um 
seinen  Silbergehalt  ins  Blei  überzuführen  und  dann  durch  Rösten  und 
nachfolgendes  Verschmelzen  in  Schachtöfen  in  concentrirten  Kupferstein 
verwandelt,  welcher  todt  geröstet,  auf  Schwarzkupfer  verschmolzen 
und  dann  auf  Garkupfer  verarbeitet  wird. 

Zu  Stritthiitten  werden  Silber  halfige  und  Silber  freie  Kupferkiese 
bis  auf  Schwarzkupfer  verarbeitet,  welches,  wenn  von  Silber  frei,  gar 
gemacht,  wenn  Silber  haltig,  der  Elektrolyse  unterworfen  wird. 

Die  Silbergewinnung  Deutschlands  im  J.  1886  vertheilt  sich  auf  die 
verschiedenen  Hüttenwerke  wie  folgt: 

Stoiberger  Gesellschaft  (Stolberg  und  Rambeck)      .     .     .  3418i'> 

Rheinisch-Nassauische  Gesellschaft  (Holberg) 6  381 

Mechernicher  Bergwerksverein  (Mechernich) 6 146 

A.  Pönsgen  und  Söhne  (Call) 3  356 

Rothenbacher  Hütte  bei  Musen 970 

Remy  und  Hoffmann  (Ems) 5  406 

Walther  Cronekhütte  bei  Rosdzin 2  872 

Friedrichshütte  bei  Tarnowitz 8  970 

Mansfelder  Gewerkschaft 75  271 

Oberharzer  Hüttenwerke 58  934 

Unterharzer           ..                 6  096 

Freiberger              .,                  79  783 

297  718l< 

Hinsichtlich  der  ausländischen  Blei-  und  Silberhütten  ist  zunächst 
die  von  Pertusola  bei  Spezzia  in  Italien  mit  einer  Jahresproduction  von 
mehr  als  16000'  bemerkenswerth. 

Man  unterscheidet  reiche  (mit  mehr  als  1  Proc.  Ag)  und  arme 
Silbererze  (unter  1  Proc.  Ag)  sowie  reiche  und  arme  Bleierze  mit 
kalkiger  Gangart  und  Bleierze  mit  kieseliger  Gangart. 

Die  reichen  Silbererze  (Silber  haltiger  Bleiglanz)  werden  sowohl 
mit  Hilfe  des  Röstreactionsverfahrens  als  auch  des  Reductionsverfahrens 
zu  Gute  gemacht.  Die  armen  Silbererze  werden  ähnlich,  jedoch  zum 
Unterschiede  von  den  reichen  ohne  Zusatz  von  Glätte  in  einem  Flamm- 
ofen der  Röstreactionsarbeit  unterworfen.  Für  die  reichen  und  armen 
Kalk  haltigen  Erze  (Grenze  bei  70  Proc.  Pb)  werden  bekannte  Methoden 
verwendet.  Die  Hütte  besitzt  27  Flammöfen,  4  Schachtöfen,  7  Ent- 
silberungskessel  und  4  Treibherde.  (Ausführlicheres  siehe  unter  Maz- 
zuoli:  ,^Nota  sttll"  Officina  di  Pertusola.  Roma  1884''  und  C.Ernst:  „Die 


174  Neuerungen  im  Metallhüttenwescn. 

Hütte  von  Pertusola^    in   der  Oesterreichifchen  Zeitschrift    für  Berg-  und 
Hiiltenaesen^  1886  Nr.  14.) 

Die  Hüttenwerke  von  Gawrilow  und  Pawlow  tindL'u  sicii  i)esehrieben 
in  der  Berg-  und  Hüttenmännischen  Zeitung^  1886  Nr.  16,  17,  18,  19,  46,  .51 
und  52 :  ..Die  Blei-,  Silber-  und  Kufjferliüttenproze.sse  am  Altai  von  Jossa 
und  Kurnakoff.-^ 

Interessant  sind  die  Erze  durch  ihren  Bariumgehall.  Rohsteine  von 
dort  zeigten  die  folgende  Zusammensetzung: 

,'S     =24,29  g     ^.„- 

|Cu  =    6,66  ^j,g  ^  2gj^2 


a)  Gawrilow  /Zn  =    2,73  b)  Pawlow      p     _  og'o'j 

|P*'  =     Ö'^l  )zn  =  80;21 

[  Ag  =     0,156 


'A1  =     0,47 

Ca-    0,89  ;^|- 

,  Mg  =    1,43 

In  der  Oesterreichiichen  Zeitschrift^  1887  Nr.  15  und  16,  findet  sich 
eine  von  Flechner  veröflentlichte  Abhandlung:  Mittheilungen  über  Aus- 
laugearbeit mittels  chlorirender  Röstung  und  die  hierzu  geeigneten  Ein- 
richtungen. fVersuchsanlage  auf  dem  Hüttenwerke  Balan  in  Sieben- 
bürgen.) 

In  der  Berg-  und  Hüttenmännischen  Zeitung^  1887  Nr.  29,  30,  31^ 
gibt  Dr.  Kosmann  im  Auszuge  den  von  Stetefeld  beschriebenen  yRussela 
improved  process  for  the  li.viviation  of  silver  ores  it  its  practical  appli- 
cation",  mitgetheilt  in  den  Transactions  of  the  American  Institute  of  Mining 
engineers^  betreffend  die  Auslauguug  des  Silbers  aus  rohen,  oxydirend 
oder  ehlorirend  gerösteten  Erzen  mit  Natriumthiosulfatlauge  und  Kupfer- 
natriumthiosulfatlauge,  der  sogen.  Extrasolution. 

C.  Schnabel  macht  in  der  Zeitschrift  des  Vereines  deutscher  Ingeniiure, 
1888  S.  371,  über  die  Werke  von  Fernezelj^  und  Kajinik,  welche  er  im 
Herbste  1887  besucht  hat,  folgende  sehr  interessante  Mittheilungen: 

Auf  der  Hütte  zu  Fernezely  war  das  öesi^noWe-Verfahren  ebenso 
wie  in  Sehemnitz  wegen  ungünstiger  Ergebnisse  verlas.sen  worden.  Von 
dem  Goldgehalte  der  Erze  wurden  nur  20  Proc,  von  dem  Silbergehalte 
90  Proc.  ausgebracht.  Dabei  waren  die  Quecksilberverluste  aufserordent- 
lich  hoch.  Bis  zum  Jahre  1879  wurde  das  Verfahren  von  Kiss  in  Ferne- 
zely ausgeführt.  Es  besteht  bekanntlich  in  der  chlorirenden  Röstung 
von  Gold-  und  Silbererzen,  in  dem  Auslaugen  von  Gold  und  Silber  durch 
Calcium thiosulfat lauge  und  in  dem  Ausfällen  der  Edelmetalle  durch 
Schwefelcalcium  oder  Schwefelnatrium.  Auch  dieses  Verfahren  ist 
wegen  ungünstiger  Ergebnisse  verlassen  worden.  (Zu  Kapnik  wendet 
man  zur  Extractiou  von  Gold  und  Silber  aus  den  ehlorirend  gerösteten 
Erzen  Natriumthiosulfat  mit  grofsem  Erfolge  an.) 

Vor  Einführung  des  ßesijnoWe-Verfahrens  stand  die  europäische 
Amalgamation  in  Anwendung,   welche  auch  recht  günstige  Ergebnisse 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen.  175 

lieferte;  sie  ist  nach  dem  Scheitern  des  D esignolle-Yevf ahreus  nicht  wieder 
in  Betrieb  genommen  worden,  so  dafs  gegenwärtig  nur  Hüttenverfahren 
auf  trockenem  Wege  in  Fernezely  ausgeführt  werden. 
Die  daselbst  zur  Verhüttung  gelangenden  Erze  sind : 

1)  Dürrerze  mit  0,125  Proc.  gUldischem  Silber. 

2)  Stuffkiese  (Pyrite)   mit   0,03  bis  0,120  Proc.   güldischem  Silber. 

3)  Kiesschliche  mit  0,020  bis  0,140  Proc.  güldischem  Silber. 

4)  Bleistutferze  mit  20  bis  60  Proc.  Blei  und  0,080  Proc.  güldischem 
Silber. 

5)  Bleischliche  mit  50  bis  60  Proc.  Blei  und  0,080  Proc.  güldischem 
Silber. 

Nachdem  diesen  Erzen  auf  den  Gruben  bereits  ein  Theil  dieses 
Silbers  und  Goldes  durch  Amalgamation  entzogen  worden  ist,  werden 
sie  in  Fernezely  der  Verbleiung  unterworfen,  und  zwar  die  kiesigen 
Erze  nach  vorgängiger  Verschmelzung  auf  Rohstein.  Man  erhält  bei 
den  verschiedenen  Arbeilen  Leche,  in  welchen  sich  der  Kupfergehalt 
der  Erze  concentrirt.  Diese  Leche  werden  nach  wiederholter  Entsilbe- 
rung  mit  bleiischen  Vorschlägen  auf  Rohkupfer  verarbeitet,  welches  auf 
der  Kupferhütte  zu  Felsöbanya  gar  gemacht  wird.  Das  über  0,350  Proc. 
Silber  enthaltene  Werkblei  wird  in  deutschen  Treiböfen  abgetrieben, 
während  das  Werkblei  mit  geringerem  Silbergehalte  der  Zinkentsilbe- 
rung  unterworfen  wird.  Das  Entzinken  des  entsilberten  Bleies  geschieht 
iu  den  Entsilberungskesseln  durch  ein  Gemenge  von  Bleisulfat  und 
Chlornatrium,  die  Entfernung  des  Antimons  aus  dem  entzinkten  Bleie 
durch  Polen.  Die  Zinkbleisilber-Legirung  wird  im  Treibofen  abge- 
trieben. 

Das  güldische  Blicksilber  wird  in  Nagybanya  umgesehmolzen  und 
in  Kremnitz  der  Goldscheidung  unterworfen. 

Im  J.  1886  wurde  auf  der  Hütte  zu  Fernezely  erzeugt: 

2301^  Feingold  (im  güldischen  Blicksilber), 

3375'^  Feinsilber  (im  güldischen  Blicksilber), 

550000t  Weichblei,  132900i<  Haudelsglätte,  SOOO^  Kupfer. 

Auf  der  Hütte  zu  Kapnik  werden  die  Erze  theils  auf  trockenem, 
iheils  auf  nassem  Wege  verarbeitet.  Auf  trockenem  Wege  verarbeitet 
man  Bleierze  mit  45  bis  60  Proc.  Blei  und  0,09  bis  0,10  Proc.  güldi- 
schem Silber,  ferner  Kiesschliche  mit  0,075  bis  0,10  Proc.  güldischem 
Silber. 

Die  Verarbeitung  dieser  Erze  geschieht,  wie  in  Fernezely,  durch 
das  Verbleiungsverfahren,  jedoch  ohne  vorgängige  Verschmelzung  der 
Erze  auf  Rohstein.  Das  Werkblei  mit  einem  Gehalte  von  mehr  als 
0,15  Proc.  Silber  wird  ohne  Weiteres  abgetrieben ,  Blei  mit  weniger 
Silber  wird  der  Zinkentsilberung  unterworfen,  welche  letztere  in  der 
nämlichen  Weise  ausgeführt  wird,  wie  in  Fernezely. 

Auf   nassem    Wege    verarbeitet    man    Kiesschliche    mit    1,5    Proc. 


176  Neut'iungen  im  MetallhuUenwesi-n. 

Kupfer,  2  bis  3  Proc.  Blei,  1(5  bis  30  Proc.  Bleierz  und  0,035  bis 
0,05  Proc.  giildischem  Silber  sowie  sogeu.  Sortirerze.  Das  sind  blei- 
freie Erze  mit  22  Proc.  Schwefelmetallen  (darunter  bis  30  Proc.  Blende) 
und  0,05  bis  0,07  Proc.  giildischem  Silber.  Die  gepulverten  Erze  werden 
in  Plattenöfen  mit  12  Proc.  Kochsalz  clilorirend  geröstet.  Die  aus  dem 
Köstgute  ausgesiebten  Köstknoteu  werden  gemahlen  und  dann  mit  3  Proc. 
Kochsalz  ab(!rmals  einer  chlorirenden  Röstung  in  Fortschaufelungsöfen 
unterworfen.  Die  gerösteten  Erze  werden  in  Holzbottichen  mit  leinen- 
überzogenen  Filtrirböden  zuerst  mit  einer  auf  28"  erwärmten  Kochsalz- 
lösung von  3  bis  5"  B.  vier  Tage  lang  ausgelaugt,  wodurch  60  Proc. 
des  Silbergehaltes  gelöst  werden,  und  dann  zwei  Tage  lang  mit  einer 
Natriumthiosulfatlösung  von  3  bis  5"  B.  behandelt,  wodurch  weitere 
30  Proc.  des  Silbergehaltes  (im  Ganzen  also  90  Proc.)  und  80  Proc.  de.- 
Goldgehaltes  in  Lösung  gebracht  werden.  Aus  der  Kochsalzlauge  wird 
durch  Kupfer  das  Silber  und  durch  Eisen  das  Ku|)fer  ausgeschieden, 
aus  der  Natriumthiosulfatlauge  werden  Gold  und  Silber  als  Schwefel- 
metalle durch  Schwefelnatrium  ausgefällt.  Das  niedergeschlagene 
Cementsilber  sowie  der  Schwefelmetallniederschlag  von  Silber  und  Gold 
werden  in  ein  rothglühendes,  in  einem  gufseisernen  Kessel  befindliche.'r 
Bleibad  eingetränkt.  Man  erhält  bei  dieser  Arbeit  Werkblei  mit 
0,6  Proc.  Silbergehalt  und  Silber  haltigen  Abstrich.  Das  Werkblei  wird 
abgetrieben;  der  Abstrich  in  Schachtöfen  auf  Werkblei  verarbeitet.  Da^ 
Blicksilber  wird  in  Nagybauya  umgeschmolzen  und  in  Kremnitz  der 
Goldscheidung  unterworfen.  C.  Schnabel  gibt  die  Production  von  Kapnik 
für  das  Jahr  1886  auf  1520i<  güldisches  Silber  (mit  T-l"^  Gold),  ISöOGOi- 
Blei  und  12000'^  Kupfer  an. 

Ueber  Blei-  und  Silberhüttenbetrieb  in  England  berichtet  Dr.  Roesitifj 
in  der  Zeitschrift  für  Berg-^  Hütten-  und  Salinenwcsen^  1888  Bd.  36  S.  103. 
auf  Grund  einer  im  Sommer  1887  ausgeführten  Reise  (im  Auszuge  in 
der  Berg-  und  Hüttenmännischen  Zeitung^  1888  S.  336  I}'.).  Die  besuchten 
Werke  liegen  hauptsächlich  in  drei  Gegenden  des  Königreiches,  bei 
Bristol  und  im  südliehen  Wales,  bei  Liverpool  und  im  nördlichen  Wales 
und  in  der  Umgegend  von  Newcastle.  Es  folgen  nachstehend  die 
Namen  der  betreffenden  Werke  unter  kurzer  Charakteristik  des  Betriebes. 

11  Dee  Bank  Lead  Works  bei  Bagillt.  Diese  Walker  Parker^  Walker 
und  Comp,  gehörige  Bleihütte  ist  die  gröfste  und  besigeleitete  und  die 
Firma  die  gröfste  Bleiproducentin  der  Welt,  indem  ihre  Werke  zu 
Bagillt,  Newcastle,  London  u.  s.  w.  an  Kaufblei  und  Fabrikaten  jähr- 
lich etwa  50  bis  60000'  liefern.  Auf  obiger  Hütte  lindeu  folgende  Be- 
triebe statt: 

a)  Ftammofenbetrieb.  Die  Oefen,  mit  sechs  Arbeitsthüren  versehen, 
verarbeiten  in  8  Stunden  Beschickungen  von  11501^,  indem  6  Stunden 
geröstet,  dann  nach  Zusehlag  von  Rauch  stärkeres  Feuer  gegeben  und 
nach  VI,  bis  2  Stunden   der  Ofeninhalt   abgestochen   wird.     Die  Oefen 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen.  177 

\on  4™  Hfi-dlänge  sollen  vergröfsert  werden.    Die  Flammofenriickstände 
werden  im  Sehachtofen  verschmolzen. 

b)  Schachtofenbetrieb.  Für  den  Flainmofenprozefs  nicht  geeignete 
Erze  werden  in  Flammöfen  von  5'",5  Herdlänge  bei  discontinuirlichein 
Betriebe  abgeröstet.  Der  Fuchs  befindet  sich  in  der  Mitte  des  Gewölbes. 
Der  gröfsere  Brennstoffverbrauch  gegen  Fortschaufelungsöfen  soll  durch 
Ersparuifs  an  Arbeitslöhnen  ausgeglichen  werden.  Flammofenriickstände 
imd  geröstetes  Erz  werden  mit  35  Proc.  Puddelschlacken,  1  Proc.  metal- 
lischem Eisen,  6  Proc.  Kalkstein  und  80  Proc.  eigenen  Schlacken  in 
einem  in  seinen  oberen  Theilen  auf  vier  Säulen  stehenden  Rundofen 
von  l'",4  Durchmesser  zwischen  den  acht  Formen  verschmolzen.  Ober- 
halb des  Kühlringes  erweitert  sich  der  Ofen  rostartig  auf  l^S  Höhe 
und  bleibt  dann  bei  7™,9  ganzer  Ofenhöhe  cylindrisch.  Gufseiserne,  aus 
acht  Segmenten  bestehende  Kühlringe  haben  sich  am  besten  bewährt. 
Höhe  des  Formmittels  über  der  Hüttensohle  124'^"'.  Die  von  unten  mit 
Wasser  gekühlte  Sehlacken(riti't  schneidet  in  ihrem  höchsten  Punkte 
mit  der  Unterkante  des  Kühlringes  ab,  während  der  tiefste  Punkt  lO*^"" 
tiefer  liegt.  Die  SchlackentritTf  ist  ringsum  von  einem  aus  Klappen  be- 
stehenden Blechmantel  so  umgeben,  dafs  dieselbe  von  allen  Seiten  zu- 
gängig ist  und  bei  niedergelassenen  Klapi)en  die  entwickelten  Gase  durch 
ein  25'^^'"  weites  Ablafsrohr  ins  Freie  geführt  werden.  Eine  gleiche  Ein- 
richtung befindet  sich  über  dem  j4ren(s"s(;hen  Bleibrunnen.  Die  Ofen- 
soble  besteht  aus  Gestübbe,  und  statt  wie  früher  in  70'^"'  hohen 
Schlackentöpfeu  werden  die  Schlacken  in  nicht  gut  construirten  Wagen 
weggefahren.  In  die  Ofengicht  ist  ein  Cylinder  eingehängt,  hinter 
welchem  die  Gichtgase  entweichen.  Man  setzt  in  24  Stunden  50  Proc. 
Beschickung  mit  8  Proc.  Brennmaterial  auf  12  bis  l-S'  Werkblei  durch 
und  sind  in  jeder  Schicht  fünf  Arbeiter  thätig.  Die  Schlacken  ent- 
halten durchschnittlich  30  Proc.  Kieselsäure.  Wegen  geringen  Zink- 
gehaltes verläuft  die  Arbeit  glatt  und  ruhig.  Der  fallende  Bleistein 
wird  in  Stadeln  geröstet,  welche  sich  mit  ihrer  Rückwand  an  die  Rauch- 
kanäle anlehnen,  so  dafs  die  Röstgase,  wie  zu  Friedrichshütte,  nicht 
ins  Freie  entweichen. 

c)  Entsilberung  des  Werlibleies  durch  Zink.  Wie  iu  Freiberg  liegen 
zwischen  2  Entsilberungskesseln  von  21'  Durchmesser  und  je  21'  Inhalt 
in  einer  Reihe  hinter  einander  und  8cm  tiefer  3  kleine  Kessel  von  Ib^OS 
Durchmesser  und  0",6  Tiefe,  davor  befindet  sich  tiefer  der  Entzinkungs- 
ofen  und  tiefer  davor  der  Kessel  zur  Aufnahme  des  entzinkten  Bleies. 
In  Amerika  hat  man,  was  in  Bezug  auf  Brenustoffersparung  vortheil- 
haft,  über  dem  Eutsilberungskessel  einen  Ofen  zum  Einschmelzen  des 
VVerkbleies.  Nachdem  der  Bleieiusatz  innerhalb  6  Stunden  einge- 
schmolzen, wird  der  erste  Zinkzusatz  von  771^  gegeben,  der  Schaum 
nach  2'^.^  Stunden  in  den  [mittleren  Kessel  übergeschöpft,  indem  man 
die  Kelle  auf  einem  Bleche  hinabgleiten  läfst,  hier  gesaigert,  der  Schaum 

Dinglers  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  4.  18«»/l.  VI 


178  Neuerungen   inj   Melallliullenwi'seu. 

dann  in  den  ersten  kleinen  Kessel  geworfen  und  hier  nuclinial.'-  ge- 
saigerl  auf  fertigen  Keichscliauin ,  während  das  Saigerblei  aus  den 
beiden  ersten  kleinen  Kesseln  in  den  grolsen  Einsalzkessel  zur  folgen- 
den Beschickung  gelangt.  Nach  Abhebung  des  ersten  Zinksc-haunies 
gibt  man  den  zweiten  Zinkzusalz  von  lü6'>;  der  Zinkschauni  davon 
kommt  in  den  dritten  kleinen  Kessel  zum  Saigern,  der  Öchauui  davon 
mit  dem  ersten  Zinkzusatze,  sowie  auch  das  Saigerblei  in  die  Arbeil 
zurück,  dieses  alier  erst  nach  dem  Abheben  des  ersten  .Schaumes.  Der 
Zinkverbrauch  lür  das  0,04  bis  0,055  Proc.  Silber  enliialtende  Werkblei, 
welches  uöthigenlalls  im  Flamniolen  mit  :!5'  Fassungsrauni  rafliuirl 
wird,  beträgt  1,4  Proc.  vom  Kaufblei,  eine  reichliche  Menge,  um  in 
zwei  Zusätzen  das  Blei  genügend  arm  zu  erhalten.  Indem  man  dabei 
elwa.s  Zink  preisgibt,  spart  man  an  Zeit,  Arbeit  und  Brennmaterial. 
Das  zinkische  Armblei  im  Gewichte  von  17', 5  gelangt  in  den  tieler 
liegenden  Entziukungsofen  durch  ein  mittels  V'enliles  mit  iScliraube  und 
Spindel  geschlossenes  Zapfloch  und  nach  beendigter  Entzinkung  niittel- 
eingeleiteter  Luft  und  Abkühlung  nach  8  Stunden  in  einen  Sammel- 
kcssel  und  aus  diesem  durch  eine  drehbare,  mit  hölzernen  Haudgritlen 
versehene  Kinne  in  halbkreisförmig  aufgestellte  Formen,  deren  jede 
auf  einem  Wagen  steht,  was  zeitraubender  ist,  als  wenn  mehrere  For- 
men zu  einem  Blocke  \ereinigt  sind.  Mau  verarbeitet  wöcheutlicli 
Iti  Kessellüllungen  u  21'  mit  IM  bis  2U'  Kohle  und  sollen  die  Eut- 
silberungskosten  auf  i»  sh.  für  1'  Kaufblei  betragen.  Die  gufseiseruen 
Kessel  halten  1  bis  '-i  Monate;  Stahlkessel  hatten  wegen  nicht  guter 
Beschall'enheit  des  Stahles  geringeren  Erfolg. 

Das  Bagilller  Eutsilberungsverlahren  unterscheide!  sich  beispiels- 
weise von  dem  Friedrichshntter  dadurch,  dafs  bei  erstereni  für  jeden 
der  3  Hauptabschnitte  (Eutsilberung,  Entzinkung  und  Ausgiefseu)  be- 
sondere Apparate  vorhanden  sind,  während  bei  letzterem  jede  Be- 
schickung in  demselben  A|)parate  vom  Anfange  bis  zum  Ende  völlig 
fertig  gemacht  wird.  Bei  dem  wiederholten  Ortswechsel  bei  erstereni 
Verfahren  ist  —  sollen  damit  nicht  grofse  Kosten  und  Unzuträglichkeiten 
verbunden  sein  — ,  die  Anlage  treijpenforniig  anzuordnen  und  es  müssen 
lue  Arbeiten  sehr  .sorgsam  in  einander  greifen.  Vortheilhall  für  das 
Bagillter  Verfahren  mit  (besonderem  Apparate  für  jede  Arbeit  ist  der 
Umstand,  dafs  die  Kessel  keinen  so  erheblichen  Teinperaturschwan- 
kungen  ausgesetzt  werden,  als  wenn  Schaumabheben  und  Entzinken 
in  demselben  Kessel  vorgenommen  wird:  auch  kann  lür  letztere,  selir 
viel  gröfsere  Hilze  xerlangende  ü|)eration  ein  widerstandsfähiger  und 
dadurch  die  Enisilberungskessel  .schonender  Ofen  erbaut  werden:  ferner 
läfst  sich  jeder  Apparat  so  herstellen,  wie  er  für,  jeden  Zweck  am 
geeignetsten  ist.  Als  Nacblheile  (des  Bagilller  Verfahrens  gegen  das 
'Friedrichshütter  sind  anzuliihren:  eine  verwickellere  und  theurere,  mit 
schwierigeren  Heparaluren  \erliun(iene  Anlage  und  mindere  F'rciheii  in 


Neuerungen  im  Jletallhütleuweseii.  179 

deu  Betriebsauurduungen,  indem  man  bei  letzterem  heule  eineu  uud 
morgen  10  Kessel  einschmelzen  und  verarbeiten  kauu,  während  beim 
Bagillter  jede  Aeuderung  der  Productiüii  und  jede  kleine  Störung  wegen 
sofortiger  Aut'hörung  des  richtigen  Ineinandergreifens  mit  Mifsiichkeiteu 
\erbunden  ist.  Da  die  bei  letzterem  üblichen  zwei  Zinkzusätze,  welche 
allerdings  Zeitersparung  gestatten,  zur  vollstäudigen  Entsilberung  hin- 
reichen, müssen  dieselben,  um  nicht  Silber  preiszugeben,  hinreichend 
hoch  bemessen  werden;  die  erforderliehe  terrassenförmige  Anlage  ist 
in  Friedrichshütte  bei  der  dort  üblichen  Anwendung  der  bekannten 
ÄofsiH(/"schen  Bleipumpe  nicht  erforderlich.  Auch  ist  noch  ein  Nachtheil 
des  Bagilller  Verfahrens,  dafs  die  Entzinkung  statt  mit  VVasserdampf 
nur  durch  Einleiten  von  Luft  geschieht,  in  Folge  dessen  die  armen 
üxyde  sich  nicht  als  Farbe  verwerlhen  lassen,  sondern  mit  ihrem 
hohen  Zinkgehalte  immer  in  die  Arbeit  zurück  gelangen  uud  diese  be- 
einträchtigen. 

Zur  Veratbeitung  des  Biuhsc/iauiiies  dienen  Zugöfen  mit  feststehen- 
dem Graphitliegel  von  44:<^"  innerer  Weite  und  59"^™  innerer  Höhe 
(51  bezieh.  64'^"i  aufsen)  für  245  bis  285''  Einsatz,  je  nach  dem  Blei- 
gehalte, und  nach  der  Esse  führendem  Fuchse.  Behufs  Beschickens 
mit  eisernen  Trögen  sind  die  Deckel  des  Ofens  und  die  glasirte  Haube 
des  Tiegels  abgehoben,  worauf  man  die  Haube  und  das  Rohr  aufsetzt, 
den  Ofen  durch  den  au  einem  Laufkrahne  hangenden  Deckel  verschliefst, 
von  diesem  den  oberen  Theil  abhebt,  den  Ofen  mit  Koks  füllt  und 
unter  demnächstigem  öfteren  Nachschütten  von  Koks  die  8  Stunden 
dauernde  Destillation  beginnt.  Die  Zinkdämpfe  treten  durch  ein  seit- 
liches Rohr  in  eine  62'^'"  hohe,  unten  26  und  oben  20'^'"  weite,  auf 
einer  Platte  stehende  Vorlage  aus  Blech,  unter  welcher  in  dem  Räume 
darunter  auf  einem  Roste  ein  Kohlenfeuer  unterhalten  wird.  Der  Abzug 
der  F'euergase  findet  durch  ein  seitliches  Rohr  in  einen  vor  den  vor- 
handenen vier  Oefen  herlaufenden  Kanal  und  durch  diesen  in  den 
gemeinsamen  Schornstein  statt.  Während  der  Destillation  mufs  öfters 
durch  ein  Spurloch,  gegenüber  der  die  Ziukdämpfe  zuführenden  Röhre, 
gespurt  werden.  Nach  Beendigung  derselben  werden  Vorlage,  Deckel, 
Haube  und  Röhre  entfernt,  auf  den  Ofen  ein  mit  einer  Röhre  versehenes 
Blech  gelegt,  durch  diese  mittels  Kelle  zunächst  die  Rückstände  heraus- 
gehoben, dann  das  Reichblei  mit  10  Proc.  Silber  und  4  Proc.  Kupfer 
in  schmale  Formen  gegossen,  wobei  sich  starker  Blei(|ualni  entwickelt 
uud  viel  Zink  verbrennt.  Man  gebraucht  auf  jede  Beschickung  130  bis 
1601^  sehr  reine  aber  sehr  theure  Koks  (Tiegelsehonung),  bringt  23  bis  60, 
durchschnittlieh  40'>  oder  40  bis  45  Proc.  des  in  der  Entsilberung  ver- 
brauchten Zinkes  aus,  auf  den  Reichsehaum  berechnet,  etwa  15  Proc: 
auf  100  Tb.  Kaufblei  sind  S^'^  Th.  Reichschaum  zu  destilliren.  Man 
erhält  20  bis  65,  durchschnittlich  401^  Rückstände  bei  jeder  Beschickung 
nder  15  Pnu-.  \(im  Einsätze,  welche  mit  reicher  Glätte  im  Flammofen 


180  Neiioi-ungeii  im  Metallhüttenwesen. 

auf  trtibw  ürdiges  Blei  verfrisclil  werden.  Die  Betriebskosten  .siud  ver- 
hältnirsmäfsig  sehr  liüch.  Beispielsweise  werden  in  Friedriclishütte 
12888  M.  auf  1000'  verarbeiteten  Reichschaum  verausgabt,  in  Bagilii 
hinge;.;en  32560  M. 

2)  ßUihütle  lon  Walker  Parkei\  Walker  und  Comp,  zu  L(jw  Eiswiek. 
In  derselben  wird  nur  angekauftes  Blei  entsilberl  und  das  entsilberte,  sowie 
das  angekaufte  Raffinatblei  auf  Blech,  Röhren,  Schrot,  Menuige,  Bleiweifs 
u.  s.  w.  verarbeitet.  Die  Entsilberung  geschieht  in  drei  Satz  Rozanappa- 
raten  mit  Dampf  und  in  einer  Pattinsonbatterie.  Zur  Schonung  der  Kessel 
beim  ersteren  Frozefs  läfst  man  dieselben  nicht  im  leeren  Zustande  er- 
kalten, sondern  trägt  nach  der  Entleerung  immer  wieder  etwas  Blei 
ein,  was  sieh  auch  anderwärts  bewährt  hat.  Die  Krätzen  werden  im 
Flammofen,  andere  Zwischenproducte  im  Schachtofen  verschmolzen. 

3)  Panther  Lead  Comp..,  Bleihütte  zu  St.  Phillips  bei  Bristol.  Man 
verschmilzt  reiche  Bleierze  mit  80  Proc.  Blei  iu  Beschickungen  von 
1320  bis  13701^  in  kleinen  vierlhiirigen  Flammöfen  in  8'.^  Stunden. 
Darauf  folgt  Entfernung  der  Rückstände  nach  jeder  2.  oder  3.  Be- 
schickung mit  efwa  40  Proc.  Blei  und  Verschmelzen  derselben  in  einem 
fünfförmigen  Ofen  von  1",5  Höhe  mit  metallischem  Eisen,  Kalk  und 
10  Proc.  Koks;  Raffiniren  des  Schachtofenwerkbleies  in  einem  Flamm- 
ofen mit  eiserner  Sohle  und  Verfrischen  der  erfolgenden  Krätzen  auf 
Hartblei:  Entsilberung  des  Werkbleies  nach  dem  /'a«in«on"schen  und 
farAes 'sehen  Prozesse,  je  nach  Verwendung  des  Kaufbleies  zu  Bleiweifs 
oder  nicht,  indem  das  nach  ersterem  Verfahren  erhaltene  Blei  zu  kupfer- 
haltig  ist.  Beim  Parkes' achtin  Prozefs  wird  das  Zink  in  einem  be- 
schwerten und  durchlöcherten  Eiseukasten  ins  Bleibad  eingetaucht. 
Der  Zinksehaum  wird  im  Tiegel  destillirt  und  das  Reiehblei  im  eng- 
lischen Treibofen  abgetrieben,  wobei  die  Abhitze  zum  Einschmelzen 
des  Werkbleies  benutzt  wird. 

4)  The  Bristol  Suhlimed  Lead  Comp..,  Ld..,  Bleihütte  zu  Shireham|)ton 
bei  Bristol.  Verarbeitung  reicher  Bleierze  mit  80  Proc.  Blei  im  eisernen 
schottiseiien  Herde  von  gröferer  Länge  (l"i,5),  als  gewöhnlich,  öO''"' 
Breite  oben  und  45'^^'"  unten,  10^°'  Tiefe,  mit  7  Formen  von  25'»'"  Durch- 
messer in  der  Hinterwand.  Man  gewinnt  50  Proc.  Blei  als  Werkblei, 
den  Rest  von  30  Proc.  theils  in  den  Rückständen,  theils  als  ziemlich 
dunkelgrauen  Rauch  iu  Säcken,  welcher  theils  als  blue  lead  verkauft, 
theils  weifs  gebrannt  und  zusammen  mit  den  Herdrückständen  iu  einem 
Schlackenherde  verarbeitet  wird,  wobei  wieder  zur  Hälfte  Blei,  zur 
Hälfte  Rauch  gewonnen  wird,  welcher  in  Säcken  aufgefangen,  weifs 
ist  und  als  Bleiweifs  verkauft  wird.  Die  Entsilberung  des  Werkbleies 
geschieht  durch  Ziuk,  die  des  Reichschaumes  im  Schlackenherde  unter 
Gewinnung  weifser  Zinkfarbe.  In  einem  mit  feuerfesten  Steinen  aus- 
gekleideten eisernen  Ofen  findet  bei  achtstündiger  Behandlung  die  Ent- 
zinkung  des  Armbleies  statt. 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen.  181 

5)  .Vfr///,  Bruce  und  Comp.,  Llanelly.  Rösten  von  2'  Bleierz  wäh- 
rend 18  Stunden  im  einseitigen  Flammofen  von  2"\7  Herdlänge,  wobei 
sieh  schon  etwas  Blei  ausscheidet.  Verschmelzen  des  Röstgutes  mit 
wenig  oder  gar  nicht  geröstetem  Erze,  250  bis  TSO"*  Eisen  und  reichen 
Schlacken  in  Posten  von  3'  im  Flammofen  von  5,5  : 4"  Herdgröfse  und 
2  Arbeitsöffnungen  auf  einer  Seite,  sowie  einer  grofsen  Thüre  auf  der 
anderen  zum  Eiseneinsatze  mit  Abstichöttnung  darunter,  mit  60  bis 
70  Proc.  Steinkohlen  in  8  Stunden;  Verschmelzen  des  nach  dem  Werk- 
bleie abgestochenen  Bleisteines  in  gleichem  Ofen  auf  Kupferstein  und 
Verfrischen  des  Abstiches  in  gleichem  Ofen  auf  Hartblei  mit  15  bis 
20  Proc.  Antimon.  Pattinsoniren  des  Werkbleies  statt  des  früheren 
Parkesirens,  welches  grofse  Metallverluste  beim  Destilliren  zur  Folge 
hatte,  nach  dem  '^^-Systeme,  wobei  ein  Theil  der  entsilberten  Bleikrystalle 
nach  dem  Pressen  zu  Tafeln  von  12*^"  Seitenlänge  bei  elektrischen 
Aecumulatoren  Verwendung  findet.  In  Treiböfen  mit  Wasserdampf 
wird  das  Werkblei  auf  50  Proc.  Silbergehalt  concentrirt,  dann  fein 
gebrannt,  wobei  der  Herd  6  bis  14  Tage  hält. 

6)  Tyne  Lead  Works  zu  Hebburn.  Nur  Werkbleientsilberung.  Rafli- 
niren  von  15'  Werkblei  während  24  Stunden  bei  Rothglut  in  schwach 
geneigten  eisernen  Pfannen,  Entsilberung  durch  Pattinsoniren  nach  '^j^- 
System,  wobei  man  die  Kellen  mit  den  Krystallen  mittels  einer  Winde 
aufzieht  und  dann  in  den  Nachbarkessel  gleiten  läfst,  worauf  sie  mit 
der  Hand  zurückgezogen  wird.  Man  ezeugt  auch  Röhren,  Blech, 
Mennige  und  Bleiweifs. 

7)  Hebburn  Lead  Works  bei  Newcastle.  Verarbeiten  sehr  reiner, 
nur  etwas  Schwerspath  enthaltender,  fast  Silber  freier  Bleierze  mit  bis 
81  Proc.  Blei  bei  Beschickung  von  900''  in  8  Stunden  in  kleinen  Flamm- 
öfen, auch  in  einförmigen  schottischen  Herden;  das  Blei  mit  0,01  Proc. 
Silber  lohnt  die  Entsilberung  nicht.  Der  Flugstaub  wird  im  Flammofen 
verfrischt  oder  als  Farbe  verwerthet. 

8)  Cooksons  Bleihütte  zu  Howdon.  Wegen  Mangels  an  Erzen  ist 
der  Schachtofenbetrieb  sistirt;  die  beiden  schottischen  Herde  ver- 
schmelzen Zwischenproducte.  Der  fünfförmige  Schachtofen  hat  ein 
vollständig  gekühltes  Gestell.  Zur  Entsilberung  dienen  6  Rozanapparate, 
davon  zwei  mit  Kesseln  von  36',  die  anderen  vier  älteren  mit  solchen 
von  21'  Inhalt.  In  12  Stunden  werden  von  2  Mann  6  Krystallisationen 
mit  jedesmal  36'  Blei  mit  625''  Steinkohlen  ausgeführt.  Der  Prozels 
eignet  sich  nur  für  Blei,  welches  etwa  1/4  Proc.  Kupfer  enthält:  fehlt 
letzteres,  so  entstehen  dreimal  so  viel  Krätzen  beim  Einleiten  des 
Wasserdampfes,  indem  sich  nach  Cookson  dabei  Elektricität  entwickelt, 
unter  deren  Einflufs  das  Kupfer  den  Dampf  zerlegt  und  sich  oxydirt, 
während  das  Blei  die  entgegengesetzte  Elektricität  annimmt,  eine  etwas 
gewagte  und  unklare  Hj'pothese.  Für  die  Sican'ache  Grubenlampe  stellt 
man  Bleiwolle  aus  dünnen  Bleifäden  her,  welche  durch  Herauspressen 


182  Xeiieriingen  im   Mptalllüiltenweseii. 

aus  L'inem  .siebartig  diivclilöclierten  Eisenrohr  erzfiigl  werden.  Die  vor- 
liandene  Anümonhütte  verarbeitet  Grauspiefsglanz  vim  Japan  und  Bornen 
durch  Nieder.schlagsarbeit  in  Graphittiejieln,  welche  um  so  meiir  Graphit 
enthalten,  je  weniger  Oxjd  vorhanden.  Kalk,  welcher  die  Güte  des 
Antimon.s  beeinträchtigt,  ist   .sorgfältig  fern  zu  halten. 

!t)  Kgglestone  Mitl  bei  Middleton  in  Teesdale.  Verarbeitung  d^r 
gattirten  Erze  in  7  schottischen  Herden,  in  welchen  in  einer  Sstiindigen 
Schicht  mit  150'^  Steinkohlen  1'  Blei  aus  lt,6  Erzen  erzielt  wird, 
letztere  grölstentheils  Bleiglanz,  theils  Carbonat  und  namentlich  Silicat, 
bei  einigen  Gruben  mit  Kalk,  bei  anderen  mit  Kieselsäure  und  bei 
wieder  anderen  mit  Eisenoxyd  und  zum  Theile  mit  Flufsspath  ohne 
fremde  Metalle  und  silberarm,  mit  nur  0,03  bis  0,04  Proc.  Silber  im 
erfolgenden  Blei.  Verschmelzen  der  Rückstände  in  einem  Krummofen 
mit  1  Wasserform  und  mit  Wasserkühlung:  Raffuialion  des  unreinen 
Schachtofenbleies  in  einem  Flammofen  mit  eiserner  Sohle.  Entsilberung 
durch  den  Kozanprozels  in  30'  fassenden  Kesseln  von  70"'"^  Stärke  im 
Boden  und  30ni"i  oben,  4  bis  5  Monate  haltend:  auf  1'  Kaufblei  gehen 
3801^  Kohlen.  Jede  Operation  dauert  2  Stunden,  wovon  -'.j  Stunden  auf 
das  Krystallisiren  kommen.  Aus  den  Flammöfen  zum  Verfrischen  voti 
Glätte  und  vom  Verarbeiten  von  Gekrätz  tliefst  das  abgestochene  Blei 
in  die  Kozanapjiarate. 

Schliel'slich  wird  noch  auf  einige  Einrichtuugen  verwiesen: 

A)  Gebläse.  Für  Treiböfen  und  Herdöfen  verwendet  man  meist, 
wo  für  erstere  nicht  Wasserdamjif  benutzt  wird,  die  einfachen  und 
billigen  Centrifugalventilatoren,  für  Schachtöfen  Rout'sche  Bläser,  denen 
man  zuweilen  fiaA-fr"sche  Gebläse  vorzieht.  Auch  linden  sich  Cylinder- 
gebläse,  durch  Riemen  zu  bewegen  fider  direkt  mit  der  Antriebmaschine 
verbunden. 

B)  Bütlenraucliauf fangung.  Die  vorhandenen  Vorrichtungen  er- 
^^trecken  .sich  nur  auf  die  Niederschlagung  der  Staubtheilchen,  nicht  auf 
die  Beseitigung  der  schwefligen  Säure. 

Man  wendet  für  ersteren  Zweck  an: 

1)  Trockencondensatoren.   und   zwar 

a)  Filtrirvorriehtungen,  welche  die  Staubtheilchen  am  vollständigsten 
zurückhalten  und  u.  a.  auf  der  ^a/fschen  Hütte  zu  Shirehampton  nach 
dem  Patente  Leiot«  und  Bartlett  so  angeordnet  sind,  dal's  die  von  den 
Bleiherden  abziehenden  Gase  durch  hO'^"'  weite  Blechröhren  mittels 
Ventilators  angesogen  und  von  demselben  in  etwa  160  senkrecht  auf- 
gehängte Flanellsäcke  mit  24  HIechtrichtern  gedrückt  werden.  Die  An- 
lage dieser  Vorrichtung  und  ihi-e  Instandhaltung  ist  kostspielig,  sie 
hemmt  den  Zug,  wenn  kein  Ventilator  vorhanden,  und  verlangt  ab- 
gekühlte Gase,  weshalb  nur  anwendbar  für  bestimmte  Verhältnisse  und 
kleine  Betriebe. 

b)  Oberflächencondensalion,  welcher  von  den  meisten  Hütlenleuten 


Zusanmu-mlriu-kbai'lieil   von  Saiiei'stort',   Wasserstoff  n.  s.  \v.  188 

der  Preis  /.uerkannt  ist.  Die  Hiitle  zu  Bagillf  hat  einen  l"',8o  breiten 
lind  2'",lo  liolien  in  6'.^  Windungen  aufgerollten  Kanal  von  3584°' 
Länge  {Erbauungskosten  11  000  Pfd.  Sterl.),  in  welchen  Guirlanden  von 
alten  Driilitseilen  eingehängt  sind,  ähnlich  wie  neuerdings  in  Friedrichs- 
liiitte;  .solche  Seile  sind  auch  auf  den  Panther  Lead  Works  in  über 
und  neben  einander  befindlichen  Kammern  von  1.5 : 2"  Weite  ange- 
ordnet. Die  zu  Bagillt  versuchte  elektrische  Rauchgewinnung  ist  bei 
Versuchen  ergebnifslos  verlaufen,  indem  man  dadurch  in  den  stark  be- 
wegten Gasmassen  der  Rauchkanäle  nichts  erreichte.  WanHck's  Patent- 
condensator  mit  Hebewirknng  ist  von  zweifelhafter  Wirkung. 

2)  Nafscondensatnren  sind  mehrfach  verworfen,  weil  die  Fundamente 
der  Anlagen  dadurch  beschädigt  wurden.  Zu  Hebburn  und  Egglestone 
werden  die  durch  Kanäle  mittels  Ventilators  angesogenen  Gase  und 
Dämpfe  nach  Frenrli  und  Wilxm^  Patent  (C/temical  News,  Bd.  40  S.  163) 
in  vier  alte  Dampfkessel  zur  Abkühlung  geleitet,  dann  gelangen  sie  durch 
mit  Löchern  versebene  Holzröhren  unter  ein  Sieb  aus  Draht-  oder  Weiden- 
tleehtwerk,  durchstreichen  das  Wasser  and  ziehen  dann  in  die  Esse. 
Es  sollen  hei  ITSm»'  Wasserhöhe  über  dem  Siebe  93  bis  93 ''^  Proc.  des 
Rauches  aufgefangen  werden.  In  Middleton  läfst  man  Wasser  durch 
den  Gasstrom  hinabträufeln,  indem  aus  acht  terrassenförmig  über  ein- 
ander gestellten  Regenthürmen  das  Wasser  von  einem  in  den  anderen 
fällt.  Die  sauren  Wasser  zerfressen  jedoch  das  Mauerwerk  der  Kanäle, 
weshalb  man  dieselben  womöglich  aus  Holz  herstellt. 

Hinsichtlich  der  zum  Schulze  der  Arbeiter  gegen  Bleivergiftung 
getroffenen  Einrichtungen  ist  lioesing  im  Allgemeinen  von  den  eng- 
li.schen  Einrichtungen  befriedigt. 


üeber  die  Zusammendrückbarkeit  des  Sauerstoffes,  Wasser- 
stoffes. Stickstoffes  und  der  atmosphärischen  Luft; 
von  E.  H.  Amagat. 

Nach  einem  Berichte  der  Comptes  rendus,  1888  Bd.  107  S.  522,  hat 
Amngnl  bei  seiner  jüngsten  Untersuchung  über  die  Zusammendrückbar- 
keit des  Sauerstoffes,  Wasserstotfes,  Stickstoffes  und  der  Luft  dieselbe 
Methode  befolgt,  deren  er  sich  bei  der  Untersuchung  tropfbar  flüssiger 
Kiir|ier  innerhalb  derselben  Druckgrenzen  bediente';  nur  war  die 
Schwierigkeit  in  Anbetracht  der  Kleinheit  des  Rauminhaltes  bei  starker 
Zusammendrückung  viel  gröfser.  luzvv'ischen  ist  Amagat  nach  zahl- 
reichen Versuchen  zu  vollkommen  regelmälsigeu  und  übereinstimmenden 
Resultaten  sjelangt,  welche  von  den  durch  Nntteier  erzielten  wesentlich 


1  Vgl.    /:,'.  Amagal's  Apparate  zur  Messung  der  Zusammendrückbarkeit  von 
v'erriünnten  Gasen 'und  Flüssigkeiten  188fi  'iöS  115.  363. 


184 


ZusammendrüL'kbarkeit  von  Sauerstofl'.  Wasserslofl'  u.  s.  w. 


abweichen.  Die  ziemlich  iinregelmäfsig  vertheilten  Unterschiede  reichen 
bei  dem  gemeinsamen  Theile  der  beiderseitigen  Untersuchungen  bis  auf 
mehrere  100  Atmosphären.  Amagal  findet  für  die  gleiche  Verminderung 
des  Gasvulumens  die  Pressungen  im  Allgemeinen  weit  stärker,  als  die 
von  Natterer  angegebenen.  Man  könne  sich  von  diesem  Unterschiede 
leicht  Rechenschaft  geben,  wenn  man  die  Ursachen  der  wahrschein- 
lichen und  selbst  unvermeidlichen  Fehler,  welche  der  von  Matterer  be- 
folgten Methode  anhaften,  näher  untersuche.  Die  naciifolgenden  Re- 
sultate beziehen  sich  nur  auf  starke  Pressungen.  Solche  imter  1000^' 
will  Amagat  mit  einem  besonderen  Ajjparate  untersuchen,  welcher  eine 
unendlich  gröfsere  Temperaturerhöhung  gestattet,  als  dieses  mit  der 
durch  so  starke  Pressungen  bedingten  Anordnung  möglich  war,  womit 
nur  zwischen  0"  und  SO^  gearbeitet  werden  konnte.  Folgende  Tabelle 
gibt  für  die  in  der  ersten  Columne  angezeigten  Pressungen  die  Haum- 
inhalte an,  welche  bei  1.5"  eine  Gasmasse  einnimmt,  deren  Rauminhalt 
bei  der  gleichen  Temperatur  und  dem  gleichen  Barometerstande  \()n 
0'n,76  der  Einheit  gleich  ist: 


Atmosphären 

Luft 

Stickstoff 

Saucrsloff 

WasserslolV 

750 

0,002200 

0,002262 

— 

_ 

1000 

0,001974 

0,002032 

0.001735 

O.W)1688 

1500 

0,001709 

0,001736 

0,001492 

0.001344 

2000 

0,001566 

0,001613 

0,001373 

0. 001 161 

2500 

0,001469 

0,001515 

0,001294 

0.001047 

3000 

0,001401 

0,001446 

(1.001235 

0.000964 

Es  ist  interessant,  die  Zusammendrüekbarkeiten  stark  geprefster  Gase 
unter  sich  und  mit  denen  der  Flüssigkeiten  zu  vergleichen.  Zur  Er- 
leichterung hat  Amagat  den  Coefticienten  ihrer  Zusammendrückbarkeit 
von  500  zu  .500''  berechnet  und  das  Resultat  in  folgender  Tabelle  zu- 
sammensestellt: 


Druckgrenzen  in 
Atmosphären 
/wischen  750  und  1000 
1000  „  1500 
1500  „  2000 
2000  „  2500 
2500     „      3000 


Luft 

0,000411 
0.000268 
(1.000167 
0.000123 
0,ü(_)0()93 


SlickstiilV       .SantTstoff      Wassi-r.-itolV 


ü,0004(»7 
0,000265 
0,(100170 
0,000122 
(t.0lHX)91 


0.(X)0258 
O.dOOUSO 
0.00011.-) 
O.O0(»O01 


0.000408 
0,000272 
0,0(X)197 
0.0(J0158 


Mau  sieht,  dals  bei  sehr  starken  Pressungen  der  Sauerstoff,  Stiek- 
stofli'  und  die  Luft  beinahe  die  gleiche  Zusammendrückbarkeit  be.-itzen. 
Bei  •3000''"  ist  sie  nahezu  derjenigen  des  Alkoholes  unter  normalem 
Drucke  gleich.  Die  Zusammendrückbarkeit  des  Wasserstoffes  ist  viel 
gröfser,  beinahe  doppelt  so  grofs:  bei  3000"  ist  sie  ungefähr  der- 
jenigen des  Aethers  bei  normalem  Drucke  gleich.  Es  läfst  sich  leicht 
voraussehen,  dafs  diese  Zusammendrüekbarkeiten,  wie  die  der  Flüssig- 
keiten, mit  der  Temperatur  zunehnien  müssen,  was  bezüglich  des 
WasserstofTes  aus  folgender  Tabelle  hervorgeht: 


Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Fabrikation  von  Stärke  u.  s.  w.      185 

rv      1                                                    Coefficienten 
Druckgrenzeii  in  

Atmosphären  j.gj'^,^       ~       bdls^iö  bdlt7,30 

Zwischen  1000  und  1500  0,000  0,000408  0,000416 

1500     „     2000  0,000236  0,000272  0,000280 

2000    „     2500  0,000196  0,000197  0,000208 

2600     „     3000  0,000156  0,000158  0,000158 

Die  scheinbareu  Dichtigkeiten  lassen  sieh  leicht  aus  Her  ersten 
Tabelle  ableiten.  Nimmt  man  einstweilen  für  die  Zusamniendrückbar- 
keit  des  Gases  die  allgemein  angenommene  Zahl,  so  ergeben  sich  für 
3000-1'  folgende  Resultate: 

Dichtigkeiten  bei  3000<it  auf  das  Wasser  bezogen. 

Scheinbare  Wirkliche 

Sauerstoff 1,0972     ....     1,1054 

Luft 0,8752     ....     0,8817 

Stickstoff 0,8231     ....     0.8293 

Wasserstoff 0,0880     ....     0,0887 

Die  Curven,  welche  man  erhält,  wenn  man  die  Pressungen  als 
Abscissen  und  die  Producte  p  .  v  als  Ordinalen  aufträgt,  sind  nahezu 
gerade  Linien  und  nur  gegen  die  Abscissenachse  leicht  concav. 


Ueber  Fortschritte  in  der  Stärke-,  Dextrin-  und  Trauben- 
zuckerfabrikation. 

(Schlufs  des  Berichtes  S.  133  d.  Bd.) 

d)  Stärkezucker. 
Darstellung   desselben    aus   Topinambur.      Die    Zusammensetzung  der 
Topinambur  ist  nach  neueren  Untersuchungen  von  Petermann-Gembloux 
{Revue  universelle  de  la  distillerie,  1886): 

Wasser 77,68 

In  Zucker  überführbare  Kohlehydrate   .     .     .     14,33 

Andere  Kohlehydrate 5,37 

Fett      .     .     .     .■ 0,18 

Rohprotein 1,35 

Asche 1,10 

Gesammtstickstoff 0,22 

Eigentliche  Eiweifskörper 0,79 

Champy  und  fiU  (D.  R.  F.  Kl.  6  Nr.  35  825  vom  14.  November  1885) 
behandeln  die  zerkleinerte  Topinamburknolle  oder  deren  Saft  in  einer 
Batterie  von  heizbaren,  und  unter  einander  communicirenden  Geföfsen 
bei  Siedehitze  mit  gasförmiger  schwefliger  Säure.  Hierdurch  wird  das 
in  dem  Safte  enthaltene  Lävulin  und  Inulin  in  Traubenzucker  über- 
geführt und  der  Saft  zugleich  entfärbt.  Nach  Beendigung  der  Reactiou 
wird  die  überschüssige  schweflige  Säure  durch  Dampf  au.sgetriebeu. 
Falls  die  erhaltene  Lösung  auf  festen  Traubenzucker  verarbeitet  werden 
soll,  wird  die  geringe  Menge  von  Schwefelsäure,  welche  sich  aus  der 
schwefligen  Säure  gebildet  hat,  durch  Bariumcarbonat  neutralisirt  (vgl. 
1887  263  42). 


ISß       Kiirrsoliritte   auf  ileiii   (iebicip  der   I':il)riUarioii   von   SliirUc  u.  s.  w  . 

e)  Maltngp  und  Mnltofesyrup. 

Okselion  Duhrunfntil  (vs:!.  1S.S7  2(54  130  und  2f)ß  37:i|  vor  inelirereii 
!>ecennien  die  Fabrikation  der  Maltose  empfaiil,  um  ancii  die  Einricli- 
tiingen  der  Zuekerfahriken  während  des  Stillstandes  in  einem  grolsen 
Tlieile  des  Jahres  aus/.uniitzen,  ist  bis  heute  diese  Fabrikation  kaum 
über  die  ersten  Anfänge  hinausgekommen.  Abgesehen  davon  würde 
Maltose  und  Maltosesyrup  vielfache  Anwendung  in  der  Bierbrauerei  als 
Ersatz  des  Traubenzuckers,  in  der  Li(|ueurfabrikati()n  und  liei  der  Wein- 
behandlung finden.  Eine  Dextrin  freie,  krystallisirtc  Maltose  würde  dem 
Rohrzucker  starke  Coneurrenz  machen  imd  mit  Recht  gebührte  dieser 
reinen  Maltose  der  Name  „Zucker  der  Zukunft^,  den  ihr  Diihrunfnul 
gegeben. 

In  der  Lniidipirtlifr/inftliclien  Prefne,  1886  S.  t)7,  Iheilt  Slitlzer  in 
Bonn  einiges  über  den  Stand  dieser  Industrie  mit.  Ein  Hau|)thindernirs. 
welches  sich  der  Anwendung  der  Maltose  in  der  Bierbrauerei  entgegen 
stellt,  lindet  der  Verfasser  in  dem  Widerstände,  welchen  die  grol'sen 
Brauereien  dieser  Anwendung  entgegen  bringen.  Es  handeil  sieii  hier 
um  die  Gefäiirdung  der  eigenen,  grofsen  Mälzereien  der  Bierlirauereien, 
welche  bei  Anwendung  der  Maltosefabrikate,  die  dem  kleineren  Bier- 
brauer um  iieinahe  40  Proc.  billiger  als  Malz  geliefert  \\erden  könnten, 
entwerthet  würden.  Es  ist  zu  hoffen,  dafs  solche  Widerstände  denn 
doch  nicht  von  Dauer  sein  können. 

Was  die  Verwendung  der  Maltosefabrikate  als  Nahrungsmittel  an- 
belangt, so  wird  hervorgehoben,  dafs  dieselben  keinerlei  gesundheits- 
schädliche Stolfe  enthalten.  Maltosezucker  soll  sogar  schneller  im  Magen 
re.sorbirt  werden  als  Rübenzucker,  ferner  sollen  die  in  den  Maltose- 
syrupen  enthaltenen  Dextrine  leichter  verdaulich  sein  als  Dextrine, 
welche  durch  Anwendung  \on  Säuren  auf  Stärke  gebildet  werden. 
Aufserdem  enthält  Maltosesyrup  noch  Eiweifs,  Peptone,  Amide  und  von 
mineralischen  Bestandtheilen  besontiers  ])hosphorsaures  Kalium.  Da.s 
Maltosebier  zeigt  weder  in  Bezug  auf  Geschmack,  noch  in  der  chemischen 
Zusammensetzung  einen  Unterschied  gegen  Gerstenbier.  Da  die  Maltose- 
fabrikanten zur  Erzeugung  ihrer  Fabrikate  einer  protei'nreichen  Gerste 
bedürfen  und  gerade  in  Deutschland  .solche  Gerste  zu  haben  ist,  so 
würde  ein  grofser  Theil  der  ausländischen,  nach  Deutsehland  imporlirlen 
Gerste  durch  deut.sche  ersetzt  werden,  wenn  die  Maltosefabrikation  an 
Verbreitung  gewänne. 

.4.  Brunn  in  Wiesbaden  liefs  sich  ein  Verfuhren  zur  Gewinining 
von  Mnliosekörpern  patentiren  bei  der  gleichzeitigen  Herstellung  von 
Pepton|)räiiaraten  mit  Hilfe  des  bei  der  Teiggährung  sich  bildenden 
Fermentes  ( D.  R.  P.  Kl.  53  Nr.  42  744  vom  it.  Juli  18S7).  Dieses  Patent 
ist  ein  Zusatzpatent  zum  Patente  desselben  Erfinders  Nr.  40305  vom 
7.  December  18St). 

Bei  diesem   N'erfahren  werden   neben  Pepton   auch  Maltose    bezieh 


Foi-tsclirille  auf  dem   Gebiete  der  Fal)i-ikation  von  Starke  ii.  5.  w.      1S!7 

MHltnsekörper  erhalten,  welche  durch  Einwirkung  des  Sauerteigfermentes 
•auf  die  Stärkemehlsubstanzen  des  im  Teige  enthaltenen  Mehles  ent- 
stehen. Die  Maltose  geht  mit  dem  Peptone  in  den  wässerigen  Auszug 
des  gegohrenen  Teiges  über.  Eine  Trennung  der  Maltose  vom  Peptone 
ist  nicht  angegeben,  da  das  erzeugte  Gemisch  am  vortheilhaffeslen  zur 
Herstellung  Pepton  haltiger  Maltose])räparate  direkt  verwendet  wird. 

M.  Bondonneaii  in  Paris  und  G.  For^t  in  Chalons  sur  Saone  con- 
slruirten  einen  Apparat  zur  Gewinnung  von  Zucker  aus  Stärkemehl 
haltigen  Pflanzenstoffen  (D.  R.  P.  Kl.  S9  Nr.  42  519  vom  4.  März  1887). 
Der  Apparat  ist  einer  Diffusionsbatterie  für  Rübenschnitzel  ähnlich  und 
liesteht  aus  einer  Reihe  von  Auslaugekufen  mit  Doppel-Siebboden  und 
Uebersteig  C'alorisatoreu  zwischen  denselben.  Letztere  bilden  Cjlinder 
mit  einem  cylindrisch  conischeu  Einsätze  oder  Glocke  und  einer  Dam])f- 
schlange  in  der  Glocke,  welche  die  Flüssigkeit  erhitzt  und  dadurch  in 
dem  angeschlossenen  Rohre  emportreibl.  Durch  die  Masse  der  Stärke- 
mehl haltigen  Pflauzentheile,  z.  B.  geschälten  Mais,  Reis,  Roggen,  Gerste, 
Hafer  u.  s.  w.,  welche  sich  in  den  Auslaugekufen  befinden,  circulirt 
seiir  verdünnte  Schwefelsäure,  Oxal-  oder  Salzsäure,  welche  die  Stärke 
innerhalb  der  Pflanzenzellen  in  Glucose  überführt  und  zugleich  diese 
auslaugt  ohne  die  ursjirüngliche  Gestalt  der  Körner  zu  verändern.  Man 
kann  mit  Hilfe  dieses  Apparates,  ähnlich  wie  in  der  Zuckerfabrikation, 
eine  vollständige,  systematische  Extraetion  erzielen.  Das  ausgelaugte 
Rohmaterial  soll  beinahe  noch  sämmtliche  Stickstoff  haltigen  Stoffe  ent- 
halten. Der  erhaltene  saure  Zuckersaft  wird  nach  den  bekannten 
Methoden  neutralisirt  und  auf  Stärkezucker  verarbeitet  (vgl.  1888268  18.5). 
f)  Dextrin. 

A.  Schumann  in  Dütllenheim  bei  Strafsburg  liefs  sieh  ein  Verfahren 
jiatentiren  zur  Darstellung  eines  dem  arabischen  Gummi  ähnliehen  und  wie 
dieses  zu  verwendenden  Zucker  freien  Dextrins  (D.R.P.  Kl.  22  Nr.  43146 
vom  3.  Mai  1887  als  Zusatz  zu  Nr.  41 931  vom  25.  August  1886). 

Die  Stärke  wird  mit  kaltem  Wasser  zu  einer  dickflüssigen  Milch 
angerührt  und  mit  einer  Mineralsäure,  Schwefelsäure,  Salzsäure  oder 
Salpetersäure  versetzt.  Die  Quantität  der  Säure  beträgt  i  Proc.  des 
Gewichtes  der  angewandten  Stärke.  Dieses  Gemisch  bleibt  nun  während 
24  Stunden  ruhig  stehen:  sodann  wird  mit  frischem  Wasser  so  lange 
gewaschen  bis  alle  Säure  verschwunden  ist.  Eine  mikroskopische  Unter- 
suchung der  Stärke  zeigt  eine  theilweise  Umänderung  der  Zellwand  der 
Stärkekörnchen,  welche  dieselben  für  die  spätere  Transformation  in  den 
löslichen  Zustand  geeignet  macht.  —  Der  so  präparirte  Stärkenieder- 
schlag wird  dann  entweder  getrocknet  oder  wieder  mit  frischem  Wasser 
zu  einer  dickflüssigen  Milch  angerührt  und  ohne  weiteren  Säurezusatz 
mit  oder  ohne  Druck  im  Oelbade  oder  mit  überhitztem  Wasserdampfe 
auf  etwa  160  bis  170"  gebracht  und  so  lange  dieser  Temperatur  aus- 
gesetzt, bis  alles  Stärkemehl  in  lösliche  Form  übergeführt  ist.    Die  nun 


188      Fortschritte  auf  dt-ni  Gebiete  der  Fabrikation  von  Stärke  u.  s.  w. 

erhaltene  Lösung  wird  dann  u;eklärt,  raffinirt  und  auf  die  gewünschte 
Consistenz  oder  zur  Trockne  eingedampft. 

Ein  neuer  gununiartiger  Sloff  wurde  von  L.  Lüiermann  (Archiv  für 
die  gesammte  Pliysialogie^  Bd.  40  S.  4.54)  in  den  Excrementen  einer  Blatt- 
laus gefunden.  In  deu  auf  Ulmen  erzeugten  Gallen  durch  Schizoneura 
languinosa  finden  .sich  die  von  Liebcrmann  untersuchten  Excrete  in  der 
Form  erstarrter  Tropfen.  Dieselben  sind  in  Wasser  löslich:  die  Lösung 
wurde  mit  Alkohol  versetzt  und  der  erhaltene  Niederschlag  untersucht; 
er  enthielt:  45,2  Proc.  C,  7,15  Proc.  H  und  47,65  Proc.  O;  er  zeigte 
die  Reaction  der  Gummiarten.  Beim  Kochen  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure bildet  sich  ein  reducirbarer  Körper. 

Stärkebestimmuny  in  Gelreidekörnern.  In  der  Zeilschrift  für  ange- 
uandte  Chimie^  1888  Bd.  3  S.  65,  theilt  Monheim  eine  Reihe  von  Aualy.sen 
mit,  aus  welchen  hervorgeht,  dafs  keines  der  bis  jetzt  vorgeschlagenen 
Verfahren  das  Lintner  sehe  oder  auch  das  auf  den.selben  Grundsätzen 
beruhende  Zipper  er' ache  mit  dem  Soxhlet"  sehen  Dampftopfe  an  Sicher- 
heit der  Ausführung  und  Gleichinufsisi;keit  der  Resultate  erreicht. 

Stärke-  und  Zucker- Bestimmung  in  Futterstoffen  von  E.  F.  Ladd 
{Americ.  ehem.  Journal.,  Bd.  10  S.  49).  Man  wäscht  5°  der  zu  unter- 
suchenden Substanz  auf  einem  Filter  mit  destillirtem  Wasser  so  lange 
vorsichtig  aus  bis  die  Wasch wässer  das  Volumen  von  200c<'  erreichen. 
Der  Rückstand  wird  zum  Behufe  der  Stärkebestimmung  getrocknet. 
Das  Filtrat  wird  nun  in  mehreren  Portionen  zu  den  anderen  Bestim- 
mungen benutzt.  In  10'-<^  desselben  wird  der  Zucker  mittels  Fehling'sehev 
Lösung  bestimmt.  Eine  andere  Portion  des  Filtrates  wird  auf  dem 
Wasserbade  etwa  eine  halbe  Stunde  mit  Salzsäure  erhitzt,  dann  mit 
kohlensaurem  Natrium  ueutralisirt  und  der  gebildete  Zucker  mit  Fehling- 
seher Lösung  bestimmt.  Die  Difi'erenz  beider  Bestimmungen  wurde  als 
im   Wasxer  lösliche.,  durch  die  Salzsäure  inrertirle  Substanz  genannt. 

Der  Rückstand,  der,  wie  oben  angegeben,  getrocknet  wurde,  \on  der 
Zuckerbestimmuiig  wurde  in  einer  Erlenmeyer  scheu  Flasche  von  etwa 
250''*^'  Inhalt  mit  ISO'''"  Wasser  und  ö'"'"  concentrirter  Salzsäure  versetzt 
und  die  Flasche  verkorkt.  Durch  den  Kork  reichte  eine  etwa  1"^  lange 
Glasröhre,  welche  als  Condensator  zu  wirken  hat.  Die  so  adjustirte 
Flasche  wurde  12  Stunden  lang  auf  dem  Wasserbade  bei  100"  er- 
hitzt, dann  12  Stunden  stehen  gelassen.  Die  in  der  Flasche  befind- 
liche Flüssigkeit  wurde  nun  tiltrirt,  dann  mit  kohlensaurem  Natrium 
schwach  alkalisch  gemacht,  auf  200*^^'  aufgefüllt  und  in  einem  Theile 
derselben  der  Zucker  bestimmt.  Der  gefundene  Zucker:^ehalt  wurde 
sodann  auf  Stärke  umgerechnet. 

lieber  die  Zusammensetzung  der  Jodstärke  veröll'entlichte  /•'.  Seyfert 
m  der  Zeitschrift  für  angewandte  ('hemie^  1888  S.  15,  folgendes:  Er  nimmt 
an,  dafs  dem  Stärkemolekül  die  von  Pfeiffer  und  TuUens  nach  ihren 
Analysen    der   Natriumverbindimg   aufgestellte   Formel:    CijH^yO.^j,    zu- 


Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Fabrikation  von  Stärke   u.  s.  w.      189 

komirif.  Unter  dieser  Voraussetzung  führen  den  Verfasser  dessen  Unter- 
suchungen der  Jodstärke  auf  die  empirische  Formel:  (C24H4(,02o)i;Jj 
oder  deren  ü,anzes  Vielfaches. 

Gleichzeitig  ergaben  seine  angestellten  Versuche  folgendes  Ver- 
fahren an  die  Hand,  in  einem  Stärkemehle  den  Gehalt  an  Stärke  in 
einer  kurzen  Zeit  zu  bestimmen.  1?  Stärkemehl  wird  mit  100  bis  150'^'^^ 
heil'sem  Wasser  übergössen,  auf  dem  Wasserbade  bei  100"  erhitzt  und 
völlig  verkleistert.  Man  spült  sodann  in  einem  SOO*^'"  Kolben,  gibt  50''"' 
einer  Jodlösung  zu,  die  wenig  Jodkalium  und  im  Liter  12  bis  13"  Jod 
enthält,  ferner  20™  concentrirte  Salzsäure,  füllt  bis  zur  Marke  auf  und 
schüttelt  gut  durch.  Nachdem  sieh  der  Niederschlag  so  weit  gesetzt 
hat,  dafs  sich  zweimal  100'''^  oder  zweimal  50^^  von  der  überstehenden 
klaren  Jodlösung  entnehmen  lassen,  titrirt  man  mit  einer  Lösung  von 
unterschwefligsaurem  Natrium  die  abgezogenen  Volumina  zurück.  Aus 
der  obigen  Formel  geht  nun  hervor,  dafs  sich  die  Stärkesubstanz  mit 
22,865  Proc.  Jod  verbindet.  Multiplicirt  man  also  die  in  den  Nieder- 
schlag übergegangene  Menge  Jod  mit  4,37,  so  ergibt  sieh  die  vorhandene 
Menge  Stärkesubstanz  in  dem  zur  Untersuchung  gelangten  Stärkemehle. 

Anknüpfend  an  die  \orangegangene  im  Auszuge  mitgetheilte  Arbeit 
Seyfert's  erinnern  wir  daran,  dafs  F.  Mylius  in  der  Zeilschrift  für 
physiologische  Chemie^  1887  Bd.  11  S.  306,  sowie  auch:  D.  p.  J.,  1888  268 
129,  auf  Grund  seiner  Analysen  die  empirische  Formel  (C.24H4qÜ2oJ)4JH 
für  die  Jodstärke  aufstellte,  in  welcher  auf  4  Jodatome  1  Molekül  Jod- 
wasserstoffsäure kommt.  Dieser  Formel  würde  für  Jod  ein  Procent- 
gehalt von  24,489  entsprechen. 

Im  LanJuirihschaftlichen  Jahrbuch^  Bd.  15  S.  259,  führt  Daferl  aus, 
dafs  der  Slärke  gar  keine  Formel  zukomme  und  man  solle  daher  an 
Stelle  der  Chemie  der  Stärke  jene  der  Stärkekörper  setzen.  Nach  dem 
Verfahren  l)esteht  die  Stärke  aus: 

»)  Stärkekörpern,  zu  welchen  er  rechnet: 

1)  Stäikecellulose^  ein  nicht  näher  untersuchtes  Gemenge  mindestens 
zweier  chemischen  Verbindungen.  Die  Stärkecellulose  färbt  sich  mit 
Jod  braun,  ist  in  kaltem  und  kochendem  Wasser  unlöslich,  geht  aber 
durch  letzteres  zum  Theile  in  Granulöse  über.  Diastase  hat  auf  die- 
selbe keinerlei  Wirkung. 

2)  Granulöse^  unter  verschiedenen  Namen  beschrieben,  wie  Amidulin, 
lösliche  Stärke,  Amylodextrin  u.  s.  w.,  färbt  sich  mit  Jod  blau,  ist  in 
kaltem  Wasser  fast  unlöslich,  in  kochendem  aber  leicht  löslich.  Diastase 
verwandelt  die  Granulöse  in  Zuekei-. 

3)  Dextrin^  in  kaltem  und  heil'sem  Wasser  löslieh,  geht  durch  Diastase 
in  Zucker  über  und  scheint  schwaches  Keductionsvermögen  zu  besitzen. 

bj  Zucker,  c)  Proteinkörper,  Amide  u.  s.  w.,  d)  Fett  und  e)  Asche. 
Ueber  die  Daferi'mhttw  Arbeiten  ist  übrigens  in  D.  p.  J.,  1887  265 
326,  schon  ausführlieh  berichtet.  J.  Bröfsler. 


190 


Kleinere   Mitlheiluiigeii. 


/r^ 


0. 


Tiefenmesser  von  J.  M.  Weeren. 

Die  ZtiLsctiriß  für  Inslrutiienttnkunde  tUeueiuberhelt  18Ö7)  llieilt  Zeichnuiij,' 
und  Besc-hreibuiig  des  oben  beiiaiiiileu  TielViimessers  mit,  dessen  Grundge- 
danke darin  liegt,  die  Tiefe  aus  dem,  aul' eine  Wassermenge  des  Tiefenmessers 
ausgeübten  Druclif  zu  bestimmen,  welche  in  eigenthümliclier  Weise  nach  dem 
Aufzielien  des  Insliiimentes  festgestellt  werden  kann.  Dabei  gestattet  dieser 
Tiefenzeiger  die  Messung  auch  der  gröfsten  Drucke. 

Eigentliümlieli  ist  ihm  ferner,   dafs  nicht,   wie  bei  deu  Manometern,  aus 
der  ZusarauRiipressung  der  I.ufl,   sondern  aus  der  des  Wassers  die  Tiefe  be- 
stimmt   wird.      Die    Vorriclitun;,'    be.^teht    aus    einem    Hohl- 
cylinder,  welcher  durch  eine  Scheidewand  in  zwei  Kammern  .1 
I  und  B  getheill  ist.    Kammer  B  stein  sowohl  mit  dem  Aulsen- 

t,  wasser  durch  ein  Rohr  C  als  auch  mit  A  durch  ein  Kohr  1> 

in  Verbindung,  an  welchem  ein  nur  bei  Ueberdruck  in  B 
nach  oben  sich  ötTnendes  Federventil  li  angebracht  ist.  Ein 
zweites  Federventil  F  hebt  sich  beim  l'eberdrucUe  in  Kam- 
mer .1.  Vor  dem  Gebrauche  wird  die  ihrem  Inhalte  nach 
genau  bestimnile  Kammer  A  nach  Abschrauben  des  Veiitiles  /■ 
mit  deslillirtem.  luftfreieni  Wasser  von  bestimmtem  Wärme- 
grade gefüllt,  F  wieder  aufgeschraubt  und  ebenso  Kammer  ß 
durch  Rühr  C  mit  Quecksilber  gefüllt.  Wird  nun  der  Tiefen- 
messer an  einer  Lothleine  ins  Meer  herabgelassen,  so  wächst 
mit  zunehmender  Tiefe  auch  der  Wasserdruck  (l'i' =  lOni.25). 
der  grofser  ist  als  der  Wasserdruck  des  in  .1  abgesperrten 
Wassers  und  in  Folge  dessen  das  Meereswasser  durch  Rohr  C 
in  Kammer  ß  drangt.  Das  in  B  bednilliche  (Quecksilber. 
hierdurch  gedrückt,  öll'net  Ventil  E  und  steigt  durch  Rühr  /> 
in  die  Kammer  A.  i-o  lange  der  Messer  sinkt,  wird  Quecksilber  in  A  ein- 
dringen; der  Zullufs  hört  erst  auf.  sobald  der  Messer  auf  den  Meeresgrund 
aufstöfst,  da  alsdann  der  Druck  des  Wassers  in  A  gleich  dem  des  umgebenden 
Meereswassers  ist.  Das  Ventil  F  wird  nun  in  Folge  des  Gleichgewichtszu- 
standes des  Innen-  und  Aufsenwassers  durch  seine  Feder  wieder  nach  unten 
gezogen,  schliefst  Rohr  D  und  verhindert  das  Zurücktliefsen  des  (Quecksilbers 
in  A.  Nach  Aufwinden  des  Tielenmessers  läfst  sich  aus  dem  Gewichte  des 
in  A  eingedrungenen  Quecksilbers  die  erreichte  Wassertiefe  bestimmen.  N'enlil  /■ 
dient  dazu,  bei  Heben  des  Messers,  also  bei  Abnahme  des  äufseren  Wasser- 
druckes, dem  in  A  zusammengeprefsten  Wasser  den  Austritt  nach  aufsen  zu 
.ermöglichen.  Der  Tiefenmesser  ist  in  seinem  (jrundgedanken  und  iu  dei' 
Bauart  gut  durchdacht;  schwierig  wird  sich  ilie  Aichung  gestalten,  weil  diesi 
bei   allen   .Manometern   lediglich   auf  Grund   von    Versuchen   erfolgen   kann. 

Einflufs  der  Feuchtigkeit  auf  den  Längenzustand  von  Hölzern. 

Im  physikalischen  Institute  der  Universität  iu  Würzburg  wurden  umfang- 
reiche Versuche  über  den  Einllufs  der  Feuchtigkeit  auf  verschiedene  Holzer 
in  Bezug  auf  Längen-  uinl  Gewichtsäuderung  durchgeführt,  welche  zu  folgen- 
den Ergebnissen  führten:  Innerhalb  gewisser  Grenzen  erweist  sich  die  Länge 
der  Hölzer  in  Richtung  ihrer  Fasern  abhängig  von  dem  Wassergehalte  des 
Holzes,  und  zwar  kann  bei  einer  Wasseraufuahiue  von  20  bis  30  l'roc.  die 
Längenzunahme  je  nach  Holzart  0,1  bis  2  Proc.  betragen.  Die  Hölzer  simi 
am  kürzesten,  wenn  ihnen  alles  Wasser  entzogen  wird.  Längenzustand  und 
(lewicht  der  Hölzer  wachsen  mit  der  Feuchtigkeit  der  Luft  und  verkleinern 
sich  mit  derselben.  Die  übliche  Behandlungsweise  der  Holzer  mit  Politur. 
Tränkung.  Lackirung  vermögen  die  Hölzer  vor  dem  Einllusse  des  Wassei- 
dampfes  der  gfsältigten  Luft  nicht  zu  bewahren.  Den  besten  Schutz  gewährt 
die  Lackirung.  Kufsbauni,  Mahagoni  und  Eiche  sind  zur  Herstellung  von 
Mafsstäben  am  wenigsten,  Ahorn,  Rothbuche,  Fichte  und  Linde  hingegen  am 
besten  geeignet.  Letztgenannte  Holzarten  zeigen  nur  geringe  Längenschwau- 
kungen  in  Folge  von  Aenderungen  der  Luftfeuchtigkeit.  Die  zu  Mefszwecken 
verwendeten  Stäbe  sollten  stets  mit  einem  sorgfältigen  Lackuberzug  versehen 
«erden.     (.Aus   Anvuliu  dt,    Physik  tmd  Chemie.   Bd.  .\.\.\1V.) 


Kleinere  lliltheilungeii. 


lyi 


üeber  das  Gefrieren  des  Wassers  in  nahezu  geschlossenen  Gefäfsen. 

Dal'a  geschlossene,  vollständig  mit  Wasser  gefüllte  Uelalse  mit  grol'ser 
Kraft  gesprengt  werden,  wenn  ihr  Inhalt  gefriert,  ist  eine  bekannte  Thatsache. 
Ebenso  weifs  man,  dafs  mit  Wasser  gefüllte  Flaschen  beim  Gefrieren  auch 
ohne  Slupselverschlul's  öfters  bersten.  In  diesem  Falle  vertritt  das  zuerst  an 
der  Überlliiche  in  Eis  sich  verwandelnde  Wasser  selbst  die  Stelle  des  Stöpsels. 
D.  Wmslanley  theilt  im  Engineerivg,  Bd.  4G  S.  490,  eine  Beobachtung  mit,  welche 
beweist,  dafs  ein  mit  Wasser  gefülltes  Gefäfs  beim  Gefrieren  iiicht  zertrümmert 
wird,  wenn  den  unteren  Wasserschichlen  durch  eine  kleine  Oelfnuug,  an  die 
sich  eine  aufwärts  gebogene  Röhre  schliefst,  der  nöthige  Spielraum,  sich  aus- 
zudehnen, geboten  wird.  Zu  dem  Versuche  diente  ein  umgekehrter,  voll- 
ständig mit  Wasser  gefüllter  Glascylinder,  dessen  Hals  durch  einen  Kautschuk- 
Stöpsel  geschlo.ssen  war.  Letzterer  hatte  ein  Loch ,  worin  eine  U-förmige, 
(Quecksilber  als  Absperrungsmittel  enthaltende  Glasröhre  steckte.  Als  Winstanlet^ 
den  Apparat  in  einer  kalten  Winternacht  vor  das  Fenster  stellte,  bildete  am 
anderen  ilorgen  der  ganze,  2'/'^  Pfund  wiegende  Inhalt  eine  einzige  starre 
Eismasse,  ohne  dafs  das  Glasgefäfs  sich  im  mindesten  beschädigt  zeigte. 

Schanschiefl's  galvanisches  Element  für  elektrische  Beleuchtung. 

A.  Schanschieff  führt  nach  seinem  Engliclien  Patente  Nr.  10748  vom  4.  August 
1888  sein  Element  (vgl.  1886  261  44(),  1888  268  431),  dem  das  Jcon'sche 
(vgl.  1887  264  462)  ähnlich  ist,  in  Verbindung  mit  einer  Lampe  in  der  aus 
den  zugehörigen  Abbildungen  ersichtlichen  Weise  ans.  Fig.  1  bietet  einen 
lüthrechten  Schnitt,  Fig.  2  den  Grundrils.  Fig.  3  einen  wagerechten  Schnitt. 
Das  Gefäfs  A   ist  durch   radiale  Scheidewände  abgetheilt;   der  Stab  ß^   ■''''  '" 

der  Fufsplatte  i^l   befestigt,    die  mit 


Fig.  2. 


_g_ 


', 

1 

r 
!iJ_ 

iu  ll 

t 

r -d^- 

~^- 

Kig.  :t. 


einem  Stifte  ßj  in  ein  Loch  von  A 
greift,  zur  Verhütung  der  Drehung. 
C  ist  der  die  Batterie-Elektroden  tra- 
gende innere  Vulkanit-Deckel;  auf 
dem  äufseren  Holzdeckel  D  ist  die 
Lampe  E  angebracht;  an  der  Innen- 
seite ist  C  mit  einem  Futter  Q  aus 
vnlkanisirtem  Kautschuke  versehen, 
dessen  Rand  auf  dem  von  A  liegt 
und  einen  wasserdichten  Verschlufs 
gibt.  F  F  sind  die  Kohlen,  G  G  die 
Zinke;  beide  sind  anCj  angeschraubt; 
die  um  die  Zinke  gelegten  Ringe  (jj  G) 
schützen  dieselben  gegen  Auflösung. 
Die  Jluttern  H !I  bilden  die  Pole  der 
Batterie;  die  Zuleitungen  zu  ihnen 
liegen  in  Rinnen  an  der  Unterseite 
des  Deckels  Cj,  welche  mit  Mariue- 
leini  ausgefüllt  sind,  und  werden  von 
der  Platte  Cj  bedeckt.  Auf  den 
Deckel  D  ist  ein  Sockel  aufgeschraubt, 
D  der  Hals  J  festgeschraubt,  welcher 


worin  die  Lampe  E  ruht;  ferner  ist  ar 
die  Mutter  K  festhält;  durch  K  geht  U-,  hindurch,  und  wird  K  auf  dem  Ge- 
winde £3  niedergeschraubt,  so  wird  die  Batterie  geschlossen.  Die  Zuleitungen 
zur  Lampe  liegen  in  Furchen  auf  der  Innenfläche  des  Deckels  D  und  sind  mit 
den  bei  L  eingelassenen  metallenen  Zwingen  verbunden,  durch  welche  die 
Schrauben  M  nach  den  Muttern  U  hindurchgehen.  Um  die  Batterie  aufser 
Thätigkeit  zu  setzen,  schraubt  man  die  Mutter  K  auf,  lüftet  die  Deckel  C  und  D 
und  schraubt  K  auf  das  obere  Ende  von  B,:  dadurch  werden  die  Elektroden 
aus  der  Flüssigkeit  herausgehoben. 


192 


Kleinere  Mittheilimgeii. 


> 

i 

3- 

a. 

1 

o_ 

Ä 

1 

1 

00 

1 

£   1 

00 

1 

1 

Studiiende 

i=2 
^7  S^ 

1 

1 

«5 

1 

1    1 

1 

1 

1 

Hospitanten 

OS 

CO 

^ 

fe 

^    8 

^ 

to 

OS 

Studirende 

5* 

5  C 

>o 

»c 

- 

1,-1 

1    -. 

- 

CO 

1 

Hospitanten 

*- 

CT. 

-3 

o>^to 

s 

03         00 
1           CO 

00 
00 

03 

00 
o 

CO 

Studirende 

g: 

g 

ij 

CD?  *- 

'll 

Hospitanten 

J-i 

CO 

g 

CO 

s    ^ 

CO 

CO 

CO 

CO 

Studirende 

> 

1 

IC 

IFI- 

03 

03 

1    t 

CO 

^ 

1 

Hospitaniea 

o: 

^S^  o. 

-        OS 

i  1-^ 

if 

Studirende 

P 

~i 

^5 

8 

IP--'    OS 

i.£- 
1       S"3  *- 

^ 

1 1 

Hospitanten 

CgWcB     1 

S      2 

1 

1 

1        1 

3 

1 

Studirende 

lt| 

^1- 

-"      1 

1 

1 

1        1 

1-^3 

1 

Hospitanten 

1 

4- 

1 

M 

CO 

CO 

g 

1 

Studirende 

'S  ^2'. 

1 

1 

1 

1 

ü  ^ 

n 

^ 

1 

HospiUinten 

oc 

-5 

1 

03 

1  'l 

1 

i 

1 

Hörer 

®  OC 

seo-. 

t«  (O  '«  (O  N*  »O 

o.  £:  5.  E  as  g 

!»o  00  oc  se  1— 

»2 

*»00 

Studirende 

i 

3 

1 

gg 

gs 

»  00 

1  5si 

»  oc 

ION. 

•»»CO 

-2i 

Hospitanten 

oc 

2:5 

1  1 

''g 

MM 

00  cn 

2i 

Hörer 

3g 

00  CO 

wo 

>^co 

©g 

Uli 

4^  >(- 

SS 

»cc 

»*  »o 

Im  Ganzen 

85? 

c 
■    =r 

33  = 

?5  H^ 

5.D. 

sPJn 

ra.|i 

3 

»r 

c 

S 

Verlag  der  J.  G.  Cotta'scbsn  lluchli:in>llung  In  Stuttgart 
Druck  von  Gebrüder  Krftner  in  Sinltsarl. 


8elliiig'.<  Rechenmaschinu.  193 

Selling's  Rechenmaschiae;  von  Direktor  Dr.  A.  Poppe. 

Mit  Abbildungen  im  Texte  und  auf  Tafel  10. 

Seit  mehr  als  zwei  Jahrhunderten  haben  sich  die  geistreichsten  und 
scharfsinnigsten  Köpfe,  Gelehrte  wie  Pascal^  Leibnitz  u.  A.  mit  der 
Lösung  der  Aufgabe  beschäftigt,  die  geistlose,  ermüdende  und  er- 
schlaffende Arbeit  des  anhaltenden  Ziflf'errechnens  durch  eine  Maschine 
verrichten  zu  lassen,  ohne  ihre  Bemühungen  und  0])fer  von  einem  nam- 
haften Erfolge  begleitet  zu  sehen.  Erst  unserem  Jahrhunderte  war  ein 
entschiedener  Fortsehritt  auch  in  dieser  Richtung  vorbehalten.  Hiervon 
'legt  u.  A.  die  aus  den  fünfziger  Jahren  stammende  5c/iPMtr'sche  Rechen- 
maschine 1  ein  glänzendes  Zeugnifs  ab.  Von  einer  Verbreittmg  dieser 
merkwürdigen,  10  englische  Centner  wiegenden  Maschine,  deren  An- 
schaffungskosten sich  auf  nicht  weniger  als  2000  Pfd.  Sterl.  (40000  M.) 
belaufen  sollen,  kann  jedoch  begreiflicher  Weise  keine  Rede  sein,  selbst 
von  dem  Umstände  abgesehen,  dafs  sie  nicht  zur  Ausführung  beliebiger 
Rechnungen,  sondern  nur  zur  Herstellung  tabellarischer  Werke,  wie 
Logarithmen,  dient.  Die  erste  Rechenmaschine,  welche  in  weiteren 
Kreisen  Eingang  gefunden  und  sich  als  Hilfsmittel  für  Mathematiker, 
Astronomen ,  Versicherungsgesellschaften  u.  s.  w.  bis  auf  den  heutigen 
Tag  behauptet  hat,  ohne  jedoch  zu  einer  dem  Bedürfnisse  genügenden 
Verbreitung  zu  gelangen,  ist  der  dem  Elsässer  Thomas  bereits  im  J.  1820 
jiatentirte  ^^Arithmomitre'-^ ''. 

Der  TAomas'sche  Arithmometer  ist  es,  dessen  sich  Herr  Dr.  Sclling^ 
Professor  der  Mathematik  und  Astronomie  an  der  Universität  Würzburg, 
bei  seiner  Untersuchung  über  die  Leistungsfähigkeit  des  allgemeinen 
ünterstützungsvereines  für  die  Hinterlassenen  der  bayerischen  Staats- 
diener und  der  mit  demselben  verbundenen  Töchterkasse  bedient  hat, 
wozu  zum  ersten  Male  Tabellen  der  Ueberlebungsrenten  der  Kinder 
über  beide  Eltern  berechnet  und  benützt  worden  sind.  Mit  Hilfe  des 
Arithmometers  ist  es  ihm  möglich  geworden,  die  gewaltigen  Ziffer- 
massen bei  Berechnung  so  zahlreicher  Tabellen  in  zwei  Jahren  zu  be- 
wältigen. Bei  dieser  Riesenarbeit  hatte  Dr.  Selling  reichlich  Gelegen- 
heit, sich  von  dem  grofsen  Nutzen  der  sinnreichen  Maschine  zu 
überzeugen.  Aber  auch  ihre  Mängel  sind  seinem  Scharfblicke  nicht 
entgangen,  und  diese  fand  er  hauptsächlich  in  der  Ungleichmäfsigkeit 
und  zeitweisen  Häufung  der  Widerstände,  sowohl  bei  Bildung  der  Theil- 
producte,  als  auch  bei  der  sogen.  Zehnerübertragung.  Unwillkürlich 
drängte  sich  ihm  die  Frage  auf,  ob  es  denn  nicht  möglich  sei,  die  Gon- 
struction  des  Arithmometers  mit  ihrer  intermittirenden,  stofsenden  und 
rasselnden  Bewegung,   durch    eine  solche  von  gleichmäfsigem,  sanftem 

1  Vgl.  1860  156  241.  321. 

2  Eine  das  Wesentliclie  umfassende  Beschreibung  dieser  Maschine  von 
F.  ReuUaux  befindet  sich  in  D.  p.  J.  1862  165  *  334. 

ningler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.5.  1889,1.  13 


194 


Selling's  Rechenmaschine. 


lind  geräuschlosem  Gange  zu  ersetzen.  Nach  jahrelanger  beharrlicher 
Arbeit  und  Ueberwindiing  mancher  technischen  Schwierigkeit  ist  ihm 
die  Lüsuno-   dieser  Aufgabe    in  überraschend   schöner  Weise   durch  die 


Ertindung  seiner  Rechenmaschine  (D.  H.  P.  Nr.  39634  vom  It'i.  April 
1886)  gelungen,  welche  eine  Fülle  ebenso  geistvoller  als  praktischer 
Gedanken  vereinigt.  3 


3  In  der  Broschüre:   E.  Selling,   Eine  neue  Rechenmaschine.    Berlin.    Springer. 
1887,   findet  man    als  Einleitung  eine   kurz   gefalste   Geschichte   der   Rechen- 


Selling's  Rechenmaschine.  195 

I.  Beschreibung  der  Maschine. 

Die  allgemeine  Constnictionsanlage  ist  aus  der  nach  einer  photo- 
graphisehen  Aufnahme  ausgeführten  Textabbildung,  sowie  aus  dem  sche- 
matiseheu  Grundrisse  (Fig.  2  Taf.  10)  ersichtlich.  Schon  ein  Blick  auf  diese 
Figuren  läfst  den  eigenartigen,  von  allen  anderen  bekannten  Systemen 
völlig  abweichenden  Charakter  der  Selling' »chtn  Kechenmaschine  er- 
kennen. Sie  beruht  im  Wesentlichen  auf  zwei  Prinzipien,  dem  einen 
zur  Bildung  der  Theilproducte,  dem  anderen  zur  Zehuerübertragung. 

A)  Bitdung  der  Theilproducte.  Die  Einführung  der  unter  der  Be- 
zeichnung „Nürnberger  Schere-'  bekannten  rhombischen  Gelenkverbin- 
dung, als  Mittel  zur  Bildung  der  Theilproducte,  ist  ein  ebenso  glück- 
licher als  origineller  Gedanke.  Fig.  3  Taf.  10  stellt  die  Nürnberger  Schere 
in  ihrer  einfachsten  Form  schematisch  dar.  Ihr  Prinzij)  ist  mit  wenigen 
Worten  erklärt.  Wenn  der  Punkt  o  festgehalten,  und  der  erste  Kreu- 
zungspunkt b  längs  der  Mittellinie  um  1  Einheit  verschoben  wird,  so 
bewegen  sich  die  folgenden  Kreuzungspunkte  c,  rf,  e  .  .  .  bezieh,  um 
"2,  3,  4  .  .  .  Einheiten.  In  Anwendung  dieses  Prinzipes  sind  zwei  voll- 
kommen gleiche,  in  den  Punkten  a  a  festgehaltene  Nürnberger  Seheren  5 
und  S|  (Fig.  2)  an  ihren  Kreuzungsstellen  durch  zehn  Querstäbe 
0.,  1.,  2.,  5  ...  9  dergestalt  mit  einander  verbunden,  dafs  sie  längs 
zweier  Führungen  R  R  durchaus  gleiche  Bewegungen  macheu.  Fig.  4 
zeigt,  wie  ihre  Gliederung  der  Verstärkung  wegen  in  Wirklichkeit  be- 
schaffen ist.  Jenseits  ihrer  festen  Punkte  sind  die  Scheren  um  eine 
Gelenkverbindung  erweitert,  deren  Kreuzungspunkte  durch  einen  elften 
Querstab  g  verbunden  sind.  Dieser  bewegt  sich  in  einer  den  Verschie- 
bungen der  Doppelschere  entgegengesetzten  Richtung.  Sein  Zweck 
wird  später  erklärt  werden.  Die  Fixpunkte  a  a  der  Schere  liegen  auf 
dem  vierkantigen  Theile  einer  Welle  FF  fF,  welche  mit  dem  Rahmen  II 
ein  festes  Ganze  bildet.  Ihre  Enden  sind  in  einem  auf  den  Führungs- 
stangen R  R  gleitenden  Schieber  s  s  gelagert,  welcher  mittels  des  Hand- 
ringes h  vor  oder  zurück  bewegt  werden  kann,  wenn  man  die  Schere 
öffnen  oder  schliefsen  will.  Dehnt  man  nun  die  letztere  so  weit  aus, 
dafs  der  Querstab  1  den  Weg  tv  zurücklegt,  so  sind  die  von  den  Quer- 
stäben 5,  3,  4  ...  9  zurückgelegten  Wege  2  ii\  3  u',  4  w  ...  9  tv.  Die 
Querstäbe  werden  rechtwinkelig  gekreuzt  von  neun  auf  ihnen  liegenden 
Zahnstangen  Zj,  Z,,  Z^  .  .  .  Z^.,  wovon  jedoch  in  Fig.  2  nur  vier  an- 
gegeben sind.  Der  ungezahnte  Theil  jeder  Zahnstange  hat  zehn  gleich- 
weit von  einander  abstehende  Löcher,  welche  bei  der  in  Fig.  2  darge- 
stellten Anfangslage  der  Schere  direkt  über  entsprechenden  Löchern 
der  Querstäbe  zu  liegen  kommen.  Jedes  der  Zahnstangenlöcher  ent- 
hält einen  oben  mit  einem  Knöpfchen  versehenen  Stahlstift,  welcher, 
wenn  er  wie  eine  Taste  hinabgedrückt  wird,  die  betreffende  Querstange 

ma.schinen  überhaupt,  sodann  die  Beschreibung  der  ursprünglichen  Construction 
seiner  eigenen  Reclienmaschine,  mit  ihren  mögliclien  Aenderungen. 


196  Sellin^''s  Reclienmastliiiic. 

mit  der  Zahnstange  verbindet.  Bezeichnet  iniui  die  .Stifte  oder  Tasten 
mit  den  Nummern  der  Querstäbe,  über  denen  sie  liegen,  so  brauciit 
man,  um  ■/..  B.  die  Zahl  571  einzustellen,  nur  die  Taste  7  der  Zahn- 
stan2;e  /, ,  die  Taste  7  der  Zahnstange  Z^  und  die  Taste  ä  der  Zahn- 
stanae  7.^  hiuabzudriicken.  Dadurch  sind  die  drei  Zaiinstangen  mit  den 
betretFenden  Querstäben  verbunden,  so  dafs  sie  beim  Oetlnen  der  Schere 
die  den  ZitTern  der  gegebenen  Zahl  entsprechenden  Wege  ■/  «•,  7  ic,  5  u- 
iler  Qiierstäbe  mitmachen,  wahrend  die  übrigen  mit  dem  unbewegliciien 
Nullstabe  a  o  verbundenen  Zahnstangen  zurückbleiben. 

Soll  eine  neue  Zahl  an  der  Claviatur  eingestellt  werden,  so  braucht 
man  auf  die  vorher  eingestellt  gewesenen  ZiH'ern  keinerlei  Rücksicht 
zu  nehmen,  indem  der  betretrende  Stift  durch  einen  sinnreichen  Feder- 
mechanismus von  selbst  in  die  Höhe  springt  und  aufser  Eingrill"  kommt, 
.sobald  ein  anderer  derselben  Zahnstange  hinabgedrückt  wird.  Die 
Fig.  5  und  6  veranschaulichen  diesen  Hilfsmechanisinus  in  zwei  senk- 
rechten Durchschnitten.  </,,  i/^i  93i  ?4  sind  vier  <iuerstäbe  der  in  Null- 
stellung befindlichen  Schere,  Jj,  Zj,  7'.,,  J\  ebenso  viele  in  einer  Füh- 
rung 0  0  gleitende  Tasten,  wovon  die  eine  hinabgedrückt  ist,  um  die 
Zahnstange  ZZ  mit  dem  Querstabe  f/j  zu  \erbinden.  Jede  Taste  be- 
sitzt eine  kleine  kegelförmige  Erweiterung,  auf  welche  von  unten 
eine  Spiralfeder  wirkt  und  die  Taste  nach  oben  drangt.  Beim  Hinab- 
drücken der  Taste  T^  hat  der  Kegel  Aj  die  vorstehende  Kante  eines 
längs  der  Stiftenreihe  sich  hinziehenden,  um  eine  Achse  drehbaren  und 
elastisch  andrückenden  Bleches  bb  zurückgedrängt,  worauf  die  Kante, 
wie  Fig.  5  zeigt,  oberhalb  des  Kegels  eingeschnappt  ist.  Soll  nun  später 
au  derselben  Zahnstange  eine  andere  Zitier  eingesetzt  und  zu  diesem 
Zwecke  ein  anderer  Stift  T,  hinabgedrückt  werden,  so  schiebt  A-,  das 
Blech  hh  zurück,  wodurcii  der  Stift  'l\  frei  wird  und  von  selbst  in  die 
Höhe  s])ringt,  wogegen  jetzt  der  niedergedrückte  Stift  J,  festgehalten 
wird.  Es  kann  also  nie  eine  und  dieselbe  Zahnslange  durch  zwei  Stifte 
gleichzeitig  mit  der  Schere  verbunden  sein.  Das  Einsetzen  des  Multi- 
plicandcn  an  der  Claviatur  nimmt  auf  diese  Weise  kaum  so  viel  Zeit 
in  Anspruch,  als  das  Ansehreiben  mit  der  Feder. 

Ebenso  schnell  vollzieht  sich  die  Bildung  der  Theilproducte  einfach 
durch  Oellhen  der  Scheren  mittels  des  Handringes  /;  iFig.  2).  Zur  ge- 
nauen Begrenzung  dieser  Bewegungen  dient  die  Scala  U  mit  den  vier 
kleinen  den  Multi])licatürzitl'ern  1,  2,  3,  4  entsprechenden  Einschnitten 
/,  J/,  ///,  /r,  indem  durch  eine  leichte  Drehung  des  Handringes  h  ein 
Riegel  frei  wird  und  in  einen  der  Einschnitte  einschnappt.  Der  Zitier  5 
entspricht  ein  Anschlagen  des  Schiebers  s  an  den  Aufhaltstift  \.  Die 
Fortsetzung  der  Multiplicatorscala  bis  zur  neunten  Haltstelle  hat  der 
Erlinder  niciit  für  nothwendig  erachtet,  da  man  den  Zitlern  6,  7,  8,  !• 
bezieh,  die  Werthe  (10  —  4),  (10  —  3),  (10  —  2),  (10  —  1)  oder  auch 
(2-1-3),  (3-|-4),  (3-4-5),  (4-|-5)  substituiren  kann.    Es  ist  dies  jedoch 


Selling's  Rechenmaschine.  197 

nicht  uothwendig  und  geschielit  nur,  um  die  Längeudiniensionen  der 
Maschine  zu  vermindern  und  kleinere  Bewegungen  zu  erzielen.  Der 
ganze  um  IV  W  drehbare  Rahmen  liann  um  einen  kleinen  Bogen  ge- 
hoben und  gesenkt  werden.  Dieses  geschieht  durch  Drehung  des  Hand- 
knopfes 0,  dessen  Achse  im  Rahmen  II  gelagert  ist  und  ein  Excenter  a; 
enthält,  welches  auf  der  im  Gestelle  befestigteu  runden  Stange  n  (Fig.  1) 
aufliegt.  Durch  Hebung  des  Rahmens  gelangen  die  Zahnstangen  mit 
den  Zahnrädern  r^^  r^-,  r^  .  .  .  des  Systemes  P  in  Eingriff,  um  ihre  den 
Theilproducten  proportionalen  Längsverschiebungen  in  Drehungen  dieser 
Räder  umzusetzen.  Die  Senkung  de.s  Rahmens  bringt  sie  wieder  aufscr 
Eingritr. 

B)  Die  Zehneriiberlragung.  Das  Radsystem  P  besteht  bei  der  in 
Fig.  1  abgebildeten  Rechenmaschine  aus  13  gleichen  Zahnrädern  r|,r2,r3  . .  . 
jedes  von  -36  Zähnen,  und  ebenso  vielen  Zifferrädern  n,,  n.,.,  «3  •  ■  ■  von 
etwas  gröfserem  Durchmesser.  Sämmtliche  Räder  sitzen  in  wechselnder 
Reihenfolge  lose  auf  einer  gemeinsamen,  an  das  Gestell  festgeschraublen 
Achse  A"  X  Diese  trägt  noch  ein  zweites,  gleichfalls  mit  Zehnerüber- 
tragung ausgestattetes  Radsystem  Q^  bestehend  aus  sieben  Zahnrädern 
und  sieben  Zifferrädern.  Von  diesem  mag  vorläufig  nur  so  viel  gesagt 
werden,  dal's  dasselbe  in  Verbindung  mit  der  einzelneu  Zahnstange  tj 
bei  Mulli]ilicationen  den  Multiplicator,  bei  Divisionen  den  Quotienten 
registrirt.  Der  cylindrische  Umfang  der  ZitFerräder  ist  durch  Quer- 
striche in  40  gleiche  Felder  getheilt,  welche  die  zehn  in  erhabener 
Schrift  gravirten  Ziffern  0  bis  9  in  vierfacher  Folge  aufnehmen.  Dicht 
über  das  ganze  Radsyslem  ist  parallel  zur  Achse  ein  Faden  D  D  als 
Iudex  gespannt,  welcher  bei  Nullstellung  der  Räder  den  unteren  Strich 
jedes  Nullfeldes  deckt.  An  diesem  Faden  erscheint  nach  beendigter 
Rechnung  in  dem  Einschnitte  des  Schutzbleches  A  (Fig.  1)  das  Resultat. 
Da  aber  die  Ziffern  1,  2,  3  ...  9  in  vierfacher  Folge  auf  den  Rad- 
umfängen  vorhanden  sind,  so  bilden  sich  die  Resultate  nicht  nur  längs 
der  Ableselinie  D  />,  sondern  auch  von  90"  zu  90"  längs  dreier  anderer 
Linien.  Dies  kann  dazu  benutzt  werden,  um  auf  der  Rückseite  der 
Räder  das  Resultat  mittels  einer  besonderen  Vorrichtung,  wozu  die 
Walze  cc  und  das  Rädchen  d  (Fig.  1)  gehört,  auf  einem  Papierstreifen 
als  Rechnungsbeleg  abzudrucken. 

Angenommen  nun,  die  an  der  C'laviatur  eingesetzte  Zahl  875  solle 
fürs  erste  einfach  als  solche  auf  die  Räder  übertragen,  d.  h.  mit  1  multi- 
plicirt  werden,  und  die  betreffenden  Zahnstangen  Zj,  Z^,  Z3  befinden 
sich  mit  den  Rädern  r^^  j-^,  r^  in  Eingriff,  so  öffnet  man  die  Schere 
aus  ihrer  Anfangslage  bis  zum  Einschnitte  I  der  Scala  U.  Die  Ziffer- 
räder «1,  ?i.2i  "3  werden  alsdann  in  entsprechender  Richtung  bezieh,  um 
5,  7,  8  Ziffern  weiterrücken,  und  an  Stelle  der  drei  Nullen  wird  der 
ilultiplicaud  875  am  Faden  D  D  erscheinen.  Soll  dieselbe  Zahl  mit  4 
multiplicirt  werden,  so  öffnet  man  die  Schere  von  ihrer  Nullstellung  aus 


198  Selliiiys  Keclieiimascliiiie. 

bis  zum  Scaleneiiisehnitte  IV.  Du  aber  die  ZitlV'iii  der  Hiider  nur  von 
0  bis  9  gehen,  wäiirend  die  Wege  der  Zahnstangen  Z,,  Z,,  Z^  itn  ge- 
gebenen Falle  bezieh,  den  20 fachen,  28 fachen  nnd  32 fachen  Zillern- 
abstand  darstellen,  so  inuls  für  die  Zehneriibertragung  von  einem  Zill'er- 
rade  auf  das  links  nächste  gesorgt  sein.  Die  Methode  dieser  Uebertragung 
gehört  zu  den  feinsten  Eigenthiimlichkeiten  der  Selliny'nabea  Rechen- 
maschine. Sie  besteht  in  einem  Mechanismus,  mittels  dessen  jedes 
Zifferrad  stetig  um  ''i,,  der  Drehung  des  rechts  nächsten  in  der.selben 
Richtung  sich  dreht,  neben  dieser  Drehung  aber  und  ganz  unabhängig 
von  ihr  noch  diejenige  Bevv'egung  annimmt,  welche  durch  die  Zahn- 
stangen unmittelbar  eingeführt  wird.  Zur  Erklärung  und  Veranschau- 
lichung dieses  Vorganges  dient  Fig.  7,  worin  zwei  Zifferräder  n,,  n., 
(Einerrad  und  Zehnerrad),  zwei  Zahnräder  r,,  r.^,  nebst  den  die  Zehnev- 
übertragung  vermittelnden  Elementen  in  der  vorderen  Ansicht  und  zwei 
Zahnstangen  Z,,  Z^  im  Querschnitte  dargestellt  sind,  und  zwar  der 
besseren  Uebersicht  wegen  durch  einen  grofsereu  Zwischeni-aum  von 
einander  getrennt.  Auf  die  feste  Hauptachse  XX  ist  ein  Zahnrad  a. 
das  einzige  unbewegliche  Rad  des  ganzen  Svstemes,  festgekeilt.  Auf 
diesem  rollt  ein  gleich  grofses  Planetenrad  6,  dessen  Achse  in  der  Wand 
des  36  Zähne  enthaltenden  Rades  r^  excentrisch  gelagert  ist  und  an 
ihrem  jenseitigen  Ende  ein  Stahltrieb  c  von  10  Zähnen  trägt,  h  und  c 
sitzen  an  ihrer  Achse  fest.  Das  Trieb  c  steht  mit  dem  an  die  eine 
Seite  des  Zitferrades  n^  befestigten  Zahnrade  d  von  100  Zähnen  in  Ein- 
griff. Mit  der  anderen  Seite  von  n,  ist  das  Zahnrad  f  fest  verbunden, 
dessen  Durchmesser  dem  des  Rades  o  gleich  ist.  Deuseli)en  Durch- 
messer besitzt  das  auf  dem  Umfange  von  f  rollende  Planetem-ad  c 
dessen  Achse  in  der  Wand  des  Rades  r.^  gelagert  ist  und  an  ihrem 
anderen  Ende  ein  Trieb  g  von  10  Zähnen  trägt,  welches  in  das  nn  n., 
befestigte  Rad  h  von  100  Zähnen  greift.  Die  gleiche  Räderverbindung 
wiederholt  sich  durch  das  ganze  System.  Fig.  8  zeigt  die  Zilferräder  «,,  n., 
mit  dem  zwischenliegenden  Zahnrade  r,,  dem  Planetenräderpaare  c,  </ 
und  den  an  n,,  «.^  befestigten  Zahnrädern  (/,  f  und  A,  i  im  senkrechten 
Durchschnitte  längs  der  Achse,  und  zwar  in  der  Hälfte  ihrer  wirk- 
lichen Gröfse. 

Angenommen  nun,  die  Zahnstange  Z^  (Fig.  7)  ertheile  dem  Rade  r, 
eine  vollständige  Umdrehung  in  der  Pfeilrichtung,  so  hat  sich  während 
dieser  das  Planetenrad  b  genau  einmal  um  a  gewälzt,  also  mit  dem 
'J'riebe  c  eine  Umdrehung  um  seine  Achse  vollendet.  Während  dieser 
nuifs  daher  vermöge  des  Verhältni.sses  der  Zähnezahl  des  Triebes  c  zu 
der  des  Rades  d  das  Zifferrad  n,  eine  rückläufige  Bewegung  von 
i/io  Drehung  gemacht  haben.  Nun  wird  aber  gleichzeitig  die  Achse 
des  Räderpaares  b.  c  vom  Rade  r^  mitgenommen,  eine  Bewegung,  welche 
durch  das  jetzt  als  Mitnehmer  wirkende  Triel)  c  auf  das  Einerrad  »i, 
übertragen    wird.       Die    aus    diesen     beiden    Bewegungen    resiiltirende 


Selling's  Recheniuasclüiio.  199 

Drehung  des  letzteren  nach  der  Pfeih-ichtiing  ist  also  ''/[q  der  Drehung 
von  r[.  Die  Abstände  der  Scaleneinschnitte  von  U  (Fig.  1  und  2)  sind 
so  geregelt,  dafs,  wenn  die  Zahnstange  Z,  mit  dem  Querstabe  ■/  ver- 
bunden ist,  die  Bewegung  der  Schere  aus  ihrer  Nullstellung  nach  den 
Einschnitten  i,  77,  IIl ...  die  Zifl'eru  1,  2,  3  .  .  .  des  Einerrades  genau 
an  die  Stelle  der  Null  bringt.  Das  Einerrad  w,  theilt  seine  Drehung 
durch  Vermittelung  des  Räderwerkes  c,  /",  g,  ä,  dessen  Dimensionen  denen 
des  Räderwerkes  a,  <*,  f,  (/  vollkommen  gleich  sind,  auf  '/jo  reducirt, 
dem  Zehnerrade  n.,  mit,  und  dieses  wieder  seine  Drehung,  auf  gleiche 
Weise  reducirt,  dem  Hunderterrade  »3  u.  s.  w.  Dafs  bei  dieser  dem 
Zeigerwerke  einer  Uhr  analogen  Zehnerübertragung  die  Resultatzittern 
nicht  genau  in  einer  Linie  oberhalb  des  Indexfadens  erscheinen  können, 
sondern  je  nach  der  Gröl'se  der  rechts  vorhergehenden  Zahl  schon  theil- 
weise  unter  den  Faden  hinabgerückt  sein  müssen,  läfst  sich  voraussehen. 
Um  sich  aber  auch  einen  anschaulichen  Begriff  von  dem  wirklichen 
Betrage  dieser  Abweichung  zumachen,  nehme  man  an,  die  Zahl  39287 
sei  in  die  Claviatur  eingesetzt  und  von  da  auf  die  ZifFerräder  übei"- 
tragen  worden.  Bezeichnet  man  zuvörderst  die  Einer,  Zehner,  Hun- 
derter u.  s.  w.  der  gegebenen  Zahl  bezieh,  mit  a,  6,  c,  rf,  e  und  setzt  die 
Bogenlänge  eines  Zifferfeldes  =  1,  so  ist  der  Betrag,  um  welchen  der 
untere  Strich  des  Feldes  den  Faden  überschritten  hat: 
Bei  n,  =  0 


10 
a  b 

•löö  +  Iö 

•  1000  ^  100  ^  10 


a  b         _c_        d 

"    ''5  =  iöö()Ö  +  iÖÖÖ"'"iÖÖ"'"lÖ" 
Für  die  Zahl  39287   würden   sich  diese  Ueberschreitungen  heraus- 
stellen, wie  folgt :  Bei  «,  =  0 

„    n.^  =  0,7 

„        »lg    =  0,87 

„    «4  =  0,287 

„  «5  =  0,9287 
und  danach  die  betreffenden  Ziffern  etwa  wie  in  Fig.  9  sich  gruppiren, 
wenn  man  sich  die  Räder  nahe  an  einander  gerückt  denkt.  Jede  etwaige 
Unsicherheit  in  der  richtigen  Ablesung  des  Resultates  wird  durch  die 
Beobachtung  folgender  Regel  gehoben:  Die  richlige  Ziffer  ist  immer  die- 
jenige, bei  welcher  entweder  der  unlere  Strich  ihres  Feldes  mit  dem  Index- 
faden zusammenfällt  (leie  bei  7),  oder  deren  Feld  von  dem  Faden  ge- 
schnitten wird. 

Da  das  Auge  gewohnt  ist,  jedes  Rechnungsresultat  in  einer  Reihe 


200  SeUiug'8  Kt'clienmascliiiie. 

geordnet  zu  seilen,  so  könnte  jene  Abweichung  aus  der  Richtung  nebeu 
einem  gewissen  Gefühle  der  Unsiclierheit  ein  ästhetisches  Bedenken  er- 
regen. Der  vürurlheilslreie  Rechner  wird  sich  aber,  sobald  er  die 
Ueberzeiigung  gewonnen  hat,  dal's  jene  kleine  Uuregelmürsigkcit  auf  die 
richtige  Erkenntnifs  des  Resultates  keinen  EiufUirs  hat,  bald  daran  ge- 
wöhnen. Der  Erlinder  selbst  bezeichnet  diese  Art  der  Ablesung  sogar 
als  einen  Vortlieil.  Das  Bild  der  Zahl  sei  in  gewisser  Weise  ein  orga- 
nisches Gefiige,  worin  kein  Theil  ohne  alle  übrigen  verändert  werden 
könne.  Jede  Zitier  sei  durch  die  Stellung  des  links  vorausgehenden 
Ziff'errades  controlirt.  Nachdem  man  sich  einmal  an  diese  Ablesung 
gewöhnt  habe,  würde  man  sie  ungern  vermissen,  weil  sie  viel  mehr  das 
Gefühl  der  Sicherheit  gebe,  als  wenn  jede  Ziffer  nur  für  sich  steht,  in 
der  automatischen  Copie  dagegen,  welche  ihrer  Bestimmung  gemäfs 
auch  Anderen,  die  mit  der  Maschine  selbst  nicht  vertraut  sind,  zur 
Revision  vorgelegt  werde,  sei  es  allerdings  wünschenswerth,  die  Rech- 
uungsresultate  in  der  gewöhnlichen  Form  zu  erhalten.  Von  diesem  Ge- 
sichtspunkte ausgehend  hat  der  Erfinder  einen  zur  Zeit  in  Ausführung 
begrifienen  Mechanismus  in  der  gemeinnützigen  Wochenschrift  des  poly- 
technischen Centralvereines  für  Unlerfranken  und  Aschaffenburg  mit  Abbil- 
dung angegeben,  welcher  das  Gewünschte  leistet,  ohne  dal's  die  stetige 
Bewegung  und  die  Möglichkeit  der  bisherigen  Ablesung  verloren  geht. 
C)  Hilfsvorrichtungen.  Bevor  ich  zur  Ausführung  der  für  das  Ge- 
sehäftsleben  wichtigsten  Rechnungsoperationen  mit  der  Selliny' sehen 
Maschine  übergehe,  sind  noch  einige  wichtige  Hilfsvorrichtungen  zu  be- 
schreiben. Der  Rahmen  //  kann  mittels  des  Haiidknopfes  0  nicht  nur 
gehoben  und  gesenkt,  sondern  auch  mit  der  Welle  W  W  seitwärts  ver- 
schoben werden.  Diese  Verschiebung  hat  den  Zweck,  die  Zahnstangen 
beim  Uebergange  der  Multiplication  von  den  Einern  auf  die  Zehner, 
Hunderter  u.  s.  w.  mit  den  nächsten  links  liegenden  Rädern  in  Eingrifl' 
zu  bringen.  Zur  Controle  dieser  Einstellung  dient  bei  den  neuesten 
Apparaten  (^statt  der  in  die  Einschnitte  der  Achse  W  W  (Fig.  1)  ein- 
schnappenden Feder)  die  Scale  L  (Fig.  2),  deren  Theilstriche  genau 
denselben  Abstand  von  einander  haben,  wie  die  Zahnräder.  Man  braucht 
daher  nur  jedesmal  einen  an  dem  Rahmen  angebrachten  Zeiger  von 
einem  Theilstriche  zum  nächstfolgenden  zu  führen.  Dieses  bedarf  keiner 
besonderen  Aufmerksamkeit,  indem  sich  der  Eingrifl'  der  Zahnstangen, 
auch  wenn  der  Zeiger  nicht  genau  auf  dem  betreffenden  Theilstriche 
stehen  sollte,  am  richtigen  Orte  ganz  von  selbst  vollzieht.  Unterhalb 
der  Zahnräder  ist  nämlich  parallel  zur  Achse  eine  Schiene  fest  mit 
dem  Gestelle  verbunden,  welche  in  denselben  Abständen,  wie  die  Räder, 
eine  Reihe  nach  unten  sich  erweiternder  Einschnitte  enthält.  In  einen 
solchen  Einschnitt  legt  sich  nach  jeder  Verschiebung  bei  Hebung  des 
Rahmens  ein  an  diesem  befestigter  Ansatz,  wodurch  die  Eingriffslage 
gesichert  ist. 


Sellings  Rechenmaschine.  201 

Zur  Sicherlieit  gegen  jede  Verriickung  dev  Räder,  während  die 
Zahnstaugen  aulser  Eingriff  sind,  läuft  parallel  zur  Achse  XX  ein 
Rechen  über  das  Radsystem,  welcher  durch  Seitenstäbe  mit  dem  Rahmen 
in  starrer  Verbindung  steht,  also  mit  diesem  sich  hebt  und  senkt.  Wenn 
nun  in  Folge  der  Senkung  die  Zahnstangen  aufser  Eingriff  kommen, 
legen  sich  gleichzeitig  die  Zähne  des  Rechens  zwischen  je  zwei  Zähne 
eines  Rades  und  halten  dasselbe  in  fester  Lage.  Bei  Hebung  des 
Rahmens  greifen  die  Zahnstangen  ein,  und  die  Zähne  des  Rechens  treten 
aus  dem  Bereiche  der  Radzähne.  Die  Vorrichtung  gestattet  übrigens, 
um  die  Nullstellung  der  Zirt'erräder  zu  ermöglichen,  innerhalb  eines 
kleinen  Intervalles  eine  Mittellage,  bei  welcher  die  Räder  oben  und 
unten  frei  sind. 

Die  Nullstellung  aller  Zitferräder  wird  durch  eine  einzige  Bewegung 
mit  Hilfe  der  in  Fig.  10  veranschaulichten  Vorrichtung  bewirkt.  Jedes 
Zifierrad  enthält  nämlich  an  seiner  rechten  Kante  vier  kleine  Stiftchen  /? 
in  Abständen  von  900  und  überall  neben  der  gleichen  Ziffer.  In  einem 
um  die  Hauptachse  XX  drehbaren  Rahmen  ist  die  Achse  a  eines 
Rechens  gelagert,  dessen  Zinken  6  für  gewöhnlich  nicht  bis  an  die 
Stifte  /9  reichen.  Legt  man  aber,  nachdem  durch  Beiseiteschiebung 
eines  in  Fig.  1  sichtbaren  Bügels  g  die  oben  erwähnte  Mittellage  der 
Vorrichtung  zur  Sicherung  der  Radstellung  herbeigeführt  worden  ist, 
den  Finger  in  den  Ring  f^  und  drückt  zugleich  das  Ende  eines  um  o 
drehbaren  Hebels,  dessen  anderer  Arm  auf  einen  kleinen  an  der  Achse 
des  Rechens  sitzenden  Hebel  wirkt,  zurück,  so  kommen  die  Stiftchen  /? 
sämmtlicher  Zifferräder  in  den  Bereich  der  Zinken  b.  Dreht  man  zu- 
gleich den  Ring  in  die  Höhe,  so  raffen  die  Zinken  des  Rechens  die 
Stiftchen,  denen  sie  jetzt  begegnen  müssen,  zusammen.  Gleichzeitig 
dreht  sich  ein  durch  einen  Gelenkmechanismus  mit  dem  ersten  ver- 
bundener, anfangs  um  ISO"  von  ihm  abstehender  zweiter  Rechen  in  der 
entgegengesetzten  Richtung.  Sobald  dieser  Abstand  bis  auf  90"  sich 
vermindert  hat,  so  drücken  die  Zinken  beider  Rechen  in  entgegenge- 
setzten Richtungen  an  je  zwei  Stifte  /K*  und  sichern  dadurch  die  Stel- 
lungen der  Räder,  wobei  die  Nullen  in  einer  Reihe  stehen.  Zieht  man 
alsdann  den  Finger  zurück,  so  bewegt  sich  der  ganze  Hilfsapparat  unter 
dem  Einflüsse  geeignet  angebrachter  Federn  von  selbst  wieder  in  seine 
ursprüngliche  Lage  zurück. 

II.  Ausführung  der  Rechnungen. 
Bei  Betrachtung  der  Fig.  2  erkennt  man  sofort,  dafs  beim  Oeffnen 
der  Schere  die  Ziffern  der  Räder  P  in  ihrer  natürlichen  Folge  0,  1,  2, 
3  ...  9,  also  in  additivem  Sinne,  beim  Schliel'seu  der  Schere  dagegen 
in  umgekehrter  Ordnung  9,  8,  7  ...  0,  also  in  subtraclivem  Sinne,  die 
Ableselinie  D  D  passiren  müssen.  Da  nun  die  Multiplieation  als  wieder- 
holte Addition,  die  Division  als  wiederholte  Subtraction  aufzufassen  ist. 


202  Selling's  Rechenmasoliine. 

SO  kann  ui-btere  nur  fliirc-li  wiederliolte»  üeiluL-n,  letztere  durch  wieder- 
holtes Schliefsen  der  Schere  ausgeführt  werden.  Die  einzelne  Zahn- 
stange y  ist  daher,  um  den  Multi|)licator  und  Quotienten  auf  den 
Rädern  Q  i-egistriren  zu  können,  bei  der  Multiplication  durch  Nieder- 
drücken der  Taste  m  mit  dem  Querstabe  /,  bei  der  Dfvision  durch 
Niederdrücken  der  Taste  d  mit  dem  Querstabe  (j  zu  verbinden,  damit 
sie  beim  Oetfnen  der  Schere  im  ersten  Falle  das  betreffende  Zahnrad 
in  additivem,  im  letzteren  Falle  in  sublractiveni  Sinne  drehen  könne. 
Zur  Vermeidung  von  Wiederholungen  soll  vor  Beginn  jeder  Rechnung 
Alles  auf  Null  gestellt  angenommen  werden. 

Addilion.  Um  eine  beliebige  Anzahl  Summanden  zu  addiren,  setzt 
man  den  ersten  Summanden  an  der  Claviatur  ein,  schiebt  die  Schere, 
um  ihn  auf  die  Rader  zu  übertragen,  von  0  bis  zum  Einschnitte  /,  wäh- 
rend die  Zahnstangen  eingreifen,  und  zurück  auf  ö,  während  sie  nicht' 
eingreifen.  Dasselbe  wiederholt  man  mit  jedem  folgenden  Summanden. 
Die  Summe  kann  schliefslich  an  dem  Index  faden  abgelesen  werden. 

Sullraclion.  Wollte  man  auch  eine  Subtraetion  auf  der  Rechen- 
maschine ausführen,  so  müfste  man  zunächst  den  Minuenden  auf  das 
Radsystem  übertragen,  die  Schere  ohne  ZahnstangeneingrifJ"  in  die  Null- 
stellung zurückziehen,  dann  den  Subtrahenden  an  der  Claviatur  ein- 
setzen, die  Schere  ohne  Zahnstangeneingrifl'  bis  /  öffnen  und  nach  be- 
werkstelligtem Eingriffe  wieder  bis  0  zurückziehen. 

Midtiplkation.  Es  sei  zu  muUipliciren  7548  mit  354.  Folgendes 
ist  die  Reiiienfolge  der  Operationen: 

1)  Einstellung  der  Einzelstauge  y  durch  N'iederdrücken  der  Taste  m 
auf  Multi)dication  und  des  Multiplicanden  7548  an  der  Claviatur.  Die  vier 
schwarzen  Tasten  in  Fig.  2  mögen  die  betreifenden  Ziffern  bezeichnen. 

2)  Zahnstangen  in  Eingriff  und  üeffnen  der  Schere  wegen  des  Multi- 
plicators  4  bis  zum  Einschnitte  IV.  Auf  den  Zilferrädern  «[,  iij,  n^,  «4,  «5 
erscheint  am  Faden  DD  die  Zahl  30192  als  erstes  Zwischenresultat, 
welches  man  weiter  nicht  zu  beachten  braucht,  und  auf  dem  ersten 
ZilTerrad  des  Systemes  Q  die  Multiplicatorzitrer  4. 

3)  Zahnstangen  aufser  EingrilT  und  Zurückführung  der  Schere  in 
ihre  Nullstellung;  Verschiebung  des  Rahmens  //  um  eine  Stelle  nach 
links  und  Hebung  desselben,  wodurch  jede  Zahnstange,  statt  in  das 
bisherige  Zahnrad,  in  das  links  folgende  eingreift. 

4)  Oelfneu  der  Schere  wegen  des  Multiplicators  5  bis  zum  An- 
schlagstifte V.  Am  Indexfaden  zeigt  sich  als  zweites  Zwischenresultat 
die  Zahl  407  592  und  auf  dem  zweiten  Zifferrade  des  Systemes  Q  die 
Multiplicatorziffer  5. 

5)  Wie  in  Nr.  3. 

6)  Oelfnen  der  Schere  wegen  des  Multiplicators  3  bis  zum  Ein- 
schnitte ///.  Am  Indexfaden  erscheint  das  Endresultat:  2671992  und 
auf  den  Rädern  Q  steht  der  Multiplicator  354. 


Selling's  Rt-clifumascliinc.  20o 

Demgeniäls  erfordert  die  gauze  Rechnung,  nachdem  der  Muhii)h- 
cand  eingesetzt  ist,  nur  fünf  sanfte  Bewegungen.  Denn  die  Operationen 
Nr.  3  und  Nr.  5  lassen  sich  mit  einer  einzigen  zusammenhängenden  Be- 
wegung ausführen.  In  vorstehendem  Beispiele  geht  keine  der  Multi- 
])lieatorzlffern  über  5  hinaus.  Ist  aber  die  eine  oder  die  andere  der- 
selben gröfser  als  .5,  so  kann  man  sich  dieselbe  in  zwei  Summanden 
zerlegt  denken,  z.  B.  8  in  3 -}- 5.  Das  Verfahren  unterscheidet  sich 
alsdann  von  dem  vorhergehenden  Beispiele  nur  dadurch,  dafs  jetzt  die 
Schere  wegen  einer  Multiplicatorzifler  zweimal  zu  öffnen  ist.  Man  kann 
aber  auch  den  Multiplicator  8  ebenso  gut  durch  (10  —  2)  ausdrücken, 
also  Aon  dem  Zehnfachen  des  Multiplicanden,  welches  sich  durch  Ver- 
schiebung des  Rahmens  um  eine  Stelle  nach  links  ergibt,  das  Zweifache 
desselben  subtrahiren.  Uebrigens  wird  jeder  verständige  Rechner,  auch 
wenn  er  mit  einem  Aj)parate  arbeitet,  bei  welchem  die  Multiplicator- 
ziHern  bis  9  unmittelbar  angewandt  werden  können,  passende  Gelegen- 
heiten zur  Abkürzung  des  Verfahrens  nicht  vorübergehen  lassen.  Er 
wird  z.  B.  den  Multiplicator  697  durch  700  —  3  sich  ausgedrückt  denken, 
den  Rahmen  um  zwei  Stellen  nach  links  verschieben,  mit  7  multipliciren 
und  schliefslich  den  dreifachen  Multiplicanden  subtrahiren. 

Division.  Das  praktische  Verfahren  bei  der  Division  ergibt  sich 
uaiurgemäfs  aus  ihrer  Auffassung  als  wiederholte  Subtraction,  wonach 
der  Quotient  die  Zahl  ist,  welche  anzeigt,  wie  vielmal  der  Divisor  vom 
Dividenden  subtrahirt  werden  kann.  Vor  der  Ausführung  schiebt  mau 
den  Rahmen  nach  links,  so  dafs  die  Zahnstange  Z^  unter  das  vorletzte, 
und  die  Einzelstange  y  unter  das  letzte  Zahnrad  der  betreffenden 
Systeme  P  und  Q  zu  liegen  kommt. 

Es  sei  z.  B.  92742  zu  dividiren  durch  396.  Die  Reihenfolge  der 
0|ierationeu  ist  diese: 

1")  Einstellen  des  Dividenden  92  742  an  der  linken  Seite  der  Claviafur 
und  Uebertragen  desselben  durch  Oeflhen  der  Schere  bis  /  auf  das  Rad- 
system P. 

2)  Schere  ohne  Eingriff  zurück  in  die  Ruhelage  und  Einstellen  des 
Divisors  396  an  der  Claviatur. 

3)  Verbindung  der  Einzelstange  »/,  durch  Niederdrücken  der  Taste  rf, 
mit  dem  Querstabe  3,  damit  sich  die  mit  y  in  Eingriff' kommenden  Räder 
des  Systemes  Q  in  additivem  Sinne  drehen.  Oeifnen  der  Schere  ohne 
Eingriff'  bis  zum  Anschlage  Y. 

4)  Rückführung  der  Schere  mit  Eingriff',  bis  man  an  der  höclisten 
Stelle  des  Dividenden  Null  erseheinen  sieht.  J  Gleichzeitig  mit  dieser 
zeigt  sich  auf  dem  letzten  Zifferrade  des  Systemes  Q  die  erste  Quotienten- 


^  Wenn  der  Spielraum  der  Schere  nicht  hinreicht,  um  die  Null  mit  einer 
Rückbewegung  derselben  an  den  Indexfaden  zu  bringen,  so  wiederholt  mau 
diese  Operation  bis  zum  Erscheinen  der  Null. 


204  Selling's  Recheninat^chiiie. 

zitll-r  2.    Au  clor  Stelle  des  gegebenen  Dividenden  hiehl  jetzt  als  erster 
Rest  13542. 

5)  Zahnstangen  aul'ser  Eingrill'  und  seitliche  Verschiebung  um  eine 
Stelle  nach  rechts.  Kückschiebung  der  Schere  mit  Eiugritl',  bia  statt 
der  Ziffer  1  der  Zahl  13542  Null  er-scheint.  Mit  dieser  zugleich  zeigt 
sich  im  vorletzten  Zillerrade  des  Systemes  Q  die  zweite  Quotienten- 
ziffer 3,  und  an  Stelle  von  13542  steht  jetzt  1662  als  zweiter  Rest. 

6)  Zahnstangen  aufser  EingrilT  und  Verschiebung  um  eine  Stelle 
nach  rechts.  Rückführung  der  Schere  mit  Eingriti;  bis  statt  der  Ziffer  1 
der  Zahl  1662  Null  erscheint.  Im  Systeme  Q  konimt  gleichzeitig  4  als 
dritte  Quotientenziffer  zum  Vorseheine  und  in  P  steht  78  als  dritter 
und  letzter  Rest  am  Indexl'aden. 

Resultat:  Der  (Quotient  ist  234  und  der  Rest  7tS. 

Vorstehende  Zusammenstellung  der  Rechnungsvorscliriften  für  tlie 
vier  Species  dürfte  für  die  Geschäftspraxis  genügen  und  den  intelligenten 
Rechner  in  den  Stand  setzen,  sich  die  Regeln  für  verwandte  Fälle,  wie 
Wurzelausziehung  u.  s.  w.,  selbst  zurecht  zu  legen.  Dal's  die  Einübung 
auf  den  Dienst  der  SeUing'sehtin  Recheumascbine  mehr  Zeit  als  die  Er- 
lernung der  Handhabung  des  Arithmometers  erfordert,  ist  nicht  in  Ab- 
rede zu  stellen.  Hat  man  aber  einmal  eine  gewisse  Fertigkeit  in  den 
Handgriffen  und  Sicherheit  in  ihrer  Aufeinanderfolge  erlangt,  su  führt 
sie  rascher  zum  Ziele,  als  das  Arithmometer.  Unter  den  von  Dr.  Sdling 
dem  letzteren  gegenüber  geltend  gemachten  Vortheilen  seines  Instru- 
mentes sind  besonders  folgende  hervorzuheben : 

1)  Alle  Bewegungen,  sowohl  bei  der  Bildung  der  'l'heilproducte,  als 
auch  bei  der  Zehnerübertragung  sind  durchaus  gleichmäfsig,  sanft  und 
geräuschlos;  sie  sind  ebenso  leicht  rückwärts  wie  vorwärts  auszuführen. 

2)  Die  Einstellung  des  Multi[ilicanden ,  Divisors  u.  s.  w.  geschiebt 
durch  einfaches  Niederdrücken  von  Tasten,  wobei  man  auf  die  vorher 
eingesetzt  gewesene  Zahl  keine  Rücksicht  zu  nehmen  braucht. 

3)  Die  Multiplication  einer  beliebigen  Zahl  mit  irgend  einer  Ziffer, 
wozu  bei  dem  Arithmometer  so  viel  Kurbeldrehungen  uöthig  sind,  als 
die  Multiplicatorzitler  Einheiten  enthält,  ist  mit  einer  einzigen  Haiid- 
bewegung  abgemacht. 

4)  Die  Nullstellung  einer  beliebigen  Zilferreilie  vollzieht  sieh  auf 
einen  Grit!'. 

5)  Zur  Sicherung  der  Radstellung  sind  nirgends  Sperrledern,  wie 
bei  der  J/jomus"schen  Maschine,  sondern  ausschliel'slich  starre  Körper 
benutzt. 

6)  Alle  eingesetzte  Zahlen,  Zwischen-  uuil  Endresultate  können 
durch  eine  einzige  Handbewegung  copirt  werden. 

7)  Bei  StUiiufs  Rechenmaschine  gehl  die  Zehnerübertragung  durch 
alle  Radsysteme  hindurch,  während  sie  im  Arilbmometer  bei  der  zweiten 
Stelle  links  vom  Multiplicanden  aul'liörl. 


Parenty's  Apparat  zur  selbsthätigen  Regelung  der  Temperatur. 


205 


8)  In  Folge  der  Gleichmäfsigkeit  der  Widerstände  kann  die  Stellen- 
zahl bei  nur  mäfsiger  Preiserhöhung  bis  zu  fast  beliebiger  Ausdehnung 
vergröfsert  werden. 

Ich  darf  übrigens  nicht  unerwähnt  lassen,  dafs  es  Herrn  Arthur 
Btirkfiardt  in  Glashütte,  dessen  Verdienste  um  die  Verbesserung  des 
Arithmomelers  bekannt  sind,  gelungen  ist,  den  unliebsamen  Folgen  der 
unzulänglichen  Zahnerübertragung  durch  Anbringung  eines  Zehner-Er- 
gänzungs-Signales  vorzubeugen.  ^ 

Prof.  Selling  hat  die  Herstellung  seiner  neuen  Rechenmaschine  für 
Deutschland  dem  Mechaniker  Max  Ott  in  Kempten  übertragen.  Sie 
ist  in  guten  Händen;  denn  Herr  Ott  hat  den  Geist  der  Erliudung  mit 
klarem  Verständnisse  erfafst.  Aus  seiner  Werkstätte  für  Präcisions- 
Meehanik  ist  bereits  eine  Anzahl  Exemplare  in  untadelhafter  Ausfüh- 
rung hervorgegangen. 

Die  Maschine,  wie  sie  Fig.  1  darstellt,  ist  3b^°^  breit,  40'^™  lang 
und  15'^"i  hoch.  Sie  gestattet  die  Multiplication  einer  9  stelligen  Zahl 
noch  mit  einer  Tstelligen,  während  das  Product  auf  13  Stellen  genau 
abzulesen  ist.     Ihr  Preis  beträgt  400  M. 


H.  Parenty's  Apparat  zur  selbsthätigen  Regelung  der 

Temperatur  und  des  Feuchtigkeitsgehaltes  der  Luft  in 

den  Trockenhäusern  der  Kattundruckereien. 


-Mil  Aiibildung  im  Texte  und  auf  Tafel  10 

Nach  der  im  Bulletin  de  la  Socie'le'  de  Midhouse, 
1888  S.  394,  gegebenen  Beschreibung  hat  H.  Pa- 
rentxfs  Thermo-Regulator  folgende  durch  die  sehe- 
matische  Abbildung  im  Texte  und  den  senkrechten 
Durchschnitt  (Fig.  1  Taf.  10)  veranschaulichte  Ein- 
richtung. Eine  unbewegliche,  oben  mit  einem 
Hahne  li  versehene  Glocke  A  taucht  in  ein  beweg- 
liches Gefäfs  /i,  welches  von  dem  Ende  eines 
Hebels  F  herabhängt  und  bei  einer  gewissen  Höhe 
der  darin  enthaltenen  Absperrflüssigkeit  durch  ein 
Gegengewicht  P  balaneirt  wird.  Angenommen,  der 
Hahn  R  werde  bei  einer  bestimmten  Temperatur  t 
geöffnet,  .so  stellt  sich  die  Flüssigkeit  in  der  Glocke 
und  dem  Gefäfse  auf  gleiche  Höhe.    Nachdem  man 


ö  Auf  das  Bedürfnifs  eines  der  Zehnerübertragung 
beizugebenden  akustischen  Signales  hatte  Dr.  Selling  schon 
in  der  oben  erwähnten  Broschüre  S.  49  aufmerksam 
gemacht. 


206  Ueber  Bremsbergverschlüsse. 

den  Hebel  F  mittels  des  Gegengewichtes  in  wagerechte  Lage  gebracht 
hat,  schliefst  man  den  Hahn  R  und  sperrt  auf  diese  Weise  ein  gewisses 
Volumen  atmosphiirischer  Luft  von  (O  in  die  Glocke.  So  lange  die 
Temperatur  sich  nicht  iindert,  bleibt  das  System  im  Gleichgewichte, 
so  bald  sie  aber  z.  B.  um  10  steigt,  dehnt  sich  die  eingeschlossene  Luft 
um  ein  gewisses  Volumen  aus,  und  ebenso  viel  (^Uiecksilber  tritt  aus 
der  Glocke  in  das  Gefäfs  Ä,  welches  dadurch  schwerer  wird  und  sinkt. 
Da  nun  das  Dampfeinlafsventil  S  der  Heizröhre  mit  B  fest  verbunden 
ist,  so  erhält  man  einen  Regulator  von  aufserordentlicher  Empfindlich- 
keit, weil  man  nur  die  Glocke  und  das  Gefäfs  grofs  genug  zu  machen 
braucht,  um  eine  Kraft  zu  erzeugen,  welche  einer  beliebig  sch\Aachen 
Temperaturzunahme  entspricht. 

Der  Dampf  tritt  bei  C  in  einen  L'ylinder  D.  In  einer  Scheidewand 
des  letzteren  befindet  sich  eine  Oefl'nung  ii\  welche  durch  ein  Ventil  S 
abgesperrt  wird.  Dieses  Ventil  sitzt  an  dem  Boden  eines  beweglichen 
mit  Quecksilber  gefüllten  Gefäfses  E.  Eine  senkrechte,  unbewegliche, 
oben  offene  Röhre  von  dem  Durchmesser  der  Oetl'nung  w  taucht  wie 
ein  Manometer  in  das  Quecksilber  und  bildet  eine  Art  hydraulischen 
Verschlusses,  welcher  dem  Aufhängedraht  //  den  Eintritt  in  den  Cy- 
linder  gestattet.  Die  Ingangsetzung  des  Apparates  ist  sehr  einfach. 
Will  man  die  Temperatur  während  des  Betriebes  ändern,  ohne  den 
Hahn  R  zu  öf!nen,  so  brauchl  man  nur  das  Gegengewicht  P  auf  dem 
Hebel  zu  verschieben. 


Ueber  Bremsliergverschlüsse. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  10. 
Im  Jahrbuch  für  das  Berg-  und  fliitteniresen,  im  Königreich  Sachsen 
auf  das  Jahr  1888,  S.  161  ff.,  beschreibt  Fuchfs  eine  Anzahl  selbstliätiger 
Bremsbergverschliisse.  Für  das  Königreich  Sachsen  ist  durch  §  57  der 
allgemeinen  Bergpolizeivorschriften  gefordert,  dafs  die  Zugänge  zu  den 
im  Betriebe  stehenden  Bremsbergen  für  gewöhnlich  durch  Schutzstangen 
oder  Seile  in  solcher  Höhe  abgesperrt  sein  müssen,  dafs  die  Förder- 
gefäfse  nicht  unter  denselben  durchgeschoben  werden  können.  Die 
einfachen  Verschlusse,  vorgelegte  Stangen,  Seile  oder  Ketten  erfüllen 
ihren  Zweck,  noch  nicht  angehängte  volle  oder  schon  abgehängte  leere 
Hunde,  die  zufällig  von  der  Kopfplatte  des  Bremsberges  auf  das  Gleis 
gelangen,  aufzuhalten,  nicht  oder  nur  unvollständig,  da  die  Arbeiter 
aus  Nachlässigkeit  die  Einrichtungen  häufig  otTen  lassen.  Es  haben 
deshalb  mehrere  Grubenverwaltungen  derartige  Verschlüsse  sethslhälig 
eingerichtet.  Dieselben  können  insofern  in  zwei  Gruppen  eingelheilt 
werden,  als  dieselben  entweder  von  dem  Brems  unabhängig  sind  oder 
mit  demselben  in  Verbindung  stehen. 

Verschlüsse   der    ersteren    Art   sind    so   eingerichtet,   dafs   der   den 


Ueber  Bremsbergverschlüsse.  207 

Berg  herauf  kommende  Hund  den  Verschlufs  selbst  öffnet  und  letzterei' 
dann  selbsthätig  entweder  in  Folge  seines  Eigengewichtes  oder  zu 
diesem  Zwecke  angebrachter  Gewichte  den  Berg  absperrt.  '  Wenn  ein 
Hund  liinabgebremst  werden  soll,  mufs  der  Arbeiter  den  Verschlufs 
durch  Bewegen  eines  Hebels  oder  durch  Ziehen  an  einer  Kette  öffnen. 
Diese  Verschlusse  bestehen  entweder  aus  starken  Hebeln,  die  in  das 
Trumlichte  hineinragen,  aus  Thüren  oder  aus  vorgelegten,  an  Ketten 
aufgehängten  Bäumen;  die  Vorrichtungen  für  die  beiden  Trume  sind 
entweder  unabhängig  von  einander  oder  verbunden.  Alle  diese  Ein- 
richtungen haben  den  Naehtheil,  dafs  der  Arbeiter  sich  die  Arbeit,  den 
\"erschlurs  jedesmal  zu  öffnen,  leicht  dadurch  ersparen  kann,  dafs  er 
einen  der  beweglichen  Theile  feststellt.  Zu  dieser  C4ruppe  von  Ver- 
schlüssen gehören  auch  einige  auf  belgischen  Gruben  im  Gebrauche 
belindliche,  welche  in  der  OeHerreichhehen  Zeitschrift^  1887  S.  263  be- 
schrieben sind,  sowie  eine  Einrichtung,  welche  auf  den  W^erken  des 
Gersdorfer  Sleinkohlenbau-Vcreins  gute  Dienste  leistet  und  kurz  be- 
schrieben ist  im  Jahrbuch  für  das  Berq-  und  Hüttenwesen  im  Königreich 
Sachsen  auf  das  Jahr  1887  Bd.  I  S.  159. 

Von  diesen  Verschlüssen  seien  hier  zwei  erwähnt. 

Auf  den  Werken  des  Zwickauer  Stcinknhlenhnu-  Vereins  ist  die  Ein- 
richtung folgende: 

In  niedrigerer  Höhe,  als  die  eines  Hundes  beträgt,  ist  zwischen 
Bremsbergstofs  und  den  äufseren  Schienen  der  Gleise,  um  einen  Punkt  a 
(Fig.  16)  drehbar,  ein  Winkelhebel  mit  den  Armen  b  und  c  angeordnet. 
Wenn  Betrieb  nicht  stattfindet,  wird  dieser  Winkelhebel  durch  ein 
Gewicht  p,  welches  mittels  der  Kette  k  an  den  Hebelarm  c  angeschlossen 
ist,  in  einer  solchen  Lage  festgehalten,  dals  der  dem  Standpunkte  des 
Bremsers  zugewendete  Hebelarm  b  über  die  Schiene  hinweg  in  das 
(41eis  hineinragt.  Der  Hebel  b  ist  mit  einer  über  die  Rolle  r,  führenden 
Kette  k^  verbunden,  durch  welche,  soll  die  Schiene  frei  werden,  der 
Hebel  b  vom  Bremser  zurückgezogen  werden  mufs. 

Der  den  Berg  herauf  kommende  Hund  öffnet  sich,  indem  er  gegen 
den  Hebel  b  stöfst  und  denselben  in  Richtung  nach  der  Rolle  r,  dreht, 
den  Verschlufs  selbst,  umgekehrt  wird  derselbe,  nachdem  der  Hund 
vorüber  ist,  durch  das  Gewicht  p  von  selbst  wieder  hergestellt. 

Ereignet  es  sich,  dafs  der  volle  Hund  vor  dem  Anhängen  unver- 
sehens auf  die  Schienen  geräth,  so  wird  er  gegen  den  Arm  b  stofsen 
und  von  diesem  aufgehalten  werden.  Der  gegen  einen  Stofsstempel 
als  Widerlager  gedrückte  Hebel  c  aber  wird  eine  weitere  Drehung 
des  Winkels  verhindern. 

Die  Fig.  11  und  12  zeigen  einen  Verschlufs,  wie  er  auf  den  Werken 
des  lirückenberg-Sleinkofitenbau- Vereins  zu  Zwickau  in  Verwendung  ist. 

Ein  Rahmen  a  und  winkelig  gegen  die  Ebene  dieses  Rahmens  zwei 
Arme  bh  sind  auf  einer  Welle  w  fest  gegen  einander  angeordnet  (Fig.  12). 


208  lieber  Brerasbergverschlüsse. 

Diese  Vorrichtung  ist  zwischen  den  Säulen  eines  Thiirstückes  um 
die  Welle  iv  drehbar  aufgehängt  (Fig.  11).  Die  Arme  bh  sind  mit 
über  die  Rollen  r  laufenden  Ketten  k  verbunden  und  an  die.sen  häugl 
quer  über  die  ganze  Breite  des  Bremsberges  ein  Balken,  welcher  für 
gewöhnlich  in  der  in  der  Fig.  11  mit  c  bezeichneten  Stellung  den  \'er- 
sehlufs  des  Berges  bewirkt,  wobei  der  Rahmen  o  in  wagerechter  Stel- 
lung sich  befindet. 

Soll  ein  Hund  gebremst  und  zu  diesem  Zwecke  vorher  der  Ver- 
schlufs  geöfl'net  werden,  so  ist  der  Rahmen  in  die  um  90"  veränderte, 
in  der  Fig.  11  punktirte  Lage  zu  drehen.  Die  Arme  bb  erfahren  in 
Folge  dessen  gleichfalls  eine  Veränderung  ihrer  ursprünglichen  Lage 
um  90",  wodurch  der  Balken  aus  der  Stellung  c  nach  c,  gebracht  und 
die  Bahn  frei  wird. 

Auf  der  anderen  Seite  wird  der  den  Berg  heraufkommende  Hund, 
sobald  er  unter  dem  Querbaume  hinweg  ist,  den  Rahmen  aus  der  hän- 
genden in  die  wagerechte  Lage  stofsen  und  so  selbsthätig  den  Verschlufs 
des  Berges  wieder  herstellen. 

Besonders  zweckmäfsig  erscheinen  diejenigen  Bremsbergverschlüsse, 
welche  durch  die  Bewegung  des  Bremshebels  selbst  geöffnet  und  ge- 
schlossen werden,  da  bei  derartiger  Anordnung  für  den  Arbeiter  jeder 
Grund  fortfällt,  die  Einrichtung  aufser  Thätigkeit  zu  setzen. 

Auf  den  Werken  des  Ztvicliauer  Steinkohlenbau-Yereins  ist  ein  solcher 
Brem.sbergverschlufs  seit  zwei  Jahren  in  Gebrauch. 

Zwei  aus  starkem  Winkeleisen  hergestellte,  ihrer  Form  nach  aus 
Fig.  13  und  14  ersichtliche  Verschlufsstangen  o  a  sind  mit  ihren  äufseren 
Enden  an  zwei  Stofsstempeln  des  Bremsberges  bei  f  und  /■,  drehbar 
befestigt.  Die  inneren  Enden  dagegen  ruhen  auf  einem  in  den  Mittel- 
stempel eingetriebenen  Bolzen  b  und  sind  in  der  Weise  mit  einander 
verbunden,  dafs  ein  an  der  einen  Stange  angebrachter  Stift  durch  einen 
Schlitz  der  anderen  hindurchgesteckt  ist. 

Die  Länge  des  Schlitzes  ist  so  bemessen,  dafs  das  Aufziehen  der 
Stangen  mittels  der  Kette  k  hoch  genug  erfolgen  kann,  um  einen  Hund 
unter  denselben  hindurch  zu  lassen.  Die  Kette  /c,  über  die  Rollen  »• 
(Fig.  14)  geführt,  ist  an  den  Hebel  d  (Fig.  15)  angeschlossen  und  so- 
mit auch  mit  dem  Bremsschwengel  c  in  Verbindung  gebracht.  Der 
Hebel  rf  gleitet  in  der  an  einer  Kappe  über  der  Bremsberg])latte  hän- 
genden Gabel  j,  und  die  Wirkung  des  Aiiparates  ist  folgende: 

Während  der  Betrieb  ruht,  befinden  sich  die  Sehutzstangen  a  in 
ihrer  tiefsten  Stellung  und  verschliefsen  den  Berg  (Fig.  13).  Bei  Dre- 
hung des  Hebels  d  in  die  Lage  rf,  (Fig.  15)  werden  zunächst  die  Stan- 
gen a  gehoben  und  erst  bei  weiterer  Drehung  des  Hebels  nach  rf.^, 
unter  Benützung  des  Bolzens  i  als  Dreh])unkt  in  der  Gabel  j,  wird  das 
Oeflhen  der  Brem.se  bewirkt. 

Ist  der  leere  Hund  an  der  Kopfplatte  des  Berges  angekommen  und 


Riemen  und  Rienienschlösser. 


209 


die  Bremse  wieder  geschlossen,  so  fallen  die  Verschlulsstangen  durch 
ihr  Eigengewicht  nieder  und  ziehen  den  Hebel  d  in  seine  höchste 
Stellune;. 


Riemen  und  Rienienschlösser. 

Mit  Abbildung™. 

A)  Riemenschlösser  für  flache  Riemen. 
Die  Verbindung  der  Riemenenden  durch  das  gewöhnlieh  Riemen- 
schlols  genannte  Maschinenelement  hat  eine  nach  jeder  Richtung  be- 
friedigende Lösung  bisher  nicht  gefunden,  trotz  der  grofsen  Zahl  der 
einschlägigen  Versuche.  Die  Anforderung  an  die  Riemenschlösser,  dafs 
sie  dieselbe  Festigkeit,  wie  der  Riemen  selbst,  bieten,  und  sich  beim 
Betriebe  nicht  lösen,  ist  unschwer  zu  erfüllen;  dagegen  ist  es  schwierig, 
das  Aufschlagen  der  Theile  auf  die  Riemenscheibe,  sowie  geringes  Vor- 
ragen der  Schlofstheile  zu  erzielen.  Ersteres  tritt  aber  um  so  leichter 
ein,  je  rascher  der  Riemen  läuft  uud  je  kleiner  die  Riemenscheibe  ist, 
da  durch  diese  beiden  Umstände  eine  rasche  Aenderung  in  der  Be- 
wegungsrichtung des  Schlosses  bedingt  ist.  Besonders  bei  kleinen 
Riemenscheiben  ist  noch  die  Beweglichkeit  des  Schlosses  wichtig,  um 
auch  unter  demselben  ein  möglichst  vollkommenes  und  weiches  An- 
legen des  Riemens  zu  bewirken.  Aufserdem  mufs  noch  die  Verbindung- 
leicht  zu  lösen  und  wieder  einzurichten  sein.  Also:  Das  Schlofs  sei 
fest,  biegsam,  schlank,  leicht,  handlich. 

Ein  Schlofs,  welches  für  geringere  Kraftübertragungen  wohl  em- 
pfehlenswerth  erscheint,  ist  von  W.  R.  Harris  in  Lower  Braughton  bei 
Manchester  angegeben  (D.  R.  P.  Nr.  36  837  vom  28.  Februar  1886).  Eine 
Platte  e  (Fig.  1)  ist  an  jedem  Ende  mit  einer  oder  zwei  Reihen  von 
Zähnen  a  versehen,  von  welchen  das  Leder  erfafst  wird.  An  der  inneren 
Seite  sind  zwei  Reihen  breiter  Zähne  oder  Lappen  h  angebracht,  welche 

Fig.  1.  Fig.  2. 


über  die  Riemen  gebogen  werden.  Das  Schlofs  ist  so  einfach,  dafs 
uian  es  wohl  verschmerzen  wird,  dasselbe  beim  Kürzen  des  Riemens 
durch  ein  neues  ersetzen  zu  müssen,  da  augenscheinlich  ein  wieder- 
holtes Aufbiegen  der  Zähne  b  ausgeschlo.ssen  ist. 

Bei    dem    Riemenschlosse    von    J.    Rischoff   in    Hamburg    (D.  R.  P. 
Dingler's  polyt.  Journal  nd.271  Nr.  5.  188911.  X4 


210  Riemen  und  Riemenschlösser. 

Nr.  24202  vom  20.  April  1883)  ist  das  obere  Schild  A  der  Kiemeu- 
verschraubung  (Fig.  2)  an  einer  Seite  mit  einem  hakenförmigen  Ende  a 
versehen,  um  das  oben  liegende  Riemenende  so  zu  kröpfen,  dafs  die 
untere  Fläche  der  Verbindungsstelle  ohne  jeden  ^■ors])rung  oder  Ab- 
satz verläuft. 

Ein  Treibriemenschlofs,  welches  die  Enden  in  sehr  fester  Weise 
fal'st,  ist  das  von  G.  Smith  in  Leicester  (D.  K.  P.  Nr.  36523  vom 
24.  October  1885).  Bei  demselben  sind  mit  den  Eudeu  der  gebogenen 
Verbiudungsplatte  6  (Fig.  3j  Verlängerungsplatten  ee  durch  Gelenke  cc 
verbunden.  Die  Riemenendeu  aa  werden  durch  Schrauben  dd  zwischen 
die  gerieften  Theile  ss^   der  Platten  be  geprefst. 

Unter  dem  7.  Mai  1886  hat  Nicolas  Qurin  in  Kirchberg  (Nieder- 
österreich) ein  Privilegium  erworben  auf  einen  Riemen verbinder  für 
Maschinentreibriemen  aller  Art,  welcher  die  Riemenenden  gleichzeitig 
von  oben  und  von  unten  fafst,  und  zwar  in  der  Weise,  dafs  er  nicht 
nur  durch  Nägel  an  die  Riemenenden  angeklammert  ist,  sondern  dafs 
diese  Enden  auch  noch  in  etwas  gekrümmter  Lage  in  den  Verbinder 
eingezwängt  werden. 

Die  Querleisten  a^b^c  (Fig.  4)  sind  durch  zwei  Längsleisten  rf,  p 
zu   einem   etwas   gekrümmten   Rahmen    verbunden,    wobei  die    untere 

Fläche  der  mittleren  Querleiste  b 
um  die  Riemendicke  höher  liegt, 
als  die  obere  Fläche  der  beiden 
Endleisten  a  und  c.  Die  Leiste  b 
ist  mit  zwei  oder  mehr  Reihen 
nach  abwärts  gerichteten,  die 
beiden  Eudleisten  a  und  c  mii 
nach  aufwärts  gerichteten  Zähnen  versehen. 

Beim  Anlegen  des  Verbinders  wird  von  den  beiden  verschmälerten 
Riemenenden  zuerst  das  eine  Ende  in  den  Verbinder  gesteckt,  so  dafs 
es  bis  zur  Mitte  desselben  reicht,  und  indem  man  den  Verbinder  sammt 
eingestecktem  Ende  auf  irgend  eine  Unterlage  auflegt,  schlägt  man  mit 
einem  Holzschlägel  den  Riemen  in  die  Zahnung  ein. 

Henry  Bernoulli  Barlow  in  Cornbrook  bei  Manchester  hat  sich  unter 
D.  R.  P.  Nr.  44503  vom  14.  Februar  1888  einen  Treibriemen  mit  ein- 
gewebten Drahtstücken  und  dazu  passendem  Schlosse  patentiren  lassen. 
Die  Einlagen  bestehen  aus  vollen  oder  hohlen  Drahtstückeu  fc,  welche 
beim  Weben  des  Riemens  eingewebt  werden;  sie  werden  zur  Be- 
festigung der  Riemenenden  an  einander  benutzt,  indem  sie  durch  Melall- 
haken  von  irgend  einer  bekannten  Con.struction  c  (Fig.  5  und  6)  oder 
von  nachstehend  beschriebener  Form  verbunden  werden.  Bei  den  dar- 
gestellten Verbinduugshaken  c  (Fig.  5)  ist  nur  der  gerade  sich  über  die 
Riemenenden  legende  Rücken  flach,  während  die  die  Querdrähte  um- 
schliefsenden  Haken  am  besten  rund  oder,  wenn  flach,  so  geformt  sind. 


Riemen  und  Riemenschlösser. 


211 


dafs  die  schmale  Fläche  des  Hakeus  sich  an  den  Querschnitt  anschliefst, 
wodurch  die  gröfstmögliche  Stärke  des  Hakens  erzielt  wird,  ohne  dafs 
grofse  Löcher  in  den  Riemen  gemacht  werden  müssen.   Die  Löcher  für 


Fig.  5. 


8^\ 


T?6 


Fig.  6. 


fix  j!irTW^^  a,  _    Fig.  8. 

die  Haken  werden  dicht  an  den  Querdrähten  angebracht,  und  die  Ver- 
bindungen durch  Umbiegen  der  Enden  bewirkt.  Die  Querdrähte  können 
in  einem  Stücke  durchgehen  oder  getheilt  sein. 

Bei  der  in  Fig.  8  und  9  dargestellten  Verbindung  der  Riemenendeu 
sind  die  Haken  c  um  einen  Stift  d  herumgewunden,  wodurch  die  Biegsam- 
keit des  Riemens  an  der  Verbindungsstelle  gesichert  ist.  Die  Riemen- 
haken (Fig.  7)  sind  aus  rundem  Drahte  gebildet,  welcher  in  der  Mitte 
und  an  beiden  Enden  abgeflacht  ist.  Der  Theil  des  Drahtes,  welcher 
durch  den  Riemen  geht,  behält  seinen  runden  Querschnitt  bei,  so  dafs 
nur  an  der  inneren  Biegung  der  Haken  die  schmale  Fläche  des  Hakens 
sich  an  den  Querdraht  legt. 

Bei  dem  gewebten  Treibriemen  (Fig.  6)  sind  nur  wenige  Quer- 
drähte in  solchen  Ab- 
ständen von  einander  in 
den  Riemen  gelegt,  als 
zum  Anstücken  nöthig 
ist.  Anstatt  der  Riemen-  pig.  10. 
haken  können  auch 
Drahtlitzen  oder  Metall- 
])latten  mit  Zähnen  inVer- 
bindung mit  Querdrähten 
angewendet  werden. 

Als  Beispiel  für  an- 
derweitige Ausführungen     F'g-  11 
der  Construction  dessel- 
ben Erfinders  geben  wir    Fig.  12. 


212 


Riemen  imrl  Riemenschlösser. 


Fig    IS 


nach  The  Texlile  iManufactiinr  vom  15.  November  1888  das  zur  Ver- 
binüuug  vom  Baumwollen-  und  Gummiriemen  dienende  vorstehend  dar- 
gestellte Schlofs  (Fig.  10  bis  12).  Drei  elastische  Metallklammerpaare 
fassen  hinter  Stahldrähte,  welche  (juer  durch  den  Riemen  gesteckt  und 
mit  demselben  gut  vernäht  sind.  Den  Schlufs  bildet  ein  durchgesteckter 
Splint,  welcher  am  ofl'enen  Ende  umgebogen,  übrigens  auch  hinreichend 
durch  die  von  den  Metallklammern  verursachte  Reibung  gehalten  wird. 
Der  Zug  des  Riemens  wird  bei  dem  Äar/oio'schen  Schlosse  auf  die 
ganze  Breite  des  Riemens  gleichmäfsig  vertheilt,  die  Verbindungsstelle 
wird  nicht  wesentlich  schwerer  und  dicker  als  der  Riemen  an  anderer 
Stelle  ist.  Bei  der  zuletzt  angeführten  Construction  kann  der  Riemen 
auf  beiden  Seiten  benutzt  werden.  Ein  dreizölliger  Riemen,  welcher, 
wie  die  beigefügten  Fig.  10  bis  12  zeigen,  verbunden  war,  widerstand 
einer  Zugbelastung  von  2250  Pfund,  während  bei  einem  Vergleiehs- 
versuche  mit  einem  entsprechend  starken  Lederriemen  unter  einer  Be- 
lastung von  870  Pfund  die  Verbindungen  zerstört  wurden. 

Fig.  13  bis  15   zeigen   eine   Abbildung  des   Riemenverbiuders   von 
Göhmann  in  Einbeck  (D.  R.  P.  Nr.  42168  vom  21.  Juni  1887).     Er  be- 
steht aus  drei  Eiuzeltheilen  ^|, 
A2  und  Ä,  welche  durch  Läugs- 
schrauben    zusammengehalten 
werden.  —  Der  Theil  Ä,  wel- 
cher, um  einen  geräuschlosen 
Fig  u.   Lauf  durch  eine  Gabel  zu  ge- 
statten, nicht  so  lang  als  der 
Riemen    breit    ist,    hat    einen 
dachförmigen  Querschnitt.   An 
einer   oder    mehreren   Stellen, 
je  nach  der  Breite  des  Riemens, 
„.    ...    sind  Ansätze  fcftbetindlich, deren 

Flg.  I0.  ^ 

Unterflächen     entgegengesetzt 

dachförmig  gerichtet  sind,   so 

dafs  sich  an  diesen  Stellen  zwei 

mit   ihren  Spitzen    zugekehrte 

spitzwinkelige  Flächen  bilden. 

Der  Körper  B  ist  auf  der  Unterseite  mit  unterschnittenen  Nuthen  n 

versehen,   welche  einen  Gummistreifen  G  in  sich  aufnehmen;   derselbe 

verhindert  das  Aufschlagen  des  Verbinders  auf  die  Riemenscheibe. 

Die  Theile  A^  A^  liegen  auf  der  Oberseite  der  zu  verbindenden 
Riemenenden.  Ihre  Unterflächen  sind  unter  demselben  Winkel  abge- 
schrägt, wie  die  dachförmigen  Flächen  der  Platte  Ä;  hier  sind  Riefen 
angebracht,  welche  zusammen  mit  denjenigen  des  Körpers  Ä,  wenn  die 
Längsschrauben  «  angezogen  werden,  derart  den  Riemen  einklemmen, 
dafs  ein  Lösen  ausgeschlossen  bleibt. 


Hiemcn  und  Riemeiischlusser.  21'J 

Die  Theile  A^  und  A2  sind  den  Ausätzen  bb  ents])i-ecliend  schräg 
ausgearbeitet.  Je  mehr  nun  durch  die  Schrauben  s  die  Theile  A^A.,  an- 
gezogen werden,  um  so  mehr  werden  die  Riemenenden,  in  Folge  der 
keilartigen  Wirkung  auf  den  Riemen,  fester  eingeklemmt  und  hat  sich 
diese  Verbindung  bei  der  bedeutenden  Riemengeschwiudigkeit  von  25"' 
in  der  Secunde  nicht  gelöst.  Bei  diesem  Riemenschlosse  ein  geringes 
Gewicht  zu  erzielen,  und  dadurch  Schwankungen  und  Schläge  zu  ver- 
hindern, möchte  jedoch  wohl  Schwierigkeit  machen. 

Schmidt  und  Brelschncider  in  Chemnitz  (D.  R.  P.  Nr.  40  013  \om 
30.  November  1886)  wenden  ein  schereuartiges  Schlofs  an  tFig.  16), 
welches  gestattet,  den  Riemen  in  kürzester  Frist  zu  verlängern  oder 
zu  verkürzen,  ohne  dafs  neue  Theile  eingesetzt  oder  entfernt  werden 
müssen.  Das  Schlofs  besteht  aus  den  Klemmbacken  >4i4i,  in  welche  die 
zurückgebogenen  Riemenenden  seitlich  hineingeschoben  werden  und  dem 
Keilverschlüsse  ÜB^^  durch    welchen   die  i,j„  ,g 

Klemmbacken  fest  an  einander  geprefst 
werden.  Die  Klemmbacken  sind  zum 
Oeffnen  der  Mäuler  um  einander  drehbar, 
während  die  Theile  des  Keilverschlusses 
mittels  Schrauben  angezogen  werden  und  t 
dadurch  den  festen  Verschlufs  der  Klemm- 
backen bewirken.  Durch  Zurückbiegen 
der  Riemenenden  bewirken  dieselben  bei  einem  auf  den  Riemen  aus- 
geübten Zuge  ein  keilartiges  festes  Anpressen  der  Enden  an  das  Schlofs. 
Die  Riemeueuden  sind  so  zurück  zu  biegen,  dafs  sich  ihre  Kanten  mit 
denen  des  treibenden  Riemens  genau  decken  und  ist  darauf  zu  sehen. 
dafs  sie  in  dieser  Lage  in  das  Schlofs  eingeschoben  und  befestigt  werden. 
Das  zurückgebogene  Ende  des  Riemens  darf  beim  vorlaufenden  Theile 
nur  wenig  über  den  Verbinder  hervorstehen,  das  nachlaufende  Ende 
kann  länger  gelassen  werden,  was  bei  dem  Aufpa.ssen  der  Riemen  zu 
lieachten  ist.  Bei  allen  diesen  Vorrichtungen  vv-ird  der  Riemen  weder 
durchlocht  noch  zerstochen,  noch  zerschnitten.  Den  Nachtheil  dieses 
festen,  leichten  und  handlichen  Schlosses,  dafs  dasselbe  wegen  des 
Zurückbiegens  des  Riemens  die  schlanke  Form  verliert,  mufs  man  aller- 
dings in  den  Kauf  nehmen.  Doch  wird  sich  dieses  Schlofs  für  viele 
Fälle  mit  Vortheil  verwenden  lassen. 

M.  Seebold  in  Berlin  sucht  bei  seinem  Schlosse  (D.  R.  P.  Nr.  44305 
vom  31.  December  1887)  eine  Lockerung  der  Riemenenden  dadurch  zu 
vermeiden,  dafs  er  seinem  zweitheiligen  Riemenverbinder  mit  begrenzter 
Gelenkbewegung  und  bayonnetartigem  Verschlusse  nur  eine  Winkel- 
bewegung gestattet,  welche  gröfser  ist,  als  die  unter  den  Bewegungen 
des  Riemens  vorkommende.  In  Fig.  17  bis  19  sind  ab  die  beiden  Lappen 
des  Riemen  Verbinders,  welche  beide  die  Haltstifte  cc  tragen  und  mit  den 
nach  aufsen   gerichteten  Hakenköpfen  Ä/i,   versehen   sind.     Die  La])pen 


■2U 


Neuerungen  im  Metallhüttenwcsen. 


sind  einlach  oder  mehrfach  geschlitzt,  und  sind  die  Stege  t  schmäler 
als  der  zugehörige  Hakenküpftlieil  h.  Die  Stege  »j  sind  vertieft,  so 
dafs  in  die  Kinne  n  derselben  die  Hakenköpfe  h  mit  ihren  Vorsprüngen  i 


Fig.  17. 


Fig.  19. 


eingreifen,  welche  zahnartig  unterschnitten  und  aufserdem  an  der  Unter- 
seite so  abgeschrägt  sind,  dafs  die  Anlagefläche  ooj  von  der  Unter- 
fläche f  des  Lappens  a  nach  der  Oberfläche  /",  desselben  verlaufen.  Zur 
Weiterführung  ist  in  den  Köpfen  AA,  noch  ein  Einschnitt  r  bezieh,  ein 
Ansatz  r,  angebracht.  Wegen  der  Begründung  der  Absichten  und  An- 
sichten des  Erfinders  vervt'eisen  wir  auf  die  Patentschrift,  glauben  jedoch 
bemerken  zu  müssen,  dafs  wir  die  gute  Meinung  des  Erfinders  bezüg- 
lich der  Haltbarkeit  seines  Schlosses  nicht  theilen  und  bisher  noch  nicht 
Gelegenheit  hatten,  unsere  Ansicht  zu  verbessern.  (Scliluis  folgt.) 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen. 

(Fortsetzung  des  Bericlites  S.  172  d.  Bd.) 
Mit  Abbildungen  auf  Tafel  11. 

Kupfer  und  Pliosp/iorkupfer.  Um  Kupfererze  auf  nassem  Wege  zu 
verariieiten,  müssen  dieselben  entweder  oxj'disch  sein  oder,  falls  ge- 
.sehwefelte  Erze  verwendet  werden  sollen,  in  den  oxjdirten  Zustand 
übergeführt  werden,  was  in  der  Kegel  durch  Köstung  geschieht.  Joseph 
Perino  schlägt  nun  ein  Verfahren  vor,  um  womöglich  gänzlich  ohne 
Köstung  den  Kupferkie.'*,  das  hervorragendste  Kupfererz,  zu  sulfatisiren. 
Dasselbe  besitzt  nach  seiner  Zusammensetzung  als  Mineral  die  Formel 
CuFeS.j  und  enthält  demnach  34,57  Proc.  Kupfer  und  30,54  Proc.  Eisen. 
Selten  aber  tritt  der  Kupferkies  ganz  rein  auf,  sondern  ist  in  der  Kegel 
\ergesellschaftet  mit  Schwefelkies  (FeS.^"),  ja  in  den  meisten  Fällen  hat 
es  der  Hüttenmann  nur  mit  Kupferkies  haltigen  Schwefelkiesen  zu  Ihun. 
Der  trockene  Weg  mit  seiner  Bildung  von  Stein  und  dem  wiederholten 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen.  215 

Abrösten  und  Einschmelzen  ist  sehr  umständlich,  weshalb  das  Auflösen 
geschwefelter  Kupfererze  mittels  Eisenehlorides  oder  Eisenoxydsulfates 
erst  neuerdings  wieder  von  Siemens  und  Halske  (1888  269  364)  behufs 
Gewinnung  eines  geeigneten  Elektrolyten  für  elektrolj'tische  Kupferge- 
wiiinung  vorgesehlagen  ist.  Perino  benutzt  nun  salpetersaure  Eisen- 
salze (Eisennitrate),  um  das  Schwefelkupfer  der  Erze  bei  niederen 
Temj^eraturen  (.50  bis  150")  direkt  zu  schwefelsaurem  Salze  (Kupfer- 
sulfat )  zu  oxydiren.  Das  stets  vorhandene  Schwefeleisen  soll  sich  an 
dieser  Ox3-dation  nicht  betheiligen,  wenn  der  Prozefs  richtig  geleitet 
wird.  Perino  beschreibt  in  der  Bery-  und  Hüttenmännischen  Zeitung, 
188S  S.  177  ff'.,  selbst  die  von  ihm  zu  dem  angegebenen  Zwecke  ge- 
maeiiten  Versuche. 

Mischt  man  nämlich  nach  Angabe  Perino's  gemahlenen  Kupferkies 
iimig  mit  Eisennitrat  und  setzt  das  Gemenge  einer  Temperatur  von 
etwas  über  40''  aus,  so  beginnt  schon  die  Entwickelung  der  nitrosen 
Dämpfe  unter  Bildung  von  Kupfersulfat.  Steigert  man  die  Temperatur 
allmählich  bis  100"  und  150",  so  erreicht  man  es,  dafs  beim  nachherigen 
Auslaugen  mit  Wasser  eine  reine  Kupfervitriollauge  resultirt,  ohne  eine 
Spur  von  Eisengehalt,  während  im  Rückstande  sich  unzersetztes  Schwefel- 
eisen, Schwefelsilber  u.  s.  w.  und  aus  dem  salpetersauren  Eisen  ent- 
standenes Eisenox3'd  neben  den  anderen  Beimengungen  finden.  Dieser 
Rückstand  kann  dann  geeignetenfalls  zur  Gewinnung  des  Silbers  benutzt 
werden.  Der  Rückstand  kann  nunmehr  vollständig  abgeröstet  und  schliefs- 
lich  bei  der  Eisenerzeugung  gute  Verwendung  linden.  Die  gewonnene 
Kupferlauge  wird  nach  dem  Cementationsverfahren  mit  metallischem 
Eisen  behandelt  und  das  so  erhaltene  Cementkupfer  weiter  geläutert 
(raffinirt).  Die  Wiedergewinnung  der  Salpetersäure  aus  den  nitrosen 
Dämpfen  bietet  nach  Angabe  Perino's  keine  Schwierigkeiten,  wie  weiter 
unten  gezeigt  werden  soll. 

Was  die  Zersetzung  des  Eisennitrates  betrifft,  so  ergibt  der  Ver- 
such, dafs  die  Reduction  desselben  im  obigen  Falle  bis  zur  Bildung  von 
Slicküxyd  (NO)  sich  erstreckt,  was  möglichst  vollkommen  eintritt,  wenn 
die  Schichtung  des  Materiales  eine  zweckentsprechende  ist.  Die  Um- 
setzung erfolgt  demnach  nach  folgender  Reactionsgleichung: 

"   Fe,(N03)„  -f  2CuS  =  2CUSO4  +  Fe^Oj  -f  5N0  +  NO,. 
Hiernach  kommen  theoretisch  auf  1  Aeq.  Cu  1  Aeq.  Fe  und  auf  1  Th. 
Kupfer  etwa  4  Th.  salpetersaures  Eisenoxyd. 

Die  Zersetzung  des  salpetersauren  Eisensalzes  erfolgt  ohne  Bei- 
mischung eines  oxydablen  Körpers  erst  bei  Temperaturen  über  100" 
und  dann  auch  nur  theilweise,  indem  basische  Salze  sich  bilden,  welche 
erst  bei  beginnender  Rothglut  weiter  zerlegt  werden  unter  Bildung 
nitroser  Dämpfe  und  eines  Rückstandes  von  Eisenoxyd.  Erleichtert 
wird  aber  die  vollständige  Abspaltung  des  Salpetersäurerestes,  wenn 
o,xydable  Substanzen  zugegen  sind,  wie  im  vorliegenden  Falle  Schwefel- 


2Ui  Neiicninnpn  im  JlelallliiUlenwcseu. 

inuliilk'.  Die  eigeiiurtiiiC'  iiiui  liii-  obigen  Zweck  so  äulMer.sl  vortheillmi'tf 
Wirkung  des  Salpetersäuren  Eisensalzes  besteht  nun  weiter  darin,  dals 
Schweielkupfer  eher  und  leieliler  durch  ersteres  oxydirt  wird  als 
Schweleleisen,  Sehwefelsilber  u.  s.  w.,  so  dafs  man  bei  ents|>rechender 
Durchführung  des  Prozesses  nach  dem  Auslaugen  eine  sehr  reiue  Kupfer- 
lauge  erhält  und  Eisen,  Silber,  Blei  u.  s.  w.  im  Rückstände  sich  linden. 

Um  die  Vorgänge  bei  der  Reaction  genauer  verfolgen  zu  können, 
stellt  man  den  Versuch  am  einfachsten  derart  an,  dafs  man  das  Ge- 
menge von  Ku))ferkies  und  salpetersaurem  Eisensalze  in  einen  Rcagir- 
eyliuder  bringt,  letzteren  in  die  Durchbohrung  der  oberen  Wandung 
eines  einfachen  Trockenkastens  einsenkt  und  die  Mündung  mit  Kork 
und  Gasleitungsrohr  versieht.  Läfst  man  die  Temperatur  nun  ganz  all- 
mählich ansteigen,  so  beobachtet  man  bei  etwas  über  40**  .schon  das 
Entweichen  der  braunrothen  Dämpfe.  Erhält  mau  die  Tempeiatur 
dann  etwa  1/.2  bis  1  Stunde  auf  etwa  50  bis  70",  so  nimmt  die  Keacti(jn 
ihren  stetigen  Fortgang,  ohne  dafs  aber  schliefslich  in  dem  Reagir- 
cylinder  die  gefärbten  Dämpfe  zu  sehen  sind.  Entfernt  man  aber  nun 
den  Kork,  so  treten  sofort  an  der  Mündung  die  braunrothen  Dämpfe 
auf,  ein  Zeichen,  dafs  sich  Stickoxyd  (NO)  gebildet  hatte.  Eine  gröfsere 
Menge  dieses  Gases  erhält  man,  wenn  man  zuerst  die  Luft  im  Reagir- 
cylinder  austreibt  Cdurch  Kohlensäure)  und  die  entstehenden  Gase  dann 
mittels  des  Gasleitungsrohres  in  einer  Eudiometerröhre  sammelt.  Merkt 
man  keine  weitere  Einwirkung  mehr,  so  kann  man  die  Temperatur  auf 
130  bis  150"  steigern,  um  die  letzten  Reste  von  Nitrat  zu  zersetzen, 
was  ohne  Nachtheil  geschehen  kann,  wenn  man  nicht  einen  allzugrofsen 
Ueberschufs  von  salpetersaurem  Eisensalze  zugesetzt  hatte.  Letzterer 
bewirkt  unter  diesen  Umständen  eine  Oxydation  des  vorhandenen 
Schwefeleisens  u.  s.  w.  und  entsprechende  Verunreinigung  der  Ku]>ler- 
lauge.  Das  richtige  Mengenverhällnifs  des  sali)etersauren  Eisensalzes 
zum  Kupferkiese  ergibt  sich  am  sichersten  durch  entsjjrechende  Vor- 
versuche, da  jenes  je  nach  der  Natur  der  Kupferkiese  bezieh.  Kupfer- 
kies haltigen  Schwefelkiese  kleinen  Schwankungen  unterliegen  wird. 
Auch  mag  es  je  nach  Umständen  zweckmäfsig  sein,  den  Snlfatisirungs 
prozefs  in  zwei  Phasen  zu  vollziehen  und  danach  das  Misciiungsverhäll- 
nifs  einzurichten,  sowie  die  Temi)eraturen  zu  reguliren,  um  so  eine 
möglichst  vollkommene  Kupferexfraction  zu  erzielen.  Im  Uebrigen  ver- 
läuft der  Prozefs  sehr  glatt  und  läfst  sich  für  reiche  wie  arme  Erze 
gleich  gut  verwerthen.  Einer  besonderen  Aufbereitung  bedürfen  die 
ärmeren  Erze  niclil  und  können  direkt  im  gemahlenen  Zustande  in  den 
Prozefs  eingehen. 

Treten  wir  nun  der  Darstellung  des  Salpetersäuren  Eisensalzo 
näher,  so  läfst  sich  dasselbe  am  einfachsten  aus  der  im  Cementations- 
prozesse  erhaltenen  Eisenvilriollauge  dadurch  herstellen,  dals  man  letztere 
mit  einer  concentrirlen  Lösung  von  salpetersaurem  Kalke  oder  Stronliari 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen.  217 

versetzl,  wodurch  das  sehr  schwer  lösliche  Sulfat  des  Calciuins  bezieh. 
Stroutiums  sich  ausscheidet  und  eine  Lösung  von  salpetersaurem  Eisen - 
oxydul  Fe(N03).2  sich  bildet,  welche  in  Vorlagen  gebracht  und  durch 
die  nitroseu  Dämpfe  des  Sulfatisirungsprozesses  weiter  zu  salpetersaurem 
Eiseuoxyd  Fe.jCNOg),;  oxj-dirt  wird.  Es  entsprechen  demnach  lFe.,(N03)fi 
etwa  2Ca(N03)2  bezieh.  2Sr(N03)2,  oder  auf  1  Th.  Cu  kommen  etwa 
2V,  Th.  Ca(N03)2  bezieh.  Si,.^  Th.  SrCNOa),^. 

Zur  Regeneration  der  Salpetersäure  aus  deu  nitrosen  Dämpfen  leitet 
man  dieselben  mittels  eines  mäfsigen  Luftstromes  in  mit  Wasser  be- 
schickte Vorlagen,  woselbst  sich  verhältnifsmäfsig  rasch  die  Bildung  von 
Salpetersäure  vollzieht,  wobei  man  bis  zu  95  Proc.  zurückgewinnt,  wie 
schon  frühere  Versuche  von  Schäppi  u.  s.  w.  dargethan  haben.  Diese 
Salpetersäure  dient  nun  weiter  zur  Herstellung  des  salpetersauren  Kalkes 
bezieh.  Strontians,  indem  man  deren  Carbonate  mit  der  Säure  behandelt, 
wobei  man  unter  Entwickelung  von  Kohlensäure  die  entsprechenden 
Nitrate  erhält,  welche  dann,  wie  weiter  oben  erörtert,  mit  der  ab- 
fallenden Eisenvitriollauge  umgesetzt  werden.  Die  frei  gewordene 
Kohlensäure  kann  zur  weiteren  Verwerthung  dienen  und  ist  auf  diese 
Weise  ein  sehr  rentables  Nebenproduct,  das  hierbei  in  grofsen  Mengen 
erzeugt  wird,  indem  auf  1^  Ku])fermetall  etwa  1^  Kohlensäure  kommt. 
In  der  Form  flüssiger  Kohlensäure  hat  sie  gegenwärtig  ein  sehr  be- 
deutendes Absatzgebiet  und  würde  auf  diese  Weise  eine  billige  Quelle 
zu  ihrer  Herstellung  verfügbar  sein. 

Als  Abfallproduct  wird  demnach  nur  Calciumsulfat  (Gyps)  bezieh. 
Strontiansulfat  erhalten  werden.  Da  nun  wegen  der  besseren  Fällbar- 
keit Strontiau  dem  Kalke  vorzuziehen  wäre,  so  könnte  man  das  werth- 
voUere  Strontiumsulfat  mit  Sodalösung  digeriren,  wodurch  wieder  Stron- 
tiumcarbonat  und  Natriumsulfat  entstehen,  welch  letzteres  an  die 
Sodafabriken  mit  /.eWanc'schem  Prozesse  zurückginge  und  den  Sulfat- 
prozefs  ersparte.  Auf  diese  Weise  wird  ein  vollständiger  Kreisprozefs 
in  der  einfachsten  Gestaltung  erzielt  und  ein  Abfallproduct  ganz  aus- 
geschlossen sein.  Als  Kohproduct  würde,  bei  der  Verwendung  von  Kalk 
als  Fällungsmittel,  der  kohlensaure  Kalk  in  seinen  verschiedenen  Arten 
ein  sehr  billiges  Material  abgeben,  wobei  etwa  5  bis  8  Proc.  salpeter- 
saurer Kalk  als  Ersatz  für  den  im  Prozesse  entstandenen  Verlust  der 
Salpetersäure  zugeschlagen  werden  müfsten.  Der  salpetersaure  Kalk 
wird  am  einfachsten  in  Salpeterplantagen  erzeugt. 

Bei  der  praktischen  Durchführung  des  neuen  Verfahrens  würde  ein 
Colonnenapparat  aus  Thonretorten  entsprechender  Form  am  zweck- 
mäfsigsten  erscheinen.  Diese  Thonretorten  befinden  sich  in  einer  ge- 
mauerten Kammer  und  sind  durch  seitliche  Stutzen  hinter  einander  in 
Verbindung  gesetzt,  so  dafs  ein  eingeführter  schwacher  Luftstrom  durch 
sämmtiiche  Retorten  hindurchgeht  und  die  nitrosen  Dämpfe  nach  ge- 
eigneten Vorlagen  führt,   in   welchen   sich   theils   salpetersaures   Eisen- 


218  Neuerungen  im  Metallliütlenwesen. 

oxydul,  theils  Wasser  befindet.  Die  durchstreichenden  Gase  erwärmiMi 
die  Fkissigkeilen  in  den  Vorlagen  bis  zu  dem  gewünscliten  Grade,  so 
dafs  eine  besondere  Wärmequelle  hierfür  unnöthig  ist.  Der  Sulfati- 
sirungsrüekstand  ist  von  sehr  lockerer  Beschatreuheil  und  läCst  sich  mit 
grofser  Leichtigkeit  auslaugen. 

Das  vorstehend  beschriebene  Verfahren  ist  durch  das  D.  K.P.  Nr. 44498 
vom  28.  Januar  1888  gesetzlich  geschützt  worden.  Der  Patentanspruch 
lautet:  „Anwendung  von  salpetersauren  Eisensalzen  als  Sulfatisiruugs- 
niittel  der  Kupferkiese  mit  oder  ohne  vorherige  Köstung  derselben  be- 
hufs Extraction  des  Kupfergehaltes  auf  nassem  Wege." 

Inwieweit  dieses  Verfahren  für  die  Praxis  nutzbringend  sein  und 
eine  Verminderung  der  Productionskosten  herbeiführen  wird ,  müssen 
erst  im  grofsen  Mafsstabe  ausgeführte  V'ersuche  zeigen.  Der  gegen- 
wärtige hohe  Preis  des  Kupfers  dürfte  derartigen  Versuchen  nicht  be- 
sonders günstig  sein,  da  bei  guten  Preisen  die  Kupferhütten  meist  bei 
den  alten,  bereits  bewährten  Verfahren  stehen  bleiben,  während  ge- 
drückte Preise  oft  die  Industriellen  zwingen,  auf  Einführung  billigerer 
Darstellungsmethoden  zu  sinnen.  Der  Erlinder  verspricht  sich  nach  An- 
gabe der  Berg-  und  Hüllenmännischen  Zeitung  neben  anderen  Vortheilen 
eine  bedeutende  Erniedrigung  der  Gestehungskosten  des  Kupfermetalles 
und  wird,  wenn  sein  Streben  von  dem  praktischen  Erfolge  gekrönt 
werden  sollte,  gewifs  fortfahren,  sein  Siilfatisirunasverfahren  aucii  für 
andere  Schwefelmetalle  zu  verwerthen. 

Die  Abfalllaugen  von  der  Kupferextraction  enthalten  werllivulle 
Bestandtheile,  welche  gegenwärtig  meist  unbenutzt  bleiben. 

Dr.  Jurisch  hat  ein  Verfaiiren  zur  Verarbeitung  solcher  Eisenoxvdul 
und  Zink  halliger  Abfalllaugen  vorgeschlagen  (D.  K.  P.  Nr.  41  787  vom 
4.  Februar  1887). 

Die  Eisenoxydul  und  Zink  haltige  Lauge,  welche  von  den  Kupfer- 
fällgefäfsen  abfliefst,  wird  zunächst  in  Gefäfsen  mit  Rührwerk  durch 
kohlensauren  Kalk  von  dem  gröfslen  Theile  ihrer  freien  Säure  befreit 
und  dann  in  Oxydationsthürme  gepumpt,  welche  ähnlich  eingerichtet 
sind  wie  die  Weldon  achan  Apparate.  Hier  wird  die  Lauge  unter  gleicii- 
zeitiger  Erhitzung  mit  Wasserdampf  durch  Blasen  mit  Luft  o.xydirt, 
und  in  dem  Mafse,  als  die  Oxydation  fortschreitet,  indem  sich  hell- 
braunes, basisches  Eisenoxydsulfat  abscheidet,  wird  Kalkmilch  zuge- 
geben, ohne  jedoch  die  Neutralisirung  völlig  zu  erreichen.  Häulig  ge- 
nommene Proben  müssen  stets  noch  eine  eben  sichlhare  Röthung  auf 
neutralem  Lackmuspapiere  hervorbringen.  Durch  diese  Operation  ge- 
lingt es,  den  gröfslen  Theil  des  Eisens  als  unliisliches  basisches  Eisen- 
oxydsulfat niederzuschlagen.  Durch  Zusatz  von  C'liiorkiilk  kann  iiüin 
die  Cxydation  beschleunigen. 

Das  Ausfällen  des  Eisens  als  basisches  Ferrisulfat  kann  erleichlerl 
werden  durch  Zufügung  eines  löslichen  Sulfates,  z.  B.  iMagnesiumsulfales. 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen.  219 

Nach  Beendigung  der  Eisenfällung  läfst  man  den  Schlamm  aus  dem 
Oxvdationsthurme  in  Absetzgef'äfse  fliefsen,  zieht  die  klare  Zinklauge 
ab  und  schickt  den  Bodensatz  in  eine  Filterpresse. 

Der  Eisenniederschlag  enthält  als  Verunreinigung  eine  gewisse 
Menge  eines  Zinksalzes,  weil  sich  an  der  Einlaufstelle  der  Kalkmilch 
ein  momentaner  Ueberschufs  von  Kalkmilch  nicht  vermeiden  läfst  — 
Gyps  und  kohlensaurer  Kalk  (aus  der  Kalkmilch)  — ;  man  kann  ihn 
daher  zweckmäfsig  an  Eisengehalt  anreichern,  indem  man  ihn  zum  Ab- 
stumpfen der  freien  Säure  der  nächsten  Beschickung  benutzt.  Das  auf 
diese  Weise  gereinigte  basische  Eisenoxydsulfat  ermöglicht  die  weitere 
Verarbeitung  zu  Schwefelsäureanhydrid  und  Calcothar  oder  zu  grünem 
Vitriole  oder  zu  anderen  technischen  Zwecken. 

Die  Zinklauge  wird  in  einem  Gefälse  mit  Rührwerk  oder  Dampf- 
strahlgebläse heifs  mit  so  viel  Kalkmilch  versetzt,  dafs  die  Mischung- 
eben  deutliche  Bläuung  auf  rothem  Lackmuspapiere  hervorruft.  Man 
läfst  absetzen  und  pumpt  den  Zinkschlamm  durch  Filterpressen. 

Der  Zinkniederschlag  enthält  aufser  kohlensaurem  Zinkoxyd  noch 
basisches  Eisenoxydsulfat,  welches  der  ersten  Fällung  entgangen  ist, 
Mangan  und  kohlensauren  Kalk;  ferner  als  in  Wasser  löslich:  Aetz- 
kalk,  Gyps  und  Chlorcalcium.  Er  erfordert  also  noch  eine  Aufberei- 
tung, um  dann  ebenso  weiter  verarbeitet  zu  werden  wie  abgeröstete 
Zinkblende. 

Will  man  auch  zinkarme  Laugen  diesem  Prozesse  unterwerfen,  so 
kann  man  die  beiden  Fällungen,  nämlich  des  Eisens  und  des  Zinkes,  in 
derselben  Operation  bewirken  und  den  erhaltenen  Niederschlag  weiter 
behandeln  wie  den  ersten  Eisenniederschlag  aus  zinkreichen  Laugen. 
Die  Mutterlauge  vom  Zinkniederschlage  ist  fast  frei  von  Schwefel- 
säure und  enthält  im  Wesentlichen  nur  noch  Chlornatrium  und  Chlor- 
calcium. Dampft  man  dieselbe  bis  zu  einer  genügenden  Concentration 
ein,  so  wird  das  Chlornatrium  unlöslich  und  kann  ausgefischt  werden ; 
das  einmal  gedeckte  und  getrocknete  Kochsalz  enthält  etwa  92  Proc. 
Chlornatrium  und  kleine  Mengen  von  kohlensaurem  Kalke,  Gypse  und 
Chlorcalcium. 

Als  schliefslicher  Rest  dieses  Prozesses  bleibt  (nach  Angabe  des 
Erlinders)  eine  Chlorcaiciumlauge,  welche  etwa  310>  Chlorcalcium  im 
Liter  enthält. 

John  Jeremiah  Crooke  und  Robert  Crooke  in  New  York  (Nordamerika) 
haben  ein  Verfahren  (D.  R.  P.  Nr.  39  920  vom  14.  December  1886)  an- 
gegeben, um  Gold  und  Silber  aus  Kupferstein  und  diesen  analog  zu- 
sammengesetzten Kupfererzen  zu  gewinnen.  Dasselbe  besteht  im  Wesent- 
lichen darin,  dafs  man  die  Kupfersteine  oder  Erze  in  geschmolzenem 
Zustande  mit  einer  ebenfalls  geschmolzenen  Bleimasse  und  letztere 
gleichzeitig  mit  metallischem  Eisen  in  Berührung  hält,  und  zwar  unter 
Vermeidung  jeden  Contactes    des    letzteren    mit   der    Kupferstein-    und 


220  Kiueningen  im  MetalUiüttenwesen. 

Erzmasse,  zu  dem  Zwecke,  um  deu  aus  letzterer  übergehenden  Schwefel 
aus  dem  Bleie  zu  entfernen.  Die  fractionsweise  Durchfüiirung  des  Ver- 
fahrens geschielit  in  der  Weise,  dafs  man  das  angereiciierte  Blei  unter 
Ersatz  durch  ärmeres  Blei  absticht  und  wieder  auf  frische  Kupfersteine 
oder  Erze  wirken  läfst,  oder  dafs  man  die  zum  Theile  erschöpften 
Kupfersteine  oder  Erze  unter  Ersatz  durch  frisclie  absticht  und  wieder 
mit  armem  Bleie  behandelt. 

Zur  Ausfiilirung  des  Verfahrens  dient  ein  in  Fig.  1,  2  und  3  Taf.  11 
dargestellter  Ofen:  derselbe  ist  ein  gewöhnlicher  Flammofen  mit  fast 
ebenso  breitem  wie  langem,  in  eine  von  aufgemauerten  Säulen  getragene 
Pfanne  A  aus  Schmiedeeisen  eingebauten  Arbeitsraume  mit  geneigter 
(etwa  15'"')  Sohle  D.  In  gleichem  Niveau  mit  dem  tieferen  Ende  der- 
selben münden  in  den  Arbeitsraum  in  der  betrettenden  Ufenwand  wage- 
recht angeordnete  und  gewölbte  Kanäle  B  (15^"'  hoch  und  breit  bei 
33'="'  Tiefe),  deren  Boden  sich  leicht  nach  der  Sohle  D  zu  neigt.  Nach 
oben  hin  setzen  sich  die  Kanäle  B  in  senkrechte  Kanäle  E  fort.  Durch 
jeden  dieser  letzteren  wird  ein  Schmiedeeisenbarren  F  so  eingesenkt 
gehalten,  dafs  er  auf  dem  Boden  des  betreffenden  Kanales  B  ruht.  Am 
tiefen  Ende  der  Sohle  D  liegt  ein  Abstich  a  für  das  Blei  und  am  oberen 
Ende  ein  Abstich  h  für  den  Stein. 

Zunächst  wird  der  Arbeitsraum  B  mit  Blei  G,  bis  über  die  Kanäle  B 
hinaus  beschickt.  Nachdem  dieses  auf  Rothglut  gebracht  ist,  wird  grob 
zerstückelter  Kupferstein  i/,  in  etwa  dem  halben  Gewichte  des  Bleies, 
auf  die  Oberfläche  des  letzteren  gestreut.  Der  Stein  geräth  bald  ins 
Schmelzen  und  breitet  sich  dabei  gleichmalsig  auf  dem  Bleibade  aus. 
Will  mau  den  Kupferstein  zugleich  mit  der  Entsilberung  auch  con- 
centriren  und  reinigen,  so  wirft  man  3  bis  (5  Proc.  Sand  auf  die  Ober- 
fläche des  geschmolzenen  Steines  und  krückt  während  einiger  Minuten 
leicht  durch.  Jetzt  vollziehen  sich  eine  Reihe  von  Reactionen.  Das 
im  Steine  enthaltene  Gold  und  Silber  sowie  auch  das  Antimon  und 
Arsen  beginnen  sofort  sich  mit  dem  Bleie  des  Bades  zu  iegiren.  Gleich- 
zeitig verbindet  sich  auch  ein  Theil  des  Schwefelgehaltes  des  Steines 
mit  Blei  zu  Bleisullid,  welches  nun  ebenso  schnell,  als  es  sich  bildet, 
durch  das  Eisen  der  Barren  F  zersetzt  wird.  Das  so  gebildete  Schwefel- 
eisen  steigt  durch  das  Blei  und  den  Stein  an  die  Oberfläche  des  letzteren. 
Ein  Theil  des  etwa  ursprünglich  im  Steine  schon  vorliandenen  Bleies 
oder  des  aus  dem  Entsilberungsbade  in  den  Stein  übergegangenen  Bleies 
verbindet  sich  mit  der  oben  auf  der  Masse  schwimmenden  Kie.selsäure 
zu  Bleisilicat,  welches  seinerseits  das  durch  die  theilweise  Extraction 
des  Schwefels  aus  dem  im  Steine  enthaltenen  Schwefcleisen  gebildete 
Eisensubsulfid  angreift,  in  dieser  Weise  erzeugt  sich  bei  niederer  Tempe- 
ratur eine  saure,  sehr  leicht  schmelzbare  Schlacke,  die  absolut  kupier- 
frei sein  soll  und  von  Zeit  zu  Zeit  abgeschöpft  wird.  Durch  dieses 
Mittel,  sowie  dadurch,  dafs  man  in  dem  Mafse,  wie  man  Schlacke  weg- 


Neueningen  im  Jletallhüttenwesen.  221 

nimmt,  wieder  frischen  Saud  in  entsprechender  Menge  aui'wirft,  wird 
ein  grofser  Theil  des  im  Steine  enthaltenen  Eisens  entfernt  und  das 
Kupfer  im  ersteren  coneentrirt.  Dieser  Theil  des  Verfahrens  ist  auch 
dann  anwendbar,  weun  man  von  den  Eisenbarren  F  keine  Anwendung 
macht.  Während  das  im  Bleibade  aus  dem  Eisen  F  erzeugte  Schwefel- 
eisen durch  den  Stein  an  dessen  Oberfläche  steigt,  wird  es  durch  das 
Kupfer  des  Steines  eines  Theiles  seines  Schwefels  wieder  beraubt,  an 
der  Oberfläche  sodann  von  dem  Bleisilicate  angegriffen  und  in  die  Schlacke 
übergeführt.  Die  Erfinder  lassen  die  vorstehend  geschilderten  Reactioneu 
etwa  30  Minuten  lang  vor  sich  gehen.  Während  dieser  Zeit  sollen  aus 
dem  Steine  etwa  90  Proc.  Silber  und  Gold  und,  falls  er  Blei  enthielt, 
auch  der  gröfste  Theil  von  diesem  au.sgezogen  werden.  Um  einige 
Zahleubeispiele  zu  geben,  möge  folgendes  angeführt  werden. 

Enthielt  der  Stein  z.  ß.  (3220s  Silber  in  der  Tonne  und  30  Proc. 
Blei,  so  gingen  während  der  genannten  30  Minuten  in  das  Extractionsbad 
etwa  5440?  Silber  und  etwa  168  bis  186'''  kupferfreies  aber  mit  dem 
gröfsten  Theile  des  im  Steine  vorhandenen  Antimons  und  Arsens  be- 
ladenes  Blei  über.  Wurden  auf  1'  Stein  2'  Blei  angewendet,  so  beträgt 
der  Verbrauch  an  Eisen  aus  dem  Barren  F  etwa  34  bis  37'^'.  Wurden 
aus  dem  Steine  186"^  Blei  reducirt,  so  wurden  auf  371^  reducirtes  Blei 
9  bis  10^^  Eisen  aus  den  Enden  der  Barren  F  verbraucht. 

Wird  beim  Beginne  der  Arbeit  zur  Extraction  reines,  d.  h.  von 
Antimon,  Arsen  u.  s.  w.  freies  Blei  verwendet,  so  kann  man  durch  eine 
einmalige  Anwendung  dieses  Bleies  praktisch  den  ganzen  Silber-  und 
Goldgehalt  des  Steines  extrahiren.  Um  jedoch  die  Kosten  für  das  Raf- 
finiren so  grofser  Bleimassen  zu  vermeiden,  ziehen  die  Erfinder  es  vor, 
für  die  erste  Behandlung  von  frischem  Steine  Blei  anzuwenden,  welches 
bereits  zu  einer  vorhergehenden  Operation  benutzt  worden  ist  und  dem- 
entsprechend mehr  oder  weniger  Antimon,  Arsen  und  auch  etwas  Kupfer 
enthält.  Dasselbe  soll  schon  dem  Steine  etwa  90  Proc.  der  Edelmetalle 
entziehen;  die  übrigen  10  Proc.  werden  dann  durch  frisches  und  darum 
energischer  wirkendes  Blei  ausgezogen. 

Die  Eisenbarren  hebt  man,  nachdem  das  bereits  benutzte  Blei  auf 
den  frischen  Stein  etwa  30  Minuten  lang  eingewirkt  hat,  heraus  und 
sticht  dieses  Blei  durch  a  ab.  Dasselbe  wird  nochmals  zur  ersten  Be- 
handlung von  frischem  Steine  benutzt  oder  raffinirt.  Dann  beschickt 
man  den  Ofen  mit  dem  gleichen  Gewichte  noch  nicht  zur  Extraction 
benutzten  Bleies,  senkt  die  Barren  F  wieder  ein  und  lafst  10  Minuten 
wirken,  nachdem  man  einen  Augenblick  durchgekrückt  hat.  Der  jetzt 
entsilberte  und  concentrirte  Stein  wird  in  b  abgestochen  und,  wie  üb- 
lich, in  Sandformen  laufen  gelassen.  Die  Bleibeschickung  beläfst  man 
dagegen  im  Ofen.  Man  besetzt  sie  mit  frischem,  noch  nicht  behandelten 
Steine  und  wiederholt  den  Prozefs.  Entsilberter  und  coneentrirter  Stein 
wird  nach  bekannten  Verfahren  zu  Gute  gemacht. 


222  Keuerungen  im  Metallhüttenwesen. 

Dr.  Emil  Wohlwill^  langjähriger  Leiter  der  elektrolytischen  AD.slalt 
der  Norddeutscheu  Aflinerie  in  Hamburg,  hat  in  der  am  20.  Juni  1888 
abgehaltenen  Sitzung  des  Natiiruissenschaftlichen  Vereines  zu  Hamburg 
über  das  Zerfallen  der  Auode  bei  der  Elektroh-.se  etwa  Nachstehendes 
mitgetheilt. 

Wird  bei  der  Zersetzung  von  verdünnter  Schwefelsäure  oder  einer 
Lösung  von  Kupfervitriol  durch  den  elektrischen  Strom  die  Anode  aus 
reinem  Kupfer  genommen,  so  bedeckt  sich  dieselbe,  so  lange  die  elektro- 
chemische Auflösung  dauert,  mit  einem  aus  feinvertheiltem  metallischem 
Kupfer  bestehenden  rotheu  Staube,  der  allmählich  abfällt.  Da  gleich- 
zeitig die  Anode,  je  länger  die  Arbeit  dauert,  um  so  mehr  gefurcht 
und  zerfressen  wird,  so  scheint  der  Vorgang,  der  in  ähnlicher  Weise 
bei  anderen  reinen  Metallen  beobachtet  wird,  sich  den  zuerst  von 
Delarive  (1837)  beschriebeueu,  aber  bisher  nicht  genügend  erklärten  Er- 
scheinungen der  Desaggregation  der  Elektroden  anzuschliefsen.  Als 
uothwendige  Folge  des  besprochenen  Verhaltens  ist  anzusehen,  dafs  im 
scheinbaren  Widerspruche  mit  dem  /ararfay'schen  Gesetze,  insbesondere 
bei  der  Elektrolyse  von  Kupferlösungen  die  Gewichtsabnahme  der  Anode 
gröfser  ist,  als  die  Zunahme  der  Kathode.  Da  ein  regelmäfsiges  Ab- 
fallen ungelöster  Theile  bei  der  gewöhnlichen  chemischen  Lösung  reiner 
Metalle  nicht  stattfindet,  ist  die  Erklärung  für  das  Verhalten  der  Kupfer- 
anode in  den  Besonderheiten  der  elektrochemischen  Auflösung  zu  suchen: 
als  solche  sind  zu  betrachteu,  dafs  bei  der  elektrolytischen  Auflösung 
das  Lösungsmittel  stets  im  ,,Entstehungszustande"  wirkt,  dafs  es  nie  im 
Ueberschusse  vorhanden  ist  und  dafs  es  sich  für  Verschiedenheiten  des 
chemischen  und  elektrischen  Verhaltens  der  Anodenbestandtheile  äufserst 
empfindlich  zeigt.  Darauf  läfst  sich  zur  Erklärung  der  besprochenen 
Erscheinung  die  folgende  Annahme  gründen:  Wie  thatsächlich  eine 
heifse  Lösung  von  Kupfersulfat  in  Berührung  mit  metallischem  Kupfer 
Theile  desselben  aufnimmt,  Oxydulsulfat  bildet,  das  beim  Abküiiien 
wieder  in  Kupfer  und  Kupfervitriol  (Cuprisulfat)  zerfällt,  so  wird  auch 
unter  dem  Einflüsse  des  Entstehungszustandes  an  der  Anode  neben 
Kupfervitriol  die  metallreichere  Verbindung  gebildet,  die  dann  aufser- 
halb  der  Entstehungssphäre  unter  Abscheidung  eines  fein  vertheilten 
Kupferniederschlages  wieder  zerfällt.  Diese  Erscheinung  wäre  demnach 
nicht  auf  Desaggregation  der  Anode  selbst,  sondern  auf  Dissociation  der 
an  ihr  gebildeten  Lösung  zurückzuführen.  Mit  dieser  Erklärung  sind 
die  quantitativen  Verhältnisse  des  Anodenfalles  im  Einklänge.  Die  ab- 
fallende Menge,  annähernd  durch  den  Mehrverlust  der  Anode  zu  messen, 
ist  um  so  gröfser.  Je  gröfser  der  Säuregehalt  der  Lösung;  das  Gleiche 
gilt  für  die  Wirkung  einer  lieifsen  Kupfervitriollösung  auf  nietallische.s 
Kupfer.  Der  Ueberschufs  des  Anodenverlustes  ist  ferner  um  so  gröfser, 
je  kleiner  die  Stronidichte.  Dies  entsjjricht  der  Vorstellung,  dafs,  wie 
in  vielen  analogen  Fällen  thatsächlich  nachgewiesen  wiu'de,   auch  hier 


Neuerungen  im  Jletaliliüttenwesen.  223 

die  Menge  der  an  der  Anode  entstehenden  metallreichen  Verbindung 
neben  der  metallärmeren  bei  wachsender  Stromdichte  sich  verringert. 
Es  ist  endlich  der  Mehrverlust  und  der  Abfall  der  Anode  niemals  der 
Zeitdauer  der  elektrochemischen  Wirkung  proportional,  sondern  um  so 
kleiner,  je  länger  die  Wirkung  auf  die  unberührte  Anode  dauert.  Dies 
erklärt  sich  durch  die  Voraussetzung,  dafs  eine  Erhaltung  ungelöster 
Metalltheile  an  der  Oberfläche  der  Anode  überhaupt  nur  möglich  ist, 
wenn  dieselben  gegen  das  in  Lösung  übergehende  Metall  der  Anode 
sich  elektronegativ  verhalten.  Bedeckt  sich  in  Folge  dessen  die  Ober- 
fläche der  Anode  mehr  und  mehr  mit  gewissermafseu  weniger  löslichen 
Theilen,  so  wird  nach  weniger  Zeit  die  freiliegende  positivere  Ober- 
fläche nicht  mehr  der  Menge  des  elektrisch  abgeschiedeneu  Lösungs- 
mittels genügen  und  dann  auch  der  negativere  Metallstaub  mitgelöst, 
also  die  Menge  des  Anodenabfalles  verkleinert  werden.  Der  gegebenen 
Erklärung  gemäfs  müfsten  weder  ein  Zerfallen  der  Anode,  noch  Schwan- 
kungen des  Gewichtsverlustes  der  bezeichneten  Art  zu  beobachten  sein, 
wenn  die  an  der  Anode  entstehende  metallreichere  Verbindung  auch 
aufserhalb  ihrer  Entstehungssphäre  beständig  ist.  Diesen  Erwartungen 
entspricht  das  Verhalten  einer  Kupferanode,  wenn  an  derselben  als  Zer- 
setzungsproduct  der  Salzsäure  Chlor  abgeschieden  und  Kupferchlorür 
gebildet  wird  (Berg-  und  Hüllenmiinnische  Zeitung^  1888  S.  257). 

Paul  Meilmann  in  Berlin  hat  ein  Verfahren  zur  Darstellung  von 
Phosphorkupfer  oder  Phosphorzinn  (D.  R.  P.  Nr.  45175  vom  8.  Februar 
1888)  vorgeschlagen.  Dasselbe  besteht  im  Wesentlichen  darin,  dafs  in 
einer  Operation  phosphorsaure  Alkalien  mittels  Kieselsäure  und  Kohle 
in  kieselsaure  Alkalien  und  freien  Phosphor  verwandelt  werden  und 
dieser  im  Eutstehungszustaude  an  die  erwähnten  Metalle  gebunden  wird. 
Folgende  Gleichung  gibt  den  einzuschlagenden  Weg  an: 
x(2 ROP.fi-,  +  SiOj  -f  10 C)  +  y Me  =  xR^O.^SiOj  +  x 2PyMe  +  x lOCO. 

Nach  dem  sorgfältigen  Zerkleinern  der  Phosphorsäure  haltigen 
Materialien  (Apatit,  Phosphorit,  Knochen  oder  auch  Thomasschlacke) 
werden  dieselben  nach  vorstehender  Formel  gemischt  —  wobei  auch 
statt  des  Metalles  selbst  eine  SauerstofFverbindung  desselben  benutzt 
werden  kann,  was  für  den  Zusatz  der  Kohle  in  Berechnung  zu  ziehen 
ist  —  und  auf  den  Herd  eines  Flammofens  oder  in  einen  Tiegel  ge- 
bracht und  eingeschmolzen.  Das  Phosphormetall  sammelt  sich  dann 
unter  den  Silicaten  an  und  kann  abgestochen  werden.  Um  Ersparnisse 
an  Brennmaterial  zu  machen,  ist  es  zweckmäfsig,  ein  Flufsmittel  (Soda 
oder  Flufsspath)  zuzugeben.  Dasselbe  hat  keinen  anderen  Zweck,  als 
die  Zersetzung  einzuleiten. 

Soll  die  Gewinnung  im  Gebläseschachtofeu  vorgenommen  werden, 
so  wird  an  Stelle  des  Sandes  ein  fetter  Lehm  genommen.  Mittels  des- 
selben wird  die  Masse  gebunden  und  geformt,  wodurch  einerseits  ein 
Fortblasen    der  staubförmigen   Gemengetheile    vermieden,    andererseits 


224  Neuerungen  im  Metallhüttenwesen. 

ein  leicliter  Ol'engang  erzielt  wird.  Das  Gemenge  wird,  wie  gewöhn- 
lich, mit  Koks  geschichtet  in  die  üefen  eingetragen,  auf  seinen  Schmelz- 
punkt erhitzt  und  sickert  dann  als  Schlacke  bezieh.  Metall  durch  das 
Brennmaterial  bis  auf  die  Sohle  des  Ofens,  woselbst  die  Scheidung  in 
Schlacke  und  Phusphormetali  vor  sich  geht  und  von  wo  aus  dieselben 
abgestochen  werden. 

Gold  und  Silber.  Uta  schwer  aufschliefsbare  Gold  und  Silber  füh- 
rende geschwefelte  Erze  auf  ihren  Edelmetallgeliall  zu  Gute  zu  machen, 
wird  nach  dem  Vorschlage  von  Alexander  Parkes  in  Dulwich,  England 
(D.  R.  P.  Nr.  45013  vom  15.  September  1887)  das  Erz  nur  gröblich  zer- 
kleinert und  dann  in  einem  Flammofen  niedergeschmulzen  unter  Zu- 
schlag von  kaustischen  Erden  und  kaustischen  Alkalien  (bezieh.  Alkali- 
C'arbonat,  -Nitrat,  -Sulfat  oder  -Silicat)  und  Kohle.  Das  hierbei  sich 
ergebende  Zwischenproduct  wird  dann  nach  bekannter  Methode  mit 
metallischem  Blei  oder  mit  Bleisauerstofi'verbindungen  oder  Bieischwefel- 
verbindungen  oder  anderen  für  diesen  Zweck  bekannten  Metallen  oder 
Metallverbindungen  weiter  behandelt. 

Das  nach  obiger  Methode  erzeugte  Zwischenproduct  soll  die 
charakteristische  Eigenschaft  besitzen,  zu  einem  feinen  Pulver  zu  zer- 
fallen, wenn  man  es  einige  Stunden  der  Luft  aussetzt.  Durch  Besprengen 
des  noch  heifsen  Zwischenproductes  mit  Wasser  wird  das  Zerfallen 
noch  gefördert.  In  diesem  Zustande  ist  dann  das  Zwischenproduct  für 
die  Behandlung  mit  Blei  sehr  geeignet. 

Das  zweckmiifsige  Verhältnifs  des  Zuschlages  zum  Erze  ergibt  sich 
aus  der  Fassung  des  Pafeutansjjruches,  welcher  folgendermafsren  lautet: 

.,Die  Erzeugung  eines  an  der  Luft  zerfallenden  Zwischenproductes 
durch  Einschmelzen  eines  nicht  abgerösteten,  geschwefelten,  Gold  oder 
Silber  führenden  Erzes  mit  12  bis  16  Proc.  kaustischem  oder  kohlen- 
saurem Kalke  und  5  Proc.  kaustischem  Natron. '• 

Anstatt  eines  Flammofens  kann  man  das  Erz  auch  in  einem  C'upol- 
oder  Gebläseofen  niederschmelzen.  Das  Wesentliche  besteht  nur  immer 
darin,  dafs  die  Erze  nicht  abgeröstet  zu  werden  brauchen.  Das  vor- 
stehend beschriebene  Verfahren  stellt  sich  also  als  eine  Abänderung  der 
bekannten  Goldgewinnung  durch  Schmelzprozel's  dar,  bei  welciier  Methode 
in  jüngster  Zeit  wenig  Neuerungen  aufgetreten  sind,  da  das  Interesse 
sich  selbstverständlich  vorwiegend  den  nassen  Prozessen  zuwendet. 

In  D.  p.  J.  1888  269  368,  578  ist  bereits  von  dem  Verfahren  zur 
Golgewinnuug  mittels  Chlores  von  Newberry  und  Vaulin  berichtet  worden. 
Fig.  4  veranschaulicht  die  zu  dem  Verfahren  erforderlichen  Einrich- 
tungen in  ihrer  Gesamintheit,  und  Fig.  5,  6  und  7  Taf.  11  die  Theile 
derselben  nach  dem  D.  K.  P.  Nr.  44913,  güllig  vom  7.  Januar  1888. 

Das  kleinkörnige,  Gold  haltige  Material  wird  mittels  Rührwerkes  A 
in  die  Extrationskessel  ß  (Fig.  4  und  6)  geleitet,  welchen  zur  Förderung 
des    Extactionsprozesses    eine    langsame    Drehung    ertheilt    wird.      Die 


Neuerungen  im  Metallhüttenwcsen.  225 

«eisernen  Wandungen  dieser  Kessel  sind  auf  der  inneren  Seite,  wie  be- 
reits friilier  mitgetlieilt,  zum  Scliutze  gegen  die  Einwirkung  des  Chlores 
mit  Blei  bekleidet.  Es  empfiehlt  sich,  das  Bleihemd  mit  einem  Futter 
aus  Holz  oder  Steingut  zu  bedecken,  um  die  Beschädigung  desselben 
durch  die  in  Bewegung  gehaltene  Füllung  der  Kessel  zu  verhüten.  Zur 
Einführung  des  zu  behandelnden  Materiales  dient  ein  Mannloch  D  und 
zur  Einleitung  des  Chlorgases  und  der  geprefsten  Luft  das  Sperr- 
ventil E.  Zur  Förderung  der  Luft  wird  eine  Compressionspumpe  C  an- 
gewendet. 

Ist  der  Extractionsprozefs  vollendet,  so  wird  das  in  den  Kesseln  B 
noch  enthaltene  Gemenge  von  Gas  und  Luft  nach  einem  mit  Kalkwasser 
gefüllten  Bottiche  G  geleitet,  um  die  Ansammlung  schädlicher  Gase  im 
Arbeitsraume  zu  verhüten.  Nachdem  dies  geschehen,  werden  die  Kessel  B 
nach  Oeti'nung  der  Mannlöcher  in  die  Filterbottiche  F  (Fig.  4,  5  und  6) 
entleert.  Hier  erfolgt  die  Scheidung  der  flüssigen  Goldlösung  von  den 
erdigen  Substanzen,  und  zwar  indem  die  Filtrirung  entweder  in  der 
Richtung  nach  unten  oder  in  der  Richtung  nach  oben  geschieht.  Fig.  6 
und  7  zeigen  die  Gestalt  des  Filters  in  ersterem  bezieh,  in  letzterem 
Falle.  In  beiden  Fällen  besteht  das  Filterbett  M  aus  einem  rostartig 
durchbrochenen  Holzboden,  welcher  mit  Canevas  oder  einem  Asbest- 
gewebe bedeckt  ist.  Der  Filterbottich  nach  Fig.  6  kann  offen  bleiben, 
derselbe  nach  Fig.  7  (Filtrirung  nach  oben)  wird  mit  einem  luftdicht 
schliefsenden  Deckel  versehen;  ersterer  enthält  das  Filterbett  M  in 
seinem  unteren  Theile,  letzterer  in  seinem  oberen  Theile  bei  K.  Zur 
Beschleunigung  der  Filtrirarbeit  wird  die  Flüssigkeit  unter  Anwendung 
einer  Saugepumpe  durch  das  Filter  gesaugt.  Das  Saugerohr  B  mündet 
bei  Fig.  fi  in  den  Raum  zwischen  Filterbett  und  ßottichboden  und  bei 
Fig.  7  in  den  Raum  zwischen  B'ilterbett  und  Bottichdeckel;  bei  Fig.  6 
.sind  zwei  Saugerohre  H  angegeben,  die  abwechselnd  in  Betrieb  ge- 
nommen werden  können. 

Um  die  Nulzwirkung  des  Filters  zu  erhöhen,  wird  die  Füllung  der 
Filterbottiche  durch  Wasser  verdünnt.  Geschieht  die  Filtrirung  in  der 
Richtung  nach  oben  (Fig.  7),  so  findet  die  Einführung  des  Wassers 
mittels  eines  Rohres  J  statt,  welches  in  den  an  seinem  oberen  Theile 
mit  Aussparungen  versehenen  Doppelboden  des  Filterbottiches  einmündet. 

Ist  die  Filtrirung  vollendet,  so  erfolgt  die  Entfernung  des  Rück- 
standes der  Filter  durch  Umwenden  derselben.  Damit  hierbei  das 
Filterbett  nicht  in  Unordnung  geräth,  sind  über  demselben  schräg  ge- 
stellte Holzleisten  M  (Fig.  6)  angebracht,  welche  die  Ganevasbedeckung 
in  ihrer  richtigen  Lage  erhalten. 

Die  liltrirte  Goldtlüssigkeit  wird  in  eine  Bütte  Q  geleitet,  in  welche 
ein  Strahl  Dampf  oder  Luft  eingeführt  wird,  um  freies  Chlor,  welches 
in  der  Flüssigkeit  noch  enthalten  sein  könnte,  abzutreiben. 

Die  Flüssigkeit  gelangt  endlich  in  die  bei  R  angedeuteten  Kohlen- 

Dingler's  polyt.  Journnl  Bd.  271  Nr.  5.  1S89(!.  15 


226  Neuerungen  im  Metallhüttenwesen. 

filter,  wo,  wie  beschrieben,  die  Ausscheidung  des  inelaliischen  Goldes 
und  dessen  Niederschlagung  auf  die  Holzkohlenfüllung  erfolgt. 

Der  Deutschen  Gold-  und  Silber-Scheideanflalt  vormals  RoessUr  in 
Frankfurt  a.  M.  ist  unter  Nr.  45194  ein  ü.  K.  P.  vom  3.  Mai  1888  auf  ein 
Verfahren  zum  Feinmachen  von  Blicksilber  mit  folgendem  Patentansprüche 
verliehen  worden:  ,,Das  Feinmachen  von  Blicksilher  durch  Einrühren 
von  schwefelsaurem  Silberoxyd  und  die  Abscheidung  bezieh.  Gewinnung 
von  in  dem  Blicksilber  enthaltenem  Blei  und  Wismutli  in  Form  von  Sulfat." 

Das  Blicksilber  wird  iu  Graphitliegeln  eingeschmolzen  und  in  die 
Oberfläche  des  Metallbades  allmählich  geschmolzenes  schwefelsaures 
Silber  eingerührt.  Es  tauschen  sich  dann  Blei  und  Wismuth  in  dem 
Sulfate  aus  und  gehen  in  die  obenauf  schwimmende  Schlacke. 

Um  das  Angreifen  des  Graphittiegels  zu  verhüten,  gibt  man  vorher 
auf  das  geschmolzene  Metall  eine  Schicht  von  (^uarzsand,  in  deren 
Mitte  man  das  Silbersulfat  einrührt,  und  welches  das  gebildete  Blei- 
und  Wismuthsulfat  aufnimmt  und  damit  eine  zähe,  dickflü.ssige  Schlacke 
bildet,  die  wiederholt  abgehoben  wird,  bis  das  Sillier  ganz  fein  ist. 

Im  Anfange  geht  wesentlich  nur  Blei  in  die  Schlacke,  etwa  vor- 
handenes Wismuth  aber  erst  am  Ende  des  Prozesses.  Man  kann  des- 
halb die  letzten  Schlacken,  welche  das  Wismuth  angereichert  enthalten, 
gesondert  aufbewahren  und  dasselbe  leicht  daraus  gewinnen. 

Das  schwefelsaure  Silber  stellt  man  in  einem  eisernen  Kesselcheii 
dar  durch  Auflösen  von  Feinsilber  in  Schwefelsäure,  Verdani]>fen  der 
überschüssigen  Säure  und  Erhitzen  der  Masse  bis  zum  Schmelzen.  Es 
wird  dann  ausgegossen    und  nach   dem  Erkalten    in  Stücke  geschlagen. 

An  dieser  Stelle  mögen  noch  einige  kleinere  Mittheilungen  Platz 
finden.  E.  Matlheij  trennt  Gold  und  Silber  dadurch  von  Wismuth,  dafs 
er  2  Proc.  Zink  zu  dem  geschmolzenen  Metalle  hinzufügt,  die  Masse 
allmählich  abkühlen  läfst  und  die  Oberfläche  reinigt.  Die.ses  Verfahren 
wird  wiederholt.  Das  ganze  Gold  und  Silber  geht  in  den  Schaum.  Die 
so  erhaltene  Wismnthglätte  wird  in  einem  Tiegel  mit  Borax  geschmolzen. 
Hierbei  sinkt  das  Gold  auf  den  Grund,  indem  es  gleichzeitig  von  irgend 
welchen  unedlen  Metallen  durch  die  Gegenwart  des  Wismuthoxydes  be- 
freit wird.  Die  Schlacke  schmilzt  man  wieder  mit  Wismuth  zusammen, 
um  die  letzten  Spuren  von  Gold  zu  entfernen. 

Wismuth  wird  vom  Bleie  mittels  wiederholten  Auskrystallisirens 
getrennt,  da  Legirungeu  von  Wismuth  und  Blei  bei  niedrigerer  Tem- 
peratur schmelzen  als  Wismuth  selbst.  Ein  Wismuth,  welches  4  Proc. 
Blei  enthielt,  besals  nach  vier  Kryslallisirungen  nur  0,4  Proc.  (Engineering 
and  Mining  Journal,  1888  S.  ?A9). 

Edward  Matthey  hat  in  einer  Sitzung  der  Hoyal  Society  darauf  hin- 
gewiesen, dafs  metalli.sches  Wismuth  häufig  eine  kleine  Menge  von 
Kupfer  enthält,  welches  die  guten  Eigenschaften  dieses  Metalles  sehr 
beeinträchtigt. 


Neuenuiijen  im  Melallliiitlenwesen.  227 

Da  die  Eulfernung  dieser  geringen  Mengen  von  Kupfer  auf  nassem 
Wege  zu  langwierig  und  liostspielig  ist,  so  wendet  Mallhey  ein  schnelles 
und  einfaches  trockenes  Verfahren  an,  uin  ganz  reines  Wismuth  zu  er- 
langen. Von  Arsen,  Antimon,  Blei  und  Tellur  wird  das  Wismuth  zu- 
erst auf  bekannte  Weise  gereinigt,  dann  schmilzt  er  es  mit  Schwefel- 
wismuth  zusammen.  Der  Schwefel  verbindet  sich  sofort  mit  dem  Kupfer. 
Man  soll  auf  diese  Weise  ein  ganz  reines  Wismuth  erlangen  können 
aus  einem  Materiale,  welches  0,1  bis  1  Proc.  Kupfer  enthält  {Industries 
vom  3.  Februar  1888J. 

Zur  Trennung  des  Zinnes  vom  Antimon  und  Bestimmung  desselben 
in  siliciumhaltigen  Schlacken  und  Legirungen  werden  nach  H.  N.  Warren 
(Chemical  News,  1888  Bd.  57  S.  124)  2s  der  fein  gepulverten  Schlacke 
in  einer  Platinschale  mit  einem  Gemische  gleicher  Theile  Flufssäure 
und  Salzsaure  behandelt,  wobei  die  Schlacke  in  wenigen  Minuten  zer- 
setzt und  der  gröfsere  Tlieil  der  Kieselsäure  als  SiFj  verflüchtigt  wird, 
während  der  Kest  und  ebenso  alles  Zinn  in  Lösung  geht.  Man  filtrirt, 
erwärmt,  sättigt  mit  HjS,  kocht  den  Niederschlag  behufs  Abscheidung 
von  Wismuth  und  Kupfersulfid  mit  Natron  und  fällt  die  Lösung  mittels 
Salzsäure.  Die  abgeschiedenen  Sulfide  von  Antimon  und  Zinn  werden 
jetzt  mittels  Königswassers  in  Lösung  genommen,  worauf  man  behufs 
Vertreibung  überschüssiger  Salpetersäure  auf  ein  kleines  Volumen  ein- 
dampft, mit  mäfsig  schwacher  wässeriger  Salzsäure  versetzt,  einen 
Ueberschufs  von  Kaliumferrocyanid  zufügt  und  die  Lösung,  welche, 
wenn  genügend  K^FeCj,;  zugesetzt  ist,  rein  blau  erscheint,  kocht.  Hier- 
bei wird  alles  Zinn  als  Stanniferrocyanid  gefällt,  während  das  Antimon 
in  Lösung  bleibt  und  durch  Schwefelwasserstolf  gefällt  werden  kann. 
Der  Zinnniederschlag  wird  getrocknet  und  geglüht,  wobei  man  zur 
schnellen  Zerstörung  der  organischen  Substanz  einige  Tropfen  Salpeter- 
säure zufügt.  Den  Rückstand  reducirt  man  im  Tiegel  mit  tubulirtem 
Deckel  durch  Wasserstoff  oder  Kohlengas,  läfst  erkalten,  löst  in  Salz- 
säure, fällt  das  Zinn  als  Sulfid,  oxydirt  mit  Salpetersäure  und  bestimmt 
es  in  üblicher  Weise.  Die  Trennung  von  Zinn  und  Antimon  in  Legi- 
rungen kann  in  derselben  Weise  vorgenommen  werden,  nur  löst  man 
die  Legirung  in  Königswasser,  statt  in  Salz-  und  Flufssäure.  Das  nach 
der  Abscheidung  des  Zinnes  mittels  KjFeCj'i,  gefällte  Schwefelantimon 
mul's  hell  oraugeroth,  nicht  aber  bräunlich  gefärbt  sein  [Oesterreichisclie 
ZeiUchrifl  für  Berg-  nntl  Eütlenwesen,  1888  S.  .512).         (Scliluls  folgt.) 


228  Verschiedene  chemische  Ilolziraprägniriingsstoffe. 

Verschiedene  chemische  Holzimprägnirungsstoffe:  von 
Forstassessor  R.  Rittmeyer. 

Der  Zweck  des  Iinprägnirens  des  Holzes  mit  Faiilail'.s  widrigen  Stoill'ii 
ist  der,  dast^elhe  dauerhafter,  widerstandsfähiger  gegeu  Fäulnifs  wie 
auch  gegen  Insekten  zu  machen,  und  dadurcli  einerseits  die  Brauch- 
barkeitszeit  des  Nutzholzes  zu  verlängern,  andererseits  ihrer  Be.^chatren- 
heit  nach  eigentlich  als  Nutzholz  unbrauchbare  Hölzer  brauchbar  zu 
machen.  Dabei  sind  die  Forderungen  zu  stellen,  dafs  die  durch  die 
Imprägnirung  erreichte  Holzbeschafl'enheit  möglichst  lange  unverändert 
bleibt,  der  imprägnirte  Stoff  durch  Sonnenschein  nicht  verdunstet,  durch 
Regen  nicht  ausgewaschen  werde,  dann,  dafs  die  dem  Holze  anhaften- 
den günstigen  technischen  Eigenschaften  durch  die  Imprägnirung  nicht 
oder  doch  nicht  zu  sehr  verschlechtert  werden,  schliefslich  dafs  die 
dem  Holze  eingeführten  Stoflle  die  Verwendung  desselben  zu  manchen 
Zwecken  nicht  ausschlielsen,  sei  es  aus  KUcksicht  auf  die  Gesundheit 
von  Mensch  und  Thier  (Quecksilber),  oder  aus  Rücksicht  auf  die  An- 
nehmlichkeit des  Menschen  (unangenehmer,  starker  Geruch),  oder  aus 
Rücksicht  auf  andere  Organismen  (kreosotirle  Reb])fähle  tödten  bei 
unmittelbarer  Berührung  die  Pflanze  und  theilen  sonst  der  Traube  einen 
scharfen  Kreosotgescbmack  mit).  Im  Nachstehenden  seien  nach  kurzer 
Schilderung  der  bis  jetzt  bekannten  Imprägnirungsweisen  verschiedene 
Stoße  angegeben,  mittels  welcher  man  das  erstrebte  Ziel  erreicht  zu 
haben  meinte.  Die  grofse  Zahl  derselben  zeigt,  dafs  das  Ziel,  ein  allen 
Anforderungen  entsprechendes  Mittel  zu  finden,  ein  sehr  wohl  ersfrebens- 
M-erthes,  gleichzeitig  aber  auch,  dafs  es  noch  nicht  erreicht  ist.  Und 
so  hjfT't  der  Forstmann  in  voller  Anerkennung  der  so  bedeutenden 
neueren  Verwendungsweisen,  welche  der  Chemiker  dem  Holze  ersonnen 
und  gewonnen  hat,  von  ihm  auch  diesbezüglich  und  noch  weiter  Hilfe. 

An  Imprägnirungsweisen  kennt  man  bis  jetzt:  1)  das  einfache 
Untertauchen  des  Holzes  in  die  Imprägnirungsflüssigkeit,  das  sogen. 
Einsumpfen,  2)  das  h3'drostatische  oder  Flüssigkeitsdruckverfahren. 
3)  das  jjneumatische  oder  Da  m])iy  ruck  verfahren,  4)  die  Behandlung  de> 
Holzes  mit  Fäulnifs  widrigen  Dämpfen  und  .'>)  das  Kochen  in  der  Ini- 
prägnirungsflüssigkeil. 

1)  Für  das  Einsumpfen  dienen  zur  Aufnahme  der  Imprägnirungs- 
flüssigkeit dichte,  grofse  Kästen  von  Eichen-  oder  Lärchenholz,  in 
welche  dann  die  Hölzer,  zum  Gebrauche  völlig  fertig  hergerichtet  und 
gut  lufttrocken  —  weiches  Holz  für  8  bis  10  Tage,  hartes  für  12  bis 
14  Tage  —  eingelegt  werden.  Nach  der  Imprägnirung  läfst  man  die 
Hölzer  noch  einige  Monate  an  der  Luft  trocknen,  um  dadurch  das  Im- 
prägnirinigsmittel  tiefer  in  das  Holz  eindringen  zu  lassen. 

2|  Das  Flüssi<>keitsdruckverfahren  wurde  zuerst  lS4(i  von  ßnuc/ierie 


Verschiedene  chemische  Holzimprägnirungsstoffe.  229 

(1846  99  56}  angewandt.  Es  besteht  im  Folgenden:  „Auf  dem  einen 
Hirnende  des  zu  präpavirenden  Stammes  wird  eine  Schlufsplatte  derart 
angebracht,  dafs  eine  schmale  (1  bis  2^1"  weite),  dicht  schliefsende 
Kammer  entsteht.  Dieselbe  wird  durch  einen  Guttaperchaschlauch  mit 
dem  Fallrohre  eines  10'"  hoch  stehenden  Druckreservoirs,  welches  die 
Imprägnirungsflüssigkeit  enthält,  in  Verbindung  gebracht,  so  dafs  ein 
Flüssigkeilsdruck  von  ungefähr  l'^'  auf  die  Stirnfläche  des  Stammes 
einwirkt.  In  Folge  dieses  Druckes  wird  der  Zellsaft  aus  dem  Stamme 
verdrängt  und  durch  die  Imprägnirungsflüssigkeit  ersetzt."  ^  Das  auf 
diese  Weise  zu  imprägnirende  Holz  soll  frisch  gefällt  und  völlig  be- 
rindet sein.  Kann  frisch  gefälltes  nicht  sogleich  imprägnirt  werden, 
so  ist  es  in  fliefsendes  Wasser  einzulegen,  da  der  Saft,  namentlich  im 
Sommer,  bei  längerem  Liegen  an  der  Luft  schleimig  wird  und  sich  dann 
nur  schwer  aus  dem  Holze  verdrängen  Iftfst.  Riudenrisse,  auch  Holz- 
risse sind  mit  Werg  zu  verstopfen;  Astabschnitte  macht  man  etwas 
länger  und  läfst  den  Stamm  vor  dem  Imprägniren  oder  Einlegen  iu 
Wasser  einige  Tage  an  der  Luft  liegen,  damit  der  Saft  an  den  Ast- 
abschnitfen  sich  verdickt  und  die  Poren  verstopft.  Beide  Endschnitte 
des  Stammes  sind  kurz  vor  der  Imprägnirung  zu  erneuern.  Um  die 
Kammer  herzustellen,  befestigte  houcherie  eine  Platte  von  Holz  mittels 
Klammern  und  Schraubenbolzen  am  Stamme  und  legte  an  der  Peripherie 
der  Hirnfläche  ein  gefettetes  Hanfseil  dazwischen.  Den  Einführungs- 
schlauch führte  er  durch  das  Stammende  in  die  Kammer.  Ein  besserer 
Verschlufs  ist  jedoch  ein  Kautschukring  und  eine  nach  dem  Stamme 
zu  lackirte  oder  verkupferte  Eisen|)latfe,  durch  welche  der  Einfiihrungs- 
schlauch  in  die  Kammer  einmündet.  Damit  bei  Eintritt  der  Flüssigkeit 
die  Luft  aus  der  Kammer  entweichen  kann,  „wird  entweder  eine  Kupfer- 
nadel zwischen  Kautschukring  und  Holzfläche  eingeführt  und,  sobald 
Flüssigkeit  auszutreten  beginnt,  herausgenommen  und  die  Platte  fest 
angezogen,  oder  es  ist  nahe  am  oberen  Rande  eine  kleine  Schraube 
angebracht,  welche  erst  festgezogen  wird,  sobald  Flüssigkeit  austritt."  • 
15  bis  20  Stämme  werden  zum  Imprägniren  in  eine  Reihe  und  mit 
dem  Hirnende  etwas  geneigt  gelegt.  Ist  die  Durchtränkung  eine  ge- 
nügende, was  mau  an  der  austretenden  Flüssigkeit  sieht,  so  werden  die 
Verschlufskammern  abgenommen,  die  Stämme  nach  einigen  Tagen  ent- 
rindet und  an  der  Luft  getrocknet.  Je  nach  Holzart,  Fällungszeit, 
Stammlänge  und  -stärke  dauert  die  Imprägnirung  48  bis  100  Stunden.  Ist 
nach  lOOstündiger  Imprägnirung  dieselbe  noch  nicht  genügend  erfolgt,  so 
wendet  man  die  Stämme  und  imprägnirt  sie  von  dem  anderen  Ende  aus. 
Im  Winter  gefälltes  Holz  imprägnirt  sich  auf  diese  Wei.se  leichter  als 
im  Sommer  gefälltes.  Die  Splint-,  Reif-  und  Reifholzkernbäume  (Ahorn, 
Birke,  Hainbuche  u.  s.  w. ,  Linde,  Fichte,  Tanne  u.  s.  w.,  Esche,  Roth- 

1  Prof.  Dr.  Schvackhöfer-W ien  im    Handbuch  der  Forslioissenschaft.    Tübingen 
1887. 


230  Verschiedene  chemische  Holzimprägnirungsstoffe. 

buche  u.  s.  w.)   Inssen    sich   gut  imprägniren,   bei  den  Kernliolzbiiumeii 
(Eiche,  Lärche,  Kiefer  u.  s.  w.)  bleibt  der  Kern  fast  unverändert. 

3)  Das  Datniifdruckverfiiiiren  wurde  von  Bre'ant  (1841  79  467. 
1844  94  443.  1845  97  423)  und  Payne  (1846  101  1-53.  1847  104  274) 
erfunden  und  von  ßurnel  ^  Bclkel^  Blylhe  und  anderen  verliessert.  Es 
besteht  darin,  dafs  die  zum  Gebrauche  vollständig  fertig  hergerichlelen 
Hölzer  in  einem  luftdicht  versehliefsbaren  Fräparirkessel  zuerst  ge- 
däini)ft,  sodann  einer  Luftverdiinnung  ausgesetzt  und  schliefslich  unter 
Hochdruck  mit  der  Im])rägnirungsfltissigkeit  gesättigt  werden.  Die 
Hölzer  vv'erden  auf  eisernen  Schienenwagen  in  den  wagerecht  liegenden 
Kessel  hineingefahren,  der  Kesselko])f  vorgeroiit  und  der  Kessel  luft- 
dicht verschlossen.  Dann  wird  das  Holz  durcii  1 '  ^  bis  3  Stunden  bei 
1  bis  lät,5  Druck  gedämpft  und  das  dabei  entstehende  Condensations- 
wasser  abgelassen.  Nachdem  der  Holzsaft  auf  diese  Weise  durch  den 
Dampf  aus  den  Zellen  verdrängt  ist,  wird  die  Luft  ausgepumpt  und 
die  Holzzelle  zur  Aufnahme  der  Imprägnirungsflüssigkeit  luftleer  oder 
doch  luftverdiinuf  gemacht;  diese  wird  dann  unter  beständig  erhaltener 
Luftverminderung  eingelassen  und,  sobald  der  Kessel  gefüllt  ist,  durch 
etwa  3  Stunden  mit  7  bis  8"'  Druck  in  das  Holz  einge])refst.  Dann 
läfst  man  die  Flüssigkeit  auslaufen,  öfThet  den  Kessel,  nimmt  die  Hölzer 
heraus  und  stellt  sie  lufttrocken  auf. 

4)  Das  Imprägniren  mit  Fäulnifs  widrigen  Dämpfen  wurde  von  ver- 
schiedenen Seilen  versucht,  aber  erst  durch  den  österreichischen  Oberst 
de  Paradies  durchgeführt.  Das  auch  hier  zum  Gebrauche  vollständig 
fertig  zugerichtete  Holz  wird  zunächst  gedäm])tt,  dann  mit  überhitztem 
Wasserdampfe  getrocknet,  evacuirt,  mit  Theeröldämpfen  imprägnirt  und 
schliefslich  langsam  abkühlen  gelassen  (vgl.  H.  Vnhl  1857  154  448). 

Der  erste  Versuch  der  Holzimpragnirung  reicht  bis  zu  dem  Jahre  1G57 
zurück,  in  welchem  Glauber  die  organische  Zelle  mit  Holztheer  und 
Holzessig  behandelte.  Später  kochten  de  Champy  und  Payer  die  Hölzer, 
ersterer  mit  Unschlitt,  letzterer  mit  Harzen.  1832  iniiirägnirte  der 
Engländer  Eyan  (1832  46  437)  die  zum  Gebrauche  fertig  zugerichteten 
Hölzer  durch  Eintauchen  in  Quecksilber-Sublimatlösung.  Die  Lösung 
enthält  0,7  bis  0,8  Proc.  HgCl^.  Das  Quecksilberchlorid  wirkt  schon  in 
geringen  Mengen  sehr  conservirend,  so  dafs  ein  tieferes  Einpressen  des- 
selben in  das  Holz  nicht  erforderlich  ist.  Es  dringt  zunächst  nur  2™ 
tief  ein,  später  bei  längerem  Liegen  an  der  Luft  oder  im  Boden  liudet 
man  jedoch  —  wenn  auch  nur  Spuren  desselben  auch  tiefer  im  Holze. 
Dieser  ImijrägnirungssloiVist  sehr  kostspielig  und  für  viele  Verwendungs- 
zwecke, so  für  Bauten  wegen  der  Gefährlichkeit  für  die  Gesundheit, 
nicht  brauchbar;  ebenso  wenig  für  Wasserbauten,  da  das  Quecksilber- 
chlorid, seiner  Natur  nach  dem  Zellengewcbe  des  Holzes  völlig  helcrogen 
nur  in  den  Zwischenräumen  mechanisch  eingelagert,  nicht  von  dem- 
selben aufgesogen  und  festgehalten  und  somit  vom  Wasser   leicht  aus- 


Verschiedene  chemische  Holziraprägnirungsstofte.  231 

gewaschen  wird.  Wo  es  aber  trotz  dieser  Eigensehaffen  zulässig  ist, 
£0  für  Eisenbahnschwellen,  da  wird  es  von  keinem  anderen  Imprägnirungs- 
mittel  im  Erfolge  übertroflfeu. 

Margary  prefste  1837  mit  grol'sem  mechanischen  Drucke  Kupfer- 
vitriol in  das  Holz,  1839  auch  Boucherie  (1840  75  235),  welcher  von 
1846  (1846  99  56.  1850  116  164)  ah  das  Flüssigkeitsdruckverfahren 
.inwandte  und  sieh  einer  Iprocentigen  Lösung  von  Kupfervitriol  be- 
diente, welche  er  gegen  eine  i/.^procentige  vertauschte,  sobald  die  aus 
den  Stammen  austretende  Flüssigkeit  zu  ^i^  die  Imprägnirungsflüssig- 
keit  war.  Diese  zweite  verdünnte  Lösung  soll  nur  die  bei  der  ersten 
hnprägnirung  durch  Ausscheidung  von  Kupferhydroxyd  frei  gewordene 
Schwefelsäure  aus  dem  Stamme  verdrängen.  Der  Grad  der  Durch- 
träukung  läfst  sich  aus  der  schwächeren  oder  stärkeren  blau-grünen 
Färbung  des  Holzes  erkennen.  Der  Kupfervitriol  wirkt  viel  weniger 
«nliseptisch  als  das  Quecksilberchlorid,  ist  zwar  billiger,  aber  für  diesen 
Zweck  immer  noch  zu  theuer,  zumal  er  rein,  namentlich  frei  von 
Säuren  und  Eisensalzen  sein  soll.  Das  Holz  ist  nach  der  Imprägniruug 
spröde,  härter  und  weniger  tragkräftig  und  bildet  in  hohem  Grade 
Schimmel.  Wird  es  im  feuchten  Zustande  mit  Eisen  in  Berührung 
gebracht  (Bolzen,  Schrauben  u.  s.  w.),  so  bildet  sich  Eisenvitriol,  und 
Kupfer  wird  ausgeschieden.  Auch  die  Kupfervitriollösung  wäscht  sich 
wie  das  Quecksilberchlorid  allmählich  aus.  Namentlich  bedienten  sich 
Bahngesellschaften  in  Frankreich,  Oesterreich  und  Bayern  dieses  Im- 
prägnirungsstofi'es,  doch  ist  man  in  neuerer  Zeit  davon  abgekommen; 
nur  Telegraphenstangen  pflegt  man  noch  mit  Ku])fervitriol  zu  im- 
prägniren. 

Auch  Lege  und  Fleury-Pirouret  wandten  1858  Kupfervitriol  an.  — 
Thilmany  sättigt  das  Holz  zunächst  mit  Kupfervitriol  und  läfst  dann 
Chlorbarium  nachfolgen  zwecks  Bildung  unlöslichen  schwefelsauren 
Baryts. 

Payen  imprägnirte  mit  Eisenvitriol  und  behandelte  das  imprägnirte 
Holz  dann  mit  Chlorcalcium^  welches  in  der  äufseren  Schichte  einen  die 
Poren  ausfüllenden  Niederschlag  von  Gyps  erzeugte.  Dieses  Verfahren 
ist  kaum  noch  im  Gebrauche,  es  kam  auf  der  Paris — Strafsburger  und 
Berlin — Stettiner  Bahn  (vgl.  auch   1850  115  152)  zur  Anwendung. 

1838  imprägnirten  Burnet  und  Bethel  unter  einem  starken  atmo- 
sphärischen Drucke,  der  erstere  mit  Chlorzink^  der  letztere  mit  Theeröl. 

Das  Zinkchlorid  steht  bezüglich  seiner  antiseptischen  Eigenschaften 
noch  hinter  dem  Kupfervitriole  zurück,  ist  aber  billiger.^  „Es  wird  in 
den  Imprägnirungsanstalten  durch  Auflösung  von  Zinkabfällen  oder 
Zinkasche  in  Salzsäure  dargestellt.  Die  Lösung  darf  keine  überschüssige 
Säure  enthalten,  mufs  klar  sein  und  soll  eine  Concentration  von  3"  B. 

2  Gayer  gibt  die  Kosten  der  Imprägnirung  mit  2,40  M.  bis  5,60  M.  für  1  Fm. 
an  (^Forstliche  Blätter.  1873). 


232  Verscliiedene  fheniisrlie  lliilximiiru^niruiigssloli'e. 

tbei  17,5")  besitzen.^-'  Es  dringt  in  das  Hulz  lief  ein,  da  es  aber  sehr 
leicht  ausgewaschen  wird,  macht  es  —  wo  irgend  möglich  —  einen 
Oel-  oder  Theeranstrich  nöthig,  welclien  hiermit  imprägnirtes  Holz, 
entgegen  dem  mit  Quecksilberchlorid  oder  Kuplervilriol  behandelten,  sehr 
wohl  annimmt.  Ein  Nachtheil  ist  es,  dafs  in  auf  sulclie  Weise  imprägnirtes 
Holz  eingeschlagene  Nägel  u.  s.  w.  starli  einfaulen.  Die  Lösung  er- 
hält gewöhnlich  die  Stärke  von  3"  B.,  für  Buchenschwellen  von  1"  B., 
für  Eichenschwellen  von  4  bis  5"  B.  Zuerst  wurde  das  Chlorzink  in 
England,  Bremen  und  auf  den  hannoverschen  Bahnen  angewendet,  dann 
ward  es  wegen  seines  zweifelhaften  Erfolges  eine  Zeitlang  in  den 
Hintergrund  gedrängt,  doch  lindet  es  in  neuerer  Zeit  auf  vielen  deutschen 
und  österreichisch-ungarischen  Bahnen  wieder  Verwendung,  da  es  bei 
grol'ser  Billigkeit  den  Widerstand  des  Holzes  gegen  Fäulnils  doch  sehr 
erheblich  erhöht.  Die  Holzfaser  wird  schwächer  und  spröder,  verliert 
an  Bieguni;.sfestigkeit,  die  Farbe  wird  graulich,  die  Absorptionsfähig- 
keit wird  gröfser,  die  Durchtränkung  ist  eine  ungleiehmäl'sige.  Auf  der 
Cüln-Mindener  Bahn  hat  sich  die  Chlorzink-lniprägnirung  nach  den  For.<l- 
lichen  ßtättern^  1873  S.  08,  gut  bewährt. 

„Das  Theeröl  übertritl't  in  Bezug  auf  seine  Fäniuifs  widrige  Wirkung 
die  vorgenannten  Metallverbindungen  weitaus  und  da  es  in  Wasser 
schwer  löslieh  ist,  wirkt  es  auch  viel  nachhaltiger-  {Sc/iwaclihöfer).  „Es 
wird  aus  Steinkohlentheer  durch  fractionirte  Destillation  dargestellt. 
Der  wesentlichste  ßestandtheil  des  schweren  Theeröles  ist  die  Carbol- 
säure,  dann  linden  sich  darin  noch  das  Kreosol  und  verschiedene  Basen 
der  Pyridinreihe.  Zum  lm])rägniren  mufs  es  die  Consistenz  eines  dünn- 
flüssigen Syrups  haben  und  frei  von  ungelösten,  schmierigen  Stoffen 
sein,  welche  nicht  in  das  Holz  eindringen;  das  specilische  Gewicht  darf 
nur  zwischen  1,0  und  1,1  sehwanken;  der  Siedepunkt  mufs  über  180" 
liegen;  das  Oel  soll  mindestens  10  Proc.  Carboisäure  tbezieli.  Kreosol) 
enthalten  und  nicht  mehr  als  5  Proc.  Destillationsrückstand  hinterlassen; 
der  Wassergehalt  darf  6  Proc.  nicht  übersteigen"  (Schwack/iöfer).  Vor 
der  Imprägnirung  mit  Theeröl  mufs  das  Holz  gut  getrocknet  werden, 
da  sich  das  Oel  mit  Wasser  und  Zellsaft  nicht  mischt  und  deshalb  nicht 
in  die  Zellen  eindringen  kann.  Das  Holz  wird  zu  diesem  Zwecke  in 
Trockenkammern  allmählich  bis  auf  130"  erwärmt  und  so  lange  auf 
dieser  Temperatur  gehalten,  bis  kein  Wasserdampf  mehr  entweicht. 
Noch  warm  wird  es  dann  in  einen  Druckkessel  gebracht,  und  das  auf 
40  bis  50"  erwärmte  Theeröl  zugelassen.  Das  schwere  Theeröl  wirkt 
schon  in  geringer  Menge  gut  erhaltend  und  läfst  sich  durch  Wasser 
nicht  auswaschen,  dagegen  ist  es  theuer  und  dringt  wegen  seiner  Con- 
sistenz auch  im  erwärmten  Zustande  nicht  tief  in  das  Holz  ein.  „Die 
rheinische  Bahn  verbindet  mit  der  Imprägnation  durch  Theeröl  noch  die 


3  Schioackhö/er  in  Lorey's  Handbuch  der  Foislioissenseha/t. 


Verschiedene  chemische  Hülzimprägniruiigsstoffe.  233 

Inkrustation  mit  Steinkohlentheer.  Hierzu  wird  der  Impräguirungs- 
tlüssigkeit  gewöhnlicher  Gastheer  beigemengt;  es  scheiden  sich  aus  letz- 
terem die  festen  pechartigeu  Beslandtheile  aus  und  bilden  auf  der  Ober- 
lläche  und  in  allen  Rissen  und  Klüften  des  Holzes  eine  fast  steinharte 
Umhuilungskruste,  welche  der  Feuchtigkeit  und  der  Luft  jeden  Zutritt 
verwehrt^'  {Gayer ^  Die  Forstheniitznng  ^  5.  Aufl.)-  Lyttle  (Englisches 
Patent  vom  21.  April  1873.  1875  215  471)  kocht  die  zu  imprägnirenden 
Hölzer,  namentlich  Telegraphenstangen,  längere  Zeit  in  Theeräl^  dem 
etwas  Schwefel  zugesetzt  ist,  und  läfst  sie  bis  zum  Erkalten  in  dieser 
Flüssigkeit  liegen.  Dann  überzieht  er  sie  mit  starkem,  mittels  Theer 
wasserdicht  gemachtem  Papiere. 

Vor  dem  Theeröle  nahm  man  —  zuerst  in  England,  dann  z.  B. 
auch  auf  der  hessischen  Ludwigsbahu  —  Kreosotöl.  Mit  Kreosotöl  im- 
prägnirtes  Holz  ist  anfangs  weich,  wird  aber  später  spröde,  hart  und 
schwarz,  es  ist  sehr  unempfindlich  gegen  Feuchtigkeit  und  arbeitet  daher 
weniger  als  nicht  kreosotirtes  (wirft  sich,  schwindet,  quillt,  reifst).  Da 
das  Kreosot,  den  Sonnenstrahlen  ausgesetzt,  zum  Theile  verdunstet, 
während  der  Rest  mit  der  Zeit  im  Holze  hinabsickert  und  sich  am  Fufs- 
ende  sammelt,  so  ist  es  zum  Imprägniren  von  Telegraphenstangen  niclit 
wohl  geeignet,  oder  es  sind  die  kreosotirten  Hölzer  noch  mit  einem 
Theeranstriche  zu  versehen. 

Seeiy  legt  die  zu  imprägnirenden  Hölzer  in  ein  Bad  von  lireosotöl 
und  erhitzt  dasselbe  auf  250"  F.,  bis  Luft  und  Feuchtigkeit  ausgetrieben 
sind;  dann  ersetzt  er  das  heifse  Bad  durch  ein  solches  von  TheeriJl^ 
welches  so  kalt  ist,  als  die  Erhaltung  der  Dünnflüssigkeit  es  nur  ge- 
stattet. Es  bilden  sich  hierbei  innerhalb  der  Zellen  feste  Kohlenwasser- 
stoffe, die  Holzfaser  bleibt  unverletzt,  die  Durchtränkuug  ist  eine  voll- 
ständige und  sehr  gleichmäfsige. 

Thomas  imprägnirt  mit  Harzöl. 

/.  ß.  ßhjlhe  (1875  215  472.  1881  240  ■'  61  und  1883  249  183)  im- 
prägnirt das  in  Dampfkessel  eingeführte  Holz  mit  Wasser-Theeröl- Dampfe 
welcher  5  bis  10  Proc.  Carbolsäure  enthält.  Diesem  Dampfe  bleibt  das 
Holz  6  bis  20  Stunden  ausgesetzt  und  wird  dann  unter  Pressen  und 
Walzwerken  bis  auf  90  Proc.  und  selbst  60  Proc.  seiner  ursprünglichen 
Stärke  zusammengeprefst.  Für  die  Eisenbahnschwelle  von  Seekiefern- 
holz sind  31^,  für  eine  von  Rothbuchenholz  10  bis  20^  schweren  Theer- 
öles  nöthig.  Das  Holz  kann  als  Klotz  oder  Schnittwaare,  trocken  oder 
grün  imprägnirt  werden,  und  wird  Kernholz  wie  Splintholz  durchtränkt, 
wobei  es  eine  Farbe  zwischen  Wallnufs-  und  Birnbaumholz  erhält.  Für 
diese  ..Thermo-Carbolisation''  bestehen  in  Bordeaux  und  Jedlesee  bei 
Wien  Anstalten.  Prof.  Ejcner  in  Wien  fand,  dafs  dieses  Verfahren  beim 
Buchenholze  eine  Steigerung  der  Festigkeitsverhältnisse  bis  zu  19  Proc. 
herbeiführen  kann  (Gayer^  Forstbenutzung). 

Robbins  setzt   das  Holz  in   einer   mit   einer  Retorte   in  Verbinduna; 


234  \'eischiedene  chemische  HoUimprägniruugsstoffe. 

.slehendeu  Kaiuiner  den  Dämpfea  von  Theeröl  aus:  doch  zeigt  das  so 
behandelte  Hulz  mit  Ausnahme  der  Aufsentheile  einen  geringen  Procent- 
gehalt an  tlübsigen  Kohlenwasserstoffen,  während  sieh  feste  gar  niehl 
nacliweiseu  lassen. 

G.  RiJtgers  vereinigte  1855  Zinkcldorid  und  l'/ieeriil  in  der  Imprägnir- 
anstalt  zu  Angern  an  der  österreichischen  Nordbahn.  Eine  wässerige 
Lösung  von  Ziukchlorid  von  3"  B.  nimmt  etwa  1  Proc.  Carbolsäure  aus 
dem  schweren  Theeröle  auf  und  ist  zum  Imprägniren  unmittelbar  ge- 
eignet. Das  Verfahren  ist  dasselbe  wie  bei  reiner  Ziukchloridlösung: 
das  Holz  wird  zunächst  gedampft,  dann  die  Luft  aus  dem  Kessel  aus- 
gepumpt und  schliefslich  die  Flüssigkeit  mit  einem  Drucke  von  7  bis 
8^"  eiugeprefst.  Die  Durchtränkung  und  Härtung  des  Holzes  geht  bis 
in  die  innerste  Faser  und  bis  in  den  Holzkern  hinein,  so  daf's  zur  Zeit 
viele  deutsche  und  österreichisch-ungarische  Bahnen  sich  des  Riitgers- 
sehen  Verfahrens  bedienen  (seit  1855  die  oberschlesische  Bahn  Breslau- 
Posen,  Stargard-Posen  u.  s.  w.). 

Der  österreichische  Oberst  Liberi  de  Paradies  (1878  228  189}  zu 
Wien  behandelt  das  zu  imprägnirende  Holz  mit  Dämpfen  von  Kreosot, 
Carbolsäure  und  vielleicht  Naplitalin.  Diese  Dam])t'imprägnirung  durch- 
dringt das  ganze  Holz  und  trocknet  es  gleichzeitig.  Das  auf  solche  Weise 
behandelte  Holz  ist  um  10  bis  30  Proc.  leichter,  hat  seine  hygroskopische 
Eigenschaft  verloren,  arbeitet  nicht,  ist  fester  und  härter  und  gegen 
Insekten-  und  andere  derartige  Angriffe  vollständig  geschützt  (auch  die 
Bohrmuschel,  Teredo  navalis,  geht  nicht  an  solch  iniprägnirtes  Holz, 
was  dieses  Verfahren  für  Holz  zu  Seeuferbauten  sehr  werthvoU  macht). 
Anstrich  und  Politur  nimmt  so  behandeltes  Holz  gut  an  und  hält  sie 
auch  fest. 

Auf  das  Verfahren  von  K.  A.  Rene\  welcher  ozonisirten  Sauerstoff 
zur  Haltbarmachung  der  Hölzer  verwendet,  sei  hier  nur  hingewiesen 
(1881  240'-' 445  und  1883  247  225). 

Jnli.  Mancion  in  Rom  bedient  sich  zum  Im])räguiren  zweier  in  ver- 
schiedenen Behältern  bereiteter  Flüssigkeiten,  von  denen  die  eine  aus 
0'',156  krystaltisirter  Arsensäure  ^  3i^,6  Carbolsäure  und  100'  Wasser  be- 
steht, die  andere  lO"^,!?  schwefelsaures  Eisenoxydul  in  100'  Wasser  gelöst 
enthält.  Das  zu  imprägnirende  Holz  wird  in  einen  grofsen  Injections- 
cylinder  gestellt,  der  luftdicht  verschlossen  wird;  dann  wird  ein  starker 
Strahl  von  überhitztem  Wasserdampfe  hineingeführt,  um  die  Luft  zu 
verdrängen:  hierauf  die  erste  Lösung  in  den  luftleeren  Cylinder  ge- 
bracht, durch  eine  halbe  Stunde  unter  einem  Drucke  von  10''  gehalten, 
die  nicht  in  das  Holz  eingedrungene  Flüssigkeit  in  ihren  Behälter  zurück- 
gelassen und  schliefslich  die  andere  Lösung  unter  einem  Drucke  von 
12"'  imprägnirt.  Vor  der  Verwendung  läf'st  man  das  imjjrägnirte  Holz 
gut  an  der  Luft  trocknen. 

B.  A.  Tripler   sättigt   die  Holzpflasterblöcke   mit    Arsenchlorid   oder 


Verschiedene  chemische  Holzimprägnirungsstoffe.  235 

Arsenik  und  Kochsalz  und  überzieht  iiire  Oberfläche  mit  Harz  oder 
Theer.  Zwischen  Pflaster  und  Erde  bringt  er  dann  noch  eine  Fäulnifs 
widrige  Unterlage  entweder  durch  Tränkung  des  Grundbelages  oder 
durch  Mengung  des  Antisepticums  mit  dem  Sande. 

A.  r.  BerkeCs  in  Berlin  patentirtes  Imprägnirungsverfahren  beruht 
darauf,  dafs  kieselsaurer  Kalk  und  Kieselsäure  entstehen,  wenn  man 
Kalkwasser  mit  Lösungen  von  Kieselßufssäure  in  Berührung  läfst.  Im- 
])rägnirt  man  mit  diesen  Lösungen  nach  einander  Holz,  so  entsteht  inner- 
halb desselben  Flurss])ath,  kieselsaurer  Kalk  und  Kieselsäure,  welche 
Bestandtheile  alsdann  das  Holz  versteinern.  Wendet  man  neben  den 
genannten  Agentien  bituminöse,  harzige,  fettige,  ölige  Flüssigkeiten  zur 
gleichzeitigen  Durchtränkung  des  Holzes  an,  so  wird  das  Holz  gegen 
Feuchtigkeit  unempfindlich  und  gcwissermafsen  mineralisirt.  Berkel 
läfst  nun  die  Hölzer  zunächst  je  nach  ihrer  Porosität  einige  Zeit  lang 
in  einer  gesättigten  Kalkwasserlösung  oder  in  Kalkmilch  liegen,  oder 
kocht  sie  darin,  dann  läfst  er  sie  trocknen.  Hierauf  werden  sie  in  dem 
luftleeren  Imprägnirkessel  mit  einer  entsprechenden  Mischung  von  Kiesel- 
flufssäure  mit  Mineralöl  oder  anderen  öligen  Flüssigkeiten,  welche 
zwecks  gröfserer  Dünnflüssigkeit  erwärmt  sind,  durch  einige  Stunden 
unter  Ueberdruck  imprägnirt  und  dann  getrocknet.  Das  Verfahren  kann 
jedoch  auch  in  umgekehrter  Reihenfolge  vorgenommen  werden,  oder 
auch  so,  dafs  Kalk,  Kieselflufssäure  und  Bitumen  jedes  für  sich  imprägnirt 
werden,  oder  auch  erst  Kieselflufssäure  und  dann  Bitumen  mit  Kalk- 
milch gemischt. 

Schon  vor  dieser  Patentertbeilung  wurden  in  den  fürstlich  Bismarck- 
sclien  Waldungen  die  Buchenpflasterklötze  (nach  Storp)  in  Kalkmilch  ge- 
kocht, dann  mit  Wasserglas  gesättigt  und  hierauf  in  einem  Kalkmilch- 
bade verkieselt. 

Nach  Gaijer  (Die  Forstbenutzung^  7.  Aufl.)  wurde  die  Imprägnirung 
mit  knhtensaurem  Kalke  zuerst  von  Stuart  Mouteitk  in  der  Absicht  vor- 
geschlagen, die  Holzporen  zu  verstopfen,  später  wurde  dieses  Verfahren 
von  Anderen  uud  neuerdings  von  Frank  wieder  aufgegriffen. 

Derartig  imprägnirtes  Holz  ist  nach  den  Untersuchungen  von  Ä.  Wil- 
Itilin  (Mitlheil.  des  tec/tn.  Gewerbemuseums  in  Wien^  3.  Jahrg.  Nr.  34)  zur 
Möbel fabrikation  und  Verwendung  im  Trockenen  wohl  geeignet,  doch 
ist  es  zweifelhaft,  ob  es  auch  bei  Verwendung  im  Freien  eine  gröfsere 
Dauer  besitzt. 

Brown  (Englisclies  Patent  vom  20.  Juni  1873;  1875  215  472)  bringt 
das  Holz  in  den  Cylinder  und  pumpt  die  Luft  aus,  dann  öffnet  er  den 
Sperrhahn  eines  mit  diesem  in  Verbindung  stehenden  und  mit  einem 
Brei  aus  Kreide  und  Wasser  gefüllten  Behälters,  so  dafs  dieses  Gemisch 
in  den  Imprägnirungseylinder  eindringt  und  sich  die  Holzporen  mit 
Schlemnikreide  füllen. 

J.  Junes   zu   New-Orleans  bringt   erst  den   Zellsaft    und   die    Holz- 


236  Verschiedene  elu-misclu'  Hi)lzimpnigniiiing3slofl'e. 

feucht igkeit  zum  Verdainpfeu,  die  eiweifsartigen  Stoffe  durch  die  Wärme 
gleichzeitig  zum  Gerinnen,  wodurch  sie  unlöslicii  werden.  Dann  wird 
das  Holz  in  eine  kochende  Lösung  getaucht,  deren  Hauptbestandliieile 
Asphalt  und  Carbolsiiure  sind ,  in  je  nach  der  Art  des  Holzes  verschie- 
denen Mengen.  Beim  Abkühlen  verdichten  sich  die  Dämpfe,  der  ge- 
löste Asphalt  dringt  in  die  Poren  und  inneren  Kanäle  des  Holzes  ein 
und  füllt  sie  aus.  Die  Flüssigkeit  verdunstet  schnell  an  der  Luft.  Das 
Holz  zeigt  eine  glatte,  glänzende,  für  Feuchtigkeit  undurchdringliche 
Oberfläche. 

Win  und  Htirdle  verkohlen  die  Strafsen])tlasterklötze  au  der  Ober- 
fläche und  überziehen  sie  dann  mit  Asphalt.  Dieses  Verfahren  ist  schlecht, 
ja  für  trockenes  Holz  gar  nicht  anzuwenden.  Die  Asphaltdecke  schmilzt 
und  fliefst  ab  bei  -(-60  bis  70"  F.,  kalt  ist  sie  spröde  und  nützt  sich 
durch  das  Fahren  darauf  ab,  so  dafs  dann  jeder  Fflasterklotz  ein 
poröses  Gefäfs  zur  Aufnahme  vou  Wasser  ist,  welches  aber  nicht  ab- 
laufen kann. 

Auf  der  Insel  Sardinien  wird  das  Holz,  namentlich  zu  Wagen- 
rädern, 5  bis  8  Tage  hindurch  in  mit  Kochsalz  gesättigtem  Wasser  ein- 
geweicht, wodurch  es  gegen  äufsere  Einflüsse  unemplindlich  wird,  nicht 
schwindet  und  nicht  quillt,  sich  nicht  wirft  und  nicht  reifst. 

Statt  das  Holz  in  die  Salzlösung  hineinzulegen ,  genügt  es  auch, 
gut  trockenes  Holz  so  oft  mit  derselben  zu  bestreichen,  bis  es  nichts 
mehr  davon  aufsaugt  {Böttchers  Polytechnisches  jSolizlilalt). 

Waterberg  behandelt  die  Hölzer  in  geschlossenen  Cylinderii  mit 
Dampf  und  führt  dann  eine  Kochsalzlösung  ein,  dann  läfst  er  Theeröl, 
Kreosotöl  oder  eine  ähnliche  Flüssigkeit  folgen.  Doch  sättigt  das  Holz 
sich  nur  theilweise  mit  der  Ivoclisalzlösung  und  auch  das  Theeröl  dringt 
ungleichmäfsig  ein. 

Delwiter  und  Gilder  imprägnireu  die  Holzptlaslerklötze  mit  in 
Naphta  (jelöslem  Harze  unter  starkem  Drucke  und  bei  hoher  Temperatur. 

Hubert  (1874  2\2  529)  flndet  das  beste  Mittel,  Holz,  w^elches  der 
Feuchtigkeit  ausgesetzt  ist,  zu  erhalten,  darin,  lange  und  dünne  eiserne 
Nägel  mit  breiten,  flachen  Köpfen  hineinzuschlagen.  So  vorgerichtetes 
Holz  in  die  Erde  gelegt,  läfst  die  Nagel  rosten,  und  dieser  Rost  ver- 
breitet sich  gleichmäfsig  durch  das  Holz,  es  sehr  dauerhaft  machend- 
Zu  gleichem  Zwecke  kann  man  z.  B.  Eisenbahnsehwellen  mit  Eisen- 
draht umwickeln. 

Constanl  und  Siiiilh  trocknen  das  Holz  zunächst  durch  heil'se  Luft 
lind  behandeln  es  dann  mit  Hauch,  welcher  in  das  Holz  eindringt  und 
sich  in  den  Poren  verdichtet. 

Der  französische  Industrielle  Hatzfeld  (Englisches  Patent  vom  12.  Juli 
1873;  1875  215  472)  kocht  das  Holz  zunächst  in  Galläpfelahsud  und 
dann  in  Eisenvilriollösung.,  um  es  gewissermafsen  wie  Leder  zu  gerben. 
Dieses  Verfahren  ward  1876  von  der  französi.schen  Telegraphenverwal- 


\'erschiedene  chemische  HolziraprägnirungsstolTe.  237 

tiiiig  auf  ilor  Linie  Nancy-Vezelise  angewendet  {Gaz.  des  Arch.  (t  du 
bat,  187G  Nr.  13). 

Der  französische  Chemilier  Jacques  löst  als  Imprägnirungsflüssigkeit 
Seife  in  einer  mineralischen  Säure.  Die  abgeschiedene  fette  Säure,  welche 
die  Poren  des  Holzes  ausfüllt  und  in  Wasser  unlöslich  ist,  soll  ver- 
hindern, dals  Wasser  nicht  mehr  in  das  Holz  eindringen  und  Fäulnifs 
verursachen  kann.  Von  der  Art  der  verwendeten  Säure  und  von  dem 
Zwecke,  zu  welchem  das  Holz  dienen  soll,  hängt  die  Dauer  der  Im- 
prägnirung  ab  (vgl.  Jacques  und  Sauval  1878  230  187). 

Zur  Imprägnirung  von  Gefäfsen,  Bottichen  u.  s.  w.  bedient  sich 
E.  Schaal  in  Stuttgart  des  Paraffins  (1880  236  351).  Zunächst  werden 
die  Gefäfse  durch  2  bis  3  Wochen  an  warmer  Luft  getrocknet,  damit 
die  Poren  zum  Aufsaugen  des  Paraffins  geötT'net  werden.  Es  wird  nun 
1  Th.  Paraffin  in  einem  Metallgefäfse  unter  Umrühren  auf  mäfsigem 
Feuer  geschmolzen,  dann  an  der  Luft  weiter  umgerührt,  bis  die  Masse 
oben  am  Rande  zu  erstarren  beginnt,  dann  werden  6  Th.  Petroleum- 
äther oder  auch  Schwefelkohlenstotf  hinzugegossen  und  bis  zur  Lösung 
weiter  gerührt.  Im  Kalten  zu  gebrauchende  Gefäfse  werden  dann  mit 
dieser  Lösung  augestrichen,  bis  das  Holz  nichts  mehr  davon  aufsaugt; 
im  Warmen  zu  gebrauchende  Gefäfse  werden  noch  mit  verdünnter 
Wasserglaslösung  angestrichen,  trocknen  gelassen  und  mit  verdünnter 
Salzsäure  abgewaschen.  Die  hierbei  gebildete  Kieselsäure  verstopft  die 
Poren  iiufserlich  und  schützt  das  Paraffin  gegen  die  Einwirkung  des 
heifsen  Wassers. 

Die  hier  folgenden  Zusammenstellungen  zeigen,  welche  Imprägni- 
rungsstoffe  gröfsere  Verwendung  gefunden  haben. 

Gaxjer  bringt  in  der  7.  Auflage  seiner  Forstbenutzutig  aus  dem  Organ 
fiir  die  Forlschrille  des  Eisenbahnwesens.,  1880  S.  87,  folgende  Ergebnisse 
der  auf  den  deutschen  Bahnen  mit  den  verschiedenen  Imprägnations- 
weisen  an  verschiedenen  Holzarten  gemachten  Erfahrungen: 

„Zinkchlorid  und  Dampfdruck. 
Eichenschwellen  durchschnittliche  Dauer       .     .     19  bis  25  Jahre 
Kiefernscliwellen  „  „  .     .         22.8  „ 

Buchenschwellen  ,,  „  .     .     13  bis  15       „ 

Zinkchlorid.,  durch   Eintauchen. 
Fichlenschwellen  durchschnittliche  Dauer      .     .  G,5  „ 

Kreosot  mit  Dampfdruck. 
Eichenschwelleu  durchschnittliche  Dauer       .     .  19,5  „ 

Buchenschwellen  „  „  .     .  18,0  ,, 

Kup/eruitriol^  eingepreßt. 
Kiefernschwellen  durchschnittliche  Dauer      .     .  16,0  ,, 

Kupfervitriol.,  gesotten. 
Kiefernschwellen  durchschnittliche  Dauer     .     .  1-4,0  „ 

Kupferritrivl.,  durch  Eintauchen. 
Kiefernschwellen  durchschnittliche  Dauer     .     .         13,9  „ 

Fichtenschwellen  „  ,,  .     .  9,6  „ 

Wenn  man  nach  diesen  Zahlen    die  Dauer   der  präparirten  Hölzer 


238 


Veiscliiedenc  clieiiiisolie  Holzimprä^iiiriingsstoffe. 


mit  jener  im  nicht  praparirteu  natiirlielien  Zustande  vergleicht,  so  ergibt 
sich,  dals  im  Durchschnitte  die  Dauer  der  Bahnschwellen  durch  Ini- 
prägnirung  nach  den  verschiedenen  Triiukungsnielhoden  sich  erhöhl: 
bei  der  Buche  um  das  nahezu  Vierfache,  bei  der  Kiefer  um  das  stark 
Doppelte,  bei  der  Eiche  um  das  knapp  Doppelte,  bei  der  Fichte  um 
das  Halbfacbf." 

Nach  dem  Bandehblalle  für   IValäerzeugnisse^  1887,  imprägnirten  in 
Deutschland : 


Mit  schwefelsaiii-em  Kupferoxyd 
.,  ,,  Eisenoxydul  i 

„  .,  Zinkoxyd      j 

„  „  Barium    .     . 


Eisenbahnlinien  im  J. 
1865       1868      1878      1884 
15  6  5  1 


8 

i 

20 

ri 

13 

11 

4 

i 

1 

i 

„     Quecksilberchlorid 3  t 

„     Zinkchlorid 8 

„     Kreosot 4  ; 

„     Kreosot  u.  Zinkcblorid  in  Mischung  —  - 
„     Kreosot-Dampf  (^Patent  Paradies)  —  - 
„           „             „        (Patent  lUtithe)      .  — 
.,     Antiseptikum   unter   Druck   (^Hen- 
nings und  Reinhardt)       ....  —  —  —  1 
Zinkchlorid  wenden  von  48  Eisenbahngesellschal'ten  schon  29  an. 

Die  Menge  der  aufgenommenen  Imprägnirungsfliissigkeit  gibtScAu-ac/;- 
höfer  an: 

I        Flüssigkeitsaiifnahme  in  k  für  I  Schwelle 
(1  Schwelle  (lurchschiiiltlich  =  0.1  chm) 


Eiche I  8,5  bia  10,0     7,0  bis  8,5       5,0  bis  8,0 

Buche 25    „    33         20    „    30         18    „    22 

Kiefer |    20    „    26  18    „    22    j     12    „    18 

Die  durchschnittlichen  Kosten  der  Impriiguirung  einer  Schwelle  sind 
nach  Schwaclihöfer  in  Mark : 


Theeröl 


Imprägnirungsmittel 


Eiche 


Buche 


Zinkchlorid 

Zinkchlorid  und  Theeröl 

Theeröl 

Quecksilberchlorid 
Theeröldärapt'e  (Paradies) 
(Btylhe) 


0,37 
0,61 

1,00 


0.58 


0,44 
0,86 
1.90 


Kiefer 


0,47 
0.74 
1,70 
0.75 

0.61 


Gayer  gibt  als  Durchschnitt  der  von  Burescli  auf  S.  82  seiner  Preis- 
.schrift:  Der  Schulz  des  Holzes  gegen  Fäulnifs  und  sonstiges  Verderben, 
Dresden  1880,  zusammengestellten,  von  einer  grolsen  Anzahl  deutscher 
Bahnen  erhobenen  Kosten  für  *  i,,  Festnieter  Holz  nn: 

Clilorzink,  Dampfdruck  .     .  0,59  M. 

Kupfervitriol.  Boucherie  .     .     .     0.65    „ 

Kyanisiren 1.07    „ 

Kreosotiren 1.43    „ 


Kleinere  Mittheilungeu. 


239 


Wieck's  deutsche  Geuerbezeiliiny ^  1875  Nr.  2,  gibt  für  Telegraphen- 
stangen die  durchschnittliche  Dauer  an: 

Niclit  imprägnirte     .     .  7  Jalire 

Boucheriesirte      .     .     .     lü  bis  14       „ 

Ki-eosotirte       ....     25     „    26       „ 

Burnettisirte    ....     18     „    20       „ 
Schwackhöfer  bringt  in  Loret/s  Handbuch  der  Forslicissenschafl  noch 
eine  Zusammenstellung  über  die  im  J.  1884  in  den  Geleisen  der  Eisen- 
bahnen liegenden  hölzernen  Sehwellen,    die  wir  im  Folgenden  wieder- 
aeben: 


Eisenbahnen 


Eichen 


Buchen 


Lärchen 


Tannen 

und 
Kiefern 


imprag- 


nicht 

impräg 

nirt 


Millionen  Stück 


Deutsche 

Oesterreich-ungarische      .     . 

Niederliindisehe  und  andere 

Vereinsbahnen     .     .     .     . 


31,070 
2!. 454 


0.636 
1,510 


0,049 


0,210 
3,778 

0,004 


24,080 
5,298 

0,659 


55,996 
32,040 

5,801 


38,708 
5,955 

0,531 


17,288 
26,085 


5.269 


Summa     .     .  Ij  57,fil2|  2,195  |  3,992  130,037  !93,837 1|45,194  |  48,642 
„Demnach  werden  in  Deutschland  69,1  Proc,  in  Oesterreich-Ungarn 
18,6  Proc.  sämmtlicher  Schwellen  imprägnirt." 

(Vgl.  auch  Löicenfeld  1887  264*559;  Röper  bezieh,  lierkel  1887 
260  75;  De  Lafollye  1881  242  444;  Francks  1880  236  85;  Funk  und 
Hiiber  1876  221  186;  Krug  1875  218  370  und  LoKtal  527;  Faulet  1875 
215  287;  Langdon  1874  214  251;  Boucherie  1874  211  480  und  213  360.) 


Egger's  Umschalter  für  elektrische  Leitungen. 

Der  von  Bernhard  Egger  in  Wien  ('"'D.  R.  P.  Kl.  21  Nr.  42054  vom  10.  April 
1887")  angegebene  Ein-  und  Aussclialter  enthält  zwei  um  einen  gemeinsamen 
/apien  drehbare  Hebel,  die  durcli  eine  sie  verbindende  Spirall'eder  gegen  ein- 
ander gezogen  werden  und  sich  dadurch  an  zwei  Anschlagstifte  anlegen. 
Erl'afst  man  den  einen  Hebel  und  dreht  ihn  von  seinem  Anschlagstifte  hinweg, 
so  wird  die  Spiralfeder  gespannt,  bis  dieser  Hebel  die  Verlängerung  des 
anderen  bildet ;  beim  Ueberschreiten  dieser  Lage  zieht  die  Feder  die  beiden 
Hebel  wieder  an  einander  heran,  natürlich  auf  der  anderen  Seite  als  früher,  und 
legt  sie  schliefslich  an  zwei  andere  Anschlagstifte.  Jetzt  ist  die  Leitung  ge- 
schlossen, weil  der  zweite  Hebel  mit  dem  einen  Ende  und  der  Anschlagstift, 
woran  sie  jetzt  liegt,  mit  dem  anderen  Ende  der  Leitung  verbunden  ist. 

Sinclair  und  Rees'  elektrische  Sicherheitslampe. 

Um  bei  elektrischen  Glühlampen  die  Fcuersgel'alir  beim  Zerbrechen  der 
Glasglocke  zu  beseitigen,  bringen  W.  Sinclair  und  J.  P.  Reex  in  London  nach 
ihrem  englischen  Patente  Nr.  15158  vom  7.  November  1887  die  Lampe  unter 
eine  zweite  mit  verdichteter  Luft  gefüllte  Glasglocke.  Auf  dem  Deckel  des 
die  Batterie  enthaltenden  Kastens  ist  ein  runder  Sockel  angebracht  und  auf 
diesem  die  Lampe  befestigt.  Die  Stromzuleitungen  gehen  durch  eine  weite 
Höhlung  des  Sockels;  doch  führt  blos  die  eine  Zuleitung  zusammenhängend 
bis  zu  dem  glühenden  Kohlenfaden ;  über  der  Höhlung  des  Sockels  und  zu- 
gleich unter  der  zweiten  Glasglocke  liegt  eine  biegsame  Platte,  welche  durch 
den  Druck  der  verdichteten  Luft  so  stark  durchgebogen  wird,  dafs  sie  einen 
unter  ihr  in  der  Höhlung  angebrachten  Contactzapfen  berührt  und  so  die 
zweite  Leitung  nach  dem  Kohlenfaden  schliefst.    Zerbricht  die  Glasglocke,  so 


240  Kleinere  llitlheiliingeii. 

entweicht    die    vordiclilele  Luft,   die  Platte  liebt  sich  vom  Zapfen  ab  und  die 
Lampe  verlischt. 

Die  elektrische  Strafsenbahn  zu  Richmond. 

In  Richmond,  Virginia,  hat  Frank  Sprague  eine  Stral'senbahn  von  etwa 
12  engl.  Meilen  (ly^nl)  Länge  gebaut,  welche  nach  den  Induslrirs  vom  26.  Ok- 
tober 1888  S.  103  im  Sommer  dieses  Jahres  im  Durchschnitte  wöchentlich 
75000  Personen  befördert  hat:  in  ihr  sind  an  verschiedenen  Stellen  Steigungen 
bis  zu  10  Proc.  vorhanden,  auch  fehlt  es  nicht  an  scharfen  Krümmungen  da, 
wo  die  Bahn  um  die  Slral'senecken  geht.  Jeder  Wagen  ist  mit  2  Sprairuesclien 
Motoren  ausgerüstet,  welche  biegsam  unter  dem  Wagenboden  angebracht  sind, 
aber  centrisch  zu  den  Achsen,  so  dafs  ein  dauernd  guter  Eingriff  bei  der 
Räderübertragnng  gesichert  ist.  Die  Stronizuführung  erfolgt  oberirdisch,  jedoch 
in  einer  neuen  und  eigenthümlichen  Weise :  ein  steifer  Hauptleiter  leitet  den 
Strom  der  Bahn  entlang,  neben  ihm  ist  ein  aus  kurzen  Abschnitten  gebildeter 
Hilfsleiter  aus  blofsem,  hartgezogenem  Kupfer  vorhanden,  dessen  Abschnitte 
mit  dem  Hauptleiter  verbunden  sind;  vom  Hilfsleiter  wird  der  Strom  mittels 
einer  Laufrolle  entnommen,  die  mittels  eines  biegsamen  Armes  am  Wagen- 
dache befestigt  ist  und  durch  ein  Gegengewicht  von  unten  nach  oben  gegen 
den  Hilfsleiter  gedrückt  wird.  Im  Betriebe  hat  sich  schon  mehreres  heraus- 
gestellt, was  bei  zukünftig  zu  bauenden  Bahnen  besser  gemacht  werden  kann. 
So  ist  z.  B.  der  Kupferdraht  des  Hilfsleiters  an  den  Luthstellen  weich  und 
minder  fest  gegen  Zug  geworden :  in  Zukunft  wird  man  daher  Silicium-  oder 
Aluminium-Bronze  anstatt  des  Kupfers  nehmen.  An  Stelle  der  einfach  in 
den  Lehmboden  gesetzten  Holzsäulen  werden  künftig  Eisensäulen  verwendet 
werden,  die  in  Cement  gesetzt  werden  und  einen  Zug  von  1400  Pfund  (644k) 
ou.-^halten  können,  ohne  sich  zu  biegen. 

D.  Salomons'  selbsttätiger  Regulator  des  elektrischen  Widerstandes. 

Kaoh  dem  Telegraphic  Journal^  1888  Bd.  23  ^  8.  598,  baut  die  Woodhouse  and 
Jiamson  Electric  Mnnufactuiina  Companii  in  London  nach  dem  Patente  David 
Salomons'  Apparate,  welche  selbsthätig  Widerstände  ein-  und  ausschalten,  wenn 
in  einem  elektrischen  Stromkreise  die  elektromotorische  Kraft  sich  ändert. 
Bei  der  einen  Art  sitzt  am  Ende  einer  wagerechten  Welle  der  Contactarm. 
welcher  bei  der  Drehung  der  Welle  über  die  ai\  einer  lothrechten  Scheibe 
im  Kreise  angeordneten  Contactplatten  hinstreicht  und  dadurch  künstliche 
Widerstände  einschaltet  oder  ausschaltet.  Die  Drehung  der  Welle  vermitteln 
zwei  am  anderen  Ende  der  Welle  befindliche  Sperrräder,  deren  Zähne  ent- 
gegengesetzt gestellt  sind.  Ein  in  den  Stromkreis  eingeschalteter  Elektro- 
magnet bringt  bei  Aenderung  der  Stromstärke  einen  von  den  beiden  Sperr- 
kegeln zum  Eingriffe  mit  dem  unten  liegenden  Sperrrade  und  veranlafst  so 
den  Contactarm,  sich  auf  die  nächste  Contactplatte  zu  bewegen.  Die  Sperr- 
räder werden  von  einer  passenden  umlaufenden  Welle  aus  in  Umdrehung 
^'*rsetzt.  Ist  der  Contactarm  bei  seiner  schrittweisen  Drehung  an  dem  einen 
oder  dem  anderen  Ende  der  Contactplattenreihe  angekommen ,  so  hebt  er 
eine  Contactfsder  von  ihrem  Contactstifte  ab  und  unterbricht  dadurch  den 
Stromkreis. 

Bei  einer  anderen  Anordnung  steht  die  Welle  des  Contactarmes  aufrecht 
und  die  Sperrräder  werden  nicht  von  einer  Welle  aus  in  Umdrehung  ver- 
setzt,  sondern  dem  Coniactarme  wird  eine  schrittweise  Bewegung  ertheill 
durch  die  Wirkung  der  Elektromagnete  in  Verbindung  mit  der  liewegung 
einer  Ankerhemraung,  welche  mechanisch  von  einer  Welle  aus  getrieben  wird. 


Verlag  der  J.  G.  Cotta'sohen  Duclihandlun?  in  Sluttgail. 
Druck  von  Gebrüder  Kröner  in  Slullgart 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen.  241 

Neuerungen  im  Metallhüttenwesen. 

CSchlufs   des    Berichtes    S.  214  d.  Bd.) 
Mit  Abbildungen  auf  Tafel  11. 

Hüttenmännische  Oefen  und  Apparate. 
Michael  Martin  Bair  in  Paris,  welcher  bereits  vor  Kurzem  ein 
Patent  für  eine  Ofenconstruction  erworben  (1887  264  615),  hat  eine 
Neuerung  an  Flammöfen  erfunden,  mittels  welcher  man  im  Stande  ist, 
eine  hohe  gleichmäfsige  Temperatur  auf  allen  Theilen  des  Herdes  zu 
erzielen.     Die  getroffene  Einrichtung  ist  aus  Fig.  8  ersichtlich. 

Zwischen  der  FeuerbrUcke  c  und  dem  Fufse  des  Schornsteines  f 
ist  eine  wagerechte  Scheidewand  g  angeordnet,  welche  ihr  Widerlager 
in  den  Seitenwandungen  a  findet.  Diese  Scheidewand  g  besteht  aus 
mehreren  einzelnen  hinter  einander  liegenden  Gewölben,  welche  den 
Herdraum  in  zwei  Kammern  A  und  B  theilen.  Die  Kammer  A  nimmt 
die  vom  Roste  b  kommenden  Feuergase  auf,  während  in  der  Kammer  B 
die  zu  erhitzenden  Substanzen  sich  befinden.  Die  in  der  Kammer  A 
angesammelten,  noch  nicht  vollständig  verbrannten  Feuergase  müssen, 
um  zu  dem  Schornsteine  f  zu  gelangen,  durch  die  Oeffnungen  h  der 
Scheidewand  g  streichen,  verbrennen  hier  zu  Kohlensäure  und  kommen 
dann  erst,  gleichmäfsig  vertheilt,  mit  den  in  der  Kammer  B  auf- 
geschichteten Materialien  in  Berührung.  Die  Scheidewand  g  wirkt 
auch  als  Wärmespeicher  und  zwar  in  um  so  stärkerem  Mafse,  je  dicker 
dieselbe  ausgeführt  wird.  Diese  Eigenschaft  kann  auch  dazu  benutzt 
werden,  um  Substanzen  unter  Luftabschlufs  zu  erhitzen.  Zu  diesem 
Zwecke  werden  an  passenden  Stellen  des  Flammofens  Schieber  t,  welche 
in  Fig.  8  punktirt  dargestellt  sind,  angeordnet. 

Hat  nun  das  Innere  des  Ofens  die  genügende  Temperatur  erlangt, 
so  werden  die  Schieber  t  geschlossen  und  die  Substanzen  in  die  Kammer  B 
eingebracht.  Letztere  wirkt  dann  wie  eine  Muffel,  deren  Wärmequelle 
die  Scheidewand  g  ist.  In  diesem  Falle  können  die  Feuergase  des 
Rostes  b  mittels  eines  Kanales  in  einen  zweiten  Flammofen  oder  in 
einen  Apparat  zur  Vorwärmung  der  Verbrennungsluft  geleitet  werden. 
Durch  die  Anordnung  der  Scheidewand  g  und  der  Schieber  i  ist  man 
also  in  den  Stand  gesetzt,  in  einem  Flammofen  beliebiger  Construction 
unter  Luftabschlufs  Erze  zu  rösten.  Eisen  oder  Stahl  zu  wärmen  und 
besonders  leicht  flüchtige  Substanzen,  wie  z.  B.  Blei,  Zinn  u.  dgl.,  zu 
schmelzen. 

Ueberhaupt  soll  der  Ofen  überall  da  bei  metallurgischen  Operationen, 
welche  bedeutende  und  gleichmäfsige  Hitze  beanspruchen,  verwendet 
werden.  Selbstverständlich  kann  die  Scheidewand  auch  durch  ein  zu- 
sammenhängendes Gewölbe  ersetzt  werden,  welches  mit  einer  mehr 
oder  minder  grofsen  Anzahl  von  Oeffnungen  versehen  ist. 

Dinglei's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  6.  18S9II.  16 


242  Neuerungen  im  Metallhüttenwesen. 

Eine  andere  Ofeneonstruction  desselben  Erlinders  ist  in  Fig.  9  dar- 
gestellt. 

A  ist  der  Herd,  welcher  zur  Aufnahme  der  Erze  bestimmt  ist  und 
durch  Kanal  8  mit  der  Condensationskamnier  C  in  Verbindung  steht. 
In  diesem  Kanäle  ß  ist  ein  durch  L)am])fr()iir  «,  welches  mit  Ventil  b 
versehen  ist,  gespeister  Ejector  D  angeordnet,  dessen  Ausströmungs- 
düsen d  nach  der  Kammer  C  hinführen.  E  ist  der  Feiierungsraum,  von 
welchem  ein  Feuerkanal  /",  welcher  von  dem  Herdraume  A  durch  eine 
zweckmäfsig  möglichst  dünne  Wand  getrennt  ist,  nach  dem  Fuchs- 
kanale  führt.  In  Kanal  g  wird  durch  das  von  der  Feuerung  erhitzte 
Mauerwerk  Luft  auf  eine  hohe  Temperatur  gebracht  und  durch  OefF- 
nungen  /(  in  den  Herdraum  A  geleitet.  Der  Kanal  g  kann  geschlossen 
und  beliebig  weit  geöffnet  werden,  um  den  nach  dem  Herdraume  führen- 
den erhitzten  Luftstrom  reguliren  zu  können. 

Der  Betrieb  dieses  Ofens,  dessen  Formen  auch  Aenderungen  er- 
fahren können,  ohne  an  dem  Wesen  der  Erlindung  etwas  zu  andern, 
gestaltet  sich  in  folgender  Weise. 

Sollen  z.  B.  Bleierze  verarbeitet  werden,  so  wird  der  mit  Arbeits- 
ötlnungen  ausgestattete  Herdraum  A  mit  den  Erzen  beschickt.  Die  aus 
dem  Feuerraume  E  abziehenden  brennenden  oder  auch  schon  ver- 
brannten heifsen  Gase  streichen  durch  Kanal  f  hin,  an  den  Herd- 
raum durch  die  dünne  Scheidewand  hindurch  Wärme  abgebend,  während 
man  gleichzeitig  durch  Kanal  g  und  Oelfnungen  h  erhitzte  Luft  in  den- 
selben gelangen  läfst.  So  erhalten  die  Erze  behufs  Röstung  genügende 
Hitze.  Solleu  dieselben  dagegen  nur  geschmolzen  werden,  wenn  z.  B. 
die  Röstung  schon  vollzogen  ist,  so  schliefst  man  Kanal  j;  nun  fungirt 
der  vorher  zum  Rösten  dienende  Herdraum  als  Schmelzraum.  Der  aus 
dem  Herdraume  abziehende  Bleirauch,  welcher  ein  verhältnifsmäfsig 
geringes  Volumen  besitzt,  da  er  nicht  mit  den  Heizgasen  gemengt  ist, 
wird  mit  Hilfe  des  mit  Dam])f  gespeisten  Ejectors  D  durch  Kanal  ß 
gezogen  und  in  den  Condensationsraum  C  getrieben,  welcher  zweck- 
mäfsig gekühlt  werden  kann.  Indem  nun  der  Bleiraiich  mit  dem  Ejector- 
dampfe  in  einen  bedeutend  gröfsereu  und  kühleren  Raum  gelangt,  con- 
densirt  sich  das  Gasgemenge  um  so  leichter  und  vollständiger,  besonders 
noch,  da  leicht  condensirbarer  Wasserdampf  zugegen  ist  und  das  Gas- 
gemenge nicht  die  grofsen  Mengen  von  uncondensirbaren  Heizgasen 
enthält.  Aus  diesem  Grunde  ist  es  nicht  nothwendig,  dem  Kanäle  Ä, 
wie  bisher  üblich,  eine  bedeutende  Länge  zu  geben.  Hierdurch  wird 
das  lästige  Ansammeln  von  Bleirauchsubstanzen  in  dem  Kanäle  ver- 
mieden. 

Fig.  10  stell!  einen  von  den  Engländern  Bott,  Hackney  und  Craien 
erfundenen  Schnielzschachtofen  dar,  bei  welchem  ein  abstellbarer  Hilfs- 
ofen G  zum  Vorerhitzen  der  in  dem  Schachtofen  für  den  Schmelz- 
prozefs  verwendeten    Kohlen   dient.     Der  Ofen    soll    vorzugsweise    bei 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen.  243 

dem  Slahlschmelzeu,  sodanu  auch  zum  Schmelzen  vou  Kupfer,  Zinn 
und  anderen  Metallen  verwendet  werden.  Der  Gang  des  Schmelz- 
prozesses, z.  B.  zur  Herstellung  von  Gufsstahl,  vollzieht  sich  in  folgender 
Weise : 

Der  Ofen  A  (vgl.  D.  R.  P.  Nr.  41911  vom  12.  Januar  1887)  wird 
bis  zu  den  schlitzartigen  Oeifnungen  E  mit  Stücken  dichter  fester  Kohle 
gefüllt.  Gewöhnliches  Brennmaterial  wird  in  dem  Hilfsofen  G  ange- 
zündet und  dieser  mit  der  Oetfnung  des  Hauptofens  verbunden.  Die 
Flamme  des  Hilfsofens  schlägt  in  den  Hauptofen  und  bringt  die  Kohle 
in  demselben  zur  Rothglut.  Sobald  dies  geschehen  ist,  kann  der  Hilfs- 
ofen 6r  von  dem  Hauptofen  entfernt  werden. 

Die  Oeffnung  wird  alsdann  durch  eine  mit  feuerfestem  P'utter 
ausgestattete  Platte  ver-schlossen.  Der  Luftstrom  wird  in  die  Luft- 
kammer C  geleitet,  strömt  durch  die  OelTnungen  D  und  E  in  den 
Schachtofen  und  bringt  die  in  demselben  befindliche  Kohle  zu  heller 
Weifsglühhitze. 

Schmiedeeisen  und  Stahlbruch  allein  oder  mit  einem  Zusätze  von 
Roheisen  oder  Spiegeleisen  wird  alsdann  aufgegeben,  was  in  der  bei 
Cupolöfen  üblichen  Weise  geschieht,  und  der  Deckel  dann  geschlossen; 
unter  hohem  Drucke  wird  dann  Luft  in  den  Schachtofen  eingeblasen 
und  die  überflüssigen  Verbrennungsproducte  durch  die  OefVnung  P  des 
Deckels  hinausgelassen.  Selbst  eine  Beschickung  von  Sehmiedeeisen 
für  sich  allein  wird  schnell  geschmolzen  und  läuft  in  leicht  flüssigem 
Zustande  durch  die  Zwischenräume  der  in  Blöcken  oder  Stücken  auf- 
gegebenen Kohle  und  dann  durch  den  Kanal  in  den  Abstichbehälter  /, 
wo  die  für  den  Stahl  erforderlichen  Zusätze  nach  dem  Belieben  und 
Wunsch  des  Bedienenden  gemacht  werden,  um  dem  Stahle  die  erforder- 
liche Zusammensetzung  zu  geben  und  alsdann  in  die  Formen  auszu- 
lassen. 

Für  die  Production  im  Kleinen  kann  der  Ofen  vielleicht  gute  Dienste 
leisten.  Im  Uebrigen  bietet  derselbe  in  Anbetracht  dessen,  dafs  Hilfs- 
feuerungen bereits  angewendet  werden,  nicht  viel  Neues. 

C.  Trojan  in  Stettin  benutzt  eine  drehbar  aufgehängte  Beschickungs- 
vorrichtung, um  wagerecht  liegende  Herde,  z.  B.  solche  von  Kiesröst- 
öfen, derartig  zu  beschicken,  dafs  das  Beschickungsmaterial  auf  dem 
Herde  von  vorn  bis  hinten  gleichmälsig  stark  aufgeschüttet  liegt. 

Das  Beschickungsmaterial  lagert  zweckmäfsig  auf  der  Bühne  A 
(Fig.  11),  welche  auf  einem  fahrbaren  Gestelle  ruht,  und  wird  durch 
das  an  einem  Krahne  angebrachte  Mafsgefäfs  B  in  den  Trichter  C  ge- 
schüttet. Von  hier  aus  gelangt  das  Material  in  das  Fallrohr  Z),  welches 
durch  einen  ausbalancirten  Gabelhebel  d  gehoben  und  gesenkt  werden 
kann.  Das  untere  Ende  des  Fallrohres  hat  eine  derartige  Krümmung, 
dafs  das  in  dem  Fallrohre  herunterfallende  Material  durch  die  schnabel- 
förmige Oeffnung  hinaus-  und  in  einer  der  Stellung   dieses  Rohrtheiles 


244  Neuerungen  im  Metallbüttenwesen. 

entsprechenden  Curve  vorgeschleudert  wird.  Dieser  untere  gebogene 
und  in  einen  Schnabel  auslaufende  Kohrtheil  kann  mit  Hilfe  einer  dreh- 
bar angeordneten  Schubstange  rf,  gestellt  werden.  Die  Curve,  in  welcher 
das  Material  aus  dem  Schnabelende  herausfliegt,  wird  steiler  und  somit 
das  Material  weiter  vorgeschleudert,  wenn  das  Schnabelende  weiter 
in  die  BeschickungsöH'nung  E  des  Röstofens  oder  Herdes  vorgeschoben 
und  so  seine  Unterfläche  eine  steilere  Richtung  hat.  Dagegen  wird  die 
Curve  flacher  und  somit  das  Material  mehr  in  der  Nahe  des  Rohres 
hinfallen,  wenn  das  Schnabelende  mehr  zurückgezogen  ist  und  dessen 
Untertläche  eine  mehr  wagerechte  Lage  erhält. 

Wenn  Oefen  mit  mehreren  Reihen  Beschickungsöffnungeu  über  ein- 
ander vorhanden  sind,  .so  kann  man  auch  in  dem  Bühnengestelle  für 
jede  Oert'nungsreihe  ein  besonderes  Rohr  D  anordnen.  Da  die  ganze 
Vorrichtung  fahrbar  ist.  kann  man  mit  derselben  an  der  ganzen  Ofen- 
reihe entlang  fahren  und  so  zu  jeder  ßeschickuugsöffnung  mit  Bequem- 
lichkeit gelangen.  Auch  dürfte  sich  die  ganze  Einrichtung  leicht  so 
ausführen  lassen,  dafs  das  Triebwerk  a,  die  Windevorrichtung,  Hebel  d 
und  Schubstangen  d;  von  ein  und  demselben  Staudorte  aus  in  Thälig- 
keit  gesetzt  werden  können.  Diese  Vorrichtung  ist  durch  das  D.  R.  P 
Nr.  45192  vom  '28.  April  1888  geschützt.  Der  Patentanspruch  lautet: 
„Eine  Vorrichtung  zur  gleichmäfsigen  Beschickung  von  Röstöfen, 
Herden,  Retorten  u.  dgl.  mit  Erzen  oder  anderem  Materiale,  gekenn- 
zeichnet durch  drehbar  in  Hebeln  aufgehängte  Fallrohre  für  das  Be- 
schiekuugsmaterial,  welche  Rohre  in  ihrem  unteren  Ende  Schnabelforra 
besitzen  und  derart  gekrümmt  sind,  dafs  das  herunterfallende  Material 
je  nach  der  Einstellung  dieses  unteren  Robrtheiles  in  einer  entsprechenden 
Curve  und  Entfernung  vorgeschleudert  wird.'' 

Charles  ßeaurain  Vaulherin  in  Viilereversure  (Frankreich)  stellt 
Schmelztiegel  her,  welche  aus  einer  Mischung  von  75  Proc.  Asbest  und 
25  Proc.  feuerfestem  plastischen  Thone  bestehen  (D.  R.  P.  Nr.  45278 
vom  4.  April  1888). 

Diese  Tiegel  sollen  nach  Angabe  des  Ertiuders  jeder  calorischen 
Gewalt  widerstehen,  auch  soll  das  Schmelzen  der  Metalle  in  diesen 
Tiegeln  weit  schneller  erfolgen  als  in  irgend  bisher  verwendeten.  — 
Asbest  wurde  bisher  schon  bei  der  Herstellung  von  künstlichen  Steinen 
verwendet. 

Ludwig  Eisenhuth  in  Freihung  (Oberpfalz,  Bayern)  bat  eine  Vor- 
richtung zum  Ablagern  des  Flugstaubes  in  den  Rauchkanälen  und 
Kammern  von  Hüttenwerken  vorgesehlagen.  Diese  in  Fig.  12  und  13 
dargestellte  Einrichtung  ist  durch  das  D.R.P.  Nr.  44025  vom  8.  Februar 
1888  geschützt.  Der  Patentausj)rucli  lautet:  „Im  Inneren  der  Rauch- 
kanäle oder  Rauchkammern  von  Hüttenwerken  in  senkrechter  oder 
nahezu  senkrechter  Stellung  angebrachte  cvlindri.sche  oder  prismatische 
Hohlkörper  aus  Metallblech  oder  anderem  Materiale,  welche  durch  ihre 


Neuerungen  im  Metallhüttenwesen.  245 

Aufsenfläche  die  Fortbewegung  der  Flugstaubtheilchen  brechen,  in  Folge 
ihres  Hohlraumes  andere  Theilchen  gegen  den  äufseren  Strom  ab- 
schliefsen  und  durch  beide  Wirkungen  ein  Niedersinken  des  Flugstaubes 
herbeiführend' 

Die  Hohlkörper  a  sind  im  gegenwärtigen  Falle  von  cylindrischer 
Gestalt  (Fig.  12)  nach  Art  der  Ofenrohre.  Die  dem  Strome  zugekehrten 
seitlichen  Oeffnungen  sind  mit  b  bezeichnet.  Die  Entfernung  der  Körper  a 
von  einander  in  der  Richtung  AB  ist  eine  völlig  gleichmäfsige  und  so 
zu  wählen,  dafs  der  zwischen  ihnen  im  CTanzen  verbleibende  freie  Raum 
den  Querschnitt  der  die  Gase  schliefslich  abführenden  Esse  noch  wesent- 
lich übertrifl't. 

Die  Anordnung  der  Körper  o  auf  dem  Querschnitte  CD  ist  so  zu 
treffen,  dafs,  wenn  jede  Entfernung  zwischen  den  Mittelpunkten  zweier 
zunächst  liegenden  Körper  a  des  Schnittes  A-B  als  Basis  eines  gleich- 
seitigen Dreieckes  betrachtet  wird,  dann  die  Mittelpunkte  der  Körper  o 
des  Schnittes  C-D  allemal  in  den  Spitzen  dieser  bezüglichen  gleich- 
seitigen Dreiecke  liegen.  Das  nämliche  Verhältnifs  waltet  ob  zwischen 
den  Körpern  a  der  Schnitte  E-F  und  C-0,  wiederum  zwischen  den- 
jenigen der  Schnitte  G-H  und  E-F  und  so  fort,  so  dafs  die  Lagen  des 
ersten,  dritten,  fünften  u.  s.  w.  Schnittes  unter  einander  absolut  gleich  sind. 

Das  System  der  Hohlkörper  soll  sich  über  die  ganze  Länge  der 
Kanäle  bezieh,  der  Kammern  erstrecken. 

Die  getrolTene  Anordnung  hat  zur  nothwendigen  Folge,  dafs  der 
durch  die  Zwischenräume  der  Reihe  AB  hindurchgehende  Strom  des 
Flugstaubes  gerade  auf  die  Hohlkörper  der  zweiten  Reihe  stöfst  und, 
um  weiter  zu  gelangen,  eine  seitwärts  gewundene  Richtung  nehmen 
mufs,  in  der  folgenden  Reihe  eine  gleiche  Ablenkung  erfährt  und  so 
fort.  Bei  dem  sehr  oft  wiederholten  Aufstofsen  in  senkrechter  oder 
nahezu  senkrechter  Richtung  auf  die  Aufsenfläche  der  Hohlkörper  wird 
die  Fortbewegung  der  Staubtheilchen  gebrochen,  so  dafs  dieselben 
Neigung  zum  Niederfallen  erlangen  und  endlich  in  der  That  auch  nieder- 
fallen werden.  Der  hinter  jedem  Hohlkörper  vorhandene  todte  Winkel  c 
begünstigt  das  Niederfallen  des  Flugstaubes,  in  hohem  Grade.  In  Folge 
des  höheren  Temperaturgrades  der  Hüttengase  hält  sieh  der  Strom  vor- 
zugsweise in  den  oberen  Regionen  der  Kanäle  und  Kammern,  während 
näher  am  Boden  gar  keine  oder  doch  nur  eine  höchst  unmerkliche 
Strömung  stattfindet,  so  dafs  die  einmal  auf  den  Boden  gelangten  Flug- 
staubtheilchen nicht  wieder  erfafst  und  weitergeführt  werden. 

Während  in  dieser  Weise  die  Aufsenflächen  einen  grofsen  Theil 
des  Flugstaubes  niederschlagen,  geht  im  Inneren  der  Hohlkörper  eine 
nicht  minder  wichtige  Wirksamkeit  vor.  Dem  Gesetze  der  Diffusion 
der  Gase  folgend,  werden  die  Hüttengase  die  Hohlräume  der  Körper  a 
sehr  bald  füllen  und  den  mit  ihnen  ziehenden  Flugstaub  hineintragen. 
Einmal  dorthin  gelangt,   sind   diese  Flugstaubtheilchen  der  aufsen  vor- 


246       Atkinson,  Ravenshaw  und  Mori's  elektrische  Steinbolirmaschine. 

gehenden  Strömung  gänzlich  entzogen  und  müssen,  wenn  auch  sehr 
langsam,  so  doch  sieher  niederfallen:  dai's  dieselben  hei  so  vollständiger 
Abgeschlossenheit  gegen  aufsen  iortv^■uhrend  auf  ein  und  der  nämlichen 
Höhenlage  verharren  sollten,  ist  undenkbar.  Vielmehr  vollzieht  sich 
nach  unten  eine  sehr  langsame,  aber  stetige  Entleerung  des  Hohlraumes 
an  Flugstaubtheilchen,  neue  treten  oben  in  das  Innere  herein,  und  der 
Prozefs  erleidet  keinerlei  Unterbrechung. 

Die  auf  der  Bleihütte  zu  Ems  getrolVeneu  Einrichtungen  zur  Ge- 
winnung des  Flugstaubes  zeigen  äufserlich  sehr  viele  Aehulichkeit  mit 
der  vorbeschriebenen.  Doch  dürften  daselbst  keine  Hohlkörper  ange- 
wendet werden,  so  dal's  die  ])hysikalisehe  Wirkung  der  von  Eisenhuth 
vorgeschlagenen  Einrichtungen  immerhin  noch  anders  ausfallen  dürfte 
als  bei  dem  von  Freudenberg  in  Ems  angewendeten  Systeme. 

W.  Kuori. 

Atkinson.  Ravenshaw  und  Mori's  elektrische  Steinbohr- 
maschine. 

Mit  Abbildungen  aul  Talel  12. 

In  der  Steinbohrmaschine,  welche  in  Fig.  1  in  der  Seitenansicht 
und  in  Fig.  2  von  vorn  gesehen  dargestellt  ist,  haben  L.  B.  Atkinson 
und  U.  W.  Havensliaw  in  Halifax  und  F.  Mori  in  Leeds  (Englisches 
Patent  Nr.  14090  vom  18.  Oktober  1887)  eine  Anordnung  gewählt, 
welche  gestaltet,  dafs  der  Bohrer  und  sein  Elektromotor  in  jede  Lage 
gebracht  und  gehoben  oder  gesenkt  werden  könneu,  ohne  dal's  die 
Drehung  dadurch  beeinflufst  wird.  Auf  der  Grundplatte  C  sind  die 
Stünder  A  und  ß  befestigt,  das  Ganze  aber  läuft  auf  4  Rädern  über 
2  Schienen.  Die  Elektromagnete  D  sind  auf  der  Achse  Z  befestigt, 
welche  in  den  röhrenförmigen  Lagern  Z>.,  ruht.  Der  Anker  Z>,  liegt 
zwischen  den  Schenkeln  F  der  Magnete  ü  und  treibt  den  Bohrer  Y. 
Ein  Schneckenrad  bogen  G  ist  unbeweglich  an  der  Achse  Z  befestigt 
imd  dreht  sich  mit  ihr  und  den  Elektromagneten.  Die  Schnecken  ./ 
und  Ä  werden  von  den  Kegelrädern  Ai,  71/,  und  M,  mittels  der  Kiirltel  L 
in  Umdrehung  versetzt.  Die  Bögen  U  sind  mit  Furchen  /  im  Umfange 
versehen,  welche  die  Klemmen  /,  aufnehmen.  Mittels  des  Handrades  L 
können  die  Bögen  H  und  G  nebst  dem  Bohrer  Y  aus  ihrer  in  Fig.  1 
gezeichneten  höchsten  Stellung  in  ihre  durch  die  punktirle  Linie  E 
markirte  tiefste  Lage  herabbewegt  werden;  in  jeder  gewünschten  Lage 
kann  der  Bohrer  und  die  Bögen  mittels  der  Schrauben  /,  in  den 
F''urchen  I  festgeklemmt  werden.  Aufserdem  ist  eine  Vorrichtung  zum 
Nachschieben  des  Bohrers  vorhanden.  Auf  der  Bohrerwelle  ist  ein  Rad 
angebracht,  das  mit  einem  zweiten  auf  einer  ein  FL\center  oder  eine 
Kurbel  mit  verslellbarcm  Schlitze  tragenden  Welle  im  Eingrille  steht. 
Dieser  hin  und  her  gehende  Arm  setzt  entweder  ein  Sperrrad  mit  Sperr- 


Martin's  Stahlhaltervorrichtung  zum  Hobeln. 


247 


kegel  iu  Thätigkeit,  oder  einen  geräuschlosen  Reibungs-Sperrkegel, 
welcher  mittels  einer  Kurbel  das  Ganze  bewegt.  Wenn  die  Maschine 
bei  verschiedener  Arbeit  stets  bis  zur  Grenze  ihrer  Leistung  arbeiten 
soll,  so  wird  der  Sperrkegel  oder  die  geräuschlose  Nachschiebung  unter 
die  Einwirkung  eines  Elektromagnetes  gestellt,  der  den  Strom  je  nach 
der  Beschaffenheit  der  Arbeit  reaulirt. 


T.  H,  Martin's  Stahlhaltervorrichtung  zum  Hobeln 
während  des  Vor-  und  Rücklaufes, 

Mit  .4bbildungen  im  Teste  und  auf  Tafel  1?. 

Um  den  Rücklauf  des  Hobelmaschinentisches  zum  Schnitte  mit- 
zubenutzen, also  den  Leergang  desselben  zur  Arbeit  zu  verwenden  und 
dadurch  die  Leistung  der  Hobelmaschine,  wenn  nicht  zu  verdoppeln, 
so  doch  wenigstens  beträchtlicli  zu  steigern,  sind  wiederholt  Versuche 
mit  verschiedenem  Erfolge  gemacht  worden  (vgl.  W/iiticorlh  und 
J.  H.   WIcksteed,  1887  264/  108). 

Neuerdings  ist  beim  Baue  der  Forth  Bi-iicke  (vgl.  1888  370*201) 
eine  Hobelmaschine  mit  zwei 
gegensätzlich  und  nahe  an  ein- 
ander gestellten  Balkenständern 
und  Werkzeugsupporten  in 
Thätigkeit,  welche  als  eine 
neue  Anwendung  eines  seit 
15  Jahren  von  Sondermann  und 
Stier  in  Chemnitz  ausgeführten 
Hobehverkes  angesehen  wer- 
den kann. 

Wenn  auch  durch  gleich- 
zeitige Bearbeitung  zweier 
gleichartigen  Werkstücke  die 
Leistung  der  Hobelmaschine 
erhöht  wird,  so  kann  doch 
wegen  den  in  der  Maschine 
auftretenden  Spannungszustän- 
deu  nur  immer  gleichartige 
Arbeit  verrichtet  werden.  Es 
kann  daher  bei  einer  breiten 
Hobeltläche  nicht  gleichzeitig 
vorgehobelt  und  geschlichtet 
werden,  wobei  der  zweite  still- 
stehende Stahlhalter  Verwen- 
dung   finden    könnte.     Es    ist 


248  Marün's  Stahlhaltervorrichtung  zum  Hobeln. 

daher  von  nicht  geringem  Vortheile,  wenn  der  Vorlauf  des  Tisches 
zum  Schroppen,  der  Rücklauf  desselben  aber  zum  Schlichten  ver- 
wendet wird. 

Durch  die  im  Engineer,  1888  Bd.  65  *  S.  389,  veröttentlichte  Stahl- 
haltervorrichtung von  T.  H.  Marlin  in  Swansea,  Süd-Wales,  England, 
wird  dies  in  der  Weise  augestrebt,  dafs  durch  eine  Schräglage  des 
doppelschneidigen  Stahles  (Fig.  6  a,  6  oder  e)  in  der  Bewegungsebene 
während  des  Vorganges  des  Hobeltisches  die  Schneide  / ,  im  Rück- 
laufe die  Schneide  2  in  Eingriff  mit  dem  Werkstücke  tritt.  Diese 
Schräglage  des  Schneidstahles  wird  durch  die  in  den  Fig.  o,  4  und  5 
Taf.  12  dargestellten  Einrichtungen  herbeigeführt,  welche  im  Wesent- 
lichen aus  einer  stellbaren  Hebel  Verbindung  bestehen,  an  welcher  das 
schwingende  Stichelgehäuse  angelenkt  ist. 

Zwei  am  seitlichen  Tischrande  ',  der  Hubgröfse  entsprechend  ein- 
gestellte Anschlagklötzchen  J  bringen  den  am  Seitengestelle  um  einen 
festen  Zapfen  drehbar  angeordneten  Hebel  E  an  jedem  Hubende  des 
Tisches  zur  Ausschwingung.  Mit  diesem  ist  der  durch  eine  Tasche  K 
der  Welle  G  geschobene  Stangenhebel  F  verbunden.  Mittels  einer  eigen- 
thümlichen  Stabverbindung  P,  L,  /f,  0  und  M  wird  das  Stichelgehäuse  A 
mit  dem  Sehneidstahle  C  von  der  schwingenden  Keilnuthwelle  G  in  die 
vorgeschriebene  Schräglage  eingestellt. 

Weil  aber  der  Querbalken  der  Hobelmaschine  Höhen-,  der  Support- 
schlitten Z  Seitenverstellung,  das  Lyrastück  T  Schräglage,  das  Support- 
theil  ^1  Verschiebung  und  sein  Vordertheil  D  Schrägeinstellung  erhält, 
so  darf  die  ebeubezeichnete  Stab-  und  Hebelverbindung  diese  Bewegungen 
der  Supporttheile  in  keiner  Weise  behindern. 

Aus  diesem  Grunde  endigt  die  am  Querbalkenrücken  gelagerte 
Welle  G  in  der  Tasche  K,  durch  welche  sich  der  Stabhebel  F  schiebt, 
während  der  Hebel  F^  vermöge  zweier  am  Schlitten  Z  angeschraubter 
Grifflager  auf  der  Keilnuthwelle  G  mitgenommen  wird.  Das  Lyrastück  T 
trägt  einen  Rahmen,  welcher  aus  zwei  Schlitzbögen  Q  und  0  und  zwei 
Verbindungsstäbchen  R  besteht,  die  sich  in  den  Führungsaugen  ver- 
schieben. Im  hintenliegenden  Sehlitzbogen  wird  zwischen  Gummi- 
puffern das  Hebelauge  L  eingespannt,  welches  mittels  P  die  Verbindung 
des  Rahmens  mit  dem  Hebel  F^  herstellt.  Am  vorliegenden  Schlitz- 
bogen wird  das  Gabelstück  M  angeschraubt,  in  welchem  hebelartig  das 
Stichelgehäuse  A'  A  angebolzt  ist. 

Hieraus  ist  ersichtlich,  dafs  bei  einer  Schrägstellung  des  Lyrastückes 
der  Rahmen  schräg  liegen,  dafs  aber  bei  einer  gegensätzlichen  Ver- 
drehung des  Supportvordertheiles  gegen  das  Lyrastück  dennoch  diese 
Verbindung  leicht  möglich   wird. 

Die  in  Fig.  6  dargestellten  Hobelstähle  werden  mittels  Bügel  i"  an 

1  Im  Bilde  sind  diese  Knaggen  an  einer  Schiene  E  angebracht,  welche 
am  Tische  angeschraubt  ist. 


Docwra's  Fangschlofs  zum  Ausheben  abgebrochener  Erdbohrgeräthe.      249 

das  Stichelgehäuse  befestigt.  Der  Schneidstahl  a,  sowie  der  aus  zwei 
einfachen  Stählen  bestehende  Doppelstahl  b  dienen  nur  zum  Schroppen 
oder  Schlichten,  während  die  Stahlverbindung  c  mit  nebenliegenden  ein- 
fachen Stählen  die  Bestimmung  hat,  im  Vorlaufe  des  Werkstückes  zu 
schroppen,  im  Rückläufe  aber  mit  dem  etwas  tiefer  eingestellten  Stahle 
die  eben  bearbeitete  Fläche  zu  sehlichten.  Die  Schaltung  oder  Steue- 
rung des  Supportes  erfolgt  mit  den  bekannten  Mitteln.  Pr. 


W.  Pittner's  Maschine  zum  Schliefsen  oder  Einwalzen  von 
Röhrenden. 

Mit  Abbildung  auf  Tafel  12. 

Diese  in  der  Hauptanordnung  einer  freistehenden  Bohrmaschine 
ähnliche  Maschine  besteht  nach  dem  Englischen  Patente  Nr.  14944  vom 
2.  November  1887  aus  einer  fest  gelagerten  Spindel  F  (Fig.  7),  in  deren 
erweiterten  Kopf  C  gegensätzlich  zwei  radial  liegende  Kolben  geführt 
sind,  von  denen  jeder  eine  Börtelrolle  M  lagert. 

An  diese,  durch  die  Spiralfedern  K  nach  auswärts  gedrückten 
Kolben  P  sind  die  Winkelhebel  O,  iV  angelenkt,  die  vermöge  des  an 
der  Spindel  P  verschiebbaren  Druckkegels  G  beim  Herabdrehen  des 
Griff  hebeis  E  schwingen  und  die  Börtelrollen  M  einander  näher  bringen. 

Beim  Hochdrehen  des  Handhebels  D  wird  mittels  des  Zahnstangen- 
getriebes Ä,  S  der  an  der  Gestellführung  A  gleitende  Tisch  gehoben. 
In  diesen  ist  in  einem  zweigetheilten  Kohrhalter  7,  J  das  zu  schliefsende 
kupferne  Rohrstück  H  eingelegt  und  durch  die  drehbare  Gritlschiene  Ä,  L 
gehalten. 

In  der  Hochstellung  des  Tisches  tritt  das  Rohr  durch  die  Oetf- 
nung  der  Schlufsplatte  P  in  die  Ebene  der  Börtelrollen,  welche  beim 
Niederführen  des  Griffhebels  E  das  Rohrende  fassen  und  im  Nieder- 
gange  den  stöpselartigen  Verschlufs  bilden,  welcher  so  vollkommen  er- 
folgt, dafs  die  Rohre  eine  Innenpressung  von  6^'  aushalten  können. 


Docwra's  Fangschlofs  zum  Aushehen  abgebrochener  Erd- 
bohrgeräthe. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  12. 

Zum  Aufholen  abgebrochener  Bohrgestänge  dient  das  Fangschlofs 
von  J.  W.  und  C.  Docwra  in  London,  welches  nach  dem  Englischen 
Patente  Nr.  8225  vom  19.  Oktober  1888  in  zwei  Abarten,  mit  Excenter- 
und  Keilklemmung,  ausgeführt  wird. 

Im   Rohrschuhe  1   (Fig.  8   und   10)    ist    eine    Ritfelplatte  3    einge- 


250  Whilney's  Ankörnmaschinc  (Centrirbohrwerk). 

schraubt  und  drei  abgeschrägte  Führungsplatten  2  eiugenietet,  um  das 
Eintinden  des  Bruchstückes  6'  zu  erleielitern,  welches  zwischen  das 
Excenter  .3  und  die  Riflelplatte  S  sich  einschiebt.  Das  sonst  durch  eine 
Feder  7,  8  nach  links  gedrückte  Excenter  jjrel'st  das  Bruchstück  6  an 
die  Kitrelplatte  und  wird  beim  Aufholen  mittels  ihres  gezahnten  Um- 
fanges  die  Bruchstange  klemmen.  Die  Lösung  wird  durch  Rechts- 
drehung des  Excenters  mittels  der  Zugleine  9  durch  Hand  erreicht. 

Die  zweite  Vorrichtung  (Fig.  9  und  11)  besitzt  einen  in  Schwalben- 
schwanzfuhrung  //,  i2  geführten  Keil  3,  der  durch  den  Querstift  10 
gegen  das  Herausschlagen  gesichert  wird.  Beim  Aufziehen  des  Bruch- 
stückes 6  klemmt  der  Keil  3  dasselbe  an  die  geriffelte  Platte  S  und 
bedingt  dadurch  den  Schlufs.  Selbstverständlich  sind  die  Feilhiebe  oder 
Kiffelzähne  nach  oben  gerichtet.  Pr. 


A.  Whitney's  Ankörnmaschiiie  (Centrirbohrwerk). 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  12. 

Die  KörnergTübchen  an  Werkstücken,  Wellen,  Spindeln  u.  dgl.,  die 
zum  Abdrehen  bestimmt  sind,  bequem  anzubohren ,  dient  die  Maschine 
von  A.  Whitney  in  Hartford,  Connecticut,  Amerika.  Die  Eigenthümlich- 
keit  dieser  kleinen  Bohrbank  besteht  nach  dem  Englischen  Patente 
Nr.  1147  vom  25.  Januar  1888  in  dem  um  einen  Bolzen  K  (Fig.  12) 
schwingenden  Spindelstocke  fl,  in  welchem  zwei  parallele  Spindeln 
lagern,  von  denen  die  eine  C  (Fig.  13)  zum  Bohren  des  Körnerloches, 
die  andere  D  zum  Versenken  oder  Ausfräsen  des  Kegelloches  zum  Ein- 
sätze für  die  Drehbankspitzen  bestimmt  ist.  Der  Antrieb  derselben 
erfolgt  mittels  zwei  entsprechend  versetzter  Riemenrollen,  die  von  einer 
um  den  festen  Zapfen  Z  umlaufenden  Stufenscheibe  A  bethätigt  werden, 
deren  Durchmesser  so  bemessen  sind,  dafs  die  Fräserspindel  zum  Ver- 
senken langsamer  kreist  als  die  Bohrerspindel.  Ein  Schiebestift  N  im 
Spindelstocke  legt  sich  in  die  Bohrung  einer  festen  Winkelplatte  L, 
wodurch  jedesmal  eine  der  beiden  Spindeln  genau  in  die  Achse  des 
Werkstückes  gebracht  und  in  dieser  Lage  sichergestellt  wird.  Der 
Vorschub  der  Spindeln  in  der  Achsrichtung  erfolgt  durch  eine  Hand- 
kurbel ß  mittels  eines  Zahnstangengetriebes  6r,  das  gleichzeitig  in  beide 
Spindelhülsen  E  und  /•'  eingreift  und  bei  dessen  Drehung  eine  gegen- 
sätzliche Verschiebung  der  Bohrwerkzeuge  bedingt,  so  dafs  der  eine 
Bohrer  zurückgeht,  wenn  der  andere  vorrückt. 

Das  Werkstück  wird  durch  eine  selbstcenirirende  Spaunvorrich- 
tung  M  genau  in  die  Bohrerachse  eingestellt  und  vermöge  eines  Böck- 
chens R  genügend  unterstützt.  Das  Kühlwasser  läuft  durch  das  Rohr  P 
aus  dem  trogförmigen  Wangenboden  0  in  ein  untergestelltes  Gefäfs. 

Mit  dieser  Maschine  wird  das  Ankörnen  vieler  gleichartigen,  kürzeren 


Barrow's  Cylinderausbohrmaschine.  251 

Drehstücke  entschieden  beschleunigt.  (Ueber  Maschinen  zum  Ankörnen 
und  Richten  vgl.  Ferris  1877  235  ''  543,  Richards  1886  262  "'  112,  KendaU 
und  Gent  1887  266^362.)  Pr. 


Shoemaker's  Drehbankspitzen- Schleifvorrichtung. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  12. 

Nach  American  Machinist  ^  1888  Bd.  11*  Nr.  6,  besteht  diese  un- 
mittelbar von  der  grofsen  Scheibe  der  Drehbaukspindel  betriebene 
Schleifvorrichtung  aus  einem  leichtgebauten  Lagerbügel  A  (Fig.  14), 
M'elche*-  an  den  Stahlhalter  des  Supportes  in  irgend  einer  Weise  ange- 
steckt wird,  aus  einem  drehbaren  Lagerarme  Ä,  in  welchem  eine 
schwache  Antriebswelle  C  mit  Keilnuth  läuft.  Im  Gelenke  D  ist  die 
Zwiiächenwelle  und  an  einem  unteren  Ansätze  ein  drehbarer  Lager- 
bügel E  für  die  Schleifscheibenspindel  angeordnet.  Hierdurch  vcird 
nicht  nur  das  Anschleifen  eines  beliebigen  Spitzenwiukels  ermöglicht, 
sondern  auch  die  Spannung  der  Treibschnur  durch  Verdrehung  des 
oberen  Lagerarmes  B  bequem  bewerkstelligt. 

Zum  Schleifen  beliebig  geformter,  zwischen  den  Drehbanks])itzen 
eingespannter  Werkstücke  wird  die  Zwischenwelle  D  soweit  verlängert 
dafs  die  in  einem  Gelenklager  F  gehaltene  Autriebrolle  über  die  Riemen- 
stufenscheibe zLi  stehen  kommt.  ' 

Ein  au  die  Wange  angeschraubter  Bügel  trägt  das  Gelenklaser. 


J.  Barrow's  Cylinderausbohrmaschine. 

Mil  Abbildung  aul  Tafel  12. 

Die  grofsen  Cjliuderbohrmaschinen  stehender  Anordnung  erschweren 
in  Folge  der  unvermeidlichen  oberen  Quergerüste  der  Maschine  das 
Unterbringen  schwerer  Dampfcylinder  mittels  des  Krahnes.  Die  Werk- 
stücke müssen  gewissermafsen  in  die  Maschine  eingeschoben  werden, 
worauf  die  hochgezogene  Bohrwelle  in  den  aufgestellten  Cylinder  ein- 
gelassen wird  (vgl.  Schischkar  und  Harrison  1887  265  ■*'  316).  Sie  ge- 
währen aber  durch  die  feste  Anordnung  der  Bohrwellenlager  einen 
ruhigen  Gang  und  sichern,  sofern  die  Maschine  unabhängig  von  Ge- 
bäudetheilen  ist,  auch  eine  unveränderliche  lothrechte  Lage  der  Bohr- 
welle. 

Um  diese  beregten  Nachtheile  der  Aufstellung  zu  umgehen,  baut 
J.  Barrow  in  Johnstone  nach  dem  Englischen  Patente  Nr.  11179  vom 
19.  Oktober  1888  Cylinderbohrmaschinen  in  der  in  Fig.  1.5  dargestellten 
Anordnung.  Auf  der  Bettplatte  A  ist  die  cylindrische  Standsäule  B 
seitlich  aufgeschraubt,  au  welcher  der  Lagerarm  C  sowohl  drehbar  als 


252  Schöpfenleuthners  Liiftcompressions-Dampfpumpe. 

auch  in  der  Höhenrichtung  mittels  Zahnstangentriebwerkes  stellbar  an- 
geordnet ist. 

Das  von  einer  kleinen  Kraftmaschine  L  mittels  Riemenstufenscheiben 
betriebene  grofse  Schneckenrad  D  lagert  zwischen  Bunden  im  Lager- 
kopfe 6"  und  nimmt  vermöge  eines  Nabenkeiles  die  durch  dessen  Boh- 
rung sich  schiebende  Bohrwelle  E  mit. 

Diese  stützt  sich  auf  ein  Spurlager  G,  dessen  in  wagerechter  Füh- 
rung laufendes  Gehäuse  mittels  einer  Schraubenspindel  seitlich  unter 
der  Bohrvi'elle  weggeschoben  werden  kann.  Dadurch  wird  die  Mittel- 
ötlnung  in  der  Bettplatte  A  und  ein  Schacht  frei,  in  welchem  die  Bohr- 
welle H  herabgelassen  werden  kann.  Sobald  dieselbe  aus  dem  Lager- 
kopfe 6'  tritt,  kann  der  Lagerarm  wagerecht  verdreht  werden,  sofern 
der  Führungskeil  Q  aus  der  Nuth  P  gezogen  wird,  durch  welchen  die 
richtige  Lage  des  Bohrwellenlagers  zum  Mittel  des  Fufslagers  gesichert 
ist.  Dadurch  wird  das  Werkstück,  d.  i.  der  ausgebohrte  Dampfcj'linder, 
freigelegt  und  dem  Krahnhaken  zugänglich  gemacht. 

Der  auf  der  Bohrwelle  E  befindliche  Bohrkopf  N  wird  durch  die 
Schaltvorrichtung  0  gesteuert,  deren  Bewegung  aber  von  der  Schnecken- 
welle abgeleitet.  Die  Höhenverstellung  des  Lagerarmes  C  wird  durci» 
ein  am  Säulenfufse  angeordnetes  Kurbeltriebwerk  erleichtert,  durch 
welches  eine  stehende  Seitenwelle  bethätigt  wird ,  die  durch  Vermitte- 
lung  eines  Schneckenradtriebwerkes  das  Zahnstangengetriebe  treibt. 
Diese  Einstellung  des  Lagerarmes  C  wird  der  Werkstückshöhe  ange- 
pafst  und  mittels  des  bremsenden  Führuugskeiles  Q  standfest  gemacht. 
Pr. 

Luftcompressions-Dampfpumpe;  von  Ingenieur 
Schöpfenleuthner. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  i:t. 

Aus  der  Zeichnung  dieser  Maschine,  Modell  18g7,  ist  zu  entnehmen, 
dafs  die  dreimal  gekröpfte  Kurbelwelle  nur  mit  den  beiden  für  den 
Pumpcjlinder  bestimmten  Kröpfen  in  einer  Ebene  liegt,  während  der 
Daui|)fkurbelkropf  um  den  Winkel  von  98"  voreilt;  hieraus  entsteht 
nun  die  in  dem  eingezeichneten  Diagramme  angegebene  Wirkung:  Es 
steht  der  Admissionsperiode  des  Dampfkolbens  die  Compressionsperiode 
des  Pumpkolbens  gegenüber,  so  dafs  eine  Expansionsmaschine  mit  ent- 
sprechender Gliederung  zulässig  ist.  Die  Nutzleistung  des  Pumpkolbens 
wird  dadurch  auf  das  mögliche  Maximum  gebracht,  dafs  die  zu  beiden 
Seiten  vor  dem  Kolben  aus  constructiven  Rücksichten  bestehenden  schäd- 
lichen Räume  durch   zwei    kleine  Hilfswasser))umpen    evacuirt  werden. 

Die  im  Schnitte  (Fig.  4)  dargestellte  llilfspumpe  Z  hat  an  einer 
Stange  zwei  Kolben,  deren  jener  mit  a  bezeichnete  Ventilkolben  (mit 
Manchette)  ist  und  nur  als  Saugkolben  wirkt,  während  der  zweite  b  voll 


Schöpfenleuthner's  Luftcompressions-Dampfpumpe.  253 

blieb  und  als  Vacuum-  und  Druckkolben  thätig  ist.  Das  Saugventil  Oj 
läfst  nun  beim  Vorwärtsgange  beider  Kolben  Wasser  in  den  Cylinder  Z 
treten  und  hält  dasselbe  beim  Rückgänge  beider  Kolben,  zwischen 
denen  je  ein  constantes  Volumen  liegt,  dort  zurück.  Beim  nächsten 
Hube  oder  Ansaugen  ist  sowohl  jenes  als  auch  dieses  Wasservolumen  im 
Cylinder,  also  zwischen  a  und  h  und  hinter  dem  Kolben  o,  so  dafs  jetzt 
beim  Rückgänge  beider  Kolben  das  der  Hublänge  entsprechende  Wasser- 
quantum entweichen  mufs,  was  ja  durch  das  Rohr  i  ohne  Weiteres  ge- 
schieht. Vor  dem  Kolben  b  liegt  auch  noch  ein  Druckventil  6,,  dem- 
nach mufs  beim  Rückgange  der  Kolben  an  dieser  Stelle  ein  Vacuum 
entstehen;  dieses  hat  aber  zur  Folge,  dafs  das  vorhin  angesaugte  Wasser, 
welches  sich  nun  im  Rohre  i  befindet,  im  selben  Momente  in  dieses  Vacuum 
schlägt,  als  der  Kolben  h  über  den  Anschlul's  dieses  Rohres  t  an  dem 
Cylinder  Z  hinweggegangen  ist  (Fig.  4).  Kehren  nun  die  Kolben  um 
und  gehen  sie  nach  vorne  (rechts  in  der  Skizze),  so  saugt  a  natürlich 
durch  Ventil  a,  wieder  an,  jedoch  h  mufs  jetzt  das  vor  ihm  liegende 
Wasservolumen  zusammen-,  bezieh,  durch  Ventil  b^  hinausschieben. 

Nun  hängen  diese  beiden  Kolben  an  einem  mit  dem  Kreuzkopfe 
des  Luftcompressors  verbundenen  Gestänge  zusammen,  machen  also  die 
Bewegung  der  Maschine,  auf  die  Hälfte  in  linearer  Richtung  reducirt, 
mit  (Fig.  1).  Kommt  nun  der  Compressionskolbeu  gegen  sein  linksseitiges 
Cylinderende,  so  trifft  im  Momente  der  Umkehr  desselben  das  Ueber- 
schreiten  des  Rohres  i  durch  Kolben  h  zusammen,  und  weil  Rohr  i 
beide  Cylinder  verbindet,  geht  vorhin  bezeichnetes  Wasservolumen  durch 
t  in  den  Compressor  vor  dem  herangehenden  Kolben,  verdrängt  also 
alle  im  schädlichen  Räume  befindliche  Luft  und  schlägt  plötzlich  aus 
dem  Cylinder  nach  dem  Vacuum  in  Z,  saugt  also  durch  die  Saugklappe 
des  Compressors  auf  diese  Weise  schon  bei  Umkehr  des  Kolbens  den 
schädlichen  Raum  voll,  hebt  somit  diese  Klappe  oder  ein  Ventil  gewalt- 
sam. Weil  nun  diese  letzteren  am  Kolben  liegen,  werden  sie  auch 
selbsthätig,  so  lange  der  Kolben  in  Bewegung  bleibt,  offen  gehalten, 
also  dem  freien  Zutritte  der  Luft  von  aufsen  nicht  hinderlich  sein. 

Dieses  Einspritzwasser  kühlt  im  Momente  der  höchsten  Compres- 
sion  die  angesaugte  Luft,  sowie  Kolben  und  Cylinderdeckel,  während 
beim  Abgange  dasselbe  noch  den  Cylindermantel  umspült. 

Für  die  Gegenseite  des  Compressors  ist  dieselbe  Pumpe  Z  auf  der 
gegenüber  liegenden  Seite  in  entgegengesetzter  Richtung  thätig  und  hat 
für  das  rechtsseitige  Cylinderende  des  Compressors  genau  dieselbe  Be- 
deutung wie  jene  für  das  linksseitige. 

Soll  jedoch  ohne  Einspritzwasser  gearbeitet  werden,  so  ist  die 
Wirkung  fast  dieselbe,  da  das  Vacuum  in  Z  dem  schädlichen  Räume 
entspricht,  und  kann  dies  bei  niedrigem  Drucke  von  Vortheil  sein. 

Wie  man  sieht,  arbeitet  dieser  Compressor  nicht  nur  mit  vollem 
Hubvolumen,  sondern  mit  vollem  Cylindervolumen,  weniger  dem  Kolben- 


254 


Riemen  und  Riemenschlösser. 


Volumen,  und  gestattet  die  höchsten  Spannungen,  welchen  der  mecha- 
nische Zusammenhang  noch  ohne  Störung  das  Gleichgewicht  zu  halten 
vermag. 

Die  hinter  der  Ma.schine  liegende  Wasclikammer  (Fig.  3)  hat  die 
im  Querschnitte  gegebene  Einrichtung,  und  zwar  strömt  die  Luft  von 
oben  ein,  durchdringt  den  durch  die  beiden  Brau.serohre  B  erzeugten 
Staubregen  und  gelangt  durch  das  bis  hierher  verlängerte  Kolbenrohr 
in  den  Cylinder  (^Fig.  2). 

Das  Staubregenwasser  ist  jenes,  welches  die  beiden  Einspritz- 
pumpeu  Z  fördern  und  vorhin  kühlend  um  den  Compressionscylinder 
getrieben  haben;  ein  einfaches  Ueberlallrohr  leitet  endlich  das  Staub- 
regenwasser aus  der  Waschkammer  nach  dem  Condensator. 


Riemen  und  Riemenschlösser. 

CSehluls  des  Berichtes  S.  209  d.  Bd.) 
Mit  Abbildungen. 

B)  Hiemensc/üösser  für  runde  (seitartige)  Riemen. 
Von  den  wichtigeren  für  Seile  bestimmten  Schlössern  erwähnen  wir 
das  von  D.  Müller  und  E.  F.^Kamin  { D.  K.  P.  Nr.  3t>  19S  vom  18.  December 
1885)  CFig.  20). 

Das  flach  gedrückte  Seilende  wird  zwischen  die  durch  zwei  Niete  d 
drehbar  verbundenen  Theile  cc^  der  Hülse  a  gebracht,  durch  Zusammen- 
drücken dieser  Theile  wieder  rund 
geprefst  und  durch  Zähne  e  und 
eine  Schraube  f  festgehalten.  Der 
Bügel  h  ist  mit  c,  oder  c  fest  ver- 
bunden. 
tig.  20.  jj     Schreiber     in     Ludwigsburg 

(D.R.P.  Nr.  37657  vom  6.  December 
1885)  verwendet  zur  Befestigung  des 
Seiles  in  den  Hülsen  Stifte,  welche 
durch  die  Löcher  </  eingesteckt  wer- 
den und  das  Seil  in  die  Hohlkehlen  e 
drücken  und  e.s  dadurch  fest  halten 
(Fig.  21). 

Der  halbkugelige  Kopf  h  der 
Kig.  21.  einen  Hülse  wird  in  eine  runde  Seiten- 
öH'nung  der  anderen  eingeführt  und 
mit  dem  Halse  g  in  einen  Seiten- 
schlitz gedreht,  dafs  er  gegen  den 
Ansatz  i  tritTt.    Dann  wird  ein  Ein- 


Riemen  und  Riemenschlösser.  255 

satz  k  eingeführt  und  festgeschraubt,  dessen  Nuthe  n  einen  Vorsprung  m 
an  h  umfafst  und  so  gleichzeitig  das  Herausfallen  und  die  Verdrehung 
um  die  Längsachse  hindert. 

C)  Ketlenriemen. 

Ueber  lederne  Keltenriemen  hielt  C.  A.  Schieren  in  Brooklyn  im 
Technischen  Vereine  von  New  York  nach  Scientific  American  Supplement 
vom  9.  Juli  1887  {Techniker  S.  118)  einen  Vortrag,  nach  welchem  die 
Erfindung  dieser  Riemen  von  C.  M.  Roullier  in  Paris  herrührt  und  von 
■Oldßeld  in  Glasgow  vervollkommnet  wurde.  Nachdem  jedoch  die  Er- 
liiidung  lange  brach  gelegen,  sei  sie  im  J.  1882  von  Hall  in  Newark, 
N.-J.,  wieder  aufgenommen,  welcher  sich  einen  Riemen  patentiren  liefs, 
bei  dem  auf  je  3  oder  4  Lederglieder  ein  Stahlglied  kommt,  um  dem 
Riemen  eine  gröfsere  Festigkeit  zu  geben.  Jedoch  erwiesen  sich  die 
Riemen  als  unpraktisch,  da  nach  kurzer  Zeit  die  ganze  Last  von  den 
Stahlgliedern  aufgenommen  wurde,  was  ein  Zerschneiden  der  Bolzen 
zur  Folge  hatte.  Der  Vortragende  verwendet  für  seine  Kettenriemen, 
die  in  Nachstehendem  näher  beschrieben  werden  sollen,  kein  Abfall- 
leder, sondern  nur  bestes  Material,  auch  tränkt  er  dieselben,  um  sie 
geschmeidig  zu  machen,  mit  Talg,  Klauenfett  u.  dgl. 

Durch  D.  R.  P.  Nr.  43  382  vom  21.  September  1887  hat  sich  Schieren 
einen  nach  der  Breitenrichtung  durch  Zwischenketten  verbundenen 
Gelenktreibriemen  patentiren  lassen.  Der  Treibriemen  ist  aus  einzelnen 
Gliedern  o  gebildet,  welche  reihenweise  neben  einander  liegen,  wobei 
die  einzelnen  Glieder  einer  Reihe  aber  so  zu  den  einzelnen  Gliedern 
der  Nebenreihe  angeordnet  sind,  dafs  dieselben  mit  einander  einen  Verband 
bilden.  Auf  der  Mitte  der  Riemenbreite  ist  nun  eine  Gliederreihe  C  ange- 
ordnet, deren  einzelne  Glieder  einander  überlappen  (Fig.  22)  oder  aufein- 
ander folgen  (Fig.  23).  Auch  hier  ist  der  Verband  dieser  Glieder  mit  den 
übrigen  Gliedern  des  Riemens  aufrecht  erhalten.  Durch  die  Glieder- 
reihe c  bezieh.  (/  wird  der  Riemen  in  zwei  Theile  AA^  getheilt  und  in 
jedem  dieser  Theile  sind  die  einzelnen  neben  einander  liegenden  Glieder  o 
durch  Bolzen  b  verbunden.  Diese  Bolzen  durchdringen  jedes  Glied 
zweimal  und  liegen  in  den  beiden  durch  Einschaltung  der  Mittelreihe  C 
entstandenen  Riementheilen  AAi  in  ihrer  gegenseitigen  Verlängerung. 
In  der  Mittelreihe  C  werden  beide  Rieinentheile  durch  die  Bolzen  b  in 
der  Art  verbunden,  dafs  bei  überlappten  Mittelgliedern  c  die  Bolzen  des 
Riementheiles  A^  die  nach  A^  hinliegenden  Lappen  der  Mittelglieder 
durchdringen  und  hier  mit  Nietköpfen  versehen  sind,  während  die 
gegenüber  liegenden  Bolzen  des  anderen  Riementheiles  A  die  nach  A 
hin  liegenden  Lappen  der  Mittelglieder  durchdringen  und  ebenfalls  mit 
einem  Kopfe  versehen  sind.  Jedes  Mittelglied  ist  also  von  zwei  Bolzen 
durchdrungen,  von  denen  der  eine  dem  einen  Riementheile  A^  und  der 
andere  gegen  den  ersteren  versetzt  liegende  Bolzen  dem  anderen  Riemen- 
theile A  angehört.     Die  Verbindungsbolzen    treffen   also   in  den  Mittel- 


256 


Riemen  und  Riemensclilö33er. 


i;:;i^":',i::;  ■ 

|;'f::;:vi;i-;  ; 

;i:i:::'ii:!;';i  :; 

f#/#fifi^J#y^i 

: :  1  -      5    1  '  .  ■  :     1 

1  ü  1  ::  1  ■■  '  '!  1  i;  ' — , 

r!   ;!i::!;:i;:!    i 

o.®X@^ 

©X®  ®)  e) 

.4 


C    ^■|g   52. 


r 


gliedern  mit  iliieu  Köpfen  zusammen,  und  während  sie  dem  Riemen  in 
Folge  ihrer  Verhinduug  mit  den  einzelnen  Gliedern  a  und  c  eine  leichte 
Biegung  in  der  Längenrichtung  gestatten,  ermöglichen  die  Mittelglieder 
eine  Biegung  des  Riemens  in  der  Breite. 

Die  Mittelglieder  können  auch,  wie  schon  angedeutet,  einfach 
wie  die    übrigen   Glieder  o  des    Riemens    hinter   einander    angeordnet 

sein  (Fig.  23).  Die  Bolzen  des 
Riementheiles  A  gehen  dann  eben- 
falls durch  die  Mittelglieder  d  hin- 
durch und  liegen  mit  ihren  Köpfen 
gegen  die  Köpfe  der  in  ihrer  Ver- 
längerung angeordneten  Bolzen  des 
zweiten  Riementheiles  A^.  Der  dann 
folgende  Bolzen  des  Riemens  ^4) 
dringt  in  umgekehrter  Richtung  durch 
das  Mittelglied  und  lehnt  sich  gegen 
den  Kopf  des  seine  Verlängerung  bil- 
denden Bolzens  des  Riementheiles  A. 
Auch  hier  werden  die  Mittelglieder  d 
stets  von  zwei  Bolzen  b  in  zu  ein- 
ander umgekehrter  Richtung  durch- 
drungen, so  dafs  beide  Riemen- 
theile  AA^  wieder  mit  einander 
vereint  sind.  Die  Bolzen  beider 
Riementheile  berühren  sich  aber 
nur  an  den  Mittelgliedern  mit  den 
Kö|)fen.  In  Fig.  24  ist  eine  weitere 
Abänderung  des  Mittelgliedes  dar- 
gestellt. Dieses  Glied  e  ist  hier  so 
lang  gemacht,  dafs  es  über  drei 
Bolzen  b  hiuwegreichl.  Dem  zu- 
yt  folge  durchdringen  dann  immer  zwei 

Bolzen  des  einen  Riementheiles  dieses  Glied,  während  in  umgekehrter 
Richtung  nur  ein  Bolzen  b  des  gegenüber  liegenden  Riementheiles  dasselbe 
Glied  durchdringt.  An  Stelle  der  einen  Mittelreihe  c  bezieh,  d  können 
auch  mehrere  solcher  Reihen  den  Riemen  durchziehen,  wodurch  die 
Beweglichkeit  vergröfsert  wird. 

Von  dem  Vortragenden  wurden  auch  die  nach  seinem  Systeme 
construirten  runden  Riemen  erwähnt  und  beschrieben.  Wir  halten  die- 
selben für  verfehlt,  da  die  wesentliche  Bedingung  —  parallele  Lage  der 
Riemenbolzen  zur  Wellenrichtung  der  zugehörigeu  Scheibe  —  keines- 
wegs gesichert  ist. 

Als  besonderer  Vortheil  wird  den  Ketteuriemen  nachgerühmt,  dafs 
sie  sich    bei   gekreuzten   Riemen   geiuni    anlegen.     Dagegen  .sollen   .sie 


r 


JZ 


uz 


lA 


wnr 


yp-'c 


SE 


c 


^ 


TL 


u 


Riemen  und  Riemensclilösser. 


257 


für   grofse   Geschwindigkeit  weniger   geeignet   sein.     Das  Gewicht   für 
den  Quadratfufs  Riemen  wird  angegeben  zu 

5  Pfund  bei  1  Zoll  Dicke 

4V2   .  „      '/8    „  „ 

3V2   .  „      5/g    „  „ 

Eine  Abänderung  der  vorstehenden  Construetion  ist  nach  dem 
Textile  Manufacturer  vom  15.  December  1888  S.  589  durch  Fenton  Bros. 
Ashley  Lane  in  Manchester  eingeführt.  Dieselben  säumen  die  Ränder 
des  Kettenriemens,  wie  Fig.  25  zeigt,  durch  einen  U-förmig  umgebogenen, 
mit  Ledereinlagen  versehenen  Rand,  dessen  Lagen  mit  Hanf  oder  Draht 
vernäht  oder  auch  verkittet  sind.  Diese  Riemen  werden  besonders 
empfohlen  für  diejenigen  Fälle,  wo  ein  öfteres  Verschieben  zwischen 
festen  und  losen  Riemenscheiben  erforderlich  ist.  Ihre  längere  Halt- 
barkeit in  diesem  Falle  ist  erklärlich,  da  die  Köpfe  der  Bolzen  bedeckt 
sind,  dieselben  also  mit  der  Gabel  nicht  in  Berührung  kommen  können. 
Die  Reibung  der  Köpfe  ist  aber  bei  der  ursprünglichen  Construetion 
sehr  beträchtlich  und  es  tritt  eine  baldige  Zerstörung  der  Köpfe  oder 
der  Schrauben  ein. 

Ein  Kettenriemen  aus  Gliedern  von  Eisen  mit  Eichenholzfutter  ist 
Gegenstand  eines  österreichischen  Patentes  vom  12.  März  1888.    Der  Er- 

Fig.  ?5.  Fig.  26. 


Hnder  J.  Novak  glaubt  mit  seinen  Riemen  alle  Uebelstände  der  Leder- 
riemen beseitigt  zu  haben.  Wie  die  Fig.  26  zeigt,  setzt  sich  der  Riemen 
zusammen  aus  rechteckigen  Eisengliedern  in  der  Breite  der  üblichen  Leder- 
riemen mit  halbrunden  Biegungen  an  den  Längsrändern.  Je  zwei  solche 
Eisenglieder  werden  mit  einander  durch  Zwischenglieder  verbunden, 
welche  wie  die  Eisenglieder  construirt,  jedoch  viel  schmäler  sind.  An 
die  Eisenglieder  sind  rechteckige  Hölzer  durch  je  zwei  Befestigungs- 
schrauben gefügt,  deren  Höhe  die  Stärke  der  Zwischenglieder  um  2 
bis  3"""  überragt.  Diese  Hölzer  haben  die  Bestimmung,  das  Hingleiten 
der  Riemen  auf  den  Rädern  zu  sichern.  Das  seitliche  Verschieben  der 
Eisen-  und  Zwischenglieder  wird  durch  Befestigungsstifte  verhütet,  die 

Dingler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  6.  1889,1.  17 


258 


Riemen  und  Riemenschlösser. 


so  construirt   sind,   dal's   sie   die   Beweglichkeil    der   einzelnen    Glieder 
nicht  behindern. 

Der  praktische  Vortheil  dieser  Eisenholz-Betriebsriemen  soll  uiiii 
darin  bestehen,  dafs  Hitze  und  Feuchtigkeit  auf  dieselben  keinen  Ein- 
flul's  ausüben,  dafs  sie  der  Reibung  gegenüber  lange  Widerstand  leisten, 
und  dal's  nöthigenfalls  ein  schadhaftes  Glied  leicht  ersetzt  werden  kann. 
Wie  sich  das  Holz  an  die  Riemenscheiben  von  verschiedenem 
Durchmesser  anschmiegen  soll,  erwähnt  die  Patentschrift  nicht.  Wir 
glauben,  dafs  hierin  hauptsächlich  der  wunde  Punkt  der  Erfindung  liegt. 
Auch  möchten  wir  behaupten,  dal's  das  Eichenholz  durchaus  nicht  so 
unemptindlich  ist  gegen  Hitze  und  Feuchtigkeit.  Ob  es  sich  nicht  em- 
pfehlen würde,  das  Holz  mit  schmiegsamem  Maleriale  zu  bekleiden, 
oder  durch  derartiges  zu  ersetzen? 

W.  T.  Flalher's  (^Scheftield)  zerlegbare  Gliederkette  mit  recht- 
eckigen Langgliedern  und  eingehakten  Verbindungsgliedern  (D.  R.  P. 
Nr.  40985  vom  2.  F'ebruar  1887)  möge,  obwohl  nicht  unter  Riemen  ge- 
hörend, hier  dennoch  kurz  Erwähnung  finden.    Sowohl  die  Einrichtung 

als    die     Zusammen- 
«"TC-°rnT!^  r r       :  Stellung  derselben  er- 

hellt aus  den  Fig.  27 
mit  hinreichender 
.  Deutlichkeit.  Die  vier- 
eckigen Langglieder 
werden  aus  Stahl  ge- 
stanzt und  nachher 
getempert.  Ebenso 
werden  die  Verbin- 
Fig.  is  dungsglieder  b  her- 
gestellt und  nachträg- 
lich gebogen.  Die 
zweite  Einrichtung  (Fig.  28)  ist  für  gröfsere  Gliederketten  berechnet,  es 
ist  deshalb  das  Glied  i,  mit  zwei  Rippen  jc  versehen,  die  nach  oben 
an  den  übergreifenden  Lappen  d  allmählich  verlaufen,  und  greifen  die 
Lappen  d  ebenfalls  etwas  um  die  Schenkel  der  Langglieder  a,  herum. 
Bei  Kettengliedern  von  mehr  als  32°""  Länge  werden  die  Stücke  nicht 
mehr  gestanzt  sondern  aus  sogen.  £fnis-TiegeIgul'sstahl  gefertigt. 

D)  Zusatnmengisilzte  Riemen. 
Um  die  Ränder  von  Treibriemen,  welche  aus  einem  Gewebe  oder 
(ietlechte  aus  Faserstofl'en ,  Haaren  o.  dgi.  hergestellt  sind,  gegen  das 
Ausfasern  und  Zerreiben  zu  schützen,  werden  die  Ränder  nach  der  Er- 
lindung  von  Jules  Lechat  in  Gent  (üesterreichisches  Privilegium  vom 
It).  Oktober  1887)  mit  Leder  in  der  Weise  besetzt,  dafs  ein  Lederstreif 
zwischen  die  einzelnen  Lagen  des  Riemens   eingelegt   wird,    ohne    diU's 


Riemen  und  Riemenschlösser.  259 

die  Oberfläche  des  Riemens  durch  diese  Lederstreifen  zum  Theile  er- 
höht wird.  Dergleichen  Riemen  haben  demgemäl's  ohne  nennenswerthe 
Preiserhöhung  die  guten  Eigenscliaften  der  baumwollenen  Treibriemen 
mit  denen  der  Lederriemen  gemein. 

Der  Treibriemen  (Fig.  29)  besteht  aus  mehreren  über  einander  ge- 
legten Gewebelagen,  welche  auf  einander  genäht  oder  durch  Klebestotf 
mit   einander   verbunden  oder   mit    einem    klebriKen   Stoffe   durchtränkt 


Flg.  29. 


bezieh,  überzogen  sind.  In  die  Längskanten  des  Riemens  ist  ein  Leder- 
streifen A  so  eingelegt,  dafs  er  um  ein  W  eniges  aus  dem  Riemen  her- 
vortritt, die  obere  Fläche  des  Riemens  aber  nicht  erhöht.  Dieser  Rand- 
streifen A  kann  entweder  aus  einem  starken  Lederstreifen  geschnitten 
werden  oder  es  kann  ein  zusammengelegter  .schwacher  Lederstreifen 
sein,  der  mit  dem  Treibriemen  vernäht  ist.  Eine  Abänderung  wird  er- 
halten, wenn  man  einen  schwachen  Lederriemen  über  die  ganze  Breite 
des  Treibriemens  legt,  .seine  Kanten  umlegt  und  mit  den  Gewebelagen 
vernäht. 

H.  Studer  in  Zürich  verwendet  nach  D.  R.  P.  Nr.  38  782  vom  IL  De- 
cember  1885  halbgeschränkte  Treibriemen  in  doppelter  Lage  auf  den 
Rollen  in  zusammenhängender  Länge  und  will  durch  diese  Anordnung 
das  Schleifen  des  Riemens  wesentlich  verringern,  selbst  bei  mäfsiger 
Spannung  desselben.  Der  einfache  offene  Riemen  wird  zweimal  um 
seine  Achse  gedreht,  und  nachdem  seine  Enden  in  diesem  Zustande  ge- 
schlossen sind,  zu  einem  scheinbar  doppelten  Riemen  mit  halber  Drehung 
(Schränkung)  zusammengelegt. 

Fr.  Naumann  in  Plottendorf  (D.  R.  P.  Nr.  44329)  will  durch  Ketten- 
triebwerk die  Locomotivkraft  zum  Betriebe  von  Arbeitsmaschinen  u.  dgl. 
ausnutzen.  Er  läfst  zu  diesem  Zwecke  die  Locomotivräder  auf  [einen 
von  Tragrollen  unterstützten  Gelenktreibriemen  wirken,  von  welchem 
die  Kraft  mittels  einer  Wellenleituug  weiter  übertragen  wird.  Diese 
Verwendung  wird  dem  Patentinhaber  niemand  verwehren,  aber  auch 
nicht  nachahmen. 

E)  Behandlung  der  Hiemen. 

Ueber  die  Behandlung  der  Biemen  w  erden  vielfach  unrichtige  Mit- 
theilungen gemacht.  Von  vornherein  sind  solche  Schmiermittel  aus- 
zuschliefsen,  welche  Säure  entwickeln,  ferner  solche,  welche  ein  leicht 
verdunstendes  Lösungsmittel  enthalten.  Es  ist  klar,  dal's  der  nach  der 
Verdunstung  verbleibende  Rückstand  den  Riemen  steif  und  brüchig 
macht;  die  fortgesetzte  Biegung  um  die  Scheiben  herum  verwandelt 
das  Schmiermittel  in  Staub.    Vor  dem  so  beliebten  Einstreuen  von  Harz 


260  Riemen  und  Riemenschlösser. 

mag  hier  zum  üeberflusse  nochmals  gewarnt  werden.  Jedem  Praktiker 
werden  die  unangenehmen  Ansammlungen  von  Harz  au  Riemen  und 
Riemenscheiben  bekauut  sein,  die  je  länger  je  gröl'ser  werden  und  einen 
gleichmäfsigen  Betrieb  vollständig  untergraben.  Ferner  sind  alle  Schmier- 
mittel zu  verwerfen,  welche  sich  durch  den  Einflul's  der  Luft  verdicken, 
dann  ihren  Zweck  verfehlen  und  noch  schädlich  wirken  durch  Auf- 
nahme von  Staub.  Wenn  nun  einmal  geschmiert  werden  soll,  so  sind 
diejenigen  Riemeuschmiermittel  die  besten,  welche  die  erwähnten  Eigen- 
schaften im  /jeringslen  Mal'se  an  sich  tragen.  Wenn  in  technischen  Zeit- 
schriften alle  mineralischen  Schmiermittel  verworfen  werden,  so  ist  das 
zu  weit  gegangen.  Wir  haben  z.  B.  von  mäfsiger  Anwendung  der 
Vaseline  nur  guten  Erfolg  gesehen.  Ein  Versuch  mit  Glycerin  zeigte 
für  den  Anfang  ein  gutes  Ergebnifs,  späterhin  machte  sich  ein  ver- 
mehrtes Gleiten  bemerkbar.  Meistens  wird  das  Schmiermittel  zu  reich- 
lich angewendet,  und  sollte  nach  dieser  Richtung  des  Guten  nicht  zu 
viel  gethan  werden.  Die  Mittel  zur  Eutfernung  eines  Uebermafses  oder 
zur  Beseitigung  verdorbener  Stoffe  können  nur  von  Fall  zu  Fall  an- 
gegeben werden.  Wir  lassen  im  Nachstehenden  einige  Vorschriften  zur 
Herstellung  von  Schmierniassen  folgen: 

Gewöhnlich  verwendet  man  für  Transmissionsriemen ,  um  ein  .■ab- 
rutschen derselben  von  den  Scheiben  zu  verhindern,  eine  zusammen- 
geschmolzene Mischung  von  1  Th.  Colophonium  und  1'-,  bis  2  Tli. 
Rindertalg. 

Nach  Gintl  soll  man  eine  Leinöl-Bleiseife  anwenden,  die  man  dar- 
stellt, wenn  man  9  Th.  fein  gebeutelter  Bieigliitte  unter  Zusatz  von 
einer  Kleinigkeit  Wasser  so  lange  kocht,  bis  eine  herausgenommene 
Probe  sogen.  Pflasterconsistenz  hat.  Um  dies  zu  coiistatiren,  läfst  man 
einige  Tropfen  der  kochenden  Masse  auf  kaltes  Wasser  fallen  und 
probirt  mit  dem  Daumen  und  Zeigefinger,  ob  der  erkaltete  Tropfen 
noch  schmierig-ölig  ist  oder  sich  zu  einem  Kügelchen  zusammendrehen 
lassen  kann.  Ist  letzterer  Punkt  beim  Kochen  eingetreten,  so  nimmt  man 
das  Gemisch  vom  Feuer,  läfst  etwas  abkühlen  und  setzt,  so  lange  es 
noch  warm  ist,  langsam  so  viel  Terpentinöl  zu,  dal's  eine  dickliche  sahne 
artige  Masse  erhalten  wird.  Da  jedoch  Terpentinöl  auf  dem  Riemen 
durch  die  Reibung  schnell  verdunstet,  schlägt  Kampe  vor,  zum  Ver- 
dünnen eine  Mischung  aus  gleichen  Theilen  von  gutem  gereinigten  Rüb- 
und  Terpentinöle  oder  Erdöl  zu  verwenden,  zumal  dadurch  der  Riemen 
gleichzeitig  etwas  Nahrung  bekommt  und  geschmeidig  erhalten  wird. 
Es  soll  auch  eine  recht  gute  Friktionsschmierc  erhalten  werden,  wenn 
man  ''.)''  in  kleine  Stücke  zerschnittenes  Gummi  elasticum  oder  statt 
dessen,  da  es  viel  billiger  ist,  625?  altes  Gummi  (Scheiben,  Flanschen- 
ringe oder  Schlauch)  mit  '.,'^  Terpentinöl  während  24  Stunden  auf- 
(|uellen  läfst,  sodann  1'/.,^  Fischthran  zusetzt  und  durch  Kochen  auf- 
lösen läfst,   hierauf  setzt    man  400*=  Colophoniimi,  500!^  gelbes  Wachs 


Ediuuiuls'  Elektricitäts-Vertheilungsweise.  261 

imd  500^  Rindertalg  zu,  erwärmt  dies  bis  zur  Lösung  vorgenannter 
Stoffe  und  läfst  es  dann  erkalten.  Den  Zweck  wird  man  wohl  er- 
reichen, doch  ist  diese  Schmiere  etwas  theuer.  Dafs  es  in  vielen  Fällen 
sehr  vortheilhaft  ist,  die  kleinere  Riemenscheibe,  auf  welcher  vornehm- 
lich ein  Gleiten  einzutreten  pflegt,  zu  beledern,  ist  wohl  allgemein  be- 
kannt. 


Edmunds'  Elektricitäts-Vertheiliiiigsweise. 

Die  für  Henry  Edmunds  patentirte  und  von  der  Cadogan  Electricily 
Supply  Company  in  London  benutzte  Vertheilungsweise  der  von  einer 
Centralstelle  an  eine  Anzahl  Verbrauchsstellen  gelieferten  Elektricität 
besteht  nach  Jro/i  vom  16.  November  1888*8.434  in  einer  eigenthüm- 
lichen  Benutzung  und  Ladung  von  Speicherbatterien.  An  jeder  Ver- 
lirauchsstelle  werden  als  sogen.  Localbatterie  so  viele  Speicherelemente 
aufgestellt,  als  die  an  dieser  Verbrauchsstelle  gewünschte  Zahl  von  Volt 
zu  liefern  vermögen;  diese  Localbatterie  ist  ganz  von  der  Hauptzuleitung 
abgetrennt  und  aufser  jedem  Zusammenhange  mit  den  Localbatterien  der 
anderen  Verbrauchsstellen:  auch  ist  nicht  eine  Ersatzbatterie  von  gleicher 
Gröfse  vorhanden,  die  geladen  wird,  während  die  andere  arbeitet.  Doch 
ist  zu  jeder  Localbatterie  noch  eine  Ergänzungsbatterie  vorhanden,  die 
gewöhnlich  ein  Drittel  von  ihr  beträgt.  Sind  z.  B.  48  Volt  zu  be- 
schaffen, so  werden  32  Elemente  in  4  Gruppen  a,  6,  c  und  d  von  je 
8  Zellen  aufgestellt  und  3  davon  liefern  in  Hintereinanderschaltung  im 
Localstromkreise  die  48  Volt.  Während  z.  B.  6,  c  und  d  arbeiten,  liegt 
die  Gruppe  a  im  Hauptstromkreise  und  wird  geladen;  dies  dauert  aber 
nur  ganz  kurze  Zeit,  etwa  2  Minuten,  dann  wird  a  in  den  Localstrom- 
kreis  verlegt  und  b  in  den  Hauptstromkreis  u.  s.  f.,  so  dafs  in  8  Minuten 
jede  Gruppe  einen  Zuwachs  von  Ladung  aus  dem  Hauptstromkreise  er- 
halten hat  und  mit  ihm  in  den  Localstromkreis  verlegt  worden  ist.  Inner- 
halb 24  Stunden  hat  jede  Gruppe  ihre  volle  Ladung  empfangen  und 
die  ganze  Batterie  ist  dadurch  befähigt,  ihre  höchste  Entladung  liir 
8  Stunden  dauernd  zu  liefern,  wobei  die  Stromstärke  von  70  Ampere 
verbraucht  wird,  für  welche  die  Gröfse  der  Zellen  bemessen  ist. 

Bei  diesem  Verfahren  bleibt  im  Localstromkreise  eine  unveränder- 
liche Sjiaunung  während  der  ganzen  Zeit  erhalten;  die  Hauptleitung 
für  die  hochgespannte  Elektricität  kommt  nie  mit  dem  Localstromkreise 
in  Berührung,  es  treten  daher  auch  keine  Elektricitätsverluste  zur  Erde 
ein;  bei  dieser  Ladungsweise  halten  sich  die  Zellen  besser  und  länger: 
auch  ist  die  Spannungsdifferenz  zwischen  dem  ladenden  und  dem  Ent- 
ladungsstrome, also  der  Verlust,  geringer,  nämlich  im  Mittel  2,25  Volt 
anstatt  2,5  Volt  bei  der  ununterbrochenen  Ladung.  Bei  dem  nahezu 
unveränderlichen  Potential  im  Localstromkreise  können  auch  die  Lampen 
mit   einer   höheren  Leistung   brennen,   ohne  dafs  ein  Verbrennen  der- 


•J(i2      Oilisou's  Herstelliingsweise  von  Elektroden  für  Speicliprbatterien. 

seihen  zufolge  plötzlicher  Drucksteigerung  zu  befürchten  wäre.  In 
der  Centralstation  endlicli  wird  eine  grofse  Ersparnifs  erzielt,  da  für 
eine  gegebene  Anzahl  von  Lampen  bei  8  Stunden  Brennzeit  nur  ein 
Drittel  der  Kraft  gebraucht  wird,  als  bei  unmittelbarer  Vertheilung  der 
Elektricität.  Die  Anlage  wird  eben  voll  ausgenutzt,  da  die  Ladung 
volle  24  Stunden  dauert,  und  überdies  können  die  Leitungen  dünner  ge- 
halten werden. 

Nöthig  für  die  Durchführung  dieses  Verfahrens  wird  aber  ein  Um- 
.schalter,  der  selbsthätig  zur  reciiten  Zeit  die  Uniseiialtung  der  Gruppen 
bewirkt.  Edmunds  hat,  zum  Theil  unter  Mitwirkung  von  Albert  Howard, 
verschiedene  Formen  von  Umschaltern  vorgeschlagen,  theils  solche  mit 
Contacthebeln  und  Quecksilbercontacten,  einen  mit  umlaufenden  Bürsten- 
contacten  u.  s.  w.  Die  Vertauschung  der  Gru|)jieu  a  und  b  umfafst 
folgende  Schritte:  Zuerst  ist  a  im  Hauptleiter  und  wird  geladen:  darauf 
wird  ein  Widerstand  i«  parallel  zu  o  iu  den  Hauptkreis  eingeschaltet: 
dann  wird  a  aus  diesem  Kreise  ausgeschaltet;  nun  wird  a  parallel  zu 
b  in  den  Localstromkreis  eingeschaltet,  sodann  b  aus  ihm  ausgeschaltet 
und  gleich  dai*auf  b  parallel  zu  w  in  den  Hauptstromkreis  eingeschaltet 
und  endlich  iv  aus  diesem  ausgeschaltet  und  h  geladen. 


Gibson's  Herstellungsweise  von  Elektroden  für  Speicher- 
batterien. 

.Mil  Abbildungen. 

Vom  10.  August  1888  ist  in  Oesterreich  für  Charles  David  Paige 
Gibson  in  New  York  ein  Verfahren  zur  Herstellung  der  Platten  für 
Speicherzellen  ])atentirt  worden,  bei  welchem  zur  Erhöhung  der  Wirk- 
samkeit und  Dauerhaftigkeit  der  Zellen  das  wirk.same  Material  auf  eine 
sichere  und  bleibende  Weise  auf  die  Trägerplalte  oder  Elektrode  auf- 
getraaen  wird,  indem  es  in  einzelnen  zusammenhangenden  Massen  oder 
Klumpen  vom  Material  der  Trägerplatte  umschlossen,  dabei  aber  in 
vollständig  genügender  Weise  der  Einwirkung  der  elektrolytischen 
Flii.ssigkeit  ausgesetzt  wird. 

Fig.  1  zeigt  eine  Elektrode  oder  Trägerplatte  B  im  Aufris.se,  wobei 
die  kleinen  punktirlen  Kreise  b  die  möglichst  dicht  an  einander  liegenden 
Stellen,  wo  wirksames  Material  innerhalb  des  Plattenmateriales  einge- 
bettet ist,  andeuten:  Fig.  2  stellt  im  Schnitte  eine  Kapsel  dar,  welche 
zur  Aufnahme  .des  wirk.samen  Materiales  bestimmt  ist,  und  Fig.  o  ist 
eine  Schnittansicht,  welche  die  eine  Herstellungsweise  der  Platten  er- 
sichtlich macht.  In  Fig.  4,  5  und  ti  sind  die  Elektroden  mit  etwas 
abweichend  geformten  Materialbehältern  versehen,  wobei  das  wirksame 
Material  in  etwas  anderer  Weise  in  die  l'l;ittenli(ililniumc  eingeschlossen 
wird. 


Gibson's  Herslellungsweise  von  Elektroden  für  Speicherbatterien.      263 


Kig.  i. 


In  Fig.  1  ist  B  die  vorzugsweise  aus  metallischem  Blei  hergestellte 
Platte;  als  wirksames  Material  wird  gegenwärtig  fast  allgemein  die 
höchste  Oxydationsstufe  des  Bleies  (Bleisuperoxyd)  benützt.  Dasselbe 
wird  hier  aber  nicht  blofs  einfach  auf  die  Oberfläche  der  Unterlags- 
platte aufgetragen,  oder  in  die  in  letzterer  etwa  vorhandenen  eckigen 
oder  anderweitig  geformten  Vertiefungen  eingefüllt,  sondern  in  das  Metall 
der  Trägerplatte  in  einzelnen  Massen 
öder  Klumpen  eingeschlossen.  Im  ersten 
Falle  wird  es  zuerst  in  Kapseln  (Fig.  2) 
eingeschlossen,  die  aus  zwei  Theilen 
zusammengesetzt  sind  und  vorzugsweise 
aus  dünnem  Bleie  erzeugt  werden.  Mit 
Hilfe  geeigneter  Prefsstempel  oder  son- 
stiger Formwerkzeuge  können  solche 
Kapseln  schnell  und  gleichförmig  her- 
gestellt werden:  man  füllt  dann  die 
eigentliche  Kapsel  mit  dem  wirksamen 
Materiale  in  der  geeignet  erachteten 
Form  und  in  dem  entsprechenden  Zu- 
stande,   worauf  man   sie   mittels   des 


OGCOOOöOCCiOob 
OOOOOOOOOOOOOOO 
ooqoooQofvioopoo 

o 
o.pooo^ooooooooo 


-oooooooooo 
ooccoooooc  ooopo 

i  OOOOOOOOOOOOOOO 
OOOOOOOOOOOOOOO 
( POOOOODOOOOOOOO 


Auf  diese 
vorbereitet 


Deckels  verschliefst. 
Weise  kann  eine  beliebige  Menge  wirksamen  Materiales 
und  dann  für  spätere  Verwendung  aufbewahrt  werden. 

Die  Platten  B  (Fig.  3)  werden  bei  b  mit  Löchern,  senkrecht  oder 
geneigt  zur  Plattenfläche,  |versehen:  die  Platte  erhält  etwas  gröfsere 
Dicke  als  sie  in  fertigem  Zustande  besitzen  soll.  Die  gefüllten  Kapseln 
■werden  dann  auf  die  in  Fig.  3  bei  C  ersichtliche  Weise  in  die  Platte 
eingesetzt,  und  hierauf  wird  die  Platte  mechanischem  Drucke  ausge- 
setzt, welchen  man  vorzugsweise  auf  beide  Flächen  zu  gleicher  Zeit 
wirken  läfst.  Dadurch  werden  die  beiden  Theile  der  Kapseln  fest  mit 
einander  verbunden,  die  Dicke  der  Platte  wird  verringert,  und  ihre 
Seitenflächen  werden  vollständig  geebnet.  Sehr  gut  läfst  sich  der  ge- 
eignete Druck  mittels  zweier  i Walzen  Z>,  D  hervorbringen,  zwischen 
welchen  man  die  Platte  durchgehen  läfst.  Dabei  werden  die  Kapseln 
zusammengedrückt,  nehmen  gröfseren  Querschnitt  an  und  schliefsen  sich 
wie  bei  c  eng  an  das  umgebende  Plattenraetall  an.  Zu  beiden  Seiten 
der  Platte  wird  die  freiliegende  dünne  Metallvvand  der  Kapsel  rasch 
oxydirt,  wenn  man  die  Platte  in  die  elektrolytische  Flüssigkeit  einbringt 
und  der  Einwirkung  einer  Dynamomaschine  oder  einer  sonstigen  Strom- 
(|uelle  aussetzt.  Um  der  Batterie  schneller  einen  hohen  Grad  von  Wirk- 
samkeit zu  geben,  kann  man  die  Enden  der  Kapseln  durchbohren,  so 
dafs  die  elektrolytische  Flüssigkeit  sofort  mit  dem  wirksamen  Materiale 
in  Berührung  treten  kann.  Das  Durchbohren  kann  vor  oder  nach  dem 
Einsetzen  der  Kapseln  ausgeführt  werden.  Sind  die  Walzen  D  auf 
ihren  Mantelflächen  mit  vorspringenden  Spitzen  versehen',  so   bewirken 


264      (Jibson's  Hei'Stelluiigsweise  von  Elektroden  für  Speicherbatterien. 

sie   während   der   Herstellung    der  Platten  auch  das  Durchlochen   der- 
selben. 

In  Fig.  4  ist  die  Platte  B  mit  Zellen  oder  Vertiefuugen  6  versehen, 
welche  von  einer  Seitenfläche  derselben  ausgehen  und  mit  erhabenen 
Uandwülsten  oder  Ringen  bj  versehen  sind.  Diese  Zellen  b  reichen 
nicht  vollständig  durch  die  Platte  hindurch,  sondern  es  bleibt  am  Boden 


t'ig.  :t. 


eine  dünne  Metallschicht  b^  stehen,  durch  welche  eine  kleine  Oelliiung  //^ 
gebohrt  wird.  Diese  Zellen  werden  dann  mit  wirksamem  Materiale  gefüllt 
und  hierauf  theilweise  geschlossen,  wozu  man  den  Kandwulst  oder 
Ring  6|  nach  innen  umbiegt.  Das  kann  gut  mittels  eines  Stempels  G 
geschehen,  welcher  unten  eine  conische  Aushöhlung  c  besitzt.  Die 
Wirkungsweise  dieses  Werkzeuges  ist  bei  ff,  ersichtlicli.  Nach  dem 
Verschliefsen    der    Zellen    wird    durch    einen    gleichmöfsigen,    mittels 


Gibson's  Herstellungs weise  von  Elektroden  bei  Speicherbatterien.      265 

Walzen  i>,  D  hervorgebrachten  Druck  die  Form  der  Klümpchen  wirk- 
samen Materiales  etwas  verändert,  wie  bei  b-^  ersichtlich,  und  die  Platte 
mit  den  in  dieselbe  eingeschlossenen  Klümpchen  wird  etwas  dünner 
gemacht,  wojaei  sie  gleichzeitig  eine  ebene  Oberfläche  annimmt.  Da  die 
Randwülste  6,  der  Zellen  b  nicht  genügen,  um  die  Oeffnungen  der  Zellen 
vollständig  zu  verschliefsen,  bleiben  in  der  in  Fig.  4  nach  oben  liegenden 
Plattenoberfläche  kleine  Oeffnungen  und,  wie  bereits  gesagt,  sind  ähn- 
liche Oeffnungen  auch  auf  der  unteren  Seite  der  Platte  vorhanden;  durch 
diese  Oeffnungen  tritt  die  elektroljtische  Flüssigkeit  zu  dem  wirksamen 
Materiale. 

Statt  der  in  Fig.  4  dargestellten  Zellen  fr,  welche  nicht  vollständig 
durch  die  Platte  hinduvchreichen,  kann  man  auch  Oeffnungen  herstellen, 
welche  ganz  hindurchreichen  und  an  beiden  Seiten  der  Platte  Rand- 
wülste oder  Ringe  besitzen,  wie  Fig.  5  zeigt.  In  diesem  Falle  wird  die 
Oeflnung  erst  durch  die  Randwulst  an  einer  Seite  ganz  oder  nahezu 
geschlossen,  indem  man  die  Randwulst  nach  innen  umlegt,  wie  die 
punktirteu  Linien  bei  fr.^  andeuten;  dadurch  nimmt  die  Zelle  nahezu 
die  Form  bei  6  in  Fig.  4  an.  Man  füllt  nun  die  Zellen  in  der  gleichen 
Weise  und  macht  die  Platte  in  der  bereits  beschriebenen  Weise  fertig. 

Die  in  Fig.  4  und  5  gezeigte  Platte  mit  Zellen  kann  durch  Formen 
und  Giefsen  hergestellt  werden  oder  durch  Pressen  aus  einer  vollen 
Bleiplatte  mit  ebenen  Seitenflächen. 

In  Fig.  6  ist  die  Platte  B  mit  beliebig  gegen  die  Oberfläche  der 
Platte  geneigten  conischen  Einschnitten  oder  Oeffnungen  versehen,  welche 
bei  b  im  Schnitte  ersichtlich  sind  und  mittels  eines  entsprechenden  Loch- 
eisens hergestellt  werden;  die  Spitze  des  Locheisens  soll  vorzugsweise 
so  weit  eindringen,  dafs  auf  der  anderen  Seite  der  Platte  eine  kleine 
Oeffnung  fr,  hergestellt  wird.  Das  Metall  wird  auch  rings  um  das 
Werkzeug  aufgetrieben,  insbesondere  an  der  oberen  Seite  der  Mündung, 
wie  bei  fc.2  ersichtlich,  so  dafs  mehr  oder  minder  vollständige  Ringe 
oder  Randwülste  entstehen.  Dann  wird  das  wirksame  Material  in  die 
Oeffnungen  eingebracht,  wie  bei  frg,  und  mittels  der  Walzen  Z>,  D  in  da* 
Metall  der  Platte  eingeschlossen  und  die  Platte  geglättet.  Durch  die 
kleinen  Löcher  frj,  welche  dabei  offen  bleiben ,  tritt  die  elektroljtische 
Flüssigkeit  mit  den  eingeschlossenen  Klümpchen  in  Berührung. 

Die  Erfindung  bezieht  sich  nicht  auf  die  Natur  des  verwendeten 
Materiales  und  die  Ladeweise.  Bei  dem  gegenwärtigen  Stande  der 
Fabrikation  ist  als  Material  der  Unterlagsplatten  Blei  und  als  wirksames 
Material  Bleisuperoxyd  zu  verstehen,  doch  wäre  die  Erfindung  auch 
mit  anderen  Materialien  durchführbar. 


266  Neuere  Verfahren  iiiid  Apparaie  lür  ZuckiTraliriken. 

Neuere  Verfahren  und  Apparate  für  Zuckerfabriken. 

I'atentklasse  8^)      Mit  Abbildungen. 

Vor  einiger  Zeit  wurde  bereits  tnitgetheilt,  dal's  ein  (remenge  von 
Zucker  und  Kalk  iteim  Vermischen  mit  Wasser  einen  Cementmörtel 
von  bedeutender  Festigkeit  liefern  soll,  sowie,  dafs  dieses  Verfahren  in 
Indien  seit  langer  Zeit  im  Gebrauche  steht  (vgl.  Han  Key  bezieh.  Cornith 
18H6  262  431). 

Neuerdings  sind  nun  auf  Veranlassung  der  American  Socieltj  of  Civil 
Engineers  durch  Harry  de  ParsuiiK  und  H.  Hubarl  Porter  (aus  Deutsche 
Töpfer-  und  Zieylerzeitung  durch  Deutsche  Zuckerindustrie ^  1888  Bd.  13 
S.  1371)  Versuche  über  den  Einflufs  von  Zuckerzusiitzen  auf  die  Er- 
härtung Kon  Cementmörtel  gemacht  worden,  und  zwar  sowohl  mit  natür- 
lichem (Roman-)  als  auch  mit  künstlichem  (Portland-)  Cement.  Der 
dabei  angewandte  Prüfuugsapparat  war  derjenige  von  Riekle  brotherf^ 
die  Formen  und  Dimensionen  der  Probekörjier  die  vom  genannten 
Cornith  empfohlenen. 

Den  Cement  liefs  man  durch  ein  Sieb  mit  547t)  Maschen  auf  1  eng- 
lischen Quadratzoll  gehen,  mittels  der  Kelle  sorgfältig  anmachen  und 
ohne  besondere  Zusammenpressung  in  die  Form  bringen,  wobei  sorgfältig 
darauf  gesehen  wurde,  dafs  alle  Probekörper  unter  ganz  gleichen  Be- 
dingungen hergestellt  wurden,  um  vergleichbare  Resultate  zu  erhalten. 
Die  Probekorper  blieben  24  Stunden  lang  der  Luft  ausgesetzt  und  wurden 
alsdann  in  Wasser  gelegt,  wo  sie  bis  zur  Zerreifsung  verblieben:  das 
Wasser  wurde  jeden  dritten  und  vierten  Tag  erneuert  und  auf  einer 
Temperatur  zwischen  15  und  210  erhalten.  Die  Prüfungen  wurden  in 
drei  Versuchsreihen  A,  B  und  C  gemacht. 

Versuchsreihe   A. 
Der  in  dieser  Versuchsreihe  anjjfwandte  Zucker  bestand  in  Melasse-Rück- 
stünden  aus  einer  benachbarten  Ral'tinerie,  deren  Analyse  folgende  Zusammen- 
setzung ergab: 

Rohrzucker 49,00  Proc. 

Potasche :     .     10,00      ,. 

Wasser.     . 22,50      „ 

Vegetaliilische  und  mineralische  Verunreinigungen  .  18,50  „ 
Für  jeden  Probekörper  wurde  dem  Cemente  ein  dem  beab.sichtiglen 
Zuckerzusatze  entsprechendes  Melassequantura  und  demnächst  das  zum  An- 
machen des  Mörtels  erforderliche  Wasserquantum  zugesetzt ,  nämlich  genau 
35  Proc.  vom  Cementgewichte.  Der  zur  Verwendunji  kommende  Portland- 
cement  war  solcher  aus  der  Fabrik  von  Dyckerhoff  und  Söhne.  Viele  Probe- 
körper mul'sten  in  Folge  der  Unnu)fi;liclikeit ,  einen  constanten  Zuckergehalt 
in  der  Melasselösung  zu  erhalten,  verworfen  werden.  Nur  solche  Probekörper 
mit  einem  Melassegehalt  von  1  Proc.  wurden  als  zuverlässig  betrachtet  und 
diese  gaben  die  In  nachstehender  Tabelle  in  k  für  l'V  angegeliencn  Rruch- 
festigkeiten. 

1  Tag    ^TiiRe    1  Worlie  2  Wocti.    1  .Mon.     i  Mein      :i  Mon      4  Moii. 
Kilogramm 
Reiner  Portlandcemenl     5,18     11,()1     21,67     28,15     31,tU     32,3(i     33,13     35,'25 
l'ortlandcement  mit 

1   Proc.  Melasse    .     .     1,36       1,95        —         5,12        —       Vi,9H     25,65        — 


Neuere   Verfahren   miti  Apparate  für  Zuckerfabriken. 


267 


Wenn  man  die  Er  liärtiuigsdauer  in  Tagen  als  Abscissen  und  die  Bruchfestig- 
keifszahlen  in  k  als  Ordinalen  abtragt,  so  erhält  nian  nachstehendes  Diagramm: 


Fig.  1. 


Flg.  ;) 


Kin  lllick  auf  vorstehendes  Diagramm  (Fig.  1 )  zeigt,  dafs  die  L'urve  oes  reinen 
l'nrtlandceraentes  anfangs  stark  ansteigt  und  weiterhin  fast  wagerecht  verläuft, 
während  diejenige  des  mit  Melasse  gemischten  Cementes  sich  zunächst  wesent- 
lich unterhalb  jener  hält  und  erst  gegen  Ende  des  zweiten  Monats  anfängt, 
zu  steigen.  Der  Verfasser  ist  der  Ansicht,  dafs,  wenn  die  Versuche  auf  eine 
längere  Dauer  erstreckt  worden  wären,  beide  Cnrven  zur  Durchkreuzung  ge- 
kommen sein  wtirden ,  d.  h.  dafs  die  Festigkeit  des  mit  Melasse  gemischten 
Cementes  diejenige  des  reinen  Cementes  übertrofTen  haben  würde.  Die  in  obiger 
Tabelle  angegebenen  Zahlen  sind  Mittelwerthe  ans  je  vier  bis  sechs  Versuchen. 
Versuchsreihe  B. 

Um  den  anfangs  augenscheinlich  naehtheiligen  Einflufs  der  Melasse  zu 
vermeiden,  wurde  die  zweite  Versuchsreihe  mit  reinem  krystallinischen  Zucker 
gemacht.  Ein  Pfund  Zucker  wurde  in  einem  Pfund  Wasser  aufgelöst,  um  eine 
Normallösung  zu  erhalten,  und  eine  bestimmte  Menge  dieser  letzteren  wurde 
dem  für  jeden  Probekörper  bestimmten  Cemente  zugesetzt.  Bei  Hei'stellung 
der  Probekörper  wurden  dieselben  Bedingungen  beobachtet  wie  bei  der  \  er- 
suchsreihe  A.  Die  Resultate  der  Versuchsreihe  B  sind  in  nachstehender  Tabelle 
zusammengestellt: 


208  Neuen'  Verfahren  und  Apparate  für  Zuckerfabriken. 


ITag 

2  Tage 

1  Woche 

2Woch. 
Kilog 

1  .Mon. 
r  n  m  m 

2  Mon. 

3  .Mon.     i  Mon 

Kriiier  Portlandi'ement 

5.18 

11,61 

21,67 

28.15 

31,64 

32,36 

33,13     35.25 

Fortlandcemeut  mit 

0,125  Proc.  ZucUer  . 

0,65 

— 

3,74 

— 

35,48 

— 

37,93     41,05 

0,25 

0,29 

— 

3,00 

— 

2ü,82 

— 

40,11        - 

0,50         

0,14 

— 

2.50 

— 

— 

— 

38,25     41.47 

1.00 

0.14 

— 

3,40 

— 

29,30 

— 

41,47        — 

2.00 

0,14 

— 

3,62 

— 

24,24 

— 

39,02        - 

Durch   grapliische 

Darstellung 

dieser   ' 

Tabelle 

orliält 

man 

vorstehendes 

Diagramm,  Fig.  2. 

Versuchsreibe  C. 

Diese  Versuchsreihe  wurde  mit  Komaucemcut  \on  Norton  in  llosendale, 
New  York,  gemacht,  und  zwar  mit  einer  gleichen  Zuckerlosung  wie  die  Ver- 
suchsreihe B;  der  einzige  sonstige  Unterschied  bestand  in  dem  zum  Anmachen 
verwandten  Wasserquantum,  welches  hier  40  Proc.  des  Cementgewichtes  be- 
trug, anstatt  35  Proc.  wie  vorhin.  Nachstehende  Tabelle  enthält  die  Resultate 
der  Versuchsreihe  C: 

I  T:is       1  Woche    2  Woch.     1  Mon         2  Mon.         ;i  Mon. 

K  i  1  0  y  r  a  m  111 

lieiuer  Romancement  .     3,64  —  4,43         8.92         16,36         18.72 

Romancement  mit 

0.125  Proc.  Zucker   .     1,08        1.48        1.96        5.37        17.69        '21,73 

0.25         .,  .,        .     1,99  —  —  7.18        17.22        21.88 

(•.50         0.36  —  —  5.51  11^19         19,16 

1,00        „  .,         .     0,07         _  _  ^  0.47         13.18 

Durch  grapliische  Darstellung  dieser  Tabelle  erliält  uiau  vm-slchendes 
Diagramm,  Fig.  3. 

Durch  Vergleich  der  Festigkeitszahlcn  der  reinen  Cemente  und  deren 
Mischungen  mit  Zucker  in  den  Versuchsreihen  B  und  C.  wie  in  den  beiden 
vorstehenden  Tabellen  zusammengestellt  (bezieh,  durch  Vergleich  der  Curveii 
in  den  beiden  zu  B  und  C  gehörigen  Diagrammen")  erhält  man  ein  Bild  von 
der  Wirkung  der  Zuckerbeimischungen;  anfangs  ist  die  Festigkeil  der  mit 
Zucker  gemischten  Cemente  geringer,  im  weiteren  Verlaufe  der  Erhärtung  aber 
gröfser  als  diejenige  des  reinen  Cementes.  Durch  Beimischung  von  Melasse 
wurde  das  Abbinden  des  Cementes  wesentlich  mehr  verzögert  als  durch  Bei- 
mischung von  Zucker;  dieses  scheint  der  grofsen  Menge  Verunreinigungen, 
welche  in  der  Melasse  enthalten  sind,  zugeschrieben  werden  zu  müssen  und 
vielleicht  auch  irgend  einer  chemischen  Reaction,  welche  vor  dem  vollständigen 
Abbinden  stattfinden  mag. 

Dieselbe  Verzögerung  im  Abbinden  macht  sich  bei  dem  Romancemente 
von  Norton  geltend,  wenn  man  ihm  gröfsere  Mengen  Zucker  beimischl,  z.  B. 
3  bis  4  Proc;  es  waren  dann  mindestens  48  Stunden  erforderlich,  ehe  die 
Probekörper  genügend  erhärtet  waren,  um  aus  den  Formen  herausgenommen 
werden  zu  können.  Mehrere  Probekörper  des  A'orfcn-Cenientes  mit  einer  Bei- 
mischung von  nur  2  Proc.  Zucker  leisteten  sogar  der  Berührung  nach  28tägigem 
Verbleiben  im  Wasser  keinen  Widerstand  und  zcriielen  in  Stücke.  Wenn  man 
dem  Portlandcemente  2  Proc.  und  dem  iVorlon-Ceminte  I  Proc.  Zucker  zusetzt, 
so  sind  dieselben  für  die  Pra.xis  schon  unbrauchbar. 

Der  Zucker  scheint  übrigens  keinerlei  chemische  Wirkung  in  den  Probe- 
körpern auszuüben,  denn  es  wurden  mit  Leichtigkeit  Zuckerkrystalle  auf  den 
Bruchllächen  nachgewiesen;  diese  Krystalle  zeigten  verschiedene  Grofsen  und 
fanden  sich  sowohl  vereinzelt,  als  zu  Gruppen  vereinigt;  am  meisten  fanden 
sich  dieselben  in  den  kleinen,  durch  Luftblasen  gebildeten  Hohlräumen.  Be- 
greiflicher Weise  war  der  Zucker  in  der  Nähe  der  Obertlächen  und  auf  den- 
selben vollständig  verschwunden,  durch  Auflösung  in  dem  Wasser,  in  welchem 
die  Probekörper  erhärteten;  der  meiste  Zucker  fand  sich  in  den  kleinen  Luft- 
blasen im  Inneren  der  Probekörpcr,  wo  er  sich  ohne  Zweifel  wahrend  des  Ab- 
bindens des  Cementes  abgelagert  hatte. 

Die  Verfasser  sind  der  Ansicht,  dafs  die  Ursache  der  durch  den  Zucker- 
znsatz  bewirkten  Erhöhung  der  Bindekraft  der  Cemente   mehr   mechanischer 


Kunere  ^'erlahreii  und  Apparate  für  Zuckerfabriken. 


269. 


als  chemischer  Katur  sei,  indem  durch  die  Gegenwart  des  Zuckers  das  Ab- 
binden des  Cementes  lediglich  verzögert  und  so  die  sich  vollziehenden  chemi- 
schen Veränderungen  entsprechend  begünstigt  werden. 

Schliefslich  sei  noch  erwähnt,  dafs  zwecks  möglichster  Zuverlässigkeit  der 
Zahlen  der  vorstehenden  Versuchsreihen  alle  Proben,  welche  den  geringsten 
Zweifel  in  BetrelT  ihrer  Zuverlässigkeit  zuliel'sen,  verworfen  und  in  Folge  dessen 
nur  etwa  70  Proc.  der  gemachten  Proben  für  die  Tabellen  benutzt  wurden. 


Die  Zuckergewinnung   und    der  Zucherverbrauc/i 
befragt  nach   den   verschiedenen   Angaben    bezieh 
generale   des   fabriques  de  Sucre,   20.  Campagne 
du  Journal  des  fabricanls  de  sucre,  S.  267): 
I.  Zuckergewinnung. 
a)  Rübenzucker  in  Tonnen 
1887/88 
Oesterreich-Ungarn    .     .     400  000 
Deutschland       ....     915000 

Frankreich 400  000 

Rufsland 430  000 

Belgien 93  lX)0 

Holland  u.  a.  Länder      .       60  000 
Zusammen 


auf  der  ganzen  Erde 
Schätzungen   {Lüle 
Paris;   Bureau 


1886/87 

550000 

1  024  000 

483  000 

472  000 

91000 

50  000 


2  298  000 
b)  Rohrzucker  in  Tonn 

Barbados 55  000 

Brasilien 270  000 

Cuba 625  OUO 

Demerara 100  000 

Egvpten 50  000 

Guadelupe 50  000 

Hawai 90  000 

Jamaika 30  000 

Java 390  000 

Luisiana 140  000 

Martinique 40  000 

Mauritius       115  000 

Natal  und  Mavotte     .     .  12  000 

Ostindien       .'....  50000 

Peru 40  000 

Philippinen 160  000 

Porto  Rico 70  000 

Reunion 40  000 

St.  Croix  und  kl.  Antillen  45  000 

Trinidad 55  000 


2  670  000 

50  000 

250  000 

625  000 

130  000 

45  000 

52  000 

90  000 

25  000 

360  000 

90  000 

40  000 

106  000 

12  000 

50  000 

40  000 

150  000 

80  000 

35  000 

45  000 

60  000 


Zusammen     2  427  000 


2  335  000 


Rübenzucker  und  Rohr- 
zucker zusammen     .     4  725  000 


5  005  000 


II.    Verbrauch  auf  den  Kopf  in  Pfunden  (zu  5008). 


Deutsehland      ....  18,64 

Oesterreich-Ungarn    .     .  11,08 

Frankreich 22,83 

Rufsland       8;64 

Holland 19.94 

Belgien 18,32 

Dänemark 19,05 

Schweden  und  Norwegen  17,42 

Italien 7,19 

Rumänien 3.86 


Spanien 7,40 

Portugal 9,00 

England 66,57 

Bulgarien 3,30 

üriechenland     ....  10,00 

Serbien 2,94 

Türkei 4,33 

Schweiz 21.37 

Vereinigte    Staaten    von 

Nordamerika      .     .     .  47,19 


270  Neuere  Verlaliren   iiiul  Appanitc   für  Zuckerfabriken. 

III.  Zuckerverb raurh   in  Tnnnen. 

I»87  1886 

England 1  179  000  ..     .  1108  000 

Frankreich      ....  «3000  .     .     .  425000 

Deutschland    ....  445  000  .     .     .  430000 

Oesterreich-Üngarn      .  '^50  000  .     .     .  '245  000 

Rui'sland 360  000  ..     .  344  000 

Italien 100  000  .     .     .  1)7  500 

Spanien 50  000  .     .     .  49  000 

Türkei 45  000  .     .     .  42  500 

Belgien        4t;  000  .     .     .  45 IKX) 

Holland 45  000  .     .     .  44  000 

Schweden  u.  Norwegen  44  000  .     .     .  42  000 

Schweiz 40  000  ..     .  40  000 

Dänemark        ....  36000  .     .     .  35  OOO 

Portugal 16  000  .     .     .  15  500 

Rumänien 13  0t)0  .     .     .  12  500 

Griechenland  ....  9000  .     .     .  10  000 

Serbien 4  000  ...  3  500 

Montenegro     ....  1  0(M)  ...  1  000 
Vereinigte  Staaten  von 

Nordamerika   .     .     .  1  397  000  ...  1  389  000 

Zusammen  4  503  000  4  376  500 

Von  QuaHlidff  ist  eine  eigenthüinliche  Form  der  Kalisalze  ver.'iuciis- 
weise  und  vielfach  mit  Erfolg  ztir  Düngung  auch  besonders  bei  Zucker- 
rüben in  Anwendung  gebracht  worden  (^Deutsche  landtcirthsc/iafllk/ie  Presse^ 
1887  Bd.  15  Nr.  31  und  1888  Bd.  16  Nr.  28).  Der  Verfasser  hält  dafür, 
dafs  die  Düngerwirkung  des  Kalis  in  den  unorgani.schen  Salzen  erst 
durch  Vergypsung  der  Schwefelsäure  entwickelt  werde.  Von  den  drei 
Verfahren,  die  er  zur  Erreichung  dieses  Zieles  gewählt  hat,  scheint  die 
vollständigste  Vergy])sung  mit  Kalkmilch  erreicht  zu  werden;  diese 
Kalkmilch  erhält  man,  wenn  man  gebrannten  Kalk  löscht  und  so  viel 
Wasser  zugibt,  bis  sich  eine  flüssige  Masse  bildet,  womit  das  „Kali" 
gehörig  durchgefeuchtet  werden  kann.  Zur  Anfertigung  kleinerer  Meugeu 
zu  Versuchen  würde  man  das  „Kali'''  vor  dein  Ausstreuen  entweder  in 
erhitzter  Luft  abtrocknen  oder  mit  einer  staubtrockenen  Substanz  mischen 
und  streubar  machen ;  hierin  liegt  bis  jetzt  die  einzige  Schwierigkeit 
zur  Anfertigung  gröfserer  Mengen.  Bei  Selbstanfertigung  des  „Kali"'' 
ist  zu  beachten,  dafs  auf  100  Th.  der  mit  dem  Kali  verbundenen 
Schwefelsäure  25  Th.  Kalkhydrat  in  der  erwähnten  Weise  verwendet 
werden  müssen. 

Es  sollen  auch  andere  Kalisalze  so  behandelt  werden;  im  Allge- 
meinen lindet  durch  den  Kalkzusatz  ein  Aiifschtiefsen  der  Kalisalze  statt, 
in  Folge  dessen  ganz  vorzügliche  Erfolge  erzielt  worden  sind,  und  zwar 
bei  Kuben  Mehrerträge  bis  zu  65  Proc,  unter  Anwendung  des  neuen 
l'roducles  aus  ChlurkaUum. 

Es  sind  wohl  zimi  ersten  Male  greifbare  günstige  Wirkungen  durch 
die  Kalisalze  bei  Hüben  erreicht  worden,  und  es  wird  gewifs  zu  empfehlen 
sein,  die  Versuche  in  dieser  Hichlung  fortzusetzen. 


Neuere  Verfahren  und  Apparate  für  Zuckerfabriken.  271 

Aus  Versuchen  über  deu  Erfolg  der  Anwendung  von  Eisenvitriol 
als  ßeidiinger  zu  Zvckerrüben  zog  Marguerite-Delacharlonnay  (Siicrerie 
indigene,  Bd.  31  Nr.  22  S.  .571)  folgende  Schlüsse: 

1 )  Es  können  durch  Anwendung  von  Eisenvitriol  beim  Rübenbaue  Vor- 
theile  erzielt  werden;  die  Erntevermehrung  hat  zwischen  5  und  30  Proc.  je 
nach  den  Umständen  betragen. 

1)  Die  Anwendung  hat  in  einer  der  Auflösung  ähnlichen  Form,  d.  h.  nach 
Regen  oder  bei  feuchtem  Boden  zu  geschehen. 

31  Nimmt  man  eine  Auflösung,  so  sind  65^  auf  das  Hectar  genügend, 
beim  Ausstreuen  des  trockenen  Pulvers  aber  nicht.  Je  nach  Beschaffenheit 
des  Bodens  sollen  100  bis  300k,  ohne  Schaden  auch  mehr,  ausgestreut  werden. 

4)  Die  Erntevermehrung  betrifft  auch  den  Trocken-  wie  den  Zuckergehalt 
der  Rüben. 

a)  Neben  dem  Eisenvitriol  sind  die  übrigen  chemischen  Dünger,  nament- 
lich auch  zur  Bewirkung  guten  Aufganges,  in  Anwendung  zu  bringen. 

6")  Der  Eisenvitriol  soll  erst  nach  dem  Verziehen,  und  zwar  als  Gemisch 
mit  dem  5fachen  oder  10 fachen  Gewichte  Erde  oder  Sand  ausgestreut  werden. 

Nach  neueren  Untersuchungen  von  A.  Berzfeld  (Zeitschrift  des  Ver- 
eins für  Rübcnzuckerindustrie^  Bd.  38  S.  1040),  sowie  von  Bönig  und  Jesser 
{Sitzungsberichte  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften^  Bd.  47  Abth.  IIb, 
Juni  1888.  Der  Akademie  vorgelegt  am  14.  Juni  1888.  Auch  Zeit- 
schrift des  Vereins  für  Riibenzuckerindustrie^  Bd.  38  S.  1037)  ist  nunmehr 
das  Drehungsvermöyen  der  Lävulose  (des  linksdrehendeu  Fruchtzuckers) 
festgestellt  und  mittels  der  unschwer  zu  erhaltenden  reinen  krystallisirten 
Substanz  gegen  die  früheren  Angaben  berichtigt  worden.  Dadurch  ist 
auch  die  Unsicherheit  über  die  Zusammensetzung  des  Invertzuckers  be- 
seitigt. Die  aus  den  bezeichneten  Untersuchungen  sich  ergebenden 
Schlüsse  werden  von  Honig  und  Jesser  folgendermafsen   aufgestellt: 

1~)  Lävulose  kann  sowohl  im  Wasser  freien  als  auch  im  Wasser  haltigen 
Zustande  leicht  krystallisirt  erhalten  werden.  Der  letzteren  kommt  die  Zu- 
sammensetzung 2(CgH,.20j)  +  H2O  zu. 

2)  Das  specilische  Drehungsvermögen  der  Wasser  freien  Lävulose  beträgt 
bei  20"  — 113,963  und  ändert  sich  in  wässerigen  Lösungen  sowohl  mit  der 
Concentration  als  auch  der  Temperatur.  Die  Abhängigkeit  des  optischen  Ab- 
lenkungsvermögens von  dem  Procentgehalte  an  Lösungsmittel  wird  bei  ( =  200 
durch  die  Gleichung  ia)^^  =  —  113,9635  +  0,258319,  jene  von  der  Temperatur 
durch    («)^  =  — o -t- 0,67142 (  ausgedrückt. 

3)  Das  Reductionsvermögen  des  Fruchtzuckers  gegen  alkalische  Kupfer- 
lösung ist  für  alle  Concentrationen  bis  zu  1  Proc.  bei  einer  Kochdauer  von 
zwei  Minuten  kleiner  als  das  der  Dextrose,  und  die  reducirte  Kupfer- 
menge (v)  wird  aus  der  angewendeten  Zuckermenge  (x)  durch  die  Gleichung 
u  =  —  5,372  +  1,91856  x  —  0,0007605x2  gefunden. 

4)  Das  specifische  Gewicht  der  Wasser  freien  Lävulose  ist  bei  17,50 
=  1.6691. 

5)  Der  Invertzucker  besteht  aus  gleichen  Theilen  Wasser  freier  Lävulose 
und  Dextrose. 

J.  Bock  in  Breslau  besprach  die  Erscheinungen  der  KryslaUisation 
(Zeilschrift  des  Verei?is  für  Hühenzuckerindustrie^  1888  Bd.  38  S.  965,  mit 
3  Tafeln  Abbildungen),  wie  sie  bei  Füllmassen  verschiedener  Art  mit 
Thermometer  und  Mikroskop  zu  verfolgen  sind,  und  zeigte,  dal's  die 
übliche  Art,   wie  die  Krystalibilduns  sich  selbst  überlassen  zu  werden 


272  Neuere  Verfahren  iiiul  Apparate  l'iir  Zucl<erral)riken. 

))llegl,  weder  den  nalürlictien  Vorgängen,  nocli  dem  beabsichtigten 
Zwecke  entspricht.  Bisher  ist  die  mikroskopisciie  Beobachtung  noch 
sehr  wenig  zur  Erkennung  und  Regehing  dieser  Vorgänge  in  Anwen- 
dung gekommen,  und  der  Verfasser  theilt  eine  Anzahl  interessanter 
Zeichnungen  mikroskopischer  Füllmassenbilder  mit,  deren  Deutung  zeigt, 
wie  man  auf  diesem  Wege,  den  er  weiter  zu  verfolgen  verspricht,  zu 
klarerer  Erkenutnifs  und  zur  Beherrschung  der  Krvstallisationsvorgänge 
wird  gelangen  können  (vgl.  ßock^  1888  270  271). 

E.  Bauer  hat  die  Wirkung  der  Knochenkohle  untersucht,  wie  sieh 
dieselbe  iiufsert,  wenn  Zuckerlösungen  behufs  Untersuchung  im  Pnluri- 
sationsinslrumente  durch  Knochenkohle  entfärbt  werden  {Zeitschrift  für 
angewandte  Chemie^  1888  Heft  13  S.  385).  Die  bisher  über  den  Gegen- 
.-itand  vorhandenen  Angaben  sind  nur  lückenhaft  und  erheischen  nach 
verschiedenen  Seiten  Aufklärung,  weshalb  der  Verfasser  zunächst  die 
Absorption  von  Zucker  bestimmt  hat,  wie  sich  dieselbe  unter  ver- 
.schiedenen  Umständen  herausstellt.  Bekanntlich  wird  dadurch  eine 
Berichtigung  der  Polarisation  nothwendig,  welche  aber  wegen  der 
Verschiedenheit  dieser  Absorption  immer  zu  Uugenauigkeiten  Veran- 
lassung gibt. 

Der  Verfasser  prüfte  das  Absorptionsvermögen  einer  bestimmten, 
etwas  saueren,  sowie  einer  völlig  neutralen  Kohle  für  reinen  Zucker, 
den  Einflufs  des  Salzgehaltes  auf  die  Absorption,  den  der  Zeitdauer, 
den  der  sauren  Reaction  der  Lösung,  dann  die  Aiisorption  bei  Üsmose- 
wassern,  Melasselösungen  u.  s.  w.  und  gelangte  vorläufig  zu  folgenden 
Schlüssen: 

Die  procenluale  Absorption  des  Zuckers  nimmt,  wie  Walberg  schon  beob- 
achtete, mit  der  Concentration  ab. 

Die  Form  der  Knochenkolile  beeinflulst  die  Wirkunij,  ebenso  wie  mecha- 
nische Bewegung. 

Der  Salzgehalt  der  Melasse  bewirkt  keine  Verminderung  der  Absorption. 

In  Verhältnissen,  wie  sie  den  bei  der  Untersuchung  von  Nacliproducten 
angewendeten  entsprechen,  ist  die  Absorption  in  20  Minuten  beendet.  In  den 
ersten  Minuten  ist  die  Wirkung  naturgemäfs  am  stärksten,  nimmt  jedoch  all- 
mählicli  ab. 

Eine  Inversion  des  Zuckers  findet  dabei  nicht  oder  doch  nur  höchst  un- 
bedeutend statt,  und  hat  dieselbe  auf  die  Abnahme  der  Polarisation  keinen 
Einfluls. 

In  salzsaurer  Lösung  findet  unbeschadet  der  Absorption  des  Farbstoffes 
eine  verhältnifsmäfsig  ganz  unbedeutende  Aufnahme  von  Zucker  statt.  Es  ist 
diese  Erscheinung  nicht  etwa  auf  die  Charakterverscliiedenheit  des  Invert- 
zuckers zurückzuführen,  sondern  wahrscheinlich  auf  die  Eigenschaft  der  Säure, 
von  den  Igoren  leichter  aufgenommen  zu  werden,  und  Folge  dessen  die  Auf- 
nahme de.s  Zuckers  zu  verhindern.  Die  gleiche  Eigensohah  der  nicht  inver- 
tirenden  Essigsäure  bekräftigt  diese  Ansicht. 

Eine  Gloichniälsigkeit  der  Absorption  bei  verschiedenen  Producten  ist 
nicht  wahrnehmbar.  In  reiner  Zuckorlösung  wird  mehr  absorbirt  als  in  Melasse, 
da  wieder  mehr  als  in  Osmosewasser. 

Ein  constanter  Factor  läfst  sich  auch  bei  sorgfältiger  Einhaltung  derselben 
Bedingungen  nicht  in  Anwendung  bringen. 

Die  Eigenschaft  der  Essigsäure,  die  Absorption  des  Zuckers,  jedoch  niclii 


Neuere  Verfahren  und  Apparate  für  Zuckerfabriken.  273 

jene  der  Farbstoffe  zu  verhindern,  kann  benutzt  werden,  um  den,  durch  die 
für  Farbenapparate  oft  nicht  zu  umgehende  Anwendung  der  Knochenkohle 
entstehenden  Fehler  auszugleichen. 

Die  Untersuchung  von  Traubenzucker  haliigen  Nahrungsmitteln  bietet 
deshalb  gewisse  Schwierigkeiten,  weil  stets  Handels-Traubenzucker, 
also  solcher  mit  einem  namhaften  Dextringelmlte^  als  Zusatz  verwendet 
wird.  Die  Untersuchung  hat  somit  immer  die  Gegenwart  von  Dextrin 
in  Betracht  zu  ziehen. 

Die  Bestimmung  des  Rohrzuckers  neben  Dextrin  geschieht  nach 
der  Inversion  mittels  Kupferlösung,  und  zwar  ohne  besondere  Schwierig- 
keit, wenn  man  die  Inversion  in  der  richtigen  Weise,  nämlich  so  aus- 
führt, dafs  nicht  etwa  ein  Theil  des  Dextrins  durch  die  Säure  in 
reducireuden  Zucker  übergeführt  wird  und  das  Ergebnifs  fälscht. 

Die  Bestimmung  des  Dextrins  geschieht  mittels  Fehling' scher  Lösung 
nach  der  Umwandelung  in  Glj'cose  mittels  Verzuckerung  durch  Säure. 
Diese  kann  entweder  in  der  zugeschmolzenen  Röhre  oder  im  Wasser- 
bade bei  100"  vorgenommen  werden.  Ersteres  ist  bei  Untersuchung 
vieler  Proben  umständlich,  letzteres  wird  allgemein  mit  gutem  Erfolge 
dann  angewandt,  wenn  die  Flüssigkeiten  weder  krystallisirbaren  noch 
Invertzucker  enthalten.  Nicht  sicher  ist  man  in  dem  jetzt  so  häufigen 
Falle,  wo  die  Flüssigkeiten  krystallisirbaren,  reducirenden  Zucker  und 
Dextrin  zugleich  enthalten.  Denn  es  kann  dann  leicht  bei  der  Ver- 
zuckerung des  Dextrins  ein  Theil  des  reducirenden  Zuckers  verschwinden, 
da  bekanntlich  beim  Erhitzen  mit  Schwefel-  oder  Salzsäure  die  Rohr- 
zuckerlösungen erst  invertiren  und  dann  unter  Bildung  von  Säuren  und 
braunen  Ulmin  ähnlichen  Stoffen  zersetzt  werden. 

W.  Bishop  (Riche's  Laboratorium  im  französischen  Ministerium  für 
Handel  und  Gewerbe)  hat  sich  daher  die  Frage  vorgelegt,  welches  unter 
diesen  Umständen  die  beste  Arbeitsweise  sei,  um 

1)  den  Rohrzucker  neben  Dextrin  zu  invertiren, 

2)  das  Dextrin  neben  Rohrzucker  oder  vielmehr  neben  Invertzucker 
zu  verzuckern. 

Zu  diesem  Zwecke  ist  zunächst  die  Wirkung  der  Säuren  bei  der 
zum  Verzuckern  des  Dextrins  nöthigen  Temperatur  von  95  bis  1000  auf 
Rohrzucker,  Dextrin  und  Traubenzucker  (Glycose,  Dextrose)  untersucht 
worden. 

Die  Bestimmungsmethode,  welche  sich  aus  diesen  Untersuchimgen 
ergab,  hat  Bishop  in  einer  ausführlichen  Abhandlung  niedergelegt,  auf 
welche  hier  nur  verwiesen  werden  kann  {Zeitschrift  des  Vereins  für 
Riibenzuckerindustrie ^  Bd.  38  S.  1054,  nach  Bulletin  de  r Association  des 
Chimistes^  Bd.  5  Nr.  18  S.  647).  Von  den  nach  dieser  Methode  unter- 
suchten verschiedenen  Verbrauchsstoffen  werden  folgende  Zahlen  als 
Ergebnisse  der  Prüfung  angeführt: 

DinRler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  6.  1889(1  18 


274 


Neuere  Verfahren  und   Apparate  für  Zuckerfabriken. 


+  +  +  +  + 


+  +      +  I 


+  +      + 


c  w  00  ^3  <i 


tf^  CJl  Oi  tf^^ 


^^  -^  ^3 


(O  t-k  W 

«o  K^  c  c» 


w  1—      — 


Ursprüngliche 
Ablenkung 


Ablenkung  nnch 
der  Inversion, 
auf  ursprüng- 
liche Concen- 
tralion 


Ablenkung 

n;ich  der 

Verzuckerung. 

Jfte'ebenso  _^ 


Ursprünglich 

vornnndener 

reducirender 

Zucker 

Proc. 


Reducirender 

Zucker  n.icli 

der  Inversion 

Proc. 


Reducirender 

Zucker  nnch  der 

Verzuckerung 

Proc. 


E  Cß  i^  s;  r"  O 


O  05  O  05  *-  o 


^^  O  CJT  t>5  ^O  CO  to 

'      '     iu    '      '     05  05  »O  C  t  M 


I    1    I    I    I    l-oÜ    I    I    I 


M  +  I  I  M  +  +  +  + 

h^bStJl         CD  «O 

00tJ05O5tDO5biiOHiOTCO 
O   O   O   O   =--c„-io1o  00  Ol    ° 


+  +  +  + 

I I I   M   I I ^^^^ 


CB<D     _  W  CO  N5 


U<  Oi  C  Ol  C  fO  00 


1  M-£ 


1-^  ►(^  n:>  CO 


ö:  Ol  ^  H-^ 


I  I  I  I  I  I  I  I  I  I  I 


M  ^"  I  1  I  I  E 


^  CXJ  -^  ZJt 


C         OC  05  C 


Trockensubstiinz 
im  Liter 


Ursprünsliche 
Ablenkung 


Ablenkung  nach  deri 
Inversion,  auf  ur- 
sprüngliche Con- 
centration 


Ablenkung  nach 

Verzuckerung 

(ebenso) 


Ursprüngliche  Menge 

educirender  Zucker^ 

im  Liter 


Reducirender  Zucker] 

nnch  der  ln\ersion 

im  Liier 


Reducirender  Zucker 
nach  der  Verzucke 
ung  im  Liter 


Dextrin  im  Liter 


>'eiiei'e   Vert'aliren  und  Apparate  für  Zuckerlabrikeii.  275 

Kach  Miüheilungen  in  dem  Joiirniil  des  fabricants  de  sucre^  Bd.  29 
Nr.  40,  und  in  Sucrerie  belge^  Bd.  17  Nr.  4  vom  15.  Oktober  1888  S.  62, 
ist  in  Vonopringo,  Java,  in  der  letzten  Campagne  wieder  mit  bestem 
Erfolge  das  Diffusionsverfahren  auf  die  Verarbeitung  des  Zuckerrohres  an- 
gewandt worden.  Die  Einrichtung  war  von  der  Gesellschaft  Fives-Lille 
geliefert  und  hat  in  jeder  Hinsicht  den  Zweck  erfüllt.  Es  ist  in  der  Weise 
gearbeitet  worden,  dafs  der  Kalk  in  die  Diffusionagefäfse  gegeben  wurde, 
und  der  Saft  dann  ohne  jede  weitere  Behandlung,  ohne  Filtration  und 
ohne  Schlammstation  unmittelbar  zur  Verdampfung  im  Vierkörper  und 
dann  ins  Vacuuni  gelangte.  Alle  übrigen  Arbeiten,  Scheidung,  Satu- 
ration, Entsaftung  des  Schlammes  sind  weggefallen.  Die  entzückerten 
Rohrschnitzel  werden  mit  den  alten  Kohrpressen  ausgeprefst  und  dann 
in  der  dafür  besonders  eingerichteten  Godillofschea  Kesselfeuerung  ver- 
brannt. Aufser  getrockneten  Rohrblättern  wird  bei  regelmäfsigem  Gange 
ein  anderes  Feuermaterial  in  der  Fabrik  nicht  mehr  benutzt. 

Die  Arbeit  wird  als  ein  grofser  Fortschritt  in  der  Rohrzuckerge- 
winnung bezeichnet;  aufser  der  vollständigen  Entsaftuug  des  Rohres 
wird  die  Reinigung  des  Saftes  in  der  Batterie  selbst  erhalten  und  so 
die  einfachste  Arbeit  und  grofse  Kostenersparnifs  erzielt,  auch  jede  sonst 
so  lästige  Veränderung  der  Säfte  verhindert.  Die  Benutzung  der  Rück- 
stände zu  Dampferzeugung  hat  eine  der  bisherigen  Hauptschwierigkeiten 
vollkommen  beseitigt. 

Hier  folgen,  nach  dem  Indische  Mercur  vom  (5.  Oktober  1888,  einige 
Durchschnittsangaben  nach  den  Aufzeichnungen  im  Laboratorium  von 
Vonopringo : 

29.  Juli       12.  August 
Zahl   der  Diffusionscylinder:   22  Stück 

(Inhalt  1700k)       155      .     .       170 

Rohranalyse. 

Zellstoir       11,7      .     .     12,5 

Saft 88,3       .     .     87,5 

R  o  li  r  s  a  f  t. 

Proc.  ßrix 18,6       .     .     17,1 

Rohrzucker 16,83     .     .     14,61 

Reinheit       90,48     .     .     85,43 

Glycose 0,70     .     .      1,11 

Diff  usionssaft. 

Proc.  Brix 14,7       .     .     13.5 

Rohrzucker 13,31     .     .     11^71 

Reinlieit 90,54     .     .     86,74 

Glycose 0,42     .     .      0,64 

Zucker  in  den  Rückständen      ....       0,30     .     .       0,56 

Zucker  im  Abflulswasser 0,08     .     .       0,12 

Verdünnung 28,3  Proc.      27,2  Proc. 

Reinheit  des  Dicksaftes 90,34     .     .     87,49 

Reinheit  der  Füllmasse 90,82    .     .     87.83 

Rohrzucker  in  Füllmasse 85,56     .     .     82,74 

Glycose  „  „  2,82     .     .       3,06 

Die  Rübenzuckergewinnung  auf  der  Insel  Yesso^  Japan  (Scheibler' s  Neue 
Zeitschrift  für  Hübemuckerindustrie ^   Bd.  21  S.  33,   nach   dem  Deutschen 


276  Neuere  Verfahren  und  Apparate  für  Zuckerfabriken. 

Handelsarchiv,  1888  S.  487).  Das  Betriebsjahr  1887;88  der  Zuckerfabrik 
zu  Mombetsu  hat  gep:en  die  beiden  Vorjahre  etwas  günstigere  Resultate 
ergeben.  Nach  Be.schalTung  einer  Osmoseanlage  wurde  das  Melasse- 
Kntzuekerungsverfahren  zur  Anwendung  gebracht  und  dadurch  der  Be- 
trieb der  an  und  für  sich  kleinen  Fabrik  so  weit  gebessert,  dafs  aus 
den  verarbeiteten  Rüben  6,77  Proc.  Zucker  gewonnen  werden  konnten. 
Der  Aufschwung  in  (|ualitativer  Hinsicht  ist  trotzdem  nur  ein  geringer, 
wie  ein  Vergleich  mit  dem  Ergebnisse  der  früheren  Jahre  zeigt.  Es 
wurden  bei  ungefähr  gleicher  Rübenmenge  an  Zucker  gewonnen: 

In  den  Jahren  1884/85         1885/86      188(5/87        1887/88 
Proc.  Proc.  Proc.  Proc. 

1.  Product 5,04     .     .    4,02)  r      ■     ■     4,38 

2.  und  3.  Product      .     .     .    2,26     .     .     1,15$  •     •      "^      .     .     1,18 
Osraosezucker —       ..      —      ..     —     ..     1,21 

Zusammen     7,30  5^7  5  6,77 

In  quantitativer  Beziehung  sind  die  Ergebnisse  des  letzten  Betriebs- 
jahres noch  immer  ziemlich  unbefriedigend,  indem  nur  3837047'»  Rüben, 
gegen  39000001^  im  Vorjahre  zur  Verarbeitung  gelangten,  aus  denen 
260124'^  Zucker  gewonnen  wurden. 

Schuld  an  der  geringen  Ruhenernte  ist  in  erster  Linie  der  Umstand, 
dal's  die  Felder  sich  in  deil  Händen  einer  zu  grofsen  Anzahl  kleiner 
Bauern  befinden,  denen  es  an  Verstandnifs  und  den  nöthigen  Mitteln  zu 
einer  rationellen  Bewirthschaftung  fehlt.  Die  einzelnen  Anbauflächen 
sind  vielfach  nur  i;„i'i'  grofs  und  überschreiten  nie  den  Umfang  von  2'''. 
Hierzu  kommt  als  ein  weiterer  Uebelstand  der  Mangel  an  geeignetem 
Dünger.  Die  Regierung  hat  in  jüngster  Zeit  dadurch  Abhilfe  zu  schaffen 
gesucht,  dafs  sie  100  Stück  Kühe  angekauft  und  den  lietheiligten  Rühen- 
bauern  unentgeltlich  geliehen  hat. 

Trotz  der  geringen  Erträge  hat  die  Fabrik  in  Folge  Einschränkung 
der  Verwaltungsausgaben   doch  noch  einen  kleinen  Reingewinn  erzielt. 

Inzwischen  sind  in  der  Umgegend  von  Sa|)|)oro,  der  neugegründeten 
Hauptstadt  Yessos,  die  Versuche  mit  dem  Anhaue  der  Zuckerrübe  fort- 
gesetzt worden.  Der  Boden  soll  daselbst  für  den  Rübenbau  erheblich 
günstiger  sein  als  in  Mombetsu.  Proben  der  dort  gezogenen  Rüben 
sind  in  der  Fabrik  zu  Mombetsu  auf  ihren  Zuckergehalt  untersucht, 
und  es  ist  dabei  trotz  der  ungewöhnlichen  Grölse  der  Früchte  ein 
Zuckergehalt  bis  zu  12'(2  Pi'oc.  festgestellt  worden:  man  hofft,  dafs  sich 
aus  denselben  8  bis  9  Proc.  Zucker  gewinnen  lassen  wird.  Nach  diesem 
befriedigenden  Ausfalle  der  angestellten  Versuche  hat  sich  eine  Actien- 
gesellschaft  zum  Betriebe  einer  Zuckerfabrik  in  Sapporo  gebildet:  die- 
selbe hat  gleichzeitig  die  Bewirthschaftung  sämnitliclier  erforderlichen 
Rübenfelder  in  die  Hand  genommen.  Die  Jajiimische  Regierung  hat 
einen  grofsen  Theil  der  Actien  übernommen  und  zwei  deutsche  Land- 
wirthe,  welche  im  Februar  1888  hier  eingetroffen  sind,  mit  der  Leitung 
der  Rübencultur  betraut. 


Neuere  Vertahron  und  Apparate  l'iir  Zuckerfabriken.  277 

Mit  dem  Baue  der  Fabrik,  welche  4000  Centner  täglich  verarbeiten 
soll,  wird  demnächst  begonnen  werden. 

Gefährdung  deg  Javanischen  Zuckerbaues  durch  die  Serehkraiikheil 
{^Scheibkr's  Neue  Zeitschrift  für  ftübenzuckerindustrie^  Bd.  21  S.  33 ,  nach 
dem  Deutschen  Handelsarchiv,  1888  S.  493).  Bereits  in  früheren  Mit- 
theiluugen  ist  auf  die  Zerstörungen  hingewiesen  worden,  denen  die 
Zuckerrohrpflanzungen  in  einigen  Theilen  Javas  durch  das  Umsichgreifen 
der  Serehkrankheit  ausgesetzt  sind.  In  neuerer  Zeit  haben  sich  die 
Klagen  über  das  Auftreten  der  Krankheit  vermehrt,  und  ihre  verderb- 
lichen Folgen  machen  sich  bereits  in  dem  Mafse  bemerklich,  dafs  für 
die  diesjährige  Zuckerrohrernte  ein  Minderertrag  als  unvermeidlich  an- 
gesehen wird. 

Eine  vor  Kurzem  zu  Samarang  abgehaltene  Versammlung  der  Inter- 
essenten, an  welcher  aufser  den  Delegirten  Javanischer  Zuckerpflanzer- 
Vereine  und  solcher  der  Handelskammern  auch  ein  Vertreter  der  Regie- 
rung theilnahm,  führte  zu  eingehenden  Erörterungen  über  das  Wesen 
der  Serehkrankheit  und  die  ütlittel,  wie  der  weiteren  Ausdehnung  der- 
selben mit  Erfolg  zu  begegnen  sei. 

Als  ein  Erfahrungssatz  wurde  einstimmig  anerkannt,  dafs  aus 
krankem  Zuckerrohre  genommene  Stecklinge  wieder  krankes  Rohr 
liefern  und  dafs  sich  mit  Stecklingen  aus  nicht  verseuchten  Gegenden 
wenigstens  in  der  Ernte  ein  gutes  Gewächs  erzielen  lasse.  In  der 
zweiten  und  dritten  Generation  zeigt  sich  freilich  wieder  die  Sereh- 
krankheit. 

Die  Versammlung  wählte  schliefslich  behufs  gemeinsamer  Abwehr 
des  Uebels  ein  Comite,  welches  alle  einschlägigen  Fragen  prüfen  und 
weitere  Vorschläge  machen  soll.  Wie  allgemein  das  Interesse  an  der 
Bekämpfung  der  Krankheit  ist,  ergibt  sich  daraus,  dafs  nicht  nur  die 
Pflanzer,  sondern  auch  verschiedene  Bankinstitute  dem  Comite  ihre 
wirksame  Unterstützung  und  tinanzielle  Beihilfe  zugesichert  haben. 

Von  den  beiden  grofsen  Gesellschaften,  welche  die  Gewinnung  des 
Strontianites  früher  betrieben,  hat  die  eine,  welche  die  Reichardt  mjht-'n 
Gruben  in  Drensteinfurt  ausbeutete,  den  Betrieb  ganz,  die  andere,  die 
Sirontianit-Actiengesellschaft  in  Ahlen,  zum  gröfsten  Theile  eingestellt. 
Der  Bericht  der  letzteren  beklagt  die  andauernd  ungünstigen  Verhält- 
nisse, welche  die  Entwickeluug  der  Melasseeutzuckerung  nicht  habe 
aufkommen  lassen  und  die  Gesellschaft  zu  einer  nochmaligen  Ein- 
schränkung des  Betriebes  gezwungen  habe.  Ihre  Gesammtproduction 
belief  sich  im  Geschäftsjahre  1887  auf  56090  Centner  Erz,  von  denen 
35  729  Centner  zum  Preise  von  733958  M.  (20  M.  53  Pf.  für  1  Centner, 
immer  noch  32  Pf.  mehr  als  im  Jahre  zuvor)  verkauft  wurden.  Die 
Aufuahme  vom  1.  Juli  hat  einen  Bestand  von  76600  Centner  Rein- 
erz und  230500  Centner  Haufwerk  ergeben;  der  Durchschnittsgehalt 
des   letzteren   ist  14,71  Proc,   der   Bestand    ist   also  sehr   beträchtlich 


27!^  lieber  Fortschritte  in  der  Spiritiisfabrilialiuu. 

iiod  hat,  wie  die  oben  mitgetheilten  Zahlen  erweisen,  im  vergangenen 
Jahre  zugeuommen.     Die  Streitfragen  mit  den  Zuckerfabriken,  die  seit 
längerer  Zeit  scliwebten,  haben  durcli  einen  Vergleieli,  in  welchem  sich 
die  Gesellschaft  zu  einem  Preisnachlasse   von  4  M.  der  Centner  Strou- 
tianit  verstand,  ihren  Abschlufs  gefunden,  und  die  Gesellschaft  sah  sich 
veranlafst,   noch   zwei   Schächte    mehr  in   Betrieb   zu  setzen:  da  aber 
schon   der   vorhandene   Bestand  an  Reinerz    ausreicht,    um    zwei  Jahre 
lang  die  contractlichen  Abnehmer    befriedigen  zu  können ,   so   ist  nicht 
ersichtlich,  dafs  durch  die  Vermehrung  der  Production  die  Verhältnisse 
des  Marktes  gebessert  werden   könnten.   —   An   den   meisten    anderen 
Fundorten,  insbesondere  auch  in  Drensteinfurt,  ist  die  Gewinnung  von 
Strontianit  durch  kleinere  Unternehmer,  welche  zum  Theile  früher  Be- 
amte der  grofsen  Gesellschaften  waren,  sowie  durch  einzelne  Bergarbeiter 
fortgesetzt  worden.     Die  Betriebe  derselben  sind  sehr  einfach.    Bis  auf 
eines  sind  sie  sämmtlich  oberirdisch   und    bestehen   aus  Tagebauen  von 
je  3    bis  5"'   Tiefe    und   5   bis    10,    auch    wohl    1.^"'    Länge.      Ist    ein 
Tagebau  ausgebeutet,   was  in  1  bis  2  Monaten  geschieht,   so  wird  die 
Grube  wieder  eingeebnet  und  ein  neuer  Bau  angelegt.   Die  bergmännische 
Gewinnung  ist  wegen  der  Wasserzuflüsse,   deren  Bewältigung  gröfsere 
Pumpen    mit   Maschinenbetrieb    erfordert ,    zu    kostsjjielig.      Durch    die 
kleineren  Unternehmer  sind  im  Ganzen  etwa  13000  Centner  gewonnen 
worden,  von  diesen  sind  etwa  2000  bis  3000  Centuer  nach  chemischen 
Fabriken  gegangen,  während  der  gröfsere  Rest  von  der  Zuekerraftinerie 
verbraucht  worden  ist.     In  der   ganzen  westfälischen  Strontianitgewin- 
nung  wurden  im  J.  1887  nur  etwa  300  Arbeiter  beschäftigt.    (Aus  dem 
Berichte  der  Handelskammer  zu  Münster  für  das  Jahr  1887^  durch  Deuttche 
Ziiclier Industrie^  Bd.  13  S.  1342.^  Stammer. 


Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritusfabrikation. 

(I^atentltlasse  17,     Fdrisetzuii!;  des  Herichlos  li<l.  ■Hii)  ^.  iti.) 

I.  Rohmaterialien  und  Malz. 
Unlersuchungen  i'iher  mehlige  und  glasige  Gerste  liat  W.  Johannsen  in 
Koi)enhagen  ausgeführt  [Iliedermanns  Cenlrallilalt  für  Agriculturchemie, 
Bd.  17  S.  551).  Die  Untersuchungen  bestätigten  die  schon  im  J.  1870 
von  Pelri  und  später  von  Grönland  gemachte  Beobachtung,  dafs  glasige 
Gerstenkörner  durch  Aufweichen  in  Wasser  mehlig  werden  können, 
führte  aber  weiter  zu  dem  interessanten  Resultate,  dafs  auch  diese 
Fähigkeit  einer  Gerste,  durch  Befeuchten  mehlig  zu  werden,  im  engsten 
Zusammenhange  steht  mit  ihrem  SticksloH'gehalte,  derart,  dafs  je  ärmer 
an  Stickstoff,  um  so  mehliger  die  Gerste  gemacht  werden  kann.  cDaf« 
die  (Qualität   der  Gerste  fiir  Brauereizwecke   mit    dem  Stickstotlgehalte 


Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritusiabrikation.  279 

zusammenhängt,  und  dafs  der  Stickstoffgehalt  ein  sehr  beachtenswerthes 
Merkmal  für  die  Beschaffenheit  der  Gerste  abgibt,  ist  bekanntlich  durch 
die  während  vier  Jahren  in  der  Provinz  Sachsen  unter  der  Leitung 
Maercker's  ausgeführten  Gersteuanbauversuche  erwiesen.  D.  Ref.)  Aus 
den  Versuchen  ergab  sich  ferner  ein  Einflufs  der  Zeit  der  Aussaat  auf 
den  Stickstotfgehalt,  indem  die  frühe  Aussaat  die  relativ  stickstoflfarmste, 
die  späte  Aussaat  die  relativ  stickstoiFreichste  Gerste  lieferte. 

Ueber  Cultur  und  Verarbeitung  von  Topinambur  zur  Spiritusfabrikation 
berichten  F.  Schinner  in  Neuhaus,  Leon  Andrieux  in  Chicago  und  J.  Jean 
Peyrussun  in  Lille  in  der  Allgemeinen  Zeilschrift  für  Spiritus-  und  Prefs- 
hefe  Industrie,  Bd.  9  S.  212  und  235. 

Auf  einen  neuen  Schädling  an  Kartoffeln  macht  L.  Just  im  Wochen- 
lilalte  des  landunrthschaftlichen  Vereines  Hessen,  1887  S.  283,  aufmerksam. 
Es  ist  die  Larve  eines  Schnellkäfers  (Corymbites  aeneus  L.);  dieselbe 
bohrt  die  jungen  Knollen  und  auch  die  Stengel  an,  wodi^rch  besonders 
die  Knollen  vollständig  werthlois  werden.  Auch  auf  anderen  Pflanzen, 
z.  B.  Tabak,  Hoi)fen,  kommt  diese  Larve  vor.  Dieselbe  ist  dem  Draht- 
wurme einigermafsen  ähnlich  und  mit  diesem  auch  öfter  verwechselt 
worden;  ihre  Farbe  ist  gelb,  sie  besitzt  eine  harte,  ziemlich  feste  Haut, 
die  Gröfse  ist  verschieden,  bis  zu  3<='»  Länge.  Ueber  einen  anderen 
Kartoffelschädling  berichtet  Gannersdorfer  in  Mödling  im  Oesterreichischen 
landwirthschaftlichen  Wochenblatte.  Verfasser  hat  den  Kleekugelkäfer 
(Epilachna  globosa)  auch  auf  Kartofieln  beobachtet.  Er  läfst  es  dahin 
gestellt,  ob  es  ein  zufälliges  Befallen  gewesen  ist;  bei  der  Bedeutung, 
welche  das  neue  Auftreten  eines  Feindes  jedoch  hat,  ist  jede  Beob- 
achtung zu  berücksichtigen. 

Ueber  die  Wirksamkeit  des  Hafermalzes  berichtet  Sigmund  Kaczander  in 
der  Zeitschrift  für  Spiritusindustrie,  Bd.  11  S.  113.  Die  Erfahrungen  der 
Pra.vis  mit  Hafermalz,  welches  besonders  früher  in  Oesterreich  wegen 
seiner  Wirkung,  ,die  Gährung  zu  forciren,  die  ausgedehnteste  Anwen- 
dung fand,  weichen  ab  von  den  Resultaten,  zu  denen  Morawski  und 
Glaeser  (vgl.  1888  269  276)  bei  ihren  Untersuchungen  über  die  W^irk- 
samkeit  verschiedener  Malzarten  gelangten.  Dies  veranlafst  den  Ver- 
fasser zur  Mittheilung  von  Beobachtungen,  welche  er  in  einer  süd- 
ungarischen Brennerei  zu  machen  Gelegenheit  hatte.  Es  wurden  dort 
im  grofsen  Mafsstabe  sehr  exacte,  vergleichende  Versuche  ausgeführt, 
welche  für  das  Hafermalz  ein  sehr  günstiges  Resultat  ergaben.  So 
wurden  z.B.  erhalten: 

Literprocente  Alkohol 
Gerstenmalz  allelD     '(^Gersten-, '/jHafermalz 

Für  Ik  Getreide       35,33     ....     35,38 

Für  Ik  eingemaischter  Stärke        .     57,78     ....     58,10 

Die  Bottiche  mit  Hafermalz  zeigten  durchgängig  eine  um  0,2"  bessere 
Vergährung.  Der  Spirilusertrag  war  bei  reinem  Hafermalze,  obgleich 
hier  für  1  Bottich  10'>  Stärke  weniger  eingemaischt  waren   als  bei  der 


280  Ueber  Fortschritte  in  der  SpiriHiHl'abrilialiuii. 

Gerste,  nicht  nur  nicht  geringer,  sondern  sogar  etwas  hoher,  woraus 
hervorgeht,  dafs  das  Hafermalz  eine  vorzügliche  Wirkung  auf  die  Gäh- 
rung  ausgeübt  hat.  Aus  diesen  Versuchen  ist  aber  auch  der  Schlufs 
gerechtfertigt,  dafs  die  Zucker  bildende  Kraft  des  Hafermalzes  derjenigen 
des  Gerstenmalzes  nicht  nachsteht.  Diese  günstigen  Beobachtungen  hat 
man  nicht  allein  in  Maisbrennereien,  sondern  auch  da,  wo  grörstenlheils 
Kartofl'eln  in  Verbindung  mit  wenig  Mais  verarbeitet  werden,  gemacht. 
Das  ungünstige  Resultat,  welches  für  Hafernialz  sich  bei  den  Versuchen 
von  Morawski  und  Glaeser  ergab,  ist  vielleicht  in  einer  zu  kurzen  Dauer 
der  Versuche,  bei  welchen  eine  Nachwirkung  der  Diastase  nicht  mehr 
hervortreten  konnte,  zu  suchen.  Der  Verfasser  prüfte  in  drei  Versuchs- 
reihen den  Einflufs  einer  längeren  Zuckerbildungsdauer  auf  den  Ver- 
lauf der  Maltosebildung  und  erhielt  hierbei  z.  B.  folgende  Zahlen: 
Nach  15  Minuten     .     .     .     11,50  Proc.  Maltose 

„      1/2  Stunde       .     .     .     12,20      „ 

,,      IV2      ..  ■     ■     ■     12,51      ., 

„      2"2      -,  •     •     •     12,96     „ 

„      31/2      „  ...     13,05      „ 

Der  Maltosezuwachs  betrug  also  in  der  ersten  halben  Stunde  U,70, 
nach  l'lj  Stunden  1,01,  nach  2'2  Stunden  1,46  und  nach  3''.^  Stunden 
1,55  Proc.  Ganz  ähnliche  Resultate  ergaben  die  beiden  anderen  Ver- 
suchsreihen. Wenn  also  auch  durch  kürzere  Dauer  der  Zuckerbilduug 
und  raschere  Abkühlung  auf  die  Gährungstemperatur  eine  niiuder^ener- 
gische  Maltoseverbiudung  hervorgerufen  wird,  so  wird  doch  durch  die 
niedrigere  Temperatur  die  Wirkung  der  Diastase  immer^nur  verlang- 
samt, nicht  aber  aufgehoben,  so  dafs  die  Nachwirkung  während  der 
ganzen  Gährzeit  noch  stattfinden  kann.  Verfasser  ist^nun  der  Ansicht, 
dafs  die  Diastase  des  Hafermalzes  vielleicht  zu  Beginn  ,der  Zuckcrbil- 
dung  etwas  weniger  energisch  wirkt  als  die  des  Gerstenmalzes,  dafs 
das  Hafermalz  aber  gegen  die  in  der  Praxis  nothwendige  hohe  Zucker- 
bildungstemperatur von  62,5  bis  64"  widerstandsfähiger  und  dadurch  in 
hohem  Grade  befähigt  ist,  die  nachwirkende  Kraft  bei  der  Gährung 
zur  Geltung  zu  bringen.  Diese  Annahme  würde  die  gunstigen  Beob- 
achtungen der  Praxis  erklären.  Verfasser  führt  noch  verschiedene 
andere  Punkte  an,  durch  welche  das  Hafermalz  sich  vortheilhaft  vcir 
dem  Gerstenmalze  auszeichnete,  so  vor  allem  die  einfachere  Behand- 
lung auf  der  Malztenne,  die  viel  seltener  bei  Hafer  vorkommende 
Schimmelbildung,  welche  Eigenschaften  besonders  im  Sommer  von 
hohem  Werthe  sind  und  selbst  in  der  heifsesteu  Zeit  aus  Hafer  ein  voll- 
kommen gesundes,  schimmelfreies  Malz  zu  gewinnen  ohne  Schwierigkeiten 
gestatten.  Der  in  der  Regel  niedrigere  Preis  des  Hafers,  der  durch  den 
höheren  Fett-  und  oft  auch  höheren  Protcingehalt  erhöhte  Nährwerlh 
der  Schlampe  lassen  die  Verwendung  von  Haler  xorlheilhaft  erscheinen. 
Endlich  darf  nicht  unerwähnt  bleiben,  dafs  Hafernuilz  bekanntlich  ein 
vielfach  mit  Erfolg  gegen  Schaumgährung  niigewaudlcs  Mittel  ist.    Der 


Ueber  Fortschritte  iu  der  Spiritusfabrikation.  281 

Verfasser  empfiehlt  bei  der  Einführung  vun  Hafermalz,  dasselbe  zunächst 
nur  für  die  Zuckerbildung  zu  verwenden,  und  zwar  zunächst  im  Verhält- 
nisse von  '^Ig  Gerstenmalz  zu  '/a  Hafermalz,  später  von  i'.j  Gerstenmalz 
zu  '|.^  Hafermalz.  Ueber  die  Zweckmäfsigkeit  der  Verwendung  des  Hafer- 
malzes zur  Hefe  fehlt  es  dem  Verfasser  an  verläfslichen  Mittheilungen. 
Zu  gleich  günstigen  Resultaten  mit  Hafermalz  gelangte  Ernst  Brauer 
in  Coesterlitz  ^Zeitschrift  für  Spirilusindustrie ,  Bd.  11  S.  210),  welcher 
ebenfalls  Versuche  im  Grofsen  ausführte.  Es  mögen  aus  diesen  Ver- 
suchen hier  nur  die  folgenden  Zahlen  Platz  finden: 

Saccharometeranzeige  Alkoliolertrag 

in  der  süfsen     indervergohrenen    für  11  Maisch- 
Maisclie  räum 

Reines  Gerstenraalz      ....     20,3     .     .     .     1,9     .     .     .       8,94 
V2  Roggen-,  1/2  Hafermalz    .     .     20,2     .     .     .     1,3     .     .     .       9,15 

Reines  Hafermalz 20,1     .     .     .    0,8     .     .     .       9,30 

21,5     .     .     .     0,9     .     .     .     10,16 

Bei  allen  Versuchen  wurde  das  betreffende  Malz  sowohl  für  die 
Maische,  als  auch  für  die  Hefe  verwendet.  Unerwähnt  darf  nicht  bleiben, 
dafs  die  verwendete  Gerste  nicht  von  besonders  guter  Beschaffenheit 
war,  indem  dieselbe  nur  eine  Keimfähigkeit  von  88  Proc.  zeigte,  wäh- 
rend der  Hafer  97  Proc.  Keimfähigkeif  ergab  und  überhaupt  von  selten 
guter  Beschaffenheit  war.  Immerhin  dürfte  nach  dem  Verfasser  das 
Hafermalz  dem  Gerstennialze  mindestens  gleichwerthig  in  der  Wirkung 
sein,  ferner  aber  das  Hafermalz  in  Folge  seiner  gröfseren  Widerstands- 
fähigkeit, sowie  der  anderen  schon  von  Kaczander  erwähnten  guten 
Eigenschaften  den  Vorzug  verdienen.  Dagegen  zeigte  der  Hafer  auch 
eine  unvortheilhafte  Seite,  indem  derselbe  für  Dickmaischung  in  Folge 
seines  hohen  Gehaltes  an  Cellulose  unbequem  wird,  ein  Uebelstand,  der 
jedoch  durch  Entschalung  der  Maische  leicht  zu  beseitigen  ist.  Be- 
sonders empfiehlt  der  Verfasser  Hafermalz  zu  Beginn  der  Campagne; 
er  macht  ferner  darauf  aufmerksam,  dafs  es  stets  zweckmäfsig  ist,  nicht 
frisches,  sondern  altes  Getreide  bei  frühem  Beginne  zu  verwenden,  und 
glaubt,  dafs  man  dann  mit  Hafer  ebenfalls  bessere  Resultate  als  mit 
Gerste  erzielen  wird. 

Die  erfte  mechanisch  pnetiinalische  Mälzereianlage  fitr  eine  Brennerei 
ist,  wie  Schrohe  in  der  Zeitschrift  für  SpiritusinJustrie^  Bd.  11  S.  172, 
mittheilt,  jetzt  ausgeführt.  Ende  April  1888  ist  die  complette  Einrich- 
tting  für  eine  derartige  Anlage,  gebaut  nach  dem  Systeme  der  Trommel- 
mälzerei von  Galtayid,  über  Hamburg  nach  Conchitas  bei  Buenos  Ayres 
in  Argentinien  abgegangen.  Wenn  es  auch  fraglich  ist,  ob  dieses  Ver- 
fahren für  die  eigenthümlicheu  Verhältnisse  der  deutschen  Spiritus- 
industrie geeignet  ist,  so  unterliegt  es  doch,  nach  Ansicht  des  Verfassers, 
keinem  Zweifel,  dafs  dasselbe  für  die  Grofsindustrie  der  Prefshefe- 
fabrikation  grofse  Vortheile  mit  sich  bringen  würde;  für  eine  nord- 
deutsche Prefshefefabrik  soll  eine  derartige  Anlage  nahe  bevorstehen 
(vgl.  auch  1888  269  27-5). 


282  Ucbcr  Fortschritte  in  der  Öpiritiisl'abrikaiion. 

Veber  die  Anwendung  lan  Griininalz  in  Hefefabriken  schreibt  (i.  Francke 
in  der  Zeitschrift  für  Spirilusindustrie^  Bd.  11  S.  187.  Der  Verfasser 
hebt  die  vielen  Vorzüge,  welche  das  Grünmalz  gegenüber  dem  Darr- 
malze besitzt,  nochmals  hervor  und  kommt  bei  seinen  Ausführungen 
zu  dem  Schlüsse,  dafs  auch  für  die  Hefefabrikation  das  Grünmalz  vor- 
zuziehen sei,  und  dafs  die  dem  Grünmalze  vielfach  von  Seiten  der  Hefe- 
fabrikanten  enigegcugebrachten  Bedenken  unbegründet  sind. 

II.  Dämpfen  und  Maischen. 

Die  Frage,  ob  es  möglich  isf,  bei  HersieUung  stark  concentrirter  Maitchen 
mit  Malzersparung  zu  arbeiten.,  beantwortet  Befse  in  L'zerbienzin  in  der 
Zeilschrift  für  Spiritusindustric,  Bd.  11  S.  159,  in  bejahendem  Sinne. 
Durch  Aufwendung  gröfster  Sorgfalt  beim  Ausblasen  und  beim  Malz- 
zusatze  ist  es  dem  Verfasser  gelungen,  auch  bei  Dickmaischen  mit  i^ 
Malz  auf  1001^  Kartoffeln  nicht  nur  gut  auszukommen,  soodern  auch 
noch  kleine  Ersparnisse  an  Malz  zu  machen. 

Ein  Verfahren  zur  Herstellung  i:ergährbarer  Maischen  hei  Umwande- 
tuny  von  Stärke  mittels  einer  Mineralsäure  haben  sich  Emil  Bauer  in  Kolin, 
Carl  Kruis  in  Prag  und  Richard  Jahn.,  in  Firma  Bowack  und  Jahn,  in 
Prag-Bubna  patentiren  lassen.  (Patentschrift  Nr.  43689;  patentirt  im 
Deutschen  Reiche  vom  30.  September  1887  ab.)  Der  Patentans[)ruch 
geht  dahin,  bei  der  Verzuckerung  von  Stärke  haltigen  Materialien  mittels 
Mineralsäuren  behufs  Darstellung  vergährbarer  Maischen  für  die  Hefe- 
und  Spiritusfabrikation  einen  Zusatz  von  so  viel  Alkalien  oder  alkali- 
schen Erden  zur  heifsen  Maische  zu  verwenden,  dafs  die  Säure 
neutralisirt  und  aufserdem  eine  Alkalinität  von  etwa  2  Vol.-Proe.  Nor- 
mallauge  hervorgerufen  wird:  darauf  Filtriren  und  Versetzen  der  Würze 
mit  etwa  0,3  Vol.Proc.  Salzsäure  zu  dem  Zwecke,  die  bei  der  Ver- 
zuckerung mit  Mineralsäure  gebildeten  gährungshemmenden  Substanzen 
unschädlich  zu  machen. 

Eine  gleichzeitige  Verarbeitung  slärkereicher  und  stärkearmer  Kartoffeln. 
um  auf  diese  Weise  noch  concentrirterc  Maischeu  zu  erhalten,  d.  h. 
Maischen  mit  mindestens  18'^  Stärke  auf  100',  empliehlt  Wittehhöfer  in 
der  Zeitschrift  für  Spirilusindustrie .,  Bd.  11  S.  263.  Ein  solches  Ver- 
fahren wird  auch  den  Vorzug  haben,  dafs  man  immer  mit  gleichen 
Kartotl'elmengen  würde  arbeiten  können,  während  heute  je  nach  dem 
Stärkegehalte  die  verwendeten  Kartoffelmengen  an  den  einzelnen  Tagen 
erheblich  schwanken,  wodurch  die  Controle  über  den  Kartoffelverbrauch 
sehr  erschwert  wird. 

Zu  der  schon  so  oft  erörterten  Frage:  Wie  hoch  dürfen  Üukmaischen 
sich  erwärmenl  (vgl.  1888  267  523),  liegen  wieder  zwei  Mittheilungen 
aus  der  Praxis  vor.  Hefse  in  Marzdorf  (Zeitschrift  für  Si'iritusinduslrie., 
Bd.  11  S.  287)  hält  für  die  Hauptgähruug  28,8  bis  höchstens  29,4»  für 
die  geeignetste   Temperatur:    die  Grenze    von    29,4"    dürfe   keineufalls 


Ueber  Fortscliritte  in  der  Spiritusfabrikation.  283 

überschritten  werden,  weil  unzeifelhaft  constatirt  werden  konnte,  dafs 
eine  länger  andauernde  Temperatur  von  30"  unter  allen  Umständen 
schädlich  auf  Vergährung  und  Ausbeute  einwirkte.  Zwei  Versuchsreihen 
bestätigten  diese  Beobachtungen,  wie  folgende  Zahlen  zeigen : 


Saccharometeranzeise 

vergolirene 

in  der           in  der 

Extract- 

Alkohol 

Nr. 

Temperatur 

süfsen     verfiohrenen 
Maische 

menge 
Proc. 

Pioc.      für  1  k  Stärke 

I 

29,4 

25,87          1,19 

24,68 

12,61          60,91 

II 

30,6-31,3 

26.85          1,8(; 

24,99 

12,64         59,07 

Besonders  für  die  Ausbeute  für  1^  Stärkemehl  war  also  die  höhere 
Temperatur  von  grofsem  Nachtheile.  Ob  noch  eine  weitere  Erniedri- 
gung der  Temperatur  auf  27,5",  wie  Delbrück  dieses  vorgeschlagen  hat, 
zu  em])fehlen  ist,  müssen  erst  weitere  Versuche  in  der  Praxis  zeigen. 
C.  Bennewitz  (Zeilschrifl  für  Spiritusindustrie,  Bd.  11  S.  293)  glaubt  nach 
seinen  Beobachtungen,  dafs  die  Temperatur  allein  nicht  mafsgebend  ist, 
sondern  die  Reinheit  der  Säure  im  Hefegute  von  grofsem  Einflüsse  dabei 
ist.  Er  ist  der  Ansicht,  dafs  eine  Maisehe  anstandslos  einer  Tempe- 
ratur von  30,6  bis  31,30  ausgesetzt  werden  kann,  wenn  die  Hefe  eine 
Säurebildung  bei  hohen  Tem])eraturen  durchgemacht  hat,  während  bei 
niedrigen  Säuerungstempera luren  auch  die  Temperatur  bei  der  Gähruug 
zurückgehalten  werden  mufs.  Eine  Temperatur  von  über  31,3"  wirkte 
jedoch  nachtheilig;  28,8"  wirkte  weniger  günstig.  Mit  Recht  macht 
Verfasser  darauf  aufmerksam,  dafs  bei  der  Gährungsführung  sehr  viele 
Factoren  eine  grofse  Rolle  spielen  und  dafs  es  aus  diesem  Grunde  wohl 
schwer  halten  dürfte,  für  zwei  Betriebsstätten  einen  gleichen  Mafsstab 
anzulegen. 

Auf  ein  neues  Verfahren  zur  Herstellung  von  Dünnmaisclien  für  die 
Prefshefefabrikation  macht  Sc/iohe  in  der  Allgemeinen  Zeilschrifl  für 
Spiritus-  und  Prefshefeindttstrie  ^  Bd.  9  S.  11,  aufmerksam.  Das  neue 
Steuergesetz  gestattet  auch  für  Deutschland  die  Herstellung  dünner 
Maischen  von  etwa  11"  Sacch.  zum  Zwecke  der  Prefshefefabrikation. 
Verfasser  empfiehlt  zu  diesem  Zwecke,  dem  Roggenschrote  einen  Theil 
der  Slärke  durch  Aussichten  zu  entziehen.  Hierdurch  wird  der  beab- 
sichtigte Zweck,  eine  dünnere  Maische  zu  erhalten,  erreicht,  daneben 
hat  man  andererseits  den  Vortheil,  dafs  die  Maische  nicht  ärmer,  sondern 
im  Gegeniheile  relativ  reicher  an  ProteinstofTen  wird,  was  bekanntlich 
für  die  Hefefabrikation  von  grofsem  Werthe  ist. 

Ueber  Maischlemperatur  und  Zuckerbildung  macht  Ig.  Kriesser  in  der 
Allgemeinen  Zeitschrift  für  Sidrilus-  und  Prefshefeindustrie ,  B.  9  S.  145, 
Mittheilungen,  welche  jedoch  nichts  wesentlich  Neues  enthalten.  Da- 
gegen ist  von  Interesse  eine  Beobachtung,  welche  G.  Mischke  in  Waplitz 
in  derselben  Zeitschrift  S.  173  bringt.  Derselbe  hält  nach  seinen  Beob- 
achtungen eine  Temperatur  von  70"  für  die  beste  Maischtemperatur 
und  führt  zum   Beweise  dafür  folgende  Zahlen  an: 


284  l'eber  Fortschritte  in  der  Spiritusfabiikalion. 


Temperatur  der  M 
im  Vor-      im  Giihr- 
maisch-       bottith      1 
botlich 
61,3             15 

aisclie 

höchste 
Erwärmung 

32,5 

Saccharometer 
frisch             reif 

24                1.5 

Ausbeute 
Liter      auf  1 1  Maische 

435              10,5 

61,3             15 

33,1 

•M 

i,4 

442 

10,5 

61,3             15 

32,5 

24,5 

2 

432 

10,4 

68,8            15 

33,8 

24 

0,8 

439 

10,5 

70,0            15 
72.5            15 

33,8 
30.6 

24,5 

24 

1,2 
5 

446 
380 

10.6 
9.0 

Die  Temperatur  von  70"  erscheint  nach  den  bisherigen  Anschauungen 
als  eine  sehr  hohe.  Wir  eritinern  jedoch  an  die  Beobachtungen,  welche 
Mittenzwey  in  Belgien  gemacht  hat,  wo  nnan  noch  bei  71"  gute  Resultate 
erzielt,  allerdings  nur  bei  sehr  concentrirten  Maischen  (vgl.  unser  Referat 
1887  266  427).  Da  es  sich  auch  im  vorliegenden  Falle  um  eoncentrirte 
Maisehen  von  mindestens  24"  Sacch.  handelte,  ist  die  vom  Verfasser 
gemachte  Beobachtung  wohl  erklärlieh. 

III.  Gühning  und  Hefe. 

Leber  Vergiihrung  von  Dickmaischen  theilt  Max  Letzring  in  der  Zeil- 
schrift für  Spiritnsinilustrie.1  Bd.  11  S.  104,  Erfuiiningen  mit;  derselbe 
suchte,  veranlafst  durch  die  Versuche  von  Befse  (vgl.  1888  269  324), 
die  zuckerspaltende  Kraft  der  Hefe  dadurch  zu  vermehren,  dafs  er  die 
Hefe  der  Maische,  nachdem  dieselbe  im  Vormaischbottich  auf  31,3"  ab- 
gekühlt war,  zusetzte  und  von  da  ab  langsamer  kühlte,  so  dafs  vom 
Zusetzen  der  Hefe  bis  zum  Abstellen  des  Bottichs  1*^  Stunden  ver- 
gingen. Parallelversuche  ergaben  für  dieses  Verfahren  ein  sehr  günstiges 
Resultat;  die  nach  demselben  bereiteten  Maischen  waren  immer  um 
2  Stunden  früher  angegohren,  hatten  im  Ganzen  eiue  lebhaftere  Gährung, 
gebraucliten  2  bis  3'^"'  Steigraum  weniger,  lieferten  durchschnittlich 
0,4  Proc.  Alkohol  nach  Analyse  mehr,  zeigten  aber  0,1  bis  0,3'-';  Säure 
mehr  als  die  bei  gewöhnlichem  Betriebe  bereiteten  Maischen,  bei  wel- 
chen die  Hefe  kurz  vor  Schlufs  des  Ivühlcns  zugesetzt  wurde.  In  Be- 
treff der  Bereitung  der  verwendeten  Hefe  müssen  wir  auf  das  Original 
verweisen. 

Ein  Verfahren  zur  Vergährung  von  Maischen  unter  Anwendung  von 
beweglichen  Wärm-  und  biii/ibchlangen  hat  sich  R.  Befse  in  Marzdorf 
patentircu  lassen  (D.  R.  P.  Nr.  44  372  vom  21.  Januar  1888).  Nach  dem 
Patentansprüche  ist  das  Verfahren  charakterisirt  durch:  1)  Langsames  An- 
gährenlassen  der  Maische.  2)  Beschleunigung  der  Ilauptgährung  durch 
Erwärmung  der  Maische  mittels  der  Schlangen  auf  27,5  bis  28,7". 
3)  Halten  dieser  Temperatur  durch  darauf  folgendes  Kühlen  und  4)  Be- 
wegen der  Maische  durch  Heben  und  Setiken  der  Schlangen.  Die 
Einzelheiten  seines  Verfahrens  erörtert  Verfasser  sehr  eingehend  durch 
Vorführung  von  Versuchen  und  Beobachtungen  aus  der  Praxis  in  einer 
ausführlichen  Darlegung  in  der  Zeitschrift  für  Si'iiitusindustiie.,  Bd.  11 
S.  240,  247  und  256  (vgl.  auch  1888  269  324).     Wir  niiisscn  uns  hier 


Ueber  Fortsclintle  in  dur  Spiritiisl'abrikation.  285 

darauf  beschränken,  die  Hau])tresiiltate  dieser  Versuche  mit  den  Worten 
des  Verfassers  wie  folgt  wiederzugeben:  1)  Die  Menge  der  in  einem 
Bottich  zu  verarbeitenden  KartotFehi  wird  gesteigert,  und  zwar  um 
mindestens  4,5  bis  51^  für  100'  Maischraum.  2)  Das  Stärkequantum 
kann  bis  auf  eine  Concentration  von  201^  und  darüber  für  100'  Maisch- 
raum gebracht  werden.  Die  daraus  entstehenden  Maischen  bis  28,5  Proc. 
und  mehr  am  Saccharometer  werden  anstandslos  zu  einer  guten  Ver- 
währung gebracht.  3)  Die  Verringerung  des  Steigraumes  hat  aus  be- 
sonderen Gründen  nur  etwa  ^j.  des  bisher  erforderliehen  Raumes  be- 
iragen. Der  Verringerung  bis  auf  die  Hälfte  steht  jedoch  nichts 
entgegen.  4)  Die  Vergährung  der  Bottiche  wird  allgemein  bedeutend 
gleich mäfsiger  und  dadurch  besser.  Hier  hat  die  Differenz  gegen  das 
alte  Verfahren  in  der  vergangenen  Camjjagne  0,3  Proc.  betragen.  5)  Die 
Verarbeitung  von  stark  eingedickten  Maischen,  bei  welchen  die  Wasser- 
entziehung bis  zu  einer  scheinbaren  Concentration  von  über  8  Proc. 
gebracht  ist,  unterliegt  keinen  Schwierigkeiten.  6)  Die  Ausnutzung  des 
Materiales  wird  bei  Anwendung  des  Verfahrens  eine  viel  vollständigere. 
Die  hiervon  abhängige  Steigerung  im  Ertrage  hat  in  der  vergangenen 
C'ampagne  über  '(4  Proc.  vom  Räume  betragen.  7)  Die  Folgen  des  in 
manchen  Jahren  zu  hohen  Säuregehaltes  der  Kartoffeln  werden  durch 
Anwendung  der  beweglichen  Gährbottichkühlung  fast  ganz  aufgehoben 
und  die  Ausbeute  dem  Satze  normaler  Jahre  nahe  gebracht.  8)  In 
Folge  der  genannten  Eiuzelvortheile  hat  sich  eine  Steuerersparnifs  und 
ein  Mehrerlös  für  Spiritus  in  Folge  besserer  Materialausnutzung  ergeben. 

In  der  Ztitsrhrift  für  Spiritusindustrie ^  Bd.  11  S.  293,  äufsert  sich 
Witletshnfer  ausführlich  darüber,  wie  weit  sich  die  Wirksamkeit  des  Hefse- 
schen  Patentes  erstreckt,  und  fafst  seine  Betrachtungen  dahin  zusammen, 
dafs  das  Befsesehe  Patent  sieh  nur  auf  die  Zusammenfassung  einzelner, 
gröfstentheils  bekannter  Mittel  zu  einer  neuen  Verbindung  bezieht  und 
dafs  auch  diesem  combinirten  Verfahren  nur  der  Patentschutz  gewährt 
ist,  ohne  den  Einzelnen  in  der  Benutzung  der  schon  bekannten  Theile 
des  Verfahrens  irgendwie  zu  beschränken.  Neu  und  eigenthümlich  an 
dem  Hefse'sehen  Verfahren  ist  aber,  dafs  er  es  durch  geschickte  Ver- 
bindung bekannter  Erscheinungen  erreicht  hat,  den  erforderlichen  Steig- 
raum einzuschränken  und  die  Zeit,  in  der  die  Kühlschlangen  in  Bewe- 
gung sein  müssen,  so  zu  verschieben,  dafs  die  Maschine  zu  diesem 
Zwecke  nur  innerhalb  der  gewöhnlichen  Betriebszeit  in  Anspruch  ge- 
nommen wird.  Die  hierzu  erforderliche  eigenartige  Verbindung  der 
einzelnen  Manipulationen  ist  als  seine  eigene  Erfindung  zu  betrachten 
und  ihm  daher  auch  mit  Recht  geschützt  worden. 

Die  Frage:  welche  Factoren  hauptsächlich  auf  die  Gröfse  des  Steig- 
raumes einieiiken,  erörtert  C.  Befse  in  Czerbienzin  in  der  Zeitschrift  für 
Spiritusinduslrie^  Bd.  11  S.  187.  Die  Bedeutung  dieser  Frage  ergibt  sich 
daraus,  dafs  nach  den  Erfahrungen  des  Verfassers  bis  zu  0,5  Proc.  mehr 


286  Teber  Fortsi-liritte   in  der  SpiriUisl'abrikaiioii. 

von  demselben  Mai.schraume  gezogen  werden  können,  wenn  der  iSteig- 
raum  durch  genaue  Beachtung  der  ihn  beeinflussenden  Momente  auf  em 
Geringes  beschränkt  werden  kann.  Als  Factoren,  weluhe  für  Kartoffel- 
maischen  den  Steigraum  ungünstig  beeinflussen,  führt  Verfasser  die 
folgenden  an:  1)  Hohe  Concentration  der  Maische;  die  Differenz  im 
Steigraume  bei  Maischen  von  rund  25  Proc.  gegen  solche  von  nur 
22,5  Proc.  betragt  2^"'  oder  etwa  1^;^  Proc.  2)  Die  ver.schiedeneu  Kartofl'el- 
arten;  so  verlangen  /,.  B.  Kartoffeln  mit  dicken  Schalen  und  compactem 
Zellgewebe  (Daher,  Champion)  einen  weitaus  grofseren  Steigraum  als 
solche  mit  feinen  Schalen  (Seed).  Durch  gemischtes  Verarbeiten  solcher 
verschiedene  Kartoffeln,  z.  B.  Daber'sche  mit  Seedkartoffeln,  kann  schon 
bedeutend  an  Steigraum  gespart  werdeu.  -i)  Die  mechanischen  Bei- 
mengungen, weiche  der  entweichenden  Kohlensäure  grofseren  Wider- 
stand entgegensetzen.  Dieser  Widerstand  findet  seinen  Ausdruck  in 
einem  stärkeren  Ansteigen  der  Maische  und  dem  deshalb  gröfser  zu  be- 
lassenden Steigraum.  4)  Das  schwache  Dämpfen;  schwach  gedämpfte 
Kartoffeln  erfordern  einen  grofseren  Steigraum.  Sind  die  Kartoflelu 
nicht  gar  gedämpft,  so  wird  ein  enormer  Steigraum  gebraucht,  daher 
auch  erfrorene  Kartoffeln,  welche  nie  so  gleichmäfsig  gar  gedämpft 
werden,  bekanntlich  einen  grofsen  Steigraum  verlangen.  5)  Schlechte 
Vormaischbottiche,  welche  stets  dickflüssige,  viel  Steigraum  bean- 
spruchende Maischen  erzeugen,  wahrscheinlich  in  Folge  davon,  dafs  die 
in  solchen  Maischen  im  Vergleiche  zum  Zucker  gröfsere  Menge  Dextrin 
dem  Entweichen  der  Kohlensäure  hinderlich  ist.  6)  Der  Maischer  selbst 
trägt  häufig  die  Schuld,  denn  da  man  durch  langsames,  vorsichtiges 
Maischen  auch  mit  schlechten  Vormaischbottichen  Maischen  erzeugen 
kann,  in  denen  Dextrin  und  Maltose  in  normalem  Verhältnisse  zu  ein- 
ander stehen,  so  kann  der  Maischer  selbst  den  Steigraum  günstig  oder 
ungünstig  beeinflussen.  Ebenso  verlangen  die  Maischen  bei  Verarbei- 
tung von  sehr  frischem  oder  schlechtem  Malze,  sowie  bei  zu  weit  ge- 
triebener Malzersparnifs  immer  einen  besonders  hohen  Steigraum  in 
Folge  anormaler  Zuckerbildung. 

Als  günstig  wirkende  Momente  sind  zu  nennen:  1)  Die  Anwendung 
der  Gährbottichkühlung,  welche  eine  Ersparnils  von  etwa  1  Proc.  und 
2)  das  Entschalen  der  Maische,  welches  eine  Ersparnifs  von  etwa  2  Proc. 
der  Maische  gibt.  3)  Hohe  Bottiche.  4)  Das  Zubrennen  von  Mais. 
."))  Maischen  mit  abnorm  hohem  Säuregehalte,  weil  durch  denselben  die 
Gährung  verlangsamt  wird,  ti)  Maischen,  welche  sich  im  Anfaugs- 
stadium  der  Schaumgährung  belinden:  dieselben  verlangen  nur  einen 
minimalen  Steigraum  und  liefern  auch  stets  sehr  hohen  Ertrag.  Natür- 
lich sind  hiermit  nicht  Maischen  mit  wirklich  vorhandener  Schaum- 
gährung gemeint.  Unter  Berücksichtigung  der  hier  näher  dargelegten 
Punkte  gebraucht  Verfasser  im  Grofsen  und  Ganzen  nur  einen  Steig- 
raum von  13  bis  14'^™,  entsprechend  rund  9  Proc;  nur  im  Winter,  bei 


Kleinere  Mittheilungen.  287 

erfroreneu   Kartoffeln,   mufs   eine   Steighöhe  von  16'='"  =  10,5  Proc.  ge- 
lassen werden. 

Ueber  den  Einfluß  der  Kohlensäure  auf  die  Gährung  hat  Duvin  Unter- 
suchungen angestellt  (Norddeutsche  Brauer -Zeitung^  Bd.  12  S.  1437). 
Danach  ist  jeder  Ueberschufs  an  Kohlensäure  der  Gährung  schädlich, 
so  dafs  dieselbe  in  schlecht  gelüfteten  Lokalen  binnen  12  Stunden  zum 
Stillstande  kommen  kann.  Luftzutritt  dagegen  ist  ein  gutes  Förderungs- 
mittel und  kann  man  z.  B.  bei  tiefen,  wenig  gefüllten  Bottichen  durch 
Entfernung  der  Kohlensäure  mittels  eines  Luftstromes  mangelhafte  Gäh- 
rung wieder  in  richtigen  Gang  bringen.  (Fortsetzung  folgt.j 


E.  FuUer's  Nagelwalzwerk. 

In  den  Umfangsrillen  gegensätzlich  umiaufender  Scheiben  sind  Einker- 
bungen" vorgesehen,  welche  der  Form  der  herzustellenden  Drahtnägel  ent- 
sprechen. Um  diese  Form  vollständig  und  rein  zu  erhalten,  sind  nach  dem 
Englischen  Patente  Nr.  9513  vom  17.  August  1888  zwei  solcher  Scheibenpaare 
(Fig.  16  Taf.  12)  vorgesehen,  deren  Rollenebenen  winkelrecht  stehen,  deren 
Achsenebenen  aber  etwas  versetzt  sind.  Hierdurch  wird  der  Antrieb  mittels 
Schneckenradtriebwerke  erleichtert,  die  Genauigkeit  des  Zusammenwirkens 
eines  Scheibenpaares  erhöht,  aber  auch  die  Gemeinsamkeit  des  Betriebes 
beider  Scheibenpaare  bedingt.  Der  durch  deti  Führungstrichter  /)  einlaufende 
Draht  gelangt  zuerst  zwischen  das  hoch  gelagerte  Scheibenpaar,  dann  in  das 
tiefer  liegende,  woselbst  der  vierseilig  ausgebildete  Nagel  abgetrennt  durch 
H  in  den  Sammelkasten  fällt. 

Das  höchste  Wassergefälle. 

Das  höchste  Wassergefälle,  welches  zum  mechanischen  Betriebe  dient, 
ist  nach  Annales  industrielles  vom  6.  .Januar  1889  im  Thale  Gresivaudan  bei 
Grenoble  verwendet  worden  und  treibt  daselbst  seit  dem  Jahre  1875  eine 
Turbine.  Die  Anlage  rührt  von  A.  Berges  her,  welcher  zu  derselben  durch 
gute  Erfolge  mit  einer  Turbinenanlage  für  500  IP  bei  Iß-tm  Druckhöhe  ver- 
anlafst  wurde.  Die  neue  Anlage  hat  50011  Gefälle  und  eine  verfügbare 
Wassermenge  von  annähernd  300'  in  der  Secunde.  Der  Durchmesser  der 
Turbine  beträgt  311  und  die  erzielte  Pferdekraft  rund  1500. 

Aenderung  an  Lugo's  constaDtem  galvanischen  Elemente. 

L'm  in  seinem  palentirten  constanten  Elemente  (1887  26G  Q36)  die  Ver- 
mischung der  Flüssigkeiten  durcli  die  Scheideviand  hindurch  zu  verhindern 
bezieh,  verlangsamen,  ohne  doch  die  Thätigkeit  der  Gase  zu  erschweren,  wird 
nach  D.  R.  P.  Kl.  21  Nr.  42609  vom  10.  Mai  1887;  Zusatz  zu  Nr.  39313  die 
Salzsäure  und  das  Kupferchlorid  entweder  durch  Salpetersäure  und  Kupfer- 
nitrat ersetzt,  oder  durch  Schwefelsäure  und  Kupfersulfat,  oder  durch  letzteres 
und  ein  Gemenge  aus  diesen  beiden  Säuren,  oder  durcli  Salpetersäure  und 
ICupfersulfat. 

Keiser  und  Schmldt's  selbsthätiger  Schlufszeichenapparat  für  Telephonie. 

Um  durch  das  bei  Beendigung  eines  Gespräches  eintretende  Anhängen 
des  Telephons  selbsthälig  ein  sichtbares  und  hörbares  Zeichen  (Schlufszeichen) 
nach  dem  Vermittelungsamte  zu  geben,  bringen  Keiser  und  Schmidt  in  Berlin 
(D.  R.  P.  Kl.  21  Nr.  43397  vom  29.  Juni  1887)  im  Telephongehäuse  des  Theil- 
nehmers  einen  Stromwender  an,  welcher  mit  dem  üblichen,  das  Telephon 
tragenden  ümschalthebel  so  verbunden  ist,  dafs  beim  Anhängen  des  Telephons 
während  der  Bewegung  dieses  Hebels  ein  Polwechsel  der  Anrufbatterie  statt- 


288  Kleinere  Mittheilungen. 

liiidet,  während  nach  beendeter  Bewegung  diese  Batterie  wieder  zum  Anrufe 
benutzt  werden  kann.  Der  in  Folge  des  Polwcclisel?  nach  dem  Schlufszeichen- 
apparate  gesendete  Strom  %'on  entgegengesetzter  Richliiiig  bewirkt  das  hörbare 
Abschnellen  eines  auf  den  Polen  eines  polarisirten  Elektromagnetes  liegenden 
Ankers  und  damit  das  dem  Ohre  deutlich  vernehmbare  Heben  eines  mit  diesem 
Anker  verbundenen  Schiebers,  welcher  einen  in  der  Vorderwand  des  Apparates 
befindlichen  Ausschnitt  anders  gefärbt  erscheinen  läl'sl  und  hierdurch  auch 
ein  sichtbares  Zeichen  von  der  Beendigung  des  Gespräches  gibt. 

Döhring's  elektrischer  Wäehter-Controlapparat. 

Der  von  dem  Leipziger  Branddirektor  W.  Döhring  entworfene  und  von 
der  Elektrotechnischen  Anstalt  von  C.  G.  Hoffmann  in  Leipzig  (Pleifsenstr.  5) 
ausgeführte  Wächter-Control-  und  lleldeapparat  enthält  in  der  Centralstelle  in 
einem  Kasten  aus  polirtem  Holze  mit  pultförraig  schrägem  Glasdeckel  ein 
wagerecht  liegendes  ZitTerblatt,  welches  von  einem  unterhalb  desselben  an- 
gebrachten Uhrwerke  bewegt  wird,  während  ein  stillstehender  Zeiger  die 
genaue  Zeit  angibt.  Aufserhalb  des  Zahlenkreises  ist  auf  der  ZilTernscheibe 
ein  freier  Raum  gelassen,  der  mit  einer  Eintheilung  von  10  zu  10  Minuten 
versehen  ist  und  zum  Aufdrucken  von  Buchstaben  dient.  Die  Typen  dazu 
sind  auf  der  Mantellläclie  eines  Typenrades  angebracht,  das  durch  ein  zweites 
Uhrwerk  in  Umdrehung  versetzt  werden  kann,  unter  Mitwirkung  von  elek- 
trischen Strömen,  welche  von  den  einzelnen  Controlstellen  aus  entsendet 
werden. 

An  den  Controlstationen  sind  dazu  verschlossene  gufseiserne  Kästchen 
aufgestellt,  welche  vom  Wächter  zu  der  vorgeschriebenen  Zeit  zu  öffnen  sind. 
Im  Inneren  der  Kästchen  befindet  sich  eine  Kurbel.  Durch  das  Herumdrehen 
der  Kurbel  wird  ein  Laufwerk  aufgezogen ,  welches  beim  Ablaufen  mittels 
eines  Contactrades  den  Stromkreis  unterbricht  und  schliefst.  Hierdurch  wird 
in  der  Centralstelle  der  Typendruckapparat  des  Controlapparates  in  Bewegung 
gesetzt,  dabei  zugleich  die  Typen  mit  Farbe  gespeist  und  schliefslich  der  dem 
betreifenden  Controlpunkte  entsprechende  Buchstabe  auf  der  Zeitscheilie  auf- 
gedruckt, genau  an  der  Stelle,  auf  welche  zur  Zeit  der  Zeiger  weist. 

Wählt  man  die  Reihenfolge  der  Buchstaben  nach  einem  bestimmten 
Worte,  so  dafs  sie  der  Anzahl  der  Controlstationen  entsprechen,  so  wird  die 
Controle  dadurch  erleichtert,  weil  ein  fehlender  oder  in  unrichtiger  Reihen- 
folge stehender  Buchstabe  dann  sofort  den  vom  Wächter  begangenen  Fehler 
erkennen  läfst. 

Wenn  die  Controle  zur  rechten  Zeit  nicht  erfolgt,  schlägt  der  Apparat 
selbsthätig  Lärm,  um  den  Geschäftsinhaber,  Inspector  u.  s.  w.  aufmerksam  zu 
machen  oder  den  Wächter  an  seine  Ptlicht  zu  erinnern.  Der  Lärmapparat 
kann  derartig  eingerichtet  werden,  dafs  er  in  beliebiger  Zeit  nach  dem  ab- 
gelaufenen Controltermine  die  Versäumnifs  meldet,  wie  er  auch  jederzeit  ganz 
ausgeschaltet  werden  kann. 

Aufser  der  Kurbel  sind  in  den  Kästchen  noch  ein  oder  mehrere  Druck- 
knöpfe angebracht,  z.B.  drei  mit  den  Aufschriften  „Feuer",  „Arzt"  und  „Polizei". 
Wird  einer  derselben  niedergedrückt,  so  erscheint  auf  der  Zeitscheibe  unter 
Ertönen  der  Lärmglocke  noch  der  Buchstabe  F,  A  oder  P,  je  nachdem  man 
Hilfe  durch  Feuerwehr,  Arzt  oder  Polizei  verlangt.    i^Mühle] 


Verlag  der  J.  U.  Cotta'schen  Ruchhandlung  in  Stuttgart. 
Druck  von  GehrOder   Kröner  in  Stuttgart 


Gad,  Neuerungen  in  der  Tiefbohrtechnik.  289 

Neuerungen  in  der  Tiefbohrtechnik;  von  E.  Gad 
in  Darmstadt. 

Mit  Abbilduiigen  aiil  Tafel  14. 

Auf  der  im  September  1888  in  Wien  abgehaltenen  Bohrtechniker- 
versamnilung  war  wohl  eine  der  wichtigsten  zur  Besprechung  gelangten 
Fragen,  die  nach  der  für  das  galizische  Oelgeiände  geeignetsten  Bohr- 
niethode.  Zunächst  erhielt  die  Ablehnung  der  Diamantbohrung  all- 
gemeine Zustimmung,  weil  das  im  Ganzen  milde  Gebirge  diese  be- 
sondere Kraftleistung  nicht  verlaugt,  und  die  wirthsehaftliche  Lage  der 
Hohrunternehmer  die  Vermeidung  der  mit  derselben  verbundeuen  Mehr- 
k>jsteu  erheischt.  Zur  engeren  Wahl  blieb  das  kanadische  Bohrverfahren 
einerseits,  das  Fauck'sche  Freifall-Bohrsystem  andererseits.  Als  Er- 
gebnifs  der  Besprechungen  läfst  .sich  feststellen,  dafs  die  kanadische 
Methode  bis  zu  300™  Tiefe  ihre  Schuldigkeit  im  milden  Gebirge  durch- 
aus thut,  dafs  aber  für  gröfsere  Tiefen,  und  bei  härterem  Gesteine,  das 
Fawcft'sche  Sj'stem  eine  entschiedene  üeberlegenheit  gewinnt,  ohne 
iudefs  im  Wirkungsbereiche  des  kanadischen  Verfahrens  irgendwie  gegen 
dasselbe  zurückzustehen.  Wohlbemerkt  ist  dabei  die  Verwendung  des 
neuesten  Bohrgeräthes  von  Fauck  zu  verstehen,  wie  es  von  der  Firma 
EfL  Basenörl  in  Wien  vollständig  mit  allen  Verbesserungen  angefertigt 
wird.  Das  Geschäftsprogramm  von  1889  dieser  Fabrik  gibt  über  alle 
Einzeluheiten  der  Vorrichtungen,  sowie  über  deren  Beschaffungskosten 
genauen  Aufschlufs.     Die  Hauptsachen  sind  folgende: 

Bohrmeifiel  (Fig.  1  und  2)  werden  in  genau  abgepafsten  Nummern 
von  61  bis  680™"  Schueidebreite  aus  bestem,  zähen  und  gut  härtbaren 
Gufsstahle  genau  nach  der  Form  geschmiedet.  Die  Seitenschneiden 
siud  nach  der  Kreislinie  des  Bohrloches  gekrümmt.  Der  starke  Bund  o 
dient  einem  bequemen  Unterfassen  bei  etwaigen  Meifselbrüchen.  Die 
Verbindung  des  Meifsels  mit  dem  oberen  Theile  des  Abfallstuckes  findet 
mittels  des  patentirten  Doppelkeilverschlusses  b  statt.  Die  an  Bund  und 
Hülsen  angebrachten  Marken  müssen  über  einander  gestellt  werden,  und 
lassen  sich  danu  allein  die  beiden  kleinen  zugehörigen  Keile  eintreiben, 
was  am  besten  wechselseitig  durch  kupferne  Hämmer  erfolgt,  bis  das 
volle  Aufliegen  Bund  gegen  Bund  erreicht  ist.  Das  Lösen  der  Verbin- 
dung geschieht  sehr  rasch  mittels  eigener  Nasenkeile,  welche  iu  die 
sogen.  Auskeillöcher  a  (Fig.  3)  eingetrieben  werden. 

Die  Bohrstange  (Fig.  8)  hat  den  Zweck,  das  Gewicht  des  Abfall- 
stückes zu  erhöhen  und  so  die  Wirkung  des  Aufschlages  zu  verstärken. 
Die  Herstellung  geschieht  iu  genau  zu  dem  sonstigen  Bohrgeräthe  ab- 
gepafsten Nummern  aus  weichem,  zähem  Bessemerstahle  oder  Schmiede- 
eisen.    Zur  Verbindung  dient  der  Doppelkeilverschlufs. 

Der  Nacknahmebohrer  (Fig.  4,  5  und  6)  wird  unter  Umständen 
zwischen  Meifsel  und  Bohrstange  eingefügt,  falls  eine  Erweiterung  des 

Oingler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  7.  188S;I.  19 


290  Gad>  Neuerungen  in  tier  Tiefbohrtechnik. 

Bohrloches,  z.  B.  zur  Erleichterung  der  Verrohrung,  geschehen  soll. 
Der  Körper  ist  aus  bestem  Feinkorneisen  geschmiedet,  trägt  oben  einen 
Zapfen  a,  unten  eine  Hülse  b.  beides  ftir  Doppelkeils^chlofs-Verbinduno, 
wahrend  in  der  Mitte  zwei  Schneidebacken  c  aus  Frima-Tiegelgufsstahl 
angebracht  sind,  welche  leicht  mit  anderen  Griilseu  auszuwechseln  gehen. 
Die  Druckvorrichtuug  zum  Festhalten  der  Schneidebacken  liegt  geschützt 
im  Inneren  des  A|)parates  und  ist  aus  Fig.  6  erbicbtlich.  Zum  Ein- 
lassen in  das  Bohrloch  werden  die  Schneidebacken  mit  einem  Drahte  d 
(Fig.  5),  der  über  die  Meifselschneide  führt,  zusammen  gebunden.  Beim 
Aufschlagen  auf  die  Bohi-sohle  zerreifst  der  Meifsel  den  Draht,  und  die 
Schneiden  treten  unter  der  Verrohrung  aus  einander. 

Das  Freifatl-Instrument  (Fig.  7)  ist  ein  verbessertes  Fabian  sches  Frei- 
fallstück. Das  schmiedeeiserne  Abfallstück  a  wird  mit  der  Hülse  fc,  in 
derem  ausgebohrten  Inneren  es  seine  Führung  findet,  durch  den  sogen. 
Fangkeil  c  verbunden,  welcher  in  den  beiden  diametral  gegenüber- 
stehenden Längsschlitzen  d  der  Hülse  auf  und  nieder  gleitet.  Fest- 
gehalten ist  dieser  Fangkeil  c  (Fig.  8)  durch  einen  zweiten  darunter 
liegenden  Keil  Cj,  welcher  seinerseits  durch  einen  eingetriebenen  conischen 
Stift  f2  befestigt  wird.  Durch  ein  eigens  hierfür  in  die  Hülse  gebohrtes 
Loch  wird  dieser  Stift  eingebracht  und  durch  die  Hülse  selbst  am 
Herausfallen  verhindert.  Am  unteren  Ende  besitzt  das  Abfallstück  Bund  e 
und  Zapfen  f  zum  Ansehlufs  an  die  Bohrstange  mittels  des  Doppelkeil- 
verschlusses, sowie  einen  Fangbund  g  zum  Erfassen  im  Falle  einge- 
tretenen Bruches. 

Die  Hülse,  aus  allerbestem  Feinkorneisen  und  aufserordentlich  stark 
im  Fleische  ausgeschmiedet,  besitzt  oben  Schraubenzapfen  h  und  Bund  i 
zur  Verschraubung  mit  dem  Gestänge  mittels  eines  Verbindungs-Mutter- 
stückes.  Die  Schlitze  d  sind  oben  zu  Keilsitzen  k  erweitert,  deren  Sitz- 
flächen als  wesentliche  Neuerung  durch  eingelegte  und  auswechselbare 
Stahlsegmente  /  (auch  Fig.  9)  gebildet  sind.  Unten  erweitern  sich  die 
Schlitze,  ebenfalls  in  verbesserter  Weise,  zum  sogen.  Sicherheitsschlols  m. 
Beim  Einlassen  des  Bohrzeuges  in  das  Bohrloch  ruht  der  Fangkeil  in 
diesem  Siclierheitsschlosse  und  stufst  beim  etwaigen  Aufsitzen  des 
Meifsels  unterwegs  an  die  obere  Auskehlung  an,  wodurch  verhindert 
wird,  dafs  sich  das  Abfallstück  auf  den  Keilsitzen  oben  fangt  und  dann 
bei  plötzlichem  Abfalle  Schaden  anrichtet. 

Der  selbst/tätige  Freifaltbolirer  (Fig.  10)  ist  besonders  für  Durchmesser 
von  300  bis  1000""  und  Bohrtiefen  über  300'"  bestimmt.  Dieses  In- 
strument besieht  aus  Meilsel  a,  Nachnahmebohrer  und  Schwerstange  in 
einem  Stücke  6,  Freifall-Instrumcnt  c  und  Rahmen  </.  Das  Freifall- 
Instrument  hat  statt  eines  festen  Fangkeiles  deren  ziit'i,  von  denen  der 
untere  f  zur  Führung  und  zum  Einhängen  in  das  Sicherheilsi^chlols  be- 
stimmt und  unbeweglich  ist,  während  der  obere  j,  der  eigentliche  Fang- 
keil, ein  in  Stahllagern  drehbarer  Flügelkeil  ist.     Das  Fangen  des  Ab- 


Gad,  Neuerungen  in  der  Tiefbohrtechnik.  291 

fallstückes  iindet  in  der  bekauuten  Weise  statt,  das  selbsthätige  Abwerfen 
dagegen  durch  den  Druck  der  schiefen  unteren  Fläche  der  Schiene  h 
gegen  den  Fangkeil.  Die  obere  Fortsetzung  der  Hülse  des  Freifall- 
Instrumentes  bildet  eine  längere  Stange  i  von  quadratischem  Quer- 
schnitte, die  in  dem  Oberstiieke  d^  des  Rahmens  ihre  Führung  hudet, 
denselben  auch  beim  Umsetzen  mitnimmt  und  oben  die  Schraube  k  zur 
Verbindung  mit  dem  Gestänge  trägt.  Während  der  Abfall  statttindet, 
hebt  das  Instrument  den  Rahmen,  welcher  aus  4  Rundeisenstangen  e 
und  den  Verbindungsstücken  d  und  d^  besteht,  etwas  in  die  Höhe,  wäh- 
rend welcher  Zeit  das  Umsetzen  erfolgt. 

Das  Bohrgestänge  (Fig.  11)  setzt  sich  aus  Quadrateisenstäben  von 
5°'  Länge  zusammen,  die  aus  bestem  Schmiedeeisen  gefertigt  sind.  Die 
Verbindung  der  Stücke  findet  durch  stark  conische  Gewindezapfen  a 
und  gleiche  Mutterschrauben  b  statt,  wobei  bekanntlich  im  Vergleiche 
zu  cylindrischen  Verschraubungen  erheblich  an  Zeit  gespart  wird.  Unter- 
halb des  Gewindezapfens  dient  der  obere  Bund  c  für  den  Aufzugs- 
kloben (Gestängestuhl),  der  untere  Bund  d  für  das  Untergreifen  der 
Gabel  (Schlüssel).  Die  Seitenlänge  von  20°""  reicht  völlig  aus,  um 
selbst  auf  bedeutenden  Tiefen  Festigkeit  zu  gewähren  und  Prellung, 
sowie  Umsetzung  auf  das  Freifall-Instrument  zu  übertragen.  Ueberall 
dort,  wo  das  Gestänge  mit  Kloben  oder  Gabel  angefafst  werden  mufs, 
ist  sein  Querschnitt  verstärkt.  Für  ausnahmsweise  Tiefen  ist  ein  Ge- 
stänge von  23"™  Seitenlänge  des  Querschnittes  zu  wählen. 

Die  ßührtransmission  (Fig.  12  und  13)  ist  nach  folgenden  Gesichts- 
punkten angeordnet: 

1)  Gute  Sehwengelprellung  als  Hauptbedingung  für  rationelle  Frei- 
fallbohrung. 

2)  Möglichst  hoher  Hub,  von  1  bis  1",5,  ohne  Verwendung  von 
Bohreylindern.  • 

3)  Hohe  Lage  des  Schwengelkopfes,  um  den  Bohrschacht  entbehr- 
lich zu  machen. 

4)  Rücklegbarer  Schwengel  köpf,  ohne  Rückbewegung  des  ganzen 
Schwengels. 

5)  Anordnung  der  Theile  so,  dafs  alle  Bohrarbeiten  (Bohren,  Ein- 
lassen, Ausziehen,  Löffeln)  nach  einander  durch  den  Bohrmeister  von 
einem  bequemen  Standpunkte  aus  bewirkt  werden  können. 

6)  Verwendung  einer  einfachen  Dampfmaschine,  ohne  Umsteuerung, 
für  alle  Verrichtungen. 

Diesen  Ansprüchen  ist  durch  folgende  Anordnungen  genügt: 
Die  Riemenscheibe  a  empfängt  die  Bewegung  von  der  Dampf- 
maschine und  erhält  die  Hauptwelle  6,  auf  der  sie  aufgekeilt  ist,  in  fort- 
währender Umdrehung  in  der  angedeuteten  Richtung.  Von  dieser  Welle 
wird  durch  Anziehen  der  verschiedenen  Handhebel  die  Kraft  entweder 
zum  Bohren,  oder  zum  Aufholen,  Einlassen  und  Lötfein  entnommen. 


292  Gad,  Neuerungen  in  der  Tief bohrtechnik. 

Soll  gebohrt  werden,  so  wird  mittels  Handhebels  das  auf  der  Welle 
inittel-s  Nuth  und  Feder  verschiebbare  Zahnrad  c  zum  EingrifTe  mit 
dem  Holzkämme  tragenden  Rade  d  gebracht.  Das  letzlere  dient  zu- 
gleich als  Kurbelscheibe  und  hat  vier  in  versciiiedenen  Abständen 
von  der  Achse  betiudliche  Löcher,  so  dafs  der  Hui)  des  Bolirschwengel> 
je  nach  Belieben  von  1  bis  0°',5  verändert  werden  kann.  Die  Ueber- 
tragung  auf  den  Schwengel  e  (Fig.  12)  geschiebt  durch  die  eiserne 
Pleuelstange  f  (Fig.  12),  deren  Angriffspunkt  an  demselben  jedoch  nicht 
starr  ist,  sondern  durch  ein  in  einem  Rahmen  g  (Fig.  12)  verschieb- 
bares Lager  gebildet  wird.  Der  Schwengel  besteht  aus  zwei  starken 
zusammengefügten  J-Eiseu,  welche,  da  keine  Zurückschiebung  nöthig 
ist  bei  h  (Fig.  12)  fest  gelagert  sind.  Durch  ein  am  rückwärtigen 
Theile  des  Schwengels  aufgebrachtes  und  beliebig  verschiebbares  Gegen- 
o-ewicht  i  nun  wird  das  Bohrzeug  nicht  allein  abbalancirt,  sondern  durch 
das  überwuchtende  Gegengewicht  selbst  in  die  Höhe  gedrückt  und  be- 
wirkt, dafs  das  Schwanzende  des  Schwengels  mit  Gewalt  auf  den 
Prellstock  k  schlägt,  wodurch  die  wirksame  Prellung  erfolgt.  In  die- 
sem Augenblicke  jedoch  hat  die  Pleuelstange  noch  nicht  den  tiefsten 
Punkt  erreicht,  sondern  macht,  Dank  dem  beweglichen  Lager,  noch 
einen  kleinen  todten  Gang,  wodurch  eben  vermieden  wird,  dafs  sich 
die  Erschütterung  der  Prellung  auf  die  Pleuelstange  und  weiterhin  fort- 
pflanzt. Die  über  den  Schwengelkopf  l  gelegte  Bohrkette  m  (Fig.  12)  ist 
auf  der  Trommel  n  (Fig.  13)  befestigt  und  kann  mittels  der  aus  Wurm- 
rad o  und  Schnecke  /)  (Fig.  13)  bestehenden  selbstsperrenden  Nach- 
lafsvorrichtung  durch  Umdrehung  des  Handrades  g  während  des  Bohrens 
allmählich  nachgelassen  werden.  Die  Kreissegmentlbrm  des  Schwengel- 
kopfes bewirkt,  dafs  die  Bohrkette  stets  genau  in  der  Mitte  des  Bohr- 
loches verbleibt.  Soll  dasselbe  für  die  Nebenarbeiten  frei  gemacht 
werden,  so  ist  der  Bolzen  r  herauszöziehen,  das  Kreissegment  einfach 
zurückzulegen,  und  dann  der  Bolzen  wieder  vorzustecken. 

Um  aufzuholen  wird  mittels  des  Förderhebels  die  lose  auf  der 
Hauptwelie  b  sitzende  Hülse  s  (Fig.  13),  auf  der  das  Zahnrad  t  und 
die  mit  dem  Frictionscouus  versehene  Bremse  «  aufgekeilt  sind,  gegen 
die  fest  auf  der  Achse  sitzende  Frictionshülse  v  angedrückt,  und  da- 
durch die  Förderseiltrommel  xo  in  dem  Sinne  des  Pfeiles  bewegt.  Er- 
fahrungsmäfsig  werden  damit  2  Stück  Gestänge,  d.  h.  der  gewöhnliche 
Stangenzug  von  lOi»  Länge,  in  10  bis  20  Secunden  gezogen. 

Um  das  Bohrzeug  einzulassen  wird  der  Kückgangshebel  angezogen. 
Derselbe  hebt  das  bewegliche  Lager  x  (Fig.  12)  der  kurzen  Welle  g 
(Fig.  12),  die  das  mit  dem  grofsen  Zahnrade  z  in  Eingriff  belindliche 
Zahnrad  t  (Fig.  13)  und  das  Keilrad  u  (Fig.  13)  trägt,  wodurch  letz- 
teres an  die  Keilrillen  der  Frictionshülse  v  (Fig.  lo)  angedrückt  und 
die  Fördertrommel  w  entgegengesetzt  dem  Sinne  des  Pfeiles  bewegt 
wird.     Das    Einlassen    geschieht    mit    noch    gröfserer    Geschwindigkeit 


Gad,  lieuerungen  in  der  Tiefbohrtechnik.  293 

als  das  Aufholen,  und  kann  das  Bohrzeug  durch  die  Bremse  a,  (Fig.  13) 
jeden  Augenblick  abgebremst  werden. 

Die  Bewegung  der  Löjjehvillrommcl  b^  endlieh  erfolgt  durch  Nieder- 
drücken des  LöflTelhebels,  wodurch  das  mit  dem  Hebel  c,  (Fig.  12) 
verbundene  bewegliehe  Lager  d^  (Fig.  13)  der  Löffeltrommelwelle  ge- 
senkt und  Keilrad  e^  gegen  das  auf  der  Hauptwelle  sitzende  Keilrad  f^ 
(Fig.  18)  gedrückt  wird.  Beim  Einlassen  des  Schlammlöffels,  sowie 
heim  Spiel  desselben,  dient  diese  Friction  zugleich  als  Bremse. 

Die  ßohrtransmission  wird  in  drei  Gröfsen,  und  zwar  für  Tiefen 
bis  300'",  für  solche  von  300  bis  600",  und  von  500  bis  1000"»  vor- 
räthig  gehalten.  Eine  vollständige  Bohrvorrichtung  mit  Bohrzeug  und 
Dampfmaschine,  jedoch  ohne  Bohrthurm,  mittlerer  Gröfse,  stellt  sich 
auf  rund  12000  M. 

Für  Bohrtiefen  bis  300"  kann  die  Bohrung  mit  Handbetrieb  vor 
sich  gehen.  Zum  Abbohren  von  etwa  200"'  hat  Fauck  eine  vereinfachte 
transportable  Handbohrungseinrichtung  mit  l'n,25  Schwengelhub  und 
mit  einem  beweglichen  Bohrgerüste  anstatt  eines  Bohrthurmes  construirt, 
welches  alles  in  allem  etwa  4500  M.  kostet. 

In  Verbindung  mit  dem  Fauc/t'schen  Bohrsysteme  wird  die  Ver- 
rohrung mit  patentgeschweifsten  Bohrröhren  in  ganz  zu  Tage  reichen- 
den Röhrentouren  vorausgesetzt.  Die  überflüssige  Verrohrung  soll  nach 
Beendigung  der  Bohrarbeit  entfernt  werden,  sei  es,  um  nur  die  doppelte 
Verrohrung  zu  beseitigen,  sei  es,  um  durch  Abschneiden  der  Röhren 
an  standfesten  Schichten  gewissermafsen  eine  verlorene  Verrohrung 
herzustellen. 

Dazu  dient  das  Fauck'sahe.  Uohrabsclineid-Instruinent  (Fig.  14).  Der 
sehneidende  Theil  ist  das  Stahlrad  a,  welches  mittels  eines  Stahlbolzens, 
um  den  es  leicht  drehbar  ist,  in  dem  Schiebergleitstücke  b  befestigt  ist. 
Dieses  findet  im  Körper  des  Unterstückes  c  seine  Führung.  Drei  starke 
Bolzen  d  verbinden  dieses  Unterstück  unverrückbar  mit  dem  Ober- 
stücke e.  An  das  Gewinde  f  des  Oberstückes  wird  ein  Röhrengestänge 
(gewöhnliche  Gas-  oder  Brunnenröhren)  geschraubt,  mittels  dessen  das 
Instrument  eine  fortdauernde  Umdrehung  erhalt.  Ein  Zuggestänge  (ge- 
wöhnliche Rundeisenstangen)  reicht  im  Anschlüsse  an  die  Stange  g 
durch  das  Röhrengestänge  zu  Tage  und  dient  dazu,  den  Keil  h  von 
Zeit  zu  Zeit  hochzuziehen  und  dadurch  das  Gleitstück  mit  dem  Stahl- 
rade vorzuschieben.  Das  Hochziehen  geschieht  durch  Drehung  eines 
Schlüssels  an  dem  am  oberen  Ende  des  Zuggestänges  angeschweifsten 
Stücke  mit  Flachgewinde.  Wenn  der  Vorschub  des  Gleitstückes  nicht 
mehr  ausreicht,  werden  zur  weiteren  Verstärkung  des  Umfanges  des 
Unterkörpers  dem  Gleitstücke  gegenüber  die  Stahlsegmente  i  mit  zwei 
Druckwalzen  k  aufgeschraubt.  Zum  Auseinandernehmen  des  Instru- 
mentes mufs  die  Schraube  /  etwas  gelüftet  werden. 

Dafs  das  FaucÄ'sche  Bohrsystem  ein  für  die  Verhältnisse  der  gali- 


294  (5ad,  Neuerungen  in  der  Tiefbohrtechuik. 

zischen  üelfelder  durchaus  geeignetes  ist,  geht  au«  den  100  und  mehr 
Bohrungen  hervor,  die  in  den  letzten  3  Jahren  daselbst  bereits  nacli 
demselben  ausgeführt  sind.  Vor  allen  Dingen  mids  die  verhältnil's- 
mälsige  Billigkeit  der  Arbeit,  trotz,  oder  vielleicht  gerade  wegen  der 
Verwendung  nur  des  trett'lichsfen  Materials  für  alles  Geräth  hervor- 
gehoben werden.  Es  ist  die  weitere  Verbreitung  die.ses  Apparates  in 
allen   den   galizischen  Formationen   ähnlichen  Geländen   zu   empfehlen. 

Nächst  den  grofsen  Fauc/c'scheu  Tiefbohreiurichtungen  sind  von 
neueren  Erzeugnissen  der  Batenörrschen  Fabrik  noch  besonders  zwei 
kleinere  Apparate  zu  erwähnen. 

Der  eine  ist  eine  neue  Wasserspül-Bohrvorrichtung  nach  Faui-elle, 
für  Tiefen  bis  200™  und  Durchmesser  von  10  bis  18'^'".  Der  zweite 
besteht  aus  einem  transportablen  Bohrtriangel  von  Eisenröhren  für 
kleine  Spül-  und  Trockenbohrungen.  Zwei  von  den  Füfsen  werden 
unten  durch  eine  feste  Spreizstange,  oben  an  der  Spitze,  mit  dazwischen 
gelegtem  Haspel,  zu  einem  starren  Dreieck  vereint,  während  der  dritte 
Fufs  in  einem  Charnier  gegen  die  beiden  anderen  drehbar  bleibt. 

öeber  eine  interessante  Verwendung  der  Bohrung  zum  Einbau  von 
Pfählen  berichtete  Ingenieur  Herr  Beta  ZsigiiHindij^  wie  er  sie  selbst 
beim  Donau-Brückenbau  bei  Krems  ausgeführt  hatte.  An  der  Stelle  des 
dritten  Pfeilers  war  man  auf  ein  Felsbett  von  Gneil's  gestofsen,  woselbst 
der  Strom  mit  3'"  Geschwindigkeit  die  Rammarbeit  vom  schwimmen- 
den Gerüste  sehr  ersehwert  haben  würde.  Mit  einem  Blechrohre  von 
40'^"  lichten  Durchmesser  als  Bohrtäucher  durchfuhr  man  das  Gerolle 
und  den  Donauschotter.  Dann  wurde  mit  einem  Flügelmeifsel  die  Bohr- 
sohle geebnet  und  womöglich  noch  20  bis  30"'  tiefer  abgebohrt,  unter 
Einführung  eines  engeren  Rohres  von  35'^^'"  lichter  Weite  zur  Absperrung 
von  Sand  und  Schotter.  Darauf  fand  ganz  regelrechte  Tieftiohrung 
von  1  bis  1"',5  mit  Handschwengel  und  Freifall  stall,  wobei  ein  be- 
sonders construirter  Handbagger  den  gewöhnlichen  Hchlainmlöflel  ver- 
trat. Nach  Erreichung  der  wünschenswerthen  Tiefe  führte  man  die 
Pfeiler  durch  die  Bohrröhren  ein  und  legte  sie  mit  grobkörnigem  Donau- 
kies fest,  worauf  das  Herausziehen  der  Röhren  behufs  weiterer  Ver- 
wendung erfolgte.  Auf  diese  Weise  waren  damals  schon  52  von  den 
erforderlichen  72  Pfeilern  eingebracht  worden. 

Von  den  Fragen,  welche  die  Bohrtechniker-Versammlung  weiler- 
hin  beschäftigten,  waren  besonders  noch  zwei  von  hervorragender  Be- 
deutung. 

Die  erste  betraf  die  etwaige  Anwendung  von  Torpedos  zum  Er- 
giebigmachen stiller  üelbrunnen.  Anbetracht  der  Thatsache,  dafs  in 
der  Peunsylvanischen  üelregion  das  Torpediren  der  Oelbrunnen  die 
Regel  ist,  mufs  es  auffallen,  dafs  in  den  mitteleuropäischen  Oelfeldern, 
wo  oft  die  Verhältnisse  den  amerikanischen  gleichen,  dieses  alt  er|)robte 
Hilfsmittel    noch    keinen    rechten    Eingang    gefunden    hat.     Ein    mafs- 


Gad,  Neuerungen  in  der  Tiefbohrtechnik.  295 

gebender  Versuch  ist  neuerdings  gemacht.  Herr  Fauck  hat  am  26.  Sep- 
tember 1888  auf  dem  Fauck-  und  Z)i>ner'schen  Werke  in  Polana  durch 
den  Sprengtechniker  Herrn  Tirmann  von  der  Aktiengesellschaft  Dynamit 
iSobet  eine  Versuchssprengung  ausführen  lassen.  Das  betreßende  Bohr- 
ioch,  Nr.  18,  war  320°!  tief,  bis  207"  mit  IScm-Röhren  verrohrt,  welche 
bei  17"  vom  Tagkranze  begannen.  Bei  270"  Teufe  war  ursprünglich 
der  gröfste  Oelzuflufs  von  10  Fafs  im  Tage  gewesen,  nachträglich  aber 
auf  2  bis  3  Fafs  im  Tage  herabgesunken.  An  dieser  Stelle,  über 
welcher  noch  120"  Wasser  stand,  wurde  die  Sprengung  angesetzt. 
Der  Versuchstorpedo  enthielt  bO^  Dynamit  Nr.  1.  Die  Zündung  ge- 
schah elektrisch.  Die  Wirkung  war,  dafs  die  tägliche  Ausbeute  von 
2  auf  30  Fafs  stieg.  Wir  wollen  hoffen,  dafs  dieser  schöne  Erfolg  für 
Europa  gleich  Epoche  machend  wirkt,  wie  das  wirksame  Ansprengen 
der  „Woodin  Well"  1866167  durch  den  amerikanischen  Colouel  Roberts 
dazumal  für  die  Pennsylvanier. 

Bei  der  zweiten  Frage  springt  der  materielle  Vortheil  nicht  gleich 
so  in  die  Augen.  Es  handelt  sich  dabei  um  den  Wunsch,  über  die 
auszuführenden  Bohrungen  recht  genaue  Bohrregister,  Profilaufnahmen 
und  dergleichen  Nachrichten  zu  erhalten,  welche  es  der  Wissenschaft 
besser  als  bisher  ermöglichen,  der  Praxis  in  die  Hand  zu  arbeiten.  Mit 
der  Zeit  würde  sich  eine  bessere  Gepflogenheit  hierin ,  gerade  für  die 
Herren  Praktiker,  gut  bezahlt  machen. 

Wir  verlassen  nunmehr  die  HI.  Bohrtechniker-Versammlung,  welche 
2u  Pfingsten,  den  9.  Juni  1889,  in  Budapest  in  der  IV.  eine  Nachfolgerin 
erhalten  soll. 

Wenn  es  sich  bei  den  besprochenen  Einrichtungen  von  Fauck  um 
Geräthschaften  handelt,  welche  ihre  Existenzberechtigung  bereits  er- 
stritten haben,  kommen  wir  jetzt  zu  einer  Erfindung,  welche  ihre  Sporen 
erst  verdienen  soll.  Es  ist  dies  ein  selbsthätiger  Tiefbohrapparat  für 
Kurbelbetrieb  und  Wasserspülung,  erfunden  von  Herrn  Em.  Przibilla  in 
Köln  a.  Rh.  und  in  allen  industriellen  Staaten  patentirt. 

Der  Schwerpunkt  der  ganzen  Einrichtung  liegt  durchaus  in  dem 
y,Bohrautomaten'-\  wie  der  Erfinder  die  in  Fig.  15  bis  24  dargestellten 
Theile  nennt,  und  welche  in  10  Nummern  für  Rohre  von  83  bis  305"" 
lichter  Weite  hergestellt  werden  sollen. 

Der  an  das  hohle  Bohrgestänge  angeschraubte  Kopf  a  bildet  mit 
der  Stange  Oj  zusammen  ein  solides  massives  Stück,  und  gleitet  letzteres 
in  der  Hülse  b  auf  und  nieder.  Zwischen  den  Kopf  o  und  die  Hülse  6 
ist  eine  Feder  d  eingelegt.  In  der  Stange  oj  ist  ein  Keil  c  befestigt, 
welcher  sich  mit  derselben  in  zwei  Schlitzen  e  der  Hülse  b  bewegt. 

Der  Keil  c  ist  an  seineu  unteren  Flächen  abgeschrägt  und  tritt 
durch  die  Wirkung  der  entsprechend  abgeschrägten  unteren  Endflächen 
der  Schlitze  e  bei  seiner  tiefsten  Stellung  in  die  seitlichen  Ausspa- 
rungen e,  der  Schlitze  ein.    Aufserdem  bewegt  sich  der  Keil  c  mit  seinen 


296  Oad,  Neuerungen  in  der  Tiefbolirtechnik. 

beiden  über  den  Umfang  der  Hülse  b  hinausreichendeii  Enden  noch  in 
zwei  ferneren  Ausschnitten  /  eines  über  die  Hülse  b  gestülpten  Rohres  i 
(Fig.  23  und  24).  Die  in  die  Au.sschnitte  /  eingreifenden  Enden  des 
Keiles  c  sind  oben  gleichfalls  abgeschrägt,  da  auch  das  obere  Ende  der 
Schlitze  e  in  gleicher  Weise  abgeschrägt  angeordnet  ist. 

Ein  zweiter,  in  dem  unteren  massiven  Theile  der  Hülse  b  befestigter 
Keil  g,  der  rechtwinklig  zu  dem  Keile  c  steht  und  gleichfalls  durch  die 
Röhre  i  hindurchgeht,  gleitet  senkrecht  in  zwei  anderen  Schlitzen  » 
der  letzteren  auf  und  nieder.  Das  Rohr  i  ist  in  Fig.  23  und  24  noch 
besonders  gezeichnet,  um  die  Lnge  und  Form  der  Schlitze  zu  zeigen. 
Unten  ist  dieses  Rohr  ausgeschnitten,  um  für  die  Bewegung  des  breiteren 
Meifselblattes  Raum  zu  lassen,  sobald  letzteres  von  der  Sohle  aufge- 
hoben wird,  während  das  Rohr  i  auf  der  ßohrlochssohle  stehen  bleibt. 

In  die  Hülse  b  ist  unten  die  Stange  /",  und  in  die  Muffe  f,  dieser 
Stange  der  Meifsel  m  eingeschraubt. 

Die  Stange  f  ist  durch  einen  Bolzen  mit  der  Hülse  b  und  der 
Meifsel  durch  eine  über  seine  Verschraubung  gestülpte  Büchse  h  so 
mit  /"i  verbunden,  dafs  eine  Lösung  dieser  Theile  im  Bohrloche  fast 
unmöglich,  über  Tage  aber  durch  leichten  Hammerschlag  erreichbar 
wird.  Zu  diesem  Behufe  wird  f^.  .sowie  der  Meifselbund  m,  mit  einem 
sechskantigen,  unten  weiteren  Prisma  versehen  und  die  Büchse  h  genau 
darauf  passend  so  angeordnet,  dafs  sie  /■,  und  m,  zugleich  umfal'st  und 
in  ihrer  gegenseitigen  Lage  festhält. 

Mit  dem  Kopfe  a  ist  endlich  das  Führungsrohr  k  verschraubt,  wel- 
ches den  ganzen  Apparat  umschliefst  und  mit  seiner  oberen  Verlänge- 
rung kl   noch  einige  Meter  über  diesen  Kopf  hinaufreicht. 

Die  Wirkungsweise  ist  folgende: 

Aus  dem  Zustande  der  Ruhe  (Fig.  16),  also  der  Keil  c  mit  den» 
oberen  Ende  des  Schlitzes  e  nahezu  in  Berührung  und  die  Feder  d  aus- 
gelöst, beginnt  die  Abwärtsbewegung.  Zunächst  drückt  das  Gestänge 
mittels  des  Kopfes  a  die  Feder  d  zusammen,  und  der  Keil  c  an  der 
Stange  o,  klinkt  dieselbe  am  Ende  des  durch  den  Balancirhub  be- 
grenzten Weges  in  die  Aussparung  e,  (Fig.  15)  ein.  Vorerst  bleibt  der 
Meifsel  auf  dem  Boden  stehen,  während  das  Gestänge  durch  das  Ein- 
klinken des  Keiles  c  eine  Recht.sdrehung  von  der  Breite  des  Ausschnittes  e 
macht.  Bei  dem  nun  beginnenden  Anluibe,  wobei  der  eingeklinkte 
Keil  c  die  Hülse  6,  Stange  f  und  Meifsel  m  mitnimmt,  bleibt  das  Rohr  i 
•so  lange  auf  der  Rohrsohle  stehen,  bis  die  in  dessen  Ausschnitten  /  sich 
bewegenden  Enden  des  Keiles  c  mit  ihren  abgeschrägten  oberen  Flächen 
gegen  die  ebenso  abgeschrägten  Enddächen  der  Ausschnitte  l  stofsen. 
Das  Rohr  i  wird  dadurch  etwas  angehoben,  gleitet  aber  in  Folge  der 
oben  schiefen  Endflächen  seiner  Schlitze  /  auf  dem  Keile  c  ab  und  fällt 
wieder  mit  einer  kleinen  Recht.sdrehung  zu  Boden,  wobei  es  die  Hülse  /*, 
wegen  Verbindung  durch  den  Keil  3,  und  mit  der  Hül.se  auch  den  nun 


Gad,  Neuerungen  in  der  Tiefbohrtechnik.  297 

schwebenden  Meifseltheil  in  der  Breite  des  Schlitzes  e  bezieh,  der  gleich- 
breiten  Einlilinkung  f,  mit  herum  nimmt.  Bei  der  Rechtsdrehung  der 
Hülse  b  gleitet  aber  auch  die  Aussparung  e^  so  weit  nach  rechts,  dafs 
der  stehen  bleibende  Keil  in  den  langen  Schlitz  e  ti-itt,  wodurch  die 
Hülse  ihren  Halt  verliert  und  abfällt.  Zugleich  entspannt  sich  auch  die 
Feder  und  treibt  mit  aller  Spannkraft  den  mit  der  Hülse  b  verbundenen 
Meifsel  auf  die  Bohrsohle. 

Es  ergibt  sich  mithin  bei  jedem  Kurbelhube  ein  kräftiger  Sehlag 
unter  regelmäfsigem  Meifselumsatze. 

Das  Wasser  zum  Spülen  tritt  aus  dem  hohlen  Gestänge  in  den  mit 
einer  Bohrung  versehenen  Kopf  a  und  durch  dessen  Seitenschlitze  Oq 
in  das  Innere  des  Apparates,  von  wo  es  erst  am  Meifselblatte  bezieh,  auf 
der  Bohrlochsohle  wieder  austreten  kann,  alsdann  aber  zwischen  Bohr- 
lochwand und  Rohr  k  bezieh.  A-,  wieder  aufsteigt.  Die  Verlängerung 
des  Rohres  k  durch  das  Stück  A,  über  dem  Kopfe  o  ist  erforderlich, 
um  eine  Erweiterung  des  Raumes  für  die  Wasserspülung  nicht  zu  dicht 
über  dem  Apparate  eintreten  zu  lassen.  Die  durch  den  gröfseren  Quer- 
schnitt veranlafste  Verringerung  der  Spülkraft  bewirkt  Niederschlag 
von  Bohrschmant,  welcher  in  dem  Rohrtheile  ft,  als  Probe  gesammelt 
werden  kann.  Auch  zur  Aufnahme  von  Nachfall  und  anderen  schäd- 
lichen Gegenständen  wird  sich  dieser  Raum  nützlich  erweisen.  Der 
Röhrenzug  k  und  /£|  soll  zugleich  für  eine  glatte  Ausführung  des  Bohr- 
loches sorgen  und  „Füchse"  verhüten. 

Das  Gestänge  besteht  aus  dünnen  Eisenröhren,  deren  Gewicht  durch 
Holzumhüllung  in  dem  nassen  Bohrloche  zum  gröfsten  Theile  aufzuheben 
ist.  Die  geringe  Hubhöhe  des  Meifsels  von  nur  20<^'"  ermöglicht  schnell- 
folgende und  gerade  Stöfse  —  bis  zu  120  in  der  Minute  — ,  die  durch 
Federkraft  gleiche  Energie  wie  sonst  durch  Belastung  erhalten. 

Dafs  dieser  neue  Apparat  in  der  Theorie  ungemein  viel  verspricht, 
ist  keine  Frage;  es  handelt  sich  nur  darum,  ob  die  Praxis  unsere  HotF- 
nung  bestätigen  wird.  Dafs  sich  diese  Wasserspülmethode  für  galizische 
Erdölbohrungen  besonders  gut  eignen  soll,  wie  der  Erfinder  behauptet, 
will  ich  nicht  von  vornherein  bestreiten,  möchte  nur  zu  bedenken  geben, 
dafs  der  unermefsliche  Oelzustrom  im  Kaukasus  ein  nasses  Bohrloch 
wohl  leicht  bewältigen  kann,  während  man  bei  dem  mäfsigen  Oeldrucke 
in  den  pennsylvanischen  Brunnen  längst  die  „trockene"  Bohrung  zur 
Regel  erhoben  hat.  Der  galizische  Bohrunternehmer  würde  wohl  vor 
Annahme  einer  Wasserspülmethode  die  Frage  zu  erwägen  haben,  ob 
sich  die  Verhältnisse  seines  Terrains  mehr  jenen  von  Baku,  oder  doch 
nicht  etwa  mehr  denen  von  Oilcily  nähern. 

Auf  dem  Felde  der  Diamantbohrmaschinen  haben  zwei  grofse 
amerikanische  Firmen  Apparate  von  verbesserten  Formen  gebracht, 
welche  indefs  grundsätzliche  Abänderungen  gegen  frühere  Constructiouen 
nicht  aufweisen. 


298  Gad,  Neuerungen  in  der  Tiefbohrteclmik. 

Die  eine  dieser  Maschinen,  und  zwar  die  von  der  M.  C.  Bullock 
Manufacluring  Comp,  hergestellte,  zeigt  nur  Veränderungen  in  der  Stel- 
lung  des  Dampfcvlinders,   sowie  in  der  Anordnung  des  Rädergetriebes. 

Die  zweite,  von  der  American  Diamond  Hock  lioriny  Comp,  gelieferte 
Maschinerie  ist  einmal  auf  einem  Fahrzeuge,  ein  anderes  Mal  auf  einer 
festen  Unterlage  angeordnet  und  charakterisirt  sich  in  beiden  sonst 
gleichen  Einrichtungen  dadurch ,  dafs  das  Kädergetriebe  als  Vorschub- 
mechanismus aufgegeben    und    durch    hydraulische  Cylinder  ersetzt  ist. 

Eine  durchgreifende  Aenderung  hat  aber  eine  dritte  amerikanische 
Bohrmaschinen-Gesellschaft  getroffen,  und  zwar  die  der  American  Weil 
Works.^  Aurora,  Illinois,  welche  zum  ersten  Male  wieder  seit  längerer 
Zeit  auf  amerikanischem  Boden  einen  Mechanismus  hergestellt  hat,  mit 
welchem  ein  leichter  Wechsel  der  Stolsbohrmethoden  einerseits  und 
der  Drehbohrmetlioden  andererseits  stattlinden  kann.  Bekanntlich  sind 
derartige  Vorrichtungen  auf  Grund  der  Ertindungeu  von  Köbrich.,  Olaf 
Terp  u.  A.  diesseits  des  Ozeans  längst  im  Gebrauche,  während  sich 
drüben  diese  einzelnen  Systeme  grundsätzlich  wider  einander  abgegrenzt 
gehalten  haben. 

Der  sinnreichste  Theil  dieser  sehr  erfindungsreichen  neuen  Maschinerie 
ist  der  Vorschubcylinder  (Fig.  25),  welcher  für  den  Fall  der  Drehboh- 
rung mit  Spülung  zur  Regelung  des  Vorschubes  für  das  Hohlgestänge 
bestimmt  ist. 

Der  Cylinder  wird  im  Gebrauchsfalle  mittels  des  Bügels  o  an  einen 
Flaschenzug  gehängt,  welcher  seinerseits  die  Befestigung  in  der  Spitze 
des  Bohrthurmes  erhält.  Das  untere  Austlufsrohr  b  des  Cyünders  wird 
mittels  eines  Wirbelstückes  mit  dem  Hohlgestänge  verbunden,  und  ent- 
hält dieses  Wirbelstück  ein  Ventil,  durch  welches  man  genau  den  Zu- 
flufs  des  Wassers  aus  dem  Cylinder  in  das  Hohlgestänge  regeln  kann. 
In  den  unteren  Theil  des  Cylinders  führt  das  Eintlufsrohr  c  das  mittels 
einer  Dampfpumpe  eingeprefste  Wasser  ein,  welches  den  Cylinder  von 
unten  bis  oben  füllt  und  im  Steigen  den  Kolben  d  mit  der  hohlen 
Kolbenstange  e  hebt,  sofern  nämlich  dies  Wasser  durch  das  Ventil  ab- 
geschlossen bleibt.  Je  nach  Mafsgabe  der  Oetfnung  des  Ventiles  findet 
ein  entsprechendes  Mafs  Wasser  Ausflufs  durch  die  Oetfnungen  f  des 
Kolbenrohres  und  von  dort  in  das  wirbelnd  angeschlossene  Hohlgestänge, 
welch  letzteres  mithin  mit  dem  Gewichte  auf  die  Bohrsohle  drückt, 
welches  ihm  seitens  des  hebenden  Wasserdruckes  übrig  gelassen  wird. 
Beim  Beginne  der  Bohrung  wird  es  meist  erforderlich  sein,  die  Last 
des  noch  kurzen  Gestänges  durch  angebrachte  Gewichte  zu  verstärken, 
zumal  es  rathsam  ist,  gewissermafsen  einen  Ueberschufs  von  todter  Last 
auf  der  Bohrsohle  vorräthig  zu  halten,  diesen  aber  im  richtigen  Ver- 
hältnisse durch  die  Wirkung  des  Vorschubcylinders  aufzuheben.  Es  ist 
ersichtlich,  dafs  in  dem  F'alle,  wenn  angehäuftes  Bohrmaterial  auf  der 
Bohrsohle   den   Wasserausflufs  aus   dem   Bohrgestänge   hemmen  sollte, 


Gad,  Neuerungen  in  der  Tiefbolirtechnik.  299 

das  im  Gestänge  gestaute  Wasser  einen  erhöhten  Druck  auf  den  Kolben 
im  Vorschubcylinder  üben  mufs,  was  ein  Anheben  des  Gestänges  ^ur 
Folge  hat,  bis  der  Ausflufsweg  für  das  um  so  kräftiger  herausdrängende 
Spülwasser  frei  wird.  Zu  vermeiden  bleibt,  durch  vollen  Sehlufs  des 
Ventiles  die  Spülung  ganz  zu  unterbrechen ,  weil  sich  dann  der  Bohr- 
schlamm leicht  verdichten  und  das  Bohrzeug  festklemmen  kann. 

Diese  Vorschubvorrichtung  gestattet,  eine  Strecke  von  fast  der 
lichten  Höhe  des  Bohrthurmes  ohne  wesentliche  Unterbrechung  abzu- 
bohren,  nur  beschränkt  durch  die  niedrige  Drehvorrichtung  auf  dem 
Erdboden  einerseits  und  die  Länge  des  bis  an  die  Spitze  des  Bohrthurmes 
gezogeneu  Cjliuders  andererseits.  Sobald  der  Kolben  im  Vorschub- 
cylinder dem  Boden  desselben  nahe  kommt,  ist  nur  der  Cylinder  selbst 
am  Kolben  des  Flaschenzuges  herunterzulassen,  was  während  des  Fort- 
ganges der  Arbeit  geschehen  kann.  Nähert  sich  schliefslich  der  Cylinder 
zu  sehr  der  Drehvorrichtung,  so  wird  er  im  Ganzen  hochgezogen.  Zur 
Förderung  des  Bohrkernes,  sowie  zur  Einfügung  eines  neuen  Gestänge- 
theiles  ist  allerdings  Unterbrechung  der  Spülung  geboten,  welche  durch 
Sehlufs  des  Ventiles  erfolgt.  Vor  Unterbrechung  der  Spülung  behufs 
Einschraubung  eines  neuen  Gestängetheiles  wird  meist  der  Bohrschmant 
noch  einmal  künstlich  aufgerührt,  um  das  schnelle  Setzen  zu  verhindern, 
und  das  Einschrauben  selbst  mit  grofser  Geschwindigkeit  ausgeführt. 

Derselben  Gesellschaft  ist  es  gelungen,  ein  sehr  sinnreiches  Ver- 
fahren bei  Brunnenbohrungen  nach  Wasser  in  Ausfuhrung  zu  bringen. 
Es  sind  nämlich  Verrohrungen  mit  einem  stählernen  Treibschuhe  mittels 
der  Drehvorrichtung  unter  Spülung  direkt  durch  lose  Alluvialschichten 
und  Triebsand  eingedreht  worden.  Dabei  wurde  die  Stärke  der  Spülung 
so  abgepafst,  dafs  der  Bohrschmaut  aufseu  zwischen  Rohrwand  und 
Bohrlochswand  haften  blieb  und,  insofern  er  aus  Lehm,  Thon  und 
anderen  zähen  Ablagerungen  bestand,  sich  zu  einer  festen  Wand  ver- 
dichtete, welche  die  Klüftungen  des  Bohrloches  verstopfte  und  jeden 
Nachfall  verhinderte.  In  sandigen  Schichten  wurde  der  mangelnde  Biude- 
stoflf  durch  Einfüllen  von  Lehm  u.  s.  w.,  mit  dem  Spülwasser  zugleich, 
in  das  Innere  der  Verrohrung  eingebracht  und  dadurch  die  Standfestig- 
keit des  Triebsandes  aufserhalb  erreicht.  Je  nach  der  Natur  der 
Schichten  eignen  sich  zu  deren  Verdichtung  verschiedene  Mittel,  so 
z.  B.  für  weichen  Lehm,  Moorboden  u.  dgl.:  Sand,  Sägemehl,  Kalk, 
Cement;  für  Muttererde:  Getreide  und  andere  Samen,  Stroh,  Häcksel 
u.  s.  w.  Ein  Auf-  und  Abbewegen  der  Verrohrung,  das  sieh  mit  der 
Drehung  derselben  vereinigen  läfst,  erleichtert  das  Austreten  der  Keru- 
reste,  sowie  der  etwa  eingefüllten  Stoffe.  Unter  Umständen  soll  sich 
solche  künstliche  Wand  derart  erhärten,  dafs  die  nachträgliche  Ent- 
fernung der  Verrohrung  möglich  wird. 

Zuerst  ist  eine  derartige  Bohrung  in  „Sulphur  Mine"  in  Louisiana 
in  den    lehmigen    und  sandigen  Alluvialschichten  der  Mississippi-Niede- 


300  Gad,  Neuerungen  in  der  Tiel'bolirtechnik. 

riing  100  bis  200">  tief  mit  12'=ni  starken  Röhren  geglückt.  Es  sind 
dann  in  New  Orleans  mehrere  andere  nachgci'olgt,  und  zwar  durch  zähe 
und  lose  Schichten  hindurch,  wie  sie  für  Tiefhdhrungen  kaum  schlimmer 
gedacht  werden  können.  An  einer  Stelle  ist  es  dort  gelungen,  eine 
IT'^^'iS  starke  Verrohrung  von  7500'^  Gewicht  mittels  einer  Maschine 
von  6  W  152"', 7  tief  in  48  Stunden  durchzutreiben,  wobei  die  Schwierig- 
keilen mit  der  Tiefe  nicht  wesentlich  wuchsen,  und  ein  weiterer  Fort- 
gang nur  wegen  Mangels  an  passenden  Röhren  unterblieb.  Es  ist  keine 
Frage,  dafs  man  alles  daran  setzen  mul's,  um  mögliehst  schnell  durch 
solche  klebrigen  und  haltlosen  Schichten  durchzukommen. 

Eine  Frage,  welche  innig  mit  der  Diamanthoiirung  Zusammenhang!, 
ist  neuerdings  in  den  Vordergrund  des  Interesses  getreten.  Es  ist  dies 
das  Bestreben,  die  durch  die  Diamantbohrkrone  geschnittenen  Kerne 
über  Tage  in  ihrer  richtigen  Stellung  zu  Orientiren ,  um  das  Streichen 
und  Fallen  der  durchsunkenen  Schichten  danach  ermessen  zu  können. 
Ich  habe  in  Z>.  p.  J.  1888  270  163  über  das  Instrument  des  Engländers 
Herrn  Percy  Fry  Kendall  berichtet,  welches  mir  diese  Aufgabe  am  ein- 
fachsten und  vollkommensten  zu  lösen  scheint:  doch  möchte  ich  nicht 
versäumen,  auf  zwei  sehr  beachtenswerthe  Erliudungen  deutscher  Land.^- 
leute  in  dieser  Richtung  aufmerksam  zu  machen. 

Das  erste  dieser  Instrumente  ist  von  Köbric/i  nach  einer  Idee  xnn 
Wolf  construirt  und  bereits  mehrfach  mit  vollem  Erfolge  benutzt.  Die 
Beschreibung  durch  Herrn  Kührich  findet  sich  in  der  Zeitschrift  für 
Berg-^  Hütten-  und  Salinenwesen  im  preufsischen  Staate^  1888  S.  2.5.5. 

Das  Wesen  des  Apparates  besteht  darin,  dafs  sich  unterhalt)  einer 
Rutschschere  ein  scharfer  Meifsel  befindet,  über  derselben  in  einem  ge- 
schützten Lager  ein  Kompafs.  Meifselschneide  und  Mittagslinie  des 
Kompafs  liegen  in  einer  Senkrechtebene.  Mittels  der  Rutschschere 
wird  nun  mit  dem  Meifsel  ein  scharfer  Schlag  auf  den  oben  geglätteten 
Kern  im  Bohrloehe  gegeben  und  abgewartet,  bis  ein  mit  dem  Kompafs 
in  Verbindung  gebrachtes  Uhrwerk  denselben  arretirt  haben  muf's. 
Alsdann  holt  man  den  Apparat,  dann  den  noch  abzulösenden  Bohrkern 
auf,  und  es  erhellt,  dafs  die  Abweichung  der  arretirteu  Magnetnadel 
von  der  Mittagslinie  ebenfalls  die  Abweichinig  des  Einstriciies  im  Kerne 
von  derselben  Linie  angeben  mufs. 

Der  zweite  Apparat  wird  vom  Herrn  Ingenieur  Lubisch  angegeben.  Er 
besteht  sehr  einfach  aus  einer  glatten,  unten  etwas  zugeschärflen  Mufle. 
von  etwas  gröfserem  Durchmesser  als  der  erbohrle  Kern,  in  deren 
Inneres  ein  Stahlstift  von  etwas  gröl'serer  Länge,  als  der  Unterschied 
zwischen  den  Durchmessern  von  Mufte  und  Bohrkern  beträgt,  hineinragt. 
Beim  Ueberslüljjen  dieser  Mufle  über  den  auf  der  Bohrsohle  aufstehenden 
Kern  ritzt  alsdann  der  Stahlstift  einen  senkrechten  Strich  in  den  Rand 
desselben.  Durch  sorgfältiges  Zusammenschrauben  des  Gestänges,  wobei 
die   Verbindungsstellen    mit    feinen    überaerissenen  Strichen   bezeichnet 


Etienne's  Riemengabel-Stellvorrichtung.  301 

werden,  und  möglichst  gerades  Einlassen  desselben  strebt  man  dahin, 
den  Stahlstift  möglichst  in  derselben  Senkrechtebene  zu  erhalten.  Nach 
dem  Heben  des  ßohrkernes  kann  dann  dem  eingeritzten  Striche  am 
Rande  dieselbe  Orientirung  gegeben  werden,  wie  sie  der  Stahlstift  beim 
Einlassen  gehabt  hat.  Bei  geringeren  Tiefen  arbeitet  dieses  Instrument 
ganz  zufriedenstellend.  Grundbedingung  ist,  dafs  Reinheit  der  Bohrsohle 
und  Glätte  des  Bohrkernes  das  Ueberstülpen  der  MuHe  über  den  letzteren 
gestatten. 

Von  ausgeführten  Tief  bohrungen  ist  die  auf  Place  Hebert  in  Paris 
vollendete  artesische  Brunnenbohrung  die  bedeutendste.  Diesseitige  An- 
gaben linden  sich  darüber  in  D.  p.  J.  1888  270  252. 

In  Bezug  auf  Verwendbarkeit  von  Diamantbohrmaschinen  sind  zwei 
lehrreiche  Beispiele  anzuführen,  welche  beweisen,  dafs  auch  in  unseren 
Gebirgen  diese  wirksamste  aller  Bohrvorriehtungen  als  ultima  ratio  die 
wesentlichsten  Dienste  leisten  kann. 

Von  zwei  Bohrlöchern,  welche  1887  bei  Kiedrich  im  Rheingau 
nach  Mineralquellen  abgeteuft  waren,  hatte  bei  dem  einen  der  Stofs- 
bohrer  in  Tiefe  von  68'n,5  eine  steil  einfallende  Quarzschicht  nicht  zu 
durchbrechen  vermocht,  war  vielmehr  stets  seitlich  abgelenkt  und  ab- 
geschliffen worden.  Es  wurde  dann  im  August  1888  die  Hilfe  der 
Dianiantbohrung  in  Anspruch  genommen,  welche  der  Ingenieur  Hugo 
Lubisch  mit  einer  englischen  Diamantbohrmaschine  leistete.  Herr  Lvbisch 
bohrte  das  ganze  Bohrloch  mit  einem  langen,  genau  passenden  Kern- 
rohre nach  und  brachte  Kerne  von  mondsichelförmigem  Durchschnitte 
zu  Tage,  wodurch  sich  die  Abweichung  des  früheren  Bohrloches  von 
19""»  auf  1™  ergab. 

Auch  die  Bohrung  des  Herrn  Fabrikanten  A.  Neubecker  in  Oßen- 
bach  a.  M.,  welche  im  Februar  1888  auf  275™  Tiefe  eine  reiche  Lithion- 
quelle  augeschlagen  hat,  ist  mit  Meifsel  und  Wasserspülung  ohne  Frei- 
tall begonnen  und  laugsam  fortgeführt  worden,  bis  das  erreichte  feste 
Gestein  des  Rothliegenden  die  Benutzung  der  Diamantbohrmaschine 
nahe  legte,  welche  wohl  allein  das  schwierige  Gebirge  bewältigen 
konnte. 

Viele  Fragen  betreffs  der  Diamantbohrmethode  wird  übrigens  der 
demnächst  erscheinende  III.  Band  der  Tecldenbury'saheB  Tiefbohrkunde, 
welcher  dieses  Feld  behandelt,  lösen  und  dadurch  den  Stand  der  Tief- 
bohrtechnik wiederum  um  einen  wesentlichen  Schritt  fördern. 


Etienne's  Riemengabel-Stellvorriclitung. 

Mit.  Abbildungen  »uf  Tafel  IV. 

Der  Betriebsriemen  wird    von  der  Fest-   auf  die  Losscheibe  eines 
Deckenvort^eleges  und   umgekehrt    mittels   Vorrichtungen    verlebt,    die 


.'J02  Etienne's  Riemengabel-Stellvorrichtung. 

bei  möglichster  Einfachheit  der  Bauart,  Zuverlässigkeit  ihrer  Wirkung 
auch  den  Unberufenen  es  ermöglichen  sollen,  ohne  Zaudern  die  Ab- 
stellung, d.  i.  den  Stillstand  der  Arbeitsmaschine  herbeizuführen,  was 
bei  einem  Unglücksfalle  von  nicht  zu  unterschätzender  Bedeutung  sein 
kann.  Ueberdies  müssen  diese  Vorrichtungen  von  allen  Arbeitsstellen 
der  Maschine  erreichbar  sein,  was  bei  grofsen  Leitspindeldrehbänken 
nicht  immer  leicht  durchführbar  ist. 

Die  Riemengabelschiene  wird  gewöhnlieh  durch  einen  von  der 
Decke  herabreichenden  hölzernen  Hebel  verstellt,  welcher  durch  eine 
wagerechte  Verbindungsstange,  welche  in  passender  Höhe  längs  der 
Arbeitsmaschine  aufgehangen  ist,  es  dem  Arbeiter  leicht  macht,  die 
Maschine  von  seinem  Standplatze  abzustellen.  Diese  an  sich  einfache, 
zweckentsprechende,  billige  und  allen  sichtbare  Vorrichtung  läfst  sich 
in  hohen  Arbeitsräumen  nicht  gut  anbringen,  verfinstert  den  Raum  und 
gilt  als  unschön.  Deshalb  wird  diese  Vorrichtung  durch  eine  stehende 
Hebelwelle  ersetzt,  die  an  der  Spindelstockseite  von  der  Wange  bis 
zum  Vorgelege  reicht,  wobei  eine  wagerechte,  längs  der  Wange  an- 
geordnete GrifTstange  die  Bethätigung  erleichtert. 

Eine  andere  Abstellung  besteht  in  einem  Kreuzhebel  mit  zwei 
herabhängenden  Handseilen.  Diese  Anordnungen,  namentlich  aber  die 
letztere,  lassen  den  Uneingeweihten  im  entscheidenden  Augenblicke  in 
Zweifel,  nach  welcher  Richtung  die  Abstellung  erfolgen  soll.  Noch 
mufs  eine  Vorrichtung  mit  einem  Griti'seile  erwähnt  werden,  die  mittels 
Schwunggewicht  wirkt.  Diese  erfordert  ein  energisches  Anziehen,  ver- 
sagt aber  leicht,  sobald  der  Anzug  unentschieden  oder  zaghaft  erfolgt. 

Zu  dieser  Gattung  mit  nur  einem  Zugseile  gehört  die  Absteilein- 
richtung von  Etienne. 

Dieselbe  besteht  nach  Le  yenie  civil^  1888  Bd.  13  S.  402,  aus  einer 
lose  auf  einen  Zapfen  c  gehenden  Seilrolle  d  (Fig.  26  und  27),  welche 
durch  eine  gewundene  Feder  stets  nach  links,  vermöge  eines  Zugseiles  a 
aber  nach  rechts  gedreht  wird  und  dabei  blofs  eine  halbe  Umdrehung 
zurücklegt.  An  dieser  Seilrolle  ist  ein  Sperrkegel  e  seitlich  angeordnet, 
welcher  in  ein  Sperrrad  greift,  welches  blofs  zwei  Zähne  besitzt  und 
das  eine  Kurbelscheibe  f  treibt,  an  welcher  die  geführte  Riemengabel- 
schiene g  angelenkt  ist.  Diese  Verbindung  kann  entweder  mittels  einer 
kurzen  Schubstange  oder  wie  in  der  Fig.  26  angegeben,  durch  eine 
Gleittasche  durchgeführt  sein.  Die  Wirkung  besteht  darin,  dafs  durch 
die  Federkraft  die  freie  Seilrolle  allemal  zurückgedreht  und  dadurch 
der  Eingrift'  des  Sperrhakens  in  das  zweizähnige  Sperrrad  herbeigeführt 
wird,  während  in  Folge  des  Seilzuges  der  Kurbelzapfen  in  gleich- 
bleibendem Drehungssinn  von  einem  todten  Punkte  zum  anderen  gedreht 
wird.  Der  Vorzug  dieser  Abstellvorrichtung  besteht  darin,  dafs  die 
Riemenverschiebung  sicher  vor  sich  geht,  gleichgültig  ob  der  Anzug 
des    Griffseiles  a   allmählich    oder    rasch    erfolgt.     Liest    das    Decken- 


Ueber  das  Kugeldrehen.  303 

Vorgelege  abseits  von  der  Werkmaschine,  so  wird  das  Zugseil  h  über 
entsprechend  angeordnete  Leitrollen  geführt.  Der  Nachtheil  dieser  Vor- 
richtung beruht  in  der  vermehrten  Theilzahl  und  in  der  Anwendung 
von  Federn,  Klinken,  Sperrrädern  u.  dgl.  Stücken.  Pr. 


Ueber  das  Kugeldrehen. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  1 V. 

Zum  Ausfräsen  von  Kugellagern  wird  von  M.  Miller  im  American 
Machinisl,  1888  Bd.  11  Nr.  39*8.  2,  ein  Werkzeug  (Fig.  32)  vorgeschlagen, 
welches  aus  einer  gehärteten  Stahlscheibe  mit  scharfen  Seitenrändern 
besteht,  welche  um  einen  in  einer  Gabel  befindlichen  Zapfen  sich  dreht. 
Diese  Gabelstange  wird  wie  ein  Bohrer  oder  Fräser  in  eine  kreisende 
Bohrspindel  eingespannt. 

Obwohl  die  ausgefräste  Kugelschale  geometrisch  richtig  ausfällt, 
wird  ihr  Durchmesser  mit  der  Scheibenbreite  zunehmen,  weil  der 
Scheibenkreis  kein  gröfster  Kugelkreis  ist. 

Kugelförmige  Ansätze,  Kugelknöpfe  an  Griflfkurbeln  u.  dgl.  können 
mit  einer  Vorrichtung  abgedreht  werden,  welche  nach  American  Machinist^ 
1888  Bd.  11  Nr.  39*  S.  2,  von  /.  F.  Hussel  in  Springüeld,  Ohio,  her- 
rührt und  die  beliebig  vervollständigt  und  erweitert  werden  kann. 

Auf  dem  Supportobertheile  einer  Drehbank  wird  an  Stelle  des  Stahl- 
halters ein  Lagerstück  a  (Fig.  83  und  34)  aufgeschraubt,  durch  welches 
ein  wagerechter  Bolzen  b  gelegt  wird,  der  am  rückwärtigen  Ende  ein 
Stirn-  oder  Schneckenrad  c  zur  selbsthätigen  Schaltung  oder  eine  Grili- 
kurbel  trägt,  während  am  vorderen  Ende  ein  an  die  Lagerfläche  sich 
anlegender  Arm  d  befindet,  welcher  einen  stellbaren  Stahlhaller  e  ent- 
hält. Vollkommener  .wird  diese  Vorrichtung,  wenn  an  die  Stirnplatte  d 
ein  supportartiger,  bequem  verstellbarer  Stahlhalter  angeordnet  ist. 

Steht  die  Schneidkante  des  Werkzeuges  in  der  Achsenebene  des 
zwischen  den  Drehbankspitzen  eingespannten  Werkstückes  /",  so  be- 
schreibt dieselbe  bei  der  Drehung  des  Bolzens  b  einen  gröfsten  Kugel- 
kreis, welcher  in  Verbindung  mit  der  kreisenden  Bewegung  des  Werk- 
stückes die  gewünschte  Kugelform  erzeugt.  Unbedingt  erforderlich  ist 
es,  dafs  die  Achse  des  kreisenden  Werkstückes  /  und  jene  des  drehenden 
Bolzens  b  in  einer  Ebene  liegen,  während  es  für  die  Richtigkeit  der 
Arbeit  gleichgültig  ist,  ob  die  Achse  des  Bolzens  winkeirecht  oder 
schräg  zur  Drehbauksachse  liegt.  Am  bequemsten  bleibt  jedenfalls  die 
winkelrechte  Lage  beider  Achsen.  Wenn  aber  ein  Kugellager  aus- 
gedreht werden  soll,  so  mufs  die  Achse  des  verlängerten  Bolzens  6, 
welcher  den  Schneidstahl  unmittelbar  enthält  (Fig.  3.5),  eine  hinreichende 
Schräglage  zur  Spitzenlinie  erhalten,  damit  der  Halter  b  am  Sehalen- 
rande  vorbeikommt. 


304  Ueber  das  Kugeldrehen. 

Die  GrifFkurlielü  an  Bewegungss])indelii  amerikanischer  Werkzeug- 
maschinen sind  derart  gestaltet,  dafs  mit  möglichst  gleichmäfsiger  und 
um  die  Spindelachse  symmetrisch  vertheilter  Masse  jedes  Ueberhängeu 
an  der  Schraubenspindel  vermieden  wird.  Dadurch  wird  nicht  nur 
ein  sicherer  Griff',  sondern  auch  eine  gröfsere  Empfindlichkeit  des  An- 
druckes an  die  Steuerungslheile  erreicht.  Um  nun  das  Kurhelzapfen- 
loch  in  einem  solchen  fertig  gedrehten  Kugelhehel  zu  bohren,  wird  die 
in  Fig.  36  dargestellte  Vorrichtung  angewendet. 

In  einem  Schlitze  der  Winkelplatte  d  ist  der  Stift  c  stellbar.  Auf 
diesem  wird  der  Kugelliebel  f  aufgeschoben,  während  das  zu  bohrende 
kugelförmige  Grillende  e  zwischen  der  Bohrbiichse  a  und  der  Stell- 
büchse b  geklemmt  wird.  Die  ganze  Vorrichtung  ist  auf  einen  Bohr- 
tisch gestellt  und  der  Bohrer  durch  die  Büchse  a  geführt.  Den  Kurbeln 
entsprechend  müssen  Stift  c  und  Führungsbüchse  a  ausgewechselt  werden. 

A.  B.  Landis  gibt  im  American  Machinisl,  1888  Bd.  11  Nr.  42*8.6, 
einige  Vorrichtungen  zum  Drehen  kleiner  Kugeln  aus  Rothgufs  und  an- 
derem weichen  Metalle  an. 

Nachdem  die  Kugel  auf  einer  gewöhnlichen  Drehbank  vorgedreht 
worden  ist,  wird  gegen  diese  ein  am  Supporte  aufliegendes  Werkzeug 
angedrückt,  wobei  demselben  mit  der  Hand  eine  kleine  Achsendrehung 
ertheilt  wird.  Dieses  Werkzeug  besteht  aus  einem  gehärteten  Hohl- 
cylinder  C  (Fig.  29)  aus  Gufsstahl  von  gleicher  Bohrung  wie  der  Kugel- 
durchmesser. 

Derselbe  ist  auf  die  Halterwelle  A  aufgesteckt  und  besitzt  den 
Schlitz  0,  um  der  Kugelachse  auszuweichen.  Die  ebene  Stirnfläche  B 
in  Verbindimg  mit  der  genau  cjlindrisch  ausgeschlillenen  Hohlfläche  C 
ergibt  die  Schneide,  welche  ein  gröfster  Kugelkreis  ist.  Nach  erfolgtem 
Stumpfwerden  wird  blofs  die  Stirnfläche  B  nachgeschlifl'en. 

Die  Vorrichtung  Fig.  30,  eine  genau  ausgebohrte  und  ausgeschnittene 
Stahlplatte  E  mit  Griff,  ist  blofs  für  das  Abschlichten  kleiner  Kugeln 
geeignet. 

Hiegegen  ist  die  Sup])orteinrichtung  Fig.  31  bekannt.  Nachdem  der 
Querschlitten  G  bezieh,  die  Achse  des  Drehstückes  H  mittels  eines 
Steckstiftes  K  genau  in  die  Achsenebene  der  Drehbankspindel  eingestellt 
ist,  wird  der  im  Supportobertheile  I  eingespannte  Schneidstahl  vermöge 
der  Schraubenspindel  L  an  die  Kugel  angeführt,  während  mit  dem  an- 
geklemmten Hebel  J  der  Supportdrehtheil  H  um  seinen  Zapfen  mit  der 
Hand  geschwungen  wird.  Pr. 


Roche's  Zeiger-  und  Schnellwage.  305 

Dujour's  Schnellwage. 

Mit  Abbildung  auf  Tafel  14. 
Diese  in  einer  Oese  frei  hängende  Schnellwage  besteht  nach  Le 
Genie  ci«V,  1888  *  S.  380,  aus  einem  ungleichförmigen  Hebel  (Fig.  39 
Taf.  14)  dessen  Lasthebel  A  nach  einem  Kreisausschnitte,  der  Gewichts- 
hebel ß  nach  einer  Evolvente  verlängert  ist.  An  biegsamen  Stahl- 
bändern L  sind  die  Lastschale  Q  und  das  constante  Wägegewicht  P  an- 
geliängt.  Während  der  Lasthebelarm  a  unveränderlich  bleibt,  vergröfsert 
sich  b  entsprechend  dem  zunehmenden  Lastgewichte.  Diese  Zunahme 
wird  au  einer  wagerecht  liegenden  Leiste  ßH  abgelesen,  an  welcher 
der  Hebel  ß  vorbeistreicht  und  an  welcher  die  zugehörigen  Gewichte 
aufgezeichnet  sind.  Die  Schwerpunktsverlegung  des  Hebels  ß  während 
der  Drehung  mufs  bei  der  Stricheintheilung  Berücksichtigung  linden. 


iegeben   werden.     Der  Genauigkeitsgrad    soll    hierdurch    bis   auf 


E.  Roche's  Zeiger-  und  Schnellwage. 

Mit  Abbildungen  im  Texte  und  auf  Talel  14. 

Die  Eigenthümlichkeit  dieser  Wage  besteht  in  der  Anordnung  des 

Zeigerwerkes  und  in  der  Verbindung  desselben  mit  einer   eingetheilten 

Hebelschiene    und  Laufgewicht,   so   dafs    auf  der   letzteren   die  grofsen 

Gewichtslasten  abgelesen,  während  durch  den  Zeiger  die  Einheiten  an- 

1 
4000 
des  Gesammtlast   steigen,    während   für  die   gewöhnlichen  Zeiger   oder 

Schnelhvagen  gesetzlich  in  Frankreich  nur  -rKn?,  Empfindlichkeit  vor- 
geschrieben ist  (vgl.  Guülaumin  1888  269  *  496).  Nach  Le  genie  civil^ 
1888*380,  besteht  diese  Wägevorrichtung,  welche  an  einer  Brücken- 
wage angeordnet  ist,  aus  der  Standsäule  C  (Fig.  37  und  38  Taf.  14) 
mit  den  Lagerpfannen  O  und  dem  Zeigerblatte  D.  An  dem  um  0 
schwingenden  Hebel  MN  ist  die  Hängeschiene  J  durch  Vermittelung 
eines  Parallelhebelwerkes  Iß  und  hieran  die  Hängestauge  Ä,  welche 
die  Verbindung  mit  den  Brückeuhebeln  herstellt,  angelenkt.  Winkel- 
recht zu  MN  und  durch  das  Schwingungsmittel  gerichtet,  ist  der  Zeiger  E 
angeschraubt,  welcher  an  das  kreisförmige  Zeigerblatt  D  spielt,  dessen 
Gewichtseiutheilungsstriche  von  seiner  zugehörigen  Kreisbogensehne 
nach  dem  später  zu  erklärenden  Verfahren  abgetragen  wird  und  nur 
zur  bequemeren  Ablesung  bogenförmig  ausgebildet  ist.  Zur  Herstellung 
einer  standhaften  Gleichgewichtslage  dient  das  Beschwerungsgewieht  //, 
zur  Ausgleichung  und  Regelung  das  Schiebegewicht  G,  während  zum 
Wägen   grofser  Lasten  (10  oder   lOOi*)  das   mit  dem  Stellstifte  f  ver- 

Dinglers  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  7.  188911.  'iO 


306 


Roche's  Zeiger-  und  Schnellvvage. 


Fig.  I. 


schene  Laufgewichl  /•"  verwendet  wird.    Mit  dem  Schliel'shaken  L  wird 
die  Wägevorriciitiing  abgestellt. 

Die  Mas.seiivertlieilung  des  Gestänges  ist  nun  in  der  Weise  an- 
geordnet, dal's  in  der  NuUsteliuna  des  Zeigers  E  die  Hebelschiene  die 
LageJWiV  annimmt  und  hierbei  jenen  Lasten  entspricht,  die  durch  die 
Stellung  des  Laufgewichtes  F  auf  der  Hebelschiene  bedingt  werden, 
also  glatt  100,  200,  3ü0'<  u.  s.  w.  angibt,  während  die  Zwischengewichte 
durch  die  Ausschwingungen  des  Zeigers  E  angezeigt  werden.  Das 
Mais  dieser  Ausschwingung,  sowie  ihre  Beziehung  zur  Last  soll  in  der 
nachfolgenden  Rechnung  begründet  werden. 

Es  stelle  in  Textfig.  1 
vor: 

a  Hebelarm  der  Last/*: 
c  Hebelarm  des  Gegen- 
gewichtes q  einschliefslich 
dem  Schiebegewichte  &';  S 
Schwerpunkt  des  Hebel- 
werkes bezieh.  Angriffs- 
jiunkt  der  Kraft  (f. 

In  der  Nullstellung  des 
Zeigers  On  mul's  daher  OSq 
in  die  Unterstiitzungsloth- 
rechten  fallen.  Zieht  man 
ferner  die  Sehne  n  m  senk- 
recht zur  Zeigerrichtung 
OE=h,  sobald  die  Hebel- 
schiene MN  (Fig.  38),  d.  h. 
der  Hebelarm  a  (Fig.  1)  in 
Folge  einer  Belastung  F 
wagerecht  liegt,  oder  das 
Hebelwerk  sieh  um  den 
Winkel  u  gedreht  hat,  so 
entstehen  bei  einer  ferneren 
Drehung  um  den  Winkel  ^i', 
Abschnitte  auf  der  Sehne 
des  Zeigerkreises,  welche 
der  Belastung  f,  propor- 
tional sind. 

:h„jß 


FlR.  2. 


Es  ist  d  =  b  .  lg  a     und 

ferner  y=:x-{-d     oder 

y  =  x-\-l)  .tg  a 1) 

Die  Gleichgewichtsbedingung  für  den  wagerechten  Lastarm  ist 

0  =  P  .  a  —  (j  .  r  niu  a 

und  </ .  (■  "in  a^=  P  ■  a 2) 


Roche's  Zeiger-  und  Schnellwage.  307 

Es   ist   ferner   die  Gleiciigewichtsbedingiing    für   die   Last  /*(,   ent- 
sprechend der  weiteren  Drehung  um  den  Winkel  ß: 
0=^  Pi-  a  .cos  ß  —  q  .  c  sin  (a  -\-  ß) 
oder  '/ .  c  sin  {c(  +  ß)=  Pi-a  .  cos  ß 

und  q  .  c  .  üna  .  ci>s  ß  -\-  qc  .  cos  a  sin  ß  =  P^acos  ß 

bezieh.  qcsin  a  +  qc  .  cosci .  tgß  =  P^.a 

qc  .  coscc  .  Igß  =  P^  .  a  —  q  .  c  .  sin  K 

P,  a  —  öc  sin  ci 

endlich  tg/S=- Vi .......     3) 

'  ^  q  .  c  .  cosu 

daher  x  =:  h  .  tg  ß 

und  x  =  b.- b.lqa 

q  .  c  .  cosct  " 

folglich  y  = — .P, 4) 

'^  ^       q  .  c  .  cos  a 

Weil   aber  f '- )   unveränderlich   ist,   so   folgt   die   Propor- 

\q  .c  .cosu) 

tionalität    zwischen   der   Sehnenstrecke    y    und   der   Belastung   P^.     Es 

wird  daher  für  /',  =  o  auch  y  =  o,  und  für  ß  =■  o  (Gl.  3)  auch  Pi=P 

werden.* 

Für  sich  allein  würde  aber  die  Zeigervorrichtung  unzureichend  sein, 
defshaJb  ist  deren  Verbindung  mit  der  Hebelschiene  samnit  Laufgewicht 
vortheilhaft,  indem  die  Zeigerwage  die  Gewichtseinheiten,  das  Lauf- 
gewicht aber  die  Zehner  oder  Hunderte  angibt. 

Ist  MN  (Textfig.  2)  die  Hebelschiene  und  Q  das  Laufgewicht,  so  kann 
in  irgend  einer  Stellung,  also  auch  in  der  Zeiger-Nullstellung  nur  Q 
und  P.^  in  Betracht  kommen,  deren  Gleichgewichtsbedingung 

0=/'.ja— (?./ 
lautet. 

Die  Gesammtbelasfung  ist  aber 

und  l 

also  (/>.^ +  />,-). 

Es  ist  schon  früher  erwähnt  worden,  dafs  zur  Bequemlichkeit  der 
Zeigerablesungen  die  gleich  grofsen  Gewichtsunterschieden  entsprechen- 
den gleich  grofsen  Sehnenabsehnitten  (m  n)  einfach  auf  den  Kreisbogen 
übertragen  werden,  so  dafs  die  Gewichtseintheilung  am  Zeigerbogen 
ungleichmäfsig  und  nach  den  Schwinguugsendpunkten  zu  abnehmend 
ausfallt.  In  den  Ausführungen  steht  der  Zeiger  winkelrecht  zur  Hebel- 
schiene, daher  die  Bogensehne  m  n  wagerecht,  weil  der  Zeiger  OE 
lothrecht,  bei  wagerechter  Hebelschiene  M  N  steht.  Pr. 


308  Schiltz'g  Erdölmotor. 

Erdölmotor  von  Dr.  M.  V.  Schütz  in  Cöln. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  15 

Dieser  Mutor  ist  jetzt  seiner  Cünstructiou  uach  ahgeschlusseu  und  wird 
von  licensirten  Fabriken  in  den  Verkehr  gehruehl.  Derselbe  wird  in 
Deutschland  in  stehender  Construction  hergestelll,  kann  aber  auch  liegend 
angeordnet  werden,  und  gleicht  üurseriich  den  Gaskraftmaschinen.  Er 
arbeitet  im  Viertakte  mit  Ansaugen  des  Gemenges,  Compression  des- 
selben, Zündung  am  Ende  der  Compression,  und  Austreiben  der  Ver- 
brennungsproducte.  Die  Gemengbildung  erfolgt  in  dem,  den  Explosions- 
raum umgebenden,  und  vom  letzteren  zu  erwärmenden  Zickzackkanal 
von  grofser  Verdampfungsfläche.  Durch  diesen  Zickzackkanal  wird 
vom  Arbeitskolben  das  Volumen  des  Kolbenhubes  Luft  durchgesogen 
und  in  diesen  Kanal  wird  das  für  jede  Arbeitsperiode  erforderliche  Erdöl 
von  einem  Pümpchen  genau  abgemessen  und  eingespritzt,  wobei  das 
Erdöl  vom  scharfen  Luftzuge  zu  Nebel  zerstäubt,  der  letztere  an  die 
Wände  geworfen,  von  den  warmen  Wänden  verdampft  und  mit  Luft 
innig  gemischt  wird.  Das  Gemenge  ist  somit  fertig^  ehe  es  aus  dem 
Verdampf ungsraume  durch  das  Einlafsventil  in  den  txphsiunsrauin  gelangt. 
Der  Gemeugbildungsapparat  ist  somit  ein  untrennbarer  Theil  des  Unter- 
satzes. 

Von  den  beifolgenden  Figuren  zeigt  Fig.  1  einen  senkrechten  Schniti 
durch  die  Kurbelachse;  Fig.  2  eine  seitliche  Ansicht  in  der  Richtung 
der  Kurbelachse;  Fig.  3  einen  Wagerechtschnitt  durch  den  Verdampfungs- 
raum, den  Explosionsraum  und  das  Ventilgehäuse;  Fig.  4  einen  Wage- 
rechtschnitt durch  den  Wasserraum  des  Untersatzes  und  dessen  Ver- 
bindung mit  der  Wasserkiihlung  des  Auslafsventiles;  Fig.  6  ist  ein 
senkrechter  Schnitt  durch  das  Erdölpümpchen;  Fig.  7  die  Regulirung 
der  Schnelligkeit.  Die  wichtigsten  Theile  der  Maschine  sind  diejenigen, 
welche  dazu  dienen,  dem  Explosionsraume  ein  gutes  und  stets  gleich- 
inäfsig  zusammengesetztes  und  innig  gemischtes  Gemenge  zu  liefern, 
das  sind  der  zickzackformige.  Verdampfungsraum  und  das  Erdölpüm])chen. 

Der  Zweck  des  Zickzackkanales,  der  nach  der  Patentschrift 
Nr.  38121  auch  andere  geeignete  Formen  haben  kann,  ist  der,  die  von 
der  Explosion  ganz  unvermeidlich  in  die  Wiinde  übergehende  Wiirme  un- 
iTiittell)ar  zur  Verdam])fung  des  Erdöles  zu  benutzen.  Zu  diesem  Zwecke 
ist  der  Manlelraum  des  Explosionsraumes  durch  ausragende  Wände, 
welche  mit  dem  ganzen  Untersatze  ein  einziges  Gufsstück  bilden,  in 
einen  laugen,  nach  unten  engeren  Kanal  von  stark  vermehrter  Ver- 
dampfungstläche  gebildet,  und  um  die  Verdami)fuugstläche  noch  zu 
vermehren,  theilweise,  ganz  besonders  aber  au  den  unteren  Uebergangs- 
stellen  mit  Pferdehaar  ähnlichen  Metalls])äneu  (am  besten  aus  Kupfer) 
gefüllt.  Durch  diesen  Kanal  strömt,  wie  in  Fig.  3  gezeigt,  die  Lufl 
und    in   denselben    gelangt    auch    das    \iim    Pümpchen  p    (Fig.   2)    für 


Schiltzs  Erdölraotor.  309 

jeden  Hub  genau  abgemessene  Erdöl i  dieses  letztere  wird,  wie  oben 
gesagt,  durcTi  den  Luftstrom  und  die  Späne  fein  verstäubt  und  an  den 
Wanden  schnell  verdampft.  Was  vom  flüssigen  Brennstoffe  sich  nicht 
schnell  verdampfen  läfst,  z.  B.  Paraffin,  gelangt  als  feiner  Nebel  mit 
dem  verdampften  Gemenge  in  den  Explosionsraum  und  verbrennt  bei 
ausreichender  Luft  ohne  Rückstand. 

Ein  sehr  wichtiges  Erfordernifs  des  gleichmäfsigen  regelmäfsigen 
Ganges  der  Maschine  geht  dahin,  dafs  im  Verdampfungsraume,  ab- 
gesehen von  der  absichtlichen  Befeuchtung  der  Wände  und  Späne,  kein 
flüssiges  Erdöl  an  den  tiefsten  Stellen  des  Zickzackkanales  sich  sam- 
meln kann,  und  zu  diesem  Zwecke  müssen  die  nach  Fig.  3  senkrecht 
verlaufenden,  abwechselnd  oben  oder  unten  verkürzten  Trennungswände 
des  Verdampfungsraumes  nach  unten  je  einen  so  engen  Durchgang 
lassen,  dafs  der  Luftzug  auch  bei  geringerer  Umdrehungszahl  ein  Sam- 
meln des  Erdöles  verhindert.  Da  also  dasselbe  bei  jedem  Hube  scharf 
ausgefegt  wird,  so  ist  zur  gleichmäfsigen  Gemengbildung  nur  noch  er- 
forderlich, dafs  das  Erdölpümpchen  bei  exacter  Arbeit  dauerhaft  con- 
struirt  ist  und  schadhaft  gewordene  Theile  schniiU  und  leicht  ersetzt 
werden  können.  Das  von  der  Maschine  bei  jedem  Arbeitsvorgange 
einmal  entleerte  und  dann  zufolge  Einwirkung  einer  Feder  wieder  gefüllte 
Pümpcheu  ist  so  construirt,  dafs  der  Pumpcylinder  von  einem  Mantel- 
raume  umgeben  ist,  in  welchem  das  Erdöl  auf  einer  stets  gleichen  Höhe, 
etwa  bis  zum  oberen  Rande  des  C_y linders  erhalten  wird,  und  dafs  aus 
diesem  mit  einem  Erdölgefäl'se  P  (Fig.  2)  durch  Hähne  in  Verbindung 
stehenden  Mantelraume  das  Erdöl  in  den  Pumpcylinder  durch  seitlich 
an  demselben  angebrachte  Löcher  hineinfällt,  sobald  der  Pumpenkolben, 
durch  die  Spiralfeder  nach  oben  gezogen,  diese  seitlichen  Löcher  frei 
macht.  Der  darauf  von  der  Steuerstange  wieder  nach  unten  gedrückte 
kleine,  mit  Lederstülpchen  versehene  Erdölkolben  drückt  etwaige  Gas- 
arfen  oder  Erdöl  erst  an  den  seitliehen  Löchern  heraus,  sperrt  die 
Löcher  ab  und  drückt  den  übrigen  Inhalt  nach  Mafsgabe  des  ver- 
stellbaren Kolbenhubes  durch  das  im  Ventilhause  des  Pümpcbens  be- 
findliche kleine  Rückschlagventil  in  den  Zickzackkanal  des  Verdam- 
]ifungsraumes  F  (Fig.  1  und  3);  der  Ausflufs  oben  am  Ventilhause  ist 
höher  angelegt  als  der  Höhenstand  des  Erdöles  im  Mantel  des  Püijip- 
chens,  damit  bei  einer  etwaigen  Undichtigkeit  des  einzigen  (Druck-) 
Ventiles  am  Pümpchen  das  Erdöl  nur  durch  die  Wirkung  des  Kolbens, 
nicht  aber  selbsthätig  ausflielsen  kann,  da  sonst  der  Verdampfungs- 
raum U  mit  Erdöl  überfüllt  werden  würde;  es  ist  bekannt,  dafs  das 
Erdöl  die  feinsten  Undichtigkeiten  selbst  ohne  Druck  leicht  nimmt.  Die 
beschriebene  Einrichtung  des  Pümpchens  ist  also  für  heifses  Wasser, 
leichtflüchtigen  Brennstoff  und  schweres  Erdöl  gleich  geeignet.  Das 
Pümpchen  kann  auch  tiefer  gestellt  werden,  als  in  Fig.  2  gezeigt  ist, 
und  das  würde,   wenn  sonst  erwünscht,  auch  eine  tiefere  Stellung  des 


310  Schiltz's  Krdölmotor. 

Erdölgefäfses  /*,  etwa  auf  den  Boden  gestatten.  Für  den  Fall,  dals  die 
Maschine,  die  für  Leuchtgas,  Benzin,  Naphlu,  Leucht-  (xier  Rolierdol 
und  selbst  Theermisehungen  geeignet  ist,  mit  Feuer  gefährlichem  Brenn- 
stoft'e  betrieben  werden  soll,  kann  das  zur  Maschine  gehörige  Brenn- 
stofTgefäfs  aufserhalb  des  Raumes,  an  beliebiger  Stelle,  aufgestellt 
werden,  wenn  man  nur  den  Höhenstand  richtig  ein.stellt. 

Der  Höhenstand  wird  im  Gefäl'se  N^  auf  welchem  die  Erdölgefäfse 
stehen,  in  bekannter  Weise  (Fig.  2)  durch  ein  Luflroiir  selbsthätig 
geregelt,  indem  die  Flüssigkeit,  wenn  sie  gestiegen,  das  Luftrohr  ab- 
schliefst, wenn  sie  gesunken,  das  Luftroiir  öH'net,  so  dafs  die  in  P  sich 
vermehrende  Luft  den  Brennstofl'  durch  ein  mit  Hahn  versehenes  Rohr 
in  das  Gefäfs  nachfliefscn  läfst;  diese  Einrichtung  hat  sieh  auch  für 
leicht  verdampf  bare  ßrcnnstolFe  bewährt,  und  iäfst  sich  auch  durch 
ein  Schwimmerventil  regeln. 

Die  nach  dem  Palente  Nr.  33675  eingerichtete  Zündung  (Fig.  it) 
erfolgt  durch  eine  Explosion  in  der  Zündkammer  Z.  Diese  Züudkammer 
ist  durch  eine  der  Gemengströmung  entsprechend  bemessene  Oeflbung  mit 
einer  Vorkammer  fortwährend  verbunden,  welche  letztere  durch  ein 
gesteuertes  Ventil  geöfFnet  und  geschlossen  werden  kann.  Die  Haupt- 
zündkammer ist  durch  ein  in  den  Explosionsraum  der  Maschine  sich 
öffnendes  kleines  Ventil  oder  Kläppchen  c  von"  dem  Explosionsraume 
getrennt;  dieses  Kläppchen  oder  Ventilchen  wird  also  durch  eine  in 
der  Ziindkamnier  erfolgende  Ex|)losion  aufgestofsen  und  die  Zündung 
in  die  Arbeitskammer  der  Maschine  übertragen.  In  dem  Zündklä]ip- 
chen  c  beiludet  sich  eine  kleine  Bohrung,  welche  aus  der  Arbeilskammer 
während  der  Conipressiousperiode  das  Gemenge  in  die  Zündkammer 
liefert;  eine  solche  feine  Bohrung  kann  auch  anderswo  angeordnet  sein 
und  die  Menge  des  Gemenges  kann  in  bekannter  Weise  durch  eine 
Stellschraube  geregelt  werden.  Das  aus  der  Arbeitskaminer  in  die 
Zündkammer  strömende  comprimirte  Gemenge  strömt  bei  geöH'netem 
äufseren  gesteuerten  Ventile  durch  die  Oeßiumg  in  die  Vorkammer  i. 
entzündet  sich  an  der  äufseren  Flamme,  brennt  nur  in  der  Vorkummer  (', 
zündet  nicht  zurück  in  die  Hauptzündkamnier  /f,  sofern  die  Verbiudungs- 
öffnung  so  bemessen  ist,  dafs  die  Strömung  in  der  üeli'nung  das  Zuriick- 
zünden  verhindert;  sobald  dann  die  Vorkammer  i  vom  gesteuerten 
Ventile  dicht  geschlossen  wird,  also  ein  Abtlufs  verhindert  ist,  lindet 
Druckausgleichung  statt,  die  Zündung  |)Hanzt  sich  in  die  Haupt  kam  mer 
zurück,  der  dort  vorhandene  Gemengvorrath  explodirt,  stöfst  das  Zünd- 
kläppchen  auf  uud  überträgt  mit  einem  Feuerstrahle  die  Zündung  mit 
Sicherheit  in  die  Arbeitskamnier.  Diese  Zündung  ist  die  denkbar  ein- 
fachste, ein  Töpfchen  mit  einein  Dcckelchen  und  ZiUidkläppchen ,  und 
Iäfst  an  Sicherheit  und  Haltbarkeit  nichts  zu  wünschen  übrig. 

Die  Regelung  der  Schnelligkeit  der  Maschine  (Fig.  7)  erfolgt  vom 
sehr  kleinen  Regulator  dadurch,   dai's  letzterer  bei  zu  schnellem  Gange 


Schiltz's  Eidölmotor.  311 

1)  eine  senkrecht  gestellte  Sperrklinke  k  (Fig.  7)  in  eine  Nase  der 
Steuerstange  des  Auslasses  einrückt,  also  diese  zurück  und  den  Auslal's 
offen  hält;  2)  die  in  Fig.  9  dargestellten  hangenden  Finger  der  gesteuerten 
Einlal'sveutilstange  seitwärts  rückt  (wie  in  Fig.  7  zu  sehen  ist),  wodurch 
das  Ocllnen  des  Einlafsventiles  unterbleibt,  und  dafs  3)  in  Folge  dieser 
beiden  Einwirkungen,  die  durch  einfache  Verbindung  der  Klinke  mit 
dem  Finger  combinirt  werden  mag,  statt  der  Gemengfüllung  die  Aus- 
lafsgase  zurückgesogeu  werden ,  und  das  von  der  Auslafsstange  durch 
wagerechte  Nase  (Fig.  2)  bewegte  Pümpchen  in  Ruhe  tritt;  4)  folglich 
Mangels  der  Ladung  eine  Zündung  ausfällt.  Diese  auch  an  der  in 
München  ausgestellten  Maschine  augebrachte  Kegulirung,  welche  äufserst 
weniu-  Kraft  erfordert,  hat  sich  als  sehr  zuverlässig  erwiesen. 

In  der  Zeichnung  Fig.  1  ist  dargestellt,  wie  der  an  den  Untersatz 
vorgeschraubte  Vorbau  die  sänimtlichen  Ventile  enthält,  und  dafs  diese 
daher  sehr  leicht  zugänglich  gemacht  sind;  übrigens  ist  auch  jedes  der 
Ventile  mittels  ihrer  Spindeln  drehbar  eingerichtet  zu  bekanntem  Zwecke. 

Das  Kühlwasser  tritt  (Fig.  2)  von  unten  in  den  Wassermantel  des 
Arbeitscylinders,  fliefst  oben  ab,  nach  unten  in  den  von  unten  auf  den 
Untersatz  aufgeschraubten  Deckel,  aus  welchem  es  nach  oben  steigend 
den  Explosionsraum  bespült,  und  geht  von  da  seitlich  mit  hoher 
Temperatur  ab;  der  unten  aufgeschraubte  Wasserraum  W  steht  nach 
Fig.  5  mit  kleinen  Wasserräumen  ir,  die  sich  neben  dem  Auslafsventile 
befinden,  in  Verbindung.  Durch  die  Aufschraubung  des  unteren  Wasser- 
raumes wird  auch  der  nach  unten  offen  gegossene  Verdampfungskanal  V 
verschlossen,  der  dann  nur  den  für  die  Luft  und  das  Erdöl  freien  Ein- 
gang (Fig.  3)  und  die  zum  Einlafsventile  führende,  nur  während  der 
Saugperiode  oHen  gehaltene  Ausgangsöffnung  hat;  der  Zickzackkanal  V 
ist  also  ebenfalls  leicht  zugänglich  gemacht. 

Die  drei  Steuerungen  —  für  Einlafs,  Zündung  und  Auslafs  —  er- 
folgen von  der  Steuerachse  S  aus  durch  Daumen;  das  um  einen  fest- 
stehenden Zapfen  drehbare  Steuerrad  hat  die  doppelte  Zahl  von  Zähnen 
wie  das  auf  der  Kurbelachse  fest  aufgekeilte  Stirnrad,  durch  welches 
das  Steuerrad  betrieben  wird.  Es  ist  vorgezogen,  den  Einlafs  zu  steuern, 
der  auch  .selbsthätig  sein  könnte. 

Der  lange  Kolben  ist  noch  von  unten  mit  einer  Wärmeschutz- 
klappe 0  versehen,  um  den  Uebergang  der  Wärme  auf  den  Arbeits- 
cylinder  möglichst  zu  hindern.  Das  Einlafsventil  ist  von  einem  ring- 
förmigen Räume  (Fig.  1)  mit  Kanälen  zum  Ventilsitze  versehen  für  den 
Fall,  dafs  die  Maschine  mit  Leuchtgas  betrieben  werden  soll;  für  diesen 
Fall  bedarf  es  nur  der  Anschraubung  eines  seitlichen  Gasrohres,  dessen 
Eingang  sonst  mit  einem  Stopfen  verschlossen  wird  (Fig.  1  und  3). 

Die  Zündkammer,  welche  früher  stehend  angeordnet  war,  ist  jetzt 
■wagerecht  eingerichtet,  damit  die  Zündflamme  beim  Oeffnen  der  Vor- 
kammer sofort  das  austretende  Gemenge  zünde.    Auch  kann  die  Zünd- 


312  SchilU's  Erdolitiulor. 

flamme  in  dieser  Stellung  nach  oben  mit  einem  Kamine  versehen,  und 
dann    zur  Ziindflamme   gewöhnliches    Leucht-Erdöl    gebraucht    werden. 

Die  Maschine  kann  kalt  leicht  mit  Naphta  vom  s|)ecilischen  Ge- 
wic'hte  0,7  in  Betrieh  gesetzt  und  nach  "20  liis  SO  Minuten,  wenn  sie 
warm  geworden,  mit  Leuclit-Krdöl  forthelriehen  werden.  V'on  irgend 
einer  Gefahr  ist  dabei  keine  Rede,  weil  die  Erdölgetiilse  fest  verschlossen 
sind.  Es  ist  Aussicht  vorhanden,  dal's  die  lugangsetzuiig  künftig  sofort 
mit  Leucht-Erdöl  erfolgen  kann. 

Die  Maschine  ist,  wie  man  sieht,  sehr  einfach  consiruirt,  an  der- 
selben ist  sehr  wenig  Gestänge  oder  Hehelwerk  und  alle  'l'heile  sind 
leicht  zugänglich  gemacht. 

Die  Vorzüge  des  vorliegendeu  Sy.stemes  vor  anderen  Systemen  be- 
stehen im  Folgenden : 

1)  Der  Betrieb  kann  mit  Leucht-  und  Koh-Erdiii  erfolgen;  bekannte 
andere  deutsche  Motoren  werden  nur  mit  Benzin  betrieben.  (?) 

2)  Die  Zündung  erfolgt  durch  äufsere  Flamme,  nicht  elektrisch; 
die  Zündung  geschieht  explosiv.  Die  Zündungsvorrichtung  ist  sehr  ein- 
fach, leicht  verständlich  und  erfordert  keine  Reparatur.  Ein  sehr  be- 
merkenswerther  Vorzug  derselben,  insbesondere  gegenüber  der  elek- 
trischen Zündung,  besteht  darin,  dal's  man  an  derselben  die  Beschaffenheit 
des  zu  zündenden  Gemenges,  welches  richtig  und  gleichmäfsig  sein 
mufs,  sicher  beobachten  kann. 

3)  Die  Verdampfung  des  Brennstoti'es  mit  Verstäubung  des  Nichl- 
verdampfbaren  gestattet  die  Anwendimg  der  meisten  flüssigen  Brennstoffe. 

4)  Die  innige  Mischung  des  Gemenges  oor  dem  Eintritte  in  den 
Explosionsraum  bewirkt  eine  plötzlichere  und  vollständigere  Verbren- 
nung in  der  ersten  Bälfle  des  Arbeitshubes,  eine  bessere  Ausnutzung 
der  Kraft,  also  höheren  Anfangsdruck  und  geringeren  Enddruck  während 
des  Arbeitshubes  ohne  Nachbrennen  nach  Oeffnung  des  Auslasses,  Vor- 
theile,  die  bei  allen  hauptsächlich  mit  Verstäubung  arbeitenden  Erdöl- 
niotoren  naturgesetzlieh  tmmöglich  sind. 

5)  Die  Verdampfung  und  innige  Misehimg  des  Gemenges,  welches 
wohlvorbereitet  in  den  Explosionsraum  gelangt,  hat  die  vollständige 
Ausnutzung  der  im  Brennstoffe  schlummernden  Kraft  ohne  Verrufsung 
und  andere  Uebelstände,  daher  geringsten  BrennslolIX  erbrauch  zur  Folge. 
Die  höhere  Wärme-  und  Kraflerzeugung  beruht  auch  darin,  dal's  die 
von  den  Explosionen  in  die  Wände  unvermeidlich  rerhren  gehende  Wärme 
in  den  warmen  Räumen  geringer  ist  und  durch  die  Verdampfung  im 
Zickzackkanale  theilweise  wiedergewonnen  und  dann  in  den  Explosions- 
raum zurückgeführt  wird.  Uebrigens  ist  nicht  zu  übersehen,  dal's  Leucht- 
Erdöl  wegen  seines  gröi'seren  Kohlenstoff-  und  geringeren  Wassersfotf- 
gehaltes  etwas  geringere  Wärme  liefern  mufs  als  Leuchtgas  und  leichte 
Kohlenwasserstoffe;  das  Verhältnifs  ist  ungefähr  24  :  27. 

•>)  Die  Erd(')lverdainpfung  im  Zickzackkanale  durch  den   Luftsirom 


Schiltz's  Erdölmotor.  313 

ersetzt  eineu  namhafleii  Tlieil  des  ohnedies  erforderlichen  Kühlwassers, 
bewirkt  also  geringeren  Kühlwasserverbraiich. 

Die  neueste  Constructioii  hat  folgende  Vorzüge  vor  der  in  München 
ausgestellten  Maschine: 

1)  Die  drei  Ventile  liegen  dicht  bei  einander,  so  dafs  Eintritt, 
Zündung  und  Austritt  nahezu  an  derselben  Stelle  statttinden;  das  hat 
zur  Folge,  dafs  das  Züudgemenge  von  einer  Stelle  entnommen  wird, 
die  unmittelbar  vorher  durch  den  frischen  Eintritt  von  Verbrennungs- 
producten  ausgespült  wurde,  das  bewirkt  Sicherheit  der  Zündung. 

2)  Die  drei  Ventile  sind  leicht  zugänglich  gemacht,  und  jedes  der- 
selben kann  mit  der  Spindel  auf  dem  Sitze  gedreht  werden. 

3)  Der  Auslafs  liegt  am  tiefsten  Punkte  des  Explosionsraumes,  alle 
Arten  von  Flüssigkeiten,  die  aus  irgend  einem  Grunde  in  den  letzteren 
gelangen,  werden  bei  jedem  Hube  ausgefegt. 

■1)  Bei  wagerechter  Zündkammer  schlägt  die  äufsere  Flamme  bei 
Oetlnung  der  Vorkammer  sofort  in  das  ausströmende  Gemenge. 

5)  Durch  die  wagerechte  Anordnung  der  Zündkammer  wurde  es 
möglich,  dieselbe  trichterförmig  und  ohne  Richtungsveränderung  des 
strömenden  Zundgemenges  zu  gestalten,  die  Verbrennungsproducte  sicherer 
auszutreiben  und  die  Zündung  zu  sichern. 

6)  Der  Explosionsraum  ist  so  geformt,  dafs  er  vom  Eintrittsventile 
bis  zum  Kolben  sich  immer  mehr  ohne  scharfe  Biegungen  und  Ecken 
erweitert,  dafs  somit  die  beim  tiefsten  Stande  des  Kolbens  noch  ver- 
bleibenden Verbrennungsproducte  von  der  Zündungsstelle  gründlich  ent- 
fernt werden  und  beim  Ansaugehube  in  der  Nähe  des  Kolbens  bleiben; 
da  die  Verbrennungsproducte  condensirte  VVasserdämpfe  enthalten,  so 
vermengen  sie  sich  nicht  schnell  mit  dem  neu  eintretenden  Gemenge, 
die  bei  der  Explosion  erfolgende  Verbrennung  geht  daher  nicht  bis  an 
den  Kolben,  an  Kolben  und  Cijlinder  geht  weniger  Wärme  verloren.  Da 
der  Untersatz  mit  dem  Explosionsraume  behufs  Verdampfung  warm  ge- 
halten vi'erden  mufs,  so  kann  auch  an  diesen  wenig  Wärme  verloren 
gehen;  der  allseitig  geringere  Wärmeverlust  au  die  Wände  mufs  einen 
Kraftgewinn  zur  Folge  haben. 

7)  Der  Explosiousraum  ist  als  Halbkugel  mit  seitlich  unten  auf- 
gesetztem, nicht  ganz  regelmäfsigem  Trichter  construirt;  es  ist  dabei 
darauf  Bedacht  genommen,  die  innere  Warme  aufnehmende  Oberfläche 
im  Verhältnisse  zum  Cubikinhalte  möglichst  zu  vermindern. 

8)  Der  Cubikinhalt  des  ganzen  C'oin])ressionsraumes  ist  so  bemessen, 
um  eine  etwas  gröfsere  Compression  (2',';,'"  Ueberdruck)  zu  erhalten. 

9)  Der  Explosionsraum  ist  nach  oben  mit  dem  Cylinder,  nach  vorn 
mit  dem  Ventilhause  abgedichtet  verbunden;  irgend  einer  Communikation 
des  Explüsionsraumes  mit  dem  Verdampfungsraume  oder  mit  dem  Wasser- 
raume,  durch  welche  die  Zündung  bedroht  wäre,  ist  durch  diese  Con- 
struction  vorgebeugt. 


314 


Die  Waterhouse-Boijenlanipe 


l(t)  Das  EinlalsM-ntil  ist  gar  nicht  und  das  Ausialsventil  nurüciiwach 
geküiilt,  weil  beide  vom  einströmenden  Gemenge  iiesiiüU  werden. 

11)  Beim  Auseinandernehmen  der  Theile  brauchen  keine  Rohr- 
verschraubungen gelöst  zu  werden,  da  der  unten  ollen  gegossene  Zick- 
zackkanal und  die  sämnitlichen  Wasserräunie  und  Kanüle  durch  Auf- 
schrauben der  Haupisliicke  dicht  verschlossen  werden.  Diese  Art  der 
Verbindung  erleichtert  auch  die  Reinigung  der  Räume  von  Kesselstein 
oder  auderen  Niederscliläuen.  Sc/tiltz. 


Die  Waterhouse-Bogenlampe. 

Mit  Abbildung:. 

Die  Walerhouse  Ekctric  and  Manufactiinng  Company  in  Hartford 
(Conn.)  liefert  eine  elektrische  Bogenlampe,  welche  zufolge  ihrer  Ein- 
fachheit keine  feine  Einstellung  erfordert.  Dieselbe  ist  in  der  zugehörigen 
Abbildung  nach  dem  American  machinist  vom  10.  November  1888  ab- 
gebildet.    Das    Neue    liegt    in    dem    Eiektromagnete   JW;    derselbe   hat 


einen  Eisenkern  von  viereckiger  Gestalt  und  besii/,1  zwei  Hauplspuleu 
und  zwei  Nebenschlufsspulen,  die  unter  rechtem  Winkel  gegen  einander 
gewickelt  sind;  in  der  Abbildung  sind  die  Hauptspulen  grobdriibtig,  die 
Neben-spulen  feindrahtig  gezeichnet.  In  dem  Magnete  M  ist  ein  läng- 
liches Loch  vorhanden,  in  welches  die  Spitze  des  Ankers  A  durch  den 
Magnetismus  hineingezogen  wird.  Der  Anker  .4  dreht  sich  um  einen 
in   der  Abbildung   incht    sichtbaren  Zapfen   aul   der  anderen  Seite   des 


Die  Waterhouse-Bogenlampe.  .315 

Magnetes  uud  wird,  weun  kein  Strnm  diircli  die  Lampe  geht,  durch  dif 
Stützen  B  und  die  Feder  F  getragen;  die  Feder  F  unterstützt  zugleich 
den  Anker  beim  Emporgehen  mit  einer  Kraft,  die  mittels  der  Mutter  ^' 
verändert  werden  kann.  Die  Feder  F  verhindert,  dafs  der  Anker  plötz- 
lich nach  unten  fällt;  die  Luftkammer  D  hingegen,  mit  welcher  der 
Anker  ehenfalls  in  Verbindung  steht,  macht  ein  plötzliches  Emporgehen 
desselben  unmöglich.  Mit  dem  Anker  .4  ist  ferner  die  Klemme  C  ver- 
bunden, durch  welche  der  Kohleuträger  K  hindurchgeht. 

Der  in  die  Lampe  eintretende  Strom  gelangt  von  den  Klemm- 
.schrauben  neben  dem  Handgritt'e  H  in  die  Hauptspulen  des  Magnetes  ij/, 
von  da  zum  Kohleuträger  /<,  geht  durch  die  Kohlen  uud  tritt  an  den 
Klemmen  auf  der  anderen  Seite  der  Lampenplatle  aus.  Dadurch  wird 
M  magnetisch,  zieht  den  Anker  A  in  das  längliche  Loch  in  M  empor, 
von  den  Stützen  B  hinweg,  wobei  die  Feder  F  ihn  unterstützt,  bis  er 
in  die  richtige  Höhe  gekommen  ist.  Auch  die  Klemme  6'  geht  mit  empor 
und  nimmt  den  Kohlenträger  H  mit  in  die  Höhe,  so  dafs  die  Kohlen 
von  einander  entfernt  werden  und  der  Bogen  sich  bildet. 

Wenn  dann  die  Kohlen  abbrennen,  so  wird  dadurch  der  Wider- 
stand in  dem  die  Hauptspuleu  enthaltenden  Stromkreise  gröfser  als  in 
den  Nebenspulen,  und  durch  letztere  geht  ein  entsprechender  Stromzweig 
neben  dem  Lichtbogen:  hierdurch  aber  wird  ein  der  Wirkung  der  Haupt- 
spulen entgegengesetzter  Magnetismus  erzeugt,  an  dem  Theile  des  Mag- 
netes A/,  unter  welchem  der  Zapfen  des  Ankers  A  liegt;  der  Magnet  M 
wird  also  schwächer  magnetisch,  und  der  Anker  A  geht  langsam  herab, 
macht  die  Klemme  frei,  uud  diese  läfst  die  Kohlenstange  H  los,  so  dafs 
die  Kohlen  sich  nähern.  Der  Kohlennachschub  ist  so  fein,  dafs  die 
Kohlen  nahezu  dieselbe  gegenseitige  Lage  beständig  beibehalten,  wäh- 
rend sie  langsam  verbrennen.  Plötzliche  Bewegung  tritt  nie  auf,  und 
die  Wnterhouse-h?im\){t  soll  wegen  ihrer  Einfachheit  gröfseres  Spiel  in 
der  Einstellung  zulassen  uud  nicht  jene  leine  und  sorgfältige  Einstel- 
lung verlangen,  welche  bei  anderen  Bogenlam])en  gewöhnlich  erforder- 
lich ist. 

Auf  der  anderen  Seite  des  Magnetes  M  ist  ein  selbslhätiger  Aus- 
schalter angebracht  (in  der  Abbildung  aber  nicht  angegeben),  welcher 
so  eingestellt  ist,  dafs  er  die  Lampe  ausschaltet,  wenn  die  Entfernung 
der  Kohlen  über  6"""  beträgt. 

Gute  Lsolirung  in  der  Lam]ie  ist  sorgfältig  angestrebt.  Mittels  des 
HandgrilVes  H  läfst  sii-ii  der  ganze  Strom  von  der  Lampe  wegschalten. 


316 


Eddy's  elelitrisches  Mefsinstrument. 


Law's  Blitzableiter  für  Beleuchtungsanlagen. 

Mit  Abhildiing, 
In  deu  bei  Beleuchtungsanlagen   angewendeten  Blitzableitern    niul- 
verhindert  werden,   dal's  nach    eingetretenem   Blitzschlage  die  Dynamo- 
maschine kurz  geschlossen  bleibt. 

Bei  dem  liievnebeu  nach  dem  CeiilraWlatte  für 
Elektrotechnik,  1888  *  S.  835,  abgebildeten  Blitz- 
ableiter von  Lato  sind  C  und  D  die  Blilzplalten. 
A  eine  Drahtrolle,  welche  beim  Durchgange  eines 
Stromes  einen  Eisenkern  in  sich  hereinzieht.  Die 
Abzweigung  von  der  Linie,  die  durch  den  Blitz- 
ableiter geschützt  werden  soll,  führt  zu  der  oberen 
Klemme,  von  dort  in  die  Spule,  deren  inneres  Eude 
am  Metallkörper  fesigelöthet  ist.  Schlägt  der  Blitz 
von  ('  nach  D  über,  so  folgt  der  Maschinenstrom 
ihm  nach,  welcher  A  erregt.  Durch  den  Hebel  K 
wird  daher  die  Platte  C  zurückgezogen,  der  zwi- 
schen C  und  D  übergehende  Lichtbogen  erlischt 
1111(1  die  Gefahr  für  die  Maschine  ist  beseitigt. 

Im  letzten  Sommer  sollen  sich  die.se  Blitz- 
ableiter sehr  sut  bewahrt  haben. 


Eddy's  elektrisches  Mefsinstrument. 

Mit  At)bilduns- 
Da  Eisen  und  Stahl  bei  ihrer  Anwendung  in  elektrischen  Mefs- 
instrumenten  eine  Aenderung  in  ihren  magnetischen  Eigen.schaften  mit 
der  Zeit  befürchten  lassen,  \mi  Arthur  H.  Eddy  in  Hartford  (Conn.)  eine 
Anordnung  gewählt,  die  sich  auf  die  gegenseitige  Anziehung  zwischen 
den  Windungen  einer  Drahtrolle  beim  Durchgänge  eines  Stromes  stützt. 
Die  zugehörige  Abbildung  zeigt  das  Instrument  im  Schnitte.  Eine 
Messingspule  A  besitzt  eine  verhältnifsmäfsig  weite  Höhlung  und  wird 
mit  einer  Drahtlage  h  von  angemessener  Dicke  bewickelt.  In  ihrem 
Inneren  wird  eine  do])pelte  Drahtspirale  c  angebracht,  die  so  gewickelt 
ist,  dals  eine  Wickelung  innerhalb  der  anderen  liegt,  das  eine  Ende 
am  Boden  befestigt  ist,  dann  aufserlich  nach  der  Sjiitze  emporgeht  und 
von  da  im  inneren  dieser  ersten  Wickelung  wieder  nach  dem  Boden 
herabgeht.  Der  Strom  durchfliefst  daher  beide  Wickelungen  nach  ein- 
ander in  stets  gleicher  Bichtung.  Das  obere  gemeinschaftliehe  Ende 
beider  Spiralen  c  ist  frei  und  mit  einem  Winkelhebel  d  verbunden,  der 
in  dem  auf  der  Spule  A  angebrachten  Lager  e  .seine  Achse  hat  und 
dessen  längerer   Arm  als  Zeiger  über  einer  Scala  s])iell. 


Baratta's  elektrische  W  ächter-Controluhr. 


317 


Wenn  der  Strom  durch  die  Spiralen  c  geht,  so  ziehen  sich  die 
einzelnen  Windungen  gegenseitig  an,  und  es  entsteht,  da  das  untere 
Ende  an  der  Grundplatte  befestigt  ist,  eine  entschiedene  Verkürzung 
der  Spirale  in  ihrer  Länge,  die  sich 
durch  die  Zeigerbewegung  bemerk- 
bar macht.  Die  Gröfse  der  Zeiger- 
bewegung nimmt  zu,  wenn  man  den 
Hebelsarm  der  Spirale  gröfser  macht. 
Innerhalb  gewisser  Grenzen  ist  bei 
gegebener  Zu-  oder  Abnahme  der 
Stärke  des  Stromes  oder  der  elektro- 
motorischen Kraft  die  Bewegung  des 
Zeigers  dieser  Zu-  oder  Abnahme 
proportional.  Es  soll  aber  das  In- 
strument nach  einer  Normal- Stromquelle  graduirt  werden  und  gibt  dann 
.sich  gleich  bleibende  Ablesungen. 

Die  Wirkung  des  Stromes  in  c  läfst  sich  noch  dadurch  verstärken, 
dafs  der  Strom  auch  mit  durch  die  äufseren  Windungen  b  geführt  wird, 
und  zwar  in  einer  Richtung,  dafs  er  in  ihnen  in  gleichem  Sinne  wie  in 
den  inneren  Windungen  c  wirkt. 

Die  inneren  Windungen  c  müssen  natürlich  den  zu  messenden 
Stromstärken  entsprechend  gewählt  werden,  und  Eddy  hält  sich  noch 
weit  innerhalb  der  Elasticitätsgrenze  des  verwendeten  Metalles  und  der 
zulässigen  Grenze  der  Erhitzung  durch  den  Strom.  Um  die  Erhitzung 
möglichst  niedrig  zu  halten,  empfiehlt  es  sich,  b  und  c  einander  parallel 
zu  schalten  [Londoner  Electrical  Engineer  vom  16.  November  1888,  *S.  409, 
nach  der  Electrical   fVorld). 


Baratta's  elektrische  Wächter-Controluhr. 

Die  elektrische  Wächter-Controluhr  von  ßaratta^  welche  in  der 
Lumüre  Electrique,  1888  Bd.  30  *  S.  279  (nach  11  Prugresso,  Bd.  16  S.  99), 
beschrieben  wird,  schliefst  eine  galvanische  Batterie  jedesmal  zu  der 
Zeit,  wo  der  Wächter  vorschriftsmäfsig  einen  Rundgang  zu  beginnen 
hat,  und  stets  auf  die  vorschriftsmäfsige  Dauer  der  Runde.  Der 
Batteriestrom  wird  beim  Schliefsen  durch  einen  Elektromagnet  geführt, 
welcher  das  Laufwerk  eines  Morse-Schreibapparates  auslöst.  Aufser 
diesem  Stromkreise  ist  aber  noch  ein  zweiter  vorhanden,  der  eine  Leitung 
bildet,  welche  durch  alle  vom  Wächter  zu  besuchenden  Controlstellen 
geführt,  in  jeder  Stelle  jedoch  unterbrochen  ist.  Der  Wächter  hat  nun 
Auftrag,  in  jeder  Controlstelle  auf  einen  Knopf  zu  drücken,  und  schliefst 
dadurch  die  Leitung  in  dieser  Stelle.  Bei  Ankunft  des  Wächters  in 
der  letzten  Stelle  ist  daher  die  zweite  Leituns  vollständig  geschlossen; 


318 


Douse's  selbsthätiger  elektrischer  Feuerlöscher. 


da  nun  in  diese  Leitung  der  Elektromagnet  de.s  Morse  und  aufserdein 
in  jeder  Controlstelle  ein  Elektromagnet  eingeschaltet  ist,  welcher  in 
dieser  Stelle  bei  Anziehung  seines  Ankers  den  Strom  wieder  unter- 
bricht, so  schreibt  der  Morse  am  Ende  jedes  Rundganges  nur  einen 
Punkt,  und  gleich  darauf  wird  sein  Laufwerk  angehalten,  weil  der  seither 
durch  den  Auslöseelektromagnet  gesendete  Strom  innerhalb  der  Control- 
uhr  jetzt  unterbrochen  wird.  Man  kann  überdies  dem  Wächter  stets 
ein  Signal  geben,  wenn  er  seinen  Rundgang  anzutreten  hat;  man  braucht 
dazu  nur  noch  eine  elektrische  Klingel  mit  in  den  von  der  Uhr  zu 
schliefsenden  Stromkreis  einzuschalten. 

Wie  bei  Adfs  Wächter-Controlappcirül  mit  2  Leitungen  (1887  263 
*  878)  ist  auch  bei  dem  Baratta  s  nicht  zu  erkennen,  ob  der  Wächter  die 
Controlstellen  in  einer  ihm  etwa  vorgeschriebenen  Reihenfolge  besucht 
hat;  ja,  bei  der  Schaltung  des  Morse  auf  Arbeilsstrom  vermag  der 
letztere  auch  nicht  Vers])ätungen  des  Wächters  anzuzeigen,  sofern  die- 
selben nicht  etwa  die  zwischen  zwei  Rundgängen  liegende  Zeit  über- 
schreiten. 


Douse's  selbsthätiger  elektrischer  Feuerlöscher. 


Mit  Abbilduiisen. 


In  den  Gebäuden,  welche  gegen  Feuerschäden  geschützt  werden 
sollen,  werden  nach  dem  (Londoner)  Electricat  Eiujineer  vom  30.  November 
1888,  *S.  445,  an  der  Decke  der  Zimmer  nach  Bedarf  ein  oder  mehrere 
der  in  Fig.  1  abgebildeten  Gefäfse  A  angebracht,   in  welchen  eine  ge- 


Fig.  1. 


wisse  Menge  mit  Alkalilösung  versetzten  Wassers  enthalten  ist.  In) 
Inneren  jedes  Gefäfses  befindet  sich  ein  Glas  Ä,  das  mit  angesäuertem 
Wasser  gefüllt  ist.  Wenn  das  Glas  B  zerbrochen  oder  sonstwie  in 
das  Gefäfs  A  entleert  wird,  so  entwickelt  sich  rasch  Kohlensäure,  und 
diese  steigert  den  Druck  auf  das  Gemisch  so  stark,  dafs  letzteres  aus 
den  Röhren  M  durch  die  Brausen  N  als  fein  zcrtheilter  Regen  aus- 
fliefst. 


Ciclingsht'ira's  elektromagnetischer  Züiidapparat.  319 

Die  Gefäfse  A  sind  nun  einzeln  oder  paarweise  mit  einem  selbs- 
thätig  Contaet  machenden  Feuermelder  (Fig.  2)  verbunden.  In  diesem 
ist  eine  Metallfederverbindung  vorhanden,  welche,  sobald  sich  in  ihrer 
Umgebung  in   dem   den   Melder   enthaltenden  Zimmer  die   Temperatur 


Fig.  ■i. 


durch  das  Ausbrechen  eines  Brandes  erhöht,  sich  so  stark  ausdehnt, 
dafs  sie  mit  einem  darüber  liegenden  Contacte  in  Berührung  tritt  und 
die  elektrische  Leitung  (/|  rf)  schliefst,  welche  sich  als  c^e2  in  das  Ge- 
fäfs  A  hinein  fortsetzt;  der  elektrische  Strom  bringt  also  hier  die  be- 
absichtigte Wirkung  hervor  und  das  Wasser  fliefst  aus  den  Brausen  iV  aus. 
Zu  gleicher  Zeit  wird  der  Weg  für  einen  elektrischen  Strom  nach 
einem  Elektromagnete  geschlossen,  der  an  einem  Eckstücke  des  Haupt- 
gasrohres angebracht  ist;  an  dieser  Stelle  ist  im  Gasrohre  ein  Ventil 
angebracht,  welches  für  gewöhnlich  von  einer  Nase  am  Ankerhebel 
des  Elektromagnetes  getragen  wird  und  dabei  das  Gas  frei  durch  das 
Rohr  strömen  läfst;  sobald  dagegen  der  Elektromagnet  seinen  Anker 
anzieht,  drückt  eine  Feder  das  frei  gewordene  Ventil  nach  unten,  so 
dafs  es  mit  seinem  kugelförmig  gestalteten  unteren  Ende  die  Mündung 
des  von  unten  kommenden  Rohrtheiles  verschliefst  und  das  Gas  absperrt,' 
so  dafs  es  dem  Feuer  keine  Nahrung  zuführen  kann. 


Gelingsheim's  elektromagnetischer  Zündapparat. 

Mit  Abbildung. 

In  dem  von  Dr.  Karl  Gclings/ieim  in  Drachenburg  angegebenen  elektro- 
magnetischen Zündapparate  (vgl.  1888  268  522)  steht  nach  der  Zeit- 
schrift für  Elektrotechnik^  1888  *S.  474,  ein  Elektromagnet  A  durch  die 
Drähte  y  und  :  mit  einer  an  einem  entfernten  Orte  eingeschalteten 
elektrischen  Batterie  in  Verbindung  und  mit  einem  die  Sehliefsung  des 
Stromes  ermöglichenden  Taster.  Der  Hebel  a,  welcher  um  x  drehbar 
ist,  trägt  den  eisernen  Anker  fc,  welcher  bei  der  Stromschliefsung  von 
dem  Eisenkerne  angezogen  wird,  sonst  aber  durch  die  Feder  f  mit  dem 
Hebelstücke  v  an  die  Metallhülse  A,  die  in  einem  Winkel  von  45"  fest 
liegt  und  auf  beiden  Seiten  ofTen  ist,  angedrückt  wird,  so  dafs  v  das 
untere,  offene  Ende  der  Hülse  vollkommen  versehliefst.  Unterhalb  der 
Hülse  ist  ein  trichterförmiges  offenes  Metallstück  c  befestigt,  und  unter 
diesem  ein  auf  dem  Brette,  worauf  die  ganze  Vorrichtung  ruht,  ein- 
gesetztes, jedoch  beliebig  zu  entfernendes  Schälchen  aus  Blei  d. 


320 


Cliance'8  Wiedergewinnuiig  des  Soliwel'elg. 


In  die  Metnllhülse  h  läfst  man  ein  Kiigelclien,  welclies  etwas  kleiner 
ist  als  der  Caliher  der  Hülse  und  aus  elilorsaureni  Kali  und  Zucker- 
mehl  besteht,  durch  den  offenen  oberen  Tlieil  der  Hülse  hineingieiten: 
das  Gefäfs  d  wird  mit  Asbest  gefallt  und  auf  dasselbe  concentrirte 
Schwefelsäure  gegossen. 

Das  Kügelchen  hat  nun  zu  F"olge  der  Schwere  das  Bestreben,  aus 
der   Hülse    hinauszugleiten,    was  jedneh   durch    das   HebelstUck   v   ver- 
hindert   wird.     Sendet    man    jedoch   durch   den 
T         Elektromagnet  einen  Strom,  so  wird  der  Anker  b 
angezogen,   das  Hebelstück  r  entfernt  sich  von 
~f  dem    tmteren  Theile  der  Metallhülse  h  und  das 
Kügelchen    gleitet    aus    der    Hülse   h    auf   den 
Trichter  c  und   fällt  durch  diesen  ins  Gefäfs  rf, 
J'J woselbst   es    sich    sofort    entzündet:    das   Feuer 
durch  Stopinenleifung    wird    an   den  Ort    seiner 
Verwendung  gebracht. 
Wird  der  Strom  unterbrochen,   so   zieht   die  Feder  f  den  Anker  /; 
wieder  vom  Elektromagnete  weg,   das  Verschlufsstück   r   schliefst    die 
Hülse   A;   nachdem   in    letztere   ein   neues   Kügelchen   hineingleiten  ge- 
lassen  wurde,   ist   der  Apparat    zum   weiteren  Gebrauche   fertig,  ohne 
dafs  man  jedesmal  die  Schwefelsäure  und  den  Asbest  erneuern  müfste. 
Die  Kügelchen  erhält  man,   indem    man   ein  inniges  Gemenge  von 
gleichen  Theilen  ])ulverisirtem  chlorsauren  Kali  und  Zucker  mit  so  viel 
Wasser  übergiefst,  dafs  man  hieraus  einen  zienilieli  steifen  Teig  bekommt, 
aus  dem  dann  die  Kügelchen  mit  freier  Hand   in  entsprechender  Gröfse 
geformt  und  im  Dunklen  getrocknet  werden. 


Die  Wiedergewinnung  des  Schwefels  aus  den  Sodarück- 
ständen durch  Kalkofengase;  von  Alexander  M.  Chance. 

(SchUifs  des  Bericlites  Bd.  '270  S.  52Ü.") 
Mit  Abbildungen. 

Der  Apparat,  welcher  in  üldboury  seit  S  Monaten  mit  Erfolg  an- 
gewandt wird,  ist,  wenn  auch  beim  ersten  Anblicke  die  vielen  Köhren 
und  Hähne  zu  verwirren  scheinen,  sowohl  in  seiner  Construction,  wie 
auch  in  der  Controle,  .sehr  einfach.  Die  Anordiuing,  in  nebenstehender 
Figur  (Fig.  1)  wiedergegeben,  ist  folgende: 

Eine  Reihe  hoher  cylindrischer  Gefäfse  (7  sind  als  zweckentsprechend 
gefunden  worden)  ist  derart  durch  Köhren  verbunden,  dafs  eine  reihen- 
weise Anwendung  ermöglicht  ist. 

Die  Röhren  LLL  dienen  zum  Einleiten  der  Kohlensäure,  die  mit 
CCC  bezeichneten  zur  Verbindung,  EEE  bedeuten  die  Ausgangs-  und 
RRH  die  Rückleitungsröhren. 


Chance's  Wiedergewinnung  des  Schwefels. 


321 


Fig.  1. 


Zur  Veranschaulichung  des  Vorganges  von  der  Zeit  der  Füllung 
eines  Kessels  bis  zu  seiner  Entleerung  dient  beifolgendes  Schema  (Fig.  2), 
welches  unter  Verwerthung  eines  von  J.  C.  Stevenson  bei  Besichtigung 
der  Fabrikationsweise  gemachten  praktischen  Vorschlages  entworfen 
ist  und  den  wagerechten  Durchschnitt  einer  Reihe  von  7  Kesseln  wäh- 
rend des  Betriebes  zeigt. 

Die  mit  C  0^  bezeichneten  Pfeile  zeigen  den  Eintritt  der  Kalkofen- 
gase an,  N  den  Kessel,  aus  dem  die  werthlosen  Gase  entweichen,  und 
jff.)S  denjenigen,  worin 
die  Schwefelwasserstoff- 
gase angesammelt  sind. 
Die  dunkel  bezeichneten 
Durchschnitte  zeigen  an, 
welche  Kessel  im  Be- 
triebe, die  hellen,  wel- 
che aufser  Thätigkeit. 
Mit  weifsem  Felde  auf 
schwarzem  Grunde  sind 
die  mit  Alkalirückstän- 
den frisch  beschickten 
Kessel  gekennzeichnet, 
welche  wegen  ihrer  gro- 
l'sen  Absorptionsfähig- 
keit für  Schwefelwasser- 
stoffais die  letzten  in  den 
Reihen  unverändert  im 
Gebrauche  sind.  Die  Zeit 
zwischen  Beschickung 
und  Entleerung  ist  ver- 
schieden, abhängig  von 
der  Beschatrenheit  der 
Sodarückstände,  der 
Menge  und  dem  Gehalte  der  durchgepumpten  Kalkofengase. 

7  Uhr  Morgens:  Kessel  7  und  1  sind  mit  Sodarückständen  frisch  beschickt, 
die  Kalkofengase  treten  in  3  ein  und  passiren,  während  alle  zwischenliegenden 
Hähne  geöffnet  sind,  nach  einander  4,  5,  6,  7,  1 ;  aus  1  entweichen  die  werth- 
losen Gase  in  die  Austrittsröhren  und  nach  Durchstreichen  eines  Reinigers 
in  die  Luft.     Dauer  des  Vorganges  1  Stunde  40  Minuten. 

8  Uhr  40  Minuten :  Die  Gase  in  5  sind  für  die  Verarbeitung  hinlänglich 
stark  an  Schwefelwasserstoff.  Das  Schwefelcalcium  ist  zum  gröfsten  Theile  in 
Calciumsulfhydrat  umgewandelt.  Die  aus  5  entströmenden  Gase  enthalten 
über  30  Proc.  Schwefelwasserstoff,  während  die  aus  1  entweichenden  nur 
1  Proc.  Schwefelwasserstoff  enthalten,  wodurch  die  wirkungsvolle  Absorptions- 
fähigkeit der  Sodarückstände  für  Schwefelwasserstoff  bewiesen  wird.  Die  Ver- 
bindungen werden  so  gewechselt,  dafs  die  Schwefelwasserstoffgase  aus  5  zn 
dem  Gasbehälter  gelangen  können.  Kessel  2,  zum  Theile  carbonisirte  Rück- 
stände enthaltend,  wird  eingeschaltet  und  die  Kalkofengase  gehen  durch 
2,  5,  4,  5,   aus    welch   letzterem   Kessel    die  Schwefelwasserstoffgase   während 

rtingler's  poin.  Journal  Bd.  271  Nr.  7.  1889/1.  21 


322 


Chance's  Wiedergewinnung  des  Schwefels. 


2  Stunden  25  Minuten  bis  11  Uhr  5  Minuten  in  den  Gasbehälter  gelangen. 
Wenn  dann  die  ans  5  ausströmenden  Gase  unter  30  Proc.  Schwefelwasserstoff 
enthielten  und  die  Rückstände  in  2  und  .9  so  vollständig  carbonisirt  sind,  dafs 
das  von  dem  Schlamme  abfiltrirte  Wasser  Bleipapier  nicht  mehr  färbt,  werden 
2  und  3  entleert  und   frisch  gefüllt. 

11  Uhr  5  Minuitn :  Die  Kalkofengase  treten  in  5  ein,  gehen  durch  6,  7,  i,  2, 3, 
aus  letzterem  entweichen  die  werthlosen  Gase,  nachdem  sie  einen  Reiniger 
passirt  bis  12  Uhr  25  Minuten,  d.  i.  1  Stande  20  Minuten. 

Fig  2. 


12  Uhr  25  Minuten :  Die  Kalkofeugase  treten  in  4  ein,  welcher  Kessel  theil- 
weise  carbonisirte  Rückstände  enthält,  gehen  dann  durch  5,  6,  7;  die  Schwefel- 
wasserstolTgase  aus  7  gehen  von  12  Uhr  25  Minuten  bis  3  Uhr  30  Minuten, 
d.  i.  3  Stunden  5  Minuten,  in  den  Gasbehälter. 

3  Uhr  30  Minuten:  4  und  5  sind  frisch  mit  Sodarückständen  gefüllt,  die 
Kalkofengase  werden  in  7  hineingepumpt  und  dann  durch  3,  2,  3,  4,  5.  Die 
werthlosen  Gase  entweichen  aus  7  bis  4  Uhr  35  Minuten,  d.  i.  Dauer  1  Stunde 
5  Minuten. 

4  CM»-  35  Minuten  bis  8  Uhr  20  Minuten:  Die  Kalkofengase  werden  durch 
6,  7,  I,  2  gepumpt,  die  Schwefelwasserstoffgase  gehen  gleichzeitig  aus  2  in 
den  Gasometer.     Dauer  3  Stunden  45  Minuten. 

8  Uhr  20  Minuten:  6  und  7  sind  frisch  beschickt,  die  Kalkofengase  werden 
durch  2,  3,  4,  5,  6  und  7  gepumpt,  aus  diesem  entweichen  die  werthlosen 
Gase  bis  9  Uhr  20  Minuten,  d.  i.  1  Stunde. 

9  Uhr  20  Minuten:  Die  Kalkofengase  werden  durch  I,  2,  3,  4  gepumpt, 
die  Schwefelwasserstoffgase  gehen  aus  4  in  den  Gasometer  bis  1  Uhr  5  Minuten, 
d.  i.  3  Stunden  45  Minuten. 

1  Uhr  5  Minuten:  1  und  2  sind  frisch  beschickt  und  der  Kreislauf  der 
Operationen  beginnt  von  Neuem. 

Es  sind  also  während  1  Stunde  40  Minuten  -\-  1  Stunde  20  Minuten 
-J-  1  Stunde  .5  Minuten  +  1  Stunde  :=  5  Stunden  5  Minuten  die  werthlosen 
Gase  entwichen  und  während  2  Stunden  25  Minuten  -|- 3  Stunden  5  Minuten 
-f  3  Stunden  45  Minuten  -f-  3  Stunden  45  Minuten  =  13  Stunden  die 
werthvoUen  Schwefelwasserstotfgase  benutzt.  Ungefähr  45  Minuten  sind 
für  Entleerung  und  Füllung  der  Kessel  und  für  Kohruni-schaltungen  in 
Abrechnung  /u  bringen. 

Ueber  den  Wechsel  der  Zusammensetzung  der  Gase  findet  .-iich  am 
Schlüsse  eine  vollständige  Tabelle,  zugleich  mit  einigen  Analysen  des 
kohlensauren  Kalkschlammes  und  des  Filtrates.    Im  Vergleiche  zu  dem 


C'hance's  Wiedergewinnung  des  Schwefels.  323 

Verfahren  nach  Schaffner  und  Heibig  ist  die  Gefahr  des  Entweiehens 
von  Schwefehvasserstoffgas  in  hohem  Grade  verringert,  da  das  Ein- 
stellen der  Thätigkeit  der  Kohlensäuregaspumpe  auch  die  Erzeugung 
des  Schwefehvasserstoflfgases  augenblicklich  aufhält. 

Die  Einrichtung  der  Anlage  ist  aufserordentlich  einfach.  Aus  einem 
Kalkofen  saugt  eine  starke  Pumpe  Kohlensäuregas  in  Gefäfse,  welche 
zweckmäfsig  in  der  Nähe  der  Carbonisaforen  aufgestellt  sind,  wodurch 
ein  schneller  und  hilliger  Transport  der  Rückstände  aus  den  Gefäfsen 
nach  den  Cavbonisatoren  erzielt  und  eine  Oxydation  der  Masse  durch 
die  Luft  möglichst  vermieden  wird. 

Eine  Reihe  von  7  Cylindern  15  Fufs  (englisch)  —  4"',57  hoch,  6  Fufs 
=  l^^SS  im  Durchmesser  würden  hinreichen,  den  Rückstand  von  300' 
Sulfates  in  der  Woche  zu  verarbeiten;  aber  ein  Blick  auf -das  Schema 
zeigt  den  Vortheil  der  Aufstellung  einer  doppelten  Reihe  von  Cylindern, 
die  in  Gröfsenverhältnissen,  entsprechend  der  Verarbeitung  der  Hälfte 
der  Rückstände,  in  jeder  Reihe  derartig  angeordnet  sind,  dafs  eine 
Reihe  die  nützlichen  Schwefelwasserstoff'gase  abgibt,  während  aus  der 
anderen  die  werthlosen  unwirksamen  Gase  austreten  und  so  ein  con- 
slanter  Strom  stark  Schwefelwasserstoff  haltiger  Gase  in  den  Gasbehälter 
gelangt.  Die  Aufstellung  des  Gasbehälters  mufs,  soweit  es  möglich,  an 
einem  freien  Platze  geschehen.  Der  Gasbehälter  in  Oldboury  fal'st  bei 
50  Fufs  (15>",24)  Durehmesser  und  14  Fufs  (4'n,27)  Höhe  ungefähr 
30  000  Cubikfufs  (SSOf''"")  Schwefelwasserstoffgas;  eine  Oelschicht  („dead 
oil''-)  dient  zur  Controle  etwaigen  Gasaustrittes.  Die  Oelschicht  be- 
durfte seit  dem  .Jahre  1883  keiner  Erneuerung. 

Nachdem  eine  zur  Prüfung  des  C/a«s-Ofens  und  der  Methode  der 
Schwefelgewinnung,  und  zur  Feststellung  des  Kaufwerthes  des  so  ge- 
wonnenen Schwefels  hinreichende  Anzahl  Tonnen  Schwefel  erhalten 
war,  wurde  in  der  Hoffnung,  auch  in  dieser  Hinsicht  den  Werth  dieses 
Verfahrens  zu  beweisen,  auf  die  Darstellung  von  Schwefelsäure  das 
Augenmerk  gerichtet.  Die  Ausführung  beider  Prozesse  mufste,  da  die 
gröfste  Leistungsfähigkeit  der  Anlage  in  Anspruch  genommen  war,  unter- 
bleiben. 

Seit  November  1887  wurde  der  aus  den  Alkalirückständen  er- 
haltene Schwefelwasserstoff  vei'brannt  in  einem  Ofen,  der  mit  einer 
vollständigen  Reihe  von  Kammern  mit  Glover-Tharm  und  Gay-Lyssac- 
Absorptions-Colonne  in  Verbindung  stand ;  die  bei  der  Verbrennung  der 
Schwefelwasserstoffgase  gebildete  Hitze  war  hinreichend,  den  Glover- 
Thiirm  in  Wirksamkeit  zu  bringen  und  gleichzeitig  eine  beträchtliche 
Menge  Säure  in  einer  offenen  Verdampfungspfanne,  die  auf  den  oberen 
Theil  des  Ofens  gesetzt  war,  zu  concentriren.  Die  Gröfse  der  Kammern 
entsprach  dem  gewöhnlichen  Mafse,  wie  sie  seit  vielen  Jahren  zur  Ver- 
brennung der  spanischen  Schwefelkiese  gedient  hatten  und  der  Salpeter- 
verbrauch   konnte   auf  1,15    bis  1,44  Proc.  der  trockenen  Säure  (SO3) 


324 


Chance's  Wiedergiiwinnung  des  Scliwelels. 


herabgesetzt  werdeu.  Von  der  ganzen  Schwefelraenge,  welche  bisher 
in  den  Alkalirüekstäuden  weggeworfen  wurde,  sind  ungefähr  yO  Froc. 
als  Schwefelsäure  in  dem  Kamniersysteme  erhalten  worden.  Von  den 
bleibenden  10  Proc.  war  die  Hälfte  oder  5  Proc.  der  ursi)riinglichen 
Menge  iu  dem  abtliefseuden  Wasser  verloren  gegangen:  nach  der  neueren 
Anoi'dnuug  wurde  jedoch  auch  dieser  Schwefel  noch  ausgenutzt.  Somit 
sind  95  Proc.  des  nach  den  Analysen  iu  den  Kückständen  enthaltenen 
Schwefels  in  Rechnung  gebracht.  Die  übrigen  5  Proc.  gehen  verloren 
als  Sehwefeleisen,  welches  unzerlegt  in  das  Carbonat  des  Kalkschlammes 
übergeht,  und  in  der  geringen  Menge  SchwefelwasserstotF,  der  mit  den 
unwirksamen  Gasen  in  die  Reiniger  eintritt,  einschliefslich  anderer  ge- 
ringer Verluste  bedingt  durch  Oxydation,  Kammerausgängen  u.  s.  w. 
Von  dem  Schwefelwasserstotfe,  der  in  den  Gasbehälter  gelangt,  sind  98 
bis  99  Proc.  verbrannt  und  als  Schwefelsäure  gewonnen  worden. 

Die  Tabelle  A  B,  auf  welcher  die  täglich  augestellten  Proben  nebst 
Datum  angegeben  sind,  liefert  einen  Beleg,  wie  wenig  Schwefel,  wenn 
die  Kammern  in   ordnuugsmäfsigem  Betriebe   sind,   in   den  Gasen  aus- 


Tafel A.  B. 
Gehalt  der  austretenden  Gase  an  H2S,  ausgedrückt  in  SO3. 


Gr.  SO3 

Gr  SO3 

Gr.  SO3 

Gr.  SO3 

Gr.SOa 

Gr.  SO, 

Untiim 

für 

Datum 

für 

Datum 

für 

Datum 

für 

Datum 

für 

Datum 

für 

1  cbm 

1  cbm 

1  cbm 

Icbm 

Icbm 

Icbm 

1887. 

1887. 

1888. 

1888. 

1888. 

'     1888. 

3  üec. 

0,18 

17  Dec. 

1.28 

7.  Jan. 

4,03 

21.  JaD. 

7,34 

1  Febr. 

1,28 

jl8.  Febr. 

1.78 

6.      ., 

0.36 

19.      „ 

0,91 

9.    „ 

2,38 

23.     ., 

2,56 

3.     „ 

2,76 

20.     „ 

S.66 

6.      ,. 

1.64 

20       ., 

1,28 

12.    „ 

1.46 

24.     „ 

1,46 

10.     ., 

0,91 

'21.     ,. 

1.21 

7.      „ 

0,36 

21.      „ 

0,36 

13.    „ 

1,83 

25.     „ 

1,28 

11.     ., 

2.75 

22.      ., 

0,99 

1;;.      ., 

0,1s 

22.      „ 

0,18 

14.     ,. 

1,83 

26.     ., 

Spuren 

13.      ., 

1,23 

23.      .. 

1.28 

13.      .. 

1.28 

29.      ., 

1,64 

16.     ., 

2,38 

27.     „ 

0,18 

14.       ., 

1,70 

,24.      „ 

14       .. 

Spuren 

30.      „ 

1.28 

18.     ,. 

3,29 

28.     ., 

Spuren 

16.      .. 

3,26 

2,66 

16.      .. 

1,10 

31.      „ 

3,12 

19      .. 

4,21 

30.     ., 

0,36 

16.      „ 

5,26 

1 

IC.      ., 

3,12 

20.     „ 

2,19 

31.     „ 

Spuren 

17.      ,. 

1,56 

tritt.  Während  einiger  Wochen  wurden  etwa  40'  Schwefelsäure  (SO,) 
in  je  einer  Woche  durch  Verbrennung  des  SchwefelwasserstotT'es  ge- 
wonnen und  seit  Beginn  des  Prozesses  bis  zum  März  1888  wurden 
3000'  auf  Schwefel  und  Schwefelsäure  verarbeitet.  Die  so  hergestellte 
Säure  ist  aufserordentlich  rein,  ganz  frei  von  Arsen,  enthält  nur  eine 
Spur  Eisen  und  ist  fast  farblos. 

Chance  macht  dann,  nachdem  er  den  Herren  France  und  Horace 
W.  Crother  seinen  Dank  für  ihre  Mitwirkung  ausgesprochen,  noch 
folgende  Angaben  über  die  Kosten  des  Verfahrens. 

Gemäl's  den  1883  angegebenen  Zahlen  stellen  sich  die  Kosten  für 
die  Wiedergewinnung  des  Schwefels  nach  dem  Schaffner  und  Belbig- 
Verfahren  auf  25  Pf.  für  die  Einheit  Schwefel.  Die  Patentgebühr  be- 
lauft sich  auf  1  M.  für  die  Tonne  Sulfat  und  die  Arbeitskoslen  für  Er- 
zeugung und  Pumpen  von  Kalkofengasen  sind  für  beide  Prozesse  dieselben, 
alle  übrigen  Kosten  jedoch  bedeutend  vermindert.    Die  Kosten  der  An- 


Ohance's  Wiedergewinnung  des  Schwefels.  325 

läge  sind  mn-  halb  so  hoch  und  die  Abnützung  derselben  äufserst  gering. 
Die  Arbeitskosten  sind  lange  nicht  so  grofs  als  die,  welche  das  Schaffner 
und  Helbig-V erfahren  erfordert  —  sogar  geringer  als  die  Kosten  für 
Brechen  der  Kiese,  Entleerung  und  Inbetriebsetzen  der  Pyritöfen  — , 
die  Ausgabe  für  Magnesiuinchlorid  fällt  ganz  fort  und  Kohle  ist  nur 
so  viel  nöthig,  als  Feuerung  erforderlich,  um  Kohlensäure  zu  pumpen 
und  Maschinen  zu  treiben,  wie  sie  beiden  Verfahren  gemeinsam.  Die 
täglichen  Kosten  der  Schwefelsäuredarstellung,  verglichen  mit  denen  bei 
Anwendung  von  P^vriten,  sind  jetzt  reducirt  auf  das  Erzeugen  und 
Pumpen  von  Kohlensäure  aus  einem  oder  mehreren  Kalköfen,  Kosten, 
die  je  nach  dem  Werthe  des  Kalksteines  und  des  Kokes  für  jeden  Ort 
verschieden  sind.  Die  Fabrikation  von  kaustischer  Soda  und  Chlor- 
kalk erfordert  je  mehr  Kalk,  als  die  Menge  beträgt,  die  ein  mit  Koks 
gefeuerter  Kalkofen  beansprucht,  der  zur  Erzeugung  von  Kohlensäure, 
wie  sie  zur  Wiedergewinnung  des  Schwefels  aus  den  Alkalirückständen 
nöthig,  angelegt  ist.  Daher  wird  hinfort  jeder  Sodafabrikant  seinen 
eigenen  Kalk  brennen  und  die  Kalkofengase  zur  Wiedergewinnung  des 
Schwefels  aus  den  Alkalirückständen  verwenden  und  somit  einen  Rück- 
stand vortheilhaft  zur  Verwerthung  eines  anderen  ausnutzen. 

Bei  der  Schätzung  des  Gewinnes  dieses  Verfahrens  müssen  auch 
die  Kosten  in  Erwägung  gezogen  werden,  die  bisher  aus  der  Herbei- 
schatfung  der  Pyrite  entstanden  und  die  in  Oldboury  z.  B.  12  Pf.  für 
die  Einheit  Schwefel  oder  6  M.  für  die  Tonne  Pyrite  betrugen  und  sich 
durchschnittlich  in  England  auf  2  M.  belaufen,  oder  1  M.  für  die  Tonne 
Sulfat,  was  der  Patentgebühr  für  das  neue  Verfahren  gleichkommt. 

Die  Pyrit-Compagnien  haben  1884  durch  Herabsetzung  des  Preises 
für  Schwefel  von  50  Pf.  auf  25  Pf.  wohl  den  Schaffner  und  Helbig- 
Prozefs  zum  Stillstände  gebracht,  stehen  aber  jetzt  vor  ganz  anderen 
Gesichtspunkten.  Drei  Möglichkeiten  sind  in  Betracht  zu  ziehen :  Der 
Preis  des  Schwefels  der  Pyrite  bleibt  wie  er  ist,  steigt  oder  fällt.  Bleibt 
der  Preis  von  25  bis  38  Pf.,  so  wird  dieses  neue  Verfahren  der  Schwefel- 
oder Schwefelsäuregewinnung,  auch  ohne  Berücksichtigung  des  Preises 
für  den  gewonnenen  Kalk,  Gewinn  bieten;  steigt  er  dagegen,  so  steigt 
auch  um  ebenso  viel  der  Werth  dieses  Verfahrens  für  die  Schwefel- 
säurefabrikation; wird  der  Preis  herabgesetzt,  so  würde  der  Prozefs  im 
Verhältnisse  den  Schwefelsäurefabrikanten  mehr  Nutzen  bringen.  Aber 
eine  Herabsetzung  auf  16  Pf.  würde  für  die  Pyrit-Compagnien,  die  jähr- 
lich 600  0001  nach  England  einführen,  8  M.  für  die  Tonne  oder  4  800000  M. 
im  Jahre  bedeuten.  Chance  ist  von  Sachkennern  versichert,  dal's  eine 
weitere  Herabsetzung  des  Preises  jedoch  aufser  Frage  kommt,  da  die 
spanischen  Compagnien  dann  vorziehen  würden,  das  Erz  in  Spanien  zu 
lassen  und  in  ihren  Minen  auf  Kupfer  zu  verarbeiten.  Die  Wahrschein- 
lichkeit einer  solchen  Annahme  wird  noch  dadurch  erhöht,  dafs  im 
Verhältnisse  zum  üebergange  vom  Ammoniak-Soda-  zum  Lefc/anc-Soda- 


326 


Cliance  s  Wiedergewinnung  des  Schwefels. 


Prozesse  auch  der  Verbrauch  an  Schwefelkiesen  herabgehen  würde,  und 
eine  Verminderuug  des  Verbrauches  würde  natürlich  zur  Folge  haben, 
dafs  die  spanischen  Compagnien  auf  anderem  Wege  diesen  Verlust  aus- 
zugleichen suchen. 

Würde  der  Hchwefel  geniäfs  obigen  Prozesses  nicht  mein-  zu 
Schwefelsäure,  sondern  ausschiiefslich  in  der  Form  von  Schwefel  ge- 
wonnen werden,  .so  ergäbe  das  für  England  nach  Chance  s,  Schätzung 
jährlich  lOOOüO',  wodurch  nicht  nur  der  Bedarf  an  Schwefel  für  Eng- 
land selbst  gedeckt  wäre,  sondern  noch  (JOOOO  bis  70000'  für  Amerika  ver- 
fügbar blieben,  wo  Schwefel  zollfrei  importirt  werden  kann.  Die  Menge 
der  ausschiiefslich  von  den  Lefitenc-Sodafabrikauten  gebrauchten  P^'rite, 
deren  Schwefel  bis  jetzt  verloren  ging,  schätzt  Chance  julirlich  auf 
300000'  oder  die  Hälfte  der  überhaupt  importirten  Pyrite. 

In  der  an  den  Vortrag  geknüpften  Diskussion  wird  allseitig  die 
Einfachheit  und  nutzbringende  Anwendung  obigen  Verfahrens  lobend 
hervorgehoben,  ebenso  seine  Vorzüge  vor  den  älteren  Verfahren  nach 
Gossage^  Schaffner  und  Heibig  und  Mond^  und  erwähnt,  dafs  auch  die 
Methode  der  Prüfung  des  aus  den  Cjlindern  austretenden  Gases,  ob 
dasselbe  stark  genug  ist,  um  in  den  Gasbehälter  geleitet  zu  werden, 
sehr  einfach  sei;  ein  gewöhnlicher  Äunsen-Brenuer  genüge.  Wenn  das 
Gas  brennt,  ist  es  reich  genug  an  Schwefelwasserstofl',  um  weiter 
verarbeitet  werden  zu  können,  wenn  nicht,  läfst  man  es  noch  in  den 
nächsten  mit  Alkalirückständen  beschickten  Cvünder  treten. 

Vergleicliende  Analvsen  des  trewoniienen  Kalk-Carbonates. 


Schaffner  und  Helbig's  Prozel's  1883. 


Calciumcarbonat   .     . 
Calciumsulfat    .     .     . 
Calciumchlorid       .     . 
Calciumsilicat 
Magnesiumcarbonai    . 
Magnesiumoxyil     . 
Magnesiumchlorid 
Natriumcarbonat.   . 
Nalriumsulfat    .     .     . 
Natriumsilical    .     .     . 

Soda 

Thonerde 

Schwel'eleisen         .     . 
Eisenoxyd     .... 

Koks 

Sand 

Kieselsäure   .... 
Schwefel  (frei)  .     .     . 
Feuchtigkeit  bei  80"  C 
Wasser 


Chance's  Wiedergewinnung  des  Schwefels. 


327 


Chance's  Schwefel-Wieder- 
gewinnungs-Prozefs  1888. 

A. 

B. 

C. 

Calciumcarbonat 

Calciumsulfat 

Calciumchlorid 

Calciumsilicat 

Magnesiumcarbonat 

Magnesiumoxj'd 

Magnesiumchlorid 

Natriumcarbonat 

Natriumsulfat 

Natriumsilicat 

Soda      ...              .          ... 

84,79 
0,36 

1,91 
1,34 

0,45 
0,07 
1,47 

1,19 
1,05 

4,06 
0,97 

0,45 
0,58 

1,31 

87,16 
0,49 

2,30 
1,03 

0,55 
0,21 
1,42 

1,47 
0,71 

2,06 
0,56 

0,54 
0,39 

1,11 

86,32 
0,36 

2,35 

1,07 

0,63 
0,07 
1,00 

1,35 

Schwefeleisen 

Eisenoxyd 

Koks 

0,99 

2,98 
0,85 

Sand 

Kieselsäure 

Schwefel  (frei) 

Fcuchtigkeitsverlust  bei  800  C.    . 

Wasser :     .     .     .     . 

Wasser  und  Verlust 

0,40 
0,34 

1,29 

100,00     1    100,00     1    100,00 

Kieselsäure Proc. 

Schwefelsäure  (SO3) 

Schwefel  als  Sulfid          .... 

Schwefel  (frei) 

Natrium  (löslich) 

Natrium  (unlöslich) 

1,71 
0,25 
0,38 
0,45 
0,26 
0,75 

1,89 
0,41 
0,26 
0,54 
0,32 
0,72 

1,72 
0,25 
0,36 
0,40 
0,37 
0,51 

A  und  C  sind  aus  den  Carbonisatoren;   B  aus  den  Vacuumfiltern.  —  Die  Sulfide 
sind  in  feuchtem  Schlamme  bestimmt  und  auf  trockenen  umgerechnet. 

Analyse  der  Alkalirückstände.     (CAance's  Verfahren). 


Calciumsulfid  .... 
Calciumcarbonat  .  .  . 
Calciumhydrat  .... 
Calciumsulfat  .... 
Calciumhvposulfid      .     . 

Nap     .    ' 

Thonerde 

Schwefeleisen    .... 

Magnesia 

Kieselsäure 

Schwefel 

Koks 

Sand 

Feuchtigkeit    bei    80«    C. 
N-Strom 


Gesammt   Schwefel    an    Kalk 
und  Eisen  gebunden  . 


Aus  der  Darstellung  von 
caustischer  Soda     gewöhnl.  Soda 


23,76 

28,29 

1,43 

Spuren 

1,63 
0,87 
0,94 
0,35 
1,37 
0,36 
6,90 
1,06 

33,34 


100,30 


10.90 


26,46 

24,16 

6,33 


1,18 
0,87 
0,49 
0,30 
1,73 
0,15 
3,84 
0,61 

34,69 


100,81 


30,17 

19,88 

1,22 

Spuren 

0,84 
0,91 
0,67 
0,43 
1,29 
0,47 
8,46 
1,34 

35,01 


100,69 


31,56 
25,15 


1,30 
1,16 
0,85 
0,33 
1,27 
0,17 
7,21 
0,88 

30,50 


13,65       14,34 


328  Chances  Wiedergewinnung  des  .Scliwefels. 

Analyse  der  Rückstände  auf  Schwefel  als  Sullid  allein. 


Schwefel 

Datum 

Caustische 
Soda 

Gewöhnliche 
Soda 

1888. 

Proc.                Proc. 
10,90                   — 

31.        „            

11,27 
11,51 
11,93 
12,48 
12,34 
9,16 

12,59 

14.07 

2.         „           

3         „               

4         „           



6.         „           

11,30 

7          „               

11.81 

15.         „           

11.94                13,65 

Durchschnitt 

11.44 

12,68 

Zusammensetzung  der  Gase  aller  Kessel  um  7  Uhr  Morgens. 


Die  Gase  gehen  aus  Kessel 

HjS 

CO2 

H2SU.CO2 
zusammeo 

Nr.  3  nach  Nr.  4 

„    4      „        „5 

„    5      „        „6 

„    6      „        „7 

„    7      „        „1 

„    1  nach  dem  Reiniger    .     .     . 

Proc. 
28,0 
16,0 

Spuren 

Proc. 

8,0 
3,0 

Spuren 

Proc. 

36,0 

17,0 

8,0 

2,0 

0,5 

Analyse  der  Kalkofengase  auf  CO^. 

Durchschnitt 
4  dreistündlicher  Proben 

bei  Tage 

Nachts 

8. 
9 

Februar 

1888. 

Proc. 
28,1 
27,0 
28,6 
29,6 

Proc. 
26,6 
29,0 

10 

28,1 

11. 

29.1 

Analyse  der  HjS-Gase  im  Gasbehälter. 


9,0  Morgens 

4,30  Nachm. 

HjS 

CO2 

E.ß     1     CO^^ 

1888. 

8.  Februar 

9. 

10.  „       

11.  „       

Proc. 
33,4 
32,3 
34,0 
34,0 

Proc. 
1,6 

1,0 
2,0 

Proc.     !    Proc. 
34,0     1      2,0 
33,0          2,0 
33,4          1.6 
34,0          2,0 

üeber  Fortschrilte  in  der  Spiritusfabrikation. 


329 


Wasser  vom  Kalkschlamnie  abfiltrirt. 


Gramm  für  100' 


16.  Jan.  I  10.  Febr.  1  13.  Febr.  I  27.  Febr. 


Alkalinitäl  herstammend  von 

NaHCOj  (als  Na^O)    .     ...     . 
Carbonate  von  Ca  n.  Mg  (als  CaCOß) 

Gesamrat  S .     . 

S  als  SO4 

S  als  Hyposulfid 

S  als  Sulfid 

Kieselsaure   

Al.,03,Fe.203 


663,U 
150,2 
110,7 

22,9 


679,8 

177,7 

36,9 

18,3 


779,7 

144,3 

21,5 

14 
5,1 

7,9 
Spuren 


860,1 
215,6 

51,2 
Spuren 

20,4 

7,5 
Spuren 


P.  Behrend. 


üeber  Fortschritte  in  der  Spiritusfabrikation. 

(Patentklasse  6.     Fortsetzung  des  Berichtes  S.  278  d.  Bd.) 

Zur  Beseitigung  der  Schaumgährung  empfiehlt  Hornig  in  der  Zeit- 
schrift für  Spiritusinduslrie^  BtJ.  11  S.  135,  walirend  des  Ausblasens  der 
Kartoffeln,  und  zwar  vor  dem  Zugeben  der  gröfseren  Malzmenge,  der 
Maisehe  bei  50"  eine  kleine  Quantität  mineralischen  Schmieröles  in  den 
Vovmaischbottich  hinzuzufügen.  Der  Erfolg  soll  in  jeder  Beziehung 
befriedigen;  der  Schaum  bleibt  ganz  aus  und  es  genügen  25'^''  minera- 
lischen Schmieröles  für  einen  Bottich  von  2200'.  Hierzu  bemerkt  die 
Redaction  der  genannten  Zeitschrift,  dafs  schon  von  anderer  Seite,  so 
auch  in  der  früheren  Versuchsbrennerei  zu  Biesdorf,  solche  Versuche 
gemacht  sind,  jedoch  nur  mit  theilweisem  Erfolge;  zu  diesen  Versuchen 
wurde  aber  Rüböl  verwendet,  während  Hornig  seine  günstigen  Beob- 
achtungen mit  mineralischem  Schmieröle  machte. 

In  derselben  Zeitschrift  Bd.  11  S.  203  empHehlt  Christek  in  Berze- 
wicze  als  Mittel  gegen  Schaumgährung  das  Ueberstreuen  des  schäu- 
menden Bottiches  mit  einem  Gemische,  welches  aus  10''  geschrotenem 
Hafermalze  mit  01^,5  in  einigen  Litern  Wasser  verdünnter  Schwefelsäure 
hergestellt  ist.  Binnen  5  bis  10  Minuten  war  der  Schaum  gänzlich  ver- 
schwunden, die  Maische  gohr  lebhaft,  jedoch  unter  starker  Kohlensäure- 
eutweichung,  so  dafs  die  Gährungsform  als  eine  wälzende  zu  bezeichnen 
war.  Nach  1  bis  2  Stunden  trat  jedoch  wieder  Schaumbildung  auf,  so 
dafs  wieder  ein  Theil  des  Hafermalzes  ausgestreut  werden  mufste.  Nach 
mehrmaliger  Wiederholung  wurde  jedoch  unter  normalen  Erscheinungen 
die  Hauptgährung  beendet  und  die  Maische  ging  in  eine  kräftige  Nach- 
gährung  über.  Weder  der  gewonnene  Spiritus,  noch  die  Schlampe 
liefsen  in  ihrer  Qualität  etwas  zu  wünschen  übrig. 

Welche  Vortheile  gewährt  das  Anwärmen  des  Hefegutes  auf  75"? 
Hierüber  hat  C.  Hefse  in  Czerbienschin  Versuche  angestellt  {Zeitschrift  für 
Spiritusindustrie^  Bd.  11  S.  119),  deren  Ergebnisse  die  folgenden  waren: 


830  lieber  Fortseliritle  in  der  Spiritiisfabrikation. 

1)  Das  Anwärmen  der  Hefe  auf  TS*  hat  keinen  nenneuswerthen  Ein- 
fluls  auf  die  Verzögerung  der  Säuerung  des  Hefegutes.  2)  Die  Zucker- 
bildung ist  nach  spätestens  2  Stunden  im  Hefegute  bereits  so  weit  vur- 
gesciirilteu,  dafs  dasselbe  nhne  Bedenken  auf  75"  angewärmt  werden 
kann.  3)  Bessere  Resultate  werden  durch  das  Anwärmen  auf  75"  nicht 
erzielt,  wenn:  a)  das  Material  zum  Einmaischen  des  Hefegutes  von  ge- 
sunder BeschalFenheit  ist  und  b)  das  Abkühlen  des  Hefegutes  durch 
Anwärmen  auf  62,5"  derart  zurückgehalten  wird,  dal's  bei  Einsetzung 
der  Kühler  noch  mindestens  50"  sind  und  wenn  überhaupt  dafür  ge- 
sorgt wird,  dafs  niemals  die  Temperatur  von  50"  nach  unten  über- 
schritten wird.  4)  Ein  entschiedener  Vorlheil  scheint  durch  das  An- 
wärmen des  Hefegutes  auf  75"  einzutreten,  wenn  schlechtes  Material 
zur  Bereitung  der  Hefe  verwende!  wurde. 

Ein  Hefeverfahren  mit  kurzer  Säuerung^  bei  welchem  die  Haupt- 
säuerung nur  4  Stunden  dauert,  beschreibt  Böhme  in  Gurzuo  in  der 
Zeitschrift  für  Spiritusinduslrie^  Bd.  11  S.  123.  Dasselbe  soll  sich  sehr 
gut  bewährt  haben.  Hierzu  bemerkt  in  derselben  Zeitschrift,  S.  136, 
Dams^  dafs  er  schon  1879  darauf  aufmerksam  gemacht  hat,  dafs  eine 
kurze  Säuerungszeit  ausreiche  und  dafs  es  weniger  auf  die  Säuerungs- 
zeit, als  auf  die  Reinheit  der  Säure  ankomme.  Er  ist  der  Ansicht,  dafs 
man  darauf  hinarbeiten  müsse,  die  Säuerungszeit  des  Hefegutes  mög- 
lichst abzukürzen,  glaubt  aber,  dafs  dieses  nur  dann  mit  Erfolg  ge- 
schehen könne,  wenn  man  ein  gesundes  Material,  ein  untadelhaftes 
Malz,  reines  Wasser  und  Vorrichtungen  hat,  mittels  welcher  man  das 
Hefegut  so  lange  bei  59  bis  52,5"  erhalten  könne,  bis  die  erforderliche 
Säure  vorhanden  ist,  wozu  10  bis  12  Stunden  genügen.  Dieser  letzteren 
Ansicht  tritt  Böhme  in  der  genannten  Zeitschrift,  S.  160,  entgegen,  welcher 
vielmehr  glaubt,  dafs  die  Hefen  mit  abgekürzter  Säuerungszeit  gerade 
von  der  Beschaffenheit  des  Materiales  unabhängiger  machen  und  es  ge- 
statten, die  Schwierigkeiten,  welche  schlechtes  Material  und  Malz,  so- 
wie mangelhafte  Einrichtungen  bereiten,  leichter  und  sicherer  zu  über- 
winden. Die  reichlich  bemessene  Zugabe  von  sauerem  Hefegut,  wie 
Verfasser  sie  anwendet,  schliefst  nach  seiner  Ansicht  die  Entwickeluug 
von  Nebenfermenten  aus,  so  dafs  auch  bei  nicht  normaler  Beschaffen- 
heit des  Malzes  für  den  Verlauf  einer  reinen  Säuerung  eine  gröfsere 
Garantie  geboten  ist,  als  bei  dem  alten  Verfahren  der  Säuerung  über 
Nacht. 

Die  Frage:  Wann  ist  die  Hefe  reif'}  welche  schon  so  vielfach  Gegen- 
stand der  Erörterung  und  Versuche  gewesen  ist  (vgl.  auch  1887  266 
564)  bes|)richt  Francke  in  der  Zeitschrift  für  Spiritttsindustrie^  Bd.  11 
S.  201.  Da  diese  Ausführungen  sich  ausschliefslich  auf  die  Prefshefe- 
fabrikatioii  beziehen,  können  wir  hier  nicht  näher  darauf  eingehen. 

lieber  den  Einflufs  der  Concentralion  der  Nähr/liissigkeiten  auf  die 
Vermehrung  der  Alkoholfermente  und  den   Vergährungsgrad  hat  J.  Archleh 


lieber  Fortsclintte  in  der  Spiritusfabrikation.  331 

Versuche  angestellt,  über  welche  Windisch  in  der  Zeitschrift  für  Spirittts- 
industrie^  Bd.  11  S.  243  und  248,  berichtet.  Die  Versuche  wurden  mit 
Maltoselösungen  von  1,  2,  3  bis  25  Proc.  angestellt;  bei  allen  Versuchen 
wurde  gleiche  Temperatur  eingehalten  und  eine  gleiche  Menge  Hefe- 
aussaat verwendet.  Nach  Beendigung  der  Gährung  wurden  die  producirte 
Menge  Hefesubstanz  und  der  gebildete  Alkohol  bestimmt.  Der  Ver- 
fasser zieht  aus  seinen  Versuchen  die  folgenden  Schlüsse: 

i)  Die  Vermehrung  der  Hefe,  welche  in  überall  gleichen  Mengen  in  Nähr- 
llüssigkeiten  ausgesäet  wurde,  deren  Extractgehalt  von  1  bis  25  Proc.  beträgt, 
erfolgt  nicht  proportional  der  Concentrationszunahme  dieser  Flüssigkeit. 

2)  Gewisse  Conoentrationsgrade  der  Niihrflüssigkeit  scheinen  günstig  auf 
die  Vermehrung  der  Hefe  einzuwirken,  und  es  lassen  sich  gewisse  Concen- 
trationsoptima  annehmen. 

3)  Bei  Flüssigkeiten,  deren  E.xtractgehalt  von  1  bis  zu  5  Proc.  steigt, 
findet  eine  stetige  Vermehrung  der  ansgesäeten  Hefe  statt,  und  die  Vermeh- 
rung der  Hefe  steigt  in  einer  Flüssigkeit  mit  5  Proc.  Extractgehalt  bis  zum 
6.6  fachen  der  ursprünglich  ausgesäeten  Hefenmenge. 

4)  Von  der  5  Proc.  Extract  enthaltenden  Nährflüssigkeit  angefangen,  bis 
zu  jener,  welche  10  Proc.  Extract  enthält,  findet  nur  eine  verhältnilsmäfsig 
geringe  Steigerung  in  der  Hefeproduction  statt,  und  dieselbe  erreicht  in 
der  lOprocentigen  Flüssigkeit  nur  das  7,37 fache.  Beachtenswerth  ist  das  in 
7procentigen  Nährflüssigkeiten  constatirte  Abfallen  in  der  Menge  der  neu 
producirten  Hefe  auf  das  5,96  fache. 

5)  In  Nährflttssigkeiten,  deren  Concentration  zwischen  10  und  14  Proc. 
Extractgehalt  liegt,  findet  die  stärkste  Vermehrung  der  Hefe  statt  und  die- 
selbe erhebt  sich  rasch  vom  7,37  fachen  bis  zum  14,2 fachen,  so  dafs  innerhalb 
dieser  Concentrationsgrenzen  von  nur  4  Proc.  fast  eine  ebenso  grofse  Hefen- 
raenge  producirt  wird,  als  innerhalb  der  Grenzen  von  1  bis  10  Proc.  Extract- 
gehalt. 

6)  In  einer  Nährüüssigkeit,  welche  14  Proc.  Extract  enthält,  ist  das  zweite 
und  höchste  Optimum  für  die  Hefevermehrung  erreicht  und  es  findet  eine  Ver- 
mehrung der  ursprünglich  ausgesäeten  Hefe  um  das  14,2  fache  statt. 

7)  In  Flüssigkeiten,  deren  Concentration  von  14  bis  zu  19  Proc.  liegt, 
werden  die  Verhältnisse  für  die  Vermehrung  der  Hefe  wieder  ungünstiger, 
und  die  Menge  der  neu  gebildeten  Hefe  sinkt  vom  14,2  fachen  (bei  14  Proc. 
Concentration)  auf  das  10,1  fache  (bei  19  Proc.)  herab. 

8)  Innerhalb  der  Grenzen  von  9  bis  25  Proc.  Extractgehalt  in  den  Nähr- 
lösungen findet  zwar  wieder  eine  Erhöhung  in  der  Hefeproduction  statt,  welche 
aber  verhältnifsmäfsig  gering  zu  nennen  ist,  denn  die  Menge  der  neu  ent- 
standenen Hefe  steigt  vom  10,13  fachen  (19  Proc.)  nur  bis  zum  12,84  fachen 
(24  Proc.)  und  beginnt  von  da  an  wieder  zu  sinken,  so  dafs  sie  in  der  höchst 
concentrirten  Nährstoff lösung   mit  25  Proc.  nunmehr   das   12,53 fache   beträgt. 

9)  Es  erscheint  nur  wahrscheinlich,  dafs  in  Flüssigkeiten  mit  noch  höheren 
Extractgehalten  die  Vermehrung  der  Hefe  rapid  sinken  würde,  indem  solche 
p'lüssigkeiten  wahrscheinlich  schon  so  concentrirt  sind,  dafs  die  osmotischen 
Vorgänge,  auf  denen  die  Ernährung  der  Hefenpllanze  beruht,  nur  träge  vor 
sich  gehen,  und  ein  Extractgehalt  von  etwa  36  Proc.  dürfte  wahrscheinlich 
schon  die  Grenze  bilden,  bei  deren  Ueberschreiten  nicht  nur  keine  Vermehrung 
der  Hefe  mehr  stattfindet,  sondern  letztere  in  Folge  der  Wasserentziehung 
durch  die  hoch  concentrirte  Flüs.sigkeit  zu  Grunde  gehen  mufs. 

10)  Die  Alkoholproduction  steht  in  keinem  Zusammenhange  mit  der  Ver- 
mehrung der  Hefe;  es  wird  nämlich  immer  so  viel  Hefe  producirt,  dafs  die 
Gesammtmenge  der  gährungsfähigen  Substanz,  welche  in  den  Nährllüssig- 
keiten  enthalten  ist,  vergährt  wird,  und  über  diesen  Zeitpunkt  hinaus  erfolgt 
fortdauernd  die  Vermehrung  der  Hefe. 

Windisch  bemerkt  hierzu,   dafs   sieh  aus  diesen   Resultaten    für  die 


332  Ueber  Fortschrille  in  der  Spiritusfabrikation. 

Praxis  der  Gährungsgewerbe  beachtenswerthe  Gesichtspunkte  ergeben: 
so  z.  B.  für  die  Prefshefefal)rikation,  wo  es  am  zweekniälsigsten  sein 
wird,  Malzniaisehen  mit  14  Proc.  Extractgelialt  zur  Vergährung  zu 
bringen,  indem  man  bei  dieser  Concentration  auf  die  iiöchste  erziel- 
bare Hefemenge  und  damit  auch  auf  die  vollständigste  Ausnutzung  der 
NährstotTe  wird  rechnen  können.  Für  die  Brauerei  findet  die  prak- 
tische Beobachtung,  dal's  die  Concentration  am  zweckrtiäfsigsten  10  bis 
14  Proc.  betragen  mufs,  durch  diese  Versuche  eine  Erklärung,  indem 
bei  dieser  Concentration  durch  die  sich  lebhaft  entwickelnde  Hefe 
der  Flüssigkeit  Stoffe  entzogen  werden,  welche,  wenn  sie  im  Biere 
zurUckblieben,  eine  geringere  Haltbarkeit  desselben  bedingen  würden. 
Windisch  bedauert,  dal's  die  Versuche  nicht  vervollständigt  sind  durch 
Bestimmung  von  Maltose-  und  Dextringehalt,  Ermittelung  des  Ver- 
gährungsgrades  und  vergleichende  mikroskopische  Prüfungen  der  Hefe, 
wodurch  ein  Bild  von  dem  Verhalten  der  Hefe  und  dem  Verlaufe  der 
Gährung  in  den  verschieden  eoncentrirten  Nährlösungen  hätte  gewonnen 
werden  können.  Ferner  wendet  sich  Windisch  gegen  den  Punkt  9  der 
Schlufsfolgerungen  des  Verfassers,  welcher  Ilh  Widerspruche  steht  mit 
früheren  Beobachtungen  von  Haxjduck^  dem  es  gelang,  noch  in  60-  und 
sogar  in  70  procentigen  Zuckerlösungen  eine,  wenn  auch  nur  sehr  lang- 
sam verlaufende  Gährung  zu  constatiren,  während  allerdings  Wiesner 
die  Grenze  der  Concentration  auch  schon  bei  35  Proc.  gefunden  hatte. 
Aus  diesen  widersprechenden  Resultaten  geht  hervor,  dafs  die  Gähr- 
fähigkeit  der  Hefe  eine  aufserordentlich  verschiedene  sein  kann.  Eine 
Fortsetzung  derartiger  Versuche  erscheint  daher  sehr  erwünscht. 

Bis  zu  welcher  Grenze  kann  man  nach  der  Methode  von  Bansen  eine 
Verunreinigung  niil  ,^wilder  Hefe'-'-  in  einer  unterglihrigen  Hefe  von  Saccharo- 
myces  cerevisiae  feslstelten?  Hierüber  haben  Just.  (  hr.  Hohn  und  5.  v.  Poulsen 
Untersuchungen  ausgeführt,  über  welche  in  der  Zeilschrift  für  Spiritus- 
industrie.,  Bd.  11  S.  264,  daselbst  nach  den  Mitlheilungen  aus  dem  Carls- 
berger  Laboratorium  berichtet  wird.  Da  der  Gegenstand  dem  Gebiete  der 
Brauerei  näher  steht,  können  wir  an  dieser  Stelle  nur  darauf  verweisen. 

Ueber  das  Abschöpfen  der  Hefe  in  den  Prefshcfefabriken  bringt  Otto 
Durst  in  seinem  Handbuch  der  Prefshefcfabriliaiiun  (Verlag  von  Paul 
Parey  in  Berlin)  beachtenswerthe  Mittheilungen,  welche  auch  in  der 
Zeitschrift  für  Spiritusindustric^  Bd.  11  S.  271,  wiedergegeben  sind. 

Ueber  Consercirung  von  Hefen  schreibt  Otto  Keinke  in  der  Zeilschrift 
für  Spiritusindustrie .,  Bd.  11  S.  287.  Beim  Conserviren  von  Hefen  hat 
man  zu  unterscheiden :  1)  Herstellung  der  conservirten  Hefe  für  den 
Verkehr  zum  Backen  u.  s.  w.  In  diesem  Falle  ist  eine  geringe  In- 
fection  durch  fremde  Organismen  zwar  nicht  vortlieilhaft,  doch  nicht 
gefährlich,  da  nachfolgende  Generationen  nicht  benutzt  werden.  2)  Her- 
stellung der  conservirten  Hefen  für  den  Betrieb;  hier  dienen  die  neuen 
Generationen  zur  Betriebsführung;  die  Reinheit  der  Hefen,  die  Abwesen- 


Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritiisfabrikation.  333 

heit  fremder  Organismen  sichert  den  längeren  erfolgreichen  Gebrauch 
in  der  Industrie.  Der  Verfasser  bespricht  die  verschiedenen  üblichen 
Verfahren  zur  Conservirung  der  Hefen  für  den  Consum  und  den  Be- 
trieb und  geht  dann  näher  ein  auf  eine  von  ihm  ausgebildete  Con- 
servirungsmethode,  welche  im  Wesentlichen  in  dem  Verpacken  der 
Hefe  in  sterilisirten  Massen,  vi^elehe  leicht  Wasser  aufsaugen,  in  dem 
Trocknen  der  Hefe  im  sterilisirten  und  entwässerten  Luftstrome,  sowie 
schliefslich  im  Verschlusse  in  mit  sterilisirten,  Wasser  aufsaugenden  Körpern 
gefüllten  Gefäfsen  besteht.  (Wir  vermissen  in  der  Zusammenstellung 
der  bereits  bekannten  Verfahren  das  einfache  von  Märcker  in  seinem 
Handbuch  der  Spiritunfabrikation,  4.  Aufl.  S.  523,  angegebene  Verfahren 
der  Con.serviruno-  durch  Austrocknen,  welches  sich  sehr  gut  bewährt 
bat.     Der  Ref.) 

IV.  Deslitlalion  und  Rectißcation. 
Eine   Uebersicht  und  kritische  Beleuchtung  der  im  Deutschen  Reiche  er- 
Iheillen  Patente^   betreffend   die  Reinigung   des  Spiritus   findet  sich  in  der 
Zeitschrift  für  Spirilusindustrie  ^   Bd.  11  S.  210  und  218.     Der  Verfasser 
t heilt  die  verschiedenen  Verfahren  in  4  Gruppen  ein. 

A)  Die  Reinigung  durch  chemische  Mittel. 

1)  Patent  Nr.  7809;  gelöscht.  Zusatz  von  20  bis  50s  Silbernitrat; 
wahrscheinlich  werden  dadurch  die  aldehydartigen  Körper  zerstört,  die 
übrigen  Bestandtheile  des  Fuselöles  aber  unverändert  gelassen. 

2)  Patent  Nr.  13  944;  gelöscht.  Zerstörung  der  Verunreinigungen 
durch  nascirenden  WasserstotF.  Ein  durchgreifender  Erfolg  durch  dieses 
Verfahren  erscheint  nicht  möglich,  da  die  Wirkung  nur  eine  beschränkte 
ist  und  Aetherarten,  sowie  Amylalkohol  unberührt  bleiben. 

3}  Patent  Nr.  17201;  gelöscht.  Das  Verfahren  hat  nur  die  Rei- 
nigung der  aus  Runkelrüben  oder  Melasse  gewonnenen  Alkohole  im 
Auge;  dasselbe  besteht  in  dem  Zusätze  von  70  bis  1008  Aetzkali  für 
1''',  Filtriren  durch  Asbest,  Neutralisiren  mit  Weinsäure,  nochmaligem 
Filtriren  und  eventuell  Destilliren.  Wahrscheinlich  findet  eine  Ver- 
harzung der  Aldehyde  und  eine  Verseifung  der  Aether  und  damit  Ver- 
minderung des  Vorlaufes  statt. 

4)  Patent  Nr.  20797;  gelöscht;  besteht  in  der  Anwendung  der  Super- 
oxyde  des  Bleies,  Bariums  u.  s.  w.  Da  die  oxydirende  Wirkung  aber 
auch  nur  eine  einseitige  ist,  so  ist  nur  eine  Verminderung  des  Vorlaufes 
zu  erwarten,  während  der  Amylalkohol  kaum  zu  entfernen  sein  dürfte. 

5)  Patent  Nr.  41678  vom  21.  Januar  1887;  Besitzer  Grote  und 
Pinetta  in  Guatemala  (vgl.  1888  269  329).  Es  erscheint  angezeigt,  das 
Ergebnifs  praktischer  Versuche  abzuwarten,  da  es  kaum  einzusehen  ist, 
dal's  die  Verunreinigungen  der  Einwirkung  des  Reinigungsmittels  er- 
liegen, der  Aethylalkohol  dagegen  unversehrt  und  gereinigt  aus  dem 
Prozesse  hervorgehen  soll. 


334  lieber  Fortschritte  in  der  Spiritiisl'abrikation. 

B)  Die  chemische  Reinigung  in  Verbindung  mit  besonderen  Apparaten. 

1)  Patent  Nr.  12  340;  gelöscht;  Darstellung  vou  Feinsprit  direkt 
aus  der  Maische  unter  Zusatz  von  Chlorcaleium  und  Kohle  in  einem 
patentirten  Apparate,  welcher  durch  Zusatzpatent  Nr.  15  899  noch  ver- 
bessert ist.  Wahrscheinlich  dient  die  Kohle  hier  wesentlich  als  mecha- 
nisches Dephlegmirungsmittel,  nebenbei  mag  auch  ein  Festhalten  von 
Fuselöl  stattfinden.  Unmöglich  erscheint  ein  Erfolg  nicht,  vielmehr  sind 
aus  der  Praxis  Fälle  bekannt,  in  denen  schlechter  Rohspiritus  bedeutend 
verbessert  wurde,  wenn  die  Spiritusdämpfe  der  Colonne  ohne  Benutzung 
von  Chlorcaleium  direkt  über  Kohle  geleitet  wurden.  In  der  Patent- 
sciirift  Nr.  13  786  wird  eine  weitere  untergeordnete  Neuerung  an  dem 
Apparate  mitgetheilt. 

2)  Patent  Nr.  19  752  ist  ein  Zusatzpatent  zu  Nr.  12  340:  gelöscht: 
Apparat  und  Entfuselungsmittel  des  Hauptverfahrens  werden  modificirt. 
Statt  Chlorcaleium  können  auch  andere  Chlorverbindungen,  wie  Chlor- 
strontiuin,  für  sich  oder  in  Mischung  von  porösen  Körpern  verwendet 
werden.  Die  Wirkung  beruht  wahrscheinlich  nur  auf  der  grofsen  Ober- 
fläche und  dem  Widerstände  dieser  Körper. 

3)  Patent  Nr.  19517;  gelöscht;  ist  dem  unter  Nr.  1  und  2  be- 
sprochenen sehr  ähnlich  und  besteht  in  der  Anwendung  von  mit  Chlor- 
salzen präparirtem  Asbest,  wodurch  in  Verbindung  mit  der  Construction 
des  Apparates  Wasserdänipfe  und  Fuselöl  abgeschieden  werden  sollen. 
Auch  zwei  Zusatzpatente,  Nr.  20567,  welches  sich  durch  die  Benutzung 
von  Kali  oder  Natron,  welche  an  Schlackenwolle  oder  Asbest  gebunden 
sind,  kennzeichnet,  und  Nr.  21967,  welches  eine  Verbesserimg  von 
Nr.  20  567  bezweckt,  sind  gelöscht.  Die  Erfinder  scheinen  nur  einzelne 
Eigenschaften  der  Verunreinigungen  berücksichtigt  zu  haben.  Der  Er- 
folg dieser  Verfahren  dürfte  ein  sehr  zweifelhafter  sein. 

4)  Patent  Nr.  39146  vom  9.  September  1886:  Besitzer  Ernst  Hnltz 
in  Berlin  (vgl.  1888  268  91).  Eine  gewisse  Verbesserung  des  Spiritus 
erscheint  nach  diesem  Verfahren  wohl  möglich  und  wahrscheinlich,  da 
insbesondere  die  Aldehyde  zerstört  werden,  jedoch  wird  dasselbe  alle 
Ansprüche,  welche  an  ein  gutes  Reinigungsverfahren  zu  stellen  sind, 
keineswegs  erfüllen  können. 

5)  Patent  Nr.  13607;  gelöscht;  besteht  in  der  Anwendung  von 
flüssigen  oder  geschmolzenen  Fetten  oder  Kohlenwasserstoffen,  über 
welche  die  Alkoholdämpfe  geleitet  werden  und  wodurch  die  Verun- 
reinigungen zurückgehalten  werden  sollen.  Das  Verfahren  läfst  zu  sehr 
die   Wahrscheinlichkeit  einer   technischen   Verwerthbarkeit    vermissen. 

C)  Die  Reinigung  durch  Elektricität. 
1)  Patent  Nr.  13686   vom    23.  December   1880.     Besitzer  «.  Eisen- 
mann in  Berlin  (vgl.  1887  264  455).    Bei  dem  Verfahren  liegt  die  Ge- 
fahr der  Bildung  von  Aldehyd  durch  Oxydation  vor.    Im  Widerspruche 


Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritusfabrikation.  335 

mit  diesem  Verfahren  steht  dasjenige,  welches  Eisenmann  und  J.  Bendix 
sich  haben  patentiren  lassen  und  welches  gerade  auf  dem  entgegen- 
gesetzten Wege,  nämlich  durch  Luftabsehlufs,  dasselbe  Ziel  zu  erreichen 
sucht.  Da  die  Besitzer  beider  Patente  selbst  Spritfabrikanten  sind  und 
der  fisenwann'sche  Sprit  von  anerkannter  Vorziiglichkeit  ist,  so  kann 
man  dem  Verfahren  einen  praktischen  W^erth  ohne  Weiteres  nicht  ab- 
sjjrechen. 

2)  Patent  Nr.  17194;  gelöscht;  ist  nur  ein  Zusatz  des  vorigen, 
welcher  sich  auf  einen  Apparat  zur  Ausführung  desselben  erstreckt. 

3)  Patent  Nr.  17924;  gelöscht;  statt  der  Holzkohle  sollen  poröse 
elektropositive  Metalle  verwendet  werden.  Das  Verfahren  scheint  sich 
nicht  bewährt  zu  haben,  da  der  Erfinder  selbst  Spritfabrikant  ist,  das 
Patent  jedoch  lange  vor  der  gesetzlichen  Ablaufszeit  erlöschen  liei's. 

D)  Die  Reinigung  durch  andere  physikalische  Mittel  und  Apparate, 

1)  Patent  Nr.  30902  vom  6.  August  1884  mit  dem  Zusatzpatente 
Nr.  39875.  Besitzer  Axel  Ferdinand  Bank  und  Marie  Charles  Alfred  Rufin 
in  Paris  (vgl.  1887  263*39). 

2)  Patent  Nr.  37350  ist  ein  Zusatz  derselben  Erfinder  zu  Nr.  30902 
und  betrifft  Verbesserungen  des  Verfahrens,  sowie  des  Apparates.  Die 
wesentliche  Aenderung  besteht  in  der  Verwendung  von  Erdöl  an  Stelle 
des  feuergefährlichen  Petroleumäthers. 

3)  Patent  Nr.  43695  vom  11.  November  1887.  Besitzer  Th.  G.  Boivick 
in  Harpenden,  England.  Besteht  in  einer  Veränderung  des  Apparates 
von  Bank  und  Rufin^  während  die  Reinigungsmittel  dieselben  bleiben. 
Ob  sieh  die  Construction  bewähren  wird,  ist  nicht  vorauszusagen. 

4)  Patent  Nr.  41 207  vom  20.  Februar  1887.  Besitzer  Dr.  J.  Traube 
und  Dr.  G.  Bodländer  iu  Hannover.  Erfahrungen  aus  der  Praxis  liegen 
noch  nicht  vor,  der  Umstand  jedoch,  dafs  Traube  sich  bekanntlich  viel- 
fach mit  Untersuchungsmethoden  des  Alkoholes  beschäftigt  hat,  gibt 
eine  gewisse  Garantie,  dafs  Versuche  mit  diesem  Verfahren  lohnend 
sein  würden.  Wir  verweisen  noch  auf  Zeitschrift  für  Spiritusindustrie^ 
Bd.  11  S.  201,  wo  Traube  über  die  Prinzipien  dieses  Verfahrens  ein- 
gehend berichtet. 

Verfasser  macht  darauf  aufmerksam,  dafs  schon  der  Umstand,  dafs 
von  den  rein  chemischen  Verfahren  der  gröfsere  Theil  gelöscht  ist, 
dafür  spricht,  dafs  diese  Methoden  am  wenigsten  den  gestellten  An- 
forderungen ent.sprechen,  und  führt  dieses  darauf  zurück,  dafs  die  Ver- 
unreinigungen des  Spiritus  noch  zu  wenig  bekannt  und  auch  die  analy- 
tischen Methoden  zur  Untersuchung  des  Spiritus  bis  ganz  vor  Kurzem 
noch  zu  wenig  ausgebildet  waren.  Von  allen  beschriebenen  Verfahren 
glaubt  Verfasser  dasjenige  von  Bank  und  Rufrii  und  daneben  etwa  noch 
das  von  Traube  und  Bodländer  als  die  einzigen  bezeichnen  zu  können, 
welche  eine  Zukunft  haben. 


336  Bücher-Anzeigen. 

C.  Hesse  in  Czerbienschin  erörtert  in  der  Zeitschrift  für  Spiritus- 
industrie^  Bd.  11  S.  235,  vom  Standpunkte  des  Brenners  die  ])raktische 
Frage,  ob  tind  welche  Voriheile  das  dem  Christoph' sehen  Deslillirapparate 
(igenthümliche  Voricärmen  der  Maifche  innerhalb  rfc.<  Apparates  selbst  ge- 
währt. Als  Vorzüge  des  Christoph' suhitn  Apparates  führt  Verfasser  die 
Ersparnifs  an  Bodenraum  und  die  geringeren  Ansehaffungskosten  an, 
als  Naehtheile  nennt  er  den  etwas  gröfseren  Kühhvasserverbrauch,  be- 
sonders aber  die  innerhalb  des  Apparates  befindlichen  Verpackungen, 
welche,  besonders  bei  dem  Dampfrohre,  schwer  zugänglich  sind.  Der 
Verfasser  läfst  es  dahin  gestellt,  ob  dieser  Nachtheil  durch  die  ge- 
ringeren AnschaflFungskosten  wieder  wett  gemacht  werden  kann. 


Bücher-Anzeigen. 


Kleyer's  Encyklopäitie  der  ^resamraten  mathemuüschen,  technischen  und 
t'xacten  Naturwissenschaften : 

Lehrbuch  der  Elasticität  und  Festigkeit  mit  212  Erklärungen,  186  in 
in  den  Text  gedruckten  Figuren  und  einem  ausführlichen  Formeln- 
verzeichnifs  nebst  einer  Sammlung  von  167  gelösten  und  ungelösten 
analogen    Aufgaben.      Zum    Gebrauche    an    niederen    und    höheren 
Schulen,   sowie  zum  Selbststudium  und  Nachschlagen  für  Bau-  und 
Maschinentechniker,  bearbeitet  nach  System  Kleyer  von  R.  Klimpert. 
Stuttgart.     J.  Maier's  Verlag.     298  S.  "  5  Mk.  50  Pf. 
Das  Kleyer'sche  System,  welches  den  StotT  in  Form  von  Fragen  und  Ant- 
worten beliandelt,  ist  in  vorliegendem  Werke  recht  geschickt  zur  Verwendung 
gekommen.     Neben   dem  Te.\te   her   sind    Erklärungen  eingeflochten,    welche, 
ohne  den  Zusammenhang  zu  stören,  Einzelheiten  der  Fragen  und  Antworten 
näher  erörtern,  oder  es  sind  Hilfsrechnungen  ausgeführt. 

Ist  schon  das  Werk  an  sich  in  klarer  und  verständlicher  Weise  abgefal'st, 
so  dienen  zahlreiche  und  sorgfältig  ausgewählte  Aufgaben,  welche  eine  voll- 
ständige Lösung  gefunden  haben,  dazu,  den  Leser  zur  vollen  Beherrschung 
des  Stoffes  zu  führen.  Die  nicht  gelösten  Aufgaben,  bei  denen  im  Nachtrage 
nur  das  Endergebnifs  mitgetheilt  ist,  gestatten  dem  Leser  jederzeit  nach  dieser 
Richtung  mit  sich  selbst  die  Probe  anzustellen.  Für  den  praktischen  Ge- 
brauch sind  am  Schlüsse  des  Werkes  sämmtiiche  Formeln  zusammengestellt. 
Wir  können  das  Werk  im  allgemeinen  und  besonders  zum  Selbststudium  an- 
gelegentlichst empfehlen. 

Goniometrie  und  Grundzüge  der  Trigonometrie  innerhalb  der  Ebene. 

Für  obere  Klassen  höherer  Lehranstalten  bearbeitet  von  Dr.  ^4.  Wernicke. 

Braunschweig.     C.  A.  Schwetschke  und  Sohn.     175  S.    4  Mk.  40  Pf. 

Ob  das  vorliegende  Werkeheu  sich  zum  Schulgebrauche  eignet,  wollen 
wir  den  Schulmännern  zur  Beurtheilnng  überlassen.  Von  den  landläufigen 
Schulbüchern  unterscheidet  sich  das  vorliegende  dadurch,  dafs  es  vielfach  ge- 
schichtliche Mittheilungen  bringt,  auch  den  Zusammenhang  der  Trigonometrie 
mit  den  übrigen  Zweigen  der  Mathematik,  mehr  als  in  derartigen  Lehrbüchern 
Gebrauch  ist,  nachweist.  Hierdurch  wird  das  kleine  Lehrbuch  auch  anderen 
Kreisen,  als  für  die  es  zunächst  bestimmt  ist,  von  Interesse  sein. 


Verlag  der  J.  G.  Cot ta' sehen  Buchhandlung  in  Stuttgart. 
Druck  von  Gebrüder  Kröner  in  Slultgarl. 


lieber  neuere  Dampfkesselconstructionen.  337 

üeber  neuere  Dampfkesselconstructionen. 

(Fortsetzung  des  Berichtes  S.  145  d.  Bd.) 
Mit  Abbildungen  auf  Tafel  16. 

Einen  Kessel  mit  einem  sehr  wirksamen  Wasserumlaufe  hat  Werth 
durch  Oesterreichisches  Privilegium  schützen  lassen.  Nach  Fig.  1  steht 
der  cylindrische  Oberkessel  mit  einem  Siederöhrenbündel  mittels  des 
Raumes  o  in  Verbindung.  Vom  Oberkessel  aus  fliefst  das  Wasser 
in  der  Richtung  der  Pfeile  durch  den  Raum  a  und  gelangt  durch  ein 
in  dem  Siederohre  angebrachtes  Rohr  an  das  untere  Ende  der  ge- 
schlossenen Röhre  und  von  da  ebenfalls  in  der  Richtung  der  Pfeile  zu 
dem  Räume  6.  Diese  Einrichtung  ist  dieselbe,  viie  bei  den  KeWschen 
Kesseln.  Zur  erfolgreichen  Führung  ist  der  Raum  a  durch  eine  Wand 
getheilt.  Die  etwaigen,  schwebend  gehaltenen  Verunreinigungen  werden 
sich  beim  Austritte  aus  6  zu  Boden  senken,  und  können  von  dort  durch 
den  Ablafshahn  leicht  entfernt  werden. 

Der  Kessel  von  P.  Hanrez  in  Brüssel  (Englisches  Patent  Nr.  17697 
vom  23.  December  1887)  besteht  aus  zwei  Kammern  C  (Fig  2),  welche 
durch  Röhren  T  mit  einander  verbunden  sind.  Das  Wasser  durch- 
streicht, wie  bei  der  On'oWe'schen  Construction  (1889  271  148),  das 
Rohr  Z>,  den  als  Dampfsammler  dienenden  Oberkessel  E  und  gelangt 
von  da  durch  das  senkrechte  Rohr  wieder  zu  der  unteren  Kammer  C. 
Auf  dem  Dampfsammler  befinden  sich  zwei  Dome,  die  durch  ein  Rohr 
mit  einander  verbunden  sind.  Der  vordere  Dom  steht  mit  dem  Dampf- 
sammler in  unmittelbarer  Verbindung,  während  der  andere  Dom  'an 
seinem  unteren  Ende  durch  einen  Trichter  abgeschlossen  ist,  der  bei 
normalem  Stande  des  Wassers  in  dasselbe  reicht.  Da  das  Dampfablei- 
tungsrohr auf  dem  letzteren  Dome  angebracht  ist,  so  wird  nur  wasser- 
freier Dampf  abgeliefert  und  der  etwaige  Niederschlag  durch  den 
Trichter  zurückgeführt.  Ueber  dem  Roste  J  befindet  sich  der  Mauer- 
bogen K^  welcher  den  Heizgasen  die  Richtung  zwischen  der  unteren 
Kammer  C  und  der  Platte  L  anweist.  Die  Gase  ziehen  weiter  in  der 
Richtung  der  Pfeile  und  entweichen  durch  den  Kanal  M  in  den  Kamin. 

Aehnlich  dem  Thomycroffschen  Kessel  ist  nach  Zweck  und  Bauart 
der  von  du  Temple  (Fig.  3  und  4).  Auch  hier  findet  sich  der  Ober- 
kessel mit  zwei  seitliehen  Wasserbehältern  durch  ein  System  von  mehr- 
fach gebogenen  Rohren  verbunden.  Ein  lebhafter  Wasserumlauf  wird 
bewirkt,  indem  das  durch  die  Dampfentwickelung  in  den  oberen  Kessel 
geführte  Wasser  durch  ein  in  der  linken  Hälfte  der  Fig.  3  dargestelltes 
Rohr  den  seitlichen  Behältern,  und  somit  den  Siederöhren  wieder  zuge- 
führt wird.  Die  Siederöhren  sind  von  gezogenem  Stahle  und  haben 
-25mm  äufseren  Durchmesser.  Der  Feuerraum  ist  aus  Eisenblech  gebildet 
und  bis  an  den  seitlichen  Behälter  mit  feuerfesten  Ziegeln  ausgemauert. 
In  Folge  des  geringen  Wasserinhaltes  und  der  grofsen  Vertheilung  des- 

Dlngler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  S.  1889 1  22 


338  Ueber  neuere  Dimiiirkesselconstruttiuiien. 

selben  ist  zur  Indampt'setzung  ciues  derartigen  Kessels  von  500  H'  nur 
eine  Zeit  von  45  Minuten  erforderlich,  wogegen  ein  Locomotivkessel 
annähernd  die  doppelte  Zeit  erfordert.  Eine  Ablagerung  von  Kessel- 
stein in  den  Röhren  ist  nicht  zu  befürchten,  auch  können  dieselben 
jeder  Ausdehnung  durch  die  Wiirme  willig  folgen.  Zwei  dieser  Kessel 
sollen  nach  der  Revue  induslrielle  vom  5.  Januar  1889,  der  wir  die  vor- 
stehende Mittheilung  entnehmen,  auf  dem  Torpedo  Nr.  20  zwei  Jahre 
lang,  ohne  irgend  welche  Beschädigung  zu  erleiden,  im  anstrengenden 
Dienste  gewesen  sein.  Ein  für  Torpedo  Nr.  54  bestimmter  Kessel  <on 
500  H",  der  den  stärksten  Proben  widerstand,  wiegt  5',5,  mithin  11^  für 
die  Pferdekraft. 

Godard  verwendet  zu  seinen  Kesseln  (Englisches  Patent  Nr.  1702t> 
vom  10.  December  1887)  denselben  Grundgedanken  (Fig.  5  und  ti).  Bei 
Fio-.  5  wird  die  Seitenwand  von  dem  Wasserraume  a  gebildet,  von 
dessen  unterem  Theile  die  mehrfach  gebogenen  Siederöhren  c  ausgehen 
und  in  den  oberen  Theil  wieder  münden.  Von  hier  aus  wird  der  Dampf, 
nachdem  er  bei  m  einen  Wasserabscheider  durchstrichen  hat,  in  den 
Oberkessel  geleitet,  wo  er  eine  aus  den  Fig.  5  uud  6  zu  ersehende 
Dampftrockenvorrichtung  h  k  i  zu  durchstreichen  hat,  um  in  das  Ablei- 
tungsrohr l  zu  gelangen.  Bei  der  Einrichtung  nach  Fig.  6  ist  die  Seiten- 
wand durch  die  Röhren  a,  o,  ersetzt,  welche  durch  das  senkrechte 
Rohr  a  verbunden  sind.  Wenngleich  schon  durch  die  Lage  der  Röhren 
ein  Durcheinanderwirbeln  der  Heizgase  erzielt  und  damit  verhindert  ist, 
dafs  dieselben  mit  einem  heifsen  Kerne  und  unbenutzter  Wärme  ab- 
ziehen, so  sind  doch  noch  Platten  t  angebracht,  welche  die  Wirbel  ver- 
mehren. 

Bei  dem  Kessel  von  J.  S.  White  (Englisches  Patent  Nr.  ItiStiS  vom 
2.  December  1887)  sind  spiralförmig  gewundene  Heizröhren  a  (Fig.  7 
und  8)  zur  Verwendung  gekommen,  welche  mit  ihrem  unteren  Ende  a., 
in  den  ringförmigen  Wasserraum  c  hineinragen,  wahrend  das  obere 
Ende  %  in  den  gemeinschaftlichen  Dam|)fraum  d  führt.  Wasser-  und 
Dampfraum  sind  durch  die  Röhren  f  mit  einander  verbunden,  durch 
welche  das  mitgerissene  Wasser  nach  c  zurückgeführt  und  der  erforder- 
liche Umlauf  des  Wassers  ermöglicht  wird.  Die  Spiralröhren  bestehen 
je  aus  zwei  in  einander  geschobenen  Röhren. 

Der  Dampfkessel  von  G.  F.  ISihson  in  Belmont,  Massachusetts, 
Nordamerika  (Amerikanisches  Patent  Nr.  12  800  vom  4.  September  1888) 
soll  in  erster  Reihe  dazu  dienen,  Gebäude  durch  Dampf  oder  heifses 
Wasser  zu  heizen  (Fig.  9  und  10).  Der  Kessel  A  ist  zwischen  zwei 
Wände  D  montirt,  die  Feuerbiichse  C  und  der  Rauchfang  H  sind  in 
gewöhnlicher  Weise  gehalten.  Ein  senkrecht  angeordnetes  Rohr  .V 
verbindet  den  unteren  Theil  des  Kessels  mit  einem  wagerechten  Rolire  /, 
welches  letztere  durch  die  Kesselmauerung  D  hindurchgeleitet  wird. 
Die  eingeschlossenen  Röhren   V  verbinden  die  Enden  des  Rohres  /  mit 


Ueber  neuei-e  Damiil'kesseloonstrui-tioneii.  339 

den  Enden  des  Rohres  F,  welches  neben  der  Feuerbüchse  liegt.  Ein 
wagerechtes  Rohr  M  reicht  durch  die  Mauer  D  und  endigt  mit  einem 
Hahne.  —  Zwei  kurze  eingesetzte  Rohre  G  verbinden  die  Enden  der 
Rohre  L  mit  den  Aufsenseiten  des  Rohres  M.  Aulserhalb  der  Kessel- 
mauerung unter  dem  Kopte  des  Kessels  ist  ein  Wagerechtrohr  N  an- 
geordnet und  die  Röhre  J  an  jedem  Ende  des  Rohres  iV  geht  zurück 
durch  die  Bekleidung  in  den  Kessel  bei  L  gerade  unter  der  Wasser- 
linie. Ein  Ende  des  Rohres  N  ist  mit  einem  Ventile  versehen.  Acht 
sehriige  Rohre  Q  verbinden  das  Rohr  U  mit  dem  Rohre  M  und  eine 
gleiche  Anzahl  Zweigrohre  Q  bilden  eine  Verbindung  zwischen  diesen 
Rohren  Q  und  dem  Rohre  F.  Dieses  Rohrsystem  bewirkt  einen  fort- 
währenden Wasserumlauf. 

K.  Gamper  in  Sielce  (Rufsland)  verwendet  bei  seinem  britischen 
Patente  Nr.  16914  vom  8.  December  1887  ein  conisches  ausziehbares 
Flammrohr  (Fig.  11),  dessen  Querschnitt  aus  Fig.  12  und  13  zu  ersehen 
ist.  Das  Flammrohr  ist  mit  senkrechten  Siederöhren  d  versehen,  welche 
am  vorderen  Theile  den  Rost/«  durchstreichen  und  in  zwei  Hälften  theilen. 

T.  A.  York  und  J.  C.  Edwards  in  Wolverhampton  bringen  bei  ihrer 
Kesselconstruction  (Englisches  Patent  Nr.  13257  vom  30.  September  1887) 
in  dem  Feuerrohre  ein  oder  mehrere  Siederohre  au  (Fig.  14,  15  und  16). 
Fig.  14  zeigt  die  Anwendung  eines  einfachen  Siederohres  ^4,  welches 
bis  nahe  an  die  Feuerbrücke  C  innerhalb  des  Feuerrohres  ß  reicht  und 
an  der  anderen  Seite  zum  Zwecke  der  bequemen  Reinigung  durch  die 
Kesselmauerung  hindurchgeführt  ist.  Das  Einsetzrohr  ist  durch  zwei 
Stutzen  mit  dem  Hauptkessel  verbunden.  In  Fig.  16  ist  auf  der  linken 
Hälfte  noch  ein  besonderes  Rohr  b  und  auf  der  rechten  Hälfte  mehrere 
Röhren  c  eingesetzt. 

C.  J.  Galloway  in  Manchester  verwendet  bei  seinem  Englischen 
Patente  Nr.  10871  vom  8.  August  1887  (Fig.  17  und  18)  gebogene 
Platten  CDE  zu  den  Feuerrohren,  um  denselben  mehr  Widerstands- 
fähigkeit zu  ertheileu.  Es  entstehen  auf  diese  Weise  Buckel  wie  bei 
Z>,  zwischen  welchen  die  Gallowa3a-öhren  B  und  E  eingenietet  werden. 
Die  Seitenplatten  A  sind  aus  dem  angeführten  Grunde  gewellt.  Wir 
möchten  sehr  bezweifeln,  ob  die  erreichten  Vortheile  mit  der  dazu  auf- 
gewendeten Arbeit  im  Verhältnisse  stehen. 

R.  Orr  hat  in  seinem  Englischen  Patente  Nr.  17  870  vom  29.  December 
1887  (Fig.  20  und  21)  als  Roststäbe  Röhren  A  verwendet,  denen  er, 
aufser  an  den  Enden,  die  rund  bleiben,  einen  dreikantigen  Querschnitt 
gibt.  Diese  Röhren  bilden  einen  flachen  Rost,  dessen  Stäbe  sich,  wie 
gewöhnlich,  nach  unten  verjüngen.  Die  vorderen  Enden  der  Roststäbe 
sind  an  dem  Rohre  D  befestigt,  die  anderen  Enden  ragen  in  den  Raum  B 
des  Kessels  hinein.  Das  Rohr  D  ist  durch  Rohr  E  mit  dem  unteren 
Theile  des  Kessels  verbunden,  damit  der  stetige  Wasserzuflufs  zu  den 
Röhren  A  gesichert  sei.    In  ihrer  Mitte   werden   die  Roströhren  durch 


340  Einfach  wirkende  Woolfsche  llascliine. 

das  Wasserrohr  J  getragen.  An  der  vorderen  Seite  ist  die  Platte  f 
angebracht,  welche  die  Ausstrahlung  der  Wärme  vom  Roste  aus  ver- 
hindern soll,  ohne  jedoch  den  Zug  zu  stören.  Der  Aschenfall  G  i.st 
durch  eine  Thür  H  verschlossen.  Die  Heizgase  treten  durch  den  Rost  A 
hindurch  in  den  Aschenfall  G  und  ziehen  von  hier  aus  durch  das  Feuer- 
rohr zum  Kamine. 

Der  Kessel  von  Norton  in  Iijswich  (Englisches  Patent  Nr.  3713  vom 
10.  März  1888)  hat  einen  bei  A  kreisförmigen,  bei  B  zur  Aufnahme  der 
Feuerröhren  a,  6,  c  abgeflachten  Feuerraum.  Von  D  aus  gelangen  die 
Gase  durch  das  Röhrenbündel  d  zur  Rauchkammer  E  und  zum  Kamine  F. 
Der  Raum  D  ist  durch  eine  Platte  f  von  feuerfestem  Thone  abge- 
schlossen. 

In  den  Fig.  22  bis  24  ist  die  von  C.  S.  Knap  in  London  angegebene 
Verbindungsweise  von  Röhren,  (Englisches  Patent  Nr.  11066  vom 
13.  August  1887)  mittels  eines  eingeschobenen  Stahlringes,  dargestelli. 
Die  Ringe  werden  mit  ihren  conischen  Enden  in  die  zu  verbindenden 
Röhren  getrieben  und  haben  zur  gröfseren  Festigkeit  eine  oder  mehrere 
Einschnürungen. 

Die  Enden  der  Feuerröhren,  welche  bekanntlich  dem  Verbrennen 
am  meisten  ausgesetzt  sind,  sucht  FF.  Hague  in  Pittsburg  durch  die  in 
Fig.  25  und  26  dargestellten  Einsetzröhren  (Englisches  Patent  Nr.  5240 
vom  9.  April  1888)  zu  schützen.  Die  Einsetzröhre  ist  mit  Längsriefeln  e 
und  mit  einem  Schlitze  g  versehen,  letzteres,  um  einen  leichten  An- 
schlufs  an  die  zu  schützenden  Röhren  zu  ermöglichen,  während  die 
Riefeln  den  erforderlichen  Abstand  zwischen  Einsetzrohr  und  Feuerrohr 
bewirken. 

Einfach  wirkende  Woolfsche  Maschine. 

Mit  Abbildung  auf  Tafel  17. 
Diese  von  M.  Maitliet  herrührende,  in  dem  Portefeuille  c'conomtque 
de*  machines  vom  Februar  1888  veröftentlichte  Maschine,  zeichnet  sich 
durch  einfache,  kräftige  Form  aus,  nimmt  wenig  Raum  ein  und  ent- 
wickelt eine  verhältnifsmäfsig  bedeutende  Leistung.  Alle  einzelnen 
Theile  sind  zuverlässig  haltbar  und  leicht  zugänglich.  Die  beiden  ein- 
fach wirkenden  Cylinder  liegen  in  der.selben  Mittellinie;  die  aus  einem 
Stücke  bestehenden  Kolben  sind  durch  eine  Zugstange  mit  der  zwischen 
liegenden  Ach.se  verbunden,  so  dafs  die  Kolbenstange  überflüssig  wird. 
Die  Vertheilung  des  Dampfes,  die  Lage  der  Kanäle  sind  aus  den  Eiuzel- 
zeichnungen  und  dem  Diagramme  mit  hinreichender  Deutlichkeit  zu 
ersehen.  Zur  Regulirung  dient  ein  wagerecht  liegender  ßamey'.scher 
Centrifugalregulator.  Derselbe  besteht,  wie  Fig.  5  zeigt,  aus  zwei 
leichten  Bronceglocken,  die  durch  zwei  federnde  Stangen  mit  an  diesen 
befestigten  Gewichten   versehen  sind,    bei   deren   Ausweichen   sich   die 


Wheeler's  Knopl'loch-Nähmaschine.  341 

Glocken  über  einander  schieben,  so  dafs  das  Dampfeinlafsventil  in 
Thätigkeit  gesetzt  wird.  Die  eine  Glocke  ist  mit  Schnurrinnen  von  ver- 
schiedenen Durchmessern  versehen,  so  dafs  die  Bevv'egung  der  Hauptachse 
mit  verschiedener  Geschwindigkeit  auf  den  Regulator  übertragen  werden 
kann.  Die  zuverlässige  Wirkungsweise  des  Regulators  gestattet  die 
Verwendung  der  Maschine  zum  Betriebe  von  Dynamos.  Die  Geschwin- 
digkeit läfst  sieh  bis  zu  175  bis  200  minutlichen  Umdrehungen  bringen. 
Der  Betriebsdampf  hat  S^t  Spannung  und  expandirt  auf  das  4,3fache 
seines  Raumes.  Ohne  Condensation  leistet  die  Maschine  6  bis  7  IP, 
mit  Condensation  dagegen  bis  10  IP.  Der  erforderliche  Aufstelhings- 
raum  ist  l'",1.5  X  l^SlS  bei  1"  Höhe. 


Knopfloch -Nähmaschine  von  John  Eliakin  Wheeler  in 
Lynn  (Massach.,  Nordamerika). 

Mit  AbbilduDgen  auf  Tafel  18. 

Die  Stichbildung  erfolgt  bei  dieser  durch  D.  R.  F.  Kl.  52  Nr.  42890 
vom  28.  December  1886  geschützten  Maschine  mit  Hilfe  einer  geraden 
und  gekrümmten  Oehrnadel,  welche  beide  derartig  wechselseitig  be- 
thätigt  werden,  dafs  die  untere  gekrümmte  Nadel,  durch  die  Knopfloch- 
ötfnung  hindurchtretend,  dicht  an  der  geraden  oberen  Nadel  vorbei  und 
über  den  Stotf  hinweggeht,  während  die  Obernadel  durch  die  Schlinge 
der  sich  nach  abwärts  bewegenden  Unternadel  tritt.  Die  von  der  ge- 
raden Obernadel  gebildete  Fadenschleife  wird,  um  der  Unternadel  einen 
bequemen  Durchgang  durch  dieselbe  zu  schaffen,  von  einem  Schlingen- 
tanger erfafst,  zur  Seite  gezogen  und  ausgeweitet. 

Die  obere  gerade  Nadel  Oj  empfängt  ihre  Bewegung  von  der  auf 
der  Hauptwelle  o  sitzenden  Curvenscheibe  ^3  (Fig.  1  Taf.  18). 

Die  gekrümmte  untere  Nadel  F  sitzt  an  dem  bei  f^  an  einem  Lager- 
arme eingelenkten  Arme  /",  der  einen  nach  unten  gerichteten  Ann  /^^ 
hat,  welcher  mit  der  Gleitstange  f^  durch  die  Gelenkstange  /'j  verbunden 
ist  (Fig.  1  und  7  Taf.  18).  Die  Gleitstange  f^  wird  zur  gewünschten 
Zeit  durch  die  Gelenkstange  f=^  und  die  Curvennuth  f^  in  der  am  unteren 
Ende  der  stehenden  W^elle  /"„  sitzenden  Scheibe  f-  hin  und  her  bewegt, 
während  Welle  f^  ihren  Antrieb  von  der  Hauptwelle  a  aus  mittels  der 
Kegelgetriebe  fy,  f^Q  erhält.  Die  gekrümmte  Nadel  F  ist  so  angeordnet 
und  wird  so  bewegt,  dafs  sie  durch  die  Kehle  e  und  die  Knopfloch- 
öffnung hindurchtritt  und  dicht  an  der  oberen  Nadel  vorbei  und  über 
den  Stoff  weggeht.  Behufs  Aenderung  der  Bewegungslänge  ist  der 
Arm  (i  mit  einem  Schlitze  versehen,  in  welchem  das  Ende  der  Ge- 
lenkstange /'j  einstellbar  ist.  Der  Unterfaden  kommt  von  der  Spule  tf, 
und  zwar  durch  Führung  3,  Fadenanzugshebel  j,  und  Führung  g^  am 
Arme  {.     Der  Anzugshebel  g^   wird  gebildet  aus  einem  federnden,   bei 


342    .  \Vlu>eler's  Knopt'loch-Nahmasclüne. 

5j  an  der  Grundplatte  befestigten  Arme,  der  durch  Still  g^  an  der  Ge- 
lenkslange /"j  in  der  einen  Kiclitung  l)ewegt  wird  und  bei  der  Zurucii- 
bevvegung  von  f^  wieder  zurückfedert  (Fig.  1  Taf.  18). 

Die  Vorricliliiug  zur  Sehleifenbildung  ist  unter  der  Platte  t  ange- 
ordnet und  umfafsl  drei  Elemente,  nämlich  eine  die  Schleife  festhaltende 
Spitze  K  (Fig.  12  und  16  Taf.  18),  welche  aus  einer  starr  befestigten, 
dünnen  Platte  besteht,  deren  Spitze  k  durch  die  Oelfnung  e  der  Arbeits- 
platte sich  nach  oben  dreht,  um  die  von  der  Obernadel  gebildete  Faden- 
schleife zu  erfassen;  zweitens  einen  bewegliciien  Greifer  iW,  welcher 
nahe  an  der  Bewegungsgrenze  der  oberen  Nadel  in  hin  und  her  gehende 
Schwingung  versetzt  wird  und  die  von  letzterer  geführte  Schlinge  er- 
fafsl,  nachdem  dieselbe  von  der  Spitze  /;  ergritleu  worden  ist  und  hier- 
durch nun  in  einer  wagerechten  oder  seitlichen  Rieiilung  verschoben 
wird;  drittens  einen  Schlingenausweiter  m,  dessen  Bethätigung  durch 
den  gekrümmten  Arm  »i,  am  Arme  m.^  erfolgt  und  der  die  S])ilze  n 
zum  Ergreifen  der  Schlinge  trägt,  nachdem  dieselbe  von  dem  Greifer  3/ 
erfafst  und  seitlich  geführt  worden  ist;  die  Spitze  n  weilet  die  Schlinge 
in  einer  rechtwinkelig  zur  Bewegungsriehtung  der  Spitze  M  liegenden 
Richtung  aus,  um  so  der  unteren  Nadel  einen  Durchgang  durch  die 
Schlinge  zu  schaffen,  welche  zu  dieser  Zeit  an  drei  Stellen  festgehalten 
wird,  d.  h.  durch  die  stationäre  Spitze  /c,  durch  den  seitlich  verschieb- 
baren Greifer  M  und  durch  den  Ausweiter  m.  Die  Construction  und 
Wirkungsweise  dieser  Vorrichtungen  sind  aus  den  Fig.  11,  12  Taf.  18 
ersichtlich. 

Das  den  Greifer  M  tragende  Stück  m.^  und  der  Autriebsarm  (ji, 
für  den  Ausweiter  sitzen  bei  »r,  an  der  im  Lagerarme  nij  ruhenden 
Welle  »«4 ,  welche  an  ihrem  Ende  den  durch  Gelenkstange  m^  (Fig.  2 
Taf.  18)  mit  dem  Hebel  Wj  verbundenen  Arm  ni,;  trägt.  Der  Hebel  m- 
ist  ein  bei  ni;,  drehbar  an  der  Grundplatte  sitzender  Kniehebel,  dessen 
Arm  /»m  den  durch  die  Curvenführimg  m^2  der  Seheibe  «lu,  die  an 
der  Welle /"jj  sitzt,  beeinflufsten  Bolzen  hih  trägt.  Der  Theil  »n.^  ist  so 
eingelenkt,  dafs  bei  seiner  Schwingung  die  Spitze  M  die  Fadenschleife 
erfassen  mufs. 

Der  Schlingenausweiter  in  ist  ani  Ende  des  bei  n.^  drehbaren 
Armes  n,  mit  der  Aussi)arung  n  versehen  (Fig.  16  Taf.  18);  an  dem- 
selben Arme  befindet  sich  der  den  Zapfen  «4  tragende  Ansatz  %,  gegen 
welchen  Zapfen  der  gekrümmte  Arm  v^  bei  der  Bewegung  des  Theiles  m^ 
anschlägt  und  dadurch  bei  seiner  Weiterbewegung  den  Ausweiter  m 
nach  innen  oder  auf  die  Aussparung  e  zubewegt,  damit  derselbe  die 
von  dem  Greifer  M  aufgenommene  Schlinge  erfassen  und  von  dem 
letzteren  wegziehen  kann,  um  sie  zu  erweitern,  bis  die  Theile  die  in 
Fig.  11  Taf.  18  angegebene  Lage  haben.  Nach  dem  Durchgange  der 
gebogenen  unteren  Nadel  durch  die  Oberfadenschleife  kehrt  der  Theil  in., 
in   seine   ursprüngliche   Lage   zurück   und    läfst    den   Ausweiter  m    los, 


Wheeler's  Knopfloch-Nähmaschine.  343 

der  uun  durch  die  Feder  «5  in  seiue  vorherige  Stellung  zurückge- 
führt wird. 

Die  Arbeitsplatte  B  der  Maschine  ist  mit  dem  Führungsschlitze  b 
zum  Regeln  der  Bewegung  der  Knopflochklemm-  und  Vorschubplatte  C 
versehen  (Fig.  5  Taf.  18),  welche  mit  Backen  c  Cy  zum  Ausweiten  des 
Knopfloches  und  Festhalten  des  Stoffes  während  dessen  Vorschub  nach 
den  Stichbildungsvorrichtungen  hin,  sowie  mit  einem  federnden  F"üh- 
ruugs-  und  Vorschubbolzeu  f.,  (Fig.  3  Taf.  18)  ausgestattet  ist.  Mit  dem 
letzleren  stehen  die  schneckenförmigen  Vorschubwalzen  D  Z),  in  Eiu- 
grilf,  welche  auf  den  Wellen  (/  rf,  sitzen  und  durch  Sperrrad  rf.^  auf 
Welle  d  und  eine  in  d-i  während  der  Vorschubbewegung  der  Platte  ein- 
greifende Schubklaue  gedreht  werden.  Die  beiden  Wellen  dd^  sind 
durch  Kegelradgetriebe  verbunden,  während  der  Bolzen  C2  in  bestimmten 
Zeiträumen  auf  bekannte   Weise  beeinflufst  wird. 

Beim  Arbeiten  wird  der  Stoff  auf  die  Klemmi)latte  gelegt,  das 
Knopfloch  durch  die  Klemm-  und  Festhaltungsbacken  c  c,  ausgeweitet 
und  dann  die  Maschine  in  Gang  gesetzt.  Die  gekrümmte  untere  Nadel 
geht  zuerst  durch  die  Oefinung  e  und  das  Knopfloch  hindurch,  wobei 
sie  den  Faden  von  der  unteren  Spule  bis  über  die  Bewegungsgrenze 
der  Obernadel  hinaus  mit  sich  führt,  welch  letztere  zu  dieser  Zeit  ihre 
höchste  Stellung  einnimmt,  diese  höchste  Lage  beider  Nadeln  ist  in 
Fig.  8  Taf.  18  gezeichnet.  Die  gekrümmte  Unternadel  geht  dann  nur 
ein  klein  wenig,  aber  doch  genügend  herab,  um  ein  Ausbauschen  des 
ünterfadens  von  der  Nadel  weg  zu  veranlassen,  und  zur  gleichen  Zeit 
fängt  die  Obernadel  an,  herabzugehen  und  tritt  so  durch  die  Schlinge 
des  Unterfadens  hindurch,  wobei  sie  den  Oberfaden  mit  sich  zieht, 
dessen  Schlinge  beim  nun  folgenden  Hochgehen  der  Nadel  von  dem 
festen  Scblingenhalter  K  erfafst  wird.  Der  Greifer  M  ergreift  un- 
mittelbar darauf  die  von  dem  Haltor  K  gefangene  Schleife  und  bewegt 
sie  seitwärts,  während  die  Oberniidel  selbst  sich  nach  oben  bewegt, 
worauf  der  Ausweiter  m  die  vom  Greifer  M  gehaltene  Fadenschleife 
erfafst  und  sie  ausvi'eitet,  damit  die  gekrümmte  Unternadel  bei  ihrer 
Aufwärtsbewegung  hindurchtreten  kann.  Letztere  ist  inzwischen  in  ihre 
tiefste  Lage  hinabgeführt  worden  und  geht  nun,  nachdem  die  Obernadel 
ihre  höchste  Stellung  wieder  eingenommen  hat  und  die  Oberfaden- 
scblinge  von  den  Theilen  Ä,  3/  und  m  offen  gehalten  wird,  bei  ihrem 
Aufsteigen  mit  dem  Unterfaden  durch  diese  hindurch,  worauf  der 
Greifer  M  und  Ausweiter  m  in  ihre  vorherige  Lage  zurückgeführt 
werden  und  dabei  die  Oberfadenschleife  freigeben.  Diese  wechselweise 
Wirkung  der  Nadeln  und  Schlingenbilder  ist  in  den  Fig.  9  und  10  Taf.  18 
noch  weiter  veranschaulicht  und  hat  die  Bildung  des  in  den  Fig.  13 
und  14  Taf.  18  dargestellten  Stiches  auf  der  Knopflochkante  zur  Folge. 
Als  ohnehin  verständlich  ist  vorauszusetzen,  dafs  die  gerade  Obernadel 
parallel   mit  der  Knopflociikante  durch  den  StotV  fährt   und   die  StofT- 


344  Wheeler's  Knopfloch-Nähmaschine. 

klemme  eine  aussetzende  Vorwärtsbewegung  in  dem  Zeiträume  zwischen 
jeder  Wechselwirkung  der  Nadeln  erhält.  Das  Nähen  des  Knopfloches 
beginnt  am  inneren  Ende  und  setzt  sich  am  Umfange  desselben  bis  zum 
Ausgangspunkte  fort.  Die  Klemmplatte  erhält  sodann  behufs  Bildung 
des  Riegels  bei  je  zwei  Auf-  und  Abbewegungen  der  Nadeln  eine  ein- 
malige vollständige  Schwingbewegung,  wodurch  ein  Riegel  in  Form 
eines  umgelegten  8  gebildet  wird,  d.  h.  der  erste  Stich  erstreckt  sich 
vom  Achsenmittel  des  Knopfloches  nach  der  einen  Seite  und  der 
nächste  Stich  in  gleicher  Weise  von  der  Achsenmitte  nach  der  Seite 
der  gegenüberliegenden  Stichreihe  (Fig.  15  Taf.  18). 

Sowohl  der  obere,  als  auch  der  untere  Fadenanzug  treten  so  in 
Wirkung,  dafs  sie  die  auf  die  Fäden  ausgeübte  Spannung  aufheben  und 
die  Schlingenbildung  am  Ende  der  bezieh.  Nadelbewegungen  hervorrufen. 

Um,  wie  wünschenswerth,  die  Obernadel  a^  hinsichtlich  ihrer  Lage 
zur  Bewegungslinie  der  Unternadel  F  behufs  Aenderung  der  Stichlänge 
verschieden  einstellen  zu  können,  wird  die  Haube  a,  mit  der  Nadel- 
stange von  der  Curvenscheibe  A^  weg  nach  aufsen  bewegt,  und  zwar 
mittels  des  in  Fig.  5  und  t>  Taf.  18  dargestellten  Ringes  /*,  dessen 
schräge  Flächen  gegen  entsprechende  Abschrägungen  p,  au  der  Haube  a^ 
drücken.  Nach  Lösen  der  Schrauben  p.^  kann  der  Ring  P  mittels  des 
Knopfes  p^  gedreht  werden  und  dadurch  der  Abstand  der  Haube  Oj 
mit  der  Nadelstange  von  dem  Nadelarme,  also  der  Abstand  beider 
Nadeln  leicht  geregelt  werden.  Es  braucht  nur  der  in  die  Curven- 
nuth  Oj  eintretende  Bolzen  a.)  lang  und  tief  genug  zu  sein,  um  ein 
Mitnehmen  desselben  durch  die  C'urvennuth  a.,  bei  jeder  Stellung  des- 
selben zu  sichern. 

In  den  Fig.  19  bis  26  Taf.  18  ist  noch  eine  Ausführungsform  der 
Stichbildungswerkzeuge  dargestellt,  wie  sie  bei  schwerer  Arbeit  An- 
wendung tindet. 

Die  gekrümmte  untere  Nadel  C  wird  von  einem  Schlitten  c  ge- 
tragen, der  in  einer  Curvenführung  c^  des  Lagerarmes  c.^  unter  der 
Grundplatte  der  Maschine  sitzt  und  sich  bis  dicht  an  die  Arbeitsplatte 
bewegt,  um  die  gekrümmte  Nadel  so  kurz  als  möglich  herstellen  und 
sie  dadurch  gut  versteifen  zu  können.  Der  Schlitten  c  wird  in  der 
Curvenführung  c,  durch  eine  Curvenscheibe  auf  der  Welle  f^  unter 
Vermittelung  einer  Gleitstange  bewegt,  welche  durch  die  Gelenkstange  c, 
mit  dem  Schlitten  c  verbunden  ist  und  sitzt  ein  an  derselben  ange- 
brachter Zapfen  Cg  seitlich  am  Schlitten.  Die  Nadel  C  ist  mit  einer 
Aussparung  c^  (Fig.  25  und  26  Taf.  18)  versehen ,  welche  an  der,  der 
Bewegungslinie  der  geraden  Nadel  A  zunächst  liegenden  Kante  und  in 
der  Nähe  der  Nadelspitze  liegt. 

Der  Fadenanzugshebel  für  den  Unterfaden  is(  hier  nicht  au  einem 
festliegenden  Punkte  drehbar  befestigt,  sondern  bewegt  sich  mit  dem 
die  krumme  Nadel  tragenden  Schlitten  c.   Er  ist  an  der  oben  erwähnten 


Wheeler's  Knopfloch-Nähmaschine.  345 

Gleitstange  eingelenkt,  so  dafs  er  senkrecht  zu  derselben  schwingen 
kann  und  wird  bei  der  Abwärtsbewegung  der  gekrümmten  Nadel  derart 
bewegt,  dafs  ein  Sehlatfwerden  des  Fadens  unmittelbar  nach  Beendi- 
gung der  Aufwärtsbewegung  der  gekrümmten  Nadel  eintritt,  so  z^'^'ar, 
dafs  sich  am  Ende  derselben  eine  Schlinge  bildet,  durch  welche  die 
obere  Nadel  sofort  hindurchtritt.  Nachdem  letzteres  geschehen,  wird 
der  Fadenanzugsarm  bei  der  Zuriickbewegung  der  Gleitstange  und  ge- 
bogenen Nadel  durch  eine  Feder  sofort  nach  abwärts  bewegt. 

Der  Mechanismus  zum  Erfassen  und  Ausweiten  der  Oberfaden- 
schlinge unterscheidet  sich  von  dem  oben  beschriebenen  nur  dadurch, 
dafs  die  Oberfadenschlinge  durch  einen  gleitbaren  Haken  erfafst  und 
durch  diesen  in  eine  Lage  verschoben  wird,  in  welcher  der  Faden  dem 
behufs  Oeti'nens  der  Schlinge  gleich  darauf  bethätigten  Ausweiterhaken 
gegenüber  gebracht  wird.  Dieser  wird  durch  die  weitere  Fortbewegung 
der  den  Schlingengreiferhaken  tragenden  Stange  erfafst,  welche  Bewe- 
gung für  einen  Augenblick  unterbrochen  wird,  um  der  Obernadel  zu 
eestatten,  den  Faden  emporzuziehen  und  ihn  unter  einen  kürzeren 
Winkel  zu  bringen,  so  dafs  der  Ausweiterhaken  ihn  um  so  sicherer 
erfassen  kann.  Die  so  erfafste  und  ausgeweitete  Schlinge  wird  durch 
die  über  den  Stofi'  emporgehobene  Obernadel,  sowie  durch  den  Greifer- 
haken und  Ausweiter,  die  genügend  weit  von  einander  wegbewegt 
worden  sind,  gehalten,  so  zwar,  dafs  die  Schlinge  über  der  Bewegungs- 
linie der  gekrümmten  Unternadel  otfen  oder  ausgeweitet  gehalten  wird. 
Nachdem  letztere  durch  die  Schlinge  hindurchgegangen  ist  und  ihren 
Faden  durch  dieselbe  hindurchgezogen  hat,  werden  Ausweiterhaken  und 
Greiferhaken  sofort  in  ihre  Anfangsstellung  zurückgeführt,  um  die 
Schlinge  loszulassen. 

Der  Schlingengreiferhaken  E  erhält  eine  geradlinige  Wagereeht- 
bewegung  durch  die  Gleitstange  von  einer  auf  der  Welle  /^^  sitzenden 
Scheibe  aus  unter  Vermittelung  geeigneter  Lenker  und  Gegenlenker. 
Der  Greifer  sitzt  an  der  Innenseite  des  gebogenen,  bei  f^  unter  der 
Grundplatte  drehbaren  Armes  ^,  der  mit  einer  in  der  Bahn  des  Greifer- 
hakens E  liegenden  Curvenfläche  f^  versehen  ist,  mit  welcher  der  an 
der  Gleitplatte  von  E  sitzende  Zapfen  [^  sofort  bei  Beginn  des  zweiten 
Theiles  der  Auswärtsbewegung  von  E  in  Berührung  kommt,  um  den 
Ausweiterhaken  F  quer  zur  Bewegungslinie  von  E  zu  bewegen  und 
dadurch  den  Haken  F  einen  der  Schiingenfäden  erfassen  zu  lassen  und 
denselben  quer  zum  Hakeu  E  mit  sich  zu  führen,  so  dafs  bei  der  fort- 
gesetzten Bewegung  der  beiden  Haken  die  Schlinge  genügend  weit  ge- 
öffnet wird,  um  die  Unternadel  durchzulassen.  Bei  der  umgekehrteu 
Bewegung  des  Greiferhakens  E  wird  der  Ausweiterhaken  F  durch  die 
Feder  /";,  in  seine  ursprüngliche  Stellung  zurückgeführt.  H.  Gl. 


846  Dichtung  von  Rohrleiuingei!. 

Dichtung  von  Rohrleitungen;  von  Oberingenieur  Paulus.' 

Mit  Abbildung. 

Bekannt  lieh  L'u(stehen  sowohl  bei  Wasserleitungen  als  bei  Gas- 
leitungen häutig  Verluste  durch  das  ungenügende  Dichthalten  der  zahl- 
reichen Kohrverbindungen.  Auch  hat  bei  Gasleitungen  das  Entweichen 
von  Gas  durch  das  Eindringen  desselben  in  die  Wohnungen  schon 
Menschenleben  gekostet. 

Es  wird  deshalb  nicht  übertliissig  sein,  auf  eine  Rohrdichtuog  auf- 
merksam zu  machen,  welche  sich  seit  nahezu  30  .Jahren  bei  zahlreieheu 
Wasserleitungen  erprobt  hat,  und  sich  vorzugsweise  auch  für  Gasleitungen 
eignen  würde. 

Bei  den  Rohrdichtungen  sind  hauptsächlich  folgende  Bedingungen 
zu  erfüllen: 

1)  Die  Dichtung  mufs  einfach,  leiciit  ausführbar  und  möglichst  wenig 
von  der  Pünktlichkeit  der  Arbeiter  abhängig  sein. 

2)  Die  Dilatation  der  Rohrleitungen  mufs  eine  ungehinderte  sein 
und  darf  die  Dichtigkeit  der  Verbindungen  nicht  beeinträchtigen. 

3)  Ebenso  wenig  dürfen  zufällige  Veränderungen  in  der  wagerechteu 
und  lothrechten  Lage  der  Rohrleitungen  durch  Senkungen  und  sonstige 
Einflüsse  die  Dichtigkeit  der  Verbindungen  beeinträchtigen. 

i)  Die  Dichtungen  sollen  billig  herzustellen  sein  und  also  keine 
kostspieligen  Formen  der  Röhren  oder  kostspieligen  Zuthaten  erfordern. 

Die  Erfüllung  dieser  Bedingungen  stellte  sich  der  Verfasser  im 
J.  1859,  als  es  sich  um  die  Ausführung  ausgedehnter  Rohrleitungen 
auf  neuen  Aufschüttungen  der  Stationen  und  für  gröfsere  Zuleitungen 
und  Wasserdruckwerke  der  österreichischen  Südbahn-Gesellschaft  han- 
delte. Es  wurden  zu  diesem  Zwecke  zahlreiche  und  eingehende  Unter- 
suchungen mit  verschiedenen  Constructionen  angestellt,  deren  Ergebnif> 
die  Anwendung  des  nachstehenden  Systeines  war,  welches  sich  auch 
unter  den  verschiedensten  Verhältnissen  ausgezeichnet  bewährt  hat. 

Dieses  System  besteht  in  der  Anwendung  loser  Muffen,  welche  sich 
auf  einfachen  Röhren  ohne  jeden  Ansatz  drehen  lassen  und  bei  dieser 
Drehung  Dichtungsseile  in  die  im  Inneren  der  Muffen  eingegossenen 
ringförmigen  Vertiefungen  pressen. 

Die  Figur  zeigt,  zur  Hälfte  im  Durchschnitt  iin(i  zur  Hälfte  in  der 
Ansicht,  eine  Muffe  auf  den  Enden  zweier  Röhren.  Zu  den  ringförmigen 
Vertiefungen  a  der  Müllen,  deren  Form  durch  Versuche  richtig  gestellt 
wurde,  führt  ein  Loch  b  für  das  Diehtungsseil.  Auch  die  richtige  Lage 
dieses  Loches  wurde  durch  Versuche  festgestellt.  Der  innere  Durch- 
messer der  Muffe  ist  um  4"""'  gröfser  als  der  äufsere  Durchmesser  der 
Röhren,  um  eine  Bewegung  der  letzteren  bei  zufälligen  Veränderungen 


1  V"l.  1888  2(>S  341. 


Dichtung  von  Rohrleitungen. 


347 


a    Q 


Jr 


in  der  Lage  der  Rohrleitung  durch  Senliungon  u.  s.  w.  zuzulassen,  üie 
beiden  Wülste  der  Muffen,  welche  die  ringförmigen  Vertiefungen  ein- 
schliel'sen,  sind  durch  10  Rippen  c  verbunden,  welche  zugleich  als  Au- 
grilfe  für  den  zum  Drehen  der  Mutfeu  bestimmten  Schlüssel  dienen. 

Die  Enden  der  Röhren, 
mit  je  einem  Loche  d  für 
die  Befestigung  der  Dich- 
tungsseile, sind  2'^'^  von 
einander  entfernt,  um  die 
Dilatation  jeder  einzelnen 
Röhre  für  sieh  und  aufser- 
dem  etwaige  Veränderungen 
der  Lage  derselben  bei  Sen- 
kungen u.  s.  w.  zuzulassen. 
Der  Spielraum  von  2°""  ver- 
gröfsert  sich  mit  der  grö- 
fseren  Länge  und  dem 
gröfseren  Durchmesser  der 
Röhren.  So  wurde  beispiels- 
weise dieser  Spielraum  bei 
Röhi-en  von  2"' ,400  Länge  und  158"""  innerem  Durchmesser  auf  3""™ 
erhöht,  während  unserer  Zeichnung  eine  Länge  der  Röhren  von  2" 
bei  einem  inneren  Durchmesser  von  80""'  zu  Grunde  liegt. 

Die  zwanglose  Längen-  und  Seitenbewegung  der  Röhren  zwischen 
dem  elastischen  Dichtungsmateriale  verhütet  aufserdem  auch  manche 
Röhrenbi'üche,  welche  bei  einer  starren  Rohrverbindung  eintreten  können. 
Das  Gewicht  einer  Röhre  von  2"  Länge  und  80"'"  innerem  Durch- 
messer beträgt  41''  und  das  der  Mutfe  2'',5,  während  das  Gewicht  einer 
Röhre  von  2'",400  Länge  und  158""  innerem  Durchmesser  117'', 5  und 
deren  Mutfe  8'<,75  beträgt. 

Diese  beiden  Röhrengattungen  wurden  am  häufigsten  angewendet. 
Der  Verfasser  hat  aber  auch  für  die  Zuleitung  von  Wasser  in  die  Eisen- 
werke von  Ars  an  der  Mosel  eine  lange  Röhrenleitung  mit  450"°^  in- 
nerem Durchmesser  mit  bestem  Erfolge  nach  diesem  Systeme  ausführen 
lassen. 

Röhren  und  Muffen  werden  ohne  jede  Appretur  verwendet  und  nur 
die  Guf'snähte  wie  bei  jedem  Gufsstücke  beseitigt.  Die  Löcher  der 
Röhren  und  Muffen  sind  nicht  gebohrt,  sondern  eingegossen.  Durch  die 
einfache  Form  der  Gufsstücke  und  durch  das  Wegfallen  jeder  Appretur 
wird  ein  niederer  Anschaffungspreis  erzielt. 

Ueber  das  Legen  der  Rohrleitungen  ist  zu  bemerken: 
Die  Röhren  erfordern  keine  besondere  Unterstützung,  sondern  können 
auf  jeden  Boden  gelegt  werden,  wobei  nur  unterhalb  der  Muffen  kleine 
Vertiefungen  auszusparen   sind,   um    beim  Drehen   der  Muffen   die  auf 


348  Dichtung  von  Rohrleitungen. 

kurze  Holzstäbe  aufgewickelten  Diehtungsseile  unter  den  Miirten  durch- 
schieben zu  können. 

Die  Dichtungsseile  sind  aus  gut  gereinigtem,  langem  Hanfe  zu  ver- 
fertigen und  dürfen  nur  wenig  gedreht  sein.  Sie  werden  mit  Theer 
getränkt.  Damit  nicht  zu  viel  Theer  an  den  Seilen  hängen  bleibt, 
streift  man  dieselben  vor  dem  Gebrauche  ab,  indem  man  zwei  Seile 
zusammen  nimmt  und  durch  ein  Loch  von  der  Gröfse  der  Mulfenlöcher 
zieht.  Die  Enden  der  Dichtungsseile  werden  durch  die  Löcher  der 
Muffen  und  sodann  durch  die  Löcher  der  Röhren  gezogen  und  durch 
einen  Knoten  oder  einen  Holzzapfen  befestigt. 

Um  den  Zwischenraum  der  Röhren  festzustellen,  wenn  die  Muffe 
an  ihren  Platz  gebracht  wird,  benutzt  man  eine  Schablone,  nach  welcher 
die  Röhren  soweit  zusammengeschoben  werden,  bis  sie  an  den  vorher 
auf  jeder  Röhre  nach  einem  bestimmten  Mafse  angebrachten  Strichen 
anliegen. 

Zum  Drehen  der  Muffen  benutzt  man  einen  Gabelschlüssel  von  1 
bis  l^^ö  Länge,  welcher  in  die  Rippen  der  Muffen  eingreift.  Es  ge- 
nügt für  jeden  Druck,  welchen  die  Röhrenleitung  aushalten  soll,  wenn 
ein  Mann  diesen  Schlüssel  mäfsig  festzieht.  Wie  leicht  die  Dichtung 
herzustellen  ist,  mag  der  Versuch  beweisen,  bei  welchem  die  Muffe  nur 
mit  der  Hand  direkt  festgedreht  wurde  und  die  Dichtung  einem  Drucke 
von  10'"  widerstand.  Bei  Gasleitungen  würde  demnach  ein  geringes  Fest- 
drehen der  Muffen  genügen. 

Es  ist  zu  beachten,  dafs  die  Dichtungsseile  nicht  nafs  werden,  weil 
die  Reibung  derselben  sonst  so  klein  und  dadurch  die  Pressung  so  grofs 
werden  kann,  dafs  ein  Bersten  der  Mutfen  eintreten  kann.  Die  Reibung 
der  nur  mit  Theer  getränkten  Dichtungsseile  ist  dagegen  grofs  genug,  um 
die  Grenzen  der  Pressung  von  jedem  Arbeiter  leicht  beurtheilen  lassen  zu 
können.  Sollte  das  Bersten  einer  Muffe  vorkommen,  oder  soll  eine  ge- 
dichtete Röhre  ausgewechselt  werden,  so  wird  die  Muffe  mittels  eines 
Holzkohlenfeuers  erwärmt,  bis  das  Diehtungsmaterial  verbrennt  und  die 
Muffe  frei  wird. 

Zur  Festhaltung  der  Röhren  während  der  Drehung  der  Muffen 
werden  Gabelschlüssel  verwendet,  welche  durch  einen  Keil  auf  die 
Röhren  geprefst  werden  und  sich  gegen  die  Wände  der  Grube  der 
Rohrleitungen  stützen. 

Nach  vollzogener  Dichtung  werden  die  Dichtungsseile  hart  an  den 
Löchern  der  Muffen  abgeschnitten,  und  es  können  diese  Löcher  noch 
mit  einem  Holzzapfen  abgeschlossen  werden.  Sodann  wird  die  Grube 
ohne  Weiteres  zugeworfen. 

Als  Beweis  für  die  unbedingte  Zuverlässigkeit  der  beschriebenen 
Dichtung  mag  Folgendes  dienen: 

In  Szegedin  (Ungarn)  wurde  eine  lauge  Druckleitung  eines  Dampf- 
pumpwerkes von   der  Theifs  weg  nach  dem  Bahnhofe   der  Alfoldbahu 


Gasverbrauch  von  Gasmotoren.  349 

und  zwar  eine  lange  Strecke  in  einer  Strafse  längs  einer  Häuserreihe 
geführt.  Die  Strafse  lag  zwischen  dieser  Häuserreihe  und  dem  Ufer 
des  Flusses.  Als  bei  einer  Ueberschwemmung  der  Theifs  die  Strafse 
bis  an  die  Häuser  weggerissen  wurde,  bildete  die  Leitung  in  wage- 
rechter  und  lothrechter  Richtung  eine  Schlangenlinie,  ohne  dafs  sich 
eine  Undichtheit  zeigte  und  ohne  dafs  die  Benutzung  der  Druckleitung 
unterbrochen  wurde. 

In  Esseg  (Ungarn)  mufste  an  der  Grenze  des  Ueberschwemniungs- 
gebietes  der  Drau  ein  Dampfdruckwerk  angelegt  werden,  dessen  Saug- 
röhre des  wechselnden  Wasserstandes  wegen  sehr  lang  gegen  den  Flufs 
gefuhrt  werden  mufste.  Diese  Saugleitung  wurde  ebenfalls  mit  der  be- 
schriebenen Dichtung  ausgeführt  und  hat  nie  zu  einer  Störung  Ver- 
anlassung gegeben.  Jedermann  weifs,  dafs  die  Saugleituugen  besonders 
dicht  hergestellt  werden  müssen  und  dafs  bei  der  kleinsten  Undicht- 
heit derselben  die  Pumpe  den  Dienst  versagt. 

Die  Hunderttausende  von  Meter  Wasserleitungsröhren,  welche  ohne 
jede  besondere  Unterstützung  in  neue  Auffüllungen  von  Stationen  u.  s.  w. 
gelegt  wurden,  und  die  theilweise  einem  grofsen  Drucke  ausgesetzten  und 
oft  unter  schwierigen  Verhältnissen  ausgeführten  Druckleitungen  gröfserer 
Dampfdruckwerke  für  die  Bahnhöfe  Wien,  Ofen,  Marburg,  Szegedin, 
Esseg  u.  s.  w.  haben  nie  zu  einer  Störung  wegen  mangelhafter  Dich- 
tung Veranlassung  gegeben. 

Bezüglich  der  Dauerhaftigkeit  der  mit  Theer  getränkten  Dichtungs- 
seile ist  zu  bemerken,  dafs  eine  schon  10  Jahre  lang  im  Gebrauche 
gestandene  Rohrleitung  umgelegt  werden  mufste,  wobei  eine  Unter- 
suchung des  Dichtungsmateriales  vorgenommen  wurde.  Es  zeigte  sich, 
dafs  die  Hanffasern  ihren  Widerstand  gegen  das  Zerreifsen  und  ihre 
Elasticität  noch  in  vollem  Mafse  besafsen. 

Stuttgart,  Januar  1889. 


Gasverbrauch  von  Gasmotoren. 

Die  technologische  Versuchsstelle  des  bayerischen  Gewerbemuseums 
nahm  in  BV)lge  von  Klagen  über  hohen  Gasverbrauch  von  Gasmotoren 
{^Bayerische  Gewerbe- Zeitung)  einige  Untersuchungen  vor,  welche  folgen- 
des Ergebnifs  hatten: 

Ein  einpferdiger  Gasmotor  zeigte  bei  einem  Bremsversuche  einen 
Gasverbrauch  von  1300'  für  die  Stunde  und  Pferdestärke,  während  der 
Gasverbrauch  dieser  Maschinen  1000'  nicht  wesentlich  überschreiten  sollte. 

Man  forschte  den  Ursachen  dieses  hohen  Gasverbrauches  nach  und 
es  fand  sich,  dafs  die  Gasuhr  in  einem  25"  warmen  Räume  aufgestellt 
war:  zugleich  zeigte  das  Barometer  730"™  Höhe. 

Es   wurde   nun  das   verbrauchte   Gasquantum   auf  12"  und    760"'°' 


350  (ierard's  elektrische  Bogenlampe. 

Barometerstand   ziirückget'iihrt,   wonach    sich   ein   ziemlich  regeh-echter 
Gasverbrauch  von  1183'  ergab. 

Diese  namentlich  zum  Vergleiche  des  Gasverbrauches  von  ver- 
schiedenen Motoveusystemen  unbedingt  uöthige  Umrechnung  des  Gas- 
verbrauches vi'ird  ausgeführt,  wenn  man  den  thatsächliclien  Gasverbrauch 
mit  einer  Zahl  C  multiplicirt,  die  aus  folgender  Gleichung  erhalten  wird: 
273  +  120  B 
278 -f  (0^760' 
wobei  <"  die  Temperatur  des  Gases  in  der  Gasuhr  und  B  der  beim 
Versuche  herrschende  Barometerstand  in  Millimetern  ist. 

Im  vorliegenden  Falle  war  diese  Zahl  C  =  0,91,  d.  h.  der  wirkliche 
Gasverbrauch  betrug  9  Proc.  weniger,  als  die  Gasuhr  angab. 

Aus  dieser  Betrachtung  folgt,  dafs  es  für  den  Verbrauch  nicht 
gleichgültig  ist,  ob  die  Gasuhr  in  einem  kalten  oder  in  einem  warmen 
Räume  Aufstellung  lindel. 

Ein  Beispiel  möge  diese  Behauptung  erläutern:  Für  eine  Tijjferdige 

Gasmaschine   mit  täglich   lOstündigem   Betriebe    betrage    der  jährliche 

Gasverbrauch,  wenn  die  Gasuhr  in  einem  25"  warmen  Räume  aufgestellt 

ist,  bei  300  Arbeitstagen  30000'''"'.   Ware  diese  Gasuhr  in  einem  Räume 

von  nur  8"  aufgestellt,  so  würde  sich  der  Gasverbrauch  zu 

273+    SO 
30000  X  .,^3  T_  ^^0  =  28350'^"<» 

ergeben,  was  einer  Ersparnifs  von  1650<^'""  und  bei  einem  Gaspreise  von 
15  Pf.  der  Summe  von  248  M.  jährlich  entspricht. 

Es  ist  mithin  für  den  Abnehmer  vortheilhaft,  wenn  die  Gasuhr  an 
einem  mögliehst  kühlen  Platze  aufgestellt  wird. 


Gerard's  elektrische  Bogenlampe. 

Der  eigenartigste  Theil  in  der  von  Anatole  Gerard  entworfenen 
elektrischen  Bogenlampe  ist  die  Bremse  für  den  oberen  Kohlenträger. 
Nach  einer  B.  Fontaine's  Buch  Eclairage  ä  l'Electricite  entnommenen 
Mittheilung  im  Eleclrician^  1888  Bd.  21  *  S.  75i),  besteht  dieselbe  aus 
zwei  in  Form  eines  X  gekreuzten  Stäben,  welche  zwei  Stahlstifte 
tragen  und  mit  diesen  gegen  den  oberen  Kohlenhalter  pressen  können. 
Mit  dem  oberen  Ende  sind  die  beiden  Stäbe  durch  je  ein  Gelenk  mit 
einem  wagerecht  unter  einem  Doppel-Solenoid  liegenden  QuerstUcke 
verbunden,  das  in  einen  Nebenschlufs  zu  dem  Hauptstrome  eingeschaltet 
ist.  Die  Eisenkerne  der  Solenoide  ruhen  auf  dem  Querstücke,  während 
ihre  freien  nach  oben  gerichteten  Enden  an  zwei  kräftigen,  regulir- 
baren  Spiralfedern  befestigt  sind. 

Wenn  der  Stromkreis  geschlossen  wird,  sind  die  Kohlen  fern  von 
einander,   der  ganze  Strom   geht  daher   durch   den  Nebenschlufs;   die 


Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Brau-Industrie.  351 

Solenoide  ziehen  ihre  Kerne  in  sich  hinein  nach  unten ,  lüften  so  die 
X-tbrmige  Bremse,  deren  Arme  sich  mit  dem  unteren  Ende  gegen  eine 
darunter  liegende  Platte  stemmen,  und  geben  den  oberen  Kohlenhalter 
frei:  der  letztere  geht  nieder  und  bringt  die  Kohlen  mit  einander  in 
Berührung.  In  diesem  Augenblicke  wird  aber  der  Strom  im  Neben- 
schlüsse schwächer,  die  Federn  wirken  auf  die  Solenoid kerne  und 
ziehen  sie  nach  oben,  wobei  sich  die  Bremse  an  den  oberen  Kohlen- 
halter schliefsend  anlegt  und  ihn  mit  empornimmt;  die  Kohlen  werden 
so  von  einander  entfernt  und  der  Lichtbogen  entfaltet  sich.  Wenn 
durch  das  Abbrennen  der  Kohlen  der  Lichtbogen  zu  grofs  geworden 
ist,  bekommt  der  Strom  im  Nebenschlüsse  wieder  das  Uebergewicht 
und  gestattet  der  oberen  Kohle,  sich  langsam  zu  senken. 

Zwischen  den  beiden  Solenoiden  ist  noch  ein  luftdichter  Cylinder 
angebracht,  dessen  Kolben  mit  dem  oberen  Kohlenhalter  verbunden  ist. 
Wenn  der  Kohlenhalter  niedergeht,  entsteht  im  Cylinder  ein  luftver- 
dünnter Raum,  welcher  ein  unregelmäfsiges  Nachschieben  der  Kohle 
verhütet.  Eine  aul'sen  angebrachte  Schraube  ermöglicht  die  Luftzulassung 
in  den  Cylinder  zum  Zwecke  der  Regulirung. 


üeber  technische  Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Brau- 
industrie (zugleich  Bericht  über  die  Stuttgarter  Brauerei- 
Ausstellung)  ;  von  Prof.  Alois  Schwarz  in  Mährisch-Ostrau. 

Die  zahlreichen  Neuerungen,  welche  im  Laufe  der  letzten  Jahre 
auf  dem  Gebiete  der  Brau-Industrie,  insbesondere  in  Bezug  auf  maschinelle 
Einrichtungen  und  Hilfsapparate,  zur  Einführung  gelangten  oder  doch 
in  Vorschlag  gebracht  wurden,  ^^■aren  zum  gröfsten  Theile  bei  der  aus 
Anlafs  des  sechsten  deutschen  Brauertages  in  Stuttgart  veranstalteten 
Fachausstellung  für  Brauwesen  in  sehr  übersichtlicher  Weise  vorgeführt 
worden,  und  bot  diese  Ausstellung  den  Besuchern  daher  ein  sehr  in- 
teressantes und  vollständiges  Bild  des  gegenwärtigen  Standes  der  in 
technischer  Richtung  so  hoch  entwickelten  Industrie.  Es  dürfte  daher, 
wenn  auch  diese  Ausstellung  längst  geschlossen  ist,  den  Interessenten 
dieses  Zweiges  der  technischen  Wissenschaft  ein  kurzer  übersichtlicher 
Berieht  über  die  bei  dieser  Gelegenheit  vorgeführten  Neuerungen  auf 
dem  Gebiete  der  Brauerei-  und  Mälzerei-Einrichtungen  willkommen  sein. 

Mit  dem  Zweige  der  Mälzerei  beginnend,  ist  zunächst  hervorzuheben, 
dafs  anläfslich  dieser  Ausstellung  ein  Wettstreit  sämmtlicher  neuerer 
Malz-Eutkeimungs- und  Putzmaschinen  eingeleitet  worden  war,  an  welcher 
Concurrenz  sich  17  Maschinen,  worunter  16  deutscher  und  eine  öster- 
reichischerHerkunft.und  zwar  12  verschiedenerConstructionen  betheiligten. 
Die  Beiirtheilung  der  wettstreitenden  Maschinen  erfolgte  durch  eine  Com- 


352  Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Brau-Industrie. 

missioD,  bestehend  aus  5  Bierbrauern,  3  Maschinentechnikern  und  3  Tech- 
nologen, welche  die  Maschinen  beurtheilten :  a)  nach  dem  erforderlichen 
Kraftaufwand,  b)  nach  der  Leistung  in  der  Stunde,  c)  nach  der  Rein- 
heit und  dem  Aussehen  des  geputzten  Malzes,  d)  nach  der  Menge  der 
gebrochenen  oder  sonst  beschädigten  Körner,  e)  nach  der  Menge  und 
Beschatfenheit  der  Putzabgänge,  f)  nach  der  Beschatfenheit  der  Malz- 
keime, g)  nach  der  Construction  und  Ausführung.  —  Die  Commission, 
welche  mit  grofsem  Eifer  diese  Prüfungen  durchführte,  hat  die  Ergeb- 
nisse ihrer  Beobachtungen  in  einem  besonderen  Berichte  veröffentlicht. 
Von  den  an  diesem  Wettstreite  betheiligten  Maschinen  seien  nach- 
stehende beschrieben: 

C.  Seeger^  Mechaniker  in  Cannstatt,  hatte  eine  neue  Malz-Entkeimungs- 
und Reinigungsmaschine  ausgestellt,  welche  anderen  ähnlichen  Apparaten 
gegenüber  wesentliche  Vortheile  aufweist.  Die  Construction  derselben 
ist  folgende:  Das  Malz  wird  oben  in  einen  Cylinder  eingeführt,  welcher 
mit  Stahldrahtgewebe  überzogen  ist;  im  Inneren  dieses  Cj'linders  ist 
ein  rotirender  Cylinder,  bestehend  aus  6  Stahlschlägern,  angeordnet. 
Dieser  Cylinder  schleudert  das  unentkeimte  Malz  durch  einander,  au 
dem  Siebe  vorbei,  und  wird  durch  diese  Manipulation  das  Malz  gründ- 
lich entkeimt  und  von  Staub  u.  s.  w.  abgerieben.  Nachdem  das  Malz 
diesen  Entkeimer  verlassen  hat,  gelangt  es  auf  ein  Schüttelwerk,  auf 
welchem  Steine  und  sonstige  Bestandtheile,  welche  gröfser  sind  als 
Malz,  ausgeschieden  werden  und  seitwärts  der  Maschine  in  einen  Be- 
hälter fallen.  Das  Malz  selbst  gelangt  in  eine  eigens  construirte 
Aspiration,  welche  vierfach  wirkt  und  regulirbar  ist. 

Die  Keime,  Hülsen  u.  s.  w.,  von  welchen  der  gröfste  Theil  schon 
im  Entkeimer  abgeht,  werden  hier  vollständig  abgesogen  und  durch 
den  Saugwind  in  ein  herzustellendes  Staubhaus  weitergeführt,  leichte 
Malztheile  werden  ausgeschieden.  Das  gereinigte  Malz  tritt  an  der  Stirn- 
seite der  Maschine  aus. 

Eine  andere  neue  Construction  von  Malz-Putzmaschinen,  die  gleich- 
zeitig als  Polirmaschine  wirkt,  hatten  Eduard  Löhnen  und  Sohn  aus 
Grofs-Stohl  bei  Friedland  a.  Mohra  (Mähren)  ausgestellt.  Der  Zulauf 
des  zu  reinigenden  Malzes  erfolgt  durch  einen  Zulauftrichter,  unter 
welchem  sich  ein  etwa  1"'  hoher  conischer  Arbeitscylinder  aus  ge- 
schlitztem Bleche  betindet.  In  diesem  Arbeitscylinder  geht  im  Abstände 
von  l«^^"  von  der  Cylinderwandung  eine  ähnlich  geformte  Bürste  um, 
welche  annähernd  400  Umdrehungen  in  der  Minute  macht.  Durch  die 
Reibung  des  Malzes  unter  sich,  sowie  an  der  glatten  Mantelwand  und 
der  weichen  Bürste  erfolgt  eine  gründliche  Reinigung  und  gleichzeitig 
ein  Poliren  des  Malzes,  ohne  dafs  letzteres  angegriften  oder  beschädigt 
werden  kann.  Um  gröbere  Verunreinigungen  aus  dem  Malze  zu  ent- 
fernen und  die  Bürste  zu  schützen,  ist  oberhalb  des  eigentlichen  Putz- 
cylinders   ein    Vorcylinder    angeordnet,    in   welchem    die    bereits   losen 


Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Brau-Industrie.  353 

Keime  und  gröbere  Beimengungen  aus  dem  Malze  entfernt  werden.  Die 
Keime  fallen  in  einen  unter  dem  Cylinder  angebrachten  Kasten;  an 
der  Hauptspindel  der  Maschine  ist  ein  Bläser  angebracht,  welcher  den 
Staub  bloi's  von  dem  entkeimten  Malze  absaugt. 

Eine  neue  Malz-Putzmaschine  war  feruer  von  F.  Stolz  in  Mergel- 
stetten  (Württemberg)  ausgestellt  und  beim  Wettbewerbe  betheiligt. 
Das  Malz  gelangt  bei  derselben  aus  dem  Einlauftrichter  zunächst  in 
den  Entkeimer,  einen  Cylinder  von  etwa  15'-'"'  Durchmesser,  an  dessen 
Längsachse  herzförmige  Messer  sitzen.  In  diesem  Cylinder  werden 
nicht  nur  die  Keime  abgelöst,  sondern  es  wird  das  Malz  an  den  beiden 
Enden  auch  abgestumpft,  so  dafs  es  vollkommen  spelzfrei  wird.  Das 
entkeimte  Malz  gelangt  hierauf  in  den  Sortircylinder,  der  in  seinem 
Inneren  einen  kleineren  grobmaschigen  Steincylinder  zum  Ausscheiden 
gröfserer  Beimengungen  hat.  Der  Sortircylinder  ist  dreitheilig,  und 
werden  in  demselben  Keime,  Hülsen  und  leichtes  Malz  abgeschieden. 
Am  unteren  Ende  desselben  ist  ein  Bläser  angeordnet,  welcher  den 
Staub  aus  dem  Malze  absaugt  und  in  einen  vor  dem  Bläser  angebrachten 
luftdicht  geschlossenen  Staubkasten  führt,  aus  welchem  der  angesammelte 
Staub  zeitweise  entfernt  werden  mufs. 

Eine  weiter  am  Wettstreite  betheiligte  combiuivte  Malz-Entkeimungs- 
und Polirmaschine  war  die  von  Franz  Schäfer  in  Mühlhausen  in  Thüringen. 
Dieselbe  ist  aus  Holz  in  Form  eines  viereckigen  Kastens  construirt, 
welcher  die  mechanischen  Theile  in  sieh  birgt.  Der  Aufschüttrumpf 
ist  mit  einer  Einrichtung  versehen,  welche  eine  stetige  Bewegung  im 
Malze  hervorruft  und  dasselbe  vollständig  gleichmäfsig  einlaufen  läfst.  Das 
Malz  durchstreicht  nur  ein  Schneckeugewinde  mit  geripptem  Schnecken- 
körper auf  kantigem  Mantel,  wobei  ein  kräftiges  Reiben  der  Malzkörner 
unter  sich  stattfindet  und  an  den  scharfen  Kanten  der  Schnecke  ein 
vollständiges  Abbrechen  der  Keime  erzielt  wird,  jedoch  ohne  Verletzung 
der  Körner.  Indem  nun  die  Malzkeime  und  der  Putzstaub  durch  Wurf 
von  dem  reinen  Malze  getrennt  werden,  da  die  specifisch  schweren 
Malzkörner  weiter  als  die  leichten  Keime  fliegen ,  erzielt  man  ohne 
Drahtcylinder  eine  reine  Sortirung,  und  werden  auch  die  Keime  staub- 
frei. Das  so  entkeimte  reine  Malz  kommt  nun  in  die  Polirtrommel  und 
wird  unter  sich  und  an  runden  Flächen  sanft  gerieben  bezieh,  polirt. 
Ein  darunter  angebrachtes  Steinsieb  entfernt  dann  etwaigen  Putzstaub 
und  gröfsere  Theile,  als  Steine  u.  dgl. 

Auch  A.  Steinecker  in  Freising  hatte  seine  bekannte  und  bewährte 
Malz-Putzmaschine  am  Wettstreite  theilnehmen  lassen.  Die  Steinecker- 
sche  Malz-Entkeimungs-  und  Reiniguugsmaschine  ist  für  Hand-  und 
Maschinenbetrieb  eingerichtet.  Die  Arbeitsweise  der  meisten  Polir- 
maschinen  stützt  sich  durchwegs  auf  schnell  laufende  Maschinentheile, 
von  welchen  wegen  der  gewaltthätigen  Einwirkung  viel,  namentlich  das 
bessere  Malz,  zerschlagen  wird.  Die  Steinecker  sehen  Malz-Entkeimungs- 
Dinslers  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  8.  18S9'1.  23 


354  Neuerungen  aul'  dem  Gebiete  der  Brau-Induslrie. 

und  Reinigungsmaschinen  haben  keine  schnell  gehenden  Theile,  reinigen 
das  Malz  schon  im  ersten  Gange  keim-  und  staubfrei,  zerbrechen  kein 
Malz,  und  es  wird  viel  weniger  Staub  sichtbar.  Wichtig  ist  dabei,  dals 
die  Aufstellung  für  die  Betriebshantirung  in  praktischer  Anordnung  ge- 
schieht.    Der  Antrieb  ist  sehr  einfacli. 

Eine  weiter  ausgestellte  Malz-Putz-  und  Entkeiniungsmaschine  von 
M.  Ofsberger  in  Thalmässing  zeichnet  sich  von  den  älteren  Anordnungen 
besonders  dadurch  aus,  dals  die  Umhüllung  des  Entgrannercylinders, 
durch  welchen  das  Malz  entkeimt  wird,  von  scharfem,  vierkantigem 
Drahtgewebe  hergestellt  ist,  welches,  während  das  ungeputzte  Malz 
durch  die  Schleuderschaufeln  an  dasselbe  angeworfen  wird,  schon  den 
meisten  Staub,  Keime  u.  s.  w.  durchgehen  läfst. 

Die  weiter  am  Wettstreite  betheiligte  Malz-Putzmaschine  von  Slieberilz 
und  Müller  in  Apolda  hat  nachstehende  Einrichtung:  In  einem  vollständig 
geschlossenen  Gehäuse  arbeitet  ein  aus  Rahmen  zusammengesetzter,  mit 
entsprechendem  Drahtgewebe  oder  gelochtem  Bleche  bespannter,  rotirender 
und  in  allen  Theilen  leicht  zugänglicher  Cylinder  von  eigenthümlichem 
kreissägeartigem  Querschnitte  mit  einer  in  ihm  rotirenden  Schleuder- 
trommel zusammen  behufs  Trennung  der  Körner  von  den  ihnen  an- 
haftenden Keimen  und  Schalentheilen,  und  zum  Glätten  und  Poliren  der 
Körneroberfläche,  während  vor  Austritt  des  Malzes  aus  der  Maschine 
ein  mit  dieser  verbundenes  Fanggebläse  noch  den  Rest  der  im  Malze 
verbliebenen  Keime,  Staubtheile  und  Hülsen  absaugt.  Durch  einen  an 
dieser  Maschine  angebrachten  Vorcylinder  werden  überdies  grobe  Ver- 
unreinigungen aus  dem  Malze  entfernt,  bevor  es  in  die  eigentliche  Putz- 
masehine  gelangt. 

Eine  neue  Malz-Entkeimungs-  und  Putzmaschine,  genannt  „Gam- 
brinus",  nach  System  ÄoWe,  war  von  Pröfsdorf  und  Koch  in  Leipzig  zur 
Ausstellung  gebracht  und  am  Wettstreite  betheiligt.  Ihre  Ausführung 
ist  im  Wesentlichen  folgende:  Auf  einer  wagerechten  Welle,  welche 
in  gut  construirten  Lagern  läuft,  ist  eine  Trommel  von  grofsem  Durch- 
messer angeordnet,  welche  an  den  beiden  Seitenflächen,  wie  auch  an 
der  Peripherie  mit  eigenthümlich  geformten  flachen  Stahlmessern  besetzt 
ist.  Diese  Trommel  ist  von  einem  Mantel  aus  gelochtem  Bleche  um- 
schlossen, durch  welchen  die  Keime  fallen.  Das  zu  putzende  Malz  wird 
dem  Cylinder  durch  einen  langen  Einlauftrichter  stetig  zugeführt  und 
wird  der  Zulauf  durch  einen  Schieber  geregelt. 

Eine  ganz  neue  Art  der  Malzreinigung  war  durch  die  Maschine, 
System  Reinhard-Röskr  in  München,  bei  diesem  Wettstreit  vorgeführt. 
Bei  diesem  Systeme  der  Malzreinigung  wird  das  Entkeimen  und  Putzen 
des  Malzes  einerseits,  sowie  das  Nachputzen  und  Poliren  andererseits 
durch  zwei  ganz  verschieden  construirte  und  getrennt  arbeitende  Maschinen 
ausgeführt.  Die  zum  Entkeimen  des  Malzes  dienende  Maschine  hat  nach- 
stehende Einrichtung:   Das  Malz  fällt  aus  dem  Zulauftrichter  auf  eine 


Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Brau-Industrie.  355 

Vorrichtung,  welche  Keime,  Besenreiser,  Sackbänder  und  andere  gröbere 
Verunreinigungen  aus  dem  Malze  beseitigt;  von  da  auf  eine  Verthei- 
lungswalze,  welche  das  Malz,  nachdem  es  behufs  Ausscheidung  der 
losen  Keime  einen  Luftstrom  passirt  hat,  den  Bearbeitungscylindern  zu- 
führt. In  diesen  wird  das  Malz  in  zwei  unter  einander  liegenden,  l'",5 
langen,  0'^i,13  weiten  Röhren  durch  kleine  an  einer  rotirendeu  Welle 
angebrachte  Schaufeln  vorwärts  geschoben.  Der  untere  Theil  dieser 
Röhren,  der  aus  messerartigen  Stäbchen  gebildet  ist,  welche  mit  dem 
Rücken  nach  innen  stehen,  hat  entsprechende  Schlitze.  Bei  dem  Fort- 
schieben des  Malzes  iu  den  engen  Röhren  werden  die  Keime  abge- 
trennt und  fallen  durch  die  Schlitze.  Das  Malz  gelangt  hierauf  aus 
der  oberen  in  die  untere  Röhre  und  wird  an  dem  Ausgange  der  letz- 
teren noch  durch  einen  Ventilator  ausgeblasen,  welcher  Hülsen  und 
Unkrautsamen,  die  nicht  durch  die  Schlitze  fallen  können,  beseitigt.  — 
Je  ein  solches  Röhrenpaar  bildet  eine  für  sich  abgeschlossene  Batterie, 
deren  Leistung  etwa  15'''  in  der  Stunde  beträgt.  Durch  Aneinander- 
reihen mehrerer  solcher  Batterien  kann  man  die  Leistung  einer  Maschine 
beliebig  bestimmen. 

Die  zugehörige  Malz-Polirmaschine  hat  den  Zweck,  das  Malz,  nach- 
dem es  die  Entkeimungsmaschine  passirt  hat,  von  Schimmel,  Staub, 
losen  Hülsen  u.  dgl.  zu  befreien.  Die  Bearbeitung  des  Malzes  in  dieser 
Maschine  geschieht  durch  eigenartig  um  eine  Achse  gewundene  Schlag- 
leisteu,  welche  das  Malz  veranlassen,  sich  bis  zum  Ausstofsen  an  der 
Maschine  fortwährend  intensiv  an  sich  selbst  zu  reiben.  An  der  Welle 
sind  aufserdem  noch  Kerne  angebracht,  an  deren  Enden  sich  Schaufeln 
befinden;  dieselben  schieben  das  Malz  in  entgegengesetzter  Richtung 
wie  die  Stahlleisten  und  bewirken  hierdurch  eine  innige  Mengung  des 
Malzes.  Die  abgetrennten  Theile  und  der  Staub  werden  hierbei  durch 
Saugwind  entfernt.  —  Diese  neue  Maschine  für  Malzbearbeitung  fand 
besondere  Beachtung  seitens  der  Fachmänner. 

Eine  Reihe  anderer  Malz-Putzmaschineu  waren  noch  ausgestellt, 
jedoch  theils  wegen  verspäteter  Anmeldung,  theils  aus  anderen  Gründen 
an  der  Concurrenz  nicht  betheiligt.  Unter  diesen  zeichnete  sich  die 
von  Amandns  Kahl  in  Homburg  ausgestellte  Maschine  durch  eine  neue 
und  eigenartige  Vorrichtung  zum  Sammeln  des  abgesaugten  Malzstaubes 
mittels  Elektricität  aus.  Die  Maschine  besteht  aus  einer  wagerechten 
Trommel,  in  welcher  ein  aus  Bürsten  bestehendes  Flügelwerk  rotirt, 
dessen  Wirkung  regulirbar  ist.  Diese  Trommel  ist  zum  Zwecke  der 
Absiebung  des  abgelösten  Staubes  mit  einem  Mantel  von  Drahtgeflecht 
umgeben.  Nachdem  das  Malz  gebürstet  ist  und  die  Trommel  verlassen 
hat,  fällt  es  auf  ein  hin  und  her  gehendes  Sieb,  welches  die  Keime 
durchläfst,  während  gleichzeitig  ein  Ventilator  den  Staub  absaugt.  Der 
zugehörige  Staubsammler  besteht  aus  einem  senkrechten  Kasten,  in 
dessen  unterem  Theile  der  Ventilator  arbeitet.     Im  oberen  Theile  sind 


356  Keuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Brau-Industrie. 

auf  /.wci  wagerechten  Wellen  kreisrunde  Kautschukplatten  von  euva 
20'""'  Durchmesser  zwischen  Holzplatten  angeordnet,  welche  gegen  mil 
Leder  besetzte  Stäbe  reiben.  Hierdurch  wird  Elekiricität  erzeugt,  welche 
den  abgesaugten  Staub  an  den  Platten  festhält,  von  welchen  er  selbs- 
thätig  abgestreift  wird  und  in  die  seitlichen  Abtheilungen  des  Staub- 
kastens fällt. 

Die  weiter  vou  Burkhardl  und  Ziesler  in  Chemnitz  au.sgestellte  Malz- 
Entkeimungsmaschine  hat  folgende  Einrichtung:  Das  Entkeimen  des 
Malzes  geschieht  bei  derselben  in  dem  Schlägerkasten,  in  welchem  um 
eine  wagerecht  gelagerte  Welle  eine  Anzahl  Slalilmesser  in  geeigneter 
Stellung  sich  sehr  schnell  bewegen,  wodurcli  sammtliche  Keime  von 
den  Körnern  abgetrennt  werden.  Aus  dem  Entkeimungsapi)arate  fällt 
das  Malz  durch  eine  Blechschlotte  in  einen  Siebcylinder,  durch  welchen 
die  Keime  von  den  Körnern  gesondert  werden.  Der  letzte  Theil  des  Cy- 
linders,  aus  weitmaschigem  Drahtgewebe  bestehend,  läfst  schliefslich  die 
geputzten  Körner  aus  dem  Cylinder  wieder  in  eine  Blechschlotte  treten, 
in  welcher  ein  kräftiger  Bläser  den  Staub  absaugt,  während  Steine 
und  andere  gröbere  Verunreinigungen  im  Cylinder  zurückgehalten  werden. 

Die  von  Andreas  Eisenlauer  in  Günzburg  a.  D.  ausgestellte  Malz- 
Putzmaschine  zeigt  eine  neue  Art  der  Einrichtung,  indem  bei  derselben 
das  Entkeimen  durch  eigenthümlich  geformte  und  angeordnete  Rosetten 
erfolgt.  Durch  die  Anordnung  der  auf  einer  Achse  an  einander  ge- 
reihten, canellirten,  sich  drehenden  Rosetten  und  der  dazwischen 
stehenden,  den  Mantel  bildenden,  gleichfalls  canellirten  Rippen  ist  dem 
Malze  eine  grofse  Reibungsfläche  geboten,  ohne  dafs  sieh  dieselbe  weil 
vom  Drehpunkte  ausdehnt,  daher  der  Widerstand  leichter  überwunden 
wird.  Die  ziemlich  tiefen  Rinnen  an  den  Seiten  der  Rosetten  und 
Rippen  bewirken  bei  ersteren  ein  Fortschaften,  bei  letzteren  ein  Auf- 
halten des  Malzes  und  erzeugen,  unterstützt  durch  das  fortwährende 
Nachdrücken  aus  der  Gosse,  eine  starke  Reibung  der  Körner  unter  sich 
und  auch  an  den  Wandungen  der  arbeitenden  Theile,  an  welch  letz- 
teren auch  alle  Kanten  abgerundet  sind,  um  jede  Beschädigung  des 
Malzes  zu  verhüten.  Die  untere  Rippenreihe  ist  verstellbar,  daher  die- 
selbe bei  zähem  Malze  der  oberen  Reihe  genähert  und  dadurch  der 
Auslauf  gehemmt  werden  kann,  was  dann  eine  wirksame  Abreibung 
zur  Folge  hat.  Nach  Verlassen  des  Entkeimungsapparates  hat  das  Malz 
einen  kräftigen  Windstrom  zu  passiren,  der  die  meisten  Keime  und  den 
Staub  entfernt;  der  letzte  Rest  derselben  wird  auf  einem  entsprechend 
langen  Rüttelsiebe  abgesondert. 

Als  Ausstellungsstück  war  ferner  noch  die  in  der  Stuttgarter  Tivoli- 
Brauerei  in  Betrieb  gesetzte  Malz-Putzmaschine  von  F.  J.  Sommer  in 
Landshut  (Bayern)  anzusehen,  welche  gleichfalls  wegen  verspäteter  An- 
meldung am  Wettstreite  nicht  betheiligt  war.  Diese  Maschine  besteht 
aus   dem   Entkeiniungs-(Polir-)Apparate,    einem    Exhauslor   und    einem 


Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Brau-Industrie.  357 

Siebeylinder,  welche  durch  eDtsprechende  Gestelle  unter  einander  ver- 
bunden sind.  Die  Wirkungsweise  dieser  Maschine  beruht  darauf,  dal's 
sich  das  eingeführte  Malz  durch  gegenseitige  Reibung  selbst  bearbeitet, 
was  dadurch  bewirkt  wird,  dafs  der  Apparat  nun  das  ßetriebselement 
bildet,  um  das  eingeführte  Material  in  eine  rotirende  Bewegung  mit  un- 
gleicher Geschwindigkeit  zu  bringen  und  sich  so  gegenseitig  abzu- 
schleifen und  abzureiben.  Alle  mit  dem  Malze  in  Berührung  kommenden 
Theile  dieser  Maschine  sind  vollkommen  glatt  und  sorgfältig  abgerundet, 
so  dafs  ein  Beschädigen  der  Körner  nicht  stattfinden  kann.  Der  Apparat, 
welcher  gleichzeitig  als  leichtes  Gebläse  wirkt,  stöfst  schon  während 
der  Bearbeitung  den  grölsten  Theil  der  abgeriebenen  Verunreinigungen 
durch  ein  gelochtes  Zargblech  aus,  welcher  in  einer  unter  dem  Apparate 
angebrachten  Gosse  gesammelt  wird.  Der  mit  der  Maschine  verbundene 
Exhaustor  hat  den  Zweck,  das  Malz  beim  Verlassen  des  Apparates  aus- 
zublasen, um  Staub,  Keime  und  Hülsen  zu  entfernen,  welche  durch  ein 
Winddruckrohr  in  eine  besondere  Staubka nimer  geleitet  werden.  —  Der 
zur  Maschine  gehörige  Siebcjlinder  hat  den  Zweck,  das  geputzte  Malz 
entsprechend  zu  sortiren.  Derselbe  hat  deshalb  drei  verschiedene  Be- 
spannungen, welche  drei  verschiedene  Sorten  Abputzmalz  aussortiren, 
vifährend  eine  vierte  Bespannung,  das  sogen.  Steinsieb,  entsprechend  weit 
ist,  um  das  rein  geputzte  Malz  durchfallen  zu  lassen,  während  alle  grö- 
beren Verunreinigungen,  Steine,  Reiser  u.  s.  w.,  am  Ende  des  Cylinders  aus- 
geworfen werden.  Der  Cjlinder  ist  der  ganzen  Länge  nach  mit  Walzen- 
bürsten ausgerüstet,  welche  die  Schlitzlochungen  der  Bespannung  reinigen. 

Aufser  den  vorbeschriebenen  Malz-Entkeimungs-  und  Putzmaschinen 
sollen  nun  einige  mit  denselben  verbundene  oder  doch  zugehörige  Stnub- 
fänger,  die  in  der  Ausstellung  in  Betrieb  vorgeführt  waren,  besprochen 
werden. 

Mit  der  Malz-Putzmaschine  von  Heinhard  und  Röster  war  eine  neue 
Construction  eines  Staubfängers  von  Jnaks  und  Behrns  in  Lübeck  in 
Betrieb  zu  sehen. 

Der  Staubfänger  von  Janks  und  Behrns  hat  von  allen  übrigen  Con- 
structionen  den  Vorzug  der  gröfsten  Einfachheit,  und  da  eine  Brauerei 
verhältnifsmäfsig  geringe  Anforderungen  an  einen  Staubsammler  stellt, 
wird  derselbe  jedenfalls  in  der  Brauerei  vollauf  genügen,  wenn  er  auch 
in  anderen  Fabriken  vielleicht  einiges  zu  wünschen  übrig  läfst. 

Dieser  Filter  besteht  aus  einfachen  Flanellschläuchen  von  der  Länge 
der  jedesmaligen  lichten  Etagenhöhe,  welche  mit  ihren  unteren  offenen 
Enden  an  den  die  Staubluft  enthaltenden,  den  Staub  erzeugenden 
Maschinen  thunlichst  nahen  Staubraum  angeschlossen  sind,  während 
dieselben  am  oberen  Ende  durch  einfache  Holzdeckel  geschlossen  und 
mittels  eines  an  zwei  Tauen  über  Rollen  hängenden  Gewichtes  hoch 
und  straff  gehalten  werden.  Die  staubgeschwängerte  Luft  tritt  somit 
von   unten    in   diese    langen  Filterschläuche    oder   Säcke   ein    und    wird 


358  Keuerungeii  auf  dem  Gebiete  der  Brau-Industrie. 

beim  Durchziehen  durch  die  Wandungen  vom  Staube  gereinigt,  während 
der  an  der  inneren  Seite  des  Filtertuches  hängen  bleibende  Staub  zeil- 
weise abgestofsen,  gesammelt  und  abgeführt  wird. 

Diese  Anordnung  bietet,  da  die  Schläuche  ohne  jedes  Gerüst  oder 
Gerippe,  lediglich  durch  den  Luftdruck  von  innen  nach  aufsen  selbs- 
thätig  in  Cjlinderform  gehalten  werden,  eine  verhältnifsmäfsig  grolse 
freie  P'ilterfläehe  und  der  volle  unten  offene  Querschnitt  dieser  Hohl- 
cylinder  gewährt  bei  entsprechender  Wahl  des  Durehmessers  zu  der 
Länge,  die,  wie  erwähnt,  gleich  einer  dichten  Etagenhöhe,  also  auf 
etwa  2',.,  bis  S'o™  bemessen  ist,  eine  so  groCse  Eintrittsöffnung,  dafs 
die  Staubluft  sehr  ruhig  in  die  Filter  eintritt  und  wenig  mitreifst. 

Gewöhnlich  werden  vier  solcher  Filterschläuche  zu  einem  Systeme 
vereinigt.  Die  Reinigung  der  Filter  von  Staub  geschieht  für  jedes 
System  gleichzeitig. 

Bei  den  von  oben  her,  wie  erwähnt,  durch  ein  Gewicht  straff'  ge- 
haltenen Staubmänteln  werden  in  bestimmten  Zeiträumen  durch  Hebung 
des  Gewichtes  die  daran  befestigten  oberen  Filterdeekel  gesenkt  und 
so  die  inneren  Filtermäntelräume  blasebalgartig  verkleinert,  auch  werden 
gleichzeitig  die  unteren  4  Eintrittsötfnungen  der  Staublufl  durch  einen 
geeigneten  Verschlufs  luftdicht  verschlossen.  Durch  das  Fallenlassen 
des  Gewichtes  wird  dann  der  allmählich  zusammengeschrumpfte  Filter- 
sack plötzlich  wieder  stramm  gezogen.  Das  Enii)orschnellen  verursacht 
eine  energische  Erschütterung,  wodurch  der  Stau!)  abfällt.  Das  Ab- 
stofsen  des  Staubes  wird  noch  durch  den  Gegenwind  wesentlich  unter- 
stützt, der  in  Folge  der  plötzlichen  inneren  Raumvergröfserungen  der 
schnell  aufgezogenen  Cylinder  von  aufsen  nach  innen  entsteht.  Der  so 
abgestofsene  Staub  wird,  nachdem  ihm  Zeit  zur  ruhigen  Ablagerung 
auf  dem  geeigneten  Bodenverschlusse  der  4  Filtercyiinder  gelassen  ist, 
direkt  in  einen  untergehängten  Sack  abgeführt,  und  gleichzeitig  mit 
diesem  Vorgange  ölTnet  sich  auch  wiederum  der  Bodenverschlufs  selbs- 
thätig,  um  der  Staubluft  wieder  freien  Zutritt  zu  den  gereinigten  Filtern 
zu  gewähren. 

Die  erwähnten  Bewegungen,  das  Heben  des  Gewichtes,  sowie 
Schliefsen  und  Wiederöffnen  des  Bodenverschlusses,  geschehen  durch 
eine  endlose  Kette,  in  welcher  sich  ein  oder  mehrere  Vorsprüuge  be- 
finden, die  in  geeigneter  Weise  am  Gewichte  und  Verschlusse  anhaken; 
diese  Kette  wird  durch  ein  kleines  Kettenradvorgelege  langsam  bewegt. 
Die  Kette  läfst  sich  natürlich  beliebig  über  Kollcn  leiten,  so  dafs  so- 
wohl eine  Reihe  F'iltersysteme  neben  einander,  als  auch  solche  an  ent- 
fernteren Stellen  und  zu  verschiedenen  Zwecken  in  der  Brauerei  auf- 
gestellte durch  dieselbe  Kette  bedient  werden. 

Wie  die  Erfahrung  gezeigt  hat,  bieten  diese  Filier  aufser  den 
schon  erwähnten  Vortheilen  der  immer  gleich  bleibenden  grofsen  Filter- 
fläche, des  ruhigen  Lufzutrittes,  der  zweckmäfsigen  Filterreiuigung,  so- 


Mühlhäuser,  über  die  SuU'urirung  von  Rosanilinbasen.  359 

wie  dal's  dieselben  an  jeder  Stelle  der  Fabrik  leicht  angebracht  und 
betrieben  werden  können,  namentlich  noch  den  Vortheil,  dafs  sie  von 
allen  Seiten  bequem  zugänglich  und  in  ihrer  einfachen  Anordnung 
jedem  Arbeiter  verständlich  sind;  auch  läfst  sich  die  Anzahl  der  Filter- 
cy linder  für  jede  Luftmenge  je  nach  Bediirfnifs  anordnen,  so  dafs  der 
für  die  Wirkung  der  Keinigungsmaschine  so  schädliche  Gegendruck 
ganz  nach  Belieben  zu  beschränken  ist. 

Ein  Filter,  aus  Systemen  zu  je  4  Stücken  bestehend,  nimmt  eine 
Fläche  von  iM^  ein. 

In  kleineren  Betrieben  kann  auch  die  Antriebswelle  für  die  Kette 
fortfallen,  das  Reinigen  der  Filter  geschieht  dann  durch  Heben  der  Ge- 
wichte mit  der  Hand. 

Nach  dem  Tode  des  Inhabers  der  Firma  Jaaks  und  Behrns  in  Lübeck 
hat  Fr.  Hausloch  in  Hamburg  die  Patente  und  ihre  Verwerthung  über- 
nommen. (Fortsetzung  folgt.) 

Ueber  die  Sulfurirung  von  primären,  secundären  und 
tertiären  Rosanilinbasen;  von  Dr.  Otto  Mühlhäuser. 

Rosauilinbasen  bezieh,  deren  Salze  geben  liei  der  kalten  oder  warmen 
Behandlung  mit  Schwefelsäure,  mit  Schwefelsäureanhydrid,  mit  Schwefel- 
säurechlorhydrin  oder  mit  Substanzen,  welche  diese  sulfonirend  wirkenden 
Agentien  während  des  Mischens  der  Ingredienzien  entstehen  lassen, 
Rosanilinsulfosäuren. 

Schwierig  sulfonirbar  sind  im  Allgemeinen  Rosanilinbasen  mit  einer 
oder  mehreren  NH.^-Gruppen,  dann  auch  alle  N-fettalkylirten  Ros- 
aniline.  Leicht  sulfonirbar  sind  Phenyl-  und  Benzylrosaniline  von 
secundärem  oder  tertiärem  bezieh,  gemischt  secundärem  und  tertiärem 
Charakter.  Man  schliefst  daraus,  dafs  die  Phenyl-  und  Benzylgruppen 
die  Träger  der  Sulfogruppen  sind. 

Zur  Sulfonirung  von  Rosanilinen  sind  in  Vorschlag  gebracht  worden: 

1)  SO4H2: 

a)  Wasser  haltig  als  66"  Schwefelsäure  (^Nicholson ' J. 

b)  als  Monohydrat  in  Form  einer  Mischung  von  (englischer)  Schwefel- 
säure mit  glasiger  Metaphosphorsäure  im  Verhältnis,se  2 : 1) 
(Kalk  und  Com/).*), 

c)  mit  Rosanilin  versalzt  als  Bisulfat  {Kalte  und  Comp.^). 

2)  SO3: 

a)  als  reines  Schwefelsäureanhydrid  (//.  Caro*)., 


'  Französisches  Patent  vom  10.  Juli  1862. 

2  D.  R.  P.  Nr.  19721  vom  20.  November  1881. 

3  D.  R.  P.  Nr.  19715  vom  8.  September  1881. 

•»  Amerikanisches  Patent  Nr.  250201,   244703   und  Nr.  240797,   vgl.  auch 
Nr.  2096  vom  16.  December  1877. 


360  Mühlhäuser,  über  die  Sulfurirung  von  Rosanilinbasen. 

b)  mit  SO4H2  gemischt  {Mannet  und  Dury^  und  H.Caro^\ 

c)  in  Form  einer  Mischung  von  Schwefsäure  und  Na.^S-^O-  {Meister, 
Lucius  und  Brüning''], 

d)  in  Form  von  Aethionsäureanhjdrid  C'oH4S0,  (F.  Mann^). 

3)  SO3HCI: 

a)  als  reines  Schwefelsäurechlorhj-drin  (Jucobsen^), 

b)  in  Form  von  Aethionsäurechlorhydrin  (jUan«'"). 

Je  nachdem  man  mit  dem  einen  oder  anderen  dieser  Sulfogruppen 
liefernden  Mittel  auf  ein  Rosanilin,  z.  B.  Triphenylpararosanilin,  ein- 
wirkt, dürften  im  Sinne  nachstehender  C41eichungeu  trisulfonirteTriphenyl- 
pararosaniline  hervorgehen : 

C6H4  ■  N <C3H5              OH  (  ^«"^  ■  ^'^^..»4  •  SO3H 

C«H,.N<Hjj.  +3s/o,  =  3H,0   +  cJ  ^'""^ '  ^'<Cf.H4  •  SO3H 

6    4       ^CeHä             OH  ^     h    4       ^CsKj-SOgH 
OH 

C„Hj.N<H  i    C,H4.K<^^ 


C.H, 


N<CeH5    +  3  SO3  =  c\  ^-'""^  ■  ^'^CeHj  •  SO3H 

OH 

CßH. 
CfiH, 


•^<H5  Cl  t^«"-^<CeH,. 


SO,H 


N<nu  /  1L'|;H,  •N<p„       c^,  „ 

^CeH,    +380,  =  3HC1    +   <-' ^  ^CgHi-SOgH 

CbH4-N<Hh,  Vh  /C'««-N<CeH,.S03H 

OH  (oh 

Geschichllickes. 
Das  dem  Indigo  in  den  äufseren  Eigenschaften  ähnelnde  Anilinblau 
ist  der  erste  Rosanilinfarbstofli',  welcher  sulfonirt  wurde.  E.  C.  Nichotsen  •' 
hat  diese  Sulfurirung  mit  englischer  Schwefelsäure  bei  40  bis  50"  aus- 
geführt und  dabei  ein  hochsulfonirtes  Blau  in  wasserlöslichem  Zustande 
erhalten.  Mannet  und  Dury  '*  versuchten  bald  darauf  die  Umwande- 
Jung  mit  Nordhauser  Vitriolöl.  Aber  erst  Ende  der  tiOer  Jahre  gelang 
aus  Anilinblau  und  Schwefelsäure  der  Erhalt  brauchbarer  wasserlös- 
licher Präparate,   die  je   nach  dem  Grade   der   Sulfouirung   als  Alkali 

5  Französisches  Patent  vom  7.  August  1862. 

•i  Araerik.  Patent  Nr.  250201,  vgl.  auch  D.  R.  P.  Nr.  21)96  vom  16.  Dce.  1877. 

'  n.  R.  P.  Nr.  46  397  vom  7.  December  1880. 

«  Amerikanisches  Patent  Nr,  262  680. 

'J  D.  R.  P.  Nr.  8764  vom  1.  März  1879. 

10  Amerikanisches  Patent  Nr.  262  680. 

11  Französisches  Patent  vom  10.  Juli  1862. 

12  Französisches  Patent  vom  7.  August  1862. 


Mühlhäuser,  über  die  Suiriinriing  von  Rosanilinbasen. 


361 


oder  Wasserblau  in  deu  Handel  gebracht  wurden.  Etwa  zur  selben 
Zeit  lernte  man  aus  Diphenylaminblau  und  Methylblau  13  analoge  Farb- 
stoife  darstellen.  1872  sulfurirte  ßulk  u  nach  der  in  der  Technik  üb- 
lichen Methode  das  Triphenylrosanilin  ein-,  zwei-,  drei-  und  vierfach,  das 
Phenyläthylrosanilin  und  das  Diphenyirosaniliu  mehrfach.  1877  stellte 
R.  Meldola  (^Berichte  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft,  1881  Bd.  14 
S.  1-385)  aus  Viridin  und  englischer  Schwefelsäure  das  Alkaligrün  dar. 
Bis  dahin  war  die  Schwefelsäurebehandlung  der  nur  in  Alkohol 
löslichen  Blau  lediglich  wegen  der  Wasserlöslichmachung  unternommen 
worden,  eine  Umwandelung  behufs  vortheilhafter  Veränderung  der 
färbenden  Eigenschaften  war  nicht  beabsichtigt.  Obwohl  man  eine 
solche  wahrnahm  und  die  umfassendere  Verwendung  der  Blau  gerade 
dieser  Umänderung  zuschrieb,  so  dachte  man  doch  nicht  daran,  die 
Farbstotl'e  der  Fuchsin-  und  Violettfabrikation  durch  Ueberführung  in 
Sulfosäuren  ihrem  beschränkten  Anwendungkreise  zu  entrücken.  Erst 
1877  hat  H.  Caro  in  der  Absicht,  Farbsubstanzen  mit  ausgeprägtem 
Säurecharakter  zu  erhalten,  das  Fuchsin  und  dessen  Verwandte  mit 
rauchender  Schwefelsäure  behandelt.  Er  erstrebte  Farben,  die  sich 
gegen  die  Faser  in  Gegenwart  von  Säuren  oder  sauren  Metallsalzen 
ähnlich  wie  die  Holzfarbstolfe,  die  Phenolfarbstotie,  die  Orseille,  der 
ludigcarmin,  die  Nitrosäuren  u.  s.  w.  verhielten.  Diese  sollten  durch 
jene  ersetzt  werden  bezieh,  mit  diesen  vergesellschaftet  anwendbar  sein. 
Da  in  der  That  die  Rosaniliubasen  den  Caro'schen  Ueberlegungen  gemäfs 
verändert  und  verwendbar  wurden,  so  versuchte  man  von  jener  Zeit  ab 
die  Umwandelung  in  Sulfosäuren  mit  jedem  neu  entdeckten  Farbstotfe. 
Dem  Bestreben,  basische  Rosaniline  durch  Einführung  von  Sulfogruppen 
zu  veredeln  bezieh,  technisch  werthvoll  zu  machen,  verdanken  die  in 
nachstehender  Tabelle  aufgezählten  Versuche  ihren  Ursprung. 


?.5  5 

Erlinder 

Rosanilinbase 

Sult'urirungs- 
mittel 

Literatur 

-3-^ 

1878 

Actienqesellschaft 

Tetramethyldi- 

D.  R.  P.  Nr.  6714  vom 

'für 

amidotriphenyl- 

27.  Oct.  1878. 

AniUnfabrikation 

carbinol  u.  dessen 
Verwandte 

1879 

Meiiter^  Lucius 

Dimethyltriphe- 

D.  R.  P.  Nr.  8251  vom 

u.  Brüning 

nylpararosanilin 

24.  Juni  1879. 

Emil  Jacobsen 

Rosanilin 

Schwefelsäure- 

D.  R.  P.  Nr.  8764  vom 

Methylirtes  Ros- 

chlorhydrin 

1.  März  1879. 

anilin 

Aethylirtes  Ros- 

anilin 

Phenylirtes  Ros- 

anilin 

1   Meth}'lbenzyl- 

pararosanilin 

13  Englisches  Patent  Nr.  2347  vom  4.  Juli  1874. 

H  Berichte  der  deutsclien  chemischen  Gfsellschaft^  1872  Bd.  5   S.  421. 


862 


Miililliäuser,  über  die  Sull'urirung  von  Rosanilinbasen. 


Erfinder 


Rosanilinbase 


Sulfiirirung 
mittel 


Literatur 


J.  F.  Espenschied 

Actiengesellschaft 

Farbwerke  r. 

Meister^  Lucius 

u.  Brüning 

Otto   Fischer 


Karl  Oehter 


Actiengeseltschaß 

für 
Anilinfabrikation 
Kalte  und  Comp. 

Katle  und  Comp. 


E.  Nölting 
H.  Meldola 

R.  Meldola 

C.  L.  Müller 
C.  L.  Müller 


H.  Bull  und 
C.  H.  Müller 


Ewer  und  Pick 


Dahl  unJ  Comp, 


Trimetliyllriphe- 

iiylparariisaiiilin 

Rosanilin 


Pararosanilin 

vom  Typus  des 

Dimethyl-  und 

Tetrametliyl- 

pararosanilins 

sowie  die  Alkyl- 

und  Phenylsub- 

stitutionspro- 

ducte  dieser 

FarbstofTe 

Rosanilin 


Verwandte  des 
Malaclütgrilns 

Rosanilin  als 

Pararosanilin  als 

Rosanilin 


Nitrophenylirte 
Rosaniline 

Diphenyldi- 
amidotriphenyl- 

carbinol 

Tribetanaphtyl- 

rosanilin 


Metliylpbenyl- 
tetraäthyl  para- 
rosanilin 
Benzylphenyl- 
tetraäthylpara- 

rosanilin 

Benzylphenyl- 

tetramethylpara- 

rosanilin 
Farbstoffe  vom 
Typus: 
R-N(Ri)2 

c<!  !^-N(R'>i 


Sehwefelsaure- 

monohydrat  und 

Natriumpyrü- 

Sulfat 


Aetliionsäure- 

anhydrid 

Aethionsäure- 

chorhvdrin 


Bisulfat 
Bisullal 
Schwefelsäure- 
monohydrat und 
Metaphosphor- 

säure 

Pyroschwefel- 

säure,  Schwefel- 

säurechlorhydriii 

Schwefelsäure 


K  •  OH 

UH 

Mono-,  Di- u.  Tri 
benzylrosanilin 


Pyroschwefel- 

säure,  Aethion- 

säure,  Anhydrid, 

SO3HCI 


Rauchende 
Säure 


D.R.P.  Nr.  14621  vom 

28.  Dec.  1880. 
D.R.P.  Nr.  46397  vom 

7.  Dec.  1880. 


D.R.P.  Nr.  16707  vom 
1.  Februar  1881,  vgl. 
auch  Ewer  und  Pick 
(D.  R.  P.  Nr.  31  321 
vom  21.  Aug.  1884). 


D.R.P.  Nr.  19847  vom 
16.  August  1871  und 
Amerikanisches  Pa- 
tent Nr.  262  680. 

D.R.P.  Nr.  18959  vom 
21.  Juli  1881. 

D.R.P.  Nr.  19715  vom 

8.  Sept.  1881. 
D.R.P.  Nr.  19721  vom 

30.  Nov.  1881. 


Monit.  scienlif.  Bd.  12 
S.  469  und  Jahresber. 

1882  S.  558. 

Chem.  Soe.  Journ.  Bd.  41 

S.  187. 

Chemical  News  Bd.  47 
S.  133  u.  146  u.  Ber. 
d.  deutsch,  chem.  Ges. 

1883  Bd.  16  S.  964. 
Amerikanisches  Patent 

Nr.  353264. 

Amerikanisches  Patent 
Nr.  353265. 

Amerikanisches  Patent 
Nr.  346022. 

D.  R.  P.  Nr.  31 321  vom 
21.  Auij.  1884. 


D.R.P.  Nr.  37931  vom 
18.  Febr.  1884. 


Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritustäbrikation.  363 

Technisches. 

Im  Allgemeinen  ist  zu  bemerken,  dafs  die  Zeitdauer  der  Einwirkung, 
die  einzuhaltenden  Temperaturgrenzen  und  die  Mengenverhältnisse  von 
dem  Sulfurirungsniittel  abhängen.  Je  nachdem  die  Rosanilinbase  inehr 
oder  weniger  leicht  substituirbar  ist  nimmt  mau  dann  gewöhnliche 
Schwefelsäure,  rauchende  Schwefelsäure  oder  Schwefelsäureanhydrid 
zur  Sulfosäurebildung.  Während  die  Einwirkung  der  wasserfreien 
Schwefelsäure  in  kurzer  Zeit  und  ohne  äufsere  Erwärmung  sich  voll- 
zieht, erfordert  die  Verwendung  der  rauchenden  Säure  und  namentlich 
der  gewöhnlichen  Schwefelsäure  längere  Zeit  die  Unterstützung  durch 
Temperatursteigerung. 

Englische  Schwefelsäure  eignet  .sich  zum  Sulfoniren  von  secundären 
oder  tertiären  Rosaniiinba.sen  mit  Benzyl-  oder  Phenylgruppen,  nicht 
aber  zur  Sulfurirung  von  primären  Rosanilinbasen  und  deren  fettalkylirten 
Abkömmlingen.  Da  diese  wenig  concentrirfe  Säure  in  diesem  Falle 
erst  bei  höherer  Temperatur  und  unter  gleichzeitiger  Zerstörung  der 
Farbstoft'e  einwirkt,  so  sulfonirt  man  diese  schwer  angreifbaren  Basen 
mit  rauchender  Schwefelsäure  oder  mit  Schwefelsäureanhydrid. 

Die  Abtrennung  der  Sulfosäuren  von  unverbrauchter  Schwefelsäure 
kann  in  zweierlei  Art  geschehen.  Man  giefst  das  Gemisch  in  Wasser, 
wenn  wasserunlösliche  oder  wasserschwerlösliche  Sulfosäuren  vorliegen, 
und  trennt  durch  Filtration.  Man  neutralisirt  aber  die  in  Wasser  ge- 
schüttete Sulfuration  mit  Kalkmilch,  wenn  die  Sulfosäuren  und  auch 
deren  Kalksalze  wasserlöslich  sind.  Dann  trennt  man  vom  Gypse  und 
stellt  aus  dem  Kalksalze  die  freie  Säure  oder  deren  Salze  dar. 


Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritusfabrikation. 

(Patentklasse  6.     Fortsetzung  des  Bericlites  S.  329  d.  Bd.) 

V.  Schlampe. 
Zur  Vorsicht  bei  der  Verfütleruiiy  von  Kunstschlämpe  wird  in  der  Zeit- 
schrift für  Spiritusindustrie.,  Bd.  11  S.  144,  gerathen,  veranlafst  durch  einen 
bei  V.  Nathusius  in  Hundisburg  vorgekommenen  Fall,  wo  von  70  Ochsen, 
welchen  Kunstschlämpe  in  sehr  verdünntem  und  heifsem  Zustande  ge- 
geben wurde,  9  Thiere  am  dritten  Tage  nach  Beginn  der  Verfütterung 
erkrankten,  von  denen  eines  mit  Tod  abging.  Die  klinischen  Erschei- 
nungen bei  den  erkrankten  Thieren  deuteten  auf  Alkoholvergiftung.  Es 
wird  in  der  Mittheilung  nachdrucklich  darauf  aufmerksam  gemacht, 
dafs  die  Kunstschlämpe  nur  in  frisch  bereitetem  Zustande  verabfolgt 
werden  darf,  dafs  beim  Maischen  eine  möglichst  hohe  Temperatur  inne- 
zuhalten ist  und  dafs  womöslich  nach  der  Maischuns  noch  einmal  auf- 


364  Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritiislabrikatioii. 

gekocht  wird.  Ferner  ist  die  Malzgabe  möglichst  zu  beschränken. 
Kann  die  Kunstschlämpe  nicht  gleich  verfüttert  werden,  so  mufs  sie 
entweder  bis  zur  Verfütterung  auf  einer  Temperatur  von  56  bis  63" 
gehalten  oder  wenigstens  vor  der  Verfütterung  noch  einmal  aufgekocht 
werden.  Auf  die  Reinigung  der  Reservoire,  Rohrleitungen  und  Schläm))e- 
geföfse  in  den  Stallen  und  Krippen  ist  die  allergröfste  Sorgfalt  zu  ver- 
wenden. Das  sicherste  Mittel  hierzu  ist  in  der  Leitung  der  Kunst- 
schlämpe in  siedend  heifsem  Zustande  zu  suchen,  anderenfalls  dürfte 
reichliche  Anwendung  von  schwefligsaurem  Kalke  zur  Desinfectiou  zu 
empfehlen  sein  (vgl.  auch  1888  269  332).  Dafs  bei  Beobachtung  dieser 
Vorsichtsmafsregeln  die  Verfütterung  der  Kun.'-tschlänipe  oder  süfsea 
Maische  gefahrlos  ist,  und  dafs  die  Kunstschlämpe  ein  vorzügliches 
Futtermittel  darstellt,  ist  bekannt  und  findet  eine  Bestätigung  durch  die 
eingehenden  Erfahrungen,  welche  Neuhaufs  in  Selchow  mit  diesem  Futter- 
mittel gemacht  hat.  Wir  entnehmen  hierüber  der  Zeitschrift  für  Spiritus- 
inäustrie^  Bd.  11  S.  225,  die  folgenden  Mittheilungen:  Vom  September 
bis  November  1887  und  vom  1.  April  bis  Mitte  Juni  1888  hat  Neu/taufg 
bis  15^  Kartoffeln  in  Form  von  Kunstschlämpe  für  1  Stück  Rindvieh 
mit  günstigstem  Erfolge  verfüttert;  von  124  Stück  Rindvieh  hatte  »ich 
nur  eine  Kuh  überfressen  und  auf  2  Tage  den  Appetit  verdorben.  Der 
Verfasser  legt  ein  besonderes  Gewicht  darauf,  dafs  die  sogen,  süfse 
Maische  nur  wenig  süfs  werde,  also  die  Zuckerbiklung  nur  wenig  vor- 
schreite, weil  durch  hohen  Zuckergehalt  einmal  die  Thiere  zum  un- 
mäfsigen  Genüsse  angeregt,  andererseits  die  Gährung  und  Spaltpilz- 
bildung befördert  wird.  Verfasser  räth,  nur  so  wenig  Malz  bei  der 
Einmaischung  zu  verwenden,  dafs  die  Kleisterbildung  verhindert  wird. 
Die  Schlampe  mufs  möglichst  heifs  verfüttert  werden  und  das  Quantum 
von  15'^  Kartoffeln  für  5001^  Lebendgewicht  nicht  überschritten  werden. 
Wird  dieses  beobachtet,  so  ist  nach  Ansieht  des  Verfassers  die  sogen, 
süfse  Maische  bei  entsprechendem  Rauhfutter  ein  vollständiger  Ersatz 
für  die  Schlampe,  die  ungünstigen  Beobachtungen  sind  immer  nur  durch 
Nichtbeachtung  dieser  einfachen  Anweisungen  veranlafst,  ganz  besonders 
aber  dadurch,  dafs  den  Thieren  von  diesem  Futter  oft  hinter  dem  Rücken 
des  Besitzers  zu  viel  verabreicht  wurde.  Wenn  den  Kühen  zweimal 
täglich  reichlich  Heu  oder  gutes  Griinfutter  neben  Schlampe  oder  sülWr 
Maische  gereicht  wurde,  will  der  Verfasser  höhere  Erträge  an  Milch 
von  der  süfsen  Maische  als  von  der  Schlampe  beobachtet  haben. 

Zur  Ver/iindentng  der  Schläinpemauke  tlicilt  W.  Chrisiek  in  Berzew  icze 
in  Ungarn  die  Beobachtung  mit,  dafs  die  Mauke  bei  Verarbeitung  Stärke 
armer  Kartoffeln  (weifse  Rosen)  mit  14  bis  16  Proc.  Stärke  nicht  auf- 
trat. Er  will  dieses  dadurch  erklären,  dafs  die  Maische  aus  Stärke 
armen  Kartoffeln  besser  vergohrcn  war  und  eine  an  Nährstoffen,  be- 
sonders Stickstoff  haltigen,  reichere  Schlampe  lieferte. 


Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritust'abrikation.  365 

VI.  Apparate. 

Ein  combinirter  Maischbrenn-  und  Rectificirappnrat  ist  Josef  Scheibner 
in  Berlin  patentirt  (D.  R.  P.  Nr.  42  907  vom  11.  August  1887;  vgl.  1888 
268  272). 

Apparat  zur  direkten  Gewinnung  von  Feinsprit  aus  der  Maische  (Patent 
Nr.  43915  von  R.  Suhowo  in  Kabyline  auf  Kabylinka).  Nach  einer 
Mittheilung  in  der  Zeitschrift  für  Spiritusindiistrie.,  Bd.  11  S.  273,  dürfte 
dieser  Apparat  den  gevcüuschten  Zweck  in  Wirklichkeit  nicht  erreichen. 

Eine    neue    Enlfusehmgscolonne    nebst    dazugehörigem    Verfahren    hat 

F.  Lehnhardt  sich  patentiren  lassen  (Patent  Nr.  44189).  Durch  diesen 
Apparat  soll  der  Dephlegmator  ersetzt  und  direkt  aus  der  Maische  Fein- 
sprit erzeugt  werden  können.  Der  Berichterstatter  in  der  Zeitschrift 
für  Spiritusindustrie.,  Bd.  11  S.  273,  stellt  diesem  Verfahren  kein  sehr 
günstiges  Prognostiken  und  ist  der  Ansicht,  dafs  es  bis  zum  praktischen 
Beweise  des  Gegentheiles  recht  unwahrscheinlich  ist,  dafs  der  neue 
Apparat,  aufser  der  Ktihlwasserersparnifs,  besondere  Vorzüge  besitzt 
und  einen,  namentlich  von  leichtflüchtigen  Producten  reinen,  Spiritus  er- 
zeugt. 

Ein  combinirter  Apparat  zur  conlinuirlichen  Destillation  und  Con- 
centratiiin^  weicher  namentlich  zur  Destillation  von  Spiritusmaischen 
und  zum  Kochen  und  Hopfen  von  Bierwürze  unter  gleichzeitiger  Con- 
centration  dient,  ist  Charles  F.  lUaufufs-Weifs  in  Montpellier,  Herault 
(Frankreich),  patentirt  (D.  R.  P.  Nr.  43  681  vom  14.  April  1887). 

In  der  Zeitschrift  für  Spiritusindustrie.,  Bd.  11  S.  123,  finden  sich 
Mittheilungen  über  den  SiVmens'schen  Präcisionsmefsapparat ;  danach 
soll  dieser  Apparat  nicht  zuverlässig  sein,  so  dafs  jedenfalls  zu  einer 
sorgfältigen  Controle  desselben  gerathen  werden  mufs. 

Ueber  die  kleine  Spiritusmefsulir  von  Sietnens  und  Halske  schreibt 
Neuhaufs  in  Selchow  in  der  Zeitschrift  für  Spiritusindustrie.,  Bd.  11  S.  227, 
dafs  dieser  Apparat  sich  in  der  vergangenen  Campagne  sowohl  bei  ihm, 
wie  in  seiner  Nachbarschaft  gut  bewährt  habe;  es  wurden  in  einem 
halben  Tage,  in  etwa  6  Stunden,  800'  abgetrieben,  bei  zwei  Bottichen 
zeigte  sich  gegen  die  steueramtliche  Abnahme  eine  Differenz  von  10 
bis  15'.  Nach  Ansicht  des  Verfassers  genügt  diese  billige  Mefsuhr, 
welche  etwa  44  M.  kostet,  volständig  für  den  Zweck,  die  Arbeiten  des 
Brenners  zu  eonti-oliren  (vgl.  1888  268  273). 

Einen  neuen   Maischentschalungsapparat,   hergestellt    von   der   Firma 

G.  Vofs  in  Neuenburg,  W.-Pr..  empfiehlt  A.  Dams  in  der  Zeitschrift  für 
Spiritusindustrie .,  Bd.  11  S.  232.  Dieser  Apparat  soll  nur  halb  so  lang 
und  auch  nur  halb  so  theuer  als  der  Apparat  von  Eberhard-Müller  sein 
und  doch  eine  gute  Leistungsfähigkeit  besitzen,  indem  Maischen  von 
3000'  in  35  bis  40  Minuten  damit  entschalt  werden.  Verfasser  stellt 
eingehendere  Mittheilungen  über  diesen  Apparat  in  Aussicht. 

Kühlapparat   für   Dampfe   und   Flüssigkeiten  mit    Luft-   und    ff'asser- 


366  Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritusl'abrikation. 

kühlung  von  Charles  F.  B tauf u f $- Weif s  in  Montpellier,  Heraull,  Frank- 
reich (D.  K.  P.  Nr.  43131  vom  23.  August  1887).  Die  von  Kühlwasser 
umgebenen  Kühlkasten  des  Apparates  besitzen  zwei  schräg  stehende, 
innen  gerippte  Platten  als  Seitenwände  und  entweder  mehrere  über 
einander  liegende  Vertheilungsplatten,  oder  einen  gewölbten  Vertheilungs- 
deckel  und  ein  mit  grol'ser  Geschwindigkeit  zu  drehendes  vierflügeliges 
Windrad  oder  einen  Ventilator,  welcher  aus  in  Kupferrahmen  einge- 
fafsten  Glasscheiben  besteht  und  dazu  dienen  soll,  die  den  Külila])parat 
durchstreichenden  Dämpfe  oder  Flüssigkeiten  in  innige  Berührung  mit 
den  Kühlflächen  zu  bringen.  Der  Kühlapparat  ist  hauptsächlich  zur 
Abkühlung  von  Maische,  Destillaten  und  gekochter  Bierwürze  bestimmt. 

Ueber  Gährbottichkiihler  schreibt  R.  Hesse  in  Marzdorf  in  der  Zeit- 
schrift für  Spirilusindustrie^  Bd.  11  S.  294.  Verfasser  hebt  als  die  erste 
Anforderung,  welche  man  an  Gährbottichkühlschlangen  stellen  müsse, 
diejenige  hervor,  dafs  eine  periodische,  gründliche  Reinigung  derselben 
zu  ermöglichen  sein  mufs.  Ferner  hält  Verfasser  die  wagereehte  An- 
ordnung der  Kühlschlange,  von  welcher  Construction  auch  nirgends  be- 
kannt ist,  dafs  sie  eine  Verschlechterung  der  Kühlwirkung  hervorgerufen 
hätte,  als  die  einzig  zweckentsprechende  und  richtige.  Nach  diesen 
Prinzipien  hat  Verfasser  Kühler  construirt,  sowohl  feststehende,  wie  be- 
wegliche, welche  leicht  aus  einander  zu  nehmen  und  vollständig  in  allen 
Theilen  zu  reinigen  sind  und  welche  sich  vorzüglich  bewährt  haben. 
Der  Wa.sserverbrauch  war  bedeutend  geringer;  er  sank  von  8000  auf 
5000'  für  vier  Bottiche.  Die  Kosten  des  Apparates  sind  geringe  und 
betragen  für  den  laufenden  Meter  4,4  bis  4,7  M.  In  Folge  der  Wasser- 
ersparnifs  und  der  besseren  Ausnutzung  wird  sich  nach  Ansicht  des 
Verfassers  auch  die  Umarbeitung  bereits  vorhandener  Kühler  unter  allen 
Umständen  bezahlt  machen,  abgesehen  davon,  dafs  bei  der  Umarbeitung 
der  früheren,  zum  Theile  unförmlich  grofsen  Kühler  auch  eine  Material- 
ersparnifs  eintritt.  Wo  es  sich  aber  um  die  Neuanschaffung  von  Kühlern 
handelt,  werden  sich  die  vom  Verfasser  aufgestellten  Gesichtspunkte 
erst  recht  von  Vortheil  erweisen.  Die  Redaction  der  Zeitschrift  für 
Spiritusinduslrie  fügt  den  Mittheilungen  des  Verfassers  die  Notiz  hinzu, 
dafs  die  Kupferwaarenfabrik  von  Fr.  Neumann  in  Berlin  auf  Veranlassung 
von  J.  Scheibner  ebenfalls  schon  zerlegbare  Gährboltichkühler  ange- 
fertigt hat. 

Ein  geripptes  Kiihlrohr  für  Maischkiihlvorrichtungen  ist  der  Firma 
Carl  Pieper  in  Berlin  patentirt  (D.  R.  P.  Nr.  43822  vom  28.  December 
1887).  Das  Kühlrohr  ist  mit  eisernen  rippenlcirmigen  Längserhöhungen 
und  inneren  Querrippen  versehen.  Dadurch  wird  die  Kühloberfläche 
vergröfsert  und  die  Wirksamkeit  der  letzteren  vermehrt.  Eine  Tren- 
nung des  Innenraumes  kann  durch  eine  eingeschobene  Wand  hergestellt 
werden. 

Trockenverfahren  von  Gustav  Richter  in  Falkcnberg  bei  Grünau  i.  Mark 


üeber  Fortschritte  in  der  Spiritusl'abrikation.  367 

(D.  K.  P.  Nr.  44132  vom  13.  Juli  1887).  Dieses  Verfahren  besteht  darin, 
dafs  man  landwirthschaftliche  Producte,  wie  z.  B.  geschälte  Kartoffeln, 
auf  einen  Siebboden  legt,  welcher  in  einem  eisernen,  luftdicht  ver- 
schlossenen Kessel  angebracht  ist.  Durch  Kochen  oder  Dämpfen  werden 
die  Kartoffeln  zur  Gahre  gebracht.  Hierauf  entfernt  man  durch  ein 
unterhalb  des  Siebbodens  befindliches  Ventil  das  Wasser  aus  dem  Kessel. 
Diesen  bringt  man  dann  durch  eine  Rohrleitung  mit  einer  kräftig 
wirkenden  Luftpumpe  in  Verbindung  und  evakuirt  mittels  derselben 
den  sonst  luftdicht  verschlossenen  Kessel  ohne  weitere  Wärmezufuhr 
von  aufsen  so  lange,  bis  die  in  demselben  befindlichen  Kartoffeln  auf 
etwa  23"  abgekühlt  sind.  Die  Kartoffeln  sind  jetzt  zur  weiteren  Ver- 
arbeitung geeignet. 

Waschmaschine  für  vorgeweichte  Gerste  von  Gebr.  WeifsmüUer  in 
Bockenheim  bei  Frankfurt  a.  M.  CD.  R.  F.  Nr.  43757  vom  28.  December 
1887). 

Verfahren  und  Apparat  zum  Weichen  von  Gerste  von  Carl  Bernreutker 
und  Wilhelm  Kumpfmitler  in  München  (D.  R.  F.  Nr.  43758  vom  28.  De- 
cember 1887). 

Vorrichtung  zur  Bestimmung  der  Quellreife  der  Gerste  beim  Weichen 
von  Carl  Bernreutker  und  Wilhelm  Kumpfmüller  in  München  (D.  R.  F. 
Nr.  44077  vom  21.  Januar  1888). 

Verfahren  und  Einrichtung^  die  Temperatur  der  Keimguthaufen  beein- 
flitssen  zu  können.,  von  Hermann  Hackmann  in  Meiningen  (D.R.P.  Nr.  44286 
vom  28.  Juni  1887). 

Ein  steuersicherer  Spundverschlufs  ist  Hein  und  Lehmann^  in  Firma 
Hein.,  Lehmann  und  Co.  in  Berlin,  patentirt  (D.  R.  F.  Nr.  43164  vom 
25.  September  1887).  Der  Spuudverschlufs  ist  dadurch  steuersicher 
gemacht,  dafs  die  den  Spundkranz  mit  der  Spundschraube  verbindende 
Schnur  sich  über  der  Schlüsselvertiefung  der  Spundschraube  kreuzt,  so 
dafs  eine  Einführung  des  Schlüssels  in  die  Schlüsselvertiefung  ohne  Ver- 
letzung der  durch  Flombe  gesicherten  Schnur  unmöglich  ist. 

VII.  Analyse. 
Den  in  der  Sitzung  des  Bundesrathes  vom  21.  Juni  1888  gefafsten 
Beschlüssen   bezüglich   der  steuerfreien    Verwendung   des  Spiritus  zu  ge- 
werblichen Zwecken  entnehmen  wir  hier  nach  der  Zeitschrift  für  Spiritus- 
industrie., Bd.  11  S.  195,  das  Folgende: 

An  die  Stelle  der  bisherigen  Bestimmungen  über  die  Besehati'enheit  der 
Bestandtheile  des  allgemeinen  Denaturirungsmittels  treten  vom  1.  Januar  1889 
ab  die  unter  A.  (siehe  unten)  enthaltenen  Vorschriften.  Die  Prüfung  der  vor- 
schriftsmäfsigen  Beschaffenheit  des  Holzgeistes  und  der  Pj-ridinbasen  erfolgt 
nach  Jlafsgabe  der  Anleitung  B.  (siehe  weiter  unten).  Dem  allgemeinen  De- 
naturirungsmittel  darf  von  den  zur  Znsammensetzung  desselben  ermächtigten 
Fabriken  ein  Zusatz  von  40?  Lavendelöl  oder  60g  Rosmarinöl  auf  je  1'  bei- 
gemengt werden.  Die  bezüglich  der  Bestandtheile  des  allgemeinen  Denaturirungs- 
mittels  vorgeschriebene   Prüfung  durch   den    amtlich   bestellten  Chemiker  ist 


368  Uetrer  Fortschritte  in  der  Spiritusl'abrikation. 

auf  diese  Zusätze  gleichfalls  zu  erstrecken.  In  besonderen  Fällen  ist  die  De- 
natnrirung  mit  Sproeentigem  Holzgeislc  allein  gestattet.  Ebenso  ist  in  be- 
sonderen Fällen  eine  Denatuririiug  mit  anderen  Denaturirungsraitteln,  nämlich 
mit  Thieröl,  Terpentinöl,  Schwefeläther  und  Schellacklösiing  zulässig.  Diese 
Denaturirungsmittel  müssen  den  Erfordernissen  entsprechen,  welche  sich  aus 
der  Anleitung  zur  Untersuchung  derselben  (siehe  weiter  unten  C.)  ergeben. 
Zur  Fabrikation  von  Essig  darf  Branntwein  auch  mit  2(X)  Proc.  Essig  von 
3  Proc.  Gehalt  an  Essigsäure  (Essigsäurehydrat)  oder  mit  30  Proc.  Essig  von 
6  Proc.  Gehalt  an  Essigsäure  (Essigsäurehydrat),  70  Proc.  Wasser  und  100  Proc. 
Bier  denaturirt  werden.  Ferner  kann  es  gestattet  werden,  zum  Zwecke  der 
Denaturirung  neben  der  vorgeschriebenen  Essignienge  100  Proc.  reinen  Natur- 
weines an  Stelle  des  Wassers,  Bieres  oder  Hefenwassers  beizumischen. 

Wir  lassen  nunmehr  die  Vorschriften  über  Beschaffenheit  und  Unter- 
suchung der  einzelnen  Denaturirungsmittel,  welche  sich  wesentlich  von  den 
in  einem  früheren  Referate  (vgl.  1888  268  127)  mitgetheilten  unterscheiden, 
hier  folgen. 

A.  Die  Beschaffenheit  der  Bestandtheile  des  allgemeinen 
Denaturirungsmittels. 

1)  Der  Hülzt/eist.  Der  Holzgeist  soll  farblos  oder  schwach  gelblich  ge- 
färbt sein.  Bei  der  Destillation  von  100  Raumtheilen  des  Holzgeistes  sollen 
bei  dem  normalen  Barometerstande  von  760"""  Quecksilberdruck  bis  zu  einer 
Temperatur  von  750  des  hunderttheiligen  Thermometers  mindestens  90  Raum- 
theile  übergegangen  sein.  Der  Holzgeist  soll  mit  Wasser  ohne  wesentliche 
Trübung  in  jedem  Verhältnisse  mischbar  sein.  Der  Gehalt  des  Holzgeistes 
an  Aceton  soll  30  Proc.  übersteigen.  Der  Holzgeisl  soll  wenigstens  1  Proc. 
aber  nicht  mehr  als  1,5  Proc.  an  Brom  entfärbenden  Bestandtheilen  enthalten. 

2)  Die  Ptiridinbasen.  Das  Pyridinbaseugemisch  soll  farblos  oder  schwach 
gelblich  gefärbt  sein.  Sein  Wassergehalt  soll  10  Proc.  nicht  übersteigen.  Bei 
der  Destillation  von  100  Raumtheilen  des  Gemisches  sollen  bei  dem  normalen 
Barometerstande  von  760n"ii  bis  zu  einer  Temperatur  von  140"  des  hundert- 
theiligen Thermometers  mindestens  90  Raumtheile  übergegangen  sein.  Das  Ge- 
misch soll  mit  Wasser  ohne  wesentliche  Trübung  in  jedem  Verhältnisse  misch- 
bar und  frei  von  Ammoniak  sein. 

B.  Anleitung  zur  Prüfung  des  Holzgeistes  und 

der   Pyridinbasen. 

I.   Holzgeist. 

1)  Farbe.  Die  Farbe  des  Holzgeistes  soll  nicht  dunkler  sein  als  die  einer 
Äu/'lösmig  ron  2'-'-   ZehnteliwrmaljoJlösiing   in    3'  de.':tiUirten    Wassers. 

2)  Siedetemperatur.  lOOi^c  Holzgeist  werden  in  einen  Metallkolben  gebracht; 
auf  den  Kolben  ist  ein  mit  Kugel  versehenes  Siederohr  aufgesetzt,  welches 
durch  einen  seitlichen  Stutzen  mit  einem  Liebig'schen  Kühler  verbunden  ist; 
durch  die  obere  Oeffnung  wird  ein  amtlich  beglaubigtes  Thermometer  mit 
hunderttheiliger  Scala  eingeführt,  dessen  Quecksilbergefäfs  bis  unterhalb  des 
Stutzens  hinabreicht.  Der  Kolben  wird  so  mäfsig  erhitzt,  dafs  das  über- 
gegangene Destillat  aus  dem  Kühler  tropfenweise  abläuft.  Das  Destillat  wird 
in  einem  graduirten  Glascylinder  aufgefangen  und  es  sollen,  wenn  das  Ther- 
mometer 75"  zeigt,  bei  normalem  Barometerstande  mindestens  90cc  über- 
gegangen sein. 

Weicht  dir  Barometerstand  mm  normalen  a6,  so  sollen  für  je  30nu>i  JO  in  ^n- 
rechnung  gebracht  werden.,  also  z.  B.  sollen  bei  770mm  PQrc  bei  75,50,  bei  750mm 
bei  74.7^^  übergegangen  sein. 

3)  Mischbarkeit  mit  Wass,r.  2()ö'  Holzgeist  sollen  mit  40cc  Wasser  eine 
klare  oder  doch  nur  schwach  opalisirende  Mischung  geben. 

4)  Abscheidung  mit  Natrontauge.  Beim  Durchscliülteln  von  20cc  Holzgeist 
mit  40cc  Natronlauge  von  1,3  spec.  Gew.  sollen  nach  '/■>  Stunde  mindestens 
5cc,0  des  Holzgeistes  abgeschieden  werden. 

5)  Oehalt  an  Aceton.  Jcr  einer  Mischung  rtm  10<^<:  Bolzgeist  mit  PO<-C  Wasser 
wird  in  einem  enge»  Mischeyliwler  mit  JOcc  Doppelnormalnatronlauge  (SOR  Natritim- 
hydroxyd    in   Jl)    durchgeschüttelt.      Darauf   icerden    5^'^'  Doppr.lnormaljodlösung  {254'A 


Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritiisfabrikation.  369 

Jod  in  il)  unter  erneutem  Schütteln  hinzugefügt.  Das  sich  ausscheidende  Jodoform 
wird  mit  JO'-C  Aether  vom  specifischen  Geu>ichte  0,722  unter  kräftigem  Schütteln  auf- 
genommen. Von  der  nach  kurzer  Ruhe  sich  abscheidenden  Äetherschicht  werden  5cc 
mittels  einer  Pipette  auf  ein  gewogenes  Uhrglas  gebracht  und  auf  demselben  langsam 
verdunstet.  Dann  wird  das  ührglas  2  Stunden  über  Schwefelsäure  gestellt  und  ne- 
wogen.     Die  Gewichtszunahme  soll  nicht  weniger  als  Os,07  betragen. 

6)  Aufnahmefähigkeit  für  Brom.  IM^'^  einer  Lösung  von  Kaliumbromat  und 
Kaliumbromid,  welche  nach  der  unten  folgenden  Anweisung  hergestellt  ist, 
werden  mit  20<:<-'  einer  in  der  gleichfalls  unten  angegebenen  Weise  verdünnten 
Schwefelsäure  versetzt.  Zu  diesem  Gemische,  das  eine  Bronilösung  von  0g,703 
Brom  darstellt,  wird  aus  einer  in  ücc,l  getheilten  Bürette  unter  fortwährendem 
Umrühren  so  lange  Holzgeist  hinzugesetzt,  bis  dauernde  Entfärbung  eintritt. 
Zur  Entfärbung  sollen  nicht  mehr  als  30cc  und  nicht  weniger  als  20cc  Holzgeist  er- 
forderlich sein. 

Die  Prüfungen  der  Aufnahmefähigkeit  für  Brom  sind  stets  bei  vollem 
Tageslichte  auszuführen. 

Anweisung  zur  Herstellung  der   Bestandlheile  der  Bromlösung. 

a)  Bromsalze.  Nach  wenigstens  zweistündigem  Trocknen  bei  1000  und  Ab- 
kühlenlassen  im  Exsiccator  werden  28,447  Kaliumbromat  und  8g,719  Kalium- 
bromid, welche  vorher  auf  ihre  Reinheit  geprüft  sind,  abgewogen  und  in 
Wasser  gelöst.     Die  Lösung  wird  zu  II  aufgefüllt. 

b)  Verdünnte  Schwefelsäure.  1  Vol.  concentrirter  Schwefelsäure  wird  mit 
3  Vol.  Wasser  vermischt.     Das  Gemisch  läfst  man  erkalten. 

IL   Ptpidinbasen. 

1)  Farbe  toie  beim  Holzgeiste. 

2)  Verhalten  gegen  Cadmiumchlorid.  lOcc  einer  Lösung  von  Icc  Pyridinbasen 
in  lOOcc  Wasser  werden  mit  5cc  einer  öprocentigen  wässerigen  Lösung  von 
wasserfreiem^  geschmolzenem  Cadmiumchlorid  versetzt  und  kräftig  geschüttelt; 
es  soll  alsbald  eine  deutliche  krystallinische  Ausscheidung  eintreten.  Mit  5<:c  Neßler- 
schem  Reagens  sollen  30cc  derselben  Pyridinbasenlösung  einen  weißen  Niederschlag 
geben. 

3)  Siedetemperatur.  Man  verfährt  wie  beim  Holzgeiste,  doch  soll  das 
Destillat,  erst  wenn  das  Thermometer  auf  140"  gestiegen  ist,  mindestens  90cc 
betragen. 

4)  Mischbarkeit  mit   Wasser.     Wie  beim  Holzgeiste. 

5)  Was.iergehalt.  Beim  Durchschütteln  von  20oc  Basen  und  20cc  Natron- 
lauge von  1,4  spec.  Gew.  sollen  nach  einigem  Stehenlassen  mindestens  18co,5 
der  Basen  abgeschieden  werden. 

6)  Tilralion  der  Basen,  i^c  Pyridinbasen  in  10<:<''  Wasser  gelöst^  werden  mit 
Normalschwefelsäure  versetzt,  bis  ein  Tropfen  der  Mischung  auf  Congopapier  einen 
deutlich  blauen  Rand  heirorruft.,  der  alsbald  wieder  verschwindet.  Es  sollen  nicht 
weniger  als  10<^<^  der  Säurelöstmg  bis  zum  Eintritte  dieser  Reaction  rerbraueht  werden. 

Zur  Herstellung  des  Congopapieres  wird  Filtrirpapier  durch  eine  Lösung  ron  Is 
Congoroth  in  II    Wasser  gezogen  und  getrocknet. 

C.  Anleitung  zur  Untersuchung  von  Thieröl,  Terpentinöl, 
Aether  und  Schellacklösung. 
I.    Thieröl. 
1)  Farbe.     Die  Farbe  des  Thieröles  soll  schwarzbraun  sein. 
2')  Siedetemperatur.     Werden   lOO^c  in  der   für   den  Holzgeist  angegebenen 
Weise  destillirt,  so  sollen  unter  900  nicht  mehr  als  5cc,  bis  1800  aber  wenigstens 
50CC  übergehen. 

3)  Pyrrolreaction.  2cc,5  einer  1  procentigen  alkoholischen  Lösung  des  Thier- 
öles werden  mit  Alkohol  auf  lOO^c  verdünnt.  Bringt  man  in  10<^c  dieser  Lösung, 
die  0,025  Proc.  Thieröl  enthält,  einen  mit  concentrirter  Salzsäure  befeuchteten 
Fichtenholzspan,  so  soll  derselbe  nach  wenigen  Minuten  deutliche  Rothfärbung 
zeigen. 

4)  Verhalten  gegen  Quecksilberchlorid.  5cc  der  1  procentigen  alkoholischen 
Lösung  des  Thieröles  sollen  beim  Versetzen  mit  5cc  einer  2procentigen  alkoho- 
lischen Lösung  von  Quecksilberchlorid  alsbald  eine  voluminöse,  flockige  Fällung 

Dingler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  8.  18891.  24 


370  Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritusfabrikation. 

geben.  5cc  der  0,025  procentigeu  alkoliulischen  Lösung  von  Thieröl  mit  b'^'' 
der  Quecksilbercljloridlösung  versetzt,  soll  alsbald  noch  eine  deutliche  Trübung 
zeigen. 

II.    Terpentinöl. 

1)  Specißsches  Getnicht.  Da.«;  specilisclie  Gewiclit  des  Terpentinöles  soll 
zwischen  0.855  und  Ü,865  bei  15"  liegen. 

2)  Siedetemperatur.  Werden  lüOcc  in  der  für  den  Holzgeist  angegebenen 
Weise  destillirt,  so  sollen  unter  150"  nicht  mehr  als  ö™,  bis  1600  aber  min- 
destens 90CC  übergehen. 

3)  Mischbarkeit  mit  Wasser.  20<;c  Terpentinöl  werden  mit  20<:i:  Wasser 
kräftig  gescliüttelt.  Wenn  nach  einigem  Stehen  beide  Schichten  sich  getrennt 
haben  und  klar  geworden  sind,   so   soll    die  obere  wenigstens  19cc  betragen. 

III.  Aether. 

1)  Specißschet  Gewicht.  Das  specifische  Gewicht  des  Aethers  soll  nicht  mehr 
als  0,730  betragen. 

2)  Mischbarkeit  mit  Wasser.  20cc  Aether  vcerden  mit  20cc  Wasser  kräftig 
geschüttelt.  Nach  dem  Absetzen  soll  die  Aetherschicht  wenigstens  18cc  be- 
tragen. 

IV.  Scheltacklösung. 
lOP  der  Lösung  sollen  beim  Verdunsten  auf  dem  Wasserbade  nach  darauf 
folgendem  Erhitzen  des  eingedampften  Rückstandes  im  Trockenschranke  wäh- 
rend einer  halben  Stunde   auf  eine  Temperatur   von    100  bis  105"  mindestens 
3g,3  Schellack  hinterlassen. 

Die  Untersuchung  von  Lavendelöl  und  Rosmariuöl  ist  nach  der  Zeitschrift 
für  Spiriltuindustrie.^  Bd.  11  S.  295,  gemäfs  den  Bestimmungen  des  Bundesrathes 
wie  folgt  auszuführen. 

I.  Lavendelöl. 

1)  Farbe  und  Geruch.  Die  Farbe  des  Lavendelöles  soll  die  des  Denaturirungs- 
Holzgeistes  sein.  Das  Oel  soll  den  charakteristischen  Geruch  der  Lavendel- 
blüthen  zeigen. 

2)  Specißsches  Gewicht.  Das  specifische  Gewiclit  des  Lavendelöles  soll  bei 
15"  des  hunderttheiligen  Thermometers  zwischen  0,875  und  0,900  liegen. 

3)  Siedetemperatur.  Bei  der  Destillation  des  Oeles  in  der  beim  Holzgeiste 
beschriebenen  Weise  sollen  unter  160"  nicht  mehr  als  5cc,  bis  230°  nicht 
weniger  als  90cc  übergegangen  sein. 

4)  Die  Löslichkeit  in  Alkohol.  lO^c  Lavendelöl  sollen  sich  bei  einer  Tem- 
peratur von  200  in  70cc  Spiritus  mit  dem  Alkoholgehalte  von  80  Proc.  nach 
Tralles  oder  73,5  Gewichtsprocenten  klar  lösen. 

IL  Rosmarinöl. 

1)  Farbe  und  Geruch.  Die  Farbe  des  Rosmarinöles  soll  die  des  Denaturirungs- 
Holzgeistes,  der  Geruch  kampherartig  sein. 

2)  Specißsches  Gewicht.  Das  specifische  Gewicht  des  Rosmarinöles  soll  bei 
15"  des  hundertllieiligen  Thermometers  zwischen  0,880  und  0,900  liegen. 

3)  Siedetemperatur.  Bei  der  Destillation  des  (!)eles  in  der  beim  Holzgeiste 
beschriebenen  Weise  sollen  unter  1600  nicht  mehr  als  5cc,  bis  2OO0  nicht 
weniger  als  90ci:  übergegangen  sein. 

4)  Löslichkeit  in  Alkohol.  lOcc  Rosmarinöl  sollen  sich  bei  einer  Temperatur 
von  20'>  in  120ci-  Spiritus  mit  dem  Alkoholgehalte  von  80  Proc.  nach  Tralles 
oder  73,5  Gewichtsprocenten  klar  lösen. 

Weiter  berichtet  in  der  Zeitschrift  für  Spiritusindustrie.,  Bd.  11  S.  227,  da- 
selbst nach  Chemiker-Zeitung^  1888  S.  58,  H.  Eckenroth  von  der  amtlichen  Ver- 
suchsstation in  Ludwigshafen  a.  Rhein  über  die  Prüfung  der  beiden  Substanzen 
das  Folgende. 

1)  Lavendelöl:  Dasselbe  soll  farblos  oder  schwach  gelblich  gefärbt  sein, 
das  specifische  Gewicht  soll  0,885  bis  0,95  sein;  mit  90procentigem  Alkohole 
soll  es  in  jedem  Verhältnisse  mischbar  sein.  lOcc  Lavendelöl  sollen  mit  lOcc 
Alkohol  vom  specifischen  Gewichte  0,895  eine  trübe,  mit  30«  eine  klare  Mischung 
geben.     S«"«:  Lavendelöl,   mit   einigen   Kornchen  Rosanilin  geschüttelt,    bleiben 


Ueber  Fortschritte  in  der  Spirituslabrikation.  371 

farblos.     Von   100  Th.  Lavendelöl   sollen  bei   normalem   Drucke   bis   zu  2100 
bei  der  Destillation  mindestens  90  Th.  übergehen. 

2)  Hosmarinöl:  Dasselbe  soll  farblos  bis  schwach  gelblich  sein.  lOcc  Oel, 
mit  15CC  90procentigem  Alkohole  vermischt,  sollen  eine  klare  Lösung  geben. 
5cc  Rosmarinöl,  mit  etwas  Fuchsin  gemischt,  bleiben  farblos.  Bei  der  Destillation 
bis  zu  175f  sollen  bei  normalem  Drucke  90  Proc.  übergehen. 

Eine  einfache  und  handliche  Methode  zur  Entdeckung  und  Bestimmung 
der  in  den  Induslriealkoholen  enthaltenen  Verunreinigungen\ia,tM.L.Godefroy 
ausgearbeitet  und  seine  Arbeit  der  Pariser  Akademie  vorgelegt.  Die 
Methode  unterscheidet  sich  von  der  bekannten  Prüfung  des  Alkoholes 
mit  concentrirter  Schwefelsäure  (nach  Savalle)  nur  durch  einen  Zusatz 
von  etwas  Benzol,  wodurch  die  Färbungen  verstärkt  werden.  Windiich 
beurtheilt  dieses  Verfahren  in  der  Zeitschrift  für  Spiritusindustrie^  Bd.  11 
S.  145,  sehr  abfallig,  indem  er  darauf  hinweist,  dafs  die  Voraus- 
setzungen und  Grundlagen,  von  denen  der  Verfasser  bei  seinem  Ver- 
fahren ausgeht,  zum  grofsen  Theile  irrige  sind.  Zu  einer  qualitativen 
Bestimmung  wird  das  Verfahren  gänzlich  ungeeignet  sein,  aber  auch 
zur  qualitativen  Prüfung  besitzt  dasselbe  vor  den  bekannten  Methoden 
durchaus  keinen  Vorzug,  kann  vielmehr  im  Gegentheile  noch  mehr  Ver- 
anlassung zu  Irrthümern  geben;  das  Verfahren  dürfte  sich  weder  zum 
Nachweise  von  Fuselölen  im  Spiritus,  noch  weniger  aber  zur  Prüfung 
von  Kornbranntwein  eignen.  Windisch  macht  an  dieser  Stelle  noch  auf 
ein  Werk  von  F.  L.  Eckmann  in  Stockholm  aufmerksam,  welches  den 
Gehalt  des  Branntweines  an  Fuselöl  und  dessen  qualitative  Bestimmung 
behandelt.  Der  Verfasser  hat  durch  zahlreiche  Versuche  bewiesen,  dafs 
in  den  Fuselölen  von  höheren  Alkoholen,  die  zwischen  Aethyl-  und 
Amylalkohol  liegen,  nur  noch  der  normale  Propyl-  und  der  Isobutyl- 
alkohol  vorhanden  sind.  Der  Gehalt  an  Fuselbestandtheilen,  berechnet 
auf  Aethylalkohol  und  wasserft-eien  Fusel,  stellt  sich  nach  Eckmann 
wie  folgt: 

3  bis  12  Gew. -Proc.  Propylalkohol 

15     „    47  „  Butylalkohol 

44     „    71  „  Amylalkohol 

5     „      7  „  schwerflüchtige  Reste. 

Die  gröfste  Quantität  Butylalkohol  findet  sich  im  Getreidefusel. 

Zum  Nachweiie  von  Fuselöl  im  Alkohol  empfiehlt  L.  v.  Udranszky  in 
der  Zeitschrift  für  physiologische  Chemie^  Bd.  12  S.  355,  die  Furfurol- 
reaction.  Verfasser  hat  zahlreiche  Substanzen  auf  ihr  Verhalten  gegen- 
über einem  Gemische  von  Furfurolwasser  und  Schwefelsäure  geprüft 
und  gefunden,  dafs  viele  mit  diesem  Gemische  charakteristische  Fär- 
bungen geben.  Besonders  empfindlich  ist  a-Naphthol,  mit  welchem  es 
gelingt,  noch  0?,0000026  Furfurol  mit  Sicherheit  nachzuweisen.  Eine 
Verunreinigung  des  Alkohols  mit  Furfurol  wird  also  mittels  a-Naphthol 
leicht  und  sicher  zu  erkennen  sein.  Andererseits  hat  Verfasser  ge- 
funden, dafs  im  Alkohol  Verunreinigungen  vorkommen,  welche  mit 
Furfurol    und  Schwefelsäure    eine  Farbenreaction    geben;    diese  Stofie 


372  Ueber  Fortschritte  in  der  Spirituslabrikation. 

werden  durch  Filtration  des  Alkohols  über  Thierkohle  entfernt;  sie 
stellen  Verunreiaigungen  dar,  welche  mittels  der  Fiiri'urolreaction  leicht 
erkannt  werden  können.  Das  gleichzeitige  Vorhandensein  dieser  Ver- 
unreinigungen und  des  Furf'urols  im  Spiritus  ist  nach  dem  Verfasser  der 
Grund  für  die  Färbung,  welche  unreiner  Alkohol  beim  Erhitzen  mit 
Schwefelsäure  gibt  (Savalles  Diaphanometer).  Verfasser  hält  die  Fur- 
furolreaction  für  geeignet  zur  Prüfung  des  Alkohols  auf  Fuselöle.  Gibt 
ein  Alkohol  diese  Reaction  nicht,  so  kann  man  mit  ziemlicher  Sicher- 
heit auf  die  Abwesenheit  von  Fuselöl  schliefsen;  tritt  die  Furfurol- 
reaetion  ein,  so  ist  damit  allerdings  die  Anwesenheit  von  Fuselöl  noch 
nicht  mit  Sicherheit  erwiesen,  da  auch  andere  Substanzen  diese  Reaction 
veranlassen  können;  zu  diesen  gehören  besonders  solche  Substanzen, 
welche  der  Spiritus  bei  der  Aufbewahrung  in  Holzgefäfsen  aus  dem 
Holze  aufnimmt. 

Ueber  die  Anwendharlieil  der  alhtholischen  Gährung  zur  Zucker- 
bestimmung hat  M.  Jndlbauer  umfangreiche  Versuche  angestellt  {Zeit- 
schrift des  Vereines  für  die  Rübenzuckerinduslrie  des  deutschen  lieiches^  und 
Wochenschrift  für  Brauerei^  Bd.  5  S.  492  und  551).  Bekanntlich  erhält 
man  bei  der  alkoholischen  Gährung  niemals  die  theoretische  Ausbeute 
an  Alkohol  und  Kohlensäure,  weil  sich  neben  diesen  Hauptproducten 
der  Gährung  stets  Nebenproducte  (Glycerin,  Bernsteinsäure  und  andere 
Alkohole)  bilden.  Der  Verfasser  suchte  nun  zu  ermitteln,  ob  unter  Ein- 
haltung gewisser  Bedingungen  vielleicht  ein  constantes  Verhältnifs 
zwischen  den  Gährungsproducten  und  der  Menge  des  vergohrenen 
Zuckers  besteht.  Er  prüfte  zu  diesem  Zwecke  den  Einflufs,  welchen 
die  Beschaffenheit  der  Hefe  auf  die  Gährung  ausübt,  ferner  den  Einflufs 
von  Hefenahrungsmitteln,  sowie  den  Einflufs  der  Temperatur,  der  Con- 
centration,  des  Luftabschlusses  bezieh.  Luftzutrittes  u.  s.  w.  Ferner 
wurden  vergleichende  Versuche  bezüglich  der  Schnelligkeit  der  Ver- 
gährung  verschiedener  Zuckerarteu,  nämlich  Rohrzucker,  Invertzucker, 
Dextrose  und  Maltose  angestellt.  Obgleich  unter  den  Gährungsproducten 
die  Kohlensäure  das  geeignetste  zur  quantitativen  Bestimmung  ist,  wurden 
bei  den  vorliegenden  vergleichenden  Versuchen  aucii  die  anderen  Gäh- 
rungsproduete  ilirer  Menge  nach  bestimmt.  Nach  diesen  Versuchen 
liefern  bei  der  alkoholischen  Gährung: 

Itohrzucker 
lü()K 

Alkohol 51,11     . 

Kohlensäure 49,03     . 

Bemsteinsiiure  -(-  Glycerin       3,96     . 
Unbestimmte  StotTe       .     .       1,01     . 


Maltose 

>extri)se 

krystallisirt         wnsserlrei 

lOOs 

lOOK                  lOOS 

48,67     . 

.     48,37     .     .     51,08 

46,54     . 

.     46,59     .     .     49,04 

3,71     . 

3,74     .     .       3,95 

0,94     . 

0,90     .     .      0,95 

Summa     105,11  99,86  99,60  105,02 


Die  Resultate  seiner  gesaminten  Versuche  fal'st  Jodlbauer  in  folgenden 
Sätzen  zusammen : 


Ueber  Fortschrille  in  der  Spiritusfabrikation.  373 

1)  Die  Producta  der  alkoholisolien  Gälirung  sind  unter  gewissen  Bedin- 
gungen constant. 

2)  Diese  Bedingungen  sind : 

a)  Die  Anwendung  einer  kräftig  entwickelten  Hefe,  die  einem  in  Gährung 
begrififenen  Substrat  entnommen  ist  und  deshalb  noch  keinen  Verlust  an  ihren 
Geweben  oder  dem  protoplasmatischen  Inhalte  ihrer  Zellen  durch  Selbstgäh- 
rung  erlitten  hat; 

b)  das  Einhalten  eines  gewissen  Verhältnisses  von  Hefezusatze  zur  an- 
gewandten Zuckermenge;  die  Hefemenge  darf  50  Proc.  des  angewandten 
Zuckers  nicht  überschreiten;  im  anderen  Falle  tritt  nach  vollständiger  Ver- 
gährung  des  Zuckers  eine  Selbstgährung  der  Hefe  ein,  die  eine  Erhöhung  der 
Gährproducte  bewirkt; 

c)  der  Abschlufs  von  freiem  Sauerstoffe;  das  Wachsthum  der  Hefe,  das 
immer  zum  Theile  auf  Kosten  des  vorhandenen  Zuckers  vor  sich  geht,  wird 
auf  solche  Weise  beschränkt; 

d)  die  Anwendung  einer  geeigneten  Nährflüssigkeit.  Durch  den  im  Ver- 
laufe der  Gährung  statttindenden  Stoffwechsel  werden  der  Hefe  Substanzen 
entzogen,  die  sie  aber  nicht  weiter  zum  Zwecke  der  Ernährung  verwenden 
kann.  Die  Hefezelle  mufs  deshalb  in  der  Gährflüssigkeit  Stoffe  vorfinden,  die 
sie  an  Stelle  jener  ausgeschiedenen  wieder  in  sich  aufzunehmen  vermag. 
Werden  der  Hefezelle  die  zu  ihrer  Ernährung  und  dem  weiteren  Aufbaue 
ihrer  eiweifsartigen  Bestandlheile  nothwendigen  Stoffe  vorenthalten,  so  geht 
sie  in  einen  Schwächezustand  über,  in  dem  sie  den  vorhandenen  Zucker  nur 
mehr  langsam  und  unvollkommen  umzusetzen  vermag. 

3)  Die  günstigste  Temperatur  für  den   Verlauf  der  Gährung  ist  340. 

4)  Als  günstigste  Concentration  mufs  eine  solche  von  8  Proc.  bezeichnet 
werden. 

5)  Von  den  bei  der  alkoholischen  Gährung  entstehenden  Producten  ist 
die  Kohlensäure  am  leichtesten  und  genauesten  bestimmbar. 

6)  Der  Rohrzucker  und  die  wasserfreie  Maltose  liefern  durch  Vergährung 
49,04,  die  Dextrose  46,54  Proc.  Kohlensäure. 

7)  Die  Gährdauer  ist  wesentlich  abhängig  von  der  zur  Vergährung  ge- 
langenden Zuckerart.  Der  Rohrzucker  bedarf  der  doppelten  Zeit  wie  Dextrose 
und  Maltose. 

Zur  Bestimmung  von  Invertzucker  neben  Hohrzucher  empfehlen  Boden- 
bender und  Scheller  die  Anwendung  von  Soldainfs  Reagens  (Berichte 
der  deutschen  chemischen  Gesellschaft^  Bd.  9  S.  1126).  Dasselbe  wird  von 
Rohrzucker  und  vielen  anderen  Zuckerarten,  ebenso  auch  von  anderen 
nicht  zuckerartigen,  aber  Fehling'sche  Lösung  reducirenden  Stoffen,  wie 
z.  B.  von  Brenzcatechin,  nicht  reducirt,  während  Invertzucker  mit  diesem 
Reagens  eine  bedeutende  Ausscheidung  von  Kupfevoxydul  bewirkt.  Das 
Reagens  wird  nach  Degener  (Zeitschrift  des  Vereines  für  Rübenzuckerindustrie 
im  deutschen  Reiche)  in  folgender  Weise  hergestellt:  40s  Kupfervitriol  und 
40?  krystallisirte  Soda  werden  getrennt  in  Wasser  gelöst,  darauf  zu- 
sammengegossen, der  blaue  Niederschlag  von  kohlensaurem  Kupfer  ab- 
filtrirt  und  etwas  ausgewaschen,  dann  trägt  man  den  Niederschlag  in 
eine  concentrirte  Auflösung  von  416s  doppelt  kohlensaurem  Kali  ein, 
kocht  2  Stunden  im  Wasserbade  und  füllt  zu  1400^'^  auf. 

Ein  Verfahren  zur  biologischen  Prüfung  des  Malzes  besehreiben 
F.  Volkner  und  W.  Virtue  in  der  Allgemeinen  Brauer-  und  Hopfenzeitung^ 
Bd.  28  S.  96,  daselbst  nach  Brewer's  Journal^  1887  S.  243.  Dasselbe 
besteht  im  Wesentlichen  darin,  dafs  man  eine  Malzmaische  in  einem 
sterilisirten,    mit  einem   Wattepfropfe   verschlossenen   Gefäfse    herstellt 


874  üeber  Fortschritte  in  der  Spirilusfabrikation. 

und  unter  Einhaltung  bestimmter  Temperatur,  Zeitdauer  und  Concentration 
beobachtet,  ob  die  Flüssigkeit  anfangt  trübe  zu  werden,  oder  ob  eine 
Gasenlwickelung  stattfindet,  da  dies  sichere  Zeichen  der  eintretenden 
Fäulnifs  sind.  Eine  mikroskopische  Prüfung  dient  zur  Controle  der  ge- 
machten Beobachtungen.  Die  Verfasser  stellten  durch  mehrere,  mit 
verschiedenen  Malzsorten  ausgeführte,  derartige  Versuche  fest,  dafs  in 
den  meisten  Fallen  die  Güte  eines  Malzes  durch  dieses  Verfahren  be- 
stimmt werden  kann. 

Beac/ilensHcrl/ie  Rathfchlägc  zur  mikroskopischen  Untersuchung  der  Hefe 
gibt  P.  Lindner  iu  der  Wochenschrift  für  Brauerei,  Bd.  5  S.  450.  Er 
empfiehlt  die  Behandlung  des  Priiparates  mit  Kali-  oder  Natronlauge 
von  ungefähr  der  Concentration  der  Normallauge.  Hierdurch  werden 
Harzkügelchen  und  Eiweifsniedersehlage  unsichtbar  gemacht,  ebenso 
Hefeklümpchen  zertlieilt  und  damit  diejenigen  Gebilde,  welche  zu 
Täuschungen  Veranlassung  geben  können,  beseitigt,  wahrend  die  Zeilen 
fremder  Hefen,  welche  man  nachweisen  will,  so  besonders  Pediococcus, 
nicht  verändert  werden.  Verfasser  macht  darauf  aufmerksam,  dafs  ferner 
Täuschungen  dadurch  entstehen  können,  dafs  man  Hefezellen  mit  dem 
Deckglase  zerdruckt.  Das  aus  den  Zellen  austretende  Protoplasma  zer- 
theilt  sieh  in  kleine  Partikelchen,  welche  meistens  aufserordentlich 
lebhaft  beweglich  sind  imd  an  Kugelbakterien  erinnern.  Die  Bewegung 
derselben  ist  jedoch  keine  fortschreitende,  sondern  eine  zitternde,  die 
sogen.  Braun  sehe  Molekularbewegung.  Endlich  erwähnt  Verfasser  noch, 
dafs  bei  der  Untersuchung  einer  Hefe  auf  die  Menge  abgestorbener 
Zellen  mittels  Anilinfarbstotflösung  häufig  Irrthümer  dadurch  vorkommen, 
dafs  man  die  Farbstofflösung  zu  Concentrin  anwendet,  oder  aber  zu 
wenig  Farbstoff lösung  auf  zu  viel  Hefe  nimmt:  bringt  man  eine  schwach 
concentrirte  wässerige  Lösimg  mit  wenig  Hefezellen  zusammen,  so  dafs 
nicht  mehr  als  ungefähr  50  Zellen  sich  im  Gesichtsfelde  befinden,  so 
können  Irrthümer  nicht  vorkommen. 

Einen  Dampf deslUlirapparat  für  die  Unlersuchuny  con  Maische  und 
Schlampe  beschreibt  II.  Hefse  in  Marzdorf  in  der  Zeitschrift  für  Spiritus- 
induslrie.,  Bd.  11  S.  28U.  Derselbe  unterscheidet  sich  von  dem  von 
Maercker  in  seinem  Handbuche  der  Spiritusfahrikatinn.,  4.  Aufl.  S.  163,  be- 
schriebenen im  Wesentlichen  nur  dadurch,  dafs  er  kleiner  ist  tmd  dafs 
die  Erwärmung  der  Maische  nicht  durch  direkten  Dampf  erfolgt:  es 
wird  vielmehr  der  Dampf  nur  durch  ein  Schlangenrohr  durch  das 
Destillationsgefafs  geleitet.  Ob  dieses  wesentliche  Vorzüge  sind,  lassen 
wir  dahingestellt.  (.SchhUs  folgt.) 


lieber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei.  375 

üeber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei. 

1.  Gerste^  Malz,  Hopfen. 

Ueber  die  allgemeinen  Bezugsverhältnisse  der  Braugerste  veröffeatlicht 
E.  Struve  eine  ökonomislisch-statistische  Studie  in  der  Wochenschrift  für 
Brauerei.,  1888  Bd.  5  S.  964.  Verfasser  schildert  die  allgemeinen  Be- 
zugsverhältnisse des  wichtigsten  Brau.stoffes ,  der  Gerste,  um  daraus, 
soweit  es  bei  den  zu  Gebote  stehenden  Mitteln  möglich  ist,  ihre  Bedeu- 
tung für  die  wirthschaftlichen  Interessen  des  Braugewerbes  darzulegen. 

Ueher  die  Ursachen  der  verschiedenen  Beschaffenheit  des  Mehlkörpers 
der  Gerste  stellte  Prof.  T.  Adamelz  (^Allgemeine  Brauer-  und  Hopfenzeitung., 
1888  Bd.  28  S.  2182)  umfassende  Untersuchungen  an.  Glasige  und 
kiesige  Gersten  zeichnen  sich  durch  eine  dichtere  Lagerung  und  engere 
Verbindung  der  Stärkekörner  aus,  wogegen  bei  mehlreichen  Gersten 
diese  Lagerung  keine  so  dichte  ist  und  der  in  Folge  dessen  in  den 
Zellen  vorhandene  Raum  mehr  Luft  enthält.  Bei  mehlreicher  Gerste 
erscheinen  die  Schnitte  des  Endosperms  unter  Wasser  getaucht  stets 
dunkler,  während  die  Schnitte  einer  kiesigen  oder  glasigen  Gerste  viel 
heller  und  durchscheinender  sind.  Giefst  man  Alkohol  zu,  wodurch  die 
Luft  aus  den  Zellen  ausgetrieben  wird,  so  zeigen  sich  bei  mehlreicher 
Gerste  verhältnifsmäfsig  mehr  Luftbläschen  als  bei  glasiger  oder  speckiger 
Gerste. 

Als  zweite  Ursache  wird  angeführt,  dafs  kiesige  und  glasige  Gerste 
eine  gröfsere  Menge  von  Stickstoflf  hakigen  Substanzen  enthalten  als 
mehlreiehe  Gersten.  Da  indessen  die  Menge  der  Stickstoff  haltigen  Stoffe 
im  Gerstenkorne  nicht  blofs  mit  der  kiesigen  oder  der  mehligen  Be- 
schatVenheit  des  Kornes  zusammenhängt,  sondern  noch  von  vielen  anderen 
Umständen,  besonders  vom  Boden,  der  Witterung,  dem  Dünger,  sowie 
vom  Gerstenkorne  selbst  abhängt,  so  kann  nur  die  Beschaffenheit  des 
Endosperms  ein  und  derselben  Gerste  verglichen  werden. 

Von  neuem  bestätigt  werden  ferner  die  Beziehungen,  welche  sich 
zwischen  den  Formenverhältnissen  und  dem  Stickstoffgehalte  der  Körner 
ergeben.  Je  voller  (breiter  und  bauchiger)  das  Korn,  desto  geringer 
ist  der  Stickstoffgehalt;  zugleich  steigert  sich  das  Volumge wicht  und 
ist  die  speciHsch  schwerste  Gerste  die  an  Stickstoff  ärmste.  Ebenso 
verringert  sich  der  StickstotTgehalt  mit  dem  Steigen  des  absoluten  Ge- 
wichtes. Flachkörnige  Gerste  ist  auch  spelzenreicher,  vollkörnige  da- 
gegen relativ  ärmer  an  Spelzen. 

Im  Ganzen  enthält  also  auch  nach  den  Adametz' sehen  Untersuchungen 
eine  Gerste  um  so  weniger  Stickstoffsubstanz,  je  voller,  je  gröfser  das 
Hektolitergewicht  und  je  mehlreicher  sie  ist.  In  Verbindung  mit  lichter 
Farbe  und  dünner  Schale  sind  die  bezeichneten  Eigenschaften  in  der 
That  die  wichtigsten,  die  von  einer  guten  Malzgerste  bei  empirischer 
Beurtheilung  verlangt  werden. 


876  Ueber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei. 

Die  von  Adamelz  erhaltenen  Zahlen  linden  sich  im  Originale  tabel- 
larisch angeordnet  (vgl.  1888  268  568). 

lieber  die  qualilative  Beschaffenheii  der  Niederösterreichischen  Genie  des 
Jahres  1887  stellte  Dr.  Theodur  v.  Weinzierl  zahlreiche  Untersuchungen  an 
(Zeilschrift  für  das  gesummte  Brauwesen^  1888  Bd.  11  iS.  518).  Die  Proben 
wurden  von  40  landwirthschaftlichen  Bezirksvereinen  und  21  Gutsver- 
waltungen, die  in  ganz  Niederösterreich  vertheilt  sind,  eingesendet.  Die 
Untersuchungen  erstreckten  sich  auf  das  Hektolitergewicht,  die  Rein- 
heit, die  Keimfähigkeit,  den  Procentgehalt  der  Spelzen  und  die  Be- 
schaß'enheit  des  Mehlkörpers.  Die  Beurtheiluug  des  Gebrauchswerthes 
geschah  von  einem  Brauer.  Die  Bestimmung  des  Hektolitergewichtes 
wurde  mit  dem  von  Friedrich  Haberlandt  verbesserten  Einliterapparate 
derNormalaichungscommissiou  in  Berlin  vorgenommen  und  die  gefundeneu 
Werthe  mit  dem  Correctionsfactor  1,049  multiplicirt.  Die  Bestimmung 
der  Reinheit  wurde  mit  einer  Mittelprobe  von  100-  nach  der  in  der 
Samencontrolstation  in  Wien  üblichen  Methode  gemacht.  Behufs  Be- 
stimmung der  Keimfähigkeit  wurden  je  200  Körner  12  Stunden  laug  im 
Quellwasser  von  etwa  14"  eingeweicht,  hierauf  zwischen  Filtrirpa])ier 
ausgelegt  und  in  einem  Keimkasten  untergebraclit.  Auf  die  Feuchtig- 
keit des  Keimbeetes  wurde  besonders  (.)liacht  gegeben.  Die  Temperatur 
überstieg  nicht  18".  Jeder  Versuch  wurde  nach  8  Tagen  als  abge- 
schlossen betrachtet.  Bei  den  Untersuchungen  über  die  Mehligkeit 
wurde  das  Farinatom  von  Printz  verwendet.  Als  mehlig  wurde  jenes 
Korn  bezeichnet,  dessen  glatte  Querschnittsfläche  sich  weil's  zeigte,  als 
glasig,  wenn  dieselbe  horuartig  aussah,  als  übergehend,  wenn  eine 
glasige  Wandzone  und  ein  annähernd  gleich  grol'ser  mehliger  Kern  oder 
das  Umgekehrte  sich  zeigte.  Um  den  Spelzengehalt  zu  bestimmen, 
wurden  je  200  lufttrockene  Körner  gewogen,  hierauf  mit  SOprocentiger 
Schwefelsäure  24  Stunden  lang  geweicht.  Die  Körner  wurden  sodann 
mit  Wasser  abgespült,  getrocknet,  wieder  gewogen  und  aus  dem  Ge- 
wichtsverluste der  Spelzengehalt  procentisch  berechnet. 

Den  zahlreichen  in  Tabellen  aufgestellten  Resultaten  entnehmen 
wir  folgende  Angaben:  Das  Hektolitergewicht  der  als  „prima'^  be- 
zeichneten Gersten  schwankt  zwischen  66,3  und  75'^,1 ,  bei  den  als 
„hochprima"  angeführten  zwischen  66,7  und  74^,1. 

Nach  den  Schätzungen  in  der  Praxis  wurde  eine  Gerste,  deren 
Keimfähigkeit  nur  94  Proc.  betrug,  noch  als  Primawaare  bezeichnet.  Bei 
zwei  anderen  Gersten,  welchen  dieselbe  Eigenschaft  beigelegt  worden 
ist,  war  die  Keimfähigkeit  96  Proc.  und  96,5  Proc. 

Demnach  kann  eine  ungarische  Herrschaftsgerste  mit  einer  Keim- 
fähigkeit von  96  Proc.  recht  wohl  als  ^garantirt  keimfähig'*  verkauft 
werden,  ohne  dafs  der  Käufer  die  Waare  zur  Verfügung  zu  stellen  be- 
rechtigt ist. 

Die  mehligen  Körner  jener  Gersten,  welche  als  die  besten  beurtheilt 


Ueber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei.  377 

wurden,  betrugen  zwischen  1  Proc.  und  21  Proc.  Bei  den  Waaren,  die 
als  „hochprima'''  beurtheilt  wurden,  nnachten  die  glasigen  Körner  8  Proc, 
10  Proc,  14  Proc,  20  Proc.  und  44  Proc.  aus.  Bei  den  Primagersteu 
wird  die  Zahl  50  Proc.  glasige  Körner  nur  einmal  überschritten.  Die 
geringste  Anzahl  glasige  Körner  (2  Proc),  zugleich  die  höchste  Anzahl 
mehliger  (45  Proc.)  und  die  gröfstmöglichste  Keimfähigkeit  (100  Proc.) 
hatte  eine  Gerste,  welche  das  Prädikat  „mittel,  zu  braun-''  erhielt. 

Auf  der  Fachausstellung  für  Brauwesen  in  Stuttgart  i888  fand  ein 
Wettstreit  von  Malzputzmasc/iinen  stall  und  wurden  hierbei  folgende 
14  Maschinen  geprüft:  Maschine  Nr.  1  und  2,  Malzputzmaschine  der 
Trieurfabrik  Augsburg- P f er see^  Maschine  Nr.  3  Ed.  L'öhnert  und  So/in  in 
Grofs-Stohl  bei  Friedland  a.  d.  Mohra,  Mähren,  Maschine  Nr.  4  Auy.  H. 
Martin  in  Neustadt  a.  d.  H.,  Rheinpfalz,  Maschine  Nr.  5  Heinrich  Rein- 
hard in  München,  Maschine  Nr.  6  Heinrich  Reinhard  in  München ,  Ma- 
schine Nr.  7  Valentin  Schallmo  in  Kaiserslautern,  Maschine  Nr.  8  Franz 
Schäfer  in  Mühlhausen  i.  Th.,  Maschine  Nr.  9  Carl  Seeger  in  Canustatt, 
Maschine  Nr.  10  A.  Steinecker  in  Freising,  Bayern,  Maschine  Nr.  11 
Stieberitz  und  Müller  in  Apolda,  Maschine  Nr.  12  und  13:  A)  Maschine 
Nr.  12  F.  Stolz  in  Mergelstetten,  B)  Maschine  Nr.  13  von  derselben  Firma, 
Maschine  Nr.  14  Pröfsdorf  und  Koch  in  Leipzig. 

Bezüglich  des  Berichtes  über  die  Ergebnisse  des  Wettkampfes  ver- 
weisen wir  auf  die  Allgemeine  Brauer-  und  Hopfenzeitung.,  1888  Bd.  28 
S.  2133.     (Vgl.  8.  351  dieses  Heftes.) 

M.  Hayduck  berichtet  über  die  Fortsetzung  seiner  Untersuchungen  über 
die  bitteren  und  harzigen  Bestandtheile  des  Hopfens  in  der  Wochenschrift 
für  Brauerei,  1888  Bd.  5  S.  937. 

An  der  Ausführung  der  Untersuchung  haben  sich  die  Herreu  Foth., 
Windisch  und   /iau  betheiligt. 

Zur  Gewinnung  der  Harze  wurde  der  Hopfen ,  wie  bereits  früher 
mitgetheilt  (1888  267  44),  mit  Aether  extrahirt,  der  Rückstand  des 
Aetherauszuges  mit  90  procen tigern  Alkohol  behandelt  und  die  hierbei 
erhaltene  alkoholische  Harzlösuug  zunächst  mit  einer  kalt  gesättigten 
Lösung  von  essigsaurem  Bleie  versetzt,  wobei  ein  gelblicher  voluminöser 
Niederschlag  entstand,  die  Bleiverbindung  eines  der  in  Lösung  befind- 
lichen Harze,  welches  Hayduck  als  «-Harz  bezeichnet.  Aus  der  vom 
a-Harze  befreiten  alkoholischen  Lösung  wurde  nach  dem  Entbleien  und 
Eindampfen  durch  Behandlung  der  rückständigen  Harzmasse  mit  Petro- 
leumäther (Siedepunkt  nicht  über  600)  ein  zweites  Harz  —  /5'-Harz  — 
gewonnen,  während  ein  drittes  —  /-Harz  —  ungelöst  blieb. 

Die  drei  Harze  besitzen  nach  Hayduck  folgende  bemerkenswerthe 
Eigenschaften: 

Das  u-Harz  ist  ein  Weichharz  von  zähflüssiger  Consistenz  und  hell- 
rothbrauner  Farbe;  fast  geruchlos,  besitzt  es  einen  stark  und  nachhaltig 
bitteren  Geschmack.   Es  ist  leicht  löslich  in  den  gewöhnlichen  Lösungs- 


378  Ueber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei. 

mittein  für  Harze,  Aether,  Alkohol,  Chloroform  u.  s.  w.,  sehr  scliwer  iu 
Wasser. 

In  Brunnenwasser  ist  das  Harz  leichler  löslich  als  in  destillirtem, 
was  auf  der  Bildung  von  festen  leichter  löslichen  Kalkverbinduugen 
beruht.     Als   charakteristische   Reactionen    führt    Hayduck   folgende  an: 

In  der  alkoholischen  Lösung  des  Harzes  entsteht  nach  Zusatz  einer 
Auflösung  von  essigsaurem  Bleie  in  Alkohol  ein  gelblicher  voluminöser 
Niederschlag.  Eine  ätherische  Lösung  des  Harzes  mit  einer  wässerigen 
Lösung  eines  Kupfersalzes  geschüttelt  gibt  eine  gelblichgrün  gefärbte 
Aetherschicht.  Die  wässerige  Lösung  des  Harzes  gibt  mit  essigsaurem 
Bleie  einen  weifsen,  mit  Kupfervitriol  einen  bläulichweil'sen,  mit  Eisen- 
chlorid einen  braunen  Niederschlag  und  mit  verdünnter  Schwefelsäure 
oder  Salzsäure  eine  starke  weifse  Trübung.  Durch  Zusatz  von  Alkalien, 
Kalk-  oder  Barytlösung  nimmt  die  wässerige  Lö.sung  des  Harzes  eine 
dunklere  Farbe  an,  ohne  dafs  dabei  ein  Niederschlag  entsteht. 

Das  Harz  besitzt  die  Eigenschaften  einer  schwachen  Säure:  mit 
Kali  und  ebenso  mit  anderen  Basen  verbindet  es  sich  zu  salzartigeu 
Verbindungen,  ohne  dabei  eine  chemische  Veränderung  zu  erleiden. 

Wenn  das  a-Harz  der  Temperatur  des  siedenden  Wassers  ausge- 
setzt wird  (sei  es  trocken  oder  in  wässeriger  Lösung),  so  erleidet  es 
eine  allmählich  fortschreitende  Veränderung,  wobei  drei  harzige  üni- 
setzungsproducte  beobachtet  wurden. 

1)  Ein  hellgelbes  Weiehharz,  löslich  in  Petroleumätlier.  nicht  fällbar  durch 
alkoholische  Lösungen  von  essigsaurem  Bleie  und  Kupier.  Beim  Zusätze  des 
Kupfersalzes  nimmt  die  alkoholische  Harzlösung  eine  gelblichgrüne  Farbe  an. 
In  den  übrigen  Reactionen  stimmt  dieses  Harz  mit  dem  unveränderten  a-Harze 
überein. 

2)  Ein  dunkel  gefärbtes  Weichharz,  unlöslich  in  Petroleumätlier,  sonst  wie  1. 

3)  Ein  dunkel  gefärbtes  sprödes  Harz,  unlöslich  in  Ptiroleumäther.  Die 
ätherische  Lösung  desselben  wird  beim  Schütteln  mit  Kupl'eilösung  nicht  grün 
gefärbt.  Eine  alkoholische  Lösung  von  essigsaurem  Bleie  erzeugt  in  der 
alkoholisclien  Lösung  des  Harzes  eine  schmutziggraue  Trübung. 

Alle  drei  genannten  Harze  bilden  in  Wasser  lösliche  Kaliverbindungen 
und  werden  durch  Zusatz  von  Säuren  aus  diesen  wieder  abgeschieden. 

Dtis  /9-IIarz  ist  dem  a-Harze  sehr  ähnlich.  Es  wurde  ebenfalls  als 
Weichharz  abgeschieden,  war  aber  etwas  dünnflüssiger  als  dieses  und 
hatte  einen  starken  hopfenartigeu  Geruch,  welcher  indessen  auf  eine 
Verunreinigung  des  Harzes  mit  Hopfenöl  zurückzuführen  ist.  Von  essig- 
saurem Bleie  wird  es  in  alkoholischer  Lösung  nicht  gefällt;  die  ätherische 
Lösung  mit  Kupferlösung  geschüttelt  gibt  eine  rein  smaragdgrüne  Aether- 
schicht. 

Durch  Kochen  mit  Wasser  wurden  drei  Producte  erhalten: 

J)  Ein  hellgelbes  sehr  vv'eiches  Harz,  welches  durch  Ausschütteln  der 
klaren,  wässerigen  Lösung  mit  Aether  erhalten  wurde  und  nach  seinen 
Reactionen  als  unverändertes,  von  dem  stark  riechenden  Oele  vollständig  be- 
freites ^-Harz  betrachtet  werden  mul's. 

2)  Eine  in  Petroleumäther  unlösliche  Modilication  desselben  Harzes. 

3)  Ein  iu  Petroleumäther  unlösliches  festes  Harz. 


Ueber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei.  379 

Das  y-Harz  ist  fest,  spröde,  von  dunkelbrauner  Farbe  uud  in  reinem 
Zustande  nicht  bitter,  sondern  völlig  geschmacklos.  Die  erste  Angabe, 
dafs  das  feste  Harz  auch  bitter  sei,  ist  auf  die  Anvcesenheit  einer  ge- 
ringen Menge  von  /?-Harz  zurückzuführen,  welches  diesmal  völlig  ent- 
fernt werden  konnte. 

Gegen  die  oben  angegebenen  Reagentien,  welche  zur  Erkennung 
der  beiden  Weichharze  dienen,  verhält  sich  das  p'-Harz  indifferent. 

Gegen  Alkalien  zeigt  es  ebenfalls  das  Verhalten  einer  schwachen 
Säure.  Aus  der  wässerigen  Lösung  der  Kaliverbindung  wurde  das  Harz 
durch  Mineralsäuren  in  Form  eines  feinpulverigen  liellbraunen  Nieder- 
schlages ausgeschieden. 

Die  drei  hier  beschriebenen  harzartigen  Körper  aus  dem  Hopfen 
wurden  bei  Verarbeitung  verschiedener  Hopfen  nach  demselben  Ver- 
fahren in  gleicher  Weise  wieder  erhalten. 

Auch  aus  dem  Lupulin  wurden  dieselben  drei  Harze  dargestellt. 
In  ihren  Eigenschaften  und  Reaetionen  stimmen  sie  mit  den  aus  den 
Hopfenzapfen  gewonnenen  Harzen  vollständig  überein. 

Dk  Bopfenbittersäure  wurde  zuerst  von  Lermer  dargestellt,  spätei" 
von  Bungener  eingehend  untersucht.  Hayduck  kann  die  Angaben  Bungener's 
durchaus  bestätigen,  fand  indessen  Krvstalle  von  verschiedener  Form. 
In  dem  «-Harze  hatten  sich  einmal  Krj'stalle  von  dem  Aussehen  lang- 
gestreckter rhombischer  Tafeln,  im  /?-Harze  sehr  dünne  lange  Prismen 
abgeschieden. 

Die  Reindarstellung  der  Krj'stalle  aus  dem  /?-Harze  gelang  voll- 
ständig, nicht  ebenso  die  aus  dem  «-Harze.  Dieselben  schienen  einerseits 
leichter  löslich  in  Petroleumäther  zu  sein,  andererseits  leichter  an  der 
Luft  zu  verharzen. 

Die  Krystalle  zeigten  dieselbe  bemerkenswerthe  Eigenschaft,  wie 
die  Hopfenbittersäure  aus  dem  /?-Harze,  nämlich :  sich  bei  wiederholtem 
Verdunsten  der  alkoholischen  Lösung  in  ein  bitteres  Weichharz  umzu- 
wandeln. Dieses  glich  in  seinen  Eigenschaften  und  Reaetionen  voll- 
ständig dem  K-Harze,  ebenso  wie  das  unter  denselben  Bedingungen 
aus  der  Hopfenbittersäure  entstehende  Harz  mit  dem  /^-Harze  überein- 
stimmte. 

Aus  dem  ätherischen  Oele  des  Hopfens  erhält  man  ein  Harz,  welches 
in  seinen  Eigenschaften  dem  y-Harze  gleicht. 

Wenn  die  Annahme  richtig  ist  —  und  sie  hat  viel  Wahrscheinlich- 
keit für  sich  —  dafs  das  y-Harz  aus  dem  ätherischen  Hopfenöle  durch 
Verharzung  desselben  entsteht,  so  sind  die  im  Hopfen  ursprünglich  ent- 
haltenen Körper,  aus  denen  die  beschriebenen  Harze  erst  als  secundäre 
Verbindungen  entstehen,  die  Hopfenbittersäure  oder  zwei  krystallinische 
Verbindungen  vom  Charakter  der  Hopfenbittersäure  und  das  Hopfenöl. 

Nur  das  u-  und  ß-tiarz  sind  von  Bedeutung  für  die  Brauerei.  Nur 
diese   beiden  Harze  ertheilen  dem   Bier  den   gewünschten   bittern   Ge- 


380  Ueber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei. 

schmack  und  besitzen  die  wichtige  Eigenschaft,  Spaltpilzgährungen  zu 
hemmen.  Das  ;'-Harz  besitzt  keine  der  beiden  Eigenschaften.  Es  ist 
in  Folge  seiner  Löslichkeit  in  Wasser  auch  im  Bier  enthalten,  mufs 
aber  als  werthloser  Bestandtheil  desselben  angesehen  werden. 

Hayduck  glaubt  aus  seinen  Untersuchungen  schliefsen  zu  müssen, 
dafs  die  beiden  in  Petroleumäther  löslichen  Weichharze  den  Bitterstoff 
des  Hopfens  repräseutiren.  Der  Bitterstoff  von  Jfsleib  und  Greshoß 
(1888  266  323)  zeigt  so  grofse  Aehnlichkeit  mit  den  aus  ihrer  wässerigen 
Lösung  mittels  Aether  abgeschiedenen  Weichharzen,  dafs  die  Identität 
dieser  Körper  unzweifelhaft  erscheint.  Die  Existenz  eines  besonderen 
Bitterstoffs  im  Hopfen  neben  den  bittern  Harzen  hält  Hayduck  nicht 
für  erwiesen. 

Bezüglich  der  Gewichtsverhältnisse,  in  welchen  die  drei  beschriebenen 
Harze  im  Hopfen  enthalten  sind,  wird  folgendes  mitgetheilt:  von  einem 
frischen  Hopfen  wurden  erhalten:  17,784  Proc.  AetherextracL  und  aus 
diesem  auf  Hopfen  berechnet: 

4,734  Proc.  «-Harz,  8,065  Proc.  /?-Harz,  5,191  Proc.  ;'-Harz. 
Die  wirksamen  Weichharze  waren  also  vorwiegend  vorhanden.  Da  das 
y-Harz  für  die  Brauerei  werthlos  ist,  so  genügt  es  nicht,  wie  Greshnff 
mit  Recht  hervorhob,  zur  Werthbestimmung  des  Hopfens  den  Aether 
oder  Alkoholextract  zu  bestimmen,  sondern  es  ist  ni'ithig,  den  in  Petro- 
leumäther löslichen  Theil  des  Hopfens  (|uantitativ  zu  ermitteln. 

Da  in  der  Praxis  der  Bierbrauerei  die  Extraction  des  Hopfens  mit 
Würze,  also  mit  einer  wässerigen  Lösung  verschiedener  Stoffe  vollzogen 
wird,  so  schien  es  von  praktischem  Interesse  zu  sein,  die  Frage  zu  be- 
antworten, welche  bitteren  und  harzigen  Substanzen  in  einem  uäs$erigen 
Hopfenauszuge  enthalten  sind  und  welche  Eigenschaften  dieselben  be- 
sitzen. Zu  dem  Behufe  wurden  200«  Hopfen  mit  10'  Wasser  (aus  der 
Wasserleitung)  1  Stunde  lang  gekocht,  und  zwar  wurde  die  Operation 
im  Ganzen  viermal  ausgeführt.  Die  Auszüge  wurden  nach  dem  An- 
säuern mit  Schwefelsäure  mit  Aether  ausgeschüttelt. 

In  ihren  Eigenschaften  glichen  die  erhaltenen  Harze  den  aus  dem 
Hopfen  direkt  gewonnenen.  Neben  den  durch  das  Kochen  veränderten 
Weichharzen  enthielten  die  in  Petroleumälher  unlöslichen  Harzrück- 
stände der  vier  Hopfenauszüge  jedenfalls  auch  das  indifferente  y-Harz. 

Aus  der  zuletzt  angeführten  Versuchsreihe  ergibt  sich,  dafs  viermal 
ausgekochter  Hopfen  noch  bedeutende  Harzmengen  (53  Proc.)  enthalt. 
Hierdurch  erklär!  sich  die  Thatsache,  dafs  Hopfen  wiederholt  mit 
Wasser  ausgezogen  werden  kann,  ohne  seinen  bitteren  Geschmack  und 
seine  antiseptischen  Eigenschaften  zu  verlieren.  (Vgl.  Deinhardt's(^\w» 
Hopfenkoch  verfahren. ) 

Die  aus  den  Hopfenauszügen  isolirlen  Harze  sliminen  mit  den- 
jenigen des  Bieres  überein.     Es  fand  sich  also  auch  im  Biere: 


üeber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei.  381 

1)  ein  weiches  bitteres  Harz,  lös-     \ 

lieh  in  Petroleumäther;  „         „  f  Modificationen  des  a-  und  -^-Harzes 

2)  ein    Harz    von    derselben    Be-  \        ^^^.^^    unverändertes  Ä-fearz. 
schaffenheit,   unlöslich   in  Petroleum-  V  ^ 
äther ;  ' 

■\  Die     wirksamen     Harzbestandtheile 

3)  ein  festes,  schwach  bitteres,  in  /  des  Bieres,  wahrscheinlich  ein 
reinem  Zustande  wahrscheinlich  nicht  ^  Gemenge  von  Umwandlungspro- 
bitteres  Harz.                                                 \  ducten   des   «-  und   5-Harzes    mit 

'         j)-Harz. 

Der  viermal  mit  Wasser  ausgeiiochte  Hopfen  wurde  getrocknet  und 
mit  Aether  der  zurückgebliebene  Harzrest  ausgezogen. 

In  der  folgenden  Tabelle  sind  die  Gewichtsmengen  der  in  die 
wässerigen  Auszüge  übergegangenen  Harze,  so  wie  der  in  Petroleumäther 
lösliche  Antheil  derselben  zusammengestellt: 

f'»!-  ..„„  u,,,        Vom  gelbsten  Harz  in  Petroleum- 
Gelostes  Harz  -jhpr  li^jllP^g  Antheile 

g  ?  Proc. 

1.  Auszug     ....     3,8     ....     1^8     ..     .     47,3 


1,9     ..     .     48,7 
1,4     ..     .     46,7 
0,7     ..     .     43,7. 
e  Lösung  übergegangenen  Harzes 


2.  „         ....     3,9 

3.  „         ....     3,0 

4.  „         ....    1,6 
Die  Menge  des  nicht  in  wässerige 

betrug  13?,8. 

Es  enthielt  somit  von  dem  gesammten  Harze: 

Der  1.  Auszug 14,5  Proc. 

„2.  „  14,9      „ 

„3.  „  11,5      „ 

„4.  „  6,1      „ 

rückständiges  Harz  im  Hopfen  ....  52,9  „ 
Die  bei  der  Biergährung  sich  bildende  Harzdecke  besteht  zum 
gröfstea  Theile  aus  Hopfenharzen  und  gewissen  Eiweifskörpern  in  Ver- 
bindung mit  Gerbstoff.  Beiden  Bestandtheilen  ist  die  Eigenschaft  ge- 
meinsam, in  der  Wärme  bedeutend  löslicher  zu  sein  als  bei  niederen 
Temperaturen  und  daher  beim  Abkühlen  gesättigter  Lösungen  sich  aus- 
zuscheiden. Die  Annahme  liegt  nahe,  dafs  eine  Ausscheidung  der  ge- 
nannten Stoffe  auch  in  der  auf  die  niedrige  Gährungstemperatur  ab- 
gekühlten Würze  im  Verlaufe  der  Gährung  allmählich  stattfindet.  Die 
Entstehung  der  sogen.  Harzdecke  findet  hierdurch  eine  einfache  Er- 
klärung. 

Ueber  den  Einflufs,  welchen  wässerige  Hopfenauszüge  auf  die 
Gährung  der  Milchsäurebakterien  und  einiger  anderer  Gährungsorga- 
nismen  ausüben,  hat  Uayduck  schon  früher  {Wochemchrift  für  Brauerei^ 
1885  Nr.  19)  berichtet.  Die  Resultate  der  Untersuchung,  die  später 
durch  weitere  Versuche  ergänzt  wurden,  sind  kurz  folgende: 

1)  Ein  wässeriger  Hopfenauszug  übt  auf  die  Gährthätigkeit  der  Hefe 
keinen  nachtheiligen  Einflufs  aus. 

2)  Die  Gährung  des  stäbchenförmigen  Milchsäurefermentes  wird  durch 
wässerigen  Hopfenauszug  stark  beeinträchtigt.  Der  Auszug  von  lg  Hopfen 
in  01,5  Malzmaische  vermochte  in  der  letzteren  die  Milchsäuregähruug  fast 
gänzlich  zu  verhindern.  Selbst  noch  kleinere  Mengen  (.0?,5  und  0g,25  Hopfen) 
wirkten  stark  verzögernd  auf  die  Milchsäuregährung. 


382  Ueber  Forlsiliritte  in  der  Bierbrauerei. 

3)  Vtrscljiedene  Hopfensurten  zeigten  ein  ungleiches  Vermögen,  die  Milch- 
sauregährung  zu  hemmen.  Mit  zunehmendem  Alter  iles  Hopfens  scheint  dies 
Vermögen  abzunehmen.  Die  feineren  Sorten  zeigten  aber  gegenüber  den 
geringeren  iu  dieser  Bezieliung  lieinen  Vorzug,  ebenso  wenig  die  ungescliwe- 
felten  Sorten  gegenüber  den  geschwefelten. 

4)  Der  Hopfen  behielt  auch  nach  dreimaligem  Ausziehen  mit  siedendem 
Wasser  die  Fähigkeit,  die  Milchsäuregahrung  zu  hemmen,  auch  besafs  die 
3.  Auskochung  noch  einen  intensiv  bitteren  tieschmack. 

5)  Der  Milchsäure  erzeugende  Pediococcus  wurde  (s.  o.)  durch  Hopfen- 
abkochung in  seiner  Entwickelung  und  Gährthätigkeit  weniger  gehemmt  als 
das  stäbchenförmige  Milchsäureferment. 

6)  Die  Buttersäuregährung  wurde  in  Malzmaischen  durch  Hopfenabkochung 
erheblich  beeinträchtigt,  ebenso  die  Gährthätigkeit  der  Fäulnifsbakterien  in 
Eiweifs  haltigen  Flüssigkeiten. 

7)  Die  Essigbakterien  und  der  Kahmpilz  werden  durch  Hopfen  in  ihrer 
Entwickelung  nicht  beeinträchtigt. 

Neue  Versuchsreihen  ergaben: 

8)  Dal's  das  a-  und  iJ-Harz,  sowie  das  durch  Oxydation  der  Hopfenbitter- 
säure entstandene  Harz,  welches  mit  dem  /J-Harz  identisch  ist,  in  äul'serst 
geringer  Menge  stark  hemmend  auf  die  Milchsäuregahrung  einwirken,  dafs 
dagegen  das  j-Harz  unwirksam  ist. 

9)  Die  Untersuchung  der  Harze  des  Bieres  und  der  Harzdecke  und  deren 
Wirkung  auf  die  Milchsäuregahrung  führen  zu  dem  Resultate,  dafs  im  Verlaufe 
der  Biergährung  nicht  etwa  gewisse  harzige  Bestandtheile  ausgeschieden  werden, 
während  andere  in  der  Lösung  bleiben ,  sondern  dal's  die  im  Biere  gelösten 
und  die  in  der  Decke  ausgeschiedenen  Harze  qualitativ  nicht  verschieden  sind. 

Die  Frage  ^  ivann  der  Hopfen  die  für  die  technische  Verwendung  er- 
forderliche Reife  besitzt^  behandelt  Prof.  Dr.  M.  Braunport  (Wochenschrift 
für  Brauerei.,  ISSS  Bd.  5  S.  947).  Es  wird  gezeigt,  wie  man  mit  dein 
Doldengewichte,  Geruclie,  Gesclimacke  und  Farbe  der  Dolden  bei  gleich- 
zeitiger Beobachtung  der  DrUsenbeschaffenheit  durch  das  Mikroscop  das 
Reifestadium  f'eslstellen  kann.  Der  umfassenden  Originalabhaudlung, 
auf  welche  hiermit  verwiesen  wird,  sind  3  colorirte  Tafeln  mit  Ab- 
bildungen von  Keibtliicheti  beinegeben.  Die  von  Braunport  zuerst  ver- 
suchten und  entvi'ickelten  Sekretbilder  (Reibflächen)  können  gleichfalls 
zur  Beurtheilung  des  Reifestadiums  des  Hopfens  verwendet  werden 
Endlich  wird  anhangsweise  noch  die  Arbeit  des  Ptlückens   besprochen 

Pateute:  Malzentlieiinungsmaschine.,  D.  R.  P.  Nr.  40755  vom  30.  Ja 
nuar  1887.    Ludwig  Röfsler  iu  Aibling  und  Heinrich  Reinhard  in  München 

Die  Haupttheile  der  Maschine  sind  zwei  Reiuiguugscjlinder  und  ein 
Exhaustor.  In  dem  oberen  Cylinder  rotirt  eine  Welle  mit  theilweise 
schräg,  theilweise  gerade  augesetzten  flachen  Rühriirnieu.  Das  durch 
den  Einschüttrumpf  zugeführte  Malz  staut  sich  vor  den  geraden  Rühr- 
armen und  wird  von  den  sciiräg  gestellten  kräftig  bearbeitet,  so  dafs 
es  schnell  entkeimt  wird.  Der  zweite  Cylinder  ist  mit  einem  schrauben- 
förmig gewundenen  Bandeisen  als  Rührvorrichtuug  versehen.  Die  Cy- 
linder bestehen  in  ihrer  oberen  Hälfte  aus  Siebblech,  in  der  unteren 
aus  parallel  gespanntem  Drahte,  und  zwar  besitzt  der  obere  Draht 
conischen  Querschnitt,  um  das  Durchfallen  der  Malzkeime  zu  erleichtern. 
Beim  Verlassen  der  Maschine  wird  das  entkeimte  Malz  durch  den  Ex- 
haustor vülii"   von  Staublheilchen  befreit. 


Kleinere  Mittheilungen.  383 

Malzentkeimungs-^  Putz-  und  Sorlirmaschine^  D.  R.  P.  Nr.  -tl  528  vom 
17.  Februar  1887.  F.  J.  Sommer  in  Landshut  i.  B.  Die  Maschine  stellt 
eine  Combination  der  unter  Nr.  32341  patentirten  Malzentkeimungs- 
vorriehtung  mit  einem  Windsaugeiiasten  und  einer  abgeänderten  Malz- 
tronimel  dar. 

Ventilalionseinrichtung  für  Malzdarren,  D.  R.  P.  Nr.  41972  vom  15.  Mai 
1887.  Erdmann  Witschel  in  Breslau.  Um  durch  Erhitzung  der  Luft  im 
Schornsteme  der  Darre  den  Zug  zu  verstärken,  ist  das  zu  diesem 
Zwecke  bereits  übliche  Rauchrohr  von   einem  Heizapparate   umgeben. 

Wendeapparat  für  Matz  und  ähnliche  Materialien  von  Jo/i.  Schäfer 
und  Söhne  in  Crefeld,  D.  R.  P.  Nr.  41 525  vom  6.  Februar  1887. 

Zerlegbares  Holzfafs  zum  Transport  und  zur  Conservirung  von  Hopfen 
von  Ludwig  Gerngrofs,  M.  Frauenfeld  und  Wilhelm  Gerngrofs  in  Nürn- 
berg, D.  R.P.  Nr.  39882  vom  12.  November  1886. 

Gegenüber  den  zur  Aufbewahrung  des  Hopfens  üblichen  Blech- 
büchsen soll  dieses  Holzfafs  u.  a.  den  Vortheil  gewähren,  dafs  kein 
Dichiungsmaterial  erfordert  wird,  keine  Rostflecken  vorkommen  und 
sein  Preis  niedriger  ist.  C.  J.  Lintner. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Versuche  mit  2°'  weiten  Monier-Röhren. 

Ueber  Vorversuche ,  welche  darauf  gerichtet  waren ,  die  Bi-auchbarkeit 
weiter  Röhren  nach  dem  Jtfonier'sclien  Systeme  für  eine  Entwässerungsanlage 
der  Stadt  Königsberg  in  Prenfsen  zu  erproben,  berichtet  der  Königl.  Reg.-Bau- 
meister  Btciter  im  Centralbtatte  der  Bauvericaltung,  1889  S.  49,  folgendes: 

Die  beabsichtigte  Rohrleitung  ist  für  eine  9kni  lange  Vorfluthleitung  be- 
stimmt, und  soll  auf  Dammschüttung  mit  nur  gegen  Frost  schützender  Erd- 
deckung zur  Ausführung  kommen.  Da  keine  Erfahrung  mit  den  Monier- 
Röhren  vorlagen,  dieselben  aber  geeignet  erschienen,  so  wurden  zunächst 
Vorversuche  angestellt. 

Für  die  Herstellung  der  Probestücke  wurde  von  der  Erwägung  ausge- 
gangen, dafs  bei  dem  fertigen  Kanäle  die  äufseren  Belastungen  eine  Umfor- 
mung des  runden  Kanalquerschnittes  hervorrufen  und  den  Kanalniantel  an 
den  verschiedenen  Stellen  desselben  Querschnittes  ungleich  beanspruchen  werden, 
dafs  mithin  die  Anordnung  der  Eiseneinlagen,  welche  an  den  Stellen  mit  Zug- 
spannungen erforderlich  sind,  genau  ermittelt  werden  mufs.  Unter  der  An- 
nahme einer  Erdlast  von  3ni,35  Höhe  und  einer  gleichmäfsigen  Vertheilung 
derselben  über  den  wagerechten  und  senkrechten  Durchmesser  ergab  nun  die 
Rechnung,  dafs  in  dem  Scheitel,  der  Sohle,  sowie  in  Höhe  des  wagerechten 
Kanaldurchmessers  die  gröfsten  Momente  auftreten,  während  dieselben  in  den 
Zwischenlagen  abnehmen  und  unter  45"  gegen  die  gefährlichsten  Stellen  gleich 
Null  werden.  Ferner  ging  aus  der  Umformung  des  Querschnittes  hervor,  dafs 
in  dem  Scheitel  und  der  Sohle  die  inneren  Theile  und  rechtwinkelig  dazu  die 
äufseren  Theile  der  Wandung  gedehnt  werden.  Die  Eiseneinlage  hätte  hier- 
nach also  eigentlich  nach  einer  Ellipse  geformt  werden  müssen,  welche  bei 
dieser  vereinfachten  Belastungsannahme  wohl  leicht  zu  bestimmen,  aber 
schwierig  auszuführen  gewesen  wäre.  Auch  lag  bei  einer  unrichtigen  Ver- 
legung des  Kanalstückes,  etwa  bei  einer  Drehung  um  900  gegen  die  berechnete 
Lage,  die  Gefahr  einer  unzureichenden  Festigkeit  vor.  Bei  den  Versuchs- 
stücken ist  daher  ein  doppeltes  Eisengerippe  zur  Anwendung  gekommen,  und 
zwar  ein  inneres  und  ein  äufseres  Flechtwerk,  deren  jedes  nur  so  weit  von 
den  Aufsenüächen  abliegt,  als  zur  Einbettung  in  den  Beton  ausreichend  war. 


384  Kleinere  Mittlieilungen. 

Jedes  Flechtwerk  besteht  aus  den  eigentlichen,  dem  Kreisumfange  folgenden 
Tragstäben  und  den  mit  der  Kanalachse  gleichgerichteten  Flechtstäben,  die 
beide  mit  einander  mittels  Drahtes  verbunden  sind  und  ein  geviert förmiges 
Maschenwerk  bilden.  Die  Probestücke  sind  stehend  hergestellt  worden.  Die 
Flechtwerke  wurden  an  den  inneren  bezieh,  aul'seren  Wandungen  zweier  aus 
rauhen  Brettern  gefertigten  Trommeln  leicht  mit  Draht  befestigt,  woraul  eine 
Trommel  in  die  andere  gesetzt  und  in  den  der  Stürke  des  Kanalmantcls  ent- 
sprechenden Zwischenraum  der  sorgfältig  im  Mischungsverhältnisse  1  :  3  her- 
gestellte und  steif  angemachte  Cementraörtel  eingebracht  und  festgestampft 
wurde.  Ein  Im.SÜ  langes  Kanalstiick  von  lOcm  Wandstärke  erforderte  2571,5 
Sterncement  und  die  dreifache  Menge  ungewaschenen  Sandes  und  wurde  durch 
zwei  Maurergesellen  und  zwei  Arbeiter  in  acht  Stunden  fertiggestellt,  wobei 
die  Anfertigung  und  das  Aufstellen  der  I.ehrbögen  und  das  Herstellen  des 
Drahtgetlechtes  nicht  einbegriffen  sind.  Das  nachfolgend  hinsichtlich  der  Be- 
lastung näher  beschriebene  Kanalstiick  hatte  bei  lni,5  Länge  und  lücm  Wand- 
stärke ein  inneres  und  äul'seres  Flechtwerk  von  je  12  Tragstäben  von  8i"n 
Stärke  und  12  Flechtstäben  von  6nim,5  Stärke  auf  Im,  woraus  sich  die  Maschen- 
weite zu  rund  8cm  ergibt.  Nach  Aushebung  einer  gröl'seren  Grube  wurde 
dieselbe  Im  hoch  mit  möglichst  schlechtem  Boden,  losem  Torfe,  ausgefüllt, 
darauf  ein  Sohlstück  von  Beton  (1:4:8)  von  2m,2D  Breite  und  (Jm;25  ge- 
ringster Stärke  verlegt  und  auf  dieses  das  Kanalstück  aufgebracht.  Das  Be- 
lastungsmaterial bestand  aus  Säcken  mit  Sand  und  darüber  aus  Eisenbahn- 
schienen. Die  Belastung  wurde  an  dem  am  19.  November  1887  hergestellten 
Probestücke  in  der  Zeit  vom  16.  bis  17.  ipril  1888  vorgenommen. 

Aus  den  in  der  amtlichen  Verhandlung  enthaltenen  genauen  Angaben 
über  die  Beweguug  der  einzelnen  Punkte  mögen  folgende  Mittheilungen  ge- 
macht werden.  Bei  9600k  Auflast  für  l'im  trat  ein  Ril's  in  der  Mitte  des  Sohl- 
stückes ein,  das  A/onwr-Rohr  war  frei  von  Rissen  und  zeigte  eine  Formände- 
rung des  wagerechten  und  senkrechten  Durchmessers  um  je  6mm  in  verscliiedenem 
Sinne;  die  ganze  Last  hatte  sich  um  55mm  gesenkt.  Bei  rund  12900'' Auflast 
für  Iqm  traten  die  ersten  von  innen  nach  aufsen  verlaufenden  Haarrisse  genau 
im  Scheitel  und  in  der  Hohle  ein,  die  Umformung  des  (Querschnittes  betrug 
+  14mm  bezieh.  —  llmm^  die  Senkung  der  ganzen  Last  dagegen  75mm.  Nach 
weiterer  Belastung  zeigten  sich  Haarrisse  an  der  Aul'senwand  in  Höhe  des 
Kreismittelpunktes.  Bei  der  grölsten  Auflast  von  21000^  für  Iqm  erreichte 
die  Abweichung  der  Durchmesser  von  der  ursprünglichen  Länge  das  Mafs 
von  60mQi  und  die  ganze  Last  hatte  sich  um  25ümm  gesenkt.  Nach  der  Ent- 
fernung der  Auflast  verblieb  eine  Formänderung  in  den  Achsen  von  50  bezieh. 
46mm^  sämmtliche  Risse  reichten  von  innen  oder  aul'sen  nur  bis  zur  Mittel- 
linie des  Kanalmantels.  Die  gute  Uebereinstimraung  der  Versuche  mit  den 
Ergebnissen  der  Berechnung  verdient  hervorgehoben  zu  werden. 

Ein  zweites  in  gleichen  Abmessungen  wie  das  vorerwähnte,  jedoch  nur 
in  Im  Länge  hergestelltes  Kanalstück  wurde  an  den  Enden  durch  verbolzte 
Holztafeln  mit  Zinkblechbekleidung  geschlossen,  mit  Werg  gedichtet  und  einem 
inneren  Wasserdrucke  ausgesetzt.  Da  die  Dichtung  nicht  gut  schlofs,  konnte 
nur  ein  mittlerer  Druck  von  7m,ö  Wassersäule  erzielt  werden,  welchen  das 
unverputzte  Rohr  gut  aushielt,  indem  es  nur  an  einzelnen  Stellen  Schwitz- 
wasser zeigte.  Der  günstige  Eindruck  der  Versuche  veranlafste,  von  weiteren 
Proben  wegen  der  erheblichen  Kosten  Abstand  zu  nehmen.  Es  dürfte  iudefs 
darauf  hinzuweisen  sein,  dafs  eine  sehr  sorgfältige  Herstellung  der  Rohre 
nothwendig  erscheint.  Bei  den  hierorts  beabsichtigten  Bauausführungen 
sollen  daher  die  Rohre  aufserhalb  der  Baugrube  stehend  aus  einzelnen 
Stücken  gefertigt  und  nach  dem  Verlegen  die  Fugen  mit  Monier-Bändern  um- 
hüllt werden. 


Verlag  der  J.  ü.  Cotta'schen  Buctihandlung  in  Stuttgart. 
Druck  von  Gebrüder  Kröner  in  Stuttgart. 


Neues  Stereotypen-Giefsinstrument.  385 

Neues  Stereotypen-G-iefsinstrument. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  19. 

Für  das  Giefsen  schriftlioher  Stereotypplatten  mit  Hohlfufsleistea 
ist  von  der  bekanuten  Firma  Schelter  und  Giesecke  in  Leipzig  eine  Ver- 
vollkommnung des  gewöhnlichen  Stereotypen-Giefsinstrumentes  getrofFea 
worden  (*D.  R.  P.  Nr.  45924  vom  19.  Mai  1888),  wodurch  Stereotyp- 
platten jeden  Formates  bis  zur  Gufsformbreite  rasch  und  leicht  gegossen 
werden  können. 

Bisher  benutzt  man  beim  Giefsen  schrifthoher  Stereotypen  be- 
stimmten Formates  zur  Verminderung  des  Gewichtes  und  Ersparung 
von  Schriftmetall  allgemein  der  Gröfse  des  zu  giefsenden  Formates  ent- 
sprechende Hohlfufsgufsformen  mit  diagonal  angegossenen,  rippenförmigen 
Leisten,  die,  in  das  Giefsinstrument  zwischen  die  Papiermatrize  oder  die 
galvanisch  hergestellte  Kupferhaut  und  die  Grundplatte  des  Giefs- 
instrumentes  gelegt,  der  Form  der  Leisten  entsprechende  Aussparungen 
in  der  unteren  Seite  der  gegossenen  Stereotypen  u.  s.  w.  bilden. 

Handelt  es  sich  jedoch  um  das  Giefsen  von  mit  solchen  Aussparungen 
(Hohlfüfsen)  versehenen  Stereotypplatten  beliebigen  Formates,  so  be- 
dient man  sich  loser  Hohlfufsleisten  verschiedener  Anzahl  und  Breite, 
welche  —  jede  besonders  —  an  die  Deckplatte  des  Giefsinstrumentes 
anzuschrauben  sind.  Je  nach  der  Gröfse  des  zu  giefsenden  Formates 
müssen  also  mehr  oder  weniger  entsprechende  Leisten  gewählt  werden. 
In  beiden  Fällen  ist  zur  Erzeugung  der  gewünschten  Plattenstärke  ein 
schrifthoher  sogen.  Giefswinkel  anzuwenden. 

Diesem  jetzigen  Verfahren  aber  haften  eine  Reihe  Unbequemlich- 
keiten an,  indem  einerseits  durch  die  gröfse  Anzahl  der  Löcher  für  die 
Befestigungsschrauben,  welche  für  die  zum  Gusse  von  Stereotypplatten 
verschiedenen  Formates  bestimmten  Hohlfufsleisten  erforderlich  sind,  die 
Deckplatte  des  Giefsinstrumentes  geschwächt  wird,  welche  Löcher  an- 
dererseits wieder,  z.  B.  beim  Giefsen  nicht  schrifthoher  Platten,  sehr 
hinderlich  sind  und  stets  erst  besonders  verschlossen  werden  müssen.  Das 
ganze  Arbeiten  mit  einzelnen  Hohlfufsleisten  ist  namentlich  auch  dann 
umständlich  und  zeitraubend,  wenn  schnell  hinter  einander  Platten  ganz 
verschiedenen  Formates  mit  Hohlfüfsen  zu  giefsen  sind.  Andererseits 
ist  es  nicht  durchführbar,  für  jedes  der  gewünschten  verschiedensten 
Stereotypplattenformate  eine  besondere  Hohlfufsgufsform  zu  besitzen. 

Diese  Nachtheile  veranlafsten  die  Firma  Scheiter  und  Giesecke  zur 
Construction  der  in  Fig.  1  bis  4  Taf.  19  dargestellten  Hohlfufsgufsform, 
welche  die  Erzeugung  von  Stereotypplatten  jeden  Formates  gestattet. 
Diese  vom  Giefsinstrumente  unabhängige  Form  wird  beim  Giefsen  ein- 
fach zwischen  Deck-  und  Grundplatte  des  Instrumentes  eingelegt,  schliefst 
die  Benutzung  eines  besonderen  Giefswinkels  aus  und  läfst  sich  rasch 
auf  jede  gewünschte  Dimension  einstellen. 

Dingler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  9.  1889il.  25 


386  Neues  Stereotyptn-Giersinstnuiifut. 

Fig.  4  gibt  die  aus  einer  Gniudplatle  a  mit  Seiten-  und  Quer- 
leisten (/(/[  nebst  dreier  Einiegeschieuen  efg  bestehende  Hohll'ursguls- 
t'orm  für  sich,  während  Fig.  1  bis  :i  die  Benutzung  im  üiefsinstruinente 
/eigen. 

Auf  der  eisernen,  gehobelten  Platte  a  heliudeu  sieli  mehrere  — 
in  vorliegendem  Falle  13  —  aufgegossene,  nach  oben  sich  verjüngende 
Kippen  6,  deren  äul'serste  ft(  und  b-^  an  der  Basis  2'.^  bezieh.  5'.,  Cicero 
breit  sind  (das  typographische  Mals:  Cicero  =  4""", 5),  während  die 
übrigen  sämmtlieh  eine  Breite  von  4  Cicero  besitzen.  Die  Kippen  sind 
je  2  Cicero  an  der  Basis  von  einander  entfernt,  mit  Ausnahme  der 
sechsten,  welche  ein  Zwischenraum  •  von  2 '2  Cicero  von  der  fünften 
Rippe  trennt.  Die  Höhe  der  Kippen  entspricht  der  beabsichtigten  Tiefe 
der  Aussparungen  an  den  zu  giefsenden  Platten. 

Zu  beiden  Längsseiten  dieser  Hohlfufsgufsfonn  sind  die  schrifthohen 
(23""", 5")  Leisten  d  von  rechteckigem  Querschnitte  angeschraubt,  die 
von  den  nächst  gelegenen  Rippen  '.,  bezieh.  2  Cicero  entfernt  .sind. 
Aufserdem  wird  die  untere  Querseite  der  Hohlfufsgufsform  durch  die 
Leiste  </|   abgeschlossen  (Fig.  1). 

Zu  dieser  Platte  a  gehören  nun  die  drei,  genau  auf  die  Kippen 
passenden  abnehmbaren  Schienen  e,  f  und  g  von  Schrifthöhe,  von 
denen  die  beiden  ersteren  mit  unsymmetrisch  durchhobelten  Längsnuthen 
versehen  sind,  während  die  letztere  eine  symmetrische  Nuth  besitzt. 
Diese  symmetrische  Schiene  g  hat  an  der  unteren  Seite  1  Cicero  starke 
Wandungen  (vgl.  Fig.  4),  während  die  Stärke  der  letzteren  bei  den 
unsymmetrischen  Schienen  e  und  f  auf  einer  Seite  '/j,  auf  der  anderen 
11(2  Cicero  beträgt,  die  Gesammtbreite  aller  drei  Schienen  ist  die  gleiche, 
t)  Cicero. 

Mittels  dieser  drei  Schienen  f,  f  und  j,  welche  die  Stelle  des  Giefs- 
winkels  vertreten,  läfst  sich  nun  die  Form  auf  jedes  Format  von 
3'j'.2  Cicero  bis  zur  Gufsform breite  in  Abstufungen  von  'i.)  zu  '.,  Cicero 
einstellen.  Je  nachdem  man  die  symmetrische  oder  eine  der  luisym- 
metrischeu  Schienen,  mit  ihrer  schmalen  oder  breiten  Wandung  nach 
der  Längsseite  der  Hohlgufsforni  gerichtet,  auf  die  zweite  oder  vor- 
letzte Rippe  legt,  ergeben  sich  die  Breiten  von  3'. 2,  4,  4i|.,,  5,  S'/j,  6, 
6 ','.2,  7,  8,  81,2  und  9  Cicero.  Zur  Erzielung  einer  7'.,  Cicero  breiten 
Stereotypplatte  mufs  man  »ich  der  zwei  unsymmetrischen  Schienen  und 
des  oben  erwähnten  breiteren  Zwischenraumes  zwischen  der  fünften  und 
sechsten  Kippe  bedienen,  ebenso  für  13 '/o,  29  Cicero  u.  s.  w.  Durch 
Ueberdeckung  der  auf  die  zweite  bezieh,  vorletzte  Kippe  folgenden 
durch  die  Schienen  und  je  nach  Verwendung  einer  oder  zweier  Schienen 
lassen  sich  dann  weiter  die  Breiten  9^j.,  bis  10'. 2  und  14  bis  K?  l'icero 
herstellen;  11  bis  13  Cicero  ergeben  sich  durch  die  verschiedene  Lage- 
rung zweier  Schienen  auf  den  mittleren  Kippen,  und  so  fort  unter  Be- 
nutzung immer  weiterer  Rippen  bis  zur  Breite  der  (iufsform.    In  Fig.  3 


Präcisionswage  mit  automaliscli   wirkendem  Mechanismus.  387 

ist  z.  B.  eine  Breite   von   37'. 2  Cicero   für  die   zu  giefsende  Stereotyp- 
platte eingestellt. 

Die  Lage  dieser  Hohlgufsibrm  im  Giefsinstruniente  lassen  die  Fig.  1 
bis  3  leicht  erkennen,  und  zwar  zeigt  Fig.  1  das  letztere  mit  abge- 
nonimeuem  Deckel,  während  in  Fig.  2  und  3  das  Instrument  geschlossen 
ist.  Zwischen  dem  Deckel  h  und  der  Grundplatte  i  liegt  die  Hohl- 
gufsform  a,  und  auf  deren  Schienen  bezieh.  Leisten  dd^  die  abzugiefsende 
Matrize  /t,  welche  an  der  EingufsöflTuung  l  des  Instrumentes  durch  die 
gleichzeitig  die  letztere  nach  den  Seiten  hin  abschliefsenden  Keile  m 
gehalten  wird.  Das  übrige  Arbeiten  mit  dem  Giefsinstruniente  ist  das 
übliche  und  darf  als  bekannt  vorausgesetzt  werden.  K. 


Präcisionswage  (Patent  Rueprecht)  mit  automatisch  wir- 
kendem Mechanismus  für  willkürliche  Empfindlichkeit 
und  Handhabung  der  Gewichte  bei  geschlossenem  Gehäuse, 
für  schnelle  und  genaue  Wägungen.' 

Mit  Abbildunfien  aul  Tafel  19 

Jedem,  der  Gewichtsbestimmungen  mit  einer  sehr  emptindliehen 
Präcisionswage  häufig  vorzunehmen  hat,  wird  es  hinlänglich  bekannt 
sein,  dafs  diese  Arbeit  zu  den  zeitraubendsten' und  unangenehmsten  gehört. 
Abgesehen  davon,  dafs  gerade  durch  das  oftmalige  Auflegen  der  Ge- 
wichte dieselben  stark  abgenützt  werden  und  selbst  der  Mechanismus 
der  Wage  darunter  leidet,  so  ist  mit  dieser  Manipulation  noch  der 
Uebelstand  verbunden,  dafs  diese  Arbeit,  innerhalb  des  offenen  Wage- 
kastens mit  der  Hand  vorgenommen,  periodische  Teniperaturdifterenzen 
erzeugt,  die  jeder  Wägung  nachtheilig  sind. 

Wie  grofs  die  hierdurch  bedingten  Fehlerquellen  sein  können ,  ist 
sofort  daraus  ersichtlich,  dafs  eine  Temperaturditferenz  der  beiden  Hebel- 
arme der  Wage  von  0,1"  C.  bei  einer  Belastung  von  1'^  schon  eine 
Aenderuug  des  Gleichgewichtes  von  nahezu  2"'S  bewirkt. 

Die  angeführten  Gründe  haben  den  Mechaniker  A.  Rueprecht  in  Wien 
bewogen,  auf  Grund  seiner  langjährigen  Erfahrungen  in  diesem  Fache, 
eine  neue  Präcisionswage  zu  construiren,  welche  berufen  ist,  bei  ihrer 
exacten  Leistung  dem  Chemiker  sehr  beträchtliche  Ersparnisse  an  Zeit 
und  Geduld  zu  bieten. 

Um  mit  der  Wage  die  möglichste  Schnelligkeit  für  eine  Gewichts- 
bestimmung erreichen  zu  können,  ist  eine  Vorrichtung  angebracht, 
mittels  welcher  man  bei  geschlossenem  Gehäuse  die  Empfindlichkeit 
derselben   durch   sehr   tiefes   Verlegen   des  Schwerpunktes    sofort  sehr 

1  II.  K.P.  Nr.  43846. 


388  Präcisionswage  mit  automatisch  wirkendem  Mechanismus. 

beträchtlich  vermindern  kann,  ohne  an  dem  Balken  selbst  die  geringste 
Verrückuug  seiner  Theile  herbeizuführen.  Diese  Vorrichtung  besteht 
in  ihren  Haupttheilen  aus  einem  Doppelhebel  o,  der  an  der  Wagsäule 
seine  wagerechte  Drehungsachse  hat,  nach  vorne  zu,  zu  beiden  Seiteu 
der  Zunge,  in  zwei  Paare  über  einander  stehender  Bügel  b  endigt  und 
nach  hinten  durch  eine  Zugstange  c  mit  einem  unter  dem  Boden  des 
Gehäuses  gelagerten  Excenter  verbunden  ist.  Eine  geringe  Drehung 
dieses  Excenters  an  einem  aufsen  vorspringenden  Schlüssel  bewirkt  den 
Auf-  und  Niedergang  der  früher  erwähnten  Bügel  in  bestimmter  Grenze. 
Auf  diesem  Bügel  sind  zwei  Gewichtsstücke  in  einiger  Entfernung  über 
einander  fix,  aber  derartig  gelagert,  dafs  die  Zunge  im  Mittel  ihrer  grofseu 
Oeflnung  frei  spielen  kann. 

Auf  der  Zunge  befindet  sich  10'='"  unter  dem  Drehungspunkte  ein 
vorspringender,  nach  oben  sich  verjüngender  hohler  Conus  d  für  die 
centrische  Aufnahme  früher  erwähnter  Gewichtsstücke,  welche  beide, 
hier  durch  Drehung  des  Excenters  über  einander,  ebenfalls  durch  Conu.s- 
führung  centrisch  abgelegt  werden.  Hierdurch  wird  der  Schwerpunkt 
an  der  Wage  derart  herabgedrückt,  dafs  eine  Empfindlichkeit  bei  ent- 
sprechender, sehr  schneller  Schwingungsdauer  für  1?  Uebergewicht  nur 
mehr  10"  Ausschlag  für  die  Ruhelage  der  Wage  gibt,  P  Ausschlag 
daher  100"'s  Uebergewicht  entspricht.  Die  Anbringung  von  20  Theil- 
strichen  beiderseits  der  Scala  ermöglicht  die  Ablesung  eines  Ueberge- 
wichtes  in  einer  Gewichtsgrenze  von  4  bis  5s^.  Ist  bei  den  Wägungeu 
diese  Grenze  durch  ein-  oder  zweimaliges  versuchsweises  Auflegen  der 
gröfseren  Gewichte  gefunden,  so  ist  bei  zu  grofser  und  schneller 
Schwingung  die  Ruhelage  der  Wage  durch  Arretiren  und  wieder  sehr 
langsames  Freilassen  derselben  herbeizuführen. 

Nachdem  die  Anzahl  der  vollen  Gramme  eines  zu  wägenden  Gegen- 
standes gefunden  und  diese  auf  der  Schale  aufgelegt,  wird  das  Gehäuse 
geschlossen  und  aufserbalb  desselben  mittels  eines  eigenthümlichen 
Mechanismus  durch  leichtes  Andrücken  einiger  Hebel  automalisch  aus- 
gewogen. 

Dieser  Mechanismus  bestellt  im  Wesentlichen  in  der  Anbringung 
einer  kleinen  Wagschale  e  unmittelbar  unter  dem  rechtsseitigen  Ge- 
hänge, wo  diese  geringe  Pendelung  und  gar  keine  drehende  Bewegung 
machen  kann. 

Diese  kleine  Schale  ist  an  ihrer  Bodentläche  mit  acht  neben  und 
zwischen  einander  symmetrisch  angeordneten,  gröfseren,  runden  üell'nungen 
versehen,  durch  welche,  wenn  die  Wage  nach  dem  Lothe  nahezu  wage- 
recht gestellt  ist,  ebenso  viele  nach  oben  zu  sicii  verjüngende  Drähte  f, 
mit  wenige  Millimeter  vorspringenden,  flachen  Ansätzen  g  versehen,  im 
Mittel  durchgreifen.  Ein  einfaches,  hinler  der  Wagschale  an  der  Boden- 
platte des  Gehäuses  befestigtes  Stativ  h  gibt  diesen  Drähten  sichere 
Führung  und  endigen   diese  Drähte   nach   unten  zu   in  Metallstangen  i. 


Präcisionswage  mit  automatisch  wirkendem  Mechanismus.  389 

welche  unterhalb  des  Bodens  mit  ebenso  viel  Hebeln  k  in  gekoppelter 
Verbindung  stehen.  Diese  Hebel  treten  neben  einander,  ebenfalls  in 
sicherer  Führung  gehend,  wagerecht  und  claviaturartig  an  dem  Wag- 
gehäuse einige  Centimeter  hervor  und  sind  so  eingerichtet,  dafs,  wenn 
solche  mit  einem  Finger  leicht  angedrückt  werden,  diese  bei  Entfernung 
des  Druckes  wieder  in  ihre  Ruhelage  zurückgehen.  Sollen  hingegen 
diese  Hebel  unten  liegen  bleiben,  so  ist  dieses  durch  einen  leichten 
Druck  in  wagerechter  Richtung  herbeigeführt. 

Die  hier  in  Verwendung  kommenden  Gewichte  /  von  0,5  bis  0?,01 
sind  aus  Platindraht  so  geformt,  dafs  diese  sofort  dem  Werthe  nach  zu 
erkennen  sind,  und  finden  ihren  eonstanten  Platz  ein  für  allemal  auf 
den  oben  erwähnten  kleinen  Ansätzen  g  der  nach  oben  zu  sich  ver- 
jüngenden Drahtspitzen  f.  An  den  vorspringenden  Hebeln  k  ist  der 
entsprechende  Gewichtswerth  in  kräftigen  Zahlen  ersichtlich.  Drückt 
man  nun  einen  dieser  Hebel  an,  so  legt  sieh  das  oben  aufliegende  Ge- 
wicht auf  die  kleine  Wagschale  e  ab,  ob  die  Wage  arretirt  oder  nicht 
arretirt  ist,  und  kann  diesen  Platz  selbst  bei  den  unnatürlichsten  Er- 
schütterungen der  Wage  unmöglich  verlassen,  da  die  nach  oben  zu 
conische  Spitze  in  jeder  Lage  des  Wagbalkens  noch  durch  sein  Centrum 
durchgreift. 

Da  jedoch  bei  dem  weitereu  Auswägen  mit  den  Bruchgrammeu  die 
früher  angeführte  Empfindlichkeit  der  Wage  bei  so  tief  verlegtem 
Schwerpunkte  viel  zu  gering  ist,  wird  es  nöthig,  die  Wage  etwas 
empfindlicher  zu  machen,  indem  man  durch  geringe  Rückdrehung  des 
kleinen  Schlüssels  für  den  Excenter  das  gröfsere  Gewicht  von  der 
Zunge  abhebt,  das  kleinere  jedoch  bis  auf  weiteres  liegen  läfst.  Dieses 
Stadium  ist  an  fraglichem  Mechanismus  für  das  Gefühl  und  das  Gehör 
erkennbar  gemacht,  indem  während  der  Drehung  ein  Sperrkegel  ein- 
schnappt. 

Bei  entsprechender  Zunahme  der  Sehwingungsdauer  ist  die  Empfind- 
lichkeit der  Wage  hierdurch  so  gestiegen,  dafs  diese  für  10""*=  Ueber- 
gewicht  1"  Ausschlag  gibt. 

Ist  nun  durch  automatisches  Auflegen  von  Platingewichten  bei 
nicht  arretirter  Wage  das  Schwingen  des  Wagbalkens  erreicht  und 
dieser  wie  früher  durch  langsame  Auslösung  der  Arretirung  beruhigt, 
so  kann  man  an  der  Theilung  sofort  wieder  den  Werth  der  fehlenden 
Gewichte  abschätzen  und  solche  durch  Hebeldruck  auflegen. 

Durch  die  Anbringung  eines  dritteu,  noch  leichteren  Gewichtes  für 
Verrückung  des  Schwerpunktes  der  Wage  ist  es  nun  auch  leicht  zu 
ermöglichen,  die  Empfindlichkeit  momentan  so  zu  stellen,  dafs  diese 
für  img  Uebergewicht  genau  1»  Ausschlag  gibt,  welches  Stadium  schon 
für  manche  Arbeit  genügt. 

Das  feine  Auswägen  bis  zum  zehntel  und  zwanzigstel  Milligramm 
erfolgt   weiter   mit   dem  Centigramm-Reitergewicht   mittels   einer  leicht 


390  Boiiidon's  Halblocomobile. 

haadlichen  Verscliiebungsvoi-richtting,  hei  welcher  ein  Anschlag  als 
Führung  bedingt,  dafs  der  Reiter  nur  im  C'entrum  meines  Oelires  erfafst 
werden  kann. 

Die  Ablesung  für  Nulirung  det*  Gewichtes  i.sl  nun  hier  eine  höchst 
einfache  und  sichere,  denn  sie  wurde  aufser  den  vullen  Granimstücken, 
die  auf  der  Schale  liegen,  durch  die  untenliegenden  Hebel  und  aufser  der 
Stellung  des  Reiters  auf  der  Millimeter- Theilung  des  Wagbalkens,  durch 
die  Wägung  selbst  registrirt.  Nach  jeder  Wägung  werden  die  Gewichte 
durch  ein  Aufsteigen  der  unten  liegenden  Hebel  von  der  kleinen  Schale 
weggenommen  und  wieder  auf  ihren  Ruheplätzen  deponirl. 

Um  bei  geschlossenem  Wagegehäuse  von  aufsen  die  Wage  in  ge- 
ringe Schwingung  versetzen  zu  können,  ist  bei  dieser  Wage  an  einer 
Seite  ein  kleines  Gebläse  m  aus  Gummi,  mit  Saugventil  versehen,  an- 
gebracht, dessen  Luflausslvömung  durch  eine  feine  Oeffnung  die  untere 
Seite  einer  Wageschale  senkrecht  trifTt. 

Das  Zusammenwirken  aller  dieser  auf  das  leichteste  handlichen  und 
sicher  wirkenden  Vorrichtungen  macht  es  möglich,  dafs  man  nach 
kurzer  Uebung  in  der  Lage  ist,  mit  dieser  Wtigc  eine  Präcisionswägung 
in  wenigen  Minuten  durchzuführen. 

Zum  Schlüsse  sei  nur  noch  bemerkt,  dafs  alle  diese  Neuerungen 
sich  auch  an  älteren,  aber  sonst  noch  guten  Wagen  mit  geringen  Kosten 
anbringen  lassen. 

Herr  Mechaniker  A.  RueprecfU  in  Wien  IV,  Favoritenstrafse  Nr.  25, 
stellt  derartige  Präcisionswagen  samnit  Pialingewichten  zum  Preise  vf)n 
265  fl.  und  285  fl.  her.  Ottn   Vogel. 


Bourdon's  Halblocomobile. 

Mit  Abbildungen  nuf  Talel  19. 

Diese  Halblocomobile  nach  dem  Verbundsysteme  mit  Condensatiou 
ist,  nach  Hevuc  industrielle.,  1880  Nr.  2,  in  Frankreich  mehrfach  aus- 
geführt und  zeigt  eine  gute  Anordnung  der  Theile.  Ein  Gufseisen- 
ralimen,  der  sämmtliche  Theile  der  Maschine  trägt,  ist  durch  zwei 
breite  Flanschen  mit  dem  Kessel  verbunden.  Die  Cylinder  sind  so  an- 
geordnet, dals  sie  einen  Theil  des  Dampfdomes  bilden:  sie  liegen  in 
Folge  dessen  im  Damiifraumc,  vor  Wärmeverlusten  geschützt,  und  wird 
der  aus  dem  kleinen  Cvlinder  entweichende  Damjif  vor  dem  Eintritte 
in  den  grofseren  Cylinder  wieder  angewärmt.  Die  Steuerung  des  kleinen 
Cylinders  ist  eine  Ridersteuerung.  Die  Bewegungsübertragung  auf  die 
Speise-  und  Luftpumpe  ist  aus  der  Zeichnung  zu  ersehen.  Der  Kessel 
ist  ausziehbar,  und  hat  folgende  Gröfsenverhältnisse:  Feuerberührte 
Fläche  44'i'",8,  Rostfläche  l'i"',l,  38  Stück  Röhren  von  itö""-!  Durch- 
messer,  Dampfraum  800',    Siianniiiig  7''^     Die    Maschine    hat  294    und 


Anlriebsraechanismeu  für  Nähmaachinen-Schiffchen.  391 

500111111  Durcliniesser  der  Cylinder,  SOO""""  Hub  und  macht  95  Umdrehungen. 
Die  Luftpumpe  mit  170«""  Durchmesser  bei  460nini  Hub  liefert  llQ^i"" 
in  der  Stunde,  die  Speisepumpe  hat  76"""  Cylinderdurchmesser,  100°"» 
Hub   und   gibt   2585'  in   der  Stunde.     Die  Leistung  ist  70  nutzbare  W. 


Turner's  Hochdruckkessel  mit  verstärktem  Zuge. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  10. 

Ueber  diesen  Kessel  berichtet  T/ie  Engineer  vom  20.  Juli  1888  in 
sehr  empfehlenden  Worten.  Nach  Fig.  12  bis  16  besteht  der  Kessel 
aus  dem  cylindrischen  Hauptkörper,  dem  conischen,  seitlich  ange- 
brachten Feuerrohre,  der  Kammer  und  dem  von  diesem  aus  zum 
Schornsteine  führenden  seitlich  liegenden  Röhrenbündel.  Nachdem  die 
Heizgase  den  beschriebenen  Raum  durchstrichen  haben,  werden  sie 
durch  einen  Röhrenvorwärmer  D  geleitet,  in  welchem  die  zur  Ver- 
brennung bestimmte  Luft  vorgewärmt  wird.  Damit  die  Wärmeaus- 
uutzung  eine  möglichst  vollkommene  sei,  ist  der  Luft  mittels  einge- 
bauter Platten  ein  zickzackförmiger  Weg  angewiesen.  Um  die  Luft 
noch  vvciter  vorzuwärmen,  und  zugleich  um  die  dem  Feuer  am  meisten 
ausgesetzten  Platten  des  Feuerrohres  zu  schonen,  ist  über  der  Feuerung 
ein  feuerfestes  Gewölbe  angeordnet,  und  zwar  in  der  Weise,  dafs 
zwischen  demselben  und  den  Feuerrohrplatten  noch  ein  Spalt  verbleibt, 
in  welchen  die  schon  etwas  vorgewärmte  Verbrennungsluft  mittels 
des  Rohres  F  geleitet  wird.  Dieselbe  tritt  dann  von  der  Seite  aus 
unter  den  Rost.  Die  zutretende  Luft  kann  mittels  des  Ventiles  B 
entweder  dem  Roste  durch  das  Rohr  F  zugeleitet  oder  ohne  weiteres 
durch  Rohr  H  in  den  Schornstein  abgelassen  werden.  Im  übrigen  ist 
die  Leitung  der  Gase  und  der  Luft  aus  der  Zeichnung  ersichtlich. 

Wegen  der  mit  diesem  Kessel  angestellten  Versuche  verweisen 
wir  auf  unsere  Quelle,  in  der  dieselben  näher  beschrieben  und  durch 
Diagramme  erläutert  sind.  Wir  wollen  nur  erwähnen,  dafs  sich  aus 
den  Versuchen  der  niedrige  Kohlenverbrauch  von  01^,454  für  die  H* 
und  Stunde  ergibt. 


üeber  Antriebsmechanismen  für  Nähmaschinen-Schiffchen. 

Mit  Abbildungen  auf  T^lel  ^0 

Bei  denjenigen  Doppelsteppstich-Nähmaschinen,  wo  die  Stichbildung 
entweder  mit  Hilfe  eines  Schiffchens  erfolgt,  welches  von  einem  Treiber 
durch  die  Oberfadenschleife  geführt  wird  oder  wo  die  letztere  unter 
Vennittelung  eines  Greifers  über  die  mit  diesem  durch  die  Fadenschleife 
gehende  Spule  gezogen  wird,  erfährt  der  Oberfaden  bei  der  Stichbildung 


392  Antriebsmechanismeii  für  Nähmaschinen-Schiffchen. 

in  dem  Augenblicke,  wo  er  von  dem  Schiffchen  bezieh,  der  S))u]e  oder 
dem  Greifer  abgleitet,  eine  starke  Zerrung  uod  Abnutzung.  Die  nach- 
stehend erläuterten  Vorrichtungen  suchen  nun  diesem  Uehelstande  da- 
durch abzuhelfen,  dafs  sie  dem  Schiffchen  bezieh,  dem  Schiffchen  mit 
dem  Greifer,  z.  B.  bei  Ringschiffchen  eine  Voreilung  vor  dem  Treiber 
geben,  so  dafs  zwischen  diesen  beiden  Theilen  ein  Siiielraum  entsteht, 
welcher  ein  leichtes  Abziehen  der  Oberfadenschleife  ermöglicht. 

Der  zunächst  zu  erwähnende  Antriebsmechanismus  von  Joseph 
Werthheim  in  Frankfurt  a.  M.  ist  durch  das  D.  K.  P.  Kl.  52  Nr.  41138 
\om  19.  April  1887  geschützt  und  in  den  Fig.  1  bis  3  Taf.  20  in  An- 
wendung für  ein  hin  und  her  laufendes  Schiffchen  und  in  den  Fig.  4 
bis  8  Taf  20  in  Anwendung  für  ein  rotirendes  Schiffchen  dargestellt. 
Dieser  Antriebsmechanismus  ist  bereits  in  einem  früheren  Berichte 
(1888  268  385)  einer  Betrachtung  unterzogen,  der  Vollständigkeit  halber 
jedoch  hier  nochmals  erwähnt  worden. 

Der  Schifl'chenfreiber  a  (Fig.  1  bis  3  Taf.  20j  trägt  einen  kleinen, 
durch  Feder  c  beeinflufsten  Winkelhebel  /*,  dessen  einer  Schenkel  mit 
einem  Ansätze  o  versehen  ist,  welcher  in  einer  Rinne  d  der  Schiffchen- 
freiberbahn  gleitet,  dessen  anderer  Schenkel  mit  einer  Nase  (  im  ge- 
eigneten Augenblicke  gegen  das  Schiffchen  e  stöfst  und  letzteres  im 
Treiber  vorschiebt.  Diese  Bethätigung  des  Hebels  b  wird  dadurch 
erzielt,  dafs  die  Rinne  d  nicht  die  ganze  Länge  der  Schittchenbahu 
einnimmt,  sondern  kürzer  als  diese  ist.  In  Folge  dessen  tritt  der 
Ansatz  o  des  Winkelhebels  kurz  vor  der  Umkehrung  der  Schiffchen- 
bewegung, also  kurz  vor  dem  Augenblicke  des  Abgleitens  der  Ober- 
fadenschleife vom  Schiffchen,  aus  der  Rinne  d  heraus,  der  Winkelhebel  b 
stöfst  mit  seiner  Nase  t  gegen  das  Schiffchen  e  und  schiebt  letzteres, 
während  der  Schiffchentreiber  in  seiner  Bewegung  fortfahrt,  so  weit 
in  demselben  vor,  dafs  die  Schleife  ungehindert  zwischen  Schiffchen  e 
und  Treiber  o  hindurchgleiten  kann.  Im  Augenblicke,  wo  der  Ansatz  o 
des  Winkelhebels  h  bei  der  rückläufigen  Bewegung  des  Schiffchens  e  in 
die  Rinne  (/  der  Schiffchentreiberbahn  unter  Wirkung  der  Feder  c 
wieder  einfällt,  wird  auch  der  Winkelhebel  b  von  dem  Schiffchen  ab- 
gehoben (Fig.  2),  und  letzteres  folgt  nun  allein  dem  direkten  Einflüsse 
des  Schittchentreibers. 

Bei  rotirenden  Schiffchen  (Fig.  4  bis  8  Taf.  20)  sitzt  der  dem 
Schiffchen  die  Voreilung  ertheilende  Winkelhebel  /)  b^  auf  der  teller- 
förmig verbreiteten  Stirnfläche  der  den  Schitfcheutreiber  o,  tragenden 
Welle.  Der  Arm  p  des  Winkelhebels  wird  durch  eine  Feder  c,  fast 
während  des  ganzen  Umlaufes  des  Sciiiffchens  derart  beeinflufst,  dafs 
der  zweite  Arm  6,  des  Winkelhebels  nicht  an  dem  Schiffchen  e,  anliegt 
(Fig.  5  und  6),  dieses  also  lediglich  der  Einwirkung  des  Schiff'chen- 
treibers  o,  folgt.  Kurz  vor  dem  Augenblicke  aber,  wo  die  Fadenschleife 
das   Schiffchen    verlassen    mufs,    berührt    der  am    unleren   Theile    der 


Antriebsmechanismeii  für  Nähniaschinen-Scliityohen.  393 

Platte  /)  angeordnete  Ansatz  /),  einen  festen  Punkt  am  Maschinen- 
gestelle, oder  auch  einen  anderen  nicht  kreisenden  Punkt,  wie  z.  B. 
die  Verschraubung  g  des  Excenterringes  für  die  Erzielung  der  Bewegung 
des  StotTschiebers.  Die  Folge  dieser  Berührung  ist  eine  Drehung  des 
Winkelhebels  ptj  um  sein  Gelenke  und  zwar  derart,  dafs  der  Arm  <(| 
sich  gegen  das  Schiffchen  hin  bewegt.  Der  letztere  drückt  in  Folge 
dessen  (bei  h.  Fig.  7)  gegen  das  Schilfchen  c,  und  dieses  wird  vor- 
geschoben, während  der  Treiber  seine  Drehbewegung  gleichmäfsig  fort- 
.setzt;  so  dafs  die  Fadenschleife  zwischen  SchitTcheu  e^  und  Schiffcheu- 
treiber  n,   ungehindert  und  ohne  Reibung  hindurchgehen  kann. 

Während  bei  den  vorstehend  beschriebenen  Einrichtungen  von 
Werlhheim  die  Voreilung  des  Schiffchens  vor  dem  Treiber  durch  einen 
Winkelhebel  erzielt  wird,  benutzt  D'Arcy  Porter  in  Cleveland  (Nord- 
amerika) bei  seinem  durch  D.  R.  P.  Kl.  52  Nr.  43065  vom  1.  März  1887 
geschützten  Antriebsmechauismus  die  Wirkung  einer  Keilfläche  dazu. 
Das  Wesentliche  dieser  in  den  Fig.  9  bis  15  Taf.  20  dargestellten  Vor- 
richtung besteht  daher  in  einem  mit  keilförmiger  Nase  versehenen,  auf 
der  Schitl'cheutreibersvelle  gleitenden  Schieber,  dessen  Nase  in  eine  im 
Greifer  vorgesehene  Aussparung  eindringt,  hierbei  diesen  um  ein  geringes 
vorschiebt,  so  dafs  der  Durchgang  der  Oberfadeuschleife  zwischen 
Greifer  und  Mitnehmer  ohne  Hemmung  von  statten  gehen  kann.  Um 
der  Fadenspule  während  dieser  Voreilung  des  Greifers  eine  ruhige 
Lage  in  dem  letzteren  zu  sichern,  ist  neben  der  am  Umfange  des 
Greifers  wirkenden  keilförmigen  Nase  ein  Führungszapfen  angebracht, 
welcher  während  des  Fadenanzuges  in  die  Fadenspule  eindringt  und 
somit  dieselbe  hält,  beim  Fadenabzuge  aber  die  Spule  wieder  verläfst. 

A  bezeichnet  die  Fadenspule,  B  die  Gleitbahn  für  den  Greifer,  B^ 
ist  die  Bahnbegrenzung,  C  die  Treiberwelle  und  c  der  Mitnehmer.  Der 
Greifer  ist  zur  Aufnahme  des  die  Voreilung  bewirkenden  Treibers  e, 
zwischen  ooj  ausgeschnitten  (Fig.  12j  und  ebenso  die  Bahn  desselben 
und  zwar  zwischen  den  Punkten  bli  (Fig.  9).  Auf  der  Nabe  A^  des 
Spulengehäuses  sitzt  die  Fadeuspule  D  mit  der  Kappe  Z>,,  welche  beiden 
Theile  durch  die  Feder  d  und  den  Dreharm  d^  gehalten  werden.  Die 
Nabe  A^  des  Spulengehäuses  hat  eine  Bohrung  a.2,  in  welche  der  Stitt  e 
eindringt.  Die  in  der  Büchse  F  gelagerte  Welle  C  hat  einen  Kopf  t|, 
welcher  den  Mitnehmer  c  trägt  und  mit  einer  Längsbohrung  versehen 
ist,  in  der  das  Gleitstück  E  mit  der  keilförmigen  Nase  f,  und  dem 
Stifte  e  sich  achsial  verschiebt,  während  die  Welle  C  sich  dreht.  Ver- 
anlafst  wird  diese  Verschiebung  durch  die  in  der  an  dem  Lager  F  be- 
festigten Büchse  K  vorgesehenen  Curvenbahnen  TTj,  zwischen  welchen 
eine  am  Gleitstücke  E  sitzende  Führungsrolle  t  (Fig.  11)  gleitet. 

Sobald  sich  nun  das  Gleitstück  gegen  den  Greifer  hinbewegt,  tritt 
die  Nase  e,  in  die  Aussparung  o.,  und  ertheilt  dem  Schiffchen  eine  Vor- 
eilung vor  dem  Mitnehmer  c,  so  dafs  der  Faden  der  Nadel  ungehinder 


894  ZiersticIiNalimaschinc. 

abgleilfii  kauu.  Kiirae  Zt-il  nachdem  die  Nase  den  Greifer  erreiclil  iial, 
tritt  auch  der  Stift  e  in  die  Spule  ein  und  sichert  deren  Lage  beim 
Fadenanzuge.  Wälirend  der  Zeit,  wo  die  Fadenschleife  der  Nadel  über 
den  Greifer  bezieh,  die  Unterfadenspule  schlüpft,  sind  der  Stift  e  und 
die  Nase  e,  in  eine  Aussparung  der  Welle  C  zurückgezogen  und  es 
wirkt  nur  der  Mitnehmer  c  allein. 

Die  gleiche  Wirkung  wie  durch  das  Gleitstück  E  mit  Nase  e,  und 
Stift  c  wird  auch  durch  Benutzung  des  in  Fig.  14  Taf.  20  dargestellten 
Stiftes  e  erreicht.  Beim  Eindringen  dieses  Stiftes  in  die  Bohrung  der 
Fadenspule  mufs  sich  diese  ein  wenig  drehen  und  es  wird  somit  die 
Fadenspule  mit  dem  Greifer  ebenfalls  ein  wenig  von  dem  Mitnehmer  c 
entfernt,  so  dols  die  Nadelfadenschlinge  frei  passiren  kann.         H.  G. 


Zierstich-Nähmaschine  von  der  Essex  Embroidery  Machine- 
Company  in  Portland  (Maine,  Nordamerika). 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  '20 

Der  Zierstich  wird  bei  dieser  durch  D.  K.  P.  Kl.  52  Nr.  42589  vom 
15.  März  1887  geschützten  Maschine  durch  eine  entsj)rechende  Bewegung 
des  Stoffes  hervorgebracht,  und  zwar  erfolgt  dieselbe  mit  Hilfe  eines 
den  StofFsehieber  und  Stoffdrücker  ersetzenden,  über  der  Stichplatte 
angebrachten  Transporteurs,  welcher  einerseits  von  einem  aussetzend 
bewegten  Musterbaude  unter  Vermittelung  von  Hebeln  dem  von  den 
Kanten  dieses  Musterbandes  gebildeten  Muster  entsprechend  wagerecht 
verschoben  wird  und  andererseits  von  der  durch  einen  besonderen 
Hebelmechanismus  auf  und  ab  bewegten  StotfdrUckerstange  eine  auf 
und  ab  gehende  Bewegung  empfängt,  so  zwar,  dafs  der  Transporteur 
nach  der  Bildung  eines  Stiches  gehoben,  sodann  in  einer  Richtung  seit- 
wärts bewegt,  hierauf  auf  den  Slotf  herabgedrückt,  hernach  den  Stoff 
transportirend  und  unter  die  Nadel  zurückführend  iu  einer  anderen 
Richtung  seitlich  bewegt  und  alsdann  nach  der  Stichbildung  wieder  ge- 
iioben  wird  u.  s.  w. 

Der  über  der  Stichi)latte  angcl)rachte  Transporteur  e  (Fig.  Iti  und  Ls 
Taf.  20)  besteht  aus  einem  Ringe  2,  an  welchem  eine  beliebige  Anzahl 
von  durch  Federn  unter  sich  verbundenen  radialen  Fid'scn  oder  Klauen  ."3 
drehbar  befestigt  ist.  Die  Federn  4  haben  das  Bestreben,  die  gezahnten 
oder  rauh  gemachten  freien  Enden  der  Klauen  nach  einwärts  gegen 
den  Mittelpunkt  des  Ringes  2  zu  ziehen.  Die  Klauen  werden  daher 
von  den  Federn  4,  wenn  der  Transporteur  e  gehoben  ist ,  bis  zu  einer 
gewissen  Strecke  zusammengezogen:  .sobald  aber  der  Transporteur  auf 
den  SlofT"  heiabgedrückt  wird  und  die  Klauen  mit  dem  StofTe  iu  Be- 
rührung  kommen,    werden  die  letzteren    nach   auswärts   bewegt,    und 


Zierstich-Nähmaschine.  395 

hierdui-ch  wird  der  zwischen  denselben  liegende  Tlieil  des  Stoffes  ge- 
streckt. 

Der  Transporteur  e  sitzt  fest  an  dem  Arme  f  (Fig.  16  Taf.  20),  dessen 
freies  Ende  bei  g  drehbar  mit  dem  auf  dem  Bolzen  i  der  Grundplatte  a 
drehbar  angeordneten  einarmigen  Hebel  h  verbunden  ist.  Ungefähr  in 
seiner  Mitte  ist  der  Arm  f  mit  einem  Schlitze  p  versehen,  in  welchen 
der  Stift  o  des  bei  n  drehbar  an  der  Grundplatte  befestigten  Hebels  m 
eingreift.  Der  Hebel  /«•,  sowie  der  fi-eie  Arm  des  Hebels  m  tragen  je 
eine  Rolle  oder  einen  Stift  j  bezieh.  9,  mit  welchen  sie  an  je  einer 
Kante  des  vortheilhaft  aus  Blech  bestehenden  Musterbandes  /.-  anliegen, 
das  in  Richtung  des  Pfeiles  bewegt  wird.  Die  Kanten  des  Musterbandes 
sind  dem  Muster  entsprechend  geformt  und  die  Hebel  h  und  m  sind 
durch  die  Federn  r  mit  einem  an  o  festen  Stift  s  derart  verbunden,  dafs 
die  Rollen  j  und  (/  beständig  gegen  das  Musterband  angedrückt  werden 
und  somit  den  Biegungen  desselben  folgen  müssen.  Die  Schwingungen 
des  Hebels  h  bewirken  ein  Verschieben  des  Armes  f  in  seiner  Längen- 
richtung, während  diejenigen  des  doppelarmigen  Hebels  m  Schwingungen 
des  Armes  f  hervorrufen,  welche  senkrecht  zu  dessen  Längenrichtung 
gerichtet  sind. 

Das  Musterband  k  wird  ruckweise  bewegt,  und  zwar  nur  dann, 
wenn  die  Nadel  sich  nicht  im  Stoffe  befindet.  Es  erhält  seine  Bewe- 
gung von  dem  auf  der  unter  der  Grundplatte  angeordneten  Welle  C| 
sitzenden  Zahnrade  b^ ,  dessen  Zähne  in  entsprechende  Oeffnungen  a, 
des  Musterbandes  eingreifen  (Fig.  20  und  21  Taf.  20).  Das  Zahnrad  i, 
erhält  seine  Bewegung  von  der  Welle  /C|  aus  unter  Vermittelung  des  auf 
dieser  fest  sitzenden  Zahnsegmentes  j, ,  welches  bei  jeder  Umdrehung 
der  Welle  k^  einmal  mit  dem  auf  der  Welle  e,  lose  sitzenden  und  mit 
Sperrklinke  3,  ausgestatteten  Zahnsegmente  /",  in  Eingriff  kommt  (Fig.  17 
und  22  Taf.  20).  Das  Zahnsegment  f,  nimmt  dabei  durch  die  Sperr- 
klinke Ji  und  das  auf  Welle  Cj  fest  sitzende  Sperrrad  i,  die  Welle  c^ 
mit,  dreht  also  6|  um  einen  bestimmten  Betrag.  Sobald  das  Segment  j, 
den  Zahntrieb  /",  verlassen  hat,  kehrt  dieser,  durch  die  Feder  /,  veran- 
lafst,  in  seine  Ausgangsstellung  zurück,  wobei  die  Sperrkliuke  g,  auf 
dem  Sperrrade  i^  schleift.  Bei  dieser  Zurückdrehung  kommt  ein  am 
Segmente  f^  sitzender  Daumen  m|  mit  dem  Daumen  n,  am  Segmente  7, 
in  Berührung  und  werden  hierdurch  Stöfse  vermieden. 

Die  senkrechte  (auf  und  abwärts  gehende)  Bewegung  erhält  der 
Transporteur,  wie  bereits  erwähnt,  durch  die  Driickerstange  a.^  a^.  Die 
Stange  a.^  trägt  den  wagerechten  Zapfen  o.^  ( Fig.  18  und  19J,  welcher 
in  einen  Schlitz  des  bei  j.,  drehbaren  Winkelhebels  i^  eingreift,  der  von 
der  Curvenscheibe  c,  aus  unter  Vermittelung  der  Theile  k^i^j^k.^  in 
schwingende  Bewegungen  versetzt  wird,  durch  die  eine  auf  und  ab- 
wärts gehende  Bewegung  der  Stange  a,  hervorgerufen  wird:  also  eine 
gleiche  Bewegung  des  Transporteurs  e. 


396  Neuere  Blockscheren. 

Der  die  Nadel  umgebende,  vou  den  Klauen  ö  des  Transporteurs 
eingeschlossene  Theil  des  Stoffes  ist  in  Folge  der  Construction  des  Trans- 
porteurs von  oben  nicht  unterstützt,  er  wird  also,  wenn  die  Nadel  aus 
dem  SloHe  heraustritt,  mit  dieser  etwas  mit  nach  oben  gehen;  was 
eine  ungenaue  Schlingenbildung  für  den  Oberfaden  zur  Folge  hat.  Dieses 
Lüften  des  Stoßes  wird  durch  einen  unterhalb  der  Arbeitsplatte  in 
nächster  Nähe  der  Nadelbahn  angeordneten  Finger  o,  (Fig.  23  Tat".  20) 
dadurch  verhindert,  dafs  derselbe,  sobald  die  Nadel  nach  oben  geht, 
gegen  den  Stoff  sich  bewegt  und  diesen  spannt,  so  dafs  derselbe  nicht 
durch  die  Nadel  gehoben  werden  kann.  Seine  Bewegung  empfängt  der 
Finger  o,  von  dem  auf  der  Treibwelle  ä,  sitzenden  Excenter  x,  unter 
Vermittelung  der  Stange  ii'i,  des  Armes  i',,  der  mit  diesem  verbundenen 
Welle  u,  und  des  an  dieser  sitzenden  mit  Schlitz  S|  versehenen  Armes  fj, 
welcher  auf  den  den  Stift  Oj  tragenden,  bei  ^,  drehbar  befestigten 
Hebel  /),  rj  einwirkt  (.Fig.  24  Taf.  20). 

An  Stelle  des  Musterbandes  /i,  welches  durch  die  Rollen  /  Führung 
erhält,  kann  auch  eine  Musterwalze  treten,  bezieh,  ein  um  eine  Scheibe 
gelegtes  Mustei-bund.  Im  letzteren  Falle  wird  die  Scheibe  an  Stelle 
des  obengenannten  Zahnrades  b^   auf  der  Welle  Cj  befestigt.  H.  G. 


Neuere  Block  scheren. 

Mit  Abbildungen  aul  Talel  21. 

Die  grofsen  Scheren  zum  Schneiden  schwerer  Platten,  sogen.  Brammen, 
unterscheiden  sich  sowohl  in  der  Betriebsweise,  als  auch  in  der  An- 
ordnung ihres  Werkzeuges.  Die  Zuführungsmittel  für  das  Werkstück 
sind  nur  in  besonderen  Fällen  auf  Krahne  beschränkt. 

Demnächst  unterscheidet  man  Blockscheren  mit  Räder-  bezieh. 
Excenterbetrieb  und  solche  mit  Druckwasserbetrieb;  ferner  Scheren  mit 
beweglichen  Ober-  oder  beweglichen  Untermesserii,  oben  liegenden  oder 
unten  liegenden  Druckwasserkolben  für  beide  Abarten,  und  endlich  in 
Hinsicht  auf  stehende  oder  liegende   Anordnung. 

Der  grofsen  Arbeitsstärke  dieser  Bloekscheren  entsprechend,  ist  der 
unmittelbare  Dampfbetrieb  oder  die  unmittelbare  und  selbständige 
Accumulatorwirkung  bemessen,  während  der  Rollengang,  d.  i.  das  Zu- 
führungsmittel der  Brammen  entweder  selbständigen  Betrieb  durch 
eigene  Dampfmaschinen  erhält,  oder  von  der  Betriebs-Kraftmaschine 
der  Schere  mittels  geeigneter  Ausrückungen  in  Thätigkeit  gesetzt 
wird. 

Bei  beweglichem  Untermesser  wird  die  abzuschneidende  Platte  von 
den  Rollenlagern  abgehoben,  wodurch  schiefe  Schnitte  entstehen,  die 
mit  abnehmender  Dicke  der  Brammen  auffälliger  werden,   doch  dürfte 


Neuere  Blockscheren.  397 

dies  nach  einer  Mittheilung  von  H.  M.  Baden  in  Stahl  und  Eisen  ^  1889 
Nr.  1  *  S.  23,  in  der  Praxis  kaum  Schwierigkeiten  bereiten. 

Th.  Williamiton  s  Blockschere  für  das  Stahlwerk  von  W.  und  B.  Neilson 
in  Rutherglen  bei  Glasgow,  von  Grant  Rilchie  in  Kilmarnock  gebaut, 
besteht  nach  Engineering^  1888  Bd.  45  *  S.  3,  aus  der  Blockschere  (Fig.  1 
bis  3),  deren  Untermesser  mittels  Excenter  gegen  das  im  Querhaupte 
.«tehende  feste  obere  Schermesser  gehoben  wird. 

Die  Flufseisenbrammeu,  welche  im  warmen  Zustande  mit  einem 
Drucke  von  7'',73  für  Ifimm  Querschnittsfläche  geschnitten  werden,  haben 
760  zu  228"™  Breite  und  Höhe.  Dieselben  werden  durch  das  mittels 
Winkelräder  betriebene  Rollenlager  der  Schere  zugeführt,  während 
diese  von  der  Schere  weg  auf  freilagernder  Rollenbahn  abgeführt  werden. 

Bei  einem  Scherenhube  von  SOO"",  einer  Räderübersetzung  von 
1  :  16  und  bei  7"'  Dampfspannung  wird  die  Schere  von  zwei  Eincjlinder- 
Dampfmaschinen  von  660""  Durchmesser  und  610""  Hub  an  gemein- 
schaftlicher Kurbelwelle  wirkend  betrieben,  welche  unter  der  Flurebene, 
seitlich  der  Schere,  angeordnet  sind. 

Zum  Betriebe  der  Rollenlager  dient  die  stehende  Zweicylinder- 
Dampfmaschine  (vgl.  Metallschere  von  Schultz  und  G öbel  18S8  267*339). 

Morgan  s  ßlockschere  mit  Druckwasserbetrieb.  Diese  von  der  Morgan 
Engineering  Comp,  in  Alliance,  Ohio,  Amerika,  für  die  Bomslead  Sieel 
Works  of  Carnegie  Phipps  und  Comp,  in  Mimhall  bei  Pittsburg  gebaute 
Blockschere  (Fig.  4  bis  6  Taf.  21)  hat  nach  Iran  Age  vom  18.  Oktober 
1888  ein  bewegliches  Oberschermesser  und  untenliegenden  beweglichen 
Druckcy linder,  welcher  mittels  zweier  Schrauben  mit  dem  Messer- 
schlitten zu  einem  Rahmen  verbunden  ist  (vgl.  Kalker  Werkzeugmaschinen- 
fabrik 1885  257*51,  1887  264  '  56  und  631;  ferner  E.  Boehme  1887 
264  *  57  und  J.  Copeland  1888  267  *  499). 

Die  Schnittfläche  beträgt  600  zu  1000""  oder  60  000'i"",  der  Durch- 
messer des  Arbeitskolbens  hat  107^",  dessen  Arbeitsfläche  90001^^,  so 
dafs  bei  einer  Wasserspannuug  von  280'^iqc  ein  Arbeitsdruck  von  2520' 
oder  4'^,2  für  Iq""  Schnittquerschnitt  hervorgebracht  wird. 

Die  Anordnung  der  Haupttheile  dieser  Blockschere  ist  aus  den 
Fig.  4,  5  und  6  ersichtlich.  Auf  der  Bettplatte  A  ist  das  Untermesser 
fest  angeschraubt,  während  die  Führungssäulen  B  mit  dem  feststehenden 
Holme  C  einen  Rahmen  bilden.  An  der  Unterseite  von  A  ist  der  hohle 
Kolben  D  befestigt,  welcher  in  das  als  Prefscylinder  ausgebildete  Quer- 
haupt E  eingreift.  Die  Verbindung  mit  dem  Obermesser  ist  durch  die 
Schrauben  F  erzielt,  welche  während  der  Schnittwirkung  auf  Zug  be- 
ansprucht werden.  Dieser  bewegliche  Rahmen  wird  durch  die  im  Cy- 
linder  /  herrschende,  verminderte  Wasserpressuug  bis  zum  Beginne  der 
Schnittwirkung  getragen,  nach  vollendetem  Schnitte  aber  vermöge  des 
Kolbens  B  in  die  Hochstellung  gehoben.  Während  des  Schnittes  wird 
die  liegende  Platte  durch  den  Wasserdruckstempel  Ä"  gehalten  und  da- 


398  Kiohnnis'  Querhobelmaschine. 

durch  gegen  Eiukleinmen  gesic-hei-|.  Durch  diese  eigentluiinliehe  An- 
ordnung des  Arbeitskolbens  D  wird  eine  sehr  erwünschte  Zugänglich- 
keit zu  dessen  Dichtungsringen  ermöglicht.  Pr. 


Gr.  Richards'  Querhobelmaschine. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  31 

Diese  in  der  Betriebsweise,  sowie  in  den  Theilausführungen  den 
schon  früher  beschriebenen  Langhobelmaschinen  (vgl.  Richards  1886 
262  ■^  300)  nachgebildete  Querhobelmaschine  zeigt  in  der  Gesammt- 
anordnung wesentliche  Vorzüge  gegenüber  denselben  Maschinen  mit 
Kurbelbetrieb. 

Nach  der  Äerwe  induafrielle ^  1888  Nr.  52  S.  513,  besteht  diese  in 
Fig.  8  bis  12  Taf.  21  dargestellte  Querhobelmaschine  aus  einem  hohlen 
Standfufse  mit  wagerechter  Slöfselführung  und  einem  in  gleicher  Rich- 
tung nach  hinten  verlängerten  Lagerwinkel  für  die  Betriebssi)iudel  /, 
welche  durch  Vermittelung  zweier  gegensätzlich  verstellbaren  Muttern 
den  Stölselschlitten  bewegt.  Durcli  diese  Einrichtung  wird  jeder  todte 
Gang  der  ßetriebsspindel,  d.  i.  jeder  Stol's  beim  Hubwechsel  leicht  be- 
seitigt. Der  Rücklauf  des  Stöl'selschlittens  erlblgi  mit  doppelter  Schnitt- 
geschwindigkeit; die  Betriebsspindel  wird  daher  mittels  eines  ott'enen 
und  eines  gekreuzten  Riemens  von  ungleich  grolsen  Scheiben  des  Decken- 
vorgeleges bethätigt.  Da  die  Gesammtbreite  der  Festscheiben  2,  5  und 
der  zwischenliegenden  Losscheibe  7  blofs  vier  Riemenbreiten  beträgt, 
kann  der  Betrieb  dieser  Maschine  nur  dadurch  abgestellt  werden,  dafs 
eine  von  den  beiden  Riemengabeln  seibstiindig  durch  Hand  auf  die 
mittlere  Losseheibe  gedreht  wird. 

Während  des  Arbeitsganges  tindel  die  Uulnimkehrung  mittels  der 
auf  der  Riemeugabelstange  6  stellbaren  Anschlagklötzchen  4,  .5  statt, 
wobei  die  erforderliche  Verschiebung  der  Gabelstange  blofs  eine  Riemen- 
breite beträgt. 

An  dem  Standfulse  ist  eine  wagerechte  Quertuhruug  angegossen, 
an  welcher  sich  eine  Platte  verschiebt,  die  zur  Sicherung  ihrer  loth- 
rechten  Lage  sich  noch  an  eine  untere  schmale  Führungsleiste  stützt. 
An  dieser  Platte  führt  sich  der  durch  eine  Schraubenspindel  stellbare 
Tischwinkel,  wobei  zur  feinen  Einstellung  die  Muttern  der  oberen 
Sehlitzschrauben  gelöst  werden,  während  zu  einer  beliebigen  Hochstel- 
lung die  Sjjiudelmutter  zur  Verschiebung  freigemacht,  indem  deren  Be- 
festigungss(!hraube  im  Mittelschlitze  der  Platte  gelüftet  wird. 

Vermöge  der  Schraubenspindel  77  erhält  der  Tischwinkel  selbs- 
thätigen  Vorschub,  sowie  mittels  der  drehbaren  Spannhülse  20  rund 
gehobelt    werden    kann.     Die    Steuerung    wird    durch    die    Sehrauben- 


Morton's  tragbare  Keilnuth-Hobelmasehine.  399 

räder  9,  10  von  der  ßetriebsspindel  /  auf  eine  Kurbelscheibe  S  von  be- 
sonderer Bauart  (Fig.  8)  und  mittels  der  Schubstange  //,  12  auf  den 
Schalthebel  /5,  IS  und  hierdurch  auf  das  Schaltrad  16  fibertragen. 
Dieses  auf  der  Steuerspindel  /"  lose  laufende  Rad  IC)  steht  durch  das 
Zwischenrad  IS  mit  dem  Rade  19  in  EingrifT',  sofern  mittels  des  Schnecken- 
radfriehwerkes  22  und  2t  die  Spannhiilse  20  (Fig.  11)  für  das  Rimd- 
hobeln  gedreht  werden  soll. 

Hiergegen  wird  beim  Flachhobeln  das  Zwisehenrad  IS  aulser  Ein- 
griff geschoben,  dafür  aber  die  auf  die  Spindel  17  geschraubte  Reibung- 
scheibe 23  (Fig.  12)  mit  dem  Steuerrade  16  gekuppelt.  Die  HandgrifF- 
kurbel  14  kann  ebenfalls  auf  den  Zapfen  der  Steuerspindel  17  verlegt 
werden.  Pr. 


M.  Morton's  tragbare  Keilnuth-Hobelmasehine. 

Mit  Abbildung  auf  Tafel  21. 

Die  Keilnuthen  in  den  Naben  gröfserer  Räder,  Riemenscheiben, 
Schwungräder  u.  dgl.  Theile  können  selten  unter  standfesten  Stofs  oder 
an  Hobelmaschiueu  eingearbeitet  werden,  weil  die  Ausladungen  dieser 
Maschinen  für  solche  Werkstückgröfsen  unzureichend  sind.  Deshalb 
sind  tragbare  Keilnuthenbearbeitungsmaschinen  wirthschaftlich  berech- 
tigt und  jede  Verbesserung  in  dieser  Richtung  bemerkenswerth  (vgl. 
Buchbinder  und  Vogt,  1884  253  '  15.  Guhrauer,  1887  264*429.  Tiifhaw, 

1887  266  *■'  604). 

Das  von  M.  Morton  in  Detroit,  Mich.,  gebaute  Keilnuthhobelwerk 
besteht  nach  dem  Amerikanischen  Patente  Nr.  390306  vom  4.  November 

1888  aus  dem  Führungsrahmen  B  (Fig.  7),  welches  mit  entsprechenden 
Klammerschrauben  an  die  Nabenfläche  eines  Rades  festgelegt  wird. 
Darauf  verschiebt  sich  mittels  einer  Bewegungsschraube  die  Winkel- 
führung C,  welche  im  oberen  Theile  die  Wellenlager  und  in  dem 
unteren,  in  die  Nabenbohrung  hineinreichenden  Stücke  einen  Keilschlufs 
enthält.  In  dieser  Winkelführung  bewegt  sich  der  mit  Zahnstange  ver- 
sehene Hobelstab  ä,  welcher  nur  im  Aufhube  wirkt  und  hierdurch  die 
sämmtlichen  Theile  dieser  Vorrichtung  an  das  Werkstück  prefst.  Der 
Betrieb  erfolgt  mittels  Triebseiles  von  einem  Vorgelege  mit  Rücklauf- 
einrichtung und  Handumsteuerung  auf  die  Triebwerksräder  im  Winkel- 
stücke C  und  von  diesen  durch  ein  Zahnstangengetrieb  auf  den  Hobel- 
stab b.  Eine  geringe  Schräglage  dieser  Vorrichtung  gegen  die  Achse 
der  Nabenbohrung  bedingt  den  Anzug  der  Keilnuthrückenfläche. 


400  Die  wissenschaftliche  Ausstellung  in  Cöln. 

Die  wissenschaftliche  Ausstellung  der  61,  Versammlung 
deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  in  Cöln. 

(Fortsetzung  dps  lierichtes  Bd.  270  S. -161.) 
Mit  Abbildungen 

Aus  der  Präcisiouswerkstätte  füi-  Optik  von  Peler  Sc/tüll  in  Bockeu- 
heim-Frankfurt  a.  M.  waren  sehr  schöne  Fernrohrobjective,  aus  Jenenser 
Glas  gefertigt,  zu  sehen,  darunter  aucii  diejenigen,  weiche  nach  Mosers 
und  i'.  Boegh'a  Angaben  (Zeitschrift  für  Instrumentenkunde^  1887  bezieh. 
1888)  hergestellt  worden  sind.  Aufser  einer  Sammlung  der  bis  jetzt 
verwandten  Oculare,  Ramsden  u.  s.  w.,  erregten  noch  die  aplanatisch- 
achromatischen  Mikrometeroculare  verschiedener  Brennweite  besonderes 
Interesse  wegen  ihres  grolsen  Gesichtsfeldes. 

Nicht  weniger  müssen  hervorgehoben  werden  sowohl  verschiedene 
Prisnnen,  darunter  eines  k  vision  directe,  nach  Prof.  Dr.  Braun^  als  auch 
die  für  elektrische  und  magnetische  Mefsinstrumente  nothwendigen  Plau- 
parallelspiegel  von  0,2  bis  0'"™,6  Dicke,  aufserdem  die  mit  feinster 
Politur  versehenen  Stahlmagnetspiegel,  welche  entweder  vollständig  plan 
fider  mit  bestimmten  Radien  geliefert  werden. 

M.  Wolz  in  Bonn  brachte  die  von  Pulfrich  angegebenen  und  in  der 
Zeitschrift  für  Instrumentenkunde,  18^7  und  1888,  beschriebenen  Total- 
reflectometer  und  Refractometer  für  Chemiker  zum  ersten  Male  zur 
Ausstellung.  Sehr  haltbar  und  genau  sind  diese  Instrumente  gearbeitet 
und  gestatten,  auf  sehr  einfache  Weise  sichere  Ergebnisse  zu  erzielen, 
wefshalb  sie  sich  namentlich  bei  den  chemisciien  Fachleuten  bald  Ein- 
gang verschaften  werden.  Ferner  sind  zu  erwähnen  Goniometer  mit 
wagerechtem  oder  senkrechtem  Kreise  nach  Dr.  Bodewig,  sowie  eine 
/{au/"sche  Sleinschneidemaschine,  ganz  besonders  geeignet,  rasch  sehr 
dünne  Düunsciilitle  herzustellen.  Unter  den  Theodoliten  ist  ein  Repetitions- 
Theodolit  mit  Höhenkreis  für  Uebungs-  und  Prüfungszweeke  hervorzu- 
heben. Bei  diesem  läfst  sich  sowohl  die  Repetition  aufser  Thätigkeil 
setzen,  als  auch  der  Höiienkreis  entfernen,  wodurch  mau  ein  einfaches 
Instrument  erhall.  Dabei  sind  alle  üblichen  Constructionen  von  Lager- 
justirung  angebracht.  Sämmtliche  Stellschrauben  sind  mit  gröfseren 
Köpfen  versehen,  um  unmittelbar  mit  der  Haud  einstellen  und  ebenso 
rasch  die  Correctur  verstellen  zu  können.  —  Daran  reihen  sich  noch 
weitere  für  die  Geometer  bestimmte  Instrumente;  nämlich  zahlreiche 
Nivellirinstrumente,  ein  Mefsrad  von  Baiiernfeind  mit  genau  1"  Umfang 
und  einem  Ditterentialzählwerke,  sowie  einige  Gefällmesser  verschiedener 
Anordnung. 

Unter  den  Apparaten,  welche  optischen  Zwecken  dienen,  ist  zu 
nennen  eine  Theilmaschine  für  Glaskünstler,  welche  sich  bei  genauester 
Ausführung  durch  einfache  Anordnung  und  bequeme  Handhabung  aus- 


Die  wissenschaftliche  Ausstellung  in  Cölii.  401 

zeichnet;  eine  Mikroskoplampe,  deren  Lieht  durch  Totalreflexion  durch 
Glas  zu  Luft  das  Objekt  diffus  beleuchtet;  ein  Fadenaufziehapparat,  um 
Spinnfäden  in  beliebigen  Entfernungen  und  Winkeln  von  einander  auf 
Diaphragmen  aufzuspannen. 

Der  Geppert^sche  Gasanalysenapparat  für  fünf  Anal3'sen  ist  nach 
den  neuesten  Erfahrungen  verbessert,  mit  allen  Bequemlichkeiten  aus- 
gerüstet und  in  allen  seinen  Theilen  bequem  zuganglieh,  während  er 
kaum  halb  so  viel  Platz  einnimmt,  als  die  bisher  gebräuchlichen.  Der 
für  nur  eine  Analyse  bestimmte  Apparat  ist  einfacher  construirt  und  für 
den  Transport  eingerichtet. 

Der  von  J.  und  R.  Fiith  angegebene  Apparat  zum  Ein-  und  Aus- 
atiimen  von  verdichteter  bezieh,  verdünnter  Luft  ist  mit  einer  eigen- 
thümlich  angeordneten  Membran  versehen,  wodurch  beim  Athmen  ein 
Wagebalken  in  Bewegung  gesetzt  wird,  der  einen  elektrischen  Strom 
ölfnet  und  schliefst  und  in  Folge  dessen  mittels  eines  Elektromagneten 
die  Hähne  entsprechend  bewegt. 

Ein  ßou'/anrf'sches  Diffractiousgitter,  welches  in  der  vollkommensten 
Weise  das  Sonnenspectrum  liefert,  war  von  dem  Vertreter  dieser  ameri- 
kanischen Gitter,  Franz  Müller^  Geissler's  Nachfolger,  in  Bonn,  nebst 
mehreren   Tafeln   mit  Photogrammen   des  Sonuenspectrums  ausgestellt. 

Auch  im  Gebiete  der  Photometrie  waren  aufser  den  bekannten 
Photometern,  wie  das  Weber  schtt  von  Schmidt  und  Hänsch^  wieder  neue 
C'onstructionen  zu  bemerken.  Die  ebengenannte  Firma  brachte  den 
Haupttheil  eines  noch  nicht  ganz  vollendeten  Spectro])hotometers  nach 
A'iinrft,  während  das  optische  Institut  von  A.  Krüss  in  Hamburg  das  in 
der  Zeitschrift  für  Instruinentenkunde^  1888,  von  Grosse  angegebene 
Mischungsphotometer  in  hübscher  Weise  ausgeführt  hatte.  Das  letztere 
gehört  in  die  Klasse  der  Polarisationsphotometer  und  dient  hauptsäch- 
lich zur  Vergleichung  verschiedenfarbigen  Lichtes.  Im  Hinblicke  darauf, 
dafs  die  i'.  He fner- Alleneck' sehe  Amylacetatlampe  sich  immer  mehr  als 
die  prakti-sehe  Lichteinheit  in  Deutschland  einbürgern  wird,  hat  A.  Krüss 
sein  optisches  Flammenmafs  so  klein  construirt,  dafs  es  direkt  an  die.se 
Lampe  angeschraubt  werden  kann,  wodurch  sieh  die  Flanimenhöhe  auf 
leichtere  Weise  controliren  läfst  als  bisher. 

Mikroskope  mit  den  zugehörigen  Apparaten  waren  in  reichem  Mafse 
vertreten.  Leilz  in  Wetzlar  hatte  eine  grofse  Zahl  der  verschieden- 
artigsten Mikroskopstative,  aufserdem  einen  mikrophotographischen  Ap- 
parat von  sehr  zweckmäfsiger  Construction  ausgestellt.  Durch  den 
doppelten  Balg  des  letzteren  ist  es  ermöglicht,  die  Camera  auf  eine 
Länge  von  etwa  2'"  auszuziehen,  .so  dafs  die  Plattengröfse  18  X  24  ver- 
wendet werden  kann. 

Seiberl  in  Wetzlar,  Wäcliter  in  Berlin  und  Ztifs  in  Jena  wetteifern 
mit  der  vorigen  Firma  durch  die  Vielseitigkeit  ihrer  Mikroskope  mit 
apochroniatischen  Objektiven  und  C'ompensations-Ocularen.  Zeifi  con- 
üingler's  polyi   Journal  Dd.  271  Kr.  9.  i8S9il.  20 


402  Die  wissenschaftliche  Ausstellung  in  Coln. 

struirte  eioen  Mikroskopirti«ch.  Die  allgemeine  Form  erinnert  an  einen 
geschniackvoll  gehaltenen  Schreibtisch,  dessen  Verschiufsplatten  aus 
Spiegelglasscheiben  bestehen,  so  dal's  die  auf  der  Tischflaehe  befind- 
lichen Apparate   staubfrei  aufbewahrt    und    zugleich    verschlossen  sind. 

Miehe  in  Hildesheim  hat  als  S|)eeialität  Mikrolonie;  das  gröfste  der- 
selben besitzt  eine  Gieitfläche  von  40'='"  und  ist  mit  verstellbarer  Ein- 
schnappvorrichtung nach  Prof.  Weigert  h  System  zum  Schneiden  unter 
Wasser  oder  Alkohol  eingerichtet.  Die  Führung  des  Messerschlittens 
erfolgt  mit  der  Hand.  Mittels  der  neuen  verstellbaren  Kinschnapjjvor- 
richtung  lassen  sich  Schnittdicken  von  0,005  bis  0""",05  erzielen.  — 
Die  verbesserten  Gefrierapparate  sind  nach  Angabe  von  Dr.  Hansemann 
mit  einer  Einrichtung  versehen,  um  das  Verstopfen  des  kleinen  Loches 
im  Aetherspray  zu  verhüten. 

Für  Projektionszwecke  hat  Liesegang  in  Düsseldorf  eine  oi)tische 
Laterne  construirt,  die  für  Kalklicht  und  elektrisches  Bogenlicht  ein- 
gerichtet ist.  Die  beiden  in  der  Laterne  selbst  betindlichen  Linsen 
liefern  ein  paralleles  Strahlenbündel,  wie  es  bei  der  Projektion  liegender 
Objekte  und  beim  Polariskope  erforderlich  ist.  Durch  die  im  Vorbaue 
befindliche  dritte  Condensirungslinse  wird  das  Strahlenbündel  conver- 
girend.  Man  kann  den  Condensor  in  beiden  Formen  anwenden,  die 
Veränderung  geschieht  schnell  und  ohne  besonderes  Aufassen  durch 
Losen  bezieh.  Anziehen  einer  Schraube.  Die  condensirende  Linse  wird 
getragen  durch  eine  in  Scharnieren  drehbare  Melallplatte,  an  deren  einer 
Seite  ein  kräftiger  Stab  mit  darauf  belindliciier  Zahnstange  angebracht 
ist,  der  das  Objektiv  trägt.  Wenn  das  Instrument  als  Senkrecht-Laterne 
benutzt  werden  soll,  wird  diese  drehbare  MetuUscheilie  in  wagerechte 
Lage  gebracht  und  ein  dreieckiger  Kasten  mit  einem  Spiegel  dazwischen 
geschoben.  Auf  das  Objektglas  kommt  alsdann  eine  Hülse  mit  einem 
zweiten  Spiegel.  Zu  dem  Instrumente  gehört  ein  achromatisches  Doppel- 
objektiv zum  Projicireu  von  Photogranimen  u.  dgl.  und  ein  einfaches 
Crownglas-Objektiv  zur  Projektion  von  Experimenten  aller  Art.  Die 
Adaptirung  der  Polarisationsvorrichtung,  des  Spektroskopes,  sowie  des 
Mikroskopes  ist  sehr  einfach.  Im  Körper  der  Laterne  befindet  sich  auf 
einer  besonderen  leichten  Tafel  ein  Kalklichtbrenner  für  Sauerstofl"  und 
Wasserstoff  oder  Leuchtgas,  nach  der  neuesten  Construction.  Diese 
Tafel  kann  herausgezogen  und  durch  die  elektrische  Lampe  ersetzt 
werden. 

Schmidt  und  Haensck  liefern  ebenfalls  l'rojektionsiaterncn,  welciie 
mit  dem  neuen  Leuchlgassauerstotl'gebläse  und  Zirkonlicht  nach  Prof.  Linne- 
mann  ausgestattet  sind.  Linnemann  wollte  die  Sjiectren  der  in  der  Hiinsen- 
flamme  leichtflüchtigen  Verbindungen  in  der  Leuehtgassauerstoll'lam|ie 
noch  näher  kennen  lernen.  Da  aber  die  bisher  angewendeten  Knallgas- 
brenner  säinmtlich  den  F"eh]er  iiaben,  dal's  die  Verbrennung  der  Gase 
schon  innerhall)  der  Düse  stattfindet,  wodurch  der  Nutzeflect  der  höchsten 


Die  wissenschaftliche  Ausstellung  in  Cöln. 


403 


Temperatur  aufserhalb  der  Brennerdüse  natürlich  sehr  beeinflulst  wird, 
so  hat  Linnemann  diesem  Maugel  in  erfolgreichster  Weise  durch  seinen 
Brenner  abgeholfen.  Fig.  1  stellt  das  gröfsere  Brennerniodell  mit  Stativ 
in  %  der  natürlichen  Gröfse,  Fig.  2  dagegen  den  Durchschnitt  des 
Brenners  in  natürlicher  Gröfse  dar.  Das  in  o  einströmende  Leuchtgas 
tritt   in   den  hohlen  Raum  der  Düse,   umkreist   den   Cylinder,  welcher 

Fig.  2. 


durch  die  Schraube  c  verstellbar  ist,  und  tritt  aus  der  Düse  aus.  In  b 
tritt  Sauerstoff  unter  15  mal  höherem  Drucke  als  das  Leuchtgas  durch 
vier  Löcher  in  das  Innere  der  vorher  erwähnten  Schraube  c  ein,  um 
dann  mit  grofser  Heftigkeit  aus  der  feinen  Durchbohrung  D  dieser  Schraube 
zu  entvi-eichen.  Wie  aus  der  Zeichnung  leicht  ersichtlich  ist,  dienen 
ferner  die  Schrauben  e  für  die  Leuchtgas-  und  d  für  die  Sauerstoflf- 
regulirung.  —  Fig.  3  a,  b,  c  stellen  die  Flammen  in  den  verschiedenen 
Intensitäten  dar.  Während  a  die  Flamme  zeigt,  wie  sie  den  bisherigen 
Knallgaslampen,  bei  welchen  der  Sauerstoff  schon  in  der  Düse  zu  brennen 
anfängt,  entspricht,  geben  b  und  c  die  Form  wieder,  welche  durch 
Linnemann  a  Brenner  erreicht  wird.  Die  Einschnürungspunkte  5  bei  b 
und  c  bilden  den  heifsesten  Theil  der  Flamme.  Fig.  8  b  zeigt  die  richtig 
formirte,  ganz  lautlos  brennende  Flamme;  der  Raum  i  ist,  wie  der 
entsprechende  Theil  der  Bunsenflamme,  dunkel,  der  Saum  2  kaum 
sichtbar  blau,  3  der  heifseste  Theil,  4  etwas  inten.siver  blau  und  der 
Theil  5,  die  Verlängerung  des  brennenden  Sauerstoffstromes,  deutlich 
weifslich  blau  gefärbt.  Fig.  3c  ist  die  durch  mehr  Gasverbrauch  mit 
Geräusch  brennende  Flamme,  die  sich  wegen  stärkerer  Hitze  besonders 


404  Dit^  wissenschaftliche  Ausstelhiii^  in  Colii. 

zum  Glühen  von  grölsercn  Flächen  eignet.  —  Wird  der  Brenner  nur 
für  die  Spectralanalyse  verwendet,  so  wird  /..  B.  eine  Sodaperle  in  den 
heifsesten  Theil  5  der  Leuchtgassauerstotltlamnie  gebracht;  dabei  ent- 
steht ein  solch  intensives  Licht,  dafs  man  das  Augi-,  wie  bei  Betrach- 
tung des  elektrischen  Flammenbogens,  durch  ein  dunkles  Rauchglas 
schützen  mufs,  um  die  richtige  Stellung  der  Perle  in  der  Flamme  be- 
urtheilen  zu  können,  damit  der  Platindraht,  an  dem  die  Perle  befestigt 
ist,  nicht  abschmilzt. 

Da  aber  die  Leuchtgassauerstoffflamme  nur  im  lieirsesten  Theile, 
auf  der  stark  weifsblau  leuchtenden  kurzen  Strecke  ö.  ein  selbständiges 
brillantes  Kohlenstoff'-Spectrum  zeigt  und  sich  aulserdem  in  diesem 
Theile  die  weifsglühende  Perle  der  geschmolzenen  Verbindung  betindet, 
so  mufs  dieser  Theil  der  Flamme  abgeblendet  werden,  was  am  besten 
durch  die  mittels  einer  Linse  zu  bewirkende,  zweckentsprechende 
Projektion  des  Flamnienbildes  auf  den  Spalt  bewirkt  werden  kann. 
Durch  diese  Umstände  erklärt  sich  die  vollkommene  Reinheit  dieser 
Spectren  und  der  Ausschhil's  von  störenden  Nebenspectren.  In  Folge 
dessen  wird  es  aber  auch  möglich,  Einzelheiten  zu  sehen,  welche  bis 
jetzt  nicht  beobachtet  wurden.  —  Um  den  Brenner  auch  für  Beleuch- 
tungszwecke anzuwenden,  hat  Linnannnn  viele  Versuche  gemacht.  Kalk- 
cylinder  zeigten  nach  sehr  kurzer  Zeit  erbsengrofse  V^ertiefungen,  wefshalb 
der  Werth  der  Beleuclitung  sehr  bedeutend  zurückging;  Magnesia- 
platten schmolzen  noch  leichter  als  Kalk  weg,  mithin  waren  auch  diese 
für  ein  stetiges  Licht  unbrauchbar.  Nachdem  es  erst  in  neuerer  Zeit 
gelungen  ist.  Plättchen  aus  Zirkonerde  völlig  dauerhaft  herzustellen, 
hat  man  mit  einem  solchen,  in  Platin  gefafsten  Plättchen,  in  den 
heifsesten  Punkt  der  Flamme  gebracht,  ein  prachtvoll  weifses  Licht  er- 
zielt, dessen  Speetrum  von  A — H  geht,  durch  keinerlei  Linien  unter- 
brochen, vielmehr  vollständig  continuirlich  ist,  weshalb  es  wohl  den 
besten  Ersatz  für  Sonnenlicht  bietet.  Wohl  hat  sich  gezeigt,  dafs  die 
Zirkonplatten  nicht  vollständig  unvergänglich  sind,  da  sie  im  Gebrauche 
namentlich  bei  zu  raschem  Anheizen  öfters  von  der  Oberfläche  ab- 
blättern, doch  kann  man  dieselben  viele  hundert  Male  gebrauchen, 
bevor  eine  so  grofse  Unebenheit  der  Oberfläche  eintritt,  dafs  eine  Neu- 
festmachung  des  Plättchens  nöthig  würde,  etwaige  kleinere  Risse  sind 
von  keiner  Bedeutung.  Mit  dem  Linnemannsahnu  Brenner  mit  Zirkon- 
plättchen  ist  ein  Licht  geschaffen,  das  man  für  objektive  Darstellungen 
und  pholograi)hische  Vergröfserungen  vielfach  dem  elektrischen  vor- 
ziehen wird;  denn  einmal  zur  optischen  Achse  eines  Apparates  einge- 
stellt, bleibt  der  leuchtende  Punkt  völlig  ungeänderl.  Die  Lichtstärke 
solcher  Brenner  läfst  sich  innerhalb  der  Grenzen  von  ti<i  bis  200  Nor- 
malkerzen einstellen. 

Durch  die  Erfindung  der  Trockenplatteu  und  die  jetzt  erlangte 
enorme  Lichtempfindlichkeit  derselben  hat  die  Photographie  einen  ganz 


Die  wissenschaftliche  Ausstellung  in  Cöln.  405 

gewaltigen  Aufschwung  genommen.  Durch  diesen  vereinfachten  Prozefs 
hat  sie  sich  liberall  eingeführt  und  dabei  eine  grofse  Schaar  von  An- 
hängern erworben.  Jeder  sucht  sie  sich  für  seinen  Beruf  dienstbar  zu 
machen,  und  wie  unentbehrlich  .sie  schon  geworden  ist,  dafür  sprechen 
die  in  allen  Zweigen  mit  ausgestellten  Photographien.  Einmal  sind  es 
die  Abbildungen  der  Apparate,  dann  die  Wiedergabe  von  interessanten 
Beobachtungen,  die  sich  durch  das  Auge  oder  den  Stift  des  Künstlers 
nicht  so  wahrheitsgetreu  hätten  festhalten  lassen ;  aber  nicht  nur  hilfe- 
leistend steht  die  Photographie  der  Wissenschaft  zur  Seite,  sondern  sie 
geht  .selbständig  forschend  voran  und  hat  uns  Aufschlufs  gegeben  über 
den  Verlauf  einzelner  Bewegungen,  die  das  Auge  bisher  nicht  zu  unter- 
scheiden vermochte.  —  Sehr  erklärlich  ist  es  daher,  dafs  diese  Kunst 
aus  ihrem  beschränkten  Thätigkeits-Gebiete  heraustritt  und  plötzlich  dem 
Allgemeinwohle  zu  Theil  wird,  sowie  dafs  die  Umgestaltungen  und  Um- 
wälzungen sich  beinahe  zu  überstürzen  scheinfen.  Was  heute  neu  ist, 
wird  in  einem  Jahre  kaum  mehr  beachtet.  Mehr  Ruhe  wird  erst  ein- 
treten, wenn  die  Photographie  in  den  sie  gebrauchenden  Disciplinen  einen 
Klärungsprozefs  durchgemacht  und  sich  den  neuen  Verhältnissen  ange- 
]iafst  hat.  —  Oben  wurde  schon  der  mikrophotographische  Apparat  von 
Leilz  erwähnt;  mit  ähnlichen  Apparaten  sind  die  interessanten  Mikro- 
photographien hergestellt.  Bastelberger  in  Eichberg  zeigte  die  Bilder 
Ton  anatomischen  Präparaten  betreffend  das  Centralnervensystem,  Burstert 
in  Berlin  gibt  dagegen  Aufschlufs  über  die  Structur  der  deutschen  Nutz- 
hölzer durch  Quer-,  Radial-  und  Tangentialschnitte.  Kühl  und  Comp. 
in  Frankfurt  a.  M.  haben  nach  selbst  verfertigten  Aufnahmen  von  Mikro- 
])hotographien  Licht-  und  Silberdrucke  gemacht.  Jeserich  in  Berlin 
veranschaulicht  in  Bildern,  wie  der  Nachweis  von  Schriftfälschungen 
mit  Hilfe  der  Photographie  zu  führen  ist,  zeigt  ferner  Mikrophotogramme, 
die  bei  kunstlichem  Lichte  aufgenommen  worden  sind,  und  solche,  die 
nach  seinem  für  Knallgaslicht  eingerichteten  mikrophotographischen 
Apparate  hergestellt  sind.     (Vgl.  267  598.) 

Da  die  gewöhnlichen  Beleuchtungen  bei  mikrophotographischen 
Aufnahmen  immer  mit  mehr  oder  weniger  Schwierigkeiten  verbunden 
sind,  so  hat  Stenglein  in  Paukov  eine  Laterne  für  Magnesium-Blitzlicht 
construirt,  welche  von  Gebrüder  Sokol  in  Berlin  mit  einem  Ventilator 
zum  Abziehen  der  Magnesiumdämpfe  aus  der  Laterne  versehen  wurde.  — 
0.  Schröder  in  Berlin  verfertigte  einen  photographischen  Reiseapparat 
mit  drei  doppelten  Kassetten.  Die  Objektivbretter  sind  wagerecht  und 
senkrecht  beweglich,  im  Laufboden  befindet  sich  ein  üntermafs,  auf 
der  Camera  eine  Libelle,  die  Visirscheibe  ist  verstellbar,  um  mit 
Schnelligkeit  hoch  oder  quer  umzustellen,  ohne  den  Apparat  vom  Stative 
nehmen  zu  müssen ;  die  Kassetten,  mit  Umlegeschiebern  versehen,  sind 
innerhalb  verledert.  Das  Stativ  ist  dreitheilig,  der  aus  Metall  gefertigte 
soa;en.  Stativfeststeller  wird  zwischen  die  verstellbaren  Stativbeine  ein- 


406  Siemens  und  Halske's  elektrische  Bogenlampe. 

gesetzt,  wodurch  eine  grofse  Festigkeit  des  Statives  erzielt  wird.  Leinert 
in  Dresden  hat  seine  Keiseapparate  bestimmten  Zwecken  angepal'st  und 
demgemäfs  ausgerüstet,  hervorzuheben  ist  seine  cumplete  photographische 
Reiseausrüstung,  „Saxonia^  genannt,  die  sich  insbesondere  für  wissen- 
schaftliche Expeditionen  eignet.  Der  ganze  Apparat  nebst  Platten, 
Schalen,  den  nöthigen  Präparaten  und  Utensilien  ist  in  einem  Koffer 
untergebracht,  der  sich  leicht  auf  dem  Rücken  tragen  lafst.  Der  Koffer 
dient  zur  Herstellung  eines  Dunkelzeltes,  um  bei  Reisen  u.  s.  w.  das 
Wechseln  der  Trockenplatten  stets  vornehmen  zu  können.  In  dem- 
selben kann  auch  die  Entwickelung  und  Fi.\irung  der  Negativglasbilder 
vorgenommen  werden.  (Schhiis  folgt.) 


Elektrische  Bogenlampe  von  Siemens  und  Halske.  ■ 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  19. 

Auf  der  .Jubiläums-Gewerbe-Ausstellung  in  Wien  1888  hatten 
Siemens  und  Halske  eine  neue  Bogenlampe  ausgestellt,  ohne  jedoch  die- 
selbe im  Betriebe  vorzuführen.  Dieselbe  ist  in  Fig.  9  nach  der  Zeit- 
schrift für  Etektrotechnilt,  1888  *  S.  .511,  abgebildet. 

Der  untere  Kohlenträger  U  steht  wie  gewöhnlich  fest,  und  die 
Kohle  ist  darin  so  verstellbar,  dafs  man  sie  genau  unter  die  obere  K 
bringen  kann.  Der  obere  Kohlenträger  T  aber  hängt  an  einem  Ku])fer- 
bande  5,  das  oben  über  eine  Trommel  (  geschlungen  ist.  Sinkt  der 
Kohlenträger,  so  dreht  er  die  Trommel  t  entgegen  der  Wirkung  einer 
in  ihrem  Inneren  verborgenen  Schneckenfeder.  (Die  in  der  Zeich- 
nung sichtbare  Schneckenlinie  stellt  nicht  diese  Feder,  sondern  einen 
stromführenden  Kupferstreifen  vor.) 

Die  Trommel  /  trägt  aber  einen  Zahnkranz,  der  durch  die  an- 
gedeutete Räderübersetzung  das  Steigrad  e  treibt;  letzteres  macht 
mittels  des  Ankers  c  den  Schwungkörper  b  schwingen,  wenn  nicht  ein 
federartiger  Fortsatz  des  Körpers  b  von  der  Henimfeder  g  aufgehalten 
wird,  in  welchem  Falle  das  ganze  Werk  gehemmt  ist,  so  dafs  die 
obere  Kohle  nicht  auf  die  untere  sinken  kann. 

Kommt  nun  der  Strom,  so  kann  er  nur  durch  die  Umvvindungen 
des  Elektromagnetes  m  gehen,  der  seinen  Anker  a  anzieht.  Dieser  ist 
bisher  durch  die  Feder  f  abgezogen  worden;  er  trägt  den  Schwing- 
körper b  sammt  dem  Steigrade  e  und  dem  nächsten  Zahnrade;  dies 
alles  macht  nun  die  Bewegung  des  Ankers  mit.  Das  gröfsere  Zahnrad, 
das  unmittelbar  vom  Zahnkranze  der  Trommel  bewegt  wird,  sitzt  am 
Ende  eines  um  die  Trommeiachse  beweglichen  Armes  und  wird  durch 
den  Zahndruck  des  Trommel-Zahnkranzes  veranlafst,  die  Bewegung 
des  Ankers  nach  rechts  milzumachon,  so  dafs  alles  in  Eingrilf  bleibt, 
dagegen  wird  die  Hemmzunge  des  Schwingers  von  der  Feder  g  frei 
gelassen. 


Oesterreich's  Klappenschrank  mit  Vjelfachumschaltei-.  407 

Die  obere  Kohle  K  hat  sich  schon  während  der  Bewegung  des 
Ankers  a  etwas  gesenkt  und  geht  nun,  wo  der  Schwinger  b  arbeiten 
i\ann,  langsam  weiter  nieder  bis  zur  Berührung  mit  der  unteren. 

In  diesem  Augenblicke  hört  der  Strom  in  m  heinahe  ganz  auf,  die 
Feder  f  zieht  daher  den  Anker  zurück  und  damit  die  Oberkohle  etwas 
hinauf;  der  Lichtbogen  bildet  sich,  und  m  bekommt  wieder  so  viel 
Strom,  um  der  Feder/'  das  Gleichgewicht  halten  zu  können;  die  Hemm- 
zunge wird  wieder  von  der  Hemmfeder  g  gehalten.  Der  Lichtbogen 
und  mit  ihm  der  Strom  in  m  wächst,  der  Anker  o  wird  mehr  und  mehr 
heruntergezogen,  bis  endlich  die  Hemmung  wieder  frei  wird;  nun  nähern 
sich  die  Kohlen  ein  wenig,  m  lälst  dann  nach,  die  Hemmzunge  wird 
wieder  gehalten  u.  s.  f. 

In  der  Mitte  des  Ankerhebels  a  befindet  .sich  ein  festes  Röllchen 
m'it  Schraubennuth,  in  die  eine  ges])annte  Schnur  s  geschlungen  ist,  um 
rasche  Bewegungen  des  Ankers  zu  verhindern. 

Bemerkenswerth  ist  der  Mangel  eines  Sperrrades,  das  bei  anderen 
Räderlanipen  in  Thätigkeit  tritt,  wenn  die  Oberkohle  von  Hand  hinauf- 
geschoben wird.  Hebt  man  hier  den  schweren  oberen  Kohlenträger  T, 
so  dreht  die  Feder  in  der  Trommel  diese  nach  links  herum,  der  Hebel  o, 
der  von  der  Feder  f  gegen  einen  Anschlag  gezogen  wird,  bleibt  ruhig, 
aber  das  gröfste  der  Uebersetzung.sräder,  das,  wie  gesagt,  auf  einem  um 
die  Trommelachse  beweglichen  Arme  sitzt,  wird  durch  den  Zahndruck 
des  Trommel-Zahnkranzes  nun  sammt  diesem  Arme  etwas  nach  links 
mitgenommen  und  kommt  dadurch  aufser  EingritF  mit  dem  übrigen 
Räderwerke,  das  nun  ruhig  stehen  bleibt,  während  Trommel  und  erstes 
R:ul  sich  allein  drehen.  Lälst  man  den  oberen  Kohlenträger  los,  so 
bringt  er  durch  sein  Gewicht  den  gestörten  Eingriff  wieder  zu  Stande, 
und  alles  bleibt  in  Ruhe. 


W.  Oesterreich's  Klappexischrank  mit  Vielfachumschalter 
für  städtische  Telephonanlagen. 

Mit  Abbildungen. 

Die  Zweekmäfsigkeit  der  Verwendung  von  Vielfach-Umschaltern 
(Vgl.  1885  256  443.  1888  269  166)  in  den  Vermittelungsämtern  von 
Stadt-Telephonanlagen,  in  denen  mehr  als  ein  Beamter  gleichzeitig  im 
Dienste  ist,  steht  aufser  Zweifel;  denn  nur  Ijei  Benutzung  solcher  Um- 
schalter können  die  Verbindungen  der  einzelnen  Leitungen  mit  einander 
mit  der  erforderlichen  Schnelligkeit  und  Sicherheit  ausgeführt  werden, 
weil  jeder  Beamte  jede  Leitung  selbständig  und  ohne  vorheriges  Fragen 
und  Sprechen  mit  jeder  anderen  verbinden  kann. 

Bei  der  Einrichtung  der  WvHern  Electric  Compamj  (1S85  256  445) 
besitzt  jede  Leitung  an  jedem  Arbeitsplatze  eine  Einschaltungsvorrich- 


408  Ocstcrreicli's  Klajipoiisclu-aiik  mit   Vielfachumsclialter. 

luiig,  und  der  Beamte  kauii  leicht  prül'eii,  ob  die  zu  verbindende  Leitung 
besetzt  ist  oder  nieht.  Zum  Zwecke  der  Priif'ung  ist  für  jede  Leitung 
eine  besondere  Zimmerleitung  vorhanden,  welche  mit  sämmtlicheu 
Stöpsellöchern  verbunden,  jedoch  im  Ruhezustande  isolirt  ist,  während 
sie  bei  einer  Verbindung  durch  den  Stöjisel  mit  der  Leitung  verbunden 
wird,  so  dafs  der  prüfende  Beamte  aus  dem  elektrischen  Verhalten  des 
Stöpselloches  sich  vergewissern  kann,  ob  die  Leitung  frei  oder  be- 
setzt sei.i 

Die  Anwendung  von  zwei  durchgehenden  Drähten  für  jede  Leitung 
durch  ein  grofses  Fernsprechamt  verursacht  einen  namhaften  Aufwand; 
für  ein  Amt  mit  1000  Theilnehmern  und  10  Schränken  von  je  100  Klajipen 
stellen  sich  bei  Anwendung  inductionsfreier  Zimmerkabel  die  Kosten  der 
Zimmerdrähte  auf  etwa  10000  M.  Deshalb  hat  der  Kaiserl.  Postrath  a.  D. 
Wilh.  Oesterreich  in  Berlin  eine  Schaltung  aufgesucht,  bei  welcher  der 
besondere  Prüflingsdraht  wegfällt;  aufserdem  aber  hat  er  durch  nam- 
hafte Vereinfachungen  an  den  Klinken  die  Einrichtungskosten,  deren 
Höhe  bisher  die  Einführung  der  Vielfach-Umsehalter  verzögerte,  weiter 
ermäl'sigt. 

Seine  in  Deutschland  C*D.  K.  P.  Nr.  45143  vom  16.  März  1887)  und 
iu  anderen  Staaten  patentirte  vereinfachte  Schaltung  ist  in  Fig.  1 
schematisch  dargestellt.  Die  Leitung  L  setzt  sich  im  Amte  als  /,/'.... 
fort    und   durchläuft    in  jedem   der   vorhandenen  Klajjpenschränke   eine 

1  11  ni 


Klinke  7,  //,  ///  .  .  .  .,  die  aber  nur  aus  zwei  durch  das  Ebonitstück  c 
zusammengehaltenen  leitenden  Theilen,  der  Hülse  a  und  einer  darauf 
liegenden  am  Ende  hakentch-mig  umgebogenen  Feder  6,  besteht.  Nach 
der  letzten  Klinke  ist  noch  die  in  dem  Schranke  dieser  Klinke  befind- 
liche, zu  L  gehörige  Klappe  K  und  eine  für  eine  gröfsere  Anzahl  von 
Leitungen  (etwa  50)  gemeinsame  constante  Prüfungsbatterie  B  von  2 
bis  3  Elementen,  sowie  ein  regulirbarer  kleiner  Widerstand  W  ein- 
geschaltet; mittels  des  letzteren  wird  der  ungelheilte  Batteriestrom,  der 
bei  dem  durch  Nebeneinandersehaltung  vieler  Leitungen  vorhandenen 
geringen  Widerstände  verhältnirsmiir.sig   stark   ist,   so   regulirt,   dafs   er 


•  Eine   neuere  Form   der   Klappensclnäiike   der    Westein    EUctric   Conipany 
ist  in  Lumiere  EUctrique,  1886  Bd.  20  *  S.  G13,  besclirieben. 


Uesterreich's  Klappenschrank  mit  Vieiraolmmschalter.  409 

gerade  nur  zur  Prüfung  der  Stromfähigkeit  der  Leitungen  mittels  eines 
empfindlichen  Galvanoskojjs  ausreicht.  Der  Strom  einer  Batterie  von 
2  bis  3  Ku])fer-Zink-Eieinenten  ist  genügend:  der  auf  jede  Leitung  im 
Ruhezustande  fallende  Zweigstrom  setzt  selbstverständlich  den  empfind- 
lichsten Wecker  nicht  in  Thätigkeit.  In  Aemtern  ohne  Nachtdienst  kann 
die  Batterie  während  der  Nacht  ausgeschaltet  werden. 

Zur  Verbindung  zweier  Leitungen  dient  der  in  Fig.  3  skizzirte 
Stöpsel,  welcher  aus  dem  Metalleylinder  Aj  mit  der  Spitze  k^  und  der 
Einkerbung  m  sowie  einem  auf  den  Vordertheil  auf- 
geschobenen Hartgummiringe  n  besteht.  Am  Ende  j_ ''•^•3 
des  Stöpsels  ist  eine  Leitungsschnur  s.,  befestigt.  Wird 
der  Stöpsel  in  das  Loch  der  ersten  Leitung  L  so  weit 
eingeschoben,  dafs  die  Schneide  b  der  Klinke  auf  dem  isolirenden  Ringe  n 
aufliegt,  so  ist  die  Schnur  s.,  durch  die  Hülse  a  mit  der  Leitung  L  ver- 
bunden, während  die  weiter  rechts  liegenden  Klinken,  die  Klappe  K 
und  die  Prüfungsbatterie  B  abgeschnitten  sind.  Am  anderen  Ende  der 
Schnur  s^  befindet  sich  ein  zweiter  Stöpsel,  der  in  das  zur  zweiten, 
mit  L  zu  verbindenden  Leitung  gehörige  Loch  desselben  Schrankes  ge- 
steckt wird. 

Das    möglichst    empfindliche    Prüfungs-Galvanosko])    wird    bei    der 
Prüfung    mittels   eines   Stöpsels   mit    doppelter   Leitungsschnur,    der    in 
Fig.  2   dargestellt  ist,    in    die    vor    der   Verbindung    zu    untersuchende 
Leitung  eingeschaltet.    Der  Prüfungsstöpsel  besteht 
aus  einem  in  der  Mitte  liegenden  Metallstücke  mit  ^    Ji;^.^- ^   ^ 

der  Spitze  k  und  der  Einkerbung  /«,  und  aus  einer  ^^^l«— 'nL"'.''.'.!"!  1  !^ 
auf  dasselbe  aufgesteckten  Ebonitröhre  n,  aufweiche  "' 
wieder  die  Metallröhre  h  aufgeschoben  ist.  Die  Bletalltheile  des  Stöpsels 
sind  mit  den  beiden  Leitern  der  Leitungsschnur  verbunden,  und  zwar 
der  Leiter  .<  mit  dem  Theile  h  und  der  Leiter  Sj  mit  dem  Theile  ä. 
Die  Theile  der  Klinken  und  des  Stöpsels  sind  in  ihrer  Länge  so  be- 
messen, dafs,  wenn  der  eingeschobene  Stöpsel  mit  seiner  Einkerbung  in 
unter  der  Schneide  der  Klinkenfeder  sich  befindet,  k  mit  b  und  h  mit  a 
in  Berührung  steht;  die  beim  Einschieben  des  Stöpsels  durch  das  Ab- 
heben der  Feder  b  von  der  Hülse  a  unterbrochene  Leitung  ist  jetzt 
durch  SS,  wieder  geschlossen  und  ein  zwischen  die  Leiter  s  und  s, 
eingeschaltetes  Galvanoskop  ist  jetzt  in  die  Leitung  eingeschaltet.  Wenn 
jetzt  das  eingeschaltete  Galvanoskop  Strom  anzeigt,  so  ist  die  ganze 
Leitung  L  unbesetzt;  denn  wäre  die  Leitung  L  an  einer  von  der  Prüfungs- 
stelle rechts  gelegenen  Klinke  gestöpselt  und  dadurch  mit  einer  zweiten 
Leitung  verbunden,  so  würde  zwar  die  Leitung  L  durch  die  Leitungs- 
schnur und  jene  zweite  Leitung  an  Erde  liegen,  jedoch  wäre  die  Prüfungs- 
batterie B  (Fig.  1)  abgeschnitten;  wäre  die  Leitung  L  aber  an  einer 
links  von  der  Prüfungsstelle  gelegenen  Klinke  verbunden,  so  wäre  die 
Leituna:   L   von   den   Theilen    »etrennt,   welche    von   dieser   Klinke   aus 


410  Uesteneicli's  Klappenscluaiik  mit  Vieirafliuuischalter. 

nach   rechts   liegen:    die  Nadel    Itann    also   in  lieiden  Füllen    nicht  aus- 
schlagen. 

Für  den  Betrieb  können  nun  aber  noch  verschiedene  Einrichtungen 
gewählt  werden;  doch  sollen  möglichst  wenig  yiöpsel  iingewendet  und 
die  zur  Einschaltung,  zur  Prüfung  der  gerufenen  Leitung,  zur  Verbin- 
dung nöthigen  Handgrille  niögliehst  vereinfacht  bezieh,  zusammengelegt 
werden. 

Eine  sehr  einfache  Betriebsschaltuug  ist  in  Fig.  4  .skizzirf.  Danach 
dient  der  Prüfungsstöpsel  «  zugleich  zur  Einschaltung  des  Sprechapparates; 
in  die  doppelte  Schnur  Xi,S2  ist  das  Prüfungs-Galvano- 
skop G  eingeschaltet,  wahrend  s,  mit  der  Mittelschiene 
des  Tasters  T  des  Sprechajjparates  F  verbunden  ist: 
mittels  einer  besonderen  Schnur  mit  den  beiden  Stöp- 
seln s.)  und  jij  (Fig.  •">)  und  dem  eingeschalteten  Schlufs- 
zeichenapparate  SK  (Klappe  oder  Galvanoskop)  wird 
die  Verbindung  zweier  Leitungen  hergestellt.  Sobald 
nun  die  Klappe  K  (Fig.  1)  der  an  den  Schrank  III  geführten  Leitung  /. 
des  Theilnehmers  A  fällt,  steckt  der  Beamte  den  Stöpsel  s  in  die  zu  L 
gehörige  Klinke  111  dieses  Schrankes  und  schaltet  damit  den  Sprech- 
apparat zum  Abfragen  ein.  Nachdem  der 
fIjS  f— EIZD'  'riieilnehmer  A  seine  Wünsche  geäufsert 
^  hat,  wird  der  Stöpsel  s  aus  der  Klinke  III 

herausgezogen  und  statt  dessen  einer  der 
Stöpsel  s,  oder  «4  eingesteckt,  wonach  sich  die  Leitung  L  zunächst  fiir 
eine  s])äter  etwa  von  einem  anderen  Schranke  aus  vorzunehmende 
Prüfung  als  „besetzt^^  erweist.  Alsdann  wird  der  Stöpsel  s  in  die  Klinke 
der  von  A  gewünschten  Leitung  L,  des  Theilnehmers  B  langsam  ein- 
geschoben, und  zwar  nur  so  weit,  dafs  der  vordere  metallische  Theil 
des  Stöpsels  s  mit  der  Klinkenfeder  b  und  der  Theil  h  mit  der  Hülse  a 
in  Verbindung  ist;  dann  schlägt  die  Nadel  des  Galvanoskops  G  aus, 
wenn  die  Leitung  Lj  frei  ist.  Mufs  der  Ruf  des  Theilnehmers  //  von 
dem  Amte  aus  erfolgen,  so  wird  der  Stöpsel  s  ganz  in  das  Klinkenloeh 
eingeschoben  und  die  Taste  T  gedrückt,  und  so  die  Rufbatterie  in  WB 
in  Thätigkeit  gebracht;  nöthigenfalls  wird  gehört,  ob  ß  sich  meldet, 
alsdann  wird  der  Stöpsel  s  entfernt  und  durch  den  zweiten  Verbindungs- 
stöi)sel  ••••4  bezieh.  «3  ersetzt.  Wird  der  Thcilnehmer  B  nicht  durch  das 
Amt,  sondern  durch  den  Theilnehmers  gerufen,  so  braucht  der  Stöpsel  s 
nicht  auf  seine  ganze  Länge  eingeschoben  zu  werden,  sondern  er  kann 
gleich  nach  geschehener  Prüfung  entfernt  und  durch  den  zweiten  Ver- 
bindungsstöpsel ersetzt  werden. 

Diese  höchst  einfache  Betriebsschaltuug  dürfte  sich  ganz  besonders 
empfehlen,  wenn  der  Beamte  ein  sogen.  „Kopf-'-Telephon  hat,  welches 
durch  einen  federnden  Bügel  am  Ohr  des  Beamten  festgehalten  wird, 
während   das   Mikrophon    frei    vor   seinem   Munde   hängt.     Der   Beamte 


K 


ClfSterreich's  Klappenscliraiik  mit   Vieiraclmmschaller. 


411 


hat  danu  beide  Hände  frei  und  kann  in  die  eine  den  Stöpsel  s,   in  die 
andere  einen  der  Stöpsel  S3  oder  »j  nehmen. 

Eine  zweite  Betriebssehaltung  ist  von  der  Telephonfabrik  Mix  und 
Genest  in  Berlin  bei  den  von  ihr  für  die  Deutsche  Reichs-Telegraphen-Ver- 
waltung hergestellten  Schränken  angewendet  worden.  Bei  dieser  in  Fig.  6 
dargestellten  Schaltung  dient  der  Priifungsstöpsel  gleichzeitig  mit  zur 
Verbindung  der  Leitungen,  das  Prüfungs-Galvanoskop  gleichzeitig  als 
T 


Schlul'szeichenappaiat.  Um  dies  zu  ermöglichen,  hat  die  letzte  Klinke 
von  jeder  Linie  (z.  B.  ///  und  IV')  eine  besondere  Einrichtung  er- 
halten. Diese  Klinke  besitzt  2  Federn  b  und  /■;  die  Feder  6  liegt  wie 
früher  auf  der  Hülse  a  auf,  ist  jedoch  statt  der  Schneide,  gegen  welche 
der  Stöpsel  stöfst,  mit  einem  Ebonitstücke  i  versehen;  die  Feder/'  be- 
sitzt wie  die  gewöhnlichen  Klinkenfedern  eine  Schneide,  ihr  Ende  ist 
aber  gegen  die  Hülse  a  durch  ein  Ebonitstückchen  i'  isolirt.  Beide 
Federn  sind  von  einander  durch  ein  Ebonitstück  e  isolirt.  Während 
nun  b  in  gewöhnlicher  Weise  mit  der  Klajipe  Ä,  der  Prüfungsbatterie  ß 
und  der  Erde  E  verbunden  ist,  stehen  alle  Federn  f  desselben  Schrankes 
mit  der  Mittelschiene  des  Tasters  T  des  zu  diesem  Schranke  gehörigen 
Sprechapparates  in  leitender  Verbindung.  In  Fig.  6  sind  die  Federn  f 
von  III  und  IV'  an  denselben  Taster  T  geführt,  in  der  Voraussetzung, 
dafs  ihre  beiden  Schränke  von  demselben  Beamten  bedient  würden. 

Die  Verbindungsschnur  besteht  ferner  aus  2  Theilen:  aus  einer 
doppelten  Schnur  «,.«,,  in  welche  das  Galvanoskop  eingeschaltet  ist,  und 
deren  Enden  mit  dem  Prüfungsstöpsel  Fig.  2  verbunden  sind,  und  aus 
einer  von  dem  Verbindungsstöpsel  Fig.  3  auslaufenden  einfachen  Schnur  .«.j, 
deren  zweites  Ende  zusammen  mit  «,  an  eine  und  dieselbe  Klemme  des 
Galvanoskops  gelegt  ist. 

Eine  besondere  Einrichtung  erhielt  das  Galvanoskop,  welches  in 
Fig.  7  links  in  der  Vorderansicht,  rechts  nach  Wegnahme  des  Deck- 
blattes und  der  vorderen  Windungen  dargestellt  ist.  Die  Drahtwindungeu 
sind  zur  Erzielung  möglichst  grofser  Emptindlichkeit  auf  zwei  dicht 
an  einander  schliefsende  Rahmen  gebracht,  die  zur  besseren  Dämpfung 
von  Kupfer-  bezieh.  Messingplatten  gefertigt  sind  und  die  Nadel  N  mög- 
lichst dicht  einschliefsen.    Die  Dämpfung  wird  durch  einen  an  der  Rück- 


41-2 


Oesterreich's  Klappenschrank  mit  VielfacliiimscUaller. 


Seite  angebrachten  Stabmagnet  noch  verstärkt.  Das  Galvanosko])  wird 
80  eingeschaltet,  dafs  bei  der  Prüfung  und  beim  Anrufe  die  Nadel 
nach  links,  beim  Sehlufszeichen  dagegen  nach  rechts  abgelenkt  wird. 
Beide  Ablenkungen  werden  durch  Stifte  in 
der  Deckplatte,  an  welche  der  Zeiger  7.  an- 
schlägt, begrenzt.  Der  links  stehende  Stift  f. 
gestattet  nur  eine  geringe  Ablenkung,  welche 
zur  Prüfung  ausreicht,  während  der  rechts 
stellende  (in  der  Abbildung  nicht  sichtbare) 
Stift  eine  freie  Bewegung  der  Nadel  N  bis 
zu  dem  aus  der  Abbildung  ersichtlichen 
Grade  gestattet.  Rechts  von  der  Nadel  N  ist 
in  der  Schwingungsebene  derselben  noch  der 
Hilfsmagnet  5  angebracht,  durch  welchen  N 
bei  einer  Ablenkung  nach  rechts  festgehalten 
wird.  Der  Hilfsmagnet  S  ist  auf  eine  Messing- 
stange o  aufgeschoben  und  auf  ihr  festgeschraubt,  welche  sich  mit  der 
Hand  in  den  Führungen  c  und  d  auf  und  ab  bewegen  läfst.  Die  Spiral- 
feder /■  drückt  die  Stange  a  nach  oben,  bis  der  ebenfalls  auf  der  Stange 
befestigte  Ring  b  gegen  den  Führungsring  c  trifft.  Ein  Knopf  k  dient 
zum  Herunterdrücken  der  Stange  mit  der  Hand  und  zur  Trennung  der 
Magnete  A'  und  S  von  einander,  sobald  das  gegebene  Sehlufszeichen 
bemerkt  worden  ist.  Eine  Abschwächung  der  Sprache,  wie  solche  bei 
Einschaltung  von  gewöhnliehen  Elektromagneten  zu  beklagen  ist,  liiidet 
durch  die  Einschaltung  dieses  Galvanoskops  nicht  statt. 
Der  Betrieb  gestaltet  sich  nun  folgendermafsen : 
Wenn  im  Schranke  ///  die  zur  Leitung  LA  des  Theilnehmers  A 
gehörige  Klappe  K  fällt,  wird  der  Verbindungsstöpsel  (Fig.  3)  so  weit 
eingesteckt,  dafs  die  Sehneide  von  /"  (wie  in  Fig.  6)  in  der  Ein- 
kerbung m  des  Stöpsels  liegt.  Dann  ist  gleichzeitig  die  Klinkenfeder  h 
gehoben  und  damit  die  Prüfungsbatterie  B  von  der  Leitung  LA  ge- 
trennt bezieh,  einer  weiteren  Besetzung  der  Leitung  vorgebeugt.  Durch 
die  Hülse  a  und  die  Feder  /■,  welche  beide  durch  den  Metallkörper  k^ 
des  Stö|)sels  verbunden  sind,  ist  der  aus  Taster  7",  Telephon  ¥  und 
Mikrophon  A/,  Inductor  und  Mikropiionbatterie  MB  bestehende  Sprech- 
apparat eingeschaltet.  Will  nun  A  mit  B  verlnniden  sein,  so  wird  der 
Prüfungsstöpsel  (Fig.  2)  in  die  Klinke  IIV  der  Leitung  LB  langsam  so 
weit  eingeschoben,  dafs  der  Stöpsel  die  Klinkenfeder  h  hebt  und  diese 
sich  in  die  Kerbe  des  Stöpsels  einlegt;  dann  ist  das  Galvanoskop  ein- 
geschaltet, und  wenn  die  Leitung  LB  frei  ist,  .«o  gehl  ein  Strom  von 
der  Prüfungsbatterie  B  durch  die  Klappe  K  über  />  und  o  der  Klinke  IV' 
zu  6  der  Klinke  lll\  dem  Stöpselkerne  A-,  der  Schnur  «,,  dem  Galvano- 
skop, der  Schnur  .«,  dem  Slöpselringe  A,  der  Hülse  a  und  über  die  etwa 
noch   auf  dem   Stromwege   vorhandenen    Klinken  in   die  Leitung  LB. 


Uesterreich's  Klappensclirank  mit  Vieirachumsclialter. 


41o 


Am  Galvanoskop  verzweigt  sich  zwar  der  vou  s,  kommende  Strom 
auch  in  «2  und  der  in  s^  eintretende  Stromzweig  wieder  in  zwei  Zweige, 
nämlich  in  die  Leitung  LA  und  in  den  Sprechapparat;  diese  Zweig- 
ströme beeinflussen  jedoch  die  Nadel  des  Galvanoskops  nicht.  War  die 
Leitung  Lß  bereits  an  der  Klinke  irgend  eines  Schrankes  getrennt,  so 
gibt  das  Galvanoskop  keinen  Ausschlag,  der  Stöpsel  wird  aus  IIT  zu- 
rückgezogen und  der  Theilnehmer  .■!  davon  benachrichtigt;  anderenfalls 
wird  der  in  ///'  bisher  nur  halb  eingesteckte  Verbindungsstöpsel  ganz 
eingeschoben,  ebenso  der  Stöpsel  an  s.^  ganz  in  die  Klinke  ///,  womit 
die  Verbindung  zwischen  LA  und  LB  hergestellt  ist.  Durch  das  tiefere 
Einstecken  des  Stöpsels  an  «2  wird  zugleich  der  Spreehapparat  aus- 
geschaltet, weil  der  isolirende  Ring  n  (Fig.  3J  unter  die  untere  Klinken- 
feder f  der  Klinke  ///  zu  liegen  kommt.  Das  Galvanoskop  ist  nun 
zum  Empfange  des  Schlufszeicheus  eingeschaltet,  welches  vom  Theil- 
nehmer ß  zu  geben  ist.  Der  von  B  entsendete  Strom  durchfliefst  die 
Leitung  Lß^  die  Klinke  ///',  A,  s,  Galvanoskop,  S2, ///,  i.4,  Erde.  Die 
Nadel  M  des  Galvanoskops  wird  nach  rechts  abgelenkt  und  durch  den 
Hilfsmagnet  S  in  dieser  Lage  festgehalten,  bis  durch  einen  Druck  auf  den 
Knopf /i  beide  Magnete  von  einander  getrennt  werden  und  die  Nadel  in 
ihre  Ruhelage  zurückgeht.    Die  jetzt  isolirte  Schnur  s,  bleibt  ohne  Strom. 

Will  der  Beamte  während  einer  bestehenden  Verbindung  prüfen, 
ob  in  der  Leitung  noch  gesprochen  wird,  so  braucht  er  nur  den  Ver- 
bindungsslöpsel  aus  der  Klappenklinke  ///  bis  in  die  in  Fig.  6  an- 
gegebene Stellung  zurückzuziehen,  um  den  Sprechapparat  einzuschalten. 

Eine  dritte  ßetriebsschaltung  unter  Benutzung  zweier  Taster  und 
eines  Kurbelumschalters  (Schne|)pers)  für  jedes  Schnurpaar,  ähnlich  wie 
in    Klappenschränken    ameri- 


LA  ^ 


z—>ZB 


E^J. 


kanischen  Ursprunges  (vgl. 
Maier  und  Preece^  ^Das  Tele- 
phon", Stuttgart  1889,  S.  280) 
ist  in  Fig.  8  angegeben. 

Die  beiden  Stöpsel  mit 
den  Schnuren  s,  s,  und  «2  blei- 
ben dieselben;  die  besondere 
Klappenklinke  bei  der  vorigen 
Schaltung  fällt  vveg;  die  Schal- 
tung ist  wie  in  Fig.  1  ange- 
geben. Die  Achsen  zweier 
Taster  Ta^  und  Ta.^  sind  mit 
den  Schnuren  s  bezieh,  s.^  ^*^^'- 
bundeu;  die  Ruhecoutacte  sind 
mit  den  gegen  einander  isolirten  Miltelstücken  a  und  f  eines  Doppel- 
Kurbel-Umschalters  (Wippe)  U  verbunden;  die  Stücke  e  und  f  werden 
durch   zwei   an    ihnen   angebrachte  Federn   entweder    mit  den  C'onlact- 


414  Oesterreich's  Klappenschrank  mit  Vielfachiinisclialtcr. 

stücken  a  und  c,  oder  b  und  d  in  Verbindung  gebracht.  Die  ganze 
Vorrichtung  nebst  dem  Prüfungs-Galvanoskop  G  belindet  sich  auf  der 
Tischplatte  vor  dem  Beamten,  während  unter  der  Tischplatte  vier  Leit- 
schienen längs  der  Tischplatte  befestigt  sind,  von  denen  /  mit  der 
Weckbatterie  WB  und  den  Arbeitscontaclen  der  Taster,  //  mit  6,  /// 
mit  d  und  IV  mit  allen  Schnuren  s,  verbunden  ist.  Zwischen  die 
Schienen  ///  und  IV  ist  das  Galvanoskop  G  geschaltet  und  an  die  am 
Ende  mit  einander  verbundenen  Schienen  //  und  IV  der  Sprechapparat 
angeschlossen.  Zwischen  die  Contactstücke  n  und  c  ist  der  Schlufs- 
zeichenapi)arat  SK  (eine  Klappe  oder  ein  Galvanoskop),  wie  vorher 
beschrieben,  eingeschaltet. 

Wenn  einer  der  Theilnehmer  A  das  Amt  ruft,  wird  der  Stöpsel  s^ 
in  die  Klinke  von  A  eingesteckt  und  U  auf  6,  d  gestellt,  wenn  nicht 
U  im  Kuliezustande  bereits  und  stets  in  dieser  Stellung  steht:  der  Sprech- 
a|)parat  ist  eingeschaltet.  A  will  ß  sprechen:  der  Stöpsel  s,  «i  wird  in 
die  betreuende  Klinke  von  B  langsam  so  weit  eiiigei^ciioben,  dafs  vorüber- 
gehend das  Galvanoskop  G  in  LB  eingeschaltet  wird,  nämlich  durch 
h  übers,  ra,,  /",  rf,  die  Schienen  ///und  /T' bezieh,  s,,  A-.  Die  Prüfuugs- 
batterie  sendet,  wenn  LB  frei  ist,  einen  Strom  von  s,  aus  über  /T,  (?, 
(/,  /',  s  und  /(  in  LA;  die  gleichzeitig  von  IV  über  den  Spreclia])parat  zur 
Erde  bezieh,  von  //  über  6,  f,  Ta.^^  «2  '°  *^'^  Leitung  LA  gehenden  Strom- 
zweige beridiren  das  Galvanoskop  nicht. 

Ist  die  Leitung  ß  frei,  so  wird  der  Stöpsel  ganz  eingeschoben 
und  dann  kann  durch  Niederdrücken  des  Tasters  Ta^  der  Theilnehmer  B 
gerufen  werden,  sofern  dies  nicht  dem  Theilnehmer  A  überlassen  wird. 
So  lange  U  in  dieser  Stellung  bleibt,  ist  der  Sprechapparat  in  eine  Ab- 
z.weigung  zur  Erde  eingeschaltet  und  der  Beamte  kann  sich  darüber 
unterrichten,  ob  beide  Theilnehmer  ins  Gespräch  gekommen  sind.  Ist 
das  geschehen,  so  wird  der  Umschalter  U  auf  fl,  c  gestellt  und  damit 
der  Sehlufszeiciienai)])arat  SK  eingeschaltet. 

Will    man    das   Abgehen  eines  Zweigstrotnes    durch    den  Sprech- 
•S  „«t  apparat    bei    dieser    und    bei    der    zweiten    Betriebs- 

*    Schaltung  vermeiden,  so  kann  man  nach  dem  Schema 
Fig.  9  in   die   Erdleitung  des  Sprechapparates  einen 

I  Condensalor  C  einschalten.    Diese  Schaltung  ist  auch 

"^^*n_  insofern  vortheilhaft,  als  je  nach  der  Gröfse  des  Con- 

Ä''  H        densators  die  Nebengeräusche   aus   anderen   Leitungen 
und  der  Erdleitung  bedeutend  abgeschwächt  werden, 
und    die    Verständigung    bedeutend    verbessert    wird. 
Für  den  Zweck  genügt  schon  ein  ganz  kleiner  Condensator. 

Fig.  10  zeigt  nach  photographischer  Aufnahme  noch  einen  Schrank 
mit  allen  von  Mi.i-  und  Genest  ausgeführten  Einzelnheilen,  so  wie  die 
Sehränke  von  dieser  Firma  im  Auftrage  der  Heiehs-Teiegraphen-Ver- 
waltuns  ausirefüin-t  worden  ^ind. 


Oestcrreich's  Klappensclirank  mit  Vielfachumsclialter. 


415 


Zwei  solcher  Schränke  sollen  unmitlelbar  au  einander  gestellt  und 
von  einem  Beamten  bedient  werden,  während  bei  lebhaftem  Verkehr 
auch  zwei  Beamte  daran  Platz  finden  könuen.  Dabei  dürften  dann 
natürlich  nicht  beide  Schränke  (wie  ///  und  IV  in  Fig.  6)  an  einen 
und  denselben  Sprechapparat  gelegt  werden.  Der  abgebildete  ein- 
fache Schrank  ist  bis  zum  Tische  7b<^"\  bis  zum  oberen  Rande  ISS"^"'  hoch 


und  9#"  breit.  Er  enthält,  von  oben  angefangen,  zuerst  50  Klappen 
in  zwei  Reihen  zu  je  25  Stück,  darunter  20  quadratische,  nach  Bedarf 
einzusetzende,  Füllungen  von  16<=™  Seitenlänge  mit  je  100  Stück,  also 
zusammen  2000  Klinken;  dann  folgen  10  Prüfungs-  und  Verbindungs- 
stöpsel  für  die  Klinken,  ferner  10  Prüfungs-  und  Schlufszeichen-Galvano- 
skope,  hierauf  50  senkrecht  unter  den  50  Klappen  angebrachte  Klappen- 
klinken in  z^^■ei  Reihen:  endlich  kommen  10  Verbindungsstöpsel  für  die 


416  I'elier  Fortschritte  in  der  Spiritiisfabrikation. 

Klai)])eiikliukeii  iiiul  ein  tragbarer  Alifrageapparat.  Die  Schnüre  werden 
wie  gewöhnlich  dureii  Gewichte  stratl'  gehalten. 

Der  Beamte  kann  die  Bedienung  des  Sehrankes  im  Sitzen  ver- 
richten, denn  er  vermag  die  gefallenen  Klappen  mittels  zweier  Pedale 
zu  heben.  Jedes  der  unten  in  der  Mitte  (Fig.  It»)  sichtbaren  Pedale 
wirkt  durch  einen  Drahtzug  auf  eine  unter  und  vor  jeder  Klappenreihe 
angebrachte  Welle,  welche  unter  jeder  Klappe  einen  Stift  trägt,  dessen 
freies  Ende  im  Ruhezustande  in  wagerechter  Stellung,  dem  Beschauer 
zugekehrt  und  zur  Verminderung  des  Geräusches  mit  einer  Gummi- 
kapsel versehen  ist.  Bei  einem  Drucke  auf  das  betreffende  Pedal  dreht 
sich  die  Welle  und  die  Stifte  heben  sich  bis  nahezu  zur  senkrechten 
Stellung,  wobei  der  der  gehobenen  Klappe  mitgetheilte  Stofs  genügt, 
dieselbe  einzuiiaken.  Die  Klappe  wird  von  den  Stiften  aus  dem  Grunde 
nicht  vollständig  angedrückt,  weil  während  des  Andrückens  dadurch 
eine  andere  der  25  Klajjpen  am  Fallen  verhindert  werden  könnte,  was 
bei  der  gewählten  Anordnimg  nicht  der  Fall  ist. 

Die  Klappen  besitzen  einen  Hufeisenmagnet  mit  zwei  Rollen  von 
zusammen  150  S.  E.  Widerstand  und  sind  von  aufsen  zu  reguliren.  Die 
Regulirvorrichlung  besteht  aus  einer  hinter  der  Deckplatte  angebrachten 
mit  Reibung  drehbaren  excentrisehen  Scheibe,  die  auf  die  Abreifsfeder 
wirkt.  Aus  einer  runden  Oeffnung  der  Deckplatte  tritt  die  Scheibe  wie 
ein  Schraubenkopf  hervor,  ist  ebenso  wie  ein  solcher  mit  einem  Schnitte 
und  einer  Marke  versehen  und  wird  demgemäis  aucii  mit  einem  Schrauben- 
zieher eingestellt. 

Der  dem  abgebildeten  entsprechende  Doppelschrank  ist  für  ein  Amt 
zu  2  X  (20  X  100  -|-  50)  =  4100  Theilnehmern  eingerichtet.  Die  inäfsige 
Höhe  des  Schrankes  läfst  es  auch  zu,  eine  weitere  (^>uerreihe  von  Klinken- 
i)rettern  anzubringen,  so  dafs  ein  Doppelschrank  für  5100  Theilnehmer 
ausreichen  würde.  Die  Frage,  wie  viel  Klappen  man  einem  Schranke 
zutheilt,  hängt  lediglich  davon  ab,  wie  viel  Klappen  ein  Beamter  in 
den  Zeiten  des  stärksten  Verkehrs  bedienen  kann.  Bei  dein  vorliegenden 
Schranke  sind  die  Berliner  Verkehrsverhältnisse  zu  Grunde  gelegt  worden, 
über  welche  früher  in  der  Lleldriiivrhnischen  Zntsvhrifi,  1887  S.  339,  Mit- 
theilungen gemacht  sind. 


Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritusfabrikation. 

(Pateiitklasse  6.     Scliliils  des  Berichtes  S.  363  d.  Bd.) 

Vlil.  .-l////cmfi;iis  i(»i(/  Tlicnrelhchtf. 
Ctber  (Ins  Vorlwmincn  rnn  Hasen  in  Flüfsigkeilen^  die  der  alkoholischen 
Gähriing  unleiiiKjen,    linden    sich  verschiedene  .■\rt)eilen  in  den  Comptes 
rendiis,  1888.    Daselbst  berichtet  Ed.  Cli.  Morin  S.  :iti(t,  dafs  er  im  Brannt- 
weine eine  Base  gefunden  habe,  welche  mit  der  von  Kraemcr  und  Pinner 


Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritusfabrikation.  417 

im  Fuselöle  nachgewiesenen  übereinstimmt.  Das  Vorkommen  derselben 
kann  in  Alkoholen  leicht  nachgewiesen  werden.  Die  Base  gibt  in 
Lösungen  von  1 :  1000  mit  Quecksilberchlorid  sofort,  in  gröfseren  Ver- 
diinnungen allmählich,  einen  weifsen  flockigen  Niederschlag.  Phosphor- 
widframsäure  erzeugt  selbst  in  Lösungen  von  1  :  10000  sofort  einen 
weifsen  Niederschlag  und  Phosphormolybdänlösung  in  Verdünnung  1:1000 
eine  gelbe  Fällung.  Tauret  (ebendaselbst  S.  418)  will  dieselbe  Base 
synthetisch  dargestellt  haben  durch  Einwirkung  von  freiem  Ammoniak 
oder  den  Ammousalzen  organischer  Säuren  auf  Glj'cose.  Er  nannte 
dieselbe  Glycosin  und  stellte  für  sie  die  Formel  /?C-H,qN.,  auf. 

Dujnrdin- Beaumetz  und  Robert  Wurtz  haben  die  physiologischen  Eigen- 
schaften der  Base  geprüft  und  dieselbe  als  bemerkenswerth  giftig  be- 
funden. Lindel  (ebendaselbst  S.  280)  empfiehlt  zum  Nachweise  der 
Base  im  Alkohole  die  Bestimmung  des  Stickstoffes  nach  der  Methode 
von  Kjeldahl.  Etwa  0,5  bis  1'  Alkohol  von  50"  Gay-Lussnc  werden  mit 
■20s  Schwefelsäure  versetzt,  Alkohol  und  Wasser  abdestillirt,  der  Rück- 
stand verkohlt  und  nach  Kjeldahrs  Vorschrift  behandelt.  Mit  dieser 
Methode  soll  man  nach  Angabe  des  Verfassers  noch  1  Millionstel  Base 
nachweisen  können.  Die  von  Morin  aus  Alkohol  isolirte  Base  lieferte 
nach  Lindet's  Analyse  23,5  Proc.  Ammoniak,  bindet  hat  eine  gi-öfsere 
Anzahl  von  Branntweinen,  verschiedener  Herkunft  und  aus  verschiedenen 
Materialien  hergestellt,  nach  seinem  Verfahren  untersucht  und  aus  der 
ermittelten  Menge  Ammoniak  den  Gehalt  an  Basen  berechnet.  Er  fand 
folgende  Zahlen,  aus  denen  hervorgeht,  dafs  die  Menge  der  Basen  eine 
aufserordentlich  wechselnde  *  ist. 

Ammoniak  Base 

Branntwein,  alter  (Vibrac,  Charentes)  450     .     .     .  l^jg  .  .  5^48 

(im  Laboratorium  hergestellt)  49ü 0,95  .  .  4,04 

Obslbranntwein  (Cleves,  Seine- Inferieure)  690  .     .  1,35  .  .  5,74 

Branntwein  aus  Traubentrestern  (Barletta,Ital.)  530  1,40  .  .  5,95 

Rum  aus  Melasse  (Reuniou)  60»       ......  3,07  .  .  13,05 

„          „        (Guadeloupe)  630 2,54  .  .  10,79 

„        „           „        (Martinique)  550 5,30  .  .  22,52 

Spiritus  aus  Korn,  verzuckert  durch  Säure  590     .  0,52  .  .  2,21 

„         „              „               n          V       600     .  0,66  .  .  2,80 

,,         „              r,               „       Malz  500  0,40  .  .  1,70 

Riibenspiritus  740 0,84  .  .  3,57 

540 1,04  .  .  4,42 

580 2,86  .  .  12,15 

Spiritus  aus  Topinambur  580 0,93  .  .  3,95 

„     Rübenmelasse  850 16,23  .  .  68,08 

79' 18,09  .  .  76.88 

„           ,                „             790 19,24  .  .  81>7 

,           „                „             710 23,05  .  .  97,96 

Ordonneau^  welcher  schon  vielfach  Untersuchungen  von  Gährungs- 
producten    ausgeführt  hat   (vgl.    1887   265  330),    veröffentlicht  in   der 

1  Liiidet  findet  nach  seiner  Methode  natürlich  den  im  Spiritus  enthaltenen 
GesammtstickstolT;  ob  dieser  ausschliefslich  in  Gestalt  der  oben  beschriebenen 
Base  darin  vorhanden  ist,  dürfte  jedoch  noch  nicht  erwiesen  sein.     D.  Ref. 
Dingler's  polyt.  Journal  Brt.271  Nr.  9.  1889/?.  27 


418  Ueber  Fortschrille  in  der  Spirituet'abrikation. 

Rev.  Uni«,  de  la  Di$lülerie.,  vgl.  auch  Zeittchrift  für  Spritusinduslrie., 
Bd.  11  S.  183,  Untersufhungen  ühfr  den  Vorlauf  von  JUelattespiritus^  welcher 
durch  Vergälirung  von  Melasse  mit  Bierhefe  gewuunen  war  uod  welcher 
sich  durch  einen  widerwärtigen  Oeruch  und  gelbe  Farbe  auszeichnete. 
Die  Untersuchung  ergab  folgende  Kür]>er: 

Siedepuiikl 

Acetaldehyd '^20 

Ameisensäiireätlier      .     .  55*' 

IsobiUylaldehyd       ....     62« 

Essigsilureäther       ....     74" 

Amylaldehyd 92» 

Ferner  liefsen  sich  noch  geringe  Mengen  eines  Körpers  nachwei-sen, 
der  schwerer  als  Wasser  ist  und  welcher  dem  Alkohol  den  ihm  eigen- 
thiimlichen  knoblauchartigen  Geruch  verlieh.  Als  derjenige  Körper, 
welcher  dem  Spiritus  den  schlechten  Geschmack  erlheilt,  ist  das  Valer- 
aldehyd  zu  betrachten.  Das  Vorkommen  hochsiedender  Producte  im 
Vorlaufe  ist  dadurch  zu  erklaren,  dafs  dieselben  mit  anderen  Stotfen 
Gemische  bilden,  welche  bei  niederer  Temi)eralur  übergehen.  Die 
Aldehyde  sind  wahrscheinlich  durch  Bakteriengähruug  entstanden,  wo- 
durch eine  Ox>'datiün  der  durch  die  Hefe  aebiideten  Alkohole  statt- 
findet; hierdurch  ist  auch  das  Auftreten  der  entsprechenden  Säuren  er- 
klärlich. 

Ueber  die  Geicinnung  reinen  Traubenzuckerf  nacli  dem  Ver fahren  nm 
Cords- y'irneiten  berichtet  Edmund  O.  v.  Lippmann  in  der  l'liemiker  Zeitung^ 
1888  Nr.  48. 

Ueber  Stärke  und  üiasta$e.  Dieses  Thema  hat  C.  J.  Lininer  zum 
Gegenstande  eines  Vortrages  auf  dem  i>.  deutscheu  Brauertage  in  Stutt- 
gart gewäiill,  welcher  auch  in  der  Zeitschrift  für  Spirilusindustrie^  Bd.  11 
S.  213,  221,  227,  zum  Abdrucke  gelangt  ist,  da  die  Ausführungen  des 
Verfassers  von  allgemeinem  Interesse  für  alle  Gahrungsgewerbe  sind. 
An  der  Hand  .seiner  eigenen  Untersuchungen  über  diesen  Gegenstand, 
über  welche  wir  an  dieser  Stelle  schon  mehrfach  berichtet  haben 
(vgl.  1888  268  132),  bespricht  Verfasser  eingehend  die  Eigenschaften  der 
Stärke  und  der  Diastase,  sowie  die  Vorgänge  beim  Maischen  und  Mälzen, 
indem  er  die  Resultate  der  wissenschaftlichen  For.schungen  auf  die 
Praxis  überträgt  und  die  Erfahrungen  der  letzteren  durch  erstere  zu 
erklären  sucht.  Der  Kaum  verbietet  uns,  auf  die  hochinteressanten 
Ausführungen  des  Verfassers  hier  näher  einzugehen,  wir  müs.seu  uns 
darauf  beschränken,  die  Leetüre  des  Originales  unseren  Lesern  zu 
empfehlen. 

Ueber  die  (iii/irungsfiihiykeil  der  Galaktose  liegen  neuere  Beobaeliliinsieu 
von  Tollen»  u.  A.  (Biedermann's  Centralblalt  für  Atjriculturc/iemii^  Bd.  17 
S.  483)  vor,  wonach  im  Gegensatze  zu  den  Beobachtungen  von  /ionrqtielot 
(vgl.  1888  269  428)  die  Galaktose  gährungstahig  sein  .soll.  Tollens  ist 
der  Ansicht,  dafs  das  Mifslingen  der  Vergährung  der  Galaktose  bei  den 


Ueber  Fortschritte  in  der  SpiritHslabrikation.  419 

früheren  Versuchen  entweder  durch  die  Abwesenheit  von  Hefeuähr- 
stoffeu,  oder  durch  nicht  richtigen  Zusatz  der  letzteren  veranlafst  ist, 
denn  es  gelang  ihm,  reinste,  sehr  häutig  umkrystallisirfe  Galaktose  mit 
Hefe  und  Hefeabkochung  als  Niihrfliissigkeit  sehr  gut  zu  vergähren, 
wobei  die  Galaktose  45  Proc.  ihres  Gewichtes  an  Alkohol  ergab,  wäh- 
rend dieselbe  Galaktose  ohne  Nährlösung  nur  15  Proc.  Alkohol  lieferte. 
Auch  die  so  leicht  gährenden  Zuckerarteu,  wie  Rohrzucker  und  Dextrose, 
fand  Tollens  bei  Abwesenheit  von  Hefenährlösung  nur  langsam  gährend. 
Als  Hefenährlösung  eignet  sich  am  besten  Paslcur'a  Hefewasser  oder 
eine  filtrirte  Abkochung  von  5-  Hefebrei  in  50'^^'^^  Wasser. 

Untersuchungen  über  die  Physiologie  und  die  Morphologie  der  allioholi- 
schen  Fermente  veröffentlicht  Emil  Chr.  Hansen  im  5.  Hefte  der  Meddeletter 
fra  Carlsberg  Laboratoriel.  Wir  können  auf  die  hochinteressante,  >ehr 
umfangreiche  Arbeit  hier  nur  aufmerksam  machen. 

Die  Anaif'rohiuse  und  die  Göhrunyen  lautet  der  Titel  eines  Aufsatzes 
von  M.  Nencki  in  Bern  in  der  Allgemeinen  Zeitschrift  für  Spiritus-  und 
Prefshffeituhistrie,  Bd.  9  S.  91  und  147,  in  welchem  der  Verfasser  interes- 
sante Fragen  der  Gährungsphysiologie  einer  Besprechung  unterzieht. 

Ueber  Hefegifie  verötient licht  H.  Schulz  in  Greifswald  in  dem  Archiv 
für  die  gesammte  Physiologie.,  Bd.  42  (vgl.  auch  Zeitschrift  für  Spiritut- 
induftrie.,  Bd.  11  S.  137)  Untersuchungen.  Der  Verfasser  war  bei  früheren 
Arbeiten  in  Bezug  auf  die  thierische  Zelle  zu  dem  Scidusse  gekommen, 
dafs  jeder  Reiz  auf  eine  einzelne  Zelle  sowohl,  wie  auch  auf  die  aus 
Zellgruppen  bestehenden  Organe,  entweder  eine  Vermehrung  oder  Ver- 
minderung ihrer  physiologischen  Leistungen  bedinge,  entsprechend  der 
gröfseren  oder  geringeren  Intensität  des  Reizes.  Es  schien  nun  von 
Interesse,  auch  die  Ptlanzenzelle  in  dieser  Richtung  zu  prüfen,  und  der 
Verfasser  wählte  hierzu  die  Hefezelle,  aufweiche  er  die  verschiedensten 
Sfoflle  einwirken  liefs.     Die  Versuche  führten  zu  folgenden  Resultaten: 

Sublimai  ist  im  Stande,  bei  genügend  weil  getriebener  Verdünnung 
(1:500000  bis  1:700000)  die  Thätigkeit  der  Hefe  auf  kürzere  oder  längere 
Zeit  bedeutend  über  die  Norm  zu  steigern. 

Jod.  In  allen  Fällen,  wo  die  .Jodverbindung  (.Jod  mit  .Jodkalium)  wirkte, 
setzte  die  Gährung  gleich  von  vornherein  kräftiger  ein.  Das  Maximum  in 
dieser  Hinsicht  wurde  meist  bei  der  Verdünnung  von  1  :  100000  erreicht. 

Brom  wirkt  ebenfalls  in  genügender  Verdünnung  tl  :  300000  bis  1  :  400000) 
anregend  auf  die  Hefethätigkeit. 

Arsenipe  Säurt.  Dieselbe  ist  bei  genügender  Verdünnung  (1:40000)  im 
Stande,  die  Hefegährung  vortheilhaft  zu  beeinflussen. 

Chrumsäure  Steigert  bei  genügender  Verdünnung  (1  :  7000  bis  1  :  8lKX))  die 
Anl'angsarbeit  der  Hefe  sehr  energisch. 

Salicylsäure  wirkt  in  einer  Verdünnung  von  1:2000  bis  I  :  5000  in  eben- 
demselben Sinne  wie  die  vorhergehenden  Substanzen. 

Ameisensäure  verstärkt  gleichfalls  in  genügender  Verdünnung  (Optimum : 
1  :  300000)  zeitweilig  die  Hefenarbeit  und  bedingt  ein  schnelleres  Einsetzen 
derselben. 

Bemerkt  sei  noch,  daCs  der  Einflufs  anderer  Substanzen,  besonders 
der  Säuren,   auf  die  Hefezelle    bereits    früher  von  Hayduck^    sowie   von 


420  üeber  Fortschritte  in  der  Spiritusfabrikation. 

Maercker  ^  Neak  und  Werenskiold  untersucht  worden  ist  (vgl.  1887  26'S 
255)  und  dafs  Hayduck  bei  seinen  Versuchen  auch  zu  dem  Resultate 
gelangte,  dafs  sehr  geringe  Säuremengen  einen  die  Gährung  und  die 
Hefecntwickelung  l'ördernden  Einlluls  haben,  während  gröfsere  Mengen 
derselben  Säuren  schädigend  wirken. 

Die  n'irkung  der  Säuren  auf  die  Hefe^  zum  Zwecke  der  Ausarbei- 
tung einer  Methode  der  Stärkebestimmung  in  der  Prefshefe,  hat  Chap- 
mann  studirt  [ZeiUchrift  für  Spiritusinduslrie ^  Bd.  11  S.  232).  Derselbe 
fand,  dafs  die  Menge  Zucker,  welche  aus  stärkefreier  Hefe  durch  Ein- 
wirkung von  Salzsäure  erhalten  wird,  abhängig  ist  von  der  Concentration 
der  Salzsäure,  denn  es  wurden  im  Mittel  mehrere  Versuche  an  Zucker 
in  Procenten  der  trockenen  Hefe  gebildet : 

Bei    2™  Salzsäure  auf  lOOi^c  Wasser  =    2,0  Proc.  Zucker 

«5  „  „        „  „         =11,1      „ 

«    10  „  „        „  .,         =16,3      „ 

„    lö  „  „        „  „         =23,1      „ 

„    30  „  „        ,.  „         =24,9      „ 

„    25  „  „        „  „         =27,5      „ 

„    30  „  „        „  „         =29,3      „ 

Weitere  Versuche  zeigten,  dafs  dieser  Zucker  fast  ausschliefslich 
durch  Umwandelung  der  Hefecellulose  entstanden  war.  Nach  dieser 
Beobachtung  erscheint  es  nicht  ausgeschlossen,  dafs  sich  eine  Bestim- 
mungsmethode der  Stärke  in  der  Prefshefe  auf  Grund  der  vom  Ver- 
fasser erhaltenen  Resultate  wird  gründen  lassen. 

Zum  Imprägniren  von  Spiritui-  und  ßierfässern  wird  in  der  Zeitsihrifi 
für  Spiritusindustrie^  Bd.  11  S.  226,  an  Stelle  des  bisher  gebräuchlichen 
Brauerpeehes  das  Paraffin  sehr  empfohlen.  Dasselbe  zeichnet  sich 
vortheilhaft  dadurch  aus,  dafs  es  vollständig  geruchlos  und  geschmacklos 
ist,  dafs  es  die  Poren  des  Holzes  sehr  vollständig  schliefst  und  von 
kaltem  und  auch  warmem  Wasser,  sobald  dieses  nicht  über  50"  warm 
ist,  ebenso  von  Säuren  und  Alkalien  bei  gewöhnlicher  Temperatur  nicht 
angegriffen  wird.  Das  zu  verwendende  Paraffin  mufs  jedoch  Hart- 
yaraffin  sein,  dessen  Schmelzpunkt  nicht  unter  56"  liegt,  wofür  der  Ver- 
käufer Garantie  leisten  mufs.  Weichparafrtn  mit  einem  Schmelzpunkte 
von  40  bis  45"  ist  für  den  betreffenden  Zweck  unbrauchbar.  Statt 
Paraffin  kann  man  auch  Ceresin  verwenden.  Bedingung  ist,  dafs  das 
Holz  des  Fasses  im  Inneren  vor  der  Imprägnirung  voUkomnieu  trocken 
und  erwärmt,  und  zwar  etwas  wärmer  als  das  betreffende  Im])rägni- 
rungsmittel  sein  mufs.  Bei  Paraffin  mufs  daher  das  Holz  auf  60  bis  70", 
bei  Ceresin  auf  über  110"  erwärmt  sein.  Das  Erwärmen  und  Trocknen 
der  Fässer  geschieht  am  besten  durch  Eiiiblaseu  eines  in  einem  geeig- 
neten Apparate'^  auf  150  bis  170"  erhitzten  Luftstromes.  Dieses  Ver- 
fahren des  Trocknens  hat  juoch  den  grofsen  Vorlheil ,  dnfs  durch  die 
heifse  Luft  alle  schädlichen  Organismen,  welche  in  dem  Fasse  oder  in 

■'  In  der  Zeitsrhrißfür  Spiritusindustrie  werden  hierzu  die  von  Ludwig  Ramdohr 
in  Gotha  gelieferten  Apparate  bestene  empfohlen. 


Ueber  Fortschritte  in  der  Spiritusl'abrikatiön.  421 

den  Poren  des  Holzes  etwa  vorhanden  sind,  unbedingt  getödtet  werden. 
Statt  der  heifsen  Luft  zum  Trocknen  Dampf  zu  verwenden,  wie  man 
dieses  früher  versucht  hat,  ist  natürlich  ganz  unrationell,  weil  dadurch 
die  Poren  des  Holzes  mit  Wasser  gefüllt  werden  (vgl.  auch  E.  Schaal 
1880  236  351). 

Ein  Verfahren  zur  Abscheidung  von  Hopfenharz  und  verhar~lem 
Hopfennh  bei  der  Darstellung  von  Spirilui  aus  Brauereiabfällen  ist  Wilhelm 
Gerdes  in  Dortmund  patentirt  (D.  R.  P.  Nr.  43346  vom  31.  August  1887). 
Das  Verfahren  bezweckt  bei  der  Darstellung  von  Spiritus  aus  Hopfen- 
bestandtheile  führenden  Brauereiabfällen  :  a)  Die  Abscheidung  von  Hnpfen- 
harz  aus  der  Maische  durch  Abkühlen  der  auf  etwa  13  bis  15"  ge- 
stiegenen Maische,  auf  5  bis  60,  während  der  letzten  sechsstündigen 
Gährungsdauer  und  Entfernen  der  sich  hierdurch  bildenden  Decke; 
b)  die  Abscheidung  von  verharztem  Hopfenöle  aus  dem  rectificirten, 
etwa  85grädigen  Destillate  durch  Versetzen  desselben  mit  Wasser,  Ab- 
kühlen auf  etwa  P  und  naciifolgende  Filtration  des  milchig  trübe  ge- 
wordenen Productes. 

Zwei  Mittel  zur  Entfernung  der  Pyridinbasen  aus  denaturirtem  Spiritus 
werden  in  der  Allgemeinen  Zeitschrift  für  Spiritus-  und  Prefshefeindustrie^ 
Bd.  9  S.  155,  daselbst  nach  der  Pharmaceutischen  Zeitschrift^  mitgetheiit. 
Nach  Wilhelm  Lange  kann  mau  durch  Schütteln  des  Spiritus  mit  ge- 
pulvertem Chlorzinke,  nach  W.  Kirchmann  durch  Zusatz  einer  Lösung 
von  Aluminiumsulfat,  welche  noch  so  viel  Schwefelsäure  enthält,  als 
zur  Bildung  des  Alauns  erforderlich  ist,  alles  Pyridin,  im  ersteren  Falle 
als  Zinkchlorid-Pjridin,  im  letzteren  als  Pjridinalaune  zur  Ausscheidung 
bringen.  (Wir  möchten  darauf  aufmerksam  machen,  dafs  eine  derartige 
Beseitigung  des  Denaturirungsmittels  voraussichtlich  strafliar  ist.   D.  Kef.) 

Die  Einführung  von  Gewichtsalkoholomclern  an  Stelle  der  Volum- 
alkohotometer  ist  vom  Bundesrathe  in  der  Sitzung  vom  12.  Juli  1888 
beschlossen  worden,  und  werden  seit  Oktober  1888  von  der  Normal- 
aichungs-Commission  bereits  GewichtsaJkoholometer  geaicht.  Für  die 
Temperaturangabe  ist  bei  diesen  Instrumenten  das  hunderttheilige  Ther- 
mometer gewählt.  Durch  beide  Neuerungen  werden  lange  gehegte 
Wünsche  befriedigt  und  dem  Spiritushandel  grofse  Erleichterungen  ge- 
schatfen.  Die  Ausgabe  von  amtlichen  Tabellen  für  das  Gewichts- 
alkoholometer,  entsprechend  den  neuerdings  erschienenen  Tabellen  für 
das  Voltimalkoholometer,  steht  bevor.  Erwähnt  sei  noch,  dafs  neben 
dem  Gewichtsalkoholometer  die  Volumalkoholometer  zulässig  bleiben 
und  dementsprechend  auch  geaicht  werden.  Die  auf  die  Einführung 
des  Gewichtsalkoholometers  bezüglichen  Beschlüsse  des  Bundesrathes 
lauten  nach  der  Zeitschrift  für  Spiritusindustrie,  Bd.  11  S.  217,  wie  folgt: 
Bei  den  steuerlichen  Abfertigungen  des  inländischen  Branntweines  sind 
von  einem  durch  den  Reichskanzler  noch  naher  zu  bestimmenden  Zeit- 
punkte an: 


422  üeber  P'orWchritle  in  der  Spiritusfabrikation. 

1)  Für  alle  alkoholometrischen  Measungen  an  Stelle  der  bislierigeo  Volum- 
alUoholometer  Gewichtsalkoholometer  mit  hundertthfiiligem  (Celsius-')  Thernao- 
meter  in  Gebrauch  zu  nehmen. 

2)  Die  scheinbaren  Alkoholstärkou  des  Branntweines 

a)  von  0  bis  zu  ausschlielslich  10  Gew.-Proc.  nach  {,'anzen  Procenten, 

b)  von  !(•  bis    zu    ausschlielslich  65  Gew.-Proc.    nach   ganzen  und  halben 
Procenten. 

c)  bei  liüheren  Stärken   nach  ganzen  und   l'iint'tcl  Procenten; 
l'eriier  die  Temperaturen  des  Branntweines:  bei  Stärken 

a>  von  (J  bis  ausschlielslich  lü  Proc    naeli  dem  hunderttheiligen.  0  bis  2ö0 
aufweisenden  Thermometer  nach  ganzen  Graden, 

b)  von  10  bis  aussclilielslich    65  Pmc.    nacli   dem  hunderttheiligen,    — 12 
bis   +  30"  aufweisenden  Thermometer  gleichfalls  nach  ganzen  Graden, 

c)  bei  höheren  Stärken   nach    dem   hunderttheiligen.    gleichfalls  — 12  bis 

-f  30*  aufweisenden  Thermometer  nach  ganzen  und  halben  Graden 
zu  bestimmen  und  nach  Mafsgabe  solcher  Ermittelungen  die  wahren  Alkohol- 
stärken für  Ablesungen 

a)  von  0  bis  ausschliefslich  10  Proc.  nach  ganzen  Procenten, 

b)  von    10   bis    ausschliefslich    65   Proc.    nach    ganzen    und    halben    Pro- 
centen und 

c)  von  65  bis  zu  100  Proc.  nach  ganzen  und  fünftel  Procenten  festzusetzen. 

3)  Hiernach  eingerichtete  Untersuchungstafeln  sind  von  der  Normalaichungs- 
Commission  zum  Gebrauche  der  Steuerbehörden  zu  Hefern. 

4)  Wegen  Beschaffung  der  neuen  Thermo- Alkoholometer  bleibt  den 
obersten  Landesfinanzbehörden  das  Weitere  zu  veranlassen. 

Im  Uebrigeu  wird  die  Einrichtung  der  neuen  Instrunoeute  im 
Wesentlichen  wie  bisher  sein.  Um  sie  als  neue  Instrumente  kenntlich 
zu  machen,  soll  die  Thermometerscala  durch  zwei  huilrothe  Striche  ge- 
rändert werden.  Ah  Normalinstrumente  werden  die  Alkoholometer  mit 
feinerer  Sealentheilung  nicht  mehr  hezeiciiuet  sein;  auch  ein  besonderes 
Pracisi(msstempelzeichen  wird  es  für  sie  nicht  geben,  es  werden  sicii 
lediglich  Alkoholometer  mit  den  drei  verschiedenen  Sealentheilungen 
unterscheiden  lassen,  wciciic  im  Uebrigeti  iijje  den  gleichen  Stempel 
tragen.  In  der  Zeitschrift  für  Spiriltisindusirii\  Bd.  11  S.  16(5,  wird  noch 
darauf  aufmerksam  gouiaclil,  dafs  auch  die  zum  Spindeln  dienenden 
Cylinder  bestimmten  Vorschriften  genügen  müssen.  Es  sind  fortan  nur 
Standglaser  zulässig,  welche  mindestens  40°""  Weite,  etwa  50'''  innere 
Höhe  und  gerade  abgeschnillene  Ränder  haben.  Die  Glasbläserei  des 
Vereines  für  Spiritusfabrikanten  in  Berlin  liefert  die  neuen  Alkoholometer 
zu  folgenden  Preisen: 

Alkoholometer  bis  zu  65  Proc.  in   '/.^  Proc.  gellieill    ....     12  JI. 
von  65  bis  100  Proc.  in  0.2  Proc.  getheilt  etwa     20    „ 
Wenn   die  Alkoholometer   mit  Cylinder   in  Lederetui   geliefert    werden, 
erhöht  sich  der  Preis  um  6  M. 

Auf  Fvliler  und  dadurch  hedingle  Differenzen  beim  Ablesen  de.'* 
Alkoholomelers  wird  in  der  Zeitschrift  für  Spirilusindii^lrie^  Bd.  11  S.  12!*, 
aufmerksam  gemachl. 

Auf  Fehler^  welche  heim  Ahtesen  an  den  Siiirilussammelgefiifseii  vor- 
kommen^ wird  in  der  '/jcilschrifl  für  Spiritutindustrie^  Bd.  HS.  196,  hin- 
gewiesen. Dadurch,  dafs  der  an  Alkohol  ärmere  Spiritus  als  der 
schwerere  am  Boden  des  Reservoirs  lagert,   wo  sich  das  Verbindungs- 


Appelbaum,  über  Vanadintinte.  423 

stück  mit  dem  Standglase  befindet,  wird  nach  dem  Gesetze  der  communi- 
cirenden  Röhren  der  Spiritus  in  dem  Standglase  höher  stehen  als  in 
dem  Sammelgefäfse.  Durch  Anbringung  von  Verbindungsstutzen  in 
verschiedenen  Höhen  des  Reservoirs  kann  diesen  Ungleichheiten  zum 
Theile  abgeholfen  werden.  Morgen. 


üeber  Vanadintinte;  von  Carl  Appelbaum. 

lierzelius  hat  da»  von  Sefstrnm  im  J.  1830  entdeckte  Metall  Vana- 
dium näher  untersucht  und  bei  dieser  Gelegenheit  eine  Schreibtinte 
empfohlen,  welche  alle  Eigenschaften  der  vorzüglichsten  Schreibtinte 
besitzen  soll.  Nach  seiner  Angabe  hat  man  einfach  einer  Galläpfel- 
Abkochung  eine  sehr  geringe  Menge  vanadinsaures  Ammoniak  zuzu- 
setzen und  die  Tinte  ist  fertig  {Berzelius  1835  56  237). 

Diese  Tinte  soll  sich  durch  keines  der  bekannten  Mittel  zerstören 
lassen,  und  sich  aufserdem  durch  ihre  aufserordentliche  Dünnflüssigkeit 
vortheilhaft  auszeichnen  u.  s.  w. 

Die  meisten  technischen  Handbücher  bringen  diese  Notiz  ziemlich 
wörtlich  übereinstimmend,  und  abgesehen  von  kleineren  Werken,  wie 
z.  B.  im  Hartleben  sehen  Verlag  in  der  Cheinisch-teehnisclien  BilAiulhek., 
Bd.  17,  hat  auch  besonders  Muspratt  in  seinem  hervorragenden  Werke 
nicht  unterlassen,  diese  Vanadintinte  zu  erwähnen  Cvgl.  auch  1861 
160  465). 

Wie  es  möglich  war,  dais  Berzelius  sich  geirrt  hat,  bleibe  dahin- 
gestellt: mindestens  dürfte  es  wahrscheinlich  sein,  dal's  er  selbst  niemals 
die  betreffenden  Versuche  angestellt  hat,  und  vielleicht  von  irgend  einer 
Seite  falsch  berichtet  wurde,  der  er  Glaubwürdigkeit  beiinafs. 

Bringt  man  eine  sorgfältig  eolirlc  Abkochung  von  Galläpfeln  mit 
vanadinsaurem  Ammoniak  zusammen,  so  entsteht  niemals  eine  Tinte, 
sondern  nur  ein  Gerinnsel,  welches  sich  kaum  mit  dem  Pinsel  behandeln 
läfst,  geschweige  denn  als  Tinte  Verwendung  finden  kann.  Ich  habe 
diesem  Gegenstande  seit  einer  Keihe  von  Jahren  die  eingehendste  Auf- 
merksamkeit geschenkt,  und  nur  in  einem  Falle  Uebereinstimmung  mit 
meinen  Resultaten  gefunden.  Herr  Eugen  Dietrich  sagt  in  seinem  neuen 
phartnaceutischen  Manual  Berlin  1887  auf  S.  285  wörtlich: 

„(Jleicli  an  dieser  Stelle  möclite  ich  die  von  Berzelius  und  nacli  ihm  in 
allen  Handbüchern  empfohlene  Vanadintinte  als  völlig  unbrauchbar  bezeichnen; 
frisch  bereitet  ist  sie  dünnflüssig,  schreibt  grauschwarz,  auf  dem  Papiere 
grünlich-schwarz  werdend,  aber  nach  "24  Stunden  zersetzt  sie  sich  zu  einem 
dicken  Coagulum,   das   allem  Anderen,    nur  nicht  einer  Tinte  ähnlich  sieht." 

Eine  Galläpfelabkochung  ist  also  unter  allen  Umständen  nicht  zu 
gebrauchen,  und  so  habe  ich  bei  weiteren  Versuchen  nur  gefunden.; 
dafs  eine  für  gewisse  Fälle  brauchbare  Vanadintinte  auf  folgende  Weise 
hergestellt  werden  kann:  10?  Tannin  werden  in  100"  destillirtem  Wasser 


424  Tedesco,  über  Milcliglas. 

gelöst.  0^,4  vanadiDsaures  Aminouiak  werden  besonders  in  10^  destil- 
lirteni  Wasser  gelöst,  beide  Losungen  zusammengegossen  und  mäfsig 
stark  geschüttelt. '  Diese  Vanadintinte  fliel'st  sofort  tieCsehwarz  aus  der 
Feder,  ohne  zu  verlaufen  oder  durch  das  Papier  zu  schlagen,  trotzdem 
ihr  kein  Gummi  zugesetzt  ist,  sie  hat  einen  angeuehmen  Glanz,  ist  ab- 
solut nicht  copirfähig,  trocknet  schnell,  und  selbst  sehr  dicke  Schriftzüge 
gleich  nach  dem  Trocknen  in  Wasser  gelegt,  und  24  Stunden  darin 
belassen,  verlöschen  nicht,  sondern  bleiben  unverändert  tief  schwarz. 
Zum  Schreiben  von  Brief- Adressen,  Correspondenzkarlen  u.  dgl.  ist  diese 
Tinte,  frisch  bereitet,  sehr  brauchbar.  Verdüunti-  Säuren  bewirken 
keine  Veränderung  der  SchriftzUge,  aber  mit  Eau  de  Javelle  werdeo 
sie  vollständig  gebleicht.  Nach  einigen  Wochen  beginnt  die  Tinte  sich 
zu  verändern,  die  Schriftzüge  zeigen  eine  hellere  Färbung  uud  gehen 
immer  mehr  ins  Gelbe  über;  endlich,  nach  etwa  3  Monaten,  scheint 
der  Zersetzungsprozefs  beendet  zu  sein.  Die  Farbe  bleibt  nun  ein 
fuchsiges  Gelb;  aber  trotzdem  sind  die  Schriltzüge  ganz  gut  zu  lesen, 
lassen  sich  auch  weder  durch  Wasser  verwischen,  noch  mit  Säureu 
von  dem  Papiere  entfernen.  Ueberhaupt  erscheint  die  Schrift  gerade 
so,  wie  man  sie  bei  sehr  alten  Schriftstücken  zu  linden  gewohnt  ist. 
Ebenso  wie  die  Zersetzung  des  Farbstotles  auf  dem  Papiere  stattllndet, 
vollzieht  sich  dieselbe  auch  bei  der  Tinte  im  Glase,  und  eine  'J'iute, 
welche  ich  im  J.  1881  bereitete,  zeigt  heute  genau  dieselben  Eigen- 
schaften. 

Der  hohe  Preis  des  vauadinsauren  Ammoniaks  dürfte  kaum  in  Be- 
tracht kommen,  aber  die  Qualität  mufs  selbstverständlich  aufser  Zweifel 
stehen.  Das  vanadinsaure  Ammoniak,  welches  ich  zu  meinen  Versuchen 
angewandt  habe,  erhielt  ich  im  J.  1881  bei  Gehe  und  C'oiiip.  in  Dresden, 
IK  zu  55  Pf. 

Nach  diesen  Ausführungen  mufs  ich  nochmals  die  Ueberzeuguug 
aussprechen,  dal's  ßerzelius  niemals  selbst  eine  Vunadintinte  hergestellt 
hat.  Selbst  wenn  er  statt  der  Galläpfelabkochung  Tannin  verwendet 
hätte,  würde  er  diese  Tinte  niemals  besonders  haben  empfehlen  können. 

Königsberg  i.  Pr.,  Januar  1889. 


üeber  Milchglas;  von  A.  Tedesco. 

Im  Band  271  Heft  1  und  2  dieses  Jouruales  gibt  Herr  Rieh.  Zsiy- 
mondy  einen  sehr  schätzenswerthen  Beilrag  zur  Frage:   wodurch   «ird 

I  Der  Vorschlag,  Tannin  bei  der  Herstellung  vim  \'anadintinte  zu  be- 
nutzen, ist  nicht  neu.  H.  r.  Wagner  bat  im  J.  187'^  nütgellieilt ,  dal's  durch 
Vermischen  der  Lösung  von  Tannin  (lüK)  und  vanndinsiuirem  Ammoniak  (0s,2) 
eine  'Knte  erhalten  werde,  welche  dem  Ansehen  nach  von  gewöhnlicher  Gallus 
linte  kaum  zu  unterscheiden  sei  (1877  223  633).  A. 


Tedesco,  über  Milchglas.  425 

die  Trübung  im  Milchglase  hervorgerufen.  Dieser  Artikel  gipfelt  iu 
dem  Vorschlage,  den  auch  €.  Weinreb  1885  gemacht,  den  Kryolith  durch 
Fluornatrium  und  ein  thonerdehaltiges  Material  zu  ersetzen.  Beide 
Autoren  haben  wohl  keine  Kenntnifs  davon,  dafs  ich  schon  seit  dem 
Jahre  1883  ein  Patent  auf  die  Herstellung  von  Milchglas  und  Emaille 
mittels  Fluornatrium  und  einem  thouerdehaltigen  Material  sowohl  iu 
Deutschland  als  auch  den  bedeutendsten  anderen  Industrieländern  besitze. 
Das  Verfahren  ist  seit  der  Patentertheilung  in  der  Industrie  ein- 
eeführt  und  hat  auch  die  Darstellung  von  Fluornatrium  im  Grofsen  iu 
der  von  mir  geleiteten  Chemischen  Fabrik  durch  mich  eine  Lösung 
gefunden,  die  dieses  Ersatzmaterial  von  Kryolith  concurrenzfähig  macht. 
Aus  naheliegenden  Gründen  habe  ich  es  vermieden,  dem  Patente  eine 
gröfsere  üetfentlichkeit  zu  geben,  und  wird  es  wohl  darin  liegen,  dafs 
die  Kenntnifs  davon  nicht  allgemein  geworden. 

Die  mittels  Fluoruatrium  geschmolzenen  Gläser  haben  vollständig 
dieselbe  Beschattenheit  wie  solche  mittels  Kryolith  hergestellten,  was 
wohl  auf  dasselbe  Trübungsmittel  hinweist;  beide  sind  aber  wesentlich 
von  den  sogen.  Spathgläsern  (mittels  Flufsspath  hergestellte  Opalgläser) 
verschieden. 

In  Frankreich  wird  bis  jetzt  Kryolith  oder  Fluornatrium  so  gut 
wie  gar  nicht  verwandt  und  das  französische  Opalglas  wird,  wie  mir 
ein  deutscher  Glasindustrieller  mittheilte,  mittels  Zusatz  von  Flufs-  und 
Feldspath  geschmolzen.  Diese  Gläser  haben  nicht  die  sattweifse  Farbe 
des  Kryolith-Milchglases,  sondern  einen  mehr  bläulichen  Ton,  sind  im 
Preise  bedeutend  höher,  so  dafs  dieselben  blos  bei  feinen  Beleuchtungs- 
inslallationen  verwandt  werden  und  mit  dem  Kryolith-Milchglase  nicht 
concurriren  können.  Der  Preisunterschied  ist  nicht  durch  den  Preis 
des  Glasgemenges,  welches  eher  billiger  ist  als  bei  Kryolithglas,  son- 
dern durch  die  verschiedene  Arbeitsweise  bedingt  und  diese  wird  wieder 
durch  die  Verschiedenheit  beider  Gläser  erforderlich.  Während  Kryolith- 
glas seine  Eigenschaft  direct  beim  Schmelzen  erhält  und  ein  aus  dieser 
Glasmasse  geformter  Gegenstand  sogleich  die  Beschaffenheit  des  Milch- 
glases hat ,  bedarf  es  beim  Spathglas  ein  wiederholtes  Anwärmen  und 
Abkühlen,  um  dasselbe  vollständig  oiiak  zu  machen.  Gegenstände  aus 
Milchglas  können  daher  in  Formen  geblasen  werden,  welche  Arbeits- 
weise für  Massenartikel  allein  möglieh  ist.  Die  Spathgläser  werden 
dagegen  aus  freier  Hand  geblasen,  hierbei  ist  zum  Zwecke  des  Fornieus 
ein  öfteres  Anwärmen  erforderlich  und  gleichzeitig  erhalten  dieselben 
ihre  opake  Beschaffenheit.  Dafs  durch  die  Handarbeit  und  den  damit 
verbundenen  gvöfseren  Verlust  an  Ausschufs  der  Preis  wesentlich  mehr 
beeinfluist  wird  als  durch  die  Kosten  des  Gemenges,  ist  einleuchtend. 
Aus  dem  Unterschiede  der  beiden  Glassorten  glaube  ich  den  Schlufs 
ziehen  zu  dürfen,  dafs  auch  die  Ursache  der  Trübung  in  beiden  Fällen 
eine  verschiedene  ist,  da  Gläser,  die  sonst  procentual  gleich  zusammen- 


42h  Tedesco.  über  Milchglas. 

get^etzt  siud,  dieses  verschiedene  Verhalten  zeigen.  Je  nachdem  Khior, 
Kalli  und  Thonerde  in  Form  von  Flufsspath  und  Feldspath  oder  von 
Kryolilii  und  Kali^stein  der  Glasmischung  zugesetzt  sind. 

Meine  Berufsgeschäfte  gestatten  es  mir  nicht,  mich  mit  dieser 
theoretischen  Frage  eingehender  zu  beschäftigen  und  mufs  ich  die» 
einem  wissensciiaftlichen  oder  glastechnischen  Laboratorium  überlassen, 
ieli  möchte  aber  im  Nachstehenden  meine  bei  der  Ausarbeitung  und 
Ausführung  meines  Patentes  gewonnenen  Erfahrungen  und  die  daraus 
gefolgerte  Ansieht  darlegen,  vielleicht  gibi  dies  zw  weiteren  klärenden 
Untersuchungen  Veranlassung. 

Die  Natur  des  Gla.ses  macht  es  .sehr  schwierig,  auf  analytischem 
Wege  festzustellen,  wodurch  die  Trübung  der  Opalgläser  hervorgerufen 
wird,  doch  stimmen  jetzt  alle  Autoren,  die  in  den  letzten  Jahren  Ar- 
beiten über  diesen  (Tegenstand  verött'entlicht,  darin  überein,  dafs  das 
eine  Fluorverbindung  ist:  alle  specielleren  Angaben  sind  blofs  Schlufs- 
lolgerungen,  welchen  der  analytische  Beleg  fehlt.  Meiner  Ansieht  nach 
wird  die  Trübung  bei  solchen  Gläsern,  die  mit  Flufsspath  geschmolzen 
sind,  durch  Fluorcalcium  hervorgerufen,  während  bei  einem  Zusätze 
\on  Kryolith  oder  Fluoruatrium  der  Haupt.sache  nach  ausgeschiedenes 
Fliiitrnatrium  die  Trübung  bewirkt. 

Es  .soll  hierbei  nicht  ausgeschlossen  sein,  dafs  bei  Kryolilhgläsern 
auch  Fluoraluminium,  soweit  dieses  in  der  Glasmischung  nicht  zersetzt 
wurde,  zur  Trübung  beiträgt.  Dafs  in  den  nach  meinem  Patente  ge- 
schmolzenen Gläsern,  also  mittels  Zusatz  von  Fluornatrium  und  einem 
tiiouerdehaltigen  Körper,  das  Fluornatrium  als  solches  sich  in  der  Glas- 
masse ausscheidet,  habe  ich  schon  in  den  Verhandlungen,  welche  die 
Prüfung  meines  Patentgesuches  hervorgerufen,  au.sgesprochen. 

Die  Ursache,  warum  Fluornatrium  oder  Fluorcalcium  erst  bei 
Gegenwart  von  Thonerde  oder,  nach  den  Versuchen  von  Scholl,  anderer 
glasbildender  Metalloxyde  eine  Trübung  ergibt,  erklärt  sich  aus  dem 
Lösungsverhältnisse  der  verschiedenen  Glä.ser.  Während  ein  reines 
Kalk- Alkaliglas,  wie  auch  Herr  Hich.  Zsigmondy  bestätigt,  auf  alle 
Trübungsmittel,  also  auch  auf  Fluorverbindungen  stark  lösend  wirkt, 
sind  diese  in  Thonerde-  oder  anderen  Metalloxydgläsern  unlöslich,  so 
dafs  beim  Erkalten  eine  Ausscheidung  derselben  erfolgt;  mau  wird 
sonach  bei  einem  Zusätze  von  Flufsspath  oder  Fluornatrium  zu  einer 
gewöhnlichen  Glasmischung,  gewöhnliches  Krystallglas,  bei  Anwesenheit 
einer  Thonerdeverbindung  aber  Opalglas  erhalten. 

Es  ergibt  sich  hieraus  auch  der  Unterschied  der  Opalgläser  je  nach- 
dem Flufsspath  oder  Kryolith  bezieh.  Fluornatrium  als  Trübungsmittel 
verwandt  wurde. 

Die  Annahme  des  Herrn  Ztiiimondy,  dafs  während  des  Schmelz- 
prozesses die  Thonerde  auf  Fluorcalcium  bezieh.  Fluornatrium  einwirkt 
und  sich  Fluoraluminium  bildet,  scheint  mir  sehr  unwahrscheinlich  und 


Tedesco,  über  Milchf^las.  427 

is(  durch  Nichts  erwiesen.  Es  ist  nicht  gut  denkbar,  dafs  bei  Gegen- 
wart eines  solch  grofsen  Ueberschusses  von  Kieselsäure,  welche  bei 
der  hierbei  in  Betracht  kommenden  Temperatur  eine  sehr  starke  Säure 
ist,  ein  Nebenprozels  wie  die  Einwirkung  von  kieselsaurer  Thonerde 
auf  Flufsspath  oder  Fluornatrium  eintreten  kann,  vielmehr  wird  die 
Kieselsäure  direkt  zersetzend  auf  die  Fluorverbindungen  einwirken 
unter  Entwiekelung  von  flüchtigem  Fluorkiesel  und  Bildung  des  ent- 
sprechenden Silicats.  Dieser  Prozefs  geht  unaufhaltsam  fort  und  bei 
genügender  Schmelzdauer  kann  man  aus  jeder  Glasmischung,  mögen 
derselben  noch  so  viel  Fluor-  und  Thonerde-Verbindungen  (selbst  Kry- 
olith)  beigemengt  sein,  ein  fliiorfreies,  vollständig  durchsichtiges  Krystall- 
glas  erhalten.  Will  man  aber  Opalglas  erhalten,  kommt  es  darauf  an, 
dafs  möglichst  viel  von  den  Fluorverbindungen  unzersetzt  bleibt  bezieh, 
die  Zersetzung  derselben  nicht  zu  weit  geht.  Dieses  wird  erzielt  durch 
Einschränkung  der  Temperatur,  insbesondere  aber  durch  Verkürzung 
der  Schmelzzeit.  Opalglas  wird  in  etwa  '^(3  der  Zeit,  die  Krystallglas 
briuichl.  zur  Verarbeitung  reif  und  die  Glasöfeu,  die  solches  Glas 
schmelzen,  werden  in  der  Temperatur  auch  nicht  so  hoch  gehalten, 
wie  Krj'stallglasöfen.  Ein  bedeutender  Glasindustrieller  sagte  mir,  um 
das  drastisch  auszudrücken:  „Opalgläser  werden  mehr  gebacken  als 
geschmolzen." 

Was  specieil  Kryolithglas  betrifft,  so  glaube  ich,  dafs  der  Kryolith 
zum  gröfsten  Theile  vor  Eintritt  der  Schmelztemperatur  durch  das  zu- 
gesetzte Alkali  und  den  Kalk  zerlegt  wird  und  das  Fluoraluminium  in 
Fluoralkali  zum  Theile  auch  Fluorcalcium  und  Thonerdenatron  bezieh. 
Calcium  umgewandelt  wird.  Dieser  Prozefs,  auf  den  auch  die  Dar- 
stellung von  Thonerdehydral  und  Soda  aus  Kryolith  basirt,  kann  in 
dem  ersten  Stadium,  nach  Einbringung  der  Glasmischung  in  den  Hafen, 
.sehr  leicht  vor  sich  gehen,  da  die  Kieselsäure  noch  nicht  activ  ist. 

Es  imterliegt  keinem  Zweifel,  dafs  der  Kryolith  zersetzt  wird  und 
Fluornatrium  als  solches  im  Glase  enthalten  ist.  Man  kann  dasselbe 
aus  jedem  mit  Kryolith  geschmolzenen  Glase  durch  einfache  Extraction 
mit  Wasser  ausziehen  und  ich  war  im  Stande,  2  bis  2,4  Proc.  Fluor- 
natrium  zu  extrahireu.  Bei  der  Beschaffenheit  der  Glasmas.se  wäre  es 
Wühl  möglich,  dafs  noch  ein  bedeutender  Antheil  sich  trotz  feinster 
Pulverisirung  der  Extraction  entzieht.  Der  Umstand,  dafs  Kryolithglas 
wasserlösliches  Fluornatrium  enthält,  scheint  bisher  allen  Autoren,  die 
sich  mit  der  Frage  beschäftigt,  entgangen  zu  sein  und  doch  ist  dies 
auf  die  Entscheidung  der  Frage:  worin  besieht  die  Trübung  beim  Opal- 
glase, von  grofsem  Belange. 

Ist  meine  Annahme  der  Zersetzung  des  Kryoliths  in  oben  gedachtem 
Sinne  richtig,  so  mufs  der  Gehalt  der  Kryolithglasschmelze  an  löslichem 
Fluornatrium  im  ersten  Stadium  des  Schmelzprozesses  am  stärksten 
sein   und    bis   zur  Gare  stetig   abnehmen.     Dieses  ist  auch   ein  Punkt, 


428 


Kleinere  Mittheilungen. 


wo  weitere  Untersuchungen  einsetzen  inüfsteu  und  die  Analyse  der- 
selben Schmelzmischung  in  verschiedenen  ZeitintervuUen,  während  der 
Schmelzdauer  niül'sten  wohl  Anhallsituiikte  zur  Klärung  der  Frage 
geben.  Spathglas  enthält  keine  Spur  von  löslichem  Fluornatriuni;  eine 
Einwirkung  von  kieselsaurer  Thonerde  auf  Fluurcalcium  bei  niedriger 
Tem])eratur  findet  nicht  statt,  während  bei  der  Schmelztemperatur  des 
Glases  eine  solche  schwer  anzunehmen  ist.  Es  liegt  daher  nahe,  die 
Trübung  dem  unzersetzteu  Fluorcalcium  zuzuschreiben,  mit  welcher 
Annahme  auch  die  verschiedene  Beschaffenheit  gegenüber  Krjolithglas 
sich  erklären  läfst. 

Ich  bin  mir  wohl  bewufst,  dafs  auch  meine  Ansicht  der  aus- 
reichenden analytischen  Belege  entbehrt,  doch  wäre  der  Zweck  dieser 
Zeilen  erfüllt,  wenn  dieselben  Veranlassung  zu  weiteren  Untersuchungen 
in  dieser  Richtung  geben  würden. 


Holz  in  Amerika. 

Nach  den  Angaben  der  Forstabtheilung  des  Ackerbau-Ministeriums  in 
Washington  wird  der  Waldbestand  der  zur  Union  gehörigen  Staaten  Iblgender- 
nial'sen  geschützt: 


Acres 

Alaine 12  000  000 

New  Hampshire  ....  3  000  000 

Massachusetts 1  389  500 

Rhode  Island 163  528 

Connecticut 650  000 

Vermont 1990  000 

New  York 8  000  000 

New  Jersev 2  330  000 

Pennsylvania 7  000  000 

Delaware 300  000 

Maryland 2  000  000 

Virginia 13  000000 

North  Carolina     .     .     .     .  18  000  000 

South  Carolina     .     .     .     .  13  000  000 

Georgia 18  000  000 

Florida 20  000  000 

Alabama 17  000  000 

MisBissiopi 13  000  000 

Louisiana 13  000  000 

Texas 40  000  000 

Michigan 14  000  000 

Wisconsin 17  000  000 


Acre.-i 

Minnesota 30000  000 

Ohio 4  258  767 

Indiana 4  300  t;Ot> 

Illinois 3  500  (UM) 

West  Virginia      ....  9000000 

Kentucky 12  800000 

Tennessee 16  000000 

Arkansas 28  000  000 

Iowa 2  300  000 

Dakota 3  000  000 

Nebraska 1550  000 

Kansas 3  500  000 

Wyoming 7  800  000 

Colorado 10  630O01> 

New  Mexico 8  (XX)  000 

Idaho 10  234  0(.K) 

Nevada 2(KX1(XK> 

Utah 4  0<«)(XK> 

Arizona 10  000  000 

Washington  Ter.      .     .     .  20tX)0  000 

Oregon 20(X)0(KX) 

California 20  000  IHK» 


Wie  grol's  diese  Flächen  nach  unseren  Jlal'sen  sind,  läfst  sich  danach  be- 
rechnen, dafs  1  acre  =  40^,467  ist,  und  dafs  640  acres  eine  gesetzmäfsige  bri- 
tische Quadratmeile  ausmachen.  Von  der  Gesammtsunime  obiger  465  Millionen 
acres  entfällt  etwa  die  Hälfte  auf  die  Südstaaten.  Das  Deutsche  Reich  hat 
eine  Gesammtlläche  von  544  902ill">i  —  etwa  136  Millionen  acres.  Die  bewaldete 
Fläche  der  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  ist  somit  mehr  als  dreimal  so 
grofs  als  Deutschland  und  etwa  15mal  so  grofs  als  dessen  Waldbestand. 
Dabei  sind  das  benachbarte  Kanada  mit  seinen  ungeheuren  Wäldern  und  das 
von  Rufsland  erworbene  Alaska  nicht  gerechnet. 

Wenn  auch  die  Amerikaner  zu  ihrem  Schaden  der  Ausrottung  der  Wälder 


Kleinere  Mittheilungen. 


429 


noch  immer  ruhig  zusehen,  so  haben  sie  doch  so  grofse  Vorräthe  an  Holz 
neben  grofsen  Wasserkräften,  dafs  sie  sich  vermuthlich  in  absehbarer  Zeit 
von  europäischem  Holzschliffe  und  Holzzellstoffe  unabhängig  machen  werden, 
was  bei  Errichtung  neuer  Schleifereien  und  Zellstoff-Fabriken  in  Deutschland 
lind  Skandinavien  wohl  erwogen  werden  sollte.     {Papierzeitung.) 

Gummi-Fournier-Blälter  als  Dachdeckungsmaterial. 

Diese  iraprägnirten  Fournierblätter  sind,  nach  MetallarbeiUrtir.  97,  zumeist 
in  dreifachen  Lagen  angefertigt,  welche  so  gelegt  sind,  dafs  sich  die  Fasern 
derselben  kreuzen.  Es  werden  auf  diese  Weise  dünne  elastische  Holzplatten 
von  grofser  Widerstandsfähigkeit  hergestellt,  welche  sich  nicht  verziehen,  und 
wegen  der  Festigkeit  des  verwendeten  Klebmaterials  gegen  die  Temperatur- 
veränderung und  Witterung  unempfindlich  sind.  Sie  können  sogar  in  Wasser 
längere  Zeit  gekocht  werden,  ohne  dafs  die  Blätter  sich  von  einander  trennen. 
Um  jedoch  die  Widerstandsfähigkeit  noch  zu  erhöhen,  wird  die  Aufsenfläche 
mit  Theer  getränkt,  ferner  mit  einer  Asphaltschicht  bedeckt,  in  welche,  während 
sie  noch  warm  ist,  kleine  Steinstückchen  oder  Kiesel  eingeprefst  werden.  Die 
innere  Seite  der  Platten  ist  zum  Schutze  gegen  Feuersgefahr  mit  Wasserglas 
getränkt.  Die  Vortheile  bestehen  darin,  dafs  die  Platten  dünner  sind,  als  die 
sonst  bei  Zinkdächern  nothwendige  Verschalung;  auch  ist  das  Eigengewicht 
ein  viel  geringeres  als  bei  jenen.  Während  z.  B.  bei  einem  Pappdache,  welches 
bisher  als  das  leichteste  angesehen  wurde,  Iqm  mit  Verschalung  etwa  19k 
wiegt,  beträgt  das  Gewicht  von  derselben  Fläche  des  Fournierdaches  nur  7k. 
In  Folge  der  Grofse  der  Platten  ist  eine  Verschalung  nicht  nöthig;  dieselben 
werden  einfach  auf  Latten  aufgenagelt,  welche  wegen  der  gröferen  Wider- 
standsfähigkeit der  Fournierplatten  weit  von  einander  entfernt  liegen  können. 
Hieraus  ergibt  sich  eine  erhebliche  Verminderung  sowohl  der  Arbeit  als  auch 
der  Kosten. 

Zur  Statistik  der  Western  Union  Telegraph  Company. 

Dem  vom  Vorsitzenden  der  Western  Union  Telegraph  Cumpany  über  das  mit 
dem  30.  Juni  1888  endende  Betriebsjahr  gegebenen  Berichte  entnehmen  wir, 
im  Anschlüsse  au  die  Mittheilungen  in  0.  p.  J.  1879  232  546,  nach  dem  Elee- 
trical   Engiiieer^  New  York  1888,  Bd.  7  S.  550  folgende  Angaben: 


Linien- 
länse 


Aemter  |  Telegramme 


Ein-   I  Aus- 

nalimel  gäbe 

für  1  Telegr. 

Dollars 


118  335     295  841 


6  568  926,36     3  944  005,63 
10  034  983,66     6  636  473,69 


»,97  0,6 


210  876  602  368  12  068  38  842  247  17 114  166,92  |  9  996  095,92  7  118  070,00  0,382  0,268 
1888   275  742  1  991  643  17241  |  61463  955  19  711  164,12  |l4  640  692,18  6  070  571,94  i  0,312   0,232 

Das  Netz  der  Gesellschaft  wuchs  im  Betriebsjahre  1888  um  10  7981'm  mit 
87ü26l<m  Leitung  durch  Ankauf  des  Netzes  der  Baltimore  and  Ohio  Company^ 
für  5  000  000  Dollars;  um  2459km  mit  8190km  Leitung  durch  Erwerbung  des 
Netzes  der  New  Yvrk  and  Southern  Company  und  10172km  Linie  und  52180km 
Leitung  durch  Neubau  mit  einem  Aufwände  von  1  219  590,67  Dollars.  Das 
Hinaufgehen  der  durchschnittlichen  Einnahme  in  diesem  Jahre  auf  0,312  von 
0,304  Dollar  für  1  Telegramm  ist  vorwiegend  der  stärkeren  Zunahme  von  weit- 
gehenden Telegrammen  zuzuschreiben,  deren  Beförderungsgebühr  erniedrigt 
worden  ist.  Die  mittlere  Ausgabe  für  1  Telegramm  ist  1888  von  23  auf 
23,2  Cents  gestiegen. 

Der  elektrische  Widerstand  des  Eisens. 

Seither  ist  der  Widerstand  des  im  Handel  vorkommenden  Eisens  ge- 
wöhnlich als  6,56mal  so  grofs  als  der  des  Kupfers  angenommen  worden, 
nach  den  neuesten  Versuchen  von  W.  H.  Preeee  ist  er  aber  thatsächlich  nur 
6,034mal   so   grofs.     Es   ist   dies   bei   den  jetzigen    hohen  Kupferpreisen    von 


430 


Kleinere  Mittheilungen. 


Wieliligkeil.  Nacli  einer  KtindBcluil'l  des  englischen  l'iisl  Oltice  ist  der  Wider- 
stand eines  Onbikeentinieters  bei  600  K.  jn  Centimeler-Grainme-Seiiindpn- 
Einheiten: 

bei  Silber 1600 

„    Kupier 1642 

„     reinem  Eisen 9753 

„    Handels-Eiseii 9907. 

Steigt  die  Temperatur  von  i"  auf  (jO  F. ,  so  wuchst  der  Widerstand  des 
Eisens  von  r  auf  ß  =;  r  (1,0027) 'i—'.  dagegen  für  Temperaturen  der  lOO*)  Seala 
auf  fi  =  .Cl,0048)'i-'. 

Kür  Teiegraphenzwfcke  wird  jetzt  Eisen  von  geringem  und  hohem 
Widerstände  benutzt;  ersteres  ist  entweder  Holzkohleneisen,  oder  eine  be- 
sondere Mischung.  Für  beide  gibt  die  nachfolgende  Tabelle  die  Zahlen  in 
englischem  Mafse. 


Gewicht 
1  Meile 

üurch 
iiiesstT 

Bruchgewicht 

Verlängerung  in  Proc. 

Lehre 
Nr. 

Niedrig.  Widerstond 
«'''"""«    kchlJneis. 

Hoher 
Wider 

stnnd 

Niedrig.  Widersland 

Hoher 

Mischung    ^»°^-^.^ 

Wider- 
stund 

PflllUl 

Zoll 

Pfuiul          Pfund 

Plüiid 

t) 

600 

0,'209 

1920    ,     1725 

2100 

16-17     16-17 

17-18 

71/2 

400 

0,171 

1280         1150 

1390  . 

M                              ., 

^ 

101  2 

2(K) 

0,1'il 

640           575 

695 

',                      n 

„ 

Steven's  elektrischer  Feuermelder. 

In  dem  Feuermelder  vou  Steven  wii-d  uarh  Lumilre  EUctiique^  1889  Bd.  31 
"  S.  78,  die  ungleich  schnelle  Ausdehnung  bei  der  Krwärmung  zweier  Stücke 
gleichen  Metalles,  von  denen  aber  das  eine  dick  ist,  während  das  andere  eine 
groiae  Oberiläche  besitzt,  benutzt.  In  der  Mitte  einer  Kupferplatte  ist  eine 
Feder  angebracht,  weicht'  eine  mit  einer  Confactfeder  ausgerüstete  Contact- 
platte  mit  einer  stellbaren  Contactschraube  in  Berührung  zu  bringen  droht, 
damit  der  so  geschlossene  elektrische  Strom  eine  Lürmklingel  in  Thätigkelt 
versetzen  kann.  Dem  widersetzt  sich  die  Spannung  eines  doppelten,  entlang 
der  Kupferplatlc  geführttii  und  an  deren  Enden  um  zwei  kleine  Säulen  mit 
Kohle  gelegten  Kupferdrahles.  Das  Ganze  ist  in  ein  mit  Löchern  versehenes 
CiehUiise  eingeschlossen.  Kommt  nun  ein  warmer  Luftstrom  mit  der  Kupfer- 
platte und  dem  Kupferdrahic  in  Berührung,  so  dehnt  sich  letzterer  viel  rascher 
aus  als  die  Platte  iiml  veraulafsl  durch  seine  Voi-jäugerung  die  Slromschliel'sung. 

Delany's  Ring-Bussole. 

Zur  bequemen  Untersuchung  der  Drähte  von  elektrischen  Leitungen  auf 
ihre  Stromfähigkeit  bezieh.  Unterbrechung  hat  der  amerikanische  Elektro- 
techniker Delany  eine  Ring-Bussole  in  Vorschlag  gebracht.  Nach  Lumihe 
Eteetrique,  1888  Bd.  30  *  .=!.  189,  besteht  dieselbe  aus  einem  silbernen  oder  gol- 
denen,  oder  selbst  kupfernen  Fingerringe,  der  einem  Siegelringe  gleicht,  an 
Stelle  des  Steines  aber  in  der  diesen  aufnehmenden  Vertiefung  eine  einfache 
Magnetnadel  unter  Glas  enthält.  Ist  der  Draht,  dem  man  den  Finger  mit 
dem  Ringe  nähert,  durchströmt,  so  wird  sich  die  Nadel  winkclrecht  zum 
Drahte  stellen. 

Schugler's  Blitzableiter  für  Dynamomaschinen. 

Um  zu  verhüten,  dal's  bei  IJlilzcnlladunnen  :iu,s  clekti-ischen  Leiliiiigen 
der  in  der  Leitung  vorhandene  Strom  der  Dynamomaschine  dann  ebenfalls 
im  Blitzableiter  einen  Weg  zur  Erde  linde,  hat  die  Compagnie  ISehugUr  nach 
Lumihe  FAtctrique,  1888  Bd.  30 "  S.  188,  folgende  Einrichtung  gegeben:  Die 
Leitung  wird  mit  der  Dynamo  durch  einen  spirallormig  gewickelten  Draht 
verbunden;  dieser  Spirale  steht  eine  stellbare  Feder  ge.genüber.  die  für  die 
Blitze   die  Ableitung   zur  Erde    vermitteln  sull;    in   ilie  Leitung    zur  Erde    ist 


Kleinere  Millhejlungen.  431 

aber  die  Rolle  eines  Elektromagnetes  und  dessen  Anker  eingeschaltet,  der 
mittels  eines  an  einer  Feder  angebrachten  Mpssingcontactes  die  eigentliche 
Erdleitung  berührt.  Will  nach  der  Entladung  eines  Blitzes  aus  der  Leitung 
auch  der  Strom  der  Dynamo  den  Weg  zur  Erde  einschlagen,  su  unierbricht 
er  sich  selbst  den  Weg,  da  er  die  Anziehung  des  Ankers  veranlal'st.  —  Auch 
die   Brush  Company  verwendet  einen  ähnlichen  Blitzableiter. 

Horsfordit,  ein  neues  Kupfer-Antimonerz. 

Im  östlichen  Theilc  von  Kleinasien,  nicht  weit  von  Mylilene,  ist  ein  neues 
Mineral  gefunden,  welches  nach  den  Analysen  im  Durchschnitte  73,37  Proc. 
Kupfer  und  26,86  Proc.  Antimon  enthält;  seine  Zusammensetzung  wäre  daher 
annähernd  OuuSb^. 

Das  Mineral  ist  silberweifs.  spröde,  an  frischen  Bruchstellen  glänzend, 
amorph  und  zeigt  keine  Spaltnngslläehen ;  seine  Härte  liegt  zwischen  Flufs- 
Späth  und  Apatit,  also  zwischen  -t  und  5  der  Härtescala,  das  speeitische  Ge- 
wicht ist  8,812.  Das  Erz  ist  frei  von  anderen  Metallen  und  Gangart.  {  American 
chemical  Jmirno/,   Bd.  10  S.  1.)  B. 

Volumetrische  Bestimmung  von  Kobalt. 

Cübaltocyanid  besitzt  wegen  seiner  Afliniläl  zu  Sauerstoff  stark  rediicirende 
Eigenschaften  und  verwandelt  Chromsäure  in  Ohromo.\yd  unter  Bildung  von 
Cobalticyanid.  Diese  Reaction  benutzt  Norman  Mc  Culloch  zur  volumetrisehen 
Bestimmung  des  Kobalt  neben  anderen  Metallen.  Die  Reduction  erfolgt  ge- 
niäfs  der  Gleichung: 

6  Co(CN>^  +  24  KCN  +  2  CrOj  +  3  HjU  =  3  CobCCN),.^  +  Cr-pj  +  (i  KOH. 
Zur  Titration  dienen  saures  chromsaures  Kali,  Cyankalium  und  Eiseno.xvdul- 
ammonsulfat.     (  CAemica;  A"««*,  1889  Bd.  59  S.  51.)  li. 

Nactweis  von  Gerbsäure  und  Gallussäure. 

Bei  der  Uehandlung  einer  Gerbsäure  haltigen  Lösung  mit  Chlorammonium 
entsteht  nach  S.  ß.  Ratoson  äufserst  langsam  ein  Niederschlag,  durch  Zusatz 
von  Ammoniak  tritt  er  sofort  weil's  auf,  färbt  sich  aber,  wahrscheinlich  durch 
Oxydation,  schnell  roth,  Gallussäure  wird  nicht  gefällt,  die  Lösung  färbt  sich 
nur  rotb.  Läl'st  man  eine  Mischung  von  Ammoniak  und  Chlorammonium  zu 
einer  Gerbsäurelösung  zulropfen,  so  entstein  noch  bei  einer  Verdiinnung  von 
1  :  50000  eine  feine  weifse  Linie  an  der  Berührungsstelle  der  Flüssigkeiten. 
Mit  Gallussäure  entsteht  noch  bei  einer  Verdünnung  von  1  :  100000  ein  Ring 
von  grünlicher  Farbe.  Zur  quantitativen  Bestimmung  läl'st  sich  diese  Methode 
wegen  der  Unbeständigkeit  des  Niederschlages  nicht  anwenden.  Chlorwasser 
und  Ammoniak  gibt  mit  beiden  Säuren  eine  rothe  Färbung,  Ferricyankalium 
und  Ammoniak  eine  dunkelrothe.    (Chemical  News,  1889  Bd.  59  S.  52.)         B. 

Volumetrische  Bestimmung  von  Schwefelsäure  und  Phosphorsäure. 

John  White  gibt  folgende  Methode  zur  Bestimmung  der  Alkalisulfate  an. 
Die  Schwefelsäure  wird  durch  Chlorbarium  im  Ueberschusse,  das  überschüssige 
Barium  durch  kohlensaures  Ammon  gefällt  und  abllltrir!,  das  Fiitrat  ein- 
gedampft und  schwach  geglüht,  der  Rückstand  mit  Wasser  aufgenommen 
und  mit  Silberlösnng  unter  Anwendung  von  chromsaurem  Kali  titrirl.  Bei 
gleichzeitiger  Gegenwart  eines  Aikaliphosphats  wird  die  Phosphorsäure  durch 
llagnesiumchlorid  als  basisch  phosphorsaure  Magnesia  gefällt,  nach  Zusatz 
von  Ammoniak  eingedampft  und  geglüht.  Der  Rückstand  mit  250'''™  Wasser 
aufgenommen  und  filtrirt.  50ccm  des  Filtrates  mit  Chlorammonium  verdampft, 
der  geglühte  Rückstand  gelöst  und  litrirt.  lüOccm  dienen  zur  Bestimmung  der 
Schwefelsäure,  wie  oben  angegeben.  Die  Differenz  beider  Titrationen  gibt 
das  der  Schwefelsäure  äquivalente  Chlor.  (Chemical  A'ewj,  1888  Bd.  57  S.  165 
und  187.)  B. 


432  Bücher-Anzeigen. 


Bücher-Anzeigen. 


Lehrbuch  der  vergleichenden  mechanischen  Technologie  von  Egbert  tioyer. 
Zweiter  Band.  Verarbeitung  der  Faserstoffe  (.Spinnerei,  Weberei, 
Papierfabrikntion).  Wie.shadf'n.  C.  W.  Kreirlels  Verlag.  480  S. 
10  Mk. 

Mit  dem  vorliegenden  Bande  ist  das  Work,  dessen  1.  Band  wir  in  Heft  13 
S.  598  Bd.  267  besprochen,  zum  Abschlüsse  gekommen.  Der  Verfasser  hat  es 
verstanden ,  aus  den  zahlreichen  und  verwickelten  Mechanismen ,  welche  dem 
behandelten  Gebiete  angehören,  die  wesentlichen  auszuwählen  und  dieselben 
zum  klaren  Versländnisse  zu  bringen.  Der  Inhalt  ist  bis  auf  die  neueste 
Zeit  weiter  geführt  und  tindet  sich  auch  in  diesem  Bande  eine  reiche  (Quellen- 
angabe. Zur  Einführung  in  die  Technologie  der  Faserstoffe  halten  wir  das 
vorliegende  Werk  für  besonders  erapfehlenswerth. 

Musterbuch  für  den  dekorirten  Eisengufs.  Erste  Folge.  Vorlagen  zur 
Anfertigung  von  Kandelabern,  Pumpen,  Gittern,  Säulen,  Veranden, 
Stallgeräthen,  Heizrosetfen,  Grabkreuzen,  Wandbrunnen,  Treppen 
u.  s.  w.  in  theilweise  reicher,  dem  lierr.schenden  Geschmacke  ent- 
sprechender Ausstattung  von  M.  O.  Fiscliet\  Tangerhütte.  27  Tafein 
in  Folio.     Weimar.     B.  F.  Voigt. 

Ein  kurzes  kerniges  Vorwort  über  Stile  fuhrt  die  sauber  ausgeführten 
Tafeln  ein,  welche  den  Beweis  liefern  sollen,  dafs  dem  Gufseisen  keineswegs 
die  ihm  in  den  letzten  Jahren  vielfach  abgesprochene  Befähigung  für  kunst- 
gewerbliche Gegenstände  abgeht.  Die  Tangerhütte  hat  sich  auf  diesem  Ge- 
biete manches  Verdienst  erworben,  und  so  hotTen  wir,  dafs  das  vorliegende 
Werk  dazu  beitragen  möge,  dem  Gufseisen  seine  Stellung  zurück  zu  erobern. 

Das  neue  Tacheometer  aus  dem  Reichenbach'schen  mathematisch-me- 
chanisciien  Institute  T.  Ertel  und  Sohn  in  München.  Ein  Schneilmefs- 
Instrument  zur  räumlichen  Bestimmung  zerstreuter  Geländepunkte 
ohne  alle  Rechnung,  zugleich  ein  Universal-Instrumeut  für  alle  Feld- 
arbeiten des  Inijenieur.s,  von  f.  ifrfj/tfr.  2.  Auflage.  Brunn.  C.Winiker. 
51  S.     2  Mk.  ^ 


üeber  die  Herstellung  der  Teppiche  unter  besonderer 
Berücksichtigung  der  Knüpfteppiche. 

( Bil.  -270  S.  337  u.  IT.) 

Zu  der  vorstehenden  Arbeit  lassen  wir  auf  Wunsch  unseres  Herrn  Refe- 
renten nachstehende  Berichtigung  folgen: 

„Die  Herstellung  der  Gobelin»  erfolgt  nicht,  wie  im  letzten  Absätze 
auf  S.  437  Bd.  270  angegeben,  in  Deutschland  auf  mechanischem  Wege, 
fondern  lt>«Iiglich  durch  Hand,  ähnlich  wie  in  Frankreich,  und 
zwar  gebührt  das  Verdienst  der  Firma  Zienh  und  Comp,  in  Berlin,  der 
es  nach  Hjährigem  Streben  und  unter  Aufwand  bedeutender  Geldmittel 
gelungen  ist,  die  Gobelinweberei  in  DeuLsclihind  einzuführen." 


Verlag  der  J.  U.  Cotta'schen  lluchhandluiiü  m  Stutt^nr 
Druck  von  Gebrüder  Krnnor  in  Stuttgart. 


Nähmaschine  mit  gegen  einander  arbeitenden  schwingenden  Nadeln .      433 

Nähmaschine  mit  zwei  gegen  einander  arbeitenden 
schwingenden  Nadeln;  von  Cecil  Noble  und  Hubert  Haes 
(of  Newman  Mews)  und  Georg  Lenton  Roff  in  London. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  22 

Die  durch  D.  R.  P.  Kl.  52  Nr.  43095  vom  14.  Mai  1887  geschützte 
Maschine  ist  mit  zwei  zu  beiden  Seiten  der  Arbeitsplatte  angeordneten 
schrägstehenden  Oehrnadeln  ausgestattet,  durch  welche  sowohl  die  Stich- 
bildung als  auch  die  Transportirung  des  Stoffes  erfolgt.  Die  Nadeln 
führen  zu  diesem  Zwecke  eine  Bewegung  in  Richtung  ihrer  Achsen 
und  aufserdem  eine  Schwingbewegung  in  der  durch  sie  bestimmten 
Ebene  aus. 

Die  um  Bolzen  D  behufs  Einfädelns  der  Nadeln  zur  Seite  drehbare 
Stichplatte  C  wird  mit  Hilfe  der  Schraubzwingen  AB  s^n  einem  Tische 
befestigt.  Der  nach  unten  zeigende  gegabelte  Arm  H  dieser  Zwinge 
nimmt  die  drehbar  gelagerte  Führungshülse  J  der  unteren  Nadelstange  L 
auf,  während  der  uach  oben  durch  einen  seitlichen  Ausschnitt  der  Näh- 
platte C  tretende  gleichfalls  gegabelte  Arm  G  die  in  dieser  Gabelung 
drehbar  gelagerte  Führungshülse  /  der  oberen  Nadelstange  K  trägt 
(Fig.  1  Taf  22).  Die  beim  Spiel  der  Nadeln  erforderliche  genaue  Lage 
der  Stichplatte  C  kann  beispielsweise  durch  eine  Blattfeder  dadurch 
gesichert  werden,  dafs  diese  Feder  in  eine  Aussparung  der  Stichplatte 
eingreift,  sobald  letztere  in  ihre  Schlufsstellung  gedreht  ist.  Die  in  den 
drehbaren  Hülsen  J  und  I  gleitenden  Nadelstangen  L  und  K  sind  durch 
Querstücke  NM  gelenkig  mit  einem  Gleitstücke,  das  im  vorliegenden 
Falle  als  Stange  0  ausgebildet  ist,  verbunden.  Die  Stange  O  wird 
ihrerseits  in  drehbaren  Köpfen  PQ  des  Hebels  R  geführt,  welcher  um 
den  am  Maschinengestelle  befestigten  Zapfen  h  schwingt,  und  erhält 
von  der  Kurbelscheibe  F,  die  für  eventuellen  Riemenbetrieb  mit  einer 
Rille  zur  Aufnahme  einer  Treibschnur  versehen  ist,  unter  Vermittelung 
einer  in  T  mit  dem  unteren  Querstücke  N  gelenkig  verbundenen  Schub- 
stange U  eine  auf  und  nieder  gehende  Bewegung.  Neben  dieser  auf 
und  abwärts  gehenden  Bewegung  der  Stange  wird  dem  Hebel  R  eine 
um  den  Drehpunkt  h  schwingende  Bewegung  durch  ein  Excenter  W 
ertheilt.  Dieses  Excenter  W  ist  auf  der  Achse  F,  der  mit  Kurbel  X 
versehenen  Kurbelscheibe  F  befestigt,  welche  in  dem  Ansätze  Y  des 
Maschinengestelles  gelagert  ist.  Der  Excenterbügel  b  trägt  einen  An- 
satz, dessen  Drehzapfen  d  durch  das  Gelenkstück  e  mit  dem  Zapfen  g 
des  Hebels  R  verbunden  ist.  Durch  Drehung  der  Kurbelscheibe  F  wird 
also  auch  das  Excenter  W  in  Drehung  versetzt  und  diese  Bewegung 
durch  den  Excenterring  b  und  das  Gelenkstück  e  auf  den  Hebel  R  über- 
tragen (Fig.l  ,Taf.  22). 

Die   schwingende   Bewegung   des  Hebels   R  ertheilt  der  Stange  0 

ningler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  10.  1889(1.  28 


434      Nähmaschine  mit  gegon  einander  arbeitenden  schwingenden  Nadeln. 

und  damit  den  Nadeln  eine  gewisse  Bewegung  in  der  Richtung  der 
Naht  derart,  dals  hierdurch  die  Verschiebung  des  Stoffes  und  damit  die 
Stichläuge  bestimmt  wird.  Um  diese  Bewegung  regeln  zu  können,  ist 
das  Gelenltstück  e  mit  einem  Schlitze  f  versehen,  so  dafs  mit  Hilfe  der 
Schraube  g  eine  Einstellung  erfolgen  kann.  Wird  nun  die  Kurbelseheibe  V 
gedreht,  so  wird  die  Stange  0  in  den  Köpfen  P(J  auf  und  ab  geschoben 
und  hierbei  den  Nadeln  eine  derart  auf  und  ab  gehende  und  gleich- 
zeitig schwingende  Bewegung  ertheilt,  dafs  diese  sich  in  dem  StofTe 
kreuzen  und  dabei  die  Stiche  bilden  und  den  Stotf  verschieben. 

Das  Spiel  der  beiden  Nadeln  L  K  und  die  Bewegung  der  arbeitenden 
Theile  sind  aus  den  Fig.  2  und  3  Taf.  22  in  vier  auf  einander  folgenden 
Arbeitsperioden  dargestellt. 

Fig.  2  zeigt  zwei  auf  einander  folgende  Arbeitsperiodeu  1  und  11 
und  zwar  stellen  die  ausgezogenen  Linien  die  Stelhmg  der  arbeitenden 
Theile  in  der  ersten  Periode  bei  senkrecht  hoch  gerichteter  Kurbel  dar, 
während  die  strichpunktirten  Linien  die  Stellung  der  arbeitenden  Theile 
ihren  Mittellinien  nach  in  der  zweiten  Arbeitsperiode  bei  der  um  90" 
nach  rechts  verdrehten  Kurbel  angeben.  In  Fig.  3  Taf.  22  zeigen  die 
ausgezogenen  Linien  die  Lage  der  arbeitenden  Theile  in  der  dritten 
Position  bei  .senkrecht  uacii  unten  gerichteter  Kurbel,  und  die  strich- 
punktirten Linien  die  Lage  dieser  Theile  bei  einer  um  90"  weiter  nach 
rechts  gedrehten  Kurbel,  also  Stellung  vier.  Bei  dieser  schematischen 
Darstellung  ist  gleichzeitig  eine  Abänderung  in  der  Uebertragung  der 
Excenterbewegung  auf  den  Hebel  R  augegeben.  Diese  Excenterbewegung 
wird  nicht  direkt,  sondern  unter  Vermittelung  des  am  Gestelle  drehbar 
angeordneten  Hebels  y  übertragen,  welcher  durch  eine  Gelenkstange  ; 
mit  dem  Hebel  R  verbunden  ist.  Der  AngritV  der  Stange  z  am  Hebel  y 
erfolgt  in  einem  Gleitstücke,  welches  durch  eine  Schraube  höher  oder  tiefer 
gestellt  werden  kann,  so  dafs  dementsprechend  auch  die  Schwingungen 
des  Hebels  R  gröfser  oder  kleiner  werden.  Diese  Uebertragung  der 
Excenterbewegung  auf  den  Hebel  R  hat  der  in  Fig.  1  Tat.  22  dar- 
gestellten gegenüber  den  Vortheil,  dafs  der  Ausschlag  des  Hebels  R 
und  damit  auch  die  Stichlänge  während  der  Arbeit  leicht  verändert 
werden  kann. 

Die  Stichbildung  und  der  Arbeitsgang  volly.ieiieii  sicii  nun  in  folgender 
Weise. 

Die  Kurbel  der  Scheibe  Y  ist  senkrecht  nach  oben  gerichtet  (Stel- 
lung /,  Fig.  2  Taf.  22),  demnach  nimmt  die  Schubstange  U  ihre  höchste 
Stellung  und  somit  auch  die  Gleitstange  0  ihre  höchste  Lage  ein.  Das 
Excenter  W  ist  ungefähr  um  180"  zur  Kurbel  versetzt,  so  dafs  der 
Hebel  R  seine  mittlere  Lage  einnimmt.  Die  untere  Nadel  ist  durch  den 
Stoff  gedrungen,  hat  ihre  höchste  und  auch  die  am  weitesten  nach  rechts 
gerichtete  Stellung  angenommen,  der  Faden  u  ist  von  der  Rolle  z, 
(Fig.  1  Taf.  22)   abgezogen   und    gespannt.     Die   obere   Nadel   hat    ihre 


Nähmaschine  mit  gegen  einander  arbeitenden  schwingenden  Nadeln.      485 

höchste  und  gleichzeitig  die  am  weitesten  nach  links  gerichtete  Stellung 
eingenommen.  Der  von  der  Rolle  z  (Fig.  1)  kommende  Faden  ist  nicht 
gespannt. 

Wird  nun  die  Kurbel  um  90"  nach  rechts  gedreht  (Position  77, 
Fig.  2  Taf.  22  strichpunktirte  Stellung),  so  wird  die  Gleitstange  0  durch 
die  Schubstange  U  nach  unten  geschoben,  der  Excenterring  b  hat  seine 
äufserste  nach  links  gerichtete  Lage  eingenommen,  der  Hebel  i/  und  das 
obere  Ende  des  Hebels  R  sind  demnach  nach  links  gedreht,  so  dafs  die 
Gleitstange  O  eine  Doppelbewegung,  und  zwar  eine  abwärts  gerichtete 
und  eine  nach  links  gedrehte  ausgeführt  hat.  In  Folge  des  Nieder- 
ganges der  Gleitstange  0  würde  nun  Nadelstange  L  auch  nach  unten 
gezogen  sein,  wenn  nicht  gleichzeitig  der  Vorschub  des  unteren  Gleit- 
stangenendes gemäfs  der  Drehbewegung  des  Hebels  H  diese  Bewegung 
nahezu  aufgehoben  hätte.  Die  Nadel  L  führt  somit,  durch  ihre  Führung 
in  dem  Lager  H  gezwungen,  bei  einer  geringen  Abwärtsbewegung  eine 
nach  links  gerichtete  Schwingung  aus.  In  Folge  des  geringen  Nieder- 
ganges der  Nadel  bei  der  geschilderten  Doppelbewegung  bleibt  die 
Nadel  L  in  dem  Stoft'e  (Fig.  5  Taf.  22),  der  Unterfaden  a  aber  folgt, 
da  er  durch  Reibung  im  Stotle  festgehalten  wird ,  der  geringen  Nadel- 
senkung nicht,  sondern  bildet  oberhalb  des  Stort'es  eine  Schleife,  in 
welche  die  obere  Nadel  K  eindringt.  Diese  Nadel  ist  durch  die  Ab- 
wärtsbewegung der  Gleitstange  O  gesenkt  und  gleichzeitig  um  ein  Ge- 
ringes nach  rechts  gedreht  worden,  so  dafs  sie  mit  Sicherheit  in  die 
Schlinge  des  Unterfadens  eintreten  kann.  Diese  Stellung  beider  Nadeln 
und  die  Lage  der  Fäden  ist  aus  Fig.  5  klar  ersichtlich. 

Wie  aus  Fig.  2  Taf.  22  hervorgeht,  hat  die  Nadel  L  bei  der  Be- 
wegung aus  Stellung  7  nach  Stellung  77  den  Stoff  auch  vorgeschoben. 
Bei  weiterer  Drehung  der  Kurbel  um  90",  also  bei  senkrecht  nach 
abwärts  gerichteter  Stellung  (Fig.  3  Taf.  22,  ausgezogene  Linien)  ge- 
langen die  Hebel  y  und  R  wieder  in  die  senkrechte  Lage,  so  dafs  eine 
Rückwärtsdrehung  der  Gleitstange  O  in  die  normale  Stellung  statt- 
gefunden hat.  Die  Schubstange  U  hat  jedoch  ihre  tiefste  Stellung  ein- 
genommen, so  dafs  auch  die  tiefste  untere  Nadelstellung  erreicht  und 
die  Nadel  L  aus  dem  Stofte  herausgezogen  ist.  Die  obere  Nadel  K 
ist  gleichfalls  gesenkt  und  durch  den  Stoff  hindurchgegangen,  so  dafs 
nunmehr  die  Schlinge  über  dem  Oehre  der  oberen  Nadel  um  letztere 
herumgeschlungen  auf  dem  Stoffe  liegt.  Die  Schlinge  des  Unterfadens 
ist  bei  der  Abwärtsbewegung  der  unteren  Nadel  angezogen  ( Fig.  6  Taf.  22, 
Stellung  777). 

Wird  nun  die  Kurbel  weiter  nach  rechts  gedreht,  sii  bewegen  die 
Hebel  y  und  R  sich  wieder  nach  rechts,  während  die  Gleitstange  O 
in  Folge  der  Autwärtsbewegung  der  Schubstange  Y  hochgeschoben  ist 
(Fig.  3  Taf.  22,  strichpunktirt).  Die  Gleitstange  O  hat  also  auch  hier 
wieder,   wie  in  Stellung  77,   eine  Doppelbewegung  ausgeführt,   welche 


436      Nähmaschine  mit  gegen  einander  arbeitenden  schwingenden  Nadeln. 

jedoch  in  Folge  der  Führung  der  oberen  Nadel  Ä  in  dem  Lager  M  für 
diese  Nadel  nur  in  eine  schwache  steigende  und  gleichzeitig  nach  links 
schwingende  umgewandelt  ist.  Der  Oberfaden  /?,  wieder  durch  den 
Stoff  zurückgehalten,  bildet  eine  Schleife,  durch  welche  die  gleichzeitig 
hochgehobene  untere  Nadel  gedrungen  ist.  Der  Hub  der  unteren  Nadel  L 
ist  ein  so  grofser,  dafs  letztere  den  Stoff  durchdringt  und  da  durch  die 
nach  links  gerichtete  Schwingung  der  im  Stoffe  verbliebenen  oberen 
Nadel  Ä  dieser  auch  nach  links  verschoben  ist,  so  dringt  die  untere 
Nadel  in  einer  gewissen  Entfernung  von  der  oberen  Nadel  durch  den 
Stoff.  Die  Lage  der  beiden  Fäden  zu  den  Nadeln  ist  in  Stellung  IV 
dargestellt. 

Wird  nun  die  Kurbel  wieder  in  ihre  Anfaugsstellung  (Fig.  2  Taf  22, 
ausgezogene  Stellung,  Stellung  7)  zurückgedreht,  so  nehmen  die  arbeiten- 
den Theile  die  bei  Stellung  /  erläuterten  Lagen  ein. 

Die  untere  Nadel  L  ist  weit  durch  den  Stoff  hindurchgetreten  und 
die  Fadenschlinge  des  Oberfadens  ß  liegt  auf  der  unteren  Nadel,  die 
obere  Nadel  K  hat  wieder  ihre  höchste  Stellung  eingenommen,  die 
Schlinge  des  Unterfadens  ist  von  der  oberen  Nadel  abgeglitten,  liegt 
oberhalb  des  StotTes  um  den  Oberfaden  «  (Fig.  8  Taf.  22)  und  ein  Stich 
ist  fertig  gebildet,  Stellung  la.  Bei  Weiterdrehung  der  Kurbel  in 
Stellung  //  führt  die  untere  Nadel  K  wieder  eine  geringe  Abwärts- 
bewegung zur  Bildung  der  Unterfadenschlinge  (Fig.  9  Taf.  22)  aus, 
während  gleichzeitig  durch  ihre  Schwingung  nach  links  der  Stoff  weiter 
geschoben  wird,  so  dafs  die  obere  Nadel  Ä,  welche  sich  abwärts  be- 
wegt hatte  und  in  die  Unterfadenschlinge  eingetreten  war,  Stellung  IIa. 
bei  fortgesetzter  Kurbeldrehung  um  eine  Stichlänge  entfernt  durch  die 
Unterfadenschlinge  und  den  Stoff  hindurchdringt.  Die  untere  Nadel  L 
ist  während  dieses  Vorganges  aus  dem  Stoffe  herausgetreten,  die  Schlinge 
des  Oberfadens  ß  ist  von  der  Unternadel  abgeglitten  und  liegt  um  den 
Unterladen,  so  dafs  hierdurch  der  zweite  Stich  gebildet  ist  (Fig.  10 
Taf.  22,  Stellung  //7a),  der  aber  nicht  wie  der  erste  Stich  auf  dem 
Stoffe,  sondern  unterhalb  des  Stolfes  liegt. 

Fig.  3  Taf.  22  zeigt  die  Kurbel  in  der  Stellung  VI,  bei  welcher 
die  Bildung  des  dritten  Stiches,   Via,  beginnt  (Fig.  11  Taf.  22). 

Wie  aus  der  Schilderung  der  Stichbildung  hervorgeht,  wird  der 
Stoff  durch  das  Schwingen  der  beiden  Nadeln  während  einer  vollen 
Kurbeldrehung,  bei  welcher  zwei  Stiche  gebildet  werden,  zweimal 
weiter  geschoben.  Die  Gröfse  der  Schwingungen  der  Nadeln  bedingt 
demnach  die  Stichgröfse  und  da  die  Schwingungen  der  Nadeln  wieder 
von  der  Gröfse  der  Exceniricitat,  welche  den  Hebel  H  beeinflul'st,  ab- 
hängig ist,  so  genügt  eine  Veränderung  dieser  Exceniricitat  (Fig.  1 
Taf.  22)  oder  bei  constanter  Excentricität  die  Veränderung  der  Hebel- 
übersetzung (Fig.  2  Taf.  22),  um  die  Stichlänge  zu  verändern. 

Die  Führung  der  Nadelstangen  KL  geschieht,  wie  vorhin  beschrieben. 


Nähmaschine  mit  gegen  einander  arbeitenden  scliwingenden  Nadeln.      437 

in  beweglichen  Hülsen  //.  An  Stelle  dieser  Construetion  könnten  die 
Arme  G  und  B  aber  auch,  wie  in  Fig.  2  und  3  angenommen,  conische 
Schlitze  erhalten,  welche  mit  den  Spitzen  einander  zugekehrt  sind  und 
demnach  den  Nadelstangen  seitliche  Schwingungen  auszuführen  ge- 
statten. Ebenso  wie  die  Excentricität  des  Exceuters  W  kann  auch  der 
Angriffspunkt  der  Schubstange  U  veränderlich  gemacht  werden,  ob- 
schon  dies  nicht  unbedingt  nöthig  ist.  Nach  Fig.  1  Taf.  22  ist  der  An- 
griffspunkt o  der  Schubstange  U  an  einem  in  der  Kurbelscheibe  V 
verschiebbaren  Schlitten  i  angeordnet,  so  dafs  durch  Verstellung  des 
Kurbelarmes  der  Hub  der  Gleitstange  O  und  damit  die  Schwingung 
und  Bewegung  der  Nadeln  verändert  wird.  Dieser  Schlitten  gleitet  in 
einer  schwalbenschwanzförmigen  Ausfräsung  der  Kurbelscheibe  V  und 
trägt  einen  Schlitz  A,  in  welchen  ein  Ansatz  j  der  Scheibe  eingreift. 
Die  durch  den  Schlitz  k  hindurchgehende  und  im  Schlitten  i  drehbar 
befestigte  Schraube  l  hat  ihr  Muttergewinde  in  dem  Ansätze  j  der 
Kurbelscheibe  F,  so  dafs  durch  Drehung  dieser  Schraube  die  Entfernung 
des  Angriffspunktes  o  der  Schubstange  U  an  der  Kurbelscheibe  V  ver- 
ändert wird. 

Der  Stoff  wird  durch  den  Stoffdrücker  m  (Fig.  1  Taf.  22;)  ange- 
druckt. Dieser  Stoffdrücker  ist  an  der  Drückerstange  q  befestigt,  welche 
durch  die  am  Maschinengestelle  befestigte  Hülse  n  hindurchgeht.  Der 
in  die  Stoft'drückerstange  q  eingelassene  Stift  p  ruht  in  einem  Schlitze  o 
der  Hülse  n,  während  eine  zwischen  Stoffdrückerstange  und  Hülse  ein- 
gelegte Spiralfeder  den  Stoffdrücker  nach  unten  drückt.  Soll  der  Stoft'- 
drücker  aufser  Wirksamkeit  gesetzt  werden,  so  wird  derselbe  an  seiner 
Kopfscheibe  in  die  Höhe  gezogen  und  so  weit  gedreht,  dafs  der  aus 
dem  Schlitze  o  herausstehende  Stift  p  auf  die  Stoffdrückerhülse  n  zu 
liegen  kommt. 

Um  die  obere  Nadel  nach  Belieben  aus  dem  Stoffe  zurückziehen 
zu  können,  ist  die  Nadelstange  K  mit  folgendem  Mechanismus  ver- 
bunden. Die  obere  Nadelstange  K  befindet  sich  in  einer  mit  der  Gleit- 
stange O  verbundenen  Hülse  r  und  ist  mit  einer  Einfräsung  versehen, 
in  welche  eine  durch  Feder  beeintlufste  Klinke  eingreift.  Wird  die 
Nadelstange  K,  welche  durch  die  Feder  (  nach  aufsen  gezogen  wird, 
niedergedrückt,  so  springt  die  bekannte  Klinke  in  die  Ausfräsung  der 
Nadelstange  ein  und  letztere  folgt  demgemäfs  der  Bewegung  der  Gleit- 
stange 0.  Soll  hingegen  Stange  K  der  Bewegung  der  Gleitstange  nicht 
folgen  und  aus  dem  Stoffe  enfernt  werden,  so  wird  die  Klinke  durch 
einen  Druck  auf  den  Ausrückerknopf  x  aus  der  Ausfräsung  in  der 
Nadelstange  ausgehoben,  die  Feder  (  kommt  zur  Wirkung  und  Nadel- 
stange wird  nach  oben  aus  der  Hülse  r  herausgezogen.  Ein  einfacher 
Druck  auf  den  Kopf  der  Nadelstange  genügt,  um  dieselbe  wieder  mit 
der  Gleitstange  0  zu  verbinden.  Die  Spulen  ZZ,  für  die  obere  und 
untere  Nadel  sitzen  auf  Achsen,   welche   an  der  Gleitstange  O  seitlich 


438  Allen's  Nietmaschinc  mit   PrerBliittbetrieb. 

befestigt  sind,  und  werden  in  ihrer  durch  das  Abziehen  des  Fadens 
veranlafsten  Drehung  durch  Druckfedern  Z.,^  deren  Wirkung  durch 
Stellschrauben  Z^  in  bekannter  Weise  beeioflufst  wird,  geregelt.  Diese 
hierdurch  bewirkten  Spannungen  der  Fäden  genügen  vollständig  zur 
Herstellung  einer  festen  und  gleichmäl'sigen  Naht,  da  es  bei  der  Maschine 
nicht  erforderlich  ist,  den  Faden  bei  der  Stichbildung  zeitweilig  schlaff 
und  dann  wieder  angespannt  zu  halten,  sondern  die  ganze  Arbeit  in 
unter  sich  stets  gleichbleibenden  Fadenspannungen  ausgeführt  werden 
kann.  H.  <i. 


Allen's  Nietmaschine  mit  Prefsluftbetrieb. 

Mit  Abbilduns  auf  Tafel  22. 

Da  die  Nietmaschinen  mit  starren  Hufeisenrahmen  wegen  der  vor- 
gelegten Lenkerhebeln  nicht  allen  Winkeln  und  Ecken  zugänglich 
sind  (vgl.  Allen  1878  230  '^  101.  1879  23t  *  30(!.  1880  238 '''  125  und 
1887  266*259),  so  wird  von  der  geradlinigen  Stempelführung  ab- 
gesehen und  dafür  die  weniger  günstige  Bogenführung  mittels  Scher- 
hebeln angewendet,  wodurch  die  Nietstempel  besser  freigelegt  werden 
können.  Allerdings  kann  bei  lang  vorragenden  Nietstiften  leicht  ein 
Verbiegen  statt  eines  regelrechten  Stauchens  eintreten,  was  namentlich 
hei  Verbindung  dreier  Lagen  leicht  eintreten  kann.  Dessen  ungeachtet 
ist  die  nach  Engineering,  1888  Bd.  46  *  S.  504,  in  Fig.  12  Taf.  22  nach- 
gebildete, von  De  Bergnc  und  Comp,  gebaute  tragbare  Nietmaschine  bei 
vielen  Trägerarbeilen  unerläfslich.  Die  in  der  Schwerebene  am  Krahne 
aufgehängte  Nietmaschine  besteht  aus  zwei  gleichen  Doppelhebeln,  an 
deren  Enden  die  Nietstempel  angeordnet  sind,  während  die  anderen 
Hebelenden  mittels  der  in  D.  ;>.  J.  1887  266  "^^  S.  259  beschriebenen  Knie- 
gelenkverbindung verku])pelt  sind.  Dementsprechend  ist  der,  einem  Dampf- 
cjlinder  ähnlich  gebaute  Arbeitseylinder  auf  dem  oberen  Hebel  auf- 
geschraubt, während  die  aus  der  Kolbenrohre  tretende  Schubstange  die 
Lenkerstangen  im  aufsteigenden  Bogen  dreht  und  hierdurch  die  Druck- 
stange mit  dem  geführten  Druckkolben  niederschiebt,  wodurch  mit 
stetig  ansteigender  Uebersetzung  der  untere  Hebel  gedreht  und  er- 
öffnet wird.  Dadurch  schliefsen  die  entgegenliegenden  Hebelenden  die 
Niete  mit  einem  wachsenden  Arbeitsdrucke. 

Die  Druckluft  tritt  mit  5"  Ueberdruck  in  den  Arbeitseylinder,  wird 
mittels  eines  gewöhnlichen  Muschelsehiebers  vertheilt,  welcher  mittels 
Handhebels  gesteuert  und  im  Rücklaufe  des  Kolbens  durch  einen  An- 
schlaghehel  selbsthälig  in  die  Mittcllage  gebracht  wird.  Pr. 


Betlieb  von  Werkzeugmaschinen  mittels  Druckwassers.  439 

Der  Betrieb  von  Werkzeugmaschinen  mittels  Druckwassers. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  li. 

In  der  Zeitschrift  de$  Oesterreichischen  Ingenieur-  und  Architekten- 
Vereins,  1888  Bd.  40  Nr.  3*S.  126,  ist  von  H.  Schemfil  eine  vergleichende 
Studie  des  Druckwasserbetriebes  von  Arbeitsmaschinen  inn  Verhältnisse 
zum  unmittelbaren  und  zum  mittelbaren  Dampfbetriebe  mittels  Wellen- 
leitungen auf  Grund  der  Untersuchungen  von  Marc  Berrier- Fontaine  in 
Toulon  veröffentlicht,  welche  sich  auf  die  Werkmaschinenanlage  des 
dortigen  See-Arsenales  bezieht. 

Bei  dieser  Anlage  speichern  zwei  Accumulatoren  von  je  355""" 
Durchmesser,  6°'  Hub,  989'ic,8  Kolbenquerschnitt  und  104',4  Maximal- 
belastuug  je  eine  Arbeit  von  626000""'',  insgesammt  das  Doppelte,  also 
1252000'"!'  oder  1252'n>  auf. 

Bei  gleichzeitiger  Thätigkeit  sämmtlicher  Werkmaschinen  beträgt 
die  Fallhöhe  beider  Kolben  1",54,  die  Arbeitsabgabe  demnach  annähernd 
den  vierten  Theil  der  Gesammtarbeit,  d.  i.  321 830«!''  oder  322'nt. 

Die  Arbeitsbedingungen  sind  li,83  Wasserverbrauch  secundlich  oder 
110'  in  der  Minute,  gleich  6''''">,61  in  einer  Stunde  für  die  Werkmaschinen, 
während  die  wirkliche  Leistungsfähigkeif  der  Prelspumpen  3',0  secund- 
lich bei  einer  maximalen  Arbeitsleistung  von  2460™'</sec.  oder  iV  ^  33  IP 
bei  einer  wirklichen  Dampfleistung  von  50  H"  ist.  '    (S.  Tab.  S.  440.) 

Die  Arbeitsleistung  der  einzelnen  Werkmaschinen  mit  Druckwasser- 
betrieb wurde  mittels  eines  entsprechend  abgeänderten  TJicAorrf'schen 
Indicators  ermittelt,  dessen  verkleinerter  und  mit  Lederstulpringen  ab- 
gedichteter Kolben  auf  die  gewöhnlichen  Federn  wirkte,  wodurch  Pres- 
sungen von  150  bis  200^'  gemessen  werden  konnten. 

Durch  das  plötzliche  Stehenbleiben  des  niedergehenden  belasteten 
Accumulatorkolbens  wird  in  Folge  der  vernichteten  lebendigen  Kraft 
der  Belastungsgewichte  eine  Bewegungspressung  im  Leitungswasser  her- 
vorgerufen, welche  jene  des  Ruhestandes  je  nach  der  Geschwindigkeit 
der  Niedergangsbewegung  weit  übersteigt.  So  kann  z.  B.  bei  einem 
statischen  Drucke  von  100''/qc  die  augenblickliche  Bewegungspressung 
bis  auf  ISOi'/qc  gesteigert  werden. 

Der  aus  den  beigegebeneu  Diagrammen  (Fig.  13  bis  23)  ersichtliche 
Arbeitsvorgang  erklärt  sich  aus  der  Eigenart  der  einzelnen  Werk- 
maschinen: doch  dürfte  eine  eingehendere  Beleuchtung  eines  Falles 
nicht  unerwünscht  sein. 

Wird  das  Einlafsventil  einer  Lochmaschine  (Fig.  17  für  30«"»-Blech) 
geöffnet,    so  nähert   sich   in    vollständig  gleichförmiger   Bewegung  der 


'-  Die  auf  den  Kolben  übertragene  Arbeitsleistung  wurde  in  der  Weiae 
bestimmt,  dafs  der  Verlust  an  mechanischer  Arbeit  gleich  dem  dritten  Theile 
der  thirch  den  Dampfmotor  erzeugten  Arbeit  eingesetzt  worden  ist. 


440 


Betrieb  von  Werkzeugmaschinen  mittels  Druck wasseis. 


1! 

2 

^ 

^, 

E 

b 

1 

o 

Ci 

5 

3 

n 

pr 

3- 

CJ' 

S' 

ft" 

tä" 

^ 

93 

a 

cm 

S 

i'  ■ 

§• 

^ 

H^ 

< 

W 

3_ 

-s 

B 

s' 

^ 

M 

O 

3 

p 

?r 

B 

5' 

3- 

B 

Sä 

3' 

3' 

3 

* 

B 
S 

n 

3^ 

s^ 

3- 

s 

w 

3' 

a 

(t 

5" 

3 

9 

3 

^.-^^^^ 

.• 

i. 

»J     ^^ 

^ 

*» 

CO      iO 

^ 

4^ 

OJ       fO       H^ 

<o    ^ 

65     ^ 

to    w 

CO 

^ 

«O     l-L 

^^ 

H^ 

CO      CO      tJ 

CO      tJ 

CO     65 

Kolben-          ' 

Si     cn 

!D 

Ö      -J 

-j 

CO 

Ol     o     v< 

Ol      Ol 

Ol     Ol 

5 

U     -J 

N5 

05      00 

00 

-] 

~3      «5    JO 

^    n 

-1     65 

3 

durchmesser 

CO 

"CO 

"CO 

"CO 

"CO 

1 

^ 

~ 

~ 

^ 

^ 

^ 

o>    o 

N5 

i;^    to 

65 

cn 

o    Ol 

Kollienquerschnitt 

o    o 

O 

o 

g    § 

CJl 

O 

o    cn    o 

8  8 

B 

o   o 

O 

o 

o 

o 

o    o    o 

o    o 

g  g 

CO 

c;i 

00 

-J      05 

02 

4^ 

)0      >-      1-^ 
C     -1     Jt- 

§  s 

O     00 

i 

Kolbenhub 

^5 

c    o 
o   o 

1 

4^ 

b 

N5     f-^ 

'bo  "b' 

"cn 

CO 

"b 

S  5  ^ 

"b  "-a  b 

S     00 

©  b 

"b  "b 

- 

Durch  den 
Hub  erzeugt 

»1 

Ö" 

►^     CO 

i(^ 

if^ 

JO     hi 

65 

^^ 

Wirklich 

§ 

OD 

^os  ^co 

-?» 

i(^ 

CO     H' 

J-^ 

o 

65     If'     ~J 

65      00 

f   >f» 

— 

verbraucht 

'S 

"*» 

"-J    "CO 

»J 

*• 

"U   Vi 

Vj 

b 

"io    ~ij     00 

To  "to 

-U  ""rfi 

k^ 

i 

Wirklicher         i 

Ol    o 

^5 

s  s^ 

M 

Ol 

o    -J    o« 

o    Ol 

K" 

Kolbendruck  in 

o   c 

o 

o 

c;" 

o 

o    c/i    o 

o   o 

c    o 

Q. 

4^ 

5t  § 

fe 

^ 

M  _,^ 

§? 

g    S    -a 

o    00 

O     i(^ 

B 

Durch  den 

»- 

"b< 

o    o 

b 

"b 

"00    "CT 

"ai 

"b 

"b  "Vi  "b 

"b  b 

"b  "b 

Kolben  ei-zeugt 

3- 

ü' 

c;i 

1 

^ 

^  g; 

CO 

o> 

l(^     to 

bi 

Ol 

O     CO     o 

§  5 

Ol     O) 

3 

Auf  den  Kolben 

f 

'S 

"V    © 

"o 

"b 

"«^  "t^ 

'^ 

"b 

-b  H.  ■«. 

b  "b 

"b  b> 

übertragen 

(R 

00 

^ 

Anzahl 

CO      *.      Ol 

65      Ol 

S  8 

S    ii 

s 

der  Kolbenhübe 

i 

i  8 

§ 

° 

8  8 

^ 

^ 

8  8  8 

8  8 

in  10  Stunden 

OS 

In  10  Stunden 

J3J 

_co  ^cc 

»J 

CO 

CO      bi 

JO 

00 

OS      «.1      CO 

Vt     *^ 

IT,     Ol 

o- 

verbrauchte 

O 

"CO  'tu 

*-      CO 

"CO 

CO 

~b 

U  b 

b 

b 

"■^>  ""-j    to 

Cl   "bi 

Vj    "co 

3 

Wassermenge 

g" 

«^    »(^ 

CO 

~ 

>(^    tJ 

».s 

o 

<0     ~]     Ol 

^     Ofe 

to    ^ 

Arbeitsleistung  in 

1 

c;" 

c 

1 

g   3 

i 

i  f  f 

i  i 

B 

10  Stunden  u 
Metertonnen 

"1 

1 

Betrieb  von  Werkzeugmaschinen  mittels  Druckwassers.  441 

Stempelkolben  an  das  Blech.  Aus  dieser  gleichförmigen  Bewegung 
folgt,  dals  Kraft  und  Widerstand  sich  das  Gleichgewicht  halten. 

Die  ganze  bewegende  Kraft  wird  zur  Ueberwindung  der  Reibung 
in  der  Kolbenliderung  und  der  Leitungswiderstände  nach  dem  Arbeits- 
cylinder  verbraucht.  Bei  dieser  Geschwindigkeit  und  bei  diesem  Drucke 
wäre  der  Kolben  nicht  im  Stande,  die  geringste  Arbeit  zu  verrichten. 

In  dem  Augenblicke,  wo  der  Lochstempel  mit  dem  Bleche  in  Be- 
rührung tritt,  wird  diese  Bewegung  verlangsamt,  dadurch  mindern  sich 
aber  die  Reibungswiderstände  und  sie  verschwinden  für  die  Ruhestellung 
ganz,  wobei  jeder  Druekuuterschied,  jeder  Spannungsabfall  zwischen 
Accumulator,  Leitung  und  Arbeitscylinder  verschwindet. 

Die  ganze  treibende  Kraft  steht  zur  Verfügung,  um  Arbeit  zu  ver- 
richten, d.  h.  die  Grenze  der  Leistungsfähigkeit  des  Arbeitskolbens  ist 
dem  Producte  gleich,  aus  Querschnitt  desselben  mal  Accumulatorpressung 
auf  die  Flächeneinheit. 

Unter  ansteigender  Wasserpressuug  wird  der  Materialwiderstand 
des  zu  lochenden  Bleches  überwunden  und  der  Lochbolzen  durchgetrieben, 
wobei  der  Stempel  mit  steigender  Geschwindigkeit  durch  das  gebildete 
Loch  dringt.  Bei  allen  Werkmaschinen  mit  Druckwasserbetrieb  steigt 
der  Maximaldruck  nicht  bis  zur  Accumulatorspannung,  sondern  nur  bis 
zu  jener  Höhe,  welche  zur  Verrichtung  der  gegebenen  Arbeit  noth- 
wendig  ist. 

Die  Leistung  der  Triebkraft  ist  jedoch  immer  gleich  der  verbrauchten 
Wassermenge  multiplicirt  mit  der  Wasserspannung  am  Accumulator- 
kolben,  die  wirklich  geleistete  oder  verlangte  Arbeit  ist  daher  stets 
geringer  als  die  Arbeit  der  Triebkraft. 

Dieser  Nachtheil  wird  aber  dadurch  aufgewogen,  als  sich  die  ver- 
langte Arbeit  stets  der  maximalen  Leistungsfähigkeit  der  Vorrichtung 
anpafst.  Doch  wird  durch  Veränderung  der  Accumulator- Gewichts- 
belastung die  Pressung  dem  Arbeitsmaterial  entsprechend  gemacht,  so 
dafs  bei  Behandlung  schwacher  Bleche  die  Pressung  vermindert  werden 
kann. 

Die  Diagramme  Fig.  13,  14,  15  beziehen  sich  auf  eine  Nietmaschine, 
Fig.  16,  17,  18  auf  eine  Lochmaschine  für  Bleche,  Fig.  19,  20,  21  auf 
Blechschermaschine,  Fig.  22  und  23  auf  eine  5'-Presse. 

Die  Wasserspannung,  welche  der  unbelastete  Accumulatorkolbeu 
hervorruft,  beträgt  28''/qc,  diejenige,  welche  ein  Gewichtsstück  hervor- 
bringt, yi'qc,  demnach  stellt  sich  das  Eigengewicht  des  Accumulator- 
kolbens  sammt  Hängestangen,  Plattform  u.dgl.  auf  25^,5,  und  ein  Stück 
Belastungsgewicht  auf  6',93. 

Bei  10  Gewichtsstücken  (Fig.  14)  ist  demnach  der  statische  Druck 
im  Accumulator  28  -f  10,7  =  98'^/qc- 

Der  Bewegungsdruck  steigt  im  Diagramme  Fig.  13  bis  auf  igS^qc- 
im  Diagramme  Fig.  14  bis  auf  147,6''/qc,   während   derselbe  in  Fig.  15 


442  Emerv's  Prüfuiigsmascbine  für  Metalle. 

auf  98''|qc  sich  erhebt.  Demnach  stellt  sich  das  Verhältnifs  des  Be- 
wegungs-  zum  Drucke  im  Ruhestande  wie  198  :  112  =  1,7,  oder  147,6:98 
=  1,5  bezieh.  98  :  70  =  1,4.  '^  Pregel. 


Emery's  Prüfumgsmaschine  für  Metalle. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  it. 

Für  das  Arsenal  in  Watertown,  Vereinigte  Staaten  von  Nordamerika, 
ist  von  Emery  in  Paris  eine  Priifungsmaschine  für  Zug-  und  Druck- 
festigkeit von  Metallen  wagerechter  Anordnung,  und  einer  Kraftstärke 
bis  350'  geliefert  worden,  welche  in  hohem  Mal'se  bemerkenswerth  er- 
scheint. 

Nach  der  Revue  generale  des:  Machines  ou/i7s,  1888  Bd.  2  *  S.  53, 
liegen  die  Eigenthümlichkeiteu  dieser  Prüfungsvorrichtung  in  den  Gröfsen- 
verhältnissen,  in  der  Kraftstärke,  in  der  reibungslosen  Kraftvermittelung 
mittels  federnder  Scheibenzellen  (Diaphragmen),  welche  vermöge  Druck- 
wasserleitungen die  empfangenen  Pressungen  nach  den  Mefsvorrich- 
tungen  ohne  Druckverluste  übertragen  und  endlich  in  einer  besonderen 
Unterstützungsweise  der  kraftmessenden  Wägehebelu,  durch  welche  jeder 
Keibungsverlust  vermieden  werden  soll. 

Diese  Prüfungsmaschine  besteht  aus  einer  fahrbaren  doppeltwirken- 
den Druckwasserpresse  A  (compresseur),  an  deren  Kolben  die  Einspann- 
vorrichtung B  (Fig.  1),  ebenfalls  fahrbar  angekuppelt  ist,  ferner  aus 
dem  auf  der  Grundplatte  mittels  Tragfedern  schwebend  erhaltenen  Kraft- 
empfänger (recepteur)  C  (Fig.  2  b,  3,  4),  welcher  vermöge  zweier  parallel 
liegender  Schraubenspindeln  b  von  220°""  Durchmesser  und  14"i,88 
Länge  mit  dem  Prefswerke  zu  einem  Systeme  von  veränderlicher  Länge 
verbunden  wird. 

Das  Betriebswasser  für  die  Presse  wird  von  zwei  Sammlern  (Ac- 
cumulatoren)  geliefert,  deren  Kolben  260  bezieh.  HO"""!  Durchmesser 
haben,  während  die  Verlegung  der  Presse  mittels  eines  Krafttrieb- 
werkes D  (Spindelstock)  (Fig.  1)  und  einer  durchgehenden  Mittelwelle 
vermöge  eines  doppelten  Räderwerkes  durch  gleichzeitige  Bethätigung 
der  vier  Spindelmuttern  durchgeführt  wird. 

Die  Verbindung  der  Presse  mit  den  Accuniuiatoren  \\  ird  durch  ge- 

2  Uiber  Wcrkzeiigraaschineii  mit  Üruckwasserbetrieli  vgl.  Taxddetl,  1877 
:J24''33.  1878  229  °  505.  K.  Heinrich,  1880  235*185.  236  *>  i)9.  Fielding  und 
Platt.  1882  24«  497.   A'ero/e,  1886  260'''111.    FiAdinq  und  Platt.  1886  260*111. 

1887  266*49:!.    TiceddeWiK,  Delaloe  und  Piat"  i&i.    lireuei  .   1888  268*159. 
Smith,  1888  268'*311.  Bohrmascliino  von  Berritr-Fontaine,  1887  264*543  bezieh. 

266  282.    liieg.mas.hiiie  für  Bleche,    Ellringham,  1887  266*481,    für  Triiger, 
Ttceddell,  1887  266*150.   Arrol,  1888  26!)  *  241   und  '242.   Pulverprosse,  Armer, 

1888  268*31(1.  Scheren,  Copeiand.  1888  267*499.  .Schmiedepressen,  Darv,  1886 
269*489.    TtoeddtU  n.  s.  w.,  1886  260*362.  Berrv.  262*252.   Hiqoinsm,  1888 

267  *  342. 


Emery's  Prüfungsmaschine  für  Metalle.  443 

lenkige  Leitungsröhren  erreicht,  dagegen  sind  die  Zuleitungen  zwischen 
dem  Empfanger  C  und  den  in  n  und  m  aufgestellten  Mefs-  und  Control- 
vorrichtungen  unterirdisch  angeordnet  (Fig.  1  und  4). 

Der  in  Fig.  2  b,  3  und  4  dargestellte  Empfanger  C  besteht  aus  dem 
Lagerbocke  a,  welcher  mit  der  Grundplatte  nicht  starr  verbunden  ist, 
sondern  vermöge  zweier  Federwerke  z  (Fig.  2  b  und  3)  eine  gewisse  Be- 
weglichkeit erhält.  Die  Lager  selbst  unterstützen  wohl  die  beiden 
Hauptspindeln  6,  sitzen  aber  an  den  Bunden  dieser  Spindeln  nicht  fest, 
sondern  liegen  mit  einem  gewissen  Spiele  an. 

Das  gleiche  gilt  von  den  beiden  Querbalken  u  und  v.  welche  be- 
weglich zwischen  den  Bunden  der  Spindeln  b  liegen,  jedoch  frei 
sehwebend  durch  vier  Tragfedern  a;,  x  gestützt  sind.  Zwischen  diesen 
Querbalken  «  und  v  ist  ein  System  von  Blattfedern  x^  und  x.^  ein- 
geschaltet, welches  dieselben  von  einander  stets  abrückt,  während  die 
zwischenliegenden  mit  Druckflüssigkeit  erfüllten,  aus  schwachen  Messing- 
blechen bestehenden  Druckzellen  (Diaphragmen)  den  durch  die  Presse 
ausgeübten  und  durch  das  Versuchsstück  übertragenen  Druck  aufnehmen. ^ 

An  den  vorderen  Querbalken  v  ist  das  mit  Schrauben  verbundene 
Kopfstück  dh  ebenfalls  auf  zwei  Tragfedern  x  schwebend  angeschlossen 
und  vermöge  des  Stabes  r  mit  dem  Endstücke  /  mittels  Bolzen  o,  s 
bezieh.  «,  n  fest  verbunden. 

Zwischen  dem  Kopf-  und  dem  Endstücke  sind  die  Querbalken  m,  m 
in  der  Weise  beweglich,  dafs  bei  zugespanntem  Versuchsstücke  E  das 
Kopfstück  d  h  das  Endstück  t  vermöge  der  Verbindungsstange  r  an  das 
Querstück  u  anprefst,  dieses  aber  durch  Vermittelung  der  Druckzellen 
auf  V  drückt,  wodurch  dieses  sich  auf  die  Spindelbunde  b  stützend  die 
Spindeln  h  b  auf  Druck  beansprucht.  Es  entsteht  daher  zwischen  i' 
und  d  ein  Spielraum,  während  m  und  t  mittels  angeschraubter  Klam- 
mern verbunden  werden. 

Diese  Klammern  verbinden  jedoch  das  Querstück  v  und  das  Kopf- 
stück rf,  sofern  der  Versuchsstab  E  auf  Druckfestigkeit  geprüft  wird. 
Alsdann  drückt  d  unmittelbar  auf  v,  während  v  durch  Vermittelung 
der  Druckzellen  auf  u  wirkt,  welches  die  Spindelbunde  6,  b  ergreift, 
die  Spindeln  bb  auf  Zug  beansprucht,  so  dafs  hierbei  die  Theile  r,  t 
und  t  aufser  Wirksamkeit    treten. 

Das  in  die  Spannbacken  kk  eingelegte  Versuchsstück  E  wird  durch 
das  Zwischenstück  f  geklemmt,  indem  zwischen  f  und  h  Wasserdruck- 
pressen g  (Fig.  4)  eingeschaltet  sind,  so  zwar,  dafs  nach  erfolgter  Druck- 
entlastung mittels  der  eingeschlossenen  Federn  i  die  Backen  wieder  frei 
werden.  In  gleicher  Weise  ist  die  an  den  Pressenkolben  e  angehängte 
fahrbare  Einspannvorrichtung  B  angeordnet. 

Der  in  den   Druckzellen   des   Empfangers   C  entstehende   Flüssig- 

1  Die  Anordnung  dieser  Druckzellen  ist  aus  der  Quelle  nicht  zu  ermitteln 
gewesen. 


444  '^iii'  Entwickelung  der  deutschen  Koksindustrie. 

keilsdriick  wird  durch  Rohrleitung  in  eine  an  der  Beobachtungstelle  n 
angebrachte  Druckzelle  übermittelt,  deren  Bewegung  mittels  eines  drei- 
fachen Hebelsj'steines  auf  einem  Zeiger  übertragen,  dessen  Uebersetzung 
20x25x40  =  20000  beträgt,  so  dafs  die  Gesanimtübersetzung  vom 
Empfänger  bis  zum  Zeiger  600000  wird.  Pr. 


Zur  Entwickelung  der  deutschen  Koksindustrie, 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  i\. 

Die  Kokserzeugung  in  den  hervorragendsten  Staaten  der  Erde  be- 
trug vor  einigen  Jahren  nach  Angabe  von  Simmersbach  in  der  Zeitschrift 
für  Berg-^  Bütten-  und  Salinenwesen,  1887  S.  325,  mehr  als  24  Millionen 
Tonnen  jährlich,  welche  einen  Gesammtwerth  von  etwa  266  Millionen 
Mark  darstellen.  An  dieser  Production  ist  Deutschland  mit  etwa 
4*|3  Millionen  Tonnen  im  Werthe  von  etwa  3ü  Millionen  Mark  bethei- 
ligt. Nach  den  Veröffentlichungen  des  Kaiserl.  statistischen  Amtes  be- 
trug die  Ausfuhr  an  Koks  im  Reiche  im  J.  1888  9176838  MC.  und  die 
Einfuhr  2686352  MC.  Solche  Ziffern  beweisen,  dafs  die  Kokserzeugung 
eine  Grofsindustrie  geworden  ist.  Sie  steht  in  enger  Beziehung  zur 
Roheisenerzeugung,  denn  ohne  Koks  wurde  es  nicht  möglich  sein,  solche 
Mengen,  nämlich  mehr  als  100'  Roheisen  täglich  in  einem  Hochofen  zu 
erzeugen. 

Wenngleich  die  Anfänge  der  Steinkohlenverkokung  in  England  zu 
suchen  sind,  so  ist  doch  gerade  in  unserem  Vaterlande  dieser  Industriezweig 
durch  Einführung  besserer  üfensysteme  zur  höchsten  Blüte  gelangt. 

Ursprünglich  verkokte  man  Steinkohle  unter  Luftzutritt  in  Meilern, 
später  traten  an  Stelle  der  letzteren  offene  Verkokungsöfen  mit  recht- 
winkeligen Formen,  die  sogen.  Feld-,  Stadel-  oder  Schaumburger  Koks- 
öfen. Die  letzteren  sind  noch  nicht  vollständig  verschwunden.  Man 
benutzt  sie  gegenwärtig  noch  in  Schlesien  und  im  Schaumburgischen 
(übernkirchen),  weil  die  hier  vorkommende  Wälderthonkohle  sich  stark 
aufbläht  und  daher  eine  Verkokung  in  geschlossenen  Oefen  nicht  ge- 
stattet. Darauf  folgte  eine  dritte  Art  Oefen,  die  Back-,  Rund-  oder 
Bienenkorböfen,  bei  welchen  die  Erhitzung  der  Kohle  im  Ofen  oben 
anfangt  und  die  Koksbildung  daher  von  oben  nach  unten  erfolgt.  Die- 
selben werden  wegen  des  geringen  Ausbringens  (etwa  55  Proc),  da  ja 
ein  beträchtlicher  Theil  der  Kohle  im  Ofen  verbrennt,  und  der  verhält- 
nifsmäfsig  hohen  Betriebskosten  bei  uns  nicht  mehr  gebaut,  wohingegen 
sich  dieselben  in  England  und  den  Vereinigten  Staaten  uoch  grofser  Be- 
liebtheit erfreuen. 

Erst  seit  der  Mitte  dieses  Jahrhunderts  gelangten  Ofenconstructionen 
in  Aufnahme,  bei  welchen  die  Erhitzung  des  Verkokungsraumes  von 
aufsen  geschieht,    so  dafs   eine  Verbrennung   der  Kohle    im  Ofen  mög- 


Zur  Entwickelung  der  deutschen  Koksindustrie.  445 

liehst  vermieden  wird.  An  Stelle  der  halbkugelförmigeu  Räume  der 
Rundöfen  traten  lange  prismatische  Verkokungskammern.  Man  unter- 
scheidet gegenwärtig  Koksöfen  mit  senkrechter  und  mit  wagerechter 
Längsrichtung  des  Verkokungsraumes. 

Zu  den  ersteren  gehören  der  AppolCsche  Ofen  und  die  neueren 
Constructionen  von  Bauer  (1888  270  1),  welche  beispielsweise  in  West- 
falen, Böhmen  und  in  Frankreich  (^Creuzot)  zur  Ausführung  gelangt  sind. 

Zu  den  Oefeu  mit  horizontalem  Verkokungsraume  gehören  unter 
anderen  die  Oefen  von  Ilaldy^  Smet^  Franpois-Bexroth  und  Coppee. 
Letzterer  vereinigt  die  schmalen,  hohen  lichten  Formen  des  Smffscheu 
Ofens  mit  den  bereits  bei  Vrancois-Rexrolh  vorhandenen  senkrechten 
Wandkanälen.  Trotz  der  guten  Erfolge,  welche  mit  dieser  Construction 
erzielt  wurden,  hat  dieselbe  doch  weitere  Abänderungen  erfahren. 

Das  Verdienst,  den  CoppeeOleu  in  allen  seinen  Theilen  verbessernd 
behandelt  zu  haben,  gebührt  der  Firma  Dr.  Otto  und  Comp,  in  Dahl- 
hausen  an  der  Ruhr.  Zur  besseren  Verbrennung  der  Gase  verbindet 
genannte  Firma  einige  von  den  senkrechten  Wandkanälen  mit  den 
unter  der  Ofensohle  befindlichen  heifsen  Luftkühlkanälen  und  läfst  diese 
vier  Kanäle  auf  der  Höhe  der  Ofenwand  in  einen  wagerechten  Sammel- 
kanal münden,  von  welchem  aus  Pfeifen  in  jeden  senkrechten  Wand- 
gaskanal einmünden.  Die  Verbrennungsluft  wird  auf  diesem  Wege  aus 
den  Kühlkiinälen  bis  zur  Mischung  mit  den  aus  den  Retorten  in  die 
senkrechten  Waudkanäle  austretenden  Gasen  auf  eine  sehr  hohe  Tempe- 
ratur gebracht.  Auf  diese  Weise  ist  es  der  genannten  Firma  gelungen, 
einen  Ofen  herzustellen,  welcher  nach  Simmersbaek  bei  120  Centner 
Füllung,  70  Proc.  Ausbringen,  48stündiger  Betriebsdauer  und  330  Be- 
triebstagen jährlich  eine  Leistung  von  775'  Koks,  also  mehr  als  das 
Doppelte  der  Leistung  eines  Ruudofens  ergibt,  welcher  bei  120  Centner 
Füllung,  dreitägiger  Brennzeit,  55  Proc.  Ausbringen  und  330  Betriebs- 
tageu  jährlich  etwa  333'  Koks  liefert.  Dieser  Ouo'sche  Ofen  ist  gegen- 
wärtig in  vielen  hundert  Ausführungen  vorhanden. 

Von  den  bisher  genannten  Koksofensystemen  unterscheidet  sich 
wesentlich  der  A.i/rmonn-Ofen,  bei  welchem  ununterbrochen  eine  Mischung 
von  mageren  Kohlen  und  Fettkohlen  oder  Steinkohlenpech  unter  Druck 
verkokt  wird.  Zwar  können  in  allen  neueren  Koksöfen  Mischungen 
von  mageren  und  fetten  Kohlen  verarbeitet  werden;  kein  System  soll 
sich  jedoch  zur  Verarbeitung  von  sehr  mageren  Mischungen  so  gut  eignen 
wie  die  Lürmon/rschen  Koksöfen.  Zwar  sind  viele  von  den  Lürmann- 
Oefen  nach  kurzem  Betriebe  wieder  abgebrochen  worden,  was  jedoch 
nicht  beweist,  dafs  die  Oefen  nicht  im  Prinzipe  gut  und  auch  dauernd 
leistungsfällig  sind.  C.  Bhud  äufsert  sich  auf  Grund  mehrjähriger  Er- 
fahrungen hierüber  in  SlnM  und  Kisen.^  1889  S.  34,  wie  folgt: 

Zunächst  erforderte  die  nicht  einfache  Luft-  und  Gasführung  eine 
ganz  aufsergewöhnliche   Aufmerksamkeit   auf  den  Betrieb,   aber   trotz 


446  Zur  Entwickelung  der  deutschen  Koksindustrie. 

gröl'ster  Vorsicht  wurde  man  leicht  getäuscht  und  nahmen  die  Gase 
gern  nicht  die  vorgeschriebenen,  sondern  Nebenwege.  Hierzu  fand  sicii 
bei  den  ersten  türmann-Oefen  um  so  eher  Gelegenheit,  als  die  Mauer- 
werksconstruction  zwar  das  Aeufserste  in  Dünnheit  der  Wände  und 
Ersparnil's  an  feuerfestem  Materiale  leistete,  dafür  aber  auch  der  Ver- 
band kein  ganz  genügender  war,  noch  mehr  aber,  weil  an  einigen 
Punkten  die  Temperatur  so  hoch  stieg,  dafs  kein  feuerfester  Stein 
standhielt. 

In  der  ersten  Zeit  traten  deshalb  die  meisten  Betriebsstörungen  da- 
durch ein,  dafs  die  Gaskanäle  zuschmolzeu,  wenn  die  Oefen  eine  kurze 
Zeit  gut  gegangen  waren.  Die  Folge  war  dann ,  dafs  diese  sofort 
schlecht  gingen,  und  einen  Koks  sehr  geringer  Qualität  mit  sehr  viel 
Abfall  lieferten. 

So  gehörte  ein  grofses  Mals  von  Ausdauer  und  feste  Ueberzeugung 
von  der  Güte  des  Prinzipes  dazu,  um  bei  den  langwierigen  Kinder- 
krankheiten der  Lürmann-Oefen  den  Muth  und  die  Lust  am  Betriebe 
derselben  nicht  zu  verlieren. 

Meistens  sind  die  Oefen  nach  mehr  oder  weniger  gründlichen  Ver- 
suchen aufgegeben  und  nur  an  ein  paar  Orten  durch  allmähliche 
Aenderungen  nach  den  Erfahrungen  des  Betriebes  dahin  gebracht,  dafs 
die  Erfolge  gute  geworden  sind,  so  dafs  bei  guter  Betriebsleitung  fort- 
während schöner  Koks  erzielt  wird,  ohne  dafs  die  Oefen  mehr  leiden 
als  andere  Koksöfen. 

Es  werden  jetzt  in  Lürmann-Oefen  ohne  Schwierigkeit  4U  bis 
45  Proc.  ganz  magere,  authracitartige  Kohlen  ohne  eine  Spur  von  Baek- 
fähigkeit  mit  60  bis  -55  Proc.  guten  fetten  Kokskohlen  bei  einem  Aus- 
bringen von  etwa  80  Proc.  verarbeitet.  Der  Koks  ist  sehr  fest  und 
dicht,  und  hat  sich  auch  bei  der  \^erN\endung  im  Hochofen  kein  wesent- 
licher Unterschied  gegen  gewöhnlichen  Koks  linden  lassen. 

Statt  fetter  Kohlen  läfst  sich  den  mageren  Kohlen  auch  Schwarz- 
pech (Steinkohlenpech)  zusetzen,  und  wird  aus  etwa  5  Th.  Anthracit- 
kohlen  und  1  Th.  Pech  in  Lwrmann-Oefen  ein  guter  Koks  hergestellt. 
Aufser  diesen  Mischungen  von  ganz  fettem  und  ganz  magerem  Materiale 
eignen  sich  zur  Verkokung  in  Lünnann-Oetmi  iiile  Kohlensorten  oder 
Gemische  von  .solchen,  welche  etwas  zu  mager  sind,  um  ohne  Druck 
und  hohe  Temperatur  ordentlichen  Koks  zu  geben.  Die  vor  Jahren 
gemachten,  meist  nicht  erfolgreichen  Versuche  sind  nicht  mafsgebend, 
da  sie  geschahen,  als  die  Lürmonn-Oefen  in  den  schlimmsten  Kinder- 
krankheiten lagen,  welche  sich  naturgemöl's  bei  Verwendung  gasreicher, 
halbmagerer  Kohlensorten,  deren  Verkokung  mehrfach  versucht  ist,  am 
meisten  fühlbar  machten. 

Obige  Mischung  von  ganz  magerer  und  fetter  Kohle,  welche  zur 
Verkokung  in  den  /.Mrrnann-Oefen  mit  Erfolg  verwendet  ist,  gibt  im 
Laboratorium  85  bis  86  Proc.  Koks  und  14  bis  15  Proc.  Ga.s,  dagegen  z.  B. 


Zur  Entwickelnng  der  deutschen  Koksindustrie.  447 

halbinagere  schlesische  Kohle  etwa  65  Proe.  Koks  und  35  Proe.  Gas. 
Dieser  Unterschied  ist  natürlich  zu  grofs,  als  dafs  nicht  wesentliche 
Rücksicht  beim  Betriebe  darauf  zu  nehmen  wäre,  und  dazu  war  man 
vor  mehreren  Jahren  noch  nicht  in  der  Lage.  Heute  aber  halte  ich 
den  Betrieb  mit  solchen  schwachbackenden,  gasreichen  Kohlen  eher  für 
leichter  als  für  schwerer,  wie  mit  der  Mischung  aus  Anthracit  und 
fetten,  starkbackenden  Kohlen. 

Anlagekosten  und  Arbeitslöhne  stellen  sich  bei  den  Lürmann-Koks- 
öfeu  etwas  höher  als  bei  den  meisten  anderen  Arten,  dagegen  sind  aber 
die  verwendeten  Kohlen,  wenn  man  eine  Mischung  von  Anthracit  und 
Fettkohlen  nimmt,  billiger,  und  das  Ausbringen  ist  ein  höheres,  so  dafs 
sich  die  Herstellungskosten  des  Koks  doch  ganz  wesentlich  niedriger 
stellen  als  aus  Fettkohlen.  Hierüber  kann  sich  Jeder  leicht  Rechen- 
schaft geben,  der  berücksichtigt,  dafs  z.  B.  an  der  Ruhr  der  Doppel- 
waggon Anthracitgrus  jetzt  gegen  30  M.  billiger  ist  als  die  gleiche 
Menge  guter,  fetter  Kokskohlen. 

Bei  Verwendung  mancher  halbmagerer  Kohlen  wird  der  Nutzen 
mehr  darin  liegen,  dass  man  in  den  Lürmann-Oefea  einen  Koks  von 
ei'heblich  besseren  Eigenschaften  erzielt  als  in  anderen,  während  die 
Herstellungskosten  wahrscheinlich  nicht  wesentlich  niedriger  sein  werden. 

(!.  Blattei  ist  zu  der  Ueberzeugung  gekommen,  dafs  die  Lünnann- 
Üefen  trotz  aller  anfänglichen  Mifserfolge  noch  eine  gute  Zukunft  haben 
werden.  Je  mehr  die  Fettkohlen  abnehmen,  desto  mehr  dürften  die 
Lürmann-Oefea  an  Bedeutung  gewinnen. 

Gegenwärtig  stehen  zu  Kohlscheid  bei  Aachen  20  Oefen  im  Be- 
triebe. 

Eine  besondere  Construction  erhalten  diejenigen  Koksöfen ,  welche 
auf  Gewinnung  der  Nebenproducte  (Theer,  Ammoniak)  abzielen.  Den 
Franzosen  gebührt  das  Verdienst,  die  Vorgänger  auf  diesem  Gebiete 
der  Technik  zu  sein,  während  in  Deutschland  mit  den  Hiissener-Carvh- 
Oefen  zu  Bulmke  bei  Gelsenkirchen  der  Anfang  gemacht  wurde  zur  Be- 
gründung einer  Grofsindustrie  in  der  angegebenen  Richtung. 

Eine  bahnbrechende  Neuerung  brachte  indessen  erst  die  Ofen- 
construction  von  Gustav  Hoffmann ^  welcher  zum  Zwecke  der  Vorwär- 
mung von  Gas  und  Verbrennungsluft  die  gewöhnlichen  Coppe'e-Oefevt 
mit  Sifmm«"schen  Regeneratoren  verband.  Auch  die.se  Ertindung  ist 
von  der  Firma  Dr.  Otto  und  Comp,  in  die  Praxis  eingeführt  worden, 
und  zwar  mit  ausgezeichnetem  Erfolge,  wie  dies  durch  die  zahlreichen 
Anlagen  bekundet  wird. 

In  der  Oeslerreicliisclien  Zeitschrift  für  Berg-  und  Hüttenwesen.,  1888 
S.  530  ff.,  beschreibt  W.  Jicinzky  eine  derartige  Einrichtung,  wie  sie 
gegenwärtig  zur  Theer-  und  Ammoniakgewinnung  gebräuchlich  ist. 

Die  betretfenden  Koksöfen  haben  die  Ausdehnungen  der  gebräuch- 
lichen  0»oschen   Koksöfen,   nämlich   im   Lichten   10  X  1,6  X  0",5,    mit 


448  i^iir  Entwickelung  der  deutschen  Koksindustrie. 

einer  Füllung  von  3500  bis  4000'',  bei  gröfseren  Oefen  bis  zu  5700" 
üas  Innere  des  Ofens  (Fig.  1  und  2)  steht  durch  die  Gasrohre  g  und 
absperrbaren  Ventile  o  mit  der  Vorlage  V  in  Verbindung.  Letztere  geht 
in  eine  Röhre  G  n  H  (Fig.  6)  über,  welche  meist  1"  tief  unter  der  Erde 
zu  dem  zur  Erzeugung  von  Theer  und  Ammoniak  bestimmten  Räume 
führt.  Ableitung  und  Bewegung  der  Gase  aus  dem  Ofen  wird  durch 
die  Rohre  3,  Y  und  GaR  bis  in  das  Ammoniakhaus  durch  einen  Ex- 
haustor  EX  (Fig.  5  und  6)  vermittelt.  Nach  dem  Passiren  des  letzteren 
werden  die  vom  Ammoniak  und  Theer  befreiten  Gase  in-  einem  Gaso- 
meter bekannter  Construction  gesammelt.  Von  diesem  wird  ein  grofser 
Theil  der  Gase  durch  ein  unterirdisches  Rohr,  welches  in  die  beiden 
parallel  zur  Ofengarnitur  im  Niveau  der  Sohlkanäle  S^  und  S.^  laufenden 
Rohre  3,  und  g.,  (Fig.  1  und  2)  mündet,  in  den  Koksofen  zurückgeführt. 
Diese  beiden  Gasrohre  sind  mit  so  vielen  durch  Hähne  oder  Ventile  ab- 
sperrbaren Rohrstutzen  /i,  und  h,^  versehen,  als  es  Oefen  gibt.  Sie  haben 
den  Zweck,  das  zurückgeleitete  Gas  in  diese  Sohikanäle  zu  bringen  oder 
einzublasen. 

Der  Sohlkanal  des  Ofens  ist  in  der  Mitte  bei  b  durch  eine  Quer- 
wand getheilt;  derselbe  enthält  seitlich  gegen  die  eine  Ofenwand  so 
viele  Oetl'nungen  c^  und  Cj,  als  senkrechte  Wandkanäle  if,  und  W2  in 
der  Seitenwand  des  Ofens  vorhanden  sind  und  rhit  einander  in  Verbin- 
dung stehen. 

Alle  senkrechten  Kanäle  lv^  und  «Oj  münden  in  einen  oberen  un- 
getheilten  Gaskanal  0,   welcher   längs  jeden   Ofenwiderlagers   hinläuft. 

Ferner  besitzt  die  ganze  Ofengarnitur  die  beiden  Generatoren  /f, 
und  Ri  je  2"  hoch  und  1'"  breit,  welche  parallel  zu  den  Gasröhren  3, 
und  g^  liegen  und  durch  Oeffnungen  d^  und  d.^  mit  den  Sohlkanälen  S, 
und  S2  verbunden  sind.  Jeder  Generator  besitzt  so  viele  nach  aufwärts 
gerichtete   Ausflufsötfnungen  rf,   als   die  Ofenzalil   der  Garnitur    beträgt. 

Aufserdem  stehen  diese  Generatoren  einerseits  mit  einem  Venti- 
lator durch  eine  Röhre  d,  r,  und  »2  (^'g-  6)  und  am  anderen  Ende 
durch  einen  Kanal  mit  der  Koksofenesse  E  in  Verbindung.  Diese  Gas- 
generatoren enthalten  zu  etwa  '^/3  ihrer  Höhe  in  Scheiterbaufenfonn  lose 
über  einander  gelegte  feuerfeste  Ziegel ,  wodurch  den  durchziehenden 
Gasen  eine  groi'se  Berührungsfläche  dargeboten  wird. 

Der  Ventilator  Z  (Fig.  5  und  6),  welcher  am  besten  im  Ammoniak- 
hause untergeliracht  ist,  bläst  beständig  eine  gewisse  iMenge  atniosi)hä- 
rischer  Luft  durch  die  Windleitung  «  abwechselnd  in  die  Generatoren  H^ 
und  /<2  '^'"i  '""  f^'ö  zur  Ofenbelieizung  verwendeten  Gase  zur  Verbren- 
nung gelangen  zu  lassen. 

Bei  dem  Ofengange  werden  die  aus  dem  Ammoniakhause  kom- 
menden Gase  nur  in  die  Gasröhre  jj  geleitet,  und  mittels  des  Rohr- 
stutzens /(,  in  jeden  Solilkanal  S,  so  viel  Gase  eingelassen,  als  zur  Er- 
bilzun";  des  Koksofens  nötliig  erscheint. 


Zur  Eutwickelung  der  deutschen  Koksindustrie.  449 

Zugleich  mit  diesen  Gaseu  kommt,  wie  schon  früher  kurz  erwähnt, 
frische  Luft  vom  Ventilator  in  den  Generator  /?[,  wird  daselbst  an  den 
glühenden  Ziegeln  bis  zu  1000"  erhitzt,  und  strömt  durch  die  OefT- 
niiiigen  (/[  ebenfalls  in  den  Sohlkanal  5,,  wo  die  beiden  Ströme  Gas 
und  Luft  bei  der  hohen  Temperatur  und  Mischung  vollständig  ver- 
brennen, und  im  brennenden  Zustande  durch  die  Seitenötfnungen  C)  und 
die  Seukrechtkanäle  w^  in  den  oberen  Gaskanal  O  gelangen,  von  hier 
aus  durch  die  Senkrechtkanäle  ic,  und  Oefl'nuug  c,  in  den  Sohlkanal  S-, 
herabsteigen,  um  endlich  längs  des  Generators  /f.,,  dessen  Ziegel  sie 
noch  recht  in  Glut  versetzen,  den  Weg  zur  Esse  zu  finden. 

Es  ist  selbstverständlich,  dal's  bei  diesem  Verlaufe  die  Rohrstutzeu  /;, 
geschlossen  sind,  ebenso  die  vom  Ventilator  kommende  Windleitung  i\, 
zum  Generator  R-,. 

Nach  etwa  einer  Stunde  dieses  Ganges  werden  die  betretlenden 
Ventile  umgeklappt,  so  dal's  augenblicklich  der  umgekehrte  Weg  ein- 
geschlagen wird. 

Der  Rohrstutzen  hi  und  die  Windleitung  i\  werden  geschlossen,  dafür 
jene  ht  und  C2  geöffnet.  Es  gelangen  die  Gase  in  den  Sohlkanal  S.^,  ver- 
mischen sich  und  verbrennen  daselbst  mit  der  in  dem  Generator  R,  sieh 
erhitzenden  Luft,  passiren  aufsteigend  die  Waudkanäle  u'2,  den  oberen 
Gaskanal  0,  absteigend  die  Wandkanäle  ti>j ,  Sohlkaual  S,  und  Gene- 
rator H^ ,  an  den  sie  noch  den  Rest  ihrer  hohen  Temperatur  abgeben 
und  mit  etwa  420"  zur  Esse  gelangen. 

Wird  ein  Ofen  gezogen,  oder  will  man  denselben  einige  Zeit  kalt 
stellen,  so  sperrt  man  die  Ventile  a  ab;  ebenso  kann  man  durch  Ab- 
sperrung der  Hähne  A,  A.,  und  Oetfnungen  d^  d-,  das  Einblasen  des  Gases 
in  den  Sohlkanal  hindern. 

Man  hat  es  also  ganz  und  gar  in  der  Hand,  den  Ofengang  zu  regu- 
liren  und  den  Verkokungsprozefs  durch  Steigerung  der  Temperatur, 
durch  Mehreinlassen  des  Gases  zu  beschleunigen  oder  zu  verlangsamen, 
es  ist  dies  ein  reiner  Retortenprozefs,  wie  man  sich  ihn  nicht  besser 
denken  kann.     Der  Prozefs  dauert  30  bis  48  Stunden. 

Das  Ausbringen  an  Koks  ist  relativ  um  6  bis  7  Proc.  höher,  und 
zwar  nur  wegen  des  n)öglichst  vollständigen  Luftabschlusses,  der  bei 
diesen  Koksöfen  eine  Grundbedingung  ist. 

Werden  wagerechte  Gaskanäle  gewählt  (Fig.  3),  so  streichen  die 
Gase  einmal  in  der  Richtung  abcd  und  dann  umgekehrt  in  der  Rich- 
tung d  c  ba.  Man  gilit  jedoch  den  senkrechten  Wandkanälen  den  Vor- 
zug, weil  hierbei  die  Koksöfen  stabiler  sind  und  die  Wandungen  dünner 
gehalten  werden  können. 

Hinsichtlich  des  Vorganges  im  Auimoniakhause  ist  folgendes  zu  er- 
wähnen. Die  von  den  Koksöfen  mittels  Exhaustor  angesogenen  Gase, 
welche  bei  der  Destillation  westfälischer  Kohle  aus  0,61  Proc.  Benzin- 
dainpf,  1,63  Proc.  Aethylen,  0,43  Proc.  Schwefelwasserstoff,  1,41  Proc. 

Dingler's  polyt.  Journal  lid.  -271  Nr.  lu.  ISsai.  29 


450  '^^r  Entwickeluiig  der  doiitscheii  Koksindiistrie. 

Kohlensäure,  6,49  Proc.  Kohlenoxydgas,  r)3,32  Proc.  Wasseistott'  und 
36,11  Proc.  Methylwasserstofl'  bestehen,  gelangen  durch  die  Röhre  F 
zuerst  in  den  sogen.  Ga.skiihler  K  (Fig.  4  und  '>).  Derselbe  besteht  aus 
einem  Eisencylinder  mit  den  beiden  Böden  (',  die  eine  Reihe  von  klei- 
neren Böden  /  fassen,  durcb  welche  stets  frisches  Wasser  von  dem 
oberen  Räume  m  nach  dem  unteren  Räume  n  imd  dann  durch  das 
Rohr  p  hindurch  abfliefst,  während  das  Gas,  von  dem  Einmündungs- 
i-ohre  f  kommend,  nach  aufwärts  strömt,  sich  abkühlt  und  durch  Rohr  (/ 
einem  zweiten  bezieh,  einem  dritten  genau  so  construirten  Gaskiihler 
zugeleitet  wird. 

Von  den  Gaskühlern  >trömt  das  Ga»  /u  den  Gaswäschern  W., 
welche  ebenfalls  aus  Eisencylindern  gröfserer  Dimension  bestehen  und 
in  ihrem  Inneren,  je  lO'""'  von  einander  entfernt,  gelochte  Bleche  r  ent- 
halten, über  welche  beständig  Wasser  in  Regenforni  hinabtröpfelt,  wäh- 
rend das  vom  Gaskidiler  durch  .J  kommende  Gas  dem  Regen  entgegen 
geleitet  wird,  wobei  ein  Uebergang  des  Ammoniaks  aus  dem  Gase  in 
das  Wasser  eintritt  und  zugleich  Tlieer  mit  niedergeschlagen  wird. 
Ammoniakwas.ser  und  Theer  finden  ihren  Abtlufs  bei  (. 

In  den  Gasküblern  verliert  das  Gas  7.')  Proc.  seines  Ammoniaks 
als  Ammoniakwnsser  und  einen  grofsen  'l'lieil  seines  Theeres,  welche 
beiden  Producte  nach  den  Cisternen  Y  (Fig.  6)  abgeleitet  werden.  In 
Fig.  .5  sind  sechs  Gaskidiler  und  sechs  Gaswäscher  vorhanden,  welche 
alle  unter  einander  verliunden  sind  und  einer  von  dem  anderen  das 
Kühl-  und  Waschwasser  stetig  aus  dem  höher  gelegenen  Behälter  X 
(Fig.  4)  entnehmen. 

In  den  Gaswäschern  verliert  das  Gas  die  restliehen  2.5  Proc.  Am- 
moniakwasser, sovv  ie  auch  eine  bedeutende  Menge  Theer,  was  dadurch 
erzielt  wird,  dafs  das  unten  abtropfende  Ammoniakwasser  in  den  ersten 
und  zweiten  Gaswäscher  .so  oft  wieder  hinaufgepumpt  wird  und  aber- 
mals herabtröpfelt,  bis  dasselbe  eine  hinreichende  Anreicherung  erfahren 
hat.  Im  dritten  Gaswäscher  jedoch  kommt  nur  immer  reines  Wasser 
dem  Gase  entgegen,  so  dafs  das  von  hier  dureii  das  betreffende  Rohr  n, 
des  dritten  Gaswäschers  entweichende  Gas  nur  SjuireM  \on  0,008  Pnic. 
Ammoniak  nachweisbar  enthält. 

Gaskiihler  und  Gaswäscher  verl)rauehen  für  den  Ofen  täglich  5'^'''" 
Wasser.  Man  rechnet  nach  der  Erfahrung  für  die  Gaskühler  eine 
Fläche  von  2'i"',5  und  für  die  Gaswäscher  eine  Wasehfläche  von  2'i"',6 
auf  je  100<^'>"'  täglich  dureiiströmendes  Gas. 

Die  Anreicherung  bezieh.  Zurückleitung  des  Ainnmniakwassers  ei'- 
folgt  so  lange,  bis  dassell)e  auf  3  bis  3,50  B.  gebracht  wird,  wobei  da» 
Wasser  1,777  Proc.  reines  Ammoniak  aufgelöst  erliälf. 

Von  diesem  so  angereiciierten  Wasser  erliält  mau  je  nach  der 
Menge  des  gewinnbaren  Ammoniaks  !<•  bis  17  l'roc.  auf  je  100^  trockener 
Kohle. 


Zur  Entwickelung  der  (leutschen  Kuksiiuliistne.  451 

Bei  14  Proc.  Ausbringen  an  Ammoniakwasser  verhält  sich: 
1,777  Ammoniak  :  x  =  100:  14, 
woraus  sich  x  auf  0,24878  Proc.  Ammoniak    für  1001^  trockener  Koks- 
kohle berechnet. 

Der  in  den  Cisternen  Y  gesammelte  Theer  trennt  sich  vom  Am- 
moniak nach  dem  speeilischen  Gewichte  von  selbst.  Die  geschiedeneu 
Producte  werden  mittels  Pumpen  in  eigene  Gefäfse  gebracht,  worauf 
der  Theer  .sogleich  in  Fässer  gefüllt  wird,  während  das  Ammoniak- 
wasser entweder  als  solches  ebenfalls  in  Fässer  gefüllt  und  dem  Ver- 
.schleifse  übergeben  oder  in  einen  Raum  ins  Ammoniakhaus  gepumpt 
wird,  wo  dessen  weitere  Verarbeitung  zu  schwefelsaurem  Ammoniak 
erfolgt. 

Diese  Verarbeitung  geht  auf  die  Art  vor  sich,  dafs  zunächst  die 
dem  rohen  Ammoniakwasser  beigemischten  Säuren  durch  Kalk  gebunden 
werden.  Das  reine  Ammoniak  wird  dann  durch  verdünnte  Schwefel- 
säure als  .schwefelsaures  Ammoniak  ausgeschieden.  Zur  Sättigung  von 
1001^  Ammoniak  sind  235'^  wasserfreie  Schwefelsäure  erforderlich.  Liefert 
eine  Kohle  0,244  Proc.  Ammoniak,  so  ergibt  dies  0,94  Gew.-Th.  .schwefel- 
.saures  Ammoniak  auf  100'^  lufttrockener  Kohle. 

Vom  Gasometer  geht,  nach  Abzug  von  10  Proc.  Gesammtverlust, 
der  gröfsere  Theil  der  Gase,  etwa  64  Proc,  wie  bereits  erwähnt,  zum 
Koksofenbetriebe  durch  die  Röhrenleitung  Z  zurück,  während  ein  klei- 
nerer Theil,  etwa  26  Proc,  für  beliebige  Zwecke,  wie  Beleuchtung, 
Heizung  u.  s.  w.  verfügbar  bleibt. 

Die  zum  Koksofenbetriebe  zurückgeleiteten  Gase  kommen  in  die 
Sohlkanäle  der  Koksöfen  mit  heifser  atmosphärischer  Luft  in  Berührung, 
welch  letztere  nun  mittels  eines  eigenen  Ventilators  Z  in  die  glühenden 
Generatoren  Ä,  und  Ä^  eingeblasen  wird,  dort  deren  hohe  Temperatur 
annimmt  und  weiter  von  da  erhitzt  in  die  Sohlkanäle  eintritt. 

Die  in  letzteren  möglichst  vollkommen  zur  Verbrennung  gelangenden 
Gase  heizen  die  Koksofenwände,  besorgen  dann  abwechselnd  die  Aus- 
hitzung  der  Generatoren  imd  entweichen  endlich  aus  der  Koksofen- 
esse E. 

Auch  die  alten  Rundöfen  ( Bienenkorbofen)  werden  nach  dem  Patente 
Nr.  37280  (1888  270  7j,  welches  sich  auf  Verbindung  von  einthürigen 
(Bienenkorb-  oder  inuflelformigen)  Koksöfen  mit  Lufterhitzern  bezieht, 
für  die  Gewinnung  von  Theer  und  Ammoniak  eingerichtet.  Simmers- 
bach  gibt  in  der  Zeitschrift  für  Bery-^  Hüllen-  und  Salinenwesen^  1887 
S.  307,  an,  dafs  man  damit  ein  das  frühere  um  12  bis  15  Proc.  über- 
steigendes Ausbringen  au  vorzüglichem  Koks  bei  reichlicher  Theer-  und 
Ammoniakausbeute  erzielt.  Es  sind  daher  bereits  zahlreiche  Kuudöfen 
in  der  angegebenen  Weise  umgebaut  worden. 

Was  nun  die  wirthschaftliche  Seile  der  Koksgewiunung  anbetrifft, 
so  ist  es  Thatsache,  dafs  der  Wertli  der  Kohle  sicii  im  Koks  beträcht- 


152  Ueber  neuere  Schraubensicherungcn. 

lieh  erhöht.  Haudelt  es  sieh  um  Gewinnung  der  Nebeuproducte,  wobei 
natürlieh  die  Beschaffenheit  der  zu  verkokenden  Kohle  in  erster  Linie 
in  Betracht  zu  ziehen  ist,  so  sind  die  Anlagen  allerdings  ganz  bedeutend 
kostspieliger.  Im  Interesse  unserer  Handelsbilanz  kann  aber  nur  ge- 
wünscht werden,  dafs  immer  mehr  Werke  sieh  zur  Gewinnung  der 
Nebeuproducte  entschlielsen.  Nach  den  Veröfl'enllichungen  des  Kaiserl. 
statistischen  Amtes  wurden  nämlich  im  J.  1888  noch  35688t)  Doppel- 
eentner  schwefelsaures  Ammoniak  gegenüber  339259  Doppelcentnern 
im  J.  1887  aus  anderen  Ländern  eingeführt.  An  dieser  Einfuhr  be- 
theiligen sieh  vorzugsweise  die  folgenden  Länder:  Grofsbritannien  mit 
246004,  die  Niederlande  mit  26951,  Frankreich  mit  15939  und  Oester- 
reieh- Ungarn  mit  10  785  Doppelcentnern. 

Die  Einfuhr  von  Theer  aller  Art  betrug  im  Vorjahre  allein 
316474  Doppelcentner;  wobei  zu  berücksichtigen  ist,  dafs  die  grofsen 
deutsehen  Anilinfarbenfabriken  weniger  den  Theer  selbst,  als  Benzol 
und  dessen  Homologen  in  grofsen  Mengen  vom  Auslande  her  einführen. 

Zieht  man  nun  in  Betracht,  dafs  das  schwefelsaure  Ammoniak, 
sobald  es  sich  um  Stickstoffdüngung  in  der  Landwirthschafl  handelt, 
mit  dem  Chilesalpeter  in  Coneurrenz  tritt,  bei  welchem  die  Einfuhr  im 
vergangenen  Jahre  2664072  Doppelcentner  betrug,  so  dürfte  der  Schlufs 
wohl  berechtigt  sein,  dafs  wir  in  dem  Mafse,  wie  wir  die  Anlagen  zur 
Gewinnung  der  Nebeuproducte  bei  der  Koksindustrie  vermehren,  un.sere 
Handelsbilanz  verbessern  werden.  ff'.  Koort. 


Ueber  neuere  Schraubensicherungen. 

Mit  Abbildungen. 

Der  Aufgabe,  durch  zweckmäfsige  Sicherungen  das  Lösen  der 
Schraubenverbindung  zu  verhindern,  wird  bei  der  grofsen  Verschieden- 
heit der  Sehraubenverbindungen  wohl  nie  durch  eine  einzige  oder  eine 
bestimmte  Art  von  Schraubeusieherungen  genügt  werden,  vielmehr  wird 
diejenige  Sicherung,  welche  dem  jeweiligen  Construetionszweeke  unter 
Aufwendung  der  geringsten  Mittel  am  weitgehendsten  entspricht,  sich 
dauernd  einbürgern.  Eine  einheitliche  Form,  wie  solche  bei  denSchrauben- 
gewindeu  vorhanden  ist,  ist  auf  diesem  Gebiete  noch  nicht  erkennbar, 
wohl  aber  werden  sich  auch  für  gewisse  Arten  von  Sehraubenverbin- 
dungen mit  der  Zeit  bestimmte  Constructionen  von  Schraubeusieherungen 
allgemeine  Anwendung  verschallen. 

Ein  Bedürfnifs  nach  Schraubensieherungen  liegt  bei  fast  allen  Arten 
von  Sehraubengewinden  vor;  auch  die  mehr  oder  weniger  grofse  Gang- 
höhe bietet  gegen  das  selbsthätige  Lösen  der  Schraubenmuttern  keinen 
ausgiebigen  Schutz,  ja  selbst  bei  verhält nifsmäfsig  geringer  Gewinde- 
steigung, wie  sie  bei  der  sogen,  erweiterten  Sehraube  für  Stopfbüchsen, 


lieber  neuere  Scliraiibensicherungen. 


453 


Röhrenverbiudungen  u.  dgl.  vorkommeu,  kann  man  Schraubensichevungen 
durchaus  nicht  entbehren.  Im  Folgenden  soll  eine  Anzahl  neuerer 
Sehraubensicherungen  kurz  besprochen  werden. 

Fig.  1  und  2  veranschaulichen  eine  Sehraubensicherung,  welche  von 
der  Patent  Bivet  Company  in  Smethwick  (Vereinigte  Staaten  Amerikas! 
namentlich  für  Eisenbahn-Oberbauconstructionen  mit  Erfolg  zur  Aus- 
führung gebracht  wird.  Bei  dieser  Schraubensicherung  wird  eine  Unter- 
lagplatte (Fig.  2)  zur  Anwendung  gebracht.  Es  berühren  sich  Mutter 
und  Unterlagplatte  in  einer  Schraubenliniei  doch  hat  letztere  eine  viel 
gröfsere  Steigung  als  diejenige,  Pig.  2. 
welche  dem  Schraubengewinde  des 
Bolzens  zu  Grunde  liegt,  so  dafs, 
wenn  die  Mutter  auf  den  Bolzen 
geschraubt  ist,  sie  nicht  zurück- 
gedreht werden  kann,  ohne  dafs 
die  Unterlagplatte  mitgedreht  wird, 
und  bei  jedem  Versuche,  die  Mutter 
allein  zu  drehen,  wird  nur  er- 
reicht,   dafs    die    schraubenförmig 

gestaltete  Endfläche  derselben  auf  pig.  '»  Fi« 

die  entsprechende  Sehraubentläche  der  Unterlagplatte  aufzusteigen 
strebt,  was,  da  das  Schraubengewinde  des  Bolzens  (bezieh,  dasjenige 
im  Inneren  der  Mutter)  eine  geringere  Steigung  hat,  nicht  möglich  ist, 
so  dafs  bei  derartigen  Versuchen  die  Mutter  erst  recht  fest  gegen 
die  Gewinde  des  Bolzens  geprefst  wird,  vorausgesetzt,  dafs  die  Unter- 
lagplatte sich  nicht  drehen  kann,  was  dadurch  erreicht  ist,  dafs  diese 
Platte  mit  einem  achteckigen  Ansätze  versehen  ist,  der  sich  gegen 
irgend  eine  Anschlagleiste  legen  kann.  In  vielen  Fällen  genügt  schon 
eine  beträchtliche  Reibung,  welche  die  Unterlagplatte  auf  ihr  Auflager 
ausübt,  um  ein  selbsthätiges  Lösen  der  Mutter  unmöglich  zu  machen. 
Damit  diese  Reibung  thunlichst  grofs  ausfällt,  wird  die  Unterlagplatte 
zuweilen  hohl  geformt. 

Eine  besonders  beliebte  Sicherung  besteht  darin,  Federn,  Haken  o.  dgl. 
anzuordnen,  welche  sich  seitlich  gegen  die  Prismenflächeu  der  Muttern 
anlegen.  Eine  solche  Construction  (D.  R.  P.  Nr.  43933  vom  ß.  Januar 
1888)  von  Max  Äthers  in  Gevelsberg  (Westfalen)  zeigt  Fig.  3.  Es  wird 
hier  eine  als  Unterlagplatte  dienende  viereckig  gestaltete  Platte  A  be- 
nutzt, welche  einen  winkelförmigen  Hebel  B  mit  Anschlagnase  C  trägt, 
wobei  B  so  aufwärts  gebogen  ist,  dafs  C  sich  gegen  eine  der  Seiten- 
flächen der  festzustellenden  Mutter  legt  und  dadurch  zum  festen  An- 
liegen unter  Flächenberührung  gebracht  wird,  dafs  der  Gelenktheil  der 
Platte  A  etwas  niedergebogen  wird.  Um  bei  dieser  Sicherung  ein  selbs- 
thätiges Zurückfedern  zu  verhindern,  werden  ein  oder  beide  Schenkel  der 
im  Gelenke  drehbaren  Nase  BC  nach  aufsen  verlängert  und  umgebogen. 


454  Ueber  neuere  .Schraiibensicheriingen. 

Auch  diese  Schraubensicheriing  soll  vorzugsweise  zur  Feslsteliun<r 
der  Muttern  auf  den  Lascheubolzen  der  Eisenbahnschieneu  dienen. 

Eine  ebenfalls  diesem  Zwecke,  jedoch  auch  anderweitig  dienende 
Schraubensieherung  ist  Wilhelm  Stoermann  in  Berlin  (D.  K.P.  Nr.  44547 
vom  22.  Februar  1888)  patentirl,  bei  welcher  eine  für  sich  am  Drehen 
verhinderte  Uuterlagplatte  mit  einer  seitlich  vom  Bolzen  angeordneten 
gewellten  Feder  zur  Anwendung  kommt.  Das  eine  Ende  der  Feder,  welches 
vom  Schraubenbolzen  abgewendet  ist,  steht  mit  der  Unterlagjjlatte  in 
festem  Zusammenhange,  während  das  andere,  bewegliche  Ende  auf  der 
Platte  gleitet,  mit  stetem  Drucke  gegen  die  Mutter  drückt  und  im  Kiihe- 
zustande  sich  an  eine  der  Prisraenflächen  der  Mutter  anlegt  und  somit 
ein  willkürliches  Drehen  nder  selbsthätiges  Lösen  der  Schraubenverbin- 
dung verhütet.  Die  eben  erwähnte  Feder  wird  zweckmäfsiger  Weise 
in  ein  Gehäuse  eingeschlossen,  das  nach  der  Schraube  zu  orten  ist.  Die 
Ausführungsart  der  Feder  aus  Bandstahl  oder  Blech  oder  auch  aus 
rundem  bezieh,  viereckigem  Drahte,  sowie  zweckmäfsige  Ausführungen 
und  Verbindungen  von  Gehäuse  und  Feder  sind  an  sich  ja  niclit  schwierig, 
immerhin  ist  diese  den  Witterungseintlüssen  ausgesetzte  Sicherung,  bei 
der  wie  bei  allen  ähnlichen  ("onstructionen  ein  Erlahmen  der  Federn 
nicht  ausgeschlossen  ist,  verhältnifsmäfsig  umständlich  und  bleibt  bei 
der  Neuheit  dieser  Erfindung  das  entscheidende  (Trtheil  der  Praxis 
hierüber  abzuwarten. 

Eine  ziemlich  umständliche  Schraubensicherung  ist  Samuel  H.  Ray 
in  St.  Louis  (D.  R.  P.  Nr.  44098  vom  25.  Oktober  1887)  patentirt,  die 
insofern  von  den  beiden  letzt  beschriebenen  Constructionen  grundsätz- 
lich abweicht,  als  hier  ein  umgebogener  Draht  zur  Anwendung  gebracht 
wird,  dessen  kurzer  Schenkel  mit  seinem  hakenförmigen  Ende  in  ein 
Loch  der  federnd  umgebogenen  Unterlag|)latte  sich  einlegt,  während 
der  lauge  Schenkel  des  Drahtes  in  eine  excentrische  Nuth  A  (Fig.  4) 
der  Mutter  (nicht  etwa  des  Bolzens)  so  eingelegt  ist,  dafs  beim  Los- 
drehen der  Mutter  auf  dem  Bolzen  der  Draht  keilartig  gegen  das  Ge- 
winde des  Bolzens  geprefst  wird  und  also  ein  selbsthätiges  Lösen  nicht 
eintreten  kann.  Der  Draht  oder  Schlufskeil  kann  seine  Lage  ebenfalls 
nicht  ändern,  da  sein  eines  lingerartiges  Ende  im  Eingritle  mit  dem 
Flansche  bezieh,  umgebogenen  Theile  der  Unterlagplatte  steht.  Soll 
die  Schraubenverbindung  absichtlich  gelöst  werden,  so  mufs  zuvor  der 
Draht  oder  Schlufskeil  au  seinem  vorstehenden  Ende  herausgezogen 
werden. 

In  früheren  Jahren  wurden  solche  Schraubeusicberungeu  empfohlen, 
bei  denen  der  Schraubenbolzen  selbst  zur  Erreichung  des  Zweckes  da- 
durch herangezogen  wurde,  dafs  man  denselben  mit  Löchern,  ja  selbst 
mit  einem  vollständigen  Schlilze  versah  und  kleine  Schrauben,  Stifte 
oder  Keile  in  die  künstlich  gescimireiien  üellnimgen  oder  Aussparungen 
des  Schraubenbnlzens  eintrieb.    Eine  derartige  Constniction  machte  vor 


Ueber  neuere  Scliraubeiisicherungen. 


455 


ftwii  lu  Jahren  viel  von  sich  reden,  bei  der  der  Schraubenbulzen  mit 
einem  Spalte  oder  Schlitze  versehen  wurde,  in  den,  nachdem  die  Mutter 
aufgeschraubt  worden  war,  ein  Keil  eingetrieben  wurde,  welcher  die 
beiden  Hälften  des  Schraubeubolzens  —  die  in  Folge  des  Schlitzen»  in 
geringem  Mafse  federnd  wirkten  —  in  die  Gewinde  der  Mutter  prefste 
und  diese  am  selbsthätigen  Lösen  hinderte,  denn  wenn  der  Flächen- 
druck zwischen  den  Gewindegängen  eine  gewisse  Grenze  übersteigt 
(dieser  Flächendruck,  d.  h.  der  auf  die  P'lächeneinheit  bezogene  Druck, 
soll  bei  den  gewöhnlichen  Constructiouen  des  Maschinenbaues  '/2''  auf 
je  l'!"!"!  gedrückter  Fläche  nicht  übersteigen),  so  findet  kein  freiwilliges 
oder  selbsthätiges  Lösen  der  Mutter  mehr  statt.  Die  Praktiker  pflegen 
hierfür  einen  nicht  ganz  unzutreffenden  Ausdruck  zu  gebrauchen,  in- 
dem sie  sagen,  ein  solches  Gewinde  fril'st  sich  fest.  —  Durch  Heraus- 
ziehen des  vorerwähnten  Keiles  ist  man  zwar  jederzeit  in  der  Lage, 
die  Spannung  oder  den  Flächendruck  zwischen  den  Gewindegängen  zu 
ermäfsigen  und  demnach,  wenn  es  gewünscht  wird,  die  Mutter  zurück- 
zuschrauben, doch  hat  diese  Art  der  Schraubensicherung  den  grofsen 
Uebelsland,  dafs  man  ohne  Grund  Spannungen  in  die  Constructiouen 
hinein  bringt  und  letztere  obendrein  schwächt,  nämlich  den  Schrauben- 
liolzen,  während  die  Beanspruchung  dei-  Mutter  sich  meist  gar  nicht 
lieurtheilen  läfst  und  ein  Zersprengen  der  letzteren  nicht  selten  ist. 
Aiil'serdem  haben  diese  Scliraubensicherungeu  noch  den  Nachtheil,  dafs 
sie  zu  sehr  zusammengesetzt  sind  und  stets  Vorkehrungen  getroffen 
werden  müssen,  die  ein  Lösen  bezieh.  Herausfallen  der  Keile  oder  der 
sonst  etwa  zur  Anwendung  gelangenden  Schrauben,  Stifte  u.  dgl.  ver- 
hindern. 

Wenn  schon  hiernach  die  Benutzung  der  zuletzt  betrachteten  Art 
von  Schraubensicherungen  nicht  besonders  günstig  erscheint,  so  sind  in 
der  vielgestaltigen  Praxis  übrigens  Fälle  denkbar,  in  denen  dieselben, 
in  Folge  besonderer  Constructionsverhältnisse,  recht  wohl  verwendbar 
erscheinen,  doch  im  Allgemeinen  erfreuen  sich  diese  Schraubensiche- 
rungen bei  den  Coustructeuren  nicht  der  Beliebtheit,  wie  das  früher  der 
Fall  war. 

Bei  der  neuerdings  patentirten 
Schraubensicherung  von  Otto 
LUienthal  (D.  R.  P.  Nr.  44  700  vom 
14.  .Januar  1888)  sind  alle  Hilfs- 
mittel, wie  Federn,  Haken,  Keile, 
Hilfsschrauben  u.  dgl.,  entbehrlich. 
Dies  wird  dadurch  erreicht,  dafs 
die  Mutter  an  ihrer  unteren  Seite,  f, 
wie  Fig.  5  und  6  zeigen,  mit 
einer  tellerartigen  Verbreiterung 
versehen    wird,    die    mit    einem 


456  Uehor  neuere  .Scliranbensiclioriingen. 

aufwärts  gerichteten  Rande  a  ausgestattet  ist.  Dieser  Teller  liegt  in 
einer  entsprechend  ausgearbeiteten  Verliefung  desjenigen  Conslructions- 
theiles,  gegen  den  die  Mutter  gescliraulit  wird.  Bei  den  Darstellungen 
in  Fig.  ■>  und  fi  handelt  es  sich  um  die  Sicherung  einer  Kolben- 
.stangennuitter  gegen  den  Kolbendeckel,  doch  ist  ohne  Weiteres  klar, 
dafs  die  Schraubensicherung  auch  an  vielen  anderen  Stellen  mit  Vor- 
theil  Anwendung  finden  kann. 

Gerade  für  die  so  wichtige  Sicherung  der  Muttern  auf  Kniben- 
deckeln  gab  es  bisher  keine  so  einfache  und  |)raktiscbe  Construction. 
und  vielfache  Unfälle,  die  durch  undichte  Kolben  und  lose  Kolben- 
deckel bereits  vorgekommen  sind,  beweisen,  dafs  hier  ein  Bediirfuil.s 
nach  einer  verlärflichen  Schraubensicherung  durchaus  vorliegt. 

In  der  Regel  macht  man  die  Muttern  für  Kolbenstangen  aus  Bronze, 
und  ist  es  bei  diesem  Materiale  äulsorst  leicht,  aus  dem  vorerwähnten 
Rande  a  einen  kleinen  Theil  in  die  Kerbe  b  der  Vertiefung  hinein- 
zubiegen. Um  die  Mutter  wieder  zurück.schrauben  zu  können,  ist  es 
nur  nöthig,  das  ausgebogene  Stück  des  Randes  a  in  seine  ursprüngliciie 
Lage  zurückzubiegen.  Sowohl  Bronze  als  Eisen  u.  dgl.  kann  ein  melir- 
maliges  geringfügiges  Ausbiegen  des  Randes  an  derselben  Stelle  er- 
tragen; bei  dem  wiederholten  Lösen  und  Anziehen  der  Mutter  kommt 
indessen  immer  eine  neue  Stelle  des  Randes  n  vor  die  Kerbe  zu  liegen, 
und  gerade  der  Umstand,  dafs  eine  Mutter,  wenn  sie  einmal  hat  ge- 
löst werden  müssen,  um  den  Kolben  nachzudichten,  nach  Wiederauf- 
scbrauben  niemah  wieder  genau  ihre  alle  Lage  einnimmt,  macht  eben 
einfachere  Schraubensichevungen  mittels  Keile  oder  Splinte  u.  dgl.  ganz 
ungeeignet. 

Ein  selbsthätiges  Lösen  der  Mutter  i^t  ganz  unmöglich,  da  sonst 
eine  Zerstörung  des  Tellerrandes  eintreten  mülsle:  es  ist  im  Gegen- 
theile  die  festhaltende  Wirkung  der  Schraubeusieherung  dadurch  be- 
.«onders  erhöht,  dafs  letztere  sich  an  einem  gröiseren  Umfange  befindet, 
als  es  bei  sonstigen  Constructionen  der  Fall  isl. 

Diese  Schraubensicherung  wirkt  nun  in  jeder  Stellung  der  Mutter 
mit  gleich  gutem  Erfolge  und  ist  hier  kein  Anschlag  an  einer  Prismen- 
seite (wie  für  andere  Sicherungen)  Bedingung;  auch  können  hier  nicht 
etwa  SicherungsbilfHmittel,  wie  in  anderen  Fallen,  verloren  gehen,  da 
es  dergleichen  hier  nicht  gibt;  auch  nimmt  die  Sicherung  keinen  be- 
sonderen Platz  weg,  vergröfsert  also  nicht  sogen,  schädliche  Räume  in 
Mascbinöuconstruetionen. 

Schon  eingangs  wurde  erwähnt,  dafs  man  fin-  Röbrenverbiuduiigen 
Schraubensicherungen  bedarf  Fin-  diesen  Zweck  ist  die  vorstehende 
Erfindung  auch  zur  Anwendung  gebracht,  um  bei  den  im  Gasleitungs- 
fache vielfach  benutzten  Kugelgelenken  eine  Schraubensiclierung  zu  er- 
zielen. Fig.  8  stellt  ein  gewöhnliches  Kugelgelenk  im  (Querschnitte  dar, 
an  welchem  eine  Sicherung  der  Verschraubung,  entspreche-iul  ib'ni  oben 


Darstellung  amidirter  Triphenylmetliane. 


457 


geuannten  Pafeute,  zur  Durchführung  gebracht,  ist,  und  zwar  zeigen  die 
Fig.  7  und  8  die  diesbezügliclie  Construetion.  Es  ist  hier,  wie  aus 
den  Figuren  ersichtlich,  ein  Rand  an  eiuer  klei- 
nen feilerartigen  Verbreiterung  der  Mutter  an- 
geordnet, welch  ersterer  einen  Rand  des  männ- 
lichen Theiles  der  Schraube  umgreift,  so  dafs 
es  auch  hier  leicht  möglich  ist,  etwa  mittels 
einer  Drahtzange  eine  Stelle  des  Randes  n,  die 
sich  vor  einem  Ausschnitte  des  umgebenden 
Randes  befindet,  auszubiegen  und  dadurch  eine 
unter  allen  Umständen  sicher  wirkende  Schrau- 
bensicherung zu  erzielen,  welche  die  Beweg- 
lichkeit oder  Anwendbarkeit  des  Kugelgelenkes 
in  keiner   Weise  beeinträchtigt. 

Als  Dichtungseinlage  bei  einfachen  kleinen 
Kugelgelenken  benutzt  man  meist  eine  Leder- 
scheibe, die  in  bisheriger  Weise  auch  bei  dem 
in  den  letzten  Figuren  gezeichneten  Kugelgelenke 
verwendet  werden  kann;  macht  sich  eine  Er- 
neuerung der  Dichtungseinlage  nothwendig,  so 
wird  der  ausgebogene  Theil  a  des  Randes  wieder  zurückgebogen  und 
das  Kugelgelenk  in  üblicher  Weise  aus  einander  geschraubt. 

Aehnlich,  wie  in  dem  letzten  Anwendungsbeispiele  aus  dem  In- 
stallationswesen gezeigt,  liifst  sich  die  Lilientharsche  Schraubensicherung 
auch  an  vielen  anderen  Constructionstheilen  mit  überraschender  Ein- 
fachheit anbringen.  Otto  Leonhardl.,  Ingenieur. 


Ueber  die  Darstellung  amidirter  Triphenylmethaiie  aus 
amidirten  Triphenylkarbinolen ;  von  Dr.  Otto  Mühlhäuser. 

Unterwirft  man  eine  Rosanilinbase,  z.  B.  das  Rosanilin  selbst,  der 
Einwirkung  eines  Reductionsmittels,  so  geht  das  Karbinol  unter  Ab- 
gabe von  Sauerstoff  in  die  Leukobase  über: 


.s 


«««3<g^^, 


C5H4 

CfiH4 
OH 


NH2 

NH., 


^6^3<NHo 


+  Ho 


=         H2O  + 


Geschichtliches. 
Das  erste  Karbinol  der  Reihe,  das  einer  reducirenden  Einwirkung 
uisgesetzt  wurde,  ist  das  Rosanilin,  welches  A.  W.  Hofmann^  im  J.  1861 


1  Londor,  ?,r,y.  Soe.  Proceed..  Bd.  12  S.  2,  und  J.  B..  1861  S.94,'-),  und  J.  B..  1862. 


458 


Darstellung  amitiirler  Triphenjinietliane 


^ 

^ 

^ 

^ 

^^ 

^ 

N 

rji 

OD 

i 

00 

OD 

oö 

cc 

00 

-j 

■J 

■S 

=-- 

*- 

CO 

to 

to 

00 

C<9 

^ 

5= 

::~ 

& 

1" 

0: 

^ 

g''^ 

?"' 

_?: 

^ 

-       £ 

e 

-S 

<C 

B 

1- 

? 

1 

3 

a. 

ä. 

p 

i^ 

> 

S-« 

1 

a. 

1; 

i-i: 

3: 

_o 

p 

5' 

1 

c 

^ 
& 

3    ä" 

5 

o 

1 

T; 

? 

3 

•* 

a. 

■o 

•5 

r 

S" 

* 

C^ 

K 

P 

N 

N 

ts 

N 

5' 

IS 

N 

N 

5' 

PT 

^ 

?|p  1 

t 

& 

F 

1 

ig^l 

S'l 

aP  ^ 

— 

5 

p    O 
1    = 

1 

3  - 

il 

e» 

S  s»  S 

pcrq 

§"1 

P 

C 

o- 

= 

p  1 

p 

p 
c 

P 

c  c^ 
2   _ 

i 

o 

1 

S 

t3 

P' 

3 

p- 

D. 

—" 

o- 

O. 

■^ 

=b 

c 

V- 

- 

„ 

» 

a 

T) 

O 

i-j 

--: 

o^ 

X 

W 

y. 

3 

p 

3 

^ 

a 

S; 

g 

i-  9 

5" 

9 

9J; 

3 

Ö 

p  -I 
3  g 

B  p 

S 

f 

2  3 

p" 

P 

lI 

■0 

i 

5 

•5" 
£ 

< 

5] 

3 

T3    ~ 

•5' 

3- 

"  -o" 

'S 

»2. 

< 
o] 

& 

CT 

~' 

d 

i 

~ 

p 

3 

3 

p 

° 

"^ 

c 

X 

s 

►T3 

? 

7 

o 

p'  " 

o 



Ho 

H 

,^p  3 

E 

p 

s 

£ 

P 

B 

— 

p  S" 

p 

3.a 

OC 

/: 

t      p3   "^ 

"1 

p 

n 

-. 

2 

^ 

9J 
3 

? 

w- 

I& 

3  3 

O 

Je 

-§2 

3 

£. 

^  '   -■ 

2 

§. 

s 

"O 

«5 
5- 

P 

3 

r»     P 

CT  ET 

^^ 

's: 

3    ^"^ 

S- 

p 

3 

5-  5  CT 

o 

- 

~ 

£. 

9= 

3 

■ö  5 
p 

p 

5- 

G  2  f^  ^  ^- 
nm  ntatr- 

p  ^ 

5 

2  ^ 

er 
p 

5r 

2 

5 

>< 

'f 

p 

"< 

is'ir"^ 

p  p 

a 

?^' 

CO 

O 

03 

CS 

CS 

CD 

1» 

r* 

C 

CO 

c 

3 

?•  c 

"  < 

Co 

03  C»  i? 

a. 

p. 

3    3 
P.Q. 

|-g. 

■  s-M. 

§-§ 

f 

U=  a- 

B 

s 

e  "" 

to  g    K 

=■ 

§- 

CO 

§> 

05 

O 

00 
00 

p. 

s- 

3-0 

3 

a. 

P 

=L 

o  • 
2  > 

^» 

^    00 

« 

c 
5 

■w 

3   5 

P"5 

2  00 

r^ 

1 

CO 

i 

00 
oo 
o> 

cc 

p. 

ty. 

tx 

P 

II 

5- 

_      ^    cn 

g    N- 

gl  8 

W  C-  32 

OS 
00 
CO 

w 

05 
05 

'r. 

'•& 

2 

—  ^^"I- 

OC'  »•  00  "^ 

--1  ^  ^ 

■^  C3  OC 

£  £;  £ 
CO  cc  :'^- 

p 
po 

1"! 
CO 

s 

ra  00  o. 
S  00  ■ 

?2^S 

p 

Darstellung  von  Rosanilinen  aus  Oxytriphenylkarbinolen.  459 

mit  Schwefelamniüuium,  dann  auch  mit  Zink  und  Salzsäure  in  Leuk- 
anilin  überführte.  In  ähnlicher  Weise '^  bereitete  er  2  Jahre  später  aus 
Triphenylrosanihn  dessen  Leukoverbindung.  Den  seitdem  so  wichtig 
gewordenen  Zinkstaub  hat  zuerst  Loui»  Durand^  zur  Reduction  der 
Karbinole  verwendet.  Dieser  Chemiker  erzeugte  Leukanilin  durch 
Kochen  einer  Fuchsinlösung  mit  dem  genannten  Reductionsmittel.  Dal's 
das  Rosanilin  auch  mit  schwefliger  Säure  in  Leukanilin  umgewandelt 
werden  kann,  zeigte  B.  Schifft  1867.  Die  ersten  Sulfosäuren  der  Ros- 
anilinreihe hat  Bulk^  im  .J.  1872  reducirt.  Indem  dieser  Chemiker 
Triphenylrosauilinmono-  bezieh.  Tetrasulfosäure  mit  Schwefelammonium 
bei  100"  digerirte,  erhielt  er  Triphenylleukanilinmono-  bezieh.  Tetra- 
sulfosäure. Seitdem  hat  man  eine  Reihe  von  Karbinolen  mit  den  schon 
erwähnten  Mitteln,  theils  auch  mit  Zinn  und  Salzsäure  entsauerstoft't. 
Die  Literatur  der  auf  Basenreductionen  bezügl.  Versuche  ist  in  vor- 
stehender Tabelle  zusammengestellt. 

Technisches. 

Behufs  Reduction  einer  Farbbase  löst  man  dieselbe  in  verdünnter 
Salz-  oder  Essigsäure  nöthigeufalls  unter  Zusatz  von  Alkohol,  erwärmt 
etwas  und  setzt  allmählich  Zinkstaub  zu,  bis  die  Lösung  entfärbt  ist. 
Dann  filtrirt  man,  verdünnt  mit  Wasser  und  fällt  die  Base  mit  Soda- 
lösung aus. 

Beim  Arbeiten  mit  Schwefelammonium  löst  man  am  besten  die 
Farbbase  in  Alkohol  auf,  versetzt  dann  mit  Schwefelammonium  und 
erwärmt  im  geschlossenen  Gefäfse  auf  100».  Nach  vollendeter  Reduction 
destillirt  man  den  Alkohol  ab,  giefst  den  Rückstaad  in  Wasser  und 
reinigt  die  Leukoba.se,  indem  man  derselben  den  Schwefel  entzieht. 


Ueber  die  Darstellung  von  Rosanilinen  aus  Oxytriphenyl- 
karbinolen mit  Ammoniak   bezieh,  dessen  Aikyl-  und 
Phenylderivaten;  von  Dr.  Otto  Mühlhäuser. 

Gibt  man  ein  Oxytriphenylcarbinol  der  Einwirkung  von  Ammoniak 
oder  dessen  primären  und  secundären  Substitutionsproducten  im  papinscheu 
Topfe  prei-s,  so  entstehen  Rosaniliue.  .le  nach  der  Dauer  der  Reaction 
ist  dann  die  Amidirung  mehr  oder  weniger  vollständig  und  erhält  man 
ganz  oder  theilweise  amidirtes  Product. 

Aurin  gibt  mit  alkoholischem  oder  wässerigem  Ammoniak  schlief»- 
lich  Pararosanilin: 

•i  London  Roy.  Soc.  Proceed..  Bd.  12  S.  578  und  Bd.  13  S.  118  und  J.  B., 
1863  S.  418. 

3  Vgl.  //.  KiklUin,  Bull.  soc.  ind.  Mulhouse.  Bd.  33  S.  347  und  J.  ß. ,  186.5 
S.  858  und  FolUnius.    J.  ß.,  1871  S.  1108. 

4  J.  ß.,  1866  S.  440. 

5  Berichte  der  deutsehen  chemischen  Gesellschaft.   187'i  Bd.  5   S.  419. 


460  Darstellung  von  Rosanilinen  aus  Oxytriphcnylkarbinolen. 


+  H  •  NHj      =       H..C>  + 


C6H4 

•  OH 

C,üy 

•  OH 

CA. 

•  OH 

OH 

CgH, 

•  OH 

CeHj 

•OH 

CbH4 

.NH2 

CiH 

CeH, 

•OH 

CeH, 

■  NHj 

C6H4 

•KH, 

OH 

•^-eHi 

•OH 

CfiHj 

•OH 

C6H4 

■NH, 

OH 

C6H4 

•  OH 

CeH, 

•  NH.2 

CfiH^ 

•  NH2 

0  H 

LbH4 

•  NH., 

C6H4 

■NHj 

QHj 

•NH, 

OH 

+  H^NH.,      =       H.,0  +        C 


+  H.NH.2      =       H2O   + 


Geschichtliches. 
Jules  Persoz '  hat  als  der  Erste  auf  üxytriphenylcarbinole,  speciell 
auf  ein  Gemisch  derselben,    auf  Corallin,  Ammoniak  unter  Druck  ein- 
wirken lassen.     Bald   darauf  hat  Hiyoud-  aus   nicht   bezieh,  aus  theil- 
weise  amidirtem  Corallin  mit  heifsem  Anilin  das  sogen.  Azulin  bereitet. 

1877  isolirten  Dale  und  Schorlemmer  ^  aus  Corallin  das  Trioxytriphenyl- 
karbinol  und  unterwarfen  diese  reine  Substanz  der  Einwirkung  von  Am- 
moniak. Dabei  erhielten  sie  Pararosanilin.  Dieselben  Chemiker''  stellten 
aus  Trioxytriphenylcarbinol  mit  Methylamin  das  Trimethylpararosanilin 
und    mit  Anilin   und    etwas  Essigsäure   das  Triphenylpararosanilin   dar. 

1878  fand  A.  W.  Hofmann'^.^  dafs  Eupitonsäure  mit  wässerigem  Am- 
moniak bei  160  bis  170"  das  Hexaoxymethj-lpararosanilin  gibt.  1881 
erhielt  Zulkowsky '>  aus  Methylaurin  und  Ammoniak  ein  isomeres  Fuchsin, 
im  selben  Jahre  Breinl'  aus  Corallin  und  Anilinehlorhydrat  Triphenyl- 
pararosanilin. 

Ewer  und  Pick^  bekamen  bei  der  Behandlung  von  Farhstort'en  vom 
allgemeinen  Typus 

R  •  N(Rt>, 
R^N(Ri>, 
R-OH 
OH 

1  Diction.  ehim.  p.    Wurlz,  Bd.  1  S.  498. 

2  Vgl.   Handbuch  der  chemischen   Technologie  von   ßoWey,  B.  5  S.  321. 

3  Berichte  der  deutsehen  ehemischen  Gesellschaft.  1877"  Bd.  10  S.  1016,  1123 
und  1602, 

.•  Ann.  Chem.  Pharm..  Bd.  l(i(i  S.  294.  und  Chem.  Soc.  ,7oi(rn.,  Bd.  11  S.  439. 
Vgl.   Erhardt.  Arch.   Pharm..  Bd.  11    S.  481.   und   .lahresber..  1877  S.  1233. 

i  Berichte  der  deutschen  chemischen  Geseltscha/t.  1878  Bd.  11  S.  1455,  1879 
Bd.  12  8.  1384  und  2216. 

fi  Jahre.<ber..  1881   S.  570. 

'  Berichte  der  österreichischen  chemischen  Gesellschaft.  1881  S.  48  und  73,  und 
Jahesber.,   1881   S.  1331. 

s  D,  R.  P.  Nr.  31  321   vom  21.  August  1884. 


Ueber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei.  461 

mit  primären  und  secundären  Amineu,  im  speciellen  mit  Methylamin, 
Dimethylamin,  Anilin,  o-  und  p-Toluidin,  Xyiidin,  Cumidin,  a-  und 
,.:?-Naphtylamiu,  reine  Amidotriphenylcarbinole,  so  beispielsweise  aus 
Osytetramethyldiamidotriphenylcarbinol  mit  Ammoniak  bezieh,  mit  Anilin 
oder  a-Naphtylamin  das  Tetramethylpararosaniliu  bezieh,  das  Phenyl- 
oder  «-Naphlyl-Tetramethylpararosanilin.  Aus  Oxytetramethyldiamido- 
triphenylcarbinolsulfosäure  und  Anilin  stellten  die  Genannten  eine  Phenyl- 
tetramethylpararosanilinsulfosäure  dar. 


Ueber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei. 

(Schlul's  des  ßericlites  S.  374  d.  Bd.) 
.Mit  Abbildung. 

II.  Würze. 
B.  Hackmann  in  Mellrichstadt,  Bayern.  Läuterbottich  (D.  R.  P. 
Nr.  38  516  vom  29.  Oktober  1885).  Der  Läuterbottich  besitzt  einen 
zweiten  Siebboden,  welcher  mittels  Windevorrichtung  in  den  Bottich 
eingesenkt  wird,  sobald  das  Abläutern  beginnen  soll.  Derselbe  nimmt 
hierbei  die  in  der  Würze  schwimmenden  Treber  mit  abwärts,  so  dafs 
sie  sich  schliefslich  zwischen  beiden  Siebboden  befinden.  Um  nun  stets 
die  oberen  Schichten  der  Würze  durch  die  Treber  abzuleiten,  ist  der 
Siebboden  mit  einem  drehbaren  Ablaufrohre  mit  Siebkopf  und  Schwimmer 
versehen,  welch  letzterer  den  Siebkopf  stets  an  der  Oberfläche  der 
Würze  hält.  Zur  Auflockerung  wird  durch  die  Treber  von  Zeit  zu 
Zeit  aus  einem  Luftrohre  comprimirte  Luft  getrieben. 

III.  Gährung.,  Hefe. 
Neue  Bemerkungen  über  die  Kulturmethoden  und  die  Analyse  der  Hefen 
von  Alfred  Jörgensen  {Zeitschrift  für  das  i/esammte  Brauwesen.,  1888  Bd.  11 
S.  363).  Nach  einigen  historischen  Aufklärungen  über  die  Entwickelung 
der  Kulturmethoden  und  über  die  Analysen  der  Hefeu  wendet  sich  Ver- 
fasser gegen  die  Ausführungen  7"o/j/\s  .„Einige  Beobachtungen  über  die 
Reinzucht  und  Beurlheilung  der  Bierhefen'-  (1888  270  325).  Seine  Aus- 
einandersetzungen fafst  Jörgensen  folgendermafsen  zusammen: 

1)  Hansens  reformirende  Arbeiten  in  der  Gälirungsindustrie  sind  auf  eine 
Methode  zur  Herstellung  absoluter  Reinkulturen  in  Flüssigkeiten  basirt,  welche 
schon  vor  der  Plattenkultur  Koch's  mittels  Gelatine  veröffentlicht  wurde. 

2)  Der  einzige  in  allen  Fällen  sichere  Ausgangspunkt  für  die  Reinkultur 
ist  die  vereinzelte  Zelle.  Dieses  Prinzip  hat  Ii,insen  auch  später  festgehalten, 
als  er  zur  Verdünnungsflüssigkeit  Gelatine  fügte,  und  sein  Vorgang  zeigt 
lüeriu  auch  auf  diesem  Standpunkte  einen  prinzipiellen  Unterschied  von  dem 
Äcc/i'schen  Verfahren. 

3)  Die  sicherste  und  bequemste  analytische  Methode  zur  Untersuchung  der 
Brauereiunterhefe  auf  Krankheitshefen  ist  die  von  Hansen  gegebene  Methode 
durch  Untersuchung  der  Sporenbildung. 


462  üeber  Forlscliritle  in  der  Bierbrauerei. 

4)  Eine  Darstellung'  von  Reinkultaren  in  Gelatine,  ohne  dal's  man  sich 
die  einzelne  Zelle  versichert,  gibt  wenigstens  für  die  Hefe  keine  voll8tändif;e 
Sicherheit. 

5)  Eine  allgemeine  analytische  Methode  kann  nach  den  von  Hamen  in 
den  letzten  (i  .lahren  publicirten  Beobachtungen  nicht  auf  die  Form  der 
Kolonien  oder  dir  Zellen  allein  in  oder  auf  eine  Gelatincmischung  ba.'iirt 
werden.  Bevor  ein  System  für  die  Saccharomycelen  mit  einiger  Sicherheit 
aufgestellt  werden  kann,  mnls  dir  Frage  von  mehreren  verschiedenen  Seilen 
behandelt  werden;  da,s  hat  Hansen  auch  .-ieil  188'2  gelhan  und  so  unter  anderem 
namentlich  in  seinen  Arbeiten  von  1885,  188ti  und  1887  betont,  dafs  die  Species, 
auch  was  ihre  Zellformen  betrilTt,  verschieden  reagiren,  sowohl  in  Nährlösungen 
wie  auch  in  Nährgelatinen.  Der  wichtigste  Beitrag,  welcher  bisher  zur  Lösung 
dieser  Frage  geliefert  wurde,  ist  aber  nocli  immer  seine  Lehre  iilier  die  Sporen- 
bildung. 

Die  Behandlung  der  Hefe  mit  der  Centrifuge  von  Alfred  Jiirgensen 
[Allgemeine  Brauer-  und  Hopfenzeilung^  1880  Bd.  28  S.  2273).  In  letzter 
Zeit  wurde  von  verschiedenen  Seiten  hervorgehoben,  dafs  durch  die 
Behandlung  mit  der  Centrifuge  sowohl  die  Beschaffenheit  der  Knltur- 
hefe  verbe.ssert  werden  könne,  al.-;  auch  die  Verunreinigungen,  die  ihren 
Werth  vermindern,  entfernt  werden.  Durch  genau  ausgeführte  Ver- 
suche zeigt  Jörgensen,  dafs  seine  Vermuthung  von  der  Unrichtigkeit 
jener  Anschauung  völhg  zutreffe,  insofern  er  beweisen  konnte,  dafs  ein 
Centrifugiren  einer  unreinen  Hefenmasse  weder  die  Secrete  der  ge- 
gohrenen  Flüssigkeit,  noch  Bakterien,  noch  wilde  Hefe  zu  entfernen 
vermag,  sowie  auch,  dafs  eine  ohergährige  Hefe  von  geringerem  speci- 
lischem  Gewichte  oder  die  kleinen  Torulaformen  in  dieser  Wei-^e  von 
der  untergährigen  Hefe  nichl  abgesondert  werden  können. 

Lieber  die  Grenze  bis  zu  der  man  durch  die  Melliode  von  Hansen  dir 
Verunreinii/ung  einer  Unterhefe  von  Saccharomyces  cerevisiae  durch  wilde 
Hefe  irluiinen  kann  ron  JuHus  Chr.  Holm  und  S.  V.  Poulsen  (zweite 
.Mittheilung)  iZeilxchrift  für  das  ye.<ammte  Brauwesen,  1888  Bd.  11  S.  381). 

In  der  ersten  Mittheiluug  (Zcittchrifl  für  das  qesammte  Brauwesen., 
1886  Bd.  9  S.  241)  wurde  die  Frage  über  die  Grenze,  bis  zu  der  man 
mittels  der  Hansen  ^c\\fn  Methode  der  Sporenkultur  eine  Verunreinigung 
durch  wilde  Hefe  ^feststellen  kann,  nur  für  eine  einzige  Kullurspecies  für 
die  Karlsberger  Unterhefe  Nr.  1  erörtert,  die  in  All-Karlsberg  und  ganz 
allgemein  in  den  skandinavisclx.'u  Brauereien  verwendet  wird.  Als  ein 
befriedigendes  Kesullal  für  die  praktische  Anwendung  der  Methode  ergab 
sich,  dafs  die  Gegenwart  von  wilder  Hefe  fes  wurden  zur  Uulersuchuug 
S.  Pastorianus  I  und  III,  dann  S.  Ellipsoideus  verwendet),  welche  '  .^ho 
der  Gesammlmasse  einer  Mischung  betrug,    festgestellt  werden  konnte. 

Gegenstand  der  zweiten  Mitlheilung  ist  nun  die  Prüfung  anderer 
Kullurspecie»,  um  die  Temperalurgrenzen,  imierhalb  deren  die  Unter- 
suchung möglich  ist,  zu  bestimmen.  Es  wurden  hierzu  theils  die  Karls- 
berger IJnterhefe  Nr.  2,  theils  eine  Anzahl  (IS)  anderer  Uuterhefen 
benutzt,  welche  rein  gezüchtet  worden  waren.  Als  Beimischungi'u 
wurden,  wie  früher,  die  oben  angeführten  drei  wilden  Hefen  genommen. 


Ueber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei.  463 

Die  Vorbereitung  der  Hefe,  sowohl  der  Kultur-  als  der  Krankheits 
erregenden  Arten  geschah  genau  nach  der  Methode,  welche  Hansen  in 
seiner  Abhandlung:  Die  Askosporen  bei  der  Gattung  Saccharomyces 
{Zeitschrift  für  das  gesammle  Brauwesen^  1883  S.  310)  beschrieben  hat 
und  welche  die  Grundlage  aller  dieser  Analysen  bildet. 

Aus  den  Versuchen  vou  Holm  tind  Poulsen  ergab  sich,  dals  die 
20  Arten  von  Bierhefen,  welche  bisher  riicksichllieh  ihrer  Prüfung  auf 
Reinheit  nach  der  Methode  von  Hansert  untersucht  wurden,  sich  in 
zwei  Hauptgruppen  theilen,  von  denen  die  eine  am  besten  bei  250  C. 
nach  40  Stunden  und  die  andere  nach  72  Stunden  bei  15"  C.  unter- 
sucht wird  und  daf»  man  in  beiden  Fällen  im  Stande  ist,  eine  Ver- 
unreinigung vou  1  Proc.  bis  i|.2  Proc.  wilder  Hefe  aufzufinden.  Von  den 
Arten  der  ersten  Gruppe  können  einige,  aber  nicht  alle,  auch  bei  15" 
analysirt  werden. 

Wenn  man  die  Curven  betrachtet,  welche  Hansen  für  die  Ent- 
wickelung  der  Endosporen  bei  den  anderen  —  zur  vorliegenden  Unter- 
suchung nicht  herangezogenen  —  wilden  Hefen  S.  Pastorianus  II  und 
Ellipsoideus  1  construirt  hat,  so  liudet  sich,  dafs  diese  Arten  gleich- 
falls unter  die  erörterte  Regel  gehören.  Die  Methode  ist  somit  nach 
dieser  Hiusicht  einer  sehr  weit  gehenden  Anwendung  fähig. 

Bezüglich  zahlreicher  interessanter  Einzelheiten  müssen  wir  hier 
auf  die  Originalabhandluug  verweisen. 

Untersuchungen  über  die  Physiologie  und  die  Morphologie  der  alkoho- 
lischen Fermente  von  Emil  Christian  Hansen  {Zeitschrift  für  das  gesaminte 
Brauwesen^  1888  Bd.  11  S.  401.  Aus  Complerendu  des  iravaucc  du  la- 
boratoire  de  Carlsberg^  II.  vol.  5.  livr.). 

Wirkung  der  alkoholischen  Fermente  auf  die  verschiedenen  Zuckerarten. 
Die  von  Hansen  eingehend  beschriebenen  Versuche  wurden  mit  vier 
Zuekerarten:  Saccharose,  Maltose,  Lactose  und  Dextrose  und  mit  un- 
gefähr 40  Hefen  angestellt,  nämlich  mit  6  Saccharomyceten,  welche 
Hansen  1883  beschrieben  mit  S.  Marxianus,  S.  exiguus,  S.  membranae- 
taciens,  10  Arten  Brauerei- Unterhefe  (S.  eerevisiae),  Mycoderma  cere- 
visiae,  S.  apiculatus,  7  Arten  der  Gattung  Torula  von  Pasleur.,  Monilia 
Candida,  Mucor  erectus,  M.  spinosus,  M.  mucedo,  M.  racemosu.s  nebst 
einigen  unvollständig  beschriebenen  dieser  letzten  Gattung  uud  mit 
Oidium  lactis. 

Indem  wir  bezüglich  der  inleressanteu  Einzelheiten  auf  die  üriginal- 
abhandlung  verweisen,  welche  mit  Abbildungen  nach  Zeichnungen 
Hansens  und  dessen  Assistenten  Holm  ausgestattet  ist,  müssen  wir  uns 
darauf  beschränken,  an  dieser  Stelle  das  Wichtigste  aus  dem  Rück- 
blicke wieder  zu  geben,  den  Hansen  selbst  am  Schlüsse  seiner  Arbeil 
folgen  läfst. 

Aus  den  vorliegenden  Untersuchungen  ergab  sich,  dafs  die  Arteu 
der  Gattung   Saccharomyces    sich   in    zwei    Hauptgruppen    theilen,   je 


464  Ueber  Fortsclirille  in  der  Bierbrauerei. 

nachdem  sie  Invertiu  bildeu  und  alkoholische  Gähruug  hervorrufen  oder 
diese  Eigenschaften  nicht  besitzen;  dafs  letzteres  nicht  der  Fall  ist, 
zeigte  sich  nur  bei  einer  Species,  bei  Saccharoniyces  nieinbranaefaeiens. 
Alle  Arten  der  trsteu  Gruppe  rufen  eine  lebhafte  alkoholische  Gährung 
in  Lösungen  von  Rohr-  und  Traubenzucker  hervor  und  bilden  Invertin. 
Sie  zerfallen  wieder  in  zwei  Unterabtheilungen,  von  denen  die  eine 
nur  eine  kleine  Zahl  Saccharomyces  Marxianus.  exiguus  und  einige 
andere  in  sich  begreift,  welche  iMaltose  nicht  vergährl,  während  zur 
anderen  Unterabtheilung  die  grol'se  iVIehrzalil  gehört,  nämlich  diejenige, 
welche  in  den  Lösungen  dieses  Zuckers  gleichfalls  lebhafte  Gährung 
unterhält. 

In  dem  folgenden  Kapitel:  Alkoholhefen,  welche  den  Zellen  der 
Saccharomyceten  gleichen  (umfassend  Mycodernia  cerevisiae,  Saccharo- 
myces  apiculatiis,  Torula  von  Pastetir^  Monilia  Candida),  wurden  aus 
praktischen  Gründen  mehrere  Arten  besehrieben,  welche  zu  verschiedenen 
noch  unbestimmten  Abtheilungen  dieses  Systenies  gehören.  Alle  haben 
das  Gemeinsame,  dafs  sie  wie  die  Saccharomjceten  sprossen,  aber  keine 
Endosporen  erzeugen.  Nur  eine  dieser  zahlreichen  Arten,  Monilia 
Candida,  vermag,  iVlaltose  zur  Gährung  zu  bringen  und  zwar  nur  mit 
geringer  Kraft.  Häufig  sind  Arten,  welche  kein  Invertin  bilden  und 
diejenigen,  deren  Gälirvermögen  sehr  schwach  oder  Null  ist.  Mehrere 
rufen  eine  starke  Gährung  in  Lösungen  von  Trauben-  und  Invertzucker 
hervor  und  bei  Monilia  Candida  wurde  die  merkwürdige  Beobachtung 
gemacht,  dafs  sie  den  Rohrzucker  als  solchen,  nämlich  ohne  vorherige 
Invertirung,  in  Gährung  zu  versetzen  vermag.  Wenn  man  diese  beiden 
Functionen:  Bildung  von  Invertin  und  Gährung,  betrachtet,  so  sieht  man, 
dafs  diese  Organismen  in  der  bezeichneten  Hinsicht  alle  möglichen  Com- 
binatiouen  darbieten.  Es  gibt  solche,  welche  keine  dieser  Functionen 
haben,  bei  denen  sie  beide  vereint  sind  und  endliili  andere,  bei  denen 
die  eine  Function  vorhanden  ist,  die  andere  fehlt. 

Das  nächste  Kapitel  umfalst  nur  solche  Arten,  welche  zu  einer 
einzigen  Gattung  gehören,  nämlich  zur  Gattung  Mucor.  In  physiolo- 
gischer Hinsicht  theilen  sie  sich  wieder  in  zwei  gut  getrennte  Gruppen, 
je  nachdem  sie  Invertin  bilden  oder,  was  meist  der  Fall  ist,  kein  solches 
Ferment  enthalten.  Sie  zeichnen  sich  dadurch  aus,  dafs  sie,  insofern 
sie  eine  deutlich  erkennbare  Gährung  verursachen,  auch  Maltose,  wie 
wohl  ziemlich  schwach,  vergähren.  Wie  die  vorhergehende  Gruppe 
zeigen  sie  grol'se  Unterschiede  im  Gährvermögcn  und  einige  von  ihren 
Arten  können  eigentlich  nicht  alkoholische  Hefen  genannt  werden.  Zu 
dieser  letzten  Abtheilung  gehört  auch  üidium  laclis. 

Die  Untersuchung  der  Ilefeorganismen  rücksichtlich  ilirer  Bedeutung 
für  die  Industrie  zeigt  deutlich,  dafs  nur  in  der  Gattung  Saccharomyces 
Arten  vorkommen,  welche  in  Multoselösungen  eine  rasche  und  kräftige 
Gährung  verursachen.     Daher  müssen  Brauereien  und  Brennereien  ihre 


Ueber  Fortscliritto  in  der  Bierbrauerei.  465 

Hefen  unter  deu  ächten  Saccharomyceten  suchen,  unter  denen  hin- 
wiederum nach  Hansens  Untersuchungen   eine  Auswahl    zu  treffen  ist. 

Die  den  Saccharomyceten  ähnlichen  Organismen,  welche  keine 
Endosporen  bilden  und  mit  Ausnahme  der  Mouilia  Candida  Maltose  nicht 
vergähren,  können  in  Brauereien  und  Brennereien  eine  bedeutende  Rolle 
nicht  spielen,  wohl  aber  bei  der  Fabrikation  von  Wein  aus  Trauben 
und  anderen  Früchten,  da  mehrere  derselben  in  Lösungen  von  Trauben- 
und  Invertzucker  eine  ebenso  lebhafte  Gährung  hervorrufen  wie  Saccharo- 
myces.  Unter  den  hauptsächlichen  Hefen,  welche  die  Weingährung 
veranlassen,  gehören  wahrscheinlich  mehrere  hierher.  Aber  diese  für 
die  W'einindustrie  so  wichtige  Frage  ist  noch  nicht  hinreichend  erörtert, 
nnd  man  kann  daher  etwas  Positives  in  dieser  Hinsicht  nicht  behaupten. 
Pasteur^  dessen  Forschungen  die  Hauptquelle  sind,  hat  hierüber  keinen 
Aufschlufs  gegeben,  da  er  nirgends  unterschieden  hat,  welche  Hefen  zu 
den  Saccharomyceten  gehören  und  welche  nicht  dazu  gerechnet  werden. 

Bezüglich  der  Arten  der  Gattung  Mucor  ist  nur  zu  bemerken,  dafs 
keine  einzige  in  der  Industrie  Anwendung  tindet;  dasselbe  gilt  auch 
von  Oidium  lactis. 

Bezüglich  des  Verhaltens  der  4  Zuckerarteu  gegenüber  den  Hefen 
ist  folgendes  zu  bemerken: 

1")  Macli  Hansens  Erl'alirungen  gibt  es  kein  Beispiel  dafür,  dal's  die  Maltose 
eine  Umwandelung  durch  Invertin  erleidet.  In  den  Fällen,  wo  Gährung  statt- 
lindet,  muls  man  daher  annehmen,  dal's  dieser  Zucker  direkt  zur  Vergährung 
kommt,  um  so  mehr,  als  mehrere  Arten,  welche  diesen  Zucker  vergähren, 
kein  Invertin  enthalten  (Monilia  Candida  und  alle  bis  jetzt  untersuchten  alkoho- 
lischen Hel'eu  der  Gattung  Mucor  mit  Ausnahme  von  Mucor  racemosus).  Häufig 
findet  keine  Vergährung  dieses  Zuckers  statt  (Saccharoniyees  Jlarxianus,  exiguus 
und  andere  Saccharomyceten,  öaccharomyces  apiciilatus  und  die  Arten  der 
Gattung  Torula). 

2)  Der  Rohrzucker  kommt  entweder  ohne  vorherige  Inversion  zur  Ver- 
gährung (Monilia  Candida)  oder  nach  der  Invertirung  (die  meisten  Saccharo- 
myceten, einige  Torulaarten  und  Mucor  racemosus)  oder  er  wird  nicht  zer- 
legt (Saccharorayces  apiculatus.  einige  Torulaarten  und  die  meisten  Arten  der 
Gattung  Mucor). 

3)  Die  Dextrose  vermögen  alle  unsere  alkoholischen  Hefen  zu  vergähren 
und  bei  Vergleichen  wurde  bemerkt,  dal's  die  Vergährung  rascher  vor  sich 
geht  und  mit  gröl'serer  Energie  als  beim  Rohrzucker  und  der  Maltose.  Diese 
Beobachtung  hat  ebenfalls  ihr  Interesse;  denn  es  folgt  daraus,  dafs  man,  wenn 
es  sich  um  die  Kultur  unbekannter  Arten  handelt,  bei  Verwendung  von 
Traubenzucker  schneller  zum  Ziele  kommt. 

4)  Die  Laktose  wird  nur  von  einer  einzigen  der  bis  jetzt  bekannten  Hefen 
vergohren  {Duilauj:  hat  vor  Kurzem  in  Annales  de  l'lnstüul  Pasteur,  1887  Nr.  12, 
angegeben,  dafs  er  in  der  Milch  eine  Hefe  gefunden  hat,  welche  in  Laktose- 
lösungen AlUoholgährung  bewirken  kann.  Ob  diese  Art  Endosporen  entwickelt 
oder  nicht,  hat  er  nicht  erwähnt). 

Es  ist  klar,  dafs  die  so  erhaltenen  Resultate  auch  in  der  analy- 
tischen Chemie  ihre  Bedeutung  erlangen  können,  z.  B.  wenn  es  sich 
darum  handelt,  solche  Lösungen  zu  analysiren,  welche  mehrere  Zucker- 
arten enthalten  (Bierwürze). 

Eine   der  wichtigsten    unter  deu  behandelten  Fragen  ist  diejenige, 

Dhü'lef»  polyt.  Journal  Hd.  271  Nr.  10.  ISSSI I.  30 


46(i  Ueber  Fortschritto  in  di-r  Bierbrauerei. 

welche  von  den  Arien  und  ihrer  Umgrenzung  handelt.  Sie  bildet  auch 
in  der  vorliegenden  Abhandlung  den  Gegenstand  einer  ganz  be.sonderen 
Berücksichtigung.  Es  zeigte  sich,  dal's  die  Arten  denselben  Gattung  in 
ihrer  Wirkung  auf  Zucker  beständige  und  deutlich  erkennbare  Unter- 
schiede aufweisen  können,  und  in  jeder  der  drei  grol'sen  Gruppen  wurden 
Beispiele  davon  angeführt. 

Es  haben  sich  zahlreiche  Beweise  ergeben,  dafs  sich  die  alkoholi- 
schen Hefen  in  dieser  Beziehung  verschieden  verhalten.  Die  beob- 
achteten Thatsachen  linden  in  einigen  Fällen  ihre  vorläulige  Erklärung 
in  dem  Umstände,  dafs  diese  oder  jene  Hefe  Inverlin  bildet,  andere  nicht. 
Aber  in  sehr  vielen  Fällen  konnte  keine  Erklärung  gegeben  werden 
und  man  mufste  sich  darauf  beschränken,  einfach  die  Thatsachen  zu 
beobachten.  Ebenso  wie  nicht  zu  verstehen  ist,  weshalb  zwei  Zellen, 
die  unter  dem  Mikroskope  ganz  gleich  sind,  in  ihrer  physiologischen 
Wirkung  so  verschieden  sein  können,  dafs  z.  B.  die  eine  Zelle  Invertin 
bildet,  die  andere  nicht,  ebenso  wenig  vermögen  wir  zu  begreifen, 
warum  eine  Hefezelle  die  Maltose  vergähren  kann,  während  eine  andere, 
anscheinend  ganz  gleiche,  dieses  nicht  vermag;  kurz,  unser  Wissen  ge- 
stattet uns  nicht,  die  Functionen  mit  etwas  zur  Zelle  selbst  gehörigem 
in  Einklang  zu  bringen.  Keine  der  bisher  aufgestellten  Gährungs- 
theorien  gibt  uns  über  diese  Grundfragen  Aufsehlufs.  Es  sind  grofse, 
noch  dunkle  Probleme  über  die  Natur  des  Protoplasmas,  auf  welche 
wir  hier  stofsen;  jedoch  solche  Probleme,  welche  nicht  länger  einer 
experimentellen  Untersuchung  vorenthalten  werden  dürfen.  Man  kann 
sich  auch  kein  Objekt  vorstellen,  das  sich  zu  einem  solchen  Studium 
besser  eignet  als  die  Hefezellen,  deren  Bau  so  einfach  ist  und  deren 
Functionen  relati\  wenig  zahlreich.  Die  bisher  gemachten  Unter- 
suchungen bewegen  sich,  näher  betrachtet,  folglich  immer  noch  an  der 
Oberfläche  und  sie  gewinnen  nur  eine  gröfsere  Bedeutung,  insofern 
sie  die  Vorarbeiten  für  die  neue  Forschung  bilden,  welche  nachkom- 
men wird. 

Ueber  die  zi/iiuilec/inische  Analyse  der  Milirooiiiaiiümen  der  Luft  von 
Emil  C/iristian  Hansen  (Prager  Brauer-  und  Hopfenzeilung^  1888  Nr.  19 
S.  223,  ref  Zeitsc/trift  für  das  gesammic  Brmiwesen^  1888  S.  471).  Bisher 
waren  nur  wenige  Luftanaljsen  mit  Rücksicht  auf  zymotechnische  Ver- 
hältnisse \orhanden;  bis  1S78  nur  die  /*as»et<r" sehen;  später  hat  der  Ver- 
fasser eine  grofse  Reihe  solcher  Untersuchungen  angestellt  (Zeitschrift 
für  das  gesainmle  Brauwesen)-,  in  jüngster  Zeit  hat  P.  Lindner  (1888 
267  76)  einige  Mittheilungen  über  diesen  Gegenstand  veröftentlicht. 

Als  ein  neues  zyniotechnisches  Verfahren  besehreibt  Hansen  das 
folgende: 

Mit  Hilfe  eines  Aspirators  wird  eine  bestimmte  Luftmenge  in  einen 
kleinen  Kolben  mit  Wasser  eingesogen,  so  dal's  die  anwesenden  Keime 
in   dem  Wasser   zurückaehalten   werden.      Nachdem   die   Keime    durch 


Ueber  Fortsehritte  in  der  Bierbrauerei.  467 

Schüttelu  gleiclimäfsig  vertheilt  sind,  werden  gleich  grofse  Volumina 
des  inficirten  Wassers  in  einige  kleine  Kolben  mit  sterilisirter  gewöhn- 
licher Würze  gebracht. 

Die  Aussaat  mufs  so  eingerichtet  werden,  dafs  nur  ein  Theil  der 
Kolben  inlieirt  wird.  Man  ist  dann  im  Stande,  mit  ziemlicher  Genauig- 
keit die  Anzahl  der  Keime  zu  berechnen,  die  sich  in  einer  gewissen 
Luftmenge  an  der  gegebenen  Stelle  befindet.  Zur  Aufnahme  der  Luft- 
keime im  Wasser  sind  die  von  Miquel  construirten  Kolben  zu  empfehlen; 
als  Kulturkolben  benutzt  Hansen  Freudenreic/i-Kolhen,  welche  mit  15<=i= 
Würze  gefüllt  werden.  Die  Menge  des  Aussaatwassers  darf  nicht  so 
grofs  sein,  dafs  eine  merkliche  Verdünnung  der  Würze  eintritt,  denn  in 
diesem  Falle  würde  die  Würze  einen  Theil  iiirer  antiseptischen  Kraft, 
überhaupt  ihren  Charakter  als  Würze  einbüfsen. 

Die  Methode  genügt  nach  Hansen  s  Versuchen  nicht  nur  praktischen, 
sondern  auch  wissenschaftlichen  Anforderungen. 

Die  hj'gienische  Methode,  bei  welcher  Eoch's  Plattenkultur  mit 
Fleischwasser-Peptongelatine  oder  Hesfe's  Modification  davon  bisher  all- 
gemein angewendet  wurde,  ist  für  die  Brauereianalyse  unbrauchbar 
(s.  u.  D.  Ref.),  weil  sie  allzu  hohe  Zahlen  gibt,  und  weil  sie  mehrere 
für  die  Brauerei  wichtige  Organismen  nicht  zur  Entwickelung  kommen 
läfst,  wenn  sie  in  dem  abgeschwächten  Zustande,  in  welchem  sie  sich 
im  Staube  der  Luft  gewöhnlich  befinden,  direkt  in  die  Gelatine  aufge- 
nommen werden;  gleichwohl  werden  noch  häufig  genug  Brauereianalysen 
ganz  nach  der  hygienischen  Methode  ausgeführt,  wovor  der  Verfasser 
hauptsächlich  warnen  wollte. 

Die  Prinzipien  für  die  brautechnische  Analyse  der  Luft  müssen 
selbstverständlich  dieselben  sein,  wie  die  für  die  brautechnische  Analyse 
des  Wassers  (vgl.  Hansen^  Methode  zur  Analyse  des  Brauwassers  in  Rück- 
sicht auf  Mikroorganismen^  Zeilschrift  für  das  gesammte  Brauwesen^  1888 
Nr.  1 ;  1888  268  564),  und  was  dort  über  das  technische  Verfahren  mit- 
getheilt  wurde,  wird  auch  bei  der  Luftanalyse,  höchstens  mit  kleinen 
Modificatiouen,  seine  Anwendung  finden.  Es  handelt  sich  niclit  darum, 
welche  und  wie  viele  Organismen  überhaupt  sich  in  der  Luft  befinden, 
auch  nicht,  welche  Vegetationen  sich  in  Nährgelatine  oder  in  anderen 
festen  Substanzen  entwickeln.  Das  alles  hat  kein  Interesse,  denn  der 
Brauer  arbeitet  nicht  mit  diesen  Substanzen.  Die  einfache  Frage, 
welche  gestellt  wird,  ist  diese:  Wie  verhält  sich  die  Luft  zu  der  Würze 
und  zum  Biere,  in  welchem  Grade  ist  sie  reich  an  solchen  Mikroorga- 
nismen, die  sich  in  den  oben  genannten  Nährlösungen  entwickeln  können, 
und  gibt  es  unter  ihnen  solche  Arten,  die  gefährliche  Betriebsstörungen 
hervorrufen  können. 

Ergebnisse  einiger  Luftuntersuc/iungen  in  Brauereien  nebst  Bemerkungen 
zu  Hansens  Methode  der  Luftanalyse  von  P.  Lindner  {Wochenschrift  für 
Brauerei,   1888  Bd.  5  S.  877).     Nach  einer   kurzen   Wiederholung   der 


468  Ueber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei. 

von  ihm  angewendeteu  Methode  zur  Luftanalyse  (1888  267  76),  gibt 
Lindner  einige  Beispiele  vou  deren  Ergebnissen  in  der  Praxis,  aus  denen 
hervorgeht,  dal's  zur  Orientirung  über  die  bestehenden  Int'ectionsverhält- 
nisse  in  der  Anwendung  der  Lufteylinder  ein  vorzügliches  Hilfsmittel 
gegeben  ist  —  \ürzüglich  sowohl  in  Rücksicht  auf  die  leichte  Hand- 
habung, als  auch  auf  die  Empfindlichkeit  der  angewandten  Nährgelatine 
gegen  die  schädlichen  Sarcinaorganismeu.  In  den  von  Lindner  ange- 
führten Fällen  handelte  es  sich  stets  um  Sarcinainfection.  Als  In- 
fectionsquellen  werden  vorzugsweise  Treber-  und  Düngerhaufen  be- 
zeichnet, ferner  der  Staub  von  Malz  und  Malzkeimen,  von  Heu  und 
Stroh. 

Dem  Einwände,  dafs  es  nicht  bestimmt  sei,  ob  alle  in  den  Cylin- 
dern  auftretenden  Pediococcuscolonien  im  Staude  sind,  Bierwürze  und 
Bier  zu  inliciren,  dal's  also  bei  solchen  Analysen  die  Verhältnisse  ge- 
fährlicher dargestellt  werden  als  sie  in  Wirklichkeit  sind,  sucht  Lindner 
mit  der  Annahme  zu  begegnen,  dafs  im  Verlaufe  des  Gährprozesses 
diejenigen  Zellen,  die  anfanglich  in  Bierwürze  nicht  entwickelungsfahig 
waren,  später  durch  neu  auftretende  Factoren  diese  Fähigkeit  erhalten. 
Ein  solcher  Factor  dürfte  vor  allem  in  der  Hefe  zu  suchen  sein.  Stellt 
man  sich  vor,  dafs  derartige  Zellen  von  der  zu  Boden  fallenden  Hefe 
mitgerissen  und  später  von  derselben  ganz  eingehüllt  werden,  so  läfst 
sich  vermuthen ,  dafs  die  Stoffausscheidungen  der  Hefe  kräftigend  auf 
den  geschwächten  Organismus  wirken  können.  Dafs  der  Pediococcus 
sich  von  den  Ausseheidungsproducten  der  Hefe  vorzüglich  ernährt,  ist 
erwiesen. 

Die  Anwendung  derFleischwasserpeptongelatine  bei  Lmrfner' s  Methode 
geschah  mit  Rücksicht  auf  die  Vorzüge,  die  sie  gerade  in  Bezug  auf 
die  Sarcinaorganismeu  bietet,  gegenüber  den  Mängeln,  welche  der  An- 
wendung von  sterilisirter  Bierwürze  und  von  Bier  hier  anhaften.  Der 
Umstand,  dal's  in  Fleischsaf'tgelatine  viele  Organismen  sich  entwickeln, 
die  für  den  Brauereibetrieb  ziemlich  ohne  Belang  sind,  ist  für  den  Unter- 
suchenden, der  die  Eigenthümlichkeiten  der  Wachsthums-  und  Ent- 
wickehmgsweise  der  für  die  Brauerei  schädlichen  Bakterienfornien  iu 
Gelatine  studirt  hat,  nicht  störend.  Uebrigens  spielen  auch  die  für  den 
Brauer  unschädlichen  Formen  häufig  eine  wichtige  Rolle  bei  derartigen 
Luf'tuntersuchuugen,  indem  nämlich  ihre  Anwesenheit  oft  einen  Finger- 
zeig gewährt,  woher  die  Luftinfection  stammt. 

Bezüglich  der  //ansett'schen  Methode  (s.  o. )  bemerkt  Lindner ^  dal's 
sie  Vollkommenes  nicht  zu  bieten  vermöge,  da  die  Verhältnisse  in  der 
Praxis  im  Laboratorium  nicht  jenen  nachgeahmt  werden  können. 
Zweifellos  werde  sie  trotzdem  vielfach  gute  Aufschlüsse  geben. 

Lindner  hält  es  für  richtiger,  dafs  die  Luftunlersuchuugen  im  All- 
gemeinen unter  Benutzung  von  Nälirgelatine  ausgeführt  werden,  wobei 
er  betont,   dafs  es  hierbei  durchaus  nöthig  ist,  dal's  die  für  die  Praxis 


Ueber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei. 


469 


schädlichen  Organismen  in  Bezug  auf  ihre  Wachsthumsverhältnisse  und 
Entwickehingsweise  in  Nährgelatine  genau  studirt  werden. 

Der  Hefereinzuchlapparat  des  Laboratoriums  des  Vereines:  Versuchs - 
itnd  Lr/iranstalt  für  Brauerei  in  Berlin,  von  P.  Lindner  (Wochenschrift 
für  Brauerei,  1888  Bd.  5  S.  917). 

Der  Apparat  ist  in  einer  solchen  Gröfse  hergestellt ,  dafs  etwa  1' 
dickflüssige  Hefe  erzielt  wird  —  also  eine  Quantität,  mit  der  in  der 
Praxis  schon  ganz  gut  weiter  gearbeitet  werden  kann.  Er  besteht  in 
der  Hauptsache  aus   zwei  kupfernen,  innen   verzinnten  Geföfsen,  dem 


(Jy linder  Ä  und  dem  /'asfeur'schen  Kolben  B.  Ersterer  besitzt  eine 
Länge  von  70'^ni  und  einen  Durchmesser  von  SS''"'  (also  ungefähr  70' 
Inhalt),  letzterer  einen  Inhalt  von  8  bis  10'.  A  trägt  beiderseits  einen 
Stutzen,  einen  links  unten,  den  anderen  rechts  oben,  je  von  7"^"  Lauge 
und  2'^"  lichter  Weite;  an  ihnen  werden  die  Gummischläuche  D^  und  D^ 
befestigt.  Das  mit  einer  Anzahl  Löchern  versehene  Rohr  C,  welches 
durch  den  linken  Stutzen  in  den  Cylinder  hineinragt,  ist  das  Durch- 
liiftungsrohr.  C  wird  durch  den  über  den  linken  Stutzen  gezogenen 
Gummischlauch  fest  gehalten.  E^  und  £,  sind  Glasrohre,  ebenso  F, 
und  Fr, ;  letztere  dienen  aber  als  Luftfilter  und  sind  zu  dem  Zwecke 
mit  Watte  gefüllt.  /),,  Z)^,  Z)j,  Z>^  und  D-  sind  Gummischläuche,  jedoch 
von  geringerer  Weite  als  D.^  und  ß,.  Die  Gummischläuche,  Glasrohre 
und  Stutzen  müssen  genau  zu  einander  passen.  Cjlinder  A  ruht  auf 
einer  schmalen  Unterlage,  auf  der  er  sich  bequem  rollen  läfst.  Benutzt 
man  zum  Sterilisiren  der  Würze  nicht  Dampf,  sondern  Gasflammen,  so  mufs 
natürlich  eine  Abänderung  getroffen  werden.  Im  Vereinslaboratorium 
bediente  man  sich  bisher  zweier  eiserner  Gestelle,  welche  oben  einen  halb- 
kreisförmigen mit  zwei  Rollen  versehenen  Bügel  tragen.  Der  auf  den  Rollen 
bewegliche  Cylinder  wird  dann  durch  untergestellte  Gasflammen  erhitzt. 
Die  Inbetriebsetzung  des  Apparates  geschieht  in  folgender  Weise: 
Zunächst  wird  der  von  der  vorhergehenden  Gährung  entleerte  und  ge- 
reinigte Cylinder  mit  frischer  Würze  bis  auf  ^i^  seines  Inhaltes  (etwa 
50')  gefüllt:  dies  geschieht  sehr  leicht  durch  Ahhebern  oder  Ansaugen 


470  Ueber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei. 

mit  einer  Wasserstrahlpumpe.  Hierauf  erfolgt  das  Erhitzen  bezieh. 
Sterilisiren.  Geschieht  dies  mit  Dampf,  dann  verbindet  man  den  Gummi- 
schlauch  /)[  mit  dem  Dampfzuleitungsrohre  und  leitet  den  Dampf  langsam 
ein.  Derselbe  nimmt  seinen  Weg  durch  die  Löcher  des  Durchlüftungs- 
rohres in  die  Würze  und  bewirkt  in  derselben  eine  ziemlieh  gleich- 
mäfsige  Erwärmung.  Sobald  letztere  soweit  vorgeschritten  ist,  dafs  die 
Dampfwolken  aus  dem  Gummischlauche  Dj  ausströmen,  wartet  mau 
noch  etwa  10  Minuten  und  verschliefst  alsdann  während  der  Dampf 
noch  langsam  strömt  mit  einem  Glas-  oder  Metallstöpsel.  Letzterer  raufs 
kurz  vorher  mit  einer  Hamme  sterilisirt  worden  sein.  Unmittelbar  nach 
dieser  Operation  schliefst  man  den  Dami)fhahn  und  versieht  den  Schlauch  ü, 
mit  einem  gut  passenden  Quetschiiahne.  Nun  zieht  man  jenen  vom 
Dampfrohre  ab  und  stülpt  ihn  über  einen  bereit  gehaltenen  sterilisirteu 
Luftfilter,  wobei  man  darauf  zu  achten  hat,  dafs  während  dieser  Zeit 
keine  Luft  in  den  Schlauch  eindringt  oder  wenigstens  nur  solche,  die 
eine  vorgehaltene  Gas-  oder  Spiritusflamme  passirt  hat.  Die  nun  fol- 
gende Abkühlung  der  Würze  wird  durch  Ueberrieseln  des  Cylinders 
mit  kaltem  Wasser  bewirkt,  eventuell  kann  man  ihn  von  selbst  ab- 
kühlen lassen  und  erst  am  nächsten  Tage  zur  Impfung  schreiten.  Wäh- 
rend des  Abkühlens  dringt  beständig  Luft  durch  den  Luftfilter  in  das 
Durchlüftungsrohr  ein.  Die  Impfung  der  sterilisirten  und  abgekühlten 
Würze  wird  durch  Uebergiefsen  der  in  B  befindlichen  reinen  Hefe  be- 
wirkt, nachdem  vorher  Schlauch  /)j  vom  Glasrohre  E.^  abgenommen 
und  dafür  D-^  vom  Kolben  B  darüber  gezogen  worden  ist.  Hierbei  sind 
dieselben  Mafsregeln  zu  beobachten,  die  oben  beim  Anbringen  des  Luft- 
filters F|   angegeben  sind. 

Sitzt  die  Hefe  in  dem  Kolben  zu  fest,  um  sich  leicht  übergiefsen 
zu  lassen,  so  gibt  man  erst  noch  etwas  Würze  aus  dem  Cylinder  A  zu 
und  schüttelt  etwas  auf.  Während  des  Zurückzieheus  ist  D^  mit  dem 
Quetschhahne  zu  schliefsen,  damit  die  Würze  nicht  bis  zum  Luftfilter  /•', 
aufsteigt.  Nun  wird  wiederum  durchlüftet.  An /^2  wird  der  Schlauch  ß; 
angebracht,  der  mit  der  Wasserstrahl))umpe  in  Verbindung  steht.  Die 
Durchlüftung  wird  zweckmäfsig  unterbrochen,  sobald  der  Schaum  im 
Glasrohre  E.^  erseheint.  Im  Ganzen  wird  eine  Islündige  Lüftung  völlig 
ausreichend  sein.  Durch  die  beim  Lüften  entstehende  lebhafte  Bewe- 
gung wird  die  Hefe  in  der  Flüssigkeit  gleiehmäfsig  vertheilt.  Wenn 
das  Durchlüften  beendet  werden  soll,  unterbricht  man  die  Verbindung 
mit  der  Wasserstrahlpumpe  durch  Abziehen  des  Gummischlauches  D- 
von  F.^.  Nun  erübrigt  es  noch ,  4  bis  .5'  der  inficirten  Würze  in  den 
Kolben  B  zurücktliefsen  zu  lassen,  um  hier  die  Aussaathefe  für  die 
nächste  Gährung  zu  gewinnen.  Die  Verbindung  von  .4  und  B  bleibt 
bestehen,  bis  die  Gährung  vollendet  ist.  Sie  wird  erst  gelost,  nachdem 
das  über  der  in  R  abgesetzten  Hefe  stehende  Hier  in  den  Cylinder  -4 
vorsichtig  zurückgegossen  worden  ist. 


Ueber  Fortschritte  in  der  Bierbrauerei.  471 

Den  Verlauf  der  Gährung  kann  man  sehr  gut  in  dem  Glasröhre  E 
beobachten,  nachdem  man  zu  Anfang  derselben  den  Cylinder  A  so  ge- 
dreht hat,  dafs  das  Rohr  C  sich  oben  befindet  und  durch  dasselbe  die 
entwickelte  Kohlensäure  entweichen  kann. 

Die  Entleerung  des  Cylinders  nach  beendeter  Gährung,  die  man 
daran  erkennt,  dafs  die  in  das  Rohr  ßj  hinaufreichende  Würze  sich 
völlig  geklärt  hat,  ist  sehr  leicht.  Man  läfst  das  Bier  aus  D^  so  lange 
vorsichtig  herauslaufen,  bis  Hefeklümpchen  mitgerissen  werden.  Dann 
schliefst  man  Ü^  wieder  mit  einem  Glasstopfen  und  rollt  den  Cylinder 
tüchtig,  um  mit  dem  Rest  des  Bieres  die  Hefe  aufzuschütteln;  zuletzt 
stellt  man  ihn  hoch  und  läfst  diese  in  ein  untergestelltes  Gefäfs  aus- 
tliefsen.  Wenn  man  die  Reinzucht  bei  Zimmertemperatur  von  etwa  17,50 
betreibt,  ist  nach  6  Tagen  die  Gährung  zu  Ende. 

Bei  Anwendung  von  Gasheizung  wird  beim  Sterilisiren  etwas  ab- 
weichend verfahren.  Man  dreht  den  Cylinder  so,  dafs  Rohr  C  sich  oben 
befindet.  Nach  dem  Kochen  und  Ausdämpfen  von  f,,  Z>2,  E^  und  />, 
wird  das  Luftfilter  F  augebracht;  in  demselben  Augenblicke  werden 
auch  die  Flammen  unter  dem  Cylinder  weggezogen.  Alsdann  dreht  man 
denselben  wieder  um  90",  so  dafs  -D^,  £., ,  D^  oben  sich  befinden, 
quetscht  D^  zu  und  fängt  wieder  an  zu  kochen.  Nach  etwa  10  Minuten 
wird  />4  zugestopft,  die  Flammen  werden  ausgedreht,  der  Quetschhahn 
bei  Z>4  geöffnet.  Der  weitere  Verlauf  stimmt  mit  dem  oben  geschil- 
derten überein. 

Die  Einfachheit  des  beschriebenen  Apparates,  die  geringen  An- 
schaflungskosten  und  die  leichte  Handhabung  desselben,  machen  es 
wahrscheinlich,  dafs  auch  kleinere  Brauereien  die  Hefereinzucht  in  ihren 
Betrieb  aufnehmen  werden. 

Für  grofse  Brauereien  hält  Lindner  die  Apparate  von  Hansen-Kühle 
(1888  267  78)  und  Elion  (,1888  270  135),  welche  sieh  beide  in  gleicher 
Weise  vorzüglich  bewährten  (Lindner^  Wochensclirifl  für  Brauerei^  1888 
S.  818),  für  geeigneter. 

Die  Conservirung  von  Hefen  bespricht  Otto  Reinke  {Wochenschrift 
für  Brauerei,  1888  S.  745).  Nach  Aufzählung  und  Schilderung  der  bisher 
gebräuchlichen  Methoden  gibt  Verfasser  ein  eigenes  Verfahren  an.  Das- 
selbe besteht  in  dem  Verpacken  der  Hefe  in  sterilisirte  Massen,  welche 
leicht  Wasser  aufsaugen  (Filtrirpapierj,  im  Trocknen  der  Hefe  im 
sterilisirten  und  entwässerten  Luftstrome,  sowie  schliefslieh  im  Ver- 
schlusse in  mit  sterilisirten,  Wasser  aufsaugenden  Körpern  (Gyps)  ge- 
füllten Gefäfsen. 

Ueber  die  Analyse  der  Bierhefen  von  Marlinand  {Comptes  rendus,  107, 
Zeitschrift  für  das  gesammte  Brauwesen,  1888  S.  499).  Verfasser  sucht 
eine  Methode  zur  Unterscheidung  der  wilden  Hefen  oder  zum  Nach- 
weise derselben  in  der  Bierhefe  auf  die  Unterschiede  zu  gründen, 
welche  sich  bei  deren  Gährwirkung  in  Bierwürze  ergeben.    (Dieselben 


47'2  Löwe,  über  Mennige  und  Bleisuperoxyd. 

sind  iüdessen  au  geriug,  dafs  sich  von  dieser  Methode  kaum  etwas  er- 
warten iüfst.     [).  Ref.) 

IV.   liier. 

A.  Ziemann  in  StuUr/art.  Neuerung  an  Heulelßlttrn  für  trübe  Biere^ 
Biergeläger  und  KiMgdäger  (D.  R.  P.  Nr.  41203    vom    15.  Januar   1887). 

Bei  diesem  Beutelfilter  ergiefst  sich  die  triihe  Flii.ssigkeit  nicht 
direkt  in  die  Filtrirbeutel,  sondern  mit  Hilfe  von  Saugkörpern,  nämlich 
Saugdochten  oder  Saugbändern  aus  Baumwolle,  Hanf,  Asbest  o.'dgl. 
Dieselben  sind  durch  Rohrstutzen  hindurch  über  das  Niveau  der  Flii.ssig- 
keit gefuhrt  und  breiten  sich  von  da  über  die  Aufsenseite  der  Stutzen 
und  den  Boden  des  Gefäfses  aus.  Von  hier  wird  die  Flüssigkeit  in 
Folge  der  Kapillaritätswirkung  der  Dochte  aufgesaugt  und  tropft  vom 
inneren  Theile  der  Dochte  in  die  Filtrirbeutel.  Hierbei  bleiben  die 
feineren  Verunreinigungen  in  den  Dochten  zurück,  während  die  groben 
sich  am  Boden  des  Gefäfses  absetzen.  Die  Beutel  oder  Feinfilter  .selbst, 
welche  die  Klärung  vollenden,  sind  durch  einhüllende  Netze  oder  Lcin- 
wandschläüche  verstärkt.  C.  J.  Lininer. 


Ueber  Mennige  und  Bleisuperoxyd :  von  Dr.  Julius  Löwe. 

Die  meiste  Mennige  des  Handels  von  besserer  Qualität  ist  vorzugs- 
weise ein  Gemenge  von  Bleioxyd  mit  rothem  Oxyde  ( Rein-Mennige)  in 
wechselnden  Verhältnissen.  Aufserdem  zeigt  dieselbe  noch  einen  kleinen, 
nie  fehlenden  Gehalt  au  kohlensaurem  Blei,  welches  sich  jedoch  erst 
heim  Verweilen  der  bleioxydhaltigen  Mennige  in  kohlensäurehaltiger 
Luft  bildet,  denn  da  das  kohlensaure  Blei  bei  der  Temperatur  der 
Mennigbilduug  zersetzt  und  .selbst  in  Mennige  übergeführt  wird,  so  kann 
bei  richtig  geleiteten  Prozessen  die  Mennige  kurz  nach  der  Brenn- 
operalion  kein  kohlensaures  Blei  enthalten.  Um  der  Mennige  des  Handels 
das  freie  Bleioxyd  zu  entziehen  und  das  rothe  Oxyd  von  diesem  Be- 
gleiter zu  trennen,  benutzte  Dumas  in  wiederholter  Behandlung  eine 
wässerige  Bleizuckerlösung,  Dalton  und  Berzelius  empfehlen  hierzu  sehr 
verdünnte  kalte  Essigsäure,  Mulder  dagegen  verdünnte  kalte  Salpeter- 
säure. Eine  Bleizuckerlösung  entfernt  allerdings  aus  der  Mennige  unter 
Bildung  von  leicht  löslichem  einbasisch  essigsaurem  Blei  das  freie  Blei- 
o.xyd,  hingegen  nicht  den  kleinen  Antheil  von  kohlensiiurem  Blei.  Ver- 
dünnte kalte  überschüssige  Essig-  oder  Sal|)etersiiure  lösen  dasselbe  zwar 
beide,  müssen  jedoch  mit  der  gröfsten  Vorsicht  Anwendung  finden,  um 
nicht,  wie  Duman  gefunden,  zersetzend  auf  die  Mennige  unter  theil- 
weiser  Ausscheidung  von  braunem  Bleihyjjeroxyd  einzuwirken,  welcher 
Einwurf  allerdings  hier  zu  berücksichtigen  ist,  weil  man  genannte 
Säuren  im  Ueberschus.se  immerhin  einige  Zeit  auf  die  Mennige  ein- 
wirken lassen  mufs,   will  man  nicht   auf  die  gänzliche  Entfernung  des 


Löwe,  über  Mennige  und  Bleisuperoxyd.  473 

Bleioxj'des  oder  des  kohlensauren  Bleies  verzichten,  wodurch  das  Ver- 
fahren der  Reinigung  wieder  illusorisch  würde. 

Zweckentsprechender  zur  Entfernung  des  Bleioxydes  und  des  kohlen- 
sauren Bleies  aus  der  Mennige  in  einer  Operation  und  unter  Vermei- 
dung von  Säuren  fand  ich  eine  Auflösung  von  salpetersaurem  Blei  (Blei- 
salpeter), denn  diese  löst  nicht  nur  in  der  Wärme  unter  Bildung  von 
einbasisch  salpetersaurem  Blei  das  freie  Bleioxyd  der  Mennige,  sondern 
zersetzt  auch  in  längerer  Kochhitze  unter  Kohlensäureentwickelung  das 
neutrale  wie  das  basisch  kohlensaure  Blei  von  der  Formel : 

PbO.CO.,  und  2(PbOC02)PbOH20 
unter  gleicher  Bildung  des  erwähnten  basisch  salpetersauren  Salzes. 
Bei  etwaiger  Gegenwart  von  metallischem  Blei  in  der  Mennige  wird 
auch  dieses  unter  Bildung  von  salpetrigsaurem  Blei  von  der  genannten 
Lösung  aufgenommen.  Es  genügt  Jedoch  nicht,  die  Mennige  mit  der 
salpetersauren  Bleilösung  kurze  Zeit  zu  kochen,  um  alles  Bleioxyd  zu 
entfernen,  denn  das  letztere  löst  sich  in  der  Wärme  erst  dann  leicht 
auf,  wenn  es  unter  Wasser  liegend  in  Bleihydroxyd  umgewandelt  ist. 
Deshalb  ist  es  rathsam,  die  Mennige  in  einem  zu  verschliefsenden  Kolben 
mit  der  Bleilösung  in  hinreichender  Menge  zu  übergiefsen  und  die 
Mischung  unter  öfterem  Umschütteln  längere  Zeit  auf  dem  warmen 
Sandbade,  wie  bei  der  Bereitung  des  Bleiessigs,  zu  halten,  um  sie  darauf 
erst  mit  besserem  Erfolge  mit  der  Lösung  länger  zu  kochen.  Auch 
darf  die  Auflösung  des  salpetersauren  Bleies  nicht  zu  concentrirt  sein, 
weil  eine  solche  selbst  in  der  Siedhitze  das  gebildete,  immerhin  schwer 
lösliche  basisch  salpetersaure  Blei  unzureichend  auflöst. 

Eine  Bleilösung  mit  einem  Gehalte  von  10  bis  12  Proc.  Salz  er- 
schien mir  nach  Versuchen  hierzu  als  am  geeignetsten  und  200  bis  300;-' 
einer  solchen  Lösung  für  20s  Mennige  völlig  ausreichend,  wenn  das  Er- 
hitzen längere  Zeit  stattfand.  Das  neutrale  oder  basisch  kohlensaure 
Blei  zersetzt  sich  etwas  schwieriger  und  geht  weniger  schnell  in  Lösung 
als  das  Bleioxyd  und  verlangt  seine  völlige  Zersetzung  deshalb  schon 
eine  längere  Dauer  des  Kochens. 

Der  freie  Bleioxydgehalt  der  Mennige  wechselt  in  den  Sorten  sehr, 
und  fand  ich  denselben  in  verschiedenen  besseren  Proben  schwankend 
zwischen  16  bis  31  Proc.  Die  nach  angegebenem  Verfahren  gereinigten 
Proben  müssen  noch  so  lange  mit  destillirteni  Wasser  ausgekocht 
werden,  bis  die  Filtrate,  in  gröfserer  Menge  gesammelt,  keine  Reaction 
auf  Blei  mehr  zeigen.  Man  wird  natürlich  nur  eine  solche  Mennige 
dem  angeführten  Reinigungsverfahren  unterwerfen,  welche  bei  der  Be- 
handlung mit  warmer  Salpetersäure  und  Zuckerlösung  keinen  nach  dieser 
Vorprüfung  unlöslichen  Rückstand  in  merklicher  Menge  läfst  und  nicht 
durch  Ziegelmehl,  Bolus,  Sehwerspath  u.  dgl.  mehr  verunreinigt  ist,  wie 
eine  solch  geartete  Mennige  heute,  im  Kleinverkaufe  bezogen,  dui'chaus 
nicht  selten  vorkommt. 


474  Lowe,  iiber  Jleiinige  und  IJIeisuperoxyd. 

Die  nach  vorstehender  Art  gereinigte  und  bei  120"  C.  getrocknete 
Mennige  ist  etwas  feuriger  von  Farbe,  als  die  Rohprobe.  Beim  längeren 
Erhitzen  mit  verdünnter  reiner  Salpetersäure  zerfällt  dieselbe  bekannt- 
lich in  sich  ausscheidendes  braunes  Bleihyperoxyd  und  sieh  lösendes 
salpetersaures  Blei.  Man  darf  sich  zu  dieser  Zersetzung,  wenn  die  Zer- 
legungsproducte  in  einem  Constanten  Verhältnisse  auftreten  sollen,  nur 
einer  reinen,  verdünnten  Salpetersäure  bedienen,  namentlich  einer  sol- 
chen, die  frei  ist  von  den  niederen  Oxydationsstufen  des  StickstofTes, 
wie  Stickoxyd,  salpetrige  Säure  u.dgl.,  weil  bei  Gegenwart  dieser  die 
Ausbeute  iin  Hyperoxyd  in  Folge  theilweiser  Keduction  des  letzteren 
dann  zu  niedrig  ausfällt.  Eine  Salpetersäure,  die  einige  Zeit  am  Lichte 
selbst  nur  im  zerstreuten  Tageslichte  gestanden,  ist  für  die  Zerlegung 
der  Mennige  in  Bleihyperoxyd  und  salpetersaures  Blei  nicht  wohl  ge- 
eignet, denn  sie  enthält  immer  das  Bleihyperoxyd  reducirende  Zer- 
•setzungsproducte  und  ist  da  ganz  zu  verwerfen,  wo  es  sich  um  die 
quantitative  Bestimmung  des  Hyperoxydes  handelt.  Das  Bleihyperoxyd 
wird  schon  für  sich  nach  Suckow  im  Lichte  zerlegt,  noch  leichter  unter 
diesen  Umständen  bei  Gegenwart  einer  freien  Säure  und  namentlich 
von  Salpetersäure,  die  der  Zersetzung  bei  längerer  Einwirkung  des 
Lichtes  selbst  nicht  bei  einem  specifischen  Gewichte  von  1,20  widersteht. 

Eine  verdünnte  Salpetersäure,  welche  längere  Zeit  vom  Tageslichte 
bestrahlt  wurde,  wirkt  bei  gewöhnlicher  Temperatur  schon  viel  activer 
bei  zu  vollziehenden  Oxydationsprozessen,  als  eine  frisch  bereitete  reine 
verdünnte  Säure,  welche  oft  erst  beim  Erwärmen  gewünschte  Kin- 
wirkungserscheinungen  zu  erkennen  gibt. 

In  der  Zersetzung  der  Salpetersäure  durch  das  Licht  einerseits  und 
in  der  Keductionswirkung  der  durch  Belichtung  entstandenen  Productc 
auf  das  Bleihyperoxyd  andererseits  dürfte  der  Grund  für  die  Beobachtung 
J.  Liiwenlhars  '  zu  suchen  sein,  weshalb  derselbe  mittels  Mennige  und 
reiner  Salpetersäure  selbst  nach  wochenlangem  Auswaschen  des  Hyper- 
oxydes mit  verdünnter  Salpetersäure  kein  bleifreies  Waschwasser  er- 
hielt und  in  Folge  welcher  Wahrnehnuing  sich  genannter  Autor  über 
die  Unbrauchbarkeit  des  Bleihyperoxydes  zu  (piantitativen  Bestimmungen 
ausges])rochen  hat.  Dieses  Urtheil  Löwenthara  ist  jedoch  nur  bedingungs- 
weise richtig,  denn  bei  Anwendung  einer  reinen  verdünnten  Salpetersäure 
und  bei  Absehlufs  des  Tageslichtes  während  der  Zerlegung  und  Reini- 
gimg der  Mennige  mit  dieser  gestalten  sich  die  anunlytischen  Ergebnisse 
erheblich  anders. 

Ich  füllte  für  besagten  Gebrauch  einen  Kolben  zu  'j  mit  verdünnter 
reiner  Salpetersäure,  bedeckte  ihn  mit  einem  Uhrglase  und  erhitzte  den 
Inhalt  längere  Zeit  bei  Lichtabschlufs  auf  dem  Wasserbade,  liefs  im 
Dunkel  erkalten  und  bewahrte  die  Säure  für  genannten  Zweck  gut  ver- 


1   Zeitschrift   l'iii    analytische  ('hemie.    Bd.  3  S.  17t!. 


Löwe,  über  Mennige  und  Bleisuperoxyd.  475 

schlössen  au  einem  dunkeln  Orte  auf.  Ebenso  wurden  die  Zersetzungen 
der  Mennigproben  mit  der  Säure  unter  einem  Abzugschranke  bei  mög- 
lichstem Abschlüsse  des  Tageslichtes  ausgeführt  und  die  einzelnen  Proben 
des  nach  der  Zerlegung  gewonnenen  Bleisuperoxydes  zuletzt  möglichst 
schnell  mit  heil'sem  Wasser,  wieder  bei  thunlichstem  Lichtabschlusse, 
auf  dem  Filter  gewaschen.  Nach  Entfernung  alles  Bleies,  bei  Prüfung 
einer  gröfseren  Menge  des  Ablaufwassers,  kam  das  Filter  mit  seinem 
Inhalte  zur  Aufsaugung  der  ihm  noch  anhängenden  Feuchtigkeit  im 
Dunklen  auf  Fliefspapier  und  ward  dann  bei  Lichtabschlufs  im  Luft- 
bade bei  HO"  getrocknet.  Mit  der  Zusammensetzung  der  gereinigten 
Mennige  mufs  die  Ausbeule  an  Bleisuperoxyd  nach  der  Behandlung  mit 
Salpetersäure,  bei  Berücksichtigung  und  Vermeidung  aller  nachtheiligen 
Einflüsse,  in  Beziehung  stehen.  Ich  erhielt  nach  solcher  Zerlegung  von 
neun  Proben  gereinigter  Mennige  eine  Ausbeute  von  25,4  bis  25,7  Proe. 
an  Bleisuperoxyd.  Dieses  Ergebnifs  stimmt  mit  den  Resultaten  der 
Analyse  von  Muldtr ^  Phillips^  Houton-Labillardiere  und  Pkhon  sehr  gut 
übereiu  und  spricht  gerade  nicht  für  die  heute  allgemein  der  Mennige 
zugelegte  Formel  Pb^O^,  sondern  weit  mehr  für  den  Ausdruck  PbjOj. 
Die  vielen  Analysen,  welche  man  über  die  Rein-Mennige  und  nament- 
lich über  den  Gehalt  derselben  an  Bleisuperoxyd  ausgeführt  hat,  stellen 
aufser  allen  Zweifel  und  schliefsen  jeden  Zufall  aus,  dafs  man  die 
Mennige  von  zweifacher  Zusammensetzung  gefunden  hat,  welche 
durch  die  beiden  chemischen  Formeln  =  Pb304  und  PbjOj  ausdrückbar 
ist,  allein  ebenso  steht  es  wohl  auch  durch  die  Ergebnisse  der  vielen 
Untersuchungen  fest,  dafs  die  Mennige  nach  der  Reinigung  zu  aller- 
meist die  Zusammensetzung  gemäfs  der  Formel  =  PbjOj  besitzt.  Gerade 
die  Anwesenheit  von  so  reicher  Menge  freien  ßleioxydes  in  der  Roh- 
Mennige,  welches  auf  die  eine  oder  andere  Art  von  letzterer  zu  ent- 
fernen ist,  ohne  auf  ihre  Zusammensetzung  einzuwirken,  scheint  mir 
viel  mehr  für  die  Formel  PbjO,  als  Ausdruck  für  die  Rein-Mennige 
zu  sprechen,  als  für  deren  Zusammensetzung  nach  der  Formel  =  Pb^Oj, 
denn  die  meisten  analytischen  Ergebnisse  lieferten  mehr  eine  Ausbeute 
an  Bleisuperoxyd  von  25  bis  26  Proc.  (26,3  theoretisch),  als  eine  solche 
von  34,88  Proc,  wie  es  der  Ausdruck  Pb304  für  die  Rein-Mennige 
verlangt. 

Das  Verfahren,  die  Zusammensetzung  der  Rein-Mennige  statt  aus 
der  Menge  an  Bleisuperoxyd,  welches  sie  nach  der  Behandlung  mit 
Salpetersäure  gibt,  auch  weiter  aus  dem  Glühverluste  oder  aus  der 
Menge  des  beim  Erhitzen  derselben  entweichenden  Sauerstoffgases  ab- 
zuleiten, bietet  wenig  Zuverlässigkeit  und  kann  deshalb  leicht  zu  einem 
falschen  Schlüsse  führen,  denn  die  Verbindung  Pb304  verlangt  2,4  Proc, 
hingegen  die  Verbindung  Vh^O-^  nur  1,76  Proc.  Glühverlust  (Sauerstoff), 
mithin  eine  Differenz  von  nur  0,64  Proc.  im  Sauerstoffgehalte.  Nun 
hält  die  Mennige  nach  der   Reinigung  hartnäckig    eine  Spur  Wasser 


47(>  I.öwc,  über  Mennige  und  Bleisuperoxyd. 

zurück,  welches  erst  in  der  Nähe  der  Zersetzungstemperatur  derselheii 
entweicht,  und  aufserdem  birgt  dieselbe  stets  geringe  organische  Ver- 
unreinigungen, wie  eingefallene  Staubtheilcheu  vom  Umfüllen,  Lagern 
u.  dgl.,  welche  beim  Glühen  auf  Kosten  des  Sauerstoffes  der  Mennige 
verbrennen  und  den  aufserdem  geringen  Gewiehtsverlusl  erhöhen.  Mehrere 
Proben  gereinigter  Mennige,  welche  nach  der  Behandlung  mit  Salpeler- 
bäure  eine  Ausbeute  von  gegen  26  Proc.  an  Bleisuperoxyd  lieferten, 
ergaben  einen  Gliihverlust  von  2  bis  2,1  Proc,  wahrend  derselbe  doch 
nicht  mehr  als  1,76  Proc.  hätte  betragen  sollen.  Jaajuelain  fand  in 
acht  verschiedenen  Sorten  Mennige  den  Gliihverlust  zsvisehen  1,10  bis 
2,67  Proc.  schwankend.  Aus  diesem  Grunde  kann  man  aus  dem  Ge- 
wichtsverluste beim  Glühen  der  Mennige  wenig  Zuverlässiges,  wie  an- 
gegeben, für  deren  Zusammensetzung  folgern. 

Ob  man  das  reine  Bleioxyd  der  Mennige  durch  längeres  Verweilen 
derselben  im  Brennofen  bei  geregellem,  gutem  Luftzutritte  in  der  Praxis 
entziehen,  d.  h.  ebenfalls  oxydiren  und  in  Mennige  weiter  überführen 
kann,  erscheint  nach  dem  ganzen  Vorgange  der  Menuigbildung  nicht 
ausgeschlossen,  wenn  schon  eine  Gefahr  für  das  Umschlagen  der  Farbe 
bei  diesem  gesteigerten  Prozesse  näher  liegt.  Nach  den  Versuchen 
Dumas'  mit  Bleiweifs  ist  eine  Weilerbildung  zutreffend,  denn  derselbe 
fand  in  einer  Mennige,  in  drei  Feuern  dargestellt,  beim  Glühen  der- 
selben 2,40  Proc.  Sauerstoffgas  (Glüliverlust)  und  bei  Zerlegung  der- 
selben mit  Salpetersäure  33,2  Proc.  Bleisuperoxyd,  welches  analytische 
Erfebnifs  sich  der  Formel  =  Pb^Oj  für  diese  Mennige  anscliliel'st.  Nach 
diesem  ist  anzunehmen,  dafs  eine  nach  angegebenem  Verfahren  von 
Bleioxvd  gereinigte  Mennig])robe  von  der  Zusammensetzung  PbjO^  sich 
im  Brennofen  weiter  nach  der  Gleichung  3(Pb403)  +  0  =  4(^Pb.,04) 
mufs  überführen  lassen  und  eine  freies  Bleioxyd  haltende  Mennige  des 
Brennofens  würde  dann  beim  Weiterbetriebe  kein  freies  Bleioxyd  mehr 
führen  und  sich  der  Formel  PbjO,   anschliefsen. 

Berücksichtigt  man  die  Eigenschaft  des  Bleioxydes  mit  verschiedenen 
Säuren,  wie  Salpetersäure,  Essigsäure  u.  s.  w.,  basische  Salze  zu  bilden, 
so  läfst  sich  auch  die  Mennige  als  eine  derartige  Verbindung  auffassen, 
in  welcher  das  Bleisuperoxyd  PbO.^  die  Kolle  einer  Bleisäure  spielt, 
wie  in  den  bleisauren  Salzen  Fremy's  das  Bleisuperoxyd  zu  Kalium. 
Nach  solcher  Anschauung  wäre  die  Mennige  von  der  Zusammensetzung 
PbjOä  =  3PbO,  P0.2  ein  zweibasisch  bleisaures  Salz,  hingegen  diejenige 
mit  der  Formel  =  Pb.j04  =  2 PbO,  PbO.,  das  einbasisch  bleisaure  Salz. 
Als  neutrale  bleisaure  Verbindung  stände  nach  diesen  das  Bleisesqui- 
oxyd  Ph,Oj  =  PbO,  PbO.^.  //•  Debray  stellte  dieses  neutrale  bleisaure 
Salz,  Bleisesquioxyd,  durch  Erhitzen  von  Bleisuperoxyd  auf  die  Tempe- 
ratur von  350"  C.  dar,  wohl  unter  theiKveiser  Zersetzung  des  Super- 
oxydes  unter  Sauerstoll'abgabe  =  2(PbO./)  =  Pb.^0.,  +  O,  und  ebenso 
durch  Einwirkung  von  Luft  oder  Sauerstoffgas  auf  erhitztes  reines  Blei- 


Kleinere  Mittheilungen.  477 

oxyd.  Auch  das  eiubasisch  bleisaure  Salz  Pb3Ü4  =  2PbO,  PO.^  muls 
nach  der  Gleichung  2(Pb304)  +  0  =  3(Pb.203)  beim  mäfsigen  Erhitzen 
an  der  Luft  unter  SauerstolTaufnahme  das  Bleisesc|uioxyd  oder  neutrale 
bleisaure  Salz  liefern.  Dafs  aus  der  Lösung  der  Mennige  in  Eisessig 
sich  noch  Bleisesquioxyd  darstellen  läfst,  könnte  man  auch  in  der  Art 
deuten,  dafs  die  basischen  Verbindungen  des  Bleies  hier  durch  Eisessig 
zerlegt,  die  neutrale  hingegen  (Bleisesquioxyd)  unzersetzt  von  der  Säure 
und  dem  entstandenen  essigsauren  Blei  aufgenommen  wird  und  später 
selbst  in  Bleisuperoxyd  und  essigsaures  Blei  zerfällt,  oder  mit  anderen 
Worten,  dafs  letzteres  beständiger  ist  gegen  die  Säure  als  die  basischen 
Verbiudungen.  Jedenfalls  ist  hier  zu  berücksichtigen,  dafs  der  Eis- 
essig überhaupt  nicht  in  dem  Sinne  einer  Säure  eingreifend  wirkt. 

Aus  diesem  erhellt  und  ist  durch  die  Praxis  bestätigt,  dafs  bei  der 
Mennigbildung  nicht  nur  die  Temperatur,  sondern  auch  die  Zeitdauer 
des  Brennens  zu  berücksichtigen  ist.  So  lange  die  Brennprobe  noch 
freies  Bleioxyd  enthält  und  die  Farbe  somit  im  gereinigten  Zustande 
der  Zusammensetzung  PbjOj  entspricht,  liegt  die  Gefahr  des  Umschlages 
des  Brandes  viel  weniger  nahe,  als  bei  der  Zusammensetzung  Pb304, 
welche  dem  wenig  gefärbten  Bleisesquioxyd  oder  dem  neutralen  blei- 
sauren Bleioxyde  viel  näher  liegt  als  jene.  Dies  hat  mau  erfahrungs- 
gemäfs  festgestellt  und  deshalb  kommt  wohl  die  Mennige  vorzugsweise 
mit  einem  Gehalte  an  freiem  Bleioxyde  in  den  Handel. 

Die  oft  ausgesprochene  Ansicht,  dafs  die  Roh-Mennige  ein  Gemisch 
der  beiden  Verbindungen  PbjOj  und  Pb405  n  den  wechselndsten  Ver- 
hältnissen darstelle,  deckt  sich  doch  nicht  mit  den  analytischen  Ergeb- 
nissen, denn  es  wäre  nicht  zu  deuten,  warum  man  bei  Zerlegung  der 
Mennige  mittels  Salpetersäure  immer  auf  eine  Ausbeute  von  Bleisuper- 
üxyd  gekommen  ist,  welche  sich  der  Zahl  26  Proc.  so  nähert  und 
welche  sich  mit  der  Zusammensetzung  Pb^Oj  deckt,  denn  wäre  die 
Mennige  in  der  That  ein  Gemisch  beider  Oxyde,  so  hätten  durch  die 
Analyse  wechselnde  Werthe  gefunden  werden  müssen. 

Es  steht  wohl  aufser  Zweifel,  dafs  beide  Verbindungen  existiren, 
allein  eine  Mennige,  welche  freies,  ausziehbares  Bleioxyd  führt,  scheint 
allen  Thatsachen  gemäfs  nur  ein  Oxyd  zu  enthalten,  welchem  die  Zu- 
sammensetzung PbjOj  zukommt. 


üeber  Geschwindigkeit  der  Schnellzüge. 

üni  in  den  -Bestrebungen,  eine  gröi'sere  Fahrgeschwindigkeit  der  deutschen 
Schnellzüge  zu  erreichen,  mit  Zahlenangaben  vorgehen  zu  können,  hat 
V.  Morawski  die  Geschwindigkeiten  verschiedener  englischer  und  deutscher 
Züge,  und  zwar  der  raschesten  auf  den  bedeutendsten  Bahnwegen  zusammen- 
gestellt, wobei  die  Fahrtdauer  überall  mit  Einschluls  des  Aufenthaltes  an- 
gegeben ist.  Nach  dieser  Zusamraenslellung  ist  die  durchschnittliche  Ge- 
schwindigkeit von  12  verschiedenen  Zügen  in  England  78kni^33^  in  Deutschland 
521>ai,37  in  der  Stunde.    Die  Geschwindigkeit  wechselt  innerhalb  der  Grenzen 


478  Kleinere  Mittheilungen. 

—  in  Eiis,'laiid  vun  87' 5  bis  70  —  in  Deutschland  von  58V2  bis  il^ni  ju  der 
Stunde.  Die  rascheste  Fahrt  581/2''°'  'st  zwischen  Berlin  und  Hamburg  ein- 
rjeriehtet.     England  lahrt  mithin  um  die  Hälfte  rascher  als  Deutschland. 

Oeber  die  Entwickelucg  der  Telegraphie  nnd  namentlicli  des 
Ferusprechwesens 

machte  in  der  Reichstags-Sitzuiig  vom  18.  Januar  der  öiaatssekretär  r.  Stephan 
folgende  Mittheilungen:  „Der  Umfang  sämmtlicher  Tele;;ra[ilienlinien  auf  der 
Erde  beträgt  gegenwärtig  966900'^"',  also  etwa  26  mal  der  Umlang  des  Aequators. 
Die  Leitungsdrähte  haben  eine  Ausdehnung  von  ■i7'MUI)l)'<'n;  das  ist  80mal 
der  Umfang  der  Erde.  Auf  Europa  fallen  von  der  Gesammllänge  der  Tele- 
grapheulinien  von  y6690ü''tn  35850ükm,  davon  auf  Deutschland  86736km  mit 
•i83907km  Leitung.  Auf  Amerika  fallen  '28-f200kni,  auf  Asien  8i250lini,  auf 
Australien  42020'ini^  auf  Afrika  20940km.  Das  sind  die  Landlinien.  Im  Meere 
haben  wir  augenblicklich  einen  üesammtbestand  von  950  Kabeln,  von  diesen 
waren  durch  die  Staaten  nnterhalten  und  von  den  Staatsverwaltungen  an- 
gelegt, namentlich  in  den  Binnenmeeren  Europas,  774  Kabel  mit  12132  See- 
meilen. Von  Privatgesell.schaften  werden  betrieben  —  das  sind  die  grofsen 
oceanischen  Kabel  —  176  mit  100569  Seemeilen.  Endlich  beträgt  die  Ge- 
sammtzahl  der  auf  der  Erde  im  Dienste  befindlichen  Telegraphenapparaie 
160000. 

Auch  das  Fernsprechen  hat  einen  grofsen  Aufschwung  genommen,  und 
zwar  ist  das  Fernsprechnetz  in  Berlin  das  weitaus  gröfste  der  ganzen  Welt. 
Es  übertritTt  diejenigen  von  London,  Paris,  selbst  New-York  bei  Weitem. 
Im  deutschen  Reichstelegraphengebiete  bestanden  Ende  1887  164  Stadt-Fern- 
sprech-Einrichtungen,  welche  im  Ganzen  31325  Sprechstellen  mit  45198km 
Leitungen  umfassen.  Diese  Zahlen  werden  nur  übertrolfen  durch  die  Ver- 
einigten Staaten,  weil  das  Stadt-Fernsprechwesen  in  einer  grofsen  Anzahl  volk- 
reicher Industriestädte  und  bei  den  Gewohnheiten  der  amerikanischen  Gesell- 
schaft dort  eine  viel  gröfsere  Ausdehnung  hat.  Dort  beträgt  die  Zahl  der 
Fernsprechnetze  739,  die  Gesammtzahl  der  Fernsprechtheilnehmer  158  712.  Da- 
gegen betrug  in  Berlin  allein  in  der  angegebenen  Zeit  —  jetzt  ist  es  viel 
mehr  —  die  Zahl  der  Theilnehmer  8597.  Jetzt  haben  wir  "etwa  10000,  so 
dafs  also  von  200  Einwohnern  in  Berlin  immer  einer  an  das  Fernsprechnetz 
angeschlossen  ist.  New-York  hat  nur  6902,  Paris  5330,  London  sogar  nur 
4596,  Wien  1200  Theilnehmer.  Während  in  ganz  Deutschland  die  Zahl  der 
Fernspreclistellen  33000  beträgt,  beläuft  sie  sich  in  Oesterreich-Ungarn  nur 
auf  4200,  in  Belgien  auf  4674,  in  Dänemark  auf  1837,  in  Spanien  auf  2218, 
wovon  auf  Madrid  1242  entfallen.  Frankreich  halte  nur  28  Fernsprechanlagen, 
von  denen  zwei  auf  Algerien  kamen.  Im  Ganzen  zählen  die  Anlagen  in  Frank- 
reich 9487  Theilnehmer.  Grofsbritannien  besafs  122  Fernsprechnetze  mit 
20426  Theilnelinicrn,  Italien  28  Fernsprechnetze  mit  9183  Theilnelinicrn,  wo- 
von 1835  auf  Rom,  1213  auf  Neajjcl  und  748  auf  Florenz  kommen.  In  Lu.\em- 
burg  beträgt  die  Zahl  der  Anlagen  15,  die  der  Theilnehmer  483.  Norwegen 
verfügt  über  21  Fernsprechnetze  mit  3930  Theilnehmern.  Die  Niederlande 
besitzen  neun  Netze  mit  2872  Theilnehmern,  Portugal  nur  zwei,  in  Lissabon 
und  Üporto,  mit  541  und  349  Theilnehmern.  Selbst  in  Rufsland  hat  sich  das 
Fernsprechwesen  entwickelt;  dort  bestehen  36  Fernsprechnetze  mit  7589  Theil- 
nehmern, von  denen  1500  auf  St.  Petersburg,  840  auf  Moskau,  700  auf  Warschau 
und  700  auf  Odessa  kommen.  Schweden  ist  in  137  Städten  mit  12864  Theil- 
nehmern betheiligt.  Die  Schweiz  endlich  hatte  1888  71  Sta<lt-Fernsprechnetze 
mit  7626  Theilnehmern;  davon  kommen  auf  Genf  1533,  auf  Zürich  1066,  auf 
Basel  929  und  auf  Lausanne  544  Theilnehmer.  Diese  Eutwickelung  in  Deutsch- 
land ist  ja  nicht  möglich  gewesen  ohne  Aufwendung  sehr  erheblicher  Kosten. 
Diese  Mittel  sind  aber,  abgesehen  von  den  im  Vorjahre  bewilligten  1 1/2  Mil- 
lionen Mark  für  Vervollständigung  des  Fernsprechnetzes,  aus  den  laufenden 
Fonds  entnommen  worden. 

Der  Fernsprecher  ist  bekanntlich  eine  Erfindung  von  Philipp  Reis  ans 
Gelnhausen,  der  zuerst  einen  Apparat  eonstruirte,  mit  welchem  man  Tone  in 
die  Ferne  übertragen  konnte.     In    der  Wissenschaft    ist    allgemein    anerkannt. 


Kleinere  Mittheilungen.  479 

(iafs  der  grundlegende  Gedanke  von  Deutschland  ausgegangen  ist,  und  der 
liochselige  Kaiser  Wilhelm  hat  das  auch  dadurch  bestätigt,  dals  er  der  Wittwe 
Reis  auf  Antrag  des  Reichskanzlers  ein  Jahresgehalt  ausgesetzt  hat.  Auch  ist 
ihm  in  seiner  Vaterstadt  Gelnhausen  ein  Denkmal  errichtet  worden.  Aller- 
dings hat  nach  seinem  Tode  erst  der  Amerikaner  Graham  Bell  den  Apparat 
brauchbar  gemacht.  Vor  acht  Jahren  kamen  zuerst  zwei  Instrumente  der 
beiden  Erfinder  hierher,  und  wir  machten  zuerst  in  der  Französischenstrafse 
im  Haupt-Telegraphengebäude  Versuche  damit,  dann  gingen  wir  bis  Schöne- 
berg,  Potsdam  und  weiter  bis  nach  Brandenburg  a.  H.  In  einer  Denkschrift 
an  den  Reichskanzler  stellte  ich  diesem  Apparate  eine  grofse  Zukunft  für  das 
Verkehrsleben  in  Aussicht,  während  er  überall  erst  als  ein  Spielzeug  betrachtet 
wurde.  Ich  habe  darin  von  Anfang  an  ein  neues  Verkehrsmittel  gesehen, 
welches  den  Briefwechsel  und  das  lästige  Schreiben,  das  beim  Telegraphen 
noch  nothwendig  ist,  beseitigte.  Ich  schickte  auch  die  Apparate  dem  Herrn 
Reichskanzler  nach  Varzin  und  liefs  auch  dort  Versuche  machen.  Es  ist  kaum 
glaublich,  wie  man  damals  selbst  in  der  gebildeten  Gesellschaft  diese  Sache 
nur  als  amerikanischen  Schwindel  und  Humbug  ansah.  Das  ist  wieder  ein 
Beweis  dafür,  wie  milstrauisch  der  Deutsche  neuen  Erfindungen  gegenüber  ist. 
Jetzt  aber  haben  wir  das  erste  Fernsprechnetz  der  Welt  in  Berlin.  Es  werden 
in  Deutschland  täglich  eine  halbe  Million  Gespräche  mit  dem  Fernsprecher 
geführt,  in  Berlin  allein  1G20U0;  da  jedes  Gespräch  Rede  und  Gegenrede  er- 
fordert, macht  das  täglich  eine  Million,  jährlich  also  365  Millionen  Nachrichten, 
die  sonst  durch  Briefe  und  Telegramme  befordert  werden  mufsten,  jetzt  aber 
schneller  ankommen.  Es  ist  also  ein  ganz  neuer  Kraftfactor,  ein  neues  Macht- 
element in  den  Verkehr  und  das  gesellschaftliche  Leben  eingetreten,  ja  auch 
in  die  Action  des  Staates.  Diese  grofsen  Erfolge  sind  dem  umstände  zu  ver- 
danken, dafs  Bundesrath  und  Reichstag  stets  bereitwillig  die  nöthigen  Mittel 
zugestanden  haben.  Aber  auch  die  Verwaltung  mufs  sich  stets  auf  der  Höhe 
der  Zeit  halten,  denn  wir  sind  noch  lange  nicht  am  Ende  der  Verbesserungen. 
Jedes  Jahr  hat  bis  jetzt  Neuerungen  in  Instrumenten,  bei  der  Leitung,  im 
Materiale  und  in  der  Anlegung  gebracht,  die  aber  auch  stets  neue  Ausgaben 
verlangten.  Deshalb  können  wir  auch  auf  eine  Ermäfsigung  der  Kosten  noch 
nicht  eingehen.  Auch  auf  dem  Gebiete  der  Telegraphie  dürfen  wir  nicht  stille 
stehen.  Es  kann  dahin  kommen,  dafs  hier  eine  Entdeckung  gemacht  wird 
die  es  ermöglicht,  mit  anderen,  als  den  bisherigen  elektrischen  und  Leitungs- 
niitteln  zu  arbeiten.  Wir  werden  versuchen ,  uns  auf  der  Höhe  zu  hallen, 
wissenschaftlich,  technisch,  administrativ,  aber  auch  finanziell;  wir  werden 
toujours  en  vedette  allen  kommenden  Ereignissen  gegenüber  sein.  Ich  kann 
mit  der  dankbaren  Anerkennung  der  Thatsachen  schliefsen,  dafs  Bundesrath 
und  Reichstag  mir  dazu  stets  bereitwilligst  die  Hand  geboten  haben,  wie  es 
zur  Ehre  und  dem  Wohle  des  Landes  sich  gebührt." 

Nachweis  und  Bestimmung  von  Selen  im  Meteoreisen. 

Nach  77.  N.  Warren  bestimmt  man  Selen  im  Ei.sen  durch  Verbrennen  der 
zu  grobem  Pulver  gefeilten  und  mit  Schwefel  gemischten  Probe  im  Sauer- 
iftoflstrome.  Die  entweichenden  Gase  werden  in  destillirtem  Wasser  auf- 
gefangen. Die  entstehende  schweflige  Säure  reducirt  die  selenige  Säure  zu 
Selen,  welches  nach  Abdampfen  der  Lösung  in  einer  Platinschale  als  trockener 
Rückstand  gewogen  wird.  {Chemical  News,  1888  Bd.  57  S.  16;  vgl.  auch  Diners 
und  Schimose,  1886  2G2  114.)  B. 

Bestimmung  von  Kohlenstoff  in  Eisen. 

Thomas  M.  Drotcn  wendet  mit  Erfolg  nachfolgend  beschriebenen  Trichter 
bei  der  Bestimmung  des  Kohlenstoll'es  im  Eisen  an.  Der  Trichter  hat  als 
Hals  ein  cylindrisches  Rohr,  durch  dieses  geht  ein  am  oberen  Ende  zu  einer 
•Spirale  gedrehter  ziemlich  starker  Platindraht.  Auf  die  Spirale  wird  der 
Asbest  gelegt,  auf  diesen  das  zu  bestimmende  Eisen  in  Form  von  Drehspänen. 
Nach  Behandlung  des  Eisens  mit  Kupferammoniumchlorid  und  Auswaschen 
des  Asbest  wird  derselbe  nach  unten  herausgezogen  und  direkt  in  ein  Ver- 
brennungsrohr geschoben,  etwa  seitlich  hängen  gebliebener  Kohlenstoff  wird 
durch  einen  Asbestpfropfeh  nachgespült.    {Technology  Quaterly,  Mai  1888.)         B. 


480  Büchei-Anzeigen. 

Beschädigung  von  Haustelegraphenleituugen  durch  Kalkanstrich. 

Nach  der  Elektrischen  Zeitschrift  beobachtete  man  Störungen  an  elektrischen 
Klingelwerken,  nachdem  die  Wände,  an  welchen  die  Leitungsdrähte  entlang 
liefen,  mit  Irischem  Kalkanstriche  versehen  waren.  Genauere  Untersuchung 
zeigte,  dals  die  die  äul'sere  Umhüllung  der  Drähte  bildenden  BauniwoUtaden 
Kalkmilch  aufgesogen  hatten,  wodurch  die  isolirende  Guttaperchaschicht  zer- 
stört und  stellenweise  vollständig  in  Staub  verwandelt  worden  war.  Ein 
Ueberkleben  der  Leitungsdrähte  mit  Streifen  von  gut  geleimtem,  starkem  Pa- 
piere dürfte  jedoch  genügen,  um  ein  Durchdringen  der  Kalkmilch  bis  zu  der 
Guttaperchaumlüillung  der  Drahte  zu  verhüten.  (Nach  Sprecksaal.  1888  Bd.  21 
Nr.  51.) 


Bücher-Anzeigen. 


Neue  Muster-Blätter  für  Schlosser  und  Schmiede.  I.  50  Motive:  Grab- 
nitter  und  Grabkreuze;  von  Max  liabLr.  (12  Okttivseiteu. )  2,50  M. 
11.  50  Mütivt;:  Froutgitter,  Treppen-,  Balkoogeläuder,  Abschlufs-, 
First-,  Fenstergitter,  Thüreinsätze,  Oberlichte,  Füllungen  von  A.  Witt- 
mann. 12  Üktavseiten.  2,50  M.  Dresden.  Julius  ßloem. 
Die  Skizzen   sollen   dem  Schlosser   als  Anhalt  für  seine  Entwürfe  dienen 

und  enthalten  zu  diesem  Zwecke  eine  grofse  Zahl    empfehlenswerther  Muster 

auf   kleinem  Räume.     Für   eine   gröfsere  Verbreitung  wäre  unseres  Erachtens 

ein  niedrigerer  Prei.-i  dienlieh  gewesen. 

Die  Chokolade-Fabrikation.  Praktisches  Handbuch  für  die  Darstellung 
sämmtlieher  Cacaopräparate  nebst  Be.schreibung  der  Rohstotre  und 
Maschinen  und  einer  Anleitung  zur  Prüfung  der  Rohstoffe  und  fer- 
tigen Präparate;  von  Dr.  Paid  Zipperer.  Mit  48  Ahbildunoen. 
180  Seiten.     2,50  M. 

Das  Färben  und  Imitiren  des  Holzes,  Bornes,  der  Knochen  und  des 
Elfenbeines.  Ein  Handbuch  für  die  Holz-,  Hörn-,  Knochen-  und 
Elfenbein-Industrie:  von    W.  Haiibold.     116  Seiten.     1,50  M. 

Ammoniak  und  Ammoniak-Präparate.  Die  Fabrikation  desselben  au.- 
Gasvvasser,  anderen  aniinouiakalischen  Flüssigkeilen  und  aus  aus- 
gebrauchter Gasreiuigungsniasse:  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Analyse,  Eigen.'^ihuften   und  Behandlung  der  Roh-  und  Hilfsstoffe 

und  Erzeugnisse.  Ein  praklischerLeitfaden  für ;  von  Dr.  R.  Arnold. 

Mit  zahlreichen  Illustrationen.  135  Seiten.  2,50  M. 
Die  drei  vorstehenden,  hübsch  ausgestatteten  und  gebundenen  Werke 
bilden  den  Anl'ang  einer  von  6'.  FiVcAer,  Berlin,  unternommenen  Technolo- 
gischen Bibliothek.  Trotz  der  vorwiegend  praktischen  Richtung  der  Sammlung 
ist  der  theoretischen  Seite  so  weit  Rechnung  getragen,  als  zum  Verständnifs 
erforderlich  ist.  Mit  Sorgfalt  ist  alles  Unwesentliche  vermieden  und  die 
Fassung  möglichst  kurz  gehalten.  Das  llaubold'sche  Bandchen  wird  sich  unter 
den  Betlissenen  des  Kunstgewerbes  wegen  seiner  vielen  praktischen  Angaben 
nianclun  Freund   erwerben. 


Verlag  der  J.  G.  Cotta'schen  Bucbliandlun!'  :a  Stulli.'arl. 
Liruck  von  Gebrüder  Kröner  in  Stuttgart. 


Adam's  Druckwasser-Kraftmaschinen.  481 

Adam's  Druckwasser-Kraftmaschinen. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  25. 

Die  Verwendung  des  in  den  städtischen  Druckwasserleitungen  zur 
bequemen  Verfügung  stehenden  Kraftmittels  für  den  Kleingewerbe- 
betrieb ist  bereits  sehr  alt,  ohne  dafs  es  jedoch  bisher  gelungen  wäre, 
dieser  Benutzung  von  Kraftwasser  eine  gröfsere  Bedeutung  zu  verleihen. 
Einmal  steht  der  Verwendung  des  Wasserleitungswassers  zum  Betriebe 
von  Kraftmaschinen  der  in  den  meisten  Städten  überaus  hohe  Preis  des 
Wassers  entgegen,  sodann  liegen  aber  auch  technische  Schwierigkeiten 
vor,  da  Wasser  kein  günstiger  Kraftträger  ist,  sondern  erheblich  grofse 
Schwierigkeiten  in  der  Zuleitung  und  Ableitung  macht  und  allerlei 
schädliche  Widerstände  in   der  Kraftmaschine    und  Leitung  hervorruft. 

Praktische  Bedeutung  für  den  Betrieb  hat  eigentlich  nur  der  be- 
kannte Schmid'sche  Wassermotor  gefunden,  der  aber  auch  wohl  nur  in 
Zürich,  wo  das  Wasserleitungswasser  einen  ungemein  billigen  Preis  hat, 
in  gröfserer  Zahl  verbreitet  ist,  in  diesen  Fällen  aber  auch  vortreff- 
liche Dienste  leistet,  trotzdem  er  nicht  sparsam  mit  dem  Betriebswasser 
umgeht. 

Erst  in  jüngster  Zeit  ist  die  Aufmerksamkeit  wieder  auf  die  Ver- 
wendung von  Druckwasser  für  den  Kleinbetrieb  gelenkt,  nachdem  die 
Idee  der  Kraftvertheilung  von  einer  Centralstelle  aus  durch  die  glänzenden 
Erfolge  der  Luftleitungen  eine  erneute  lebhafte  Würdigung  fand. 

Man  sucht  jetzt  den  Bedingungen  der  Kraftleistung  durch  Leitungs- 
wasser besonders  zu  entsprechen  und  hat  auch  bereits  auf  gewisse  Er- 
folge zurückzublicken.  Es  bestehen  besonders  für  Kraftvertheilungs- 
zweeke  eingerichtete  Anlagen  jetzt  in  HuU,  wo  sehr  stark  gespanntes 
Wasser  von  SO"'  Druck  fortgeleitet  wird,  sodann  eine  viel  grofsartigere  Lei- 
tung in  London  und  endlich  in  Genf.  An  letzterem  Orte  wird  der  neu  regu- 
lirten  Rhone  mittels  grofser  Turbinen  eine  bedeutende  Kraft  entzogen  und 
in  der  Form  von  Druckwasser  mit  15^^  j^  gin  Rohrnetz  übergeführt.  Bis 
jetzt  werden  gegen  200  Kleinkraftmaschinen  aus  dieser  Anlage  ge- 
speist. In  wie  weit  die  im  Hamburger  Freihafengebiete  errichtete  hydrau- 
lische Anlage  zur  Vertheilung  an  Gewerbebetriebe  wird  herangezogen 
werden  können,  läfst  sich  noch  nicht  überblicken. 

Eine  der  wenigen  deutschen  Städte,  welche  billiges  Druckwasser 
abgeben  können,  ist  München.  An  diesem  Orte  hat  sich  denn  auch  das 
Bedürfnifs  nach  einem  zweckmäfsig  für  den  Kraftwasserbetrieb  ein- 
gerichteten Motor  besonders  fühlbar  gemacht.  In  der  sehr  glücklichen 
Construction  von  G-rliard  Adam  in  München  ist  denn  auch  ein  Motor 
geschaflen,  der  den  berechtigten  praktischen  Anforderungen  durchaus 
genügen  würde. 

Der  Motor,  welcher  zum  erstenmale  auf  der  letztjährigen  Münchener 

ningler's  polft-  Journal  Bd.  271  Nr.  11.  188a|I.  31 


482  Adam's  Dnickwasser-KraftmascIiiiu-ii. 

Kraft-  und  Arbeitsmaschinen- Ausstellung  im  Betriebe  iilleutlich  gezeigt 
wurde,  ist  dem  Prinzipe  nach  der  in  D.  p.  7.,  1K88  271*65,  be- 
sprochenen j4</anrscheu  Ventilgasmaschine  völlig  nachgebildet,  natur- 
gemäfs  mit  den  durch  das  andersgeartete  Kraftniittel  bedingten  Abände- 
rungen. 

Dieser  neue  Krat'twassermotor  ist  auf  Tat".  25  dargestellt. 

Die  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Wassermotoren,  welche  das 
Kraftwasser  mittels  Kolben  übertragen,  haben  den  Uebelstand,  dafs 
einestheils  durch  plötzliches  Eintreten  des  Wassers  sich  ein  Stofs  auf 
den  Kolben  und  die  Maschine  bemerkbar  macht,  und  dafs  sie  anderen- 
theils  keine  entsprechende  Regulirung  haben.  Die  Mangel  sind  bei 
vorliegendem  Motor  beseitigt. 

Wie  aus  Fig.  1,  einem  Senkrechtschnitte,  ersichtlich,  ist  der  Motor 
stehend  angeordnet.  In  dem  oben  otl'euen  Cylinder  1  ist  der  Kolben  3 
durch  Pleuelstange  mit  der  gekröpften  Kurbelwelle  5  verbunden.  Auf 
dieser  ist  das  Schwungrad  8  und  auf  der  verlängerten  Nabe  10  des- 
selben eine  Riemenscheibe  11  conisch  aufgeschoben.  Mittels  Schraube 
und  Scheibe  werden  Schwungrad  und  Scheibe  gegen  den  Bund  14  ge- 
drückt. Auf  der  entgegengesetzten  Sei(e  ist  am  Lagerdeckel  15  die 
Führung  16  mit  dem  Arme  18  (Fig.  2),  in  welchem  der  Winkelhaken  19 
drehbar  ist,  für  den  Regulator  17  angegossen.  Ferner  erhält  der  Lager- 
deckel 15  einen  Arm  20  mit  dem  winkelförmigen  Steuerungshebel  21 
(Fig.  2).  Auf  der  Nabe  22  des  conischeu  Rades  23  ist  ein  Daumen  24 
angebracht  zur  rechtzeitigen  Bewegung  der  beiden  Ventile  26  und  27. 
Der  vorerwähnte  Steuerungshebel  21  dient  zur  Bewegung  des  Auslafs- 
ventiles  27  und  indirekt  durch  Herausziehen  des  gelenkartig  befestigten 
Zwischenstückes  28a  zur  Steuerung  des  Einlafsventiles  26.  Durch 
Feder  28  wird  das  Zwischenstück  2Sa  an  dem  Anschlage  29  gehallen. 
Am  Hebel  21  ist  aufserdem  eine  lange  Plattfeder  30  befestigt,  welche 
die  Verbindung  mit  dem  Auslafsventile  27  durch  das  im  Ventilgehäuse  31 
geführte  Verbindungsstück  32  herstellt.  Das  Zwischenstück  28a  ist, 
wenn  in  den  Cylinder  Kraftwasser  eintritt,  in  der  aus  Fig.  2  ersicht- 
lichen Stellung.  Wenn  dagegen  der  Steuerungshebel  21  in  die  Höhe 
gehoben  ist,  so  ist  das  Zwischenstück  28a  herausgezogen  und  kann  da- 
durch bei  einem  Niederdrücken  der  Rolle  32a,  der  Stange  36,  durch 
den  Daumen  24  das  Einlafsventil  26  vermöge  des  zwischen  36  und  35 
gebildeten  Zwischenraumes  36a  nicht  geöffnet  werden.  Der  weitere 
Steuermechauismus  besteht  aus  dem  am  Ständer  33  des  Cylinders  an- 
geschraubten Gehäuse  34,  dem  hohlen,  oben  mit  Rolle  32a  versehenen 
Filhrungsstücke  35  und  der  in  dasselbe  eingepal'sten  Verbindungsstauge  36 
mit  Bund  37.  Auf  diesem  sitzt  eine  schwache  Feder  3S,  welche  nur  das 
Eigengewicht  des  Führungsstückes  35  zu  überwinden  hat,  also  stets 
nach  üben  drückt.  Eine  zweite  Feder  39  unter  dem  Bunde  37  dient 
dazu,   das  Einlafsventil   auf  seinen   Sitz  zu   drücken.     Bei  Anwendung 


Adam's  Druckwasser-Kraftinasclnneii.  483 

einer  Diehtungshülse  41  hat  auch  diese  Feder  uur  das  Eigengewicht 
des  Gestänges  zu  heben,  da  der  unter  dem  Ventile  befindHche  Wasser- 
druck das  Schhefsen  derselben  bewirkt.  Zwischen  Ventil  2G  und  Ver- 
bindunssstange  36  ist  ein  Verbindungsstück  40  angeordnet,  um  Span- 
nungen beider  Theile  zu  vermeiden. 

Die  Dichtungshülse  41  ist  auf  dem  Ende  41a  aufgeschliff'en  und 
zur  leichteren  Bearbeitung  und  Auswechselbarkeit  in  Führung  42  ein- 
geschoben. Durch  Platte  43  und  Mutter  44  wird  die  Dichtungshülse  41 
auf  ihre  Dichtung  41a  gedrückt.  Der  an  dem  Ventile  3  befindliche 
kleine  Conus  26a  dieut  dazu,  während  etwa  0,5  des  Kolbenrückganges  und 
der  Lufteompression  im  Cylinder  die  Veutilstange  26b  des  Ventiles  ab- 
zudichten. Er  ist  jedoch  bei  recht  genauem  Aufpassen  der  Dichtungs- 
hülse 41  oder  bei  Anwendung  einer  Stopfbüchse  nicht  absolut  nöthig. 
Es  kann  hier  gleich  darauf  hingewiesen  werden,  dafs  das  Einlafsventil, 
wenn  (durch  Zufälligkeiten)  der  Druck  unter  dem  Kolben  bei  Com- 
pression  höher  wird,  als  der  Wasserdruck  im  Ständer  ist,  als  Ausgleich- 
veutil  wirkt  und  so  einer  Zerstörung  der  Maschinentheile  vorbeugt.  Das 
Einlafsventil  ist  daher  auch  gleichzeitig  Sicherheitsventil.  44a  ist  der 
gemeinschaftliche  Ein-  und  Austrittskanal,  und  hat  die  geneigte  Lage 
desselben  den  Zweck,  den  Austritt  des  Wassers  sowohl  zu  begünstigen, 
als  auch  die  Luft  möglichst  vor  dem  Wasser  herzuschieben,  so  dafs 
eigentlich  immer  Luft  hinter  dem  Kolben  ist. 

Der  Cylinder  1  ist  doppelwandig  gegosseu;  der  sich  dadurch  bildende 
Raum  dient  einestheils  als  Windkessel.  Dadurch  wird  bezweckt  (was 
wichtig  ist),  dafs  derselbe  möglichst  nahe  zum  Einlafsventile  kommt 
bezieh,  unmittelbar  an  dasselbe  anschliefst.  Aufserdem  gibt  der  Mantel 
dem  ganzen  Motor  ein  schöneres  Aeufsere  und  gute  Stabilität.  Die 
beiden  senkrechten  Arme  4.5a  und  45b  bilden  ebenfalls  einen  Wind- 
kessel; durch  ihre  Anordnung  wird  die  BerührungsHäche  der  Luft  mit 
dem  Wasser  erheblich  verkleinert  uud  dadurch  ein  Verlust  an  Luft  im 
Windkessel  vermieden.  Die  inneren  Wandungen  der  Arme  45a  und 
45b  sind  mit  einem  entsprechenden  Anstrich  zu  versehen,  damit  die 
Poren  des  Gufseisens  vollkommen  geschlossen  werden. 

Die  Wirkungsweise  der  einzelnen  Mechanismen  uud  die  Arbeits- 
weise des  Motors  ist  folgende: 

Tritt  von  der  Druckwasserleituug  bei  46a  Wasser  in  den  Mantel  45 
(Windkessel)  ein,  so  prefst  dasselbe  die  in  demselben  betindliche  Luft 
zusammen,  entsprechend  dem  Wasserdrucke,  so  dafs  sie  sich  dann  in 
den  beiden  Armen  45a  und  45b  befindet  und  der  Abstand  der  Luft  von 
dem  Eintrittswasser  daher  grofs  ist.  Stellt  man  den  Kolben  3  durch 
Drehen  am  Schwungrade  8  bis  etwa  zur  Hälfte  Niedergang  des  Kolbens, 
so  wird  in  diesem  Momente  das  Auslafsventil  geschlossen  und  alsdann 
die  unter  dem  Kolben  im  Räume  47  betindliche  Luft  comprimirt.  Die 
Grenze,  wann  das  Comprimiren  beginnen  soll  und  wie  grofs  der  Raum 


484  Adams  Druckwasser-Kraftmasrhineii. 

unter  dem  Kolben  sein  mufs,  wird  nach  dem  jeweiligen  Wasserstande 
bestimmt.  Doch  empfiehlt  es  sich,  die  Compression  nur  innerhalb  prak- 
tischer Grenzen  vorzunehmen.  Wird  nun  mittels  Daumen  24  durch  die 
Theilc  32a,  35,  28a,  36,  40  in  dieser  Lage  des  Kolbens  das  Einlafs- 
ventil  26  geößnet,  so  tritt  das  Druckwasser  mit  seinem  vollen  Drucke 
in  den  Cylinder  ein  bis  etwa  0,5  bis  0,6  des  Hubes  und  schiebt  die  ge- 
prefste  Luft  vor  sich  her.  Von  da  ab  expandirt  die  geprefste  Luft  bis 
etwa  0,87;  in  diesem  Momente  öffnet  sich  das  Auslafsveutil  27,  indem 
der  gleiche  Daumen  24  die  Theile  21,  30,  32  hebt.  Der  noch  geringe 
Ueberdruck  (welcher  allerdings  verloren  geht)  wirkt  schon  jetzt  das  Wasser 
auftreibend.  Im  nächsten  Augenblicke  bei  0,9  trifft  der  untere  Kolbenring  2a 
auf  das  Luftloch  47a  und  läfst  oben  Luft  in  den  Cylinder  ein,  so  dafs  der 
Austritt  des  im  Cylinder  befindlichen  Wassers  ents])rechend  erfolgen 
kann.  Der  schwache  Ueberdruck  bewirkt,  dafs  der  Austritt  des  Wassers 
nicht  schlagend  vor  sich  geht.  Aufserdem  ergibt  die  Construction  des 
Daumens  ein  allmähliches  Oeffnen  der  Ventile  und  rasches  Sehliefsen 
derselben. 

Das  Luftloch  47a  ersetzt  gleichzeitig  bei  jedem  Kolbenhube  die 
durch  eventuelle  Undichtheiten  verloren  gegangene  Luft.  Wäre  das- 
selbe nicht  vorhanden,  dann  würde  es  sehr  fraglich  sein,  selbst  bei  sehr 
grofsem  Austrittsventile,  ob  das  Wasser  durch  die  im  Cylinder  befind- 
liche Luft  bei  der  Bewegung  des  Kolbens  von  0  bis  0,5  Rückgang  aus 
dem  Cylinder  entfernt  werden  würde.  Es  geht  daraus  hervor,  wie 
wichtig  es  ist.,  dafs  das  Wasser,  schon  bevor  der  Kolben  in  den  oberen 
todten  Punkt  gelangt,  austritt  und  eine  Oeffnung  vorhanden  ist,  welche 
den  Austritt  des  Wassers  durch  Luft  ersetzt,  ohne  dafs  die  Luft  durch 
das  Wasser  zu  treten  braucht.  Hat  der  Motor  die  normale  Tourenzahl 
erreicht,  dann  hebt  sich  der  Regulator  17  und  mit  ihm  der  Winkel- 
hebel 21  (Fig.  2).  Der  Daumen  24  hebt  den  letzteren  mit  seinem 
Ansätze  47b  etwas  höher  als  den  Haken  48  des  Winkelhebels  19,  so 
dafs  noch  ein  kleiner  Spielraum  zwischen  beiden  entsteht.  Dadurch 
wird  alsdann  der  Hebel  21  oben  festgehalten  und  das  Auslafsveutil  27 
geöffnet.  Da  das  Zwischenstiick  28a  in  diesem  Momente  ebenfalls 
herausgezogen  ist,  so  macht  die  Kurbelwelle  5  einige  Umdrehungen, 
je  nachdem  Kraft  von  dem  Motor  verlangt  wird,  ohne  dafs  das  Ein- 
lafsventil  geöffnet  wird.  Ist  nämlich  das  Zwischenstück  28a  heraus- 
gezogen, so  wird  der  Daumen  24  jedesmal  nur  das  Führungsstüek  35 
herunterdrücken,  ohne  Einwirkimg  auf  das  Ventilgestänge.  Sinkt  die 
Tourenzahl,  so  kann  vermöge  des  Spielraumes  49,  welchen  der  Winkel- 
hebel 19  am  Regulator  17  hat,  letzterer  sinken,  ohne  dafs  der  Hebel  19 
von  Hebel  21  mit  Ansatz  47b  von  dem  Haken  48  des  Winkelhebels  19 
lüftet,  kann  vermöge  des  kleinen  Uebergewichtes  der  wagerechte  Arm  19a 
heruntersinken,  in  welcher  Stellung  48  nicht  mit  47b  einklinken  kann. 
Der  Hebel  21,   Zwischenstück  28a  sammt  Auslafsventil  27   folgen  nun 


Adams  Diuckwasser-Kraflmaschiuen.  485 

dem  Daumen  uud  in  vorbezeichneter  Kolbenstellung  beginnt  wieder 
Compression    und  Wassereintritt   in  der  Todtlage  des   Kolbens  u.  s.  w. 

Zur  Abstellung  des  Motors  emptiehlt  sich  die  Anwendung  einer 
Vorrichtung,  welche  den  Regulator  in  die  Höhe  hält,  wodurch  das 
Zwischenstück  28a  herausgezogen  ist,  so  dafs  das  Einlafsveutil  ge- 
schlossen bleibt  und  daher  beim  Rotiren  der  Kurbel  kein  Wasser  in 
den  Cylinder  tritt.  Eine  solche  Vorrichtung  ist  aus  Fig.  2  ersichtlich 
und  besteht  aus  einem  Stützhebel  50,  durch  welchen  der  Regulator  in 
die  Höhe  gestellt  und  alsdann  in  der  Stellung  gehalten  werden  kann, 
so  dal's  das  Einlalsventil  beständig  geschlossen  und  das  Auslafsventil 
beständig  offen  gehalten  ist.  Es  wird  dadurch  auch  in  allen  Fällen 
der  volle  Druck  des  Wassers  ausgenützt  und  auch  dem  Laien  unmöglich 
gemacht,  bei  mehr  oder  weniger  Kraftverbrauch  die  Regulirung  durch 
mehr  oder  weniger  Oeffnen  der  Zuleitungsventile  durchführen  zu  wollen. 

Zieht  man  vor,  das  Luftkissen  und  den  Ausfall  von  Füllungen  nicht 
anzuwenden,  so  erreicht  man  dies  bei  der  sonst  gleichen  Maschine  da- 
durch, dafs  man  dem  Kolben  ein  selbsthätiges  Luftventil  gibt  und  den 
Cylinder  bei  jedem  Hube,  d.  h.  wenn  der  Regulator  nicht  einwirkt, 
nahezu  mit  dem  ganzen  Wasserdrücke  voll  füllt. 

Um  die  Geschwindigkeit  zu  reguliren,  wird  —  statt  wie  bei  den 
bisher  bekannten  Motoren  den  Wasserdruck  zu  drosseln  —  durch  den 
abgeschrägten  Daumeu  52  (Fig.  3")  die  Füllung  durch  das  Einlafsveutil  von 
ganzer  bis  '  ^  Füllung  geändert.  Es  wird  durch  den  Daumen,  je  nach  dem 
Kraftbedarfe  und  Kolbenstellung  das  Einlafsveutil  geschlos.sen  und  stets 
im  todten  Punkte  geöffnet,  und  wenn  der  Druckausgleich  im  Cylinder 
stattgefunden  hat,  öffnet  sich  das  Luftventil  51  im  Kolben  und  lafst 
denselben  ohne  Kraftverlust  bis  zum  todten  Punkte  gehen. 

Beim  Rückgange  des  Kolbens  wird  das  Wasser  und  die  Luft  durch 
Oeffnen  des  durch  eine  Curve  53a  des  Rades  53  beeinflufsten  Auslafs- 
ventiles  27  ausgelassen  und  letzteres  kurz  vor  dem  unteren  todten 
Punkte  geschlossen,  so  dafs  die  im  Kanäle  vorhandene  Luft  com- 
primirt  wird.  Um  letzteres  den  örtlichen  Verhältnissen  anpassen  zu 
können,  ist  das  Rad  53  mit  der  Curve  53a  verstellbar  eingerichtet,  so 
dafs  je  nach  Stellung  das  Auslafsventil  früher  oder  .später  geschlossen 
und  dadurch  die  Compression  erhöht  oder  erniedrigt  wird. 

Zur  vorbeschriebenen  Einrichtung  ist  für  den  Wasser-Ein-  und 
Austritt  ein  gemeinschaftlicher  Kanal  vorhanden,  an  dem  jedoch  das 
Einlafsveutil  26  ganz  an  dem  äufsersten  Ende  angeordnet  ist,  zu  dem 
Zwecke,  eine  möglichst  ruhige  Wasserbewegung  zu  bewirken.  Die 
sonstige  Construction  ist  aus  Fig.  3  ersichtlich. 

Die  zuletzt  beschriebene  Construction  kann  auch,  wie  aus  Fig.  4 
ersichtlich,  in  umgekehrter  Anordnung  angewendet  werden,  d.  h.  mit 
dem  Cylinder  nach  oben,  wobei  jedoch  der  Windkessel  45  im  Mantel 
wesfallt  und  in  der  aus  der  Zeichnung  ersichtlichen  Weise  angeordnet 


486  Adam's  Dnicknasser-Kraflmascliincn. 

wird.  Hierbei  besitzt  der  Mutor  genau  dieselbe  Regulirung  mittels  Aus- 
lassens  von  Füllungen  durch  den  abgeschrägten  Daumen.  Jedoch  kommt 
das  selbsthätige  Luftventil  51  nicht  in  den  Kolben,  sondern  wird  im 
Cylinderdeckel  angeordnet,  mit  demselben  Zwecke,  beim  Arbeiten  die 
Luft  nicht  durch  das  Wasser  saugen  zu  müssen. 

Der  Kolben  selbst  erhält  noch  ein  Ventil  54,  welches  beim  Kolben- 
rückgange auf  einen  gewissen  Weg  desselben  durch  Anstofs  des  bei  55 
an  der  Pleuelstange  befestigten  Ansatzes  an  seine  Veutilstange  gesteuert 
wird.  Geht  der  Kolben  nach  abwärts,  so  ist  das  Ventil  geschlossen. 
Bei  etwa  0,80  seines  Herunterganges  hat  das  Einlafsventil  bei  gröfster 
Füllung  den  Zutritt  des  Wassers  abgesperrt  und  nun  kommt  der  obere 
Kolbenring  2a  mit  den  Kanälen  55a  (Fig.  5)  in  Verbindung,  so  dafs 
das  Wasser  sofort  von  0,80  des  Kolbenrückganges  in  den  vollständig 
geschlossenen  Mantel  des  Motors  und  durch  die  Oelfnung  55b  abfliefst. 
Wie  oben  erwähnt,  wird  beim  Kolbeurückgange  das  Ventil  54  durch 
den  Ansatz  55  der  Pleuelstange  offen  gehalten  und  zwar  von  0,15  bis 
0,80  des  Weges,  um  einestheils  eine  vorzeitige  Coniprcssion  zu  ver- 
hüten, auderentheils  aber  die  etwa  noch  im  Cyiiiider  befindliche  Menge 
Wasser  heraus  zu  lassen.  Wie  aus  der  Zeichnung  (Fig.  4)  ersichtlich, 
ist  der  Einlafskanal  so  angeordnet,  dafs  er  immer  mit  Wasser  gefüllt 
bleibt,  um  den  schädlichen  Raum  nach  Möglichkeit  zu  verkleinern.  Das 
Wasser  tritt  unterhalb  des  Windkessels  45  in  die  durch  die  punktirten 
Linien  angedeutete  Oeffnung  seitlich  ein.  Die  Hegulirung  des  Ein- 
lal'sventiles  geschieht  auch  durch  einen  abgeschrägten  Daumen  52  der 
Kurbelwelle,  wie  bei  Fig.  3,  jedoch  mit  der  Abänderung,  dafs  mit  dem 
Regulator  ein  in  dem  Gehäuse  56  drehbarer  Winkelhebel  57  verbunden 
ist ,  der  die  Rolle  58  der  Ventilstange  36  verschiebt,  mittels  welcher 
in  Verbindung  mit  dem  abgeschrägten  Daumen  52  das  rechtzeitige 
üeH'nen  des  Ventiles  26  bewirkt  wird.  Die  Wirkungsweise  vorbe- 
schriebenen, abgeänderten  Motors  ist  folgende: 

Man  dreht  das  Schwungrad  derart,  dafs  der  Kolben  etwa  0,80  des 
Aufganges  zu  stehen  kommt,  und  prefst  dadurch  die  oberhalb  befind- 
liehe  Luft  zusammen.  Der  Daumen  52  ötlnel  alsdann  im  todteu  Punkte 
das  Einlafsventil  26,  so  dafs  nun  der  Kolben  hennitergedrückt  wird. 
Ehe  alsdann  der  obere  Kolbenring  2a  mit  den  Kanälen  55a  in  Ver- 
bindung treten  kann,  schliefst  sich  das  Einlafsventil,  worauf  alsdann, 
nachdem  sieh  das  selbsthätige,  nur  mit  einer  schwachen  Feder  zur 
Hebung  seines  Eigengewichtes  versehene  Ventil  51  otl'net,  Luft  in  den 
C_v  linder  tritt  und  daher  das  Wasser  durch  Kolbenring  2a,  Kanäle  5a  u.  s.w. 
rasch  abfallen  und  durch  Oelfnung  55b  abfliefsen  kann  (Fig.  3).  Beim 
Kolbenrückgange  wird  nun  das  Ventil  54  geöll'net,  bis  etwa  0,30  des 
Weges,  worauf  Compression  eintritt  und  das  Sjiiel  sich  von  Neuem 
wiederholt.  Die  Regulirung  läfst  Wasser  je  nach  Bedarf  ein,  und  hat  der 
Druckausgleich  stattgefunden,  tritt  liuft  durch  dasVentilSl  auf  das  Wasser. 


Adams  Druckwasser-Kial'tmaschinen.  487 

Zieht  man  vor,  das  selbsthätige  Luftventil  im  Kolben  und  das  Loch 
als  Ersatz  der  verloren  gegangenen  Luft  zu  umgehen  und  den  Zweck 
der  sicheren  Entfernung  des  Verbrauchswassers  im  Momente  der  Com- 
)n-ession  zu  erreichen,  so  gelangt  man  dazu,  dem  Kolben  eine  Arbeits- 
weise zu  geben,  welche  an  die  Viertactbewegung  der  Gasmaschinen 
erinnert. 

Hierbei  wird  alsdann  die  gleiche  Neuerung  wie  die  von  Fig.  1, 
2  u.  s.  w.  angewendet,  jedoch  wird  sie  nicht  direkt  von  der  Kurbel- 
welle 5  aus  in  Thätigkeit  gesetzt,  sondern,  wie  aus  Fig.  6  und  7  er- 
sichtlich, von  einem  Vorgelege  o  aus,  das  an  dem  Arme  45a  augebracht 
ist,  mit  Uebersetzungsrädern  r  r,  derart,  dafs  a  die  Hälfte  Umdrehungen 
macht,  wie  die  Welle. 

Aufserdem  ist  aufser  dem  Daumen  24  für  die  Einlafsventilstange 
noch  ein  solcher  24a  getheilt  (links  und  rechts  von  diesen)  auf  dem 
Vorgelege  o  angeordnet,  wobei  der  Winkelhebel  21,  welcher  von  dem 
letzteren,  wie  bei  Fig.  1,  zeitweise  gehoben  wird,  aufwärts  gebogen, 
über  dem  Daumen  24  gespalten  ist,  damit  dieser  rotiren  kann,  ohne 
den  Winkelhebel   zu  beeinflussen. 

Es  wird  sonach  folgende  Arbeitsweise  eintreten: 

Beim  Rückgange  des  Kolbens  Austritt  des  Wassers  und  der  Luft 
durch  Offenhalten  des  Auslafsveutiles;  beim  Aufgange  des  Kolbens  An- 
saugen von  Luft:  beim  Rückgange  des  Kolbens  Compressiou  der  Luft 
durch  Schliefsen  des  Auslafsventiles  in  entsprechender  Kolbenstellung. 
Durch  solchen  Viertact  erreicht  man  gleiche  Compression  und  ruhiges 
Arbeiten,  wenn  vielleicht  auch  etwas  Kraftverlust  damit  verbunden  ist. 

Eine  weitere  Ausführung  ist  in  Fig.  8  bis  10  dargestellt.  Die  Fig.  8 
zeigt  einen  Senkrechtschnitt  in  der  Richtung  der  Kurbelwelle,  Fig.  9 
einen  solchen  senkrecht  zu  der  letzteren,  Fig.  10  zeigt  in  Ansicht  die  für 
den  Motor  in  Verwendung  kommende  Regulirung  und  Steuerung.  Wie 
aus  Fig.  8  ersichtlich,  kommt  ein  entlastetes  Einlafsventil  26  in  Ver- 
wendung zur  eventuellen  Auslassung  der  Compression.  Dieses  Ventil 
wird  geöffnet,  wenn  der  Kolben  in  der  oberen  Todtlage  ist  und  ge- 
schlossen in  der  unteren  Todtlage,  wobei  ein  nur  allmähliches  Oeffnen 
und  Schliefsen  des  Ventiles  stattfindet. 

Die  Regulirung  geschieht  statt  mit  verschiebbaren  Rollen,  wie  oben 
beschrieben,  durch  eine  Art  Pendelregulirung.  Auf  der  verschiebbaren 
Steuerstange  77  sind  nämlich  auf  einem  Zapfen  78  die  Gewichte  73 
befestigt  und  durch  eine  leichte  Feder  in  der  aus  Fig.  12  ersichtlichen 
Stellung  gehalten. 

Auf  der  Kurbelwelle  sitzt  die  excentrische  Scheibe  70,  auf  welcher 
die  Rolle  der  Steuerstange  aufsitzt.  Mit  dem  Gewichtshebel  73  ist  der 
Schwingungshebel  74  verbunden,  welcher  oben  gegen  die  Steuerstange  77 
abgekröpft  ist  und  ohne  auf  deren  oberem  Ende  zu  streifen,  also  ohne 
Reihung,   darauf  gleiten  kann.     Die  Ventilstange  von  26   hat,   wie  die 


488  Neue  Erdölkraftmaachinen. 

Fig.  10  zeigt,  ein  eingekerbtes  Ende,  in  welches  bei  der  Normalstelluog, 
wo  das  Einlafsventil  geöffnet  werden  soll,  das  über  der  Steuerstange 
liegende  Ende  75  des  Schwingungshebels  74  eingreift  und  dadurch  bei 
der  entsprechenden  Stellung  der  Curvenscheibe  70  das  Ventil  26  öffnet. 

Geht  nun  der  Motor  rascher,  als  die  Normalbewegung  sein  soll,  so 
wird  der  Steuerungshebel  77  rascher  beeinflulst,  so  dafs  die  Gewichte 
und  damit  der  Hebel  74  eine  Ausschwingung  machen  und  er  dadurch 
an  der  äufseren  Abschrägung  der  Ventilstange  abgleitet  und  ein  Oeffnen 
der  Einlarsvenlile  nicht  stattfindet,  also  Wasserfüllungen  ausfallen.  Hier- 
bei tritt  beim  Niedergange  des  Kolbens  Luft  durch  das  Ventil  54  in 
den  C'ylinder,  welcher  beim  Aufwärtsgeheu  wieder  durch  das  dann  ge- 
steuerte Ventil  austritt,  bis  die  normale  Tourenzahl  erreicht  ist.  War 
bei  dem  Motor  Fig.  4  noch  ein  besonderes  Luftveutil  angebracht,  so 
dafs  die  Luft  beim  Reguliren  nicht  durch  das  Wasser  gesaugt  zu  werden 
brauchte,  so  wird  bei  der  in  Rede  stehenden  Construction  das  Auslafs- 
ventil  54  gleichzeitig  als  Ventil  für  den  Luftzutritt  verwendet.  Beim 
Ausfalle  von  Füllungen  öffnet  sich  nämlich  das  Ventil  selbsthätig  beim 
Heruntergange  des  Kolbens  und  so  tritt  die  Luft  aus  dem  unteren 
Theile  79  in  den  Cylinder  oberhalb  des  Kolbens,  während  beim  Auf- 
gange des  Kolbens  diese  Luft  wieder  durch  das  durch  den  Ansatz  55 
gesteuerte  Ventil  in  den  Raum  79  zurücktritt. 

Ein  Punkt  ist  noch  als  wichtig  zu  bemerken: 

Vor  Ingangsetzung  der  Maschine  wird  das  Schwungrad  einige  Male 
nach  links  herumgedreht.  Dadurch  wird  die  Luft  durch  das  selbsthätige 
Ventil  54  in  den  Cylinder  gesogen  und  in  den  Windkessel  45  geprefst. 
Dadurch  erhält  man  erheblich  gröfsere  Mengen  Luft  in  demselben, 
welche  beim  Arbeiten  des  Motors  selbstredend  auch  nachhalliger  ist, 
so  dafs  der  Rückschlag  auf  die  Wasserleitung  möglichst  vermieden 
wird.  Das  Ueberdrücken  der  Luft  vom  Cylinder  in  den  Windkessel 
erfolgt  durch  das  Einlafsventil  26  selbsthätig,  weil  die  obere  Druck- 
fläche derselben  gröfser  ist  als  die  untere.  Mittag. 


Neue  Erdölkraftmaschinen. 

l'iitentklasse  46.     Mit  Abbildung«)  auf  Talel  26. 

Die  Ausbildung  der  Erdölkraftmaschinen  wird  mit  Recht  jetzt  tliat- 
kräftig  angestrebt,  um  namentlich  für  die  Landwirthschaft  eine  Kraft- 
maschineherzustellen, welche  mitderjctzt  hierausschliefslich  herrschenden 
Dampfmaschine  und  dem  Göpel  in  Wettbewerb  treten  kann.  Es  w'wA 
besonders  der  Ersatz  der  bisher  als  Vergasungsmittel  benutzten,  zweck- 
mäfsigen,  aber  theuren  und  feuergefährlichen,  leicht  verdampf  baren 
Kohlenwasserstoffe,  wie  Naphta,  Benzin,  Gasolin  u.  s.  w.,  durch  das  ge- 
wöhnliche  Handelserdöl    herbeizuführen    gesucht.      Nach    vielen    Fehl- 


Neue  Erdölkral'tmaschinen. 


589 


schlagen  scheint  es  nunmehr  gelungen,  wie  wir  unten  sehen  werden, 
eine  praktisch  brauchbare  Maschine  mit  Betrieb  durch  verdampftes  Roh- 
erdöl herzustellen.  Die  zu  überwindenden  Schwierigkeiten  liegen  einmal 
in  der  verhältnifsmäfsig  schweren ,  nur  durch  starke  Erhitzung  herbei- 
fiihrbaren  Verdampfungsfähigkeit  des  Roherdöles,  sodann  in  den  zähen, 
theerartigen  Rückständen  desselben,  welche  die  Wege  des  Motors  rasch 
zu  verstopfen  und  stetig  zu  verunreinigen  drohen,  so  dafs  ein  dauernder 
Betrieb  dadurch  sehr  erschwert  ist. 

S.  Marcus  in  Wien  benutzt  für  die  von  ihm  ausgeführten  Maschinen 
leichte  Kohlenwasserstoffe  von  0,6  spec.  Gew.,  welche  er  in  einem 
Nebenbehälter  kalt  zerstäuben  läfst,  so  dafs  der  Staub  vom  Motor  an- 
gesaugt werden  kann.  Der  Zerstäuber  besteht  aus  einer  in  die  Flüssig- 
keit eintauchenden  scheibenförmigen,  umlaufenden  Bürste,  deren  Borsten 
die  Flüssigkeit  aus  dem  Behälter  tropfenweise  ausschöpfen ,  um  in  der 
obersten  Stellung  an  einem  Abstreicher  scharf  ausgespritzt  zu  werden, 
so  dafs  die  Flüssigkeit  in  dem  geschlossenen  Behälter  fein  zerstäubt. 
Die  durch  den  Behälter  gesaugte  Luft  wird  sich  demnach  mit  Benzin- 
staub säftigen  können. 

Marcus  führt  die  Motoren  für  diesen  Zerstäuber  in  zwei  verschie- 
denen Constructionen  aus.  Ein  Viertactmotor  arbeitet  in  gleicher  Weise 
wie  der  Ofto'sche  Gasmotor  und  saugt  die  Ladung  dui-eh  den  Zerstäuber- 
kasten ein.  Ein  Zweitactmotor  verdichtet  im  vorderen  Cylindertheile 
während  des  Arbeitshubes  die  vorher  in  den  Cylinder  eingesaugte  Luft 
und  drückt  diese  durch  den  Zerstäuber  in  den  hinteren  Cylinderraum, 
wo  die  elektrische  Entzündung  stattfindet. 

Ueber  Versuche  mit  diesen  Maschinen  macht  M.  R.  v.  Pichler  in  der 
Wochenschrift  des  österreichischen  Ingenieur-  und  Architectenvereines^  1888 
■-■  S.  221,  folgende  Mittheilungen: 

Diagramm  Fig.  1  Taf.  26  wurde  von  einem  nominell  einpferdigen 
offenen  (Viertact-)Motor  gewonnen. 

Indicator-Feder  Sm™ 

Cylinder-Durchmesser 

Kolbenhub       .     .     . 

Umlauf  iu  1  Minute 

Indicirte  Leistung  Nt 

Gebremste      ..        Ne 


=  l^'t 

_  11  omni 

=  260mm 
=  210mm 

=  1,4  ff 
=  1,15  IP 


iVe 


Wirkungsgrad   r/ := -j^  =  0,821. 

Diagramm  Fig.  2  wurde  von  einem  geschlossenen  (Zweitact-)Motor 
gewonnen. 

Indicator-Feder  Sm"    .     .  =  1-'^ 

Cylinder-Durchmesser  .     .  :=  200°"" 

Kolbenhub       =  420min 

Umlauf  in  1  Minute     .     .  =  155mm 

Indicirte  Leistung  iV;   .     .  =  15,7  IP 

Gebremste     „         A',   .     .  =    7,3    .. 


400  Neue  Erdölkraftraaschincn. 

Der  Oelverbrauch  betrug  im  Mitlei  für  die  eireeüve  I'ferdekrafi  0'',4 
l)ei  einem  specitischen  Gewichte  von  730. 

Audi  Lenotr,  dessen  Mascliinen  von  Houarl  freres  und  Comp,  in  Paris 
ausgeführt  werden,  bleibt  bei  der  i<alten  Zerstäubung.  Der  bezügliche 
Apparat  (Fig.  3)  besteht  aus  einer  umlaufenden  Trommel  o,  welche 
zum  Theile  mit  dem  Kohlenwasserstotre  gefüllt  ist,  so  dafs  die  am  Um- 
fange der  Trommel  «  angeordneten  Schöi)fsc'liaufeln  li  die  Flüssigkeit 
mit  sich  heraufführen  können,  um  sie  am  oberen  Rande  des  Drehkreises 
wieder  auszugiefsen.  Die  durch  den  Behälter  gesaugte  Luft  soll  sich 
mit  der  herabrieselnden  Flüssigkeit  sättigen. 

Eine  mit  solchem  Apparate  arbeilende  Maschine  zum  Betriebe  eines 
Schraubenbootes  wird  in  Revu?  induHrielle,  1888  "  S.  93,  beschrieben. 
Dieses  Boot  war  auf  der  maritimen  Ausstellung  zu  Havre  von  der  Firma 
Houart  frhe»  und  Comp,  in  Paris,  Boulevard  Voltaire  137,  ausgestellt. 
Das  Fahrzeug  hat  7"'  Länge,  lni,65  Breite  und  0"\'.>  Höhe,  und  hat  in 
belastetem  Zusande  einen  Tiefgang  von  0"',6,  es  bewegt  sich  mit  14''"' 
vorwärts  (Fig.  4  und  5). 

Der  Motor  hat  zwei  Cylinder  Z),  in  denen  sich  die  Kolben  P  führen. 
Letztere  treiben  eine  senkrechte,  in  den  Lagern  p  gelagerte  Welle  mit 
dem  wagerechten  Sehwungrade  F  an.  Das  Sehwungrad  steht  mit  einem 
conischen  Zahnrade  in  Verbindung  und  liegt  über  zwei  gleichfalls 
conischen,  auf  der  Achse  Q  befestigten  Zahnrädern.  Die  in  der  Zeich- 
nung rechte  Seite  der  Achse  Q  führt  nach  der  Schraube,  die  linke  nach 
einem  in  der  Abbildung  vorn  sichtbaren  Steuerhebel  0,  dieser  wirkt 
mit  Hilfe  der  conischen  Stücke  t  in  der  Weise,  dafs  das  Zahngetriebe 
aufser  Eingrilf,  die  Schraube  also  still  steht,  wenn  er  senkrechte  Lage 
hat,  und  das  Schwungrad  das  eine  oder  andere  Rad  der  Achse  (J  und 
damit  die  Schraube  vor-  oder  rückwärts  bewegt,  wenn  er  nach  der  einen 
oder  anderen  Seite  umgelegt  wird.  Die  beiden  Cylinder  des  Motors 
können  zusammen  in  Thätigkeil  sein;  es  lälst  sich  aber  auch  einer 
von  ihnen  aufser  Betrieb  setzen.  Sie  sind  mit  einem  gemeinsamen 
Mantel  umgeben  und  direkt  auf  dem  Gestelle  befestigt,  während  den 
Vertheilungsmechanismus  ein  besonderer  Ständer  trägt. 

Die  Verdichtungskammern  C  sind  an  die  Cylinder  geschraubt  und 
haben  ringsum  eine  Anzahl  Rip])en  erhalten.  Sie  sollen  zugleich  die 
Wärme  von  den  Cylindern  abhalten,  dann  aber  auch  die  Rolle  von 
Vorwärmern  spielen,  nämlich  die  Tem])eratur  der  Gase  vor  ihrer  Ent- 
zündung erhöhen,  um  eine  vollkommene  Verbrennung  möglich  zu  machen. 

Es  sind  drei  Vertheilungsventile  vorhanden.  Das  eine  setzt  den 
Cylinder  mit  dem  Ventilkasten  in  Verbindung  und  durch  die  beiden 
anderen  dringen  die  carburirte,  sowie  die  atmosphärische  Luft  in  den 
Kasten  ein.  Der  Eintritt  der  Luftarien  in  den  Cylinder  erfolgt  durch 
das  Ansaugen  des  Kolbens  und  ebenso  die  Verini.schung  derselben.  Hat 
die  Verdicliliinsi  im  Cylinder  stattgefunden,  so  entzündet  sich  das  Gas- 


Neue  Erdölkraftmaschinen.  491 

gemenge  durch  einen  elektrischen  Funken,  welcher  durch  zwei  gal- 
vanische Elemente  und  einen  Ruhmkor  ff' scYmn  Inductionsapparat  er- 
zeugt wird.  Dabei  ist  zu  bemerken,  dafs  der  elektrische  Stromschliefser 
in  dem  inducirenden  und  nicht  in  dem  indueirten  Stromkreise  liegt, 
so  dafs  sich  die  Elemente  nur  während  des  Augenblickes,  in  dem  die 
Entzündung  vor  sich  geht,  in  Thätigkeit  befinden. 

Der  Stromschliefser  selbst  besteht  aus  biegsamen  Plättchen  und 
kleinen,  mit  Metallcontacten  versehenen  und  sich  drehenden  Scheiben, 
auf  welchen  die  Plättchen  schleifen,  und  zwar  sind  die  Scheiben  auf 
dem  Ständer  für  den  Vertheilungsmechanismus  befestigt.  In  der  Zeich- 
nung bezeichne  C  die  Ventile  für  den  Austritt  der  Verbrennungspro- 
ducte.  Der  Vertheilungsständer  trägt  zwei  unrunde  Scheiben,  die  bei 
der  Drehung  die  Stangen  F  mit  Hilfe  von  an  diesen  drehbaren  Rollen 
und  unter  dem  Einflüsse  einer  Feder  hin  und  her  bewegen. 

Die  Abkühlung  der  beiden  Cylinder,  deren  Erhitzung  auch  schon 
die  (.'onstruction  der  Compressionskammer  vorzubeugen  sucht,  besorgt 
das  Wasser,  in  welchem  das  Schiflf  fährt.  Es  wird  durch  eine  Centri- 
fugalpumpe  angesaugt,  durch  Rohre  g  nach  der  Umhüllung  der  Cylinder 
geleitet  und  aus  dieser,  nachdem  es  in  derselben  circulirt  hat,  wieder 
weggeführt. 

Die  Maschine  verlangt  ungefähr  400s  Gasolin  für  1  IP  und  Stunde 
und  leistet  zugleich  bei  einer  Geschwindigkeit  von  200  Touren  eine 
Arbeit  von  3  Pferd.  In  Folge  dieses  geringen  Verbrauches  verursacht 
auch  die  Bergung  des  Gasolins  nur  wenig  Schwierigkeit ;  ein  Gefufs 
mit   15'  Inhalt  genügt  für  8  Stunden. 

Auch  der  Gaserzeugungsapparat  von  E.  Bahn  in  Frankfurt  a.  M. 
(*D.R.  P.  Nr.  42  752  vom  6.  Juli  1887)  besteht  aus  einer  Trommel,  durch 
welche  die  zu  schwängernde  Luft  gesaugt  wird  (Fig.  6  und  7). 

Das  mit  Deckel  verschlossene  cylindrische  Gefäfs  A  wird  mit  einem 
saugenden  StofI'  (etwa  Watte)  ausgefüttert,  der  geeignet  ist,  Flüssigkeit 
in  reichem  Mafse  aufzunehmen.  Eine  mit  Hähnen  h  ä,  versehene  Rohr- 
leitung schliefst  sich  an  Deckel  und  Rückwand  des  Gefäfses  an  und 
dient  als  Zuleitung  der  zur  Gasbildung  erforderlichen  Luft.  Die  An- 
ordnung des  saugenden  Stoffes  ist  so  getrolfen,  dafs  der  Innenraum  des 
Gefäfses  jederzeit  vollkommen  damit  ausgefüllt  bleibt,  zu  welchem 
Zwecke  ein  Drahtgeflecht  angewendet  wird,  dessen  beide  Seiten  mit 
Wattelage  oder  anderem  geeigneten  Stofte  gleichmäfsig  in  mäfsiger 
Stärke  belegt  und  daran  befestigt  sind.  Das  Ganze  wird  lose  cylindrisch 
zusammengerollt  und  als  Wickel  eingelegt.  Um  die  Flüssigkeit  in  A 
zur  gleichmäfsigen  Anschwängerung  des  saugenden  Stolfes  zweckdien- 
lich constant  zu  erhalten,  ist  ein  Behälter  Ä,  der  durch  die  Rohrlei- 
tung r  mit  dem  Gasraume  A  unten  verbunden  ist  und  zur  Aufnahme 
eines  angemessenen  Vorrathes  von  Flüssigkeit  dient,  an  den  Gaserzeuger 
sich  anschliefst.     Der  Behälter  B  wird,    nachdem   er  gefüllt  ist,   durch 


492  Neue  Erdolkraftmaschineii. 

die  Seliraube  «  luftdicht  abgeschlossen.  Die  Flüssigiteit  wird  sich  dauii, 
nachdem  der  Hahn  g  geöffnet  wird,  um  ein  Weniges  über  die  Einmün- 
dungsötrnuüg  o  der  Leitung  /  im  Gaserzeuger  stellen.  Sinkt  nun  die 
Flüssigkeit  in  A  durch  den  Verbrauch,  so  steigt,  wenn  die  Oeffnung  o 
frei  wird,  Luft  durch  /  in  den  Behälter  B  und  es  tritt  eine  eutsprechende 
Menge  Flüssigkeit  aus  B  nach  A  über.  Der  Hahn  g  an  der  Leitung  e 
bleibt  während  der  Thätigkeit  des  Apparates  geöffnet  und  ist  nur  beim 
Nachfüllen  des  Behälters  B  zu  schliefsen. 

Zum  Zwecke  der  Regelung  des  Gasgemisches  sind  zwei  Kegulir- 
häiine  h  b  in  die  Rohrleitung  r  eingeschaltet.  Der  bei  e  eintretende 
Luftstrom  vertheilt  sich  nach  beiden  Seiten  und  nimmt  .seinen  Weg 
einestheils  durch  den  Apparat,  in  welchem  er  sich  mit  der  verdunstenden 
Flüssigkeit  schwängert,  andercntheils  wendet  er  sieh  direkt  nach  dem 
Theile  a  der  Leitung.  Ist  Hahn  6  A  geschlossen  und  Hahn  kh^  geöffnet, 
so  wird  die  ganze  Luftmenge  den  Innenraum  A  des  Gefäfses  durch- 
streichen müssen.  Ist  dagegen  h  A,  geschlossen  und  b  geöffnet,  so  wird 
nach  Austrittstelle  o  nur  reine  Luft  gelangen.  Durch  geeignete  Stel- 
lung der  Hähne  h  b  ist  die  Möglichkeit  gegeben,  das  Mischungsverhält- 
nifs  von  Luft  und  Gas  ganz  nach  Bedarf  zu  reguliren. 

Die  Verbindung  des  Gaserzeugers  mit  dem  Vorrathsbehälter  B  ist 
nicht  durchaus  noth wenig;  zu  besonderen  Zwecken  ist  es  sogar  vortheil- 
hafter,  den  Gaserzeuger  unmittelbar  bis  zur  vollständigen  Sättigung 
des  eingelegten  Stoffes  zu  füllen  und  etwa  unten  sich  ansammelnde 
Flüssigkeit  durch  ein  angebrachtes  Hähnchen  abzulassen. 

Der  Ga.serzeuger  von  B.  Lutzlsi  in  München  (*D.  R.  P.  Nr.  42290 
vom  2L  Juni  1887)  besteht  aus  einem  Kolben  o  (Fig.  8),  der  an  einem 
Ende  mit  dem  Gewinde  b  versehen  ist,  am  anderen  Ende  aber  glatt 
ist  und  im  Gehäuse  aus  und  ein  beweglich  ist;  durch  einen  Hebel  c 
wird  der  Kolben  a  in  eine  drehende  Bewegung  gesetzt,  und  da  er  zu- 
gleich mit  dem  Gewinde  i,  welches  sich  in  der  passend  angebrachten 
Mutter  d  dreht,  versehen  ist,  so  wird  er  auch  einen  geringen  Hub 
iiaben,  durch  welchen  es  möglich  wird,  eine  kleine  Menge  Oel  aufzu- 
saugen und  wieder  fortzudrücken.  e  ist  ein  kleines  Saugventil,  f  das 
Druck  Ventil,  welches  hier  zugleich  als  Zerstäuber  dient.  Am  Rohre  g 
ist  ein  Rückschlagventil  h  angebracht,  welches  den  Kanal  g  gegen  den 
C'ylinder  abschliefst.  Oberhalb  desselben  belindet  sich  ein  Flügelrad  i, 
welches  dazu  dient,  die  Luft  innig  mit  dem  Oeldunste  zu  mischen, 
die  beiden  Fänger  k  dienen  dazu,  die  etwa  nicht  verdunstenden  Oel- 
reste  aufzufangen;  dieselben  können  durch  einen  Hahn  herausgelassen 
werden. 

Während  des  Saugens  einer  viertactigen  Gasmaschine  wird  der 
Hebel  c  in  eine  .solche  Bewegung  gesetzt,  dals  das  aufgesaugte  Oel, 
welches  sich  in  dem  Räume  m  befindet,  durch  Ventil  f  gedrückt  wird 
und,   da   dieses   etwas   angespannt   ist,   als  Nebel   sich   auf  die  Metall- 


Neue  Erdölkraftmaschinen.  493 

bürste  n  niederschlägt;  in  diesem  Momente  tritt  (durch  den  Kolben  des 
Arbeitscylinders  angesaugt)  die  Luft  durch  den  Kanal  o,  nimmt  die 
Nebeltheilchen  aus  n  auf  und  tritt  durch  Kanal  g  in  den  Arbeitscylinder. 
Hier  wird  das  so  gewonnene  Geraisch  verdichtet,  entzündet  und  dadurch 
entsprechende  Explosion  hervorgebracht. 

Von  der  Maschine  der  Gehrüder  Priestman  in  Hüll  {Engineering^ 
1888*8.479,  Iron^  1888*8.380)  liegen  genaue  Durchschuittszeich- 
Dungennurüber  den  Zerstäuber  vor  (*D.  R.  P.  Nr.  43  273  vom  8.  Juni  1887). 

Der  Apparat  besitzt  eine  düsenähnliche  Gestalt  und  ist  aus  zwei  con- 
centrisch  in  einander  gesteckten  Röhren  m  und  m,  (Fig.  9)  zusammengesetzt. 
In  die  innere  enge  Röhre  in  wird  unter  Druck  die  Flüssigkeit  durch 
die  Leitung  «j  eingeleitet,  und  durch  den  Zwischenraum  zwischen  der 
inneren  und  der  äufseren  Röhre  m^  wird  Luft  mittels  der  Leitung  e 
getrieben.  In  Fig.  9  erweitert  sich  das  Ausflufsende  der  inneren  Röhre  m 
zu  einem  kegelförmigen  Räume  und  biegt  sich  in  letzteren  die  Mündung 
der  äufseren  Röhre  1n^  bis  zur  Scheitelöffnung  des  Hohlkegels  hinein. 
In  Folge  dieser  Einrichtung  wird  die  Luft  gezwungen,  von  ihrer  ge- 
radlinigen Beweguugsrichtung  so  abzulenken,  dafs  sie  sich  unter  einem 
stumpfen  Winkel  zurück  auf  den  Flüssigkeitsstrahl  stürzt  und  durch 
denselben  nach  der  Mündung  von  m^  zu  gelangen  sucht.  Der  Flüssig- 
keitsstrahl wird  so  allseitig  unter  stumpfem  Winkel  durchschnitten. 
Die  Wirkung  ist  eine  feine  Zertheilung  und  innige  Durchmischung,  so 
dafs  ein  dampf-  oder  nebelartiges  Gebilde  entsteht,  welches  sich  in 
diesem  Zustande  auch  in  dem  zu  seiner  Auffangung  dienenden  Behälter 
erhält. 

Besonders  für  solche  Maschinen,  welche  zum  Betriebe  von  Strafsen- 
wagen  bestimmt  sind,  sollen  die  Neuerungen  von  Benz  -und  Comp,  in 
Mannheim  (*D.  R.P.  Nr.  43638  vom  8.  April  1887)  Anwendung  finden. 

Bei  Motoren,  welche  djnamoelektrische  Zündung  haben,  ist  eine 
Vorrichtung  zur  Ingangsetzung  des  Motors  nöthig.  Es  mufs,  da  die- 
selben anfänglich  beim  Andrehen  des  Schwungrades  von  Hand  nur  eine 
ganz  geringe  Geschwindigkeit  besitzen,  der  Autrieb  für  die  Dynamo- 
maschine ein  doppelter  sein.  Anfänglich  beim  Andrehen  des  Schwung- 
rades mufs  eine  etwa  zehnmal  gröfsere  Uebertragung  als  später  beim 
regelrechten  Gange  des  Motors  wirken.  Hierzu  ist  eine  Vorrichtung 
nöthig,  durch  welche  bei  vollem  Gange  die  stärkere  Uebersetzung  aus- 
geschaltet und  diejenige,  die  bei  normaler  Umlaufszahl  des  Motors  der 
Dynamomaschine  die  passende  Geschwindigkeit  gibt,  eingeschaltet  werden 
kann.  Nun  verhält  es  sich  jedoch  bei  Fahrzeugen  ganz  anders  als  bei 
stationären  Motoren,  die  immer  annähernd  gleiche  ümlaufszahl  machen. 
Fahrzeuge  sind  oft  genöthigt,  ihre  mittlere  Geschwindigkeit  zu  über- 
schreiten und  noch  häufiger  nur  mit  halber  oder  ganz  geringer  Ge- 
schwindigkeit sich  zu  bewegen.  Die  Dynamo,  welche,  wie  sonst  üblich, 
mit  dem  Motor  verbunden  ist,  würde  dessen  Schwankungen  in  der  Um- 


494  Neue  Erdolkraftmaschinen. 

laulHzahl  mitmachen  müssen,  und  könnte,  wenn  sie  bei  nurmalem  (junge 
für  1500  Umlaute  gerichtet,  unter  Umständen  bis  auf  oOOO  Umläufe 
steigen,  um  dann  wieder  bis  auf  400  Umläufe  zu  sinken.  Die  zu  hohe 
Umlaufszahl  würde  der  Dynamo  schädlich  sein,  die  zu  niedere  aber 
eine  sichere  Zündung  nicht  mehr  zulassen  und  dann  der  Motor  bei  lang- 
samer Fahrt  leicht  stehen  bleiben.  Es  ist  daher  nothig,  dafs  die  Um- 
laufszahl der  Dynamo,  gleichviel  ob  das  Fahrzeug  sich  rasch  oder 
langsam  bewegt,  immer  dieselbe  bleibt  und  auch  .•^chou  beim  Andrehen 
des  Motors  von  Hand  die  Dynamo  die  richtige  Geschwindigkeit  besitzt. 
Um  dies  zu  erreichen,  wird  folgende  Construction  angewendet. 

Auf  der  senkrecht  gelagerten  Achse  o  (Fig.  10)  der  Dynamo  ist 
oberhalb  des  Lagers  eine  flache  eiserne  Scheibe  b  festgekeilt,  auf  wel- 
cher lose  eine  Lederscheibe  c  liegt.  Diese  wird  wieder  von  einer  gleich 
grofsen,  mit  Sehnurlauf  versehenen  Eisenscheibe  </  bedeckt,  welche  lose 
auf  der  Achse  a  sitzt,  überhalb  der  Scheibe  d  ist  an  der  Achse  a 
selbst  ein  kleiner  Schwungregulator  befestigt,  welcher  durch  eine  starke 
Feder  c,  so  lange  er  nicht  in  rasche  Dreiiuug  versetzt  wird,  einen 
kräftigen  Druck  auf  die  unter  ihm  hetindliche  lose  Schnurscheibe  rf, 
die  darunter  liegende  Lederscheibe  c  und  die  festgekeilte  Eisenscheibe  h 
ausübt.  Ueber  das  mit  Schnurlauf  versehene  Schwungrad  des  Motors 
und  über  die  lose  Schnurscheibe  d  der  Dynamo  läuft  eine  Lederschnur. 
Wird  der  Motor  von  Hand  augedreht,  so  bringt  er  auch  durch  diese 
Lederschnur  die  auf  der  Dynamo  betiudliche  Schnurscheibe  d  in  Drehung, 
und  diese  mufs,  da  sie  durch  die  Federt-  des  Regulators  auf  die  untere 
feste  Scheibe  b  aufgeprelst  wird,  die  Dynamo  selbst  in  Bewegung  .setzen. 
Der  Durchmesser  der  Schnurscheibe  d  ist  so  gewählt,  dafs  schon  beim 
Andrehen  von  Hand  fast  die  normale  Geschwindigkeit  der  Dynamo  er- 
reicht werden  kann.  Es  bilden  sich  daher  sofort  Funken,  und  der 
Motor  kommt  in  Gang.  Sobald  dann  die  Geschwindigkeit  des  Motors 
und  mit  ihm  der  Dynamo  eine  so  grofse  geworden,  dafs  die  Umlaufs- 
zahl, aufweiche  der  Regulator  eingestellt  ist,  überschritten  wird,  so 
halten  die  Kugeln  des  Regulators  dem  Federdrucke  von  e  das  Gleich- 
gewicht und  die  Schnurscheibe  d  dreht  sich  lose  auf  der  Dynamoiichse  o. 
Sobald  aber  die  Geschwindigkeit  der  Dynamo  wieder  etwas  nachläfst, 
wird  sie  wieder  durch  die  entstehende  Pressung  der  Feder  e  so  lange 
mitgenommen,  bis  sich  der  Regulator  bei  gröfserer  Umlaufszahl  wieder 
hebt.  Diese  Schwankungen  des  Regulators  und  der  Geschwindigkeit 
der  Dynamo  sind  derartig  gering,  dafs  das  Tachometer  keine  DiH'erenz 
anzeigt  und  den  ganzen  Vorgang  als  ein  Gleiten  imter  dem  zur  ge- 
wünschten Geschwindigkeit  nöthigen  Drucke  erscheinen  läfst. 

In  dem  in  Fig.  11  und  12  gezeichneten  Gaserzeuger  sind  eine  An- 
zahl runder  Scheiben  B  auf  einen  Bodeuzapfen  aufgesteckt.  Diese 
Scheiben  B  haben  radiale  Einschnitte,  und  die  r^o  erhnltcneu  Kreis- 
sectoren  sind  aus  der  Ebene  schräsz  herausuebogen. 


Neue  Erdülkraftmaschineii.  495 

Diese  Eiurichtung  hält  die  schleudernde  Bewegung  der  Erdöl- 
destillate vollständig  zurück,  läl'st  dabei  aber  doch  die  mit  Dünsten  ge- 
sättigte Luft  unbehindert  nach  oben  durciiziehen,  so  dafs  hierbei  ein 
ruhiges  und  vollkommen  gleichmäfsiges  Gemisch  erzielt  wird. 

Bei  der  Gaserzeugung  durch  Benzin  und  Erdöldestillate  kommt  es, 
wenn  die  Gasdämpfe  und  die  Luft  völlig  richtig  zur  Erzeugung  eines 
kräftigen  Explosionsgemenges  zusammengesetzt  sind,  häutig  vor,  dafs 
das  Gemenge  beim  Eintreten  in  den  Arbeitscylinder  noch  brennende 
Gastheile  von  vorangegangener  Explosion  trifft.  Diese  entzünden  dann 
den  neu  eintretenden  Gasstrom  und  mit  ihm  die  ganze  im  Gasapparate 
vorhandene  Explosionsmasse.  Für  diesen  Fall  ist  zwar  ein  Sicherheits- 
ventil vorhanden,  welches  dem  Ueberdruck  Auslafs  gestattet,  allein  der 
Gasverbrauch  für  die  nächsten  Zündungen  ist  aufgebraucht  und  der 
Gasapparat  mit  verbrannten  Gasen  erfüllt.  Bleiben  dann  mehrere  Ex- 
plosionen nach  einander  aus,  so  kommt  der  Motor  leicht  zum  Still- 
stande. Um  diesem  Mifsstande  abzuhelfen,  wird  die  Kegulirschraube  r 
des  Gasapparates  derartig  eingestellt,  dafs  derselbe  ein  an  Gasdämpfen 
reicheres  Gemisch  ergibt,  welches  für  sich  allein  nicht  mehr  explosibel 
ist;  diesem  Gemische  wird  kurz  vor  Eintritt  in  den  Cylinder  noch 
die  nöthige  Menge  atmosphärischer  Luft  zugeführt,  um  es  explosibel 
zu  machen.  Diese  Luft  wird,  um  eine  innige  Mischung  zu  erzielen, 
durch  viele  feine  Oetfnungen  eingeführt.  Eine  Entzündung  vom  Cy- 
linder  aus  kann  daher  das  vorhandene  Gemisch  nur  so  weit  zur 
Verbrennung  bringen,  als  es  selbständig  verbrennbar  ist,  also  nur 
bis  zu  der  dicht  vor  dem  Cylinder  angebrachten  Luftzuführung.  Ein 
weiteres  Zurückschlagen  in  den  Gasapparat  ist  unmöglich;  es  geht  nur 
eine  Zündung  verloren  und  der  ganze  Vorrath  im  Gasapparate  bleibt 
erhalten. 

Soll  schweres  Erdöl  Verwendung  linden,  so  mufs,  wie  gesagt,  dessen 
Verdampfung  veranlafst  werden.  Dieses  Ziel  scheint  mit  den  nun  zu 
besprechenden  Constructiouen  angestrebt  zu  werden. 

Eine  werthvolle  Verbesserung  von  hervorragender  praktischer  Be- 
deutung scheint  in  den  Patenten  von  Ad.  Attmann  und  E.  Goldammer  in 
Berlin  niedergelegt  zu  sein  (*  D.  K.  P.  Nr.  43  801  vom  24.  Januar  1888 
und   -'Englisches  Patent  Nr.  8317  vom  7.  Juni  1888). 

Fig.  13  zeigt  den  allgemeinen  Aufbau  der  stehend  angeordneten 
Maschine.  Das  von  der  Pumpe  P  in  abgemessenen  Mengen  zugeführte 
Erdöl  (Roherdöl)  wird  durch  Rohr  M  in  das  von  der  Flamme  D  stark 
erhitzte  Koiir  K  gespritzt,  um  hier  zu  verdampfen.  Durch  ein  Seiten- 
rohr wird  in  das  Verdampfrohr  R  aus  dem  Lufttopfe  S  Luft  zugemischt, 
so  dafs  während  der  Verdampfung  sich  bereits  ein  entzündbares  Ge- 
menge bilden  kann,  welches  auf  seinem  Wege  in  die  Ventilkammer  £ 
durch  Rohr  L  weiter  mit  Luft  vermischt  wird.  Das  Gemenge  geht  dann 
durch  Venlil  C  in  den  Zündraum. 


496  Neue  Erdollual'tmascliinen. 

Eine  eigeutliüinliche  Anin-daung  ist  zur  Kuhiuug  des  Arbeitsuyüüders 
und  zum  sclinellen  Ausgusse  der  Abgase  getrofl'en. 

Es  werden  zwei  Auslafsventile  am  Arheitscylinder  angewendet, 
wovon  eines  {A )  sich  am  Boden  desselben  befindet,  während  das  andere 
gröfsere  Auslafsveuti!  (B)  in  der  Nähe  der  höchsten  Kolbenstellung  mit 
dem  Arheitscylinder  verbunden  ist.  Die  beiden  Ventile  sind  so  zum 
Arheitscylinder  angeordnet,  daCs  das  kleinere  sich  nach  dem  Arheits- 
cylinder hin  ödhet,  während  das  gröfsere  Ventil  sich  nach  aufsen  hin 
bewegt,  und  aufserdein  ist  die  Anordnung  so  getroffen,  dafs  das  gröfsere 
Ventil  beim  Heben  die  Oeffnung  des  Bodenventiles  herbeiführt,  welch 
letzteres  sich  aber  auch  allein  öffnen  oder  in  der  üeflnungsstellung  un- 
abhängig vom  ersteren   Ventile  verbleiben  kann. 

Durch  diese  beiden  Auslafsventile  erfolgt  am  Schlüsse  der  Explosions- 
periode eine  schnelle  und  vollkommene  Reinigung  des  Arbeitscylinders 
dadurch,  dafs  der  (Jeberdruck  in  letzterem  das  am  oberen  Cylinder- 
theile  befindliche  gröfsere  Auslafsventil  Ä,  welches  sich  nach  aufsen 
öffnet,  aufstöfst  und  letzteres  durch  Stofsstange  s  und  Hebel  h  das 
kleinere  Bodenventil  A  öffnet.  Es  strömt  nun  atmosphärische  Luft 
durch  den  ganzen  Cylinder,  da  die  beiden  Auslafsventile  in  Verbindung 
mit  den  im  Cylinderinneren  befindlichen  heifsen  Gasen  einen  schnellen 
Austausch  und  eine  Auswechselung  der  Luftschichten  begünstigen. 

Diese  Anordnung  bietet  aufser  der  Entlastung  den  Vortheil  der  An- 
wendung eines  gröfseren  Querschnittes  der  Auslafsventile.  Es  ist  dem- 
gemäfs  nur  ein  geringer  Hub  derselben  nothwendig  und  dadurch  ein 
geräuschloses  Arbeiten  ermöglicht. 

Die  so  geöffneten  beiden  Ventile  werden  in  ihrer  Oell'nungsstelluug 
durch  den  Daumen  der  Steuerwelle  in  bekannter  Weise  gehalten,  so 
dafs  während  des  nun  erfolgenden  Kolbenniederganges  das  Boden ventil 
offen  steht  und  die  im  Cylinder  entbaltene  Luft  durch  das  Bodenventil 
austreten  kann.  Darauf  erfolgt  Scbliefsung  der  Ventile  und  dann  beim 
dritten  und  vierten  Tacte  des  Motors  Einsaugung  von  Erdöldunst  und 
der  zur  Verbrennung  nöthigen  Luft. 

Bei  der  oben  beschriebenen  Art  der  Entfernung  der  Verbrennungs- 
producte  tritt  also  abweichend  von  der  bisherigen  Methode  eine  Doppel- 
wirkung ein,  indem  zuerst  eine  energische  Durchströmung  und  Abströ- 
mung  der  Verbrennungsproducte  nach  oben  und  dem  oberen  Ventile, 
dann  eine  langsame  Entfernung  der  etwa  noch  verbliebenen  Rückstände 
durch  das  Bodenventil  stattfindet. 

Eine  ebenfalls  interessante  Einrichtung  für  die  Verwendung  von 
Erdöl  ist  an  Gebrüder  Lisi  in  Moskau  i)alenlirt  C*D.  R.  P.  Nr.  42292 
vom  2.  August  1887;  *  Amerikanische  Patente  Nr.  371849  vom  15.  März 
1887  und  Nr.  378328  vom  29.  Oktol)er  1887),  Fig.  14  bis  16. 

Der  Motor  besteht  in  der  Hauptsache  aus  der  Luftpumpe  A 
und    dem   Arheitscylinder  Ä,    deren   Kolben    durch    zwei    Lenkstangen 


Neue  Erdolkraftmaschinen.  497 

an  die  gleichgerichteten  Kurbeln  G  H  der  Schwungradwelle  ange- 
schlossen sind. 

Die  Luft  wird  vom  Pumpenkolben  durch  die  Ventilöft'nung  a  ange- 
saugt, bis  auf  etwa  die  Hälfte  ihres  Volumens  verdichtet  und  dann 
durch  das  Rohr  d  in  den  oberen  Theil  des  Mantelraumes  vom  Arbeits- 
cylinder  getrieben,  wo  sie  etwas  vorgewärmt  wird.  Hierauf  strömt  sie 
durch  den  sehr  eng  gehaltenen  Mantelraum  f  der  Explosionskammer  C, 
um  daselbst  eine  möglichst  hohe  Erhitzung  zu  erfahren,  und  wird  dann 
in  dem  Erdölverdampfapparate  mit  Erdöldämpfen  gesättigt.  Das  so 
erzeugte  Explosivgemisch  tritt  durch  den  Durchgang  p  und  an  dem  ge- 
öffneten Ueberströmventile  b  vorbei  in  den  Arbeitscylinder  zu  den  da- 
selbst noch  vorhandenen  Verbrennungsgasen.  In  Folge  der  gleichge- 
richteten Bewegung  beider  Kolben  findet  alsdann  eine  weitere  Verdichtung 
der  ferner  noch  von  A  aus  überströmenden  Luft,  sowie  der  in  B  ver- 
bliebenen Verbrennungsgase  und  des  gebildeten  Explosivgemisches  statt, 
bis  die  Kolben  am  Ende  ihres  Rückwärtsganges  angelangt  sind.  Kurz 
darauf  wird  das  Gemisch  entzündet. 

Das  Ueberströmventil  b  wird  durch  den  auf  der  Steuerwelle  X  be- 
tindlichen  Daumen  x  mittels  des  mit  einer  Rolle  versehenen  Hebels  v 
geöffnet  und  durch  die  Feder  w  geschlossen.  In  ähnlicher  Weise  ver- 
anlafst  ein  Daumen  r^ ,  welcher  durch  die  Rolle  s,  und  Stange  ^i  auf 
den  Hebel  t  wirkt,  das  Oeffnen  und  die  Feder  pj  das  Schliefsen  des 
Auslal'sventiles  Ä.  Um  während  des  Ingangsetzens  der  Maschine  und 
des  dazu  erforderlichen  Drehens  des  Schwungrades  mit  der  Hand  den 
Gegendruck  im  Cylinder  zu  verringern,  ist  noch  ein  Daumen  r^  vorge- 
sehen, welcher  in  der  Richtung  des  Umfanges  länger  ist  als  r, ,  und 
der  auf  eine  zweite,  um  einen  Stift  an  der  Stange  qy  sich  drehende 
Rolle  s-i  wirkt,  die  sich  zeitweilig  in  den  Bereich  des  Daumens  r^ 
schieben  läfst,  so  dafs  alsdann  das  Auslafsventil  länger  offen  gehalten 
wird. 

Der  Erdölverdampfapparat  besteht  aus  einem  Topfe  D  und  einem 
darin  befindlichen,  mit  dem  centralen  Kanäle  h  versehenen  Einsätze  £, 
zwischen  welchem  und  dem  Topfe  ein  enger  Zwischenraum  gelas.sen 
ist.  Der  Einsatz  ist  derart  an  einen  mit  dem  Mantel  C,  des  Explosions- 
raumes zusammenhängenden  Stutzen  k  angeschlossen,  dafs  eine  Verbin- 
dung zwischen  dem  Mantelraume  f  und  dem  Kanäle  h  besteht,  während 
der  Topf  mit  einem  den  Stutzen  k  umgebenden  zweiten  Stutzen  l  ver- 
schraubt ist,  der  durch  einen  Durchgang  p  mit  der  Ventilkammer  F 
verbunden  ist,  welche  ihrerseits  mit  dem  Explosionsraume  C  in  Ver- 
bindung steht.  Der  Topf  D  ist  von  dem  Mantel  M  umgeben,  welcher 
eine  Erweiterung  des  Ausblaserohres  L  bildet,  so  dafs  die  Abgangsgase 
bei  ihrem  Durchgange  durch  diesen  Mantel  die  Seitenwände  des  Topfes 
umspülen  und  erhitzen.  In  den  Stutzen  k  ist  das  von  einer  Erdöl- 
pumpe P  kommende   Rohr  «'  derart  eingeführt,    dafs  dessen   Mündung 

Dingler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  1 1.  188911.  32 


498  Neue  Eidölkraftmaschinen. 

gegen  die  äufsere  Wandfläche  des  Explosionsrauines  C  gerichtet  ist. 
Das  durch  die  Pumpe  eingespritzte  Erdöl  wird  somit  bei  seinem  An- 
pralle gegen  diese  Wandfläche  zertheilt  und  erhitzt  und  in  diesem  Zu- 
stande von  der  aus  dem  Mantelraume  /"entgegenkommenden  und  daselbst 
erhitzten  Luft  mitgerissen  und  vollends  zerstiiultt.  Die  so  erzeugte 
Mischung  von  Luft  und  Erdölnebel  tritt  dann  vom  Stutzen  /;  aus  durch 
den  Kanal  h  in  den  zwischen  I)  und  E  vorhandenen  Zwischenraum  rn, 
das  Erdöl  wird  hier  an  der  heifsen  Wandfläche  des  Topfes  verdampft 
und  es  strömt  nun,  wenn  das  Ventil  b  geöffnet  ist,  die  Mischung  von 
Luft  und  Erdöldampf  durch  den  Zwischenraum  n,  den  Durchgang  /)  und  die 
Ventilkammer  F  in  den  Arbeitscylinder.  Zur  Beförderung  der  Zer- 
stäubung des  Erdöles  ist  der  Innenrauni  des  Stutzens  k  rings  um  das 
Rohr  i  herum  verengt. 

Vor  dem  Anlassen  der  Maschine  wird  der  Topf  D  durch  eine 
Erdöllampe  N  angewärmt.  Nachdem  die  Maschine  in  Gang  gesetzt  ist 
und  die  Abgangsgase  heifs  genug  geworden  sind,  um  allein  das  Erdöl 
zu  verdampfen,  wird  die  Lani])e  ausgelöscht  und  der  Boden  des  Topfes 
durch  einen  Schieber  (j  verdeckt. 

Die  Pumpe  P  entnimmt  das  zuzuführende  Erdöl  mittels  des  Saug- 
rohres g  aus  einem  in  dem  Fundomente  der  Maschine  angebrachten 
Behälter  und  schafft  es  zunächst  durch  das  Rolir  j  nach  einem  Hahne  R^ 
dessen  Kegel  derart  durchbohrt  und  unter  den  Einflul's  des  Regulators  S 
gestellt  ist,  dafs  bei  zu  raschem  Gange  ein  Theil  des  Erdöles  oder  auch 
die  ganze  Menge  wieder  in  das  Saugrohr  zurückgelangt.  Auf  diese 
Weise  wird  die  Geschwindigkeit  der  Maschine  geregelt. 

Die  Zündvorrichtung  J  (Fig.  17)  besteht  aus  dem  mit  cylindrischer 
Bohrung  versehenen  Schieber  a,,  dem  in  dieser  Bohrung  liegenden  un- 
beweglichen Kolben  6| ,  der  vor  die  Ventilkammer  F  geschraubten 
Platte  c,,  auf  deren  vorderen  Fläche  der  Schieber  gleitet,  und  aus  dem 
Deckel  (/|.  Dieser  Deckel,  der  Schieber  und  die  Platte  C]  werden  durch 
die  Federn  in  inniger  Berührung  mit  einander  gehalten.  Der  Boden 
der  Bohrung  des  Schiebers  und  das  Ende  des  Kolbens  i,  sind  beide 
halbconisch  ausgehöhlt,  so  dal's,  wenn  dieselben  zusammenstofsen,  die 
kegelförmige  Zündkammer  /■,  entsteht.  Diese  Kammer,  deren  weiteres 
Ende  nach  aul'sen  gekehrt  ist,  ist  in  der  Kuhelage  des  Schiebers  durch 
die  ihrer  Basis  entsprechende  cylindrische  Oetl'nung  g^  mit  der  Oeff- 
nung  /i|  des  Deckels  rf,  verbunden,  vor  welcher  die  ZUndflamme  i, 
brennt.  Von  der  Spitze  der  Zündkammer  führt  dagegen  ein  enger 
Kanal  /c,  zur  äufsersten,  nach  der  Zeichnung  linksseitigen  Kante  der  in 
der  Platte  c^  belindlichen  Oetl'nung  /,,  die  mit  der  Ventilkammer  F  in 
Verbindung  steht.  Aufserdeni  hat  noch  der  Sciiieber  die  OefVnung  m^. 
Tritt  nun  bei  dieser  Anordnung  verdichtetes  E.xplosivgemenge  in  die 
Kammer  f,  so  strömt  ein  geringer  Theil  davon  durch  die  Bohrung  k^ 
in  die  Kammer  /■,,  expandirt  daselbst,  entzündet  sieh  an  einer  Aufsen- 


Neue  Ei-dulU-raflniascliineu.  499 

flamme  uud  brennt  im  Inneren  von  f^  als  Uebertragungsflamme  fort. 
Im  Moment,  da  die  Zündung  stattfinden  soll,  wird  der  Schieber  a^  da- 
durch nach  vorn  gezogen,  dal's  die  Rolle  s  vom  Daumen  r  gelöst  wird 
und  die  Feder  m  auf  Stange  y  und  Hebel  z  z,  einwirkt.  Dabei  vi'ird 
die  Oellnung  A,  geschlossen  und  die  Ziindkammer  fi  erweitert,  so  dafs 
die  Uebertragungsflamme  sich  weiter  nach  der  Spitze  dieses  Raumes 
hinzieht.  Sobald  die  Oeffnung  »«[  der  Oeffnung  /,  gegenübergetreten 
ist,  entzündet  sich  das  in  der  Kammer  F  und  im  Cylinder  vorhandene 
Explosivgemisch  durch  »Hj  hindurch  au  der  Uebertragungsflamme.  Damit 
die  Speisung  dieser  Flamme  nicht  zu  früh  aufhöre,  ist  der  kleine  Kanal  nj 
vorgesehen,  welcher  die  Verbindung  zwischen  /j  und  Z.-,  noch  eine  Weile 
vermittelt,  nachdem  A,  schon  verdeckt  worden  ist.  Unmittelbar  nach 
erfolgter  Zündung  hebt  der  Daumen  r  die  Rolle  «  wieder  an  und  zieht 
den  Schieber  in  seine  Normalstellung  zurück. 

Vor  dem  Ingangsetzen  der  Maschine  bedarf  der  Schieber  einer  An- 
wärmung durch  eine  besondere  Flamme.  Um  aber  während  des  Ganges 
den  Schieberspiegel  und  die  Gleitfläche  des  Schiebers  hinreichend  kühl 
zu  halten,  sind  in  der  Platte  c, ,  sowie  in  dem  Schieber  Kanäle  ange- 
bracht, durch  welche  Wasser  hindurchfliefst.  Diese  Kanäle  sind  in  der 
Zeichnung  fortgelassen.  Zur  Justirung  der  Weite  des  Kanales  k^  kann 
dieser  mit  einer  Regulirschraube  versehen  werden. 

Ebenfalls  zur  Benutzung  von  Roherdöl  bestimmt  ist  die  Maschine 
von  G.  Hagot  in  Forest,  Belgien  (*D.  R.  P.  Nr.  45019  vom  17.  Februnr 
1888),  welche  sich  als  eine  Verbesserung  der  früher  patentirten  Maschine 
(D.R.P.  Nr.  36054)  darstellt. 

Die  Geschwindigkeit  des  Kolbens  eines  Gasmotors  ändert  sich,  wie 
bekannt,  sehr  leicht,  und  bei  der  durch  Patent  Nr.  36054  gekennzeich- 
neten Anordnung  würde  in  Folge  dessen  auch  die  Depression  im  Car- 
burator  schwanken.  Nun  ist  zum  Erzeugen  einer  guten,  mit  Kohlen- 
wasserstoff reich  geschwängerten  Luft  eine  ganz  bestimmte  Depression, 
z.  B.  Vio'''i  nöthig;  bei  anderer  Depression  tritt  ein  unregelmäfsiges 
Functioniren  ein.  Wollte  man  demnach  den  Carburator  des  Patentes 
Nr.  36054  direkt  mit  dem  Cyünder  verbinden,  so  würde  man  beispiels- 
weise leicht  folgende  Depression  erhalten:  '/si  %i  'iioi  Vu  "•  ^-  "^-i  o*°^ 
nach  der  Zu-  bezieh.  Abnahme  der  Gescliwindigkeit  des  Kolbens.  Um 
die  beregten,  mit  diesen  verschiedenen  Depressionen  verbundenen  Uebel- 
stände  zu  beseitigen,  ist  ein  Regulator  vorgesehen,  dessen  Zweck  es  ist, 
den  Zutritt  der  Luft  sofort  nach  Inbetriebsetzen  der  Maschine  genau 
nach  der  Geschwindigkeit  des  Motors  derart  zu  regeln,  dafs  eine  ganz 
bestimmte  Depression  im  Carburator  erzielt  wird. 

Dieser  Regulator  ist  in  Fig.  18  und  19  zur  Darstellung  gebracht. 
Er  besteht  aus  einem  Gehäuse,  welches  die  beiden  Ventile  G  und  Gj 
besitzt  und  drei  Räume  /> /),  und  A  bildet.  Der  unterste  Raum  D^  ist 
in  Verbindung  mit  dem  Carburator  durch  die  Rohrleitung  £;  der  obere 


500  Neue  Erdölkraftmaschinen. 

Raum  D  steht  durch  Rohrleitung  F  mit  der  äufseren  Luft  in  Verbin- 
dung, und  der  mittlere  Raum  A  communicirt  mit  dem  Cylinder.  Die 
Ventilsitze  B  Ä,  werden  durch  zwei  conische,  gerade  oder  cylindrische 
Ventile  G  G^ ,  welche  durch  einen  Centrifugalregulator  mittels  der 
Stange  H  beeinfliifst  werden,  derart  verschlossen,  dafs  der  eine  der 
Durchgänge  bei  G  (r,  geöffnet ,  während  der  andere  verschlossen  ist. 
Beim  Ingangsetzen  des  Motors  verschliefst  das  Ventil  G  fast  vollständig 
die  Oeffnung  6,  während  für  das  Ventil  G,  bei  Ä,  eine  Verbindung  mit 
dem  Räume  Z),  offen  ist.  Je  nach  der  Geschwindigkeit  des  Motors 
hebt  sich  nun  die  Stange  H  und  die  beiden  Ventile  heben  sich,  so  dafs 
sie  den  Durchgang  bei  B  vergröfsern,  denjenigen  bei  B^  verkleinern. 
Hieraus  ergibt  sich,  dafs  die  Ansaugungsgeschwindigkeit  in  dem  Carburator 
vollkommen  gleich  bleibt,  da  mit  vergröfserter  Kolbengeschwindigkeit 
die  Durchgangsöffnung  nach  dem  Carburator  verringert  wird.  Es  kann 
somit  die  Geschwindigkeit  des  Motors  keinen  Einflufs  auf  die  Zusammen- 
setzung des  KohlenwasserstotTgemenges  haben. 

Der  Regulator  ist  derart  berechnet,  dafs  der  Motor  bei  seiner 
Maximalgeschwindigkeit  das  Ventil  G^  fast  vollkommen  geschlossen  hält, 
so  dafs  ein  geringer  Zuwachs  an  Kraft '[genügt,  um  den  Motor  ganz 
zum  Stillstande  zu  bringen.  Dieser  Regulator  wirkt  vollkommen  unab- 
hängig von  der  Bedienungsmannschaft. 

Das  Rohr  E  ist  mit  dem  oberen  Theile  des  Carburators  verbunden, 
durch  welchen  das  Gemisch  von  Erdöl  und  Kohlenwasserstoff  abzieht, 
in  der  Weise,  dafs  aus  dem  Regulator  das  Gemisch  in  die  Cylinder  ab- 
geführt wird. 

Eine  weitere  Verbesserung  besteht  'darin,  dafs  die  Luft,  welche 
zum  Mitfortreifsen  des  Erdöldampfes  vor  seinem  Eintritte  in  den  Cy- 
linder erwärmt  wird,  die  in  den  Cylinder  angesaugte  Luft  und  auch  die 
Luft,  welche  in  den  Carburator  trittj,  vorher  durch  die  abziehende 
Wärme  und  die  Verbrennungsgase  dadurch  erhitzt,  dafs  man  die  Luft 
in  ein  Rohr  leitet,  welches  das  Abzugsrohr  für  die  Verbrennungsgase 
umgibt  und  so  einen  Zwischenraum  bildet,  durch  welchen  die  Luft  hin- 
durchstreicht. 

Um  zu  verhüten,  dafs  das  Erdöl  in  dem  Carburator  an  den  Wänden 
entlang  läuft  und  nicht  verdunstet,  ist  derselbe  mit  Rippen  versehen, 
durch  welche  die  Heizfläche  vergröfsert  wird. 

Schliefslich  ist  eine  besondere  Lampe  angeordnet,  welche  das  Be- 
nutzen des  Carburators  gleich  beim  Inbetriebstellen  der  Maschine  ge- 
stattet. 

Wie  im  Patente  Nr.  36054  angepreben  wurde,  ist  es  beim  Inbetrieb- 
setzen des  Motors  nöthig,  letzteren  mit  leichten  Kohlenwasserstoffen  zu 
speisen,  und  zwar  so  lange,  bis  sich  der  Carburator  genügend  erwärmt 
hat,  um  eine  Verflüchtigung  des  Erdöles  zu  bewirken.  Um  nun  gleich 
von  vornherein  mit  Erdöl  arbeiten  zu  können,  ordnet  der  Erfinder  eine 


Neue  Erdülkraftmaschiiien.  501 

besondere  Anwärmevorrichtung  an.  Unter  dem  Carburator  sind  zwei 
Schlangen  angebracht,  von  denen  die  eine  nach  oben  in  ein  Wasser- 
gefäfb,  die  andere  in  ein  offenes  Erdölgefäfs  mündet,  während  beide 
unten  in  einen  Ring  übergehen.  Dicht  unterhalb  des  Wasser-  bezieh. 
Erdölgefäfses  sind  die  Rohrleitungen  absperrbar.  Der  Ring  bildet  einen 
Brenner,  der  nach  oben  mit  vielen  Schlitzlöchern  versehen  ist.  Unter- 
halb desselben  ist  eine  Schale  aufgestellt,  in  welche  ein  mit  Erdöl  ge- 
tränkter Docht  eingelegt  und  entzündet  wird.  Die  Schlangen  werden 
dadurch  erwärmt,  so  dafs  das  ausfliefsende  Wasser  und  das  Erdöl  in 
Gestalt  von  trockenen  Dämpfen  aus  dem  Brenner  austreten  und  ebenso 
wohl  den  Carburator  als  auch  die  Schlangen  erwärmen. 

Eine  Anzahl  Neuerungen  für  den  Betrieb  von  Erdolgasmaschiueu 
ist  von  J.  J.  R.  Humes  in  Camberwell,  England  t*D-R-P.  Nr.  41225 
vom  24.  Februar  1887)  angegeben.  Zur  Erzeugung  der  Ladung,  des 
sogen,  carburirten  Gemisches,  dient  eine  cyliudrische  Mischkammer,  die 
in  irgend  einer  Weise  erv('ärmt  wird,  etwa  durch  die  Auspuffgase,  welche 
durch  ein  in  der  Mischkammer  angeordnetes  Schlangenrohr  hindurch- 
geleitet werden.  In  die  mit  erwärmter  Luft  gefüllte  Mischkanimer  wird 
durch  einen  Zerstäuber  Erdöldunst  mit  Luft  gemischt  eiugeblasen.  Das 
Gemisch  verdampft  dann  in  der  Mischkanimer  und  wird  dann  in  den 
Arbeitscylinder  geführt. 

Um  das  Ingangsetzen  der  Maschine  durch  Aufhebung  der  Verdich- 
tung des  Gemenges  zu  erleichtern,  wird  nahe  am  Ende  der  hin  und  her 
gehenden  bezieh.  Schieberstange  Q,  welche  den  Saugventilhebel  steuert, 
ein  Mechanismus  angebracht,  wie  derselbe  in  Fig.  20  und  21  dargestellt 
ist.  In  diesen  Figuren  ist  A  der  Cylinder  der  Kraftmaschine,  a  das 
Ventilgehäuse,  a,  zeigt  die  Lage  des  Einlafsventiles  und  a.^  die  des 
Sangventiles.  v  ist  ein  im  stellbaren  Zapfen  u,  sich  bewegender 
schwingender  Hebel,  der  an  seinem  einen  Ende  mit  einem  verstellbaren 
Ansätze  u^  versehen  ist,  gegen  welchen  die  Schieberstange  Q  wirkt, 
das  andere  Ende  desselben  steht  im  Eingriffe  mit  der  Saugventilspindel  a.^ 
und  dient  dazu,  das  Saugventil,  welches  unter  Einwirkung  einer  nicht 
mit  dargestellten  Feder  niedergehalten  bezieh,  geschlossen  wird,  zeit- 
weise zu  öffnen.  Der  Apparat,  welcher  zur  Entlastung  des  Motor- 
cy linders  beim  Ingangsetzen  des  Motors  dienen  soll,  besteht  in  einem 
schwingenden  Hebel  lo,  dessen  einer  Arm  auf  dem  Saugventilhebel  v 
ruht,  welcher  das  Saugventil  offen  hält,  so  lange  das  entgegengesetzte 
Ende  von  w  hinter  dem  Stifte  oder  Zapfen  a;,  festgehalten  wird,  welch 
letzterer  auf  einem  kleinen,  am  Schiebersfangenende  sitzenden  Ansätze  x 
angebracht  ist.  Dieser  Ansatz  x  ist  noch  mit  einem  ein  Belastungs- 
gewicht besitzenden  Hebel  x.^  versehen,  mittels  welchen  der  Ansatz  x 
einen  Theil  seiner  Umdrehung  vollführen  kann.  Bei  der  auf  der  Zeich- 
nung dargestellten  Lage  steht  der  Zapfen  a;,  in  Berührung  mit  dem 
Hebel  u>;   wird    aber   der  belastete  Hebel  x.^    über  die   punktirte  Lage 


502  Neue  Erdolkraltraaschinen. 

hinausgebracht,  so  bewegt  sich  der  Za])fen  a',  frei  vom  Hebel  tc,  welcher 
imthätig  bleibt. 

Während  des  regelmäfsigen  Arbeitens  der  Maschine  nimmt  der 
Hebel  w  die  hiervor  beschriebene  und  dargestellte  Lage  ein;  dieselbe 
hängt  jedoch  beim  Ingangsetzen  der  Maschine  von  der  Bewegung  der 
Schieberstange  Q  ab,  und  zwar  in  der  Weise,  dafs  beim  Vorwärtsgange 
der  Stange  das  Ventil  a^  geöfTnet  wird,  während  dieselbe  bei  ihrem 
Rückgange  nahe  an  ihrem  Hubende  mit  dem  Hebel  «'  in  Berührung 
tritt  und  hierdurch  nochmals  das  Ventil  a-,  öfFnet.  Dieses  tritt  aber 
gleichzeitig  mit  der  Verdichtung  ein,  d.  h.  während  der  Zeit,  während 
welcher  beim  gewöhnlichen  Gange  der  Maschine  die  Verdichtung  der 
Explosionsgase  stattfindet. 

Die  Einrichtung  zur  Verhinderung  einer  zul'äiligen  Entzündung  be- 
steht in  einem  Rohre  oder  einer  Muffe,  welche  mit  einer  Anzahl  Drähten 
von  geringem  Durchmesser  in  der  Längsrichtung  gefüllt  ist.  Diese 
Drähte  haben  eine  ungefähre  Länge  von  15  bis  20<^'"  bei  1"""  Durch- 
messer. Gas  oder  irgend  ein  anderes  entzündbares  Gemisch  streicht 
leicht  und  anstandslos  durch  den  zwischen  den  Drähten  verbleibenden 
Raum. 

Im  Falle  aber  das  EinlalViventil,  welches  das  Gasgemisch  zum  Ex- 
plosionseylinder  eintreten  läfst,  sich  bei  der  Explosion  nicht  rasch  und 
genau  genug  schliefsen  würde,  konnten  die  Explosionsgase  zurück- 
schlagen. Dieselben  werden  aber  im  vorliegenden  Falle  bei  ihrem 
Durchstreichen  durch  die  Mulle  durch  die  gebildete,  ziemlich  bedeutende 
Kühlfläche  der  Drähte  bis  unter  ihre  Verbrennungstemperatur  abgekühlt 
und  dadurch  die  etwa  entstehende  Flamme  ausgelöscht.  Anstatt  eine 
Anzahl  dünner  Drähte  derartig  einzupacken,  kann  man  sich  zu  vorbe- 
sagtem Zwecke  aucii  eines  auf  einen  Kern  eng  zusammengerollten 
Druhtgewebes  bedienen.  Auch  hierbei  wird,  wie  vorher,  dem  Gasge- 
mische auf  seinem  Wege  zum  Explosionscylinder  unbehinderter  Durch- 
gang durch  die  Zwischenräume  der  Drahtpackung  gelassen,  während 
die  Flamme  der  Explosionsgase,  welche  eventuell  zurücktreten  könnte 
und  das  Gasgemisch  im  Reservoir  zur  Explosion  brächte,  durch  die 
Kühllläche  der  Packung  bis  unter  ihre  Verbrennungstem]ieratur  abge- 
kühlt wird. 

Um  das  Umsteuern  zu  erleichtern,  ist  zwischen  der  gekröpften 
Welle  der  Kraftmaschine  und  der  Welle,  welche  die  betreffende  Arbeits- 
maschine in  Betrieb  setzen  soll,  ein  Mechanismus  augei)racht,  welcher 
gestattet,  die  letztere  Welle  (hiernach  Erstbeweguiigs-  oder  Arbeits- 
masehinenwelle  genannt)  umzusteuern,  während  die  gekröpfte  Welle 
in  ihrem  gewöhnlichen  Gange  verbleibt.  Behufs  Umsteuerung  einer 
Arbcitsmaschinenwelle,  wenn  die  letztere  sich  in  derselben  wagerechten 
und  senkrechten  Ebene  wie  die  Kraftmaschinen  welle  befindet,  kann 
man  sich  des  in  den  Fig.  22  und  23  dargestellten  Mechanismus  bedienen. 


Flachs-Bieehmaschine.  503 

D  ist  die  Kraftmaschinenwelle  oder  eine  mit  der  Kraftmaschine 
verkuppelte  Welle;  D^  ist  die  Arbeitsmaschinenwelle,  welche  sich  in 
beliebiger  Richtung  drehen  soll.  Um  in  derselben  Richtung  wie  D  zu 
drehen,  ist  D^  mit  einer  der  bekannten  Frictionskuppelungen  d  versehen. 
Während  die  Kuppeluugsklauen  im  EingrilFe  stehen,  werden  sich  beide 
Wellen  gleichzeitig  und  in  gleicher  Richtung  drehen,  wird  jedoch  mittels 
eines  Handhebels  rfj  oder  in  irgend  einer  anderen  Weise  die  Entkuppe- 
lung  vorgenommen,  so  wird  die  Welle  D^  aufser  Thätigkeit  gesetzt, 
während  die  Kraftmaschinenwelle  sich  weiter  dreht. 

Um  die  Welle  der  Arbeitsmasehine  in  entgegengesetzte  Drehung 
zu  versetzen,  verbleibt  der  Hebel  rf,  aufser  Gebrauch,  und  es  wird 
mittelst  einer  Kuppelungsklaue  oder  einer  lösbaren  Kuppelungsmufte  d-i 
und  eines  Hebels  d^^  ein  aus  einem  Räderwerk  zusammengesetzter 
Mechanismus  in  Eingrift'  und  Betrieb  gesetzt.  Dieser  Mechanismus 
besteht  in  einer  Nebenwelle  D.^ ,  welche  parallel  zur  Hauptwelle 
angeordnet  und  mit  den  Zahnrädern  oder  Getrieben  d^  d^  versehen  ist; 
das  eine  dieser  Getriebe  d^  steht  im  Eingriff'  mit  einem  an  der  festen 
Muffe  der  Kuppelung  d.^  des  frei  auf  der  Hauptwelle  D  sitzenden  Zahn- 
rades (/^ ,  während  das  andere  Getriebe  rfj  im  Eingriff  mit  dem  mit 
einem  inneren  Zahnkranze  versehenen  Rade  d-  steht,  das  sich  frei  um 
die  Welle  ü^  der  Arbeitsmaschine  dreht.  Letzteres,  d- ,  kann  jedoch 
mittelst  der  Kuppelungsmuti'e  </„  mit  der  Welle  />(  fest  verbunden  werden. 
Umgekehrt  könnte  auch  das  Zahnrad  d^■  mit  einem  inneren  Zahnkranze 
versehen  und  d-  als  gewöhnliches  Zahnrad  ausgebildet  sein. 

Die  Ausrückungsvorrichtuugen  und  Kuppelungsmuifen  werden  zweck- 
mäl'sig  derartig  angeordnet,  dals  zuerst  die  Welle  Z>|  von  der  Welle  D 
gelöst  wird,  worauf  man  dann  die  Kuppelungen  d^  und  dg  einrückt, 
wodurch  die  Bewegung  der  Kraftmaschinenwelle  D  mittelst  des  Räder- 
werkes d(,d^d-^d-  in  umgekehrter  Richtung  auf  die  Arbeitsmaschinen- 
welle Dy  übertragen  wird.  Unter  solchen  Verhältnissen  würden  di^ 
Wellen  D  und  D^  vollständig  aufser  direkter  Verbindung  stehen,  wenn 
der  Hebel  d,   seinen  halben  Weg  zurückgelegt  hat. 

Bringt  man  das  vorbeschriebene  Räderwerk  in  ein  geeignetes  Ver- 
hältnifs,  so  kann  man  die  Umdrehungsgeschwindigkeit  der  Arbeits- 
maschinenwelle im  Verhältnifs  zur  Umdrehungsgeschwindigkeit  der 
Kraftmaschinenvvelle  beliebig  vergröfsern  oder  verringern. 

(Schluls  folgt.) 


Flachs-Brechmaschine. 

Mit  .ibbildung- 
Auf  der  Irischen  Ausstellung  zu  Olympia  ist  von  J.  O.    Wallace  in 
Belfast  eine  neue  Flachs-Brechmaschine  ^Englisches  Patent  A.  D.  1887 
Nr.  193)  vorgeführt  worden  (Industries^  1888  Bd.  5  S.  328),  welche  im 


504 


Flachs-ßrechmascliine. 


Wesentlichen  eine  Abart  der  Cardon  sehen  Maschine  (188fi  260  *  385) 
bildet  und  sich  von  dieser  dadurch  unterscheidet,  dafs  das  zu  be- 
arbeitende Fasermaterial  nicht  in  wandernde  Kluppen  eingespannt  ist, 
sondern  zwischen  unstetig  bewegten  Walzen  gehalten  wird. 

Die  Textfigur  zeigt  rechts  die  Brechmaschine  und  links  den  nach- 
träglich zu  benutzenden  Schwingapparat.  Das  Material  wird  auf  den 
im  oberen  Theile  der  Maschine  sichtbaren  Tisch  aufgegeben  und  von 
Walzenpaaren  in  die  Maschine  eingeführt,  deren  Walzen  federnd  gegen 
einander  anliegen,  um  sich  der  jeweiligen  Stärke  der  Flachsbündel  an- 


passen zu  können.  Nachdem  die  Stengel  liiir  lAcliruclicu  >iiKl,  werden 
sie  senkrecht  unter  einander  angeordneten  Walzeiipaaren  (mit  wage- 
rechter Mittellinie)  übergeben,  welche  mit  den  oberen  Zuführungswalzen 
derart  arbeiten,  dafs  sämmtliche  Walzen  gleichzeitig  intermittirend 
Drehung  in  derselben  Richtung  erhallen.  Diese  Bewegung  wird  von 
einer  mit  Schaltklinken  versehenen  Stange  abgeleitet,  der  mittels  Ex- 
centers  eine  auf  und  ab  steigende  Bewegung  gegeben  wird,  und  welche 
beim  Absteigen  zu  Folge  ihrer  Schaltklinken  und  der  Schalträder  der 
Walzen  den  letzteren  eine  kleine  Drehung  ertheiK. 

Zwischen  je  zweien  dieser  senkrecht  un(er  eiiuuider  angeordneten 
Walzenpaaren  treten  nun  die  wagerecht  gegen  einander  geführten 
6'ardon'schen  Hechelfelder  hindurch,  welche,  wie  in  der  Figur  ersieht- 


Flaehs-Brechmaschine.  505 

lieh,  ihre  Bewegung  von  Pleuelstangen  einer  Kurbelwelle  erhalten.  Die 
Nadeln  der  Hechelfelder  sind  ebenfalls  in  Rosten  geführt,  und  arbeiten 
die  Heehelfelder  naturgemäfs  mit  den  Walzen  derart,  dafs  die  Nadeln 
in  das  Fasermaterial  eintreten  und  das  Ausstechen  der  Schabe  bewirken, 
während  die  Walzenpaare  in  Ruhe  sind,  und  dafs  andererseits  das  senk- 
recht zwischen  den  Walzenpaaren  gehaltene  Fasermaterial  weiter  ge- 
führt wird,  wenn  die  Hechelfelder  aus  den  Stengeln  zurückgezogen 
sind.  Das  Fasermaterial  ist  also  hier  während  der  Bearbeitung  durch 
die  Nadeln  oberhalb  und  unterhalb  derselben  von  den  Walzenpaaren 
gehalten,  ein  Umstand,  der  dem  Ausstechen  der  Schabe  jedenfalls  günstig 
ist,  der  aber  ebensowohl  ein  Zerreifsen  einzelner  Bastfasern  und  damit 
Vermehrung  der  Hede  herbeiführen  kann.  Das  bearbeitete  Fasermaterial 
wird  dann  auf  das  im  unteren  Theile  der  Maschine  sichtbare,  endlose 
Tuch  ausgelegt,  und  hierauf  von  dem  Arbeiter  dem  Schwingapparate 
in  der  gezeichneten  Weise  übergeben,  zur  Beseitigung  der  noch  an- 
hängenden Holztheile.  Die  Geschwindigkeit,  mit  der  das  Fasermaterial 
durch  die  Maschine  wandert,  kann  durch  Auswechseln  von  Rädern  ge- 
regelt werden. 

Die  ausgestellte  Maschine  bearbeitete  in  10  Stunden  etwa  .500'^' 
Röstflachs  zu  130  bis  1701^  Schwingflachs,  ergab  mithin  25  bis  33  Proc. 
geschwungenen  Flachs,  je  nach  der  Beschaffenheit  des  Flach.ses. 

Zur  Bedienung  sind  3  Arbeiter  erforderlich,  einer,  welcher  die 
Flachsbündel  vorbereitet,  ein  zweiter,  der  dieselben  in  die  Maschine 
einführt  und  ein  dritter,  welcher  den  gehechelten  Flachs  dem  endlosen 
Tuche  entnimmt  und  denselben  dem  Schwingapparate  übergibt:  doch 
können  die  beiden  ersteren  gleichzeitig  drei  oder  vier  Maschinen  be- 
dienen. Zum  Betriebe  bedarf  die  Maschine  ungefähr  2  ff.  Beschädigte 
Theile  können  leicht  ausgewechselt  werden. 

Andere  Faserstoffe,  wie  Hanf,  Kalluihanf  (urtica  tenacissima),  neu- 
seeländischer Flachs,  Aloe-  und  Agavehauf,  sollen  sich  unter  ent- 
sprechender Auswechselung  der  Hechelfelder  ebenso  erfolgreich  wie 
Flachs  bearbeiten  lassen,  und  soll  neuseeländischer  Flachs  nur  einen 
Abgang  von    7  Proc.  gegenüber  dem   sonstigen   von   30  Proc.  ergeben. 

Besonders  wird  an  der  Maschine  noch  hervorgehoben,  ihre  Fähig- 
keit Ramiefasern  zu  bearbeiten.  Dieses  Material  ist  bekanntlieh  von 
fester  und  seidenartiger  Beschaffenheit,  die  Stengel  sind  im  Durch- 
schnitte fingerdick  und  sehr  holzig.  Eine  ausgedehntere  Verwendung 
aber  hat  das  Material  noch  nicht  gefunden,  da  das  Ablösen  der  Holz- 
theile mittels  Handarbeit  zu  kostspielig  ist.  Die  Wallace'sche  Maschine 
soll  indefs  das  Material  leicht  verarbeiten,  und  zwar  wird  es  durch  zwei 
Maschinen  mit  entsprechend  feiner  werdenden  Hechelfeldern  durchlaufen 
gelassen.  Kn. 


501 ; 


Dalrvniiile-Hay's  Instriimcnl   zum  Abstecken  von  Kreisbogen. 


Dalrymple-Hay's  Instrument  zum  Abstecken  von  Kreis- 
bogen. 

Mit  Abbildung 

Die  Methode,  nach  welcher  mit  diesem  Iiistrumenle  die  Kreisbogen 
abgesteckt  werden,  ist  die  bekannte  Polarmelhode  mit  dem  Zu.schlags- 
winkel;   mau  hat  hierbei  das  Fernrohr  des  in  einem  Bogenpimkte  auf- 
gestellten   Instrumentes    stets 
«^^  >^^^^^^v  ""^    einen   gewissen    von    der 

I^^R^ä^^^wJv  Sehnenlänge   und   dem  Kreis- 

^^^jHwBk^^^  bogenradius  abhängigen  Wiu- 

/.hJ(^^V..>ä!BMM  jjgl    weiterzudrehen,    und    zu 

diesem  Zwecke  den  vorerst  zu 
berechnenden  oder  aus  Tabellen 
zu  entnehmenden  Winkel  ein- 
zustellen. Um  die  Einstellung 
der  Ablesungen  auf  denNonien, 
sowie  die  Berechnung  des  Win- 
kels bezieh,  den  Gebrauch  von 
Tabellen  entbehrlich  zu  ma- 
cheu, hat  das  in  Rede  stehende 
Instrument  eine  besondere  Ein- 
richtung, welche  bereits  in 
D.  p.  J.  1888  267  550  kurz 
erörtert  wurde.  Das  daselbst 
beschriebene  Instrument  war 
jedoch,  Nivelliren  noch  ausge- 
nommen, nur  zum  Kreisbogen- 
abstecken zu  verwenden.  Da 
aber  die  vom  Ingenieur  aus- 
zuführendeu  Arbeiten  auch  in 
Horizontalaufnahmen,  Hohen- 
messtragen  u.  s.  w.  bestehen, 
so  müfste  jener  seine  Aus- 
rüstung mit  einem  Theodoliten  vervollständigen,  gauz  abgesehen  von 
dem  auch  Zeitverlust  und  Kosten  verursachenden  liäutig  eintretenden 
Uebelstande,  zwei  Instrumente  auf  das  Arbeitsfeld  mituehmen  zu 
müssen,  um  für  alle  auszuführenden  Arbeiten  vorgesehen  zu  sein.  Diese 
Uebelstande  erscheinen  behoben  durch  die  neue  Construction,  welche 
nach  Dalnjmpie-Hay  von  Ellioit  Brothers^  of  lOl  St.  Martiu"s-lane 
London  W.  C,  dem  Instrumente  gegeben  wurde  und  in  Folge  welcher 
es,  wie  aus  der  beistehenden  Figur  zu  ersehen  ist,  auch  als  Uuiversal- 
instrument  verwendbar  ist.  Was  den  Gebrauch  zum  Curvenabstecken 
anlangt,  ist  einfach  zu  bemerken,  dal's  die  mit  einem  Index  c  versehene 


J 


Instrument  zur  Dreitheilunpr  eines  Winkels. 


507 


KoUe  ffl  auf  jenen  Theilstrich  der  getheilten  Spindel  b  einzustellen  ist, 
welcher  dem  bekannten  Radius  dos  abzusteckenden  Kreisbogens  ent- 
spricht. Der  Zeiger  auf  der  Scheibe  d  wird  auf  o  gestellt  und  das 
Fernrohr  auf  die  verlängerte  Tangente  im  Bi)genpunkte  eingestellt,  die 
Schrauben  e  und  f  geklemmt  und  mit  g  die  Feineinstellung  der  Visur 
auf  die  Tangente  bewirkt.  Dann  wird  mit  der  Schraube  h  der  Zeiger 
auf  99  oder  /  gestellt,  je  nachdem  der  abzusteckende  Kreisbogen  auf 
die  eine  oder  andere  Seite  der  Tangente  zu  liegen  kommt,  wodurch 
das  Fernrohr  die  entsprechende  Winkelbewegung  erhält,  und  in  die 
dadurch  erhaltene  Visur  wird  der  zweite  Endpunkt  der  mit  Kette  oder 
Band  gegebenen  Sehne  eingerichtet,  um  einen  Bogenpunkt  zu  erhalten 
U.S.W.  Es  ist  ersichtlich,  dafs  die  Spindel,  auf  welcher  a  und  die 
Scheibe  d  sitzt,  mit  der  Alhidade,  die  Ebene,  auf  der  o  rollt,  mit  dem 
Limbus  in  fester  Verbindung  ist,  und  das  Instrument  als  Repetitions- 
theodolith  dienen  kann  zufolge  der  an  den  Kreisen  vorhandenen  Thei- 
lungeu;  desgleichen  durch  die  Beigabe  der  Libelle  am  P'ernrohre  als 
Nivellirinstrument;  ob  das  Fernrohr  mit  Distanzmessereinrichtuug  ver- 
sehen und  so  zur  Ausführung  tachj'metrischer  Aufnahmen  geeignet  ist, 
ist  in  der  im  Engineering^  1888  Bd.  46  S.  74,  gegebenen  Besehreibung, 
woselbst  das  Instrument  angezeigt  erscheint,  nicht  zu  ersehen.  R. 


Instrument  zur  Dreitheilung  eines  Winkels. 

Mit  Abbildung. 

Das  von  Marie  Ghilhain  v.  Hembyze  in  Linz  angegebene  Instrument 
(Patent  vom  24.  November  1887.  lllustrirtes  österreichisch  -  ungarisches 
Patentblatt,  Nr.  5)   beruht  auf  einer  einfachen  Winkeleigenschaft  eines 


^-... 

A 

-B 

Oi 

9 

/f.- 

/-■■y 

'\ 

^27 

gleichschenkeligen  Trapezes, 
bei  welchem  die  nicht  paral- 
lelen Seiten  gleich  lang  sind 
mit  einer  der  beiden  parallelen  Seifen.  Ist  (vgl.  Figur)  CA  —  AB  =  BD, 
so  sind  die  über  den  Diagonalen  aufstehenden  Dreiecke,  deren  Spitzen 
in  A  und  B  sind,  gieichschenkelig,  und  damit  ergibt  sich  nach  der  in  der 
Figur  eingeführten  Bezeichnung: 

3<jp  -f-  jp  =  180  oder  rf  =  ^  (180  —  i^)  =  ^  «. 


508  Neue  Ablesevorrichtung  für  Kreistheilungeu  an  Theodoliten. 

Ist  der  zu  theilende  Winkel  a  =  180  —  y»,  so  wird  man  nur  ein  Trapez 
obbezeichneter  Form  herzustellen  haben,  bei  welchem  die  zwischen 
Diagonale  und  nicht  paralleler  Seite  bei  ^1  und  B  befindlichen  Winkel 
gleich  1//  dem  Ergänzungswinkel  des  zu  theilenden  auf  180"  sind,  um 
in  dem  Winkel  der  Diagonale  und  einer  parallelen  Seite  den  dritten 
Theil  des  gegebenen  Winkels  zu  erhalten. 

Das  Instrument  ist  nun  auf  Grund  des  Vorau.sgeschickten  wie  folgt 
construirt.  Die  Lineale  A  C  und  A  E  (vgl.  Figur)  sind  nm  A^  B  D  und 
B  F  um  B  leicht  drehbar,  wobei  A  und  B  die  Enden  eines  mit  A  C  und 
BD  gleich  langen  Lineales  sind.  Mit  A€  und  BF  .sind  Kreise  aus 
einem  Stücke  gearbeitet,  deren  Mittelpunkte  A  und  B  sind,  welche 
Theilungen  enthalten  können,  und  an  welche  unter  beliebigen  Winkeln 
gegen  A  C  und  B  F  die  Lineale  A  F  und  B  f)  mittels  Schrauben  fest- 
geklemmt werden  können.  Ist  nun  a  der  zu  theilende  Winkel,  so  wird 
,4  E  und  B  D  auf  yj  =  180  —  u  eingestellt  und  festgeklemmt  und  nun 
werden  diese  Winkel  um  A  und  B  .so  lange  gegen  einander  gedreht,  bis  B  F 
mit  C^  A  E  mit  D  coincidirt.  Die  Lineale  A  E  und  B  F  schliefsen  dann 
mit  A  B  den  gesuchten  dritten  Theil  des  Winkels  «  ein.  A  E  und  B  F 
sind  länger  als  die  übrigen  Lineale,  und  zwar,  um  für  alle  Fälle  auszu- 
reichen, doppelt  so  lang. 

Die  übrigen  bei  der  Ausführung  des  Instrumentes  zu  beachtenden 
Details,  damit  dasselbe  pas.send  functionirt  und  entsprechende  Genauig- 
keit gewährt,  bedürfen  hier  keiner  Erörterung.  R. 


Neue  Ablesevorrichtung  für  Kreistheilungeu  an 
Theodoliten. 

Das  Prinzip  der  neuen  Able.sevorrichtung,  welches  von  Carl  Theodor 
Heyde  in  Dresden  (D.  R.  P.  Nr.  39 128  vom  10.  August  1888)  herrührt, 
und  welches  auch  schon  mehrfach  angewendet  und  praktisch  erprobt 
wurde,  wird  leicht  verständlich,  wenn  man  sich  einen  Mikroskoj)- 
theodolit  gewöhnlicher  Einrichtung  vorstellt  mit  der  Abänderung  jedoch, 
dafs  die  Mikroskopkasten  fehlen,  sowie  auch  die  mit  Ablesetrommeln 
verseheneu  Mikrometerschrauben,  welch  letztere  bekanntlich  dazu  dienen, 
die  parallelen  Fäden  auf  einen  bestimmten  Theilstrich  der  Kreistheilung 
einzustellen.  Bei  der  neuen  Ableseeinrichtung  sind  die  beiden  parallelen 
Fäden  in  jedem  der  (ebenfalls  diametral  angeordneten)  Mikroskope  un- 
veränderlich (Indexmikroskope)  und  werden  die  Mikroskope  selbst  ver- 
stellt, um  die  parallelen  Fäden  auf  einen  bestimmten  Theilstrich  ein- 
zustellen, was  mit  einer  einzigen  Mikrometerschraube  bewirkt  wird. 
Die  Mikroskope  sind  zu  diesem  Behüte  an  einer  hohlen  Büchse,  welche 
genau  passend  die  Alhidadenachse  umgibt,  befestig!  und  auf  einen  an 
der  Büchse  angebrachten  Arm  wirkt  eine  genau  gearbeitete  Mikrometer- 


Neue  Ablesevorrichtung  für  KreistheUungen  an  Theodoliten.  509 

schraube  (und  Gegenfeder)  so,  dafs  eine  kleine  Verstellung  der  Mikro- 
skope um  die  Alhidadenachse  ermöglicht  ist.  Die  Ganghöhe  dieser 
Schraube  ist  im  Winkelmafse  genau  gleich  dem  kleinsten  Theilungs- 
intervalle  des  Limbuskreises,  und  auf  der  auf  der  Schraube  festsitzenden 
Trommel,  welche  in  Minuten  und  Zehntelminuten  getheilt  ist,  werden 
an  einem  Zeiger  die  weniger  als  einen  Limbustheil  betragenden  Winkel- 
gröfsen  abgelesen.  Der  Vorgang  beim  Gebrauehe  des  Instrumentes  ist 
nun  einfach  folgender:  Ist  das  Instrument  gut  aufgestellt  und  wagerecht 
gestellt,  so  wird  mittels  grober  und  feiner  Alhidadenbewegung  das  Fern- 
rohr auf  das  anzuvisirende  Object  genau  eingestellt.  (Bei  der  Drehung 
der  Alhidade  bewegen  sich  die  Ablesevorrichtungen  wie  bei  allen  ge- 
wöhnlichen Instrumenten  mit.)  Sodann  werden  mit  Benutzung  der  er- 
wähnten Mikrometerschraube  die  Mikroskope  so  bewegt,  dafs  zunächst 
zwischen  den  beiden  parallelen  Fäden  des  einen  der  nächste  voraus- 
gehende Limbustheilstrich  genau  in  die  Mitte  kommt,  und  zu  der  dem 
Limbustheile  entsprechenden  Ablesung  hat  man  die  an  der  Trommel 
gemachte  hinzuzufügen:  ebenso  verfährt  man  mit  dem  zweiten  Mikro- 
skope. Um  Fehler  im  Winkel  zu  vermeiden,  ist  die  Bewegung  der 
Schraube  auf  drei  Limbustheile  beschränkt,  d.  i.  auf  drei  Gänge,  und 
hat  man  ferner  darauf  zu  achten,  dafs  man  bei  Ausführung  von  Rieh- 
tungsbeobachtungen  oder  einer  Winkelmessung  natürlich  einen  und  den- 
selben Gang  der  Schraube  benutzt,  um  nicht  Fehler,  die  dann  einen 
bis  zwei  Limbustheile  betragen  können,  zu  begehen;  dafs  man  mit  dem- 
selben Schraubengange  arbeitet,  dieses  zu  beobachten  ist  an  dem  für 
die  Trommelablesung  dienenden  Zeiger  ermöglicht. 

Die  vorbeschriebene  Ablesevorrichtung  läfst  sich  selbstverständlich 
für  Horizontalkreise  und  Höhenkreise  einrichten  und  ist  dieses  auch  bei 
den  nach  Heyde  construirten  Theodoliten  thatsächlich  der  Fall.  Die 
Anwendung  der  Schraube  zur  Messung  kleiner  Höhenwinkel  ist  schon 
lange  bekannt  und  zuerst  den  berechtigten  Anforderungen  entsprechend 
von  Stampfer  in  Wien  ausgeführt  worden,  der  auch  die  bekannte,  auf 
die  Anwendung  einer  Mikrometerschraube  beruhende,  nach  ihm  be- 
nannte besondere  Methode  des  Nivellirens  erfand.  Auch  Theodolit- 
constructionen,  bei  welchen  die  Höhenwinkelmessung  mit  Hilfe  einer 
Schraube  wenigstens  für  kleine  Winkel  ermöglicht  war,  sind  schon 
vor  vielen  Jahren  in  Gebrauch  gewesen  und  insbesondere  für  umfang- 
reiche Höhenaufnahmen  in  Verwendung  gestanden  (vgl.  Studien  und 
Benutzung  hypsometrischer  Aufnahmen  von  Carl  Eoristka.  Prag  1858)  und 
diese  Instrumente  gaben  den  Anstofs  zur  Ausführung  der  hier  in  Rede 
stehenden  Einrichtung. 

Durch  diese  werden  die  bisher  unübertroffenen  Ablesemikroskope 
keineswegs  verdrängt  und  überflüssig;  sie  bleiben  nach  wie  vor  für 
genaue  und  für  grofse  Instrumente  das  beste  Ablesemittel;  aber  bei 
den    Fortschritten    in   der  Herstellung    genauer    Kreistheilungen   ist   es 


5JQ  C.  Clamond's  Mikrophon  ohne  Inductor. 

.ünschenswerth,    auch    bei   Instrumente.    ->;   '^•-.--»   ^T^^^^,  ^.d 
gröfsere  Genauigkeit  zu  erreiciien,  ab  dies  mit  Nomen  der  Kall  ist    imd 
Llbst  bei  gröfseren  Instrumenten  ist  ein  Mittel  für  d.e  Ablesung    welches 
von  der  bei  der  Beobachtung  mit  Loupen  zu  befürchtenden  Parallaxe, 
sowie  von  der  ermüdenden  Beurtheilung,  um  den  comcid.renden  The.l- 
strich  zu  finden,  befreit,  ein  Gewinn.   Ein  guter  Ersatz  für  d'e  Nomen 
besteht  seit  ungefähr  10  Jahren  in  den  Scalenmikroskopen  nach  Heuso    t 
und  nach  Halm  (vgl.  Zeilschrift  für  Vermessungswesen    1879  S.  479  imd 
D   V    J     1880  235  239  und  462),    mit  welchen  das  Ablesen  einfacher 
wird' und  wobei  die  obgenannten  Uebelstände   entfallen.     Ein   weiterer 
Ersatz  für  die  Nonienablesung  ist  durch  die  hier   besprochene  Einrich- 
tung geboten.     Ist  die  Theilung  des  Kreises  in   >,  Grade     also  von  .0 
zu  lo  Minuten,  so  wird  die  Trommel  der  Mikrometerschraube  •"  20  Haupt- 
theile,  jeder  eine  Minute,  jeder  solche  noch  in  10   Iheile  getheil       Im 
Falle  als   der   Kreis  von   10   zu    10  Minuten    gethe.lt   ist,    enthaU    die 
Trommel   100   gleiche   Theile,  je   10   eine  Minute   angebend    und    dem 
entsprechend  beziffert.   Man  kann  somit  an  dem  Zeiger  Zehntelminuten 
direkt  und  Hundertstel  durch  Schätzung  ablesen.   Untersuchungen,  welche 
mit  solchen  Instrumenten  verschiedener  Gröfse  ausgeführt  -urden   haben 
1  mittleren  Fehler  einer  Winkelmessung  etwa  ±0,05  bis  ±0,09  Minuten 
er-eben,  ein  Resultat,  welches  für  die  praktische  Brauchbarkeit  spricht. 


C.  Clamond's  Mikrophon  ohne  Indnctor. 

Mit  Abbildungen. 

Um  in  seinem  Mikrophon,  das  ohne  Inductionsspule  benutzt  werden 
soll  möglichst  starke  Wechsel  im  Widerstände  und  daher  auch  in  der 
Stromstärke  zu  erzielen,  ordnet  Charles  Ciamond ^  Ingenieur  in  Paris 
(Oesterreichisches  Patent  Kl.  21  vom  31.  Mai  1888),  in  senkrechter  Lage 
neben  einander  zwei  leitende  Platten  A  und  B  (Fig.  1)  aus  Kohle  oder 


KiB.   % 


Kig.  4 


Fig.  S 


Fig-  ü. 


Fig.  ;t. 


anderem  geeigneten  Materiale  an,  die  durch  einen  Ring  I  aus  Isolirungs- 
materia!  getrennt  sind,  so   dafs  die   genau  gemessene  Dicke  des  Ringes 


C.  Claraond's  Mikrophon  ohne  Inductor.  511 

die  EutfenuiDg  der  beiden  Platten  genau  regelt.  Platte  A  ist  voll, 
während  Platte  B  kreisrunde  Durchlochungen  besitzt. 

In  jede  Durchlochuug  ist  eine  leitende,  gewöhnlich  aa.s  Kohle  her- 
gestellte Kugel  C  eingesetzt.  Der  Abstand  der  beiden  Platten  A  und  fi 
ist  etwas  gi-öfser  als  der  Halbmesser  dieser  Kugeln,  so  dafs  die  Mittel- 
jiunkte  der  Kugeln  noch  in  den  von  beiden  Platten  eingeschlossenen 
Raum  zu  stehen  kommen  (Fig.  2  und  3).  Daher  ruht  die  Kugel  in 
labilem  Gleichgewichte  auf  dem  Rande  m  der  Durchlochuug  und  lehnt 
sich  unter  der  Einwirkung  ihres  Gewichtes  an  die  Platte  A^  an  welcher 
sie  im  Punkte  d  anliegt.  Bei  d  und  m  sind  also  zwei  mikrophonisehe 
Contacte  vorhanden. 

Spricht  man  nun  vor  irgend  einer  der  beiden  Platten  A  und  Ä,  so 
überträgt  die  dazwischen  eingeschlossene  Luft  die  Schwingungen  auch 
auf  die  zweite  Platte,  welche  dann  in  Uebereinstimmung  mit  der  ersten 
schwingt,  uud  in  den  beiden  Contacten  m  und  d  treten  gleichzeitig  die 
gleichen  Schwankungen  des  Leitungswiderstandes  auf. 

Aufserdem  hängen  auch  die  Drücke  der  Kugeln  auf  die  Contact- 
stellen  m  und  d  von  Componenten  ihres  Gewichtes  ab,  welche  selbst 
wieder  Functionen  des  Abstandes  E  beider  Platten  sind.  Sei  der  Halb- 
messer der  Kugeln  R  und  ihr  Gewicht  P^  so  wird  an  der  Contact- 
stelle  d  der  Druck  p,  z=  P  (E — B) :  W  und  an  der  Contactstelle  m  der 
Druck  p^  =  PW:R  sein,  worin   W='V(2H  —  E)E  ist. 

Wenn  die  beiden  Platten  schwingen,  so  ändert  sich  deren  Ab- 
stand E  und  die  Drücke  pj  und  p2i  welche  Componenten  des  Kugel- 
gewichtes sind,  gleichfalls,  so  dafs  also  durch  die  Schwankungen  des 
Werthes  von  E  die  Widerstände  au  den  Contactstellen  d  und  m  ge- 
ändert werden. 

Auf  Aenderung  des  Leitungswiderstandes  wirken  also  hier  zweierlei 
Ursachen : 

1)  Die  gewöhnliche,  bei  allen  Mikrophonen  vorhandene  physikalische 
Ursache,  welche  in  den  wechselseitigen  Verschiebungen  der  Moleküle  an 
den  Contactstellen  d  und  m  unter  der  Einwirkung  der  von  der  Platte 
übertragenen  Schwingungen  liegt,  bei  der  vorstehend  beschriebenen 
Anordnung  aber  verstärkt  ist,  da  jede  der  beiden  Platten  für  sich  auf 
ihren  Contact  wirkt; 

2)  die  Wech.sel  der  Drücke  an  den  Contactstellen  d  und  m,  welche 
selbst  durch  die  Wechsel  des  Abstandes  E  zwischen  den  schwingenden 
Platten  bedingt  sind. 

Das  beschriebene  Mikrophon  läfst  sich  sehr  gut,  wie  in  den  Fig.  4 
bis  Ö,  mit  einem  telephonischen  Empfänger  und  einem  Umschalter  ver- 
binden. Fig.  4  bietet  einen  senkrechten  Schnitt  des  Apparates,  Fig.  5 
die  Ansicht  von  vorn,  Fig.  6  die  Rückansicht,  worin  der  Um,sehalter 
wieder  sichtbar  ist.  Wird  das  Telephon  (Fig.  5)  in  die  vordere  Oeff- 
nung  des  Mikrophongehäuses  (Fig.  4)  eingesetzt,   so   wird   das  vordere 


512  Ueber  Fortschritte  in  der  Stärkefabrikation. 

Ende  des  Wiükelhebels  H  gehoben  und  drückt  die  vor  seinem  hinleren 
Ende  liegende  Feder  gegen  den  mit  dem  Druckknopfe  K  versehenen 
federnden  Stab;  dabei  geht  dann  ein  ankommender  Strom  zur  Ruf klingel, 
während  sich  beim  Drücken  auf  den  Knopf  K  der  Stab  an  den  imteren 
Bügel  P  anlegt  und  einen  Rufstrom  in  die  Leitung  entsendet.  Bei  der 
in  Fig.  4  gezeichneten  Lage  der  Theile  dagegen  liegt  die  Feder  an  dem 
mittleren  Bügel  an,  die  Telephone  sind  eingeschaltet  und  die  Batterie 
ist  an  das  Mikrophon  geschaltet. 


Ueber  Fortschritte  in  der  Stärke-,  Dextrin-  und  Trauben- 
zucker-Fabrikation. 

(Fortsetzung  des  Berichtes  S.  185  d.  Bd.) 

Der  Stärkezucker  des  Handels  ist  zumeist  ein  Gemenge  von  64 
bis  66  Proc.  vergährbarem  Zucker,  18  bis  20  Proc.  unvergährbaren, 
organischen  Stoffen  und  14  bis  18  Proc.  Wasser.  Der  geringe  Gehalt 
an  Dextrose  bezieh,  das  Vorhandensein  von  18  bis  20  Proc.  Nic/itzucker 
machen  die  Vervi'endung  dieses  unreinen  Fabrikates  bei  der  Wein- 
bereitung, Liqueurfabrikation  und  in  der  Bierbrauerei  nahezu  unmög- 
lich; ja  es  ist  sogar  in  Deutschland,  Oesterreich- Ungarn  und  Frankreich 
der  Gebrauch  von  Stärkezucker  in  der  Weintechuik  und  Bierbrauerei 
gesetzlich  nicht  gestattet. 

In  den  letzten  Jahren  wurden  wohl  viele  Vorschläge  zur  fabrik- 
mäfsigen  Darstellung  eines  reineren  Productes  gemacht,  insbesondere 
gilt  dies  von  dem  Soxhlet'schen  Verfahren  (D.  R.  P.  Kl.  89  Nr.  1746.5 
und  Nr.  17520  vom  12.  Oktober  1881).  Aber  in  der  Praxis  scheinen 
weder  dieses  noch  auch  die  anderen  vorhandenen  Vorschriften  Eingang 
gefunden  zu  haben. 

Da  die  Stärkezuckerindustrie  gewifs  blühen  könnte,  wenn  ihre  Er- 
zeugnisse den  Ansprüchen  der  Abnehmer  und  der  Hygiene  entsprächen, 
so  mufs  jede  Verbesserung  in  den  Fabrikationsweisen  mit  Freuden  be- 
grüfst  werden. 

In  der  Zeilschrift  des  Vereins  für  Hiibenzuckerindustrie^  Januar  1889, 
veröffentlicht  Alfred  Seyherlich  aus  Riga  einen  bemerkenswerthen  Auf- 
satz: Die  Verwendbarkeit  des  reinen  Traubenzuckers  (wasserfrei  und 
wasserhaltig)  und  seine  fabrikniäfsige  Herstellung.  Der  Verfasser  hat 
seit  dem  Jahre  1884  zahlreiche  Versuche  über  Verzuckerung  von  Stärke 
mittels  Schwefelsäure  in  der  früheren  Stärkezucker-  und  Syrupfabrik 
von  Paul  Hrandenburg  in  Riga  ausgeführt  und  zu  seinen  Versuchen 
niemals  weniger  als  lOOü'^  lufttrockener  Stärke  verwendet. 

Auf  Grund  dieser  Versuche  haben  Seyberlich  und  Trampedach  ein 
Verfahren  ausgearbeitet  (vgl.  1887  264  178  und  266  520),  welches  in 
den   meisten  Ländern  durch   Pateute   geschützt  ist  (Vereinigte  Staaten 


(Jeber  Fortschritte  in  der  Stärkefabrikation.  513 

Patent  Nr.  337448  vom  9.  März  1886.  D.  R.  P.  Kl.  89  Nr.  37236  vom 
7.  März  1885  und  Nr.  39573  vom  9.  November  1886). 

Das  Verfahren  der  beiden  Verfasser  wendet  sich  in  der  Hauptsache 
gegen  das  oben  genannte  von  Sox/iUt.  Nach  Seyberlich  steht  einer 
fabriksmäfsigen  Herstellung  reinen  Stärkezuckers,  sowie  der  Reinigung 
des  käuflichen  Stärkezuekers  durch  Methylalkohol ,  der  Preis  und  die 
Flüchtigkeit  des  Methylalkoholes  im  Wege.  Nach  dem  Socchlet' sehen 
Verfahren  sollen  bisher  nur  zwei  Fabriken  gearbeitet  haben,  welche 
beide  den  Betrieb  einstellen  mufsten.  Zu  grofse  Verdampfungskosten, 
zu  grofser  Verbrauch  an  Knochenkohle  nebst  nicht  genügend  erzielter 
Krystallisation  waren  die  Hauptschvpierigkeiten,  mit  welchen  diese 
Fabriken  zu  kämpfen  hatten.  Die  grofsen  Verdampfungskosten  entstehen 
durch  das  Kochen  und  Eindampfen  sehr  verdünnter  Lösungen  und  der 
bedeutende  Verbrauch  an  Knochenkohle  rührt  daher,  weil  mit  Schwefel- 
säure unter  Druck  gearbeitet  wird;  bei  der  herrschenden  hohen  Tem- 
peratur entstehen  durch  Einwirkung  der  Schwefelsäure  dunkle,  caramel- 
artige  Producte,  welche  dann  entfärbt  werden  müssen.  Es  lag  daher 
der  Gedanke  nahe,  andere  Säuren  zur  Verzuckerung  zu  benützen.  Salz- 
säure erwies  sich  als  unbrauchbar  (vgl.  1887  266  473  und  517).  (In 
Frankreich  wird  zur  Verzuckerung  theils  Schwefelsäure,  theils  Salz- 
säure verwendet,  jedoch  unterscheiden  sich  die  erzeugten  Stärkezucker 
gar  nicht  vortheilhaft  von  den  auf  ähnliche  Weise  dargestellten  deutschen 
Fabrikaten.  Ein  anderes  Product  französischer  Fabrikation,  die  Oeno- 
glucose  (1887  2(56  474),  jedoch  entspricht  den  Anforderungen  an  ein 
reines  Fabrikat  in  hohem  Grade,  da  dasselbe  85,75  Proc.  vergährbare 
Dextrose  enthält.  (Ueber  die  Herstellung  ist  in  der  Literatur  noch 
nichts  bekannt,  da  dasselbe  blofs  in  einer  einzigen  Fabrik  erzeugt  wird, 
welche  ihr  Verfahren  geheim  hält.     D.  Ref.) 

In  der  Salpetersäure '  fand  der  Verfasser  eine  sehr  geeignete  Säure 
und  machte  ferner  die  Beobachtung,  dafs  der  Stärkezucker  aus  sauren 
oder  neutralen  Lösungen  sich  viel  schwieriger  abscheidet  als  aus  schwach 
alkalischen. 

Der  Verfasser  arbeitet  in  offenen  Kochgefäfsen ,  also  ohne  Druck, 
und  das  Verhältnifs  von  Stärke  zu  Wasser  ist  1:2;  die  zugesetzte 
Menge  Salpetersäure  entspricht  'I2  Proc.  der  angewendeten  Menge  luft- 
trockener Stärke. 

Die  Herstellung  des  Rohzuckers  wird  nach  dem  neuen  Verfahren 
wie  folgt  durchgeführt:  Die  durch  Kochen  von  Stärke  oder  Reis,  Mais, 
Sago  mit  Salpetersäure  erhaltene,  dann  neutralisirte ,  darauf  schwach 
alkalisch  gemachte  und  endlich  mittels  Filterpresse  filtrirte  Zucker- 
lösung wird  bis  auf  350  B.  (heifs  gewogen)  eingedampft,  dann  bei  IS" 


1  Die  Anwendung  von  Salpetersäure  neben  Schwefelsäure  hat  schon  Krötke 
empfohlen  (vgl.  1871  200  143). 

DiDgler's  poljft.  Journal  Bd.  2/1  Nr.  11.  188911.  33 


614  lieber  Fortschrilte  in  der  Stärkefabrikation. 

in  kupfernen  Bottichen  oder  Pfannen  unter  liäiitigem  Umrühren  der 
Krystallisation  überlassen.  Die  erhaltene  krystallinisehe  Masse  wird 
dann  zwischen  groben,  ungebleichten  Leinwandtüchern  in  der  hydrau- 
lischen Presse  geprefst;  hierbei  läuft  der  Syru|)  klar  ab.  Die  nicht 
allzu  dicken,  gelblichen  Prefskuchen  von  krystallinischer  Struktur  ent- 
halten 88  Proc.  chemisch  reinen  Zucker,  10  Proc.  Wasser  und  2  Proc. 
Verunreinigung.     Dies  ist  der  Rohzucker. 

Der  erhaltene  Syrup  wird  wiederholt  bis  zur  Erschöpfung  an 
Krystallen  zur  Krystallisation  eingedampft  und  die  übrig  bleibende 
Melasse  von  Salpetersäure  und  Salzen  mittels  schwefliger  Säure  befreit, 
um  weiter  aufgearbeitet  zu  werden. 

Der  erhaltene  Rohzucker  wird  nun  raffinirt.  Zu  diesem  Zwecke 
werden  die  Prefskuchen  in  einem  kupfernen  Kessel  geschmolzen  und 
durch  Zusatz  von  Wasser  auf  320  ß.  (heifs  gewogen)  gebracht,  dann 
zur  Entfärbung  mit  gut  gereinigter  Knochenkohle  (10  Proc.  vom  Roh- 
zuckergewichte) bei  80  bis  90"  C.  unter  Umrühren  behandelt,  sodann 
die  Knochenkohle  in  der  Filterpresse  abgesondert.  Der  erhaltene  wasser- 
klare Syrup  wird  nun  zur  Krystallisation  gestellt.  Man  erhält  auf  diese 
Weise  einen  blendend  weifsen  Krystallbrei,  welcher  neuerdings  abge- 
prefst  wird.  Den  nun  erhaltenen  Syrup  dampft  man  wieder  zur 
Krystallisation  ein  und  prefst  den  gebildeten  Krystallbrei  wieder  ab. 
Die  endlich  verbleibende  Melasse  fügt  man  dem  Rohzucker  zu,  um  sie 
von  Neuem  in  die  Fabrikation  einzuführen. 

Werden  die  bei  der  RafHnirung  erhalteneu  Prefskuchen  zerkleinert 
und  getrocknet,  so  erhält  man  einen  handelsfähigen,  weifsen,  krystal- 
linischen  Farinzucker.  Um  gröfsere  und  stärker  ausgebildete  Krystalle 
zu  bekommen,  schmilzt  man  die  Prelskucheu  im  Wasserbade  bei  80 
bis  90"  C,  bringt  sodann  das  Gut  in  umkleidete  Zuckerhutformen  und 
läfst  bei  18"  C.  48  Stunden  krystallisiren.  Nach  erfolgter  Trocknung 
erhält  man  reinen^  leasserhaltigen  Traubenzucker  mit  90  Proc.  Dextrose 
und  10  Proc.  Wasser. 

Werden  aber  die  Prefskuchen  geschmolzen,  auf  freiem  Feuer  zum 
Sieden  erhitzt,  mit  einigen  Krystallen  von  wasserfreiem  Traubenzucker 
versetzt  und  48  Stunden  der  Krystallisation  überlassen,  sodann  abge- 
nutscht  und  getrocknet,  so  erhält  man  wasserfreien  Traubenzucker  mit 
98  Proc.  Zucker  und  2  Proc.  Wasser.  Aus  diesem  kann  durch  Zer- 
quetschen und  nachheriges  Sieben  ein  dem  Rohrzucker  ähnlicher  Krystall- 
zucker  erhalten  werden. 

Bei  regelmäfsigem  Fabriksbetriebe  soll  man  aus  100  Gewiclitstlieilen 
wasserfreier  Stärke  95  Proc.  bezieh.  100  Proc.  Traubenzucker  erhalten 
können. 

Der  Verfasser  gibt  die  erforderlichen  Apparate  an  für  die  tägliche 
Verarbeitung  von  60  bis  80  Centnern  wasserfreier  Stärke,  ferner  eine 
Gewinnberechnung  bei  einer  täglichen  Erzeugung  von  2700i<  krystalli- 


lieber  die  Zersetzung  der  Fettstoffe  beim  Erhitzen  unter  Druck.       515 

sirteni  Traubenzucker.  Nach  dieser  Berechnung  würde  sich  ein  An- 
lagekapital von  77000  M.  mit  55  Proe.  verzinsen,  vifähreud  bei  der 
ebenfalls  mitgetheilten  Gewinnberechnung  der  jetzt  üblichen  Stärke- 
zuckerfabrikation, bei  gleichem  Anlage-  und  Betriebskapital  nur  eine 
Verzinsung  von  14  Proc.  sich  ergibt. 

Die  Vortheile  seines  Verfahrens  führt  der  Verfasser  wie   folgt  an: 

1)  Die  Verzuckerung  ist  eine  sehr  hohe  und  erreicht  96  bis  98  Proc.  der 
wasserfreien  Stärke. 

2)  Die  beim  Kochen  erhaltene  Zuckerlösung  ist  nur  schwach  gelblich 
gefärbt  und  bedarf  zur  völligen  Entfärbung  an  Stelle  der  iheueren  gekörnten 
Knochenkohle  verhältnifsmäfsig  nur  geringe  Mengen  von  Spodium. 

3)  Das  Kochen  geht  nur  in  offenen  Holzgefäfsen  vor  sich  und  bietet  daher 
geringere  Schwierigkeiten  als  in  geschlossenen  Gefäfsen  unter  Druck. 

4)  Die  Apparate  sind  ungemein  leistungsfähig. 

5)  Der  Kohlenverbrauch  ist  bedeutend  geringer  als  beim  SoxA/ei'schen 
Verfahren. 

6)  Die  Herstellung  von  Stärkezucker  in  wohl  ausgebildeten  Krystallen 
geht  nach  dem  verbesserten  Verfahren  ohne  Schwierigkeiten  vor  sich. 

7)  Das  verbesserte  Verfahren  läfst  die  Herstellung  eines  96  Proc.  amorphen 
Stärkezuckers  zu,  was  mit  keinem  anderen  Verfahren  bis  jetzt  erreicht 
werden  kann. 

8)  Vorstehend  beschriebener  Zucker  läfst  sich  direkt  aus  dem  rohen  Mais, 
Reis  oder  auch  Sago  herstellen,  also  direkt  aus  der  Frucht,  ohne  vorherige 
Abscheidung  der  Stärke. 

Es  wäre  sehr  zu  wünschen,   wenn  das   beschriebene  Verfahren   in 

der  Fabrikation  Eingang  fände  und  noch  Wünschenswerther,  wenn  sich 

dasselbe  bewähren  würde.  J.  Bröfsler. 


Ueber  die  Zersetzung  der  Fettstoffe  beim  Erhitzen  unter 
Druck;  von  C.  Engler  und  S.  Seidner. 

In  weiterem  Verfolge  der  Untersuchungen  des  Einen  von  uns  über 
die  Bildung  des  Erdöles  '  haben  wir  eine  Reihe  von  Versuchen  durch- 
geführt, die  in  erster  Reihe  den  Zweck  hatten,  die  Zusammensetzung 
der  beim  Erhitzen  der  Fettstoffe  mit  und  ohne  Ueberdruck  entstehen- 
den flüssigen  und  gasigen  Producte  genauer  zu  untersuchen  und  dabei 
insbesondere  auch  festzustellen,  inwieweit  die  relativen  Mengen  von 
Sumpfgas  und  Kohlensäure,  indirekt  also  doch  wohl  auch  des  Wassers, 
durch  Variation  des  Druckes  geändert  werden,  da  in  der  früheren  Mit- 
theilung von  der  Voraussetzung  ausgegangen  wurde,  dafs  bei  Destillation 
der  Fettstoffe  unter  stärkerem  Drucke  weniger  Kohlensäure  bezieh, 
mehr  Wasser,  bei  niedrigem  Drucke  mehr  Kohlensäure  und  weniger 
Wasser  gebildet  werde.  Aufserdem  untersuchten  wir  ein  aus  dem 
Druckdestillate  von  Fischthran  dargestelltes  künstliches  Erdöl  auf  seine 
Leuchtkraft  und  seine  sonstigen  Eigenschaften. 


1   BtrichU   der   deutschen   chemischen    Gesellschaft.    Bd.  21    S.  1816.     D.   p.  J., 
1888  269  136. 


516       Ueber  die  Zersetzung  der  Fettstoffe  beim  Erhitzen  unter  Druck. 

Bei  den  Versuchen  im  Kleinen  bedienten  wir  uns  zur  Druekdestillation 
der  schon  früher  beschriebenen  zweischenkelig  gebogenen,  zugeschmol- 
zenen Glasröhren  von  etwa  70'^'"  Gesamintlänge  und  15  bis  20"°'  Licht- 
weite. Das  eine  Ende  der  Röhre  war  zu  einer  Capillare  ausgezogen, 
um  die  bei  der  Destillation  sich  bildenden  Gase  herauslassen  bezieh, 
auffangen  zu  können.  Die  Röhren  lagen  stets  nur  mit  dem  einen 
Schenkel,  in  dem  sich  von  vornherein  immer  die  Fettsubstanz  befand, 
in  dem  Röhrendigestor  („Bombenofen"),  so  dafs  das  andere  Ende  heraus- 
ragte und  durch  die  Luft  gekühlt  war.  Nach  genaueren  neuerdings 
angestellten  Messungen  betrug  die  Temperatur  bei  Beginn  der  Destil- 
lationserscheinungen in  den  Röhren  etwa  3650  und  stieg  allmählich  auf 
etwa  425",  wo  dann  die  Hauptmasse  des  Destillates  gebildet  war.  Die 
Messungen  wurden  mittels  eines  mit  Stickstoff  gefüllten  Thermometers 
von  Geifsler'a  Nachfolger  in  Bonn,  welches  bis  460"  reichte,  durch- 
geführt. Da  bei  einmaliger  Druckdestillation  der  Prozefs  der  Umvvande- 
lung  der  Fettstoffe  in  Kohlenwasserstoffe,  den  wir  der  Kürze  halber 
fernerhin  mit  „Hydrocarbirungs-Prozefs'-'  bezeichenen  wollen,  jeweils 
zwar  in  der  Hauptsache,  doch  aber  nicht  vollständig  beendigt  ist,  wurde 
die  Destillation  mit  ein  und  demselben  Materiale  wiederholt  durch- 
geführt, was  durch  richtiges  Neigen  der  erkalteten  Röhren  und  Zurück- 
fliefsenlassen  des  Destillates  zum  Rückstande,  Wiedererhitzen  u.  s.  w. 
leicht  zu  bewerkstelligen  ist. 

Aufser  den  auf  die  eben  beschriebene  Art  erhaltenen  Destillations- 
producten  standen  uns  noch  fast  zwei  Barrels  voll  Druckdestillat,  welches 
unter  Leitung  Herrn  Dr.  Erey's  in  Webau  durch  Destillation  von  Fisch- 
thran  in  dem  ihm  patentirten  Druckdestillationsapparate,  wie  schon 
früher  beschrieben,  dargestellt  worden  war,  zur  Verfügung.  Wir  wieder- 
holen bei  dieser  Gelegenheit  unseren  Dank  au  den  genannten  Herrn, 
ohne  dessen  freundliche  Unterstützung  uns  die  Ausführung  dieser  Arbeit 
kaum  möglich  gewesen  wäre,  da  die  Isolirung  der  Einzelbestandtheile 
nur  gelingen  konnte,  indem  uns  gröfsere  Massen  des  Druckdestillates 
zur  Verfügung  standen. 

Die  Hauptproducte  der  Druekdestillation. 

Wenn  in  der  ersten  Abhandlung  über  diesen  Gegenstand  mitgetheilt 
wurde,  dafs  bei  Destillation  im  AVci/'schen  Apparate  'aus  492'^  Fisch- 
thran  vom  Menhaden-Fisch  29'J'',  also  rund  60  Proc,  öliges  Druck- 
destillat erhalten  wurde,  so  war  uns  dabei  sehr  wohl  bekannt,  dafs 
dieses  Resultat  in  Rücksicht  auf  die  Schwierigkeit  vollständiger  Con- 
densation  der  flüssigen  Producte  bei  dem  stai-ken  Gasstrome  noch  er- 
heblich zu  niedrig  ausgefallen  sein  mufste. 

Der  bei  den  Versuchen  auf  Fabrik  Webau,  bei  deren  Durchführung 
der  Eine  von  uns  {Seidner)  anwesend  war,    benutzte  Apparat'''  besteht 


1  Vgl.  Krey,  D.  R.  P.  Nr.  37728.     (1888  264  336.) 


Ueber  die  Zersetzung  der  Fettstoffe  beim  Erliitzen  unter  Druck.       517 

aus  einer  gewöhnlichen  Destillirblase  aus  starkem  Gufseisen,  welche 
etwa  15  Centner  fafst.  Der  Helm  der  Blase  ist  vor  dem  Kühler  durch 
ein  Ventil  verschlossen,  dessen  Gegendruck  gegen  die  ausströmenden 
Oeldämpfe  von  aufsen  durch  Belastung  geregelt  wird.  Hierauf  folgt 
ein  Schlangenkühler  zur  Verdichtung  der  Destillate.  Die  verdichteten 
Destillate  passiren  dann  einen  kleinen  Glascylinder,  in  welchem  ihr 
specifisches  Gewicht  fortwährend  durch  ein  darin  schwimmendes  Aräo- 
meter ermittelt  wird,  worauf  sie  in  einem  cjlindrischen  Behälter  aus 
Kesselblech  aufgefangen  werden.  Derselbe  besitzt  zwei  Ablafshähne, 
einen  an  der  untersten  Stelle  des  Bodens,  der  zum  Abziehen  des  gebil- 
deten Wassers  benutzt  wurde,  während  der  andere  etwas  höher  an  der 
Seite  sich  befindet  und  zum  Ablassen  des  Oeles  dient.  Die  Blase  dieses 
Apparates  wurde  mit  492'^  braunblankem  nordamerikanischem  Fisch- 
thrane  (vom  Menhaden-Fisch,  Clupea  Tyronn.,  an  der  Westküste  Nord- 
amerikas gefangen,  1  bis  1^,5  schwer)  von  0,930  spec.  Gew.  gefüllt 
und  der  Druckdestillation  unterworfen.  Nach  fünfstündigem  Erhitzen 
wurde  Gasentwickelung  bemerkt  und  kurz  darauf  begann  die  Destillation 
unter  einem  Anfangsdrucke  von  ungefähr  lO''''  und  einer  Temperatur 
von  320",  wobei  das  Aräometer  ein  specifisches  Gewicht  von  0,875  bis 
0,855  zeigte.  Bei  der  weiteren  Destillation  sank  der  Druck  allmählich 
auf  etwa  4'''',  die  Temperatur  wurde  höher  und  schwankte  zwischen 
400  bis  420",  auch  das  specifische  Gewicht  wurde  geringer  und  das 
Aräometer  zeigte  0,830  bis  0,813.  Neben  brennbaren  Gasen  ging  ein 
Destillat  über,  welches  sich  in  zwei  Schichten  —  eine  obere  ölige  und 
eine  untere  wässerige  —  schied.  Beide  Schichten  wurden  von  einander 
getrennt,  so  dafs  die  erstere  in  Fractionen  aufgefangen  wurde. 

Die  Fractionen  wurden  einer  Vorprüfung  auf  den  Gehalt  an  un- 
zersetzten  Fetten  bezieh.  Fettsäuren  unterworfen,  um  diejenigen,  welche 
einen  grofsen  Gehalt  an  letzteren  zeigten,  einer  erneuten  Druckdestillation 
zu  unterwerfen. 

Zum  Schlüsse  der  Destillation  resultirten  339'^  Destillat  (ein- 
schliefslich  des  als  „Nachlauft  zu  bezeichnenden  Theiles).  So  er- 
hielten wir: 

Destillat 339k        Angewandt  wurden     ....     492t 

Koks-  und  asphaltartiger  Rück-  Erhalten 404 

stand  in  der  Blase  ....       65  Bleibt  Differenz  von       88k 

Total     404k 

Diese  88k  repräsentiren  Verlust  und  Gase,  was  auf  das  Rohmaterial 
bezogen  rund  15  Proc.  ausmacht.  Die  von  den  erhaltenen  339k  Destillat 
an  unzersetzten  Fetten  reicheren  specifisch  schwereren  Fractionen  (im 
Ganzen  217k)  wurden  einer  nochmaligen  Druckdestillation  unterworfen 
und  ergaben: 

Destillat 197k        Angewandt  wurden     ....     217k 

Rückstand  in  der  Blase  ...       12         Erhalten 209 


Total     209k  Bleibt  Differenz  von 


518       Ueber  die  Zersetiung  der  Fettstoffe  beim  Erhitzen  unter  Druck. 

Diese  8''  repräsentirten  Verlust  und  Gase,  was  auf  das  angewandte 
Quantum  von  217''  bezogen  3,73  Proc.  ausmacht. 

Im  Ganzen  wurden  299''  öliges  Destillat  erhalten,  was  einer  Aus- 
beute von  rund  60  Proc.  entspricht.  An  wässerigem  Destillate  konnten 
etwa  20''  aufgefangen  werden. 

Abgesehen  davon,  dafs  es  nicht  zu  vermeiden  war,  dals  mit  dem 
starken  Gasstrome  erhebliche  Mengen  Wasserdampf  und  leichlsiedender 
Oele  mit  fortgerissen  wurden,  war  die  Condensalion  wahrend  der  De- 
stillation immerhin  noch  eine  so  gute,  dafs  die  ersten  Theile  des  Oeles 
schon  bei  34"  siedeten. 

Des  Zusammenhanges  und  späteren  Vergleiches  halber  theilen  wir 
hier  die  wichtigsten  Daten  über  Beschatl'enheit  und  Bestandtheile  dieses 
Druckdestillates  in  der  Kürze  nochmals  mit. 

Das  Druckdestillat  ist  von  bräunlicher  Farbe,  in  dünneren  Schichten 
durchsichtig,  von  stark  grüner  Fluorescenz  und  besitzt  nicht  den  scharfen 
unangenehmen  Geruch,  der  die  Gegenwart  des  Acroleins  anzeigt.  Beim 
Durchschütteln  gibt  es  ab: 

an  Wasser 0,4  Vol.-Proc. 

„     Kalilange 4,8  „ 

„     englische  Schwefelsäure     .     .     .  20,8  „ 

„     Gemisch    von    englischer    und 

rauchender  Scliwel'elsäure    .     .      9,6  „ 

Bei  der  Bestimmung  der  in  den  einzelnen  Druckdestillalen  noch 
vorhandenen  verseifbaren  Fettsubstanz  wurden  jedesmal  SO'*^  Destillat 
mit  alkoholischer  Kalilauge  in  einer  Glashahnbürette  gemischt  und  mit 
Wasser  geschüttelt.  Nach  dem  Absitzen  bildeten  sich  zwei  Schichten, 
eine  obere  ölige  und  eine  untere  (milchig  trübe)  v\ässerige.  Die  letztere 
enthält  noch  viel  suspendirtes  Oel;  um  dieses  mit  der  oberen  Schicht  zu 
vereinigen,  wurde  der  Inhalt  der  Bürette  mit  20™  Petroleumäther  durch- 
geschüttelt. Nach  dem  Absitzen  ergibt  sich  durch  Ablesen  des  Volumens 
der  Oelschicht  unter  Subiraction  des  Pctroleuinäthers  der  Procentgehalt 
auf  einfache  Weise.  Wenn  diese  Methode  auch  etwas  roh  erscheint,  so 
sind  ihre  Resultate  dennoch  gut,  wie  sich  aus  folgender  Controlbestimmuug 
ergibt:  reine  Oelsäure,  von  deren  vollständiger  Löslichkeit  in  Kalilauge 
wir  uns  überzeugt  hatten,  wurde  in  neunfaciiem  Volumen  Erdöl  gelöst 
und  der  Gehalt  an  verseifbaren  Bestundtheilen  nach  obiger  Methode 
bestimmt,  wobei  in  der  Thal  10  Proc.  gefunden  wurden.  —  Bei  der 
Behandlung  mit  wässeriger  Kalilauge  schied  sich  zwischen  beiden 
Schichten  eine  dicke  Emulsion  ab,  welche  die  Ablesung  vollständig 
verhinderte.  Die  gewöhnliche  Methode,  welche  Verseifung,  Extraction 
mit  Aether,  Verdampfen  des  letzteren  und  Wägen  des  Rückstandes 
vorschreibt,  ist  wegen  der  Anwesenheit  der  leichlfllichtigen  Theile  selbst- 
verständlich ausgeschlossen. 

Einige  Proben  des  Productes  der  ersten  Druckdestillation,  nach 
obiger  Methode  bestimmt,  ergaben : 


üeber  die  Zersetzung  der  Fettstoffe  beim  Erhitzen  unter  Druck.       519 

I.  Druckdestillat  von  0,813  spec.  Gew.  verseifbar  4,7  Proc. 
11.            „                 „     0,827      „          „  „  4,9 

III.  „  „     0,836      „  „  „  5,6 

IV.  „  „     0,843      „  „  „  5,9 
V.            „                 „     0,851      „          „              „  6,3 

VI.  „  „     0,863      „  „  „  6,9 

Die  mittlere  Verseifung  aus  6  Proben  beträgt  5,72  Proc.  Die  ge- 
sammten  Destillate,  der  ersten  und  zweiten  Druckdestillation  vermischt, 
ergaben  5,2  Proc.  an  verseif  baren  Theileu. 

Die  Mengenbestimmung  der  Einzel fractionen  durch  sogen.  Normal- 
destillation vi'urde  nach  der  von  dem  Einen  von  uns^  angegebenen 
Methode  ausgeführt  und  ergab: 

bis  1250  125/1500  150/1750  175,'2000  200/225»  225/250«  250/2750  275/300«  '^^^g^'^'' 
21,5  8  10  6  9,5  10,5  11  10,5  13cc 

15,5  5,5  7,5  5  8  9  9  8,5  13g 

also  an  Hauptfractionen : 

unter  150«      150  bis  3000     über  3000 

Vol.-Proe 29,5  57,5  13 

Gew.-Proc.     .     .     .     25,9  58,0  16,1 

Spec.  Gew.     .     .     .     0,712  0,817  — 

Da,  wie  weiter  oben  ausgeführt  worden  ist,  bei  der  Destillation  im 
Grofsen  Verluste  an  leichtsiedenden  Theilen  nicht  zu  vermeiden  waren,  auch 
die  Gesammtgasmenge  in  Folge  dessen  aus  dem  Verlust  nicht  ermessen 
werden  konnte,  haben  wir  denselben  Fischthran  in  schon  beschriebener 
Weise  in  zugeschmolzenen  Glasröhren  der  Druckdestillation  unterworfen 
und  dabei,  um  den  Hydrocarbirungsprozefs  nach  Möglichkeit  durch- 
zuführen, die  Destillation  mit  ein  und  derselben  Substanz  mehrmals  wieder- 
holt. Da  der  Fischthran  der  Hauptsache  nach  aus  Tri-Olein  bestehen 
soll,  wurde,  um  einen  Vergleich  zu  erhalten,  iu  gleicher  Weise  auch  reines, 
auf  synthetischem  Wege  dargestelltes  Tri-Olein  unter  Druck  destillirt. 
Aus  dem  theerigen  Rückstand  der  geöffneten  Glasröhren  liefs  sich 
jeweils  durch  Erhitzen  auf  freiem  Feuer  noch  ein  erhebliches  Quantum 
Kohlenwasserstoff- Gel  übertreiben,  welches  ebenfalls  bestimmt  wurde. 
Aus  der  folgenden  Zusammenstellung  ist  das  Resultat  dieser  Versuche 
ohne  Weiteres  ersichtlich: 

a)  Fischthran.     Angewendete  Menge:  40s. 
Gase  (durch  Verlust  bestimmt)      3,56g  8,9  Gew.-Proc. 

Flüssiges  Druckdestillat»      .     .    25,20  63,0  „  (sp.  Gew.  0,837) 

Destillat  des  Rückstandes     .     .       6,60  16,5  „  (  ^       «     0,876) 

Koks-  und  Asphalt-Rückstand        4,64  12,6  „ 

''  Davon  waren  noch  6,6  Proc.  verseiibar. 

b)  Tri-Olnn.    Angewandte  Menge:  35S,5. 
Gase  (durch  Verlust  bestimmt)      3,55g  10  Proc. 

Flüssiges  Druckdestillat*»    .     .    24,80  69,8  „      (spec.  Gew.  0,815) 

Destillat  des  Rückstandes     .     .      5,00  14,1  „      (    „         „       0,853) 

Koks-  und  Asphalt-Rückstand         2,15  6,1  „ 

»*  Davon  waren  noch  5,4  Proc.  verseif  bar. 


3  Chemische  Industrie.^  1885  S.  44.    Vtrhandt.  des  Vereins  zur  Bef.  des  Getterbeß.., 
1887,  Novemberheft. 


520       Ueber  die  Zersetzung  der  Fcttetoffe  beim  Erhitzen  unter  Druck. 

Bei  diesen  Versuchen  konnte  auch  der  Verlauf  des  Prozesses  ge- 
nauer verfolgt  werden.  Die  |[)estillatioii  des  Thranes  beginnt  in  den 
verschlossenen  Köhren  bei  3650  und  schreitet  bei  langsamer  Steigerung 
der  Temperatur  rasch  vorwärts,  so  dafs  bei  4250  hei  Weitem  der  gröfste 
Theil  überdestillirt  ist  und  sich  in  dem  herausragenden  kalten  Röhren- 
schenkel verdichtet  hat.  Der  in  der  Röhre  während  der  Destillation 
herrschende  Druck  wurde  nicht  direkt  gemessen:  indem  wir  aber  bei 
einem  Versuch  das  Volumen  der  Dissociationsgase  bestimmten,  liefs  sich 
daraus  unter  Berücksichtigung  des  leeren  Raumes  der  Röhre  und  der 
Temperatur  ein  Druck  von  20  bis  25  Atmosphären  berechnen,  der  gün- 
stigsten Falls  wahrend  der  Erhitzung  vorhanden  war.  Dafs  übrigens 
der  Prozefs  der  Hydrocarbirung  in  der  Hauptsache  schon  bei  der  ersten 
Destillation  verläuft,  läfst  sich,  abgesehen  von  der  BeschalTenheit  des 
Destillates,  auch  aus  dem  jeweiligen  Gasvolumen  schliefsen.  Dasselbe 
betrug  bei  einem  diesbezüglichen  Versuch  bei  der  zweiten  Destillation 
nur  noch  etwa  den  zehnten  Theil,  bei  der  dritten  Destillation  nur  noch 
etwa  den  dreifsigsten  Theil  wie  bei  der  ersten. 

Das  Wasser,  dessen  Auftreten  als  Product  der  Zersetzung  stets 
deutlich  wahrzunehmen  ist,  konnte  nicht  genau  quantitativ  bestimmt 
werden.  Die  Menge  desselben  kann  jedoch  nur  gering  sein,  da  unter 
der  Annahme  von  etwa  10  Proc.  Sauerstoff  im  Thrau  bezieh,  im  Tri- 
Olein  von  dieser  Menge  etwa  3  Proc.  für  die  gasigen  Producte  (s.  u.), 
Kohlensäure  und  Kohlenoxyd,  abgehen,  so  dafs  nur  7  Proc.  Sauerslotf 
übrig  bleiben,  von  denen  jedoch  noch  ein  erheblicher  Theil  in  Form 
sauerstoffhaltiger  (u-gauischer  Stoffe  sich  in  dem  öligen  Destillat  be- 
findet und  nur  ein  kleiner  Rest  für  Bildung  von  Wasser  übrig  bleibt. 
Da  aufserdem  noch  ein  erheblicher  Theil  des  gebildeten  Wassers  in  dem 
üeldestillaf  gelöst  bleibt,  der  Rest  des  ausgeschiedeneu  Wassers  also 
sehr  gering  und  theilweise  auch  noch  fein  suspendirt  ist,  niufste  auf  eine 
genaue  Wasserbestimmung  verzichtet  werden.  Direkte  Messungen  des 
ausgeschiedenen  Wassers  ergaben  1  bis  1,8  Proc.  Bei  obigen  Versuchs- 
resultaten befindet  es  sich  jedoch,  als  fein  suspendirt,  zugleich  mit  den 
öligen  Destillaten  aufgeführt. 

I.  Bestandtheile  des  flüssigen  Druckdestillates.^ 
a)  Au$  Fischthran.  (Menhaden- Fisch.) 
Behufs  Ausscheidung  der  vorhandenen  ungesättigten  Kohlenwasser- 
stoflTe  sowie  anderer  Beimischungen,  wurde  das  Kohdestillat  des  Thrans 
successive  mit  Wasser,  dann  mit  englischer  Schwefelsäure,  einem  Gemische 
dieser  mit  rauchender  Schwefelsaure  und  schliefslich  mit  rauchender 
Schwefelsäure  allein  ausgeschüttelt,  wobei,  um  Verflüchtigung  der  leich- 


4  Die  in  diesem  und  dem  lullenden  Kapitel  (.gasige  Producte)  mitgetlieilten 
Vcrsuclie  sind  auf  Grund  meiner  Angalien  last  sämmtlicli  von  Herrn  Seidntr 
durchgefülu't.     Engler. 


Gefunden 

Bererhnet  auf  CsH, 

83,56     .     . 

.     .     83,72  Proc. 

16,43     .     . 

.     .     16,28      „ 

3,04     .     . 

.     .       2.98     „ 

Ueber  die  Zersetzung  der  FettstolTe  beim  Erhitzen   unter  Druck.        521 

testen  Theile  und  Zersetzung  der  Paraffinkohlenwasserstoffe  zu  vermeiden, 
stets  gut  gekühlt  wurde.  Die  Behandlung  mit  Säure  wurde  im  Ganzen 
12  bis  15  Mal  durchgeführt,  worauf  dann  noch  eine  Waschung  mit  Natron- 
lauge und  Trocknung  mit  Chlorcalcium  folgte.  Durch  wiederholte 
fractionirte  Destillation  des  gereinigten  Druckdestillates  mittels  des 
Le  Bel'schen  Dephlegmators  wurden  aufser  den  schon  früher  beschrie- 
benen Kohlenwasserstoffen  Pentan,  Hexan  und  Beplan  (1888  269  138)  die 
folgenden  Grenzkohlenwasser slolfe  isolirt  und  analysirt: 

Secundäres  Bexan^  Diisopropyl,  mit  dem  Siedepunkt  57  bis  59",  spec. 
Gew.  0,6677  (bei  210).  Elementaranalyse  und  Dampfdichte  nach  Victor 
Meyer  ergaben: 

Koblenstoff  .  . 
Wasserstoff  .  . 
Dampfdichte 

Secundäres  Heptan ,  Aetkylisoamyl ,  mit  dem  Siedepunkt  88  bis  91*', 

spec.  Gew.  0,6918  (bei  180). 

Gefunden  Berechnet  auf  C7H15 

KohlenstofT  ....     83,81     ....     84,00  Proc. 
Wasserstoff  ....     16,28     ...     .     16,00      ., 
Dampfdichte      .     .     .      3,52     ....       3,46      „ 

Normales  Octan.  Da  der  aus  der  Fraction  116  bis  130"  isolirte  Kohlen- 
wasserstoff ein  zu  hohes  specifiaches  Gewicht  zeigte,  desgleichen  zu  hohe 
Dampfdichte,  wurde  er  zur  Beseitigung  event.  vorhandener  secundärer 
und  tertiärer  Kohlenwasserstoffe  auf  dem  Wasserbade  mit  rauchender 
Salpetersäure  solange  erwärmt,  als  noch  eine  Einwirkung  der  letzteren 
zu  bemerken  war,  alsdann  mit  Natronlauge  und  concentrirter  Schwefel- 
säure gereinigt  und  über  metallischem  Natrium  destillirt.  Dabei  er- 
hielten wir  bei  123  bis  125"  siedendes  Octan  mit  dem  spec.  Gew.  0,7044 
(bei  19<i). 

Gefunden  Berechnet  auf  CgHis 

Kohlenstoff  ....     84,07     ....     84,21  Proc. 
Wasserstoff  ....     15,93     ....     15,79      „ 
Dampfdichte     .     .     .       3,93     ....      3,87      „ 
Secttndäres  Octan,  Dliaobutyl,  wurde  aus  den  zwischen  Heptan  und 
Octan    liegenden    Fractionen    isolirt.     Siedepunkt    107    bis  109«,    spec. 
Gew.  0,702  (17,50). 

Gefunden  Berechnet  auf  CgHig 

Kohlenstoff  ....     84,06     ....     84,21  Proc. 
Wasserstoff  ....     15,92     ....     15,79      „ 
Dampfdichte     .     .     .      3,94     ....       3,87      „ 

Normales  Nonan.  Zur  Isolirung  diente  die  Fraction  144  bis  156". 
Die  chemische  Reinigung  wurde  in  gleicher  Weise  wie  beim  normalen 
Octan  durchgeführt,  wobei  der  Kohlenwasserstoff  resultirte  vom  Siede- 
punkt 148  bis  1510,  spec.  Gew.  0,729  (bis  20,50). 

Gefunden  Berechnet  auf  CsHjo 

Kohlenstoff   ....     84,15     ....     84,32  Proc. 
Wasserstoff  ....     15.85     ....     15.68      „ 
Dampfdichte      .     .     .      4.54     ....      iAZ      .. 


522       üeber  die  Zersetzung  der  Fettstoffe  beim   Erhitzea  unter  Druck. 


Das  secundäre  Nonan  konnte  nicht  rein  hergestellt  werden,  weil 
die  bei  dem  Siedepunkte  dieses  Kohlenwasserstoffes  übergehenden  Frac- 
tionen  bei  weiterer  iractionirter  Destillation  sich  stets  in  niedriger  und 
höher  siedende  Theile  zerlegten. 

Dafs  das  Druckdestillat  des  Thrans  aufser  den  gesättigten  Kohlen- 
wasserstoffen auch  ungesättigte  enthält,  beweist  dessen  Verhalten  gegen 
Schwefelsäure.  Ohne  Zweifel  sind  erhebliche  Mengen  von  Oteßnen  vor- 
handen, wahrscheinlich  auch  Acelylene.  Durch  successive  Behandlung 
einer  Probe  des  rohen  Druckdestillates  mit  kalter,  englischer  Schwefel- 
säure, zuletzt  mit  rauchender  Schwefelsäure  bei  40  bis  50",  gab  das 
Drucköl  37  Vol.-Proc.  ab,  welche  nach  dem  Verhalten  bei  der  Extraction 
jedenfalls  vorwiegend  aus  Olefinen  bestehen. 

Um  uns  auch  von  der  An-  oder  Abwesenheit  der  JS'aphlene  zu  über- 
zeugen, versuchten  wir,  da  die  Hj'drocarbüre  der  Benzolreihe  sich  durch 
ihr  geringes  specifisches  Lichtbrechungsvermögen  auszeichnen,  uns  des- 
selben für  diesen  Nachweis  zu  bedienen.  Das  rohe  Drucköl  wurde  in 
Fractionen  zerlegt,  die  specifischen  Gewichte  des  letzteren  mittels  des 
Picnometers  ermittelt  und  die  Brechungsexponenten  für  Natriumlicht 
mittels  eines  ^66/schen  Kefractometers  bestimmt.  Es  folgte  eine  Be- 
handlung derselben  Fractionen  mit  englischer  Schwefelsäure,  Wieder- 
bestimmung der  specifischen  Gewichte  und  der  Brechungsexponenten 
und  ein  Gleiches  nach  Behandlung  der  Fractionen  mit  rauchender 
Schwefelsäure.  Folgende  Tabelle  enthält  die  Zusammenstellung  der 
erhaltenen  Resultate : 


Fractionen 

100 

bis 

1200 

120 

^ 

140" 

140 

1600 

160 

,, 

1800 

180 

2000 

200 

^ 

2200 

220 

2400 

240 

^ 

2600 

260 

^ 

280« 

280 

„ 

3000 

ergaben  folgende  Werthe : 


Fr^ictloneii 
100  bis  1250 


125 
150 
175 
200 
225 
250 
275 


1500 
1750 
200» 
2250 
2500 
2750 
3000 


Speciflsctiei; 

Ilrettiungs- 

Specilisclies 

Gewicht 

exponecit 

Itrectiungsvermögen 

0,7338     . 

.     .     1,4085 

.     .     0,5565 

0,7608     . 

.     .     1,4165 

.     .     0,5463 

0.7742     . 

.     .     1.4265 

.     .     0,5509 

0,7852     . 

.     .     1,4325 

.     .     0,5508 

0,7965     . 

.     .     1,4417 

.     .     0,5546 

0,8133     . 

.     .     1,4510 

.     .     0,5545 

0,8241     . 

.     .     1,4604 

.     .     0,5587 

0,8323     . 

.     .     1,4649 

.     .     0,5586 

0,8394     . 

.     .     1,4705 

.     .    0,5605 

0,8543     . 

.     .     1,4808 

.     .     0,5628 

fjischer  Seh 

ivefelsäure  ge 

reinigt  und  destillii 

Sppciliscties 

Itrectiungs 

Speclfiscties 

Gewicht 

expoiient 

Brccliun^svermögen 

0,7292     . 

.     .     1,4028 

.     .     0,5523 

0,7536     . 

.     .     1,4162 

.     .     0,5532 

0,7734     . 

.     .     1,4272 

.     .     0,5534 

0,7863     . 

.     .     1,4346 

.     .     0,5527 

0,7948     . 

.     .     1,4398 

.     .     0,5534 

0.8192     . 

.     .     1,4528 

.     .     0.5528 

ü;8284     . 

.     .     1,4588 

.     .     0,5538 

0,8160     . 

.     .     1,4685 

.     .     0,5840 

Die  Fractionen,   mit  rauchender  Schwefelsäure   gereinigt    und   de- 
stillirt,  ergaben  folgende  Zahlen: 


Ueber  die  Zersetzung  der  Fettstoffe  beim  Erhitzen  unter  Druck.       523 


Fractionen 

Specifisches 
Gewicht 

Brechiinss- 
exponent 

Specifisches 
Brechiingsvermögen 

100  bis  1250    . 

.     0,7251     .     . 

1,4019     . 

.     0,5542 

125     „    1500    . 

.     0,7425     .     . 

1,4115     . 

.    0,5544 

150    „    1750    . 

.     0,7681     .     . 

1,4254     . 

.     0,5538 

175     „    2000     . 

.     0,7809     .     . 

1,4315     . 

.     0,5525 

200     „    2250    . 

.     0,7908     .     . 

1,4378     . 

.    0,5536 

225     „    2500     . 

.     0,8071     .     . 

1,4465     . 

.     0,5532 

250     „    2750    . 

.    0,8286     .     . 

1,4575     . 

.     0,5521 

275     „    3000     . 

.     0,8439     .     . 

1,4674     . 

.     0,5538 

Wenn  man  aus  einem  Gemenge,  welches  Paraftinkohlenwasserstoffe, 
Oletine  und  Naphtene  enthält,  die  Olefine  durch  englische  Schwefel- 
säure entfernt,  so  werden  specifisches  Gewicht,  Brechungsexponent  und 
specifisches  Brechungsvermögen  des  rückständigen  Oeles  sinken;  wenn 
man  aber  dann  mit  rauchender  Schwefelsäure  auch  die  Naphtene  heraus- 
nimmt, so  werden  wohl  die  beiden  ersten  Gröfsen  sinken,  das  speci- 
fische  Brechungsvermögen  mufs  sich  aber  heben.  Andernfalls  bleibt  es 
unverändert  oder  sinkt.  Im  Grofsen  und  Ganzen  genommen  entsprechen 
die  obigen  Resultate  diesen  Voraussetzungen;  wir  möchten  jedoch  daraus 
und  obgleich  auch  das  Verhalten  des  Druckdestillates  gegen  rauchende 
Schwefelsäure  einen  gewissen  Anhaltspunkt  dafür  darbietet,  noch  keinen 
endgültigen  Schlufs  auf  die  Anwesenheit  der  Naphtene  ziehen,  ins- 
besondere da  es  uns  auch  noch  nicht  gelungen  ist,  aus  den  Sulfosäuren 
einen  reinen  Kohlenwasserstoff  dieser  Reihe  zu  isoliren,  und  behalten 
uns  deshalb  die  definitive  Entscheidung  dieser  Frage  noch  vor.  Wenn 
überhaupt,  so  sind  jedenfalls  nur  ganz  geringe  Mengen  Naphtene  vor- 
handen. 

b)    Aus  Tri-Olein. 

Das  zu  den  Versuchen  benutzte  Tri-Olein  wurde  von  uns  nach  der 
Bcrtheloi' si:hen  Methode  5  aus  reiner  Oelsäure  und  reinem  Glycerin  syn- 
thetisch dargestellt,  und  es  hatten  alsdann  die  Herren  Dr.  Max  Albrecht^ 
Direktor  der  Oehlrich'schen  Erdöl-Raffinerien  (Hamburg,  Riga  und  Baku) 
und  Dr.  Altersheim^  Chemiker  daselbst,  die  grofse  Freundlichkeit,  uns 
etwa  6^*  Tri-Olein  auf  ihrem  für  solche  Mengen  passenden  Druck- 
destillationsapparat zu  verarbeiten  und  uns  die  erlangten  Resultate, 
incl.  Destillationsproducte,  zur  Verfügung  zu  stellen. 

Die  Destillation  ging  unter  einem  durchschnittlichen  Druck  von 
10  Atm.  vor  sich  und  lieferte  nebst  Wasser  eine  geringe  Menge  Vor- 
lauf von  0,814  und  ein  Hauptdestillat  von  0,780  spec.  Gew.,  sowie 
10,7  Proc.  Koks-  und  Asphaltrückstand ''.  Das  Rohdestillat  ist  dünn- 
flüssig, von  dunkelrother  Farbe  mit  starkgrüner  Fluorescenz.  Es  glich 
in  allen   Eigenschaften   dem  von  uns  auch    in  kleinem    Mafsstabe    dar- 


5  Aiinai.  d.  chim.  et  phys.^  Bd.  41  S.  243. 

•^  Die  quantitative  Bestimmung  der  einzelnen  Destillate  war  wegen  eines 
am  Ventile  eingetretenen  Defectes  niclit  ausreichend  genau  möglicli;  doch 
liefern  die  weiter  oben  mitgetheilten  Versuche  mit  Tri-Olein  in  Glasröhren 
hierfür  ausreichende  Anhaltspunkte. 


524       Ueber  die  ZersetziiriK  rler  Fettstoffe  beim  Eiliilzcn  unter  Druck. 

gestellten    Druckdestillat    aus    Tri-OleTu    und  enthielt  2,5  Proc.  verseif- 
bare Theile.    Es  gab  ab: 

an  Wasser 1.6  Vol.-Proc. 

„    Natronlauge       2,0         „ 

„    englische  Schwefelsäure      .     .     .  15,0  „ 

„    Gemisch  von  engl,  und  rauchen- 
der Schwefelsaure 10,0         „ 

Eine  mit  100'='^  des  Oeles  durchgeführte  Nonnaldestillation  ergab 
in  Volum-Procenten: 

bis  1250    125/1500    150/1750    175/2000    200/2250    2252500  250/2750    "^^-^J^^" 

29,8          18,6            15,4            13,2            9,4              6.6  3,9              3,1 
Also  an  Hauptfractionen : 

bis  15t)0       150  bis  2750  über  2750 

Vol.-Proc 48,40              48,50  3,10 

Gew.-Proc.       .     .     .      45,25              50,33  4.42 

Spec.  Gew.       .     .     .     0,7135            0,7613  — 

Bei  diesen  Fractionen  ist  das  niedrige  specifi.sehe  Gewicht  als  auf- 
fallend zu  bezeichnen  und  läfst  auf  einen  geringen  Gehalt  an  sogen, 
ungesättigten  Kohlenwasserstoffen  schliefsen.  Um  uns  von  der  Anwesen- 
heit der  gesättigten  Grenzkohlenwasserstotfe  zu  überzeugen,  wurde  das 
Rohdestillat  in  gleicher  Weise,  wie  oben  besclirieben,  gereinigt  und 
mittels  Le  Bel'schen  Dephlegmators  durch  fractionirte  Destillation  ge- 
schieden, wobei  die  folgenden  beiden  Kohlenwasserstoffe  isolirt  wurden: 

Normales  Hexan,  Siedejjunkt  67  bis  ßlto,  spec.  Gew.  0,G68  (bei  15,50). 

Gefunden  Iterechnet  nuf  Ccll|4 

Kohlenstoff  ....    83,61     ....     83,72  Proc. 
Wasserstoff  ....     16,48    ....     16,28      „ 
Dampfdichte      .     .     .       3,043  ....      2,98     „ 

Normales  Heptan,    Siedepunkt  98  bis  lOOO,  spec.  Gew.  0,686  (17,60). 

Gl  funilen  llorechnet  nuf  C7H|( 

Kohlenstoff  ....     83,82     ....     84.00  Proc. 
Wasserstoff  ....     16,28     ....     lt;,00     „ 
Dampfdichte      .     .     .       3,509  ....       3,46      „ 

Nachdem  es  uns  auf  diese  Weise  gelungen  war,  zwei  Glieder  der 
Methanreihe  nachzuweisen,  erschien  es  bei  dem  sonstigen  chemischen 
Verhalten  des  Oeles  überflüssig,  auch  noch  die  umständlichen  Destil- 
lationsarbeiten zur  Isolirung  der  höheren  Homologen,  zumal  da  auch 
noch  erhebliche  Mengen  Rohmaterial  hierfür  hätten  neu  beschafft  werden 
müssen,  vorzunehmen. 

II.  Die  gasigen  Produete  der  Druckdestillation. 
Zu  diesen  Versuchen  wurden  die  Gase  benützt,  welche  bei  der 
Destillation  von  Thran  in  zugeschmolzenen  Rohren  unter  Ueberdruck  sich 
gebildet  halten  und  die  beim  Oelfnen  der  Röhren  jeweils  unter  sehr 
starkem  Druck  entwichen.  Zur  Analyse  verwandten  wir  theiis  die 
Bunte'sche  Bürette,  theiis  den  öempei' sehen  Ap|)arat.  Je  100''''  Gas 
verloren  dabei  in  CuDikcentimetern  an: 


Uebei-  die  Zersetzung  der  Fettstoffe  beim  Erhitzen  unter  Druck.       525 


Mittel- 
zahlen 


Kalilauge  (CO2) 

Alkalische  Pyrogallussäure  (0)      . 

Bromwasser  (CnHjn) 

Salzsaure  Kupferchlorürlösung  (CO) 

Nach  Vermischen  mit  Luft  u.  Ueber- 
leiten  über  glühenden  Palladium- 
draht (H) 

Aus  dem  Explosionsversuche  be- 
reclinet  sich  (CH4) 

Unexplodirbarer  Rest 


9,8 

8,8 

5,0 

21,0 


9,4 

7,9 

4,8 

21,8 


10,8 
7,6 
4,9 

22,6 


9,8 

8,4 

5,2 

23,6 


11,2 

7,2 

4,6 

18,4 


10,2 
8,0 
4,9 

21,4 


21,0 
34,0 


24,8 
31,3 


23,5 

28,6 


29,4 
29,2 


23,7 
30,8 


Aus  dem  mittleren  Sauerstotfgehalt  berechnet  sich  ein  Luftgehalt 
von  38  Proc.  Scheidet  man  die  Luftbestandtheile,  Sauerstoff  und  Stick- 
stoff, aus,  so  erhält  man  folgende  Werthe  für  die  Zusammensetzung 
des  Gases: 

Kohlensäure 17,4  Proc. 

Olefine 7,8      „ 

Kohlenoxyd 34,5      „ 

Sumpfgas 38,3      „ 

Unexplodirbarer    Rest   (Differenz)      2,0      „ 

Aus  dem  am  Anfang  dieser  Abhandlung  erwähnten  Grunde  wurde 
nun  auch,  um  das  Verhältnifs  der  mit  und  ohne  Ueberdruck  ge- 
bildeten Mengen  von  Sumpfgas  und  Kohlensäure  bezieh.  Wasser  kennen 
zu  lernen,  ein  Quantum  des  gleichen  Thrans  aus  einem  Siedekölbchen 
unter  gewöhnlichem  Luftdruck  destillirt,  die  dabei  auftretenden  Gase 
aufgefangen  und  analysirt.     100' <^  davon  ergaben  : 


I 

II 

iir 

IV 

Mittelzahlen 

an  CO2 

„0 

„    CnHon 

„  CO : 

17,4 
6,8 
6,8 

22,8 

18,4 
6,4 
7,6 

20,2 

19,6 
6,2 
8,6 

26,2 

18,8 
6,2 
8,6 

27,8 

18,6  Proc. 
6,4      , 
7,9      „ 

24,3      „ 

„    H 

„    CH4 

Unexplodirbarer  Rest 

19,8 
25,4 

20,6 
26,8 

15,9 
23,5 

13,7 
24,9 

17,5      „ 
25,3      „ 

Aus  dem  Sauerstoffgehalt  berechnet  sich  ein  Luftgehalt  von  30,5  Proc. 
Nach  Ausscheidung  des  aus  dem  Sauerstoffgehalte  berechneten  Luft- 
gehalts erhält  man  folgende  Werthe : 

Kohlensäure 26,7  Proc. 

Olefine 11,4      „ 

Kohlenoxyd 34,9      „ 

Sumpfgas 25,2      „ 

Unexplodirbarer   Rest   (Differenz)       1,8      „ 

Aus  diesen  beiden  Tabellen  geht  hervor,  dafs  die  Druckgase  sich 
von  den  bei  gewöhnlicher  Destillation  gewonnenen  durch  einen  bedeutend 
kleineren  Gehalt  an  Kohlensäure  und  einen  gröfseren  an  Sumpfgas 
unterscheiden,  bezieh.  —  was  wohl  daraus  geschlossen  werden  darf  — 


526       Ueber  die  Zeisetziing  der  Fellstolfe  beim  Erliitzen  unter  Ürucli. 


dafs  bei  höherem  Druck  mehr  Wasser,  bei  niederem  Druck  mehr  Kohlen- 
säure entsteht. 

Um  uns  von  der  Richtigkeit  dieser  Wahrnehmung  7,u  überzeugen, 
wurde  Oelsäure  ganz  in  gleicher  Weise  einmal  in  zugeschmolzenen 
Röhren  mit,  das  andere  Mal  aus  gewöhnlichen  Siedekölbchen  ohne 
Ueberdruck  destillirt.  Die  Analyse  der  Ueberdruckgase  ergab  dabei 
auf  100'^'-: 


I 

II 

III 

IV 

an  CO2 

„     CnHon 

„CO 

„    H 

„    C'H4 

ünexplodirbarer   Rest 

25,5 

2,7 

29,4 

40,6 
1,8 

27,6 

2,6 

19,7 

47,8 
2,3 

27,8 

2,8 

24,4 

43,5 
1,5 

23,2 
3,4 

28,8 

42,6 
2,0 

Mittelzahlen : 

Kohlensäure 26,0  Proc. 

Olefine 2,9      „ 

Kohlenoxyd 25,5      „ 

Sumpfgas 43,6      „ 

ünexplodirbarer    Rest   (Differenz)       2,0      „ 

Die  aus  Oelsäure  ohne  Druck  gewonnenen  Gase  enth 


leiten: 


an  CO2      

,    CnHjn 

„CO 

„    H 

„    CH4 

ünexplodirbarer   Rest 


I 


30,0 
13,9 
55,6 


II 


38,6 
11,2 
30,8 

16,8 
2,6 


III 


IV 


30,2 
13,6 
48,4 

5,2 
2,6 


46,8 
10,8 
28,9 

10,8 
2,7 


40,4 
13,8 
29,4 

13,6 

2,8 


Mittelzahlen : 

Kohlensäure 37,2  Proe. 

Olefine 12,5      ., 

Kohlenoxyd 38,6      „ 

Sumpfgas '^3      „ 

ünexplodirbarer    Rest   (Differenz)  2,4      „ 

Auch  hieraus  ergibt  sich,  dafs  Destillation  der  Fettsubstanz  unter 
starkem  Druck  wenig  Kohlensäure  und  viel  Sumpfgas  bezieh.  Wasser 
liefert  und  umgekehrt. 

Zusammengehalten  mit  den  Analysen  von  natürlichen  Erdölgasen, 
deren  Gehalt  an  Kohlenoxyd  meist  1  Proe.  nicht  überschreitet,  fällt 
besonders  der  hohe  Gehalt  an  diesem  Gase  bei  den  Druckölgasen  auf 
und  es  bildet  dies  einen  Fingerzeig  dafür,  dafs  die  natürlicheu  Be- 
dingungen ,  unter  denen  die  Bildung  der  Erdölgase  und  damit  wahr- 
scheinlich auch  des  Erdöles  erfolgte,  m  unseren  Versuchen  noch  nicht 
erreicht  sind,   was  übrigens  schon  a  priori   von  uns  vorausgesetzt  war. 

(Schhils  folgt.) 


Kleinere  Mittheilungeii.  527 


Forbes'  elektrischer  Strommesser  mittels  der  Geschwindigkeit  von  Luft- 
strömungen. 

Zum  Messen  elektrischer  Ströme  benutzt  G.  Forbes  (Englisches  Patent 
Nr.  10131  vom  19.  Juli  1887)  die  Geschwindigkeit  eines  Luft-  oder  Gasstromes, 
welchen  der  elektrische  zu  messende  Strom  durch  Erwärmung  eines  von  ihm 
durchflossenen  Leiters  erzeugt. 

Die  eine  Art  der  Ausführung  besteht  in  einer  über  einem  Leiter  aufge- 
steckten oder  aufgehängten  Papierspirale,  welche  in  einem  Glase  eigeschlossen 
ist.  Ein  mit  der  Spirale  verbundener  Zeiger  gibt  auf  einer  Kreistheilung  die 
Stromstärke  an.  —  Bei  einer  zweiten  Form  des  Apparates  ist  die  Papier- 
spirale durch  einen  drehbar  aufgesteckten  Kork  ersetzt,  welcher  an  seinem 
Umfange  mit  einer  Folge  von  unter  450  geneigten  Glimmer-Flügeln  versehen 
ist.  —  Der  Erfinder  gibt  jedoch  einer  kreisrunden  Glimmerscheibe  den  Vor- 
zug, an  deren  Umfange  eine  Anzahl  von  Kork-  oder  Hollundermark-Stücken 
angebracht,  deren  jedes  einen  unter  45"  geneigten  Flügel  von  Glimmer  trägt. 
Das  Ganze  ist  mittels  eines  feinen  Drahtes  oder  eines  doppelten  Fadens  auf- 
gehängt und  mit  einem  Zeiger  verbunden,  welcher  auf  einer  getheilten  Scheibe 
die  Stromstärke  angibt. 

Wünscht  man  die  ganze  Strommenge  zu  messen,  so  wird  die  Bewegung 
der  Glimmerscheibe  durch  geeignete  Räderübersetzung  auf  einen  Zähl-  oder 
Aufzeichen- Apparat  übertragen. 

Gisborne's  elektrischer  Anzeiger  der  Umdrehungsgeschwindigkeit  von 
Schiffsschraubenwellen. 

Der  unter  Nr.  17575  am  21.  December  1887  in  England  für  J.  S.  Oüborne 
in  London  patentirte  Apparat  soll  die  üradrehungsrichtung  und  Umdrehungs- 
zahl der  Schraubenwelle  eines  Dampfers  auf  der  Kommandobrücke  auf  elektri- 
schem Wege  anzeigen.  In  der  Nähe  der  Hauptwelle  der  Schiffsmaschinen  ist 
eine  kleine  Welle  wagerecht  gelagert,  die  an  jedem  Ende  einen  doppelarraigen 
Hebel  trägt;  jeder  derselben  ist  an  dem  einen  Ende  mit  einer  Reibungswelle, 
am  anderen  Ende  mit  einem  elektrischen  Contactstücke  versehen.  Die  Rei- 
bungsrolleu  stehen  in  Berührung  mit  einem  auf  der  Maschinenwelle  sitzenden 
Excentrik.  Jeder  Hebel  trägt  an  dem  der  Welle  zugekehrten  Ende  noch  einen 
Zahn ;  durch  Vermittelung  des  einen  derselben  wird  der  eine  Hebel  nieder- 
gedrückt, sobald  die  Welle  z.  B.  rechs  umläuft,  während  der  andere  Hebel 
bei  umgekehrter  Drehungsrichtung  vom  anderen  emporgehoben  wird.  Jedes 
der  beiden  Contact^stücke  schliefst  einen  elektrischen  Strom ,  durch  welchen 
die  auf  der  Brücke  befindlichen  Registrirapparate  in  Thätigkeit  gesetzt  werden. 

Signallichter  für  Schiffe  und  Leuohtthürme. 

Maguesiumpulver  eignet   sich   bekanntlich   sehr   gut    zur  Herstellung  von 
Flammensätzen  mit  durch  andere  Mittel  bisher  nicht  erreichter  Intensität.    In 
der  Chemiker-Zeitung^    1889  Bd.  13  S.  264,  empfiehlt  A.  Jaksch  einen  derartigen 
von  ihm  hergestellten  Satz  zur  Verwendung  auf  Schiffen  und  Leuchtthürmen 
zwecks  Abgabe  von  Signalen.     Die  Mischung  besteht  aus: 
30  Theile  salpetersaurer  Baryt, 
20       „        Magnesiumpulver, 
4        „        Schwefelblüthe, 
7       „       Rindstalg. 
Der  Talg    wird   geschmolzen    zugesetzt,   worauf  die  Mischung   durch    ein 
Sieb  geschlagen  wird.     Diese  Masse,  in  Büchsen  aus  starkem  Zinkbleche  von 
10cm  Höhe    und   8cm  Durchmesser  gefüllt,   gibt    durch  20  Secunden  ein  Licht 
von  etwa  20000  Kerzen.    Der  Lichtschein  ist  bei  klarer  Luft  noch  auf  100km 
sichtbar.     Bei  Anwendung  des  Flammensatzes  für  Raketen  ist  der  Talg  weg- 
zulassen, da  in  diesem  Falle  ein  schnelleres  Brennen  erforderlich  ist. 


528  Bücher-Anzeigen. 


Verfahren  um  Glas  za  platiniren. 

Um  Glas  mit  einer  Platinschicht  zu  belegen,  so  dal's  dasselbe  sowohl  als 
Spiegel  wie  als  durchsichtiges  Glas  benutzt  werden  kann,  wird  einestheila 
Platinchlorid  gut  mit  Lavendelessenz  vermischt,  andererseits  ein  Flufsmiltel, 
bestehend  aus  Lavendelöl,  borsaurem  Blei  und  Bleioxyd,  hergestellt.  Beide 
Gemenge  werden  zu  einem  Teige  zusammengerührt  und,  wenn  derselbe  eine 
ganz  gleichförmige  Masse  bildet,  mittels  eines  feinen  Pinsels  auf  die  eine  Seite 
des  Glases  aufgestrichen.  Trocken  geworden,  wird  das  Glas  in  einer  Muffel 
bei  niedriger  Rothglut  gebrannt.  (Nach  Sprtchsaal^  1Ö89  Bd.  22  Nr.  3;  vgl. 
übrigens  ran  Aubet  1888  267  239.) 


Bücher-Anzeigen. 


Allgemeine  Maschinenlehre.  Bd.  4.  Die  Arbeitsmaschinen  zum  Fördern 
fester  und  flüssiger  Körper  mit  besonderer  Berücksichtiguug  der 
sogen.  Baumaschinen,  mit  Ausnahme  der  Räder,  Fuhrwerke  und 
Schitl'e;  von  Dr.  M.  Kühlinann.  Mit  549  Holzschnitten  und  2  litho- 
graphirten  Tafeln.   Leipzig.  Baumgärtner's  Verlag.  809  Seiten.   20  M. 

Der  bisherige  vierte  Band  der  „Allgemeinen  Maschinenlehre"  ist  bei  der 
vorliegenden  neuen  Auflage  in  zwei  Bände  getheilt  und  sind  die  Schiffe  dem 
nunmehrigen  fünften  Bande  zugetheilt.  Der  vorliegende  Band  enthält  die  Hebe- 
und  Senkmaschinen,  die  Rammen,  Bagger,  Pumpen  und  Pumpenanlagen  ein- 
schliefslich  der  Wasserwerke  und  Wasserhaltung,  die  Ventilatoren,  Gebläse, 
Pneumatische  Apparate  für  Taucher-  und  Fundirungsarbeiten,  sowie  die  Ge- 
steinsbohrmaschinen. Den  Schlufs  des  Bandes  (S.  650  bis  809)  bilden  Nach- 
träge zu  den  früheren  Bänden,  so  dafs  auch  auf  dem  Gebiete  des  früher  be- 
handelten StotTes  die  wesentlichen  Neuerungen  vorgeführt  werden. 

Die  Darstellung  verbreitet  sich  über  die  Entwickelung  und  den  jetzigen 
Stand  der  besprocheneu  Maschinen  und  ist  vorwiegend  beschreibend. 

Es  ist  sicher  überflüssig  über  das  allgemein  anerkannte  Werk  des  Weiteren 
zu  berichten.  Den  jüngeren  Technikern  können  wir  dasselbe  zur  Einführung 
in  ihre  Studien  bestens  empfehlen. 

Veröffentlichungen  der  Orientalischen  Gesellschaft  zu  Berlin.  Erstes 
Heft,  üeber  die  Bauwerke  der  Siebenhügelstadt  am  Bosporus.  Vor- 
trag, gehalten  in  der  Sitzung  der  Orientalischen  Gesellschaft  zu  Berlin 
am  I.November  1888;  von  August  Lenz.  Berlin.  Meidinger.  PreisO,50M. 

In  kurzen  Zügen  gibt  der  Verfasser  eine  belehrende  und  unterhaltende 
Beschreibung  der  Bauwerke  Konstantinopels  und  deren  Baugeschiohte  mit 
stetigem  Rückblicke  auf  die  politische  Geschichte  der  Stadt.  Weitere  Ver- 
öffentlichungen sollen  in  zwangloser  Folge  erscheinen. 


Verlag  der  J.  G.  Cotta'scheo  Bucbhandlung  :a  Stuttgart. 
Druck  von  Gebrüder  Kiöner  in  Stuttgart. 


Neue  Erdölkraftmaschinen.  529 

Neue  Erdölkraftmaschinen. 

(Schlufs  des  Berichtes  S.  -188  d.  Bd.) 
Patcntklasse  46.     Mit  Abbildungen  auf  Tafel  27. 

H.  Goebel  in  Parchim  (/-'D.  ß.P.  Nr.  42873  vom  4.  Mai  1887)  be- 
schreibt eine  etwas  umständlich  angeordnete  und  noch  nicht  in  prak- 
tischer Construction  geformte  Pumpe,  mit  welcher  Erdöl  in  abmefs- 
baren  Mengen  in  einen  geheizten  Vergasungsraum  gespritzt  wird. 

Der  zur  Schaffung  eigenartiger  Gasgemische  dienende  Gaserzeuger 
von  F.  Winditam  in  London  ('D.  K.P.  Nr.  41419  vom  23.  Februar  1887) 
besteht  aus  einem  Verbrennungsraum,  welcher  von  einer  Verdampfungs- 
kammer umgeben  ist:  in  der  letzteren  findet  die  Verga.sung  des  ver- 
wendeten Mittels  statt.  Das  erzeugte  Gas  wird  einem  Mischrauni 
zugeleitet,  wo  es  mit  Luft  oder  Luft  und  Wasserdampf  gemengt  wird, 
um  dann  unter  Druck  auf  einen  glühenden  Rost  oder  ein  Filter  geblasen 
zu  werden.  Wenn  flüssige  Kohlenwasserstoffe  verwendet  werden,  wird 
die  Wirkung  in  diesem  Apparate  dadurch  erzielt  und  unterhalten,  dafs 
mau  Incandescenz  auf  oder  in  dem  Rost  oder  Filter  erzeugt;  die  au.s 
der  Verbrennung  sich  ergebenden  Gase  gehen  dann  unter  Druck  in  eine 
Maschine,  um  deren  Triebkraft  zu  bilden.  Die  nöthige  Luft  kann  durch 
die  aus  der  Maschine  abgehenden  Gase  oder  durch  strahlende  Wärme 
erhitzt  werden  :  Dampf  kann  man  erzeugen  und  überhitzen  in  einer  Rohr- 
schlange. Durch  verschliefsbare  Oeffnungen  d  (Fig. 24  Taf.27)  wird  Brenn- 
stoff' in  die  Verbrennungskammer  C  eingeführt  und  Schlacken,  Asche  etc. 
daraus  entfernt.  Der  Rost  G  aus  feuerfestem  Material  schliefst  den  in 
gleicherweise  hergestellten  Verbrennungsraum  6' unten  ab:  der  letztere 
ist  von  der  ringförmigen  Kammer  V  umgeben.  Durch  die  Oeffnung  A 
wird  Luft  mittels  einer  Luftpumpe  eingeführt;  aus  dem  Rohr  P  aber 
tritt  durch  die  Mundstücke  p  Kohlenwasserstoff  ein.  Die  Deckel  der 
Oeffnungen  d  werden  aufgehoben  und  mittels  eines  Bunsen-Brenners, 
mittels  brennenden  Holzes  oder  Kohlen  oder  Koks  oder  durch  Elektri- 
zität eine  glühende  Masse  auf  dem  Rost  G  erzeugt.  Wird  glühender 
Brennstoff  eingeschüttet,  so  schliefst  man  den  Deckel  sofort,  sobald  der 
Rost  und  die  Wandungen  glühen;  bei  einem  Gasbrenner  unterhält  man 
durch  Einführen  von  Luft  mittels  der  Oeffnungen  A  die  Flamme.  Dann 
drückt  man  durch  das  Rohr  P  flüssigenKohlenwasserstoff  in  die  Kammer  V 
wo  er,  an  den  Wandungen  zwischen  C  und  V  herabsickernd,  in  Gas 
verwandelt  wird.  Das  letztere  wird  durch  deren  Oeffnungen  in  die 
Luftdüsen  a  eingezogen  und  tritt,  mit  Luft  innig  gemischt,  unter  Druck 
in  die  Verbrennungskammer,  wo  es  sich  infolge  der  reichlichen  Bei- 
mengung von  Sauerstoff  sofort  entzündet  und  verbrennt.  Theerartige 
und  harzige  Stoffe  werden  von  dem  Rost  G  aufgefangen;  die  Ver- 
brennungsproducte  gehen  unter  Druck  durch  das  Rohr  E  direkt  an  die 
Maschine. 

Dingler"»  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  12.  1889/1.  34 


530  Neiip  Ei-(lulkrnl'tm!isi'liiiK'ii. 

Die  nölhige  Luft  kann  durch  eine  an  die  Maschine  geiiupijelle  Lutt- 
piimpe  eingeprefst  werden. 

Der  in  Fig.  25  dargestellte  Gaserzeuger  von  //.  Wadzeck  in  Berlin 
(*D.  R.  P.  Nr.  45101  vom  18.  Mai  1888)  besteht  aus  drei  Behältern  A,  B 
und  C,  von  denen  A  zur  Vergasung  von  Benzin,  Naphta,  Petroleum 
u.  dergl.  und  ß  zur  Mischung  von  atmosphärischer  Luft  mit  dem  in  A 
erzeugten  Gas  dient.  C  ist  ein  Sammelbehälter  für  Gase  aus  A  zur 
beliebiii'en  Vervv'endung,  im  vorliegenden  Falle  z.  B.  zur  Speisung  der 
Zündtlamme  für  die  Maschine.  Die  Räume  A  und  B  sind  durch  ein 
Ventil  o  und  die  Räume  ^4  und  C  durch  ein  Ventil  d  mit  einander  ver- 
bunden. Beide  Ventile  sind  durch  eine  Stange  fest  mit  einander  >er- 
bunden  und  stehen  unter  der  Einwirkung  einer  Spiralfeder  derart, 
dafs  das  Ventil  a  auf  seinen  Sitz  und  das  Ventil  d  von  seinem  Sitz  ge- 
zogen wird,  wodurch,  wenn  der  Apparat  nicht  arbeitet,  die  Verbindung 
der  Räume  A  und  B  aufgehoben  und  die  Verbindung  der  Räume  A  imd  C 
hergestellt  ist.  Der  Boden  des  Behälters  .4  besteht  aus  schrägen  Wänden  f, 
welche  mit  beliebig  vielen  Röhren  /  verbunden  sind,  die  den  Zweck 
haben,  die  von  den  unter  A  brennenden  Flammen  entwickelten  heil'sen 
Gase  nach  aufsen  abzuführen  und  auf  dem  Wege  dahin  die  Räume  A 
und  B  mit  zu  erwärmen,  g  ist  ein  Rohr,  in  welchem  dem  Raum  A 
Benzin,  Naphta,  Petroleum  u.  s.  w.  zugeführt  vv'ird;  durch  einen  in  ge- 
nanntes Rohr  eingeschalteten  Hahn  oder  Ventil  kann  dieser  Zuflufs 
geregelt  werden. 

Der  Raum  B  steht  mit  der  äulseren  Luft  durch  feine  üetlnungen 
im  Mantel  des  Apparates  in  Verbindung,  die  durch  einen  Schieber  h 
geötihet  oder  geschlossen  werden  können. 

Die  Wirkungsweise  des  Apparates  ist  folgende:  Während  der  Saug- 
periode der  Maschine  wird  durch  die  in  dem  Raum  B  entstehende  Luft- 
verdiinnung der  Zug  der  Feder  d  überwunden,  d.  h.  Ventil  a  wird  ge- 
öffnet und  Ventil  d  geschlossen,  wodurch  Gase  aus  dem  Raum  o  durch 
Ventil  o  hindurchtreten  und  in  Folge  des  mit  letzterem  verbundenen 
Siebes  C  fein  vertheilt  mit  der  durch  die  feinen  Oelfnungen  bei  h  ein- 
tretenden atmosphärischen  Luft  im  Raum  B  sich  mischen  und  gemein- 
schaftlieh durch  Rohr  i  in  den  Cylinder  der  Maschine  gelangen,  woselbst 
sie  durch  eine  geeignete  Vorrichtung  mittels  der  aus'  dem  Vorraths- 
raum  C  gespeisten  Flamme  entzündet  werden.  Das  Ventil  d  verhindert,  dafs 
Gase  aus  dem  Raum  C  angesaugt  werden  bezieh,  die  Zündtlamme  erlischt. 

Ein  eigenartiges  Verfahren  der  Gasbildung  liegt  dem  in  Fig.  26 
abgebildeten  Gaserzeuger  von  Chr.  E.  Uearson  in  London  (*D.  R.  P. 
Nr.  45G01  vom  24.  December  1887)  zu  Grunde.  Die  KohlenwasserstotTe 
(es  wird  Benzin  u.  dergl.  genannt)  werden  zunächst  durch  Erhitzung 
verdam|ift  und  dann  Dämjife  nebst  Luft  in  ein  Milchgefäfs  von  dehn- 
barem Fassungsraum  eingeführt,  welches  mit  dem  Uviinder  der  Gas- 
kraftmaschine in  Verbindung   steht,    so  dafs   diese   zur   Zeit    der  Saug- 


Neue  Erdölkraltmaschinen.      '  531 

Periode  bei  sich  verkleinerndem  Innenrauni  des  Mischgefäfses  fertiges 
Gemisch  ansaugt,  während  zugleich,  sowie  durch  die  in  den  Zwischen- 
zeiten statttindende  Vergröfserung  des  Innenraumes  des  Mischgeföfses 
neues  Gemisch  gebildet  wird. 

a  ist  der  Vorrathsbehälter  und  b  das  Verdampfungsgefäfs,  hier  als 
senkrecht  stehendes  Rohr  gedacht.  Beide  stehen  unten  durch  die  Rohren 
«[O.,  «3  mit  einander  in  Verbindung.  Das  Gefäfs  b  ist  von  einem  mit 
Asbest-  oder  anderem  feuerfesten  Futter  versehenen  Mantel  A,  umgeben, 
in  welchem  die  Verbrennung  des  zur  Erzeugung  der  erforderlichen  Hitze 
nothwendigen  Brennstoffes  vor  sich  geht.  Soll  ein  Theil  der  entwickelten 
Dämpfe  hierzu  benutzt  werden,  so  leitet  man  dieselben  durch  die 
Rohre  i  und  j  nach  dem  ringförmigen  Raum  Ä,  von  wo  sie  durch  Oeff- 
nungen  A,  in  den  Mantel  hh^  treten,  und  entzündet  dieselben  hier.  Die 
zur  Unterhaltung  der  Verbrennung  dienende  Luft  tritt  durch  Oefi- 
nungen  /",  ein,  denen  noch  die  Oeffnungen  h-^  hinzugefügt  werden  können. 
/).,  sind  die  Oeffnungen,  durch  welche  die  Verbrennungsgase  entweichen. 
Zwischen  den  Rohren  i  und  j  befindet  sich  eine  Scheidewand  j^  mit  einer 
durch  das  Nadelventil  i^  zu  justirenden  Oefthung  zum  Zwecke  der  Re- 
gelung der  Dampfentnahme  für  die  Heizung,  und  unterhalb  der  Wand  j, 
eine  OefTnung  jj,  durch  welche  hindurch  vom  vorbeipassirenden  Dampf- 
strahl so  viel  Luft  angesaugt  wird,  dafs  sich  ein  ruhig  brennendes,  aber 
nicht  explosives  Gemisch  bildet.  Von  diesem  Gemisch  kann  durch  das 
Rohr  J3  ein  Theil  zur  Speisung  der  Zündflamme  der  Maschine  ent- 
nommen werden.  Behufs  Erhöhung  der  Wirkung  der  in  dem  Mantel  h.li^ 
brennenden  Flamme  auf  das  Gefäfs  oder  Rohr  b  ist  letzteres  mit  den 
die  Arme  g^  tragenden  Kupferringen  g  versehen.  Zum  Anwärmen  des 
Apparates  wird  etwas  Spiritus  in  die  Kammer  /"gegossen  und  entzündet. 

Die  Herstellung  des  zur  Ladung  des  Arbeitscy linders  dienenden 
explosiven  Gemisches  von  Dampf  und  Luft  findet  in  dem  Mischgefäfs 
oder  Cylinder  /  statt.  Dieser  steht  oben  durch  ein  Rohr  c  mit  dem 
Dampfraum  des  Verdampfers  in  Verbindung.  Nach  der  Zeichnung  ist 
das  Rohr  c  innerhalb  des  Rohres  h  in  die  Höhe  geführt,  doch  könnte 
dasselbe  auch  aufserhalb  liegen.  Aufserdem  ist  durch  die  Löcher  ?[, 
den  Mantel  m  und  das  Rohr  m^  eine  Verbindung  zwischen  dem  oberen 
Theil  von  /  und  dem  Cylinder  der  Gaskraftmaschine  hergestellt.  Unten 
führt  vom  Mischgefäfs  ein  Rohr  o  ins  Freie,  und  ist  innerhalb  des  Ge- 
fafses  der  aus  einer  leichten  Platte  gebildete  Kolben  n  angeordnet, 
welcher  das  Gefäfs  nicht  vollkommen  ausfüllt,  so  dafs  zwischen  Kolben 
und  Gefäfswand  eine  ringförmige  Spalte  verbleibt,  durch  welche  Luft 
in  beschränktem  Mafse  hindurchzutreten  vermag.  Am  Rande  kann  der 
Kolben  mit  einer  leichten  und  nachgiebigen  Liderung  nj,  z.  B.  aus 
Flanell,  versehen  werden,  die  den  Hindurchtritt  der  Luft  noch  weiter 
einschränkt,  ohne  ihn  jedoch  zu  verhindern.  Statt  der  ringförmigen 
Lufteintrittsspalte  würden  sich  aber  auch  im  Kolben  oder  in  dem  oberen 


532  Neue  Krdolki-allmasoliineii. 

Boden,  eveut.  den  Seitenwändeu  des  Mischgefäfses ,  üeflnungen  an- 
l)ringen  lassen,  die  eine  Verbindung  des  Gefafses  mit  der  Aufsenluft 
herstellen,  und  können  diese  Oert'nungen  mit  leichten  Klajjjien  versehen 
werden,  welche  nach  dem  Mischraum  hin  aufschlagen.  Mit  dem  Kolben  « 
ist  durch  eine  Stange  n,  ein  Ventilkegel  e  verbunden,  welcher  sich  im 
Rohr  c  bewegt  und  dazu  dient,  das  Mischgefäfs  vom  Verdampfer  ab- 
zuschliefsen,  während  der  Kolben  sich  in  Ruhe  befindet  und  der  Luft- 
eintritt unterbrochen  ist. 

Nachdem  der  Verdampfer  vorgewärmt  worden  ist  und  sich  Dampf 
gebildet  hat,  wird  das  Schwungrad  der  Maschine  einige  Male  gedreht, 
bis  die  im  Mischgefäfs  vorhandene,  mit  Dampf  noch  unvermischte  Luft 
abgesaugt  worden  ist.  Dabei  hebt  und  senkt  sich  der  Kolben  n  mit 
dem  Ventil  e;  es  tritt,  so  lange  letzteres  gehoben  ist,  Dampf  aus  h 
nach  /  und  bildet  mit  der  daselbst  vorhandenen  Luft  das  Explosiv- 
gemisch. Sobald  nun  dieses  in  die  Maschine  gelangt,  wird  letztere  sich 
im  Betrieb  befinden,  vorausgesetzt,  dafs  die  Zündflamme  brennt.  Bei 
jedem  Saughube  entnimmt  die  Maschine  aus  dem  Mischgefäfs  die  er- 
forderliche Menge  der  Ladung,  wogegen  sowohl  währenddessen  wie  in 
dem  Theil  der  Zwischenzeiten,  welcher  vergeht,  bis  der  Kolben  n  wieder 
zur  Ruhe  gelangt  ist  und  das  Ventil  e  sich  geschlossen  hat,  Dampf  von 
oben  und  Luft  am  Rande  des  Kolbens  einströmen,  um  das  abgesaugte 
Gemisch  wieder  zu  ersetzen. 

In  Anbetracht,  dafs  während  der  Entnahme  von  Dampf  aus  dem 
Verdampfer  eine  Druck  verminderung  daselbst  staltlindet  und  der  Wechsel 
von  gröfserem  und  geringerem  Druck  eine  Rückwirkung  auf  das  ganze 
in  den  Röhren  oifl^aj,  enthaltene  Gemisch  ausüben  würde,  ist  es  zweck- 
mäfsig,  in  dieses  Rührsystem  einen  Windkessel  einzuschalten,  welcher 
die  Speisung  gleichförmiger  gestaltet.  Nach  der  Zeichnung  besteht  dieser 
aus  dem  Gefäfs  /)  mit  der  ringförmigen,  unten  mit  OefFnungen  f^  ver- 
sehenen Scheidewand  s,  deren  Inneuraum  I  mit  dem  Rohr  a.j  in  Ver- 
bindung steht,  während  der  Zwischenraum  i/  Luft  enthält.  Als  Flüssig- 
keit zur  Füllung   des  Raumes  /  wird  mit  Vorlheil  Glycerin    verwendet. 

Besonders  seitens  einiger  Berliner  Construcleure  wurden  in  jüngster 
Zeit  ausgiebige  Versuche  angestellt,  den  Arheitscy linder  der  Erdöl- 
kraftmaschinen oder  wenigstens  den  Explosionsraum  nicht  zu  kühlen, 
damit  die  in  demselben  durch  die  Explosionen  aufgespeicherte  Wärme 
nutzbringend  zur  vollständigen  V^erdampfimg  des  eingeführten  Erdöles 
verwerthet  werden  könne.  Es  wird  al.so  der  Verdampfer  völlig  in  den 
Arbeitscylinder  eingelegt.  Für  praktische  Verhältnisse  scheinen  diese 
in  grofsem  Mafsstabe  durchgeführten  Versuche  keine  günstigen  Ergeb- 
nisse erzielt  zu  haben.  Wenigstens  ist  dem  Berichterstatter  nicht  be- 
kannt geworden,  dafs  ungekühlte  Arbeitscylinder  praktisch  benutzt 
werden.  Der  Hauptfehler  scheint  darin  zu  liegen,  dafs  ungekühlte  Erd- 
ölmotoren zu  rasch  laufen  müssen  (250  bis  280  Umgange  in  der  Minute). 


i 


Iv'eiie  Erdölkral'tmasschinen.  533 

Während  das  Diagramm  ungekühlter  Motoren  bei  einem  Betriebe  der- 
selben mittels  Leuchtgases  erhebliche  Abweichungen  von  denjenigen 
der  Gasmotoren  mit  gekühltem  Explosionsraume  nicht  erkennen  Jälst, 
tindet  bei  der  Verwendung  von  Oel-,  Erdöl-  oder  Naphtagasen  eine 
Selbstentzündung  des  Gasgemisches  statt,  die  um  so  frühzeitiger  ge- 
schieht, je  wärmer  die  Wandungen  des  Explosionsraumes  werden.  Es 
ist  hierbei  eine  wesentliche  Verschiedenheit  in  der  Entzündbarkeit  eines 
aus  Oel-,  Erdöl-  oder  Naphtagasen  sowie  atmosphärischer  Luft  bereiteten 
explosiblen  Gemisches  und  einer  Mischung  gewöhnliehen  Leuchtgases 
mit  Luft  zu  constatiren. 

Erfolgen  in  einem  Gasmotore  mit  nicht  gekühltem  Explosions- 
raume die  Explosionen  eines  Gemisches  von  Luft  und  Oel-  o.  dgl.  Gasen 
regelmäfsig  auf  einander,  so  erwärmen  sich  die  Wandungen  des  Ex- 
plosionsraumes innerhalb  einer  kurzen  Zeit  und  die  Entzündung  dieses 
Gasgemisches  tritt  unter  heftigen  Stofswirkungen  zu  frühzeitig  ein.  Jene 
Vorentzündungen  wirken  arbeitvernichtend,  indem  der  Kolben  dadurch 
einen  besonderen  Gegendruck  empfängt  und  die  Expansionscurve  durch 
die  längere  Dauer  der  Berührung  der  hocherhitzten  verbrannten  Gase 
mit  den  gekühlten  Cyünderwandungen  rascher  abfällt. 

Zur  Beseitigung  des  Uebelstandes  der  vorzeitigen  Selbstentzündungen 
soll  folgendes  Verfahren  von  E.  Capitaine  in  Berlin  (*D.  R.  F.  Nr.  45  129 
vom  15.  Mai  1888)  dienen. 

Sobald  die  Temperatur  der  Wandungen  des  Explosionsraumes  einen 
gewissen  Grad  überschreitet,  bei  welcher  das  Diagramm  eine  Erhöhung 
der  Compressionscurve  anzeigen  würde,  wird  Wasser  oder  Luft  über 
die  heifsen  Flächen  geleitet  und  den  letzteren  die  überschüssige  Wärme 
entzogen.  Dieses  geschieht  selbsthätig  unter  Benutzung  eines  belasteten 
Kolbens  oder  einer  Membran  a. 

Die  in  Fig.  27  dargestellte  Einrichtung  wirkt  in  der  Wei.se,  dafs 
bei  normaler  Entzündung  und  normaler  Maximalspannung  der  Gase  im 
Inneren  des  Cylinders  die  Feder  b  den  Kolbendruck  überwindet,  bei  zu 
frühzeitiger  Entzündung,  bei  welcher  die  Maximalspannung  eine  höhere 
wird,  dagegen  der  Kolben  o  unter  Ueberwindung  des  Federdruckes 
auswärts  getrieben  wird  und  dabei  das  Ventil  c  von  seinem  Sitze  ent- 
fernt, d.  h.  dasselbe  öflPnet  und  dem  durch  Rohr  d  zufliefsenden  Wasser 
den  Durchtlufs  nach  dem  Explosionsraume  gestattet.  Entweder  ergiefst 
sich  das  Wasser  durch  Rohr  v  über  die  Aufsentlächen  des  Explosions- 
raumes A^  oder  dasselbe  wird  durch  Rohr  w  nach  dem  Gasgemisch- 
einlafsventile  k  geleitet  und  mit  den  Gasen  in  den  Cylinder  gesaugt. 

Zur  Erreichung  einer  präciseren  Wirkung  kann  man  die  Einrich- 
(ung  treffen,  dafs  der  Kolben  a  im  Todtpunkte  der  Kurbel  und  im 
Momente  der  höchsten  Compression  sowie  der  Entzündung  der  Gase 
durch  eine  auf  der  Kurbelwelle  sitzende  unrunde  Scheibe  «,  Hebel  /■, 
Stange  z,  Hebel  hi  und  Hebel  n  festgehalten  wird,  während  die  Feder 


534  Neue  Erdolkral'lmaschinen. 

nur  so  stark  zu  wählen  ist,  dafs  sie  bei  der  höciisten  Compression  nicht 
ausreicht,  dagegen  bei  einer  vorzeitigen  Entzündung  den  Kolben  n 
lieraustreten  läfst.  Endlich  kann  auch  die  Wasserförderung  mittels  der 
Gase  erfolgen,  welche  bei  herausgeschobenem  Kolben  durch  die  OeM- 
nungen  o  und  Rohr  Oj   entweichen. 

Zur  Vorwärmung  des  Zündgemenges  für  Erdolkrat'tmaschinen  bringt 
Uv.M.  V.  Schütz  in  Köln  C"D.  K.  P.  Nr.  44555  vom  25.  Oktober  1887) 
die  in  Fig.  28  und  29  dargestellte  Ventilanordnung  in  Vorschlag,  i 

Die  Vorwärmung  des  Zündgemenges,  welches  der  Arbeitskaramer 
entnommen  werden  kann,  geschieht  in  einem  die  Zündkammer  A'  and 
die  Züudflamme  f  umgebenden  Mantelraume  MM^,  durch  welchen  das 
Zündgemenge  strömt,  ehe  es  in  die  Zündkammer  eintritt.  Die  Ventil- 
zündung besteht  aus  der  Zündkammer  K  mit  einer  durch  richtig  be- 
messene Oefi'nungen  mit  K  fortwährend  verbundenen  Vorkammer  i  nebst 
dem  äufseren  gesteuerten  Sehlufsventil  r,  der  selbsthätigen  Klappe  c 
und  der  Zündflamme  f.  Die  Explosion  in  K  erfolgt  durch  Schlufs  von 
V  und  überträgt  durch  Aufstofsen  der  Klappe  c  die  Zündung  in  die 
Arbeitskammer  A. 

Die  Leitung  des  ZUndgemenges  in  den  Mantelraum  Jtf  iW,  kann  nun 
gesteuert  werden  oder  selbsthätig  erfolgen;  in  beiden  Fällen  kann  der 
Eintritt  des  Zündgemenges  aus  dem  Mantelraume  in  die  ZUndkammer 
selbsthätig  durch  ein  Rückschlagventil  o  erfolgen,  welches  durch  das 
im  Mantelraume  vorhandene  verdichtete  Gemenge  behufs  Durchlasses 
in  die  Zündkammer  gehoben  und  durch  die  in  der  Zündkammer  er- 
folgende Explosion  geschlossen  wird;  eine  nach  unten  hängende  Klappe  o 
verlangt  zu  seiner  Hebung  oder  Schliefsung  eine  geringere  Druckdilferenz 
als  das  gewöhnliche  nach  oben  zu  hebende  Ventil. 

Die  Zuleitung  in  den  Mantelraum  des  Gemisches  durch  den  Kanal  n 
erfolgt  während  der  Verdichtungsperiode  durch  die  mit  der  Zündklappe  c 
verbundene  Kla})pe  oder  Ventil  e  (Fig.  30),  welches  letztere  schliefst, 
wenn  das  erstere  öffnet,  und  umgekehrt.  Zündklappe  c  und  Ventil  e 
müssen  aber  so  eingerichtet  sein,  dafs  das  erstere  im  Zustande  der 
Ruhe,  d.  b.  wenn  kein  Luftdruck  auf  beide  einwirkt,  auf  seinen  Sitz 
niederfällt,  d.  h.  der  Schwerjuinkt  mufs  unter  dem  Drehpunkte  liegen. 
Da  das  gesteuerte  Zündventil  v  nur  während  der  Compressionsperiode 
offen  ist  und  am  Ende  derselben  schliefst,  so  wird  beim  Ansaugen  ein 
wenig  Gemenge  aus  dem  Mantelraume  MM^  zurück  in  den  Cylinder 
gesaugt  und  dadurch  e  geöfliiet,  dann  kann  während  der  Verdichtung,  wo  c 
geschlossen  und  r  offen  ist,  das  Gemenge  aus  dem  Cylinder  durch  den 
Mantelraum  in  die  Zündkammer  K  strömen,  in  welcher  letzteren  bei 
Schlufs  von  i'  die  Explosion  erfolgt,  durch  welche  die  Zündklappe  r 
aufgestofsen,   das  Ventil  e   geschlossen   wird,   so  ditls   die   im  Arbeits- 


1  Vgl.  1888  270  ■>  308. 


i 


Neue  Erdölkraftraascliinen.  535 

cylinder  danu  erlolgeude  Explosion  das  Ventil  e  geschlossen  hält,  letz- 
teres auch  während  des  Auslasses  geschlossen  bleibt.  Das  Ventil  c 
kann  mit  der  Zündklappe  c  auch  so  verbunden  sein,  dafs  der  Schwer- 
punkt beider  über  dem  Drehpunkte  liegt,  und  dieser  Schwerpunkt,  sei 
es  durch  Steuerung  oder  durch  den  wechselnden  Luftdruck,  von  einer 
Seite  zur  anderen  oder  von  der  anderen  auf  die  eine  verschoben  wird, 
das  Festandrüeken  auf  den  jeweiligen  Sitz  erfolgt  dann  durch  den  Luft- 
druck. Der  Durchlafs  des  Gemenges  aus  der  Arbeitskammer  in  den 
Mantel  A/7W,  kann  durch  einen  Schieber  mit  den  nöthigeu  Bohrungen 
erfolgen,  welcher  Schieber  von  der  Steuerstange  des  Zündventiles  auf 
und  ab  geschoben  wird.  Die  im  Züudveutilkasten  eingesetzte  Büchse  t 
dient  unten  als  Ventilsitz  für  den  Doppelkegel  ec,,  dessen  nach  oben 
gerichtete  Spindel  in  der  Büchse  (  dicht,  wenn  nöthig,  oben  mit  Stopf- 
büchse abgedichtet,  auf  und  ab  gleitet;  der  nach  unten  gerichtete  Kegel 
des  Doppelventiles  hat  seinen  Sitz  in  dem  Zündventilkasten,  welches 
am  Ventilsitze  mit  einer  Bohrung  n  zur  Arbeitskammer  und  einer  solchen 
zum  Zündkammermantel  versehen  ist.  Die  Spindel  des  Doppelkegels 
ist  mit  Feder  versehen,  durch  welche  die  Spindel  mit  Doppelkegel  nach 
oben  gezogen  wird,  und  so  mit  der  Ventilstange  l  des  Zündventiles  v 
verbunden,  dafs  v  mit  ee^  sich  auf-  und  abwärts  bewegt,  dafs  also  mit 
Schlufs  des  Ventiles  «,  wodurch  die  Explosion  in  der  Arbeitskammer 
erfolgt,  die  Verbindung  dieser  letzteren  mit  dem  Mantelraume  MM^ 
geschlossen  ist. 

Um  die  Zündtlamme  f  mit  Erdöl  zu  speisen  und  dabei  das  Rufsen 
durch  bessere  Verbrennung  zu  vermeiden,  ist  im  Kamine  der  Flamme  f 
ein  kräftiger  Luftzug  nach  oben  erforderlich.  Dieser  wird  aufser  durch 
die  Wärme  noch  durch  ein  im  Inneren  des  Kamines  nach  oben  ge- 
richtetes Ausblaserohr  /,  welches  mit  dem  Ausblasetopf  der  Maschine 
verbunden  ist,  erzeugt  und  der  Luftstrom  durch  einen  an  diesem  In- 
jector  angebrachten  Hahn  geregelt. 

Wenn  die  in  und  aus  dem  Mantelraume  MM^  führenden  Ventile 
nicht  dicht  schliefsen,  so  schlägt  die  Explosion  aus  der  Arbeitskammer 
oder  aus  der  ZUndkammer  in  das  Gemenge  des  Mantelraumes,  und  der 
Explosionsdruck  der  Zündkammer  und  des  Mantelraumes  geht  durch  o 
und  c  in  die  Arbeitskammer.  Man  kann  auch  das  Ventil  o  absichtlich 
weglassen,  so  dafs  die  Zündkammer  und  der  Mantelraum  einen  ein- 
zigen, gleichviel  wie  geformten  Raum  bilden ;  in  diesem  Falle  geht  das 
Gemenge  während  der  Compressionsperiode  aus  der  Arbeitskammer  A 
durch  den  Kanal  n  iu  den  Mantelraum  TW 3/,  und  aus  diesem  in  die 
Zündkammer  Ä,  in  welcher  das  Gemenge,  nachdem  es  in  der  Vor- 
kammer i  an  der  Flamme  f  sich  entzündet  hat,  mit  Schlufs  des 
Ventiles  v  in  der  Zündkammer  und  im  Mantelraume  zur  Explosion  gelangt, 
die  durch  die  Klappe  c  mit  grofser  Kraft  in  die  Arbeitskammer  schlägt. 

Um   stets  eine   gleichartige    Laduu"    von   Luft    und   Kohlenwasser- 


536  Neue  KidolUi'ariiiiascIiineii. 

störten  zu  erzeugen,  hat  C.  Weber- Landoll  in  Mensikeu,  Hchweiz  (^"D.  K.P. 
Nr.  48522  vom  11.  November  1887),  die  iu  Fig.  :31  dargestellte  Con- 
struclion  eines  Misehventiles  vorgeschlagen. 

Der  Gaserzeuger  G  wird  au  das  Ausputl'venliigehäuse  des  Motors 
angeschraulit  und  wird  vom  Auspuflrolire  P  durchdrungen.  Der  Oel- 
behiiller  wird  mit  dem  Gaserzeuger  G  durcii  ein  Kohr  verbunden:  eine 
kleine  Zweigleitung  speist  die  Gaszündlampe.  Der  Oelbehalter  R  (Fig.  32) 
besteht  aus  zwei  über  einander  liegenden  Abtheiluugen.  Der  obere 
Haum  a  ist  das  eigentliche  Reservoir,  das  mit  Neolin  oder  Naphta  von 
0,69  bis  0,7  spec.  Gew.  gefüllt  wird.  Das  Schwimmerventil  «  sorgt 
dafür,  dafs  der  Oelstand  im  unteren  Räume  6  stets  derselbe  bleibt,  was 
bewirken  soll,  dafs  in  der  Leitung  stets  der  gleiche  Druck  herrscht. 

Der  Gaserzeuger  G  besteht  aus  einem  um  das  Auspuff'rohr  con- 
centrisch  befestigten  Gufskörper,  der  vor  Wärmeausstrahlung  mit  einer 
Isolirmasse  Y  geschützt  wird.  An  den  beiden  Enden  desselben  be- 
finden sich  zwei  Stutzen.  Der  nach  abwärts  gerichtete  Stutzen  wird 
durch  ein  Gasrohr  mit  dem  Gasabschlufshahne  des  Motors  verbunden. 
Der  andere  Stutzen  trägt  ein  Ventilgehänse.  In  diesem  Ventilgehäuse 
befinden  sich  durch  Federspaunungsvorrichtuug  regulirbare  Ventile  V 
und  »  und  das  Nadelventil  iV.  Das  central  im  Ventilgehäuse  a  fest- 
geschraubte Dornstück  b  enthält  in  seiner  Bohrung  das  Nadelventil  N 
und  dient  gleichzeitig  als  Führung  von  Ventil  T  und  als  Sitz  für  Ventil  v. 
Durch  Oetfnung  d  wird  dem  Nadelventile  iV  der  flüssige  Kohlenwasser- 
stoff zugeführt.  Das  Nadelventil  N  ist  dünner  gehalten  als  die  Bohrung 
des  Stückes  fc,  worin  das  Nadelventil  N  auf  und  nieder  geschraubt 
werden  kann;  es  wird  somit  der  Zwischenraum  stets  mit  Oel  angefüllt  sein. 

Das  Ventil  V  hat  nach  beiden  Seiten  rohrförmige  Fortsätze  oder 
Hülsen  f  und  f^.  Lieber  die  Hülse  f  ist  die  Feder  g  gelegt,  die  auf 
dem  Ventilgehäuse  a  aufsitzt  und  welche  durch  die  auf  der  Hülse  f 
befindliche  Mutter  nach  Bedarf  gespannt  werden  kann;  es  wird  somit 
das  Ventil  K  durcli  die  F'eder  g  auf  den  Sitz  des  Ventilgehäuses  « 
geprefst.  In  der  unteren  Hülse  f^  des  Ventiles  V  liegt  das  kleine 
Ventil  V  mit  der  Feder  A,  welche  durch  Muttern  nach  Bedarf  gespannt 
werden  kann.  Durch  diese  FVderspannung  wird  erreicht,  dafs  das 
Ventil  ö  gegen  seinen  Ventilsitz,  den  es  am  hohlen  Dorne  b  hat,  ge- 
prefst wird,  wodurch  die  Oell'nung  in  verschlossen  wird.  Sternförmige 
radiale  Bohrungen  cc  .  .  .  c  in  Ventil  V  führen  vom  Ventilsitze  des 
Ventiles  v  gegen  die  Peripherie  des  Vendles  V.  Durch  die  Oetlhuug  m 
kann  das  das  Nadelventil  N  umgebende  Oel  (weini  Ventil  t'  geötlnel 
ist)  in  die  radialen  Bohrungen  cc  .  .  .  c  gelangen  und  kommt  somit  an 
der  Peripherie  des  Ventiles  V  mit  der  gleichzeitig  eintretenden  Luft  in 
Berührung.  Durch  das  Nadelventil  iV  wird  die  richtige  Oelmenge, 
welche  dem  Gaserzeuger  für  jede  K.Kplosion  zugeführt  werden  soll, 
durch  Einstellung  fixirt,  entsprechend  der  Luftnicnge,  welche  durch  das 


Neue  Erdolkral'tmasülüiieii.  537 

Ventil  r  eiutritt.  Ist  der  Oelzutluls  durch  Einstellung  des  Nadelventiles 
festgestellt,  so  bleibt  er  ein-  für  allemal  derselbe,  und  somit  wird  auch 
stets  dasselbe  Luftquantum  angesogen:  man  hat  daher  stets  dasselbe 
Explosionsgemisch. 

Es  werden  die  Ventile  durch  die  saugende  Wirkung  des  Motor- 
kolbens geötfnet,  das  Ventil  V  läl'st  atmosphärische  Luft  eintreten,  wäh- 
rend das  kleine  Ventil  v  durch  die  im  grofsen  Ventile  V  radial  an- 
gebrachten Kanäle  cv  .  .  .  c  Oel  eintreten  und  durchströmen  läfst.  Durch 
das  rasche  Ansaugen  kommen  Luft  und  Oel  mit  grofser  Geschwindig- 
keit an  gleicher  Stelle,  und  zwar  in  zu  einander  senkrechten  Bewegungs- 
richtungen mit  einander  in  Berührung;  es  bildet  sich  ein  inniges  Ge- 
misch von  Luft  und  fein  zertheiltem  Oele,  welches  dann  durch  die  hohe 
Temperatur,  die  im  Inneren  des  concentrischen  Gufskörpers  durch  das 
Auspulfrohr  P  bewirkt  wird,  noch  in  viel  höherem  Mafse  erfolgt. 

Eine  kleine  Pumpe  benutzen  J.  Charter^  T.  A.  Galt  und  G.  S.  Tracij 
in  Sterling,  Vereinigte  Staaten  von  Amerika  (*D.  R.  P.  Nr.  44703  vom 
20.  September  1887)  zur  Abmessung  der  Erdölladung  (Fig.  33). 

Unter  dem  Arbeitscyliader  der  Maschine  ist  der  Ladungscylinder  A 
angeordnet,  dessen  Kolben  mittels  besonderer,  mit  dem  Kopfe  der  Pleuel- 
stange verbundener  Schubstange  von  der  Kurbelwelle  hin  und  her 
bewegt  wird.  Das  zum  Betriebe  dienende  Gasolin  wird  aus  einem 
oberen  Behälter  durch  den  Kanal  a  in  den  Mefscjlinder  b  übergeführt- 
beim  Vorgange  des  Plungers  c  wird  eine  genau  bestimmte  Menge 
Gasolins  in  den  Raum  d  unter  dem  Venfile  e  eingedrückt,  wobei  dieses 
sich  öffnet  und  das  Gasolin  in  ein  schräg  liegendes  Rohr  überströmen  läfsf, 
dessen  inneres  Ende  in  das  zur  Einführung  der  Luft  dienende  Rohr  g 
einmündet.  Der  Mefscylinderplunger  b  erhält  seine  Bewegung  durch 
die  Schubsfange  h.  Der  unmittelbar  auf  der  Kurbelwelle  sitzende  Cenfri- 
fugalregulafor  rückt  bei  zu  schnellem  Gange  die  Bewegungsvorrichtung 
für  die  Pumpe  aus. 

Das  Rohr  ist  innerhalb  des  Luftzuführungsrohres  g  behufs  inniger 
Vermischung  des  Gasolins  mit  der  Luft  mit  Löchern  versehen  und 
ober-  und  unterhalb  der  letzteren  sind  zur  Bildung  der  Mischungskammer 
perforirte  Scheidewände  »"  angeordnet,  zum  Zwecke,  durch  den  auf- 
steigenden Luffsfrom  eine  möglichst  feine  Vertheilung  des  Oeles  zu 
bewirken.  Der  Luftstrom  wird  durch  den  Rückgang  des  Kolbens  des 
mit  dem  Rohre  g  communicirenden  Ladungscylinders  angesaugt. 

Das  Rohr  g  mündet  unten  frei  aus  und  das  hintere  Ende  des  La- 
dungscylinders A  communicirf  mit  der  Oeffnung  A,  die  neben  dem 
Zündeylinder  und  dem  Ventile  /  liegt.  Wenn  der  Kolben  des  Ladungs- 
cylinders vorgeht,  so  wird  durch  Ventil  l  das  Ladungsgemisch  an- 
gesaugt. Wenn  dann  der  Kolben  des  letzteren  wieder  zurückgeht, 
so  wird  das  Einlafsventil  /  geschlossen  und  die  Ladung  verdichtet  in 
den  Arbeitscylinder   eingedrückt.     Aus   diesem   gelangt   die   Ladung  in 


538 


Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Brau- Industrie. 


den  Arheitscylinder,  worin  sie  beim  Rückgänge  des  Arbeitskolbens  zu- 
nächst verdichtet  und  dann  in  bekannter  Weise  entzündet  wird. 

Um  einen  Motor  sowoiil  mit  Leuchtgas  als  auch  mit  Erdöl  arbeiten 
zu  lassen,  hat  F.  fVitlielm  in  Herford  (*  Ü.  R.  P.  Nr.  42948  vom  15.  Sep- 
tember 1887)  eine  besondere  Anordnung  getrollen.  Das  zur  Verwendung 
gelangende  Mischventil  hat  verschiedene  Wege  für  Gas  und  Erdöl, 
welche  immer  nur  abwechselnd  in  Gebrauch  genommen  werden  können. 
Soli  die  Maschine  mit  Erdöl  gesjjcist  werden,  so  wird  letzteres  in  ent- 
sprechenden Räumen  des  Mischveutiles  zerstäubt. 

Eine  Luft-Erdöl-Gasmaschine  möchte  man  die  hierher  gehörende, 
*S.  12  dieses  Bandes  beschriebene  Maschine  von  J.  Uargreaces  nennen, 
welche  von  Adair  und  Co.  in  Liverpool  gebaut  wird,  weil  sie  ebenso 
als  Heilsluflmaschine  wie  als  Erdölgasmaschine  arbeitet. 

Nach  Engineer  verbraucht  ein  solcher  40  IP- Motor  (^indicirt)  bei 
Umdrehungen  9^  Kohlentheer  stündlich,  d.  h.  0'^,23  für  die  stündliche 
indicirte  Pferdekraft. 


üeber  technische  Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Brau- 
industrie (zugleich  Bericht  über  die  Stuttgarter  Brauerei- 
Ausstellung);  von  Prof.  Alois  Schwarz  in  Mährisch-Ostrau, 

(Fortsetzung  des  Berichtes  S.  351  d.  Bd.) 
Mit  Abbildungen  im  Texte  und  auf  Tafel  27. 

Einen  anderen  neuen 
Staubsammler  hatte  die  Ma- 
schinenfabrik G(j.  Kiefer  in 
Feuerbach-Stutigart  in  der 
Au.sstellung  vorgeführt,  wel- 
cher auf  ähnlichem  Prinzipe 
wie  der  vorbesehriebene 
beruht. 

Dieser  Staubsammler 
besteht,  wie  nebenstehende 
Abbildung  zeigt,  aus  zwei, 
vier,  sechs  oder  acht  Flanell- 
schläuchen ,  durch  welche 
die  eintretende,  mit  Staub 
geschwängerte  Luft  stauli- 
frei  durch  den  Fhiuell  in 
das  Freie  tritt,  und  geschieht 
die  Reinigung  des  von  Staub 
zugelegten  Flanclles  wie  folgt:  An  dem  vorderen  lluupte  der  Maschine 
befindet  sich  der  Automiil  (Abklopfer),  dessen  Einrichtung  so  getroflen 


Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Brau-Industrie.  539 

isl ,  dals  nur  zwei  Schläuche  zusammen  abgeklo])ft  werden,  während 
die  übrigen  in  Thätigkeit  bleiben  und  somit  der  regelmäfsige  Gang  der 
zuströmenden  Luft  nicht  im  Geringsten  beeinträchtigt  wird.  Bei  den 
in  Abklopfung  befindlichen  Schläuchen  wird  der  unterhalb  am  Schlauche 
befestigte  schwere  Ring  mittels  einer  Kette  vom  Automaten  hoch  ge- 
zogen und  plötzlich  fallen  gelassen,  wodurch  4  bis  8  Stränge,  welche 
den  Belastungsring  tragen,  mit  Kraft  gegen  die  Wandung  des  Flanelles 
geschlagen  werden  und  zwar  so,  dafs  selbst  die  feinsten  Staubtheilchen, 
welche  sich  in  den  Poren  des  Flanelles  festgesetzt,  herausfallen  müssen, 
um  so  mehr,  da  sich  diese  kräftige  Abklopfung  alle  10  Minuten  bei 
jedem  einzelnen  Schlauche  6  mal  hinter  einander  wiederholt. 

Der  abgeklopfte  Staub,  welcher  inzwischen  durch  eine  geeignete 
Vorrichtung  aufgefangen  worden  ist,  wird  seitlich  durch  eine  Schnecke 
oder  durch  Sackrohre  direkt  in  Säcke  befördert,  und  beide  Schläuche 
erhalten  nach  der  Abklopfung  wieder  freien  Einzug  der  Luft. 

Diese  neue  Anordnung  des  hier  beschriebenen  Staubsammlers  bietet 
die  gröfsfe  Sicherheit  für  Explosionsgefahr,  indem  sich  die  von  Staub 
angefüllte  Luft  nur  in  Flanellumhüllungen  (Flanellschläuchen)  befindet, 
und  bei  einem  derartigen  Vorkommnisse  sich  nur  ein  Rifs  in  denselben 
bilden  könate,  wo  sich  dann  die  Staubluft  mit  der  atmosphärischen  Luft 
vermischen  würde. 

Die  Schläuche  werden  auch  häutig  mit  schwachen  Jalousien  um- 
kleidet, welche  die  entströmende  Luft  nach  oben  weisen  und  ein  un- 
mittelbares Berühren  der  Schläuche  unmöglich  machen.  Der  Antrieb 
des  Automaten  ist  sehr  einfach,  da  er  von  unten  oder  oben  oder  auch 
von  der  Seite  angetrieben  werden  kann. 

Andere  Constructionen  von  Staubcollectoren  (Patent  Printz)  waren 
von  Eugen  Kreiß  in  Hamburg  und  auch  von  Amandua  Kahl  in  Hamburg 
in  Betrieb  vorgeführt  worden. 

Die  Patent-Staub-Collectoren  werden  mit  aufserordentlichem  Vor- 
theile  überall  da  angewendet,  wo  es  sich  darum  handelt.  Staub,  gleich- 
viel welcher  Art  —  er  mag  also  noch  so  fein,  trocken  oder  feucht, 
faserig,  klebrig  u.  s.  w.  sein  —  von  Maschinen  oder  aus  Räumen  zu 
entfernen,  sei  es  behufs  Gewinnung  zur  Wiederverwerthung  oder  aus 
gesundheitlichen  Gründen  zur  Reinigung  der  Luft,  wie  z.  B.  auch  in 
Mälzereien.  Diese  Staubcollectoren  können  so  nahe  als  möglich  an  die 
betrefTenden  Maschinen  oder  Staubquellen  gerückt  werden,  saugen  den 
hier  entstehenden  oder  auch  den  in  einem  Räume  schwebenden  Staub 
auf,  sammeln  denselben  an,  und  es  kann  die  völlig  gereinigte  Luft  in 
demselben  Räume  entweichen.  Der  Kraftbedarf  zum  Betriebe  der  Vor- 
richtung an  und  für  sich,  abgesehen  von  dem  Bläser,  ist  sehr  unwesent- 
lich; der  Antrieb  der  Filtertrommel  erfolgt  durch  einen  nur  SOmm  breiten 
Riemen.  Es  findet  bei  den  neuen  Staubsammlern  die  Reinigung  des 
Filtertuches  in  der  Weise  statt,  dafs  nach  und  nach  die  einzelnen  Zellen 


540  Neuerungen  aul'  dem  Gebiete  der  Braulndustrie. 

des  Filierkörpers  abgeklopft  werden,  unter  gleichzeitiger  Anwendung 
eines  kräftigen,  pulsirenden  Luftstromes,  welcher  an  der  betreffenden 
isolirten  Zelle  des  Filters  von  entgegengesetzter  Seite  wirkt,  wodurch 
der  an  dem  FilterstolVe  zurückgehaltene  Staub  sowohl  abgeklopft  als 
abgeblasen  wird.  Die  Abklopfung  geschieht  jedoch  nicht  gegen  den 
Filterstoff,  sondern  gegen  den  Rahmen  desselben.  Durch  diesen  Ab- 
klopfer in  Verbindung  mit  Gegenwand  fällt  der  losgelöste  Staub  in 
eine  Schnecke,  welche  denselben  seitlich  herausbefördert,  während  völlig 
gereinigte  Luft  den  Apparat  verläfst,  und  werden  selbst  die  noch  fest 
an  dem  Filtertuche  haftenden  Staubl heilchen  wirksam  entfernt  ohne 
Abnützung  des  Filterstotles,   welcher  daher  von  sehr  langer  Dauer  ist. 

Von  den  in  das  Gebiet  der  Mälzerei  schlagenden  Apparaten  fand 
die  von  Eugen  Kreis  in  Hamburg  in  Betrieb  vorgeführte  neue  F'örder- 
spirale,  als  neues  Förderelement,  grofse  Beachtung,  und  zwar  war  eine 
von  lOO""  und  eine  von  200"""  Durchmesser  mit  einer  Leistungsfähig- 
keit von  80  bezieh.  400  Centnern  in  der  Stunde  ausgestellt.  Dieses  neue 
Förderelement  besteht  aus  einer  cyündrischen  Drahtspirale  von  beson- 
derem Querschnitt,  welche  wie  die  bekannte  Förderschnecke  sich  in 
einem  Gerinne  um  ihre  Achse  dreht.  Die  Drahtspirale  wirkt  direct 
nur  auf  einen  sehr  geringen  Tlieil  des  zu  fördernden  Gutes,  sie  setzt 
nur  den  äufseren  Mantel  des  innerhalb  der  Spirale  beiindlichen  Gutes 
in  Bewegung,  die  sich  dem  letzteren,  sowie  auch  dem  über  der  Spirale 
befindlichen  Theilchen  in  Folge  der  Adhäsion  mittheilt.  Durch  Vor- 
wärtsbewegen dieses  äufseren  Mantels  wird  sowohl  der  innere  Kern  als 
auch  das  über  der  Spirale  belindliche  Gut  mitgeführf,  gleichsam  mitgetra- 
gen, so  dafs  durch  Erhöhung  des  Gerinnes  die  Leistung  sich  entsprechend 
steigern  läfst.  Ein  Vermengen  oder  Zerreiben  des  Fördergutes  findet 
nicht  statt.  Der  Spiraldraht  besitzt  einen  besonderen ,  rechteckigen 
Querschnitt,  wodurch  der  bei  rundem  Draht  vorhandene  Uebelstand  des 
Keilschubes,  d.  h.  des  Festklemmens  des  Fördergutes  zwischen  der  Run- 
dung des  Drahtes  und  dem  Boden  des  Troges,  sowie  die  Schwierig- 
keiten einer  dauerhaften  Verbindung  zwischen  dem  runden  Draht,  der 
Stütze  und  der  Achse  gänzlich  vermieden  und  gröfsere  Leistung,  sowie 
leichterer  Gang  erzielt  ist.  In  Folge  der  Vortrefflielikeit  der  Vorrich- 
tung ist  dieselbe  auch  bereits  in  vielen  Tausenden  Metern  Länge  aus- 
geführt. 

Eine  gleichfalls  ausgestellte  neue  Construction  von  Transportschnecken, 
Patent  liöfiler  und  Reinhard,  zeigte  wesentliche  Verbesserungen  gegen- 
über den  üblich  angewendeten  Formen  von  Transportschnecken,  indem 
bei  derselben  die  Flügel  aus  starkem  Eisenblech  gestanzt  (nicht  ge- 
gossen) sind  und  die  Befesligungslasche  nach  einem  eigenen  Verfahren 
umgebogen  erscheint,  wodurch  eine  sehr  grofse  \'ersteifung  des  Flügels 
erzielt  wird  und  ein  Abbrechen  derselben,  wie  dies  bei  Gulseisenflügeln 
häufig,  kaum  möglich  ist.     Diese  Flügel  werden    mit    der  Höhlung  der 


Neueningeii  auf  dem  Gebiete  der  Braii-Iiidiistrie.  541 

Lasehe  auf  die  Welle  gelegt  uud  mittels  einfacher  Kopfschraube  auf 
derselben  befestigt.  Das  Gewicht  einer  solchen  Schnecke  beträgt  bei 
einem  Durchmesser  von  25'"'  in  haltbarer  Ausführung  blofs  81^  auf  den 
laufenden  Meter,  während  Transportschnecken  gleichen  Durchmessers 
mit  Gufseisenflügeln  entsprechend  20  bis  40*^  wiegen. 

Ein  sehr  interessanter  Apparat,  welcher  als  Zugehör  zu  den  Malz- 
putzmaschinen anzusehen  ist,  nämlich  ein  Magnetapparat,  war  von 
Scholl  und  Auer  in  Göppingen  ausgestellt.  Diese  Apparate  bezwecken 
das  Ausscheiden  von  Eisentheilen  aus  Getreide  und  Malz  und  werden 
gewöhnlich  auf  dem  Trichter  der  Schrotmühlen  derart  angebracht,  dafs 
sämmtliehes  Malz  den  Magnet  passiren  mufs,  der  etwa  im  Malz  enthal- 
tene Eisentheile,  welche  beim  Durchgehen  durch  die  Walzen  dieselben 
beschädigen  könnten,  zurückhält;  die  Apparate  sind  auch  mit  selbst- 
thätiger  Abstreifvorrichtung  versehen,  durch  welche  die  an  dem  Mag- 
nete haftenden  Eisentheile  seitlich  abgehoben  werden. 

Eine  zweite  von  dieser  Fabrik  ausgestellte  Magnetmaschine  dient 
zum  Trennen  der  Eisen-  und  Stahltheile  aus  Metall-,  Dreh-,  Bohr-  und 
Feilspänen  und  ist  für  Metallwaarenfabriken  von  grofsem  Werth. 

Unter  den  zahlreich  ausgestellten  Gerstesortir-  und  Putzmaschineu 
waren  meistens  bekannte  Constructionen ,  und  nur  wenige  neue  Ein- 
richtungen vertreten.  Blofs  Amandus  Kahl  in  Hamburg  hatte  eine 
neue  Wasch-  und  Reinigungsvorrichtung  für  Gerste  ausgestellt.  Dieser 
Apparat,  Patent  Niederer-Kahl,  besteht  aus  zwei  Theilen,  dem  wage- 
rechten „Scheideapparat",  in  welchem  sämmtliche  Verunreinigungen 
der  Gerste  durch  einen  Wasserstrom  abgeschieden  werden,  und  einem 
senkrechten  Cylinder,  der  sogenannten  .„Wascheolonne",  in  welchem 
eine  senkrechte  mit  Schaufeln  besetzte  Welle  rotirt.  Im  unteren  Theile 
dieses  C^ylinders  wird  die  Gerste  gewaschen  und  durch  die  Schaufeln 
nach  aufviärts  gehoben,  wobei  gleichzeitig  das  abfliefsende  Wasser 
sammt  den  Verunreinigungen  durch  Centrifugalkraft  weggeschleudert 
und  auch  noch  durch  den  Drahtmantel  des  Flügelwerkes  die  anhaftende 
Spreu  abgeschieden  wird.  Einrichtung  und  Betrieb  dieser  neuen  be- 
achtenswerthen  Waschvorrichtung  sind  folgende:  Durch  den  links- 
stehenden wagerechten  Theil  der  Maschine,  dem  sogenannten  Scheide- 
apparat, welcher  mehrere  Abtheilungen  hat,  wird  ein  fliefsender  Wasser- 
strom (entweder  kann  kaltes  oder  auch  Condensationswasser  angewendet 
werden)  geführt,  und  so  rasch,  wie  das  Wasser  läuft,  trennen  sich  von 
dem  guten  Getreide  je  nach  specifischer  Schwere  in  den  respectiven  Ab- 
theilungen; Abschwamm,  etwa  noch  vorhandene  Strohstückchen,  Hülsen, 
Unkräuter,  Holztheilchen  u.  s.  w.,  halb  gesunde,  faule,  brandige  u.  s.  w. 
Körner,  Steine,  Metalltheilchen  u.  s.  w.,  kurzum  alle  fremden  Beimischun- 
gen der  Frucht,  die  schwerer  als  letztere  sind.  Nachdem  nun  dem 
Getreide  die  gröfsten  Unreinigkeiten  und  schlechten  Bestandtheile  ge- 
nommen, laufen  sowohl  die  schweren  als  auch  die  gesunden  Kömer,  die  sich 


542  Heuerlingen  auf  dem  Gebiete  der  liraii-liuluslrie. 

aus  zwei  Abtheiluageii  vereiuiy;eD,  zusammen  dureli  einen  Trichter  in 
die  senkrechte  Waschcolonne.  Hier  wird  das  Getreide  mittels  Cenlrifugal- 
kraft  rationell  gewaschen,  worauf  alsdann  beim  Austritt  aus  diesem 
Apparat  eine  nochmalige  Behandlung  mit  Luft  erfolgt.  Je  nach  den 
Verwendungszwecken,  z.  B.  Malzereien,  kann  das  Getreide,  bevor  es  in 
die  Weiche  kommt,  noch  einige  Zeit  unbeschadet  auf  Haufen  lagern, 
wohingegen  das  Getreide  bei  Vermahlung  in  Mühlen  nach  vorbeschrie- 
bener Keinigungsprocedur  noch  eigens  construirte  Trockenapparate  zu 
passiren  hat. 

Die  von  Amandus  Kahl  in  Hamburg  ausgestellte  Gerstesortirmaschiue 
ist  bei  einfachem  gefälligem  Bau  dauerhaft  ganz  in  Eisen  und  so  con- 
struirt,  dafs  es  einem  davorstehenden  Mann  ermiiglicht  ist,  selbst  die 
gröfsere  Sorte  vou  ebener  Erde  aus  zu  s])eisen.  Auch  liegt  der  ganze 
Arbeitsprozefs  unverdeckt  vor  und  ist  leicht  zu  übersehen.  Die  Speise- 
und  die  Ausscheidevorriehtung  weisen  zwei  Verbesserungen  auf.  Durch 
erstere  wird  eine  völlig  gleichmäfsige  Speisung  der  Maschine  bewirkt, 
welche  auf  einfache  und  schnelle  Weise  regulirt  werden  kann,  wobei 
durch  eine  Rüttelbeweguug  jede  Verstopfung  ausgeschlossen  ist.  Von 
einem  regelbaren  Wiudstrom  erfafst,  gelangt  das  nun  von  seinen  leichten 
Theilen  befreite  Korn  auf  ein  sich  über  die  ganze  Länge  und  Breite 
der  Maschine  ausdehnendes  neues  Fatentrüttelsieb.  Dieses  leicht  aus- 
wechselbare Sieb  ist  mit  2  bis  3  verschiedenen  Siehtlächen  versehen,  die 
in  ihrer  Lochung  je  der  zu  reinigenden  Frucht  angepafst  werden  und 
in  der  Weise  gewählt  sind,  dafs  das  erste  Siebfeld  alle  kleinen  und 
dünnen  Körner  absondert.  Die  nicht  verbleibenden^  zum  Durchgange  be- 
stimmten gröberen  Bestandtheile  werden  über  das  Ende  des  Siebes  iu 
eine  Abtheilung  abgeführt.  Der  Durchgang  des  ersten  und  dritten  Siebes 
wird  je  für  sieh  in  einer  Abtheihmg  gleichfalls  abgefangen,  wohingegen 
der  Durchgang  des  zweiten,  mittleren  Siebes,  aus  dem  Siebgut,  wie  oben 
erwähnt,  bestehend,  nunmehr  zum  Hau|)tziel  seiner  speciellen  Sortirung 
gelangt,  nämlich  auf  eine  um  zwei  Achsen  rotirende,  schräg  nach  oben 
gekehrte  Auslesefläche,  welche  aus  endlos  zusammengesetzten  Platten 
mit  halbrunden,  gebohrten  Löchern  besteht. 

Zu  den  schönsten  und  bestausgeführtcn  Maschinen  dieser  Art  ge- 
hörten unstreitig  die  von  der  bekannten  Kniker  Trieuerfabrik  Mayer 
und  Comp,  in  Kalk  bei  Köln  ausgestellton  drei  Sortirmaschinen  nach 
Kriigefa  Patent  für  eine  Leistungsfähigkeit  von  ;t,15  resp.  30  Centner 
in  der  Stunde.  Es  sind  dies  vereinigte  Gerstensortir-,  Wicken-  und 
Halhkörner-Auslesemaschinen  von  grol'ser  Leistungsfähigkeit  und  ein- 
facher Construction,  welche  sich  in  vielen  Ausführungen  vortrefflich  be- 
währt haben.  Die  ausgestellten  Ä'rHjcr'schen  Pafent-Trieurs  sind  ohne 
Rüttelwerk,  statt  dessen  mit  einer  Absiebetrommel  ausgestattet,  arbeiten 
daher  geräuschlos  und  verursachen  nicht  das  bei  anderen  Constructionen 
so  störende  Erschüttern  des  tianzen  Arbeitsraumes. 


Neuerungen  auf  dem  (jebiete  der  Brau-Iiidustrie.  543 

Heinrich  linnhard  in  München  hatte  als  Neuheit  ein  Gefäfs  mit 
Waoe  zur  Bestimmung  der  Quellreife  der  Gerste  ausgestellt,  welches 
ohne  weitere  Untersuchung  und  Berechnung  über  das  Fortschreiten  der 
Wasseraufnahme  in  allen  Schichten  der  Weichmasse  Auskunft  gibt. 
Die  Wasseraufnahme,  nach  Procenfen  bezeichnet,  stellt  zugleich  eine 
vergleichende  Einheit  für  alle  Mälzereien  dar  und  ist  genauer  und  ver- 
ständlicher als  die  übrigen  praktischen  Merkmale,  oder  als  die  gebräuch- 
liche Angabe  der  Weiehzeit  nach  Tagen  und  Stunden.  Das  Gefäfs  wird 
mit  200?  der  einzuweichenden  Gerste  gefüllt,  mit  dem  Deckel  geschlossen 
und  in  die  frisch  eingeweichte  Gerste  im  Quellstock  gestofsen.  Diese 
kleine  Gerstenmenge  weicht  somit  unter  denselben  Verhältnissen  wie 
die  grofse  Masse.  Will  man  sich  von  der  Wasseraufnahme  überzeugen, 
so  kommt  das  Gefäfs  aus  der  Weiche  und  wird  in  reinem  Wasser 
durchgeschüttelt,  damit  etwa  anhaftende  Unreinigkeit  durch  die  Oeft'- 
nunaen  entfernt  wird.  Alsdann  wird  der  Deckel  wieder  abgenommen 
und  als  Ersatz  für  die  Wagschale  das  Gefäfs  angehängt.  Die  Wage 
zeigt  die  Wasserzunahme  in  Procenten  an,  wobei  das  Gewicht  immer 
auf  demselben  Punkt  stehen  mufs,  wie  bei  der  trockenen  Gerste. 

Die  Maschinenfabrik  von  Franz  Hnchmuih  in  Dresden  hatte  ihre 
neuesten  verbesserten  Malzwender  im  Betrieb  vorgeführt;  derselbe  hat 
folgende  Construction :  Am  Umfange  einer  hohlen  Welle  sind  wechsel- 
seitig Arme  eingesetzt,  welche  an  ihren  Enden  in  Gelenken  drehbare, 
oebogeue  Schaufeln  tragen,  wie  solche  in  der  Querschnittzeichnuug 
dargestellt  sind  (Fig.  1  Taf  27). 

Bei  rascher  Umdrehung  der  Wenderwelie  bewegt  sie  sich  nur 
langsam  vorwärts,  so  dafs  bei  Eingriff' der  Schaufeln  dieselben  nie  mehr 
als  nöthig  fassen  können.  Am  Wenderarme  sitzt  lose  eine  Hülse  E 
mit  zwei  kleinen  Grellem,  sobald  nun  die  Schaufel  zum  Eingritf  kommt, 
fällt  durch  ihr  eigenes  Gewicht  die  Hülse  E  am  Arme  herab  und  hält 
die  Schaufel  so  lange  fest,  bis  der  Arm  eine  solch  schräge  Lage  nach 
oben  einnimmt,  in  welcher  die  Hülse  durch  die  eigene  Schwere  herab- 
gleitet und  die  Schaufel  frei  schwingen  läfst.  Durch  diese  Anordnung 
wird  der  grofse  Vortheil  erreicht,  dafs  das  Malz  nur  nach  und  nach 
von  der  Schaufel  herabgleitet  und  dabei  einen  möglichst  langen  Weg 
durch  die  erhitzte  Luft  zurücklegt. 

Der  Antrieb  des  Malzwenders  geschieht  durch  einen  einfachen 
Mechanismus;  derselbe  ist  zu  beiden  Seiten  in  das  Mauerwerk  gelegt, 
da  er  wenig  Raum  bedarf,  demnach  die  Darrbreite  der  Wenderbreite 
gleich  ist.  An  den  Enden  tritt  selbsthätig  ein  Umschaltungsmechanis- 
mus  in  Thätigkeit,  so  dafs  der  Wender  ohne  jede  Aufsicht  selbsthätig 
vor-  und  rückwärts  arbeitet,  demnach  jede  Controle  der  Arbeiter 
wegfällt. 

Die  Lager  der  Wenderwelie  sind  mit  präparirten  Metallschalen  ver- 
sehen, welche  kein  Oel  oder  irsend  eine  Schmieruna;  erfordern. 


544  Neuerungen  auf  riera  (jebicte  der  Brau-Industrie. 

Die  Hülse  ist  so  construirt,  dafs  sich  Staub,  Körner  und  Unreinig- 
keiten  niemals  festsetzen  können. 

Ein  anderer  neuer  Wendeap])arat  für  Malz,  von  Friedrich  Augusi 
Bardnann  und  Comp,  in  üffenbach  a.  M.  ausgestellt,  zeichnete  sich  da- 
durch aus,  dafs  derselbe  ebenfalls  die  Ausnützung  des  Raumes,  in  wel- 
chem das  zu  wendende  Material  ausgebreitet  liegt,  bei  Malz  also  die 
Ausnützung  der  Darrhorde,  voll  und  ganz  gestattet.  Es  wird  dies  da- 
durch erreicht,  dafs  der  gesammte  Bewegungsmechanismus  des  Schaufel- 
rades aufserhalb  der  eigentlichen  Darrhorde  angebracht  ist,  so  dafs  das 
Schaufelrad  die  volle  Breite  des  Darrraumes  erlialten  kann.  Diese 
eigenartige  Anordnung  des  Bewegungsmechanismus  bedingt  eine  von 
den  bisher  zu  dem  gleichen  Zwecke  benutzten  Einrichtungen  vollständig 
abweichende  Construction,  welche  im  Wesentlichen  aus  einem  Um- 
laufgetriebe besteht,  das  gleichzeitig  die  Rotation  des  Schaufelrades  und 
den  Vorschub  der  Wenderwelle  bewirkt. 

Das  Schaufelrad  ist  in  bekannter  Weise  aus  einem  die  Welle  er- 
setzenden Cylinder,  den  darauf  befestigten  Blechscheiben,  den  radialen 
Stegen  und  den  in  den  Scheiben  drehbar  gelagerten,  aus  winkelfiirmig 
gebogenen  Blechen  bestehenden  Schaufeln  zusammengesetzt.  In  den 
Enden  des  Cjlinders  sind  die  Drehzapfen  eingesetzt,  welche  in  Gehäusen 
lagern,  die  in  Aussparungen  der  beiden  Seitenwände  des  Darrraumes 
schlittenartig  verschiebbar  sind.  Die  Gehäuse  haben  mit  Schrauben- 
gewinde versehene  Naben  und  sind  auf  je  einer  zu  beiden  Seiten  der 
Darrhorde  sich  über  die  ganze  Länge  des  Darrraumes  erstreckenden, 
an  den  beiden  Enden  der  bezüglichen  Wandaussparung  drehbar  ge- 
lagerten Spindel  montirt,  so  dafs  die  Gehäuse  mit  dem  Schaufelrad  bei 
der  gleichzeitig  erfolgenden  Drehung  der  beiden  Spindeln  in  der  einen 
oder  anderen  Richtung  langsam  über  die  Darrhorde  vor-  oder  zurück- 
geschoben werden.  In  jedem  Gehäuse  ist  zwischen  den  beiden  Naben 
eine  mit  ihrer  Nabe  auf  der  Sjjinde!  verschiebbare  Schnecke  angeordnet, 
welche  mit  dem  bezüglichen  der  beiden  auf  den  Drehzapfen  des  Schaufel- 
rades befestigten  Schneckenräder  in  EingriH'  steht.  Die  Nabe  jeder 
Schnecke  greift  mit  einer  Feder  in  eine  Nuth,  welche  über  die  ganze 
Länge  in  jede  der  beiden  Spindeln  eingeschnitten  ist,  so  dafs  sich  die 
beiden  Schnecken  bei  der  Drehung  der  Spindeln  mit  diesen  mitdrehen 
müssen,  hierbei  aber  auch  mit  den  Gehäusen  längs  der  Spindeln  vor- 
bezieh, zurückgleiten  können. 

Durcii  die  Drehung  der  Schnecken  werden  die  Schneckenräder  und 
hierdurch  der  Cylinder  mit  den  Schaufeln  in  Bewegung  ver.setzt. 

Die  eine  S])indel  des  erstbeschriebenen  Umlaufgetriebes  ist  als 
Welle  durch  die  Stirnwand  des  Darrraumes  hindurch  verlängert  und 
hier  mit  einer  Klauenkuppelung  versehen,  welche  durch  Umlegen  des 
Hebels  mit  der  einen  oder  anderen  der  beiden  lose  und  in  entgegen- 
ge.setzten  Richtungen  laufenden  Kiemscheiben    geknjjpelt  wird,    so  dafs 


Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Brau-Industrie.  545 

hierdurch  die  Welle  und  die  Spindel  je  nach  Bedarf  in  Rechts-  bezieh. 
Linksdrehung  versetzt  werden  können.  Damit  nun  diese  Umkehrung 
der  Drehungsrichtung  der  Spindeln  jedesmal,  wenn  das  Schaufelwerk 
an  dem  einen  oder  anderen  Ende  der  Darrhorde  anlangt,  selbsthätig 
erfolgt,  ist  der  soeben  erwähnte  Hebel  durch  eine  Schiebstange  mit  einem 
durch  ein  Gewicht  belasteten,  zweischenkligen  Hebel  verbunden,  welcher 
nahe  am  vorderen  Ende  des  Darrraumes  in  geeigneter  Weise  drehbar 
an  einer  an  der  Wand  befestigten  Platte  angebracht  ist. 

Ein  auf  dem  bezüglichen  Gehäuse  befestigter  Anschlag  stöfst  gegen 
Ende  des  Vorschubes  des  Schaufelwerkes  gegen  das  untere  Ende  des 
zweiten  Hebels,  legt  diesen  und  damit  auch  den  ersten,  den  Kuppelungs- 
hebel, allmähhch  um,  schaltet  hierdurch  die  Kuppelung  zwischen  der 
Spindel  und  der  rechts  liegenden  Riemscheibe  aus  und  kuppelt  dieselbe 
mit  der  zweiten  sich  entgegengesetzt  drehenden  Riemscheibe,  so  dafs 
die  durch  ein  Kettengetriebe  miteinander  verbundenen  Spindeln  nun- 
mehr nach  entgegengesetzter  Richtung  in  Drehung  versetzt  und  das 
Schaufelwerk  bei  entgegengesetzter  Schaufelwirkung  wieder  langsam 
zurückbefördert  wird. 

Am  anderen  Ende  der  Darrhorde  stöfst  der  Anschlag  ebenfalls 
gegen  einen  dritten  Hebel,  welcher  mit  dem  zweiten  Hebel  durch  eine 
Schubstange  verbunden  ist.  Mit  dem  Umlegen  des  dritten  Hebels  wird 
also  auch  wieder  der  Kuppelungshebel  umgelegt,  die  Kuppelung  aus 
der  links  befindlichen  Riemscheibe  ausgelöst  und  in  die  rechts  befind- 
liche Riemscheibe  eingeschaltet,  so  dafs  also  die  Rotation  der  Spindeln 
und  damit  die  Bewegung  des  Schaufelwerkes  wiederum  wechselt. 

Die  Kuppelung  mit  der  betretfenden  Riemscheibe  wird  bis  zur 
nächsten  Umsteuerung  dui-ch  das  am  zweiten  Hebel  angebrachte  Ge- 
wicht gesichert. 

Beim  Abstellen  des  Apparates  wird  der  erste  Hebel  mit  der  Kup- 
pelung durch  Einklinken  eines  Ueberwurfhebels  in  Mittelstellung  ge- 
sichert. 

Eine  sehr  interessante,  wenn  auch  schon  seit  einigen  Jahren  be- 
kannte Neuerung  war  von  der  Berliner  Acliengesellschaft  für  Eisengiefserei 
und  Maschinenfabrikation  in  Charlottenburg  zur  Ansieht  gebracht  worden, 
nämlich  das  Verfahren  der  pneumatischen  Mälzerei  nach  dem  Trommel- 
sjsteme  Patent  Galland.  Es  war  ursprünglich  beabsichtigt  gewesen, 
einen  solchen  Apparat  in  vollständiger  Ausführung  in  der  Ausstellung 
in  Betrieb  zu  setzen,  was  sich  jedoch  aus  technischen  Gründen  als  un- 
durchführbar erwies,  weshalb  dieses  System  blofs  durch  grofse  in  Farben 
ausgeführte  Tafeln  den  Besuchern  zur  Darstellung  gebracht  worden 
war.  Wir  reproduciren  diese  Tafeln,  indem  wir  gleichzeitig  eine  aus- 
führliche Beschreibung  dieses  Mälzereisystemes  geben  (Fig.  4  und  5  Taf.27). 
Ein  gemauerter  oder  eiserner  Koksthurm  ist  unten  mit  einem  Roste  r, 
worauf  eine  niedrige  Koksschicht  ruht,  und  über  demselben,  mit  kleinem 

Dingler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  12.  1889/1.  35 


546  Neuerungen  anf  dem  Gebiete  der  Braii-Indiistrie. 

Zwischenräume  mit  noch  einem  Rost  R  mit  höherer  Koksschicht  ver- 
sehen. Unter  den  untersten  Rost  wird  möglichst  reine  und  daher  Luft  aus 
der  Höhe  zugeleitet.  Oberhalb  vom  Koks  ist  ein  sogen.  Anschwänzer  s  an- 
gebracht, der,  sich  drehend,  in  feiner  Vertheilung  frisches  Brunnenwasser 
von  etwa  8  bis  10"  R.  über  den  Koks  niederrieseit  und  auf  letzteren 
also  in  gröfster  Oberfläche  vertheilt.  Der  Raum  über  dem  An- 
schwänzer steht  in  Verbindung  mit  einer  Windzuleitung  L  und  L,,  zu 
den  Malzapparaten  gehend,  und  mit  einer  Windableitung  5,  von  diesen 
zu  einem  Exhaustor  (Ventilator)  Z  führend.  Wenn  letzterer  saugt,  so 
tritt  unter  den  Rost  frische  Aufsenluft,  durchstreicht  den  Koks,  wird 
"ereinigt,  sättigt  sich  an  dem  in  gröfster  Oberfläche  vertheilten  Wasser, 
dieses  theilweise  verdunstend,  mit  Wasserdampf,  und  weil  hierzu  Wärme- 
bindung nöthig  ist,  so  kühlt  sich  die  selbst  im  heifsesten  Sommer  etwa 
mit  280  R.  eintretende  Luft  l)ei  diesem  Prozesse  bis  auf  9  bis  11",  voll 
gesättigt  mit  Wasserdampf,  ah.  Im  Winter,  wo  die  Luft  mit  grofser 
Kälte,  also  unbrauchbar  für  die  Mälzerei,  unter  dem  Roste  eintritt,  wird 
durch  ein  in  den  freien  Raum  zwischen  beiden  Kokslagen  eingeführtes 
kleines  Dampfrohr  d  vom  Dampfkessel  so  viel  Dampf  zugeleitet,  dafs 
die  Temperatur  der  oben  aus  dem  Koksthurme  den  Apparaten  zuge- 
führten feuchten  Luft  ebenfalls  9  bis  11"  beträgt.  Dampf-  und  Wasser- 
zuführung in  den  Koksthurm  sind  je  nach  den  Aufsentemperaturen  durch 
Ventile  regulirbar.  So  ist  für  jede  Jahreszeit  in  einfachster  Weise  das 
geeignete  Mälzungsklima,  bestehend  in  voll  mit  Wasser  gesättigter, 
gereinigter  kühler  Luft,  hergestellt,  welche  in  nachstehender  Weise  zum 
Wachsen  der  Gerste  Verwendung  ündet. 

Das  Einquellen  der  Gerste  geschieht  im  Woichkasten  fV.  Nach- 
dem das  Einweichen  der  Gerste  in  gewöhnlicher  Weise  vorgenommen 
und  das  letzte  Wasser  abgelassen  ist,  verbleibt  das  gequellte  Gut  noch 
1  bis  2  Tage  in  dem  mit  fein  gelochtem  Doppeiboden  versehenen  Weich- 
kasten, welcher  dann  oben  mit  einem  luftdicht  abschliefsenden  Plan 
abgedeckt  wird.  Die  Ventile  v  und  i\  werden  geöfliiet  und  unter  Durch- 
saugung  von  frischer  gekühlter  Luft  wird  das  Anspitzen  der  Gerste  be- 
günstigt, indem  dieselbe  kühl  gehalten  und  die  sich  bildende  Kohlen- 
säure abgesaugt  wird.  Unten  in  den  Weichküsten  sind  ventilartig 
abgeschlossene  OefTnungen  o,  durch  welche  nach  der  genannten  An- 
spitzzeit das  Keimgut  in  die  unterhalb  der  Weichkasten  placirten  Keim- 
trommeln T  niedergelassen  wird,  worin  der  Keimungsprozefs  weiter 
vor  sich  geht. 

Die  Keimtrommeln  sind  unten  auf  2  Paar  Kollenböcken  b  gelagerte 
und  mittels  Sciineckenradgetriebe  g  in  etwa  40  Minuten  einmal  herum- 
drehbare Blechcy linder,  von  denen  jede  an  einer  Seite  eine  mit  der 
Feucht- Windleitung  L  mittels  eines  Regulirdrehschiebers  D  in  Verbin- 
dung stehende  Luftkammer  k  hat,  von  welcher  am  äufseren  Umfange 
der  Trommel  halbkreisförmige,  ganz  fein  gelochte  Kanäle  c  die  Trommei- 


Neueningen  auf  dem  Gebiete  der  Brau-Industrie.  547 

cylinder  der  ganzen  Länge  nach  durchziehen.  Von  der  anderen  Seite 
steht  ein  in  der  Mitte  der  Trommel  angebrachtes,  ebenfalls  fein  ge- 
lochtes Mittelrohr  m,  auch  absperrbar  und  regulirhar,  mittels  eines  Dreh- 
schiebers Z>[  in  Verbindung  mit  der  VVindahsaugeleitung  S.  Dieses 
Mittelnihr  hat  jedoch  keine  direkte  Verbindung  mit  der  Luftkammer  A; 
es  kann  daher  die  vom  Ventilator  gesaugte  Luft  die  Trommel  nur  in 
der  Richtung  der  eingezeichneten  Pfeile  durchstreichen.  .Jede  Keim- 
trommel hat  am  Umfange  zwei  um  etwa  120^'  versetzte,  ganz  leicht  zu 
öffnende  und  dicht  abschliefsende  ThUren  zum  Ein-  und  Auslassen  der 
gequellten  Gerste  bezieh,  des  Grünmalzes.  Durch  das  .'ehr  langsame 
Drehen  der  Trommel  bleibt  die  Obertläche  des  Inhaltes  nicht  wagereeht 
stehen,  sondern  nimmt  eine  schräge  Fläche  an,  auf  welcher  allmählich 
abrieselnd  das  wachsende  Keimgut  ohne  irgend  sonstige  gewaltsame 
mechanische  Beihilfe  gewendet  wird  und  somit  vor  Zusammenwachsen 
(Verfilzen)  in  der  einfachsten  und  die  zarten  Würzelchen  schonendsten 
Weise  absolut  sicher  bewahrt  bleibt.  Jede  sich  in  40  Minuten  einmal 
herumdrehende  Trommel  läfst  das  eingefüllte  gequellte  Gut,  je  nach 
der  Temperatur,  mit  welcher  man  den  Keimungsprozefs  führt,  in  7  bis 
9  Tagen  fertig  wachsen  und  zwar  in  der  gleichmäfsigsten  Weise  mit 
vorzüglichster  Lösung.  Bei  der  constanten  Zuführung  von  voll  mit 
Wasser  gesättigter  und  gereinigter  Luft  wird  die  sich  bildende  Kohlen- 
säure stetig  abgeführt,  und  ein  Abtrocknen  des  Malzes  kommt  in  dem 
kleinen  Kaume  der  Trommel  nicht  vor.  iöchiminelbildung  ist  selbst  bei 
halben  Körnern  ausgeschlossen. 

Zur  jederzeitigen  Beobachtung  und  entsprechenden  Kegulirung  der 
Temperaturen  des  wachsenden  Malzes  im  Inneren  der  Trommeln  hat 
jede  derselben  an  jeder  der  Stirnwände  ein  Thermometer.  Zeigt  sich 
bei  einer  Trommel  für  das  Stadium  des  darin  wachsenden  Gersten- 
haufens  zu  hohe  oder  zu  niedere  Temperatur,  so  wird  solche  Differenz 
durch  Drehen  des  Windregulirhahnes  D  und  dementsprechende  Durch- 
führung von  mehr  oder  weniger  gekühlter  Luft  durch  diese  Trommel 
in  kürzester  Zeit  wieder  auf  den  normalen  Standpunkt  regulirt.  Ferner 
kann  zu  jeder  Zeit  auch  von  dem  zwischen  je  2  Trommeln  angebrachten 
Podium  /)  aus,  durch  Oetfnen  einer  der  Thüren  in  der  Mitte  der  Trommeln 
der  Haufen  mit  Leichtigkeit  gradirt  und  beobachtet  werden.  Es  können 
aulser  den  Thüren  auch  noch  Fenster  zum  Einblicke  in  die  Trommeln 
angebracht  werden. 

Ist  das  Grünmalz  hinreichend  au.sgevvachsen,  so  wird  mit  dem  Zu- 
führuugsdrehschieber  D  die  feuchte  Luft  von  der  betreffenden  Trommel 
abgesperrt  und  eine  im  Deckel  dieses  Drehschiebers  angebrachte  Thür 
geöffnet,  so  dals  gewöhnliche  trockene  Atmosphäre  durch  das  Grüu- 
malz  gesaugt  wird,  welche  ein  Abschwelken  und  Abtrocknen  nach  Be- 
lieben in  einfachster  Weise  bewirkt. 

Das  .so  fertige  Grünmalz  wird  durch  eine  nach  unten  gestellte  Thür 


548  Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Brau-lndustrie. 

in  untergefahrene  Kippwagen  entleert,  und  dies  durch  Nachstofsen  durch 
die  zweite  schräg  nach  oben  gerichtete  Thür  nachhelfend  von  dem 
zwischen  je  2  Trommeln  angebrachten  Podium  p  aus  erleichtert. 

Mit  dem  pneumatischen  Grünmalzapparate,  Trommelsystem  Galland^ 
kann  man  bei  dem  mit  Leichtigkeit  und  in  einfachster  Weise  her- 
gestellten künstlichen  Klima  das  ganze  Jahr  hindurch  malzen.  Rechnet 
man  jedoch  zur  Generalsäuberung  und  Neulackirung  der  Apparate  und 
Räume  im  Jahre  etwa  4  Wochen  ab,  so  kann  man  eine  jährliche  Arbeits- 
zeit bei  diesen  Ap])araten  von  335  bis  340  Tagen  annehmen,  gegenüber 
einer  Arbeitsdauer  von  durchschnittlich  220  bis  230  Tagen  auf  den  ge- 
wölmlichen  Tennen.  Dementsprechend  kann  jede  Trommel  in  vor- 
stehend genannter  Campagne  41  bis  42  mal  fertiges  Grünmalz  ausleeren. 
Durch  die  gleichmäfsig  niedrig  gehaltene  Temperatur  der  Haufen  in  den 
Trommeln  während  der  Keimzeit  ist  der  Verlust  der  Gerste  an  nutz- 
barer Substanz  geringer  als  bei  dem  Wachsthume  auf  den  Tennen,  so 
dafs  die  Ausbeute  an  Malz  eine  erhöhte  ist.  Bei  Anwendung  der  Galland- 
sehen  Keimtrommelapparate  gebraucht  man  zur  Herstellung  des  gleichen 
Malzcjuautums  nur  etwa   '  j  des  Raumes  wie  bei  gewöhnlichen  Tennen. 

Wegen  des  geringen  Platzes,  den  die  Apparate  einnehmen,  lassen 
sieh  dieselben  mit  Leichtigkeit  in  vorhandenen  Gebäuden  unterbringen. 
Es  ist  fast  gleichgültig,  ob  die  Keimtrommeln  im  Keller  oder  in  hoch- 
gelegenen Räumen  Aufstellung  finden. 

Abgesehen  von  der  enormen  Ersparnifs  an  Terrain  stellen  sich  die 
Kosten  der  Anlage  einer  gewöhnlichen  Tennenmälzerei  durchschnittlich 
45  bis  50  Proc.  höher  als  eine  solche  mit  GaUands  Trommelapparaten 
bei  gleichen  jährlichen  Productionen  an  fertigem  Malze. 

Die  benöthigte  Wassermenge  ist  für  |das  Einweichen  der  Gerste 
bei  dem  ])neumatischen  Verfahren  genau  dieselbe,  wie  bei  der  Tennen- 
mälzerei. Man  kann  dafür  ziemlich  genau  für  den  Tag  das  lOfache 
von  dem  Gewichte  der  täglich  einzuweichenden  Gerste  rechnen,  so 
dafs  bei  einer  täglichen  Verarbeitung  von  5000''  Gerste  für  alle  Weich- 
kästen in  24  Stunden  etwa  50000i<  =:  50''''"'  Wasser  für  das  Einweichen 
verbraucht  werden.  Als  Kühlwasser  für  die  Koksthürme  wird  in  den 
Wintermonaten  Oktober  bis  Ende  März  ungefähr  dasselbe  Quantum  be- 
ansprucht wie  zum  Einweichen;  es  vermehrt  sich  das  Quantum  allmählich 
mit  der  zunehmenden  Aufsentemperatur,  jedoch  wird  für  die  Koks- 
thürme in  den  allerheifsesten  Sommertagen  höchstens  die  3'. ^ fache 
Wassermenge  gebraucht  als  im  Winter. 

Hei  der  so  überaus  einfachen  und  sicheren  Regulirbarkeit  aller 
Factoren,  welche  bei  der  pneumatischen  Trommelmälzerei  in  Betracht 
kommen,  ist  das  nöthige  Arbeitspersonal  auf  das  denkbar  geringste 
Minimum  gebracht.  Ein  Mann  bei  Nacht,  welcher  zugleich  Maschinist 
sein  kann,  ist  in  der  Lage,  die  Beobachtung  und  Regulirung  der  Tem- 
peraluren vorzunehmen  für  eine  Mälzerei  von  mehreren  Serien  Trommein 


j 


Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Brau-Induslrie.  549 

unbeschadet  ihrer  Gröfse.  Desgleichen  genügt  für  den  Tagesbefrieb 
ein  Mann  für  die  Beobachtung  und  Regulirung.  Nur  während  der  Zeit 
des  Ausleerens  einer  Trommel  und  Weiche  sind  zur  Fortsehaftung  und 
Hüchförderung  des  Grünmalzes  zur  Darre  je  nach  Gröfse  der  Apparate 
noch  2  bis  3  Mann  auf  l'/^  bis  2  Stunden  zur  Hilfe  zu  stellen. 

Die  Betriebskosten  eiuschliefslich  der  maschinellen  Betriebskraft 
lassen  sich  je  nach  den  Gröfsen  der  Anlagen  für  die  Grünmalzfabrikation 
bis  zu  0,3  der  Betriebskosten  eines  Tennenbetriebes  reduciren. 

Ein  zweites,  ebenso  häutig  als  das  vorbeschriebene  in  der  Praxis 
eingeführte  System  der  pneumatisch-mechanischen  Mälzerei,  das  von 
Saladin^  für  welches  die  Maschinenfabrik  Beck  und  Rosenbauni's  Nach- 
folger in  Darmstadt  das  alleinige  Ausführungsrecht  für  Deutschland  er- 
worben hat,  war  wohl  in  der  Ausstellung  nicht  vorgeführt,  doch  hatte 
die  genannte  Firma  an  alle  Ausstellungsbesucher  ein  Circular  ergehen 
lassen,  in  welchem  dieselben  zur  Besichtigung  der  an  den  Reiserouten 
der  Ausstellungsbesucher  befindlichen  Anlagen  von  pneumatisch-mecha- 
nischen Mälzereien  nach  System  Satadin  eingeladen  wurden. 

Das  Wesen  des  Sa/arfm'schen  Verfahrens  besteht  in  Folgendem : 
Die  geweichte  Gerste  wird  in  einen  besonderen  Keimkasten  ausgestofseü, 
iu  welchem  sie  vom  Beginne  bis  zur  Beendigung  des  Wachsthumes 
ununterbrochen  verbleibt.  Sie  liegt  in  demselben  auf  einem  Siebbodeu, 
unter  welchem  sich  eine  Luftzuführung  befindet,  welche  mittels  einer 
Klappe  verschliefsbar  ist,  und  von  der  aus  auf  eine  bestimmte  Tem- 
peratur gebrachte  feuchte  Luft  durch  das  Malz  von  unten  her  gedrückt 
werden  kann.  Durch  diese  gleichmäfsige  Zuführung  von  Luft,  welche 
vorher  auf  eine  bestimmte  Temperatur  gebracht  worden  ist,  wird  die 
Temperatur  des  Haufens  auf  einer  bestimmten,  gewünschten  Höhe,  und 
die  Luft  im  Haufen  rein  erhalten  (von  Kohlensäure  befreit,  der  Sauer- 
stutf  ersetzt).  Die  zugeführte  Luft  wird  aufserdem  vor  der  Zuführung 
mit  Feuchtigkeit  gesättigt,  um  ein  Austrocknen  des  Malzes  zu  ver- 
hindern. Wird  ein  Schwelken  des  Malzes  nach  beendetem  Wachs- 
thume  gewünscht,  so  kann  dies  in  demselben  Kasten,  in  dem  das  Malz 
gewachsen  ist,  durch  Zuführung  voh  trockener  warmer  Luft  ausgeführt 
werden  (Fig.  2  und  3  Taf.  27). 

Das  Auflockern  des  Malzes  wird  bei  dem  Sa/arfm'schen  Verfahren 
nicht  wie  auf  der  Tenne  durch  Handarbeit  bewirkt,  sondern  es  dient 
zu  dem  Zwecke  ein  besonderer  mechanischer  Apparat,  welcher  „Wender" 
oder  richtiger  „Auflockerer"  genannt  wird.  Im  Wesentlichen  besteht 
derselbe  aus  einem  sich  selbsthätig  fortschiebenden  eisernen  Wagen, 
welcher  auf  Schienen  über  dem  Keimkasten  hin  und  her  laufend  kork- 
zieherartige Auflockerungsschrauben  trägt,  welche,  bis  auf  den  Boden 
des  Kastens  reichend  und  sich  um  die  eigene  Achse  drehend,  bei  der 
Vorwärtsbewegung  des  Wagens  über  dem  keimenden  Malze  hin  dieses 
durchfurchen  und  die  Keime,  die  in  einander  gegriffen  haben,  trennen. 


550  Neueniiigeu  auf  dem  Gebiete  der  ßrau-Indiistrie. 

Auch  um  diu  dem  Malze  zuzuführende  Lufl  auf  die  gewünschte 
Temperatur  zu  bringen  und  mit  P'euclitigkeit  zu  sättigen,  bedient  sich 
das  Satadin  sehe  Verfahren  eines  besonderen,  „Umwechsler''  (Changeur) 
genannten  Apparates,  welcher  aus  einer  oder  mehreren  Trommeln  be- 
steht, deren  Idantel  von  mehrfachen  Lagen  von  Siebblech  gebildet  wird, 
und  welche  in  ein  Wasserbecken  tauchen,  dessen  Wasser  durch  ein 
Schlaugenrohr  beliebig  mit  Dam))f  angewärmt  oder  mit  Eiswasser  ge- 
kühlt werden  kann.  Durch  diese  sich  laugsam  drehenden  Umwechsler 
wird  die  Luft,  welche  das  Malz  durchstreichen  soll,  durch  einen  Ventilator 
geprefst  und  nimmt  auf  dein  Wege  durch  die  Siebblechlagen,  welclie 
das  temperirte  Wasser  des  Beckens  durch  Adhäsion  mitnehmen,  nicht 
nur  die  gewünschte  Temperatur  an,  sondern  sättigt  sich  auch  mit  Feuch- 
tigkeit. 

Die  Keimkästen  bestehen  aus  eemeutirtem  Mauerwerke.  Auf  der 
Seite  des  Hauptganges  sind  sie  oll'eu,  können  aber  hier  durch  eine 
Eisenblechwaud  ebenfalls  geschlossen  werden.  In  einer  Höhe  von  70'^'"  über 
dem  Boden  befindet  sich  der  oben  genannte  Siebboden  CC  (Kig.  2  und  3J, 
auf  welchem  das  Malz  D  liegt.  Derselbe  be-lelit  aus  18  einzelnen 
Rahmen,  welche  an  den  beiden  Längswändeu  des  Keimkastens  drehbar 
befestigt  sind  und  von  der  Milli'  des  Kastens  aus  zur  Hälfte  nach  rechts 
zur  Hälfte  nach  links  hin  lK)chgeklap|)t  werden  können,  so  dafs  der 
ganze  innere  Kastenraum  frei  und  zugänglich  wird,  in  ähnlicher  Weise, 
wie  die  Flügel  einer  Flügelthür  sich  öffnend  den  Durchgang  gestatten. 
Diese  Einrichtung  erleichtert  die  Leerung  der  Kästen  aufserordentlich 
und  gestattet  auch  eiue  sehr  gründliche  und  schnelle  Reinigung  der 
Kästen. 

Der  oben  erv^  ähnle  Saladinselm  „Auf  lockerer"  ist  in  Fig. 2  und  3  Taf.  27 
im  Durchschnitte  und  in  Vorderansieht  dargestellt.  Derselbe  besteht  aus 
einem  hohlen  Metalleylinder  C,  an  dessen  beiden  Enden  Querleisten 
mit  je  zwei  Rollen  FF  angebracht  sind,  welche  auf  den  Längswändeu 
des  Keimkastens  in  Schienen  laufen,  so  dafs  der  Cylinder  auf  dein  Keim- 
kasten der  ganzen  Länge  desselben  nach  entlang  gefahren  werden  kann. 
Quer  durch  den  Cylinder  ragen  5  Schaufeln  //,  welche  eine  Schnecke 
von  dojjpelter  Schraubenwindung  bilden,  bis  auf  das  Siebblech  hinab- 
reichen und  zum  Auflockern  des  Malzes  dienen.  In  dem  Cylinder, 
]iarallel  mit  der  Achse,  aber  unter  ihr,  befindet  sich  eine  Welle,  welche 
an  beiden  Enden  einen  Zahnstern  trägt,  welcher  in  eine  in  die  Längs- 
wand  des  Keimkastens  eingelassene  Zahnstange  eingreift.  Diese  Welle 
wird  durch  eine  Zahnradübersetzung  mittels  des  Baumwollseiles  MM 
gedreht  und  bewirkt  durch  ihr  Eingreifen  in  die  Zähne  der  Zahnstange 
die  Vorwärtsbewegung  des  ganzen  Auflockerers.  Gleichzeitig  wird  durch 
denselben  Antrieb  eine  auf  dem  Cyliuder  liegende  Schnecke  in  Um- 
drehung versetzt,  welche  in  die  au  den  Schaufeln  li  angebrachten  Zahn- 
räder eingreift   und  .so  jedem  für  sieh  eine  drehende  Bewegung  ertheilt. 


Ueber  das  Firnissen  von  Webstuhllitzen  und  -Schäften.  551 

so  dafs  diese  Schaufeln  währeud  des  allmählichen  Vorschreitens  des 
Auflockerers  das  Malz  durchfurchen  und  das  Keimgut  von  unten  nach 
oben  heben  und  drehen.  Ist  der  Auf  lockerer  an  einem  Ende  des  Bassins 
angekommen,  so  mufs  er  sofort  ausgerückt  (bei  A'j  werden,  da  er  sonst 
beginnt,  den  Weg  rückwärts  zu  macheu,  weil  die  Zahnstange  am  Kopfe 
so  eingerichtet  ist,  dafs  der  Wender  am  Ende  angekommen  alsbald  in 
die  entgegengesetzte  Bewegung  übergeht.  Dieser  Uebergang  wird  aber 
auch  aus  der  Entfernung  für  den  Mälzer  sichtbar  durch  besondere  Ein- 
richtung der  Zahnradübersetzung,  so  dafs  er  auch,  wenn  er  in  einem 
entfernten  Theile  des  Bassinraumes  beschäftigt  ist,  bei  der  langsamen 
Bewegung  der  Auflockerer  Zeit  genug  hat,  das  Ausrücken  zu  bewirken. 
Die  Handhabung  dieser  Auf  lockerer  ist  eine  einfache,  ihre  Leistung 
durchgreifend  und  elegant.  —  Die  Vorzüge  dieses  Verfahrens  sind  die 
gleichen  als  die  bereits  beim  vorhergehenden  ausführlich  besprochenen, 
welche  überhaupt  der  ])neamatischen  Mälzerei  einen  Vorzug  vor  der 
Handmälzerei  geben. 


üeber  das  Firnissen  von  Webstuhllitzen  und  -Schäften. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  28  und  29. 

Das  Firnissen  der  Webstuhllitzen  und  -Schäfte  hat  den  Zweck,  die- 
.selben  widerstandsfähiger  gegen  Temperaturschwankungen  und  den 
Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft,  also  dauerhafter  zu  machen  und  ihnen 
aufserdem  eine  gröfsere  Glätte  zu  geben,  damit  die  durch  dieselben 
laufenden  Kettenfäden  keiner  starken  Reibung  ausgesetzt  sind  und  sie 
.selbst  bei  ihrer  Bewegung  sich  möglichst  wenig  gegenseitig  abnutzen. 
Da.s  Aultragen  und  Einreiben  des  Leinölfirnisses  erfolgt  gewöhnlich 
durch  Hand  unter  Zuhilfenahme  von  Bürsten. 

Adolphe  Dufour  in  Nieder-Burbach  bei  Seutheim  (Elsafs)  bewirkt 
da.'-  Firnissen  mit  Hilfe  der  durch  D.H. P.  Kl.  8  Nr.  42055  vom  15.  April 
1887  geschützten  und  in  den  Fig.  1  bis  3  Taf.  28  dargestellten  Maschine 
nun  auf  mechanischem  Wege. 

Der  zu  behandelnde  Schaft  bezieh,  die  Litzen  a  werden  mittels  der 
hakenförmigen  Bolzen  ^6,  (Fig.  2  und  3)  aufgespannt,  welche  durch 
die  beiden  Längentheile  des  Rahmens  c  gehen  und  auf  der  einen  Seite 
des  letzteren  fest,  auf  der  anderen  aber  beweglich  und  durch  Federn  b.^ 
anzuspannen  sind.  Die  Längentheile  des  Rahmens  c,  von  denen  der  eine 
fest,  der  andere  dagegen  seitlich  verstellbar  ist,  sind  durch  mit  Schlitzen 
versehene  Querstücke  verbunden,  durch  die  ein  bequemes  Einstellen 
der  Längentheile  ermöglicht  wird,  so  dafs  in  jedem  Falle  die  Schaft- 
mitle  bezieh,  die  Mitte  der  Litzen  und  die  Mitte  der  Auftragwalzen  d 
übereinstimmen.  Der  Rahmen  c  liegt  auf  den  über  dem  Gestelle  e  an- 
gebrachten  Rollen  f  (Fig.  1   und  3)    und    erhält    durch    den  Seilzug  g 


552  Ueber  das  Firnissen  von  WebsUihllitzen  und  -SchUl'teu. 

eine  hin  und  her  gehende  Bewegung.  Damit  der  Rahmen  c  hierbei 
stets  senkrecht  zur  Achse  der  Auftragwalze  d  geführt  wird,  ist  das 
feste  Längentheil  mit  einer  Rippe  ausgestattet,  welche  in  den  Rillen 
der  Rollen  f  Führung  hat. 

Der  aus  Holz  angefertigte  und  mit  einem  FilzLiezuge  versehene 
Firnil'scy linder  (/  läuft  in  dem  am  Gestelle  e  augebrachteu  Firnils- 
behälter  h  und  gegen  ihn  werden  zu  beiden  Seiten  die  Abstreichwalzen  i 
mit  Hilfe  der  Hebel  A,  welche  die  Laufgewichte  k^  tragen,  angedrückt, 
so  dafs  derselbe  mehr  oder  weniger  Firnifs  aus  dem  Troge  entnimmt. 
Senkrecht  über  diesem  Cylinder  ist  die  Druckwalze  /  angeordnet  und 
zwischen  beiden  wird  der  zu  überziehende  Schaft  unter  der  erforder- 
lichen Pressung  hindurchgeführt.  Die  Walzen  rf/,  sowie  die  Hebel- 
achseu  li^  sind  in  den  Böcken  m  Cl^'g-  2)  gelagert,  welche  auf  dem  Ge- 
stelle e  befestigt  sind,  die  Walzen  dl  werden  durch  die  Kegel- 
räder nn^  angetrieben. 

Der  Schaft  bezieh,  die  Litzen  treten,  nachdem  sie  die  Walzen  lil 
passirt  haben,  zwischen  die  Bürstencylinder  r,  welche  neben  ihrer 
rotirenden  Bewegung  gleichzeitig  noch  eine  achsial  hin  und  her  gehende 
ausführen.  Durch  eine  besondere  Vorrichtung  wird  der  Abstand  der 
ßürstencylinder  noch  regulirl.  In  den  Gestellen  ]>p^  (Fig.  2)  stehen  die 
mit  rechtem  und  linkem  Gewinde  versehenen  drehbaren  zweitheiligen 
Spindeln  ooi,  die  bei  s  gekuppelt  sind  und  die  Supporte  (jy^  tragen, 
in  welchen  die  Bürstencylinder  laufen,  üben  auf  die  Spindeln  o  sind 
Räder  (  aufgesetzt,  welche  durch  eine  Gelenkkette  t,  verbunden  sind. 
Eine  der  Spindeln  o  trägt  aufser  dem  Kettenrade  (  noch  ein  Handrad  t-^-, 
von  welchem  aus  die  sämmtlichen  Spindeln  durch  Kettenübertragung 
bewegt  werden  können. 

Das  Gestell  p  bildet  das  Lager  der  Haupt  welle  u,  welche  die 
Riemenscheibe  «j  (Fig.  2)  für  oii'enen  und  gekreuzten  Riemen  und  ein 
Stirnrad  v  trägt.  Letzteres  greift  in  das  mit  angegossener  Schnurscheibe 
versehene  Stirnrad  i'i,  welches  auf  dem  Zapfen  v-,  sitzt.  Von  der  Schnur- 
scheibe aus  werden  durch  ein  Seil,  unter  Vermittelung  von  Schnur- 
scheiben 1)3,  von  welchen  zwei  auf  den  Achsen  der  Bürstencylinder 
und  zwei  an  Armen  des  Gestelles  p  verstellbar  augeordnet  sind,  die 
Bürstencylinder  in  Bewegung  versetzt.  Auf  die  Hauptwelle  u  ist  eine 
Kurbel  aufgesetzt,  welche  mittels  einer  Schubstange  zwei  um  die 
Achse  X2  am  Arme  p;  schwingende  Balanciers  a\r|  (Fig.  2  und  3)  und 
durch  diese  mit  Hilfe  von  Schubstangen  yy^  die  Bürstencylinder  r  be- 
wegt, die  in  Lagern  mit  prismatischen  Aulsenwandungen,  welche  in 
Führungen  der  Supports  59,   iiin  und  her  geschoben  werden,  ruhen. 

Die  Ausrückung  der  Bewegungsmechanismen  erfolgt  selbsthutig, 
sowie  ein  Schaft  die  Bürsten  vollständig  durchlaufen  hat.  Zu  diesem 
Zwecke  läuft  eine  Ausrückstange  Z  (Fig.  2),  au  welcher  die  Ausrück- 
gabel befestigt  ist,  das  Maschinengestell  e  entlang.    Die  Stange  Z  trägt 


Ueber  das  Firnissen  von  Webstuhllitzen  und  -Schäften.  553 

eioen  verstellbaren  Knaggen  Z.,  und  am  Ende  des  Rahmens  c  ist  ein 
Flacheisenbügel  Z^  angebracht,  welcher  an  vorbenannten  Knaggen  stöfst, 
wenn  der  Schaft  oder  die  Litzen  vollständig  durch  die  Biirstencylinder 
hindurch'gelaufen  siud. 

Während  bei  der  Schaftmaschine  von  Dufour  das  Auftragen  des 
Firnisses  und  das  Verreiben  desselben  nach  einander  erfolgt,  somit 
auch  zwei  hierzu  dienende  hinter  einander  angeordnete  Vorrichtungen 
vorhanden  sein  müssen,  erfolgt  bei  der  Maschine  von  A.  Weyers  in 
Crefeld  (D.  K.P.  Kl.  8  Nr.  43427  vom  22.  Juli  1887)  das  Auftragen  und 
Einreiben  des  Firnisses  gleichzeitig. 

Die  Maschine  ist  in  den  Fig.  5  bis  8  Taf.  29  dargestellt.  Auf  einem 
Gestelle  sind  zwei  Wellen  a  und  b  gelagert  und  tragen  die  in  einander 
greifenden  Stirnräder  c  und  d.  Der  Antrieb  beider  Wellen  erfolgt 
mittels  der  auf  Welle  a  sitzenden  Kurbel  e.  Auf  den  Wellen  a  und  6 
sind  je  eine  Anzahl  Scheiben  f  bezieh,  g  zur  Aufnahme  der  Bürsten  h 
und  i  angebracht.  Diese  Bürsten  sind  auf  den  Scheiben  f  und  h  gegen- 
über liegend  angeordnet  und  greifen  bei  der  Rotation  der  Wellen  o 
und  b  mit  ihren  Borsten  in  einander.  Unterhalb  der  Welle  a  liegt  der 
den  Firnifs  enthaltende  Trog  ft,  in  welchem  die  Uebertragungswalze  l 
auf  dem  Hebel  m  gelagert  ist.  Sollen  die  Bürsten  h  von  der  Walze  / 
Firnifs  empfangen,  so  wird  der  Hebel  m  gehoben  und  somit  auch  Walze  »n, 
die  alsdann  mit  den  sich  drehenden  Bürsten  h  iu  Berührung  kommt. 
Hierbei  greift  das  Zahnrad  n  in  das  Zahnrad  c,  wodurch  alsdann  Walze 
iu  gehobener  Lage  in  Umdrehung  versetzt  wird. 

Nach  Freigabe  des  Hebels  m  senkt  sich  dieser  mit  der  Walze  / 
wieder,  wodurch  letztere  von  den  Bürsten  h  entfernt  wird  und  keinen 
Firnifs  mehr  abgibt.  Gleichzeitig  kommen  die  Zahnräder  c  und  n  aufser 
Eingriff;  es  wird  also  Walze  l  auch  stillgesetzt. 

Der  Schaft  mit  den  zu  firnissenden  Litzen  ist  zwischen  den  beiden 
Wellen  o  und  b  derart  angebracht,  dafs  die  obere  Latte  o  auf  den 
Querriegeln  qq  ruht  und  in  den  Gabeln  r  senkrecht  geführt  wird.  Die 
untere  Latte  p  hängt  frei  und  ist  mit  einer  am  Gestelle  befestigten 
Spiralfeder  s  verbunden,  welche  die  Latte  p  beständig  nach  unten  zieht 
und  hierdurch  die  Litzen  straff  gesjjannt  erhält.  Die  Querriegel  q  liegen 
in  seitlich  angeordneten  Gabeln  t  und  können  sich  in  diesen  senkrecht 
auf  und  ab  bewegen.  Die  Scheiben  f  und  g  sind  mit  Rollen  u  ver- 
sehen, welche  unter  die  Querriegel  q  greifen  und  diese  abwechselnd 
heben;  hierbei  wird  auch  der  Schaft,  der  ja  mit  seiner  oberen  Latte  o 
auf  den  Querriegeln  q  auf  hegt,  gleichfalls  gehoben,  um  dann  von  der 
Feder  s  wieder  nach  unten  gezogen  zu  werden.  Der  Schaft  und  somit 
auch  die  Litzen  führen  also  zwischen  den  Bürsten  h  und  i  beim  Be- 
triebe der  Maschine  eine  auf-  und  abwärts  gehende  Bewegung  aus,  die 
Bürsten  h  tragen  den  Firnifs  auf  und  verreiben  ihn  mit  den  Bürsten  /. 

Die  Gröfse  der  Bewegung  des  Schaftes  kann  zunächst  durch  Ver- 


554  Elektrischer  Kraliii  auf  Schienbahn. 

slelluug  der  Rollen  «  regulirl  werden,  eine  weitere  Kegulirung  ist  noch 
dadurch  möglich,  dafs  statt  der  glatten  Riegel  q  mit  Vorsprüngen  q-i 
versehene  Riegel  7,  (Fig.  8)  eingelegt  werden.  Die  Rollen  u  greifen 
dann  unter  die  Vorsprünge  q.^  und  heben  in  Folge  des.sen  den  Schaft 
eut.'i])rechend  höher.  H.  Glafey. 


Elektrischer  Krahn  auf  Schienbahn, 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  2«- 

Die  gröl'sere  Sicherheit,  welche  ein  elektrischer  Krahn  im  Ver- 
gleiche mit  einem  Dampfkrahne  gegen  Feuersgefahr  bietet,  hat  Herr- 
mann und  Comp,  veranlafst,  in  ihrer  Furnirfabrik  in  Limehouse  einen 
elektrischen  Krahn  in  Anwendung  zu  bringen,  als  Ersatz  für  die  bisher 
benutzte  Haudarbcit,  welche  12  Proc.  vom  Preise  der  Hölzer  kostete. 
Von  diesem  Krahue  bieten  Fig.  4  und  5  Taf.  28  Aufrifs  und  Grundrifs. 
Der  Krahn  läuft  auf  einem  Gerüste,  das  au  der  Seite  des  Vorraths- 
hauses  für  die  Hölzer  errichtet  ist  und  reicht  über  einen  Kanal,  worauf 
die  Hölzer  auf  Barken  gebracht  werden.  Das  Holz  ist  alles  ameri- 
kanischen Ursprunges  und  wird  hauptsächlich  in  Form  von  Bohlen 
geliefert.  Beim  Ausladen  wird  ein  Stofs  derselben,  im  Gewichte  von 
etwa  760''  an  Bord  der  Barke  ausgelegt  und  ^•on  dem  Krahne  mittels 
eines  besonderen,  von  dem  Director  Hafs  der  Fabrik  entworfenen 
Hakens  aufgenommen.  Dieser  Haken  läfst  sich  schnell  anlegen, 
verletzt  die  Bretter  nicht  und  hält  die  Ladung  während  des  Fort- 
schatfens  hübsch  wagerecht.  Beim  Fortlaufen  des  Krahnes  ist  einiges 
Geschick  seitens  des  Lenkers  erforderlich,  um  die  Holzladung  durch 
schmale  Pässe  und  in  eines  der  Thore  des  Lagerhauses  hinein  zu 
steuern,  da  die  Fortbewegung  und  die  Drehung  zugleich  und  in  ver- 
schiedenem Grade  dabei  angewendet  werden  müssen.  Um  dies  zu  er- 
leichtern, ist  an  dem  Arme  des  Krahnes  ein  Convexspiegel  angebracht, 
damit  der  Lenker  von  seinem  Standplatze  aus  jederzeit  die  ganze  Lage 
der  Ladung  sehen  kann.  Die  allgemeine  Anordnung  ist  von  hollick., 
dem  'l'echniker  von  Herrmann  und  Comp,  angegeben  worden;  ausgeführt 
wurde  der  Krahu  von  Crompton  und  Comp,  in  Chelmsford.  Nach  seiner 
Fertigstellung  nmfsten  einige  Einzelheiten  geändert  werden,  wobei  Hafs 
l)ehilflich    war. 

Der  Sli'ttm  wird  dem  Motor  mit  etwa  llu  Will  von  einer  gewöhn- 
lichen Lichtdynamo  zugeführt,  die  an  einem  anderen  Orte  der  Fabrik 
arbeitet.  Der  Krahn  vermag  bis  zu  9001^  zu  heben,  die  gewöhnliche 
Ladung  ist  aber  nur  7(50.  Dazu  ist  ein  Strom  von  50  Ampere  erfor- 
derlich; während  der  Fortbewegung  schwankt  der  Strom  zwischen  28 
und  35  Ampere,  die  gröfsere  Stromstärke  wird  gebraucht  beim   Durcli- 


Elektrischer  Krahii  auf  Scliienbalm.  555 

lauten  der  etwas  scharfen  Krümmungen.    Zum  Fortfahren  und  Drehen 
sind  30  bis  35  Ampere  nöthig. 

Der  Krahn  soll  höchstens  760'^,  und  5001^  soll  er  mit  24'"  Ge- 
schwindigkeit in  der  Minute  heben;  die  Drehgeschwindigkeit  soll  2  Um- 
drehungen in  1  Minute  betragen.  Heben  und  Drehung,  Fortbewegung 
und  Drehung  sollen  je  zugleich  möglich  sein,  nicht  aber  alle  drei  zugleich. 
Diese  drei  Bewegungen  werden  mittels  der  drei  Hebel  F,  G,  H  und 
der  Fufsbremse  L  beherrscht,  die  sämmtlich  im  Bereiche  des  Lenkers 
sind.  Der  Motor  ist  eine  Nebenschlufs-Dynamo,  deren  Elektromagnet 
mit  einigen  Windungen  Hauptdraht  versehen  ist,  zur  Erleichterung  des 
Angehens;  mittels  eines  oben  auf  der  Dynamo  angebrachten  Umschalters 
werden  diese  Hauptwindungen  ausgeschaltet,  sobald  der  Motor  seine 
Normalgeschwindigkeit  erreicht  hat.  Da  der  Elektromagnet  nur  Neben- 
schlufswindungen  auf  dem  Elektroraagnete  hat,  so  regulirt  sich  der 
Motor  von  selbst  für  alle  Ladungen.  Man  läfst  ihn  beständig  laufen. 
Die  Bewegung  überträgt  die  hölzerne  Reibungsrolle  A  auf  das  eiserne 
Reibnugsrad  B.  Die  Reibung  zwischen  beiden  wird  mittels  der  Kur- 
bel A'  regulirt.  Durch  die  Reibungsübertragung  wird  jede  übermäfsige 
Inanspruchnahme  verhütet,  die  sonst  durch  Unaufmerksamkeit  des  Len- 
kers, Anstofsen  der  Ladung  beim  Heben  u.  s.  w.  veranlafst  werden; 
in  solchen  Fällen  gleiten  die  Heibungsräder  einfach  und  verhüten,  dafs 
der  Krahn  von  den  Schienen  geworfen  wird.  Zum  weiteren  Schutze 
dagegen  ist  der  Rahmen  des  Krahnes  mit  Stützen  versehen,  welche 
rings  herum  gehen  und  unter  hölzerne  Leit-  oder  Schutzschienen. 

Von  der  Welle  des  Rades  B  wird  die  Bewegung  durch  die  Stirn- 
räder C  und  D  auf  die  zweite  Welle  übertragen,  von  der  aus  die  ver- 
schiedenen Bewegungen  hervorgebracht  werden.  Die  Trommel  E  wird 
mittels  einer  Klauenkuppelung  und  eines  Stirnräderpaares  in  Umdrehung 
versetzt,  während  die  Drehung  und  die  Fortbewegung  des  Krahnes 
durch  Reibuugskegel,  Kuppelung  und  Kegelräder  hervorgebracht  wird. 
Im  Anfange  wurde  blol's  eine  der  Achsen  getrieben;  es  stellte  sich  aber 
heraus,  dafs  bei  der  Umlegung  des  Krahnarmes  in  die  entgegen- 
gesetzte Lage,  wobei  der  Schwerpunkt  der  leer  gehenden  Achse  näher 
gebracht  wurde,  auf  den  Schienen  nicht  Halt  genug  war,  um  den 
Krahn  fortzubewegen;  deshalb  wurde  ein  weiteres  Räderpaar  hinzu 
gefügt,  so  dafs  jetzt  alle  vier  Räder  als  Triebräder  wirken. 

Der  Strom  wird  dem  Motor  durch  zwei  Kupferstangen  zugeführt, 
welche  auf  den  das  Geleise  bildenden  Schwellen  fest  gemacht  sind, 
und  durch  zwei  auf  diesen  Stangen  gleitende  Reiber. 

Der  Krahn  hatte  bei  seiner  Beschreibung  in  den  Industries  vom 
21.  December  1888*  S.  592  bereits  zwei  Monate  zu  voller  Zufriedenheit 
gearbeitet.  Aufser  der  Feuersicherheit,  die  er  gewährt,  ist  er  jederzeit 
arlieitsbereit,  was  ein  Dampf  krahn  nicht  ist;  wenn  letzterer  nur  in 
Zwischenräumen   gebraucht   wird,   so   mufs   man  entweder  ihn  allemal 


556  Ardois'  optisch-elektrischer  Signalapparat  für  ScliilTe. 

wieder  anheizen,  oder  es  mufs  immer  Dampf  gelialten  werden,  was 
besonderen  Aufwand  für  die  Bedienung  und  das  Brennmaterial  erheischt. 
Der  elektrische  Krahu  dagegen  kann  jederzeit  isolort  benutzt  werden, 
wenn  der  Kiemen  des  Stromerzeugers  auf  die  Hauptmasehine  der  Fabrik 
gelegt  wird.  Die  letztere  Dynamo  liefert  zugleich  den  Strom  für  einige 
Glühlampen  in  der  Trockenstube  für  die  Hölzer  und  in  einigen  anderen 
Theilen  der  Fabrik. 


Ardois'  optisch-elektrisclier  Signalapparat  für  Schiffe. 

Mit  Abbildungen  auf  Tafel  28. 

An  Bord  der  Kriegsschiffe  sind  bei  Nacht  zweierlei  Signale  in  Ge- 
brauch; die  einen  markiren  in  die  Ferne  nur  den  Ort  des  Schiffes  und 
verhüten  so  Zusammenstölse,  die  anderen  ermöglichen  einen  optiseh- 
telegraphischen  Verkehr  der  Schiffe  unter  einander  und  mit  der  Küste. 
In  der  letzteren  Klasse  will  der  Commandani  Ardois  der  k.  spanischen 
Marine  durch  seine,  von  Sautter^  Lemonnier  und  Comp,  in  Paris  ausge- 
führten Apparate ,  welche  sich  wesentlich  von  denen  von  Seltner  (vgl. 
1885  258  528),  von  Kaselowski  (vgl.  1886  261  226)  und  von  Ä.  Siemens 
(*D.  R.  P.  Kl.  21  Nr.  43003  vom  17.  Juni  1887)  unterscheiden,  bessere 
Erfolge  erzielen. 

In  der  französischen  Kriegsmarine  werden  die  Signale  aus  zwei 
Gruppen  von  fünf  in  einem  gewissen  Abstände  unter  einander  mittels 
eines  Taues  an  einer  Rae  des  Besanmastes  oder  des  grofsen  Mastes  auf- 
gehilsten  Lichtern  gegeben;  sie  sind  den  mit  Flaggen  gegebenen  Tages- 
signalen entsprechend.  Bei  Verwendung  gewöhnlicher  Lampen  ist  das 
Aufziehen  und  Herablassen  derselben  umständlich  und  aufhältlich:  auch 
können  bei  Wind  und  Regen  wohl  einzelne  Lampen  verlöschen  und 
das  Signal  dadurch  gefälscht  werden,  weshalb  es  sich  empfiehlt,  die 
Signale  von  dem  sie  empfangenden  Schiffe  zurückgeben  zu  lassen.  Bei 
elektrischem  Lichte  vollzieht  sich  das  Anzünden  und  Auslöschen  rascher 
und  sicherer;  auch  lassen  sich  die  Signale  jederzeit  leicht  controliren, 
entweder  mittels  kleiner  Scheiben,  die  elektrisch  durch  in  den  Strom- 
kreis der  zugehörigen  Lampe  eingeschaltete  Elekromagnete  sichtbar  ge- 
macht werden,  theils  durch  den  Signallampen  beigesellte  Contrül-Lamjjen. 

Den  noch  jetzt  in  der  französischen  Marine  benutzten  elektrischen 
Signalgeber  haben  Sautter.,  Lemonnier  und  Comp,  entworfen;  er  ist  in 
der  Revue  industrielle  vom  21.  Mai  1884  besehrieben.  Derselbe  ge- 
stattet: 1)  eine  oder  mehrere  der  fünf  Lamj)en  am  Mäste  anzuzünden; 
2)  vor  dem  Anzünden  am  Signaltische  ein  leuchtendes  Bild  des  Signales 
zu  erhalten,  das  man  zu  geben  im  Begriffe  ist;  3)  das  Signal  und 
zugleich  sein  Bild  mit  einem  Griffe  auszulöschen.  Immerhin  aber  ist 
seine  Handhabuno-  umständlich  und  schliefst  Fehler  nicht  zuverlässig  aus. 


Ardois'  optisch-elektrischer  Signalapparat  für  Schiffe.  557 

Ardois  benutzt  die  in  Fig.  S  Taf.  28  nach  der  Revue  industrielle 
vom  22.  December  1888  *  S.  502  abgebildeten  Lampen.  Dieselben  ent- 
halten zwei  Glühlampen  im  Brennpunkte  im  Inneren  zweier  über 
einander  liegenden  optischen  Gehäuse,  von  denen  das  eine  roth,  das 
andere  weifs  ist.  Durch  Aenderung  der  Zahl  und  Reihenfolge  der  fünf 
Lampen  kann  man  62  weithin  sichtbare  Signale  geben.  Der  Strom- 
leiter enthält  11  Kupferdrähte,  nämlich  je  einen  für  die  10  Glühlampen 
und  einen  als  gemeinschaftlichen  Rückleiter. 

Der  in  Fig.  6  und  7  dargestellte  Signalgeber  bildet  eine  vollkommen 
wasserdichte  Büchse,  die  man  getrost  im  Regen  stehen  lassen  kann. 
Ihre  obere  Fläche  bildet  ein  Zifferblatt,  worauf  im  Kreise  alle  mit  den 
fünf  Lampen  möglicherweise  zu  gebenden  Signale  in  strahlenförmig  an- 
geordneten rothen  und  weifsen  Punkten  verzeichnet  sind;  aufserdem 
sind  noch  Buchstaben  und  Ziffern  bezieh,  verabredete  Zeichen  hinzu- 
gesetzt. Unter  dem  Zifferblatte  liegt  eine  der  Zahl  der  Glühlampen 
gleiche  Anzahl  von  ringförmigen  Scheiben,  die  wagerecht  auf  gemein- 
schaftlichen Trägern  ruhen.  Diese  Scheiben  sind  gegen  einander  isolirt, 
und  jede  ist  mittels  eines  besonderen  Drahtes  mit  der  zu  ihr  gehörigen 
Lampe  verbunden;  sie  sind  am  Umfange  nicht  kreisförmig  rund,  sondern 
haben  unterhalb  jedes  Strahles  des  Zifi'erblattes  einen  Vorsprung,  wenn 
in  diesem  Strahle  das  Brennen  ihrer  Lampe  verzeichnet  ist. 

Die  über  dem  Zifferblatte  umlaufende  Kurbel  setzt  sich  unterhalb 
des  Zifferblattes  fort  und  bildet  hier  einen  Umschalter,  der  sich  mit 
der  Kurbel  bewegt,  ohne  die  Scheiben  zu  berühren.  Im  Körper  des 
Umschalters  sind  10  federnde  Kolben  untergebracht,  welche  die  Scheiben 
an  den  Stellen,  wo  sie  Vorsprünge  haben,  berühren  können,  sie  aber 
thatsächlich  erst  berühren,  wenn  nach  dem  Einstellen  der  Kurbel  auf 
deu  betreffenden  Strahl  der  Griff  derselben  um  90"  gedreht  wird.  Der 
von  der  Stromquelle  kommende  Strom  gelangt  von  der  Achse  der 
Kurbel  aus  in  den  Umschalter  und  von  diesem  aus  zu  den  Vorsprüngen 
und  den  Lampen.  Wird  der  Griff  gedreht,  so  bewegt  er  zugleich  einen 
Sicherheitsriegel  und  stellt  die  Kurbel  fest;  deshalb  mufs  stets  erst  das 
eben  gegebene  Signal  ausgelöscht  werden,  bevor  die  Kurbel  weiter  ge- 
dreht und  ein  neues  Signal  gegeben  werden  kann.  Wie  mit  dem  Signal- 
geber zu  arbeiten  ist,  bedarf  hiernach  keiner  weitereu  Auseinander- 
setzung. 

Der  Versuch,  welcher  mit  dem  vorstehend  beschriebenen  Apparate 
auf  dem  spanischen  Panzerschiffe  Pelayo  gemacht  worden  ist,  hat  ge- 
zeigt, dafs  eine  geringe  Unterweisung  zur  Bedienung  des  Apparates  be- 
fähigt, der  eine  gröfsere  Anzahl  von  Signalen  zur  Verfügung  stellt,  als 
der  laufende  Dienst  erfordert.  Das  auf  dem  Pelayo  angewendete  Ziffer- 
blatt in  Fig.  7  enthält  60  verschiedene  Gruppiruugen  der  Glühlampen. 
Wenn  man  nun  ein  Signalverzeichnifs  anlegt,  das  ebenso  viele  Abthei- 
lungen wie    Gruppen  enthält  und  wenn  man  zwei  der  letzteren  zur  Be- 


558  H.  Mestern's  oronlürmige  ihermo-elektrische  Batterie. 

Zeichnung  der  Wechsel  der  Abtheilungen  aufspart,  so  erhält  man 
58  Abiheilungen,  im  Ganzen  also  58x58^3364  verschiedene  Signale. 
Man  kann  die  Zahl  derselben  aber  bis  ins  Unbegrenzte  steigern,  wenn 
man  sieh  der  Zill'ern,  z.  B.  1  bis  10,  bedient  und  diese  mit  einander 
gvuppirt.     Das  wird  indessen  kaum  je  nöthig  werden. 

Auch  dasselbe  Signal  kann  verschiedene  Bedeutung  erhalten .  je 
nachdem  man  es  allein,  oder  in  Verbindung  mit  einem  als  Schlüssel 
vorausgeschickten  zweiten  Signale  gibt. 

Auf  Schiffen  von  geringer  Tonnenzahl  und  von  gröfserer  Fahrge- 
schwindigkeit, wie  auf  Kanonen-  und  Torpedobooten,  wird  man  die  Zahl 
der  Lampen  auf  drei  oder  auf  vier  herabmindern,  und  dann  erhält  man 
immer  noch  12  oder  20  Gruppirungen,  die  mit  Hilfe  eines  nach  Abthei- 
lungen geordneten  Signal  Verzeichnisses  110  oder  324  verschiedene  Signale 
liefern  können. 

Die  Sicherheit,  Geschwindigkeit  und  Leichtigkeit  der  so  zu  gebenden 
Signale  wird  das  Gebiet  ihrer  Anwendung  erweitern.  Aufser  dem  Ver- 
kehre zwischen  den  einzelnen  Schiffen  einer  Flottenabtheilung  werden 
sie  auch  den  Verkehr  mit  dem  Lande,  mit  Signalstationen  und  den 
Küstenbefestigungen  in  den  Rheden  bei  Nacht  ermöglichen.  Die  Küsten- 
batterien, in  denen  jetzt  vollständige  elektrische  Anlagen  für  Schein- 
werfer vorhanden  .sind,  haben  nicht  die  geringste  Schwierigkeit,  .sich 
dieser  Signale  zu  bedienen. 

Ja,  vielleicht  würde  sich  in  diesen  Signalen  auch  für  die  Handels- 
flotte ein  Mittel  bieten,  bei  Nacht  zu  telegraphiren  und  namentlich 
dauernd  die  beiden  zur  Verhütung  von  Zusammenstöfsen  nöthigen  An- 
gaben zu  signalisiren,  nämlich  die  Fahrtrichtung  und  die  Geschwin- 
digkeit. 


H.  Mestern's  ofenförmige  thermo-elektrische  Batterie. 

Mit  Abbildungen  auf  Talel  28. 

Eine  Schwache  der  gewöhnlichen  theriiio-elektrischen  Uefen  liegt 
in  der  Schmelzbarkeit  der  als  Elektroden  iiiigewendeten  Leginmgen 
und  der  dadurch  veranlafsten  Unterbrechung  des  Strotnes;  dal's  ferner 
die  Elemente  dem  Feuer  und  den  Feuergasen  ausgesetzt  sind,  befördert 
nicht  nur  ihr  Schmelzen,  sondern  schwächt  auch  den  von  ihnen  ge- 
lieferten Strom.  Dem  will  H.  Mestern  in  München  dadurch  abhelfen, 
dafs  er  (nach  seinem  englischen  Patente  Nr.  2259  vom  14.  Februar  1888) 
den  Elementen  die  in  Fig.  11  und  12  Taf.  28  dargestelile  Anordnung  gibt. 

Die  positive  Elektrode  P  ist  aus  Antimon  und  Zink  oder  einer 
anderen  geeigneten  Legirung  gemacht  und  durch  Schwalbenschwanz  mit 
der  negativen  N  verbunden,  die  aus  Kupfer  und  Nickel  iiesteht.  Eine 
isolirende  Sciiichl   Asbest  A  trennt  den  uns  Eisen  oder   einem   anderen 


Uie  wissenschaftliche  Ausstellung  in  C'öln.  559 

widerstandsfähigen  Metalle  hergestellten  Sehutzmantel  M  von  der  po- 
sitiven Legining  und  wirkt  zusammen  mit  einer  Verstärkungskappe  V' 
als  Abieiter  für  die  negative  Elektrode.  L  und  L  sind  aus  einer  Nickel- 
Kupfer-Legirung  hergestellte  Ableitungsstücke. 

In  Fig.  11  ist  die  Kappe  V  so  geformt,  dafs  sie  das  elektro-negative 
Metall  umschliefst  und  den  Schutzmantel  M  sichert.  In  Fig.  12  bildet 
die  Kappe  einen  Wärmeleiter,  der  vom  Mantel  M  umgeben  und  fesl- 
gehalten  wird,  während  in  Fig.  Vi  der  Mantel  M  den  Leiter  V  nicht 
umgibt.  In  der  Abänderung  nach  Fig.  14  besteht  Mantel  und  Kappe  aus 
einem  Stücke  M. 

In  Fig.  9  und  10  ist  eine  aus  den  Elementen  E  aufgebaute  Batterie 
dargestellt.  Der  Körper  des  Ofens  ist  aus  Asbest  oder  anderem  Material 
gebildet  und  so  ausgeführt,  dafs  die  Elemente  leicht  einge.setzt  und 
herausgenommen  werden  können.  Ein  Gitter  R  von  Eiseiistäben  ist 
in  den  Ofen  eingesetzt  und  wird  mit  Koks  durch  den  Trichter  S 
gefüllt.  Der  Aschenkasten  F  ist  durch  einen  darüber  liegenden  Rost 
abgeschlossen;  das  Brennmaterial  wird  durch  den  Trichter  T"  eingeführt. 
Die  Luft  tritt  bei  U  und  1  ein,  der  Rauch  entweicht  durch  das  Rohr  Z. 


Die  wissenschaftliche  Ausstellung  der  61.  Versammlung 
deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  in  Cöln. 

(Scliliils  des  Berichtes  Ö.  -iUÜ  d.  Bd.) 
Mit  Abbildungen  auf  Tafel  -28. 

Ebenso  sind  die  photographischen  Apparate  von  Janssen  und  Comp. 
in  Cöln  nach  den  neuesten  Verbesserungen  in  verschiedenen  Construetionen 
ausgeführt.  —  R.  Slirn  hat  seine  patentirte  Geheim-Camera  durch  einen 
Charnierklappverschlufs  wesentlich  verbessert,  durch  Wegfall  des  Leder- 
riemens ist  die  Handhabung  eine  zuverlässige,  einfachere  und  bequemere. 
Diese  Camera  wird  jetzt  in  verschiedener  Ausführung  geliefert,  ent- 
weder sechs  runde  Bilder  auf  einer  Platte,  oder  vier  schräg- viereckige 
Bilder,  oder  vier  viereckige,  einzeln  einlegbare  Platten.  Eine  gröfsere 
Construction  gestattet  vier  grofse  Aufnahmen  auf  einer  Platte  tStereo- 
skopgröfse  62'"°i  Durchmesser).  Bei  der  Stirn'echen  Camera  ..Amerika-' 
kommen  keine  Trockenplalten  zur  Anwendung,  die  Bilder  entstehen  auf 
Negativpapierrollen,  wobei  jede  Rolle  24  Bilder  8 ' ,,  x  10 'l^''"  in  Hoch- 
oder Querformat  liefert.  Die  Expositionszeit  kann  den  betretlenden  Be- 
dürfnissen angepafst  werden. 

Bei  der  Taschenbuch-Camera  von  &V%ener,  welche  Baake  und 
AUiers  in  Frankfurt  a.  M.  mit  einem  Vergröfserungsapparate  versehen 
hatten,  lassen  sich  24  Einzelaufnahmen  auf  (|uadratischeu  Platten  her- 
stellen.    Varriirt  nun  das  Licht  oder  die  Expositionszeit,  so  kann  man 


560  Die  wissenschaftliche  Ausstellung  in  Cöln. 

diesen  Einflüssen  bei  der  Entwickeluog  Rechnung  tragen,  was  nicht 
der  Fall  ist,  wenn,  wie  bei  der  5<ir«"schen  Moment-Camera,  die  sechs 
Bilder  auf  der  nämlichen  Platte  sich  befinden.  Solche,  welche  die 
Photographie  nur  als  Liebhaberei  betreiben,  werden  sich  auch  mit  der 
einfachen  Reise-Camera  von  Haake  und  Alhers  begnügen  können. 

Perutz  in  München  hat  für  mikrophotographische  Zwecke  besondere 
farbenemplindliche  Trockenplatten  erfunden,  weil  die  Aufnahmen  mit 
gewöhnlichen  photographischen  Trockenplatten  die  Farben  der  gefärbten 
Gegenstände  nicht  in  ihrem  wirklichen  Werthe  wiedergeben  und  des- 
halb sehr  oft  undeutlich  waren.  Die  mit  obengenannten  farbenemptind- 
lichen  Platten  hergestellten  Bilder  sind  frei  von  diesem  Uebelstande  und 
eignen  sich  ganz  besonders  für  mikroskopische  Präparate,  was  von 
Vielen  schon  auf  das  Lobendste  anerkannt  ist. 

Behufs  Beleuchtung  der  Dunkelkammer  hat  Gädicke  in  Berlin  eine 
monochromatische  Diinkelkammerlampe  für  Gas  und  für  Spiritus  gebaut. 
Die  Flamme  dieser  Lam])e  ist  an  und  für  sich  nichtleuchtend,  wird  aber 
durch  Natronsalze  gelb  gefärbt.  Dem  Lichte  werden  durch  bestimmte 
gelbe  Scheiben  die  wenigen  grünen  und  blauen  und  die  reichliche  Menge 
ultravioletter  Strahlen  genommen.  Bei  Gleich-Inactivität  besitzt  die  Gas- 
lampe die  neunfache  Lichtstärke  der  bisherigen  rothen  Lampe  und  wirkt 
aufserdem  nicht  so  schädlich  auf  Augen  und  Nerven  wie  diese. 

0.  Müller  in  Zürich  sucht  an  10  Stück  Photogrammeu,  die  nach 
Objekten  aus  den  verschiedensten  naturwissenschaftlichen  Gebieten  ge- 
macht worden  sind,  die  Vorzüge  des  Chlorsilbergelatine-  bezieh.  Aristo- 
papieres  vor  allen  anderen  Copirpapieren  in  Betreff  des  photographischeu 
Positivprozesses  nachzuweisen.  Diese  Papiere  sollen  die  feinsten  Details 
von  technisch  vollkommenen  Negativen  wiedergeben  und  in  ästhetischer 
Hinsicht  die  gröfste  Vollendung  zeigen. 

A.  Schmitz  in  Cöln  machte  recht  interessante  Thierstudien  durch 
Momentaufnahmen,  ebenso  lehrreich  sind  seine  bei  künstlichem  Lichte 
angefertigte  Aufnahmen. 

A.  Knauf  in  Eichstätt  verwendet  die  Photographie  zur  Abbildung 
der  in  den  dortigen  Steinbrüchen  gefundenen  Petrefacten. 

Auch  in  der  Meteorologie  hat  sich  die  Piiotographie  Eingang  zu 
verschaffen  gewufst,  so  hat  Prof.  Zenger  in  Prag  die  Sonnenphotographien 
mitgetheilt,  welche  vor  Stürmen  und  während  derselben  in  Prag  und 
Meran  täglich  aufgenommen  worden  sind.  Die  Bilder  zeigen  um  die 
Sonne  iierum  helle  elli])tische  Figuren  von  variabler  Gröfse,  welche  bei 
ruhigem  Wetter  nicht  auftreten.  Solche  Aufnahmen  eignen  sich  daher 
ganz  besonders  für  die  Wetterprognose. 

Ottomar  Anschiitz  in  Lissa,  bekannt  durch  seine  Momentphoto- 
graphien,  welche  über  die  Bewegung  der  Thiere  zuerst  näheren  Auf- 
schlufs  gegeben  haben,  hat  den  bisher  als  Spielzeug  für  Kinder  am 
meisten  verwendeten  stroboskopischen  Cvlindcr  l)eniitzt,  um  dem  Auge 


Die  wissenschaftliche  Ausstellung  in  Cöln.  561 

die  naturwahre  Wiedergabe  von  Bewegungen  vorzuführen.  Der  sogen, 
„kleine  Schnellseher",  im  Gegensatze  zu  dem  von  ihm  in  Berlin  aus- 
gestellten „elektrischen  Schnellseher^',  ist  mit  einer  passenden  Antriebs- 
voriichtung  versehen,  durch  welche  es  ermöglicht  wird,  demselben 
dauernd  eine  gleichmäfsige,  der  jedesmal  zur  Darstellung  zu  bringenden 
Bewegung  entsprechende  Umlaufsgeschwindigkeit  zu  geben.  Der  Apparat 
ist  mit  drei  Reihen  von  19,  20  und  21  Sehlitzen  versehen.  Die  übliche 
Anbringung  von  12  Schlitzen  genügt  zur  naturgetreuen  Wiedergabe  von 
Bewegungen  durchaus  nicht,  da  fast  keine  in  der  Natur  vorkommende 
Bewegung  durch  nur  12  Einzelbilder  lückenlos  und  stetig  fortschreitend 
zur  Darstellung  gebracht  werden  kann.  In  dem  unteren  Theile  des 
Metallcylinders  befinden  sich  auf  einem  Papierstreifen  20  auf  einander 
folgende  Momentaufnahmen  einer  Bewegung.  Die  Schlitzreihen  mit  19 
und  21  Spalten  sollen  namentlich  im  Unterrichte  zur  eingehenden  Er- 
klärung des  stroboskopischen  Prinzipes  dienen ,  indem  die  Bilder  durch 
die  ersteren  betrachtet  rückwärts,  durch  die  letzteren  vorwärts  laufend 
erscheinen,  während  durch  die  der  Bildzahl  entsprechenden  20  Schlitze 
betrachtet  die  Gegenstände  ihre  Bewegung  auf  der  Stelle  auszuführen 
scheinen.  Ebenso  zeigen  sich  z.  B.  durch  die  20theilige  Schlitzreihe 
betrachtet,  die  Spalten  der  19theiligen  Reihe  rückwärts,  diejenigen  der 
21theiligen  vorwärts  laufend.  Durch  die  solide  Ausführung  und  die 
Herstellung  in  Metall  ist  dem  Ue beistände  der  älteren  stroboskopischen 
Cylinder  abgeholfen,  wonach  die  Bilder  beständig  schwankten,  was  einen 
äufserst  störenden  Eindruck  machte.  Der  Apparat  gestattet  mehreren 
Personen  zugleich  die  betretTeuden  Bewegungen  'zu  beobachten.  Wie 
lehrreich  diese,  Auflösung  der  Bewegungen  ist ,  wird  JederJ  sofort 
zugeben,  der  die  20  Momentbilder  gesehen  hat,  welche  ein  Pferd  im 
Schritte,  Trabe,  Galoppe  oder  Sprunge  darstellen;  gewifs  wird  er  zu- 
geben, dafs  er  einige  der  Stellungen  nie  vermuthet  hätte. ^ 

Wer  sich  mit  der  Photographie  eingehender  zu  beschäftigen  ge- 
denkt, erhält  den  gewünschten  Aufschlufs  durch  die  zahlreiche,  das 
ganze  Gebiet  der  Photographie  umfassende  Literatur,  welche  von  Liese- 
gang in  Düsseldorf  verlegt  worden  ist. 

Apel  in  Göttingen  construirte  ein  Phonoskop,  welches  gestattet,  das 
Vorhandensein  eines  Tones  von  bestimmter  Tonhöhe  auf  grofse  Entfer- 
nung sichtbar  zu  machen ;  namentlich  eignet  es  sich  auch  zur  objektiven 
Darstellung  der  Obertöne  eines  Klanges  und  zur  Analyse  eines  aus 
mehreren  Tönen  zusammengesetzten  Klanges.  Ist  das  Phonoskop  mit 
einem  Theilkreise  versehen,  so  läfst  sich  damit  auch  die  Stärke  des 
Tones  bestimmen  und  so  das  akustische  Verhältnifs  eines  geschlossenen 
Raumes  feststellen.  Das  nach  Grimschrs  Construction  angefertigte  Phono- 
meter mit  Spiegelablesung  läfst  die  Tonstärke  in  exacterer  Weise  be- 
stimmen, als  das  vorige  Instrument. 

Aus  der  physikalischenSammlungderlandwirthschaftlichen  Akademie 
Dinglers  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr,  11  1889II.  36 


562  Die  wissenschal'tlichc  Ausstellung  in  Cüln. 

Poppelsdorf-Bonn  waren  nachstehende  >*  pparale  ausgestellt,  welche  von 
Prof.  GieseUr  entworfen  und  von  dem  Mechaniker  BiUtchenbac/i  ange- 
fertigt worden  sind : 

a)  Zur  Bestimmung  von  Reihnngseoeftieienteu  dient  ein  aus  Eisen 
hergestellter  Apparat,  welcher  die  Einstellung  einer  geneigten  oder 
wagerechteu  Ebene  sehr  leicht  gestattet.  Die  an  einander  gleitenden 
<ider  rollenden  Flächen  bestehen  aus  beliebigen,  rasch  auszuwechselnden 
Materialien. 

b)  Um  die  elektrischen  Lichterscheinungen  in  luftverdünnten  Käumeu 
ohne  störende  Unterbrechung  be(|uem  vorführen  zu  können,  stellt  man 
zu  je  zweien  die  vorzuführenden  Apparate  (Geißler'sche  Röhren,  Appa- 
rate nach  Crookes  u.  s.  w.)  auf  die  Tischtläche  eines  dafür  coustruirten 
Gestelles  und  bringt  einen  derselben  durch  Anstolsen  des  betreH'enden 
Hebels  zum  Leuchten,  darauf  den  zweiten,  indem  man  gleichzeitig  den 
ersten  aufser  Thätigkeit  setzt.  Der  zweite  Apparat  gewährt  nun  hin- 
reichendes Licht,  um  den  ersten  durch  einen  neuen  ersetzen  zu  können 
u.  s.  f.,  so  dafs  stets  ein  Apparat  leuchtet. 

c)  Die  für  den  Experimentirtisch  bestimmte  Turbine  befindet  sich 
in  einem  geschlossenen  eisernen  Kasten,  der  um  eine  wagereelite  Achse 
drehbar  ist.  Das  Wasser  wird  aus  der  Druckleitung  durch  Gurami- 
schlauch  zu-  und  in  ähnlicher  Weise  abgeführt,  so  dafs  man  die  Rotation 
der  Achse  an  beliebiger  Stelle  des  Experimeutirtisches  und  bei  beliebiger 
Neigung  lierselben  auf  alle  Apparate  übertragen  kann,  die  schnelle  Ro- 
tation erfordern. 

d)  Da  das  Auswechseln  der  Tafeln  im  Unterrichte  schnell  und  be- 
quem erfolgen  soll,  so  wurde  hierfür  ein  besonderes  Gestell  gebaut.  Die 
Tafeln,  in  Leimfarben  ausgeführt,  sind  grofs  und  billig. 

Die  Telegraphenbauanstalt  von  C.  Th.  Wagner  in  Wiesbaden  fabricirt 
elektrische  Uhren  nach  dem  Patente  Grau.  Das  Zeigerwerk  besteht  aus 
dem  Elektromagnete  E  (Fig.  15  und  16  Taf.  28^,  dem  permanenten  Huf- 
eisenmagnete M  und  dem  rotirenden  Anker  /l,  welcher  aus  zwei  durch 
das  Messingstück  d  von  einander  polarisirten  Anker  o  und  b  zusammen- 
gesetzt ist.  Die  aus  weichem  Eisen  gefertigten  Ankertheile  sind  auf 
einer  Achse  c,  welche  durch  den  Schenkel  des  permanenten  Magneten 
hindurch  geht  und  in  den  beiden  Platinen  des  Werkes  gelagert  ist,  be- 
festigt und  um  90"  gegen  einander  versetzt.  —  Unter  dem  Einflüsse 
des  permanenten  Magneten  werden  die  Anker  beständig  magnetisirt  und 
erhalten  au  ihren  Enden  den  Magnetismus  der  ihnen  zunächstliegenden 
Pole.  Ist  demnach  e  ein  Nord-  und  f  ein  Südpol,  so  ist  a  ebenfalls  ein 
Nord-  und  h  ein  Südpol;  die  Anker  behalten  natürlich  stets  die  gleiche 
Polarität,  ein  Wechsel  derselben  tiudet  nur  in  dem  Elektromagnete  statt, 
indem  je  nach  der  Richtung  des  Stromes  die  Polschuhe  g  und  /;  ab- 
wechselnd Nord-  bezieh.  Südpole  werden. 

Jeder  Polschuh  ist  so  breit,  dafs  er,  wie  aus  der  Abbildung  hervor- 


Die  wissenschaftliche  Ausstellung  in  Cöln.  563 

geht,  beide  Theile  des  rotirendeu  Ankers  überdeckt.  Nach  der  in  der 
ersten  Figur  veranschaulichten  Stellung  nuils  zum  Fortbewegen  des 
Ankers  der  Polschuh  h  ein  Südpol  und  der  Polschuh  g  ein  Nordpol 
werden,  wodurch  der  südmagnetische  Theil  b  des  rotirenden  Ankers 
von  /(  abgestofsen,  der  nord  magnetische  Theil  a  aber  angezogen  wird, 
gleichzeitig  zieht  der  Nordpol  g  den  Ankertheil  b  an  und  stöfst  den 
Theil  a  ab.  In  Folge  dieser  doppelten  Anziehung  und  doppelten  Ab- 
stofsung  beschreibt  der  Anker  einen  Weg  von  900  und  kommt  dadurch 
in  seine  zweite  Stellung.  Wird  nun  ein  dem  vorhergehenden  Strome 
entgegengesetzter  Strom  in  den  Elektromagnet  geschickt,  so  wird  g  ein 
Südpol  und  h  ein  Nordpol.  Die  Wirkung  ist  jetzt  die,  dafs  der  Nord- 
pol h  den  Südpol  des  Ankers  b  anzieht  und  den  Nordpol  des  Ankers  a 
abstufst,  während  Südpol  g  den  Nordpol  o  anzieht  und  den  Südpol  b 
abstöfst.  Diese  alle  Minuten  stattfindende  Drehung  des  Ankers  wird 
durch  das  an  der  Achse  c  befindliche  Triebwerk  auf  das  Zeigerwerk 
übertragen. 

Der  Anker  wird  nach  jedesmaliger  Umdrehung  in  Folge  der  eigen- 
artigen Form  der  beiden  Ankertheile  dadurch  in  seiner  Stellung  fest 
gehalten,  dafs  dieselben  durch  ihre  magnetische  Kraft  auf  die  Polschuhe 
des  Elektromagneten  einwirken.  Selbst  heftige  Erschütterungen  sind 
nicht  im  Stande,  die  Stellung  des  Ankers  zu  verändern. 

Eine  besondere  Sperrvorrichtung  wäre  also  nicht  mehr  nothweudig, 
um  jedoch  eine  absolute  Sicherheit  in  dem  Einstellen  des  Ankers  zu 
erzielen,  ist  zwischen  den  beiden  Ankertheilen  eine  besonders  eonstruirte 
Sperr-  oder  Fangvorrichtung  angebracht,  welche  selbst  bei  kurzem  Con- 
lacfschlusse  ein  Zurückgehen  det^  Ankers  ganz  unmöglich  macht  oder 
auch  bei  sein-  starken  Strömen  ein  Vorgehen  des  Ankers  vollständig 
verhindert. 

Bei  Doppelwerken  oder  bei  ganz  grofsen  Zeigern  wird  die  Bewe- 
gung des  Ankers  durch  eine  Schraube  ohne  Ende  auf  das  Zeigerwerk 
übertragen,  wodurch  sich  die  Zeiger  laugsam  fortbewegen  und  sich  ohne 
Schwankungen  sicher  einstellen. 

Aus  Vorstehendem  ist  ersichtlich,  dafs  das  Werk  durch  Stroni- 
wechsel  betrieben  wird,  wodurch  die  bei  Gewittern  auftretende  atmo- 
sphärische Elektricität  keine  ünregelmäfsigkeiten  in  der  Zeitangabe 
hervorruft;  andererseits  wird  durch  den  Stromwechsel  der  remanente 
Magnetismus  in  dem  Elektromagnete  verhütet. 

Die  Vorzüge  der  Grou'schen  Uhren  gegenüber  den  bestehenden 
Systemen  von  Uhren  mit  Stromwechsel  sind  folgende: 

1)  Die  vierfache  Wirkung,  nämlich  eine  doppelte  Anziehung  und 
doppelte  Abstofsung; 

2)  die  rotirende  Bewegung  des  Ankers,  welche  direkt  auf  das 
Zeigerwerk  übertragen  wird  und  ein  ruhiges  Weiterspringen  der  Zeiger 
veranlafst: 


564  Die  wissenscliaftliclie  Ausstellung  in  Cöln. 

3)  der  grofse  Weg  von  90",   den  der  Anker  jedesmal  zurücklegt; 

4)  das  absolut  sichere  Einstellen  des  Ankers; 

5)  die  Möglichkeit,  Zeiger  für  ZifFerldatter  bis  zu  3™  Durchmesser 
zu  bewegen; 

6)  die  Einfachheit  des  Mechanismus  gegenüber  anderen  Wechsel- 
stromuhren. 

Die  elektrischen  Uhren  eignen  sich  ganz  besonders: 

1)  für  Anlagen  von  Uhren,  welche  unter  einander  stets  dieselbe 
Zeit  auf  1  Minute  genau  angeben  müssen; 

2)  für  Uhren,  die  in  grofser  Höhe  oder  an  solchen  Stellen  ange- 
bracht werden  sollen,  die  eine  leichte  Zugänglichkeit  ausschliefsen  und 
daher  das  Aufziehen  und  das  Reguliren  zur  Unmöglichkeit  machen 
würden; 

3)  für  Uhren  in  Räumen,  in  welchen  stets  eine  so  hohe  Tempe- 
ratur erhalten  wird,  dafs  gewöhnliche  Uhren  nicht  mehr  anwendbar  sind. 

Derartige  Uhren  functioniren  ohne  jede  Nachhilfe  Jahre  lang,  wenn 
nur  die  Batterie  ordnungsmäfsig  erhalten  wird,  es  fällt  somit  das  lästige 
Aufziehen  und  das  von  Zeit  zu  Zeit  erforderliche  Reinigen  und  Oelen 
ganz  weg.  Dafs  diese  Vortheile  längst  anerkannt  sind,  lehrt  eine  kleine 
Umschau  an  Strafsen,  öffentlichen  Plätzen,  an  Thürmen,  Bahnhöfen, 
Krankenhäusern,  Fabriken  u.  s.  w. 

Dafs  sich  gerade  die  Grau'schen  elektrischen  Uhren  besonders  be- 
währen, beweisen  die  zahlreich  damit  ausgeführten  Anlagen;  von 
denen  nur  der  neue  Centralbahnhof  in  Frankfurt  a.  M.  mit  40  elektri- 
schen Uhren  erwähnt  werden  möge,  worunter  sich  zehn  durch  Glüh- 
licht beleuchtbare  ZilTerblätter  von  etwa  2""  Durchmesser  befinden. 

Sehr  interessant  ist  die  von  Prof.  Selling  erfundene  und  von  Mecha- 
niker Ott  in  Würzburg  constructiv  vielfach  verbesserte  Rechenmaschine. 
Das  hier  zum  Ausdrucke  gebrachte  Prinzip  der  Nürnberger  Schere 
macht  die  Maschine  so  einfach  und  übersichtlich,  dafs  es  auffallen 
mufs,  dafs  die  Erfinder  der  bisherigen,  oft  so  complicirten  Rechen- 
maschinen nicht  darauf  gekommen  sind. ' 

Horlacher  in  Kaiserslautern  hat  vier  verschiedene  Anemometer  zur 
Messung  von  Luftströmen  veränderlicher  Richtung  mit  Registrirvorrich- 
tungen  nach  System  liobinson  construirt.  Aufserdem  war  von  ihm  vor- 
handen ein  Differentiai-Manometer  zur  Messung  kleiner  Unterschiede 
des  Luftdruckes.  Dasselbe  gestattet  eine  vielfache  Anwendbarkeit,  wie 
zum  Nachweise  des  Druckes,  unter  welchem  sich  die  Luftströmungen 
in  Gebäuden  und  im  Erdboden  entwickeln,  zur  Messung  des  Wind- 
druckes, der  Geschwindigkeit  von  Ventilationsströmen,  zur  Bestimmung 
des  specifischen  Gewichtes  von  Gasen  und  zur  Controle  der  Leuchtgas- 
fabrikation u.  s.  w. 


1  V^l.  188!)  271  193. 


Die  wissenschaftliche  Ausstellung  in  COln.  565 

Erwähnt  sei  auch  das  Recknagel" sehe  Lacfodensimeler. 
Aus  der  akustischen  Werkstätte  von  Appitnn  in  Hanau  a.  M.  stammen 
Sirenenscheiben,  welche  zur  Darstellung  bringen: 

1)  Die  mathematisch  reine  Dur- Tonleiter,  den  reinen  Dreiklaug,  die 
kleine  Sexte,  die  reine  Terz  und  das  vierstimmige  Lied:  „Du  Schwert 
an  meiner  Linken"; 

2)  die  vierstimmigen  Choräle:  „Vom  Himmel  hoch  da  komm"  ich 
her",  „Dies  ist  der  Tag,  den  Gott  gemacht". 

Ferner  waren  zu  sehen  Sirenenscheiben  mit  Schwebungen  und  ein 
Vocalapparat  nach  Eelmholtz. 

Prof.  Neesen  in  Berlin  eonstruirte  eine  Stimmgabel  mit  Resonanz- 
röhre und  Schallradiometer.  An  den  Zinken  ist  eine  kleine  Anord- 
nung, um  letztere  bequem  gegen  resonireude  Rühren  schlagen  zu  lassen. 

Nolzen  in  Cöln  errichtet  Mikrophon-  und  Telephonstationen  für  den 
praktischen  Gebrauch  und  für  den  Unterricht,  und  zwar  mit  Batterie- 
und  Inductionsanruf,  stellt  ferner  Läutewerke  verschiedener  Construction 
her,  ebenfalls  für  Batterie-  und  Inductionsstrom. 

Die  von  Gebrüder  Fraas  in  Wunsiedel  ausgestellten  drei  Dynamo- 
maschinen sind  namentlich  für  ünterrichtszvveeke,  für  chemische  Labo- 
ratorien und  Galvanoplastik  construirt. 

Diete  Maschinen  entsprechen  dem  heutigen  Stande  der  Technik  in 
allen  Beziehungen  und  zeichnen  sich  durch  Einfachheit  und  Stabilität 
aus.  Aehnlich  den  grofsen  technischen  Maschinen  werden  sie  theils  als 
Serien-,  theils  als  Nebenschlufsmaschinen  geliefert.  Die  Hauptvorzüge 
dieser  Maschinen  sind : 

1)  Die  Funkenbildung  am  Collector  ist  eine  minimale; 

2)  der  Nutzeffect,  d.  h.  das  Verhältnifs  des  im  äufseren  Stromkreise 
geleisteten  zur  gesammten  elektrischen  Arbeit  ist  sehr  grofs; 

3)  die  Stromdichte  in  der  Maschine  ist  bei  maximaler  Beanspruchung 
sehr  gering,  so  dafs  die  Maschine  selbst  bei  mehrstündiger  voller  Bean- 
spruchung eine  kaum  merkliche  Erwärmung  zeigt; 

4)  die  Maschinen  sind  mit  Fraas'schen  Universal-Schaltapparaten 
versehen,  welche  eine  beliebige  Schaltung  der  Elektromagnete  gestatten. 

Von  den  drei  verschiedenen  Antriebegestellen  mit  doppelter  Ueber- 
setzung  war  eines  davon  mit  Fahrvorrichtung  versehen. 

Auferdem  waren  eine  gröfsere  Zahl  von  Glüh-  und  Bogenlampen, 
sowie  sonstige  Apparate  vorhanden,  die  mittels  dieser  genannten  Maschinen 
beim  Unterrichte  in  Thätigkeit  versetzt  werden  können. 

Die  Verlagsbuchhandlung  von  J.  A.  Barth  in  Leipzig  liefs  aufser 
sonstigen,  sich  in  ihrem  Verlage  befindlichen  Werken,  auch  das  durch 
Ebert  nach  dem  Englischen  bearbeitete  Werk  von  W.  A.  Shenstone,  An- 
leitung zum  Glasblasen  für  Physiker  und  Chemiker^  auflegen.  Es  ist  dies 
das  einzige  über  diesen  Zweig  der  physikalischen  Technik  in  deutscher 
Sprache  existirende  Buch. 


566  Neuere  Schön-  und  Widerdruckraaschinen. 

Aus  diesem  kurzen  Berichte  mag  schon  der  Leser  ersehen,  wie 
zalilreich  von  allen  Seiten  die  Cölner  wissenschaftliche  Ausstellung  der 
61.  Naturforscherversammlung  beschickt  war. 


Neuere  Schön-  und  Widerdruckmaschinen. 

(Patentklasse  15.     Fortsetzung  des  Berichtes  Bd.  270  S.  196.) 
Mit  Abbildungen  auf  Tafel  29. 

Eine  besondere  Klasse  der  Schön-  und  Widerdruckmaschinen  .stellen 
die  seit  einer  Reihe  von  Jahren  von  J.  H.  Buxton^  D.  ßrailhwaite  und 
Mark  Smith  in  Manchester  construirten  Komiilettmasehinen  mit  nur  einem 
Druckcylinder  dar  (vgl.  die  englischen  Pateule  A.  D.  1884  Nr.  16201 
und  1887  Nr.  16022).  Diese  Maschinen  besitzen  ferner  als  charakte- 
ristischen Theil  einen  rotirenden  Wendeapparat  ^  welcher  den  einseitig 
bedruckten  Bogen  dem  Druckcylinder  abnimmt ,  ihn  unter  Auslegung 
auf  einen  Tisch  wendet  und  ihn  dann  dem  Druckcylinder  wieder  zu- 
führt. Bei  der  neuesten  Construction  dieser  Maschinen  (*D.R.  P.  Nr.  44823 
vom  29.  Januar  1888)  ist  indefs  der  Auslegetisch  in  Wegfall  gekommen 
und  verbleibt  der  Bogen  auf  dem  Wendeapparate.  Die  Druckform  be- 
findet sich  auf  dem  hin  und  her  gehenden  Karren,  und  die  Drehung 
des  Druckcylinders  erfolgt  derartig,  dafs  derselbe  beim  Hingange  der 
Formen  eine  volle  Umdrehung  macht,  wogegen  er  beim  Rückgänge  der 
Formen  stehen  bleibt. 

Fig.  1  Taf.  29  läfst  die  Construction  in  ihi-eu  wesentlichen  Theilen 
erkennen.  Der  Druckcylinder  A  ist  mit  zwei  Druckflächen  i  und  2, 
und  mit  entspreciienden  Greifern  Oj  0.2  versehen.  Ueber  dem  Druck- 
cylinder ist  der  Wendeapparat  gelagert,  welcher  aus  am  Ständer  B 
festsitzenden  Ringen  C  und  aus  den  mit  Greifern  b  versehenen,  sich 
innerhalb  der  Ringe  C  drehenden  Scheiben  C,  besteht.  Dieser  Wende- 
apjiarat  erhält  seine  jeweilige  Drehung  mittels  Rädertriebes  von  dem 
auf  der  Druckcylinderachse  sitzenden  Rade  f/,  wobei  die  Uebersetzung 
derartig  ist,  dafs  die  rotirenden  Greifer  b  zwei  Umdrehungen  bei  jeder 
Umdrehung  des  Druckcylinders  machen. 

In  der  Fig.  1  nimmt  der  Druckcylinder  die  Stellung  ein,  bei  welcher 
.sich  das  die  beiden  Druckformen  D  tragende  Fundament  E  im  todten 
Punkte  links  befindet,  und  bei  welcher  den  Greifern  o,  ein  neuer  Bogen 
dargeboten  ist.  Bei  dem  jetzt  beginnenden  Ilingange  der  Formen  nach 
rechts  wii'd  nun  dieser  neue  Bogen,  auf  der  Drucktlüclie  /  liegend,  den 
Schöndruck  erhalten,  und  wird  hierauf  im  weiteren  Verlaufe  der  Drehung 
des  Druckcylinders  von  den  Greifern  b  des  Weiideapparates  erfafst  und 
um  die  festen  Ringe  C  herumgelegl.  Am  Ende  dieses  Hingauges  nimmt 
der  Druckcylinder  A  wieder  die  in  der  Fig.  1  gezeichnete  Stellung  ein, 
und  befindet  sich  die  freie  Rückkante  des  auf  C  aufn;ewickelten  Bogens 


Keuere  Schön-  und  Widerdruckmaschinen.  567 

den  Greifern  a.^  der  Druckfläche  2  gegenüber.  Federn  Q  und  eine  am 
Ständer  B  gelagerte  Walze  halten  den  Bogen  auf  dem  Wendeapparate. 
Auf  der  Greiferachse  d  schwingt  ferner  ein  durch  Stange  L  und  Draht  m 
verbundenes  Hebelpaar  /,  welches  eine  Rolle  trägt,  die  von  einem 
Daumen  des  Druckcylinderrades  G  beeinflufst  wird.  Diese  Theile  arbeiten 
in  der  Weise,  dafs  kurz  vor  dem  Stillstande  des  Druckcylinders  der 
Draht  m  bewegt  wird,  welcher  die  freie  Rückkante  des  auf  C  liegenden 
Bogens  vom  Wendeapparate  abhebt  und  sie  in  eine  Stellung  bringt,  in 
welcher  sie  von  den  Greifern  a.j  erfafst  werden  kann  (vgl.  Fig.  1).  Das 
Formenfundament  E  macht  nun  seinen  Rückgang  (nach  links),  während 
der  Druckcjlinder  A  und  der  Wendeapparat  CC^  stillstehen. 

Beginnen  nun  die  Formen  abermals  ihren  Hingang  (nach  rechts), 
so  wiederholen  sich  für  den  den  Greifern  a,  neu  dargebotenen  Bogen 
die  Arbeiten  in  der  beschriebenen  Weise,  der  auf  den  Ringen  C  auf- 
gerollte, einseitig  bedruckte  Bogen  aber  wird  von  den  Greifern  a.^  er- 
fafst, erhält,  mit  seiner  Schöndruckseite  auf  der  Druckfläche  2  liegend, 
den  Widerdruck,  und  wird  durch  den  Ablegeapparat  R  ausgelegt.  Die 
Uebersetzung  für  diesen  vom  Rade  G  betriebenen  Cylinder  R  ist  derartig, 
dafs  er  vier  Umdrehungen  bei  jeder  Umdrehung  des  Druckcylinders  macht. 

Der  Druckcylinder  und  mit  ihm  der  Wendeapparat  wird  mithin 
bei  dieser  Komplettmaschiue  unterbrochen  in  einer  Richtung  bewegt, 
und  liefert  die  Maschine,  deren  übrige  Theile  im  Wesentlichen  bekannter 
Art  sind,  für  jede  Umdrehung  einen  zweiseitig  bedruckten  Bogen.  Sie 
bedarf  nur  eines  Bedienenden,  des  Bogeneinlegers,  und  druckt  900  bis 
1000  Bogen  stündlich.  Eine  dieser  Maschinen  arbeitet  zur  Zeit  in  der 
Druckerei  des  y^Manchester  Guardian'-^  in  Manchester  {Industries^  1888 
Bd.  5  Nr.  123  S.  413). 

Wie  bei  der  Derriei/'schen  Maschine  (vgl.  1888  270  *  196)  rotiren 
auch  bei  der  Komplettmaschine  der  bekannten  Firma  E.  J.  Lambert  in 
Paris  C  D.  R.  P.  Nr.  43  741  vom  29.  September  1886)  die  beiden  Druck- 
C3linder  in  fetten  Lagern,  dagegen  lagern  die  Formen  auf  unabhängig 
von  einander,  durch  Kurbel  getriebenen  Karren.  Eine  weitere  Eigen- 
thümlichkeit  liegt  darin,  dafs  die  beiden  Druckcylinder,  und  demnach 
auch  die  Formen,  in  verschiedenen   Wagerechtebenen  angeordnet  sind. 

Die  Fig.  2  und  3  Taf.  29  lassen  die  Maschine  in  ihren  Haupttheilen 
erkennen,  und  bezeichnet  A  das  Gestell,  an  welches  die  Bahnen  für 
die  Laufrollen  E  angegossen  sind.  Auf  diesen  läuft  ein  aus  zwei  unter 
sich  durch  gufseiserne  Traversen  H  verbundenen  Theilen  G  gebildeter 
Rahmen,  welcher,  fest  damit  verbunden,  ein  Schild  K  und  zwei  Hänge- 
lager L  und  M  trägt.  An  der  einen  Seite  des  Schildes  K  sitzt  ein 
Zahnrad  iV,  an  der  anderen  Seite  eine  mit  diesem  fest  verbundene 
Kurbel  P  von  einer  dem  Radius  von  N  gleichen  Länge.  Auf  dem 
Rahmen  GB  rollen  weitere  Laufrollen  F,  welche  die  beiden  von  ein- 
ander   getrennten   Formenkarren    Q   und   R  mit    ihren    entsprechenden 


568  Neuere  Schön-  und  Widerdruckmascliinen. 

Farbtibchen  tragen.  An  der  Unterseite  beider  Karreu  Q  und  R  sitzen 
die  Hängelager  Q^  und  R^  (Fig.  2),  durch  welche  die  Karren  mittels  der 
Gelenkstangen  S  und  T  mit  dem  Ende  der  Kurbel  P  verbunden  sind. 
Beide  Gelenkstaugen  sind  an  ihrer  Verbindungsstelle  durch  Stangen  U 
mit  den  genannten  Su])])orten  L  und  M  verbunden. 

Y  ist  die  Antriebswelle,  deren  Pleuelstange  i/,  die  Rollen  &'(  be- 
wegt, welche  auf  am  Gestelle  A  angegosseneu  Bahnen  laufen.  Auf 
der  Achse  dieser  Rollen  sitzt  in  der  Mitte  ein  Zahnrad,  das  einerseits 
mit  der  Zahnstange  iV.^  des  Gestelles  A  (Fig.  2),  andererseits  mit  der 
am  Rahmen  GH  sitzenden  Zahnstange  iV|  in  Eingriff'  sich  befindet. 
Das  oben  genannte  Zahnrad  N  arbeitet  im  Eingritfe  mit  der  Zahnstange  /), 
welche  seitlich  am  Gestelle  A  sitzt  (vgl.  Fig.  3). 

Bei  der  Umdrehuug  der  Welle  V  wird  mithin  ein  Hin-  und  Her- 
gehen des  Rahmens  GH  eintreten;  da  aber  au  diesem  Rahmen  das 
Zahnrad  iV  sitzt,  so  wird  sich  dasselbe  dabei  auf  der  festen  Zahnstange  ü 
abwälzen  und  die  Kurbel  P  in  Drehung  versetzen,  zu  Folge  dieser  Be- 
wegung eher  durchläuft  der  Kurbelzapfen  P  eine  Cycloidenbahu,  und 
die  Formenkarren  Q  und  R  erhalten  mittels  der  Gelenkstangen  T  und  S 
von  einander  unabhängige  Bewegungen  zur  Ermöglichung  des  richtigen 
Zusammenarbeitens  mit  den  Druckcy lindern. 

Wird  nun  das  Verhäitnifs  des  Radius  der  Kurbel  Z  zu  dem  Radius 
der  Kurbel  P  derart  gewählt,  dafs  die  letztere  zwei  Umdrehungen  bei 
einer  Umdrehung  von  Z  macht,   dafs  die  Radien  also  im  Verhältnisse 

^    zu   einander  stehen,   so  ergibt  sich   nach  der  gezeichneten  Stellung 

der  Kurbeln,  dafs  die  Formenkarreu  Q  und  R  in  den  Todtpunktlagen 
der  Kurbel  Z  sich  am  nächsten  stehen  (vgl.  Fig.  2),  während  sie  bei 
senkrechter  Stellung  von  Z  am  weitesten  von  einander  entfernt  sind, 
wobei  die  Kurbel  P  dann  gegenüber  der  in  Fig.  2  gezeichneten  Stellung 
eine  um  180"  geänderte  Lage  einnimmt,  und  die  Geschwindigkeit  des 
Kurbelzapfens  P  in  Bezug  auf  seine  Cycloidenbahn  gleich  Null  ist.  Es 
ergeben  sich  somit  für  die  Formenkarren  Q  und  R  bei  einer  Kurbel- 
drehung (Z)  fünf  Stelluugen,  in  denen  ihre  Geschwindigkeiten  Null  sind: 
in  der  Todtpunktlage  rechts,  in  der  Mittellage,  im  Rückkehrpunkte 
(links),  ein  zweitel  Mal  in  der  Mittellage  und  wieder  in  der  Todtpunkt- 
lage rechts,  womit  ein  neues  S])iel  beginnt.  Da  die  Druckcyünder  von 
den  Karrenzahnstangen  getrieben  werden,  kommen  die  ersteren  mithin 
ebenfalls  während  eines  Hin-  und  Herganges  des  Fundamentes  ent- 
sprechend zur  Ruhe,  was  ein  bequemes  Anlegen  des  Sehmutzbugens  er- 
möglicht. 

Die  beiden  Druekcylinder  O  und  O,  liegen  in  festen  Lagern  und 
in  verschiedenen  Wagerechtebenen,  und  werden  zu  entsprecheuden 
Zeiten  von  den  beiden  bei  F^  und  G^  am  Gestelle  A  befestigten  Auf- 
fanggabeln   Z>|    und    ^1    angehalten,   welche   mittels   Schubstangen   und 


Neuere  Schön-  und  VViderdruckmaschinen.  569 

auf  der  Antriebswelle  V  sitzenden  Excenterscheiben  bethätigt  werden. 
Die  Cylinder  sind  ferner  auf  dem  nicht  druckenden  Theile  von  ge- 
ringerem Durchmesser  als  auf  dem  druckenden,  um  ein  ungehindertes 
Durchgehen  der  Formen  zu  ermöglichen. 

Auf  jeder  Seite  der  beiden  Formenkarren  Q  und  R  sitzt  eine  Zahn- 
stange im  Eingriflfe  mit  den  um  die  Druckcjiinder  O  und  Oj  gelegten 
Zahnkränzen.  Diese  Zahnstangen  ]^}^  und  P,  sind  in  Fig.  3  im  Schnitte 
ersichtlich  und  liegen  in  verschiedenen  Ebenen.  Die  am  Karreu  Q 
sitzenden  und  in  den  Cylinder  0  eingreifenden  Zahnstangen  iWj  liegen 
in  zwei  verschiedenen  Senkrechtebenen.  Dasselbe  ist  für  die  Zahn- 
kränze des  Cylinders  0  der  Fall.  Diese  Anordnung  hat  den  Zweck, 
den  Rücklauf  des  Karrens  R  während  der  entgegengesetzt  zu  diesem 
Rücklaufe  erfolgenden  Drehung  des  Cylinders  0  zu  gestatten.  Da  auch 
die  Zahnstangen  M^  in  einem  gegebeneu  Momente  unter  dem  Cj'linder  Oj 
ohne  Berührung  desselben  hin  weglaufen  müssen,  ist  der  Durchmesser 
dieses  Cylinders  um  die  Zahnhöhe  der  Zahnstangen  vermindert  (Fig.  3j. 
Die  am  Karren  R  sitzenden,  mit  dem  Cylinder  O,  in  Eingritf  tretenden 
Zahnstangen  Pi  liegen  in  einer  Ebene  und  gehen  seitlich  an  den  Zahn- 
stangen A/j  des  Karrens  Q  vorbei.  Die  Zähne  der  Zahnstangen  JW, 
von  Q  sind  sämmlich  vollständig,  während  die  Zähne  der  Kränze  des 
Cylinders  0;  an  einer  Stelle  weggeschnitten  sind,  um  den  Rückgang 
der  Zahnstangen  während  des  Stillstandes  des  Cylinders  Oj  zu  gestatten. 
Ein  weiteres  Eingehen  auf  die  Anordnung  und  das  Zusammenarbeiten 
der  Zahnstangen  mit  de»  Zahnkränzen  würde  hier  zu  weit  führen,  und 
mufs  in  dieser  Hinsicht  auf  die  Patentschrift  verwiesen  werden,  in  welcher 
auch  Einzelfiguren  dieser  Theile  enthalten   sind. 

Der  zu  bedruckende  Bogen  nimmt  dabei  folgenden  Weg  durch  die 
Maschine.  Fig.  2  zeigt  die  letztere  in  dem  Augenblicke,  in  welchem 
der  Druckbogen  erfafst  wird,  und  die  Bewegungen  im  Sinne  der  ein- 
gezeichneten Pfeile  beginnen,  während  das  Auflegen  eines  Schmutz- 
bogens  eben  erfolgt  ist.  Die  Karren  Q  und  R  beginnen  nun  ihre  Be- 
wegung nach  links  derart,  dal's  Q  der  Form  R  vorauseilt,  und  kommen 
nach  einer  Vierteldrehung  der  Kurbel  Z  zum  Stillstande,  mit  ihnen  die 
Cylinder  O  und  0, ,  wobei  von  Seiten  des  ersteren  das  Erfassen  des 
angelegten  Schmutzbogens  erfolgt.  Bei  weiterer  Drehung  erhält  der 
auf  O,  liegende  Druckbogen  von  der  Form  R  seinen  Schöndruck  und 
wird  in  der  Centrallinie  der  Cylinder  00 ^  an  den  Widerdruckcylinder  O 
abgegeben.  Am  Ende  des  Hinganges  der  Formen  nach  links  nehmen 
die  Druckcy linder  wieder  die  in  Fig.  2  gezeichnete  Stellung  ein,  nur 
dal's  die  Greifer  des  Cylinders  0  geschlossen  sind,  und  den  mit  dem 
Schöndrucke  versehenen  Bogen  und  den  darunter  liegenden  Schmutz- 
bogen festhalten.  Beginnen  nun  die  Formen  ihren  Rückgang  (nach 
rechts),  so  erfolgt  die  Drehung  der  Kurbel  P  natürlich  der  in  Fig.  2 
eingezeichneten  Richtung  entgegengesetzt,   und   die   Form  R  eilt  jetzt 


570  Neuere  Schön-  und  Wideidruckmaschincn. 

der  Form  Q  voraus,  während  der  Cy linder  O, ,  von  seiner  Gabel  E^ 
festgehalten,  während  des  Rückganges  der  Formen  stillsteht.  Der  auf 
O  liegende  Bogen  erhält  im  weiteren  Verlaufe  der  Drehung  von  der 
Form  Q  seinen  Widerdruck  und  wird  dann  mittels  der  Schnur- 
leitungen hkp  und  gnqm  mit  dem  Schmutzbogen  zusammen  auf  den 
Tisch  /  ausgelegt. 

Betreffs  der  übrigeu  Einriciilungen  der  Maschine  sei  noch  bemerkt, 
dafs  zum  Einsetzen  der  Formen  nur  der  Ablegetisch  wegzunehmen  und 
der  für  die  Schmutzbogen  bestimmte  Tisch  um  seine  Achsen  x  und  y 
zu  drehen  ist.  Die  übrigen  Anordnungen,  wie  die  Punktur,  Bogen- 
ableger,  Antrieb  der  Farbwerke,  weichen  von  den  gewöhnlichen  nicht 
wesentlich  ab. 

Als  Vortheile  seiner  Kom|)lettmaschinenconstruction  gibt  Lambert 
in  erster  Linie  die  feste  Lagerung  der  Druckcjlinder  an,  da  einerseits 
die  sonstigen  zur  Hebung  nöthigen  Theile  wegfallen,  und  andererseits 
ein  regelmäfsigerer  Druck  erzeugt  wird.  Ferner  ist  die  gleiche  Ge- 
schwindigkeit von  Formen  und  C3'linder  zu  bemerken,  und  der  Um- 
stand, dafs  das  Anlegen  der  Bogen  beim  Stillstände  des  Cylinders  erfolgt. 

Zur  Wahrung  deutschen  Interesses  mufs  übrigens  bemerkt  werden, 
dal's  diese  Lamfcertsche  Komplettmaschiuenform,  bei  welcher  beide 
Druckcjlinder  in  festen  Lagern  sich  drehen,  und  der  Widerdruck- 
ejlinder  nebst  seiner  Form  höher  liegen  als  der  Schöndruckcylinder 
und  dessen  Form,  bereits  vor  Einreichung  des  Patentgesuches  von  einem 
deutschen  Constructeur,  J.  Missong  in  Höchst  a.  M.,  vorgeschlagen  war, 
wenn  auch  in  v\-eniger  vollkommener  Form. 

Diese  Beziehungen  zwischen  Missong  und  Lambert  dürften  J,  Missong 
zur  Construetion  einer  neuen  Schön-  und  Widerdruckmaschine  geführt 
haben  (*D.  R.  P.  Nr.  4611.5  vom  1-5.  Januar  1888),  bei  welcher  nur  der 
Schöndruckcylinder  fest  gelagert  ist,  der  Widerdruckcylinder  dagegen 
abwechselnd  gehoben  und  gesenkt  wird.  Beide  Druckcyliuder  werden 
dabei  während  der  Druckjjeriode  von  den  Zahnstangen  des  Fundamentes 
bewegt. 

Diese  neueste  Construetion  auf  dem  Gebiete  des  Komplettmaschiuen- 
baues  ist  in  Fig.  4  Taf.  29  dargestellt,  und  ist  der  Schön-  bezieh.  Wider- 
druckcylinder mit  A  bezieh.  B  bezeichnet,  mit  den  zugehörigen  Typen- 
formen a  bezieh,  b  auf  dem  Fundamente  A',  welche  hier  in  gleicher 
Höhe  liegen.  Die  Cylinder  besitzen  auf  beiden  Seiten  Zahnräder,  welche 
mit  den  Zahnstangen  des  Fundamentes  in  Eingriff  treten,  aufserdem 
sitzt  auf  den  Cylinderachsen  noch  ein  Räderpaar,  durch  welches  der 
Widerdruckcylinder  B  in  der  gehobenen  Lage  in  Drehung  erhalten  wird. 

Die  Arbeitsweise  der  Maschine  ist  folgende.  In  der  Figur  ist  die 
Stellung  der  Theile  gezeichnet,  wenn  der  Karren  eben  im  Bewegungs- 
wechsel (links)  ist  und  der  Schöndruckcylinder  .4  seine  Drehung 
beginnt.     Der  Widerdruckcylinder  gestattet  zu  Folge  seiner  gehobenen 


Neuere  Schön-  und  Widerdruckmaschinen.  571 

Lage  den  Formen  a  und  b  ungehinderten  Durchgang,  und  möge,  durch 
das  oben  erwähnte  Räderpaar  vom  Schöndruckcylinder  A  mitgenommen, 
zunächst  leer  laufen.  Der  angelegte  Bogen  wird  von  den  Greifern  des 
Schöndruckcj'linders  erfafst  und  erhält  bei  der  weiteren  Drehung  von  A 
und  Bewegung  der  Formen  nach  rechts  auf  der  Form  a  seinen  Schön- 
druck, worauf  er  in  der  Centrallinie  der  Cylinderachsen  in  gewöhn- 
licher Weise  von  den  Greifern  des  Cylinders  B  erfafst  wird.  Sind  nun 
die  Formen  am  Ende  ihres  Weges  rechts  angelangt,  so  haben  die  Druck- 
cylinder  wieder  die  in  der  Figur  gezeigte  Stellung,  während  die  Formen 
eine  derartige  Stellung  eingenommen  haben,  dafs  der  Punkt  a  der  Form  a 
dem  Punkte  u^  des  Schöndruckcylinders  A  gegenüber  steht.  Der  ein- 
seitig bedruckte  Bogen  hat  dabei  die  punktirte  Lage  inne. 

Bei  dem  nun  beginnenden  Rückgänge  der  Formen  ab  (nach  links) 
bleibt  der  Schöndruckcylinder  A  in  Ruhe,  da  an  seinen  Zahnrädern, 
welche  einerseits  mit  den  Zahnstangen  des  Fundamentes  Ä,  anderer- 
seits mit  dem  Rade  des  Widerdruckcylinders  H  in  Eingriff  stehen,  ent- 
sprechend Zähne  weggeschnitten  sind,  der  Widerdruckcylinder  B  ist 
dagegen  gesenkt  und  setzt  seine  Drehung,  zu  Folge  jetzigen  Eingriffes 
seiner  Zahnräder  in  die  Fundamentzahnstangen,  in  der  Pfeilrichtung 
fort.  Der  Bogen  erhält  nun  im  weiteren  Verlaufe  der  Bewegung  von 
der  Form  b  seinen  Widerdruck;  am  Ende  dieses  Rückganges  nehmen 
alle  Theile  wieder  die  in  der  Figur  gezeichnete  Lage  ein,  nur  dafs  der 
Bogen  jetzt  ganz  auf  dem  Widerdruckcylinder  B  liegt. 

Beginnt  nun  abermals  ein  Hingang  der  Formen  (nach  rechts),  so 
ergreift  der  Schöndruckcylinder  einen  Bogen,  wie  bereits  erwähnt,  der 
Widerdruckcylinder  B  hat  jetzt  aber  vi'ieder  Antrieb  vom  Schöndruck- 
cylinder A  erhalten,  ist  in  gehobener  Stellung,  und  führt  in  dieser  Lage 
den  Bogen  weiter  zu  den  Auslegewalzen  CD.  Die  Lager  dieser  Band- 
walzen C  und  D.  sind  mit  den  Lagern  des  Widerdruckcylinders  B  fest 
verbunden,  so  dafs  die  Bandwalzen  also  gleichzeitig  mit  B  gehoben  und 
gesenkt  werden.  Bandwalze  C  ist  mit  Greifern  versehen,  und  in  dem 
Augenblicke,  wo  der  vordere  Rand  des  auf  dem  Widerdruckcylinder  B 
befindlichen,  beiderseitig  bedruckten  Bogens  die  Walze  C  passirt,  er- 
folgt die  Ueberführung  des  Bogens  von  B  auf  C  in  derselben  Weise 
wie  von  A  auf  B.  Die  Bandwalze  C  führt  den  Bogen  zwischen  die 
endlosen  Bänder  x  und  y,  und  von  hier  aus  gelangt  derselbe  wie  bei 
einfachen  Schnellpressen  auf  den  Auslegetisch  T. 

Das  Ingangsetzen  und  Anhalten  des  Schöndruckcylinder»  j4,  das 
Heben  und  Senken  des  Widerdruckcylinders  B  und  seine  abwechselnde 
Kuppelung  mit  den  Zahnstangen  des  Karrens  K  bezieh,  dem  Zahnrade 
an  dem  Schöndruckcylinder  A  kann  mittels  der  bisher  an  Schnellpressen 
gebräuchlichen  Mechanismen  bewirkt  werden  und  ist  theilweise  aus 
der  Figur  ersichtlich.  K. 


572       Ceber  die  Zersetzung  der  Fettstoffe  beim  Erliitzen  unter  Ilruck. 

üeber  die  Zersetzung  der  Fettstoffe  beim  Erhitzen  unter 
Druck ;  von  C.  Engler  und  S.  Seidner. 

(Schlul's    der  Abhandlung   S.  515  d.  Bd.) 

III.      Künstliches    Brennpetroleum    aus    den    Producten    der 
Druckdestillation  aus  Fisehthran  und  aus  Tri-Oleiu. 

a)    Aus  Fiscfilfiran-Drttckdeslillal. 

Das  auf  der  Fabrik  zu  Webau  mittels  des  Ur.  Äreysehen  Apparates 
abgetriebene  Rohdestillat  des  Fischthrans  wurde  behufs  Gewinnung  einer 
Fraetion  zur  Bereitung  des  Leuchtpetroleum  destillirt  und  der  zwischen 
140  und  300"  siedende  Theil  aufgefangen:  es  wurden  rund  60  Proc. 
davon  erhalten.  Das  Oel  wurde  durch  Ausschütteln  zuerst  mit  2,  dann 
mit  1  Proc.  Schwefelsäure,  Wasser  und  Natronlauge  gereinigt. 

Das  so  gereinigte  Oel  hatte  das  spec.  Gew.  0,8025,  war  nahezu 
wasserhell  mit  schwachbläulicher  Fluorescenz;  Enttlammungspunkt  nach 
Abel  26,5".  In  seinem  Aussehen  war  es  von  gewöhnlichem  Brenn- 
petroleum nicht  zu  unterscheiden. 

Eine  Normaldestillation  mit  100'^'=  des  Oeles  ergab  in  Cubikcenti- 
metern: 

^sSns^'     bis  150»     150(175»      176|200»     200;225<>     a25/25(-'>     2ö0,2750     275/300»     +ver^2st 

"^'    ,1!  5,7  16,9         16,5        14,-^         20,6        18,7  4,8  2,6cc 

^'^^  4,4         12,6         13,2        11,6         16,7        15,4  4,6  1,5g 

Zur  Beurtheilung  der  Steigkraft  des  Oeles  im  Dochte  bedienten  wir 
uns  der  Viscosität,  da  erstere  nach  den  Ermittelungen  des  Einen  von 
uns  um  so  gröl'ser  und  besser  ist,  je  geringer  die  Viscosität.  Die  Aus- 
laufgeschwindigkeit, mittels  Engler  s  Viscosimeter  bestimmt,  war  57  Se- 
cunden  (Wasser  54  Secunden),  also  die  specifische  Viscosität  =  1,006. 
Des  Vergleiches  halber  folgen  hier  die  Viscositätsgrade  auch  noch  an- 
derer Brennerdölsorten : 

Spec.  Gew.  Spec.  Viscosit. 

Kaiseröl 0,795       ....     1,080 

Pennsylvanisches  Erdöl     .     0,8ü0       ....     1,120 
Kaukasisclies  ,         .    0,825       ....     1,080 

Sächsisches  Solaröl  .     .     .     0,830      ....     1,090 
Erdöl  aus  Fisclithran    .     .     0,8025     ....     1,006 

Hieraus  folgt,  dafs  das  Fischthranöl  vorzügliche  Steigkraft  besitzen 
mufs,  was  sich  thatsächlich  auch  praktisch  bewährte. 

Schliefslich  wurden  auch  noch  photometrische  Messungen  durch- 
geführt. Als  Mefsapparat  diente  das  Äu/isen'sche  Photometer,  als  Ver- 
gleichskerze die  deutsche  Normal-Paraftinkerze,  als  Brenner  Schuster 
und  Äaer" sehe  bezieh.    Wild  und   WesseTsi^hn   lO-Liuienbrenner. 


Ueber  die  Zersetzung  der  Fettstoffe  beim  Erhitzen  unter  Druck.       573 


lirenner 

Spec. 
Gew. 

Entfl.- 
punkt 

in  der 
1.  Stund. 

LichteCfect 

Am  Ende 
d.  Versuches 

Mittl. 
Licht- 
efTect 

Dauer  des 
Versucties 

Oelver- 
brauch  für 
1  N.-K.  und 
1  Stunde 

Leuchtöl  aus  > 
Fischthran    ) 

Pennsylvan.  ) 
Erdöl        ) 

S.  «.  B. 
W. «.  W 
S.  «.  B. 
W.  u.  W. 

0,8025 
0.8034 

26,50 

14,26 
10.20 
9,6 

8.6S 

11,96 
8,36 
7,92 
6,80 

13,2 
9,2 
8.56 
7,78 

Bi.j  Std. 

6'/4       » 
5'/4      , 
6 

2,32 
2,44 
4.6 
3,65 

Demnach  brennt  das  Fischthran-Petroleum  auf  gewöhnlichen  Erdöl- 
brennem  mit  ausgezeichnetem  Lichteffecte  und  relativ  geringem  Oel- 
verbvauche. 

Wenn  auch  bei  dem  jetzt  noch  vorhandenen  Erdölreichthume  der 
Natur  eine  Gewinnung  künstlichen  Erdöles  sich  kaum  rentiren  dürfte, 
so  erscheint  im  Hinblicke  auf  das  mit  der  Zeit  sicher  nicht  ausbleibende 
Versiegen  unserer  Oelquellen  eine  Verarbeitung  von  billigen  Fettstoffen, 
insbesondere  billiger  Rohthransorten  auf  leichte  Mineralöle  für  die 
weitere  Zukunft  nicht  ausgeschlossen,  und  vor  Allem  dann,  wenn  es 
sich  um  Erzeugung  eines  besonders  hell  und  glänzend  brennenden 
Oeles  handeln  sollte. 

b)  ßrennöl  aus  Tri-Ole'in. 
Das  zu  diesen  Versuchen  benutzte  Oel  war  in  schon  oben  beschriebener 
Weise  aus  synthetischem  Tri-Olein  durch  die  Herren  Dr.  M.  Albrecht 
und  Dr.  Albersheim  dargestellt  und  uns  freundlichst  zur  Verfügung  ge- 
stellt worden.  Wir  lassen  hier  die  von  den  genannten  Herren  bei  ihren 
Versuchen  mit  dem  Druckdestillate  erhaltenen  und  uns  mitgetheilten 
Resultate  zunächst  folgen: 

400?  des  Druekdestillates,  spec.  Gew.  0,780,  wurden  einer  Reinigung 
mittels  Schwefelsäure  von  660 B.  und  verdünnter  Natronlauge  unterworfen: 
Mit  1  Proc.  HoSOj  ergab  sicli  ein  Verlust  von     6?  =    1,50  Proc. 

.'     5       „  „  „         „        „  „  „     19   =    4,75      „ 

Durch  das  Laugen      „         „       „  „  „     25   =    6,25      „ 

Gesammtverlust     505?  =  12,50  Proc, 
Es   resultirte  ein  Oel  von   schwach   gelblichrothem  Schimmer  und 
grüner  Fluorescenz,  welches  das  unverändert  gebliebene  spec.  Gew.  0,780 
zeigt  und  einen  milden  deutlichen  Erdölgeruch  besitzt. 

Von  diesem  rafflnirten  Oele  wurden  150?  aus  der  Glasretorte  de- 
stillirt  und  ergaben: 

Von    50  bis  125»  gingen  über      . 

„    125  bis  2500 
Dünnflüssiger  Retortenrückstand 
Verlust 

~  150,0g  =  100,00  Proc. 
Die  Fraction  125  bis  250"  hat  einen  Entflammungspunkt  von  16,8" 
Abel\  derselbe  kann  jedoch  durch  Hinzunahme  schwerer  siedender  Theile 
oder  Hinwegnahme  der  leichtest  siedenden  Essenzen  selbstverständlich 
leicht  und  beliebig  erhöht  werden. 


25,0g  =  16,67  Proc. 

113,5    =  75,67      „ 

10,5   =  7,00     „ 

1,0   =  0,66      „ 


574        Ueber  die  Zersetzung  der  Fettstoffe  heim  Erhitzen  unter  Druck. 

Zum  Schlüsse  machen  wir  noch  auf  die  grolse  Verschiedenheit  auf- 
merksam, die  sich  bei  Destillation  der  Fettstoffe  mit  und  ohne  Ueber- 
druck  durch  unsere  Versuche  ergeben  hat.  Während  bekanntlich  Tri- 
ülein  im  luflverdiinnten  Räume  völlig  unzersetzt  und  unter  gewöhnlichem 
Atmosphärendrucke  gröfstetitheils  unzersetzt  überdestillirt,  der  Fisch- 
thrau  nach  einem  direct  angestellten  Versuche  im  luf't verdünnten  Haume 
ebenfalls  zu  etwa  ^/j  seines  Gewichtes  überdestillirt  werden  kann,  wo- 
bei er  eine  hellgelbe  butterartige  zu  90  Proc.  verseif  bare  Masse  bildet, 
erleiden  die  genannten  Fettstotl'e  bei  Destillation  unter  einem  Drucke 
von  10^'  bezieh,  im  Glasrohre  bei  noch  höherem  Drucke  eine  fast  voll- 
ständige Hydrocarbirung  unter  Ausscheidung  des  Sauerstoffes  als  Kohlen- 
säure, Kohlenoxyd,  Wasser  und  sauerstoffhaltigen  organischen  Verbin- 
dungen. Dafs  es  dabei  nicht  in  erster  Reihe  die  höhere  Temperatur 
ist,  welche  den  Prozei's  der  Hydrocarbirung  bedingt,  lehrte  ein  Versuch 
der  Destillation  desselben  Thranes  unter  gewöhnlichem  Atmosphüren- 
drucke  aus  dem  Siedekölbchen,  wobei  die  Destillation  bei  360^  begann 
und  unter  allmählichem  Steigen  der  Temperatur  bis  auf  420"  fast  bis  zu 
Ende  verlief,  also  nur  etwa  5"  niedriger  als  bei  der  Druckdestillation, 
Das  Destillat  war  aber  nur  zu  einem  ganz  kleinen  Theile  in  Kohlen- 
wasserstoffe verwandelt.  Die  Ausbeute  an  rohem  Kohlenwasserstofföle 
war  nach  den  eingangs  dieser  Abhandlung  mitgetheilten  Versuchen  bei 
der  Druckdestillation  im  Glasrohre  für  Fischthran  79,5,  für  Tri-Olein 
83,9  Proc,  so  dafs,  wenn  inan  auch  10  Proc.  für  noch  verseif  bare  Theile, 
Wasser  u.  s.  w.  davon  in  Abzug  bringt,  eine  Ausbeute  von  69,5  Gew.- 
Proc.  für  Thran  und  von  73,9  Gew. -Proc.  für  Tri-Ole'in  an  Kohlenwasser- 
stoffen restirt.  Nimmt  man  die  gasigen  Kohlenwasserstoffe  wieder  hinzu, 
so  steigt  die  Aasheute  auf  über  70  bezieh.  75  Proc.  Das  ist  aber  ein 
Resultat,  welches  hinter  den  möglichen  tiieoretischen  Werthen,  die  der 
Hydrocarbirungsprozefs  der  Fettstoffe  überhaupt  ergeben  kann,  nicht 
weit  zurückbleibt.  Denn  nimmt  man  beim  Tri-Olein  mit  10,8  Proc. 
Sauerslotl',  welcher  mit  entsprechenden  Mengen  von  Wasserstoff  und 
Kohlenstoff  für  die  Druckölausbeute  selbstverständlich  in  Wegfall  kommt, 
eine  mögliche  theoretische  Ausbeute  an  Kohlenwasserstoffen  von  85  Proc. 
an,  so  betragen  die  obigen  75  Proc.  immerhin  schon  rund  88  Proc. 
von  dem  möglichen  Maximum.  Und  dabei  mufs  noch  betont  werden, 
dafs  der  hier  angezogene  Versuch  nicht  als  ein  ausnahmsweise  günstiger 
zu  betrachten  ist,  da  wir  wiederholt  beobachtet  haben,  dafs  noch  er- 
heblich geringere  Residuen  hinterblieben,  wenn  Tri-Ülein  aus  zuge- 
schmolzenen Glasröhren  destillirt  wurde.  Insbesondere,  wenn  die  De- 
stillation durch  ra.sches  Erhitzen  möglichst  beschleunigt  wurde,  traten 
unserer  Erfahrung  nach  sehr  geringe  koks-  und  as])haltartige  Kück- 
stände  auf 

Jedenfalls  glauben  wir  es  jetzt  aussprechen  zu  dürfen,  dafs,  wenn 
überhaupt  —  wovon  wir  persönlich   überzeugt  sind  —  das  Erdöl    sich 


Ueber  die  Zersetzung  der  Fettstoffe  beim  Erliitzen  unter  Druck.       575 

aus  thierischen  Resten  gebildet  hat,  es  dann,  entsprechend  unseren  Aus- 
führungen in  der  ersten  Abhandhmg,  die  Fettstoffe  jener  Reste  gewesen 
sind,  welche  das  Rohmaterial  für  die  Bildung  des  Erdöles  abgegeben 
haben.  Wir  haben,  um  uns  einen  Einblick  in  das  Verhalten  der  Gesammt- 
thiersubstanz  bei  Destillation  unter  Ueberdruck  zu  erlangen,  Seethiere, 
getrocknete  Fische  und  PfaMmuscheln^  bei  einem  Drucke  von  10'"  der 
Destillation  unterworfen  —  die  Herren  Dr.  Albrecht  und  Dr.  Albentheim 
hatten  ebenfalls  die  grofse  Freundlichkeit,  diese  recht  schwierige  und 
mühevolle  Arbeit  mit  14'^  norwegischem  Dorsch  und  mit  4000  Stück 
entschalten  Pfahlmuscheln  (23'',5)  in  dem  ihnen  in  Hamburg  zur  Ver- 
fügung stehenden  Apparate  durchzuführen  und  uns  die  Rohdestillate 
zu  übersenden  — ,  die  erhaltenen  Destillate,  über  die  noch  eingehender 
berichtet  werden  soll,  sind  jedoch  in  ihrer  ganzen  Zusammensetzung, 
wie  zu  erwarten  stand,  so  sehr  von  Erdöl  verschieden,  dafs  für  uns  — 
die  Richtigkeit  der  Theorie  im  Ganzen  vorausgesetzt  —  kein  Zweifel 
mehr  besteht,  dafs  das  Erdöl  nur  in  der  Weise  sich  gebildet  haben 
kann,  dafs  angesammelte  Massen  von  Thierleibern  zunächst  einen 
Fäulnifsprozefs  durchmachten,  durch  welchen  die  stickstoffhaltige  Sub- 
stanz vernichtet,  beseitigt,  und  das  Fett  allein  zurückgelassen  wurde, 
welches  dann  unter  dem  Einflüsse  späterer  Epochen,  durch  Druck  und 
Wärme  oder  vielleicht  auch  durch  ersteren  im  Wesentlichen  allein,  in 
das  Erdöl  umgewandelt  wurde. 

Dafs  wir  die  in  der  Natur  herrschenden  Bedingungen  zur  Bildung 
des  Erdöles  nicht  vollständig  herzustellen  im  Stande  sind,  dessen  sind 
wir  uns  sehr  wohl  bewufst,  immerhin  jedoch  glauben  wir  durch  unsere 
Untersuchung  ein  noch  fehlendes  Glied  in  der  Beweiskette  für  die  Rich- 
tigkeit der  animalischen  Theorie  der  Bildung  des  Erdöles  eingefügt 
zu   haben. 

Wenn  dagegen  eingeworfen  wird,  die  ganze  Theorie  sei  unhaltbar, 
weil  die  natürlichen  Erdöle  aus  Kohlenwasserstoffen  ganz  verschiedener 
chemischer  Constitution  zusammengesetzt  seien,  beispielsweise  das  penu- 
sylvanische  im  Wesentlichen  aus  Paraffinen ,  das  Erdöl  von  Baku  aus 
Naphtenen,  hydrogenisirteu  aromatischen  Kohlenwasserstoffen,  so  trifft 
dieser  Einwand  zunächst  alle  drei  Theorien  der  Erdölbilduug  gleich- 
mäfsig  und  man  ist  eben  im  einen  wie  im  anderen  Falle  gezwungen, 
anzunehmen,  dafs  bei  der  Bildung  des  Erdöles  von  Baku  andere  Be- 
dingungen des  Druckes  und  der  Temperatur  vorhanden  waren,  als  bei 
der  Entstehung  des  pennsylvanischen.  Ohne  Zweifel  aber  ist  das  Erdöl 
von  Baku  das  Product  einer  gewaltsameren  Zersetzung  als  das  von 
Pennsylvanien  und  ob  es  sich  als  Product  der  ersten  Zersetzung  der 
Muttersubstanz,  oder  aber  erst  durch  einen  secnndären  Prozefs  aus  dem 
eigentlich  normalen  Erdöle  der  Methanreihe  gebildet  hat,  mufs  vorerst 
noch  dahingestellt  bleiben.  Wir  nehmen  das  letztere  an  und  es  sind 
Versuche  im  Gange,  welche  vielleicht  den  Beweis  beibringen,  dafs  sich 


576  Bücher-Anzeigen. 

gewisse  Kohlenwasserstoffe  der  Fettreihe  (Olefine)  in  hydrogenisirte 
Benzole  umwandeln  lassen.  Der  enorme  Druck,  unter  dem  sich  das 
Erdöl  von  Baku  befindet,  gibt  hierfür  einen  Fingerzeig. 

Zum  Schlüsse  sprechen  wir  Herrn  Dr.  C.  Scheslopal^  Assistenten  des 
chemischen  Laboratoriums,  welcher  uns  bei  Durchführung  der  oben 
mitgetheilten  Versuche  aufs  Werlh vollste  unterstützt  und  eine  Anzahl 
derselben  selbst  durchgeführt  oder  controlirt  hat,  unseren  besten 
Dank  aus. 

Berichtigung:  In  F'olge  eines  Versehens  ist  am  Schlüsse  meiner  ersten 
Abhandlung  „Zi/r  Bildung  des  Erdöles'-  {D.  p.  J.,  1888  269  187  aus 
Berichte  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft^  Bd.  21  S.  1816)  als  Maximal- 
Meerestiefe,  bis  zu  welcher  Pflanzen  leben  und  wachsen  können,  30 
bis  40"'  angegeben,  statt  130  bis  140".  Die  gezogene  Schlufsfolgerung, 
dafs  das  Pflanzenleben  deshalb  im  Wesentlichen  auf  die  Ufer  des  Meeres 
angewiesen   sei,   behält  selbstverständlich   trotzdem   ihre  Berechtigung. 

E. 


Bücher-Anzeig^en. 


Durchschnittspreise  für  Accordarbeiten  in  Maschinenfabriken.  Cal- 
culations-,  Hand-  und  Naehschlagebuch  für  deu  praktischen  Maschinen- 
bauer. Eine  Sammlung  von  Tabellen  und  Notizen  über  Stahlgeschwin- 
digkeiten, Nutzwerthe  der  Werkzeuge  und  Durchschnitts- Accordsälze 
der  in  Maschinenfabriken  am  häutigsten  vorkommenden  Arbeiten. 
Mit  einem  Anhange  über  Ausführungen  von  Hilfswerkzeugen,  über 
Metall-Legirungeu,  Löthen,  Verzinnen,  Kitten,  Härten,  Schweifsen, 
sowie  Angaben  über  Constructionen  von  Maschinenelementen,  ge- 
bräuchlichen Curven,  mathematische  Tabellen,  von  Ch.  Cremer.  2.  ver- 
besserte und  vermehrte  Auflaa,e.  Duisburg,  J.  Ewich.  208  Seiten. 
5  M. 

Der  erste  Theil  ist  in  dieser  zweiten  Auflage  niclit  wesentlicli  geändert. 
Der  zugegebene  Anhang,  der  beiläufig  gesagt  ausgedehnter  ist,  als  der  eigent- 
liche Haupttheil,  nimmt  dem  Buche  das  Eigenthümliche  eines  Nachschlage- 
und  CalcuLiUionsbuches,  und  wäre  zweckmälsiger  als  besonderes  Werkchen 
erschienen. 

Der  Inhalt  der  letzten  50  Seiten  findet  sich  übrigens  in  fast  jedem  tech- 
nischen Taschenbuche  und  hätte  hier  füglich  wegbleiben  können.  Die  Zeich- 
nungen enthalten  manche  Unrichtigkeiten,  und  wird  deren  Verständnifs  durch 
ungeschickte  Schraflirungen  theilweise  erschwert. 

Der  eigentliche  ursprüngliche  Theil  ist  dagegen  ein  dankbares  Unter- 
nehmen, und  hat  Referent  den  Inhalt,  der  nunmehr  auch  viel  übersichtlicher 
angeordnet  ist,  als  praktisch  brauchbar  erprobt.  Die  Veröffentlichung  dieses 
Stoffes  war  um  so  anerkennenswerther,  als  derartige  Miltheilungen  bisher  stets 
sorgfältig  geheim  gehalten  wurden.  Dem  Vorsteher  der  Werkstatt,  sowie 
dem  Constructeur  zur  Veranschlagung  seiner  Entwürfe,  ist  dieser  Theil  des 
Werkchens  ein  gutes  Hilfsmittel. 


Verlag  der  J.  U.  Cot  laschen  Buchbaadlung  in  Stuttgart. 
Druck  von  (ieb  rüder  Kröner  in  Stuttgart. 


Motor  mit  Erdöldämpfeu.  577 

Motor  mit  Erdöldämpfen. 

Mit  Abbildung  auf  Tafel  30. 

Ueber  diese  von  de  Quillfeldt  herrührende  und  von  der  Socie'U' 
Anonyme  des  anciens  e'tablissements  Call  ausgeführte  Maschine  berichtet 
Cheviltard  in  Revue  industrielle  vom  23.  Februar  1889  wie  auszüglich  folgt : 

Da  die  gebräuchlichen  Dampfmaschinen  bei  Booten  von  geringerem 
Tonnengehalt  wegen  ihres  bedeutenden  Gewichtes,  ihres  grofsen  Raum- 
bedarfes und  der  längeren  Anheizdauer  Unzuträglichkeiten  mit  sich 
führen,  so  hat  de  Quillfeldt  für  diesen  Sonderfall  einen  Motor  erfunden, 
welcher  mit  Erdöldämpfen  betrieben  wird.  Wenngleich  diese  Motoren 
auch  zu  Lande  Verwendung  finden  mögen,  so  liegt  doch  ihr  Haupt- 
vortheil  in  der  Verwendung  zum  Betriebe  von  Booten,  da  hierbei  ihre 
Eigenthümlichkeiten,  als:  Betriebssicherheit,  Einfachheit  und  geringer 
Raumbedarf,  am  meisten  zur  Geltung  kommen  werden.  Aus  diesem 
Grunde  hat  die  genannte  Gesellschaft  Cail  das  französische  Patent  für 
alle  Anwendungen  des  Motors  auf  Schifffahrtszwecke  erworben. 

Die  Eigen thümlichkeit  des  Motors  liegt  in  der  Erzeugung  und  Ver- 
wendung von  Erdöldämpfen,  welche  in  ähnlicher  Weise  erzeugt  werden 
wie  der  Wasserdampf  im  Dampfkessel.  Es  wird  hierbei  ein  Theil  der 
Dämpfe  als  Betriebskraft,  ein  Theil  zur  Unterhaltung  der  Verbrennung 
verwendet.  Der  Kessel  gleicht  einem  Schlangenrohr-Dampfkessel  und 
der  eigentliche  Motor  —  eine  dreicylindrige,  einfachwirkende  Ma- 
schine —  ist  in  gedrängter  Weise  unter  dem  Kessel  angeordnet. 

In  einer  cylindrischeu  Umhüllung,  welche  mit  der  freien  Luft 
in  Verbindung  steht,  befindet  sich  das  kupferne  Schlangenrohr  Ä,  in 
welchem  die  zum  Betriebe  als  auch  zur  Verbrennung  erforderlichen  Erdöl- 
gase entwickelt  werden. 

Ein  im  vordem  Theile  des  Schiffes  befindlicher  Behälter  fafst  den 
Vorrath  an  Erdöl.  In  der  Nähe  der  Maschine  sind  zwei  Hilfspumpen 
angebracht,  die  eine  für  Luft,  die  andere  für  Erdöl.  Beide  werden  mit 
der  Hand  betrieben  und  dienen  nur  zur  Ingangsetzung.  Diese  wird 
bewirkt,  indem  man  mehrere  Hübe  mit  beiden  Pumpen  ausführt,  wo- 
durch in  einen  kleinen  Brenner  c  (Fig.  4),  der  sich  unter  einer  Windung  des 
Schlangenrohres  befindet,  eine  Mischung  von  Luft  und  Erdöldunst  ein- 
geführt wird.  Nachdem  diese  Mischung  entzündet  ist,  vollführt  man 
noch  einige  Hübe,  um  auch  etwas  Erdöl  in  das  Schlangenrohr  B  zu 
bringen.  Aus  demselben  entwickeln  sich  hinreichend  Erdöldämpfe,  um 
den  gröfsern  Brenner  D  (Fig.  4),  als  den  eigentlichen  Brenner  für  den  Be- 
trieb, zu  speisen.  Ein  anderer  Theil  der  Erdöldämpfe  wirkt  auf  Kolben 
und  Cjlinder  der  Maschine  und  der  regelmäfsige  Betrieb  ist  eingeleitet. 
Nachdem  das  Erdöl  als  Betriebsdampf  gedient  hat,  verdichtet  es 
sich  in  einem  in  der  Kielrichtung  angebrachten  Condensator,  durch 
welchen    es  gleichzeitig  zum   früher  erwähnten  Erdölbehälter   gelaugt, 

Dingler's  polyt.  Journal  Bd.  271  Nr.  13.  1889/1.  37 


578  Motor  mit  Erdöldämpfen. 

aus  dem  es  vermittels  der  Speisepumpe  G  aufs  neue  dem  Verdampfer  B 
zugefülirt  wird.  Auf  diese  Weise  ist  die  Maschine  vollständig  selbs- 
Ihätig  gemacht. 

Die  zur  Ingangsetzung  erforderliche  Wärmemenge  ist  so  gering, 
dufs  in  3  bis  4  Minuten  das  Boot  zur  Abreise  fertig  ist.  In  den  aus- 
führlichen Zeichnungen  bezeichnet  o  Zuleitung  des  Erdöles  zum  Schlangen- 
rohr, h  Auslals  des  Erdöldampfes,  c  Verbindungsrohr  zwischen  h  und 
dem  Schieberkasten,  Cj  Zuleitung  der  Dämpfe  nach  unten  zu  dem  Brenner 
und  zu  den  Cylindern,  c.j  Rohr  zur  Zuleitung  der  Erdöldämpfe  zum 
Injector,  d  Injeetor  für  den  Brenner  D.  An  dem  lujector  ist  die  nöthige 
EinStellvorrichtung  für  die  Zuführung  der  zur  Verbrennung  erforder- 
lichen Luft  angebracht  (Fig.  8).  Die  Einrichtung  des  Brenners,  zu  welchem 
der  Zutritt  des  Gases  geregelt  werden  kann,  ist  aus  Fig.  4  näher  er- 
sichtlich. Der  Zug  wird  durch  OefTnungen,  welche  oberhalb  des  Herdes 
im  Mantel  ausgespart  sind,  bewirkt. 

Die  Einrichtung  und  Arbeitsweise  der  Maschine  ist  ähnlich  wie  bei 
der  Dampfmaschine  und  aus  der  Zeichnung  ohne  Weiteres  zu  ersehen; 
die  Kurbeln  der  Maschinenachse  stehen,  wie  üblich,  unter  1200,  die  Schieber 
haben  geringe  Voreilung,  um  eine  günstige  Vertheilung  zu  bewirken. 
Die  Maschine  kann  mit  Hilfe  der  Radübertragungen  auch  umgesteuert 
werden;  indem  man  das  Schwungrad  rückwärts  dreht,  verstellt  man 
mit  Hilfe  der  Zapfen  kl  das  Segment  ;  und  bringt  dasselbe  an  das 
entgegengesetzte  Ende  der  Scheibe  j,  wodurch  die  Achse  g  und  die 
Schieber  ihre  Wirkung  wechseln  (Fig.  7). 

Zur  Ergänzung  sei  noch  bemerkt,  dafs  das  Erdöl,  von  der  Pumpe  tf , 
welche  ihre  Bewegung  durch  das  Excenter  r  erhält,  angesaugt,  durch 
die  Röhren  HH  condensirt  wird. 

Der  Erdölverbrauch  soll  4i,5  und  t)i,7  für  die  Stunde  betragen,  bei 
einer  Maschine  von  2  bezieh.  4  Pferdekräften. 

Es  bedarf  wohl  nicht  der  Erwähnung,  dal's  Erdöl  viel  leichler  ver- 
dampft und  wieder  verdichtet  werden  kann  als  das  Wasser.  Aus  diesem 
Grunde  genügt  eine  sehr  kleine  Heizfläche,  um  eine  grofse  Menge  Erdöl- 
dampf  zu  erzeugen;  auch  ist  zur  Aufbewahrung  des  erforderlichen 
Vorrathes  an  Erdöl  nur  ein  geringer  Raum  erforderlich. 

Da  der  ganze  Motor  von  geringem  Gewichte  ist,  so  kann  er  am 
Hintertheile  des  Bootes  Aufstellung  linden,  so  dafs  der  mittlere  Raum 
verfügbar  bleibt.  Explosionen  sollen  nicht  zu  befürchten  sein,  wobei 
freilich  ein  dichter  Schlufs  der  Treibkolben  vorausgesetzt  werden  mufs. 
Binnen  Kurzem  soll  ein  mit  einer  derartigen  Maschine  ausgerüstetes 
Boot  in  Cail  von  Stapel  gehen.     (Vgl.  S.  587  dieses  Heftes.) 


Mix  uiid  Genest's  Vielfachumschalter.  579 

Mix  und  Genest's  Vielfachumschalter  für  städtische 
Telephonanlagen. 

Mit  Abbildungen. 

Bei  dem  Vielfachumschalter  der  Firma  Mix  und  Genest  in  Berlin 
(*D.  R.  P.  Kl.  21  Nr.  44918  vom  10.  Mai  1887)  sind  im  Vermittelungs- 
amte  ebenfalls  (vgl.  1889  271  *407)  nicht  zwei  durchgehende  Drähte 
für  jede  Theilnehmerleitung  erforderlich.  Bei  demselben  geht  jede 
Theilnehmerleitung  sogleich  im  ersten  Schranke,  zu  dem  sie  geführt  ist, 
durch  eine  Klappe  hindurch  zur  Erde.  Eine  (zvi'eite)  einfache  Umschalte- 
leitung, welche  im  Ruhezustande  von  der  von  aufsen  kommenden  Leitung 
des  Theilnehmers  völlig  getrennt  ist,  ist  lediglich  im  Amte  von  Schrank 
zu  Schrank  gefuhrt;  sie  liegt  für  gewöhnlich  im  ersten  Schranke  mittels 
eines  besonderen  Umschalteapparates  (Galvanoskop,  Relais  o.  dgl.)  an 
Erde,  ist  aber  am  anderen  Ende  —  im  letzten  Schranke  —  isolirt;  sie 
besitzt  in  jedem  der  anderen  Schränke  einen  einfachen  Contactkörper 
(nicht  eine  mehrtheilige  Klinke),  mittels  dessen  dieselbe  von  jedem  an- 
deren Schranke  aus  untersucht  und,  wenn  die  zu  ihr  gehörige  Theilnehmer- 
leitung noch  frei  ist,  miteiner  der  Theilnehmerleitungen  desjenigen Schran- 
kes  verbunden  werden  kann,  von  welchem  aus  die  Untersuchung  erfolgt. 

Die  Untersuchung  einer  Umschalteleitung  hat  sich  einfach  darauf 
zu  erstrecken,  ob  dieselbe  im  Amte  Erde  hat  oder  nicht;  im  ersten 
Falle  ist  die  Leitung  frei,  im  zweiten  Falle  besetzt.  Die  Verbindung 
zweier  Fernsprechstellen  selbst  erfolgt  auch  hier  mittels  zweier  durch 
eine  Leitungsschnur  verbundenen  Contactstücke  bezieh.  Stöpsel;  nach- 
dem zuvor  an  jeder  der  beiden  Theilnehmerleitungen  beide  Erdverbin- 
dungen (diejenige  der  Theilnehmerleitung  sowohl,  als  diejenige  ihrer 
Umsehalteleitung)  aufgehoben  worden  ist,  wird  statt  deren  eine  Ver- 
bindung jeder  Umschalteleitung  mit  ihrer  Theilnehmerleitung  und  darauf 
der  beiden  Umschalteleitungen  unter  einander  hergestellt  und  durch  sie 
werden  zugleich  auch  die  beiden  Theilnehmerleitungen  mit  einander  ver- 
bunden. Erforderlich  macht  sich  hierzu  allerdings  für  jede  Theilnehmer- 
leitung in  deren  Klappenschranke  aufser  der  Klappe  noch  der  bereits  er- 
wähnte Umschalteapparat. 

In  der  durch  Fig.  1  dargestellten  Schaltung,  welche  die  Apparate 
für  die  Theilnehmerleitung  L  am  ersten  Schranke  zeigt,  bedeuten 
?2^  (/3,  ?4  •  •  •  •  Contactstücke,  welche  im  2.,  3.,  4.  u.  s.  w.  Schranke 
zum  Zwecke  der  Verbindung  einer  Theilnehmerleitung  durch  /  mit  L 
nöthig  sind.  Die  Theilnehmerleitung  L  ist  im  Ruhezustande  durch  Ver- 
mittelung  des  in  geeigneter  Weise  isolirt  mit  der  Nadel  n  des  Galvano- 
skops G  verbundenen  Contactstückes  d  mit  dem  nach  der  Erde  E  führen- 
den Drahte  f  verbunden,  in  welchen  die  Klappe. Ä  eingeschaltet  ist. 
Die  mit  der  Nadel  n  verbundene  Umsehalteleitung  /  ist  durch  die  Win- 
dungen V  des  Galvanoskops  G  und  den  Draht  g  ebenfalls  an  die  Erde  E 


580 


Mix   lind  Genest's  Vielfachiimschalter. 


Jj~ 


^ 


Or 


angeschlossen,  wobei  im  Ruhezustande  die  Nadel  n  des  Galvanoskops 
die  Verbindung  zwischen  den  Windungen  v  und  der  Leitung  g  ver- 
mittelt. Im  Ruhezustande  liegt  also  die  Umschalteleitung  /  durch  Ver- 
mittelnng  der  Windungen  v  der  Nadel  n  und  des  Drahtes  g  im  Vermitte- 
lungsamte  an  Erde  £,  während  die  Verbindung  der  Theiluehmerleitung  L 
mit  der  Erde  E  über  den  Contact  d  und  Draht  f  durch  die  Klappe  K  her- 
gestellt ist.  Von  der 
■^v  '  Umschalteleitung  /    ist 

ferner  bei  o  die  zweck- 
mäfsig  als  Schnur  aus- 
/^y  Z  gebildete  Verbindungs- 

leitung s  mit  dem 
Verbindungsstöpsel  S 
abgezweigt,  der  je  nach 
der  Form  der  Contact- 
stücke  (]  als  Rohr,  Stift, 
Ring,  Haken  o.dgl.  aus- 
gebildet wird  und  im 
Ruhezustande  isolirtist. 
Sobald  nun  zu  Folge 
eines  aus  L  einlangen- 
den Rufes  die  Klappe  K  fällt,  ist  zunächst  die  Verbindung  der  Leitungen  / 
und  L  mit  der  Erde  E  zu  unterbrechen;  dies  geschieht  nicht  mit  der  Hand, 
sondern  einfach  dadurch,  dafs  der  Beamte  einen  Strom  von  entsprechender 
Starke  und  Richtung  durch  l  nach  E  sendet,  indem  er  mit  seinem  Stöpsel  S 
z.  B.  ein  in  Fig.  1  punktirt  gezeichnetes  Contactslück  c  berührt,  welches  das 
Ende  einer  mit  der  Erde  E'  verbundenen  und  eine  Batterie  b'  enthal- 
tenden Leitung  bildet.  Der  alsdann  von  b'  über  c,  S,  »,  /,  v,  g  nach  E 
fliefsende  Strom  bringt  die  Nadel  n  des  Galvanoskops  G  aus  der  mit 
vollen  Linien  gezeichneten  Lage  in  die  punktirt  gezeichnete,  was  durch 
die  be.sondere  Einrichtung  des  nachstehend  beschriebenen  Galvanoskops 
ermöglicht  wird.  In  Folge  dessen  ist  sowohl  die  Verbindung  zwischen 
L  und  /■  als  auch  zwischen  /,  n  und  g  unterbrochen,  dagegen  eine  neue 
Verbindung  zwischen  L  und  /  über  die  Abzweigung  A,  die  Nadel  n  und 
die  Windungen  i'  hergestellt.  Verbindet  der  Beamte  jetzt  den  Stöpsel  5 
auf  einige  Zeit  mit  seinem  Telephon,  so  kann  er  mit  dem  rufenden  Theil- 
nehmer  sprechen. 

Es  ist  nun  die  Leitung  des  anzurufenden  Theilnehmers  zu  unter- 
suchen bezieh,  umzuschalten  und  dann  mit  der  des  rufenden  Theil- 
nehmers zu  verbinden. 

Einen  zur  Untersuchung  geeigneten  Apparat  mit  Klappe  zeigt  Fig.  2. 
Im  Ruhezustande  wird  die  Klappe  k  dieses  Untersucliungsa]»parates  in 
bekannter  Weise  durch  einen  Haken  festgehalten,  welcher  an  dem 
Anker  eines  Elektromagnetes  M  sitzt.    Der  Contactstöpsel  Y  ist  durch 


Mix  und  Genest's  Vielfachumsclialter. 


581 


die  um  den  Schenkel  des  Magnetes  M  gewickelte  Windung  F,  die 
Klappe  k  und  den  Draht  y  nebst  Batterie  6  mit  der  Erde  E  verbunden. 
Die  Stärke  der  Batterie  b  ist  so  bemessen,  dafs,  wenn  man  den  Stöpsel  Y 
mit  einer  Umschalteleitung,  z,  B.  /.^  (Fig-  3;  Verbindung  zweier  Theil- 
nehmerleitungen  Lj  im  ersten  und  i.^  '"i  zweiten  Schranke),  deren 
Galvanoskop  G2  noch  die  in  Fig.  3  punktirt  gezeichnete  Nadelstellung 
besitzt,  verbindet,  der  von  b  über  A,  F,  Y  nach  l^^  Oj,  w,  n,  j  in  A2  nach  ^j 
und  E  fliefsende  Strom  die  Klappe  k  zum  Abfallen  bringt,  nicht  aber 
die  Nadel  n  des  Galvanoskops  &2  aus  der  punktirt  gezeichneten  Lage 
in  die  andere  umlegen  kann;  diese  Veränderung  der  Lage  der  Galvano- 
skopsnadel erfolgt  vielmehr  erst  dann,  wenn  die  Klappe  k  mit  dem 
mittels  einer  stärkeren  Batterie  B  an  die  Erde  E  gelegten  Contacte  u 
in  Berührung  gekommen  ist,  und  ein  Strom  über  u,  A,  F,  F,  /.^i  sowie 
ü,  n,  g  in  A.i  nach  £2  Aiefst-  Die  fallende  Klappe  k  hat  nun  zugleich 
dem  untersuchenden  Beamten  angezeigt,  dafs  die  Leitung  L^  frei  ist; 
der  nach  dem  Fallen  der  Klappe  k  und  dem  Umlegen  der  Nadel  n  aus 
der  stärkeren  Batterie  ß  über  den  Stöpsel  Y  in  die  Leitung  Lj  tretende 
Strom  bildet  zugleich  den  Anruf  des  gewünschten  Theilnehmers. 

Ist  dagegen  die  Leitung  L^  besetzt,  so  hat  die  Nadel  »  des  Galvano- 
skops Gl  die  in  Fig.  3  gezeichnete  Lage,  und  deshalb  kann  der  von  b 
kommende  Strom  von  ^2  ^us  nur  durch  w,  n,  /*  in  A2  und  über  die 
Leitung  L^  des  Theilnehmers  durch  den  Apparat  desselben  zur  Erde 
gelangen;  auf  diesem  Wege  findet  er  aber  einen  so  grofsen  Wider- 
stand, dafs  keine  genügende  Erregung  des  Magnetes  M  (Fig.  2)  eintritt, 
die  Klappe  k  also  nicht  fällt.  Bei  der  Unterhaltung  der  beiden  au  L^ 
und  L,  angeschlossenen  Theilnehmer  (Fig.  3)  wird  der  Strom  von  /,, 
aus  über  ä,  n,  v,  /,,  s  in  ^1,  t^,  c,  n,  /;  in  ^|  nach  L^  fliefsen. 


ny  J 


r>s.  H 


Das  Schlufszei- 
chen  wird  von  dem 

anrufenden  Theil- 
nehmer durch  einen 
in  die  Leitung  (L,) 
gesandten  Strom  ge- 
geben, wodurch  das 
in  dieser  Leitung  (Lj ) 

liegende  Galvano- 
skop G,  in  die  Ruhe- 
lage gebracht  wird, 
während  das  in  der 
anderen  Leitung(£2) 

gelegene  Galvano- 
skop G2  noch  in  der 
ausgezogenen    Stellung    verliarrt.     Der   Beamte    im   Vermittelungsamte 
schickt    dann    einen  Strom    von    entgegengesetzter   Richtung,    als    die 


582  Ueber  den  Betrieb  von  Gasmaschinen  mit  Dowson-Gas. 

Batterien  der  Theilnehmer  liefern,  in  die  Leitung  L^  dadurch,  dafs 
er  «  bei  a^  von  /,  trennt  und  mit  dem  Schnurende  den  betreffenden 
Pol  einer  am  anderen  Ende  zur  Erde  abgeleiteten  Batterie  berührt. 
Hierdurch  wird  auch  das  zweite  Galvanoskop  G.^  in  die  Ruhelage  ge- 
bracht; darauf  endlich  darf  der  Beamte  den  Stöpsel  S,   von  7,  trennen. 

Das  zur  Umschaltung  der  Umschalteleitungen  dienende  Galvanoskop 
ist  in  Fig.  4  in  Vorderansicht  dargestellt.  An  den  Schenkeln  des  Huf- 
eisenmagnetes M  sind  zwei  Paar  Polstücke  m  .'io  befestigt,  dafs  die 
eiserne  Nadel  n  sowohl  in  der  mit  vollen  Linien,  als  auch  in  der  punk- 
tirt  gezeichneten  Stellung  von  ihnen  angezogen  und  festgehalten  wird. 
Die  Polarität  des  Magnetes  ist  hierbei  natürlich  vollkommen  gleich- 
gültig. Je  nach  der  Polarität,  welche  ein  die  Windungen  v  durch- 
fliefsender  Strom  der  Nadel  n  verleiht,  nimmt  sie  eine  der  in  Fig.  4 
angegebenen  beiden  Stellungen  ein  und  stellt  eine  der  in  den  Fig.  1 
und  3  angegebenen  Verbindungen  her.  Die  Welle  x  der  Nadel  n  trägt 
dazu  einen  Umschalter,  der  aus  drei  auf  die  Welle  aufgelegten  Con- 
tactstUcken  besteht;  gegen  die  Welle  legen  sich  vier  Sehleiffedern  an 
und  kommen  in  der  einen  Stellung  der  Welle  mit  ihren  Contactstücken 
in  Berührung,  in  der  anderen  aber  nicht. 

In  der  Patentschrift  sind  noch  einige  andere  Schaltungsweisen  an- 
gegeben, die  jedoch  theils  umständlicher  in  der  Bedienung  sind,  theils 
noch  mehr  Apparate  erfordern.  Bei  der  einen  gestalten  sich  die  Vor- 
gänge an  der  rufenden  Leitung  einfacher,  dafür  wird  aber  für  die  ge- 
rufene Leitung  die  Mitwirkung  eines  zweiten,  am  Klappenschranke 
dieser  Leitung  befindlichen  Beamten  mit  in  Anspruch  genommen.  Bei 
einer  anderen  Schaltungsweise  ist  die  Mitwirkung  eines  zweiten  Be- 
amten zwar  entbehrlich,  es  können  sich  aber  leicht  Fehler  einschleichen, 
zu  deren  Vermeidung  die  Anwendung  besonderer  Apparate  in  Vorschlag 
gebracht  wird. 


üeber  den  Betrieb  von  Gasmaschinen  mit  Dowson-Gas. 

Mit  Abbildunpen. 

Das  Bestreben,  die  Gasmaschinen  von  der  ötfentlichen  Gasleitung 
unabhängig  zu  machen  und  damit  ihre  Auwendungsfahigkeit  zu  ver- 
gröfsern,  hat  die  verschiedenartigsten  Lösungen  erfahren.  Zunächst  ver- 
suchte man,  das  Gas  in  ähnlicher  Weise  wie  für  die  Speisung  der 
Flammen  in  Eisenbahnwagen  in  transportablen  Behältern  zu  verdichten 
und  so  versandtfähig  zu  machen;  diese  Versuche  haben  nur  geringe 
Anwendung  erfahren  in  einzelnen  Fällen  zum  Betriebe  von  Gaslocomo- 
tiven  und  einer  Schiebebühne  (vgl.  254  445),  weil  sich  die  Füllung 
und    der  Versandt    der  Gasbehälter    für   den    gewöhnlichen   Gewerbe- 


Ueber  den  Betrieb  von  Gasmaschinen  mit  Dowson-Gas.  583 

betrieb  zu  kostspielig  erwiesen.  Selbst  ein  Ersatz  des  Steinkohlen- 
gases durch  das  sogen.  Fett-  oder  Oelgas,  welches  eine  etwa  vierfach 
gröfsere  Intensität  besitzt  wie  ersteres,  hat  die  Benutzung  von  Reservoir- 
gas nicht  praktisch  möglich  gemacht.  Dagegen  ist  die  Verwendung  von 
Gasmaschinen  wenigstens  dort  angängig  geworden,  wo  die  sonstigen 
Verhältnisse  die  Anlage  einer  kleinen  Fettgasanstalt  gestatten.  Neben 
die  Verwendung  von  Fettgas  ist  sodann  auch  die  von  Wassergas  ge- 
treten, zu  dessen  Benutzung  allerdings  auch  immer  eine  bezügliche  Gas- 
erzeugungsanlage nothwendig  wird.  In  neuester  Zeit  ist  nunmehr  eine 
Gasart  zum  Betriebe  von  Gasmaschinen  vorgeschlagen,  welche  nach  dem 
Verfahren  von  Dowson  in  besonderer  Anlage  hergestellt  wird. 

Neben  diesen  Gasarten  ist  auch  das  sogen,  earburirte  Gas  zu 
nennen,  welches  in  passenden  Behältern  aus  leichtflüssigen  Kohlen- 
wasserstoffen mittels  Hindurchleitung  von  Luft  hergestellt  wird,  und  dann 
namentlich  auch  das  Gas,  welches  entweder  in  der  Gasmaschine  selbst 
oder  in  besonderen  kleinen,  an  diese  angeschlossenen  Gaserzeugern  aus 
verdampftem  Naphta,  Benzin  und  Roherdöl  gewonnen  wird. 

Die  Verwendung  von  Fettgas,  Wassergas  und  Dowson-Gas  erscheint 
nur  dann  praktisch  ausführbar,  wenn  die  bezüglichen  Gasanstalten  auch 
noch  für  andere  Zwecke  dienstbar  sind,  oder  wenn  sehr  grofse  Gas- 
maschinen zu  speisen  sind,  weil  sich  die  Erzeugung  solcher  Gase  eben 
nur  in  gröfseren  Mengen  praktisch  lohnt.  Die  />ou)son  -  Gasapparate 
sollen  allerdings  mit  Nutzen  schon  für  Gasmaschinen  von  8  IP  ab  auf- 
stellbar sein,  wie  die  Deulzer  Gasmotorenfabrilt  in  ihren  Preisverzeich- 
nissen versichert.  Die  Verwendung  von  verdampftem  Benzin,  Naphta 
und  Erdöl  dagegen  ist  jetzt  schon  den  kleinsten  Nummern  von  Gas- 
maschinen angepafst,  so  dafs  für  den  Kleinbetrieb  nur  diese  Art  von 
Gaserzeugung  in  Frage  kommt.  Der  Grofsbetrieb ,  der  sich  die  Gas- 
maschine bereits  auch  an  Stelle  der  Dampfmaschine  dienstbar  zu  machen 
strebt,  benutzt  schon  mehrfach  erstere  Gasarten. 

Die  Verwendung  dieser  Gasarten  in  der  Gasmaschine  selbst  ge- 
schieht in  genau  gleicher  Weise  wie  Steinkühlengas,  nur  mit  dem 
Unterschiede,  dafs  die  Zufuhr  von  Gas  zur  Ladung  der  Natur  und  In- 
tensität der  bezüglichen  Gasart  entsprechend  verkleinert  wird,  was  eine 
Verengung  der  Zufuhrwege  in  den  Cjlinder  voraussetzt.  Da  die  Er- 
zeugung von  Fettgas  und  Wassergas  als  bekannt  vorausgesetzt  werden 
kann,  sei  nunmehr  auf  die  Erzeugung  von  Dowson-Gas  näher  ein- 
gegangen. 

Das  Dowson-Gas  ist  kein  Leuchtgas,  sondern  ausschliefslich  ein 
Heizgas,  welches  unter  Beimischung  von  Luft  verbrennt.  Dasselbe  wird 
in  den  der  Dowson  Economic  Gas  and  Power  Company  zu  London  paten- 
tirten  Apparaten  hergestellt  und  hat  bei  normaler  Erzeugung  folgende 
Zusammensetzung;: 


584  üeber  den  Betrieb  von  Gasmaschinen  mit  Dowson-Gas. 

Wasserstoff      ...     16  bis  18  Pioc.-Vol. 
Kohlenoxj-d     ...     22  bis  2'1       ^       „ 
Kühlenwasserstoff'    .       0  bis    4       ,,       „ 
Kohlensäure    ...       5  bis     7       ., 
Stickstoff"    ....      Rest. 

Es  enthält  also  bis  43  Proc.  an  brennbaren  Gasen,  welche  bei  voll- 
kommener Verbrennung  auf  l'^^bm  Gas  durchschnittlieh  1600  Wärme- 
einheiten (C'alorien)  entwickeln. 

Bei  Anwendung  von  Koks  oder  eines  von  Bitumen  freien  Anthra- 
cits  zur  Gaserzeugung  ist  der  Gehalt  an  Kohlenwasserstoff'  sehr  gering 
und  beträgt  0  bis  0,5  Proc.-Vol. 

Das  Dowson-Gas  ist  zum  Betrieb  von  Gasmotoren,  sowie  zu  Heiz- 
und  anderen  industriellen  Zwecken  besonders  geeignet,  es  läfst  ^ich 
jedoch  für  Beleuchtung  nicht  verwenden. 

Doicson-Gas  wird  erhalten,  indem  man  einen  Strom  atmosphäri- 
scher Luft  vermittels  eines  Strahles  überhitzten  Dampfes  durch  eiue 
glühende  Brennstotfsäule  bläst,  die  abziehenden  Gase  reinigt  und  in 
einem  Gasbehälter  ansammelt. 

Wenn  der  mit  Dampf  gemischte  Luftstrom  den  Generator  durch- 
streicht, bildet  der  SauerstotF  der  Luft  mit  dem  Kohlenstoff'  des  glü- 
henden Brennmaterials  zunächst  Kohlensäure,  welche,  durch  die  darauf 
folgenden  glühenden  Kohlenschichten  streichend,  fast  gänzlich  zu  Kohleu- 
ox^'d  reducirt  wird.  Der  eingeblasene  Wasserdampf  wird  durch  die 
glühende  Kohle  zerlegt,  wobei  sich  schliefslich  Kohleuoxyd  und  Wasser- 
stoff' ergeben.  Der  Stickstoff'  der  Gebläseluft  und  die  gebildete  Kohlen- 
säure sind  als  indiff'erente  Gase  den  Generatorgasen  beigemengt. 

Wird  ein  Ueberschufs  an  Dampf  durch  den  Generator  geblasen, 
so  wird  durch  die  Zersetzung  desselben  so  viel  Wärme  aufgezehrt, 
dafs  das  Feuer  schliefslich  zum  Erlöschen  kommt.  Wenn  dagegen 
Dampf  und  Luft  im  richtigen  Verliältnil's  eingeführt  werden,  so  brennt 
der  Generator  stets  weiter  und  der  continiiirliche  Betrieb  desselben  ist 
gesichert. 

Die  von  der  Dowson  Economic  Gas  and  Power  Company  construirten 
Gaserzeugungsapparate  bestehen  aus  einem  kleinen  Dampfkessel  (oFig.  1 
und  2),  einem  Gaserzeuger  c  und  einem  Gasbehälter  l  von  etwa  5'''"' 
Inhalt,  in  welchem  die  beiden  Gasreiniger  kk  (^Scrubber)  durch  eine 
Zwischenwand  geschafften  sind. 

Der  kleine  Dampfkessel  a  mit  sehr  geringem  Wasserinhalt  hat  eine 
senkrechte  Feuerbüchse,  welche  mit  einem  Deckel  geschlossen  ist.  Die 
Verbrennungsgase  des  Kessels  entweichen  durch  ein  eisernes  Kohr 
ins  Freie. 

In  der  FeuerbUehse  ist  oberhalb  des  Feuers  ein  spiralförmig  ge- 
bogenes schmiedeeisernes  Kohr  befestigt,  das  der  Dampf  auf  seinem 
Wege  aus  dem  Kessel  nach  dem  Injeclor  b  durchströmt,  um  darin  über- 


Ueber  den  Betrieb  von  Gasmaschinen  mit  Dowson-Gas. 


585 


Fig.   I. 


hitzt  zu  werden.  Der  hier  überhitzte  Wasserdampf  bläst  durch  den  In- 
jector  b  Luft  in  den  unter  dem  Rost  des  Generators  befindlichen  Aschenfall. 
Dieser  letztere  ist  durch  eine  Reinigungsthür  während  des  Betriebes  luft- 
dicht verschlossen.  Ueber  dem  Roste  schliefst  sich  der  mit  feuerfesten 
Steinen  ausgefütterte  Schacht  des  Generators  c 
an,  welcher  mit  glühendem  Brennstoff  gefüllt 
ist.  Letzteres  wird  von  dem  eingeblasenen, 
aus  Dampf  und  Luft  bestehenden  Gemische 
behufs  Gasbildung  durchstrichen.  Der  Füll- 
trichter ist  während  des  Betriebes  durch  einen 
Kegel  geschlossen,  der  mittels  Hebel  und 
Gegengewicht  luftdicht  angedrückt  ist.  In 
den  über  dem  Kegel  befindlichen  Raum  des 
Trichters  wird  der  BrennstotYeingefüllt,  worauf 
derselbe  durch  einen  Deckel  dicht  verschlossen 
wird.  Läfst  man  durch  Anheben  des  Gegen- 
gewichtes den  Kegel  nach  abwärts  sinken,  so 
fällt  der  im  Trichter  befindliche  Brennstoff  in 
den  Generatorschacht,  der  hierauf  durch  den 
Kegel  wieder  verschlossen  wird.  Durch  diese 
Art  der  Beschickung  wird  der  Austritt  des 
Gases  aus  dem  Generator  verhindert. 

Der  beim  Anheizen  des  Apparates  ent- 
wickelte Rauch,  sowie  das  beim  Beginn  des 
Anblasens  erzeugte  minderwerthige  Gas  wer- 
den durch  ein  Rohr  d  abgeführt.  Letzteres 
wird  durch  einen  Hahn  abgesperrt,  wenn 
das  Gas  durch  einen  Syphon  f  nach  dem 
Gasbehälter  gehen  soll.  Das  im  Generator  c 
erzeugte  Gas  tritt  durch  ein  anderes  Rohr  e 
in  diesen  Syphon  f.  Die  Tauchung  des  ersteren  '"'  ' 

in  das  im  Syphon  befindliche  Wasser  verhindert  das  Zurücktreten  von 
Gas  aus  dem  Gasbehälter  in  den  Generator,  wenn  in  letzterem  die  Gas- 
erzeugung unterbrochen  ist. 

Aus  dem  Syphon  f  wird  das  Gas  behufs  Reinigung  durch  ein  Rohr 
den  Scrubbern  kk  zugeführt.  Diese  Scrubber  werden  durch  die  eine 
Hälfte  des  im  Bassin  des  Gasbehälters  befindlichen  cylindrischen  Rau- 
mes gebildet  und  sind  mit  Koks  gefüllt,  welcher  durch  eine  Rohr- 
leitung fortwährend  mit  Wasser  berieselt  wird.  Um  eine  gleichmäfsige 
Vertheilung  des  Gasstromes  zu  erzielen  und  eine  leichte  Abführung  des 
Wassers  aus  dem  unteren  Theile  der  Scrubber  zu  ermöglichen,  ist  in 
einem  entsprechenden  Abstände  vom  Boden  desselben  ein  gelochter 
Blechboden  eingelegt,  auf  welchem  der  Koks  aufgeschichtet  ist. 

Indem  das  Gas  durch  den  Koks  nach  oben  streicht,  wird  es  durch 


586  üeber  den  Betrieb  von  Gasmaschiueu  mit  Dowson-Uas. 

das  ihm  cntgegenrieselnde  Wasser  von  seinen  Unreinheiteu  befreit.  Da 
das  so  in  die  Gloclie  des  Gasbehälters  gelangte  Gas  immer  etwas 
Feuchtigkeit  enthält,  mufs  es,  bevor  es  dem  Verbrauchsorte  zugeführt 
wird,  die  mit  trockenem  Koks  gefüllten  Scrubber  in  der  zweiten  Hälfte 
des  Bassins  passiren. 

Das  Wasser,  welches  sich  im  unteren  Theil  der  Scrubber  sammelt, 
gelangt  durch  das  Gasrohr  in  den  Syphon  f^  aus  dem  es  durch  einen 
Ueberlauf  austritt. 

Der  in  den  Scrubbern  befindliche  Koks  hat,  nachdem  er  zum  Waschen 
nicht  mehr  benutzt  werden  kann,  seinen  Heizwerth  durchaus  nicht  ein- 
gebüfst,  er  kann  vielmehr  zur  Heizung  noch  anderwärts  benutzt  werden. 

Ist  der  Gasbehälter  l  mit  Gas  angefüllt,  so  wird  das  durch  eine 
Kette  mit  der  Gasbehälterglocke  in  geeigneter  Weise  verbundene  Ventil 
selbsthätig  geöffnet.  Die  in  dem  Aschenfall  des  Generators  befindliche 
Gebläseluft  kann  dann  zum  Theil  durch  dasselbe  entweichen,  so  dafs 
die  Gaserzeugung  so  lange  vermindert  wird,  bis  durch  ein  Sinken  der 
Gasbehälterglocke  das  Ventil  sich  wieder  schliefst.  Es  kann  die  Gas- 
erzeugung auch  dadurch  selbsthätig  unterbrochen  werden,  dafs  der 
Dampfhahn  des  Injectors  b  durch  die  an  der  Gasometerglocke  befind- 
liche Zugkette  bei  entsprechender  Stellung  geschlossen ,  bezieh,  wieder 
geöffnet  wird.  Es  findet  also  eine  selbsthätige  Kegulirung  des  Be- 
triebes statt. 

Durch  die  Ueberwachuug  und  Bedienung  des  Apparates  wird  ein 
Mann  nicht  vollauf  beschäftigt. 

Um  die  Einrichtung  und  den  Betrieb  des  Gasapparates  möglichst 
zu  vereinfachen,  mufs  die  Reinigung  des  Gases  auf  das  oben  beschriebene 
Mafs  einer  einfachen  Waschung  beschränkt  werden,  was  dadurch  er- 
reicht wird,  dafs  man  darauf  hinarbeitet,  ein  Gas  zu  erzeugen,  welches 
möglichst  wenig  Verunreinigungen  enthält. 

Es  dürfen  aus  diesem  Grunde  zur  Vergasung  in  dem  Generator 
nur  solche  BrennstotTe  angewendet  werden,  welche  keine  theerartigen 
Bestandtheile  enthalten  und  aufserdem  nicht  zusammenbacken,  da  sonst 
der  Generator  verstopft  und  die  Gaserzeugung  gestört   würde. 

Es  können  also  nur  gasarme,  nicht  backende  Steinkohlen  —  An- 
thracit  —  oder  Koks  in  Stücken  von  15  bis  30""  Gröfse  zur  Erzeu- 
gung von  Z)oicson-Gas  verwendet  werden,  wobei  zu  beachten  ist,  dafs 
das  Material  nicht  nafs,  sondern  möglichst  trocken  zur  Verwendung  kommt. 

Der  Dampfkessel  wird  am  besten  mit  Gaskoks  geheizt. 

Untersuchungen,  welche  von  Prof.  Teichmann  in  Stuttgart  und 
Oberingenieur  Boecking  in  Köln  augestellt  wurden,  lieferten  folgendes 
Ergebnifs: 

Der  untersuchte  Gasmotor  war  ein  Zwilling  der  Ueulzer  Gasmotoren- 
fabrik von  je  340™"'  Cylinderdurchmesser  und  ÖOÖ"""  Hub:  derselbe  war 
zum  Betriebe  einer  Spinnerei  nach  Italien  bestimmt.    Der  für  den  Gas- 


Koks  unter  dem  Kessel      .     . 
also  im  Ganzen  an  Brennstoff 
oder  für  das  stündliche  Pferd 
wovon  auf  Gaskoblen  fallen 
,,  ,,    Kesselkoks     „ 


Ueber  den  Betrieb  von  Gasmaschinen  mit  Dowson-Gas.  587 

erzeuger  benutzte  BrennstofT  war  Anthracit  in  nufsgrofsen  Stücken;  der 
Dampfkessel  wurde  mit  Koks  gefeuert;  der  Brennstoff  wurde  zugewogen, 
das  Wasser  zugemessen.  Der  Gasometerstand  war  zu  Beginn  und  zu 
Ende  der  sechsstündigen  Untersuchung  gleichhoch.  Der  Motor  ging  unter 
der  Bremse  mit  140  Umdrehungen,  die  Länge  des  ausgeglichenen  Brems- 
hebels betrug  1,433'",  die  Belastung  in  den  ersten  beiden  Stunden  IQ!!*?, 
in  den  letzten  vier  Stunden  181'<s. 
Die  erzielte  Leistung  stellte  sich 

in  den  ersten  2  Stunden  auf    53,63  H" 
„     „     folgenden  4     „         „      50,86   „ 

zusammen  auf 310,7  If-Stdn. 

Es  wurden  hierbei  verbraucht: 

Kohlen  im  Generator 210,5k 

27,0 
237,5 
0,7644 
0,677 
0,0869 

Der  Dampfverbrauch  für  Gaserzeugung  und  Kesselspeisung  (Dampf- 
pumpe)  betrug  für  Stunde  und  Pferd  0,54^. 

Um  den  Gasverbrauch  des  Motors  festzustellen,  wurde  nach  dieser 
Untersuchung  und  nach  Abstellung  des  Gasofens  mit  50,85  Pferd  ge- 
arbeitet und  dabei  in  13  Stunden  65  Minuten  34,23'^'"°  Gas  verbraucht, 
also  für  Stunde  und  Pferd  2,94':bni. 

Herr  W.  Schmidt  hat  die  Betriebskosten  eines  SOpferd.  Gasmotors 
mit  einer  gleichstarken  Dampfmaschinenanlage  zusammengestellt.  Der 
Kohlenverbrauch  der  letzteren  wurde  zu  2,5''  für  Stunde  und  Brems- 
pferdekraft 1  ermittelt,  während  für  die  Gasmaschine  der  Brennstoffver- 
brauch auf  1^  für  Stunde  und  Pferd  angenommen  wurde,  welche  Zahl 
von  der  Deutzer  Gasmaschinenfabrik  verbürgt  wird. 
Danach  sind  folgende  Zahlen  berechnet: 

Für  Dowson- Betrieb. 

1)  Anlagekosten. 

30  IP  Dowson-Gasapparat  mit  Aufstellung    4  600  M. 

30  IP  eincyl.  Gasmaschine 9  500  „ 

Rohrleitung  und  Aufstellung 750  „ 

Fundirung 100  „ 

Zusammen    14  950  M. 

2)  Betriebskosten: 

Verzinsung  des  Anlagekapitals  zu  5  Proc.  747  M. 

AbschreibungvonApparatu.Motor71/2Proc.  1113    „ 

„                 „     Fundament  3  Proc.    .     .  3    „ 

300  X 10  X30  =  90000k  Kohlen  zu lOM.  für It  900    „ 

Maschinist 1 050    „ 

Reinigung  und  Ueberwachung  des  Dampf- 
kessels        100    „ 

Reparaturen,  Schmiere  u.  s.  w 350    „ 

Zusammen  4263  M. 

1  Diese  Ziffer  ist  für  normale  Verhältnisse  entschieden  zu  hoch  gegriffen. 
Gebr.  Sulzer  in  Winterthur  gewährleisten  den  Verbrauch  von  Ik. 


588  Kohlen  wasserstoll'  zur  Speisung  für  Dampfkessel. 

Damp/belrieb. 

1)  Anlagekosten: 

Dampfkessel  von  45qm  HeizÜäche     .     .     .  4  200  M. 

Einmauerung 1  000  „ 

Kamin  und  Kesselhaus 1 750  „ 

Liegende  Condensations-Dampfmaschine     .  5  200  „ 

Fundirung 150    ,, 

Rohrleitung  und  Aufstellung 600  „ 

Zusammen  12  900  Jl. 

2)  Betriebskosten: 

Verzinsung 645  M. 

Abschreibung    für    Kessel     und    Maschine 

71/.^  Proc 825  „ 

Abschreibung  für  Fundament 57  „ 

300  X  10  X  30  X  2-5  =  225  000^  Kohlen  zu 

10  Jl 2  250  „ 

Heizer 1 050  „ 

Reinigung,  Ueberwachung 150  „ 

Reparaturen,  Schmiere  u.  s.  w 300  „ 

Zusammen  5  277  M. 


Verwendung  von  Kohlenwasserstoffen  zur  Speisung  von 
Dampfkesseln. 

Die  seit  langer  Zeit  bekanuteu  Versuche  zum  Ersätze  des  Wassers 
in  Dampfkesseln  durch  eine  leichter  verdampfbare  Flüssigkeit  scheinen 
nunmehr  zu  einem  wenigstens  nicht  ungünstigen  Ergebnisse  geführt  zu 
haben.  Wenigstens  berichten  namentlich  englische  Fachblätter  von  Er- 
folgen, welche  der  bekannte  Torpedobootsbauer  A.  F.  Yarrow  in  London 
mit  seinem  Boote  Zephir  in  Folge  der  Verwendung  leichter  Kohlen- 
wasserstoffe zur  Speiseflüssigkeil  erreicht  haben  soll,  vgl.  Industries, 
1888  S.  597,  Engineer,  1888  S.  427  und  490,  Le  ge'nie  civil,  1888  S.  173. 
Eine  Beschreibung  der  zur  Verwendung  gelangten,  anseheinend  ziem- 
lich umständlichen  Ausrüstungen  für  Kessel  und  Maschinen  findet  sich 
nur  in  Le  ge'nie  civil,  1888  *S.  218,  doch  ist  aus  dieser  Verötfentlichung 
kein  auch  nur  annähernd  genaues  Bild  von  der  Construction  zu  er- 
langen. Es  sei  deshalb  nur  das  Prinzip  der  bezüglichen  Neuerung  nach 
einem  Vortrage,  welchen  Yarrow  in  der  Institution  of  nacal  architects 
hielt,  nach  der  Zeitschrift  des  Vereins  deutscher  Ingenieure,  1888,  kurz 
wiedergegeben. 

Die  Kohlenwasserstotfe  werden  in  dem  Kessel  in  gleicher  Weise 
wie  Wasser  verdampft,  imd  die  entwickelten  Dämpfe  sodann  in  einer 
Maschine  zur  Expansion  gebracht ,  um  dann  sorgfältig  condensirt  und 
dem  Kessel  wieder  zugeführt  zu  werden. 

Das  aus  Stuhl  auf  der  Werft  von  Y''arrow  und  Co.  in  Poplar  her- 
gestellte Versuchsboot  hat  eine  Länge  von  10"',97  und  eine  Breite  von 
l'",83;  der  Bootskörper  wiegt  71P,  die  Maschine  und  Treibvorrichtuug 


Kohlenwasserstoff  zur  Speisung  für  Dampfkessel.  589 

305'',  so  dafs  das  Gesammtgewicht  1016'^,  etwas  mehr  als  1',  beträgt. 
Die  im  Hintertheile  des  Bootes  aufgestellte  Maschine  hat  einen  Cylinder 
von  108™°^  Durehmesser  in  Hammerstellung  und  besitzt  die  sonst  üb- 
liche Ausrüstung.  Unmittelbar  daran  ist  der  Dampferzeuger  ange- 
schlossen; er  besteht  aus  einem  von  zwei  eisernen  Gehäusen  umgebenen 
kupfernen  Schlangenrohre;  der  Raum  zwischen  den  Gehäusen  ist  mit 
Asbest  ausgefüllt.  Unter  dem  Schlangenrohre  befindet  sich  ein  ring- 
förmiges durchlochtes  Rohr,  einem  ßunsen-Brenner  ähnlich,  welches 
dazu  dient,  ein  hineingeprefstes  Gemisch  von  Kohlenwasserstoff  und 
Luft  beim  Austritte  aus  den  Löchern  zur  Heizung  der  Schlange  und 
Bildung  der  Dämpfe  zu  entzünden.  Die  Verdampfungsschlange  wird 
durch  die  Maschinenpumpen  aus  einem  im  Vordertheile  des  Bootes  an- 
geordneten gut  gedichteten  Vorrathsbehälter  für  flüssigen  leichten  Kohlen- 
wasserstoff von  180'^  Inhalt  gespeist,  welcher  mit  den  Pumpen  durch 
ein  aufserhalb  liegendes,  am  Kiel  entlang  geführtes  Rohr  in  Verbindung 
steht  und  vor  dem  ersten  wasserdichten  Querschott  so  aufgestellt  ist, 
dafs  bei  etwaigem  Undichtwerden  der  Kohlenwasserstoff  nicht  das  ganze 
Boot  durchfliefst.  Der  von  den  Speisepumpendruckrohren  in  die  Ver- 
dampfungsschlange geleitete  Kohlenwasserstoff  wird  dort  verdampft  und, 
nachdem  er  in  der  Maschine  Arbeit  geleistet  hat,  durch  zvcei  gleich- 
falls auf  beiden  Seiten  des  Kieles  liegende  Rohre,  welche  als  Ober- 
flächencondensatoren  wirken,  verdichtet  in  den  Behälter  zurückgeleitet, 
um  von  Neuem  zur  Speisung  zu  dienen.  Ferner  sind  zwei  Handpumpen 
angeordnet;  die  erstere,  backbord  befindliche,  dient  beim  Dampfaufmachen 
zur  Speisung  der  Verdampferschlange  aus  der  Vorrathskiste  durch  das 
Druckrohr  der  Maschinenspeisepumpe,  während  das  andere,  steuerbord 
liegende,  zum  Aufpumpen  von  Luft  in  den  Oberraum  des  Vorrathstanks 
bestimmt  ist;  es  geschieht  das  zum  Zwecke,  Dämpfe  für  Verbrennung 
in  einem  kleinen  unter  dem  Schlangenrohre  befindlichen  Hilfsbrenner 
zu  erzeugen,  welcher  durch  ein  längs  der  Bootshaut  geführtes  Rohr  an- 
geschlossen ist. 

Die  Ingangsetzung  der  Maschine  wird  in  der  Weise  bewirkt,  dafs 
mittels  der  letztgenannten  Handpumpe  in  den  Vorrathsbehälter  Luft  ge- 
pumpt und  die  hierdurch  hervorgerufenen  Dämpfe  im  Hilfsbrenner  ent- 
zündet werden,  um  die  Verdampfungsschlange  anzuwärmen,  was  ein 
etwa  2  bis  6  Minuten  währendes  Bedienen  der  Luftpumpe  erfordert. 
Hierauf  drückt  man  mit  der  Backbordhandpumpe  durch  einige  rasch 
auf  einander  folgende  Hübe  Kohlenwasserstoff  aus  der  Kiste  in  die 
Schlange,  welcher  sofort  verdampft  und,  wie  das  Manometer  anzeigt, 
unter  Spannung  kommt.  Durch  ein  Ventil  läfst  man  nun  in  geringen 
Mengen  verdampften  Kohlenwasserstoff  in  den  Hauptbrenner  strömen, 
welcher  gemischt  mit  mitgerissener  Luft  beim  Austritte  aus  den  Brenner- 
löchern sich  sofort  entzündet  und  den  Verdampfer  weiter  heizt.  Die 
Handpumpen   und   der  Neben brenner  werden  nun   abgestellt;  die  Vor- 


590  Kohlenwasserstoff  zur  Speisung  für  Dampfkessel. 

richtung  arbeitet  ununterbrochen  selbst  weiter,  wobei  die  Maschinen- 
puinpen  die  Speisung  übernehmen,  wahrend  die  Maschine  läuft.  So 
lange  die  erzielte  Spannung  im  Verdampfer  erhalten  werden  kann 
brennt  der  Hauptbrenner  ohne  Ueberwachung  fort.  Das  Mafs  der  Ver- 
dampfung bezieh,  die  Spannung  regelt  man  durch  Einstellung  des 
Ventiles  am  Hauptbrenner;  eine  weitere  Wartung  oder  Aufmerksam- 
keit erheischt  die  Maschine  nach  Inbetriebsetzung  nicht.  Die  beständig 
erhältliche  Dampfspannung  beträgt  5^'-  Ueberdruck.  Der  Abdampf  wird 
in  den  Aufsenrohren  verdichtet  und  tropfbar  flüssig  in  den  Vorrathstank 
zurückgeschafft,  so  dafs  nur  der  geringe  Verlust  an  Kohlenwasserstoff' 
durch  Verbrennung  im  Hauptbrenner  für  Heizzwecke  auftritt.  Das  An- 
lassen des  Bootes  mit  Vollkraft  dauert  vom  Augenblicke  des  Anzündens 
an  nur  durchschnittlich  fünf  Minuten;  um  das  Boot  anzuhalten,  braucht 
man  nur  ohne  weitere  Vorrichtung  den  Dampf  von  der  Maschine  ab- 
zustellen. 

Das  Boot  .soll  bei  wiederholten  Proben  7  bis  8  Knoten  stündlich 
anstandslos  mehrere  Stunden  gelaufen  sein,  ohne  dafs  sich  eine  andere 
Bedienung  während  der  Fahrt  als  das  Schmieren  von  Lagern  erforder- 
lich machte.  Die  ganze  Maschinen-  und  Treibvorrichtung  nimmt  einen 
sehr  geringen  Raum  ein  und  läuft  nur  wenig  ins  Gewicht.  Damit  ist 
die  Möglichkeit  geringer  Abmessung  aller  Bootstheile  verbunden,  wie 
denn  auch  das  Versuchsboot,  wie  schon  erwähnt,  bei  einer  Länge  von 
11"  sammt  Maschine  nur  etwas  über  1'  wiegt.  Die  Anlagekosten 
kommen  den  für  ein  Dampfboot  gleicher  Gröfse  zwar  näherungsweise 
gleich;  jedoch  kann  letzteres  wegen  der  Gröfse  von  Maschinen  und 
Kesseln  nur  etwa  die  Hälfte  der  Personen  befordern. 

Die  Betriebskosten  sind  verhältnifsmäfsig  geringe;  sie  beliefen  sich 
bei  der  Versuchsmaschine  auf  etwas  mehr  als  5',5  Kohlenwasserstoff"- 
verbrauch  bei  einer  Fahrgeschwindigkeit  von  7  bis  8  Knoten.  Der  be- 
nutzte leichte  flüssige  Kohlenwasserstoff  ist  ein  Nebenerzeuguifs  der 
Erdöldestillation  vom  spec.  Gew.  0,725  bis  0,730;  er  ist  Handelswaare 
in  den  Vereinigten  Staaten  und  kostet  dort  etwa  9  Pf.  für  1'  (in  Eng- 
land etwa  12  Pf.).  Er  ist  sehr  leicht  zu  verdampfen;  bei  der  Ver- 
suchsmaschine brauchte  der  Brenner  nur  für  geringe  Verbrennung  ein- 
gestellt zu  werden,  so  dafs  man  dem  zu  Folge  bei  voller  Fahrt  die 
Hand  an  den  Schlot  legen  konnte.  Der  eigentliche  Verbrauch  erfolgt 
eben  nur  im  Brenner,  während  die  arbeitenden  Dämpfe  immer  wieder 
durch  Condensation  für  die  Speisung  verdichtet  werden  und  in  den  Vor- 
ratlisbehälter  fliefsen. 

Versuche  \on  Johnton  und  Sons  sollen  ergelu-n  liaben,  dafs  der 
leichte  flüssige  Kohlenwasserstoff  für  seine  Verdampfung  eine  bedeutend 
geringere  Wärmemenge  als  Wasser  erfordert.  Vielleicht  emptiehlt  es 
sich  mehr,  für  die  Verdampfung  eine  billigere  Flüssigkeit  im  Brenner 
zu  verwenden.     Wenngleich  die  Erfindung  noch  nicht  lange  genug  er- 


Kohlenwasserstoff  zur  Speisung  für  Dampfkessel.  591 

probt  ist  und  noch  keine  genügenden  praktischen  Erfahrungen  damit 
gesammelt  werden  konnten,  so  ist  doch  anzunehmen,  dafs  der  Dampf- 
erzeuger unter  gewissen  Bedingungen,  weil  die  Verdampfungstemperatur 
des  Kohlenwasserstoffes  sehr  niedrig  ist  und  die  Dämpfe  keinerlei  Art 
von  Niederschlag  in  der  Maschine  und  den  Rohrleitungen  absetzen,  (?)  den 
Dampfkesseln  überlegen  sein  wird  (?). 

Inzwischen  sollen  schon  mehrere  Boote  dieser  Art  von  derselben 
Werft  mit  Vervollkommnungen  der  ersten  Einrichtung  gebaut  worden 
sein.  Für  die  Heizung  der  Verdampferschlange  ist  ein  Brenner  ge- 
wählt, welcher  nicht  durch  Kohlenwasserstoff'  aus  dem  Verdampfer 
bezieh,  aus  dem  Vorrathsbehälter,  sondern  besonders  durch  Paraffinöl 
oder  Erdöl,  also  allerorts  billig  käufliche  Brennstoffe,  gespeist  wird. 
Hiermit  sind  bedeutende  Ersparnisse  verbunden,  indem  nur  noch  Ver- 
luste an  flüchtigem  KohlenwasserstofiTe  in  Folge  von  Undichtheit  auf- 
treten; es  ist  ferner  die  mit  dem  Einschiffen  gröfserer  Mengen  leicht- 
flüchtigen Kohlenwasserstoffes  verbundene  Gefahr  vermieden. 

Die  Vorrichtung  für  das  Heizen  mit  Paraflinöl  u.  s.  w.  ist  folgender- 
mafseu  getroffen:  Au  passender  Stelle  im  Boote  ist  ein  Behälter  für 
das  Paraffinöl  aufgestellt.  Um  den  Brenner  anzuzünden,  wird  mittels 
einer  Handpumpe  Luft  in  den  abgedichteten  Paraffinölbehälter  bis  zu 
etwa  '(jät  Spannung  aufgepumpt.  Hierdurch  wird  das  Oel  in  den 
Brenner  gedrückt,  um  dort  entzündet  zu  werden.  Die  Flamme  des 
Brenners  bewirkt  nun  selbst  weiter  ein  Vergasen  des  zu  verbrennenden 
Oeles,  so  dafs  ein  beständiger  Gasstrom  in  den  Brenner  tritt.  Das  Gas 
wird  mit  mitgerissener  Luft  gemischt  und  verbrennt  wie  bei  einem 
fiimsm-Brenner  mit  nicht  leuchtender  Flamme  in  wirksamer  Weise. 
Der  Kreislauf  des  zur  Verdampfung  dienenden  Kohlenwasserstoffes  voll- 
zieht sich  ähnlich  wie  bei  der  Versuchsmaschine.  Für  kleinere  An- 
lagen ist  es  nicht  nöthig,  den  Druck  in  dem  Brennstoit'behälter  durch 
eine  selbsthätig  wirkende  Luftpumpe  aufrecht  zu  erhalten;  es  genügt 
vielmehr,  in  Pausen  eine  Handdruckpumpe  dafür  zu  bedienen.  Der 
Betrieb  der  Boote  ist  ein  sehr  reinlicher.  Es  wurden  bei  7  bis  8  Knoten 
Fahrgeschwindigkeit  unter  Entwickelung  von  4  ff  stündlich  etwa  G'/ji 
Erdöl  verbrannt.  Yarroio  verwandte  für  die  Heizung  namentlich  das 
Kerosin,  ein  durchaus  ungefährliches  Nebenerzeugnifs  der  Erdölgewin- 
nung, welches  im  Handel  geführt  wird;  die  Kosten  stellten  sieh  dabei 
für  1  Stunde  und  Pferd  auf  etwa  20  Pf.  Es  ist  zu  erwarten,  dafs  die 
noch  keineswegs  genügend  ausgebildeten  Einrichtungen  so  vervoll- 
kommnet werden,  dafs  ihre  Anwendung  allgemein  mit  wirthschaftlichen 
Vortheilen  verbunden  ist;  gegenwärtig  ist  ja  der  Brennstoffaufwand 
noch  ein  einigermafsen  beträchtlicher,  kostspieliger. 

Zu  bemerken  ist,  dafs  das  Bestreben,  Dämpfe  für  den  Betrieb  von 
Motoren  zu  verwenden,  welche  leichter  als  Wasserdampf  zu  erzeugen, 
also  aus  flüchtigeren  Stoffen  zu  gewinnen  sind,  fast  so  alt  wie  der  Ge- 


592  Mühlliäuser,  über  die  Synthese  von  Rosanilin. 

danke  der  Nutzbarmachung  des  Wasserdampfes  ist.  Die  schon  1797 
von  Carlwriyht  gebaute  Maschine  mit  Betrieb  durch  Alkoholdämpfe 
zeigte  die  Möglichkeit  des  Gelingens;  die  Maschine  lief  auch,  aber  die 
damals  unzulänglichen  Mittel  verhinderten  die  weitere  Ausbildung  der 
Erfindung  und  stellten  sie  dem  I)amj)fe  gegenüber  in  den  Schatten;  sie 
konnte  keinen  wirthschaftlicheu  Erfolg  erzielen.  Später  sind  wiederholt 
Aether  und  Schwefelkohlenstoff  versucht  worden,  und  an  ähnlichen 
Vorschlägen  hat  es  nicht  gefehlt. 


Ueber  die  Synthese  von  Rosanilinen  aus  Amidobenzophe- 

nonen  und  aromatischen  Aminen  unter  Mitwirkung  Halogen 

tragender  Substanzen;  von  Dr.  Otto  Mühlhäuser. 

Die  Verbindungen,  welche  aus  der  Wechselwirkung  zwischen  ami- 
dirten  Benzophenonen  und  reactionsfähigen  Halogenträgern  hervor- 
gehen, verhalten  sich  im  Allgemeinen  wie  Ketonhalogenüre  vom  Typus 
des  Dioxybenzophenonchlorids.  Je  nach  der  Natur  des  Halogen  tragen- 
den Vehikels  wird  aus  einem  Amidoketon  ein  einfaches  Ketonhalogenür, 
oder  aber  ein  Additionsproduct  der  Wechselproducte  entstehen.  Ersteres 
wird  sich  bilden,  wenn  sich  die  Ingredienzien  umsetzen,  letzteres  wenn 
sie  sich  addiren.  Da  die  der  Einwirkung  entstammenden  Substanzen 
Farbstoffnatur  besitzen,  sich  aber  gleichwohl  wie  Ketonhalogenüre  bezieh, 
deren  Abkömmlinge  verhalten,  so  ist  die  Annahme  gerechtfertigt,  dafs 
dem  beispielsweise  ausTetramethyl  Diamidobenzopheuon  und  PCI,  bezieh. 
POCfj  bereitbaren  Farbstoflle  die  Formel: 

/CH3  /  /CH3 

/  \ci  \_    /   ^CI 

bezieh.  C  \      ^       /d 

1-ci  j-o.p4o 

/  -Cl 

•CbH4-N<^||3  '-C,H,.N<CH3 

zukommt,  ümsetzungs-  oder  Additionsproducte  verwandter  Art  werden 
entstehen,  wenn  Amidoketone  der  Einwirkung  folgender  Halogenträger 
preisgegeben  werden: 

1)  PCI3,  PBrj,  PJ3 

2)  PCI5,  Pßrä 

3)  POCI3,  P0Br3,  PSCI3 

/Cl  /Gl 

4)  C=::0  ,     C=0  und  Homologe 

\C1  \0.CCl3 

5),Al2Cl6,  Fe^CIj. 


Mühlhäuser,  über  die  Synthese  von  Rosanilinen.  593 

Jene  veactionsfähigen ,  ephemeren  Farbstoffe  wirken  mit  tertiären 
aromatischen  Aminen  derart  zusammen,  dafs  der  an  C  gebundene  saure 
Rest  unter  Bildung  von  Halogenwasserstoff  bezieh,  einer  Oxysäure 
austritt  und  ein  Rosanilin  entsteht.  Oft  ist  es  nöthig,  dem  aus  gleichen 
Molekülen  Keton-  und  Halogenträger  hervorgehenden  Reaktionspro - 
ducte  weitere  Mengen  von  letzterem  zuzufügen,  um  die  Reaction  im 
Sinne  der  Friedel-Craft" scheu  Synthesen  durchzuführen.  So  reagirt  der 
aus  Dimethylamidobenzophenon  und  PCI3  entstehende  Farbstoff  nach 
Wegnahme  begleitender  Substanzen  ohne  alles  Weitere  mit  Dimethyl- 
anilin  unter  Bildung  von  Malachitgrün,  während  die  aus  Tetramethyl- 
diamidobeuzophenon  und  PCI3  hervorgehende  Farbsubstanz  nach  ihrer 
Isolirung  mit  Methylanilin  allein  nicht  reagirt  und  mit  letzterem  erst 
dann  in  Wechselwirkung  tritt,  wenn  ein  Condensationsmittel  z.  B.  PCI3, 
Al.jCl^  u.  s.  w.  der  Mischung  einverleibt  wird. 

Geschichtliches. 

Im  Jahre  1878  gelang  H.  Caro  und  C.  Grabe '  aus  Phenol  und 
einem  Chlorid,  dessen  Konstitution  durch  seine  Darstellung  aus  Ben- 
zophenon  und  PCI3  gegeben  schien,  die  Synthese  des  Aurins.  Damit 
war  die  Schablone  für  den  Aufbau  amidirter  und  hydroxylirter  Triphe- 
nylkarbinole  gegeben  und  es  war  zu  erwarten,  dafs  mit  der  Entdeckung 
jener  die  Synthese  dieser  Hand  in  Hand  gehe. 

1876  hat  bekanntlich  Wilhelm  Michler"^  die  ersten  amidirten  Ben- 
zophenone,  speciell  diamidirte,  entdeckt  und  aus  Dimethylanilin  und 
Diäthylanilin  und  Chlorkohlenoxyd  das  Tetramethyl  und  Tetraäthyl- 
diamidobenzophenon  bereitet.  Die  damals  kostbaren  Laboratoriums- 
präparate  konnten  indessen  auch  dann  nicht  zur  Synthese  von  sub- 
stituirten  Rosanilinen  reizen,  als  das  entschleierte  Bild  der  Atom- 
gruppirung  im  Rosanilin  zur  Verwendung  dieser  Ketone  sowohl  im 
Sinne  der  Hemilianschen  wie  der  Caro-Gräbe''scheu  Reaction  aufforderte. 
Nachdem  aber  A.  Kern  im  J.  1883  das  giftige  und  bis  dahin  kostbare 
und  schwer  zu  handhabende  Chlorkohlenoxj'd  zu  meistern  und  der  In- 
dustrie dienstbar  zu  machen  verstand ,  und  glatt  und  unschwer  die 
Michler'schen  Ketone  bereiten  lehrte,  war  auch  vom  technischen  Ge- 
sichtspunkte aus  an  die  Verallgemeinerung  der  Dioxybenzophenon- 
chloridreaction  zu  denken,  und  in  der  That  sieht  man  binnen  Kurzem 
der  fabrikatorischen  Bereitung  der  Ketone  die  fabrikmäfsige  Darstellung 
von  Rosanilinen  auf  Grund  der  Reaction  von  Caro  und  Grabe  folgen. 
Die  Erweiterung  dieser  Reaction  ist  Caro  zu  verdanken,  welcher  mit 
Sern  die  gemeinschaftliche  Durcharbeitung  des  nun  technisch  zugäng- 
lich gewordenen  Gebietes  unternahm.   Indem  Caro  und  Kern  auf  tetra- 

1  Berichte  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft,  1878  Bd.  11   S.  1350. 
i    W.  Michler,  Berichte  der  deutschen  ehemischen  Oetellschaft,  1876  Bd.  9  S.  716, 
Michler  und  Duperluis,  daselbst  1876  Bd.  9  S.  1899,  und  Michler  und  Gradmann., 
<iaselbst  1876  Bd.  9  S.  1912. 

Dinglefs  polyt.  Journal  Bd.  CT  Nr.  13.  1889|1.  38 


594 


Mühlhäuser,  über  die  Syntheae  von  Rosanilinen. 


methylirtes  bezieh,  tetraäthylirtes  Diamidobenzophenon  PCl^  und  auf  die 
so  erhaltenen  reactionsfähigen  Zwischenproducte  tertiäre  aromatische 
Amine  wirken  liefsen,  gelang  ihnen  der  Erhalt  einer  Keihe  von  neuen 


Amidoketon 

Amin 

Halogen- 
träger 

FarbsiülV 

1 

Literatur 

Tetraniethyldia- 

Dimethylaiiilii 

PCI3 

Hexamethylpararos 

-!  D.R.P.  Nr.  27  789 

mid(jbenzophenoi 

•' 

POCI3 
COCI2 

anilin 

v.l8.Dec.l883. 

" 

Dibenzylanilii 

POCI3 

Tetrametliyldiben- 
zylpararosanilin 

dto.  u.  Am.  Pat. 
Nr.  297415. 

Phenylaiiilin 

POCI3 

Tetramet  liylplienyl 
pararosanilin 

D.R.P.  Nr.  27  789 
v.l8.Dec.l883. 

,. 

Methylphenyl- 

POCI3 

Pentamethylplienyl 

„ 

aniün 

pararosanilin 

Dimethyl-o- 

POCI3 

Hexamethyldiphe- 

^ 

anisidin 

nylmethoxyplienyl- 
pararosanilin 

Phenyl-a-naph- 

POCI3 

Tetrametliyl-a  naph- 

dto.  u.  Am.  Pat. 

tylanilin 

tylpararosanilin 

Nr.  297  414. 

^ 

a  Naphtylme- 

POCI3 

Pentametliylnnaph 

D.R.P.  Nr.  27  789 

thylanilin 

thylpararusanilin 

v.l8.Üec.l883 
u.  Am.  Patent 
Nr.  308  748. 

^ 

Benzylphenyl- 

Tetraniethylbenzyl- 

D.R.P.  Nr.  27  789 

anilin 

plienylpararosanilin 

v.l8.Dec.l883 
u.  Am.  Patent 
Nr.  346  022. 

Tetraäthyldiami- 

Diätiiylaniliu 

PCI3 

Hexaälliyliiaraios- 

D.R.P.  Nr.  27  789 

dobenzophenon 

aniliii 

V.18.  Dec.1883. 

'• 

Diamylanilin 

POOj 

Tetraätliyldiamyl- 
pararosanilin 

" 

^ 

Phenyl-a-naph- 

Tetraäthyl-«-naph- 

dto.,  Amer.  Pat. 

tylamin 

tylpararosanilin 

Nr.  297  413. 

Dibenzylanilin 

Tetraäthyldibenzyl- 
pararüsanilin 

dto.,  Amer.  Pat. 
Nr.  297  416. 

Methyldiphe- 

Tetraätliylmetliyl- 

dto.,  Amer.  Pat. 

nylamin 

phenylpararosanilin 

Nr.  353  264. 

Benzylphenyl- 

Tetraäthylbenzyl- 

dto.,  Amer.  Pat. 

anilin 

phenylparanisanilin 

Nr.  353  262. 

Dimethylamido- 

Dimethylanilin 

PCI3 

Tetramet  hyldiami- 

D.R.P.  Nr.  27  789 

benzophenon 

dütriplienylkarliinoi 

v.18.  Dec.1883. 

retramethyldiami- 

Dimetliylaiiilin 

/Gl 

Hexamelhylpararos- 

D.R.P.  Nr.  29  962 

dobenzophenon 

C  =  0 

\0C,Cl3 

anilin 

V.  1.  .Juni  1884, 
Zusatz  ZU27989. 

^ 

Thiodiphenyl- 

POC13 

Tetramelliyltliio- 

D.R.P.  Nr.  36  818 

amin 

jhenylpararosanilin 

v.29.Dec.l885. 

" 

Methylthiodi- 
phenylamin 

POCI3 

Pentamethylthio- 
jhenyl  pararosanilin 

- 

,, 

Dimethyl-«- 

POC13 

Hexa-  \  Triamodn- 
methyl  f  diphcnyl-a- 

D.R.P.  Nr.  27  789 

naplitylaroin 

v.l8.Dee.l883. 

n-Naplitylamin 

POCls 

Tetra-  (     napht'yl- 
niethyl  '    karbinol 

" 

p-Tolyl- 
a-naphtylsmin 

retramelliylphenyl- 
riamidD-rtuaphtyl- 
diplienyl  karbinol 

llülilhäuser,  über  die  Sj'nthese  von  Rosanilineii.  595 

Farbstoffen.  Dafs  andere  aromatische  Amidoketone  sich  ähnlich  ver- 
halten, und  dafs  PCI3  durch  jeden  anderen  reactionsfahigen  Halogenträger 
ersetzbar  ist,  constatirten  die  Entdecker  des  neuen  Verfahrens  ebenfalls. 

Nebenstehende  Tabelle  gibt  ein  Bild  der  wichtigsten  Resultate  der 
Versuche  von  Caro  und  Kern  und  deren  Mitarbeiter.  Sie  zeigt,  welche 
Amidoketone,  Halogeiiträger  und  tertiäre  Amine  in  erster  Linie  auf  ihren 
Gebrauchswerth  geprüft  worden  sind  und  welche  substituirten  Pararos- 
aniline  laut  Patenten  der  Badischen  Anilin-  und  Sodafabrik  in  Betracht 
gezogen  wurden. 

Nach  einer  Mittheilung  von  G.  Schultz  und  P.  Julius  ^  hat  Caro 
schon  im  Jahre  1883  auf  die  Halogenderivate  der  amidirten  Benzophenone 
Phenole  einwirken  lassen.  Er  erhielt  hierbei  aus  Tetramethyldiamido- 
benzophenonchlorid  und  Resorcin  das  violettfärbende  Tetraniethyldiamido- 
dioxytriphenylkarbiuol  (Resorcinviotett).  Analoge  Farbsubstanzen  wur- 
den 1884  in  den  Laboratorien  von  Eiver  und  Pick^  bereitet.  Nach  den 
Angaben  der  Genannten  kann  z.  B.  Tetraäthyldiamidooxjtriphenyl- 
karbinol  aus  Phenol  und  Tetraäthyldiamidobenzophenonehlorid  und 
Tetraäthyldioxytriphenylkarbiuol  aus  Resorcin,  und  Tetraäthyldiami- 
dobenzophenonchlorid  im  Beisein  von  Chlorzink  dargestellt  werden. 

Auf  Grund  der  Caro  Grnie'schen  Reaction  wurden  von  der  Badi- 
tc/ien  Anilin-  und  Sodofabrik  in  Ludwigshafen  und  von  der  Acliengeaell- 
Kchaft  für  Chemische  Industrie  in  Basel  vorzugsweise:  Tetramethyldibenzyl-, 
Tetraäthyldibenzyl-,  Pentamethylalphanaphthyl-  und  Tetraäthylalpha- 
naphthyl-Pararosanilin  fabrikmäfsig  gewonnen  und  unter  dem  Namen 
Benzylviolett  Ä,  Benzylviolett  2B,  Victoriablau  4/},  Victoriablau  BB 
auf  den  Markt  gebracht. 

Technisches. 
Behufs  Darstellung  von  FarbstofTen  mischt  man  gleiche  Moleküle 
Amidobenzophenon,  Amin  und  Halogenträger.  In  vielen  Fällen  beginnt 
und  vollendet  sich  dann  die  Reaction  unter  freiwillig  eintretender, 
mäfsiger  Erwärmung  von  selbst.  Oft  ist  es  aber  nöthig,  durch  äufsere 
Kühlung  oder  durch  Zusatz  indifferenter  Lösungs-  und  Vertheilungs- 
mittel  wie  Benzol,  Toluol,  Xylol,  Schwefelkohlenstoff,  Chloroform  u. s.w. 
die  Einwirkung  zu  mäfsigeu,  da  sonst  die  Reactionswärme  sich  leicht 
bis  zur  theilweisen  oder  völligen  Zerstörung  des  entstandenen  Pro- 
ductes  sich  steigern  kann.  Manchmal  ist  es  andererseits  erforderlich,  die 
Reaction  durch  Erhitzen  auf  100^'  und  darüber  zu  unterstützen.  Stets 
ist    es   aber   von  Vortheil,   einen  Ueberschufs  des   aromatischen  Amins 


3  Tabellarische  Vebersicht  der  künxH.  org.  Farbstoffe  von  G.  Schultz  und  P.  Julius. 
1888  S.  54. 

-t  D.  R.  P.  Nr.  31321  vom  21.  Ausjiist  1884.  —  Berichte  der  deiit.'^chen  chemi- 
fchen  Geselhcba/l.  1886  Bd.  19  S.  758." 


596  Bücher-Anzeigen. 

anzuwenden,  um  die  Mischung  möglichst  neutral  und  flüfsig  zu  halten, 
was  auch  durch  Zusatz  der  indifferenten  Lösungs-  und  Vertheilungs- 
mittel  bewerkstelligt  werden  kann. 


Bücher-Anzeigen. 


Die  Kreuzer-Korvette  „Problem",  Eine  nautisch-technische  Studie  von 
Han$  Johow^  Kaiserl.  Marine-Schiirbau-Ingenieur.  Mit  5  lithogr. 
Tafeln.     (91  Seiten,  geb.  5  M.)    Lipsius   und  Tischer,  Kiel. 

Der  Verfasser  führt  in  der  vorliegenden  Studie  auf  Grund  angenommener, 
den  Bedürfnissen  der  Praxis  entsprechender  Bedingungen,  ein  Beispiel  für  die 
Construction  einer  Kreuzer-Korvette  durch.  Die  verschiedenen  Erwägungen, 
welche  für  die  getroffenen  Entscheidungen  mafsgebend  gewesen,  werden  in 
klarer  und  anschaulicher  Weise  entwickelt  und  die  Rechnung  für  die  einzelnen 
Gröfsen  durchgeführt.  Der  Verfasser  hofft  mit  seiner  Arbeit  nicht  nur  dem 
Constructeure,  sondern  auch  denjenigen  dienlich  zu  sein,  welche  ihr  Beruf  mit 
dem  Schiffbaue  in  Berührung  bringt.  Wir  sind  überzeugt,  dafs  ein  Beispiel, 
in  vorliegender  Weise  durchgeführt,  sehr  klärend  und  fordernd  wirken  wird, 
und  empfehlen  daher  diese  Studie  angelegentlichst. 

Die  Anwendung  von  Eisen  und  Stahl  bei  Constructionen  von  Conndhre, 

übersetzt  von  Hauff' (Wien  Carl  Gerold"«  Sohn).    304  Seiten,  36  Holz- 
schnitte, 2  Tafeln.    6  M. 

In  der  Absicht,  dem  bei  den  erheblichen  Fortschritten  der  Eisenverhüttung 
täglich  billiger  werdenden  Stahle  weitere  Verwendung  zu  Bauconstructionen 
zu  verschaffen,  hat  der  Verfasser  vielfach  Versuche  angestellt,  die  hier  mitge- 
theilt  werden.  Der  Verfasser  bespricht  demgemäfs  die  Eigenschaften  des 
Eisens  und  Stahles  im  Allgemeinen,  sowie  die  chemischen  und  physikalischen 
Einflüsse,  welchen  diese  Stofife  unterworfen  sind ,  ferner  die  Einwirkung  der 
Stösse  sowie  die  Verbindungen.  Schliefslich  bestimmt  er  unter  'Zugrunde- 
legung der  Versuche  von  Wöhler  und  Spangenberg  die  zulässigen  Spannungen, 
welche  man  dem  Eisen  und  Stahl  auferlegen   kann. 

Die  Haustelegraphie  und  Telephonie.  Eine  kurzgefafste  praktische 
Anleitung  zur  Herstellung  von  Haustelegraphen  und  Fernsprech- 
Anlagen.  Von  der  Abtheilung  für  Elektrotechnik  der  Nähmaschinen- 
fabrik vormals  Frister  und  Rossmann.  Günther  und  Sohn.  Berlin. 
(112  Seiten,  81  Abbildungen.    1  M.) 

Das  Werkchen  gibt  eine  für  den  Praktiker  berechnete  Anleitung  zur  Aus- 
führung von  Haustelegraphie-  und  Telephonie- Anlage.  Theoretisches  ist  auf 
das  Nothwendigste  beschränkt  und  die  Beschreibungen  sind  durch  zahlreiche 
Abbildungen,  auch  der  Nebenapparate  erläutert. 


1889. 

Namen-  und  Sachregister 


des 


271.  Bandes  von  Dingler's  polytechnischem  Journal. 

*  bedeutet:  Mit  Abbild. 


Namenregister. 


A. 


Adair  und  Co.,  Erdölmotor  538. 
Adam,  Druckwassermotor  *  481.  . 
Adametz,  Bier  375. 
Albers   SI. ,    Schraubensicherung  ■""  -153. 

—  Photographie  559. 
Albersheim,  Fettstoffe  523.  573. 
Albrecht,  Fettstoffe  523.  573. 
Allen,  ülycerin  94. 

—  Nietmaschine  *  438. 
Altmann,  Erdölmotor  *  495. 
Amagat,  Gase  183. 

American  Diamond  Rock  Boring  Comp., 
Tiefbohrung  298.  [298. 

American  Well   Works,   Tiefbohrung 

Andrieux,  Spiritus  279. 

Anschiitz,  Schnellseher  560. 

Anthon  und  Söhne,  Holzbearbeitung 
-49.«  51.*  53. 

Apel,  Phonometer  561. 

Appelbaum,  Vanadintinte  423. 

Appunn,  Sirene  565. 

Arbey  et  fils,  Stofssäge  4. 

Archieb,  Spiritus  330. 

Arcy  Porter,  Nähmaschine  *  393. 

Ardois,  Signal  *  556. 

Arents,  Hüttenwesen  177. 

Arnold,  Ammoniak  480. 

Arxer,  Holzbearbeitung  159. 

Atkinson,  Bohrmaschine  *  246. 

B. 

Bair,  Hüttenwesen  *  241. 
Bank,  Spiritus  335. 


Baratta,  Controluhr  317. 
Barlow,  Riemen  *  210. 
Barrow,  Bohrmaschine  *  251. 
Barth,  Glas  565. 
Bartlett,  Hüttenwesen  182. 
Bartsch,  Holzbearbeitung  51. 
Bastelberger,  Photographie  405. 
Battle,  Speichen  106. 
Battre,  Holzbearbeitung  163. 
Bau,  Bier  377. 
Bauer,  Zucker  272. 

—  Spiritus  282. 

Bauernfeind,  Mel'sinstrument  400. 
Baumgardt,  Elektricität  45. 
Bayer  J.,  Dampfkessel  *  148. 

—  A.  S.,  Holzbearbeitung  *  163. 
Beauraetz,  Spiritus  417. 
Becker,  Rohr  383. 

Beck  und  Rosenbaum,  Brauerei  '"  549. 

Behrend,  Schwefel  -  320. 

Behrns,  Brauerei  357. 

Bell,  Glycerin  94. 

Bendix,  Spiritus  335. 

Benedikt,  Glycerinbestimmung  91. 

Bennewitz,  Spiritus  283. 

Benrath,  Glas  37. 

Benz  und  Comp.,  Erdölmotor  *  493. 

Berges,  Gefälle  287. 

Berkel  v.,  Holz  235. 

Berliner  Aktiengesellschaft  für  Eisen- 

giefserei,  Brauerei  *  545. 
Bernreuther,  Spiritus  367.  [«439. 

Berrier-Fontaine ,   Druckwasserbetrieb 
Berton,  Beleuchtung  45. 
Bethel,  Holz  230.  231. 
Bischoff,  Riemen  '  209. 


598 


Namenregister  Bd.  271. 


Bishop,  Zucker  273. 
Blauel,  Koksofen  445. 
Blauful's-Weils,  Spiritus  365. 
Blythe,  Holz  230.  233. 
Bock,  Zucker  271. 
Bodenbender,  Spiritus  373. 
Bodewig,  (ionioraeter  400. 
Bodländer,  Spiritus  335. 
Böhme,  Spiritus  330. 
Bole,  Holzbearbeitung  *  la.      I^bau  70. 
Bolzano,   Tedesco    und  Comp.,    Berg- 
Bondonneau,  Maltose  187. 
Bott,  Hüttenwesen* 242. 
Boucherie.  Holz  228. 
Bourdon,  Locomobile  °  390. 
Bowack,  Spiritus  282. 
Bowiok,  Spiritus  335. 
Bradley,  Holzbearbeitung  "  13. 
Braithvvaite,  Druckerei  *  566. 
Brandenburg,  Traubenzucker  512. 
Brauer,  Spiritus  281. 
Braun,  Prisma  400. 
Braunport,  Bier  382. 
Breant,  Holz  230. 
Breinl,  Farbstoff  4I)(». 
Breitt'eld,  üanek  und  Comp.,  Dampf- 
kessel *  147.  [wesen  180. 
Bristol  Sublimed  Lead  Comp.,  Hüttcn- 
Brokk,  Holzbearbeitung  108. 
Bröfsler,  Stürke,  Dextrin  133.  185.  512. 
Brown  C.  E.  L.,  Kraftiibertragung"70. 
—  Holz  235.  [*  72. 
Brückenberg-Verein,  Bremsberg  *  207. 
Brunn,  Mallose  186. 
Buchwald,  Holzbearbeitung  *  162. 
Buckland,  Dampfkessel  *  146. 
Bulk,  Farbstoff  459. 
Bull,  Rosanilin  362. 
Bullock  Comp.,  Tiefbohrung  298. 
Burckhardl  und  Ziesler,  Brauerei  356. 
Buresch,  Holz  238. 
Burggraf,  Hüttenwesen  114. 
Burkhard!,  Rechenmaschine  205. 
Burnet,  Holz  230.  231. 
Buroughes,  Holzbearbeitung  16. 
Burstert,  Photographie  405.  [562. 
Büttchenbach,  Physikalische  Apparate 
Biitzke,  Holzbearbeitung  *  5. 
Buxton,  Druckerei  *  566. 

c. 

Cadogan   Eiectricitv   Companv.    Elck- 

tricität  261.         " 
Campbell,  Holzbearbeitung   16. 
Cance,  Bogenlampe  *  125. 
Cantor,  Glycerinbestimmung  91. 
Capitaine,  Erdblmotor  *  533. 
Cardon,  Flachs  *  504. 
Caro,  Sulfurirung  360. 


Caro,  Rosanilin  593. 
Carroll,  Wirkerei  '  64. 
Casperding,  Holzbearbeitung  '''  107. 
Castellaine  de,  Uergbau  67. 
Cestner,  Alkalimetall  ''■  129. 
Cham|)y  und  fils,  Stärkezucker  185. 
Champy   und  Payer,  Holz  230. 
Chanc-e,  Schwefel  aus  Sodarückstanden 
Chapmann,  Spiritus  420.  [»321. 

Charter,  Galt,  Tracy,  Erdölmotor* 537. 
Christek.  Spiritus  329.  364. 
Ciamond,  Mikrophon  *  510. 
Clemandot,  Signal  96. 
Colin,  Farbstoff  27. 
Considere,  Eisen  596. 
Constant,  Holz  236. 
Cookson,  Hüttenwesen  181. 
Coppee,  Koksofen  445. 
Cord-Virneisen,  Spiritus  418. 
Cour  La,  Telegraphie  144. 
Craven,  Hüttenwesen  *  242. 
Crompton  und  Co.,  Krahn  554. 
Crone,  Stärke  133. 
Crooke,  Hüttenwesen  219. 
Crother,  Schwefel  324. 
CuUoch,  Kobalt  431. 

D. 

Daferl,  Stärke  189. 

Dahl,  Farbstoff  28,  362. 

Dale  und  Schorlemraer,  Farbstoff'  460. 

Dalrymple-Hav,  Vermessung  *  506. 

Dam's,  Spiritus  330.  365. 

Debray,  Mennige  476. 

Decastni,  Schloudermaschine  137. 

Dee  Bank  Lead  Works,   Hüttenwesen 

Degener,  Spiritus  373.  [176. 

Deharbe,  Dampfkessel » 145. 

Delany,  Bussole  430. 

Delarive,  Hüttenwesen  222. 

Designolle,  Hüttenwesen  174. 

Detwiler,  Holz  236.  [»  583. 

Deutzer  Gasmolorenl'abr.,  Gasmaschine 

Diener,   Tiefbolnung  295. 

Docwra,  Fangschlol's  *  249. 

Doebner,  Farbstoff  28. 

Döhring,   Wächtercontrolapparat   288. 

Dominicus  und  Sohn,  Holzbearbeitung 

Donkin,  Calorimeter  *171.  [*  11. 

Donner  *  67. 

Döring,  Wirkerei  *  59. 

Dorsey,  Maismehl  138. 

Douse,  Feuerlöscher  *  318. 

Dowson,  Gasmaschine  *  582. 

Drown,    Kohlenstoffbestimmung   479. 

Dubrunfaul,  Maltose  186. 

Dufour,  Weberei  *  551. 

Dujour,  Wage  »305. 

Durand,  Farbstoffe  459. 


Namenregister  Bd.  271. 


599 


Durst,  Spiritus  333. 
Duvin,  Spiritus  287. 

E. 

Earaes,  Pulverisirmaschine  *  95. 
Ebell,  Glas  37. 

Eberhard-Müller,  Spiritus  365. 
Ebert,  Glas  565. 
Eckmann,  Spiritus  371. 
Eddy,  Mefsinstrument  "  316. 
Edison,  Phonograph  44. 
Edmunds,  Elektrieität  261. 
Edwards,  Kessel  *  339. 
Egger,  Umschalter  239. 
Egglestone  Mill,  Hüttenwesen  182. 
Eisenhuth,  Hüttenwesen  '  244. 
Eisenlauer,  Brauerei  356. 
Eisenraann,  Spiritus  334. 
Eibers,  Schlacke  140. 
Eldroyd,  Dampfkessel  150. 
Elion,  Bier  471. 

Elliot  Brothers,  Vermessung  506. 
Emerson,  Holzbearbeitung  *  13. 
Emery,  Prüfungsraaschine  *  442. 
EngleV,  Zersetzung  der  Fettstoffe  515. 
Enu,  Dampfkessel  <*  149.  [572. 

Epplei,  Holzbearbeitung  "  160. 
Ernst,  Hüttenwesen  173. 
Espenschied,  Rosanilin  362. 
Essex  Embroidery  Mach.  Comp.,  Näh- 
maschine *  394. 
Etienne,  Riemengabel-Stellvorrichtung 
Ewer,  Rosanilin  362.  593.  [*301. 

—  und  Pick,  Farbstoff  460. 

E. 

Fairbairn,  Walzwerk  *  95. 
Fauck,  Tiefbohrung*289. 
Fenton  Bros.,  Riemen  *  257. 
Fesca,  Schleudermaschine  137. 
Fischer  0.,  Farbstoff  28.  362. 

—  M.  0.,  Eisengufs  432. 
Fiather,  Gliederkette  *  258. 
Fleihner,  Hüttenwesen  174. 
Flemming   und  Co.,   Holzbearbeitung 
Fleury-Pinouret,  Holz  231.     [3.  *106. 
Forbes,  Strommesser  527. 

Foret,  Maltose  187. 

Förster.  Holzbearbeitung  *  154. 

Foth.  Bier  377. 

Fraas  Gebr.,  Dynamo  565. 

Francke,  Spiritus  282.  330. 

Frauenfeld,  Fafs  383. 

French  und  Wilson,  Hüttenwesen  183. 

Fresenius,  Arsenbestimmung  89. 

Freudenberg,  Hüttenwesen  246. 

F'reudenreich,  Bier  467. 

Frister  und  Rossmann,  Telephon  596. 


Fuchfs,  Bremsberg  206. 
Füller,  Walzwerk  *  287. 
Füth,  Luftapparat  401. 

G. 

Gabler,  Musterblätter  480. 

Gad,  Tief  bohrung  *  289. 

Gädicke,  Photographie   560. 

Galland,  Spiritus  281. 

—  Brauerei  *  545. 

Galloway,  Kessel  339. 

Galt,  Erdölmotor*  537. 

Gamper,  Kessel  "'  339. 

Gannersdorfer,  Spiritus  279. 

Gasser,  Holzbearbeitung  *  49. 

Gayer,  Holz  233.  235.  237. 

Gelingsheim,  Zündapparat "  319. 

Geppert,  Gasanalj^se  401. 

Gerard,  Bogenlampe  350. 

Gerdes,  Hopfen  421. 

Gerngrofs,  Fafs  383.   [Bremsberg  207. 

Gersdorfer       Steinkohlenbau  -  Verein, 

Gerstenhöfer,  Hüttenwesen  21. 

Gibson,  Elektroden  *  262. 

Gieseke,  Stereotypie  *  385. 

Gieseler,  Physikalische  Apparate  562. 

Gilder,  Holz  236. 

Gintl,  Riemen  260. 

Girard,  Farbstoff  27. 

Gisborne,  Umdrehungsmesser  527. 

Glade,  Holzbearbeitung  *  10. 

Glaeser,  Spiritus  279. 

Glafey,  Weberei*  551. 

Glauber,  Holz  230. 

Godard,  Kessel  *  338. 

Godefroy,  Spiritus  371. 

Godillot,  Kesselfeuerung  275. 

Goebel,  Erdölmotor  529. 

Göhmann,  Riemen  *  212. 

Goldammer,  Erdölmotor  *  495 . 

Goodwin,  Träger  *  95. 

Gossage,  Schwefel  326. 

Grabe,  Rosanilin  593. 

Gratr,  Wirkerei  *  65. 

Grau,  Elektrische  Uhr  *  562. 

Greshoff,  Bier  380. 

Grimschl,  Phonometer  561. 

Grönland,  Spiritus  278. 

Grosse,  Photometer  401. 

Grosser,  Wirkerei  *  65.*  66. 

Grote,  Spiritus  333. 

Gundler,  Holzbearbeitung  104. 

H. 

Haake,  Photographie  559. 
Haberlandt,  Bier  376. 
Hackmann,  Spiritus  367.  461. 
Hackney,  Hüttenwesen  *  242. 


600 


Namenregister  Bd.  Ü71. 


Haes,  Nähmaschine  *  433. 

Hagan,  Holzbearbeitung  104. 

Hagemann,  Glas  38. 

Hague,  Kessel  *  340. 

Hahn,  Erdölmotor  *  491. 

Haigh  and  Co.,  Holzbearbeitung  "  3. 

Hajnis,  LuftschifTfahrt  75. 

Hall,  Elektricität  46. 

—  Hüttenwesen  18'2. 
Hannover,  Dampfmaschine  *  150. 
Hanrez,  Kessel  *  337. 

Hansen  Ch.,  Gährungsindustrie  96. 

—  E.  C,  Spiritus  419. 

—  Bier  463. 
Hansen-Kühle,  Bier  471. 
Hargreaves,  Erdölmotor  538. 
Harris,  Riemen  "  209. 
Hartmann,  Brauerei  "  554. 
Hasenörl,  Tiel'bohrung  *  289. 
Hafs,  Krahn  *  544. 
Hatzfeld,  Holz  236. 

Haubold.  Färben  von  Holz  u.  dgl.  480. 
Hauff,  Eisen  596. 
Hausloch,  Brauerei  359. 
Havemann,  Hüttenwesen  21. 
Hayduck,  Spiritus  332. 

—  M.,  Bier  377. 
Hearson,  Erdölmotor  *  531. 
Hebburn    Lead    Works,   Hüttenwesen 
Heidelmann,  Wirkerei  *  61.  [181. 
Heidlberg,  Farbstoff  28. 

Heidler,  Wirkerei  *  59. 

Hein,  Spiritus  367. 

Heibig,  Schwefel  323. 

Hembyze  v.,  Vermessung  507. 

Henrich,  Schlacke  140. 

Hering,  Hüttenrauch  48. 

Herrmann  und  Comp.,  Ki'ahn''554. 

Herzfeld,  Zucker  271. 

Hesse,  Spiritus  282.  284.  285.  329.  336. 

Heumann,  Farbstoff  28.         (366.  374. 

Hej'de,  Vermessung  508. 

Hilgenstock,  Kalkerde  139. 

Himmel,  Holzbearbeitung  108. 

Hintz,  Arsenbestimmung  89. 

Hochmuth,  Brauerei  543. 

Hock,  Glas  43. 

Hoffmann  C.  G.,  Wächtercontrole  288. 

—  Gust.,  Koksofen  "  447. 
Hofmann,  Hüttenwesen  117. 

—  A.  W.,  Farbstoffe  457.  460. 
HoUick,  Krahn  »  554. 

Holm  J.  Chr.,  Spiritus  332. 

—  Bier  462. 
Holtz,  Spiritus  334. 

Homslead  Steel  Works,  Schere  "  397. 
Honig,  Zucker  271. 
Horlacher,  Anemometer  564. 
Hornig,  Spiritus  329. 
Horwitz,  Wollschmelzöl  29. 


Houton-Labillardiere,  Mennige  475, 
Howard,  Elektricität  262. 
Hoyer,  Technologie  432. 
Hubert,  Holz  236. 
Humes,  Erdölmotor  *  501. 
Hurdle,  Holz  236. 
Hüssener,  Koksofen  447. 

I. 

Immisch,  Jagdwagen  45. 
Issleib,  Bier  380. 


J. 


Jaaks  und  Bebras,  Brauerei  357. 

Jacksch,  Signallicht  527. 

Jacobsen,  Farbstoffe  360. 

Jacquelain,  Mennige  476. 

Jacques,  Holz  237. 

Jahn,  Spiritus  282. 

Janssen  und  Comp..  Photographie  559. 

Jean,  Spiritus  279. 

Jeserich,  Mikrophotogramm  405. 

Jesser,  Zucker  271. 

Jicinzky,  Koksofen  *  447. 

Jodlbauer,  Spiritus  373. 

Johanns'en,  Spiritus  278. 

Johow,  Korvette  596. 

Johnson  and  Sons,  Dampfkessel  590. 

Jones,  Holz  235. 

Jopp,  Photographie  34. 

Jörgensen,  Bier  461  ff. 

Jörgson,  Glas  37. 

Julius,  Rosanilin  593. 

Junge,  Hüttenwesen  110. 

Jüptner  v.,  Pyrometer  *  118. 

Jürgensen,  Dampfmaschine  '  150. 

Jurisch,  Hüttenwesen  218. 

Just,  Photographie  31. 

—  L.,  Spiritus  279. 

K. 

Kaczander,  Spiritus  279. 

Kahl,  Brauerei  355.  539. 

Kalker  Trieurfabrik,  Brauerei  543. 

Kalle  und  Comp..  Farbstoffe  359. 

Kalmann,  Analyse  47. 

Kamin,  Riemen  *  254. 

Kaselowski,  Krahn  556. 

Keiser,  Telephon  287. 

Kelly,  Wirkerei  •  62. 

Kempner,  Glas  41. 

Kendall,  Tiefbohrung  300. 

Kern,  Rosanilin  593. 

Kholinsky  de,  Elektricität  46. 

Kiefer,  Brauerei  "  538. 

Killing,  Rüstvorrichtung  *  94. 

Kingsley,  Dampfkessel  150. 


Namenregister  Bd.  271. 


601 


Kirchmaun,  Spiritus  421. 

Kiss,  Hüttenwesen  174. 

Kleyer,  Encyklopädie  336. 

Klimpert, Elasticität und  Festigkeit  336. 

Knabe,  Holzbearbeitung*  16. 

Knap,  Kessel  *  340. 

Knapp,  Kalkerde  138. 

Knauf,  Photographie  560. 

Knöfler,  Glas  81. 

Köbrich,  Holzbearbeitung  "  161. 

—  Tiefbohrung  298. 
Külbe,  Elektricität  46. 
Koller,  Lösungen  48. 
Koort.  Hüttenwesen  17. 

—  Koksöfen  *  444. 
Kosmann,  Kalkerde  139. 

—  Hüttenwesen  174. 
Krebs,  Telephon  46. 
Kreifs,  Brauerei  539. 
Kreuter,  Tacheometer  432. 
Krey,  Fettstoffzersetzung  516. 
Kriesser,  Spiritus  283. 
Krügener,  Photographie  559. 
Krüger,  Brauerei  542. 
Kruis,  Spiritus  282. 
Krupp,  Wage  44. 

Krüfs,  Photometer  401. 
Kühl  u.  Comp., Mikrophotographie  405. 
Kumpfmüller,  Spiritus  367. 
Kundt,  Photometer  401. 
Kurnakoff,  Hüttenwesen  174. 
Kyan,  Holz  230. 

L. 

Ladd,  Dextrin  188. 

Lainer,  Photographie  30. 

Laire  de.  Farbstoff  27. 

Lamb.  Wirkerei  *  64. 

Lambert,  Druckerei  *  567. 

Landis,  Kugeldrehen  *  304. 

Lange.  Spiritus  421. 

Law,  Blitzableiter  *  316. 

Lechat.  Riemen  *  259. 

Lege.  Holz  231. 

Lehmann,  Spiritus  367. 

Lelmhardt,  Spiritus  365. 

Leinert,  Photographie  406. 

Leitz,  Mikroskop  401. 

Lenoir,  Erdölmotor  *  490. 

Lenz,  Bauwerke  528. 

Leonhardt,   Schraubensicherung  *  452. 

Lerraer,  Bier  379. 

Letzring,  Spiritus  284. 

Lewis  und  Bartlett,  Hüttenwesen  182. 

Liebermann,  Dextrin  188. 

Liesegang,  Laterne  402. 

—  Photographie  561. 

Lilienthal.  Schraubensicherung  *  455. 
Lindet,  Spiritus  417. 


Lindner,  Spiritus  374. 

—  Bier,  467. 

Linnemann,  Zirkonlicht  '  402. 
Lintner,  Bier  375.  461. 

—  Stärke  418. 
Lippmann  v.,  Spiritus  418. 
List,  Erdölmotor  '  496. 
Löhnert,  Brauerei  352. 
Lorey,  Holz  239. 

Löwe,  Mennige  473. 
Löwenthal,  Mennige  474. 
Lowrie,  Elektricität  46. 
Lubiseh,  Tiefbohrung  300. 
Lugo,  Element  287. 
Lnndgren,  Holzbearbeitung  *  101. 
Lürmann,  Koksofen  445. 
Lutzki,  Erdölmotor  -'  492. 
Lyttle,  Holz  233. 


M. 


Mailliet,  Dampfmaschine  *  340. 
Manchester  Guardian,   Druckerei  567. 
Mancion,  Holz  234. 
Mann,  Sulfurirung  360. 
Marcus,  Erdölmotor  *  588. 
Margary,  Holz  231. 
Marguerite-Delacharlonna)',  Zucker271. 
Mark  Smith,  Druckerei "' 566. 
Martin,  Stahlhalter  '•■■  247. 
Martinand,  Bier  471. 
Matthey,  Hüttenwesen  226. 
Maurer,  Heliograph  *  169. 
Mayer  und  Co.,  Brauerei  542. 
Mazzuoli,  Hüttenwesen  173. 
Meister,  Lucius  und  Brüning,  Sulfuri- 
rung 360. 
Meldola,  Farbstoff  28.  361. 
Mellmann,  Hüttenwesen  223. 
Mentz,  Luftsehifffahrt  75. 
Mersanne,  Bogenlampe  *  127. 
Mestern.  Batterie  ''  558. 
Meyer,  Holzbearbeitung  "  158. 
Micliler,  Rosanilin  593. 
Miehe,  Mikrotom  402. 
Miller,  Kugeldrehen  ^-  303. 
Miquel,  Bier  467. 
Mischke,  Spiritus  283. 
Missong,  Druckerei  *  570. 
Mitscherlich,  Holzbearbeitung  51. 
Mittag,  Druckwassermotor  ''  481. 
—  Erdölmotor  *  529. 
Mix  und  Genest,  Telephon  *  411.*  579. 
Moll,  Stärke  137. 
Moller,  Holzbearbeitung  ""■  9. 
Mond,  Schwefel  326. 
Monheim,  Stärke  188. 
Monier,  Rohr  383. 
Monnet  und  Dury,  Farbstoff  27. 
Morawski  Th..  Analyse  47. 


602 


Namemegister  Bd.  211. 


Jlurawski  Th.,  Spiritus  279. 

—  V.,  Falirgeschwindigkeit  477. 
Morgan,  Hüttenwesen  115.*  397. 
Morgen,  Spiritus  363.  416. 
Jlori,  Bolirmascliine  "  '246. 
Moriu,  Spiritus  416. 

Morton,  Hobelmaschine  *  399. 
Mott,  Holzbeiirbeitung  *  163. 
Mouteith,  Höh  235. 
Mühlhäuser,  Farbstolfe  25.359.457.459. 

—  Rosanilin  592. 
Mulder,  Mennige  475. 

Muldner  Hütte,  Hüttenwesen  109. 
Müller,  Sehleuderraaschine  137. 

—  D.,  Riemen  '  254. 

—  Brauerei  254. 

—  0.,  Photographie  560. 
Myliiis,  Jodstärke  189. 

K 

Nathusius  v.,  Spiritus  363. 

Natterer,  Gase  183. 

Naumann,  Riemen  259. 

Neesen,  Stimmgabel  565. 

Neilson,  Schere  *  397. 

Nenki,  Spiritus  419. 

Netto,  Alkalimetalle  *  130. 

Neubecker,  Tiefbohrung  301. 

Neuhauss,  Spiritus  364. 

Nevill,  Druce  und  Co.,  Hüttenwesen  181. 

Newberr}'  und  Vautin,  Hüttenwesen 
224. 

Nibson,  Kessel  »  338. 

Nicholson,  Sulfurirung  359. 

Niederer- Kahl,  Brauerei  541. 

Nilsen, Mathiesen  und  Comp.,  Holzbear- 
beitung *  57. 

Noble,  Nähmaschine  *  433. 

Noelting  un^l  CoUin,  Farbstoff  28. 

Nölting,  Rosanilin  362. 

Nolzen,  Telephon  565. 

Norris,  Holzbearbeitung  104. 

Norton,  Kessel  *  340. 

Novak,  Kiemen  *  257. 


Oehler,  Rosaniliii  362. 

Oerlikon,  Kraftübertragung  *  74. 

Oesterreich,  Telephon  "  407. 

Oldfield.   Kiemen  255. 

Oncken.  lliihliearbeitung''13.  "  15.  "  97. 

*  156. 
Ordonneau,  Spiritus  417. 
Oriolle,  Dampfkessel  "  148. 
Orr,  Kessel  »  339. 
Ossberger,  Brauerei  354. 
Ott,  Rechenmaschine  205. 
Otto,  Koksofen  445. 


P. 

Panther  Lead  Comp.  180. 

Paradies  de,  Holz  230.  234. 

Parenly.  Temperaturregler  *  205. 

Parkes,  Hüttenwesen  224. 

Parsons  de,  Zucker  266. 

Patent   Rivel   Comp.,  Schraubensiche- 

Paulus.  Rohrleitung  "346.    [rung*453. 

Payen,  Holz  231. 

Payne,  Holz  230. 

Pechar,  Bergbau  68. 

Pelayo,  Signal  557. 

Perino,  Hüttenwesen  214. 

Persoz,  Farbstoff  460. 

Perutz,  Photographie  560. 

Petermann-Gembloux  ,      Stärkezucker 

Petri,  Spiritus  278.  [185. 

Peyrusson,  Spiritus  279. 

Phillips,  Mennige  475. 

Pichler  v.,  Erdölmotor  *  589. 

Pichon,  Mennige  475. 

Pick,  Rosanilin  362.  593. 

Pieper,  Spiritus  366. 

Pinetta,  Spiritus  333. 

Pittner,  Rührende  '"'  249. 

Plücker,  Holzbearbeitung  *  161 . 

Poppe,  Reclienmaschine  *  193. 

Porter,  Zucker  266. 

Pötzsch,  Holzbearbeitung  160. 

Poulsen.  Spiritus  332. 

—  Bier  463. 

Preece,  Elektricität  429. 

Pregel,  Druckwasserbetrieb  *  439. 

Price,  Farbstoff  27. 

Priestmann.  Erdölmotor  *  493. 

Printz,  Bier  376. 

Prinz,  Brauerei  539. 

Pröfsdorf  und  Koch,  Brauerei  354. 

Przibilla,  Tief bohrung  «295. 

Pufe,  Holzbearbeitung  162. 

Pulfrich,  Relleclometer  400. 

Q. 

Quasthoff,  Zucker  270. 
Quillfeldt  de,  Erdolmotor  *  577. 
Qurin,  Riemen  "  210. 

K. 

Ragot,  Erdülmnlor  '■  499. 
Ransome,  Holzbearbeitung*!.  3. 
Rasmussen  P.  und  E.,  Holzbearbeitung 
Rauf,  Dünnschliff  400.  [*  12. 

Ravensiiaw,  Bohrmaschine  *  246. 
Rawson,  Eleklriiität  240. 

—  l! erbsäure  431. 

Ray,  Schraubeusicherung  *  454. 
Recknagel,  Lactodensimeter  565. 


Namenregister  Bd.  271. 


603 


Redeker  und  Naiifs,  Wage  41. 

Rees,  Lampe  239. 

Refeen,  Bergbau  70. 

Reicliardt,  Zucker  277. 

Reimer,  Glycerin  93. 

Reinhard  und  Rösler,  Brauerei  354. 357. 

Reinliardt,  Bier  382.  543. 

Reinke,  Spiritus  332. 

—  Bier  471. 
Rene,  Holz  234. 

Richards,  Hobelmaschine  *  398. 
Richter,  Spiritus  366. 

—  und  Winkler,  Holzbearbeitung*  160. 
Rickard,  Quersäge  5. 

Riehle  brothers,  Zucker  266. 
Rielle  freres,  Holznagel  '  106. 
Rigoud,  Farbstoff  460. 
Risch,  Holzbearbeitung '•■■  157. 
Ritchie,  Schere  *  397. 
Ritter,  Böttchereimaschine  *  52. 
Rittmeyer,  Holz  228. 
Robbins,  Holz  233. 
Roberts,  Tielbohrung  295. 
Roche,  Wage  *  305. 
Rödiger,  Holzbearbeitung  "  50. 
Roesing,  Hüttenwesen  176. 
Roefsler,  Hüttenwesen  117.  226. 

—  L..  Bier,  382. 

Roff,  Nälimaschine  *  433. 
Rossi,  Kraftübertragung  ''  72. 
Rösing,  Hüttenwesen  115.  117. 
Röl'sler  und  Reinhard,  Brauerei  540. 
Rothenbacher  Hütte,  Hüttenwesen  172. 
Rouart  freres  und  Comp.  "  490. 
RoulT,  Chrom  132. 
Roullier,  Riemen  255. 
Rowland,  Diflfractionsgitter  401. 
Rudolph  und  Co.,  Schleudermaschine 
Rueprecht,  Wage  *  387.  [137. 

Rufin,  Spiritus  335. 
Rühlmann,  Maschinenlehre  528. 
Rüssel,  Hüttenwesen  174. 

—  J.  F.,  Kugeldrehen  *  303. 
Rütgers.  Holz  234. 

s. 

Saare,  Stärke  133. 
Sachs,  Farbstofl'  27. 
Sachse,  Alkaliraetall  *  129. 
Saladin,  Brauerei  *  549. 
Salomons,  Elektricität  240. 
Sander  und  Graff,  Wirkerei  *  65. 
Sautter,  Leramonier  und  Comp.,  Signal 
Sauval,  Holz  237.  [»  556. 

Schaal,  Holz  237. 
Schäfer  F.,  Brauerei  353. 

—  J.,  Bier  383. 
Schaffner,  Schwefel  323. 
Schanschieff,  Beleuchtung  *  191. 


Scheibner,  Spiritus  365. 
Scheller,  Spiritus  373. 
Schelter,  Stereotypie  *  385. 
Schemfil,  Druckwasserbetrieb  *  439. 
Scherte!,  Hüttenwesen  17. 
Schestopal,  Fettstoff  576. 
Scheurer-Kestner,  Calorimeter  *  171. 
Schieren,  Riemen  """  255. 
Schiff,  Farbstoffe  459. 
Schütz,  Erdölmotor  *  309  *  534. 
Schinner,  Spiritus  279. 
Schlumberger,  Farbstoff  28. 
Schmidt  J.  B.,  Holzbearbeitung  9. 

—  Telephon  287. 

—  W.,  Gasmotor  586.  [*  213. 
Schmidt  und  Brettschneider,  Riemen 
Schmidt  und  Hänsch,  Photometrie  401. 
Schmitz,  Photographie  560.  [402. 
Schnabel,  Hüttenwesen  21.  115.  174. 
Schöbe,  Spiritus  263. 

Scholl  und  Auer,  Brauerei  541. 
Schöpfen  leuthner,Luftcompressor*252. 
Schott,  Glas  41. 

Schranz  und  Rödiger,  Holzbearbeitung 
Schreiber,  Riemen  *  254.  [*  50. 

Schrohe,  Spiritus  281. 
Schröder,  Photographie  405. 
Schuchardt,  Holzbearbeitung  155. 
Schüll,  Fernrohr  400. 
Schultz,  Rosanilin  593. 
Schulz,  Hefegift  419.  [tung  *  5. 

Schulze    und   Schramm ,    Holzbearbei- 
Schumann,  Stärke  138.  187. 
Schütz,  Holzbearbeitung  *  161. 
Schütze,  Stärke  135. 
Schuyler,  Blitzableiter  430. 
Schwarz  H.,  Glas  37. 

—  A.,  Brauerei  »351.*  538. 
Schwackhöfer,  Holz  232.  238. 
Seebold,  Riemen  "^  213. 
Seeger,  Brauerei  352. 
Seely,  Holz  233. 

Seibert,  Mikroskop  4t>l.  [572. 

Seidner,  Zersetzung  der  Fettstoffe  515. 
Selling,  Rechenmaschine  "^  193.  564. 
Sellner,  Signal  557. 
Sentker,  Holzbearbeitung  *  105. 
Serbische  Zündholz-Gesellschaft,  Holz- 
bearbeitung 97. 
Seyberlich,  Traubenzucker  512. 
Seyfert  F.,  Stärke  188. 
Seyfert  und  Donner,  Plüsch  *  67. 
Shenstone,  Glas  565. 
Shoemaker,  Schleifvorrichtung  *  251. 
Siemens,  Spiritus  365. 

—  Krahn  556. 

Siemens  und  Halske,  Hüttenwesen  215. 

—  Bogenlampe  *  406. 

—  Spiritus  365. 
Simmersbach,  Koksofen  *  444. 


604 


Namenregister  Bd.  271. 


Sinclair,  Beleuclitung  239 
Smith  G.,  Riemen  "  210. 

—  Holz  236. 

Soci6te  anonyme  Cail,  Erdölmotor  *  577. 
Sokol,  Magnesiumlainpe  405. 
Sommer,  Brauerei  356.  383. 
Soxhlet,  Stärkezucker  512. 
Späther,  Iliittenwesen  113. 
Sprague,  Stral'senbahn  240. 
Stahl,  Wirkerei  »60. 
Stammer,  Zucker  266. 
Stampfer,  Vermessung  509. 
Stanley,  Bergbau  67. 
Steinecker,  Brauerei  353. 
Stenglein,  Magnesiumlicht  405. 
Stephan  G.,  Holzbearbeitung  *  4. 

—  M.,  Wirkerei  *  63. 

—  V.,  Telegraphie  478. 
Stetefeld,  Hüttenwesen  174. 
Steven,  Feuermelder  430. 
Stevenson,  Schwefel  321. 
Stieberitz,  Brauerei  354. 
Stirn,  Photographie  559. 
Stoermann,   Schraubensicherung  *  454. 
Stolz,  Brauerei  353. 

Stone,  Schlacke  140. 
Strontianit-Gesellschaft  Ahlen,  Zucker 

277. 
Struthütten,  Hüttenwesen  173. 
Struve,  Bier  375. 
Studer,  Riemen  259. 
Stutzer,  Maltose  186. 
Suhowo,  Spiritus  365. 


Tammann,  Glas  83. 

Tauret,  Spiritus  417. 

Tecklenburg,  Tiefbohrkunde  301. 

Tedesco,  Milchglas  424. 

Temple  du,  Kessel  "  337. 

Terrae  und  Deharbe,  Dampfkessel  "145. 

Terp,  Tief  bohrung  298. 

Thilmany,  Holz  231. 

Thomas,  Rechenmaschine  193. 

Thompson    J.    B. ,    Alkalimetall  *  132. 

—  L.,  Calorimeter  "  171. 

ThornyUroft,  Dampfkessel  *  146. 

Thowlels,  Aikalimelalle  *  131. 

Tidblad,  Holzbearbeitung  "  6. 

Tille,  Holzbearbeitung  *  6. 

Tirmann,  Tief  bohrung  295. 

Tollens,  Spiritus  418. 

Topf,  Bier  461. 

Tracy,  Erdölmotor  *  537. 

Trampedach,  Traubenzucker  512. 

Traube,  Spiritus  335. 

Tripler,  Holz  234. 

Trojan,  Hüttenwesen  *  243. 

Turner,  Kessel*  391. 


Tyne  Boiler  Works    Comp.,    Dampf- 
kessel *  146. 
Tyne  Lead  Works,  Hüttenwesen  181. 

F. 

Udransky  v.,  Spiritus  371. 
Uhland,  'KarlolTelslärke  133. 


\T 


Vautherin,  Hüttenwesen  244. 
Virtue,  Spiritus  373. 
Volkner,  Spiritus  373. 
Vofs,  Spiritus  365. 

w. 

Wächter,  Mikroskop  401. 
Wadzeck,  Erdölmotor  *  530. 
Wagner,  Elektrische  Uhr  *  562. 
Walberg,  Zucker  272. 
Walker-Parker,  Hüttenwesen  176.  18l). 
Wallace,  Flachs  ''  503. 
Wanklyn,  Farbstoff  27. 
Warren,  Hüttenwesen  227. 

—  Selenbestimmung  479. 
Warwick,  Hüttenwesen  183. 
Waterberg,  Holz  236. 
Waterhouse,  Bogenlampe  *  315. 
Watson,  Farbstotr  27. 
Webendorfer,  Wirkerei  *  67. 
Weber-Landolt,  Erdölmotor  *  536. 
Weeren,  Tiefenmesser  *  190. 
Weigert,  Mikrotom  402. 
Weinreb,  Glas  36. 

Weinzierl  v.,  Bier  376. 
Weifsmüller,  Spiritus  367. 
Wells,  Walzwerk  »  95.        [metrie  336. 
Wernicke,  Goniometrie  und  Trigono- 
Werth,  Kessel*  337. 
Werthheim,  Nahmaschine  *  392. 
Western  Union  Telegraph  Comp.,  Tele- 
graph 429. 
Weyers,  Weberei  »  553. 
Whceler,  Kiuipfhich  *  341. 
White  W.,  Alkalimetall*  132. 

—  Kessel  *  338. 

—  J.  T.,  Schwefelsäure  431. 
Whitehouse,  Holzbearbeitung  "  162. 
Whitney,  Ankornraaschine  *250. 
Wiborgh,  Pyrometer  "  118.*  163. 
Wieck,  Holz  239. 

Wiesner,  Spiritus  332. 
Wilcomb,  Wirkerei  *  67. 
Wild,  Strickring  *  58. 
Wilhelm,  Holz  235. 

—  Erdölmotor  538. 
Will,  Glycerin  93. 
Williams,  Farbstoff  27. 


Sachregister  Bd.  271. 


605 


Williams,  Glas  37. 

Williamson,  Schere  '  397. 

Wilson,  Hüttenwesen  183. 

Windham,  Erdölmolor  *  529. 

Windisch,  Spiritus  331.  371. 

—  Bier  377. 

Winkler,  Holzbearbeitung  *  160. 

Winstaniev,  Gefrieren  191. 

Wirt,  Holz  236. 

Wischker,  Holzbearbeitung  *"  8. 

Witschel,  Bier  383. 

Wittelshöter,  Spiritus  282.  285. 

Wittmann,  Musterblätter  480. 

Wohlwill,  Hüttenwesen  222. 

Wolf,  Tiefbohrung  300. 

Wolff,  Farbstoflf  28. 

Woller,  Wirkerei «  62. 

Wolz,  Reflektometer  400. 

Wood,  Kohlensaures  Natron  *  95. 

Wood   and  Sons,   Dampf kessel  *  147. 

Woodhouse,  Elektricität  240. 


Wright,  Böttcherei  *  54. 
Wurtz,  Spiritus  417. 


Yarrow,  Dampfkessel  587. 
York,  Kessel  *  339. 

z. 

Zeifs,  Mikroskop  401. 
Zenger,  Photographie  560. 
Ziemann,  Bierlilter  472. 
Ziesch  und  Comp.,  Teppich  432. 
Zipperer,  Chocolade  480. 
Zschocke,  Holzbearbeitung  52. 
Zsigmondy  R.,  Glas  36.  80.  424. 
—  Bela,  Tiefbohrung  294. 
Zulkowsky,  Farbstoff  460. 
Zwickauer  Verein,  Bremsberg  *  207. 


Sachregister. 
A. 

Abfalllange.     Verarbeitung  zinkhaltiger  —  218. 

AbleseTorrichtung.     —  für  Kreistheilungen  von  Theodoliten  509. 

Abstecken.     —  von  Kreisbögen  mit  Dalrymple  Hay's  Instrument  *  506. 

Accordarbeiten.     —  für  Maschinenfabriken  576. 

Accnmnlator.    S.  Betrieb  der  Werkzeugmaschinen  mittels  Druckwassers  *  439. 

—  8.  Speicherbatterie. 
Acyteliu.     —  522. 
Aeronantik.     S.  Luftschifffahrt  75. 
Aether.     S.  Spiritus  370. 
Aethylisoamyl.    —  521. 

Albumiu.     Abscheidung  des  —  aus  Fruchtwasser  137. 

Alkalimetalle.     Gewinnung  der  —•129. 

Alkoholometer.    Gewichts—  421. 

Alkylirnng.     —   von  Rosanilin   durch  Amidokohlenwasserstoffe;   von  Mühl- 

Alnmininm.     S.  Hüttenwesen.     Gewinnung  des  —  *  129.  [häuser  25. 

Amidobenzophenoue.     —  bei  der  Synthese  von  Rosauilinen  592. 

Amidokohlenwasserstoffe.     —  zur  Alkylirung  von  Rosanilin  25. 

Amine.  _  —  bei  der  Synthese  von  Rosanilinen  591. 

Ammoniak.     Gewinnung  des  —  450. 

—  —  und  — Präparate  480.j 
Anaerobinose.    —  419. 

Analyse.     Die  —  der  Wollschmelzöle;  von  Dr.  A.  Horwitz  29. 

—  Bestimmung  der  salpetrigen  Säure  neben  Salpetersäure  47. 

—  Empfindliche  Reaktion  zum  Nachweise  von  Fichtenharz  47. 

—  Bestimmung    von    kleinen    Mengen    Arsen   in   Geweben,   Gespinnsten  und 

—  Bestimmung  des  Glyceringehaltes  von  Rohglycerinen  91.  [Tapeten  89. 

—  Bestimmung  von  Stärke  in  Getreidekörnern  188. 

Bestimmung  von  Stärke  und  Zucker  in  Futterstoffen  188. 

—  —  betreffend  steuerfreie  Verwendung  des  Spiritus  367. 

—  S.  Zucker.     Bestimmung  des  Dextrines  271.  273. 

—  Gasanalysenapparat;  von  Geppert  401. 


606  Sachiegistei-  Bd.  271. 

Analyse.     Beslimmiing  von  Ammoniak  und  Base  in  Spirituosen  417. 

—  Einl'ührung  der  GewiclitsalUolometer  421. 

—  Fehler  beim  Ablesen  s.  Spiritus  422. 

—  Vülumelrische  Bestimmung  von  Kobolt  431. 

—  Volumetrisclie  Bestimmung  von  Schwefelsäure  und  Phosphorsäure  431. 

—  Nachweis  von  tjerbsanre  und  Gallussäure  431. 

—  Zymoteclinisclie  —  der  Luft  466.  (S.  Bier.) 

—  Bestimmung  von  KohlenstotT  in  Eisen  479. 

—  Nachweis  und  Bestimmung  des  Selens  im  Meteoreisen  479. 

—  S.  Priicisionswage  *  387.     Hüttenwesen  17. 
Anemometer.     S.  Ausstellung  564. 
Aukörnniaschlne.     Whiiney's  — "250. 

Anode.     Zerfallen  derselben  bei  der  Elektrolyse  222. 

Antimon.     S.  Hüttenwesen  17.     — erz  Horsfordit  431. 

Antriebsmechanismus.     —  für  Nähmaschinenscliiffchen  *■' 391. 

Apparate.     —  für  Brennerei  365. 

Appretur.     S.  Flachsbrechmaschine  *  503. 

Arlthmometer.     S.  Rechenmaschine  *  193. 

Arsen.     Bestimmung   von    kleinen  Mengen  —  in  Geweben,  Gespinnsten    und 

Tapeten  89.     S.  Hüttenwesen  17. 
Argeuctalorid.     —  zum  Imprägniren  des  Holzes  234. 
Arsensäure.     —  zum  Imprägniren  des  Holzes  234. 
Asphalt.     —  zum  Imprägniren  des   Holzes  236. 
Ausschalter.     —  für  elektrische  Ki-aftübertragung  *  70. 
Ausstellung:.     Brauerei—  in  Stuttgart  377. 

—  Die  wissenschaftliche  —   der  61.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und 

Aerzte  in  Köln  *  400.  550. 

Fernrohre,  Retlektometer,  Refraktometer,  Goniometer,  Nivellii-inslrumente, 
optische  Apparate  400.  Geppert's  Gasanalysenapparat  401,  optische  und 
pneumatische  Apparate,  Mikroskope  401.  Mikrotome,  Projectionsapparat 
von  Liesegang,  Schmidt  und  Haensch  bezieh.  Linneraann  *  402.  Photo- 
graphische Apparate  und  Verfahren  404.  Photographische  Apparate;  von 
•Janssen,  Stirn,  Krügener,  Haake,  Albers,  Perutz,  Gädike,  Müller,  Schmitz, 
Knauf  559.  Zenger's  Sonnenphotographieen  560.  Anschütz's  Schnell- 
seher 560.  Liesegang's  Photographische  Lehrbücher  561.  Apel's  Phono- 
skop 561.  Grimschl's  Phonometer  561.  Physikalische  Lehrapparate;  von 
Gieseler  bez.  Büttehenbach  562.  Elektrische  Uhr;  von  Wagner  bez.  Grau 
*562.  Horlacher's Auemometer564.  Sirenenscheibe;  vonAppun565.  Stimm- 
gabel mit  Schallradiometer;  von  Neesen  565.  Nolzen's  Mikro-  und  Tele- 
phon 565.  Fraas'  Üynamoraascliine;  Barth-Ebert-Shenstone's  Glasbläserei 
für  Physiker  und  Chemiker  565. 

B. 

Bahnwesen.     Die  elektrische  Stral'aenbahn  zu  Richmond  240. 
Bauwesen.     Verstellbare  Rüstvorrichtung;  von  Killing  "  94. 

—  Eiserne    Träger  nach  Goodwin  "  95. 

—  Vei-.suclie   mit  Mouier-Rohren  383. 

Batterie,     üfenförmige  thermoelektrische  —  "  558. 
Beleuchtung:.     Elektrische  Lampe;   von   Berton  45. 

—  Cance's  elektrische  Bogenlampe  *  12ö. 

—  Mersanne's  elektrische  Bogenlampe  "  127. 

—  Neue  Kohlenstäbe  für  elektrische  Bogenlampen   144. 

—  Schanschiell's  galvanisches  Element  für  elektrische  —   191. 
— ■  Sinclair  und  Ree.«'  elektrische  Sicherheitslampe  239. 

—  Waterhouse's  Bogenlamjie  *  314.  |Schilfe  und   Leuchtthürme  527. 

—  Gerard's    elektrische    Bogenlampe   350.      S.    Bogenlampe  *  406.     Signal    für 
Bergbau.     Der  Stanley  sehe  Streckenhohrer  68. 

—  Ueber  Bremsbergverschlüsse  "  2(M5. 

Verschlufs    des  Zwiokauer  Steinkidilenbau-Vereines    mit  Wiukelhebel    al8 


Sachregister  Bd.  271.  607 

selbsthätige    Sperrvorrichtiing  *  207.     Verschlul's    des    Brückenberg-Stein- 
kohlenbau-Vereines  mit  selbsthätigem  Rahmen* 207.    Verschlul's  mit  selbs- 
thätiger  Hebelvorrichtung  "  208. 
Bergbau.     Neuerungen  in  der  Tiefbohi-technik;  von  E.  Gad  *  289. 

Bericht  über  die  in  Wien  im  laufenden  Jahre  abgehaltene  Bohrtechniker- 
versammlung. Bohrgestänge  von  Fauck  bez.  Hasenörl.  Bohrmeifsel, 
Bohrstange,  Nachnahmebohrer,  Freil'all-Instrumente,  Bohrgeslänge  und 
Bohrtransmission  *  289.  Die  Arbeitsweise  mit  den  Fauek'schen  Einrich- 
tungen* 292.  Rohrabschneide-Instrument".  Fauvelle's  Wasserspül-Bohr- 
vorrichtung.  Bohrvorrichtung  von  Zsigraondy  294.  Torpediren  von  Oel- 
brunnen  294.  Przibilla's  Bohrautomaten  *  295.  Diamantbohrmaschine;  von 
der  Bullock  Manufacturing  Comp.,  der  American  Diamond  Rock  Boring 
Comp.,  sowie  der  American  Well  Works* 298.  Feststellung  der  Streichung 
des  Gebirges  nach  den  Bohrkernen,  nach  Köbrich,  Wolf  und  Lubisch. 
Bohrungen  mit  Diamantbohrer;  von  Lubisch  und  Neubecker  301. 
—  S.  Erdbohrer* 249. 

Beschickung'.    Vorrichtung  zur  gleichmäfsigen  Beschickung;  von  Trojan*243. 
Biegemaschine.     S.  Druckwasserbetrieb  *  440. 
Bier.     Ueber  Forlschritte  in  der  —  brauerei  375.*  461. 

I.  Gerste,  Malz,  Hopfen:  Bezngsverhältnisse  der  Braugerste;  von  Struve 
375.  Ursachen  der  verschiedeneu  Beschaffenheit  des  Mehlkörpers  der 
Gerste;  von  Adamelz  375.  Beschaffenheit  der  niederösterreichischen  Gerste; 
von  Weinzierl  376.  Wettstreit  von  Malzputzmaschinen  in  Stuttgart  377. 
Untersuchungen  über  die  bitteren  und  harzigen  Bestandtheile  des  Hopfens; 
von  Hayduck,  Foth,  VVindisoh  und  Rau  377.  Eintlul's  wässeriger  Hopfen- 
auszüge auf  die  Gährung  der  Milchsäurebakterien;  von  Hayduck  381. 
Reife  des  Hopfens;  von  Braunport  382.  Patente:  Malzentkeimungs- 
maschine; von  H.  Reinhard,  desgl.  von  Sommer  382.  Ventilationseinrich- 
tung von  VVitschel.  Wendeapparat  von  -J.  Schäfer.  Zerlegbares  Holz- 
fafs  für  Hopfen;  von  Gerngrofs  und  Frauenfeld.  II.  Würze:  Hackmann's 
Läuterbottich  mit  einem  zweiten  Siebboden.  III.  Gährung,  Hefe:  Kultur- 
methoden und  Analyse  der  Hefen;  von  Jörgensen  461.  Behandlung  der 
Hefe  mit  der  Centrifuge;  von  Jörgensen  462.  Erkennungsgrenze  der  Ver- 
unreinigung der  Unlerhefe;  von  Holm  und  Poulsen  462.  Wirkung  der 
alkoholischen  Fermente  auf  verschiedene  Zuckerarten ;  von  Hansen  463. 
Zymotechnische  Analyse  der  Mikroorganismen  der  Luft;  von  Hansen  bez. 
Lindner  466.  Hefereinzuchtapparat;  von  P.  Lindner  *  469.  Conservirung 
der  Hefen;  von  Reinke  471.  Analyse  der  — hefen;  von  Martinand  471. 
IV.  — :  Zieraann's  Beutelülter  für  trübe  — e  472. 

Bittersänre.     Hopfen—  379. 

Blei.     S.  Hüttenwesen  17.  172. 

Bleistein.     S.  Hüttenwesen  20. 

Bleisuperoxyd.     S.  Mennige  472. 

Blicksilber.     Feinmachen  des  — s  226. 

Blitzableiter.     Law's  —'316.     —  für  Dynamomaschinen* 430. 

Blockschere.     Neuere   — n*396. 

Bogeulanipe.  Cance's  —  *  125.  Mersanne's  —  *  127.  Neue  Kohlenstäbe  für 
elektrische  — n  144.  Waterhouse-  —  "314.  Gerard's  elektrische  —  350. 
Elektrische  — ;  von  Siemens  und  Halske  *  406. 

Bohrantoinat.     S.  Tiefbohren  *  295. 

Bohrer.     Strecken—  von  Stanley  s.  Bergbau  67.     S.  Holzbearbeitung  *  162. 

Bohrkern.     S.  Tiefbohren   300.  [Barrow's  Cylinderaus — *251. 

Bohrmaschine.     Atkinson  .   Ravenshaw   und  Mori's  elektrische  Stein- *  246. 

Bohrtechnik.     S.  Bergbau* 289. 

Böttcherei.     — Maschinen  *  52. 

Boussole.     Delany's  Ring—  430. 

Brauerei.    Ueber  technische  Neuerungen   auf  dem  Gebiete  der  Brau-Industrie 

(zugleich  Bericht   über   die    Stuttgarter Ausstellung)   von  Prof.  Alois 

Schwarz*  351.  538. 

Mälzereimaschinen,   Malzentkeimungsmaschinen;   von  Seeger  352.     Malz- 


€08  Sachiegislei-  Bd.  271. 

putzmaschine ;  von  Löhnert  und  Sohn  352.  Desgl.  von  Stolz  353.  Com- 
binirte  Malzentkeimungsmaschine;  von  F.  Schäfer  353.  Malzputzraaschine; 
von  A.  Steinecker  353,  desgl.  von  Ossberger,  Stieberitz  und  Müller,  Pröss- 
dorf  und  Koch.  Malzreiuigung  in  zwei  getrennten  Vorrichtungen  von 
Reinhard-Rol'sler  354.  Malzputzmaschine;  von  Kahl.  liurkhardt  und  Ziesler, 
Eisenlauer,  E.  .J.  Sommer  356.  Staubfanger  von  Jiiaks  und  Behrns  bez 
Hausloch.  Staubsammler;  von  Kieler "  538.  Staubsammler;  von  Printz 
Kreifs;  desgl.  von  A.  Kalil  539.  Förderspirale  von  Kreifs  540.  Forder 
Schnecke  mit  gestanzten  Flügeln  von  Röfsler  und  Reinhard  540.  Magnet 
apparat;  von  Scholl  und  Auer  541.  Wasch-  und  Reinigungsmaschine 
von  A.  Kahl  nach  dem  Patente  Niederer-Kahl  541.  Gcrstensortirmascliine 
von  Kahl  542.  Sorlirmaschine  nach  Krüger's  Patent  für  Gerste,  Wicken 
und  Halbkörner;  von  der  Kalker  Trieurfabrik  542.  Reinhards  Gefäfs 
und  Wage  zur  Bestimmung  der  Quellreife  der  Gcr.'Jte  543.  Hochmuth's 
Malzwender  mit  Gelenkschaufeln  *  543.  Wendeapparat  mit  aufserhalb 
angebrachten  Triebvorrichtungen;  von  Hartmann  und  Co.  544.  Pneu- 
matische   Mälzerei    nach    dem   Systeme  Galland  *  545.     Desgl.    nach   dem 

Brechmaschiue.     S.  Flachs  *  503.  [Systeme  Saladin  *  549. 

BremsbergTerschlnfs.     S.  Bergbau  "206. 

Brenner.     Linnemann's  —  s.  Ausstellung  *  403. 

Brett.     .S.  Holzbearbeitung  13. 

Bürste.     Bürstenliolzhobelmaschine  "  106. 

c. 

Calkulation.     —  für  Maschinenfabriken  576. 

Calorimeter.  Ueber  den  praktischen  Werth  des  — s;  von  Lewis  Thompson  "171. 

Carbol.     —  zum  Imprägniren  des  Holzes  234. 

Cement.     Bindung  der  Kalkerde  in  Portland —  138.     —  mit  Zuckerzusatz  zu 

Centrifngen.     S.  .Schleuderraaschinen.  [seiner  Erhärtung  266. 

Centrirbohrwerk.     S.  Ankörnmaschine  *  250. 

Ceresin.     —  zum  Imprägniren  der  Fässer  420. 

Chlor.     —  zur  Goldgewinnung  224. 

Chlorcalciuni.     —  zum  Imprägniren  des  Holzes  231. 

Chlorpold.     S.  photographische  Goldsalze  30. 

Chlorziiik.     —  zum  Imprägniren  des  Holzes  231. 

Chokolade.     Fabrikation  der  —  480. 

Chrom.     Darstellung  von  metallischem  —  *  132. 

Chromle^irang.     —"132. 

Condensatoren.     Trocken —  und  Nafs—  183. 

Controle.     Baratta's  elektrische  Wächter—  317. 

Cylinderbohrmaschiue.     Barrow's  — *251. 

D. 

Dach.     Gummifournirblätter  als  — deckungsmaterial  429. 

Dämpfen.     —  des  Holzes,  s.  Imprägnirung  228. 

Dampfkessel.     Ueber  neuere  — constructionen  *  145.  *  337. 

Gombinirter  Kessel;  von  Terrae  und  Deharbe  *  145.  Röhrenkessel;  von 
Tliornycroft  *  146.  Kuckland's  stehender  Kessel  mit  innerem  Feuer- 
rohre *  14(i.  Wood's  Kessel  mit  durch  Längsröhreu  verburulenen  Quer- 
röhren °  147.  Liegender  Kessel  der  Maschinenbau-Actiengesellschaft  Hreit- 
feld,  Danek  und  Comp.*  147.  Bayer's  Kessel  mit  senkrechten  Siede- 
rohren "  148.  Oriolle's  Röhrenkessel  *  148.  Eno's  Kessel  mit  schlangen- 
förmigem  Vorwärmrohrc  *  149.  Eldroyd's  Ersatz  der  Kesselraauern,  KingS- 
ley's  Flammrohrkessel  150.  VVerth's  combinirter  Kessel  "  337.  Desgl.  von 
Hänrez"337.  Du  Temple  *  337  und  Godard  •  338.  J.  S.  White's  Kessel 
mit  spiralförmig  gebogenen  Siederöhren  "  338.  Nibson's  Kessel  mit 
Röhrensystem  für  Heizungsanlagen  *  338.  Gamper's  Kessel  mit  conischem 
Feuerrohr   und   senkrechten  Heizrohren   in  demselben  •  338.     York's  und 


Sachregisler  Bd.  271.  609 

Edward's  Kessel  mit  im  Feuerrohre  befindlichen  Siedern  *  339.  Gallo- 
way's  Kessel  mit  gewelltem  und  gebuckeltem  Feuerrohre "  339.  Orr's 
Kessel  mit  als  Feuerröhren  gestalteten  Roststäben  *  339.  Norton's  stehen- 
der Kessel  mit  Feuerrohren  *  34U.  Knap's  Verbindungsstücke  *  340. 
Hague's  Schutzriiige  für  Feuerrohre  *  340. 

Dampfkessel.     Turner's  Hochdruckkessel  mit  verstärktem  Zuge*  391. 

Vampfmaschiue.  Prof.  C.  F.  Jürgensen's  rolirende  — ;  von  H.  J.  Hannover 
in  Kopenhagen  *  150. 

—  Einfach   wirkende  Woolf  sehe  —  ;  von  Mailliel  *  340. 

—  Bourdon's  Halblocomobile  "' 29U. 
Uaal)eu.     S.  Böttcherei  "  52. 
Uecoiipirsäg'e.     —  8. 

Dextrin.     —  133.  187.     S.  Zucker  273.  512. 

Uiamaiitbohrmaschine.     S.  Tiefbohren  "  297. 

Dickmaische.     Erwärmungsgrad  der  — n  282. 

Dierncin.     —  93. 

Diifasiou.     — sverfahren  bei  Zuckerrohr  275. 

Diglvcerid.     Untersuchung  von  Fetten  auf  Gehall  an  — en  93. 

Diisöbutyl      —  521. 

Dowson-Was.     —  zum  Betriebe  von  Motoren  ''  582. 

Ueiiaturiruugsmittel.     Beschaffenheit  der  —  368. 

Drehbank.  S.  Ankörnmaschine  *  250.  Shoemakers  — spitzen-Schleifvorrich- 
tung*251.     üeber  das  Kugeldrehen.   Verfahren  von  Miller,  Rüssel,  Landis 

DreliuiigsTermögen.    —  der  Lävulose  271.  [*303. 

Drnckdestillatiou.    ö.  Fettstoffe  515. 

Drnckerei.     Neuere  Schön-    und   Widerdruckmaschinen  *  56tJ. 

Maschine  mit  nur  einem  Cylinder;  von  Buxton,  Braithwaite  und  Smith* 566. 
Lamberl's  Maschine  mit  in  verschiedenen  Ebenen  angeordneten  Druck- 
cyündern  *  567.  Missong's  Maschine  mit  zu  senkendem  und  zu  hebendem 
Widerdruckcylinder  °  570. 

— JJeues  Stereotypen-Giefsinstrument:  von  Schelter  und  Giesecke  *  385. 

Druckwasser.  —betrieb  bei  Blockscheren  *  396.  S.  Werkzeugmaschinen- 
betrieb mittels  —  s '■  439.     S.  Wassermotor*  481. 

Dttnuschliif.     S.  Ausstellung  *  400. 

Dynamo.     Schuyler's  Blitzableiter  für  — maschine  430.     S.  Ausstellung  365. 

E. 

Einbreunang'.     —  von  Mustern  auf  Holz  *  107. 

Einspannnng'.     —  des  Holzes*  51.  [von  Kohlenstoff  479. 

Eisen.     Der   elektrische   Widerstand   des    — s   429.     Bestimmung  der  Gehalts 

Eisenbahn.  Clemandot's  Anordnung  zur  selbsthätigen  elektrischen  Meldung 
des  Vorbeifahrens  eines  — zuges  96.  S.  Imprägniren  des  Holzes  228. 
Statistik  der  Western  Union  Telegraph  Comp.  429.  Ueber  Geschwindig- 
keit der  Schnellzüge  477.     Elektrischer  Krahn  *  554. 

Eisengnfs.     Musterbuch  für  den  dekorirlen  —  432. 

Eisennägel.     —  zum  Conserviren  des  Holzes  236. 

Eisensalz.     Salpetersaure  — e  zur  Kupferverhüttung  218.         [des  Holzes  231. 

Eisenritriol.     —   als  Beidünger   zu  Zuckerrüben   271.     —  zum  Imprägniren 

Elektricität.     Immisch's  elektrischer  Jagdwagen  45.  [maschinen  45. 

—  Baumgardt's  Ausnutzung  der  Schirmwirkung  des  Eisens  in  Wechselstrora- 

—  Hall,  Kolbe  und  Lowrie's  — smesser  für  Wechselströme  46. 

—  Brown's  Kurzschliefser  und  Ausschalter  für  elektrische  Kraftübertragung*  70. 

—  Die  elektrische  Kraftübertragung  in  Piovene  mit  Brown'schen  Dynamo  *  72. 

—  .•^chanschielTs  galvanisches  Element  für   elektrische  Beleuchtung  *  191. 

—  8.  Sicherheitslampe;  von  Sinclair  und  Rees  231. 

—  Salomons'  selb.'ithätiger  Regulator  des  elektrischen  Widerslandes  240. 

—  Edmunds'  — s-Vertheilungsweise  261. 

—  Gibson's  Herstellungsweise  der  Elektroden  für  Speicherbalterien  *  263. 

—  Aenderung  an  Lugo's  constantem  galvanischen  Elemente  287. 
Dingler's  polft.  Journal  Ud.  271  Nr.  13.  1889/1.  39    ' 


610  Sachregister  Bd.  271. 

Elektricität.     Döhring's  elektrischer  Wächter-Controlnpparal  288. 

—  Eddy's  elektrisches  Mersinstrunient  '  316. 

—  Douse's  selbsthätiger  elektrischer  Feuerlöscher  *  318. 

—  Gelingsheira's  Ziindapparat  **  319. 

—  Der  elektrische  Widerstand  des  Eisens  429. 

—  Clamond's  Mikrophon  ohne  Induktor  *  510.  [schraubenwellen  527. 

—  Gisborne's  elektrischer  Anzeiger  der  Umdrehungsgeschwindigkeit  von  Schiffs- 

—  Elektrischer  Krahn  auf  Schienbahn  *  554. 

—  Ardois'  optisch-elektrischer  Signalapparat  für  Schiffe  *  556. 

—  llestern's  ofenfürmige  thermo-elektrische  Batterie "558. 

—  S.  Blitzableiter  "  316.      Bahnwesen  240.      Steinbohrniaschine  *246.      Feuer- 

melder  430.     ümdrehungsmesser   527.     Strommesser  527.      Bogenlampe. 

Telephon.     Phonograph. 
Elektroden.     Gibson's  Herstellung  der  —  für  Speicherbatterien  *  263. 
Elektrolyse.     S.  Metallhüttenwesen  214. 
Element.     Galvanisches  —  für  elektrische  Beleuchtung;  von  SchanschiefT*  191. 

—  Aenderung  an  Lugo's  constantem  galvanischen  — e  287. 
Entkeininng'.     S.  Brauerei  *  351. 
Entschalnu^sapparat.     —  für  Maische  365. 

Entsilbernu^.     —  des  W'erkbleies  durch  Zink  177.  [räihe  »  249.  *  289. 

Erdbohrer.     Docwra's  Fangschlofs  zum  Ausheben  abgebrochener  Erdbohrge- 
Erdölkraftmaschine.     —  von  Schütz  "  308.  "  577. 

—  Neue  — n  *  488.  "  529. 

Marcus'  Maschine  für  leichte  Kohlenwasserstoffe  mit  Zerstäuber  im  Neben- 
behälter 589.  Versuche  mit  denselben;  von  Pichler  *  489.  Lenoir's  Maschine 
mit  kalter  Zerstäubung  "  490.  Gaserzeugungsapparat  in  Trommelform; 
von  Hahn  *  491.  Gaserzeuger  von  Lutzki  *  492.  Zerstäuber  am  Gasmotor 
der  Gebrüder  Priestman  *  493.  Maschine  zum  Betriebe  von  Strafsen- 
wagen ;  von  Benz  und  Comp.*  493.  Erdölniaschine;  von  Altmann  und 
Goldammer  *  495.  Desgl.  von  Gebrüder  List  *  496.  Desgl.  von  Ragol  °  499. 
Desgl.  von  Huraes  *  501.  Goebel's  Erdölpumpe  *  529.  VVindham's  Gas- 
erzeuger für  Gasgemische  *  529.  Wadzeck's  Gaserzeuger  mit  3  Behäl- 
tern *  530.  Hearson's  Gaserzeuger  *  530.  Capitaines  Verhütung  von  Selbst- 
entzündung *  533.  Schütz'  Vorvvarmung  des  Zündgemenges  *  534.  Weber- 
Landolt's  Mischventü  zur  Erzielung  gleichartiger  Ladung  °  535.  Pumpe 
zur  Abmessung  der  Erdölladung;  von  Charter,  Galt  und  Tracy  *  537. 
Wilhelms  Mischventil,  um  Gas  oder  Erdöl  zu  verwenden.  Hargreaves 
Lufterdölmaschine  538. 

Erhärtung.     —  des  Cementes  durch  Zusatz  von  Zucker* 266. 

Erz.     Horsfordit,  ein  neues  Kupfer-Antimon—  431. 


Fahrgeschwindigkeit.     —  der  Schnellzüge  477. 
Fangschlofs.     S.  Erdbohrer '"249. 
Färben.     —   und  Iraitiren  des  Holzes  480. 

Farbstoff.    IVber  die  Alkylirung  von  Kosanüinen  durch  Amidokohlenwasser- 
stolTe;  von  Dr.  0.  Mühlhäuser  25. 

—  l'eber  ilie  Darstellung  amidirter  Triphenylmethanc  au.s  amidirten  Triphenyl- 

karbinolen;  von  Dr.  0.  Mühlhäuser  457. 

—  Ueber  die   Darstellung    von   Rosanilinen    aus   Oxytriphenylkarbinolen   mit 

Ammoniak    bez.    dessen    Alkyl-  und  Phenylderivaten;   von  Dr.  O.  Mühl- 
häuser 459. 

—  Ueber  die  Synthese  von  Rosanilinen  aus  Anüdobenzophenonen  und  aroma- 

tischen Aminen    unter  Mitwirkung    Halogen    tragender  Substanzen;    von 

Dr.  t».  .Miüühäuser  592. 
Faserstoff.     S.  Flachshrechmaschine  *  503. 
Fnfs.     S.   Holzbearbeitung  "  97.    Zerlegbares  —  zur  Couservirung  von  Hopfen 

383.     Imprägniren  von  Spiritus-  und  Bierfässern  420. 
Faisfabrikation.     S.  Böttcherei  52. 


«acluegislei-  Bd.  271.  611 

FäulniTs.     S.  Imprägniren  des  Holzes  228. 

Felgen.     Zusammensetzen  der  —  *  107. 

Festigkeit.     —  des  Ceraentes  nach  Zuckerzusatz  *  266. 

—  Versuche   mit  Monierröhren  383. 

—  S.  Prüfungsmaschine  *  442.  [C.  Engler  und  S.  Seidner  515.  572. 
Fettstoffe.  Ueber  die  Zersetzung  der  —  beim  Erhitzen  unter  Drucl^;  von 
Feuchtigkeit.     Einflufs  der  —  auf  die  Länge  des  Holzes  190. 

—  Regelung  des  — sgehaltes  *  205. 
Fenerlöscher.     Douse's  selbsthätiger  —  *  318. 
Feuermelder.     Steven's  elektrischer  —  430. 
Fichtentaarz.     Nachweis  von  —  47. 
Filter.     Beutel—  für  trübes  Bier  472. 
Firnissen.     —  von  Webstuhllitzen  s.  Weberei  *  551. 
Fischthran.     S.  Fettstorte  519.  520.  572. 

Flachs.     — Brechmaschine;  von  J.  O.  Wallace  *  503. 

Flanimensatz.    Magnesiumpulver  zu  —  527. 

Flugstanb.     Ablagern  des  — es;  von  Eisenhuth  und  Freudenberg  *  245. 

Fluor.     S.  Kryolith  36. 

Flnornatriom.     —  aus  Flufsspath  80.     S.  Milchglas  424. 

Förderschnecke.     S.  Brauerei  540. 

Forst.     Schutz  des  Holzes  s.  Imprägnirung  228. 

Foiirnirbliitter.     Gummi—  als  Dachdeckung  429. 

Fonrnire.     S.  Holzbearbeitung  13. 

Freifall-Instrnment.    —  *  289. 

Fügemaschine.     —  für  Fafsdauben  *  52. 

Fuselöl.     Nachweis  des  — es  in  Alkohol  371. 

Fnfsboden.     S.  Holzbearbeitung  163. 

Futterstoff.     Bestimmung  von  Stärke  und  Zucker  in  — en  188. 

G. 

Qährnugsindnstrie.    Untersuchungen  aus  der  Praxis  der  — ;  von  Hansen  96. 
Galaktose.     Gährungsfähigkeit  der  —  418. 
(xalläpfel.     —  zum  Schutze  des  Holzes  236. 
Gallussäure.     Nachweis  von  —  431. 
Gas.     —verbrauch  von  —  motoren  349. 

—  Ueber   die   Zusammendrückbarkeit   des   Sauerstoffes,   Wasserstoffes,   Stick- 

stoffes und  der  atmosphärischen  Luft;  von  Amagat  183. 
Gaserzeuger.     S.  Erdölkraftmaschine  *  496.     Gasmotoren  *  529. 
Gasmotor.    Gasverbrauch  von  — en  349.    Ueber  den  Betrieb  von  Gasmaschinen 

mit  Uowson-Gas  *  582.     S.  auch  Erdöl kraftmaschinen  *  496. 
Gatter.     S.  Holzbearbeitung. 
Gefälle.     Das  höchste  Wasser—  287. 

Gefrieren.     —  des  Wassers  in  nahezu  geschlossenen  Gefälsen  191. 
Gehrung.     Stechlade  für  —  en*161. 
Gerbsäure.     Nachweis  von  —  431. 

Gerste.     Mehlige  und  glasige  —  278.     Mehlkörper  der  —  375. 
Geschofs.     Walzwerk  zur  Herstellung  von  — en*95. 
Gestänge.     S.  Bohrtechnik  291. 

Giefsen.     Neues  Stereotypen-Giefsinstrument  *  385.  [mondy  36.  80. 

Glas.    Kryolith  und  seine  Stellvertreter  in  der  —Industrie;  von  Richard  Zsig- 

—  Ueber  Milch—;  von  A.  Tedesco  424. 

—  Verfahren,  um  —  zu  platiniren  528. 
Glasblasen.     S.  Ausstellung  565. 
Gliederkette.    Flather's  —  "  258. 

Glycerin.     Bestimmung  des  —  gehaltes  in  Roh-en  91. 

Gobelin.     Berichtigung,  betreffend  Herstellung  der Teppiche  432. 

Gold.     S.  Hüttenwesen   17.     Gewinnung   des    —es   ans  Kupferstein   219.  224. 

bad  .35. 

Chloridkalium  32.     — chloridnatrium  33. 


612  Sachregister  Bd.  U71. 

Goldleisteu.     UniiiiueiiUiiaschiiie  für  —  "  157. 

Goldsalz.     Uie  photographisclieii  — <■;  von  I.aiiier  30. 

Granulöse.     —  189. 

GrOnmalz.     —  in  Helefabrilten  282. 

(iiimnii.     —  188. 

—  Fonrnirblatter  als  Daclulecltnnj^sniatcrial  429. 

H. 

Hafermalz.     lS.  Zncker  279.  tstanzen  591. 

Halogen.      Syntliese   von    Rosanilinen    unter   Mitwirkung   —   tragender   Siib- 
Harz.     —  in  Naplita  gelost,  zur  Holzimprägnirung  236. 

—  Hopfen-   377.  421. 

Harzöl.     —  zum  Impräguiren  des  Holzes  233. 

Uaustelegraphie.     —  und  -Teleplionie,  Anleiliing  59(5. 

Hebezeug.     Elektrischer  Krahn  auf  Scliienbahn  *  554. 

Hefe.     S.  Bier  461.     — gift  419.     -reinzuclit  .s.  Bier  4tji». 

Heliograph.     Maurer's  pholographisclier  —  "  169. 

Heptan.     —  521. 

Hexan.     —  521. 

Uobelniaschlue.     Schulzvorriclitung  bei  — n  "  16.  [latifes ''247. 

—  Martins  Stahlhaltervorrichtung  zum  Hobeln    während  des  Vor-  und  RiicU- 

—  Richards'  (iuer-*398. 

—  Mortons  tragbare  Keilnuthen — *  399. 
Hochbau.     Rüstvorrichtung  *  94.     Eisenträger  *  95. 

Hochofen.     Bindung   der  Kalkerde   in  —schlacken    und  Portlandcement  138. 
Holz.     Nachahmung  von  edelem  — e"lü7.     —  in  Amerika  428. 

—  Einllufs  der  Feuchtigkeit  auf  den  I.ängenzustaiul  von  Hölzern  190. 
Holzbearbeitung.     Neuerungen  an  — sniaschinen  *  1.*  49.*  97.*  154. 

Sägemaschinen:  Dampf  kraft  zu  Nebenarbeiten  in  amerikanischen  Säge- 
werken. Vorrichtung  zum  Aufbringen  der  Blöcke  *1.  Bandsäge  an 
Stelle  von  üattersägen  2.  Blockbandsäge;  von  Haigh  and  Co.** 3.  Band- 
sägenführung; von  Rausome  3.  Schnittspalter;  von  Flemming  und  Co.  3. 
Stephau's  festliegender  Sägeblock  bei  vorschiebender  Bandsäge* 4.  Direkt 
wirkende  Stofssäge  von  Arbey  et  lils  4.  Rickard's  Quersäge  5.  Butzke's 
Antrieb  für  Horizontalgatter  mit  stetiger  Zugbeanspruchung  der  Flügel- 
stangen *  5.  Horizontalgatter  mil  mehreren  Sägeblättern;  von  Schulze 
und  Schramm  *  5.  Führung  krummer  Blöcke  für  Sägegatter;  von  Tid- 
blad*6.  Vorschub  für  Vollgatter;  vonTille*6.  Säge  mit  ungespanntem 
Blatte  (Mulay  Säge);  von  Wischker  *  8.  Schutzvorrichtung  beim  Vor- 
schieben des  Holzes;  von  Moller* 9.  Desgleichen  von  Schmidt,  von  Glade 
*  10.  Hinterlochte  Sägeblätter;  von  Dominicus  *11.  Schränkmaschine  von 
Rasmussen  *  12.  Maschinen  zum  Schneiden  von  Brettern  und  Fourniren ; 
von  Bradley*13.  Desgleichen  von  Üncken-Stralau,  zum  Schneiden  von 
Nuthen;  von  Oncken-Riga  °  15.  Schulzvorrichtuni;  an  Hobelmaschinen; 
von  Knabe*  16.  HolzwoUnuischinen  ;  Messersohlitten  mit  mehreren,  gleich- 
zeitig in  verschiedenen  Ebenen  schneidenden  .Messern;  von  Anthon  und 
Söhne*  49.  Messerscheibe  mit  Schneidekranz;  von  Uasser*49.  Rotirende 
Scheibe  mit  Ritzraessern;  von  Schranz  und  Rödiger*50.  Einspannuiig 
für  Maschinen  mil  rotirender  Messerscheibe;  von  Anthon  undSohne*51. 
Messer  auf  einem  endlosen  Bande  angeordnet ;  von  Bartsch  51.  Herstellung 
spinnbarer  F'asern ;  von  Jlilscherlich  51.  Rindenschälmaschine:  von 
Zschocke  52.  Böttchereimaschinen:  Fügemaschine  für  Fafsdauben;  von 
W.  Ritter  *  52.  Fügemaschine;  von  Anthon  und  Söhne  *  53.  S.  Wright's 
Maschine  zum  Binden  und  Krösen  <ler  Fässer  *  54.  Ringsäge  zum  Aus- 
schneiden der  Tonnenböden;  von  Nielsen,  Mathiesen  und  Oomp.*57.  Her- 
stellung von  bauchigen  Fässern  aus  einem  aus  Rundholz  ausgeschälten 
Blatte  von  Uucken  *  97.  Zündhölzer  und  Zündholzschachteln.  Leistungs- 
fähigkeit einer  Fabrik  für  dieselben  97.  Maschine  zur  Herstellung  von 
Zündholzschachlelii;  von  l.uiidgreen  *  101.    Maschine   zur  Herstellung  vier 


Sacliregister  Bd.  271.  613 

eckigen  HolzdrHhtes  zur  Zündholzfabrikation;  von  P.  Gunder  104.  Maschine 
ziir  Herstellung  von  Zündhölzern;  von  Norris  und  Hagan  104.  Stemm- 
maschine  mit  Veränderung  der  Hubhöhe;  von  Sentker*  105.  Herstellung 
von  Holznägeln;  von  Rielle  IVeres^lOß.  Maschine  zum  Znsammensetzen 
der  Speichen  und  Felgen  zu  einem  Radkörper;  von  Battle  106.  Bürsten- 
holzhobelmaschine;  von  Flemraing  und  Comp.*  107.  Vorrichtungen  zur 
Nachahmung  von  Intarsien  und  edlen  Hölzern.  Verfahren  von  Casperding 
107.  Desgleichen  von  Brokk  für  erhabene  Muster  108.  Desgleichen  von 
Himmel  für  zweifarbig  gemusterte  Holzplatten  mittels  Einbrennen  108.  Ein- 
pressen von  Mustern  auf  runde  Holzkörper;  von  Förster*  154.  Schuchardfs 
vertiefte  Verzierungen.  Oncken's  Nachahmung  edler  Hölzer  "''156.  Orna- 
mentmaschine für  Goldleisten;  von  Risch"157.  Korkschneidemaschine; 
von  Meyer  *  158.  Desgleichen  von  Arxer  159.  Kehlhobel;  von  Eppler 
*  160.  Rundhobel  Vorrichtung;  von  Pötsch  160.  Desgleichen  von  Richter 
und  Winkler*160.  Spannvorrichtung  beim  Handsägen;  von  Schütz*161. 
Gehrungslade;  von  Köbrich*161.  Vereinigung  von  Hobelbank  und  Band- 
säge; von  Pufe  162.  Klemmzwinge;  von  Buchwald  "162.  Whitehouse's 
Spiralbohrer*  162.  Dichtlegen  von  Ful'sbodenbrettern;  von  Bayer  und 
Mott  *  163.     Einschneiden  von  Schlitzen  ;  von  Battre  163. 

Holzgeist.     Prüfung  des  — es  368. 

Holziniprägnirnng.   Verschiedene  ehemische  — sstoffe;  von  Forstassessor  Ritt- 
meyer 228. 

1)  Das  Einsnmpfen  228.  2)  Das  Flüssigkeitsdruckverfahren  nach  Boucherie 
228.  3)  Das  Dampfdruckverfahren;  von  Breant  und  Payen  230.  4)  Im- 
prägniren  mit  fäulnifswidrigen  Dämpfen  nach  Paradies  und  anderen. 
Geschichtliche  Uebersicht.  Verfahren  mit  Kupfer-  und  Eisenvitriol,  mit 
Cblorcalcium,  Chlorzink,  Theeröl  231,  Kreosotöl,  Wassertheeröldampf  233, 
Zinkchlorid  und  Theeröl,  ozonieirtem  Sauerstoff,  krystallisirter  Arsensäure 
und  Carbolsäure  in  Verbindung  mit  Eisenvitriol,  Arsenchlorid  234  mit 
Kalkwasscr  und  Kieseltlufssäure,  Kalkmilch  und  Wasserglas  mit  kohlen- 
saurem Kalke,  mit  Kreide  und  Wasser  235  durch  Verkohlung  und  dem- 
nächstiges  Asphaltiren.  Imprägniren  mit  Kochsalz ,  mit  in  Naphta  ge- 
löstem Harze.  Schutz  durch  Einschlagen  eiserner  Nägel,  durch  Rauch, 
durch  Kochen  mit  Galläpfel-Absud  in  Verbindung  mit  Eisenvitriol  236. 
Verfahren  mit  in  mineralischer  Säure  gelöster  Seife,  mit  Paraffin.  Dauer 
der   nach    verschiedenen  Weisen    imprägnirten    Hölzer  237.     Kosten    des 

llolziiilgrel.     —  für  Tischlereizwecke  *  106.  [Verfahrens. 

Holzwolle.     S.  Holzbearbeitungsmascliinen  *  49. 

Hopfen,     rntersuchung  des  — s  377. 

Hopfeiiharz.     Abscheidung  des  — es  421. 

Horizoutalgatter.     S.  Holzbearbeitung. 

Hüttenrauch.     Verdichtung   des  — es;    von  Hering  48.     S.  Hüttenwesen  182. 

Hüttenwesen.     S.  Metall—,  Eisen  —  . 

Hydranlischer  Mörtel.     S.  Portlandcement  143. 

I. 

Imitation.     —  edeler  Hölzer*  107.  157. 

Inipriigniriing:.     Verschiedene  chemische  Holz — sstoffe  228. 

Induktor.     Clamond's  Mikrophon  ohne  —  *  510. 

Intarsien.     S.  Holzbearbeitung*  107. 

InTertzncker.     Zusammensetzung  des  — s  271. 

—  Bestimmung  des  —  neben  Rohrzucker  373. 


.lagdwa^en.     S.  Sport  45. 
.lapauwachs.     —  94. 
Jod.     —Wasserstoff  s.  Salpetersäure  47. 
.lodstärke.     Zusammensetzung  der  —  188. 


614  Saclu-egister  Bd.  'ITl. 

K. 

Kalisalz.     —  zur  Düngunn   von  Zuckerrüben  27(1. 

Kalinm.     Gewinnung  des  — s  *  129. 

Kalkanstrich.     S.  Telegraph  480. 

Kalkerde.     Ueber   die   Bindung   der   —  in    HocliolVnscIilacken    und  Portland- 

cement;  von  Dr.  Kosmann  138. 

1)  Zusammensetzung  der  Hocliofenschlacke  139.    2)  Thonerde  in  den  Hocli- 

ofensclilacken  140..   3)  Darstellung  des  Portlandcementes  141. 
Kalkofen.     Wiedergewinnung  des  Schwefels  naeh  Chance  *  320. 
Kalkwasser.     —  zum  Imprägniren  des  Holzes  235. 
Kartoffel,     —starke  133.     Schädling  an  — n  279.     Gleichzeitige  Verarbeitung 

von  .Starke  armen  und  Stärke  reichen  — n  282. 
Kattniidruckerei.  Parenty's  Temperatur-  und  Feuchtigkeits-Regler  in  — eu*205. 
Keilniithe.     Mortons'  — n'-Hobelmaschine  *  399. 
Kessel.     .S.  Dampfkessel. 

Kesselspeisnu^.     ~  mit  KohlenwasserstolTen  587. 
Kettenrienien.    S.  Riemen* 255. 
Kettenwirkstuhl.     —  für  Pluschwaare  ''  59. 
Kieseltlafssäure.     —  zum  Imprägniren  des  Holzes  235. 
Klappenschrauk.     ö.  Telephon  *  407. 
Kleinmotor.     Erdolmotor  von  S(^hiltz  "  30». 
Klemmztringe.     — *163. 
Knochenkohle.     S.  Zucker  272. 
Knopfloch.     — Nähmaschine;  von  Wheeler  "  341. 
Kobalt.     Volumetrische  Bestimmung  von  Kobalt  431. 
Kochsalz.     —  zum  Imprägniren  des  Holzes  236. 
Kohlensäure.     Einllufs  der  —  auf  die  Gährung  287. 

—  Wiedergewinnung  des  Schwefels  durch  Kalkofengase;  von  Chance  *  320. 
Kohlensaurer  Kalk.     —  zum  Imprägniren  des  Holzes  235. 
Kohlenstäbe.     Neue  —  für  Bogenlampen  144. 

Kohlenstotl'.     Bestimmung  von  —  in  Eisen  479. 

Kohlenwasserstoffe.     —  zur  Speisung  von   Dampfkesseln  588. 

Koks.     Zur  Eutwickelung  der  deutschen  Koksindustrie  ■'  444. 

Gesi-hichlliche  Mittheilungen  444.     Verbesserter  Coppce-Ufen  des  Dr.  Oito, 
Lürmann's  Ofen  445.     Ofen  von  G.  Hotfmann  mit  Siemens-Generator*  447. 

Koksofen.     —  *  444. 

Kork.     Schneiden  des  — es  s.  Holzbearbeitung  *  158. 

Körner.     Shoemaker's  Drehbankspitzen-Schleifvorrichtung  *  251. 

Kraftmaschine.  Erdölmotor  von  Schütz  *  308.  S.  Wassmotor  *  4^1.  Erdöl- 
kraftmaschine "  49C. 

Kraftiibertragrungr.  Brown's  Kurzschliefser  und  Ausschalter  für  elektrische 
—  "'  70.  Elektrische  —  mit  Brown's  Dynamo  *  72.  Edmund's  Elektrici- 
täts-Vertheilung  261. 

Krahn.     Elektrischer  —  auf  Schienbahn  "554. 

Kreide.     —  zur  Imprägnirung  des  Holzes  235. 

Kreisbogen.     Abstecken  von  —  *  506. 

Kreosot.     —  zum   Imprugnireu  des  Holzes  234. 

Kreosotöl.     —  zum  Imprägniren  des  Holzes  233. 

Kreuzer-Korvette.     Entwurf  einer  —  Problem  596. 

Kröse.     S.  Bölldierei  *  54. 

Kryolith.  —  und  seine  Stellvertreter  in  der  Glasindusirie :  von  K.  Zsig- 
mondv  36.  80. 

-  S.  Milchglas  425. 
Krystallisation.     S.  Zucker  271. 
Kucreldrohen.     —  *  303. 
Kiihlnpparat.  für  Maische  365.  366. 

Kupfer.     S.  Ilültcnwesen  214.     — erz  Horslördil  431. 
KupferTitriol.     —  zum  Imprägniren  s.  Holz  231. 
Knrzschliesser.     —  für  elektrische  Kraftübertragung  "  71. 


Sachregister  Bd.  271.  615 

L. 

Laboratorium.     S.  Pulverisirmaschine  *  95. 

—  Apparat  zur  Herstellung  von  kohlensaurem  Natron  *  95. 

—  S.  Präcisionswage  *  387. 
Lactodensimeter.    S.  Ausstellung  565. 
liadcTOrrichtung:.     S.  Hebezeug  *  554. 

Lampe.    Elektrische  — ;  von  Berton  45.   S.  Cance's  elektrische  Bogen — *  125. 

Elektrische  Sicherheits—  239. 
Liiu^renziistaud.     —  des  Holzes  bei  Feuchtigkeit  190. 
Laterne.     Optische  —  s.  Ausstellung  402. 
LaTendelöl.     S.  Spiritus  370. 
LäTulose.     Brehungsvermögen  der  —  271. 
Lehrapparate.     Physikalische  —  s.  Ausstellung  562. 
Leitungr.     Eggers  Umschalter  für  elektrische  — en  239. 
Leuchtthurm.     S.  Magnesiuralicht  527. 
Licht.     S.  Spekfrotelegraphie  144. 
Lochmaschine.     S.  Druckwasserbetrieb  440. 
Locomobile.     Bourdon's  Halb —  *  390. 
LöffelseiltronimeL     S.  Bohrtechnik  ••'293. 
Lösnugen.     Herstellung  von  — ;  von  Koller  48. 
Luft.     Zusaramendräckbarkeit  der  atmosphärischen  —  183. 
Luftcompressor.     Schöpfenleuthners  Luftcompressions-Dampfpumpe  *  252. 
Luft-Erdül-Gasmaschlne.     — ;  von  Hargreaves  538. 
Lnftpyrometer.     —  von  Wiborgh  "  118.  *  163. 
Luftschifffahrt.    Zur  Technik  der  LuftschilTfahrt  75. 
Luftströmung.     S.  Strommesser  von  Korbes  527. 
Luftuutersuchnng:.     S.  Bier  467. 

M. 

Magnesium.     —Blitzlicht  405.     —licht  für  Signale  527. 

Magrnetapparat.     S.  Brauerei  541. 

Maisclitemperatur.    Beste  —  283. 

Maisstäriie.     —  138. 

Maltose.    —  186. 

Mälzerei.     Erste  mechanisch-pneumatische    —   281.      S.  Brauerei  *  351.    540. 

Pneumatische  —  von  Galland  sowie  Saladin  s.  Brauerei  *  545. 
Malz.     — ersparung   bei    concentrirten  Maischen   282.      — polirmaschine  *  351. 
Maschinenelemente.     S.  Rohrleitung  *  346.  |— wender  s.  Brauerei  *  543. 

Maschinenlehre.    —  von  Rühlmann  528. 
Meifsel.     Bohr—  für  Tiefbohren  '  289. 
Menhaden-Fisch.    —  520. 

Mennige.     Ueber  —  und  Bleisupero.xyd ;  von  Dr.  Jul.  Löwe  472. 
Mefswerkzeug.     De  Khotinsky's  Zeigerwerk  für  elektrische  Messungen  46. 

—  Weercn's  Tiefenmesser  *  190. 

—  Forbes  Strommesser  mittels  Geschwindigkeit  von  Luftströmungen  527. 

—  Gisborne's  elektrischer  Anzeiger  der  Umdrehungsgeschwindigkeit  von  Wellen 

—  Eddy's  elektrisches  Meisinstrument  *  316.  [527. 
MesSTorrichtung.     EleUtricitätsmesser  für  Wechselströme  46. 

—  S.  Pyrometer*  118.    Heliograph  <*  169.     Calorimeler  *  171. 
Metallbearbeitung.     Whitney's  Ankörnmaschine  *  250. 

—  Neuere  Bloekscheren  *  396.  Williamson's  Blockschere  *  397.  Morgan's  Block- 

schere mit  Druckwasserbetrieb. 
.-  Richard's  Querhobelmaschine  *  398. 

—  S.  Kugeldrehen  *  303.     Nietmaschine  "  438.     Druckwasser  439. 
Metallhüttenweseu.     Neuerungen  im  —  17.  109.  172.*  214.*  241. 

Blei,  Silber,  Gold,  Wismuth,  Arsen,  Antimon.  Betrieb  der  fiskalischen 
Hüttenwerke;  Bericht  von  Schertel  17.  Verfahren  von  Havemann  zur 
Gewinnung  von  Blei  und  Silber  aus  Schwefelverbindungen  21.   Verfahren 


61fi  Sachregister  lid.  2~ii. 

iler  Muldner  Hütte  zur  Entsilberung  des  Bleies  109.  Anwendung  der 
Weise  von  Pattinson  und  Parkes.  Berechnung  der  Kosten  des  Pattin- 
sonirens  für  Werkblei  110.  Krmiltclung  der  Kosten  der  Zinkentsilberung 
und  Vergleiciiung  derselben  mit  der  Pattinsonirarlieit  113.  Die  Destilla- 
tion des  Zinkschaumes  117.  Verfahren  der  deutschen  Gold-  und  Silber- 
iScheideanstalt  vorm.  Roessler.  Verhüttung  der  Kupfer-,  Blei-  und  Silber- 
erze des  Siegerlandes  172  und  ausländischer  Hütten  173.  Das  Designolle- 
Vcrfahren  und  seine  Verbreitung  17-1.  Betrieb  in  England  176.  (Dee 
Bank,  Walkei-  Parker,  Panther,  Bristol  Sublimed  l.ead  Comp.,  Nevill,  Druce 
und  Comp.,  Tyuc  Lead  Works.  Hebburn  Lead  Works.  Cookson's  Blei- 
hütte Egglestone  Mill.)  Einrichtung  von  Gebläse,  Hüttenrauchauffangung, 
Condensatoren.  Kupfer  und  Phosphorkupfer.  Perino's  Kui)ferge\vinnung 
ohne  Röstung  '114.  Verfahren  zur  Verarbeitung  Eiseno.vydnl  und  Zink 
haltiger  Abfnillaugen  von  Jnrisch  218.  Crooke's  Verfahren,  um  irold 
und  Silber  aus  Kupferstein  zu  gewinnen  *  219.  WohlwilPs  Bemerkungen 
über  das  Zerfallen  der  Anode  bei  der  Elektrolyse  222.  Mellmann's  Ver- 
fahren zur  Darstellung  von  Phosphorkupfer  und  Phosphorzinn  223.  Gold 
und  Silber:  Parkes'  Verfahren,  schwer  aufschliefsliare  Gold-  und  Silbererze 
zu  Gute  zu  machen  224.  Einrichtung  zur  Goldgewinnung  mittels  Chlor; 
von  Newberry  und  Vautin*224.  Verfahren  der  deutscheu  Gold-  und 
Silber-Scheideanstalt  zum  Feinen  von  Blicksilber  und  Abtrennung  von  Blei 
und  Wismuth  226.  Matthey's  Trennung  von  Gold  und  Silber  von  Wisnnith 
und  Entfernung  des  Kupfers  227.  Trennung  des  Zinnes  vom  Antimon 
nach  Warren  227.  Hüttenmännische  Oefen  und  Apparate.  Flammöfen 
zur  Erzielung  einer  hohen  gleichmäfsigen  Temperatur  von  Bair*241 
lind  242.  Schachtofen  mit  abstellbarem  Hilfsofen  von  Bott,  Hackney  und 
Craven*242.  Bewegliche  Vorrichtung  zur  gleichmäfsigen  Vertheilung 
des  Beschickuugsmateriales  von  Trojan*  243.  Schmelztiegel  aus  Asbest 
und  Thon  von  Vautherin  244.  Eisenhuth's  Vorrichtung  zum  Ablagern 
des  Flugstaubes  *  244.     Freudenberg's  Flugstaubfänger. 

Metallhllttenwesen.  Neue  Verfahren  und  Apparate  zur  (Gewinnung  von 
Alkalinielallen,  sowie  von  metallischem  Chronic  131. 
Darstellung  von  Natrium.  Verfahren  mit  stetigem  Abtiul's  des  Natriums 
von  Netto*  130.  Thowless  Verfahren  unter  getrenntem  Erhitzen  des  Zu- 
schlages und  des  Alkalicarbonates  *  131.  Verfahren  von  Thompson  und 
White  mit  getrennter  Schmelzung  und  Reduction  *  132.     Herstellung  von 

Meteoreiseii.     S.  Selen  479.        [Chrom  und  Chromlegirnngen  von  Rouff  132. 

Mefeorrtlogrie.     Maurers  photographischer  Heliograph  *  169. 

Mikrophon.     Clamcuit's  Mikrophon  ohne  Indnclor  *  510.     S.  Ausstellung  56ä. 

MikrOphotopraphie.     S.  Ausstellung  405. 

Mikroskop.     Das  —  zur  Untersuchung  der  Hefe  374.     S.  Ausstellung  401. 

Mikrotom.     S.  Ausstellung  402. 

Mihliplfts.     -  41.  424. 

Mineral.     S.  llorsfordit  431. 

Mineralöl.      N'crwendung  der  RücUsläiide  des  —es  zu  Kohlensläben   144. 

Mineralsänre.     —  bei  der  Herstellung  von   Maische  282. 

Morphologie.    —  der  alkoholischen  Fermente  463.  (S.  Bier.) 

Motor.     S.  Erdölkraftmaschine  *  529.     —   mit  Erdöldämpfen  *  577. 

Muffe.     S.  Rohrleitung  »346. 

Muster.     —  auf  H(dz*107.     Eiuiiresseu  von  — n  in    runde    Holzkörper  *  154. 

Musterwaare.     Knnilstrickniaschiue  für  inelirfadige  — "63. 


N. 


Nadel.     Schwingende  —  zur  Nähmaschine  "  433. 

Nagel.     iMiller's  —Walzwerk  »287. 

Nlthmaschine.     Knopfloch—    von  .1.   K.  Wheeler  » 341. 

—  Ueber  Aniriebsmechnnismen  fiir  — n-SchilTchen  »  391.  [»393. 

Anlriebsniechanismus    von    Werl hheim  *  392.     Desgl.  von  d'Arcy    Porter 

—  Zierstich —  von  der  Essex  Embroidery  Machine  Company   in  Poitinnd  »  394. 


Sachregister  Bd.  271.  617 

Kähuiaschine.   —  mit  zwei  gegen  einander  arbeitenden  schwingenden  Nadeln; 

Jiatrinm.     Gewinnung  des  — s*129.  [von  Noble,  Haes  und  Roff*433. 

Natrinmthiosulfat.     —  znr  Bestimnmng  der  salpetrigen  Säure  47.         [*95. 

Natron.     Apparat  zur  Herstellung  von  einfach-  und  doppeltkohlensaurem  — 

Niederschlagsarbeit.     S.  Hüttenwesen  21. 

Nietniaschine.     Allen's  —  mit  Prel'sluftbetrieb  *  438.     S.  Driickwasserbetrieb 

NiTelliriiistrnment.     S.  Ausstellung  400.  ["441. 

Noiiaii.     —  521. 

Nnthe.     Morton's  Keil — n-Hobelmaschine  •' 399. 

0. 

Octan,     -  521. 

Ofen.     Flamm— betrieb  176. 

—  Schacht— betrieb  177.     S.  Hüttenwesen  *  241.     Koks—  441. 
Olefln.     —  522. 

Opakes  Glas. 41. 

Opal.     Französischer  —  s.  Glas  43. 
Opalglas.     S.  Milchglas  424. 
Optik,     S.  Ausstellung* 400. 

—  Ardois'  optisch-elektrischer  Signalapparat  für  Schiffe  **  556. 
Orientalische  Gesellschaft.     Die  Siebenhügelstadt  528. 
Ozon.     —  isirter  Sauerstoff  zum  Imprägniren  des  Holzes  234. 

P. 

Paraffin.     —   zum  Imprägniren    des  Holzes  237.     —  zum   Imprägniren   der 
Pattinson-Prozefs.     S.  Hüttenwesen  109.  [Fasser  420. 

Petrolenm.    S.  Erdöl. 
Phonograph.     Edison's  —  44. 
Phonoskop.     S.  Ausstellung  561. 
Phosphor.     — kupfer  214. 

—  — kupfer,  — zinn,  Darstellung  desselben    von  Mellmann  223. 
Phosphorsäure.     Volumetrische  Bestimmung  der  —  431. 
Photographie.     Die  photographischen  Goldsalze;  von  A.  Lainer  30. 

—  .Maurer's  photographiseher  Heliograph  *  169. 

—  .>-;.  Ausstellung  404.  559. 
Photometer.     S.  Ausstellung  401. 
Platiniren.     Verfahren,  um  Glas  zu  —  528. 
Pliisch.     S.  Wirkerei*  58. 
Pneumatische  Mälzerei.     S.  Spiritus  281. 
Polirmaschine.     S.  Brauerei  351. 
Portlandcement.     Bindung  der  Kalkerde  in 3 —  138. 
Präcisionswage.     S.  Wage  *  387. 

Preise.     —  für  Accordarbeiten  in  Maschinenfabriken  576. 

Presse.     S.  Prüfungsmaschine   von  Emery*442. 

Prefshefe.     Herstellung  von  Dünnmaischen   für  die  — fabrikation  283. 

Prefsliift.     —  zum  Betriebe  von  Nietraaschinen  *  438. 

Prüfungsniaschine.     Emery's  —  für  Metalle  *  442. 

PulTerisirmaschine.     Neue  —   von  Eames  *  95. 

Pumpe.     —  für  Erdölmotoren  529.  537. 

Pntzmaschine.     S.  Brauerei  "  351.  541. 

Pyridinbase.     Bestimmung  der  — n  368. 

—  F]ntfernung  der  — n  aus  Spiritus  421. 
Pyrometer.     -J.  Wiborgh's  Luft-  "' 118.*  163. 

Q. 

Quecksilber,     —salze  zum  Imprägniren  s.  Holz  228. 
Quellreife.     Wage  zur  Bestimmung  der  —  der  Gerste  543. 
Quersäge.    —  5. 


6lS  Sachregister  Hd.  U71. 


E. 


Rad.     Herstellung  des  Holz  — es  "106. 

Rauch.     —  zum  Iraprägnireu  des  Holzes  '-iSli. 

Recheimiaschiue.    Selling's — ;  von  Direktor  Poppe  *  193.   S.  Ausstellung  564. 

Reichschaum.     Verarbeitung  des  — es  179. 

Reife.     —  der  Hefe  331. 

des  Hopfens  38'j. 

Riemen.     —  209.  »254. 

—  und  — Schlösser.  A)  — Schlösser  für  (lache  —  von  Harris  "209;  von 
KischolT  mit  äufserem  Schilde* 209;  von  Smith  mit  scharnierartiger  Klemme 
•210;  von  Qurin  mit  drei  gezahnten  Leisten* 210.  Barlow's  — mit  Quer- 
metalldrähten und  MetallhaUen*211.  Göhmann's  — schlol's  mit  Verwen- 
dung von  dachförmigen  Klemmstücken* 212.  Schlots  von  Schmidt  und 
Bretschneider  mit  scharnierförmiger  Zwinge  und  umgebogenen  —enden 
*213.  Seebold's  Schlofs  mit  Hakenköpfen,  welche  den  Streckungswinkel 
beschränken  *  214.  B)  — Schlösser  für  runde,  seilartige  —  von  Müller 
und  Karain*254;  von  Schreiber* 254.  C)  Ketten — .  Ketten —  aus  Leder- 
stücken, mit  Theilung  der  Länge  nach;  von  Schieren* 255.  Desgleichen 
mit  Ledersaum  von  Fenton  Bros.  *  257.  Ketten —  von  Eisen  mit  Holz- 
futter von  Novak*257.  Gliederkette  von  Fiather* 258.  D)  Zusammen- 
gesetzte — .  Gewebe  mit  Lederrand;  von  Lechat*258.  Studer's  —  in 
doppelter  Lage  259.  Naumann's  Kettentriebwerk  zur  Nutzbarmachung 
von  Locomotiven  259.   E)  Behandlung  der    — .  — schmiere    von  (lintl  260. 

—  Etienne's  — gabel-Stellvorrichtung  *  301. 
Riemenschmiere.     —  259. 

Rinde.     — nschälmaschine  52. 

Ringelwaare.     —  *  62. 

Rohr.     Pittners  Maschine  zum  Schliefsen  oder  Einwalzen  von  — enden*249. 

—  Versuche  mit  211  weiten  Monier-Röhren  383. 
Rohrabschneide-Instrument.     S.  Bohrtechnik  *  293. 
Rohrleitung:.     Dichtung  von  — en;  von  Paulus  *  346. 

—  S.  Schraubensicherung  456. 

Rosaniliu.     Alkylirung  von  — en  durcli  AmidokohlcnwasserstolTe  25. 

—  Sj'nthese  von  — en  591. 

—  Sulfurirung  der  — basen  359.     S.  FarbstotT  459. 
Rosmarinöl.     S.  Spiritus  370. 

Rotirende  Dampfmaschine.     —  —    von  Jürgensen  *  150. 
Rüböl.     —säure  94. 
Rnndgtnhl.     —  für  Plüschwaare  *  60. 
RUstTOrrichtung.     —  bei  Bauten  mit  Eisenträgern  •94. 

s. 

Saccharomyces.     S.  Bier  462. 

Säge.     Ringsäge  zum  Ausschneiden  von  Fafsböden  *  57. 

S&gemaschineu.     S.  Holzbearbeitung  1. 

Saigerung.     S.  Hüttenwesen  116. 

Salpetersäure.     Bestimmung  der  —  neben  salpetriger  Säure  47. 

Salpetrige  Säure.     Bestimmung  derselben  neben  Salpetersäure  47. 

Sauerstoff.     Zusammendrückbarkeit  des  — es;  von  Amagal   183. 

—  ozonisirter  —  zum  Imprägniren  des  Holzes  234. 
Schachteln.     —  für  Streichhölzer  *  97. 
Schälmaschine.     Kindenab —  52. 
Schellacklösung.     S.  Spiritus  370. 

Schere.     S.  Blockschere  *  396.     Druckwasserbetrieb  *  441. 
Schifl'.     S.  Magnesiumlicht  als  Signal  für  — e  527. 

—  Anlois'  optisch-elektrischer  Signalapparat  für  — 6*55(1. 

—  S.  Erdiilmotor  *  577. 

Schill'chen.     Antrieb   für  Nähniiischinen— *  391. 


Sachregister  Bd.  271.  619 

Schirninirknu^.     —  des  Eisens  in  Wechselströmen  45. 

Schlacke.     Bindung  der  Kalkerde  in  Hochofen  — n  138. 

Schlampe.     S.  Spiritus  363. 

Schlang'S.     Wärm-  und  Kühl—  zur  Vergährung  der  Maischen  284. 

Schlauchwaare.     — ''  64. 

Schleifrorrichtungr.     —  für  Drehbankspitzen  von  Schoemaker  *25i. 

Schlenderiiiaschlne.     —  zur  Fabrikation  von  Weizenstärke  137. 

Schlitze.     Einschneiden  der  —  s.  Holzbearbeitung  163. 

Schlofs.     S.  Riemen  und  Riemenschlösser  *  209. 

Schlosser.     Musterblätter  für  —  480. 

Schlnfszeichen.     Selbsthätiges  —  für  Telephone  287. 

Schmelztiegel.     S.  Hüttenwesen.    —  von  Asbest  244. 

Schnellseher.     S.  Ausstellung  561. 

Schnellwage.     Roche's  — *  305.    Dufours  — *  306. 

Schöndruck.     S.  Druckerei  *  566. 

Schräukniaschine.    —  *  12. 

Schranbensiehernng.     Ueber  neue  — en '' 452. 

Sicherung  derRivet  Company  durch  Unterlagsplatle  mit  Gewindelläche  *452. 
Albers'  Sicherung  mit  Feder  *  453.  Stoermann's  Sicherung  mit  gewellter 
Feder  454.  Ray's  Sicherung  durch  umgebogenen  Drath "  454.  Lilien- 
thal's  —  durch  Einbiegen  eines  plattenförmigen  Ansatzes  in  eine  Aus- 
sparung der  Unterlage*  455.  Dieselbe  Construction  für  bewegliche 
Röhrenverbindung  angewendet  *  456. 

SchutzTorrichtnng.    —  *  9. 

Schwefel.  Die  Wiedergewinnung  des  Schwefels  aus  den  Sodarückständen 
durch  Kalkofengase;  von  A.  M.  Chance*  320. 

Schwefelsäure.     Volumetrische  Bestimmung  der  —  431. 

Schwelle.     S.  Imprägnimng  des  Holzes  228. 

Seewesen.  S.  Spectrotelegraphie  144.  Tiefenmesser  von  Weeren '■  190.  Signal- 
licht für  Schiffe  aus  Magnesiumpulver  527.  Ardois'  optisch-elektrischer 
Signalapparat  für  SchitTe  *  556.     Kreuzer-Korvette  „Problem"  596. 

Seife.     — nlösung  zum  Imprägniren  des  Holzes  237. 

Selbstentzündung.     Verhütung  der  —  s.  Erdölkraftmaschine  "  533. 

Selen.     —  im  Meteoreise  s.  Analyse  479. 

Serehkrankheit.     S.  Zucker  277. 

Sicherheit.  S.  Holzbearbeitung  "■  9.  Selbsthätige  Meldung  des  Vorbeifahrens 
eines  Eisenbahnzuges  96.  S.  Bremsbergverscblufs  *  206.  Elektrischer 
Wächter  -  Controlapparat  288.  Douse's  selbsthätiger  elektrischer  Feuer- 
löscher "  318.      Steven's    elektrischer    Feuermelder   430.      S.    Signal    für 

Sicherung.     S.  Schraubensicherung  *  452.  [Schiffe  527. 

Siebenhflgelstadt.    — ;  von  Lenz  528. 

Signal.     Selbstthätige  Meldung  des  Vorbeifahrens  eines  Eisenbahnzuges  96. 

—  S.  Spectrotelegraph  144. 

—  —lichter  für  Schiffe  und  Leuchtthürme  527. 

—  Ardois'  optisch-elektrischer  Signalapparat  für  Schiffe  *  556. 

—  Magnesiumpulver  zu  — en  für  Schilfe  und  Leuchtthürme. 

Silber.     S.  Hüttenwesen  17.      Gewinnung   des  — s   aus  Kupferstein   219.  224. 

Sirene.     S.  Ausstellung  565. 

Soda.     Wiedergewinnung  des  Schwefels  au,-^  — rückstäuden;  von  Chance  *  320. 

Sonnenschein.     S.  Heliograph  169. 

Sortirniaschine.     S.  Brauerei  541. 

Spannschlufs.     —  *  61. 

Spathglas.    —  41. 

Spektrotelegraph.     La  Cours  —  144. 

Spektrum.     S.  Ausstellung  401. 

Speichen.     Zusammensetzung  der  — "106. 

Speicherbatterie.     Gibson's  Herstellung  der  Elektroden  für  — n  *  263. 

Spinnerei.     Herstellung  spinnbarer  Holzfaser  51. 

Spiritus.     Fortschritte  in  der  — fabrikation  278.  329.  363.  416. 

L   Rohmaterialien  und  Malz.     Untersuchungen   über  mehlige  und  glasige 


620  Sacliregister  Bd.  271. 

(jerste;  von  Juliamiscn  278.  Topinambur  zur  Spiritusgcwinnung  271). 
Schädling  an  Kartoffeln;  von  Just  279.  VVirk.samkeit  des  Haiernialzes  27!). 
.Mechaniscli  pneuraatisclie  Mälzereianlage  für  eine  Brennerei ;  von  Schrolie. 

II.  Dämpfen  und  Maischen.  Herstellung  concentrirtcr  Maischen  mit  Malz- 
ersparung;  von  Hefse  282.  Vergährbare  Maischen  bei  ümwandelung  von 
Stärke  mittels  Mineralsäure;  von  Bauer,  Kruis  und  .Jahn  282.  Gleich- 
zeitige Verarbeitung  stärkereicher  und  stärkearmer  KartolTeln  ;  von  Witteis- 
höfer  282.  Wie  hoch  dürfen  Dickmaischen  sich  erwärmen?  von  Hefse  282. 
Herstellung  von  Diinnmaischen  für  Prefshefefabrikation ;  von  Schrohe  283. 
lieber  Maischtemperatur  und  Zuckerbildung;  von  Kriesser  und  Mischke283. 

III.  Gährung  und  Hefe.  Vergährung  von  Dickmaischen;  von  Letzring  284. 
Vergährung  von  Maischen  unter  Anwendung  von  Kühlschlangen;  von 
R.  Hefse  284.  Wirksamkeil  des  Hel'se'schen  Patentes;  von  Wittelshöfer 
285.  Gröfse  des  Steigraumes;  von  C.  Hefse  285.  Einllul's  der  Kohlen- 
säure auf  die  Gährung  von  Duvin  287.  Beseitigung  der  Schaumgährung; 
von  Hornig  und  Christeck.  Anwärmen  des  Hefegntes;  von  C.  Heise  329. 
Hefeverfahren  mit  kurzer  Säuerung;  von  Böhme  330.  Reife  der  Hefe: 
von  Franke  330.  Einllul's  der  Concentration  der  Nährllüssigkeiten  auf 
die  Vermehrung  der  Alkoholfermente;  von  Archleb  bez.  Windisch  331. 
Verunreinigung  mit  wilder  Hefe;  von  Holm.  Poulsen  332.  Conservirung 
von  Hefen;  von  Reinke.  IV.  Destillation  und  Rectilication.  A)  Reini- 
gung durch  chemische  Mittel,  li)  Desgl.  in  Verbindung  mit  besonderen 
Apparaten  334.  C)  Die  Reinigung  durch  Elektricität.  D)  Desgl.  durch  andere 
physikalische  Mittel  und  Apparate  334.  V.  Schlampe.  Verfütterung  von 
Kunstschlärape;  von  Nathusins  363.  Verhinderung  der  Schlämpeumauke; 
von  Christek  364.  \'I.  Apparate:  Maischbrennapparat;  von  Scheibner  365. 
Gewinnung  von  Feinsprit;  von  Suhovvo  365.  Entfuselungskolonne ;  von 
Lehnhardt  365.  Apparat  zur  continuirlichen  Destillation  und  Concentration  ; 
von  Blaufufs-Weil's  365.  Siemens'  Präcisionsmefsapparat  365.  Ueber  die 
Siemens  und  Halske'sclie  Spiritusraefsuhr;  von  Neuhaus  365.  Maiscli- 
Entschalnngsapparat;  von  Vofs  bez.  Dams  365.  Kühlapparat  mit  Lufl- 
und  Wasserkühlung;  von  Blaufufs-Weifs  366.  Ueber  Gährbottichkühler: 
von  R.  Hesse  366.  Geripptes  Kuhlrohr  für  Maischkühlvorrichtungen;  von 
C.  Pieper  366.  Trockenverfahren;  von  G.  Richter  365.  Waschmaschine 
für  Gerste;  von  Weifsmüller  367.  Weichen  von  Gerste,  Bestimmung  der 
Quellreil'e  der  Gerste;  von  Bernreuther  und  Kumpfmiller  367.  Temperatur- 
beeinllussung  der  Keiraguthaufen ;  von  Ilackmann  367.  Steuersicherer 
Spundverschlufs;  von  Hein  und  Lehmann  367.  VII.  Analyse.  Steuerfreie 
Verwendung  des  Spiritus  zu  gewerblichen  Zwecken  367.  A.  Beschaffen- 
heit der  Denaturirungsmiltel  368.  B.  Prüfung  des  Holzgeistes  und  der 
Pyridinbasen.  C.  Untersuchung  von  Thieröl,  Terpentinöl,  Aether  und 
Schellacklösung,  Lavendelöl,  Rosmarinöl  370.  Bestimmung  der  Verunreini- 
gungen des  Industrie-Alkohols  37L  Nachweis  von  Fuselöl  in  Alkohol;  von 
V.  Udransky  371.  Alkoholische  Gährung  zur  Zuckerbestimmung;  von. 
.lodlbauer  372.  Bestimmung  von  Invertzucker  neben  Rohrzucker;  von 
Bodenbender  und  Scheller  373.  Biologische  Prüfung  des  Malzes;  von 
Volkner  und  Virtue  373.  Mikroskopische  Untersuchung  der  Hefe;  von 
P.  Lindner  374.  Danipfdeslillirapparat  zur  Untersuchung  von  Maische  und 
Sclilämpe;  von  H.  Hesse  374.  VIII.  Allgemeines  und  Theoretisihes.  Basen 
in  Flüssigkeiten,  welche  der  alkoholischen  Gährung  unterliegen;  von 
Morin  bez.  Dujardin-Beaumetz,  Wurtz  und  Lindet  416.  Urdonneau's  Vor- 
lauf von  Melasse — .  Traubenzucker  nach  Cords-Virneisen.  Ueber  Stärke 
und  Diaslase;  von  C.  J.  Lintner  418.  Gälirungsfähigkeit  der  Galaktose; 
von  Tollens  418.  Physiologie  und  Morphologie  der  alkoholischen  Fermente; 
von  Hansen  419.  Anaiirobiose  und  die  Gährungen;  von  Nencki  419. 
Ueber  Hefegifte;  von  H.  Schulz  419.  Wirkung  der  Säuren  auf  die  Hefe; 
von  Chapmann  420.  Imprägniren  von  Fässern  mit  Paraflin  und  Ceresin 
420.  Abscheidnng  von  Hopfenharz  und  verharztem  Hopfenöle;  von  Ger- 
des  421.  Entfernung  der  Pyridinbasen  aus  denaturirtem  — ;  von  W. 
Lange  und  Kirchmann  421.  Einführung  der  Gewichtsalkoholometer  anstatt 


Sachregister  Bd.  271.  621 

Volumalkoholometer  421.     Fehler  beim  Ablesen  des  Alkoholometers  422. 
Fehler  beim  Ablesen  an  Spiritusgelafsen  422. 
Spiritusinefstuhr.    —  365. 
Sport.     Immisch's  elektrischer  Jagdwagen  45. 

Spreugun^.     S.  Tiefbohren  *  295. 

SpuudTerschlufs.     Steuersicherer  3ö7. 

Stahlhalter.     Martin's  —  zum  Hobeln  während  des  Vor-  und  Rücklaufes  "  247. 

Stärke.  Fortschritte  und  Neuerungen  auf  dem  Gebiete  der  Fabrikation  von  — , 
Dextrin ,  Traubenzucker  und  verwandter  Producte  133.  512. 
a)  Kartoffel—.  Kartoffelreibe;  von  Uhland  133.  Scliälen  der  Kartoffeln 
mittels  Sandstrahles;  von  Crone  133.  Verwerthung  der  Rückstände  aus 
der  Kartoffel — fabrikation  ;  von  Saare  133.  b)  Weizen  — .  Bestrebungen 
zur  Vervollkommnung  der  Verfahrungsweisen  und  Lage  der  Industrie  134. 
Einweichwässer  135.  Weizentrebcr  135.  Analyse  und  Aufbewahrung  der- 
selben 136.  Neuere  Schleudermaschinen  (Centrifugen);  von  Fesca,  Müller 
und  Decastro  137.  Abscheidung  des  Albumins;  von  M.  Moll  137.  c)  Mais^. 
Schumann's  Verarbeitungsweise  des  Rohmateriales  138,  sowie  Herstellung 
eines  Futtermaisschrotes.  Haltbarmachung  des  Maismehles  durch  hohen 
Druck  von  Dorsej'  138.  Verwendbarkeit  des  reinen  Traubenzuckers  und 
seine  Herstellung;   von  Seyberlich  bez.  Trampedach  512. 

133.     Formel  der  —  189.  512. 

Stärkecellulose.    189. 

Statistik.  Leistung  des  Stanley'schen  Streckenbohrers  69.  Verbreitung  von 
Anlagen  mit  elektrischer  Kraftübertragung  *  74.  Berechnung  der  Kosten 
des  Pattinson'schen  Verfahrens  110.  Vergleichende  Uebersicht  über  den 
Besuch  der  technischen  Hochschulen  des  Deutschen  Reiches  192.  Vor- 
theile  und  Wirkung  der  Holzimprägnirung  s.  Holz  228.  237.  Zuckergewin- 
nung und  -verbrauch  269.  Rübenzucker  auf  der  Insel  Yesso  275.  Ge- 
winnung des  Strontianites  277.  Gasverbrauch  von  Gasmotoren  349. 
Holz  in  Amerika  428.  —  der  Western  Telegraph  Comp.  429.  Ammo- 
niakgewinnung s.  Koks  450.  Fahrgeschwindigkeit  der  Schnellzüge  477. 
S.  Telephon  478. 

Staubfäiigrer.     S.  Brauerei* 351. '538. 

Steigramn.     Gröfse  des  —es  285. 

Steiiibohrmaschine.     —  mit  elektrischem  Betriebe  *  246. 

StellTorrichtuug.     Eticnne's  Riemengabel  —  "  301. 

Stemmniaschine.     S.  Holzbearbeitung  '■*  105. 

Stereotj-peu.     — Giefsinstrument  *385. 

Stickstoff.     Zusammendrückbarkeit  des  —es  183. 

Stiniiiigabel.     S.  Ausstellung  565. 

Stoffabzug.     S.  Wirkerei*  60. 

Stral'seiiwageu.     Benz"  Motor  für  —  493. 

Streckeiibohrer.    —  67. 

Streichhölzer.     S.  Zündhölzer  *  97. 

Strickmaschine.    Rund—  *  62.    Lamb'sche  —  *  64. 

Strickring.     —  *58.  [strömen  527. 

Strommesser.     Farbes'  elektrischer  —  mittels  der  Geschwindigkeit  von  Luft- 

Strontiauit.     Gewinnung  des  —es  277. 

Stuhl.     Wirk-   s.  Wirkerei  59. 

Sulfnrirnng.  Ueber  die  —  von  primären,  secundären  und  tertiären  Rosanüiu- 
basen;  von  Dr.  0.  Mühlhäuser  359. 

T. 

Tacheometer.     —  von  Kreuter  432. 

Technische  Uochschulen.     Besuch  der  —  n  —  Deutschlands  192. 

Technologie.     Lehrbuch  der  —  von  Hoyer  432. 

Telegraph.     La  Cour's  Spectrotelegraphie  144.     S.  Umschalter  239. 

—  Statistik  der  Western  —  Comp.  429. 

—  Delany's  Ring-Boussole  430. 


622  Sachregister  bd.  271. 

Telegraph.    EiUwickelung  der  — ie  und  namentlich  des  Fornsprechwesens  478. 

—  Keschädigiing  von  Haus — en  durch  Kalkanstrich  480. 
Telephon.     Krebs'  — platte  von  veränderlicher  Dicke  40. 

—  Keiser  und  Schmidts  selbsthätiger  Schlnl'szeichenapparat  für  — ic  287. 

—  Eutwickeiung   der  Telegraphie    und   namentlich  des  Fernsprechwesens  478. 

—  Oesterreich's   Klappenschrank  mit  Vielfachumschaller   lür  städtische  —an- 

lagen "  407. 

—  Mix  und  Genest's  Vielfachumschalter  für  städtische  —anlagen  *  579. 

Temperatlirreg'ler.  Parenty's  Apparat  zur  selbsthätigen  Regelung  der  Tempe- 
ratur und  des  Feuchtigkeitsgehaltes  der  Luft  in  den  Trockenhäusern  und 
Kattundruckereien  '•  205. 

Teppich.     Herstellung  der  —  e,  Berichtigung  432. 
Terpentinöl.     Untersuchung  des  — es  370. 
Theeröl.     —  zum  Imiirügniren  s.  Holz  228.  231. 
Theilang:.     Instrument  zur  Drei—  eines  Winkels  "  507. 
Theodolit.     Neue  Ablesung  für  Kreistheilungen;  von  Heyde  509. 
Thieröl.     Untersuchung  des  — es  369. 
Thonerde.     —  in  Hochofenschlacken  140. 

Tiefbohrnngr.  Docwra's  Fangschlol's  zum  Ausheben  abgebrochener  Erdbohr- 
Tlefenmesser.     —  von  Weeren  *  190.  fgeräthe  "  249.  *  289. 

Tinte.     S.  Vanadintinte  423. 
Tischlerwerkzeug.     S.  Holzbearbeitung  "  160. 

Topinambur.    — zur  Stärkezuckerbereitung  185.   —  zur  Spiritusfabrikation  279. 
Torpediren.     —  von  Oelbrunnen  294. 
Träger.     Eiserne  —  von  Goodwin'*95. 
Tränknng:.     —  des  Holzes  s.  Imprägnirung  228. 
Transportschnecke.     S.  Forderschnecke  540. 
Traubeu/ucker.     —  133.  512. 
Treibriemen.     S.  Riemen*  209. 
Triacetin.     S.  Glycerin  91. 
Tri-Oleiu.     S.  FettstolTe  519.  523.  572. 
Tripbenylmethan.     —  aus  Triphenylcarbinolen  457. 
Trockencylinder.     —  für  Ablalle  aus  Brauereien  136. 

Trockeuhans.  Regelung  der  Temperatur  und  des  Feuchtigkeitsgehaltes  im 
—  e  mit  Parenty's  Apparat  *  205. 

T^ 

Uhr.     Barattas  elektrische  Wächter-Control —  317. 

—  Elektrische  —  s.  Ausstellung  *  562.  |schwindigkeit  von  Wellen  527. 
Umdrehnngfsmesser.  Gisborne's  elektrischer  Anzeiger  der  Umdrehungsge- 
Umschalter.     Egger's  —  für  elektrische  Leitungen  239.  . 

—  Vielfach^  für  Oesterreich's  Klappenschrank  407. 

—  S.  Telephon  *  579. 

V. 

Yanadintinte.     Ueber  — ;  von  C.  Appelbanm  423. 

Ventilation.     S.  Bier  383.  [»506. 

Vermessung.     Dalrymple-Hay's   Instrument  zum   Abstecken   von   Kreisbogen 

—  Instrument  zur  Dreitheilung  eines  Winkels;  von  M.  Ghilhain  v.  Hembyze»507. 

—  Neue  Ablesung   für  Kreistheilungen    an  Theod(diten;   von  Th.  Heyde   508. 
Vertheilung.     Edniun<rs  Elektricitäts —  261. 
Vielfachumschalter.     —"407. 

Vofrcltlug.    -  79. 

Vorwärmer.     —   für  das  '/ündgemenge  s.  Erdolkraftmaschine  *  534. 

w. 

Wächter.     Dbhrings  elektrischer  —  -Controlapparat  288. 

—  Bnratta's  eleklrisclie  — Contnduhr  317. 


Sachregister  Bd.  271.  623 

Wage.     Die  gröfste  —  der  Welt  44. 

—  Roche's  Zeiger-  und  Schnell —  *  305. 

—  Dujour's  Schnell — "305. 

—  Präcisions—   (Patent  Rueprecht)  mit   automatisch  wirkendem  Mechanismus 

für  willkürliche  Empfindlichkeit  und  Handhabung  der  Gewichte  bei  ge- 
schlossenem Gehäuse  für  schnelle  und  genaue  Wägungen  *  387. 

"Wald.     Holz  in  Amerika  428.  [»249. 

Walzwerk.   Pittner's  Maschine  zum  Schliefsen  oder  Einwalzen  von  Rohrenden 

—  —  zur  Herstellung  von  Geschossen  *  95. 

—  Fuller's  Nagel— «  287. 
Wärme.     S.  Calorimeter  *  171. 

Wärniemessnng.     S.  Luftpyrometer   von  Wiborgh  *  118. "' 163. 

Waschmaschine.     —  für  Gerste  367. 

Wasser.    Ueber  das  Gefrieren  des  — s  in  nahezu  geschlossenen  Gefäfsen  lill. 

—  Das  höchste  nutzbai'e  — gefalle  287. 

—  — Theeröl-Dampf  zum  Imprägniren  des  Holzes  233. 

Wassermotor.  Adam's  Druck wasser-Kraftmaschinen  mit  Selbstregulirung~'481. 

WasserspBlbohren.    —  *294. 

Wasserstoff.     Zusammendrückbarkeit  des  —es  183. 

Weberei.     Ueber  das  Firnissen  von  Webstuhllitzen  und  -Schäften '*  551. 

Maschine  von  Dufour*551.     Desgl.  von  Weyers  *  553. 
Webstnhllitzen  nnd  -Schäfte.     Firnissen  der  — *551. 
Wechselstron».     Elektricifätsmesser  für  Wechselströme  46. 
Wechselstrommaschinell.    Ausnutzung  der  Schirmwirkung  des  Eisens  in  —  45. 
Weizenstärke.     —  134. 
Wendeapparat.    —  für  Malz  383. 

Werkzeugmaschinen.     Der  Betrieb  von  —  mittels  Druckwassers  "  439. 
Widerdruck.     S.  Druckerei  *  566. 
Widerstand.     Elektrischer  — s-Regulator  240. 

—  Der  elektrische  —  des  Eisens  429.     . 

Winkel.     Instrument  zur  Dreitheilung  eines  — s  *  507. 

Wirkerei.     Ueber  Neuerungen   an  — maschinen  "  58. 

Wild's  Strickring  *  58.  Mechanischer  Wirkstuhl  für  reguläre  Waare;  von 
Heidler  *  59.  Kettenwirkstuhl  für  Plüschmusterwaare;  von  E)öring  *^  59. 
Rundstuhl  zur  Herstellung  von  Plüschwaare;  von  Stahl  *  60.  Stofl'abzug- 
Apparat  an  einem  französischen  Ruudwirkstuhle;  von  Stahl ''60.  Spann- 
schlofs  für  die  Schnur  der  Abzugsscheibe  an  Bundwirkmaschinen;  von 
Heidelmann  *  61.  Französischer  Rundwirkstuhl  mit  automatischer  Aus- 
rückvorrichtung; von  Heidelmann  ""  61.  Rundwirkstuhl  für  Ringelwaare; 
von  Woller  62.  Rundstrickmaschine;  von  Kelley  *62.  Rundstrickmaschine 
für  melirfadige  Musterwaare;  von  Stephan  **  63.  Rundstrickmaschine  für 
doppelfadige  Schlauchwaare;  von  CarroU  *  64.  Lamb'sche  Strickmaschine 
für  Doppelrandwaare ;  von  Sander  und  Gratf  und  von  Grosser* 64.  Lamb- 
sche  Strickmaschine  für  Schlauchwaare;  von  Grosser  *  66.  Strickmaschine 
mit  mechanischem  Minderapparat;  von  Wilcomb*66.  Verfahren  zur  Her- 
stellung von  Plüsch  auf  der  Larab'schen  Strickmaschine;  von  Seyffert  und 
Donner  *  67. 

Wismnth.    S.  Hüttenwesen  17.  110.   Trennung  des  — s  von  Silber,  Gold  und 
Blei  226.     Abtrennung  des  Kupfers  und  anderer  Metalle  von  —  227. 

Wollschmelzöle.     Analyse  der  — ;  von  Horwitz  29. 

Würze.     S.  Bier  461. 

z. 

Zeigerwage.    Rockes  —  *  305. 

Zeigerwerk.     —  für  elektrische  Messungen  46. 

Zersetzung.     Ueber   die    —   der   FettstolTe   beim  Erhitzen    unter  Druck ;   von 

C.  Engler  und  S.  Seidner  515.  572. 
Zerstäuber.     S.  Erdölkraftmaschine  »  496. 

Zierstich. Nähmaschine*  394. 

Zinkchlorid.     —  zum  Imprägniren  des  Holzes  234. 


624  Sachi-egislei-  Bd. '^Tl. 

Zinkschauui.     S.  Hüttenwesen  116. 
Zinn.     Trennung  des  — es  von  Antimon  'Z'l'i. 
/irkonlicht.     S.  Ausstellung  4ü2. 

Zncker.    Ueber  Fortscliritte  in  der  Stärke-,  De.xtrin-  und  Trauben — l'abrikation; 
von  Brosslcr  1 85.  51'i. 

d)  Stärke — Ibö.  Darstellung  desselben  aus  Topinambur.  Untersuchungen 
von    Petermann-Gembloux   185.      Verfahren   von    Champy    und    fils   185. 

e)  Maltose  und  Maltosesj'rup.  Anregung  Dubrunt'aiit's.  Stutzer  über  den 
Stand  der  Industrie  186.  Brunn's  Gewinnung  von  llaltosekörpern  186. 
Bondonneau's  und  Foret's  Apparat  zur  Gewinnung  von  —  aus  Stärkemehl 
haltigen  Pllanzen  187.  1)  Dextrin.  Schumann's  Gummi  ähnliches  De.\tnn. 
Gummiartiger  StolT  von  Liebermann  188.  Slärkebestimmung  in  Getreide- 
körnern; von  llonheim  188.  Stärke-  und  — bestimmung  in  Futterstoffen; 
von  Ladd  188.  Zusammensetzung  der  Jodstärke;  von  Seyl'ert  188.  Desgl. 
von  Mylius  189.  Formel  für  Stärke;  von  Dal'ert  189.  Reindarstellung 
des  Stärke— s  512.  Fabrikmälsige  Darstellung  des  Trauben — s  bez.  des 
Rohr — s;  von  Seyberlich  51Ü.     Vortheile  des  Verfahrens  514. 

—  Neuere  Verfahren  und  Apparate  für  — fabriken;  von  Stammer* 266. 

Versuclie   über  Gemenge    von  —  und  Cement*266. Gewinnung  und 

-Verbrauch  269.  Kalisalze  als  Dünger  fiir  — rüben;  von  Quasthoff  270. 
Eisenvitriol  als  Beidünger  271.  Drehungsvermögen  der  Lävulose;  von 
Herzfeld,  Honig  und  Jesser  271.  Kryslallisatinn  der  Füllmassen;  von 
Bock  271.  Wirkung  der  Knochenkohle  bezüglich  des  Polarisations- 
instrumentes; von  Bauer  272.  Untersuchung  Trauben —  haltiger  Nahrungs 
mittel  bei  vorhandenem  Dextringehalte  273.  Diffusionsverfahren  bei  der 
Verarbeitung  des  — rohres  275.  Rübengewinnung  in  Yesso  275.  Ge- 
fährdung des  — baues  durcli  die  Serehkrankheit  277.  Gewinnung  des 
Strontianites  "  277. 

Zuckerbestimmaug.     —  durch  alkoholische  Gähruug  372. 

Zuckerrohr.     Verarbeitung  des  — es  durch  das  Diffusionsverfahren  275. 

ZOudapparat.     Gelingsheim's  elektromagnetischer  — *  319. 

Zündhölzer.    —  *  97. 

Znsaninieudriickbarkeit.     —  der  Gase,   Sauerstoff  u.  s.  w.  183. 


A  n  m  e  r  k  u  n ; 


Im  Namenregistiir  sind  die  beiden  Namen:  ö/ön/u;i<i  statt  Grünland,  Schuvle 
Statt  SehugUr  berichtigt. 


Tsrlag  der  J.  G.  Cotta'icben  Buchhaadlunf;  in  Stuttgart. 
Dnick  von  Gebrüder  Kröner  in  Stuttgart 


Atlas 

zu 

liniilrfü  pli|t(il)nifi|rnt  louinal. 

Band  271. 

(S  i  e  b  e  n  z  i  u  s  t  e  r   Jahrgang.) 

Jahrgang  1889. 


Enthaltend  30  lithographirte  Tafeln. 


Stuttgart. 

Verlag  der  J.  G.  Cotta'sclien  Bnchliandlung  Nachfolger. 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


I 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


INSERT  FOLDOUT  HERE 


\